"Hadriani genitura" – Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia: Edition, Übersetzung und Kommentar 3110288478, 9783110288476

Das astrologische Handbuch des Antigonos von Nikaia (um 150 n.Chr.) war ein Meilenstein in der Entwicklung der antiken S

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German, Ancient Greek Pages 1466 [1462] Year 2015

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"Hadriani genitura" – Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia: Edition, Übersetzung und Kommentar
 3110288478, 9783110288476

Table of contents :
Vorwort
Hinweise zur Benutzung
Inhalt
Einleitung
Gegenstand der Untersuchung
Forschungsgeschichte
a) allgemein zur antiken Astrologie
b) speziell zu Antigonos von Nikaia
Ziel und Methode
Leben und Werk des Antigonos von Nikaia
Der Astrologe
Der Arzt
Das astrologische Werk
Quellen und Rezeption
Die neuägyptische Tradition
‘Nechepsos und Petosiris’
Die Salmeschiniaka
Hadrian, De vita sua (?)
Antigonos’ Verhältnis zu Ps.-Manethon, Ptolemaios und Valens
Rezeption
Suche und Ordnung der Testimonien und Fragmente
Neuedition der Antigonosexzerpte bei Heph. 2,18,21–76
Methodische Vorüberlegungen
Die Handschriften
I. Direkte Zeugen (P)
II. Indirekte Zeugen
1. Die Epitome des Johannes Abramios (Ep.4)
a) Textkritisch relevante Zeugen (IJKM)
b) Textkritisch irrelevante Zeugen (HijkmU)
2. Anonyme Exzerpte (Exc.1, Exc.2)
a) Die Zeugen des ersten Exzerpts (UmZ)
b) Der Zeuge des zweiten Exzerpts (C)
Zur gegenseitigen Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2
Stemmatische Darstellung
Konsequenzen für die Textgestaltung
Astrologische Symbole und Abkürzungen
Zitierempfehlungen
Edition
Abweichungen von der Hephaistion-Edition Pingrees
Testimonien und Fragmente
Vollständige Sammlung
Indices
Index auctorum
Index verborum
Katalog antiker Horoskope
Babylonische ‘Horoskope’
Griechische Horoskope
Demotische Horoskope
Koptische Horoskope
Lateinische Horoskope
Persische Horoskope
Arabische Horoskope
Jüdische Horoskope
Literaturverzeichnis
Abkürzungen
Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen
a) Astronomische, astrologische und kosmologische Texte
b) Sonstige Texte (Auswahl)
Sekundärliteratur
Software
Kommentar
T1
T2
T3
T4
T5
F1–F3
F1
F2
F3
F4
F5
F6
F7
F8
Appendices
Appendix I: Ps.-Porph. isag. 51 zum gleichschenkligen Dreieck der Aufgangszeiten
Appendix II: Datenvergleiche Text – Rückberechnung
Hor. gr. 81.III.31 (P. Lond. I 130)
Hor. gr. 95.IV.13 (P. Lond. I 98)
Appendix III: Berechnungen der Aufgangszeiten bestimmter. Tierkreisbögen im Sinne des hypsikleischen Anaphorikos
Appendix IV: Zu den politischen Horoskopen um Kaiser Zenon
Appendix V: Ps.-Maneth. 3[2],399–428
Verzeichnis der Diagramme und Tabellen
Gesamtregister
Stellen antiker und mittelalterlicher Autoren
Griechische Wörter
Lateinische Wörter
Namen und Sachen

Citation preview

Stephan Heilen Hadriani genitura  Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia

TEXTE UND KOMMENTARE Eine altertumswissenschaftliche Reihe

Herausgegeben von

Michael Dewar, Adolf Köhnken, Karla Pollmann, Ruth Scodel Band 43

De Gruyter

Hadriani genitura  Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia Band 1: Edition und Übersetzung

von

Stephan Heilen

De Gruyter

ISBN 978-3-11-028847-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-028873-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-038874-9 ISSN 0563-3087 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.  2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH und Co. KG, Göttingen  Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Vorwort

1453 V

Vorwort Dieses Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die im Sommer 2006 vom Fachbereich 8 Geschichte/Philosophie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster angenommen wurde. In der Folgezeit ließen mir neue berufliche Aufgaben an der University of Illinois at Urbana-Champaign (2006–2009) und seit 2009 an der Universität Osnabrück kaum Zeit zur Überarbeitung. In den letzten beiden Jahren habe ich die Habilitationsschrift nun nach bestem Vermögen auf den gegenwärtigen Forschungsstand aktualisiert. Der von mir synekdochisch gebrauchte Titel Hadriani genitura ist durch Wilhelm Krolls Edition des Kaiserhoroskops im CCAG VI (1903), pp. 67–71, inspiriert. Die erste Anregung zur Beschäftigung mit Antigonos von Nikaia erhielt ich im Herbst 2000 in Urbana-Champaign bei der Vorbereitung einer Lehrveranstaltung zur antiken Astrologie. Zu dieser hatte mich mein damaliger Humboldt-Gastgeber William M. Calder III, dem ich wertvolle Förderung verdanke und durch eine langjährige Freundschaft verbunden bin, am Rande eines gemeinsamen wissenschaftshistorischen Projekts eingeladen. Schon bald erwog ich, dem Hadrianhoroskop einen Aufsatz zu widmen, verwarf diesen Gedanken aber bald aufgrund der Einsicht, so dem komplizierten Gegenstand nicht gerecht werden zu können. Als ich wenig später meinem ehemaligen Doktorvater Wolfgang Hübner, der mich seit 1993 mit der antiken und frühneuzeitlichen Astrologie vertraut gemacht hatte, mitteilte, dass ich auf die Fragmente des Antigonos von Nikaia gestoßen sei und erwöge, ihnen eine kommentierte Edition zu widmen, bestätigte er, dass dies ein Desiderat der Forschung sei, riet mir aber zugleich aus strategischen Erwägungen davon ab, es zum Gegenstand meiner Habilitationsschrift zu machen. Doch die Faszination dieser Texte war stärker als meine Sorge um universitäre Stellenperspektiven. Nachdem mein Vorhaben einmal feststand, hat Wolfgang Hübner es mit großem Interesse begleitet. Seiner akribischen Begutachtung meiner Arbeit und seiner Bereitschaft, sein beeindruckendes Fachwissen über viele Jahre hinweg freundschaftlich mit mir zu teilen, bin ich zu größtem Dank verpflichtet.

1454 VI

Vorwort

Diese kommentierte Fragmentausgabe wäre allerdings nicht möglich gewesen ohne die bereitwillige Hilfe zahlreicher weiterer Fachleute. Sie haben in den Grenzbereichen zwischen der Klassischen Philologie und den für diese Arbeit relevanten Nachbardisziplinen meinen Blick für Einzelprobleme geschärft, Anregungen und Literaturhinweise gegeben und mich vor vielen Irrtümern bewahrt. Im Einzelnen gilt mein Dank den folgenden Personen: Ägyptologie: Eva-Maria Engel, Christian Leitz, Alexandra von Lieven, Joachim Friedrich Quack, Micah T. Ross, Kim Ryholt, Heinz J. Thissen, Andreas Winkler; Alte Geschichte: Anthony R. Birley und Jörg Fündling; Altorientalistik: Nils P. Heeßel, Hermann Hunger, John Steele; Antike Philosophie: Tiziano Dorandi, Jaap Mansfeld, David Runia, Philip van der Eijk; Arabistik: Charles Burnett, Paul Kunitzsch, Fuat Sezgin und Johannes Thomann; Archäologie: Ernst Künzl; Astrologiegeschichte: Susanne Denningmann, Katrin Frommhold, Dorian G. Greenbaum, Aurelio Pérez Jiménez, †David Pingree, Robert H. van Gent; Astronomiegeschichte: Alexander Jones, Arthur Lewis Licht, Nathan Sidoli; Byzantinistik: Rainer Stichel; Ethnologie: Annemarie Fiedermutz und †Laszlo Vajda; Frühneuzeitliche Astrologie: Günther Oestmann; Historische Geographie: Florian Mittenhuber; Historische Kometenforschung: John T. Ramsey; Indologie: Kornelius Krümpelmann, Bill M. Mak, †David Pingree; Kodikologie und Paläographie: †Marilena Amerise und Elisabetta Lugato; Mathematikgeschichte: †David Pingree; Medizin: Pablo Santamaria; Medizingeschichte: Lutz Alexander Graumann; Papyrologie: Dieter Hagedorn, Bernhard Palme; Pharmaziegeschichte: Sibylle Ihm; Religionsgeschichte: Kocku von Stuckrad; Wissenschaftsgeschichte: William M. Calder III. Außerdem danke ich den Gutachtern des Habilitationsverfahrens sowie den Mitgliedern des Münsteraner SFB 493 der DFG für zahlreiche Anregungen. Geistiges Eigentum der genannten Personen wird, wo ich es verwende, als solches gekennzeichnet. Die Verantwortung für eventuell verbliebene Fehler liegt allein bei mir. Dem genannten SFB 493 gebührt auch Dank dafür, dass er diese Arbeit von 2000 bis 2003 mit Material- und Reisekostenzuschüssen unterstützt hat. Für den Erwerb von Softwarelizenzen danke ich dem Institut für Klassische Philologie und dem Zentrum für Informationsverarbeitung der WWU Münster. Besonders danke ich Christine Schmitz für ihre engagierte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Als meine direkte Vorgesetzte von 2004 bis 2005 hat sie ideale Rahmenbedingungen für die zügige Fertigstellung meiner Habilitationsschrift geschaffen.

Vorwort

1455 VII

Das Center for Advanced Study der University of Illinois at UrbanaChampaign hat durch die Gewährung eines Forschungsfreisemesters im Herbst 2007 die Fertigstellung mehrerer separat publizierter Parerga dieser Untersuchung ermöglicht. Besonderer Dank gebührt in diesem Zusammenhang Bruce Swann, dem findigsten und hilfsbereitesten Bibliothekar, dem ich bis dahin in der ‘alten’ und ‘neuen’ Welt begegnet bin. Für eine sachkundige und kritische Durchsicht des gesamten Manuskripts danke ich Susanne Denningmann, für sorgfältiges Korrekturlesen und vielerlei philologische Hilfe im Einzelnen meinen Mitarbeitern Dennis Miedek und Benjamin Topp, für redaktionelle Unterstützung meinen studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften Dennis Bruns, Carsten Feil, Lukas Kumke, Corinna Neugebauer und Janina Rowold. Für die wohlwollende Aufnahme in die Reihe Texte und Kommentare danke ich Adolf Köhnken, für kompetente und sehr hilfsbereite Betreuung auf Seiten des De Gruyter-Verlags Elisabeth Schumann, Sabine Vogt, Katharina Legutke und Katja Brockmann. Mein Verzicht darauf, dieses Buch einer Einzelperson zu widmen, resultiert aus meinem tief empfundenen Gefühl der Dankbarkeit gegenüber einer ganzen Gruppe von Menschen, deren Kern meine Eltern und meine Frau Silke bilden, die aber auch wichtige Lehrer, Freunde und Förderer auf meinem Lebensweg umfasst. Jede dieser Personen hat auf ihre eigene Weise dazu beigetragen, dass ich dieses opus magnum et arduum vollenden konnte. Münster, im September 2015.

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Inhalt

Hinweise zur Benutzung Querverweise auf den Inhalt von Fußnoten werden in der Regel ohne Seitenangabe geboten (‘s.u./s.o. Anm. x’), solche auf Stellen des Haupttextes hingegen mit Seitenangabe. Da beide Bände durchgehend paginiert sind, wird bei Querverweisen stets – auch über die Bandgrenze hinweg – auf die Angabe der Bandzahl verzichtet. Bei Verweisen auf Primär- und Sekundärliteratur werden Daten verschiedener Art durch Kommata abgetrennt, Daten gleicher Art durch Punkte. So verweist z.B. “Heph. 2,2,8.42” auf Hephaistion Buch 2, Kapitel 2, Paragraph 8 und 42; “Pingree 1977a, 216.220.223” verweist auf die Seiten 216, 220 und 223 von Pingree 1977a. Auf historische Horoskope wird mit Kurzbezeichnungen verwiesen, die auf S. 206 erläutert werden. In den deutschen Übersetzungen dieser Arbeit sind runde Klammern ( ) Worten vorbehalten, die den Sinn des überlieferten griechischen Textes verdeutlichen, spitze Klammern  hingegen Worten, die konjektural zum überlieferten Text ergänzt wurden. Die folgenden deutschen Abkürzungen finden (vor allem in den Fußnoten) häufiger Verwendung: a.A. = am Anfang, a.a.O. = am angegebenen Ort, a.E. = am Ende, allg. = allgemein, Anm. = Anmerkung, äg. = ägyptisch, arab. = arabisch, bab. = babylonisch, bes. = besonders, bzgl. = bezüglich, bzw. = beziehungsweise, Def. = Definition, dem. = demotisch, ders. = derselbe, dems. = demselben, dens. = denselben, dies. = dieselbe(n), dt. = deutsch, ebd. = ebenda, Ed. = Edition, FS = Festschrift, ggf. = gegebenenfalls, gr. = griechisch, Hrsg. = Herausgeber, hrsg. = herausgegeben, Hs(s). = Handschrift(en), inkl. = inklusive, insg. = insgesamt, Jh. = Jahrhundert, Jt. = Jahrtausend, k.A. = keine Angabe, Kap. = Kapitel, Komm. = Kommentar, krit. App. = kritischer Apparat, KS = Kleine Schriften, lat. = lateinisch, Lit. = Literatur, m.a.W. = mit anderen Worten, m.W. = meines Wissens, Ndr. = Nachdruck, Ps.- = Pseudo-, s. = siehe, SB = Sitzungsbericht(e), s. Komm. z.St. = siehe Kommentar zur Stelle, sid. = siderisch, sog. = sogenannt(e/er), trop. = tropisch, u. = und, u.a. = unter anderem, u.ö. = und öfter, Übers. = Übersetzung, Übers. d. Verf. = Übersetzung des Verfassers, vgl. = vergleiche, Z. = Zeile(n), z.St. = zur Stelle, z.T. = zum Teil.

Inhalt

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INHALT BAND 1 Vorwort ..................................................................................................... V Hinweise zur Benutzung ....................................................................... VIII Einleitung...................................................................................................1 Gegenstand der Untersuchung .............................................................1 Forschungsgeschichte ..........................................................................3 a) allgemein zur antiken Astrologie...............................................3 b) speziell zu Antigonos von Nikaia..............................................9 Ziel und Methode...............................................................................13 Leben und Werk des Antigonos von Nikaia ............................................23 Der Astrologe.....................................................................................23 Der Arzt .............................................................................................27 Das astrologische Werk .....................................................................31 Quellen und Rezeption.............................................................................37 Die neuägyptische Tradition ..............................................................37 ‘Nechepsos und Petosiris’..................................................................39 Die Salmeschiniaka............................................................................52 Hadrian, De vita sua (?) .....................................................................52 Antigonos’ Verhältnis zu Ps.-Manethon, Ptolemaios und Valens.....56 Rezeption ...........................................................................................60 Suche und Ordnung der Testimonien und Fragmente .............................61 Neuedition der Antigonosexzerpte bei Heph. 2,18,21–76.......................65 Methodische Vorüberlegungen..........................................................65 Die Handschriften ..............................................................................73 I. Direkte Zeugen (P) ...................................................................73

1438 X

Inhalt

II. Indirekte Zeugen .....................................................................74 1. Die Epitome des Johannes Abramios (Ep.4) ......................74 a) Textkritisch relevante Zeugen (IJKM) .......................74 b) Textkritisch irrelevante Zeugen (HijkmU)...............78 2. Anonyme Exzerpte (Exc.1, Exc.2)......................................94 a) Die Zeugen des ersten Exzerpts (UmZ) ......................94 b) Der Zeuge des zweiten Exzerpts (C).........................110 Zur gegenseitigen Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2 ....117 Stemmatische Darstellung ...............................................................119 Konsequenzen für die Textgestaltung..............................................121 Astrologische Symbole und Abkürzungen ......................................128 Zitierempfehlungen..........................................................................128 Edition..............................................................................................129 Abweichungen von der Hephaistion-Edition Pingrees ....................182 Testimonien und Fragmente ..................................................................187 Vollständige Sammlung...................................................................187 Indices ..............................................................................................193 Index auctorum ..........................................................................193 Index verborum..........................................................................193 Katalog antiker Horoskope ....................................................................204 Babylonische ‘Horoskope’ ..............................................................207 Griechische Horoskope....................................................................213 Demotische Horoskope....................................................................316 Koptische Horoskope.......................................................................326 Lateinische Horoskope.....................................................................326 Persische Horoskope........................................................................330 Arabische Horoskope.......................................................................331 Jüdische Horoskope .........................................................................332 Literaturverzeichnis ...............................................................................334 Abkürzungen....................................................................................334 Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen ..................................338 a) Astronomische, astrologische und kosmologische Texte ......339 b) Sonstige Texte (Auswahl) .....................................................361 Sekundärliteratur..............................................................................378 Software ...........................................................................................479

Inhalt

1459 XI

BAND 2 Kommentar ............................................................................................481 T1.....................................................................................................481 T2.....................................................................................................505 T3.....................................................................................................511 T4.....................................................................................................515 T5.....................................................................................................520 F1–F3...............................................................................................522 F1 .....................................................................................................535 F2 ...................................................................................................1031 F3 ...................................................................................................1134 F4 ...................................................................................................1252 F5 ...................................................................................................1256 F6 ...................................................................................................1333 F7 ...................................................................................................1358 F8 ...................................................................................................1370 Appendices...........................................................................................1374 Appendix I: Ps.-Porph. isag. 51 zum gleichschenkligen Dreieck der Aufgangszeiten.....................................................1374 Appendix II: Datenvergleiche Text – Rückberechnung Hor. gr. 81.III.31 (P. Lond. I 130) ...........................................1378 Hor. gr. 95.IV.13 (P. Lond. I 98) .............................................1379 Appendix III: Berechnungen der Aufgangszeiten bestimmter Tierkreisbögen im Sinne des hypsikleischen Anaphorikos ....1380 Appendix IV: Zu den politischen Horoskopen um Kaiser Zenon 1383 Appendix V: Ps.-Maneth. 3[2],399–428 .......................................1385 Verzeichnis der Diagramme und Tabellen ..........................................1390 Gesamtregister .....................................................................................1395 Stellen antiker und mittelalterlicher Autoren.................................1395 Griechische Wörter ........................................................................1409 Lateinische Wörter.........................................................................1420 Namen und Sachen ........................................................................1421

Einleitung Gegenstand der Untersuchung Die vorliegende Studie bietet erstmals eine vollständige Sammlung, Edition und Kommentierung der astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia (ca. 150 n.Chr.). Diese Fragmente, deren größten Teil der Fachschriftsteller Hephaistion aus dem ägyptischen Theben (Anf. 5. Jh. n.Chr.) 1 im Kapitel 2,18 seiner Apotelesmatika überliefert, sind primär für die Geschichte der griechischen Astrologie von Bedeutung, daneben aber auch für die Kulturgeschichte und für die althistorische Forschung. Unter beiden Gesichtspunkten ist das Horoskop des Kaisers Hadrian (F1) das wichtigste der insgesamt dreizehn zu untersuchenden Testimonien und Fragmente (T1–T5, F1–F8); daher der für diese Publikation gewählte synekdochische Titel Hadriani genitura. Für die astrologiehistorische Bedeutung dieses Kaiserhoroskops ist weniger die herausragende politische und soziale Stellung des Nativen2 als vielmehr Folgendes entscheidend: Zum einen bietet der Text von F1 unter den ca. 350 teils vollständig, teils fragmentarisch erhaltenen Horoskopen der griechisch-römischen Antike die längste und elaborierteste literarische Analyse, zum anderen ist es das bedeutendste Beispiel für die astrologische Methode in der Tradition von ‘Nechepsos und Petosiris’,3 deren nur fragmentarisch erhaltenes pseudepigraphisches Werk die griechisch-römische Astrologie entscheidend geprägt hat. Die Bedeutung des Hadrianhoroskops für die Alte Geschichte resultiert daraus, dass dieser Text die früheste literarische Quelle zur Regierung Hadrians ist.4 Allerdings schweigt diese Quelle, bedingt durch die 1

So richtig Pingree 2001a, 14. Weitere Lit.: Engelbrecht 1887. Gundel – Gundel 1966, 241–244. Pingree 1978a, II 429. Schwartz 1980. Kehl 1988. Radici Colace 1995. Radici Colace 1997. Hübner 1998b. Pérez Jiménez 2002. Komorowska 2003. Pérez Jiménez 2007c. A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 365. Williams 2008. 2 Der ‘Native’ ist das Individuum, auf dessen Geburt sich ein Horoskop bezieht. 3 Zu ‘Nechepsos und Petosiris’ s.u. S. 39 (Punkt a) u. S. 539 zu F1 § 21  . 4 So auch Martin 1982, 296.

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Einleitung

Eigenart der Textgattung, zu vielen dem Historiker wichtigen Themen wie etwa Hadrians politischen Leitlinien, seiner Religionspolitik, seinen Bauprojekten und Reisen. Die damit verbundene Enttäuschung zu hoch gesteckter Erwartungen dürfte ein Grund dafür sein, dass diesem Text, obwohl er prosopographisch registriert wurde, 5 bisher nicht genügend gründliche Untersuchungen von althistorischer Seite zuteil geworden sind. Immerhin bietet er Aussagen zu Forschungsproblemen wie dem Geburtsort Hadrians,6 der Zahl seiner Geschwister,7 der Historizität seiner Adoption durch Trajan8 und – wenn wir F3 hinzunehmen – zu der chronologischen Relation zwischen dem Untergang von Pedanius Fuscus und Iulius Servianus einerseits und den Adoptionen des L. Aelius Caesar (136 n.Chr.) und des Antoninus Pius (138 n.Chr.) andererseits.9 Die teils expliziten, teils impliziten Daten, die Antigonos zu diesen Fragen bietet, sind auf ihren Quellenwert zu prüfen und adäquat zu interpretieren, was bisher erstaunlicherweise nicht geschehen ist. Sie erweisen sich insofern als beachtenswert, als sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf der verlorenen Autobiographie Hadrians beruhen.10 Auch die astrologische Erforschung der Antigonos-Fragmente, speziell die des Hadrianhoroskops, hat bisher zu wünschen übrig gelassen. Exemplarisch sei auf die zentrale Passage F1 §§ 26–28 verwiesen, wo der Autor die kosmischen Ursachen der Kaiserwürde des Nativen analysiert. In dem seit der editio princeps (1903)11 verstrichenen Jahrhundert haben gerade diese Paragraphen die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Sie wurden ins Englische, Französische und Italienische übersetzt und mehrmals kommentiert. Dennoch herrscht alles andere als Klarheit über ihren Inhalt. Selbst in einem Punkt von elementarer astrologischer Bedeutung divergieren die Erklärungen erheblich. Es geht dabei um die Identifizierung der ‘zwei Lichter’ (  ), aufgrund deren kardinaler Position im Horoskop Hadrian nach F1 § 26 Kaiser wurde: Mars und Mond nach Cramer (1954, 169) und Gagé (1968, 230), Sonne und Mond nach Neugebauer – van Hoesen (1959, 90), Bezza (1995, 896), 5 Stein 1933 (PIR2 A 184), 30. Caballos Rufino 1990, 41f. – Zu F2 siehe Caballos Rufino 1990, 35f. 184. 186f., zu F3 Caballos Rufino 1990, 414, u. Wachtel 1998a (PIR2 P 198). 6 Mehr dazu unten S. 615–631 zum MC-Wert in F1 § 22. 7 S.u. S. 669 zu F1 § 23  8 S.u. S. 660 zu F1 § 23 . 9 S.u. S. 1134 zu F3. 10 Mehr dazu unten S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 11 Edd. Kroll et Cumont, CCAG VI (1903), pp. 67–71.

Einleitung

3

Schmidt (1998, 58142) und Beck (2007, 124), Jupiter und Mond nach Molnar (1999, 137) und Schmidt (2009, 352135). Gemeint sind ohne jeden Zweifel die sogenannten ‘Luminare’, Sonne und Mond.12 Angesichts solcher Missverständnisse in Teilen der Forschungsliteratur bezüglich simpler Interpretationsprobleme ist klar, dass erst recht in diffizilen Fällen mit Fehlurteilen zu rechnen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass bisher noch nie der Versuch unternommen wurde, den Text der Fragmente des Antigonos von Nikaia, speziell der Horoskope F1–F3, möglichst originalgetreu zu konstituieren. 13 Die verfügbaren Ausgaben bieten an zahlreichen, zum Teil wichtigen Stellen Textelemente, die sicher nicht auf Antigonos zurückgehen.14 Das hat sowohl astrologische als auch althistorische Fehldeutungen begünstigt.15 Die Testimonien und Fragmente des Antigonos von Nikaia sind daher von Grund auf neu zu edieren und zu kommentieren. Der Bearbeiter dieser Aufgabe muss erheblichen philologischen Aufwand betreiben, um einen möglichst verlässlichen griechischen Text bereitzustellen, und zugleich versuchen, die astronomischen und astrologischen Zusammenhänge gründlich aufzuhellen. Beide Teilaufgaben sind untrennbar miteinander verknüpft und erfordern zum Teil sehr ausführliche Einzeldiskussionen. Um dem Leser den Überblick zu erleichtern, werden größeren Teiluntersuchungen knappe Zusammenfassungen vorausgeschickt.16

Forschungsgeschichte a) allgemein zur antiken Astrologie Die bereits von Gelehrten der Renaissance betriebenen Forschungen zur antiken Astrologie waren seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, bedingt durch den Aufschwung der modernen Naturwissenschaft und den Beginn der Aufklärung, im Wesentlichen zum Erliegen gekommen. Als 12

S.u. S. 686 zu F1 § 26 . Mehr dazu unten S. 13 u. S. 65ff., bes. S. 69 nach Anm. 336. 14 Siehe unten S. 182. 15 Gegenstandslos sind z.B. die Überlegungen Martins und Birleys zum November 137 n.Chr. (s.u. S. 647). 16 Zum Hadrianhoroskop (F1) s. außerdem die parallel erscheinende, auf ca. 10% des hiesigen Umfangs komprimierte Version des Kommentars in Heilen (demnächst A). Die dort gebotene englische Übersetzung von F1 unterscheidet sich von der hiesigen erheblich, da sie einen im anthropologischen Sinne ‘emischen’ Ansatz verfolgt. 13

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Einleitung

letztes bedeutendes Werk darf in diesem Zusammenhang die Studie des Claudius Salmasius (Claude Saumaise, 1588–1653) De annis climactericis et antiqua astrologia diatribæ (Leiden 1648) gelten. Erst das 19. Jahrhundert entwickelte unter dem Einfluss der Romantik und herausragender Gelehrter wie Jacob Grimm (1785–1863) ein Bewusstsein dafür, dass sich die Geistesgeschichte nicht in Kunst und Wissenschaft erschöpft, sondern in vielem nur durch die aus frühester Zeit weiter fortwirkenden Elemente des Aberglaubens zu verstehen ist. Die Beschäftigung mit Volksüberlieferung, Mythen- und Religionsgeschichte und verwandten Themen rückte immer deutlicher die Notwendigkeit in den Blick, auch die Astrologie genauer zu erforschen und den seit der Aufklärung auf ihr liegenden Bann aufzuheben. So wird verständlich, dass die moderne wissenschaftliche Erforschung der antiken Astrologie in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit überwiegend religionshistorisch motivierten Arbeiten von Hermann Usener (1834–1905), Auguste Bouché-Leclercq (1842–1923), Franz Cumont (1868–1947) und anderen ihren Anfang nahm. Nach kleineren Studien wie der Useners (1880) über Ps.-Stephanus Alexandrinus17 und sein für 621 n.Chr. gestelltes Horoskop des Islam (Hor. gr. 621.IX.1) war der erste bedeutende Text, der durch eine moderne wissenschaftliche Ausgabe erschlossen wurde, das erste Buch der Apotelesmatika des Hephaistion von Theben, das August Engelbrecht 1887 publizierte.18 Bald darauf folgten die Sammlung der Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’ durch Useners Schüler Ernst Riess (Riess 1890 u. 1891–1893), Franz Bolls ‘Studien über Claudius Ptolemäus’ (1894), Wilhelm Krolls und Paul Vierecks Edition des ‘Hermippos’ (1895) sowie Krolls und Franz Skutschs Ausgabe von Firmicus, Mathesis I–IV (1897).19 Noch vor der Jahrhundertwende erschienen auch der erste Band des von dem belgischen Religionshistoriker und Mithrasforscher20 Franz Cumont initiierten Catalogus Codicum Astrologorum Graecorum (CCAG, 1898–1953), dessen umfangreiche Appendices viele Astrologentexte erstmals im Druck zugänglich machten, und das Handbuch Auguste Bouché-Leclercqs (1899), jene bisher unersetzte Darstellung des astrologischen Lehrgebäudes, die als Supplement zu Bouché-Leclercqs vierbändiger Histoire de la divination dans l’Antiquité (1879–1882) entstanden war.21 Dass man in 17

Zu diesem Autor s.u. S. 312 (zu Hor. gr. 621.IX.1). Schon 1841 hatte Ideler, allerdings aus medizinhistorischem Interesse, die dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen  ediert (Ideler 1841). 19 Zu Kroll (1869–1939) s. Unte 2004–2005, bes. 259f. 20 Vgl. Cumont 1896–1899. 21 Siehe auch Bouché-Leclercq 1891 u. Bouché-Leclercq 1897. 18

Einleitung

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dieser Phase der Forschung neben der Erschließung neuer Quellen besonders an dem Funktionieren der astrologischen Lehre selbst interessiert war, zeigen neben dem genannten Handbuch Bouché-Leclercqs (1899) die Sphaera (1903) des deutschen Gräzisten Franz Boll (1867–1924)22 und das Dekanbuch Wilhelm Gundels (1880–1945, Gundel 1936b). Nach dem Abschluss des zwölfbändigen CCAG (1953) belebten in der zweiten Hälfte des 20. Jh. vier neue Tendenzen die astrologiehistorische Forschung: Zum einen begann man, sich für die astrologische Praxis und ihre Funktion im gesellschaftlich-politischen Kontext, insbesondere als politischer Machtfaktor,23 zu interessieren, als der sie noch im 17. Jahrhundert in England eine entscheidende Bedeutung gehabt hatte.24 Zum anderen wurden die komplexen interkulturellen Traditions- und Transformationsprozesse zwischen mesopotamischer, griechisch-römischer, indischer, persischer, arabischer und byzantinischer Sternkunde aufgehellt, ein Forschungsfortschritt, der zum größten Teil das Verdienst des Klassischen Philologen, Indologen und Mathematikhistorikers David Pingree (1932–2005) ist. 25 Ihm verdanken wir auch die meisten heute maßgeblichen Texteditionen.26 Eine dritte Tendenz geht dahin, die astrologische Fachterminologie der griechisch-lateinischen Antike unter Einbeziehung aller inzwischen publizierten Quellen zu untersuchen, um so zum korrekten Verständnis der mit Hilfe herkömmlicher Lexika (LSJ, DGE) nicht angemessen erschließbaren Texte beizutragen. Bisher sind diese Arbeiten auf einzelne termini technici 27 oder auf das Fachvokabular einzelner Autoren 28 beschränkt;

22 Aby Warburg (1866–1929) nannte Bolls Habilitationsschrift, die ohne Zweifel der wichtigste Beitrag zur Geschichte der Sternbilder ist, “das unerschütterliche, das unangreifbare Bollwerk der ‘Sphaera’” (mehr dazu bei Heilen 2003, 10355). 23 Vgl. u.a. Cramer 1954. Barton 1994b. Hübner 2003b. 24 Vgl. Geneva 1995. 25 Die Summe seiner Forschungen bietet die Monographie From Astral Omens to Astrology. From Babylon to Bkner, Rom 1997. Nachrufe: Tihon 2005. Calder – Heilen 2006. Hübner 2006a. Jones 2006. Knudsen 2006. Plofker – Goldstein 2006. Gnoli – Panaino 2009b. 26 Die bedeutendsten (in chronologischer Ordnung): Albumasars De revolutionibus nativitatum (Pingree 1968a), Hephaistions Apotelesmatika (Pingree 1973–1974), Dorotheos von Sidons Originalfragmente und die arabische Version (Pingree 1976a), Sphujidhvajas Sanskritübertragung der ‘Griechischen Astrologie’ (Yavanajtaka, Pingree 1978a), Vettius Valens’ Anthologien (Pingree 1986) sowie das Kompendium des Rhetorios (demnächst; s.u. S. 358 s.v. ‘Rhet.’). 27 Z.B. die Monographie von Denningmann 2005 zur  und diejenige von Greenbaum 2009 zum Daimon. Siehe auch Orlando – Torre 1991. Calderón Dorda 2001. Hübner 2001i. Radici Colace 2002. Hübner 2005b. Bezza 2007.

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hinzu treten mehr oder weniger ausführliche Glossare der astrologischen Fachterminologie.29 Dringendes Desiderat der Forschung bleibt ein umfassendes modernes Speziallexikon mit diachron differenzierten Artikeln und umfangreichem Belegmaterial. 30 Eine vierte Tendenz betrifft die wachsende Zahl von Einführungen in die antike Astrologie und Geschichten derselben.31 Am Ende des 20. Jahrhunderts hat sich durch A. Jones’ Astronomical Papyri from Oxyrhynchus (1999), die umfangreichste Veröffentlichung zuvor unedierter antiker Quellentexte zur griechischen Astronomie während der letzten fünfzehn Jahre,32 auch die Zahl der für Forschungszwecke verfügbaren Horoskope und anderer astrologisch relevanter Texte bedeutend erhöht. Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts sind, abgesehen von dem in allen Bereichen der Geisteswissenschaften zu konstatierenden Trend zu immer umfangreicheren Spezialstudien, 33 mehrere Innovationen und neue Tendenzen in der astrologiehistorischen Forschung zu vermerken. Zuerst einmal besitzt diese seit dem Jahr 2000 in der in Málaga erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift MHNH. Revista Internacional de Investigación sobre Magia y Astrología Antiguas ein eigenes Publikationsorgan und Diskussionsforum, in dessen erstem Band ein ausführlicher, die vorausgehen28

Z.B. Bara 1980 (zu Val. 1) u. Bezza 2005 (zu Paul. Alex.); s. ferner Macías Villalobos 2002 (Augustinus). 29 Z.B. Neugebauer – van Hoesen 1959, 2–13. Gundel – Gundel 1966, 344–347. Hübner 1984, 280–285. Bezza 1995, 1083–1093. Gramaglia 2013, 28–31. 30 Den letzten Versuch zu einem entfernt vergleichbaren Fachwörterbuch unternahm Gerolamo Vitali (1623–1698) mit seinem Lexicon Mathematicum Astronomicum Geometricum (1668, Ndr. 2003); dazu s. Heilen 2004c. – Eine weitere Tendenz sei nur am Rande erwähnt: Sie betrifft die wachsende Zahl unseriöser Publikationen (z.B. Richer 1985 u. Stierlin 1986), in denen mangelnder Sachverstand und/oder zügellose Spekulationslust zu abwegigen Ergebnissen führen. Für die Diskussion solcher Beiträge ist in der hiesigen Arbeit kein Platz. 31 Vgl. Knappich 1967. Tester 1986. Holden 1996. von Stuckrad 2003. Beck 2007. Diese Arbeiten verfolgen im Gegensatz zu Bouché-Leclercq 1899 und Gundel – Gundel 1966 weder das Ziel einer systematischen Darstellung des Lehrgebäudes noch das einer systematischen Darstellung der astrologischen Literatur. Sie knüpfen konzeptionell eher an Boll – Bezold 1918 an (zur Bedeutung dieses Büchleins vgl. Pérez Jiménez 2001, 142f.). 32 Sidoli 2014, 27. 33 Bezüglich der antiken Astrologie s. z.B. Rinaldi 2002 (zur handschriftlichen Überlieferung des Firmicus-Textes). Hübner 2003 (zur Katarchenhoroskopie). Frommhold 2004 (zur Konzeptionsastrologie). Denningmann 2005 (zur Doryphorie). Terio 2005 (zum Steinbock als Herrschaftszeichen des Augustus). Greenbaum 2009 (zum Daimon). Heilen 2011 (zu Spuren eines verlorenen versifizierten Lehrbuchs). Hübner 2013 (zur Ikonographie der zodiakalen Melothesie).

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den einhundert Jahre umfassender Forschungsbericht zur antiken Astrologie inklusive Bibliographie erschien (Pérez Jiménez 2001). Auf dem Gebiet der Erschließung antiker Astrologentexte können die Grenzen zwischen dem institutionalisierten Wissenschaftsbetrieb und einer wachsenden Zahl professioneller Astrologen, die aufgrund eines starken historischen Interesses die Ursprünge ihrer Disziplin verstehen wollen, weniger scharf als noch vor einigen Jahrzehnten gezogen werden. 34 Fachtagungen mit Referenten aus beiden Bereichen sind inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr und haben sich nach spannungsgeladenen Anfängen als produktive Symbiose eingespielt.35 Ein weiterer neuer Trend geht dahin, sich um eine angemessenere, im anthropologischen Sinne ‘emische’ Übersetzung antiker fachwissenschaftlicher Texte zu bemühen. Als Ergebnis einer Serie von Workshops an den Universitäten Mainz und Frankfurt zu Texten aus den Bereichen der Astronomie, Astrologie, Mathematik und Medizin ist für 2015 die Publikation eines neuen Methodenhandbuchs zu erwarten.36 Neue Erkenntnisse zum indigen ägyptischen Beitrag zur Entwicklung der hellenistischen Astrologie liefert die voranschreitende Erschließung demotischer Texte, insbesondere derjenigen der Kopenhagener Sammlung der Carlsberg-Papyri unter Leitung von Kim Ryholt (z.B. Ryholt 2011), aber auch die der horoskopischen Ostraka von Medînet Mâdi und anderer Quellen.37 34 So sind z.B. die Übersetzungen griechischer und lateinischer Astrologentexte durch James Herschel Holden, den 2013 verstorbenen Präsidenten der American Federation of Astrologers (AFA), philologisch passabel und dank der gründlichen Kenntnis der traktierten astrologischen Lehren auf Seiten des Verfassers durchaus nützlich (Holden 2009. 2011. 2012; s. ferner Holden 1996). Umgekehrt gibt es vereinzelt etablierte Altertumswissenschaftler, die sich – durch die wachsende Zahl verfügbarer Editionen der Originaltexte inspiriert – an Übersetzungen bzw. eigenen Editionen antiker Astrologentexte versuchen, dabei aber aufgrund mangelnder eigener astrologiehistorischer Kompetenz und des Verzichts auf Kooperation mit einschlägigen Experten mangelhafte Ergebnisse produzieren (z.B. Schönberger – Knobloch 2004; Rez.: Heilen 2005b). 35 Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war die Tagung Horoscopes and History in Amsterdam (Juli 2004), deren Ergebnisse mit leicht modifiziertem Titel in Oestmann et al. 2005 vorliegen. Weitere Tagungen dieser Art hat vor allem das Warburg-Institut (London) in den Jahren 2007 und 2008 ausgerichtet, aus dem auch wertvolle Dissertationen von Personen, die in beiden Bereichen zuhause sind, hervorgegangen sind (z.B. Greenbaum 2009). 36 Siehe bis auf weiteres den Tagungsband von Imhausen – Pommerening 2010 (darin: Heilen 2010b). 37 Z.B. Ross 2006a. Ross 2006b. Ross 2007a. Ross 2009a. Ross 2011. Greenbaum – Ross 2010.

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Die wichtigsten Neuerungen betreffen jedoch zwei langfristig angelegte Projekte im Bereich der Grundlagenforschung: Als Äquivalent des CCAG wurde ein entsprechendes Katalogisierungsprojekt für die viel zahlreicheren lateinischen Astrologenhandschriften (CCAL) initiiert, dessen erste beiden Bände, die den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Pariser Bibliothèque Nationale gewidmet sind, nun vorliegen (Juste 2011 u. 2015). Und im Jahre 2012 hat die Bayerische Akademie der Wissenschaften ein Projekt “Ptolemaeus Arabus et Latinus” genehmigt, dessen Ziel die vollständige Erschließung der arabischen und lateinischen Überlieferung der astronomischen und astrologischen Werke des Ptolemaios ist. Mit einer Laufzeit von 25 Jahren (2013–2028) und einem Fördervolumen von mehr als 10 Mio. Euro ist dieses von Dag Nikolaus Hasse geleitete Akademieprojekt eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme in Deutschland. Als Abschluss dieses mit Absicht knapp angelegten und in vielem unvollständigen Überblicks ist festzustellen, dass heute die wichtigsten, aber keineswegs alle antiken Astrologentexte in kritischen Editionen vorliegen, mehrere neue Editionen in Arbeit sind,38 die griechischen Astrologenhandschriften europäischer Bibliotheken fast vollständig katalogisiert sind (CCAG), 39 die Katalogisierung der erheblich zahlreicheren lateinischen Astrologenhandschriften (CCAL) begonnen hat und mehrere Hundert teils originale, teils literarisch überlieferte Horoskope publiziert und astrono-

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Z.B. die astrologischen Papyri aus Oxyrhynchos (A. Jones u. S. Heilen), P. Berlin. 9825 = Hor. gr. 319.XI.18–19 (A. Jones), die Fragmente des Anubio (P. Schubert, Genf, für Belles Lettres) und der wichtige, zuletzt von Wolf 1559 edierte anonyme Kommentar zu den Apotelesmatika des Ptolemaios (R. Caballero Sánchez, Málaga, inkl. span. Übers., s. Caballero Sánchez 2013a u. 2013b). Desiderate sind z.B. weiterhin eine Edition der Apotelesmatika des Ps.-Manethon, eine Edition der Epitomai des Antiochos von Athen (zu Antioch. epit. 2a s. Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006) und eine Edition der wohl zu Unrecht Proklos zugeschriebenen Ptolemaios-Paraphrase (s.u. S. 356 s.v. ‘Ps.-Procl. par.’; zu diesem Werk s. Heilen 2010a, 62–65; für die Authentizität: Boll 1899, 86 u. Gundel – Gundel 1966, 213.215; gegen die Authentizität: Boll 1903a, 2191. Pingree 1977a, 203. Hübner in Folkerts et al. 2001, 568 [“wohl aus byz. Zeit”]. Hübner 1998a, p. LXXV [“Procli quae dicitur paraphrasis”]. Carlos Steel [demnächst]; unentschieden: Robbins 1940, p. xvi. Beutler 1957, 204, Nr. 33). 39 Der seit 1953 abgeschlossene CCAG spart die orientalischen Bibliotheken aus. Außerdem sind, wie bei solchen Unternehmungen unvermeidbar, Nachträge erforderlich; vgl. z.B. Neugebauer 1959, 270, über Texte zu einer Sonderform der Melothesie in zwei ansonsten rein astronomischen Handschriften (cod. Vat. gr. 208 fol. 129v–130r und cod. Palat. gr. 137 fol. 83).

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misch kommentiert 40 zu astrologiehistorischen Untersuchungen bereitliegen. Zu den dringendsten Desideraten zählt es, einige zentrale Hilfsmittel der Astrologiegeschichte von Grund auf neu zu bearbeiten, allen voran die systematische Darstellung des Lehrgebäudes der antiken Astrologie von Bouché-Leclercq 1899 und die Darstellung der Geschichte der astrologischen Literatur durch Gundel – Gundel 1966, ferner auch eine monographische Untersuchung der Wirkungen der Tierkreiszeichen und der Planeten.41 b) speziell zu Antigonos von Nikaia Im Rahmen dieser Gesamtentwicklung lässt sich die Forschungsgeschichte zu Antigonos von Nikaia, die im Wesentlichen eine zu den drei erhaltenen Horoskopen (F1–F3) ist, grob in sechs Phasen einteilen. 1) Die erste Phase reicht bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und kommt über Ansätze nicht hinaus. Immerhin verdienen die Besprechungen von T1 durch Wachsmuth 21897, XXII, und von F7 durch BouchéLeclercq 1899, 178f., Erwähnung. Die durch Hephaistion von Theben überlieferten Texte T3 und F1–F6, d.h. ca. 90% des für die hiesige Edition relevanten Materials, waren damals noch unbekannt. Damit setzt die Forschungsgeschichte zu Antigonos von Nikaia und speziell zu F1– F3 vergleichsweise spät ein, denkt man etwa an das Horoskop des Proklos bei Marin. vit. Procl. 35 (Hor. gr. 412.II.7), das seit dem frühen 17. Jh. Gelehrte wie Lucas Holstenius (1596–1661), Vincenzo Renieri (1606–1647), Gian Domenico Cassini (1625–1712), Johann Albert Fabricius (1668–1736), Jean Baptiste Delambre (1749–1822) und viele andere eingehend studiert haben.42 40

Siehe bes. Neugebauer – van Hoesen 1959. Baccani 1992. Jones 1999a (und den Katalog unten S. 299). 41 Hübner 1982 untersucht nur die Eigenschaften der Tierkreiszeichen, nicht ihre Wirkungen. Einige wenige Ausnahmen von diesem Grundsatz wie z.B. ebd. 190–201 (Nr. 3.4 Wirkungen auf den menschlichen Körper) erklären sich als pragmatische Lösungen, da z.B. die Wirkungen eines Zeichens auch in einem Adjektiv und damit als Eigenschaft ausgedrückt werden können. 42 Einzelheiten dazu bei Saffrey – Segonds 2001, 185–201 (Appendice: L’horoscope de Proclus). – Der Gegensatz ist um so bemerkenswerter, als die Horoskope des Antigonos außergewöhnlich elaboriert sind, das Proklos-Horoskop hingegen nur die nackten astronomischen Daten im Umfang von ca. zwölf Textzeilen bietet (die Konstellation wurde erst von Jones 1999b richtig datiert). Als Ursache dieses Missverhältnisses ist u.a. auf die späte Publikation und Identifikation des Hadrianhoroskops zu verweisen.

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2) Die zweite Phase (ca. 1903–1911) steht im Zeichen editorischer Grundlagenarbeit. Sie beginnt im Jahre 1903 mit Wilhelm Krolls und Franz Cumonts Publikation des durch Hephaistion überlieferten Kaiserhoroskops (Heph. 2,18,21–53) im CCAG VI (1903), pp. 67–71. Krolls und Cumonts Edition, die das anonym formulierte und tradierte Horoskop (hier: F1) korrekt als das des Kaisers Hadrian identifiziert, basiert auf den Codices Paris. gr. 2417 (hier: P) und Vindob. phil. gr. 108 (hier: U).43 Die noch fehlenden Teile des Hephaistionkapitels    Heph. 2,18 = Heph. epit. 4,26), das neben F1 sowie Zitaten aus Ptolemaios und Dorotheos auch die Antigonosfragmente F2–F6 bietet, edierte erstmals Charles Émile Ruelle im CCAG VIII 2 (1911), pp. 81,25–87,12 auf der Grundlage des cod. Paris. gr. 2501 (hier: i).44 Schon bald nach der Erstpublikation urteilte Boll, das Hadrianhoroskop verdiene wohl “eine Untersuchung seiner historischen Grundlagen auf ihre Quellen”,45 eine Anregung, die erst jüngst im Ansatz aufgegriffen wurde.46 Da die systematische Darstellung Bouché-Leclercqs bereits 1899 erschienen war, fanden in ihr die genannten Texte des Antigonos (außer F7, s.o. Phase 1) keine Berücksichtigung. 3) In den folgenden Jahrzehnten (1911–1953) tut sich in der Antigonosforschung wenig. Offenbar sind die Kräfte derer, die dazu geeignet wären, durch die Bearbeitung des CCAG gebunden. Immerhin verdient Erwähnung, dass bis 1940 (F7) die kleinen Texte T1–T5 und F7–F8 im CCAG erstmals kritisch ediert oder (T1) aus kritischen Editionen des späten 19. Jh. nachgedruckt werden. Seitdem liegen die astrologischen Fragmente des Antigonos und die relevanten Testimonien erstmals vollständig publiziert vor. Nähere Untersuchungen dazu finden aber nicht statt. Stegemann exemplifiziert an F1 (Hadrian) die antike Geburtshoroskopie.47 4) Nach dem Erscheinen des letzten CCAG-Bandes (1953) beginnt eine zweite Phase der Antigonos-Forschung (1954–1974), deren Beginn durch die Beiträge von Cramer 1954 und Neugebauer – van Hoesen 1959 gekennzeichnet ist. Beide Arbeiten beschäftigen sich, was das Werk des 43

Zu P, dem einzigen Zeugen der Hauptüberlieferung, s.u. S. 73, zu U, einem der Zeugen des Überlieferungsstrangs Exc.1, s.u. S. 92. 44 Ruelle bietet dort auch (pp. 82–84) eine Kollation von i mit dem bereits von Kroll u. Cumont 1903 aus P u. U edierten Text des Hadrianhoroskops. 45 Boll 1908, 1142 (= Boll 1950, 141). 46 Heilen 2005a; vgl. unten S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 47 Stegemann 1931/32, 370f. (mit fig. 5 col. 357). Dieser Beitrag enthält viele sachliche Fehler und Flüchtigkeiten.

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Antigonos von Nikaia betrifft, ausschließlich mit den erhaltenen Horoskopen (F1–F3), sind aber in ihrem Ansatz und ihrer Qualität sehr verschieden. Cramers Stärke – wenn davon überhaupt die Rede sein darf48 – liegt in der historisch-politischen Gesamtschau, nicht in philologischer Sorgfalt oder astrologischer Sachkenntnis. Seine Analyse der AntigonosHoroskope 49 enthält neben richtigen Beobachtungen schwere Fehler, besonders in den Übersetzungen, die in jüngerer Sekundärliteratur oft unkorrigiert zitiert werden. 50 Wertvoll ist hingegen Otto Neugebauers (1899–1990) astronomische Analyse von F1–F3, der ordentliche, aber nicht immer fehlerfreie englische Übersetzungen der griechischen Originaltexte durch Henry Bartlett van Hoesen51 (von F1 nur §§ 22–28, von F2 nur §§ 53–59) beigegeben sind.52 Wenige Jahre später stellen dann die Gundels in ihrer Literaturgeschichte (1966) das Wesentliche, was wir über Antigonos von Nikaia wissen, zusammen.53 Mit Pingrees kritischer Erstedition des gesamten Hephaistiontextes (1973), dessen zweites Buch T3 und F1–F6 überliefert, und aller Epitomai (1974), von denen die vierte für F1–F6 relevant ist, kommt diese vielfältig akzentuierte Forschungsphase zu ihrem Abschluss. 5) Die folgende fünfte Phase (1976–2000) steht im Zeichen althistorischer Untersuchungen der drei Individualhoroskope (F1–F3). Zu nennen sind Barnes 1976, Champlin 1976, Syme 1976, Martin 1982, Caballos Rufino 1986, Di Vita-Évrard 1987, Michelotto 1987, Caballos Rufino 1990, Canto 1991, Syme 1991, Birley 1997 und Wachtel 1998a (PIR2 P 198).54 Beiträge zur Astrologie des Antigonos sind in dieser Phase selten und tragen kaum Substantielles zu dem bereits Erreichten bei.55 48

Vgl. Syme 1976, 2912, zu Cramers unkritischer Benutzung der Historia Augusta sowie das Gesamturteil von Tester 1987, 5015. 49 Siehe Cramer 1954, 162–178 (Kap. IV 4: Hadrian). 50 So übersetzt z.B. Cramer 1954, 169,      (F1 § 27) mit “in her six sectors”. Cramers Antigonos-Übersetzungen übernahm Molnar 1999, 65–67 u. 137f.; Gagé 1968, 229–231, übertrug sie (unter Hinzufügung weiterer Fehler) ins Französische. 51 Van Hoesen (1885–1965) war ein sehr geschätzter Bibliothekar der Brown University, in deren Dienst er von 1930 bis 1950 stand. 52 Neugebauer – van Hoesen 1959, 79f. (Nr. L 40). 90f. (Nr. L 76). 108f. (Nr. L 113,IV). Vgl. ebd. 186f. – In einem wichtigen Detail ist Kritik angebracht; s.u. S. 615–631 zur geographischen Interpretation des MC-Werts in F1 § 22. 53 Gundel – Gundel 1966, 221f. 54 Genaue Seitenangaben bietet der Katalog (unten ab S. 204) zu Hor. gr. 40.IV.5. Hor. gr. 76.I.24. Hor. gr. 113.IV.5–6 (ebd. auch weiteres bibliographisches Material). – Leider zitieren viele Autoren nicht nach Pingree 1973–1974, sondern weiterhin nach den alten, nur einen Teil der Handschriften auswertenden CCAG-Texten: so z.B. Benario

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6) Die jüngste Forschungsphase hat im Jahr 2000 begonnen und kommt mit der hier vorgelegten kommentierten Edition zum Abschluss. Wenngleich auch diese Phase althistorische Beiträge hervorbringt (z.B. Canto 2002 und 2004. Fündling 2007),56 unterscheidet sie sich doch von der vorausgehenden Phase dadurch, dass sie nun wieder primär astrologiegeschichtlich orientiert ist und der Erkenntnisfortschritt fast ausschließlich auf diesem Gebiet stattfindet. Außerdem konzentriert sich nun ein beachtlicher Teil der Erforschung der antiken Astrologie im Allgemeinen und die Antigonos-Forschung im Besonderen für einige Jahre (ca. 2000–2006) auf ein geographisches Zentrum, nämlich die Universität Münster, wo bereits der Erstherausgeber des Hadrianhoroskops Wilhelm Kroll von 1906 bis 1913 gewirkt hatte und nun die von Wolfgang Hübner begründete philologische Schule in enger Vernetzung ihrer Einzelaktivitäten und eingebunden in den Sonderforschungsbereich 493 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients, 2000–2003) Themen der antiken Astrologie erforscht und eine internationale Fachtagung organisiert.57 Besondere Erwähnung verdienen zwei inzwischen publizierte Dissertationen, von denen die eine, was Antigonos betrifft, T3 untersucht und in den Kontext der antiken Empfängnishoroskopie einordnet, während die andere die in F1–F3 prominente Lehre der Doryphorie unter Auswertung aller antiken Quellen analysiert und aufhellt. 58 Die hiesige Edition geht als Habilitationsprojekt aus demselben Kreis hervor und integriert suis locis die eben genannten Einzelergebnisse.59 1980, 47. Martin 1982, 291–302. Michelotto 1987, 145f. u. 189f. Caballos Rufino 1990, 40. – Champlin 1976, 82–84, kennt zwar Pingrees Edition, aber nur Heph. epit. 4,26,52– 56, nicht Heph. 2,18,62–66 (ebenso Wachtel 1998a [PIR2 P 198], der Champlin folgt). 55 Siehe immerhin die Katalogeinträge (wie vorige Anm.) zu Barton 1994b. Bezza 1995. Holden 1996. Schmidt 1998. von Stuckrad 2000. 56 Nichts zu Antigonos oder dem von ihm verfassten Horoskop Hadrians bieten zwei Monographien zu den Vorzeichen kaiserlicher Herrschaft (Vigourt 2001 u. Requena 2001), deren erste den Untersuchungszeitraum mit Domitian begrenzt und deren zweite in einem weiteren zeitlichen Rahmen nur Augustus, Vespasian, Antoninus Pius und Alexander Severus bespricht. Ebenfalls nichts zu Antigonos und dem Hadrianhoroskop bei Fögen 1993. 57 Die Entwicklung der Astrologie im Altertum und Mittelalter. Tradition und Transformation zwischen Ujjayin und Toledo, Münster, 23. Juli 2004 (gefördert von der Fritz Thyssen-Stiftung). 58 Siehe Frommhold 2004, bes. 26f., u. Denningmann 2005, bes. 333–353 (zu F1–F3 des Antigonos) u. 381–385 (Zusammenfassung). 59 Aus derselben Schule und astrologiehistorischen Themen gewidmet, aber ohne Relevanz für Antigonos von Nikaia: Heilen 1999. Terio 2005. Terio 2006.

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Ziel und Methode Das Ziel dieser Arbeit ist es, alle Fragmente des astrologischen Handbuchs des Antigonos von Nikaia erstmals geschlossen zu präsentieren, das Hauptzeugnis bei Hephaistion von Theben (Heph. 2,18,21–76 = F1– F6) neu zu edieren und die mit allen Fragmenten verbundenen philologischen, astronomischen, astrologischen und althistorischen Probleme durch einen bisher fehlenden Gesamtkommentar soweit wie möglich zu klären. Dieser Kommentar wird im Falle des Hadrianhoroskops (F1) besonders gründlich angelegt sein, um am bedeutendsten Einzelfall zugleich eine Einführung in die gesamte antike Individualhoroskopie zu bieten. Zunächst sind die Zeugnisse zum Leben und Werk des Antigonos aufzuarbeiten. Es folgt eine Untersuchung seiner Quellen und der Rezeptionsgeschichte. Dabei erscheint es sinnvoll, den für Antigonos besonders wichtigen Fragmenten des ‘Nechepsos und Petosiris’ (2. Jh. v.Chr.) etwas mehr Raum als den übrigen Quellen zu widmen (S. 39–52). Es versteht sich als Supplement zu der veralteten und unvollständigen Fragmentsammlung von Riess (1891–1893). Unter anderem dient dieses Kapitel der Zusammenstellung einer bisher fehlenden Liste aller heute bekannten, ‘Nechepsos und Petosiris’ explizit zugeschriebenen Testimonien und Fragmente – das sind fast doppelt so viele wie zu Riess’ Zeiten – mit Verweisen auf die maßgeblichen Textausgaben und Papyruseditionen. Von dieser erweiterten Sammlung wird der Kommentar zu den Fragmenten des Antigonos an zahlreichen Stellen profitieren. Die eigentliche Textausgabe ist zweigeteilt (S. 129–181 u. 187–192). Sie versucht nicht nur, erstmals vollständig zu sein (vgl. S. 61–65 zur Suche und Ordnung der Testimonien und Fragmente), sondern weicht auch, zumindest im Falle der durch Heph. 2,18,21–76 überlieferten Fragmente F1–F6, methodisch in zweierlei Hinsicht von den älteren Editionen ab: Die sich ergänzenden Erstausgaben von Kroll/Cumont (1903) und Ruelle (1911) 60 basieren nur auf einem Teil der Handschriften, und die Teubner-Ausgabe Pingrees (1973–1974) verfolgt das Ziel, die einzelnen Überlieferungsstränge des Hephaistiontextes separat zu edieren, nicht das Original des Hephaistion – und erst recht nicht das des von Hephaistion exzerpierten Antigonos – zu rekonstruieren. Dass und wie es möglich ist, dem originalen Wortlaut des Antigonos in F1–F6 näher zu kommen, als dies bisher unternommen wurde, zeigt ein spezieller Abschnitt 60

CCAG VI (1903), pp. 67–71. CCAG VIII 2 (1911), pp. 82,32–87,12.

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(S. 65–73)61 innerhalb der Vorbemerkungen (S. 65–127) zur Neuedition von F1–F6 (S. 129–181). Anschließend wird es möglich sein, eine knappe Liste aller Testimonien und Fragmente (T1–T5, F1–F8) zu bieten (S. 187–192), die für den Wortlaut von F1–F6 auf die entsprechenden Seiten der unmittelbar vorausgehenden Edition verweist und den Wortlaut der noch fehlenden Texte (T1–T5, F7–F8), die die restlichen ca. 10% des für Antigonos relevanten Materials bilden, nach den verfügbaren Editionen, die nur in wenigen Details der Korrektur bedürfen, zitiert. Diese Editionsmethode impliziert einen Verzicht auf die prinzipiell wünschenswerte Präsentation der Texte aller Testimonien und Fragmente in der Reihenfolge ihrer Nummerierung, da zwischen der Textpräsentation von T5 und F7 (s.u. S. 190) auf die Neuedition von F1–F6 (S. 129–181) zurückverwiesen werden muss. Da aber die Alternative eine den Benutzer verwirrende Disposition des Materials wäre, die darin bestünde, nach den ausführlichen Vorüberlegungen zur Neuedition (S. 65–127) zuerst einmal die von anderen Herausgebern aus anderen Handschriften edierten Texte von T1–T5 in zweispaltigem Layout zu präsentieren, danach die eigene Neuedition von F1–F6 in vierspaltigem Layout folgen zu lassen und danach noch einmal zwei wenige Zeilen umfassende Texte (F7–F8) in zweispaltigem Layout nach den Editionen früherer Herausgeber zu reproduzieren, erscheint die hier gewählte Methode als die bestmögliche editionstechnische Lösung. Allen Testimonien und Fragmenten wird, um das Verständnis dieser technisch voraussetzungsreichen Texte zu erleichtern, eine deutsche Übersetzung beigegeben. Sie soll möglichst wörtlich und klar sein. Wo beides unvereinbar ist, hat die Klarheit Vorrang.62 Vor methodische Probleme stellen den Übersetzer die Namen und das Geschlecht der Planetengötter. Mit Blick auf die mythischen Assoziationen des griechischen Originals, die astrologisch wichtig sind, wäre es wünschenswert, die Namen Helios, Selene, Kronos, Zeus, Ares, Aphrodite und Hermes beizubehalten,63 da ja der religiöse Synkretismus der Spätantike keine vollständige Identifizierung mit dem römischen Pantheon (hier: Sol, Luna, Saturnus, Iuppiter, Mars, Venus und Mercurius) bewirkt hat. Man denke z.B. an die Züge des altrömischen Ackergottes Saturnus, die dem griechischen

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Siehe bes. S. 69 nach Anm. 336. Ein eklatantes Beispiel allzu wörtlicher (und oft falscher) Wiedergabe ist die ValensÜbersetzung von Schönberger – Knobloch 2004; dazu s. Heilen 2005b. 63 So verfährt Schmidt in seinen englischen Übersetzungen (1998 u. 2009). 62

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Kronos fremd sind.64 Andererseits ist die astronomische Nomenklatur der Neuzeit unumkehrbar lateinisch geprägt. Ihr wird hier der Vorzug gegeben, um im Kommentar ein verwirrendes Nebeneinander griechischer und lateinischer Namen (bzw. eine artifizielle Anwendung griechischer Namen auf astronomische Sachverhalte) zu vermeiden. Ebenso wird bezüglich der Luminare darauf verzichtet, eine Überbrückung des kulturspezifischen Hiats zu versuchen, der darin besteht, dass im Griechischen und Lateinischen Helios/Sol männlich und Selene/Luna weiblich ist, während das Deutsche die germanische Vorstellung bewahrt, nach der es sich umgekehrt verhält. Ähnlich verzichteten übrigens die Griechen selbst darauf, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass das babylonische Pendant zu Selene/Luna der männliche Gott Sîn ist.65 Die hiesige Übersetzung verzichtet ferner auf den Versuch, die der antiken Astrologie eigene Konzeption der Luminare und Planeten als anthropomorpher Gottheiten, die der modernen, materiell-mechanistischen Auffassung der Himmelskörper fremd ist, wiederzugeben. Dabei ist zu betonen, dass es sich um ein Abwägen zwischen zwei verschiedenen möglichen Methoden handelt, die beide Vor- und Nachteile haben. Die Alternative – eine im anthropologischen Sinne ‘emische’ Übersetzung – wird in einer separaten Publikation am Beispiel des Hadrianhoroskops (F1) erprobt.66 Was den Kommentar betrifft, sei in Anknüpfung an das soeben zur Übersetzung Gesagte vermerkt, dass seine Perspektive insgesamt selbstverständlich die der modernen Wissenschaft ist, also eine im anthropologischen Sinne ‘etische’. Daher finden zum Beispiel die Begriffe ‘Astronomie’ und ‘Astrologie’ entsprechend der durch die Aufklärung etablierten Differenzierung, die der Antike noch fremd ist, Verwendung.67 An-

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Zur Etymologie des Namens Saturnus, zum Fest der Saturnalia und zum Alter des Saturnkultes s. Radke 1987, 84–88. 65 Siehe Bouché-Leclercq 1899, 692, und vor allem Krebernik 1995, der u.a. darauf hinweist (367), dass Ausläufer des Sîn-Kultes von Harrn über die Sabier (dazu s. Pingree  2002) bis in die islamische Zeit reichen. 66 Heilen (demnächst A); vgl. die methodischen Vorüberlegungen von Heilen 2010b. 67 In der Antike konnten sowohl /astronomia als auch /astrologia beides bedeuten, das Studium der Bewegungen der Himmelskörper ebenso wie das ihrer vermeintlichen Wirkungen auf die sublunare Sphäre (s. Hübner 1989a). – In einer Kultur, die die Sternkunde als Einheit auffasst, ist es kein Wunder, dass die beiden bedeutendsten griechischen ‘Astronomen’, Hipparch und Ptolemaios, zugleich der ‘Astrologie’ Beachtung schenkten, und bis ins 18. Jh. hinein war die Anerkennung der Astrologie als eines gelehrten Wissens die übliche, weitgehend selbstverständliche Haltung, wie zahllose Beispiele zeigen (Kepler, Newton, etc.; vgl. Tester 1987, 18). Erst

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dererseits wird es bei der Kommentierung oft nötig sein, der ‘inneren Logik’ dieser oder jener Einzellehre nachzugehen. Wenn dabei nicht jede Einzelaussage mit einem expliziten Hinweis darauf versehen wird, dass das Gesagte aus der Perspektive des antiken Astrologen – nicht aus der des hiesigen Verfassers – gilt, dient das sowohl der Vermeidung unerträglicher Wiederholungen als auch dem besseren Verständnis der dem kommentierten Text zugrunde liegenden Gedankenwelt durch das vorübergehende Einnehmen einer ‘emischen’ Perspektive. Der ideale Leser des Kommentars ist Klassischer Philologe (Gräzist und Latinist) mit wenigstens elementaren astronomischen Kenntnissen und einer genuinen Motivation, die Texte des Antigonos gründlich zu verstehen. Auf Übersetzungen antiker Zitate wird im Interesse der Ökonomie der Darstellung mit Ausnahme schwieriger Stellen verzichtet, wobei die Schwierigkeit in der Regel aus dem fachwissenschaftlichen (d.h. i.d.R. astrologischen) Gehalt der Texte resultiert und ihre Bewertung durch den Verfasser zugegebenermaßen subjektiv ist. Der Kommentar dient der Rechtfertigung textkritischer Entscheidungen und der möglichst vollständigen Erklärung der insgesamt dreizehn kurzen, aber nicht einfachen Texte. Das erfordert zum Teil ausführliche Diskussionen zu Problemen prosopographischer, 68 astronomischer und vor allem astrologischer Natur. Auf dem zuletzt genannten Gebiet wird es in vielen Punkten erforderlich sein, das Fehlen brauchbarer Vorarbeiten durch eigene Untersuchungen auszugleichen. Der Kommentar kann zwar auf Standardwerke wie Bouché-Leclercqs systematisches Handbuch (1899) und die von den Gundels besorgte Geschichte der antiken astrologischen Literatur (1966) zurückgreifen, doch beide weisen, wie bereits gesagt, erhebliche Mängel auf. Für den hiesigen Zweck wiegt das besonders hinsichtlich der zuerst genannten Monographie schwer.69 Bouché-Leclercqs Darstellung des antiken astrologischen Lehrgebäudes ist gewiss verdienstvoll und bisher nicht ersetzt. Dennoch betrachtete schon der Verfasser selbst seine Darstellung als ein Provisorium, denn sie war bereits im Druck, als 1898 der erste Band des CCAG erschien. Bouché-Leclercq war klar, dass nach Abschluss dieses großen Projekts eine neue Darstellung der antiken Astrologie auf der erheblich breiteren

die epistemologische Neuorientierung der Aufklärung zertrennte die Sternkunde in zwei Teile, einen wissenschaftlich-rationalen und einen abergläubisch-irrationalen. 68 So im Falle der Identifizierung des Nativen von F2 (s.u. S. 1035–1042). 69 Bezüglich der anderen (Gundel – Gundel 1966) siehe die sehr kritische Rezension von Pingree 1968b.

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Grundlage des dann verfügbaren Materials nötig sein würde. 70 Inzwischen ist mehr als ein Jahrhundert vergangen, und der CCAG liegt seit 1953 in zwölf Bänden abgeschlossen vor. Bouché-Leclercqs Darstellung, die von diesem gewaltigen Zuwachs des bekannten Materials nicht profitieren konnte, ist jedoch weiterhin unersetzt. Auch im Fall der Antigonosfragmente, die Bouché-Leclercq bis auf F7 unbekannt waren, ist das Desiderat schmerzlich zu spüren. Es erscheint daher unumgänglich, astrologische Lehrinhalte, die zum rechten Verständnis des hier edierten Textes der Klärung bedürfen, in angemessenem Umfang zu kommentieren, und zwar auf der Grundlage des gesamten heute verfügbaren Materials und in diachroner Perspektive, die es erlaubt, die Stellung des Antigonos in der jeweiligen Entwicklung der Einzellehren, sofern eine Entwicklung stattfand, zu bestimmen. Dabei wird es freilich nicht möglich sein, jede seiner Einzellehren so erschöpfend zu untersuchen, wie es z.B. Frommhold (2004) zur Konzeptionsastrologie, Denningmann (2005) zur Doryphorie und Greenbaum (2009) zum Daimon getan haben. Vielmehr bietet es sich an, bei der Kommentierung einen Mittelweg zwischen diesen monographischen Untersuchungen und dem fortlaufenden Kommentar Pingrees zu Sphujidhvaja zu beschreiten. 71 In diesem Kommentar, der 70

Diese Überzeugung bringt er in einem Dankbrief an F. Cumont vom 25.09.1898 anlässlich der Übersendung des ersten CCAG-Bandes zum Ausdruck. Er schreibt darin (wenngleich nicht ohne ein gewisses understatement): “Je vous remercie bien sincèrement pour le don gracieux des Codices Florentini [...]. Je regrette seulement, en ce qui me concerne, de ne pouvoir profiter autant que je l’aurais voulu de la nouvelle publication pour mon livre l’Astrologie grecque, qui est depuis six mois en cours d’impression. Laissez-moi espérer que ce livre, consacré à la doctrine astrologique considérée dans son ensemble, pourra être à son tour de quelque utilité à vous et à vos collaborateurs. J’ai voulu, au prix d’un long et pénible travail, débrouiller un sujet resté à l’état chaotique, et je n’ai pas la prétention d’avoir fait autre chose qu’un Essai provisoire. J’applaudirai de grand cœur au succès de ceux qui, armés de ressources nouvelles, me dépasseront dans la voie que j’aurai frayée.” (zitiert nach Bonnet 1997, 125). Auch den wenigen Kennern der Materie waren die Schwächen der Astrologie grecque von Beginn an klar. So schreibt etwa Franz Boll in einem Brief vom 11. Juni 1899 an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: “Bouché-Leclercq [...] kennt zwar die handschriftliche Überlieferung wenig oder gar nicht und das Buch ist darum das nicht geworden, wofür wir [die Bearbeiter des CCAG] erst die Grundlage schaffen wollen: eine Geschichte der Astrologie; aber ihren Inhalt stellt es klar und vollständig dar und alles Nöthige wird man hier nun bequem beisammen finden.” (zit. nach Heilen 2003, 100f.). 71 Pingree 1978a, Bd. II. Nach Pingree versifizierte der indische Dichter Sphujidhvaja 269/270 n.Chr. unter dem Titel Yavanajtaka (sanskr. = ‘Die Horoskopie der Griechen’) die Prosaübersetzung, die ein gewisser Yavanevara 149/150 n.Chr. von einem verlorenen griechischen Original angefertigt habe. Diese Daten ergeben sich laut Pingree aus den Schlussversen des Gedichts (vgl. Pingree 1978a, I 3; weitere Lit.: Pingree 1996,

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das Handbuch Bouché-Leclercqs teilweise ersetzt und auf dessen Ergebnisse hier wiederholt zurückzugreifen sein wird, bietet Pingree zu vielen Einzellehren beeindruckend vollständige Listen der einschlägigen griechisch-lateinischen Texte und nicht selten mehrere Seiten umfassende wertvolle Auswertungen derselben, die jedoch – zu Recht, da er eigentlich einen indischen Text kommentiert – nicht die Detailtiefe der hier notwendig erscheinenden Einzeluntersuchungen erreichen. Will man die soeben erklärte Absicht, dem Kommentar das gesamte heute verfügbare astrologische Quellenmaterial zugrundezulegen, ernsthaft verfolgen, so reicht es nicht, die antiken Handbücher (Ptolemaios, Valens, Hephaistion, Firmicus, etc.) und Lehrgedichte (Manilius, Dorotheos, Ps.-Manethon, Maximos, etc.) sowie die Appendices des CCAG heranzuziehen. Vielmehr müssen auch die relevanten Originaldokumente (Papyri) so weit wie möglich Berücksichtigung finden.72 Dies gilt insbesondere mit Blick auf die drei Individualhoroskope des Antigonos (F1– F3), deren Kommentierung nur dann seriöse Ergebnisse verspricht, wenn sie in Kenntnis aller übrigen aus der Antike überlieferten Horoskope erfolgt. Andernfalls riskiert man Fehlinterpretationen von der Art, wie sie z.B. Behr zum autobiographischen Horoskop des Aelius Aristides (Hor.

125. Pingree 2001b, 797. Pingree 2001c, 817–820). Diese Sicht der Dinge hat Mak 2013a von Grund auf erschüttert. In Fortsetzung und Vertiefung früherer Kritik an Pingrees Auswertung des Schlusskapitels (Nr. 79) durch Shukla 1989 und Falk 2001 sowie gestützt auf ein hochauflösendes Digitalisat (2011) des einzigen Pingree bekannten Manuskripts (N, ca. 12. Jh.) und ein erst jüngst entdecktes weiteres Manuskript (Q, ca. 18. Jh.) zeigt Mak (S. 11f.), dass Pingrees Textkonstitution und Übersetzung der entscheidenden letzten drei Verse von Kapitel 79 falsch sind und das Werk Yavanajtaka nicht eine Übersetzung aus dem Griechischen ist, sondern “an original amalgamation of Greek and Indian astral sciences” (ebd. 13). Er resmümiert (ebd. 14): “In sum, on the grounds of both manuscript evidence as well as general observation of the text, the commonly accepted dating of 149/150 CE ad 269/270 CE being the date of composition of the prose and versification of the Yavanajtaka by Yavanevara and Sphujidhvaja respectively must be discarded.” Die neuen termini post quem und ante quem für Sphujidhvajas Abfassung des Yavanajtaka sind 22 n.Chr. und das 7. Jh. n.Chr. (ebd. 17). Einem Addendum zufolge liegt die Entstehungszeit des Yavanajtaka wahrscheinlich “somewhere between the fourth and sixth century as suggested by various evidences” (Mak 2014, 1104). Siehe auch Mak 2013b. 72 Parallel zum CCAG wäre eine vergleichbare Sammlung der astronomischen und astrologischen Papyri wünschenswert. Eine mit kurzen Inhaltsangaben versehene Liste derselben bieten Gundel – Gundel 1966, 167–171, eine um viele Neufunde aktualisierte Liste, jedoch ohne Inhaltsangaben, Baccani 1992, 32–36. Die aktuellste Zusammenstellung, allerdings mit Beschränkung auf die astronomischen Papyri (inkl. Ostraka, Holztafeln u.ä.) bietet Jones 1999a, 301–307 (kurze Inhaltsangaben und neueste Literatur).

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gr. 117.XI.26) unterlaufen sind. 73 Der letzte Versuch einer Sammlung und astronomischen Analyse aller literarisch beziehungsweise durch Originaldokumente überlieferten griechischen Horoskope stammt von Neugebauer und van Hoesen (1959), die 63 Originaldokumente und 123 literarische Texte untersuchen.74 Da seitdem ca. 100 weitere Papyrushoroskope bekannt geworden sind und viele der schon bekannten literarischen Texte in neuen Editionen mit zum Teil verbessertem Text und neuer Kapitelzählung vorgelegt wurden, erschien die Erstellung eines aktualisierten Kataloges (s.u. S. 204–333) sinnvoll. Er bietet keine astronomischen Analysen, dafür aber ca. 350 griechisch-römische Horoskope (außerdem einige Dutzend babylonische, demotische, etc.) mit Angaben zur jeweiligen Quelle, Datierung und Sekundärliteratur. Die von Neugebauer eingeführte chronologische Notation der Horoskope wurde modifiziert und auf alle Texte angewendet, was knappe, eindeutige Verweise erlaubt.75 Auf dieser Grundlage werden die im Katalog erfassten Horoskope in vie73

Charles A. Behr hat es im Rahmen seiner langjährigen Beschäftigung mit dem antiken Sophisten und Rhetor unternommen, das in der vierten ‘Heiligen Rede’ überlieferte Horoskop zu analysieren. Aristides nimmt dort den Bericht über einen Traum, in dem ihm Hermes in der Gestalt Platons erschienen sei (4,57), zum Anlass, knapp auf seine eigene Geburtskonstellation hinzuweisen: Die vortreffliche Position Jupiters und Merkurs in derselben sei der Grund dafür, dass die Götter ihn dieser und ähnlicher Traumerscheinungen würdigten (4,58). Mit vier Publikationen dominiert Behr die Forschungsliteratur zum Horoskop des Aristides – aber leider nur quantitativ (Behr 1968, 1–3. Behr 1969. Behr 1981, 438105. Behr 1994, 1141–1151). Trotz des eindeutigen Sachverhalts führten ihn, wie von Heilen 2006a gezeigt, die folgenden methodischen Fehler zu falschen Ergebnissen: Behr hat nie den Rat eines Fachmanns eingeholt. Er beruft sich stets auf Ptolemaios, was mit Blick auf dessen immense Bedeutung bis in die Renaissance hinein naheliegt, hier aber unzulässig ist, da es im 2. Jh. n.Chr. noch keine Indizien für eine Rezeption der  gibt; außerdem ist Ptolemaios in vielem nicht repräsentativ für die Astrologie seiner Zeit. Behr hat die aus seiner Sicht entscheidende Stelle (Ptol. apotel. 3,14,26–27) missverstanden und traktiert in seinem Bemühen, die Quadratur von Jupiter und Merkur ‘wegzuerklären’, ein Scheinproblem. Er übersieht, dass die korrekte Deutung dieser Quadratur unter Einschluss aller aus dem Kontext zu entnehmenden Spezifika seit Dorotheos von Sidon (um 50 n.Chr.) klar belegt ist. Nachdem Behr 1969, 76, eine das Aristides-Horoskop betreffende Hypothese an der Sammlung Greek Horoscopes (Neugebauer – van Hoesen 1959) überprüft und in Ermangelung von Parallelen zu Recht aufgegeben hat, beachtet er in der ausführlichen Rechtfertigung seiner endgültigen Interpretation (1981 und 1994), die dem evidenten Wortsinn Gewalt antut, nicht, dass es auch diesmal unter den vielen erhaltenen Horoskopen keine Parallelen gibt. In Unkenntnis der Tendenz antiker Astrologen, Horoskope zu stilisieren, übersieht Behr, dass dies auch in der Nativität des Aristides der Fall ist. 74 In den Tabellen am Ende (1959, 180f.), aber nur dort, finden zwei Dutzend weitere literarische Horoskope wegen ihrer kalendarischen Angaben Erwähnung. 75 S.u. S. 206 zu der hier verwendeten Syntax.

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len Details mit Gewinn zur Kommentierung der Antigonos-Fragmente herangezogen. Was über die Kommentierung astrologischer Lehrinhalte gesagt wurde, gilt mutatis mutandis auch für das astrologische Fachvokabular, das bisher nur mangelhaft erschlossen ist.76 Oft greift beides ineinander. Auch hier wird der Kommentar versuchen, auf der Grundlage des gesamten relevanten Materials diachron und nach Textsorten differenzierte lexikalische Erläuterungen zu bieten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit können die dabei entstehenden Skizzen natürlich nicht erheben; sie bedürfen der Vertiefung durch hier nicht zu leistende Einzelstudien. Ein methodisches Sonderproblem bildet im Rahmen der hiesigen Arbeit die Kommentierung der im Text gebotenen Planetenpositionen. Astronomische Daten wurden von den Autoren früherer Forschungsbeiträge meist mit Hilfe von Tuckerman 1964 (bzw. Tuckerman 1962 für vorchristliche Daten) zurückberechnet,77 dessen Tabellen in 5- bzw. 10Tage-Intervallen angelegt sind. Genauere Berechnungen erlaubt die heute verfügbare Computer-Software. Für diese Arbeit wurde die astrologische Software Galiastro 4.3 (basierend auf der SwissEphem) benutzt, die auch Diagramme wie z.B. die auf S. 651 ermöglicht, und mit dem SoftwareBundle Mathematica 5.0 plus Scientific Astronomer (basierend auf der NASA/JPL-Ephemeride) gegengerechnet. 78 Auf minimale Abweichungen, die sich vereinzelt (z.B. bei lunaren Breitenwerten) ergeben, verweisen die Fußnoten.79 Was die Genauigkeit betrifft, ist anzumerken, dass in den meisten Fällen zur Diskussion antiker Horoskope eine gradgenaue Bestimmung der ekliptikalen Länge völlig ausreicht. Aber selbst die wird in den auf Tuckerman basierenden Publikationen oft nicht 76

S.o. S. 5 nach Anm. 26. So z.B. noch Baccani 1992, 111, und Behr 1994, 11434 (die umfangreichen, auf den Tag genauen Angaben sind in mehreren Fällen um ca. 2 Tage zu korrigieren). Noch ältere Tabellenwerke liegen der Standardsammlung griechischer Horoskope zugrunde; vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 2. 78 Mathematica 5.0 von WolframResearch (USA) ist die weltweit führende mathematische Software. Auf ihrer Grundlage läuft Scientific Astronomer (von derselben Firma), das z.B. auch Jones 1999a benutzt. Bei der Berechnung antiker Planetenstände ist zu beachten, dass Scientific Astronomer jeden kalendarischen Input als gregorianisch interpretiert (d.h. im Falle Hadrians: 24.01.76jul. = 22.01.76greg.). – Bei Galiastro 4.3 liegen nach Angabe des Herstellers (Paessler Software) durch Nutzung der SwissEphem die Abweichungen im Vergleich zur NASA/JPL DE 406-Ephemeride im Zeitraum von 3000 v.Chr. bis 5000 n.Chr. unter 0.001 Bogensekunden. Zum gewaltigen Fortschritt, den die JPL-Ephemeriden bei der Berechnung der Positionen von Sonne, Mond und Planeten über große Zeiträume hinweg bieten, vgl. Thomann 1999, 104. 79 Siehe z.B. Anm. 1691. 77

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erreicht. Der durch die genannte Software mögliche Fortschritt ist somit nicht allein theoretischer, sondern auch praktischer Natur. 80 Dass die astronomischen Daten auch bei Computerbenutzung nichts wert sind, wenn sie falsch interpretiert werden, versteht sich von selbst. So wird z.B. oft übersehen, dass die Längenangaben antiker Astrologen in aller Regel siderisch definiert sind, nicht, wie moderne Rückberechnungen, tropisch.81 Formal ist der Kommentar sowohl auf der Ebene ganzer Testimonien und Fragmente als auch einzelner Textparagraphen zweigeteilt: zuerst grundlegende Ausführungen zum Gegenstand, Gedankengang und (gegebenenfalls) zu den Problemen der gesamten Textportion in fortlaufender Darstellung, danach ein lemmatisierter Stellenkommentar zu den Details. 82 Eine weitere Zweiteilung ergibt sich dadurch, dass der gesamte Kommentar in Abkehr von der üblichen Methode philologischer Kommentierung umfangreiche Fußnoten enthält und somit auf zwei Ebenen gelesen werden kann. Die zweite Ebene – die der Fußnoten – erlaubt zu vielen Gegenständen eine Vertiefung beziehungsweise Erweiterung des im Haupttext Gesagten. Der Kommentar kann in viel geringerem Umfang als reguläre philologische Kommentare zu den antiken Klassikern auf Vorarbeiten und bereits Geleistetem aufbauen, muss also – zumal angesichts seiner vielfältigen diffizilen Gegenstände – umfangreich sein. Um ihn zumindest im Rahmen des Möglichen zu entlasten, werden Einzelthemen, die jüngst überzeugend und erschöpfend von anderen behandelt wurden, nicht erneut in extenso besprochen, sondern die fremden Ergebnisse knapp zusammengefasst. Das gilt z.B. für die bereits erwähnten Arbeiten von Frommhold (2004) zur Empfängnisastrologie (T3), von Denningmann (2005) zur Doryphorie (s. F1 § 26 ) und von Fündling (2006a) zur Hadrianvita der Historia Augusta (s. bes. F1 § 23). 80

Vgl. z.B. Pingree 1976a, VIII, dessen mit Tuckerman berechnete Ergebnisse kleiner Korrekturen bedürfen. So stand z.B. (zu Dor. arab. 1,24,15–16 = Hor. gr. –6.III.29) die Sonne am 29.03.07 v.Chr. um 11:00 Uhr morgens nicht auf 7° , sondern auf 5° 58 00 , und der Mond nicht auf 23° , sondern auf 19° 49 42  (der Mond erreichte 23°  erst nach 17:00 Uhr und die Sonne 7°  sogar erst am nächsten Tag nach Mittag). 81 Mehr dazu unten S. 596 nach Anm. 1074. – In Unkenntnis dieser Differenz beurteilt z.B. Richer 1985, 180, mehrere Gradangaben des Hadrianhoroskops zu Unrecht als Transkriptionsfehler. 82 Dyck 2003, ix, verweist für die Ursprünge dieser Methode auf Wilamowitz’ Kommentar zum euripideischen Herakles (1895), Kaibels Kommentar zur sophokleischen Elektra (1896) und Nordens Kommentar zum sechsten Buch der Aeneis (1903).

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Zuletzt ist ex negativo hinzuzufügen, was nicht Teil der hiesigen Kommentierung ist. Auf eine einführende Darstellung des astrologischen Systems sowie seiner Beziehungen zur antiken Religion und Philosophie sowie zum frühen Christentum wird verzichtet, da gute Arbeiten dazu bereits vorliegen. 83 Dasselbe gilt für die spezifische Denkweise der Astrologie. Während sie ihre Hilfsmittel und Begriffe der Wissenschaft entlehnt, sind die einzelnen Lehrsätze und Folgerungen nur scheinbar logisch, in Wahrheit jedoch mythisch und symbolisch.84 Verzichten wird die hiesige Arbeit auch auf eine Rechtfertigung der historisch-kritischen Untersuchung antiker Astrologentexte. Die Tabuisierung solcher Forschungen hatte noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Spätfolge der Aufklärung dazu geführt, dass manche Astrologiehistoriker sich genötigt sahen, ihren Forschungsgegenstand unter wissenschaftlichen Rechtgläubigkeitsbeteuerungen als ‘Albernheiten’ und dergleichen herabzuwürdigen, 85 während manche Gegner grundsätzlich davon abrieten, sich mit “wretched collections of omens, debased astrology and miscellaneous nonsense” zu beschäftigen.86 Die einen wirken heute peinlich, die anderen absurd. Das Entscheidende über den wissenschaftshistorischen und kulturgeschichtlichen Nutzen solcher Studien hat Otto Neugebauer in seiner bekannten methodologischen Stellungnahme The Study of Wretched Subjects gesagt.87 Seither ist außerdem deutlich geworden, dass die 83 Kurzdarstellung der griechisch-römischen Individualhoroskopie z.B. bei Gundel – Kehl 1994, 599–620. Zum Verhältnis von Astrologie und Religion (mit Konzentration auf die nicht-christlichen Religionen der Antike) s. Nilsson 1974, 268–281 u. 486–519 (bes. 519), zum Verhältnis von Astrologie und christlicher Orthodoxie s. BouchéLeclercq 1899, 609–627. Riedinger 1956. Macías Villalobos 2004. Macías – González 2005. Magdalino 2006. Hegedus 2007. Zu den philosophischen Postulaten der Astrologie und den skeptischen Ansichten, die die spätere griechische Philosophie ihnen gegenüber entwickelte, s. Long 1982. Siehe ferner Lemay 1962. Dihle 1997. Spinelli 2000. Lehoux 2006. Komorowska 2007. Speziell zum philosophischen Gehalt der Werke des Ptolemaios s. Boll 1894, 66–111 u. 131–163. Fazzo 1988. Fazzo 1991. Taub 1993. Feke 2009. Feke – Jones 2010. Feke 2012a. Feke 2012b. 84 Grundlegend dazu Cassirer 1922 u. Cassirer 1925; siehe außerdem Usener 1901, 374f., u. Nilsson 1974, 277f. 85 Z.B. Wachsmuth 1897, VII, als Eröffnung seiner praefatio zur zweiten Auflage der Lydos-Edition: “Inopinato mihi et invito anno h.s. [i.e. huius saeculi] LXIII accidit, ut Lydi de ostentis nugas edendas curarem”. Es folgt ein Zitat Lessings, der Lachmanns Edition des Firmicus Maternus so entschieden rechtfertigt, dass damit auch dem Epigonen Wachsmuth die Absolution erteilt ist. Zu Lydos s.u. T1. 86 So der namhafte Naturwissenschaftshistoriker George Sarton (1884–1956) in einer Rezension (Sarton 1950, 374). 87 Neugebauer 1951 (= Replik zu Sarton 1950, s. vorige Anm.; vgl. Curry 2000, 4, u. Oestmann et al. 2005, 1–3: The Study of Wretched Subjects). Zum Leben des verdienten

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Mehrheit aller antiken griechischen Bemühungen um die Astronomie nicht einem theoretischen Streben nach Wissen entsprang, sondern dem Zweck der praktischen – das heißt konkret: astrologischen – Anwendung diente.88

Leben und Werk des Antigonos von Nikaia Der Astrologe Über das Leben des Antigonos89 wissen wir nur sehr wenig. Nach Heph. 2,18,21 stammt er aus Nikaia, der Geburtsstadt eines weiteren Astrologen, des bei Heph. 3,30,37. 3,47,52 sowie im CCAG I (1898), p. 126,6 (anon.) erwähnten Protagoras von Nikaia.90 Vielleicht darf auch der berühmte Astronom Hipparch von Nikaia (flor. ca. 150–130 v.Chr.)91 unter die Astrologen gezählt werden; die korrekte Deutung entsprechender Indizien in der antiken Literatur ist aber umstritten.92 Über spätere AufAstronomiehistorikers Otto Neugebauer (1899–1990) s. Swerdlow 1993 u. Keyser 1994b; seine Bibliographie (1925–1979) bieten Sachs – Toomer 1979. – Über die philologische Erforschung der antiken Astrologie hat übrigens schon Wilamowitz 1892 im Sinne des Welckerschen Totalitätsideals geurteilt: “Weil das Objekt eines ist, ist die Philologie eine Einheit. Die Partikel  und die Entelechie des Aristoteles, die heiligen Grotten Apollons und der Götze Besas, das Lied der Sappho und die Predigt der heiligen Thekla, die Metrik Pindars und der Meßtisch von Pompeji, die Fratzen der Dipylonvasen und die Thermen Caracallas, die Amtsbefugnisse der Schultheißen von Abdera und die Thaten des göttlichen Augustus, die Kegelschnitte des Apollonios und die Astrologie des Petosiris: alles, alles gehört zur Philologie, denn es gehört zu dem Objekte, das sie verstehen will, auch nicht eines kann sie missen.” (Wilamowitz 1892, 105; ausführlicher dazu Heilen 2003, 90f.). Petosiris war Wilamowitz wohl durch Hermann Usener und dessen Schüler Ernst Riess ein Begriff; vgl. Riess 1890 und Riess 1891–1893. 88 Jones 2007, 307; vgl. Jones 1994, 41. 89 Zu Leben und Werk des Antigonos s. Riess 1894. Cumont 1903. Kroll 1931a. Cramer 1954, 185.187. Neugebauer – van Hoesen 1959, 186f. Gundel – Gundel 1966, 221f. ahin – Merkelbach 1987, 81f. Holden 1996, 57–61. Irby-Massie – Keyser 2002, 109– 111. Urso 2002, 111. Jones 2008. Schmidt 2009, 349–369. Heilen 2013. 90 Zu diesem Autor s. Gundel – Gundel 1966, 106. Pingree 1978a, II 438f. Urso 2002, 127. Hübner 2003b, 27. Die Datierung ist umstritten. 91 Letzte datierbare Beobachtung: 127 v.Chr. (Neugebauer 1975, 275). 92 Vgl. Plin. nat. 2,95. Val. 1,17 9,12,10. app. 3,41. Firm. math. 2 praef. 2–4. Heph. 1,1,7. 1,1,162. P. Oxy. astron. 4475, Z. 6. P. Oxy. astron. 4276 (Hor. gr. 150–250a), ii 2. – Toomer 1988, 362, ist überzeugt, “that astrology had no importance in the Greek world until after Hipparchus, and that his role, both directly as an advocate of astrology, and indirectly as a developer of astronomical methods which became an essential part of

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enthaltsorte des Antigonos von Nikaia ist nichts bekannt. Vielleicht lebte er in Alexandria, dem Zentrum nicht nur der Wissenschaften, sondern speziell der griechisch-römischen Astrologie. Dazu würde jedenfalls gut seine Vertrautheit mit den aus indigen ägyptischem Umfeld stammenden Salmeschiniaka (F6), seine Erwähnung zusammen mit dem Ägypter Phnaës (F7) und – sofern er mit dem gleichnamigen Arzt identisch ist (s.u. ab S. 27) – sein pharmakologisches Interesse an Gegengiften passen. Sicherer Grund ist mit solchen Indizien freilich nicht zu gewinnen. Konkretere Ergebnisse erlaubt die Diskussion der Lebenszeit des Antigonos. Sicherer terminus post quem für die Abfassung seines astrologischen Lehrbuchs ist der in F1 § 24 erwähnte Tod Hadrians (10. Juli 138 n.Chr.), 93 sicherer terminus ante quem seine Rezeption durch Hephaistion von Theben (geb. 380 n.Chr.,94 Übermittler von T3 u. F1– F6). In der Forschung wird oft ein ca. 100 Jahre früherer terminus ante quem genannt, der auf F7 basiert: Da dieser Text als frühestes Zeugnis für die Existenz des Antigonos aus der Isagoge des Porphyrios zu den Apotelesmatika des Ptolemaios stamme,95 müsse Antigonos vor dem Tod des Porphyrios (zwischen 301 und 305 n.Chr.), also spätestens in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n.Chr. gelebt haben.96 Da aber inzwischen der Schlussteil der Isagoge des Porphyrios (capp. 46–55), der F7 enthält (cap. 51), als unecht erwiesen wurde, 97 kann die Lebenszeit des Philosophen nicht länger als Argument für die Datierung des Antigonos geit, was pivotal.” Siehe weiter Berger 1894, 62. Bouché-Leclercq 1899, 543f. Cumont CCAG II (1900), pp. 85f. Kroll 1901, 573. Boll 1902, 140. Boll 1908, 106 (= Boll 1950, 4). Boll 1910 (= Boll 1950, 39). Cumont 1909a, 268. Cumont 1912, 40f. Boll 1922b (1950), 343. Cumont 1937, 156. Neugebauer 1957, 187. Dicks 1960, 11–15 u. 111f. Gundel – Gundel 1966, 109f. Neugebauer 1975, 331f. Toomer 1988, 362. Pingree 1997a, 25. Hübner 1998c, 569f. Jones 1998, 143. Ulansey 1998, 68.71f. De Callataÿ 1999–2000, 57f. Urso 2002, 121 (darunter nicht wenige Stimmen, die die astrologischen Interessen Hipparchs für sicher halten). 93 So bereits richtig Kroll und Cumont (CCAG VI, 1903, p. 671). 94 Siehe den Katalog zu Hor. gr. 380.XI.26. 95 Edition: Boer – Weinstock 1940 (CCAG V 4, pp. 185–228). Zur Echtheit dieses Werks des Porphyrios s. Boer und Weinstock in der Praefatio (ibid. 187) sowie Boll 1899, 871 u. Boll 1903a, 72. Während Westerink 1971, 18f., die Autorschaft des Porphyrios bezüglich der gesamten Isagoge bezweifelt, verzeichnet Smith 1993, 490, sie unter den echten Schriften des Porphyrios als Nr. 64 (das ist wohl der Grund, warum Johnson 2013, 159–164. 205f. 262, in seiner Besprechung der Isagoge ihre Echtheit kommentarlos als gegeben voraussetzt). Auch Greenbaum 2009, 127f. 137f. 141. 151f. (mit weiterer Literatur) führt gewichtige Argumente für die Authentizität der Isagoge an. 96 So Neugebauer – van Hoesen 1959, 186; ähnlich Cramer 1954, 165, und andere. 97 Mehr dazu S. 26 nach Anm. 109.

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nutzt werden. Stattdessen erlauben es die Forschungsergebnisse Pingrees, den terminus ante quem mit hoher Plausibilität bis in die Lebenszeit eines früheren Autors, des Antiochos von Athen (Ende 2. Jh. n.Chr.), zu verschieben und die Blütezeit des Antigonos von Nikaia so um 150 n.Chr. oder wenig später, d.h. etwa zeitgleich mit Ptolemaios und Valens, einzugrenzen. Zur Begründung ist ein Exkurs in ein kompliziertes Teilgebiet der Überlieferungsgeschichte griechischer Astrologentexte erforderlich. Das Fragment F7 stammt in Wahrheit aus der wichtigsten Epitome des verlorenen astrologischen Werkes  des gegen Ende des 2. Jh. n.Chr. zu datierenden Antiochos von Athen. 98 Diese 53 Kapitel umfassende Antiochos-Epitome – Nr. 2 in der maßgeblichen Zählung Pingrees99 – ist unter dem Titel    überliefert als Buch 5,1–53 der Kompilation des Rhetorios, des letzten bekannten griechisch schreibenden astrologischen Fachschriftstellers in Ägypten vor der arabischen Eroberung 641 n.Chr.100 Es gilt also: Antioch. epit. 2,1–53 = Rhet. 5,1– 98

Zur Datierung ins späte 2. Jh. n.Chr. s. Pingree 1977a, 204 (ebenso Hübner 1996, 774. Pingree 2001a, 7). Wir wissen von zwei astrologischen Werken des Antiochos, den   und den  (Einzelheiten bei Pingree 1977a). Zu Antiochos s. ferner Boll 1903a, 547 (Index s.v.). Cumont 1918/19, 38–54. Cumont 1934. Pingree 1968b, 278. Pingree 1978a, II 421f. Sezgin 1979, 31. Hübner 1982, 441. Holden 1996, 61f. Hübner 1995a, I 15. Bautista 2005. Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006. Pérez Jiménez 2011b. 99 Pingree 1977a, 206–208. 100 Erste kritische Gesamtausgabe angekündigt von Pingree 1977a, 203 (Editionsplan ebd. 222f.). Pingree 1994, 95. Burnett – Pingree 1997, 220. Pingree 1998, 135137. Die postume Publikation von Pingrees Edition ist durch den hiesigen Verfasser in Arbeit (s.u. S. 358 s.v. ‘Rhet.’). Noch sind der CCAG (variis locis) und die Vorabedition einzelner Kapitel durch Pingree 1976a (Index pp. 443–444 s.v. Rhetorius) zu konsultieren. Maßgebliche Besprechung zu Rhetorios: Pingree 2001a, 6–13 (zu Quellen und Rezeption des Rhetorios s. die Schemata ebd. 36f.). Siehe ferner Pingree 1978a, II 439f. Pingree 1989, 232–237. Pingree 1994, 86f. Hübner 2001d. Bezza 2002b. Pingree 2006a, 20f. A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 719. – Die Datierung ins frühe 7. Jh. (erstmals vorgebracht von Pingree 1976a, XII–XIII; cf. Burnett – Pingree 1997, 8: “in the 620s or 630s, probably in Alexandria”) basiert auf dem Horoskop vom 24.02.601 n.Chr. bei Rhet. 5,110,1–13, das jedoch im Verdacht steht, fiktiv und damit für die Datierung des Rhetorios irrelevant zu sein (s.u. S. 312 zu Hor. gr. 601.II.24(?) mit weiterer Lit.). Sicher ist nur soviel: “Rhetorius [...] wrote in 505 or later” (Pingree 2001a, 7). Nach Kam. isag. 93 war Rhetorios Ägypter. – Die Buch- und Kapitelzählung des Rhetorios basiert auf dem Codex Paris. gr. 2425. In dieser Hs. folgt auf eine unabhängige Rezension der vier Bücher umfassenden  des Ptolemaios (Siglum Y bei Hübner 1998a; s. ferner Pingree 1989, 232) als Buch 5–6 eine Kompilation, von der nach Pingree Buch 5 ganz (d.h. 5,1–117) sowie die ersten 52 Kapitel von Buch 6 auf

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53. Wenngleich die Urheberschaft des Antiochos durch den Verlust des Originals nicht für jedes einzelne Textelement der Epitome erweisbar und der Einschluss fremden Materials möglich ist, 101 darf doch mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass das hier zitierte Kapitel auf den Athener zurückgeht.102 Nach Pingree ist es möglich, dass Rhetorios diese Epitome nicht selbst anfertigte, sondern als ein Produkt des 5. oder 6. Jh. vorfand und en bloc in sein eigenes Kompendium integrierte.103 Er zieht jedoch die Annahme vor, dass Rhetorios selbst der Epitomator sei, auch wenn er den Beweis hierfür schuldig bleiben müsse.104 In jedem Fall habe Rhetorios redaktionelle Eingriffe vorgenommen, das zeigten Querverweise in Rhet. 5,1–53 (= Antioch. epit. 2) zu anderen Teilen des Kompendiums.105 Von der zweiten Epitome gelangte das hier relevante Kapitel Nr. 15 in die späteren Epitomai IIa,106 III107 und IIIb108. Aus Rhet. 5,15 gelangte F7 schließlich auch in die Isagoge des Porphyrios, genauer: in die uns erhaltene Rezension derselben, die das Werk eines gewissen Demophilos ist, der 990 n.Chr. in Konstantinopel wirkte und das Horoskop dieser Stadt stellte.109 Wahrscheinlich war es Demophilos selbst, der die Kapitel Rhet. 5,10.11.12.14.15.46 (= Antioch. epit. 2,10.11.12.14.15.46) an den Porphyriostext anhängte, wo sie die Kapitel 47–52 bilden. Echt sind von den insgesamt 55 Kapiteln der Isagoge des Porphyrios nach Pingree nur Nr. 1–45.110 Zwar sind auch diese Rhetorios zurückgehen. Siehe Pingree 2001a, 12: “I strongly suspect that Rhetorius, working in Alexandria in about 620, was the original compiler of books V and VI in R [= Paris. gr. 2425], and that he ended his compilation with VI 52.” 101 Vgl. Pingree 1977a, 206f.: “The fundamental epitome of the  of Antiochus, here entitled Epitome II [...] was probably written in the fifth or sixth century; it is unclear how much of it is really based on Antiochus.” Pingree 2001a, 9, zeigt, dass Kapitel 18 der Epitome II einen Hinweis auf Paulos Alexandrinos enthält, der aus chronologischen Gründen nicht von Antiochos stammen kann. 102 Vgl. Pingree 2001a, 9: “most of this [sc. Epitome II] must be a summary of a work by Antiochus.” 103 Pingree 1977a, 222. 104 Pingree 2001a, 9. 105 Pingree 2001a, 8. 106 Vgl. Pingree 2001a, 9, und Pingree 1977a, 208f. Epit. IIa (edd. Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006) entstand im 14. Jh. in der Schule des Johannes Abramios. 107 Vgl. Pingree 1977a, 210. Epit. III entstand wahrscheinlich im 7. Jh. n.Chr. 108 Vgl. Pingree 2001a, 10, und Pingree 1977a, 213. Epit. IIIb entstand frühestens im 12. Jh.; Rhet. 5,15 ist dort Kapitel 11. 109 Vgl. Pingree 2001a, 8, sowie 1997a, 66, Pingree 1977b, 306–308, und hier S. 292 zu Hor. gr. 330.V.11. 110 Pingree 2001a, 737.

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echten Kapitel in hohem Maße von Antiochos abhängig, aber Pingree zeigt, dass im Falle von Kapitel 47–50 die Überlieferung zweifelsfrei den Umweg über die durch Rhetorios tradierte Antiochos-Epitome nahm und dasselbe folglich auch für die Kapitel 51–52 (= Rhet. 5,15 u. 5,46) anzunehmen ist.111 Auch die noch verbleibenden Kapitel 46 sowie 53–55 sind dem Porphyrios abzusprechen, stammen aber nicht aus der zitierten Antiochos-Epitome des Rhetorios.112 Zu dem erläuterten Argument dafür, dass Antigonos von Nikaia vor Antiochos von Athen lebte und von diesem rezipiert wurde, treten drei schwächere Indizien, die uns ebenfalls auf die Mitte des 2. Jh. n.Chr., jener Blütezeit der antiken Astrologie,113 verweisen: Die astrologiehistorischen Zeugnisse T1 und T2 erwecken unabhängig voneinander den Eindruck, als dächten sich ihre Verfasser (Johannes Lydos und der Anonymos von 379 n.Chr.) den Antigonos vor Ptolemaios, oder spätestens als dessen Zeitgenossen, und die extrem sorgfältige Analyse, die Antigonos im Falle des Hadrianhoroskops (F1) anstellt, lässt vermuten, dass das Interesse an den Einzelheiten dieses Kaiserschicksals noch groß war, der Tod Hadrians mithin noch nicht lange zurücklag. Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass das Handbuch des Antigonos in der Regierungszeit des Antoninus Pius (138–161 n.Chr.) entstand. Falls Antigonos in diesem Handbuch unter anderem sein eigenes Horoskop besprochen haben sollte, so wie es explizit der Ps.-Manethon, Aelius Aristides und Hephaistion von Theben114 und implizit auch Vettius Valens115 taten, besäßen wir, wenn die Passage erhalten wäre, einen Schlüssel zur exakten Datierung seiner Geburt.

Der Arzt Neben unserem Astrologen ist ein gleichnamiger Arzt Antigonos von Nikaia bekannt. Er wird in dem Traktat       des Ps.-Aelius Promotusals Autor eines Rezepts 111

Pingree 2001a, 8. Falsch ist das Urteil von Stegemann 1942, 83–87 (Anhang: Über den Schluß der Isagoge des Porphyrios zur Tetrabiblos des Cl. Ptolemaios), darin 84, cap. 51 gehöre dem echten Porphyriostext an. 112 So Pingree 2001a, 8. Nach Stegemann 1942, 84–87, stammen die Kapitel 53–55 aus dem Introductorium des Sahl ibn Bišr. 113 Hübner 1997a, 125. 114 Vgl. den Katalog zu Hor. gr. 80.V.27–28. Hor. gr. 117.XI.26. Hor. gr. 380.XI.26. 115 Vgl. den Katalog zu Hor. gr. 120.II.8.

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für ein Gegengift zitiert:  [scil. ]           .116 In der antiken Literatur gibt es keine Belege für weitere Antigonoi aus Nikaia. Auf die Namensgleichheit des Arztes und des Astrologen wies erstmals Rohde (1873) hin, 117 ohne jedoch die Frage aufzuwerfen, ob die beiden Autoren identisch seien. Diese Identität nahm zuerst Kroll (1931a) an.118 Ihm folgen Cramer, die Gundels und Montanari; 119 skeptisch urteilen dagegen Neugebauer und Lindsay.120 ahin und Merkelbach registrieren den Arzt und den Astrologen als verschiedene Schriftsteller aus Nikaia, ohne das Identitätsproblem anzusprechen.121 Der iologische Traktat des Ps.-Aelius Promotus entstand frühestens im 2. Jh. n.Chr., da die datierbaren in ihm zitierten Autoren bis in diese Zeit hinunterreichen. 122 Da auch der Astrologe Antigonos von Nikaia (A1) im 2. Jh. n.Chr. lebte, steht der Identifizierung chronologisch – zumindest auf den ersten Blick – nichts im Wege. Nun hat allerdings der schon zitierte Rohde vermutet, der von Ps.-Aelius Promotus erwähnte Arzt Antigonos von Nikaia (A2) sei mit einem dritten Antigonos (A3) identisch, der an acht Stellen der Nikanderscholien 123 ohne Toponym zitiert wird. 124 Dieser (A3) ist jedoch nach dem aktuellen Forschungsstand mit einem vierten Antigonos (A4) identisch, dem von Erotian als Hippokrateskommentator und Grammatiker zitierten Antigonos von Alexandria,125 der in der ersten Hälfte des 1. Jh. v.Chr. lebte. 126 Sofern

116

Ps.-Ael. Prom. 51 p. 67,5 Ihm. Vgl. den Kommentar bei Ihm 1995, 11767 (u. ebd. 7 u. 19) sowie auch Ihm 1997, 23819. 117 Rohde 1873, 2704 (= 1901, 3874). 118 Nach Hinweis auf den von Ps.-Ael. Prom. zitierten Antigonos von Nikaia durch M. Wellmann. Siehe auch Kroll 1935, 2166,63. 119 Cramer 1954, 164 u. 185. Gundel – Gundel 1966, 222 (“höchstwahrscheinlich mit dem gleichnamigen Arzt identisch”). Montanari 1996. 120 Neugebauer – van Hoesen 1959, 186f. (“we see no gain in such hypothetical constructions”). Lindsay 1971, 342 (“no reason to identify him with a physician of the same name”). 121 ahin – Merkelbach 1987, 81f. 122 So Ihm 1995, 18f., gefolgt von Schulze 2002, 75; terminus ante quem ist Aëtios im 6. Jh. n.Chr. – Der echte Aelius Promotus lebte in der ersten Hälfte des 2. Jh. n.Chr. (Schulze 2002, 75). 123 Schol. Nik. Ther. 94e. 215a. 377–378a. 574b. 585a. 748. 781b. 849. 124 Rohde 1873, 2704 u. 2822 (= 1901, 3874 u. 4021). 125 Erotian. praef. p. 5,19 Nachmanson (Hippokrateskommentator); ibid. p. 73,16–17 N. s.v.  (Grammatiker).

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die Herkunftsangaben stimmen, muss der Alexandriner (A3=A4) von den Autoren aus Nikaia (A1, A2) verschieden sein. Tatsächlich hat sich die Forschung gegen die Identität des Alexandriners (A3=A4) und des Arztes (A2) ausgesprochen.127 Für die Identität des Astrologen (A1) und des Arztes (A2) spricht neben der gemeinsamen Herkunft aus Nikaia128 auch der Umstand, dass die Personalunion von Arzt und Astrologe keineswegs selten ist.129 Seit ihren Anfängen ist die griechisch-römische Astrologie in der Form der Iatromathematik aufs Engste mit der Medizin verbunden.130 ‘Nechepsos und Petosiris’, auf die Antigonos sich anscheinend berief (Heph. 2,18,21), räumten der astrologischen Medizin breiten Raum ein. 131 Der älteste erhaltene iatromathematische Text der griechisch-römischen Literatur sind wahrscheinlich die dem Hermes zugeschriebenen  132(den Ägyptern galt Thot = Hermes nicht nur als Gott der Astronomie und Astrologie, sondern auch als Gott der stark magisch geprägten Medizin).133 Auch die ähnlich alten Salmeschiniaka, aus denen Antigonos – freilich in anderem Kontext – zitiert (F6), enthielten Iatrologisches. 134 Bereits vor der systematischen Ausbildung der griechischen Individualastrologie hat Hippokrates den Nutzen der Sternkunde für die 126

Die Identität von (A3) und (A4) vertreten Montanari 1996 und Ihm 2002, 63 (erneut bestätigt durch S. Ihm mit Brief an den Verf. vom 8.5.2003), ebenso bereits Cohn 1894. Rohde hatte die Identität von (A3) und (A4) negiert (Rohde 1873, 2822, = 1901, 4021). 127 Cohn 1894 (“zweifelhaft”). Montanari 1996 (“unwahrscheinlich”). 128 Kroll 1931a führt ein (schwaches) Zusatzargument an: Wenn der von Ps.-Aelius Promotus zusammen mit Antigonos von Nikaia erwähnte Theodoros aus Makedonien (s.o. das griech. Zitat S. 28 mit Anm. 116) mit jenem Theodoros identisch sei, der der Schüler des Athenaios, des Begründers der pneumatischen Schule, war (diese Identität vertreten Rohde 1873, 2703 [= 1901, 3873], und Wellmann 1895, 13; zweifelnd Deichgräber 1934, 1866), dann müsse Theodoros aus Makedonien ins 2. Jh. n.Chr. datiert werden, was gut zu der Lebenszeit des Astrologen Antigonos passe. 129 Auch in der astrologischen Prognostik finden Ärzte und Astrologen immer wieder als Produkte derselben Konstellationen Erwähnung; vgl. Hübner 2015, bes. 71. 130 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 517–542. Kroll 1914. Cumont 1937, 163–177 (Magie), bes. 171f. Tester 1987, 23f. u. Index s.v. ‘medicine and astrology’. Barton 1994b, 179f. u. Index s.v. ‘medicine, ancient’. Touwaide 1998. Siehe auch Lemay 1980, 130. 131 Vgl. Nech. et Pet. frg. 28–32 u. 35–36 (aktualisierte Fragmentliste: s.u. S. 40–47) und dazu Pingree 1974b, 548 mit Anm. 34 (sowie Kroll 1935, 2162,41–64 u. 2166,45–49). Siehe ferner Ptol. apotel. 1,3,18:             (u. dazu Feraboli 1985, 368f.). 132 So Pingree 2001a, 47. Textausgabe: Ideler 1841, 387–396, vgl. ebd. 430–440. 133 Siehe Kurth 1986, 504f. 507. 134 Vgl. Gundel – Gundel 1966, 15f.

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ärztliche Kunst betont,135 und noch bis ins 18. Jh. war die Medizin in der Form der Iatromathematik aufs Engste mit der Astrologie verbunden.136 Seit Ptolemaios galt die Medizin als prognostische (stochastische) ‘Schwesterwissenschaft’ der Astrologie;137 ihre Methode und ihre Kunstfehler wurden zur Illustrierung und Rechtfertigung der Astrologie herangezogen. 138 Zu den Grundlehren der astrologischen Medizin zählt die zodiakale, dekanale und planetare Melothesie, d.h. die Assoziation der Tierkreiszeichen, Dekane und Planeten mit den Gliedern des menschlichen Körpers auf der Grundlage der kosmischen Sympathie.139 Auf die zodiakale Melothesie rekurriert auch Antigonos, zumindest implizit (F3 § 66a). Ferner gehören zur Iatromathematik die Stufenjahre ( ), derer sich Antigonos ebenfalls bedient (F1 § 52). Der bekannteste praktizierende Iatromathematiker der Antike war Krinas von Massilia, der es in neronischer Zeit mit seiner Kunst zu einem großen Vermögen gebracht haben soll.140 Insgesamt ist es also zwar nicht beweisbar, dass der Astrologe und der Arzt aus Nikaia identisch sind, aber doch – vor allem aufgrund der Namensgleichheit – wahrscheinlich.141 Die einzige Erwähnung einer  135

Hippocr. aër. 2 p. 26,19–20 Diller (CMG I 1,2)        (= p. II 14 Littré). Ähnlich verlangt später z.B. Imbrasios von Ephesos, dass der Arzt Kenntnis der Astrologie besitzen müsse (Ps.-Galen. progn. decub. 14 p. 569,7–11 K.):                  (vgl. Kovai 2001, 172). 136 Hübner 2001e, 836. Zur Frühen Neuzeit vgl. Hübner 2005d, 249–251, Hübner 2014a, 26, u. bes. Brind’Amour 1993, 111–127 (Kap. “Le métier de médecin astrologue”), bes. 111f. Übrigens war auch Johannes Abramios Arzt und Astrologe (s.u. Anm. 334). 137 So Hübner 2001e, 837. 138 Vgl. bes. Ptol. apotel. 1,2,20 und das daraus schöpfende Kapitel       bei Steph. philos. CCAG II (1900), p. 186,1–14. 139 Mehr zur Melothesie in Anm. 3038. 140 Plin. nat. 29,9 (Medizingeschichte): nullius histrionum equorumque trigarii comitatior egressus in publico erat, cum Crinas Massiliensis arte geminata, ut cautior religiosiorque, ad siderum motus ex ephemeride mathematica cibos dando horasque observando auctoritate eum [sc. Thessalum] praecessit, nuperque HS C reliquit, muris patriae moenibusque aliis paene non minore summa extructis. 141 Zur speziellen Verbindung von Astrologie und Iologie verdient noch die Statue eines ägyptischen Astronomen Erwähnung (wohl aus der Ptolemäerzeit, wenn nicht noch aus der 30. Dynastie), der sich neben magischen Kräften zur Abwehr giftiger Reptilien auch astrologischer Fähigkeiten rühmt. Siehe Osing 1980, 12f.

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142in astrologischem Kontext bietet das anonyme Fragment   im CCAG I (1898), pp. 124–128, darin p. 127,6. Ein  (neutr.) erwähnt ferner der sehr späte Ps.-Hermipp. 2,6 p. 43,14 Kroll– Viereck.143

Das astrologische Werk Der Titel des Werks ist unbekannt.144 Da er in den Testimonien und Fragmenten an keiner Stelle spezifiziert wird, war wohl schon den antiken Rezipienten nur ein einziges astrologisches Werk des Antigonos bekannt. Es kursierte unter dem wahren Namen des Autors, nicht – wie viele ältere Astrologumena – unter einem mystifizierenden 145 Pseudonym wie ‘Nechepsos und Petosiris’, ‘Hermes’, ‘Zoroaster’ oder ‘Abraham’.146 Antigonos ist unter diesem Gesichtspunkt seinen Zeitgenossen Ptolemaios und Valens sowie Autoren des 1. Jh. n.Chr. (Manilius, Dorotheos, Thrasyllos, Balbillos) an die Seite zu stellen.147 Wahrscheinlich (vgl. T1) war der Titel wissenschaftlich nüchtern und ohne mystische Anklänge, wie wir sie z.B. von dem frühen Astrologen Kritodemos kennen (, ‘Vision’).148 Ob und gegebenenfalls wem das Werk gewidmet war, ist unbekannt.149 142

Wie Ps.-Ael. Prom. 51; s.o. S. 28. Nach Hübner 2001e, 834, ist der Verfasser Johannes Katrarios. Weitere Lit.: Häbler 1896. Jürss 1966. Greenfield 1995, 128. Hohlweg 1995, bes. 20–25 zum Inhalt des Werkes und 38–45 eine Argumention, der Autor sei vermutlich Nikephoros Gregoras. 144 Der Hinweis von Sallmann 1997, 58, auf das Horoskop Hadrians, “das Antigonos von Nikaia in sein Werk De prima genitura übernommen hat”, beruht anscheinend auf einem Missverständnis von Heph. 2,18,53       . 145 Vgl. Hübner 2001e, 845. 146 Mehr dazu S. 487 (zu ‘Zoroaster’), S. 539 (zu ‘Nechepsos und Petosiris’) und S. 1277 Anm. 3235 (zu ‘Abraham’). 147 Eine Ausnahme unter den Autoren des 2. Jh. n.Chr. ist ‘Manethon’ (geb. 80 n.Chr., vgl. Ps.-Maneth. 6[3],738–750 und unten S. 231 zu Hor. gr. 80.V.27–28). 148 Val. 3,9,3 und 9,1,5. – Den Kritodemos datiert Pingree 2001a, 10, ins frühe 1. Jh. n.Chr. Obsolet sind ältere Datierungen ins 3. Jh. v.Chr. (so Kroll 1901, 572. Cramer 1954, 14. Gundel – Gundel 1966, 106). Eine Edition der Kritodemosfragmente besorgte Peter 2001 (ungedruckt). Weitere Lit.: Boll 1922d. Pingree 1978a, II 424–426. Holden 1996, 31. Hübner 1999b. F. Rochberg in Keyser – Irby-Massie 2008, 493. 149 Zum Vergleich: Thrasyllos schrieb an Hierokles (CCAG VIII 3, 1912, p. 99,1 = Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57 tit.), Balbillos an Hermogenes (ibid. p. 103,10 = Rhet. 6,60 tit.), Kallikrates an Timogenes (ibid. p. 102,17 = Rhet. 6,59 tit.), Ps.-Manethon 143

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Der von ‘Palchos’ exzerpierte Astrologe Zenons (Ende 5. Jh.)150 erwähnt eine sechste Nativität aus dem dritten Buch des Antigonos (T4), Rhetorios (6. oder 7. Jh.) ein viertes Kapitel des vierten Buches (T5). Der Umfang des Werks betrug also mindestens vier Bücher. Falls der Aufbau den vier Bücher umfassenden  des Ptolemaios ähnlich war, was aber ungewiss ist, könnte das vierte Buch zugleich das letzte gewesen sein. Jedenfalls gehört T5 thematisch zur Lehre von der Einteilung der Lebenszeiten (), die Ptolemaios in seinem Schlusskapitel (apotel. 4,10) behandelt. Allzu eng dürfen wir uns die Ähnlichkeit beider Werke aber nicht vorstellen, wie schon die umfangreichen Lehrhoroskope des Antigonos beweisen, auf welche Ptolemaios ganz verzichtet. Sicher falsch ist die wiederholt geäußerte Annahme, das astrologische Werk des Antigonos von Nikaia sei eine reine Sammlung von Beispielhoroskopen gewesen. Sie beruht auf einer Überinterpretation von T4 (       ), die erstmals Kroll und Cumont vertraten (“geniturarum memorabilium plures libros collegisse videtur”).151 Dagegen sprechen die Testimonien T1 und T5: T1 impliziert eine systematische Unterweisung (   [sc. ]      ), T5 eine Kapitelzählung des vierten Buches (   ). Aus T4 darf nur geschlossen werden, dass das dritte Buch des Antigonos entweder ganz aus Beispielhoroskopen bestand oder eine Sammlung solcher Beispiele en bloc bot. Vielleicht endete jedes der vier (oder mehr) Bücher mit einer Sammlung von Beispielen. Während reine Sammlungen von Horoskopen im Abendland erst zur Zeit der Renaissance entstehen, 152 ist die Illustrierung astrologischer (vv. 1[5],1. 5[6],1.11) an Ptolemaios (II.?), Ptolemaios an Syros (Ptol. apotel. 1,1,1), Valens an Markos (Val. 7,6,230. 9,1,1. 9,15,11), Firmicus an Egnatius Mavortius Lollianus (Firm. math. 1 prooem. 1), Paulos Alexandrinos an Kronamon (Paul. Alex. 1 p. 1,5), Hephaistion an Athanasios (Heph. 1 prooem. 1. 2 prooem. 1. 3 prooem. 1), usw. 150 Anscheinend ein Hofastrologe des Kaisers Zenon; mehr zu diesem (und auch zu ‘Palchos’) unten S. 98–107. 151 Kroll u. Cumont, CCAG VI (1903), p. 671, zu T4. Direkt oder indirekt gehen darauf Urteile wie die folgenden zurück: Stegemann 1931/32, 370: “das Werk des Antigonos von Nikaia [...], das eine Beispielsammlung solcher Genituren samt Kommentar enthielt”; Holden 1996, 57: “He [sc. Antigonos] is remarkable for having compiled a book of ‘notable nativities’ […]. So far as is known, this was the first book of its kind, although some earlier astrologers had included example nativities in their works”; etc. 152 Zu nennen sind besonders die Werke des Girolamo Cardano (1501–1576, zugleich Archeget dieser Literaturform in der Renaissance) und des Luca Gaurico (1475–1558).

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Handbücher durch Fallbeispiele in der antiken Astrologie seit den Anfängen vielfach belegbar. Durch Ptolemaios wissen wir, dass schon die ‘ägyptischen Autoren’ (wahrscheinlich ‘Nechepsos und Petosiris’) ihre astrologischen Lehren durch   verdeutlichten.153 Diese frühen Beispiele sind verloren. Seit dem 1. Jh. n.Chr. sind exemplarische Nativitäten aus den Werken von Dorotheos (9),154 Balbillos (2),155 Ps.-Manethon (1)156 und Valens (121)157 überliefert. Auch spätere Autoren wie Paulos Alexandrinos, Hephaistion, der Astrologe Zenons, Rhetorios und Eutokios von Askalon bieten (zum Teil sehr ausführliche) Beispielhoroskope. Als besonders nützlich erweist sich der Vergleich mit den   des Vettius Valens. Dessen insgesamt 121 datierbare Beispielhoroskope158 sind entweder in ein Kapitel integriert (so Val. 7,6: 18 Beispiele) oder bilden dessen Abschluss (z.B. Val. 3,11: a.E. zwei Bsp.; Val. 4,8: ein großes Bsp. zu 4,7). Zuweilen fasst Valens auch Beispiele für den Lehrgehalt mehrerer Kapitel zusammen, z.B. Val. 2,22 (     14 Bsp.) und Val. 3,5,5–20 (  zwei Bsp.). Der nächste Schritt wäre es, am Ende eines Buches Beispiele zu bieten, die den Lehrgehalt des ganzen Buches möglichst vollständig abdecken, oder gar am Ende eines Werkes ein separates Buch mit Fallstudien zu bieten, die alle vorausgehenden Bücher illustrieren. Keiner dieser beiden Schritte lässt sich bei Valens oder anderen antiken Astrologen belegen. Es lohnt jedoch Cardanos Sammlung, die im Laufe mehrerer Editionen von 1538 bis 1547 immer umfangreicher wurde, umfasste zuletzt 100 Fallstudien. Wenig später verfasste Luca Gaurico eine ähnliche, 200 Nativitäten umfassende Sammlung (1552), und Johannes Garcaeus publizierte (ebenfalls noch im 16. Jh.) eine Sammlung von mehr als 400 Nativitäten. Ausführlich zu dieser Entwicklung Grafton 1999, 133–170 (Kap. 4: “Horoskopsammlungen”) u. Grafton 2000 (“Geniture collections”). John Gadbury (1628–1704) soll sogar ein Corpus von 10.000 Nativitäten gesammelt und ausgewertet haben (Capp 1979, 185). Aus jüngerer Zeit verdient die 6000 Horoskope umfassende Sammlung von Taeger 1991–1992 Erwähnung. 153 Ptol. apotel. 1,21,18 (im Kontext des ‘ägyptischen’ Systems der Gradbezirke). Vgl. unten S. 1284 bei Anm. 3287. 154 Hor. gr. –6.III.29. Hor. gr. 12.X.31. Hor. gr. 13.I.26. Hor. gr. 14.XI.25. Hor. gr. 22.III.30. Hor. gr. 29.V.2. Hor. gr. 36.IV.2. Hor. gr. 43.VIII.2. Hor. gr. 44.X.2. 155 Hor. gr. –71.I.21. Hor. gr. –42.XII.27. 156 Hor. gr. 80.V.27–28. 157 Siehe die Liste bei Pingree 1986, XVIII–XX. 158 Hinzu kommen zwei nicht authentische, die erst im 5. Jh. n.Chr. entstanden: Val. add. 1,16–37 u. 1,38–49 (= Hor. gr. 431.I.9 u. Hor. gr. 419.VII.2 = Pingree 1986, p. XX, Nr. 122–123).

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einen Blick auf verwandte Gebiete der Divination: Die Forschung zu Antigonos von Nikaia hat übersehen, dass Artemidor von Daldis die ersten vier Bücher seines nur wenig später verfassten Werks über die Traumdeutung auf diese Weise illustriert hat. 159 Das fünfte und letzte Buch der Oneirokritika bietet eine  (bzw. )  , 160 95 Beispiele in Erfüllung gegangener Träume. Die Zahl der von Antigonos gebotenen Fälle dürfte freilich, selbst wenn sie das ganze dritte Buch gefüllt haben sollten, geringer gewesen sein, da seine Beispiele (besonders das Hadrianhoroskop) umfangreicher sind als die des Artemidor. 161 Ein Vergleich der Traumberichte Artemidors mit astrologischen Fallstudien wäre wünschenswert.162 Im Kontext astrologischer und oneirokritischer Beispielsammlungen verdienen auch die Sammlungen medizinischer Fallstudien Erwähnung, vor allem die 42 Krankengeschichten der echt-hippokratischen Epidemienbücher I und III.163 Der Umfang der einzelnen Krankengeschichten schwankt, beträgt aber im Durchschnitt eine halbe bis eine Druckseite, was mit den astrologischen und oneirokritischen exempla (abgesehen von Sonderfällen wie dem Hadrianhoroskop) vergleichbar ist. Auf den Zusammenhang von Medizin und Astrologie wurde bereits hingewiesen, und gewisse Gemeinsamkeiten der Fallstudien im Detail, wie etwa ihr 159

Zur Datierung m.W. zuletzt Chandezon – Du Bouchet 2012, 17, nach deren Urteil Artemidor zwischen 140 und 200 n.Chr. aktiv war. 160 Artem. onir. 5 prol. p. 301,3–5 Pack. 161 Die kürzesten Traumbeschreibungen Artemidors umfassen nur zwei bis drei Druckzeilen (z.B. onir. 5,4.15.41.44), die längsten ca. 15–20 Druckzeilen (onir. 5,58.78; cf. onir. 1,4 p. 13,11–14,8 Pack). 162 Artemidor betont z.B. – wie Astrologen (und Mediziner, mehr dazu im Folgenden) – die empirische Natur seines Wissens (onir. 1 prol. p. 1,12–13:    ). ibid. p. 1,17–18:    . Ferner spricht er ebenso wie die Astrologen von . Dies ist sein terminus technicus für das Ereignis, welches der Traum angezeigt hatte (vgl. außer dem letzten Zitat Dutzende weiterer Belege im TLG; leider fehlt das Lemma  im Index bei Pack 1963, 328). Weitere Parallelen liegen darin, dass alle Traumbeispiele Artemidors anonym formuliert sind und arithmologische Strukturen erkennbar sind (dazu s.u. Anm. 164 a.E.). Zum oft dreigeteilten Aufbau großer Traumberichte und großer Horoskopanalysen s.u. S. 564 (Tabelle). 163 Außer den individuellen Krankengeschichten enthalten diese beiden Bücher vier sogenannte Katastasen (= epidemische Konstitutionen; Beschreibungen des Klimas bestimmter Orte zu einer bestimmten Zeit, vor deren Hintergrund die individuellen Krankenberichte zu sehen sind). Siehe den vortrefflichen Kommentar zu Hippocr. epid. I u. III von Lichtenthaeler 1994 (hier: S. 16).

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Rekurs auf arithmologische Strukturen (dies critici bzw.  )164 und im weitesten Sinne ‘klimatische’ Kriterien 165 , sind unübersehbar. Vielleicht haben die älteren medizinischen Sammlungen der Ärzte die Astrologen zur Abfassung ähnlicher Fallstudien angeregt.166 Es ist allerdings ein wichtiger Unterschied zu betonen: Die hippokratischen Krankengeschichten haben den Charakter von (behutsam überarbeiteten) Tagebuchaufzeichnungen am Krankenbett. Sie registrieren rein deskriptiv und ohne Formulierung einer Diagnose die klinischen Zeichen der Erkrankung sowie ihre Entwicklung vom Beginn der Bettlägerigkeit bis zum Ende (Genesung oder Tod). Auf ihnen basieren nosologische Analysen und prognostische Lehrschriften, im Fall von Epidemien I und III das Prognostikon.167 Das exakte Pendant zu den hippokratischen Krankengeschichten sind die auf langjähriger Praxis beruhenden empirischen Materialsammlungen (gleichsam ‘Zettelkästen’), aus denen die Astrologen zur Illustration ihrer Handbücher schöpften. Sie sind uns in keinem Fall erhalten, doch aus dem Werk des Valens können wir uns ein gutes Bild von ihnen machen. Aus einem Archiv mit mehr oder weniger vollständig dokumentierten Individualschicksalen 168 entnahm Valens bei Bedarf die biographischen Details, die ihm zur Illustration eines speziellen Lehrinhalts nützlich schienen. Aus einigen Viten verarbeitet er verschiedene Aspekte in verschiedenen doktrinären Zusammenhängen, so dass sich die zugehörige ‘Karteikarte’ und ihr individueller Datensatz aus 164

Vgl. z.B. Cens. 14,9: praeterea multa sunt de his hebdomadibus, quae medici ac philosophi libris mandaverunt, unde apparet, ut in morbis dies septimi suspecti sunt et dicuntur, ita per omnem vitam septimum quemque annum periculosum et velut  esse et climactericum vocari. sed ex his genethliaci alios aliis difficiliores esse dixerunt, etc. Bei den Astrologen ist auch an die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes zu erinnern (s.u. zu F1 §§ 50–51). Man beachte ferner den Tod am jeweils 7. Tag nach den Träumen in Artem. onir. 5,26.30.35 (5,30 und 5,35 sind Träume von Kranken oder über Kranke). 165 Zu den medizinischen Katastasen der Epidemienbücher s.o. Anm. 163, zu den 7 ‘Klimata’ der Astrologen, die in vielen Horoskopen des Vettius Valens Anwendung finden, s. Honigmann 1929 u. Neugebauer 1975, 725–727. Die astrologischen Klimata sind astronomisch-geometrisch, nicht geographisch-meteorologisch definiert. 166 Ausdrückliche Zeugnisse dafür sind mir aus der Antike nicht bekannt. Es ist erneut auf die Renaissance und speziell auf den Arzt und Astrologen Girolamo Cardano (s.o. Anm. 152) zu verweisen, der sich die Epidemienbücher des Hippokrates zum Vorbild seiner eigenen Sammlung astrologischer Fallstudien nahm. Vgl. Grafton 2000, 64 u. 6860 (mit weiterer Lit.). 167 Lichtenthaeler 1994, 16. Die Chronologie der genannten Schriften ist: Epid. III, Epid. I, Progn. (Lichtenthaeler ebd.). 168 Vergleichbar den vollständigen Beschreibungen eines Krankheitsverlaufs.

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den verstreuten Stellen ganz oder teilweise rekonstruieren lassen. Am häufigsten (21-mal) rekurriert Valens auf sein eigenes Geburtshoroskop.169 Die astrologischen Rekurse auf Fallbeispiele sind also in der Regel – anders als die hippokratischen Krankengeschichten – nicht vollständig, sondern selektiv,170 und nicht rein deskriptiv, sondern mit einer Ursachenanalyse kombiniert. Ein detaillierter Vergleich der medizinischen, astrologischen und oneirokritischen Beispielsammlungen ist hier nicht möglich, sei aber in Ermangelung entsprechender Studien als Desiderat vermerkt.171 Immerhin ist ex negativo deutlich geworden, dass die Sammlungen von Fallbeispielen in den Handbüchern vergleichbarer Disziplinen so verschieden angelegt sind, dass daraus keine plausiblen Rückschlüsse auf die Methode, nach der Antigonos seine Beispielhoroskope in sein Lehrbuch integrierte, möglich sind. Leider wissen wir nicht einmal, ob in seinem Werk der Genethlialogie, die er nachweislich behandelt hat, nach Art des Ptolemaios und des Hephaistion (Ptol. apotel. 1–2 u. Heph. 1) ein oder zwei Bücher zu Elementarlehren und Universalastrologie vorausgingen, und wenn ja, ob diese ebenfalls mit Beispielen illustriert waren. Nur zum dritten, zweifelsfrei genethlialogischen Buch können wir ein klein wenig mehr sagen: Nach T4 enthielt es mindestens sechs Horoskope, und wenn das sechste das Hadrianhoroskop war,172 sind nach den Worten des Hephaistion173 wenigstens vier bis fünf weitere anzunehmen. Die Gesamtzahl muss aber nicht mehr als ungefähr ein Dutzend betragen haben. Ob Antigonos Neuerungen wie die zur Aspektlehre (F7) separat behandelt oder suis locis nach der Behandlung des Traditionsgutes ergänzt hat, wissen wir ebenfalls nicht. Und es gibt weder Indizien dafür

169

Siehe den Katalog zu Hor. gr. 120.II.8 (S. 254). Valens illustriert mit seinen eigenen Daten u.a. die Berechnung des Aszendenten (Val. 1,4,2.5–6.12–14), des vorausgehenden Vollmonds (1,8,12–18), des Wochentages (1,9,6–11), des Jahresherrschers (1,10,1– 7), der Mondknoten (1,15,4–9), der Schwangerschaftsdauer (1,21,17–26), des dazugehörigen Konzeptionshoroskops (3,10,4), usw. 170 Das Hadrianhoroskop kommt der vollständigen Analyse eines Individualschicksals näher als die Durchschnittshoroskope mit ihrem nur partieller Lehrillustration dienenden Charakter. 171 Vgl. oben S. 34. Bei einem solchen Vergleich sollten auch formale Elemente Berücksichtigung finden, z.B. die oft schematische bzw. stereotype Ausdrucksweise, die in der Überlieferung (zumindest der der Astrologentexte) zu vielen Augensprüngen geführt hat. Was die koischen Krankenberichte betrifft, vgl. Lichtenthaeler 1994, 16f. 172 Dazu mehr unten S. 519 (bei Anm. 699). 173 S.u. S. 63 nach Anm. 312.

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noch dagegen, dass jenseits des durch T5 bezeugten vierten Buches noch ein oder mehrere weitere Bücher folgten. Die Sprache des Antigonos unterscheidet sich nicht von der seiner Zeitgenossen Ptolemaios und Valens. Ein   sowie ein zwar mehrmals, aber nur in den Antigonosfragmenten überliefertes Wort verdienen Erwähnung:  (F1 § 41) und  (F1 §§ 40 u. 43[2x]).174 Sehr selten sind ferner die Begriffe   (F1 § 44),  (F1 § 45) und (F3 § 66b [2x]). Wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich durchweg um Komposita.

Quellen und Rezeption Die neuägyptische Tradition Trotz vieler Differenzen im Detail lehren die griechischen Astrologen ein im Wesentlichen übereinstimmendes System. Da dessen Grundzüge (zwölfteiliger Tierkreis, kanonische Eigenschaften der zwölf Tierkreiszeichen sowie der Luminare und Planeten, Dodekatropos, Aspekte, Aufgangszeiten, Planetenwürden, etc.)175 nicht auf astronomischen oder sonst wie naturkundlichen Tatsachen, sondern im Wesentlichen auf willkürlichen Definitionen und Analogiepostulaten beruhen und die mit Abstand bedeutendsten Autoritäten, auf die sich spätere Autoren zu berufen pflegen, ‘Nechepsos und Petosiris’ sind, folgerte schon Kroll zu Recht, dass das unter diesen Pseudonymen176 verfasste und größtenteils verlorene Werk die weitgehend selbstständige Hauptquelle der vielen mehr oder weniger unselbstständigen, aus der Kaiserzeit erhaltenen Astrologumena ist.177 Insofern stehen alle drei von Heph. 2,18 exzerpierten Autoren (Ptolemaios, Dorotheos, Antigonos) in der reich dokumentierten, sogenannten neuägyptischen Tradition von ‘Nechepsos und Petosiris’, neben der eine kleine Zahl ‘chaldäischer’ und ‘zoroastrischer’ Astrologentexte (ebenfalls in griechischer Sprache) eine so geringe Rolle spielen, dass sie in diesem 174

Siehe jeweils den Kommentar zur Stelle. Zu allen Einzelheiten des Systems siehe Bouché-Leclercq 1899, dessen Werk durch Pingree 1978a, II, und die hiesigen Stellenkommentare zu termini technici teilweise aktualisiert wird. 176 Zu ihrer Deutung s.u. Komm. zu F1 § 21 . 177 Kroll 1901, 564–577 (die erste gründliche Quellenstudie), bes. 564 u. 569. 175

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Quellen und Rezeption

Kapitel außer Acht gelassen werden dürfen. Allerdings weisen die drei von Heph. 2,18 zitierten Autoren in ihrer Abhängigkeit von ‘Nechepsos und Petosiris’ graduelle Unterschiede auf. Der zuerst genannte Ptolemaios (Heph. 2,18,2–7) ist überhaupt der selbstständigste Denker in der Nachfolge jener ‘Alten’, die er als einzige Autorität nennt,178 und Dorotheos von Sidon (Heph. 2,18,9–20), dessen Abhängigkeit von ‘Nechepsos und Petosiris’ Hephaistion an anderer Stelle bezeugt,179 steht ebenfalls für wichtige Modifikationen und Neuerungen.180 Im Vergleich mit diesen beiden folgt Antigonos von Nikaia – zumindest was die erhaltenen Beispielhoroskope betrifft 181 – so getreu den Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’, dass Hephaistion ihn allein ausdrücklich in deren Tradition stellt und als repräsentiv zitiert (Heph. 2,18,21:              ). Hephaistion dürfte durchaus in der Lage gewesen sein, über diese Dinge zu urteilen, denn er beweist eine breite Kenntnis älterer Literatur. Neben den bereits zitierten Autoren (‘Nechepsos und Petosiris’, Dorotheos von Sidon, Ptolemaios), die überhaupt seine wichtigsten und am häufigsten zitierten Quellen sind, rekurriert er auch auf Antiochos von Athen, Anubion, Apollinarios, Hipparch, Kritodemos, Ps.-Manethon, Odapsos, Pancharios, Porphyrios, Protagoras von Nikaia und Thrasyllos.182 Zum Teil wird man freilich die Benutzung von Zwischenquellen statt direkter Kenntnis der Originalwerke annehmen müssen. 178

Ptol. apotel. 3,11,1  = Nech. et Pet. frg. 15. Heph. 2,21,26 (= Nech. et Pet. frg. +22, s.u. S. 47):      180 Dorotheos schrieb ca. 75 n.Chr. (Pingree 2001a, 4f.) ein astrologisches Lehrgedicht ungewissen Titels (?) in fünf Büchern. Die griech. u. lat. Fragmente hat Pingree 1976a zusammen mit der arabischen (Sekundär-)Übersetzung, die ‘Umar ibn al-Farruhn  (ca. 800 n.Chr.) nach einer verlorenen mittelpersischen Übersetzung des 3. Jh. n.Chr. erstellt hat (vgl. Pingree 1997a, 46f., u. Pingree 1999, 191) ediert. Reste einer weiteren arabischen Übersetzung, die anscheinend bereits einige Jahrzehnte früher von oder für Mš’allh angefertigt wurde und auf dieselbe mittelpersische Version zurückgeht, edierte Pingree 1999. Das griech. Orig. überlebte mindestens bis zum 7. Jh. (Pingree 1989, 229). Wichtigste Besprechung: Pingree 1978a, II 426f.; weitere Lit. zu Dorotheos: al-Nad. Fihr. 7,2 p. 641 Dodge. Boll 1903a, 548 (Index s.v.). Heeg 1910. Kroll 1935, 2166,57f. Stegemann 1941. Stegemann 1943. Gundel – Gundel 1966, 379f. Pingree 1978b. Sezgin 1979, 32–38. Hübner 1995a, I 14. Holden 1996, 32–41. Burnett – Pingree 1997, 170. Konstan 1997, bes. 1724. Hand 1999, 60. Bakhouche 2002, 21. IrbyMassie – Keyser 2002, 93–96. Hübner 2011a. 181 In der Theorie steht er durchaus für Neuerungen; s.u. F7 mit Kommentar. 182 Stellennachweise bei Pingree 1973–1974, I 334 (Index). 179

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Das Urteil des Hephaistion wird bestätigt durch das Zeugnis des Johannes Lydos, der Antigonos in die Nachfolge des Petosiris stellt (Lyd. ost. 2, s.u. S. 187, T1), vor allem aber durch eine komparatistische Analyse der erhaltenen Horoskope des Antigonos, soweit diese beim fragmentarischen Überlieferungszustand des Werkes von ‘Nechepsos und Petosiris’ möglich ist.

‘Nechepsos und Petosiris’ Die Autorschaft und Datierung sowie der pseudepigraphische Charakter dieses Werkes, das nach seiner Entstehung im 2. Jh. v.Chr. schnell den Status einer ‘Astrologenbibel’183 erlangte, wird ausführlich im Kommentar zu F1 § 21    behandelt werden. Hier ist es vordringlich, unter Nutzung der wertvollen Vorarbeit von Pingree184 eine aktualisierte Liste der ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebenen Fragmente zu bieten, die daraus erkennbaren Themenkreise und Einzellehren zu umreißen und schließlich zu beurteilen, inwieweit Antigonos ‘Nechepsos und Petosiris’ folgt. Die folgende Liste nennt die von Riess 1891–1893 zusammengestellten Testimonien und Fragmente entsprechend den heute maßgeblichen Ausgaben, die bezüglich der Kapitel- und Paragraphenzählungen oft erheblich von Riess abweichen und bezüglich vieler Lesarten verbessert sind. Obsolete Papyrusnamen werden in der folgenden Liste korrigiert, (z.B. “Papyrus Salt” zu ‘P. Paris 19bis’, s.u. zu test. 6), anonym überlieferte Texte identifiziert (z.B. Michael Italikos, s.u. test. 11), und so fort. Genaue Zeilenangaben werden nur dann gemacht, wenn die Fragmentabteilung von Riess nicht exakt mit ganzen Paragraphen der jeweiligen modernen Textausgabe übereinstimmt. Die Authentizität der 183

Vgl. Boll 1908, 106 = Boll 1950, 4: “es ist recht eigentlich die Astrologenbibel, die man fortgesetzt kommentiert und umschreibt”; sinngleich Boll 1922b (1950), 344. Den von Boll geprägten Begriff ‘Astrologenbibel’ übernimmt ohne Quellenangabe Stegemann 1931/32, 354. Der Begriff missfällt Tester 1987, 46: “there was obviously no standard practice, no ‘Bible’ of astrology”. Bolls handliche Bezeichnung ist aber angemessen, solange man die Experimentier- und Innovationslust der Astrologen berücksichtigt und ‘Bibel’ nicht in christlich-dogmatischem Sinne überinterpretiert. 184 Siehe Pingree 1974b. Was die zahlreichen gegenüber Riess 1891–1893 neu hinzugekommenen Valensstellen betrifft, erklären sich die Abweichungen zwischen Pingrees und den hiesigen Stellenangaben dadurch, dass Pingree 1974b noch nach der ValensEdition von Kroll 1908 zitiert, während die hiesige Liste der Kapitel- und Paragraphenzählung von Pingree 1986 folgt.

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Fragmente wird hier nicht diskutiert, ebensowenig die von Riess gewählte Ordnung. Die Addenda beschränken sich auf Riess noch unbekannte Texte, die explizit ‘Nechepsos’ und/oder ‘Petosiris’ erwähnen. In sehr wenigen Fällen wurden auch solche Texte aufgenommen, deren Zuschreibung an den ‘Alten’ sich nach einhelliger Forschungsmeinung auf ‘Petosiris’ bezieht (z.B. Val. 3,3,2 = frg. +8) oder deren Fehlen einer Attribution ignoriert werden darf, da die Texte inhaltlich und wörtlich mit einem bereits bekannten Fragment übereinstimmen (z.B. Val. 3,11,7 = frg. +9). Vermutlich sind sehr viele weitere Texte mehr oder weniger wörtliche Fragmente jener ‘Astrologenbibel’, verdienen hier aber keine Aufnahme, da sie keine eindeutigen Attributionskriterien erfüllen. Die hier als berechtigt und notwendig erscheinenden Addenda sind, nach Testimonien und Fragmenten getrennt, an die Zählung von Riess angehängt und als “+1”, “+2” etc. nummeriert. Auf eine thematische Ordnung (wie bei Riess) wurde verzichtet; die Nummerierung folgt, soweit möglich, chronologischen Kriterien. Als Zitierweise empfehlen sich, solange keine Neuedition der Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’ vorliegt,185 Stellenangaben gemäß den hier genannten modernen Ausgaben der einzelnen Autoren, ergänzt um Hinweise auf die alte Zählung nach Riess beziehungsweise die neue Zählung nach der folgenden Liste, also z.B. ‘Iuv. 6,580–581 (= Nech. et Pet. test. 4 Riess)’ oder ‘Val. 9,1,2 (= Nech. et Pet. frg. +11 Heilen)’. 186

Testimonien 1 2 3 4 5

185

Suda s.v. ,  1399, p. IV 117,4–6 Adler (= FGrHist 663 T 1). Aristoph. frg. 267 Kassel-Austin (PCG) ap. Athen. 3, 114c p. I 262,9 Kaibel. Lucill. in Anth. Pal. 11,164. Iuv. 6,580–581. Paul. Nol. carm. 3,8 (= Suet. frg. p. 316,1 Reifferscheid ap. Auson. epist. 17,25 p. 216 Green). 187

Es ist nicht damit zu rechnen, dass eine solche Neuausgabe unternommen wird. Eine Vorabpublikation der folgenden Liste erfolgte in Heilen 2011, 31–34. Dort fehlen jedoch die hier in den Fußnoten gebotenen Zusatzinformationen. Außerdem erwies sich gegenüber jener Vorabpublikation eine Korrektur als notwendig (s.u. Anm. 236 zu frg. +20). 187 Dazu s.u. S. 489 bei Anm. 563. 186

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6 7 8 9 10 11

P. Paris 19bis (= Hor. gr. 137.XII.4), col. I, 2–6.188 Firm. math. 4 prooem. 5 p. I 196,21–27 Kroll-Skutsch-Ziegler.189 Ps.-Maneth. 1[5],3.8.11–12. Ps.-Maneth. 5[6],1–2.4–6.9–10. Lyd. ost. 2 p. 6,9–22 Wachsmuth (hier: = Antig. T1). Mich. Ital. (saec. XII) epist. 19 pp. 162,12–163,4 Gautier.190

+1 +2 +3 +4 +5 +6

Val. 8,5,19–20. Val. 9,11,2. Hippol. ref. haer. 5,14,8. Heph. 2,18,21 = Heph. epit. 4,26,11 (hier: = Antig. F1 § 21). Anon. epit. Ptol. apotel., CCAG VIII 3 (1912), p. 93,8–10. Cod. Cantabr. syr. Mm 6,29 (saec. XV?), fol. 145v.191

Fragmente 1 2 3 4 5 6

188

Val. 6,1,9 p. 231,10–14 Pingree.192 Plin. nat. 2,88. Porph. isag. 41 p. 212,14–17. Porph. isag. 41 p. 212,17–19. Val. 3,13,6. Heph. 1,21.193

Von Riess als “Papyrus Salt” bezeichnet. Zu dem englischen Reisenden und Generalkonsul Henry Salt (1780–1827) und dem Verbleib seiner Papyrussammlungen in europäischen Bibliotheken s. Preisendanz 1933, 75. Der hiesige Papyrus ist Nr. 10 der 1826 in Livorno angekauften Teilsammlung (vgl. Letronne et al. 1865, 235). Dieses Testimonium ist vollständig zitiert unten S. 548 bei Anm. 849. 189 Textkritische Verbesserung bei Reitzenstein 1904, 125f. 190 Riess zitiert diesen 1137/38 n.Chr. verfassten Brief nach Anon. epist. in Anecd. Oxon. III p. 171,18–24, wo am Ende sinnwidrig interpungiert ist; die Schlussworte   –  sind aus dem Fragment zu streichen. Gautiers Änderung des im codex unicus überlieferten Namens  [sic Gautier in app. crit.] zu   ist nach F. J. Quack (Mails vom 7.8.2009 u. 6.3.2010) wohl unberechtigt. Wir haben es also mit einem Testimonium allein für Nechepsos zu tun. 191 Franz. Übers. von R. Duval bei Berthelot 1893, II 328 (vgl. ebd. II xxiv. II xliii): “Après la mort de cet homme divin [sc. Hermès], Necepso, roi d’Égypte, trouva les tablettes d’Hermès; il s’approcha et tomba sur sa face; il supplia Dieu que les choses écrites lui fussent révélées. Après quatre jours . . . (la suite manque)”. Vgl. dazu Reitzenstein 1904, 365 (zu S. 136), u. Matton 2003, 624. 192 Ausführliche Analyse bei Heilen 2011, 37–56.

42 7 8 9 10 11 12 13

14 14a 14b 14c 15 16 17 18 193

Quellen und Rezeption

Heph. 1,22. 8,1–14 = Lyd. ost. 9c pp. 24,5–25,9 Wachsmuth.194 8,14–18 = Lyd. ost. 9a p. 21,6–10 Wachsmuth.195 Lyd. ost. 11–15b pp. 35,13–45,21 Wachsmuth.196 Heph. 1,24,5–12.197 Serv. Aen. 10,272 pp. II 421,22–423,4 Thilo-Hagen.198 Heph. 1,23.199 13,1–11 = Firm. math. 4,22,1–2 p. I 264,16–26 Kroll-SkutschZiegler.200 13,12–56 = Firm. math. 4,22,3–7. 13,58–64 = Firm. math. 4,22,20 p. I 271,1–7 Kroll-SkutschZiegler. Procl. comm. in Plat. rem publ. pp. II 59,3–60,2 Kroll. Porph. isag. 38 p. 210,12–15. Heph. 2,1,2. Heph. 3,10,5 = Heph. epit. 1,34,5 = Heph. epit. 2,3,15,5 = Heph. epit. 4,84,5 = Val. add. 2,5.201 Ptol. apotel. 3,11,1.202 Firm. math. 8,2. Plin. nat. 7,160 pp. II 55,20–56,6 Jahn-Mayhoff.203 Val. 3,7,1–15.

Vgl. die von Hephaistion unabhängige und vollständigere Parallelüberlieferung durch den Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151 (= frg. +32 Heilen, s.u. S. 47), sowie den Vergleich beider griechischen Texte mit mesopotamischer Omenliteratur, bes. mit Tafel 16 der Serie Enma Anu Enlil, durch Williams 2008. 194 Versifiziert von Kam. isag. 3118–3129 (Riess unbekannt, ebenso bzgl. frg. 9). 195 Versifiziert von Kam. isag. 3144–3149. 196 Versifiziert von Kam. isag. 3206–3261. 3273–3285. 3290–3344 (zur Änderung der internen Ordnung der Lydos-Passage siehe den Apparat von Weigl 1907–1908, 107– 111). Pingree 1974b, 548, äußert starke Zweifel an der Zugehörigkeit von frg. 9–11 zum Werk von ‘Nechepsos und Petosiris’. Zu frg. 9–10 s. Keyser 1994a, 642. 197 Zur Authentizität s.o. Anm. 196. 198 Siehe dazu Keyser 1994a. Macías Villalobos 2006b, 141–144. Zur Authentizität s.o. Anm. 196. 199 Zur wissenschaftshistorischen Bedeutung dieses Fragments, falls es denn authentisch sei, s. Pingree 1974b, 548, zu seiner wenigstens partiellen inhaltlichen Abhängigkeit von einer demotischen Tradition s.u. S. 556, Anm. 895. 200 Wichtig zu Firm. math. 4,22: Leitz 1995, 47–49. 201 Die ‘Petosirisregel’ zitieren ferner (ohne expliziten Hinweis auf Petosiris): Val. 1,21,40. 3,10,3–4. 9,14,1. Ps.-Ptol. cent. 51. Zu diesen vier Stellen s. Frommhold 2004, 76–81. 83–85. 202 Dazu Heilen 2011, 78f. 203 Aus Varro disc. 6; s.u. Anm. 1178.

Quellen und Rezeption

19 19a 20 21

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Val. 3,11,2–4.204 Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,11,5 p. 111 Wolf.205 Val. 5,4,1–3 ~ Val. app. 19,15–17 ~ Lib. Herm. 11 p. 29,13–17 Gundel = Lib. Herm. 11,1–2 Feraboli = Val. app. 20,11,1–3.206 21,1–123 = Val. 7,6,1–26 pp. 265,10–268,17 Pingree.207 21,125–128 = Val. 7,6,35.208 21,130–179 = Val. 7,6,117–127. 21,181–197 = Val. 7,6,161–163. 21,199–275 = Val. 7,6,193–214. Val. 2,39,4. 23,1–7 = Val. 3,8,1. 23,9–10 = Val. 3,8,5. 23,12–13 = Val. 3,8,7. 23,15–18 = Val. 3,8,12. 23,20–23 = Val. 3,8,14. Val. 2,41,2–4.209 25,1–9 = Firm. math. 3 prooem. 3–4. 25,10–62 = Firm. math. 3,1,1–7. Firm. math. 8,5,1 p. II 294,12–21 Kroll-Skutsch-Ziegler. Firm. math. 8,4,13–14 p. II 293,11–24 Kroll-Skutsch-Ziegler. Firm. math. 4,22,2 pp. I 264,26–265,8 Kroll-Skutsch-Ziegler.210

204 Darin Reste von Originalversen (iambischen Trimetern); Rekonstruktionsversuch von H. Usener bei Riess 1891–1983, 364. Siehe ferner Heilen 2011, 80. Demselben Valenskapitel gehört frg. +9 an (s.u.). 205 Zu diesem spätantiken Kommentar (terminus post quem ist Porphyrios, der im Text Erwähnung findet) s. Gundel – Gundel 1966, 215. Heilen 2010a, 65–67. Caballero Sánchez 2013a u. 2013b. Eine neue Edition ist in Vorbereitung (s.o. Anm. 38). 206 Zu frg. 20 gehört auch der Verweis von Riess p. 388 (Addenda) auf Paris. gr. 2419, f. 88v; vgl. F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 34 207 Zu Frg. 21 vgl. den Verweis von Boll 1901a, 501, auf P. München, Inv. Nr. 92 (2. Jh. n.Chr.; zu diesem Papyrus s. auch Neugebauer – van Hoesen 1964, 60, Nr. 119, u. Gundel – Gundel 1966, 168, Nr. 12). 208 Analyse bei Heilen 2011, 62f.; s. auch ebd. 80 zu anderen Teilen von frg. 21. 209 Aufgrund einer lacuna im cod. Vat. gr. 191 kannten Usener und Riess nur Val. 2,41,2–3. Kroll 1908, 124, und Pingree 1986, 118, kennzeichnen zu Recht auch Val. 2,41,4 (nur im cod. Oxon. Selden. 22 überliefert) als Teil des Petosiris-Zitats, da zumindest die ersten Worte von Val. 2,41,4 weiterhin poetische Diktion aufweisen. Siehe auch Heilen 2011, 80, und korr. ebd. 33 “Val. 2,41,2–3” zu “Val. 2,41,2–4”. 210 Zu den Worten et quia natura alia natura vincitur et quia deum frequenter alius deus vincit vgl. Bidez – Cumont 1938, I 244–246. Festugière 1950, 231f. 320f. Speyer 1970, 2716.

44 29

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36 36a 36b 37 211

Quellen und Rezeption

Galen. de simpl. med. temp. ac fac. 10,2,19 p. XII 207,5–8 Kühn211 (~ Aët. iatr. 2,18 p. I 162,21–23 Olivieri [CMG 8,1] s.v.  ). Aët. iatr. 1,38 p. I 40,13–24 Olivieri (CMG 8,1) s.v.    Aët. iatr. 2,19 p. I 163,6–10 Olivieri (CMG 8,1) s.v.    (~ Ps.-Diosc. de lapid. 35 p. 183,13–15 Ruelle s.v. ).212 Aët. iatr. 2,47 p. I 170,12–24 Olivieri (CMG 8,1) s.v.  213 Procl. comm. in Plat. rem publ. pp. II 344,26–345,4 Kroll.214 Suda s.v. ,  1399, p. IV 117,6 Adler. 35,1–8 = Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. 6–7 (cod. T), p. 47,5–11 Friedrich.215 35,9–13 = Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. 27 (cod. T), pp. 55,8– 10. 58,1–3 Friedrich.216 Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. (codd. BH), p. 43,1–4 Friedrich. Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. 27 (codd. BH), pp. 56,10–12. 59,1–3 Friedrich. Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. (codd. BH), pp. 43,1–44,9 Friedrich. Cod. Laur. 38,24 (saec. X), ff. 173v–174v (lat.).217

Beachte die Fortsetzung bei Galen (p. XII 207,8–16), wo erneut Nechepsos erwähnt wird (~ Aët. iatr. 2,18 p. I 162,23–27). Zu frg. 29 s. auch Reitzenstein 1904, 133f. 212 In der Übernahme durch Ps.-Dioskurides fehlt der letzte Satz. Ausführliche Analyse dieses Fragments bei Heilen 2011, 64–78. 213 Der letzte Satz (   –  , = p. I 170,22–24 Ol.) fehlt bei Riess. 214 Vgl. Reitzenstein 1904, 6 u. 701. 215 Zur Datierung des Pseudepigraphons s. Nutton 2002, 456: “4.–6. Jh.”; weitere Lit.: Cumont 1937, 163–166 u. 172. Pingree 1976d. Pingree 1992. Irby-Massie – Keyser 2002, 100f. – Von der Rezension, die Friedrich als “Thessalostext” bezeichnet, überliefert T die griechische Variante, M die lateinische (inhaltlich nicht ganz identisch). Die Codices BH überliefern die Rezension, die Friedrich als “Hermestext” bezeichnet. Die lateinische Überlieferung (M) ist Riess unbekannt. An der hiesigen Stelle tritt zu T (p. 47,5–11 F.) nur M (p. 48,6–12 F.) hinzu. 216 Frg. 35,9–13 (cod. T) ~ frg. 36a (codd. BH). Die lateinische, Riess unbekannte Version derselben Stelle (cod. M): pp. 57,5–7. 60,1–2 Friedrich. Zu frg. 35,9–13 vgl. Reitzenstein 1904, 53 a.E. – Nechepsos wird schon im vorausgehenden, von Riess nicht zitierten Paragraphen 26 des Proömiums erwähnt (T: p. 55,4–8; BH: p. 56,7–10; M: p. 57,3–5).

Quellen und Rezeption

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Cod. Vindob. med. gr. 8, f. 294r–v.218 CCAG XI 2 (1934), pp. 152,15–153,16.219 CCAG XI 2 (1934), pp. 163,22–164,20.220 Cod. Paris. gr. 2419, f. 32r, cap. 22 (Diagramm des ‘PetosirisKreises’).221 Cod. Paris. gr. 2419, f. 156r (Diagramm des ‘PetosirisKreises’).222 Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,19–20 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,14). Antig. Nic. ap. Heph. 2,18,72 = Heph. epit. 4,26,62 (hier: F5 § 72).223 Ptol. apotel. 3,11,6 coll. Heph. 2,11,25.224

Zur lateinischen Überlieferung des Petosiris-Briefes s. Tolles 1982, der u.a. (53–56) Beschreibungen von sechs lat. Hss. des 9.–10. Jh. und eine darauf basierende Edition der lat. Version des Textes bietet (57–59). Ebd. 501 a.E. korr. “338–342” zu “538–541”. Zu dem von Riess als frg. 37 gezählten cod. Laur. 38,24 s. Tolles 1982, 54. Die übrigen fünf von ihm herangezogenen Hss. sind Vat. Reg. lat. 1625, ff. 73v–74r, Paris. lat. 17868, f. 13r–v, Paris. lat. 5239, ff. 166v–167r, Vat. Pal. lat. 176, f. 1r–v, Vat. Rossi 144, ff. 35v–37r (zu den Pariser Hss. s. Juste 2015, 63 u. 248, mit weiterer Lit.). – Siehe ferner Ps.-Beda, De divinatione mortis et vitæ. Petosyris ad Necepsum regem Ægypti epistola, Migne PL 90, 963–966. 218 Maßgebliche Beschreibung: Hunger 1969, 50 (Nr. 12); vgl. Kroll, CCAG VI (1903), p. 56 (Nr. 11). 219 Zu den von Riess 1891–1893, 386, im Kommentar zu frg. 39 erwähnten Tabellen und dem   siehe die Editionen ebd. (CCAG XI 2) pp. 153,17–33. 154,1–6. – Über die von frg. 37–39 gebotenen Fassungen des Petosiris-Briefes urteilt Riess (p. 386): “Quod rem attinet, certo fide dignior versio latina [i.e. frg. 37] esse videtur.” Zu einer Riess noch unbekannten griechischen Fassung desselben Briefes mit umfangreicherem Schluss siehe CCAG IV (1903), pp. 120,1–121,35 (   , e cod. Mutin. 174, f. 262, ed. A. Olivieri; cf. Ross 2009b, 304). Bisher unediert ist die Überlieferung des Petosiris-Briefs im Cod. Paris. gr. 2419, f. 32r, cap. 22, u. f. 155v–156r, cap. 101 (s.u. zu frg. 41–42). Ein Brieffragment, das in denselben Überlieferungskontext gehört, hat F. Boll im CCAG VII (1908), p. 161, aus einer Berliner Handschrift ediert. Die griechische Überlieferung des Petosiris-Briefs bespricht Bouché-Leclercq 1899, 538–541. 220 Riess druckte nur das Incipit und Explicit (= CCAG XI 2, 1934, pp. 163,22–27. 164,16–17). 221 Zum Titel vgl. F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 26:  [sic]    [sic]  Zur Arithmologie des Petosiriskreises s. Neugebauer – Saliba 1988. 222 Zum Titel vgl. das Addendum bei Riess p. 388 und bes. F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 47: [sic] (= frg. 38 tit.). 223 Dazu Heilen 2011, 79.

46 +4 +5a +5b +6 +7 +8 +9 +10 +11 +12a +12b +13 +14 +15 +16

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Ptol. apotel. 4,6 coll. Heph. 2,22,8. Heph. epit. 4,29,2. Val. 2,3,1–2.225 Val. 2,3,3.226 Val. 2,29,1–2. Val. 2,37,1.227 Val. 3,3,2. Val. 3,11,7.228 Val. 8,6,14.229 Val. 9,1,2. Val. 9,2,7.230 Val. 9,2,8–11.231 Val. 9,4,1–3. Val. 9,12,9.232 Val. 9,18,1. Antioch. epit. 1,19233 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 116,11– 12.

224 Robbins 1940, 276, erwähnt diesen Paragraphen des Ptolemaios-Textes nur in einer Fußnote (Nr. 2). Für seine Echtheit s. Hübner 1998a, 207, ad loc., der auch darauf hinweist, dass die doxographische Bezugnahme des Ptolemaios auf ‘Nechepsos und Petosiris’ durch Heph. 2,22,8 klar ist. 225 Val. 2,3,1–2 u. 9,2,8 (frg. +12b) handeln von Nechepsos und gehen offensichtlich auf dieselbe iambische Versvorlage zurück. Ausführliche Analyse beider Fragmente bei Heilen 2011, 56–62 (ebd. 57 auch eine Konjektur zu Val. 9,2,8). 226 Val. 2,3,3 u. 9,2,7 (frg. +12a) handeln von Petosiris und entsprechen einander; s. Heilen 2011, 56–62. 227 Indiziert durch Pingree 1978a, II 201. 228 Siehe die Besprechung unten S. 985. Dieses Fragment wird fast wörtlich wiederholt in Val. 7,6,14 = Nech. et Pet. frg. 21,64–70. Dem Valenskapitel 3,11 gehört neben dem hier ergänzten frg. +9 auch frg. 19 an (s.o.). 229 Metrische Analyse bei Heilen 2011, 63; astrologische Analyse unten S. 990. 230 S.o. Anm. 226. Sehr wahrscheinlich ist auch am Anfang desselben Kapitels der lange Paragraph Val. 9,2,2 ein hier relevantes Fragment, das aber von Valens nicht als solches gekennzeichnet ist. 231 S.o. Anm. 225. Möglicherweise ist das Nechepsos-Zitat in Val. 9,2,8 ein Interpolament (s.u. S. 1179 bei Anm. 2978). In diesem Fall würden Val. 9,2,7 u. 9,2,9–11 zusammen ein Petosirisfragment bilden. 232 Dazu Heilen 2011, 79f. 233 Auf Kap. 1,17 () folgt in der Hs. (cod. Paris. gr. 2425) Kap. 1,19 (). Daher notiert Pingree 1977a, 20618: “The remaining chapters are misnumbered 19–29 in Cumont’s edition” und ändert ‘19’ zu ‘18’, ‘20’ zu ‘19’, usw. Denningmann 2005, 202578, zeigt jedoch, dass die Hs. zwischen den mit  und  gekennzeichneten Kapiteln ein eigenständiges über die  bietet, dessen Ordinalzahl  (18) nur infolge eines Kopierfehlers ausgefallen ist, dass mithin die Zahlen 19–29 (-) im CCAG richtig sind.

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+17 +18 +19 +20 +21 +22 +23 +24 +25 +26 +27 +28 +29 +30 +31 +32 234

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Antioch. epit. s.n.,1 (ex isag. 2), 234 CCAG VIII 3 (1912), pp. 118,29–119,10. Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,25– 29.235 P. Bingen 13 (saec. II/IIIin), ed. Fournet 2000. Porph. isag. 30 p. 206,3–6.236 Anon. a. 379, CCAG V 1 (1904), p. 204,21–22 (= CCAG I, 1898, p. 80,13–14). Heph. 2,21,26. Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21.237 Aët. iatr. 6,92 p. II 239,21–23 Olivieri (CMG 8,2). Aët. iatr. 15,13 pp. 42,16–43,17 Zervos. Aët. iatr. 15,21 pp. 119,16–120,14 Zervos. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18–27.238 Psell. (saec. XI) epist., ed. Tannery 1893–1895, II 41,22–42,7 (= CCAG VIII 1, 1929, p. 131). Anon. CCAG I (1898), p. 126,5–7. Anon. CCAG I (1898), p. 128,5–6. Anon. CCAG VI (1903), p. 62,7–17.239 Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151.240

Zur Authentizität dieser sehr knappen Epitome (pp. 118,23–119,36), die angeblich aus dem zweiten Buch der Isagoge des Antiochos stammen soll (p. 118,23–24, akzeptiert von Cumont ebd. p. 1182), siehe die in allgemeiner Formulierung vorgebrachten, aber nicht begründeten Zweifel von Pingree 1977a, 206, Nr. ‘28’ a.E. Vermutlich fand Pingree thematische Doubletten befremdlich (vgl. bes. die doppelte Behandlung des  und des  der Nativität zuerst p. 118,9–22 als 29. Kap. des 1. Buches der Isagoge und dann p. 119,22–33 als 3. Kap. des 2. Buches). Da das Ende der Epitome des 1. Buches fehlt und die folgende Epitome des 2. Buches nicht spezifiziert, wessen 2. Buch epitomiert wird, ist der Befund in der Tat nicht ganz klar. Da das zweite Buch aber, wie der Epitomator feststellt, spezielleren Themen gewidmet ist (p. 118,30 ), folgt es gar nicht so schlecht auf die elementaren Begriffserklärung des 1. Buchs. Insgesamt sehe ich keine ausreichenden Gründe, um mich den Zweifeln Pingrees anzuschließen. Da Pingree 1977a für diese Epitome keine Nummer vergeben hat, wird sie hier zur Vermeidung von Missverständnissen als ‘epit. s.n.’ (sine numero) zitiert. 235 Siehe die Besprechung unten S. 986. 236 Zu korrigieren ist die Angabe in Heilen 2011, 33: “pp. 206,9–207,5 (+ 207,7–11?)”. 237 Vgl. dazu unten Anm. 1300 u. 3150. 238 Vgl. dazu Anm. 1300. 239 Die Authentizität dieses Exzerpts bezweifelt zu Recht Pingree 1974b, 54933. 240 Eine wichtige Parallele und Fortsetzung zu frg. 6. Ein Teil des Textes (pp. 142a,22– 146a,29) wurde bereits früher von Hertlein 1874 ediert. Siehe ferner die vom CCAGEditor F. Boll nicht genannten Anmerkungen von Riess 1895, 188f., der nachzuweisen versucht, dass beide Texte (frg. 6 u. +32) nicht direkt auf Nechepsos und Petosiris

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Die insgesamt 82 (48 Riess + 34 Heilen) 241 hier zusammengestellten Fragmente der ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebenen Werke lassen sich thematisch in zehn Gruppen gliedern:242 1) Literarische Einkleidung und Methode: Erhalten sind zwei dem Nechepsos zugeschriebene Bruchstücke in iambischen Trimetern, die nächtliche Vision des Königs (frg. 1) und seine Absicht, das zu übergehen, was bereits andere gesagt haben (frg. +14). Zur literarischen Einkleidung gehört auch test. +6, dessen Authentizität aber ungewiss ist. 2) Astrologische Elementarlehren: Die Fragmente dieser Gruppe betreffen die Planetenordnung (frg. 2. +1), die Planetenbezirke (frg. 3), die Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen (frg. 4–5), die ‘hellen Grade’ (frg. +2), die ‘30 hellen Fixsterne’ (frg. +21) und die Qualität der Aspekte (frg. +31).243 3) Universalastrologie: astrale Omina auf der Grundlage von Finsternissen (frg. 6. 7. 8),244 Kometen (frg. 6. 9. 10. 11. +32), Verfärbungen der aufgehenden Sonne (frg. 8) und dem heliakischen Aufgang des Sirius (frg. 12). Es handelt sich hierbei insgesamt um eine in achämenidische und ptolemäische Zeit zu datierende Weiterentwicklung mesopotamischer Omina auf ägyptischem Boden. 245 Die meisten der genannten Fragmente haben Parallelen im Wiener Omen-Papyrus 246 und in der babylonischen Omenserie Enma Anu Enlil. Sie wurden von Kroll auf der Grundlage von Heph. 1,21 (= frg. 6) zu Recht in die Zeit von ca. 150– 120 v.Chr. datiert.247 Diese Fragmente gehören nach Pingree vielleicht mehr als einem einzigen Werk an, und ihre Authentizität ist zum Teil (bes. frg. 9–11) zweifelhaft.248

zurückgehen, sondern indirekt, vermittelt durch Campester. Siehe jetzt auch Williams 2008 (mehr dazu oben in Anm. 193). 241 Die durch Buchstabenzusätze unterschiedenen Fragmente beider Gruppen (z.B. frg. 19a Riess oder frg. +12b Heilen) sind in dieser Rechnung einzeln gezählt. 242 Ich orientiere mich an der vortrefflichen Darstellung durch Pingree 1974b, 547f., dessen Einteilung in vier Gruppen mir allerdings erweiterungsbedürftig erscheint. 243 Dazu s.o. Anm. 239. 244 Vielleicht gehört auch frg. +14 hierzu, aber es ist unklar, ob Nechepsos die Verse im selben Kontext bot, in dem Valens sie zitiert (Finsternistabellen). 245 In diesem Sinne s. auch Pingree 1998, 133. 246 Mehr dazu unten S. 545 bei Anm. 834. 247 Kroll 1901, 573–577, bes. 5753 u. 5771. 248 Pingree 1974b, 547f.

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4) Thema mundi: Auf der Grenze zwischen den Gruppen 3 und 5 steht das neuägyptische Welthoroskop (frg. 25. +17), das die Entsprechung von Makrokosmos und Mikrokosmos sinnfällig macht.249 5) Individuelle Geburtshoroskopie: Die relevanten Fragmente (14–24. +3. +4. +5a/b. +6. +7. +8. +9. +10. +11. +12a/b. +13. +15. +16. +17. +18. +20. +22. +23. +26. +28; cf. test. +4) stammen größtenteils aus Valens, z.T. auch aus den Antiochos-Epitomai, Firmicus und anderen Autoren. Sie betreffen im Einzelnen die Korrelation von Konzeptionsund Geburtshoroskop entsprechend der ‘Petosirisregel’ (frg. 14. 14a. 14b. 14c; cf. frg. +15), die Einteilung der Lebensabschnitte (frg. 20. 21. +9), klimakterische Zeiten (frg. 23), die Lebenslänge (frg. 15. 16. 17. 18. +8. +10. +13. +18; cf. test. 3 u. frg. +28), Ehe (frg. +22), Kinder (frg. 22. +4), Verletzungen und Verstümmelungen (frg. +7) sowie gewaltsamen Tod (frg. 24), ferner einige zentrale Begriffe der Individualhoroskopie wie das Glückslos (frg. 19. 19a. +3. +5a/b. +12a/b; cf. frg. 13,44), den Hausherrn (des Tierkreiszeichens: frg. 36b,12–13. +5a. +12b. +23; der Nativität: frg. 13,44. 24. +18. +20) und die wirksamen beziehungsweise unwirksamen Orte der Dodekatropos (frg. +16). Nicht behandelt wurden angeblich Reisen (frg. +6) sowie die Wirkungen extrazodiakaler Fixsterne (frg. 26), die anderen Autoren zufolge die Berufswahl determinieren. 6) Katarchenhoroskopie: Sie wird in drei Riess noch unbekannten Texten dem Petosiris zugeschrieben (frg. +23. +27. +29; cf. test. 4). 7) Iatromathematik: speziell astrologische Botanik und Dekanmedizin. Zur Iatromathematik gehören frg. 13. 27–36b. +24. +25. +26. +29; wir verdanken das meiste dem Ps.-Thessalos von Tralleis250 und vor allem dem Medizinschriftsteller Aëtios aus Amida. Nach Galen (frg. 29) bildete die Iatromathematik das 14. Buch des ‘Nechepsos und Petosiris’. 8) Astralmagie: Sie kursierte nach dem Zeugnis von frg. +19 als 15. Buch, bildete also die Fortsetzung der Iatromathematik. Nach Fournet 2000, 71, entstand das astralmagische Buch vermutlich im 1. oder 2. Jh. n.Chr. 249

Sacherklärung zum thema mundi unten S. 632 (Punkt f). Zur Mikrokosmosidee in der antiken Astrologie vgl. Bouché-Leclercq 1899, 28. 76–78. 83. 311. 318 (ferner auch Conger 1922, 27, Allers 1944, 354f., u. Finckh 1999, 43f.). 250 Dessen Schrift über astrologische Botanik (2. Jh. n.Chr., s.u.) edierte Friedrich 1968. Weitere Lit.: Cumont 1937, 163–166 u. 172. Pingree 1976d. Scarborough 1991, 155f. Pingree 1992. Irby-Massie – Keyser 2002, 100f. Nutton 2002, 456. Kákosy 2003. Moyer 2003. Ogden 2006, 123–127. Moyer 2011, 208–273 u. 293–297, der mit einer astronomischen Argumentation nachweist, dass die Schrift zwischen ca. 75 n.Chr. und 175/200 n.Chr. entstanden sein muss, am wahrscheinlichsten ca. 100–130/150 n.Chr. (ebd. 296f).

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9) Arithmologie: Unter den relevanten Fragmenten (37–42 u. +30) verdient vor allem der in verschiedenen Rezensionen überlieferte Brief des Petosiris an Nechepsos (frg. 37–40) Beachtung, in dem mit isopsephischen Prozeduren die Genesungsaussichten eines Kranken oder überhaupt die Erfolgsaussichten eines Fragestellers aufgrund seines Namens und des Mondstandes ermittelt werden.251 Hinzu kommt der ‘Kreis des Petosiris’ (frg. 41–42). Ob die arithmologischen Fragmente von demselben Autor des 2. Jh. v.Chr. stammen, der das ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebene Hauptwerk verfasste, oder spätere Machwerke sind, ist ungewiss. Riess wertet sie wohl zu Recht als fragmenta suppositicia.252 10) Götterwelt, Theurgie, Mysterien: Darauf beziehen sich zwei durch Proklos und die Suda überlieferte Fragmente (frg. 33–34).253 Abschließend ist dreierlei zu betonen: (a) die Grenzen zwischen den hier gebildeten zehn Gruppen sind zum Teil fließend: Sobald man etwa die ‘hellen Grade’ (frg. +2) auf den Menschen anwendet, wie Antigonos es tut (F5 § 72), gehören sie nicht länger zu Gruppe 2, sondern zu Gruppe 5; die arithmologischen Fragmente (Gruppe 9) sind zum Teil iatromathematischen Inhalts (Gruppe 7), usw.; (b) ein Teil der Fragmente ist wahrscheinlich nicht authentisch (bes. Gruppe 8 u. 9); (c) umgekehrt fehlen unter den in den Quellen explizit Nechepsos und/oder Petosiris zugeschriebenen Fragmenten (die explizite Attribution ist ja das leitende Kriterium der obigen Liste) viele Themen, die in jenem pseudepigraphischen Werk zweifellos behandelt worden sind, so vor allem zentrale menschliche Themen wie Eltern und Geschwister, ‘berufliche’ Erfolgsaussichten () und andere. Dafür fehlen aber explizite Zeugnisse.254 Unter diesen zehn Gruppen sind für einen Vergleich mit den uns bekannten Fragmenten des Antigonos von Nikaia im Grunde nur die zweite und die fünfte relevant. Speziell zur dritten Gruppe ist anzumerken, dass universalastrologisch bedeutsame Ereignisse wie Finsternisse und Kometenerscheinungen, die bei ‘Nechepsos und Petosiris’ eine große Rolle spielten, in den Antigonosfragmenten nicht thematisiert werden. 251 Der Verfasser des Briefes exemplifiziert die Methode am Beispiel Achills und Hektors (frg. 37–39). In frg. 40 ist dieses Paar durch David und Goliath ersetzt. Zu frg. 37– 42 s. Dornseiff 1925, 113f. Speziell zur lateinischen Überlieferung des Petosirisbriefes s. Tolles 1982. 252 Riess 1891–1893, 381; ebenso urteilt Kroll 1935, 2163. 253 Vgl. Riess 1890, 9, und Riess 1891–1893, 380f. 254 Vgl. allgemein oben S. 39f., speziell zum Thema Ehe unten S. 836–840 (zu §§ 39– 40), speziell zum Thema Geschwister unten S. 847f. (zu §§ 41–45), bes. bei Anm. 2030.

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Theoretisch hätte Antigonos im Rahmen des Hadrianhoroskops auf sie eingehen können, da sich beim Thema ‘Königsschicksale’ Individualund Universalastrologie berühren. Aus astronomischen Gründen bot sich dazu jedoch keine Gelegenheit, denn de facto hat es um die Geburtsdaten keines der drei erhaltenen Horoskope Sonnen- oder Mondfinsternisse gegeben, und die einzige in den drei relevanten Geburtsjahren beobachtete Kometenerscheinung (76 n.Chr.) fand mehr als acht Monate nach der Geburt Hadrians statt, so dass das Schweigen des Antigonos darüber nicht verwunderlich ist.255 Die Beschränkung auf die zweite und fünfte Gruppe erlaubt es zugleich, die echtheitskritischen Probleme, die mit anderen Gruppen verbunden sind, komplett auszublenden. Was die zweite Gruppe betrifft, stimmt Antigonos in der Planetenordnung (frg. 2. +1) und den Planetenbezirken (frg. 3) mit ‘Nechepsos und Petosiris’ überein. 256 Er benutzt wie sie die zodiakalen Aufgangszeiten des Klimas von Alexandria, darüber hinaus aber auch die nördlicherer Klimata.257 Besondere Beachtung verdient Antigonos’ durch F5 § 72 explizit bezeugter Rekurs auf die dem König Nechepsos zugeschriebene, sehr spezielle Lehre von den ‘hellen Graden’ (frg. +2). Zu den ‘30 hellen Fixsternen’ bietet frg. +21 keine Details; daher können wir nur feststellen, dass Antigonos sich mit demselben Thema befasste. 258 Besonders ergiebig sind, wie nicht anders zu erwarten, die Fragmente der fünften Gruppe. Es würde zu weit führen, hier alle Lehrgegenstände und -inhalte einzeln zu besprechen. Diese Vergleiche zwischen Antigonos und ‘Nechepsos und Petosiris’ wird der Kommentar (passim) mit der gebührenden Ausführlichkeit anstellen. Hier genügt es, das Ergebnis der Einzeluntersuchungen vorwegzunehmen: Zahlreiche Stellen zeigen teils eindeutig, teils mit Wahrscheinlichkeit, dass Antigonos den Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’ folgte. Dazu gehört anscheinend auch – ex negativo – der Verzicht auf das Thema ‘Reisen’, das speziell im Horoskop des rastlos reisenden Kaisers Hadrian Beachtung verdient hätte, das aber auch ‘Nechepsos und Petosiris’ angeblich nicht behandelt haben (frg. +6). Allerdings kann nicht von sklavischer Nachfolge die Rede sein. In einigen Details geht Antigonos eigene beziehungsweise neue Wege, so in 255

Mehr dazu im Kommentar zu F1–F3 (bes. S. 533–534). Planetenordnung: s.u. S. 590 nach Anm. 1048 und S. 591 nach Anm. 1057; Planetenbezirke (): s.u. zu F1 § 26   , bes. S. 726. Die Übereinstimmung betrifft außerdem die Planetennamen; s.u. S. 573 bei Anm. 969 (zu frg. 21). 257 S.u. Komm. zu F1 § 22 (bes. S. 615–631 zum MC-Wert), zu F3 § 66c und zu F7. 258 S.u. Komm. zu T2, zu F1 § 28 und zu F5 §§ 68–70. 256

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seiner Ablehnung der ‘Petosirisregel’ (frg. 14. 14a. 14b. 14c) und überhaupt der Empfängnishoroskopie (siehe T3) sowie in der Beachtung zeitgenauer Aspekte (F7), die er aber anscheinend nur theoretisch gefordert hat.259 Insgesamt führt der Vergleich beider Fragmentsammlungen (‘Nechepsos und Petosiris’ – Antigonos von Nikaia) zu demselben Ergebnis, das bereits Hephaistion von Theben zu Beginn des 5. Jh. n.Chr. auf der Grundlage erheblich umfangreicherer (vielleicht sogar vollständiger) Kenntnis beider Werke mit Bezug auf F1–F6 formulierte: dass Antigonos in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht.260

Die Salmeschiniaka Zu diesem Werk, das in letzter Zeit vermehrtes Interesse der ägyptologischen Forschung gefunden hat, siehe den Kommentar zu F6 (S. 1333– 1356).

Hadrian, De vita sua (?) Die Anregung Bolls (1908), das Hadrianhoroskop verdiene wohl “eine Untersuchung seiner historischen Grundlagen auf ihre Quellen”261, wurde im 20. Jh. nicht aufgegriffen. Das ist um so verwunderlicher, als mit diesem Forschungsdesiderat weitere Fragen verknüpft sind, ohne deren Prüfung eine seriöse Interpretation der Fragmente F1–F3 nicht möglich ist. Diese Fragen betreffen vor allem das Verhältnis, in dem Antigonos zu Hadrian stand, sowie die Intention seines astrologischen Werkes im Allgemeinen und der durch F1–F3 bewahrten Passagen im Besonderen. So hat etwa Martin in F1–F3 eine herrschaftslegitimierende Absicht des Antigonos gesehen und seine Vermutung dahingehend konkretisiert, dass vielleicht die Nachfolger Hadrians (Antoninus Pius oder Mark Aurel) die erhaltenen Horoskope in Auftrag gegeben haben könnten.262 259

In den erhaltenen Horoskopen F1–F3 hat diese Methode jedenfalls keine Spuren hinterlassen. 260 Weitere Ausführungen zu deren Werk unten S. 557–561. 261 Boll 1908, 1142 (= Boll 1950, 141). 262 Martin 1982, 297: “Son principal centre d’interêt est de justifier le pouvoir impérial d’Hadrien et sa succession”; ebd. 298: “Il n’est pas impossible que, dans ces dernières années [scil. d’Hadrien], l’opinion ait été choquée par les suspicions suivies de condam-

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Nun geht zwar die herrschaftslegitimierende Funktion der Astrologie beziehungsweise Kosmologie über den Hellenismus auf die Ursprünge der babylonischen Astrologie zurück, die eng an den Herrscherhof gebunden war.263 Ob aber im konkreten Fall des Antigonos eine solche – chronologisch und kulturgeschichtlich mögliche – Funktion wirklich vorliegt, bedarf der Prüfung. In einer Vorabpublikation zu der hiesigen Studie konnte dreierlei gezeigt werden:264 1) Antigonos verfolgt keine herrschaftslegitimierende Absicht, sondern eine rein didaktische. Sein Werk ist ein gewöhnliches Lehrbuch, in das Analysen exemplarischer Horoskope eingefügt sind, um die astrologische Technik zu illustrieren. Auch das Hadrianhoroskop ist nicht mehr als ein astronomisch geeigneter und durch die hohe Stellung des Nativen besonders interessanter Fall, um als didaktisches Beispiel genutzt zu werden. Die wichtigsten Argumente für das Gesagte sind: a) in F1–F3 sind die Namen der Nativen und aller anderen Personen unterdrückt; b) Antigonos wendet sich nicht an den Kaiser oder dessen Nachfolger, sondern an einen fiktiven Schüler, den er darauf hinweist, was im Interesse einer korrekten Deutung alles zu beachten sei, den er zur Lösung spezieller Probleme anleitet und dessen Fragen er antizipiert, um sogleich selbst die Antwort zu bieten;265 c) mehrmals betont Antigonos die Allgemeingültigkeit bestimmter Regeln 266 oder bietet eine jeweils dreiteilige Kasuistik, um alle astronomisch denkbaren Varianten und die jeweils verschiedenen astrologischen Konsequenzen durchzuspielen; 267 beides ist einem Lehrbuch angemessen, dessen Autor allgemeingültige Unterweisungen erteilt, aber überflüssig in einem Text, der der Verherrlichung eines Einzelfalls dient; d) Hadrians Geburtskonstellation wird in F1 § 22 extrem knapp präsentiert, was für Beispielhoroskope in Handbüchern typisch ist; dagegen sind die astronomischen Daten in originalen Luxushoroskopen viel

nations et d’exécutions; la seule réponse acceptable par tous devait être astrologique, car elle ne pouvait plus alors être l’objet de discussions. Pour affirmer leur pouvoir, les successeurs d’Hadrien en avaient besoin et c’est peut-être sur leur ordre qu’Antigone a rédigé cet ensemble.” Vgl. ebd. 294, wo Martin die Abfassung der erhaltenen Horoskope ausdrücklich (und zu Recht) “beaucoup plus près de 138 que de 200” datiert. 263 Vgl. Hübner 2001c, 259, mit Hinweis auf Hunger – Pingree 1999. 264 Heilen 2005a. 265 S.u. Komm. zu F1 §§ 45–52. 266 Vgl.  in F1 §§ 31.36.46.49. F2 § 58. F4 § 67. 267 Vgl. F1 §§ 32.40. F5 §§ 68–73.

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aufwendiger präsentiert;268 e) es werden zum Teil biographische Details diskutiert, die zum Standardrepertoire astrologischer Handbücher gehören, deren Relevanz für eine herrschaftslegitimierende Intention aber nicht erkennbar ist. 2) Antigonos hatte wahrscheinlich keine Beziehungen zum Kaiserhof, sondern arbeitete im Osten des Reiches (Alexandria?) auf der Grundlage literarischer Quellen. Den bereits publizierten Gründen für dieses Urteil 269 ist ein weiterer hinzuzufügen: Die insgesamt sehr positive Charakterisierung Hadrians durch Antigonos ist paradoxerweise ein Indiz dafür, dass das Horoskop fern vom Kaiserhof entstand. Denn dort ging man schon bald, nachdem Antoninus Pius die Nachfolge angetreten hatte, auf Distanz zum Vorgänger und wollte von laudes Hadriani nichts mehr wissen. Nach der Divinisierung verschwand Hadrian fast schlagartig aus der Selbstdarstellung des Antoninus und seiner Söhne, und bald wurde sogar in Britannien der Hadrianswall aufgegeben: “a studied insult to Hadrian’s memory”. 270 Dazu passt, dass selbst im engsten Umfeld des Antoninus Pius ironische und abfällige Bemerkungen über Hadrian keineswegs undenkbar waren, sondern vielmehr – sofern sie aus autorisiertem Munde kamen – zum guten Ton gehört zu haben scheinen. Diesen Schluss legt Fronto nahe, der sich in seinen Briefen an Hadrians Adoptivenkel Marcus, an den Kaiser Antoninus Pius und in anderen Schriften ungeniert über Hadrians Lust auf Flötenspieler und opulente Mahlzeiten mokiert, sich abfällig über Hadrians Reisen und seine mangelnde Bereitschaft zu Expansionskriegen äußert, ihn sogar mit einem unnahbaren Gott wie dem blind wütenden Mars oder dem finsteren Herrn der Unterwelt vergleicht.271 Offenbar war der ‘gute’ Hadrian nicht am Hof, sondern im 268

Und das, obwohl sie überwiegend aus den Müllhalden der Provinzstadt Oxyrhynchos stammen, nicht etwa aus einem kaiserlichen Archiv in Rom. Mehr dazu bei Heilen 2005a, 5433. 269 Vgl. Heilen 2005a, 61, zu Antigonos’ Rekurs auf Vorstellungen und Rituale (F1 § 23 gottgleiche Verehrung, §§ 36–37 Proskynese), die die Hinwendung an ein orientalisch geprägtes Publikum indizieren, ferner auch zu Antigonos’ Vertrautheit mit indigen ägyptischem Schrifttum (F6 Salmeschiniaka) und zu weiteren Indizien. 270 So Birley 1997, 304; zustimmend Fündling 2006, 1083, mit Hinweis auf weitere, weniger symbolträchtige Entscheidungen, die ebenfalls eine Abkehr von der Politik Hadrians bedeuteten (z.B. die geänderte Heiratspolitik und die Rückkehr zur Sonderstellung Italiens). 271 Vgl. Fronto ad M. Caes. 2,4 p. 25,5–9 van den Hout: Hadrianum autem ego, quod bona venia pietatis tuae dictum sit, ut Martem Gradivom, ut Ditem patrem, propitium et placatum magis volui quam amavi etc. fer. Als. 3,5 pp. 229,12–230,2 v.d.H.: avom item vestrum, doctum principem et navom et orbis terrarum non regendi tantum, sed etiam perambulandi diligentem, modulorum tamen et tibicinum studio devinctum fuisse scimus

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hellenisierten Osten zuhause.272 Da es unwahrscheinlich ist, dass Antigonos vor oder nach dem Tode Hadrians Beziehungen zum römischen Kaiserhof hatte, ist es auch nicht erforderlich, in dieser Arbeit die astrologischen Neigungen Hadrians, die jüngst gründlich (aber etwas zu kritisch) untersucht wurden, erneut zu analysieren.273 Das wäre nur dann sinnvoll, wenn sich wahrscheinlich machen ließe, dass Hadrian durch Antigonos in irgendeiner Weise beeinflusst wurde oder dass Antigonos sich irgendwelchen bereits vorhandenen astrologischen Überzeugungen Hadrians anzupassen suchte. Beides ist nicht der Fall. 3) Die Hauptquelle oder zumindest eine wichtige Quelle für Antigonos’ historische Informationen war wahrscheinlich die Autobiographie Hadrians (in der griechischen Version), bei der es sich wohl um einen der eigenen Reputation dienenden Text in der Tradition der Kaiserautobiographien seit Augustus, Tiberius und Claudius handelte.274 Falls Antigonos auf Hadrians De vita sua zugriff, erklärt das nicht nur seine detaillierten biographischen Kenntnisse über Hadrian (F1) und Pedanius Fuscus (F3), sondern auch die verschiedene Tendenz der Darstellung, dass nämlich der Kaiser vielfach gelobt wird, während das von seinem Großneffen entworfene Bild unübersehbar negativ ist. Dieser Sachverhalt ist erklärungsbedürftig, weil Antigonos die beiden Horoskope in seinem Handet praeterea prandiorum opimorum esorem optimum fuisse. princ. hist. 11 p. 208,9–11 v.d.H.: namque post imperatorem Traianum propemodum expertes erant [sc. milites] Hadriano principe circumeundis et facunde appellandis exercitibus satis inpigro, sed summa fugiente bellorum. Vgl. hierzu Fündling 2006, 119f., der sogar von “Frontos Feindseligkeit und Verachtung” gegenüber Hadrian spricht (s. auch ebd. 718 u. 1076). 272 So das Urteil J. Fündlings mit Brief vom 14.12.2005; darin auch der Hinweis, mit dem sehr positiven Hadrianbild des Antigonos sei unter den erhaltenen antiken Zeugnissen nur das des Pausanias vergleichbar, der Hadrian bleibenden Dank entgegenbringe. 273 Vgl. Kuhlmann 2002, 97–172, zum Hadrianbild der Historia Augusta, bes. 105–115 (zur Astrologie). Mit größter Vorsicht ist die ältere Darstellung von Cramer 1954, 162– 178, zu lesen, der allzu unkritisch die Historia Augusta als Quelle benutzt. Vgl. die Kritik von Syme 1976, 2912, u. Tester 1987, 5015 (das Buch Cramers wimmelt außerdem von technischen Fehlern bezüglich astrologischer Details, eine Schwäche, die in geringerem Maße auch Kuhlmann 2002, bes. 108f., aufweist). Dass die Nachrichten über Hadrians Interesse an der Astrologie, welches nur die Historia Augusta explizit bezeugt, zumindest einen wahren Kern haben, scheint – pace Kuhlmann 2002, 171 – Cass. Dio 69,11,3 zu bestätigen und passt zur Gesamtcharakteristik dieses Kaisers in den antiken Quellen, die ihn als vielseitigen, gebildeten und neugierigen Menschen beschreiben. Man darf nicht außer Acht lassen, dass Hadrian in der Blütezeit der antiken Astrologie lebte. 274 Zu Hadrians Autobiographie siehe Sallmann 1997, 59f., mit der wichtigsten Literatur (ergänze Birley 2005). Siehe ferner Hist. Aug. Hadr. 16,1. – Zu den Kaiserautobiographien insgesamt siehe Lewis 1993.

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buch anonym besprochen, durch F2 getrennt und keine Bezüge zwischen ihnen hergestellt hat. Vermutlich verfolgte er mit dem Wechsel der Perspektive und des Urteils keine eigene Aussageabsicht, sondern perpetuierte nur die tendenziöse Darstellung seiner Quelle. Die Autobiographie Hadrians war zweifellos apologetischer Natur und dürfte wohl, von der positiven Selbstdarstellung des Kaisers abgesehen, die Hinrichtung des Pedanius thematisiert und dadurch gerechtfertigt haben, dass der Großneffe als töricht und gefährlich charakterisiert wurde, als ein junger Mann, der sich ungebührlichen Vergnügungen hingab und für die Nachfolge in der Kaiserwürde ungeeignet war.275

Antigonos’ Verhältnis zu Ps.-Manethon, Ptolemaios und Valens Zwischen den Fragmenten des Antigonos und den erhaltenen astrologischen Werken seiner Zeitgenossen Ps.-Manethon, Ptolemaios und Valens sind keinerlei Einflüsse in der einen oder anderen Richtung erkennbar. Erst recht fehlen namentliche Erwähnungen. Der Dichter Ps.-Manethon (geb. 80 n.Chr., vgl. Hor. gr. 80.V.27–28) 276 ist wohl etwas älter als Antigonos, Valens (geb. 120 n.Chr., vgl. Hor. gr. 120.II.8)277 wohl etwas 275

Zu Einzelheiten s. Heilen 2005a, 53. 59f. 63f., sowie F3 §§ 65–66b des Antigonos und den Komm. unten zu F3 § 66b        . 276 Manethon ist ein Pseudonym, das auf den ägyptischen Priester Bezug nimmt, der im 3. Jh. v.Chr. eine ägyptische Geschichte (Aigyptiaka) für Ptolemaios II. Philadelphos verfasste. Unter demselben Autorennamen ist ein hexametrisches Lehrgedicht   in sechs Büchern erhalten (edd. Koechly 1851 u. 1858. Lopilato 1998). In Wahrheit stammt es von verschiedenen Verfassern, die Reihenfolge der Einzelbücher ist gestört. Der Ptolemaios, den Ps.-Maneth. 1[5],1 u. 5[6],1.11 anredet, ist wohl mit dem Adressaten des echten Manethon (s.o.) identisch. – Es existieren zahlreiche Fragmente eines frühen, dem Griechen Manittha zugeschriebenen astrologischen Gedichts in Sanskrit (Pingree 1968b, 277; vgl. Lopilato 1998, 1666); sie weisen aber keine inhaltlichen Übereinstimmungen mit dem überlieferten griechischen Text auf (Lopilato 1998, 9). Weitere Lit. zu Ps.-Manethon: Boll 1903a, 550 (Index s.v.). Gundel – Gundel 1966, 159–164. Pingree 1978a, II 435f. Verbrugghe – Wickersham 1996, 102 u. 173f. Hübner 1999c. Hübner 2001i, 233 (zum Autor des 4. Buches). Irby-Massie – Keyser 2002, 103– 106. Heilen 2010b, 316–321. Cusset 2011 (zum Einfluss Arats). 277 Die neun Bücher  des Vettius Valens aus Antiochia (ed. Pingree 1986) sind in z.T. verdorbenem Wortlaut und unvollständig erhalten in einer Rezension des 5. Jh. (Pingree 1989, 230f.). Daneben existieren umfangreiche Fragmente einer arabischen Valens-Übersetzung, die auf eine verlorene mittelpersische Übersetzung zurückgeht

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jünger. Zu beiden Astrologen bedarf es hier keiner weiteren Ausführungen. Anders verhält es sich mit Ptolemaios, der nicht nur erheblich einflussreicher als die zuvor Genannten war, sondern auch chronologisch dem Antigonos am nächsten kommen dürfte.278 Wahrscheinlich entstanden die astrologischen Handbücher beider Autoren im Abstand weniger Jahre um 150 n.Chr. Die Datierung des Antigonos wurde bereits oben diskutiert.279 Da Ptolemaios seine Syntaxis in den Apotelesmatika (1,1,1) zitiert und die Syntaxis ihrerseits frühestens 150 n.Chr. zu datieren ist,280 entstanden die Apotelesmatika wohl zwischen 150 und 160 n. Chr. 281 Dass explizite Zitate in der einen oder anderen Richtung fehlen, besagt nichts, denn das Handbuch des Antigonos ist größtenteils verloren. Wir wissen also nicht, ob er Ptolemaios erwähnt hat, und Ptolemaios seinerseits nennt in den Apotelesmatika überhaupt keinen seiner astrologischen Vorgänger beim Namen. Nur einmal verweist er auf ‘den Alten’ (Ptol. apotel. 3,11,1  = Nech. et Pet. frg. 15) und meint damit wohl Petosiris (so Kroll 1901, 5692). Daher ist eine Aufhellung des potentiellen Abhängigkeitsverhältnisses, wenn überhaupt, nur von einem Vergleich der Lehrinhalte zu erhoffen. Dass die zahlreichen Übereinstimmungen beziehungsweise Ähnlichkeiten zwischen der astrologischen Methode des Antigonos und der (Pingree 1968b, 279. Sezgin 1979, 38–41 s.v. Wls. Pingree 1986, p. V). Nach Komorowska 2004, 413, war das überlieferte Werk nie als eine Einheit gedacht, sondern bildet eine Sammlung einzelner Traktate. Falls Valens diese, wie ich vermute, in verschiedenen Jahrzehnten seines Lebens schrieb, ist das von Pingree 2001a, 5, u. Hübner 2002h, 150, genannte Abfassungsdatum der  um 175 n.Chr. zu relativieren. Unter den 121 Horoskopen des Valens ist dasjenige für das späteste Datum Hor. gr. 173.II.3 (Val. 7,4,11–15). Die späteste fassbare Aktivität des Valens fällt in das Jahr 184 n.Chr. (s.u. S. 263 zu Hor. gr. 132.II.7 a.E.). Weitere Lit. zu Valens: Gundel – Gundel 1966, 216–221. Pingree 1978a, II 444f. Bara 1980. Komorowska 1995. Holden 1996, 51–57. Irby-Massie – Keyser 2002, 111f. Hübner 2008a. 278 Ptolemaios lebte ca. 100–178 n.Chr. (Boll 1894, 64; oft wiederholt, z.B. von Neugebauer 1975, 834). Die Echtheit der Apotelesmatika gilt seit Boll 1894 als bewiesen. Zu Ptolemaios als astrologischem Schriftsteller s. ferner Gundel – Gundel 1966, 202–213. Liviabella Furiani 1978. Pingree 1978a, II 439. Sezgin 1979, 41–48. Holden 1996, 42– 51. Hübner 1998f. Mansfeld 1998, 66–75. Dooley 1999. Hübner 2000d. Calderón Dorda 2002. Besnier 2005. Komorowska 2009. Heilen 2010a. Vuillemin-Diem – Steel 2015. Unwissenschaftlich und voll der gröbsten sachlichen Fehler ist Tucker 1961. 279 S.o. S. 24 nach Anm. 97. 280 So Toomer 1998, 1. Überholt ist Folkerts in Folkerts et al. 2001, 559 (mit Berufung auf die ptolemäische Schriftenchronologie bei Neugebauer 1975, 834–836), die Syntaxis sei vor 147 n.Chr. vollendet worden. 281 Nach Hübner 2003b, 28, schrieb er die Apotelesmatika gegen Ende seines Lebens.

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des Ptolemaios, zum Beispiel in puncto Würden ( ),282 keine verwertbaren Indizien sind, ist evident, wenn man bedenkt, dass sie offenbar dieselben Quellen, vor allem ‘Nechepsos und Petosiris’, benutzen.283 Es ist vielmehr zu fragen, ob einer der beiden Autoren Innovationen oder Sonderlehren bietet, denen der andere erkennbar nachfolgt oder von denen unbeeindruckt der andere weiterhin traditionelle Lehren vertritt. Diese Prüfung führt (vergleichbar einer stemmatischen Analyse auf dem Gebiet der Handschriftenüberlieferung) zu dem Ergebnis, dass Antigonos und Ptolemaios doktrinär voneinander unabhängig sind. Als Beweis genügen die folgenden Argumente: Die Planetenpositionen seiner Horoskope hat Antigonos nachweislich nicht mit Hilfe der ptolemäischen Syntaxis oder der Handlichen Tafeln berechnet. 284 Seine Fixsternlängen in F5 weichen stark von denen des ptolemäischen Fixsternkatalogs (Ptol. synt. 7,5–8,1) ab,285 und die Forderung des Ptolemaios, die Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen trigonometrisch zu berechnen, blieb ohne erkennbaren Einfluss auf ihn. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass er weiterhin weniger genaue, auf arithmetischen Reihen basierende Methoden babylonischen Ursprungs benutzte.286 Auch ‘negative’ Innovationen des Ptolemaios, die in der Ablehnung einzelner Elemente des Traditionsgutes bestehen, sind ohne erkennbare Wirkung auf Antigonos: Ptolemaios lehnt die Beachtung des unteren , d.h. der unsichtbaren Himmelshälfte unter dem Horizont, bei der Berechnung der Lebenszeit ab (apotel. 3,11,4); dagegen berechnet Antigonos die pars nonagesima im Falle Hadrians ausdrücklich vom Aszendenten abwärts in Richtung des IMC, so wie es ‘Nechepsos und Petosiris’ lehrten.287 Ptolemaios schenkt den ägyptischen Dekanen, da sie 282

S.u. Komm. zu F1 §§ 26–28. So richtig Martin 1982, 293. In allgemeiner Formulierung hatte dies bereits Kroll 1935, 2161, konstatiert: “Wo die uns erhaltenen Systematiker [scil. der antiken Astrologie] zusammenstimmen, wird man ihre Lehre meist direkt oder indirekt auf N[echepsos] zurückführen können.” Siehe auch ebd. 2166,49–52: “Ptolemaios nennt ihn [Nechepsos] zwar nur einmal (frg. 15) [i.e. Ptol. apotel. 3,11,1], legt ihn aber wohl meist seiner kritisch revidierten Astrologie zugrunde” (mit Verweis auf die Diskussion der ‘ägyptischen’  bei Ptol. apotel. 1,21 und auf die durch den Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,11,5 p. 111 Wolf [= Nech. et Pet. frg. 19a] bezeugte Übernahme der Glückslos-Lehre des ‘Nechepsos’ durch Ptolemaios). 284 S.u. S. 604 zu F1 und S. 1046 zu F2. 285 S.u. S. 1258–1287, bes. 1259 u. 1267. 286 Ausführlich hierzu unten S. 615–631 (zum MC-Wert in F1 § 22). 287 S.u. Komm. zu F1 § 52. Dass die Methoden des Antigonos und des Ptolemaios in diesem Punkt divergieren, betont auch die handschriftliche Marginalie zu Heph. epit. 4,26,42; mehr dazu im Komm. zu F1 § 52 . 283

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mit seinem intensiven Bemühen um Rationalisierung der Sternkunde unvereinbar sind, keine Beachtung, anders als Antigonos, der eine Dekanlehre der Salmeschiniaka wörtlich zitiert (F6). Auch die Dodekatropos und ihre Deutung der zwölf Orte lehnt Ptolemaios ab, während Antigonos regelmäßig darauf rekurriert (s.u. S. 699, Tab. 14). Übrigens nimmt Antigonos auch die Einteilung der Dodekatropos anders als Ptolemaios vor, indem er den 1. Ort nicht fünf Grad oberhalb des Aszendenten beginnen lässt, 288 sondern gemäß älterer Praxis die Grenzen der Tierkreiszeichen und die der zwölf Orte als identisch betrachtet.289 Es kann also in keinerlei Hinsicht die Rede davon sein, dass Antigonos in der Nachfolge des Ptolemaios stehe. Dasselbe gilt umgekehrt. Es ist allerdings ein Punkt erkennbar, in dem beide Autoren sich mit vergleichbaren Tendenzen von ‘Nechepsos und Petosiris’ distanzieren: die Empfängnishoroskopie. Während Antigonos die damit verbundenen Methoden aber aus empirischen Gründen rundweg abgelehnt zu haben scheint, behandelt Ptolemaios das Thema behutsamer und nuancierter. Frommhold hat das gründlich gezeigt.290 Vielleicht erklärt sich die kritische Sicht beider Autoren auf die Empfängnishoroskopie aus dem allgemeineren Trend der Astrologie des 2. Jh. n.Chr. zur Rationalisierung. Jedenfalls lässt sich aus dieser singulären und unvollkommenen Parallele nichts für eine konkrete Verbindungslinie zwischen Antigonos und Ptolemaios gewinnen. Zu dem richtigen Ergebnis, dass Antigonos nicht in der Nachfolge des Ptolemaios steht, kommt auch Martin durch einen Vergleich der astrologischen Technik beider Autoren,291 und das trotz der ebenso weitverbreiteten wie falschen Annahme, die Apotelesmatika des Ptolemaios seien sogleich nach ihrem Erscheinen stark rezipiert worden.292 In Wahrheit gibt es keine Belege dafür, dass die Werke des Ptolemaios von irgendeinem Autor des 2. Jh. n.Chr. rezipiert wurden. 293 Wahrscheinlich 288

Vgl. Ptol. apotel. 3,11,3. S.u. zu F1 § 26 , bes. S. 691. 290 Frommhold 2004, 10–27. Mehr dazu unten im Kommentar zu T3. 291 Martin 1982, 292–294. Das ebd. 293238 formulierte Problem ist übrigens gegenstandslos, da aphetische Verfahren nicht, wie Martin aus Bouché-Leclercq 1899, 410– 421 entnimmt, von Ptolemaios eingeführt wurden, sondern viel älter sind (s.u., Komm. zu F1 § 52). 292 Vgl. Martin 1982, 292: “À partir de sa parution, son ouvrage [i.e. Ptol. apotel.] devient un instrument indispensable de travail et de référence.” 293 Kurz vor 213 n.Chr. kommentierte ein gewisser Artemidoros als frühester bekannter Rezipient und Kritiker des Ptolemaios dessen Handliche Tafeln: dazu Jones 1990, bes. 1–3 (cf. Pingree 1994, 75f. Pingree 1998, 135). Dieser Artemidoros ist ansonsten un289

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kannte Antigonos die Apotelesmatika des Ptolemaios gar nicht; es geht aber zu weit, dies mit Martin für sicher zu halten.294 Falls Antigonos die Apotelesmatika des Ptolemaios wirklich nicht kannte, lag es vielleicht daran, dass sie noch gar nicht existierten. Das könnte erklären, warum die von Johannes Lydos rezipierte Sicht der Entwicklung der antiken Astrologie (T1) dem Antigonos von Nikaia die Funktion eines Ordners und Erklärers der älteren Überlieferung zubilligt. Möglicherweise betätigte sich Ptolemaios erst einige Jahre später auf demselben Gebiet, jedoch um soviel erfolgreicher, dass die Geschichte abschließend in ihm – und nicht in Antigonos – einen Meilenstein in der Entwicklung der Astrologie sah. Was den gegen Ende des 2. Jh. n.Chr. zu datierenden Antiochos von Athen betrifft, siehe das folgende Kapitel.

Rezeption Das astrologische Werk des Antigonos wurde vom Ende des 2. Jh. n.Chr. bis zum Ausgang der Antike kontinuierlich rezipiert. Das bestätigen die Testimonien und Fragmente, die die folgenden Autoren bewahren: 2. Jh.: Antiochos von Athen (F7)295 3. Jh.: – 4. Jh.: der Anonymos des Jahres 379 (T2) 5. Jh.: Hephaistion (T3, F1–F6) und der Astrologe Zenons (T4) 6. Jh.: Johannes Lydos (T1) 6./7. Jh.: Rhetorios (T5, F8) bekannt, es sei denn, er wäre identisch mit dem Artemidoros, den der Anon. a. 379 p. 204,16 erwähnt (dagegen: Jones 1990, 1021). Sextus Empiricus kannte den Ptolemaios anscheinend noch nicht (Bouché-Leclercq 1899, 1531. Spinelli 2000, 112. 165. 174). Zur erst im 3. Jh. n.Chr. einsetzenden Rezeption des Ptolemaios s. auch Holden 1996, 43. Die früheste astrologische Schrift, die eindeutig auf Ptol. apotel. rekurriert, ist die Isagoge des Porphyrios. Bernard 2010, 495, spricht auf inakzeptable Weise von “the fact that this treatise [sc. the Almagest], both in Ptolemy’s period [!] and afterwards, was studied within the milieu of ancient astrologers” (sinngleich wiederholt ebd. 497, dort jedoch “text” statt “treatise”). 294 Martin 1982, 293: “Il est certain qu’une étude en profondeur montrerait que non seulement Antigone ne s’est pas servi de l’œuvre de Ptolémée, mais qu’il ne l’a sans doute pas connue.” Martin erweckt oft den Eindruck von Gewissheit, auch dann, wenn bestenfalls eine Wahrscheinlichkeit vorliegt oder sogar Enthaltung des Urteils angebracht wäre (s.u. Anm. 2004 u. 2005). 295 S.o. S. 24 nach Anm. 97.

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Es ist freilich ungewiss, ob alle genannten Autoren direkte Kenntnis des Werks besaßen. Neben den Zufällen der Textüberlieferung könnte ein Grund für den Untergang des Gesamttextes in der Spätantike sein, dass die astronomischen und mathematischen Erläuterungen für viele Leser zu anspruchsvoll waren. Das legt jedenfalls die Kritik durch den astronomischen Laien Johannes Lydos nahe (T1:     [   ] [  ]   ). Aus dem lateinischen und arabischen Mittelalter sind keine Erwähnungen des Antigonos bekannt.296 Sie setzen erst wieder in der Renaissance ein und basieren auf den bereits aus der Antike bekannten Testimonien und Fragmenten.297

Suche und Ordnung der Testimonien und Fragmente Um die griechischen Testimonien und Fragmente des Antigonos von Nikaia möglichst vollständig zu erfassen, wurden die Indices des CCAG, der TLG online und das ITER ITALICVM nach dem Namen des Verfassers durchsucht. Diese Suche führte nur auf die bereits in der Literaturgeschichte der Gundels zusammengestellten Belege. 298 In lateinischer Sprache existieren nach bisherigem Wissen keinerlei Belege. Was das Arabische betrifft, dem wir für die Überlieferung griechischer Astrologentexte viel verdanken (bes. Dorotheos und Valens), hat Ullmann 299 die These aufgestellt, hinter dem in arabischen Quellen begegnenden Namen Antqs,300 der in der byzantinischen Version des Bücherkataloges des Mš’allh (8. Jh.) konsequent als  umschrieben 301 und von Cumont 302 und Boll 303 mit Antiochos identifiziert wird, verberge sich in Wahrheit Antigonos, der Verfasser des Hadrianhoroskops. Wir hätten es also mit arabischen Exzerpten des verlorenen Handbuchs zu tun. Wenn dies stimmte, ließe sich z.B. aus al-Qasrn 296

Zur Auswertung der arabischen Quellen s.u. S. 61 nach Anm. 300. Z.B. bei Girolamo Cardano, s.u. Anm. 3612. 298 Gundel – Gundel 1966, 221f. (vgl. ebd. 16). – Zu den medizinischen Fragmenten des Antigonos von Nikaia s.o. S. 27, Punkt b. 299 Ullmann 1972, 279f. 300 Belege ebd. 2794. 301 CCAG I (1898), p. 82,19. Zu Mš’allh s.u. S. 693, Anm. 1489. 302 Ebd. Anm. 1. 303 Boll 1903a, 55. 297

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(9. Jh.), der eine Methode aus dem Bereich der Interrogationen nach Duruthys (= Dorotheos) und Antqs referiert, ein Testimonium gewinnen. Die These Ullmanns verwirft jedoch Pingree,304 der die Bollsche Identifizierung des Antqs mit Antiochos bekräftigt. Zu beachten ist auch die schwerwiegende grundsätzliche Kritik an Ullmanns Handbuch durch Sezgin.305 Dieser teilt mit, seines Wissens gebe es im arabischen Schrifttum nach wie vor keine Hinweise auf Antigonos von Nikaia.306 Das erhaltene Material wird hier wie folgt geordnet: Als Testimonien gelten Belege für das Leben und Werk des Antigonos, sofern sie nicht konkretisieren, welche Ansicht Antigonos im Einzelnen vertrat. Wenn es also um die Stellung des Antigonos in der Geschichte der antiken Astrologie geht (T1) oder wenn wir erfahren, dass er ein bestimmtes Thema wie die  (T4) behandelt hat, gilt dies als Testimonium, wenn wir erfahren, was er dazu lehrte, gilt der Beleg – egal ob wörtliches Zitat oder Paraphrase – als Fragment. Die fünf Testimonien sind fortschreitend vom Allgemeinen zum Speziellen geordnet. Hinzu treten sekundäre Kriterien wie etwa die expliziten Angaben zu Buch und Kapitel in T4 und T5. Im Falle der insgesamt acht Fragmente stellt sich, da sechs von ihnen eine zusammenhängende Exzerptenreihe bei Heph. 2,18 bilden, die Frage, ob eine thematische Ordnung versucht oder der Reihenfolge des Hephaistion der Vorzug gegeben werden soll. Die thematische Ordnung könnte sich an der geläufigen Scheidung in Universalastrologie, Genethlialogie und Katarchenhoroskopie orientieren und zur Feingliederung dem Vorbild des Ptolemaios folgen. Diese Option erscheint – zumindest auf den ersten Blick – um so verlockender, als Radici Colace 1995 am Beispiel der Dorotheosund Ptolemaiosrezeption des Hephaistion gezeigt hat, dass dieser die ursprüngliche Struktur der exzerpierten Werke total aufgegeben, gleichsam ‘mit Gewalt aus den Angeln gehoben’ hat.307 Allerdings scheint dies gerade im Falle von Heph. 2,18 nicht oder nur eingeschränkt der Fall zu sein. Eine kurze Analyse möge dies verdeutlichen. Hephaistion behandelt in Kapitel 2,18 (  ) hohe gesellschaftliche, politische und militärische Würden. Es entspricht thematisch dem gleichnamigen Kapitel 4,3 der Apotelesmatika des Ptolemaios, an deren Kapiteleinteilung sich Hephaistion in den ersten 304

Pingree 1977a, 20514. Sezgin 1979, 5. 306 Briefliche Mitteilung (10. Juni 2003). 307 Radici Colace 1995, 338: “scardinato prepotentemente” (= Radici Colace 1997, 16). 305

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beiden Büchern eng anlehnt. Als Kompilator ohne nennenswerte eigene Ambitionen308 beschränkt sich Hephaistion in Kap. 2,18 darauf, die verschiedenen Ansichten dreier Vorgänger mitzuteilen. Zuerst referiert er die Lehren des Ptolemaios, danach die einer weiteren Hauptquelle seiner Kompilation, des Dorotheos von Sidon. An dritter Stelle folgen Exzerpte aus dem Handbuch des Antigonos. Hephaistions erklärte Absicht ist es, ‘aus vielen bewährten Vorgehensweisen die Wahrheit als das allen Gemeinsame abzuleiten’ (Heph. 2,18,8:           ). 309 Am Ende bleibt freilich die zur Wahrheitsfindung erforderliche kritische Analyse unausgesprochen dem Leser überlassen. Das ist typisch für Hephaistion.310 Der Rekurs auf Antigonos ist zweifellos durch das kunstvoll elaborierte Kaiserhoroskop (F1) motiviert, in dem Hephaistion gleichsam eine Kurzfassung der Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’ sieht. 311 Vielleicht beschloss der Kompilator erst danach, als sein Blick auf weitere geeignete Nativitäten fiel, noch mehr Material des Antigonos in sein eigenes Handbuch zu übernehmen. Jedenfalls macht er deutlich, dass das zweite Horoskop (F2) im Original des Antigonos auf das Kaiserhoroskop folgte (§ 53      ), und darauf anscheinend das dritte (F3).312 Nach der Exzerpierung von drei Horoskopen beendete Hephaistion zwar die Übernahme ganzer Nativitäten, blätterte aber offenbar im Werk des Antigonos weiter, um noch die eine oder andere ihm wertvoll erscheinende Einzellehre vor dem Vergessen zu bewahren (2,18,67         ). Dabei verliert er sogar zweimal den Kontakt mit dem leitenden Thema der : in Heph. 2,18,67 (F4, zu Konflikten zwischen Mann und Frau) und in Heph. 2,18,74–75 (F6, zur Dekanprognostik der Salmeschiniaka). 313 All dies legt nahe, dass die Reihenfolge der insgesamt sechs Exzerpte der An308

Vgl. Boll 1912c, 310: “Die Bedeutung seines [sc. Hephaistions] Werks ruht für uns gerade darin, daß er keine Ansprüche auf Selbstständigkeit erhebt, sondern durchaus älteren Quellen folgt und sie in weitem Umfang – freilich nicht immer – ausdrücklich zitiert.” 309 Siehe dazu Radici Colace 1995, 341 (= Radici Colace 1997, 19). 310 Zu einem vergleichbaren Fall, wo er vier nicht miteinander kompatible Methoden zur Bestimmung des Aszendenten ohne eigene kritische Stellungnahme referiert, s. Feraboli 1981. Siehe ferner das Zitat aus Heph. 2,1,7 unten zu T3 (S. 513 nach Anm. 680). 311 Vgl. Heph. 2,18,53   ; s. auch 2,18,21. 312 Vgl. Heph. 2,18,62  313 Dasselbe war bereits in Teilen von F1–F3 geschehen.

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ordnung dieser Textpassagen im Original des Antigonos entspricht. Sie werden daher im Folgenden als F1 bis F6 gezählt, ohne eine thematisch motivierte Umordnung vorzunehmen. Es folgt eine Gliederung des Kapitels Heph. 2,18 (links die Paragraphenzahlen, rechts die Nummern der Antigonosfragmente): 1 2–7 8 9–20 21–76

Einleitung Verfahren des Ptolemaios (2–7 = Ptol. apotel. 4,3,1–4) Überleitung; Ziel der Kompilation Verfahren des Dorotheos314 Verfahren ‘derer um Nechepsos und Petosiris’, speziell des Antigonos 21 Einleitung 22–52 Horoskop Nr. 1 (Hadrian) 53 Überleitung 54–61 Horoskop Nr. 2 (P. Acilius Attianus?) 62–66 Überleitung und Horoskop Nr. 3 (Pedanius Fuscus) 67–75 Exzerpte aus weiteren Horoskopen des Antigonos 67 Konflikte zwischen Männern und Frauen 68–73 Einfluss heller Fixsterne auf die  74–75 Dekanwirkungen nach den Salmeschiniaka 76 Schlusswort zu ‘denen um Nechepsos und Petosiris’ 77 Schlusswort des Kapitels

F1 F2 F3 F4 F5 F6

Die verbleibenden zwei Fragmente bilden als F7 (Aspektlehre) und F8 (Eltern) den Schluss der Sammlung. Das erscheint trotz der thematischen Zugehörigkeit von F7 zu den astrologischen Grundlehren legitim, weil die zeitgenaue Aspektrechnung in den erhaltenen, traditionell angelegten Horoskopen des Antigonos keine Anwendung findet. Wahrscheinlich handelt es sich nur um einen Hinweis des Antigonos, wie man vorgehen müsste, wenn man unter Aufgabe traditioneller Methoden eine sphärengeometrisch sinnvollere (kompliziertere) Methode anwenden wollte. Dieses Fragment vorauszuschicken, würde das Verständnis der von Hephaistion bewahrten Horoskope (F1–F3) nicht fördern, sondern Verwirrung stiften. F8 gehört als Gegenstand der Genethlialogie hinter die elementare

314

Heph. 2,18,9–20 = Dor. pp. 337–339 Pingree (Heph. 2,18,9–10 = Dor. frg. 35a St.). Darin eingeschlossen (Heph. 2,18,15) ist ein Verweis auf eine verlorene Stelle des Porphyrios; cf. Boer – Weinstock, CCAG V 4 (1940), p. 188.

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Thematik von F7. Seine Schlussstellung ist auch deshalb akzeptabel, weil es keinen inhaltlichen Bezug zu den übrigen Fragmenten hat. Aus Gründen, die im nächsten Kapitel dargelegt werden, ist es erforderlich, die Antigonos-Fragmente F1–F6 bei Heph. 2,18,21–76 neu zu edieren. Im Falle der übrigen, zumeist sehr knappen Testimonien und Fragmente wird auf eine systematische Neukollation der zahlreichen Überlieferungsträger verzichtet und der von anderen im CCAG (T2. T4– T5. F7–F8) oder separat (T1. T3) edierte Text übernommen. Vereinzelt sind dabei Korrekturen erforderlich, über die die beigefügten Apparate informieren. Sie vermerken außerdem, welche Lesarten auf Autopsie beruhen.

Neuedition der Antigonosexzerpte bei Heph. 2,18,21–76 Methodische Vorüberlegungen Das Edieren antiker astrologischer Prosatexte wird erschwert durch den Umstand, dass es sich um Gebrauchsliteratur handelt, die im Laufe der Überlieferung oft epitomiert, paraphrasiert, erweitert und auf vielfältige Weise modifiziert wurde.315 David Pingree, einer der bedeutendsten Editoren antiker Astrologumena in der Neuzeit, schreibt: “astrological texts tended to be copied by professionals interested more in gathering useful information than in preserving the verba ipsa of any author except the most authoritative.”316 Und: “The manuscripts cannot be relied on to preserve the original compositions of ancient authors; Ptolemy’s   is virtually the only such text that seems to have survived relatively unscathed by the ‘improvements’ of scribes [...]. It is of the utmost importance for understanding the history of the transmission of the texts and the history of Byzantine scholarship in astrology that the various epitomes of each work be carefully distinguished and separately edited.”317 315

Grundlegend hierzu: Boll 1899. Pingree 2001a, 3. Ähnliches gilt z.B. für antike griechische mathematische Texte; vgl. Sidoli 2014, 28: “The texts were often edited by scholars who were themselves practitioners, or teachers, of the fields that the texts transmitted, and who took the scope of their role to include a correction of the words of text based on their own understanding of the ideas that these words conveyed.” 317 Pingree 1977a, 203. 316

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Die Überlieferung der Apotelesmatika Hephaistions ist ein typischer Fall, da sowohl “an ‘original’ form” als auch vier Epitomai überliefert sind.318 Pingree hat die verschiedenen Überlieferungsstränge konsequent in zwei getrennten Bänden und ohne den Anspruch einer Synthese beziehungsweise Rekonstruktion des Originals ediert. Nimmt man hinzu, dass Hephaistion seinerseits den Originaltext des Antigonos möglicherweise nur frei wiedergibt und dass der zitierte Antigonos wiederum Zitate aus noch älteren Quellen wie ‘Nechepsos’ (F5 § 72 = Nech. et Pet. frg. +2) und den Salmeschiniaka (F6 §§ 74–75) bietet, so fragt es sich, ob das Bemühen um eine seriöse Textkonstitution nicht von vornherein sinnlos ist. Bei näherem Hinsehen ist es um den hiesigen Fall zwar ernst, aber nicht hoffnungslos bestellt. Es gilt, den Veränderungen des Textes schrittweise nachzugehen, von den Anfängen bis hin zu den erhaltenen handschriftlichen Zeugnissen, deren früheste aus dem 11. Jahrhundert stammen. Dieser Versuch wird im Folgenden unternommen. Über die erwähnten Zitate des Antigonos aus älteren Quellen lässt sich nur soviel sagen, dass Hephaistion sich zumindest im Falle der Salmeschiniaka so ausdrückt, als habe Antigonos wörtlich aus jener alten Quelle zitiert (F6 § 74 . Mehr wissen wir über die Art, wie Hephaistion seinerseits mit den Quellen verfuhr. Die astrologischen Werke des Ptolemaios und des Dorotheos, auf die er sehr ausgiebig rekurriert, sind im griechischen Original (Ptol.) beziehungsweise in einer arabischen Version (Dor.) vollständig (Ptol.) beziehungsweise beinahe vollständig (Dor.) erhalten. Der Vergleich lehrt, dass Hephaistion seine Quellen, was die Anlage im Großen betrifft, im Interesse der Konservierung, Ordnung, Vereinfachung und Illustrierung zum Teil massiv umstrukturierte und kürzte.319 Andererseits sind einzelne ‘Textbausteine’ im Umfang mehrerer Paragraphen oder sogar Seiten oft wörtlich oder beinahe wörtlich zitiert. Um solche Fälle handelt es sich z.B. bei den Ptolemaiosexzerpten, mit denen die Kapitel 2,18 und 2,19 beginnen (Heph. 2,18,2–7 = Ptol. apotel. 4,3,1–4; Heph. 318

Pingree 2001a, 32. Siehe die Analyse von Radici Colace 1995 (dazu bereits oben S. 62 bei Anm. 307). Hephaistions erklärtes Ziel ist es, die komplexen und zum Teil schwer verständlichen Lehren der Alten durch eine möglichst klare und knappe Darstellung zu bewahren. Vgl. Heph. 1 praef. 1      Zur  als Methode der Kompilatoren im Allgemeinen und des Hephaistion im Besonderen s. Radici Colace 1995, 335 u. 338 (= Radici Colace 1997, 13f. u. 17). 319

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2,19,1–4 = Ptol. apotel. 4,4,1–2). Hübner konstatiert in der praefatio der maßgeblichen Ptolemaiosedition, Hephaistion folge dem Text des Ptolemaios insgesamt so getreu, dass der Wortlaut seines Handbuchs geeignet sei, in Zweifelsfällen die Entscheidung zwischen zwei Lesarten der Ptolemaios-Überlieferung zu erleichtern. 320 Wahrscheinlich hat Hephaistion die Passagen aus dem Handbuch des Antigonos, die von den genannten Ptolemaios-Zitaten am Anfang des 18. und 19. Kapitels umgeben sind, ebenso sorgfältig und wortgetreu kopiert, vor allem das eröffnende Kaiserhoroskop (F1): Dafür spricht dessen einzigartige Elaboration 321 und sein exemplarischer Charakter, den auch Hephaistion betont.322 Problematischer ist die weite Strecke der Überlieferung von Hephaistion bis zu den frühesten erhaltenen Handschriften (11. Jh.). Es wurde bereits mit den Worten Pingrees darauf hingewiesen, dass die Texte antiker Astrologen oft mit erheblichen Modifikationen tradiert wurden.323 Im speziellen Fall der Hephaistion-Überlieferung bieten die drei Hauptzeugen des Textes, P (Paris. gr. 2417), A (Paris. gr. 2841) und L (Laur. 28,34),324 große, jeweils verschiedene Lücken. Dies gilt insbesondere für den codex antiquissimus L (saec. XI), der nur in wenigen Kapiteln zu P und A hinzutritt. Selbst in den Passagen, die von allen drei Handschriften überliefert werden, ist aus P, A und L nur eine stark beschädigte Fassung des Originals zu gewinnen. 325 Aufgrund der ebenfalls beträchtlichen Lücken in P und A wurde vermutet, dass diese Pariser Handschriften “vielleicht nur Exzerpte aus dem vollständigen H(ephaistion) enthal-

320

Hübner 1998a, XXVIII: “Tam fidelis Hephaestio Ptolemaei est sectator, ut sit idoneus, qui diiudicationem inter duas lectiones expediat.” 321 Siehe bes. den Komm. zu F1 §§ 45–52. 322 S.o. Anm. 311. Vgl. auch Hephaistions Betonung seiner getreuen Wiedergabe des Originals durch in F2 § 54. F3 §§ 62.63. F4 § 67. F5 §§ 68.70.72, durch  in F5 § 71. F6 § 74 und durch in F2 § 53. F3 § 62. – Anders verhält es sich mit der zwischen den Ptolemaios- und Antigonos-Exzerpten platzierten Dorotheosparaphrase, da das Original Versform hatte. Hephaistion bewahrt dort nur einige wenige der ursprünglichen Verse. 323 S.o. S. 65 bei Anm. 316 u. 317. 324 P: s.u. Anm. 350; A: beschrieben von Ch. É. Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 25–26 (Nr. 22), vgl. Pingree 1973–1974, vol. I, pp. XI–XII, sowie Jones 1990, 17f.; L: beschrieben von A. Olivieri, CCAG I (1898), pp. 60–72 (Nr. 12), u. Caballero Sánchez 2013a, 89–92; vgl. Pingree 1973–1974, vol. I, pp. XV–XVI. Pingree 1997a, 64f. Hübner 1998a, p. XVI. Pingree 2000, 474. L ist der Hauptzeuge des Syntagma Laurentianum, jener verlorenen astrologischen Anthologie des frühen 9. Jh.s, die Boll 1899, 85. 88– 110, rekonstruiert hat. 325 Vgl. Pingree 1973–1974, vol. I, p. VI: “testes autem trium librorum debiles sunt”.

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ten”.326 Immerhin ist Pingree bereit, die in P, A und L fassbare Überlieferung als “an ‘original’ form” zu bezeichnen.327 Besonders ungünstig ist die Situation – zumindest auf den ersten Blick – im Kapitel 2,18, dem wir die Antigonos-Exzerpte verdanken. Es fehlt sowohl in A als auch in L, so dass wir allein mit P als direktem Zeugen der Überlieferung vorliebnehmen müssen. Leider fehlen in P nicht nur große Partien des Gesamtwerks (z.B. Heph. 3,40,25–3,47,51), sondern es begegnen auch (neben zahllosen Verschreibungen) viele Auslassungen von Einzelwörtern oder Textelementen im Umfang weniger Zeilen, letztere oft verursacht durch saut du même au même. 328 Die Schuld liegt nicht immer beim Schreiber von P, sondern der Vergleich mit A lehrt, dass schon die gemeinsame Vorlage  (s. Stemma S. 120) durch zahlreiche Fehler und Auslassungen entstellt war.329 Die Konstitution des Hephaistiontextes wäre an vielen Stellen unmöglich, wenn nicht die vier bereits genannten Epitomai hinzuträten, von denen die erste, zweite und vierte auf eine vor 1000 n.Chr. zu datierende gemeinsame Quelle zurückgehen.330 Diese Quelle () ist von der Vorlage der Zeugen P und A () unabhängig.331 Die vierte Epitome ist die umfangreichste, um etwa die Hälfte länger als die drei übrigen zusammen, 326 So Boll 1912c, 310, unter Berufung auf Olivieri 1896 (der sagt [S. 7]: “Facciamo dunque l’ipotesi [...] che i codd. parigini [sc. Paris. gr. 2417 u. 2841] non rappresentano l’unica recensione dell’opera efestionea, e che il trattato del Tebano non è forse trasmesso dai codd. di Parigi in tutta la sua integrità”). Vgl. Hübner 1982, 405f., der (ohne Verweis auf frühere Lit., vermutlich nach Boll) schreibt, der Hephaistiontext sei “nicht im Original, sondern in verschiedenen Exzerpten auf uns gekommen”; davon sei das ausführlichste im ersten Band der Ausgabe Pingrees ediert. 327 Pingree 2001a, 32 (s.o. S. 66). 328 Vgl. z.B. Pingrees Apparat (1973–1974, vol. I) zu Heph. 1,1,30–32 (p. 7,11–14). 1,21,14 (p. 55,10–11). 2,2,15 (p. 91,4–7). 2,2,31 (p. 93,4–5). 2,2,35 (p. 93,19–20). 2,13,17 (p. 143,18–19). 2,21,15 (p. 175,8–9). 2,23,7 (p. 182,23–24). 3,7,6 (p. 257,17– 18). 3,7,12 (p. 258,15–16). 3,12,2 (p. 267,16–19). 3,14,1 (p. 268,6–7). 3,21,2 (p. 274,19–20). 3,30,35 (p. 284,26–27). 3,30,55.59–60 (p. 287,3–5.21–24). 3,38,34 (p. 300,10–11). 3,40,14–16 (p. 302,19–24). 3,47,95–98 (p. 329,10–18). 329 So fehlte z.B. schon in  die soeben genannte Partie Heph. 3,40,25–3,47,51 (Pingree 1973–1974, vol. I, p. XIV; s. auch ebd. XV: “Codex P igitur, etiam integer, formam habebat coartatam Hephaestionis librorum; [...] in P igitur [...] textum genuinum non habemus”; ibid. p. XVIII: “Codicibus descriptis Apotelesmatica Hephaestionis neque in codice A neque in codice P forma genuina ad nos pervenisse apparet”). 330 Cf. Pingree 1973–1974, vol. II, pp. V.XXV. Die dritte Epitome ist sehr kurz (Pingree ibid. vol. II, pp. 126–134; = Heph. 1,21,10–36) und erlaubt keine stemmatische Zuordnung (Pingree ibid. vol. I, pp. XX–XXI , vol. II, p. XXV). Zum Wert der Epitomai s. Pingree ibid. vol. I, p. XVIII, u. vol. II, p. V. 331 So zu Recht Pingree 1973–1974, vol. I, pp. XX–XXI.

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und überliefert als einzige auch die Antigonosexzerpte (Heph. 2,18,21–76 ~ epit. 4,26,11–66).332 Pingree hat gezeigt, dass sie sehr wahrscheinlich das Werk des byzantinischen Astrologen und Astronomen Johannes Abramios ist, aus dessen Schule (ca. 1370–1400 n.Chr., d.h. während der letzten Phase der byzantinischen Rezeption antiker Astrologumena) 333 jedenfalls alle für die Textkonstitution dieses Überlieferungsstrangs relevanten Zeugen (IJKM) stammen. 334 Über die Vorgehensweise des Abramios sagt Pingree: “A comparison of the excerpts from Hephaestio with the original text of that author demonstrates that Abramius has felt free to make extensive changes, omitting long passages, adding many others, and altering both the expression and sometimes the contents of a large number of passages. Only the fact that the manuscript tradition of the original text of Hephaestio’s work is so poor makes Abramius’ extracts useful.”335 Ein Vergleich von Heph. 2,18,21–76 mit Heph. epit. 4,26,11–66 zeigt, dass der Text zwar in der Substanz derselbe ist, doch mit vielen Abweichungen im Detail. Insgesamt ist die Version der Epitome etwas länger; das liegt primär an den zahlreichen Textlücken in P, nicht an Zusätzen des Epitomators. Zur Relativierung von Pingrees oben zitiertem Urteil ist die Feststellung wichtig, dass die Epitome ohne Zweifel an zahlreichen Stellen, an denen P falsch ist, das (wörtlich oder sinngemäß) Richtige überliefert.336 332 Die verschiedene Paragraphenzählung erklärt sich dadurch, dass der Epitomator vor dem Beginn der Antigonosexzerpte insgesamt zehn Paragraphen ausließ: Heph. 2,18,1– 7.9.14.20 (n.b.: Heph. 2,18,2–7 = Ptol. apotel. 4,3,1–4). 333 Eine gute Orientierung über die vier Blütephasen der byzantinischen Astrologie erlaubt die Periodisierung bei Magdalino 2002, 40–46. 334 Cf. Pingree 1973–1974, vol. II, p. XXV. Zu Johannes Abramios s. Pingree 1971 (darin S. 202 zu Abramios als Verfasser der 4. Epitome) sowie Dens., ODB I 6 (mit weiterer Lit.), und PLP Nr. 57. Abramios wirkte in Konstantinopel und vor allem in Mytilene. Er betätigte sich auch als Arzt und Magier; s. Pingree 1971, 193 u. 199. Greenfield 1995, 12724 u. 151. Pingree 1997a, 74. Bezza 2002a, 2575. 335 Pingree 1971, 202. Pingree verweist im Kontext dieser Charakterisierung auf weitere astrologische Schriften (u.a. die ptolemäischen Apotelesmatika, aber auch griechische Übersetzungen arabischer Texte), von denen Abramios, wie der Vergleich mit den in diesen Fällen besser überlieferten Originalen zeigt, mehr oder weniger freie Fassungen erstellte. Er kommt auf dieser breiten Grundlage zu dem Gesamturteil (p. 202), die von Abramios und den Mitgliedern seiner Schule kopierten Manuskripte seien “of extreme importance because of their preservation of rare astrological as well as astronomical treatises”, doch es sei “dangerous to depend on him when his manuscripts alone preserve a text”. 336 Vgl. z.B. unten S. 613 zu Punkt  (Saturnposition). Siehe auch Hübner 2003b, 27, zur Hephaistionüberlieferung insgesamt: “Dabei scheint besonders die Epitome IV der Urfassung teilweise näher zu kommen als der Haupttext [...]”. Nicht plausibel erscheint

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Es stellt sich dem Editor der Antigonosexzerpte also die Aufgabe, zwischen der Skylla eines schlecht überlieferten Originaltextes (P) und der Charybdis einer gut überlieferten retractatio (Ep.4) dem Original möglichst nahe zu kommen. Pingree hat diesen Versuch erklärtermaßen gar nicht erst unternommen: Im ersten Band seiner Ausgabe ist der aus P, A und L zu gewinnende Text ediert, im zweiten die vier Epitomai. Besonders grobe Fehler und Lücken der ‘originalen’ Version (Bd. I) hat Pingree zwar okkasionell, aber keineswegs immer unter Heranziehung der Epitomai korrigiert. Dabei ist zu bemängeln, dass diese Korrekturen nicht nur unsystematisch vorgenommen wurden, sondern teilweise auch nicht überzeugen. Unterlassungen notwendiger Korrekturen finden sich in der hier relevanten Passage Heph. 2,18,21–76 z.B. bei dem von P in Heph. 2,18,26 überlieferten  (p. 158,19 Pingree, Ep.4 richtig  ); in Heph. 2,18,33 (p. 159,20) und 2,18,58 (p. 164,12) ist beide Male nicht sinnentstellend  (P), sondern  (Ep.4) zu lesen (mit Konsequenzen für Interpunktion, Absatzeinteilung und Paragraphenzählung), und in Heph. 2,18,52 müssen nach  (p. 162,25) die in P fehlenden Worte   nach der Epitome (epit. 4,26,42) ergänzt werden, da das folgende Pronomen  sonst kein Bezugswort hat.337 Umgekehrt weicht Pingree in Heph. 2,18,76 – obwohl er nicht das Original des Hephaistion, sondern den codex unicus der Hauptüberlieferung (P) ediert – zu Unrecht von P () ab und folgt Ep.4 ().338 Die Problematik des Edierens fachliterarischer, speziell astrologischer Texte, wird hier deutlich: Zum einen betont Pingree in seinen eingangs zitierten grundsätzlichen Feststellungen 339 ganz zu Recht, dass die Rekonstruktion des Originals oft unmöglich ist und in solchen Fällen die einzelnen Überlieferungsstränge separat ediert werden müssen, andererseits ist der Wortlaut einzelner oder aller dieser Überlieferungsstränge oft in sich so stark beschädigt, dass manche Querkorrekturen und die Füllung von lacunae notwendig erscheinen, um halbwegs lesbare und in sich hingegen der zweite Satz der folgenden Bewertung (Hübner 2011b, 35): “Das genaue Verhältnis zwischen dem Haupttext und der stärker abweichenden Epitome IV muss noch geklärt werden. Wahrscheinlich handelt es sich hier nicht um Überlieferungs-, sondern um Autorenvarianten.” S.u. Anm. 483. 337 Zu weiteren von Pingree übersehenen bzw. nicht korrigierten Textausfällen s. Marcovich 1976 (zum ersten Buch des Hephaistion). 338 Vereinzelt setzt er auch eigene Konjekturen in den Text, die nicht überzeugen. Sicher falsch ist z.B. Pingrees Änderung F5 § 72     . Siehe insgesamt die Liste unten S. 182 zu pp. 140,6–7. 164,5–6. 174,24. 178,8–9 der hiesigen Edition. 339 S.o. S. 65 bei Anm. 316 und 317.

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sinnvolle Texte zu bieten.340 Damit schleicht sich der mit gutem Grund zur Vordertür hinausgejagte Anspruch auf Rekonstruktion des Originals heimlich wieder durch die Hintertür herein. Mit dem Gesagten soll nicht die editorische Leistung Pingrees geschmälert, sondern das der Sache inhärente Problem verdeutlicht werden. Ohne Pingrees gewaltige Forschungsleistung und sein der Geschichte der Astrologie gewidmetes Lebenswerk wäre die hier vorgelegte Arbeit gar nicht denkbar. Vielleicht wäre außerdem eine systematische Rekonstruktion des gesamten originalen Hephaistiontextes in der Tat unmöglich oder zumindest nicht in einem vertretbaren Zeitrahmen praktikabel gewesen.341 Anders verhält es sich jedoch bei einer vergleichsweise kleinen Textportion wie der hier relevanten (Heph. 2,18,21–76), zumal sie in der bisher verfügbaren, auf P basierenden Version schwere Mängel aufweist und der Epitomator sich hier nur geringe Freiheiten gegenüber dem Wortlaut seiner Vorlage erlaubt hat. Vergleicht man etwa die Überlieferung des pseudo-zoroastrischen Kapitels   , das Bidez und Cumont in einer synoptischen Edition aus ‘Palchos’ und einem byzantinischen Exzerpt publiziert haben, 342 so stellt man fest, dass in jenem Fall eine Rekonstruktion des Originals aufgrund der profunden Differenzen der beiden Überlieferungsstränge unmöglich wäre. Im Vergleich damit erscheinen die Differenzen zwischen P und Ep.4 bei Heph. 2,18,21–76 minimal. 343 Daher ist es wünschenswert und legitim, eine Synthese der beiden Überlieferungsstränge zu versuchen. Dieser Versuch einer Synthese ist um so verlockender, als zwei von P und Ep.4 unabhängige Exzerpte aus Heph. 2,18,21–76 existieren, die die Entscheidung zwischen den Varianten von P und Ep.4 in vielen Fällen 340

Einen Eindruck davon, was man andernfalls erhält, vermitteln die Textfassungen in U (F1 §§ 25–35 von Exc.1, nach dem Abbrechen von m) und C (F2 §§ 56–61 u. F3 §§ 65–66c von Exc.2), die unten auf S. 135.137.139.141.143 und auf S. 163.165.167. 169.171.173.175 in der jeweils rechten Kolumne unkorrigiert zum Vergleich geboten werden (nur orthographische Abnormitäten wurden normalisiert). 341 Man bedenke, dass Pingree durch seine Ausgabe überhaupt erstmals das dringende Desiderat einlöste, die Hephaistionüberlieferung vollständig im Druck zugänglich zu machen. 342 Bidez – Cumont 1938, II 209–218 (frg. O 79); ältere Edition: ‘Palch.’ cap. 72, ed. A. Olivieri, CCAG II (1900), pp. 192,26–195,6. Zu ‘Palchos’ s.u. S. 99. 343 Einen editionstechnisch interessanten, zwischen den zitierten Befunden bei Hephaistion und Ps.-Zoroaster stehenden Fall bietet die hermetische Methodus mystica (ed. F. Cumont, CCAG VIII 1, 1929, pp. 172–177). Sie ist in zwei Rezensionen überliefert, die am Anfang – aber nur dort – erheblich voneinander abweichen. Daher bietet Cumont den Anfang in einer synoptischen Edition (zwei Kolumnen, pp. 172–173), den Rest in einer synthetischen Edition mit Nennung der Varianten im kritischen Apparat.

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erleichtern. Auf beide Exzerpte hat bereits Pingree hingewiesen. Allerdings hielt Pingree das eine dieser Exzerpte für wertlos344 (zu Unrecht, wie sich zeigen wird) und publizierte das andere erst nachträglich im Band II, ohne es für die Textkonstitution in Band I zu nutzen.345 Das eine (Exc.1) überliefert Heph. 2,18,21–34, das andere (Exc.2) Heph. 2,18,(54).56–61.(63).65–66.346 Da die Verfasser beider Exzerpte relativ frei mit dem Original verfuhren, 347 werden sie im Folgenden wie die Epitome des Abramios (Ep.4) zu den indirekten Zeugen gezählt. Der somit für fast die Hälfte des hier zu edierenden Textes mögliche Vergleich von P und Ep.4 mit einem jeweils dritten Überlieferungsstrang erlaubt es, zahlreiche weitere Lücken und Fehler von P zu korrigieren. Zum Teil wird der Sinn des Textes erst dadurch klar.348 Darüber hinaus spricht der Vergleich der drei Überlieferungsstränge – zumindest was Heph. 2,18,21–76, also den Text der drei Horoskope, betrifft – gegen die von Olivieri begründete und von Boll und Hübner übernommene Vermutung, dass auch P nur eine verkürzte Fassung des Hephaistiontextes biete.349 Das für unsere Zwecke relevante Textstück in P enthält überlieferungsbedingte Lücken sehr geringen Umfangs, jedoch sind keine intentionellen Kürzungen erkennbar. Daher wird P im Folgenden als direkter Zeuge der Überlieferung des Hephaistiontextes gewertet. Insgesamt ist es somit möglich, einen verbesserten Text der Antigonosexzerpte in Heph. 2,18,21–76 zu bieten. Diese Möglichkeit zu nutzen, gebietet die Bedeutung des Hadrianhoroskops (F1) sowohl für die Geschichte der griechischen Astrologie als auch für die Kulturgeschichte und die althistorische Forschung. Maßgeblich ist in Zweifelsfällen die Frage, was Antigonos selbst, nicht sein Exzerptor Hephaistion, geschrieben hat. Es wäre allerdings eine Illusion zu glauben, die Neuedition mache nun Wort für Wort den exakten Text des Antigonos oder gar der von diesem zitierten älteren Werke (s. F6) zugänglich. In manchen Fällen bieten z.B. P und Ep.4 sinngleiche Varianten, zwischen denen eine Entscheidung kaum möglich ist; in solchen Fällen folge ich P. Trotz 344

S.u. S. 95 bei Anm. 401. S.u. S. 111 bei Anm. 469. 346 Die in 2,18,54 u. 2,18,63 enthaltenen zodiakalen Längen der Luminare, Planeten und Kardinalpunkte (nicht jedoch die übrigen dort genannten astronomischen und astrologischen Daten) bietet Exc.2 nicht als Text, sondern in Form von Diagrammen. 347 Mehr dazu unten S. 94–116. 348 Siehe die Liste der Abweichungen von Pingrees Hephaistion-Ausgabe am Ende der hiesigen Edition (S. 182). 349 S.o. Anm. 326. 345

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dieser Grenzen, die der Edition der Antigonosfragmente F1–F6 gesetzt sind, wird es möglich sein, gegenüber jeder der in Pingrees zweibändiger Edition zugänglichen Versionen mehrere Dutzend Fehler zu verbessern.

Die Handschriften Die hier benutzten Sigel entsprechen denen der Hephaistion-Ausgabe von D. Pingree. Auf kodikologische Beschreibungen kann verzichtet werden, da sie im CCAG und anderen in den Fußnoten genannten Katalogen vorliegen. Alle Handschriften wurden für die hier relevante Textpartie (Heph. 2,18,21–76 bzw. epit. 4,26,11–66) am Original neu kollationiert. Da Pingree sich zu den Abhängigkeitsverhältnissen äußert, ohne Belegmaterial anzuführen, wird dies hier nachgeholt. In einigen Fällen ergeben sich Modifikationen gegenüber Pingree. Es erscheint daher – auch angesichts der Kürze des hier zu edierenden Textes – sinnvoll, die jeweiligen Binde- und Trennfehler aller Handschriften vollständig zu vermerken (mit Verweis auf Seite und Zeile der hiesigen Edition). Das erleichtert zugleich eine Orientierung über ihre jeweilige Qualität. Einige von Pingree zu Unrecht als wertlos verschmähte Abschriften werden hier erstmals kollationiert (z.B. U f. 301r–v). Die Suche nach bisher unbekannten Textzeugen mit Hilfe des inzwischen vollständigen ITER ITALICVM blieb erfolglos (s.o. S. 61). I. Direkte Zeugen (P) P Paris. gr. 2417, bombyc., ff. 176, saec. XIII.350 ff. 106v–107v, 102r–102v, 109r–109v, 113r–113v, 112r: Heph. 2,18,21–76. Das Wichtigste zu P wurde bereits oben S. 67f. gesagt. Es ist zu ergänzen, dass P ursprünglich keine Diagramme zu den drei Horoskopen des Antigonos bot. Nur im Falle des zweiten Horoskops wurde ein solches von späterer Hand, wie die verschiedene Form der Tierkreissymbole in Text und Diagramm deutlich macht, unter Nutzung der im Text gebotenen Daten auf dem schmalen Seitensteg von f. 109r gezeichnet (durch spätere Beschneidung der Handschrift ging etwa ein Sechstel des Dia350

Beschrieben von F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), pp. 9–20 (Nr. 3). Vgl. Pingree 1973–1974, vol. I, pp. XII–XV. – Engelbrecht 1887, 5, zog die Datierung ins 14. Jh. vor.

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gramms verloren). P hat niemals iota subscriptum. Für Tierkreiszeichen und Planeten bietet P meist die astrologischen Symbole; in seltenen Fällen sind die Namen ausgeschrieben (in Heph. 2,18,21–76 fünfmal: pp. 134,8 . 144,3 . 160,11  [sic]. 160,13. 160,16 ).351 Im Falle des Mars schwankt P zwischen dem Akkusativ (so einmal ausgeschrieben, p. 160,13) 352 und . Die ionische Form begegnet zwar niemals ausgeschrieben, doch mehrmals in Form des astrologischen Symbols mit hochgestelltem - (pp. 158,12. 168,22. 172,13.16, s. auch p. 164,13 die Verschreibung ).353 Ebenso wie Pingree folge ich bezüglich / der schwankenden Orthographie des codex unicus der Hauptüberlieferung (P). Auch andere Editoren astrologischer Texte verzichten im Falle der Planetennamen auf eine orthographische Vereinheitlichung,354 da diese Namen im Prozess der handschriftlichen Überlieferung oft zu Symbolen verkürzt und später wieder aufgelöst wurden, was es oft unmöglich macht, die originalen Deklinationsformen und Kasus zu rekonstruieren. II. Indirekte Zeugen 1. Die Epitome des Johannes Abramios (Ep.4) a) Textkritisch relevante Zeugen (IJKM) I

Laur. 28,13, chart., ff. 247, saec. XIV.355 ff. 127r–130r: epit. 4,26,11–66. I ist der beste Zeuge der Textfassung, die die vierte Epitome von den Antigonosexzerpten des Hephaistion bietet. Es handelt sich vielleicht um ein 351

Seiten- und Zeilenangaben nach der hiesigen Edition. Außerhalb der Antigonosfragmente (Heph. 2,18,21–76) bietet P  in Heph. 2,11,41 u. 2,19,4 (nach Pingree 1973–1974, I 124,16. 168,9); an beiden Stellen ist P codex unicus. 353 Außerhalb von Heph. 2,18,21–76 bietet P  in Heph. 2,14,1. 2,22,1. 2,30,1. 2,31,1. 2,32,3. 3,5,59 (nach Pingree pp. I 145,7. 178,23. 202,14. 206,7. 209,25. 247,10). An allen Stellen bis auf Heph. 3,5,59 ist P codex unicus. 354 Z.B. Hübner 1998a, 24 (l. 414) u. 319 (l. 388) im Falle von Ptol. apotel. 1,4,5  u. 4,6,1. Siehe ferner unten S. 124 bei Anm. 491. 355 Beschrieben von A. Olivieri, CCAG I (1898), pp. 6–20 (Nr. 7). Vgl. Pingree 1973– 1974, vol. II, p. XIV. Radici Colace 1988, 33f. Die Hs. gehörte u.a. Piero de’ Medici und Pico della Mirandola (Olivieri p. 6); vgl. Anm. 367. 352

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Autograph des Johannes Abramios.356 An Unvollkommenheiten des Codex I ist in den Paragraphen epit. 4,26,11–66 nur die Schreibung   (p. 163,16, ebenso M) statt richtig  so JK) zu vermerken, ferner die Iteration eines  über die Zeilengrenze hinweg (p. 173,6). M Marc. gr. Z. 324 (= 640), chart., ff. 329, saec. XIVex.357 ff. 68v–70v: epit. 4,26,11–66.358 Der Codex M stammt zwar nicht von der Hand des Abramios, ist aber allem Anschein nach in seiner Schule entstanden.359 Für die epitomierte Fassung der Antigonosexzerpte darf M als bester Textzeuge nach I gelten. An Trennfehlern beziehungsweise Sonderlesarten gegenüber den Handschriften IJK bietet M: 147,10 ]  M || 157,5 ]  M || 157,15  M || 159,3  M || 159,23– 29 adnot. om. M || 167,11  M (item J, casu scilicet) || 167 M || 179,5 M

Dass keine der Hss. IJK aus M (jedenfalls nicht aus M allein) abgeschrieben sein kann, wird durch das Fehlen der langen Marginalie zu epit. 4,26,42 deutlich, die die voneinander unabhängigen Hss. IJK im Gegensatz zu M alle bieten.

356

Pingree 1971, 193, hielt diese Attribution für sicher. Siehe jedoch die vorsichtigere Formulierung desselben in der Edition von 1974 (vol. II, p. XIV): “scriptus in schola, ut mihi videtur, Ioannis Abramii” (mit Verweis auf Pingree 1971, 193f.). 357 Beschrieben von W. Kroll, A. Olivieri u. F. Cumont, CCAG II (1900), pp. 4–16 (Nr. 5), und von Mioni 1985, 44–48. Siehe ferner Pingree 1973–1974, vol. II, p. XVI. Radici Colace 1988, 31f. 358 Pingrees Angabe (1973–1974, vol. II, p. XVI) “ff. 49–147v = Ep.4” ist falsch. Dieser Teil der Handschrift enthält vielmehr eine Sammlung verschiedener astronomisch-astrologischer Texte von Isaac Argyri, Hephaestio Thebanus, Theophilus, Vettius Valens und Rhetorius (s. Mioni 1985, 45–46). Außerdem ist die vierte Epitome hier nicht vollständig erhalten, sondern nur epit. 4,1–44 auf ff. 49r–77r und epit. 4,76–126 auf ff. 97r–123r. 359 Vgl. Pingree 1971, 202: “a manuscript apparently belonging to the school of John Abramius”.

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K Laur. 28,16, chart., ff. 297, saec. XIVex (ann. 1382).360 ff. 136r–138v: epit. 4,26,11–66. K ist durch einige Verse auf ff. 1–2 datiert und eindeutig als Autograph des Johannes Abramios ausgewiesen.361 Nach Pingree (vol. II, p. XV) ist K von I abhängig, wobei Abramios in K einiges emendiert sowie hier und dort Anmerkungen ergänzt habe. Pingree verweist für diese Abhängigkeit auf Olivieris Beschreibung im CCAG I (1898), pp. 38–39, und eine eigene Untersuchung; 362 Beweise für das postulierte Abhängigkeitsverhältnis findet man an den zitierten Stellen aber nicht. Immerhin entspricht K ff. 27r–265v inhaltlich I ff. 20r–247v (I endet mit f. 247v).363 Man beachte auch, dass zwar I, J, K und M die vierte Epitome alle vollständig überliefern (J mit größeren Lücken, z.B. epit. 4,18,10–36), dagegen nur I und K auch noch die drei kurzen Appendices (vol. II, pp. 347–350 Pingree) bieten. Auch dort, wo J und M mit I und K verglichen werden können, bieten I und K zuweilen übereinstimmend eine erheblich von J und M abweichende Lesart.364 I und K sind also offenbar eng verwandt. Im für Antigonos relevanten Text (epit. 4,26,11–66) sind folgende Besonderheiten zu vermerken: Trennfehler IK gegenüber JM:365 169,11 JM:IK || 169,26 JM: IK

Trennfehler IJM gegenüber K: 131,7  K :  IJM || 137,5  K :  IJM || 163,4  K]  IJM, item K ante corr. || 163,7  in Capricorno IJM, quod recte om. K 360

Beschrieben von A. Olivieri, CCAG I (1898), pp. 38–39 (Nr. 10); cf. Pingree 1973– 1974, vol. II, p. XV. Radici Colace 1988, 34f. Pingree a.a.O. vermerkt richtig, dass die Handschrift Adnotationen enthält, auf den hier relevanten Blättern 136r–138v aber keine bedeutenden, sondern nur die folgenden drei: auf Blatt 137r neben       (epit. 4,26,39) die verfrühte Abbreviatur für , die dann f. 137v mit der darauf folgenden Marginalie (s. krit. App. zu epit. 4,26,42) wiederholt ist; ferner f. 138r den Nachtrag der im Text ausgelassenen Worte  (epit. 4,26,50). 361 Siehe CCAG I (1898), p. 38. 362 Pingree 1971, 191–194. 199–202. 209f. 363 Siehe CCAG I (1898), p. 38. 364 Siehe z.B. Pingrees kritischen Apparat zu epit. 4,25,22 (vol. II, p. 201,16–20). 365 Außerhalb der Antigonosexzerpte s. auch ganz eindeutige Fehler von IK gegen JM, z.B. epit. 4,41,13 (vol. II, p. 254,17 P.) statt richtig .

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Trennfehler K gegenüber IJM: 131,9 ]  K || 133,11   K || 135,10 om. K || 143,17    K || 145,13   K || 147,4 post  add.  K || 147,5  K || 149,14  K || 16110–11 post  pon. K || 161,16   K || 163,1 ]   K || 177,16  om. K || 17720  K || 181,7 K

Da I auf seiner gesamten Länge nur sehr selten Trennfehler gegenüber dem consensus von JKM bietet 366 und außerdem Johannes Abramios, wie Pingree richtig vermerkt, bei der Abfassung von K zahlreiche Verbesserungen vornahm, lässt sich nicht entscheiden, ob K aus I oder aus dessen verlorener Vorlage kopiert wurde. In jedem Fall verdient K aufgrund der Emendationen Aufnahme in den kritischen Apparat. Problematisch ist die stemmatische Darstellung dieses Verhältnisses. Da K von Abramios persönlich geschrieben wurde und er zugleich der Urheber der vierten Epitome ist, erscheint es sinnvoll, K neben statt unter I zu stellen, selbst wenn I die materielle Vorlage von K gewesen sein sollte. J

Laur. 28,14, chart., ff. 321, saec. XIVex.367 ff. 63r–66r: epit. 4,26,11–66. J stammt aus der Schule des Johannes Abramios, denn der Codex gehörte zu Beginn des 15. Jahrhunderts dem Dionysios, Schüler des Eleutherios Zebelenos aus Elis, seinerseits Schüler des Abramios.368 Die Handschrift kann nicht, wie es Pingree scheint,369 von M abstammen, jedenfalls nicht von M allein. Das ist schon wegen der langen in M fehlenden Marginalie zu epit. 4,26,42, welche IJK in identischer Formulierung teilen, unmöglich. Denkbar ist allerdings eine Kontamination aus M und einem weiteren Zeugen. J weist in epit. 4,26,11–66 folgende Trennfehler gegenüber IKM auf:

366

Im hier relevanten Ausschnitt (epit. 4,26,11–66) ist nur die Iteration eines Artikels zu vermerken; s.u. S. 173,6 app. crit. 367 Beschrieben von A. Olivieri im CCAG I (1898), pp. 20–37 (Nr. 8). Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, p. XV. Pingree 1986, p. XIV. Radici Colace 1988, 36f. Die Hs. gehörte u.a. Angelo Poliziano und Pico della Mirandola (Olivieri p. 21); vgl. Anm. 355. 368 Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, p. XV, und Pingree 1986, p. XIV. Zu Abramios s.o. Anm. 334, zu Eleutherios s. PLP Nr. 6012, zu Dionysios s. PLP Nr. 5441, zu allen dreien s. Pingree 1971 passim, bes. 205. 369 Pingree 1973–1974, vol. II p. XV: “ut mihi videtur”.

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Die Handschriften

131,7 post  add.  J || 131,11     J || 139,7  ]   J || 145,15 post  add. J || 149,10 ] J || 149,16 ]  J || 155,2 ]  J || 157,18  J || 159,14  J || 159,20– 21 post  pos. J || 165,19   J || 167,11  J (item M) || 167,12 J || 167,19   J || 169,5   J || 171,14   J || 175,9–10 J || 181,15–17  –om. J

Hervorzuheben ist besonders die große Auslassung in F6 (p. 181,15–17). Da J ferner auf der gesamten Länge des Hephaistiontextes in signifikanten Lesarten mal mit I, mal mit M, mal mit K gegen die anderen Textzeugen übereinstimmt, ist eine eindeutige stemmatische Zuordnung nicht möglich. Insgesamt werden I, J, K und M, die ja auch zeitlich eng zusammengehören, in dem stemmatischen Versuch unten auf S. 120 unterschiedslos als Ergebnisse der Rezension des Abramios nebeneinandergestellt. b) Textkritisch irrelevante Zeugen (HijkmU) H Marc. gr. Z. 335 (= 645), chart. (partim membr.), ff. 433, saec. XIVex et XVin.370 ff. 48r–50v: epit. 4,26,11–66 (= K ff. 136r–138v). H ist eine Abschrift von K. Bis auf drei Ausnahmen teilt H alle Fehler beziehungsweise Sonderlesarten, die K allein eigen sind: 131,9 ]  KH || 133,11     KH || 135,10  om. KH || 143,17    KH || 145,13   KH || 147,4 post  add.  KH || 16110–11   post  pon. KH || 163,1 ]   KH || 177,16  om. KH || 17720 KH || 181,7 KH

Die drei Ausnahmen, wo H gegen K mit den übrigen Hss. übereinstimmt, dürften auf Zufall beruhen: 147,5  K || 149,14  K || 161,16 K

370

Beschrieben von W. Kroll u. A. Olivieri (u. F. Cumont) im CCAG II (1900), pp. 37– 70 (Nr. 7), u. von Mioni 1985, 71–77. Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, pp. XIII–XIV. Pingree 1986, p. XV. Radici Colace 1988, 45f.

Die Handschriften

79

Ebenso wie die Sonderfehler der Handschrift K teilt H deren Lesarten in den Fällen, wo K gegenüber IJM allein richtig ist, z.B.: 131,7  KH :  IJM || 137,5    KH :    IJM || 163,4    KH :    IJM (item K ante corr.)

Dass H von K abhängt und nicht umgekehrt, zeigen die folgenden Fehler beziehungsweise Sonderlesarten von H gegenüber K: 139,7       H (cf. infra ad 175,6) || 139,12  om. H ||141,15   H || 141,17    H || 143,9     H || 145,11   H || 147,1   H || 147,15   H || 149,24   H || 151,2   H || 151,15   H || 153,4 et 153,7   H || 163,21    H || 165,19    H || 169,8 H || 169,11 H || 173,6  om. H || 175,6   H (cf. supra ad 139,7) || 177,11     H || 179,17  H || 181,3 H

i

Paris. gr. 2501, chart., ff. 235, saec. XV.371 ff. 132v–135r: epit. 4,26,11–66 (= I ff. 127r–130r). Nach Pingree stammt i von I ab. Dafür sprechen, da i den Fehlern der Handschrift K sonst nirgends folgt, zwei Bindefehler (bzw. -lesarten):372

169,11 Ii (item K) || 169,26 Ii (item K)

Zu beachten sind ferner die Fehler, die i nicht nur mit I, sondern auch mit J und M beziehungsweise J und K teilt: 131,7  K :  IiJM || 131,16 ]  IiJKM (sed  in marg. M) || 137,5    K :    IiJM || 163,4   K :   IiJM || 163,9   in Capricorno IiJM373 371

Beschrieben von Charles Émile Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 11–25 (Nr. 21). Das Hephaistionkapitel    2,18 = epit. 4,26) wurde erstmals kollationiert von Ruelle ibid. pp. 81,25–87,12. Siehe ferner Pingree 1973–1974, vol. II, p. XIV. Radici Colace 1988, 34. 372 Die Iteration des  (p. 173,6), die I bietet, übernimmt i nicht. Die Emendation ist aber so einfach, dass sie nicht als Argument gegen die Abhängigkeit des Zeugen i von I dienen kann. 373 Ob allerdings i auch wie I im 4. Ort der Dodekatropos   ausgelassen hat, ist unklar, weil der untere Blattrand von i beschnitten wurde und dadurch nur noch das Waage-Symbol erkennbar ist, also auch nicht der Schriftzug  , sofern er vorhanden war.

80

Die Handschriften

Zum ersten Horoskop, wo nur M (nicht IJK) eine Skizze bietet, fehlt eine solche in i ebenso wie in I. Die zum zweiten Horoskop ist in i auf f. 133v in der unteren linken Ecke vorhanden; sie ist mit roter, stark verblasster Tinte beschriftet (gleichwohl sind alle Daten noch eindeutig lesbar). Die in IJK vorhandene Marginalie zu epit. 4,26,42 bietet i auf f. 133v mit durch Beschneidung des Codex verursachten Lücken:                    (an Stelle von  bieten alle anderen Zeugen der Marginalie ). Die Marginalie setzt in i neben dem Beginn von epit. 4,26,42 ein, was der sinngerechten Position in I (und K) entspricht, während J stark abweicht. Eine Abhängigkeit von J, K oder M ist ausgeschlossen, da i die Sonderfehler, die diese Textzeugen jeweils allein bieten und die oben S. 75– 78 vermerkt wurden, nicht teilt.374 Die Fehler beziehungsweise Sonderlesarten von i gegenüber I sind: 143,7  i || 145,13  i || 145,15  om. i || 147,3  i || 149,11   i || 149,14   i || 149,15  in marg. add. i (pr. man.) || 149,23  om. i || 155,5   i || 155,12  iter. i || 157,12  i || 159,23–29 in marg. i || 159,31   i || 161,24      i || 163,4   om. i || 165,3  i || 167,2 i || 167,14  i (= P!) || 169,2  i || 169,12  i || 171,14 i || 173,14   i || 181,13–14   om. i || 181,21  i

Angesichts dieser zahlreichen Trennfehler und der aufgrund der hohen Qualität von I wenigen Bindefehler sei noch erwähnt, dass i außerhalb der hier relevanten Textpassage weitere Bindelesarten mit I allein aufweist, so z.B. in epit. 4,25,145 nach  ein in den übrigen Zeugen fehlendes . Vgl. auch epit. 4,27,3     IiK statt .

374

Mit einer unbedeutenden Ausnahme: p. 149,14 liest i ebenso wie K statt Wenn i p. 175,9–10 mit M gemeinsam   bietet (I hingegen richtig  ), so liegt das daran, dass I an dieser Stelle eine ältere, in den Handschriften des 13. Jh. geläufigere Form des astrologischen Symbols für den Stier verwendet (bzw. aus der Vorlage übernommen hat), welche leicht mit dem Artikelverwechselt werden kann.

Die Handschriften

j

81

Marc. gr. Z. 336 (= 646), chart., ff. 332, saec. XIVex et XV.375 ff. 185r–187r: epit. 4,26,11–66 (= J ff. 63r–66r). j ist eine Abschrift von J. j teilt alle oben als Trennfehler von J gegenüber I genannten Lesarten mit drei Ausnahmen, die aber unbedeutend sind und nicht dazu angetan, die Abhängigkeit j von J in Frage stellen. Die sehr geringe Qualität von j ergibt sich aus der hohen Zahl ihrer Fehler beziehungsweise Sonderlesarten gegenüber J: 131,1  ]  j || 143,7 ] j || 143,17   j || 145,5   j || 145,10    j || 147,8 om. j || 149,2  om. j || 151,2   j || 151,3   j || 153,5–7  –  om. j || 153,16   j || 157,1  om. j || 157,12 j || 159,6 om. j || 159,8  alterum om. j || 159   j || 161,8   j (ex similitudine compendiorum  =  et   = ; cf. infra ad 169,17) || 161,10   j || 163,4 ]  j || 165,2  om. j || 165,3  j || 165,19 om. j || 167,2  j || 167,7  j || 169,17    j (vide supra ad 161,8) || 169,25  j (propter  =  in exemplari J) || 175,8   j || 175,14  om. j || 181,3 j || 181,18  om. j

Besonders hervorzuheben ist die große Auslassung p. 153,5–7. Stellenweise ist j übrigens ganz oder beinahe unlesbar aufgrund von Wasserschäden, so p. 139,8–12   – ; p. 151,6–13  –; p. 161,20–29   – ; p. 173,4–8   –   Ferner fällt auf, dass j in p. 157,1 den Artikel  auslässt, welcher in der Vorlage J ganz regulär im Text steht, während I, die Vorlage von J,  supra lineam als leicht übersehbare Ergänzung bietet. Es ginge aber zu weit, aus diesem winzigen Indiz zu folgern, dass dem Kopisten von j neben J auch I vorlag.

375

Beschrieben von W. Kroll u. A. Olivieri im CCAG II (1900), pp. 70–73 (Nr. 8), u. von Mioni 1985, 77–83. Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, p. XV. Radici Colace 1988, 32f.

82

Die Handschriften

k Vat. Barb. gr. 127, chart., ff. 337, saec. XV.376 ff. 98r–100v: epit. 4,26,11–66 (= K ff. 136r–138v). Die ganze Handschrift k wurde von einem Mönch Isidorus, später Kardinal Ruthenus, aus K kopiert.377 Dementsprechend teilt k im hier relevanten Abschnitt alle Fehler beziehungsweise Sonderlesarten (s. die Sonnenposition in epit. 4,26,12) der Vorlage K. Zwei belanglose Ausnahmen sind zu vermerken: p. 149,14 bietet k richtig  und p. 181,7 statt  nicht , sondern . Darüber hinaus bietet k die folgenden Fehler beziehungsweise Sonderlesarten gegenüber K: 131,10  (i.e. )]  k || 133,12    k || 141,17    k || 141,19   k || 145,15  om. k || 147,5   k || 149,15–16   post  k || 149,24   k || 151   k || 157 k || 169 om. k || 179 om. k || 181 om. k

Der Zeuge k ist damit für die Textkonstitution irrelevant. m Paris. gr. 2419, chart., ff. 342, saec. XV.378 a) f. 106r–v: epit. 4,26,43–52 (dazu s.u. S. 88).379 b) ff. 113r–114v: epit. 4,26,11–64 (= M ff. 68v–70v, ut vid.). c) f. 133r: Heph. 2,18,22–24 (dazu s.u. S. 107). Zuerst zu b): ff. 113r–114v enthalten epit. 4,26,11–64 vollständig. Danach hat der Kopist die letzten drei Paragraphen des Kapitels (epit. 4,26,65– 67) ausgelassen und sogleich mit der Abschrift von epit. 4,27 begonnen. Die Hand ist die des Georgios Meidiates, 380 der in m umfangreiche Exzerpte aus der vierten Epitome verfasste. Dieses Material hängt nach Pingree von M ab. Dafür bieten die hier relevanten Paragraphen epit. 4,26,11–64 keinen eindeutigen Beweis, aber immerhin die folgenden Indizien:

376 Beschrieben von St. Weinstock im CCAG V 4 (1940), pp. 36–58 (Nr. 75), bes. 39, sowie von Capocci 1958, 186–218, bes. 188. Siehe ferner Pingree 1973–1974, vol. II, pp. XV–XVI. Radici Colace 1988, 35f. 377 Weinstock a.a.O. 36 (dort weitere Literatur), ebenso Capocci 1958, 216. 378 Beschrieben von F. Cumont im CCAG VIII 1 (1929), pp. 20–63 (Nr. 4). Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, pp. XVI–XVII. Pingree 1986, p. XV. Radici Colace 1988, 46f. 379 Nicht Heph. 2,18,54–62 (d.h. aus dem Haupttext), wie Pingree 1973–1974, vol. II, p. XVII, angibt. 380 Vgl. Boll 1899, 107.

Die Handschriften

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131,7  K :  Mm (item IJ) || 131,16  M in marg. et m :  IJKM || 151,10  sup. lin. scr. M : om. m || 157,5   Mm || 163,16 Mm (item I)

Hinzu kommt, dass m wie M (gegen IJK und deren ) die lange Marginalie zu epit. 4,26,42 nicht hat, wenngleich dies natürlich nicht beweist, dass der Zusatz in der Vorlage fehlte. Als letztes und vielleicht wichtigstes Indiz tritt hinzu, dass m auf f. 113r (im Text) ein Schema zur ersten Nativität, dem Hadrianhoroskop, bietet, wie es sonst unter den bekannten Abschriften der vierten Epitome nur M hat. Die Figur in m entspricht der in M f. 68v in allem, außer dass sie nicht nur das Symbol des Aszendenten, sondern auch die der drei anderen Kardinalpunkte (MC, OCC, IMC) bietet, und zwar jeweils, so wie schon M im Falle des Aszendenten, außerhalb des quadratischen Rahmens (s. S. 131). Im Zusammenhang damit hat der Schreiber von m beim OCC nach dem Symbol des Löwen die Gradzahl  und beim IMC nach dem Symbol des Stiers  notiert, zwei aufgrund der in M schon vorgegebenen Gradzahlen des Aszendenten und der Himmelsmitte einfache Ergänzungen, da ASC und OCC beziehungsweise MC und IMC einander per definitionem diametral gegenüberliegen. Diese nicht sehr beweiskräftigen Argumente für die Abhängigkeit von M werden dadurch erschüttert, dass m mehrere Fehler von M nicht teilt: 137,5   K :   m :   IJM || 157,15   M || 167  M || 179,5  -M

Dies wird besonders deutlich, wenn wir über die Grenzen des hier relevanten Textes auf die unmittelbar vorausgehenden und folgenden Paragraphen der vierten Epitome blicken. Die beiden Sonderfehler, die nur M in epit. 4,26,1 bietet (und statt  und ), teilt m nicht, und das von M (und J) am Beginn des nächsten Kapitels (epit. 4,27,2       ) ausgelassene ist in m vorhanden.381

381

Die von Pingree 1973–1974 (vol. II, p. 223, app. ad l. 16) zu epit. 4,26,10 vermerkte Auslassung des Artikels  in M ist zu streichen, da das Wort als winzige Abbreviatur supra lineam nachgetragen wurde. Dass dieser Artikel in m vorhanden ist, kann folglich nicht als weiteres Argument gegen die Abhängigkeit des Zeugen m von M ins Feld geführt werden.

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Die Handschriften

Zu beachten ist auch, dass m f. 114r in der Skizze zum zweiten Horoskop382 statt der falschen Mondposition auf 25° Zwillinge (  IJM, item K ante corr.) den richtigen Wert 15° ( , item K) bietet und auch die fehlerhafte Position des Saturns auf 5° Steinbock (  IJM) zugunsten der richtigen auf 20° Waage ( KM)383 unterlässt. Beides könnten allerdings eigenständige Korrekturen eines Schreibers aufgrund der richtigen Angaben im Text sein. Dass Georgios oder der Schreiber seiner Vorlage tatsächlich zu solchen Korrekturen neigte, zeigt das Vorgehen in epit. 4,26,54: Eine Lücke, die dort alle anderen Zeugen der vierten Epitome bezüglich des 7. Tages des Mondes aufweisen (p. 169,27), füllt m durch . Wir ersehen zwar aus dem Haupttext, dass statt des Krebses der benachbarte Löwe das richtige Tierkreiszeichen gewesen wäre (cf.  P), aber aufgrund der Textdaten der Epitome (Mond im Stier ohne Gradangabe) und unter Zugrundelegung der mittleren Mondbewegung von ca. 13° pro Tag 384 ist der Krebs doch zumindest eine naheliegende Konjektur. 385 Die Indizien für selbstständigen, den Inhalt verstehenden Umgang mit dem Text stehen allerdings in schärfstem Kontrast mit der enormen Fehlerzahl der Abschrift (s.u. S. 86–88). Als Konsequenz ist zu erwägen, ob m die Abschrift einer verlorenen Handschrift  (‘lost’) ist und die genannten Indizien auf den Schreiber (Korrektor?) von  verweisen. Was IJK betrifft, kommt alleinige Abhängigkeit von J oder K nicht in Frage, da m die oben verzeichneten Trennfehler dieser beiden Handschriften nicht teilt. In zwei Ausnahmefällen muss es sich um Zufallsübereinstimmungen beziehungsweise -ähnlichkeiten handeln:

382

S.u. S. 163. Auch dort setzt m die Bezeichnungen der vier Kardinalpunkte (     alles abgekürzt), wie schon in der Skizze zum ersten Horoskop, außerhalb des quadratischen Rahmens. 383 Die Skizze in M bietet als einzige beide (einander widersprechenden) Angaben. 384 Der kanonische Wert für die mittlere Mondbewegung beträgt 13° 10 35: so schon Gem. 18,7–9 mit Bezug auf die ‘Chaldäer’ (Neugebauer 1975, 476–482, zeigt, dass die babylonischen Quellen tatsächlich denselben Wert bieten; zur korrekten Datierung des Geminos ins 1. Jh. v.Chr. vgl. Jones 1999c, bes. 266). Unter den astrologischen Quellen vgl. z.B. Heph. 2,1,18    . 385 Der Urheber der Konjektur wusste also nicht, dass der 3., 7. u. 40. Tag des Mondes per definitionem astrologicam 30°, 90° u. 150° vom Geburtsmond entfernt liegt. Mehr dazu unten im Komm. zu F1 §§ 50–51.

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167,12   Jm || 17720   K :   m

Auch Abhängigkeit von I ist unwahrscheinlich, zum einen wegen des genannten Diagramms zum ersten Horoskop, das m mit M gemeinsam hat, während es in I fehlt (freilich könnte der Kopist es aus den Textdaten selbst angefertigt haben), zum anderen, da m drei kleine Fehler in I nicht teilt (Bindefehler liegen nicht vor): 137,5  K :  m :  IJM || 169,11  IK || 169,26    IK

Alle Besonderheiten in m könnten durch die Annahme einer aus M und K kontaminierten Überlieferung erklärt werden, aber nur mit Hilfe der Hypothese einer Handschrift  (s.o.), deren Schreiber M und K vorliegen hatte, in der Hauptsache aber M folgte. Einfacher ist es,  auf eine Stufe mit M und K zu stellen und alle drei als Produkte der nicht weiter entwirrbaren Kopiertätigkeit innerhalb der Schule des Johannes Abramios zu betrachten.386 Nach dem bisher Gesagten ist zu erwägen, ob die variae lectiones von m in den textkritischen Apparat zur vierten Epitome aufgenommen werden sollten. Dafür spricht auch das Kollationsergebnis von Radici Colace bezüglich der Überlieferung der Maximos-Paraphrasen, m sei wohl nicht von einer der anderen Hss. (darunter IJKM) abhängig: “Una revisione dei rapporti con gli altri mss. ci ha orientato verso una valutazione indipendente.”387 Die Aufnahme der variae lectiones von m in den hiesigen Apparat zu Ep.4 ist aber völlig undenkbar, sowohl wegen ihrer großen Zahl als auch deshalb, weil sie fast alle wertlos sind und den Apparat unbenutzbar machen würden. Stattdessen folgt hier die Liste der Trennfehler von m gegen M (identisch mit m gegen alle Handschriften), und zwar – wie auch in allen anderen hier besprochenen Fällen – vollständig (für epit. 4,26,11–64). Diese Vorgehensweise rückt nicht nur die Qualität des Georgios Meidiates als Abschreiber im Vergleich zu den übrigen Textzeugen ins rechte Licht, sondern macht zugleich klar, dass keine erhaltene Handschrift Kopie von m sein kann.388 386

Eine vollständige Kollation von m gegen IJKM, die vielleicht eine Präzisierung der Abhängigkeitsverhältnisse erlauben würde, kann im Rahmen der hiesigen Edition nicht geleistet werden. 387 Radici Colace 1988, 47. 388 Siehe bes. das Fehlen von epit. 4,26,65–66 und die vielen anderen Auslassungen.

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131,1  om. m || 131,4   m || 131,5    m || 131,6  m || 131,9 m || 131,11  om. m || 131,12 post add. m || 131,13  m || 133,1  m || 133,3  m || 133,3–4  m || 133,5  m || 133,6  m || 133,9    |   m || 133,11      |    m || 135,2   om. m || 135,3    m || 135,4   m || 135,6–9  –  om. m || 135,10      m || 135,11    m || 135,12   m || 135,13  om. m |  (sic) m || 135,14 ex  m || 137,4      m || 137,5      m || 137,9    m || 137,13  m || 137,14 om. m || 139,1  m |  m || 139,2  m |  om. m || 139,3   m || 139,4   m || 139,6   m || 139,8–9  –      m || 139,9  m || 139,11   m || 139,12      m || 139,13  m || 139,14  m |  m || 139,15  m || 141,3  om. m || 141,8–9   m || 141,10   m || 141,11    m || 141,14   m || 141,16–17    m || 141,19  m |  m || 141,20  m |  m || 143,1  m || 143,2  m || 143,4  m || 143,8  m || 143,9   m || 143,10  om. m |   m || 143,13  om. m |   m || 143,14       m || 143,16   m || 143,18 post  add.  m || 145,3     m || 145,5  m |  m || 145,9 post  add.   m (vide infra p. 88) || 145,10  m || 145,11   m || 145,12   m || 145,13   m || 147,3   m || 147,5   m || 147,7   m || 147,8   m || 147,9  m || 147,10  m |   m || 147,14 m | om. m || 147,15  m || 149,6   m || 149,11–12        m || 149,13  m ante corr. || 149,15 om. m || 149,15–18  –  om. m || 149,19   m || 149,20  om. m |  m || 149,21  m || 149,23–24     m || 151,2    m || 151,5      m || 151,6      m || 151,7  om. m |  m || 151,9 m |  om.m |  m || 151,10  om. m || 151,15   m || 151,16   m || 151,20    m || 153,3   m || 153,4   m |    m || 153,8   m || 153,10    m || 153,11 m |  m || 153,14  m || 153,15   m || 153,16   m || 153,19  m || 155,1   m || 155,3   m || 155,5   om. m ante corr. || 155,7   m || 155,8   (sic) m || 157,1    m |   om. m |   m || 157,2  om. m || 157,5

Die Handschriften

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  m |   m || 157,8–9  –  om. m || 157,11   m || 157,18      m || 159,2  m || 159,3  m || 159,4   m || 159,5    m || 159,8  alterum om. m || 159,9  om. m |   m || 159,14  om. m || 159,15   m || 159,15–16  post  transp. m || 159,20   post  transp. m || 159,22       m || 159,25  om. m || 159,28 ante  inser.  m || 159,29     m |   m || 159,31    m || 159,32   m || 161,1     m || 161,7   m || 161,8 ante add.  m || 161,9  m || 161,10   m|  m || 161,11 | om. m || 161,12  m || 161,13  om. |  om. m || 161,14    m || 161,15    m || 161,16   m || 161,16–17  –  om. m || 161,17    m || 161,21–22  –  om. m || 161,23  om. m || 161,23–24  –  om. m || 161,26  om. m || 161,27     m || 161,29   m || 163,4   om. m || 163,16  m || 163,17  m || 163,18  m || 163,20 om. m || 163,22       m || 165,4   m || 165,8   m || 165,9         m || 165 post  add.   m (iter. ex 165,4) || 165  m || 165  om. m || 165    m || 167,2   m || 167,7  m || 167,9  m || 167,12   m (item J) || 167,13 (sic) m || 167,15   m || 167,18  m || 167,21  m || 169,6      m || 169  m || 169,12  m |  m || 169,14         m || 169,15   m || 169,19   m || 169,20   om. m || 169,23  (sic) m || 169,24   m |  om. m || 169,27   m |      m || 171,4–5     m || 171,5    m || 171,6  m || 171,9   post  transp. m || 171,10  m || 171,11  om. m || 171,12–13         m || 171,14      m || 171,15   m || 173,2   m || 173,3  om. m || 173,5  m || 173,6–7   om. m || 173,7  m || 173,9  m || 173,11–12       m || 173,14   m || 173,16  m ante corr. || 173,17      m || 175,1  post transp. m || 175,5  m || 175,8   m || 175,9  om. m || 175,9–10     M, alii alia   m || 175,15   m || 175,16   m || 175,17   m |   m || 177,1   m || 177,2   m || 177,4     m |  alterum om. m || 177,6  m || 177,8  m |   m || 177,9   m |   m || 177,10  om. m || 177,11     m |   m || 177,14    m | post  add.  m || 177,16–17   –     m || 177,18  m || 177,20 

88

Die Handschriften

 m || 177,22  (sic) m || 177,23  m || 177,25   m || 177,26   m |   m || 177,28–179,4  –om. m (item ) || 179,5   m || 179,7  m || 179,8  m || 179,9  m |  om. m || 179,10     m || 179,12    m || 179,13  m || 179,15   m || 179,15–16   om. m || 179,16   m || 179,17–18   m || 181,1  m || 181,3 post om. epit. 4,26,65–66 m

In dieser Flut von Zeugnissen für die Ignoranz des Georgios Meidiates verdienen zwei versteckte Indizien für die Arbeit des Schreibers von  Erwähnung: Von p. 169,27   statt der allen übrigen Handschriften eigenen Lücke war bereits oben S. 84 die Rede, und hinter dem Zusatz   zu p. 145,9  verbirgt sich angesichts der paläographischen Ähnlichkeit von // offenbar   . Zu weiteren Indizien dieser Art siehe das Ende des nun folgenden Abschnitts. zu a): Schon einige Seiten vor Beginn der soeben besprochenen Abschrift bietet m auf f. 106r–v ein Exzerpt von epit. 4,26,43–52. Die Kopie beginnt f. 106r kurz vor Ende der Seite und ist überschrieben (rubriziert):     (sic)  389(sic)  . In der nächsten Zeile beginnt der Text mit epit. 4,26,43 (a.E.):      Rechts neben den ersten sieben Textzeilen, nach denen der Seitenumbruch folgt, ist in einer Aussparung ein Diagramm gezeichnet. Es ist in roter Tinte mit den Tierkreiszeichen, den Planetensymbolen und dem Monogramm für den Aszendenten beschriftet; die Gradangaben sind mit schwarzer Tinte ergänzt. Die Skizze unterscheidet sich von der bereits unter b) besprochenen (f. 114r) nur dadurch, dass hier (f. 106r) die Bezeichnungen für und  fehlen und die des  nicht außerhalb des quadratischen Rahmens notiert ist. Umgekehrt ist das auf f. 114r fehlende Merkursymbol mit Gradangabe hier (f. 106r) korrekt vorhanden. Die Zeichnung hat damit folgendes Aussehen:

389

Cumont in seiner Beschreibung des Codex (s.o. Anm. 378), S. 36, falsch “ [sic]”. 390 Cumont (s.o. Anm. 378), S. 36, falsch “”.

Die Handschriften



     

     

     

     

     

     

89

                    



 

 

 

 

 

       



Diagr. 1: Diagramm zu F2 im cod. Paris. gr. 2419 (m), f. 106r

Die Abschrift endet f. 106v mit den Worten (epit. 4,26,52)    (danach folgt ein Auszug aus Johannes Kamateros) und stammt zweifellos von derselben Hand wie die längere auf ff. 113r–114v, also von Georgios Meidiates. 391 Ebenso unzweifelhaft ist aber auch, dass f. 106r–v nicht eine Abschrift des entsprechenden Textteils in ff. 113r–114v ist. Durch einen Vergleich der hier folgenden Trennfehlerliste mit dem entsprechenden Teil der obigen zu ff. 113r–114v ist dies leicht überprüfbar. Eher könnte eine gemeinsame Quelle vorliegen, was – mit dem verbleibenden Rest von Ungewissheit – erneut für die Hypthese von  spricht. Zu beachten ist die erneute Übereinstimmung mit M (und I) in der Lesart  statt  (p. 163,16), an anderer Stelle hingegen folgt m erneut nicht der falschen Lesart M , sondern bietet richtig  (p. 167). Gegen Abhängigkeit von K spricht, dass m f. 106 die Umstellung von   hinter  in K nicht mitmacht (p. 16110–11), gegen I und J die dort falsche Position des Saturn in der Skizze des zweiten Horoskops (p. 163,9: Saturn 5° Steinbock statt 20° Waage). Die mit J übereinstimmende Inversion von   (p. 167,19) muss wohl Zufall sein, jedenfalls teilt m f. 106 auch einen weiteren Fehler von J nicht, die Verschreibung von  zu  (p. 165,19).

391

Das zeigt nicht nur das Schriftbild als ganzes, sondern auch identische Eigenheiten der Orthographie und der Abbreviaturen. Auch Art und Zahl der Fehler stehen denen auf ff. 113r–114v in nichts nach.

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Die Handschriften

Da diese Abschrift, vor allem im ersten Teil, wo die astronomischen Daten geboten werden, ziemlich frei verfährt und die vielen Sonderlesarten samt und sonders nutzlos für die Textkonstitution sind, findet m fol. 106r–v (ebenso wie m ff. 113r–114v, s.o. S. 85) im textkritischen Apparat keine Aufnahme. Die Sonderlesarten werden hier jedoch vollständig aufgelistet: 161,7  om. m || 161,8     m || 161,9    m || 161,9–11  –              m || 161,12  m || 161,12–13    om. m || 161,13– 14 –     m || 161,14–16  –     m || 161,16–17  –   m || 161,17–19  –om. m || 161,19–20     m || 161,20–22  –  om. m || 161,23–24  –  om. m || 161,26  om. m || 161,28 post  add.   m || 161,29    m || 163,15    m || 163,16   m (item IM) || 163,19  om. m || 163,19–20  –       m || 163,24    m || 163,25       m || 165,1  m || 165,6   m || 165,8  |   m || 165,9 m || 165,13   m || 165,14  om. m || 165,16   m || 165,19   m || 167,2   m || 167,4  m || 167,11  m || 167,12   m || 167,14    m || 167,15   m || 167,17 m || 167,18 m || 167,19  m (item J) || 169,1  m || 169,2om. m

Auch hier verdienen Indizien für die selbstständige Tätigkeit des Schreibers beziehungsweise Korrektors von  Erwähnung: In epit. 4,26,45 hatte dieser Unbekannte wohl zu      am Rand ergänzt, dass der Mond am 7. Tag in Quadratur zum Geburtsmond stand, wovon noch Spuren in der Notiz p. 161,28  m fassbar sind (falsche Zuordnung durch Georgios Meidiates zum 3. Tag und als Folgefehler auch noch Verschreibung von  – bzw. falsche Auflösung der Abbreviatur – zu ); zu epit. 4,26,47   war in  sinngemäß  ergänzt (p. 165,13), und die falsche Lesart  in epit. 4,26,49      war in  supra lineam oder in margine zu  korrigiert, wovon p. 167,14   m Zeugnis ablegt.

Die Handschriften

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 Vindob. phil. gr. 287, chart., ff. 192, saec. XV.392 ff. 74v–79r: epit. 4,26,11–67 (=M ff. 68v–70v).  teilt alle oben bei M genannten Trennfehler gegenüber IJK und stimmt auch in weiteren Fällen, wo M fehlerhaft ist, die Verteilung der Lesarten von I, J, K und M jedoch weniger deutlich, stets mit M überein, z.B.: 163,4    K :    IJM || 163,7   in Capricorno IJM : om. K (recte) || 163,16 JK :IM

An keiner Stelle, wo M falsch ist, überliefert  Richtiges, sondern teilt durchweg die Fehler von M. Viele Trennfehler von  gegenüber richtigen Lesarten in M kommen hinzu: 133,4   || 133,11    || 135,6–9  –  om.  || 141,3  om.  || 141,17    || 143,10  om.  || 143,17     || 145,10    || 145,11      || 145,13   || 149,18  om.  || 151,10  (sup. lin. scr. M)] om.  || 153,8    || 155,10    (cf. infra ad 179,15) || 157,12    || 157,18    || 159,3    || 159,5    || 159,16    || 161,5   || 161,12    || 161,16–17  –  om.  || 163,2 Tauri symb. astrol. in figura om.  || 163,22      || 165,17   (cf. infra ad 173,5) || 167,17   || 167,20  || 169,1   || 169,19–21  – in marg. alio atramento add. pr. man.  || 169,27  om.  || 173,5  (cf. supra ad 165,17) || 177,6    || 177,26    || 177,28–179,4   –  om.  (item m) || 179,15    cf. supra ad 155,10 || 179,17  

Besonders schwer wiegen die großen Auslassungen pp. 135,6–9. 161,16– 17. 177,28–179,4.393 Als Abschrift von M wird  hier eliminiert.394 392 Beschrieben von W. Kroll im CCAG VI (1903), pp. 51–53 (Nr. 8), und von Hunger 1961, 386. Vgl. Pingree 1973–1974, vol. II, pp. XVII–XVIII. Radici Colace 1988, 33. Kroll und Pingree datieren die Hs. um 1500 (Kroll: “saec. XV/XVI”, Pingree: “saec. XV exeunte vel XVI ineunte”), Hunger etwas früher (“15. Jh.”; vgl. die Analyse der Wasserzeichen ebd.). 393 Auch die Skizze der ersten Nativität (p. 131,18–29) hat  nicht kopiert. 394 Dass  Abschrift von M ist, zeigt auch Folgendes: In epit. 4,26,12 a.E. (p. 131,16 ), wo IJK fälschlich das Symbol des Stiers statt des Skorpions bieten, hat auch M das Stiersymbol, und zwar am Zeilenanfang. Unmittelbar davor wurde aber das

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Die Handschriften

U Vindob. phil. gr. 108, chart., ff. 371, saec. XV.395 a) f. 214r (cap. 33): epit. 4,26,11. b) f. 235v (cap. 59): Heph. 2,18,21 (dazu unten S. 95). c) f. 301r–v (cap. 164): Heph. 2,18,21–34 (dazu unten S. 95). d) f. 302r (cap. 165): epit. 4,26,57–66 (dazu unten S. 92). e) f. 348r (cap. sine num.): epit. 4,26,64–66 (dazu unten S. 94).396 zu a): Auf Blatt 213v–214r bietet U als Kap. 33 () eine ziemlich fehlerund lückenhafte Abschrift von epit. 4,26,1–11.397 Sie endet f. 214r oben mit dem hier relevanten Paragraphen 4,26,11 in folgendem Wortlaut:  [sic]          [sic] Die letzte Textzeile (   –  ) ist rubriziert, anscheinend wegen der dort genannten Autoritäten, denn ebenso hat der Schreiber f. 213v die Parenthese    (epit. 4,26,6) hervorgehoben. Das Exzerpt ist für die Textkonstitution von epit. 4,26,11 irrelevant. zu d): Auf Blatt 302r bietet U unmittelbar nach einer noch zu besprechenden Abschrift von Heph. 2,18,20–35 (f. 301r–v, dazu s.u. S. 95) als neues Kapitel (Nr. 165, ) eine Kopie von epit. 4,26,57–67. Diese Paragraphen bilden eine Sinneinheit, da es sich um das Ende des Hephaistionkapitels 2,18 handelt, wo dieser nach der Exzerpierung dreier Einrichtige Symbol für den Skorpion ergänzt, ohne das des Stiers zu löschen. In derselben Reihenfolge hat  beide Symbole im Zeileninnern kopiert:  . 395 Beschrieben von W. Kroll im CCAG VI (1903), pp. 1–16 (Nr. 1), und von Hunger 1961, 213–217. Zur Datierung in das 15. Jh. s. Engelbrecht 1887, 11, u. Hunger 1961, 213, sowie Hungers Analyse der Wasserzeichen ebd. 216 (dagegen Kroll a.a.O. p. 1: “saec. XVI”). Zu dieser Hs. s. ferner Pingree 1973–1974, vol. I, p. XVII, u. vol. II, p. XX, u. Pingree 1986, p. XVI. Pingrees Angaben im zweiten Band seiner HephaistionEdition sind entsprechend den hier folgenden zu korrigieren, vor allem sein Verweis auf ff. 213v–221r, wo eine Abschrift von Kapitel 26 der vierten Epitome nicht vorhanden ist. Was Pingrees Hinweis auf f. 346v betrifft, wo sich eine “adnotatio ad ff. 302–303” befinde, stellte sich heraus, dass diese Seite nur einen Zusatz zu Kap. 166 () des Codex U, ff. 302v–303r (= epit. 4,24,31–44), enthält und für die hiesige Edition irrelevant ist. 396 Pingree 1973–1974, vol. II, p. XX, verweist auf “ff. 347–348 = Ep.4 26”, was schon umfangmäßig ganz unmöglich ist. Abgesehen von epit. 4,26,64–66 bieten ff. 347r–348r nur noch unmittelbar nach 4,26,66 den Schlussparagraphen 4,26,67 (ebenso wie f. 302r) und im Übrigen nur Textmaterial, das im hiesigen Kontext irrelevant ist. Blatt 348v ist leer. 397 Krolls Angabe “Est Hephaest., II, 18” (CCAG VI, 1903, p. 5) ist insofern richtig, als sie lange vor Pingrees Einführung der Scheidung in Haupttext und Epitomai entstand.

Die Handschriften

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zelhoroskope noch einige wissenswerte Details aus dem Werk des Antigonos nachträgt. Der Schreiber von f. 302r und f. 301r–v (= Kap. 164, ) ist derselbe. Die erste Zeile auf Blatt 302r ist rubriziert, eine Quellenangabe fehlt jedoch. Als Nachweis, dass der Text auf Blatt 302r – anders als der auf Blatt 301r–v – von der Bearbeitung des Abramios abstammt, mag die folgende Stellenauswahl genügen: 174,19–23  –P : om. U et Ep.4 || 176,2–3 P :   Ep.4 :  U || 176,7–8  P :   U et Ep.4 || 176,27 P : om. U et Ep.4 || 178,6–8   P :   U      U et Ep.4 || 178,19   P :   Ep.4 :   U || 180,17 P :  U et Ep.4

Signifikante Bindelesarten zwischen U und P gegen Ep.4 liegen nicht vor. Um einen Zufall handelt es sich wohl bei der Übereinstimmung von P und U in der Lesart  (p. 176,11) gegen  in Ep.4 Der letzte Paragraph (epit. 4,26,67) ist das Schlusswort Hephaistions zu diesem Kapitel und somit nicht mehr Teil der Antigonosexzerpte. Die Kopie ist sehr fehlerhaft, lässt sich jedoch nicht als Abschrift einer der anderen bekannten Handschriften, die die vierte Epitome überliefern, erweisen. Abhängigkeit von J, j, K, k, H, i, m oder  ist aufgrund von Auslassungen, die diese Zeugen bieten, U f. 302r jedoch nicht teilt, auszuschließen.398 Abhängigkeit von einem der beiden verbleibenden erhaltenen Zeugen der vierten Epitome, I und M, ist aufgrund der Kürze des Exzerpts und des Mangels an deutlichen Fehlern in I und M weder beweisbar noch widerlegbar. Wir haben es also mit einem ähnlichen Fall wie m ff. 113r–114v u. m f. 116r–v (s.o.) zu tun und werden konsequenterweise auch die von U f. 302r gebotenen Sonderlesarten, da sie durchweg wertlos sind, nicht im kritischen Apparat aufnehmen, sondern hier vollständig vermerken: 175,16       U || 175,17    U || 177,6 post  add.  U || 177,7   U || 177,11 U || 177,12  U || 177,13   U || 177,14   U || 177,16   U || 177,25  U || 177,26 U |  (sic) U || 398 J u. j: s. App. zu p. 181,15–17; K, k u. H: s. App. zu p. 177,16 ; i: s. die Fehlerliste oben S. 80 zu pp. 181,13–14 u. 181,21; m: überliefert epit. 4,26,65–66 gar nicht (s.o. S. 82); in  fehlt (wie in m) pp. 177,28–179,4  –  (s.o. S. 91 die Fehlerliste).

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Die Handschriften

179,7  U || 179,9  om. U | U || 179,13 U || 179,16   U || 179,17   U || 179,18   U | U |  U || 181,3    U || 181,7   U (item K) | post  sup. lin. suppl.  U || 181,8  U || 181,9  U || 181,10   U || 181,12  U || 181,13  om. U

e) Auf Blatt 348r schließlich bietet U, diesmal jedoch von anderer Hand als f. 301r–302r, eine Abschrift von epit. 4,26,64–67 (die Paragraphen über die Salmeschiniaka sowie den Schlusssatz des Kapitels). Der kurze Text schließt sich in der unteren Hälfte von f. 348r ohne Leerzeile oder Quellenangabe an einen anderen astrologischen Text an. Der inhaltliche Neubeginn ist nur durch ein  am Rande gekennzeichnet. Ohne Zweifel diente f. 302r als Vorlage der Abschrift auf f. 348r, da die zuletzt genannte Stelle alle auf Blatt 302r enthaltenen Fehler teilt und zahlreiche weitere hinzufügt: Bindefehler U f. 348r mit U f. 302r: 181,8 ]  || 181,9  || 181,10   || 181,13 om.

Trennfehler U f. 348r gegenüber U f. 302r: 181,2  om. |   || 181,2–3  –  om. || 181,3   | U 302r)]  || 181,4   || 181,5   om. || 181,6   || 181,7      U 302r    |   || 181,8   || 181,13   || 181,14   || 181,15  || 181,18  || 181,20  || 181,21 

Nach epit. 4,26,67 bricht die Kopie auf Blatt 348r ebenso wie die Vorlage auf Blatt 302r ab. 2. Anonyme Exzerpte (Exc.1, Exc.2) a) Die Zeugen des ersten Exzerpts (UmZ) U Vindob. phil. gr. 108, chart., ff. 371, saec. XVI. (Fortsetzung; s.o. S. 92 mit Anm. 395).

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U wurde von Pingree nicht zur Textkonstitution der Antigonosexzerpte herangezogen. Während diese Entscheidung im Falle der bereits vorgestellten Auszüge aus der vierten Epitome richtig ist (s.o. S. 92–94 zu U, Punkt a, d, e), verhält es sich an den beiden verbleibenden Stellen (f. 235v u. f. 301r–v, = Punkt b, c) anders, wie die folgende Beschreibung zeigen wird. zu b): Auf Blatt 235r–v bietet U als Kap. 59 () Notizen      . Es handelt sich um acht kurze Vermerke zu den Trigonokratoren, dem Glückslos und anderen astrologischen Themen. An letzter Stelle findet sich der Eintrag:  [sic]     [sic]   [sic]       [sic]  Danach folgt ein neues Kapitel. Die zitierten Worte sind Heph. 2,18,20–21 entnommen und werden unter c) besprochen. zu c): Auf Blatt 301 bietet U, im unteren Teil der Vorderseite beginnend und bis zum Ende der Rückseite fortlaufend, als Ende des Kapitels 164 () eine Abschrift von Heph. 2,18,20–34. Da U im unmittelbaren Anschluss hieran die bereits oben S. 92 unter d) besprochene, von derselben Hand verfasste Abschrift von epit. 4,26,57–67 bietet (f. 302r, = cap. 165), was inhaltlich – nicht wörtlich – Heph. 2,18,67–77 entspricht, deklariert Pingree den Inhalt von U ff. 301r–302r unpräzise und unter Vernachlässigung des großen fehlenden Zwischenstücks (Heph. 2,18,35–66 ~ epit. 4,26,25–56) als freie Fassung von Heph. 2,18,20–77. 399 Schwerer als diese Ungenauigkeit wiegt es, dass Pingree Blatt 301r–v ohne sorgfältigen Vergleich mit P und Ep.4 sowie ohne Beachtung des Kontexts400 zu den ‘vielen für die Textkonstitution nutzlosen Partien’ des Codex U rechnet und als Zeugnis eliminiert.401 Im Folgenden werde ich U f. 301r–v zuerst genauer beschreiben, dann zeigen, dass wir es hier trotz zahlreicher, den 399

Pingree 1973–1974, vol. II, p. XX: “ff. 301–302: vide Heph. II 18,20–77”. Die Stelle gehört für ihn zu den “excerpta [...] textui nostro aut uni vel alteri epitomarum plus minusve similia” (vol. I, p. XVIII, zu U); daher “vide”, nicht “=”. 400 Mehr dazu unten S. 98. 401 Pingree 1973–1974, vol. II, p. XX (“multa excerpta Hephaestionea ad textum corrigendum inutilia”). In einigen anderen Kapiteln hingegen zieht er U zur Textkonstitution heran: So nimmt er U ff. 278r–v u. 284r–285r, die von derselben Hand wie U ff. 301r–302r stammen, neben anderen Zeugen in den Apparat zu Heph. 1,3–5 (AU), 3,20,1–2 (PUV2) und 3,25 (PU) auf. In ähnlicher Weise und mit ähnlichem Schaden für die Textkonstitution vernachlässigt Pingree einen Teil der vom Codex C überlieferten Exzerpte; s.u. S. 111.

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Wert prima vista mindernder Kopierfehler402 mit einem von P und Ep.4 unabhängigen Überlieferungsstrang zu tun haben, und abschließend dessen Eigenart aufhellen. Der Text ist auf Blatt 301r überschrieben (rubriziert):     [sic]403      [i.e. ]   [sic; es folgt Zeilenumbruch]      [sic]   .404 In der dritten Zeile folgt dann, nunmehr in gewöhnlicher schwarzer Tinte, der Beginn von Heph. 2,18,22. Am Ende von f. 301v bricht als Folge von Lagenverlust405 die Abschrift beim Anfang von Heph. 2,18,35 (   ) mit    mitten im Wort ab.406 Das darunter auf dem Fußsteg notierte     (sensu 407   verweist auf die verlorene, im Codex U weder suo loco noch an anderer Stelle mehr zu findende Fortsetzung der Kopie. Ob diese bis zum Ende des Hadrianhoroskops reichte oder sogar darüber hinaus, ist ungewiss. Dass U f. 301r–v nicht von der vierten Epitome abhängt, wird gleich zu Beginn dadurch klar, dass der Text den kurzen, nur durch P überlieferten Paragraphen Heph. 2,18,20 (     )408 zumindest teilweise einschließt (das erste Wort ist verschrieben, der daktylische Hexameter fehlt ganz). Dieser in Ep.4 fehlende Paragraph bildet Hephaistions Schlusswort zu dem astrologischen Dichter Dorotheos und geht den Antigonosexzerpten unmittelbar voraus. Der Verlust des Hexa402

Siehe die Belege im kritischen Apparat zu Exc.1 (unten ab S. 131, rechts). Ebenso fehlerhaft ist die bereits oben S. 92 (Punkt d) besprochene Abschrift von epit. 4,26,57– 67 auf dem folgenden Blatt 302r, die von derselben Hand stammt. 403 Den Fehler übernahmen Gundel – Gundel 1966, 2225; vgl. Cramer 1954, 165137. 404 Itazismus und Silbenausfall; Kroll transkribiert mit falscher Position des Hochpunkts und stillschweigender Korrektur der Orthographie: “post   add. V.” (CCAG VI, 1903, p. 67 app. crit.). Zu  – s.u. S. 106 bei Anm. 456. Die vorausgehenden Worte  –  entsprechen dem bereits oben (S. 95) unter b) zitierten Text von f. 235v. 405 Nach Hunger 1961, 216, ist fol. 301 das Ende eines Quinio, fol. 302 der Beginn eines Sexternio. 406 Ein ähnlicher Verlust liegt in U zwischen f. 277v und f. 280r vor. Dort fehlen nach ebenso abrupter Unterbrechung wie hier drei ganze im Index der Handschrift aufgeführte Kapitel; vgl. Kroll, CCAG VI (1903), p. 12: “folium des. in medio enuntiato”. Zu weiteren Fällen von Blattverlust in U vgl. Kroll ebd. p. 2. 407  = lat. verte; cf. Stephanus et al. 31865 s.v.  Lampe s.v. . 408 Falsch übersetzt von Cramer 1954, 165 (bei der Besprechung des Hadrianhoroskops).

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meters (      )409 ist Teil eines größeren, in U durch nichts kenntlich gemachten Textausfalls, der auch die Eingangsworte des unmittelbar folgenden Paragraphen (Heph. 2,18,21),                umfasst. Anscheinend handelt es sich um einen Augensprung (sensu latiore)410 von    (§ 20) zu    (§ 21), der bereits dem Schreiber des Manuskripts unterlaufen war, aus dem der unbekannte Exzerptor das Hadrianhoroskop entnahm, vielleicht sogar einem noch früheren Schreiber.411 Weitere signifikante Übereinstimmungen beziehungsweise Gemeinsamkeiten von U und P gegen Ep.4 sind (Auswahl): 130,6    PU :    Ep.4 || 130,12   Ep.4 :   P :   U || 132,1  U :  P :  Ep.4 || 1327P :  U :  Ep.4 || 132,9  Ep.4 :  PU || 135,7–8     Ep.4 : om. PU || 136,5  PU :   Ep.4 |  P :  U : om. Ep.4 || 138,8 PU : om. Ep.4 || 138,10  PU :  Ep.4 || 138,15–16   P :   U :  Ep.4 || 141,8–9  Ep.4 : om. PU

Dass U f. 301r–v aber auch nicht von P abhängen kann, macht allein schon die große Auslassung von Heph. 2,18,28 (a.E.)  –  in P deutlich, die U nicht teilt. Weitere Fälle, wo U Fehler des Codex P nicht teilt, sondern in Übereinstimmung mit Ep.4 das Richtige bietet, sind (Auswahl):

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Pingree 1973–1974, I 157,25 = Pingree 1976a, 339,3. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Vers des verlorenen Dorotheos-Proömiums: siehe den Verweis von Pingree 1973–1974, I 157 (app.), auf Dor. arab. 1,1,2 (lies: 1,1,3). Weniger überzeugend ist der Verweis von Pingree 1976a, 338 (app.), auf Dor. arab. 1,27,43. 410 Mehrere ähnliche Fälle liegen in P vor, vgl. z.B. Pingrees Apparat zu Heph. 1,1,30– 32 (p. 7,11–14). 2,2,31 (p. 93,4–5). 2,21,15 (p. 175,8–9). 411 Dass jedenfalls der Exzerptor selbst gerade dort, wo der ihn interessierende Text beginnt, einen solchen Fehler macht, ist weit weniger wahrscheinlich, als dass er einem Abschreiber des ganzen Kapitels nach neunzehn Paragraphen (Heph. 2,18,1–19) mitten im Schreibfluss unterläuft. – Die Verschmelzung der beiden Sätze (§§ 20–21) führte zur Änderung des Singulars  (scil.  ) zu  (scil.     ), die in dem oben (S. 95) unter b) zitierten Text von f. 235v noch fassbar ist, auf f. 301r jedoch durch erneute Verschreibung wieder zum Singular, der ursprünglich richtigen Lesart, entstellt wurde.

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130,5 U et Ep.4 :  P || 130,6 U et Ep.4 :  P || 134,9  U et Ep.4 :  P || 136,3  U et Ep.4 :  P |  U et Ep.4 :  P || 136,9 U et Ep.4 :  P || 140,18 U et Ep.4 : P || 142,1 U et Ep.4 : P

Die theoretisch verbleibende Möglichkeit einer Kontamination aus P und Ep.4 ist aufgrund eines erdrückenden Gegenargumentes ebenfalls zu verwerfen: Da das Exzerpt, wie oben gezeigt, mit Heph. 2,18,20 einsetzt, dieser Paragraph aber in der Epitome fehlt, müsste man annehmen, dass der Schreiber bei diesen Zeilen P folgte und, da P Heph. 2,18,20–21 vollständig bietet, selbst derjenige war, der durch einen Augensprung die Verkürzung zu einem einzigen Satz bewirkte. Das ist aber undenkbar, weil in P die Anfangsworte von § 20  auf f. 106r in der letzten Zeile stehen und es f. 106v oben mit      weitergeht. Warum sollte ein Exzerptor, der an dem in der zweiten Zeile von f. 106v mit    einsetzenden Hadrianhoroskop interessiert ist, zur vorhergehenden Seite zurückblättern und einen so unwahrscheinlichen Fehler begehen? Nun zum Kontext, dessen Aufhellung die stemmatische Zuordnung des ersten Exzerpts erleichtern wird. Die verstümmelte, von P und Ep.4 unabhängige Abschrift des Hadrianhoroskops in U bildet den letzten Teil einer Sammlung von sieben Horoskopen, die diese Handschrift als Kapitel 164 () auf Blatt 299r–301v bietet. Sie wurden alle von demselben Schreiber kopiert und mit je einem Diagramm illustriert. Die sechs dem Hadrianhoroskop vorausgehenden Texte sind Katarchenhoroskope für Daten zwischen 474 und 487 n.Chr.412 Aufgrund dieser engen chronologischen Verwandtschaft und formaler Ähnlichkeiten stammen sie wahrscheinlich alle von einem einzigen Autor des späten 5. Jh. n.Chr.413 412

Gundel – Gundel 1966, 251, sprechen fälschlich von “Personen [...], die zwischen 474 und 487 geboren wurden”. 413 So bereits richtig F. Cumont, CCAG VI (1903), p. 631. Da dieser nur allgemein von “tota eorum forma” spricht, seien exemplarisch und unter Bezugnahme auf die Nummerierung der hier im Haupttext folgenden Tabelle die regelmäßig gebotenen Angaben zu den Mondknoten (Horoskop Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6) und zum Glückslos (Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6) erwähnt, außerdem die Einbindung von Dorotheoszitaten (Nr. 1, 4, 7 sowie [s.u. Anm. 421] Hor. gr. 440.IX.29) und die Nennung des Wochentages (Nr. 1, 2, 4, 5, 8; n.b.: in Nr. 2 war der Tag genannt, aber das Planetensymbol ist verderbt; da der 29.8.478 n.Chr. ein Dienstag war, muss es das des Mars gewesen sein; in Nr. 4 bewahrt die Lesart   [sic] des cod. Vindob., wie bereits von Kroll vermutet [CCAG VI, 1903, p. 66,17 app. crit.], in entstelltem Wortlaut das Wochentagsnotat [Merkur], denn der 18.7.484 n.Chr. war ein Mittwoch; alle verfügbaren Editionen sind entsprechend zu verbessern). In anderem ist die zitierte Fußnote Cumonts unvollständig und fehlerhaft. So ist der cod.

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Einen Teil der in U vorliegenden Sammlung überliefern auch die Codices Paris. gr. 2419 (m), Ambros. H 2 inf. (Z)414 und Angel. gr. 29.415 Der zuletzt genannte Codex Angelicus (im Folgenden: E) kennt noch zwei weitere Katarchenhoroskope jener anonymen spätantiken Quelle, die er irreführend als ‘Palchos’ bezeichnet. Diesen falschen Autorennamen haben Cumont und andere bis einschließlich der Gundels in ihrer Literaturgeschichte zu Unrecht akzeptiert.416 Erst Pingree verhalf der Einsicht zum Durchbruch, dass ‘Palchos’ kein nomen personae ist, sondern ein nomen ethnicum, bezogen auf Balch (antik: Baktra) im heutigen Afghanistan, die Heimatstadt des wohl bedeutendsten Astrologen des Mittelalters, Ab Ma‘šar (787[?]–886).417 Das dem ‘Palchos’ zugeschriebene, 148 Kapitel umfassende astrologische Sammelwerk, das allein der cod. Angel. gr. 29, Ambros. H 2 inf., f. 239r, ebensowenig berücksichtigt wie das Fragment des Hadrianhoroskops im cod. Paris. gr. 2419, f. 133r, das Cumont wohl deshalb übersah, weil es im Gegensatz zu den dort vorausgehenden Horoskopen nicht als eigenes Kapitel gezählt ist (es bildet das Ende von Kap. 36 = Horoskop Nr. 8 der hier folgenden Tabelle). Zu korrigieren ist besonders der Satz (Mitte der Fußnote) “Cum vero prima et secunda cod. Vindobon., i.e. secunda et tertia Parisini, in Angelicano desint [...]”, wo es heißen muss: “Cum vero prima et secunda cod. Parisini, i.e. secunda et tertia Vindobonensis, in Angelicano desint [...]”. 414 Die Hss. m und Z werden im Folgenden noch näher beschrieben (s.u. S. 107–110). 415 Beschrieben von F. Cumont u. F. Boll im CCAG V 1 (1904), pp. 4–57 (Nr. 2). Die Hs. stammt aus dem Besitz des Grafen Georg von Korinth (Pingree 1977d, 356, Nr. 21). – Handschriften wie der cod. Laur. 28,33, der eine Abschrift des Angel. gr. 29 ist (cf. CCAG I, 1898, pp. 39–60, Nr. 11, bes. p. 40), werden hier außer Acht gelassen. 416 Cumont 1897. Gundel – Gundel 1966, 251–254. 417 Pingree 1968b, 279. Pingree 1971, 203f. Hunger 1978, II 234. Pingree 1978a, II 437. Pingree 1982b, 622. Pingree 1989, 230. Pingree 1997a, 76. Pingree 1997b, 133. Pingree 2001a, 11. – Die Idee, ‘Palchos’ auf Balch zurückzuführen und mit Ab Ma‘šar zu identifizieren, äußerte meines Wissens erstmals Boll in einer Mitteilung an Cumont (s. Cumont – Stroobant 1903, 5734). Boll und Cumont verwarfen diese Deutung aber aufgrund chronologischer Probleme, die entfallen, wenn man ‘Palchos’ mit Pingree als pseudepigraphische Namenswahl durch Eleutherios Zebelenos erklärt. – Ab Ma‘šar (gr.  lat. Albumasar) war aufgrund seiner Herkunft eigentlich Perser. Nach Sezgin 1979, 139, war er “zweifellos der bedeutendste Astrologe des ganzen Mittelalters”. Er starb am 8. März 886 n.Chr. ‘mehr als 100jährig’ (cf. al-Nad. Fihr. 7,2 p. 657 Dodge, s. ggf. auch Lemay 1995–1996, I 7), muss also um 786 n.Chr. geboren sein. Pingree deutet ein anonymes Horoskop für den 10. August 787 n.Chr. (Hor. gr. 787.VIII.10) in Album. rev. nat. 3,1 als die Nativität des Autors (cf. Pingree 1962, 4876 u. Pingree 1968a, V2). Die ausführlichste Darstellung von Leben und Werk bietet Lemay 1995–1996, I 1–49. Zu den astrologischen (auf Arabisch verfassten) Schriften des Ab Ma‘šar s. zuletzt Burnett 2009. Weitere Lit.: Lemay 1962. Pingree 1970a. Pingree 1976c, 170–174. Sezgin 1979, 139–151. Pingree 1990, 297f. Yamamoto – Burnett 2000, I xiii–xiv. Burnett 2009.

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Die Handschriften

ff. 91r–152r, überliefert,418 ist nach Pingree ein Pseudepigraphon aus der Feder des Eleutherios Zebelenos aus Elis, des durch Subskription (anno 1388) auf f. 152r verbürgten Schreibers des Angel. gr. 29 (daher hier E, wie Eleutherios). 419 Was den wahren Autor der spätantiken Katarchenhoroskope betrifft, erzielte Pingree entscheidende Fortschritte, indem er zeigte,420 dass vier weitere Horoskope, die teils bei Rhetorios (7. Jh. n. Chr.), teils in arabischen Quellen überliefert sind,421 sehr wahrscheinlich ebenfalls auf ihn zurückgehen. Da sechs der insgesamt zwölf Horoskope von politischer Relevanz für die Regierung des Kaisers Zenon sind422 und mehr oder weniger deutlich für den Kaiser beziehungsweise gegen dessen Feinde Stellung beziehen, vermutet Pingree zu Recht, dass der Astrologe im Dienste Zenons stand. Die Gruppe der sechs politischen Horoskope hat Pingree neu ediert.423 Dass die Gruppe der sechs unpolitischen Horoskope von demselben Autor stammt, ist nicht nur aufgrund der bereits genannten Gründe wahrscheinlich, sondern wird durch ein bisher übersehenes Indiz nahegelegt: Nach dem alleinigen Zeugnis des Paris. gr. 2419 (m), f. 132v, stammt das unpolitische Horoskop für das Jahr 479 n.Chr. (s.u. Nr. 8), in dem es um ein ausbleibendes Handelsschiff geht, von demselben Autor ( ) wie das in m unmittelbar vorausgehende politische Horoskop für das Jahr 486 n.Chr. über einen von Zenon ein-

418 Teilweise ediert von F. Boll, F. Cumont u. A. Olivieri im CCAG I (1898), pp. 94– 117, u. CCAG V 1 (1904), pp. 171–193. Eine von D. Pingree geplante vollständige Edition (s. Pingree 1978a, II 437) blieb unvollendet. 419 Zur Urheberschaft des Eleutherios s. die in der vorigen Anm. zitierten Beiträge Pingrees, zum Wortlaut der Subskription s. CCAG V 1 (1904), p. 36. Eleutherios war Schüler des Johannes Abramios (s. Pingree 1971, bes. 202f. u. 205), den wir bereits als Verfasser der vierten Epitome kennengelernt haben (s.o. Anm. 368). Von ihm stammt wenigstens ein weiteres Pseudepigraphon, das ‘Achmat dem Perser’ zugeschriebene dritte Buch der Schrift       (ed. Bezza 2002a). Vermutlich stammen auch die übrigen Bücher derselben Schrift, d.h. Buch 1, 2 u. 4, von Eleutherios. Buch 3 ist in Wahrheit eine Adaptation der ‘Einführung in die Astrologie’ des aus Nordpersien stammenden jüdischen Astronomen Kšyr ibn Labbn (um 1000 n.Chr.; vgl. Bezza 2002a, 257–259, mit Verweis auf Yano 1997). 420 Pingree 1976b. 421 Siehe den Katalog (unten ab S. 204) zu Hor. gr. 440.IX.29. Hor. gr. 463.IV.25. Hor. gr. 475.I.12. Hor. gr. 483.IV.9. 422 Außer den vier zuletzt erwähnten auch Nr. 4–5 der folgenden Tabelle. Zenon war Kaiser von Nov. 474 bis Jan. 475 und von Aug. 476 bis Apr. 491 n.Chr. Zu den sechs politischen Horoskopen s. auch unten Appendix IV (S. 1383). 423 Pingree 1976b.

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gesetzten Präfekten (s.u. Nr. 5).424 Ehe wir zur stemmatischen Auswertung schreiten, die in der Forschung bisher fehlt, möge eine Tabelle den Befund veranschaulichen, beschränkt auf die Horoskope in U und denjenigen Handschriften, die inhaltliche Überschneidungen mit U bieten.425 Handschriften Vindob. phil. Paris. gr. Ambros. H Angel. gr. 29 (E), saec. gr. 108 (U), 2419 (m), 2 inf. (Z), XIV saec. XVI saec. XV saec. XVI r–v Über den In- Hor. gr. f. 299 , cap. fehlt fehlt f. 126r,427 halt eines 164, pars I, ‘Palch.’ 487. noch ungeed. Kroll, cap. 87, IX.5 öffneten CCAG VI, ed. Cumont, Briefes426 63–64 CCAG I, 106–107 Über das Hor. gr. f. 299v, cap. f. 131v, fehlt fehlt verlorene 478. 164, pars II cap. 31 Kleid einer VIII.29 ed. Kroll (et Cumont), jungen CCAG VI, 64–65 Sklavin

Nr. Gegenstand

1

2

3

4

424

Horoskop

Ob ein klei- Hor. gr. ff. 299v–300r, f. 132r–v,428 fehlt fehlt ner Löwe 483. cap. 164, cap. 34 gezähmt pars III VII.8 werden wird ed. Kroll (et Cumont), CCAG VI, 65–66 Über die Hor. gr. f. 300r,429 fehlt fehlt f. 126r–v, Krönung des 484. cap. 164, ‘Palch.’ Leontios in VII.18 pars IV, cap. 88, Antiochia ed. Kroll, ed. Cumont, CCAG VI, CCAG I, 66–67 107–108 Neuedition von Pingree 1976b, 139–142 (aus beiden gr. Hss. und der arab. Parallelüberlieferung)

Ein weiteres Indiz ist z.B., dass der kleine Löwe im unpolitischen Horoskop für 483 n.Chr. (Nr. 3 der Tab.) dem Text zufolge Geschenk eines designierten Konsuls für einen amtierenden Konsul ist (CCAG VI, 1903, p. 66,14–15). 425 Die Reihenfolge der Horoskope ist nicht chronologisch, sondern entspricht der in U. 426 Dieses Horoskop enthält das Antigonos-Testimonium T4. 427 Falsch Cumont, CCAG I (1898), p. 106: “f. 125”; falsch auch Cumont und Boll, CCAG V 1 (1904), p. 33: “f. 125v”. 428 Unrichtig Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 40, wonach nur recto. 429 Unrichtig Pingree 1976b, 140: “folio 299”.

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f. 132v, cap. 35430

fehlt

Hor. gr. ff. 300v–301r, ff. 132v– 479. cap. 164, 133r, cap. VII.14 pars VI 36

fehlt

5

Über den Hor. gr. Einzug des 486. Präfekten III.17 Theodoros in Alexandria

6

Über eine abenteuerliche Schiffsreise

Hor. gr. 474. X.1

7 Über ein ausbleibendes Schiff, das in Athen mit Sorge erwartet wird 8 Über ein ausbleibendes Schiff, das in Smyrna mit Sorge erwartet wird 9 Eine anonyme Nativität (Kaiser Hadrian)

Hor. gr. 475. VII.16

f. 300v, cap. 164, pars V

f. 105r–v, ‘Palch.’ cap. 31, ed. Cumont, CCAG I, 100–101 Neuedition von Pingree 1976b, 148f. (aus allen drei Hss.) fehlt fehlt fehlt f. 112r,431 ‘Palch.’ cap. 57, ed. Cumont, CCAG I, 102 fehlt fehlt fehlt f. 112r–v,432 ‘Palch.’ cap. 58, ed. Olivieri, CCAG I, 103

Hor. gr. f. 301r–v, cap. 164, pars VII 76. I.24 (mutila, = Heph. 2,18,20–35), edd. Kroll et Cumont, CCAG VI, 67–69

f. 133r, cap. 36, pars II (valde mutila, = Heph. 2,18,22– 24)

f. 239r (Heph. 2,18,22– 24; = cod. m, f. 133r)

ff. 112v–113r, ‘Palch.’ cap. 59, ed. Cumont, CCAG I, 103–104 fehlt

Tab. 1: Horoskope der Handschriften UmZE

430

Kollationiert von Cumont im CCAG VI (1903), p. 631 a.E. So richtig Cumont und Boll, CCAG V 1 (1904), p. 31; falsch Cumont im CCAG I (1898), p. 102: “f. 112v”. 432 Derselbe Fehler wie zuvor (s. Anm. 431) bei Cumont, CCAG I (1898), p. 103. 431

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Unter den hier vorgestellten Zeugen gehen, wie sich zeigen wird, U, m und Z auf eine gemeinsame Vorlage () zurück, während E einen anderen Überlieferungsstrang repräsentiert. Die wenigen Zeilen in Z f. 239r hängen sehr wahrscheinlich von m f. 133r ab.433 Die enge Zusammengehörigkeit von U und m zeigt sich bereits in der gleichen Auswahl und Reihenfolge der Horoskope (abgesehen von Nr. 1 und 4, die in m ebenso wie das Ende von Nr. 9 fehlen), während E unter beiden Gesichtspunkten stark abweicht. 434 Der textkritische Vergleich bestätigt diesen Eindruck. Betrachten wir zuerst das Hadrianhoroskop (Nr. 9), das freilich kaum Belege liefert, weil m den Text nur bis Heph. 2,18,24 überliefert: Bindefehler Um: tit.   m       Um (s.o. S. 96; s.u. S. 108)

Trennfehler in U gegenüber m: 131,7 m P Ep.4 : om. U |  m P Ep.4 : U || 131,14   m P Ep.4 :  U || 131,14–15   m (   P) :  U || 133,27 435m P Ep.4 : U

Trennfehler in m gegenüber U: 131,3–5  –  om. m || 131,6   m |  om. m || 133,28 in verbo  def. m

Zur Bestätigung einige weitere Belege aus den ebenfalls nur von U und m überlieferten Horoskopen Nr. 2 und 3 (Seiten- und Zeilenzählung nach Krolls Edition im CCAG VI, 1903, pp. 64–66; der dortige Apparat 436 wurde durch Neukollation teilweise berichtigt): Bindefehler Um: p. 65,6  emend. Kroll :  Um || p. 65,23   emend. Neugebauer – van Hoesen 1959, 146f. :   Um (et Kroll) || p. 66,9  433

S.u. S. 108–110. Zur Reihenfolge siehe die in der Tabelle jeweils vermerkten Kapitelzahlen. 435 Unter Vernachlässigung orthographischer Varianten. 436 Kroll kollationierte U, Cumont m. 434

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emend. Kroll :  (sic)Um || p. 66,13   emend. Kroll :   Um

Trennfehler in U gegenüber m: p. 64,26 m :  (sic) U || p. 65,11  Kroll :  (sic)437m :  U || p. 65,22  m :  U || p. 65,23   m438 : om. U || p. 66,6 m :  U

Trennfehler in m gegenüber U: p. 65,14 U :  m || p. 65,23   U439 :    m || p. 66,8 U :  m || p. 66,14 U :  m

Die Trennfehler in U, vor allem das Fehlen der Datierung (  ) in Horoskop Nr. 3, beweisen, dass m nicht eine Abschrift von U ist. Dass auch umgekehrt U nicht von m abhängen kann, ist schon dadurch klar, dass m nach wenigen Paragraphen in Heph. 2,18,24 abbricht. Die Horoskope Nr. 5 und 8 erlauben einen Vergleich von U und m mit E. Es ergeben sich signifikante Abweichungen, die E als eigenständigen Überlieferungsstrang erweisen. Hier eine Auswahl von Belegen aus Horoskop Nr. 5 (Seiten- u. Zeilenzahlen nach der Neuedition von Pingree 1976b, 148f.):440 p. 148,6   E :   Um || p. 148,8  Kroll :   (sic)E :Um || p. 148,9 Um : E || p. 148,9–10   Um :   E || pp. 148,10–149,1 E : Um

Beide Überlieferungsstränge sind durch große Textverluste beschädigt, wie besonders am Horoskop Nr. 8 deutlich wird (Stellenangaben nach Cumonts Edition im CCAG I, 1898, pp. 103–104): In der Vorlage von U und m gingen durch saut du même au même Passagen wie p. 104,12–14         437

Cumonts Kollationsergebnis im Apparat des CCAG a.a.O., m biete ebenso wie U , ist falsch. 438 Die Angabe in m ist astronomisch richtig, s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 146f. 439 Die Angabe in U – erste Stunde, nicht zwanzigste – ist astronomisch richtig, s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 146f. 440 Weiteres Material bietet der dortige Apparat (unter Verwendung anderer Sigla als hier).

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    und p. 104,15–16        verloren, die nur E überliefert. Umgekehrt kam es wenig später in E – ebenfalls durch saut du même au même441 – zu einem Ausfall mehrerer Zeilen, gefolgt von einer Korruptel. Statt des von Cumont aus E publizierten Textes (p. 104,23–24)              muss es heißen:442     443  444445    446       447        448   449450 Dass die beiden Überlieferungsstränge auf einen gemeinsamen Archetyp  (wie ‘Astrologe Zenons’, s. Stemma S. 120) zurückgehen, zeigen einige Bindefehler: Im Horoskop Nr. 1 kann     (UE) nicht richtig sein; zu meiner diagnostischen Konjektur     s.u. Anm. 687. Im Horoskop Nr. 4 überliefern U und E beide die Jupiterposition 5° ; nur die arabische Version dieses Horoskops bewahrt den zweifellos richtigen Wert 15° .451 Dasselbe Horoskop schließt mit einem neunzeiligen Dorotheoszitat:452 Der dritte dieser Hexameter endet mit , was in U und E zu  verschrieben ist (corr. Kroll). Im Horoskop Nr. 5 bieten UmE einhellig  statt richtig .453 441

Wahrscheinlich bot die Vorlage statt  u. jeweils das Symbol . Die Stelle wurde in englischer Übersetzung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 145, zugänglich gemacht (mit Kommentar). Der korrekte griechische Wortlaut war bisher nicht im Druck zugänglich. 443 Correxi,  Um. 444  om. m. 445  om. U. 446 U,  m. 447 U,m. 448 Correxi,  U, om. m. 449  om. m. 450 Nachdem  zu  verdorben war, drang  als Schreiberkonjektur nach  in die von E gebotene Überlieferung ein. 451 Siehe Neugebauer – van Hoesen 1959, 147, u. Pingree 1976b, 140,4 . 452 Dor. p. 386,9–17 (= Dor. frg. 66a St.). 453 Pingree 1976b, 149, app. crit. ad l. 11 (meinerseits durch Autopsie aller Hss. verifiziert). 442

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Das Motiv des Unbekannten, der die in UmZ überlieferte Sammlung () anlegte, war es offenbar, staunenswerte Beispiele festzuhalten, in denen außergewöhnlich komplexe und überzeugende Entsprechungen zwischen irdischen Ereignissen und ihren vermeintlichen kosmischen Ursachen aufgezeigt werden. Die irdischen Ereignisse, um die es dabei geht, sind oft ihrerseits ungewöhnlich und reizvoll: Man denke an die Zähmung eines einem Konsul geschenkten Löwen in Hor. Nr. 3, die bunten Details der maritimen Katarchen (Hor. Nr. 6–8, mit exotischer Fracht, Liebesabenteuern, Seebeben, Schiffbruch, etc.), und das Kaiserhoroskop Hadrians, in dem höchste Macht mit familiärem Zwist und qualvollem Tod vereint sind. Anscheinend bewegte sein astrologisches Interesse den Exzerptor zu Adnotationen, die im Laufe der Überlieferung in den Text eindrangen: so vor allem – um beim Hadrianhoroskop zu bleiben – der umfangreiche Zusatz nach § 22 (der Exposition der astronomischen Daten) über den  (§ [22add.]), der aus verschiedenen Gründen, die der Kommentar darlegen wird, nicht Teil des Originaltextes sein kann. 454 Sowohl U als auch m bieten diesen Zusatz ohne jede Kennzeichnung im fortlaufenden Text. Er ist außerdem in beiden Zeugen durch schwere Fehler entstellt. Folglich muss zwischen  und Um eine Zwischenquelle  angenommen werden, deren Schreiber hauptsächlich für die Verderbnisse des in Um fassbaren Überlieferungsstrangs verantwortlich ist. Von dem  vorausgehenden, kompetenteren Urheber der Sammlung () stammt wohl auch der von U und m nicht ganz identisch überlieferte Zusatz      (§ 23, s.u. App. zu p. 133,15–16), der auf das ‘Diagramm’ () hinweist, mit dem der Schreiber von  das Hadrianhoroskop (ebenso wie die sechs vorausgehenden Katarchen) illustriert hatte. 455 Das bereits besprochene Motiv dieses Exzerptors dokumentiert ein weiterer, wohl ebenfalls von ihm stammender Zusatz, den U am Ende der Überschrift (mit Itazismus und Silbenausfall) als    456 bietet. In  lautete die Marginalie wohl:     (‘als Folgendes ein wundersamer Fall von einem Geburtshoroskop’). Was ist nun aber die Quelle, aus der  das Hadrianhoroskop exzerpierte? Es wurde bereits gezeigt (S. 96–98), dass weder P noch Ep.4 in Frage kommen. Allerdings muss die Quelle ein Zweig der Hephaistion454

S.u. S. 647. Falls diese Diagramme in  noch Marginalien waren, hat  sie in den Text integriert: Das beweist m (s.u. Anm. 460). 456 S.o. S. 96 bei Anm. 404. 455

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überlieferung sein, da U und m dies in den Überschriften explizit bezeugen (s.o. S. 96; s.u. S. 108). Mehrere Bindefehler mit P sprechen für Abhängigkeit von derselben Vorlage wie P, d.h. entweder von  oder von : In § 22 teilen P und Exc.1 die überhöhte Saturnposition (Ep.4 :  P :  Exc.1), wobei vermutlich noch – ebenso wie P –  las, was dann sekundär durch  zu  entstellt wurde; 457 am Ende von § 23 teilen P und Exc.1 die Verschreibung von  Ep.4) zu , und in § 34 lesen P und Exc.1 beide statt richtig Ep.4).458 Auf der Grundlage der bisherigen Ausführungen ist anzunehmen, dass die Lesarten von Exc.1, die vom Konsens der Zeugen P und Ep.4 abweichen, Fehler von  oder  sind (Auswahl): 134,13 P et Ep.4 : Exc.1 || 136,4   P et Ep.4 :  Exc.1 ( , ex   male intellecto) || 140,8 P et Ep.4 : Exc.1

Im weiteren Sinne darf dazu auch der folgende Fall gezählt werden: 132,3/133a,3–4/133b,17–18       Ep.4 :   P :   Exc.1 (s.u. Komm. S. 662)

Ungeachtet solcher Fehler repräsentieren U und m, da die Quelle, aus der das Hadrianhoroskop in die hier beschriebene Sammlung integriert wurde, von P und Ep.4 unabhängig ist (s.o. S. 96–98), einen eigenen, für die Textkonstitution relevanten Überlieferungsstrang. Es liegt eine Ironie der Überlieferungsgeschichte darin, dass das Hadrianhoroskop des Antigonos als Exzerpt aus Hephaistion an eine Sammlung von Horoskopen angehängt wurde, deren Verfasser seinerseits das Handbuch des Antigonos noch direkt gekannt hat, wie die Erwähnung im Horoskop Nr. 1 – eines unserer wenigen Testimonien zu Antigonos (T4) – beweist. m Paris. gr. 2419, chart., ff. 342, saec. XV. (Fortsetzung; s.o. S. 82 mit Anm. 378). zu c): Auf Blatt 133r bietet m eine Abschrift von Heph. 2,18,22–24,459 deren Verwandtschaft mit U f. 301r–v soeben (S. 103–104) dargelegt wurde. Hier reichen daher einige Ergänzungen, vor allem zur äußeren 457

Siehe den Kommentar unten S. 652 bei Anm. 1293. Ein weiteres Argument in diesem Sinne ergibt der Kommentar zu § 23    459 Nicht Heph. 2,18,21–24, wie Pingree vol. II, p. XVII, angibt. 458

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Erscheinung von m f. 133r. Der Text schmiegt sich wie in U um eine große Auslassung, in der die Zeichnung des Horoskops aber, anders als in U, fehlt.460 Er ist überschrieben:         ; in der nächsten Zeile setzt der Text mit § 22 ein. Nach § 24 endet die Abschrift abrupt; der Rest der Seite ist leer. Man hat den Eindruck, als sei es ursprünglich durchaus die Absicht des Schreibers gewesen, in der erwähnten Aussparung ein Diagramm zu zeichnen und auch mit der Abschrift weiter fortzufahren, dass diese Absicht aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht zur Ausführung kam. Die Vorlage war also wahrscheinlich nicht oder jedenfalls nicht in demselben Maße wie m verstümmelt. Z Ambros. H 2 inf., chart., ff. 378, saec. XVI.461 f. 239r: Heph. 2,18,22–24 (= m f. 133r). Die auf Blatt 239r befindliche Kopie von Heph. 2,18,22–24 ist so eng mit U f. 301r–v und vor allem mit m f. 133r verwandt, dass die Zuordnung von Z zu dem hier als ‘erstes Exzerpt’ (Exc.1) bezeichneten Überlieferungsstrang außer Frage steht. Die Hand des Schreibers ist von allen anderen für diese Edition untersuchten Zeugen verschieden und zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass sie als einzige das iota subscriptum meistens (nicht immer) notiert. Der Text schmiegt sich wie in U und m um eine große Auslassung, in der ein Diagramm von derselben Gestalt wie in U gezeichnet und mit roter Tinte beschriftet wurde; in m hingegen blieb die Aussparung leer. Überschrieben ist der Text in Z mit den Worten:           (= m). Da m und Z im Gegensatz zu U genau denselben sehr knappen Textausschnitt überliefern und darin auch deutlich enger übereinstimmen als jeweils m oder Z mit U, liegt es aufgrund der Datierung der Handschriften (m: saec. XV, Z: saec. XVI) nahe, in Z eine Kopie von m zu 460

Das Diagramm war also in  keine Marginalie, sondern in den Text integriert; s.o. Anm. 455. 461 Beschrieben von E. Martini u. D. Bassi im CCAG III (1901), 14–17 (Nr. 23). Von Pingree 1973–1974, vol. II, p. XXIII, ohne Zuweisung eines Siglums mit ungenauen Angaben (korrigiere CCAG 4 zu CCAG III und f. 239v zu f. 239r) unter den “alii [...] codices, qui excerpta nullius momenti servant” als Nr. I aufgeführt. Hier als Z benannt und nicht A (Ambrosianus), da eine der wichtigsten Hephaistion-Handschriften, der (für Antigonos irrelevante) Paris. gr. 2841, von Pingree bereits als A bezeichnet wird (vol. I, pp. XI–XII).

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vermuten. Es gibt nur einen einzigen textkritisch bedeutsamen Unterschied zwischen m und Z, nämlich dass Z das Wort  in § [22add.]    ausließ. Daneben sind die folgenden Kleinigkeiten zu vermerken: 133b,3 Um : Z || 133b,5  Um :  Z || 133b,10  Um :Z ante corr.,  (i.e. )Z post corr.

In allem Übrigen stimmt Z entweder exakt mit m überein oder korrigiert sogar dessen orthographische Mängel. Diese Korrekturen sind: 133b,1m : Z|| 133b,3 m : ZU)|  m : Z|| 133b,4  m :   Z|| 133b,12–13  U :  m :  Z || 133b,18  m :  Z || 133b,22  m : Z ( U)

In einem einzigen Fall weist Z einen eigenen Makel auf (Itazismus: p. 133b,20  m :  Z). Zusammen mit dem Umstand, dass Z fehlendes iota subscriptum meistens ergänzt, spricht dies für einen gebildeten Kopisten, der die Fehler seiner Vorlage (m) im Rahmen des Möglichen korrigiert. Das Vorhandensein eines Diagramms in Z, nicht jedoch in m, scheint gegen diese Deutung zu sprechen (oder gar auf U als Vorlage zu verweisen), erklärt sich aber dadurch, dass das Diagramm in Z aus den Daten des Textes konstruiert und nicht aus der Vorlage übernommen wurde. Man beachte, dass ausgerechnet das Symbol der Venus und die dazugehörige Positionsangabe im Diagramm von Z nicht vermerkt sind (anders als in U). Dies ist die einzige Positionsangabe, die im Text aller drei Zeugen des ersten Exzerptes (UmZ) fehlt und somit von einem Schreiber, der aus den Textangaben des Codex m sein eigenes Diagramm konstruiert, ausgelassen werden musste. Als weiteres Argument für die Konstruktion des Diagramms in Z aus den Textdaten tritt hinzu, dass diese Zeichnung mit Ausnahme des Aszendenten keine Gradangaben zur Kennzeichnung der cuspides der Häuser der Dodekatropos bietet (anders als U). Die Planetenpositionen, die – mit Ausnahme der Venus – aus dem Text zu entnehmen sind, hat der Kopist von Z hingegen in seinem Diagramm vermerkt.462

462

Der Vollständigkeit halber sei noch ergänzt, dass das Symbol für die Himmelsmitte im Diagramm von Z fehlt und sich in eben jenem zehnten Haus nach dem Symbol des

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Die in Z unmittelbar vorausgehenden und folgenden Texte haben mit den in m vorausgehenden und folgenden nichts zu tun.463 Weitere Argumente für die Abhängigkeit des Zeugen Z von m lassen sich daraus also nicht gewinnen. Was abgesehen vom Fragment des Hadrianhoroskops (Nr. 9) die übrigen von m bewahrten Reste der Horoskopsammlung (Nr. 2, 3, 5, 8) betrifft, war der Schreiber des Codex Z vielleicht gerade deshalb an keinem von ihnen interessiert, weil es sich durchweg um Katarchenhoroskope handelt. Falls der Schreiber sich nur für Geburtshoroskope interessierte, war das Hadrianhoroskop trotz seines verstümmelten Zustandes in m der Abschrift wert, weil die Paragraphen 22–24 immerhin die astronomischen Daten und die Kurzbiographie eines Kaisers 464 enthalten, nur eben ohne astrologische Begründung. Ein letztes Indiz dafür, dass Z f. 239r wirklich aus m kopiert wurde, ist, dass die Buchstaben in Z zuletzt sehr auseinandergezogen wurden, um mit dem Schlusswort   sauber am rechten Rand des Schriftspiegels abzuschließen.465 Das deutet auf eine Vorlage, die – so wie m – ebenfalls nicht mehr Text bot. Da also Z sehr wahrscheinlich von m abhängt und keine über m hinaus für die Textkonstitution bedeutsamen Lesarten bietet, findet Z im kritischen Apparat dieser Edition keine Berücksichtigung. b) Der Zeuge des zweiten Exzerpts (C) C Marc. gr. Z. 334 (= 553), chart., ff. 212, saec. XIIImed.466 f. 183r–v: Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66. Skorpions eine Rasur befindet, in der ursprünglich vielleicht die aus dem Text entnehmbare Gradangabe  vermerkt war. 463 Martini und Bassi (s. Anm. 461), 14f., machen keine genauen Angaben hierzu. Meine Autopsie ergab, dass Z unmittelbar vor f. 239r mehrere kleine Kapitel wie    (f. 238v),   (f. 238r),      (f. 237v) u.ä. bietet. Auf Blatt 239v folgt dem Fragment des Hadrianhoroskops eine große astrologische Tabelle, auf f. 240r ein Kapitel . 464 Vgl. Heph. 2,18,23  465 Es folgen ca. vier Leerzeilen bis zum Seitenende. 466 Beschrieben von W. Kroll u. A. Olivieri, CCAG II (1900), pp. 16–37 (Nr. 6), und von Mioni 1985, 66–71. Siehe auch Pingree 1973–1974, vol. I, p. XVII. ibid. vol. II, pp. VIII–XI. Pingree 1986, p. XV. Radici Colace 1988, 39f. Pingree folgt an allen zitierten Stellen Kroll und Olivieri bzgl. der Datierung ins 14. Jh. (ebenso Radici Colace). Dagegen schließen wir uns der jüngsten Untersuchung durch Mioni an, deren Ergebnis Dott. S. Marcon von der Biblioteca Marciana nach erneuter Prüfung der Hs. mit Brief vom Dez. 2001 bestätigt (“sembra verosimile l’indicazione di precocità suggerita da Mioni”).

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Während die Nativität Hadrians als ein Einzelexzerpt (Exc.1) aus dem Hephaistiontext in eine Horoskopsammlung aufgenommen wurde und uns, zumindest fragmentarisch, in den Zeugen U, m und Z noch greifbar ist, haben wird es in C mit zahlreichen kurzen, über den Codex verstreuten Auszügen sowohl aus dem Hephaistiontext wie auch aus der ersten und zweiten Epitome zu tun, wovon uns aber nur interessiert, was mit den Antigonosfragmenten zu tun hat, mithin die aus dem zweiten und dritten Horoskop des Antigonos exzerpierten Paragraphen Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66 in C f. 183r–v (Exc.2). Hiermit hat es eine besondere Bewandtnis, die es erfordert, etwas weiter auszuholen. Auf den Blättern 181v–183v bietet C als Kapitel 58–64 (–) gleich mehrere Exzerpte aus Hephaistion in folgender Ordnung: Heph. 2,24,1–8. 2,24,13. 2,5,1–2. 2,4,2–4. 2,4,7–13. 2,4,18. 2,8,1–4. 2,25,14– 16. 1,2,2–12. 1,14. 1,16. 1,17. 2,18,56–61. 2,18,65–66. Alle Stellen sind von derselben Hand geschrieben und entsprechen zusammengenommen einem Umfang von ca. sieben Teubner-Seiten. Pingree vermerkt die Lesarten des Zeugen C an den relevanten Stellen im textkritischen Apparat, unterlässt dies jedoch im Falle der beiden zuletzt genannten Auszüge (Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66), die auch in seiner praefatio (vol. I, p. XVII) unerwähnt bleiben.467 Gerade diese beiden Stellen – und nur diese beiden – sind für die hiesige Edition von Bedeutung.468 Pingree wurde sich des Versäumnisses schnell bewusst, denn schon in der praefatio zum zweiten Band seiner Hephaistion-Ausgabe nutzt er die erneute Beschreibung von C (diesmal als Zeuge der Epitomai I u. II) dazu, am Ende noch einmal auf die schon im ersten Band vorgestellten Auszüge des ‘Haupttextes’ zurückzukommen und mit knapper Begründung 469 die Paragraphen 2,18,56–61 und 2,18,65–66 gemäß C abzudrucken (vol. II, pp. IX– XI). Leider ist die dort gebotene Transkription fehlerhaft, und die beiden Diagramme, die C bietet, sind vertauscht. Jegliche Bemerkungen zum Wert von C für die Antigonosexzerpte fehlen. Analysiert man das von C Überlieferte, so fällt trotz zahlreicher Verschreibungen auf, dass C weder von P noch von Ep.4, den beiden anderen 467 Auch Mioni 1985, 70, nennt Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66 in der Beschreibung des Codex C nicht. Ähnlich unvollständig benutzte Pingree dieselbe Sammelhandschrift (C) wenig später in seiner Dorotheos-Ausgabe (1976), vgl. Hübner 1982, 345f. 468 Wir haben es also mit einem ähnlichen Fall wie bei U zu tun: Auch U wird von Pingree an mehreren Stellen zur Konstitution des Hephaistiontextes herangezogen, aber gerade im Kapitel 2,18 nicht (s.o. Anm. 401). 469 Pingree 1973–1974, vol. II, p. IX: “quae parum utilia ratus primo in volumine omisi hic insero”.

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Zeugen dieser Textpartie, abhängen kann. Die im nächsten Kapitel folgende Tabelle (s.u. S. 118) zeigt, dass C in Heph. 2,18,65–66 zwei Textstücke, die in P fehlen, parallel zu Ep.4 bietet, zugleich aber ein drittes Textstück, das in Ep.4 fehlt, parallel zu P überliefert. An anderen Stellen fehlt in C Text, den P und Ep.4 übereinstimmend tradieren (s. Heph. 2,18,57), wieder anderswo begegnet der umgekehrte Fall, dass C Text bietet, der in P und Ep.4 fehlt (s. Heph. 2,18,56). Da es sich in dem zuletzt genannten Fall um Text handelt, der sehr wahrscheinlich nicht interpoliert, sondern Teil des Originals ist (s. Komm. zu F2 § 56), verbietet sich, zumal angesichts der Datierung des Codex C (saec. XIIImed), der Gedanke einer Kontamination aus P und der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Johannes Abramios verfassten Epitome IV.470 Wenn C von P und Ep.4 unabhängig ist, verdient dieser willkommene zusätzliche Textzeuge eine genauere Bewertung, sowohl hinsichtlich seiner Qualität wie auch mit Blick auf seine stemmatische Lokalisierung. In den für diese Edition relevanten Paragraphen (Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66) fallen zahlreiche Fehler auf (Auswahl): 162,25 P et Ep.4 :   C || 164,17  P et Ep.4 :  C || 166,14   P et Ep.4 :  C || 166,20–21     P :     Ep.4 :     (sic) C || 172,14  P et Ep.4 :  C || 172,15  P et Ep.4 :  C

Untersucht man ferner die oben (S. 111) genannten Paragraphen anderer Hephaistionkapitel, die C überliefert, so ergeben sich aus Pingrees Apparat viele weitere Fehler, Auslassungen und Abweichungen (auch alle hier folgenden Angaben wurden durch Autopsie des cod. C verifiziert). So bietet C etwa in den ansonsten nur von A (Paris. gr. 2841) überlieferten Kapiteln Heph. 1,16–17, die in C (f. 183r) der Abschrift von Heph. 2,18,56–61 und 2,18,65–66 unmittelbar vorausgehen, die vielsagenden Fehler  statt  (p. I 40,21 Pingree) und  statt  (p. 41,21 P.), lässt Wörter wie  und aus (pp. I 40,16.20.24. 41,25 P.) und weist auch erhebliche Lücken im Umfang ganzer Textzeilen gegenüber A auf (p. I 41,8–9.14–15.21–23 P.). Die Schlusszeilen von Kapitel 1,17 sind auf eine Weise umformuliert, die annehmen lässt, dass die Vorlage von C im Satz abbrach und der Abschreiber mehr schlecht als recht supplierte (sofern dies nicht schon frü-

470

S.o. Anm. 334.

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her geschehen war und C den Fehler nur übernahm).471 Zuweilen bietet C jedoch auch das Richtige, während A fehlerhaft ist (p. 41,4.16.18 P.). Besonders interessant wird der Vergleich an einer Stelle wie Heph. 2,4,2–4 u. 2,4,7–13, wo Hephaistion aus den Apotelesmatika des Ptolemaios zitiert (Ptol. apotel. 3,5,1–3 u. 3,5,5–8) und nicht nur A, sondern auch P als Textzeugen verfügbar sind. C bietet hier zahlreiche kleine Auslassungen und geringfügige Umformulierungen, ist zum Teil aber auch eindeutig richtig (mit A u. Ptol.), wo P Fehler aufweist: z.B. Heph. 2,4,4 (p. 98,2 P.)  AC Ptol.,  P. Zuweilen ist C sogar, wie Ptolemaios zeigt, allein richtig gegenüber A und P, kann also nicht (jedenfalls nicht allein) von deren gemeinsamer Vorlage  abstammen: z.B. Heph. 2,4,4 (p. 98,3 P.)  C Ptol.,   AP; ibid. (p. 98,4 P.) C Ptol.,  AP; Heph. 2,4,8 (p. 98,21 P.)   C Ptol.,  AP. Beim Bemühen um korrekte stemmatische Einordnung von C gerät stattdessen, sobald man nach signifikanten Übereinstimmungen mit anderen Zeugen als A und P sucht, der Überlieferungsstrang ins Blickfeld, aus dem auch der codex antiquissimus L hervorgegangen ist, der in Pingrees Stemma einen eigenen, hoch bewerteten Ableger des Archetyps bildet.472 Die Indizien hierfür ergeben sich aus Heph. 3,2,6–12, einer der insgesamt zwei Stellen, wo andere Zeugen als A und/oder P neben C treten (zur anderen, Heph. 3,5, s.u.). Die Paragraphen 3,2,6–12 werden von APCL und einem fünften Zeugen, dem nur ganz wenige Fragmente bietenden cod. Vindob. phil. gr. 115 (saec. XIIIin, sigl. W Pingree), überliefert. 473 Keine andere Partie des Hephaistiontextes ist durch so viele voneinander unabhängige Handschriften bezeugt. C stimmt hier mehrmals eindeutig mit LW gegen AP überein, z.B. darin, dass die Paragraphen Heph. 3,2,6–12 in CLW ein eigenes Kapitel bilden und die Überschrift  471

So wird aus Heph. 1,17,6                             (A, p. 41,25–28 P.) der nichtssagende Satz    (C). 472 Zu L s.o. S. 67 bei Anm. 324. Zu Pingrees Stemma s. Pingree 1973–1974, vol. I, p. XXI, wo es u.a. heißt: “codex L igitur proximus classi  videtur, classi  praeter versus propinquior quam classi , et AP quamquam versibus permultis conservatis re vera ab archetypo quam maxime discernuntur.” 473 Außer Heph. 3,2,6–12 überliefert W nur Heph. 3,8 und Heph. 3,23–24; vgl. Pingree vol. I, p. XVII. Ferner bietet W ganz geringe Reste der zweiten Epitome (Pingree vol. II, p. XXIII). W tritt damit noch seltener als L zu den übrigen Handschriften hinzu.

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tragen (nichts dergleichen in AP); weitere signifikante Lesarten sind (in Auswahl, nach Pingrees Apparat pp. I 229–230): 229,27  AP :  CLW || 230,5  AP :  CLW || 230,10  AP :  CLW

Die Beweiskraft dieses Materials wird jedoch durch den Umstand erschüttert, dass der Codex C von zwei verschiedenen Händen geschrieben wurde474 und die Kopie von Heph. 3,2,6–12 (f. 40r–v) der ersten, die für die Antigonosedition relevanten Exzerpte (ff. 181v–183v) hingegen der zweiten Hand zuzuordnen sind. Welchen Quellen die beiden Schreiber folgten und wann die Teile des Codex zusammengefügt wurden, ist ungewiss. Die einzige noch verbleibende Stelle, wo andere Zeugen als A und/oder P den Vergleich mit C ermöglichen, ist Heph. 3,5. Hier tritt C f. 160v (von der 2. Hand, derselben wie ff. 181v–183v) neben APL, aber leider wird die wörtliche Abschrift schon nach wenigen Zeilen zu einer lückenhaften Paraphrase, und ab Heph. 3,5,9 ist keine inhaltliche Übereinstimmung mit C mehr erkennbar; anscheinend wechselte der Schreiber zu einer anderen Quelle. Pingree zieht C daher überhaupt nicht zur Textkonstitution von Heph. 3,5 heran. 475 Eine Autopsie des cod. C ergab, dass die wenigen vergleichbaren Paragraphen keine signifikanten Übereinstimmungen mit L erkennen lassen. Sie bestätigen jedoch die bereits konstatierte Unabhängigkeit von AP 476 und bieten außerdem ein Indiz dafür, dass C zumindest an dieser Stelle auch nicht mit L verwandt ist: Gleich im ersten Satz (Heph. 3,5,1), wo C noch wörtlich zitiert, lesen wir statt      (APL) die Variante             . Die in C überzeugendere Wortstellung von   hätte in der Hephaistion-Ausgabe Beachtung verdient. Die Untersuchung hat gezeigt, dass eine besondere Nähe von C zu L nicht erwiesen werden kann, jedenfalls nicht im zweiten Teil von C, der Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66 überliefert. Dieses Ergebnis steht in Einklang damit, dass C in den genannten Paragraphen mehrmals mit P gegen die vierte Epitome übereinstimmt, die nach Pingree enger mit L als mit P 474

Vgl. Mioni 1985, 66: a = ff. 1r–141v, b = ff. 142v–210v. Siehe jedoch seine Bemerkungen vol. II, p. IX. Leider fehlt C auch in der Kollation dieses Hephaistion-Kapitels, die Olivieri 1896, 12–26 bietet. 476 Das in 3,5,1 von AP ausgelassene  (p. 240,5 P.) ist in C vorhanden (= L), und in 3,5,3, wo AP  bieten (p. 240,11 P.), liest C  (= Ep.4; L = ). 475

Die Handschriften

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verwandt ist.477 Beispiele hierfür sind das Fehlen von F2 § 56      und von F3 § 65      in P und C, wo jeweils nur Ep.4 den vollen Text bietet, ferner auch die P und C gemeinsame, astronomisch unmögliche Lesart  in F2 § 59.478 Da C aber, wie oben gezeigt, von , der Vorlage von AP, unabhängig ist, ist zu erwägen, ob C und  vielleicht auf eine gemeinsame Vorlage () zurückgehen. Letztlich haben wir es in C wohl mit einer kontaminierten Überlieferung zu tun: Dafür spricht der Ausfall zweier richtiger Lesarten in P und Ep.4, nämlich F2 § 56     (saut du même au même) und F3 § 66a  , die beide nur C überliefert. Zuletzt ist noch hervorzuheben, dass C eine seltsame Mischung zweier Charakteristika aufweist, die nicht ein und demselben Urheber zugeschrieben werden können: einerseits zahlreiche schwere Abschreibfehler, die sehr leicht zu korrigieren gewesen wären, wie z.B. bei Heph. 2,18,61, wo C  statt  und  statt  bietet, andererseits mehrere Umformulierungen des exakten Wortlauts des Hephaistiontextes, die zeigen, dass der Urheber dieser Umformulierungen sich nicht verpflichtet fühlte, dem Originaltext wörtlich zu folgen, sondern selbstständig damit umging. Ein Beispiel ist Heph. 2,18,56    Ep.4     (P u. Ep.4), was in C sinnwahrend, aber frei zu  geändert ist. Ähnlich bietet C in Heph. 2,18,59 statt  (P) beziehungsweise Ep.4) die Lesart und in Heph. 2,18,61 statt  P u. Ep.4) die Variante   Eine noch viel weitergehende Freiheit im Umgang mit dem Originaltext impliziert die vollständige Ersetzung von F2 § 54 und F3 § 63 durch Diagramme, die so gewiss nicht Teile des von Antigonos verfassten Originals waren: Das zeigen die minutengenauen Angaben der Planetenpositionen und die inäquale Aufteilung der zwölf Orte der Dodekatropos. Die Diagramme sind unten (S. 163 u. 169) reproduziert und werden im Kommentar (s.u. S. 1048 u. 1141) eingehender besprochen. Im Zusammenhang mit diesen Diagrammen fällt ferner auf, dass F2 §§ 53.55 und F3 §§ 62.64 in C ersatzlos entfallen sind, anscheinend deshalb, weil die hierfür verantwortliche Person nicht am Inhalt dieser Paragraphen interessiert war. Wenn wir über das Antigonosexzerpt in C f. 183 r–v hinausschauen, finden wir dieselbe Mischung von elementarsten Fehlern 477 478

S.o. Anm. 472. Siehe den Kommentar zu F2 § 59 .

116

Die Handschriften

und selbstständigem Umgang mit dem Text auch in anderen Teilen von C, die von derselben Hand wie f. 183r–v (= Exc.2) geschrieben wurden. Man vergleiche zum Beispiel die umfangreichen Zusätze in C, die Pingree in seinem textkritischen Apparat zu Heph. epit. 2,2,23,31  (p. 61,28), 2,2,25,47  (p. 72,21) und 2,2,25,58  (p. 74,27) vermerkt. Sie setzen einen mitdenkenden, der Astrologie kundigen Urheber voraus, der aber nicht mit dem Schreiber von C identisch sein kann, weil die Zusätze teils evidente Kopierfehler enthalten, teils an der falschen Stelle stehen, so z.B. der lange Zusatz zu Heph. epit. 2,2,25,47 , der offenbar ursprünglich eine Marginalie in der verlorenen Vorlage von C war, eine Marginalie, die durch den Schreiber von C mangels Sachverstandes an einer syntaktisch unmöglichen Position im Kontext eingefügt wurde. Wenngleich hier keine vollständige Analyse des Codex C geleistet werden kann, darf doch als Anregung für weitere Forschungen die Vermutung geäußert werden, dass große Teile der von Hand b kopierten Partie von C (ff. 142v–210v, s.o. Anm. 474) aus ein und demselben verlorenen Codex () kopiert worden sind, der von einem selbstständig agierenden, mit der Astrologie vertrauten Exzerptor 479 erstellt worden war, dass jedoch der Abschreiber dieser Vorlage, Hand b des Codex C, ein vergleichsweise ignoranter Kopist war, dem die zahlreichen schweren Fehler in C anzulasten sind. Seine Verwechslung der Abkürzungen zweier nomina sacra,  und  in F3 § 66a (s. textkr. App. z.St.), könnte ein erstes Indiz dafür sein, dass dieser Schreiber ein Mönch war. Möglicherweise wurden seine Fehler zumindest teilweise durch einen prekären Erhaltungszustand seiner Vorlage begünstigt. Abschließend ist festzuhalten, dass das von C f. 183r–v überlieferte Exzerpt (Exc.2) trotz seiner Fehler und Freiheiten einen dritten, von P und Ep.4 unabhängigen Textzeugen für Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66 bildet. Es leistet so wertvolle Hilfe bei der Rekonstruktion des Originals.

479

Daher meine Wahl des Siglums .

Gegenseitige Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2

117

Zur gegenseitigen Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2 Abschließend soll hier noch einmal verdeutlicht werden, dass P, Ep.4 und Exc.1 beziehungsweise P, Ep.4 und Exc.2 in keiner denkbaren Kombination voneinander abhängig sein können. Am deutlichsten wird dies durch Textelemente, die in einem oder zweien der jeweils drei Überlieferungszweige fehlen. In Heph. 2,18,21–34 sind die folgenden Stellen zu nennen: §480 cod. P 22   22 

Ep.4  

23  23    25   26   28      32           33a        33b 

Exc.1              

    

Tab. 2a: Belege für die gegenseitige Unabhängigkeit von P, Ep.4 und Exc.1 480

Die Paragraphenzahlen in Ep.4 liegen jeweils um zehn niedriger (s.o. Anm. 332).

Gegenseitige Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2

118

In Heph. 2,18,56–61 u. 2,18,65–66 sind die folgenden Stellen zu nennen: § 56 56

56 57 65

65

66a 66a

66a 66b

cod. P

Ep.4

Exc.2  

                                      Tab. 2b: Belege für die gegenseitige Unabhängigkeit von P, Ep.4 und Exc.2

In den noch übrigen Paragraphen des Textes, wo Exc.1 und Exc.2 beide ausfallen, sind die folgenden zusätzlichen Stellen bezüglich P und Ep.4 zu vermerken: § 50  52 

cod. P

Ep.4    

Gegenseitige Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2

119

62 

   63            64    67         Tab. 2c: Ergänzende Belege für die gegenseitige Unabhängigkeit von P und Ep.4

Stemmatische Darstellung Die Quellen und die Überlieferung von Heph. 2,18 lassen sich versuchsweise durch das hier folgende Stemma darstellen. Es wurde in Anlehnung an das Stemma bei Pingree 1973–1974, vol. I, p. XXI, konzipiert. 481 Durchgezogene Linien veranschaulichen die eigentliche Hephaistionüberlieferung, gestrichelte Linien die seiner Quellen und des oben besprochenen literarischen Umfeldes. Die für die Hephaistiontradition wichtigen Zeugen L und A werden hier nur der Vollständigkeit halber ergänzt; Heph. 2,18 fehlt in ihnen. Blattzahlen der Handschriften werden nur dann spezifiziert, wenn zwei oder mehr Abschnitte ein und derselben Handschrift als Textzeugen relevant sind. Die Sigelliste folgt auf S. 121.

481

Alberti 1979, 52–55, hat in seiner Kritik Pingrees gezeigt, dass zumindest ein gewisser Grad an Kontamination anzunehmen ist (s. auch das oben S. 115 zu C Gesagte). Seine vollständige Verwerfung des von Pingree gebotenen Stemmas geht aber zu weit.

Stemmatische Darstellung

120

‘Nechepsos und Petosiris’

Salmeschiniaka

Dorotheos Hadrian, De vita sua (?) Antigonos

Ptolemaios

F1–F6

Hephaistion Hofastrologe Zenons Rhetorios

 



 













(?)

  





   

      

















(?)     

   

   

   

   

   

   

   

   

 

C 

K



i j H k m m f. 106 f. 113r r–v -114v

 



M 



(A)

P 

Rezension des Johannes Abramios (Ep.4)

I J





Arab. Rezeption

  Hadr.-   8 Kat.- (Exc.2) hor. hor.        6 Kat.-        hor.  



(L)



U U f. 302r f. 214r





anon. Samm-

lung (Exc.1) ‘Palchos’ (E) 

U f. 235v

U m f. 301r–v f. 133r

U f. 348r Z

Diagr. 2: Quellen und Überlieferung von Heph. 2,18

Stemmatische Darstellung

121

Sigel Pingrees: : enthielt bereits Fehler wie z.B. F3 § 66b  Aufs Ganze gesehen war der Hephaistion-Text schon an diesem Punkt der Überlieferung erheblich beschädigt, wie gemeinsame Lücken in APL beweisen (Pingree vol. I, p. XXI). : vor ca. 1000 zu datieren (Pingree vol. I, p. XXI); darin bereits Textausfälle wie z.B. F1 § 23  , F3 § 66a   , F3 § 67  , außerdem bereits Fehler wie F1 § 22 am Ende . : hatte schon einen Text mit Lücken im Umfang ganzer Kapitel (Pingree vol. I, p. XIV); in Heph. 2,18 war z.B. schon der Saturnwert 5° () zu 10° () verschrieben (F1 § 22). Zusätzliche Sigel (Heilen): : das verlorene Original von Exc.2, worauf C zurückgeht; s.o. S. 116. : die gemeinsame Quelle von  und E; s.o. S. 105. : Zur Annahme dieser verlorenen Hs. s.o. S. 84–90. : Zur Notwendigkeit, diesen Hyparchetyp anzunehmen, siehe Alberti 1979, 54. : Falls diese Hs. existierte (s.o. S. 115), fehlten darin bereits Passagen wie F3 § 65      . : Hier entsteht die Zugabe F1 § [22add.]   : Hier geraten die Marginalien von  und viele Kopierfehler in den Text (nicht nur in den des Hadrianhoroskops, sondern auch in den der sechs vorausgehenden Katarchenhoroskope, die z.T. nur durch diese Hs. überliefert sind). Durch Augensprung geht in F1 § 22 das Venusnotat verloren, das in  noch vorhanden gewesen sein muss, wenn (wie hier angenommen) in  die Marginalie F1 § [22add.] entstand.

Konsequenzen für die Textgestaltung Da dem Editor der Antigonosfragmente vier voneinander unabhängige Überlieferungsstränge zur Verfügung stehen, von denen über größere Strecken jeweils drei miteinander verglichen werden können (P, Ep.4 u. Exc.1 bzw. P, Ep.4 u. Exc.2), gewinnt die Textkritik in dieser Ausgabe eine neue Grundlage. So macht zum Beispiel Exc.1 am Ende von F1 § 24,

122

Konsequenzen für die Textgestaltung

wo P  bietet, Ep.4 jedoch , durch Übereinstimmung mit der Epitome deutlich, dass das Kompositum die originale Lesart ist und P hier, wie so oft, eine Auslassung unterlief. Der Vergleich zeigt ferner, gestützt durch die philologische Interpretation, dass auch zahlreiche andere Lesarten von P aufgegeben werden müssen, so etwa F1 § 33b (p. 142,1) und F2 § 58 (p. 166,1)  P) zugunsten von  Ep.4 u. Exc.1 bzw. Ep.4 u. Exc.2), F3 § 65 (p. 170,15)  (P) zugunsten von  Ep.4 u. Exc.2) und F3 § 66c (p. 174,11)  (P) zugunsten von  (Ep.4 u. Exc.2). Umgekehrt bestätigen die Exzerpte mehrmals die Richtigkeit von P gegenüber Ep.4, so z.B. in F2 § 56 (p. 162,16)    P u. Exc.2) statt    (Ep.4), F2 § 57 (p. 164,17)   P u. Exc.2) statt   (Ep.4) und F3 § 66a (p. 172,6)  P u. Exc.2) statt   (Ep.4).482 Ein Allheilmittel besitzen wir damit freilich nicht. Es bleiben Stellen, wo offenbar schon sehr früh – vor der Aufspaltung in die heute noch greifbaren Überlieferungszweige – Fehler in den Text eingedrungen beziehungsweise Elemente des Textes ausgefallen sind. Fehler begegnen in F3 § 65, wo     zu   entstellt, und in F3 § 66b, wo   zweimal zu  verschrieben wurde. Diese Fehler zeigen, dass die gesamte Hephaistionüberlieferung an einer einzigen Handschrift () hängt, die in einem christlichen Umfeld (vielleicht von einem Mönch, vgl. ) kopiert wurde.483 Zu Textverlusten kam es häufiger: So dürften wohl in F1 § 26 die Worte   ausgefallen sein, in F1 § 29 , ein wenig Text auch am Ende von F1 § 43, in F5 § 69  ; außerdem fehlen an drei Stellen in der gesamten Überlieferung Formen des bestimmten Artikels (F1 § 49  

482

Falls diese Fehler der Epitome bereits vor der Zeit des Abramios in  eingedrungen waren, zeigt ihr Fortbestehen, dass Abramios den Text nicht systematisch zu korrigieren versuchte. Sie wären leicht aus dem Kontext heraus zu emendieren gewesen. Siehe aber auch die Korrektur epit. 4,26,12 a.E.  in marg. M ( IJKM). 483 Das spricht gegen die Annahme von Autorenvarianten (s.o. Anm. 336) in den verschiedenen Überlieferungssträngen, denn man müsste sonst unterstellen, dass die jeweiligen Abschreiber von  (oder ),  (oder ) und  (oder ) zwar an mehreren Textstellen aus  stammende Varianten vorfanden, diese aber in keinem einzigen Fall unverändert tradierten, sondern sich in jedem Einzelfall für eine von zwei oder sogar drei Varianten entschieden.

Konsequenzen für die Textgestaltung

123

. F2 § 58 . F3 § 66c ).484 Der umgekehrte Fall – eine Erweiterung des Originaltextes – liegt in F6 § 75 vor, wo bereits sehr früh der von P und Ep.4 bezeugte Hinweis auf das   eingedrungen sein muss, anscheinend aus einer an falscher Stelle in den Text integrierten Marginalie, die sich auf das Ende jenes Paragraphen bezog. Dass der Vergleich von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2 keine vollständige Rekonstruktion des Originals erlaubt, ist auch schon dadurch klar, dass drei dieser Zeugen, wie dargelegt, in unterschiedlicher Weise Eingriffe in den Text vornahmen, umformulierten, kürzten und ergänzten, während der einzige verbleibende Zeuge P zwar nur den Text seiner Vorlage abschrieb, so wie man es sich von einem Kopisten wünscht, das Ergebnis aber sowohl durch sein eigenes Verschulden wie auch das früherer Schreiber () sehr fehlerhaft ist. Um den Vergleich der vier Überlieferungsstränge zu erleichtern, wird in dieser Edition darauf verzichtet, alle Textzeugen in einem einzigen kritischen Apparat zu erfassen. Schon Pingree hatte sich in seiner zweibändigen Ausgabe für die sinnvolle Lösung entschieden, den eigentlichen Hephaistiontext, soweit er noch fassbar ist (Bd. I), getrennt von den vier Epitomai (Bd. II) zu edieren. 485 In Anlehnung daran wird hier eine synoptische Darstellung in vier Kolumnen geboten. Die erste Spalte einer Doppelseite (links außen) bietet die eigentliche Textedition, basierend auf P. Insofern ist diese Spalte mit dem ersten Band von Pingree vergleichbar, dessen Paragraphenzählung sie, um keine Verwirrung zu stiften, unkorrigiert übernimmt.486 Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Editionen liegt aber darin, dass der Text hier mit allen notwendig erscheinenden Korrekturen versehen ist, um den Originalwortlaut so weit wie möglich zu rekonstruieren. In der systematischen Aufnahme aller überzeugenden variae lectiones von Ep.4, Exc.1 und Exc.2 sowie eigener Konjekturen liegt eine profunde Abweichung von der editorischen Methode Pingrees, der keine Synthese aller Überlieferungsstränge anstrebte. 487 Außerdem wurde in Zweifelsfällen so konjiziert, dass Antigonos vor Hephaistion den Vorrang hat. Falls bereits der von Hephaistion redigierte Text Lücken oder Fehler enthalten haben sollte, ist 484

Zu allen Stellen s. den Kommentar. Der Schreiber von j hat den zuletzt erwähnten Artikel  in F3 § 66c aus eigener Initiative wiederhergestellt (s.o. S. 81 zu 175,8). 485 S.o. S. 65 nach Anm. 316. 486 S.u. S. 791 zu F1 § 33. Im Falle von F1 § 33 u. F3 § 66 wird, um die Defizite der durch Pingree etablierten Paragrapheneinteilung auszugleichen, eine Unterscheidung in 33a u. 33b bzw. 66a, 66b u. 66c eingeführt. 487 S.o. S. 66 und S. 70.

124

Konsequenzen für die Textgestaltung

es nicht das Ziel der hiesigen Edition, diese fehlerhafte Version zu dokumentieren, sondern das Original des Antigonos zu rekonstruieren.488 Die verschiedene editorische Absicht erfordert auch eine verschiedene Methode der Klammersetzung: Da Pingree im ersten Band seiner Ausgabe Heph. 2,18 nach P edierte, setzte er die vereinzelt aus Ep.4 herangezogenen Textelemente in spitze Klammern   .489 In der hiesigen Ausgabe werden die Klammern    auf Textelemente beschränkt, die überhaupt kein Zeuge tradiert, d.h. auf Zusätze, die der Herausgeber zur Rekonstruktion des Originals für nötig erachtet. Umgekehrt werden die Athetese-Klammern [ ] hier auf Textelemente beschränkt, die sowohl von P als auch von Ep.4 überliefert werden, die mithin auf  zurückgehen, aber nicht authentisch sind. 490 Diejenigen Zusätze, die nur P bietet und bei Pingree im gedruckten Text (Bd. I) stehen, wie z.B. Fälle von abundantem  (s. Komm. zu F1 § 21 ), finden hier nur im Apparat zur ersten Textspalte Erwähnung. Dieser Apparat informiert vollständig über die variae lectiones von P, über die von Ep.4, Exc.1 und Exc.2 aber nur in dem Umfang, der für die Textkonstitution der jeweils linken Spalte der linken Seite dienlich ist. Vollständige Angaben zu Ep.4, Exc.1 und Exc.2 bietet die jeweils rechte Seite der Edition. Die zahlreichen Abweichungen zwischen dem hier in Spalte 1 edierten Text der AntigonosFragmente und dem von Pingree in Bd. I edierten Text der HephaistionHauptüberlieferung werden unten S. 182 in einer Liste zusammengestellt. Die hiesige Edition strebt keine Vereinheitlichung orthographischer Varianten wie z.B.  und  oder  und  in P an, da der Usus des Antigonos nicht eruierbar ist.491 Ein Wortindex des in dieser Spalte edierten Textes (sowie auch des Textes von F7–F8 u. T1–T5) folgt unten auf S. 193. 488

Vgl. oben S. 72 nach Anm. 348. Wenig überzeugend ist die folgende Überlegung von Pingree 1973–1974, vol. I, p. XXI: “Hac in operis Hephaestionis editione lectiones depravatae hic illic in textum receptae inveniuntur, quae non corrigendae sed conservandae esse existimantur, cum, quamvis Hephaestio neglegenter usus sit fontibus suis, tamen qua forma opera antiquiorum astrologorum aut perdita aut adhuc servata initio saeculi quinti exstiterint, cognoscatur.” In vielen Fällen ist es schlicht unmöglich zu entscheiden, ob ein Überlieferungsfehler oder Textverlust (bes. ein syntaktisch irrelevanter Textverlust) vor der Redaktion des Hephaistion eintrat oder bald danach oder vielleicht erst mehrere Jahrhunderte später. 489 Siehe z.B. Heph. 2,18,28 a.E. (p. I 158,29–31 Pingree). 490 Das sind drei: F1 § 22  u. § 43 , F6 § 75    . 491 Dieselbe Methode praktizieren z.B. Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006, 200. Vgl. oben S. 74 bei Anm. 354.

Konsequenzen für die Textgestaltung

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In der zweiten Spalte (links innen) folgt die deutsche Übersetzung. Darin werden Ergänzungen durch dieselben Klammern wie im griechischen Original  kenntlich gemacht. Runde Klammern ( ) sind erklärenden Zusätzen des Übersetzers vorbehalten. Athetierte griechische Wörter [ ] werden nicht übersetzt. Die dritte Spalte (rechts innen) bietet die vierte Epitome auf der Grundlage von IJKM (wie Pingree, Bd. II). Das Editionsziel ist hier dasselbe wie bei Pingree im zweiten Band, nämlich den Text so wiederzugeben, wie er aus der Rezension des Johannes Abramios hervorgegangen und durch IJKM dokumentiert ist. Fehler, Auslassungen und Ergänzungen gegenüber dem Originaltext, die IJKM übereinstimmend bieten, werden nicht korrigiert. Der Apparat informiert über orthographische und textkritisch relevante Besonderheiten einzelner Handschriften. Abweichungen in der Textgestaltung gegenüber Pingree (Bd. II) sind minimal und beziehen sich zumeist auf Bagatelldifferenzen wie / oder / (s.u. S. 185). Zur Paragraphenzählung der Epitome s.o. Anm. 332. Die vierte Spalte (rechts außen) bietet die Exzerpte Exc.1 (Um) und Exc.2 (C), die Pingree nicht zur Textkonstitution heranzog. Da es sich um zwei Texte verschiedener Provenienz und Eigenart handelt, wären eigentlich zwei getrennte Spalten erforderlich. Der gemeinsame Druck in der einzigen noch verbleibenden Kolumne erscheint jedoch vertretbar, da Exc.1 und Exc.2 einander nicht überschneiden und durch F3 §§ 62–64 voneinander getrennt sind. Anders als im Falle von Ep.4, wo mehrere wertvolle Handschriften vorliegen, von denen mindestens eine (K, vielleicht auch I) Autograph des Abramios ist, sind die Handschriften von Exc.1 und Exc.2 gering an Zahl und Qualität. U und m sind sicher nur indirekte Abschriften des eigentlichen Exzerpts Exc.1 (, s. Stemma S. 120), und ebenso ist C nur die Abschrift eines verlorenen Manuskripts , das die eigentliche Rezension Exc.2 bot. Der auf zwei Handschriften basierende Anfangsteil von Exc.1 (F1 §§ 21–24) wird in der Form ediert, die im Konsens von U und m noch fassbar ist. Textverbesserungen mit dem Ziel, den Wortlaut von  zu rekonstruieren, verbieten sich, da verlässliche Kriterien fehlen, um im Einzelfall zu entscheiden, ob eine in U und m gleichermaßen vorliegende Verderbnis der gemeinsamen direkten Quelle  anzulasten ist oder bereits auf dem Weg von  zu  eintrat (s. Stemma S. 120). Der Rest von Exc.1 (F1 §§ 25–35), den allein U überliefert, und der ganze Text von Exc.2, den allein C überliefert, wird in konsequenter Fortsetzung der bisher dargelegten Methode so präsentiert, wie der jeweilige codex unicus ihn bietet. Fehler beziehungsweise

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Konsequenzen für die Textgestaltung

Auslassungen werden nicht korrigiert beziehungsweise suppliert, da ja gerade die sicher fassbaren Lesarten der Handschriften U und C und nicht irgendein konjektural wiederhergestellter Wortlaut ihrer Vorlagen als Hilfsmittel für die Korrektur von P in der Textspalte links außen dienen. Als einziger Eingriff ist die Normalisierung orthographischer Besonderheiten akzeptabel, denn zur Korrektur von P sind nur textkritisch relevante Informationen in U, m und C wichtig. Unter diesem Gesichtspunkt ist die orthographische Normalisierung sogar notwendig, um Missverständnissen vorzubeugen, z.B. demjenigen, Schreibungen wie z.B.  in U F1 § 26 (p. 135,7) oder  und  in U F1 § 32 (p. 141,3.7.13) bezeichneten maskuline Nominative der drei Adjektive; in Wahrheit differenziert der Schreiber von U nicht erkennbar zwischen - und -, meint also vermutlich genauso wie P und Ep.4 die Adverbien ,  und . Über alle orthographischen Besonderheiten der Handschriften U, m und C informiert der Apparat, der außerdem auf Leseschwierigkeiten hinweist, einige unglaubliche Fehler als den tatsächlichen Wortlaut der jeweiligen Handschrift bestätigt und in F1 §§ 25–35 Varianten von U und m vermerkt. Durch diese Methode ist es möglich, den Text der Antigonosfragmente in der jeweils ersten Spalte (links außen) zu lesen und bei Bedarf durch einen kurzen Blick in die beiden Textspalten der jeweils rechten Seite festzustellen, welche abweichenden Lesarten Ep.4, Exc.1 und Exc.2 in ihrer noch fassbaren Gestalt bieten. In die Apparate der jeweils rechten Seite braucht man nur zu schauen, wenn man sich über orthographische Besonderheiten der Handschriften informieren will oder dort, wo mindestens zwei Handschriften die Textgrundlage bilden, zur Kenntnis nehmen möchte, welche variae lectiones (i.e. deteriores lectiones) existieren. Ein Sonderproblem wirft der späte Zusatz auf, den Exc.1 bietet. Da er ein additamentum zu F1 § 22 bildet, wird er hier als § [22add.] gezählt.492 Es erscheint sinnlos, ihn wie die übrigen Paragraphen von Ep.4, Exc.1 und Exc.2 im unkorrigierten Wortlaut der Handschriften darzubieten, da ein Vergleich mit P gar nicht möglich ist. Exc.1 § [22add.] hat keinen heuristischen Wert für die Rekonstruktion der Antigonosfragmente, sondern ist nur für sich selbst genommen interessant, als Besonderheit der Überlieferungsgeschichte. Deshalb erscheint es wünschenswert und notwendig, in diesem Zusatz konjektural den Wortlaut wiederherzustellen, den sein Verfasser in  formuliert hat. Nur so ist es auch möglich, 492

Die Einführung einer neuen Bezeichnung ist nötig, da dieser Zusatz in den von Pingree edierten Überlieferungssträngen fehlt.

Konsequenzen für die Textgestaltung

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links eine brauchbare Übersetzung dieses Zusatzes zu bieten. Um die zwei konjekturalen Eingriffe, die vorgenommen wurden, gebührend kenntlich zu machen, sind sie kursiv formatiert (). Ein weiteres Problem wirft die Abteilung der Fragmente F1–F6 angesichts der von Hephaistion selbst stammenden Äußerungen auf. Genau genommen ist § 21 noch nicht Teil des Hadrianhoroskops, sondern ein Überleitungstext vom Dorotheosreferat zum Antigonosreferat; § 53 und § 62 leiten jeweils vom vorausgehenden zum folgenden Horoskop über; und § 76 ist ein Schlusswort zu allen Antigonosexzerpten, nicht allein zu F6. Man könnte z.B. § 53 und § 62 in jeweils zwei Teile gliedern (§ 53a, § 53b, § 62a, § 62b), würde dadurch aber beide Male der syntaktischen Struktur ( – ) Gewalt antun. Man könnte auch erwägen, alle vier Paragraphen (21, 53, 62 u. 76) aus der Fragmentzählung auszunehmen. Das ist aber syntaktisch unmöglich, weil F3 bereits im zweiten Teil von § 62 als angehängter Relativsatz beginnt. Außerdem müsste man dann konsequenterweise auch die zur Orientierung des Lesers dienenden Kopfzeilen im Kommentarteil teils mit, teils ohne fettgedruckte Fragmentzahlen bieten, was den Leser verwirren könnte, oder gar erwägen, die Überleitungstexte gar nicht zu kommentieren, was angesichts der in diesen Partien des Kommentars enthaltenen, zum Verständnis der Fragmente unverzichtbaren Informationen nicht in Frage kommt. Es erscheint daher sinnvoller, den gesamten Textblock Heph. 2,18,21–76 in sechs nahtlos aneinander anschließende Teile zu gliedern, wobei §§ 21, 53 u. 62 als Ein- bzw. Überleitungstexte zu dem jeweils folgenden Horoskop gezählt werden und § 76 als Schlusswort zum vorausgehenden Fragment. Was die nicht ausgeschriebenen, sondern durch Buchstaben ausgedrückten Zahlwerte betrifft, setzt die hier vorgelegte Edition die bereits von Pingree praktizierte Differenzierung der Kardinal- und Ordinalzahlen durch Schreibung mit senkrechtem Beistrich beziehungsweise waagerechtem Balken fort ( =   = ).493 Wenngleich dieser Usus keinen Rückhalt in den Handschriften findet, hat er sich doch – ebenso wie die moderne Interpunktion und die Gepflogenheiten der Groß- und Kleinschreibung – als eine Form der editorischen Aufbereitung und Präparierung des Textes für die Lektüre bewährt.

493

Ebenso verfuhren auch schon frühere Editoren, z.B. Heiberg im Falle des Ptolemaios.

Symbole, Abkürzungen, Zitierempfehlung

128

Astrologische Symbole und Abkürzungen Tierkreiszeichen            

Widder (, Aries) Stier (, Taurus) Zwillinge (, Gemini) Krebs (, Cancer) Löwe (, Leo) Jungfrau (, Virgo) Waage (, Libra) Skorpion (, Scorpius/-o) Schütze (, Sagittarius) Steinbock (, Capricornus) Wassermann (, Aquarius) Fische (, Pisces)

Planeten494

      

Mond (, Luna) Sonne (, Sol) Merkur (, Mercurius) Venus (, Venus) Mars (, Mars) Jupiter (, Iuppiter) Saturn (, Saturnus)

Weitere Symbole   

Aufsteigender Mondknoten (, caput draconis) Glückslos (, locus Fortunae) retrograd / rückläufig

Kardinalpunkte (, cardines) ASC MC OCC IMC

Aszendent Medium Caelum Occasus bzw. Deszendent Imum Medium Caelum

Zitierempfehlungen Antigonos von Nikaia: Antig. Nic. T1 Heilen (ap. Lyd. ost. 2) usw. Antig. Nic. F1 § 21 Heilen (ap. Heph. 2,18,21) usw. ‘Nechepsos und Petosiris’: s.o. S. 40 494

Sie sind hier den Tierkreiszeichen gemäß der Häuserlehre zugeordnet (s.u. S. 737).

Edition

Conspectus siglorum P

Paris. gr. 2417, saec. XIII

Ep.4 (epitome IV) I J K M

Laur. 28,13, saec. XIV Laur. 28,14, saec. XIVex Laur. 28,16, saec. XIVex (ann. 1382) Marc. gr. Z. 324 (= 640), saec. XIVex

Exc.1 (excerptum I) U m

Vindob. phil. gr. 108, saec. XVI Paris. gr. 2419, saec. XV

Exc.2 (excerptum II) C Marc. gr. Z. 334 (= 553), saec. XIIImed editiones Kroll et Cumont Ruelle Pingree

F. Cumont, G. Kroll, CCAG VI (1903), pp. 67–71 (ex codd. P et U) C. Æ. Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 82–87 (ex cod. i = Paris. gr. 2501) D. Pingree, Hephaestio Thebanus, Apotelesmatica, 2 voll., Lipsiae 1973–1974 (vol. I, pp. 157,26–167,12 ex cod. P) (vol. II, pp. 223,19–233,14 ex codd. IJKM)

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

21 Lass uns hier nun die Art und WeiF1 21           se hinzufügen, nach der andere die      Nativitäten untersuchen, die An     hänger von Petosiris und Neche 5 psos, und unter ihnen (speziell) 22       Antigonos von Nikaia.      22 Es wurde, wie er sagt, jemand        geboren, der hatte die Sonne auf       dem 8. Grad des Wassermanns,  10 Mond und Jupiter und Aszendent      alle drei gemeinsam auf dem ersten   Grad desselben Zeichens, Saturn        auf dem 5. Grad des Steinbocks,     Merkur mit ihm auf dem 12. Grad,       15 Venus auf dem 12. Grad der Fi     sche, Mars mit ihr auf dem 22.  Grad, und die Himmelsmitte im 22. Grad des Skorpions.

P f. 106v testium Ep.4 et Exc.1 ope correctus (de hoc apparatu vide supra p. 124 post n. 490) 2 Ep.4 :  P | ante  add.  P (vide comm.) || 4  Ep.4 (cf. U in Exc.1) :  P || 5 post  add.  P || 6  Ep.4 et Exc.1 :  P || 9  Ep.4 : om. P || 11  ut glossam delevi, vide comm. || 12 Ep.4 :  P :  Exc.1

 

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum I (mutilum)

131

11       21                       | 5  5 12    22                                                10      10                                            15      15                               

20

25

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U f. 301r, m f. 133r 3–5  –   om. m || 4  U || 5    U (om. m) | post  habet I f. 127r, J f. 63r, K f. 136r, M f. 68v     U 1 ] cf. infra, epit. 4,26,46 || 4 inc. f. (vide supra p. 106 post n. 456) || 6 63v J || 7 post add. J |  K : U : m |  om. m  IJM || 9 ]  K || 11  || 7 om. U | post  add.  m |  J || 16 ]   m : U || 11 post  IJKM, sed  in marg. M || add.  m |  m :  U || 13 18–29 figuram in margine sinistro m :  U || 14   m :   U | inferiore praebet M, non ita IJK  an ? (U et m habent ) || 15 m : om. U, sed vide figuram adpictam, ubi MC est in parte XXIV|| 16–27 thematis figuram in textu praebet U, spatium vacuum ad eam excipiendam m

132              

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

[In dieser Konstellation verleiht Saturn, der Hausherr des Mondes, da er sich gerade in einem ihm eigenen Haus befindet, seine volle Zahl von 56 Lebensjahren. Da ferner die Venus zu ihm in Aspekt steht, gibt sie weitere 8 Jahre, so dass es insgesamt 64 Jahre sind. Aber nach dem 61sten Jahr und 10 Monaten gelangen der Grad des Aszendenten und der Mond in Konjunktion mit Saturn, was (den Nativen) ebenfalls nicht tötet wegen des Aspekts, den die Venus im Schützen auf ihn (Saturn) wirft.]  23      23 Derjenige mit einer solchen Ge   burtskonstellation wurde von einem       gewissen Kaiser, der mit ihm ver  wandt war, adoptiert und daraufhin     5 selbst um das 42. Lebensjahr glei     chermaßen Kaiser. Er war klug und      kultiviert und wurde wie ein Gott   mit Tempeln und heiligen Bezirken   geehrt. Verheiratet mit einer (einzi 10 gen) Frau seit ihrer Jugendzeit, 24        blieb er kinderlos. Und er hatte eine    (einzige) Schwester, doch verfiel er   in Argwohn und Zwietracht gegen24 über seinen Angehörigen. Im Alter von etwa 63 Jahren starb er an durch Wassersucht bedingter Atemnot. P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 1 [22add.]

 P || 3   Ep.4 :    P || 4   Ep.4 :  P (cf. Exc.1) || 6 Exc.1 : P || 9  Ep.4 :  P et Exc.1 || 10  Ep.4 et Exc.1 :  P || 12  Ep.4 :  P et Exc.1 || 12–13    scripsi collatis Ep.4 et Exc.1 :   P

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum I (mutilum)

133

             

22add.                           5                          10        |  .   23       15 13                                 5     20                 |                                                14     10              25    24                        IJKM 5 post  ex cidit        || 7 inc. f. 127v I || 11   K, cf. Heph. 2,18,49 et epit. 4,26,39   (bis utrobique)

Um 1–13 textum restituere conatus sum (vide supra p. 126) || 1   m || 3  m :  U | m|| 4 (sic) m|| 6  fortasse delendum | om. m|  m :U|| 7U : m|  om. U|| 8  U : m|| 9–10  conieci secutus Neug. – van Hoesen 1959, p. 90, n. 5 :   U Um || 11  U || 12 inc. f. 301v U || 12–13     conieci (cf. Neug. – van Hoesen 1959, p. 90, n. 6) :  U :m || 15  om. U || 15–16    m : U || 17 m || 19 ] sic interp. Um || 22m :  U || 24  m || 26   U :   m : excerptoris codicem ()   praebuisse conicio || 27  (sensu )m :  U || 28 in verbo  deficit m

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25      25 Warum es sich aber in diesen 26  Details ereignete, zeigt die folgen     26 de zusätzliche Analyse. Diese Per      son wurde Kaiser aufgrund der Lu      5 minare, die sich im Aszendenten  befanden, und vor allem wegen des      Mondes, der (als nächtliches Ge      stirn) derselben Partei (wie das       ganze Horoskop) angehörte und      10 gradgenau mit dem Aszendenten    und Jupiter – der obendrein selbst     im Begriff war, sieben Tage später   seinen heliakischen Aufgang zu     | machen – in Konjunktion stand und dessen (des Mondes) Speerträgersterne sich selbst in günstiger Position befanden, da Venus in ihrer eigenen Erhöhung () und ihren eigenen Graden war und

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 4   Ep.4 et Exc.1 :   P (cf. infra ad l. 7) || 5–6   Ep.4 et Exc.1 :   (sign. astrol.) P || 7    Ep.4 et Exc.1 :  P (cf. supra ad l. 4) || 9  Ep.4 et Exc.1 :  P || 10    Ep.4 :  sic   P :    Exc.1 (fortasse recte, cf. § 63   ) || 11  Ep.4 :  P ( Exc.1) || 13–14     excidisse suspicor (vide comm. pp. 727–731) || 14 inc. f. 107r P

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Excerptum I (mutilum)

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15        25            26       16                        5      5                                              10     10                                     15    

IJKM 6  alio atramento sup. lin. scr. M || 10 post  4 fere litt. in ras. perierunt in M | sup. lin. scr. I, om. K

U 2  (sic) U || 6 U || 7 U, qui saepe habet  pro  || 9  U || 10  delevi || 11  ] sic U : exspectes 

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      Mars in seinem eigenen Trigon und   seinen eigenen Graden stand, beide  (Venus und Mars) an ihnen eigenen    Orten und nach dem Monde aufge27       5 27 hend. Und außerdem fungierte auch     die das Weltall beherrschende Son       ne als sein (des Mondes) Speerträ    ger, da sie ja in den auf ihn    folgenden Graden stand, wobei sie   10 ihrerseits von Saturn in seinem 28    eigenen Haus () und von       Merkur, die beide in der Phase     ihrer morgendlichen Sichtbarkeit        waren, als Speerträgern begleitet        15 28 wurde. Hervorzuheben ist ferner,     dass auch noch eine Konjunktion      des Mondes mit einem hellen Fix stern auf dem 20. Grad () kurz bevorstand. Denn man muss nicht nur auf die Konjunktion des Mondes mit den Planeten achten, sondern auch auf die mit den Fixsternen.

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 3  Ep.4 et Exc.1 :  P |  Ep.4 et Exc.1 :   P || 5  Ep.4 et Exc.1 : om. P (item § 30) || 6  Ep.4 (cf.  Exc.1) :  (sic) P || 9  Ep.4 et Exc.1 :  P || 15–18  –  Ep.4 (quae quidem om. alterum ) et Exc.1 : om. P

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Excerptum I (mutilum)

137

                             27          5 17        5                                        10  10     18     28                           |      15       15                    

IJKM 5    K :    IJM || 6 ante excidit  (cf. P et Exc.1) || 14 ] sic IJKM | inc. f. 69r M || 17 post  excidit 

U 1 U | U || 4   U (id est  , ex   male intellecto) || 6 ] sic U, fortasse sensu  || 7  U || 12   (sign. astrol.) U : exspectes   | U || 13 ] sic U || 16 U

138

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

29      29 Von stattlicher Größe und mannhaft und voller Anmut war er,       weil Jupiter und die zwei Lumi       nare in einem kardinalen Ort, und     5 zwar gerade im Aszendenten, stan   den und sich (dabei) in einem men30      schengestaltigen und männlichen     Tierkreiszeichen befanden.        30 Klug und gebildet und von tie      10 fen Gedanken war er, da Merkur    gerade in der Phase der morgend31  lichen Sichtbarkeit zusammen mit  Saturn im 12. Zeichen stand und         31 Speerträger der Sonne war. Und er   15 wurde von jung auf als ein solcher  (durch den Einfluss der Sterne) geformt wegen der Sichtbarkeitsphase, denn immer entfalten die morgendlichen Sichtbarkeitsphasen ihre Wirkungen von Jugend an, während die abendlichen erst mit dem Fortschreiten des Alters die Taten offenbaren.

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 2–3    excidisse suspicor (vide p. 289 comm. ad loc.) || 5   Ep.4 et Exc.1 :  (sensu -) P || 7  Ep.4 et Exc.1 :om. P (item § 27) || 16  Ep.4 et Exc.1 :  P (item infra p. 140, l. 18)

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum I (mutilum)

139

19      29                               5    5 20      30                                   10 21        10     31                                |      15  15 

IJKM 7 post  excidit  (cf. P et Exc.1) | ]    J || 14 inc. f. 136v K

U 1 U || 2 post  excidit  || 4 post  excidit  || 6 U ante corr. || 13  codicem excerptoris () praebuisse satis constat :  (vel vel sim.) U || 15 ] sic U

140

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

32        32 Man muss aber auch den Herrn      des Ortes am Scheitel (MC) be   trachten, ob er günstig liegt und     den Ort sieht. Ist er nämlich in der    5 Phase der Sichtbarkeit, so bringt er      angesehene und tatkräftige und      nicht niederzukämpfende Men schen hervor, selbst dann, wenn er       (zwar nur) abendlich (sichtbar ist,     10 aber doch) günstig steht, so wie im    vorliegenden Horoskop der Herr      des Skorpions, Mars, da er sowohl      ungeschwächt ist in den Fischen,      seinem eigenen Trigon und seinen 33a        15 eigenen Graden, als auch den Ort    am Scheitel sieht. Wenn aber der     Herr des Ortes am Scheitel ungün stig liegt, bewirkt er das Gegenteil.  33a Und wenn es sich zufällig einmal ergibt, dass die Herren der energiearmen Orte an den energiereichen Orten stehen, tun sie damit (ziemlich) mittelmäßige Lebensverhältnisse kund.

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 9  fort. delendum || 10  fort. delendum || 13  Ep.4 : P et Exc.1 || 18  Ep.4 et Exc.1 :  P (unde   Kroll et Cumont, item Pingree) |  Ep.4 et Exc.1 :  P (item supra p. 138, l. 16)

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum I (mutilum)

141

22        32                                   5    5             |                  10       10                                        15 33a    15          23a             20

IJKM ras. M

8 inc. f. 64r J || 17 ] - in

U 1 U | ] sicU || 2–3   U || 7  U || 11  U |  U || 13  U || 15 post  excidit  | ] sic U || 16 post  verba     exciderunt

142

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

33b       33b Das Rühmenswerte und die erha  |  bene Gesinnung und die Freigebig      keit und die Energie zu erfolgrei     cher Vollendung gewährte Jupiter,  5 der im Aszendenten stand und die  Sonne als Speerträger begleitete 34     und auf demselben Kardinalpunkt     wie der Mond stand.    34 Der Grund dafür, dass er es mit   10 vielen Widersachern und Ver  schwörern zu tun hatte, erwuchs  daraus, dass die beiden Luminare,     die die Macht verleihen, von den     zwei Übeltätern rings eingeschlos35     15 sen werden, wobei Saturn in mor    gendlicher Sichtbarkeitsphase und       Speerträgerposition steht, Mars hin       35 gegen in abendlicher. Dass er diese  Feinde überwand, ergab sich vor allem daraus, dass sich Merkur zusammen mit Saturn in einem Haus des Saturn befand und beide zufällig im 12. (Ort) standen. P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 1  Ep.4 et Exc.1 :  P (item § 58) |  Ep.4 et Exc.1 :   P |  Ep.4 et Exc.1 :  P || 2  Ep.4 et Exc.1 :  P | inc. f. 107v P || 3 post  praebet    P, quae verba delevi collatis Ep.4 et Exc.1 (cf. comm. ad loc.) || 7  Ep.4 :  P et Exc.1 || 9  iter. P || 10  Ep.4 : om. Pvel ante  transposuit) |  Ep.4 et Exc.1 : om. P |  Ep.4 et Exc.1 : P (cf. § 44) || 15  Ep.4 :   P :  perperam legit Cumont || 16 corr. Kroll et Cumont :  P |  Ep.4 :  P

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum I (mutilum)

143

23b      33b                                     5      5   24       34                   10      10                               15 25    15 35         |          20 

IJKM 11 ]  J || 17 ]   K | inc. f. 128r I

U 3 post  excidit  || 4  U || 7 ] sic U (item P) || 8  ex  corr. U || 10 post  excidit  |  U || 12 ] sic U (item l. 14) || 13  U || 14 ] sicU (item l. 12) || 15 in verbis    def. U, adnotatum rubr.     (i.e.     ; vide supra p. 96, n. 407)

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36       36 Dass er von allen geehrt und mit    fußfälliger Ergebenheit behandelt       wurde, ergab sich daraus, dass Ju    piter in kardinaler Position Speer     5 träger der Sonne war. Dieser be     wirkt nämlich immer, wenn er so       die Sonne oder den Mond als      Speerträger begleitet, dass Perso    nen von gleicher oder sogar vor    10 nehmerer Ehrenstellung einen rüh       men und als Speerträger begleiten 37       und fußfällig verehren. Und den     wohltätigen Wesenszug erhielt er in      gleicher Weise dadurch, dass Jupi     15 37 ter gerade so stand. Und dass er so     gar vielen so Wohltaten erwies und    von vielen, wie gesagt, mit tiefster    Ergebenheit geehrt wurde, resultierte daraus, dass die kardinale Position der Sonne und des Mondes in günstiger Weise von den fünf Planeten als Speerträgern umgeben

P testis Ep.4 ope corr. 3  sup. lin. scr. P || 6  Ep.4 :  P || 7   Ep.4 :   P (ex quo recte   coni. Kroll et Cumont) || 8  Ep.4 :   P || 11    Ep.4 :  P || 12  Kroll et Cumont :  P :  Ep.4 || 14– 15   Ep.4 :   P || 15  Ep.4 : om. P || 16 Ep.4 : om. P || 17  Ep.4 : om. P (vide comm. ad loc.) || 18 Cumont :  P

Heph. epit. 4,26,11–66 26                   5                           10       27               15         

IJKM 3 post  excidit  || 5 ] sic IJKM || 13  K || 15 post add. J

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

   war: Denn immer, wenn die Sonne      oder der Mond oder auch beide sich      zufällig nahe bei Kardinalpunkten,     ganz besonders bei den wirkungs    5 5 starken, befinden – das heißt beim      Aszendenten oder bei der Him   melsmitte – und in geeigneter Wei      se von allen Planeten begleitet wer   den, machen sie die unter der so be  10 10 schaffenen Stellung (der Sterne) 38        Geborenen zu Königen, die über     38 sehr viele Völker herrschen. Und     Merkur und Saturn im 12. (Ort) in  |   der Phase ihrer morgendlichen     15 15 Sichtbarkeit und Speerträgerstel lung zur Sonne machen (Native) klug, kultiviert, allerdings keineswegs auf Gutes bedacht, sondern listig.

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 1  Ep.4 : om. P |  conieci (vide comm.) :  P et Ep.4 :   coni. Kroll et Cumont (fort. recte), quos secutus est Pingree |  Ep.4 : om. P || 2  Ep.4 :   P (sed  punctis circumscribendo del.) || 8  Ep.4 : om. P || 9  Ep.4 :  P |  P :   falso legerunt Cumont (qui coni. ) et Pingree (qui secutus est Ep.4) || 14 inc. f. 102r P || 14–16  –  Ep.4 :          P

Heph. epit. 4,26,11–66                    5                  10 28                      15 

IJKM 2  prius] sic IJKM epitomator debuit scribere ) || 4 post  add.  K || 5   K || 10  M

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

39       39 Dass der so Geborene mit (nur)    einer Frau seit ihrer Jugendzeit       durch die Ehe verbunden war, lag      hier nicht an der Venus, sondern       5 am Mond, der unter den Strahlen 40   40 der Sonne dahineilte. Bedenke ganz      allgemein bei jeder Nativität: Wann   immer Venus sich in einem kardi      nalen Zeichen oder auch in einem    10 darauf folgenden befindet und der     Mond eine Konjunktion mit Venus    und anderen Planeten, die mit bei       ihr stehen oder auch einen Aspekt     zu ihr haben, eingeht, bringt sie   15 dem so Geborenen zahlreiche Ver    mählungen; wenn aber der Mond     eine Konjunktion allein mit Venus     eingeht, tut er Ehe mit einem einzi    gen Partner kund; und wenn der      20 Mond weder mit Venus noch auch     mit irgendeinem der bei ihr stehen den oder einen Aspekt zu ihr bil     denden Planeten in Konjunktion    tritt, jedoch zur Phase des Neumon  25 des oder auch des Vollmondes eilt  und Venus selbst mit irgendeinem Planeten zusammensteht, bewirkt er (der Mond) auch unter diesen Umständen Personen, die mit einem einzigen Partner die Ehe P testis Ep.4 ope corr. 2 (sic) P eingehen, gerade so wie in der vor|| 9  Ep.4 : om. P, sed vide comm. liegenden Nativität. ad loc. ||  Pingree :  P || 10   Ep.4 ( interposito) :   P, sed nescio quae manus alio atramento  suprascripsit || 11  Ep.4 :  P |  Ep.4 :  (sic) P |  scripsi : P || 12  P || 14 Ep.4 : om. P || 15  Ep.4 :  P | vide comm. ad loc. || 17 Ep.4 :  P || 18 ante   add.  P (vide comm.) || 19 Ep.4 :  P || 24 Kroll et Cumont :  P

Heph. epit. 4,26,11–66 29                 30     5                            10                         15     |             |         20                      25 

IJKM 10  J || 11  sic IJKM, mutare nolui (cf. § 32 p. 151,14) || 14  K || 15 vide comm. ad loc. || 16  J || 17 inc. f. 64v J || 19 inc. f. 137r K

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

41       41 Und wie es dazu kommt, dass er    nur ein Geschwisterteil hat, wird       man dem so Geborenen gleicher    maßen aus der Konjunktion des       5 Mondes erklären, denn der Mond  ist allein mit Jupiter in Konjunktion 42  bis zur Phase seines Zusammentref    42 fens mit der Sonne. Wenn er mit      mehr Planeten verbunden wäre, 10 entweder durch Konjunktion oder       auch durch einen Aspekt, hätte er      (der Native) auch mehr Geschwi   ster. Alle nämlich, die bei der Ge   burt den Mond bis zu einer Phase 43  15 in Verbindung mit irgendwelchen  Planeten haben, werden ebensovie     43 le Geschwister haben. Bedenke nun     auch dies, dass je nach der Verbin     dung des Mondes die Wohltäter      20 Geschwister geben und die Übeltäter sie wegnehmen. Dabei werden

P testis Ep.4 ope corr. 1  Ep.4 : 4 om. P || 2  Ep. :  P || 5  Ep.4 :  P, ex quo  coni. Kroll et Cumont, quos secutus est Pingree (sed vide comm.) || 7  Ep.4 : om. P | ante  add.  P (vide comm.) || 9  Ep.4 :  P || 14  Ep.4 :  P || 15  Ep.4 :  P || 16 post  add.  P, del. Kroll et Cumont || 20  P et Ep.4 : delevi (vide comm.)

Heph. epit. 4,26,11–66

151

31                       5  32            |  10                     15 33                         20

25

IJKM 10 inc. f. 69v M |  sup. lin. scr. M || 14   :  JK (de accentu v. supra § 30 p. 149,11)

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

    die Wohltäter Zuteiler guter Ge      schwister, wenn sie sich in den kar    dinalen Orten oder auch in den da    nach aufgehenden Zeichen zeigen,     5 nachdem sie sich in günstiger Wei   se mit bei den Luminaren eingefun       | den haben, die Übeltäter hingegen  zu Wegnehmern, wenn sie     44       und selbst gerade in ungünstiger     10 Weise mit bei den Luminaren ste      44 hen. Man muss auch auf die Unter    schiede der Zeichen achten, weil    dann, wenn die das Thema ‘Ge45       schwister’ bestimmenden zufällig  15 doppelte oder tropische oder auch       sehr fruchtbare sind, sie Ursache    von Geschwisterreichtum werden.      45 ‘Aber warum hat der Mond nicht      einen Bruder männlichen Ge    20 schlechts gegeben, wo er doch mit    Jupiter, der männlich ist, in Kon junktion steht?’ Weil die Sonne, wenn sie in einem männlichen Zeichen aszendiert und den Mond in eine Verbindung mit sich aufnimmt, meistens zur Ursache für Armut an männlichen Geschwistern wird. P testis Ep.4 ope corr. 3   Ep.4 :  P || 6 ante   add.  P || 7 lacunam statui (excidisse puto      vel similia, vide comm. ad loc.) | inc. f. 102v P || 12–13     Ep.4 :    P || 13 Pingree :  P :  Ep.4 (item iam Kroll et Cumont ex coniectura) || 19 Ep.4 : P

Heph. epit. 4,26,11–66                     5       34               |   10            35          15                     20 

IJKM 10 inc. f. 128v I

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

46       46 Dass dieser nun als einer, der     keine Kinder haben würde, geboren  wurde, bewirkte die Stellung der     Sonne in der Nähe des Aszenden5 ten. Immer nämlich wird die Son47       ne, wenn sie in den aufgehenden  Zeichen (von Horoskopen) ihren      Einfluss ausübt, zur Ursache von 48         47 Kinderlosigkeit. ‘Und warum lebte  10 er in Zwist mit seinen Verwand   ten?’ Wegen der Position Merkurs   48 zusammen mit Saturn. ‘Und was war der Grund, dass diese Person adoptiert wurde?’ Jupiter auf dem gleichen Kardinalpunkt wie der Mond in einem Zeichen Saturns.

P testis Ep.4 ope corr. 1  Ep.4 :   (sic) P (quod  legerunt Cumont et Pingree) || 2  Ep.4 :  P || 2–3  in app. crit. coni. Kroll et Cumont (cf. Ep.4) || 3 post add.  P (cf. ex. gr. Pingree in app. crit. ad vol. I, p. 145,13) || 6   Ep.4 :  P || 9–10   P, corr. Kroll et Cumont || 12 P (sign. astrol. solvi, quod et Cumont et Pingree parum diligenter legentes pro numero  acceperunt) :  in app. crit. coni. Kroll et Cumont, in textum recepit Pingree, sed vide Ep.4

Heph. epit. 4,26,11–66 36                       5 37              38          10          

IJKM 2  J || 5 sic IJKM

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49        49 ‘Und was wurde ihm zur Ursa   che der Wassersucht und der      Atemnot und der Tatsache, dass er      durch einen schlimmen Tod aus   5 dem Leben schied?’ Da die Übel     täter die zwei Luminare ringsum  einschließen, alle Planeten in sehr      feuchten Zeichen ihre Positionen      haben und der Untergangspunkt in     10 einem zum trockenen Land gehö renden Zeichen liegt sowie von den       Übeltätern, indem sie ein und den     selben Aspekt bilden, ringsum ein   geschlossen wird, möchten wir     15 wohl sagen, dass daraus die Ursa     che der Wassersucht und der Atem    not im Voraus deutlich werden  wird. Immer nämlich werden die Verderbenbereiter, wenn sie die Sonne oder den Mond oder auch beide in der Nähe der Kardinalpunkte ringsum einschließen, Verursacher eines schlimmen Todes. P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 1  Ep.4 :  P |  Ep.4 (cf. infra lin. 12) : om. P || 2 Ep.4 :  P |  addidi (cf. infra lin. 13) : om. P et Ep.4 |  Ep.4 :  P || 3  Ep.4 : om. P || 4  P et Ep.4 : in  corrigendum esse existimaverunt Kroll et Cumont || 8  Ep.4 :  P || 10  Ep.4 : om. P || 11  Ep.4 ( recte coni. Kroll et Cumont) :  P || 12  Ep.4 :  P || 13  Ep.4 :  P || 14  Ep.4 :  P || 16 Ep.4 :  P || 17  Ep.4 ( recte coni. Kroll et Cumont) :  P

Heph. epit. 4,26,11–66 39                      5                    10            15                 

IJKM 1  sup. lin. scr. I || 5   IJK :  M :  Pingree || 6  JK || 9   in marg. I || 15   M || 18  J

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50 Aber nicht nur dies muss man 50           betrachten, sondern auch den drit ten und siebten und vierzigsten Tag  vom Moment der Geburt an. So  5 findet man in der vorliegenden Na   tivität am vierzigsten Tag den  |  Mond im Krebs, Mars im Widder         und Saturn im Steinbock, und es      ergab sich, dass die zwei Übeltäter     10 an jenem Tag den Mond anblick     ten, Saturn aus der Opposition und       Mars aus dem Geviertschein von      rechts: Auch dies also wurde für   ihn eine Ursache schlimmen Todes. 51     15 51 Ferner muss man nicht nur den     Mond beachten an diesen Tagen,       sondern auch, wie die anderen  Planeten stehen, so als wäre es eine  Geburtskonstellation. 52        20 52 ‘Und nach Vollendung wie vie    ler Lebensjahre wird diese Person        sterben?’ Du wirst es am Mond er     kennen. Denn dieser wird zum Ent  sender, weil er sich auf dem Grad       25 des Aszendenten befindet, und so       viele Aufgangsgrade, wie es von    ihm bis zur Seite eines Quadrates –      das heißt bis zum ersten Grad des  Stiers – sind, soviele Jahre wird sie     30 (diese Person) leben und dann ster      ben. Wenn er (der Mond) aber in  den dazwischenliegenden Graden eine Konjunktion mit den Übeltätern oder auch mit der Sonne einP testis Ep.4 ope corr. 7 inc. f. 109r P |  Ep.4 : om. P |  Ep.4 : om. P | geht, bewirkt er kritische Momente  in margiim Leben. ne partim resecto P || 8 1 Ep.4 : om. P || 8–9  –  Ep.4 : om. P || 15 Ep.4 : om. P || 22  –Ep.4 : om. P || 26  Ep.4 :  P || 28 Ep.4 : P || 31 Ep.4 :  P

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40               |      5                         10                    41 15   |              42       20                    25                 30         IJKM 1  in marg. I || 2 post  deest  |  sup. lin. scr. M || 3  M | inc. f. 65r J || 14  J || 16 inc. f. 137v K || 20–21 post  pos. J || 23–29                          IJK in margine (adnotationis principium in I bene iuxta l. 23, in K iuxta l. 20, in J pessime iuxta l. 10 columnae sequentis); de errore huius adnotationis vide infra p. 1025 ad 

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F2 53       53 Soviel setzt Antigonos wie in ei      ner Kurzfassung aus den Lehren     der Alten bezüglich der ersten Nati     vität auseinander. Danach erwähnt      5 54 er auch eine zweite so: Angenom54       men, jemand hat die Sonne im       Widder um 19 Grad im Bezirk des  Merkur, den Mond in den Zwillin  gen auf dem 15. Grad im Bezirk     10 der Venus, Saturn in der Waage um       20 Grad im Bezirk des Jupiter akro nychisch, Jupiter im Wassermann    auf dem 6. Grad im Bezirk Merkurs      in der Phase der morgendlichen       15 Sichtbarkeit, Mars im Widder um        15 Grad im Bezirk Merkurs, Venus       gleichfalls im Widder um 5 Grad       im Bezirk Jupiters und Merkur im      Widder um 6 Grad im Bezirk Jupiters, diese drei ferner in der Phase      20 der Unsichtbarkeit. Der Aszendent       (sei) im 24. Grad des Krebses, der    Untergangspunkt entsprechend im   24. Grad des Steinbocks, und die    obere Himmelsmitte im 10. Grad 55    25      des Widders, die untere im 10. der       Waage. Hausherr der Nativität, sagt   55 er, wird Mars sein. Der dritte Tag  des Mondes wird im Krebs sein,  der siebte in der Jungfrau, der vierP testis Ep.4 ope corr. 3  zigste im Skorpion. 4 4 Ep. :  P || 4 Ep. : lac. 3 litt. P || 5  Ep.4 : om. P || 10  Ep.4 : om. P |   Ep.4 : om. P || 11 (sign. astrol.)Ep.4 : P | Ep.4 : om. P || 15 Ep.4 : om. P || 19    Ep.4 :   P || 20–23   –   Ep.4 : om. P || 24  Ep.4 : lac. 3 litt. P || 27  Pingree :   P

Heph. epit. 4,26,11–66 43                       5 44                  10                  15                   20                     25 45              | 30  

IJKM 5 I : JM :   K (quae lectiones omnes ex / vel  i.e.  orta videntur) |   in marg. J || 10–11   sup. lin. scr. I, post  K || 12 sic IJKM || 16  K || 27 J || 29 inc. f. 129r I

161

162

 

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

 

         5           

10



 56      15 56 Der, der die Sterne so stehen hat,     wird hervorragend sein unter     Hervorragenden, einer, der Macht     hat und viele straft, sehr reich, un  gerecht und doch nicht angeklagt:   20 sehr reich aufgrund des Dreiecks,     da Saturn und Jupiter und der      Mond in demselben sind, ungerecht       und doch nicht angeklagt aufgrund     der Position des Mars und Merkurs  |    25 auf der Himmelsmitte, wobei beide

P testium Ep.4 et Exc.2 ope corr. 1– 12 hanc figuram in marg. P alio atramento add. manus posterior; pars dextera in resectione marginis periit || 17  Ep.4 et Exc.2 :  P |  Ep.4 :  P || 18–19  – Exc.2 : om. P || 20  Ep.4 : om. P || 22 Ep.4 et Exc.2 : P || 25 inc. f. 109v P

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Excerptum II

  



 

                       

163

5

 10

                               

5

10

    46        15 56      15                                   20      20                                   |       25

IJKM 1–12 figura adpicta est in marg. ff. 128v I et 69v M, in textu ff. 65r J et 137v K || 1 ]   K || 4  IJM, item K ante corr. || 7   in Capricorno IJM || 12   KM (fortasse posterius additum in M)om. IJ || 15 ] cf. supra, epit. 4,26,11 || 16 IM || 24 inc. f. 70r M

C f. 183r 3     sic C || 3–4 in XII loco desideratur    et   || 4    legi :an   ?  vix legi potest || 10  legi :  legit Pingree || 12    legi :   legit Pingree (vide comm. ad § 54   ) || 19 sicC || 22 sicC

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      unter den Strahlen (der Sonne) stehen, und hervorragend, da die       vier Sterne sich zufällig in der      Himmelsmitte befinden und die      5 vorausgegangene Konjunktion (von     Sonne und Mond) in demselben     Zeichen stattgefunden hat. Denn      eine nicht zu unterschätzende Kraft  besitzt die vorausgegangene Kon57      10 junktion, wenn sie zufällig in den     Bereich eines Kardinalpunktes fällt,      ganz besonders des Aszendenten        oder der Himmelsmitte.      57 Und er hat keine Neigung zum     15 Geschlechtsverkehr mit Frauen und      eine schmutzige zum Verkehr mit      Männern, am meisten wegen der      Position des Mars zusammen mit     Venus und Merkur im Widder, der 20  unzüchtig ist, und weil Venus diametral von Saturn angeblickt wird, und außerdem, weil sie, die Sterne, P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 4–5 alle in männlichen Zeichen stehen.  –  Ep.4 : om. P (vide etiam comm. ad loc.) || 5–6   Exc.2 :P :  Ep.4 (fort. recte) || 6   P :    Pingree, sed vide comm. || 8–9    Ep.4 :    P et Exc.2 || 11 Ep.4 et Exc.2 :  P || 12  Ep.4 :  P || 13  Ep.4 et Exc.2 : om. P |  Pingree :  Ep.4 et Exc.2 :  P || 15–16 et ante   et ante   add.  P, sed cf. Ep.4 et Exc.2 (et vide comm.) || 17  Ep.4 :  P || 19  Ep.4 et Exc.2 :  P (sed alibi P semper habet )

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Heph. epit. 4,26,11–66

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                                          5       5                           57            10 10      47                  |                   15      15                       |    20 

IJKM 13 inc. f. 65v J || 19   J | inc. f. 138r K

C C

1  sicC || 14 sic

166

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

58        58 Die Sonne aber, die in ihrer ei    genen Erhöhung stand und auf der    Himmelsmitte und die von den vor     ihr aufgegangenen Planeten im sel      5 ben Tierkreiszeichen sowie von Ju      piter im Wassermann als Speerträ  gern begleitet wurde – denn sie  sind immer Speerträger bis zur im   Geviertschein befindlichen zuvor 59     10 aufgegangenen Position – , machte      die Nativität zu einer glänzenden   59 und ruhmvollen. In gleicher Weise    machte (ihn) auch der Mond, der     zunehmend war und einen Gedritt   15 schein sowohl zu Saturn als auch 60    zu Jupiter bildete, glücklich und       sehr reich und zu einem, der dem   Vaterland viele Weihgaben und      60 Geschenke darbringt. Und es bleibe    20 Dir auch dies nicht verborgen:  Wenn die Wandelsterne alle oder die meisten in eigenen Tierkreiszeichen beziehungsweise Orten stehen, folgt daraus, dass sie würdevolle und angesehene Männer hervorbringen. P testium Ep.4 et Exc.2 ope corr. 1  Ep.4 et Exc.2 :  P (item § 33b) || 2 Ep.4 et Exc.2 :  P || 5  Ep.4 et Exc.2 :  P || 7  Pingree : P | addidi (vide comm. ad loc.) || 9–10  –  Ep.4 (vide etiam Exc.2) :    (ex  corr. Pingree),         P || 11  conieci (vide comm. ad loc.) :  P et Exc.2 :  Ep.4 || 15  Ep.4 et Exc.2 :  P || 16 Ep.4 :  P

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum II

167

48        58                                      5      5                                            10 59      10         |  49                          15     15     60        50                           20      20   

IJKM 7 sic IJKM || 11   JM || 12  J || 14  sup. lin. scr. K || 18   M || 19   J || 19–20   in marg. K

C 1 sicC || 4 sic C |  sic C || 12 inc. f. 183v C || 13   sic C || 17  sic C || 20–21     sicC

168

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

61       61 Und die Lebenszeit dieser Per     son erkennt man an der Entsendung  durch die Sonne und an der Posi      tion im Geviertschein zu ihr, da sie       5 (die Sonne) an einem vorteilhaften      Ort steht und die vorausgegangene   Konjunktion (mit dem Mond) in F3 62   demselben Zeichen stattgefunden   hat.     10 62 So also muss man die gegebenen  | Nativitäten untersuchen. Und er er     wähnt auf diese Weise auch eine  dritte, andere Nativität jemandes, 63       von dem er sagt, dieser sei dazu       15 geboren worden, sowohl sich selbst      wie auch seine Vorfahren um das        25. Lebensjahr ins Verderben zu     63 reißen. Die Sonne und den Aszen   denten hatte er im Widder, den       20 Mond im Stier, Saturn, der drei      Tage später seinen heliakischen       Aufgang machte, im Widder, Mer       kur gleichfalls im Widder in der  Phase der morgendlichen Unsicht   25 barkeit, Jupiter in den Fischen in   der Phase der morgendlichen Sicht64  barkeit, Venus in den Fischen bei      morgendlichem Stillstand, Mars   im Wassermann in der Phase der morgendlichen Sichtbarkeit. Das Glückslos fällt in den Stier. HausP testium Ep.4 et Exc.2 ope corr. 1 herr der Nativität, sagt er, wird der  Pingree :  P || 7  Planet des Mars sein. Der dritte 64  Pingree :  P || 11 Tag des Mondes wird in den inc. f. 113r P |  Ep.4 :  P || 12  Zwillingen sein, der siebte im LöEp.4 : om. P || 13  Pingree wen, der vierzigste in der Waage. :  P |  Ep.4 : om. P || 15–16 Ep.4 : om. P || 20       (sic) P || 21 (sic) P|| 22  addidi || 27  Ep.4 : om. P |  addidi

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Excerptum II

169

51       61                                           5     5           52         10  10                           63    15 53     15                                               20   20                          25        25  54       

IJKM 5 J || 11  IK || 21 post  exciderunt verba             || 26    IK || 26 ante  verba de tertia Lunae die exciderunt || 27 lac. ca. 3 litt. JKM, ca. 4 litt. I

C 1 ] sic C || 3 ] sic C || 20legi : legit Pingree

170

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

65       65 Der so Geborene war aus bedeu     tendstem und hervorragendem Ge    schlecht, ich meine das des Vaters     und (ebenso das) der Mutter, einer,    5 der in höchstem Ansehen stand,    aber gewaltsam zu Tode kam. Denn  nachdem dieser große Hoffnungen    entwickelt hatte und bereits auf die      Kaiserwürde zuzugehen schien,      10 wurde er um das 25. Lebensjahr       unbesonnen und beging einen Fehl    tritt. Er wurde beim Kaiser denun        ziert und daraufhin zusammen mit       einem gewissen Alten aus seiner 15  Sippe beseitigt. Auch dieser war seinetwegen beschuldigt worden; außerdem kamen alle Mitglieder seiner Familie seinetwegen nur unter Verlust ihrer Privilegien davon.

P testium Ep.4 et Exc.2 ope corr. 2  P (item Exc.2) :   (ut Ep.4) perperam legit Pingree || 3–4     conieci :   P :       Ep.4 :     Exc.2 || 7–9  –  Ep.4 : om. P || 13–14    –    Ep.4 et Exc.2 (Exc.2 om.  et   ) : om. P || 15  Ep.4 et Exc.2 :  P |  Ep.4 et Exc.2 :  P ||

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum II

171

55       65                          5      5                                     10  10                |         15 

IJKM 13 inc. f. 129v I || 14   J

C 3–4  sicC || 10 vel C

172

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

66a       66a Dass er nun eine hervorragende    Person wurde, lag daran, dass die      Sonne im Aszendenten stand und    von Speerträgern begleitet wurde, 5 dass er unbesonnen wurde daran,      dass zufällig Merkur und Saturn im       Haus des Mars standen, und dass er      einen alten Mann aus der Zahl de     rer, die zu seiner Familie gehörten,     10 ins Verderben stürzte, wegen der    selben Anordnung (Merkur mit Sa    turn), und dass er (mit dem Richt     beil) niedergehauen wurde, weil    der Mond im Stier, einem Tier    15 kreiszeichen mit verstümmelten  Gliedern, stand und Mars, der sich   auf der Epanaphora der Himmelsmitte befand, einen Strahl warf, und dass das Verderben von einem Menschen herrührte, weil Mars in einem Tierkreiszeichen mit Menschengestalt stand.

P testium Ep.4 et Exc.1 ope corr. 2   Pingree :  P || 4 Ep.4 :  P || 5  Ep.4 et Exc.2 : om. P || 6   P :perperam legit Pingree || 8   Exc.2 : om. P |  Ep.4 (cf. Exc.2) :  P || 12 Ep.4 et Exc.2 :  P || 14  Ep.4 : om. P et Exc.2

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum II

173

56a     66a                                       5    5                                       10     10                                   15       15           

IJKM 1 ante  exciderunt verba    (  nullo spatio interposito praebent IJKM) || 5   J || 6 1 in transitu versuum iter. I

C 14    sic C || 15  sic C ex similitudine compendiorum  et ; debuit solvere

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

66b       66b Der so Geborene hatte einen Hang zur Liebeslust und zu Gladia         torenkämpfen: zur Liebeslust wegen Venus und Jupiter, zu Gladia     torenkämpfen, da Mars auf der Ep       5 anaphora der Himmelsmitte stand       und Merkur im Haus des Mars.  66c         66c Dass er um das 25. Jahr auf 10 schlimme Weise starb, sagte er, lie     ge am Aufgang des Stiers und des    |   Wassermanns, der derselbe sei.  F4 67       67 Und indem er der Reihe nach     15 auch andere Nativitäten erwähnt,       stellt er die Untersuchung auf sol   che Weise an. In diesen (anderen  Nativitäten) sagt er, dass einzig die      Venus immer dann, wenn sie vom 20 Ort am Scheitel fortgeneigt steht,       bei den Männern Unbeständigkeit      im Verhältnis zur Frau bewirkt und    Mars in gleicher Weise einzigartig       dann, wenn er ebenfalls vom Ort 25  am Scheitel fortgeneigt steht, bei den Frauen Unbeständigkeit im P testium Ep.4 et Exc.2 ope corr. 1– Verhältnis zum Mann bewirkt. 2  –  om. Pingree || 2  correxi :  P Ep.4 Exc.2 || 2–4   –  scripsi collatis Ep.4 et Exc.2 (lectionem   iterum correxi, vide comm.) : om. P (ideo uncis   includere debuit Pingree) || 5  Ep.4 et Exc.2 :   P || 9  addidi || 11  Ep.4 et Exc.2 :  P || 12 inc. f. 113v P || 15 Ep.4 :  P |   Ep.4 : P || 16 Ep.4 :  P | Ep.4 : P || 17  Ep.4 :  P || 20  P :  perperam legit Pingree (v. infra ad l. 24) || 22 Pingree :  P || 24   P et Ep.4 : ut emendationem in textum recepit Pingree (cf. supra ad l. 20)

Heph. epit. 4,26,11–66

Excerptum II

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56b       66b   |                               5     5          56c        66c               10     10    57        | 15                       20 

IJKM 2 inc. f. 66r J || 9–10   (symb. astrol.) I :  ex  J :  sequente lacuna ca. 2 litt. K :   M || 15 inc. f. 138v K || 19 ante    verba de viris () exciderunt

C 4 sicC || 9 sicC

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Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

F5 68        68 Und er sagt auch, immer, wenn  der Mond oder auch irgendwelche      der Planeten sich, in Länge und     Breite zulegend, zusammen mit      5 einem der hellen Fixsterne wie zum     Beispiel dem auf dem Herz des       Löwen namens ‘Kleiner König’ um     den 5. Grad auf einem Kardinal     punkt befänden, sie die Schicksale     10 größer und sehr ruhmreich mach  ten, und dasselbe bewirkten sie 69        auch auf dem 20. Grad des Wasser  69 manns. Und wenn der Mond auf       dem 15. Grad des Stiers (dem dorti   15 gen hellen Fixstern) in der Länge       und in der Breite nahekommt,      bringt er Reiche hervor, zur Ver waltung Geeignete und Magnaten,       und befindet er sich zufällig auf   20 dem 27. Grad, bewirkt er auf        gleiche Weise glänzende Gouver    neure, alle geschäftstüchtig und 70      fromm, und nähert er sich dem      hellen Stern auf dem 30. Grad, be   25 wirkt er glänzende (Heeres-)Kom     70 mandeure oder Admiräle. Ähnli   ches geschieht auch auf dem 7.  Grad des Skorpions: Er (der Mond)    bewirkt Freunde oder Nachfolger 30  von Königen, roh und tollkühn und viel in der Fremde weilend, zum P testis Ep.4 ope corr. 1  Ep.4 : Soldatenleben neigend. So nun, om. P || 2  Pingree : sagt er, muss man auch im Falle der  P || 5  Ep.4 : om. P || anderen Fixsterne die Deutung vor10  Ep.4 :  nehmen. 4 P |  Ep. :  P || 14    addidi || 16  Ep.4 :  P || 26  Ep.4 :  P |  Ep.4 :  P

Heph. epit. 4,26,11–66 58                          5                      10   59                    15                       |  20       60                   25              

IJKM 2  sic IJKM || 16  om. K || 20  K | inc. f. 70v M || 25 sup. lin. scr. J

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178

64 2,18,21–76 Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph.

71     71 Dann wieder sagt er, dass die,     die den Mond in Konjunktion mit    |  Wohltätern haben, wobei er sich     aber von hellen Fixsternen entfernt,    5 denen untergeordnet werden, bei     denen der Mond sich irgendeinem    hellen unter den Sternen, die sich       im Bereich irgendeines Tierkreis72      zeichens befinden, nähert, wobei     10 sie (die zuerst Genannten) freilich       nicht ganz und gar ohne Ansehen      72 sind. Es gibt nämlich, sagt er, auch 73       gewisse sehr hilfreiche helle Grade,      wie der König Nechepsos in der       15 73 Universalastrologie sagt. Bei den        ruhmlosen Nativitäten hingegen     wird man den Mond in der Länge      und Breite und Lichtstärke abneh mend und auf Übeltäter zueilend finden, denn so bewirkt er körperlich schwache und in ihrer Wesensart anstößige Menschen.

P testis Ep.4 ope corr. 3  Ep.4 : r om. P | inc. f. 112 P || 5  Ep.4 : om. P || 7–8      Ep.4 :  P || 8–9  –  Ep.4 :      (sic) P :   coniecit et in textum recepit Pingree (vide comm. ad loc.) || 10   Ep.4 : om. P || 11  Ep.4 : om. P || 19  Ep.4 :  P

Heph. epit. 4,26,11–66 61                   5               62    10      63                    15             

IJKM 5  M || 18   J

179

180

Antig. Nic. F1–F6 ap. Heph. 2,18,21–76

F6 74      74 Und indem er Notizen aus den     Salmeschiniaka-Büchern sammelt, 75      spricht er so, wie es dort steht:    75 “Man muss aber auch die Dekane    5 berücksichtigen, da ja der erste des      Aszendenten als Wirkungsbereich       die Geburt hat und der von diesem    aus 28. Dekan, der früh am Tage        die Himmelsmitte durchläuft, im     10 Bereich ‘Leben’ wirkt, der 25. hin       gegen, der um die Mittagszeit      kulminiert, im Bereich ‘Krankheit’     wirkt, der 19., der spät im Osten  aufgeht, im Bereich ‘Verletzung’   15 wirkt, der 17., der im Westen auf     geht, im Bereich ‘Ehe und Frauen’       wirkt, der 8., die Pforte des Hades,     im Bereich ‘Kinder’ wirkt und der       in dem (Kardinalpunkt) unter der  20 Erde im Bereich ‘Tod’ wirkt.” 76       76 Dies sind die Methoden, die die      alten Ägypter bei jeder Nativität  anwenden.

P testis Ep.4 ope corr. 1   Ep.4 :  P || 10  addidi || 14  scripsi : P || 14–15  – secl. Pingree || 17  scripsi :  P (qui numquam habet iota subscriptum) || 21  P:Ep.4

Heph. epit. 4,26,11–66 64          65               5                    10              |          15             66      20      

IJKM 7   K || 13 inc. f. 130r I || 15–17  –om. J || 17 scripsi : codd. (qui iota subscriptum semper omittunt)

181

Abweichungen von der Edition Pingrees

182

Abweichungen von der Hephaistion-Edition Pingrees Zur verschiedenen editorischen Methode von Pingree 1973–1974 und der hiesigen Ausgabe s.o. S. 70–73 u. 123.

F1 § 21 § 22

§ 28 § 29

p. 130,2 p. 130,6 p. 130,9 p. 130,11 p. 130,12 p. 130,12 p. 132,4 p. 132,9 p. 132,12 p. 132,13 p. 134,4 p. 134,5–6 p. 134,7 p. 134,10 p. 134,11 p. 134,13–14 p. 136,18 p. 138,2–3

§ 32

p. 140,6–7

§ 23 § 24 § 26

Heilen S. 130–180

Pingree Bd. 1, S. 157–167

                     

                  

p. 140,13 § 33a p. 140,18 p. 140,18 § 33b p. 142,1 p. 142,2

    

§ 34

p. 142,10

§ 35

p. 142,15 p. 142,16 p. 144,6 p. 144,11 p. 144,15 p. 144,17 p. 146,1–2

        

§ 36 § 37

  (= Exc.1!)              

Abweichungen von der Edition Pingrees

§ 38 § 40

§ 41 § 42 § 43 § 48 § 49

§ 50 § 51 § 52 F2 § 53 § 54

§ 56

 p. 146,8 p. 146,14–16     p. 148,9  p. 148,14  p. 148,15  p. 148,15  p. 148,18  p. 148,24  p. 150,1  p. 150,5  p. 150,7  p. 150,14  p. 150,15  p. 150,20  p. 152,3 p. 152,7   p. 154,12  p. 156,1 p. 156,2   p. 156,10  p. 156,14 p. 156,15–16   p. 158,7–9    p. 158,15  p. 158,22   p. 160,5  p. 160,10 p. 160,10–11    p. 160,15 p. 160,20–23       p. 162,18–20   

183

                                 



Abweichungen von der Edition Pingrees

184

p. 162,22 p. 164,4–5 p. 164,5–6 p. 164,8–9 § 57 § 58

p. 164,15 p. 164,16 p. 164,19 p. 166,1 p. 166,7 p. 166,9–10

                

         p. 168,20  p. 168,21 p. 168,22–23   p. 168,24 § 64 p. 168,27–28   § 65 p. 170,2  p. 170,3–4  p. 170,12–15       § 66a p. 172,6  p. 172,8   p. 172,14  § 66b p. 174,1–4   

§ 59 F3 § 62

p. 166,11 p. 168,8 p. 168,11 p. 168,13 § 63 p. 168,15–16

                               

     

Abweichungen von der Edition Pingrees

   p. 174,5 § 66c p. 174,9  p. 174,11–12    F4 § 67 p. 174,15  p. 174,20  p. 174,24  F5 § 68 p. 176,1  p. 176,5  p. 176,11 § 69 p. 176,14     § 70 p. 176,26  p. 176,28   § 71 p. 178,7–8    § 72 p. 178,8–9  p. 178,9–10  p. 178,10–11    F6 § 74 p. 180,1 § 75 p. 180,10  p. 180,11    p. 180,14  § 76 p. 180,21

185

                         

Hinzu kommen erhebliche Differenzen in der Wiedergabe der Schemata.

Abweichungen bezüglich der vierten Epitome:

F1 § 12 p. 131,12 § 23a p. 141,20 § 26 p. 145,5 p. 145,11–12 § 30 p. 149,15 p. 149,24 § 31 p. 151,2

Heilen S. 131–181

Pingree Bd. 2, S. 223–233

      

      

Abweichungen von der Edition Pingrees

186 § 32

p. 151,14 p. 151,15 § 39 p. 157,5 p. 157,9 § 40 p. 159,9 p. 159,15 F2 § 44 p. 161,21 F3 § 52 p. 169,8 § 56c p. 175,9–10 F4 § 58 p. 177,11 § 60 p. 177,27 § 62 p. 179,9 F6 § 64 p. 181,3

            

            

Testimonien und Fragmente Vollständige Sammlung T1 Astrologiegeschichte, allgemein Lyd. ost. 2 pp. 6,9–7,1 Wachsmuth495 (ll. 1–28 –  = Nech. et Pet. test. 10 Riess) (ll. 1–20  –  = Ps.-Zor. apotel. frg. O 78 p. II 207 BidezCumont)         i.e.         [ 5  ]          []     10  [  ]              15   [   ]           []   20      []        [   ]   25 495

Und ich meine, dass es für einen, der über solche Dinge (d.h. über Vorzeichen) schreiben will, passend ist zu sagen, von wo das Begreifen dieser Dinge seinen Anfang nahm und woher es seine Entwicklungsimpulse erhielt und wie es so große Fortschritte machte, dass es selbst die Ägypter, wenn man dies überhaupt aussprechen darf, übertreffen konnte. Denn von diesen hat ja, nach dem großen Zoroaster, Petosiris die allgemeinen Lehrinhalte mit den spezifischen vermischt und sich größte Mühe gegeben, vieles gemäß jenem zu tradieren. Aber er gab dieses Wissen nicht an alle weiter, sondern nur an seine Anhänger, genauer gesagt an diejenigen unter ihnen, welche im Erraten und Deuten besonders geschickt waren. Nach ihm hat Antigonos zwar die Überlieferung (in ihre Teile) geschieden und gegliedert, indem er sich aber (vom durch die Tradition vorgegebenen Wege) zu dem dichten Gewirr der in der Astronomie

Zu meiner Beibehaltung von Wachsmuths Klammern [ ] s.u. S. 482, Anm. 530.

188

Testimonien und Fragmente

[   ]           30          [   ]         35 []             40

üblichen Zeichenlinien fortneigte, hat er zusammen mit dem geschriebenen Wort einen unsäglichen Haufen lästigen Stoffs, voll von aller möglichen Undeutlichkeit, niedergelegt. Denn was Aristoteles gesagt hat, ist (dagegen) glasklar verständlich. Und Heliodor und Asklation, ferner auch Odapsos aus Theben und Polles aus Aigai und der ganz und gar göttliche, vor ihnen lebende Ptolemaios fanden nicht die Kraft, die alte Undeutlichkeit der Sache gänzlich zu beseitigen, obwohl sie auch dies zu tun sich eifrig bemühten.

C (cod. Paris. gr. suppl. 257, non vidi; lacunas, quas Hase et Wachsmuth secutus uncinis [ ] indico, primus suppl. Hase) 13  Hase :  C || 13–14  [ ]Bidez – Cumont 1938, vol. II, p. 207 :  []suppl. Hase (item Wachsmuth et Bandy) :  [ ] Kroll 1935, c. 2160,36 :  [  ]exempli gratia proponit Kroll 1937c, c. 1165,34–35, si antea  (C) sensu  accipias || 19  fort. delendum || 26 post  add.   Bandy || 28 ante   add.  Bandy || 30  C (item Hase, Wachsmuth, Bandy) : an potius ? || 31  Bandy secutus Hase qui idem dubitanter proposuit coll. Suet. Dom. 15,3 || 32  Wachsmuth (item Bandy) :  C (item Hase)

T2 Astrologiegeschichte, speziell Fixsternprognostik  Anon. a. 379 p. 205,14–18       Und Antiochos und Valens und     Antigonos und Heraiskos und an     dere schrieben vieles und verschie    denartiges über ihre (der Fixsterne) (i.e.  5 Wirkung, wie es in ihren Abhand )   lungen steht, und Serapion und     nach ihm Ptolemaios schrieben        über ihre Wirkung. Aber keiner der    zuvor genannten Männer hat die      10

Testimonien und Fragmente

            15 

189

Fixsternpositionen astronomisch auf die heute gültigen Längen überführt noch auch (die Aussagen über) die Wirkkraft ihres Temperaments (aktualisiert).

AM (A = cod. Angel. gr. 29, vidi; M = cod. Ambros. B 38 sup., non vidi) Cumont (vide comm. infra p. 507) :  A : M

6 

T3 Genethlialogie: Konzeptionslehren Heph. 2,1,8              

Antigonos jedoch hat, wie es scheint, die diesen Methoden eigene Genauigkeit nicht untersucht, weshalb er sie ganz und gar verwirft.

PA (P = cod. Paris. gr. 2417, A = cod. Paris. gr. 2841; ambos vidi) 1 P : A | PA : Engelbrecht 1887, 37 (vide infra p. 513 n. 681)

T4 Genethlialogie: Einschließungslehre; Beispielhoroskop im 3. Buch Hor. gr. 487.IX.5                     5                       10 

Und ich fand, dass Mars und Saturn Merkur, den Aszendenten, den Mond und Jupiter ringsum einschließen, so wie Antigonos es lehrt. ... Es befanden sich also beinahe alle (Wandel)sterne in einer durch die 2 Übeltäter bewirkten Einschließung. Diese Konfiguration erwähnt Antigonos in der 6. Nativität des 3. Buches.

EU (E = cod. Angel. gr. 29, U = cod. Vindob. phil. gr. 108, ambo vidi et post Cumont/Kroll [cf. p. 515 n. 686] denuo contuli) 5  (sic)  U

190

Testimonien und Fragmente

:   E || 6–7  E :  U || 8  E ( solvit Cumont) : U || 10  E (item Cumont) : U

T5 Genethlialogie: Epembasis-Lehre im 4. Buch Rhet. epit. 4,21 (CCAG VIII 1, 1929, p. 242,15–17)                  5 

Und danach suche jahresweise das Hineintreten der Planeten, so wie Antigonos es im 4. Kapitel des vierten Buches dargelegt hat.

PV (P = cod. Paris. gr. 2506, V = cod. Marc. gr. 335); keine variae lectiones

F1 Genethlialogie: Beispielhoroskop (Hadrian) Heph. 2,18,21–52. Heph. epit. 4,26,11–42. Heph. exc. 1. Text und Übersetzung: s.o. S. 130–158 F2 Genethlialogie: Beispielhoroskop (P. Acilius Attianus?) Heph. 2,18,53–61. Heph. epit. 4,26,43–51. Heph. exc. 2. Text und Übersetzung: s.o. S. 160–168 F3 Genethlialogie: Beispielhoroskop (Pedanius Fuscus) Heph. 2,18,62–66. Heph. epit. 4,26,52–56. Heph. exc. 2. Text und Übersetzung: s.o. S. 168–174 F4 Genethlialogie: Konflikte zwischen Mann und Frau Heph. 2,18,67. Heph. epit. 4,26,57 Text und Übersetzung: s.o. S. 174

Testimonien und Fragmente

191

F5 Genethlialogie: Würden aufgrund heller Fixsterne Heph. 2,18,68–73. Heph. epit. 4,26,58–63 Text und Übersetzung: s.o. S. 176–178 F6 Genethlialogie: Dekanprognostik der Salmeschiniaka Heph. 2,18,74–76. Heph. epit. 4,26,64–66 Text und Übersetzung: s.o. S. 180 F7 Elementarlehren: Innovation zur Aspektlehre Antioch. epit. 2,15 = Rhet. 5,15 = Ps.-Porph. isag. 51 p. 223,14–21                   5                     10    ‘       ’       15 

Von den Gedritt-, Geviert- und Sextilscheinen gibt es verschiedene Definitionen. Und die erste und wichtigste von allen ist die gradgenaue gemäß der handlichen Tafel des Ptolemaios, so wie wir sie oben aufgezeigt haben. Die zweite ist die zeitliche, die Antigonos und Phnaës der Ägypter und andere zugrunde legten und ‘gleichschenkliges Dreieck der Aufgänge der Tierkreiszeichen’ nannten. Die dritte ist die auf den Tierkreiszeichen basierende oder geläufige und allgemein übliche, eine Verirrung, der wir alle (zu) erliegen (neigen).

LSDM (L = cod. Laur. 28,34, S = Monac. gr. 419, D = Laur. gr. 28,20, M = Marc. gr. 314; S et M non vidi) 8  Wolf 1559, p. 201 :  LSDM || 9– 10  SDM || 13 L || 15 ] SDM

192

Testimonien und Fragmente

F8 Genethlialogie: Eltern Rhet. epit. 4,24 (CCAG II, 1900, p. 188,23–25)                       5

Ich fand aber bei Antigonos, dass die Konjunktion oder der Vollmond die Mutter bezeichnet, deren Hausherren hingegen den Vater.

AB (A = cod. Marc. gr. 335, B = cod. Paris. gr. 2506); nullae variae lectiones

Indices Textgrundlage der folgenden Indices sind alle zuvor edierten beziehungsweise (im Falle von F7–F8 u. T1–T5) auf der Grundlage älterer Ausgaben reproduzierten Testimonien und Fragmente. F1–F6 werden gemäß dem in der jeweils linken Textspalte jeder Doppelseite konstituierten Text unter Auslassung von Ep.4, Exc.1 und Exc.2 und unter Beschränkung auf die Paragraphennummer indiziert (d.h. z.B. 63 = F3 § 63). Jedem Eintrag, auch denen zu F7–F8 und T1– T5, folgt in Klammern eine präzise Angabe der Seiten- und Zeilenzahl. Triviale Wörter wie z.B. Artikel, Pronomina, Präpositionen, Konjunktionen und Numerale werden nicht indiziert.

INDEX AVCTORVM  (= ) T1 (p. 188,33). 76 (p. 180,23).F7 (p. 191,10). T1 (p. 187,10). 21 (p. 130,5).53 (p. 160,3).F7 (p. 191,10). F8 (p. 192,1). T1 (p. 187,21). T2 (p. 188,2). T3 (p. 189,1). T4 (2x: p. 189,5.9). T5 (p. 190,3).  T2 (p. 188,1).  T1 (p. 188,29).  T1 (p. 188,31).  T2 (p. 188,1).  T1 (p. 188,31).  T2 (p. 188,2).  T1 (p. 188,33).  T1 (p. 187,11). 21 (p. 130,4).72 (p. 178,12). (=)21 (p. 130,5). 21 (p. 140,4). T1 (p. 187,12).  T1 (p. 188,34). F7 (p. 191,7). T1 (p. 188,35). T2 (p. 188,9).

74 (p. 180,1).  T2 (p. 188,8). F7 (p. 191,10).  T1 (p. 188,32).

INDEX VERBORVM 38 (p. 146,15). 43 (2x: p. 150,18.20). 71 (p. 178,2). 43 (p. 152,1). 23 (p. 132,9). 44 (p. 152,12). 42 (2x: p. 150,10.14).43 (2x: pp. 150,18. 152,1).45 (p. 152,15). 56 (2x: p. 162,18.22). 71 (p. 178,9).73 (p. 178,13). 31 (p. 138,13).36 (p. 144,5). 46 (p. 154,4).49 (p. 156,14).58 (p. 166,7).67 (p. 174,17). 22 (p. 130,12).50 (p. 158,9).54 (p. 160,21). 75 (p. 180,17). 26 (p. 134,6).

194

Index verborum

34 (p. 142,7).48 (p. 154,9). 44 (p. 152,14).45 (p. 152,21).46 (p. 154,5).49 (3x: p. 156,1.12.18).50 (p. 158,14). 32 (p. 140,9). 67 (2x: p. 174,19.24).  T3 (p. 189,3). 54 (p. 160,11). 66a (p. 172,12). 21 (p. 130,2).51 (p. 158,17).62 (p. 168,10).70 (p. 176,28).F7 (p. 191,11). T2 (p. 188,3).  22 (p. 130,9).  T1 (p. 187,26). 26 (p. 136,3).27 (p. 136,10).35 (p. 142,19).37 (p. 146,2).49 (p. 156,16).56 (p. 162,25). 59 (p. 166,15). 65 (p. 170,10). 74 (p. 180,2).  T1 (p. 188,27). 75 (2x: p. 180,12.14). 27 (p. 136,11).31 (p. 138,14).34 (p. 142,13).38 (p. 146,12).54 (p. 160,12).63 (3x: p. 168,17.20.23). 32 (p. 140,4). 46 (p. 154,4).66c (p. 174,11). F7 (p. 191,13). 52 (p. 158,25). 29 (p. 138,1). 57 (p. 164,11). 60 (p. 166,21).67 (2x: p. 174,19.24). T2 (p. 188,11). 29 (p. 138,5).66a (p. 172,16). 66a (p. 172,15). 43 (p. 152,7). 34 (p. 142,7). 33b (p. 142,2).

60 (p. 166,20). 65 (p. 170,15). 59 (p. 166,14). 75 (p. 180,12). 28 (2x: p. 136,14.18).68 (p. 176,6).70 (p. 176,29). 41 (p. 150,4).F7 (p. 191,8). 45 (p. 152,19). 70 (p. 176,26).  T3 (p. 189,4).   66c (p. 174,9). 67 (2x: p. 174,17.22). T1 (p. 187,25).  66a (p. 172,8). 71 (p. 178,3). 31 (p. 138,12).46 (p. 154,3).58 (p. 166,10). T2 (p. 188,10). 22 (p. 130,15).26 (p. 136,1).32 (p. 140,9).34 (p. 142,14).50 (2x: p. 158,8.12). 54 (p. 160,13.25). 56 (p. 162,23).57 (p. 164,13).63 (2x: p. 168,22.26).66a (3x: p. 172,6.13.16).66b (2x: p. 174,5.8). 67 (p. 174,21). T4 (p. 189,1).  T1 (p. 187,1). 29 (p. 138,5).45 (2x: p. 152,16.18).57 (2x: p. 164,12.19). 45 (2x: p. 152,15.21). 75 (p. 180,11). 53 (p. 160,2).  T1 (p. 187,5). 69 (2x: p. 176,18.21).  T1 (2x: p. 188,27.37). 57 (p. 164,15). 73 (p. 178,18). 26 (p. 134,11).28 (p. 136,16).36 (p. 144,4).37 (p. 146,7).40 (2x: p. 148,11.24).

Index verborum

42 (p. 150,14).49 (p. 156,6).51 (p. 158,18).56 (2x: pp. 162,15. 164,2).57 (p. 164,19).58 (p. 166,5).60 (p. 166,17).63 (p. 168,26).68 (p. 176,3).69 (p. 176,20).70 (p. 176,29).71 (2x: p. 178,4.8). T4 (p. 189,7). T5 (p. 190,2).  T2 (p. 188,12).  T1 (p. 187,25). 46 (p. 154,5). 23 (p. 132,8).46 (p. 154,1). 39 (p. 148,5). 59 (p. 166,11). 23 (2x: p. 132,2.4). 26 (p. 134,3). 73p. 178,15) 61 (p. 168,3). 52 (p. 158,23). 22 (p. 130,14).26 (p. 134,13).39 (p. 148,3).40 (6x: p. 148,8.10.12.16.19.23).54 (2x: p. 160,9.14).57 (2x: p. 164,14.16).63 (p. 168,21).66b (p. 174,3). 67 (p. 174,17).  T1 (p. 187,7). 33a (p. 140,16).  30 (p. 138,8). 65 (p. 170,6). 37 (p. 146,9).65 (p. 170,9).70 (p. 176,25).72 (p. 178,11). 68 (p. 176,8).  T1 (p. 187,16). 65 (p. 170,4). 74 (p. 180,2). T4 (p. 189,11). T5 (p. 190,5). 33a (p. 140,18).49 (p. 156,4).75 (p. 180,9). 52 (p. 158,29). 66a (p. 172,15). 

195

 40 (p. 148,14).75 (p. 180,16). 21 (. 130,3).40 (p. 148,26).42 (p. 150,11).50 (p. 158,5).51 (p. 158,19).53 (p. 160,4).54 (p. 160,24).62 (2x: p. 168,9.10). 63 (p. 168,26). 67 (p. 174,14). 73 (p. 178,13). 76 (p. 180,22). T4 (p. 189,10).  37 (p. 146,9). 40 (p. 148,15). 41 (p. 150,2). 42 (p. 150,15). 65 (3x: p. 170,1.11.14).66a (p. 172,7). 66a (p. 172,8). 75 (p. 180,19). passim. 52 (p. 158,22). 61 (p. 168,2).  T1 (p. 188,30).  T1 (p. 187,25).  T1 (p. 188,28).  T1 (p. 187,3). T2 (p. 188,4). 23 (p. 132,7).39 (p. 148,2). 67 (2x: p. 174,20.23).75 (p. 180,16).  75 (2x: p. 180,4.7). 50 (p. 158,12). 33a (p. 140,16). 28 (p. 136,17).32 (p. 140,1). 50 (p. 158,1).51 (p. 158,15). 31 (p. 138,16).33a (p. 140,18). 40 (p. 148,18). 65 (p. 170,12). 70 (p. 176,25).  T1 (p. 187,22). 50 (p. 158,12).57 (p. 164,17).  T1 (p. 187,22).

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Index verborum

44 (p. 152,10).F7 (p. 191,3).  T2 (p. 188,4).  T4 (p. 189,5). 54 (p. 160,8).65 (p. 168,28). 43 (p. 150,18).45 (p. 152,15).62 (p. 168,9). 44 (p. 152,11). 65 (p. 170,6). 38 (p. 146,16). 36 (p. 144,8). 33b (p. 142,1). 26 (p. 134,11).27 (2x: p. 136,6.8).30 (p. 138,11). 33b (p. 142,4).36 (3x: p. 144,4.6.9).37 (2x: pp. 144,17. 146,7).38 (p. 146,13).58 (2x: p. 166,3.7).66a (p. 172,3). 34 (p. 142,13). 34 (p. 142,10).56 (p. 164,5). T2 (p. 188,5). 54 (p. 160,18).63 (p. 168,19). 32 (p. 140,5). 24 (p. 132,13).49 (2x: p. 156,2.13). 49 (p. 156,8). 54 (p. 160,20). 59 (p. 166,15). 33b (p. 142,2).  50 (p. 158,3).55 (p. 160,27).64 (p. 168,28).  T2 (p. 188,6).  T1 (p. 187,4). 37 (p. 146,10).  T1 (p. 187,13).  T1 (p. 188,38). 53 (p. 160,3). T5 (p. 190,3). 50 (p. 158,4). 65 (p. 170,5).

34 (p. 142,10).49 (3x: p. 156,5.11.15). T4 (2x: p. 189,2.7). 32 (p. 140,5). F7 (p. 191,7). 32 (p. 140,14). 58 (p. 166,9).65 (p. 170,3).68 (p. 176,10).  T5 (p. 190,3).  21 (p. 130,1). 39 (p. 148,3). F7 (p. 191,2). 27 (p. 136,7). 53 (p. 160,4). 56 (p. 162,17). 72 (p. 178,10). 26 (p. 136,4). 40 (p. 148,9).43 (p. 152,3).66a (p. 172,13). 66b (p. 174,5).  T5 (p. 190,2). 25 (p. 134,2). 44 (p. 152,9). 34 (p. 142,8). 61 (p. 168,5). 36 (p. 144,4).37 (p. 144,17). 40 (p. 148,13). 42 (p. 150,9). 28 (p. 136,11). 32 (p. 140,4).60 (p. 166,20). 21 (p. 140,2).  T1 (p. 187,20).  T2 (p. 188,14). 22 (p. 130,12).27 (p. 136,10).30 (p. 138,9).35 (p. 142,17).38 (p. 146,11).47 (p. 154,8).54 (4x: p. 160,8.12.14.16).56 (p. 162,24). 57 (p. 164,14).63 (p. 168,18). 66a (p. 172,5).66b (p. 174,7). T4 (p. 189,3). 65 (p. 170,6).

Index verborum

66b (2x: p. 174,1.2). 31 (p. 138,15).32 (p. 140,6).34 (p. 142,14). 40 (p. 148,11).67 (p. 174,14). 23 (p. 132,3).24 (p. 132,11). 52 (p. 158,28).62 (p. 168,13). 65 (p. 170,8).66c (p. 174,9). 59 (p. 166,13). 37 (p. 144,13). 36 (p. 144,10). 29 (p. 138,1). 26 (p. 134,12).50 (p. 158,6).52 (p. 158,24).73 (p. 178,14).F8 (p. 192,1). T4 (2x: p. 189,1.6). 69 (p. 176,19). 29 (p. 138,2). 67 (p. 174,14). 35 (p. 142,15). passim.   26 (p. 134,9).27 (p. 136,11). 30 (p. 138,9).31 (p. 138,14).34 (p. 142,13).38 (p. 146,12).54 (p. 160,13).63 (5x: p. 168,17.19.20.22.23).  22 (p. 130,8).26 (p. 134,8). 29 (p. 138,3).33b (p. 142,3).36 (2x: p. 144,3.12).41 (p. 150,5). 45 (p. 152,16).48 (p. 154,10). 54 (4x: p. 160,10.11.16.17).56 (p. 162,21).58 (p. 166,6).59 (p. 166,12).63 (p. 168,20).66b (p. 174,4). T4 (p. 189,4).  T5 (p. 190,1). 54 (2x: p. 160,10.23).64 (p. 168,29). F7 (p. 191,14).  22 (p. 130,10).29 (p. 138,6).30 (p. 138,10).44 (p. 152,9).45 (p. 152,18).48 (p. 154,12).49 (2x: p. 156,7.9).56

197

(p. 164,5).57 (p. 164,19).58 (p. 166,6).60 (p. 166,19).61 (p. 168,7).66a (2x: p. 172,12.17).71 (p. 178,8).F7 (p. 191,13). 52 (p. 158,21).61 (p. 168,1).  31 (p. 138,12). 22 (p. 130,7).27 (p. 136,6).30 (p. 138,11).33b (p. 142,5).36 (2x: p. 144,5.6).37 (2x: pp. 144,16. 146.1).38 (p. 146,13).39 (p. 148,5).41 (p. 150,6).45 (p. 152,17).46 (2x: p. 154,2.4).49 (p. 156,15).52 (p. 158,31).54 (p. 160,6).58 (p. 166,1).61 (p. 168,2).63 (p. 168,14).66a (p. 172,2). 26 (p. 134,10).50 (3x: p. 158,4.6.10).51 (p. 158,17).63 (p. 168,17).  49 (p. 156,3).75 (p. 180,19).  T1 (p. 188,34). 32 (p. 140,8).40 (p. 148,7). 58 (p. 166,10).  T1 (p. 187,9). 23 (p. 132,6). 57 (p. 164,10). 75 (p. 180,17).  23 (p. 132,11).26 (4x: p. 134,13.14. 136,1.2).27 (p. 136,10).32 (2x: p. 140,10.11). 58 (p. 166,1).60 (p. 166,18).62 (p. 168,12). 26 (p. 136,3). F7 (p. 191,12).  T1 (p. 188,36). 22 (p. 130,14).32 (p. 140,10).63 (2x: p. 168,20.21).

198

Index verborum

 F7 (p. 191,3). 72 (p. 178,12).F7 (p. 191,15). T1 (p. 187,14). 40 (p. 148,6). 49 (p. 156,7). 65 (p. 170,7).66a (p. 172,4). 49 (p. 156,17). 50 (p. 158,14). 34 (p. 142,11).43 (2x: pp. 150,19. 152,5).49 (2x: p. 156,5.10).50 (p. 158,10).52 (p. 158,30).73 (p. 178,16). T4 (p. 189,8). 49 (p. 156,3). 32 (p. 140,13).66c (p. 174,10). 68 (p. 176,7). 32 (2x: p. 140,3.7). F7 (p. 191,6). 68 (p. 176,7). 50 (p. 158,7).54 (p. 160,19).55 (p. 160,26). 66a (p. 172,9).  T1 (p. 187,5). 37 (p. 146,8). 70 (p. 176,29). 56 (2x: p. 162,19.22). 65 (p. 170,8). 32 (3x: p. 140,3.7.13).51 (p. 158,18). 37 (p. 146,3).40 (p. 148,8).43 (p. 152,2).49 (p. 156,17).56 (p. 164,7).68 (p. 176,4). 29 (p. 138,3).  T5 (p. 190,4). 63 (p. 168,24). 52 (p. 158,31). F7 (p. 191,15). 56 (p. 162,17). 42 (p. 150,9).

32 (3x: p. 140,2.12.14). 67 (2x: p. 174,18.23). 27 (p. 136,5).  T2 (p. 188,15). 37 (p. 146,10). 36 (p. 144,8). 50 (p. 158,8).54 (5x: p. 160,7.13.15.17.22).57 (p. 164,15).63 (3x: p. 168,15.16.19). 22 (p. 130,11).27 (p. 136,9).30 (p. 138,10).34 (p. 142,12).35 (2x: p. 142,17.18). 38 (p. 146,11).47 (p. 154,8).48 (p. 154,12).50 (2x: p. 158,8.11).54 (p. 160,9).56 (p. 162,20).57 (p. 164,17).59 (p. 166,12).63 (p. 168,16).66a (p. 172,6). T4 (p. 189,2). 32 (3x: p. 140,2.8.14).  F7 (p. 191,5). 28 (p. 136,13).58 (p. 166,9).68 (p. 176,6).69 (3x: p. 176,17.20.22).71 (2x: p. 178,4.7).72 (p. 178,11). 60 (p. 166,16). 49 (p. 156,11).53 (p. 160,2). 65 (p. 170,2).66c (p. 174,10). 71 (p. 178,1). 72 (p. 178,13). 74 (p. 180,3). T1 (3x: pp. 187,6.9. 188,30). 64 (p. 168,28).68 (p. 176,6). 75 (p. 180,14). 44 (p. 152,13).  26 (p. 134,5). 29 (p. 138,4). 35 (p. 142,16). 37 (p. 146,2). 56 (p. 164,8). 57 (p. 164,12). 33b (p. 142,1). 65 (p. 170,5).

Index verborum

69 (p. 176,16). 65 (p. 170,1). 49 (p. 156,4). 68 (p. 176,9).F7 (p. 191,4). 66a (p. 172,11). 26 (p. 134,8).28 (p. 136,13). 43 (p. 152,1). 75 (p. 180,10). 75 (2x: p. 180,8.9). 22 (p. 130,16).37 (p. 146,5).54 (p. 160,22).56 (3x: pp. 162,24. 164,2.9).58 (p. 166,2).66a (p. 172,14). 66b (p. 174,6).  T2 (p. 188,12).  52 (p. 158,30). 33a (p. 140,18). 68 (p. 176,4).69 (p. 176,14).73 (p. 178,15). 65 (p. 170,3).F8 (p. 192,3). 56 (p. 164,5).  T4 (p. 189,9). 57 (p. 164,10). 53 (p. 160,5).62 (p. 168,11).67 (p. 174,15). passim. 26 (p. 134,7).F7 (p. 191,5). 41 (p. 150,1). 40 (p. 148,17). 40 (p. 148,25). 67 (2x: p. 174,17.21). 28 (p. 136,15).40 (p. 148,15).41 (p. 150,5).50 (p. 158,1).51 (p. 158,15). T1 (p. 187,17).  23 (p. 132,6). 69 (p. 176,22). 31 (p. 138,12).

199

31 (p. 138,14). 40 (p. 148,6).43 (p. 150,15).  T1 (p. 187,1).  26 (p. 134,12).37 (p. 144,18).43 (p. 152,4). 54 (p. 160,24).63 (p. 168,25). F8 (p. 192,4). 69 (p. 176,15). 27 (p. 136,10).35 (p. 142,17).66a (p. 172,6).66b (p. 174,7). 62 (p. 168,12). 41 (p. 150,3).70 (p. 176,23).  23 (p. 132,3). 36 (p. 144,11). 54 (p. 160,15). 59 (p. 166,10). 63 (p. 168,19). 67 (p. 174,21). 69 (p. 176,17). 33b (p. 142,5).48 (p. 154,11). 36 (p. 144,7). F7 (p. 191,12). 32 (2x: p. 140,3.12).50 (p. 158,11).57 (p. 164,16). 54 (7x: p. 160,7.9.10.12.14.16.17). 42 (p. 150,11).52 (p. 158,25). T1 (p. 187,19). () 25 (p. 134,2). 36 (2x: p. 144,6.12). 37 (p. 144,13). 40 (2x: p. 148,15.24). 42 (2x : p. 150,2.15). 53 (p. 160,6). 56 (p. 162,15). 62 (2x: p. 168,8.11). 70 (p. 176,27). 73 (p. 178,17). 74 (p. 180,3).  T1 (p. 187,26). 75 (p. 180,12).  23 (p. 132,5).30 (p. 138,7).38 (p. 146,14).

200

Index verborum

76 (p. 180,23). T1 (p. 188,37). 37 (p. 146,10). 40 (p. 148,22). F8 (p. 192,2). 71 (p. 178,8).  T3 (p. 189,3). 37 (p. 146,1).68 (p. 176,1). 69 (2x: p. 176,13.20). 71 (p. 178,6). 70 (p. 176,26).  T1 (2x: p. 187,15.16).  T1 (p. 187,23). 43 (p. 152,6). 43 (p. 150,19). 51 (p. 158,16). 40 (p. 148,24). 33b (p. 142,3).34 (p. 142,10).44 (p. 152,13).59 (p. 166,16). 23 (p. 132,8).39 (p. 148,2). 55 (p. 160,27). 36 (p. 144,2).37 (p. 146,6). 40 (p. 148,7).49 (p. 156,6).57 (p. 164,18).60 (p. 166,18).65 (p. 170,14).69 (p. 176,19).76 (p. 180,22).F7 (2x: p. 191,5.16). T1 (3x: pp. 187,16. 188,27.36). T4 (p. 189,6). 62 (p. 168,12).65 (p. 170,3).F8 (p. 192,4). 59 (p. 166,14). 35 (p. 142,15). 24 (p. 132,13). 40 (p. 148,14). 63 (p. 168,24). 28 (p. 136,15).37 (p. 144,18).68 (p. 176,2).F7 (p. 191,16).

68 (p. 176,5).69 (p. 176,14).73 (p. 178,15). 45 (p. 152,20).60 (p. 166,18). 42 (2x: p. 150,7.10). 52 (p. 158,27). 52 (p. 158,20). 69 (p. 176,14). 26 (p. 134,9).31 (p. 138,15).32 (2x: p. 140,6.15). 36 (p. 144,7).37 (p. 146,7).38 (p. 146,13).40 (3x: p. 148,11.17.25).42 (p. 150,8).52 (p. 158,32).60 (p. 166,19).63 (p. 168,18).67 (2x: p. 174,20.25).68 (2x: p. 176,9.11).69 (3x: p. 176,15.17.21).70 (p. 176,24). 71 (p. 178,4).73 (p. 178,18). T1 (p. 188,40).  T2 (p. 188,14). 44 (p. 152,13). 34 (p. 142,7).37 (2x: p. 144,13.14).40 (p. 148,14).56 (p. 162,17).59 (p. 166,15). T1 (2x: p. 187,12.14). T2 (p. 188,3). 44 (p. 152,12). 56 (2x: p. 162,18.19).59 (p. 166,13). 52 (p. 158,20).  T1 (p. 188,38). 37 (p. 146,3). 31 (p. 138,16). 65 (p. 170,10). 58 (2x: p. 166,4.8). 31 (p. 138,16). 56 (2x: p. 164,3.6). 61 (p. 168,5). 49 (p. 156,13).  T1 (p. 187,8). 32 (p. 140,8).40 (p. 148,26).50 (p. 158,5).

Index verborum

 T2 (p. 188,11). 68 (p. 176,4). 73 (p. 178,19). 47 (p. 154,6). 36 (2x: p. 144,2.10). 37 (p. 144,14).  21 (p. 130,1). 56 (3x: pp. 162,2. 164,1).65 (p. 170,2).66a (p. 172,1). F7 (p. 191,6). 75 (p. 180,8).  T1 (p. 187,24).  57 (p. 164,11).  22 (p. 130,8).26 (2x: pp. 134,5. 136,4).28 (2x: p. 136,12.17).33b (p. 142,6).36 (p. 144,7).37 (2x: pp. 144,16. 146,2).39 (p. 148,4).40 (3x: p. 148,10.16.18).41 (2x: p. 150,4.5).42 (p. 150,12).43 (p. 150,17).45 (2x: p. 152,15.19). 48 (p. 154,11).49 (p. 156,16). 50 (2x: p. 158,7.11).51 (p. 158,15).52 (p. 158,22).54 (p. 160,8).55 (p. 160,26).56 (p. 162,21).59 (p. 166,11).63 (p. 168,15).64 (p. 168,27).66a (p. 172,10).68 (p. 176,2).69 (p. 176,13).71 (2x: p. 178,2.6).73 (p. 178,14). T4 (p. 189,4). F8 (p. 192,3). 75 (p. 180,13). 62 (p. 168,8).67 (p. 174,16). T3 (p. 189,2). 28 (p. 136,17).32 (p. 140,1).50 (p. 158,1).75 (p. 180,3). 22 (p. 130,16).32 (p. 140,9).55 (p. 160,28).70 (p. 176,24).

201

45 (p. 152,21).  T1 (p. 188,40). 23 (p. 132,10).26 (p. 136,2).37 (p. 144,16).46 (p. 154,3).47 (p. 154,9).49 (p. 156,7).56 (p. 162,24).57 (p. 164,15).58 (p. 166,8).61 (p. 168,4). 63 (p. 168,22).  T1 (p. 187,19). 70 (p. 176,27). 40 (p. 148,6).60 (p. 166,16). 23 (p. 132,2).47 (p. 154,7).  T2 (p. 188,7).  T1 (p. 188,28). 23 (p. 132,7).39 (p. 148,2). 35 (p. 142,16).36 (p. 144,3).37 (p. 144,15).39 (p. 148,1).50 (p. 158,9).60 (p. 166,19). 40 (p. 148,21).  T1 (p. 187,14). 40 (p. 148,12). 43 (2x: p. 152,5.8). 26 (p. 134,6).28 (p. 136,13).40 (p. 148,19).41 (p. 150,5).42 (p. 150,13).45 (p. 152,16).52 (p. 158,29).71 (p. 178,2). 28 (p. 136,16).40 (2x: p. 148,10.16).41 (p. 150,3).42 (p. 150,8).43 (p. 150,17).45 (p. 152,19). 40 (p. 148,20). 40 (p. 148,22).41 (p. 150,7). 56 (2x: p. 164,4.6).61 (p. 168,6).F8 (p. 192,2). 53 (p. 160,1). F7 (p. 191,2). 65 (p. 170,8).

202

Index verborum

 T1 (p. 188,40).  T4 (p. 189,6). 49 (p. 156,10).59 (p. 166,12).66a (p. 172,9). T4 (p. 189,9). 73 (p. 178,18).  65 (p. 170,15). 52 (p. 158,28).63 (2x: p. 168,16.24).66a (p. 172,11).66c (p. 174,11). 69 (p. 176,13). 75 (p. 180,18). 24 (p. 132,12).52 (2x: p. 158,21.29). 23 (p. 132,6). 50 (2x: p. 158,3.6).55 (p. 160,27).64 (p. 168,29). 50 (p. 158,13).52 (p. 158,26).58 (p. 166,8).61 (p. 168,3).F7 (p. 191,1). 23 (p. 132,6).36 (p. 144,1).  23 (p. 132,1). 31 (p. 138,12). 35 (p. 142,16). 37 (p. 146,8). 39 (p. 148,1). 48 (p. 154,10). 52 (p. 158,20). 65 (p. 170,1). 66b (p. 174,1). 67 (p. 174,15). T1 (2x: p. 187,2.5). 75 (p. 180,6). 32 (4x: p. 140,2.3.12.14). 33a (2x: p. 140,16.17).60 (p. 166,19).61 (p. 168,5).67 (p. 174,18). 42 (p. 150,14). 52 (p. 158,28). 53 (p. 160,1). T1 (p. 187,8). 59 (p. 166,11). 26 (p. 136,1).32 (p. 140,10).56 (p. 162,20).F7 (2x: p. 191,1.12). 50 (p. 158,2).55 (p. 160,25).64 (p. 168,27). 44 (p. 152,11).

21 (p. 130,2).37 (p. 146,6).41 (p. 150,2).67 (p. 174,15).76 (p. 180,21).  30 (p. 138,10). 33a (p. 140,18). 35 (p. 142,19). 36 (p. 144,12). 37 (p. 146,4). 38 (p. 146,12). 56 (p. 164,7). 57 (p. 164,11). 66a (p. 172,6). 68 (p. 176,3). 69 (p. 176,17). 63 (p. 168,24).68 (p. 176,9).  22 (p. 130,7).54 (p. 160,11).58 (p. 166,6).63 (p. 168,23).66c (p. 174,12). 68 (p. 176,11). 24 (p. 132,12). 49 (2x: p. 156,2.12). 23 (p. 132,1). 48 (p. 154,10). 26 (p. 134,14).30 (p. 138,8).49 (p. 156,9). 56 (p. 162,25).  T1 (p. 187,10). 54 (p. 160,22). 54 (p. 160,23). 23 (p. 132,9). 71 (p. 178,5). F7 (p. 191,11). 26 (p. 134,13).58 (p. 166,2).  43 (p. 152,3).48 (p. 154,11). T3 (p. 189,1). 26 (p. 134,9).30 (p. 138,9). 31 (p. 138,13).40 (p. 148,21). 41 (p. 150,7).42 (p. 150,13).63 (p. 168,18). 21 (p. 130,1).39 (p. 148,5). 40 (p. 148,22).73 (p. 178,17). 22 (p. 130,6).37 (p. 144,14). 54 (p. 160,25).62 (p. 168,11). 63 (p. 168,25).67 (p. 174,16).

Index verborum

68 (p. 176,1).70 (p. 176,28).72 (p. 178,10). 49 (p. 156,14). 66b (2x: p. 174,2.4). 70 (p. 176,25). 23 (p. 132,4).30 (p. 138,7).38 (p. 146,14). 26 (p. 134,4).29 (p. 138,3). 34 (p. 142,9).49 (p. 156,6).73 (p. 178,16). 43 (2x: p. 152,4.8).  49 (p. 156,8). 76 (p. 180,22). 62 (p. 168,8). 46 (p. 154,5).75 (7x: p. 180,6.8.10.13.16.18.19). 33a (p. 140,17). 69 (p. 176,18). F7 (p. 191,9).

203

52 (p. 158,21).61 (p. 168,1).  73 (p. 178,19).  70 (p. 176,26). 45 (p. 152,17).46 (p. 154,3).56 (p. 164,8). 37 (p. 146,4). 22 (p. 130,9).26 (2x: p. 134,4.7).29 (p. 138,4).33b (p. 142,4).52 (p. 158,24).54 (p. 160,19).63 (p. 168,14).66a (p. 172,3).75 (p. 180,5). T4 (p. 189,3).

 

Katalog antiker Horoskope Ziel dieses Katalogs ist es, die erhaltenen und bisher publizierten antiken Horoskope im Sinne der auf S. 522 gegebenen Definition erstmals vollständig zu erfassen. Der Schwerpunkt liegt auf den griechisch-römischen Horoskopen. Im Interesse der Vollständigkeit werden aber auch die übrigen bekannten Horoskope des mittelmeerischen und vorderorientalischen Kulturraums erfasst (babylonische, demotische, altkoptische Zeugnisse). Einige wenige Horoskope verdanken wir nicht Texten, sondern archäologischen Funden; auch sie finden Berücksichtigung.496 Als chronologische Grenze gilt die Eroberung Ägyptens durch die Araber 641 n.Chr. Spätere byzantinische Horoskope werden nur noch in wichtigen Fällen und ohne Anspruch auf Vollständigkeit vermerkt. Indische, persische und arabische Horoskope werden, obwohl die frühesten Exemplare aus der Spätantike datieren und ein Produkt der Rezeption griechischer Astrologumena sind,497 vom folgenden Katalog ausgeschlossen,498 nicht nur, weil hier eine Verpflanzung in andere Kulturkreise einsetzt, sondern vor allem, weil erst in nachantiker Zeit eine Rückwirkung auf die byzantinische Welt stattgefunden hat.499 Als Ergänzung bietet der Katalog hier und da textkritische, interpretatorische, bibliographische und andere Vermerke, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich vor allem um Addenda und Corrigenda zu dem verdienstvollen, aber teilweise überholten Standardwerk von Neugebauer – van Hoesen 1959 (Greek Horoscopes). In jener Sammlung sind keineswegs alle damals bekannten griechischen Horoskope vermerkt.500 Außerdem sind seit ihrem Erscheinen zahlreiche Papyrushoroskope neu hinzugekommen. Einige Horoskope wurden inzwischen umdatiert, andere als für die Sammlung irrelevant erwiesen, weil es sich nur um sogenannte Geburtsnotizen handelt. 501 Eine Aktualisierung ist auch 496

Zum Beispiel das ‘Löwenhoroskop’ des Antiochos I. von Kommagene (s.u. S. 213). Bzgl. indischer Horoskope s. Pingree 1997a, 39, zu Sphujidhvajas Yavanajtaka. Vgl. weiter Pingree 1962, bes. 495–501, zu 20 Horoskopen persischer Könige der Sassanidenzeit (s.u. S. 531, Anm. 764). 498 Ausnahme: das früheste arabische Horoskop; s.u. S. 331 zu Hor. arab. 531.VIII.18. 499 Zu der interkulturellen Rezeption und Entwicklung der Astrologie vgl. bes. Pingree 1997a. 500 Einige Dutzend Horoskope aus Valens fanden nur in den Tabellen 15–16 bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Erwähnung, ohne eine eigene Besprechung zu erfahren. 501 Umdatierungen: z.B. [Hor. gr. 95.V.18] = Hor. gr. 63.V.13; Geburtsnotizen (zur Sache unten Anm. 512): z.B. [Hor. gr. 145.II.26]. In beiden Fällen bietet der hiesige 497

Katalog

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deshalb wünschenswert, weil inzwischen im Bereich der fachliterarisch überlieferten Texte die von Neugebauer und van Hoesen benutzten Editionen größtenteils ersetzt wurden. 502 Kapitel- und Seitenangaben sind somit obsolet, zuweilen auch die Textkonstitution. Einige anonym formulierte Horoskope wurden erst nach dem Erscheinen von Greek Horoscopes als die Nativitäten namhafter historischer Individuen identifiziert.503 An einigen Stellen sind Übersetzungsfehler zu korrigieren, hier und da auch Rechenfehler.504 Da das primäre Interesse von Neugebauer und van Hoesen astronomiehistorischer Natur war, werden hier vor allem philologische Notizen ergänzt. Es sei aber noch einmal betont, dass alle über die eigentliche Katalogisierung hinausgehenden Kommentare nur ergänzt werden, um dem an den antiken Horoskopen interessierten Leser nützliche Addenda und Corrigenda zu bieten, ohne dabei Vollständigkeit zu beanspruchen oder das Standardwerk Greek Horoscopes ersetzen zu wollen. Jeder Eintrag macht Angaben zum Datum des Horoskops (entsprechend dem julianischen Kalender), 505 zur Überlieferungsquelle, zur empfohlenen Textedition und Besprechung sowie – falls möglich – zur Identität des Nativen. 506 Der Katalog bietet keine Diagramme, jedoch Verweise auf die Diagramme im Kommentar.507 Die Datierungen basieren auf astronomischen Rückberechnungen, die gegebenenfalls durch kalendarische Angaben im Text präzisiert werden (wenn z.B. die Mondposition zwei oder drei aufeinanderfolgende Tage zulässt). Wo keine astronomische Rückberechnung möglich ist, Katalog den unrichtigen oder irrelevanten Eintrag in eckigen Klammern, sofern Neugebauer – van Hoesen 1959 oder Baccani 1992 bereits eine Nummer vergeben hatten. 502 In erster Linie gilt dies für Krolls Valens-Ausgabe (1908), deren 121 (plus 2, s.o. Anm. 158) Horoskope jetzt nach Pingree 1986 zu zitieren sind, aber auch für Engelbrechts Hephaistion-Ausgabe (1887) und andere Texte. 503 Z.B. Neugebauer – van Hoesen Nr. L 37 (hier: Hor. gr. 37.XII.15) = Kaiser Nero, Nr. L 120,II (hier = Hor. gr. 120.II.8) = Vettius Valens, Nr. L 122,VI,12 (= Hor. gr. 122.VI.12) = C. Avidius Cassius (?), Nr. L 380 (= Hor. gr. 380.XI.26) = Hephaestio Thebanus, Nr. L 412 (= Hor. gr. 419.VII.2) = Kaiser Valentinian III. 504 Vgl. z.B. die Notizen zu Hor. gr. 380.XI.26. 505 Das gilt auch für Daten vor der Einführung des julianischen Kalenders (ebenso verfahren Neugebauer – van Hoesen 1959). 506 Die stets gleiche und somit schnelle Orientierung erlaubende Reihenfolge dieser Angaben ist durch den Katalog der delphischen Orakel bei Parke – Wormell 1956 (Bd. 2) inspiriert, der alle Einträge nach den Kategorien “Enquirer”, “Enquiry”, “Reply”, “Evidence” organisiert. 507 Im Übrigen vgl. die systematisch beigegebenen Diagramme bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 214–228.

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entscheidet allein das kalendarische Datum, wo beide Kriterien versagen, der paläographische Befund. Die bibliographischen Verweise basieren auf den Abkürzungen im Literaturverzeichnis (s.u. S. 334). Zur Benennung der Horoskope wird hier in freier Anlehnung an das Verfahren von Neugebauer – van Hoesen 1959 eine einheitliche, nach Möglichkeit bis auf den Tag präzise Notation entsprechend der folgenden Syntax eingeführt: Hor. [Sprache/Kultur]. [Jahr].[Monat].[Tag] Die Jahresangaben verstehen sich im Sinne der astronomischen Chronologie.508 Jahres- und Tageszahlen werden in arabischen Ziffern notiert, Monate römisch gezählt. Aufgegeben werden die verwirrenden Bezeichnungen Neugebauers und van Hoesens für größere Zeiträume, 509 z.B. “250,1” und “250,2” für zwei Horoskope, die paläographisch ins 3. Jh. n.Chr. zu datieren sind, aber keine astronomische Präzisierung des Datums erlauben. Das ist für den okkasionellen Benutzer eines Katalogs unverständlich und macht glauben, die Dokumente stammten aus dem Jahr 250 n.Chr. Als Ersatz wird hier von Hor. gr. 200–300a, Hor. gr. 200– 300b, etc. die Rede sein.510 Analog wird verfahren, wenn ein Text nur durch ein Kaisernotat datierbar ist (z.B. Hor. gr. 15–22, Hor. gr. 138–161 und Hor. gr. 285–293) oder ein Spielraum bezüglich des Monats oder des Tages vorliegt (z.B. Hor. gr. 113.IV.5–6 = F3 = Pedanius Fuscus). Der Verfasser plant die Bereitstellung und regelmäßige Aktualisierung von Addenda und Corrigenda zu dem folgenden Katalog auf seiner Homepage und bittet um entsprechende Hinweise. Drei Jahre nach dem Erscheinen dieses Buchs soll mit Einverständnis des Verlags der gesamte, aktualisierte Katalog auf derselben Homepage online zugänglich gemacht und weiter aktualisiert werden.

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Man unterscheidet zwischen ‘historischer’ und ‘astronomischer’ Chronologie. Die historische Zählung basiert auf einer seit dem Ende des 18. Jh. angewendeten Extension der christlichen bzw. dionysischen Ära (nach Dionysius Exiguus, 6. Jh. n.Chr.) auf die Zeit vor Christus. Dabei folgen die Jahre 1 v.Chr. und 1 n.Chr. unmittelbar aufeinander. Die astronomische Zählung rechnet dagegen seit Jac. Cassini (1740) mit einem Jahr Null. Daher gilt: Jahr 0 = 1 v.Chr., Jahr –1 = 2 v.Chr., Jahr –x = (x + 1) v.Chr. Vgl. Ginzel 1906–1914, III 182. Jones 1999a, I 11. Declercq 2000, 144f. 509 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1. 510 Unterscheidung durch ‘a’, ‘b’, ‘c’ etc. erfolgt auch im Falle mehrerer Individuen, die am selben Tag geboren wurden, z.B. Hor. gr. 102.IV.30a u. Hor. gr. 102.IV.30b.

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Babylonische ‘Horoskope’511 GESAMTBESTAND: 30 Keilschrifttexte für Daten vom 12./13.01.410 v.Chr. bis zum 16.04.69 v.Chr.; hinzu tritt ein nicht datierbares ‘Horoskop’, ferner sechs Geburtsnotizen ohne astronomische oder astrologische Angaben. ‘Hor.’ bab. –409.I.12/13 QUELLE: Keilschrifttext AO 17649 DATIERUNG: 12./13.01.410 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 51–55, Nr. 1. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 161. Gundel – Gundel 1966, 42. Hunger – Pingree 1999, 156. Rochberg 1999, 52. Rochberg 2004, 99. 149. ‘Hor.’ bab. –409.IV.29 QUELLE: Keilschrifttext AB 251 DATIERUNG: 29.04.410 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Sohn von Šumu-usur, Sohn von Šumu-iddina, Nachfahre von Dk (obv. Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 56f., Nr. 2. WEITERE LIT.: Sachs 1952, 54–57. Campion 2008, 83. ‘Hor.’ bab. –297.II.2/5 QUELLE: Keilschrifttext BM 32376 DATIERUNG: 2.–5.(?).02.298 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 58–60, Nr. 3. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. Campion 2008, Abb. 5 (nach S. 180; Farbphoto). 511

Nach Pingree 2001a, 43, gehören die von Rochberg 1998 publizierten Texte entgegen dem von der Verfasserin gewählten Titel (Babylonian Horoscopes) nicht zur Genethlialogie und sind als “proto-horoscopes” (den Begriff übernehmen Jones – Steele 2011, Anm. 37) oder als Nativitätsomina (“nativity omens”) zu bezeichnen. Ausführlicher zum Verhältnis der babylonischen Omina zur Genethlialogie: Pingree 1997a, 21–29 (bes. 22), s. auch ebd. 40; ebenso Hunger – Pingree 1999, 27. Zur Einschränkung der von Pingree an Rochberg geübten Kritik siehe Rochberg 1998, 1f., die ausdrücklich betont, die von ihr edierten Keilschrifttexte machten zwar gelegentlich Angaben zur Geburtszeit, aber nie zu dem gerade aszendierenden Teil des Tierkreises (gr. ), der in der griechisch-römischen und späteren Astrologie so große Bedeutung gewann, dass nach ihm der neuzeitliche synekdochische Begriff ‘Horoskop’ für eine Geburtskonstellation als Ganzes geprägt wurde. Rochberg spricht daher a.a.O. relativierend von “Babylonian ‘horoscopes’” (übernommen von Brown 2000, 264). Die für die hiesigen Bezeichnungen gewählten Anführungsstriche (‘Hor.’) tragen der referierten terminologischen Debatte Rechnung.

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‘Hor.’ bab. –287.IX.1 QUELLE: Keilschrifttext BM 33382 DATIERUNG: 01.09.288 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Sohn des Tar?-sa-mu-ku-us EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 61–64, Nr. 4; hier: s.u. S. 12913317. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52. ‘Hor.’ bab. –262.IV.4 QUELLE: Keilschrifttext MLC 1870 DATIERUNG: 04.04.263 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 65–67, Nr. 5. WEITERE LIT.: Sachs 1952, 57f. Barton 1994a, 17. Rochberg 1999, 46f. ‘Hor.’ bab. –258.XI.14/15 QUELLE: Keilschrifttext BM 47721 DATIERUNG: 14./15.11.259 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 68–71, Nr. 6a. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. ‘Hor.’ bab. –257.III.17 QUELLE: Keilschrifttext BM 33667, obv. DATIERUNG: 17.03.258 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 72–75, Nr. 7. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 52 (korr. Nr. “6” zu “7”). 5825. Frommhold 2004, 3. Heilen 2007, 5119. BEMERKUNGEN: Die beiden Seiten des Keilschrifttextes behandeln anscheinend Konzeption und Geburt derselben Person. S.u. zu ‘Hor.’ bab. –257.XII.15. ‘Hor.’ bab. –257.XII.15 QUELLE: Keilschrifttext BM 33667, rev. DATIERUNG: 15.12.258 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 72–75, Nr. 7. WEITERE LIT.: Sachs 1952, 58–60. Rochberg 1999, 52 (korr. Nr. “6” zu “7”). Frommhold 2004, 3. BEMERKUNGEN: s.o. zu ‘Hor.’ bab. –257.III.17. ‘Hor.’ bab. –250.V.5/6 QUELLE: Keilschrifttext BM 47721 DATIERUNG: 5./6.05.251 v.Chr.

Babylonische ‘Horoskope’

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 68–71, Nr. 6b. ‘Hor.’ bab. –250.XI.28/29 QUELLE: Keilschrifttext BM 36943 DATIERUNG: 28./29.11.251 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 76–78, Nr. 8. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 52. ‘Hor.’ bab. –248.XII.29 QUELLE: Keilschrifttext NCBT 1231 DATIERUNG: 29.12.249 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Anu-blšunu (Z. 2), bekannt als ein Schreiber des Enma Anu Enlil und Kopist astrologischer Texte (Rochberg 1998 ad loc., ubi pl.) EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 79–81, Nr. 9. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. Jones – Steele 2011, par. 52–53. BEMERKUNGEN: Vor wenigen Jahren wurde ein Duplikat dieses Textes gefunden; s. Greenbaum 2007, 17129, u. Greenbaum 2009, 18318. ‘Hor.’ bab. –234.VI.2/3 QUELLE: Keilschrifttext MLC 2190 (Doublette: Keilschrifttext W 20030/143) DATIERUNG: 2./3.6.235 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Aristokrates (obv. Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 82–85, Nr. 10, u. p. 86, Nr. 11 (Doublette). WEITERE LIT.: Sachs 1952, 60f. Barton 1994a, 16f. Grainger 1997, 278, s.v. ‘Aristokrates’ (4). Rochberg 1999, 46f. 49. Kollerstrom 2001, 152–157. Rochberg 2004, 103. ‘Hor.’ bab. –229.VII.2 QUELLE: Keilschrifttext BM 33741 DATIERUNG: 2.7.230 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Nikanor(?) (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 87f., Nr. 12. WEITERE LIT.: Sachs 1952, 61f. Grainger 1997, 522, s.v. ‘Nikanor’ (5). Rochberg 2004, 103. ‘Hor.’ bab. –223.VII.29 QUELLE: Keilschrifttext BM 47642 DATIERUNG: 29.7.224 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 89–91, Nr. 13. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52.

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Katalog

‘Hor.’ bab. –219.X.21 QUELLE: Keilschrifttext BM 36620 DATIERUNG: 21.10.220 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 92–95, Nr. 14; hier: s.u. S. 533773. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 42–44. 50. 52. ‘Hor.’ bab. –201.II.4 QUELLE: Keilschrifttext BM 36796 DATIERUNG: 4.2.202 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 96–99, Nr. 15; hier: s.u. S. 12913317. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 52. ‘Hor.’ bab. –199.VI.5 QUELLE: Keilschrifttext W.20030/10 DATIERUNG: 5.6.200 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 100–104, Nr. 16a. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. 49. Kollerstrom 2001, 152–157. ‘Hor.’ bab. –198.X.31 QUELLE: Keilschrifttext W.20030/10 DATIERUNG: 31.10.199 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 100–104, Nr. 16b. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. 49. Kollerstrom 2001, 152–157. ‘Hor.’ bab. –175.X.20 QUELLE: Keilschrifttext BM 41054 DATIERUNG: 20.10.176 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Tochter von fTappu-Bli(?) (rev. Z. 3) EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 105–107, Nr. 17. ‘Hor.’ bab. –141.III.1 QUELLE: Keilschrifttext BM 35516 DATIERUNG: 01.03.142 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 108–110, Nr. 18; hier: s.u. S. 12913317. WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 50 (dort in Anm. 3 datiert auf den “28 févr. 141 a.Chr.”). 52. 3854. Sachs 1952, 62f. Rochberg 1999, 52.

Babylonische ‘Horoskope’

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‘Hor.’ bab. –139.IX.7 QUELLE: Keilschrifttext BM 81561 DATIERUNG: 07.09.140 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 111f., Nr. 19. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 52. ‘Hor.’ bab. –125.VIII.16 QUELLE: Keilschrifttext BM 78089 DATIERUNG: 16.08.126 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 113–115, Nr. 20. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 44f. 50. 52. ‘Hor.’ bab. –124.X.1 QUELLE: Keilschrifttext BM 33018 DATIERUNG: 01.10.125 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 116–120, Nr. 21. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. 50–52. ‘Hor.’ bab. –116.VII.15 QUELLE: Keilschrifttext BM 41301 DATIERUNG: 15.07.117 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 121–125, Nr. 22a. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52. ‘Hor.’ bab. –114.VI.30 QUELLE: Keilschrifttext BM 41301 DATIERUNG: 30.06.115 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 121–125, Nr. 22b; hier: s.u. S. 533773. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52. ‘Hor.’ bab. –87.I.5 QUELLE: Keilschrifttext BM 34003 DATIERUNG: 05.01.88 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 126–129, Nr. 23. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. 50. 52. Kollerstrom 2001, 152–157.

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Katalog

‘Hor.’ bab. –82.XII.20 QUELLE: Keilschrifttext BM 77265 DATIERUNG: 20.12.83 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 130f., Nr. 24. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. ‘Hor.’ bab. –80.IV.22/23 QUELLE: Keilschrifttext BM 42025 DATIERUNG: 22.–23.(?)04.81 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 132f., Nr. 25. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52. ‘Hor.’ bab. –75.IX.4 QUELLE: Keilschrifttext BM 35515 DATIERUNG: 04.09.76 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 134–136, Nr. 26. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 50. 52. 54. ‘Hor.’ bab. –68.IV.16 QUELLE: Keilschrifttext BM 38104 DATIERUNG: 16.04.69 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Rochberg 1998, pp. 137–140, Nr. 27. WEITERE LIT.: Rochberg 1999, 46f. 50f. Rochberg 2004, 99. Kollerstrom 2001, 152–157. ADDENDA: BM 37374 (Rochberg 1998, 141f., Nr. 28) ist nicht datierbar. – BM 53282 (ed. Hunger 1999) macht mehr oder weniger vollständige Angaben zu den Planetenstellungen bei der Geburt von vier verschiedenen Personen. Die Tafel gehört wohl in die Tradition der babylonischen ‘Horoskope’ (so Hunger 1999, 235), ist aber nicht genau datierbar (sehr wahrscheinlich Artaxerxes II.) und weist singuläre Charakteristika auf. – Vier weitere Texte bieten nur Geburtsnotizen ohne astronomische oder astrologische Angaben: BM 64148 für 369 v.Chr. (nicht identifizierbar), s. Rochberg 1998, p. 143, Nr. 29; BM 33563 für 293 v.Chr., Ident.: Blšunu Sohn von Bl...(?) (Z. 4–5), s. Rochberg 1998, p. 144, Nr. 30; BM 34693 für 214 v.Chr. (nicht identifizierbar), s. Rochberg 1998, p. 145, Nr. 31; BM 34567 mit drei Geburtsnotizen (27.12.154 v.Chr., 30.01.117 v.Chr., 03.07.115 v.Chr., alle nicht identifizierbar), s. Rochberg 1998, pp. 146f., Nr. 32.

Griechische Horoskope

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Griechische Horoskope512 GESAMTBESTAND: 345 Stück, davon 168 Originalhoroskope (zumeist auf Papyrus), die Daten von 62 v.Chr. (?) bis 508 n.Chr. betreffen. Hor. gr. –329.IV.16 QUELLE: cod. Leid. B. P. Gr. 78 (saec. IX), f. 2v DATIERUNG: 16.04.300 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Gründung der Stadt Alexandria EDITION UND BESPRECHUNG: St. Weinstock (u. O. Neugebauer), CCAG IX 2 (1953), pp. 176–178. WEITERE LIT.: Hübner 1977a, 5629. Hübner 1984, 157. Gundel – Kehl 1994, 611. Abry 1996, 137. Pérez Jiménez 2004, 195. Hübner 2010, II 135. Hübner 2011b, 40. Hor. gr. –71.I.21 QUELLE: Rhet. 6,8,12–14 (ex Balb. astrol. 1) EDITION: CCAG VIII 4 (1921), pp. 236,24–237,10; s. auch Pingree (demnächst) DATIERUNG: 21.01.72 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 76–78, Nr. L –71 (corrigenda: s.u.). Gansten 2012, 593.597–602; hier: s.u. S. 697. 1006. 10122537. 10162547. 10502665. 512

Im Falle der vor 1959 publizierten griechischen Originalhoroskope verweist der Katalog s.v. ‘Edition’ stets auf Neugebauer – van Hoesen 1959, die diese Texte vollständig wiedergeben. Dieses Verfahren ist praktisch, weil die Ersteditionen an vielen verschiedenen Publikationsorten verstreut und damit weniger leicht greifbar sind, und wissenschaftlich vorteilhaft, weil Neugebauer und van Hoesen hier und dort Lesungen der Ersteditionen verbessert bzw. einzelne Texte selbst erstmals ediert haben (s. ebd. S. vii). Im Falle der zwischen 1959 und 1992 publizierten griechischen Originalhoroskope verweist der Katalog aus ganz ähnlichen Gründen stets auf Baccani 1992. – Nicht erfasst werden im hiesigen Katalog die auf Papyrus erhaltenen Notizen für Horoskope, die nur Datum und/oder Uhrzeit und/oder Namen des Nativen enthalten, nicht jedoch astronomische Daten. Zu solchen “appunti per oroscopo” vgl. Baccani 1989a u. Baccani 1995 sowie Bastianini – Gallazzi 1990 (zu O. Tebt. NS inv. 89/1). Pintaudi – Sijpesteijn 1993, 77f. (Nr. 60) u. 80f. (Nr. 62). Jones 1999a, I 267 zu P. Oxy. astron. 4258 (zu demotischem Material dieser Art s.u. Anm. 513). Auch die von Neugebauer – van Hoesen 1959 als Nr. 145, 161 u. 227 erfassten Texte sind nicht Horoskope, sondern nur Geburtsnotizen (so zu Recht Bastianini – Gallazzi 1990, 6). – Sonderfälle sind Notizen wie Baccani 1989a, Nr. 5 u. 7, u. Baccani 1995, Nr. 8–17 (alle aus der 2. Hälfte des 2. Jh. n.Chr.), die als einzige astronomische Angabe das Geburtsdatum des oder der Nativen durch die Sonnenposition (teils grad-, teils minutengenau) ausdrücken, ohne aber zu präzisieren, auf welchen Kaiser sich die Jahresangabe bezieht. Daher finden auch sie hier keine Aufnahme.

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Katalog

WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 171. Neugebauer 1975, 575. Bezza 1990, 168138. Gordon 1997, 149. Pingree 1997a, 26. Irby-Massie – Keyser 2002, 99f. Beck 2007, 94. 130f. Gansten 2009, 116f. Greenbaum – Ross 2010, 153f. Gansten 2012, 600. BEMERKUNGEN: Vielleicht verdankte Balbillos dieses Horoskop als Teil einer Sammlung von Fallgeschichten seinem Vater Thrasyllos. Bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 76, korrigiere “one for –71 December 27, the other for –42 January 16” zu “one for –71 January 21, the other for –42 December 27” (richtig ebd. 77f.). In der Tabelle der astronomischen Daten ebd. 77 korrigiere die errechnete Saturnposition von “ 7” zu “ 0° 27” (die Differenz zwischen Text u. Berechnung ist also nicht –3, sondern +3). In der Übersetzung (ebd. 77) korrigiere “Aries” zu “Saturn”, denn im Originaltext ist statt  (so CCAG VIII 4, 1921, p. 237,9) mit Cumont (im textkr. App. z. St.)  zu lesen. Cumonts Vorschlag akzeptiert und bekräftigt Gansten 2012, 600, noch ohne Kenntnis davon, dass auch Pingree in seiner Edition dieser Stelle (Rhet. 6,8,14)  liest. Gansten (ebd.) verwirft Neugebauers Rekonstruktion der von Balbillos nicht explizit genannten Lebensdauer des Nativen (nach Neugebauer ca. 50 Jahre) mit dem berechtigten Hinweis darauf, man müsse nicht Ekliptikgrade, sondern Rektaszensionalgrade in Lebensjahre konvertieren, was auf eine Lebensdauer von ca. 37 Jahren führe. – Pingree datiert dieses Horoskop im Apparat seiner Rhetoriosedition (demnächst) auf den 30. Januar 13 v.Chr., wohl deshalb, weil er für die Marsposition versehentlich  statt richtig  notiert hatte (Verwechslung mit dem in der nächsten Zeile folgenden Notat zum Aszendenten). Hor. gr. –61.VII.6–7(?) QUELLE: Steinrelief, gefunden auf der Westterrasse des Nemrud Daı (Ostanatolien) EDITION: Humann – Puchstein 1890, 329–336 u. 345–348 (sehr gute Abb. ebd. Tafel XL). DATIERUNG: 6–7.7.62 v.Chr. (weniger wahrscheinlich: 14.7.109 v.Chr. oder 12.7.49 v.Chr.) IDENTIFIZIERUNG: sehr wahrscheinlich auf Antiochos I. von Kommagene zu beziehen (diskutiert wurden Konzeption, Geburt, Krönung, Apotheose des Königs u.a.), vielleicht jedoch (zusätzlich?) auf dessen Vater Mithradates I. Kallinikos BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 14–16, Nr. –61 (s. auch ebd. 161). Heilen 2005d; hier: s.u. S. 523. 530. 12883306. 1292. WEITERE LIT.: Wilcken 1894, 2487f. Bouché-Leclercq 1899, 984. 1005. 3732. 384. 438f. Cumont 1912, 46 (engl., = Cumont 2000, 65, frz.). Boll 1909c, 2418. Boll 1922b (1950), 342 u. Taf. 31, Abb. 51. Cumont 1929b, 153f. (= Cumont 2009a, 256). Stegemann 1930, 1811. Cumont 1935a, 143. 152. 168. Bidez – Cumont 1938, I 133 u. 1382. Neugebauer 1957, 187, zu Kap. VI,69. Dörner – Goell 1963, 65–68. Dörrie 1964, 202–207. van der Waerden 1964, Bild 19 (nach S. 208). Gundel – Gundel 1966, 4816. 171. Gagé 1968, 143–148 u. 348. Radke

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1972, 259f. Waldmann 1973, 22. 61. 146. 151f. 169–172. 182. 197–199. 202. Haase 1975, 21. Neugebauer 1975, 575. Pingree 1976b, 1352. Wagner 1983, 207f. Merkelbach 1984, 56f. Tuman 1984. Strobel 1987, 1024–1026. Dörner – Dörner 1989, 277 u. 284 Abb. 104. Boyce – Grenet 1991, 321–328. 332. 345f. 348187. 532. 536. Gundel 1992, 70f. (mit Abb. 35). 154. 280–282 (Nr. 260). Abry 1993d, 61f. Aujac 1993, 101 (= Aujac 2012, 101). Barton 1994a, 47. Gundel – Kehl 1994, 614–616 mit Abb. 5 (seitenverkehrt). Ovadiah – Mucznik 1996, 378. F.K. Dörner u. J.H. Young bei Sanders 1996, I 252–254 (mit Abb. 318 u. 323 ebd. Bd. II, 176 u. 179). Th. B. Goell bei Sanders 1996, I 172. von Stuckrad 1996, 64. Gordon 1997, 149f. Gury 1997, 495 (Zodiacus n° 20, mit Abb.). Pingree 1997a, 26. Jacobs 1998, 346. Beck 1999, 13f. 22 (Tab. 1). 25 (Abb. 4). 3219. 3427. Ramsey 1999, 235. Künzl 2000, 512 u. Taf. 55,1. Wagner 2000, 20f. (Abb. 26). Whitfield 2001, 72f. Crijns 2002. Crowther – Facella 2003, 64. Jacobs 2003, 118. Moormann – Versluys 2003, 161f. Petzl 2003, 83f. Utecht et al. 2003, 98f. Rochberg 2004, 100. Hübner 2005a, 13. Jacobs – Rollinger 2005, bes. 137. 139f. 144. 151. Künzl 2005, 13f. Beck 2006, 228–233. Facella 2006, 261–268. Heilen 2006c, 322. Beck 2007, 131. Popovi 2007, 12313. Campion 2008, 179f. Heilen 2008. Mastrocinque 2008, 427f. Belmonte – García 2010. Bechtold 2011, 100–115. Hübner 2011b, 40f. Rives 2011, 682. Bernadet 2012, 306–315. BEMERKUNGEN: einziges erhaltenes Relief dieser Art (abgesehen von einem zweiten, zerstörten Exemplar des Löwenhoroskops, von dem Fragmente auf der Ostterrasse des Nemrud Daı gefunden wurden: dazu Sanders 1996, I 252f. u. II 176–178, Abb. 318–322). Den Planetensymbolen links oben sind griechische Legenden beigegeben ( ). Genau genommen bietet das Relief kein Horoskop (da ASC fehlt), sondern nur eine Planetenkonstellation. Die weitverbreitete Deutung, das Relief beziehe sich auf die Krönung des Antiochos, ist nicht sicher; vgl. Heilen 2005d, 158. Eindeutige Krönungshoroskope sind erst aus späterer Zeit erhalten und stets literarisch: vgl Hor. gr. 484.VII.18. Hor. gr. 486.III.17. Hor. arab. 531.VIII.18. Hor. gr. 1081.IV.1. Hor. gr. 1143.III.31. Hor. gr. 1373.IX.25. Hor. gr. –42.XII.27 QUELLE: Rhet. 6,8,8–11 (ex Balb. astrol. 1) EDITION: CCAG VIII 4 (1921), p. 236,8–23; s. auch Pingree (demnächst) DATIERUNG: 27.12.43 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 78, Nr. L –42. Gansten 2012, 593–597.601f.; hier: s.u. S. 603. 627. 697. 9962496. 1006. 1014–1019. 10502665. 1216. DIAGRAMM: s.u. S. 1015. WEITERE LIT.: Irby-Massie – Keyser 2002, 99. Beck 2007, 94. 130f. Greenbaum 2009, 342 (Nr. 27). Greenbaum – Ross 2010, 153f.

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BEMERKUNGEN: Die überlieferten Positionen von Jupiter, Venus und MC sind wahrscheinlich zu korrigieren; s.u. Anm. 1185, 2546 u. 2550. Nach Neugebauer – van Hoesen 1959 (s.o.) wurde dieses Horoskop wohl nicht vor 28 n.Chr. in einer Liste mit Fallgeschichten registriert (durch Thrasyllos?), da der Native anscheinend ca. 70 Jahre lang gelebt habe. Diese Rekonstruktion der von Balbillos nicht explizit genannten Lebensdauer verwirft Gansten 2012, 597, mit dem berechtigten Hinweis darauf, man müsse nicht Ekliptikgrade (so Neugebauer), sondern Rektaszensionalgrade in Lebensjahre konvertieren, was auf eine Lebensdauer von ca. 58 Jahren führe. Hor. gr. –9.VIII.14 QUELLE: BGU III 957 (Original durch Feuer zerstört) DATIERUNG: 14.08.10 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 16, Nr. –9. WEITERE LIT.: Neugebauer 1975, 575. Baccani 1992, 21. Hagedorn – Worp 1994, 246 u. 252f. Bennett 2011, 181. BEMERKUNGEN: ältestes griechisches Papyrushoroskop. Hor. gr. –6.III.29 QUELLE: Dor. arab. 1,24,15–16 DATIERUNG: 29.03.07 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, VIII. 31f. 188 (engl. Übers.); hier: s.o. Anm. 80. WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Pingree 1989, 229. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der reich sein, aber einen schlimmen Tod finden werde. Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747. Hor. gr. –3.X.2 QUELLE: P. Oxy. IV 804 DATIERUNG: 02.10.04 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 17, Nr. –3; hier: s.u. S. 972. 1055. WEITERE LIT.: von Stuckrad 1996, 65f. Jones 1999a, I 308. Beck 2007, 34–37. Campion 2008, 205. Bennett 2011, 181. Hor. gr. 0–100a,b,c QUELLE: P. Abd. 126 DATIERUNG: 1. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 20, Nr. 50,1. 50,2. 50,3.

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Hor. gr. 2.X.7 QUELLE: Val. 3,[6,5–22] u. 8,9,5–22 (= Critod. frg. 15 Peter) EDITION: Pingree 1986, 135f. 305f. (thema 5) DATIERUNG: 07.10.02 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 82f., Nr. L 61,X; hier: s.u. S. 7221603. WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 212f. Peter 2001, 82f. 86f. 148–150. Heilen 2004a, 132. Komorowska 2004, 70–72. Schönberger – Knobloch 2004, 136– 138. 312f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Heilen 2010a, 7927. BEMERKUNGEN: Zur Urheberschaft des Kritodemos vgl. Peter 2001, 148, der das Horoskop vom 07.10.61 n.Chr. (so Neugebauer – van Hoesen 1959) auf den 07.10.02 n.Chr. umdatiert (akzeptiert von Jones – Steele 2011, Anm. 19). Der Todestag des Nativen fiel nach Peter 2001, 150, auf den 29. April 36 n.Chr. Zu den Planetenbezirken ist die gegenüber Neugebauer – van Hoesen 1959 verbesserte Interpretation bei Pingree 1978a, II 212f., heranzuziehen. Hor. gr. 6.XI.20 QUELLE: Val. 2,22,36–37 EDITION: Pingree 1986, 82 (thema 10) DATIERUNG: 20.11.06 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 85 Nr. L 65,X. WEITERE LIT.: Peter 2001, 149 u. 163200. Pérez Jiménez 2003, 317f. Komorowska 2004, 154. Schönberger – Knobloch 2004, 78 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 33). BEMERKUNGEN: von Neugebauer – van Hoesen 1959, 85, auf den 31.10.65 n.Chr. datiert (“a tentative solution”), gefolgt von Pingree 1986, 82; neu datiert von Peter 2001, 149 (20.11.6 n.Chr.) u. 163200 (21.11.6 n.Chr., typogr. Fehler?) und ohne Kenntnis der ungedruckten Arbeit Peters auch von Pérez Jiménez 2003, 317f., auf den 20./21.11.06 n.Chr. Der 21.11. kommt bei Berücksichtigung der mindestens 5° Differenz zwischen tropischen und siderischen Längen nicht in Frage, vielleicht aber der 19.11. Neudatierung (Pérez) akzeptiert von Komorowska 2004, 154. Hor. gr. 12.X.31 QUELLE: Dor. arab. 1,24,12–14 DATIERUNG: 31.10.12 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, VIII. 31. 187 (engl. Übers.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Konstan 1997, 164. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der arm sein werde. Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747.

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Hor. gr. 13.I.26 QUELLE: Dor. arab. 1,24,5–6 DATIERUNG: 26.01.13 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, VIII–IX. 29f. 185 (engl. Übers.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Irby-Massie – Keyser 2002, 95. Greenbaum 2009, 55f. (mit Diagr.). 186. 342 (Nr. 28). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der reich sein werde; “perhaps M. Antonius Pallas, d. 62, or C. Iulius Callistus, d. 52?” (Irby-Massie – Keyser 2002, 95). Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747. Hor. gr. 14.XI.25 QUELLE: Dor. arab. 1,24,17–19 DATIERUNG: 25.11.14 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, IX. 32. 188f. (engl. Übers.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Konstan 1997, 164. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen von edler Herkunft, der den väterlichen Besitz verlieren und in Armut leben werde. Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747. Hor. gr. 15–22 QUELLE: P. Oxy. II 235 DATIERUNG: zwischen 15 u. 22 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Tryphon (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 18f., Nr. 15/22; hier: s.u. S. 1055. 1071. 1073. WEITERE LIT.: Sudhoff 1909, 473. Laudien 1912, 29f. Darmstadt 1916b, 125. Kubitschek 1928, 692. Gundel – Gundel 1966, 172. Hübner 1982, 154f. (Nr. 3.313.111 u. 3.313.22). 48087. Baccani 1992, 45f. Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. Jones 1999a, I 308. Evans 2004, 10–11 mit Abb. 3. Heilen 2007, 4811. Campion 2008, Abb. 7 (nach S. 180). Thomann 2008, 99 (zur Kreisform des Diagramms, mit Abb.). Greenbaum 2009, 26311. 304f. (mit Diagr.). Greenbaum – Ross 2010, 153. Bennett 2011, 181. BEMERKUNGEN: Baccani 1992, 45f., rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”. Hor. gr. 22.III.30 QUELLE: Dor. arab. 1,24,7–8 DATIERUNG: 30.03.22 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, IX. 30. 186 (engl. Übers.); hier: s.u. S. 716.

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WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Konstan 1997, 164. Irby-Massie – Keyser 2002, 96. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der königsgleichen Ruhm erlangen werde. Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747. Vgl. Irby-Massie – Keyser 2002, 96: “perhaps C. Licinius Mucianus, cos. suff. ca. 64, or M. Antonius Primus?” Hor. gr. 29.V.2 QUELLE: Dor. arab. 1,21,14–20 = Rhet. 5,108,1–7 DATIERUNG: 02.05.29 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, IX–X. 25 (arab.). 180f. (engl. Übers.). 336,21–337,10 (griech.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Holden 2009b, 154–155. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der fünf Geschwister haben werde, von denen aber eine Schwester, ein älterer Bruder und der jüngste Bruder (frühzeitig) sterben werden. Zu der Prognose (beide Quellen sind futurisch formuliert) s.u. S. 527 mit Anm. 747. Dies ist das einzige Dorotheos-Horoskop, das auch in einer griechischen Version (Rhetorios-Paraphrase) überliefert ist. Hor. gr. 32.VI.5 QUELLE: PSI XII 1276 verso DATIERUNG: 05.06.32 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 19 Nr. 32. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1964, 70 (Korrektur eines Lesefehlers). Pintaudi – Neugebauer 1983 (neue Lesung und Datierung; die alte Datierung [26.05.32 n.Chr., cf. Neugebauer – van Hoesen 1959, 19] ist obsolet). Baccani 1992, 201. Hor. gr. 36.IV.2 QUELLE: Dor. arab. 1,24,9–11 DATIERUNG: 02.04.36 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, X. 30f. 186f. (engl. Übers.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Konstan 1997, 164. Irby-Massie – Keyser 2002, 96. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der mächtig und reich sein werde. Zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747. Vgl. Irby-Massie – Keyser 2002, 96: “perhaps (a) C. Iulius Antiochus Epiphanes of Kommagênê, son of Antiochos IV of Kommagênê; (b) Sex. Iulius Frontinus, cos. 72 or 73 and writer on aqueducts; (c) C. Calpetanus Rantius Quirinalis Valerius Festus, cos. 71; or (d) M. Ulpius Traianus, cos. 70 and father of the emperor?”

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Hor. gr. 37.XII.15 QUELLE: Val. 5,7,20–35 = Critod. frg. 20 Peter EDITION: Pingree 1986, 222f. (thema 1) DATIERUNG: 15.12.37 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kaiser Nero BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 78f., Nr. L 37 u. 68; hier: s.u. S. 530. WEITERE LIT.: Reece 1969. Barnes 1976, 762. Pingree 1986, VI. Holden 1996, 51 u. 53–55 (mit engl. Übers.). Molnar 1999, 110–116. von Stuckrad 2000, 258–260. 262144. 875 Abb. 8. Peter 2001, 120–123. 154–156. Bakhouche 2002, 183f. Schönberger – Knobloch 2004, 226f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Abry 2005, bes. 43f. 48. Hübner 2005a, 14. Schmid 2005, 277–303 u. Taf. 7. Hübner 2008a, 112. Heilen 2010c, 178. Hübner 2011b, 39. Molnar 2014, 176. BEMERKUNGEN: Das Horoskop ist nach Pingree 1986, VI, ein Exzerpt aus Kommentaren zum Werk des Kritodemos. Ähnlich urteilt Peter 2001, 155f. Vgl. Hor. gr. 92.II.11. – Das Horoskop Neros wurde erstmals richtig identifiziert durch Reece 1969; zu demselben Urteil kamen Barnes 1976, 762. Holden 1996, 51 u. 53–55. von Stuckrad 2000, 258–260. 262144. 875 Abb. 8. Peter 2001, 120128. 149 (alle voneinander unabhängig). Reece 1969 missversteht Neugebauers astronomische Analyse aber insofern, als er glaubt, nur der 11.06.68 n.Chr. entspreche der im zweiten Teil des Textes diskutierten Konstellation während des 31. Lebensjahres des Nativen (d.h. beim Tode Neros). Entscheidend ist die Mondposition, die bei nur zeichengenauen Textdaten einen Spielraum von 2–3 Tagen lässt (zuweilen betonen Neugebauer und van Hoesen dies, freilich nicht jedesmal). Die Textangaben bei Val. 5,7,20–35 erlauben für die erste Konstellation auch den 14.12.37 sowie die frühen Morgenstunden des 16.12.37 n.Chr.; für die zweite Konstellation erlauben sie auch den 10.06.68 und davor noch die zweite Tageshälfte des 09.06.68 n.Chr., der gemeinhin als das Todesdatum Neros gilt (vgl. Kienast 1996, 96, doch s. ebd. 97: “9. (oder 11.?) Juni 68”). Reece verwendet das Horoskop daher zu Unrecht als Argument für eine Umdatierung des Todes Neros auf den 11.06.68 n.Chr. (unzutreffend auch Barnes 1976, 762: “the date of death is wrongly given as 11 June 68 instead of 9 June 68, presumably because a Greek astrologer misinterpreted ‘a.d. V Id. Iun.’”). Korrigiere ferner Reece 1969, 74 “the exakt longitude of 18 degrees of Virgo” zu 27°  (cf. Neugebauer – van Hoesen 1959, 79). – Von Nero gibt es außerdem ein Horoskop Cardanos, berechnet für den 14. Juni 38 n.Chr., s. Cardanus 1547, 480f. Nr. XL sowie Grafton 1999, 61 u. 132. – Zum Horoskop der Thronbesteigung Neros (13.10.54 n.Chr.) s. Brind’Amour 1991. Abry 2005, bes. 40–42 u. 47. Bezza 2012, 293. Hor. gr. 40.IV.5 QUELLE: Antig. Nic. ap. Heph. 2,18,54–61 (cf. Heph. epit. 4,26,44–51) EDITION: s.o. S. 160–168. DATIERUNG: 05.04.40 n.Chr.

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IDENTIFIZIERUNG: umstritten; vielleicht P. Acilius Attianus (PIR2 A 45) BESPRECHUNG: s.u. S. 1031–1134; siehe ferner S. 902f. 1004. 1006. 1178. 1253. 1342. 1364. 1372. DIAGRAMME: s.u. S. 89 (Diagr. des cod. Paris. gr. 2419). 1043 (Planetenpositionen und 12 Orte). 1061 (Quadranten). 1178 (Glückslos und Los des Daimon). WEITERE LIT.: Ch. É. Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 84,2–85,16 (Erstedition). Cramer 1954, 162f. 177. Neugebauer – van Hoesen 1959, 79f., Nr. L 40. Gundel – Gundel 1966, 221. 2437. Lindsay 1971, 310. Barnes 1976. Champlin 1976, 82. Barnes 1978, 4571. Rubin 1980, 3044. Hübner 1982, 154 (Nr. 3.313.11). 216 (Nr. 4.331.22). Martin 1982, 291–299. North 1986, 71. Di VitaÉvrard 1987, 320–323. Michelotto 1987, 14615. 189211. Caballos Rufino 1990, 35f. 184. 186f. Canto 1991, 296–300. Syme 1991, 196f. (= RP VI 405). Barton 1994b, 93. Potter 1994, 161. Bezza 1995, 901–903 (ital. Übers.). Birley 1997, 291. 3279. 35526. Schmidt 1998, 62f. von Stuckrad 2000, 145. Kollerstrom 2001, 152–157. von Stuckrad 2003, 109. Canto 2004, 388f. Denningmann 2005, 344– 348 (mit Diagr. 346). 352f. Heilen 2005a. Heilen 2005c, 17628. Hübner 2005a, 2859. Fündling 2006, 254. 283. 317. 1110. Beck 2007, 95. Denningmann 2007, 204–208. Houlding 2007, 28345. Greenbaum 2009, 309 (mit Diagr.). Schmidt 2009, 360–363. Heilen 2010a, 8285. Heilen 2010b, 30940. Hor. gr. 43.VIII.2 QUELLE: Dor. arab. 1,24,2–4 DATIERUNG: 02.08.43 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, X. 29. 184f. (engl. Übers.). WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Pingree 1989, 229. Holden 1996, 34f. (neue Übers. mit geringen Abweichungen von Pingree). Bezza 2002b, 188. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Nativen, der arm sein werde (zu der Prognose s.u. S. 527 mit Anm. 747). Hor. gr. 44.X.2 QUELLE: Dor. arab. 3,2,19–44 DATIERUNG: 02.10.44 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976a, XV. 88f. 243f. (engl. Übers.); s. auch Gansten 2009, 11–13 u. 282; hier: s.u. S. 1008. 10672714. WEITERE LIT.: Pingree 1989, 229f. Holden 1996, 3483. 3788. 96229. Burnett – Pingree 1997, 44–46 u. 144. Pingree 1997a, 46. Pingree 1997b, 127. Greenbaum 2009, 145. Van Bladel 2009, 39f. BEMERKUNGEN: prospektive, detailreiche Diskussion der Lebensabschnitte eines Nativen, der im 36. Lebensjahr sterben werde (3,2,44). Zu den Prognosen s.u. S. 527 mit Anm. 747. Das Horoskop wurde von Pingree 1976a, XV, auf den 20.10.281 n.Chr. datiert und den Persern zugeschrieben (wiederholt von Pingree 1978a, II 427. Pingree 1989, 229 [s. auch ebd. 230]. Pingree 1997a, 46. Pingree

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1997b, 127. Panaino 2009, 95); dagegen s. Holden 1996, 3483. 3788. 96229, dessen Datierung auf den 2.10.44 n.Chr. Gansten 2009, 282, zustimmt. Mit Verweis auf Holdens Umdatierung konstatiert Van Bladel 2009, 39f., bezüglich dieses Horoskops und Hor. pers. 381.II.26 (s.u. S. 331): “If Pingree’s argument were correct, this would constitute the only known directly datable indication of a scientific translation from Greek into Middle Persian earlier than the sixth century. [...] The horoscopes adduced by Pingree seem less reliable. It is necessary to look for other signs of translation activity in the court of Špr I”. Später (ebd. 62f.) kommt Van Bladel zu dem Schluss, eine solche Übersetzungsaktivität unter Špr I [3. Jh. n.Chr.] sei aufgrund verschiedener Indizien möglich, aber keineswegs bewiesen. Für Holdens Datierung ins 1. Jh. n.Chr. spricht auch der m.W. bisher nicht beachtete Umstand, dass die griechische Dorotheosparaphrase des Hephaistion am Ende ausdrücklich ein Beispielhoroskop des Dorotheos zum Thema der zuvor theoretisch erläuterten Einteilung der Lebenszeiten ankündigt, der Text aber unmittelbar danach abbricht:             (Heph. 2,26,34). Die arabische Dorotheosparaphrase umfasst beides, den theoretischen Lehrtext und das Beispielhoroskop, das tatsächlich eine Einteilung der Lebenszeiten entsprechend der von Heph. 2,26,25–33 resümierten Lehre des Dorotheos bietet. Nach Ausschluss aller anderen Möglichkeiten fällt die Wahl des ‘Entsenders’ auf die letzte Option des Dorotheos, den Bezirksherrscher des Aszendenten, d.h. in diesem Fall auf Mars, da der Aszendent auf 6°  in einen Marsbezirk fällt. Dementsprechend diskutiert der Text im Folgenden die Lebensabschnitte des Nativen entsprechend der Reihenfolge der Planetenbezirke im Skorpion und im folgenden Schützen bis zum Tod des Nativen. Sehr wahrscheinlich ist also das in der griechischen Überlieferung verlorene Horoskop in der arabischen Version desselben Kapitels, d.h. in dem hier besprochenen Text Dor. arab. 3,2,19–44, bewahrt. Diese Schlussfolgerung ließe sich nur durch die unwahrscheinliche Annahme vermeiden, dass in dem Exemplar des Dorotheostextes, auf das die verlorene mittelpersische und die davon abhängende erhaltene arabische Paraphrase zurückgehen, ebenso wie in der Paraphrase des Hephaistion ein größerer Textverlust eingetreten war und der mittelpersische Übersetzer die lacuna durch ein von ihm selbst entworfenes Beispielhoroskop zu füllen versucht hat. – Die Lebenslänge des Nativen ergibt sich aus der Länge der Direktion in Bogengraden. Sie endet dem Text (3,2,44) zufolge dann, wenn sie am Ende des ersten Schützebezirks (Jupiter) die Position Saturns erreicht, der im zwölften Grad stehe (auch das Diagramm bei Pingree 1976a, 243, gibt als Saturnposition 12°  an). Hier ist Pingree anscheinend ein Interpretationsfehler unterlaufen. Er übersetzt Dor. arab. 3,2,44 wie folgt (Pingree 1976a, 244): “Because Saturn is in the twelfth degree, it indicates the last day of his life, and he will live after the twelfth degree forty-eight nights because Saturn is in the beginning of the degree [at 12; 8°].” Anscheinend hat Pingree den Teil eines ganzen Jahres, den 48 Tage/Nächte bilden, in Bogenminuten als Teile eines ganzen Bogengrads konvertiert (48/360 = 2/15 = 8/60). Da aber Saturn nach Text und Diagramm

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(s.o.) im 12 Grad steht und noch während der Bezirksherrschaft von Jupiter, dem die ersten 12 Grad des Schützen gehören, den Tod bringt, ist Pingrees Interpretament “[at 12; 8°]” zu [at 11; 8°] zu korrigieren und in der Übersetzung, in der Pingree auch sonst viele sinngemäß notwendige Ergänzungen vornimmt, zu lesen: “and he will live after [the prorogation’s arrival at] the twelfth degree forty-eight nights”. Die Lebensspanne umfasst folglich 35° 8 (von ASC = 6°  bis Saturn = 11° 8 ) bzw. 35 Jahre und 48 Tage. – Dieses Horoskop kehrt wieder in Hugo von Santallas Liber Aristotelis III i 10,25–51; vgl. Burnett – Pingree 1997, 44–46 u. 144. Hor. gr. 46.I.3 QUELLE: P. Oxy. II 307 DATIERUNG: 03.01.46 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 19f., Nr. 46, u. 229, Taf. 30 (P. Oxy. II enthält auf S. 304 nur eine zweizeilige Kurzbeschreibung ohne Text); hier: s.u. S. 10502665. 1055. WEITERE LIT.: Baccani 1992, 45f. Jones 1999a, I 308. Kollerstrom 2001, 152– 157. Houlding 2007, 27632. 28345. Heilen 2010a, 54. Jones 2010b, 4122. BEMERKUNGEN: Baccani 1992, 45f., rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”. Jones 2010b, 4122, korrigiert die von Neugebauer u. van Hoesen gebotene Sonnenlänge nach Autopsie von 11½ auf 15 . Hor. gr. 46.V.13 QUELLE: P. Oxy. XXXI 2555 DATIERUNG: 13.05.46 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 81–95, Nr. 1; hier: s.u. S. 1157. 1304. WEITERE LIT.: Baccani 1992, 45f. Neugebauer 1975, 671. Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. Jones 1999a, I 308. Heilen 2005c, 173 (zum Mondnotat). Hübner 2005b, 194. 215 (zu Dodekatemorien). Popovi 2007, 43100 (zu Stillstandsnotaten). Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: Baccani 1992, 45f., rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”. Hor. gr. 50.X.24 QUELLE: Val. 2,22,1–9 (cf. Val. app. 11,47–53, eine nutzlose Epitome) EDITION: Pingree 1986, 79f. (thema 2) DATIERUNG: 24.10.50 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kaiser Domitian (?) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 81, Nr. L 50; hier: s.u. S. 530. 1181.

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WEITERE LIT.: Schütz 1991, 59–61. Molnar 1995. Lewis 1998, 39344. Peter 2001, 134. Schönberger – Knobloch 2004, 76 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hübner 2005a, 18. Greenbaum 2009, 342 (Nr. 29). Hübner 2011b, 39. BEMERKUNGEN: Die Identifikation des Nativen mit Domitian schlägt Peter 2001, 134 vor, wahrscheinlich zu Recht (zustimmend Hübner 2005a, 18). Die Datierung auf den 25.10.50 n.Chr. (so Neugebauer – van Hoesen 1959, 81) wäre damit hinfällig, da astronomisch beide Daten möglich sind. Hor. gr. 50–100 QUELLE: Val. 3,10,13–16 EDITION: Pingree 1986, 145 (thema 18) DATIERUNG: 2. Hälfte 1. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 89–90 Nr. L 75,1. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 146 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und lebte 79 Jahre u. 4 Monate (Val. 3,10,16). – Nach Neugebauer und van Hoesen ist dieses Horoskop nicht befriedigend datierbar (zur Bezeichnung “L 75,1” s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1). Von Pingree 1986, p. XVIII, Nr. 18, auf Februar 75 n.Chr. datiert, was wegen des Mondknotens unmöglich ist (Text: 23° ; 02.75 n.Chr.: ). Hor. gr. 50–150a QUELLE: P. Oxy. astron. 4279 DATIERUNG: spätes 1. oder frühes 2. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 287 u. II 428f. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 339 (Nr. 3). Heilen 2010a, 54. Hor. gr. 50–150b QUELLE: P. Oxy. astron. 4280 DATIERUNG: spätes 1. oder frühes 2. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 287 u. II 428f. WEITERE LIT.: Greenbaum – Ross 2010, 15973. Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 54.X.29 QUELLE: Val. 8,7,1–11 EDITION: Pingree 1986, 291f. (thema 3) DATIERUNG: 29.10.54 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: –

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WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 1, u. Tab. 16, Nr. 1. Schönberger – Knobloch 2004, 297f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren und starb im 73. Lebensjahr (Val. 8,7,10). Hor. gr. 58.I.11 QUELLE: P. Oxy. XLIV 3196 DATIERUNG: 11.01.58 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 96–99, Nr. 2. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 308. Hor. gr. 61.V.1 QUELLE: Val. 2,22,40–42 (cf. Val. app. 11,83–85) EDITION: Pingree 1986, 82 (thema 4) DATIERUNG: 01.05.61 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 81, Nr. L 61,V. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 78f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 30). [Hor. gr. 61.X.7 = Neugebauer – van Hoesen 1959, Nr. L 61,X]: umdatiert, s.o. Hor. gr. 2.X.7 [Hor. gr. 62.I.22 = Neugebauer – van Hoesen 1959, Nr. L 62]: umdatiert, s.u. Hor. gr. 121.I.29–30(?) Hor. gr. 62.VII.31 QUELLE: Val. 1,21,7–10 EDITION: Pingree 1986, 50 (thema 7) DATIERUNG: 31.07.62 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Frommhold 2004, 97–106. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180, Tab. 15, Nr. 2. Pingree 1989, 231 (zur Nebenüberlieferung dieses Horoskops bei Mš’allh und im Liber Aristotelis des Hugo von Santalla). Schönberger – Knobloch 2004, 47 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hor. gr. 63.V.13 QUELLE: Val. 2,22,10–12 (cf. Val. app. 11,54–56) EDITION: Pingree 1986, 80 (thema 8) DATIERUNG: 13.05.63 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 98, Nr. L 95,V,18.

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WEITERE LIT.: Pérez Jiménez 2003, 318–320. Schönberger – Knobloch 2004, 76 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 50). BEMERKUNGEN: Der Native war anscheinend Heerführer, vgl. 2,22,11         sc.  i.e.  – Von Pingree 1986, p. VI, n. 1, zu Recht umdatiert (Neugebauer – van Hoesen 1959, 98: 18.05.95), da die Appendix Jupiter im Steinbock, nicht in der Jungfrau, bietet, und daher die Annahme Neugebauers, bei Saturn sei das Tierkreiszeichen ausgefallen, unnötig wird. – Greenbaum 2009, 344, bleibt bei Neugebauers Datierung auf den 18.5.95 n.Chr., denn die neue (Pingrees) “does not really match the positions either” (ebd. Anm. 5). Hor. gr. 63.XI.25 QUELLE: P. Oxy. astron. 4236 DATIERUNG: 25.11.63 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Ap[... EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 250f. u. II 372f. WEITERE LIT.: Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: Abb. bei Jones 1999a, pl. IX. Hor. gr. 65.V.24 QUELLE: Val. 2,41,73–76 (cf. Val. add. 5,16–19) EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 9) DATIERUNG: 24.05.65 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 84, Nr. L 65,V. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 32). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native starb durch Gift. [Hor. gr. 65.X.31 = Neugebauer – van Hoesen 1959, Nr. L 65,X]: umdatiert, s.o. Hor. gr. 6.XI.20 Hor. gr. 67.IX.13 QUELLE: Val. 8,7,137–148 EDITION: Pingree 1986, 296f. (thema 11) DATIERUNG: 13.09.67 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 3, u. Tab. 16, Nr. 3. Schönberger – Knobloch 2004, 302f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 1. Klima geboren und starb mit 86 Jahren (Val. 8,7,148). Hor. gr. 68.VI.9–11: Neros Tod; s.o. zu Hor. gr. 37.XII.15.

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Hor. gr. 69.VII.16 QUELLE: Val. 8,7,55–63 EDITION: Pingree 1986, 293f. (thema 13) DATIERUNG: 16.07.69 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 4, u. Tab. 16, Nr. 4. Schönberger – Knobloch 2004, 299f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren und starb mit 81 Jahren (8,7,55.63). Hor. gr. 70.VII.26 QUELLE: Val. 2,27,1–2 EDITION: Pingree 1986, 89 (thema 14) DATIERUNG: 26.07.70 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 130f., Nr. L 188. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 85 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 201f. (mit Diagr.). 343 (Nr. 34). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, vgl. Val. 2,27,2        Die Datierung von Neugebauer und van Hoesen (10.08.188 n.Chr.) korrigierte Pingree 1986, p. VI, n. 1, zu Recht auf den 26.07.70 n.Chr., nachdem er sich bzgl. Mars für die von Kroll nicht beachtete Lesart der besseren der beiden Hss., d.h. des cod. Oxon. Selden. 22, entschieden hat (Mars in , nicht in ). Dadurch entfällt der Anstoß, dass diese Nativität mehr als 15 Jahre später als alle übrigen des Vettius Valens läge. Außerdem ist der oben zitierte Text wohl nicht als Prognose zu verstehen (Neugebauer – van Hoesen 1959, 130: “such a person [will be] fortunate” etc.), sondern als Beschreibung eines längst erwachsenen Nativen, was die Abfassungszeit des Horoskops ins 3. Jh. n.Chr. verschieben würde. Für Pingrees Umdatierung spricht ferner der Umstand, dass alle im Kontext angeführten Horoskope für Daten des späten 1. Jh. n.Chr. gestellt wurden. Hor. gr. 72.I.6 QUELLE: Val. 2,22,24f. (cf. Val. app. 11,68f.) EDITION: Pingree 1986, 81 (thema 15) DATIERUNG: 06.01.72 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 85, Nr. L 72. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 77 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 35). BEMERKUNGEN: Der Native war ein Hoherpriester (Val. 2,22,25  , vgl. Cumont 1937, 116–118).

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Hor. gr. 73.XI.11 QUELLE: P. Colon. inv. 930 DATIERUNG: 11.11.73 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 100–103, Nr. 3. WEITERE LIT.: Neugebauer 1969b. Baccani 1989b. Hagedorn – Worp 1994, 246. BEMERKUNGEN: war vom Ersteditor (Wortmann 1967) ins 3. Jh. n.Chr. datiert worden, was Neugebauer 1969b auf den 05.10.280 n.Chr. präzisiert hatte. Zur Neudatierung ins 1. Jh. n.Chr. vgl. Baccani 1989b u. Baccani 1992, 100f. Hor. gr. 74.IV.19 QUELLE: Val. 3,10,20–24 EDITION: Pingree 1986, 146 (thema 16) DATIERUNG: 19.04.74 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 85–86 Nr. L 74,IV; hier: s.u. S. 13833659. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 146 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 1. Klima geboren und starb im Alter von 81 Jahren u. 1 Monat (Val. 3,10,23). Hor. gr. 74.XI.26 QUELLE: Val. 2,22,21–23. 7,3,40–43 (cf. Val. app. 11,64–67) EDITION: Pingree 1986, 80f. 257f. (thema 17) DATIERUNG: 26.11.74 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 86–87 Nr. L 74,XI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 77. 262 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 36). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person (Val. 2,22,22–23    ), die im 1. Klima geboren wurde (7,3,40) und ihr hohes Amt im 69. Lebensjahr erreichte (7,3,41). Als Identifizierung erwägen Neugebauer – van Hoesen 1959, 865, Valerius Eudaimon. Hor. gr. 75.VII.19 QUELLE: Val. 3,5,6–10. 3,11,14–16. 4,8,1–23. 8,8,14–26 EDITION: Pingree 1986, 134. 148. 158–160. 304 (thema 19) DATIERUNG: 19.07.75 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 87–89 Nr. L 75; hier: s.u. S. 986. 1001. 1006. 10502665. 1250.

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WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 5, u. Tab. 16, Nr. 5. North 1986, 71f. Kollerstrom 2001, 152–157. Komorowska 2004, 405. Schönberger – Knobloch 2004, 134. 148. 159–161. 311 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 196f. (mit Diagr.). 343 (Nr. 37). Jones 2010b, 20. BEMERKUNGEN: Wenn wir Valens glauben dürfen, starb die Person in der ersten Hälfte des Jahres 144 n.Chr. (cf. Neugebauer – van Hoesen 1959, 89 mit Anm. 47). Sie wurde im 2. (Val. 3,11,15) oder 3. (Val. 8,8,14) Klima geboren und kam zu hohen Ehren (Val. 4,8,17     ). Bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 877, korr. “in quartile” zu “in trine” entsprechend der überzeugenden Emendation Pingrees in 3,5,10 ( statt ). Der Komm. bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 89, Abs. 3, ist damit großenteils hinfällig. Außerdem ist der Ausdruck  (3,5,9) zu  zu emendieren, da die Aktinobolie von Saturn ausgehen und einen Punkt der Primärdirektion treffen muss, nicht umgekehrt. Auch diesbezüglich ist die Übersetzung bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 87, obsolet; dem Hinweis (ebd. Anm. 5), 27° 8  sei ein Marsbezirk und erfülle so die Textangabe     , ist entgegenzuhalten, dass 27° 8  ein Saturnbezirk ist und dem Text ebenso gerecht wird. Hor. gr. 76.I.24 QUELLE: Antig. Nic. ap. Heph. 2,18,22–52 (cf. Heph. epit. 4,26,12–42) EDITION: s.o. S. 130–158. DATIERUNG: 24.01.76 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kaiser Hadrian (PIR2 A 184) BESPRECHUNG: s.u. S. 535–1030; siehe ferner S. 101–102 (Nr. 9 der Tab., u. folg. Analyse). 519. 530. 1046. 1062. 1077. 10942770. 1180–1182 (zum Glückslos). 1296. 1364 (zur Aspektrechnung). 1371–1372 (zu den Eltern). DIAGRAMME: s.u. S. 587 (Planetenpositionen). 694 (12 Orte). 709 (Doryphorie). 746 (helle Fixsterne). 835 (Familienprognostik aus dem 3., 4., 5. u.7. Ort). 881 (). 979 (tödliche Aspekte am 40. Tag). 1019 (Aphesie und Tetartemorionlehre). WEITERE LIT.: F. Cumont u. W. Kroll, CCAG VI (1903), 67–71 (Erstedition). Boll 1908, 114 mit Anm. 2 (= Boll 1950, 14 mit Anm. 1). Boll 1909b, 2370. Ch. É. Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 82–84 (variae lectiones des cod. Paris. gr. 2501 als Ergänzung zu Cumont – Kroll 1903). Darmstadt 1916b, 185. Kroll 1931a. Stegemann 1931/32, 357 (Fig. 5). 370f. 383. Stein 1933 (PIR2 A 184), 30. Cramer 1954, 164f. 168–170. Neugebauer – van Hoesen 1959, 90f., Nr. L 76. Syme 1963, II 5249. Neugebauer – van Hoesen 1964, 65, Nr. 139. Gundel – Gundel 1966, 178. 221. 2437. Knappich 1967, 94f. Gagé 1968, 229–231. Lindsay 1971, 309f. Barnes 1976, 76. Champlin 1976, 82. Syme 1976, 296 (= Syme 1983, 85). Benario 1980, 47. Rubin 1980, 30 u. 34. Hopkins 1978, 236f. Hübner 1982, 80 (Nr. 1.312.1). 94 (Nr. 1.433.21). 134 (Nr. 3.123.13). 154 (Nr.

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3.313.12). 163 (Nr. 3.321.313). 172 (Nr. 3.351.1). 174 (Nr. 3.351.412). 176 (Nr. 3.351.431). Martin 1982, 291–298. 302. Feraboli 1985, 453. Richer 1985, 179– 181 u. 18924. Stierlin 1986, 160f. Michelotto 1987, 16075. 189211. ahin – Merkelbach 1987, 81. Bezza 1990, 27940. Caballos Rufino 1990, 41f. Canto 1991, 29170. 296–298. Barton 1994a, 82. Barton 1994b, 73–82 u. 93. Fein 1994, 61. Gundel – Kehl 1994, 614f. Mause 1994, 7474. Potter 1994, 161. Bezza 1995, 895–901 (ital. Übers.). Holden 1996, 57–61. Birley 1997, 291. 35526. Sallmann 1997, 58. Schmidt 1998, 57–61. Le Bœuffle 1999, 281. Molnar 1999, 65–67. 81–83. 89. 137f. Cumont 2000, 87. von Stuckrad 2000, 145f. 149. 873 Abb. 6. Kollerstrom 2001, 152–157. Whitfield 2001, 40f. Bakhouche 2002, 178. Canto 2002, 363f. 380–383. Heilen 2002/03, 206. 209. Kuhlmann 2002, 115. Urso 2002, 111. Molnar 2003, 3274. nieyska-Stolot 2003, 11. von Stuckrad 2003, 109f. Canto 2004, 381f. 387–390. 408 (Abb. 1). Denningmann 2005, 333–343 (mit Diagr. 337). 352f. Heilen 2005a. Hübner 2005a, 14. Schmid 2005, 286– 288. 290231. Taf. 8. Terio 2005, 252f. Birley 2006, 7 u. 1171. Fündling 2006, 240. 244. 250. 476. 586. 645. 652. 691. 718. 726. 731. 736. 795. 938. 1004f. 1009f. Fündling 2007, 226–229. Heilen 2006a, 119. Beck 2007, 95. Greenbaum 2009, 144. 310f. (mit Diagr.). Schmidt 2009, 350–359. Heilen 2010a, 8285. Heilen 2010b, 301–303. 30836. Hübner 2011b, 39 u. 4772. Rives 2011, 683. Heilen 2012, 192–194. Adamson 2013, 61. Molnar 2014, 175f. [Hor. gr. 78.III.2] QUELLE: PMed. inv. 163, Z. 2–6 (vgl. unten zu [Hor. gr. 80.XI.18]) DATIERUNG: 02.03.78 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Aphrodisia (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 108–110, Nr. 5. WEITERE LITERATUR: Bastianini – Gallazzi 1990, 6 (es handele sich eigentlich nur um eine Geburtsnotiz [s.o. Anm. 512]; ebenso schon Baccani 1992, 108). Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. Hor. gr. 78.IV.1 QUELLE: Val. 2,27,5–7 EDITION: Pingree 1986, 89 (thema 20) DATIERUNG: 01.04.78 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 91–92, Nr. L 78. WEITERE LIT.: Komorowska 2004, 403f. Schönberger – Knobloch 2004, 85 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 38). Greenbaum – Naether 2011, 48548. BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, die gewaltsam starb (Val. 2,27,6  , ebd.2,27,7 ).

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Hor. gr. 78.IX/X QUELLE: P. Laur. III 509 DATIERUNG: 27.09.–05.10.78 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Sera[… (Z. 1, Rest eines Eigennamens?) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 104–107, Nr. 4. WEITERE LIT.: Pintaudi – Neugebauer 1982. Hor. gr. 79–80 QUELLE: P. Vindob. G. 46005 DATIERUNG: 79/80 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani – Pintaudi 1992. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. C. Kreuzsaler in Zdiarsky 2015,119f. (Nr. 51 mit Abb. 54). Hor. gr. 79.III.16 QUELLE: Val. 8,7,12–22 EDITION: Pingree 1986, 292 (thema 21) DATIERUNG: 16.03.79 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 6, u. Tab. 16, Nr. 6. Schönberger – Knobloch 2004, 298 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 4. Klima geboren (Val. 8,7,12) und starb im 73. Lebensjahr (8,7,22). Hor. gr. 79.XI.28 QUELLE: Val. 8,7,194–208 EDITION: Pingree 1986, 298 (thema 22) DATIERUNG: 28.11.79 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 7, u. Tab. 16, Nr. 7. Schönberger – Knobloch 2004, 305 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Jones 2010b, 4324–25 (zur fehlerhaften Mondposition). BEMERKUNGEN: Der Native starb im 78. Lebensjahr (Val. 8,7,208). Hor. gr. 80.V.27–28 QUELLE: Ps.-Maneth. 6[3],738–750 EDITION: Koechly 1858, 61f. Lopilato 1998, 140. DATIERUNG: 27. oder 28. Mai 80 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Ps.-Manethon (Dichter) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 92 Nr. L 80 u. Heilen 2010b, 316–321; hier: s.u. S. 528751. 532. 637. 916.

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WEITERE LIT.: Garnett 1895. Bouché-Leclercq 1899, 2592. 4441. Garnett 1899, 292. Boll 1914a, 2 (cf. Obbink 2006, 51, ad Anub. frg. 16,13). Cramer 1954, 186. Gundel – Gundel 1966, 160. Pingree 1978a, II 436. Lopilato 1998, 140. 304. 442f. Irby-Massie – Keyser 2002, 106. Hübner 2005a, 13. Heilen 2006a, 119. Heilen 2010c, 132. BEMERKUNGEN: fungiert als poetische Sphragis des Lehrgedichts. Hor. gr. 80.VIII.4 QUELLE: P. Oxy. astron. 4236a DATIERUNG: 04.08.80 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 251 u. II 372f.; hier: s.u. S. 9802442. [Hor. gr. 80.XI.18] QUELLE: PMed. inv. 163, Z. 7–10 (vgl. oben zu [Hor. gr. 78.III.2]) DATIERUNG: 18.11.80 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Plusias EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 108–110, Nr. 5. WEITERE LIT.: Bastianini – Gallazzi 1990, 6 (es handele sich eigentlich nur um eine Geburtsnotiz [s.o. Anm. 512]; ebenso schon Baccani 1992, 108). Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. Hor. gr. 81.III.31 QUELLE: P. Lond. I 130 DATIERUNG: 31.03.81 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: vielleicht der Adressat Hermon (Z. 33f.) oder eines seiner Kinder EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 21–28 (u. 29 Tab. 9), Nr. 81; hier: s.u. S. 527. 600. 902f. 914f. 10502665. 1157. 1071. 11682957. 1292. 1378. WEITERE LIT.: Kenyon 1893, 132–139 (ed. pr.; hielt Hermon ohne ausreichende Gründe für einen Schüler des Verfassers und Pitenius für den Nativen, vgl. 132f.). Garnett 1895, 240. Bouché-Leclercq 1899, xv. 1131. 1221. 1463. 1482. 1962–3. 2021. 2132. 2163. 2224. 2583. 2592. 2911. 2993. 3002. 3142. 3803. 4062. Boll 1903a, 1561. 177. 196f. 389. Darmstadt 1916b, 125. 145. 175. 184. Cumont 1935a, 39 (zu den Planetennamen). Gundel 1936b, 48. 409. Neugebauer – Sachs 1952/53, 65. Gundel – Gundel 1966, 172. Hübner 1982, 50 (Nr. 1.211.121.3). 71 (Nr. 1.221.431). 79 (Nr. 1.311.621). 121 (Nr. 2.261). 154f. (Nr. 3.313.12 u. 3.313.22). 273 (Nr. 7.174.1). 458. 608. van der Waerden 1985, 100f. van der Waerden 1988, 219. Baccani 1992, 43–45 (sie rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”, vgl. ebd. 45f.). Abry 1993b, 77. Hagedorn – Worp 1994, 247 u. 252f. Jones 1994, 46 (hinter ‘Titus Pitenius’ verberge sich vielleicht eine ägyptische Namensform). Holden 1996, 44. Kollerstrom 2001, 152–157. Whitfield 2001, 40, mit Abbildung des Papyrus und Datierung auf den 1. April 81 (so

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die Legende der Abb.; im Text dagegen fehlerhaft “1 April 84 AD”). IrbyMassie – Keyser 2002, 101–103. Jones 2004, 1312. Heilen 2005d, 15143 (a.E.). Beck 2007, 87–89. Greenbaum 2007, 173–175. 179. 183f. Popovi 2007, 43100. A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 666. Greenbaum 2009, 305 (mit Diagr.). 339 (Nr. 1). Heilen 2009, 281. Hutchinson 2009, 19910. Greenbaum – Ross 2010, 154. 158–162 (über die Dekanangaben). Heilen 2010a, 54. Bennett 2011, 38. Jones – Steele 2011, Anm. 25. Beck 2013 (darin 404–406 Neuinterpretation der problematischen Textangaben zur ekliptikalen Breite). Fournet – Tihon 2014, 65. BEMERKUNGEN: Zitiert wird nach Text und Zeilen der durch T.C. Skeat berichtigten Fassung bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 21–23. Der Autor des Horoskops ist ein ansonsten unbekannter Titus Pitenius (Z. 185–187; n.b.: Namentlich erwähnt ist auch der Astrologe des P. Oxy. astron. 4266, s.u. zu Hor. gr. 314.XI.19). Verfasst wurde der Text in Hermupolis (Unterägypten, Z. 200–202), saec. Iex/IIin (term. p. q. = Tod des Titus im Sept. 81 n.Chr., vgl. Z. 37f.  ), für eine Nativität am Abend des 31.3.81 n.Chr. (Text: 1.4.81, Z. 38–40). Zu den astronomischen Daten siehe den Vergleich mit moderner Berechnung in Appendix II, Tab. 42 (S. 1378). Nach Quack (demnächst A, Kap. 2.2.14) gehören die im Text genannten Dekane der Sethos IB-Familie an. Hor. gr. 82.VII.9 QUELLE: Val. 2,22,26–29 u. 3,13,7–9 (cf. Val. app. 11,70–73) EDITION: Pingree 1986, 81. 149 (thema 23) DATIERUNG: 09.07.82 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 92–93 Nr. L 82. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 77f. 150 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 192f. (mit Diagr.). 343 (Nr. 39). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 1. Klima geboren und lebte 70 Jahre (Val. 3,13,8–9). Er war eine sehr bedeutende Person, vgl. Val. 2,22,27             Hor. gr. 83.IV.28 QUELLE: Val. 2,22,17–20 u. 2,37,63–65 (cf. Val. app. 11,60–63) EDITION: Pingree 1986, 80. 108 (thema 24) DATIERUNG: 28.04.83 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 93 Nr. L 83; hier: s.u. S. 1213. WEITERE LIT.: Komorowska 2004, 404f. Schönberger – Knobloch 2004, 77. 105f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 40). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, vgl. Val. 2,22,19  

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Hor. gr. 83.V.15 QUELLE: Val. 8,7,167–178 EDITION: Pingree 1986, 297f. (thema 25) DATIERUNG: 15.05.83 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 8, u. Tab. 16, Nr. 8. Schönberger – Knobloch 2004, 304 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Jones 2010b, 4324. BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 4. Klima geboren und lebte 71 Jahre (Val. 8,7,178). Jones 2010b, 4324, korrigiert den typographischen Fehler im Apparat von Pingree 1986, 297, versehentlich in die falsche Richtung; statt “March 15, not May” lies “May 15, not March”, denn die Sonnenposition ist 27°  (richtige Datierung: Pingree 1986, XVIII). Hor. gr. 84.IX.6 QUELLE: P. Oxy. astron. 4237 DATIERUNG: 06.09.84 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 252 u. II 374f. WEITERE LIT.: Jones – Steele 2011, par. 4–5. Hor. gr. 85.II.5 QUELLE: Val. 2,22,13–16 (cf. Val. app. 11,57–59) EDITION: Pingree 1986, 80 (thema 26) DATIERUNG: 05.02.85 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 93–94 Nr. L 85,II. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 76 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 41). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, vgl. Val. 2,22,14   Hor. gr. 85.XI.20 QUELLE: Val. 8,7,179–193 EDITION: Pingree 1986, 298 (thema 27) DATIERUNG: 20.11.85 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 9, u. Tab. 16, Nr. 9. Schönberger – Knobloch 2004, 304 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 4. Klima geboren und starb im 65. Lebensjahr (Val. 8,7,192f.).

Griechische Horoskope

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Hor. gr. 85.XI.24 QUELLE: Val. 2,37,48–51 EDITION: Pingree 1986, 107 (thema 28) DATIERUNG: 24.11.85 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 94 Nr. L 85,XI; hier: s.u. S. 12243087. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 105 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 343 (Nr. 42). Hor. gr. 86.VIII.11 QUELLE: Val. 2,27,3–4 EDITION: Pingree 1986, 89 (thema 29) DATIERUNG: 11.08.86 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 94 Nr. L 86,VIII. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 428. Lewis 1998, 39344. Schönberger – Knobloch 2004, 85 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, vgl. Val. 2,27,4   Siehe auch unten Anm. 1573. Hor. gr. 86.XII.27 QUELLE: Val. 2,41,60–61 (cf. Val. add. 5,3–4) EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 30) DATIERUNG: 27.12.86 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 94–95 Nr. L 86,XII; hier: s.u. S. 1211. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native wurde enthauptet (Val. 2,41,61 Hor. gr. 87.I.9 QUELLE: Val. 2,37,26–30 EDITION: Pingree 1986, 106 (thema 31) DATIERUNG: 09.01.87 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 95 Nr. L 87,I. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 103 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 43). BEMERKUNGEN: Der Native war behindert und litt an Fußgicht (Val. 2,37,28  , ibid. 29 ).

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Hor. gr. 87.VII.9 QUELLE: Val. 2,41,56–59 EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 32) DATIERUNG: 09.07.87 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 95 Nr. L 87,VII; hier: s.u. S. 1052f. 1213. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 44). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native wurde enthauptet (Val. 2,41,59. Hor. gr. 88.V.5 QUELLE: Val. 2,41,77–80 (cf. Val. add. 5,20–23) EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 33) DATIERUNG: 05.05.88 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 95–96, Nr. L 88; hier: s.u. S. 1211. WEITERE LIT.: MacMullen 1967, 139 u. 32810. Schönberger – Knobloch 2004, 122 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 45). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native starb im Bilgenwasser (Val. 2,41,80     ), da der Mond in den Fischen (wo auch das Glückslos lag) durch Saturn in Quadratur und Mars in Opposition geschädigt wurde (ebd. 78–79). Hor. gr. 89.VII.29 QUELLE: Val. 2,41,81–84 (cf. Val. add. 5,24–27) EDITION: Pingree 1986, 124 (thema 34) DATIERUNG: 29.07.89 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 96 Nr. L 89; hier: s.u. S. 12243087. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 122 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 46). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Aufgrund seiner Konstellation erhängte sich der Native (Val. 2,41,84). Hor. gr. 91.IV.4 QUELLE: Val. 2,41,85–89 (cf. Val. add. 5,28–32) EDITION: Pingree 1986, 124 (thema 35) DATIERUNG: 04.04.91 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

Griechische Horoskope

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BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 96, Nr. L 91. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 122 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 47). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native starb im Kampf mit wilden Tieren (Val. 2,41,89   , ebenso Val. 2,41,72, s.u. zu Hor. gr. 115.XII.26). Hor. gr. 92.II.11 QUELLE: Val. 5,8,1–17 u. 5,8,21–22 (= Critod. fr. 21 Peter) EDITION: Pingree 1986, 223f. (thema 36) DATIERUNG: 11.02.92 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 96–97, Nr. L 92,II. WEITERE LIT.: Peter 2001, 124–131. 156–158. Schönberger – Knobloch 2004, 227–229 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: nach Peter 2001, 156, wahrscheinlich ein von Kritodemos konstruiertes fiktives Horoskop (durchaus denkbar, zumal es keinerlei biographische Informationen und keinen Aszendenten bietet); nach Pingree [mündliche Mitteilung] eine Zugabe zum Werk des Kritodemos (siehe auch oben zu Hor. gr. 37.XII.15). Hor. gr. 92.XI.17–18 QUELLE: Val. 2,37,60–62 EDITION: Pingree 1986, 108 (thema 37) DATIERUNG: 17. oder 18. November 92 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 97 Nr. L 92,XI; hier: s.u. S. 12243087. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 105 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 48). BEMERKUNGEN: Der Native war behindert: Val. 2,37,61     . Vgl. Hübner 1982, 193–196 (Nr. 3.423.3), zu Augenkrankheiten und Blindheit. Die Übers. bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 97 “He was disabled in the penis” ist falsch; lies: ‘Er war versehrt wegen des Stachels (des Skorpions)’. Zur Bestätigung vgl. Val. in dems. Kap. (2,37,15):           Derselbe Fehler begegnet bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 115, zu einer wenige Zeilen vorausgehenden Stelle (Val. 2,37,33 = Hor. gr. 118.XI.26), wo er anscheinend seinen Ursprung hat. Hor. gr. 95.IV.13 DATIERUNG: 13.04.95 n.Chr. QUELLE: P. Lond. I 98 recto

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 28–38, Nr. 95; hier: s.u. S. 521. 527. 600. 627. 10292594. 10502665. 1055. 1071. 1337. 1379. WEITERE LIT.: Kenyon 1893, 126–130 (zu älteren Editionen s. ebd. 127). Bouché-Leclercq 1899, xv. 1131. 2931. 2941. 3032. 2132. 222. 2583. 2592. 2611. Grenfell – Hunt 1903, 134. Darmstadt 1916b, 126. 145. 184. Gundel 1936b, 27. 408f. Neugebauer – Sachs 1952/53, 65. erný et al. 1957. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 171–174 (zu den Dekanen). Kasser 1963. Gundel – Gundel 1966, 172. Neugebauer 1975, 568. North 1986, 7 u. 71f. Rochberg-Halton 1989, 11033. Baccani 1992, 45–48. Abry 1993b, 77. Abry 1993c, 159f. Goyon 1993, 68. Barton 1994a, 131–133. Barton 1994b, 86–90 u. 92 (mit Versuch einer verbesserten Übers., 88f.). Jones 1994, 46 (Hypereides-Text auf der Rückseite vielleicht ein Zeichen der griechischen Bildung des Nativen? Wechsel zu Altkoptisch vielleicht ein “deliberate device of obfuscation?”). Bohleke 1996, 31–33. Komorowska 2004, 405–407. Hübner 2005b, 213 (zu Dodekatemorien). Jones 2007, 3093. Greenbaum 2009, 1817. 306 (mit Diagr.). 3235. 339 (Nr. 2). Greenbaum – Ross 2010, 158. Heilen 2010a, 54. Adamson 2013, 65. 69. BEMERKUNGEN: Griechisch sind die Zeilen 1–117; zu dem altkoptischen Textteil (Z. 118–189), der die in Z. 82 begonnene Diskussion der Lebensabschnitte fortsetzt, vgl. erný et al. 1957 (mit Abb.) sowie Kasser 1963 (graphologische und dialektologische Analyse). Der Papyrus wurde berühmt, weil seine Rückseite die Leichenrede des Hypereides überliefert. Zitiert wird nach Text und Zeilen der von Fehlern und zweifelhaften Konjekturen so weit wie möglich gesäuberten Fassung bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 29–30. Baccani 1992, 45f., rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”; zu P. Lond. I 98 im Besonderen s. ebd. 47f. Zu den Planetennamen   etc. in col. II vgl. Cumont 1935a, 39 (mit obsoleter Datierung). Der Text bietet eine umfangreiche Diskussion der einzelnen zukünftigen Lebensabschnitte des Nativen (Z. 82– 189). Quack (demnächst A, Kap. 2.2.14) urteilt nach eingehender Diskussion der Angaben des Textes zu  und  , dass anscheinend mit den  die Dekane der Tanis-Familie gemeint seien, mit den  hingegen die der Dekanfamilie Sethos IB. Hor. gr. 95.V.14 QUELLE: Val. 2,22,33–35 (cf. Val. app. 11,77–79) EDITION: Pingree 1986, 81f. (thema 38) DATIERUNG: 14.05.95 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 97–98 Nr. L 95,V,14. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 78 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 49). BEMERKUNGEN: Der Native war eine bedeutende Person, vgl. Val. 2,22,35    

Griechische Horoskope

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          . [Hor. gr. 95.V.18]: umdatiert; s.o. Hor. gr. 63.V.13 Hor. gr. 97.II.23 QUELLE: Val. 2,41,51–55 EDITION: Pingree 1986, 122 (thema 39) DATIERUNG: 23.02.97 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 98–99 Nr. L 97,II; hier: s.u. S. 1211. 12243087. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 120f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 51). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native wurde enthauptet (Val. 2,41,55 . – Datierung ist nur nach Emendation der Jupiterposition möglich. Hor. gr. 97.XI.6 QUELLE: Val. 2,22,30–32 (cf. Val. app. 11,74–76) EDITION: Pingree 1986, 81 (thema 40) DATIERUNG: 06.11.97 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 99 Nr. L 97,XI; hier: s.u. S. 10922761. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 78 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 52). BEMERKUNGEN: Fast alle Planeten stehen in der Himmelstiefe; das macht den Nativen nach Val. 2,22,32 . Hor. gr. 100–200a QUELLE: P. Oxy. astron. 4281 DATIERUNG: 2. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 288 u. II 430f.; hier: s.u. S. 534775. WEITERE LIT.: Heilen 2010a, 54f. (mit Abb.). BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 100–200b QUELLE: P. Oxy. astron. 4288 DATIERUNG: 2. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 291 u. II 438f.

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Hor. gr. 100–200c QUELLE: P. Oxy. astron. 4299 DATIERUNG: 2. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 294 u. II 446f. Hor. gr. 100–300 QUELLE: P. Oxy. astron. 4289 DATIERUNG: 2. oder 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 291 u. II 438f. Hor. gr. 101.I.28 QUELLE: Val. 2,41,62–64 (cf. Val. add. 5,5–7) EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 41) DATIERUNG: 28.01.101 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 99 Nr. L 101,I. WEITERE LIT.: Cumont und Préaux 1937, 105. Hübner 1982, 176 (Nr. 3.351. 431). Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 53). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native wurde in der Hitze eines Bades ohnmächtig und starb, vermutlich an einem Herzinfarkt (Val. 2,41,64      ). Vgl. Cumont und Préaux 1937, 105, bes. Anm. 2. Siehe auch unten zu Hor. gr. 123.VII.2. Hor. gr. 101.III.5 QUELLE: Val. 2,27,8–12 (cf. Val. app. 11,99–102) EDITION: Pingree 1986, 89f. (thema 42) DATIERUNG: 05.03.101 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 99–100 Nr. L 101,III. WEITERE LIT.: MacMullen 1967, 139 u. 32810. Schönberger – Knobloch 2004, 85f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Denningmann 2005, 329–332 (mit Diagr. 330). Greenbaum 2009, 344 (Nr. 54). BEMERKUNGEN: Der Native war ein bedeutender Mann (Val. 2,27,9   ), der aber zu Fall kam und in der Verbannung Selbstmord beging (2,27,10 ). Hor. gr. 102.IV.30a QUELLE: Val. 3,13,10–12 EDITION: Pingree 1986, 149 (thema 43) DATIERUNG: 30.04.102 n.Chr.

Griechische Horoskope

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IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 100 Nr. L 102,IV,a. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 150 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und starb im 67. Lebensjahr. Hor. gr. 102.IV.30b QUELLE: Val. 3,13,13–15 EDITION: Pingree 1986, 149 (thema 44) DATIERUNG: 30.04.102 n.Chr., ca. 22:00 Uhr IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 100 Nr. L 102,IV,b. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 150 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 55). BEMERKUNGEN: Der Native, der nicht mit dem vorigen identisch ist (Val. 3,13,13     ), wurde im 2. Klima geboren und starb nach Vollendung von 67 Lebensjahren. Hor. gr. 102.XI.28 QUELLE: Val. 8,8,1–13 EDITION: Pingree 1986, 303f. (thema 45) DATIERUNG: 28.11.102 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 10, u. Tab. 16, Nr. 10. Schönberger – Knobloch 2004, 310f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native starb im 66. Lebensjahr (Val. 8,8,11). Hor. gr. 102.XII.4 QUELLE: Val. 5,6,106–109 EDITION: Pingree 1986, 218 (thema 46) DATIERUNG: 04.12.102 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 100–101 Nr. L 102,XII,4. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 222 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 45. Lebensjahr ein Hoherpriester (vgl. Cumont 1937, 116–118) und erlangte im 51. Jahr ein anderes bedeutendes Amt (5,6,107f.   ). Hor. gr. 102.XII.13–14 QUELLE: PBerol. 21140 DATIERUNG: 13. oder 14. Dezember 102 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 111–115, Nr. 6.

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WEITERE LIT.: Brashear – Neugebauer 1973, 306f. BEMERKUNGEN: bei Baccani 1992, 111 (im Kopf der Seite) korr. “Ip in.” zu “IIp in.”. Hor. gr. 102.XII.14 QUELLE: Val. 7,6,73–86 EDITION: Pingree 1986, 271 (thema 47) DATIERUNG: 14.12.102 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 101, Nr. L 102,XII,14. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 275f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren (7,6,73) und hatte eine bewegte Karriere (7,6,74             ), die Valens als direkter Zeuge miterlebte (7,6,86      ; handelt es sich vielleicht um seinen Vater?). – Bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 222 (Diagramm), ist die Hemisphäre unter dem Horizont irrtümlich als sichtbare Hemisphäre gekennzeichnet, außerdem ist ihre Übersetzung von 7,6,74   (“deputy governor”) zu “being a leader” zu korrigieren (vgl. sprachlich – nicht inhaltlich – Val. 7,6,112 [Hor. gr. 111.IX.30]     u. Val. 7,3,31 [Hor. gr. 117.VI.30]      ). Hor. gr. 103.I.10 QUELLE: Val. 2,41,65–68 (cf. Val. add. 5,8–11) EDITION: Pingree 1986, 123 (thema 48) DATIERUNG: 10.01.103 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 101f., Nr. L 103; hier: s.u. S. 12243087. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 240 (Nr. 7.111.31). 282 (Nr. 7.311.13). Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 56). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native wurde lebendig verbrannt (2,41,68    ). – Vielleicht nimmt Val. 4,9,2–7 auf dieselbe Nativität Bezug. Hor. gr. 104.IV.23 QUELLE: Val. 2,37,66–69 EDITION: Pingree 1986, 108 (thema 49) DATIERUNG: 23.04.104 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 102, Nr. L 104,IV; hier: s.u. S. 1212. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 106 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 57). BEMERKUNGEN: Der Native hatte einen verkrüppelten Arm (2,37,69  ). Hor. gr. 104.VII.17 QUELLE: Val. 5,8,101–104 EDITION: Pingree 1986, 227 (thema 50) DATIERUNG: 17.07.104 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 102, Nr. L 104,VII. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 231 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native starb im 54. Lebensjahr (5,8,102). Hor. gr. 105.I.1 QUELLE: Val. 2,22,38–39 u. 7,6,87–90 (cf. Val. app. 11,80–82) EDITION: Pingree 1986, 82. 271 (thema 51) DATIERUNG: 01.01.105 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 103, Nr. L 105. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 78. 276 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 58). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren (7,6,87). Trotz einer vielversprechenden Jugend geriet er später ins Unglück (2,22,39      [v.l. app. 11,82]). Die Übers. bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 103 ist fehlerhaft, z.B.   (im zit. Text) “with a forecast of”, gemeint ist aber ‘aufgrund von’, wie die astrologische Begründung ebd. zeigt (Brand und Raub sind Wirkung des ungünstig positionierten Mars). Vgl. auch Heph. 2,34,10 a.E. Hor. gr. 105.IV.21 QUELLE: Val. 8,7,97–106 EDITION: Pingree 1986, 295 (thema 52) DATIERUNG: 21.04.105 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 301 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren und lebte 22 Jahre u. 45 Tage (Val. 8,7,106).

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Hor. gr. 106.I.16 QUELLE: Val. 1,4,24–30 u. 2,37,44–47 EDITION: Pingree 1986, 20. 107 (thema 53) DATIERUNG: 16.01.106 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 103, Nr. L 106; hier: s.u. S. 1096. WEITERE LIT.: Metzger 1970, 126. Wohlers 1999, 112f. Schönberger – Knobloch 2004, 19. 104f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 59). Hor. gr. 107.V.8 QUELLE: Val. 5,6,87–89 EDITION: Pingree 1986, 217 (thema 54) DATIERUNG: 08.05.107 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 103f., Nr. L 107. WEITERE LIT.: Cumont 1937, 442. Schönberger – Knobloch 2004, 221 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: enthält einige biographische Daten zum 51. Lebensjahr des Nativen (8.5.157–7.5.158 n.Chr.), in dem dieser eine Reise unternahm und vor Gericht (zu   vgl. Cumont 1937, 442) einen Prozess um das Hohepriesteramt eines Freundes gewann. In demselben Jahr starb sein Sohn, dessen Horoskop Valens sogleich danach bespricht (Val. 5,6,90–91 = Hor. gr. 135.X.27). Etwa gleichzeitig muss auch der Vater selbst gestorben sein, denn Valens liest seinen Tod aus dem Horoskop des Sohnes heraus, und zwar in dessen 22. Lebensjahr (= 27.10.156 –26.10.157 n.Chr.). Falls die Angaben stimmen, ist es denkbar, dass zwischen dem 8. Mai und dem 26. Oktober 157 n.Chr. Vater und Sohn gemeinsam die oben genannte Reise unternahmen und auf dem Rückweg zu Tode kamen (zu den mit einer Reise verbundenen Gefahren durch wilde Tiere, besonders aber Räuber und Mörder, sowie deren Reflexen in der astrologischen Literatur vgl. Cumont 1937, 59–68). Hor. gr. 108.III.28 QUELLE: Val. 2,37,70–73 EDITION: Pingree 1986, 108 (thema 55) DATIERUNG: 28.03.108 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 104, Nr. L 108,III. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 106 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 60). Pérez Jiménez 2013, 252f. Pérez Jiménez 2014, 103f. BEMERKUNGEN: Der Native war von einem Gott besessen und rasend (2,37,72  ).

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Hor. gr. 108.XI.6 QUELLE: Val. 7,6,45–50 EDITION: Pingree 1986, 269 (thema 56) DATIERUNG: 06.11.108 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 104, Nr. L 108,XI. WEITERE LIT.: Cumont 1937, 442. Schönberger – Knobloch 2004, 274 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 61). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren (7,6,45). Im 52. Lebensjahr entzweite er sich zutiefst mit seiner Schwester über Besitz und Erbschaft und siegte vor Gericht (7,6,46               ; zu   vgl. Cumont 1937, 442). Zum Horoskop der unterlegenen Schwester s.u. zu Hor. gr. 110.XII.15. Um dieselbe Zeit erkrankte er außerdem, geriet auf See in Not und hatte große Ausgaben (7,6,50         ). Hor. gr. 109.VI.2 QUELLE: Val. 2,22,43–45 u. 8,7,149–166 (cf. Val. app. 11,86–88) EDITION: Pingree 1986, 82f. 297 (thema 57) DATIERUNG: 02.06.109 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 104f., Nr. L 109. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 12, u. Tab. 16, Nr. 12. Schönberger – Knobloch 2004, 79. 303f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima (8,7,162) als Sklave geboren, machte aber dank der Förderung durch eine römische gens eine bescheidene Karriere in öffentlichen Ämtern (2,22,44           ). Er starb im 45. Lebensjahr (8,7,165). Hor. gr. 110.III.15 QUELLE: Val. 1,18,33–52 u. 3,5,11–15 EDITION: Pingree 1986, 34f. 134 (thema 58) DATIERUNG: 15.03.110 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 105f., Nr. L 110,III; hier: s.u. S. 1007. 10122537. 10502665. 1249f. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180, Tab. 15, Nr. 13. Neugebauer 1975, 793f. Kollerstrom 2001, 152–157. Schönberger – Knobloch 2004, 32f. 134 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62).

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BEMERKUNGEN: Der Native starb im 51. Lebensjahr (3,5,15). Hor. gr. 110.IX.27 QUELLE: Val. 5,6,102–103 EDITION: Pingree 1986, 218 (thema 59) DATIERUNG: 27.09.110 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 106, Nr. L 110,IX. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 222 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 47. Lebensjahr beerbte der Native einen Freund und wurde von seiner Frau geschieden (5,6,103          ). Hor. gr. 110.XII.15 QUELLE: Val. 7,6,51–57 EDITION: Pingree 1986, 270 (thema 60) DATIERUNG: 15.12.110 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 106f., Nr. L 110,XII. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 274 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 63). BEMERKUNGEN: Die Native wurde im 2. Klima geboren und ist die unterlegene Schwester des unmittelbar zuvor besprochenen Mannes (Val. 7,6,45–50 = Hor. gr. 108.XI.6). In ihrem 53. Lebensjahr verfiel sie aufgrund der Unterstützung durch einflussreiche Personen der Einbildung, sie könne (vor Gericht) siegen, und wurde so zu einem Prozess ermuntert; im 54. Jahr aber ließen die Helfer sie im Stich (7,6,56–57               ). Hor. gr. 111.IV.24 QUELLE: Val. 5,6,82–86 EDITION: Pingree 1986, 216f. (thema 61) DATIERUNG: 24.04.111 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 107, Nr. L 111,IV. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 220f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 45. Lebensjahr erlangte der Native ein bedeutendes öffentliches Amt und wurde mit dem Herrscher bekannt (5,6,84       ). Zu weiteren biographischen Daten s. den Text (Erbschaft, Freilassung von Konkubinen, etc.).

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Hor. gr. 111.IX.30 QUELLE: Val. 7,6,111–116 EDITION: Pingree 1986, 272f. (thema 62) DATIERUNG: 30.09.111 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 107f., Nr. L 111,IX. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 277 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren (7,6,111). Im Alter von ca. 47 Jahren verlor er sein beachtliches Vermögen durch Verbannung (7,6,112 ; cf. 7,6,116). Hor. gr. 112.VII.27 QUELLE: Val. 5,6,92–99 EDITION: Pingree 1986, 217f. (thema 63) DATIERUNG: 27.07.112 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 108, Nr. L 112,VII. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 221f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Text bietet astrologische Erklärungen für die nicht immer rühmlichen Ereignisse in den einzelnen Lebensabschnitten des Nativen. Hor. gr. 112.VIII.17 QUELLE: Val. 2,37,74–75 (cf. Val. add. 5,1–2) EDITION: Pingree 1986, 108 (thema 64) DATIERUNG: 17.08.112 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 108, Nr. L 112,VIII. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 106 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 345 (Nr. 64). BEMERKUNGEN: Der Native war bucklig (2,37,75 ). Hor. gr. 113.IV.5–6 QUELLE: Antig. Nic. ap. Heph. 2,18,62–66 (cf. Heph. epit. 4,26,52–56) EDITION: s.o. S. 168–174. DATIERUNG: 5. oder 6. April 113 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Pedanius Fuscus, der Großneffe Hadrians (PIR2 P 198) BESPRECHUNG: s.u. S. 1134–1252 sowie auch S. 530. 902f. 1005. 1007. 1062– 1064. 1070. 1073. 1077. 10942770. 1216. 1372. DIAGRAMME: s.u. S. 1149 (Planetenstände) u. 1229 (Aktinobolie). WEITERE LIT.: Ch. É. Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), pp. 85,17–86,12 (Erstedition, darin 851 Erstidentifizierung durch F. Cumont). Darmstadt 1916b, 53. Cramer 1954, 175–178 u. 267–269. Neugebauer – van Hoesen 1959, 108f., Nr. L 113,IV (Besprechung auf der Grundlage der Epitome). Gundel – Gundel 1966, 221. 2437. Syme 1968, 96112 (= RP II 6833). Bowersock 1969, 118f. (irr-

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tümliche Identifizierung mit dem gleichnamigen Vater des Nativen, Cn. Pedanius Fuscus Salinator [cos. 118 n.Chr.], dem Ehemann von Hadrians Nichte). Lindsay 1971, 310. Barnes 1976, 76. Champlin 1976, 82–84 (kennt nur Heph. epit. 4,26,52–56, nicht Heph. 2,18,62–66). Syme 1976, 297 (= Syme 1983, 85). Barnes 1978, 45. Syme 1979, 298 (= RP III 1168). Rubin 1980, 3044. Hübner 1982, 112 (Nr. 2.222.32). 134 (Nr. 3.123.13). Martin 1982, 291–298. 300–302. Birley 1987, 233 (ist nicht von der Identifikation und der Gültigkeit des Horoskops überzeugt). Michelotto 1987, 145. 189f. (kennt nur die Edition der Epitome im CCAG VIII 2 pp. 85,17–86,12, nicht Pingree 1973–1974; hält Identifikation mit Pedanius für sicher). Caballos Rufino 1990, 414. Canto 1991, 29064. 296–298. Barton 1994a, 51. Barton 1994b, 93. Fein 1994, 62214. Potter 1994, 161. Bezza 1995, 903–905 (ital. Übers.). Birley 1997, 202. 291. 309. 35526. Schmidt 1998, 63–65 (engl. Übers.). Wachtel 1998a (PIR2 P 198, kennt nur Heph. epit. 4,26,52–56, nicht Heph. 2,18,62–66). Wachtel 1998b, 72. Bakhouche 2002, 178. Canto 2004, 388f. Denningmann 2005, 349–353 (mit Diagr. 351). Heilen 2005a. Heilen 2005c, 17628. Schmid 2005, 288 u. Taf. 11. Fündling 2006, 1008f. Beck 2007, 95. Greenbaum 2009, 311 (mit Diagr.). 346 (Nr. 65). Schmidt 2009, 217. 364–369. Hor. gr. 113.VII.1 QUELLE: Val. 5,6,126–128 u. 7,6,58–65 EDITION: Pingree 1986, 220. 270 (thema 65) DATIERUNG: 01.07.113 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 109f., Nr. L 113,VIII (lies “L 113,VII”). WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 224. 274f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Die Eltern des im 1. Klima geborenen Mannes (7,6,58) wurden von Räubern ermordet, er selbst entkam (5,6,127–128; Neugebauer – van Hoesen 1959, 109 lesen irrtümlich  “by a guardsman” statt  ‘beim Herankommen’). Später erkrankte der Native ernsthaft und wurde verbannt (7,6,59). Hor. gr. 113.IX.10 QUELLE: Val. 8,7,64–70 EDITION: Pingree 1986, 294 (thema 66) DATIERUNG: 10.09.113 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 16, u. Tab. 16, Nr. 16. Schönberger – Knobloch 2004, 300 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Jones 2010b, 4324.

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BEMERKUNGEN: Die Person wurde im 1. Klima geboren und starb im 1. Lebensjahr (8,7,70). Jones 2010b, 4324, deutet das im Text genannte Herrscherjahr (Trajan 18) als einen Schreiberfehler für richtig Trajan 14 (sic) und datiert das Horoskop entsprechend um auf den 12.09.110 n.Chr. (sic). Hor. gr. 114.V.13 QUELLE: Val. 3,7,16–20 EDITION: Pingree 1986, 139 (thema 67) DATIERUNG: 13.05.114 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 110, Nr. L 114,V; hier: s.u. S. 9952491. 1007. 10122537. 10502665. 1216. 1249. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 139f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Die Person lebte 28 Jahre und 9 Monate (3,7,20). Hor. gr. 114.VII.26 QUELLE: Val. 1,8,7–11. 1,21,32–40. 5,4,6–7. 7,6,128–134. app. 19,19–20. EDITION: Pingree 1986, 24f. 51f. 204. 274. 430 (thema 68) DATIERUNG: 26.07.114 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 110f., Nr. L 114,VII. Frommhold 2004, 122–128 (speziell zu Val. 1,21,32–40). Beck 2007, 102–108. WEITERE LIT.: Irby-Massie – Keyser 2002,111f. (engl. Übers.). Komorowska 2004, 356–358 (bes. Anm. 149). Schönberger – Knobloch 2004, 23f. 48f. 207. 278f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hübner 2008a, 112. Greenbaum 2009, 133f. BEMERKUNGEN: Die Person wurde im 2. Klima geboren (7,6,128); zu der Datumsangabe (1,21,32) vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 14, u. Tab. 16, Nr. 14. Zur Nebenüberlieferung der von Val. 1,21,32–40 gebotenen Version dieses Horoskops bei Mš’allh und im Liber Aristotelis des Hugo von Santalla vgl. Pingree 1989, 231. – Das Horoskop ist Teil einer Gruppe, zu der auch Hor. gr. 118.XI.26. 120.II.8. 122.I.30. 127.VII.18. 133.IV.24 gehören. Alle sechs Personen wären beinahe in einem Seesturm zugrunde gegangen (cf. Val. 7,6,159–160 u. Neugebauer – van Hoesen 1959, 125). Als Schnittmenge der sechs von Valens genannten Lebensjahre ergibt sich der Zeitraum vom 24. April bis 17. Juli 154 n.Chr., was sich dank Val. 7,6,142 weiter eingrenzen lässt auf April/Mai 154. Hor. gr. 114.VIII.10 QUELLE: Val. 8,7,23–35 EDITION: Pingree 1986, 292f. (thema 69) DATIERUNG: 10.08.114 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: –

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WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 15, u. Tab. 16, Nr. 15. Schönberger – Knobloch 2004, 298f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und starb im 42. Lebensjahr (8,7,35). Hor. gr. 114.IX.24 QUELLE: Val. 7,3,14–17 EDITION: Pingree 1986, 255f. (thema 70) DATIERUNG: 24.09.114 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 111, Nr. L 114,IX; hier: s.u. S. 6261184. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 260 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 3. Klima geboren (7,3,14) und im 39. Lebensjahr zusammen mit einem jüngeren Bruder, dessen Horoskop Valens unmittelbar davor erläutert (7,3,9–13 = Hor. gr. 120.XII.8), verbannt (7,3,15    ). – Neugebauer – van Hoesen 1959, 111, missverstehen 7,3,17              , gemeint ist: ‘aber um die hier vorliegende Nativität einem Vergleich [mit der vorigen] zu unterziehen (es ist nämlich ein Bruder [sc. des in 7,3,9–13 Genannten]), gaben wir auf das 39. Jahr Acht’. Hor. gr. 114.XI.10 QUELLE: Val. 5,6,115–117 EDITION: Pingree 1986, 219 (thema 71) DATIERUNG: 10.11.114 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 111, Nr. L 114,XI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 223 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 42. Lebensjahr wurde die Person von vielerlei Kummer heimgesucht. Hor. gr. 115.II.15 QUELLE: Val. 3,10,25–29 EDITION: Pingree 1986, 146 (thema 72) DATIERUNG: 15.02.115 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 112, Nr. L 115,II; hier: s.u. S. 13833659. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 146f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Die Person wurde im 1. Klima geboren und lebte 32 Jahre u. 5 Monate (3,10,27–28). Aus besonderen astrologischen Gründen war die Geburt mit Gefahren verbunden und der Tod gewaltsam (3,10,29). Das Horoskop illustriert die in Val. 3,9,12 beschriebene Methode.

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Hor. gr. 115.VI.8 QUELLE: Val. 8,7,36–45 EDITION: Pingree 1986, 293 (thema 73) DATIERUNG: 08.06.115 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 17, u. Tab. 16, Nr. 17 (zu der Datumsangabe in Val. 8,7,36). Schönberger – Knobloch 2004, 299 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 1. Klima geboren und starb mit 40 Jahren (8,7,36.45). Hor. gr. 115.XII.26 QUELLE: Val. 2,41,69–72 = Val. add. 5,12–15 EDITION: Pingree 1986, 123. 356 (thema 74) DATIERUNG: 26.12.115 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 112, Nr. L 115,XII; hier: s.u. S. 1211. 12243087. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 121 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 66). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native starb im Kampf mit wilden Tieren (2,41,72   , ebenso Val. 2,41,89, s.o. zu Hor. gr. 91.IV.4). Hor. gr. 116.I.21 QUELLE: Val. 2,37,52–55 EDITION: Pingree 1986, 107f. (thema 75) DATIERUNG: 21.01.116 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 112f., Nr. L 116; hier: s.u. S. 1109. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 105 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 67). BEMERKUNGEN: Der Native war dem Text zufolge ein Weichling, der sich zu unsäglichen Akten sexueller Ausschweifung als passiver Teil hergab (2,37,54– 55). Vgl. den Kommentar zu F2 § 57   Hor. gr. 117.VI QUELLE: P. Oxy. astron. 4238 DATIERUNG: 25(?).06.117 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 252f. u. II 374f.

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BEMERKUNGEN: nicht auf den Tag genau datierbar, da das Datum fehlt und das Tierkreiszeichen des Mondes unlesbar ist (Jones 1999a, I 252). Hor. gr. 117.VI.30 QUELLE: Val. 7,3,30–36 EDITION: Pingree 1986, 257 (thema 76) DATIERUNG: 30.06.117 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 113, Nr. L 117,VI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 261f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 3. Klima geboren (7,3,30) und erreichte einen hohen militärischen Rang, kam dann aber im 38. Lebensjahr durch Beschuldigungen zu Fall (7,3,31        ). Fortan fristete er ein klägliches Dasein (7,3,32–36). Hor. gr. 117.XI.26 QUELLE: Ael. Arist. or. 50,57–58 (sacr. serm. 4,57–58) EDITION: Keil 1898, II 440,10–28 DATIERUNG: 26.11.117 n.Chr. (? – jedenfalls zwischen dem 15.11.117 und dem 13.12.117) IDENTIFIZIERUNG: Aelius Aristides BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 113f., Nr. L 117,X, u. Heilen 2006a; hier: s.o. S. 1973; s.u. S. 528751. 532. 611. 13603578. WEITERE LIT.: Behr 1968, 1–3. Behr 1969. Behr 1981, 438105. Jöhrens 1981, 5– 7. Behr 1994, 1141–1151. Hübner 2005a, 13. Hor. gr. 117.XI.30 QUELLE: Val. 2,37,56–59 EDITION: Pingree 1986, 108 (thema 77) DATIERUNG: 30.11.117 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 114, Nr. L 117,XI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 105 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 68). BEMERKUNGEN: Der Native war ein Kastrat (2,37,57). Hor. gr. 118.XI.24 QUELLE: Val. 1,17,12–24 EDITION: Pingree 1986, 31 (thema 78) DATIERUNG: 24.11.118 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: –

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WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180, Tab. 15, Nr. 19 (zur Datumsangabe in Val. 1,17,12). Schönberger – Knobloch 2004, 29f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hor. gr. 118.XI.26 QUELLE: Val. 2,37,31–34. 3,3,30–41. 7,3,23–29. 7,6,141–144. 9,19,23–31. app. 1,96–103 EDITION: Pingree 1986, 106. 131. 256. 274f. 348. 377 (thema 79) DATIERUNG: 26.11.118 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 114f., Nr. L 118. Beck 2007, 102–111. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 103f. 130f. 261. 279. 355f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 69). Pérez Jiménez 2013, 252–254. Pérez Jiménez 2014, 105–107. BEMERKUNGEN: geboren im 6. Klima (7,6,141); zur Datumsangabe in 9,19,23 vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 20, u. Tab. 16, Nr. 20. – Der Native gehört zu der bereits erwähnten Gruppe von sechs Schicksalsgenossen des Jahres 154 n.Chr. (7,6,141–144; s.o. zu Hor. gr. 114.VII.26; bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 115 korrigiere “A.D. 155”). Als er 19 Jahre alt war, kam sein Vater gewaltsam zu Tode, er selbst entwickelte ein schweres Augenleiden (7,3,24, cf. app. 1,97–99). Im folgenden Jahr gewann er nach Konsultation eines Orakels dank einer Behandlung und Salben sein Augenlicht zurück (2,37,34. 7,3,26. app. 1,102). Er geriet im 19. und im 37. Lebensjahr in Seenot (7,3,25 u. 7,6,142.159–160; cf. app. 1,99). Die Übers. von 2,37,33   bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 115 (“disabled in the penis”) ist falsch: Von einer Behinderung des Unterleibs war zwar unmittelbar zuvor die Rede (2,37,32   ), hier geht es aber um das von Valens mehrmals erwähnte Augenleiden, das angeblich durch die Pfeilspitze des Schützen verursacht wurde (vgl. 7,3,24    [~ app. 1,99] und die noch hinzukommenden Gründe gemäß app. 1,101; zu Augenverletzungen [ ] durch den Pfeil des Schützen [    ] vgl. Ptol. apotel. 3,13,7–8; s. ferner Dor. arab. 4,1,109 u. Hübner 1982, 193–196, Nr. 3.423.3). Derselbe Fehler begegnet bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 97, zu Val. 2,37,61 (Hor. gr. 92.XI.17–18). Angeblich erteilte der Native (nach seiner Heilung?) auch selbst Orakel (2,37,34     ). Hor. gr. 119.III.25 QUELLE: Val. 8,7,238–252 EDITION: Pingree 1986, 300 (thema 80) DATIERUNG: 25.03.119 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 21, u. Tab. 16, Nr. 21 (zur Datumsangabe in Val. 8,7,238). Schönberger – Knobloch 2004, 306f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und starb nach Vollendung des 33. Lebensjahres (8,7,252). Hor. gr. 119.V.13 QUELLE: Val. 1,21,17–26 u. 3,10,4 EDITION: Pingree 1986, 50f. 144 (thema 81) DATIERUNG: 13.05.119 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Vettius Valens (Konzeption) BESPRECHUNG: – (hier: s.u. S. 513). WEITERE LIT.: Frommhold 2004, 110–118. Schönberger – Knobloch 2004, 47f. 145 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hübner 2008a, 111. BEMERKUNGEN: Zum dazugehörigen Geburtshoroskop s.u. Hor. gr. 120.II.8, zu Empfängnishoroskopen insgesamt s.u. Komm. zu T3. Hor. gr. 119.XI.27 QUELLE: Val. 1,18,53–60 EDITION: Pingree 1986, 35 (thema 82) DATIERUNG: 27.11.119 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180, Tab. 15, Nr. 22 (zur Datumsangabe in Val. 1,18,54). Schönberger – Knobloch 2004, 33 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hor. gr. 120.II.8 QUELLE: Val. 1,4,2. 1,4,5–6. 1,4,12–14. 1,8,12–18. 1,9,6–11. 1,10,1–7. 1,14,2– 4. 1,15,4–9. 1,15,12–27. 1,16,5. 1,18,61–70. 1,21,17–26. 2,31,8–14. 3,4,9–11. 3,10,4. 4,11,21–26. 5,4,18–23 (= Lib. Herm. 12,9–14). 5,6,25–37. 5,6,48. 5,6,70–72. 7,6,135–140 EDITION: Pingree 1986, 18f. 25f. 28–30. 35f. 50f. 96f. 133. 144. 165. 205. 212f. 216. 274 (thema 83) DATIERUNG: 08.02.120 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Vettius Valens BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 116f., Nr. L 120,II. Frommhold 2004, 110–118 (speziell zu Val. 1,21,17–26). Beck 2007, 102–111; hier: s.u. S. 527. 532. 899. 902f. WEITERE LIT.: Pingree 1989, 230. Holden 1996, 51130. Hübner 2002h, 150. Komorowska 2004, 17f. 398. 413. Schönberger – Knobloch 2004, 17f. 24f. 27–29. 34. 47f. 93. 133. 145. 166. 208. 215f. 219. 279 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Hei-

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len 2006c, 321f. Hübner 2008a, 111. Greenbaum 2009, 37 (mit Diagr.). Heilen 2012, 181. BEMERKUNGEN: Zum dazugehörigen Konzeptionshoroskop s.o. Hor. gr. 119.V.13; zum Datum vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 23, u. Tab. 16, Nr. 23; zur Nebenüberlieferung der von Val. 1,21,17–26 gebotenen Version dieses Horoskops bei Mš’allh und im Liber Aristotelis des Hugo von Santalla vgl. Pingree 1989, 231. – Das Datum ist ein Mittwoch (1,9,9), ASC = 8°  (1,4,14, nach 1,21,17 = 7° ),  = 8°  (1,15,8). Die genannten Textstellen äußern sich nicht zur Identität des Nativen. Dass es sich um Valens selbst handeln muss, sah Pingree 1986, p. V. Vgl. in demselben Sinn Holden 1996, 51130, der den Umstand, dass der Native zu einer Sechsergruppe von Schicksalsgenossen gehört (7,6,135–140; s.o. zu Hor. gr. 114.VII.26), als zusätzliches Argument der Identifizierung wertet. Auch Hübner 2002h, 150, folgt der Identifikation Pingrees. Hor. gr. 120.V.12 QUELLE: Val. 5,6,110–111 EDITION: Pingree 1986, 218f. (thema 84) DATIERUNG: 12.05.120 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 117, Nr. L 120,V. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 222 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 36. Lebensjahr hatte der Native wegen seiner Frau Schwierigkeiten vor Gericht und erlitt feindliche Behandlung durch Freunde (5,6,111). Hor. gr. 120.IX.28 QUELLE: Val. 7,6,195–202 EDITION: Pingree 1986, 277f. (thema 85) DATIERUNG: 28.09.120 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 117f., Nr. L 120,IX. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 282 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren (7,6,195) und im 40. Lebensjahr zum Exil verurteilt (7,6,196). Dies widerfuhr ihm aufgrund von Frauen, die auf ihren Vorteil aus waren (7,6,200). Hor. gr. 120.XII.8 QUELLE: Val. 7,3,9–13 EDITION: Pingree 1986, 255 (thema 86) DATIERUNG: 08.12.120 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 118, Nr. L 120,XII; hier: s.u. S. 6261184.

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WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 259f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 70). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren (7,3,9) und im 33. Lebensjahr zusammen mit einem älteren Bruder, dessen Horoskop Valens ebenfalls bietet (7,3,14–17 = Hor. gr. 114.IX.24), verbannt (7,3,10   ). Hor. gr. 121.I.29–30(?) QUELLE: Val. 2,22,46–47 (cf. Val. app. 11,90–91) EDITION: Pingree 1986, 83 (thema 6) DATIERUNG: 29./30.01.121 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 83f., Nr. L 62. Pérez Jiménez 2003, 320–322. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 79 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Pérez Jiménez 2008, 2634. Greenbaum 2009, 343 (Nr. 31). Pérez Jiménez 2013, 250–252. BEMERKUNGEN: von Neugebauer – van Hoesen 1959, 84 mit Hinweis auf Datierungsprobleme dem 22.01.62 n.Chr. zugewiesen (Datum übernommen von Pingree 1986, 83). Die Neudatierung von Pérez Jiménez 2003 basiert auf einer vielleicht berechtigten Textumstellung. – Der Native war ein berühmter Eunuch und Priester (Val. 2,22,47       app. 11,91: ). Hor. gr. 121.V.18 QUELLE: Val. 8,7,223–235 EDITION: Pingree 1986, 299 (thema 87) DATIERUNG: 18.05.121 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 29, u. Tab. 16, Nr. 29 (zum Datum in Val. 8,7,223). Schönberger – Knobloch 2004, 305f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und starb nach Vollendung des 32. Lebensjahres (8,7,234–235). Hor. gr. 121.X.27 QUELLE: Val. 5,1,18–20 (cf. Val. app. 20,18–19 = Lib. Herm. 4,18–19) EDITION: Pingree 1986, 200 (thema 88) DATIERUNG: 27.10.121 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 118, Nr. L 121. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 203 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62).

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BEMERKUNGEN: Valens beurteilt die Nativität, da die Luminare von den Wohltätern begleitet werden, als durchaus ansehnlich (5,1,20     ). Der Native war Soldat und verbrachte sein 35. Lebensjahr mit der Bewachung von Gefangenen. Im Gefängnis entbrannte er in Verlangen zu einer Frau (5,1,20  , falsch Neugebauer – van Hoesen 1959, 118, “was loved by a woman”), wodurch er sich eine Anklage und viel Ärger einhandelte; doch er fand einen Ausweg und entrann der Gefahr. Zu derselben Zeit griff er auch einen entlaufenen Sklaven auf und legte ihn in Fesseln (5,1,20). Die Übersetzung bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 118 weist erhebliche Fehler auf. Siehe auch die lat. Übers. im Lib. Herm. 4,18–19 (= Val. app. 20,18–19). Hor. gr. 122.I.22 QUELLE: Val. 5,6,112–114 EDITION: Pingree 1986, 219 (thema 89) DATIERUNG: 22.01.122 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 119, Nr. L 122,I,22. WEITERE LIT.: Hübner 2003b, 181463. Schönberger – Knobloch 2004, 222f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 35. Lebensjahr hätte den Nativen sein aufrührerisches und gewalttätiges Treiben beinahe ins Gefängnis gebracht. Im selben Jahr unternahm er eine zwar freiwillige, aber furchteinflößende Reise, auf der er dank Jupiter Freunde fand, die ihm halfen. Hor. gr. 122.I.30 QUELLE: Val. 7,6,150–154 EDITION: Pingree 1986, 275 (thema 90) DATIERUNG: 30.01.122 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 119, Nr. L 122,I,30. Beck 2007, 102–108. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 279f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: geboren im 6. Klima (7,6,150); gehört zu einer Sechsergruppe von Schicksalsgenossen (s.o. zu Hor. gr. 114.VII.26). Bei Pingree 1986, 275 (app.), korr. “thema 92” zu “thema 90” (richtig ebd. XIX). Hor. gr. 122.VI.12 QUELLE: Val. 7,5,6–11 EDITION: Pingree 1986, 263 (thema 91) DATIERUNG: 12.06.122 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: C. Avidius Cassius (?) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 119f., Nr. L 122,VI,12; hier: s.u. S. 530.

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WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 267 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Nach Val. 7,5,6–9 floh der Native im 42. Lebensjahr (genauer gesagt: nach 41 Jahren u. 6 Monaten) aus einer Schlacht und fiel, als die Feinde herangekommen waren und schon viele getötet hatten, vom Pferd und wurde auch selbst verwundet. Anschließend sei er mit anderen, die tot waren, vermischt worden und dadurch, dass er sich tot stellte, der Gefahr entronnen. Bis zu seinem 44. Lebensjahr habe er dann weiter den Feldzug in das Feindesland angeführt. – Schon Neugebauer – van Hoesen 1959, 120 haben gesehen, dass es sich bei dem beschriebenen Feldzug möglicherweise um den des Avidius Cassius gegen die Parther handelt. Wenn dies der Fall ist, ergibt sich die von Neugebauer und van Hoesen nicht ausgesprochene Konsequenz, dass Valens das Horoskop des Avidius selbst bietet. Dies verdient betont zu werden, da Valens’ Schilderung der Gefahrensituation, die der Native im Krieg erlebte, den Eindruck erweckt, es gehe um einen gewöhnlichen Soldaten. Erst der folgende Ausblick (7,5,9     ) macht deutlich, dass wir es mit dem Heerführer zu tun haben (Neugebauer – van Hoesen 1959, 119 übersetzen die Stelle ungenau). Avidius Cassius war im Partherkrieg Unterbefehlshaber des L. Verus mit Kommando über die legio III Gallica und Auxiliartruppen. Er kam 163 oder 164 n.Chr. als Consular und Legat von Syrien in den Osten, wo Verus ihm die Heere anvertraute. Avidius warf die Parther aus Syrien hinaus und drang selbst in Mesopotamien ein; nach entscheidenden Siegen im Jahre 165 n.Chr. kehrte er 166 (?) n.Chr. nach Syrien zurück, wo er Statthalter wurde (vgl. von Rohden 1896, 2379f. u. A. Stein, PIR I2 Nr. A 1402, bes. p. 282). Diese historischen Daten harmonieren mit der Chronologie bei Val. 7,5,6–11: Bei der Verwundung im Kampf steht der Native angeblich im 42. Lebensjahr, welches der Zeit von Juni 163 bis Juni 164 n.Chr. entspricht; er kommandiert den Feldzug angeblich bis zum 44. Lebensjahr, welches der Zeit von Juni 165 bis Juni 166 n.Chr. entspricht. Auch die Information, dass der Feldzug ins Feindesland hineinführte (7,5,9     ), entspricht der Situation des Partherfeldzugs. Es spricht also einiges dafür, dass wir dem Handbuch des Vettius Valens Informationen über einen anfänglichen Misserfolg im Partherkrieg verdanken, vor allem aber das Geburtsdatum des Mannes, der in den folgenden Jahren zum mächtigsten und angesehensten General des Imperiums aufstieg. Ob die hier erwogene Identifizierung des Nativen mit Avidius Cassius geschichtlich akzeptabel ist, mögen die Althistoriker beurteilen. Hier seien nur noch drei Punkte ergänzt, die aus philologischer und astrologiehistorischer Sicht anzumerken sind. Zum einen ist es gut möglich, dass der Aszendent des hiesigen Horoskops nicht einfach der tatsächlichen Geburtszeit entspricht (sofern diese dem Avidius überhaupt bekannt war), sondern absichtlich so gewählt ist, dass der kriegerische Mars bei der Geburt des Generals im Aufgang steht. Ferner gilt es, zwei möglichen Einwänden zuvorzukommen. Obwohl Avidius im Juli 175 n.Chr. auf aufsehenerregende Weise als Usurpator ermordet wurde, erwähnt Valens, der bis mindestens 184 n.Chr. tätig war (s.u. S. 263 zu Hor. gr. 132.II.7 a.E.), dieses Ereignis nicht. Das muss aber nicht

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gegen die Identifizierung des Nativen mit Avidius sprechen, denn Valens ist hier ausschließlich an den Ereignissen in dessen 42. Lebensjahr interessiert und erwähnt bezüglich der Folgezeit nur noch das Ende der im 42. Jahr stattfindenden Ereignisse, d.h., das Ende des Feldzugs im 44. Lebensjahr. Auch der Umstand, dass Valens vom 1. Klima (7,5,6) spricht, während Avidius in Cyrrhus (Syrien), d.h. im 3. Klima geboren wurde, liefert kein ernstzunehmendes Argument gegen die Identifizierung. Abgesehen davon, dass Valens über die Herkunft des Avidius nicht oder falsch informiert gewesen sein könnte, ist zu bedenken, dass das 1. Klima oft ungeachtet des tatsächlichen Geburtsortes als Standardklima verwendet wurde. Denkbar ist ferner eine bewusste Manipulation dieses eher nebensächlichen Umstandes zu dem Zweck, die Rechnung und damit den astrologischen ‘Beweis’ aufgehen zu lassen, denn schon im 2. Klima führt die Aufgangszeit der Waage auf eine zu hohe Jahreszahl für die in 7,5,9 geschilderte Gefahrensituation (die Aufgangszeit der Waage im 1. Klima beträgt 38° 20 RA, was Val. 7,5,8 in 38 Jahre plus 38 Monate = 41½ Jahre umrechnet [= Dez. 163 n.Chr.]; im 2. Klima beträgt die Aufgangszeit der Waage 40° RA, was auf 40 Jahre plus 40 Monate = 43 Jahre = Okt. 165 n.Chr. führt; das 3. Klima führt auf ein noch späteres Datum). Vgl. z.B. Val. 7,6,135, wo der in Antiochia geborene Autor für seine eigene Nativität das 7. Klima nennt. Hor. gr. 122.VI.30 QUELLE: Val. 7,4,25–28 EDITION: Pingree 1986, 261f. (thema 92) DATIERUNG: 30.06.122 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 120, Nr. L 122,VI,30. WEITERE LIT.: Martín del Pozo 2002, 159f. Schönberger – Knobloch 2004, 266 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Heilen 2005b, 376. Greenbaum 2009, 346 (Nr. 71). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren (7,4,25 u. 7,6,150). Er hatte eine Krise im 33. Lebensjahr (7,6,151     ) und starb im 50. Lebensjahr (7,4,27). Pingree 1986, XIX u. 275 (app.), rechnet aufgrund eines Lapsus auch Val. 7,6,150–154 (Hor. gr. 122.I.30) zu diesem Horoskop. Hor. gr. 122.XII.4 QUELLE: Val. 7,3,18–22 (cf. Val. app. 1,88–95) EDITION: Pingree 1986, 256 (thema 93) DATIERUNG: 04.12.122 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 120f., Nr. L 122,XII; hier: s.u. S. 809. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 260 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren; in seinem 34. Lebensjahr starb die Ehefrau (7,3,18–19). Zwei Jahre später wurde er mit der Beschul-

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digung, den Tod seiner Frau selbst ins Werk gesetzt zu haben, vor Gericht gezerrt (zu   vgl. Cumont 1937, 442), doch er kam mit der Verbannung davon (7,3,20 = app. 1,92 ; Neugebauer u. van Hoesen falsch “but he fled” u. “but he escaped”; vgl. app. 1,92      , was die Übersetzer ebenfalls fehldeuten: “causes reverses”). Valens war Zeuge dieser Ereignisse (7,3,22 ). Hor. gr. 123.I.3 QUELLE: Val. 5,6,119–125 EDITION: Pingree 1986, 219f. (thema 94) DATIERUNG: 03.01.123 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 121, Nr. L 123,I; hier: s.u. S. 1205. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 223f. (dt. Übers., z.T. fehlerhaft; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 193–195 (mit Diagr.). 198–200 (mit Diagr.). 346 (Nr. 72). BEMERKUNGEN: Der Native war ein Tänzer, der im 20. Lebensjahr während eines öffentlichen Aufruhrs eingesperrt wurde, dann aber – nicht zuletzt auf Bitten der Volksmenge – freigelassen wurde und an Berühmtheit hinzugewann (5,6,121). Neugebauer – van Hoesen 1959, 121 missverstehen 5,6,123: für       (“the nativity was precarious as regards ...”) lies ‘der Native nahm sich in Acht vor ...’ (nur die Bedeutung von   [Neugebauer – van Hoesen 1959: “danger of life”], wozu der TLG keine Parallele bietet, ist unklar; mit Blick auf Val. 5,6,125    ist vielleicht auch ‘Gefahr der Aufgeblasenheit’ nicht ganz unmöglich, vgl. die dem Deutschen entsprechende Vorstellung in gr.  bzw. lat. tumidus; vgl. auch die Verbindung von  und  – allerdings in wörtlicher Bedeutung – bei Arist. somn. 3 p. 457a,12–13    u.ö. Im 32. Lebensjahr wurde der Native dann aufgrund der gewandelten astrologischen Umstände übermütig und prahlerisch, wodurch er Ansehen und Lebensgrundlage verlor (5,6,125). Hor. gr. 123.VII.2 QUELLE: Val. 2,41,47–50 EDITION: Pingree 1986, 122 (thema 95) DATIERUNG: 02.07.123 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 122, Nr. L 123,VII. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 120 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 346 (Nr. 73). BEMERKUNGEN: ein Beispiel für . Der Native ertrank im Bad (2,4,49). Vgl. Cumont 1937, 105. Siehe auch oben zu Hor. gr. 101.I.28.

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Hor. gr. 124.VII.29 QUELLE: Val. 7,6,27–35 EDITION: Pingree 1986, 268f. (thema 96) DATIERUNG: 29.07.124 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 122, Nr. L 124. WEITERE LIT.: Cumont 1937, 442. Hübner 1982, 80 (Nr. 1.311.631). 107 (Nr. 2.213.21). Schönberger – Knobloch 2004, 272f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Heilen 2005b, 378–380. Hübner 2008a, 112. Greenbaum 2009, 347 (Nr. 74). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 7. Klima geboren (7,6,27.30). Im 35. Lebensjahr (29.07.158–28.07.159 n.Chr.) gewann er einen von seiner Frau gegen ihn angestrengten Erbschaftsprozess, der in seinem 37. Lebensjahr (29.07.160– 28.07.161 n.Chr.) in einer Berufungsverhandlung neu entschieden wurde; diesmal unterlag er (7,6,28.32; zu    vgl. Cumont 1937, 442). Die Diskussion dieser Nativität endet mit einem Petosiriszitat (7,6,35 = Nech. et Pet. frg. 21,126–128). Es folgt das Horoskop der Ehefrau (Val. 7,6,36–44 = Hor. gr. 134.VI.23, s.u. Komm. z.St.). Hor. gr. 125.II.19 QUELLE: P. Fouad 6 DATIERUNG: 19.02.125 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 38f., Nr. 125. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 246 u. 252f. Hor. gr. 125.III.24 QUELLE: Val. 8,7,109–122 EDITION: Pingree 1986, 295f. (thema 97) DATIERUNG: 24.03.125 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 30, u. Tab. 16, Nr. 30 (zum kalendarischen Datum in Val. 8,7,109). Schönberger – Knobloch 2004, 301f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren und starb im 31. Lebensjahr (8,7,120–121). Hor. gr. 127.VII.18 QUELLE: Val. 7,6,145–149 EDITION: Pingree 1986, 275 (thema 98) DATIERUNG: 18.07.127 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 123, Nr. L 127,VII. Beck 2007, 102–108.

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WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 279 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: nach 7,6,145 im 1. Klima geboren; gehört zu einer Sechsergruppe von Schicksalsgenossen (s.o. zu Hor. gr. 114.VII.26). Vielleicht bezieht sich Val. 1,4,21–23 auf dieselbe Nativität. Hor. gr. 127.X.28 QUELLE: Val. 8,7,46–54 EDITION: Pingree 1986, 293 (thema 99) DATIERUNG: 28.10.127 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 32, u. Tab. 16, Nr. 32 (zu der Datumsangabe in Val. 8,7,46). Schönberger – Knobloch 2004, 299 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 1. Klima geboren und lebte 27 Jahre (8,7,46.54). Hor. gr. 127.XI.23 QUELLE: Val. 3,7,21–26 EDITION: Pingree 1986, 140 (thema 100) DATIERUNG: 23.11.127 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 123, Nr. L 127,XI; hier: s.u. S. 9952491. 1007. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 140 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Die Person starb im 12. Lebensjahr (3,7,25). Hor. gr. 129.I.16 QUELLE: Val. 7,6,66–72 EDITION: Pingree 1986, 270f. (thema 101) DATIERUNG: 16.01.129 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 123f., Nr. L 129. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 275 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Nativität eines im 6. Klima geborenen Sklaven, der im 30. Lebensjahr davonlief, zahlreiche Diebstähle beging und noch in demselben Jahr gefasst wurde (7,6,66–67). Hor. gr. 130.I.14 QUELLE: P. Oxy. astron. 4239 DATIERUNG: 14.01.130 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 253 u. II 376f.

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Hor. gr. 131.VII.10 QUELLE: Val. 8,7,123–136 EDITION: Pingree 1986, 296 (thema 102) DATIERUNG: 10.07.131 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 33, u. Tab. 16, Nr. 33 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,7,123). Schönberger – Knobloch 2004, 302 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 2. Klima geboren und starb im 21. Lebensjahr (8,7,135–136). Hor. gr. 132.II.7 QUELLE: Val. 6,6,11–31 u. 6,7,3–11 EDITION: Pingree 1986, 242f. 245 (thema 103) DATIERUNG: 07.02.132 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 124, Nr. L 132; hier: s.u. S. 1000 (bes. Anm. 2513). 1008. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 245–249 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 52. Lebensjahr widerfuhr dem Nativen viel Übles (6,6,29– 31): Tod der Ehefrau, Krankheit, Verurteilung vor Gericht (cf. 6,7,7), Kummer durch Angehörige und Fremde, Schädigung durch gefälschte Dokumente und unwahre Nachrede, usw. – Im griechischen Text (6,6,30) lies []   und   statt   (cf. app. crit.). – Dieses Horoskop bietet das späteste Zeugnis für die Lebenszeit des Valens, weil es detailliert biographische Geschehnisse im 52. Lebensjahr des Nativen (= 183/184 n.Chr.) erwähnt (6,6,29; vgl. 6,7,3) und Berechnungen zum 9. Juni 184 n.Chr. anstellt (6,6,13; zum Datum s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 124 a.E.). Hor. gr. 133.IV.24 QUELLE: Val. 7,6,155–158 EDITION: Pingree 1986, 275 (thema 104) DATIERUNG: 24.04.133 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 125, Nr. L 133. Beck 2007, 102–108. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 280 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: geboren im 2. Klima (7,6,155); gehört zu einer Sechsergruppe von Schicksalsgenossen (s.o. zu Hor. gr. 114.VII.26).

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Hor. gr. 134.II.26 QUELLE: Val. 8,8,27–35 EDITION: Pingree 1986, 304f. (thema 105) DATIERUNG: 26.02.134 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 34, u. Tab. 16, Nr. 34 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,8,27). Schönberger – Knobloch 2004, 311f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native starb im Alter von 34½ Jahren (8,8,34). Hor. gr. 134.VI.23 QUELLE: Val. 7,6,36–44 EDITION: Pingree 1986, 269 (thema 106) DATIERUNG: 23.06.134 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 125, Nr. L 134,VI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 273 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Heilen 2005b, 378–380. Hübner 2008a, 112. Greenbaum 2009, 347 (Nr. 75). BEMERKUNGEN: Es geht um die Ehefrau des in Val. 7,6,27–35 vorgestellten Mannes (s.o. zu Hor. gr. 124.VII.29). Auch sie wurde im 7. Klima geboren (7,6,37). Im 25. Lebensjahr (23.06.158–22.06.159 n.Chr.) schien es erst, als werde sie den gegen ihren Ehemann angestrengten Prozess gewinnen (7,6,38  ), doch standen mehrere Planeten ungünstig; daher stieß ihr Vorhaben damals auf ein Hindernis (      ), und sie unterlag (vgl. 7,6,36   ). Als in ihrem 27. Lebensjahr (23.06.160–22.06.161 n.Chr.) die Berufungsverhandlung stattfand, gewann sie den Prozess. Hor. gr. 134.XI.4 QUELLE: Val. 5,6,75–81 EDITION: Pingree 1986, 216 (thema 107) DATIERUNG: 04.11.134 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 125f., Nr. L 134,XI. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 220 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Im 20. Lebensjahr standen die Sterne des Nativen ungünstig. Daher scheiterte seine Bemühung, durch ein Gesuch beim Herrscher eine ehrenvolle Stellung zu erlangen (5,6,77); er erkrankte, stürzte außerdem von einem Pferd (? ), das ihn mitschleifte und beinahe des Augenlichts beraubte, und hatte viel Ärger mit einer Frau (5,6,79). Im 23. Lebensjahr standen die Sterne günstig, so dass ihm kaiserliche Gunst zuteil wurde und er Aufnahme in den Senat (? ) fand. – Da Pingree in 5,6,77 richtig

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 statt  (so Kroll) liest, ist die Übersetzung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 126, zu korrigieren. Dasselbe gilt für die falsche Wiedergabe von  durch “colleague”. Hor. gr. 135.I.20 QUELLE: Val. 3,11,17–19 EDITION: Pingree 1986, 148 (thema 108) DATIERUNG: 20.01.135 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 126, Nr. L 135,I; hier: s.u. S. 986. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 149 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 347 (Nr. 76). BEMERKUNGEN: Der Native starb im 34. Lebensjahr (3,11,19). Hor. gr. 135.X.27 QUELLE: Val. 5,6,90–91 EDITION: Pingree 1986, 217 (thema 109) DATIERUNG: 27.10.135 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 126f., Nr. L 135,X. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 221 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der Native starb zwischen dem 8. Mai 157 und dem 7. Mai 158 n.Chr., wie es im Horoskop des Vaters, dessen Besprechung unmittelbar vorausgeht (Val. 5,6,87–89 = Hor. gr. 107.V.8), präfiguriert ist. – In 5,6,91 lies     . Die Ergänzung der zwingend erforderlichen Präposition erwogen weder Kroll 1908 noch Pingree 1986. Verfehlt ist die Übers. durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 126; es muss heißen: ‘Aus dieser hier vorliegenden Konstellation wurde der Sohn (des zuvor besprochenen Mannes) wie zum Vergleich (mit jenem) angezeigt, und aus der hiesigen Einteilung (der Lebensabschnitte) kommt im 22. Jahr hinsichtlich des Vaters der Tod’. Der Tod von Vater und Sohn ist also im jeweils anderen Horoskop präfiguriert. Hor. gr. 137.XII.4 QUELLE: P. Paris 19, P. Lond. I 110, P. Paris 19bis (n.b.: P. Paris 19bis in älterer Lit. = “Papyrus Salt”) DATIERUNG: 04.12.137 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Anubion, 5 (5ter Sohn?) von Psansnos (P. Paris 19, Z. 1–2, = P. Lond. I 110, Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 39–44, Nr. 137a,b,c; hier: s.u. S. 548. 10502665. 1055. 1157. 1071. 1249. 13243452. WEITERE LIT.: Riess 1890, 20. 31. Riess 1891–1893, 331 (P. Paris 19bis, col. I, 2–6 = Nech. et Pet. test. 6). Drexler 1892, 845. Boll 1894, 237f. Bouché-

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Leclercq 1899, xv–xvi. 1131. 1963. 2132. 2231. 2583. 2592. 2832. 2931. 3002. 4062. Reitzenstein 1904, 119f. Darmstadt 1916b, 126. 141. 145. 184. Cumont 1918a, 742. Kroll 1935, 2160f. Festugière 1950, 103. Neugebauer 1957, 183, zu Kap. VI,66 (zu P. Paris 19bis, 11–12). Gundel – Gundel 1966, 29. Wildung 1977, 92f. Krauss 1981, 50. 5714. Baccani 1992, 42f. u. 45f. (sie rechnet diese Papyri neben acht anderen zu den “oroscopi elaborati”). Hagedorn – Worp 1994, 248 u. 252f. (zu den kalendarischen Angaben im P. Paris 19bis). Hornung 1999, 55. Kollerstrom 2001, 152–157. Quack 2002, 90. Popovi 2007, 43100 (zu Stillstandsnotaten). Greenbaum 2009, 1817. 306f. (mit Diagr.). 340 (Nr. 5). Ryholt 2009, 313. Heilen 2010a, 54. Jones – Steele 2011, par. 19. Ryholt 2011, 71. BEMERKUNGEN: P. Paris 19 u. P. Lond. I 110 sind Duplikate, P. Paris 19bis hingegen eine detailreichere Stellungnahme zu derselben Nativität, vielleicht von einem anderen Astrologen (n.b.: Sonnenposition der Version c ist verschieden von a und b). Ein wertvolles Facsimile des P. Paris 19bis bietet Young 1823–1828, II, pl. 52; es gibt den Papyrus nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 42, ad col. I,1 in erheblich besserem Zustand wieder als das heutige Original. Bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 41 (rechts Mitte) korrigiere “the whole 12th degree” zu “the whole 13th degree”. Hor. gr. 138–161 QUELLE: P. Princeton II 75 DATIERUNG: zwischen 138 und 161 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser O]phellios (Z. 17, 2. Hd.) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 44f., Nr. 138/161; hier: s.u. S. 1055. 1072. WEITERE LIT.: Baccani 1992, 45f. Greenbaum 2009, 232–234 (mit Diagr.). 307 (mit Diagr.). 340 (Nr. 6). 366. Heilen 2010a, 54. Jones – Steele 2011, Anm. 25. BEMERKUNGEN: Die Geburt fiel nach Z. 17 in die Regierungszeit des Antoninus Pius; eine genauere Datierung ist unmöglich. Baccani 1992, 45f., rechnet diesen Papyrus zu den “oroscopi elaborati”. Hor. gr. 139.II.14(?) QUELLE: P. Oxy. III 596, col. II DATIERUNG: 14.02.139 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 45f., Nr. 139. WEITERE LIT.: Behr 1968, 22. Hagedorn – Worp 1994, 246 u. 252f. (zu den kalendarischen Angaben). Jones 1999a, I 308. BEMERKUNGEN: stammt von derselben Hand wie P. Oxy. III 596, col. I (s.u. zu Hor. gr. 149.XII.21(?)).

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Hor. gr. 141.V.15 DATIERUNG: 15.05.141 n.Chr. QUELLE: P. Berol. Inv. Nr. 21316 IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Brashear 1995, 231–233 (Nr. 7). BEMERKUNGEN: Herkunft: Soknopaiu Nesos (= Dimê). Vgl. de Jong – Worp 2001, 2045. Hor. gr. 142.I.24 QUELLE: Val. 8,7,71–79 EDITION: Pingree 1986, 294 (thema 110) DATIERUNG: 24.01.142 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 35, u. Tab. 16, Nr. 35 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,7,71). Schönberger – Knobloch 2004, 300 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das im Alter von drei Jahren starb (8,7,79). Hor. gr. 142.III.25 QUELLE: Val. 7,6,164–192 EDITION: Pingree 1986, 276f. (thema 111) DATIERUNG: 25.03.142 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 127f., Nr. L 142. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 280–282 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Valens diskutiert die Ereignisse im Leben eines im 1. Klima (7,6,164) geborenen Nativen, wobei er auf die sechs Jahre vom 18. bis zum 23. Lebensjahr einzeln eingeht und zuletzt – das ist sehr selten – mit einer Prognose für die Zukunft schließt (7,6,192). Das bereits Geschehene skizziert Valens wie folgt: Im 18. Lebensjahr begleitete der Mann eine angesehene Frau aus Freundschaft und des Ansehens wegen in die Ferne und fasste zusätzlich zu dem übrigen Umgang mit ihr auch ein erotisches Verlangen (7,6,165; Neugebauer und van Hoesen übersetzen ungenau). Doch die Frau starb, und er kehrte heim, ohne nennenswert profitiert zu haben (7,6,168). Im 19. Lebensjahr wurde ihm dann (durch Heirat? s.u.) Profit und Erwerb zuteil, doch er begann auch, Zerwürfnisse zu haben und sich in seinem Denken zu versteigen (   heißt wohl nicht “mental troubles” [so Neugebauer – van Hoesen 1959], wie die den stolzen Löwen betonende astrologische Begründung zeigt) und sich mit Angehörigen zu verfeinden (7,6,171). Im 20. Lebensjahr folgte er seiner Frau (wohl einer anderen, die er in der Zwischenzeit geheiratet hatte) in die Fremde und machte sich Hoffnungen auf noch größere Vorteile; aber auch

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diese Frau starb, und so schlug sein Plan erneut fehl (7,6,175). Im 21. Lebensjahr wurde der Native Freund einer höhergestellten Person von königlichem Rang, von der er sich auch das Amt eines Hohenpriesters versprach (   , vgl. Cumont 1937, 1174); doch es gab Befragungen, Verzögerungen, hohen finanziellen Aufwand und missgünstige Herabsetzung (7,6,190). Auch eine klimakterische Krankheit (das 21. Jahr ist durch 7 teilbar) und ein Mord standen der Erwartung des Nativen im Wege (Neugebauer – van Hoesen 1959 übersetzen falsch), hinzu kamen Verrat durch Sklaven, Angriffe, Schädigungen und materielle Not. Später kam der Native zu Wohlstand. – n.b.: Val. 7,6,186   heißt nicht “complete observations” (Neugebauer – van Hoesen 1959, 127), sondern ‘allgemeine Betrachtung’. [Hor. gr. 145.II.26] QUELLE: P. Hamb. I 96 DATIERUNG: 26.02.145 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 47, Nr. 145 (mit Datierung auf den 25.02.145 n.Chr.). WEITERE LIT.: Bastianini – Gallazzi 1990, 6 (betonen zu Recht, dass es sich eigentlich nicht um ein Horoskop handelt, sondern nur um eine Geburtsnotiz; s.o. Anm. 512). Hagedorn – Worp 1994, 248 (mit Datierung auf den 26., nicht 25. Februar; s. auch ebd. 252f.). Hor. gr. 145.IV.4 QUELLE: PTebt. Tait 50 DATIERUNG: 04.04.145 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Sarapammon (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 116–119, Nr. 7. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 246 u. 252f. Hor. gr. 145.IV.11 QUELLE: Cass. Dio 76,11,1 (cf. 76,17,4) EDITION: Boissevain 1895–1901, III 706 DATIERUNG: 11.04.145 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kaiser Septimius Severus BESPRECHUNG: Guey 1956; hier: s.u. S. 530. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1964, 6722. Barnes 1967a, 9240. Gagé 1968, 233–235. Syme 1971, 42. Rubin 1980, 27 u. 33–38. Baldwin 1985. Barton 1994a, 46. Barton 1994b, 57. Gundel – Kehl 1994, 617. Kienast 1996, 156. 159 (bleibt trotz Kenntnis von Guey beim 11. April 146). Hübner 2011b, 48–50. Hor. gr. 147.VI.6 QUELLE: PStrasb. inv. P. Gr. 853(a) DATIERUNG: 06.06.147 n.Chr.

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 120–123, Nr. 8. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1964, 67 (Erstpublikation). Hagedorn – Worp 1994, 248 u. 252f. Hor. gr. 149.XI.2 QUELLE: Ps.-Kallisthenes 1,12,8 in der Version des cod. Paris. gr. 1711 EDITION: Kroll 1926, 13 DATIERUNG: 02.11.149 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Papathanassiou 1999. WEITERE LIT.: Boll 1922b (= 1950, 351–356). Hübner 2011b, 4043 (mit Lapsus “v.Chr.”). BEMERKUNGEN: Der Native ist ein Unbekannter, der in Alexandria geboren wurde und in der Überlieferung mit Alexander d.Gr. verwechselt wurde. Hor. gr. 149.XII.21(?) QUELLE: P. Oxy. III 596, col. I DATIERUNG: 21.12.149 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 47, Nr. 149. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 308. BEMERKUNGEN: stammt von derselben Hand wie P. Oxy. III 596, col. II (s.o. zu Hor. gr. 139.II.14(?)). Hor. gr. 150.III.11 QUELLE: P. Oslo 6 DATIERUNG: 11.03.150 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Philoe (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 47f., Nr. 150. WEITERE LIT.: Heegaard 1931. Papathanassiou 1999, 120–123. BEMERKUNGEN: Die Mondposition ist erst einen Tag später korrekt (Neugebauer – van Hoesen 1959, 48). Hor. gr. 150.X.22 QUELLE: P. Oxy. astron. 4240 DATIERUNG: 22.10.150 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 254 u. II 376f. Hor. gr. 150–250a QUELLE: P. Oxy. astron. 4276 DATIERUNG: spätes 2. oder frühes 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 282f. u. II 418f.; hier: s.u. S. 1023. 13623585. WEITERE LIT.: Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 150–250b QUELLE: P. Oxy. astron. 4277 DATIERUNG: spätes 2. oder frühes 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 284–286 u. II 420–427; hier: s.u. S. 1055. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 235–237 (mit Diagr. 237). 340 (Nr. 8). 366f. Greenbaum – Ross 2010, 15973. Heilen 2010a, 54. Jones – Steele 2011, Anm. 25. BEMERKUNGEN: Nach Jones handelt es sich um Fragmente eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 151.II.17 QUELLE: Val. 8,7,209–222 EDITION: Pingree 1986, 299 (thema 112) DATIERUNG: 17.02.151 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 36, u. Tab. 16, Nr. 36 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,7,209). Schönberger – Knobloch 2004, 305 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das im 6. Lebensjahr starb (8,7,222). Hor. gr. 151.XI.23 QUELLE: Val. 8,8,36–43 EDITION: Pingree 1986, 305 (thema 113) DATIERUNG: 23.11.151 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 37, u. Tab. 16, Nr. 37 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,8,36). Schönberger – Knobloch 2004, 312 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Jones 2010b, 4324. BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das im 6. Klima geboren und nur 12 Jahre alt wurde (8,8,36.43). Jones 2010b, 4324, deutet das im Text genannte Herrscherjahr (Antoninus Pius 15) als einen Schreiberfehler für richtig Antoninus Pius 10 und datiert das Horoskop entsprechend um auf den 22.11.146 n.Chr.

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Hor. gr. 152.I.8 QUELLE: Val. 8,7,80–87 EDITION: Pingree 1986, 294f. (thema 114) DATIERUNG: 08.01.152 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 38, u. Tab. 16, Nr. 38 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,7,80). Schönberger – Knobloch 2004, 300f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das im 6. Klima geboren wurde und im ersten Lebensjahr starb (8,7,87). Hor. gr. 152.XII.27 QUELLE: Val. 4,10,9–17 EDITION: Pingree 1986, 161f. (thema 115) DATIERUNG: 27.12.152 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 128, Nr. L 152. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 162f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 347 (Nr. 77). Hor. gr. 153.V.8 QUELLE: Val. 5,6,104–105 EDITION: Pingree 1986, 218 (thema 116) DATIERUNG: 08.05.153 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 128, Nr. L 153. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 222 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das im 4. Lebensjahr den Vater verlor (5,6,105). Hor. gr. 157.XI.24 QUELLE: Val. 8,7,88–96 EDITION: Pingree 1986, 295 (thema 117) DATIERUNG: 24.11.157 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 180f., Tab. 15, Nr. 41, u. Tab. 16, Nr. 41 (zu dem kalendarischen Datum in Val. 8,7,88). Schönberger – Knobloch 2004, 301 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Horoskop eines Kindes, das nur ein Jahr lang lebte (8,7,96).

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Hor. gr. 158.VIII.14 QUELLE: Val. 7,6,91–110 (cf. Val. app. 19,45–47.51–66) EDITION: Pingree 1986, 271f. (thema 118) DATIERUNG: 14.08.158 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 128f., Nr. L 158. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 276f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). BEMERKUNGEN: Der im 6. Klima Geborene (7,6,91) litt in den ersten drei Lebensjahren an Zuckungen, Geschwüren, Ausschlägen etc.; im 33. Monat starb er (7,6,107). Hor. gr. 159.VII.18 QUELLE: Val. 7,4,16–18 EDITION: Pingree 1986, 261 (thema 119) DATIERUNG: 18.07.159 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 129, Nr. L 159. WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 265f. (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 347 (Nr. 78). BEMERKUNGEN: Der Native lebte anscheinend 8 Jahre und 10 Monate (7,4,18). [Hor. gr. 161.VII.29] QUELLE: P. Fay. 139, verso DATIERUNG: 29.07.161 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Harpokration (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 48, Nr. 161. WEITERE LIT.: Kubitschek 1928, 69. Bastianini – Gallazzi 1990, 6 (betonen zu Recht, dass es sich eigentlich nicht um ein Horoskop handelt, sondern nur um eine Geburtsnotiz; s.o. Anm. 512). Hagedorn – Worp 1994, 249 u. 252f. Hor. gr. 161.VIII.16 QUELLE: P. Oxy. XXXI 2556 DATIERUNG: 16.08.161 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 124–126, Nr. 9. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 308. Hor. gr. 162.II.9 QUELLE: Val. 7,4,20–22 EDITION: Pingree 1986, 261 (thema 120) DATIERUNG: 09.02.162 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 129f., Nr. L 162.

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WEITERE LIT.: Schönberger – Knobloch 2004, 266 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 347 (Nr. 79). BEMERKUNGEN: Der Native wurde im 6. Klima geboren und starb im Alter von 11 Jahren (7,4,20.22). Hor. gr. 162.IX.2 QUELLE: P. Oxy. astron. 4241 DATIERUNG: 02.09.162 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 254f. u. II 378f. Hor. gr. 171.IV.18 QUELLE: P. Harris 52 DATIERUNG: 18.04.171 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 48f., Nr. 171. Hor. gr. 172.VI.2(?) QUELLE: P. Oxy. astron. 4249 DATIERUNG: 02.06.172 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 262f. u. II 386f. Hor. gr. 173.II.3 QUELLE: Val. 7,4,11–15 EDITION: Pingree 1986, 261 (thema 121) DATIERUNG: 03.02.173 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 130, Nr. L 173. WEITERE LIT.: Irby-Massie – Keyser 2002,112 (in der Parenthese “[i.e., 17 February 173]” Verwechslung von Geburts- und Todestag). Schönberger – Knobloch 2004, 265 (dt. Übers.; s.o. Anm. 62). Greenbaum 2009, 347 (Nr. 80). BEMERKUNGEN: Dies ist das späteste der von Valens in sein Handbuch aufgenommenen Horoskope. Es betrifft ein Kind, das im 6. Klima geboren wurde und 13 Tage und 3 Stunden später starb (7,4,15). In demselben Jahr starb das in Val. 7,4,20–22 besprochene Kind (s.o. zu Hor. gr. 162.II.9). Hor. gr. 175.XII.22 QUELLE: Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,5,4 EDITION: Wolf 1559, 98 (kritische Edition: Caballero Sánchez, demnächst) DATIERUNG: 22.12.175 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1964, 66.

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WEITERE LIT.: Pingree 1982b, 621f. Caballero Sánchez 2013a, 79. Jones 2010b, 4358. BEMERKUNGEN: Das Horoskop wurde entdeckt und datiert durch D. Pingree. Vollständige Planetendaten und Rückberechnung bei Pingree 1982b, 621f. (die Abweichungen sind allerdings sehr groß, bei Saturn 10°, bei Jupiter 19°, usw.; Sonne und Mond stimmen nach Pingrees Berechnung exakt; das Diagramm ist rein lateinisch beschriftet; im Innenfeld steht: Figura Cœli. Ad medium tertij climatis cuius latitudo est circa gradus. 31.; cf. Hor. gr. 213.VI.13). Jones 2010b, 4358, hält dieses Horoskop ebenso wie Hor. gr. 213.VI.13 für “contrived illustrations”. Hor. gr. 176.VII.3–5 QUELLE: Graffito in Dura Europos (vgl. unten zu Hor. gr. 219.I.9) DATIERUNG: 04.07.176 n.Chr. (oder 03.07. oder 05.07.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 49, Nr. 176; hier: s.u. S. 574976. WEITERE LIT.: Cumont 1935a, 22 (zu den Planetennamen   etc.; s. auch Bidez – Cumont 1938, I 1382). Samuel 1972, 142f. (zur kalendarischen Angabe über dem Diagramm). Evans 2004, 10. Thomann 2008, 100 (zur Kreisform des Diagramms, mit Abb.). Bennett 2011, 126. 24923. Hor. gr. 177.II.12 QUELLE: P. Oslo III 164 DATIERUNG: 12.02.177 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Protarchos (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 49f., Nr. 177. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 246 u. 252f. Heilen 2009, 27713. Hor. gr. 179.II.12 QUELLE: P. Oxy. XLVII 3353 DATIERUNG: 12.02.179 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Helenos (Z. 3; cf. Baccani 130 ad loc.) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 127–131, Nr. 10. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 249 u. 252f. Jones 1999a, I 308. Hor. gr. 181.I.7/17 QUELLE: PSI inv. 31 (= PSI XVII Congr. 15) DATIERUNG: 17(07?).01.181 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 132–136, Nr. 11. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 250 u. 252f.

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Hor. gr. 182.II.20–22 QUELLE: P. Mich. inv. 6329 DATIERUNG: 21.02.182 n.Chr. (oder 20.02. oder 22.02.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 50, Nr. 182 (mit Abb. ebd. 230, Taf. 31). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 340 (Nr. 7). Hor. gr. 184.VIII.28 QUELLE: P. Mich. III 152 DATIERUNG: 28.08.184 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 50f., Nr. 184. Hor. gr. 187.VII.31 QUELLE: P. Aberd. 13 DATIERUNG: 31.07.187 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 51, Nr. 187. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 250. 252f. Hutchinson 2009, 199. BEMERKUNGEN: Siehe Hagedorn – Worp 1994, 250 mit Anm. 34, zu den kalendarischen Angaben, die bei Umrechnung in ein julianisches Datum nicht auf den 30. (so Neugebauer – van Hoesen 1959), sondern 31. Juli 187 n.Chr. führen. Die von Hagedorn u. Worp zum Vergleich für den 31.07. errechneten astronomischen Positionen (nach Tuckerman) sind allerdings z.T. zu berichtigen (nach Galiastro 4.3, 10:00 Uhr Ortszeit Alexandria):  29° 54  [nicht 0° 30 ; Text: ];  22° 14  [nicht 6° ]; Text: ). [Hor. gr. 188.VIII.10 = Neugebauer – van Hoesen 1959, Nr. L 188]: umdatiert, s.o. Hor. gr. 70.VII.26 Hor. gr. 190.I.25 QUELLE: P. Oslo 163 DATIERUNG: 25.01.190 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 51f., Nr. 190. Hor. gr. 191.IX.10 QUELLE: P. Oxy. astron. 4241 DATIERUNG: 10.09.191 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 254–256 u. II 378f.

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Hor. gr. 200–300(?)a QUELLE: Graffito aus Dura Europos DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 58, Nr. 250,1. BEMERKUNGEN: Zu der Benennung “No. 250,1” vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1 (“tentatively assigned to the third century”). Unter den von Neugebauer – van Hoesen 1959, 58 genannten astronomisch möglichen Daten, auf die die spärlichen Angaben des Graffito führen (Januar “258, 270, 282, 294, etc. and, less likely, 246 or even earlier”), kommt der Januar 246 nicht in Frage, da Jupiter zu der Zeit nicht in den Zwillingen stand. Die nächstfrüheren möglichen Daten vor dem Jahre 258 liegen im Januar der Jahre 235, 223, 211 u. 199. Hor. gr. 200–300(?)b QUELLE: P. Ryl. 524 DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 58f., Nr. 250,2. BEMERKUNGEN: Zu der Benennung “No. 250,2” vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1 (“tentatively assigned to the third century”). Der paläographische Befund deutet auf das frühe 3. Jh. (Neugebauer – van Hoesen 1959, 59). Hor. gr. 200–300c QUELLE: P. Oxy. astron. 4285 DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 290 u. II 434f. WEITERE LIT.: Greenbaum – Ross 2010, 15973. Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines tabellarisch angelegten “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 200–300d QUELLE: P. Oxy. astron. 4297 DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Thoonis EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 294 u. II 444f. BEMERKUNGEN: wahrscheinlich Fragment eines Horoskops, aber nicht sicher. Hor. gr. 200–300e QUELLE: P. Oxy. astron. 4298 DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 294 u. II 444f.

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Hor. gr. 200–300f QUELLE: P. Oxy. astron. 4300 DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 295 u. II 446f. Hor. gr. 200–300g QUELLE: P. Oxy. astron. 4300a DATIERUNG: 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 295 u. II 446f. Hor. gr. 207.II.20 QUELLE: Bodleian Greek Ostracon 244 = Wilcken, Ostr. II 1602 DATIERUNG: 20.02.207 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 52f., Nr. 207. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 250 u. 252f. Hor. gr. 208(?) QUELLE: P. Mich. inv. 1461 DATIERUNG: 208 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 53, Nr. 208 (mit Abb. ebd. 230, Taf. 31). Hor. gr. 212.V.7 QUELLE: P. Oxy. astron. 4242 DATIERUNG: 07.05.212 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Ptolemaios (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 256f. u. II 378f. Hor. gr. 213.VI.13 QUELLE: Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,11,5 EDITION: Wolf 1559, 112 (kritische Edition: Caballero Sánchez, demnächst) DATIERUNG: 13.06.213 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1964, 66 (mit Datierung auf den 29.07.241 n.Chr.). WEITERE LIT.: Jones 2010b, 4358. Caballero Sánchez 2013a, 79. BEMERKUNGEN: Das Horoskop wurde entdeckt und datiert durch D. Pingree. Das Diagramm ist rein lateinisch beschriftet; im Innenfeld steht exakt derselbe Text wie bei Hor. gr. 175.XII.22 (s.o.). Die Neudatierung auf den 13.06.213

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n.Chr. stammt von Jones 2010b, 4358, der beide Horoskope für “contrived illustrations” hält. Hor. gr. 215.VI.23 QUELLE: Horoskopgemme DATIERUNG: 23.06.215 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer 1969a (mit Abb. 94). WEITERE LIT.: Gundel 1992, 128 (Abb. 57). 253 (Nr. 173). Simon 1997, 1008 (mit Abb. in LIMC VIII.2 p. 665, Planetae n° 38). Heilen 2009, 273f. BEMERKUNGEN: Die Gemme wurde 1967 von H. Seyrig in Beirut gekauft (Neugebauer 1969a, 361). Sie befindet sich heute in den Beständen der Bibliothèque Nationale, Paris (Mitteilung von A. Jones, 6. März 2013). – Vgl. die Horoskopgemme Hor. lat. 195.IX.11. Hor. gr. 217.IV.30–V.2 QUELLE: P. Oxy. astron. 4243 DATIERUNG: 01.05.217 n.Chr. (oder 30.04. oder 02.05.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 257 u. II 380f. Hor. gr. 217.V.12–13 QUELLE: P. Warren 21, verso, col. I,67–72 DATIERUNG: 12.05.217 n.Chr. (oder 13.05.) IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Didymos (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 53, Nr. 217. WEITERE LIT.: David et al. 1941, bes. p. 63 ad col. I,67. Gundel 1968, 66. BEMERKUNGEN: Aus demselben magischen Papyrus stammen auch Hor. gr. 219.II.1. Hor. gr. 219.II.12. Hor. gr. 244.VII.2. Hor. gr. 217.VIII.29 QUELLE: P. Oxy. astron. 4244 DATIERUNG: 29.08.217 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Ali[… (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 257f. u. II 380f. Hor. gr. 218.XI.27 QUELLE: P. Oxy. astron. 4245 DATIERUNG: 27.11.218 n.Chr., kurz vor Mitternacht IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 258f. u. II 382f.; hier: s.u. S. 1304. WEITERE LIT.: Heilen 2005c. Heilen 2010a, 54. Greenbaum – Ross 2010, 15973. Jones – Steele 2011, par. 19.

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Hor. gr. 219.I.9 QUELLE: siebenfacher Horoskop-Graffito aus Dura-Europos (vgl. oben zu Hor. gr. 176.VII.3–5) DATIERUNG: 09.01.219 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Alexander der Makedone, Sohn des Apollonikos EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 54–56, Nr. 219,I. WEITERE LIT.: Gagé 1954 (vor dessen Interpretation warnt Neugebauer – van Hoesen 1959, 5410). Neugebauer – van Hoesen 1964, 70 (ein corrigendum). Gundel – Gundel 1966, 173. Gagé 1968, 53 u. 252f. Hübner 1982, 143 (Nr. 3.132.32). Evans 2004, 10–11 mit Abb. 4. Thomann 2008, 103–105 (zur Kreisform der Diagramme, mit Abb.). Bennett 2011, 24923. BEMERKUNGEN: Die Horoskope wurden nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 55, am 30.05.219 n.Chr. angefertigt. Hor. gr. 219.II.1 QUELLE: P. Warren 21, verso, col. I,52–58 DATIERUNG: 01.02.219 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 56, Nr. 219,II,1. WEITERE LIT.: David et al. 1941. Gundel 1968, 66. BEMERKUNGEN: Aus demselben magischen Papyrus stammen auch Hor. gr. 217.V.12–13. Hor. gr. 219.II.12. Hor. gr. 244.VII.2. Hor. gr. 219.II.12 QUELLE: P. Warren 21, verso, col. I,59–66 DATIERUNG: 12.02.219 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 56f., Nr. 219,II,12. WEITERE LIT.: David et al. 1941. Gundel 1968, 66. BEMERKUNGEN: Aus demselben magischen Papyrus stammen auch Hor. gr. 217.V.12–13. Hor. gr. 219.II.1. Hor. gr. 244.VII.2. Hor. gr. 219.V.18 QUELLE: P. Oxy. XLVI 3298 (recto), col. I, ll. 1–8 DATIERUNG: 18.05.219 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Apollinarios (Text: Apolinarios, recto, col. I,1), Vater des Severos (s.u. zum Jahr 242) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 144–156, Nr. 14a. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309. BEMERKUNGEN: Über die 6 Horoskope dieses Papyrus (Baccani 14a,b,c,d,e, ferner ein nicht datierbares Fragment col. I,29–37) urteilt Jones 1999a, I 309: “I would guess that this document is an astrologer’s register rather than a family record.” (ähnlich Baccani 1992, 145).

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Hor. gr. 220.II.17–18 QUELLE: P. Oxy. III 585 DATIERUNG: 18.02.220 n.Chr. (oder 17.02.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 57, Nr. 220. WEITERE LIT.: Flintoff 1962, 189. Neugebauer – van Hoesen 1964, 70. Jones 1999a, I 308. BEMERKUNGEN: Neugebauer – van Hoesen 1964, 70, korrigieren die Uhrzeit von “about 3 A.M.” (so Neugebauer – van Hoesen 1959, 57 ad loc.) zu “about 3 P.M.”. Den Fehler bemerkte bereits Flintoff 1962, 189. Überprüfung ergibt: Richtig wäre “about 1 P.M.” (ca. 13:00 Uhr). Hor. gr. 221–234 QUELLE: P. Oxy. astron. 4287 DATIERUNG: 221–234 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 290 u. II 438f. BEMERKUNGEN: ist nur aufgrund des Kaisernotats (Alexander Severus, Z. 2) datierbar. Hor. gr. 223.I.1 QUELLE: P. Oxy. astron. 4246 DATIERUNG: 01.01.223 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 259f. u. II 384f. Hor. gr. 223.XII.14 QUELLE: P. Oxy. astron. 4247 DATIERUNG: 14.12.223 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 260 u. II 384f. (Abb. ebd. pl. X). WEITERE LIT.: Komorowska 2004, 401. [Hor. gr. 227.XII.4] QUELLE: P. Iand. 89 DATIERUNG: 04.12.227 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Ptolemais (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 57, Nr. 227. WEITERE LIT.: Bastianini – Gallazzi 1990, 6 (betonen zu Recht, dass es sich eigentlich nicht um ein Horoskop handelt, sondern nur um eine Geburtsnotiz; s.o. Anm. 512).

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Hor. gr. 229.V.17 QUELLE: P. Oxy. astron. 4248 DATIERUNG: 17.05.229 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 261 u. II 386f. Hor. gr. 234.X.5 QUELLE: Heph. 2,10,23–26 (= Porph. 489F Smith) EDITION: Pingree 1973–1974, I 112 DATIERUNG: 05.10.234 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Porphyrios (?) BESPRECHUNG: Neugebauer 1975, 944 (“in all probability part of his horoscope”). WEITERE LIT.: Goulet 1982, 211. Smith 1993, 562f. (489F). Hübner 2006b, 8. BEMERKUNGEN: Der Vortag (4. Oktober) ist ebenfalls erwägenswert. Nach Porph. vita Plot. 4 wurde Porphyrios 234 n.Chr. geboren. Gegen Neugebauers Interpretation könnte sprechen, dass sich das von Heph. 2,10,23–26 zitierte Beispiel auf eine Lehre zum frühen Kindstod bezieht (wurde bereits von Goulet 1982, 211, bemerkt; s. jetzt auch Hübner 2006b, 814). Hor. gr. 237.VII.7 QUELLE: P. Oxy. astron. 4250 DATIERUNG: 07.07.237 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Sarapion (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 263 u. II 388f. [Hor. gr. 241.VII.29]: umdatiert, s.o. Hor. gr. 213.VI.13 Hor. gr. 242.X.4 QUELLE: P. Oxy. XLVI 3298 (recto), col. II, ll. 9–17 DATIERUNG: 04.10.242 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Severos (recto, col. II,9, Sohn des Apollinarios, s.o. zum Jahr 219) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 144–156, Nr. 14b. WEITERE LIT.: Hübner 2005a, 18. BEMERKUNGEN: vgl. oben zu Hor. gr. 219.V.18 (Baccani 14a). Hor. gr. 243.I.11 QUELLE: P. Oxy. XLVI 3298 (verso), col. II, ll. 38–40 DATIERUNG: 11.01.243 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Sabinus, Sohn der Isis (verso, col. II,40) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 144–156, Nr. 14e. BEMERKUNGEN: explizite Nennung der Mutter des Nativen, da eine hinzugefügte magische Formel die exakte Identifizierung der Person erfordert; die Identität

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der Mutter steht naturgemäß mit größerer Gewissheit fest als die des Vaters (cf. Baccani ad loc.). Vgl. oben zu Hor. gr. 219.V.18 (Baccani 14a). Hor. gr. 243.I.22–23 QUELLE: P. Worp DATIERUNG: 22. oder 23. Januar 243 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Areios (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 137–139, Nr. 12. WEITERE LIT.: Worp 1974. BEMERKUNGEN: Neugebauer bei Worp 1974 datiert das Horoskop auf die Nacht vom 20./21.01.243 (Mitternacht), Baccani auf dieselbe oder die folgende Nacht; Neudatierung mit Galiastro 4.3 ergibt: Plausibel ist der 22. oder 23.01.243, je ca. 01:30 Uhr morgens ( 12° 19  bzw. 24° 56 ); am 21.01. überschreitet der Mond gerade die Grenze / (um 01.34 Uhr, ASC = ). Hor. gr. 244.II.12 QUELLE: P. Oxy. astron. 4251 DATIERUNG: 12.02.244 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens K[… EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 264 u. II 388f. Hor. gr. 244.VII.2 QUELLE: P. Warren 21, verso, col. I,73–75 DATIERUNG: 02.07.244 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Dionysia (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 57, Nr. 244. WEITERE LIT.: David et al. 1941. Gundel 1968, 66. BEMERKUNGEN: Aus demselben magischen Papyrus stammen auch Hor. gr. 217.V.12–13. Hor. gr. 219.II.1. Hor. gr. 219.II.12. Hor. gr. 245.II.6 QUELLE: P. Harris 53 DATIERUNG: 06.02.245 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 58, Nr. 245. Hor. gr. 245–246 QUELLE: P. Oxy. XLVI 3298 (recto), col. III, ll. 18–20 DATIERUNG: 245–246 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens De[... (recto, col. III,18) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 144–156, Nr. 14c. BEMERKUNGEN: vgl. oben zu Hor. gr. 219.V.18 (Baccani 14a).

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Hor. gr. 246.X.19 QUELLE: PKöln V 236 DATIERUNG: 19.10.246 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Sarapion (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 140–143, Nr. 13. Hor. gr. 248–249 QUELLE: P. Oxy. astron. 4252 DATIERUNG: zwischen dem 31.12.248 und dem 9.2.249 n.Chr. (wegen der Marsposition; s. Jones 1999a, I 264). IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Neik[… (Z. 7) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 264f. u. II 390f. Hor. gr. 249–250 QUELLE: P. Oxy. XLVI 3298 (recto), col. III, ll. 21–28 DATIERUNG: 249–250 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Amm[... (recto, col. III,21) EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 144–156, Nr. 14d. BEMERKUNGEN: vgl. oben zu Hor. gr. 219.V.18 (Baccani 14a). Hor. gr. 250 QUELLE: P. Oxy. astron. 4253 DATIERUNG: zwischen Ende Februar und Anfang September 250 n.Chr. (aufgrund der Marsposition, s. Jones 1999a, I 265) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 265 u. II 392f. Hor. gr. 250–300a QUELLE: P. Oxy. astron. 4284 DATIERUNG: spätes 3. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 289 u. II 434f. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 340 (Nr. 11). Greenbaum – Ross 2010, 15973. Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 250–300b QUELLE: P. Laur. III/981 (Oxyrhynchos) DATIERUNG: – IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani – Pintaudi 2006–2008, 78. BEMERKUNGEN: ist nach Pintaudi und Baccani möglicherweise Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Paläographische Datierung ins späte 3. Jh.

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Hor. gr. 250–350a QUELLE: P. Oxy. astron. 4282 DATIERUNG: spätes 3. oder frühes 4. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 288 u. II 430f.; hier: s.u. S. 1095. WEITERE LIT.: Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 250–350b QUELLE: P. Oxy. astron. 4283 DATIERUNG: spätes 3. oder frühes 4. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 289 u. II 432f. WEITERE LIT.: Greenbaum – Ross 2010, 15973. Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: Nach Jones handelt es sich um Fragmente eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 250–350c QUELLE: P. Oxy. astron. 4295 DATIERUNG: spätes 3. oder frühes 4. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 293 u. II 442f. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 340 (Nr. 12). Hor. gr. 254.X QUELLE: P. Oxy. astron. 4254 DATIERUNG: Oktober 254 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 265f. u. II 392f. BEMERKUNGEN: Die Planetenpositionen treffen auf die letzten 10 Tage im Oktober 254 zu (Jones 1999a, I 265). Hor. gr. 255.VII.22 QUELLE: P. Oxy. XXXVI 2790, col. II DATIERUNG: 22.07.255 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 157–165, Nr. 15b. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309. Greenbaum 2009, 340 (Nr. 9). Hor. gr. 256.VIII.28–29 QUELLE: P. Oxy. astron. 4255 DATIERUNG: 28.08.256 n.Chr. (oder 29.08.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 266 u. II 394f.

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Hor. gr. 257.IX.5 QUELLE: P. Oxy. XXXVI 2790, col. I DATIERUNG: 05.09.257 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 157–165, Nr. 15a. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309. Greenbaum 2009, 340 (Nr. 10). Hor. gr. 258.IX.26 QUELLE: P. Oxy. XII 1563 DATIERUNG: 26.09.258 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 59f., Nr. 258. WEITERE LIT.: Stein 1924, 33 (zur Bedeutung dieses Textes für die historische Chronologie). Jones 1999a, I 309. Heilen 2005d, 15780. Hor. gr. 260.IX.29 QUELLE: P. Oxy. XII 1476 DATIERUNG: 29.09.260 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Sarapammon (Z. 13) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 60f., Nr. 260. WEITERE LIT.: Stein 1924, 33f. (zur Bedeutung dieses Textes für die historische Chronologie). Jones 1999a, I 309. Kollerstrom 2001, 152–157. Heilen 2005d, 15780. Hor. gr. 269–275 QUELLE: P. Oxy. astron. 4256 DATIERUNG: 269–275 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 266 u. II 394f. BEMERKUNGEN: Die Sonne steht im Widder (Z. 5). Hor. gr. 277.I.21 QUELLE: PSI 764 DATIERUNG: 21.01.277 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Theoninos (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 61, Nr. 277. Hor. gr. 278.IX.21 QUELLE: P. Oxy. XXXI 2557 DATIERUNG: 21.09.278 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 166–168, Nr. 16. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309.

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Hor. gr. 279.I.29 QUELLE: PMich. inv. 6664, ll. 1–12 DATIERUNG: 29.01.279 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1964, 67f., u. Baccani 1992, 173–177, Nr. 18a. Hor. gr. 279.VI.7 QUELLE: P. Oxy. astron. 4257 DATIERUNG: 07.06.279 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 267 u. II 394f. [Hor. gr. 280.X.5, cf. Neugebauer 1969b]: umdatiert, s.o. Hor. gr. 73.XI.11 Hor. gr. 282.IX.13 QUELLE: P. Cornell inv. 78 DATIERUNG: 13.09.282 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 61, Nr. 282 (= ed. princ.); Abb. ebd. 230, Taf. 31. Hor. gr. 283.III.23 QUELLE: P. Oxy. XII 1564 DATIERUNG: 23.03.283 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Pichime (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 62, Nr. 283. WEITERE LIT.: Stein 1924, 47. Jones 1999a, I 309. Heilen 2005d, 15780. BEMERKUNGEN: Der nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 621, verlorene Papyrus befindet sich im St. Louis (Missouri) Art Museum (Jones 1999a, I 309). Zu seiner Bedeutung für die historische Chronologie s. Stein 1924, 47. Hor. gr. 283.VI.19 QUELLE: P. Oxy. astron. 4258 DATIERUNG: 19.06.283 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Apia (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 267 u. II 396f. (Abb. ebd. pl. XI). Hor. gr. 284.XI.10 QUELLE: PSI VII 765 DATIERUNG: 10.11.284 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 62f., Nr. 284. WEITERE LIT.: Baccani 1992, 45f. Hagedorn – Worp 1994, 251 u. 252f.

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BEMERKUNGEN: das Horoskop einer Frau (vgl. Z. 3   ). Baccani 1992, 45f., rechnet es zu den “oroscopi elaborati”. Hor. gr. 284.XII.9 QUELLE: P. Oxy. astron. 4259 DATIERUNG: 09.12.284 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Hierax (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 268 u. II 396f. Hor. gr. 285–293 QUELLE: P. Oxy. astron. 4291 DATIERUNG: 285–293 n.Chr. (nur durch das Kaisernotat in Z. 3–4 datierbar) IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser ...]doros (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 292 u. II 440f. Hor. gr. 285–400 QUELLE: P. Oxy. astron. 4294 DATIERUNG: 4. Jh. n.Chr. (frühestens 285 n.Chr.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 293 u. 442f. Hor. gr. 285.IX.16 QUELLE: P. Oxy. astron. 4290 DATIERUNG: 16.09.285 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 291 u. II 440f. Hor. gr. 289.XI.18 QUELLE: P. Oxy. astron. 4261 DATIERUNG: 18.11.289 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 269 u. II 398f. (Abb. ebd. pl. XII). Hor. gr. 291.V.26 QUELLE: PPrag. I 98 DATIERUNG: 26.05.291 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani 1992, 169–172, Nr. 17. Hor. gr. 292–293 QUELLE: P. Oxy. astron. 4262 DATIERUNG: 292–293 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 269 u. II 400f.

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Hor. gr. 293.VIII.28 QUELLE: P. Oxy. XII 1565 DATIERUNG: 28.08.293 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 63, Nr. 293,VIII. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309. Hor. gr. 293.XII.8(?) QUELLE: P. Fouad 7 DATIERUNG: 08.12.293 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 63, Nr. 293,XII. Hor. gr. 295.VI.9 QUELLE: P. Laur. III/980 (Oxyrhynchos) DATIERUNG: 09.06.295 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani – Pintaudi 2006–2008, 75–78. Hor. gr. 296.X.3(?) QUELLE: P. Oxy. astron. 4260 DATIERUNG: 03.10.296 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Saprion (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 268 u. II 398f. Hor. gr. 299.VI.10 QUELLE: P. Oxy. astron. 4263 DATIERUNG: 10.06.299 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 270 u. II 400f. Hor. gr. 300.IV.18 QUELLE: P. Oxy. astron. 4264 DATIERUNG: 18.04.300 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 270 u. II 402f. Hor. gr. 300–400a QUELLE: P. Oxy. astron. 4293 DATIERUNG: 4. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 292 u. II 442f.

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Hor. gr. 300–400b QUELLE: P. Oxy. astron. 4296 DATIERUNG: 4. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 293 u. II 444f. Hor. gr. 303.III.14 QUELLE: P. Schøyen 1802/4 DATIERUNG: 14.03.303 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Baccani – Pintaudi 2006–2008, 73–75. BEMERKUNGEN: Auf denselben Tag ist Hor. lat. 303.III.14 datiert (s.u.). Hor. gr. 304.XI.4 QUELLE: PMich. inv. 6664, ll. 13–24 DATIERUNG: 04.11.304 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine gewisse Theonis (l. 13) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1964, 68f., u. Baccani 1992, 173–177, Nr. 18b. Hor. gr. 312.X.15–17 QUELLE: P. Oxy. astron. 4266, col. II DATIERUNG: 16.10.312 n.Chr. (oder 15.10. oder 17.10.) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 272f. u. II 404f. BEMERKUNGEN: Der Schreiber hieß Diapalos (s.u. zu Hor. gr. 314.XI.19). Hor. gr. 313.VII.21 QUELLE: P. Oxy. astron. 4265,1–5 DATIERUNG: 21.07.313 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 271f. u. II 402f. Hor. gr. 313.VIII.1 QUELLE: P. Oxy. astron. 4266a DATIERUNG: 01.08.313 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 273f. u. II 406f. Hor. gr. 314.XI.19 QUELLE: P. Oxy. astron. 4266, col. I DATIERUNG: 19.11.314 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 272f. u. II 404f.

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BEMERKUNGEN: In col. I,12 hat der Schreiber seinen Namen vermerkt (  ). Vgl. oben zu Hor. gr. 81.III.31 (Titus Pitenius). Hor. gr. 316.IX.25 QUELLE: P. Grenfell [1] DATIERUNG: 25.09.316 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Herakleides (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 63f., Nr. 316. Hor. gr. 318.IX.24 QUELLE: P. Oxy. astron. 4268 DATIERUNG: 24.09.318 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 274f. u. II 408f. Hor. gr. 318.XI.8 QUELLE: P. Oxy. astron. 4267 DATIERUNG: 08.11.318 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 274 u. II 406f. Hor. gr. 319.XI.18–19 QUELLE: P. Berlin. 9825 (unediert) DATIERUNG: 18./19.11.319 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Alexander Jones (demnächst); hier: s.u. S. 1055. 1072. 1095. 11582929. 13513555. 13833659. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 240. 341 (Nr. 13). BEMERKUNGEN: ein am Anfang verstümmeltes, ungewöhnlich detailreiches Horoskop, berechnet für die Breite von Syene. Bietet minutengenaue Längen- und Breitendaten sowie Paranatellonta, alle vier Kardinalpunkte, alle sieben Lose nach Paulos Alexandrinos (kein anderes antikes Horoskop bietet mehr als vier Lose, s. Greenbaum 2008, wo dieser Neufund auf S. 181 als Nr. 79a zu ergänzen ist) und viele weiteren Angaben, u.a. zu den Mondknoten, zum letzten Vollmond, etc. Der Text bietet wie üblich keine Prognose. Lexikalisch verdient Erwähnung, dass der Autor am Ende drei Belege für das nach LSJ + Suppl. 1996 nur einmal als dubia lectio belegte Verb  bietet, und zwar stets als Aorist  im Sinne von  oder   zur Anfügung eines Prädikatsnomens, z.B.          (vgl. LSJ s.v. I.2 a.E.). Der übrige Text bietet vereinzelt Grammatikfehler.

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Hor. gr. 320.II.17 QUELLE: P. Oxy. astron. 4269 DATIERUNG: 17.02.320 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 275 u. II 408f. Hor. gr. 320.XII.30 QUELLE: P. Iand. 88 DATIERUNG: 30.12.320 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 64, Nr. 320. WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1964, 70, verweisen auf ein von Gundel 1963 publiziertes Photo dieses Textes. Die Konstellation wird exemplarisch zitiert bei Gundel – Kehl 1994, 609. Hor. gr. 325.XI.17 QUELLE: P. Oxy. astron. 4269a DATIERUNG: 17.11.325 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 276 u. II 410f. Hor. gr. 326.II.8 QUELLE: Louvre 10.390 (Pergament) DATIERUNG: 08.02.326 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Koprios (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 64f., Nr. 326 (ed. princ.); Abb. ebd. 229, Taf. 30. Hor. gr. 327.VIII.17 QUELLE: ein goldener Siegelring aus Syrien (Richmond, Virginia Museum of Fine Arts, Inv. 67–52–11 [ehemals Collection de Clercq]) DATIERUNG: 17.08.327 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: A.-J. Festugière u. O. Neugebauer bei Neugebauer – van Hoesen 1964, 69f. WEITERE LIT.: Rea 1980 (p. 158: “the date of its manufacture may be set in the period A.D. 340–400”). Rea 1984. Dagmar Stutzinger bei Beck – Bol 1983, 557f., Nr. 162. Jones 2010b, 32f. BEMERKUNGEN: Der Astrologe errechnete tropische Längen nach Ptolemaios und konvertierte diese dann nach der theonischen Formel in siderische Werte (Jones 2010b, 32f.). Nach einem von Jones 2010b, 4359, zitierten Ausstellungskatalog (Stutzinger 1984, 557f., non vidi) stammt der Ring aus der syrischen Stadt Tartos.

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Hor. gr. 328 QUELLE: O. Douch IV 433 DATIERUNG: dem Text zufolge 6.7.328 bzw. 11.4.328 n.Chr.; beides ist astronomisch unmöglich IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Wagner 1999, 59f. (ohne astronomische Analyse). WEITERE LIT.: de Jong – Worp 2001, 2045. Nenna 2003, 373. Hor. gr. 330.V.11 QUELLE: Demophilos, cod. Marc. gr. 324, ff. 281v–282v (und weitere Hss.) DATIERUNG: 11.05.330 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Gründung der Stadt Konstantinopel EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1977b. WEITERE LIT.: Gauricus 1552, 2r–3r. Preger 1901, 339f. St. Weinstock, CCAG IX 2 (1953), p. 1772. Gundel – Gundel 1966, 216. 281. 285. Knappich 1967, 112. Gundel – Kehl 1994, 611. Abry 1996, 139. Hübner 2001e, 834. Hübner 2003c, 8995. Pérez Jiménez 2004, 195. Boudet 2005, 63. Hübner 2011b, 345. BEMERKUNGEN: Dies ist das Horoskop der feierlichen Einweihung der Stadt nach dem Abschluss der Bauarbeiten. Für die Grundsteinlegung am 28.11.328 n.Chr. gab es ein eigenes (verlorenes) Horoskop, wie die Patria Constantinopolis belegt (zit. von Preger 1901, 338f., u. Pingree 1977b, 305). Hor. gr. 332.VI.2 QUELLE: P. Kell. Gr. [noch o.Nr.] (Kellis, Oase Dakhleh) DATIERUNG: 02.06.332 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 2001, 208–209 (Nr. 3). Hor. gr. 337.V.14 QUELLE: P. Kell. Gr. [noch o.Nr.] (Kellis, Oase Dakhleh) DATIERUNG: 14.05.337 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 2001, 212–213 (Nr. 4b). BEMERKUNGEN: Die endgültige Publikation steht noch aus. Hor. gr. 338.XII.24 QUELLE: PSI I 23,a DATIERUNG: 24.12.338 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Hermesion (Z. 2), ein Steuereintreiber EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 65–67, Nr. 338; hier: s.u. S. 1096. WEITERE LIT.: Baccani 1992, 45f. Kollerstrom 2001, 152–157. Greenbaum 2009, 234f. (mit Diagr.). 341 (Nr. 14). 366. Heilen 2010a, 54. Jones – Steele 2011, Anm. 25.

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BEMERKUNGEN: Es handelt sich, wie Neugebauer – van Hoesen 1959, 66, zeigen, um eine antike Kopie des (verlorenen) Originals. Anscheinend hat Hermesion sein eigenes Horoskop zusammen mit denen mehrerer Angehöriger (Hor. gr. 351.I.1–3. Hor. gr. 366.I.6. Hor. gr. 370.I.8. Hor. gr. 373.I.3. Hor. gr. 376.X.12. Hor. gr. 381.II.19. Hor. gr. 385.IV.9) in einer einzigen Abschrift vereint. – Baccani 1992, 45f., rechnet Hor. gr. 338.XII.24 zu den “oroscopi elaborati”. Vgl. auch ebd. 55. Hor. gr. 345.VI.27 QUELLE: PSI IV 312 DATIERUNG: 27.06.345 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens E[... oder He[... (Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 67f., Nr. 345; hier: s.u. S. 977. BEMERKUNGEN: In der Rückberechnung von Neugebauer – van Hoesen 1959, 68, ist die Marslänge “ 21” wohl ein Druckfehler für  11 (Galiastro 4.3:  10° 55). Hor. gr. 348.X.26 QUELLE: P. Oxy. astron. 4265,6–12 DATIERUNG: 26.10.348 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –  EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 271f. u. II 402f. BEMERKUNGEN: Nativität einer höhergestellten Dame (Z. 6    Hor. gr. 350.III.20 QUELLE: P. Oxy. astron. 4270 DATIERUNG: 20.03.350 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Ammonas (Z. 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 276f. u. II 410f. BEMERKUNGEN: von 2. Hand a.E. eine Notiz über das Heiratslos. Hor. gr. 350–450 QUELLE: P. Oxy. astron. 4278 DATIERUNG: spätes 4. oder frühes 5. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 286f. u. II 426f. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 307f. BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 351.I.1–3 QUELLE: PSI I 24,b DATIERUNG: 01.01.351 n.Chr. (oder 02.01. oder 03.01.)

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IDENTIFIZIERUNG: Hermeione (Z. 11), eine Angehörige (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 68f., Nr. 351 (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 341 (Nr. 15). Hor. gr. 353.III.19 QUELLE: Paul. Alex. 23 u. 31 EDITION: Boer 1958, p. 51,8–21 u. pp. 83,13–84,14 DATIERUNG: 19.03.353 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Wahrscheinlich handelt es sich um die Nativität des Kronamon, Sohn oder Schüler des Paulos Alexandrinos (cf.   , p. 1,5 Boer) BESPRECHUNG: Holden 1989. WEITERE LIT.: O. Neugebauer bei Boer 1958, 135f. Jones 1986, 379f. Holden 1996, 78. Hübner 2005a, 14. Holden 2012, 143f. BEMERKUNGEN: Zum Namen Kronamon vgl. Reitzenstein 1904, 135, der zwar nicht von Paul. Alex. spricht, aber ein alchemistisches, dem Horus zugeschriebenes Werk an einen gewissen  (hier mit --) erwähnt (mit dem Kommentar: “d. h. an Kronos, der Amon ist” (sic). Da Paulos im Kap. 20 (p. 41,3–16 Boer) noch exemplarisch den aktuellen Wochentag (Z. 4 ) aus dem Datum des alexandrinischen Kalenders berechnet hatte, was auf Mittwoch, den 14. Februar 378 n.Chr. führt (vgl. die Erläuterung von O. Neugebauer bei Boer 1958, 135f.), muss Kap. 31, in dem das 26. Lebensjahr des Nativen erwähnt wird, entweder nach dem 19. März desselben Jahres verfasst sein (also ein Fortschritt bei der Abfassung des Werks von 11 Kapiteln in 5 Wochen), oder ebenfalls noch im Februar/März 378 prospektiv formuliert worden sein. In diesem Fall könnte man an ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn Kronamon denken. Nota bene: Das am 19. März beginnende 26. Lebensjahr des Nativen steht unter der Chronokratorie des Hermes, also des Schutzgottes der in dieser Einführung behandelten Astrologie. Hor. gr. 353.IX.21–22 QUELLE: ein Graffito aus Abydos im Tempel des Sethos I. DATIERUNG: 21.09.353 n.Chr. (oder 22.09.) IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Artemidoros (Subskription, Z. 1) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 69, Nr. 353. WEITERE LIT.: Pedrizet – Lefebvre 1919, 114–116, Nr. 641 (mit Abb.). Evans 2004, 4034. Thomann 2008, 105 (zur Kreisform des Diagramms, mit Abb.). Hor. gr. 354.XII.31 QUELLE: P. Oxy. astron. 4271 DATIERUNG: 31.12.354 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 277 u. II 412f. Hor. gr. 361.XI.3 QUELLEN: Amm. 21,2,2. Zos. 3,9,6. Zon. 13,11 EDITIONEN: Seyfarth et al. 1978, 218f. (Amm.). Paschoud 1979–2000, III 22 (Zos.). Dindorf 1868–1875, III 207,10–13 (Zon.). DATIERUNG: (03.11.) 361 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Tod des Kaisers Constantius II. (07.08.317 – 03.11.361 n.Chr.) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1964, 66f. BEMERKUNGEN: vier griechische daktylische Hexameter; der Text bietet nur die Positionen Saturns und Jupiters. Hor. gr. 364.XI.6 QUELLE: P. Kell. Gr. [noch o.Nr.] (Kellis, Oase Dakhleh) DATIERUNG: 06.11.364 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 2001, 210–212 (Nr. 4a); hier: s.u. S. 11682957. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 341 (Nr. 16). BEMERKUNGEN: Die endgültige Publikation steht noch aus. Hor. gr. 366.I.6 QUELLE: PSI I 22,a DATIERUNG: 06.01.366 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Nilammon (Z. 1), ein Angehöriger (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 69f., Nr. 366 (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). Hor. gr. 370.I.8 QUELLE: PSI I 22,d DATIERUNG: 08.01.370 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kyrillus (Z. 29), ein Angehöriger (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 70, Nr. 370 (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Bagnall 1993, 273f. (zu Horoskopen von Christen, zu denen der hiesige Native zu zählen sei). Greenbaum 2009, 341 (Nr. 17). Hor. gr. 370.VI.16 QUELLE: P. Oxy. astron. 4272,1–7 DATIERUNG: 16.06.370 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 278 u. II 412f. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 341 (Nr. 18). BEMERKUNGEN: frühestes Zeugnis für die in byzantinischen Handschriften üblichen Abkürzungen und Symbole der Planeten (Jones 1999a, I 62f.). Hor. gr. 373.I.3 QUELLE: PSI I 24,a DATIERUNG: 03.01.373 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Hermeion (Z. 1), ein Angehöriger (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 70f., Nr. 373 (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 341 (Nr. 19). Hor. gr. 373.V.16 QUELLE: P. Kell. I Gr. 84 (aus Kellis, Oase Dakhleh), Beschreibstoff: Holz DATIERUNG: 16.05.373 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 1995 (Kurzfassung: Worp 1995, 210–213); s. auch Heilen 2004a, 131–133; hier: s.u. S. 7221603. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 252. de Jong – Worp 2001, 213. Greenbaum 2009, 341 (Nr. 20). Heilen 2010a, 54. BEMERKUNGEN: vermutlich ders. Schreiber wie Nr. 2a-b von Kellis (de Jong – Worp 2001, 213). Die astronomische Identifizierung der Daten ist problematisch; unzureichende Übereinstimmung mit den Textangaben. Hor. gr. 375.X.26 QUELLE: P. Oxy. astron. 4272,8–12 (s.o. zu Hor. gr. 370.VI.16) DATIERUNG: 26.10.375 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 278f. u. II 412f. Hor. gr. 376.X.12 QUELLE: PSI I 22,b; Duplikat: PSI I 23,b DATIERUNG: 12.10.376 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Joannes (PSI I 22,b, Z. 11, PSI I 23,b, Z. 31; oder Joanna?), ein Angehöriger (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 71f., Nr. 376,a u. 376,b (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Bagnall 1993, 273f. (zu Horoskopen von Christen, zu denen der hiesige Native zu zählen sei). Greenbaum 2009, 342 (Nr. 23).

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Hor. gr. 380.II.22 QUELLE: Heph. 2,1,32–34. 2,2,22–26. EDITION: Pingree 1973–1974, I 87 u. 91f. DATIERUNG: 22.02.380 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Hephaistion von Theben (Konzeption) BESPRECHUNG: s.u. zu Hor. gr. 380.XI.26 sowie auch S. 513. BEMERKUNGEN: Zu Empfängnishoroskopen insgesamt s.u. Komm. zu T3. Hor. gr. 380.XI.26 QUELLE: Heph. 2,11,6–7. 2,11,9–15 EDITION: Pingree 1973–1974, I 117f. DATIERUNG: 26.11.380 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Hephaistion von Theben BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 131f., Nr. L 380; ausführliche Besprechung von Heph. 2,1,32–34. 2,2,22–27 u. 2,11,6–7 bei Frommhold 2004, 151–162; hier: s.u. S. 528751. 532. WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 3803. 381f. Flintoff 1962, 190. Neugebauer – van Hoesen 1964, 70. Gundel – Gundel 1966, 2437. Neugebauer 1975, 943. 95429. Feraboli 1981, 159f. North 1986, 71f. Pingree 1989, 229 (“conceived on 20 February 380” ist falsch, s.u.). Hübner 2005a, 13. Beck 2007, 94. A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 365. Heilen 2010a, 83101. Jones 2010b, 34. Hübner 2011b, 35. Gramaglia 2013, 3. BEMERKUNGEN: Zur Identifikation des Nativen vgl. Heph. 2,2,23   u. Pingree 1973–1974, vol. I, praef. p. V. Die vier Textstellen bilden zusammen ca. 65 Teubnerzeilen, enthalten aber keinerlei biographische Informationen. Heph. 2,1,32–34 (“First Version” bei Neugebauer – van Hoesen a.a.O.) illustriert die Berechnung des Konzeptionsdatums (22.02.380), Heph. 2,2,22–26 (“Second Version”) die des Geburtsaszendenten (nicht des Konzeptionsaszendenten, wie die von Neugebauer und van Hoesen benutzte Epitome will; Richtigstellung bei Feraboli 1981, 160), Heph. 2,11,6–7 u. 2,11,9–15 die der Segmente der Dodekatropos. Statt Heph. 2,11,9–15 benutzten Neugebauer – van Hoesen a.a.O. als “Third Version” die nicht unerheblich abweichende Fassung dieser Passage im CCAG VIII 2 (1911), pp. 67,34–68,31, die aus dem cod. Paris. gr. 2501 stammt und Heph. epit. 4,25,18–27 in der Edition Pingrees (1974) entspricht. Heph. 2,11,6–7 hat in der vierten Epitome keine Entsprechung und blieb daher von Neugebauer und van Hoesen unberücksichtigt. – Corrigenda: Neugebauer – van Hoesen 1959, 1315–6 bezeichnen den Textwert von 9 Stunden (Heph. 2,1,34    = p. I 87,17 Pingree) als falsch, richtig sei 9. Das beruht auf unachtsamer Addition verschiedener Größen,  Stunde und  Tag. Ferner bieten Neugebauer – van Hoesen 1959, 132 als Entsprechung des 22. Februar 380 (Schaltjahr) fälschlich “Diocletian 97 Mekheir (VI) 26” (Zahlendreher, richtig wäre 96 ... 27). Den zu p. 1315–6 notierten Fehler hat schon Flintoff 1962, 190, aufgezeigt (mit erneutem Lapsus: p. 190,a16 lies “273” statt “273½”), Korrektur zu p. 1315–6 bei Neugebauer – van Hoesen 1964, 70.

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Hor. gr. 381.II.19 QUELLE: PSI I 22,c; Duplikat: PSI I 24,d DATIERUNG: 19.02.381 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kyros (PSI I 22,c, Z. 21, PSI I 24,d, Z. 30), ein Angehöriger (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 72, Nr. 381,a u. 381,b (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 342 (Nr. 24). Hor. gr. 385.IV.9 QUELLE: PSI I 24,c DATIERUNG: 09.04.385 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Nestia, auch Apollonia genannt (Z. 20), eine Angehörige (?) des Hermesion (Hor. gr. 338.XII.24) EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 73, Nr. 385 (vgl. ebd. 66 zu Nr. 338). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 342 (Nr. 25). Hor. gr. 388.VI.4 QUELLE: P. Kell. Gr. [noch o.Nr.] (Kellis, Oase Dakhleh) , Beschreibstoff: Holz DATIERUNG: 04.06.388 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 2001, 206–208 (Nr. 2b). WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 342 (Nr. 22). BEMERKUNGEN: vermutlich ders. Schreiber wie Nr. 1 u. 2a von Kellis (de Jong – Worp 2001, 213). Die endgültige Publikation steht noch aus. – n.b.: “we think that [...] 2a and 2b have not been calculated, but were composed for educational purposes” (de Jong – Worp ibid. 213). Hor. gr. 392.VII.10–11(?) QUELLE: P. Kell. Gr. [noch o.Nr.] (Kellis, Oase Dakhleh), Beschreibstoff: Holz DATIERUNG: Nacht des 10/11.07.392 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser junger Plutianos (Z. 15) EDITION UND BESPRECHUNG: de Jong – Worp 2001, 203–206 (Nr. 2a); s. auch Heilen 2004a, 133–136. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 342 (Nr. 21). BEMERKUNGEN: vermutlich ders. Schreiber wie Nr. 1 u. 2b von Kellis (de Jong – Worp 2001, 213). Endgültige Publikation steht noch aus. Siehe auch oben zu Hor. gr. 388.VI.4. Hor. gr. 394.XII.26 QUELLE: P. Oslo 165 DATIERUNG: 26.12.394 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 73, Nr. 394. Hor. gr. 399.II.4–5 QUELLE: P. Oxy. astron. 4273 DATIERUNG: 4. oder 5. Februar 399 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Aph[… (Z. 3) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 279 u. II 414f. Hor. gr. 400–401(?) QUELLE: Rhet. epit. 4,15 EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), pp. 232,1–234,26 DATIERUNG: 15.12.400 n.Chr. (?) oder 11.01.401 n.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 132–135, Nr. L 401. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 2508. Barnes 1976, 762. Pingree 1977a, 218. Pingree 1978a, II 440. Pingree 2001a, 10. Jones 2010b, 4463. BEMERKUNGEN: Grundkonstellation und umfangreiche Berechnung der einzelnen Planetenchronokratorien; keinerlei biographische Informationen. Die astronomischen Daten legen die Vermutung nahe, dass sie eine fiktive Konstellation bilden; vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 134 u. 158, u. bes. Jones 2010b, 4463. Barnes 1976, 762, erwägt hingegen Identifizierung mit dem oström. Kaiser Markianos (Regierungszeit: 450–457 n.Chr.). Hor. gr. 400–500a QUELLE: P. Oxy. astron. 4286 DATIERUNG: 5. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 290 u. II 436f. WEITERE LIT.: Greenbaum 2009, 342 (Nr. 26). BEMERKUNGEN: ist nach Jones Fragment eines tabellarisch angelegten “Deluxe Horoscope”. Hor. gr. 400–500b QUELLE: P. Oxy. astron. 4292 DATIERUNG: 5. Jh. n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 292 u. II 440f. Hor. gr. 412.II.7 QUELLE: Marin. vita Procl. 35 EDITION: Saffrey – Segonds 2001, 41 DATIERUNG: 07.02.412 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Proklos (07.02.412 – 17.04.485)

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BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 135f., Nr. L 412, und Jones 1999b; hier: s.o. S. 9; s.u. S. 528751. 532. 614f. 630. WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 2592. 5091. Évrard 1960. Neugebauer 1975, 1032–1034. North 1986, 71f. Siorvanes 1996, 1f. u. 26f. Cumont 2000, 86. Edwards 2000, 56. Kollerstrom 2001, 152–157. Saffrey – Segonds 2001, 185–201 (Appendice: L’horoscope de Proclus). Hübner 2005a, 13. Hübner 2006b, 8. Greenbaum 2009, 347 (Nr. 81). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Die maßgebliche Besprechung bietet Jones 1999b, bes. 84f.: Das Horoskop wurde fälschlich für die Breite von Rhodos berechnet, obwohl Proklos in Konstantinopel geboren wurde; davon abgesehen wurden die Tafeln des Ptolemaios – entweder die Handlichen Tafeln oder die des Almagest – von einem Fachmann angewendet; Mond- und Sonnenposition sind durch die Überlieferung entstellt; vielleicht entstand das Horoskop in Proklos’ Jugend in Xanthos (Lykien); cf. Jones ibid. 88. Die Datierung auf den 7. Februar stammt von Jones (Neugebauer – van Hoesen 1959, 135: 8. Febr.). Hor. gr. 419.VII.2 QUELLE: Val. add. 1,38–49 EDITION: Pingree 1986, 351 (thema 122) DATIERUNG: 02.07.419 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Kaiser Valentinian III. (02.07.419 – 16.03.455) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 136–138, Nr. L 419; hier: s.u. S. 531. 9902468. WEITERE LIT.: Barnes 1976, 762 (dort m.W. erstmals richtig mit Valentinian III. identifiziert). Peter 2001, 145. Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Der Name des Nativen ist in diesem späteren Zusatz zum Handbuch des Valens entgegen der üblichen Anonymisierung explizit genannt:   (add. 1,38). Neugebauer – van Hoesen 1959, 136, übersetzen die Stelle falsch (“Reign of Valentinian”; n.b.: Kroll 1908, 365, bietet im Apparat ein falsches Geburtsdatum, den 25.06.419). Der unbekannte Verfasser nennt das Klima von Spanien (4. Klima), das genaue Geburtsdatum (Epiphi 8) und die Ermordung des Nativen nach 36 Jahren; dann zeigt er durch eine astrologische Berechnung, dass der Kaiser in diesem Alter sterben musste. Der Text kann also nicht vor 455 n.Chr. verfasst sein. Er fehlt unter den in PLRE II 1138f. s.v. ‘Valentinianus 4’ angeführten Zeugnissen. Hor. gr. 428.IX.8 QUELLE: cod. Paris. gr. 2506, f. 16v = Rhet. epit. 4,12 EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), pp. 221,1–222,28 DATIERUNG: 08.09.428 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 138–140, Nr. L 428. WEITERE LIT.: Cumont 1918/19, 49. Gundel – Gundel 1966, 2508. Barnes 1976, 762. Pingree 1977a, 217. Pingree 1978a, II 440. North 1986, 6 u. 72. Pingree

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2001a, 10f. Bezza 2002b, 186. 188. Greenbaum 2009, 347 (Nr. 82). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: eine Nativität des 5. Klimas. Barnes 1976, 762, erwägt Identifizierung mit Zenon (Kaiser Nov. 474 – Jan. 475 u. Aug. 476 – Apr. 491) oder Anastasios (Kaiser 491–518 n.Chr.). – Pingree 1977a, 217100, merkt an: “This horoscope was known in Arabic in the late eighth century” (mit Verweis auf Kennedy – Pingree 1971, 172f.). Hor. gr. 430.VII.8 QUELLE: P. Oxy. LXV 4477 DATIERUNG: 08.07.430 n.Chr., ca. 03:50 Uhr IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1998, 146–151; hier: s.u. S. 1055. WEITERE LIT.: Jones 1999a, I 309. BEMERKUNGEN: ungewöhnlich, da tabellarisch; einziges vergleichbares Horoskop ist nach Jones 1998, 147, P. Oxy. astron. 4286 (Hor. gr. 400–500a). Die Datenfülle entspricht einem elaborierten Horoskop (Jones ebd. 147). In dem von Jones (ebd. 148) genannten julianischen Datum (“AD 430, July 7, at 4 A.M.”) ist die 7 ein Lapsus für 8. Hor. gr. 431.I.9 QUELLE: Val. add. 1,16–37 EDITION: Pingree 1986, 350f. (thema 123) DATIERUNG: 09.01.431 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 140, Nr. L 431; hier: s.u. S. 9902468. WEITERE LIT.: Peter 2001, 145. Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: eine Nativität des 4. Klimas. Nach Peter 2001, 145, ist dies vielleicht das Horoskop des Astrologen selbst. Hor. gr. 431.IX.25 QUELLE: P. Mich. III 153 DATIERUNG: 25.09.431 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 73f., Nr. 431. Hor. gr. 440.IX.29 QUELLE: Rhet. 5,113–117 (cod. Paris. gr. 2425, ff. 139v–141r) EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 221,1–224,20 (Erstedition), u. Pingree 1976b, 144–146 (maßgebliche Neuedition, weicht erheblich von Cumont ab) DATIERUNG: 29.09.440 n.Chr.

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IDENTIFIZIERUNG: Pamprepios von Panopolis (440–484 n.Chr., PLRE II 825– 828) BESPRECHUNG: Delatte – Stroobant 1923 (Übersetzung, Berechnung [irrtümlich für die Breite von Byzanz, p. 65], Kommentar). Neugebauer – van Hoesen 1959, 140f., Nr. L 440. Pingree 1976b, 136. 142. 144–147; hier: s.u. S. 531. 563f. 904f. 925 (zu Rhet. 5,117,11). 933. 1100. 1109. 1129. 11772977 (zu Rhet. 5,116,1). 1383–1385. WEITERE LIT.: Cumont 1918/19, 44f. u. 501. Gundel – Gundel 1966, 2508. Pingree 1977a, 212. Pingree 1978a, II 439. Livrea 1979, 2–4 (Pampr. vitae test. 3). Martindale 1980, 825–828 (PLRE II s.v. Pamprepius; kennt Pingree 1976b nicht). Hübner 1982, 134 (Nr. 3.123.13). 175 (Nr. 3.351.414.2). 216 (Nr. 4.331.21). 283 (Nr. 7.311.22). North 1986, 71f. Pingree 1989, 232. Barton 1994a, 67. Barton 1994b, 61. Kollerstrom 2001, 152–157. Pingree 2001a, 9f. Hübner 2005a, 14 u. 2859. Miguélez Cavero 2008, 83. Holden 2009b, 159–164 (Übers. u. Komm.). Greenbaum 2009, 313. 348 (Nr. 83). Heilen 2010c, 174. Jones 2010b, 34. Pérez Jiménez 2011c, 523–525 (mit span. Übers. u. Komm. zu Rhet. 5,114). BEMERKUNGEN: enthält zwei Dichterzitate, das eine sicher von Dorotheos (Rhet. 5,115 = Dor. p. 368,9–23 = frg. 58d St.; cf. Dor. arab. 2,15,28), das andere (Rhet. 5,113) nach Cumont ebenfalls (CCAG VIII 4, 1921, p. 222,11), doch s. die Bedenken von Pingree 1976b, 145,22 app. crit. Der Text ist teilweise sehr schlecht überliefert. Holden 2009b, 1604, korrigiert die Venusposition von 26°  auf 20° 6  (zur paläographisch naheliegenden Verschreibung von   zu , auf die Holden zu Recht hinweist, könnte außerdem die unmittelbar vorausgehende Marsposition, 26° 8 , beigetragen haben). Hor. gr. 463.IV.25 QUELLE: cod. Paris. gr. 2506, f. 25v EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 224,21–225,5, u. Pingree 1976b, 147 (Neuedition) DATIERUNG: 25.04.463 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Geburtshoroskop des Sohnes von Kaiser Leo I. (zuerst erkannt von Cumont 1918/19, 49f.) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 141f., Nr. L 463. Pingree 1976b, 146–148; hier: s.u. S. 531. 1383–1385. WEITERE LIT.: Cumont 1918/19, 45 u. 482. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), p. 2242. Gundel – Gundel 1966, 2508. Pingree 1977a, 219 (wo fälschlich “464”). Pingree 1978a, II 439. Martindale 1980, 664 (kennt Pingree 1976b nicht). Dagron 1982, bes. 273–275. Barton 1994a, 68. Barton 1994b, 61. Kollerstrom 2001, 152–157. Dagron 2007, 198. Greenbaum 2009, 348 (Nr. 84). Holden 2009b, 164 (Übers. u. Komm.). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Das Kind stellte einen potentiellen Rivalen für Tarasikodissa, den zukünftigen Kaiser Zenon (474–491 n.Chr.), dar. Es starb – wohl nicht ohne

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äußeres Zutun – bereits um den 30.09.463 n.Chr. (vgl. den Einleitungssatz und Pingree 1976b, 147; gegen diese historische Deutung: Dagron 1982, 27515). Hor. gr. 465.VIII.22 QUELLE: PSI I 25 DATIERUNG: 22.08.465 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 74, Nr. 465. Hor. gr. 474.X.1 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, f. 112r (= ‘Palch.’ cap. 57) EDITION: F. Cumont, CCAG I (1898), p. 102 DATIERUNG: 01.10.474 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 142f., Nr. L 474; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 6 der Tab., u. folg. Analyse). WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 1221 (zur Präsenz der Mondknoten in den Horoskopen des ‘Palchos’). Cumont – Stroobant 1903, 572–574. Gundel – Gundel 1966, 251. Pingree 1976b, 150 (stammt vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons; s.u. zu Hor. gr. 475.I.12). Dagron – Rougé 1982, bes. 120–123. Hübner 1982, 64 (Nr. 1.221.23). 80 (Nr. 1.311.632). 107 (Nr. 2.213.21). 174 (Nr. 3.351.412). Dagron 1992, 59 mit Anm. 7. Ovadiah – Mucznik 1996, 377. Kollerstrom 2001, 152–157. Dagron 2007, 198. Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop über eine abenteuerliche Schiffsreise von Caesarea (Palästina) über Abydos nach Konstantinopel, gestellt nach der Konstellation des Auslaufens aus dem Hafen von Caesarea. Hor. gr. 475.I.12 QUELLE: Ab Ysuf Ya‘qb ibn ‘Al al-Qasrn, Jmi‘ al-kitb (saec. IXex), cod. Hamadiye 821 (Istanbul) u. cod. Berlin. arab. 5877 (s. Pingree 1976b, 136). Das griechische Original ist verloren. In demselben Kapitel bietet al-Qasrn 18 weitere Krönungshoroskope, zwei – wie das hiesige – aus einer byzantinischen Quelle (Hor. gr. 483.IV.9. Hor. gr. 484.VII.18), und 16 arabische (Besprechung: Pingree – Madelung 1977), darunter 5 aus Mš’allh und 11 von ihm selbst verfasste. DATIERUNG: 12.01.475 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönungshoroskop des Basiliskos (oström. Kaiser Jan. 475 – Aug. 476; PLRE II 212–214 s.v. Basiliscus 2) EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976b, 135–138, Nr. 6 (mit engl. Übers.); hier: s.u. S. 531. 1383–1385. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 152 (Nr. 3.223.32). 177 (Nr. 3.351.432). Barton 1994a, 67f. Barton 1994b, 60f. u. 93. Campion 2005, passim (kritisiert von Bezza 2012, 294). Campion 2008, 287. Jones 2010b, 34.

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BEMERKUNGEN: Die Analyse ist dem Basiliskos feindlich gesonnen und stammt wohl aus dem Umfeld Kaiser Zenons (PLRE II 1200–1202 s.v. Zenon 7), der im Januar 475 aus Konstantinopel fliehen musste und im August 476 erneut die Macht erlangte. Vielleicht ist der Autor jener Maurianos (PLRE II 737 s.v. Maurianus 2), den Zenon 486 n.Chr. konsultierte (vgl. Pingree 1976b, 136 mit Anm. 12). Offenbar hatten vor der Abfassung des überlieferten, die Herrschaft des Basiliskos negativ beurteilenden Horoskops bereits Astrologen im Dienst des Basiliskos oder des Illos (PLRE II 586–590 s.v. Illus 1) ein anderslautendes, positives Urteil abgegeben (vgl. Z. 1–2 der engl. Übers. bei Pingree 1976b, 138). Die folgenden sechs Geburts- und Katarchenhoroskope bilden anscheinend eine Gruppe, die auf denselben, im Dienste Zenons stehenden Verfasser zurückgeht (so Pingree 1976b, 148, vgl. ebd. 142): Hor. gr. 440.IX.29 (Pamprepios von Panopolis, Geburt). Hor. gr. 463.IV.25 (Sohn Leos I., Geburt). Hor. gr. 475.I.12 (Basiliskos, Katarche). Hor. gr. 483.IV.9 (Theoderich d.Gr., Katarche). Hor. gr. 484.VII.18 (Leontios, Katarche). Hor. gr. 486.III.17 (Theodoros, Katarche). Nach Pingree 1976b, 150, sind demselben Autor möglicherweise auch einige oder alle der folgenden acht Horoskope zuzuordnen: Hor. gr. 474.X.1. Hor. gr. 475.VII.16. Hor. gr. 478.VIII.29. Hor. gr. 479.VII.14. Hor. gr. 482.III.21. Hor. gr. 483.VII.8. Hor. gr. 487.IX.5. Hor. gr. 488(?). Hor. gr. 475.VII.16 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, f. 112r–v (= ‘Palch.’ cap. 58) EDITION: A. Olivieri, CCAG I (1898), p. 103 (cf. add. et corr. ibid. p. 175) DATIERUNG: 16.07.475 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 143, Nr. L 475; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 7 der Tab., u. folg. Analyse); s.u. S. 923. WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 4691. Cumont – Stroobant 1903, 572f. Gundel – Gundel 1966, 251. Pingree 1976b, 150 (stammt vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons; s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). Dagron – Rougé 1982, bes. 123–127. Hübner 1982, 152 (Nr. 3.223.32). 177 (Nr. 3.351.432). Dagron 1992, 59 mit Anm. 7. Ovadiah – Mucznik 1996, 377. Dagron 2007, 198. Greenbaum 2009, 348 (Nr. 85). Jones 2010b, 34. Gordon 2013, 11185. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop über ein ausbleibendes Handelsschiff mit wertvoller Ladung aus Afrika, das mit Sorge erwartet wird. Gestellt in Athen nach der Konstellation der Anfrage. Hor. gr. 478.VI.29 QUELLE: P. Oxy. XVI 2060 DATIERUNG: 29.06.478 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser “Anup.” (Z. 2), was Neugebauer und van Hoesen versuchsweise als Anubis deuteten (abgelehnt von Jones 1999a, I 309), ein Christ (dazu Bagnall 1993, 273f. u. Jones 1999a I 8; s. auch unten zu Hor. gr. 508.II.2)

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EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 74f., Nr. 478. BEMERKUNGEN: nach Baccani 1992, 21, das jüngste griechische Papyrushoroskop (überholt; zu ersetzen durch P. Oxy. astron. 4275 für den 02.02.508 n.Chr.). Der nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 741, verlorene Papyrus befindet sich im Ashmolean Museum, Oxford (Jones 1999a, I 309). Hor. gr. 478.VIII.29 QUELLE: cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 299v, cap. 164, pars II, u. cod. Paris. gr. 2419, f. 131v, cap. 31 EDITION: W. Kroll (u. F. Cumont), CCAG VI (1903), pp. 64,26–65,21 DATIERUNG: 29.08.478 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 143f., Nr. L 478; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 2 der Tab., u. folg. Analyse); s.u. S. 520706. 6561312. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 251. Pingree 1976b, 150. Dagron 1992, 59 mit Anm. 6. Kollerstrom 2001, 152–157. Dagron 2007, 19712. Greenbaum 2009, 348 (Nr. 86). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop über das verlorene Kleid einer jungen Sklavin; stammt vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons (so Pingree 1976b, 150; s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). Hor. gr. 479.VII.14 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, ff. 112v–113r (= ‘Palch.’ cap. 59), cod. Paris. gr. 2419, ff. 132v–133r, cap. 36, cod. Vindob. phil. gr. 108, ff. 300v–301r, cap. 164, pars VI EDITION: F. Cumont, CCAG I (1898), pp. 103–104 (ex cod. Angel.; cf. add. et corr. ibid. p. 175) DATIERUNG: 14.07.479 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 144–146, Nr. L 479; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 8 der Tab., u. folg. Analyse). 104; s.u. S. 904f. 922. WEITERE LIT.: Bouché-Leclercq 1899, 4691. Garnett 1899, 293. Cumont – Stroobant 1903, 572f. Boll 1917b (= Boll 1950, 139. 140). Gundel – Gundel 1966, 251. Gleadow 1968, 69–71. Pingree 1976b, 150. Dagron – Rougé 1982, bes. 127–131. Hübner 1982, 80 (Nr. 1.311.632). 107 (Nr. 2.213.21). 113 (Nr. 2.222.41). 125 (Nr. 2.313.21). 176f. (Nr. 3.351.431–432). Dagron 1992, 59 mit Anm. 7. Ovadiah – Mucznik 1996, 377. Kollerstrom 2001, 152–157. Hübner 2005b, 19957. 21393. Greenbaum 2009, 348 (Nr. 87). Jones 2010b, 34. Gordon 2013, 111–115. 131. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop über ein ausbleibendes Handelsschiff, das mit Sorge erwartet wird. Gestellt in Smyrna nach der Konstellation der Anfrage. Stammt nach dem alleinigen Zeugnis des Paris. gr. 2419, f. 132v, von demselben Autor ( ) wie Hor. gr. 486.III.17. Nach Pingree 1976b, 150, stammt es vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons (s.o. zu Hor. gr. 475.I.12).

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Hor. gr. 480.X.24–25 QUELLE: P. Oxy. astron. 4274 recto DATIERUNG: 24. oder 25. Oktober 480 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 279–281 u. II 414f. (Abb. ebd. pl. XI). Hor. gr. 482.III.21 QUELLE: Rhet. epit. 4,19 EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 240,17–28 DATIERUNG: 21.03.482 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 146, Nr. L 482; hier: s.u. S. 10012514. 1008. 10692721. 1072. 1074. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 2508. Pingree 1976b, 150. Pingree 1977a, 218. Pingree 1978a, II 440. Kollerstrom 2001, 152–157. Pingree 2001a, 10f. Greenbaum 2009, 312f. (mit Diagr.). 348 (Nr. 88). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Da der Text am Ende als Quelle des Exzerpts ein Kapitel   nennt, muss es sich bei dem Nativen um ein als Säugling verstorbenes Kind handeln. Nach Pingree 1976b, 150, stammt das Horoskop vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons (s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). In der Edition beruht die Angabe zur Position des Glücksloses     (p. 240,22) auf einer falschen Lesung der Hs.; lies:     (bereits implizit richtig: Neugebauer – van Hoesen 1959, 1465–6). Hor. gr. 483.IV.9 QUELLE: Ab Ysuf Ya‘qb ibn ‘Al al-Qasrn, Jmi‘ al-kitb (saec. IXex). Das griechische Original ist verloren. Siehe ferner oben zur Quelle von Hor. gr. 475.I.12. DATIERUNG: 09.04.483 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: s.u., Bemerkungen EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1976b, 135f. 142–144, Nr. 8 (mit engl. Übers.); hier: s.u. S. 531. 1383–1385. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 94 (Nr. 1.433.22). 146 (Nr. 3.133.332). 582. Barton 1994a, 68. Barton 1994b, 61. Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Wahrscheinlich handelt es sich um das Horoskop der Ernennung des Ostgotenkönigs Theoderich d.Gr. (471–526 n.Chr., s. PLRE II 1077– 1084 s.v. Theodericus 7) zum magister utriusque militiae praesentalis (483–487 n.Chr.) und seiner Designierung zum Konsul des Jahres 484 n.Chr. durch Kaiser Zenon. Der Text beurteilt die politische Zukunft des Theoderich negativ (“his government will be very insignificant”, Pingree 1976b, 143, in der engl. Übers.). 482 n.Chr. hatte Theoderich Makedonien und Thessalien verwüstet und auch Larissa geplündert; es galt, ihn mit Ehrungen zu besänftigen und in die kaiser-

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liche Politik einzubinden, ohne ihn noch mächtiger werden zu lassen. – Das verlorene griechische Original stammte möglicherweise von Maurianos, den Kaiser Zenon 486 n.Chr. konsultierte (vgl. Pingree 1976b, 136 mit Anm. 12). Hor. gr. 483.VII.8 QUELLE: cod. Vindob. phil. gr. 108, ff. 299v–300r, cap. 164, pars III, u. cod. Paris. gr. 2419, f. 132r–v, cap. 34 EDITION: W. Kroll (u. F. Cumont), CCAG VI (1903), pp. 65,22–66,15 DATIERUNG: 08.07.483 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 146f., Nr. L 483; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 3 der Tab., u. folg. Analyse); s.u. S. 904f. 923. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 251. Pingree 1976b, 150. Hübner 1982, 94 (Nr. 1.433.22). 177 (Nr. 3.351.432). Kollerstrom 2001, 152–157. Hübner 2003b, 147360. Hübner 2005b, 214 (zu Dodekatemorien). Beck 2007, 133. Greenbaum 2009, 348 (Nr. 89). Hübner 2010, II 421. Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop, ob ein gewisser kleiner Löwe gezähmt werden wird. Stammt nach Pingree 1976b, 150, vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons (s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). Hor. gr. 484.VII.18 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, f. 126r–v (= ‘Palch.’ cap. 88), u. cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 300r (cap. 164, pars IV); arabische Parallelüberlieferung durch Ab Ysuf Ya‘qb ibn ‘Al al-Qasrn, Jmi‘ al-kitb (s.o. zur Quelle von Hor. gr. 475.I.12) EDITION: F. Cumont, CCAG I (1898), pp. 107–108 (ex cod. Angel.). W. Kroll, CCAG VI (1903), pp. 66,16–67,17 (ex cod. Vindob.). Pingree 1976b, 139 (ex codd. Hamadiye 821 et Berlin. arab. 5877, mit engl. Übers.) u. 140f. (ex codd. Angel. et Vindob.) DATIERUNG: 18.07.484 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönungshoroskop des Usurpators Leontios († 488 n.Chr.; PLRE II 670f. s.v. Leontius 17) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 147f., Nr. L 484. Pingree 1976b, 135f. 139–142, Nr. 7 (Auswertung der arab. Parallelüberlieferung und verbesserte Neuedition des griech. Textes); hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 4 der Tab., u. folg. Analyse); s.u. S. 531. 6471271. 734. 1383–1385. WEITERE LIT.: Cumont 1897, 8f. Bouché-Leclercq 1899, 514–516. Cumont – Stroobant 1903, 572f. Delatte – Stroobant 1923, 611. Stein 1949, 291. Gundel – Gundel 1966, 251. Gleadow 1968, 72f. Martindale 1980, 671. Barton 1994b, 60f. u. 93. Lewis 1998, 38314. Kollerstrom 2001, 152–157. Komorowska 2004, 401. Campion 2005, passim. Schmid 2005, 289 u. Taf. 10. Beck 2007, 95–97. Campion 2008, 287. Greenbaum 2009, 349 (Nr. 90). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: überliefert am Ende neun Dorotheosverse (Dor. p. 386,9–17, = Dor. frg. 66a St.). – Nach Martindale 1980, 671 (vgl. ebd. 589; kennt Pingree

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1976b) wurde Leontios auf Betreiben des Illos am 19. Juli 484 durch die Kaiserin Verina in Tarsos (Kilikien) zum Kaiser erhoben; einige Tage später zogen Leontios und Illos nach Antiochia, wo sie im September 484 von Zenons Armee vernichtend geschlagen wurden (die ungenaue Ortsangabe des Horoskops bemerkte schon Bouché-Leclercq 1899, 5144). – Vielleicht stammt dieses Horoskop von demselben Astrologen, der das erhaltene Krönungshoroskop des Basiliskos (s.o. Hor. gr. 475.I.12) verfasste; vgl. Pingree 1976b, 13817. Im Falle des Basiliskos erwägt Pingree die Identifizierung mit jenem Maurianos, den Kaiser Zenon 486 n.Chr. konsultierte (ebd. 136 mit Anm. 12). Offenbar hatten vor der Abfassung des überlieferten, die Herrschaft des Leontios negativ beurteilenden Horoskops bereits Astrologen im Dienst des Leontios oder des mit ihm agierenden Illos ein anderslautendes, positives Urteil abgegeben: vgl. Z. 2 des griech. Textes bei Pingree 1976b, 140 (  ; BouchéLeclercq 1899, 516, vermutet, einer der beiden sei Pamprepios), sowie Anfang und Ende der engl. Übers. der arab. Version bei Pingree 1976b, 139f. Hor. gr. 486.III.17 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, f. 105r–v (= ‘Palch.’ cap. 31); cod. Paris. gr. 2419, f. 132v, cap. 35 (contulit F. Cumont, CCAG VI, 1903, p. 631 sub finem); cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 300v, cap. 164, pars V EDITION: F. Cumont, CCAG I (1898), pp. 100–101 (ex cod. Angel.), u. Pingree 1976b, 148f. (Neuedition) DATIERUNG: 17.03.486 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Katarchenhoroskop für den Einzug des Theodoros (PLRE II 1092 s.v. Theodorus 32), des von Zenon ernannten Präfekten von Ägypten (praefectus Augustalis), in Alexandria BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 148f., Nr. L 486; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 5 der Tab., u. folg. Analyse). 104; s.u. S. 531. 534. 776. 1383–1385. WEITERE LIT.: Wünsch, CCAG I (1898), 175 (add. et corr. ad p. 101,9–10). Bouché-Leclercq 1899, 513f. Kroll 1901, 567 (Datierung auf den 22.03.487). Cumont – Stroobant 1903, 572f. Gundel – Gundel 1966, 251. Martindale 1980, 1092 (mit falscher Datierung; kennt Pingree 1976b nicht). Hübner 1982, 58 (Nr. 1.212.213.1). 77 (Nr. 1.311.61). North 1986, 71f. Bezza 1990, 100. Dagron 1992, 60. Barton 1994b, 61. Lewis 1998, 38314. Kollerstrom 2001, 152–157. Dagron 2007, 198f. Greenbaum 2009, 314. 349 (Nr. 91). Jones 2010b, 34. Hor. gr. 487.IX.5 QUELLE: cod. Angel. gr. 29, f. 126r (= ‘Palch.’ cap. 87); cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 299r–v, cap. 164, pars I EDITION: F. Cumont, CCAG I (1898), pp. 106–107 (ex cod. Angel.), u. W. Kroll, CCAG VI (1903), pp. 63–64 (ex cod. Vindob.) DATIERUNG: 05.09.487 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 149f., Nr. L 487; hier: s.o. S. 98413. 101–102 (Nr. 1 der Tab., u. folg. Analyse). 189f.; s.u. S. 515–520. 809. 892. 904f. DIAGRAMM: s.u. S. 517. WEITERE LIT.: Cumont – Stroobant 1903, 572f. Gundel – Gundel 1966, 251. Pingree 1976b, 150 (stammt vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons; s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). North 1986, 72. Dagron 1992, 59 mit Anm. 5. Kollerstrom 2001, 152–157. Hübner 2005b, 19957. 21495. Dagron 2007, 199. Greenbaum 2009, 315f. (mit Diagr.). 349 (Nr. 92). Jones 2010b, 34. BEMERKUNGEN: Katarchenhoroskop über den Inhalt eines noch ungeöffneten Briefes. Der Text enthält Antig. Nic. T4. Hor. gr. 488(?) QUELLE: Rhet. epit. 4,15 EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), pp. 235,1–237,24 DATIERUNG: 488 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 150–152, Nr. L 488. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 2508. Pingree 1976b, 150. Pingree 1977a, 218. Pingree 1978a, II 440. Pingree 2001a, 10. Jones 2010b, 4463. BEMERKUNGEN: exakte Datierung unmöglich; s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 151f. (wahrscheinlich wurde zumindest ein Teil der Daten willkürlich gewählt: s. ebd. 152, vgl. ebd. 158). Jones 2010b, 4463, hält dieses Horoskop für fiktiv. Nach Pingree 1976b, 150, stammt es vielleicht vom Astrologen Kaiser Zenons (s.o. zu Hor. gr. 475.I.12). Hor. gr. 492.VI.2(?) QUELLE: Olymp. 22 EDITION: Boer 1962, p. 48,6–8 DATIERUNG: 02.06.492 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 149. BEMERKUNGEN: ist vermutlich ebenso wie Hor. gr. 492.VII.21(?) u. Hor. gr. 493.IV.29(?) (s.u.) ein fiktives Horoskop: so erstmals Toomer 1963, 270, gefolgt von Neugebauer – van Hoesen 1964, 67. Neugebauer 1975, 104411. Jones 2010b, 4463. Hor. gr. 492.VII.21(?) QUELLE: Olymp. 16 EDITION: Boer 1962, p. 31,22–24 DATIERUNG: 21.07.492 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 149. BEMERKUNGEN: vermutlich fiktiv; s.o. zu Hor. gr. 492.VI.2(?).

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Hor. gr. 493.IV.29(?) QUELLE: Olymp. 16 EDITION: Boer 1962, p. 31,10–11 DATIERUNG: 29.04.493 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 149. BEMERKUNGEN: vermutlich fiktiv; s.o. zu Hor. gr. 492.VI.2(?). Hor. gr. 497.X.28 QUELLE: Eutoc. astr. epit. ap. Rhet. 6,52 EDITION: A. Olivieri, CCAG I (1898), p. 171,2–14, u. F. Cumont, CCAG IV (1903), pp. 106,6–109,4 (zu diesen beiden partiellen Editionen s.u., ‘Bemerkungen’); Pingree (demnächst; s.u. S. 359 s.v. ‘Rhet.’) DATIERUNG: 28.10.497 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: vielleicht Eutokios selbst? (das erwägt Toomer 1976, 182) BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 152–157, Nr. L 497; hier: s.u. S. 504. 977. 1052f. 1156. 12923323. 1310. WEITERE LIT.: Cumont – Stroobant 1903. Cumont 1918/19, 471. Gundel – Gundel 1966, 247. Neugebauer 1975, 671 (“probably by Eutocius”). 1042. Pingree 1977a, 222. North 1986, 6 u. 72f. mit Abb. 19. Pingree 1989, 232. Bezza 1990, 339f. Barton 1994a, 82f. Pingree 1994, 84. Hübner 1999a. Kollerstrom 2001, 152–157. Pingree 2001a, 12. Hübner 2005a, 14. Houlding 2007, 27632. Popovi 2007, 43100 (zu Stillstandsnotaten). Campion 2008, Abb. 8 (nach S. 180). Thomann 2008, 101 u. 106 (mit Abb.). Bezza 2009, 270. Greenbaum 2009, 349 (Nr. 93). Jones 2010b, 34f. Jones – Steele 2011, Anm. 26. BEMERKUNGEN: Es handelt sich um ein allgemeines (d.h. nicht eine Einzeldoktrin veranschaulichendes) Lehrhoroskop (cf. CCAG I, 1898, pp. 170,2–171,3). Zu seinem Verfasser Eutokios von Askalon (frühes 6. Jh. n.Chr.) s. Tannery 1884. Neugebauer – van Hoesen 1959, 188f. Bulmer-Thomas 1971. Sezgin 1979, 48. Neuenschwander 1974. Martindale 1980, 439. Pingree 1994, 84f. Decorps-Foulquier 1998. Folkerts 1998. Pingree 2001a, 11. Bezza 2009. – Cumont – Stroobant 1903 schrieben das Horoskop wohl zu Unrecht dem Julian von Laodikea zu (vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 188f.; zu Julian s.u. Anm. 640). Olivieri edierte im CCAG I (1898), p. 171,3–14 nur den Anfang nach der wichtigsten Hs, dem Laur. 28,34, f. 140v; dabei ließ er versehentlich eine ganze Zeile aus (vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1525 u. die Abb. ebd. 231 Taf. 32). Cumont edierte in Unkenntnis des Laur. 28,34 die verkürzte Version der codd. Vindob. philos. gr. 179 u. Mutin. 85 = III C 6 im CCAG IV (1903), pp. 106,6–109,4. Zu den Transkriptionsfehlern beider Editionen vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1527u. 15210. Die erste vollständige Edition des Horoskops wird Pingrees Rhetorios-Edition bieten. Der Text enthält am Ende (Rhet. 6,52,41) zwei Homerzitate (Od. 5,193 u. Il. 9,49).

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Hor. gr. 503.VI.14 QUELLE: P. Oxy. astron. 4274 verso DATIERUNG: 14.06.503 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 279–281 u. II 416f. BEMERKUNGEN: anscheinend das einzige Papyrushoroskop, das den planetaren Wochentag vermerkt (Samstag/Sonntag); vgl. Jones 1999a, I 281 zu Z. 4. Siehe jedoch auch Neugebauer – van Hoesen 1959, 167, zu Nr. 219,I,b (Graffito von Dura Europos, ebd. S. 54), Z. 2: . Hor. gr. 508.II.2 QUELLE: P. Oxy. astron. 4275 DATIERUNG: 02.02.508 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Theodoros (Z. 1), Christ (Jones 1999a, I 8; s. auch oben zu Hor. gr. 478.VI.29) EDITION UND BESPRECHUNG: Jones 1999a, I 281f. u. II 416f. (Abb. ebd. pl. XII). WEITERE LIT.: Bagnall 1993, 273f. (zu Horoskopen von Christen). Hor. gr. 516.V.1(?) QUELLE: Rhet. epit. 4,14 EDITION: F. Cumont, CCAG VIII 1 (1929), p. 231,5–31 DATIERUNG: 01.05.516 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 157–158 Nr. L 516. WEITERE LIT.: Gundel – Gundel 1966, 250. Pingree 1977a, 218. Pingree 1978a, II 440. North 1986, 71f. Pingree 2001a, 10. BEMERKUNGEN: Nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 158, u. Jones 2010b, 4463, handelt es sich wahrscheinlich um ein fiktives Horoskop. Hor. gr. 564.V.30(?) QUELLE: Olymp. 30 EDITION: Boer 1962, p. 103,3–13 DATIERUNG: ca. 30.05.564 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 150a; hier: s.u. S. 502. WEITERE LIT.: Toomer 1963, 270. Neugebauer – van Hoesen 1964, 67. Bezza 2002b, 179. Hor. gr. 564.VII.1 QUELLE: Olymp. 35 EDITION: Boer 1962, pp. 118,3–119,3 DATIERUNG: 01.07.564 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: –

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BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 150a; hier: s.u. S. 502. WEITERE LIT.: Bezza 2002b, 179. Hor. gr. 564.VIII.5(?) QUELLE: Olymp. 38 EDITION: Boer 1962, pp. 131,23–132,5 DATIERUNG: ca. 05.08.564 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: D. Pingree bei Boer 1962, 150a; hier: s.u. S. 502. WEITERE LIT.: Bezza 2002b, 179. Hor. gr. 601.II.24(?) QUELLE: Rhet. 5,110,1–13 (= cod. Paris. gr. 2425, f.139r); lat. Version: Hug. Sant. lib. Arist. 2,16,3–13 EDITION: griech. Version: Pingree (demnächst); lat. Version: Burnett – Pingree 1997, 27f. DATIERUNG: 24.02.601 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Pingree 1976a, XII–XIII. Bezza 2002b, 183f. 187. WEITERE LIT.: Pingree 1977a, 212 u. 221. Pingree 1978a, II 439. Pingree 1989, 232. Holden 1996, 81195. Pingree 2001a, 10. Bautista 2005, 17045. Greenbaum 2009, 314. Holden 2009b, ix–x. Jones 2010b, 4463. BEMERKUNGEN: Bezza 2002b, 184, Holden 2009b, ix–x (vgl. Holden 1996, 81195) u. Jones 2010b, 4463, lehnen (m.W. unabhängig voneinander) Pingrees Deutung als echte Nativität und die Datierung auf 601 n.Chr. ab; sie halten diesen Text vielmehr für ein fiktives Horoskop. Zu seiner lat. Version bei Hugo von Santalla im Liber Aristotilis 2,16,3 s. Burnett – Pingree 1997, 8. 27f. (Text). 134f. (Komm.). Hor. gr. 621.IX.1 QUELLE: Ps.-Stephanus Alexandrinus (= Stephanus philosophus),                       EDITION: Usener 1914, 266–289, bes. 273,10–275,9 (= Usener 1880, 17–32, bes. 21–23) DATIERUNG: 01.09.621 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Horoskop des Islam BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 158–160, Nr. L 621. Beck 2007, 111–118; hier: s.o. S. 4. WEITERE LIT.: Boll 1899, 92. Bouché-Leclercq 1899, 370f. 4411. Neugebauer 1975, 1050. Dagron 1981, 150 u. 15442. Hübner 1982, 211 (Nr. 4.222.12). North 1986, 18. 71f. Pingree 1989, 238f. Dagron 1992. Barton 1994a, 83. Pingree 1997a, 64. Magdalino 2002, 43f. Pingree 2004, 539f. Magdalino 2006, 17.

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Dagron 2007, 194f. Papathanassiou 2008, 518. Thomann 2008, 101. Greenbaum 2009, 350 (Nr. 94). Roueché 2011, 19–30. Prieto Domínguez 2012, 260. 269f. BEMERKUNGEN: Der Neuplatoniker Stephanus Alexandrinus kommentierte um 620 n.Chr. die Handlichen Tafeln des Ptolemaios. Hier dient sein Name als ein Pseudonym; der wahre Autor schrieb gegen Ende des 8. Jh. und ist wahrscheinlich Stephanus philosophus, der Verfasser einer Schrift    (ed. Cumont, CCAG II, 1900, pp. 181–186; span. Übers. u. Komm.: Prieto Domínguez 2012). Vgl. die Argumente bei Pingree 1989, 238f. Pingree 2001a, 12, vermutet, dieser Autor habe um 780 n.Chr. die Texte von Hephaistion, Rhetorios und Theophilos von Bagdad nach Konstantinopel gebracht (s. auch Pingree 1997a, 64f. u. Pingree 2003b, 42). Vgl. weiter Neugebauer – van Hoesen 1959, 190. Dannenfeldt 1976, 37. Sezgin 1979, 48f. Pingree 1994, 87f. Hübner 2001e, 834. Pingree 2004, 539f. – Das Horoskop des Islam wurde im frühen 9. Jh. in das von Boll rekonstruierte Syntagma Laurentianum aufgenommen (vgl. Boll 1899, 92 u. 104). Bald nach 861 n.Chr. erfuhren die letzten Teile des Textes eine Überarbeitung, um die in ihnen enthaltene Weissagungen für die Zeit nach dem Jahr 775 mit der historischen Realität in Einklang zu bringen (Boll 1899, 101). Diese Revision fand nicht Eingang in das Syntagma Laurentianum (ebd. 104). Ein weiterer Text des Ps.-Steph. Alex. behandelt die Saturn-Jupiter-Konjunktionen in den vier Triplizitäten (ed. Pingree 1962, 501f.), ist also der sassanidischen Lehre von den Großen Konjunktionen zuzurechnen. Hor. gr. 787.VIII.10 QUELLE: Album. rev. nat. 3,1 EDITION: Pingree 1968a, 126–129 DATIERUNG: 10.08.787 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Ab Ma‘šar (?) BESPRECHUNG: Pingree 1962, 4876, sowie Pingree 1968a, V, mit Anm. 2. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 422 (zur Verwechslung Jungfrau – Steinbock). Lemay 1995–1996, I 8–9. Hübner 2001e, 833. Yamamoto – Burnett 2000, I xiii. BEMERKUNGEN: anonymes Horoskop in griechischer Übersetzung (  ), die gegen Ende des 10. Jh. entstand (vgl. Pingree 1968a, VI u. VIII). Pingrees Deutung als Geburtshoroskop des Ab Ma‘šar († 08.03.886) kritisiert Lemay 1995–1996, I 8–9. Hor. gr. 858.IX.30 QUELLE: Aleim Sohn des Juden Isaak (vielleicht ein Schüler des Ab Ma‘šar? cf. Bezza 2001, 291) DATIERUNG: 30.09.858 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: als Lehrbeispiel verfasstes Horoskop für einen Anonymos EDITION UND BESPRECHUNG: Bezza 2001; hier: s.u. S. 655. 9132206. BEMERKUNGEN: umfangreiche Analyse (35 halbseitige Druckspalten) mit klarer didaktischer Absicht; primär durch Ptolemaios beeinflusst, der als einzige Autorität ausdrücklich zitiert wird (Bezza 2001, 295).

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Hor. gr. 905.IX.3 QUELLE: cod. Paris. gr. 2244, ff. 290r–299r (291r–295v vacant); cf. ibid. f. 279v DATIERUNG: 03.09.905 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Konstantin VII. Porphyrogennetos (905–959 n.Chr.) EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1973a; hier: s.u. S. 1243. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 107 (Nr. 2.213.21). Pingree 1989, 229. Barton 1994a, 83. Hübner 1998a, XLVI–XLVII. Calderón Dorda 2002, 111. Denningmann 2005, 353–360 (mit Diagr. 354). Greenbaum 2009, 237–240 (mit Diagr.). 367f. BEMERKUNGEN: Das Horoskop auf Blatt 290r–299r des cod. Paris. gr. 2244 ist für den 3. September 905 n.Chr., ca. 08:00 Uhr Ortszeit Byzanz, gestellt. Es setzt ohne Datenexposition unvermittelt mit der Analyse folgender Lebensbereiche ein: I. Eltern, II. Geschwister, III. gesundes Heranwachsen, IV. Lebensdauer, V. körperliche Beschaffenheit, VI. körperliche Gebrechen und Schäden, VII. seelische Beschaffenheit, VIII. Erwerbsaussichten, IX. Karriereaussichten, X. Art der Betätigungen, XI. Heirat (nach Ptolemaios), XII. Kinder, XIII. Heirat (nach Dorotheos), XIV. Freunde und Feinde, XV. Aufenthalte in der Fremde, XVI. Kriegsdienst, XVII. Todesart. Die Textanalyse bildet ein in sich geschlossenes Ganzes. Insgesamt folgt der Autor dabei eng Ptolemaios (bis in die Reihenfolge der Untersuchungsgegenstände, cf. Ptol. apotel. 3,5–6.10–14. 4,2–9) und Dorotheos. Der Text wurde anscheinend kurz nach der Geburt des Nativen verfasst (vgl. die Argumente bei Pingree 1973a, 229) und ist das einzige erhaltene byzantinische Kaiserhoroskop (ebd. 230). Ein Beleg dafür, dass Konstantin VII. den Text kannte, fehlt (ebd. 230). Die erhaltene Version bietet keinen direkten Hinweis auf seine Person, was Pingree mit “fear of the police” erklärt (ebd. 23012). Es fällt auf, dass dem besprochenen Text ein kreisförmiges Horoskop auf Blatt 279v derselben Handschrift vorausgeht. Die Beschriftung des dortigen Diagramms erlaubt eine Datierung auf den frühen Morgen des 2. oder 3. September 905 n.Chr. (vgl. Pingree 1973a, 219 mit Anm. 2). Beide Horoskope machen Angaben zu den Luminaren und Planeten sowie zum Aszendenten, aber in keinem Einzelfall stimmen die Daten exakt überein. Obwohl also die beiden Horoskope denselben Nativen zu betreffen und sich formal zu ergänzen scheinen (auf Blatt 279v fehlt die Interpretation, auf Blatt 290r–299r die Datenexposition), handelt es sich nicht um dieselbe Analyse. Über das genaue Verhältnis der beiden Fragmente zueinander kann nur spekuliert werden. Hor. gr. 1006.IX.15 QUELLE: cod. Paris. gr. 2506, fol. 80v–81r DATIERUNG: 15.09.1006 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1973–1974, vol. II, pp. VI–VIII.

Griechische Horoskope

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Hor. gr. 1081.IV.1 QUELLE: cod. Vat. gr. 1056, f. 7r DATIERUNG: 01.04.1081 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönung des Alexios I. Komnenos EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1964, 13829. WEITERE LIT.: Pingree 1973a, 23012. BEMERKUNGEN: Der Text verweist explizit auf Alexios I. Komnenos. Hor. gr. 1143.III.31 QUELLE: cod. Vat. gr. 1056, f. 6v DATIERUNG: 31.03.1143 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönung des Manuel I. Komnenos EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1964, 13829. WEITERE LIT.: Pingree 1973a, 23012. BEMERKUNGEN: Der Text verweist explizit auf Manuel I. Komnenos. Hor. gr. 1164.X.10 QUELLE: cod. Marc. gr. 324, ff. 263r–264v. 267r–269r. 281r. cod. Vat. Palat. gr. 312, ff. 155v–157r. 161r–163r. cod. Angel. gr. 29, ff. 172v–173v. 224r–226r. cod. Vindob. phil. gr. 262, ff. 49v–51r. EDITION: A. Olivieri, CCAG II (1900), 132–136 DATIERUNG: 10. November 1164 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Bezza 2002a, 259 u. 299f. BEMERKUNGEN: von Pingree 1977b, 314, fälschlich auf den 10. November 1343 datiert und als Geburtshoroskop des Eleutherios Zebelenos von Elis (s.o. S. 77) gedeutet (wiederholt von Pingree 1989, 230, u. Pingree 1997a, 75). In Wahrheit handelt es sich aber um eine interrogatio universalis, die auf den 10. Nov. 1164 zu datieren ist und nichts mit der Geburt des Eleutherios zu tun hat (Bezza 2002a, 299f.). Hor. gr. 1345.II.5 QUELLE: cod. Laur. 28,14, ff. 292–293 DATIERUNG: 05.02.1345 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – (ein adliger Venezianer) EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1971, 207–209. 214f. WEITERE LIT.: Denningmann 2005, 360–362 (mit Diagr. 361). 365f. Hor. gr. 1352.I.17 QUELLE: cod. Laur. 28,14, ff. 290–291 DATIERUNG: 17.01.1352 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1971, 206f. 213f. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 79 (Nr. 1.311.621). 80 (Nr. 1.311.632).

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Hor. gr. 1373.IX.25 QUELLE: codd. Laur. 28,13, ff. 1r–v, u. Laur. 28,16, ff. 24v–25r DATIERUNG: 25.09.1373 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönung des Manuel II. Palaiologos EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1971, 193f. 211. WEITERE LIT.: Pingree 1973a, 23012. Hübner 1982, 55 (Nr. 1.212.152). 77 (Nr. 1.311.61). 80 (Nr. 1.311.632). BEMERKUNGEN: Der Text verweist explizit auf Manuel II. Palaiologos. Hor. gr. 1374.VIII.22 QUELLE: cod. Laur. 28,14, ff. 291–292 DATIERUNG: 22.08.1374 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: eine Mondfinsternis EDITION UND BESPRECHUNG: Pingree 1971, 195f. 212. WEITERE LIT.: Hübner 1982, 241 (Nr. 7.111.342).

Demotische Horoskope513 GESAMTBESTAND: 51 Horoskope für Daten von 38 v.Chr. bis 196 n.Chr.; hinzu treten vier nicht datierbare Horoskope aus römischer Zeit. Nota bene: OMM = Ostraka von Medinet Madi (s. Ross 2006–2011) Hor. dem. –37.V.4 QUELLE: O. dem. Ashmolean 633 DATIERUNG: 04.05.38 v.Chr. EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – Parker 1968; hier: s.u. S. 5851025. 1056. IDENTIFIZIERUNG: – WEITERE LIT.: Neugebauer – van Hoesen 1959, 1613. Neugebauer 1975, 568. 575. Bohleke 1996, 20f. Hornung 1999, 39. Dieleman 2003, 141. Greenbaum – Ross 2010, 152f. (ebd. Anm. 38 zur aktuellen Signatur des Ostrakons). 172f. BEMERKUNGEN: erstellt für ca. 1½ h nach Mitternacht; cf. Neugebauer – Parker 1968, 233. Hor. dem. 13.IX.13 QUELLE: O. Chicago M.H. 3377 DATIERUNG: 13.09.13 n.Chr. 513

Nicht erfasst werden hier sog. Geburtsnotizen (s.o. Anm. 512). Demotische Beispiele: s. Hoffmann 1995 zu drei Geburten am 4.4.105 n.Chr., 23.6.109 n.Chr. u. 13.4.122 n.Chr.

Demotische Horoskope

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer 1943, 116–121, Nr. 1. WEITERE LIT.: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 176. Hoffmann 2000, 119. Ross 2008b. BEMERKUNGEN: Das Ostrakon wurde in Medinet Habu gefunden; vermutlich stammen auch Neugebauer 1943, Nr. 2–4, deren Provenienz unsicher ist, dorther und sind Werke desselben Schreibers wie Nr. 1 ( Neugebauer 1943, 120). Hor. dem. 17.IX.26 QUELLE: O. dem. Straßb. DATIERUNG: 26.09.17 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer 1943, 116–121, Nr. 2. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 246. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 176. Ross 2008b. Siehe ferner oben zu Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 18.II.25 QUELLE: O. Thompson 1 (= oberer Teil) zus. mit O. Straßb. (= unterer Teil) DATIERUNG: 25.02.18 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer 1943, 116–121, Nr. 3; hier: s.u. S. 696. WEITERE LIT.: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 176. Bohleke 1996, 22. Ross 2008b. Greenbaum 2009, 5547. 76. 1817. 191 mit Anm. 48. Greenbaum – Ross 2010, 173. Siehe ferner oben zu Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 35.VII.7 QUELLE: O. Straßb. D 270 DATIERUNG: 07.07.35 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer 1943, 116–121, Nr. 4. WEITERE LIT.: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 176. Ross 2008b. Siehe ferner oben zu Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 57.II.27 QUELLE: O. dem. Berlin P. 6152 DATIERUNG: 27.02.57 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Neugebauer – Parker 1968. WEITERE LIT.: Hagedorn – Worp 1994, 246. Bohleke 1996, 22. Hor. dem. 93.X QUELLE: Malerei an der Unterseite eines hölzernen Sargdeckels aus Theben (heute verloren)

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EDITION: Brugsch 1860 DATIERUNG: Anfang Oktober 93 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Geburtssterne des in dem Sarkophag bestatteten Priesters Htr (Heter) BESPRECHUNG: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 93–95, mit Abb. 50. WEITERE LIT.: Boll 1903a, 549 (Index s.v. Heter-Sarkophag). Boll 1912b, 2564. Neugebauer 1943, 115. Neugebauer 1975, 5665. Gundel 1992, 91. 218 (Nr. 38, Abb. S. 217). Bohleke 1996, 23. Künzl 1997/98, 23, Abb. 7. Hornung 1999, 38. Künzl 2000, 508f. mit Abb. 9. Hor. dem. 124.XI.27-XII.21(?) QUELLE: OMM 146, col. A, lin. 1–5 & col. B, lin. 1–3 DATIERUNG: 27.11.–21.12.124 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Palas (Lesung unsicher) EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 226–233. Ross 2007a, 155–157. BEMERKUNGEN: Die astronomischen Daten führen je nach Interpretation auf den 27.11.–21.12.124 n.Chr. oder auf den 8.10.171 n.Chr. Die kalendarischen Daten (col. B) passen nur zum 8.10.171 n.Chr., aber dieses Datum ist astronomisch weniger plausibel als das des Jahres 124 n.Chr. Hor. dem. 131.X.17–19(?) QUELLE: OMM CCLVI, lin. 1–2 DATIERUNG: 17.–19.10.131 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 118–124. Ross 2011, 62–64. Hor. dem. 139.VIII.19 QUELLE: OMM 972, col. A, lin. 1–10 DATIERUNG: 19.08.139 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 150–154. Ross 2006b, 158f. Hor. dem. 141.IV.26–27 QUELLE: Deckengemälde der Grabkammer zweier Brüder in Athribis (bei Sohag) DATIERUNG: 26./27.4.141 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: P(A-n)-Mhyt [Pa-mehit] EDITION: Flinders Petrie 1908, Abb. XXXVI–XLII (Abb. XXXVII vor der Titelei) BESPRECHUNG: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 96–98, mit Abb. 51. WEITERE LIT.: Flinders Petrie 1908, 12f. E. B. Knobel bei Flinders Petrie 1908, 23f. (astron. Datierung). Gleadow 1968, 182 (u. Abb. 15). Gundel 1992, 210 (Nr. 20, Abb. S. 209). Gury 1993, 119–121 (mit Abb. 4). Bohleke 1996, 2367. Künzl 2000, 50826 (mit weiterer Lit.) u. 510, Abb. 10.

Demotische Horoskope

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Hor. dem. 141.V.28/141.VII.8 QUELLE: OMM 684, col. A, lin. 1–14 DATIERUNG: 28.05.141 oder 08.07.141 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 163–170. Ross 2006b, 161f. BEMERKUNGEN: Datierung je nach intendiertem Referenzschema der Datumsangabe col. A, lin. 9–14 (äg. oder alex. Kal.); sichere Entscheidung aufgrund fehlerhafter astron. Daten unmöglich. Hor. dem. 142.V.2–4(?) QUELLE: OMM 389 DATIERUNG: 02.–04.05.142 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 125–130. Ross 2011, 64–66. BEMERKUNGEN: Deutung und Datierung sehr unsicher. Hor. dem. 146.XI.19–20(?) QUELLE: OMM 1066, lin. 6–7 DATIERUNG: 19./20.11.146 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 48–51. Ross 2009a, 69–71. BEMERKUNGEN: Keine der beiden Geburtsnotizen ebd. lin. 1–5 passt zu der auf lin. 6–7 basierenden astronomischen Datierung. Hor. dem. 148.I.6–7 QUELLE: Deckengemälde der Grabkammer zweier Brüder in Athribis (bei Sohag) DATIERUNG: 6./7.1.148 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Ib-p(A)-mny (hm) [Ib-pmeny, ‘der Jüngere’] EDITION: Flinders Petrie 1908, Abb. XXXVI–XLII (Abb. XXXVII vor der Titelei) BESPRECHUNG: Neugebauer – Parker 1960–1969, III 96–98, mit Abb. 51. WEITERE LIT.: s.o. zu Hor. dem. 141.IV.26–27. Hor. dem. 148.XI.24 QUELLE: OMM XXIX, lin. 5–8 DATIERUNG: 24.11.148 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 52–56. Ross 2009a, 71–73. Hor. dem. 149.VI.27–29(?) QUELLE: OMM 1041, Palimpsest-Text DATIERUNG: 27.–29.06.149 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: –

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EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 173–182. Ross 2009a, 66–68. BEMERKUNGEN: Ross 2006a, 181 urteilt: “It is most likely that the palimpsest horoscope were cast for 27–29 June A.D. 149.” Ross 2009a, 66–68, nennt als mögliche Jahre 89, 91, 119, 121, 149, 151, 179 und 181 n.Chr., ohne sich auf eine Datierung festzulegen. Hor. dem. 152.I.1–4(?)/154.I.8–10(?) QUELLE: OMM 438, col. A, lin. 1–7 DATIERUNG: 01.–04.01.152 n.Chr.? / 08.–10.01.154 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 188–198. Ross 2006b, 163–166. Hor. dem. 153.III.1 QUELLE: OMM 285, col. A, lin. 1–12 DATIERUNG: 01.03.153 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 183–187. Ross 2006b, 162f. Hor. dem. 155.III.16–18(?)/155.IV.13–14(?) QUELLE: OMM 1187, col. A, lin. 1–8 DATIERUNG: 16.–18.03.155 n.Chr.? / 13./14.04.155 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 258–266. Ross 2007a, 166–169. BEMERKUNGEN: Ross 2006a, 263, nennt als drittes mögliches Datum den 21.03.95 n.Chr., was aber für den Fundort Medinet Madi sehr früh wäre (ebd. 266). Hor. dem. 156.VI.19(?)/157.IX.9–11(?) QUELLE: OMM 199, lin. 1–2 & 7–13 DATIERUNG: 19.06.156 n.Chr.? / 09.–11.09.157 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: eine Person namens Akes EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 234–246. Ross 2007a, 158–161. Hor. dem. 156.VII.28–30 QUELLE: OMM 251, col. A, lin. 7–11, & col. B, lin. 7–8 DATIERUNG: 28.–30.07.156 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 57–61. Ross 2009a, 74–77. BEMERKUNGEN: Das Ostrakon bietet eine vertikal notierte Geburtsnotiz. Diese passt nicht zu den astronomischen Daten, die ihrerseits eine eindeutige Datierung erlauben.

Demotische Horoskope

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Hor. dem. 158.X.4–5 QUELLE: OMM 1041, col. B, lin. 1–8 DATIERUNG: 04./05.10.158 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 171–175. Ross 2009a, 66–68. BEMERKUNGEN: Die demotischen astronomischen Daten in col. B, lin. 1–8, sind in coll. C-D auf Griechisch wiederholt. Hor. dem. 159.III.29–31 QUELLE: OMM 1412, col. B, lin. 1–8 DATIERUNG: 29.–31.03.159 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 199–203. Ross 2006b, 166f. BEMERKUNGEN: Col. A bietet ein kalendarisches Datum, das anscheinend nichts mit dem Horoskop in col. B zu tun hat. Hor. dem. 160.X.2 QUELLE: OMM 943, lin. 1–5 DATIERUNG: 02.10.160 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 62–66. Ross 2009a, 77–79. Hor. dem. 161.VII.21 QUELLE: OMM 1005, lin. 1–6 DATIERUNG: 21.07.161 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 67–70. Ross 2009a, 79f. BEMERKUNGEN: Geringfügig abweichende Datierung bei Ross 2006a, 69 (22.7.161 n.Chr.). Hor. dem. 165.X.30(?) QUELLE: OMM 74 DATIERUNG: 30.10.165 n.Chr.(?) IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 71–76. Ross 2009a, 81–84. BEMERKUNGEN: Weniger wahrscheinlich, aber ebenfalls möglich ist die Datierung auf den 2. oder 19. November 165 n.Chr. Hor. dem. 165.XII.9–11 QUELLE: OMM 1545, lin. 1–2 DATIERUNG: 09.–11.12.165 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Menchetti 2009, 236f. (Nr. 13). WEITERE LIT.: Ross 2006a, 2. 35. 2056. 271.

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Hor. dem. 167.XI.28–30 QUELLE: OMM 134, lin. 1–6 DATIERUNG: 28.–30.11.167 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 109–112. Ross 2011, 56–58. Hor. dem. 168.VII.31-VIII.3 QUELLE: OMM 508 DATIERUNG: 31.07.–03.08.168 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 252–254. Ross 2007a, 163f. Hor. dem. 168.XII.14–16(?) QUELLE: OMM 1259 DATIERUNG: 14.–16.12.168 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: Patroethais (Patron, Sohn der Thais?) EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 255–257. Ross 2007a, 165f. Hor. dem. 169.I.29–31(?) QUELLE: OMM 686+511, col. A, lin. 1–5 DATIERUNG: 29.–31.01.169 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 77–80. Ross 2009a, 84–86. Hor. dem. 169.II.28-III.1 QUELLE: OMM 1198, lin. 2–4 DATIERUNG: 28.02.–01.03.169 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Menchetti 2009, 233f. (Nr. 10). WEITERE LIT.: Ross 2006a, 2. 35. 271. Hor. dem. 170.V.3 QUELLE: OMM 1335 DATIERUNG: 03.05.170 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2009a, 61f. Hor. dem. 171.XI.9/XII.28 QUELLE: OMM 960 DATIERUNG: 09.11. oder 28.12.171 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Thermouthis, Tochter von Elena und Bolbos (s. Ross 2006b, 169) EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 204–210. Ross 2006b, 168–170.

Demotische Horoskope

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BEMERKUNGEN: Ross 2006a, 209f., erwägt als eine weitere mögliche Datierung den 15.11.171 n.Chr., schließt dieses Datum aber dann wieder aus (209). Angesichts der z.T. ungenauen astronomischen Daten hängt die Datierung davon ab, welchen Kalender man dem in Z. 10 genannten Datum zugrunde legt: den ägyptischen (09.11.), den lunaren (15.12.) oder den alexandrinischen (28.12.). Hor. dem. 171.XI.27–29 QUELLE: OMM 1154 DATIERUNG: 27.–29.11.171 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Parker 1984. Ross 2006a, 131–133. Ross 2011, 66f. Hor. dem. 171.XII.9–10 QUELLE: OMM 1060, lin. 1–4 DATIERUNG: 09./10.12.171 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Parker 1984. Ross 2006a, 134–136. Ross 2011, 68f. WEITERE LIT.: Jones 1994, 31 (“apparently a school text rather than an authentic personal horoscope”). Bohleke 1996, 22f. BEMERKUNGEN: Parker 1984 glaubte, es handelte sich um eine dreifache Fassung desselben Horoskops, zweimal auf OMM 1060 und einmal auf OMM 1154. Dieser Deutung widerspricht Ross 2006a, 135. Hor. dem. 173.XI.17-XII.21 QUELLE: OMM 1060, lin. 5–7 DATIERUNG: 17.11.–21.12.173 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Parker 1984. Ross 2006a, 134–138. Ross 2011, 68–70. Hor. dem. 174.IX.5(?) QUELLE: OMM 383, col. B, lin. 2–11 DATIERUNG: 05.09.174 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 218–225. Ross 2006b, 173–176. BEMERKUNGEN: Das Jahr 174 ist sicher, nicht jedoch Monat und Tag. Ein Lapsus ist die Jahreszahl “175” bei Ross 2006b, 177 (“sometime in 175 A.D., probably 5 September”). Hor. dem. 175–176 QUELLE: OMM 687, lin. 2–3 DATIERUNG: 175 oder 176 n.Chr.

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Menchetti 2009, 234f. (Nr. 11). WEITERE LIT.: Ross 2006a, 2. 33. 271. Hor. dem. 175.I.11–12(?) QUELLE: OMM 1208, lin. 3–7 DATIERUNG: 11./12.01.175 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 100–108. Ross 2011, 52–56. BEMERKUNGEN: Datierung sehr unsicher; vgl. Ross 2006a, 108: “…this horoscope remains undated” (etwas zuversichtlicher dann Ross 2011, 56: “…this horoscope remains tentatively dated”). Hor. dem. 175.X.13 QUELLE: OMM XXIX, lin. 1–4 DATIERUNG: 13.10.175 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 52–54. Ross 2009a, 71f. Hor. dem. 177.VIII.22–24/177.IX.18–20 QUELLE: OMM 969, col. A, lin. 1–9 DATIERUNG: 22.–24.08.177 n.Chr. / 18.–20.09.177 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 211–217. Ross 2006b, 171–173. BEMERKUNGEN: Nach Ross 2006a, 215f., würde auch das Datum 16.–18.09.237 n.Chr. astronomisch akzeptabel (“reasonably well”) passen, wäre jedoch deutlich später als alle anderen für die Ostraka aus Medinet Madi nachweisbaren Datierungen. Hor. dem. 178.VIII.19(?) QUELLE: OMM 972, col. A, lin. 11–12, & col. B, lin. 1–11 DATIERUNG: 19.08.178 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: ein gewisser Serenus EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 150–162. Ross 2006b, 158–161. Hor. dem. 179.V.30-VI.1 QUELLE: OMM 374, lin. 2–4 DATIERUNG: 30.05.–01.06.179 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 81–84. Ross 2009a, 86–88. Hor. dem. 184.I.30 QUELLE: OMM 312, lin. 1–4 DATIERUNG: 30.01.184 n.Chr.

Demotische Horoskope

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IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 85–87. Ross 2009a, 88f. Hor. dem. 187.VII.16 QUELLE: OMM 503, lin. 1–9 DATIERUNG: 16.07.187 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Tochter von Statianos EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 88–90. Ross 2009a, 90f. BEMERKUNGEN: Korrigiere in Ross’ Tabelle der astronomischen Daten die Mondlänge von 10°  zu 26°  sowie auch im vorausgehenden Textparagraphen “fell on 17 July” zu “fell on 16 July” und “correspond exactly” zu “correspond satisfactorily”. Hor. dem. 187.IX.20–22(?) QUELLE: OMM 134, lin. 7–14 DATIERUNG: 20.–22.09.187 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 109–117. Ross 2011, 56–62. WEITERE LIT.: Greenbaum 2007, 1643. Greenbaum 2009, 189–191. 339 (Nr. 4). BEMERKUNGEN: erwähnt als einziges demotisches Horoskop das Glückslos (Z. 12–14; Besprechung durch Greenbaum 2009, 189–191; dort – in Absprache mit Ross – Datierung auf den 4.9.129 n.Chr., die jedoch nach Ross 2011, 61, für Medinet Madi ziemlich früh wäre). Hor. dem. 187.XI.16 QUELLE: OMM 1331, lin. 6–8 DATIERUNG: 16.11.187 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 91–94. Ross 2011, 47–49. Hor. dem. 195.XI.10–12(?) QUELLE: OMM 842 DATIERUNG: 10.–12.11.195 n.Chr.? IDENTIFIZIERUNG: – EDITION UND BESPRECHUNG: Ross 2006a, 95–99. Ross 2011, 49–51. Hor. dem. 196.V.1 QUELLE: OMM 1010 EDITION: Menchetti 2003 (mit Abb. 1–2) DATIERUNG: 01.05.196 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Ross 2006a, 269. Ross 2009b, 301–303.

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Vier weitere demotische Horoskope sind nicht datierbar: O. dem. Leiden 333 (aus römischer Zeit; Edition und Kommentar: Nur el-Din 1974, 264f.); OMM 1005, lin. 7–9 (s. Ross 2006a, 67–70. Ross 2009a, 79–80); OMM 582 (vielleicht für ein Datum im Jahr 145 n.Chr.; s. Ross 2006a, 139–143. Ross 2011, 71–73); OMM 224, col. B, lin. 2–9 (vielleicht für ein Datum nach 175 n. Chr.; s. Ross 2006a, 247–250. Ross 2007a, 162–163).

Koptische Horoskope Hor. kopt. 95.IV.13 QUELLE: P. Lond. I 98 recto, Z. 118–189 EDITION: erný et al. 1957, 97–100 (engl. Übers. ebd. 87–89) DATIERUNG: 13.04.95 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 28–38, Nr. 95. BEMERKUNGEN: Die Exposion der Daten und der Beginn der Prognose ist griechisch, der Rest altkoptisch. Zu Einzelheiten s.o. zu Hor. gr. 95.IV.13.

Lateinische Horoskope GESAMTBESTAND: 8 sicher aus der Antike stammende Horoskope für Daten von 772 v.Chr. bis 303 n.Chr. Hor. lat. –771.VI.24 QUELLE: Plut. Rom. 12,3–5 EDITION: Ampolo – Manfredini 1988, 112 DATIERUNG: 24.06.772 v.Chr., 7:00–8:15 Uhr IDENTIFIZIERUNG: Romulus (Konzeption) BESPRECHUNG: Grafton – Swerdlow 1985, 457. 460. 463. Grafton – Swerdlow 1986, 149f. 153. Heilen 2007, 51; hier: s.u. S. 513. WEITERE LIT.: Mommsen 1859, 146f. Soltau 1889, 52f. 434. Bouché-Leclercq 1899, 369. Cramer 1954, 65f. Bertrand-Écanvil 1994, 514. Domenicucci 1996, 118. 126–129. 131–134. 136f. Holden 1996, 20f. Martin 1996, 117. Le Bœuffle 1999, 274f. Gärtner 2000, 46f. Magini 2001, 45. Bakhouche 2002, 76. Frommhold 2004, 8. 14f. 226–239. Pérez Jiménez 2004, 186. Schmidt 2005, 200–202. Heilen 2006c, 319 u. bes. 322. Engels 2007, 299f. (RVW 7). BEMERKUNGEN: Nach dem Zeugnis Plutarchs (s.o.) fand am 24. Juni 772 v.Chr. eine totale Sonnenfinsternis statt. In Wahrheit gab es jedoch nur “a barely gra-

Lateinische Horoskope

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zing eclipse of the sun that could be seen, if at all, only in far northern latitudes” (Grafton – Swerdlow 1986, 149). Offenbar konnte Tarutius zwar Konjunktionen der Luminare an den Mondknoten berechnen, d.h. dann, wenn Sonnenfinsternisse möglich sind, nicht jedoch die Parallaxe des Mondes, die darüber entscheidet, ob es wirklich zu einer Finsternis kam (ebd.). Hor. lat. –770.III.24 QUELLE: Plut. Rom. 12,3–5 EDITION: Ampolo – Manfredini 1988, 112 DATIERUNG: 24.03.771 v.Chr., 6:16 Uhr IDENTIFIZIERUNG: Romulus (Geburt) BESPRECHUNG: Grafton – Swerdlow 1985, 458. 460. 465. Grafton – Swerdlow 1986, 150. 153. Heilen 2007, 51f. WEITERE LIT.: Mommsen 1859, 146f. Soltau 1889, 52f. 268. Bouché-Leclercq 1899, 369. Schanz – Hosius 1927, 606. Hubaux 1945, 6–10. Cramer 1954, 65f. Bertrand-Écanvil 1994, 514. Domenicucci 1996, 118. 126–129. 131–137. Holden 1996, 20. Martin 1996, 117. Le Bœuffle 1999, 274f. Gärtner 2000, 46. Bakhouche 2002, 76. Frommhold 2004, 8. 14f. 226–238. Pérez Jiménez 2004, 186. Schmidt 2005, 200–202. 288f. 301. Heilen 2006c, 319. Engels 2007, 300 (RVW 7). BEMERKUNGEN: Dieses Datum ergibt sich durch Addition von 273 Tagen, der Konstante für die Schwangerschaftsdauer in der babylonischen und hellenistischen Astrologie (s. Frommhold 2004, 226–239), zum Konzeptionsdatum (s.o.). Hor. lat. –753.X.4 QUELLEN: Cic. div. 2,98–99. Manil. 4,773. Plut. Rom. 12,3–6. Sol. 1,18. Lyd. mens. 1,14 EDITIONEN: Cic.: Ax 1938, 106; Manil.: Goold 1997, 284; Plut.: Ampolo – Manfredini 1988, 112–114; Sol.: Mommsen 1895, 5f.; Lyd.: Wünsch 1898, 8 DATIERUNG: 04.10.754 v.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Gründung Roms BESPRECHUNG: Grafton – Swerdlow 1985, 458–460. Grafton – Swerdlow 1986, 150–153. Heilen 2007. WEITERE LIT.: Mommsen 1859, 146f. Peter 1865, 153f. Unger 1887. Soltau 1889, 267f. 431–435. Bouché-Leclercq 1899, 368f. Boll 1903a, 373f. Leuze 1909, 227–247. Ginzel 1906–1914, II 195–197. Pease 1923, 335f. (= 1963, 517f.). Schanz – Hosius 1927, 606. Kubitschek 1928, 184. Münzer – Kroll 1932. Hubaux 1945, 6–10. Cramer 1954, 11. 65f. 140550. Gundel – Gundel 1966, 101. 126. Samuel 1972, 2503. Hübner 1977a, 55. Montanari Caldini 1979, 30f. Brind’Amour 1983, 240–249. Abry 1988, 109. Ampolo – Manfredini 1988, 303f. Packman 1988, 87. Schäublin 1991, 375. Barton 1994b, 39. Gundel – Kehl 1994, 611. Abry 1996. Domenicucci 1996, 117. 126–133. Holden 1996, 20–22. Martin 1996, 117. Goold 1997, 284a. Dalley – Reyes 1998, 117. Timpanaro 1998, 387f. Le Bœuffle 1999, 278. Gärtner 2000, 46f. Cardauns 2001, 51.

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Bakhouche 2002, 75f. Pérez Jiménez 2004, 18022. 186. 195. Besnier 2005, 1671. 189f. Hübner 2005a, 24. Schmid 2005, 200–202. Carandini et al. 2006, 188f. (Nr. 11). 202f. (Nr. 34). 208f. (Nr. 52). 269. 425. Guillaumont 2006, 73. Engels 2007, 309 (RVW 11). BEMERKUNGEN: Tarutius wich offenbar aus astrologischen Gründen vom traditionellen Gründungsdatum (21. April 753 v.Chr.) auf den 4. Oktober des Vorjahres aus (s. Heilen 2007, 55–62). Hor. lat. –138.V.22–23(?) QUELLE: Firm. math. 6,31,1 EDITION: Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, II 149 DATIERUNG: 22./23.5.139 v.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: Sulla (?) BESPRECHUNG: Hübner 2005a; hier: s.u. S. 530. 1113. WEITERE LIT.: Holden 1996, 73f. (falsches Datum “138 B.C.” korr. durch Holden 22006, 77). Heilen 2010c, 179117. Hübner 2011b, 39. Bezza 2012, 293. BEMERKUNGEN: Falls die Datierung stimmt, ist dies das früheste bekannte echte Individualhoroskop der griechisch-römischen Antike (‘echt’ im Gegensatz zu der spekulativen Rückberechnung des Tarutius für Romulus; s.o.). [Hor. lat. –99.vii.12: Das nicht erhaltene Horoskop Julius Caesars (s. dazu Cic. div. 2,99) bespricht Le Bœuffle 1999, 276.] Hor. lat. –95.IX.27–28(?) QUELLE: Firm. math. 6,31,55 EDITION: Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, II 163 DATIERUNG: 27./28.9.96 v.Chr. (?) IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Holden 1996, 74. WEITERE LIT.: Hübner 2005a, 1513 (weist Holdens Identifizierung mit “Ptolemy XI Auletes” zurück). Heilen 2010c, 178. BEMERKUNGEN: nach Firmicus das Horoskop eines potentissimus imperator. Hor. lat. –43.VII.23(?) QUELLEN: Eine Liste der zahlreichen relevanten Quellen bieten Ramsey – Licht 1997, 155f. DATIERUNG: 23.07.44 v.Chr. kurz vor Sonnenuntergang (ASC = Steinbock) IDENTIFIZIERUNG: nach Ramsey u. Licht die ‘zweite Geburt’ des Augustus bei der Erscheinung des Kometen an den Leichenspielen für Iulius Caesar BESPRECHUNG: Ramsey – Licht 1997, 147–153. WEITERE LIT.: Baudy 2001. Engels 2007, 678–681 (RVW 344). BEMERKUNGEN: Baudy 2001 hält das sidus Iulium zu Unrecht für eine Erfindung (S. 33: “zentrales Symbol einer augusteischen Imagekampagne”). Baudy nimmt seine Kritik an Ramsey – Licht 1997 mit Brief vom 31.12.2005 an J.

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Ramsey vollständig zurück und räumt folgenschwere Fehler der eigenen chronologischen Argumentation ein (so Ramsey mit Brief an den Verfasser vom 4.1.2006). [Hor. lat. –37.I.17(?)] QUELLE: ein Jaspis der Bibliothèque Nationale, Paris DATIERUNG: astronomisch unmöglich IDENTIFIZIERUNG: “CON(iux) DIV(i) AUG(usti) LIVI(a) DRUSI(lla)” (Legende) EDITION UND BESPRECHUNG: Delatte – Derchain 1964, 274–276, Nr. 395 (mit einem Beitrag von O. Neugebauer). BEMERKUNGEN: Sowohl die Deutung als authentisches Produkt antiker Kleinkunst als auch die als Fälschung aus der Zeit der Renaissance sind problematisch. Nach Neugebauer ist die zuletzt genannte Erklärung wahrscheinlicher. Delatte und Derchain erwägen (ibid. 2761 a.E.) nach eingehender Expertise, dass die Gemme antik ist, aber später umgearbeitet und um die astrologischen Motive erweitert wurde. Sie beziehen diese Motive auf die Geburt (30.1.58 v.Chr.) oder die zweite Hochzeit der Livia Drusilla (17.1.38 v.Chr.). Die wahren Planetenstände beider Daten sind aber mit den spärlichen astronomischen Daten der Gemme unvereinbar (Neugebauer ebd.). Hor. lat. 195.IX.11 QUELLE: Römische Horoskopgemme (Medaillon aus gelbem Jaspis); Kassel Hess. Landesmus. Ge 80 EDITION: Zazoff 1970, 216 (Nr. 80, Taf. 95), u. Höcker 1987/88, 75 (Nr. 55 mit Abb. III nach S. 70 = Farbphoto der Vorderseite), u. Heilen 2009, 275 (s/wPhotos beider Seiten) DATIERUNG: 11.09.195 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Heilen 2009. WEITERE LIT.: M. Leppert bei Megow 1989, 45145 (korrekte Datierung, ohne Erläuterung). Gundel 1992, 147 (mit Abb. 64) u. 268 (Nr. 216). Simon 1992, 532 (Mercurius n° 353). Simon 1997, 1008 (mit Abb. in LIMC VIII.2 p. 665, Planetae n° 42). BEMERKUNGEN: Diese Gemme wurde im Jahre 1701 durch Landgraf Karl zu Hessen bei dem Nobile Antonio Capello in Venedig gekauft. Der ursprüngliche Sammler ist jedoch ein Professor aus Padua namens Patini (Zazoff 1970, 179). Die Gemme bietet weder lateinische noch griechische Schriftzeichen; ihre Erfassung als ‘Hor. lat.’ ist durch den römischen Ursprung gerechtfertigt. Nur eine einzige weitere (heute verlorene) Horoskopgemme ist bekannt: Hor. gr. 215.VI.23.

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Katalog

Hor. lat. 303.III.14 QUELLE: Firm. math. 2,29,10–20 EDITION: Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, I 81–84 DATIERUNG: 14.03.303 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Ceionius Rufius Albinus (PLRE I 37 s.v. Albinus 14), Konsul 335 n.Chr., praefectus urbi vom 30.12.335 bis zum 10.03.337 n.Chr. BESPRECHUNG: Neugebauer 1953; hier: s.u. S. 525. 530. 563f. 5891043. 816. 904f. 918f. 926f. WEITERE LIT.: Mommsen 1894, 470–472. Bouché-Leclercq 1899, 1643. Boll 1909b, 2366. 2370. Koch 1931 (mit eigener Übers., pp. 178–180). Chastagnol 1962, 95f. Gundel – Gundel 1966, 230. Jones et al. 1971, 649 u. 1006–1008. Polara 1973, II 1–3. Barnes 1975a. Barnes 1975b, 173f. Neugebauer 1975, 954. Polara 1978, 336–340. Hübner 1989b, 86. Barton 1994a, 169f. Hübner 1998d, 731. Bakhouche 2002, 76f. Rinaldi 2002, 216. Hübner 2005a, 14 u. 32. Beck 2007, 96–100. 134f. BEMERKUNGEN: Die von Jones et al. 1971, 649 (PLRE I s.v. Optatianus 3) u. 1006–1008 (s.v. Anonymus 12) favorisierte Identifikation des Nativen mit Publilius Optatianus Porfyrius ist wahrscheinlich falsch (s. ferner ebd. 978 s.v. Volusianus 4 und 1004 s.v. Anonymus 1 zu dem von Firmicus ebenfalls besprochenen Vater des Nativen). Die falsche Identifikation wurde übernommen von Polara 1973, II 1–3 (test. 3; vgl. auch die Kommentare ebd. zu carm. 1,13–18, 2,32, etc.), u. Polara 1978, 336–340 (s.u. Anm. 2222). Siehe die Richtigstellung bei Barnes 1975b, 173f. – Datierung: Auch der 13. u. 15. März sind möglich, wobei der Mond aber ganz am Anfang bzw. Ende des Krebses steht. Der nächste Vollmond, der nach Firm. math. 2,29,16 tertio die stattfindet, fiel auf den Abend des 19.03.303 n.Chr. um 22:49:30 Uhr Ortszeit (nach Galiastro 4.3, für Rom). Die Geburtszeit ist ca. 22:00 Uhr abends. – Die fehlende Nennung des Konsulats, das Ceionius Rufius Albinus 335 n.Chr. bekleidete, ist vielleicht durch eine Haplographie bei Firm. math. 2,29,10 verursacht, wo der überlieferte Text zwei Konsulate des Vaters und zwei Prokonsulate des Nativen erwähnt. – Auf denselben Tag ist Hor. gr. 303.III.14 datiert (s.o.).

Persische Horoskope Hor. pers. 232.IV.9 QUELLE: Zardušt, Kitb al-bri 5,7 = Ps.-Zor. apotel. frg. O 94 Bidez-Cumont EDITION:– DATIERUNG: 09.04.232 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Pingree 1989, 235. WEITERE LIT.: Bidez – Cumont 1938, II 238 (dt. Übers.). Boyce – Grenet 1991, 537f. Pingree 1997a, 45f. Pingree 2002, 12.

Persische Horoskope

331

BEMERKUNGEN: Dieses Horoskop ist anscheinend das früheste erhaltene Exemplar. Es wurde vermutlich im 3. Jh. n.Chr. in Harrn verfasst (Pingree 1989, 235). Hor. pers. 381.II.26 QUELLE: Dor. arab. 3,1,27–65 EDITION: Pingree 1976a, 237–241 DATIERUNG: 26.02.381 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: – BESPRECHUNG: Pingree 1973b, 35. Pingree 1976a, XV. WEITERE LIT.: Pingree 1978a, II 427. Holden 1996, 96. Pingree 1997, 46. Brand 2000, 212f. Pingree 2002, 13. Van Bladel 2009, 39f. BEMERKUNGEN: Es handelt sich um eine Interpolation in den Dorotheostext. Der unbekannte Autor datiert die Nativität in das 96. Jahr der Ära Diokletian (3,1,28), gibt als geographische Breite das 4. Klima an (3,1,30) und berichtet dann ausführlich, wie er die Daten zu einem früheren Zeitpunkt so beurteilt habe (mehrmals “I said ...”), dass der Native mehrere kritische Momente überleben, dann jedoch sterben werde (3,1,38 “he will not die ...”, 3,1,50 “he will not die ...”, 3,1,65 “he will die when ...”). Ein vermeintlich zweites persisches Horoskop, das Pingree auf 281 n.Chr. datierte, geht in Wahrheit auf Dorotheos zurück (s.o. zu Hor. gr. 44.X.2).

Arabische Horoskope Auswahl der für diese Arbeit relevanten Horoskope: Hor. arab. 531.VIII.18 QUELLE: al-Qasrn, Jmi‘ al-kitb (s.o. zur Quelle von Hor. gr. 475.I.12) DATIERUNG: 18.08.531 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Krönung des Sassanidenkönigs Khosro Ansharwn BESPRECHUNG: Neugebauer – van Hoesen 1959, 161. WEITERE LIT.: Pingree 2004, 541. 544f. Pingree 2005, 98. BEMERKUNGEN: frühestes erhaltenes Exemplar. Hor. arab. 762.VII.30 QUELLE: al-Br. chron. cap. 13 s.v. Tammus 23 EDITION: Sachau 1878, 270f. (engl. Übers.: Sachau 1879, 262f., Ndr. in Lehoux 2007, 465) DATIERUNG: 30.07.762 n.Chr. IDENTIFIZIERUNG: Gründung der Stadt Bagdad BESPRECHUNG: Allawi 1988, 62–66.

332

Katalog

LITERATUR: Massignon 1962 (fehlerhaft). Pingree 1970b, 104. Wendell 1971, 122. Pingree 1974a, 160. Pingree 1989, 228. Holden 1996, 99f. Pingree 1997a, 41. Pingree 1997b, 124. Gutas 1998, 16. Yamamoto – Burnett 2000, I xv u. 581. Hübner 2001e, 833 (korr. “Babylon” zu “Bagdad”). Holden 2003a. Holden 2003b. Pérez Jiménez 2004, 195. Boudet 2005, 63. Pingree 2006b, 231. BEMERKUNGEN: Dieses Horoskop wurde den Quellen zufolge von dem persischen Astrologen Naubaht al-Hakm (s. Sezgin 1979, 100f.) unter Mithilfe von von Mš’allh, ‘Umar ibn al-Farruhn  und al-Fazr erstellt. Neben der Überlieferung durch al-Brn gibt es eine zweite durch al-Faqih (Baghdad Madinat al-Salam, Bagdad 1977, 41; non vidi; zit. nach Allawi 1988, 6312; tabellarischer Vergleich der Planetenpositionen beider Überlieferungsstränge mit den Daten moderner Rückberechnung ebd. 65). Sieben bisher unveröffentlichte arabische Horoskope der Wiener Papyrussammlung wird Thomann (demnächst) publizieren. Siehe seine Vorabpublikation von fünf Horoskopen des frühen 11. Jh.s in Zdiarsky 2015, 121–126 (Nr. 53–57).

Jüdische Horoskope Es gibt keine astronomisch oder kalendarisch datierbaren Exemplare. Siehe jedoch ein fragmentarisch erhaltenes Dokument aus Qumran, 4Q186 (dazu von Stuckrad 1996, 118–124). Der Text stammt aus der Bibliothek der QumranGemeinde und datiert vermutlich aus der 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr., ist in einer Mischung aus hebräischer und griechischer sowie einer kryptischen Schrift (dem sog. Atbasch-Stil) abgefasst, in dem der jeweilige Buchstabe, von vorn im Alphabet gezählt, mit demjenigen vertauscht wird, der diese Position von hinten gezählt hat (daher auch bezeichnet als 4QCryptic; Sinn nach von Stuckrad 1996, 123: Verschlüsselung aufgrund der hohen Bedeutung des Inhalts). Der Text bespricht mehrere Individuen. Es geht primär um die äußere Erscheinung der Nativen (Schenkel, Füße, Zähne, Finger, Haar, Augen, Bart, Stimme, etc.) sowie ihre geistig-seelische Verfassung (bes. der jeweilige Anteil an Licht und Finsternis im Sinne des Qumran-typischen Dualismus, dazu von Stuckrad 1996, 122). An astronomischen Angaben wird nur einmal der Stier und einmal (unsicher) die Jungfrau als Tierkreiszeichen der Geburt genannt (das ist nach von Stuckrad 1996, 121, die Sonnenposition, was der Text aber nicht explizit hergibt). Keine Angabe zum Aszendenten. Nicht datierbar. Der Text spricht ausdrücklich von der “Geburtskonstellation, auf deren Hintergrund er geboren wurde” (von Stuckrad 1996, 119 u. 121; stereotype Formulierungen erkennbar). Weitere, ähnliche Funde: 4Q534 (von Stuckrad 1996, 124–127), ein aramäischer Text (ebenfalls aus Höhle Nr. 4 in Qumran), paläographisch ca. 30 v.Chr. bis 20 n.Chr. zu datieren, keine explizite Nennung des Zodiak oder der Planeten,

Jüdische Horoskope

333

physiognomische und geistige Prognosen; 4Q561, ebenfalls aramäisch, stark zerstört (vielleicht eine Parallelfassung zu 4Q186), es werden auch hier physiognomische Eigenschaften prognostiziert (von Stuckrad 1996, 127). Zu beachten ist ferner ein aramäisches Brontologion (4Q318, dazu von Stuckrad 1996, 128– 130), das den Mondlauf durch die Tierkreiszeichen beschreibt und zu Donnerzeichen in den einzelnen Zodia Prognosen bietet, die denen der babylonischen Serie Enma Anu Enlil ganz ähnlich sind. Zur Ähnlichkeit mit hermetischen Brontologia wie z.B. CCAG VII 226–230 u.a. vgl. von Stuckrad 1996, 130478. 4Q318 ist der älteste aramäische Textfund dieser Art. WEITERE LIT.: Albani 1999, bes. 287f. 309. Leicht 2006, bes. 24–28 (u. 411 Index s.v. Horoskope). Popovi 2007 passim (jüngste und vollständigste Studie).

Literaturverzeichnis Lateinische Autoren und Werke sind gemäß dem Thesaurus linguae Latinae abgekürzt, Zeitschriftentitel gemäß der Année philologique. Außerdem finden die folgenden Abkürzungen und Kurztitel Verwendung: ANRW BHAC BMCR BNJ BSC5

CAG CCAG CCAL

CGL CIL

CLE

Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt, hrsg. von Wolfgang Haase und Hildegard Temporini, Berlin – New York 1972–1998. Bonner Historia-Augusta-Colloquium. Bryn Mawr Classical Review. [ http://ccat.sas. upenn.edu/bmcr] Brill’s New Jacoby, ed. by Ian Worthington (Brill online; s.u. FGrHist), Leiden 2007–. D[orrit] Hoffleit, W[ayne] H. Warren Jr., The Bright Star Catalogue, Yale University Observatory (New Haven, Connecticut), 5th revised edition (Preliminary Version) 1991 (11930). [ http:// www.alcyone.de/SIT/bsc/bsc.html] Commentaria in Aristotelem Graeca, 23 Bde., Berlin 1882–1909. Catalogus Codicum Astrologorum Graecorum, 12 Bde., Brüssel 1898–1953. Catalogus Codicum Astrologorum Latinorum, I: Les manuscrits astrologiques latins conservés à la Bayerische Staatsbibliothek de Munich, II: Les manuscrits astrologiques latins conservés à la Bibliothèque Nationale de France à Paris, édité par David Juste, Paris 2011 & 2015 (Documents, études et répertoires publiés par l’Institut de recherche et d’histoire des textes. 81 & 84). Corpus Glossariorum Latinorum, a Gustavo Loewe incohatum [...], composuit recensuit edidit Georgius Goetz, 7 Bde., Leipzig – Berlin 1888–1923. Corpus Inscriptionum Latinarum, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, bisher 17 Bde. (plus Auctaria), Berlin 1869–2012. Carmina Latina Epigraphica, conlegerunt Franciscus Buecheler (I–II), Ernestus Lommatzsch (III), 3 Bde., Leipzig 1895,1897,1926 (Anthologia Latina. Pars posterior. 1–3).

Abkürzungen

CMG

CSHB CTC

DG DGE DK DKP DNP DSB FGrHist FOS GGM

HDA

335

Corpus Medicorum Graecorum, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, bisher 62 Bde. (I 1 – XI 2,1 u. Suppl. Or. I– V.1), Leipzig – Berlin 1908–. Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae, hrsg. von Barthold Georg Niebuhr et al., 50 Bde., Bonn 1828–1897. Catalogus Translationum et Commentariorum: Mediaeval and Renaissance Latin Translations and Commentaries. Annotated Lists and Guides, hrsg. von Paul Oskar Kristeller et al., Washington D.C. 1960– (bisher 10 Bde.). Doxographi Graeci, collegit recensuit prolegomenis indicibusque instruxit Hermannus Diels, Berolini 1879 (Ndr. 1965). Diccionario Griego-Español. Redactado bajo la dirección de Francisco R. Adrados, Madrid 1980– (erschienen: Bd. I–VII, 1980–2009, = –). Die Fragmente der Vorsokratiker, griechisch und deutsch, von Hermann Diels, hrsg. von Walther Kranz, 3 Bde., 6., verb. Aufl., Berlin 1951–1952. Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike [...] hrsg. von Konrat Ziegler, Walther Sontheimer und Hans Gärtner, 5 Bde., München 1975. Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hrsg. von Hubert Cancik, Helmuth Schneider und Manfred Landfester, 16 Bde., Stuttgart – Weimar 1996–2003. Dictionary of Scientific Biography, ed. by Charles Coulston Gillispie, 16 Bde., New York 1970–1980 (Ndr. 1981). Felix Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, 3 Teile in 14 Bänden, Leiden und Berlin 1923–1958 (Teil I: 21957; s.o. BNJ).  S. 456 s.v. Raepsaet-Charlier 1987. Geographi Græci Minores, e codicibus recognovit, prolegomenis, annotatione, indicibus instruxit, tabulis æri incisis illustravit Carolus Müllerus, 2 Bde., Paris 1882. Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens, hrsg. unter besonderer Mitwirkung von Eduard Hoffmann-Krayer [...] von Hanns Bächtold-Stäubli, 10 Bde., Berlin-Leipzig 1927 – Berlin 1942 (mehrere Ndr.).

336 HdAW IKEph ILS ITER ITALICVM

Kühner-Gerth



Lampe LCL LG LGG

LGPN LIMC LSJ + Suppl. 1996

Literaturverzeichnis

Handbuch der Altertumswissenschaft, 12 Abteilungen mit zahlreichen Einzelbänden, hrsg. von Iwan von Müller et al., 1885–. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, Bd. 13: Die Inschriften von Ephesos, hrsg. von Hermann Wankel et al., 8 Teilbde., Bonn 1979–1984. Inscriptiones Latinae selectae, ed. Hermannus Dessau, 3 Bde. in 5 Teilen, Berlin 1892–1916 (Ndr. 2 1954–55, 31962, 41974). Paul Oskar Kristeller, Iter Italicum. A Finding List of Uncatalogued or Uncompletely Catalogued Humanistic Manuscripts of the Renaissance in Italian and Other Libraries, 6 Bde. (Bd. 3–6: Accedunt alia itinera), London – Leiden 1963–1996 (dazu jetzt: A Cumulative Index to Volumes I–VI [...], Leiden et al. 1997). Raphael Kühner, Bernhard Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, 2. Teil: Satzlehre, 2 Bde., 3. Aufl. Hannover – Leipzig 1898– 1904 (Ndr. Hannover 1992). Lexikon der Ägyptologie, 7 Bde., Bd. 1 hrsg. von Wolfgang Helck und Eberhard Otto, Bd. 2–7 hrsg. von W. Helck und Wolfhart Westendorf, Wiesbaden 1975–1992. A Patristic Greek Lexicon, ed. by G[eoffrey] W[illiam] H[ugo] Lampe, Oxford 1961. The Loeb Classical Library, founded by James Loeb 1911 (Harvard University Press). Lexicon Gregorianum. Wörterbuch zu den Schriften Gregors von Nyssa, bearbeitet von Friedhelm Mann, 9 Bde., Leiden et al., 1999–2013. Christian Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, 7 Bde., Leuven et al. 2002 (Orientalia Lovaniensia Analecta. 110– 116). A Lexicon of Greek Personal Names, ed. by P[eter] M[arshall] Fraser and E[laine] Matthews, bisher 3 Bde., Oxford 1987–2000. Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, 8 Bde. (16 Halbbde.) + 2 Bde. Indices, Zürich und Düsseldorf 1981–1999. A Greek-English Lexicon, compiled by Henry George Liddell and Robert Scott, revised and augmented throughout by Sir Henry Stuart Jones, new

Abkürzungen

MAPhS MPG MPL NDSB NHC ODB OMM PGM

PIR1 PIR2

PLP PLRE PP RA

337

(ninth) edition 1940 (11843); Supplement ed. by E. A. Barber, Oxford 1968; Revised Supplement ed. by P. G. W. Glare, Oxford 1996. Memoirs of the American Philosophical Society. Patrologiae cursus completus, ed. Jacques Paul Migne, series Graeca, 161 Bde., Paris 1857–1866. Patrologiae cursus completus, ed. Jacques Paul Migne series Latina, 217 Bde. + 4 Bde. Indices (218– 221), Paris 1844–1855. New Dictionary of Scientific Biography, ed. Noretta Koertge, 8 Bde., Detroit et al. 2008. Nag Hammadi Codices (I–XIII). The Oxford Dictionary of Byzantium, ed. by Aleksandr P. Každan, 3 Bde., Oxford 1991. Ostraka von Medinet Madi. [ Ross 2006–2011] Papyri Graecae Magicae. Die griechischen Zauberpapyri, hrsg. u. übers. v. Karl Preisendanz, zweite verb. Aufl. mit Ergänzungen von K. P., durchgesehen und hrsg. von Albert Henrichs, 2 Bde., Stuttgart 1973–1974. Prosopographia Imperii Romani saeculi I. II. III, pars III [= P–Z], edd. Paulus de Rohden et Hermannus Dessau, Berlin 1898 (Ndr. 1978). Prosopographia Imperii Romani saeculi I. II. III, iteratis curis edd. Edmundus Groag, Arturus Stein, Leiva Petersen, partes I–V [= A–O], Berlin – Leipzig 1933–1987 [I: A–B, Berlin – Leipzig 1933; II: C, ebd. 1936; III: D–F, ebd. 1943, IV: G–I, Berlin 1952–1966, V: L–O, Berlin 1970–1987]; pars VI [P]: iteratis curis edd. Leiva Petersen, Klaus Wachtel, adiuvantibus M. Heil, K.-P. Johne, L. Vidman, Berlin – New York 1998; pars VII/1 [R]: iteratis curis ed. Klaus Wachtel adiuvantibus M. Heil, A. Strobach, Berlin – New York 1999. Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit, hrsg. von Erich Trapp, 13 Bde., Wien 1976–1996. The Prosopography of the Later Roman Empire, by Arnold H. M. Jones, John R. Martindale, & John Morris, vols. I–III, Cambridge 1971, 1980, 1992. Prosopographia Ptolemaica, par W[illy] Peremans et E. Van’t Dack, 7 Bde., Louvain 1950–1975 (Studia Hellenistica. 6,8,11,12,13,17,20). Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, begründet von Erich Ebeling und Bruno

Literaturverzeichnis

338

RAC

RE

RP SBAW Stephanus et al. 31865

SVF TLG UPZ

Meissner, fortgeführt von Ernst Weidner und Wolfram von Soden, hrsg. von Dietz Otto Edzard, bisher 9 Bde. (A – Nuzi), Berlin-Leipzig 1932 (Bd. 1) – Berlin-New York 2007 (Bd. 11). Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt, hrsg. von Theodor Klauser et al., bisher 25 Bde. (+ 1 Suppl.-bd.), Stuttgart 1950–. Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, hrsg. von August Friedrich Pauly, Georg Wissowa et al., 83 Bde., Stuttgart 1893 – München 1978. Ronald Syme, Roman Papers, voll. I–VII (I–II ed. E. Badian, III–VII ed. Anthony R. Birley), Oxford 1979–1991. Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (philosophisch-historische Klasse).     Thesaurus Graecae Linguae, ab Henrico Stephano constructus [11572, Genf]. Post editionem anglicam [21816– 1828, London] novis additamentis auctum, ordineque alphabetico digestum tertio ediderunt Carolus Benedictus Hase, Guilelmus Dindorfius et Ludovicus Dindorfius, 9 Bde., Paris 1831–1865 (Ndr. Graz 1954). Stoicorum veterum fragmenta, coll. Ioannes ab Arnim, voll. I–III, Leipzig 1903–1905 (vol. IV: Indices, conscr. M. Adler, Leipzig 1924). Thesaurus Linguae Graecae [ http://www.tlg.uci. edu] Urkunden der Ptolemäerzeit (ältere Funde), hrsg. von Ulrich Wilcken, 2 Bde., Berlin – Leipzig 1927– 1957.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen Erfasst werden hier nur Titel, auf die im Rahmen der Arbeit verwiesen wird. Maßgebliche Ausgaben sind unterstrichen. Die Kurztitel der linken Spalte sind durch Zusätze in Klammern gemäß der hier erläuterten Reihenfolge charakterisiert: T = Text, Ü = Übersetzung, Ülat = lateinische Übersetzung, K = Kommentar, A = Anmerkungen.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

339

a) Astronomische, astrologische und kosmologische Texte Zu den meisten Autoren und Texten bietet der bio-bibliographische Anhang von Pingree 1978a, II 417–451, die maßgeblichen Informationen. Ergänzend siehe Gundel – Gundel 1966, Urso 2002 und das hiesige Gesamtregister. Astrologische Papyri werden im Folgenden nur erfasst, sofern es sich nicht um Horoskope handelt (deren Editionen nennt der obige Katalog ab S. 213). Achill. isag. Maass 1898 (T)

Di Maria 1996 (T)

Achm. comm. Cent. Martorello – Bezza 2013 (TÜ)

Ps.-Achm. intr. Bezza 2002a (TÜK)

al-Br. elem. astrol. Wright 1934 (TÜ)

           Isagoga excerpta, in: Commentariorum in Aratum reliquiae, collegit recensuit prolegomenis indicibusque instruxit Ernestus Maass, Berlin 1898 (Ndr. 1958), 27–75. Achillis quae feruntur astronomica et in Aratum opuscula: De Universo; De Arati Vita; De Phaenomenorum interpretatione, ed. Giorgio Di Maria, Palermo 1996 (Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Palermo. Studi e ricerche. 27). Ahmad ibn Ysuf ibn al-Dya, Commento al Centiloquio tolemaico. Edizione e traduzione del testo arabo e della versione greca, a cura di Franco Martorello e Giuseppe Bezza, Milano – Udine 2013 (Indo-Iranica et Orientalia. Serie Lazur 10).         [Buch III], ed. Giuseppe Bezza, Il trattato sulle natività di Eleuterio Zebeleno di Elis, Mene 2 (2002), 257–300, darin 261–288. [zu Ps.-Achmat s.o. S. 100, Anm. 419] The Book of Instruction in the Elements of the Art of Astrology, by Abu l-Rayhn Muhammad ibn Ahmad Al-Brn, written in Ghaznah, 1029 A.D. Reproduced from Brit. Mus. MS. Or. 8349. The Translation facing the Text by R[obert] Ramsay Wright, London 1934. [postum erschienen, daher unvollkommen; Ndr. der engl. Übers. ohne Fußno-

340

Bezza 1992 (ÜK)

Album. intr. mai.514 Lemay 1995–1996 (T)

Burnett – Yamamoto (demnächst, TÜ)

Literaturverzeichnis

ten und ohne arab. Orig.-text: Bel Air (MD, USA) 2006] Al-Brn. L’arte dell’astrologia, a cura di Giuseppe Bezza, introdotto da Antonio Panaino, Milano 1992 (Collana Mimesis. 25). [ital. Übers. des arab. Orig.; vgl. S. 17] Ab Ma‘šar al-Balh [Albumasar]. Liber introductorii maioris ad scientiam judiciorum astrorum. Édition critique par Richard Lemay, 9 Bde., Neapel 1995–1996. [Die neue Edition des arabischen Textes mit englischer Übersetzung durch Charles Burnett und Keiji Yamamoto ist weitgehend abgeschlossen und wird voraussichtlich 2015/16 erscheinen]

Album. magn. coni. Yamamoto – Burnett 2000 Ab Ma‘šar, On Historical Astrology. The Book of (TÜ) Religions and Dynasties (On the Great Conjunctions), ed. and transl. by Keiji Yamamoto, Charles Burnett, 2 vols., vol. I: The Arabic Original. Kitb al-milal wa-d-duwal. Arabic Text ed. by K. Y. with an English Translation by K. Y. & Ch. B., vol. II: The Latin Versions. Albumasar, De magnis coniunctionibus (On the Great Conjunctions), Latin text ed. by Ch. B. and Arabic-Latin, Latin-Arabic Glossaries by K. Y. & Ch. B., Leiden et al. 2000 (Islamic Philosophy, Theology and Science. Texts and Studies. 33–34). [weitere handschriftliche Varianten der lateinischen Überlieferung unter http:// www.sas.ac.uk/warburg/institute/variants.html] Album. myst. 3 Burnett – Yamamoto (demnächst, T)

514

[Die oben unter ‘Album. intr. mai.’ genannte neue Edition der Großen Einführung von Ab Ma‘šar wird als Beigabe David Pingrees Edition von Buch 3 der griechischen Übersetzung des arabischen Originals unter dem Titel      enthalten. Eine vollständige Edition der Schrift De mysteriis fehlt. Zahlreiche

Ab Ma‘šar (gr. , lat. Albumasar); s.o. S. 99, Anm. 417.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

341

Einzelkapitel wurden im CCAG und anderswo ediert; siehe die Liste bei Hübner 1982, 365f.; zu ergänzen: Pingree 1976c, S. 183f. (App. 2) = myst. 1,140; S. 189 (App. 7) = myst. 1,76; S. 190 (App. 8) = myst. 1,143; S. 191 (App. 9) = myst. 1,78; s. auch Pingree 1989, 227 mit Anm. 1.] Album. rev. nat. Pingree 1968a (T)

Alcab. introd. Burnett et al. 2003 (TÜ)

al-Nad. Fihr. Dodge 1970 (ÜA)

Anon. a. 379 Cumont 1904 (T)

Anon. aet. Zen.

Anon. carm. de plan. Heitsch 1964 (T)

Albumasaris De revolutionibus nativitatum, ed. D. Pingree, Leipzig 1968. [= griech. Übers.; Edition des arab. Orig. in Vorb. durch K. Yamamoto; eine unpubl. u. fragm. arab.-lat. Übers. existiert als MS Erfurt Q365 u. Paris. lat. 16204; eine griech.-lat. Übers. edierte Wolf 1559; Quelle: Burnett 2009, 27.] Al-Qabs (Alcabitius): The Introduction to Astrology. Editions of the Arabic and Latin texts and an English translation, edd. Charles Burnett, Keiji Yamamoto, Michio Yano, London – Turin 2004 (Warburg Institute Studies and Texts. 2). Bayard Dodge (Hrsg. u. Übers.), The Fihrist of alNadm. A Tenth-Century Survey of Muslim Culture, New York – London 1970 (2 Bde. mit durchgehender Paginierung). [Die Fragmente des Anonymos des Jahres 379 n. Chr. edierte Franz Cumont, CCAG V 1 (1904), pp. 194–212; vgl. Bezza 1995, 453–473 (ital. Übers. mit Anm.).] [Die Horoskope des Anonymos, der in der Zeit – und wahrscheinlich im Dienste – des Kaisers Zenon tätig war, sind bisher nicht gesammelt; zu Teilpublikationen im CCAG und durch Pingree 1976b s.o. S. 98–107.] Carmen astrologicum, in: Die griechischen Dichterfragmente der römischen Kaiserzeit, gesammelt

342

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[cod. Vat. gr. 1056, ff. 219v–220r,    : tabellarisch ediert auf S. 1338]

Anon. de plan.

Anonymi de planetis libellus (                 ), ed. W. Kroll, CCAG II (1900), pp. 159–180, denuo ed. D. Pingree 1986, 369–389 (Val. app. 1). [vgl. Pingree 1976a, 344]

Anon. de stell. fix. Hübner 1995a (TK)

Antioch.

– epit. 1 (ex isag. lib. 1) – epit. 2 (ex thes.) – epit. 2a (ex thes.) – epit. 3 (ex thes.)

Grade und Gradbezirke der Tierkreiszeichen. Der anonyme Traktat De stellis fixis, in quibus gradibus oriuntur signorum. Quellenkritische Edition und Kommentar von Wolfgang Hübner, 2 Bde., Stuttgart und Leipzig 1995 (Sammlung Wissenschaftlicher Commentare). [= Lib. Herm. cap. 25;  Gundel 1936a u. Feraboli 1994] Die im CCAG variis locis edierten Epitomai der Isagoge und der Thesauroi des Antiochos von Athen (Ende 2. Jh. n.Chr.) werden nach der von Pingree 1977a etablierten Zählung zitiert: ed. Franz Cumont, CCAG VIII 3 (1912), pp. 111– 118; ed. Franz Boll, CCAG I (1898), pp. 140–164 (cf. Bautista 2008); edd. Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006; ed. F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 115–224 (= Rhet. 5,54–117; n.b.: Cumont hat epit. 3,54–98.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

343

3,104. 3,113–117 ediert; epit. 3,1–53 = Antioch. epit. 2; die übrigen Kapitel wird erstmals Pingrees Rhetoriosedition bieten); – epit. 3a (ex thes.) ed. F. Cumont, CCAG VIII 3 (1912), pp. 104–111; – epit. 3b,19–24 (ex thes.) ed. F. Boll, CCAG VII (1908), pp. 111–118; – epit. s.n. (ex isag. lib. 2) ed. F. Cumont, CCAG VIII 3 (1912), pp. 118–119 (s.o. Anm. 234). Raúl Caballero Sánchez, Hilario Bautista Ruiz, Una Caballero Sánchez – Bautista Ruiz 2006 (TÜA) paráfrasis inédita de los Tesoros de Antíoco de Atenas: el epítome IIa. Edición crítica, traducción y notas, Mene 6 (2006), 177–242. [ Bautista 2005] Schmidt 2009 (ÜK) Antiochus, with Porphyry, Rhetorius, Serapio, Thrasyllus, Antigonus et al., Definitions and Foundations. Translation and Commentary by Robert H. Schmidt, Cumberland (MD) 2009 (The Astrological Record of the Early Sages. 2). Antioch. (?) carm. de plan. [fragmentarisches Gedicht über die Wirkungen der Planeten in den Orten der Dodekatropos; ed. Alexander Olivieri, CCAG I (1898), pp. 108–113; Neuedition angekündigt von Pérez Jiménez 2011b, 182; zur Authentizität s.u. S. 6971511.] Anub. Obbink 1999 (TÜK)

Obbink 2006 (T)

Arist. cael. Jori 2009 (ÜK)

Astrol. Zen.

Dirk Obbink, P. Oxy. 4503–4507. Anoubion, Elegiacs, in: The Oxyrhynchus Papyri LXVI, edd. N. Gonis et al., London 1999, pp. 57–109 (u. Abb. XI– XIV). [= F1, F3, F4, F5, F19, F20 in Obbink 2006; s.u.] Anubio, Carmen astrologicum elegiacum, rec. Dirk Obbink, München – Leipzig 2006. [ Schubert 2009. Heilen 2010c. Schubert 2010. Schubert 2012] Aristoteles, Über den Himmel, übersetzt und erläutert von Alberto Jori, Berlin 2009 (Aristoteles. Werke in deutscher Übersetzung. 12,3). [Dem hypothetischen Astrologen Zenons schreibt Pingree 1976b zwölf variis locis erhaltene Horoskope des 5. Jh.s zu; s.o. S. 98–102 u. Appendix IV auf S. 1383.]

344 Autol. Aujac 1979 (TÜA)

Balb. astrol.

Literaturverzeichnis

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Beross. Jacoby 1958 (T)

[Die Fragmente des Berossos edierte Felix Jacoby, FGrHist Bd. III C 1, Leiden 1958, Nr. 680 (pp. 364–397); vgl. Schnabel 1923] Verbrugghe – Wickersham Gerald P. Verbrugghe, John M. Wickersham, Be1996 (Ü) rossos and Manetho, Introduced and Translated. Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt, Ann Arbor 1996 (Ndr. ebd. 2000). Geert de Breucker, Berossos of Babylon, in: Ian De Breucker (TÜK) Worthington (Hrsg.), Brill’s New Jacoby (Brill online). Bon. Heilen 1999 (T)

Card. Cardanus 1538 (T)

Cardanus 1547 (T) Cardanus 1578a (T)

Laurentius Bonincontrius Miniatensis, De rebus naturalibus et diuinis. Zwei Lehrgedichte an Lorenzo de’ Medici und Ferdinand von Aragonien. Einleitung und kritische Edition, Stuttgart – Leipzig 1999 (Beiträge zur Altertumskunde. 129; zugl. Diss. Münster 1998). Hieronymus Cardanus, Libellus qui dicitur Supplementum almanach. Libellus alius de restitutione temporum et motuum coelestium, quinque principum geniture cum expositione, quinque eruditorum virorum geniture cum expositione, Mailand 1538. Ders., Liber de exemplis centum geniturarum, in: Cardanus 1663, 458–502. Hieronymi Cardani, In Cl. Ptolemaei De Astrorvm Ivdiciis, Avt (Vt Vvlgo appellant) Qvadripartitae Constructionis lib. IIII. Commentaria, ab Avtore

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

Cardanus 1578b (T) Cardanus 1663 (T)

345

postremùm castigata, & locupletata. His Accesservnt [...], Basileæ ex officina Henricpetrina 1578 (online: http://diglib.hab.de/drucke/n-50-2f-helmst1/start.htm; Ndr. in: Cardanus 1663, 93–368). Ders., Liber duodecim geniturarum […], Basel 2 1578 (11544), Ndr. in Cardanus 1663, 503–552. Hieronymus Cardanus, Opera omnia, Bd. 5, Lyon 1663 (Faksimile-Neudruck mit einer Einleitung von August Buck, Bd. 5, Stuttgart – Bad Cannstatt 1966).

Cleom. Ziegler 1891 (TÜlat)

  Cleomedis de motu circulari corporum caelestium libri duo, ad novorum codicum fidem ed. et Latina interpretatione instruxit Hermannus Ziegler, Leipzig 1891. Goulet 1980 (ÜK) Cléomède, Théorie élémentaire («De motu circulari corporum caelestium»). Texte présenté, traduit et commenté par Richard Goulet, Paris 1980 (Histoire des doctrines de l’antiquité classique. 3). Cleomedis Caelestia (), ed. Robert Todd 1990 (T) Todd, Leipzig 1990. Bowen – Todd 2004 (ÜK) Cleomedes’ Lectures on Astronomy. A Translation of The Heavens With an Introduction and Commentary by Alan C. Bowen and Robert B. Todd, Berkeley et al. 2004 (Hellenistic Culture and Society. 42). Critod. Peter 2001 (TÜK)

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346 Pingree 1976a (T)

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515

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Die babyl. Omenserie Enma Anu Enlil (2. Jt. v.Chr.) ist noch nicht vollständig ediert. Bisher liegen die o.g. Teilausgaben vor. 516 Zur Frage der Authentizität s.u. S. 1272, Anm. 3214 a.E.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

347

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Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

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Ps.-Hermipp. Kroll – Viereck 1895 (T)

Hipparch. Manitius 1894 (TÜK)

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Imbr. Eph.

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517 Die von Ideler nur auf die erste Version (pp. 387–396) angewendete Kapitel- und Paragraphenzählung ist nicht sinnvoll, denn der Beginn der eigentlichen Besprechung der zwölf Tierkreiszeichen – Kap. 3,3ff. Ideler – hätte als Kap. 4,1ff. gezählt werden müssen; daher wird hier nur nach Seite und Zeile zitiert.

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

351

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Kam. zod. Miller 1877 (T)

Kšyr intr. Yano 1997 (TÜ)

Lyd. ost. Bekker 1837 (TÜlat)

Johannes Kamateros,  . Ein Kompendium griechischer Astronomie und Astrologie, Meteorologie und Ethnographie in politischen Versen, bearbeitet von L[udwig] Weigl, Programm des Kgl. Progymnasiums Frankenthal 1907–1908 (2 Teile mit durchgehender Pagination), Würzburg 1907–1908. [ Weigl 1902] Emmanuel Miller, Poèmes astronomiques de Théodore Prodrome et de Jean Camatère, d’après les manuscrits de la Bibliothèque Nationale de Paris, in: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques 23, 2e partie (1877), 1–112. [darin pp. 53–111:         (sic)        ; varr. ll. e cod. Petropol. ed. M.A.F. Šangin, CCAG XII (1936), pp. 95f.] Kšyr Ibn Labbn’s Introduction to Astrology, ed. and transl. by Michio Yano, Tokio 1997 (Studia Culturae Islamicae. 62).

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352 Bandy 2013a (TÜ)

Ps.-Maneth.518 Salvini 1701/02 (Ü)

Axt – Rigler 1832 (T)

Axt 1835 (Ü) Koechly 1851 (TÜlatA)

Koechly 1858 (T)

Lopilato 1998 (TÜK)

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Zitiert werden die von verschiedenen Autoren stammenden Bücher in Doppelzählung, d.h. in der durch den codex unicus (Laur. 28,27) überlieferten sowie der von Koechly 1858 in Klammern hinzugefügten Reihenfolge: 1[5], 2[1], 3[2], 4, 5[6], 6[3].

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

Goold 1985 (T) Fels 1990 (TÜK) Liuzzi 1991–1997 (TÜK)

Feraboli et al. 1996–2001 (TÜK)

Goold 1997 (TÜ)

Hübner 2010 (TÜK)

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‘Palch.’

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Der wahre Autor ist Olympiodor; s.o. S. 502 zu 

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

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Ptol. apotel. Winkel 1923 (Ü)

    Procli Diadochi paraphrasis in Ptolemæi libros IV. De Siderum effectionibus, a Leone Allatio è Græco in Latinum conversa, Lugduni Batavorum 1635. J. M. Ashmand, Ptolemy’s Tetrabiblos, or Quadripartite: being four books of the influence of the stars. Newly transl. from the Greek paraphrase of Proclus with a Preface, explanatory notes and an appendix containing extracts from the Almagest of Ptolemy and the whole of his Centiloquy […], London 1822 (Ndr. Chicago 1936). Claudius Ptolemaeus, Tetrabiblos. Nach der von Philipp Melanchthon besorgten und mit einer Vorrede versehenen seltenen Ausgabe aus dem Jahre 1553 griechisch und lateinisch. Ins Deutsche übertragen von M[ax] Erich Winkel, 2 Bde. (Bd. 1: Buch I und II. Die hundert Aphorismen; Bd. 2:

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

Boll – Boer 1940 (T)

Robbins 1940 (TÜ) Tucker 1961 (K)

Feraboli 1985 (TÜK) Bezza 1990 (ÜK)

Hübner 1998a (T)

Ptol. apotel. lat. Vuillemin-Diem – Steel 2015 (T)

Ptol. hyp. Heiberg 1907 (TÜ)

357

Buch III und IV), Berlin-Pankow 1923 (Ndr. Mössingen 1995, 2000). Claudii Ptolemaei , edd. F[ranz] Boll† et Æ[milia] Boer, Leipzig 1940 (Op. omn. Bd. III,1). [der Index erschien 1952 separat als Anhang zu Bd. III,2 und fehlt in der ‘editio correctior’ von Bd. III,1, 1957; cf. Hübner 1998a, pp. VIII–IX] Ptolemy, Tetrabiblos, ed. and transl. by F[rank] E. Robbins, Cambridge (Mass.) – London 1940 (Loeb Classical Library. 435; Ndr. 1994). W[illia]m J[oseph] Tucker, Ptolemaic Astrology. A complete Commentary on the Tetrabiblos of Claudius Ptolemy, Sidcup 1961 (frz. Übers. Paris 1981). [unzuverlässig; s.o. S. 57, Anm. 278] Claudio Tolomeo, Le previsioni astrologiche (Tetrabiblos), a cura di Simonetta Feraboli, Milano 1985 (Ndr. 1989. 1995. 1998). Giuseppe Bezza, Commento al primo libro della Tetrabiblos di Claudio Tolemeo, con una nuova traduzione e le interpretazioni dei maggiori commentatori, Milano 1990. Claudii Ptolemaei , post F[ranz] Boll et Æ[miliam] Boer secundis curis ed. Wolfgang Hübner, Stuttgart – Leipzig 1998 (Op. omn. III,1). [ Ptol. apotel. lat.; Anon. comm. in Ptol. apotel.; Porph. isag.; Ps.-Procl. par.] Ptolemy’s Tetrabiblos in the Translation of William of Moerbeke. Claudii Ptolemaei Liber Iudicialium, ed. by Gudrun Vuillemin-Diem and Carlos Steel with the assistance of Pieter De Leemans, Leuven 2015 (Ancient and Medieval Philosophy ser. 1. 19).       in: Claudii Ptolemaei Opera astronomica minora, ed. J[ohan] L[udvig] Heiberg, Leipzig 1907 (Op. omn. II), 69–145. [S. 69–107: Buch I, gr.-dt.; 109–145: Buch II, dt., aus dem Arab. übers. von Ludwig Nix]

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Ps.-Ptol. stell. Boll 1916 (T)

Rhet. Holden 2009b (Ü)

 S. 356 s.v. ‘Ps.-Procl. par.’ [darin engl. Übers. S. 153–161]  Pseudo-Ptolemaei Fructus sive Centiloquium, ed. Æ[milia] Boer, editio altera correctior, Leipzig 1961 (Claudii Ptolemaei opera quae exstant omnia. III 2; 11952). [Den Ps.-Ptolemaios De XXX stellis gab Boll 1916 (s.u. S. 389), 77 u. 82, aus dem cod. Vindob. philos. gr. 108, f. 283 heraus; zum Echtheitsproblem s. Boll ebd. 74.] [bisher gibt es nur Teileditionen des Rhetorios im CCAG; n.b.: Rhet. 5,1–117 = Antioch. epit. 3,1– 117; s.o. S. 342 s.v. ‘Antioch.’] Rhetorius the Egyptian. Astrological compendium containing his explanation and narration of the whole art of astrology, transl. from the Greek by James Herschel Holden, Tempe 2009. [vollständige engl. Übers. des fünften Buches]

Textausgaben, Kommentare, Übersetzungen

Pingree (demnächst, T)

Schol. Arat. Maass 1898 (T)

Martin 1974 (T)

Serap. Holden 2009a (Ü)

Sphuj. Pingree 1978a (TÜK)

Ps.-Steph. Alex. Usener 1914 (T)

521

359

[die Edition von D. Pingree – s. den Editionsplan in Pingree 1977a – erscheint demnächst;521 auf ihren Text sowie auf die Kapitel- und Paragraphenzählung wird bereits vor dem Erscheinen rekurriert von Pingree 1976a u. Burnett – Pingree 1997; s. auch S. 25 Anm. 100]            Isagoga excerpta, in: Commentariorum in Aratum reliquiae, collegit recensuit prolegomenis indicibusque instruxit Ernestus Maass, Berlin 1898 (Ndr. 1958). Scholia in Aratum vetera, ed. Jean Martin, Stuttgart 1974. [ediert variis locis im CCAG; s.u. S. 508]  S. 355 s.v. ‘Porph. isag.’ [darin engl. Übers. von Serap. CCAG VIII 4 (1921), pp. 225–232] The Yavanajtaka of Sphujidhvaja, ed., transl. and commented on by David Pingree, 2 Bde., Cambridge (Mass.) – London 1978 (Harvard Oriental Series. 48). [ Mak 2013a. Mak 2013b. Mak 2014] De Stephano Alexandrino Hermanni Useneri commentatio, in: Ders., Kleine Schriften Bd. III, Leipzig – Berlin 1914 (Ndr. Osnabrück 1965, Cambridge 2010), 247–322. [zuerst erschienen Bonn 1880; der Ndr. von 1914 enthält addenda/corrigenda von Usener]

D. Pingrees Edition war zum Zeitpunkt seines unerwarteten Todes am 11.11.2005 beinahe abgeschlossen, zumindest was den ersten, auf dem cod. Paris. gr. 2425 basierenden Band betrifft. Auf Bitten des Verlags De Gruyter und der Witwe habe ich die Revision des Manuskripts dieses ersten Bandes und seine Vorbereitung zum Druck in der BTSGR-Reihe übernommen. Der ursprünglich geplante zweite Band, der die übrigen Überlieferungsstränge enthalten sollte, war Ende 2005 zu unfertig, als dass eine Überarbeitung mit dem Ziel der Veröffentlichung möglich wäre. Die Materialien dieses und anderer unvollendeter Projekte befinden sich in David Pingrees Nachlass im Archiv der American Philosophical Society (Philadelphia).

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Add. = additamentum, app. = appendix.

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Kommentar In der Regel geht eine ‘Gesamtbesprechung’ der jeweiligen Textpartie dem lemmatisierten ‘Stellenkommentar’ voraus (zur Orientierung siehe die Kopfzeilen). Verweise auf andere Stellen innerhalb der Hauptquelle Heph. 2,18,21–76 (F1–F6) werden mit Angabe der jeweiligen Fragmentund Paragraphenzahl gegeben, also z.B. ‘F2 § 55’ (= Heph. 2,18,55), bei Verweisen innerhalb desselben Fragments mit der bloßen Paragraphenzahl, und zwar stets im Wortlaut der jeweils linken Textspalte der jeweils linken Seite der Edition oben S. 130–180. Im Übrigen wird auf ‘T1–T5’ und ‘F7–F8’ verwiesen. Datierbare antike Horoskope werden entsprechend dem Katalog oben S. 204 mit einem auf dem Datum basierenden Kurznamen zitiert, z.B. Hor. gr. 76.I.24 (= F1 = Hadrian).

T1 Dieser Versuch, einen historischen Überblick über die Entwicklung des astrologischen Schrifttums zu bieten, stammt aus dem Proömium (Kap. 2) der Schrift des Johannes Lydos (490 – ca. 560 n.Chr.)    (De ostentis), einer in den letzten Lebensjahren des Lydos entstandenen und vielleicht nicht endgültig redigierten Abhandlung über Vorzeichen aller Art, die aus astrologischen Werken und verwandtem Schrifttum kompiliert ist. 524 Behandelt werden vor allem Sonnen- und Mondfinsternisse, Kometen, Donner- und Blitzzeichen, Erdbeben und die astrologische Ethnographie. Während T1 allgemein konzipiert ist, bietet T2 (vom Anonymos des Jahres 379 n.Chr., s.u. S. 505) einen Überblick über die Geschichte eines astrologischen Spezialgebiets, der Fixsternprognos524

Zu Lydos u. seinem Werk s. Klotz 1927. Gundel – Gundel 1966, 257f. 293f. 355 (Index s.v. Lydos). Carney 1970. Wood 1981. Maas 1992. Tinnefeld 1999. Turfa 2006. Macías Villalobos 2010. Den hohen Quellenwert der Schrift De ostentis für Astrologisches betonen Gundel – Gundel 1966, 294, u. Maas 1992, 107. Zum nicht immer fehlerfreien Umgang des Lydos mit seinen Quellen s. Klotz 1927, 2215f. Gegen eine allzu arrogante und verächtliche Herabsetzung des Byzantiners (bes. in den praefationes von C.B. Hase bei Bekker 1837 sowie von C. Wachsmuth 1863) s. Wood 1981, 122 mit Anm. 60. Von De ostentis gibt es eine lateinische Übersetzung (Bekker 1837), eine italienische (Domenici – Maderna 2007) und eine englische (Bandy 2013a).

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Antig. Nic. T1

tik. So unvollkommen beide Texte (vor allem T1) aus moderner Sicht auch sein mögen, bilden sie doch zwei der wenigen antiken Ansätze zu einer Darstellung der Geschichte und Entwicklung astrologischer Lehren und Literatur im Altertum.525 Dieses Testimonium stellt den Kommentator sogleich zu Beginn vor die Aufgabe, eine inhaltlich und textkritisch schwierige Stelle, zu der fast gar keine Sekundärliteratur existiert, zu erschließen. Das wird nicht möglich sein, ohne zum Teil etwas weiter auszuholen, um die Interpretation angemessen zu begründen. T1 ist in der Lydos-Edition von Wachsmuth und im ersten Band des CCAG zugänglich.526 Der Anfang des Werkes ist nur durch eine einzige Handschrift, den Codex Caseolinus 527 (Paris. suppl. gr. 257, saec. IX), überliefert. Dessen erste Blätter wurden so stark durch Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen,528 dass zahlreiche verblichene Buchstaben, die Wachsmuth in der Nachfolge Hases (1823) durch eckige Klammern [ ] kenntlich macht, nur per coniecturam wiederhergestellt werden können. 529 Diese eckigen Klammern werden hier trotz formaler Bedenken beibehalten,530 die Konjekturen Hases nur in den Fällen, die nicht überzeugen, diskutiert.531 525 Vgl. Gundel – Gundel 1966, 4: “Eine Geschichte der Astrologie ist im Altertum nicht geschrieben worden.” 526 Wachsmuth 1897, 6, reproduziert durch F. Cumont im CCAG I (1898), 81. 527 Nach dem früheren Besitzer Graf Gabriel Auguste de Choiseul-Gouffier, dem französischen Gesandten an der Hohen Pforte (Wachsmuth 1897, p. IX). 528 Vgl. Wachsmuth 1897, p. X: “decem priora folia misere sunt lacera madoreque vini et vetustate adeo affecta, ut Villoisoni (proleg. ad Iliad. p. XLVI) in cella vinaria potius quam in bibliotheca codex asservatus esse videretur.” Jean Baptiste Gaspard d’Ansse de Villoison (1753–1805), der 1788 die Homerscholien des Codex Venetus A edierte, hatte die Lydos-Handschrift um 1785 in einer privaten Bibliothek nahe Konstantinopel entdeckt, studiert und den späteren Besitzer Graf de Choiseul-Gouffier (s. vorige Anm.) auf sie aufmerksam gemacht (Wachsmuth 1897, pp. IX–X). 529 Vgl. C.B. Hase, praef. in libr. de ost. p. IX (ed. 1823, = p. LV ed. Bekk. 1837): “unusquisque supplementa mea, ubique fere in textu uncinis [ ] indicata, ad iudicium proprium poterit revocare.” 530 Es besteht zwar die Möglichkeit einer Verwechslung mit den in der hiesigen Neuedition von F1–F6 durch [ ] kenntlich gemachten Athetesen; andererseits würde die Ersetzung von [ ] durch   bei den Zitaten aus Wachsmuth und Hase, wo [ ] begegnet, Verwirrung stiften. Eine einheitliche formale Gestaltung ist in dieser Arbeit zu den Antigonos-Fragmenten auch deshalb unmöglich, weil sie zuweilen Papyri zitiert, die ebenfalls Textlücken, die durch Materialschäden bzw. -verlust bedingt sind, durch [ ] kennzeichnen (Leidener Klammer-System; dem entspricht der Usus von Hase und Wachsmuth). 531 Schon Wachsmuth schloss sich den Konjekturen Hases bis auf               an, was er mit Verweis auf Hephaistion und andere

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483

Obwohl Johannes Lydos kaum mehr als eine Handvoll Autoren zu nennen weiß und eine klare Differenzierung nach Teilgebieten der Vorzeichendeutung fehlt,532 ist sein Zeugnis für uns nicht wertlos. Allerdings lässt sich mehr für die Eigenart des von Antigonos verfassten Werks als für seine Datierung gewinnen. Was die Datierung betrifft, ordnet Lydos den Antigonos nach ‘Zoroaster’ und ‘Petosiris’, aber vor einer durch Ptolemaios und spätere Autoren charakterisierten Gruppe ein. Die Datierung nach ‘Petosiris’ ist evident richtig, da Antigonos um 150 n.Chr. schrieb und klar in der Tradition des knapp drei Jahrhunderte älteren Werks von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht. 533 Problematisch sind hingegen die Äußerungen des Lydos über die Autoren, die nach Antigonos schrieben. Er erwähnt hier fünf Schriftsteller, von denen wir den zuerst genannten Heliodor sicher in die Spätantike (ca. 500 n.Chr.) datieren können. 534 Asklation muss jedoch, wenn er mit dem von Val. 9,1,6 erwähnten Astrologen identisch ist, spätestens um die Mitte des 2. Jh. n.Chr. gelebt haben; wahrscheinlich gehört er sogar ans Ende des 1. Jh. in die Zeit Quellen zu          verbesserte. Leider verzichtete Hase selbst darauf, seine Entscheidungen zu begründen; cf. praef. in libr. de ost. p. XI (ed. 1823, = p. LVI ed. Bekk. 1837): “ibique praecipue, hoc est in prioribus 20 capitibus libri De ostentis, intellexi quantopere opus esset notis ad stabiliendas defendendas explicandas lectiones. nullus enim locus est in hac libelli parte, quo in loco ambigi de vocabulo possit, quin eundem tractarim compluriens, nec sine conficiente causa statuerim. sed et explanare eiusmodi causas infinitum fuisset neque huius temporis; et pugnaciter defendere coniecturas aliis displicentes, ut fortasse possim si velim, certe non velim etiamsi possim, cum contentiones eiusmodi tam a moribus meis quam ab hoc instituto sint alienissimae.” – Einen partiellen Ersatz für die fehlenden Erklärungen bietet Hases Übersetzung von T1 (bei Bekker 1837, p. 274): “Appositum autem esse arbitror, si quis de rebus eiusmodi scribere velit, primum a quo earum cognitio coeperit dicere, undeque sit subsidia nacta, quoque pacto eatenus processerit ut vel ipsos, si hoc fas est dictu, Aegyptios superemus. ex his enim, post Zoroastrem ingentem, Petosiris locos singulares permiscens generatim dictis, multa iuxta illum conatur docere: sed tamen non quemvis unum ea docet, sed solos suos, horumque illos potius qui sint ad contemplationem habiliores. post hunc Antigonus divisit quidem et distinxit disciplinam, sed ad crebra astronomica lineamenta conversus inexplicabilem molestiam omnique obscuritate refertam in scriptionem introduxit suam. quae Aristoteles prodidit, admodum cognita sunt. Heliodorus autem et Ascletario, Dapsus Thebanus ........ et Polles Aegiensis, quique hos aetate antecessit divinus Ptolemaeus, antiquam a scientia prorsus dispellere caliginem non potuerunt, quamvis id quoque efficere oppido conati.” 532 Vgl. bes. die von der Suda s.v.   1898, p. IV 159,17–23 Adler genannten Titel des Polles von Aigai, ferner die hier nicht zitierten Ausführungen über die italischen Vertreter der Kunst bei Lyd. ost. 2 a.E. – 3, pp. 7,1–8,27 Wachsmuth. 533 S.o. S. 39, Punkt a. – Was ‘Zoroaster’ betrifft, s.u. S. 487 zu  534 S.u. S. 502 zu 

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Antig. Nic. T1

Domitians.535 Von Odapsos können wir nur sagen, dass er irgendwann vor Hephaistion (Anf. d. 5. Jh.s) schrieb, für Polles ist die Erwähnung bei Lydos selbst der terminus ante quem. An letzter Stelle findet Ptolemaios Erwähnung, und zwar mit dem Zusatz, er habe ‘vor ihnen’ ( ) gelebt. Die explizite Durchbrechung der insgesamt chronologischen Ordnung dient offenbar der Hervorhebung des ‘ganz und gar göttlichen’ Gelehrten (   ), der so die Reihe der griechischen Autoren krönend abschließt, ehe Lydos sich den italischen Vertretern der Weissagekunst (Tages, Tarchon, Tarquitius etc.) zuwendet. 536 Anscheinend gilt die mit   ausgedrückte zeitliche Relation nur innerhalb desselben Satzes und betrifft nicht den zuvor besprochenen Antigonos. Lydos betrachtet die mit Heliodor eröffnete Autorenreihe als eine auf Antigonos folgende Gruppe, deren gemeinsames Charakteristikum darin besteht, dass ihre Mitglieder nicht vollständig in der Lage gewesen seien, ‘die alte Undeutlichkeit’ (), zu der Antigonos trotz seiner Verdienste beigetragen habe, zu beseitigen. Lydos scheint sich den Antigonos also vor Ptolemaios oder spätestens als dessen Zeitgenossen zu denken. Leider ist aus diesem Testimonium nichts Verlässliches für die absolute und (bzgl. Ptolemaios) relative Datierung des Antigonos zu gewinnen, da Lydos in einem Atemzug weit auseinanderliegende Autoren nennt, die zum Teil sogar vor Ptolemaios gelebt zu haben scheinen (Asklation). Die chronologische Ordnung könnte ihre Richtigkeit haben, falls   sich nur auf die beiden zuletzt Genannten, Odapsos und Polles, bezieht; aber selbst das ist ungewiss.537 Wenden wir uns nun der historischen Bedeutung des Antigonos zu. Lydos bespricht sein literarisches Werk als einen Markstein in der Geschichte der Astrologie, und zwar unter zwei Gesichtspunkten: Antigonos habe das tradierte Lehrgut systematisiert und in erheblichem Umfang mit astronomischen Elementen angereichert. Wenngleich beide Neuerungen eine Verwissenschaftlichung und ‘Gräzisierung’ der mystisch verbrämten und wenigstens teilweise poetisch eingekleideten Astrologie von ‘Nechepsos und Petosiris’ bedeuten, vermag Lydos nur die erste der beiden Innovationen zu loben, kein Wunder, da er von Astronomie im engeren 535

S.u. S. 503 zu . Mehr zur Ptolemaios-Verehrung des Lydos unten S. 504 zu . 537 Vgl. Kroll 1937a, 1882f.: “In jedem Falle ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß O(dapsos) noch ins 2. Jhdt. v.Chr. gehört.” Vgl. ferner die problematische Stelle Lyd. ost. 8 p. 17,12 W.       ( [sic] cod. Caseol.), die eine ziemlich frühe Datierung des Polles nahelegt (sofern dort derselbe Autor wie hier gemeint ist). 536

Gesamtbesprechung

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Sinne nichts versteht. Es ist zwar die Möglichkeit zu erwägen, dass Lydos hier nicht aus eigener Textkenntnis heraus urteilt, sondern das Urteil eines Vorgängers wiedergibt; doch scheint die Anspielung auf die obscuritas des Aristoteles den noch frischen Eindruck eigener, ‘unsäglich mühseliger’ Lektüre (vgl. ) zu spiegeln.538 Inhaltlich können wir das erste dem Antigonos zugesprochene Verdienst, wodurch Lydos ihm in der Geschichte der Astrologie eine ähnliche Stellung zuweist, wie Aristoteles sie in der Geschichte der Philosophie einnimmt, nicht überprüfen.539 Es ist jedoch in den drei durch Hephaistion überlieferten Horoskopen des Antigonos eine sorgfältige Gliederung des Stoffs erkennbar,540 und so ist es glaubhaft, dass das Gesamtwerk ähnlich klar strukturiert war. Umfangreiche astronomische Erläuterungen und Diagramme, auf die Lydos an zweiter Stelle missbilligend hinweist, dürften wohl auf einen dieser Dinge gar nicht oder nur wenig kundigen Leser den Eindruck mangelnder Klarheit und Verständlichkeit machen. Das passt gut zu dem Bild des Antigonos als eines astronomisch überdurchschnittlich ambitionierten Astrologen, welches F7 vermittelt.541 Die Bemerkung des Lydos (    – ) ist ein Indiz dafür, dass wir es bei seinem Antigonos wirklich mit demselben wie in F7 zu tun haben und beide wiederum mit dem in den übrigen Testimonien und Fragmenten erwähnten  identisch sind. Offenbar war dieser Autor, dessen geographische Herkunft nur Heph. 2,18,21 erwähnt (     ),542 so bedeutend und bekannt, dass die bloße Namensnennung zur Identifizierung genügte.       [: Es ist nicht ganz klar, ob Lydos mit seiner Frage nach dem Ursprung des Verstehens der Vorzeichen eine Person (den oder deren geographische Herkunft oder eine bestimmte Art von Vorzeichen meint, z.B. die Verfinsterungen der eindrucksvollsten Himmelskörper, der Sonne und des Mondes, die er in der Ankündigung seiner Einzelthemen an erster Stelle nennt (ost. 4 p. 9,1–3 W.) und nach dem Proömium tatsächlich zuerst behandelt (ost. 9). Da Lydos dort anmerkt, Finsternisprognosen seien bei

538

Mehr dazu unten S. 498 zu  Lydos selbst hatte in Konstantinopel Philosophie studiert. 540 Vgl. die Analysen zu F1–F3 (ab S. 535). 541 Mehr dazu im Kommentar ab S. 1358. 542 Dagegen Heph. 2,1,8 (T3) und alle übrigen Zeugen einfach   . 539

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Antig. Nic. T1

den Griechen seit Thales angestellt worden,543 ist nicht auszuschließen, dass alle oben erwogenen Gesichtspunkte für die richtige Interpretation eine Rolle spielen.  : ebenfalls nicht ganz klar, sowohl bezüglich der Wortbedeutung von  (‘Ursprung’ oder – so Hase – ‘Hilfsmittel/Resourcen’?)544 als auch bezüglich der Abgrenzung von   – , sofern eine solche intendiert ist. Hase 1823 übersetzt insgesamt “a quo earum cognitio coeperit dicere, undeque sit subsidia nacta”. 545 Vielleicht sollte man aber doch die Bedeutung ‘Ursprung’ oder speziell ‘Entwicklungsimpuls’ vorziehen. In De ostentis begegnet   nur hier, in De mensibus ebenfalls einmal (von den Nilquellen),546 in De magistratibus viermal in verschiedenen Bedeutungen.547 Die frühesten Similien der hiesigen Stelle stammen aus nosologischem Kontext und bezeichnen den Ursprung eines Krankheitsverlaufs.548 Mit Bezug auf die Entwicklung einer Wissenschaft oder Lehre ist mir nur eine einzige Parallele bekannt, die das Lydos zeitlich nahestehende Chronicon paschale (ca. 630 n.Chr.) bietet: Dort wird Kerdon als Archeget der markionischen Häresie bezeichnet und in die Nachfolge des Simon Magus gestellt, der gemäß der Ketzerhistorie der Vater und Anfang aller Irrlehren ist.549

543

Lyd. ost. 9 p. 18,5–8 W.        (mit doppelter Datierung nach Olympiaden und ab urbe condita). Lydos unterscheidet nicht gebührend nach astronomischen Prognosen von und astrologischen Prognosen aus Finsternissen. 544 Cf. LSJ s.v.  I.2–3. 545 Volles Zitat oben in Anm. 531. Dachte Hase bei “subsidia” vielleicht an astronomische Techniken? – Bandy 2013a, 53, übersetzt: “from what source”. 546 Lyd. mens. 4,107 p. 147,19–20 W 547 Lyd. mag. 3,6 p. 138,17 B. (“opportunities”; item Bandy 2013b, 213). 3,53 p. 212,30 B. (“pretext”; item Bandy 2013b, 292). 3,58 p. 224,3 B. (“opportunity”; Bandy 2013b, 299: “occasion”). 3,66 p. 236,20 B. (“reason”; Bandy 2013b, 299: “pretext”). 548 Hippocr. epid. 2,1,11 p. V 82 L.  (vgl. ebd. 6,3,20 p. V 302 L.). In einem Vergleich von Arzt und Staatsmann bei Pol. hist. 3,7,5 sind  und  synonym:        ;                ; Vgl. ferner   / in verschiedenen Bedeutungen bei Plut. adv. Col. p. 1121C Diod. 19,6,1. Strab. geogr. 16,2,10 und Späteren. 549 Chron. pasch. Ol. 229 p. I 477,18–478,4 D.      

Stellenkommentar

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]    : Gemeint sind in beiden Fällen Pseudepigrapha unter den Namen ehrwürdiger Propheten und Weisen. Auf die astrologischen Schriften des ‘Zoroaster’ wird gleich noch genauer einzugehen sein; zu ‘Nechepsos und Petosiris’ s.o. S. 39 (Punkt a) und s.u. S. 539 zu F1 § 21  . Vordringlich ist hier die Klärung des zeitlichen Verhältnisses von ‘Zoroaster’ und ‘Petosiris’. Dabei ist zwischen wahrer und vermeintlicher Chronologie zu unterscheiden. Der historische iranische Religionsstifter lebte zwischen dem Ende des siebten und der Mitte des sechsten Jahrhunderts v.Chr., nach Gnoli vermutlich 618–541 v.Chr.550 Die unter griechisch-römischen Autoren seit Xanthos dem Lyder (5. Jh. v.Chr.) fassbare Datierung Zoroasters 6000 Jahre vor Xerxes oder Platon beziehungsweise 5000 Jahre vor dem Fall Trojas basiert auf einem Missverständnis der Nachricht vom iranischen, 12.000 Sonnenjahre umfassenden Weltjahr. 551 Diese groteske Verzerrung der historischen Realität 552 erklärt, warum ‘Zoroaster’ nach Lydos dem ‘Petosiris’ vorausgeht, den sich die Leser antiker astrologischer Texte irgendwann im ersten Jahrtausend v.Chr. vorgestellt haben dürften.553 Nicht nur die Vorstellung, Zoroaster habe in einer sehr fernen 550 Gnoli 2000, 9. Eine Skizze der Forschungsgeschichte zur Datierung Zoroasters bietet Gnoli ebd. 5–8. Die antike Tradition, wonach Zoroaster 258 Jahre vor Alexander lebte, ist als historisch verlässlich anzuerkennen (ebd. 8f. u. 131–183). Zum Synchronismus Zoroaster – Pythagoras ebd. 95–129. 551 Diog. Laert. 1,2 (= FGrHist 765 F 32 = Hermod. frg. 6 Isnardi Parente):                                                      Vgl. Plin. nat. 30,3–4 (nat. 30,3 = Arist. frg. 34 Rose = Eudox. frg. 342 Lasserre): Eudoxus ... Zoroastren hunc sex milibus annorum ante Platonis mortem fuisse prodidit; sic et Aristoteles. Hermippus, qui de tota ea arte diligentissime scripsit et viciens C milia versuum a Zoroastre condita indicibus quoque voluminum eius positis explanavit, praeceptorem, a quo institutum diceret, tradidit Agonacen, ipsum vero quinque milibus annorum ante Troianum bellum fuisse. mirum hoc in primis, durasse memoriam artemque tam longo aevo, non commentariis intercedentibus, praeterea nec claris nec continuis successionibus custoditam. Eine vollständige Besprechung aller Quellen und des in ihnen perpetuierten Missverständnisses bietet Gnoli 2000, 43–94. 552 Vgl. die Verwunderung des Plinius am Ende des soeben zitierten Textes (Anm. 551). 553 Zu potentiellen historischen Bezugspersonen für die Pseudonyme ‘Nechepsos’ und ‘Petosiris’ s.u. Komm. zu F1 § 21   , bes. S. 541 bei Anm. 806, S. 544 bei Anm. 822 und S. 544 bei Anm. 827. Das ihnen zugeschriebene Werk entstand im 2. Jh. v.Chr.

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Vergangenheit gelebt, sondern auch seine von Lydos betonte Priorität gegenüber den ‘Ägyptern’ ist schon früh belegbar: Aristoteles soll gesagt haben, die Magoi seien älter als die Ägypter.554 In späten Schriften finden wir dann Versuche zur Etablierung einer historischen Chronologie mit der expliziten Behauptung, Zoroaster sei unter allen Astrologen der erste gewesen.555 Wenngleich die dualistische Religion des Zoroaster in Wahrheit keinen astrologischen Einfluss der Sterne auf die Erde lehrte,556 wurde die Stilisierung des iranischen Propheten zu einer Autorität auf diesem Gebiet dadurch begünstigt, dass schon früh die in seiner Nachfolge stehenden Magoi557 mit den Chaldäern als Vertretern des mesopotamischen Sternenkults verwechselt wurden. In diesem Zusammenhang verdient auch die durch Diogenes Laertios für Hermodoros und D(e)inon (Ende 4. Jh. v.Chr.) bezeugte etymologische Erklärung des Namens  als , ‘Sternenverehrer’, Beachtung. 558 Gnoli konstatiert: “the distinction between Magi and Chaldaeans [...] must already have been extremely slight to the Greeks in the first half of the 4th century”.559 Insgesamt ist das Problem der Verwirrung zwischen Magoi und Chaldäern zu komplex, als dass es hier erörtert werden könnte. Es genügt festzustellen, dass die beiden Gruppen in griechischen Quellen nicht immer verwechselt wurden, dass jedoch die von Messina, Molé und anderen postulierte lineare Entwicklung von einer anfänglichen Differenzierung zwischen Magoi, die sich als Nachfolger Zoroasters allein dem Götterkult 554

Diog. Laert. 1,8 (Arist. frg. 6 Rose):     [sc. ]. 555 So Kosmas von Jerusalem (743 n.Chr. Bischof von Maiouma bei Gaza) in CCAG VIII 3 (1912), p. 120,1–2 = Bidez – Cumont 1938, pp. II 271,1–272,1 (frg. 8b):     [sic]   [sc.   ]  . 556 Überhaupt “fehlen alle Anhaltspunkte dafür, daß in vorhellenistischer Zeit iranische astralreligiöse Vorstellungen zu irgendwelchen frühastrologischen Regeln und den Techniken einer systematischen astralen Divination zusammenfaßt worden sind” (Gundel – Gundel 1966, 60). 557 Vgl. Diog. Laert. 1,8 (volles Zitat oben in Anm. 551). 558 Diog. Laert. 1,8[sc. , FGrHist 690 F 5]           Vgl. Bidez – Cumont 1938, II 67,23–26 (frg. D2) und den Kommentar ebd. I 65, vor allem aber Isnardi Parente 1995, 272f., die zeigt, dass der Platon-Schüler Hermodoros wohl vor D(e)inon zu datieren ist und die phantastische Etymologie des Namens  folglich ein Produkt der Akademie ist. 559 Gnoli 2000, 96, mit Verweis auf Kingsley 1995 und Isnardi Parente 1995, 272f.

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widmeten,560 und Chaldäern, die als Astrologen, Zauberer und Wahrsager tätig gewesen seien, hin zur späteren Verwechslung beider Gruppen zu simpel ist. 561 Nach Gnoli zeigten die Magoi, die als Nachfolger Zoroasters weder institutionell organisiert noch doktrinär exakt festgelegt gewesen seien, eine deutliche Neigung zu Eklektizismus und Synkretismus, die wohl nach der persischen Eroberung Babyloniens 539 v.Chr. auf fruchtbaren Boden gefallen sei; ohne Zweifel seien die Magoi die Hauptvermittler des irano-mesopotamischen Synkretismus unter den Griechen gewesen, so dass man sagen dürfe: “The ‘Hellenized’ Magi were preceded by the ‘Chaldaeized’ Magi”.562 Nachdem die Bezeichnungen  und  austauschbar geworden waren, konnte man sogar die Schüler von ‘Nechepsos und Petosiris’ – in scheinbarem Widerspruch zu der von Lydos etablierten Chronologie – als Magier bezeichnen. Das zeigt der aus Suetons De regibus epitomierte Vers des Paulinus von Nola: quique magos docuit mysteria uana Nechepsos. 563 Die bekannteste Erwähnung sternkundiger Magoi bietet das Matthäus-Evangelium in der Weihnachtsgeschichte, 564 jene Stelle, die den Kirchenvätern in ihrem Kampf gegen die Astrologie große Schwierigkeiten bereitet hat.565 Als Ergebnis des Einflusses orientalischer Religionen und Kulturen und der Umdeutung der Magoi kam es auch zur Mythisierung ihres Archegeten, des Zoroaster. Diese Mythisierung machte im Hellenismus 560

In diesem Sinne m.W. erstmals Plat. Alc. I 122a1–2       –      –  (dazu vgl. De Jong 1997, 448, u. Carastro 2006, 209–214). Ich folge LSJ s.v.  I ad loc. “theology of the magicians” und widerspreche Denyer 2001, 180, der hier  i.S.v. ‘Zauberei’ versteht (Denyer irrt ebd. auch in der Datierung des Zoroaster; vgl. insgesamt die kritische Rez. von Joyal 2003). Siehe ferner die Aristoteles (oder Antisthenes?) und D(e)inon zugeschriebene Nachricht, ursprünglich hätten die Magier die Zauberei nicht gekannt (Diog. Laert. 1,8 = Arist. frg. 36 Rose = FGrHist 690 F 5):          (cf. Suda s.v. ,  2723, p. I 243,21–24 Adler). 561 So Gnoli 2000, 97, mit umfangreichen Verweisen auf obsolete und aktuelle Forschungsliteratur. 562 Gnoli 2000, 97, mit Anspielung auf ‘Les mages hellénisés’ (Bidez – Cumont 1938). 563 Paul. Nol. carm. 3,8 (= Nech. et Pet. test. 5, s.o. S. 40). 564 Mt. 2,1–12, bes. 2,1–2:           ‘    ;             ’ 565 Siehe Riedinger 1956, 130–146, bes. 142–146, Gundel – Gundel 1966, 200, Tester 1987, 111f., und Barthel – van Kooten (demnächst), darin bes. Heilen (demnächst C).

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immer raschere Fortschritte: Der iranische Prophet “verwandelte sich in den Lehrer des Pythagoras, in den Urheber der Chaldäischen Orakel, in den Großmeister aller orientalischen Magier, Sterndeuter, Alchimisten und Schwarzkünstler.” 566 Im Rahmen dieser Entwicklung wurden viele griechische Pseudepigrapha unter dem Namen Zoroasters verfasst. Das umfangreiche Material haben Bidez – Cumont 1938, II 7–263, gesammelt; die speziell astrologischen Schriften besprechen Gundel – Gundel 1966, 60–66.567 Zu ergänzen ist m.W. nur ein Text, den wir den 1945 entdeckten, aber erst Jahrzehnte später publizierten Handschriften der Bibliothek von Nag Hammadi verdanken: Das darin enthaltene Apokryphon Johannis zitiert ein ‘Buch des Zoroaster’, bei dem es sich nach Quack um einen astrologischen Traktat handelte. 568 Die Datierung der ps.-zoroastrischen Schriften ist im Einzelnen umstritten, als sicher gilt aber, dass die frühesten unter ihnen im 3. Jh. v.Chr. vorhanden waren.569 Lydos erwähnt Zoroaster noch einmal in De mensibus im Kontext der astrologischen Planetenwoche.570 Zusammen mit Petosiris findet Zoroaster, abgesehen von Lyd. ost. 2 (T1), noch zwei weitere Male in der griechisch-römischen Literatur Erwähnung: zum einen in einer Kritik zahlreicher Autoren bei Hippolytos,571 zum anderen als Gewährsmann der sog. ‘Petosirisregel’ 572 bei Proklos. 573 Zu der chronologischen Relation von 566

Hinz 1972, 774, mit Verweis auf Duchesne-Guillemin 1958, 4. Zu den astromagischen Schriften s. außerdem Gundel 1968, 75. Speziell zu der ps.zoroastrischen Astrologie, die ab dem 3. Jh. n.Chr. im mesopotamischen Harrn (lat. Carrhae) betrieben wurde, s. Pingree 2002, 11f. 568 Quack 1995, 120–122, mit Verweis (ebd. 97) auf NHC II 19,8–10 u. IV 29,16–18; vgl. Waldstein – Wisse 1995, 111: “But if you wish to know them, it is written in the book of Zoroaster” (). 569 Gundel – Gundel 1966, 62. 570 Lyd. mens. 2,4 p. 21,1–3 Wünsch:             (‘dass die chaldäischen und ägyptischen Anhänger von Zoroaster und Hystaspes von der Zahl der Planeten die siebentägige Woche übernahmen’). Vgl. hierzu Boyce – Grenet 1991, 539. 571 Hippol. ref. haer. 5,14,8 p. 180,41–44 Marcovich (= Ps.-Zor. frg. D13 Bidez-Cumont = Nech. et Pet. frg. +3 Heilen):               572 Mehr dazu unten S. 512 (bei Anm. 675) zu T3. 573 Procl. comm. in Plat. rem publ. p. II 59,3–6 Kroll (= Ps.-Zor. frg. O 15a,1–4 BidezCumont = Nech. et Pet. frg. 14,1–4):                   567

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Petosiris und Zoroaster machen die beiden zuletzt genannten Quellen keine Angabe. Ob man aus dem singulären Zeugnis des Lydos, speziell aus den Worten   (sc. ) , mit Kroll auf die Abhängigkeit des ‘Petosiris’ von persischchaldäischen Astrologumena schließen darf, ist zweifelhaft. 574 Reine Spekulation wäre es ferner, in    einen Rest der Originaliamben von ‘Nechepsos und Petosiris’ zu vermuten.575   : Mit dem Epitheton   schmückt Lydos auch Eudoxos, Moses, Cicero, Trajan und andere. Für Zoroaster ist dies der einzige Beleg in der griechischen Literatur.576        : Was die Formulierung betrifft, vgl. den Rekurs auf die   bei Lyd. ost. 9c p. 24,5–7 W. (= Nech. et Pet. frg. 8,1–2). Siehe auch Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,19–20 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,14 = Nech. et Pet. frg. +1)      und P. Paris 19bis (= Hor. gr. 137.XII.4), col. I,2–4 (= Nech. et Pet. test. 6)                .577

. Vgl. Frommhold 2004, 81–83, darin 81 die Übersetzung: “Die Ägypter aber um Petosiris und Zoroaster behaupten mit Bestimmtheit – und Ptolemaios hat Gefallen daran – dass der Aszendent der Empfängnis zum Ort des Mondes bei den Geburten wird, der Empfängnismond aber zum Aszendenten der Geburt”. Wahrscheinlich schöpft Proklos aus den ps.-zoroastrischen Büchern  (so Bidez – Cumont 1938, II 162f., u. Frommhold 2004, 83), die ihm nach seinem expliziten Zeugnis an früherer Stelle (in Plat. remp. p. II 109,13–14 Kroll) vorlagen. 574 Vgl. Kroll 1935, 2165,63–66 zu T1: “Es liegt also eine gewisse Wahrheit darin, wenn Lyd. de ost. 6,13 den Petosiris zu einem Nachfolger Zoroasters macht.” Dieses Urteil übernahmen Bidez – Cumont 1938, II 2071 (vgl. ebd. I 134); Kritik bei Gundel – Gundel 1966, 3213. 575 Mehr dazu unten S. 559 bei Anm. 905. 576 Vgl. Lyd. ost. 70 p. 157,20 W.     mens. 4,154 p. 172,15 W.  mens. frg. 1 p. 178,13 W.mag. 1,13 p. 24,28 B. (= 18,15 W.)     mag. 2,26 p. 122,6 B. (= 81,7–8 W.)     mag. 2,28 p. 126,3 B. (= 83,13 W.)    mag. 3,20 p. 166,4 B. (= 108,24 W.)  mag. 3,28 p. 176,26 B. (= 116,12–13 W.)    Siehe auch Lyd. mag. 3,33 p. 184,21–22 B. (= 121,21–122,1 W.)  577 Mehr dazu unten S. 548 in Anm. 850.

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    : so Bidez – Cumont 1938, II 207,578 nachdem zuvor Hase 1823 (gefolgt von Wachsmuth 1897)    suppliert579 und Kroll 1935, 2160,36 dies zu  [  ] geändert hatte. Für die Konjektur Krolls spricht, dass die üblichste philosophische Begriffsopposition  –  (‘allgemein’ – ‘spezifisch’) ist,580 neben die in astrologischem Kontext die Begriffsopposition  –(‘universell’ – ‘individuell’) tritt. Dass in astrologischem Kontext beide Begriffspaare im Wesentlichen dasselbe bedeuten und so  und  beziehungsweise  und  austauschbar werden, zeigt der von Lydos so hochgeschätzte Ptolemaios in einer grundlegenden Klarstellung zu Beginn seines zweiten, der Universalastrologie gewidmeten Buches (Ptol. apotel. 2,1,2):                                     .581 Im Übrigen gibt es auch in philosophischem Kontext ohne astrologischen Bezug Belege für die ‘vermischte’ (genauer: nichtaristotelische) Opposition  – .582 Die textkritische Entscheidung an der hiesigen Stelle sollte auch die Größe der zu füllenden Lücke in Rechnung stellen. Unter diesem Gesichtspunkt kommt der von Hase supplierten Buchstabenzahl die von Bidez und Cumont vorgeschla-

578

Vgl. ebd. Anm. 1: “Wachsmuth [immo Hase] avait suppléé     ; il faut rétablir plutôt le terme technique et suppléer ”. 579 Wahrscheinlich mit Blick auf den Schlussteil desselben Kapitels (Lyd. ost. 2 p. 7,8– 10)  (dies ist der einzige Beleg für  bei Lydos). 580 Beispiele bei LSJ s.v.  I u. LSJ Suppl. 1996 s.v. . Dieselbe Opposition begegnet auch mit der Orthographie  (wie hier im cod. Caseol.); vgl. z.B. Alex. Aphr. comm. in Arist. top. p. 420,4 Wallies         . ibid. p. 422,23      . 581 Vgl. Robbins 1940, 117–119: “Since, then, prognostication by astronomical means is divided into two great and principal parts, and since the first and more universal is that which relates to whole races, countries, and cities, which is called general, and the second and more specific is that which relates to individual men, which is called genethlialogical, we believe it fitting to treat first of the general division, …”. 582 Beispiele von Sextus Empiricus und späteren Autoren bei LSJ s.v. I.

Stellenkommentar

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gene Lösung etwas näher als die Krolls.583 Falls Lydos wirklich       schrieb, ist  vielleicht durch den T1 unmittelbar vorausgehenden Hinweis auf ein eindeutig universalastrologisches Ereignis motiviert: Lydos sagt dort, er habe sich nach anfänglicher Skepsis durch eine Kometenerscheinung vom Typ , auf die der persische Vormarsch bis zum Orontes (540 n.Chr.) gefolgt sei, von der Wahrheit der Vorzeichendeutung überzeugen lassen (ost. 1 pp. 5,20–6,8). Das Beispiel gehört eindeutig zum   der Astrologie (s.o. Ptol. apotel. 2,1,2), und seine Details sind ganz nach der Art jener Kometenomina, die wir aus Nech. et Pet. frg. 6. 9. 10. 11. +32 kennen. Obendrein beruft Lydos sich in den T1 vorausgehenden Zeilen zweimal explizit auf die ‘Alten’ ( , pp. 5,23 u. 6,7); der Zusammenhang mit der hier fraglichen Aussage über ‘Petosiris’ könnte kaum enger sein. Insgesamt überwiegen also die Argumente für die Konjektur   . Wenn man sie akzeptiert, ist der Sinn, dass ‘Petosiris’ Universal- und Individualastrologie nicht systematisch trennte. Dass Lydos  und nicht  schrieb, liegt vielleicht an der umständlichen Länge des exakten astrologischen Oppositionsbegriffs zu . Eine ähnlich unscharfe Begriffsopposition wie  –  folgt wenige Zeilen später mit – . Was die unsystematische Natur der frühen Astrologumena betrifft, siehe bes. Gundel – Gundel 1966, 11, zu den Werken des ‘Hermes Trismegistos’. Der Name des Hermes führt jedoch zu einer bisher nicht genannten alternativen Konjektur, die Kroll 1937c, c. 1165,32–35, mit Bezug auf , die Lesart des codex unicus, vorgeschlagen hat: “Hier kann   im Sinne von  richtig und gesagt sein, daß P[etosiris] seine Lehren mit anderen vermischte, also z.B.   .”584 Dieser Vorschlag verdient Beachtung, zumal eine TLG-Suche ergibt, dass in allen drei Werken des Lydos kein weiterer Fall von  vorkommt, jedoch zwei weitere von , und zwar im Sinne von ‘eigen’ beziehungsweise in der Junktur   für ‘Primzahl’.585 Da allerdings die 583

Im Falle von bzw.  ist nicht mit Abbreviaturen zu rechnen. 584 Vgl. LSJ s.v.  2 mit Verweis auf Anth. Pal. 5,106,4 (Diotimos von Milet) u. Ps.-Maneth. 5[6],122. 585 Lyd. mag. 3,48 p. 137,21–23 W. = p. 208,2–3 B. = p. II 102 D.-S. (über Kaiser Anastasios):            (“I ought to include in my account one of the man’s private merits, too”, Bandy 1983, 209).

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Buchstabenfolge von  zu kurz ist, um die Lücke zu füllen, und unmittelbar zuvor Zoroaster genannt wurde, ist zu erwägen, ob die verblichenen Buchstaben als    wiederherzustellen sind. Der Sinn wäre dann: ‘Denn von diesen hat ja, nach dem großen Zoroaster, Petosiris die eigenen Lehrinhalte mit denen jenes (Mannes) vermischt und sich größte Mühe gegeben, vieles gemäß jenem zu tradieren.’ Eine sichere und endgültige textkritische Entscheidung ist auf der Grundlage der soeben dargelegten Argumente nicht möglich. Ob eine Autopsie des Codex Caseolinus, die im Rahmen dieser Arbeit nicht stattfand, lohnend wäre, ist ungewiss, da Bandy einerseits mitteilt, dass er einen Teil der von den älteren Herausgebern des Werks De magistratibus aufgegebenen Lesarten durch Autopsie jenes Codex mit der Wood-Lampe verifizieren konnte,586 andererseits aber an der hiesigen Stelle von De ostentis weiter Wachsmuth folgt.  : s.o. S. 491.  [ ]  : nach Kroll 1935, 2161 ad loc., “eine (natürlich fiktive) Geheimhaltung”. Zum esoterischen Charakter der hellenistischen Astrologie, besonders in ihrer frühen Phase, vgl. Cumont 1937, 153f., mit Belegen. Der frühe Astrologe Kritodemos band seine Leser nach Val. 3,9,4 (= Critod. test. 4 Peter) durch schauerliche Eide; ganz ähnlich Valens selbst (Val. 4,11,11–13, vgl. ebd. 7,1 u. 7,6,230–234). Siehe auch Firm. math. 7,1 u. 8,33. Es verdient genauere Prüfung, ob der esoterische Charakter der frühen hellenistischen Astrologie mesopotamischen Vorbildern folgt. Jedenfalls werden in den Kolophonen erhaltener Keilschrifttafeln Texte aus den Bereichen der Weissagung, Magie, Medizin und Astronomie oft als ‘geheimes’ und ‘exklusives’ Gelehrtenwissen, das denen, ‘die nicht wissen’, vorenthalten werden müsse, von anderen Wissensbereichen abgegrenzt.587 : vgl. Plat. Phileb. 55e–56a und im Bereich der astrologischen Literatur den Bogenschützenvergleich bei Ptol. apotel. 3,2,6 (   mens. 2,8 p. 25,19–21 W.     . 586 Bandy 1983, p. lii (n.b.: Bandy spricht dort von “Wood’s infra-red lamp”, doch es ist eine UV-Lampe). 587 Ausführlich dazu Rochberg 2004, 212–219. – Bandy 2013a, 53, übersetzt    falsch mit “his own contemporaries”.

Stellenkommentar

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         ). Bei den    (zu diesem Ausdruck gibt es keine exakte Parallele) denkt Lydos vielleicht an die   des Ptolemaios. Siehe auch Ptol. apotel. 3,6,2     und 1,2,20 , ferner den Kommentar unten zu F5 § 70  sowie auch Komorowska 2009 und Greenbaum 2010. [] :Falls die Ergänzung Hases stimmt, könnte sich [] auf die elementare Trennung in Universalastrologie und Genethlialogie beziehen,  hingegen auf die Ordnung des Stoffs innerhalb eines jeden dieser zwei Bereiche zu Kapiteln, z.B. innerhalb der Universalastrologie zu Kapiteln wie ‘Kometenlehre’ und ‘astrologische Geographie’, innerhalb der Genethlialogie zu Kapiteln wie ‘Lebenslänge’ und ‘Familienbande’. Gundel – Gundel 1966, 209, schreiben, dass Ptolemaios seine , in denen die Universalastrologie Buch II und die Genethlialogie Buch III–IV einnimmt, “nach älterem Vorbild” gliedert. Sie meinen damit wohl, dass frühere Autoren bereits die begriffliche Trennung zwischen dem    und dem der Astrologie588 vornahmen, denn wir kennen keine Vorläufer des Ptolemaios, die den Stoff entsprechend in getrennten Büchern disponierten. 589 Vielleicht war Antigonos der erste, der in einem astrologischen Handbuch die strenge Trennung beider Sachbereiche vollzog. Die Aussage des Lydos ist aber zu unpräzise, als dass sie ein klares Urteil (oder gar die Einreihung des Ptolemaios in eine von Antigonos begründete Tradition stofflicher Disposition) erlauben würde. Spätantike Autoren vermitteln den Eindruck, dass die Verben  und , die bei Lydos nur hier gemeinsam vorkommen, synonym gebraucht werden konnten.590 588

Vgl. das Zitat von Ptol. apotel. 2,1,2 oben S. 492. Manilius trennt seine Bücher nicht streng nach Universellem und Individuellem; Dorotheos und der Kern des ps.-manethonischen Werks (Ps.-Maneth. 2[1]. 3[2]. 6[3]) behandeln die Universalastrologie nicht. Aus Antig. F5 § 72    darf man nicht schließen, dass das ganze Werk von ‘Nechepsos und Petosiris’ nach Universalund Individualastrologie getrennt war; das würde ja auch dem Sinn der hiesigen Stelle widersprechen. 590 Vgl. z.B. Damasc. (saec. V) dub. et sol. 116 p. III 128,14–15 Westerink-Combès (= p. I 297,13–14 Ruelle)             ; älter: Galen. de motu musc. p. IV 377,2–6 K.                          589

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    : Die hier implizierte Vorstellung des ‘vom Wege Abkommens’ beziehungsweise des Verlassens eines bisher verfolgten Weges hat zur Zeit des Lydos bereits eine tausendjährige Tradition.591 Mit       592könnte die für den Nicht-Astronomen verwirrende Komplexität der aus Einzellinien zusammengesetzter Figuren und ‘Diagramme’ ( ) gemeint sein.593 Als Alternative zu einer solchen räumlichen Deutung von   (vgl. LSJ s.v. I– II.1) ist aber auch denkbar, dass Lydos den häufigen (LSJ ibid. II.2), exzessiven (LSJ ibid. IV) oder scharfsinnigen (LSJ ibid. V) Rekurs auf geometrische Methoden meint.594 Wahrscheinlicher ist die zuerst genannte räumliche Deutung, zumal der einzige weitere Beleg für  bei Lydos wenig später folgt und sich ebenfalls in räumlicher Bedeutung auf den dichten Dunst eines wolkenverhangenen Himmels bezieht (ost. 9b  ). Es ist gut denkbar (aber natürlich unbeweisbar), dass Lydos sich hier auf Erläuterungen des Antigonos zur geometrischen Herleitung der Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen im Gegensatz zu älteren numerischen Verfahren bezieht. Jedenfalls sind in diesem Kontext Ausdrücke wie   und  termini technici, und die Verschiedenheit zwischen geometrischen und numerischen Methoden galt als ebenso erheblich wie folgenreich, insbesondere für die astrologische Berechnung der Lebenszeit. Vgl. Val. 9,12,4                         [- coni. Pingree, - cod., Kroll]    . Porph. isag. 41 p. 212,10–19             (die Stimme artikulieren und Säfte scheiden)     591 Vgl. z.B. Soph. O.R. 1192  . Xen. an. 2,2,16    . Dio Chrys. or. 68,7           ; tadelnd z.B. bei Plat. resp. 309e  592 Zu   + gen. pl. vgl. z.B. Herodian. gramm. p. 397,4–5 Lentz    und andere Similien. 593 Weniger wahrscheinlich: die dichte Folge vieler illustrierender Zeichnungen. 594 Vgl. Jones 1986, 380, zu Papp. coll. 7,1 : “the expressions   and   often mean ‘by geometrical methods’, for example throughout Ptolemy’s Almagest.”

Stellenkommentar

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                          .595 Siehe ferner Ptol. apotel. 1,21,7   und Heph. 2,11,75  . In T1 wird also, gleich welche geometrischen Themen Antigonos traktiert und durch Diagramme illustriert hat, und ungeachtet der Frage, ob er dies rein theoretisch tat oder auch in der astrologischen Praxis umsetzte, eine Weiterentwicklung gegenüber ‘Nechepsos und Petosiris’ erkennbar, die sich noch (ebenso wie Hypsikles, s.u. S. 620 u. 1361) stark an der Astronomie des seleukidischen Mesopotamiens orientiert hatten. Die geometrische Methode der griechischen Astronomie 596 ist der rein numerisch konzipierten babylonischen Astronomie fremd.597 Zur vielfältigen Verwendung von Diagrammen in den Schriften antiker Astronomen s. Neugebauer 1975, 751–755 (Kritik bei Aujac 1979, 38) und jetzt den Forschungsüberblick von Sidoli 2014, 30f. u. 35, der zeigt, dass die Diagramme antiker mathematischer und astronomischer Texte, die für uns ja größtenteils durch mittelalterliche Handschriften, also nur indirekt, fassbar sind, seit dem Ende der 90er Jahre viel stärker als zuvor das Interesse der Forschung gefunden haben, und zwar unter verschiedenen Gesichtspunkten: als materielle Objekte, als Texte und auch (besonders bezüglich der Elemente Euklids) als Gegenstände philosophischer und logischer Untersuchungen diagrammgestützten Denkens.598 Die antiken Astrologen scheinen Diagramme erheblich seltener verwandt zu haben,599 teils (ver595

Engl. Übers.: Holden 2009a, 31. Sie ist so charakteristisch, dass der Begriff  (‘Linien’) sogar antonomastisch die Astronomie selbst bezeichnen kann, wie ein Epigramm des Leonidas von Alexandria lehrt (Anth. Pal. 9,344). 597 Zu den Linien vgl. z.B. Theo Sm. p. 177,18–20         . Hipparch hatte in einem (verlorenen) Werk beschrieben, wie man aus Beobachtungsdaten (Polabständen, Deklinationen, Rektaszensionen, Mitkulminationen) ekliptikale Fixsterndaten herleitet, und zwar    (Hipparch. 2,2,28 p. 150,15), “d.h. durch geometrische und rechnerische Behandlung an Figuren” (Vogt 1925, 30). 598 Eine gründliche Untersuchung der handschriftlichen Tradition der Diagramme der ptolemäischen Syntaxis ist allerdings weiterhin ein Desiderat (so A. Jones per Mail am 18.07.2009). 599 Zu einem unvollkommenen Beispiel s.u. S. 581, Anm. 1007. Außerhalb des mathematisch-astronomischen Bereichs verdienen die Erdkarten griechischer Geographen, die 596

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mutlich) aufgrund mangelnder mathematischer Kompetenz, 600 teils aus literarisch-konzeptionellen Gründen: Der von Lydos so verehrte Ptolemaios hat sie in den Apotelesmatika absolut gemieden. Im Übrigen ist erneut auf die Ambivalenz des Begriffs  hinzuweisen, der sowohl ‘Astronomie’ als auch ‘Astrologie’ bedeuten kann.601         : Für die von Hase vorgenommene Ergänzung spricht   am Ende von T1. Siehe ferner (speziell zu der Junktur  ) Similien wie z.B. Plat. epist. 7 p. 343c4–5    Plut. sept. sap. conv. 1          Orig. c. Cels. 4,47     – Während    hier wörtlich gemeint ist (‘mit … niederlegen’), haben die beiden einzigen mir bekannten Parallelen den übertragenen Sinn ‘mit … übereinstimmen’.602     : Wachsmuth nahm an, dass Lydos den Aristoteles hier als Astrologen in den historischen Überblick aufnehmen wolle.603 Dagegen spricht aber dreierlei: die Partikel , die Chronologie und die Gattungszugehörigkeit des Aristoteles. Was den zuletzt genannten Punkt betrifft, nimmt Lydos in De ostentis zwar auf eine aristotelische Schrift, die Meteorologie, Bezug, doch nur ganz selten und nur zur Erläuterung physikalischer Phänomene. 604 Für die architektonischen Zeichnungen Vitruvs in De architectura, die 700 Porträtbilder Varros in den Imagines und andere Formen der Illustration Erwähnung. 600 Nach Theon waren die meisten Astrologen kaum in der Lage, mathematische Multiplikationen und Divisionen zu verstehen (Theo Alex. comm. min. 1 p. 199,4–7 Tihon; frz. Übers. ebd. 301). 601 Vgl. Hübner 1989a und Hübner 2001e, 835, sowie oben S. 15. 602 Didym. caec. (saec. IV) comm. in Ps. 96,8 p. II 209,4–5 Mühlenberg             Cosm. Indic. (saec. VI) top. Christ. 10,61,1        (“pour montrer que lui aussi … se met d’accord avec notre ouvrage”, Wolska-Conus 1968–1973, III 304). 603 Wachsmuth 1897, XXI: “Scriptores astrologos Graecos Lydus in capite secundo enumerat hosce: Zoroastrem, Petosirin, Antigonum, Aristotelem, Heliodorum” etc. 604 Lyd. ost. 10b pp. 32,15 et 33,5 W. Vgl. auch den Hinweis auf De generatione et corruptione in Kap. 16a p. 46,18 W. und Wachsmuths Prolegomena p. XXI: “Aristotelis meteorologica raro [...] sequitur.”

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divinatorische Seite der Vorzeichenbehandlung ist Aristoteles, im Gegensatz zu allen anderen in Lyd. ost. 2 zitierten Autoren, irrelevant.605 Durch die Erwähnung des Aristoteles als Astrologen litte ferner die von Lydos insgesamt erstrebte chronologische Ordnung 606 und die innere Logik seiner Klage über ‘die alte Undeutlichkeit’ (  ), die doch konterkariert würde durch das Eingeständnis, dass ein sehr früher Fachschriftsteller leicht Verständliches ( ) zur Weissagung hinterlassen habe. Wenn das letzte Argument richtig ist, wird auch das  problematisch; kein Wunder, dass Hase es in seiner Übersetzung übergeht. 607 Inakzeptabel ist nach dem Gesagten auch die Paraphrase der vorliegenden Stelle durch Wood 1981, 96: “Antigonus’ analytical work later was too obscure; what he took from Aristotle is clearest” (mit Anm.: “Aristotle was Antigonus’ source and not used directly in De ostentis”). Die richtige Interpretation hängt davon ab, wie man  versteht, als (a) ‘bestens bekannt’ oder (b) ‘sehr leicht verständlich’. Wenn Lydos das Wort in seinem geläufigsten Sinne (a) gebraucht und meint ‘Denn was Aristoteles gesagt hat, ist bestens bekannt’, ergibt dies im Kontext nur Sinn, wenn der direkte Übergang von Petosiris zu Antigonos ( ) entschuldigt werden soll. Das überzeugt aber nicht, da Aristoteles kein Astrologe ist. 608

605 Es gibt zwar in der Masse der gesamten antiken astrologischen Literatur vereinzelt Zuschreibungen von Zodiakallunaren an Aristoteles und auch andere astrologische Pseudepigrapha unter seinem Namen (s. Gundel – Gundel 1966, 73f. u. 268). Insgesamt wäre es aber – auch aus der Sicht antiker Fachschriftsteller – absurd, Aristoteles als Astrologen zu bezeichnen und in einem so knappen Überblick der Astrologiegeschichte zu erwähnen. Dass Lydos hier wirklich an die Astrologie denkt und nicht eine weitgefasste Vorzeichendeutung inklusive der Meteorologie meint, die die Miterwähnung des Aristoteles als Fachschriftsteller rechtfertigen würde, beweist neben dem Umstand, dass sich alle anderen Autorennamen in T1 wirklich auf astrologische Schriften beziehen, auch das bereits früher zu der vor T1 erwähnten Kometenerscheinung Gesagte (s.o. zu ). 606 Ganz verfehlt ist die Lösung von Köpke 1862, 32, der die hiesige Stelle so deutete, dass Antigonos vor Aristoteles lebte (“ex eo quod apud Ioannem ante Aristotelem nominatur conligere licet, hunc Antigonum Aristotele esse antiquiorem”). 607 Hase bei Bekker 1837: “quae Aristoteles prodidit, admodum cognita sunt.” (volles Zitat oben in Anm. 531). – Bandy 2013a, 55, übersetzt: “The statements of Aristoteles are surely very clear.” 608 Ebenfalls nicht plausibel wäre es, die Bedeutung (a) auf ein aristotelisches Postulat, man solle klar und verständlich schreiben, zu beziehen. Aristoteles sagt zwar dergleichen, aber m.W. nur in für Fachschriftsteller irrelevantem Kontext (Arist. poet. 22

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Wahrscheinlicher ist, dass Lydos mit  im Sinne (b) auf die unmittelbar zuvor wortreich beschriebene Unklarheit des Antigonos Bezug nimmt.  ist terminus technicus der Kommentarliteratur und gibt Lydos anscheinend das Stichwort für einen Vergleich mit Aristoteles, dessen  (bzw. lat. obscuritas) in der Spätantike ein weitverbreiteter Topos war. 609 Exemplarisch sei auf die Standardfrage verwiesen, die alle fünf neuplatonischen Kommentatoren der Kategorien aufwerfen und zu beantworten suchen: ‘Warum hat Aristoteles sich so unklar ausgedrückt?’ 610 Zuweilen wurde die  sogar als Echtheitskriterium herangezogen. Olympiodor etwa erwähnt, dass manche Kenner das erste Buch der Meteorologie für unecht hielten, weil es klar verständlich sei.611 Alle diese Kommentatoren stehen dem Lydos nicht nur zeitlich sehr nahe, sondern zugleich inmitten einer Tradition, die sich in der griechischen Literatur über ein Jahrtausend hinweg verfolgen lässt. Mansfeld hat gezeigt, dass schon Galen die obscuritas des Aristoteles wie eine wohlbekannte Tatsache erwähnt;612 etwa zeitgleich mit Galen formu-

p. 1458a,18ff.       .), und schon der Plural    zeigt, dass Lydos nicht ein einzelnes dictum meint. 609 Gemeint sind natürlich nur die esoterischen Schriften; die exoterischen waren längst nicht mehr Gegenstand der Lehre und Kommentierung. 610 Vgl. Ammon. in Cat. p. 1,10 Busse (CAG IV,4)       (Antwort ebd. 7,7–14). Philop. in Cat. p. 1,12–13 Busse (CAG XIII,1)      (Antwort ebd. 6,22–28). Simplic. in Cat. p. 3,26 Kalbfleisch (CAG VIII)        (Antwort ebd. 7,1–22). Olympiod. proleg. p. 1,22 Busse (CAG XII,1)   (Antwort ebd. 11,21–12,17). David (Elias) in Cat. p. 107,20 Busse (CAG XVIII,1)     (Antwort ebd. 124,25– 127,2). Vgl. hierzu Hadot 1990, 113–122 (u. 228–229 s.v. ). – In der lateinischen Spätantike sind die Bemerkungen über die obscuritas des Aristoteles noch zahlreicher; man denke allein an die Klagen des Boethius in De interpretatione. 611 Olympiod. in Meteor. p. 4,16–18 Stüve (CAG XII,2)        . 612 Mansfeld 1994, 24f. Vgl. weiter Mansfeld 1994, 2334 (mit viel Lit.), sowie ebd. 25f. u. 148–176 (= Kap. V); weitere relevante Stellen erschließt der Index ebd. 241f. s.vv. ‘’ [corr. ] u. ‘clarification’. In einer Folgestudie weitet Mansfeld das Feld der hierher gehörenden Beobachtungen noch einmal erheblich aus, indem er die im weitesten Sinne mathematischen Autoren (und damit auch den Bereich der Astrologumena) untersucht (siehe Mansfeld 1998, 172 s.v. ‘clarification’ mit Hinweisen auf Apollonios von Perge, Eutokios [vgl. Decorps-Foulquier 1998], Galen, Heron von Alexandria, Nikomachos von Gerasa, Pappos, Philoponos, Ptolemaios und Theon von Alexandria).

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liert der Neuplatoniker Attikos den bekannten Tintenfischvergleich. 613 Der Topos der aristotelischen /obscuritas bleibt bis weit in die byzantinische Spätzeit lebendig.614 Vor diesem Hintergrund erhält der fragliche Einwurf den befriedigenden Sinn: ‘Denn was Aristoteles gesagt hat, ist (dagegen) sehr leicht verständlich’. Diese Interpretation impliziert neben einer adversativen Nuance der Partikel  die seltenere, aber ausreichend belegte Bedeutung von  ‘verstehbar’.615 Die bei Lydos vorliegende Opposition von  und  (   – ) begegnet in ähnlicher Form bei Arist. gen. anim. 2,7 p. 747a,26–27   sc.    .616 613

Attic. ap. Euseb. praep. ev. 15,9,13 = frg. 7 Des Places:               [sc. ]               (!)    (!)    (“Maintenant, quelles sont l’essence et la nature de l’intellect, d’où vient-il, comment entre-t-il dans l’homme et où doit-il retourner ensuite? C’est lui [sc. Arist.] qui le saurait, si toutefois il comprend quelque chose à ce qu’il dit de l’intellect et n’enveloppe pas l’impossibilité de la chose dans l’obscurité du langage pour se dérober à la controverse, comme la seiche déjoue la prise en lançant une encre noire”; Des Places 1977, 64). Attikos hat den Tintenfischvergleich vielleicht von Numenios entlehnt (Num. ap. Euseb. praep. 14,6,6 = frg. 25,81), der ihn allerdings nicht auf Aristoteles, sondern auf Arkesilaos anwendet. Vgl. Des Places 1977, 19. 614 Vgl. z.B. das Epigramm auf Eustratios, den Metropoliten von Nikaia (um 1100 n.Chr.), genauer gesagt auf seinen Kommentar zu den Analytica posteria (App. Anthol. III 212, p. 326 Cougny):      |     |        (Übers. v. Cougny: “Eustratii labor istaec sunt praesulis Nicaeae | occultationem Aristotelis ex obscuritate evolvens | quam machinatus est ille Analyticorum in posteriore ...”). 615 Vgl. z.B. Isaeus or. 11,32         . Polyb. 18,23,2             . Antiphan. frg. 55,6 Kassel-Austin (PCG)        . Eur. El. 946    . Demosth. or. 24,68 . 616 Siehe auch Arist. phys. 1,1 p. 184a,16–21, wo mehrmals  und  synonym verwendet werden. – Vgl. außerdem Lydos selbst im nächsten Kapitel (ost. 3 p. 8,17–22), wo die fließende Grenze zwischen den Bedeutungen ‘bekannt’ und ‘verstehbar’ für  deutlich ist:                               (“e pronuntiatis librum conscribit, in quo interrogat Tarchon Italo nostro

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Abschließend ist eine geringfügige Textänderung zu erwägen. Der Codex Caseolinus ist nicht nur materiell beschädigt (s. Anm. 528), sondern bietet auch, wie der Apparat von Wachsmuth lehrt, zahlreiche falsche Lesarten. Ist hier vielleicht  aus  verschrieben? Exakte Parallelen für die Verschreibung des Komparativs zum Superlativ weiß ich aus Lydos nicht anzuführen, 617 doch vgl. Heph. 3,7,10 und dazu unten S. 1303, Anm. 3378. : Der Neuplatoniker Heliodor, dessen Datierung um 500 n. Chr. durch mehrere astronomische Beobachtungen gesichert ist, die er 498–509 n.Chr. in Alexandria anstellte, 618 verfasste einen Kommentar zum astrologischen Handbuch des Paulos Alexandrinos (378 n.Chr.).619 Diesen (verlorenen) Kommentar benutzte Olympiodor, der im Sommer 564 n.Chr. – als Lydos wahrscheinlich nicht mehr lebte – in Alexandria eine Vorlesung über die  des Paulos hielt. Aus Olympiodors auf Heliodor basierendem Vorlesungsmanuskript ging ein neuer (erhaltener) Paulos-Kommentar hervor (ed. Boer 1962), der in der handschriftlichen Überlieferung fälschlich dem Heliodor zugeschrieben wird. Diese Attribution ist chronologisch unmöglich, da, wie Pingree (bei Boer 1962, 150a) gezeigt hat, drei Beispielhoroskope des Kommentars auf Mai bis August 564 n.Chr. datiert werden können.620 Dass der Autor des erhaltenen Werks in Wahrheit Olympiodor sei, schlugen unabhängig voneinander Warnon 1967 und Westerink 1971 vor.621 Diese Attribution ist inzwischen allgemein anerkannt.622 vulgari sermone, respondet Tages, literas vetustas neque ita nobis cognitas retinens in responsis”, Hase bei Bekker 1937, 276). 617 Vielleicht würde eine systematische Untersuchung aller variae lectiones des Codex Caseolinus, der das Gesamtwerk des Lydos (ost., mens., mag.) überliefert, solche Belege zu Tage fördern. 618 Siehe Pingree 1994, 83f., u. Pingree 2001a, 11. 619 Bezza 1993, 15. Pingree 1994, 83. – Bei den auf 378 n.Chr. datierten  des Paulos Alexandrinos (ed. Boer 1958) handelt es sich dem Proömium zufolge bereits um eine zweite (revidierte) Fassung. Lit. zu Paulos: Gundel – Gundel 1966, 236–239. Pingree 1978a, II 437f. Bezza 1993. Hübner 2000b. Greenbaum 2001. Bezza 2005. A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 630. Pérez Jiménez 2011d, bes. 309–313. Holden 2012. 620 S.o. S. 311 zu Hor. gr. 564.V.30(?). Hor. gr. 564.VII.1. Hor. gr. 564.VIII.5(?). 621 Vgl. die Nachbemerkung von Westerink 1971, 21. 622 Vgl. Pingree 1973a, 2216. Pingree 1994, 86. Pingree 1989, 232. Hunger 1978, II 233. 235; s. auch Pingree 2001a, 9, mit Anm. 42. Die überlieferte Revision des Olympiodortextes entstand in der Schule des Johannes Abramios (Pingree 2001a, 1156). D. Pingree hatte eine neue Edition vorbereitet, die auch die Struktur und den ursprünglichen Inhalt

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: der ägyptische Astrologe Asklation wird sonst noch von Val. 9,1,6 p. 316,20 P. ( cod., corr. Kroll) sowie vom Anon. a. 379 p. 205,1 erwähnt. Hases Konjektur  (gestützt auf Suet. Dom. 15,3 Ascletarionis mathematici) an der hiesigen Lydos-Stelle ist damit erledigt. Vielmehr ist wahrscheinlich die Sueton-Stelle zu Asclationis mathematici zu emendieren, wie Cumont mit Verweis auf weitere Verschreibungen des Namens bei Malalas, im Chronicon Paschale und in byzantinischen Exzerpten mehrmals (bisher vergeblich) gefordert hat. 623 – Einen nicht näher datierbaren Hippokrateskommentator Asklation, über dessen potentielle Identität mit dem Astrologen nichts bekannt ist,624 erwähnt Erotian. s.v.  (p. 23,10 Nachmanson).625    [: Zu dem Priester Odapsos aus dem oberägyptischen Theben s. Boll 1922b (1950), 3435. Kroll 1937a. Gundel – Gundel 1966, 38 u. 244. De Callataÿ 1999–2000, 58. Nach Hephaistion gehörte Odapsos zu den Autoren, die über astrologische Geographie626 geschrieben haben (Heph. apotel. 1,1,65. 1,1,123. 1,1,163. 1,1,221).627 Siehe auch Rhet. 6,53,37 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 92,8–9):   [CCAG: ]       628 der Vorlesung des Olympiodor herausarbeiten sollte (vgl. Pingree 1989, 23231). Es bleibt zu prüfen, ob eine Veröffentlichung dieser Olympiodor-Ausgabe aus dem Nachlass des verstorbenen Gelehrten praktikabel und sinnvoll ist. 623 Cumont CCAG V 1 (1904), p. 2051, wiederholt im CCAG VIII 4 (1921), adn. ad p. 101,3. Siehe auch Gundel – Gundel 1966, 158. Nicht nur die Sueton-Edition von M. Ihm, sondern auch die neuere von H. Martinet (11991, 21997) bleibt bei Ascletarionis (Martinet 21997, 1185, ohne Komm. z.St.). 624 Zur in der Antike nicht seltenen Personalunion von Arzt und Astrologe s.o. S. 29 nach Anm. 127. 625 Vgl. auch Nachmanson 1917, 1681. 626 Zu dieser Lehre, die die Tierkreiszeichen einzelnen Ländern zuordnet, wird Heilen (demnächst C) die bisher vollständigste Zusammenstellung und Analyse antiker Zeugnisse bieten. Eine monographische Untersuchung derselben bleibt ein Desiderat. 627 Alle vier Stellen wurden exzerpiert von Val. app. 3,19.33.42.51 und von Anecd. IV ap. Ludwich 1877 pp. 114,24–115,3. 116,14–19. 117,11–21. 118,25–119,3. 628 Das Wort  bzw.  ist wahrscheinlich zu tilgen. Außer Cumonts Anmerkung Nr. 2 im CCAG (a.a.O., S. 92) siehe ebd. S. 201 (add. et corr.): “ delendum esse videtur F.C.” und den Kommentar von Bidez – Cumont 1938, II 376f., zu Ps.-Hystasp. frg. 19, wo Cumont erwägt, die Tilgung des  zurückzunehmen oder   zu lesen. Er druckt schließlich (wie ursprünglich im CCAG) , erklärt aber ebd. I 223, frg. 19 stelle den Herausgeber vor die Wahl zwischen dem Perser Hystaspes und dem Ägypter Odapsos, eine Wahl, die angesichts

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Antig. Nic. T1

 : vgl. Lyd. ost. 8 p. 17,12      ( [sic] cod. Caseol.). Diesem von Lydos zweimal erwähnten Polles werden von der Suda zahlreiche Schriften zur Weissagung zugeschrieben.629 Die Suda ist unsere einzige Quelle für Polles’ angebliche Herkunft aus dem kleinasiatischen Aigai.630 Vielleicht handelt es sich bei Polles nur um eine erfundene Person in Anlehnung an den mythischen Seher Polles.631 Vgl. Scherling 1952 u. Gundel – Gundel 1966, 254.      : Zur Verehrung des Ptolemaios durch Johannes Lydos vgl. Maas 1992, 105–113, Kap. 8: “De Ostentis: Portents and the Enemies of Ptolemy”. Dieser Titel bezieht sich auf die Schlussworte des Proömiums, cap. 8 p. 17,14–16 W.:      . Ungeachtet der Parteinahme für Ptolemaios hatte Johannes Lydos dessen astronomische und astrologische Lehren nur in begrenztem Umfang verstanden (Maas ebd. 105). Wichtig waren ihm aber nicht die Details dieser Lehren, sondern, wie Maas (110– 113) zeigt, die Verteidigung des ptolemäischen (und letztlich des aristotelischen) Weltbildes gegen die nestorianische Kosmologie. 632 Johannes Lydos zitiert in allen drei erhaltenen Werken (ost., mens., mag.) sowohl Ptolemaios als auch Aristoteles. Den zuletzt Genannten bezeichnet Carney 1970, 523, als “L.s Liebe seit seinen Universitätstagen”.  Als bezeichnen den Ptolemaios auch Olymp. 23 p. 76,4 u. Marc. peripl. 1,1 u. 2,2 (GGM I, pp. 516,16–17 u. 542,24–25, beide Male von der Geographie, im ersten Fall  ), als  Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 229,27. 633 Heph. 1,3,1. 1,20,1. 2,2,8. 2,2,42. Rhet. 6,52,5 = Eutoc. astr. epit. CCAG I (1898), p. 171,9– 10 (Hor. gr. 497.X.28). des Fehlens anderer astrologischer Fragmente des Hystaspes wahrscheinlich zugunsten des Odapsos zu entscheiden sei. – Nach Pingree 2001a, 12f. u. 21, bietet Paris. gr. 2425 als Kapitel 6,54–63 (adde 6,53) wertvolles Material für die Geschichte der Astrologie, das vermutlich nicht von Rhetorios stammt (Rhet. = cod. Paris. gr. 2425, capp. 5,1– 6,52), sondern vielleicht von Stephanus dem Philosophen. 629 Suda s.v.   1898, p. IV 159,17–23 Adler. 630 Ibid. p. IV 159,17–18 A.:    631 Cf. Suda s.v.   1897, p. IV 159,14–16 A. 632 Ein Beispiel dafür ist die um die Mitte des 6. Jh. n.Chr. verfasste Christliche Topographie des Kosmas Indikopleustes, die Johannes Lydos aber nicht kannte. 633 Vermutlich ist dies der Zusatz eines spätantiken Kompilators zum Serapiontext.

Stellenkommentar

505

    : Lydos meint die älteren, zu mystischer Verbrämung neigenden Autoren wie ‘Petosiris’. Dass deren ‘Unklarheit’ trotz der Bemühungen des Ptolemaios und anderer fortdauerte, zeigt z.B. Porphyrios, der im 3. Jh. am Beginn seiner Einleitung zu den ptolemäischen   die Absicht erklärt, deren schwierige Terminologie ‘um der Klarheit willen’ () zu erläutern.634

T2 Das Testimonium stammt aus den Fragmenten des Astrologen vom Jahr 379 n.Chr.,635 die Cumont im CCAG V 1 (1904), pp. 194–212, aus dem cod. Angel. gr. 29,636 ff. 136v–145v (T2: 142r–v), unter Hinzuziehung des cod. Ambros. B 38 sup.637 ediert hat.638 Die Identität des Autors und der Titel seines Werkes sind unbekannt.639 Aus den Fragmenten erfahren wir, dass er aus Ägypten stammte, aber in Rom schrieb (p. 204,8.18). Es ist gut möglich, dass wir die Überlieferung der drei erhaltenen Kapitel Julian von Laodikeia (um 500 n.Chr.) verdanken. 640 Unsere direkte Quelle ist 634

Porph. isag. 1 p. 190,5–10:                  (vgl. dazu Mansfeld 1994, 204, u. Mansfeld 1998, 81). 635 Zur Datierung s.u. S. 511 zu . 636 Beschrieben im CCAG V 1 (1904), pp. 4–57. 637 Beschrieben im CCAG III (1901), p. 6. Zur Begründung s. Cumont in der Einleitung, CCAG V 1 (1904), p. 196. 638 Ebd. 194f. zu Person und Werk. Weitere Literatur zum Anon. a. 379: Boll 1909c, 2419. Boll 1916, 71–82 (u. ebd. 162 Index s.v.). Boll 1917a, 5 (= Boll 1950, 119). Gundel – Gundel 1966, 239–241. Feraboli 1993. Bezza 1995, 453–473 (ital. Übers. mit Anm.). Holden 1996, 79 (Übers. von Anon. a. 379 pp. 196,3–197,5). A. Jones in Keyser – Irby-Massie 2008, 174f. Siehe auch die folgenden Anmerkungen. 639 Nach Cumont CCAG V 1 (1904), 194, u. Cumont 1918/19, 46, ist der Anonymos des Jahres 379 vielleicht mit Paulos Alexandrinos, der die zweite Auflage seines Handbuchs 378 n.Chr. veröffentlichte, identisch. 640 Cumont – Stroobant 1903, 572. Zu Julian von Laodikea s. bes. Pingree 1978a, II 435, ferner auch Boll 1899, 943. Boll 1903a, 550 (Index s.v.). Neugebauer – van Hoesen 1959, 189. Gundel – Gundel 1966, 248f. Hübner 1999a. Pingree 2001a, 11. Pingree 2006a, 20.

506

Antig. Nic. T2

das spätbyzantinische Kompendium des ‘Palchos’ (s.o. S. 99), in dem die 379 n.Chr. verfassten Fragmente die Kapitel 135 bis 137 bilden. Das erste, längste und wichtigste der drei erhaltenen Kapitel handelt von den hellen Fixsternen ( ).641 T2 gehört zum Schlussteil dieses Kapitels, in dem der Anonymos eine Geschichte der für seinen speziellen Zweig der Astrologie einschlägigen Literatur von den ‘Babyloniern und Chaldäern’ über die ‘Ägypter’ bis zu den Griechen, und zwar bis zum ‘ganz und gar göttlichen Ptolemaios’, 642 dessen Lehre er selbst folgt, versucht. 643 Diese Passage ist im Urteil der Gundels zunächst deshalb bemerkenswert, weil sie für ein Teilgebiet der Astrologie eine “nach beinahe historischen Gesichtspunkten” angelegte Literaturübersicht bietet, dann aber auch wertvoll durch die Sachangaben an sich. 644 Im Vergleich mit Lydos (T1) beweist der hiesige Autor profundere fachliterarische Kenntnisse. Unter den Griechen hat der Anonymos in seinem historischen Abriss vor der hier zitierten Stelle (T2) sieben Astronomen erwähnt, 645 deren Namen und Daten – bis auf einen gewissen Apollinarios646 – zweifellos aus den Phaseis des Ptolemaios exzerpiert sind. 647 Danach wendet der Anonymos sich den Astrologen zu, über die er das hier als T2 Zitierte zu sagen hat. Der Wechsel ist kenntlich gemacht durch die Feststellung, dass die Fixsterne, wenn sie durch ihre Aufgänge und die übrigen Phasen die Beschaffenheit der Lüfte in einem gewissen Grade verändern können, um so stärker auch auf uns Menschen einwirken und gewaltige Glücks- und Unglücksfälle verursachen können.648 641

Eigentlich: ‘Wirkungen der Fixsternposition’. Zitiert in Anm. 643. Vgl. die Ptolemaios-Verehrung des Lydos (s.o. S. 504 zu  ). 643 Anon. a. 379 pp. 204,9–206,2; s. bes. 204,9–13:                             Der Schluss dieses Kapitels wurde bereits früher von F. Cumont im CCAG I (1898), pp. 80–81, und noch früher von demselben in Cumont 1897, 8–9, herausgegeben. Eine vollständige Wiedergabe und Kommentierung der 34 CCAG-Zeilen (1904) würde hier zu weit führen. 644 Gundel – Gundel 1966, 241. 645 Meton, Apollinarios, Euktemon, Dositheos, Kallippos, Philippos, Hipparch. 646 Zu diesem s.u. Anm. 1162. 647 Ptol. phas. 2 pp. 66,23–67,21 H. – Aus derselben Quelle stammt übrigens wohl auch die Anregung dazu, im Epilog eine Liste der Vorgänger zu bieten. 648 Anon. a. 379 p. 205,10–14:                 642

Gesamtbesprechung

507

Dass Antigonos von Nikaia die Wirkungen heller Fixsterne literarisch behandelt hat, bestätigen die Hephaistionexzerpte (F1 § 28 u. bes. F5 §§ 68–70).649 Es besteht daher kein Grund, die Identität des hier genannten Antigonos mit dem Verfasser des Hadrianhoroskops zu bezweifeln. Da der Anonymos vom Jahre 379 seinen Überblick ausdrücklich auf Ptolemaios und dessen Vorgänger beschränkt,650 ergibt sich ein terminus ante quem für die Datierung des Antigonos, der aber nicht allzu genau genommen werden darf, wie die Nennung des Valens beweist, der um 175 n.Chr. schrieb und somit etwa eine Generation jünger als Ptolemaios war.651 Zusammengenommen sind T1 und T2 Indizien dafür, dass Antigonos etwa um die Zeit des Ptolemaios, und zwar ein wenig früher, zu datieren ist. : Antiochos von Athen. Zu Leben und Werk s.o. Anm. 98, zur Fixsternprognostik des Antiochos s.u. S. 1294.  : Vettius Valens aus Antiochia (s.o. Anm. 277). Während die Handschriften seiner Anthologien die Namensform entsprechend dem halbvokalischen Lautwert des lateinischen Anfangsbuchstabens mit  bieten (), entspricht die griechische Transliteration durch  dem lateinischen Lautwert des Konsonanten. Vgl. z.B. die Schreibungen  und  für Varronem und Varro bei Plut. Rom. 12,3–4.  : Ein astrologischer Autor dieses Namens ist nicht bekannt.652  : so Cumont im Text; im Apparat notiert er nur: “ M”. Vielleicht übersah Cerocchio Romano, auf dessen Transkription des cod. Angel. 29 Cumont sich im Falle des ersten Kapitels stützte,653 dass A  bietet.            649 Der Kommentar zu F5 §§ 68–70 wird z.T. auf T2 eingehen; s. S. 1293–1298, bes. Anm. 3325 u. 3350. 650 Vgl. das Zitat in Anm. 643 (bes. ). 651 Das späteste von Valens gebotene Horoskop stammt aus dem Jahre 173 n.Chr. (Val. 7,4,11–15 = Hor. gr. 173.II.3). Vgl. Pingree 1986, p. V u. p. XX (Nr. 121). 652 Vgl. Gundel – Gundel 1966, 254. Der spätantike Neuplatoniker Heraiskos (s. Praechter 1912 und Tardieu 1998) unter Kaiser Zenon (474–491 n.Chr.) kann aus chronologischen Gründen nicht gemeint sein. 653 Vgl. CCAG V 1 (1904), p. 195.

508

Antig. Nic. T2

: Die Datierung dieses Astrologen ist umstritten; genannt werden Daten vom 2. Jh. v.Chr. bis zum 4. Jh. n.Chr. Dabei wird oft übersehen, dass mehrere verschiedene Serapiones zu unterscheiden sind, was angesichts der Namensbildung von Sarapis/Serapis (vgl. Anubion zu Anubis etc.) nicht verwundert. 654 Denningmann 2009 hat erstmals das gesamte relevante Material gesammelt und untersucht. Sie datiert den frühesten, hier gemeinten Serapion ins späte zweite oder frühe erste Jh. v. Chr.655 Eine kommentierte Neuedition der in den Appendices des CCAG verstreuten Fragmente dieses Serapion ist als Desiderat zu vermerken.  : Zu Ptolemaios s.o. Anm. 278. Der Anonymos bezieht sich hier auf Ptol. apotel. 1,9.  : Entgegen der üblichen technischen Bedeutung von   (‘bewirken’, ‘hervorbringen’; s.u. zu F1 § 31 ) hier in der späten Bedeutung ‘Sternenwirkungen beschreiben’: vgl. weitere Stellen bei demselben Autor (z.B. Anon. a. 379 p. 204,18) 656 sowie Rhet. 6,52,2 = Eutoc. astr. epit. CCAG I (1898), p. 170,4 (Hor. gr. 497.X.28)     . Rhet. epit. 4,12 CCAG VIII 1 (1929), p. 222,29–31                    Ps.-Ptol. cent. 17           . u. ebd. 63    u. ebd. 93  . Korrekt ist daher an der hiesigen Stelle die Übersetzung von Bezza 1995, 466: “E Serapione, e Tolemeo che venne dopo di lui, composero giudizi sulle stelle.” Zum Singular  vgl. ebd. (Anon. a. 379) p. 204,17 . 

654

Vielleicht handelt es sich also gar nicht in allen Fällen um echte Personennamen, sondern um Pseudonyme. 655 Denningmann 2009, 171f. (vgl. Denningmann 2005, 12 u. 502). – Bisherige Literatur zu Serapion: F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), p. 225. Honigmann 1929, passim (s. Index S. 241 s.v.). Gundel – Gundel 1966, 113f. Pingree 1968b, 278. Pingree 1978a, II 440f. Bohleke 1996, 16 mit Anm. 30. Hübner 2001f. Hübner 2001g. Hübner 2003b, 27f. – Im Liber Aristotelis des Hugo von Santalla (prol. 10) begegnet Serapion als Saraphies, vgl. Pingree 1989, 228 u. 233, u. Burnett – Pingree 1997, 3. 656 Bei LSJ s.v.  I.4.c ist der früheste Beleg für die hier vorliegende Bedeutung, der aus dem Centiloquium stammt, durch den Anon. a. 379 zu ersetzen.

Stellenkommentar

509

    : Die präzessionsbedingt notwendige Aktualisierung der Fixsternlängen finden wir jedoch in späteren Werken, z.B. bei Rhet. 5,62, wo die ptolemäischen Längen um 3° 26 (für das Jahr 480 n.Chr.) korrigiert sind, und bei Rhet. 5,58, wo sie um 3° 40 (für das Jahr 505 n.Chr.) korrigiert sind (Pingree 2001a, 7).   : vgl. die Worte der Einleitung (Anon. a. 379 p. 197,22–25):        . Abgesehen von diesen beiden Stellen gibt es in der griechischen Literatur keine Belege für den Ausdruck   . Nach Boll 1916, 72, bezieht sich der Anonymos an beiden Stellen auf eine angeblich durch Pappos (ca. 320 n.Chr.) bekannte Sammlung astronomischer Einführungstraktate, den   (sc. , ~ ‘Kleine Astronomie’, im Gegensatz zur ‘Großen’ bzw. ‘Größten Astronomie’ des Ptolemaios).657 Diese Sammlung soll kleine Schriften von Autolykos, Euklid, Theodosios, Aristarch, Hypsikles und Menelaos enthalten haben.658 Nach Boll muss es sich bei der ptolemäischen Schrift, die in den  aufgenommen wurde und dem Anon. a. 379 als Quelle für die ekliptikalen Längen der hellen Fixsterne diente, um das heute verlorene erste Buch der  gehandelt haben (das zu den oben genannten Schriften zu ergänzen sei). 659 Die gegenteilige Position bezog Neugebauer 1975, 768f., der die Frage unter Heranziehung aller relevanten Quellen660 diskutiert und es für höchst unwahrscheinlich hält, dass die angeblich erstmals von Voß im 17. Jh. postulierte ‘Kleine Astronomie’ 661 jemals wirklich als konkrete Sammlung mit festem Titel und Textumfang existiert habe. Er urteilt (ebd. 769): “To me it seems extremely doubtful that there ever existed a definite collection of treatises known as ‘Little Astronomy’.” 662 Zu Bolls Deutung des Anon. a. 379 657

Vgl. arab. Almagest aus griech.  . Die entscheidende Information stammt nicht von Pappos selbst, sondern ist ein Scholion zum Beginn des 6. Buches (Papp. coll. 6 p. II 474,3       ), das sagt (474,2):    658 Ausführlicher dazu Heath 1913, 317. 659 Siehe Boll 1916, 72, mit dem Argument: “aus dem zweiten Buch schreibt der Anonymus (S. 205,5 ff.) wörtlich den Schlußpassus über die älteren astronomischen Beobachter in Griechenland ab.” 660 Gesammelt von Pingree 1968c, 15f. (der Anon. a. 379 ist nicht darunter). 661 G.J. Vossius (1577–1649), De quattuor artibus popularibus, de philologia et scientiis mathematicis (1650), XXXIII, § 18, p. 163 (zit. nach Fabricius bei Hultsch II 4751). 662 Ähnlich Pingree 1968c, 15: “it seems to have been an ever-growing corpus”.

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Antig. Nic. T2

merkt er an (ebd. 76916): “Boll […] adds the ‘Phaseis’ to the well-known ‘Collection’. In fact, however, the word  is not in the text, being Boll’s own arbitrary addition.” Während Neugebauers zuletzt zitierter Einwand berechtigt ist, gilt er seither als der einzige Gelehrte, der die Existenz dieser konkreten Sammlung hohen Alters leugnet.663 Eine den aktuellen Wissensstand wiedergebende Zusammenfassung des Wenigen, was wir über die sogenannte ‘Kleine Astronomie’ wissen, bietet Czinczenheim 2000, 8 u. 18–35.664 Danach existierte die Sammlung in der uns bekannten Form schon im frühen 9. Jh. (das ist das Datum der ältesten griechischen Handschrift, cod. Vat. graec. 204). 665 Aus noch früheren Zeiten sind uns allerdings nur “regroupements partiels de ces traités, ou des témoignages imprécis, peut-être erronés” verfügbar (ebd. 19). Die Entstehung der Sammlung ist erst nach dem 4. Jh. n.Chr. denkbar; das heißt implizit: nach der Tätigkeit des Anonymos des Jahres 378.666 Zu dem eingangs zitierten, von Boll aus dem Beginn des 6. Buchs des Pappos gewonnenen Argument vgl. Jones 1986, 378: “The title of Book 6 [s.o. Anm. 657] names the , however, I believe this is a solecism on the part of the Collection’s [sc. Byzantine] editor, conflating two different things: the  , which was the whole field of mathematical astronomy, and the   [sic], a specific collection or curriculum of elementary treatises.”667 Das, was Jones als “title” bezeichnet, ist genau genommen “une scholie qu’il est impossible de dater”;668 man darf also weder die Existenz der später kanonisch gewordenen Sammlung noch die Bezeichnung als  für die Zeit des Pappos (4. Jh.) voraussetzen.669 Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass Bezza (ob in Kenntnis oder Unkenntnis der soeben referierten Forschungsentwicklung, ist nicht klar) Anon. a. 379 pp. 197,22–25. 205,14–18 zu Recht so übersetzt: “abbiamo

663

So Czinczenheim 2000, 1873. Vgl. Sidoli 2014, 27: “Czinczenheim [2000] gives us a good sense for the overall manuscript tradition of the so-called Little Astronomy.” 665 Czinczenheim 2000, 19. Allerdings waren die  des Menelaos mit Sicherheit niemals Teil der ‘Kleinen Astronomie’ (ebd. 25). 666 Czinczenheim 2000, 26: “La date de constitution du recueil reste donc inconnue: le terminus a quo [...] ne peut être qu’après le IVe siècle de notre ère”, u. ebd. 27: “Une date parfois suggérée, le IIIe siècle de notre ère, est alors exlue.” 667 Zustimmend Mansfeld 1998, 20 (nach Diskussion ebd. 16–20). 668 Czinczenheim 2000, 20. 669 Zur Entstehung des Titels der Sammlung vgl. Czinczenheim 2000, 20 u. 26. 664

Stellenkommentar

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preso dalla dottrina astronomica670 quanto di utile ha esposto Tolemeo in questa scienza”, und: “tuttavia nessuno di quanti abbiamo nominato dedusse astronomicamente i luoghi che esse occupano attualmente”.671     : Dass es dem Anonymos nicht allgemein um die Wirkungen der Fixsterne geht, sondern um ihre Wirkungen in Abhängigkeit von der ekliptikalen Länge, die sich über große Zeiträume hinweg aufgrund der Präzession der Äquinoktien ändert, wird bereits durch die Kapitelüberschrift deutlich (      , s.o. Anm. 641). Der Anonymos beruft sich (p. 198,3–8) ausdrücklich auf die ptolemäische Präzessionskonstante von 1° in 100 Jahren und erklärt, er wolle die für das Konsulat des Olybrius und des Ausonius (379 n.Chr.), unter dem er schreibe, gültigen Fixsternlängen nennen. Im Folgenden erhöht er die ptolemäischen, minutengenauen Fixsternlängen um jeweils 2° bis 3° auf gradgenaue Werte.  : Die Adjektive  und werden in Diskussionen von Kausalverhältnissen durch kaiserzeitliche Philosophen wie Galen und Sextus Empiricus oft synonym verwendet, und dasselbe gilt für zeitgenössische Astrologen. Zuweilen ist jedoch zwischen beiden zu differenzieren, wie Sanders 2009 am Beispiel von Philodemos, De ira 50,8 zeigt.

T3 Den Text von Heph. 2,1,8 (T3) überliefern die codd. P (Paris. gr. 2417, f. 64v) und A (Paris. gr. 2841, f. 59v). Dem textkritischen Apparat der Edition Pingrees (1973–1974, p. I 83,2–4) ist nichts hinzuzufügen, wie die Überprüfung der Handschriften ergab. Keine der vier Epitomai tritt hinzu. T3 gehört thematisch zur antiken Konzeptionsastrologie. Da Frommhold dieses Gebiet gründlich untersucht hat, genügt es hier, die Ergebnisse ihrer Dissertation zusammenzufassen.672 Dass die Ursprünge der Empfängnisastrologie in die frühe Entwicklungsphase der Individualastro670

Vgl. Jones an der soeben zitierten Stelle (1986, 378): “the whole field of mathematical astronomy”. 671 Bezza 1995, 457 u. 466. 672 Siehe Frommhold 2004, bes. 239–242.

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Antig. Nic. T3

logie fallen, beweist eine doppelseitig beschriftete Keilschrifttafel (BM 33667), die zwei Konstellationen bietet, welche in der Forschung auf die Empfängnis und die Geburt ein und derselben 258 v.Chr. geborenen Person gedeutet werden.673 Außerdem berichtet Vitr. 9,6,2 (= FGrHist 680 T 5a = BNJ 680 T 5a) von einem Nachfolger des Berossos, der Anleitungen zur Konzeptionshoroskopie hinterlassen habe. 674 Offenbar betrachtete man den Zeitpunkt der Empfängnis, nicht den der Geburt, als den eigentlichen Beginn des menschlichen Lebens und bemühte sich daher, die Einflüsse der Empfängniskonstellation auf das soeben gezeugte Leben zu ergründen. Dieses Interesse lässt sich durch die gesamte Antike bis in die mittelalterliche und neuzeitliche Astrologie hinein verfolgen. Da freilich der Empfängniszeitpunkt nicht empirisch feststellbar war, entwickelte man verschiedene Methoden, die ausnahmslos eine Rückberechnung vom Moment der Geburt vorsehen. Vier solcher Methoden sind heute noch fassbar. Die bekannteste wird in den Quellen ‘Petosiris’ zugeschrieben und daher in der Forschung als ‘Petosirisregel’ bezeichnet.675 Ihr zufolge entspricht die Position des Empfängnismondes der des Geburtsaszendenten und umgekehrt die des Empfängnisaszendenten der des Geburtsmondes. In der erhaltenen astrologischen Fachprosa wird die Empfängnishoroskopie seit dem 2. Jh. n.Chr. diskutiert und durchaus verschieden beurteilt. Die einzige rundweg ablehende Position bezieht Antigonos von Nikaia, was ihn in die Nähe nicht-astrologischer Kritiker der Empfängnisastrologie wie Philon, Favorinus von Arelate und Sextus Empiricus rückt. Ptolemaios urteilt mit geschickter Differenzierung: Prinzipiell hält er den Empfängnishimmel für astrologisch ausschlaggebend, erkennt aber die praktischen Probleme der Empfängnishoroskopie an und löst das Dilemma, indem er durch geschickte Argumentation plausibel macht, dass Geburts- und Empfängniskonstellation in einem engen Zusammenhang stehen und es somit genüge, das Geburtshoroskop, in dem das Empfängnishoroskop sich gleichsam spiegele, analog zu interpretieren. 676 Am wenigsten zögerlich verfahren Vettius Valens, Antiochos von Athen, Porphyrios, Hephaistion und Rhetorios, deren Handbüchern wir die bekann-

673 S.o. S. 208 zu ‘Hor.’ bab. –257.III.17 (Empfängnis) u. ‘Hor.’ bab. –257.XII.15 (Geburt). 674 Siehe Frommhold 2004, 2–4. 675 Vgl. Nech. et Pet. frg. 14. 14a. 14b. 14c (cf. frg. +15); mehr dazu oben S. 49, Punkt 5. – Die ‘Petosiris-Regel’ untersucht Frommhold 2004, 70–172. 676 Zu Ptol. apotel. 3,2,1–4.7 u. 3,7,1 vgl. Frommhold 2004, 10–26.

Gesamtbesprechung

513

ten Methoden und Regeln zur Ermittlung der Empfängniskonstellation verdanken. Im Gegensatz zum reich dokumentierten theoretischen Interesse griechisch-römischer Astrologen an der Empfängnishoroskopie sind, was oft übersehen wird, keinerlei ‘echte’ Empfängnishoroskope aus der Praxis überliefert. Nur drei Sonderfälle verdienen Erwähnung: Valens und Hephaistion berechnen zur Veranschaulichung der ‘Petosirisregel’ ihre eigenen Empfängnishoroskope (Hor. gr. 119.V.13 u. Hor. gr. 380.II.22), und Plutarch überliefert das fiktive Empfängnishoroskop des Romulus (Hor. lat. –771.VI.24), welches Ciceros Zeitgenosse Tarutius von Firmum für Varro berechnet haben soll.677 Nun zum unmittelbaren Kontext von T3. Hephaistion beschließt mit dieser Aussage im Kapitel über Zeugung und Geburt (Heph. 2,1    ) einen doxographischen Absatz (2,1,2–8), der über verschiedene Methoden zur Bestimmung des Verhältnisses zwischen Geburtshoroskop und Konzeptionshoroskop informiert. Zuerst bespricht Hephaistion in diesem Absatz die ‘Petosirisregel’ (2,1,2), 678 danach ein anonymes Verfahren (2,1,3)679 und an dritter Stelle die Methode des Antiochos von Athen (2,1,4–6).680 In 2,1,7 erklärt Hephaistion, sein Referat der divergierenden Methoden diene der Übung und dem Zweck, das allen Gemeinsame herauszufinden (   sc.   ). Unmittelbar danach folgt als Schlusssatz des Überblicks der Hinweis auf Antigonos (2,1,8 = T3).681 Er dient dem Hephaistion als ne677 Siehe Frommhold 2004, 236, und Heilen 2007, 50f. (sowie den Katalog S. 326). Zu der Frage, ob die Empfängnishoroskopie für die Wahl des Steinbocks als Sternzeichen des Augustus eine Rolle spielt, s. Frommhold 2004, 237f. u. 242, sowie Terio 2006. Vielleicht darf man außerdem noch den in der vierten pseudo-quintilianischen Deklamation (s. Stramaglia 2013) konstruierten, von Frommhold nicht untersuchten Fall hinzunehmen. 678 Zu Heph. 2,1,2 s. Frommhold 2004, 74f. 679 Dazu Frommhold 2004, 184–190. 680 Dazu Frommhold 2004, 173–183. 681 Dazu Frommhold 2004, 26f. – Die von Engelbrecht 1887 geforderte Namensänderung von  zu  wurde von Pingree 1973–1974 zu Recht nicht beachtet. Engelbrecht zitiert (S. 36f.) Heph. 2,1,5–8 und folgert daraus ohne weiteres (37): “Es ist offenbar, dass an beiden Stellen der gleiche Name gesetzt werden muss, und es ist nur die Frage, ob  oder  der richtige Name sei.” Da ihm vor dem Erscheinen des ersten CCAG-Bandes (1898) ein Astrologe namens Antiochos aus anderen Quellen bekannt war, ein Antigonos hingegen nicht, entschied er sich für Antiochos (zumal dessen Nennung durch den Zusatz   präzisiert sei). Kritik an Engelbrecht schon bei Kroll 1898b, 741.

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Antig. Nic. T3

gativer Hintergrund, vor dem sein eigenes Engagement um so lobenswerter erscheint: Anders als Antigonos, der auf eine genaue Prüfung offenbar verzichtet habe und daher Rückschlüsse aus dem Geburtshoroskop auf das Empfängnishoroskop vorschnell in Bausch und Bogen verwerfe, hält Hephaistion es im Interesse der Wahrheitsfindung für förderlich, verschiedene Methoden zu diesem Thema vorzustellen (2,1,2–6) und anschließend in eine ausführliche Untersuchung einzutreten (2,1,9–38). In Wahrheit verhält es sich, was Antigonos betrifft, wohl eher so, dass er angesichts der Autorität von ‘Nechepsos und Petosiris’, denen er insgesamt folgt, auch die Methoden der Empfängnishoroskopie untersucht und erprobt hat, der empirische Befund aber ernüchternd ausfiel. Vielleicht hatte er auch Vorbehalte aus ärztlicher, speziell embryologischer Sicht.682 Seine durch Hephaistion bezeugte ablehnende Haltung findet insofern eine indirekte Bestätigung in den erhaltenen Horoskopen, als F1–F3 zu den Empfängniskonstellationen der Nativen völlig schweigen.       : missverstanden von Gundel – Gundel 1966, 222 (“Hephaistion [...] rügt seine mangelnde Akribie”).  bezieht sich nicht auf die Genauigkeit des Antigonos, sondern auf die der Methoden zur Berechnung des Empfängnishoroskops. Vgl. zwei ähnliche Formulierungen, zum einen bei Rhet. 6,53,35 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 92,3–4):683           (‘weil der genaue Sachverhalt weder von allen einhellig gefunden noch auch von allen einhellig überliefert wurde’), zum anderen die medizinische Notiz bei Marcell. de puls. p. 459 ll. 115–118 Schöne:                  684 (‘da es zu vielen verschiedenen Fehlern kommt durch die mangelnde Erfahrung derer, die nicht durch Berührung die präzisen diagnostischen Merkmale, die der Pulsschlag liefert, erkennen können, haben wir auch dieses Problem nicht ungeprüft beiseite gelassen’).  682

Siehe oben S. 27, Punkt b. Mehr zu Rhet. 6,53 oben in Anm. 628. 684 Zur Verbesserung von  (pars codd.) zu  s. ebd. S. 471 (Nachträge aus dem cod. Bonon. 3632). Dem Ausdruck    entspricht bei Antigonos . 683

Stellenkommentar

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 : Unter den astrologischen Texten vgl. Ptol. apotel. 1,2,20          (‘wie wir ja auch die Kunst des Steuermanns nicht, nur weil sie oft fehlgeht, [insgesamt] verwerfen’). Siehe ferner Val. 7,6,9 (= Nech. et Pet. frg. 21,37–38)    (‘fällen wir ein negatives Urteil über die Nativität’) und Antioch. epit. 1,26 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 117,30       (‘er [sc. Antiochos] verwirft aber die Betrachtungen gewisser Autoren zu diesem Thema [sc. des Glücksloses]’). Die dem negativen Urteil vorausgehende Prüfung (Dokimasie) ist im Wortgebrauch des Hephaistion an dieser Stelle (T3) verblasst, wie die Worte    zeigen.

T4 Dieses Testimonium ist Teil des anonymen Katarchenhoroskops für den 5. September 487 n.Chr. (Hor. gr. 487.IX.5), das bereits als Nr. 1 der oben (S. 101) vorgestellten Sammlung Erwähnung fand. Es ist somit gut möglich, dass es von demselben Astrologen stammt, der einige sehr ähnliche Horoskope im Dienst des Kaisers Zenon schrieb.685 Der Text ist in zwei Handschriften mit zahlreichen Varianten im Detail überliefert.686 Die maßgebliche Besprechung bieten Neugebauer – van Hoesen 1959, 149f. (L 487), deren Analyse der astronomischen Daten das im Text gebotene Datum (05.09.487) bestätigt. Eine befriedigende Edition von Hor. gr. 487.IX.5 fehlt bisher.687 685 So Pingree 1976b, 150; ausführlicher hierzu im Katalog zu Hor. gr. 475.I.12. Zenon war Kaiser von Nov. 474 – Jan. 475 u. Aug. 476 – Apr. 491. 686 Cod. Angel. gr. 29, f. 126r, cap. 87, ed. F. Cumont, CCAG I (1898), pp. 106–107 (T4 = p. 107,2–14); cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 299r–v, cap. 164, pars I, ed. W. Kroll, CCAG VI (1903), pp. 63–64 (T4 = p. 64,12–24). 687 Ein Beispiel für die Defizite der bisherigen Editionen: Weder Cumont noch Kroll kommentieren das von beiden Handschriften einhellig überlieferte     (CCAG I, 1898, p. 106,8–9; CCAG VI, 1903, p. 64,1), worüber Neugebauer – van Hoesen 1959, 1496, zu Recht sagen: “Since Jupiter is about 6° distant from H the meaning of this term is not clear” (6° ist wohl Druckfehler für 7°, denn ASC = 0° 41 ,  = 7° 55 ). Ich schlage die Konjektur  vor: Im ersten Teil dieses Textes werden alle positiven Elemente aufgezählt, die den Astrologen anfangs zu einer günstigen Deutung bewogen hatten (von der er später Abstand nahm). Bei diesen positiven Daten wollte der Autor betonen, dass der Wohltäter Jupiter dem so

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Antig. Nic. T4

In diesem Horoskop geht es um die Ankunft eines (an Zenon adressierten?) Briefes, den der spätantike Astrologe aus dem Sternenstand des Übergabemoments als glückliche Botschaft gedeutet hatte.688 Als nach der Öffnung klar wurde, dass der Inhalt betrüblich war, führte eine genauere Analyse derselben Konstellation auf die weniger evidenten Zeichen großen Übels, die sie barg. 689 Die astronomischen Daten des Textes lauten:  10° ,  4° ,  15° 56 ,690 7° 55 ,  8° ,  8° ,  25° , ASC 0° 41 ,691 MC 0° 41 ,  25° ,  2° 24 . Sie ergeben das folgende Diagramm ( = Bereich der durch Saturn- und Mars-Quadraturen bewirkten Einschließung von , ASC,  und ):692

wichtigen Aszendenten sehr nahe steht, beinahe (!) gradgenau. Zur Modifizierung durch  vgl. in demselben Text wenige Zeilen später die in T4 zitierten Worte  (CCAG I, 1898, p. 107,12; CCAG VI, 1903, p. 64,22). 688 Vgl. z.B. Kap. 72 des ‘Palchos’, das im cod. Angel. gr. 29 dem Katarchenhoroskop für 487 n.Chr. (f. 126r) nur wenige Seiten vorausgeht (f. 116r). Es enthält einen Auszug aus Ps.-Zor. apotel. (= frg. O 79 Bidez – Cumont) mit dem Titel   , worin erklärt wird, wie man den Inhalt eines Briefes nach dem Erhalt ermittelt, ohne ihn zu öffnen. Vgl. Pingree 2004, 550f. 689 Vgl. CCAG VI (1903), p. 64,6–8:       (= CCAG I, 1898, p. 106,14–15, wo aber  ), und CCAG VI (1903), p. 63,3–4:        (= CCAG I, 1898, p. 106,5–6). 690 Emendiert durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 150, mit Verweis auf die wahre Saturnposition von 18°  (Überprüfung mit Galiastro ergibt sogar 19° 26 ). Siehe außerdem die im Folgenden noch zu besprechenden Angaben des Antigonos zur   von , ASC,  und ; die Sonne müsste dort ebenfalls erwähnt sein, wenn der Geviertschein des Saturn auf 5° 56 fiele. – Ein ähnlicher Fehler begegnet in einem anderen Horoskop desselben Anonymos, das uns ebenfalls durch den cod. Vindob. phil. gr. 108 (U) erhalten ist (s.o. S. 101, Nr. 3, für 483 n.Chr.):   (CCAG VI, 1903, p. 65,23). 691 So der cod. Vindob. phil. gr. 108 (U), f. 299r. Dagegen bietet der cod. Angel. gr. 29, f. 126r, den ASC-Wert 1°  (wahrscheinlich eine Fehldeutung des  in   [= 41] als Abbreviatur für  Derselbe Fehler begegnet im Angel. gr. 29 auch bzgl. des folgenden MC-Wertes. 692 Die zweite im Text erwähnte , von der allein die Venus betroffen ist, wird im hiesigen Diagramm um der Übersichtlichkeit willen nicht vermerkt.

Gesamtbesprechung



 





517

 

  

ASC



OCC



  

 



 

Diagr. 3: Hor. gr. 487.IX.5

Im ersten Teil des als T4 zitierten Textes weist der Verfasser darauf hin, dass Mars (8° ) und Saturn (15° 56 ) durch die von ihnen nach rechts, d.h. in Richtung der Tagesrotation, auf 8°  und 15° 56  geworfenen Geviertscheine Merkur, den Aszendenten, den Mond und Jupiter, die alle vier zwischen diesen Punkten liegen, einschließen. Seine Berufung auf die Lehre des Antigonos impliziert, dass dieser Einschließungen ()693 genauer besprochen hatte, unter anderem solche, die nicht durch körperliche Anwesenheit (), sondern durch Aspekte ( ) zustandekommen. Tatsächlich scheinen die wenigen bei Heph. 2,18,21–76 geretteten Exzerpte ein besonderes Interesse des Antigonos an Einschließungen zu belegen: Im Hadrianhoroskop (F1 § 34 u. § 49) wird sowohl die direkte Einschließung694 (an beiden Stellen) als auch die indirekte (§ 49  , konkret: per oppositionem) diskutiert. Die einschließenden Planeten sind jeweils die Übeltäter Mars und Saturn. T4 belegt, dass Antigonos außerhalb unserer Fragmente eine weitere Form der Einschließung diskutiert hat, die durch Geviertschein (sehr wahrscheinlich ebenfalls durch die Übeltäter Mars und Saturn, so wie hier im Text des spätantiken Anonymos). Das Spektrum der nega693

Ausführlicher dazu im Kommentar zu F1 § 34  Den dem Ausdruck   entgegengesetzten Begriff  benutzt Antigonos an den erhaltenen Stellen nicht.

694

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Antig. Nic. T4

tiven Möglichkeiten ist durch diese drei Fälle im Prinzip abgedeckt.695 Wahrscheinlich hatte Antigonos der -Lehre ein eigenes theoretisches Kapitel gewidmet (so wie Heph. 1,15), dem dieser erste Antigonos-Verweis in T4 gilt. Im Anschluss an  – folgt Text im Umfang von ca. sieben Druckzeilen, in denen der Anonymos unter anderem zeigt, dass noch ein weiterer Planet von Mars und Saturn eingeschlossen wurde, nämlich Venus, der als Herrin des Aszendenten besondere Bedeutung zukommt.696 Ihre Einschließung wird durch eine Kombination der beiden oben genannten indirekten Formen bewirkt: Mars im Steinbock bildet eine Opposition zum Krebs, und Saturn im Schützen bildet einen Geviertschein zur Jungfrau; die Venus im Löwen ist so durch die beiden benachbarten Tierkreiszeichen eingeschlossen.697 Nachdem er dies gezeigt hat, fasst der anonyme Autor das Gesagte mit den nun wieder für Antigonos relevanten Worten   –    zusammen Dabei spricht er von beinahe allen Planeten, wohl deshalb, weil nach seinem Urteil die Sonne, nicht auf die eine oder andere Weise von Mars und Saturn eingeschlossen wird.698 Die Worte            sind nicht ganz klar: Sie bedeuten entweder, dass Antigonos im sechsten Horoskop seines dritten Buches die Einschließung beinahe aller übrigen Planeten durch die Übeltäter Mars und Saturn erwähnte, oder aber, dass er dort den Extremfall einer Einschließung aller übrigen Planeten durch Mars und Saturn besprach, der im hiesigen Katarchenhoroskop (487 n.Chr.) nur beinahe erfüllt ist. Die zweite Deutung ist sprachlich und psychologisch vorzuzie695 Opposition und Geviertschein sind die beiden als negativ geltenden Aspekte. Zu positiven Einschließungen s.u. im Kommentar zu F1 § 34  696 Der Anonymos nennt sie       (CCAG VI, 1903, p. 64,1–2), da die Waage, in die hier der Aszendent fällt, das astrologische Taghaus der Venus ist (s.u. S. 737, Tab. 19). Venus ist damit wohl zugleich die Hausherrin der gesamten Nativität. Dazu s.u. S. 1074 bei Anm. 2728. 697     (cod. Angel., CCAG I, 1898, p. 107,10–11; im cod. Vindob., CCAG VI, 1903, p. 64,20–21, ist die erste Hälfte des zitierten Textes verdorben). Eine ähnliche Einschließung bespricht Heph. 1,15,1–2. 698 Sie findet jedenfalls als einziger ‘Planet’ keine Erwähnung bezüglich der Einschließung. Anscheinend beurteilt der Autor die Venus nach der Regel, die in dem Beispiel bei Porph. isag. 14 (wiederholt von Heph. 1,15,1–2) Anwendung findet, mit dem Unterschied, dass hier nicht ein, sondern zwei Planeten zur Erklärung herangezogen werden (die Entsprechung wäre perfekt, wenn hier ohne Erwähnung des Saturn allein von Trigon und Opposition des Mars die Rede wäre).

Gesamtbesprechung

519

hen: Die Einschließung beinahe aller übrigen Planeten beschreibt einen Sachverhalt, der zu unpräzise für eine Bezugnahme durch das Pronomen  erscheint, und nur der besonders selten eintretende Extremfall einer Einschließung aller übrigen Planeten lässt den mit genauer Stellenangabe versehenen Verweis auf früheres Schrifttum des Antigonos sinnvoll erscheinen. Wahrscheinlich ist die zitierte sechste Nativität des dritten Buches des Antigonos das Hadrianhoroskop. In ihm werden alle fünf übrigen Planeten durch Mars und Saturn eingeschlossen, und Antigonos bespricht diese Einschließung ausführlich (F1 § 34 u. § 49).699 Es fällt auch auf, dass in beiden Horoskopen eine um den Aszendenten konzentrierte Einschließung vorliegt und die relativen Positionen von Saturn,700 Merkur, Aszendent, Mond, Jupiter und Mars so gut wie identisch sind. Das verleiht den Konstellationen große Ähnlichkeit.701 Es ist unwahrscheinlich, dass Antigonos ein zum Vergleich noch geeigneteres Horoskop geboten hat.702 Und gewiss enthielt sein Handbuch kein Horoskop, das elaborierter und mit Blick auf den kaiserlichen Rang des Nativen denkwürdiger gewesen wäre. Dass übrigens Hephaistion (2,18,53 u. 2,18,63) die exzerpierten Horoskope als ‘erstes’ (), ‘zweites’ () und ‘drittes’ ( ) zitiert, widerspricht nicht dem hiesigen Identifikationsversuch. Hephaistion bezieht sich ja nicht auf die Buch- und Horoskopzählung des Antigonos, sondern nummeriert seine eigenen Exzerpte aus jenem älteren Werk. Nach dem hier als T4 präsentierten Text beschließt der Anonymos seine Analyse des Katarchenhoroskops für 487 n.Chr. mit dem Satz:703               Die einzige bisher veröffentlichte Deutung der Stelle lautet: “If you investigate the figure you see Mercury (in ) injured by Saturn (in ) and also located in the 12th locus.”704 Das ist falsch. Gemeint ist vielmehr: ‘Und wenn Du auch noch die spezi699

Antigonos geht dort allerdings nur auf die Einschließung der Luminare ein, was durch die Erklärungsabsicht, die er im Kontext verfolgt, bedingt ist. 700 Hier bei Hadrian ; dasselbe gilt für Mars. 701 Vgl. Diagr. 3 oben S. 517 mit Diagr. 5 u. 17 unten S. 587 u. 881. 702 Diese Hypothese wäre notwendig, um den Bezug auf das Hadrianhoroskop zu bestreiten. 703 Das Zitat folgt dem Wortlaut des cod. Vindob. phil. gr. 108 (CCAG VI, 1903, p. 64,24–25). Der cod. Angel. gr. 29 formuliert dasselbe etwas knapper (CCAG I, 1898, p. 107,14–15). 704 Neugebauer – van Hoesen 1959, 149.

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Antig. Nic. T4

fische Ausprägung suchst, schaue auf Merkur, der von Saturn geschädigt wird und sich obendrein im 12. Ort befindet.’ 705 Der Autor will hier, nachdem er zuvor die Einschließung fast aller Planeten durch Mars und Saturn als ernstes, aber noch unspezifisches Übel aufgezeigt hat, zuletzt den Bezug zum Anlass der Katarche, d.h. zur Ankunft eines Briefes, herstellen. Merkur ist der Gott der Schriftkünste706 und der Bote par excellence. 707 Als einziger Planetengott in diesem Horoskop ist er nicht nur von der Einschließung betroffen, sondern steht obendrein im unheilvollen 12. Ort.708

T5 Der Text ist Teil eines aus dem Werk des Rhetorios709 exzerpierten Kapitels ‘Über die Einteilungen der Lebensabschnitte’ (   , Rhet. epit. 4,21),710das F. Cumont im CCAG VIII 1 (1929), pp. 241–242, aus zwei Handschriften ediert hat. 711 Aus derselben Epitome stammt F8 (s.u. S. 1370). 705

Zu     vgl. z.B. (ebenfalls in astrologischem Kontext) Ptol. apotel. 4,4,9:                (“Likewise the specific natures of the signs in which are the rulers of action contribute to the variety of the action”, Robbins 1940, 389). 706 In dem wohl vom selben Autor verfassten Katarchenhoroskop Hor. gr. 478.VIII.29, das im cod. Vindob. phil. gr. 108 (U) unmittelbar auf das hiesige folgt (s.o. S. 101), wird durch Merkureinfluss erklärt, warum ein gewisser Dieb u.a.  gewesen sei (CCAG VI, 1903, p. 65,8). 707 Zur astrologischen Bedeutung Merkurs für den Briefverkehr s. Pérez Jiménez 1999b, 109f., mit Verweis auf Heph. 3,27 und Anon. de plan. CCAG II (1900), p. 178,15 (= Val. app. 1,205) . 708 Der 12. Ort ist der am negativsten konnotierte der ganzen Dodekatropos. Mehr dazu im Komm. zu F1 § 35       (und grundlegend zur Dodekatropos unten S. 689–698). Die einschlägigen Lehrtexte zu Merkur im 12. Ort sind Firm. math. 3,7,24–27. Paul. Alex. 24 p. 72,12–15. Olymp. 23 p. 75,16–22. Rhet. 5,57,43–46 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 131,1–14). Wenngleich alle diese Texte Aussagen zum Thema Lesen und Schreiben enthalten, findet sich darunter nichts, was konkret für das hiesige, sehr spezielle Thema des Briefverkehrs relevant wäre, kein Wunder, da sich alle genannten Texte auf Genethlialogie, nicht auf Katarchenhoroskopie, beziehen. Hübner 2003 geht in seiner Studie zur Katarchenhoroskopie nicht auf Hor. gr. 487.IX.5 ein. 709 Zu Rhetorios s.o. Anm. 100. 710 Vgl. Pingree 1977a, 218. Pingree 2001a, 11. 711 Die Hss. sind cod. Paris. gr. 2506, cap. 21 (), f. 21v (cf. CCAG VIII 1, 1929, p. 76), und cod. Marc. 335, cap. 112 (), f. 111 (cf. A. Olivieri, CCAG II, 1900, p. 44).

Gesamtbesprechung

521

Die Lehre von der Einteilung der Lebensabschnitte des Nativen, die nach astrologischer Auffassung durch wechselnde astrale Einflüsse geprägt sind, gehört ebenso wie diejenige vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes (s.u. zu F1 §§ 50–51) zum Bereich der ‘kontinuierlichen Horoskopie’.712 Schon ‘Nechepsos und Petosiris’ lehrten die Einteilung der Lebensabschnitte.713 Unter den Zeitgenossen des Antigonos verdient besonders Valens Erwähnung, der in seinen Anthologien immer wieder auf dieses Thema zurückkommt. Ein großer Teil seiner Horoskope illustriert die verschiedenen zu den Lebensabschnitten existierenden Einzellehren. Auch Ptolemaios hat dieses Thema behandelt (Ptol. apotel. 4,10   ),714 methodisch freilich ganz anders als Valens. Ein besonders interessanter Fall unter den Originalhoroskopen ist P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), der eine umfangreiche Diskussion der einzelnen zukünftigen Lebensabschnitte des Nativen bietet. T5 zeigt, dass Antigonos dazu anleitete, die Ausgangskonstellation der Geburt () in Schritten von jeweils einem Jahr ‘weiterzudrehen’, um aus den jeweils resultierenden neuen Planetenständen ( )715 Prognosen über die Einzeljahre des individuellen Lebensweges zu gewinnen. Wie diese Progressionstechnik im Einzelnen funktionierte, vor allem nach welchen Regeln die durch die revolutio nativitatis erzielten  mit der Ausgangskonstellation in Relation gesetzt werden sollten, wissen wir nicht. Von zentraler Bedeutung für die astrologischen Lehren von den Lebensabschnitten ist der terminus technicus der  (lat. ingressus), der in T5 auch dem Antigonos zugeschrieben wird. Er bezeichnet das Hineintreten eines Planeten in ein Tierkreiszeichen oder einen Ort der Dodekatropos während der ‘Weiterdrehung’ (Progression) der Ausgangskonstellation. 716 Das doppelte Präfix zeigt, wie das Hineintreten des 712 Vgl. Pingree 2001a, 4, demzufolge die Technik der “continuous horoscopy” um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. (Balbillus) entwickelt war. 713 Vgl. Nech. et Pet. frg. 20. 21. +9; mehr dazu oben S. 49, Punkt 5. 714 Die Authentizität dieses Schlusskapitels wurde zu Unrecht in Frage gestellt, vgl. Hübner 1998a, praef. p. XXXIX. – Ptol. apotel. 4,10 wird in extenso zitiert von Heph. 2,26. 715 Der Begriff  ist erstmals für Serapion belegt (CCAG VIII 4, 1921, p. 231,11), dann viermal für Dorotheos (Dor. pp. 372,19.24.30. 373,22) und schließlich siebenmal bei Valens (Val. 1,4,47. 2,30,39. 4,11,40.55.66. 5,3,3[2x]). Die Dorotheosparaphrasen kennen daneben den sinngleichen Begriff  (Dor. p. 371,5. 372,16–17). Vgl. den von F. Boll im CCAG V 1 (1904), pp. 239–240, edierten Text De antigennesi. Obsolet: Bouché-Leclercq 1899, 5062. 716 Vgl. Val. 6,5.

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Antig. Nic. T5

jeweiligen Planeten ‘in’ einen Himmelsabschnitt zugleich als sein Schreiten ‘auf’ demselben (wie auf einem Teppich, den der Hintergrund der Fixsterne bildet) verstanden wurde. Schon ‘Nechepsos und Petosiris’ verwendeten diesen terminus technicus: vgl. Val. 7,6,211–215 (7,6,211–214 = Nech. et Pet. frg. 21,255–275) mit drei Belegen für  und einem für .717 In demselben Fragment s. ferner Val. 7,6,126  (frg. 21,172). Im weiteren, nicht-technischen Sinne ist das Verb  auch durch das iambische Exzerpt  bei Val. 6,1,10 für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt.718

F1–F3 Die Fragmente F1–F3 gehören zur Textsorte antiker Horoskope, von denen insgesamt 353 Exemplare (345 griechische, 8 lateinische) erhalten sind.719 Diese Zahlen verstehen sich unter Ausschluss der byzantinischen Zeit.720 Als Horoskope werden hier alle diejenigen Texte gezählt, die die ekliptikalen Längen der Luminare, der fünf Planeten und des Aszendenten für einen bestimmten Zeitpunkt dem Anspruch des jeweiligen Verfassers nach vollständig (gegebenenfalls mit überlieferungsbedingten Textbeschädigungen) überliefern.721 Zu diesen Kerndaten können, müssen aber nicht weitere astronomische, kalendarische, geographische und andere Daten oder auch Interpretationen und Prognosen hinzutreten. Die meisten der unter die obige Definition fallenden Texte sind astronomisch datierbar, die übrigen teils durch kalendarische Angaben, teils durch den paläographischen Befund. Der hier folgende Überblick zitiert Einzelhoroskope nach ihren Nummern, zu denen der Katalog (s.o. ab S. 213) vollständige Quellenangaben und weitere Informationen bietet. 717 Rekonstruktionsversuch der Originaliamben durch Riess 1891–1893, 374, zu frg. 21,255; s. bes. Vers 6*. Vgl. Heilen 2011, 80. 718 Vgl. Riess 1891–1893, 333, zu Nech. et Pet. frg. 1 sowie Heilen 2011, 53. 719 Heilen (demnächst D) bietet einen etwas anders akzentuierten und detailreicheren analytischen Überblick, als es hier auf den folgenden Seiten möglich ist. 720 Als chronologische Grenze dient hier die arabische Eroberung Ägyptens im Jahre 641 n.Chr. 721 Es sind keine Fälle erweisbar, in denen solche Datensätze ohne Bezug zur Astrologie registriert wurden. Ein poetischer Sonderfall, in dem der Autor mit Absicht nur die Längen von Saturn und Jupiter erwähnt, damit aber doch eine Datierung erlaubt, ist Hor. gr. 361.XI.3.

Gesamtbesprechung

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Die erhaltenen griechischen und lateinischen Horoskope lassen sich in zwei Gruppen scheiden, Originaldokumente und literarisch überlieferte Horoskope.722 Die 169 Originalhoroskope (168 gr., 1 lat.) sind größtenteils auf Papyrus überliefert,723 in einigen Fällen aber auch auf Holz,724 Ostraka,725 Pergament,726 Gemmen,727 Sargdeckeln728 oder goldenen Siegelringen.729 Die geographische Herkunft ist fast ausnahmslos Ägypten. Allerdings besitzen wir auch einige Horoskop-Graffiti aus dem mesopotamischen Dura Europos730 sowie ein singuläres Monument aus Ostanatolien, das sogenannte ‘Löwenhoroskop’ von Kommagene. 731 Die 184 erhaltenen literarisch überlieferten Horoskope (177 gr., 7 lat.) verdanken wir zum größten Teil Vettius Valens, der sein astrologisches Lehrbuch mit 121 Beispielen illustriert hat.732 Nur 21 literarische Horoskope für Daten vor 200 n.Chr. stammen nicht von ihm (8 gr., 4 lat., 9 gr. in arab. Übers.): Dies sind, abgesehen von F1–F3 des Antigonos und in chronologischer Ordnung der Verfasser, drei Horoskope des Tarutius von Firmum, neun des Dorotheos, zwei des Balbillos sowie je eines von Ps.Manethon, Aelius Aristides, Firmicus Maternus und einer anonymen Quelle.733 Insgesamt ergibt sich die durch das folgende Diagramm veranschaulichte chronologische Verteilung. Darin fehlt ein extrem früher ‘Ausrei722

Diese Terminologie stammt von Neugebauer – van Hoesen 1959. Die Papyrushoroskope betreffen Geburtsdaten von 10 v.Chr. bis 508 n.Chr. 724 Hor. gr. 373.V.16. Hor. gr. 388.VI.4. Hor. gr. 392.VII.10–11(?). 725 Hor. gr. 207.II.20. Hor. gr. 328; daneben gibt es zahlreiche demotische Horoskope auf Ostraka (s. Katalog S. 316). 726 Hor. gr. 326.II.8. 727 [Hor. lat. –37.I.17(?)]. Hor. lat. 195.IX.11. Hor. gr. 215.VI.23. 728 Nur ein demotischer Beleg: Hor. dem. 93.X. 729 Hor. gr. 327.VIII.17. 730 Hor. gr. 176.VII.3–5. Hor. gr. 219.I.9. Hor. gr. 200–300(?)a. Ein weiterer Graffito stammt aus dem mittelägyptischen Abydos: Hor. gr. 353.IX.21–22. 731 Es handelt sich um ein Steinrelief, welches Teil der monumentalen Grabanlage ist, die Antiochos I. auf dem Gipfel des Nemrud Daı errichten ließ. Zur ungewissen Deutung und Datierung des ‘Löwenhoroskops’ s. Heilen 2005d. 732 Zu den nicht authentischen Horoskopen Nr. 122–123 s.o. Anm. 158. 733 Tarutius: Hor. lat. –771.VI.24. Hor. lat. –770.III.24. Hor. lat. –753.X.4; Dorotheos: Hor. gr. –6.III.29. Hor. gr. 12.X.31. Hor. gr. 13.I.26. Hor. gr. 14.XI.25. Hor. gr. 22.III.30. Hor. gr. 29.V.2. Hor. gr. 36.IV.2. Hor. gr. 43.VIII.2. Hor. gr. 44.X.2; Balbillos: Hor. gr. –71.I.21 u. Hor. gr. –42.XII.27; Ps.-Manethon: Hor. gr. 80.V.27–28; Aelius Aristides: Hor. gr. 117.XI.26; Firmicus Maternus: Hor. lat. –138.V.22–23(?); anonyme Quelle: Hor. gr. –329.IV.16. 723

Antig. Nic. F1–F3

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ßer’, Hor. gr. –329.IV.16, da seine Aufnahme in die Graphik die Legende unlesbar klein gemacht hätte. Entscheidend für die Zuordnung der Horoskope zu den je 50 Jahre umfassenden Zeitabschnitten ist das jeweilige Datum der astronomischen Konstellation, nicht das in der Regel unbekannte Datum der Niederschrift. Es versteht sich von selbst, dass der Befund überlieferungsabhängig ist und kein exaktes Bild davon bietet, wie die Gesamtproduktion originaler und literarischer Horoskope verlief.734 80

70

60

50

40

30

20

10

0 1- 5 0 A.D.

5 1- 10 0 A.D.

2 0 1250 A.D.

2 5 1300 A.D.

3 0 1350 A.D.

3 5 1400 A.D.

16

34

32

25

18

11

2

0

1

4

10 1- 15 0 15 1- 2 0 0 A.D. A.D.

10 0 - 5 1

50- 1

Orig .

1

2

5

10

16

Lit.

1

2

13

37

76

4 0 1450 A.D.

4 5 1500 A.D.

5 0 1550 A.D.

5 5 1600 A.D.

6 0 1650 A.D.

4

3

2

0

0

6

17

1

3

2

Diagr. 4: Chronologische Verteilung der griechischen Horoskope (Originaldokumente: helle Balken, literarische Horoskope: dunkle Balken)

Zum Vergleich hier nun ein knapper Blick auf babylonische und demotische Exemplare: Wir kennen heute 30 Keilschrifthoroskope für Daten von 410–69 v.Chr., die korrekter als Geburtsomina zu bezeichnen sind, da sie dem Aszendenten () noch keine Beachtung schenken.735 Aus Ägypten besitzen wir 51 Horoskope für Daten von 38 v.Chr. 734

Geburtsnotizen ohne astronomische oder astrologische Angaben werden hier nicht erfasst. 735 S. Katalog ab S. 207. Der in Keilschrifttexten bisher nicht nachgewiesene Aszendent (Rochberg 2010, 16) wurde später so wichtig, dass er ab ca. 300 n.Chr. in griechischen Originalhoroskopen die Reihe der astronomischen Daten zu eröffnen pflegt und dass

Gesamtbesprechung

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– 196 n.Chr. (plus vier nicht datierbare).736 Am geringsten ist, wie bereits deutlich wurde, die Zahl der lateinischen Horoskope (8).737 Nicht erfasst sind in den hiesigen Zahlenangaben die fingierten Idealhoroskope berühmter Personen aus Geschichte und Mythos, die Firmicus Maternus für Ödipus, Paris, Demosthenes, Homer, Platon, Pindar, Archilochos, Archimedes und Thersites bietet.738 Die erhaltenen griechischen Horoskope sind größtenteils Geburtshoroskope für Individuen. Aus der Spätantike besitzen wir auch einige Katarchenhoroskope, die die Wahl des richtigen Zeitpunkts für ein Unternehmen () ermitteln, z.B. für die Krönung von Herrschern oder für Stadtgründungen.739 Konzeptionshoroskope, die Gegenstand der Theorie waren, sind in der Praxis nicht nachweisbar; allerdings errechnen Valens und Hephaistion exemplarisch ihre eigenen Empfängnishoroskope beziehungsweise -daten.740 schließlich in der Neuzeit die synekdochische Bezeichnung der ganzen Geburtskonstellation als ‘Horoskop’ geprägt wurde. 736 S. Katalog ab S. 316. 737 S. Katalog ab S. 326. 738 Firm. math. 6,30,1.11–12.22–26. 6,31,37. Für Pindar und Archilochos bietet Firmicus dieselbe Konstellation, was nicht chronologisch, sondern typologisch zu verstehen ist. Zu allen acht genannten Horoskopen, insbesondere zu dem des Ödipus, vgl. Heilen 2010c, 131f. u. 178; zu dem des Demosthenes s. Pérez Jiménez 2011a u. Pérez Jiménez 2011c, 485 u. 523, zu dem Homers s. Greenbaum 2009, 62 (mit Diagramm). – Fingiert sind außerdem das im ptolemäischen Ägypten konzipierte thema mundi (dazu s.u. S. 632, Punkt f) sowie einige weniger bedeutende Horoskope wie das des römischen Bürgerkriegs (Lucan. 1,649–665 [dem Nigidius Figulus zugeschrieben]; dazu Getty 1941. Getty 1960. Hannah 1996. Lewis 1998. Barrenechea 2004, 314f. Wiener 2006, 156f.), das der Großen Flut (Nonn. Dion. 6,229–251, cf. Stegemann 1930, 88–94) und das der Persephone (Nonn. Dion. 6,74–102, cf. Stegemann 1930, 94–100). Um reine Tierkreisastrologie ohne Planeten handelt es sich im sog. Horoskop der Christen (Zeno 1,38 L., cf. Hübner 1975). Ebenfalls kein Horoskop ist das des Properz, das Keyser 1992 in Prop. 4,1,83–86 gefunden zu haben glaubte (dazu s. Butrica 1993. Hübner 2002c. Hübner 2008c, 348f.). 739 Obwohl es zahlreiche Stadtgründungshoroskope gegeben haben muss, sind nur drei erhalten, die zudem wahrscheinlich (im Falle Roms sicher) spätere Rückberechnungen sind: Hor. lat. –753.X.4 (Rom, s.o. S. 327). Hor. gr. –329.IV.16 (Alexandria, s.o. S. 213). Hor. gr. 330.V.11 (Konstantinopel, s.o. S. 292). Hinzu kommen astronomisch nicht datierbare, fiktive Konstellationen der Stadtgründungen von Antiochia, Caesarea, Gaza und Neapel im cod. Leid. B. P. Gr. 78 (saec. IX), f. 2v, die St. Weinstock mit der Hilfe von O. Neugebauer im CCAG IX 2 (1953), pp. 176–179, ediert hat. Siehe dazu Pingree 1977b, 305. Gundel – Kehl 1994, 611. Pérez Jiménez 2004, 195. Unter den nachantiken Stadtgründungshoroskopen verdient das von Bagdad (Hor. arab. 762.VII.30, s.o. S. 331) besondere Beachtung. 740 Hor. gr. 119.V.13. Hor. gr. 380.II.22.

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Antig. Nic. F1–F3

Die erhaltenen Originalhoroskope (Papyri) bieten in der Regel keine Zukunftsprognosen,741 sondern nur sehr knappe, mehr oder weniger vollständige Aufzählungen der Positionen von Sonne, Mond, Planeten, Aszendent, Himmelsmitte, Glückslos, und so fort, zuweilen ergänzt um Angaben zu hellen Fixsternen, zum kalendarischen Datum und zum Namen des Nativen. Der terminus technicus für ‘Horoskop’ ist daher  , ‘Anordnung der Geburtssterne’, oft verkürzt zu  (wie in der Bezeichnung thema mundi) oder  In seltenen Fällen sind die Daten zusätzlich durch ein kreisförmiges Diagramm illustriert, das den  des Astrologen graphisch nachbildet.742 Um die im Horoskop enthaltene Datensammlung auszuwerten und eine Zukunftsprognose zu erstellen, musste man astrologische Handbücher oder Kenner derselben konsultieren. Diese Trennung zwischen Datenblock und Prognose wurzelt in der Syntax mesopotamischer Omina, die schon in der gegen Ende des 2. Jahrtausends v.Chr. vollständig vorliegenden Sammlung Enma Anu Enlil ausgebildet ist. Man spricht bezüglich der dortigen Kasuistik von Protasis und Apodosis, denn die Omina folgen dem Konditionalschema: wenn x der Fall ist, wird y eintreten. Ein griechisches Originalhoroskop bildet also gewissermaßen den Bedingungssatz oder genauer gesagt eine Zusammenstellung von mehreren , zu denen einschlägige Handbücher die  bieten.743

741

Ausnahmen: Hor. gr. –3.X.2. Hor. gr. 95.IV.13. Hor. gr. 138–161. Hor. gr. 345.VI.27. Hor. gr. 350–450. 742 Hor. gr. 15–22; s. ferner S. 581 (Punkt c) sowie den Katalog zu Hor. gr. 905.IX.3 (speziell zu cod. Paris. gr. 2244, f. 279v). Zum  s.u. S. 578. 743 Zum syntaktischen Vergleich mit Protasis und Apodosis s. Rochberg-Halton 1988a, 52. Rochberg-Halton 1989, 109f. Pingree 1997a, 11f. Yamamoto – Burnett 2000, I xi. Die Geburtsomina vom Typ ‘wenn ein Kind beim Aufgang des Jupiter geboren wird, dann ...’ treten etwa gleichzeitig mit den ältesten babylonischen ‘Horoskopen’ (Ende 5. Jh. v.Chr.) in Erscheinung. Rochberg-Halton 1989, 109f., nennt verschiedene Serien, darunter auch physiognomische Omina. Im Gegensatz zu diesen Produkten der Seleukidenzeit (sensu lato), die Individuen betreffen, geht es in der älteren Omenserie Enma Anu Enlil um öffentliche Angelegenheiten (König und Staat). Man nahm an – in späteren Texten wird das ausdrücklich gesagt – , dass durch dasselbe Zeichen stets auch dieselben Folgen angekündigt werden (Hunger 1987, 31). Mit den babylonischen Sammlungen von Bedingungssätzen für Nativitätsomina lässt sich im griechisch-römischen Bereich das Handbuch des Firmicus Maternus entfernt vergleichen. Ein Beispiel für die Deutung der nackten astronomischen Daten mit Hilfe astrologischer Nachschlagewerke bietet Hist. Aug. Gord. 20,2: ostendisse constellationem mathematicum ferunt et de libris veteribus dictasse, ita ut probaret se vera dixisse.

Gesamtbesprechung

527

Etwa zwei Dutzend Originalhoroskope sind umfangreicher als die übrigen; man spricht von Luxushoroskopen. 744 Auch sie bieten in der Regel keine Prognosen, sondern astronomisch und literarisch elaborierte Vordersätze () im zuvor erläuterten Sinn.745 Eine der sehr seltenen Ausnahmen (5 von 169 Fällen), wo auch die Zukunft thematisiert und vorhergesagt wird, gestaltet diese Prognose sehr ausführlich (P. Lond. I 98 = Hor. gr. 95.IV.13).746 Im Gegensatz zu den Originaldokumenten sind literarisch überlieferte Horoskope fast immer retrospektiv formuliert. Ausnahmen sind ein Horoskop des Valens (Hor. gr. 142.III.25), das nach umfangreichen retrospektiven Angaben mit einem Ausblick auf die Zukunft endet, sowie alle neun indirekt erhaltenen Horoskope des Dorotheos, die jeweils eine oder mehrere Zukunftsprognosen bieten, ohne jedoch den Leser darüber zu informieren, ob sich diese Prognosen bewahrheitet haben.747 Auch die große Mehrzahl der retrospektiv formulierten fachliterarischen Horoskope enthält fast immer eine Interpretation der astronomischen Daten, die allerdings meist auf einen bestimmten Gesichtspunkt beschränkt ist. Fachliterarische Horoskope entstammen Sammlungen von Fallstudien, aus denen der astrologische Autor je nach Bedarf zitiert. Einen Extremfall bietet Valens mit dem Horoskop für den 8. Februar 120 n.Chr., auf das er nicht weniger als 21mal rekurriert, um verschiedene Lehrinhalte zu illustrieren.748 Anscheinend handelt es sich um seine eigene Geburtskonstel744 Siehe die Liste der elf “oroscopi elaborati” bei Baccani 1992, 45f., sowie ergänzend zwölf “Deluxe horoscopes” aus Oxyrhynchos bei Jones 1999a. 745 So verfasste zum Beispiel der Autor des P. Lond. I 130 auf zehn Kolumnen ein Horoskop für das Jahr 81 n.Chr. (Hor. gr. 81.III.31), das er mit einer würdevollen Einleitung über die ‘Alten Ägypter’ als Archegeten seiner Kunst eröffnet. Es folgt eine detailreiche Exposition der astronomischen Daten; den Schluss bildet der Glückwunsch   . 746 Nach einer 80 Zeilen umfassenden Protasis beginnt der Autor auf der Grundlage der bis dahin exponierten Daten eine umfangreiche Diskussion der zukünftigen Lebensabschnitte des Nativen, die übrigens nach dem ersten größeren Absatz vom Griechischen ins Altkoptische wechselt und so bis zum Ende fortgeführt wird. 747 Hor. gr. –6.III.29. Hor. gr. 12.X.31. Hor. gr. 13.I.26. Hor. gr. 14.XI.25. Hor. gr. 22.III.30. Hor. gr. 29.V.2. Hor. gr. 36.IV.2. Hor. gr. 43.VIII.2. Hor. gr. 44.X.2. Es ist ungewiss, ob Dorotheos echte Prognosen, die er zu früheren Zeitpunkten gestellt hatte, später mehr oder weniger unverändert in sein literarisches Werk übernahm oder ob er zumindest einen Teil der erhaltenen Prognosen (bes. die der frühesten Horoskope) in Kenntnis späterer Details der jeweiligen Lebensläufe verfasste, dabei jedoch die für echte Konsultationen typische prospektive Haltung einnahm. 748 Z.B. zur Berechnung des Aszendenten (Val. 1,4,2.5–6.12–14), des vorausgehenden Vollmonds (1,8,12–18), des Wochentages (1,9,6–11), des Jahresherrschers (1,10,1–7),

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Antig. Nic. F1–F3

lation. Während also die Originalhoroskope in der Regel keine Prognose zum noch offenen Lebensverlauf des Nativen enthalten, schauen die Autoren literarischer Horoskope in der Regel auf eine abgeschlossene Vita zurück und machen den kausalen Zusammenhang einzelner Lebensereignisse mit der Geburtskonstellation deutlich. Ein weiteres Charakteristikum literarischer Horoskope ist ihre anonyme Präsentation. 749 Antigonos’ Zeitgenosse Valens bietet seine 121 exempla durchweg ohne Identifikation der Nativen. Das gilt, wie eben gesagt, sogar für sein eigenes Horoskop. Ähnlich verfährt Hephaistion, der sein eigenes Horoskop (Hor. gr. 380.XI.26) dreimal zur Illustration heranzieht,750 die Identität aber nur an der zweiten Stelle enthüllt Heph. 2,2,22   Es gibt nur extrem wenige, besonders motivierte Ausnahmen von der Regel, dass literarische Horoskope anonym präsentiert werden.751 Allerdings äußern sich die Verfasser literarischer Horoskope nie grundsätzlich zu der Frage, warum sie diese anonym präsentieren. Wahrscheinlich wirken zwei Motive zusammen: (a) das Bemühen um wissenschaftliche Objektivität und (b) die Vermeidung von Sanktionen. Zu (a): Für ein naturwissenschaftliches, empirisch konzipiertes Handbuch – so verstanden Astrologen wie Antigonos, Valens und andere ihre literarische Produktion – ist es wichtig, dass der Lehrstoff durch geeignete Fallstudien optimal illustriert wird. Die Identität der Nativen ist dabei irrelevant. 752 Man vergleiche die Traumbeispiele von Antigonos’ Zeitgenossen Artemidor von Daldis, die ebenfalls durchweg anonym formuliert sind; sie beginnen in über 100 Fällen mit der stereotypen Einder Mondknoten (1,15,4–9), der Schwangerschaftsdauer (1,21,17–26), des dazugehörigen Konzeptionshoroskops (3,10,4), usw. Vollständige Quellenliste: s. Katalog S. 254 zu Hor. gr. 120.II.8. 749 Anders die Originalhoroskope auf Papyrus, in denen die namentliche Nennung der (historisch unbekannten) Nativen keine Seltenheit ist (vgl. Baccani 1992, 40). Dazu passt, dass Papyrushoroskope meist explizit datiert sind; bei Antigonos und in den meisten anderen literarischen Horoskopen fehlen entsprechende Angaben. 750 Heph. 2,1,32–34. 2,2,22–26. 2,11,6–7.9–15. 751 Im Falle des Proklos (Hor. gr. 412.II.7) ist es die biographische Intention des Marinos, im Falle des Ps.-Manethon (Hor. gr. 80.V.27–28), des Aelius Aristides (Hor. gr. 117.XI.26) und des Hephaistion (Hor. gr. 380.XI.26) sind es autobiographische Motive. Zum Sonderfall der fingierten Idealhoroskope berühmter Personen aus Geschichte und Mythos in der Mathesis des Firmicus s.o. Anm. 738; s. auch unten Anm. 757. 752 Hier wird einer der profunden Unterschiede zwischen dem antiken Verständnis von Astrologie und Magie deutlich, denn in der Magie ist der wahre Name von größter Bedeutung.

Gesamtbesprechung

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leitung  . (vgl. hier F1 § 22  ).753 Biographische Daten wie Alter, Geschlecht, Geburtsort u.ä. bieten die genannten Fachschriftsteller nur in dem Umfang, wie sie zum Verständnis des Lehrinhalts notwendig sind. Diese Methode ist mit derjenigen moderner klinischer Studien vergleichbar, deren Probanden bei der Auswertung der gesammelten Daten ebenfalls nicht individuell benannt, sondern nach erkenntnisleitenden Kategorien beschrieben werden. Zu (b): Seit 139 v.Chr. hatte es wiederholt Verbote der Astrologie und Ausweisungen der Astrologen aus Rom gegeben. Seit dem Edikt des Augustus vom Jahre 11 n.Chr. standen Prognosen der Todeszeit und der Todesart beliebiger Personen unter Todesstrafe. Im Falle des Kaisers war überhaupt jede Untersuchung seines Horoskops streng verboten und wurde nach den Majestätsgesetzen geahndet. 754 Ob dies Auswirkungen auf die astrologische Beschäftigung mit Verstorbenen wie Hadrian hatte, ist nicht sicher.755 In welchem Unfang ferner die bis zum Ende der Antike gültigen Gesetze Anwendung fanden, hing nicht zuletzt von der Einstellung des amtierenden Kaisers zur Astrologie ab. Besonders interessant ist unter dem Gesichtspunkt der juristischen Restriktionen das Horoskop des Ceionius Rufius Albinus (Firm. math. 2,29,10–20, = Hor. lat. 303.III.14). Es ist, wie üblich, anonym formuliert (2,29,10 is in cuius genitura Sol fuit in Piscibus etc.), aber am Ende lässt Firmicus durchblicken, dass er selbst und sein Adressat genau wissen, um wen es sich handelt (2,29,20 cuius haec genitura sit, Lolliane decus nostrum, optime nosti). Zur Zeit der Abfassung der Mathesis – sie wurde 334/337 n.Chr. fertiggestellt756 – muss der 303 n.Chr. geborene Albinus noch am Leben gewesen sein. Das setzt der ganze Tenor der Stelle voraus, und das passt auch zu den letzten historischen Nachrichten, die wir über den Nativen haben (Konsul 335

753

Siehe auch oben Anm. 162. Vgl. Cramer 1954, 248–281, u. Gundel 176–179. Siehe auch den Verhaltenskodex für Astrologen bei Firm. math. 2,30,4–7: cave ne quando de statu reipublicae vel de vita Romani imperatoris aliquid interroganti respondeas etc. (dazu s. Martínez Gázquez 2002, 168–171). Die astrologiefeindliche Gesetzgebung des Römischen Reichs ist ein Hauptgrund dafür, dass die sogenannte ‘historische Astrologie’ als neuer Zweig der Sterndeutung erst im sassanidischen Iran entwickelt wurde. 755 Cramer 1954, 164 (zu F1), geht davon aus: “His [i.e. Hadrian’s] name [...] was prudently withheld.” 756 E. Gee in Keyser – Irby-Massie 2008, 328f. Ergänzend zu der von Gee angeführten Sekundärliteratur s. zu Firmicus Maternus auch Thorndike 1923–1958, I 525–538. Stegemann 1943. Brooten 1996, 132–137. Gundel – Gundel 1966, 227–234. Pingree 1978a, II 428. Holden 1996, 63–75. Martínez Gázquez 2002. 754

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n.Chr., praefectus urbi Romae 30.12.335–10.03.337 n.Chr.).757 Es ist also nicht ungewöhnlich, dass die drei erhaltenen Horoskope des Antigonos (F1–F3) ebenso wie die meisten anderen literarischen Horoskope anonym formuliert sind. Dabei ist nicht auszuschließen, dass – ähnlich wie bei Firmicus und Lollianus – zeitgenössische Leser des Antigonos verstanden, welche historischen Individuen im Falle von Kaisern und anderen herausragenden Personen gemeint waren. Das nötige Hintergrundwissen ging freilich im Laufe der Zeit verloren, wie Hephaistion beweist, der zu Beginn des 5. Jh. n.Chr. nicht mehr versteht, welchen Individuen die von ihm tradierten Texte gelten. Erst in der Forschung des 20. Jahrhunderts wurden die antiken Beispielhoroskope zum Gegenstand eines breiten historischen Interesses. Dabei profitiert die retrospektive Identifikation der Nativen von der Vereinfachung astronomischer Rückberechnungen durch moderne Computer-Software. Während noch Cramer 1954, 164, glaubte, das Hadrianhoroskop sei das einzige erhaltene Kaiserhoroskop der Antike, ist heute klar, dass die Horoskope mehrerer Kaiser sowie diverser Regenten, Prinzen, Usurpatoren und sonstiger Inhaber hoher Staatsämter ganz oder teilweise überliefert sind. Es folgt eine aktualisierte Übersicht, die auch die wenigen spätantiken Texte umfasst, welche explizite Identifkationen bieten (in chronologischer Ordnung; ‘A’ = anonyme Präsentation des Nativen):758 A A A A A

Hor. lat. –138.V.22–23(?) Hor. gr. 37.XII.15 Hor. gr. 50.X.24 Hor. gr. 76.I.24 Hor. gr. 113.IV.5–6

A A A

Hor. gr. 122.VI.12 Hor. gr. 145.IV.11 Hor. lat. 303.III.14

Nativität Sullas (?) Nativität Neros Nativität Domitians (?) Nativität Hadrians (F1) Nativität des Pedanius Fuscus (Großneffe Hadrians, F3) Nativität des C. Avidius Cassius (?)759 Nativität des Septimius Severus (?) Nativität des Ceionius Rufius Albinus760

757 Vgl. Barnes 1975a, 42. – Unter den fingierten Idealhoroskopen berühmter Personen aus Geschichte und Mythos (s.o. Anm. 738) ist die jüngste historische Person der zur Zeit des Firmicus seit mehr als 500 Jahren verstorbene Naturwissenschaftler Archimedes. 758 Quellenangaben und Forschungsliteratur zu den genannten Horoskopen, speziell zu ihrer Identifizierung, bietet der Katalog ab S. 204. 759 Usurpator des Jahres 175 n.Chr. 760 Konsul des Jahres 335 n.Chr.

Gesamtbesprechung

A A A A

Hor. gr. 419.VII.2 Hor. gr. 440.IX.29 Hor. gr. 463.IV.25 Hor. gr. 475.I.12 Hor. gr. 483.IV.9 Hor. gr. 484.VII.18 Hor. gr. 486.III.17

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Nativität Valentinians III. Nativität des Pamprepios von Panopolis Nativität des Sohns von Kaiser Leo I. Krönungshoroskop des Basiliskos761 Designierung des Ostgotenkönigs Theoderich d.Gr. zum Konsul des Jahres 484 n.Chr. Krönungshoroskop des Usurpators Leontios Amtsantritt des Präfekten Theodoros in Alexandria

Diese Liste bedarf einiger ergänzender Bemerkungen: Deutung und Datierung des berühmten Löwenreliefs auf dem Nemrud Daı, das oft (ohne ausreichende Gewissheit) als Krönungshoroskop des Antiochos I. von Kommagene bezeichnet wird, sind umstritten.762 Ammianus Marcellinus überliefert eine astrologische Todesprognose für Kaiser Constantius II. (Hor. gr. 361.XI.3), die angeblich ein Traumgesicht dem Kaiser Julian bei Wien verkündet hatte. Siehe ferner Hor. gr. 22.III.30 (möglicherweise ein Königshoroskop) sowie das Fragment des Kommentars zu einem Königshoroskop (weder datierbar noch identifizierbar) im cod. Paris. gr. 2244, f. 297.763 Erwähnung verdienen auch 20 Horoskope persischer Könige der Sassanidenzeit.764 Aus byzantinischer Zeit ist als einziges kaiserliches Geburtshoroskop die anonym formulierte Nativität Konstantins VII. Porphyrogennetos erhalten (Hor. gr. 905.IX.3); außerdem besitzen wir die namentlich identifizierten Krönungshoroskope der Kaiser Alexios I. Komnenos (Hor. gr. 1081.IV.1), Manuel I. Komnenos (Hor. gr. 1143.III.31) und Manuel II. Palaiologos (Hor. gr. 1373.IX.25). Außerhalb der politischen Sphäre sind nur wenige Horoskope namhafter Individuen der griechisch-römischen Antike erhalten. Diese Fälle 761 Oströmischer Kaiser Jan. 475 – Aug. 476. Erhalten ist nur eine arabische Übersetzung des verlorenen griechischen Originaltextes. 762 Als Datierung sind die Jahre 62 v.Chr. und 109 v.Chr. umstritten, als Deutung werden neben der Krönung auch die Konzeption, die Geburt und die Apotheose des Antiochos diskutiert. Siehe insgesamt Heilen 2005d. 763 Text: CCAG VIII 3 (1912), p. 131,1–11; cf. Cumont 1918/19, 501. 764 Dazu s. Pingree 1962, 495–501. Diese Horoskope, deren Daten von 222 bis 632 n.Chr. reichen, wurden in post-sassanidischer Zeit (so Pingree 1962, 497) für das jeweilige Frühjahrsäquinoktium des ersten Regierungsjahres berechnet. Im Falle des Sassanidenkönigs Khosro Ansharwn ist außerdem das Krönungshoroskop erhalten (Hor. arab. 531.VIII.18).

Antig. Nic. F1–F3

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sind (auto)biographisch motiviert (‘A’ = anonyme Präsentation des Nativen):

A

Hor. gr. 80.V.27–28 Hor. gr. 117.XI.26 Hor. gr. 120.II.8 Hor. gr. 380.XI.26 Hor. gr. 412.II.7

Nativität des Astrologen Ps.-Manethon Nativität des Rhetors Aelius Aristides Nativität des Astrologen Vettius Valens Nativität des Hephaistion von Theben Nativität des Philosophen Proklos

Außerdem besitzen wir möglicherweise einen Auszug des Geburtshoroskops des Philosophen Porphyrios (Hor. gr. 234.X.5). Ein weiteres Charakteristikum literarischer Horoskope ist, dass zuweilen zwei oder mehr Horoskope zusammengehöriger Personen miteinander verglichen werden. Die insgesamt fünf bekannten Fälle765 stammen aus den Anthologien des Valens, der eine solche vergleichende Analyse  nennt.766 Das komplexeste Beispiel betrifft die Geburtskonstellationen von sechs Personen (darunter Valens selbst), die beinahe gemeinsam in einem Seesturm des Frühjahrs 154 n.Chr. zugrunde gegangen wären. 767 Es handelt sich dabei um apologetische Horoskopie mit dem Ziel des Nachweises, dass auch Katastrophen wie Kriege, Feuersbrünste und Schiffbrüche, die vielen Menschen zugleich zum Verhängnis werden, in den einzelnen Nativitäten aller Betroffenen präfiguriert sind. 768 Martin hat (ohne Rekurs auf Valens oder den -Begriff) vermutet, dass auch F1–F3 des Antigonos eine Gruppe zusammengehöriger Horoskope bilden.769 Um eine  handelt es sich aber sicher nicht, da Antigonos die drei Horoskope, soweit aus den Exzerpten des Hephaistion erkennbar, nicht inhaltlich miteinander in Beziehung gesetzt hat.770 Außer765

Nr. 1: Val. 5,6,87–91 (Horr. grr. 107.V.8 u. 135.X.27); Nr. 2: Val. 7,3,9–17 (Horr. grr. 120.XII.8 u. 114.IX.24); Nr. 3: Val. 7,6,45–57 (Horr. grr. 108.XI.6 u. 110.XII.15); Nr. 4: Val.7,6,27–44 (Horr. grr. 124.VII.29 u. 134.VI.23); Nr. 5: s.u. Anm. 767. 766 Z.B. Val. 5,6,91 u. 7,3,17. Der Begriff  erinnert vor allem an die Parallelbiographien Plutarchs; zur dortigen Bedeutung von ‘Synkrisis’ s. Erbse 1956 und Beck 2002 (mit weiterer Lit.). 767 Val. 7,6,127–160 (Horr. grr. 114.VII.26. 118.XI.26. 120.II.8. 122.I.30. 127.VII.18. 133.IV.24). 768 Vgl. Val. 7,6,127. Valens reagiert damit implizit auf Einwände gegen die Gültigkeit der Astrologie wie das Cannae-Argument bei Cic. div. 2,97, das wohl auf Karneades zurückgeht (Barigazzi 1966, 148). 769 Martin 1982, 294–298 (“Un ensemble familial”). 770 Ausführlicher Nachweis in Heilen 2005a, 54–57; ebd. auch zu den Indizien dafür, dass Antigonos zum eigenen Gebrauch oder für eine andere Schrift – jedenfalls nicht für

Gesamtbesprechung

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dem ist, wie suo loco gezeigt werden wird, eine für Martins Argumentation unerlässliche Annahme, nämlich dass der Native von F2 Iulius Servianus sei, wahrscheinlich falsch. Was den Umfang literarischer Horoskope betrifft, ist eine ähnlich große Schwankungsbreite wie bei den Originaldokumenten festzustellen. Viele der von Valens zur Illustration gebotenen Texte umfassen nur wenige Druckzeilen. Das andere Extrem sind komplex aufgebaute Fallstudien, unter denen das Hadrianhoroskop des Antigonos (F1) den ersten Platz einnimmt. Es ist überhaupt das längste der 353 erhaltenen antiken Horoskope. Nur wenige Texte kommen ihm umfangmäßig und hinsichtlich des Spektrums traktierter Einzellehren nahe, so etwa das Geburtshoroskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29) und das große, vielleicht autobiographisch zu erklärende Lehrhoroskop des Eutokios von Askalon (Hor. gr. 497.X.28). Nachantike Sonderfälle, die den Umfang des Hadrianhoroskops erstmals überschreiten, sind das von Ps.-Stephanus Alexandrinus 771 verfasste Horoskop des Islam (Hor. gr. 621.IX.1) sowie das noch spätere, von einem gewissen Aleim, Sohn des Juden Isaak, als Lehrbeispiel verfasste Horoskop für einen 858 n.Chr. geborenen Anonymos (Hor. gr. 858.IX.30).772 Zuletzt ist darauf hinzuweisen, dass die meisten griechisch-römischen Horoskope – darunter auch F1–F3 des Antigonos – keine Hinweise auf kosmische Ereignisse von universalastrologischer Relevanz wie Finsternisse oder Kometenerscheinungen enthalten. Da aber zumindest Finsternisse in den babylonischen Nativitätsomina (s. Katalog ab S. 207) oft Erwähnung finden, sofern sie nicht mehr als ca. sechs Monate vor oder nach dem Geburtsdatum stattfanden,773 ist zu prüfen, ob in zeitlicher Nähe zu den Geburtsdaten von F1–F3 Finsternisse stattfanden oder Kometen beobachtet wurden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf F1 (Hadrian), da das von Hephaistion zitierte Handbuch – eine  der Horoskope von Hadrian und Pedanius Fuscus angestellt hatte. 771 Zu diesem s.o. S. 312 (zu Hor. gr. 621.IX.1). 772 In der Renaissance gipfelt diese Entwicklung in dem autobiographischen Horoskop Girolamo Cardanos, das als Nr. VIII seines Liber duodecim geniturarum nicht weniger als 50 Folio-Druckspalten umfasst (Cardanus 1578b, pp. 517–541). 773 Siehe Rochberg 1998, 40–42 u. 44f. Zum Beispiel erwähnt ‘Hor.’ bab. –219.X.21 die Mondfinsternis von –218.III.20 (d.h. 5 Monate später), ‘Hor.’ bab. –114.VI.30 diejenige von –113.I.29 (d.h. 7 Monate später). Sonnenfinsternisse finden nur im Abstand von maximal zwei Monaten Erwähnung. Kometen haben in den erhaltenen babylonischen ‘Horoskopen’ keine Spuren hinterlassen (n.b.: die Daten bekannter Kometenerscheinungen korrelieren nicht mit den Geburtsdaten der relativ wenigen babylonischen ‘Horoskope’).

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Antig. Nic. F1–F3

gerade die Schicksale von Königen nach ‘Nechepsos und Petosiris’ durch universalastrologische Ereignisse wie Finsternisse und Kometen beeinflusst werden.774 Man vergleiche das spätantike Katarchenhoroskop Hor. gr. 486.III.17 über den Amtsantritt des Präfekten Theodoros in Alexandria, dessen politisches Scheitern unter anderem durch die chronologische Nähe mehrerer Finsternisse begründet wird. 775 Die Prüfung ergibt, dass um die Geburtsdaten von F1–F3 keine aus dem Mittelmeerraum beobachtbaren Sonnen- oder Mondfinsternisse stattgefunden haben.776 Was Kometenerscheinungen betrifft, können wir uns nicht auf astronomische Rückberechnungen verlassen, sondern sind auf antike Berichte angewiesen. Die maßgebliche Untersuchung hierzu bietet Ramsey 2006, der erstmals alle bekannten Quellen (griechisch-römisch, babylonisch, chinesisch, koreanisch) für die Zeit von 500 v.Chr. bis 400 n.Chr. vergleichend auswertet. Aus Ramseys Katalog erhellt, dass für die Jahre 40 n.Chr. (F2) und 113 n.Chr. (F3) keine relevanten Berichte existieren. Nur für 76 n.Chr. (F1) ist auf eine Kometenerscheinung hinzuweisen, die Plinius erwähnt. 777 Sie wird durch eine chinesische Quelle bestätigt, die zugleich eine Datierung und Lokalisierung erlaubt: Der Komet wurde zum ersten Mal am 7. Oktober 76 n.Chr. in der Gegend der Sternbilder Hercules-Aquila-Ophiuchus gesichtet, maß zwei Bogengrad und wanderte innerhalb von 40 Tagen bis 3° Steinbock (= letzte Observation). Da das Ereignis mehr als acht Monate nach der Geburt Hadrians (24.01.76) stattfand, ist es wenig verwunderlich, dass Antigonos davon schweigt. Außerdem ist ungewiss, ob es ihm bekannt war und ob es sich zur Integration in seine astrologische Analyse geeignet hätte. 774

Vgl. Nech. et Pet. frg. 6. 7. 9. 10. 11. +32 (s.o. S. 47). Den Text bieten Pingree 1976b, 148,6–7 (älter: CCAG I, 1898, p. 101,4–6); vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 1489: “[...] there occurred within two months from the Katarche the total solar eclipse of 486 May 19, visible in Alexandria, framed by two lunar eclipses (485 December 7 and 487 April 23)”. – Einen weiteren Reflex der genannten babylonischen Praxis scheint P. Oxy. astron. 4281 (Hor. gr. 100–200a) zu bieten; dazu s. Jones 1999a, I 288: “The eclipse mentioned in line 1 may have been an event that took place within a month of the date of nativity.” 776 Vgl. von Oppolzer 1887, Karte 60.62.64. Ginzel 1899, 110f. 200–205. Boll 1909a, 2360f. Schove – Fletcher 1984, 251–253. Meeus – Mucke 1992, 55–57 (= 11979, 110– 114). Mucke – Meeus 1992, 370–373. Siehe auch Thomann 1999. – F. Richard Stephenson (Univ. of Durham, UK, cf. Stephenson – Walker 1985 u. Stephenson 1997) wird demnächst einen revidierten Katalog aller Sonnen- und Mondfinsternisse der griechischrömischen Welt publizieren (vorläufig siehe Boll 1909a, 2352–2364). 777 Plin. nat. 2,89; dazu Ramsey 2006, 160f., Obj. 38 (cf. Gundel 1921, 1187). Siehe ferner Kronk 1999, 36 (Nr. 76). 775

Stellenkommentar

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F1 Zum Kontext dieses Exzerpts (Heph. 2,18,21–52) s.o. S. 62–64. Eine auf ca. 10% des hiesigen Umfangs komprimierte englische Zusammenfassung des Kommentars zu F1 sowie auch eine im anthropologischen Sinne ‘emische’ Übersetzung von F1 ins Englische bietet Heilen (demnächst A).

§ 21  Dieser Paragraph enthält die Überleitung des Hephaistion vom vorausgehenden Dorotheos-Referat (2,18,9–20) zum Hadrianhoroskop des Antigonos von Nikaia (2,18,22–52). Er bildet zugleich Nech. et Pet. test. +4.        : vgl. Heph. 2,11,76    u. Radici Colace 1995, 340 (= Radici Colace 1997, 19). Außerhalb des Hephaistion-Textes vgl. z.B. Clem. Alex. protr. 3,42,1         und Strab. 1,1,16         Das nur von Ep.4 überlieferte  (nach ) ist vielleicht echt, aber nicht notwendig. Während   + Konj. Aor. seit der griechischen Klassik oft begegnet, kennt der TLG für    + Konj. Aor. nur die oben zitierte Stelle bei Clem. Alex. und danach ein Dutzend Belege aus dem 4. Jh. n.Chr. (Euseb., Joh. Chrysost., Kyrill.; keine Belege des 5. Jh.). Falls  hier eine Zugabe des Epitomators ist, vgl. den ähnlichen Fall in F2 § 56  (+Ep.4) sowie F2 § 54 u. F3 § 63  (+  Ep.4). Die Textkonstitution folgt in Fällen dieser Art P.  : so Ep.4,   P. Der Codex Parisinus bietet oft abundantes , wie der Vergleich mit Ep.4 und Exc.2 sowie die Analyse des Inhalts zeigt. Siehe unten zu § 38 . § 40 § 42 F2 § 57   u.   sowie zu F3 § 66a   . Im Übrigen Hephaistiontext vgl. die zahlreichen von Pingree vermerkten Stellen.778 778

Pingree 1973–1974, vol. I, app. crit. ad pp. 3,27. 20,20. 23,26. 26,21. 30,4. 52,2. 71,3. 95,26. 105,2. 144,15. 146,7. 180,21. 183.17. 184,2. 205,29. 244,12. 247,1. 250,1. 259,28. 269,3. 274,17. Vgl. weiter Balb. astrol. exc., CCAG VIII 4 (1921), p. 236,21

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Antig. Nic. F1 § 21

Kroll und Cumont nahmen in Unkenntnis von Ep.4 an, das hiesige  vor  sei echt und korrespondiere mit einem vor   zu ergänzenden .779 In einem Fall geht abundantes  sogar auf den Archetyp von Heph. 2,18 zurück: s.u. zu § 43 . : vgl. F3 § 62   . F4 § 67    , ferner: F1 § 28   § 32   § 50    F6 § 75 . Das Substantiv  ist m.W. erstmals astrologisch belegt in P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 23. Es begegnet auch in Werktiteln, z.B. bei Julian von Laodikea ().780  : Die in der Antike üblichen Bezeichnungen einer Nativität sind    bzw.    (lat. constellatio),781 häufig verkürzt zu , 782 oder (lat. genitura, seltener – bei Firmicus nie – genesis),783 aber niemals . Die moderne, synekdochische Bezeichnung ‘Horoskop’ beruht auf einer Ausweitung des ursprünglich für den Aszendenten als wichtigstes Element der astronomischen Geburtsdaten reservierten Terminus auf das Ganze. Der geläufigste Terminus in der durch die Originalhoroskope dokumentierten Praxis ist .784 Nach einer Anfangsphase, in der die explizite Angabe der Textgattung in den Papyri noch unüblich war, findet sich der erste sichere Beleg für  in P. Med. inv. 163, einer Geburtsnotiz für den 02.03.78 n.Chr.; im 2. Jh. n.Chr. nimmt die Frequenz in den (Hor. gr. –42.XII.27), wo Cumont zu Recht das  der Hss. tilgt (abzulehnen die neue Textkonstitution Pingrees bei Rhet. 6,8,11), sowie Val. 7,3,27. 7,6,159. Anon. a. 379 p. 204,1. u.ö. 779 CCAG VI (1903), p. 67,5 app. crit.: “nempe  ”. Aber schon Krolls Schüler Darmstadt zitiert die Stelle nach dem Erscheinen der epitomierten Version im CCAG VIII,2 (1911), p. 82,32, ohne  (Darmstadt 1916b, 185). 780 Mehr dazu bei Pingree 1978a, II 435. 781 Z.B. Hist. Aug. Ael. 4,5 (die des L. Ceionius Commodus). Kurze Wortuntersuchung zu constellatio bei Syme 1976, 306 (= Syme 1983, 94). Siehe auch Le Bœuffle 1987, 102 (Nr. 316) s.v. constellatio. 782 In der Antigonos-Überlieferung nur zwei unechte Belege: F1 § [22add.]      (s.o. S. 133) und F1 § 33b cod. P    (s.o. app. crit. ad p. 142,3) 783 Siehe ThLL s.v. genitura II A u. s.v. genesis I, ferner Le Bœuffle 1987, 143 (Nr. 561) s.v. genitura. 784 Baccani 1992, 114.

Stellenkommentar

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Papyri dann zu.785 Literarisch ist der astrologische terminus technicus  anscheinend schon für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegbar, wie das Nechepsos-Zitat bei Val. 7,6,211 = Nech. et Pet. frg. 21,256786 und das Petosiris-Zitat bei Val. 2,41,3 = Nech. et Pet. frg. 24,4787 zeigen. Auch in die nicht-astrologische Literatur hält die Metonymie schnell Einzug, so z.B. in das Spottepigramm des Lukillios (ca. 60 n.Chr. in Rom) auf den Astrologen Aulos (Anth. Pal. 11,164,1–2 = Nech. et Pet. test. 3,1–2):      .788 In den Antigonosfragmenten bei Heph. 2,18,21–76 wird die Nativität Hadrians zweimal als     bezeichnet (F1 §§ 40 u. 50, vgl. F2 § 53) und findet der Begriff auch auf die beiden folgenden Nativitäten (F2 § 54 u. F2 § 63) sowie allgemein (F4 § 67. F5 § 73. F6 § 76) Anwendung. Die frühesten sicheren Belege für den Begriff  sind zugleich die beiden einzigen in den erhaltenen Papyrushoroskopen: P. Lond. I 130, erstellt für den 31.03.81 n.Chr., und P. Berol. 21140, erstellt für den 13. oder 14.12.102 n.Chr. (hier in der Junktur ll. 1–2).789 Literarisch ist  erst bei Valens sicher belegt,790 später dann wieder bei Paulos Alexandrinos und Hephaistion.791 Ptolemaios verwendet ausschließlich .792 In der Überlieferung der Antigonosfragmente begegnet  ein einziges Mal (F1 § 33b cod. P   ), doch handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine spätere Glosse. Das zu  und  gehörende Verb  wird in demselben technischen Sinn verwendet; vgl. exemplarisch das obige Lukillios-Zitat aus Anth. Pal. 11,164,1–2. Gebräuchlicher als das Kompositum  war das Simplex , für das zwar die Papyri keine Belege bieten,793 dessen schnelle Verbreitung aber, selbst in die lateinische Literatur und deren nicht-astrologische Werke, Sueton beweist: tantam mox fiduciam fati Augustus habuit, ut

785

Baccani 1992, 96 u. 109. Rekonstruktionsversuch der von Usener erkannten Originaliamben durch Riess 1891–1893, 374 (Val. 7,6,211        aus orig. ). 787 Zur Rekonstruktion dieses Originalverses s.u. S. 1058. 788 Vollständig zitiert in Anm. 2453. 789 Vgl. Baccani 1992, 112 u. 114f. 790 Val. 2,17,94–95. 2,36,5. 2,38,27. 7,3,51. 791 Paul. Alex. 2 p. 3,8. Heph. 3 praef. 3 u. 3,17,1. 792 Siehe bes. Ptol. apotel. 3,14,12–38 mit vielen Belegen. 793 So urteilt Baccani 1992, 115 (auch die Indices von Jones 1999a bieten keine Belege). 786

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Antig. Nic. F1 § 21

thema suum vulgaverit (Suet. Aug. 94,12).794 Aufgrund seiner Eignung für den daktylischen Hexameter finden wir  auch schon früh in der griechischen Lehrdichtung, z.B. Ps.-Maneth. 1[5],278    und 1[5],283  . Auch Antigonos verwendet  mehrmals (F1 § 32   . § 40    . F2 § 58 ). Das Diminutiv  kam anscheinend erst spät in Gebrauch. Den frühesten sicher datierbaren Beleg bietet im 6. Jh. n.Chr. Olymp. 24 p. 80,14. Später finden wir es dann z.B. in den Epitomai des Hephaistiontextes, bei Johannes Kamateros795 und in der byzantinischen Übersetzung von Ab Ma‘šar sowie – ebenfalls im Sinne von ‘Horoskop’ – bei Zonaras und Nikephoros Gregoras.796 In der Antigonosüberlieferung begegnet  dreimal, doch keiner dieser Fälle ist für das Vokabular des Autors aussagekräftig. Es handelt sich zum einen um einen Zusatz zu § 23 des Hadrianhoroskops (Exc.1, § 23      ), der in P und Ep.4 fehlt und sicher unecht ist (s.o. S. 117), zum anderen um zwei Stellen in einer Kopie von Heph. epit. 4,26,43–52 auf f. 106r–v des Paris. gr. 2419 (cod. m), zuerst in der Überschrift (    ) und dann in der Abschrift selbst als Variante zu epit. 4,26,48 .797 Dass LSJ s.v.  “Antig. Nic. ap. Heph. Astr. 2.18” vermerken, noch dazu als einzigen Beleg, ist folglich unhaltbar und sollte bei der nächsten Revision des Supplements berichtigt werden. Es ist zu beachten, dass ,  und  eigentlich nur ‘die Anordnung der Himmelskörper zu einem bestimmten Zeitpunkt’ bedeuten (cf. Sext. Emp. adv. math. 5,53     ,   ) und somit – im Gegensatz zu   – nicht implizieren, dass es sich um ein Geburtshoroskop handelt. 794 Siehe ferner Le Bœuffle 1987, 259 (Nr. 1214) s.v. thema. – Jüngster Kommentar zu Suet. Aug. 94,12: Louis 2010, 545–549 (leider ohne Kenntnis von Terio 2006). Ein neuer Kommentar zur Augustusvita von David Wardle ist in Vorbereitung. 795 Er schrieb im 12. Jh. zwei astrologische Gedichte (Kam. isag. u. Kam. zod.); s. Miller 1877. Weigl 1902. Weigl 1907–1908. Pingree 1978a, II 433f. Feraboli 2011. 796 Heph. epit. 2,3,19,22 u. 4,91,3. Kam. isag. 1250 u. 2317. Album. rev. nat. 1,3 p. 11,12 u. 2,6 p. 57,6. Zon. epit. hist. 13,3 p. III 180,21 Dindorf (ein Städtehoroskop). ibid. 13,6 p. III 192,31 D. (ein Geburtshoroskop). Niceph. Greg. hist. Byz. 8,5 p. 305,19 Schopen. – Mit Verwunderung liest man  in einem alten iatromathematischen Traktat (Ps.-Herm. iatr. p. 431,18 Ideler). Es handelt sich aber offenbar um eine Verschreibung aus , wie die Parallelversion p. 388,19 Ideler zeigt. 797 Mehr dazu oben S. 88 bei Anm. 389 sowie in der Liste der Sonderlesarten ebd. am Ende.

Stellenkommentar

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 und dessen Derivate können also auch Katarchen- und Konzeptionshoroskope bezeichnen. In metonymischer Verwendung bezeichnet  nicht nur die Geburtskonstellation, sondern auch den Nativen selbst, z.B. Val. 2,22,27 (Hor. gr. 82.VII.9)  Val. 3,7,20 (Hor. gr. 114.V.13)    oder Rhet. epit. 4,16 (CCAG VIII 1, 1929, p. 239,4)    . Das wird leicht übersehen, z.B. in der Übersetzung von Val. 5,6,123 durch Schönberger – Knobloch 2004, 223. Auch  findet, wenngleich selten, metonymisch Verwendung (z.B. F2 § 58).798   : Unter dem alte Weisheit vortäuschenden Pseudonym eines Weisen Petosiris und eines Königs Nechepsos entstand im ptolemäischen Ägypten im Rahmen der pseudepigraphischen hermetischen Literaturproduktion in griechischer Sprache das erste große und in der Folgezeit stark rezipierte Kompendium der Astrologie.799 Da Hephaistion den Antigonos hier explizit in diese Tradition stellt, ist ein ausführlicher Kommentar erforderlich. Dieser widmet sich den bisher vorgebrachten Deutungen der Pseudonyme (auf eine Skizze der Forschungsgeschichte bis 2010 folgt ab S. 549 eine Zusammenfassung der jüngsten Erkenntnisse von Ryholt 2011), der Datierung des pseudepigraphischen Werks (S. 554), der Zahl und ethnischen Zugehörigkeit seiner wahren Autoren (S. 555), seinen Quellen, seinem Titel und dem Umfang des Werks (S. 557), seinen metrischen und mystischen Charakteristika (S. 559) sowie schließlich seiner Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte (S. 562). 798

Die metonymische Wortbedeutung fehlt jeweils bei LSJ + Suppl. 1996 s.v.  II.2 u. s.v.  I.5. 799 Zu ‘Nechepsos und Petosiris’ siehe primär Pingree 1974b und ergänzend die folgende Literatur: Riess 1890. Riess 1891–1893. Boll 1894, 236–238. Bouché-Leclercq 1899, 563f. (u. 646, Index s.v.). Boll 1903a, bes. 372–378 (u. 551, Index s.v.). Reitzenstein 1904, 3–7. 121. Cumont 1909a, 263. 266–268. Darmstadt 1916a. Darmstadt 1916b. Kroll 1935. Kroll 1937c. Eisler 1946, 128. Gundel – Gundel 1966, 27–36. Fraser 1972, I 436f. II 630–633 u.ö. (cf. III 53 u. 110, Indices s.v.). Boer 1975a. Boer 1975b. Krauss 1981. Krauss 1982. Nakaten 1982. Redford 1982. Fowden 1986, 2. 311. 68. 9379. 163f. Tester 1987, 22f. Rochberg-Halton 1988c, 11f. Depuydt 1994, 5f. Keyser 1994a, bes. 641–647. Bohleke 1996, 18f. mit Anm. 43. Pingree 1997a, 25f. Hübner 2000c. Fournet 2000. Irby-Massie – Keyser 2002, 88–90. Heilen 2003, 91 u. 94. Moyer 2003, 42–46. 52. 56. Komorowska 2004, 160–169. Fuentes González 2005. Greenbaum – Ross 2010, bes. 176f. Heilen 2011. Moyer 2011, 228–248 (et passim). Ryholt 2011. Ryholt 2012, 131– 141.

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Antig. Nic. F1 § 21

Eine methodische Vorbemerkung erfordert der Umstand, dass in der philologischen Tradition bisher die Namensform ‘Nechepso’ üblich war, die korrekte Namensform jedoch, wie sich jüngst herausgestellt hat, ‘Nechepsos’ lautet (s.u. S. 549–551). Daher ist in dem folgenden forschungsgeschichtlichen Überblick (bis S. 549) generell von ‘Nechepsos’ die Rede, jedoch von ‘Nechepso (sic)’, wenn eine Namensdeutung genau dieser Form (ohne -s) referiert wird. Zuerst zur Deutung des von Antigonos an erster Stelle genannten Pseudonyms  Es ist vorauszuschicken, dass dieser ägyptische Name ‘Geschenk des Osiris’ bedeutet und schon zur Zeit der griechischen Klassik in Ägypten weit verbreitet war, ähnlich wie der Name Apollodoros (‘Geschenk des Apoll’) in Griechenland.800 Abgesehen von zahlreichen Belegen in den Papyri801 erwähnte ihn bereits Aristophanes in den Danaiden.802 In der Spätantike nannte Heliodor eine Romanfigur seiner Aithiopiaka ‘Petosiris’; es handelt sich dabei um einen ägyptischen Priester in Memphis, der sein Amt zu Unrecht innehat.803 Wie in  ist auch in  die vorletzte Silbe lang.804 Nachdem Gustave Lefebvre in den Jahren 1919–1920 bei Eschmunên in Oberägypten (dem antiken Hermopolis) das Grab einer Priesterfamilie ausgegraben hatte, welches in frühptolemäischer Zeit eines ihrer Mitglieder, der Hohepriester Petosiris, hatte anlegen lassen, 805 erwog Spiegelberg 1922, diesen gegen Ende des 4. Jh. v.Chr. verstorbenen Priester des 800

Vgl. Ranke 1935–1977, I 123 u. II 243. Siehe z.B. UPZ II 305 s.v.  (sic). In koptischen Texten lautet der Name . 802 Aristoph. frg. 267 Kassel-Austin (PCG) ap. Athen. 3, 114c p. I 262,9 Kaibel:   (= Nech. et Pet. test. 2). 803 Heliod. Aeth. 1,33 u. 7,2–8, rezipiert von Phot. bibl. cod. 73 p. 51a10.15.22 Bekker (= p. I 150,10.15.22 Henry). Noch im 12. Jh. registriert das Etymologicum Symeonis ‘’ als einen verbreiteten Personennamen; cf. Sym. etym. s.v. ,  82/86, p. II 484,23–25 Lasserre-Livadaras:           804 Vgl. die hexametrischen Testimonien bei Aristoph. frg. 267 (wie Anm. 802). Lucill. in Anth. Pal. 11,164,5  (= Nech. et Pet. test. 3,5). Iuv. 6,580–581 capiendo nulla videtur | aptior hora cibo nisi quam dederit Petosiris (= test. 4). Ps.-Maneth. 1[5],11–12       |  (= test. 8,3–4). ibid. 5[6],10     (= test. 9,7). – An der zitierten Aristophanes-Stelle ist handschriftlich  überliefert; vgl. die Schreibung  bei Procl. comm. in Plat. rem publ. p. II 59,3 Kroll (= Nech. et Pet. frg. 14,1). 805 Publiziert in: Lefebvre 1923–1924. 801

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Thot mit dem literarischen Petosiris der griechischen Astrologentexte zu identifizieren. Diesem Gedanke war für die folgenden Jahrzehnte eine nicht unbedeutende Wirkung beschieden, da der bei Hermopolis bestattete Petosiris nicht ein beliebiger Priester war. Vielmehr hatte er nach der zweiten persischen Eroberung Ägyptens (341–332 v.Chr.)806 in dem vornehmsten Kultzentrum des Thot807 den Kult dieses Gottes erneuert und seine Tempel, die beschädigt oder zerstört waren, wiedererrichtet.808 So verwundert es nicht, dass er eine außergewöhnliche Berühmtheit genoss und sein Grab schon bald eine Pilgerstätte wurde.809 Als Gegenleistung für Opfer und Gebete hofften die Pilger, dass der gottgleich Geehrte für sie bei den Göttern der Unterwelt Fürsprache einlegen und ihnen so Gesundheit, Ansehen und überhaupt Wohltaten verschaffen werde.810 Die Verehrung des Petosiris-Grabes dauerte nach Lefebvre wahrscheinlich noch bis ins 2. Jh. v.Chr.; gegen Ende der Ptolemäerzeit kam es dann zum Niedergang.811 Es wäre also chronologisch denkbar, dass der im 3. u. 2. Jh. v.Chr. noch blühende Kult um das Grab des Petosiris um 150 v.Chr. einen unbekannten Gelehrten inspirierte, jenem berühmten Priester desjenigen Gottes, den die Astrologen als ihren Schutzherrn verehren (Thot = Hermes = Merkur), astrologische Lehren auf dem Gebiet der erst jüngst entwickelten Individualhoroskopie zuzuschreiben, die es zu seinen historischen Lebzeiten im 4. Jh. v.Chr. de facto noch nicht gegeben hat806 Diese Jahre werden in den Inschriften des Grabes als unmittelbar vorausgehende Periode der Unordnung und Zerstörung dargestellt. Siehe die Übersetzung von Inschrift Nr. 81 bei Lichtheim 1973–1980, III 45–49. 807 So Lichtheim 1973–1980, III 44: “Hermopolis Magna […] was the foremost cult center of Thoth”. 808 Siehe den Tatenbericht in Inschrift Nr. 81 (wie Anm. 806). 809 Siehe Lefebvre 1923–1924, I 21 (“Aussitôt après la mort de Petosiris, le tombeau devint un lieu de pèlerinage ou de curiosité, surtout pour les Grecs qui parcouraient alors le pays”) u. Suys 1927, 13 (“Au IIIe siècle avant notre ère, la pieuse coutume existait de se rendre en pélerinage à la cité des morts. Les chapelles funéraires y étaient nombreuses. Mais la foule des pèlerins n’hésitait pas à démêler dans le dédale des constructions le chemin qui mène à la tombe du prêtre Petosiris”). Siehe auch Daumas 1960. 810 Vgl. Suys 1927, 15 u. 17, mit Verweis auf die entsprechenden Inschriften. Zu den gottgleichen Ehrungen ebd. 18. 811 In römischer Zeit wurde das Heiligtum geplündert, die Sarkophage aufgebrochen, die Mumien hinausgezerrt und der Ort zu einer Grabstätte für jedermann profaniert. Bald stapelten sich die einbalsamierten Leichen zahlloser Verstorbenen nicht nur in der Gruft, der Kapelle und dem Pronaos, sondern auch in zusätzlichen Räumen, die außen an das Gebäude angefügt wurden. So wurde das eigentliche Heiligtum in einem bis in die byzantinische Zeit dauernden Prozess buchstäblich verschüttet, was seine Konservierung bis zur Wiederentdeckung um 1860 ermöglichte. Siehe Lefebvre 1923–1924, I 25, u. bes. Suys 1927, 19f.

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te.812 Die Attribution eines in griechischer Sprache verfassten Werks an den historischen Thot-Priester wurde möglicherweise auch dadurch begünstigt, dass die architektonische und künstlerische Anlage des Grabheiligtums starke hellenistische Einflüsse aufweist. 813 Den Wendepunkt in der Popularität der Identifizierung des Astrologen Petosiris mit dem historischen Thot-Priester von Hermopolis brachte jedoch im Jahre 1969 das ablehnende Urteil von Neugebauer und Parker, die den zuvor gerne übersehenen Umstand betonten, dass das von Lefebvre freigelegte Grab an sich keinerlei Bezüge zur Astrologie aufweise.814 Plausibler sei es, wenn überhaupt, den Astrologen Petosiris mit einem anderen historischen Priester dieses Namens zu identifizieren, dessen Familiengrab (ca. 150 v.Chr.) bei Atfih (Aphroditopolis) in Oberägypten gefunden wurde und mit zwei astronomischen Deckenbildern geschmückt war (heute völlig zerstört); die Indizien seien aber auch in diesem Fall viel zu schwach, um eine Identifizierung zu rechtfertigen. 815 Seither gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der literarische Astrologe Petosiris mit keinem der beiden historischen Priester etwas zu tun hat.816 Nur drei Jahre vor dem Erscheinen von Neugebauers und Parkers Publikation identifizierten die Gundels in ihrer Geschichte der astrologi812

Ähnlich urteilt Kroll 1935, 2165. – Auch der Umstand, dass der historische Petosiris sich auf der großen biographischen Inschrift Nr. 81 mehrmals als Propheten bezeichnet, darf nicht als Anknüpfungspunkt für die Zuschreibung divinatorischer Künste gewertet werden. Die Inschriften sind in englischer Übersetzung zugänglich bei Lichtheim 1973– 1980, III 44–54. Siehe hier speziell den Anfang von Nr. 81 (S. 45): “the prophet of the Ogdoad [scil. “the eight primeval gods whose cult had originated at Hermopolis”, Lichtheim ibid. 494] … the second prophet of Khnum-Re … and of Hator … the prophet of Amen-Re and of the gods of those places”. 813 Vgl. Picard 1931, 224–227, bes. 225 (“assez hellénistique”). Lichtheim 1973–1980, III 497: “The Greek elements in the decoration make it certain that the tomb was built after Alexander’s conquest of Egypt.” 814 Ihre Intention ist es, “to set aright a presently assumed ‘fact’ that the tomb of a Petosiris near Hermopolis is none other than that of one of the two mysterious authors of the astrological writings which go under the name of Nechepsos and Petosiris” (Neugebauer – Parker 1960–1969, III 216). 815 So Neugebauer – Parker 1960–1969, III 216. Zu dem Grab in Atfih vgl. Daressy 1902. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 64–67. Depuydt 1994, 6. – Zu unterscheiden von dem Petosirisgrab in Atfih ist das hier irrelevante Grab eines anderen, viel späteren Individuums namens Petosiris aus römischer Zeit (sehr wahrscheinlich nach dem 1. Jh. n.Chr.), unter dessen gut erhaltenen Malereien auch zodiakale Deckengemälde sind; mehr dazu bei Osing et al. 1982, 71 (Datierung, von J. Osing) und 96–101 (Beschreibung der Deckengemälde von O. Neugebauer, J. Osing, R.A. Parker u. D. Pingree; dazu s. Taf. 36–44). 816 So m.W. zuletzt Ryholt 2011, 70.

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schen Literatur, ohne diesen Schritt zu rechtfertigen, Petosiris mit Petese, einem Magier und Priester des Re in Heliopolis, der nach P. Rylands 63, wo er in der griechischen Namensform Peteesis erscheint, den Philosophen Platon über die Zuordnung der Vokale zu den Planeten, der Organe zu den Planeten und der Körperteile zu den Tierkreiszeichen belehrt haben soll.817 Für diese Identifizierung sah Quack 2002, bes. 80, keine ausreichenden Gründe. Vielmehr lägen im Falle von Petosiris und Petese anscheinend zwei streng zu trennende, aber vergleichbare Entwicklungen vor: Die literarische Gestalt des magisch versierten Priesters Petese in Heliopolis gehe, wie eine 1999 veröffentlichte demotische Erzählung im P. Carlsberg 165 zeige, mindestens auf das 4. Jh. v.Chr. zurück, vielleicht sogar auf noch frühere Zeiten.818 Am Beginn der Tradition könnte durchaus eine reale, historische Person gestanden haben. 819 In ptolemäischer Zeit sei der Ägypter Petese dann in der griechischen Namensform Peteesis zum Lehrmeister des angeblich nach Heliopolis gereisten Philosophen Platon stilisiert worden.820 Außerdem sei der Ägypter Petese wahrscheinlich die Bezugsperson gewisser – ebenfalls in griechischer Sprache überlieferter – mineralogischer und alchemistischer Pseudepigrapha aus ptolemäischer oder frührömischer Zeit, deren angebliche Verfassernamen Peteesios beziehungsweise Petasios im Vergleich mit Peteesis (s.o. zum P. Rylands 63) leicht unterschiedliche Vokalisationsformen des ägyptischen Namens Petese darstellten.821 Bis zur Wende vom 20. zum 21. Jh. hatte also die Suche nach historischen Bezugspersonen oder literarischen Vorläufern des Astrologen Petosiris keine plausiblen Ergebnisse erzielt. Auf eine ganz andere, möglicherweise lohnende Spur wiesen schließlich Greenbaum und Ross (2010, 176f.) hin, die zeigten, dass wenigstens ein ägyptisches Individuum mit Namen Petosiris ungefähr zur Regierungszeit Nechos II. (610–595 v. Chr.), dessen Relevanz für die Deutung des Pseudonyms Nechepsos im Folgenden noch deutlich werden wird, in Assyrien weilte. In den Verwaltungsaufzeichnungen von Niniveh, die bis zur Zerstörung der Stadt 612 817

Gundel – Gundel 1966, 81 (vermutlich inspiriert durch Kroll 1937b, der allerdings Peteesis nicht für identisch mit Petosiris hält, sondern in dem zuletzt Genannten das literarische Vorbild für die Erfindung des zuerst Genannten vermutet). 818 Quack 2002, 77f. Bereits ein abnormal-hieratischer Papyrus des 8./7. Jh. v.Chr. bietet einen Text, der von Petese aus Heliopolis handelt; dieser Petese übt allerdings keine magischen Handlungen aus. 819 Quack 2002, 92 mit Anm. 71. Siehe auch ebd. 91 (vorletzter Absatz). 820 Quack 2002, 79f. u. 92. 821 Ausführliche Diskussion des Attributionsproblems bei Quack 2002, 80–92; speziell zu den Namensformen ebd. 87f.

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v.Chr. gesammelt wurden, kommt der fragliche Name wenigstens einmal vor, und zwar in der Schreibung mpu-ti-ši-ri LÚ.mu-sur-a-a (‘Putiširi, Ägypter’). 822 Es geht dort um Personal des Tempels, zu dem übrigens auch – einer anderen Liste zufolge – drei ägyptische Gelehrte und drei ägyptische Schreiber gehören.823 Der Schreiber dieser zweiten Liste erwähnt die ägyptischen Gelehrten zusammen mit assyrischen Astrologen, Exorzisten und Wahrsagern. Auch Tafeln der Omenserie Enma Anu Enlil und andere Divinationstexte finden im Rahmen dieser Inventarisierung Erwähnung.824 Zwar nennt die zuerst genannte Tafel weder die genaue Tätigkeit des Petosiris in Niniveh noch enthält sie irgendwelche genealogischen oder geographischen Hinweise auf seine Herkunft, und sie wurde in einer Stadt geschrieben, die zwei Jahre vor dem Regierungsantritt Nechos II. zerstört wurde. Dennoch verdient angesichts der Erwähnung jenes Petosiris in Niniveh, einem Zentrum astrologischer Studien, sowie auch angesichts seiner chronologischen Nähe zur Regierung Nechos II. die Möglichkeit, dass er als historisches Individuum und legendärer Namensgeber hinter dem Petosiris der griechischen Astrologumena stehen könnte, Beachtung. Allerdings betonen Greenbaum und Ross zu Recht, dass es unwahrscheinlich ist, dass jener historische Petosiris auf inhaltlicher Ebene irgendetwas mit der vom literarischen Petosiris gelehrten Individualastrologie zu tun haben könnte, da ja die frühesten erhaltenen babylonischen Nativitätsomina aus dem späten 5. Jh. v.Chr. stammen (s. ‘Hor.’ bab. –409.I.12/13).825 Nun zu 826Als historische Bezugsperson für den astrologisch versierten König der griechischen Literatur bot sich vor allem der ägyptische König  an, der nach Manethon827 im 7. Jh. v.Chr. als zweiter König der 26. Dynastie sechs Jahre lang in Saïs (im Delta) regiert haben soll. 828 Dieser Name konnte jedoch im 19. und 20. Jh. nicht in

822

Greenbaum – Ross 2010, 176, mit Verweis auf Fales – Postgate 1992, 10 (“List of Officials at Court”, Rückseite, I 20). 823 Greenbaum – Ross 2010, 176, mit Verweis auf Fales – Postgate 1992, 4f. (“List of Experts at Court”, Rückseite, I 12 – II 7; ebd. werden die individuellen Namen genannt). 824 Greenbaum – Ross 2010, 176, mit Verweis auf Fales – Postgate 1992, 62–64 (49. “Inventory of Tablets and Writing Boards”). 825 Greenbaum – Ross 2010, 177. 826 Beide Formen des Nominativs sind belegt. Ausführlicher dazu unten S. 1325 zu F5 § 72 . 827 Der Historiker, nicht der Astrologe Ps.-Manethon (zu diesem s.o. Anm. 276). 828 Maneth. ap. Syncell. ecl. p. 84,13 (sec. Afric.) et p. 85,19 (sec. Euseb.) Mosshammer (= frg. 68–69 Waddell = FGrHist 609 F 2–3c pp. 48–49,18–20 u. F 28 p. 111,17). Nach

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ägyptischen Texten belegt werden und bereitete daher (ganz unabhängig von unserer astrologiehistorischen Fragestellung) Probleme beim Bemühen um eine Klärung der saïtischen Herrscherchronologie. Als einzigen potentiellen Anhaltspunkt fanden Ägyptologen das zerbrochene Gegengewicht eines Halsschmucks (menat),829 auf dem ein einziges Wort zu lesen war, das Wiedemann (1886, 64, u. 1888, 67) als Ne-ba-ka-u las und auf Necho I. bezog, während Flinders Petrie (1905, 318, offenbar ohne Autopsie) urteilte, dass “Ne·ba·kau found on a menat may well be a form of Ne·kau·ba” und die zuletzt genannte Form auf , den manethonischen Vorgänger Nechos I., bezog.830 Flinders Petries Deutung hat in der Forschung trotz erheblicher Schwächen wiederholt Zustimmung gefunden.831 Nach Bohleke ist allerdings schwer zu erkennen, warum dieser historisch wenig bedeutende Lokalregent, über den man ansonsten nichts wisse, Jahrhunderte nach seinem Tod als astrologisches Pseudonym gewählt worden sei.832 Hinzu kommt, dass kein Herrscher der frühen 26. Dynastie Astrologe gewesen sein kann, da Spuren babylonischer Kultur in Ägypten erstmals in achämenidischer Zeit (ab 525 v.Chr.) nachweisbar sind.833 Damals übernahmen die Ägypter auch astrologisches Gut der Babylonier, wie der berühmte Wiener Omen-Papyrus zeigt. 834 Es handelt sich um einen demotischen Papyrus des späten 2. Jh. n.Chr. aus Soknopaiou Nesos, über den Pingree sagt: “The first part of this text, on eclipse

Africanus bot Manethon  als zweiten, nach Eusebius als dritten König der 26. Dynastie. 829 Eine menat ist ein mit Kulthandlungen assoziiertes Musikinistrument. Die Herkunft und Datierung der hier relevanten, aus emailliertem Ton gefertigten menat sind ebenso wie ihr aktueller Verbleib ungewiss. Als Text bietet sie nichts als den Königsnamen. Mehr zur Geschichte ihrer Deutung bei Ryholt 2011, 65. 830 Ausführlicher zu diesem Teil der Forschungsgeschichte Ryholt 2011, 65. – Zu Nekau-ba siehe Schneider 1996, 271f. von Beckerath 1999, 212f. Kahl 2002, 37f. 831 Vgl. von Zeissl 1944, 56. Kitchen 1986, 146 (§ 117). Bohleke 1996, 1843. Zu den Schwächen von Flinders Petries Deutung s. Ryholt 2011, 65. 832 Bohleke 1996, 1843 (der Autor spricht von “the obscure kinglet Nechepso”). 833 Vgl. Pettinato in Adorno et al. 2001, 70. 834 P. Wien D 6278 – D 6289, D 6698, D 10111; das Hauptfragment ist D 6286 (Parker 1959, 2). Zum Wiener Omen-Papyrus siehe neben Parker 1959 auch Pingree 1968b, 277. Jones 1994, 4755. Bohleke 1996, 27f. Depauw 1997, 107. Pingree 1997a, 19. Hunger – Pingree 1999, 31. Ryholt 2011, 62 (s.u. S. 550, Punkt 2). Zu einem anderen demotischen Astrologenpapyrus (P. Carlsberg 66 / P. Lille), der wohl im 2. Jh. n.Chr. niedergeschrieben wurde, inhaltlich aber mindestens in ptolemäische Zeit oder noch weiter zurückreicht, siehe Chauveau 1992, bes. 104f. Dieser Text enthält Lebensprognosen für Nativitäten unter den verschiedenen Dekanen.

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omens, is clearly datable to the Achaemenid period,835 and contains not only omens paralleled by those in the Sin and Šamaš [= Mond u. Sonne] sections of Enma Anu Enlil, though modified for application to Egyptian society, but a discussion, apparently, of the Babylonian 18-year eclipse cycle.”836 Das Fehlen jeglicher astrologischer Papyri vor der ptolemäischen Zeit bestätigt die These von der späthellenistischen und relativ jungen Entstehung der systematischen Astrologie, wie sie uns in den Werken griechischer Autoren entgegentritt. 837 Speziell die Individualhoroskopie (Genethlialogie) ist nach heutigem Wissensstand eine synkretistische Erfindung des 2. Jh. v.Chr. auf ägyptischem Boden.838 Daher erwogen schon die Gundels zur Erklärung des Pseudonyms ‘Nechepso’ (sic), Ägypter hätten vielleicht den Namen dieses “Pharao im Umkreis der assyrischen Herrschaft in Ägypten (d.h. um 670 bis um 660) bevorzugt, um damit ihre Meinung von der älteren ägyptischen ‘Weisheit’ den seit dem 7. Jh. zweifellos in stärkerem Maße eindringenden mesopotamischen Anschauungen gegenüber zu unterstreichen.”839 Diese Erklärung ist aber (wie auch eine spätere von Bohleke)840 unbefriedigend, weil sie keinen spezifischen Grund für die Wahl gerade des Nekau-ba/ erkennen lässt. Eine unter dem zuletzt genannten Gesichtspunkt attraktivere Deutung bot Ray (1974): “it looks as if Nekau-ba, written with the hieroglyph for ram,841 has been interpreted at some stage as N(y)-kAw pA sr ‘Necho the 835

Vgl. Depauw 1997, 107: “the original must go back to the sixth century BC, probably soon after the Persian conquest, and the essentially Babylonian treatise will probably have had a very significant influence on Greek ‘science’.” So schon Parker 1959, 1: “it is to be dated in composition to the sixth century B.C., perhaps even just subsequent to the Persian conquest.” 836 Pingree 1982a, 618f.; als Paraphrase wiederholt von Pettinato in Adorno et al. 2001, 70. 837 So Baccani 1992, 37. 838 Pingree 2001a, 4, datiert sie noch vorsichtiger auf die Zeit um 100 v.Chr. 839 Gundel – Gundel 1966, 29. 840 Bohleke 1996, 1843: “Considering the fact that the heroes of Demotic tales and hellenistic romances, such as Pedubast, Inaros, Pemu, Pedikhons, and Sesonchosis [...] were Libyan kings or princes, it becomes apparent that these dynasts were looked back upon as heroes of a golden age, much as ‘knights in shining armor’ are treated in our own ‘once upon a time’ fairy tales.”

841

I.e. Engel, Münster).

(für technische Hilfe danke ich Dr. E.-M.

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Ram’. This may well appear in Greek as  or *.”842 Das rücke ihn, vor allem wenn man Kitchens Datierung des Nekau-ba auf 688–672 v.Chr. folge,843 in chronologischer, geographischer, historischer und mythengeschichtlicher Hinsicht in die Nähe des berühmten Bokchoris (ca. 720–715 v.Chr.): Dieser herrschte nur wenig früher ebenfalls in Saïs, war ebenfalls historisch wenig bedeutend und blieb der Nachwelt nicht aufgrund politischer oder strategischer Leistungen in Erinnerung, sondern deshalb, weil während seiner Regierungszeit das berühmte, mit prophetischer Gabe ausgestattete ‘Lamm des Bokchoris’ gesprochen haben soll (        ).844 “Now from lamb to ram is not a great step […], but it would obviously be rash to identify our prophetic lamb with Pharaoh Nechepso. The safer conclusion would be that a consistent tradition survived into Greek times connecting the early Saïte princelings and the oracles of sacred rams, a tradition which produced both the legends of Bocchoris, and the reputation of Nechepso as a just king concerned with prophecy, upon whom works of astrology could be fathered.” 845 Ray bietet ferner die folgende Vermutung, warum die Bokchoris und Nekau-ba betreffenden Traditionen überlebten: In die 25. Dynastie falle die Erfindung des Demotischen, das wohl im Delta – konkret: in Saïs – seinen Ursprung habe; die nach 640 v.Chr. wachsende Macht der saïtischen Dynastie dürfte – so Ray weiter – dazu beigetragen haben, in der neuen Schrift abgefasste Texte über die frühen Könige dieser Dynastie nach Memphis und schließlich in ganz Ägypten verbreitet zu haben; möglicherweise habe zu diesen frühen Schriften irgendein dem Nekau-ba zugeschriebener nicht-astrologischer Omentext gehört, der nach der Entstehung der hellenistischen Sterndeutung einen Dichter des 2. Jh. v.Chr. dazu inspirierte, sein astrologisches Werk gerade jenem alten König Nekau-ba/ zuzuschreiben.846 Auf diese Theorie, deren Unsicherheiten Ray nicht verschweigt, hat Krauss mit einer alternativen etymologischen Erklärung reagiert, welche die den bisher vorgestellten Deutungen eigene Konzentration auf das frühe 7. Jh. v.Chr. zugunsten der Regierungszeit Nechos II. (610–595 v.

842

Ray 1974, 255. Kitchen 1986, 146f. (§§ 117f.), ändert die überlieferte Zahl der Regierungsjahre von 6 zu 16. Vgl. ebd. 468 (Tab. 4) u. 589 (Tab. *4). 844 Maneth. ap. Syncell. ecl. p. 82,27 (sec. Afric.) et p. 84,2 (sec. Euseb.) Mosshammer (= frg. 64–65 Waddell = FGrHist 609 F 2–3c pp. 46–47,19–21 u. F 28 p. 111,9). 845 Ray 1974, 255. 846 Ray 1974, 256. 843

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Chr.)847 aufgab, eine – zumindest chronologisch – richtige Entscheidung, wie sich noch zeigen wird. Nach dem Urteil von Krauss kann Nechepso (sic) N-kAw pA (n)swt ‘Necho der König’ bedeuten und “als eine in hellenistischer Zeit geprägte und in die nachmanethonische Königsliste aufgenommene (dort redaktorisch auch zu einem Königsnamen verselbstständigte) Bezeichnung für Necho II. als fingierten astrologischen Autor aufgefaßt werden”.848 Formal entspricht diese Namensdeutung der von Ray vorgenommenen Zerlegung (jeweils ‘Necho’ + substantivisches Epitheton). Krauss verweist zur Begründung seiner gründlich dokumentierten These unter anderem auf den astrologiegeschichtlich wichtigen Papyrus P. Paris 19bis (= Hor. gr. 137.XII.4), col. I,2–6 (= Nech. et Pet. test. 6):                849             :850 Dort sei mit  der Astrologe Nechepso (sic) gemeint (das ist bis auf das fehlende -s zweifellos richtig) und man könne Necheus als gräzisierte Form von Necho/Nechao auffassen.851 Der Ausdruck   847

Zu diesem s. Schneider 1996, 259–261, u. von Beckerath 1999, 214f. So Krauss 1982, 368, mit Verweis auf Krauss 1978 u. Krauss 1981, 51. 849 Von Riess, der einer Konjektur Useners folgt, geändert zu  (s. Riess 1891– 1893, 331, app. crit. ad test. 6,3). Nach Quack 2002, 90, ist  hier aber “auf jeden Fall ursprünglich und korrekt”. 850 Neugebauer – van Hoesen 1959, 42, bieten die folgende, m.W. jüngste Transkription und Übersetzung: “|    |          | |      | … After examination of many books as it has been handed down to us from ancient wise men, that is the Chaldeans, and Petosiris and especially also King Necheus just as they themselves took counsel from our lord Hermes and Asclepius, that is Imouthes, son of Hephaestus.” Mit ‘Hermes’ und ‘Asklepios’ sind nach dem Kommentar von Quack 2002, 90, zur Stelle die ägyptischen Götter Thot und Imhotep der Große, Sohn des Ptah, gemeint; anders deutet den Namen ‘Hermes’ Ryholt 2011, 71 (s.u. S. 553). – Der einzige andere griechische Papyrus, der Nechepsos erwähnt, ist P. Bingen 13 (saec. II/IIIin, ed. Fournet 2000, = Nech. et Pet. frg. +19); darin Zeile 3 der Genetiv . 851 Krauss 1981, 50, mit Verweis (in Anm. 15) auf griechische Wiedergaben des ägyptischen Namens Necho als  und . – Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass der Verfasser des Papyrus, wie die grammatischen Fehler zeigen (Kasusfehler, Präpositionsfehler /, Bruch der Konstruktion etc.; siehe bes. Z. 11 des Pap.) aus indigen ägyptischem Milieu stammte und nur mangelhaft hellenisiert war. Vielleicht hat außerdem die Endung von die darauf folgende Form  beeinflusst. 848

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wäre also nicht, so wie , eine phonetische Entsprechung des ägyptischen Namens, sondern eine inhaltliche Übersetzung seiner Bestandteile (in umgekehrter Reihenfolge) ins Griechische. Zugunsten dieser Deutung spricht, dass in der durch Eusebius tradierten Version der manethonischen Königsliste der historisch gesicherte Pharao Necho II. den Nebennamen Nechepsos trägt852 und es durchaus sein könnte, dass dieser Nebenname durch Überlieferungsfehler zu einem eigenen, Necho I. vorausgehenden Königsnamen entstellt wurde, den es in der ursprünglichen Liste Manethons gar nicht gab.853 In den letzten Jahren hat nun die Entdeckung mehrerer zuvor unbekannter demotischer Texte erhebliche Fortschritte bei der Deutung des Namens Nechepsos erlaubt. Sie zeigen, dass die ihm und Petosiris zugeschriebenen, nur fragmentarisch erhaltenen griechischen Texte ihren Ursprung in einer ägyptischen Tradition haben.854 Kim Ryholts Entdeckungen und Forschungsergebnisse, zu denen Günter Vittmann zwei Beiträge gemacht hat, sollen hier knapp zusammengefasst werden. 855 Danach besitzen wir nun erstmals ägyptische Quellen, die explizit den Namen Nechepsos (sic) erwähnen. Fasst man sichere und wahrscheinliche Zeugnisse zusammen, so sind es insgesamt sieben: sechs Papyri und die bereits erwähnte menat.856 Die sechs Papyri gehören zu vier verschiedenen demotischen Texten. Diese sind:857 (1) die Einleitung eines in zwei unveröffentlichten demotischen Papyri der Tempelbibliothek von Tebtunis (P. CtYBR 422 verso and P. Lund 2058 verso, beide 1./2. Jh. n.Chr.) 858 erhaltenen astrologischen Handbuchs, das berichtet, wie ein Steinblock aus einer Wand fiel und 852

Cf. Hieron. chron. Ol. 41, p. 97b,22–24 Helm (GCS 47): Nechao secundus, qui et Nechepsos (= FGrHist 609 F 3c p. 49,25–26). Chron. pasch. Ol. 38 p. I 225,11 D.  . Siehe hierzu Krauss 1981, 5613. 853 So Krauss 1981, 50. Diese Möglichkeit sieht in Anlehnung an Krauss 1981 u. Krauss 1982 auch von Beckerath 1999, 2126. Er verwirft den fraglichen, Necho I. und Necho II. vorausgehenden König Nechepsos der manethonischen Königsliste aber nicht, sondern zählt “Nechepss von Sais” als Nr. ‘e’ der Dynastie ‘25a’ (Lokalkönige im Delta; ebenso Kahl 2002, 32). 854 Vgl. den ähnlichen Fall des Traums des Nektanebos, der bis vor kurzem nur in einer griechischen Version bekannt war. Zu einem kürzlich entdeckten demotischen Fragment desselben Traums s. Ryholt 1998 und (ausführlicher) Ryholt 2002. 855 Ich bin Kim Ryholt zu großem Dank verpflichtet, da er mir seinen Aufsatz (Ryholt 2011) schon vor der Drucklegung zur Verfügung stellte und mir so die aktualisierte Darstellung in Heilen 2011, 25–27, ermöglichte. 856 S.o. S. 545, Anm. 829. 857 Ich zitiere die folgenden Daten nach Ryholt 2011, 62f. 858 Edition durch J. Quack u. K. Ryholt in Vorbereitung (Ryholt 2011, 624).

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einen Papyrus zum Vorschein kommen ließ: 859 Nur der Weise Petesis kann den Text entziffern, der sich als ein astrologischer Traktat erweist, der von keinem geringeren als Imhotep dem Großen, Sohn des Ptah’ verfasst wurde; Petesis überreicht diesen Text daraufhin dem König Nechepsos; (2) der oben (S. 545 mit Anm. 834) bereits genannte Text über Finsternisomina im P. Wien D 6286, bei dem es sich um die Kopie eines verlorenen Originals handelt, das gemeinhin ins 6. Jh. v.Chr., bald nach der persischen Eroberung Ägyptens, datiert wird; ein in diesem Papyrus (Text A, IV.10) nebenbei erwähnter, stark beschädigter Königsname war bisher als Dareios’ wiederhergestellt worden, aber nach Ryholt und Vittmann ist vielmehr Nechepsos’ zu lesen, was gut zu dem Umstand passt, dass der besagte König anscheinend als Quelle eines Teils der im Omentext gebotenen Informationen Erwähnung findet;860 (3) ein magisches Handbuch (P. Mag. LL, 2./3. Jh. n.Chr.), in dem ein Ehre und Ruhm bewirkender Zauber einem König zugeschrieben wird, dessen stark beschädigter Name (von ihm ist nur das auslautende -š erhalten) früher zu Dareios’ ergänzt wurde, während Ryholt (2011, 62) Nechepsos’ vermutet; (4) die sogenannte Neue Demotische Erzählung, 861 von der zwei Papyri erhalten sind: P. Berlin 13588 aus Abusir el-Melek (1. Jh. v.Chr.) und P. Carlsberg 710 recto aus Tebtunis (1./2. Jh. n.Chr.).862 Der zuletzt genannte hat den Vorzug, dass er den am besten erhaltenen Beleg für den vollen demotischen Namen von Pharaoh Nechepsos’ (sic) enthält, nämlich pr-aA NAw-kAw pA šš,863 während der zuerst genannte deshalb wichtig ist, weil er den Vorgänger des regierenden Pharaoh als Psammetichos’ benennt und dessen Tod mit einer Finsternis assoziiert. Das Wort šš in NAw-kAw pA šš ist im soeben erwähnten P. Carlsberg 710 nach Ryholt mit dem Tierdeterminativ geschrieben, so dass es die Kuhantilope’ bedeute. Dieser überraschende Befund lasse sich aber als falsche Etymologie für das homonyme, in griechisch-römischer Zeit jedoch bereits ausgestorbene Wort weise’ erklären. Insgesamt bedeute

859

Zu fiktiven Bücherfunden dieser Art s. die auf einer sehr reichen Materialsammlung basierende Studie von Speyer 1970. 860 So Ryholt 2011, 62. 861 Zu ihrem Inhalt s. Ryholt 2011, 63. 862 Edition: Ryholt 2012, 131–141 (“A Story Featuring King Nechepsos (P. Carlsberg 710 recto)”). 863 So Ryholt 2011, 64; vgl. Ryholt 2012, 132 u. 136.

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der Königsname NAw-kAw pA šš also Necho der Weise’.864 Von den in der griechischen handschriftlichen Tradition miteinander konkurrierenden Schreibungen  und  sei die zuerst genannte rezeptionsgeschichtlich richtig.865 Aufgrund dieser Erkenntnis und des noch zu erläuternden Umstandes, dass auch aus gräzistischer Sicht mehrere Argumente dafür sprechen, dass die ursprüngliche griechische Namensform  war, bezeichne ich den König in Abkehr von der bisherigen philologischen Tradition als Nechepsos’.866 Für die historische Identifizierung und Datierung Nechos des Weisen’ ist die soeben unter Punkt (4) genannte Neue Demotische Erzählung entscheidend. Der darin erwähnte Tod eines Königs Psammetichos ist terminus post quem für Necho den Weisen’, der mit dem historisch gesicherten Necho II. (610–595 v.Chr.) identisch sein muss.867 Die durch Eusebius tradierte Version (s.o. Anm. 852) ist richtig, während die Nennung eines Nechepsos vor Necho I. durch Manethon (s.o. Anm. 828), wie schon Krauss vermutet hatte, falsch ist.868 Als Datum der Thronbesteigung Nechos II., die bisher irgendwann zwischen Januar und November 610 v.Chr. datiert wurde,869 ergibt sich aus der Neuen Demotischen Erzählung mit einiger Wahrscheinlichkeit der 22. Juni 610 v.Chr. 870 Die plausibelste Identifizierung der im Text erwähnten und mit dem Tod eines Königs Psammetichos assoziierten Finsternis ist nach Ryholt nicht, wie in älterer Forschungsliteratur angenommen, die Sonnenfinsternis vom 30. September 610 v.Chr.,871 sondern die Mondfinsternis vom 22. März 610 v.Chr. In jedem Fall müsse der in der Erzählung erwähnte 864

So Ryholt 2011, 64. Ergänzend ist anzumerken, dass diese Deutung des Namens erstmals von Eisler 1946, 128, vorgeschlagen wurde (natürlich noch ohne Kenntnis der neuen demotischen Texte): “King Neche p so – i.e., Necho the Wise [...].” Zum Wert von Eislers Buch s. das positive Urteil von Pérez Jiménez 2001, 143. 865 Ryholt 2011, 65f. 866 Mehr dazu unten S. 1325 zu F5 § 72 . 867 Ryholt transliteriert den ägyptischen (d.h. ohne Vokale tradierten) Namen einmal zur Verdeutlichung als “Nechepss (Necho Pss)” (Ryholt 2011, 67). Damit hat sich die Theorie von Krauss (s.o. S. 548) bezüglich der historischen Identifizierung des gemeinten Herrschers (nicht jedoch bezüglich der etymologischen Deutung seines Namens) bestätigt. 868 So Ryholt 2011, 66f. 869 Siehe Ryholt 2011, 68, mit Verweis auf Depuydt 2006, 274. 870 Ryholt 2011, 68 u. 72. 871 Siehe Hornung 1966 mit Angabe älterer Literatur. Ryholt vorausgehende (m.E. jedoch methodisch unberechtigte) Zweifel an der Verlässlichkeit der Deutung und Datierung der Finsternis durch Hornung 1966 bei Depuydt 1995, 5350.

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verstorbene König Psammetichos I. sein, der 664–610 v.Chr. regierte. 872 Den Grund für die spätere Attribution astrologischer Texte an Necho II. sieht Ryholt (2011, 69) plausibel darin, dass die Thronbesteigung Nechos II. mit dem seltenen und ominösen Ereignis einer Finsternis beim Tod seines Vorgängers Psammetichos I. verknüpft war. Ergänzend ist zu betonen, dass gerade universalastrologische Finsternisprognosen zu den ältesten in griechischer Sprache erhaltenen Fragmenten zählen (Nech. et Pet. frg. 6. 7. 8).873 Als Grund für den Namenszusatz der Weise’ vermutet Ryholt, dass Necho II. so von Necho I., der seinerseits als Necho Merneith (Necho geliebt von Neith’) bezeichnet wurde, unterschieden wurde und die Wahl seines namensgebenden Charakteristikums (Weisheit) vielleicht mit seiner Entsendung einer Expedition zur Umseglung Afrikas und anderen Taten zu tun haben könnte.874 Der Neufund des oben (S. 549, Punkt 1) erwähnten astrologischen Handbuchs, in dessen Einleitung der Weise Petesis den von ihm entdeckten astrologischen Traktat dem König Nechepsos überreicht, macht es in Kombination mit philologischen Argumenten wahrscheinlich, dass der aus der griechischen Tradition bekannte Name Petosiris ursprünglich Petesis lautete und alle astrologischen Bezugnahmen auf Petosiris aus der Petesis betreffenden Tradition erwuchsen.875 Am Anfang der ägypto-grie872

Ryholt 2011, 68 u. 72. Siehe Ryholts Argumente (ebd. 69) gegen Zweifel von Krauss an der historischen Natur der in der Neuen Demotischen Erzählung erwähnten Finsternis. 873 Mehr dazu oben S. 42 u. 48 sowie unten S. 555. 874 Ryholt 2011, 69f. Zu der angeblich von Necho II. veranlassten, in ihrer Historizität umstrittenen Umsegelung Afrikas durch phönizische Seeleute (Hdt. 4,42) s. Heilen 2000, 40 (weitere Lit. ebd. in Anm. 39). Zu Nechos ungewöhnlichen Taten gehörte ferner der Versuch eines Kanalbaus über 1000 Stadien (= mind. 179 km) vom Nil zum Roten Meer (Hdt. 2,158; in Wahrheit betrug die Distanz etwa 115 km; der Kanal wurde von Dareios I. 497 v.Chr. vollendet; s. Lloyd 1989, 375f.). Necho II. hatte außerdem griechische Söldner in Dienst genommen und soll dem Apollon ein Weihgeschenk gestiftet haben. Die Darstellung Herodots erweckt den Eindruck, dass Necho II. das Apollon-Orakel von Didyma konsultiert habe, was einen wenn auch sehr dürftigen Bezug zur Divination herstellen würde (vgl. Hdt. 2,158–159          [...]        ). Diese Konsultation des Apollon-Orakels ist aber nach Crahay 1956, 329, “une fiction ex eventu”. Mir sind im Übrigen keine Indizien dafür bekannt, dass irgendein griechischer Leser richtig erkannt oder auch nur erwogen hätte, dass der Name des Astrologen Nechepsos etwas mit dem durch Herodot bekannten König Necho II. zu tun haben könnte. 875 Vgl. Ryholt 2011, 70: “the names Petesis and Petosiris are very similar in the demotic script. The only sign that separates the two names is, in fact, the divine determina-

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chischen Tradition steht also anscheinend ein Paar ‘Petesis und Necho der Weise’ (in dieser Reihenfolge der Namen). Wenn man mit dem hiesigen Verfasser Ryholts Erklärung für überzeugend hält, folgt daraus wohl implizit, dass die oben (S. 544) angeführten Belege für einen Ägypter Petosiris in Niniveh kurz vor dem Ende des 7. Jh. v.Chr. für die Deutung des literarischen Pseudonyms irrelevant sind. Was zuletzt die göttliche Unterweisung angeht, die nach dem oben (S. 548) zitierten P. Paris 19bis Petosiris und Necheus (= Nechepsos) von ‘Hermes und Asklepios, der Imouthes Sohn des Hephaistos [= äg. Imhotep Sohn des Ptah] ist’ erhalten (            ), kommt Ryholt mit Verweis auf den oben (S. 549) unter Punkt 1 vorgestellten demotischen Text, demzufolge Petesis ein von Imhotep dem Großen, Sohn des Ptah’ verfasstes Handbuch entziffert, sowie auf ein aus Clem. Alex. strom. 1,21,134,1 und Cyrill. contra Iul. 6,812 gewonnenes Argument zu der Überzeugung, dass mit ‘Hermes’ nicht, wie bisher angenommen, der ägyptische Gott Thot gemeint sei, sondern der vergöttlichte Amenhotep Sohn des Hapu.876 Die Wahl der Pseudonyme Nechepsos und Petosiris verleiht dem in ptolemäischer Zeit entstandenen astrologischen Werk das Prestige altehrwürdiger Pharaonen und Priester,877 die bereits durch eine indigen ägyptische literarische Tradition als mit der Astrologie vertraut galten (s.o. S. 549, Punkt 1). Es ist allerdings zu betonen, dass Petosiris in keiner einzigen griechisch-römischen Quelle explizit als Priester bezeichnet wird, auch wenn er in der Forschungsliteratur zuweilen als solcher bezeichnet wurde.878 Andererseits sprechen mehrere Argumente dafür, dass die literarische Figur nicht nur als Weiser, sondern konkret als Priester konzipiert war. Dafür spricht seine Identifizierung mit dem Magier und Priester Petese (s.o. S. 543 u. 552874) sowie auch Manil. 1,41 regalis animos u. 1,47 delectique sacerdotes, womit wohl ‘Nechepsos und Petosiris’ getive. Since this sign may be added to the name of a deified individual [...], the name of the sage Petesis would become indistinguishable from that of Petosiris. Indeed, unless compelled to do otherwise by specific circumstances, the name Petesis with the divine determinative would certainly be read Petosiris even by modern scholars.” Die aufgrund der Neufunde aus Tebtunis plausible Identifikation von Petesis/Petese mit Petosiris zeigt also, dass die seinerzeit lobenswert vorsichtige Zurückhaltung von Quack 2002 (s.o. S. 543) dem Befund nicht gerecht wurde. 876 Ryholt 2011, 71. 877 Vgl. Boll in Boll et al. 1966, 23f. Barton 1994a, 26. Bohleke 1996, 1843. Kritische Anmerkungen zu dieser Deutung bei Gundel – Gundel 1966, 281. 878 Z.B. von Kroll 1937c, 1165,6.

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meint sind.879 Beide Personengruppen, Pharaonen und Priester, stehen der Götterwelt nahe. Daher lesen wir z.B. bei Firmicus: illi divini viri atque omni admiratione digni Petosiris et Nechepso, und: divini illi viri et sanctissimae religionis antistites, Petosiris et Nechepso, quorum alter *****, 880 alter tenuit imperii gubernacula. 881 Ein weiterer potentieller Grund für die Wahl des Autorenpaars ‘Nechepsos und Petosiris’, der bisher keine Beachtung fand, ist die Nachahmung astrologischer Berichte der Priesterschaft an die assyrischen Könige, eine Praxis, die in Mesopotamien gerade für das 7. Jh. v.Chr. reich dokumentiert ist882 und durch Individuen wie den genannten Petosiris in Niniveh (s.o. S. 544) nach ihrer Rückkehr in die ägyptische Heimat dort bekannt geworden sein könnte. Es sei ferner auf gewisse in ähnlicher Weise instrumentalisierte Paare von legendären Königen und Priestern hingewiesen, z.B. auf die Pseudepigrapha unter dem Namen von Hystaspes und Zoroaster, deren Verfasser sich auf die Autorität des altiranischen Königs und des von ihm protegierten Religionsstifters beriefen.883 Zur Datierung: Nachdem anfangs erheblich divergierende Abfassungszeiten des ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebenen, fragmentarisch erhaltenen griechischen Werks innerhalb des ersten Jahrhunderts vor und nach Christus vermutet worden waren, 884 erscheint heute trotz erheblicher Unsicherheiten eine Datierung in die zweite Hälfte des 2. Jh. v.Chr. am wahrscheinlichsten. Das im Prinzip noch heute gültige Urteil hat bereits Kroll formuliert: um 150 v.Chr. mit Spielraum nach unten.885 Diese Datierung basiert auf einem terminus post quem um 170 v.Chr., der sich aus der Benutzung des hypsikleischen Anaphorikos für die Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen im Klima von Alexandria gewinnen 879

So urteilt Hübner 1999d, 819; ebenso – aber mit Beschränkung auf Nechepsos – bereits Kroll 1901, 5712, u. Kroll 1935, 2165. 880 Addidit Skutsch. 881 Firm. math. 3 prooem. 4 (= Nech. et Pet. frg. 25,2–3) u. Firm. math. 8,5,1 (= Nech. et Pet. frg. 26,4–6). 882 Siehe Hunger 1992. 883 Allerdings schreiben unsere Quellen dem Hystaspes, abgesehen von einem Traktat über die Planetenwoche, keine speziell astrologischen Schriften zu; stattdessen ist der Ps.-Hystaspes Autor der Apokalypse im Buch Henoch. Ebenso wie der Ps.-Nechepsos wird der Ps.-Hystaspes von späteren Schriftstellern immer wieder als ‘der König’ ( ) bezeichnet. Vgl. Bidez – Cumont 1938, I 215–223. Zu Ps.-Zoroaster s.o. Komm. zu T1. Siehe ferner Reitzenstein 1904, 123. 884 Riess 1891–1893, 329: ca. 80–60 v.Chr.; Boll 1894, 236–238: ca. 1. Jh. n.Chr.; Bouché-Leclercq 1899, XI: “au temps de Sylla (Riess) ou de Tibère (Boll)” (vgl. ebd. 564). 885 Kroll 1901, 577, u. Kroll 1935, 2164.

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lässt,886 sowie auf einem terminus ante quem um 100 v.Chr., der sich aus den historischen und geographischen Verhältnissen gewinnen lässt, die das wichtige Fragment Nr. 6 bei Heph. 1,21 spiegelt. Eine von Hephaistion unabhängige und vollständigere Parallelüberlieferung derselben Passage durch den Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151 (= frg. +32), enthält den bei Hephaistion fehlenden Zusatz    (p. 149,4–5), eine Prognose, die Boll nach 146 v.Chr., d.h. nach dem Ende der politischen Freiheit Griechenlands, für undenkbar hielt.887 Man sollte die zitierten Worte aber eher als chronologisches Indiz statt als sicheren terminus ante quem werten. Über die Zahl und die ethnische Zugehörigkeit der wahren Autoren, die sich hinter dem Pseudonym ‘Nechepsos und Petosiris’ verbergen, ist nichts bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen einzigen Verfasser.888 Dass er ein griechischer Gelehrter (in Alexandria?) gewesen sein könnte, legen zwei gewichtige Umstände nahe: Zum einen war das fragmentarisch erhaltene Werk in griechischer Sprache abgefasst (und wenigstens teilweise in iambischen Trimetern; dazu gleich mehr), zum anderen basierte es neben wichtigen Anleihen an babylonische Astralomina, die in achämenidischer Zeit nach Ägypten gelangt waren,889 auf Elementen griechischer Physik, Mathematik und Astronomie wie z.B. der sogenannten ‘pythagoreischen’ Planetenordnung (), 890 die Plin. nat. 2,88 (über die Größe der Planetenbahnen, = Nech. et Pet. frg. 2) impliziert und Thrasyllos ausdrücklich bezeugt.891 Der indigen ägyptische Einfluss auf unseren Autor darf allerdings angesichts der oben erläuterten demotischen Literaturtradition zu ‘Nechepsos und Petosiris’ nicht unter886

Vgl. Val. 3,13,6     (= Nech. et Pet. frg. 5) und dazu Kroll 1901, 576f. 887 Boll CCAG VII (1908), p. 130: “quod nullo modo post bellum Mithridaticum, vix ac ne vix quidem post a. 146 a. Chr. n. vaticinari quis poterat.” 888 Siehe die Begründung von Kroll 1901, 577 (vgl. Kroll 1935, 2163). Auch Pingree 1974b, 547, geht von einem einzigen Verfasser aus. – Entfernt vergleichbar ist das fiktive Autorenkollektiv der Historia Augusta, die vorgibt, von nicht weniger als sechs verschiedenen Autoren zu stammen, in Wahrheit aber von einem einzigen Anonymos verfasst wurde (so z.B. Syme 1976, 306–309 [= Syme 1983, 94–97] u. Birley 2000, 1321). Allerdings gibt dieser spätantike lateinische Text niemals vor, aus einer Zusammenarbeit der Autoren hervorzugehen (das betont Syme 1986, 4 = RP VI 159). 889 S.o. S. 545 bei Anm. 834. 890 Mehr dazu unten S. 590 bei Anm. 1049. 891 Zitiert in Anm. 1051. – Siehe ferner Heph. 1,23 = Nech. et Pet. frg. 12 und dazu Pingree 1974b, 548: “This passage presupposes both Aristotelian physical theories and a planetary system based on epicycles, eccentrics, or both” (allerdings sei unsicher, ob dieser Text authentisch sei und wirklich auf das 2. Jh. v.Chr. zurückgehe).

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schätzt werden. Außerdem betont Cumont in seiner Studie L’Égypte des astrologues die frappierende Unkenntis der Astrologen (generell) hinsichtlich der Institutionen einer griechischen Polis, während andererseits priesterliche Ränge in auffälliger Differenzierung Erwähnung finden.892 Er schließt daraus, dass die ersten Astrologen hellenisierte Mitglieder des ägyptischen Klerus waren und in einheimischen Tempeln außerhalb Alexandrias lebten.893 Über diese ersten Astrologen wissen wir leider so gut wie nichts; ‘Nechepsos’ scheint selbst auf sie verwiesen zu haben.894 Unter den ihm und ‘Petosiris’ zugeschriebenen Fragmenten sind der Zusammenhang mit Hermes-Thot (Firm. math. 3,1,1 = frg. 25,11) sowie die Beachtung der Dekane (Firm. math. 4,22 = frg. 13 u. 28) und des heliakischen Aufgangs des Sirius (Heph. 1,23 = frg. 12) typische Elemente ägyptischer Kultur. Ein Teil der soeben erwähnten Siriusomina (frg. 12) scheint sogar konkret auf eine ägyptische Vorlage zurückzugehen. 895 Wahrscheinlich ist darüber hinaus die Dodekatropos (frg. +16) indigen ägyptischen Ursprungs (s.u. S. 694–696). Auf die geographische Breite von Alexandria als Ort der Abfassung des Werks verweist ferner die ausschließliche Nutzung der Aufgangszeiten des ersten Klimas durch ‘Nechepsos’ (frg. 5, s.o. Anm. 886). Koenen 2002, 170f., betont in einem vergleichbaren Fall, dem der ungewissen ethnischen Zugehörigkeit des Autors des sogenannten Töpferorakels’: “Seit dem 2. Jh. v. Chr. wird es 892

Cumont 1937, 71–74. Cumont 1937, 74; siehe auch ebd. 134f. 894 Siehe Val. 9,12,9 = Nech. et Pet. frg. +14 (zit. in Anm. 907). Der Kontext (Finsternistabellen) ist astronomisch, besitzt aber eine erhebliche astrologische Relevanz (vgl. Heph. 1,21–22 = Nech. et Pet. frg. 6–7). 895 Heph. 1,23,19–24 (= Nech. et Pet. frg. 12,86–163) enthält systematische Omina zu den Stellungen der fünf echten Planeten in den zwölf Tierkreiszeichen beim Aufgang des Sirius (zu Saturn bis Mars vollständig, zu Venus und Merkur nur noch Exzerpte). Dazu gibt es inhaltliche Parallelen im P. Oxy. astron. 4471 (saec. IIex/IIIin, ed. Jones 1998, 130–133) und in dem demotischen P. Cairo 31222 (röm. Zeit, ed. Hughes 1951, stammt nach J. F. Quack bei von Lieven 1999, 103158, möglicherweise aus Tebtunis). Vor allem P. Oxy. astron. 4471, Z. 16–22, stimmt beinahe wörtlich mit P. Cairo 31222, Z. 9–10 überein (ein Omen zu Mars in den Zwillingen). Weniger eng, aber klar erkennbar ist die inhaltliche Parallele zwischen Heph. 2,23,22 a.E. und den beiden genannten Papyri (die Parallele zwischen P. Cairo 31222 u. Heph. 2,23,22 hat schon Hughes 1951, 26345, erkannt). Wahrscheinlich wurden diese Siriusomina ursprünglich in ägyptischer Sprache im 2. Jh.v.Chr. abgefasst und später ins Griechische übersetzt (s. Jones 1998, 131f., aufgrund von textimmanenten Anspielungen auf historische Ereignisse um 150 v.Chr.). Nach von Lieven 1999, 103161, könnte es sich, falls es eine ägyptische Version des Werks von ‘Nechepsos und Petosiris’ gegeben haben sollte, bei P. Cairo 31222 um ein Fragment davon handeln. 893

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immer schwieriger, zwischen Griechen und Ägyptern zu unterscheiden. Schon im 3. Jahrhundert lernten viele Ägypter Griechisch [...]. Man lernte Griechisch vor allem an Homer.”896 Unsere Quellen für das ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebene Œuvre sind vor allem fachliterarische Texte des 2.–6. Jh. n.Chr., allen voran Valens, Firmicus, und Hephaistion. Die Testimonien und Fragmente hat Riess 1891–1893 gesammelt, wozu zahlreiche Texte zu ergänzen sind (s.o. Liste S. 40–47). Bei einem Teil der fragmentarisch bekannten Texte handelt es sich wohl um spätere Machwerke, die von Nachahmern verfasst wurden, um an dem ‘Nechepsos und Petosiris’ umgebenden Ruhm teilzuhaben. Aber schon das ursprüngliche Œuvre, das wir einem Gelehrten des 2. Jh. v.Chr. zuschreiben, bestand möglicherweise aus mehreren Einzelwerken oder Einzelteilen. Die Suda legt nahe, dass der Gesamttitel  gelautet haben könnte; 897 danach jedenfalls benannten die Gundels ihre Geschichte der astrologischen Literatur (1966). Hinweise auf eine eigene (Teil-)Schrift des Petosiris mit dem Titel Definitionen () bietet Val. 2,3,3 u. 9,2,7 (= frg. +5b u. +12a); siehe auch Val. 8,5,20 (= test. +1). Nachdem schon lange Zeugnisse für ein 13. und 14. Buch bekannt waren,898 lieferte vor einigen Jahren das erste bekannte Papyrusfragment ein astralmagisches Rezept aus dem 15. Buch. 899 Explizite Hinweise auf die Existenz der Bücher 1–12 fehlen. Das kann ein überlieferungsbedingter Zufall sein. Rein theoretisch ist es aber auch denkbar, dass das angeblich von Petesis (~ Petosiris) entdeckte Werk des Imhotep (s.o. S. 550) aus zwölf Büchern entsprechend den zwölf Tierkreiszeichen bestanden haben soll. Falls dem so wäre, könnte 896

Koenen fährt fort (ebd. 170–172), die fortschreitende Verschmelzung griechischer und indigen ägyptischer Kultur während dieser Phase zu beschreiben. Zum Töpferorakel s. Zauzich 1986. Zu Homer als dem griechischen Schulautor, der im ptolemäischen und römischen Ägypten “far more widely read than any other author” war, soweit die erhaltenen, von Schülern geschriebenen Papyri ein Urteil erlauben, s. Morgan 1997, 739. 897 Suda s.v. ,  1399, p. IV 117,5–6 Adler = Nech. et Pet. test. 1,3. Zur Wortbildung vgl. Jones 1986, 379, mit Verweis auf ähnliche Titel wie z.B.   und  (Heron) oder  (Asklepiades von Mendes, Nikomachos, Iamblich). 898 Das 13. Buch erwähnt Val. 2,3,1 (= Nech. et Pet. frg. +5a). 3,11,2 (= frg. 19). 9,1,2 (= frg. +11). 9,2,8 (= frg. +12b), das 14. Buch zitiert Galen. de simpl. med. temp. ac fac. 10,2,19 p. XII 207,5–8 Kühn (~ Aët. iatr. 2,18 p. I 162,21–23 Olivieri [CMG 8,1] s.v. ) = Nech. et Pet. frg. 29. 899 P. Bingen 13 (saec. II/IIIin), ed. Fournet 2000 (= Nech. et Pet. frg. +19). Neben diesem einzigen Fragment auf Papyrus gibt es auch ein einziges Testimonium auf Papyrus, P. Paris 19bis (Nech. et Pet. test. 6).

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das 13. Buch die Fortsetzung des Nechepsos und damit das erste wirklich von unserem griechischen Anonymos verfasste Buch sein.900 Alle Zitate des 13. Buches (über das Glückslos) sowie auch des 14. (Iatromathematik) und 15. Buches () betreffen den König Nechepsos; er muss als deren Autor präsentiert worden sein. Anscheinend kommunizierten die beiden vorgeblichen Autoren miteinander, vielleicht indem sie einzelne Bücher aneinander richteten: Dafür sprechen Stellen wie Val. 3,7,1 901    (= frg. 18,3–4), und zuweilen vertraten sie wohl divergierende Auffassungen: vgl. Val. 8,5,19–20 (= test. +1)          Im Einzelnen entzieht sich aber der Aufbau des Werks beziehungsweise des Corpus unserer Kenntnis.902 Nur soviel lässt sich sagen: Es ist ganz ungewiss, ob das 15. Buch sowie die arithmologischen Fragmente (frg. 37–42) authentisch sind. Fournet, der Editor des oben genannten astralmagischen Papyrus, erwägt mit Verweis auf die heterogenen Teile des ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebenen Corpus einen längeren Entstehungszeitraum und die abschließende Zusammenfassung (2. Jh. n.Chr.?) in einer mindestens 15 Bücher umfassenden Gesamtedition. 903 Wenngleich keine ausreichenden Indizien für die Annahme einer solchen Gesamtedition vorliegen, ist doch unbestreitbar, dass “die Fabrikation von Schriften auf die Namen Nechepso und

900

Zugunsten dieser Hypothese vgl. Val. 3,11,2 (= frg. 19), der sagt, Nechepso habe im 13. Buch nach der Einleitung und den Anordnungen der Tierkreiszeichen das Glückslos behandelt (       ). Dabei habe sich die Behandlung des Glücksloses noch immer nahe dem Anfang des 13. Buchs befunden (Val. 2,3,1      u. 9,2,8       , = frgg. +5a u. +12b). Es ist schwer vorstellbar, dass ein so elementares Thema wie die Anordnung der Tierkreiszeichen, noch dazu in offenbar sehr knapper Behandlung, irgendwo anders als zu Beginn des ersten Buches ein und desselben Autors gestanden haben könnte. 901 Scil.          , eine andere rein numerische Methode zur Analyse der Lebensabschnitte. 902 Mit Vorsicht sind die Vermutungen und Spekulationen von Riess 1890, 8–29, zu lesen. 903 Fournet 2000, 6410. 65. 71; zustimmend (“sans doute” [!]) Fuentes González 2005, 608.

Stellenkommentar

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Petosiris [...] immer weiter gegangen” ist.904 Die bis heute divergierenden Aussagen zur Datierung von ‘Nechepsos und Petosiris’ sind zumindest teilweise durch die Beachtung beziehungsweise Nichtbeachtung späterer Zusätze bedingt. Diejenigen Bücher des Corpus, die den authentischen Kern bildeten und die wir im Vertrauen auf die Suda bis auf weiteres als die Astrologumena bezeichnen werden, müssen ganz oder teilweise metrisch gebunden gewesen sein. 905 Reste iambischer Trimeter enthalten die Fragmente 1, 19, 21 und 24 (s.o. S. 41)906 sowie einige Riess noch unbekannte Exzerpte. 907 Außerdem verdienen eineinhalb Elegiamben des ‘Nechepsos’ in iatromathematischem Kontext Erwähnung, die Aëtios überliefert:       |   908 Aëtios bezeichnet Nechepsos an anderer Stelle explizit als Dichter ( ).909 Angesichts des metrischen (oder wenigstens prosimetrischen) Charakters und der oben (S. 555) erwähnten Elemente griechischer Physik, Mathematik und Astronomie nimmt Ray wohl zu Unrecht an, die von Riess edierten Fragmente seien griechische Übersetzungen aus dem Ägyptischen.910 Entsprechend dem mystisch-poetischen Charakter der frühen hellenistischen Astrologentexte911 waren die Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’ in vielem dunkel und schwer verständlich formuliert. Davon legen die späteren Autoren vielfach Zeugnis ab.912 Dieser halb mystische Cha904

So bereits Kroll 1901, 5722, der ebd. 5702 von “späten Fabrikaten” spricht. Ähnlich äußerte sich Bouché-Leclercq 1899, 519, bezüglich der von Riess als frg. 37–40 erfassten Briefe des Petosiris an Nechepsos. 905 Dazu bereits Riess 1890, 14f. 906 Versuche einer Rekonstruktion der Verse bieten Usener und Riess bei Riess 1891– 1893, 333.364.373f.376 (n.b.: nach Kroll 1935, 2166,8–9 “ist Usener (bei Riess) in der Aufspürung von Versen zu weit gegangen”). – Gundel – Gundel 1966, 30, sprechen zu Unrecht von “Spuren epischer Diktion”. 907 Aktuell und ausführlich zu den metrischen Fragmenten: Heilen 2011. 908 Aët. iatr. 2,19 p. I 163,6–10 Olivieri (CMG 8,1) s.v.  = Nech. et Pet. frg. 31,4–5. 909 Aët. iatr. 2,47 p. 170,12 Olivieri (CMG 8,1) s.v.     = Nech. et Pet. frg. 32,1–2 (n.b.: die Worte  fehlen in einem Teil der Hss. und bei Riess). 910 Ray 1974, 255. 911 Dazu Cumont 1937, 156. 912 Val. 2,41,2  [sc. ] (= frg. 24,2). Val. 3,7,1   (= frg. 18,3–4). Val. 3,11,2            

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rakter der Astrologumena ist im Rahmen zweier in der Antike konkurrierender Erklärungsmodelle der Astrologie zu sehen: einerseits die angeblich bis zu einer halben Million Jahre zurückreichende empirische Forschung der Babylonier, 913 andererseits die Stilisierung der neuägyptischen Astrologie als göttliche Offenbarungsweisheit. An ‘Nechepsos und Petosiris’ wird nicht Empirie gerühmt, sondern Visionen und Weisheit. Wohlbekannt ist die von Val. 6,1,9 überlieferte nächtliche Vision des Nechepsos (= frg. 1).914 Zur Weisheit beider Männer vgl. Stellen wie P. Paris 19bis (= Hor. gr. 137.XII.4), col. I, 3    (= test. 6,1–2) u. Heph. 1,23,1     (= frg. 12,1– 2). Ganz besonders wird die Weisheit des Petosiris gepriesen: vgl. z.B. Ps.-Maneth. 5[6],9–10|     (= test. 9,6–7) und weitere Belege bis in die byzantinische Zeit.915 So ist es nicht verwunderlich,                    (= frg. 19,1–6). Val. 8,6,14             (= frg. +10). Val. 9,11,2          (test. +2). Firm. math. 4,22,1 doctrinae istius veneranda secreta, quae divini veteres cum maxima trepidatione dixerunt et quae involuta obscuritatis ambagibus reliquerunt ob hoc, ne publicata divina scientia ad profanorum hominum notitiam perveniret (= frg. 13,1–5). Firm. math. 4,22,20 sed et magnus ille Petosiris hanc partem leviter attigit, non quod eam nesciret (ad omnia enim secreta divinitatis accessit), sed cum docere nollet, ne inmortalem operis sui relinqueret disciplinam (= frg. 13,60–64). Firm. math. 8,2,1 nam et istum tractatum Petosiris sicut mihi videtur invido voluit stridore celare (= frg. 16,3–5 Riess, ubi livore pro stridore). Paul. Nol. carm. 3,8 quique magos docuit mysteria uana Nechepsos (= Nech. et Pet. test. 5). – Ps.-Maneth. 1[5],11–12 legt nahe, dass die Dunkelheit des Petosiris zumindest teilweise durch allzu knappe und eilige Diktion verursacht war:      (!)  |   (= test. 8). 913 Vgl. Plin. nat. 7,193 Epigenes apud Babylonios DCCXX annorum observationes siderum coctilibus laterculis inscriptas docet, gravis auctor in primis; qui minimum, Berosus et Critodemus, CCCCXC. ex quo apparet aeternus litterarum usus. 914 Siehe den Kommentar bei Heilen 2011, 37–56. 915 Z.B. Suda s.v. ,  1399, p. IV 117,4 Adler:   (= test. 1,1). Falls eine Konjektur von Gautier zutrifft, nennt Michael Italikos (saec. XII) den Petosiris einen philosophischer Schüler des Knuphis: Mich. Ital. epist. 19 p. 162,14– 15 Gautier     (= test. 11,2–3, ubi  leg. Riess cum cod., emend. Gautier; zum Echtheitsproblem s.o. Anm. 190). – Die Weisheit unseres Astrologen Petosiris ist ein Charakteristikum, das er mit dem in ptolemäischer Zeit herrschenden Bild des historischen Thot-Priesters Petosiris (s.o. S. 540) gemeinsam hat. Vgl. die Invokation, die ein Unbekannter in der Mitte des 3. Jh. v.Chr. in Form eines am Ende unvollkommenen

Stellenkommentar

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dass er bisweilen als alleiniger Autor erscheint916 oder zumindest, so wie hier in F1 § 21 (= test. +4) und in mehreren anderen Texten, an erster Stelle genannt wird. 917 Man darf sich fragen, ob nicht vielleicht in der bisherigen Forschung der königliche Rang des Nechepsos zuviel Beachtung gefunden hat und es sinnvoll wäre, die in der Sekundärliteratur übliche Reihenfolge der Pseudonyme zu ‘Petosiris und Nechepsos’ umzustellen. Einen Ansatz dazu machte Pingree 1974b, der das für beide Autoritäten relevante Material im Dictionary of Scientific Biography unter dem Lemma ‘Petosiris’ besprach (ein Lemma ‘Nechepso’ oder ‘Nechepsos’ fehlt). Trotzdem wird in der hier vorgelegten Arbeit – teils aufgrund der sehr fragmentarischen Überlieferung, die eine verlässliche iambischen Distichons an dem Petosiris-Grab in Hermopolis hinterließ:  |Die Inschrift ist abgebildet, ediert und übersetzt von Lefebvre 1923–1924, I 24 (“J’invoque Petosiris dont le cadavre est sous terre, mais dont l’âme réside au séjour des dieux: sage, il est réuni à des sages”). Sie befindet sich auf einer der Säulen an der Ostseite der Fassade des Grabheiligtums. Anders als z.B. die Inschriften des Pronaos handelt es sich nicht, wie man oft fälschlich liest, um einen Graffito, sondern um einen mit schwarzem Pinselstrich gemalten Schriftzug, der paläographisch in die Mitte des 3. Jh. v.Chr. zu datieren ist (Lefebvre 1923–1924, I 22). Kroll 1935, 2165,2–3, liest am Ende    . Der Nominativ ist aber dadurch gesichert, dass eine unmittelbar folgende, später verfasste und scherzhaft gemeinte Inschrift den Zahlwert des Distichons als 8373 Drachmen errechnet, was bei der Lesung  stimmt, nicht aber im Falle von  (s. Lefebvre 1923–1924, I 25). Auf diese isopsephische Inschrift beziehen sich anscheinend Gundel – Gundel 1966, 31, wenn sie urteilen: “Spätere Griechen haben in diesem Petosiris [sc. dem historischen Priester] den berühmten Mystiker und Astrologen gesehen, worauf auch verschiedene Graffiti deuten, in denen seine Onomanteia und seine Isopsephien verherrlicht wurden.” Das ist ein Missverständnis; treffender bemerkte Suys 1927, 14: “Ils [sc. les vers pieux] eurent pour effet d’égayer un pèlerin moins pénétré, qui se mit en devoir de les apprécier à l’américaine”. 916 Vgl. Lyd. ost. 2 p. 6,14 Wachsmuth (= test. 10,5 = hier T1) sowie Riess 1890, 27f. Zu seinen Definitionen () s.o. S. 557. Es ließen sich mehrere weitere Stellen nennen, die aber anders als die bisher genannten spezielle Einzellehren betreffen, die teils sicher, teils vielleicht dem Petosiris zugeschrieben waren und so die alleinige Nennung desselben erklären. Das gilt für Iuv. 6,580f. (= test. 4, Katarchenhoroskopie) sowie Heph. 2,1,2        (= frg. 14b,1–2) u. 3,10,5     (= frg. 14c,1, beide Stellen im Kontext der sogenannten Petosiris-Regel [s.o. S. 511 zu T3]). Siehe ferner Heph. 2,22,8   (= frg. +4, zum Thema Kinder). 917 Vgl. P. Paris 19bis (= Hor. gr. 137.XII.4), col. I,4       (= test. 6,2–3; vollständig zitiert oben S. 548 bei Anm. 849) u. Anon. a. 379 p. 204,21 (= frg. +21), ferner die oben S. 554 zitierten Stellen Firm. math. 3 prooem. 4 (= Nech. et Pet. frg. 25,2–3) u. Firm. math. 8,5,1 (= Nech. et Pet. frg. 26,4–6); umgekehrt: Heph. 2,11,25 (= frg. +3).

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Antig. Nic. F1 § 21

Bewertung der Priorität des Petosiris unmöglich macht, teil auch, um Verwirrung zu vermeiden – die durch Riess 1890 und Riess 1891–1893 begründete und von den meisten Autoren übernommene Bezeichnung ‘Nechepso und Petosiris’ unter Hinzufügung des -s zum Namen des Königs fortgeführt. Die wissenschaftshistorische Bedeutung von ‘Nechepsos und Petosiris’ sieht Pingree 1974b, 548, in “their illumination of – although in a very fragmentary form – two important processes of Ptolemaic science: the development of the astral omens that the Egyptians of the Achemenid period had derived from Mesopotamia, and the invention of a new science of astrology based on Greek astronomy and physics in conjunction with Hellenistic mysticism and Egypto-Babylonian divination from astral omens.” In dieser Einschätzung spielt die indigen ägyptische Komponente gegenüber den mesopotamischen und griechischen Komponenten eine vergleichsweise geringe Rolle, die angesichts der sich verdichtenden Indizien dafür, dass die zentrale astrologische Lehre der Dodekatropos ägyptischen Ursprungs ist (s.o. S. 694–696), ein wenig aufgewertet werden sollte.918 Eine aktualisierte Liste der ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebenen Fragmente sowie eine Gliederung nach Themenkreisen und Einzellehren, die sich aus diesen Fragmenten gewinnen lassen, wurde bereits oben (S. 40–47) anlässlich der Quellen des Antigonos von Nikaia geboten.

§§ 22–52 Das Horoskop des Kaisers Hadrian.919 Anscheinend ist diese Identifizierung das Verdienst von Wilhelm Kroll (1903) und basiert auf den biographischen Angaben im Text.920 Krolls Identifizierung wurde später durch Otto Neugebauers Einsicht bestätigt, dass die astronomischen Daten in

918

Zur Aufwertung der Bedeutung der ägyptischen Astronomie und Astrologie überhaupt s. auch Quack (demnächst B). 919 Zu Hadrian s. von Rohden 1893. Stein 1933 (PIR2 A 184). Caballos Rufino 1990, 40–44 (Nr. 7). Kienast 1996, 128–131. Birley 1997. – Hadrian wird an keiner Stelle der erhaltenen griechisch-römischen Astrologentexte erwähnt (mit Ausnahme der Datierungen fremder Horoskope in seine Regierungszeit bzw. kalendarischer Rechenbeispiele: vgl. bes. Pingree 1986, 457 s.v. ). 920 Siehe CCAG VI (1903), p. 67, u. vgl. Cumont im CCAG VIII 2 (1911), p. 831.

Gesamtbesprechung

563

§ 22 auf das historisch überlieferte kalendarische Datum der Geburt Hadrians zutreffen.921 Der Text des Horoskops zerfällt in drei Teile von sehr unterschiedlicher Länge: zuerst die astronomischen Daten (§ 22, ), dann eine knappe Lebensbeschreibung (§§ 23–24, ) und schließlich ein langer astrologischer Kommentar (§§ 25–52, ), der den Kausalnexus der beiden vorausgehenden Teile, d.h. zwischen den astronomischen und den biographischen Daten, erläutert. Erst aus der Spätantike sind vereinzelt Horoskope bezeugt, die dem hiesigen in Umfang und Aufbau vergleichbar sind, so etwa das von Rhetorios überlieferte (wahrscheinlich vom Astrologen Zenons verfasste) Horoskop des Grammatikers Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), wo allerdings die Kurzbiographie den astronomischen Daten vorausgeht.922 Auch das Horoskop des Ceionius Rufius Albinus (Hor. lat. 303.III.14) wird durch eine Liste der astronomischen Daten plus Kurzbiographie eröffnet, ehe die Diskussion und Kommentierung beginnt. Erwähnung verdient hier auch der Aufbau einiger Traumberichte des dem Antigonos chronologisch nahestehenden Artemidor von Daldis. Die kommentierenden Teile so strukturierter Lehrtexte zitieren nicht selten aus älteren Autoren.

921

Vgl. Cramer 1954, 165140, zur Datierung des Horoskops auf den 24. Januar 76 n.Chr.: “Recently computed by O. Neugebauer. Earlier A. Farnsworth had arrived at almost the same result in an independent computation. The author gratefully acknowledges their assistance in this matter.” Neugebauer hat seine Berechnungen also offenbar zwischen 1939 (seiner Ankunft in den USA) und 1954 (dem Erscheinungsjahr von Cramers Buch) angestellt und einige Jahre später in Neugebauer – van Hoesen 1959, 90f., publiziert. Frederick Henry Cramer wurde am 2.3.1906 in Berlin geboren und starb am 4.9.1954 in Monaco als Teilnehmer der Ralley Monte-Carlo bei einem Automobilunfall (Quelle: Frederick H. Cramer Papers, Mount Holyoke College, Archives and Special Collections, South Hadley, Massachusetts, http://asteria.fivecolleges.edu/findaids/mountholyoke/ mshm153.html). Seit 1938 war er Associate Professor of History in Holyoke College. Seine oben zitierte Anmerkung bezieht sich auf die über viele Jahre an demselben College tätige Astronomin Alice H. Farnsworth (1893–1960, s. Lankford 1997, 311). Anscheinend hatte Cramer sowohl seine Kollegin in Holyoke College als auch Neugebauer in Providence um Hilfe gebeten. Sehr wahrscheinlich kommt also Cramer das Verdienst zu, die astronomische Verifizierung von Krolls historisch-philologischer Identifizierung des Nativen initiiert zu haben. 922 Ebenso z.B. in Hor. gr. 486.III.17.

564

Antig. Nic. F1 §§ 22–52

Sterndeutung Heph. Rhet. 2,18,22–52 5,113–117 (Hadrian) (Pamprepios von Panopolis) 2,18,22 5,113,5

I: astronomische Daten II: biogra- 2,18,23–24 5,113,1–4 phische Daten III: Kom- 2,18,25–52 5,113,6– mentar: 117925 Kausalnexus von I u. II

Traumdeutung Firm. math. Artem. onir. 1,4 pp. 13,11– 2,29,10–20 14,8 Pack923 (Ceionius Rufius Albinus) 2,29,10a I: Traum p. 13,11–17 () 2,29,10b

II: Erfüllung p. 13,17–20 ( )924 pp. 13,20– 2,29,11–20 III: Kom14,7926 mentar: Relation von I u. II

Tab. 3: Strukturvergleich umfangreicher Horoskope und Traumberichte

923 Über einen Mann, der träumte, ein anderer Mann besiege den Charon im Brettspiel; da er selbst es mit dem Sieger gehalten hatte, verfolgte der wütende Charon ihn in die Herberge ‘Zum Kamel’; usw. 924 Den oneirokritischen terminus technicus (s.o. Anm. 162) verwendet Artemidor ebenda p. 13,18. Als Alternative zu  begegnet auch  Artem. onir. 5 prol. p. 301,16–17). Zu  als astrologischem terminus technicus s.u. zu § 31 . 925 Darin zwei Dichterzitate, das eine sicher von Dorotheos (Rhet. 5,115,2–3 = Dor. p. 368,9–23 = Dor. frg. 58d St.; cf. Dor. arab. 2,15,28), das andere (Rhet. 5,113,9) nach Cumont (CCAG VIII 4, 1921, p. 222,11) ebenfalls, doch s. die Bedenken von Pingree 1976b, 145,22 app. crit. 926 Darin befindet sich ein Dichterzitat aus den Liebesgedichten des Euenos von Paros (dazu White 1975, 6818); vgl. die vorige Anm. – Zum Schema Traum–Erfüllung–Begründung vgl. auch Artem. onir. 5,78, wo die Elemente des Traums (p. 320,12–19) und die der Erfüllung (pp. 320,19–321,1) sehr genau paarweise miteinander verglichen werden (p. 321,1–6).

Gesamtbesprechung

565

Im Einzelnen gliedert sich der Text des Hadrianhoroskops wie folgt: I § 22: astronomische Daten II §§ 23–24: knappe Lebensbeschreibung III §§ 25–52: astrologischer Kommentar 25: Einleitung 26–28: Kaisertum 29–38: körperliche und seelische Qualitäten 29: körperliche Qualitäten 30–38: seelische Qualitäten 30–31: geistig-intellektuelle Qualitäten 32–33a: berufliche Qualitäten 33b: speziell kaiserliche Qualitäten 34–35: Widersacher und deren Überwindung 36–37: Ehrungen und Wohltätigkeit 38: Rückkehr zu §§ 30–31 39–48 Familie 39–40: Ehe 41–45: Geschwister 46: Kinder 47: Familienkonflikte 48: Adoption 49–51: Todesursache 52: Todeszeitpunkt Weiterführende Details zur Gliederung des Hadrianhoroskops bietet die Gesamtbesprechung von §§ 23–24 (s.u. S. 656–660).

§ 22 Das Horoskop wird eröffnet durch eine Exposition der astronomischen Daten (Diagramm: s.u. S. 587). Genauso verfährt Antigonos auch in der zweiten und dritten Nativität (F2 §§ 54–55 u. F3 §§ 63–64). Es handelt sich hierbei um den in der Genese individueller Horoskope ältesten und – zumindest in der schriftlichen Fixierung – ursprünglich einzigen Teil, wie die erhaltenen babylonischen ‘Horoskope’ 927 zeigen. Auch die meisten der auf Papyrus, Ostraka oder anderen Materialien gefundenen griechi927

30 Keilschrifttexte für Daten von 410–69 v.Chr.; s.o. S. 207 (Katalog).

566

Antig. Nic. F1 § 22

schen und demotischen Originalhoroskope 928 bieten nur eine knappe Zusammenstellung der astronomischen Daten. Anders verhält es sich mit den literarischen griechischen Horoskopen, die oft (so wie hier F1–F3) zusätzlich zu den astronomischen Daten biographische Informationen bieten und den Kausalzusammenhang dieser heterogenen Daten retrospektiv zu erweisen suchen. – Die weiteren Vorbemerkungen zum lemmatisierten Stellenkommentar zu § 22 (ab S. 635) gliedern sich wie folgt: a) Tierkreis (S. 566) b) Planeten (S. 569) c) Diagramme (S. 581) d) Symbole (S. 583) e) Die astronomischen Daten Hadrians (S. 587) 1. Umfang der Daten (S. 588) 2. Ordnung der Daten (S. 589) 3. Korrektheit der Daten (S. 593) ) Besprechung des gesamten Datenblocks (S. 593) ) Venus (S. 608) ) Aszendent (S. 609) Sonne (S. 612) ) Saturn (S. 613) ) Der MC-Wert (S. 615) ) Zusammenfassung (S. 631) f) Vergleich mit dem thema mundi (S. 632)

a) Tierkreis Während die Kulturgeschichte der sichtbaren Sternbilder im Altertum weit zurückreicht,929 sind die von den sichtbaren Konstellationen abstrahierten Tierkreiszeichen relativ jung. Dieser mathematische Tierkreis mit 12 Zeichen à 30°, der die Grundlage ekliptikaler Längenangaben (wie hier in § 22) bildet, ist erstmals in babylonischen Keilschrifttexten des späten 5. Jh. v.Chr. belegt. 930 In Griechenland wurde die babylonische 928

S.o. S. 213 u. S. 316 (Katalog). Vgl. Hübner 2001h. 930 Nach den jüngsten Studien von J. P. Britton kann die Einführung des mathematisch gleichförmigen Tierkreises auf der Grundlage vielfältiger Beweismittel auf die Zeit zwischen 409 und 398 v.Chr. eingegrenzt werden; s. Britton 2010, 647f.: “We thus have converging evidence from reports of planetary positions, zodiacal nomenclature and 929

Gesamtbesprechung

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360°-Teilung des Tierkreises wahrscheinlich erst im 3. Jh. v.Chr. übernommen.931 Sicher belegt ist der 360°-Tierkreis in Griechenland erst im 2. Jh. v.Chr. (Rochberg 2010, 12f.). Zu den Eigenschaften der Tierkreiszeichen in der griechisch-römischen Antike siehe Hübner 1982. 932 Ihre kanonischen Namen sind: , , , , , , , , , , ,  (lat. Aries, Taurus, Gemini, Cancer, Leo, Virgo, Libra, Scorpius/Scorpio, Sagittarius, Capricornus, Aquarius, Pisces).933 Was antike Illustrationen betrifft, ist das älteste bekannte Tierkreismonument in Ägypten, dem Ursprungsland der hellenistischen Astroloorthography, and the A2 longitude scheme in BM 36822 that the zodiac was introduced between −408 and −397” (vgl. ebd. 645). Brittons Datierung wird akzeptiert von Jones – Steele 2011, par. 1 mit Anm. 4. Siehe ferner die etwas älteren Datierungen von Rochberg 1998, 30 (ca. 475 v.Chr.). Hunger 2002, 555 (“um 500 v.Chr.”, nach Neugebauer 1975, 593). Rochberg 2004, 130 (ca. 475 v.Chr.). Hunger 2014. Zur mesopotamischen Astronomie und Astrologie im Allgemeinen vgl. Hunger – Pingree 1999, Brown 2000 und die wichtige Aufsatzsammlung von Galter 1993 (mit reicher Bibliographie auf S. 407–445). – Nach Pettinato existierte der abstrakte Tierkreis mit allen zwölf in späterer Zeit kanonischen Bildern vom Widder bis zu den Fischen bereits um 600 v.Chr., wie durch einen neuen Keilschriftfund aus Sippar deutlich sei (Pettinato 1995, 128, vgl. ebd. 122; wiederholt von Pettinato in Adorno et al. 2001, 68; auf ein Schreiben des Verfassers mit Bitte um Details reagierte Pettinato nicht). Siehe auch van der Waerden 1988, 24, der mit Verweis auf eine eigene Keilschriftuntersuchung von 1968 die Überzeugung vertritt, schon zur Zeit des persischen Königs Darius (521–486 v.Chr.) habe es Ortsbestimmungen mit zodiakalen Grad- und Minutenangaben gegeben. Zum Ursprung des Tierkreises siehe jetzt bes. Brack-Bernsen – Hunger 1999 mit Datierung des mathematischen Tierkreises “shortly before 400 B.C.” (S. 280) und der beachtenswerten neuen These, der babylonische Tierkreis sei aus der Messung von Bogensegmenten am östlichen Horizont hervorgegangen (ebenso Brack-Bernsen 2000). Panchenko 1999 vertritt entgegen der communis opinio die Auffassung, Oinopides von Chios habe den Tierkreis entdeckt und die Babylonier hätten ihn von den Griechen übernommen. Das ist aber, wenn überhaupt, nur im Sinne einer engen Definition – eines gegen den Äquator geneigten Großkreises der Himmelskugel – akzeptabel, denn die Babylonier hatten, soweit wir wissen, keine geometrischen Modelle (Neugebauer 1975, 3; siehe auch Theo Sm. p. 177,18–20            ; zu Einzelheiten vgl. die Kritik an Panchenko durch Brack-Bernsen 2000). 931 So Pingree 1998, 133, mit Verweis auf Neugebauer 1975, 590. 932 Eine vergleichbare Untersuchung der astrologischen Wirkungen der Tierkreiszeichen fehlt bisher. Ergänzend zu Hübner s. Bezza 1998, der auch nachantikes Material (arabisch und lateinisch) bietet, und Lib. curios. 1,2 (ed. Rapoport – Savage-Smith 2014). 933 Vgl. die mittellateinischen, bei Johannes de Sacrobosco (Tractatus de sphaera, cap. II, p. 88 Thorndike) überlieferten anonymen Merkverse: Sunt Aries Taurus Gemini Cancer Leo Virgo | Libraque Scorpius Arcitenens Caper Amphora Pisces (= Walther 1959, Nr. 18806). Vergleichbare griechische Merkverse sind nicht bekannt.

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Antig. Nic. F1 § 22

gie, der Zodiak der auf ca. 200 v.Chr. datierten Tempeldecke von Esna A (heute zerstört).934 Umfangreiches weiteres Material zu Darstellungen des Tierkreises im Altertum bietet Gundel 1992. Zu ergänzen ist ein 1997/98 publizierter Fund, bei dem es sich um den bisher einzigen komplett erhaltenen antiken Himmelsglobus handelt. Dieser wurde ca. 150–200 n.Chr. gefertigt und weist die kanonische Zahl von 48 Sternbildern auf (inklusive der 12 Tierkreisbilder).935 Parallel zum babylonisch-hellenistischen Tierkreis, der auch menschliche Bilder umfasst,936 findet sich bei Teukros unter ägyptischem Einfluss und als Teil seiner Sphaera Barbarica ein tatsächlich nur aus Tieren bestehender Zwölferkreis, die  (mit Beginn beim Widder: Kater – Hund – Schlange – Käfer – Esel – Löwe – Bock – Stier – Sperber – Affe – Ibis – Krokodil).937 Dieser von Antigonos und den meisten anderen griechischen Astrologen ignorierte ‘Zwölfstundenkreis’ lässt sich nach Hübner am besten als Metastasen des Sonnengottes in den zwölf Doppelstunden erklären.938 Auf ihn geht der seit dem 1. Jh. n.Chr. bezeugte ostasiatische Tierkreis zurück.939

934

Vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 204, u. Behlmer 1986, 1215. Vgl. Künzl 1997/98. Künzl 1998. Künzl 2000. – Der bekanntere Atlas Farnese aus augusteischer Zeit ist unvollständig. 936 Mehr dazu unten im Kommentar zu § 29     . 937 Vgl. bes. Hübner 1990, außerdem Boll 1903a, 295–346. R. Böker in Gundel – Böker 1972, 507–509. Hübner 2001h, 968. Hübner 2002f, 557f. – Der in den Quellen als ‘Teukros von Babylon’ bezeichnete Astrologe stammt nach Pingree 1978a, II 442f., Quack 1995, 121, u. Hübner 2010, I 17, wohl aus dem ägyptischen Babylon (heute: Alt-Kairo; obsolete Gegenstimme: Neugebauer 1957, 189). Er muss spätestens im 1. Jh. v.Chr. gelebt haben, denn terminus ante quem sind die Astronomica des Manilius (Hübner 2010, I 17). Nach Firm. math. 8,5,1 = Nech. et Pet. frg. 26 kannten ‘Nechepsos und Petosiris’ die Sphaera Barbarica nicht, was ebenfalls für das 1. Jh. v.Chr. (nicht früher) spricht. Weitere Lit. zu Teukros: Boll 1903a, 9f. u. passim (s. ebd. Index p. 553). Cumont 1909a, 264f. Gundel 1936a, 140f. 280f. Gundel – Gundel 1966, 112f. van der Waerden 1978, 376 u. 381–383. van der Waerden 1980, 127. Pingree 1982b, 621. Feraboli 1989, bes. 213f. Hübner 1993. Hübner 1994. Hübner 1995a, I 14 u. 92–107. Holden 1996, 31f. Hübner 2001h, 967f. Hübner 2002d. Heilen 2003, 97 u. 102f. Pingree 2004, 549. Hübner 2005c, 188. Hübner 2010, I 16–20. Siehe ferner al-Nad. Fihr. 7,2 p. 643 Dodge. 938 Hübner 1990, 75f. u. Hübner 2002f, 557. 939 Vgl. Boll 1912a. 935

Gesamtbesprechung

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b) Planeten Einer ausführlicheren Erläuterung bedarf die Nomenklatur der insgesamt sieben der Antike bekannten Wandelsterne, die in den Texten zuweilen (nicht jedoch bei Antigonos) explizit als ‘sieben Planeten’ oder ‘sieben Götter’ bezeichnet werden.940 Ihre Einzelnamen lauten in den Antigonosfragmenten stets  und . Für die fünf echten Planeten941 Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur gab es daneben die der physischen Erscheinung und Farbwirkung Rechnung tragenden Bezeichnungen (zuweilen auch )  und , die bei Antigonos nicht belegt sind. Ursprünglich hatten die Griechen nur den sehr auffälligen Morgenund Abendstern besonders bezeichnet (vgl. Hom. Il.  226 Il.  318 , die Identität der beiden aber noch nicht erkannt. 942 Als sie später von den Babyloniern lernten, die fünf Planeten von den Fixsternen zu unterscheiden, folgten sie ihren Lehrmeistern darin, jeden Planeten einer Gottheit zu weihen.943 Der Vergleich mit dem griechischen Pantheon führte zu folgenden Übertragungen: Ninurta (Ninib) = Kronos, 944 Marduk = Zeus, Nergal = Ares, 945 Ištar = Aphrodite, Nabû = Merkur.946 Urheber dieser Assimilation waren wahrscheinlich die Pythagoreer; bei Philolaos können wir sie erstmals fassen.947 Im 4. Jh. v.Chr. hat sich dann die folgende Nomenklatur etabliert:      und so fort. Ihrer bedienten sich Eudoxos, Aristoteles, Kallippos und wahrscheinlich auch Theophrast.948 Die zugrunde liegende Auffassung, dass der Himmelskörper diesem oder jenem Gott heilig sei, ist in Plat. Tim. 38d   (sc. ) erstmals 940

Vgl. den Komm. zu § 37  (und ergänzend den zu § 26 ). Im Gegensatz zu den ‘Luminaren’ Sonne und Mond. 942 Vgl. Roscher 1902–1909, 2521. Cumont 1935a, 61. 943 Die Divinisierung der Sterne entspricht ältester mesopotamischer Praxis. Schon das sumerische Piktogramm für “Stern” (, ca. 3000 v.Chr.) bedeutet zugleich “Himmel” und “Gott” (Pichot 1991 in der dt. Übers. 2000, p. 40). 944 Vgl. Streck 2001, 518. 945 Vgl. Wiggermann 1999, 222f. 946 Vgl. Pomponio 1998, 24. 947 Vgl. Boll 1908, 119 (= Boll 1950, 19f.), der u.a. auf die Assoziation des Zeus mit der Zwölfzahl und dem Zwölfeck hinweist (cf. 44 A 14 DK), was nur durch die zwölfjährige Umlaufzeit des Planeten Jupiter erklärbar ist. Siehe auch Cumont 1935a, 8f., u. Hübner 1980. 948 Vgl. Cumont 1935a, 12f. 941

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Antig. Nic. F1 § 22

explizit fassbar. Sehr wichtig ist die Besprechung bei [Plat.] epin. 986e– 987c (bes. 987a         ). Der religiöse Charakter dieser Nomenklatur barg jedoch ein doppeltes Problem: Zum einen entsprechen die semitischen Götter den griechischen bezüglich ihrer Funktionsbereiche, Mythen und Genealogie nur sehr unvollkommen,949 was zu alternativen Assoziationen einlädt; zum anderen repräsentiert das traditionelle griechische Pantheon nur einen Teil der religiösen Vielfalt der hellenistischen Welt, besonders des synkretistischen Zentrums Alexandria. Aus dem zuerst genannten Grund teilen die babylonischen Astronomen der Seleukidenzeit oder ihre griechischen Schüler – von diesen Gruppen nimmt der ‘chaldäische’ Zweig der griechischen Astrologie seinen Ausgang – die Planeten wie folgt zu: Saturn dem Helios (nicht Kronos), Mars dem Herakles (nicht Ares),950 Venus der Hera (nicht Aphrodite) und Merkur dem Apollon (nicht Hermes); nur Jupiter galt den ‘Chaldäern’ ebenso wie der pythagoreischen Tradition als Stern des Zeus.951 Der zweite Grund ist besonders für die hellenisierten Ägypter relevant: Diese übernahmen zwar die ‘chaldäische’ Assoziation der Planeten Mars und Merkur mit Herakles und Apollon, in denen sie wohl Chons und Horus sahen,952 zogen aber im Falle Saturns die Identifikation des chaldäischen Planetengottes Ninurta mit der ägyptischen Göttin Bastet (= griech. Nemesis) vor953 und assoziierten Marduk und Ištar mit Osiris und Isis.954 Wahrscheinlich waren es alexandrinische Astronomen, die der verwirrenden Vielfalt dieser religiösen Nomenklaturen955 mit der Einführung 949

Cumont 1935a, 14. Bei Gundel – Gundel 1950, 2033,6, korr. “Hermes” zu “Ares”. 951 Vgl. Cumont 1935a, 14–16. Die ‘chaldäische’ Tradition ist im sogenannten ‘Löwenhoroskop’ des Antiochos I. von Kommagene auf dem Nemrud Daı (1. Jh. v.Chr.) belegt; vgl. Cumont ebd. 143 (mit obsoleter Datierung), 152 u. 168. 952 Vgl. Roscher 1902–1909, 2527, Anm. † (ubi “Chunsu”, “Horos”), sowie Brunner 1975 und Schenkel 1980, 2364. 953 Vgl. Roscher 1902–1909, 2527, Anm. † (ubi “Bast”), und den Zusatz Bolls ebd. 2533, Anm. ††, aus der katzenköpfigen Ikonographie der Göttin Bastet erkläre es sich, dass (u.a.) die Katzen als Tiere des Saturn gelten. Mehr zu der ägyptischen Katzengöttin Bastet bei Otto 1975, bes. 629. Vgl. auch den Saturn zugeordneten   (Paul. Alex. 23 p. 49,8–10; ausführlicher hierzu im Text S. 815 bei Anm. 1946). 954 Vgl. Cumont 1935a, 17. Noch anders soll der Historiker Manethon die Planeten benannt haben (vgl. ebd. 25). Vgl. insg. die Übersicht bei Gundel – Gundel 1950, 2027f. 955 Vielleicht ist dies der Grund, warum Arat in seinem kurzen Planetenabschnitt (vv. 454–461) keine Namen nennt (vgl. Gundel – Gundel 1950, 2030). 950

Gesamtbesprechung

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einer für alle Seiten akzeptablen Benennung nach physischen Kriterien begegneten.956 Die Bildung der Reihe  –  bot sich um so mehr an, als auch die babylonische Astronomie solche physischen Appellativa als Vorbilder bot. 957 Urheber und Zeitpunkt der Neuerung sind nicht genau zu eruieren:958 terminus post quem ist Aristoteles, De caelo 2,8 p. 290a,18–20,959 terminus ante quem ist eine von Ptol. synt. 9,10 p. II 288,9–14 H. referierte Merkurbeobachtung des alexandrinischen Astronomen Dionysios, die auf den 14./15. Nov. 265 v.Chr. datiert ist.960 Anscheinend war die Reihe  –  also schon in der ersten Hälfte des 3. Jh. v.Chr. am alexandrinischen Observatorium heimisch, und es gibt Indizien dafür, dass sie auch außerhalb Ägyptens schon bald in wissenschaftlichen Kreisen verbreitet war.961 In der Folgezeit erfreute sie sich bei Gelehrten immer größerer Beliebtheit, wurde aber schon bald – spätestens seit dem 2. Jh. v.Chr. – vielfach mit der älteren religiösen Nomenklatur kombiniert:          , etc. Diese Diktion pflegten Ps.-Eudoxos,962 Geminus, fast sicher auch Poseidonios und dann viele andere: Adrast, Plutarch, Aetios, Ps.-Aristoteles  , und 956

Vgl. Cumont 1935a, 18f. Zum babylonischen Vorbild dieser Neuschöpfung vgl. Cumont 1935a, 19f. u. 22. Möglicherweise wurde den Griechen die babylonische Nomenklatur durch ägyptische Vermittlung bekannt; vgl. Gundel – Gundel 1950, 2025 u. 2031. Die konträre Auffassung von Roscher 1902–1909, bes. 2525, die Reihe  –  sei “echtgriechisch” und die Benennungen nach Göttern erst später nach babylonischem Vorbild hinzugekommen (dieselbe Chronologie vertritt z.B. Bouché-Leclercq 1899, 661), ist obsolet: Im Sinne Cumonts vgl. Gundel – Gundel 1950, 2029, u. Toomer 1998, 45059. 958 Cumont 1935a, 23f., erwägt vor allem Berossos und Epigenes von Byzanz; der zuletzt genannte ist aber wohl nicht ins 3. Jh. v.Chr. (ebd. 24) zu datieren, sondern ins zweite (vgl. Hübner 1997d), und kommt daher vermutlich nicht als Urheber in Betracht. 959 Vgl. Boll bei Roscher 1902–1909, 2522, Anm. *, u. Cumont 1935a, 13. 960 18./19. Thot des 484. Jahres der Ära Nabonassars; Umrechnung nach Toomer 1998, 464. Eine spätere Merkurbeobachtung des Dionysos vom 11./12. Febr. 262 v.Chr. (vgl. Toomer 1998, 450) referiert Ptol. synt. 9,7 p. II 264,19 H.; beide Stellen bieten  . Vgl. Gundel – Gundel 1950, 2030, wo versehentlich beide Male von Mars die Rede ist; richtig hingegen Jones 1999a, I 285 zu P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, col. I,2. Zu dem Astronomen Dionysios vgl. Hübner 1997c. 961 Vgl. Cumont 1935a, 24f., zu Archimedes. 962 Vgl. Ps. Eudox. ars astr., col. V (Blass 1887, 16, = Ndr. S. 92). Der in Prosa verfasste Papyrus stammt von ca. 190 v.Chr., das verlorene, in Versen verfasste Original jedoch von ca. 300 v.Chr. (so Neugebauer 1975, 687). Maßgebliche Besprechung: Neugebauer 1975, 686–689. Siehe ferner Tannery 1893, 283–294 (frz. Übers.). Jones 1999c, 267. Evans 2004, 32–34. 957

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so fort, bei den Lateinern – in der Nachfolge des Poseidonios – Cicero.963 Nur selten werden die Götterattribute strikt gemieden und allein die astronomisch-wissenschaftlichen Appellativa benutzt (so etwa bei Philon). Schließlich gewinnt die mythisch-religiöse Benennung wieder die Oberhand und verdrängt die wissenschaftlichen Namen, selbst auf deren Ursprungsgebiet: Als letzter astronomischer Autor in griechischer Sprache benutzt Theon von Smyrna (aetas Hadriani) die Reihe  –  nahezu regelmäßig, z.T. in Kombination mit den Göttereponymien. Danach fristen die von den Astronomen etablierten Namen nur noch ein bescheidenes Dasein, zumeist in der astrologischen Dichtung, wo sie als metrische und stilistische Varianten genutzt wurden (Dorotheos, Anubion, Ps.-Manethon, Maximos, Nonnos etc.), sowie in Handbüchern und Kommentaren zu älteren Autoren, die sonst nicht verständlich gewesen wären. 964 Während die Reihe  –  so seit der Mitte des 2. Jh. n.Chr. bei den griechischen Astronomen und Astrologen außer Gebrauch kommt (Ptolemaios bietet keinen einzigen Beleg),965 finden sie ein Nachleben von zweifelhaftem Glanz in der lateinischen Spätantike, die nun in lateinischer Umschrift – Phaenon, Phaethon etc. – übernimmt, was die klassische Latinität sowohl zu übernehmen als auch zu übersetzen verschmäht hatte.966 Ungeachtet solcher Raritätenjagd von Seiten später Kompilatoren und ebenso unberührt vom Widerstand der christlichen Theologen obsiegte schließlich endgültig die Reihe –  beziehungsweise Saturnus – Mercurius. Als sich im 3. u. 2. Jh. v.Chr. die sogenannte ‘neuägyptische’ Astrologie (Hauptvertreter ‘Nechepsos und Petosiris’), die die griechische Tradition maßgeblich bestimmt, bildete, standen also beide Nomenklaturen zur Verfügung. Die Astrologen am Nil scheinen aber, soweit über ihre größtenteils verlorene literarische Produktion vor der Zeitenwende überhaupt ein Urteil möglich ist, die neue, physisch-rationale Terminologie der Astronomen von Anfang an verschmäht und statt dessen die älteren Götternamen bevorzugt zu haben.967 Der Grund liegt auf der Hand: Da die prätendierte Wirkung der Planeten auf die Erde vom mythisch-reli963

Vgl. Cumont 1935a, 26–32, mit Belegen. Vgl. Cumont 1935a, 37–39. 965 Auf seltene Ausnahmen in der griechischen Spätantike verweist Cumont 1935a, 411. 966 Vgl. Cumont 1935a, 34 u. 39–42. 967 Eine Ausnahme sind die frühen iatromathematischen Prognostica de decubitu (Ps.Galen [wohl = Imbrasios von Ephesos, s.u. Anm. 3386], vol. XIX, pp. 529–573 Kühn), die die Reihe  –  bieten (vgl. Cumont 1935a, 27;  ist in diesem Text stets ersetzt durch ). 964

Gesamtbesprechung

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giös verbürgten Charakter der Gottheiten, die als auf diesen Himmelskörpern wohnend gedacht wurden, abhängt, ist die Divinisierung der Planeten auch für eine sich wissenschaftlich gerierende Vorhersagekunst unverzichtbar.968 So sprachen etwa, wie es scheint, ‘Nechepsos und Petosiris’ von   ,   , etc., wie aus Val. 7,6,10–20 (nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat) erhellt.969 Dieselben Bezeichnungen bietet auch ein Papyrus des 2. Jh. v.Chr. mit meteorologischen Prognosen.970 Zugleich bahnt sich aber während dieser Frühzeit der hellenistischen Sterndeutung ein bedeutsamer Wandel an, denn man geht nun zunehmend dazu über, die Rede von   () etc. zu () etc. zu verkürzen. Während der Wandel sprachlich gering ist, impliziert er auf philosophisch-religiöser Ebene die Aufgabe der alten platonischen Auffassung, wonach die Planeten materielle Attribute transzendenter, idealer Wesenheiten sind. Der sichtbare Himmelskörper und der Planetengott sind nun eins, Teil eines materialistisch-pantheistischen Universums, und die der neuen Nomenklatur immanente Astrolatrie wird schon bald von Philon und anderen – freilich erfolglos – kritisiert.971 Ob die beschriebene Neuerung von den Astrologen ausging oder diese nur Rezipienten eines generellen Umdenkens waren, ist angesichts des desolaten Überlieferungszustandes der hellenistischen Literatur nicht sicher festzustellen. Das früheste Werk, das regelmäßig die Kurzformen 968

Diese a priori notwendige Entscheidung wurde vermutlich durch den Umstand begünstigt, dass die Götternamen der Planeten wahrscheinlich auch während der Blüte der alexandrinischen Wissenschaft außerhalb der Philosophenschulen und Forschungsstätten immer die verbreitetste Ausdrucksweise geblieben sind (vgl. Cumont 1935a, 33). – Vielleicht tritt als sekundäres Motiv hinzu, dass manche Autoren des konkurrierenden Zweigs der ‘chaldäischen’ Astrologie die Reihe  –  verwendeten (wohl als direkte Fortsetzung der entsprechenden babylonischen Nomenklatur, nicht über den Umweg der alexandrinischen Astronomie). Vgl. Cumont 1935a, 21. Bidez – Cumont 1938, 136–139. Boyce – Grenet 1991, 535f. zu den ps.-zoroastrischen Apotelesmatika. Vgl. auch die mythische, nicht physische Deutung bei Val. 6,3,5    . 969 Vgl. darin bes. Val. 7,6,12 (Nech. et Pet. frg. 21,54)   Val. 7,6,15.17 (frg. 21,72.80)   . Val. 7,6,17 (frg. 21,78)   . Val. 7,6,18 (frg. 21,83) . 970 Vgl. Wessely 1900, 2 (frg. 1, coll. 3.7.12.16). 971 Vgl. Cumont 1935a, 35f. Beachtenswert ist der späte ‘homerische’ Hymnos auf Ares, ein Gebet an den Planetengott, wie die Verse 6–7 zeigen:  |      (vgl. Pfeiffer 1916, 105). Der Verfasser ist wohl Proklos: vgl. West 1970 u. Càssola 1992, 297–299. Vgl. auch das Gebet an die Planetengötter bei Firm. math. 1,10,14–15.

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,   etc. verwendet, ist ein astrologisches Handbuch, von dem P. Mich. III 149 Fragmente überliefert. 972 Das Zeugnis der durch Valens und Hephaistion tradierten Fragmente aus ‘Nechepsos und Petosiris’ ist uneinheitlich,973 die byzantinischen Exzerpte aus frühen Autoren wie Serapion, Kritodemos, Thrasyllos und Balbillos sind terminologisch unzuverlässig.974 Ergiebig sind hingegen die Originalhoroskope: In den Papyri ist die ‘vereinfachte’ Diktion von Anfang an Standard, schon die zwei frühesten erhaltenen Exemplare (Ende 1. Jh. v.Chr.) belegen ihn. 975 Nur in besonders elaborierten Papyrushoroskopen begegnet im Einleitungsteil die kombinierte Diktion vom Typ    () etc., die im weiteren Verlauf dieser Texte aber den üblichen Kurznamen weicht. Es handelt sich also nur um gelehrte Ornamente. 976 972 Dieser hochinteressante, von Robbins 1936 edierte astrologische Papyrus unbekannter Herkunft ist paläographisch dem 2. Jh. n.Chr. zuzuordnen, basiert aber auf älterem Material, wovon vieles aus anderen Quellen nicht bekannt ist. Der Verfasser hat Quellen von sehr verschiedenem Niveau ohne tieferes Verständnis exzerpiert, darunter z.T. auch astronomisches Material. Neugebauer 1972 sieht enge Parallelen mit Plinius, was auf eine gemeinsame frühere Quelle deute, vielleicht aus der Zeit vor Apollonius. Weitere Lit.: Aaboe 1963. Neugebauer – van Hoesen 1964, 60, Nr. 118 (mit verbesserten Lesungen). Neugebauer 1975, 805–808. 973 Vgl. Cumont 1935a, 331. 974 Vgl. CCAG VIII 3 (1912), pp. 99–104, u. CCAG VIII 4 (1921), pp. 227. 235–138. 975 Vgl. BGU III 957 = Hor. gr. –9.VIII.14 u. P. Oxy. IV 804 = Hor. gr. –3.X.2; s. ferner den Kommentar von Baccani 1992, 43 (bes. Anm. 4), zu dem Ausdruck   in P. Par. 19bis (Hor. gr. 137.XII.4, Version c), col. I,1 u. P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), col. I,7–8. 976 Vgl. P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), Z. 6.8.10f.13.16 (stets ohne ). P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 96f.108f.126f.138f.157f. (stets mit ). P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 30.36.42.48.53 (stets ohne , bei Mars Z. 42 verkürzter Ausdruck mit Umkehrung der Reihenfolge:  ). P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. II,1 (die folgenden Wörter und die Planetennotate zu Jupiter bis Merkur sind verloren). P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, col. I,2      (die Daten zu Saturn bis Venus sind verloren). P. Ryl. 524 (Hor. gr. 200–300(?)b), Z. 16–17   u. 26–27   (übrige Namen zerstört). P. Oxy. astron. 4283 (Hor. gr. 250–350b), fr. 1, Z. 4     u. fr. 2, Z. 1     (beide Zeilen z.T. ergänzt). – Ein Sonderfall ist der Horoskop-Graffito Hor. gr. 176.VII.3–5 aus Dura Europos, der (mit abgekürzten Endungen) die vollständige Reihe  –  bietet. Es handelt sich nicht um ein Luxushoroskop, sondern um ein Produkt des unter parthischer Herrschaft kulturell isolierten unteren Euphrattals, in dem ältere hellenistische Traditionen bis zum Ende des 2. Jh. n.Chr. fortlebten (vgl. Cumont 1935a, 22). Der siebenfache Horoskop-Graffito Hor. gr. 219.I.9, ebenfalls aus Dura Europos, bietet ein halbes Jahrhundert später die Kurzformen , etc.

Gesamtbesprechung

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Die Astronomen übernahmen schließlich die bei den Astrologen (z.B. Vettius Valens) bereits zum Standard gewordene verkürzte Ausdrucksweise. Nur Ptolemaios rekurriert noch regelmäßig (besonders in den astronomischen Schriften) auf die Nomenklatur    () etc., vielleicht in Nachahmung des aristotelischen Usus. Die Kurzformen () ()  etc. benutzt er überhaupt nur in den Apotelesmatika, und auch dort nur verhältnismäßig selten. Die verkürzte Benennung wurde durch die allegorische Mytheninterpretation der Stoiker begünstigt und seit der augusteischen Zeit durch die Ausbreitung der astrologischen Planetenwoche bis in die letzten Winkel des römischen Reiches getragen. 977 In der lateinischen Literatur halten beide Ausdrucksweisen gegen Ende der Republik Einzug, die verkürzte sogar früher, als sie sich im Griechischen sicher belegen lässt. So finden wir neben stella beziehungsweise sidus Saturni, Iovis, Martis, Veneris, Mercurii (vgl. Cic. nat. deor. 2,52–53.119) 978 gleichzeitig, wenngleich anfangs seltener, Kurzformen wie Mars (Cic. nat. deor. 2,119), Mercurius (Cic. Tim. 29) und Venus (zuerst bei Manil. 1,808). Dass dabei oft nicht astrologische Auffassung vorliegt, sondern nur die Bequemlichkeit obsiegt, versteht sich von selbst. Kommen wir nun zu Antigonos. Für die Epiklesen  –   bietet er, wie zu erwarten, keine Belege. Die Planeten sind durchweg nach der mythisch-religiösen Nomenklatur benannt. Während unter den insgesamt 83 Fällen in Heph. 2,18,22–76 (= F1–F6), von denen 17 auf  entfallen, 16 auf , 18 auf , 17 auf  und 15 auf , die Kurzformen dominieren, findet vereinzelt, ähnlich wie in den Apotelesmatika des Ptolemaios, die ältere Diktion Anwendung: vgl. F1 §§ 33b u. 48   § 36  §§ 41 u. 45   F3§ 64  § 66a   F4 § 67    . Von den acht Ausnahmen (= ca. 10%) betreffen also fünf , zwei , eine  und . Von   ist ausnahmslos in der Kurzform die Rede. 979

977

Vgl.  ,  , etc., lat. dies Saturni (so schon Tib. 1,3,18), dies Iovis, etc. Zur Genese der Planetenwoche vgl. Zerubavel 1985, 5–26 (‘The Origins of the Seven-Day Week’). 978 Weitere Belege bei Cumont 1935a, 351. 979 Vgl. Aelius Aristides, der bei der Vorstellung seines Horoskops (Hor. gr. 117.XI.26) Jupiter zweimal als    bezeichnet, Merkur hingegen einfach als  (Ael. Arist. or. 50,58 [sacr. serm. 4,58] p. II 440,21–28 Keil; die übrigen Planeten finden dort keine Erwähnung).

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Dieser Befund erlaubt im Vergleich mit den umfangreichen Ptolemaiosexzerpten des Hephaistion, die eine Kontrolle des Originals gestatten, Rückschlüsse auf den Umgang unseres Kompilators mit dem Antigonostext und auf die Exaktheit seiner Transkription. Da der Unterschied zwischen den Kurzformen   etc. und der Reihe     (),    () etc. scheinbar belanglos ist, darf man sich ein besonders deutliches Bild von der Detailtreue des Hephaistion erhoffen, der selbst wahrscheinlich die Kurzformen  etc. zu verwenden pflegte.980 Aus Gründen der Arbeitsökonomie beschränken wir die folgende Analyse auf den Fall des , von dem wir ein besonders deutliches Ergebnis erwarten dürfen, da er in dem Antigonosexzerpt (Heph. 2,18,22– 76) ja, wie gesagt, am häufigsten von allen Planetengöttern in der älteren Appellation   () vorkommt. Zur Identifikation der Ptolemaiosexzerpte Hephaistions folgen wir dem Apparat Pingrees (1973).981 In diesen Passagen, die ziemlich gleichmäßig über Heph. 1,1–2,26 verteilt sind,982 finden sich insgesamt 77 -Erwähnungen,983 die unseren Autor, zumindest was die Planetenbenennungen angeht, als ziemlich verlässlichen Bewahrer des Originals erkennen lassen. Das Ergebnis der Analyse gliedert sich wie folgt: 36mal übernimmt Hephaistion die ältere Form   .984 An 17 Stellen, wo Ptolemaios die Kurzform () bietet, übernimmt Hephaistion auch diese exakt.985 Aus der -Tabelle Ptol. apotel. 1,21,28–29, die schon Ptolemaios gewiss nicht mit den umständlichen Appellationen, sondern mit den Kurzformen oder (so alle Hss.) mit Symbolen beschriftet hatte, zitiert Hephaistion legitimerweise 980

Vgl. die oben umrissene Entwicklung der Spätantike. Der Usus des Hephaistion lässt sich nicht sicher fassen, da er auf Schritt und Tritt ältere Quellen kompiliert und darüber nur sporadisch Rechenschaft ablegt. Aus seinem eigenen Horoskop, das er dreimal bespricht (Heph. 2,1,32–34. 2,2,23–27. 2,11,7; = Hor. gr. 380.XI.26), erwähnt er leider nur die Positionen von Sonne und Mond. Somit helfen die einzigen sicher authentischen Passagen nicht weiter. 981 Die Epitomai (Pingree 1973–1974, vol. II) wurden nicht einbezogen. 982 Der übrige Hephaistiontext (2,27–3,47), der zwei Fünftel des Gesamtumfangs ausmacht, enthält keine Ptolemaiosexzerpte. 983 Ausgeschlossen sind hier bereits solche Textstellen, die vom Editor wegen Blattverlust oder lacunae im Paris. gr. 2417 (P) aus Ptolemaios selbst suppliert wurden (cf. pp. 138,10.27. 151,26.30. 152,12. 182,24 P.). 984 Cf. pp. 33,16.29. 34,4.11.14.15.29.32. 35,11. 36,7.12.18. 48,19. 49,23. 98,20. 99,19. 107,28. 139,19. 141,14. 148,15. 149,12. 153,18. 154,9.14. 169,4.10.18. 170,2.10.19. 175,2. 176,17.20. 186,27. 188,3. 192,22 P. 985 Cf. pp. 73,25. 106,16.19. 107,16. 128,9. 129,4. 173,14.18. 174,2. 176,6.8. 178,21. 182,18.23.25. 185,9. 195,16 P.

Gesamtbesprechung

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unter Verwendung der Kurzformen (12x).986 Diesen 65 (36 + 17 + 12) Fällen exakter Wiedergabe stehen 12 Fälle gegenüber, in denen Hephaistion    zu ()  verkürzt. Dabei ist stets ein besonderer Grund erkennbar: Die ganz kurzen Paragraphen Heph. 1,2,6.9.10.12 (zusammen ca. 7 Teubnerzeilen), die je einen -Beleg liefern, 987 resümieren ohne Quellenangabe Ptol. apotel. 1,4,5. 1,5,1–2. 1,6,1. 1,7,1 (zusammen ca. 40 Teubnerzeilen), hier liegt also eigentlich kein mit dem Antigonosexzerpt vergleichbarer Fall vor. Ein weiterer Sonderfall ist Heph. 1,3–5 = Ptol. apotel. 1,9: Ptolemaios listet dort die Planetenqualitäten aller wichtigen Fixsterne auf. Nach Dutzenden von exakten Übernahmen der ptolemäischen umständlichen Formen in diesem Kapitel erlaubt Hephaistion sich in 5 der insgesamt 21 relevanten Fälle, das stereotype    zu  zu verkürzen.988 In den verbleibenden drei Fällen ist jeweils    zu   verkürzt, eine bewusste oder unbewusste Haplographie, für die sowohl Hephaistion als auch ein früher Kopist verantwortlich sein kann.989 Hephaistion reproduziert sogar Schwankungen in der Diktion des Ptolemaios, die angesichts des oben dargelegten Antigonosbefundes von besonderem Interesse sind, auf penible Weise. Das zeigt Kapitel 2,9, welches Hephaistion ohne erneute Nennung seiner Quelle aus Ptol. apotel. 3,9 übernimmt. Das Original erwähnt dort in geringem Abstand zweimal die Planetengötter ,  und  , benutzt aber an der ersten Stelle (3,9,2) die drei Kurzformen, an der zweiten (3,9,4) die drei älteren Genetivkomposita. Hephaistion übernimmt diese Benennungen ohne Änderung (2,9,4–5). Es verdient, betont zu werden, dass Hephaistion in keinem einzigen Fall eine Kurzform des Originals zu dem Typ  ändert. Der übrige, nicht auf Ptolemaios fußende Hephaistiontext liefert, soweit er nicht wegen Blattverlust oder lacunae im Paris. gr. 2417 (P) aus den Epitomai suppliert werden muss, 990 weitere 108 -Belege, davon 101mal die Kurzform ()991und 7mal den Typ .992 986

Cf. pp. 5,5. 7,10. 9,9. 11,11. 13,17. 15,18. 17,23. 20,1. 22,20. 25,8. 27,11. 29,17 P. Cf. pp. 31,14.18.21. 32,4 P. 988 Cf. pp. 34,22.26. 35,14.18.23 P. 989 Cf. pp. 154,16. 176,27. 189,3 P. 990 Cf. pp. 219,14.17. 287,21 (bis). 302,20. 304,4.5. 306,15. 308,23. 310,9. 313,2. 315,19.21. 317,4. 320,1.3. 331,23. 332,5.18.27.36 P. 991 Es handelt sich zum Teil um Dorotheosparaphrasen (cf. ex. gr. pp. 177,7.16. 178,1.8.11. 180,9. 199,10.16 P.), vereinzelt auch um Exzerpte aus ‘Nechepsos und Petosiris’ und Porphyrios (cf. pp. 69,14. 70,24. 72,22 P. = Nech. et Pet. frg. 12 sowie p. 75,18 P. = Nech. et Pet. frg. 10 [die Authentizität beider Fragmente ist zweifelhaft, s. Pingree 1974b, 548]; p. 41,7 P. [2x] = Porph. isag. 29 p. 204,23–24). 987

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Wir dürfen also mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Planetenbenennungen in Heph. 2,18,22–76 dem Wortlaut des Antigonos entsprechen. Vielleicht wollte dieser den traditionellen Göttervater und Himmelsherrscher im Horoskop Hadrians, des irdischen Herrschers, hervorheben, indem er ihn dort – und nur dort – nicht durchweg mit den Kurzformen benannte. Da Hephaistion die originale Nomenklatur des Antigonos bewahrt zu haben scheint, stellt sich die Frage, wie getreu diese in der deutschen Übersetzung wiedergegeben werden kann. Drei Probleme sind zu erwägen: a) ob die griechische Unterscheidung in Kurzformen vom Typ  und Eponymien vom Typ    imitiert werden sollte, b) ob die griechischen Götternamen oder ihre lateinischen Entsprechungen den Vorzug verdienen, c) ob und wie dem gravierenden Umstand Rechnung getragen werden kann, dass das Geschlecht der Luminare im Deutschen (die Sonne, der Mond) konträr zu der griechisch-römischen Auffassung ist. Nach der Ansicht des hiesigen Verfassers wäre eine extrem wörtliche Wiedergabe vor dem Hintergrund einer in der Astronomie und Astrologie der Neuzeit fest etablierten lateinischen Nomenklatur artifiziell. 993 Die Übersetzung bedient sich daher durchweg der im Deutschen üblichen Benennungen: (die) Sonne, (der) Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur. Textstellen, deren astrologischer Sinn dadurch verdunkelt werden könnte, klärt der Kommentar. Neben der schriftlichen Darlegung der Planetenpositionen gab es eine nur spärlich dokumentierte, im Bereich der persönlichen Konsultation aber vermutlich weit verbreitete Gepflogenheit, verschiedene Halbedelsteine oder Metalle als Stellvertreter der Planeten und des Aszendenten auf eine kreisförmige Scheibe () zu legen und so einen bestimmten Sternenstand zu illustrieren. Zeugnisse dafür sind P. Wash. Univ. inv. 181 u. 221 (saec. II/III)994 sowie Ps.-Kall. Hist. Alex. Magn. 1,4,5 in der bekannten Szene, wo der Ägypter Nektanebos den besten Zeitpunkt für

992 Cf. pp. 21,14. 25,17. 203,30. 206,5. 233,11 (= Dor. fr. 73a St.). 242,21. 256,19 P. – Eine stichprobenhafte Prüfung der ca. 300 die übrigen Planeten betreffenden Appellationen bestätigt das im Falle von gewonnene Ergebnis. 993 Anders könnte man urteilen, wenn – anders als hier – eine speziell emische (s.o. S. 7) Übersetzungsmethode (z.B. für ein breiteres Lesepublikum ohne klassisch-philologische Vorbildung) angestrebt wird. Dafür siehe Heilen (demnächst A). 994 Vgl. Packman 1988 sowie die Konjekturen von West 1989, 32. Siehe ferner Betz 1992, I 312.

Gesamtbesprechung

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die Niederkunft der Olympias ermittelt.995 Nur sehr wenige  dieser Art sind aus der Antike erhalten; darunter verdienen die 1967 gefundenen Tafeln aus Grand (Vogesen) besondere Beachtung.996 Wahrscheinlich hat Plutarch diesen Usus im Sinn, wenn er die Astrologie nach dem zentralen Utensil nicht-schriftlicher Konsultation als     bezeichnet.997 Der handliche  ist dabei ein Abbild des mit demselben Terminus bezeichneten Himmelsrunds, entsprechend der geläufigen Analogie von Mikrokosmos und Makrokosmos.998 In demselben 995

Der Washingtoner Papyrus empfiehlt Planetenmarker aus Gold für die Sonne ( ), aus Silber für den Mond (), aus einem schwarzen Stein – Obsidian? – für Saturn (  ), aus apfelrotem Onyx für Mars (   ), aus goldgeädertem Lapislazuli für Venus (   ), aus Türkis für Merkur () und aus einem weißblauen, leicht kristall artigen Stein für Jupiter (  ; vgl. Text, Übers. u. Komm. bei Packman 1988, 92–94). Das Material des Aszendentenmarkers ist nicht mehr lesbar; das Adjektiv  bezieht sich wohl auf die hölzerne Scheibe. – Pseudo-Kallisthenes a.a.O. nennt, dem königlichen Ambiente entsprechend, besonders kostbare Materialien: eine Scheibe aus Elfenbein, Ebenholz, Gold und Silber (vgl. Hom. Od. 4,73 u. Val. 7,1,3), dazu Planetenmarker aus Kristall (Sonne), Stahl (Mond), Hämatit (Mars), Smaragd (Merkur), Ätherit (Jupiter), Lapislazuli (Venus), Ophites (Saturn) und weißem Marmor (ASC). Siehe auch Ps.-Kall. Hist. Alex. Magn. 1,14,2, wo Nektanebos, als Alexander bereits herangewachsen ist (1,14,1), erneut seinen Pinax hervorholt, um eine Frage der Olympias zu beantworten; diese Szene führt zum Tod des Nektanebos. (Diesen beiden Stellen aus der Recensio  sive vetusta entspricht Rez.  1,4 p. 6,8.13 Bergson  u. ebd. 1,14 p. 20,11 ; weitere Belege in den übrigen Rezensionen des Textes). – Noch anders ist die Zuordnung von Planeten und Steinen im ersten astrologischen Lapidar im Steinbuch des Damigeron und Evax; dazu Quack 2001, 339–341. – Zu den von griechisch-römischen Gemmenschneidern benutzten Materialien s. Richter 1968, 8–13 (mit farbigen Abbildungen und Legende ibid. 10f.) u. Spier 1992, 5–10 (mit sehr guten Abb. S. 7–10); s. auch Michel 2001. 996 Gesamtpublikation: Abry 1993a (Sammelband); darin zur Funktion der Tafeln bes. Gury 1993, 131 (Vergleich mit der Nektanebos-Szene und Verweis auf ähnliche Funde), und Abry 1993c, 156. Siehe auch Künzl 2005, 14f. (mit Abbildungen). – Siehe ferner die von Nenna 2003 publizierte Glasscheibe aus Douch (Oase Kharga), bei der es sich wahrscheinlich ebenfalls um einen Pinax handelt. Leider sind nur Fragmente des äußeren Kreises der Bemalung erhalten, auf dem die Dekane dargestellt sind. Der Durchmesser der vermutlich ins 3. oder 4. Jh. n.Chr. zu datierenden Scheibe betrug 17 cm (Nenna 2003, 365). Ein weiterer Neufund sind die Fragmente des aus Elfenbein gefertigten Tierkreisrings von Nakovana (Kroatien), die die Autoren der Erstpublikation als Reste eines astrologischen Pinax deuten und sehr früh datieren: Als terminus ante quem geben sie das Jahr 35 v.Chr. an, vermuten aber, dass das Objekt ins späte 2. Jh. v.Chr. zu datieren ist (Forenbaher – Jones 2011, 425 u. 433, ebenso Forenbaher – Jones 2013, 7 u. 20). 997 Plut. Rom. 12,3; vgl. Packman 1988, 87. 998 Vgl. z.B. den Titel des astrologischen Werks des Thrasyllos:   (cf. CCAG VIII 3, 1912, pp. 99–101). Eine Mittelstellung zwischen dem handlichen

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Sinne lautet der Titel des langen Rhetorios-Kapitels über die Wirkungen der 12 Orte der Dodekatropos (Rhet. 5,57 = CCAG VIII 4, 1921, pp. 126–174)   . Der astrologische terminus technicus begegnet in Texten aus dem römischen Ägypten auch in transliterierter demotischer Form. 999 Soweit wir wissen, waren auf den Himmelsscheiben oft nicht nur die Tierkreiszeichen vermerkt, sondern auch die ägyptischen Dekane, die Zeichen der Dodekaoros und die Planetenbezirke.1000 Erwähnung verdient im Kontext dieser  auch die runde Tierkreisplatte der Cena Trimalchionis (Petron. 35), auf deren zwölf Segmenten nicht Planetenmarker, sondern Speisen liegen.1001 Vgl. weiter Val. 6,2,20–22, wo ein Spiel mit weißen und schwarzen Spielsteinen als Bild des Lebens besprochen wird.

 des Astrologen und dem großen wahren Himmelsrund ist das Himmelsgemälde im Winterbad von Gaza, das Johannes von Gaza beschreibt (    , ed. Friedländer 1912). 999 Z.B. P. Dem. Mag. (= P. London-Leiden), col. IV, l. 21; dazu siehe Griffith – Thompson 1904, 43. Merkelbach – Totti 1991, 77–82 (bes. 80). Dieleman 2005, 123– 126 u. 313–314 (mit Abb. ebd. 124, fig. 4.2). Dieser Papyrus enthält eine Vorschrift für ein Ritual “which claims to make a god appear in a dream, who will answer any question the practitioner poses” (Dieleman 2005, 123). Teil dieses Rituals ist es, einen  (Z. 21) auf einen Stapel Ziegel zu legen und auf den  sowohl die Planetenmarker als auch einen Papyruszettel, auf dem die Frage notiert ist, zu legen. Der Text, der die demotische Übersetzung einer griechischen Quelle ist, transliteriert das Wort  als pyngs / pyn aks. Der Hinweis des Textes auf die Planetenmarker (‘Sterne’) zeigt, dass der genannte  das typische Utensil der Astrologen ist. Dieleman 2005, 123 u. 313, und Aufrère 2000, 10975, missverstehen die Bedeutung (wegen LSJ s.v. ). 1000 Vgl. z.B. die Tafeln von Grand (Abry 1993a) und die Marmorplatte Daressys (Abb. bei Daressy 1916, Taf. 2, u. Gundel 1992, 226f., Nr. 62). Vgl. ferner Sext. Emp. adv. math. 5,37, der mitteilt, unter den Astrologen herrsche Uneinigkeit über die genaue Verteilung der Planetenbezirke, was auch bei der Gestaltung ihrer  zu erheblichen Diskrepanzen führe:  [sc. ]     1001 Vgl. bes. Petron. 35,2 rotundum enim repositorium duodecim habebat signa in orbe disposita, super quae proprium convenientemque materiae structor imposuerat cibum: super Arietem cicer Arietinum, etc. Vgl. hierzu Salza Prina Ricotti 1982–1984, 246, wonach archäologische Untersuchungen des Tischgeschirrs und ähnlicher Gegenstände zeigen, dass man bei Petron in der Regel davon ausgehen darf, dass es sich um übertriebene oder ins Lächerliche gezogene Beschreibungen realer Gegenstände handelt. Zodiakale Essplatten müssen existiert haben, da Petron nicht zu Erfindungen neigt und ein Parallelfall durch ein Fragment des Komödiendichters Alexis bei Athenaios überliefert ist (Salza Prina Ricotti 1982–1984, 247–249). Zur Zodiakalplatte des Trimalchio s. auch Hübner 2003c, 89–91, mit weiterer Literatur.

Gesamtbesprechung

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c) Diagramme Von der soeben erläuterten Methode, den Stand der Sterne mit Hilfe einer echten Tierkreisscheibe () zu veranschaulichen, ist der Übergang zur schriftlichen Illustration durch kreisförmige Diagramme fließend. Die Kreisform des Diagramms ist durch antike Papyrushoroskope wie P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22)1002 nachgewiesen. Vgl. auch die HoroskopGraffiti aus Dura Europos (Hor. gr. 176.VII.3–5. Hor. gr. 219.I.9. Hor. gr. 200–300(?)a), die alle kreisförmig gezeichnet sind und eine Vierteilung durch Horizont- und Meridianlinie aufweisen. 1003 Etwas anders konzipiert ist der spätantike Horoskop-Graffito aus dem Tempel des Sethos I. in Abydos (Hor. gr. 353.IX.21–22).1004 Nachdem im arabischen und lateinischen Mittelalter – möglicherweise unter fernöstlichem Einfluss1005 – quadratische Diagramme die antike Kreisform verdrängt haben, ist sie in der Gegenwart wieder die übliche Form der astrologischen Illustration.1006 Die Handschriften der Antigonos-Überlieferung bieten mehrere Diagramme (s. die folgende Tabelle), die vermutlich allesamt byzantinische Zugaben sind. Wir wissen zwar durch T1 allgemein, dass Antigonos seinen Text durch astronomische Diagramme illustriert hat, und besitzen, was speziell Horoskop-Diagramme betrifft, Nachrichten über deren Einbindung in die Lehrbücher anderer Autoren.1007 Dass aber die hier fragli1002

Abbildung bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 18. Im Falle des siebenfach ausgeführten Graffito Hor. gr. 219.I.9 gilt dies für die Diagramme der Versionen (a) bis (e) bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 54–56. Vgl. die Abbildung bei Gagé 1954, 153 (dieser Beitrag ist im Übrigen mit größter Vorsicht zu lesen, vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 5410). 1004 Abb. bei Pedrizet – Lefebvre 1919, 116. Es handelt sich um ein kreisförmiges Diagramm mit zwölf äqualen Sektoren, die mit den Namen der Tierkreiszeichen beschriftet sind. Das Diagramm ist nicht nach dem Horizont ausgerichtet, sondern so, dass der Widder (=  , cf. Heph. 1,1,3) oben ist. Der als Aszendent gekennzeichnete Steinbock befindet sich im rechten unteren Quadranten. 1005 Diese These vertritt Thomann 2008 (s. bes. ebd. 113 die Abb. eines chinesischen Diagramms). Falsch ist jedenfalls Brand 2000, 65, der die viereckigen Diagramme auf die Griechen zurückführt. 1006 Zu den verschiedenen Formen astrologischer Diagramme vgl. Bouché-Leclercq 1899, 281 u. 285. Stegemann 1931/32, 358. Neugebauer – van Hoesen 1959, 163 (u. ebd. 156 mit Abb. des Diagramms zu Hor. gr. 497.X.28 aus dem cod. Laur. 28,34). North 1986, 2. 1007 So soll Thrasyllos in seinem ‘Pinax’ ein Diagramm des thema mundi gezeichnet und dann besprochen haben; vgl. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,27–30 (zitiert und übersetzt unten S. 633 bei Anm. 1221). Zu Diagrammen in astronomischen Schriften s.o. S. 497. 1003

Antig. Nic. F1 § 22

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chen Diagramme nicht auf Antigonos zurückgehen, machen zahlreiche Indizien wahrscheinlich: das Fehlen jeglicher Textverweise auf die Diagramme, ihre uneinheitliche Überlieferung, die unterschiedliche Detailfülle, zum Teil auch anachronistische Elemente und Rechenfehler. Alle Diagramme sind, der nachantiken Entstehungszeit der Handschriften entsprechend, quadratisch. Hss. P IJK (Ep.4) M (Ep.4) U (Exc.1) m (Exc.1)

F1 § 22

 

F2 §§ 54–55

F3 §§ 63–64

 (von 2. Hand)  

(war geplant)

C (Exc.2)





Tab. 4: Handschriftliche Diagramme der Textüberlieferung von F1–F3 ( = Diagr. vorhanden, = die Hs. überliefert das Frg. nicht)

Im Diagramm des cod. U (Exc.1) zu § 22 ist die Dodekatropos anscheinend gemäß dem nach Porphyrios benannten System abgeteilt. Die Orte sind wie folgt bemessen: I 37°, II 39°, III 37° VII 37°, VIII 39°, IX 37°

IV 23°, V 22°, VI 22° X 23°, XI 22°, XII 22°.

Die Gradsummen der Quadranten entsprechen den sich aus ASC = 1°  und MC = 24° (sic Um)  ergebenden Bogensegmenten (je 113° bzw. 67°). Der bei äqualer ganzzahliger Drittelung jedes Einzelquadranten verbleibende Rest (je 2° bzw. 1°) ist sinnvollerweise demjenigen der drei Orte eines Quadranten zugewiesen, den das Tierkreiszeichen mit der schnellsten Aufgangszeit einnimmt. Die in U erhaltene Kopie ist gegenüber dem verlorenen Original von Exc.1 (, s. Stemma S. 120) unvollständig: Im 2. Ort ist nach   zu ergänzen (vgl. ), im 12. Ort nach   (vgl. ).

Gesamtbesprechung

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d) Symbole Bis vor wenigen Jahren waren die einzigen bekannten Planeten- beziehungsweise Tierkreissymbole griechischer Originalhoroskope die der Sonne (> ) und des Mondes () in dem Zauberpapyrus P. Warren 21 (3. Jh. n.Chr.)1008 sowie ein Halbmond () in dem Horoskop-Graffito Hor. gr. 219.I.9 aus Dura-Europos. Dieser Befund galt nach Baccani auch unter Einbeziehung aller übrigen bisher edierten griechischen Papyri astrologischen und astronomischen Inhalts.1009 Unbekannt war der Autorin wohl Packman 1988, 93, zu Z. 4–5 des P. Wash. Univ. inv. 181 (saec. II/III; vgl. ebd. Abb. IIIa), wo diese beiden Symbole ebenfalls vorkommen. Für die fünf echten Planeten galt, dass in griechischen Papyri keine Symbole überliefert seien.1010 Solche Symbole kannte man nur aus byzantinischen Handschriften, wo sie zum Teil erheblich von den heute üblichen Symbolen abweichen. Da sich allerdings schon die Araber über den Sinn der Planetensymbole Gedanken gemacht hatten, war klar, dass sie mindestens auf die griechische Spätantike zurückgehen müssen.1011 Im Jahre 1999 sind nun die ersten antiken Zeugnisse (Horoskope) für die in byzantinischen Handschriften üblichen Abkürzungen und Symbole der Planeten bekannt geworden. Diese sind P. Oxy. astron. 4272 (Hor. gr. 370.VI.16), P. Oxy. astron. 4274 (Hor. gr. 480.X.24–25 u. Hor. gr. 1008

P. Warren 21, verso, col. I,52–75 (= Hor. gr. 217.V.12–13. Hor. gr. 219.II.1. Hor. gr. 219.II.12. Hor. gr. 244.VII.2). Vgl. auch die Mondsymbole ebd. col. II,98 inmitten magischer Wörter. Die Erstpublikation des P. Warren 21 bot Hunt 1932, zur zweiten Auflage mit erweitertem und aktualisiertem Kommentar s. David et al. 1941, 52–64. Für die genannten Horoskope ist die Besprechung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 53 u. 56f., maßgeblich. 1009 Baccani 1992, 1581; s. auch Neugebauer 1975, 789. In den byzantinischen Handschriften ist für die Sonne der genannte Kreis mit Strahlenkomplex (> ) üblich (vgl. Salmasius 1689, II 873bE: “pro sole solis orbem, vel clypeum effinxerunt cum radio inde exeunte, & in acumen desinente, ut distingueretur ab orbe lunæ plenæ”). Das moderne Sonnensymbol  begegnet erstmals in Renaissancedrucken (Neugebauer – van Hoesen 1959, 16310). Nach Gundel – Gundel 1950, 2034, finden sich die modernen Zeichen  und  in ähnlichen Formen bereits in ägyptischen Dokumenten. Vgl. das Zeugnis bei Clem. Alex. strom. 5,4,20,4 [sc. ]       . Vgl. auch die antike Ikonographie von Sonne und Mond in Mithrasheiligtümern, wo man die Sonne an den Lichtstrahlen um das Haupt und den Mond an seiner Sichel erkennt (Ulansey 1998, 20). 1010 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 163, u. Baccani 1992, 1581. 1011 Vgl. Gundel 1933a, 95. – Aus ägyptischen Hieroglyphentexten ist für die griechischrömische Tradition der Planetensymbole nichts zu gewinnen; vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III, Abb. 58–64.

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Antig. Nic. F1 § 22

503.VI.14) und P. Oxy. astron. 4275 (Hor. gr. 508.II.2).1012 Zu Planetensymbolen für Saturn und Mars (, ) in einem demotischen Astrologentext siehe Chauveau 1992, 104, zu P. Carlsberg 66 / P. Lille (ca. 2. Jh. n.Chr.), col. 6 (ohne Kommentar zu den Symbolen). In der wissenschaftlichen Diskussion ist eine Entwicklung von der Deutung aller Tierkreis- und Planetensymbole als Piktogramme (so Scaliger, 1540–1609)1013 über eine Trennung in zodiakale Piktogramme und planetare Buchstabenabkürzungen (so Salmasius, 1588–1653)1014 hin zu W. Gundel (1880–1945) festzustellen, der 1933 mit zeitbedingter Polemik gegen Astrologen und Okkultisten 1015 die Planeten- und Tierkreissymbole nicht ausschließlich, aber allzu oft als Abkürzungen griechischer Eigennamen zu deuten versuchte.1016 In Wahrheit haben wir es wohl mit einer bunten Mischung verschiedenartiger Symbole zu tun, die sich wie folgt skizzieren lässt: Im Falle der Planeten sind die Zeichen für Saturn und Jupiter anscheinend als kursive Abkürzungen zu erklären,  aus  bzw.  = () und  aus  bzw.  = (). Diese Genese ist um so deutlicher, wenn man die Symbole nicht in ihrer heute üblichen Form, sondern in ihrer handschriftlichen Erscheinung prüft. 1017 Ähnliches gilt für das Zeichen des Mars, das nicht so schwierig zu deuten ist, wie die Gundels glauben machen.1018 Wie schon Salmasius1019 richtig sah, bieten die Handschriften , wohinter sich wohl das abgekürzte Ares-Epitheton () verbirgt, 1012

Vgl. Jones 1999a, I 62f., und die Apparate ebd. II 412.414.416. Vgl. Scaliger 1655 (11600), 459:  = caput arietinum,  = caput bubulum,  = duo corpuscula consertis brachiolis & crusculis,  = chelæ cancelli,  = cauda leonina,  = ala Virginis,  = librile cum trutina,  = Scorpio cauda erecta,  = sagitta arcui applicata,  = cauda Capricorni convoluta,  = fusio aquæ, in qua volutari Pisces Manilius putat,  = pisces duo adversi oppositis dossellis cum vinculo; zu den Planeten (ebd. 460): falx Saturni, fulmen Iovis, hasta Martis cum clipeo, speculum Veneris, caduceum Mercurii. 1014 Bzgl. der Tierkreiszeichen übernahm Salmasius 1689, II 872b–873b, die soeben (Anm. 1013) zitierte Deutung Scaligers, versuchte aber, das schwierige Symbol der Jungfrau als Füllhorn zu deuten. 1015 Diesen hatte nach dem ersten Weltkrieg die existentielle Verunsicherung und der Zusammenbruch der alten Weltanschauungen eine Blütezeit beschert. Vgl. Stegemann 1931/32, 389. 1016 So bereits vor ihm Wessely 1900, 122, bezüglich der Planetensymbole. 1017 Vgl. die Kommentare zu § 22   und zu § 48 : Zwischen   und kommt es leicht zu Verwechslungen. 1018 Vgl. Gundel – Gundel 1950, 2035. 1019 Salmasius 1689, II 872bA–B u. 874aA. 1013

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das z.B. Dorotheos oft verwendet.1020 Im Falle der Venus konkurriert die analoge Erklärung, d.h.  aus (), mit der Annahme, es handele sich um ein Piktogramm des Venus-Attributs, des Spiegels. Die zuletzt genannte Deutung ist überzeugender, da die formale Übereinstimmung des Symbols mit vielen archäologischen Funden schlagend ist 1021 und Venus in astrologischen Texten nur ganz selten  genannt wird. 1022 Zweifelsfrei ist die Herleitung im Falle Merkurs, denn antike Zauberpapyri bezeugen, dass sein Symbol  aus dem Schlangenstab, dem caduceus, entstanden ist.1023 Im Falle der Tierkreiszeichen, für die bisher keine Symbole in griechischen Papyri bekannt sind, beweisen demotische Dokumente, dass die konventionellen Symbole zumindest teilweise schon vor der Zeitenwende existierten und auf ägyptische Hieroglyphen zurückgehen, so etwa im Fall der Waage (),1024 des Schützen () und des Wassermanns ().1025 Eine erhebliche Bereicherung des Quellenmaterials verdanken wir dem Archiv von Narmuthis (heute: Medinet Madi), in dem mehr als 1500 griechische, demotische und bilingue Ostraka des späten zweiten und frühen dritten Jahrhunderts gefunden wurden.1026 Es wird seit 1983 publiziert1027 und beweist, dass die Zodiakalsymbole in indigen ägyptischem Umfeld 1020

Dor. frg. 8,4.11.12.38.40 Stegemann = Heph. 1,1,9.47.66.202.222; cf. Pingree 1976a, pp. 429–430, App. II B. – In diesem Punkt hätte H.G. Gundel seinem Vater (Gundel 1933a, 95) folgen sollen. 1021 Vgl. z.B. den reichen Abbildungsteil bei Gerhard 1884–1897; s. auch Zimmer 1995. 1022 Vgl. Dor. app. 3a,9. Ps.-Maneth. 6[3],24. 4,55.207. Max. 317. Zu  s.o. S. 569. 1023 Deutliche ikonographische Indizien bieten ferner antike Darstellungen wie z.B. das Spiegelbild bei Gerhard 1884–1897, Taf. 8, Nr. 3. Zum caduceus siehe ferner Macr. sat. 1,19,16–18 und dazu Bezza 1995, 972f., sowie Greenbaum 2009, 210f. u. 248–251. 1024 Dieses Tierkreiszeichen wird im Demotischen als ‘der Horizont’ bezeichnet; die Hieroglyphe zeigt die auf- bzw. untergehende Sonne. Vgl. Spiegelberg 1910, 147. Neugebauer 1943, 122f. (bes. wichtig, vgl. Bohleke 1996, 2366). Neugebauer – Parker 1960– 1969, III 207 u. 210. Hoffmann 2000, 121. Hoffmann 2004–2005, 5147. Alle übrigen demotischen Namen der Tierkreiszeichen sind Übersetzungen der griechischen. 1025 Die Hieroglyphe besteht aus drei (nicht zwei) übereinanderliegenden Wellenlinien. Zusammenstellungen der demotischen Symbole für Tierkreiszeichen und/oder Planeten bieten Spiegelberg 1910, Taf. IV. Neugebauer 1942, 245–247. Parker 1984, 143. von Lieven 1999, 125f. Schon das früheste demotische Originalhoroskop (O. dem. Ashmolean 633 = Hor. dem. –37.V.4) notiert die Namen der Planeten und Tierkreiszeichen als Symbole; darunter sind auch die genannten für Waage, Schütze und Wassermann. Vgl. Neugebauer – Parker 1968, 231 u. Taf. XXXVI,2, sowie Bohleke 1996, 21 u. 23. 1026 Zur Fund- und Forschungsgeschichte (inkl. der Neufunde) s. Gallo 1997, XXXI– XL. 1027 Vgl. Bresciani et al. 1983.

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Antig. Nic. F1 § 22

ziemlich weit verbreitet waren. Parker und Baccani gaben bereits erste Einblicke in die relevanten Funde.1028 Die Tierkreissymbole der demotischen Horoskope jenes Archivs hat später Ross untersucht.1029 In ihnen entsprechen die demotischen Symbole der Waage, des Schützen und des Wassermanns den oben genannten Hieroglyphen; die übrigen neun Symbole weichen stark von den heute geläufigen Formen ab, was vielleicht mit der insgesamt singulären und sehr ungewöhnlichen Paläographie der Ostraka von Medinet Madi zu tun haben könnte.1030 Einige andere Tierkreissymbole (außer , , , s.o.) sind vermutlich so, wie Gundel 1933a, 98, argumentiert, aus griechischen Abkürzungen entstanden. Eine besondere Bewandtnis hat es mit dem Symbol des Krebses (): Dahinter stecken nicht die Scheren,1031 sondern, wie schon Salmasius erkannte,1032 die in astronomischen, astrologischen und alchimistischen Handschriften üblichen Zeichen für Tag und Nacht (6 = Tag, 9 = Nacht, 1033 daher  als Symbol des längsten Tages, der über die Nacht dominiert).1034 Ob ferner das in mittelalterlichen (auch arabischen) Handschriften gebräuchliche Symbol  für das Glückslos () wirklich, wie Bouché-Leclercq annahm, 1035 aus einer Hieroglyphe, nämlich der der Zeit, hervorgegangen ist, bedarf noch genauerer Prüfung. In den griechischen Papyrushoroskopen ist es nach bisherigem Kenntnisstand nur ein einziges Mal in P. Oxy. XXXVI 2790 belegt.1036 Schließlich verdienen noch zwei Monogramme Erwähnung. Das eine ist aus den Buchstaben  und  gebildet und bezeichnet in griechischen Papyrushoroskopen sowohl den Aszendenten () als auch die

1028

Vgl. Parker 1984. Baccani 1989a. Baccani 1995. Ross 2006a, 40–44, und Ross 2006b, 152–155. 1030 So Ross 2006a, 40, und Ross 2006b, 152f. (mit Verweis auf Gallo 1997, LIV). 1031 Vgl. Scaliger 1655, 459: “chelae cancelli”. Diese Deutung ist ikonographisch wenig überzeugend und wäre auch deshalb keine glückliche Wahl, weil gerade die Scheren abgetrennt und als Sternbild der Waage verselbstständigt wurden. 1032 Salmasius 1689, II 873bA. 1033 Nicht zu verwechseln mit den arabischen Ziffern 6 u. 9. 1034 Vgl. Gundel 1933a, 98, u. die Abb. des cod. Laur. 28,14 (hier: cod. J), f. 309r–v, im CCAG IV (1903) a.E. Was handschriftliche Zeugnisse betrifft, s. auch Evans 1998, 104, der die Formen der Tierkreissymbole in vier astronomischen und astrologischen Hss. des 15.–16. Jh. tabellarisch und ohne Anspruch auf vollständige Erfassung der Formenvielfalt wiedergibt (Quelle: Paris. graec. 2385. 2419. 2493, Paris. lat. 7432). 1035 Bouché-Leclercq 1899, 2881, gefolgt von Baccani 1992, 1581. 1036 Dieser Papyrus (Baccani Nr. 15) überliefert Hor. gr. 255.VII.22 u. Hor. gr. 257.IX.5. 1029

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587

Stunde (). 1037 In byzantinischen Handschriften ist es oft mit einem tiefgestellten  oder  (d.h. mit weiteren Buchstaben des Wortes  ) kombiniert.1038 Das andere ist aus  und  kombiniert und steht für . In der hiesigen Edition wurden diese Monogramme und ebenso das handschriftliche Symbol der Sonne (> , s.o. S. 583) bei der Wiedergabe handschriftlicher Diagramme zum leichteren Verständnis wie folgt geändert:        bzw.  zu , zu , > zu .      

e) Die astronomischen Daten Hadrians MC



 





 



 

ASC

OCC



  



 



Diagr. 5: Hor. gr. 76.I.24 (F1)

1037

Hierzu vgl. neben Neugebauer – van Hoesen 1959, 163, bes. Baccani 1992, 107 u. 130, sowie unten S. 687. 1038 Vgl. z.B. die Abb. des cod. Laur. 28,34, f. 132v, im CCAG I (1898) a.E., vorletzte Zeile.

Antig. Nic. F1 § 22

588 1. Umfang der Daten

Antigonos macht in § 22 gradgenaue Angaben zu den Positionen der Luminare und Planeten, des Aszendenten (ASC) und der oberen Kulmination (MC). Sie sind im obigen Diagramm veranschaulicht. Die meisten griechischen Horoskope machen nur zeichengenaue Angaben,1039 so wie es in den drei erhaltenen Horoskopen des Antigonos beim letzten der Fall ist (F3).1040 Den Umfang der expliziten astronomischen Positionsangaben des Antigonos verdeutlicht die folgende Tabelle:1041 Positionsangaben zu

F1 § 22

F2 §§ 54–55

F3 §§ 63–64

Sonne Mond Saturn Jupiter Mars Venus Merkur ASC

       

       

       



  

OCC MC IMC Glückslos letzter Neumond des Mondes 3., 7., 40. Tag anderer Planeten

  (§ 50)  (§ 50)

 (§ 56) 



Tab. 5: Umfang der astronomischen Daten in F1–F3 1039

Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 163. Diese Varianz in der Praxis ein und desselben Astrologen ist auch bei Valens und anderen Autoren zu beobachten (vgl. z.B. de Jong – Worp 2001, 204 mit Anm. 5, zu dem anonymen Autor des 4. Jh. n.Chr. aus Kellis). Minutengenaue Positionsangaben, die Antigonos an keiner Stelle macht, sind sehr selten und finden sich zumeist in Texten der ausgehenden Antike. 1041 Antigonos geht in keinem der erhaltenen Horoskope auf die drakonitischen Mondknoten ein, die zu den Planeten gerechnet wurden (Hübner 2000a, 1074) und bei anderen Astrologen z.T. Berücksichtigung fanden. Im Hadrianhoroskop liegt der aufsteigende Mondknoten bei 16° 41 , in F2 bei 19° 11 , in F3 bei 17° 11 . Der absteigende Mondknoten liegt jeweils diametral gegenüber. 1040

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589

Über die Positionsangaben hinaus bieten alle drei Horoskope (F1–F3) weitere astronomische Daten verschiedenen Umfangs (Phasen, Stillstände, etc.). In F1 werden diese nicht vorausgeschickt (§ 22), sondern im dritten Teil des Horoskops (§§ 25–52) bei Bedarf suppliert. In F2–F3 finden wir sie bereits im eröffnenden Datenblock. Der Umfang der astronomischen Informationen ist, wie F2 beweist, unabhängig von der sozialen Stellung des Nativen.

2. Ordnung der Daten Was die schriftliche Aufzählung der Planetenpositionen betrifft, lassen die griechischen Horoskope trotz mancher Abweichungen im Einzelfall eine standardisierte Reihenfolge erkennen: Sonne – Mond – Saturn – Jupiter – Mars – Venus – Merkur – Aszendent (  ASC).1042 Diese Reihenfolge wird besonders in den literarischen Horoskopen weitgehend eingehalten.1043 Einem anderen Standard folgen die babylonischen ‘Horoskope’: Sonne – Mond (bzw. Mond – Sonne) – Jupiter – Venus – Merkur – Saturn – Mars. Diese Reihenfolge entspricht dem in astronomischen und astrologischen Keilschrifttexten der Seleukidenzeit üblichen Arrangement (    ).1044 Sie liegt möglicherweise auch dem ‘Löwenhoroskop’ des Antiochos I. von Kommagene zugrunde, welches die drei im Löwen stehen1042

Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 164. Jones 1999a, I 250. – Zu den folgenden Erläuterungen über die Planetenordnungen vgl. insgesamt Bouché-Leclercq 1899, 104– 110. Boll 1912b, 2561–2570. Gundel – Gundel 1950, 2100f. Neugebauer 1975, 690– 693. 1043 Das gilt auch für das elaborierte lateinische Horoskop des Ceionius Rufius Albinus (Hor. lat. 303.III.14) bei Firm. math. 2,29,10–20 (darin 2,29,10). Vgl. dieselbe Reihenfolge im Gebet an die Planetengötter bei Firm. math. 1,10,14–15. 1044 Vgl. Rochberg-Halton 1988b, 326. Rochberg-Halton 1989, 106. Neugebauer – van Hoesen 1959, 164. Hunger 2005, 591. Ferner gab es eine ältere neubabylonische Planetenfolge, die sich von der seleukidischen (    ) durch die Vertauschung der Positionen Merkurs und Saturns unterscheidet (    ). Vgl. Boll 1912b, 2561 (sub VI.A.b). Boll 1914b (umfassende Aufdeckung der astrologischen Implikationen). Tester 1987, 166f. Rochberg-Halton 1988b, 323 u. 328. Zu allen babylonischen Reihenfolgen s. ferner Hunger – Pingree 1999, 145f. – Wiederum verschieden ist die Reihenfolge bei Ps.-Zor. apotel. frg. O 79–80 Bidez – Cumont (= ‘Palch.’ cap. 82    u. ‘Palch.’ cap. 83 ): (O 79) bzw.  (O 80); vgl. dazu Bidez – Cumont 1938, II 219.

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Antig. Nic. F1 § 22

den Planeten in der Reihenfolge    (vom Kopf zum Schwanz) bietet.1045 Während die Babylonier sich also bei der Aufzählung der fünf echten Planeten an deren astrologischer Qualität orientierten, indem sie die ‘Wohltäter’ voranstellten und die ‘Übeltäter’ zuletzt nannten,1046 richteten sich die griechischen Astrologen nach der nachplatonischen, 1047 in der griechischen Astronomie allgemein üblichen Planetenordnung, die auf den siderischen Umlaufzeiten basiert: Saturn – Jupiter – Mars – Sonne – Venus – Merkur – Mond.1048 Diese sogenannte ‘pythagoreische’ Planetenordnung ist seit dem 2. Jh. v.Chr. sicher belegt 1049 und wird in den Texten bisweilen als die  bezeichnet.1050 In der griechischen Astrologie ist sie von Anfang an Standard: Thrasyllos z.B. hat sie in seinem Pinax für ‘Nechepsos und Petosiris’ bezeugt;1051 zur Bestätigung siehe Plin. nat. 2,88 (= Nech. et Pet. fr. 2). Eine astrologisch motivierte Konzession machten die griechischen Astrologen allerdings insofern, als sie Sonne und Mond aufgrund deren überragender apotelesmatischer Kraft voranstellten; daher insgesamt die eingangs genannte Reihenfolge:        ASC. Dass diese Planetenreihe, auf der übrigens auch das astrologische System der Häuser und damit das thema mundi basiert,1052 im Bereich der griechisch-römischen Sterndeutung ‘klassischen’ Charakter hatte, zeigt ihre Verwendung gerade dann, wenn besonderer 1045

Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 14, u. Heilen 2005d, 14716. S.u. zu F1 § 34  1047 Die platonische Ordnung (ebenso Eudoxos, Aristoteles, u.a.): . 1048 Im geozentrischen Weltbild nimmt die Sonne die ‘wahre’ Stelle der Erde ein und wird der Mond als Planet gerechnet. 1049 Frühere Belege bei Archimedes u.a. sind umstritten. Vgl. Boll 1912b, 2567, u. Burkert 1962, 278–301. 1050 Vgl. Hübner 2001a, 16. 1051 Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,19–20 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,14 = Nech. et Pet. frg. +1):          . Vgl. Kroll 1935, 2161,51–59 u. 2166,44–45. – Dass die auf ägyptischem Boden sich entwickelnde hellenistische Astrologie die Planetenordnung der griechischen Astronomen übernahm, hängt auch damit zusammen, dass es eine spezielle ägyptische Planetenordnung anscheinend nie gegeben hat (vgl. Gundel – Gundel 1950, 2026; in Gräbern und Tempeln der 19. u. 20. Dynastie ist allerdings die Reihe      belegt: dazu Boll 1912b, 2564, u. von Beckerath 1975a, 511) und die babylonische Planetenordnung in Ägypten nie Fuß gefasst hat (vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 203: “The Babylonian order [...] has not been found on Egyptian monuments”; mit Hinweis in Anm. 4, das gelte auch für die griechische Reihe der Wochentagsherrscher). 1052 S.u. zu F1 § 27    sowie S. 632 (Punkt f). 1046

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Aufwand betrieben wurde, z.B. in den elaborierten Horoskopen Hor. gr. 81.III.31. Hor. gr. 95.IV.13. Hor. gr. 137.XII.4 sowie auf dem goldenen Siegelring mit Hor. gr. 327.VIII.17. Erst ab der Mitte des 2. Jh. n.Chr. tritt in Horoskopen immer öfter der Aszendent an die erste Stelle (ASC       ).1053 Dies ist ein signifikanter Schritt in der Entwicklung von den babylonischen Nativitätsomina,1054 deren Verfassern der Aszendent als astrologischer Parameter noch gar kein Begriff war, hin zur neuzeitlichen Bezeichnung der gesamten Geburtskonstellation nach dem Aszendenten (gr. ) als ‘Horoskop’. Schließlich verdient noch eine dritte, in den griechischen Papyri nicht selten belegte Ordnung der Planetenpositionen Erwähnung: die zodiakale, entsprechend der Reihenfolge der Tierkreiszeichen. Sie ist nach Pintaudi – Neugebauer 1982, 2601, erstmals in P. Laur. III 509 (Hor. gr. 78.IX/X) belegt. Inzwischen hat aber Baccani 1989b, 100, gezeigt, dass dieser Primat dem nur wenig älteren P. Colon. inv. 930 (Hor. gr. 73.XI.11) zukommt.1055 Abweichungen von den genannten Ordnungen sind in der Regel dadurch bedingt, dass zwei oder mehr Planeten in ein und demselben Tierkreiszeichen stehen und es sich anbietet, bei der Erwähnung des ersten von ihnen die übrigen gleich mitzunennen.1056 Dies gilt insbesondere bei den üblichen, nur zeichengenauen Positionsangaben (). Nur selten bieten die Papyri nachlässig zusammengestellte Planetendaten, die keine der beschriebenen Ordnungen respektieren. 1057

1053

Baccani 1992, 152. Vgl. z.B. die von de Jong – Worp 1995 u. 2001 edierten sechs Originalhoroskope des 4. Jh. n.Chr., die stets den Aszendenten zuerst bieten (de Jong – Worp 2001, 212: “this is consistent with common practice in the 4th century A.D.”). – Als Variante findet man auch die Angabe von Luminaren plus Aszendent am Ende der Aufzählung, belegt für 171–277 n.Chr. (Baccani 1992, 172, nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 164). 1054 30 Keilschrifttexte für Daten von 410–69 v.Chr.; s.o. S. 207 (Katalog). 1055 Siehe auch Baccani 1992, 403, u. ebd. 102 zu P. Colon. inv. 930. – Unter den literarischen Horoskopen vgl. z.B. Val. 6,6,12 (Hor. gr. 132.II.7), wo die Reihenfolge     ASC    einer Ordnung nach wachsender zodiakaler Länge entspricht und auch explizit mit den Worten  begründet wird. 1056 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 163f. 1057 Vgl. den winzigen Papyrusfetzen P. Fouad 6 (Hor. gr. 125.II.19):  + ASC,  + , , , , , sowie P. Harris 52 (Hor. gr. 171.IV.18): ,, + , + ,ASC (fehlt). Selbst in diesen Fällen sind Reste eines Ordnungsprinzips – das der  – erkennbar.

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Antig. Nic. F1 § 22

Antigonos benutzt, wie bei einem erklärten (Heph. 2,18,21) Nachfolger von ‘Nechepsos und Petosiris’ nicht anders zu erwarten, die Planetenreihe der  und schließt sich der zeitgenössischen Tendenz, den Aszendenten primo loco zu nennen, nicht an. Allerdings bietet in seinen der Datenexposition gewidmeten Paragraphen (F1 § 22. F2 §§ 54– 55. F3 §§ 63–64) nur das zweite Horoskop die exakte Standardreihe        ASC. Auf die Möglichkeit, dort (F2 § 54) Mars, Venus und Merkur gleich nach der in demselben Tierkreiszeichen stehenden Sonne zu nennen,1058 verzichtet Antigonos. In F3 § 63 fallen vier Positionen in den Widder und zwei in die Fische; diesmal entscheidet sich Antigonos für Zusammenfassungen der im vorigen Absatz beschriebenen Art: Sonne und Aszendent (beide im Widder), Mond (im Stier), Saturn und Merkur (beide im Widder), Jupiter und Venus (beide in den Fischen), Mars (im Wassermann). Auch diesmal hätte Antigonos zwei Planeten, Saturn und Merkur, zusammen mit der Sonne nennen können, unterlässt das aber erneut. Nur den Aszendenten zieht er gegenüber der Standardreihenfolge vor, vermutlich wegen seiner astrologischen Bedeutung und/ oder seines immateriellen Sondercharakters neben den echten Himmelskörpern. Betrachten wir nun das Hadrianhoroskop (F1 § 22). Die Aufzählung der Planeten beginnt, wie üblich, mit den Luminaren, an die sich die Erwähnung Jupiters und des Aszendenten anschließt, da beide Positionen gradgenau mit der des Mondes übereinstimmen (die beiden Daten sind entsprechend der Standardordnung vorgezogen, d.h.  vor ASC). Nach dieser Abweichung, die dem Befund in F3 § 63 ähnelt, eröffnet die Nennung Saturns die übliche Sequenz der kleinen Planeten, die aber, da Merkur zusammen mit Saturn in demselben Zeichen steht, sogleich durch eine weitere Antizipation unterbrochen wird. Danach, als nur noch Mars und Venus zu nennen sind, die beide in den Fischen stehen, nimmt die Aufzählung eine überraschende Wendung: Antigonos nennt Venus vor Mars. Um einen Überlieferungsfehler scheint es sich nicht zu handeln. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, als zähle Antigonos die Gruppe der kleinen Planeten, zumindest die vier, die von ihnen noch übrig sind, in der Reihenfolge auf, wie sie im Hadrianhoroskop von oberhalb des östlichen Horizonts nach unterhalb angeordnet sind. Die Aufzählung orien1058 Genau dies tut z.B. Val. 2,22,13 (Hor. gr. 85.II.5). Vgl. P. Oxy. astron. 4239 (Hor. gr. 130.I.14), dessen Autor zodiakal zusammenfassend Mars und Merkur sogleich nach der Sonne nennt und Jupiter sogleich nach dem Mond (danach weiter gemäß der  ; cf. Jones 1999a, I 253 ad loc.).

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tiert sich vielleicht an einem Diagramm, den stetig fortschreitenden Blick des Betrachters nachahmend. Falls diese Beobachtung zutrifft und es sich nicht bloß um einen Zufall1059 handelt, ist anzumerken, dass an die Stelle des üblichen descensus (    ), der der absoluten kosmischen Ordnung der Planeten folgt (vgl. Hübner 2002a), ein anderer getreten ist, der auf den relativen Positionen der Planeten zum Horizont basiert. An letzter Stelle nennt Antigonos die obere Kulmination (MC). Sie findet auch in F2 § 54 Erwähnung, nicht aber in F3. Nur relativ wenige Horoskope bis zum Ende des 2. Jh. n.Chr. nennen das MC oder gar (so wie F2) alle vier Kentra.1060 3. Korrektheit der Daten ) Besprechung des gesamten Datenblocks Die Rückberechnung der von Antigonos ohne Datumsangabe präsentierten Planetenpositionen führt auf Mittwoch, den 24. Januar 76 n.Chr.1061 Das ist der literarisch und epigraphisch gesicherte Geburtstag des Kaisers Hadrian.1062 Es ist zu beachten, dass die ekliptikalen Längen des Antigonos siderisch definiert sind, die der modernen Rückberechnung tropisch.1063 Da der Geburtsort Hadrians in der Forschung umstritten ist (Italica oder Rom) und ein bestimmter Tierkreisgrad (hier 1° ) an diesen Orten nicht zu demselben Zeitpunkt aszendiert, ergeben sich zwei geringfügig verschiedene Konstellationen, zwischen denen im weiteren Verlauf der hiesigen Untersuchung – wenn möglich – eine Entscheidung zu treffen sein wird.1064 In der folgenden Tabelle (Nr. 6a) sind den mit Galiastro 4.3 errechneten exakten Planetenlängen für beide Orte die Angaben von Neugebauer – van Hoesen 1959, 91 (hier: NH), zur Seite gestellt. Die rechte Spalte bietet die Differenz zwischen den siderischen 1059

Vgl. P. Oxy. astron. 4248 (Hor. gr. 229.V.17), dessen Autor insgesamt der Reihe      folgt; nur die Venus wird aufgrund eines Überwechselns in die zodiakale Ordnung ‘zu früh’ notiert (vgl. Jones 1999a, I 261 u. II 386f.). 1060 Ausführlicher hierzu Neugebauer – van Hoesen 1959, 164. 1061 Berechnung des Wochentages mit Calendrical Calculations; auf dasselbe Ergebnis führt Kairos 3.2 (zu beiden s.o. S. 479). 1062 Siehe das Material bei Herz 1978, 1171246 (n.b.: CIL XII 169 = ILN [Chastagnol 1992] Antibes Nr. 2, pp. 40–42; ergänze ferner CIL I2 p. 256). 1063 Mehr dazu unten S. 596 (nach Anm. 1074). 1064 S.u. S. 615 zum MC-Wert.

Antig. Nic. F1 § 22

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Daten des Antigonos und den tropischen Daten der modernen Rückberechnungen. Alle Planeten waren am 24.01.76 n.Chr. rechtläufig. Text (siderisch)   

8° 

Galiastro 4.3 (tropisch) Italica Rom (37° 26 N, (41° 54 N, 6° 02 W) 12° 29 O) 2° 45  2° 42  28° 06 

1° 

ASC 5° 

27° 26 

Differenz (ca.) NH (tropisch)

Italica

3°  28° 

+5¼° +3°

26° 34  26° 33  27°  1° 00  1° 00  “about 6 (07:14:00 Uhr (07:25:46 Uhr A.M.”1065 Ortszeit) Ortszeit) 29° 58  29° 57  0° 

   

12°  12°  22° 

6° 59  14° 06  19° 16 

6° 56  14° 03  19° 14 

MC

22° 

22° 03 

24° 54 

7°  15°  19°  21° 23 1066

Rom

+3½°

+4½°

+5° +5° –2° +2¾° 0°

–3°

Tab. 6a: Astronomische Daten in F1

Die Tabelle ist – ebenso wie ihr Vorbild bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 91 – unpräzise insofern, als sie ein und dieselbe Notation für ungleiche Daten, nämlich ekliptikale Bogensegmente (antik) und Einzelpunkte (modern), verwendet. Wenn etwa der Text unter Verwendung von Ordinalzahlen angibt, die Sonne stehe auf dem achten Grad des Wassermanns, heißt das bei Umwandlung in moderne Notation, dass ihre Position irgendwo innerhalb des Bogens von 7°  bis 8°  liegt. Neugebauer und van Hoesen schreiben dafür einfach “ 8”. In derselben Weise notieren sie die von ihnen errechneten wahren Positionen, die jedoch punktuell zu verstehen sind – das entspricht moderner Gepflogenheit und ist durch ihre Positionsangabe “ 0” für Saturn evident. 0°  ist die Grenze zwischen dem Schützen und dem Steinbock. Die Null, unsere ‘Ziffer’

1065 1066

Ein Lapsus für “about 7 A.M.”? Berechnet mit Hilfe der theonischen Tafeln für das Klima von Rhodos.

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schlechthin, 1067 gibt es für Antigonos und seine griechisch-römischen Zeitgenossen noch nicht,1068 es sei denn als Leerstelle in Sexagesimalbrüchen,1069 und folglich auch keinen Nullgrad. Für Antigonos folgt auf den 30. Grad des Schützen der 1. Grad des Steinbocks. Das geschilderte Problem wird für gewöhnlich vernachlässigt,1070 zu Recht, denn die antiken astronomischen Daten sind in der Regel nicht so präzise, als dass Ungenauigkeiten von maximal einem Bogengrad bei der Rückberechnung ins Gewicht fielen. Es bedarf aber zumindest der Erwähnung, im vorliegenden Fall gerade deshalb, weil nicht weniger als drei Positionen (ASC, , ) nach Antigonos   des Wassermanns liegen. Das kann heißen: auf 0° .1071 In diesem Fall würde der Horizont den Tierkreis exakt in zweimal sechs ganze Tierkreiszeichen teilen, und zwar so, dass alle Taghäuser der Planeten über dem Horizont stehen und alle Nachthäuser darunter.1072 Der hierfür entscheidende Parameter (ASC) ist aber nicht rechnerisch überprüfbar.1073 Die in der rechten Spalte der Tabelle notierten Abweichungen von ca. +4° bis +5° zwischen antiken siderischen Daten und moderner tropischer Rückberechnung, auch und gerade im Falle der Sonne und der äußeren Planeten, deren exakte Position viel leichter als die der inneren Planeten und des Mondes zu bestimmen ist, sind typisch für Horoskope des 1. und 2. Jh. n.Chr. Neugebauer hat das anhand der von Valens überlieferten 1067

‘Ziffer’ < arab. sifr ‘Null’, vgl. frz. zéro u. engl. zero aus ital. zero, das aus zefiro gekürzt ist (nach Kluge – Seebold 1999, 910 s.v. Ziffer; ebd.: “Ziffer ist zunächst ‘die Ziffer Null’”). Siehe auch Kunitzsch 2005, 10, mit weiterer Literatur. 1068 Vgl. Ifrah 1986, 468–475 u. 550, sowie Pichot 1991 in der dt. Übers. 2000, p. 57. 1069

In Werten wie z.B. 5° 0 40. Das Zeichen ist 16

– (mit Varianten). Vgl. Jones 1999a,

I 9 u. 61f. Jones 1999b, 84 . Pingree 2003a, 138. Hoffmann 2004–2005, 51. Siehe ferner Neugebauer 1941 und vgl. unten Anm. 3588. 1070 So die Praxis von Neugebauer – van Hoesen 1959, Baccani 1992, Jones 1999a, und anderen. 1071 Neugebauer 1969a, 362, weist anlässlich der Horoskopgemme Hor. gr. 215.VI.23 mit der Positionsangabe  für die Sonne darauf hin,  könne sowohl 1° als auch 0° bedeuten, “preferably the latter”. In Anm. 3 (ebd.) verweist er auf Vogt 1925, 27f., der gezeigt habe, dass für Hipparch im Aratkommentar  den Beginn des ersten Grades bedeute. Vgl. auch Neugebauer 1975, 279, zu demselben Problem. Für  im Sinne von 0° vgl. ferner Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 99,6–7 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,2):      [...]. 1072 S.u. S. 634 bei Anm. 1224 und den Kommentar zu F1 § 27    1073 Das wäre nur möglich, wenn er mit einer exakten Zeit- und Ortsangabe auf der Grundlage präziser moderner Messinstrumente verbunden wäre.

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Antig. Nic. F1 § 22

Horoskope analysiert und erklärt. 1074 Während moderne Berechnungen auf sogenannten ‘tropischen’ Längen basieren, deren Ausgangspunkt der abstrakte Frühlingspunkt ist (0°  ist die aufsteigende Schnittstelle der Ekliptik mit dem Himmelsäquator), beziehen sich die Längenangaben der griechischen Astrologen bis ca. 400 n.Chr. hinein auf einen Ausgangspunkt, der Teil des sichtbaren Tierkreises ist. Sie werden daher als ‘siderische’ Längen bezeichnet. Im 1. Jh. n.Chr., in das die Geburt Hadrians fällt, setzen sie einen Ausgangspunkt bei ca. 25°  (tropisch) voraus, von dem aus 12 Zeichen à 30° gerechnet wurden.1075 Die in diesem Jahrhundert geringe Diskrepanz zwischen siderischen und tropischen Längen schwindet aufgrund der durch Hipparch im 2. Jh. v.Chr. entdeckten Präzession der Äquinoktien bis ca. 400 n.Chr. gegen Null, wächst dann jedoch im Laufe von ca. 12.000 Jahren bis auf 180° an, ehe sie danach ebenso langsam wieder schrumpft. Zum besseren Verständnis der astrologischen Probleme, die dieses Phänomen aufwirft, und des Umstandes, dass die Astrologen es bis weit ins 4. Jh. n.Chr. hinein ablehnten, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, 1076 erscheint eine etwas ausführlichere Erklärung sinnvoll. Die Eigenschaften der Tierkreiszeichen hängen per definitionem untrennbar mit den Jahreszeiten, also letztlich mit dem Frühlingspunkt, zusammen. Und schon ziemlich früh war den astronomisch kundigen Astrologen, zu denen wir wohl auch Antigonos zählen dürfen (vgl. bes. 1074

Neugebauer – van Hoesen 1959, 179–182. Siehe bes. die Graphik Nr. 33 ebd. S. 182 und vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 95: “the longitudes are reckoned sidereally with a correction of about –4° for the period in question” (gemeint ist 93 n.Chr., das Geburtsjahr des Priesters Heter, = Hor. dem. 93.X). Siehe ergänzend Kollerstrom 2001 u. Jones 2010b, 17. 1075 In einigen demotischen Horoskopen scheint umgekehrt ein Ausgangspunkt um 5°  vorausgesetzt zu sein, so dass die in jenen Texten genannten Längen unter den durch moderne Berechnung ermittelten liegen: Vgl. Neugebauer – Parker 1968, 234, zu O. dem. Ashmolean 633 = Hor. dem. –37.V.4 (“longitudes were reckoned from a point near  5”) und siehe zur Bestätigung auch die Relation zwischen Textangaben und errechneten Werten in der Tabelle bei Neugebauer 1943, 120, für vier spätere demotische Horoskope, die für Daten der Jahre 13–35 n.Chr. erstellt wurden (Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 17.IX.26. Hor. dem. 18.II.25. Hor. dem. 35.VII.7; s.o. S. 316). 1076 Vgl. Jones 2010b, 19: “the horoscopes from before the middle of the fourth century are consistently sidereal”. Tropische (konkret: ptolemäische) Längen sind bei den Astrologen erst im 5. Jh. n.Chr. plötzlich – und dann ausnahmslos – die Regel, vgl. Neugebauer 1975, 2938, u. bes. Jones 2010b, 38–40, der auch sehr plausible Vermutungen dazu äußert, was den späten, aber so gut wie geschlossenen Wechsel der Astrologen von ihrer früheren zu ihrer späteren Praxis motiviert haben könnte. – Die Inder gaben den siderisch definierten Tierkreis überhaupt nicht auf, vgl. Burnett – Pingree 1997, 128.

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T1 u. F7), klar, dass der Frühlingspunkt nicht mit dem Anfang des sichtbaren Sternbilds Widder übereinstimmt, sondern – wenn auch nur sehr langsam – wandert. Wenn sie von dieser Präzessionsbewegung und ihren mathematischen Eigenschaften eine richtig Vorstellung gehabt hätten, wäre ihnen klar gewesen, dass nach ca. 12.000 Jahren in der Hitze des Hochsommers, die traditionell mit Krebs und Löwe assoziiert ist, die Sonne durch die sichtbaren Sternbilder des Steinbocks und Wassermanns wandern wird, die traditionell mit Kälte und Winter assoziiert sind. Ein Festhalten an dem siderischen Tierkreis würde also, wenn man weit genug vorausdenkt, absurde Konsequenzen nach sich ziehen. Dass sie dennoch Planetenlängen siderisch, nicht tropisch notierten, liegt anscheinend (neben sekundären Gründen wie der möglicherweise mangelhaften Verfügbarkeit tropischer Planetentafeln, der damals noch geringen Differenz zwischen beiden Referenzsystemen sowie dem Umstand, dass diese Differenz vorerst sogar gegen Null schwand)1077 primär daran, dass sie eine unrichtige Vorstellung vom Wesen der Präzession der Äquinoktien hatten. Sie nahmen nämlich an, der Frühlingspunkt vollführe um den Anfangspunkt des am Himmel sichtbaren Sternbilds Widder eine Pendelbewegung, deren maximaler Ausschlag 8° betrage; mit anderen Worten: er oszilliere zwischen 8°  und 22°  (siderisch). Die Konsequenz dieser Vorstellung liegt auf der Hand: Wenn der mobile Frühlingspunkt von einem Fixpunkt am Himmel immer wieder in engen Grenzen erst ‘wegpendelt’ und dann zu ihm ‘zurückfällt’, genügt dieser Fixpunkt auch über große Zeiträume hinweg als Bezugspunkt aller Längenangaben, vor allem dann, wenn man sich für Horoskope (wie es bis zum Ende des 2. Jh. n.Chr. der Normalfall war) auf zeichengenaue Planetenpositionen beschränkte und Fehler im Bereich einiger weniger Bogengrade zu tolerieren bereit war. Diese in der modernen Forschung als ‘Trepidationstheorie’ bezeichnete Lehre schreibt unsere einzige antike Quelle, Theo Alexandrinus in seinem ‘Kleinen Kommentar’ zu den Handlichen Tafeln des Ptolemaios, den ‘alten Astrologen’ zu und erwähnt dort ebenfalls, das Jahr 158 v.Chr. habe als Epochenjahr gegolten, in dem die Trepidation ihr letztes Maximum bei 8° Widder erreicht habe. 1078 Den zuletzt genannten Punkt

1077

Siehe den vorigen Absatz. Vgl. Theo Alex. comm. min. 12, pp. 236–237 Tihon, bes. 236,4–6:                   (der wenige Zeilen später folgende Verweis auf das Jahr 158

1078

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Antig. Nic. F1 § 22

formuliert Theon so, die ‘alten Astrologen’ seien davon ausgegangen, die Pendelbewegung habe 128 Jahre vor dem Beginn der Ära Augustus1079 bei 8°  (siderisch) ihr letztes Extrem erreicht; seitdem bewege der Frühlingspunkt sich mit einer Geschwindigkeit von 1° in 80 Jahren wieder auf den Anfang des siderisch definierten Tierkreises zu.1080 Neugebauer 1975, 298, glaubte, die Trepidationstheorie auf Hipparch selbst, den Entdecker der Präzession, zurückführen zu können. Dieses Urteil gilt aber heute als überholt, auch wenn ein erst jüngst publizierter wichtiger Papyrusfund aus der Sammlung des Institut Français d’Archéologie Orientale in Kairo (P. Fouad inv. 267 A) von einer Observation des Sommersolstitiums des 26. Juni 158 v.Chr. durch Hipparch berichtet (ohne Erwähnung der Trepidation).1081 Wir können nur soviel sagen, dass die Trepidationstheorie irgendwann zwischen Hipparch und Theon entstanden sein muss und dass ihr Erfinder sehr wahrscheinlich – wenngleich aus bisher unbekannten Gründen – die soeben erwähnte Observation Hipparchs als Epochendatum wählte, denn eine zufällige chronologische Koinzidenz beider Daten im Jahre 158 v.Chr. erscheint kaum vorstellbar. Aus den im vorletzten Absatz zitierten Angaben Theons ergibt sich eine Formel zur Konversions tropischer, aus den Handlichen Tafeln des Ptolemaios gewonnener Planetenlängen in das alte siderische Referenzschema der Astrologen, die das Verhältnis zwischen siderischer Länge s und tropischer Länge t für das Jahr x der Ära Augustus wie folgt ausdrückt:1082  x + 128  s = t + 8° –  °  80  n.Chr. wird unten in Anm. 1080 zitiert; eine vollständige englische Übersetzung des ganzen Kapitels bietet Jones 2010b, 11). 1079 Jahr 1 der Ära Augustus entspricht dem Jahr 30/29 v.Chr. im alexandrinischen Kalender, vgl. Jones 1999a, I 312. Siehe ferner Neugebauer – van Hoesen 1959, 166 mit Anm. 24. Samuel 1972, 247. Neugebauer 1975, 826. Der Beginn des 128. alexandrinischen Jahres vor dem Beginn der Ära Augustus (d.h. vor dem 30. August 30 v.Chr.) fällt auf den 29. August 158 v.Chr. (Quelle: Kairos 3.2; s.o. S. 479). 1080 Vgl. Theo Alex. comm. min. 12 p. 236,11–13:                [sc.   ]   1081 Edition, Übersetzung und Kommentar: Fournet – Tihon 2014 (s. auch Tihon 2010 u. Jones 2010b, 29 u. 36f.). 1082 Vgl. Jones 1999a, I 343.

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Wenden wir die Formel versuchsweise auf das Hadrianhoroskop an, so ergibt sich für den 24. Januar 76 n.Chr., der in das 105. Jahr der Ära Augustus fällt,1083  105 + 128  s = t + 8° –   ° = t + 8° – 80  

 233    ° = t + 5° 5 15  80 

Die theonische Formel bezieht sich allerdings, wie gesagt, auf tropische Längen, die nach Ptolemaios berechnet wurden und somit auf einem etwas längeren tropischen Jahr basieren, als es moderne Rechenverfahren zugrunde legen.1084 Zur Umrechnung moderner tropischer Längen (m), wie sie Galiastro 4.3 liefert, in die entsprechenden Werte des antiken siderischen Referenzschemas (s) empfiehlt Jones die Näherungsformel1085

s = m + 6° 15 –

x °. 60

Für Januar 76 n.Chr. gilt also: s = m + 6° 15 – 105 = m + 4° 30.1086 Unter Berücksichtigung dieser methodisch (siderisch versus tropisch) bedingten Differenz von ca. +4° 30 kommen die Daten des Antigonos den wahren Planetenpositionen insgesamt sehr nahe. Dies wird deutlich, wenn man von den Daten der rechten Spalte in Tab. 6a (S. 594) 4° 30 subtrahiert: Was bleibt, sind die absoluten Fehler der von Antigonos gebotenen Daten gegenüber moderner Rückberechnung. Diese absoluten 1083

24. Januar 76 n.Chr. = Augustus 105, Tybi 28 (denn 76 n.Chr. ist ein julianisches Schaltjahr). Vgl. Jones 1999a, I 315f.; s. auch ebd. I 13. Die Software Kairos 3.2 (s.o. S. 479) bestätigt die hier genannte kalendarische Entsprechung. 1084 Ptolemaios: 365;14,48 Tage; modern: 365;14,32 Tage; vgl. Jones 1999a, I 343. 1085 Vgl. Jones 1999a, I 343, der diese Formel in seiner Edition der astronomischen Papyri aus Oxyrhynchos auch selbst benutzt (vgl. ebd. I 249). 1086 Die Konstante 6° 15 ist aus der theonischen Formel abgeleitet. Der zu subtrahierende Bruch, der dem Präzessionswert Rechnung trägt, setzt ein siderisches Jahr von ca. 365;15,35 Tagen voraus, was der üblichen siderischen Jahreslänge in babylonischen und griechischen Tafeln (Ausnahme: Ptolemaios, s.o. Anm. 1084) entspricht (vgl. Jones 1999a, I 343). Um dem wahren Präzessionswert Rechnung zu tragen, müsste man, wie A. Jones mit Brief vom 07.07.2003 bestätigt, als Nenner 72 statt des zum hexagesimalen Rechnen sehr bequemen Wertes 60 wählen, da der Frühlingspunkt in ca. 72 Jahren ein Bogengrad durchwandert. Die Rechnung führte dann auf s = m + 6° 15 – 105/72°  m + 4° 45. Da die antiken Angaben über Planetenlängen aber nicht durch direkte Observation, sondern durch Berechnung zustandekamen, ist die in den antiken Berechnungen implizite siderische Jahreslänge entscheidend.

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Antig. Nic. F1 § 22

Fehler bewegen sich bis auf den Venus-Wert, mit dem es eine besondere, anscheinend intentionelle Bewandtnis hat (s.u. S. 608), im Bereich von Null bis maximal zwei Bogengrad und machen, wenn man die mathematischen Beträge aller absoluten Fehler der sieben Längenangaben des Antigonos zu den Luminaren und Planeten addiert, in der Summe nur ca. 11°, unter Ausschluss des Betrags des irreführenden Venusfehlers (6° 30) sogar nur ca. 4° 30. Die Bedeutung dieser Zahlen wird deutlich, wenn man sie mit den relativ wenigen Horoskopen für Daten vor 200 n.Chr., die gradgenaue Positionsangaben bieten und somit vergleichbar sind, in Relation setzt. Ein solcher Fall ist P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31). Der Astrologe Titus Pitenius erstellte dieses Luxushoroskop für eine Nativität, die der Hadrians chronologisch sehr nahesteht (Differenz: 5 Jahre). Obwohl er den Eindruck äußerster Präzision zu vermitteln sucht,1087 sind seine Daten, wie die Analyse in Appendix II (S. 1378, Tab. 42) zeigt, ungenauer als die des Antigonos. Zu erwarten wäre eine Differenz zwischen siderischen Textdaten und moderner tropischer Rückberechnung der Planetenlängen von je ca. + 4½°; die Abweichungen der tatsächlichen Einzeldifferenzen von diesem zu erwartenden Wert (d.h. die absoluten Fehler) summieren sich bei Titus Pitenius auf einen Betrag von mehr als 15°. Noch viel besser schneidet Antigonos gegenüber dem Autor des zeitlich ebenfalls noch vergleichbaren P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13) ab, bei dem es sich ebenfalls um ein anspruchsvolles, sehr elaboriertes Horoskop handelt: Die Abweichungen von der zu erwartenden siderisch-tropischen Differenz (für April 95 n.Chr. = ca. + 4° 11) summieren sich dort auf den stattlichen Betrag von ca. 68° (vgl. Appendix II, S. 1379, Tab. 43). Aufschlussreich sind aber nicht allein solche summarischen Qualitätsvergleiche mit anderen elaborierten Horoskopen für chronologisch nahe Daten, sondern auch Vergleiche mit den Planetenpositionen, die antike Planetentafeln für den 24. Januar 76 n.Chr. bieten. Es gibt zwei erhaltene antike Quellen dieser Art, die einen Vergleich erlauben: zum einen die handschriftlich überlieferten Tafeln des Ptolemaios, zum anderen die einen glücklichen archäologischen Fund des 19. Jahrhunderts fragmentarisch erhaltenen Stobart-Tafeln. Im Falle des Ptolemaios ist genau genommen zwischen der Syntaxis und den Handlichen Tafeln zu unterscheiden, auch wenn diese beiden 1087

Mondposition auf 1/1000° genau: Z. 77–80      , Saturn sogar auf 1/21600° genau: Z. 111–115     , vgl. ebd. Z. 16–18 

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601

Werke beinahe identische tropische Werte liefern (in der antiken Praxis wurden in der Regel die leichter anwendbaren Handlichen Tafeln benutzt). Dass Ptolemaios hier überhaupt Berücksichtigung findet, mag dem Leser übertrieben erscheinen, da die frühesten Spuren der Rezeption der ptolemäischen Astronomie aus dem frühen 3. Jh. n.Chr. datieren. Aber immerhin ist Ptolemaios ein Zeitgenosse des Antigonos und – diese Einsicht ist relativ jung – keine absolut singuläre, von der gesamten Schar zeitgenössischer Astronomen und Astrologen abweichende wissenschaftliche Erscheinung, denn in den letzten Jahrzehnten ist deutlich geworden, dass im 2. Jh. n.Chr. auch einige ptolemaios-ähnliche Planetentheorien existierten.1088 Bei der Berechnung der ptolemäischen Planetenpositionen wäre es ein Anachronismus, modernes Wissen über die geographischen Längen der Städte Italica und Rom zugrundezulegen; vielmehr müssen wir die jeweiligen Längendistanzen Italicas und Roms vom Nullmeridian des Ptolemaios, der durch Alexandria verläuft, nach seinen eigenen geographischen Angaben bestimmen, die die relative Größe des Mittelmeerraums im Verhältnis zur Erdkugel überschätzen.1089 Auf dieser Grundlage bieten die Handlichen Tafeln (HT) für den Morgen des 24.01.76 n.Chr. 1088

Den jüngsten Beleg bietet der bereits erwähnte P. Fouad inv. 267 A (s.o. S. 598). In seiner Geographie bietet Ptolemaios die folgenden Koordinaten: Italica 7° O / 38° N (geogr. 2,4,13), Rom 36° 40 O / 41° 40 N (ebd. 3,1,61), Alexandria 60° 30 O / 31° N (ebd. 4,5,9; die Länge 60° 30 O erneut ebd. 7,5,14). Vgl. die Europakarten Nr. 2 (für Italica) und 6 (für Rom) bei Stückelberger – Graßhoff 2006–2009, II 780f. u. 798f., sowie die Afrikakarte Nr. 3 (für Alex.) ebd. II 832f. Als Längendifferenz Italica – Alexandria ergibt sich aus den zitierten Werten der Geographie also 60° 30 – 7° = 53° 30, was die tatsächliche Distanz (35° 56) erheblich überschätzt und einen Zeitfehler von 17° 34 = 1h 10m 16s impliziert (das macht bei der Mondposition knapp 1° aus). Schon Marinos von Tyros hat als Vorgänger des Ptolemaios etwa dieselbe Vorstellung von der Breite der Oikumene und speziell ihrem westlichen Teil gehabt. Berggren – Jones 2000, 153f., Appendix D, bieten auf der Grundlage von Ptol. geogr. 1,12 eine nützliche Tabelle ausgewählter Längendistanzen nach Ptolemaios und Marinos mit dem Ergebnis (ebd. 154): “The comparison shows that Ptolemy adhered quite closely in his own map to Marinos’ quantitative data for the Mediterranean.” Tatsächlich lokalisieren sowohl Marinos als auch Ptolemaios die Meerenge von Gibraltar 7° östlich der Inseln der Seligen (Italica kommt in der Tabelle nicht vor). – Als Distanz Roms von Alexandria ergibt sich aus den zuvor zitierten ptolemäischen Werten 60° 30 – 36° 40 = 23° 50. Ptolemaios äußert sich zu dieser Distanz auch explizit in geogr. 8,8,3, wo er sie als 1 Stunden beziffert, was 22° 37 30 entspricht, und schon früher einmal implizit in synt. 7,3 p. II 31,8 H., wo er sie auf 1 Stunden beziffert, was 20° entspricht (der zuletzt genannte Wert geht auf Eratosthenes zurück; s. Berggren – Jones 2000, 20, mit Verweis auf Schnabel 1930, 219). Alle diese Werte sind zu hoch; der zuletzt genannte kommt der wahren Längendistanz Rom – Alexandria, die 17° 25 beträgt, am nächsten. Ich danke A. Jones für wertvollen Rat (mündlich und schriftlich, Juni 2015).

1089

Antig. Nic. F1 § 22

602

die folgenden, mit Deviations 11 errechneten tropischen Werte (jeweils rechts daneben das siderische Äquivalent nach Addition von 5° 4 gemäß der oben S. 599 zitierten theonischen Formel):1090

      

Italica (53° 30 W von Alexandria nach Ptol. geogr. 2,4,13 / 4,5,9) Ptol., HT: sid. Äquiv.: 2° 23  7° 28 

Rom (23° 50 W von Alexandria nach Ptol. geogr. 3,1,61 / 4,5,9) Ptol., HT: sid. Äquiv.: 2° 18  7° 23 

28° 40 

3° 45 

27° 34 

2° 39 

25° 32  29° 19 

0° 37  4° 24 

25° 31  29° 19 

0° 36  4° 24 

4° 31  13° 40  18° 33 

9° 36  18° 45  23° 38 

4° 25  13° 34  18° 30 

9° 30  18° 39  23° 35 

Tab. 6b: Planetenpositionen am 24.01.76 n.Chr. nach den Handlichen Tafeln des Ptolemaios

Wenn wir nun sowohl die Daten des Antigonos (Tab. 6a) als auch die des Ptolemaios (Tab. 6b) mit den in Tab. 6a genannten Ergebnissen moderner tropischer Rückberechnung vergleichen, ergeben sich die folgenden absoluten Fehler:1091 1090 Der dort errechnete Wert 5° 5 15 wurde hier auf 5° 5 gerundet. Es wurden dieselben Ortszeiten wie in Tab. 6a (s.o. 594) zugrundegelegt, also 7:14 Uhr für Italica und 7:25 Uhr für Rom. Für Ptolemaios, der Stunden stets vom Mittag an zählt, nicht von Mitternacht, bedeutet das: 19 Stunden und 14 bzw. 25 Minuten nach dem Mittag des 23. Januar 76 n.Chr. Um den Vergleich mit Tab. 6a zu erleichtern, ist die Reihenfolge der Daten gleich; sie entspricht in beiden Tabellen dem Text des Antigonos. – Eine Berechnung auf der Grundlage der Syntaxis führt auf fast identische Planetenlängen, die der interessierte Leser leicht mit dem Almagest Ephemeris Calculator von R. van Gent online ermitteln kann (s.o. S. 479), indem er im dortigen Datenblocks (“Calendar date module”) als julianisches Datum den 24. Januar 76 n.Chr. und als Ortszeit in Alexandria 20h 45m eingibt (d.h. 19h 25m nach dem Mittag des 23. Januar plus 1h 20m für die Längendifferenz zwischen Alexandria und Rom gemäß Ptol. synt. 7,3 p. II 31,8 H.; s.o. Anm. 1089 a.E.). Die gesuchten Daten werden in den dort folgenden Einzelmodulen jeweils als “Geocentric longitude ()” ausgewiesen. 1091 Beispiel: Nach Antigonos stand die Sonne auf 8°  (sid.), in Wahrheit stand sie in Italica auf 2° 45  (trop.), macht einen relativen Fehler von ca. +5¼° und (nach Subtraktion von 4½° zwecks Konversion in ein tropisches Referenzschema) einen absoluten Fehler von ca. +¾°. Nota bene: Antigonos sagt nicht ‘auf 8° ’, sondern ‘im 8. Grad

Gesamtbesprechung

       Summe der Beträge

Italica Antigonos Ptolemaios ca. +¾° –22

603 Rom Antigonos ca. +¾°

Ptolemaios –24

ca. –1½°

+34

ca. –1°

+8

ca. 0° ca. +½°

–1° 02 –39

ca. 0° ca. +½°

–1° 02 –38

ca. +½° ca. –6½° ca. –1¾°

–2° 28 –26 –43

ca. +½° ca. –6½° ca. –1¾°

–2° 31 –29 –44

ca. 11½°

6° 14

ca. 11°

5° 56

Tab. 6c: Absolute Fehler der Daten des Antigonos und des Ptolemaios für den 24.01.76 n.Chr.

Wie zu erwarten, erweisen sich die ptolemäischen Daten insgesamt als besser, allerdings nicht als sehr viel besser, wenn man die Bedeutung des schwer ins Gewicht fallenden (da viel zu niedrigen) Venuswerts des Antigonos gebührend relativiert (s.u. S. 608). Beachtung verdient vor allem, dass die Längenangabe des Antigonos zu Merkur deutlich besser ist als die des Ptolemaios. Da Merkur nur nahe seinen Elongationen beobachtet werden kann, hatten antike Astronomen es extrem schwer, seine Bewegungen mathematisch zu beschreiben, und selbst die ptolemäische Merkurtheorie ist notorisch ungenau (mit Fehlern bis zu 10°).1092 Der beeindruckend gute, in allen drei Überlieferungssträngen (P, Ep.4 u. Exc.1) identische Merkurwert des Antigonos muss aber nicht auf einer besonders guten Merkurtheorie beruhen, sondern kann ein Glückstreffer sein. Dafür spricht die erheblich geringere Qualität seines Merkurwerts in F2 (s.u. S. 1044, Tab. 28a) sowie ein vergleichbarer Fall in einem dem Balbillos zugeschriebenen Horoskop (Hor. gr. –42.XII.27): Dort ist die überlieferte Merkurposition 17°  (sid.), während moderne Rückberechnung ’; falls er sich die Sonne nahe 7° 15  in punktueller (= ptolemäischer und moderner) Notation vorstellte, tendiert der Fehler gegen Null. Wegen der ein Grad Spielraum implizierenden Angaben des Antigonos sind in seinem Fall alle Fehler mit ‘ca.’ notiert. Bei Ptolemaios beträgt der absolute Fehler 2° 20 – 2° 45 = –25. Seine Sonnenlänge ist also ein wenig zu niedrig. 1092 Vgl. das Diagramm bei Gingerich 1980, 262, das Fehler bis zu +7° bzw. –10° vermerkt. Die ptolemäischen Theorien der übrigen Planeten weisen i.d.R. Fehler von nicht mehr als einem Bogengrad auf.

604

Antig. Nic. F1 § 22

auf 9° 25  (trop.) führt;1093 die Konversion des zuletzt genannten Wertes durch Addition von 6° 28 (gemäß der Näherungsformel von Jones, s.o. S. 599 mit Anm. 1085) führt auf 15° 53 , was dem tradierten Textwert sehr nahe kommt. Dieser Fall ist besonders signifikant, weil Balbillos ca. ein Jahrhundert vor Antigonos lebte, das Datum seiner Konstellation sogar ca. zwei Jahrhunderte vor Antigonos liegt und Merkur sich in beiden Horoskopen in der gleichen Relation zur Sonne befand (er hat kurz zuvor seinen zweiten Stillstand erreicht und bewegt sich nun von seiner Elongation wieder auf die Sonne zu). Tabelle 6c zeigt somit auch, dass Antigonos sicher nicht ptolemäische Daten benutzt und unter Nutzung der theonischen Formel in ein siderisches Referenzschema überführt hat. Der Gedanke, dass er so vorgegangen sein könnte, wäre zwar a priori eine unwahrscheinliche Annahme, zum einen, da der früheste nachweisbare Fall dieser Art ein Horoskop für das Jahr 327 n.Chr. ist (Hor. gr. 327.VIII.17), zum anderen, da ganz ungewiss ist, wievielen Astronomen und Astrologen des 2. u. 3. Jh. n.Chr. überhaupt das klar war, was für uns selbstverständlich erscheint, dass nämlich Planetentheorien, die geometrisch (d.h. mit Exzentern und Epizykeln) konzipiert sind und der Präzession der Äquinoktien Rechnung tragen, älteren Planetentheorien überlegen sind.1094 Dennoch war es wichtig, diesen rein theoretisch denkbaren Fall zu prüfen, weil es 16 fragmentarisch erhaltene Papyrusalmanache für jeweils ein oder mehrere Jahre gibt, die nachweislich in einem ersten Schritt nach Ptolemaios berechnet und dann unter Nutzung der theonischen Formel siderisch konvertiert wurden. 1095 Das früheste von solchen Fragmenten abgedeckte Jahr ist 217/8 n.Chr., was uns bis auf wenige Jahrzehnte an die Zeit des Antigonos heranführt. Dieser ist aber, wie Tab. 6c beweist, keiner jener chronologisch schwer fassbaren ‘alten Astrologen’, auf die sich Theon bezieht. Die Gewissheit, dass Antigonos nicht astronomische Daten des Ptolemaios benutzt hat, wird durch die Analyse von F2 bestätigt (s.u. S. 1046) und passt dazu, dass er anscheinend auch keine astrologischen Anleihen an Ptolemaios gemacht hat (s.o. S. 58).

1093

Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,8, ältere Edition: CCAG VIII 4 (1921), p. 236,14. Der tropische Wert 9° 25  ergibt sich bei Berechnung für Rom. Der Text nennt den Geburtsort des Nativen zwar nicht, aber die Merkurlänge würde sich für andere Orte des Mittelmeerraums nur um wenige Bogenminuten ändern. 1094 Siehe hierzu die wichtigen Ausführungen von Jones 2010b, 38f., bes. sein Zitat von Procl. comm. in Plat. Tim. p. III 325–326 Diehl (in engl. Übers.). 1095 Siehe dazu Jones 2010b, 30f. Von den 16 Papyri stammen 15 aus Oxyrhynchos.

Gesamtbesprechung

605

Die zweite zu vergleichende Quelle sind, wie gesagt, die Stobart-Tafeln. Es handelt sich dabei um die von dem englischen Geistlichen Henry Stobart 1854/55 in Oberägypten (Theben) entdeckten demotischen Planetentafeln, 1096 die 140 n.Chr. oder später angefertigt wurden. Ihre Fragmente registrieren für die Jahre 70–78, 104–119 u. 125–133 n.Chr. die Eintrittsdaten der fünf echten Planeten in die Tierkreiszeichen, geordnet nach der  (i.e.  –  –  –  – ) und datiert nach dem alexandrinischen Kalender. Bisher sind zwei Dutzend solcher “sign-entry almanacs” bekannt,1097 unter denen die Stobart-Tafeln den weitaus größten Zeitraum abdecken und als einzige für die Daten der erhaltenen Antigonos-Horoskope relevant sind.1098 Die in allen drei Fällen gleiche Planetenordnung (s.o.) zeigt griechischen Einfluss; babylonischen Ursprungs 1096

Zu den historischen Umständen dieser Entdeckung s. Jones 1994, 25f. Vgl. Jones 1999a, I 42–44 mit Tab. 10. Darunter ist ein weiteres demotisches Dokument, P. Berol. 8279 (für die Jahre 17 v.Chr. bis 12 n.Chr.; Literatur dazu nennt Jones 1999a, I 302; eine Ergänzung zu col. 28 durch P. Berlin 23547 publizierte Hoffmann 1999). Den frühesten Zeitraum deckt Tab. Amst. inv. 1 ab (für die Jahre 26–24 v.Chr.; Literatur dazu bei Jones 1999a, I 301). 1098 Vgl. die kommentierte Edition der Stobart-Tafeln (heute im Free Public Museum of Liverpool) bei Neugebauer 1942, 220–228 mit Taf. 23–26, sowie (danach wird zitiert) Neugebauer – Parker 1960–1969, III 232–235 mit Taf. 74–78, wo der Rechnung nach Kaiserjahren im alexandrinischen Kalender die entsprechenden julianischen Daten beigegeben sind (die Umrechnung ist mit Hilfe von Jones 1999a, 316f., leicht nachvollziehbar). Siehe auch Bohleke 1996, 25. Das Verhältnis der Stobart-Tafeln zu den von Ptolemaios kritisierten ‘ewigen Tafeln’ (cf. Ptol. synt. 9,2 p. II 211,5–6 H.            und die Art, wie sie berechnet wurden, untersuchten Neugebauer – Parker 1960–1969, III 235–240, ohne sicheres Ergebnis. Jedenfalls scheint festzustehen, dass Verzeichnisse wie die Stobart-Tafeln auf Berechnung und nicht auf direkter Observation beruhen (ebd. 236). Dieses Urteil ist zur Gewissheit geworden, als es van der Waerden 1972 gelang, das zugrunde liegende Rechenverfahren exakt nachzuweisen: Die Mars, Venus und Jupiter betreffenden Daten der Stobart-Tafeln wurden nach Theorien berechnet, in denen die Geschwindigkeit streckenweise konstant ist und sich in gewissen Sprungpunkten plötzlich ändert (s. bes. S. 70f. u. 90); sehr wahrscheinlich beruhen auch die anderen Planetendaten dieser Tafeln auf Kombinationen linearer Funktionen (ebd. 75). – Neben das Zeugnis der Stobart-Tafeln tritt der griechische P. Tebt. II 274, ein sogenannter Monatsalmanach (vgl. Jones 1999a, I 44f. mit Tab. 11) mit sehr bruchstückhaften Daten für die Jahre 106 bis 115 n.Chr. Der für das Pedanius-Horoskop (F3 §§ 62–66) relevante Teil (April 113 n.Chr.) ist zerstört. Zu den sehr geringen Abweichungen zwischen den astronomischen Daten des P. Tebt. II 274 und dem vergleichbaren Teil der Stobart-Tafeln s. Neugebauer 1942, 242 (ebd. 241 die maßgebliche Edition). Auch die übrigen bekannten Papyri mit Planetentafeln (Ephemeriden, 5-Tage-Almanache etc.), die Jones 1999a, I 35–47, zusammenstellt, bieten keine zum Vergleich mit den Daten der Antigonos-Horoskope geeigneten Informationen. 1097

606

Antig. Nic. F1 § 22

ist dagegen die Praxis, die Eintrittsdaten der Planeten in die Tierkreiszeichen in astronomischen Tagebüchern festzuhalten.1099 Die Stobart-Tafeln weisen ebenso wie die Horoskope des Antigonos eine systematische Längendifferenz gegenüber tropisch definierten Tierkreispositionen auf, sind also ebenfalls siderisch definiert. Die Saturn und Jupiter betreffenden Daten zum Jahre 76 n.Chr. sind in den Stobart-Tafeln verloren, 1100 die Angaben zu Mars, Venus und Merkur aber noch lesbar.1101 Mars steht angeblich vom 23. Dezember 75 n.Chr. bis zum 2. Februar 76 n.Chr. in den Fischen. Setzt man die Differenz dieser Daten (= 41 Tage) zu den 30 Tierkreisgraden der Fische in Relation, so fällt der Morgen des 24. Januar 76 n.Chr. (Differenz = 32 Tage) auf ca. 23° Fische (32/41x 30  23,4 = 23° 24 ). Venus steht nach den Stobart-Tafeln vom 11. Januar bis zum 5. Februar 76 n.Chr. in den Fischen; die entsprechende lineare Interpolation führt auf 13/25x30  15,6 = 15° 36 .1102 Zu Merkur notiert die zitierte Quelle nur, er trete nach Abschluss einer Retrogradation, die ihn aus dem Steinbock zurück in den Schützen geführt habe,1103 am 13. Januar 76 n.Chr. erneut in den Steinbock ein; als nächstes Datum wird sein Erreichen des Stiers am 2. April desselben Jahres vermerkt. Der Kopist versäumte also, die Eintritte Merkurs in den Wassermann, die Fische und den Widder aus seiner Vorlage zu transkribieren. 1104 Unter Berücksichtigung des Umstandes,

1099

Vgl. Toomer 1988, 358. Die Beschichtung der hölzernen Oberfläche – und mit ihr die Schrift – hat sich an dieser Stelle fast vollständig abgelöst. In der Rekonstruktion Neugebauers besagt Tafel A verso, col. II, Z. 25–30, dass Saturn seit dem 15. Dezember 75 n.Chr. im Steinbock steht und Jupiter am 26. Januar 76 n.Chr. vom Steinbock in den Wassermann übertritt. Es handelt sich dabei jedoch nur um “plausible suggestions” (Neugebauer – Parker 1960–1969, III 228). Vgl. auch Neugebauer 1942, 233f. 1101 Zu allen im Folgenden zitierten Werten vgl. Tafel A verso, coll. II–III des Originals, abgebildet und transkribiert bei Neugebauer 1942, Taf. 23 u. S. 222, sowie Neugebauer – Parker 1960–1969, III Taf. 74 u. 75. 1102 Die hier vorgenommene lineare Interpolation wird dem astronomischen Charakter der Stobart-Tafeln insofern gerecht, als sie auf linearen Funktionen der Zeit beruhen, die zwischen gewissen Springpunkten durch andere lineare Funktionen der Zeit abgelöst werden. Im Falle von Mars, Venus und Jupiter ist dies bewiesen, im Falle der übrigen Planeten sehr wahrscheinlich (s.o. Anm. 1098 zu van der Waerden 1972). Innerhalb der hier besprochenen Zeitintervalle liegen keine der erwähnten Springpunkte, man darf also linear interpolieren. 1103 Wiedereintritt in den Schützen nach Tafel A verso, col. III, Z. 26, am 31. Dezember 75 n.Chr. 1104 Vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 233, zu A verso, col. III, Z. 27–28. 1100

Gesamtbesprechung

607

dass Merkur während des fraglichen Zeitraums rechtläufig war,1105 ließe sich ein Progress von 1° 30 pro Tag linear interpolieren,1106 was für den 24. Januar auf 11 x 1° 30 = 16° 30 führen würde. In Wahrheit liegt freilich die Geschwindigkeit nach einem Stillstand zuerst unter dem Durchschnittswert und wächst dann nach und nach über ihn hinaus. Dass der Verfasser der Vorlage der Stobart-Tafeln dies wusste, ist per se anzunehmen und aufgrund seiner übrigen Daten für Rechtläufigkeitsstrecken Merkurs evident.1107 Es lässt sich sogar zeigen, dass er im ersten Monat nach Beendigung der Retrogradation eine Tagesbewegung Merkurs von nur knapp über 1°/Tag annimmt.1108 Das führt für den 24.01.76 n.Chr. auf ca. 11–12° . Da die Stobart-Tafeln, wie schon erwähnt, die Luminare nicht berücksichtigen und die Jupiter- und Saturndaten zum Jahre 76 n.Chr. aufgrund von materieller Beschädigung fehlen (s.o. Anm. 1100), ergibt sich die folgende Tabelle:

  

Wahre tropische Position1109 6° 56  14° 03  19° 14 

Zu erwartende siderische Position (+ ca. 4° 30)1110 ca. 11° 26  ca. 18° 33  ca. 23° 44 

Stobart-Tafeln (linear interpoliert) 11° 22  15° 36  23° 24 

Antigonos 12°  12°  22° 

Tab. 7: Die Merkur-, Venus- und Marsdaten in F1 1105

Dass der Verfasser der Stobart-Tafeln dies wusste, ergibt sich aus dem zitierten Notat zur Retrogradation um den Jahreswechsel. Merkur war de facto vom Nachmittag des 6. Januar bis zum Abend des 10. April 76 n.Chr. rechtläufig (Quelle: Galiastro 4.3). 1106 120° (, , , ) in 80 Tagen (13.01.–02.04.76 n.Chr.; n.b.: 76 n.Chr. ist ein Schaltjahr). 1107 Vgl. z.B. den Sommer desselben Jahres (76 n.Chr., Tafel A verso, coll. III–V), als Merkur den Stobart-Tafeln zufolge nach einer Rückläufigkeit (Stillstand im Löwen) die Jungfrau in 22, die Waage in 19 und den Skorpion in 20 Tagen durchläuft, oder – noch deutlicher – den Herbst 105 n.Chr. (Tafel C1 recto, col. II), als Merkur nach einer Rückläufigkeit (Stillstand in der Waage) den Skorpion in 26, den Schützen in 17 und den Steinbock in 18 Tagen durchläuft. 1108 Besonders aufschlussreich sind die Daten zum Sommer 71 n.Chr. (Tafel A recto, col. I–II): Nach einem nur zwei Tage dauernden Wiedereintritt in den Krebs (5.–7. August, der vom antiken Redaktor angenommene Moment des Stillstandes ist also fast exakt zu fassen) durchquert Merkur den Löwen in 29 Tagen (das ergibt ein Mittel von 1° 02 pro Tag), die Jungfrau und die Waage in jeweils 19 Tagen. 1109 Daten gemäß der Tabelle oben S. 594 für ASC = 1°  in Rom. 1110 S.o. S. 599 bei Anm. 1086.

608

Antig. Nic. F1 § 22

Insgesamt zeigen die Stobart-Tafeln, dass ein antiker Astrologe, sofern er ebendiese oder ähnlich konzipierte Planetentafeln benutzte, für Merkur und Mars am 24.01.76 n.Chr. ungefähr die gleichen Werte wie Antigonos finden konnte (zur Venus s.u.).1111 Der auffällig gute Merkurwert erweist sich also auch in dieser Hinsicht als weniger überraschend, als man prima vista meinen könnte.

) Venus Im Falle von Venus bestärkt die Auswertung der Stobart-Tafeln unsere Verwunderung über den erheblich zu niedrigen Wert des Antigonos, der um ca. 3½° unter dem seinerseits schon um ca. 3° zu niedrigen demotischen Wert liegt.1112 In den Horoskopen des 1. u. 2. Jh. v.Chr. finden wir zwar wiederholt z.T. erhebliche Venusfehler,1113 aber mit Blick auf die ansonsten homogene und relativ hohe Qualität der astronomischen Daten in F1 ist der Venusfehler extrem und erlaubt den Verdacht, dass Antigonos diesen Wert ein wenig ‘frisiert’ hat. Falls dem so sein sollte, ist sein Motiv leicht erkennbar: Die hypothetische Reduktion der siderischen Venus-Länge um einige Grade auf 12°  bewirkt, dass die Planetengöttin gerade noch in ihrem eigenen Gradbezirk steht, der sich von 0° bis 12°  erstreckt, 1114 und zugleich einen perfekten Sextilschein zu Merkur bildet.1115 Falls Antigonos hier wirklich nachgeholfen haben sollte, verdie-

1111 Zu demselben Ergebnis führt ein weiterer Vergleich, der im Falle des Pedanius-Horoskops für alle fünf echten Planeten möglich ist und suo loco angestellt werden wird. Siehe unten in der Gesamtbesprechung von F3 §§ 63–64. 1112 Dass der linear interpolierte Wert von ca. 15° 36  nicht ganz unzuverlässig ist, zeigt auch folgende Beobachtung: Nach den Stobart-Tafeln tritt die Venus am 11. Januar 76 n.Chr. in die Fische und am 5. Februar in den Widder ein. In Wahrheit stand sie an diesen Tagen auf 28° 54  bzw. 28° 06  (jeweils mittags nach Galiastro 4.3, d.h. tropisch) = ca. 3–4°  bzw. 2–3°  in siderischer Notation. Auch hier ging der Redaktor der Stobart-Tafeln also von etwa drei Grad zu niedrigen Werten aus. Stellt man dieselbe Analyse für Mars an, so findet man an den in den Stobart-Tafeln genannten Ein- u. Austrittsdaten für die Fische (23.12.75 u. 02.02.76 n.Chr.) wahre tropische Positionen von 26° 01  u. 25° 50 , was ca. 1°  u. 1°  in siderischer Notation entspricht, mithin fast genau zutrifft. 1113 Im P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13) beträgt dieser Fehler sogar 17°; s.u. Appendix II, S. 1379, Tab. 43. 1114 S.o. S. 719, Tab. 17b. 1115 Dieser Aspekt wird im erhaltenen Text nicht explizit erwähnt. – Die Wirkung eines ‘guten’ Planeten, der in einem günstigen Aspekt (Sextil bzw. Trigon) seinen Einfluss

Gesamtbesprechung

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nen vielleicht auch weniger auffällige Kleinigkeiten Beachtung: Seine etwas zu niedrige Mondlänge ergibt eine gradgenaue Konjunktion mit Jupiter, was Antigonos explizit der astrologischen Deutung der Kaiserwürde nutzbar macht,1116 und die etwas zu niedrige Marslänge (22° ) bewirkt einen perfekten Gedrittschein zum MC (22° ). In keinem dieser Punkte1117 ist eine Manipulation der Daten beweisbar, ebensowenig wie im Falle der etwas zu niedrigen, wahrscheinlich mit Absicht auf genau 7 Tage gedrückten Zeitangabe in dem Jupiternotat F1 § 26     .1118 Den Verdacht zu formulieren erscheint aber in all diesen Fällen, vor allem in dem der Venuslänge, berechtigt angesichts einer ebenso eindeutigen wie schwerwiegenden Stilisierung, die Antigonos bezüglich des Aszendenten vornahm.

) Aszendent Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der 24. Januar 76 n.Chr. der literarisch und epigraphisch gesicherte Geburtstag des Kaisers Hadrian ist.1119 Über die Tageszeit seiner Geburt schweigen jedoch die erhaltenen Quellen. Innerhalb eines  bzw. 24-Stunden-Tages durchlaufen alle 360° des Tierkreises den Aszendenten mit der relativ hohen Durchschnittsgeschwindigkeit von 1°/4min, die Grade des Wassermanns sogar noch schneller.1120 Selbst wenn dem Antigonos eine Quelle für die Geburtszeit des Kaisers vorgelegen haben sollte, ist auszuschließen, dass die Angabe jener Quelle so präzise (auf ca. drei Minuten genau) formuliert war. Nimmt man hinzu, dass die kardinale Position eines oder beider Luminare astrologische Grundbedingung königlicher Horoskope ist,1121 so wird deutlich, dass Antigonos den Wert 1°  als perfekten Aufgangsgrad einer Kaisergeburt am 24. Januar 76 n.Chr. selbst gewählt haben muss. Nur bei dieser Wahl stehen Mond und Jupiter gradgenau im wichausübt, gilt als besonders positiv. Vgl. den Kommentar zu F1 § 32     1116 Vgl. § 26    1117 Siehe ferner den Kommentar zu den Positionen von Saturn und Venus in F2 § 54, die seltsam perfekt mit den Erhöhungen dieser Planeten übereinstimmen (s. bes. ebd. zu ). 1118 Siehe den Kommentar zur Stelle. 1119 S.o. S. 593 bei Anm. 1062. 1120 Siehe die Tabelle der Aufgangszeiten bei Neugebauer 1975, 732 (= hier S. 624). 1121 Siehe Ptol. apotel. 4,3 und die Gesamtbesprechung von F1 §§ 26–28 (S. 679–685).

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tigsten der vier Kentra (ASC), Mars und Venus in Epanaphora (2. Ort) und Saturn und Merkur im 12. Ort, alles fundamental wichtige Daten, auf denen Antigonos seine astrologische Interpretation aufbaut1122 und ohne die das kohärente Gebäude dieser Schicksalsdeutung in sich zusammenbräche. Außer den von Antigonos explizit genannten Vorzügen, die 1°  als Aszendent bietet, verdienen noch weitere Erwähnung. Der erste Grad des Wassermanns galt nämlich im Gegensatz zum unmittelbar vorausgehenden schlimmen Ende des Steinbocks als besonders günstiger Aszendent. Vgl. Manil. 4,568–570 (zu 30° ) und danach 4,571–572 (zu 1° ): quod si quem sanctumque velis castumque probumque | hic tibi nascetur cum primus Aquarius exit.1123 Neben dieser frühen, rein zodiakalen Prognose verdient im Rahmen der Planetenastrologie Firm. math. 8,29,1 Erwähnung: In I. parte Aquarii quicumque habuerit horoscopum, si Iuppiter et Saturnus simul fuerint inventi [...] et si Luna bene fuerit collocata, erit rex magnus gloriosus polychronius, omnium terrarum possidens circulum. Sed maxima illi potentia processu temporis decernetur. Sed is in aqua morietur. Bis auf die Position des Saturn im Aszendenten sind die von Firmicus formulierten Bedingungen bei Hadrian gegeben, die Prognose würde also nach Abzug der durch Saturn bewirkten Langlebigkeit und des späten Zeitpunkts der vollen Machtentfaltung gut zu einem Herrscher wie Hadrian passen. Es ist möglich, dass Antigonos die zitierten und ähnliche Lehren1124 durch die Quellen des Manilius und des Firmicus kannte, seine Argumentation aber nicht durch Rekurs auf alle verfügbaren Vorzüge des ersten Wassermanngrads überfrachten wollte.

1122

Siehe F1 § 26 und passim. Vgl. dazu Hübner 1982, 603, ferner Bouché-Leclercq 1899, 1471. Boll et al. 1966, 153. Hübner 2002f, 558 (“Eine ungünstige Wirkung wurde bes. in den letzten Graden der T[ierkreis]-Z[eichen] angenommen”; vgl. Heph. 3,1,7 ~ Dor. arab. 5,5,8 sowie Porph. frg. 271,83–85 Smith). – Leider weist der Maniliustext bei der Behandlung der zodiakalen partes damnandae (4,408–501) nach Vers 489 gerade dort eine Lücke auf, wo das Ende des Steinbocks und der Anfang des Wassermanns zusammentreffen. Ich danke W. Hübner für den brieflichen Hinweis, dass Bentleys Umstellung des umgebastelten Verses 2,232 an diese Stelle, wodurch 1°  zu einer pars damnanda würde, sicher nicht falsch ist. 1124 Vgl. weiter eine frühe Lehre aus dem Bereich der Katarchenhoroskopie, die aber nicht auf genau 1°  begrenzt ist: Nach Dor. p. 418,12–14 = Heph. 3,47,49 (~ Dor. arab. 5,36,71–72) zeigt der Mond oder der Azendent in den ersten Graden des Wassermanns an, dass der Herr seines entlaufenen Sklaven wieder habhaft werde (in den übrigen Graden das Gegenteil). 1123

Gesamtbesprechung

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Wenngleich das der Wahl von ASC = 1°  immanente Perfektionsstreben des Antigonos unleugbar ist, sollte man nicht von einer Manipulation im negativen Sinne oder gar von einer Täuschungsabsicht sprechen. Im Rahmen eines unendlichen Kausalnexus glaubten die Astrologen, nicht nur von den Ursachen auf die Folgen, sondern auch umgekehrt von den Folgen auf die Ursachen schließen zu dürfen. Sie hielten es daher für legitim, aus dem Leben eines Nativen auf Details seiner Geburtskonstellation oder sogar insgesamt auf dieselbe zurückzuschließen. 1125 Falls Antigonos die Geburtszeit Hadrians nicht wusste oder verfügbare Informationen für unzuverlässig hielt, war es das Nächstliegende, das Horoskop durch Wahl eines Aszendenten, der dem Leben des Nativen gerecht wird, zu rektifizieren. Es ist außerdem nicht unmöglich, dass Hadrian in seiner Autobiographie, sofern diese, wie hier angenommen, die Hauptquelle des Antigonos war, im Rahmen einer imitatio Augusti principis zu Recht oder Unrecht behauptet hat, er sei kurz vor Sonnenaufgang geboren worden (vgl. Suet. Aug. 5,1 paulo ante solis exortum). In diesem Fall läge für einen überzeugten Astrologen wohl nichts näher, als die Zeitangabe im Sinne von ASC = 1°  (= ca. 12 min. vor Sonnenaufgang) zu präzisieren. Ein mit dem astrologisch idealen Aszendenten des Hadrianhoroskops vergleichbarer Fall ist der des Aelius Aristides, in dessen Horoskop1126 ebenfalls die günstigste Minute des Tages als angeblicher Geburtszeitpunkt gewählt ist, nämlich der Moment, als Jupiter exakt in der Himmelsmitte stand und Merkur exakt im Aszendenten.1127 Da es sich hierbei um ein autobiographisches Horoskop handelt, ist nicht auszuschließen, dass die Geburtszeit wider besseres Wissen des Aelius Aristides geschönt bzw. ‘frisiert’ wurde. Wir dürfen dergleichen aber nicht ohne handfeste Indizien unterstellen. Es bleibt festzuhalten, dass Horoskope wie das des Kaisers Hadrian und das des Aelius Aristides die Wahl eines idealen Aufgangsgrades erkennen lassen und somit nicht dazu geeignet sind, aus den jeweiligen 1125

Schon Ciceros Zeitgenosse Tarutius soll für Varro im Sinne dieses Kausalverhältnisses aus dem Leben und den Taten des Romulus das Horoskop des Stadtgründers auf Tag und Stunde genau errechnet haben (Plut. Rom. 12,5). Genaueres dazu bei Heilen 2007, 49f. 1126 Ael. Arist. or. 50,58 (sacr. serm. 4,58) p. II 440,10–28 Keil (Hor. gr. 117.XI.26). 1127 Ebd. p. II 440,24f. K.:    sc.            . Ausführlicher dazu Heilen 2006a. – Vgl. weiter Bouché-Leclercq 1899, 2832, zu Hor. gr. 137.XII.4, Merkur sei absichtlich gradgenau auf dem Aszendenten platziert worden (ablehnend Neugebauer – van Hoesen 1959, 413).

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Antig. Nic. F1 § 22

ASC-Werten die historisch wahren Geburtszeitpunkte zu errechnen.1128

Sonne Wir kommen abschließend zu drei Positionsangaben des Antigonos, die nicht einhellig überliefert sind: die der Sonne, des Saturn und der oberen Kulmination (MC). Als Länge der Sonne überliefern P und ein Zeuge von Ep.4 (K) 8° , die übrigen Zeugen von Ep.4 (IJM) 20° . Während der Wert 8°  astronomisch (innerhalb des siderischen Referenzschemas) überzeugt, ist der Wert 20°  so stark überhöht, dass er unmöglich von Antigonos oder einem anderen antiken Astrologen stammen kann. Er ist paläographisch zu erklären, ebenso wie ein ähnlicher Fall in der Überlieferung des späteren der beiden erhaltenen Horoskope des Astrologen Balbillus (Hor. gr. – 42.XII.27): Dort ist die Jupiterposition 20°  (  ) eine Verschreibung aus 8°  ().1129 Neugebauer – van Hoesen 1959, 78, bemerken zur Genese dieses Fehlers richtig: “ and  are often indistinguishable in manuscripts of the Byzantine period.”1130 Die gradgenaue Positionsangabe der Sonne und des Mondes ist möglich, da der scheinbare Durchmesser beider Luminare jeweils ca. ½° beträgt.1131

1128

Nebenbei sei angemerkt, dass aus der Antike noch eine andere Art der Manipulation des Aszendenten, nämlich ante genituram, bekannt ist. Da die Aufgangszeit zweier aufeinanderfolgender Tierkreisgrade nur um wenige Minuten differiert, erschien ein Hinauszögern der Geburt in Notfällen (wenn etwa der Aszendent auf 30°  zu fallen drohte) als empfehlenswert. Das bekannteste Beispiel dieser Art von ‘astrologischer Geburtenplanung’ ist die fiktive Szene bei Ps.-Kall. Hist. Alex. Magn. 1,12, wo Nektanebos die Olympias dazu anhält, ihre Wehen noch hinauszuzögern, bis die Konstellation für die Geburt eines Weltherrschers günstig sei. Vgl. dazu Boll 1922b (1950), 351–356 (= Boll 1922c, 18–22) sowie oben S. 579 bei Anm. 995. 1129 Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,8, ältere (fehlerhafte) Edition: CCAG VIII 4 (1921), p. 236,11. Siehe das Diagramm unten S. 1015. 1130 Vgl. auch die Liste der “standard letter confusions” bei West 1973, 25. 1131 Vgl. Neugebauer 1975, 657–659. In astrologischen Texten wird der Sonne und dem Mond z.T. unpräzise ein Durchmesser von einem (ganzen) Grad zugesprochen; vgl. Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), pp. 99,7–8 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,2).

Gesamtbesprechung

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) Saturn Als Länge Saturns überliefert P 10° , Ep.4 5°  und Exc.1 16° . Den zuletzt genannten Wert (16° ) übernahmen Stegemann und Cramer, 1132 dem Wert der Epitome (5° ) folgte Neugebauer. 1133 Pingree edierte den Haupttext und die Epitome getrennt mit den jeweils verschiedenen Werten 10°  und 5° .1134 Der richtige Wert muss 5°  (siderisch) sein, da Saturn re vera fast genau auf 0°  (tropisch) stand.1135 Die beiden anderen überlieferten Werte implizieren so große absolute Fehler (ca. 5° 30 bzw. ca. 11° 30),1136 dass undenkbar ist, sie könnten einem Astrologen zur Zeit des Antigonos bei der Ausarbeitung eines so wichtigen Horoskops im Falle des sehr langsam wandernden und leicht zu lokalisierenden Saturn unterlaufen sein. Speziell gegen den höchsten überlieferten Wert (16° ) spricht ferner, dass Merkur (12° ) dann im Widerspruch zum Text nicht mehr innerhalb der Einschließung durch Saturn und Mars läge.1137 Der richtige Wert 5°  überlebte offenbar nur in  (s. Stemma oben S. 120), während sich in , wie P und Exc.1 zeigen, bereits eine Verderbnis eingeschlichen hatte. Möglicherweise ist das Zahlzeichen Iota in    (P) und   (Exc.1) aus falscher Abtrennung des Iota subscriptum von  entstanden. Zu weiteren Fällen, wo nur Ep.4 gegen die übrigen Überlieferungsstränge das Richtige bewahrt, vgl. etwa F2 § 56 u. F3 § 65, wo die wichtigen Worte      und             (Ep.4) in P und Exc.2 fehlen, sowie auch die Analyse der die Gradbezirke betreffenden numerischen Daten in Heilen 2010a, 61. Der vorliegende Fall führt auf ein grundsätzliches Problem. Philologen vertrauen bisweilen allzu unkritisch den Handschriften, selbst wenn der Sachverhalt durch Beweise, die außerhalb des streng philologischen Kompetenzbereiches liegen, evident ist. Diese Tendenz ist vor allem dann zu beobachten, wenn es gilt, eine vom antiken Autor verwendete mathematisch-naturwissenschaftliche Technik zu analysieren oder das Ergebnis einer bereits von Kundigeren vorgelegten Analyse dieser Art 1132

Stegemann 1931/32, 370. Cramer 1954, 165 (“in the 16th (or 5th) degree”). Neugebauer – van Hoesen 1959, 90f. 1134 Pingree 1973–1974, I 158,4 u. II 223,25 (ohne Angaben im textkritischen Apparat). 1135 Siehe Tab. 6a (S. 594). Zur Differenz von ca. 4° 30 zwischen siderischen und tropischen Längen s.o. S. 599 (bei Anm. 1086). 1136 P: 10°  sid. ~ 5° 30  trop.; Exc.1: 16°  sid. ~ 11° 30  trop. 1137 S.u. zu § 34  1133

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Antig. Nic. F1 § 22

gebührend zu berücksichtigen. Es sei gestattet, dies kurz am Umgang von Saffrey – Segonds 2001 mit dem Aufsatz von Jones 1999b zum Horoskop des Proklos (Marin. vit. Procl. 35 = Hor. gr. 412.II.7) zu illustrieren. Schon Fabricius hatte 1703 richtig das überlieferte Sonnenzeichen von  zu  und die Venusposition von  23° zu  0° 23 emendiert.1138 Aber noch in jüngsten Jahren zögerte man, diese Fehler als überlieferungsbedingte Korruptelen zu erklären, da Neugebauer geurteilt hatte, das ganze Horoskop sei wenig sorgfältig berechnet,1139 und die Fehler somit schon dem Verfasser selbst unterlaufen sein könnten. Nun hat aber Jones nachgewiesen, dass Neugebauers Urteil auf einer fehlerhaften Gleichung in seiner Wiedergabe der ptolemäischen Regeln zur Berechnung der Planetenlängen beruht 1140 und die korrekte Anwendung der ptolemäischen Tafeln bei allen Werten bis auf Sonne und Mond zu Werten führt, die von den minutengenauen Angaben der Handschriften um maximal zwei Bogenminuten abweichen, ein minimaler Fehler, der aus der Rundung arithmetischer Zwischenergebnisse resultiert (auch Fabricius’ Korrektur der Venus-Position findet so ihre Bestätigung, denn die wahre Position betrug 0° 21 ). Insgesamt beweist Jones schlagend, dass der Verfasser des Proklos-Horoskops die ptolemäischen Tafeln im Falle der fünf echten Planeten, des aufsteigenden Mondknotens und der vorausgegangenen Konjunktion der Luminare mit tadelloser technischer Kompetenz angewandt hat und folglich die Daten für Sonne und Mond hoffnungslos verdorben sind (Jones 1999b, 86f.). Dass Saffrey – Segonds 2001 dennoch die überlieferten Positionen von Sonne, Mond und Venus im Haupttext drucken, ohne wenigstens im textkritischen Apparat oder in den Anmerkungen die Verlässlichkeit der Überlieferung in Frage zu stellen, ist sehr zu bedauern. Nur in der dem Horoskop und seiner Forschungsgeschichte gewidmeten Appendix (ebd. 185–201) gehen sie (199f.) kurz auf das Problem ein und rechtfertigen ihr Festhalten an der Überlieferung gegen Jones 1999b damit, eine befriedigende paläographische Erklärung der Verschreibungen sei nicht ersichtlich. Hier wird deutlich, dass die beiden Herausgeber die Beweiskraft der von Jones vorgebrachten Argumente und die bahnbrechende Bedeutung seiner Analyse nicht verstanden haben. Denn andere Ergänzungen, deren Notwendigkeit ihnen einleuchtet, nehmen sie durchaus vor, z.B. die des Merkursymbols (so schon Fabrici1138

Vgl. Jones 1999b, 84. Platzhalter im Sinne der modernen Null sind auch anderswo des Öfteren ausgefallen. 1139 Neugebauer 1975, 1033f. 1140 Jones 1999b, 85, zu Neugebauer 1975, 1003 (Gleichung 4): Statt k7  0 lies k7  0.

Gesamtbesprechung

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us) vor der zugehörigen Positionsangabe. Ebenso hätten sie statt     .   . ...   drucken sollen:   †  †.  †  †. ...   0 (dass sich der unbekannte Verfasser die Sonne im Wassermann dachte, ist schon durch die Notiz zur    am Ende von Marin. vit. Procl. 35 absolut sicher). Sie handeln ferner – zum Glück – inkonsequent, indem sie ein wichtiges Resultat jener Beweisführung anerkennen, dass nämlich das Geburtsdatum des Proklos vom 8. auf den 7. Februar 412 zu korrigieren ist.1141 Es wäre wünschenswert, dass Herausgeber in vergleichbaren Fällen uneingeschränkt die Konsequenzen aus verlässlichen Vorarbeiten ziehen beziehungsweise in Ermangelung derselben einen kompetenten Helfer zu gewinnen suchen, der die editorische Verantwortung für die fragliche Textstelle übernimmt (vgl. die Kooperation von Boer 1958 u. Boer 1962 mit O. Neugebauer u. D. Pingree).

) Der MC-Wert Als obere Kulmination (MC) des Hadrianhoroskops nennt P 22° , Exc.1 hingegen 24° .1142 Die Handschriften von Ep.4 (IJKM) bestätigen die Gradzahl 22 (), bieten aber fälschlich  (nur M ergänzt in margine die richtige Lesart ).1143 Zu prüfen ist die Alternative 22°  / 24° . Das MC hängt von zwei Parametern ab: von der geographischen Breite des Ortes und von den Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen. Im Falle Hadrians bieten die Quellen einander widersprechende Informationen zum Geburtsort des Kaisers, entweder Rom oder Italica. Für Rom spricht als einziger Beleg Hist. Aug. Hadr. 1,3 natus est Romae VIIII kl. Feb. Vespasiano septies et Tito quinquies consulibus, für Italica in Südspanien,1144 die Heimat von Hadrians Vater, knapp zwei Dutzend antiker und 1141

Saffrey – Segonds 2001, 1733. 200. So m im Text (das vorgesehene Diagramm wurde vom Schreiber nicht ausgeführt) und U im beigefügten Diagramm (die Gradangabe fehlt bei U im Text). 1143 Anscheinend nannte also schon  (s. Stemma S. 120) fälschlich den Stier; die Verbesserung in M beruht sicher nicht auf einer unverdorbenen Handschrift, sondern ist die Emendation eines astronomisch Kundigen. Zu der in Handschriften häufigen Verwechslung der Symbole für Stier und Skorpion vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 76 mit Anm. 4. 1144 Heute Santiponce (Eck 1997, 111), nahe Sevilla. 1142

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mittelalterlicher Quellen, die jüngst Canto erstmals vollständig gesammelt hat.1145 Besondere Erwähnung verdienen darunter das vieldiskutierte ad patriam redit (Hist. Aug. Hadr. 2,1) bezüglich Hadrians Besuch von Italica im Jahre 90 n.Chr. sowie Eutr. 8,6,1 natus et ipse [sc. Hadrianus, ut antea Traianus] Italicae in Hispania (~ Hieron. chron. Ol. 224, p. 197,11 Helm [GCS 47] Hadrianus Italicae in Hispania natus). Aus Gründen, die im Folgenden noch deutlich werden, ist es sinnvoll, die Entwicklung der Forschungsmeinungen hier knapp zu skizzieren. Seit dem 16. Jh. überwogen in der europäischen Forschungsliteratur die Stimmen zugunsten Roms, von denen Canto eine umfangreiche Auswahl (überwiegend aus dem späten 19. Jh.) zitiert.1146 Eine Ausnahme bildeten die spanischen Historiker, deren Mehrheit aus verständlichen Gründen Italica vorzog.1147 Um die Wende vom 19. zum 20. Jh. erstarkte die Fraktion der Befürworter von Italica ganz erheblich dank dem gewichtigen Urteil deutscher Historiker wie Plew, von Rohden, Kornemann und Weber.1148 Der zuletzt genannte beeinflusste durch sein Eintreten für die hispanische Abkunft der ‘wichtigen’ Kaiser des 2. Jh. n.Chr. in seinem Beitrag zur Cambridge Ancient History auch die angelsächsische Forschung zugunsten Italicas.1149 Nachdem sich somit die Waage der Forschungsmeinungen in der ersten Hälfte des 20. Jh.s zugunsten von Italica geneigt hatte, setzte sich Syme mit dem Hauptargument, dass scharf zwischen der origo beziehungsweise patria einer Familie und dem eher zufälligen Geburtsort einer Person zu unterscheiden sei, für die sehr präzise, oben zitierte Angabe in Hist. Aug. Hadr. 1,3 ein.1150 Er hat damit im Wesentlichen einen Umschwung der Forschungsmeinung zugunsten Roms bewirkt.1151 Die Zustimmung zu der von Syme vorgebrachten These ist 1145 Canto 2004, 381–390 (16 antike und 7 mittelalterliche Quellen, deren Wert im Einzelnen zu diskutieren hier ebensowenig Platz ist wie für die im Anschluss von Canto als zusätzliche Argumente gebotenen Texte Nr. 24–31). 1146 Canto 2004, 374f. (der Forschungsbericht reicht ebd. bis S. 380). 1147 Canto 2004, 375. 1148 Plew 1890, passim. von Rohden 1893, 496f. Kornemann 1905, 7–11. Weber 1907, 14. 1149 Siehe Weber 1936, bes. 297f. Für Italica hatte sich in der angelsächsischen Forschung bereits Henderson 1923, 10, ausgesprochen. Siehe ferner Cramer 1954, 163121b (“Hadrian [...] surely was born in southern Spain”, u. ebd. Anm. 122: “the birth was erroneously assigned to Rome instead of Italica, the actual birth-place of Hadrian”). 1150 Syme 1964, bes. 142 (= RP II 617), wiederholt in Syme 1965, 246 (= RP VI 106). Syme 1985b, 351 (= RP V 554). Syme 1986, 10f. (= RP VI 165f.). 1151 Siehe bes. Nierhaus 1966, 153–155, mit wichtigen Ergänzungen zu den von Syme vorgebrachten Argumenten. Jüngere Stimmen für Rom: Barnes 1976, 778. Caballos

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jedoch nicht ungeteilt,1152 und jüngst hat sich die bereits genannte spanische Historikerin Canto mit einem umfangreichen Beitrag erneut – aus ihrer Sicht definitiv – für Italica ausgesprochen.1153 Da Canto dem Hadrianhoroskop des Antigonos besonderes, ja geradezu entscheidendes Gewicht beimisst,1154 ist die folgende Untersuchung nicht nur für die astrologische Interpretation wichtig, sondern darüber hinaus für die althistorische Forschung von Interesse. Astronomisch macht es einen erheblichen Unterschied, ob man ein Horoskop für Rom oder für Italica berechnet, da die Entfernung zwischen dem Aszendenten und der oberen Kulmination in Zodiakalgraden je nach geographischer Breite schwankt. Nun liegt Rom (41° 54 N) weit nördlicher als Italica (37° 26 N). Dass eine solche Breitendifferenz – umgerechnet fast 500 km – einen erheblichen Unterschied bezüglich des sichtbaren Himmels ausmacht, war den antiken Astronomen wohlbekannt. Geminos etwa schreibt in seiner Einführung in die Astronomie (1. Jh. v.Chr.),1155 der Horizont verändere sich bis zu einem Umkreise von ungefähr 400 Stadien (ca. 70 km) nicht merklich, so dass der sichtbare Himmel insgesamt derselbe bleibe. 1156 Wenn in Rom beziehungsweise Italica der erste Grad des Wassermanns aufgeht (das geschieht in Italica wegen der erheblichen Längendifferenz später als in Rom), fällt in Rom das MC auf 24° 54 , in Italica hingegen auf 22° 03 , was sehr gut zur Angabe des Antigonos (22° , s. § 22) zu passen scheint. Wichtig ist es jedoch nicht, die wahre Himmelsmitte mit Hilfe moderner Mittel zu berechnen, sondern die Berechnung des Antigonos nachzuvollziehen und so zu verstehen, welche geographische Breite er zugrunde legte. Unter diesem Gesichtspunkt ist Neugebauer, dem Canto und viele andere Altertumswissenschaftler blind vertrauen, bei der Diskussion des Rufino 1990, 41. Callu 1992, 187. Chastagnol 1994, 4 u. 181. Birley 1997, 10. 13f. 19f. Eck 1998, 59. Festy 1999, 1071. Opper 2008, 34. 1152 Für Italica spricht sich Kienast 1996, 128, aus (mit Verweis auf nur zwei der antiken Quellen; keine der beiden nennt Italica), ebenso Sallmann 1997, 58, und Veh 1990, 59. Schmid 2005, Taf. 8, spricht ungenau von Sevilla. 1153 Ebenso bereits Canto 1991, 297 (sehr knapp), u. Canto 2002. 1154 Canto 2004, 381, bezeichnet das von Antigonos verfasste Horoskop als “la [sc. fuente] más definitiva”; ebd. 387: “una fuente antigua irrebatible”, ebd. 388: “este documento […] empíricamente inapelable”. 1155 Geminos schrieb die Isagoge zwischen ca. 90 u. 25 v.Chr., vgl. Jones 1999c, bes. 266. Überholt ist die Datierung ins 1. Jh. n.Chr. bei Neugebauer 1975, 580 (“around 50 A.D.”). Vgl. Bowen – Todd 2004, 4 (“first cent. B.C.”). 1156 Gem. 5,58 (       ), vgl. ebd. 16,17.

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Hadrian-Horoskops ein bisher unbeachtetes Versäumnis unterlaufen. In Unkenntnis der Argumente Symes, die erst fünf Jahre später erschienen, stützte sich der Astronomiehistoriker auf die zu seiner Zeit dominierende Forschungsmeinung, Hadrian sei in Italica geboren, 1157 und berechnete das MC für Italica mit Hilfe der theonischen Tafeln für das Klima von Rhodos auf 21° 23 .1158 Diese Berechnung, die die antiken Nachrichten, Hadrian sei in Italica geboren, durch ein astronomisches Argument zu bestätigen scheint, wird seit nunmehr einem halben Jahrhundert unkritisch rezipiert. 1159 Im Folgenden wird gezeigt, dass die Stellungnahme Neugebauers erhebliche Probleme birgt und umgekehrt gute (wenngleich nicht zwingende) Gründe dafür sprechen, den MC-Wert des Antigonos als das Ergebnis einer für Rom angestellten Berechnung zu interpretieren. Aus der Zeit des Antigonos und noch weit darüber hinaus (bis zum Ende des 3. Jh. n.Chr.) sind keine Horoskope bekannt, in denen das MC oder irgendwelche anderen Daten, die die Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen betreffen, trigonometrisch berechnet wurden. Bezüglich mathematisch fortschrittlicher trigonometrischer Verfahren, wie Ptolemaios sie in seiner Syntaxis und seinen Handlichen Tafeln (auf denen die im vorigen Absatz erwähnten, von Neugebauer benutzten theonischen Tafeln basieren)1160 benutzte, ist zwischen theoretischer Kenntnis und praktischer Anwendung zu scheiden. Theoretisch waren trigonometrische Verfahren bereits im 2. Jh. n.Chr. in nicht näher bestimmbarem Umfang bekannt, nicht durch Ptolemaios, dessen früheste nachweisbare Rezeption ins 3. Jh. n.Chr. fällt,1161 sondern durch Autoren wie den von Valens, Porphyri1157

Siehe oben S. 616 und Neugebauer – van Hoesen 1959, 9119: “Hadrian was born in Halica [corrige Italica] (southern Spain, near Seville, latitude about 37;30)” (ohne Quellenangabe; für Neugebauer als in den USA lebenden Österreicher [s. Swerdlow 1993 u. Keyser 1994b] kommen ebensogut deutschsprachige wie englischsprachige Quellen in Frage). 1158 Neugebauer – van Hoesen 1959, 91. Zum Begriff ‘Klima’ siehe den nächsten Absatz. 1159 Sie wurde schon vor dem Erscheinen der Greek Horoscopes (Neugebauer – van Hoesen 1959) per litteras übernommen von Cramer 1954, 163121b. Auf die beiden genannten Werke stützen sich viele spätere Autoren, darunter Canto 2004. 1160 Tihon 1985 hat gezeigt, dass Theon die Handlichen Tafeln des Ptolemaios entgegen einer weitverbreiteten Annahme nicht modifiziert hat; s. bes. Tihon 1985, 108 u. 119 (anerkannt von Jones 1999b, 8418). Im 6. Jh. n.Chr. entstand ferner eine lateinische Übersetzung von Ptolemaios’ und Theons Handlichen Tafeln, das Preceptum Canonis Ptolomei, wovon D. Pingree eine Edition für das Corpus des astronomes byzantins vorbereitet hat (vgl. Burnett – Pingree 1997, 11), die nie erschien. 1161 Es gibt nach Toomer 1998, 22, überhaupt keine Zeugnisse für die Benutzung der Syntaxis (die frühestens 150 n.Chr. zu datieren ist, vgl. ebd. 1) im 2. Jh. n.Chr.

Gesamtbesprechung

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os und Paulos Alexandrinos zitierten Apollinarios, der wohl bereits im frühen 2. Jh. n.Chr. (jedenfalls vor Valens) forderte, astrologisch relevante Berechnungen der Aufgangszeiten ‘geometrisch’ (d.h. trigonometrisch) durchzuführen.1162 Die erhaltenen Zeugnisse vermitteln jedoch den Eindruck, dass die Astrologen des 2. Jh. n.Chr., selbst diejenigen, die gewisse Kenntnisse bezüglich der neuen trigonometrischen Methoden besaßen, es in der Praxis so hielten wie Valens, der in seinen vielen Beispielhoroskopen stets das astronomisch gröbere System der sogenannten ‘Sieben Klimata’ benutzt, ein auf arithmetischen Reihen basierendes Näherungsverfahren zur Bestimmung der Aufgangszeiten,1163 das babylonischen Ursprungs ist und hier keiner ausführlichen Darstellung bedarf, da es von kompetenter Seite untersucht und erläutert wurde.1164 Dass Valens sich dabei der erheblichen Differenz zwischen numerisch und geometrisch berechneten Aufgangszeiten durchaus bewusst ist, zeigt seine im Kommentar zu T1 zitierte Aussage (Val. 9,12,4, s.o. S. 496). Ebenda wurde auch schon erwähnt, dass sich die geometrischen, Diagramme enthaltenden Ausführungen des Antigonos, deren Unklarheit Johannes Lydos tadelt, auf die Berechnung der Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen beziehen könnten. Es ist also, auch wenn keinerlei konkrete Beweise vorliegen, denkbar, dass Antigonos die jüngeren trigonometrischen Verfahren mehr oder weniger gut kannte. Da er aber nach F1 § 21 erklärtermaßen in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht und sich diese konservative Orientierung in vielen Details seiner erhaltenen Horoskope bestätigt, muss gefragt werden, zu welchen Ergebnissen denn die Anwendung traditioneller numerischer Verfahren, wie jene ‘Alten’ und – soweit wir wissen – auch alle Astrologen bis ins 4. Jh. n.Chr. sie praktizierten, führen würde.1165

1162 Siehe Val. Porph. isag. 41 p. 212,10–19. Paul. Alex. 1 pp. 1,13–2,2. Gundel – Gundel 1966, 159. Jones 1990, 14f. Holden 2012, 12. 1163 Die Länge der Aufgangszeiten ändert sich nicht linear, lässt sich also mit einer arithmetischen Reihe nicht exakt beschreiben. Vgl. z.B. die linearen Werte des Hypsikles (Hyps. ll. 104–110 De Falco) für Alexandria (1. Klima) mit den entsprechenden trigonometrischen Werten des Ptolemaios (Ptol. synt. 2,8):  u. : H(ypsikles) 21° 40, P(tolemaios) 20° 53;  u. : H. 25°, P. 24° 12;  u. : H. 28° 20, P. 29° 55;  u. : H. 31° 40, P. 34° 37;  u. : H. 35°, P. 35° 36;  u. : H. 38° 20, P. 34° 47; gesamt (H. = P.): 180°. 1164 Siehe Neugebauer 1975, 725–736. 1165 Noch Paulos Alexandrinos nennt im Jahre 378 n.Chr. als einen Hauptgrund dafür, dass er sein astrologisches Handbuch in einer überarbeiteten zweiten Auflage präsentiert, dass er nun anstelle der von den ‘Ägyptern’ tradierten Aufgangszeiten den bisher

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Antig. Nic. F1 § 22

Von großem Wert für die Rekonstruktion der Methode, nach der diese Astrologen zu einem gegebenen Aufgangsgrad die obere Kulmination berechneten, ist das Zeugnis des Paulos Alexandrinos. In seinem Kapitel über die Himmelsmitte1166 lehrt er, die zodiakale Länge des MC errechne sich wie folgt: Man addiere die für das jeweilige Klima gültigen Aufgangszeiten vom Beginn des Widders bis zum Aszendenten und trage das Ergebnis vom Beginn des Steinbocks in Richtung des Tierkreises ab, und zwar dreißig Grad pro Zeichen; wo man auskomme, dort sei die Position des MC.1167 Als Beispiel wählt Paulos 15°  als Aszendent im 1. Klima: Die Aufgangszeit des Bogens 0°  – 15°  sei dort, gemessen in Rektaszensionalgraden (RA), 21° 40 RA + 25° RA + 28° 20 RA + 31° 40 RA + 17° 30 RA = 124° 10 RA, folglich liege das MC 124° 10 von 0°  entfernt auf 4° 10 .1168 Da vieles dafür spricht, dass Antigonos dieselbe Methode benutzt haben könnte, sind einige weitere Bemerkungen angebracht. Obwohl Paulos Alexandrinos im späten 4. Jh. n.Chr. schrieb und frühere Zeugnisse fehlen, muss seine Methode zur Berechnung des MC, über deren Urheber er nichts sagt, sehr viel älter sein. Neugebauer datiert sie “etwa auf die Zeit des Hypsikles”.1169 Von Hypsikles selbst (ca. 175 v.Chr.) scheint sie aber nicht zu stammen, schon deshalb nicht, weil sie, wie das Beispiel des Paulos lehrt, die arithmetische Progression der Aufgangszeiten auf ganze Tierkreiszeichen beschränkt, während der Verfasser des Anaphorikos, der Realität erheblich näher kommend, lehrte, dass sie stetig von Grad zu Grad fortschreite. Genauso, wie die Aufgangszeiten benachbarter Tierkreiszeichen sich nach Hypsikles im 1. Klima um jeweils 3° 20 RA unterscheiden, unterscheidet sich nach ihm auch die Aufgangszeit be-

vernachlässigten ptolemäischen Aufgangszeiten mehr Geltung verschaffen wolle (Paul. Alex. 1; vgl. dazu Bouché-Leclercq 1899, 263). 1166 Paul. Alex. 30 pp. 81–82 Boer (ebd. pp. 140–145 astronomisch kommentiert von O. Neugebauer). Siehe auch Neugebauer 1975, 720. 1167 Paul. Alex. 30 p. 81,7–12:         1168 Paulos spricht nicht von Null Grad eines Zeichens; diese Diktion ist hier zur Verdeutlichung hinzugefügt. S.o. Anm. 1067. 1169 Neugebauer bei Boer 1958, 141. Zum wissenschaftshistorischen Wert von Paul. Alex. 30 s. Neugebauer ebd. 145: “Der Paulus-Text ist von großem Interesse, da er uns erstmalig die Berechnung H  M [i.e. ASC  MC] mit Hilfe der arithmetischen Methoden lehrt”.

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nachbarter Einzelgrade um einen entsprechend kleineren Betrag.1170 Auf das Beispiel des Paulos angewendet bedeutet dies: Die erste Hälfte des Löwen (0°–15° ) geht schneller auf als die zweite (15°–30° ), und Hypsikles hätte es zu Recht als eine unzulässige Simplifizierung angesehen, einfach die Gesamtaufgangszeit des Löwen (im 1. Klima 35° RA) auf 17° 30 RA zu halbieren. Der so entstehende Rechenfehler ist allerdings nicht sehr groß (nach Hypsikles geht der Bogen 0°–15°  in 17° 5 RA auf).1171 Das Verfahren des Paulos impliziert ferner einen zweiten Fehler, auf den Neugebauer hingewiesen hat: 1172 Wenn  (ASC) die Aufgangszeit des Tierkreisbogens 0°  – ASC für sphaera obliqua (hier: Alexandria) ist und  (MC) die zodiakale Länge der dazugehörigen Himmelsmitte, dann gilt nach Paulos

 (MC) = (ASC) – 90 Nun hat aber bereits Ptolemaios 1173 gesehen, dass das Ergebnis einer solchen Rechnung in Wahrheit die Aufgangszeit für sphaera recta () bestimmt, und zwar exakt richtig:

 (MC) = (ASC) – 90 Neugebauer fasst zusammen: “Das heißt soviel als annehmen, daß für sphaera recta Aufgangszeit = Länge ist (oder Rectascension = Länge oder auch Aequator = Ekliptik). [...] Aber der Fehler ist nicht groß, wie aus Synt. II 8 abgelesen werden kann, und sogar = 0 für  = 0, 90, 180, 270.”1174 Wenden wir nun probeweise das in zweierlei Hinsicht nicht ganz korrekte, aber bestechend einfache Verfahren des Paulos Alexandrinos auf das Hadrianhoroskop an, so erhalten wir für ASC = 1°  und die 1170

S.u. S. 1362 nach Anm. 3587. Rechnerischer Nachweis im Kommentar zu F7 (S. 1363). 1172 Neugebauer bei Boer 1958, 140. 1173 Ptol. synt. 2,9 p. I 144,14–21 H. 1174 Neugebauer bei Boer 1958, 140. Zur Verdeutlichung: Die einzelnen Tierkreisgrade durchlaufen die obere Kulmination mit nahezu konstanter Geschwindigkeit, aber nicht absolut regelmäßig. Letzteres wäre dann der Fall, wenn der Tierkreis nicht gegen den Himmelsäquator geneigt wäre (Ekliptikschiefe = 23½°). Im Vergleich zu den Differenzen der Auf- und Untergangszeiten der Tierkreiszeichen sind die Schwankungen im Transit der Zodiakalgrade durch die Himmelsmitte so gering, weil sie von der geographischen Breite unabhängig sind. 1171

Antig. Nic. F1 § 22

622

Varianten a und b des babylonischen Systems A1175 die folgenden MCWerte (Differenz = je 52 40):1176 (Norden)

Klima

VII VI V IV

1175

b a b a b a b a

  (Auswahl)

Rom

MC 25° 34 40  24° 42  23° 49 20  22° 56 40  22° 04  21° 11 20  20° 18 40  19° 26 

Siehe Tab. 9 auf S. 624. Das babylonische System B, welches in der Progression der Aufgangszeiten einen Sprung zwischen den  und den    annimmt, wurde von griechischen Astronomen und Astrologen nur sehr selten benutzt. Zum Verständnis der folgenden Tabelle Nr. 8 ist anzumerken, dass die antiken Astrologen in der Regel von sieben Klimata ausgehen, die aber je nach Wahl der Ausgangsbreite (in antiker Definition: der Relation des längsten und kürzesten Tages im ersten Klima) innerhalb des babylonischen Systems A, das für uns allein relevant ist, zwei verschiedene Serien von je sieben Klimata ergeben (Ia, IIa, IIIa etc. bzw. Ib, IIb, IIIb etc.), die wie ein Reißverschluss ineinandergreifen. Die einzelnen Klimata wurden nach bedeutenden Städten ( ) benannt, dazu s. Honigmann 1929. Im Laufe der Zeit wurden anscheinend auch selektiv sieben einzelne Klimata aus beiden Serien (System Aa u. Ab) zu einer neuen Mischserie kombiniert, um die verfügbaren numerisch starren Raster möglichst exakt den bedeutendsten Örtlichkeiten und Breiten der antiken Mittelmeerwelt anzupassen. Ein solches System überliefert Plin. nat. 6,211– 219 (cf. Firm. math. 2,11). Darin entspricht das erste, nach Alexandria benannte Klima mathematisch Nr. Ia der Tabelle 9 unten S. 624, das zweite (‘Babylon’) Nr. IIb, das dritte (‘Rhodos’) Nr. IIIa, das vierte (‘Athen’) Nr. IIIb, das fünfte (‘Hellespont’) fällt genau zwischen IVb u. Va, das sechste (‘Rom’) entspricht Vb, das siebte (‘Ancona’) VIIa. Entscheidend für die hiesige Untersuchung sind nicht die von den antiken Astrologen verwendeten Ordnungszahlen, sondern die darin implizite Relation von längstem und kürzestem Tag, die der geographischen Breite entspricht. 1176 Der Halbbogen 0°  – 0°  entspricht für alle Klimata gleichermaßen 180° RA, zu denen für die hiesige Berechnung die jeweiligen Aufgangszeiten (s. Tab. 9, S. 624) von , ,  u.  sowie ein Dreißigstel der Aufgangszeit des Wassermanns addiert wurden. Beispiel (Klima Ia): 180° + 38° 20 + 35° + 31° 40 + 28° 20 + (1/30 x 25°) = 314° 10. Folglich liegt das MC 314° 10 von 0°  entfernt, d.h. auf 14° 10 .

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III II I

b a b a b a

Athen Rhodos Babylon

Alexandria

623 18° 33 20  17° 40 40  16° 48  15° 55 20  15° 02 40  14° 10 

(Süden)

Tab. 8: MC-Werte für Hor. gr. 76.I.24 (F1) in den sieben Klimata nach dem Verfahren des Paulos Alexandrinos

Dem ganzzahligen Wert des Antigonos (22°  nach P u. Ep.4) kommt der Wert für Klima Vb am nächsten. Genau dieses Klima ist nach Plinius und Ptolemaios1177 das richtige für Rom.1178 Der von Exc.1 überlieferte Wert 24° , der auch hinsichtlich der stemmatischen Verhältnisse (s.o. S. 120) wenig Vertrauen verdient, erweist sich als geographisch sinnlos, da er auf eine erheblich nördlichere Breite als die Roms führen würde.

1177 Plin. nat. 6,217 (in der Nachfolge des Nigidius Figulus) und bes. Ptol. geogr. 8,8,3                   (“Die Kaiserliche Residenzstadt Roma/Rom hat eine längsten Tag von 15 1/12 Äquinoktialstunden. Die Entfernung von Alexandria in Richtung Westen beträgt 1 5/8 h.” (Stückelberger – Graßhoff 2006–2009, II 796f.; statt   las Nobbe 1843–1845, II 205,7 ). 1178 Darauf weist auch Neugebauer 1975, 72915, hin. Klima Vb (Rom) liegt ferner der Berechnung der maximalen Lebenszeit für in Italien Geborene bei Plin. nat. 7,160 (= Nech. et Pet. frg. 17) zugrunde, wo es heißt: ea ratio, quam Petosiris ac Necepsos tradidere (tetartemorion appellant a trium signorum portione), qua posse in Italiae tractu CXXIIII annos vitae contingere apparet. Denn die Summe der Aufgangszeiten der neunzig (Tetartemorion!) am langsamsten aufgehenden Tierkreisgrade (15°  – 15° ) beträgt im Klima Vb (System A) ½ x 38° RA () + 43° 20 RA () + 43° 20 RA () + ½ x 38° RA () = 124° 40 RA. Der fraktionale Rest (40 = 8 Monate) ist in der Angabe des Plinius – wie so oft bei fraktionalen Resten – vernachlässigt. Dass dem von Plinius gebotenen Wert Klima Vb und kein anderes zugrunde liegt, zeigen die nach derselben Rechenmethode ermittelten Maximalwerte der Klima Vb umschließenden Klimata Va u. VIa: 123° 13 20 RA (Va) u. 126° 6 40 RA (VIa). Zu der hier skizzierten Berechnung, die Plin. nat. 7,160 und ebenso Cens. 17,4 (‘mehr als 120 Jahre’) sowie deren gemeinsamer Quelle, dem 6. Buch von Varros Disciplinarum libri, zugrunde liegt, vgl. Honigmann 1936, 307–312, bes. 308f., u. Neugebauer 1975, 721.

Tab. 9: Die Aufgangszeiten in den sieben Klimata nach den babylonischen Systemen A und B (Quelle: Neugebauer 1975, 732; reproduziert mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlags)

624 Antig. Nic. F1 § 22

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Angesichts der bemerkenswerten, von Neugebauer jedoch offenbar nicht zur Kenntnis genommenen Entsprechung des MC-Werts 22°  mit der Breite von Rom ist nun auch F2 zu prüfen. Denn auch dort bietet Antigonos den Aszendenten gradgenau (§ 54: ASC = 24° ). Daraus ergeben sich für die verschiedenen Klimata die folgenden MC-Werte (Differenz = je 54 40):1179 (Norden)

Klima

VII VI V IV III II I

b a b a b a b a b a b a b a

  (Auswahl)

Rom

Athen Rhodos Babylon

Alexandria

MC 28° 29 20  29° 24  0° 18 40  1° 13 20  2° 8  3° 2 40  3° 57 20  4° 52  5° 46 40  6° 41 20  7° 36  8° 30 40  9° 25 20  10° 20 

(Süden)

Tab. 10: MC-Werte für Hor. gr. 40.IV.5 (F2) in den sieben Klimata nach dem Verfahren des Paulos Alexandrinos

Die Handschrift P macht keine Angabe über das MC, doch nach Ep.4 und Exc.2 fällt es auf 10° , und der Kommentar zu F2 § 54    –   wird zeigen, dass diese Angabe Teil des Originaltextes ist. Nun entspricht 10° , wenn man mit Antigonos auf minutengenaue Angaben 1179

Auf den Wert für Klima Ia führt die Rechnung 75° [das ist der Bogen 0°  – 0° ] + (24/30 x 31° 40) – 90°.

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Antig. Nic. F1 § 22

verzichtet, exakt dem obigen Ergebnis für das Klima von Alexandria (Ia). Das ist Neugebauer, obwohl er den MC-Wert 10°  unter erneuter Nutzung der theonischen Tafeln als exakt zur geographischen Breite von Südspanien passend bewertet,1180 nicht verborgen geblieben; er merkt an: “It must be admitted that the procedure of Paulus Alexandrinus [...] leads, for Alexandria and System A, to M =  10;20. No such agreement is found, however, for No. L 76.”1181 Der Schlusssatz ist, wie gezeigt, sachlich falsch und zeigt, dass Neugebauer angesichts der vermeintlich sicheren historischen Information, Hadrian sei in Italica geboren, gar nicht versucht hat, das MC zu ASC 1°  für Rom (Klima Vb) zu berechnen, sondern sich auf Südspanien (Klima IIIa) und das Standardklima (Ia) beschränkt hat. Zum Begriff ‘Standardklima’ ist anzumerken, dass den Quellen zufolge Nechepsos (und Petosiris?) überhaupt nur die Aufgangszeiten des Klimas von Alexandria behandelt habe. 1182 Spätere Astrologen reagierten auf den Umstand, dass ihre Leserschaft beziehungsweise Klientel keineswegs mehr auf Ägypten beschränkt war, indem sie zumindest theoretisch allen sieben Klimata des Mittelmeerraums Beachtung schenkten.1183 Dennoch dominierte in der Praxis weiterhin, besonders in Zweifelsfällen, das Klima von Alexandria. Valens erklärt sogar mehrmals explizit, ein Nativer sei in einem der nördlicheren Klimata geboren, berechnet das Horoskop dann aber doch mit den Aufgangszeiten von Alexandria (Ia) oder Babylon (IIb).1184 Es wäre also nicht verwunderlich, wenn Antigonos sich im Falle eines Kaiserhoroskops (F1) die Mühe gemacht hätte, das MC möglichst genau zu berechnen, im Falle weniger glanzvoller und weniger ausführlich diskutierter Nativitäten dagegen das Standardklima (Ia) gewählt hätte, sei es aus Bequemlichkeit oder aus Mangel an Infor1180

Neugebauer – van Hoesen 1959, 80: “the relationship between the rising (H) and the culminating degree (M) in No. L 40 as well as in No. L 76 agrees exactly with the geographical latitude of southern Spain.” 1181 Neugebauer – van Hoesen 1959, 8016. 1182 Val. 3,13,6 (= Nech. et Pet. frg. 5):          1183 Nach Neugebauer – van Hoesen 1959, 182f., nennt Valens, dem wir die meisten antiken Horoskope verdanken, in 53 Fällen das Klima, in dem die Geburt stattfand. Darunter sind am häufigsten das Klima von Alexandria (11), das von Babylon (17) und das von Rom (15) vertreten. 1184 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 184. Es finden sich allerdings auch umgekehrt Belege für eine sehr genaue Beachtung der Klimata. So referiert Valens die Horoskope zweier Brüder und weist ausdrücklich darauf hin, dass sie in verschiedenen Klimata geboren wurden (Hor. gr. 114.IX.24 u. Hor. gr. 120.XII.8, respektive 3. u. 2. Klima).

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mationen über den Geburtsort des Nativen. Der Geburtsort des Nativen in F2 ist somit ungewiss, und wir stehen, da das einzige noch verbliebene Horoskop des Antigonos (F3) keinen überprüfbaren MC-Wert nennt, vor einem Dilemma: Die älteren numerischen und die jüngeren trigonometrischen Verfahren sind mathematisch gleichermaßen geeignet, die MCWerte in F1 und F2 zu erklären, führen jedoch auf verschiedene geographische Breiten der jeweiligen Geburtsorte, von denen keine als historisch unmöglich eliminiert werden kann. Da wir also die Frage, welche Methode Antigonos anzuwenden pflegte, nicht mit mathematischer Gewissheit entscheiden können, müssen wir alle relevanten Indizien aus den Fragmenten des Antigonos und den erhaltenen Horoskopen seiner Zeitgenossen zusammentragen, um wenigstens eine wahrscheinliche Antwort zu geben. Von den übrigen Astrologen bis zur Zeit des Antigonos und sogar noch weit darüber hinaus (bis zum Ende des 3. Jh. n.Chr.) gibt es nur zwei Horoskope, die gradgenaue ASC- und MC-Werte bieten und so einen Methodenvergleich erlauben. Das eine stammt von Balbillos (Hor. gr. –42.XII.27) und ist anscheinend nach dem von Paulos beschriebenen Verfahren berechnet.1185 Das andere ist P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), ein für den Vergleich mit F2 wertvolles Originalhoroskop. Es bietet (col. III, Z. 61) als Aszendenten 25° , d.h. einen um nur 1° höheren Wert als F2 (24° ). Als MC zu 25°  errechnet der Verfasser des Londoner Papyrus 10° 30  (col. III, Z. 66:  ). Das wäre nach moderner Berechnung fast exakt richtig für Italica, denn Galiastro 4.3 bietet am 13.04.95 n.Chr. in Italica zu ASC 25°  das MC 10° 26 . Wenn man die oben kritisierte Methode Neugebauers von F1 und F2 auf P. Lond. I 98 übertrüge, könnte man es für wahrscheinlich erklären, dass der Native auf der Breite von Rhodos oder Italica geboren wurde. Das ist aber praktisch unmöglich, nicht nur, weil es sich um einen in Ägypten gefundenen Papyrus handelt, sondern weil der Verfasser an1185

Im Falle von Hor. gr. –42.XII.27 (Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,8–11, ältere Edition: CCAG VIII 4, 1921, p. 236,8–23) überzeugt die Argumentation von Neugebauer – van Hoesen 1959, 78, zum MC-Wert nicht. Neugebauer sagt zwar zu Recht, zu ASC = 9°  erwarte man für Alexandria ca. MC = 26° 30 , und nicht (so die Paradosis) 3° , schließt daraus aber, das MC sei nicht vom Aszendenten aus gerechnet, sondern vom Glückslos. Viel wahrscheinlicher ist, dass der MC-Wert ursprünglich 23°  lautete, denn die Methode des Paulos Alexandrinos führt auf 23° 30  (Unterdrückung fraktionaler Reste – hier 30 – ist nichts Ungewöhnliches). Nachweis: Der Bogen von 0°  bis 9°  entspricht im Klima von Alexandria (Ia) 293° 30 RA (285° für die ganzen Tierkreiszeichen  bis  plus 9/30 x 28° 20 RA = 8° 30 RA für den Restbogen 0°–9° ); trägt man das von 0°  ab, erhält man 23° 30 .

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scheinend der indigenen Bevölkerung angehörte – sein Griechisch ist ziemlich fehlerhaft, und nach der Datenexposition dieses Horoskops ist die Prognose zu den Lebensabschnitten des Nativen fast vollständig auf Altkoptisch verfasst. Das Horoskop muss also für Unterägypten berechnet sein. Neugebauer selbst sah, dass im Falle von Hor. gr. 95.IV.13 die Berechnung mit den Tafeln der ptolemäischen Syntaxis (2,8) für die Breite von Alexandria auf 14° 10  führt, mit der Methode des Paulos Alexandrinos dagegen auf 11° 23 20 , “a somewhat better agreement with the text”.1186 Anders als im Falle von F1 und F2 ist die Übereinstimmung hier aber nicht perfekt; vielleicht ist dem Verfasser ein Rundungsfehler unterlaufen. Von Valens, der wohl etwas später als Antigonos zu datieren ist, gibt es drei vergleichbare Horoskope, die leider keinen klaren Befund bieten. 1187 Ebenso unklar ist, wie das MC der dreifach überlieferten Nativität des Anubion (Hor. gr. 137.XII.4) berechnet wurde.1188 Was die Fragmente des Antigonos selbst betrifft, verdienen die folgenden Argumente Beachtung: 1. In F3, das keinen überprüfbaren MC-Wert nennt, verweist Antigonos zur Begründung des Todeszeitpunkts des Nativen, der mit 25 Jahren starb, auf die 25° RA betragenden Aufgangszeiten des Stiers und des Wassermanns im Klima Ia des babylonischen Systems A (§ 66c).1189 Dieser Rekurs auf ‘alte’ numerisch hergeleitete Daten wäre inkonsequent, wenn Antigonos die MC-Werte in F1 und F2 nach ‘neuen’ geometrischen Verfahren berechnet hätte. Der genannte Rekurs in F3 bestätigt außerdem, da Pedanius Fuscus sehr wahrscheinlich nicht in Ägypten geboren wurde, dass auch F2, wie oben gezeigt, nach dem Standardklima gerechnet und somit, was den Geburtsort des anonymen Nativen betrifft, nichtssagend sein könnte. 2. In F5 rekurriert Antigonos auf ein offenbar altes System zur Prognostik aus hellen Fixsternen. Die sechs genannten Fixsternlängen sind, wie der Kommentar zur Stelle durch unabhängige Parallelen bei Firmicus Maternus und Ab Ma‘šar zeigen wird, offenbar fehlerfrei überliefert, 1186

Neugebauer – van Hoesen 1959, 35. Siehe Neugebauer – van Hoesen 1959, 8953. 901. 1053 zu Hor. gr. 50–100 (Val. 3,10,13–16). Hor. gr. 75.VII.19 (Val. 3,5,6–10. 3,11,14–16. 4,8,1–23. 8,8,14–26) und Hor. gr. 110.III.15 (Val. 1,18,33–52 u. 3,5,11–15). 1188 Dazu Neugebauer – van Hoesen 1959, 41, mit Anm. 2. Der Native Anubion ist nicht mit dem griechischen Lehrdichter (s.u. S. 1344, Anm. 3537) identisch. 1189 Die ptolemäische Aufgangszeit des Stiers beträgt auf der Breite von Alexandria 24° 12 RA. Vgl. Ptol. synt. 2,8 p. I 136 H. Die dortige Tabelle bietet den genannten Wert implizit als Differenz der Aufgangszeiten der Bögen 0°–30°  (20° 53 RA) und 0°  – 30°  (45° 5 RA). Er wird explizit zitiert von Porph. isag. 41 p. 212,3. 1187

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implizieren jedoch gravierende Fehler gegenüber den wahren tropischen Längen im 2. Jh. n.Chr.1190 Auch dieser Rekurs auf obsolete, siderisch definierte Fixsternlängen wäre inkonsequent. 3. Es wurde oben (S. 603f.) zweierlei gezeigt, zum einen, dass Antigonos in F1 und F2 sicher nicht ptolemäische Planetenlängen errechnet und danach mit der theonischen Formel in ein siderisches Referenzschema konvertiert hat,1191 und zum anderen, dass seine Planetenlängen, auch wenn sie insgesamt ziemlich gut sind, deutlich hinter der Qualität ptolemäischer Daten zurückstehen. Er hat also zur Ermittlung der Planetenpositionen auch keine ptolemaios-ähnlichen Tafeln benutzt. Daher wäre es überraschend, wenn er für die Aufgangszeiten Verfahren von ptolemäischer Qualität benutzt hätte. 4. Selbst wenn Antigonos geometrische Verfahren zur Bestimmung der Aufgangszeiten gekannt und theoretisch besprochen haben sollte, was ja aufgrund von T1 möglich erscheint, heißt das nicht automatisch, dass er sie in der Praxis auch anwandte. Eine theoretische Behandlung geometrisch konzipierter Aufgangszeiten könnte aus einer kritischen Perspektive erfolgt sein, zum Beispiel weil sie bei der Berechnung der Lebenszeit auf ganz andere Ergebnisse als die numerisch hergeleiteten Aufgangszeiten führen, deren Berechtigung vermutlich viele Astrologen durch historische Beispielhoroskope namhafter Personen als erwiesen ansahen.1192 Selbst wenn Antigonos die neuen Methoden gelobt haben sollte, muss er sie keineswegs in Beispielhoroskopen, die in Anlehnung an die traditionellen Methoden von ‘Nechepsos und Petosiris’ verfasst waren (vgl. § 21), zur Anwendung gebracht haben. Das zeigt F7, wo dem Antigonos zeitgenaue Aspektrechnung zugeschrieben wird, offenbar eine rein theoretische Forderung oder Erwägung unseres Autors, die in den erhaltenen Horoskopen, deren Aspekte gradgenau (und damit traditionell) gerechnet sind, eindeutig keine Anwendung fand.1193 Insgesamt wäre es also widersinnig, zwei Horoskope des in allen übrigen Punkten ganz konservativ agierenden Antigonos von Nikaia zu den mit Abstand frühesten antiken Belegen für trigonometrische Bestimmung des MC in der astrologischen Praxis zu machen. Wahrscheinlich ist vielmehr, dass Antigonos die Himmelsmitte in F1 und F2 nach der älteren, auf arithmetischen Reihen basierenden Methode des Paulos Alexandrinos berechnete. Neugebauers Lokalisierung dieser beiden Nativitäten 1190

S.u. S. 1258–1287, bes. 1259 u. 1267. Der früheste nachweisbare Fall dieser Art ist, wie gesagt, Hor. gr. 327.VIII.17. 1192 Vgl. z.B. oben S. 33 zu den  (Ptol. apotel. 1,21,18). 1193 Mehr dazu in der Vorbemerkung des Kommentars zu F7. 1191

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im dritten Klima 1194 ist folglich nicht mathematisch widerlegbar, aber wahrscheinlich anachronistisch.1195 Dies bedeutet weiter, dass Neugebauers und van Hoesens Vermutung, der Native von F2 gehöre vielleicht zur Familie Hadrians,1196 wenig plausibel ist. Sein Geburtsort ist, wie bereits gesagt, ungewiss. Was Hadrian selbst betrifft, liefert die korrekte Auswertung seines Horoskops (F1) einen wichtigen Beitrag zu der jüngst von Canto 1197 neu entfachten Diskussion um den Geburtsort des Kaisers: Antigonos von Nikaia, die älteste Quelle zu dieser Frage, impliziert nicht, wie man bisher aufgrund des Kommentars von Neugebauer glaubte und wie besonders Canto hervorhebt, ein verlässliches astronomisches Argument für Italica, sondern ist zweideutig und spricht unter Berücksichtigung aller übrigen oben genannten Aspekte eher für Rom. Endgültige historische Beweiskraft hat die Auswertung des MC-Werts eines Horoskops natürlich ohnehin keine, denn selbst wenn das Ergebnis mathematisch eindeutig wäre, würde es nur zeigen, von welcher geographischen Breite der Astrologe ausgegangen ist. Dabei könnte er sich rein theoretisch geirrt haben, so wie es de facto im bereits zitierten Horoskop des Proklos geschah (Marin. vit. Procl. 35 = Hor. gr. 412.II.7), dessen Verfasser1198 ein astronomisch versierter Fachmann war, aber als Breite des Geburtsortes fälschlich die von Rhodos (36° N) zugrunde legte.1199 Selbst wenn sich Antigonos, wie hier vermutet, auf die Autobiographie Hadrians stützte,1200 bliebe die theoretische Möglichkeit, dass Hadrian darin – aus welchen Gründen auch immer – bezüglich seines Geburtsortes nicht die Wahrheit sagte. Letzte Gewissheit ist also sowohl aus prinzipiellen Gründen als auch aufgrund der Ambiguität der konkreten Daten in F1, die je nach rechnerischer Methode auf Rom oder auf Italica hinweisen, nicht möglich. Dennoch ist festzuhalten, dass die hier durchgeführte Analyse die durch Syme (1964) inaugurierte Tendenz der historischen Forschung bestärkt und die diesem Trend entgegengesetzte Argumentation 1194

Zu F2 siehe Neugebauer – van Hoesen 1959, 80: “the clima of Rhodes”. Dies ist bei der auf Neugebauer fußenden mathematischen Analyse von F2 durch North 1986, 71, zu bedenken. F1 und F3 hat North nicht untersucht; seine Studie ist zum Verständnis späterer Häuser-Systeme wertvoll. 1196 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 80: “One might therefore conjecture that the subject of L 40 was also a member of Hadrian’s family, e.g., his father.” 1197 Canto 2004 (s.o. Anm. 1154). 1198 Das Horoskop stammt nicht von Marinos, sondern von einem unbekannten Astrologen, der es vielleicht in der Jugendzeit des Proklos in Xanthos (Lykien) erstellte (Jones 1999b, 88). 1199 Jones 1999b, 84. 1200 Siehe Heilen 2005a und oben S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 1195

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von Canto (2004), deren Plädoyer für Italica primär auf Neugebauers Deutung des Hadrianhoroskops beruht, schwächt.1201

) Zusammenfassung Die astronomischen Daten des Hadrianhoroskops, speziell die numerischen Werte, sind insgesamt korrekt überliefert. Es gibt keinen Grund zu bezweifeln, dass die einhellig bezeugten Daten (d.h. diejenigen zu Mond, Jupiter, Mars, Venus, Merkur, ASC) auf Antigonos zurückgehen. Unter den variae lectiones der übrigen Daten (Sonne, Saturn, MC) ist jeweils genau eine, die überzeugt. Dieser Befund wird durch die Analyse der anderen Fragmente, die wir Hephaistion verdanken (F2–F6), bestätigt.1202 Die Daten beschreiben innerhalb ihres siderisch definierten Referenzsystems ziemlich zutreffend die wahre Konstellation des 24.01.76 n.Chr. Während die Wahl des Referenzsystems für die astronomische Korrektheit der Daten gleichgültig ist, sind ihre Auswirkungen auf die astrologische Interpretation erheblich. 1203 Der folgende Kommentar wird daher stets die siderischen Daten des Antigonos voraussetzen, um dem Textsinn gerecht zu werden.1204 Es gibt schwerwiegende Argumente dafür, dass der MC-Wert für die geographische Breite von Rom berechnet wurde und Antigonos somit Rom als Geburtsort Hadrians voraussetzte. Die Alternative, dass der MCWert für Italica berechnet wurde, kann aber nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.1205 1201

Auf weitere Schwächen des Beitrags von Canto 2004 einzugehen, ist hier nicht der geeignete Ort. 1202 Siehe die Gesamtbesprechungen der beiden anderen Horoskope (F2 u. F3) sowie die von F5 (Fixsternlängen) und F6 (Dekanzahlen). 1203 Bei Hadrian stehen z.B. Mond und Jupiter nach Antigonos (siderisch) schon im Wassermann, nach tropischer Messung aber noch im Steinbock (s.o. S. 594, Tab. 6a). 1204 Das ist auch deshalb wichtig, weil Antigonos vielleicht mit Absicht geringe Manipulationen bezüglich der aus seiner Sicht wahren Planetenpositionen vornahm (s.o. S. 608). 1205 Das in meiner knappen Vorabpublikation (Heilen 2006b) gefällte Urteil, F1 könne definitiv nicht für Italica berechnet sein, basierte in Unkenntnis ptolemaios-ähnlicher Entwicklungen im 2. Jh. n.Chr. auf der Überzeugung, trigonometrische Verfahren seien vor dem Beginn der Ptolemaiosrezeption im 3. Jh. n.Chr. mit Sicherheit auszuschließen. Mein damaliges Urteil muss also im hier formulierten Sinn abgemildert werden. Die damalige Feststellung, Cantos Argumentation impliziere einen Zirkelschluss, bleibt gültig, da sie Neugebauers althistorisch verbürgte Prämisse (Hadrian sei in Italica geboren) aus seinen astronomischen Folgerungen zu beweisen versucht.

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f) Vergleich mit dem thema mundi Den Abschluss möge ein knapper Vergleich der Konstellation Hadrians mit dem sog. ‘ägyptischen’ (in Wahrheit griechischen)1206 Horoskop der Welt 1207 bilden ( , 1208 lat. mundi natalis, 1209 genitura mundi,1210 thema mundi1211):  





ASC















 

MC





OCC



 

 Diagr. 6: Das ‘ägyptische’ Welthoroskop (thema mundi)

Antigonos erwähnt es in den Fragmenten nicht, hat es aber sicher gekannt, da schon ‘Nechepsos und Petosiris’, denen er nach § 21 nahesteht, das thema mundi gelehrt haben.1212 Die wichtigsten Belege bieten Thra1206 Das beweist die ihm zugrunde liegende Planetenordnung; vgl. Bouché-Leclercq 1899, 1862. 1207 Dazu s. Bouché-Leclercq 1899, 185–187 (mit Abb.; vgl. ebd. 261). Gundel – Kehl 1994, 611. Bezza 1999. Komorowska 2004, 163. 1208 Paul. Alex. 37 p. 98,4 (tit.). 1209 Macr. somn. 1,21,23. 1210 Macr. somn. 1,21,27. Firm. math. 3 prooem. 4 u. 3,1,1. 1211 Firm. math. 3,1,1. 1212 Bouché-Leclercq 1899, 1852, erwägt, das thema mundi stamme vielleicht nicht wirklich von ‘Nechepsos und Petosiris’, sondern von Nachfolgern in deren Tradition. Es ist aber umgekehrt wahrscheinlich, dass ‘Nechepsos und Petosiris’ ihrerseits, wie Firm. math. 3,1,1 wohl zu Recht behauptet, aus einer noch älteren hermetischen Quelle schöpften (so Pingree 1974b, 54931).

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syllos,1213 Valens, 1214 Firmicus, 1215 Macrobius1216 und Paulos Alexandrinos (?)1217; nur Ptolemaios hütet sich, auf das thema mundi zu rekurrieren, weil er mit den Peripatetikern negiert, dass die Welt einen Anfang gehabt habe.1218 Dass ein Vergleich von Individual- und Welthoroskop im Prinzip statthaft ist, legt schon die stoisch-astrologische Korrelation von Mikrokosmos und Makrokosmos nahe. Außerdem sollen ‘Nechepsos und Petosiris’ diese Art des Vergleichs ausdrücklich gefordert haben: secundum hanc itaque genituram [...] etiam hominum volunt fata disponi, [...] prorsus ut nihil ab ista mundi genitura in singulis hominum genituris alienum esse videatur. [...] haec omnia, quae diximus, etiam in hominum genituris volunt observari debere et putant se fatum hominis invenire non posse, nisi istae radiationes sagaci fuerint inquisitione collectae. 1219 Dementsprechend setzte auch Thrasyllos, der Hofastrologe des Tiberius, Welt- und Individualhoroskop miteinander in Beziehung. In der Zusammenfassung seines Pinax heißt es: 1220    1221    [scil. ]                        

1213

Meines Wissens der früheste sichere Beleg; Text und Übersetzung unten S. 633 bei Anm. 1220. 1214 Val. 1,2,1.37.51.57. 4,12,14 (ohne explizite Nennung oder Beschreibung). Da Valens auf jedwede Sacherklärung verzichtet, muss das thema mundi für seine Zeitgenossen zum astrologischen Grundwissen gehört haben. 1215 Firm. math. 3,1,1 (= Nech. et Pet. frg. 25). 1216 Macr. somn. 1,21,23–27. 1217 Paul. Alex. 37 pp. 98,4–100,3 (siehe die Zweifel von E. Boer ebd. 98 im Apparat). 1218 Bouché-Leclercq 1899, 188. 1219 Firm. math. 3,1,2.7 = Nech. et Pet. frg. 25,17–23.59–62. Dazu passt das dem Antiochos von Athen zugeschriebene (von Riess nicht erfasste) Zeugnis, die ‘Alten’ hätten gelehrt, dass die Position aller sieben Planeten in den eigenen Häusern eine    bewirke: siehe Antioch. epit. s.n.,1 (ex isag. 2 [s. Anm. 234]), CCAG VIII 3 (1912), pp. 118,29–119,10 (= Nech. et Pet. frg. +17); darin als eines von zwei Beispielen das ‘ägyptische’ thema mundi (p. 119,1–4) und der Zusatz (p. 119,7–10), je ähnlicher eine Geburtskonstellation dem Idealfall komme, desto glücklicher und gottähnlicher werde der Native sein. 1220 Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,27–30 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,19). Zum astrologischen Werk des Thrasyllos s. Gundel – Gundel 1966, 148–151. Pingree 1978a, II 444. Holden 1996, 25–28. Tarrant 1993, bes. 7–11 u. 242–246 (T 24– 28). H. Tarrant in Keyser – Irby-Massie 2008, 806f. 1221 conieci,cod.

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.1222 Im Falle Hadrians ist der Vergleich besonders reizvoll, da er nicht irgendein Mensch, sondern der Beherrscher des Römischen Welt-Reiches ist. Die Entsprechungen zwischen dem Hadrianhoroskop und dem thema mundi sind allerdings gering. Identisch sind nur die Mondposition im Aszendenten (nicht aber der Tierkreisgrad) und die Saturnposition im Steinbock. Die Uhrzeit der Weltgeburt, die Paul. Alex. 37 p. 99,10 der Sonnenposition entsprechend als die elfte Nachtstunde angibt (   ) , ähnelt derjenigen der Geburt Hadrians (in der 12. Nachtstunde, da die Sonne 7 Grad vor dem Aufgang ist). Beachtung verdient, dass die durch den Horizont bewirkte Teilung des Kosmos in eine sichtbare obere Hälfte1223 und eine unsichtbare untere Hälfte im Horoskop Hadrians mit der aus dem thema mundi abgeleiteten Teilung des Tierkreises in die Tag- und Nachthäuser der Planeten übereinstimmt.1224 Neben dem ‘ägyptischen’ thema mundi gibt es eine zweite, ganz anders konzipierte Version des Welthoroskops.1225 Sie bietet die Planeten in den Tierkreiszeichen ihrer Erhöhung,1226 wobei die Sonne in der oberen Kulmination steht (s.u. Diagr. 7). Cumont hielt sie fälschlich für babylonisch, da die byzantinische Beschreibung, auf die er sich stützte, sie den ‘Chaldäern’ zuschreibt.1227 Diese Fehldeutung wird leider immer noch oft wiederholt. 1228 In Wahrheit handelt es sich um ein mittelpersisches (‘zoroastrisches’) Welthoroskop, das wahrscheinlich im 6. Jh. n.Chr. entstand und auf einen um einige Elemente ärmeren indischen Vorläufer

1222

‘Und gleichsam nebenbei geht er auf die Geburt der Welt ein, zeichnet das Diagramm und fordert dann in der Besprechung dazu auf, nach dem Vorbild des Welthoroskops auch das Horoskop jedes einzelnen Menschen zu untersuchen’. 1223 Vgl. Heph. 2,2,25  1224 Zum Problem der Deutung von § 22     (ASC-Wert) s.o. S. 595 bei Anm. 1071, zum System der astrologischen Häuser s.u. den Kommentar zu F1 § 27   . 1225 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 191f. (notwendige Korrekturen dazu im Folgenden), u. Zinner 1943, 100 (mit Diagr.). 1226 Zu den Erhöhungen s.u. zu § 26  , bes. S. 715, Tab. 15. 1227         ed. J. Bidez, CCAG V 2 (1906), pp. 131–137. 1228 Z.B. Becker 1981, 274f. Ganz verfehlt ist Gettings 1990, 249f. s.v. ‘hypsomata’, die hellenistischen Erhöhungen entsprächen einem babylonischen Horoskop für den 4. April 786 v.Chr. Vgl. auch Zinner 1943, der das vermeintlich babylonische Welthoroskop gar auf den Anfang des 1. Jahrtausends v.Chr. datiert (S. 101, wegen der Sonnenerhöhung auf 19° Widder; wiederholt von Zinner 1953, 61–63). Vgl. weiter Strobel 1987, 1119f. (u. ebd. 1160).

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zurückgeht, der in Sphujidhvajas Yavanajtaka belegt ist.1229 Dem Antigonos dürfte wohl die auf den Erhöhungen basierende Version des Welthoroskops fremd gewesen sein.1230   



 



 

ASC



 



OCC



 

MC





 Diagr. 7: Das ‘zoroastrische’ Welthoroskop.

   : so P u. Exc.1;     Ep.4 Die Position des Enklitikons nach der Parenthese ist durch das folgende, eng mit  verbundene Partizip gerechtfertigt. Die beste mir bekannte Parallele bietet Philoponos:      1229

Pingree 1997a, 39f. Zu der (pace Pingree) sehr ungewissen Datierung Sphujidhvajas s.o. Anm. 71. 1230 Es verdient allerdings Beachtung, dass sich anscheinend schon ‘Nechepsos und Petosiris’ zu Geburten geäußert haben, bei denen alle Planeten in ihren Erhöhungen stehen. Sie taten dies aber, soweit erkennbar, ohne Bezug auf ein Welthoroskop. Nach Antioch. epit. s.n.,1 (ex isag. 2), CCAG VIII 3 (1912), pp. 118,29–119,10 (= Nech. et Pet. frg. +17), bes. 119,10–12, sollen sie gelehrt haben, eine Konstellation mit beiden Luminaren und allen fünf Planeten in den eigenen Erhöhungen bewirke eine glänzende Geburt ( ), stehe aber einer mit beiden Luminaren und allen fünf Planeten in den eigenen Häusern nach. Diese Information ist um so glaubwürdiger, als ‘Nechepsos und Petosiris’ eine dritte, analoge Lehre mit ‘vollen Graden’ (plenae partes) anstelle der Erhöhungen oder Häuser vertreten haben sollen; siehe Firm. math. 4,22,4 (= Nech. et Pet. frg. 13,19–22), darin erit quasi deus (vgl. Anm. 1219 zur ).

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1231 Zu ähnlichen Fällen, wo Ep.4 Einzelwörter später bietet als P,   § 27  § 28  vgl. § 26  § 26   § 33b  prius. § 36  § 37  § 37  § 40  prius. F5 § 68 . In den ersten beiden Fällen (§ 26) sowie dem vierten (§ 28) bestätigt Exc.1 erneut die Wortfolge in P (siehe auch den Stellenkommentar zu § 26 ), in den übrigen ist ein Vergleich mit Exc.1 beziehungsweise Exc.2 nicht möglich. : Antigonos diskutiert grundsätzlich nur die Geburt, nicht die Zeugung des Individuums; s.o. S. 511 zu T3.  : Dass Hephaistion in den langen Exzerpten aus Antigonos nicht selbst spricht, sondern fremde Ausführungen referiert, macht er durch regelmäßige Hinweise deutlich: vgl. F2 § 54. F3 §§ 62.63. F4 § 67. F5 §§ 68.70.72  F5 § 71. F6 § 74  F2 § 53. F3 § 62  . Siehe auch Radici Colace 1995, 342 (= Radici Colace 1997, 20). : Da in astrologischen Handbüchern die Aufnahme anonymisierter und retrospektiv formulierter Horoskope der Normalfall war, dürfen wir davon ausgehen, dass schon Antigonos den Namen Hadrians und ebenso die Namen aller übrigen Individuen unterdrückte. Mehr dazu oben S. 528–532 im Kommentar zu F1–F3. : In der Überlieferung griechischer Horoskope begegnet neben  auch oft die Form , die keineswegs, wie Baccani 1992, 119, angibt, ausschließlich durch Papyri bezeugt ist, sondern auch in den Handschriften der klassischen Astrologen vorkommt. Vgl. z.B. Hübner 1998a im textkritischen Apparat zu Ptol. apotel. 1,9,12 sowie Heilen 2004b, 667. In der Überlieferung des Antigonos ist die Form  nicht belegt.  : Zur Sonnenposition auf 8°  ist neben der bereits geführten astronomischen Diskussion (s.o. S. 612, Punkt ) zu bemerken, dass die Sonne so ihrem eigenen astrologischen Haus (dem Löwen) diametral gegenübersteht. Dieser von Antigonos nicht erwähnte Umstand bedeutet aus der Sicht späterer (!) Sterndeuter eine Schwächung. Vgl. Hugo von Santalla (12. Jh.) im Kapitel 2,8 (De corrupcione stellarum): Alwabil rursum vel casus dicitur quociens stella quelibet domum propriam ex 1231

Philop. comm. in Arist. phys. 8,5 p. 258a,27 (CAG 17, p. 836,28 Vitelli).

Stellenkommentar

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opposito respicit, ut si moretur Sol in Aquario etc. (Hug. Sant. lib. Arist. 2,8,1; vgl. Burnett – Pingree 1997, 131f., ad loc.). Außerdem fällt das Glückslos Hadrians gradgenau mit der Sonnenposition zusammen. Eine Vermutung dazu, warum Antigonos diesen Umstand mit Schweigen übergeht, bietet der Kommentar zu F3 § 63    (S. 1180).           : vgl. die ähnliche Konstellation im etwa zeitgleichen Horoskop des Dichters Ps.-Manethon (Hor. gr. 80.V.27–28), wo aber Saturn statt Jupiter im ASC steht:    (Ps.-Maneth. 6[3],747).  : Dieser zentrale Begriff begegnet auch in §§ 26[2x].29. 33b.52. F2 § 54. F3 §§ 63.66a. F6 § 75; vgl. ferner die Belege für das dazugehörige Adjektiv (§ 37  ) und das Verbum, das bei Antigonos nur als Partizip vorkommt (§ 45 . § 46. F2 § 56  ). Als terminus technicus bezeichnet   den bei der Geburt aufgehenden Grad des Tierkreises, d.h. die je nach geographischer Breite und Jahreszeit variierende Schnittstelle der Ekliptik mit dem östlichen Horizont. Während diese technische Bedeutung des Begriffs seit langem klar ist,1232 fehlte lange eine Untersuchung bezüglich seiner kulturellen und sprachlichen Genese. Diesem Mangel haben nach wichtigen Vorarbeiten von Neugebauer und Parker (1960–1969) nun Greenbaum und Ross (2010) in exzellenter Kenntnis der relevanten ägyptischen und griechischen Quellen und in kritischer Auseinandersetzung mit Pingree abgeholfen.1233 Insgesamt ist nun Folgendes deutlich: Der Begriff   (wörtlich: ‘der die Stunde Schauende’) hat seinen Ursprung in der sehr alten, indigen ägyptischen Praxis nächtlicher 1232

Vgl. z.B. Bouché-Leclercq 1899, 641, Index s.v. ‘horoscope’. Le Bœuffle 1987, 149f. Gundel – Kehl 1994, 599f. 1233 Die wichtigsten ihrer Untersuchung zugrunde liegenden Texte sind (in grober chronologischer Ordnung) das ‘Buch der Höhlen’ und das ‘Nutbuch’ (beide frühes 13. Jh. v.Chr.), mehrere auf Ostraka erhaltene demotische Horoskope (Hor. dem. –37.V.4. Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 17.IX.26. Hor. dem. 18.II.25. Hor. dem. 35.VII.7), zwei griechische Horoskope (P. Oxy. II 235 = Hor. gr. 15–22 u. P. Lond. I 98 = Hor. gr. 95.IV.13), Antig. Nic. F6, Galen. de simpl. med. temp. ac fac. 7 prooem. pp. XI 797,9– 10 u. 798,5–6 K., Porph. epist. ad Aneb. 2,12b pp. 23,7–24,6 Sodano ap. Euseb. praep. evang. 3,4,1 (= Chaer. frg. 5 van der Horst), Porph. frg. 271,41–48.55–57 Smith (    ), Ps.-Apul. Ascl. 19 p. 58,5–8 Moreschini, Corp. Herm. 16,13.15 pp. II 236,4–10.18–22 Nock-Festugière, PGM XIII, 708–714.

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Zeitmessung mittels der Beobachtung der am Horizont aufgehenden beziehungsweise die obere Kulmination durchlaufenden Dekane. Dabei sind verschiedene aus je 36 Dekanen bestehende Familien zu unterscheiden, die in zwei Gruppen zerfallen, die sogenannten “rising-decans” und die “transit-decans”.1234 Vermutlich im 3. Jh. v.Chr. wurden im ptolemäischen Ägypten der babylonische Tierkreis mit seinen zwölf Zeichen à 30° und das System der 36 Dekane in der Weise kombiniert und synchronisiert, dass jedes Tierkreiszeichen in drei Dekane à 10° unterteilt wurde.1235 Die Angabe des bei der Geburt eines Kindes aufgehenden Dekans gab diesem Ereignis eine individuelle chronologische Signatur, für die es bekanntlich in der babylonischen Sternkunde kein Äquivalent gibt. Es dauerte nicht lange, bis die Beachtung des aufgehenden Dekans durch Beschränkung auf den aufgehenden Einzelgrad des Tierkreises noch weiter präzisiert wurde. Da für die ägyptischen Dekane auf Griechisch sowohl die mathematisch motivierte Bezeichnung  (wegen seines 10°-Bogens) als auch die funktionale Bezeichnung  (zum Zweck der Zeitmessung) existierten, blieb der erste notwendigerweise an die Dekane gebunden, während der zweite, der ja bezüglich der Ausdehnung des Tierkreissegments semantisch indifferent ist, im Laufe der Entwicklung auf den bei der Geburt aszendierenden Einzelgrad überging.1236 Während die ägyptische Beobachtung von aufgehenden Dekanen der kulturelle Vorläufer der Beobachtung des Aszendenten ist, stellt die ebenfalls indigen ägyptische, technisch schwierigere1237 Beobachtung der kulminierenden Dekane den kulturellen Vorläufer der Beachtung der Himmelsmitte (MC) als des zweitwichtigsten Kardinalpunkts der hellenistischen Astrologie dar.1238 Da Greenbaum und Ross zeigen, dass mehrere Elemente der sogenannten ‘hellenistischen’ Astrologie – nicht nur die von jeher als indigen ägyptisch bekannten Dekane, sondern auch die Orte der Dodekatropos und die Kardinalpunkte – klare ägyptische Vorläufer haben, die bisher nicht die gebührende Beachtung gefunden haben, muss der indigen ägyptische Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der Astrologie neben den altbekannten mesopotamischen und griechischen

1234

Dies ist die Terminologie von Neugebauer – Parker 1960–1969, I 113–115. Greenbaum – Ross 2010, 156. 1236 Greenbaum – Ross 2010, 160. 1237 Da für kulminierende Dekane kein natürlicher Referenzpunkt (vergleichbar dem Horizont bei den aufgehenden Dekanen) existiert. Andererseits wird die Beobachtung kulminierender Dekane weniger leicht durch Staub, Dunst oder Wolken behindert. 1238 Greenbaum – Ross 2010, 155. 1235

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Beiträgen höher veranschlagt werden, als dies bisher geschehen ist.1239 Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive ist zu fragen, ob das formal aktive Compositum  auch passive Bedeutung haben kann, also einerseits aktiv ‘(der Mensch, der) die Stunde schaut’,1240 andererseits passiv ‘(das Mittel, mit dessen Hilfe) die Stunde geschaut wird’. Schwankungen zwischen aktiver und passiver Bedeutung deverbaler Substantive sind zumindest aus modernen Sprachen wie Deutsch und Englisch vertraut.1241 Im vorliegenden Fall sind natürlich primär die zahlreichen griechischen Composita auf -1242 zu prüfen. Die meisten von ihnen 1239

Greenbaum – Ross 2010, 175f. Etwas zu einseitig ist allerdings der zweite Teil des folgenden Satzes formuliert (ebd.): “Several elements of ‘Hellenistic’ astrology – decans, , cardines – have clear Egyptian antecedents, and the development of ‘Hellenistic’ astrology may be explained as a fusion of Babylonian natal astrology with Egyptian techniques.” Schließlich haben wir es mit einem Amalgam von drei – nicht nur zwei – Kulturen zu tun. Der substantielle griechische Beitrag darf nicht im Zuge der berechtigten Aufwertung des ägyptischen Beitrags außer Acht gelassen werden. 1240 Vgl. die als  bezeichneten Priester, die Clem. Alex. strom. 6,4,35,4 in der Beschreibung einer Prozession erwähnt:                                          Der Priester trägt also vier Bücher astronomischen Inhalts aus der großen Zahl der hermetischen Schriften mit sich. Vgl. weiter Baccani 1992, 52f., u. Cumont 1937, 124, die darauf hinweisen, dass es sich bei den (bzw.  , cf. Porph. abst. 4,8) vermutlich nicht um eine spezielle Kategorie innerhalb der Organisation der ägyptischen Priesterschaft handelt. Die Wortbedeutung ‘ägyptischer, für astronomische Aufgaben zuständiger Priester’ fehlt bei LSJ + Suppl. 1996. Umgekehrt ist die von LSJ s.v.  II.1 als einziger Beleg für eine aktive Wortbedeutung erwähnte Galenstelle falsch registriert, da dort nicht “caster of nativities, astrologer” gemeint ist, sondern ‘Dekan’ (so richtig übersetzt von Greenbaum – Ross 2010, 162). Zu Klemens von Alexandrien s. Calderón Dorda 2011b. 1241 Man vergleiche z.B. im Deutschen Wortbildungen mit instrumentaler Funktion wie ‘Fernseher’ (das, womit ferngesehen wird) und ‘Schraubendreher’ (vulgo ‘Schraubenzieher’ (das, womit Schrauben gedreht bzw. gezogen werden), wobei ‘Fernseher’ durch die Kombination von instrumenteller Funktion und visuellem Bezug der Semantik von  besonders ähnlich ist. Im Englischen vgl. die aktive und passive Bedeutung von ‘reader’ (der Leser, aber auch eine Sammlung von Texten, die gelesen werden soll) oder ‘keeper’ (ein Wächter, aber auch – in der Redewendung to be a good keeper – ein großer Fisch, der beim Angeln aufbewahrt statt ins Wasser zurückgeworfen zu werden verdient). Die englischen Beispiele verdanke ich mündlichen Mitteilungen von W. Hübner und D. Greenbaum. 1242                   

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haben ausschließlich aktive Bedeutung. Aber es gibt auch zwei, die eine passive Deutung rechtfertigen könnten: zum einen  1243 wenngleich dieser Begriff als offensichtliche Sekundärbildung zu   nur auf das zu klärende Problem zurückverweist, außerdem  , das im ‘homerischen’ (re vera spät zu datierenden) Panhymnos in der Junktur  den Hügel bezeichnet, von dem aus Schafe beobachtet werden können. 1244 Die formale Ähnlichkeit des zuletzt genannten Compositums mit  ist eng, da der Hügel als Werkzeug zum Erblicken der Schafe dient wie der aszendierende Teil des Tierkreises als Werkzeug zum Erblicken der Uhrzeit. Andererseits ist aufgrund des poetischen Kontexts und der insgesamt exzentrischen Sprache dieses Hymnos Vorsicht geboten: In einem auf Papyrus überlieferten bukolischen Gedicht hellenistischer Zeit begegnet  als Anrede an Pan in der eigentlich zu erwartenden aktiven Bedeutung ‘Schafe hütend’, ‘nach den Schafen sehend’. 1245 Vielleicht hat der Dichter des homerischen Hymnos also die normale aktive Bedeutung vom Gott Pan, der an der zitierten Stelle den Hügel erklimmt, poetisch auf den Hügel selbst übertragen. Ein Sonderfall ist  vs. : Die paroxytone Form ist aktiv, die proparoxytone passiv.1246 Allerdings weist LSJ s.v. II darauf hin, dass die paroxytone Form in passiver Bedeutung bei Max. 436 und Mus. 237 vorkommt. Die erste dieser beiden Stellen im astrologischen Lehrgedicht des Maximos 1247 scheint auf den ersten Blick besonders beachtenswert zu sein, da dort Saturn als  bezeichnet wird. Gemeint ist aber wohl entgegen der                        (alle Funde nach Kretschmer et al. 1977, 460f.; die dortige alphabetische Ordnung nach den Endbuchstaben wurde hier zur Ordnung nach Anfangsbuchstaben geändert). 1243 Eigentlich ist dies der Untergangspunkt. Belegt ist aber nur die metonymische Verwendung im Sinne des ganzen 7. Ortes bei Paul. Alex. 24 p. 59,9. Olymp. 23 pp. 63,2. 67,25. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 48, p. 265,7. Außerdem gibt es, beginnend mit Ptol. apotel. 4,9,10.13 u. Val. 3,2,4, einige wenige Belege für das Verb  . 1244 Hymn. Hom. 19,11 . 1245 P. Vindob. 29801 recto, Z. 11; ed. Page 1941, 502 (carm. 123, v. 5), bzw. Heitsch 1963, 58 (carm. 17, v. 5). Vgl. LSJ Suppl. 1996 s.v. . 1246 Z.B. Hes. Theog. 566 u. 569 vom ‘weithin sichtbaren Glanz des prometheischen Feuers’. 1247 Zu diesem Autor s. Pingree 1978a, II 436, und ergänzend Radici Colace 1986. Boehm 2011. Radici Colace 2011. Zito 2013.

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Auffassung von LSJ nicht, dass Saturn aus der Ferne von Menschen gesehen wird, sondern selbst als fernster Planetengott auf die Erde schaut, denn im Kontext wird seine astrologische Einwirkung auf bestimmte Diebe beschrieben, die anderes zu tun haben, als die Sterne zu betrachten. Und die Musaios-Stelle, an der die Lampe der Hero als für Leander bestimmter   bezeichnet wird, ist ebenfalls von zweifelhafter Beweiskraft: Bo 1966, 86, s.v.  versteht das Compositum dort als “procul speculans”, ebenso Färber 1961, 21 (“der fernblickenden Botin”). Es könnte also, wie schon bei  erwogen, eine poetische Personifizierung des leblosen Gegenstandes vorliegen. Da also eine passive Verwendung von  zweifelhaft ist, bleibt zu prüfen, ob der Begriff nicht doch die Vorstellung eines aktiven Hinblickens implizieren könnte. Dafür sprechen einige Argumente. Obwohl der aszendierende Tierkreisgrad ein abstraktes und damit lebloses Bogensegment ist, rührt seine Bezeichnung, wie bereits gesagt, von den 36 Dekanen her, die als  bezeichnet wurden. Diese sind teils anthropomorphe, teils theriomorphe Gottheiten, die bei ihrem Aufgang ihre Blicke auf das Neugeborene richten und darauf einwirken können.1248 Wir hätten es also mit einer reziproken Verbalhandlung zu tun, wobei sowohl der Mensch (speziell der für die Stundenmessung zuständige Priester, s.o. Anm. 1240) auf den Dekangott blickt als auch umgekehrt der Dekangott auf den Menschen (speziell auf das neugeborene Kind). Zumindest im astrologischen Bereich wäre also das eigentliche Objekt der Verbalhandlung des vom Dekan ausgehenden Sehens nicht die Stunde, sondern der Mensch, allerdings nicht irgendwann, sondern in der das Leben prägenden Geburtsstunde.1249 Diese Vorstellung wäre dann vom Dekangott auf den aszendierenden Einzelgrad übertragen worden. In einem singulären Fall ist diese Vorstellung auch konkret belegt: Antiochos soll in passiver Formulierung von Menschen gesprochen haben, die 1248

Vgl. z.B. F6 § 75, wo es mehrmals von den Dekanen heißt, dass sie ‘wirken’ ( ). Vgl. weiter Heph. 1,1, wo zu jedem der zwölf Tierkreiszeichen die individuellen Namen seiner drei Dekane erwähnt werden und dann die jeweiligen Eigenschaften derjenigen Menschen beschrieben werden, die beim Aufgang dieses oder jenes Dekans geboren werden (allerdings ohne die explizite Behauptung einer Einwirkung auf den Nativen). In den ersten drei Fällen (Heph. 1,1,13.32.51) wird das Aufgehen des Dekans als  bezeichnet. 1249 Es wäre ohnehin schwer vorstellbar, wie der Dekangott die immaterielle Stunde schauen könnte. Selbst beim zuvor genannten Priester ist das Schauen der Stunde nur metonymisch möglich, indem der astrale Dekan als sichtbares Zeichen der Stunde fungiert. Der Dekangott selbst hingegen kann die Stunde in keiner Weise schauen.

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in der Stunde ihrer Geburt vom aszendierenden Tierkreisgrad angeschaut werden.1250 In ähnlicher Weise spricht Ps.-Maneth. 4,572 – interessanterweise unter Verwendung eines mit - gebildeten  – von dem das (neugeborene) Leben schauenden Aszendenten (   ).1251 Von einer mit diesem Hinschauen verbundenen Einwirkung spricht klar Gregor von Nyssa, der in Contra fatum 52 (in Abwandlung des antiastrologischen, wahrscheinlich auf Karneades zurückgehenden Cannae-Arguments)1252 rhetorisch fragt, ob etwa bei allen Opfern eines großen Erdbebens der Krebs aszendierte und ihnen dasselbe Schicksal auferlegte:        ;1253 Wenn die hier angestellte Überlegung richtig ist, könnte in dem astrologischen terminus technicus  also eine zumindest im Deutschen geläufige Art von Compositum vorliegen, die unter Verzicht auf das selbstverständliche Objekt der Verbalhandlung eine präzisierende Zeitbestimmung aufnimmt. 1254 Es möge für den Augenblick genügen, hier weiteren Forschungsbedarf, idealerweise durch einen Sprachwissenschaftler, aufzuzeigen. Möglicherweise wird sich dabei herausstellen, dass beide hier erwogenen Formen semantischer Unschärfe, sowohl eine Genusindifferenz bezüglich Aktiv und Passiv (s.o. Anm. 1241), die besser zur Bezeichnung der Dekangötter als  im rein chronolo1250

Vgl. Antioch. epit. 3b,20 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 113,15–17:            . Ebenso Rhet. 5,67,3 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 195,21–196,2):   [ Pingree, om. Cumont]          [P.,   C.]        . 1251 Vgl. Lopilato 1998, 260: “while the Sun lights up the life-viewing ascendant”; weniger treffend (da  m.E. nicht temporal, sondern räumlich gemeint ist) Koechly 1851, 85: “horam Sole vitae-inspectantem collustrante”; eindeutig falsch LSJ s.v.  : “of or for casting a nativity” (nichts dazu im Suppl. 1996). 1252 Vgl. Cic. div. 2,97 u. Pease 1920–1923 ad loc., der weitere Parallelen zitiert, worunter Sext. Emp. adv. math. 5,91–92 die wichtigste ist, da dieser in ähnlicher Weise fragt, ob etwa alle bei Marathon getöteten Perser den Schützen im Aszendenten hatten oder alle auf der Rückkehr von Troja ertrunkenen Griechen den Wassermann. Zum astrologischen Gegenargument s. Ptol. apotel. 1,3,7. 1253 Vgl. Val. 1,2,33, der den ersten Teil des Krebses als  bezeichnet. 1254 Vgl. z.B. ‘Tagespfleger’, ‘Abendunterhaltung’, oder bei nicht-transitiven Verben wie ‘helfen’: ‘Krisenhelfer’. In all diesen Fällen sind natürlich Menschen die Objekte, die gepflegt oder unterhalten werden bzw. denen geholfen wird.

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gischen Kontext passt, als auch eine Implizierung des eigentlich gemeinten Objekts Mensch (s.o. Anm. 1254), die besser zum astrologischen Kontext passt, nebeneinander existieren. Als Synonyme des terminus technicus  lat. horoscopus begegnen auch, ohne selbst termini technici zu sein, die Begriffe    und – Ersatz der Nominalkomposition durch Polysemie –  (lat. hora), 1256 ferner auch  (lat. ortus),  (lat. fundamentum)   , genesis u.ä.1257 Die moderne lateinische Bezeichnung ‘Aszendent’ hat als substantiviertes Partizip in der lateinischen Fachprosa noch kein Vorbild, und die synekdochische Bezeichnung des gesamten Sternstandes zu einem bestimmten Zeitpunkt als ‘Horoskop’ ist in der Antike nur selten belegt.1258 Der Aszendent ist der wichtigste der vier Kardinalpunkte (, lat. cardines), d.h. der Schnittstellen der Ekliptik mit dem Horizont und dem Ortsmeridian. Die übrigen drei sind die dem Aszendenten in ihrer astrologischen Bedeutung nur wenig nachstehende (nach Ptolemaios sogar vorzuziehende) Himmelsmitte beziehungsweise obere Kulmination (, lat. medium caelum, abgekürzt: MC)1259 sowie die in ihrer Bedeutung weit hinter ASC und MC zurückstehenden Kardinalpunkte am westlichen Horizont (bzw. , lat. occasus, Abk. OCC) und in der unteren Kulmination ( ,    lat. imum caelum, Abk. IMC). Die zentrale Bedeutung des Aszendenten für das menschliche Leben wird zuweilen durch die Bezeichnung als ‘Wurzel’ oder ‘Steuerruder’ betont: Zu der ersten Metapher vgl. Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,3 p. 90 Wolf        , zu der zweiten, häufiger belegten, vgl. Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 101,18 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,25):         . Antioch. epit. 1,24 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 117,1–2           Val. 4,12,1      Paul. Alex. 24 p. 54,1–2    1255

Z.B. Anub. ap. Heph. 2,2,11.12 (= Anub. F2,1.8 Obbink). Vgl. Schubert 2009, 410. Vgl. Hübner 2001i, 231. – Mehr zum Verhältnis von  und  unten S. 687. 1257 Vgl. Hübner 2001i, bes. 227 (mit Belegen). 1258 Hübner 2001i, 220f. 1259 Das MC ist begrifflich verschieden vom Zenit; s.u. S. 785. Zur Konkurrenz zwischen ASC und MC s. Bouché-Leclercq 1899, 271. 1256

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Antig. Nic. F1 § 22

  . Rhet. 5,57,50       . Lib. Herm. 26,1 qui etiam vitae temo vocatur. Siehe auch elaborierte Horoskope wie P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 165f.     und die ähnliche Formulierung im P. Berol. 21347 (saec. II),1260 Z. 1–2 des erhaltenen Fragments:    , besonders aber P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), frg. 1, col. I,17–18  [...]:1261 Die nautische Metapher des ‘Steuerruders’ wird hier durch die Verschiebung des Gewichts auf den ‘Steuermann’ in singulärer Weise weiterentwickelt, so dass statt des unbelebten Ruders dessen lebendiger Führer in den Vordergrund tritt. Vielleicht darf dies als intendierte Parallele zu den in diesem faszinierenden Papyrus unmittelbar vorausgehenden Planetennotaten gedeutet werden, die jeweils ein ähnliches Paar implizieren, den unbeseelten, rein materiellen Himmelskörper und den darauf wohnenden Planetengott (im platonischen Sinne).1262 Der Aszendent – und ebenso die übrigen Kardinalpunkte sowie die Lose – wird in diesem Papyrushoroskop übrigens auch darin auf singuläre Weise den Planeten angeglichen, dass in allen Fällen mit derselben Formel      von ‘Längenbewegung’ die Rede ist. 1263 In diesem Zusammenhang ist an die oben beschriebene Scheibe () der Astrologen zu erinnern, auf die acht Halbedelsteine o.ä. als Symbole der Planeten und des Aszendenten aufgelegt wurden: Das zeigt nicht nur die Vorrangstellung des Aszendenten gegenüber den anderen Kentra, sondern auch den wahrscheinlichen Ausgangspunkt für die Auffassung des Aszendenten als eines Himmels-Körpers. 1264 1260

Ed. Brashear 1995, 233–235, Nr. 8. Brashear hat den Text nicht als Horoskop erkannt (“Astrological Text: Zodiac?”) und unzureichend ergänzt/kommentiert. 1261 Mehrere Wörter vor und nach  sind nicht mehr rekonstruierbar, die logische Identität von  und  steht aber außer Frage. 1262 Jedenfalls beginnt das einzige erhaltene Planetennotat dieses Papyrus mit der platonisch gefärbten Formel     (P. Oxy. astron. 4277, fr. 1, col. I,2); vgl. Plat. Tim. 38d     (sc. ) und dazu oben S. 569. 1263 Vgl. fr. 1, col. I,3–4 (Merkur). I,19–20 (ASC). I,28–29 (OCC). I,36–37 (MC). col. II,4–5 (IMC). II,14–15 (). II,25–26 (). II,34–35 ( ). col. III,9 ( ). Siehe dazu den Kommentar von Jones 1999a, I 286, zu fr. 1, col. I,19–20. 1264 Vgl. oben S. 579 bei Anm. 995. Vgl. weiter die Auffassung der drakonitischen Mondknoten als Himmelskörper (dazu Hübner 1982, 294f., Nr. 7.35). Mit der nautischen Metapher des Aszendenten als Steuerruder oder Steuermann vgl. schließlich noch Mart. Cap. 2,183 über das Weltschiff, das unter dem Kommando der sieben Planeten

Stellenkommentar

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  : Die Ergänzung des in P fehlenden  nach Ep.4 erscheint sinnvoll, bleibt jedoch unsicher. Vergleichbare Fälle liegen im Hephaistiontext nicht vor. Siehe jedoch den eindeutigen Ausfall von  im Krönungshoroskop des Leontios (Hor. gr. 484.VII.18, zitiert unten S. 734 bei Anm. 1643).    : Zur Position des Aszendenten (1° ) s.o. S. 609 (Punkt ).   : Die übliche Bezeichnung des Tierkreiszeichens ist gr.  (lat. signum).1265 Der wissenschaftliche Gegenbegriff zu    (‘kleines Lebewesen’) und dessen religiös-vitalistischen1266 Konnotationen ist das nüchtern-mathematische  (‘Zwölftel’),1267 das Antigonos aber in den erhaltenen Fragmenten nirgends bietet. Seine zahlreichen Belege für   liegen auf einer Linie mit seiner konstanten Verwendung der religiösen Planetenepiklesen    etc. anstelle von  etc. (s.o. S. 569). Ausführlicher zum Tierkreis oben S. 566. : sehr wahrscheinlich eine Glosse, die in den Text eingedrungen ist. Ep.4 bietet an derselben Stelle   , Exc.1 nichts. Es gibt m.W. keine Parallelen für die von P überlieferte Konstruktion, d.h. für das Wiederaufgreifen eines zuvor genannten Tierkreiszeichens durch   (in beliebigem Kasus) mit darauf folgender erneuter Nennung des Namens. Vgl. jedoch entgegengesetzte Fälle, die für die hiesige Athetese sprechen, wie die Beispielkonstellation bei Paul. Alex. 17 p. 38,3–4:                  . Da P und Ep.4 den für das Verständnis nicht notwendigen Zusatz beide (in verschiedener Formulierung) bieten, geht er vielleicht auf denselben Unbekannten stehe und außerdem von einzelnen Tieren der Dodekaoros (wie von Matrosen) besetzt sei: am Vorderteil die Katze, am Mast der Löwe, am Hinterdeck (Steuermann) das Krokodil. Dazu siehe Boll 1912a = Boll 1950, 101 mit Anm. 2, und Hübner 2003b, 70. 1265 Vgl. Le Bœuffle 1987, 238–242 (Nr. 1130) s.v. signifer, bes. 241f., sowie Dorothée 2006, 187–196. Neben signum findet man singulär sigillum, cf. Hübner 2002f, 554. 1266 Der Begriff ‘vitalistisch’ ist hier unvollkommen, aber m.E. besser als Alternativen wie ‘animistisch’ oder ‘hylozoistisch’. Man könnte die Prägung eines nicht durch philosophische oder anthropologische Kontexte belasteten Neologismus ‘astrozoistisch’ erwägen. 1267 Siehe Hübner 2005b, 192f.

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Antig. Nic. F1 § 22

zurück, der zu F6 § 75 eine Marginalie notiert haben muss, die schon früh in den Text eindrang (s.u. zu F6 § 75     ). Siehe ferner die Athetese Cumonts beim Anon. a. 379 p. 196,6 (zitiert unten S. 1299). Ep.4 leitet mit  noch zwei weitere verdeutlichende Zusätze ein, die in P allerdings keine Entsprechung haben: vgl. § 32   mit epit. 4,26,22       und § 49   mit epit. 4,26,39     . Im ersten dieser beiden Fälle bestätigt Exc.1 die knappe Lesart des Codex P, im zweiten ist der Vergleich unmöglich, da die Stelle in die Lücke zwischen Exc.1 und Exc.2 fällt. Weitere Glossen in Ep.4 sind wahrscheinlich epit. 4,26,46          . epit. 4,26,54 (nach  )   . epit. 4,26,56 1268  : Pingree liest , aber P bietet  (ebenso U in Exc.1), alle übrigen Handschriften  ohne Bezeichnung der Endung. An den anderen beiden Stellen, wo der Steinbock erwähnt wird (epit. 4,26,40 u. 4,26,44), fällt P als Zeuge des Haupttextes aus; die übrigen Handschriften bieten durchweg das nackte Symbol (). Daher wurden auch in diesen beiden Fällen Pingrees Lesungen  und  zur attischen Deklination geändert. Vgl. auch die Papyrushoroskope, die stets die ungekürzten attischen Formen bieten.1269 : zur Saturnposition siehe die Diskussion auf S. 613 (Punkt ).     : Wenn Merkur 26° von der Sonne entfernt steht (12°  – 8° ), bedeutet dies, dass Antigonos ihn sich in oder nahe seiner größten Elongation dachte. 1270 Tatsächlich hatte Merkur 1268

Mit  eingeleitete Glossen, die in andere Astrologentexte eingedrungen sind: z.B. CCAG VII (1908), 111,7–8; ohne : z.B. Anon. a. 379 p. 196,6  [ ]. 1269 Z.B. P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), l. 14. P. Paris 19 (Hor. gr. 137.XII.4), l. 16 (= P. Lond. I 110, l. 16). P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138–161), l. 4. P. Oslo III 164 (Hor. gr. 177.II.12), l. 4. P. Mich. inv. 6329 (Hor. gr. 182.II.20–22), ll. 1.7. P. Warren 21 (Hor. gr. 219.II.12), verso, col. I,65. P. Oxy. III 585 (Hor. gr. 220.II.17–18), l. 7. P. Oxy. XII 1563 (Hor. gr. 258.IX.26), l. 9 (usw.). 1270 Diese beträgt nach antiker Faustregel ca. 22° (vgl. Gundel – Gundel 1950, 2133). Genauer hierzu Neugebauer 1975, 804f., der auch auf singuläre Belege für höhere Werte (25° oder sogar 28°) verweist.

Stellenkommentar

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aber knapp drei Wochen zuvor seinen zweiten scheinbaren Stillstand gehabt und war seitdem wieder rechtläufig. Aus astrologischer Sicht ist seine Wirkung hier besonders stark, da er beinahe seine maximale Distanz von der Sonne hat, die ihn zu den meisten Zeiten ‘verbrennt’ (s.u. zu § 39      ). Solche ungünstigen Fälle liegen bezüglich des Merkur in F2 u. F3 vor (siehe F2 § 54    u. F3 § 63   ).1271   : Die Gemeinschaft betrifft nur das Tierkreiszeichen, nicht den Bogengrad (ebenso im Folgenden bei  ); umgekehrter Fall: s.u. zu F2 § 54 .      : Obwohl diese Information im Text beider Hss. von Exc.1 (Um) fehlt, erscheint sie im Diagramm von U.  : Zur Position des MC siehe die Diskussion auf S. 615 (Punkt ).

§ [22add.] Exc.1 bietet nach § 22 eine Berechnung der Lebenserwartung des Nativen, die den anderen Überlieferungssträngen (P, Ep.4) unbekannt ist. Der Text wurde in der Forschung meist ohne Echtheitsdiskussion akzeptiert und übersetzt.1272 Martin und Birley formulieren sogar Vermutungen von historischer Relevanz: die fragliche Textpassage dürfe vielleicht als einziges erhaltenes Indiz dafür angesehen werden, dass Pedanius Fuscus im November 137 n.Chr. einen Staatsstreich versuchte. 1273 All dies ist ge1271

Die maximale Elongation des Merkur kann allerdings auch negativ gedeutet werden. Der Verfasser des Krönungshoroskops des Leontios (Hor. gr. 484.VII.18) sagt, sie bewirke gewaltsamen Tod (‘Palch.’ cap. 88, Z. 11–12 Pingree 1976b p. 140:     ). Die Elongation Merkurs beträgt dort nach den Textangaben 23°, re vera knapp 26°. 1272 Zum Beispiel von Stegemann 1931/32, 370f. (ohne Übers.). Cramer 1954, 165. Neugebauer – van Hoesen 1959, 90 (sie bieten die Übers. in Klammern und verweisen in Anm. 5 auf einen Teil der textimmanenten Probleme; ebd. in Anm. 7 korrigiere “V” zu “P”). Gagé 1968, 229. Barton 1994b, 77. Bezza 1995, 896. 1273 Martin 1982, 302: “ce fut peut-être le moment choisi par Pedanius Fuscus pour essayer de reprendre place, d’une façon que nous ne connaissons pas, dans les successeurs possibles”; Birley 1997, 291: “Perhaps this was when Fuscus attempted a coup” (vgl. ebd. 35526). Siehe auch Fündling 2006, 1010.

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Antig. Nic. F1 § [22add.]

genstandslos, da der Text nicht original ist.1274 Gegen die Echtheit sprechen die folgenden Argumente: 1. Der Einschub fehlt in P und Ep.4 2. Er unterbricht die klare Gliederung des Textes, in der astrologische Einzelheiten erst nach Mitteilung der astronomischen Daten (§ 22) und der wichtigsten Lebensereignisse (§§ 23–24) diskutiert werden.1275 Dieselbe klare Gliederung bietet das dritte von Hephaistion aus Antigonos exzerpierte Horoskop (F3); das zweite (F2) hat keinen Absatz über Lebensereignisse. 3. Der Einschub widerspricht der Methode zur Bestimmung der Lebenserwartung in § 52, welche nicht nur an sinnvollerer Stelle – d.h. am Ende des den astrologischen Erläuterungen vorbehaltenen dritten Teils (§§ 25–52) – platziert ist, sondern auch die übliche Methode des Antigonos gewesen zu sein scheint: In den drei erhaltenen Horoskopen wird die Lebenszeit des Nativen immer mit Hilfe der Aufgangszeiten des Tierkreises errechnet, mithin auf spekulative Weise von einem Naturphänomen abhängig gemacht, das astronomisch verifizierbar ist; § [22add.] hingegen macht die Lebenszeit von den   der Planeten (s.u. S. 649, Tab. 11) und damit von der Lehre der Gradbezirke abhängig, die ein Produkt reiner astrologischer Spekulation ist und in ihrer traditionellen Definition – das ist das ‘ägyptische’ System der , das einzige in der Praxis nachweisbare – jede rational nachvollziehbare Ordnung vermissen lässt.1276 4. Der Einschub bietet eine astrologische Absonderlichkeit bezüglich der   Saturns. Es geht dabei um eine bereits für ‘Nechepsos und Petosiris’ bezeugte, 1277 in den Antigonos-Fragmenten nicht belegte Lehre, nach der die einem Menschen gegebene Lebensspanne von einem bestimmten Planeten der Geburtskonstellation abhängt. Dieser Planet vermag ein ihm eigenes Höchstmaß an Lebensjahren zu verleihen, wenn er im Horoskop besonders günstig steht. Andernfalls wird die Lebens1274

Ob bereits Pingree, der diese Passage als Editor übergeht, derselben Auffassung war, ist ungewiss: Pingree edierte in Bd. I erklärtermaßen den Text, den cod. P von Heph. 2,18 bietet (s.o. S. 69 nach Anm. 336). 1275 Siehe den Kommentar zu § 25 . 1276 S.u. S. 719 – Dass Antigonos die Prognose der Lebensdauer aus den Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen stellt, passt auch zu dem Bild, das T1 vermittelt (vgl. bes.    ), und im Besonderen zu F7, wonach Antigonos die Berechnung der Aspekte nach Aufgangszeiten favorisierte. 1277 Vgl. Val. 3,7,7–10           (= Nech. et Pet. frg. 18,22.26.31.32). Valens nennt dort allerdings keine konkreten Zahlen.

Gesamtbesprechung

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spanne geringer ausfallen, im ungünstigsten Fall nur einem Minimalwert entsprechen. Insgesamt gelten die folgenden, kanonischen Werte:1278 Planet       

Maximum /  57 Jahre

Mittel /  43 Jahre

Minimum /  30 Jahre

79 J. 66 J. 82 J. 76 J. 120 J. 108 J.

45 J. 40 J. 45 J. 48 J. 69 J. 66 J.

12 J. 15 J. 8 J. 20 J. 19 J. 25 J.



Tab. 11: Die astrologischen Planetenjahre

 Den Kern dieses Systems bilden die Maximalwerte der echten Planeten (, , , , ), deren Ursprung nicht in natürlichen Gegebenheiten wie der astronomischen Umlaufzeit oder Ähnlichem liegt. Vielmehr bilden die Maximalwerte jeweils die Summe aller einem bestimmten Planeten im System der ‘ägyptischen’ 1279 zugewiesenen Zodiakalgrade. Die Festlegung der Mittel- und Minimalwerte sowie die Einbeziehung der Luminare ist sekundär. 1280 Abweichend von diesem System bietet § [22add.] für Saturn den singulären, meines Wissens jeglicher Parallele entbehrenden Maximalwert von 56 statt 57 Jahren. 1281 Eine Verschreibung liegt nicht vor, wie das Resultat der folgenden Addition beweist (     ). Der Wert von 56 Jahren setzt ein -System voraus, in dem die Summe der Saturnbezirke 56 Grad beträgt.1282 In den fünf bekannten -Systemen, von denen ohnehin nur das der ‘Ägypter’ 1278

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 410, sowie Ptol. apotel. 1,21,11.30. Val. 3,13,4 (  ) u. 7,5,28–35 (dort Venus falsch 84 statt 82, Saturn fehlt). Firm. math. 2,25,3–9 (z.T. ungenau). Paul. Alex. 3 pp. 13–14. Olymp. 40 p. 143,8–10. Rhet. 5,49 (dazu s. Burnett – Pingree 1997, 143). 1279 S.u. zu § 26 , bes. S. 719, Tab. 17a, u. S. 719, Tab. 17b. 1280 Vgl. insgesamt Bouché-Leclercq 1899, 212. 407–410. 493. 1281 Erstmals beanstandet von Kroll und Cumont, CCAG VI (1903), p. 68,5 app. crit. (“annos LVII ponere debebat”). 1282 Denn die Regel ist,            (Anon. comm. in Ptol. apotel. 1,21,1 p. 42 Wolf). Dass auch Antigonos sich dieses Zusammenhangs bewusst war, ist sehr wahrscheinlich, in den wenigen erhaltenen Fragmenten aber nicht nachweisbar.

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Antig. Nic. F1 § [22add.]

Anwendung fand, sind die Gradsummen Saturns aber 57 (‘Ägypter’ und Ptolemaios), 78 bzw. 66 (‘Chaldäer’ für Tag- bzw. Nachtgeburten), 48 (Valens) und 60 (Kritodemos).1283 Der klassische Saturnwert von 57 Jahren galt auch bei den Arabern und Byzantinern unverändert.1284 Erfolglos wäre auch der Versuch, den hiesigen singulären Saturnwert von 56 Jahren mit Verweis auf die sogenannten Goal-Year-Texts zu erklären.1285 Es ist also in hohem Maße unwahrscheinlich, dass Antigonos, der nach Heph. 2,18,21 insgesamt in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’ stand und nachweislich deren System, d.h. das der ‘ägyptischen’ , benutzte,1286 der Urheber dieser Berechnung ist. 5. Der Zusatz ist als eine in den Text eingedrungene Marginalie erklärbar. Zur Verdeutlichung hier nun ein Blick auf die Konstellation des im Text genannten Zeitpunkts, 61 Jahre und 10 Monate nach Hadrians Geburt: Am 24.11.137 n.Chr. (Diagr. 8, links) wird Saturn auf 26° 23  (tropisch) stehen, also (+ ca. 4°) auf ca. 1°  nach siderischer Definition. Ganz nahe bei Saturn – aber noch im Steinbock – steht Mars.1287 Venus wirft einen hilfreichen Aspekt (Sextil) aus dem Schützen, 1288 ebenso Jupiter aus dem Widder. Der Mond erreicht 1°  erst zehn Tage später, am 4.12.137 n.Chr. (Diagr. 8, rechts). Zu diesem Zeitpunkt hat auch Mars den Steinbock erreicht.1289

1283

S.u. zu § 26  Vgl. z.B. al-Br. elem. astrol. capp. 436f., p. 255 Wright (= 61T bei Bezza 1992, 71, mit Komm. 61N ebd. 153f.) und Lib. curios. 1,8 (saec. XI) p. 385 Rapoport – SavageSmith. 1285 Es handelt sich dabei um rein astronomische (!) Keilschrifttexte, deren sogenannte ‘vollständige Perioden’ der einzelnen Planeten zuweilen von griechischen Astrologen benutzt oder dem oben erwähnten ‘ägyptischen’ System der  gegenübergestellt wurden (ungeachtet der profunden Verschiedenheit beider Systeme). Diese Goal-YearTexts weisen Saturn eine ‘vollständige Periode’ von 59 Jahren zu. Siehe Neugebauer 1975, 151. 554f. 605f. (an der letzten Stelle auch zur Astrologie), ferner Toomer 1988, 358. Jones 1999a, I 44. 1286 Siehe den Nachweis im Kommentar zu § 26  1287 Tropische Position: 24° 33 , = ca. 29°  siderisch. 1288 Tropische Position: 29° 02 , = ca. 3°  siderisch. 1289 Tropische Position: 2° 01 , = ca. 6°  siderisch. 1284

Gesamtbesprechung











 















 

 











  



















651



Diagr. 8: Planetenstände am 24.11.137 n.Chr. (links) u. 4.12.137 n.Chr. (rechts)

Wenn § [22add.] von Antigonos stammte, sollte man erwarten, dass er die gesamte Konstellation kennt und den günstigen Sextilschein des Wohltäters Jupiter (der doch bei der Geburt gradgenau zusammen mit dem Mond im Aszendenten gestanden und segensreich gewirkt hatte, vgl. §§ 33b.36.48) ebenso wie den Sextilschein der Venus erwähnt.1290 Ferner dürfte man erwarten, dass Antigonos die bedrohliche Präsenz des Übeltäters Mars berücksichtigt. Was aber, wenn der Urheber der Berechnung viele Jahrhunderte später schrieb und gar nicht wusste, für welches Datum das Horoskop gestellt war, wenn er also den Sternenstand im 62. Lebensjahr des ihm unbekannten Nativen nur durch eine Überschlagrechnung aus den in § 22 gebotenen Daten schätzte? Der folgende Hergang ist denkbar: Ein byzantinischer 1291 Leser sah, dass der Todeszeitpunkt des Nativen (§ 23      ) ungefähr mit dem dritten Erreichen des Geburtsaszendenten (1° ) durch Saturn zusammenfällt, der den Tierkreis in ca. 30 Jahren durchläuft. 1292 Eine Periode von 30 Jahren entspricht einer mittleren Bewegung von 1° pro 1290 Zur rettenden Wirkung der Aspekte durch Venus bzw. Jupiter vgl. z.B. Ptol. apotel. 3,11,13. 1291 Frühestens 6. Jh. n.Chr. (zu der Zeit entstanden die übrigen Horoskope der Sammlung, in der das Exzerpt überliefert ist), vermutlich noch viel später. 1292 Zu diesem runden Merkwert vgl. Eudox. F 124 ( ) p. 71,18–19 Lasserre sowie unten Anm. 1295. Zu der korrigierten Lesart    s.u. Komm. zu § [22add.]  –

652

Antig. Nic. F1 § [22add.]

Monat. Saturn legt also die nach zwei vollen Umläufen (720° = 60 Jahre) noch übrigen Bogengrade von der Geburtsposition bis zum Geburtsaszendenten (1° ) in ebensovielen Monaten zurück. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Die wahrscheinlichere ist, dass der Autor von § [22add.] entsprechend dem Zeugnis des cod. U von einem weiteren Jahr und zehn Monaten sprach. Wenn das stimmt, ging er anscheinend von der Saturnposition auf 10°  aus, die auch P bietet:1293 10°  bis 1°  macht bei Inklusivzählung 1294 22 Monate. Die Sonne wird zu derselben Zeit 61 volle Umläufe plus 10 Zeichen weiter stehen als im Geburtshoroskop, d.h. im Schützen, und da die Venus sich nie weit von der Sonne entfernt, könnte der unbekannte Autor kurzerhand davon ausgegangen sein, dass sie ebenfalls im Schützen stehe. Den Jupiter dürfte er wohl in den Fischen vermutet haben (darauf führt eine Überschlagsrechnung mit einer Periode von 12 Jahren), was gut zu der fehlenden Erwähnung passt. Dass Mars keine Beachtung findet, leuchtet ebenfalls ein: Seine notorisch schwer zu berechnende Bewegung ist für Näherungsverfahren ungeeignet.1295 Falls die hier formulierte Annahme zutrifft, muss von dem adnotierten Exemplar des byzantinischen Anonymos eine Abschrift entstanden sein, und zwar als Werk eines wenig kompetenten Schreibers, der die Marginalie in den Text aufnahm und sich mehrere Verschreibungen zuschulden kommen ließ: Das Symbol für ‘Konjunktion’ entstellte er zu ‘Quadratur’, das für ‘Schütze’ zu ‘zwei’, die Saturnposition von 10°  zu dem absurd überhöhten Wert 16° ,1296 und wahrscheinlich ist derselbe Schreiber auch für die Verschreibung der MC-Position von 22°  zu 24°  verantwortlich. Von dieser (heute verlorenen) Abschrift hängen die Handschriften U und m ab. – Weniger wahrscheinlich ist, dass der Autor von § [22add.] entsprechend dem Zeugnis des cod. m von einem weiteren Jahr und drei Monaten sprach. Dann wäre die Verschreibung der Saturnposition zu 16°  bereits vor der Abfassung der Marginalie eingetreten und der Anonymos hätte wie folgt gerechnet: 16°  bis 1°  macht (bei Exklusivzählung, die eigentlich unüblich ist) 15° bzw. 15 Monate = 1 Jahr und 3 Monate. Die Sonne (und in ihrer Nähe die Venus) hätte dann im Stier gestanden, d.h. in Quadratur zum Wassermann. Paläo-

1293

Exc.1 und P stimmen mehrmals gegen Ep.4 überein; s.o. S. 107 bei Anm. 457. Das ist die übliche antike Zählweise; vgl. Richardson 2004, 11f. 1295 Vgl. Cleom. 1,2 p. 12,22–26 Todd:           . 1296 Dazu s.o. S. 613 zu Punkt . 1294

Gesamtbesprechung

653

graphisch ist aber eine Verschreibung von  zu wahrscheinlicher,1297 die Lesart   ist nur als Verschreibung aus dem Schütze-Symbol nachvollziehbar, und der Sextilschein ist günstiger als die Quadratur. 1298 – Ganz gleich, welchen der zwei Rechenwege man vorzieht, der Verfasser des Zusatzes nahm anscheinend die Information über die Lebensspanne am Ende von § 23 zum Anlass, lange bevor er auf Antigonos’ Ausführungen in § 52 stieß, eigene Berechnungen anzustellen, um die biographischen Daten astrologisch nachzuvollziehen.      : s.o. zu § 21   (S. 536 bei Anm. 781).  : Der Wassermann, in dem der Geburtsmond Hadrians steht, ist das Nachthaus Saturns.1299 Schon Petosiris soll den in seinen Unterweisungen behandelt haben.1300 Vermutlich untersucht der unbekannte Verfasser von § [22add.] den Hausherrn des Mondzeichens, weil er diesen zugleich für den Hausherrn der gesamten Nativität hält.1301 1297

Dazu s.u., Komm. zu § [22add.] . Außerdem stand die Venus Ende April 137 n.Chr. gar nicht im Stier, sondern nahe ihrer maximalen Elongation in der Mitte der Fische, d.h. ohne Aspekt zum Wassermann. Im Rahmen der hier angenommenen Überschlagsrechnung hätte man das freilich nicht wissen können. 1299 S.u. zu § 27    1300 Er wird sechsmal erwähnt in dem Petosiris-Exzerpt des Julian von Laodikea zur Katarchenhoroskopie, das W. Kroll, A. Olivieri u. R. Wuensch im CCAG I (1898), p. 138,1–21, aus mehreren Hss. ediert haben (= Nech. et Pet. frg. +23; der Verweis auf Riess im textkr. App. des CCAG I zu p. 138,2, ist nichtig). Pingree 1974b, 548 (bei Anm. 33), hält es für authentisch. Das Julian zugeschriebene Exzerpt stimmt inhaltlich im Wesentlichen überein mit einem weiteren, Riess ebenfalls unbekannten Exzpert aus Petosiris, das Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22 ( ), p. 223,18– 27, bietet (= Nech. et Pet. frg. +27). Vielleicht schöpft Theophilos aus Julian, denn beide Exzerpte sind inhaltlich gleich strukturiert. Dann müsste freilich dem Theophilos noch ein vollständigerer Julian-Text vorgelegen haben, als ihn das Exzerpt im CCAG I (s.o.) bewahrt. Im Petosiris-Exzerpt des Theophilos ist zweimal vom     die Rede (p. 223,18.21), außerdem zweimal vom    (p. 223,19.27). Ferner enthält das Petosiris-Exzerpt des Theophilos Spuren poetischer Diktion wie p. 223,21  für die Sonne (diese Bedeutung fehlt bei LSJ u. LSJ 1996) und p. 223,22   (vgl. Val. 9,2,7 = frg. +12a und dazu Heilen 2011, 57f.). 1301 Zum    s.u., Komm. zu F2 § 54  –  . 1298

654

Antig. Nic. F1 § [22add.]

    : Saturn steht im Steinbock, seinem Taghaus.1302 Deshalb verleiht er das ihm mögliche Maximum an Lebensjahren. Vgl. z.B. Paul. Alex. 3 p. 14,19–20 (zu den Maximalwerten):              Die Formulierung      entspricht der üblichen Diktion; vgl. z.B. Paul. Alex. ebd. (cap. 3) p. 13,7.21 . :  (  und  ( , vereinzelt auch )1303 sind synonyme Begriffe für den astrologischen Aspekt,  (   und  die dazugehörigen Verben. Vgl. § 40   und  § 49   F2 § 59     F3 § 66a    . Siehe auch F7  . Diese Terminologie geht auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück: Das zeigen Nech. et Pet. frg. 21,47.58.80.92.261 bei Val. 7,6,10.12.17.20.212 mit insgesamt fünf Belegen für     und1304sowie Heph. 1,23,13.16 (= Nech. et Pet. frg. 12) mit vier weiteren Belegen für .1305 Einmal begegnet  außerdem in dem eben (s.o. Anm. 1300) erwähnten PetosirisExzerpt bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,20 (Nech. et Pet. frg. +23). Sacherläuterungen zu den der antiken Astrologie geläufigen Aspekten bietet der Kommentar zu § 32    : der Minimalwert der Venus (s.o. S. 649, Tab. 11), auf den auch Valens in seinen Horoskopen oft rekurriert. 1306 Er hat seinen Ur-

1302

S.u. zu § 27    Z.B. Paul. Alex. 24 p. 54,9. 1304 Val. 7,6,10–20 u. 7,6,209–215 sind nach Val. 7,6,21 u. 7,6,208 wörtliche Zitate aus ‘Nechepsos’ (dazu bereits Riess 1890, 15). An der zuletzt genannten Belegstelle (Val. 7,6,212 ) sind noch die Originaliamben erkennbar (Rekonstruktionsversuch bei Riess 1891–1893, 374). 1305 Es ist aber nicht sicher, ob Heph. 1,23 wirklich auf das 2. Jh. v.Chr. zurückgeht; vgl. Pingree 1974b, 548. 1306 Vgl. z.B. Val. 7,6,30–33. 7,6,71. 7,6,138. 7,6,143 (= Hor. gr. 124.VII.29. 129.I.16. 120.II.8 [4. Version]. 118.XI.26 [3. Version]) sowie die Anmerkungen zu weiteren Horoskopen bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 1172. 1191. 1231. 1253. 1275. 1281. u.ö. 1303

Stellenkommentar

655

sprung in der astronomischen ‘synodischen Periode’ der Venus.1307 Einen der hier angestellten Berechnung ganz ähnlichen Fall bietet das von Bezza edierte Horoskop, welches ein gewisser Aleim Sohn des Juden Isaak für einen am 30.09.858 n.Chr. geborenen Anonymos erstellte.1308 Es handelt sich dabei um eine sehr ausführliche Interpretation, in deren Kapitel VIa ( ) dargelegt wird, dass die Lebenserwartung des Nativen von Merkur abhänge und dieser aufgrund seiner günstigen Stellung fast sein Maximum von 76 Lebensjahren verleihe. Da ferner Venus in Konjunktion mit Merkur stehe, müsse man noch deren Minimalwert von 8 Jahren addieren, so dass die Lebenserwartung des Nativen insgesamt ca. 84 Jahre betrage.1309   : cod. U nennt zehn Monate, m nur drei. Angesichts der ähnlichen Schreibung des  beziehungsweise in den Handschriften (   U,  m) ist eine Verschreibung leicht denkbar. Anscheinend fand sie ausgehend von  (das bot wohl schon die Vorlage von U und m) zu  statt, nicht umgekehrt.1310        : Die Paradosis (     ist, wie schon Neugebauer – van Hoesen 1959, 905, anmerkten, “obviously wrong since 61 years is only slightly more than two periods of Saturn”. Der Fehler beruht auf einer Fehldeutung der Aspektsymbole. Eine ähnliche Verschreibung begegnet bei F2 § 57   (in Ep.4). Nicht nur die Opposition und der Geviertschein eines Übeltäters (Mars oder Saturn) ist schädlich, sondern auch die Konjunktion mit ihm, besonders dann, 1307

Vgl. Neugebauer 1975, 151. 784. 796. Etwa aus derselben Zeit dürfte § [22add.] des Hadrianhoroskops stammen. 1309 Hor. gr. 858.IX.30, cap. VIa (Bezza 2001, 310):     scil.              [sic]                     In diesem unsicher überlieferten und unbefriedigend konstituierten Textstück ist  eine Konjektur von Bezza. Die Handschriften bieten eine lacuna bzw. . Obwohl  inhaltlich das Richtige trifft, glaube ich eher, dass  aus  verschrieben wurde. Vielleicht lautete der Text:     Vgl. z.B. Paul. Alex. 3 p. 14,19 oder Ptol. apotel. 4,6,6  . 1310 Vgl. oben S. 653. 1308

656

Antig. Nic. F1 § [22add.]

wenn der Übeltäter der entgegengesetzen  angehört. 1311 Das ist hier der Fall: Der Mond gehört zur Nacht, Saturn zum Tag.    : Die Hss. bieten   (U, exakte Schreibung:   ) und   (m). Beides ist vermutlich als Verschreibung aus    entstanden. Zur astronomischen Begründung s.o. S. 650 bei Anm. 1288 u. S. 652 nach Anm. 1293, zur Verschreibung des Symbols den ähnlichen Fall in § 26 a.E., wo U   (=  ) bietet statt richtig   (=   ), sowie weitere Parallelen. 1312 Siehe außerdem den Kommentar zum vorigen Lemma. Der Ansatz von Neugebauer – van Hoesen 1959, 90,    sc.  (‘zu dem zweiten Zeitpunkt’) oder ähnlich zu verstehen, überzeugt nicht, sowohl wegen des Fehlens sprachlicher Parallelen als auch deshalb, weil man   erwartenwürde. Die hiesige Konjektur    zieht die Konsequenz aus der Beobachtung von Neugebauer – van Hoesen 1959, 906.

§§ 23–24 Die Paragraphen 23–24 bilden den zweiten der drei Teile, in die sich das Hadrianhoroskop gliedert. Nach der Exposition der astronomischen Daten (§ 22) folgt hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Lebensdaten, die im Folgenden (§§ 25–52) eingehend astrologisch erklärt werden.1313 Die folgende Tabelle verzeichnet in der linken der beiden mit ‘Text’ überschriebenen Spalten die Elemente der ‘Lebensbeschreibung’ in ihrer durch den Text (§§ 23–24) vorgegebenen Reihenfolge, analysiert in der mit ‘Thema’ überschriebenen Spalte den Aufbau dieser Beschreibung und verweist in der äußersten rechten Spalte auf die jeweils entsprechende astrologische Erklärung:

1311

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 309, sowie die Sacherklärung unten zu § 26    1312 Z.B. in Hor. gr. 478.VIII.29, wo nach W. Kroll u. F. Cumont, CCAG VI (1903), p. 64,27 app. crit., das Planetensymbol des Wochentages zu  bzw.  verschrieben wurde. Der 29. August 478 n.Chr. war ein Dienstag, also Tag des Mars. Unzutreffend ist die Interpretation von Neugebauer – van Hoesen 1959, 143, ad loc. 1313 Ausführlicher zur Gliederung des Textes oben S. 563–565.

Gesamtbesprechung

657 Text

Thema

Teil II () Adoption

das Kaisertum

§ 23    

§ 23  Erhebung  zum Kaiser  a) Körper und Äußeres der Native an sich b) Geist und Inneres

Bildung

§ 23    

Erhabenheit und Energie  Widersacher a) Staat  der Native im sozialen Umfeld

deren Überwindung

Ehrungen

§ 23    

Wohltaten

Teil III () § 48       § 26   § 29     § 30     § 33b     § 34      § 35     § 36     § 36   

Antig. Nic. F1 §§ 23–24

658

Ehefrau

b) Familie

Kinder

§ 23   

§ 23  

§ 23  Geschwister 

Familienzwist

Todeszeit Lebensende

Todesart

§ 23    

§ 24    § 24    

§ 39        § 46      § 41        § 47       § 52      § 49       

Tab. 12: Thematische Entsprechungen zwischen  (§§ 23–24) und (§§ 25–52) in F1

Es fällt auf, dass nur drei Erläuterungen im Kommentar des Antigonos () an einer von der ‘Kurzvita’ () abweichenden Position stehen: § 48 (Adoption), § 46 (Kinderlosigkeit) und § 52 (Todeszeit).

Gesamtbesprechung

659

Der erste der beiden Fälle ist leicht erklärbar: Das Kaisertum ist mit so großem Abstand die wichtigste Information, dass sie zuerst diskutiert wird und ihre Voraussetzung, die Adoption, später mit wenigen Worten in einem geeigneten Kontext nachgereicht werden kann. Denn § 48 bespricht die Adoption als eine Sonderform der Familienbande am Ende des Themenkreises ‘Familie’ (§§ 39–47: Ehe, Geschwister, Kinder, Familienkonflikte) und hängt speziell mit dem unmittelbar vorausgehenden § 47 dadurch zusammen, dass beide (§§ 47–48) implizit auf die mythischen genealogischen Verhältnisse zwischen Kronos/Saturn (Großvater), Zeus/ Jupiter (Vater) und Hermes/Merkur (Sohn) rekurrieren.1314 In dem zweiten, § 46 betreffenden Sonderfall, ist der Grund wohl rein astrologisch: Innerhalb der die Familienbande betreffenden Besprechung (§§ 39–48) wird die Erklärung der Geschwisterzahl (§§ 41–45) der der Kinderlosigkeit (§ 46) vorgezogen, weil die Ursache wie im zuvor besprochenen Punkt (Ehe, §§ 39–40) beim Mond liegt. Antigonos macht das selbst durch die Worte      (§ 41) deutlich. Danach wenden sich seine Erklärungen dem Wirken des anderen Luminars, der Sonne, zu (§ 46). Im dritten Fall ist der Grund für die Umkehrung der Reihenfolge von Todeszeit und Todesursache evident: Während § 24 die biographisch wichtigere Todeszeit zuerst genannt und die Todesursache innerhalb desselben kurzen Satzes als participium coniunctum angeschlossen hatte, erfordert die eingehende Kommentierung im Teil III des Textes eine Trennung der beiden Themen, gleichsam einen Übergang von der Hypotaxe zur Parataxe. Aus chronologischen Gründen hat dann die Todesursache (§§ 49–51) die Priorität vor dem Todeszeitpunkt (§ 52), mit dessen Besprechung das Horoskop schließt. Insgesamt sind die Daten der Teile II und III also parallel geordnet. Vereinzelte Abweichungen in III von der Reihenfolge in II dienen, wie gezeigt, der Ökonomie der astrologischen Argumentation und ändern nichts an dem offensichtlichen Sachverhalt, dass Antigonos in III der in II vorgegebenen Gliederung des Stoffs folgt. Auffällig ist dabei, dass fünf Punkte (§§ 29.33b.34.35.36[a.E.]) erklärt werden, die im überlieferten Text von §§ 23–24 keine Entsprechung haben. Doch sind die Erklärungen zumindest teilweise so formuliert, als solle auf bereits Gesagtes zurückgegriffen werden. So scheinen z.B. die direkten Artikel in § 33b     eine frühere Erwähnung vorauszusetzen, ähnlich wie sich z.B. § 46        tatsächlich auf früher Gesagtes bezieht (§ 23 1314

Vgl. den Kommentar zu § 47 

660

Antig. Nic. F1 §§ 23–24

). Man könnte dem zwar mit Verweis auf biographische Texte widersprechen, z.B. Cass. Dio 69,5,1         [sc. ]         ,1315 wo ebenfalls kein Satz wie z.B.    vorausgeht. Die Sachverhalte sind jedoch insofern verschieden, als Cassius Dio erklärtermaßen über Hadrian schreibt und sein Publikum über ein zur historischen Allgemeinbildung gehöriges Vorwissen verfügt, das den direkten Artikel in      rechtfertigt. Antigonos hingegen analysiert das Horoskop eines anonymen Herrschers, über den wir nichts wissen außer dem, was Antigonos in §§ 23–24 mitteilt. Falls man auf die Annahme von Textausfällen in § 23 verzichten will,1316 muss man dem Autor eine kleine Nachlässigkeit unterstellen, dass er nämlich Sätze wie § 33b    mit Rekurs auf sein persönliches Vorwissen formuliert hat, ohne zu berücksichtigen, dass seine Leser dieses Vorwissen nicht teilen. Ein Indiz dafür, dass Antigonos wirklich so verfuhr, bietet F3 § 66a, wo die Erklärung der genauen Todesart des Pedanius Fuscus (    ) nicht auf ein vorheriges  o.ä. zurückgreift, sondern lose an die Information anknüpft, dass der potentielle Thronfolger überhaupt beseitigt wurde (F3 § 65 ). Für zeitgenössische Leser, die trotz der anonymen Präsentation aller Horoskope erkennen, um welche historischen Personen es sich handelt, entfallen die aufgezeigten Anstöße.

§ 23  : Gemeint ist Trajan (53–117 n.Chr., Kaiser seit 98 n.Chr., PIR1 V 575).1317 Dieser war dadurch mit Hadrian verwandt, dass Hadrians Großvater eine Tante Trajans1318 geheiratet hatte. 1319 Der dies adoptionis war der 9. August 117 n.Chr.1320 Allerdings ist die Historizität der Adoption seit dem Altertum 1315

“Andere Vorwürfe gegen ihn galten seiner Übergenauigkeit, seiner Neugier und seinem ungehemmten Tätigkeitsdrang” (Veh 1985–1987, V 227). 1316 Als Indizien für Textausfälle in § 23 könnte man auch die Störungen werten, die die Überlieferung in P und Ep.4 in verschiedener Ausprägung aufweist. 1317 Siehe ferner Caballos Rufino 1990, 314f., Nr. 168. Kienast 1996, 122–127. 1318 Raepsaet-Charlier 1987, 643f. (FOS 821). 1319 Siehe Raepsaet-Charlier 1987, stemma IX. Birley 1997, 308. 1320 Stein 1933 (PIR2 A 184), 29 u. Kienast 1996, 128, beide mit Verweis auf Hist. Aug. Hadr. 4,6.

Stellenkommentar

661

umstritten. Cassius Dio eröffnet das der Regierung Hadrians gewidmete Buch mit den Worten:        ,1321 und anscheinend kursierte schon bald nach Trajans Tod das Gerücht von der ‘Adoptionskomödie’,1322 die Plotina am Lager des bereits verstorbenen Trajan zugunsten Hadrians inszeniert habe.1323 Die moderne Forschung hat sich den antiken Zweifeln an der Authentizität der Adoption Hadrians vielfach angeschlossen,1324 wohl zu Unrecht, da wir es anscheinend mit einem Produkt der hadrianfeindlichen Geschichtsschreibung und überdies mit einem literarischen Topos zu tun haben.1325 Außerdem betont Bennet, Trajan habe zwar keine expliziten Instruktionen erlassen und sei vom Tod überrascht worden, habe aber die Nachfolge Hadrians durch Eheschließung, Übertragung wichtiger Kommandos etc. von langer Hand vorbereitet.1326 Letzte Gewissheit darüber, was im August 117 n.Chr. in Selinunt geschah, werden wir freilich wohl nie erlan1321

Cass. Dio 69,1,1; cf. Millar 1964, 63: “an unusually bold and polemical sentence”. So Merten 1977, 255, mit Bezug auf Hist. Aug. Hadr. 4,10. 1323 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 4,10 nec desunt qui factione Plotinae mortuo iam Traiano Hadrianum in adoptionem adscitum esse prodiderint, supposito qui pro Traiano fessa voce loquebatur. Siehe auch Cass. Dio 69,10,31            . Aur. Vict. Caes. 13,12–13 ascito prius ad imperium Hadriano civi propinquoque [...]. quamquam alii Plotinae, Traiani coniugis, favore imperium assecutum putent, quae viri testamento heredem regni institutum simulaverat. Eutr. 8,6,1 defuncto Traiano Aelius Hadrianus creatus est princeps, sine aliqua quidem voluntate Traiani, sed operam dante Plotina, Traiani uxore; nam eum Traianus [...] vivus noluerat adoptare. Siehe ferner Premerstein 1908, 76 (zit. in Anm. 1904). 1324 Literaturangaben bei Caballos Rufino 1990, 4311; zweifelnd auch Dufraigne 1975, 25 105 . Kienast 1996, 128. Groß-Albenhausen – Fuhrmann 1997, 207. Siehe bes. Hellegouarc’h 1999, 2102 zu Eutr. 8,6,1: “Trajan [...] n’avait pas désigné d’héritier [...] en dissimulant [sc. Plotina] plusieurs jours la mort de l’empereur”. 1325 Vgl. Merten 1977, 259, zum ambitus uxoris bzw. favor Plotinae. Dieselbe urteilt insgesamt (ebd. 253): “Daß die Adoption selbst rechtsgültig war, ist nicht zu bestreiten”. Auch Stein 1933 (PIR2 A 184), 30, weist die These der Fälschung zurück. Keine Zweifel an der Adoption bei Cramer 1954, 170, der die Frage ausführlich diskutiert. 1326 Bennet 1997, 202f. (vgl. ebd. 210). Ähnlich bereits Syme 1963, 233–235 u. 240f.; vgl. Syme 1985b, 356 (= RP V 558), über Hadrian: “long in the equivocal position of an undeclared crown prince”. Nach Temporini 1978, 150f., entsprach die Machtübernahme Hadrians durchaus Trajans Plänen (s. bes. ebd. 151–159 den Exkurs “Plotina und der Regierungswechsel von 117 in der neueren Forschung”; mit Übersicht der vorausgegangenen Forschungsliteratur). Siehe auch Eck 1997, 124: “Wer Zeichen zu lesen verstand, konnte sehen, wer der nächste Herrscher sein würde”; sinngleich Müller 1995, 247: “konnte aufgrund seiner Laufbahn [...] frühzeitig als Nachfolger des kinderlosen Kaisers gelten”. Siehe auch Hist. Aug. Hadr. 3,7 u. 4,4. 1322

662

Antig. Nic. F1 § 23

gen.1327 Es wird oft übersehen, dass in dieser vieldiskutierten Frage Antigonos von Nikaia unsere früheste Quelle ist1328 und die Adoption hier in § 23 eindeutig als Tatsache behandelt wird (ebenso in § 48). Leider darf F1 ebensowenig wie der antike Klatsch vom favor Plotinae und der ‘Adoptionskomödie’ als historisches Beweismittel gewertet werden, denn wenn Antigonos sich auf die Autobiographie Hadrians stützte,1329 haben wir es auch hier nicht mit einer unparteiischen, verlässlichen Quelle zu tun, sondern mit dem indirekten Produkt einer kaiserlichen Selbstlegitimation. : einer der frühesten Belege für diese ab dem 2. Jh. n.Chr. belegte Terminologie. Der terminus technicus für die Adoption ist klassisch , nachklassisch (und speziell im römischen Ägypten)  .1330 Die zweite Erwähnung der Adoption in § 48  folgt also dem klassischen Gebrauch (das Verb  findet sich erstmals bei Polyb. 36,16,5). : vgl. Cass. Dio 69,1,1   [sc. ]  [sc. ].        : Hadrian wurde am 11. August 117 in Antiochia zum Kaiser erhoben,1331 d.h. im Alter von 41½ Jahren. Statt diesem aus P und Ep.4 zu gewinnenden Text bietet Exc.1 einen ganz anderen Sinn. Die divergierende Passage lautet in den einzelnen Überlieferungssträngen: P:   Ep.4:  Exc.1:  

1327

Vgl. Zahrnt 1997, 125f.: “doch wird wohl nie eindeutig geklärt werden können, ob diese Adoption tatsächlich erfolgt [...] war”. Bollansée 1994, 291: “the full facts […] will probably remain an arcanum imperii forever”. – Literarisch gestaltet wurde der Tod Trajans durch François Fontaine, Mourir à Sélinonte, Paris 1984. 1328 Antigonos fehlt auch im jüngsten Forschungsüberblick zur Adoption Hadrians bei Mortensen 2004, 27–55, speziell in der Quellenliste ebd. 30f. 1329 Mehr zu dieser Vermutung oben S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 1330 Vgl. Wenger 1950, 100, u. Taubenschlag 1955, 133f. 1331 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 4,6–7. Kienast 1996, 128. Birley 1997, 77.

Stellenkommentar

663

Die Information über einen zweijährigen Aufenthalt Hadrians an der Seite Trajans (Exc.1) wurde von Stein akzeptiert 1332 (ähnlich Kroll und Cumont, die aber erwogen, den Zahlwert von 2 zu 20 zu korrigieren).1333 Gegen die Echtheit spricht, dass P und Exc.1, wie bereits anhand anderer Indizien gezeigt wurde, beide auf  (oder ?) zurückgehen.1334 Da P hier im Wesentlichen mit Ep.4 übereinstimmt, ist die gemeinsame, das Lebensalter betreffende Lesart wahrscheinlich die ursprüngliche und die Lesart von Exc.1 eine Verderbnis. Ihre Entstehung lässt sich noch ungefähr nachvollziehen: Es fällt auf, dass P und Exc.1 beide den Artikel  nicht überliefern und anstelle des  von  ein ganzes Wort bieten (  P, - Exc.1). Diese Wörter unterscheiden sich unter Berücksichtigung des Itazismus nur durch einen einzigen Konsonanten. Wahrscheinlich bot also  (oder ?) einen Text, in dem der Artikel fehlte und das  zu einem ganzen Wort entstellt war. Alle übrigen Abweichungen in Exc.1 lassen sich als Bagatellfehler oder missglückte Schreiberkonjekturen (von ?) erklären: Änderung von  zu ,1335 Kasusangleichung von  an , Inversion von   (mit Änderung des Numerus zu ), Omission des . Vielleicht war der Artikel vor  in der gesamten Überlieferung ausgefallen (vgl. F3 § 66c  ) und wurde erst vom Redaktor der vierten Epitome wiederhergestellt. Inhaltlich spricht für die aus P und Ep.4 rekonstruierte Lesart, dass das 42. Lebensjahr mit den historischen Fakten im Einklang steht1336 und ein klimakterisches, d.h. astrologisch relevantes Jahr ist. Auch das wenige Zeilen später erwähnte Todesjahr, das 63ste (§ 24), ist ein klimakterisches (das kritische Jahr par excellence!), und am Ende des Hadrianhoroskops erwähnt Antigonos die Stufenjahre explizit (§ 52  ).1337 Während also Zweifel an den Worten     unberechtigt sind, bleibt zu erwägen, ob der Originaltext vielleicht einen komplexeren Ausdruck bot, der beide Informationen enthielt (z.B.    1332 Stein 1933 (PIR2 A 184), 30: “adoptatus est duo annos apud Traianum versatus” (mit grammatischem Beziehungsfehler gegenüber dem griechischen Wortlaut im CCAG VI, 1903, p. 68,10–11). 1333 Kroll und Cumont, CCAG VI (1903), p. 68,11 app. crit.: “numerus corruptus vid., fort.  (98–117 p. C. n.)”. 1334 S.o. S. 107 bei Anm. 457 sowie das Stemma auf S. 120. 1335 Zu vergleichbaren Fällen s. den Komm. zu § 34  1336 Das betonte schon F. Cumont, CCAG VIII 2 (1911), 831. 1337 Mehr zu den Stufenjahren im dortigen Kommentar.

664

Antig. Nic. F1 § 23

 ) und in den verschiedenen Überlieferungssträngen jeweils verschiedene ‘Haplographien’ erlitt. Gegen diese komplizierte Hypothese spricht aber neben dem stemmatischen Argument (s.o.), dass die historische Interpretation schwierig ist. Man müsste an den Partherfeldzug denken, den Hadrian nach seinem Athener Archontat im Stabe Trajans bis zu dessen Tod mitmachte. Ein innerer Zusammenhang mit Hadrians Nachfolge in der Kaiserwürde wäre also gegeben, 1338 aber der Partherfeldzug dauerte nicht zwei, sondern dreieinhalb Jahre,1339 und wir wissen nicht, ab wann Hadrian daran teilnahm.1340 Hinzu kommt, dass die folgende astrologische Interpretation des Antigonos in keiner Weise auf   Bezug nimmt. Insgesamt ist also nur die P und Ep.4 folgende Textkonstitution plausibel.  : so Ep.4; die übrigen Lesarten ( P,   Exc.1) sind syntaktisch unmöglich.1341 Falls hier ein Äquivalent zu § 29      ausgefallen sein sollte, könnte   (Ep.4) das Ergebnis eines geschickteren Versuchs als in P und Exc.1 sein, die lacuna zu füllen. Gegen die Annahme eines Textverlusts siehe jedoch oben S. 660.   : Hadrians geistige Vielseitigkeit und Kultiviertheit, bes. sein Philhellenentum, sind wohlbekannt. Vgl. das umfangreiche antike Material bei von Rohden 1893, 519, sowie zur Intellektualität Syme 1965 (z.T. provokativ)1342 und zum Philhellenentum Bardon 1968, 393–447. Syme 1985b. Stertz 1993. Fein 1994, 30–32. 48. 76f. 282. 289. 335f. Wichtige Ansätze zu einer differenzierten Deutung von

1338

Vgl. Birley 1997, 75. Ende 113 bis Juli 117; s. Birley 1997, 66–76. 1340 So Zahrnt 1997, 125. 1341 Da P vor    nicht interpungiert (anders als etwa vor   wenige Zeilen später), ist außerdem zu betonen, dass    inhaltlich nicht mit    verknüpft werden darf, denn Trajan und Hadrian waren in puncto  sehr verschieden. Vgl. Bardon 1968, 393: “L’attitude d’Hadrien est en réaction brutale contre celle de Trajan. L’acquisition d’une culture a été une des formes essentielles de son activité. Tandis que son prédecesseur n’était qu’un soldat et un homme politique, Hadrien fait figure d’homme de Lettres.” 1342 Vgl. Syme 1965, 253 (= RP VI 114): “pour provoquer une discussion”. 1339

Stellenkommentar

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Hadrians Philhellenentum bietet Fehr 2004.1343 Möglicherweise schwingt in  ein Hinweis auf ideales Königtum mit.1344 Nach Cass. Dio 69,20,4 zählte Hadrian zu den Qualitäten, die Antoninus Pius als Nachfolger geeignet erschienen ließen, dass er  sei. Die Begriffe undfinden sich erstmals bei Aristoteles in einem losen Zusammenhang; 1345 danach begegnet die Kombination erst wieder in der Kaiserzeit bei Chariton, 1346 Celsus (zit. von Origenes) 1347 und schließlich Athanasios, 1348 bleibt jedoch eine Seltenheit. Zur astrologischen Deutung s.u. zu § 30        . Jene Stelle erlaubt die Frage, ob hier (§ 23) vielleicht   ausgefallen ist. Man beachte, dass auch in dem bei Pingree 1973–1974, Bd. 1, nur wenige Druckseiten vorausgehenden Exzerpt von Ptol. apotel. 4,3,1–4 bei Heph. 2,18,2–7 ein Element einer mehrgliedrigen Aufzählung fehlt, nämlich   (Ptol. apotel. 4,3,3, ~ Heph. 2,18,5). Insgesamt fehlen aber ausreichende Indizien, um eine Ergänzung hier in § 23zu rechtfertigen.   : in Exc.1 verschrieben zu      , in Ep.4 ganz ausgefallen. Das Verhältnis von Kaiser und Gott hat Price 1984 in seiner knappen, aber vortrefflichen Studie Gods and Emperors untersucht, worauf die erheblich mehr Material einbeziehende Monographie von Clauss 1999 (Kaiser und Gott) aufbaut. Price hat gezeigt, dass im Kontext des Kaiserkultes 1343 Viele scheinbar rein griechische Elemente der hadrianischen Bildsymbolik – z.B. der sogenannte Philosophenbart – seien absichtlich so gestaltet, dass sie zugleich eine Interpretation im Sinne traditioneller altrömischer Werte erlaubten. 1344 Vgl. Whitmarsh 2001, 213 (über Dio Chrysostomos): “Indeed, there is an extent to which the Kingships seem to suggest that the best ruler is, precisely, the ideal Greek pepaideumenos. This has been argued most forcibly by Höistad, who claims that Dio reflects accurately earlier Cynic views concerning the nature of power: in Dio, just as in Antisthenes (as reported in Xenophon’s Symposium, at least), ‘the terminology applied to  is the same as that applied to the basileus [= Höistad 1948, 194]’.” 1345 Arist. rhet. 2,6 p. 1384a,31–33        1346 Char. 5,5,1 . 1347 Cels.   3,44 p. 94 Bader        = Orig. c. Cels. 3,44 p. 104 Borret (SC 136) = Orig. philoc. 18,15. 1348 Athan. synops. script. sacr. MPG 28, 348B:         

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Antig. Nic. F1 § 23

griech.  von lat. divus grundverschieden ist (und erst recht vom christlichen Gottesverständnis). Während der Princeps in Rom zu Lebzeiten nicht als deus galt und erst nach seinem Tod auf dem Wege einer standardisierten Prozedur mit klaren Kriterien zum divus erhoben werden konnte, gab es in der griechischsprachigen Welt weder eindeutige Kriterien noch eine institutionelle Kontrolle für die Bezeichnung .1349 Seit Alexander d.Gr. war hier die Bezeichnung hellenistischer Könige und römischer Kaiser als  keine Seltenheit. Bereits im ersten Jahrhundert des Prinzipats sind für fast alle Herrscher zu ihren Lebzeiten griechische Kulte (Priester oder Tempel) belegt, die den Tod des jeweiligen Kaisers oft nicht überdauerten, ungeachtet seiner Erhebung zum divus in Rom.1350 Dass der sterbliche, aber noch lebende Kaiser nicht einfach identisch mit einem der unsterblichen Götter ist, zeigt der im Kaiserkult wichtige Begriff der , der zum Verständnis der von Antigonos gewählten Formulierung  wichtig ist.1351 Sowohl Price als auch Clauss zitieren die durch einen Papyrus des 2. Jh. n.Chr. überlieferte, für den griechischen Kaiserkult zentrale Maxime: [] ; []   [; ] (‘Was ist ein Gott? Das Herrschen. Was ist ein König? Gottgleich.’).1352 Die geläufigste Verbindung eines römischen Kaisers mit einer speziellen Gottheit betraf Zeus.1353 Dass unter den Belegen für diese Assoziation des irdischen Herrschers mit dem olympischen Herrscher Hadrian den ersten Platz einnimmt, hängt mit seiner Rolle als Vollender des Zeustempels in Athen zusammen.1354 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 13,6 ad orientem profectus per Athenas iter fecit atque opera, quae apud Athenienses coeperat, dedicavit, ut Iovis Olympii aedem et aram sibi, eodemque modo per Asiam iter faciens templa sui nominis consecravit. 1355 Siehe auch Cass. Dio 69,16,1–2 über die Statuen Hadrians im Athener Olympieion und die Genehmigung an die Griechen, ihm zu Ehren das Panhellenion zu erbauen:      1349

Price 1984, 80–83. Price 1984, 85. 1351 Vgl. Price 1984, 88f. Price spricht ebd. 94 von der Ambivalenz des Kaiserkults, die darin liege, dass der Kaiser über den gewöhnlichen Sterblichen stehe, aber den echten Göttern nicht völlig gleich sei. 1352 Publiziert von Bilabel 1925, 339; zitiert von Price 1984, 95, u. Clauss 1999, 5f. 1353 Auch in der Dichtung; so nennt z.B. bereits Apollonidas den noch auf Rhodos weilenden Tiberius  (AP 9,287,6). 1354 Vgl. Price 1984, 86, u. Clauss 1999, 142. 1355 Vgl. dazu Callu 1992, 110128. Zahrnt 1997, 130. Fündling 2006, 648–653. 1350

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   [...]              .1356 Weitere Belege für den Kaiserkult zu Lebzeiten Hadrians bieten Pekáry 1985, 63f., und Clauss 1999, 139–143 u. 513f.; sie stammen nicht nur aus den östlichen Provinzen des Imperiums, sondern auch aus Nordafrika und Britannien. Clauss weist auch darauf hin, dass unter Hadrian die Sitte des Heers, “in den Lagern Statuen oder Altäre für den Herrscher zu errichten, zwar nicht ihren Anfang nahm, aber zur Gepflogenheit wurde.”1357 Insgesamt zählt Kuhlmann in seiner Untersuchung der Religionspolitik Hadrians, speziell des Kaiserkultes, die “Identifikation Zeus-Herrscher” zu den “von Hadrian initiierten neuen Entwicklungen”. 1358 Die Gottähnlichkeit des Königs beziehungsweise Kaisers ist der griechischen Astrologie von Anfang an vertraut. Wesentlichen Anteil daran hat die Entstehung der griechischen Astrologie im Ägypten der Ptolemäer, die als Nachfolger der Pharaonen deren göttlichen Charakter geerbt hatten. Ebenso wie viele andere astrologische Elemente, die durch die Gegebenheiten des hellenistischen Ägyptens geprägt sind, überdauerte auch dieses das Ende der ptolemäischen Herrschaft um Jahrhunderte und lebte in den Regelwerken und Prognosen der Astrologen fort. Dabei entkleiden die göttlichen Züge den Nativen in der Regel nicht seiner menschlichen Natur. In sehr günstigen Prognosen stehen Könige und Kaiser meist an der Schwelle zwischen Menschen- und Götterwelt.1359 Zuweilen ist aber auch uneingeschränkt von Göttern die Rede: So definiert z.B. Antiochos von Athen mit Rekurs auf die ‘Alten’ Bedingungen, unter denen ein Gott geboren wird.1360 Im Falle Hadrians wird Antigonos die gottgleichen Ehrungen mit Rekurs auf die kardinale Position des Zeus/Jupiter erklären (§ 36), was sehr gut zur historischen Assoziation Hadrians mit Zeus passt (s.o.). Es ist allerdings an die anonyme Form der Besprechung zu erinnern (die meisten 1356

Details zu den Statuen Hadrians im Olympieion bei Paus. 1,18,6; siehe ferner Paus. 1,3,2 sowie auch Benjamin 1963. 1357 Clauss 1999, 143. 1358 Kuhlmann 2002, 95. 1359 Vgl. z.B. Ps.-Maneth. 1[5],280  [sc.  et ]      Firm. math. 3,3,8 is qui sic eum [sc. Iovem] habuerit, regali erit semper potestate perspicuus et sententiae eius sic erunt, tamquam ab eo cunctis hominibus divina documenta proferantur. Lib. Herm. 26,34 Sol in ascendente in signo masculino et Luna in medio caeli gradatim in nocturna natiuitate locis in quibus gaudent, sine aspectu Saturni uel Martis, ex claris parentibus natum ostendunt et ipsum regem, deum existentem hominem humanitatis participem. Weiteres Material bei Cumont 1937, 262. 1360 Zu dieser  s.o. Anm. 1219.

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Antig. Nic. F1 § 23

spätantiken Leser dürften die historischen Bezüge nicht mehr verstanden haben) und ebenso an die Stilisierung, die in der Festlegung des Aszendenten auf 1°  (und damit auf die Position Jupiters) liegt.1361 Bemerkenswert ist das Fehlen jeglicher Hinweise auf die Verhasstheit, die Hadrian sich am Lebensende allgemein zugezogen haben soll. 1362 Zu Hadrians Widersachern in früheren Jahren siehe §§ 34–35 und den Kommentar zur Stelle.     : Gemeint ist Vibia Sabina (PIR1 V 414), 1363 eine Großnichte Trajans. Nach Hahn wurde Sabina spätestens um 85 n.Chr. geboren und starb ca. Ende 137 / Anfang 138 n.Chr.,1364 jedenfalls vor Hadrians eigenem Tod (10. Juli 138 n.Chr.).1365 Zur Zeit der Eheschließung (100 n.Chr.)1366 war Sabina ca. 15 Jahre alt (daher  ), Hadrian 24 Jahre. Zu Sabinas Ehrungen im griechischen Osten s. Hahn 1994, 274–301. Die Ehe war nicht glücklich. Es fällt auf, dass im Horoskop Hadrians jeder Hinweis auf die homoerotischen Neigungen des Kaisers, speziell auf sein Verhältnis zu dem bithynischen Jüngling Antinoos,1367 fehlt. Dieser Verzicht ist beachtenswert, da (1) in der antiken Astrologie sexuelle Neigungen in den verschiedensten Ausprägungen breiten Raum einnehmen, 1368 da (2) auch Antigonos in den beiden anderen erhaltenen Horoskopen, die in seinem Handbuch unmittelbar auf F1 folgten, auf die erotischen Neigungen der Nativen eingeht (F2 § 57 u. F3 § 66b), und da (3) im Falle Hadrians die Position Jupiters im Wassermann astrologische Erklärungsmöglichkeiten für das Verhältnis zu Antinoos geboten hätte.1369 Zur mythischen Assoziation des Wassermanns mit Ganymed, dem Geliebten des himmlischen Herrschers, vgl. Hyg. astr. 2,29 Aquarius. Hunc complures Ganymedem 1361

Dazu s.o. S. 609 (Punkt ). Vgl. Hist. Aug. Hadr. 25,7. 27,1–2 (u. Fündling 2006 ad loc.). Cass. Dio 69,23,2. Baldwin 1983, 546. Birley 1997, 300. Clauss 1999, 143f. 1363 Vgl. Raepsaet-Charlier 1987, 624f. (FOS 802) u. Kienast 1996, 132f. 1364 Hahn 1994, 273f. 1365 Birley 1997, 294. 1366 Birley 1997, 42. 1367 Siehe Cass. Dio 69,11,2–4 u. Hist. Aug. Hadr. 14,5–6 (mit Fündling 2006 ad loc.), ferner Birley 2 u. 42. 1368 Siehe Cumont 1937, 177–184. 1369 Le Bœuffle 1999, 281, schreibt zu Unrecht, Antigonos habe diese Erklärung wirklich genutzt: “L’astrologue en déduisait qu’Hadrien avait vocation de bâtisseur (notamment du Panthéon rénové), de voyageur et d’amant d’Antinoüs, nouveau Ganymède.” Von allen drei Punkten, die Le Bœuffle hier anführt, sagt der Text kein Wort. 1362

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esse dixerunt, quem Iuppiter propter pulchritudinem corporis ereptum parentibus deorum ministrum fecisse existimatur und weitere Belege.1370 P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31) erwähnt einen speziellen Einzelstern ‘Ganymedes’ am Gewand des Wassermanns (Z. 132–137):      sc.       .1371 Zur astrologischen Wirkung Jupiters im Kontext homoerotischer Neigung vgl. P. Mich. III 149, col. VI,22–26 mit Hinweis auf den Ganymedmythos:                   .1372 Ob der Verzicht des Antigonos durch Unkenntnis, didaktische Erwägungen oder Inhalt und Tendenz seiner Quelle (Hadrians Autobiographie?) zu erklären ist, bleibt unklar. Für die von P überlieferte Wortfolge   (Ep.4:   ) spricht die Parallele in Exc.1 (sofern nicht bereits die gemeinsame Vorlage  fehlerhaft war) sowie das unmittelbar folgende, einhellig überlieferte .  : vgl. das Wort Hadrians bei Cass. Dio 69,20,2:    : Gemeint ist (Aelia) Domitia Paulina (PIR2 D 186).1373 Sie starb 130 n.Chr.1374 Nach den Hermeneumata des Ps.-Dosi-

1370

Auf einer unter Antoninus Pius geprägten Münze ist der Wassermann als Ganymed dargestellt (Gagé 1968, 50). Aus der Zeit nach Antigonos vgl. Ampel. 2,11 Aquarius, qui putatur esse Ganymedes und Serv. auct. Verg. georg. 3,304 aquarium autem multi Ganymedem volunt. Siehe ferner Bouché-Leclercq 1899, 146 mit Anm. 3, u. Le Bœuffle 1977, 218. 1371 Dazu Boll 1903a, 389, u. Hübner 2001h, 969. 1372 Robbins 1936, 110, übersetzt: “hence beloved boys and those who are well adapted for the practice are led to these courses through the influence of Jupiter; Ganymede serves to express this in mythology for those whose courses are natural”. Siehe auch Cumont 1937, 1813 a.E. – In panegyrischer Absicht erfand man außerdem, vergleichbar der Locke der Berenike (Konon), dem Caesaris thronos unter Augustus (Plin. nat. 2,178) und dem Ptolemaios (= Canopus [ Car], Mart. Cap. 8,838), nahe dem Adler ein kleines Sternbild Antinoos für den im Nil ertrunkenen ‘Liebling’ Hadrians, das Ptol. synt. 7,5 p. II 74,9 H. bezeugt. Daher steckt wohl ein wahrer Kern in der Hadrian betreffenden Anekdote bei Cass. Dio 69,11,4:                             (cf. Toomer 1998, 357160). 1373 Vgl. Raepsaet-Charlier 1987, 35–37 (FOS 12).

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Antig. Nic. F1 § 23

theus hatte Hadrian mindestens zwei Schwestern (    – cum sororibus meis),1375 und Syme hält die Existenz einer zweiten Schwester zumindest für möglich.1376 Gegen diese von der übrigen historischen Forschung überwiegend verworfene Angabe spricht Hist. Aug. Hadr. 1,2. 2,6. 15,8. Das früheste Zeugnis gegen die Existenz einer zweiten Schwester bietet jedoch die hiesige Stelle des Antigonos.1377 Michelotto urteilt, pseudo-hadrianische Schriften wie der von Ps.-Dositheus zitierte Brief müssten zumindest einen Kern historisch wahrer Angaben enthalten,1378 und sieht deshalb mit Bezug auf die Aussage des Antigonos (  ) eine “aporia per il momento non risolvibile”.1379 Da aber Antigonos Hadrian zeitlich näher steht, keine Fehler in seinen übrigen historischen Angaben aufweist, die korrekte Geschwisterzahl durch eine ausführliche Begründung (§§ 41–42) untermauert (während Ps.-Dositheus nur en passant, ohne Zahlenangabe und ohne weitere Erklärungen, von ‘Schwestern’ spricht) und die übrigen Quellen seine Angabe ex silentio bestätigen, indem sie ausschließlich von Domitia Paulina sprechen, darf die Frage wohl zugunsten der Einzahl als erledigt gelten. Das gilt umso mehr, falls die hiesige Vermutung, Antigonos stütze sich auf die Autobiographie Hadrians, zutrifft1380 (es sei denn, man unterstellte, dass darin Hadrian selbst eine zweite Schwester aus irgendwelchen Gründen verschwieg). Hadrian handelte sich vielfältigen Tadel ein, indem er seine Schwester nach ihrem Tod nicht ehren ließ.1381 Dabei verdient hier mit Blick auf F3, das Horoskop des Pedanius Fuscus, die Vermutung Beachtung, dass das ‘Versäumnis’ Hadrians vielleicht pragmatisch motiviert war und dem Zweck diente, Pedanius nicht zum Enkel einer diva zu machen. 1382 1374

PIR2 D 186: “anno fere 130”. Grimm 1990: “130 n.Chr.”. Birley 1997, 280: “in 130”. 1375 Ps.-Dosith. herm. Leid. 3,1,14 p. 76 ll. 1933.1942–43 Flammini = p. III 37,44–45 Goetz (CGL). 1376 Syme 1985a, 49: “there might be another sister” (= RP V 529). Auf den ps.-dositheanischen Passus verweist auch Eck 1978, 28416. 1377 Übersehen von Birley 1997, 309. 1378 Michelotto 1987, 15973; vgl. ebd. 175f. 1379 Michelotto 1987, 16075. 1380 S.o. S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 1381 Vgl. Cass. Dio 69,11,4           . 1382 Vgl. Temporini 1978, 4f., zur bedeutenden Rolle der Frauen des Kaiserhauses in der dynastischen Politik: “denn die Ehe mit einer Angehörigen der domus Augusta, vor allem einer Kaisertochter, konnte einen Mann dem Throne erheblich näher bringen. [...]

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Hadrians Verzicht auf Ehrungen seiner Schwester zeigt nach Michelotto, dass der Kaiser nie wirklich daran gedacht hat, Servianus oder einen von dessen Nachkommen zu seinem Nachfolger zu machen.1383 : so Ep.4, dagegen P und Exc.1 . P bietet mehrmals Verschreibungen von  zu  und umgekehrt. Der erste Fall ist seltener,1384 der zweite (von  zu ) häufiger.1385 Falls  hier die falsa lectio ist, muss sie – sofern man nicht eine zufällige Parallelverderbnis in P und Exc.1 annehmen will – bereits in , deren Vorlage, gestanden haben.1386 Entscheidend für die Wahl zwischen  und  sind sprachliche und interpretatorische Argumente. Gegen die Lesart  , die Martin zu Unrecht für ‘perfekt passend’ hält,1387 spricht, dass die übliche Wortbedeutung (vgl. LSJ s.v. : “loss of all sense, desperation, madness”) hier nicht mit dem Kontext harmoniert, der Hadrian fast ausnahmslos positiv charakterisiert,1388 und dass die Hinrichtung des Pedanius Fuscus, auf die hier primär angespielt wird (s.u. zu   ), in F3 nicht als Akt von Verrücktheit, sondern als Konsequenz der Tatsache gedeutet wird, dass Pedanius  wurde (so gleich zweimal in F3 §§ 65 u. 66a; s. ferner F3 § 62, wo es heißt, Pedanius habe Hier liegt auch der Grund dafür, daß Hadrian – was die antiken und die modernen Historiker nicht zu erklären wussten, – seiner Schwester Domitia Paulina [...] keine Auszeichnung hat zuteil werden lassen [...]”; ähnlich (ohne Bezug auf Domitia Paulina) Temporini 1997, 139: “Frauen des Kaiserhauses waren zu Lebzeiten wie nach ihrem Tode Instrumente dynastischer Politik. Sie wurden ihrer Rolle entsprechend geehrt.” Nach Grimm 1990, 39–44, wurde Domitia Paulina in Ägypten als Isis göttlich geehrt (aber eben nicht in Rom!). 1383 Michelotto 1987, 16175 a.E. u. 177–179 mit Verweis auf Cass. Dio 69,11,4 (s.o. Anm. 1381) sowie darauf, dass epigraphische Zeugnisse für die Schwester fast völlig fehlen und sie überhaupt keine Spuren in der Münzprägung hinterlassen hat (ebd. 177). 1384 Vgl. den textkritischen Apparat bei Pingree 1973–1974, p. I 155,19;  ist dort gesichert durch Ptol. apotel. 4,3,3. 1385 Vgl. ebd. pp. I 177,23. 188,20. 326,22. Ferner ist mindestens ein weiterer Fall zu nennen, wie die hiesige Neukollation ergab (s.o. S. 166, App. zu F2 § 57 ). 1386 Zu Fehlern in  s.o. S. 107 bei Anm. 457. Die Verschreibung könnte durch die vorausgehenden Worte begünstigt worden sein. 1387 Martin 1982, 297: “cette notation correspond parfaitement à l’état d’esprit d’Hadrien dans les tout derniers temps de sa vie [...]” (mit Verweis auf Hist. Aug. Hadr. 24,8 Hadrianus autem ultimo vitae taedio iam adfectus). Martin ignoriert, dass die Historia Augusta den Gemütszustand Hadrians explizit auf seine schwere Krankheit bezieht (vgl. ebd. 24,9), nicht auf die Angehörigen (vgl. hier ). 1388 Ausnahme: § 38 a.E.

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sein Ende selbst verschuldet). Die Sonderbedeutung rebellion, die LSJ und DGE der hiesigen Stelle zuschreiben,1389 ist zu streichen. Sie wäre nicht nur singulär, sondern überzeugt auch deshalb nicht, weil ein Kaiser, als welcher der Native soeben (§ 23) bezeichnet worden war, schwerlich Täter, sondern eigentlich nur Opfer einer Rebellion sein kann.1390 Für  spricht hingegen, dass Argwohn eine natürliche Reaktion des Kaisers auf die in F3 § 65 berichtete Denunziation des Pedanius ist. Zu  passt auch die folgende Präposition  sprachlich besser als zu . In § 47 wird die hiesige Stelle wieder aufgegriffen; der dortige Begriff  (wörtl. ‘Anstoß’, dann auch ‘Misshelligkeit’, ‘Zwist’) steht semantisch  näher als dem sehr starken Begriff . Außerdem ergeben sich aus der dortigen astrologischen Begründung keine Indizien dafür, dass hier (§ 23) eine Raserei oder ein sinnloses Wüten des Kaisers gegen seine Angehörigen gemeint wäre. Hinzu kommt, dass es m.W. (TLG) keinerlei griechische Belege für    gibt. Anders steht es mit   . Dabei ist ein aktiver Sinn (‘ich schöpfe Verdacht’) von einem passiven (‘ich gerate in Verdacht’) zu unterscheiden. Für den hier erforderlichen aktiven Sinn1391 bietet Plutarch die früheste und inhaltlich beste Parallele (Plut. de frat. am. 490D):        1392 Zahlreicher – aber durchweg spätantik – sind die Belege für den passiven Sinn: z.B. Epiph. haer. 69,69,7 p. III 217,26–27 Holl (GCS 37):               .1393Sozom. hist. eccl. 6,26,6       1389

LSJ s.v.  3, gefolgt von DGE s.v.  4. Unzulässig ist die Übersetzung, die Caballos Rufino 1990, 42, für den von Pingree konstituierten Text (   ) bietet: “y estuvo en disparidad de criterios y discordias con los suyos”. 1391 Einen vergleichbaren Ausdruck passiven Sinns bietet Antigonos in F3 § 65    1392 Vgl. Postiglione 1991, 99: “quando abbiamo motivi di biasimo, di ira o di sospetto contro i nostri fratelli, godiamo” etc. – Siehe ferner Epiph. haer. 78,11,5 p. III 462,22 Holl (GCS 37):           (vgl. Williams 1987–1994, II 609: “so that no one would suspect carnal behavior of her”). – Vgl. weiter den aktiven Sinn in ähnlichen Verbindungen wie z.B. Dor. p. 416,34–35 (= Heph. 3,47,29)          Außerdem gibt es seit dem 1. Jh. v.Chr. Belege für  , später auch für  , etc. 1393 Vgl. Williams 1987–1994, II 387: “that no one suspects his servants and is deprived of his hope”. 1390

Stellenkommentar

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     1394ibid. 6,39,2      .1395 Die zuletzt angeführte Stelle verdient auch wegen der Junktur      Beachtung: Anscheinend intendieren sowohl Sozomenos als auch Antigonos eine Steigerung;     also etwa: ‘zuerst Argwohn und dann offener Streit’. Vgl. auch Lyd. ost. 13 p. 40,17–18 W.:          (= Nech. et Pet. frg. 9,84–85).1396 : familiäre Zwietracht, Streit. Vgl. exemplarisch die Definition bei Plat. resp. 470B und konkrete Beispiele wie Herod. 4,160,1  [...].   : Hadrian hatte gegen Ende seines Lebens nur noch wenige lebende Angehörige, die für eine Identifizierung in Frage kommen. Seine Frau Vibia Sabina war kurz zuvor gestorben,1397 eigene Kinder hatte er nicht, sein Vater war schon 85 n.Chr. (oder Januar 86 n.Chr.) gestorben, 1398 seine Schwester Domitia Paulina ca. 130 n.Chr., deren Tochter und Schwiegersohn, soweit erkennbar, ebenfalls. Gemeint sind daher Cn. (oder L.) Pedanius Fuscus Salinator (PIR2 P 198), der Großneffe Hadrians, den der Kaiser 138 n.Chr. kurz vor seinem eigenen Tode hinrichten ließ, sowie L. Iulius Ursus Servianus (PIR2 I 631), Hadrians Schwager, der bereits hochbetagt war, als Hadrian ihn als angeblichen Mitverschwörer des Pedanius zum Selbstmord zwang.1399 Das Horoskop des Pedanius untersucht Antigonos in F3 (alles weitere zu seiner Person und den gegen ihn erhobenen Vorwürfen im dortigen Kommentar, s.u. ab S. 1134); ob Servianus der Native von F2 ist, wird in der ausführlichen Gesamtbesprechung jenes Fragments diskutiert. Dafür, dass mit  1394

Hansen 2004, 763: “Eunomios jedoch habe eingewendet, er wolle nicht länger mit Leuten zusammensein, die ihm verdächtig geworden seien”. 1395 Hansen 2004, 831: “geriet er bei der Bevölkerung in starken Argwohn und Mißgunst”. Siehe ferner Olympiod. in Arist. cat. 2 p. 1a,16 (CAG XII 1, p. 41,13–14 Busse):   sc.            1396 Die Authentizität dieses Fragments ist unsicher, s. Pingree 1974b, 548. 1397 S.o. S. 668. 1398 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 1,4 u. Caballos Rufino 1990, 44. 1399 Caballos Rufino 1990, 42, nennt als mögliche Identifikationen für  neben Pedanius und Servianus auch Iulia, die Tochter des Servianus (Mutter des Pedanius), und ihren Ehemann, die aber beide wohl längst tot waren (s.u. Komm. zu F3 § 65 ).

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Antig. Nic. F1 § 23

  vor allem Pedanius und nur sekundär Servianus gemeint ist, spricht das zur astrologischen Deutung herangezogene genealogische Verhältnis von Hermes/Merkur und Kronos/Saturn (s.u. zu § 47       ). Das Thema ‘Familienkonflikte’ schließt sich nahtlos an die unmittelbar vorausgehende Erwähnung von Hadrians Schwester Domitia Paulina an, da sie die Gattin des Servianus und die Großmutter des Pedanius Fuscus war. Sprachlich ist anzumerken, dass der TLG keine Parallelen für  //    kennt, bei Substitution von  für  jedoch die folgenden: Artem. onir. 1,27 p. 36,2–3 Pack. ibid. 1,33 p. 42,18–19 P.  . ibid. 1,66 p. 72,6–7 P. Vgl. noch Ps.-Herm. iatr. 2,15 p. 389,20 Ideler    1400 sowie das z.T. auch sprachlich vergleichbare astrologische Material zum Thema ‘Familienkonflikte’ unten S. 869 (zu § 47).

§ 24       : Hadrian starb am 10. Juli 138 n.Chr. in der Nähe von Baiae; vgl. Hist. Aug. Hadr. 25,6. Hist. Aug. Pius 5,1. Aur. Vict. Caes. 14,12. Stein 1933 (PIR2 A 184), 30. Kienast 1996, 129. Birley 1997, 300. Sein Tod erfolgte somit im Alter von 62½ Jahren. Vgl. Cass. Dio 69,23,1                (Tageszahl unpräzise). Hist. Aug. Hadr. 25,11 vixit annis LX[X]II, mensibus V, diebus XVII. Weniger genau sind die Angaben bei Ps.-Aur. Vict. epit. 14,12 vixit annos sexaginta duos. Eutr. 8,7,3 obiit ... maior sexagenario. Aur. Vict. Caes. 14,12 interiit ... senecta uiridiore. Die Todesursache dürfte Antigonos besonders interessiert haben, falls er, wie hier angenommen, identisch mit dem Arzt Antigonos von Nikaia war (dazu s.o. S. 27–31). Den modernen Versuchen, im Falle Hadrians eine retrospektive Diagnose zu stellen, war wenig Erfolg beschieden. Caballos Rufino erwägt in seinem Kommentar zu § 24 des Hadrianhoroskops unter Berücksichtigung der aus anderen Quellen (Hist. Aug. Hadr. 23,1.7. Cass. Dio 69,20,1. Ps.-Aur. Vict. epit. 14,12) bekannten Sym1400

Eine kombinierte Mars-Sonne-Wirkung; siehe auch die Parallelüberlieferung ebd. p. 432,20: .

Stellenkommentar

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ptome an erster Stelle Herzinsuffizienz der rechten Kammer in Verbindung mit einem Lungenödem, was asthmatische Symptome hervorrufe, an zweiter Stelle eine chronische Bronchitis mit sekundärer Herzinsuffizienz und ‘Wassersucht’.1401 Anscheinend unbekannt sind Caballos Rufino die Arbeiten von Kanngiesser (1911) und Petrakis (1980), die ihrerseits beide den Text des Antigonos von Nikaia nicht kennen. Kanngiesser diagnostiziert “eine mit Vitium cordis gepaarte chronische Nephritis”,1402 während Petrakis eine physiognomische Erklärung bietet: Die diagonalen Falten der Ohrläppchen auf Hadrians Portraitbüsten stünden nach Erkenntnissen der neueren medizinischen Forschung in einer statistisch signifikanten Relation mit “occlusion of the coronary arteries”.1403 Petrakis ordnet Hadrian aufgrund der Charakterisierungen durch antike Historiker dem sogenannten ‘Typ-A-Verhalten’ zu, das die folgenden Charakteristika aufweise: “competitive, achievement-oriented, involved in multiple activities with deadlines, impatient with slowness in others, like to set a rapid work pace, and tend to be hostile and aggressive”. Er resümiert: “Classical writings suggest that the Roman emperor Hadrian died from congestive heart failure resulting from hypertension and coronary atherosclerosis. This diagnosis is supported by the identification of bilateral diagonal ear creases on sculptures of several busts of Hadrian as well as literary evidence of behavior pattern A.”1404 Diese Erklärung wurde von der historischen Forschung vorschnell akzeptiert.1405 Sie ist jedoch aus medizinischer Sicht nicht überzeugend. 1406 Grundsätzlich zur retrospektiven 1401

Caballos Rufino 1986, 122: “aunque en todos los procesos terminales se produce una sintomología muy generalizada que dificulta el diagnóstico, se pueden apuntar dos enfermedades como posibles causantes de su muerte: en primer lugar la insuficiencia cardíaca del ventrículo derecho asociada con edema de pulmón, que produce síntomas de tipo asmático; y, en segundo lugar, una bronquitis crónica con insuficiencia cardíaca secundaria e hidropesía” (ebenso Caballos Rufino 1990, 42; in beiden Fällen ohne Verweis auf eine medizinische Autorität). 1402 Kanngiesser 1911, 585. 1403 Petrakis 1980, 88–90; zu den Porträtbüsten s. Abb. 1–2 ebd. S. 89. 1404 Petrakis 1980, 87 (abstract). Der Autor betont (ebd. 90), Gewissheit sei bei einer solchen Diagnose nicht möglich. 1405 Vgl. Birley 1997, 302: “The symptoms […] allow an easy diagnosis: […]”; mit Verweis (ebd. 3576) auf Petrakis. 1406 So Prof. Dr. Pablo Santamaria (Münster, Anatomie) mit Brief vom 7.11.2004. Ich danke Professor Santamaria für seine gründliche Prüfung der von Petrakis vorgelegten Argumente. Aus seiner umfangreichen Stellungnahme seien nur die Kernpunkte zitiert: Die von Petrakis erwähnten Symptome seien a) Nasenblutungen, b) Ödeme, c) das Vorhandensein eines gewissen Merkmals an der Ohrmuschel, d) charakterliche Eigenschaften sowie e) starkes menschliches Leiden vor dem Tod mit Suizidgedanken

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Antig. Nic. F1 § 24

Diagnose (Retrodiagnose, Paläodiagnose) vgl. Graumann (2000), der ihre Grenzen am Beispiel der Krankengeschichten in den Epidemienbüchern des Corpus Hippocraticum deutlich macht.1407 Von den bisher besprochenen modernen Versuchen, unter Nutzung aller antiken Quellen eine retrospektive Diagnose der historischen Todesursache Hadrians zu stellen, ist die Einzeldiagnose des Antigonos und vor allem seine astrologische Begründung zu unterscheiden. Siehe dazu den Kommentar zu §§ 49–52 (bes. zu § 49). : so Ep.4,  P und Exc.1. Der Aorist ist mit Blick auf die übrige Tempuswahl in §§ 23–24 und auch mit Blick auf F3 § 65  vorzuziehen. Anscheinend hatte bereits  (s. Stemma S. 120) den Aorist zum Präsens geändert. – Zur Wortwahl vgl. § 52  (zweimal). Dagegen bieten die Antigonosfragmente keine Belege für

bzw. -wünschen. Der Zusammenhang dieser Symptome sei jedoch mehr als fraglich, die Überlegungen des Autors ungenügend stichhaltig und manchmal widersprüchlich. Petrakis’ Folgerung führe zum Tode durch Arteriosklerose der Herzgefäße (vulgo Herzinfarkt). Das physiognomische Argument (c) hält Santamaria für überzogen und abwegig. Zu den übrigen schreibt er: zu a): “Die Häufigkeit der Nasenblutungen könnte, muss aber nicht, eine Folge der Hypertension sein. Und die Hypertension ist einer der multiplen möglichen Faktoren, die zur Arteriosklerose führen, aber nicht stets mit Sicherheit, und auch nicht als einziger. Teleangiektasie als Todesursache ist höchst unwahrscheinlich”; zu b): “Die Ödeme haben keinen Zusammenhang mit einem möglichen Herzinfarkt. Ihr Ursprung kann sehr unterschiedlich sein, je nach Verteilung innerhalb des Körpers. Sie können auf Proteinmangel (bei Hadrian kaum anzunehmen), auf eine Nierenerkrankung [s.o. S. 675 bei Anm. 1402] oder auf eine globale Herzinsuffizienz zurückzuführen sein. Die Herzinsuffizienz wird meistens durch ein Vitium (so wird häufig ein Klappenfehler bezeichnet) verursacht. Solche Vitia haben aber nichts mit Arteriosklerose zu tun, sondern sind meistens die Folge einer rheumatischen Erkrankung während der Jugendzeit”; zu d): “Die Beschreibung charakterlicher Merkmale könnte als ein realistischer Faktor [scil. für Herzinfarkt] angesehen werden, ist aber viel zu vage.”; zu e): “Das grausame Leiden durch die Krankheit und der Wunsch nach dem baldigen Tode unterstützen nicht die Theorie des Herzinfarktes, sondern lassen ihn fast ausschließen. Denn der Tod durch Herzinfarkt erfolgt rasch innerhalb weniger Minuten, und die Krankheit ist nie chronisch. Vielmehr könnte man dahinter eine tumorale, dahinsiechende Erkrankung vermuten, die durch quälende Schmerzen und absolute Hoffnungslosigkeit begleitet würde. Der Tod aufgrund tumoraler Krankheiten wird meistens begleitet von extremer Kachexie.” – Zu dem letzten Punkt vgl. die (nicht näher begründete) Aussage von Veh 1990, 62, Hadrian sei nach langwierigem Krebsleiden gestorben. 1407 Graumann 2000, bes. 67f. u. 161f. (umfangreiche weiterführende Literatur ebd. 163–184).

Stellenkommentar

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()  .1408 Die Bevorzugung des nüchtern-abstrakten  gegenüber    entspricht dem generellen Usus der griechischen Astrologen. Vor allem die Todesprognose  begegnet bei ihnen viel häufiger als , wofür dem TLG mit Ausnahme von zehn Stellen bei Valens keine antiken astrologischen Belege bekannt sind. Besonders hoch ist die Frequenz von  in iatromathematischem Kontext. Vgl. z.B. die ps.-galenischen Prognostica de decubitu (pp. XIX 529–573 Kühn) und die ps.-hermetischen  (pp. 387–396 Ideler, vgl. ebd. 430–440). Dagegen lautet das Exitus-Notat in den 42 Krankengeschichten der echt hippokratischen Epidemienbücher I und III stets . 1409 – Was ‘Nechepsos und Petosiris’ betrifft, verdient Val. 6,1,11       Erwähnung, wohinter Riess aufgrund des Kontextes zu Recht ein iambisches Original    (aus dem Proömium der  ) vermutet.1410 : Das in P ausgefallene Präfix ist nach Ep.4 und Exc.1 zu ergänzen. Ein umgekehrter Fall liegt in § 40 vor, wo P richtig  überliefert, Ep.4 dagegen  Das Kompositum ist in der antiken Astrologie seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt: vgl. Heph. 1,21,31   (= Nech. et Pet. frg. 6,223–224) und die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung derselben aus dem 2. Jh. v.Chr. stammenden Textstelle durch den Anon. CCAG VII (1908), p. 146a,6 (frg. +32)   . In antiken Horoskopen begegnet das Kompositum häufig, speziell bei Antigonos’ Zeitgenossen Valens: Val. 7,3,41 (Hor. gr. 74.XI.26)         Val. 4,8,18 (Hor. gr. 75.VII.19)  1408

Epit. 4,26,55    ist freie Wiedergabe von  (P), wie Exc.2 zeigt. Die einzige mir bekannte astrologische Parallele zu     ist Dor. p. 356,12  1409 Vgl. Lichtenthaeler 1994, 57. Mehr zu den koischen Krankenberichten oben S. 34 bei Anm. 163. 1410 Vgl. Riess 1891–1893, 333, zu Nech. et Pet. frg. 1. Im Übrigen ergibt die Überlieferung von ‘Nechepsos und Petosiris’ keinen klaren Befund. Zwar bietet Heph. 1,21,14 (frg. 6,72), aber die unabhängige Parallelüberlieferung durch den Anon. CCAG VII (1908), p. 133a,27 liest an derselben Stelle . Siehe auch Heph. 1,23 (= frg. 12): Neben Heph. 1,23,21   und 1,23,22   (= frg. 12,128.146) bietet dieses Kapitel mehrere Belege für .

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  Val. 7,6,74.84 (Hor. gr. 102.XII.14)       . Val. 5,6,72 (Hor. gr. 120.II.8)  . Val. 7,6,159–160 (Hor. gr. 114.VII.26. 118.XI.26. 120.II.8. 122.I.30. 127.VII.18. 133.IV.24)       Val. 7,3,31 (Hor. gr. 117.VI.30)   . Val. 7,6,93–97 (Hor. gr. 158.VIII.14)       . Siehe auch Sext. Emp. adv. math. 5,90        und ebd. 5,91   .

§§ 25–52 Den dritten Teil des Hadrianhoroskops (§§ 25–52) bildet die astrologische Diskussion (; s.u.), die die astronomischen Daten (§ 22) zu den biographischen (§§ 23–24) in Beziehung setzt. Dieser letzte und umfangreichste Teil wird in einem anderen Fall, dem spätantiken Horoskop, das der Astrologe Zenons für den Sohn Leos I. stellte (Hor. gr. 463.IV.25), als  bezeichnet.1411

§ 25      : Die nur in Ep.4 folgenden Worte    sind vielleicht echt und in , der Vorlage von P und Exc.1, ausgefallen. : ‘lässt sich wie folgt herausarbeiten’, ‘zeigt die folgende eingehende Untersuchung/Diskussion/Analyse’. Dasselbe Verb findet sich bei Ptol. apotel. 3,5,10    (~ Heph. 2,4,16). Neben dieser einzigen mir bekannten Parallele in astrologischem Kontext vgl. weitere Belege aus der wissenschaftlichen Literatur des 2. Jh. n.Chr.: Ptol. synt. 1,1 p. I 8,15–16 H.  . ibid. 2,6,26 p. I 113,19–21 H.    

1411

Pingree 1976b, p. 147,8.

Stellenkommentar

679

 .1412 Apoll. Dysk. synt. 1,136 p. I 140 Lallot    . ibid. 2,59 p. I 164 L.    . ibid. 2,69 p. I 167 L.  .1413 Siehe ferner die Belege bei LSJ s.vv.   4 (“investigate”),  (“investigation”), sowie   II (“treatment, discussion”), und Lampe s.vv.  4 (“investigate fully”), 1(“working out, fuller treatment, elaboration”). Es spricht aber nichts dagegen, dass der Terminus zum originalen Wortlaut des Antigonos gehörte.

§§ 26–28 Antigonos beginnt seine astrologische Begründung der biographischen Daten (§§ 23–24) sogleich mit dem bedeutendsten Einzelpunkt, der Kaiserwürde Hadrians. Diese gehört zum übergreifenden astrologischen Thema der  , die den sozialen Status und die Würdenstellungen eines Nativen betrifft. 1414 Sie gibt dem Kapitel Heph. 2,18, dem wir die Horoskope des Antigonos verdanken, seinen Namen. Zweifellos boten bereits ‘Nechepsos und Petosiris’ Lehren zu diesem zentralen Thema, wenngleich explizite Zeugnisse fehlen. 1415 Unter den späteren Autoren sind die folgenden Passagen zu vergleichen: Ptol. apotel. 4,3 (4,3,1–4 ~ Heph. 2,18,2–7). Val. 2,23,2 (~ Val. app. 11,93). Antioch. epit. 2,53 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 164,16–21 (= Rhet. 5,53). Rhet. epit. 4,28, CCAG II (1900), p. 192,10–16. Ps.-Maneth. 1[5],26– 28.277–280. Firm. math. 7,22,1. Kam. zod. 681–683. Denningmann 2005, 306–320, hat in ihrer Analyse astrologischer Prognosen zum sozialen Status des Nativen gezeigt, dass Ptolemaios, Valens, Antiochos/Rhetorios und Firmicus darin übereinstimmen, dass sie die mundane Stellung der Luminare für ausschlaggebend halten (sie sollen in den Kardinalpunkten – möglichst ASC u. MC – stehen) und die Lehre der ‘Speerträgerschaft’ () modifizierend hinzutreten 1412

In der Übers. von Toomer 1998, 37: “will be discussed at length, to the best of our ability”, und (ebd. 88): “for the points even further north there is not the same need for detail”. 1413 Lallot übersetzt (a.a.O.): “donner ... une explication approfondie”; “si on ne soumet pas ce genre [de phrase] à une étude approfondie”; “ce qu’il est nécessaire d’examiner de manière approfondie”. 1414 Dazu Bouché-Leclercq 1899, 436–442. 1415 Vgl. oben S. 49, Punkt 5.

680

Antig. Nic. F1 §§ 26–28

lassen.1416 Mir scheint, dass es hier eine feste Tradition gab, die von ‘Nechepsos und Petosiris’ ihren Ausgang nahm.1417 Dafür spricht vor allem, dass Ptol. apotel. 4,3 eng mit der Lehre des Antigonos übereinstimmt, wie der folgende Vergleich zeigen wird.1418 Dabei ist sogleich anzumerken, dass angesichts des Gesamtverhältnisses der jeweils von Ptolemaios und Antigonos vertretenen Lehren die weitgehende Übereinstimmung im hier relevanten Punkt nicht durch Abhängigkeit des einen Autors von dem anderen zu erklären ist, sondern dadurch, dass die beiden Zeitgenossen unabhängig voneinander in derselben Tradition stehen.1419 Da Antigonos ein konkretes Horoskop, das Hadrians, nach einer durch die individuelle Vita bedingten Ordnung bespricht, 1420 sind seine Aussagen zur in F1 über mehrere Paragraphen verstreut (§§ 26– 28.32–33.36). Es bietet sich daher an, die systematische Darstellung des Ptolemaios zum Ausgangspunkt des Vergleichs zu nehmen. Da dieser in Kapitel 4,3 in Form eines sozialen descensus königliche Würden zuerst behandelt und dann über Generäle, Priester und zivile Führungspositionen zu niederen Würden und schließlich bis zu den    (4,3,4), völlig elenden Menschen, hinabsteigt, genügt es hier, den Anfang seiner Darlegung zu betrachten (Ptol. apotel. 4,3,1–2):                             

1416

Würde und Glück dieser Art1421 wird man aus der Position der Luminare und der Affinität der sie als Speerträger begleitenden Planeten mit ihnen bestimmen: Wenn sich nämlich beide Luminare in männlichen Tierkreiszeichen1422 befinden und entweder wiederum beide oder auch nur

Ausführlich zur ‘Speerträgerschaft’ unten S. 707 zu § 26 . Die genannten Verse des Ps.-Manethon und des Kamateros (zit. bei Denningmann 2005, 308690) sprechen nur von der kardinalen Position der Luminare (ohne Doryphorie) und von Königsgeburten, haben also keinen systematischen Lehrcharakter. 1417 Vgl. Denningmann 2005, 353. 362f. 376f. 383f. 1418 Denningmann verzichtet mit Rücksicht auf die Struktur ihrer Untersuchung auf einen detaillierten Vergleich dieser Art. 1419 Vgl. oben S. 57–60. 1420 S.o. S. 656–660 zu §§ 23–24. 1421 Im Gegensatz zu materiellen Glücksgütern (Ptol. apotel. 4,2). 1422 , , , , , ; vgl. Ptol. apotel. 1,13,1–2 u. s.u. zu § 29     (Punkt b).

Gesamtbesprechung

                                                              

681

eines von beiden kardinal steht, 1423 am besten das Luminar der Partei,1424 und sie von den fünf Planeten als Speerträgern begleitet werden – die Sonne morgendlich, der Mond abendlich 1425 – , werden die Geborenen Könige sein. (2) Und wenn die Speerträgersterne entweder auch selbst kardinal stehen oder einen Aspekt zum Kardinalpunkt über der Erde (MC) bilden, 1426 werden sie (die Geborenen) ihr Leben hindurch groß und mächtig und Weltherrscher 1427 sein und noch glücklicher, falls die Speerträger rechte Aspekte zu den Kardinalpunkten1428 über der Erde bilden.

Im Folgenden ist zu prüfen, inwieweit die ptolemäischen Kriterien durch die von Antigonos gebotene Konstellation Hadrians erfüllt sind und inwieweit sie sich mit den von Antigonos in F1 genannten Kriterien der   decken. Dazu dient die synoptische Darstellung auf der folgenden Doppelseite (Tab. 13).

1423

D.h. im I., IV., VII. oder X. Ort. Siehe das Diagramm unten S. 694. Bei Tag die Sonne, bei Nacht der Mond; s.u. zu § 26 . 1425 Morgendlich = vor dem Luminar aufgehend = östlich = rechts, abendlich = nach dem Luminar aufgehend = westlich = links. Vgl. den Komm. zu § 27       Siehe ferner Anm. 1432 u. S. 981. 1426 Die Himmelsmitte steht für Auszeichnungen, Ehren und ganz allgemein für Erfolg im Leben. 1427 Ptolemaios meint mit  römische Kaiser. Vgl. den Komm. zu § 27 , bes. S. 736 bei Anm. 1649. 1428 Plural, da das MC verschiedener Horoskope gemeint ist. Zu ‘rechts’ und ‘links’ s.o. Anm. 1425. 1424

682

Antig. Nic. F1 §§ 26–28

Kriterien des Ptolemaios (apotel. 4,3,1–2)

Sachprüfung bzgl. Hadrian (F1 § 22): Die Bedingung ist ...

(a)     

... erfüllt, da beide Luminare in einem männlichen Tierkreiszeichen (Wassermann) stehen ... in vollkommener Weise erfüllt, da beide Luminare in einem kardinalen Ort (dem bestmöglichen) stehen, der Mond als Luminar der Partei sogar gradgenau auf dem Kentron (ASC) ... erfüllt, da im Sinne der Tagesrotation Venus und Mars dem Mond folgen, während Merkur, Jupiter und Saturn der Sonne vorauseilen1429

(b)       

(c)        

1429

Explizite Entsprechungen der ptolemäischen Kriterien bei Antigonos (F1 §§ 26–52) konkret zu Hadrian allgemeingültig § 26          

§ 26       § 27               § 33b   

§ 37                       

Mehr dazu im Kommentar zu § 26 . Mit Ptol.    vgl. Antig. § 27     ; mit Ptol.   vgl. Antig. § 26   u. § 27 .

Gesamtbesprechung

(d)           

... hinsichtlich beider Teile der Alternative erfüllt, im ersten Teil durch Jupiter, der im 1. Ort steht (sogar gradgenau im ASC), im zweiten Teil, der wohl nur günstige Aspekte betrifft (Trigone bzw. Sextile),1430 durch alle übrigen vier Planeten, deren Aspekte zum MC in drei Fällen zeichengenau sind, in einem Fall (Mars) gradgenau

(e)       

... erfüllt, da alle genannten Aspekte rechte Aspekte sind

zu Jupiter: § 33b       § 36      (siehe auch § 26     . § 48    ); zu Mars: § 32    

683 § 36 [sc. ]          

Tab. 13: Kriterien der  in F1 im Vergleich mit Ptol. apotel. 4,3,1–2

Da die Konstellation Hadrians die ptolemäischen Kriterien (a)–(c) erfüllt, handelt es sich im Sinne des Ptolemaios um ein königliches Horoskop (4,3,1 ), durch die Erfüllung der Kriterien (d)–(e) sogar um ein ganz vortreffliches, kaiserliches (4,3,2 ). Antigonos rekurriert zur Erklärung der Kaiserwürde, wie die dritte Spalte belegt, auf alle von Ptolemaios geforderten Details bis auf drei: 1. Zu (a): Antigonos erwähnt nicht explizit die Stellung beider Luminare in einem männlichen Zeichen, holt dies jedoch wenig später in anderem Kontext nach (§ 29). 1430

Denn die im ersten Teil genannten Kentra bilden fast immer zeichengenaue Aspekte zum MC (Quadratur oder Opposition). Vgl. den Komm. zu § 32 , bes. Anm. 1852.

684

Antig. Nic. F1 §§ 26–28

2. Zu (d): Antigonos beschränkt sich, was den zweiten Teil der ptolemäischen Alternative betrifft, auf den Herrn des MC (Mars), lässt somit Venus, Merkur und Saturn unerwähnt. 3. Zu (e): Er betont nicht, dass der Aspekt des Mars zum MC ein rechter ist (aus § 50 geht hervor, dass ihm die Unterscheidung in rechte und linke Aspekte vertraut ist). Während also ein Teil der ptolemäischen Kriterien bei Antigonos nicht oder nur implizit berücksichtigt ist, geht Antigonos unter anderen Gesichtspunkten über die Forderungen des Ptolemaios hinaus, indem er auch die Planetenwürden (Erhöhung, Domizil, Trigon, Gradbezirke; §§ 26–27), die Progression der Daten (Jupiter am 7. Tag, § 26) und helle Fixsterne (§ 28) – all dies sind alte Grundelemente astrologischer Prognostik1431 – in die Untersuchung der Kaiserwürde einbezieht. Das Endresultat ist nach beiden Astrologen gleich, doch stellt Antigonos insgesamt eine detailreichere Analyse der Kaiserwürde an. Die oben dargelegten, nur von jeweils einem der beiden Autoren gewürdigten Elemente schließen einander nicht aus, sondern verhalten sich zueinander komplementär. Sehr wahrscheinlich entsprechen die expliziten Übereinstimmungen zwischen Ptolemaios und Antigonos der Lehre von ‘Nechepsos und Petosiris’ zur  . Darauf deutet auch die enge Entsprechung zwischen den beiden Kernsätzen des Ptolemaios (4,3,1 = Punkt a, b u. c) und des Antigonos (§ 37) hin. Vielleicht waren außerdem auch die nur von Antigonos genannten Kriterien Teil jener Lehre. Dieser Überschuss auf Seiten des Antigonos bestärkt die schon aus anderen Einzellehren sowie aus Heph. 2,18,21 gewonnene und hier eingangs (S. 680) formulierte Überzeugung, dass Antigonos nicht von Ptolemaios abhängt, sondern beide unabhängig voneinander aus ‘Nechepsos und Petosiris’ schöpfen.1432 1431

Siehe die Kommentare zu § 26  , zu §§ 50–51 (Lehre vom 3., 7. und 40. Tag) und zu F5. 1432 Ein weiteres Indiz dafür: Denningmann 2005, 308f. diskutiert die Frage, ob die Parenthese Ptol. apotel. 4,3,1       explikativ oder spezifizierend gemeint sei. Sie kommt mit Verweis auf Ptol. apotel. 3,5,2              (vgl. Denningmann ebd. 294f.) zu dem Ergebnis, dass beide Stellen spezifizierend gemeint sind: Unter verschiedenen nach Ptolemaios möglichen Formen der Doryphorie ist diejenige, bei der die Speerträger der Sonne vorausgehen und dem Mond folgen, die beste. Diese beste Form entspricht der ältesten und ursprünglich einzigen Definition der Doryphorie, die offenbar für Antigonos maßgeblich ist, da sie in allen drei erhaltenen Horoskopen (F1–F3) vorliegt. Hier ist also, wie es scheint, eine leichte Divergenz zwischen Ptolemaios und dem der Tradition strenger verpflichteten Antigonos erkennbar.

Gesamtbesprechung

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Diese traditionelle Lehre zur , die im Hadrianhoroskop eine perfekte Illustration findet, ist in ihrer astrologischen, auf der Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos basierenden Symbolik leicht nachvollziehbar. Dies gilt insbesondere für ihre höchste Stufe. So wie Könige (bzw. Kaiser) unter den Menschen selten sind, kommt es aus astronomischen Gründen nur selten zu Konstellationen, die alle oben genannten Bedingungen erfüllen.1433 Ein König ist der bedeutendste Mann seines Volkes in der mächtigsten Stellung; dementsprechend müssen sich die bedeutendsten Himmelskörper, die Luminare, entweder beide oder zumindest das während der Geburt dominierende (bei Tag die Sonne, bei Nacht der Mond) in einem der vier energiereichsten Orte des Horoskops befinden, und zwar in einem ‘männlichen’ Zeichen. Außerdem hat ein König ein Gefolge, das ihn schützt, stärkt und berät: Ebenso müssen die Planeten das kardinal positionierte Luminar als ‘Speerträger’ in der richtigen Anordnung begleiten. Schließlich ist ein König, dem starke Untertanen dienen, erhabener als einer, der sich auf schwache stützt. Daher ist das Königshoroskop nur dann vollkommen, wenn die ‘Speerträger’ ihrerseits stark positioniert sind (Planetenwürden). 1434 Im Anschluss an die höchste, königliche Stufe, für die alle Kriterien erfüllt sein müssen, ergibt sich für alle übrigen Konstellationen, je nachdem, wieviele Kriterien sie in welcher Kombination erfüllen, eine reiche Differenzierung der astrologischen Prognosen und Dignitäten, entsprechend der realen Vielfalt gesellschaftlicher, politischer und militärischer Ränge. In der Gesamtkonzeption dieser Lehre, vor allem aber im Rekurs auf die kardinale Stellung der Luminare und auf die Doryphorie, wird der astrologische Mechanismus der Projektion und Reflexion soziomorpher Modelle, den Denningmann ausgiebig untersucht hat, besonders deutlich. Zuerst werden irdische Herrscher und ihre Statussymbole, die Speerträger, auf den Himmel projiziert, wo sie in Sonne und Mond sowie den Planeten, die als ‘Speerträger’ der Luminare fungieren, ihre Entsprechung finden; wenn dann ein Mensch geboren wird, in dessen Geburtskonstellation die Luminare stark positioniert sind und außerdem von ‘Speerträgern’ begleitet werden, bezieht man jenes himmlische Abbild der menschlichen Verhältnisse auf die Erde zurück und prognostiziert, dass der Geborene im Leben eine hohe soziale Stellung einnehmen werde.1435 1433

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 438: “Aussi exige-t-il [scil. Ptolémée] du thème de géniture des futurs monarques des conditions à peu près irréalisables.” 1434 Vgl. Denningmann 2005, 379. 1435 Vgl. Denningmann 2005, 317, und s.u. zu § 26  (dort auch zum persischen Ursprung der Speerträger-Metaphorik).

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Antig. Nic. F1 § 26

§ 26   : = §§ 29.34.49. Gemeint sind – entgegen diversen Missverständnissen in der Sekundärliteratur (s.o. S. 2) – die ‘Luminare’, d.h. Sonne und Mond. Die früheste und zugleich deutlichste astrologische Parallele bietet Dorotheos:        | .1436 Vgl. auch Ps.-Maneth. 3[2],383f.    | und ebd. 3[2],410    .1437 In der Prosa ist    terminus technicus;1438 vgl. z.B. Ptol. apotel. 1,18,2. ibid. 3,8,1  (= Heph. 2,8,1). Val. 4,27,7 ; im Lateinischen vgl. z.B. Firm. math. 3,1,2 lumina sunt autem Sol et Luna (= Nech. et Pet. frg. 25,25). – Siehe ferner unten zu § 43.   : Der terminus technicus  bezeichnet hier, anders als in § 22, nicht den aszendierenden Grad des Tierkreises, sondern den ersten Ort der Dodekatropos. Der folgende Stellenkommentar bietet zuerst eine textkritische Diskussion des Lemmas, danach Erläuterungen zum Wesen (S. 689) und Ursprung (S. 694) der Dodekatropos, einen Überblick über astrologische Lehren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (S. 697), einen tabellarischen Überblick über alle in den Antigonosfragmenten vorliegenden Rekurse auf die Dodekatropos (S. 699) sowie schließlich einen Vergleich der Deutung des hier in § 26 vorliegenden Befundes durch Antigonos mit den einschlägigen Lehren anderer Astrologen (S. 699). Ep.4 und Exc.1 bieten die Lesart   , P die Variante   . Diese Diskrepanz der Handschriften wiederholt sich wenige Zeilen später (   Ep.4 und Exc.1,    P). An allen übrigen relevanten Stellen der Hephaistion-Exzerpte überliefern alle Handschriften einhellig Formen von  (F1 §§ 22.29.33b.52. F2 § 54. F3 §§ 63.66a. F6 § 75).1439 Zu Verwechslungen der Termini 1436

Dor. p. 386,9–10 (frg. 66a St.), überliefert als Teil des Krönungshoroskops des Usurpators Leontios (Hor. gr. 484.VII.18, s.o. S. 307). 1437 Siehe dazu die Appendix unten S. 1385. 1438 Vgl. C. Orlando in Orlando – Torre 1991, 295: “La forma plurale del sostantivo preceduta dall’articolo è [...] espressione verbale tecnica designante le due principali fonti di luce” (weiterführende Literatur ebd. in Anm. 13). 1439 In F6 § 75 bietet Ep.4 statt  die Variante , außerdem in F1 § 46 statt  die Variante .

Stellenkommentar

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 und  kommt es leicht, weil sie oft synonym gebraucht wurden (eigentlich bezeichnet  die Stunde der Geburt,  hingegen den in dieser Stunde aufgehenden Teil des Tierkreises)1440 und weil den Kopisten für beide dasselbe Monogramm zur Verfügung stand. 1441 Beide Begriffe sind zur Zeit des Antigonos längst Teil des astrologischen Fachvokabulars. Schon Manilius (um 14 n.Chr.) 1442 verwendet den eigentlichen terminus technicus für ‘Aszendent’, , mehrmals in der transliterierten Form horoscopos,1443 was um so bemerkenswerter ist, als  in der gesamten griechischen astrologischen Lehrdichtung aus metrischen Gründen so gut wie überhaupt nicht verwendet wird.1444 Die konkurrierende, vorwiegend poetische Bezeichnung des Aszendenten als 1445 ist offenbar alt. Als Indiz dafür verweist Hübner auf die Präsentation des ‘ägyptischen’ thema mundi bei Firm. math. 3,1,1 (horam in Cancri parte XV).1446 Die frühesten sicher datierbaren Belege stammen aus dem 1. Jh. n.Chr.; wir verdanken sie einigen durch Hephaistion überlieferten Originalversen des Dorotheos.1447 In der griechischen Prosa begegnet  in der Bedeutung ‘Aszendent’ seltener: Hübner kennt einen Beleg bei Ptolemaios1448 und einige weitere bei Hephaistion, darunter einen, der vielleicht als weiteres Indiz (neben Firm. math. 3,1,1) dafür gewertet werden darf, dass schon ‘Nechepsos

1440

Ausführlich hierzu oben im Komm. zu § 22 . S.o. S. 587 bei Anm. 1037. 1442 Zum Leben und zum unvollendeten Werk des Manilius s. die aktuelle Darstellung von Hübner 2010, I 1–6, und ergänzend Hübner 1982 und Hübner 1984. Terminus post quem ist die Varusschlacht 9 n.Chr. (Hübner 2010, I 4, mit Verweis auf Manil. 1,899f.). 1443 Vgl. bes. Manil. 2,829–830 hinc inter Graias horoscopos editur urbes, | nec capit externum proprio quia nomine gaudet. 1444 Siehe Hübner 2001i, 219 u. 234–236. 1445 Dazu bereits Bouché-Leclercq 1899, 2581 u. 4743, sowie ausführlicher Garnett 1899. 1446 Hübner 2001i, 232. 1447 Vgl. Dor. p. 419,1–5 = Heph. 3,33,6–8 (= Dor. frg. 114 St.)   |  ||        Dor. p. 407,8 = Heph. 3,38,33 (= Dor. frg. 112a St.)  Die enge semantische Verwandtschaft von und  zeigt Dor. p. 391,11 = Heph. 3,9,1 (= Dor. frg. 86a St.)    ; siehe ferner Dor. p. 402,34 = Heph. 3,40,18 (= Dor. frg. 113a St.)        |        – LSJ s.v.  A.III nennen zu Unrecht als früheste Belege einige Stellen bei Ps.-Manethon (ohne Korrektur im Suppl. 1996). 1448 Ptol. apotel. 4,6,6 = Heph. 2,22,6 (cf. Hübner 1998a, 322, app. sim.). 1441

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Antig. Nic. F1 § 26

und Petosiris’  im Sinne von  verwendeten.1449 Seit der Mitte des 3. Jh. n.Chr. ist  auch in griechischen Originalhoroskopen in diesem Sinne (= ASC) belegt.1450 Im Lateinischen beginnen die Belege für hora = ASC mit Firmicus.1451 Zu einem ungewissen Zeitpunkt übernahm Sphujidhvaja den Terminus  in sein astrologisches Gedicht Yavanajtaka, worin er den Aszendenten regelmäßig als hor bezeichnet.1452 Insgesamt spricht also der Wortgebrauch der griechischen Fachprosa im Allgemeinen und der der Antigonosfragmente im Besonderen für die von Ep.4 und Exc.1 überlieferte Lesart   . Weitere Argumente in diesem Sinne sind der stemmatische Befund1453 sowie der Umstand, dass hier (§ 26) gerade nicht die temporale Grundbedeutung von , sondern die räumliche Bedeutung von  als Bogensegment des Tierkreises wichtig ist. Antigonos spricht hier nämlich, wie die Positionen der Luminare ( ) auf 1°  (Mond) und 8°  (Sonne) beweisen, synekdochisch vom ‘Aszendenten’ im Sinne des ganzen ersten Ortes der Dodekatropos (mehr dazu im nächsten Absatz), nicht im Sinne von exakt 1° . Die Bezeichnung räumlich ausgedehnter Orte (I, X, VII, IV)1454 mit denselben Termini, die streng genommen den in ihnen liegenden kardinalen Punkten (ASC, MC, OCC, IMC) vorbehalten sind,1455 war in der Astrologie schon lange vor der Zeit des Antigonos üblich.1456 Aus der Zeit des Antigonos bietet z.B. Valens zahlreiche Belege,1457 und auch Antigonos selbst schwankt nachweislich zwischen enge1449

Vgl. Hübner 2001i, 232, zu Heph. 2,11,25 (= Nech. et Pet. frg. +3), wo mit Verweis auf       eine Zutat gegenüber Ptol. apotel. 3,11,6 vorliegt. 1450 Vgl. Baccani 1992, 130, mit Verweis auf P. Worp (Hor. gr. 243.I.22–23), Z. 2. Unter den Baccani noch unbekannten Papyrushoroskopen bei Jones 1999a ist der früheste Beleg für  im Sinne von  P. Oxy. astron. 4254 (Hor. gr. 254.X), Z. 5. 1451 Auch dort schwanken die Hss. in einigen Fällen zwischen hora und horoscopus: vgl. Firm. math. 5,6,6. 6,30,22. 7,2,1 und Gundel, ThLL VI 3, c. 2963,20–29. 1452 Vgl. Pingree 1978a, II 218. Zur ungewissen Datierung Sphujidhvajas s.o. Anm. 71. 1453 S.o. S. 120: , wovon P und Exc.1 abhängen, scheint noch   geboten zu haben. 1454 Siehe das Diagramm unten S. 694. 1455 Zur Hierarchie dieser Punkte und Orte s.o. zu § 22 , bes. S. 643. 1456 Vgl. z.B. Manil. 3,590 primo sub cardine und dazu Hübner 2001i, 222, ferner Liuzzi 1991–1997, III 134 zu Manil. 3,537. 1457 Z.B. Val. 2,28,2   [sc. ]      [= 1. Ort]  [= 10. Ort]  [= 7. Ort]   [= 4. Ort]   

Stellenkommentar

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rem und weiterem Verständnis der Begriffe und  sowie auch der dazugehörigen Verben  und  . Für die weitere Auffassung im Sinne eines Ortes vgl. § 45    (ASC = 1° ,  8° ), gleich darauf jedoch ist wieder der Aszendent als Einzelgrad und exakter Kardinalpunkt gemeint (§ 46):       (scil. ) . Mit der hiesigen Formulierung (§ 26) vgl. bes. § 29        . Eine wichtige Parallele ist ferner das folgende Horoskop (F2), in dem vier Planeten im Widder stehen, und zwar teils vor, teils hinter dem exakten Kulminationsgrad (Venus 5° , Merkur 6° , MC 10°, Mars 15° , Sonne 19° ; s.u. S. 1043, Diagr. 24). Antigonos spricht dort (§ 56) von Merkur und Mars    (MC = 10° !) und rekurriert sogleich danach sogar auf die Position aller vier genannten Planeten   , d.h. im 10. Ort (= Widder). 1458 Vergleichbare Fälle, in denen zwei oder mehr Planeten auf verschiedenen Einzelgraden als    bezeichnet würden, so dass unzweifelhaft der ganze erste Ort gemeint wäre, sind mir aus der griechischen Astrologie nicht bekannt. Es gibt überhaupt nur fünf Belege für   , die – ebenso wie der hiesige Zweifelsfall (§ 26) – alle von Hephaistion stammen. 1459 Der Ausdruck    ist bei verschiedenen Autoren insgesamt um ein mehrfaches häufiger belegt und wohl auch hier die ursprüngliche Lesart. Nun zur Dodekatropos selbst. Sie ist jenes “sphärische Koordinatensystem”, 1460 das als ein imaginäres festes Raster das Gesichtsfeld des nach Süden blickenden Beobachters in zwölf Segmente teilt, die die Tierkreiszeichen und mit ihnen die Planeten im Laufe der scheinbaren täglichen Rotation des Himmels durchlaufen. Diese für die antike Astrologie immens wichtige und bis in die Neuzeit fortwirkende Einteilung des Horoskops in zwölf ‘Orte’ (, lat. loci) nimmt vom östlichen Horizont ihren Ausgang und verläuft, wie das unten folgende Diagramm zeigt, gegen den Uhrzeigersinn.1461 Die zwölf ‘Orte’ werden auf verschiedene  [!]  [= 2., 5., 8., 11. Ort]  [= 3., 6., 9., 12. Ort] 1458 Zur Ineinssetzung der 12 Orte mit je einem ganzen Tierkreiszeichen s.u. S. 691. 1459 Heph. 2,1,29. 2,4,29. 2,10,15. 2,11,20. 3,4,23. 1460 Hübner 1995b, 6. 1461 Zu den Einzelheiten s. Bouché-Leclercq 1899, 280–288, wo aber (280, fig. 31)  zu  zu ändern ist. Zu der richtigen Namensform, die – in scheinbarem Widerspruch zu den zwölf das System konstituierenden – ‘

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Lebensbereiche des Individualschicksals bezogen1462 und gelten als verschieden energiereich.1463 Aufgrund sphärengeometrischer Probleme, deren Erläuterung hier zu weit führen würde, haben die Astrologen seit der Antike bis in die Neuzeit zahlreiche verschiedene Methoden zur exakten Einteilung der ‘Orte’ ersonnen. So liegen z.B. im ‘ägyptischen’ thema mundi1464 die Kardinalpunkte genau in der Mitte des 1., 4., 7. und 10. Ortes.1465 Ptolemaios ließ den ersten Ort 5° über dem Aszendenten beginnen und 25° unter den Horizont hinabreichen.1466 Ein anderer, zu Unrecht mit Porphyrios identifizierter Autor sah, dass diese Methode, die analog auf die übrigen  (4., 7., 10. Ort) anzuwenden ist, immer dann einer Korrektur bedarf, wenn ASC und MC nicht genau 90° voneinander entfernt sind:1467 Dann müsse jeder der vier unterschiedlich großen Quadranten (ASC–MC, MC– OCC, OCC–IMC, IMC–ASC) zusätzlich entsprechend seiner Größe gleichmäßig gedrittelt werden. 1468 Die Drittelung der Quadranten hatte bereits – allerdings ohne die ptolemäische 5°-Regel (s.o.) – ein ansonsten unbekannten Astrologen Orion gefordert, den Val. 3,2 zitiert.1469 ’ lautet, s. Hübner 1995b, 53, mit Verweis auf die maßgeblichen Besprechungen des Problems durch A.E. Housman. Die Dodekatropos ist mit der zwölfteiligen Rosette eines nach Süden gerichteten Kirchenfensterns vergleichbar, durch deren Segmente ein Beobachter, dessen Augenhöhe dem Zentrum der Rosette entspricht, bei Tag die Sonne und bei Nacht die Planeten wandern sieht. 1462 Aus dem Mittelalter stammen die folgenden beiden Merkverse zur Bedeutung der zwölf Orte: Vita lucrum fratres genitor nati valetudo / uxor mors pietas regnum benefactaque carcer. (Stegemann 1931/32, 356; Knappich 1967, 61). Details zu einzelnen Orten werden im Folgenden je nach Bedarf erläutert (s. z.B. den Komm. zu § 35    ). Speziell zum 9. Ort s. Pérez Jiménez 2013. 1463 Zur Differenzierung der zwölf Orte in  (I, IV, VII, X),  (II, V, VIII, XI) und (III, VI, IX, XII) s.u. zu § 26  . Zur Energie der einzelnen Orte s.u. zu § 33a . 1464 S.o. S. 632 (Punkt f). 1465 Firm. math. 3,1,1 = Nech. et Pet. frg. 25,16–17 (ASC des thema mundi = 15° ; s.o. S. 632, Diagr. 6). Darauf bezieht sich wahrscheinlich der Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,11,3 pp. 109–110 Wolf, der über Ptolemaios sagt:        [- Bouché-Leclercq 1899, 2701, - ed. Bas.]. 1466 Ptol. apotel. 3,11,3. Zu Ptolemaios und zur vorher genannten Aegyptia ratio s. Bouché-Leclercq 1899, 269f., bes. 2701. 1467 D.h. wenn nicht 0° Widder aszendiert. 1468 Siehe Ps.-Porph. isag. 52 p. 226,5–18 = Antioch. epit. 2,46 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 160,5–10 = Rhet. 5,46 (vgl. Burnett – Pingree 1997, 127). 1469 Für den Astrologen Orion, der vermutlich im 1. Jh. v.Chr. oder im 1. Jh. n.Chr. lebte, ist Val. 3,2 das einzige Zeugnis. Vielleicht ist er mit dem von Achill. isag. 19,11

Stellenkommentar

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Über diesen wenigen, sehr speziellen Lehraussagen haben viele Astrologiehistoriker aus den Augen verloren, was die bei weitem üblichste Methode zur Einteilung der Dodekatropos war: die Ineinssetzung von ‘Ort’ () und ‘Zeichen’ (). Diese Methode ist vom Beginn der griechischen Astrologie bis mindestens zum Ende des 2. Jh. n.Chr. die Regel, findet aber weder bei Bouché-Leclercq noch in der einschlägigen Monographie von North 1986 Erwähnung. 1470 Sie lässt sich bei zahlreichen Astrologen dadurch belegen, dass sie entweder einen bestimmten Ort der Dodekatropos explizit als   bezeichnen oder den terminus technicus , der durch seinen Bezug auf die Dodekatropos definiert ist,1471 auf die Tierkreiszeichen anwenden. Die Belege stammen von ‘Nechepsos und Petosiris’, 1472 Timaios, 1473 Serapion, 1474 Manilius, 1475 Thrasyllos, 1476 Balbillos, 1477 Dorotheos, 1478 Imbrasios von EpheDi Maria (= isag. 19 p. 47,14 Maass) erwähnten Astronomen Orion identisch, der über Sonnenfinsternisse geschrieben haben soll (dazu Jones 1990, 17). Vielleicht ist außerdem mit    (Val. 3,2,20) nicht ‘Orion in seinem Büchlein’ gemeint (so Gundel – Gundel 1966, 164), sondern ein Zahlbuchstabe – z.B.  – vor  ausgefallen (vgl. die lacunae in den unmittelbar vorausgehenden Zeilen bei Val. 3,2,16– 19). 1470 Norths Interesse gilt allerdings primär mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Systemen zur Berechnung der 12 Orte. 1471 Mehr dazu im Kommentar zu § 33a . 1472 Für diese frühen Autoritäten bezeugt Val. 3,7,10.11 (= Nech. et Pet. frg. 18,30.34) die Junktur    (die auch Valens selbst oft gebraucht); siehe ferner Val. 5,4,2 (= Nech. et Pet. frg. 20,4–5). 1473 Vgl. Antioch. epit. 1,18 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 116,3–8 (s. dazu Anm. 1866 a.E.):          (vollständig zitiert unten S. 794 bei Anm. 1872), sinngleich: Porph. isag. 36 p. 209,18–24 (zit. S. 794). Der Astrologe Timaios Praxidikos (der zweite Namensteil ist mit Unsicherheiten behaftet, s. Kroll 1898a, 133) ist nach Hübner 2003a, 28, aufgrund seiner Erwähnung durch Plinius den Älteren “einigermaßen sicher ins erste Jh. v.Chr.” zu datieren. Noch früher (in die Zeit Hipparchs) datierten ihn Gundel – Gundel 1966, 110–112. Erhalten sind von Timaios einige Exzerpte und doxographische Nachrichten. Siehe auch Hübner 2002g. 1474 Serap. CCAG VIII 4 (1921) p. 226,21         1475 Siehe Manil. 3,603f. u. 608 und dazu Hübner 2001i, 222. 1476 Vgl. die Zusammenfassung seines ‘Pinax’ im CCAG VIII 3 (1912), pp. 99–101 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57), darin bes. p. 100,30–34 (= Rhet. 6,57,20)                     u. p. 101,28–29 (= Rhet. 6,57,34)            . Mit Bezug auf die zuletzt zitierte Stelle spricht Hübner 2005b, 197f., ungenau von “der Verwechslung [besser: Ineinssetzung] der zwölf  , den festen Tierkreiszeichen am Himmel, und den zwölf , den Sektoren des Beobachtungsfeldes”.

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sos,1479 Antigonos von Nikaia (dazu gleich mehr), Valens1480 (obwohl er anderswo eine gradgenaue Ortsberechnung fordert und sagt, die Ineinssetzung von Ort und Zeichen sei unangemessen und selten),1481 den Autor des Michigan-Papyrus,1482 Antiochos von Athen,1483 Sextus Empiricus1484 und so weiter. Selbst Ptolemaios bietet vereinzelte Belege für die Ineinssetzung von ‘Ort’ () und ‘Zeichen’ (),1485 und auch bei erheblich späteren Autoren begegnet sie noch, so etwa bei Paulos Alexandrinos1486 sowie in dem detailreichsten antiken Kapitel über die Bedeutung der Planeten in den zwölf Orten, das Rhetorios aus älteren, z.T. erhaltenen Quellen kompilierte.1487 Die Gleichsetzung von  und   begegnet implizit auch in den von Neugebauer 1943 als Nr. 1–4 ver1477

Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,8–14 (ältere Edition: CCAG VIII 4, 1921, pp. 236,8– 237,10) = Hor. gr. –42.XII.27 u. Hor. gr. –71.I.21; zur Gleichsetzung der Zeichen und Orte in diesen Horoskopen s. Neugebauer – van Hoesen 1959, 76 (links). 1478 Vgl. z.B. Dor. p. 342,17 (= Heph. 2,21,33 = Dor. frg. 40a St. ~ Dor. arab. 2,1,16), wo das 7. Zeichen ( ) vom Aszendenten als 7. Ort der Dodekatropos besprochen wird. Siehe auch Holden 1996, 33. 1479 Siehe das von Cumont 1935b, 126,14–127,16 edierte Fragment:       . Zu Imbrasios von Ephesos s.u. Anm. 3386. 1480 Z.B. Val. 4,11,49      . 4,12,8       9,3,13    Siehe ferner Valens’ zahlreiche beiläufige Erwähnungen der  im Sinne von . 1481 Val. 9,3,21–25:                      Siehe ferner Valens’ eigene Meinung zu Orion in Val. 3,2 (s.o. S. 690 bei Anm. 1469). 1482 P. Mich. III 149 (2. Jh. n.Chr.), col. IX,17:           1483 Antioch. epit. 1,24 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), pp. 116,32–117,20, bes. 117,11–12:   . 1484 Sextus Empiricus bezeichnet die Orte und speziell die Kentra durchweg als  ; siehe bes. Sext. Emp. adv. math. 5,12ff. und vgl. Heilen 2004b, 667. 1485 Z.B. Ptol. apotel. 3,13,1 sc.  (gemeint ist der 6. Ort). 1486 Siehe die konstante Ineinssetzung der Begriffe in dem langen Dodekatropos-Kapitel bei Paul. Alex. 24 pp. 53,22–72,15 sowie weitere Belege, z.B. Paul. Alex. 25 pp. 73,24– 74,1 (d.h. im jeweils 11. Ort verschiedener Nativitäten). 1487 Rhet. 5,57, ed. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 126–174 (s. auch die Besprechung ebd. S. 116–118). Zu diesem fälschlich dem Hermes zugeschriebenen Traktat siehe Pingree 1978a, II 431. In diesem Kapitel siehe exemplarisch Rhet. 5,57,346 (= CCAG VIII,4, 1921, p. 161,3–4) über den 8. Ort der Dodekatropos:     .

Stellenkommentar

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öffentlichten demotischen Ostraka (für Daten der Jahre 13–35 n.Chr.)1488 und findet sich sogar noch bei arabischen Autoren wie z.B. in der astrologischen Weltgeschichte des Mš’allh.1489 Angesichts so zahlreicher Belege ist es nicht verwunderlich, dass Antigonos ebenfalls ‘Ort’ () und ‘Zeichen’ ( ) in eins setzt. Er nimmt in den erhaltenen Fragmenten zwar nicht explizit dazu Stellung (was man als Indiz für die Selbstverständlichkeit dieser Methode werten kann), liefert aber die bereits oben (S. 688) zitierten, in F1 §§ 29.45. F2 § 56 enthaltenen indirekten Beweise. Da die Ineinssetzung von ‘Ort’ ( ) und ‘Zeichen’ ( ) die beiden termini technici innerhalb einer Nativität austauschbar macht, heißt es in F2 § 60:   Die Begriffe unterscheiden sich nur durch die Perspektive:  bezeichnet einen Himmelsabschnitt als Teil des Gesichtsfeldes des irdischen Beobachters,   bezeichnet denselben Himmelsabschnitt ohne Bezug auf den irdischen Beobachter als Teil des Tierkreises. Der Vorzug dieser Methode ist ihre Simplizität. Kein Horoskop für Daten vor 200 n.Chr. setzt die Orte nachweislich nicht mit den Tierkreiszeichen in eins. Die übliche Einteilung der 12 Orte ist also nicht nur eine äquale1490 in dem Sinne, dass jeder Ort 30° umfasst (vgl. die englische Bezeichnung ‘equal house system’), sondern eine äqual-identische in dem Sinne, dass die 30° eines jeden Ortes mit den 30° eines Tierkreiszeichens übereinstimmen. Holden hat dafür die Bezeichnung “Sign-House system” geprägt,1491 die nur insofern verbesserungswürdig ist, als aus astrologiehistorischer Sicht “SignPlace system” (‘Zeichen-Ort-System’) treffender wäre.1492 1488 S.o. S. 316 zu Hor. dem. 13.IX.13. Hor. dem. 17.IX.26. Hor. dem. 18.II.25. Hor. dem. 35.VII.7 sowie den Kommentar von Neugebauer 1943, 118. 1489 Vgl. North 1986, 7: “in his own astrological world history he worked to the rough principle of one house per zodiacal sign”. – Mš’allh ibn Athar war ein persischer Jude aus Basra (gest. ca. 815 n.Chr.). Nach Pingree 2006b, 231, ist sein persischer Name Yazdn Khwst, sein jüdischer Manasse. Er ist einer der bedeutendsten Astrologen, die zwar arabisch schrieben, aber aus mittelpersischen Quellen schöpften (Yamamoto – Burnett 2000, I 581). Sein Originalwerk ist größtenteils verloren, kann aber weitgehend erschlossen werden aus den zahlreichen lateinischen, griechischen und hebräischen Übersetzungen. Weitere Lit.: Kennedy – Pingree 1971. Pingree 1974a. Pingree 1976c, 149–151. Sezgin 1979, 102–108. Pingree 1989, 228–237. Pingree 1990, 294. Pingree 1997b. Pingree 1999. Siehe auch al-Nad. Fihr. 7,2 pp. 650–651 Dodge. 1490 Vgl. z.B. Knappich 1930, 270: “die damals herrschende aequale Häusermanier” (mit Bezug auf die Zeit von Nechepsos-Petosiris bis zu Porphyrios). 1491 Vgl. Holden 1982 (= Holden 1994) sowie Holden 1996, 1312.15.18.90. Zur Sache vgl. auch Hand 2000 und Hand 2007. 1492 Sinngleich, aber etwas unhandlicher, der m.W. erstmals von Greenbaum 2009, 2616, gebrauchte Begriff ‘one place/one sign system’. – Die in der modernen Astrologie ge-

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694

MC



 





X IX

 

XI

 

ASC

XII

VII

I

VI





VIII

OCC

V

II



III IV  



 

 IMC

Diagr. 9: Die 12 Orte im Horoskop Hadrians

Was den Ursprung der Dodekatropos betrifft, haben sich jüngst die Indizien dafür verdichtet, dass sie nicht das Produkt einer griechischen, sondern einer indigen ägyptischen Entwicklung ist.1493 Aus dem mesopotamischen Bereich hingegen fehlen bisher jegliche Indizien für eine Existenz der Dodekatropos, die mitsamt der dazugehörigen Terminologie der 12 Orte im Demotischen, Griechischen und Lateinischen in weitgehend sinngleicher Form belegt ist. 1494 Von Lieven skizziert die Entwicklung der Dodekatroposlehre hypothetisch so, dass bereits im Alten Reich die Schnittpunkte der Ekliptik mit dem Horizont und dem Ortsmeridian (d.h.

läufige Bezeichnung der zwölf Orte der Dodekatropos als ‘Häuser’ bzw. ‘Mundanhäuser’ sollte in astrologiehistorischen Arbeiten strikt gemieden werden, einerseits, weil sie der antiken Terminologie ( loci) widerspricht, zum anderen, um nicht Verwechslungen mit den Häusern (, domus) der Planeten zu begünstigen (s.u. zu § 27   ). 1493 Siehe von Lieven 2007, 146f. Greenbaum – Ross 2010, 167–175. Quack (demnächst A), Kap. 2.3.5. 1494 Zur Terminologie der 12 Orte in demotischen Horoskopen s. die tabellarische Synopse bei von Lieven 1999, 123f.

Stellenkommentar

695

ASC, OCC, MC, IMC) als bedeutsam wahrgenommen wurden,1495 dass damals jedoch vermutlich noch keine Prognosen mit diesen  verbunden waren und sich erst viel später daraus das bekannte zwölfteilige System entwickelte. Wichtige Indizien für die Vorgeschichte der astrologischen Dodekatropos liefert der Grundriss des Laufes der Sterne (das sog. Nutbuch), “which must have been one of the most important works on Egyptian astronomy, if the number of preserved copies over the millennia is anything to go by”.1496 Die älteste monumentale Quelle dieses religiös-astronomischen Textes stammt aus dem Osireion von Abydos und damit aus der Zeit von Sethos I. (um 1300 v.Chr.), aber der Text selbst ist bereits um 1850 v.Chr. zu datieren. 1497 Die meisten, z.T. um einen Kommentar erweiterten Zeugnisse dieses Textes sind Papyri der Tempelbibliothek von Tebtunis (2. Jh. n.Chr.). In dem Kommentar werden die Kardinalpunkte besprochen (darunter der 7. und 10. Ort mit den dafür üblichen Fachtermini der demotischen Astrologie), nicht jedoch die übrigen Orte der Dodekatropos. “Was im Nutbuch fehlt, sind lediglich die mit der Dodekatropos verknüpften Wertungen der einzelnen Himmelssegmente [sc. des 1., 4., 7. u. 10 Ortes], die in der Astrologie für Prognosen benutzt werden.”1498 Leider ist gerade der für unsere Fragestellung entscheidende Kommentar nur durch P. Carlsberg 1 u. 1a (beide 2. Jh. n.Chr.) tradiert, die Zeit seiner Abfassung jedoch aufgrund seiner mitteldemotischen Sprachform bereits im 4. Jh. v.Chr. anzusetzen. 1499 Beachtung verdient ferner, dass es für den 10. Ort eine Bezeichnung pr nr.t (‘Haus der Göttin’) gibt, die wegen des altertümlichen pr statt des üblichen demotischen awi (‘Haus’) ein Indiz für eine vordemotische, d.h. vor das 7. Jh. v.Chr. zurückreichende Tradition sei.1500

1495

Bezeichnungen für den 4. und 10. Ort gibt es in im weitesten Sinne religiös-astronomischem Zusammenhang bereits in den Pyramidentexten des 3. Jts. v. Chr. und den Sargtexten des 2. Jts. v.Chr., freilich ohne astrologische Prognosen (A. von Lieven, Mail vom 8.8.2014; vgl. von Lieven 1999, 124257). 1496 von Lieven 2010, 149. 1497 von Lieven 2010, 139. Zur Präzisierung: Um 1850 v.Chr. wurde die astronomische Datenliste in einen noch älteren Basistext eingefügt, den von Lieven aus sprachhistorischen Gründen ins Alte Reich (d.h. ins 3. Jts. v.Chr.) datiert. 1498 von Lieven 2007, 146f. 1499 von Lieven 2007, 69f. (Datierung der beiden Papyri). von Lieven 2010, 145 (Sprachstufe des in ihnen enthaltenen Kommentars). 1500 von Lieven 1999, 101 u. 124259 (vgl. von Lieven 2007, 147). Ich danke A. von Lieven für ihre hilfsbereite Erläuterung der Zusammenhänge (Mails vom 8.8.2014 u. 17.9.2014).

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Auf zwei im Vergleich zu dem soeben genannten Kommentar noch erheblich ältere, bis ins 2. Jts. v.Chr. zurückführende Texte, deren Relevanz für die Entwicklung der Dodekatropos aber unsicher ist, verweisen Greenbaum und Ross (2010, 168–170).1501 Insgesamt ist zu betonen, dass verschiedene Indizien für eine indigen ägyptische Entstehung der Dodekatropos bereits mehrere Jahrhunderte vor der Zeitenwende existieren, die frühesten konkreten ägyptischen Belege für das vollständig entwickelte System der zwölf Orte der Dodekatropos inklusive astrologischer Prognostik aber erst in einem archäologischen Zeugnis des 1. Jh. n.Chr., Hor. dem. 18.II.25 (s.o. S. 316), vorliegen.1502 Im griechisch-römischen Bereich ist das früheste sicher datierbare Zeugnis (Manil. 2,856–970) etwa gleichzeitig mit dem soeben zitierten demotischen Ostrakon entstanden, bildet jedoch bereits eine erheblich veränderte und nur durch Manilius bekannte Variante der traditionellen hellenistischen Dodekatropos.1503 Dieses traditionelle System, das allerdings ebenfalls von Autor zu Autor geringe Varianten im Detail erkennen lässt,1504 ist – zumindest doxographisch – in einem sehr knapp formulierten Zeugnis bereits für ‘den König’ (d.h. Nechepsos) belegt. 1505 Die nächstfolgenden, erheblich detailreicheren Zeugnisse betreffen Thrasyllos, der nicht nur eigene Ausführungen zur Dodekatropos machte, son1501

Sie argumentieren dafür, dass schon dem sog. Pfortenbuch (um 1300 v.Chr.), das die nächtliche Unterweltsfahrt des Sonnengottes Re vom westlichen zum östlichen Horizont beschreibt, eine Konzeption der unteren Hemisphäre des Kosmos als Sequenz von sechs gleich großen Segmenten, die jeweils zwei saisonalen Stunden entsprechen, eigen sei. Und das sog. Höhlenbuch (ebenfalls ca. 1300 v.Chr.) beschreibe die Unterweltsreise des Sonnengottes durch sechs Höhlen. Auch wenn die Ausdehnung dieser Höhlen im Text nicht bestimmt werde, ähnele die Gesamtvorstellung doch als räumliche Einteilung der unter dem Horizont befindlichen Hemisphäre den ersten sechs Orten der Dodekatropos. A. von Lieven hält die Argumentation von Greenbaum und Ross für zu spekulativ (Mail vom 8.8.2014). 1502 Greenbaum – Ross 2010, 170 u. 173. Dieses Horoskop assoziiert die Orte II bis XII mit den folgenden Bereichen astrologischer Prognostik: II Leben, III Bruder, IV Vater, V Kind, VI (?), VII Schicksal, VIII Tod, IX Gott, X Göttin, XI Psais (Schicksalsgott Shai), XII böser Geist. 1503 Siehe Hübner 1995b, bes. 82 (mit einem Argument dafür, dass Manilius seine Variante nicht selbst erfunden, sondern von einem älteren, heute verlorenen Gewährsmann übernommen habe). 1504 Diese betreffen in der Regel Details der den einzelnen Orten zugeordneten Lebensbereiche. Eine systematische Untersuchung hierzu ist ein Desiderat der Forschung. 1505 Antioch. epit. 1,19 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 116,11–12 (= Nech. et Pet. frg. +16):       .

Stellenkommentar

697

dern auch die in einem älteren pseudepigraphischen Text des ‘Hermes Trismegistos’ enthaltenen Ausführungen zur Dodekatropos referierte, und Dorotheos, worauf ab dem 2. Jh. n.Chr. zahlreiche weitere Quellen bis in die byzantinische Zeit folgen.1506 Die frühesten griechischen Horoskope, in denen die Dodekatropos in praktischer Anwendung begegnet, sind Hor. gr. –71.I.21 und Hor. gr. –42.XII.27 des Balbillos.1507 Eine von den genannten Zeugnissen für die räumliche Konzeption der Dodekatropos und für die Benennung ihrer zwölf Orte zu scheidende Textsorte sind systematische Unterweisungen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos. Diese bieten Dor. p. 361–367 (cf. Dor. arab. 2,21–27, beide Male nur 1., 4., 7., 10. Ort). 1508 Ps.-Maneth. 3[2],8–130 (nur 1., 4., 7., 10. Ort). 1509 Val. 2,4– 15. 1510 Antioch. (?) 1511 carm. de plan. CCAG I (1898), pp. 108–113 (Fragment, nur 1.–5. Ort erhalten).1512 P. Oxy. inv. 73/118a1513 (darin ca. 1506

Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), pp. 100,30–101,9 u. 101,16–29 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,20–22.25–34) u. Dor. arab. 1,5 ~ Heph. 1,12. Zu den späteren Autoren s. die Stellenliste bei Hübner 1995b, 68, in der allerdings die in der vorigen Anmerkung zitierte Antiochos-Stelle fehlt. – Das Argument von von Lieven 2007, 147, dass die griechischen Quellen die Dodekatropos auf ägyptische Autoritäten (s.o. zu Nechepsos und Hermes Trismegistos) zurückführen, verdient Beachtung, ist aber für sich allein genommen nicht verlässlich, wie z.B. die Entdeckung, dass das ‘ägyptische’ System der Gradbezirke in Wahrheit babylonischen Ursprungs ist, zeigt (s.o. S. 725). 1507 Die handschriftliche Überlieferung bietet in beiden Fällen die astronomischen Daten in der Reihenfolge der zwölf Orte und Balbillos beachtete bei seiner Festlegung des  der Primärdirektion (dazu s.u. S. 992) von Hor. gr. –71.I.21 die  und  (CCAG VIII 4, 1921, p. 237,4–5 = Rhet. 6,8,13). 1508 Ordnung: primär  , sekundär I – X – VII – IV. 1509 Ordnung: primär , sekundär I – X – VII – IV (mit Ausnahmen). 1510 Ordnung: primär I – XII – XI – X etc. bis II, sekundär: zu Beginn im 1. Ort       , am Ende im 2. Ort  , dazwischen z.T. sehr unvollständige und ungeordnete Angaben. – Vgl. Val. 4,12,2–16, wo allerdings der spezielle Kontext der Primärdirektionen (hier: ) zu beachten ist. 1511 Der codex unicus behauptet, es handle sich um ein Werk des Antiochos. Diese Attribution wurde teils akzeptiert, teils verworfen. Eine Zusammenstellung der Forschungsmeinungen bietet Pérez Jiménez 2011b, 181 (ebd. Anm. 5 ergänze Pingree 1978a, II 299), der sich selbst des Urteils enthält (181 u. 190) und eine neue Edition des Fragments ankündigt (182). 1512 Ordnung: primär I – XII, sekundär        (mit vereinzelten Abweichungen, die vielleicht durch den schlechten Überlieferungszustand des Textes verursacht sind). 1513 Eine kommentierte Edition dieses vermutlich in das frühe 4. Jh. n.Chr. zu datierenden Papyrus ist in Vorbereitung durch Alexander Jones und den Verfasser (s.o. S. 8, Anm. 38).

698

Antig. Nic. F1 § 26

20 Zeilen zu Venus im 10. Ort). Firm. math. 3,2–13. 1514 Paul. Alex. 24.1515 Olymp. 23.1516 Rhet. 5,57.1517 Lib. Herm. 26 (nur 1. Ort).1518 Kam. isag. 2767–2952 (nur Sonne im 1. Ort).1519 Eine vergleichende Strukturund Quellenanalyse dieser Texte, bei der auch demotische Parallelen (bes. P. Berlin 8345)1520 Berücksichtigung finden sollten, ist ein Desiderat der Forschung.1521 Sie werden im Folgenden bei allen relevanten Aussagen des Antigonos zum Vergleich herangezogen. Die folgende Tabelle (Nr. 14) bietet eine Übersicht aller relevanten Stellen. Darin sind Fälle, wo der Text nicht von einem , sondern von einem   spricht, mit ‘(z.)’ gekennzeichnet, Fälle, wo der Text nicht von einem bestimmten Ort, sondern von der Position in einem der vier kardinalen Orte (I, IV, VII, X) spricht, mit ‘(k.)’, und eine Einzelstelle (F3 § 66b), wo der Bezug auf die Dodekatropos nur implizit vorliegt, mit ‘(i.)’:

1514

Ordnung: primär      , sekundär I – XII. Der Merkur-Teil ist überproportional umfangreich, da Merkur nicht nur in 3,7 – so wie zuvor die übrigen Planeten – per se behandelt wird, sondern danach auch noch seine Aspekte mit jedem der zuvor behandelten Planeten (3,8–12, Ordnung:). 1515 Ordnung: primär I – XII, sekundär        (vollständig nur im 10. u. 11. Ort, in den übrigen z.T. Umstellungen, z.T. auch erhebliche Auslassungen). 1516 Ordnung: s. vorige Anm. 1517 Ordnung: primär XII – I – II etc. bis XI, sekundär jeweils ein Block vermischter Angaben (u.a. zu Planeten, Losen, Mondknoten) und dann       . Pingree 1978a, II 427, datiert Rhet. 5,57 auf “probably ... first century A.D.” 1518 Ordnung: primär I – XII (vermutlich), sekundär    (im Zuge der Behandlung Saturns im 1. Ort bricht der offenbar fragmentarische Text am Ende eines Absatzes ab). Bzgl. der Datierung des Liber Hermetis nach Rhetorios folge ich Pingree. Dieser urteilt (1978, II 431f.), die verlorene griechische Vorlage sei eine nach Rhetorios geschaffene Kompilation z.T. erheblich früherer Quellen und die lateinische Übersetzung sei aufgrund arabischer Einflüsse frühestens in das 12. Jh. zu datieren; vgl. Pingree 1977a, 219: “which [die griech. Version] was probably put together in the ninth or tenth century and translated into Latin in the thirteenth” (diese Datierung wiederholt Pingree 1986, XV; kommentarlos zit. von Feraboli 1994, XXI). 1519 Geht auch auf die Wirkungen vieler verschiedener Konjunktionen und Aspekte der Sonne im 1. Ort mit anderen Planeten ein. 1520 Die erhaltenen Reste des P. Berlin 8345 spezifizieren die Wirkungen von Venus und Merkur in den Orten I – XII. Dabei fehlen aufgrund von Materialverlust bei Venus die Orte V und X sowie bei Merkur die Orte II und VIII–XII. Siehe Hughes 1986 (Transliteration mit engl. Übers. u. Komm.). 1521 Erste Beobachtungen dazu bietet der Komm. zu F3 § 66b (S. 1239).

Stellenkommentar

Ort I

Sonne F1 §§ 26. 29. 37 (k.). 45. 46. F3 § 66a

Mond F1 §§ 26. 29. 37 (k.)

Saturn

Jupiter F1 §§ 29. 33b. 36 (k.)

II

699 Mars

Venus

Merkur

F1 § 26

F1 § 26

F2 § 56 (2x) F3 § 66a. 66b

F2 § 56

F2 § 56 (2x)

F3 § 66b (i.)

F1 §§ 30 (z.). 35. 38

III – IX X

F2 § 56. 58

XI

XII

F1 §§ 30 (z.). 35. 38

F3 § 66b (i.)

Tab. 14: Aussagen in F1–F3 zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den Orten der Dodekatropos

Zusätzlich zu den hier genannten Fällen verweist Antigonos einmal auf die Position des vorausgehenden Neumondes im 10. Ort (F2 § 56, dort erneut  statt ). Zu der in § 26 gebotenen Argumentation des Antigonos, das Kaisertum Hadrians sei durch die Stellung beider Luminare in Verbindung mit Jupiter im 1. Ort verursacht, gibt es einige beachtenswerte Parallelen in den oben genannten einschlägigen Lehrtexten. Bei der Auswahl wurde, da Antigonos im selben Satz die Bedeutung der Partei (s.u. zu   ) betont, Nachtregeln der Vorzug gegeben. In F1 liegt jedoch ein Grenzfall vor, da Hadrians Geburtssonne nicht in einem der tief unter dem Horizont befindlichen Orte steht, sondern im ersten und dort nur wenige Bogengrad unter dem Horizont, was möglicherweise die nachteilige Stellung der astrologisch zum Tag gehörenden Planeten (Sonne, Jupiter, Saturn; s.u. S. 702) in diesem Horoskop abmildert. Die folgenden drei chronologisch geordneten Lehrsätze prognostizieren alle mit Ausnahme des ersten Könige (der erste spricht immerhin von ):

700

Antig. Nic. F1 § 26

– Dorotheos lehrt, wenn der Mond im 1. oder 10. Ort einer Taggeburt stehe, behindere er die Karrieren; wenn er jedoch bei Nacht im 1. oder 10. Ort oder auch in den auf diese folgenden Orten (d.h. im 2. oder 11.) stehe, zeige er ruhmvolle und wohlbekannte Menschen an (Dor. p. 361, 16–17 u. 23–24):          [...].      . – Valens prognostiziert für die (so verstehe ich den Text)1522 gradgenaue Position eines jeden der beiden Luminare im Aszendenten Glück, vor allem dann, wenn Jupiter das Luminar der Partei begleite, was im Falle des Mondes große Könige bewirke (Val. 2,4,6–7):      [...]         [...]     [...]     [...],    [...].         [...]   (!)  Vgl. ebd. 2,4,2   1522 Valens differenziert in Kapitel 2,4 bei jedem einzelnen Planetennotat zwischen  (bzw.    und . Für diese Differenzierung gibt es außerhalb von Val. 2,4 keine Parallelen. Anscheinend will Valens mit dem ersten Ausdruck die Stellung im 1. Ort und mit dem zweiten die gradgenaue Position im aszendierenden Tierkreisgrad bezeichnen. Dafür sprechen grammatische, stilistische und statistische Gründe: Grammatisch verdient die regelmäßige Wahl des ingressiven Aorists Beachtung. Vgl. Val. 3,1, wo in einem anderen Lehrkontext (Wahl des  ) bis 3,1,25 Stellungen der Luminare in kardinalen Orten erwogen werden, wobei die Konditionalsätze keine Aoristformen, sondern nur Präsensformen von   und  enthalten (z.B. 3,1,7      , 3,1,11   , usw.); danach folgen Sonderfälle, in denen die Sonne durch Stellung in ihrer Erniedrigung () bzw. der Mond durch Stellung ‘unter den Strahlen der Sonne’ geschwächt sind; unter diesen Umständen, so Valens, komme das jeweilige Luminar, auch wenn es im 1. Ort stehe, nicht für die Wahl als  in Frage, es sei denn     (!)  (3,1,26 de Sole, cf. 3,1,27 de Luna:       ). Dieselbe Beachtung der Tempora liegt anscheinend Antigonos’ Wahl des statischen Präsens in § 45    zugrunde, wo ja tatsächlich gerade nicht der Moment des Sonnenaufgangs gemeint ist. – Stilistisch verdient Beachtung, dass die Diktion bei anderer Deutung des Textes tautologisch wäre. Statistisch ist zu bedenken, dass einige der Prognosen in Val. 2,4 wie z.B. Königsherrschaft offensichtlich sehr selten in der dem Leser bekannten Realität eintreten. Also dürfen, um dem Lehrsatz nicht seine astrologische Plausibilität zu nehmen, die astronomischen Bedingungen ebenfalls nur selten erfüllt sein, was aber bei zeichengenauer Deutung von  nicht gegeben ist, da die Bedingung dann ja durchschnittlich in jedem zwölften Fall, also viel zu häufig, erfüllt wäre.

Stellenkommentar

701

. – Rhetorios billigt dem Mond nur dann, wenn er im 1. Ort in Konjunktion mit einem weiteren Planeten (m.E. Jupiter, s.u.) tritt, die Erschaffung von Königen zu, lässt aber auch diese Prognose nur dann gelten, wenn keiner der ‘Übeltäter’ den Mond beeinträchtigt, genauer gesagt, wenn weder Mars im gegenüberliegenden 7. Ort steht noch Saturn durch körperliche Anwesenheit oder durch einen Aspektwurf den Mond in Mitleidenschaft zieht. Alle von Rhetorios geforderten Bedingungen sind erfüllt. Sein Text lautet (Rhet. 5,57,101–102 = CCAG VIII 4, 1921, p. 138,3–8):           1523 (!)                    .1524 1523

 ist meine Ergänzung,  hat bereits Pingree ergänzt. Die Parallele bei Firm. math. 3,13,1 ist leider – vielleicht überlieferungsbedingt – so stark verkürzt, dass sie weder zur Bestätigung der Konjektur dienen kann noch überhaupt eine zitierwürdige Auskunft über die Mondwirkung bei Nacht im 1. Ort bietet. Dass jedenfalls bei Rhetorios die konjekturale Ergänzung eines Planetennamen im Dativ notwendig ist, ergibt sich aus der Wortbedeutung und Konstruktion von  und wird dadurch bestätigt, dass in demselben Rhetorioskapitel einige weitere Planetennamen ausgefallen sind, die aber in der Parallelversion des Firmicus noch erhalten sind. Vgl. ebd. 5,57,91 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 136,9–10)    [cf. Firm. math. 3,5,2]   sowie auch 5,57,106 (= CCAG p. 138,20–22)         [cf. Firm. math. 3,13,2; an potius ?] [sc. ]        . Umgekehrt erlaubt die zuletzt zitierte Rhetoriosstelle eine Emendation bei Firm. math. 3,13,2, wo es angesichts von  doch wohl duces statt iudices heißen muss (unwahrscheinlich: indices, zumal diese Vokabel bei Firmicus überhaupt nicht belegt ist). 1524 Conieci, codd. Cumont Pingree. – Abschließend noch ein Hinweis auf Kamateros: Dieser vereint in einer Prognose, die sich auf die Präsenz beider Luminare im 1. Ort und in einem männlichen Zeichen bezieht, gleich mehrere für das Hadrianhoroskop relevante Details, wobei aber leider die Protasis lückenhaft (v. 2941) überliefert ist und, soweit erkennbar, nicht genau zu der Situation in F1 passt. Die ohne Korruptelen überlieferte Apodosis seiner politischen Verse lautet (Kam. isag. 2944–2949):    ¦    |     ¦  (cf F1 § 26)| ¦ |    ¦    |  (cf. F1 § 29)   ¦ | [cf. F1 § 33b ] ¦| 

702

Antig. Nic. F1 § 26

 Wir werden gleich sehen, dass ergänzend einige sehr vorteilhafte Lehrsätze über die alleinige Wirkung Jupiters im 1. Ort Beachtung verdienen (s.u. Komm. zu § 26   ), und wir werden später anlässlich von F3 sehen, dass vorteilhafte Prognosen bezüglich der Sonne im 1. Ort eigentlich nur für Taggeburten gelten. 1525 Insgesamt wird dadurch deutlich, dass nach den unter antiken Astrologen allgemein anerkannten Lehren eigentlich nur der Mond und Jupiter das Kaisertum Hadrians bewirkt haben können. Der Umstand, dass Antigonos der Sonne eine zumindest sekundäre Rolle in dieser multikausalen Wirkung zubilligt, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es sich, wie oben bereits gesagt, um einen Grenzfall handelt, da Hadrians Geburtssonne nur 7° unter dem Horizont steht und der Tag somit ca. 20 Minuten nach Hadrians Geburt beginnen wird. : Die maßgebliche Besprechung dieses terminus technicus bietet Denningmann 2005, 164–182. 1526 Denningmann untersucht nicht nur die relevanten Zeugnisse, sondern sie zeigt auch (179–182), dass der von Cumont im Jahre 1909 mit Gewissheit formulierte und seither oft wiederholte Satz, die -Lehre sei ägyptischen Ursprungs,1527 nicht haltbar ist. Vielmehr gibt es gewichtige Indizien für den babylonischen Ursprung dieser Lehre. Hier genügt es, die wichtigsten Daten zusammenzufassen. Die antike Astrologie unterscheidet zwei ‘Parteien’ (so übersetzt Denningmann  = lat. sectae) von Planeten, diejenige der Nacht (Mond, Venus und Mars:  ) und diejenige des Tages (Sonne, Jupiter und Saturn:  ). Merkur ist, wie so oft in der antiken Astrologie, ambivalent: Als Morgenstern (so hier in F1) wird er dem Tag zugeordnet, als Abendstern der Nacht. Die frühesten Belege für die -Lehre betreffen Thrasyllos und den wahrscheinlich noch älteren Imbrasios von Ephesos.1528 Da bereits Teukros von Babylon (spätestens 1. Jh. v.Chr.) zwischen Tag- und Nachtkonstellationen unter-

1525

S.u. Komm. zu F3 § 66a      (s.u. bes. Anm. 3020). Während dort Ps.-Maneth. 3[2],106–111 über die Sonne im 1. Ort eine wichtige Rolle spielen wird, behandelt derselbe Dichter den Mond im 1. Ort extrem knapp (ebd. 3[2],120f.) und trägt dabei nichts Brauchbares zur Besprechung von F1 § 26 bei. 1526 Zur Weiterentwicklung vom Griechischen ins Arabische s. Bezza 2007. 1527 Cumont 1909b, 22 (= 1913, 468). 1528 Vgl. die Zusammenfassung des thrasylleischen ‘Pinax’ im CCAG VIII 3 (1912), p. 100,22–24 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,16) und das von Cumont 1935b, 125,1– 15 edierte Fragment des Imbrasios von Ephesos.

Stellenkommentar

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scheidet, ist die Lehre vermutlich noch älter.1529 Wichtige spätere Ausführungen zur -Lehre bieten Ps. Cens. (re vera Varro) 1530 frg. 3,10. Ptol. apotel. 1,7. Val. 2,1,1.3.6. Antioch. epit. 1,1 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 112,8–13. P. Mich. III 149, col. VIII,16–19. Firm. math. 2,7,2. Paul. Alex. 6. Rhet. 5,2,1 1531 . In den griechischen Papyrushoroskopen wird nach Baccani 1992, 85, fast immer angegeben, ob es sich um eine Tag- oder Nachtgeburt handelt.1532 Antigonos scheint die explizite Angabe in allen drei Horoskopen unterlassen zu haben (zu Ep.4 s.u.). Da hier (F1) die Sonne noch 7° unter dem Horizont steht, handelt es sich um ein Nachthoroskop. In diesem Sinne gehört das Horoskop als ganzes zu derselben Partei wie der Mond. Der Sinn dieser Stelle ist unzweifelhaft. Da sie dennoch zu Verwirrung führte,1533 vgl. Ep.4     , wobei es sich ebenso um einen verdeutlichenden Zusatz des Johannes Abramios (Ep.4) wie um ein Stück in  verlorenen Originaltextes handeln kann.  : Je exakter eine Konjunktion, desto stärker ihre astrologische Wirkung. Vgl. oben zu § [22add.]  und unten zu § 28  . Auf die Mond-Jupiter-Konjunktion im Horoskop Hadrians verweist Antigonos noch zwei weitere Male (§§ 41 u. 45). – Ep.4 bietet  nicht vor, sondern nach  . Dagegen spricht aber der Sinn ( modifiziert beide folgenden Elemente und hat nach  die denkbar günstigste Stellung) und das Zeugnis von Exc.1; außerdem s.o. zu § 22    : Jupiter auf gradgenauer Position im Aszendenten begünstigt schon für sich allein genommen die Geburt von ruhmreichen Staatslenkern: si Iuppiter in primo cardine partiliter id est in parte horoscopi fuerit constitutus, [...] faciet nobiles gloriosos magnis semper praepositos

1529

Siehe Denningmann 2005, 165. Siehe Crian (demnächst). Vgl. ferner Leo 1889, 2821, zu einem anderen Teil des Fragmentum Censorini (Ps. Cens. frg. 13–15): “das metrische Kapitel [...] scheint ganz aus Varro zu stammen, aus dem es etwa zur Zeit des Censorinus exzerpiert sein kann”. 1531 Dazu Burnett – Pingree 1997, 133. 1532 Dasselbe ist nach Winkler 2009, 370, in den demotischen Papyrushoroskopen aus Tebtunis Usus. 1533 Neugebauer – van Hoesen 1959, 9010: “Meaning not clear”. 1530

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civitatibus (Firm. math. 3,3,1).1534 Streng genommen gilt dies allerdings nur für Taggeburten (vgl. ebd. 3,3,2). Ohne auf diese Differenzierung einzugehen, lehrt Ps.-Maneth. 3[2],32–35:     |        |   |      Vgl. auch Dor. arab. 2,24,1: “If Jupiter is in the ascendent, he will possess a good marriage and children and brothers and reputation, especially in a diurnal nativity”. Die erhaltene griechische Dorotheosparaphrase derselben Stelle scheint einen Textausfall erlitten zu haben, bestätigt aber zweifelsfrei, dass bei Nachtgeburten die beschriebenen Wirkungen prinzipiell nicht aufgehoben, sondern nur gemindert werden. Der Text lautet inklusive einer mir erforderlich erscheinenden diagnostischen Konjektur (Dor. p. 363,7–9):                1535  Ähnliches gilt, wenn obendrein, so wie hier, der Mond gradgenau hinzutritt: si Luna cum Iove fuerit partiliter in horoscopo constituta, […] erunt sane clari nobiles et potentes (Firm. math. 4,24,5). Die glückbringende astrologische Wirkung der Wohltäter in Konjunktion mit dem Mond erwähnt, wenngleich in sehr allgemeiner Formulierung, schon Cic. div. 1,85 (zit. in Anm. 1926); sie muss also sehr alt sein. Die zitierten Jupiterwirkungen lassen sich in verschiedenen Nuancen durch das Mittelalter bis in die Neuzeit hinein reich belegen. So steht z.B. im Einweihungshoroskop der kaiserlichen Residenzstadt Konstantinopel (Hor. gr. 330.V.11), das Demophilos um 990 n.Chr. verfasste, Jupiter im aszendierenden Tierkreisgrad (und in nächster Nähe auch Venus),1536 und Girolamo Cardano (1501–1576) interpretiert Jupiter im Aszendenten des Christushoroskops als Zeichen für Adel und Gerechtigkeit.1537 1534

Grundlegende Informationen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos bietet der Komm. zu F1 § 26   (ab S. 697). 1535 Zur Begründung der Konjektur: Die Wirkung    war ursprünglich offensichtlich nicht als die eines weiblichen Zeichens intendiert. Zu meinem Ergänzungsversuch vgl. Val. 1,2,55–56     [...].    [...] Der Textausfall wäre dann durch (sensu lato) saut du même au même verursacht worden. 1536 Vgl. Pingree 1977b, 306. 1537 Dazu Whitfield 2001, 160. – Zur Relevanz der Konjunktion von Mond und Jupiter für Könige vgl. auch Pellegrino Prisciani, den Hofastrologen von Ferrara: Dieser mahnte die stolze Leonora von Aragón, die sich weigerte zu beten, sie möge dem Beispiel der

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      :  hier steigernd, ‘noch dazu’, ‘obendrein’ (vgl. § 28 ). Vgl. die Formulierung bei Rhet. 6,52,32 (Hor. gr. 497.X.28) über Merkur:   Antigonos bezieht sich hier auf den heliakischen Aufgang (     oder auch    ) des Jupiter, d.h. das Datum, an welchem dieser Planet erstmals morgens vor Sonnenaufgang wieder sichtbar sein wird. Grundsätzlich zum heliakischen Aufgang unten S. 741 im Kommentar zu § 27    (Punkt 2). Da Jupiter im Hadrianhoroskop nach Auskunft des Antigonos nur 7° von der Sonne entfernt steht (§ 22), wird er durch deren grelles Licht überstrahlt und befindet sich in seiner mehrere Wochen dauernden Phase der Unsichtbarkeit. Die Sonne hat Jupiter bereits ‘überholt’, und mit jedem weiteren Tag wächst die Distanz der beiden Himmelskörper aufgrund der viel schnelleren Bewegung der Sonne durch den Tierkreis um ca. einen weiteren Grad. Nach Ptol. synt. 13,7 p. II 593,9 H. wird Jupiter in einer Entfernung von 12¾° erstmals wieder als Morgenstern vor Sonnenaufgang sichtbar sein und seine  (‘Erscheinung’) haben. 1538 Für die übrigen Planeten gelten je nach Helligkeit andere Werte. In der Astrologie jedoch wurde allgemein mit einem arcus visionis1539 von 15° für das Heraustreten jedes der fünf echten Planeten aus dem Glanz der Sonne gerechnet. Dabei handelt es sich um einen Traditionswert, der viel älter ist als die präzisen, nach einzelnen Planeten differenzierten Angaben des Ptolemaios. Schon die babylonische Astronomie kannte die Faustregel, dass ein Ekliptikbogen von der Länge eines Tierkreiszeichens (30° i.S.v.  ± 15°), durch die Sonne unsichtbar gemacht werde. 1540 Diesen Richtwert übernahmen die griechischen Astronomen (erstmals belegt bei Autolykos von Pitane, ca. 300 v.Chr.) und in ihrem Gefolge die Astrologen, unter denen der 15°-Wert erstmals bei Serapion – d.h. schon sehr früh – belegt ist.1541 Der aufmerksame Leser wird mit Verwunderung feststellen, dass Antigonos von nur sieben Tagen bis zum heliakischen Aufgang des Jupiter ‘Könige von Griechenland’ folgen, die zu beten gepflegt hätten, wenn der Mond in Konjunktion mit Jupiter gestanden habe (Grafton 1999, 22). 1538 Zu diesem terminus technicus vgl. C. Orlando in Orlando – Torre 1991, 301 mit Anm. 23. 1539 Zum Begriff vgl. Neugebauer 1975, 2341. 1540 Neugebauer 1975, 829. 1541 Zu Details und weiteren Belegen s. Neugebauer 1975, 760f. u. 829. Siehe jetzt auch Denningmann 2005, 38121 (mit weiterer Lit.).

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Antig. Nic. F1 § 26

spricht. Da die Sonne mit ca. 1°/Tag durch den Tierkreis wandert und Jupiter im Durchschnitt 1/12 Grad pro Tag zurücklegt, macht schon eine Überschlagrechnung klar, dass im Falle Hadrians die Distanz zwischen der Sonne und dem ihr folgenden Jupiter, die bei der Geburt angeblich 7° betrug, sieben Tage später kaum mehr als 13° oder 14° betragen kann. In Wahrheit wuchs die Distanz in diesem Zeitraum sogar nur um 5° 22.1542 Warum sagt Antigonos also nicht ‘nach acht Tagen’ oder ‘nach neun Tagen’? Die Antwort ist nicht etwa in einer Verderbnis des Zahlwerts ( ) zu suchen, sondern liegt darin, dass es ihm gerade auf den astrologisch signifikanten siebten Tag ankommt. Er fordert ja in § 51 ausdrücklich dazu auf, nicht nur die Position des Mondes, sondern auch die der übrigen Planeten am 3., 7. und 40. Tag nach der Geburt zu untersuchen.1543 Man vergleiche seine Aussage zum heliakischen Aufgang des Saturn drei Tage nach der Geburt des Pedanius Fuscus (F3 § 63           ), die durch dieselbe Lehre ihre Erklärung findet. Während dort allerdings, wie der Kommentar zur Stelle zeigt, die Tageszahl () astronomisch einleuchtet, haben wir es im hiesigen Fall wahrscheinlich mit einer leichten Stilisierung bzw. Schönung im Interesse der astrologischen Perfektion zu tun. Auch andere Astrologen knüpfen im Sinne der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag glückbringende Prognosen an den heliakischen Aufgang eines Planeten am siebten Tag. 1544 Im Kommentar zu §§ 50–51 wird zu zeigen sein, dass die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag eine Differenzierung nach Lebensaltern impliziert: Der der Geburt nächste der drei Termine, d.h. der 3. Tag, ist auf einen relativ frühen Lebensabschnitt zu beziehen, der 7. Tag auf die Lebensmitte, der 40. Tag auf das Lebensende. So gesehen passt es hier vortrefflich, den 7. Tag des olympischen Herrschers Jupiter auf die Erhebung Hadrians zum irdischen Herrscher etwa in der Mitte seines Lebens (im 42. Jahr) zu beziehen.

1542

Jupiter war vom 24.–31. Januar 76 n.Chr. rechtläufig und bewegte sich um 1° 40 vorwärts, die Sonne hingegen um 7° 02. Die Distanz Sonne-Jupiter wuchs also um 5° 22. Da Antigonos aus seinen Tabellen leicht ersehen konnte, dass Jupiter rechtläufig war, muss er gewusst haben, dass die fragliche Distanz nach sieben Tagen nur maximal 13°–14° betragen konnte. 1543 Mehr dazu im Kommentar zu §§ 50–51. 1544 Vgl. das unten im Kommentar zu §§ 50–51 gesammelte Material, bes. S. 913 unmittelbar vor und nach Anm. 2206 sowie auch S. 921 bei Anm. 2229 und S. 923 bei Anm. 2234.

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   –: Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 . : Die astrologische Lehre von der  (‘Speerträgerschaft’), auf die Antigonos in allen drei Horoskopen rekurriert,1545 hat Denningmann 2005 als einen besonders interessanten Fall von soziomorpher Metaphorik in der antiken Planetenastrologie monographisch untersucht. Es genügt hier, die Ergebnisse dieser mustergültigen Studie zusammenzufassen. 1546 Als Vorbild der planetaren  diente nicht der byzantinische Hof,1547 sondern der persische, wo die Speerträger () bei der Repräsentation des Großkönigs eine bedeutende Rolle spielten.1548 Die Griechen übernahmen die Vorstellung und projizierten die Rolle der irdischen Speerträger, die den König umringen, auf die Planeten. Doch nicht immer, wenn von den Planeten als ‘Speerträgern’ der Sonne die Rede ist, liegt eine astrologische Auffassung zugrunde. Dies hat besonders im Falle von Philon und Proklos, deren Konzept der planetaren Doryphorie philosophisch-theologisch, nicht astrologisch gemeint ist, zu Missverständnissen geführt. Das von Philon und Proklos verwendete Konzept der Doryphorie stellt auch nicht, wie manche annahmen, eine Modifikation astrologischer Lehren dar, sondern erwächst aus einer philosophischen Tradition, die von Platon ausgeht.1549 Die astrologische Übertragung des Begriffs ‘Speerträger’ auf die Planeten ist seit Serapion (2. oder 1. Jh. v.Chr.) belegt.1550 Nach Serapion gehen die Speerträger der Sonne voran, während sie dem Mond folgen. Dies ist nicht nur die früheste bezeugte astrologische Form der  , sondern auch die am weitesten verbreitete. Serapion soll aus ‘Nechepsos und Petosiris’ geschöpft haben, und da Antigonos, dessen Astrologie insgesamt in derselben Tradition steht (§ 21), in jedem der drei erhaltenen Horoskope die Doryphorie im Sinne des Serapion anwendet, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir es hier tatsächlich mit der von ‘Nechepsos und Petosiris’ gelehrten Doryphorie zu tun haben. In der bei Serapion und Antigonos vorliegenden Form ist die Lehre der Doryphorie denkbar einfach: Es kommt nur darauf an, dass die  1545

Außer der hiesigen Stelle vgl. §§ 27[2x].30.33b.34.36[3x].37[2x].38. F2 § 58[2x]. F3 § 66a. 1546 Das folgende z.T. wörtlich nach Denningmann 2005, 381–385. 1547 So zu Unrecht Bouché-Leclercq 1899, 252. 1548 Denningmann 2005, 24–26 u. 381. 1549 Denningmann 2005, 123–163, bes. 160–163. 1550 Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 227,8–10. Siehe dazu Denningmann 2005, 48–62 (Rekonstruktion des Textes und inhaltliche Analyse).

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Antig. Nic. F1 § 26

 beziehungsweise die   im Sinne der Tagesrotation der Sonne vorangehen und dem Mond folgen. Es werden keine Bedingungen an die zodiakale oder mundane1551 Position der speertragenden Planeten formuliert; nur sollen sie von dem Luminar, das sie begleiten, nicht weiter als eine maximale Distanz entfernt stehen. Antigonos nennt in F2 § 54 eine Grenze von 90° als maximale Distanz zur Sonne, zum Mond äußert er sich in den erhaltenen Fragmenten nicht. Die 90°Grenze für die Sonne, die vielleicht ebenso für den Mond gilt,1552 ist ohne Parallelen in anderen Texten. Paulos Alexandrinos terminiert die Doryphorie bei 120° (Sonne) beziehungsweise 60° (Mond),1553 arabische und jüdische Quellen sprechen von 60°.1554 Dass die Speerträger der Sonne in einem begrenzten Abstand vorausgehen und dem Mond in einem ebenfalls begrenzten Abstand folgen müssen, hat wahrscheinlich in realen Sichtbarkeitsverhältnissen und babylonischen Geflogenheiten seinen Ursprung, denn in keilschriftlichen Omentexten werden (a) der Sonnenaufgang und (b) die erste Sichtbarkeit des Mondes nach seiner Phase der Unsichtbarkeit als Ankunft des Königs mythisch ausgedeutet.1555 Im Fall (a) sind Planeten, die der Sonne in der Tagesrotation vorausgehen, kurz vor dem Aufgang der Sonne über dem östlichen Horizont sichtbar, gleichsam als Vorboten (während eventuelle der Sonne folgende Planeten nach dem Aufgang des Luminars im gleißenden Tageslicht unsichtbar sind); im Fall (b) ist die Sichel des neuen Mondes kurz nach Sonnenuntergang am westlichen Horizont sichtbar, und falls Planeten der Mondsichel folgen, auch diese (die der Sonne vorausgehenden Planeten hingegen sind bereits untergegangen und somit unsichtbar). Den speziellen Fall der Doryphorie im Hadrianhoroskop hat Denningmann 2005, 337–343, untersucht. Ihre wichtigsten Ergebnisse sind: a) Antigonos folgt (ebenso wie in F2 u. F3) der ältesten fassbaren Definition (Serapion); b) die Sichtbarkeitsphasen gelten ihm nicht als ein für die Doryphorie relevantes Kriterium; c) Venus, Mars und die Sonne fol1551

D.h. mit Bezug auf den Horizont und die Kardinalpunkte. Die größte Mond-Distanz, bei der Antigonos in den konkreten Fällen noch von Doryphorie spricht, beträgt 51° (Mars-Mond in F1 § 26). F1–F3 bieten keine Planetenpositionen, die gegen die Annahme einer Doryphorie bzgl. des Mondes bis max. 90° sprechen. 1553 Paul. Alex. 14 p. 30,14–19 (zit. in Anm. 2852); vgl. Denningmann 2005, 67f. 176. 348. 1554 Mehr dazu bei Denningmann 2005, 322f. 348. 1555 Denningmann 2005, 384; vgl. ebd. 61f. 1552

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gen in der hier vorliegenden Konstellation als Speerträger dem Mond, wobei die Sonne ihrerseits drei Speerträger hat (Saturn, Merkur und Jupiter), die ihr vorausgehen; d) obwohl der Mond ebenfalls der Sonne vorausgeht, wird er nicht als Speerträger bezeichnet, wohl deshalb, weil er das Luminar der Partei (F1 = Nachthoroskop) ist;1556 e) die fünf speertragenden Planeten sind den Luminaren im Sinne der -Lehre perfekt zugeordnet,1557 da die astrologisch zum Tag gehörenden Planeten (Jupiter, Saturn und hier – da er Morgenstern ist – auch Merkur) der Sonne vorausgehen und die zur Nacht gehörenden (Venus und Mars) dem Mond folgen (diesen Idealfall fordert die Lehre der Doryphorie aber nicht ausdrücklich, in F2 u. F3 ist er auch de facto nicht gegeben); f) letztlich eskortieren in F1 also alle Planeten den Mond, teils direkt (Sonne, Venus, Mars), teils indirekt (Saturn, Jupiter, Merkur), entsprechend dem folgenden Schema:1558 Tagesrotation

Saturn – Merkur – Jupiter /

Mond –

Sonne

– Venus – Mars

Diagr. 10: Die Doryphorie im Horoskop Hadrians

Was die astrologische Deutung betrifft, wendet Antigonos die Lehre von der Doryphorie in allen drei erhaltenen Horoskopen an, um Aussagen über den sozialen Status des Nativen zu begründen. Nach Denningmann1559 wird hier das Prinzip der Projektion und Reflexion soziomorpher Modelle besonders deutlich: In einem ersten Schritt werden die Luminare als Abbild des irdischen Königs und die fünf Planeten als Abbilder der irdischen Speerträger des Königs gedeutet. In einem zweiten Schritt werden Rückschlüsse auf die Erde gezogen, und zwar in dem Sinne, dass die Luminare diejenigen sind, die irdischen Herrschern die Macht verleihen (cf. § 34       ), sofern sie in einer Geburtskonstellation mit Bezug auf die Kardinalpunkte 1556

S.o. zu § 26 . Zum Zusammenhang zwischen  und  s. Denningmann 2005, 164–182 u. 382, über P. Mich. III 149 und Paul. Alex. 6. 1558 Der Mond steht in Wahrheit nicht genau in der Mitte der sieben Planeten, da Jupiter nach § 22 gradgenau bei ihm steht; deshalb der Schrägstrich nach Jupiter (ebenso Denningmann 2005, 340, Abb. 34). 1559 Denningmann 2005, 353. 1557

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Antig. Nic. F1 § 26

und die Qualitäten der Tierkreiszeichen stark gestellt sind und viele Planeten als ‘Speerträger’ haben. Der genaue Umfang von Macht und sozialem Status des Nativen wird daran geknüpft, wie vollkommen die astronomische Konstellation die genannten astrologischen Bedingungen erfüllt. Das Horoskop des Kaisers Hadrian stellt ein mustergültiges Beispiel für die Lehre der Doryphorie dar. Das Prinzip der Reflexion des soziomorphen Modells bringt Antigonos am deutlichsten in § 36 zum Ausdruck.1560 Auf den Befund in F2 und F3 wird später im Detail einzugehen sein (s.u. zu F2 § 58  u. F3 § 66a ). Von anderen Autoren sind nur sehr wenige praktische Anwendungen der Lehre von der Doryphorie erhalten; vgl. Val. 2,27,8–12 (= Hor. gr. 101.III.5)1561 und Hor. gr. 905.IX.3 (Const. VII Porph.) cap. 1 u. 9.1562 Zuletzt ist darauf hinzuweisen, dass Bouché-Leclercq seine Darstellung der Doryphorie (1899, 252–254) in Unkenntnis wichtiger Quellen, die erst später publiziert wurden, auf drei durch Porphyrios überlieferte Definitionen stützte. Diese Definitionen hat man in der Folgezeit oft zu Unrecht als maßgeblich für die antike Lehre von der Doryphorie betrachtet. Denningmann hat gezeigt, dass die Definitionen des Porphyrios, die von Hephaistion exzerpiert wurden und letztlich auf Antiochos von Athen zurückgehen,1563 nichts als komplizierte Sonderlehren sind,1564 die – ebenso wie andere astrologische Sonderlehren – der Experimentierfreudigkeit eines einzelnen Astrologen entspringen.1565 In der Praxis der griechisch-römischen Astrologen haben diese Sonderlehren keine Spuren hinterlassen. 1560

S.u. zu § 36  – . Darin zur Doryphorie als Grund der machtvollen Stellung des Nativen (Val. 2,27,9):            . 1562 Dazu Denningmann 2005, 329–332 u. 353–360 (s. auch ebd. 360–362 zu Hor. gr. 1345.II.5, dem anonymen Horoskop eines vornehmen venezianischen Gesandten). 1563 Porph. isag. 29 pp. 204,18–205,29 (~ Heph. 1,17 ~ Antioch. epit. 1,17 [ex isag.], CCAG VIII 3, 1912, pp. 115,10–116,2). 1564 Daher auch der Unmut Bouché-Leclercqs a.a.O. (“c’est le gâchis complet”, “il faut renoncer à s’orienter dans ce fatras”, “un chaos inintelligible” etc.). 1565 Neben der  sind Sonderlehren des Antiochos von Athen auch mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit bezüglich der folgenden Fachbegriffe bzw. Begriffspaare erkennbar: ,  und  /  (s.u. S. 1220–1226),  und  (s.u. S. 807),   ,    und    (s.u. S. 1074f.), (s.u. Anm. 1735). 1561

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: soEp.4; dagegen bietet P  (übernommen von Pingree, ohne Angaben im Apparat) und Exc.1 . Die Lesarten in P und Exc.1 verweisen auf einen Fehler in  (s. Stemma S. 120). Der Gedankengang des Antigonos ist klar geordnet und fasst erst mit § 27 die Speerträger der Sonne ins Auge, die ihrerseits als Speerträger des Mondes fungiert. Es muss daher  (sc. ) heißen. Die Lesart  ist nicht nur inhaltlich, sondern auch grammatisch unmöglich.1566 : ‘Sterne’.1567 Das semantische Spektrum von  ist weit und damit an vielen Textstellen interpretationsbedürftig, denn dieser schon bei den vorsokratischen Naturphilosophen geläufige Oberbegriff für alle Himmelskörper kann sowohl die Fixsterne als auch die sieben Wandelsterne bezeichnen, darüber hinaus auch Kometen, Sternschnuppen und Meteore. 1568 Im Falle der Wandelsterne können entweder nur die fünf echten Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur oder auch zusätzlich zu diesen fünf die beiden Luminare gemeint sein, nicht jedoch die Luminare allein (s.o. zu § 26   ). Häufig, aber nicht immer, wird das Gemeinte durch Attribute verdeutlicht. Die geläufigsten Junkturen in astronomischen und astrologischen Texten sind zur Bezeichnung der Fixsterne   (s. F5 § 70) oder kurz    (s. F1 § 28 [2x] u. F5 § 68), zur Bezeichnung der ‘Wandelsterne’    (s. F1 § 28 u. F5 § 68) oder kurz   (s. F1 § 37). Bei anderen Autoren heißen die zuletzt genannten auch   oder  , im Lateinischen errantia sidera, errantes stellae, planetae.1569 Die für die Universalastrologie bedeutenden Kometen heißen  (), die demselben Teilgebiet der Astrologie zuzurechnenden, aber nur extrem selten Erwähnung findenden1570 Stern1566

Deshalb hätte Pingree, wenngleich es nicht seine Absicht war, den Text des Antigonos zu konstituieren, sondern den jedes einzelnen Überlieferungsstrangs der Hephaistiontradition, zumindest hier unbedingt der richtigen Lesart von Ep.4 folgen müssen, so wie er es im unmittelbaren Kontext auch mehrmals tut. 1567 Zur etymologischen Verwandtschaft des griechischen und des deutschen Begriffs s. Kluge – Seebold 1999, 794, s.v. ‘Stern1’, u. vgl. Beekes 2010, 156f., s.v. , u. De Vaan 2008, 585, s.v. stlla. 1568 Die Differenzierung bei LSJ + Suppl. 1996 s.v.  I.1 ist völlig unzureichend, diejenige des DGE s.v.  I.1 etwas besser. Boll 1917b betont zu Recht, dass mit  immer ein einzelnes Objekt gemeint ist, also z.B. nie ein aus mehreren Fixsternen bestehendes Sternbild. 1569 Vgl. Le Bœuffle 1987, 131f. (Nr. 488) s.v. errantes u. 216f. (Nr. 965) s.v. planetes. 1570 Siehe jedoch Heph. 1,22,14 (= Nech. et Pet. frg. 7,31–32)        und die glei-

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Antig. Nic. F1 § 26

schnuppen und Meteore  () oder    bzw.    (). Wenn in genethlialogischen Texten die Attribute  beziehungsweise  fehlen, ist in der Regel leicht aus dem Kontext ersichtlich, welche der beiden Kategorien von Himmelskörpern ( ) gemeint ist. Schwieriger kann jedoch die Binnendifferenzierung im Falle der Wandelsterne sein, denn mal sind nur die fünf echten Planeten gemeint, mal die fünf Planeten und die beiden Luminare. Belege aus den Antigonosfragmenten mögen genügen: So bedeutet F1 § 37   eindeutig ‘alle echten Planeten’ unter Ausschluss der Luminare (sinngleich: F5 § 68   ); ebenso eindeutig sind jedoch in F2 § 56 mit   alle sieben Wandelsterne gemeint, und dasselbe gilt wohl auch für F2 § 60 . Nicht alle sieben Wandelsterne, sondern aus Planeten und Luminaren gemischte Gruppen bezeichnen ferner F2 § 56    (Sonne, Mars, Venus, Merkur) und T4     (Mond, Jupiter, Merkur).1571 Nicht eindeutig klar ist der Sinn von F2 § 57      (s. Komm. z.St.). Siehe auch unten zu § 37     :  bezeichnet die verschiedenen Formen von Affinität, die sich aus den Positionen der Planeten im Verhältnis zu den Tierkreiszeichen oder zueinander – z.B. durch Aspekte – ergeben.1572 Hier bezieht sich  auf die Planetenwürden (s. nächstes Lemma). Vgl. z.B. Val. 2,27,4 (Hor. gr. 86.VIII.11), wo ebenfalls eine hohe Würdenstellung begründet wird:         .1573 Dem Sinn nach eng verwandt mit   ist  ; mehr dazu im Kommentar zu § 32    . Bei Antigonos vgl. ferner § 43       che Stelle im Wortlaut von Heph. epit. 4,19,13        1571 Siehe das Diagramm zu Hor. gr. 487.IX.5 oben S. 517. 1572 Dasselbe gilt für die Substantive  und . Zu  und verwandten termini technici vgl. R. Torre in Orlando – Torre 1991, 304, Abb. IV. 1573 Neugebauer – van Hoesen 1959, 942 ad loc., finden die Aussage des Valens unklar. Aber dieser bezieht sich wohl auf die Positionen der beiden Rang und Ehren symbolisierenden Planeten Sonne und Jupiter in ihren eigenen Häusern (, ; darüber hinaus steht die Sonne im Aszendenten). – Zu  s. ferner Bouché-Leclercq 1899, 391 u. 4215 a.E.

Stellenkommentar

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 (im Sinne der Planetenwürden) sowie § 37   (in anderem Sinne: s. Komm. z.St.). Positionsangaben werden in antiken Horoskopen häufig mit   formuliert. Das ‘Finden’ bezieht sich nicht auf direkte astronomische Observation, die zur Stellung von Horoskopen unüblich war, sondern auf die Konsultation der Planetentafeln ().1574 Vgl. F1 § 50 . § 52 . F5 § 73 . Beispiele aus Originalhoroskopen: P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), Z. 1 u. 4 . P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 30.36.42.48.53 . P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. I,12  P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138–161), Z. 2.4.6.8 . P. Oxy. astron. 4276 (Hor. gr. 150–250a), col. II,6 . P. Oxy. astron. 4284 (Hor. gr. 250–300a), Z. 9 . P. Oxy. astron. 4283 (Hor. gr. 250–350b), fr. 2, Z. 3  Die Verwendung von Planetentafeln zur Berechnung von Horoskopen war in der Antike nicht etwa eine Zweckentfremdung wissenschaftlicher Hilfsmittel, sondern der Hauptgrund, warum solche Tafeln erstellt und vervielfältigt wurden.1575   : Die ‘Erhöhung’ (, singulär auch ;1576 lat. altitudo, exaltatio)1577 eines Planeten ist eine der fünf Planetenwürden, die die griechisch-römischen Astrologen zu untersuchen pflegten.1578 Die übrigen vier sind die ‘Häuser’ ( s.u. zu § 27   ), die ‘Dreiecke’ ( s.u. zu § 26   ), die ‘Gradbe1574

Vgl. z.B. Heph. 2,2,4      (ähnlich Heph. 2,11,40 u. Val. 9,18,2). – Zu antiken Planetentafeln siehe exemplarisch oben S. 600 bei Anm. 1096 (Stobart-Tafeln). – Zur Bedeutungslosigkeit der Observation in der antiken astrologischen Praxis (trotz rhetorischer Beibehaltung des Anspruchs mancher Quellen, man stütze sich auf Observation) s. Lehoux 2004, bes. 240–243. 1575 Vgl. Jones 1999a, I 5: “In contrast to the modern conception of Greek astronomy as a theoretical enterprise, the papyri portray a science that was overwhelmingly directed towards prediction. […] The great majority, however, of the astronomical papyri [from Oxyrhynchus] were part of the equipment of practical astrology.” Siehe auch Bohleke 1996, 2684: “Whereas contemporary scholarship has sometimes tiptoed around pseudoscience latching onto texts which can be studied in a modern scientific context, I doubt very much that the Greek Imperial world, especially in the first two centuries AD, would have undertaken astronomical pursuits without exploiting the opportunity to seek out astrological meaning.” 1576 P. Mich. III 149, col. XVI,23–35 (neun Belege, davon einige beschädigt). 1577 Vgl. Le Bœuffle 1987, 40 (Nr. 62c) s.v. altitudo u. ebd. 133 (Nr. 494) s.v. exaltari, exaltatio. 1578 Die grundlegende Darstellung der Lehre bietet Bouché-Leclercq 1899, 192–199. Siehe auch Gundel – Gundel 1950, 2124f.

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Antig. Nic. F1 § 26

zirke’ ( s.u. zu § 26   ) sowie – deutlich seltener – die Dekane (s.u. zu F6 § 75  ). Eine allgemein anerkannte Hierarchie dieser Planetenwürden, unter denen die der Häuser vielleicht die älteste ist, gab es nicht.1579 Die griechische -Lehre ist eines der wenigen Elemente der hellenistischen Astrologie, die nachweislich auf babylonische Ursprünge zurückgehen.1580 Im Tierkreisgrad seiner Erhöhung erlangt ein Planetengott nach astrologischer Doktrin seine höchste Macht; im diametral gegenüberliegenden Tierkreisgrad erleidet er seine ‘Erniedrigung’ (, zuweilen

1579

Siehe Bouché-Leclercq 1899, 237–240. Beachtung verdient die interessante nachantike Abstufung ihrer fortitudines bei Alcab. introd. 1,22–23 pp. 239–240 Burnett (= lat.; arab./engl.: ibid. pp. 32–33), die auf Vergleichen mit dem politischen und sozialen Bereich des menschlichen Lebens basiert. Danach kommt der höchste Wert (V) dem ‘Haus’ zu (domus: similis viro in domo atque in dominatione sua), der zweithöchste (IV) der ‘Erhöhung’ (exaltatio: similis viro in regno suo atque gloria), die nächsten beiden dem ‘Dreieck’ (III, triplicitas: sicut vir in honore suo et inter auxiliatores suos atque ministros) und dem ‘Gradbezirk’ (II, terminus: sicut vir inter parentes suos et cognatos atque gentes), deren umgekehrte Gewichtung (II – III) Alcabitius ebenfalls erwägt. Der geringste Wert (I) kommt dem Dekan zu (facies: sicut vir in magisterio suo). Andere Abstufungen der Planetenwürden in den Werken arabischer Autoren zitiert Pingree 1978a, II 229. Eine antike Abstufung bietet Firm. math. 8,32,2 (1. Erhöhung, 2. Gradbezirk, 3. Häuser). 1580 Im Enma Anu Enlil und in spätbabylonischen Astrologentexten entspricht dem griechischen  das bt nisirti (‘Haus’ bzw. ‘Platz des Geheimnisses’), das aber – wie anscheinend alle so zurückführbaren Elemente – in Sinn und Verwendung vom griechischen Gebrauch verschieden ist (vgl. Rochberg-Halton 1988a, 51 u. 53–57; s. ferner Neugebauer – Parker 1960–1969, III 203 u. 216 sowie Hunger – Pingree 1999, 28). Außerdem ist das bt nisirti nur zeichengenau definiert, da seine Ursprünge vor der Erfindung des 360°-Tierkreises liegen (Rochberg-Halton 1988a, 57; bildliche Darstellungen auf seleukidischen Keilschrifttafeln aus Uruk bei Weidner 1967, Tafel 1–2. 5–6. 9–10, vgl. den Komm. ebd. S. 8–10). Zu weiteren babylonischen Elementen in der griechischen Astrologie s.u. S. 724–726 (Planetenbezirke), Anm. 1847 (Gedrittschein), Anm. 1931 (Planeten als Wohltäter bzw. Übeltäter) u. die Dodekatemoria-Lehre (dazu Neugebauer – Sachs 1952/53. Rochberg-Halton 1988a, 51 u. 57–60. Baccani 1992, 95. Hunger – Pingree 1999, 29f.), ferner die Besprechung bei Pingree 1997a, 27f. Insgesamt gilt das Verdikt von Rochberg-Halton 1988a, 61f: “The claim often made since the Hellenistic period for the Babylonian origin of astrology is admissible, but with important qualifications. This claim can be supported in the most general way for the original impetus for prognostication on the basis of astronomical phenomena, but cuneiform evidence confirms the transmission of only a very few ‘doctrines’ of Babylonian celestial omen astrology to the Greeks. […] The differences between the perception and understanding of celestial phenomena between the two cultures cannot be overestimated.” Vgl. Rochberg-Halton 1988c, 17.

Stellenkommentar

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auch  1581 oder  [‘Gefängnis’] 1582 ; lat. deiectio, humilitas):1583

Sonne Mond Saturn Jupiter Mars Venus Merkur

babyl. bt nisirti      / 

 

 

 19°  3°  21°  15°  28°  27°  15°

 19°  3°  21°  15°  28°  27°  15°

Tab. 15: Astrologische Erhöhungen und Erniedrigungen

Zu den in der Tabelle notierten Werten vgl. die bei Heph. 1,8,1–2 überlieferten Merkverse des Dorotheos (= Dor. frg. 7 St. = Dor. pp. 323,21– 324,5 P., cf. Dor. arab. 1,2,1–2) sowie P. Mich. III 149, col. XVI,23–35. Val. 3,4,3–4. Sext. Emp. adv. math. 5,35–36 u. Firm. math. 2,3,5. Die Lehre ist auch belegt bei dem wohl ziemlich früh zu datierenden Imbrasios von Ephesos; vgl. das von Cumont 1935b, 125,15–126,35 edierte Fragment. Die Termini  und  finden auch in der antiken Astronomie Verwendung, sind dort aber anders definiert. Entweder bezeichnen sie die nördliche (  ) beziehungsweise südliche () Breite der Planeten bezüglich des Himmelsäquators (im Falle der Sonne) oder der Ekliptik (im Falle der übrigen Planeten) oder sie bezeichnen in dem durch Ptolemaios perfektionierten kinematischen Modell der kombinierten Exzenter- und Epizykeltheorie das Apogäum ( ) und das Perigäum ( ) der Planetenbahnen.1584 Je nach Kontext hat das Begriffspaar  –  in der 1581

Vgl. Paul. Alex. 2 pp. 4,8. 5,7. 6,11.19. 7,12. P. Oxy. LXV 4477 (nach 430 n.Chr.), Z. 2–8 (Jones 1998, 146–151). Rhet. exc. ex Teucro CCAG VII (1908), p. 195,1. Kam. isag. 167.520.654. 1582 P. Mich. III 149, col. XVI,23–35 (neun Belege, davon einige beschädigt). 1583 Vgl. Le Bœuffle 1987, 118 (Nr. 396) s.v. deicere, deiectio u. ebd. 151 (Nr. 612) s.v. humilitas. 1584 Vgl. z.B. Theo Sm. p. 179,11     u. Cleom. 2,5 l. 133 Todd (p. 206,10 Z.) 

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Antig. Nic. F1 § 26

antiken Sternkunde also drei ganz verschiedene technische Bedeutungen, zwei im modernen Sinne astronomische und eine astrologische. 1585 Obwohl die astrologische Erhöhung beziehungsweise Erniedrigung innerhalb eines Zeichens im Prinzip gradgenau festgelegt ist, wird sie in Theorie und Praxis nicht selten sensu latiore, d.h. nur zeichengenau ( ) gewertet. Im Bereich der Theorie vgl. Ptol. apotel. 1,20.1586 In den Originalhoroskopen wird die astrologische Erhöhung beziehungsweise Erniedrigung relativ selten notiert. Baccani 1992, 91, kennt nur vier solche Papyri, P. Oxy. XXXI 2555 (Hor. gr. 46.V.13), P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13) und P. Paris 19 = P. Lond. I 110 (Hor. gr. 137.XII.4). Hierzu sind drei später publizierte, nicht exakt datierbare Oxyrhynchos-Papyri 1587 sowie auch der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19) zu ergänzen. Eine Musterung aller genannten Texte ergibt, dass die Angaben zu  und , soweit nicht Materialschäden die Überprüfung unmöglich machen, ausnahmslos zeichengenau, nicht gradgenau gemeint sind. 1588 Unter den literarischen Horoskopen vgl. z.B. Dor. arab. 1,24,7–8 (Hor. gr. 22.III.30), worin es heißt, Sonne und Jupiter befänden sich beide in ihren Erhöhungen. Das beigefügte Diagramm gibt die Planetenpositionen nur zeichenweise ( u. ); moderne Berechnung führt auf 7° 9  für die Sonne und 8° 25  für Jupiter.1589 Besonders im Falle der Sonne ist die Abweichung von der astrologischen Erhöhung ( 19°) so eindeutig und auch für einen antiken Astrologen so leicht feststellbar, dass die Textangabe nur sensu latiore gemeint sein kann. Auch Antigonos wertet diese Planetenwürde sensu latiore, indem er das ganze Zeichen und nicht nur den speziellen Grad gelten lässt (Venus steht nach § 22 auf 12° , d.h. 15° von ihrer exakten Erhöhung entfernt). An einer einzigen weiteren Stelle in den Antigonosexzerpten ist von der Erhöhung eines Himmelskörpers die Rede, nämlich am Beginn von F2 § 58 bezüglich der Sonne (    ), die dort auf ca. 19°  (§ 54) und damit exakt im Grad ihrer Erhöhung steht. – Zur 1585

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 193f. Ähnlich polyvalent sind die Begriffe    ; s.u. zu § 27   . 1586 Zu den Motiven des Ptolemaios siehe Bouché-Leclercq 1899, 196. 1587 P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, col. I,9–10. II,18–19. P. Oxy. astron. 4283 (Hor. gr. 250–350b), fr. 1, Z. 8. fr. 2, Z. 6–7. P. Oxy. astron. 4286 (Hor. gr. 400– 500a), 7–9. Siehe Jones 1999a, II 459, Index VIIIe s.vv. u. (korrigiere “4282” zu ‘4283’). 1588 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 1962 a.E. 1589 Quelle: Galiastro 4.3; weniger präzise Pingree 1976a, IX, nach Tuckerman 1964.

Stellenkommentar

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Begründung für Venus’ Erhöhung in den Fischen, die Antigonos hier erwähnt, s. Ptol. apotel. 1,20,6. Zu Konstellationen, in denen beide Luminare und alle fünf Planeten in den eigenen Erhöhungen stehen, s.o. S. 634 bei Anm. 1226.  : zur Begründung der Konjektur s.u. im Komm. zu § 26  (S. 727–731).   : Die Astrologen teilen die zwölf Tierkreiszeichen in vier Dreiecke auf ( lat. trigona, triangula, triplicitates),1590 die sie als männlich oder weiblich klassifizieren, mit den vier Elementen assoziieren und außerdem (darum geht es hier) der Herrschaft bestimmter Planetengötter unterstellen. 1591 Die Herrscher über ein jedes Dreieck () sind mindestens zwei, einer für den Tag und einer für die Nacht:

1. 2. 3. 4.

Dreieck

Element Geschlecht Tagherrscher Nachtherrscher

, ,  , ,  , ,  , , 

Feuer Erde Luft Wasser

m w m w

Sonne Venus Saturn Venus

Jupiter Mond Merkur Mars

Tab. 16: Astrologische Trigonokratoren

Zur hiesigen Verteilung der Tag- und Nachtherrscher vgl. die bei Heph. 1,6 überlieferten Merkverse des Dorotheos (= Dor. frg. 5 St. = Dor. p. 323,2–14; cf. Dor. arab. 1,1,2–3) sowie Rhet. exc. ex Teucro, CCAG VII (1908) pp. 194–213.1592 Ptol. apotel. 1,19. Val. 2,1. Antioch. epit. 2,9 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 149,10–24 (= Rhet. 5,9). Paul. Alex. 2 p. 9,12– 17. Olymp. 34 p. 107,18–108,5. Meist wird neben dem Tagherrscher und dem Nachtherrscher noch ein dritter Planet genannt, der während des ganzen  als Mitregent fungiert. Die Gesamtzahl der Trigonokratoren entspricht so der der Tierkreiszeichen eines Trigons. Allerdings sind die Autoren bezüglich der Identifikation des jeweils dritten Herrschers uneins; Paulos Alexandrinos und Olympiodor erwähnen ihn gar 1590

Vgl. Le Bœuffle 1987, 262f. (Nr. 1244) s.v. trigonum. Die grundlegende Darstellung der Lehre bietet Bouché-Leclercq 1899, 199–206; siehe auch Gundel – Gundel 1950, 2125f. 1592 Darin zum Widder: p. 195,1–2; zum Stier: p. 196,24–25; usw. 1591

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Antig. Nic. F1 § 26

nicht. Zu den Einzelheiten und den Motiven der divergierenden Systembildungen vgl. Bouché-Leclercq 1899, 199–206. Was den verbindlichen Kern der Trigonokratorenlehre, d.h. die Zuweisung je eines Tag- und Nachtherrschers, betrifft, ist anzumerken, dass Ptolemaios, der ja oft eigene Wege beschreitet, in einem Punkt von dem obigen Schema abweicht: Dem vierten Trigon (, , ) weist er, da sechs der insgesamt sieben Planeten schon als Herrscher der ersten drei Trigone definiert sind und er Doppelungen vermeiden will, den allein noch übrigen Mars sowohl als Tag- als auch als Nachtherrscher zu; dem Mars ‘assistieren’ bei Tag die Venus und bei Nacht der Mond (Ptol. apotel. 1,19,7–8). Die Gesamtzahl von drei Trigonokratoren bleibt so gewahrt. Sehr wahrscheinlich kannte Antigonos diese Sonderlehre nicht, sondern folgte der traditionellen Zuteilung von Tag- und Nachtherrschern gemäß der obigen Tabelle. Die Aussage des Textes ( ) ist nach der Lehre aller zitierten Autoren zutreffend. Unter den Originalhoroskopen auf Papyrus sind mir sechs mit TrigonAngaben bekannt: P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 131.170.179. P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. I,14. P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, col. I,8.23.32.39. II,7.28. P. Ryl. 524 (Hor. gr. 200– 300(?)b), 2.10.22–23. P. Oxy. astron. 4283 (Hor. gr. 250–350b), fr. 1, Z. 2.9. fr. 2, Z. 7. P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19).   : ebenso in § 32. Die Lehre von den Gradbezirken (, lat. fines oder termini) 1593 definiert eine weitere Planetenwürde. Der folgende Kommentar gliedert sich in eine grundsätzliche Charakterisierung dieser Lehre (S. 718), einen Überblick über alle bekannten antiken Systeme von Planetenbezirken (S. 719–726), einen Nachweis, dass Antigonos dem traditionellen, ‘den Ägyptern’ zugeschriebenen System folgte (S. 726–727), und eine Argumentation zugunsten der Annahme, dass in seinem überlieferten Text des hier kommentierten Paragraphen ein Bezirksnotat zur Venusposition (12° ) ausgefallen ist (S. 727–731). Die Lehre von den Planetenbezirken zerlegt die Tierkreiszeichen in verschieden große Abschnitte, die jeder einem Planeten gehören und unter seinem besonderen Einfluss stehen.1594 Diese Lehre hat Ähnlichkeit mit der ‘Häuser’-Lehre (s.u. zu § 27   ), von welcher man zum Vergleich sagen kann, dass sie den Planeten besonders große ‘Grad1593

Vgl. Le Bœuffle 1987, 123f. (Nr. 447) s.v. domicilium (a.E.). Die grundlegende Darstellung der Lehre bietet Bouché-Leclercq 1899, 206–215. Siehe auch Gundel – Gundel 1950, 2125–2128. Pingree 1978a, II 211–215. Houlding 2007. Heilen 2010a.

1594

Stellenkommentar

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bezirke’ zuweist, die je ein ganzes Tierkreiszeichen umfassen. Anders als die ‘Häuser’-Lehre ermangelt die -Lehre aber, zumindest in ihrer traditionellen, ‘den Ägyptern’ zugeschriebenen Form, einer rational nachvollziehbaren Ordnung. In ihr sind den fünf echten Planeten Bezirke von stark schwankender Ausdehnung (zwischen zwei und zwölf Bogengrad) zugeordnet, die sich auf zweierlei Weise darstellen lassen:            

6 8 6 7 6 7 6 7  12 7 7  12

6 6 6 6 5  10 8 4 5 7 6 4

8 8 5 6 7 4 7 8 4 8 7 3

5 5 7 7 6 7 7 5 5 4 5 9

5 3 6 4 6 2 2 6 4 4 5 2

Tab. 17a: Die ‘ägyptischen’ Gradbezirke (Umfang)

           

 0°–6°  0°–8°  0°–6°  0°–7°  0°–6°  0°–7°  0°–6°  0°–7°  0°–12°  0°–7°  0°–7°  0°–12°

 6°–12°  8°–14°  6°–12°  7°–13°  6°–11°  7°–17°  6°–14°  7°–11°  12°–17°  7°–14°  7°–13°  12°–16°

 12°–20°  14°–22°  12°–17°  13°–19°  11°–18°  17°–21°  14°–21°  11°–19°  17°–21°  14°–22°  13°–20°  16°–19°

 20°–25°  22°–27°  17°–24°  19°–26°  18°–24°  21°–28°  21°–28°  19°–24°  21°–26°  22°–26°  20°–25°  19°–28°

 25°–30°  27°–30°  24°–30°  26°–30°  24°–30°  28°–30°  28°–30°  24°–30°  26°–30°  26°–30°  25°–30°  28°–30°

Tab. 17b: Die ‘ägyptischen’ Gradbezirke (Anfangs- und Endpunkte)

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Antig. Nic. F1 § 26

Tabelle 17a folgt der in antiken Texten üblichen Art der Präsentation der Gradbezirke. Sie ist so zu lesen, dass die ersten sechs Grade des Widders Jupiter gehören, die nächsten sechs der Venus, die nächsten acht Merkur, usw. Ihre Daten lassen sich also auch auf die in Tabelle 17b gewählte Weise präsentieren, wenn man präzise Angaben der Bogensegmente in moderner (d.h. punktgenauer) Notation der Bezirksgrenzen bevorzugt. Der Mangel an Ordnung und Systematik, sowohl bezüglich der Verteilung auf die Zeichen als auch bezüglich der Gradsummen eines jeden Planeten (diese Summen entsprechen den maximalen Lebensspannen, die die Planeten zuteilen),1595 hat seit der Antike das Befremden derjenigen ausgelöst, die die ‘innere Logik’ der -Lehre zu begreifen suchten.1596 Indes sind die Zahlen der obigen Tabelle durch die bei Hephaistion überlieferten Merkverse des Dorotheos zweifelsfrei gesichert. 1597 Man wird diesem rätselhaften System wohl nur gerecht, wenn man bedenkt, dass es auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgeht1598 und mit Absicht mystisch 1595

Vgl. die Tabelle der   oben S. 649 und den Komm. zu F1 § [22add.]     .  1596 Vgl. exemplarisch Ptol. apotel. 1,21,1     [sc. ]          . Siehe ferner Bouché-Leclercq 1899, 199: “l’incompréhensible [...] atteint sa pleine floraison dans le système des ”. 1597 Vgl. Heph. 1,1,9.28.47.66.86.105.124.144.164.183.202.222 = Dor. frg. 8 St. = Dor. app. II B pp. 429–430 P. Die ‘ägyptischen’  überliefern ferner Rhet. exc. ex Teucr. CCAG VII (1908), pp. 194–213 (= Boll 1903a, 16–21; die Teukros-Attribution ist unsicher, s. Pingree 1977a, 220). Val. 1,3 u. Val. add. 6 (p. 358 Pingree 1986, beide Stellen sind partiell korrupt). Paul. Alex. 3 p. 12. Firm. math. 2,6. Lib. Herm. 25. Georg. Antioch. (saec. XI), CCAG XII (1936), pp. 217,26–218,9. Kam. zod. 96–132. 1598 Und darüber hinaus sehr wahrscheinlich auf ein noch älteres, aber etwas anders konzipiertes babylonisches Vorbild (s.u. S. 724–726). – Nach Porph. isag. 41 p. 212,14–17 (= Nech. et Pet. frg. 3) vertrat Apollinarios (s.o. Anm. 1162) ein -System, das sowohl von dem des Ptolemaios verschieden war als auch von dem ‘des Thrasyllos und des Petosiris und der übrigen älteren Astrologen’ (                     ). Das hier zuletzt genannte System schreibt Porphyrios praktisch allen Astrologen außer Apollinarios und Ptolemaios zu. Es muss also mit dem ‘ägyptischen’, das als einziges nachweislich breite Anwendung fand (s.u. S. 726 bei Anm. 1621), identisch sein. Porphyrios’ Nennung des Petosiris berechtigt dazu, die ohnehin naheliegende Identifizierung der ‘Ägypter’ mit ‘Nechepsos und Petosiris’ endgültig vorzunehmen. Wir folgen daher, was die Zuweisung des ‘ägyptischen’ -Systems an ‘Nechepsos und Petosiris’ betrifft, dem apodiktischen Urteil von Bouché-Leclercq 1899, 207 (“sans doute”). Ebenso urteilen Boll 1914b, 342. Darmstadt 1916b, 183 (“dubium non est, quin etiam Nech.-Petosiris eo [sc. ordine Aegyptiorum] usus sit”). Kroll 1935, 2161,43–45. Bohleke 1996, 36 (“no doubt”); vorsichtiger

Stellenkommentar

721

verbrämt war. Gerade in seiner Eigenart, vermeintliches Offenbarungswissen zu tradieren, liegt die Faszination, die es über alle rationale Kritik triumphieren ließ und ihm von Jahrhundert zu Jahrhundert neue Adepten bescherte.1599 Diese Feststellung ist um so wichtiger angesichts mehrerer konkurrierender -Systeme, die im Laufe der Zeit entworfen wurden und alle eine rational nachvollziehbare Struktur aufweisen. Unsere wichtigste Quelle hierfür ist Ptolemaios (apotel. 1,21), der insgesamt drei Systeme präsentiert: zuerst das traditionelle gemäß ‘den Ägyptern’ (Tabelle: ebd. 1,21,9–10), dann ein zweites gemäß ‘den Chaldäern’ (Tab. ebd. 1,21,11) und schließlich, da beide ihn nicht befriedigen, eine wahrscheinlich von ihm selbst ersonnene Variante, der er durch die Behauptung, er habe sie in einer uralten Handschrift entdeckt (ebd. 1,21,20      ), Autorität verleihen will (Tab. ebd. 1,21, 28–29).1600 Diesen dreien ist gemeinsam, dass die  unter Ausschluss der Luminare auf die fünf echten Planeten verteilt sind. Ein viertes System, das Val. 3,6 vorstellt, weist auch der Sonne und dem Mond Gradbezirke zu.1601 Anscheinend hat Valens es selbst entworfen. In der Forschungsliteratur wird es in wenig glücklicher Fortführung einer von Bouché-Leclercq geprägten Bezeichnung als das System der  bezeichnet.1602 Pingree 1978a, II 214 (“probably”); allzu zögerlich Riess 1891–1893, 334 zu frg. 3 (“fortasse”). 1599 Tester 1987, 76, versucht nachzuweisen, dass das System auf den Aufgangszeiten (bab. Syst. Ba gemäß Neugebauer 1975, 732; s.o. S. 624) beruht. Rechnet man nach, so ergeben sich die folgenden -Summen (in Klammern die als Prüfstein dienenden  der Planeten, vgl. Anm. 1595):  57,75 (57),  61,83 (79),  65,92 (66),  74,08 (82),  78,17 (76). Im Falle der Übeltäter (, ) ist die Übereinstimmung verblüffend gut, bei Merkur unvollkommen. Im Falle der Wohltäter (, ) liegt eine starke Abweichung vor, die Tester konstatiert, ohne über die Gründe zu spekulieren. Zur Aufhellung der -Verteilung auf die einzelnen Tierkreiszeichen trägt Testers Ansatz gar nichts bei, auch nicht zu den -Summen der Luminare. Übereilt ist daher die uneingeschränkte Zustimmung bei Bohleke 1996, 36. 1600 Zu den ptolemäischen  und ihrer Rezeption s. Houlding 2007 u. Heilen 2010a. 1601 Bohleke 1996, 38137, verweist irrtümlich auf Val. 4,26. Wenn Pingree 1978a, II 213 “Valens (3,9)” zitiert, so meint er die damals noch gültige Edition (Kroll 1908). 1602 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 213: “C’est le système «suivant l’heptazone»”. Valens verwirft aber an der zitierten Stelle (3,6,1) ein System (das der ‘Chaldäer’, cf. Pingree 1978a, II 214), das die  soordnete, um selbst ein subtileres Ordnungsprinzip vorzustellen:                

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Antig. Nic. F1 § 26

Außerdem sind mindestens drei weitere, wahrscheinlich sogar vier Bouché-Leclercq noch unbekannte griechische Systeme zu nennen. Das erste geht auf den frühen Astrologen Kritodemos zurück und berücksichtigt neben den echten Planeten auch die Sonne, nicht aber den Mond. Dieses System lässt sich, wie Pingree 1978a, II 212f., zeigt, aus dem  am Ende von Val. 8,9 rekonstruieren und hat in einem Beispielhoroskop des Kritodemos (Hor. gr. 2.X.7), das Val. 8,9,5–22 = Val. 3,[6,5–22] = Critod. frg. 15 Peter überliefert, seine einzige bekannte Anwendung gefunden. 1603 Dem Kritodemos wird ferner eine erweiterte Fassung des grundlegenden ‘ägyptischen’ Systems zugeschrieben, in der unter Beibehaltung der ägyptischen Bezirksgrenzen auch Namen und apotelesmatische Eigenschaften der Planetenbezirke spezifiziert sind.1604 Ein ganz anders konzipiertes System, das auf den Epizykeln der Planeten basiert, überliefert der Exzerptor, der im 2. Jh. n.Chr. den P. Mich. III 149 verfasst hat. Der unbekannte Urheber dieses Systems weist sowohl den Luminaren als auch den fünf echten Planeten Bezirke zu. 1605 Ein weiteres griechisches Siebenersystem (Luminare und Planeten) lässt sich möglicherweise aus arabischen Quellen rekonstruieren, deren verderbte Namensformen die Identifizierung mit dem auch sonst bekannten, aber nicht sicher datierbaren Astrologen Erasistratos nahelegen.1606  ). Den Fehler Bouché-Leclercqs besprechen auch Jones – Steele 2011, Anm. 14. 1603 Die Besprechung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 82f., geht in Unkenntnis des auf Kritodemos zurückgehenden Systems davon aus, dieses Horoskop verwende die von Valens selbst (Val. 3,6) ersonnene -Einteilung. Das führt zu einer ganzen Reihe vermeintlicher Fehler in Hor. gr. 2.X.7. Zur Richtigstellung siehe Pingree 1978a, II 211–215, der die bisher genannten fünf griechischen Systeme erstmals vollständig darstellt und ihre Systematik erläutert (ebd. 211 auch zum indischen System in Sphujidhvajas Yavanajtaka). Als Folge der fehlerhaften Analyse von Hor. gr. 2.X.7 durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 82f., versuchten de Jong – Worp 1995, 239, nun auch ein weiteres Horoskop (Hor. gr. 373.V.16) aus Kellis (Ismant al-Gharab) = P. Kell. I Gr. 84 (cf. Worp 1995, 210–213), auf das -System des Vettius Valens zurückzuführen; dagegen s. Heilen 2004a, 132f. Dass neben der -Analyse auch Neugebauers Datierung von Hor. gr. 2.X.7 auf das Jahr 61 n.Chr. falsch ist, zeigt Peter 2001, 148f., zu Critod. frg. 15. 1604 CCAG VIII 1 (1929), pp. 257,21–261,2 = Critod. frg. 10 Peter; cf. Peter 2001, 67– 72 (TÜ) u. 137–142 (K). Nach Pingree 1978a, II 215 “wrongly ascribed to Critodemus”. Maßgebliche Neuedition des Kritodemosexzerpts: Hübner 1995a, I 193–203. Siehe ferner Hübner 1994, 52. 1605 P. Mich. III 149, coll. VII,27-VIII,15; Kommentar bei Robbins 1936, 98f. 1606 Siehe die Argumente von Wright 1934, 2653, und den Erasistratos-Artikel von Keyser in Keyser – Irby-Massie 2008, 294 (mit Datierung auf “200–300 CE?”). Weniger wahrscheinlich ist Bolls Versuch einer Identifizierung mit Adrastus (Boll 1894, 160, zit.

Stellenkommentar

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Außerhalb der griechischen Literatur sind noch mehrere weitere antike Systeme von Planetenbezirken belegt, die Bouché-Leclercq ebenfalls unbekannt waren. Es handelt sich dabei um babylonische, demotische und indische Funde, die alle nur den fünf echten Planeten Bezirke zuteilen. Diese werden im Folgenden nicht entsprechend der ungewissen Chronologie ihrer Entstehungsdaten, sondern in der Reihenfolge ihrer Entdeckung behandelt, was zugleich erlauben wird, den Überblick mit dem jüngsten und wichtigsten Fund zu beenden. Sphujidhvaja bietet in seinem Werk über die griechische Horoskopie (Yavanajtaka) ein System von Planetenbezirken (as), das von allen bekannten griechischen Systemen verschieden ist.1607 Bei P. CtYBR inv. 1132(B) der Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University, handelt es sich um eine demotische Tabelle auf einem Papyrus aus Tebtunis (?),1608 die nach Bohleke eine zu mnemonischen Zwecken ersonnene Kombination des ‘ägyptischen’ Systems mit dem des Kritodemos darstellt1609 und beweist, dass auch in einem indigen ägyptischen Milieu die astrologische Lehre von den Gradbezirken gepflegt wurde (ohne dass hieraus Schlüsse auf ihren Ursprung gezogen werden könnten).1610

von Bezza 1990, 338), die den Ursprung des fraglichen Systems aber ebenfalls im griechischen Bereich sucht. Ab Ma‘shar nennt den Autor in seiner Großen Einführung Astrat (Album. intr. mai. 5,8,2), was die byzantinische Übersetzung (um 1000 n.Chr.) als wiedergibt (Album. myst. 3,15,1). Ein Astrologe Straton ist jedoch ansonsten nicht bekannt. Ich danke Charles Burnett und Keiji Yamamoto für die Erlaubnis, aus ihrer noch unveröffentlichten Edition dieser Texte zu zitieren. In den lat. Übersetzungen ist der Name vollends entstellt: Hermann von Carinthia liest zweimal Aristotua (Lemay 1995–1996, VIII 83), Gerhard von Cremona Arsthoathol u. Arsthotho (ebd. V 196); vgl. dazu Juste 2013, 163. – Den Namen ‘Erasistratos’ deutet Pingree 1978a, II 427f., als fehlerhafte arabische Transliteration von ‘Aristarchos’. 1607 Vgl. Pingree 1978a, II 211 (mit Tabelle). Zu Sphujidhvaja s.o. Anm. 71. 1608 Vgl. die Erstedition von Depuydt 1994 und die Ergänzungen durch Bohleke 1996, bes. 34–46. Depuydt, der den Text aus paläographischen Gründen “to the Roman period” datiert (1994, 1), spricht unrichtig von P. CtYBR inv. 1132(A), Bohleke hingegen richtig von P. CtYBR inv. 1132(B), da die demotische -Tabelle die Rückseite des Papyrus bedeckt (vgl. Bohleke 1996, 34124), hingegen ein griechischer Text die Vorderseite. Winkler 2009, 362, hält die Herkunft dieses Papyrus aus Tebtunis im Gegensatz zu Bohleke und Depuydt für sicher (“P. CtYBR inv. 1132, which with all certainty originates from the Tebtunis Temple Library”). Die Daten des P. CtYBR inv. 1132 sind im Falle der letzten vier Tierkreiszeichen (, , , ) zerstört. Vgl. den Rekonstruktionsversuch bei Bohleke 1996, 41 u. 45. 1609 Vgl. Bohleke 1996, 11 u. 45f. 1610 Vgl. Depuydt 1994, 6, u. Bohleke 1996, 35, Anm. 125 a.E.

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Kürzlich wurden zwei weitere demotische Papyri aus römischer Zeit entdeckt, die – diesmal sicher – aus der Tempelbibliothek von Tebtunis stammen.1611 Es handelt sich um P. Carlsberg 81 und P. Carlsberg 89, die anscheinend beide von ein und demselben Schreiber verfasst wurden. Sie enthalten Fragmente einer nicht tabellarisch, sondern als Fließtext gebotenen Liste der Planetenbezirke, die – anders als der zuvor besprochene P. CtYBR inv. 1132(B) – eine Variante des ‘ägyptischen Systems’ darstellt.1612 Die Fragmente machen mehr oder weniger vollständige Angaben zu allen zwölf Tierkreiszeichen. Diese Angaben weichen teilweise bezüglich der Ausdehnung der Planetenbezirke, teilweise bezüglich ihrer planetaren Regentschaft von der durch Dorotheos gesicherten Version des ‘ägyptischen Systems’ ab. Ob es sich um eine “genuine alternative version of the Egyptian system” handelt, wie Jones – Steele 2011, par. 39, anzunehmen geneigt sind, oder nur um Kopierfehler, ist ungewiss, ebenso wie die Frage, ob der Schreiber überhaupt aus einer indigen ägyptischen Tradition schöpfte oder aus einer griechischen. Die zuletzt genannte Möglichkeit darf angesichts der Tatsache, dass die beiden Papyri wahrscheinlich aus dem 2. Jh. n.Chr. stammen, nicht voreilig ausgeschlossen werden. Die bedeutendste und jüngste Entdeckung der letzten Jahrzehnte sind die Fragmente einer Keilschrifttafel des British Museum, die erstmals beweisen, dass die Lehre von den Planetenbezirken in Mesopotamien bekannt war und wahrscheinlich auch dort entstanden ist. Die Tafel bietet eine Kompilation heterogener astrologischer Materialien, die unter anderem Krankheitsomina, astrologische Geographie und die Vorhersagen von Marktpreisen und Flusspegeln umfasst. Den die Planetenbezirke umfassenden Teil dieser Kompilation haben Jones und Steele 2011, soweit er damals bekannt war, aus den Fragmenten BM 36628+36817+37197 und BM 36326 publiziert. Inzwischen gelang Steele die Identifizierung weiterer Fragmente derselben Tafel, darunter auch wichtige weitere Bruchstücke zu den Planetenbezirken. Insgesamt ist allerdings weiterhin weniger als die Hälfte der ursprünglich ca. 22x24 cm großen Keilschrifttafel erhalten. Steeles verbesserte Edition und Kommentierung der Fragmente der gesamten Kompilation wird demnächst erscheinen. Es ist so 1611

Einen Überblick über die ca. vierzig bisher identifizierten (zumeist unveröffentlichten) astrologischen Papyri der Tempelbibliothek von Tebtunis, die fast alle aus dem 1. u. 2. Jh. n.Chr. stammen, bietet Winkler 2009. 1612 Vgl. Frank-Jørgensen 2005, 73–78. Winkler 2009, 367. Jones – Steele 2011, par. 38 (mit Anm. 33). Winkler 2011. In P. Carlsberg 81 sind nur einige wenige Spuren der Zahlwerte erhalten.

Stellenkommentar

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gut wie sicher, dass die Keilschrifttafel aus Babylon stammt, und gut möglich, dass sie von einem einzigen Schreiber verfasst wurde. Ihre Datierung ist unsicher. Der die Planetenbezirke traktierende Teil, auf den wir uns nun konzentrieren werden, muss zwischen der Einführung des mathematischen Tierkreises um 400 v.Chr. und dem Ende der Keilschriftnutzung um die Zeitenwende entstanden sein. Paläographische Indizien sprechen für das 4. oder 3. Jh. v.Chr.1613 Dieser Teil der Kompilation bietet stereotyp aufeinanderfolgende Textzeilen gemäß der Syntax ‘von x bis y gehört z’, wobei x und y Zahlen zwischen 1 und 30 sind und z der Name des Planetenherrschers. Erst nach dem Erscheinen von Jones – Steele 2011 wurde durch den ergänzenden Fund des Fragments BM 36303, das mit BM 36326 eine Einheit bildet, deutlich, dass die Bezirke in der babylonischen Version nicht, wie in der hellenistischen Astrologie, Abschnitte der Tierkreiszeichen sind, sondern Abschnitte der Monate. Die Zahlen bezeichnen also nicht Bogengrade, sondern Kalendertage des schematischen oder idealen Kalenders von zwölf Monaten à dreißig Tagen, nach dessen Vorbild der Tierkreis konzipiert wurde.1614 Erhalten sind von diesen Daten unter Verlust der meisten Zeilenanfänge (teils exklusive, teils inklusive des Wertes y) die Bezirke vom 21. Grad der Fische bis zum Anfang des Skorpions. Insgesamt decken die Daten also etwas mehr als die Hälfte des Tierkreises ab. Sie weisen weitgehende Übereinstimmungen mit dem sogenannten ‘ägyptischen System’ auf, von dem sie sich jedoch durch zwei Vertauschungen aufeinanderfolgender Planetenherrscher und vor allem durch mehrere Abweichungen in der Ausdehnung der einzelnen Planetenbezirke unterscheiden.1615 Diese Varianten gegenüber dem ‘ägyptischen System’ stimmen mit keinem anderen bekannten System überein.1616 Jones und Steele urteilen überzeugend, es sei zwar chronologisch denkbar, aber extrem unwahrscheinlich, dass die neu entdeckte keilschriftliche Variante des ‘ägyptischen Systems’ aus Ägypten nach Mesopotamien übernommen wurde; vielmehr habe die Übernahme so gut wie sicher – und zwar schriftlich – in der entgegen1613

So Steele (demnächst); etwas anders (5./4. Jh. v.Chr.) Jones – Steele 2011, par. 1. So Steele (demnächst) mit Verweis auf Steele 2007. Möglicherweise liegt in der babylonischen Assoziation der Planetenbezirke mit Monatstagen der Grund dafür, dass noch in bestimmten demotischen Papyri wie dem P. Carlsberg 71 ein Terminus Verwendung findet, der eigentlich nicht ‘Grad’ bedeutet, sondern ‘Monatstag’ (so Winkler 2009, 36838, mit Verweis auf eine persönliche Mitteilung durch J. F. Quack). 1615 Zu Einzelheiten s. Jones – Steele 2011, par. 49, und vor allem die tabellarische Übersicht bei Steele (demnächst). 1616 Jones – Steele 2011, par. 50. 1614

726

Antig. Nic. F1 § 26

gesetzten Richtung stattgefunden und die Diskrepanzen der beiden Systeme seien als “result of changes introduced after the transmission” zu erklären.1617 Ohne ergänzende Keilschriftfunde wird leider vorerst unklar bleiben, ob die Bezirkssummen der einzelnen Planeten in dem babylonischen System denen des ‘ägyptischen Systems’ entsprachen und wann diese Summen wo mit der spätestens seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegten Lehre von den höchsten Lebensspannen verknüpft wurden. 1618 Die Herausgeber urteilen abschließend: “[...] the most interesting outcome of the discovery of the Babylonian lists of Terms is the realization that the Babylonian origin of the Egyptian scheme could have been forgotten or suppressed in the Greek tradition, and moreover that it came to be strongly associated with ‘Egyptian’ sages of old, in contrast to an allegedly ‘Chaldean’ system1619 that, up to the present, has not turned up in cuneiform sources.”1620 Von allen zwölf hier erstmals zusammengestellten Systemen wird in der griechischen Praxis nur das sogenannte ‘ägyptische’, das oben zuerst vorgestellt wurde, befolgt.1621 Das bestätigen die fachliterarisch überlieferten Horoskope ebenso wie die Papyri. Baccani 1992, 91, nennt sieben Originalhoroskope mit -Angaben, davon viele für Geburtsdaten des 1. u. 2. Jh. n.Chr.: P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3) u. P. Oxy. XXXI 2555 (Hor. gr. 46.V.13), P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), P. Paris 19 (Hor. gr. 137.XII.4) = P. Lond. I 110, 1622 P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138–161) und PSI I 23,a (Hor. gr. 338.XII.24). Hierzu sind zwölf später publizierte Papyri aus Oxyrhynchos für Daten ab 63 n.Chr.1623 sowie auch der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19) zu ergänzen. Von den erhaltenen Horoskopen des Antigonos bieten das erste und zweite -Angaben: das erste nur zu Mars (an der hiesigen Stelle), das zweite zu beiden Luminaren und allen fünf Planeten (F2 § 54). Die Synopse auf der folgenden Doppelseite (Tab. 18) beweist, dass auch Antigo1617

Jones – Steele 2011, par. 54–56; in demselben Sinn urteilt Steele (demnächst). Jones – Steele 2011, par. 56; s.o. Anm. 1277 und die Tabelle auf S. 649. 1619 S.o. S. 721 zu dem ausschließlich von Ptol. apotel. 1,21,11 erwähnten ‘chaldäischen’ System. 1620 Jones – Steele 2011, par. 57. 1621 Vgl. Jones 1999a, I 11. Aus demotischen Quellen sind nur die oben (S. 724) genannten systematischen Darstellungen der Bezirke, aber keine praktischen Anwendungen bekannt. 1622 Baccani 1992, 912, nennt außerdem P. Paris 19bis; diese dritte Version von Hor. gr. 137.XII.4 erwähnt jedoch in den erhaltenen Teilen keine . 1623 Siehe Jones 1999a, II 459, Index VIIIe s.v. . 1618

Stellenkommentar

727

nos dem traditionellen ‘ägyptischen’ System folgt. Um im Rahmen dieser Synopse nicht verschieden definierte Daten miteinander zu vergleichen, sind in ihr alle Daten punktuell definiert. Das bedeutet, dass in ihr ausnahmsweise auch die als Ordinalzahlen gebotenen Planetenpositionen des Antigonos (z.B. dass die Sonne im achten Grad des Wassermanns stehe, vgl. § 22) zur Verdeutlichung des Sinns als ein Bogensegment mit der Ausdehnung von einem Bogengrad vermerkt werden (im soeben gewählten Beispiel also Sonne auf 7°–8° ).1624 Die Grenzen der Planetenbezirke der verschiedenen Systeme sind, wie schon oben in Tab. 17b (S. 719) und auch sonst überall in der vorliegenden Arbeit, punktuell angegeben. Diese vom Usus mancher Forscher (z.B. Pingree 1978a, II 211–215) abweichende Entscheidung dient nicht nur der Vermeidung von Missverständnissen auf Seiten moderner Leser, sondern ist in Tab. 18 notwendig, weil eines der in ihr erfassten Systeme, das des P. Mich. III 149, Bezirksangaben macht, die durch das Hinzutreten fraktionaler Reste (Bogenminuten) bereits im antiken Original punktuell definiert sind. Aus der Synopse geht eindeutig hervor, dass die -Angaben des Antigonos auf dem ‘ägyptischen’ System basieren. Im Hadrianhoroskop nennt er die Gradbezirke anscheinend nur, wenn der Planetengott sich in ihnen aufhält und seine Position so gestärkt ist. Verwunderlich ist allerdings das Schweigen des Textes darüber, dass nicht nur Mars, sondern auch Venus in ihren eigenen Graden steht, zumal der hiesige Kontext (§ 26 a.E.) doch explizit die Planetenwürden hervorhebt. Zwei verschiedene Erklärungen sind denkbar: Entweder ist die Position der Venus richtig überliefert und nach   der Zusatz    ausgefallen oder die Gradangabe in § 22 (  ) ist verderbt. Die Diskussion dieser Erklärungsmöglichkeiten wird Inhalt des noch übrigen Kommentars zum hiesigen Lemma im Anschluss an die nun folgende Synopse sein.

1624

Zur Differenz zwischen modernen punktuellen Längenangaben und ordinalen Gradzahlen antiker Astrologen s.o. S. 594.

Antig. Nic. F1 § 26

728 Planetenpositionen (punktgenau umformuliert)

Planetenherrscher der Gradbezirke griechisch Antigonos









‘Ägypter’

‘Chaldäer’

Ptolemaios

Valens

Merkur 0°–7°  Jupiter 7°–14°  Merkur 0°–7° 

Venus 0°–8°  Merkur 8°–15° 

Venus 0°–6°  Merkur 6°–12°  Saturn 0°–6° 

Venus 4°–9°  Merkur 9°–13°  Merkur 0°–4°  Saturn 4°–8°  Sonne 10°–13°  Venus 17°–22° 

 F1 (§ 22) 

4°–5° 





11°–12° 



,, ASC 0°–1° 





 7°–8° 





11°–12° 





Mars (§ 26)

21°–22° 

Merkur 0°–8° 

Venus 7°–13°  Venus 0°–12°  Mars 19°–28° 

Jupiter 8°–15°  Merkur 21°–26° 

Merkur 6°–12°  Jupiter 8°–14°  Mars 20°–26° 

Merkur 12°–20°  Venus 12°–17°  Jupiter 14°–21°  Merkur 0°–7°  Merkur 12°–20° 

Saturn 15°–21°  Merkur 8°–15°  Mars 15°–21°  Saturn 0°–8°  Venus 8°–15° 

Merkur 14°–21°  Venus 13°–20°  Merkur 19°–24°  Saturn 0°–6°  Merkur 14°–21° 

Saturn 17°–21°  Sonne 13°–16°  Jupiter 16°–21°  Saturn 4°–8°  Mond 13°–17° 

Jupiter 0°–6° 

Jupiter 0°–8° 

Jupiter 0°–6° 

Jupiter 3°–8° 

 F2 (§ 54) 

 18–19°  Merkur 

 14°–15° 

Venus

 19°–20° 

Jupiter (Ep.4)

 5°–6° 

Merkur





 14°–15°  Merkur 

 4°–5°   5°–6° 

Jupiter

Tab. 18: Planetenherrscher der Gradbezirke in den Horoskopen des

Stellenkommentar

729

in den Horoskopen des Antigonos (F1 und F2) babylonisch demotisch indisch   BM 36988 P. CtYBR P. Carlsberg P. Mich. III Kritodemos Sphujidhvaja 1625 1626 et al. inv. 1132(B) 81 u. 89 149

Saturn 0°–5°  Venus 10°–15°  Merkur 0°–5°  Venus 5°–10°  Mars 10°–15°  Saturn 20°–25° 

Mars 3¼°–24°  Sonne 0°–2½°  Saturn 6½°–10°  Venus 12°–18°  Mond 20½°–24½° 





fehlt

fehlt





fehlt

fehlt





fehlt

fehlt





fehlt

fehlt





fehlt

fehlt

Mars 19°–28° 

fehlt

Saturn Mars Merkur 15°–20°  14¼°–30°  12°–20°  Jupiter Mond Venus 10°–15°  14½°–18½°  12°–16°  Saturn Mars Jupiter 15°–20°  14¼°–30°  ?–21°   Venus Mond fehlt 5°–10°  2½°–6½°  Merkur Mars Merkur 10°–15°  14¼°–30°  12°–20°  Sonne Jupiter 0°–5°  0°–5°  Merkur 1¾°–14¼°  Venus Venus 5°–10°  5°–12° 



Mars 18°–24°  Jupiter 12°–18°  Venus 19°–25°  

fehlt

Merkur 0°–7°  Jupiter 7°–14°  Merkur 0°–7°  Venus 7°–13°  Venus 0°–12°  Saturn ?–27° 

Venus 0°–5°  Merkur 5°–12°  Mars 0°–5°  Saturn 5°–10°  Merkur 5°–12°  Saturn 20°–25° 



Merkur 18°–25°  Jupiter 10°–18°  Merkur 18°–25°  Saturn 5°–10°  Jupiter 10°–18°  Mars 0°–5°  Saturn 5°–10° 

fehlt Venus 12°–17°  Jupiter 14°–20° Merkur 0°–7°  

Merkur 12°–18° 

fehlt

Jupiter 0°–7° 

Saturn 0°–6° 

Antigonos (F1 und F2) nach verschiedenen antiken Systemen

1625

Zur Eigenart dieses Systems s.o. S. 722. Die Reste dieser Keilschrifttafel sind: BM 36988 (frg. A) u. BM 36303+36326 (frg. B) u. BM 36628+36786+36817+37178+37197 (frg. C).

1626

730

Antig. Nic. F1 § 26

Aus dem übrigen Text des Hadrianhoroskops lassen sich keine Argumente für die exakte Position der Venus gewinnen. Deutlich ist nur, dass sie in den Fischen steht (vgl. neben § 26    auch § 41    ) . Wenden wir uns also den astronomischen Argumenten zu. Da der Text als Venusposition 12°  bietet und die siderischen Tierkreispositionen des Textes in der Regel um vier bis fünf Grad über den wahren tropischen Werten des 1. Jh. n.Chr. liegen, dürfte man als wahre tropische Venusposition etwa 7–8°  erwarten. Sie beträgt indes, wie Rückberechnung zeigt, 14°  (s.o. S. 594, Tab. 6a). Wenngleich die antiken Positionsberechnungen im Falle der schnellen Planeten Merkur, Venus und Mars bekanntlich größere Fehler als im Falle der langsamen Planeten Jupiter und Saturn aufweisen, entsprechen die Textangaben des ersten und zweiten Horoskops, vom hier fraglichen Fall abgesehen, ungefähr den zu erwartenden Überhöhungen: Merkur (F1) +5°, Mars (F1) +3°, Venus (F2) +6°, Mars (F2) +7°.1627 Nur im Falle des besonders flinken Merkur liegt die Textangabe in F2 so weit über dem zu erwartenden Wert (+11°), dass ein echter Fehler von ca. 6° vorliegt, denn 25°  (wahre tropische Position) + 5° (zur Umwandlung in siderische Daten) + 6° (Fehler)1628 = 6°  (Text). Wenn man einen ähnlich großen Fehler bezüglich der Venus im ersten Horoskop gestattet, aber nicht im Sinne eines Zuviel, sondern eines Zuwenig, führt das auf den dortigen Textwert, denn 14°  (wahre tropische Position) + 4½° (zur Umwandlung in siderische Daten) – 6½° (Fehler) 1629 = 12°  (Text). Auch andere Horoskope für Daten des 1. Jh. v.Chr. und des 1. Jh. n.Chr. bieten negative Abweichungen dieser Größenordnung bei den Venusund Merkurpositionen, vgl. z.B. Hor. gr. –71.I.21 (Text:  12° , wahre trop. Pos.: 17° ), Hor. gr. –42.XII.27 (Text:  11° , wahre trop. Pos.: 14° ) und Hor. gr. 46.I.3 (Text:  30° , wahre trop. Pos.: 6° ). Die Angabe    (§ 22) liegt also innerhalb einer akzeptablen Fehlergrenze und ist nicht per se suspekt. Es kommt hinzu, dass eine Verschreibung von  aus einem höheren Wert (z.B. ) paläographisch wenig plausibel ist. 1630 Zu bedenken ist ferner, dass P und Ep.4 an keiner anderen Stelle beide einen verderbten Zahlwert bieten. Da auch der dritte Überlieferungsstrang (Exc.1), in dem das Venusnotat leider ausgefallen ist, durch das Diagramm des cod. U 1627

Vgl. S. 594, Tab. 6a, u. S. 1044, Tab. 28a. Vgl. S. 1047, Tab. 28c. 1629 Vgl. S. 603, Tab. 6c. 1630 Siehe die Liste der “standard letter confusions” bei West 1973, 25. 1628

Stellenkommentar

731

den Wert 12°  bestätigt, müsste man annehmen, dass die hypothetische Verschreibung sehr früh stattfand, vielleicht als unachtsame Angleichung an den unmittelbar vorausgehenden Merkurwert ( ) oder an die folgenden Werte für Mars und das MC (zweimal ). Während, wie gesagt, Zahlenverderbnisse der gesamten Antigonosüberlieferung nicht belegbar sind, ist es anscheinend schon früh in mehreren Fällen zu Textausfällen im Umfang von einem oder mehreren Wörtern gekommen, die alle Überlieferungsstränge betreffen. 1631 Ein Ausfall von     nach § 26    ist daher nicht undenkbar, zumal es sich um eine durch die identische Angabe zu Mars bedingte Haplographie handeln könnte. Ein ganz ähnlicher Fall liegt in F2 § 56 nachweislich vor.1632 Ferner gewinnt die astrologische Argumentation des Antigonos sowohl an Gewicht wie auch an Ausgewogenheit, wenn Venus ebenso wie Mars zwei verschiedene Planetenwürden genießt. Es ist darüber hinaus, wie bereits oben (S. 608) erläutert, zu erwägen, ob Antigonos, der an anderen Stellen zweifellos Daten ‘frisiert’ hat,1633 eine genauere Angabe zur Venusposition besaß, diese aber um einige Grad auf 12°  reduzierte, damit die Venus als gerade noch in ihrem eigenen Bezirk (0°–12° ) befindlich gewertet und auch unter diesem Gesichtspunkt als wirkungsmächtige Wohltäterin interpretiert werden konnte. Die oben diskutierten astronomischen Bedenken, die ja ohnehin gering sind, würden damit vollends bedeutungslos. Die Analyse der Stobart-Tafeln gibt ebenfalls Anlass zu der Vermutung, dass Antigonos den Wert für Venus ein wenig gedrückt hat.1634 Wie dem auch sei, insgesamt erscheint die Annahme eines Ausfalls von   am plausibelsten. Der Text der hiesigen Edition wird entsprechend ergänzt. : Zu  im Sinne von ‘Position’ vgl. § 37        . § 46       . § 47      . § 49      . F2 § 56         . § 57 1631

Vgl. S. 122 bei Anm. 484. Vgl. die Tabelle zur gegenseitigen Unabhängigkeit von P, Ep.4, Exc.1 und Exc.2 oben S. 117, zu F2 § 56    ; s. auch ebd. zu § 66a . 1633 S.o. S. 609, Punkt  (zum Aszendenten), sowie bereits am Ende des vorausgehenden Kapitels (). 1634 Einzelheiten dazu oben in Anm. 1112. 1632

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Antig. Nic. F1 § 26

. § 58 . § 61    . Die Belege zeigen, dass mit  sowohl die Position in mundo, also bezüglich der Kardinalpunkte und des Horizonts, gemeint sein kann (§§ 37.46. F2 § 56) als auch die innerhalb des Tierkreises ohne Relation zum irdischen Beobachtungsort (§§ 26.47. 49. F2 § 57.58.61). Vgl. Bezza 1990, 281 (Anm. 68), mit weiteren Erläuterungen und Parallelen aus anderen Astrologentexten. Niemals bezeichnet  im Griechischen den scheinbaren Stillstand der Planeten; der terminus technicus dafür ist  (vgl. F3 § 63     ).  : fasst die vorhergehenden Angaben über Venus und Mars zusammen. Zur Bedeutung des ausschließlich astrologisch belegten Terminus  (‘in einem eigenen Ort stehen’) vgl. z.B. Val. 2,22,36–39 (Hor. gr. 50.X.24, = Domitian?), in dem Jupiter in den Fischen steht, daher ebd. 2,22,37  .1635 Ptolemaios verwendet das Verb nicht, doch siehe Ptol. apotel. 3,4,7, wo es heißt, die Wirkung der Planeten sei am stärksten, wenn sie sich an eigenen oder vertrauten Orten des Kosmos befänden ( ).1636 Die hiesige Stelle ist somit der früheste Beleg für . Da die Belege nach LSJ s.v. erst mit Valens beginnen, wäre die Aufnahme einer entsprechenden Ergänzung in das Supplement wünschenswert.   : Da hier erstmals in den Antigonosfragmenten einer der korrelativen, sich auf die Dodekatropos1637 beziehenden termini technici ,  und  bzw. der dazugehörigen Verben begegnet, sollen sie hier alle knapp systematisch erklärt werden (zur Illustration s. S. 694, Diagr. 9). Die vier Kardinalpunkte (s.o. S. 643) heißen  bzw. lat. cardines. Durch sie sind der 1., 4., 7. und 10. Ort der Dodekatropos definiert, die metonymisch ebenfalls als  bezeichnet werden. Vgl. die von Antigonos teils wörtlich (punktuell), teils metonymisch (im Sinne ganzer Orte) gebrauchten Formen von  (§§ 37.40.43.49. F2 § 56. F5 § 68),  (§ 29 ),  (§§ 36 u. 37) und 

1635

Zahlreiche weitere Valens-Belege bietet Pingree 1986, 513 (Index s.v.). Zu  und s.o. zu T2. 1637 Mehr dazu im Kommentar zu § 26  (bes. S. 689–698). 1636

Stellenkommentar

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 (§§ 33b u. 48).1638 Die  sind diejenigen Orte, die in der Ordnung des Tierkreises auf die  folgen. Wenngleich die wörtliche Bedeutung des ‘danach Aufgehens’ nur auf den 2. Ort zutrifft, der dem eigentlichen Aufgang folgt (1. Ort = ), wurde der Terminus  auf den 5., 8. und 11. Ort ausgedehnt.1639 Das Verb  ist bei Antigonos nur hier belegt, hingegen in § 40. F2 §§ 66a.66b. Die noch übrigen vier Orte (der 3., 6., 9. und 12.) heißen  . Der Begriff  wurde vom Durchlaufen des MC, genauer: vom 9. Ort, auf die den übrigen  folgenden Orte übertragener. Ein seltenes Synonym zu  ist  (s. Bouché-Leclercq 1899, 273). In den Antigonosfragmenten sind durch den Zufall der Überlieferung beide Termini nicht belegt (s. jedoch 2x  in F4 § 67). Diese Terminologie ist seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt. Vgl. Nech. et Pet. frg. 21,77.95.96 bei Val. 7,6,17.20 mit insgesamt drei Belegen für  (Val. 7,6,10–20 ist nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat); ebd. auch ein Beleg für  (frg. 21,78 = Val. 7,6,17). Siehe auch mehrere Riess noch unbekannte Belege, nämlich Antioch. epit. 1,19 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 116,11– 12 (= Nech. et Pet. frg. +16)               sowie die Exzerpte aus der Katarchenhoroskopie des Petosiris 1640 bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (= frg. +23), worin neben  (p. 138,14) auch die verwandten Termini  (p. 138,6.13) und  (p. 138,9) begegnen, sowie bei Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18–27 (frg. +27), wo ebenfalls von den  die Rede ist (p. 223,22).1641 Als Variante zu  bezeugt Val. 3,7,7 = Nech. et Pet. frg. 18,24 den Begriff .

1638

Wenn man, wie es in der Antike üblich war, die Orte der Dodekatropos mit Tierkreiszeichen in eins setzt, kann das MC nicht nur in den 10. Ort fallen, sondern auch in den 9. und 11. (und ebenso das IMC in den 3. und 5.). Obwohl die antiken Astrologen sich dessen bewusst waren (vgl. Firm. math. 2,15,4 u. Paul. Alex. 30 p. 82,7–10), hielten sie aufgrund der praktischen Vorteile an der Gleichsetzung von Orten und Zeichen fest. 1639 Mehr zu  und  im Kommentar zu § 43     1640 Mehr dazu in Anm. 1300. 1641 Erwähnung verdient ferner Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2 [s. Anm. 234]), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,22–33 (p. 119,25–29 = Nech. et Pet. frg. +18), woraus aber nicht eindeutig erkennbar ist, ob die letzten Zeilen, besonders die Untersuchung der 

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Antig. Nic. F1 § 26

An der hiesigen Stelle ist also gemeint, dass sich Venus und Mars im 2. Ort befinden, der auf den im 1. Ort aszendierenden Mond folgt. Antigonos betont diesen Umstand, weil die Position in einem kardinalen Ort sowie auch die in Epanaphora die Wirkkraft eines Planeten verstärkt (ausführlicher hierzu im Komm. zu § 33a    ), besonders wenn es sich bei dem kardinalen Ort um den ersten oder zehnten handelt (vgl. die Erklärung des Antigonos in § 37 zu  ). Die einschlägigen Kapitel zur Wirkung der Planeten in den 12 Orten bieten einige Aussagen zu Mars beziehungsweise Venus im 2. Ort, die sich konkret auf Hadrians Kaisertum beziehen lassen. Dor. p. 365,3–5 notiert:         1642(!)(cf. § 29)(cf. § 33b)[sc. , cf. ex. gr. ibid. p. 363,8]   Abgesehen von dieser allgemeingültigen Aussage findet sich eine konkrete, dem von Antigonos in § 26 Gesagten ähnliche Interpretation im Krönungshoroskop des Usurpators Leontios (Hor. gr. 484.VII.18). Dessen Astrologen hatten die gemeinsame Stellung von Sonne, Jupiter und Mars im aszendierenden Tierkreiszeichen (Krebs) sowie die Position des Merkur in Epanaphora (Löwe) als Vorzeichen glücklicher Herrschaft gedeutet, wie der spätere, Leontios feindlich gesonnene Besprecher derselben Konstellation mitteilt:                   (Pingree 1976b, p. 140,8–9; vgl. ebd. Z. 15–16:    1643 ). Jener Anonymos setzt ebenso wie Antigonos die Tierkreiszeichen und die Orte der Dodekatropos in eins.

§ 27   : so P ( fehlt in Ep.4, doch siehe Exc.1). Die Auffassung der Sonne als oberster Lenker und Herrscher der und und (p. 119,30), noch der Autorität von ‘Nechepsos und Petosiris’ folgen. 1642 Diese Bedingung ist in F1 erfüllt, und zwar sogar entsprechend der Partei der Venus auf der Nachtseite der Sonne. 1643 Ergänzt von Kroll, CCAG I (1898), p. 108,4 (gefolgt von Pingree a.a.O.).

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Welt ist ein Produkt des Hellenismus und in der antiken Literatur von Cicero bis zu den Neuplatonikern und den spätantiken Zaubertexten belegt. Ihren Ursprung hat die den Griechen und Römern ursprünglich fremde Sonnenverehrung in den orientalischen Kulturen und Religionen. In der Spätantike gipfelt der Sonnenkult in der Erhebung des syrischen Sonnengottes Baal zum Reichsgott durch Elagabal (218 n.Chr.) und in der Erhebung des Sol Invictus zum Staatsgott durch Aurelian (274 n. Chr.).1644 Mit dem Beiwort  schmückt von den erhaltenen griechischen Horoskopen nur P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3) die Sonne, vgl. auch P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), col. III, ll. 48–51:          (‘die allermächtigste Sonne, Herrscherin des Alls’), und P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. I,11:   (beide Stellen im jeweiligen astronomischen Datenblock). Siehe ferner Val. 8,7,272   , die Bezeichnungen der Sonne als  (Porph. isag. 2 p. 190,25) und     (Iul. Laod. CCAG I, 1898, pp. 135,32–136,1), den sogenannten ‘Sonnenhymnos’ des Kleomedes1645 sowie umfangreiches weiteres Material aus der gesamten griechischen Literatur bei Fauth 1995, 203–262. 1646 Vereinzelt bezeichnen astrologische Texte beide Luminare als Weltherrscher, vgl. Val. 9,16,2         und Paul. Alex. 3 p. 13,12–16               (vgl. ebd. 6 p. 18,12–14). Den Mond allein bezeichnet PSI III 157, Z. 8 (= Anub. frg. 16,8), als Weltherrscher(in), sofern Bolls Ergänzung   das Richtige trifft.1647 Einige spätantike (nichtastrologische) Quellen bezeichnen sogar alle sieben ‘Planeten’ als  (LSJ s.v. 3). Für die Prognose kaiserlicher Macht ist die Stellung der Sonne von besonderer Bedeutung: So wie sie das Weltall im Bereich der physischen Natur beherrscht, ist der Kaiser Weltherrscher im menschlichen Be1644

Ich folge hier Denningmann 2005, 107–122, bes. 107. Cleom. 2,1 ll. 357–404 Todd (pp. 154–156 Z.). 1646 Zur Sonne als  siehe ferner Cumont 1913. Cumont 1940, 410. Gundel 1968, 10–12. Ulansey 1998, 95f. (= 11989, 107f.). 1647 Siehe Boll 1914a, 2, mit Komm. z. St. Sichere Belege gibt es m.W. nicht für den Mond allein. Vgl. jedoch Bezeichnungen des Mondes als       in P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), col. III, ll. 73–74, und in P. Oxy. astron. 4245 (Hor. gr. 218.XI.27), Z. 7. 1645

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Antig. Nic. F1 § 27

reich.1648 Bezeichnenderweise prognostiziert Ptolemaios im Kapitel über hohe Würden unter besonders günstigen Bedingungen  (Ptol. apotel. 4,3,2; s.o. S. 681 bei Anm. 1427). Er meint damit zweifellos römische Kaiser, wenngleich das Epitheton in astrologischen Texten allgemein Könige bezeichnete, bevor es in den Inschriften der Kaiser auftauchte.1649 Es ginge allerdings zu weit, aus der hiesigen Erwähnung des   eine intentionelle, namentliche Anspielung auf den Kaiser P. Aelius Hadrianus herauszuhören.1650 : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 .    : Nach astrologischer Lehre haben die sieben Planetengötter bestimmte ‘Häuser’ (, 1651 lat. domus, domicilia 1652 ), Tierkreiszeichen, in denen sie während ihrer Himmelswanderung bevorzugt einkehren und ‘sich freuen’ (,1653 lat. gaudere). 1654 Diese ‘Häu1648

Zum Vergleich von Kaiser und Sonne bzw. Kaiserin und Mond im Allgemeinen s. Vatsend 2000, Anhang 1: ‘Kaiserin und Mond’ (pp. 139–141). Siehe außerdem Boll 1922a, 22 (= Boll 1950, 96): “Wenn der Triumvir Antonius [...] seine beiden Zwillingskinder von Kleopatra mit den Beinamen Helios und Selene benennt, so bestimmt er sie damit im Voraus zu den Herrschern dieser irdischen Welt, zu Kosmokratores, wie es die zwei mächtigen Gestirne im All sind.” 1649 Cumont 1937, 27; vgl. Bouché-Leclercq 1899, 4375. 1650 Abgesehen davon, dass Antigonos F1 anonym formuliert hat, ist die Gleichsetzung Aelius –  nach Gagé 1968, 217–219 u. 228, erst im 3./4. Jh. n.Chr. greifbar. Allerdings sind Spuren von Vergleichen Hadrians mit der Sonne fassbar, z.B. in jenem Epigramm der Julia Balbilla (Enkelin des Balbillos und Zofe der Kaiserin Sabina) auf dem Memnon-Koloss von Theben, worin es heißt, dass der Koloss zu tönen pflegte, wenn die Sonne ihn erwärmte; als aber Hadrian, der , ihn schon vor Sonnenaufgang besuchte, habe der Koloss die Stimme zum Gruß erhoben, soweit ihm dies überhaupt möglich war:      |   ()      |        |  () (= Bernand – Bernand 1960, Nr. 28, vv. 1–4; cf. Lindsay 1971, 312, ad loc.: “She [sc. Julia Balbilla] seems to say that the oracular statue accepted him [sc. Hadrian] as a sun before the sun rose.”). In der Folge einer schweren Beschädigung (vielleicht durch das Erdbeben 27 v.Chr.) gab der Memnonkoloss in der Morgendämmerung Töne von sich, die als Begrüßung der Morgenröte durch ihren Sohn Memnon gedeutet wurden. 1651  in P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22), Z. 14; ebenso Paul. Alex. 37 p. 100,2–3. 1652 Vgl. Le Bœuffle 1987, 123f. (Nr. 447) s.v. domicilium. 1653 Vgl. z.B. Paul. Alex. 3 p. 11,11–13. 1654 Die grundlegende Darstellung der Lehre bietet Bouché-Leclercq 1899, 182–192. Siehe auch Gundel – Gundel 1950, 2123f.

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ser’ sind nicht mit den ‘Orten’ () der Dodekatropos zu verwechseln (s.o. zu § 26   , bes. S. 689–698). In babylonischen Keilschrifttexten konnte die Häuserlehre bisher nicht nachgewiesen werden.1655 Um die Zwölfzahl der Zeichen mit der Siebenzahl der Planetengötter in Einklang zu bringen, wurden jedem Planeten ein Taghaus sowie ein Nachthaus zugewiesen. Die Luminare hingegen haben nur je ein Haus, was sinnfällig ist, da die Sonne den Tag und der Mond die Nacht symbolisiert.

Mond Sonne Merkur Venus Mars Jupiter Saturn

Taghaus –      

Nachthaus  –     

Tab. 19: Tag- und Nachthäuser der Planeten

Die Häuser der Luminare sowie die Taghäuser der fünf echten oder ‘kleinen’ Planeten wurden astrologisch aus dem bereits erläuterten ‘ägyptischen’ thema mundi ( ) 1656 als die Tierkreiszeichen erklärt, in denen sie am Beginn der Welt gestanden hätten, gewissermaßen also als ihre Geburtshäuser. Dem Firmicus scheint dieser Zusammenhang nicht bewusst gewesen zu sein, da er keinerlei Bezüge zwischen den Kapiteln math. 2,2 De domibus stellarum und math. 3,1 thema mundi herstellt; 1657 doch siehe exemplarisch Paul. Alex. 37 ( ) p. 100,2–3:     . Auch Macr. somn. 1,21,25–26 sieht im thema mundi den Grund der Häuserzuteilung. Im thema mundi stehen die Planeten in der Reihenfolge Mond – Sonne – Merkur – Venus – Mars – Jupiter – Saturn in den Tierkreiszeichen vom Krebs bis zum Steinbock (diese pythagoreisch-platonisch1655

Vgl. Neugebauer – Parker 1960–1969, III 203, u. Rochberg-Halton 1988a, 57. S.o. S. 632 (Punkt f). 1657 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 1863. 1656

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Antig. Nic. F1 § 27

stoische Planetenordnung beweist im Übrigen, dass das ‘ägyptische’ thema mundi eine griechische Erfindung ist).1658 Teilt man die noch unbesetzten Zeichen ( – ) den fünf echten Planeten als zweites Domizil zu, so ergibt sich eine harmonische und achsensymmetrische Verteilung, in der auf die Luminare eine nächtliche (beim Mond im Krebs beginnende) und eine zum Tag gehörende (bei der Sonne im Löwen beginnende) Reihe von Planetenhäusern folgt:

Diagr. 11: Die Planetenhäuser (Quelle: Bouché-Leclercq 1899, 188)

Das System der Planetenhäuser ist schon früh in Originalhoroskopen belegt. Baccani nennt als die ältesten Exemplare fünf Papyri des 1. Jh. n.Chr.: P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22), P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), P. Oxy. XXXI 2555 (Hor. gr. 46.V.13), P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31)1659 und P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13).1660 Dazu sind zwölf 1658

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 1862, u. siehe Diagr. 6 oben S. 632. Darin Z. 58f.   (). 80f.   (). 101 u. 145f.   (, cf. 178). 116   (). 130f.    (). 169f.    (); keine Angabe zu Merkur.

1659

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später publizierte Papyri aus Oxyrhynchos für Daten ab 84 n.Chr. 1661 sowie auch der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18– 19) zu ergänzen. Im literarischen Bereich sind besonders die durch Heph. 1,7 überlieferten mnemonischen Verse des Dorotheos zu erwähnen. 1662 Da Manilius die Planetenhäuser nicht erwähnt, ist unter den lateinischen Autoren Lucan. 1,649–665 1663 das früheste unzweifelhafte Zeugnis. 1664 Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat jedoch schon Varro das System referiert; dafür spricht Ps. Cens. (re vera Varro) frg. 3,10 domus solis leo, lunae cancer, Mercuri virgo et gemini, Veneris libra et taurus, Martis scorpio et aries, Iovis sagittarius et piscis, Saturni capricornus et aquarius. Wie verbreitet die Kenntnis des Häusersystems dann im 2. Jh. n.Chr. war, beweist eine alexandrinische Münzserie aus dem achten Regierungsjahr des Antoninus Pius (145/6 n.Chr.), deren 12 Einzelstücke jeweils ein Tierkreiszeichen mit dem zugehörigen Planetengott zeigen.1665 Vgl. weiter Ptol. apotel. 1,18 sowie auch die ausführliche Darstellung bei BouchéLeclercq 1899, 182–192. Da ‘Nechepsos und Petosiris’ das thema mundi, aus dem sich die Planetenhäuser erklären, kannten,1666 ist es per se wahrscheinlich, dass schon jenes pseudepigraphische Werk die Häuserlehre bot. Dazu passt die Nachricht bei Firm. math. 8,2 (= Nech. et Pet. frg. 16), dass Petosiris in seinen Unterweisungen die Hausherren der Tierkreiszeichen verwendet haben soll (darin mehrere Belege für die lateinischen Begriffe dominus signi und domicilium). Die Hausherren der Tierkreiszeichen finden außerdem mehrmals Erwähnung in den Riess noch unbekannten PetosirisExzerpten bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (frg. +23) und Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18–27 (frg. +27).1667 Außerdem ist die Häuserlehre ein unverzichtbares Requisit der Suche nach dem  in der Version mehrerer sich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ berufender Autoren, 1668 deren Lehre anscheinend auch 1660

Baccani 1992, 91, mit Anm. 1. Siehe Jones 1999a, II 459, Index VIIIe s.v. . 1662 Heph. 1,7:         [ coni. Kroll]|    |  |(= Dor. p. 323,16–19 P. = Dor. frg. 6 St.; cf. Dor. arab. 1,1,9). 1663 Vgl. Anm. 738. 1664 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 1852. 1665 Abb. bei Lehr 1971. 1666 S.o. S. 631 bei Anm. 1212. 1667 Zu beiden s.o. S. 653, Anm. 1300. 1668 S.u. Komm. zu F2 § 54  –. 1661

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Antig. Nic. F1 § 27

Antigonos folgt. Insgesamt kann also kein Zweifel daran bestehen, dass schon ‘Nechepsos und Petosiris’ das System der Planetenhäuser kannten und lehrten. Antigonos verweist neben der hiesigen Stelle noch vier weitere Male auf das zu seiner Zeit längst kanonische Häusersystem: vgl. § 35   . § 48    (cf. epit. 4,26,38     ). F3 § 66a  und § 66b . Es gibt einschlägige Kapitel verschiedener Autoren über die Wirkungen der Planeten in den einzelnen Häusern. Da diese aber, was die soeben genannten Antigonos-Stellen betrifft, erstmals zu F3 § 66a   relevant sind, werden sie im dortigen Stellenkommentar vorgestellt. An der hiesigen Stelle ist nur von Bedeutung, dass die Stellung Saturns in seinem eigenen Haus seine Stärke und damit seine Eignung als Speerträger intensiviert. Zuletzt ist anzumerken, dass bei Manilius ein Versuch belegt ist, die zwölf Tierkreiszeichen mit den Zwölfgöttern zu assoziieren (Manil. 2,433–452):  Minerva,  Venus,  Apoll,  Merkur,  Jupiter,  Ceres,  Vulkan,  Mars,  Diana,  Vesta,  Juno,  Neptun.1669 Dieses System von Schutzgöttern (tutelae), das abgesehen von Manilius nur durch einige Rudimente bei anderen Autoren bekannt ist,1670 weist zwei Übereinstimmungen mit dem zuvor erläuterten, üblichen Häusersystem auf (Venus ist dem Stier zugeordnet, Mars dem Skorpion). Es konnte aber schon deshalb nicht überleben, weil es den Saturn nicht berücksichtigt. Ein weiteres Sondersystem will Firmicus kennen, der behauptet, ‘die Babylonier’ hätten den Planeten diejenigen Tierkreiszeichen als Häuser zugewiesen, die gemeinhin als ihre Erhöhungen gelten.1671     : Was die Auf- und Untergänge der Planeten und Fixsterne betrifft, sind in der antiken Sternkunde unterschiedliche Verwendungen derselben Begriffe zu beachten. 1672 Denningmann bietet eine ausführliche Appendix, die die antike Verwendung von    1669 Vgl. zu diesem System Boll 1903a, 472–478. Weinreich 1924–1937, 825–827. Hübner 1984, 237–242. 1670 Details bei Hübner 1984, 238336. 1671 Vgl. Firm. math. 2,3,4.6 sowie Bouché-Leclercq 1899, 1851 und 2272. 1672 Ähnlich polyvalent sind z.B., je nach astronomischer oder astrologischer Verwendung, die Begriffe  und  (s.o. zu § 26   ). Siehe auch den Gebrauch von  und  einerseits im punktuellen Sinne von ASC und MC, andererseits im Sinne des 1. und 10. Ortes der Dodekatropos (s.o. S. 689– 698).

Stellenkommentar

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       und   sowohl in den astronomischen als auch in den astrologischen Texten erstmals umfassend analysiert und auch die babylonischen Wurzeln der griechischen Anschauungen offenlegt.1673 Es genügt hier, ihre Ergebnisse zusammenzufassen. 1674 Insgesamt sind drei Verwendungsweisen streng auseinanderzuhalten. Die ersten beiden sind im modernen Sinne astronomisch, die dritte astrologisch: 1)  und  bezeichnen das Überschreiten des östlichen Horizonts (dt. ‘Aufgang’), und das Hinabsteigen unter den westlichen Horizont (dt. ‘Untergang’). Wenn die Adjektive   bzw.  hinzutreten, bezeichnen die Junkturen den Auf- oder Untergang eines Sterns bei Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang (dt. ‘Morgenaufgang’, ‘Morgenuntergang’, ‘Abendaufgang’, ‘Abenduntergang’). 2) Eine von (1) verschiedene astronomische Verwendung derselben Begriffe liegt vor, wenn  die erste Sichtbarkeit eines Sterns oder Planeten nach seiner Phase der Unsichtbarkeit in Sonnennähe bezeichnet beziehungsweise wenn  oder  die letzte Sichtbarkeit vor der Phase der Unsichtbarkeit bezeichnen. Die Adjektive   bzw.  weisen auch hier auf die Tageszeit, also auf den Stand der Sonne. Im Deutschen nennen wir diese Erscheinungen ‘Morgenerst’ (= ‘heliakischer Aufgang’), ‘Morgenletzt’, ‘Abenderst’ und ‘Abendletzt’ (= ‘heliakischer Untergang’). Diese Verwendung liegt – im Sinne des heliakischen Aufgangs – in § 26 (Jupiter)  und in F3 § 63 (Saturn)            vor. Unter den Originalhoroskopen vgl. z.B. P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 161–162 (Merkur)   [sc. ]   (‘der sieben Tage zuvor sein Morgenletzt [   ] gehabt hatte’). Trotz der gravierenden Unterschiede zwischen den Verwendungen (1) und (2), die Denningmann an Beispielen verdeutlicht,1675 ist doch beiden gemeinsam, dass sie sich auf einen ganz bestimmten Zeitpunkt beziehen, entweder das Über- bzw. Unterschreiten des Horizonts (1) oder die erste beziehungsweise letzte Sichtbarkeit eines Himmelskörpers in Sonnennähe (2).1676

1673

Denningmann 2005, 386–474 (s. bes. S. 431. 437. 449f. 467–474). Siehe auch Denningmann 2007. 1674 Ich folge z.T. wörtlich Denningmann 2005, 467f. 1675 Denningmann 2005, 468. 1676 Vgl. Denningmann 2005, 431.

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Antig. Nic. F1 § 27

3) Grundverschieden von (1) und (2) ist eine astrologische Verwendung derselben Begriffe, wobei  und die Phasen (im Sinne von Zeiträumen) der Sichtbarkeit beziehungsweise Unsichtbarkeit eines Planeten oder Fixsterns bezeichnen. Diese Verwendung ist sowohl für die Substantive  und  als auch für die Adjektive  und  sowie für die Verben  und  nachweisbar. Ein Planet, der sich innerhalb eines Abstandes von 15° zur Sonne befindet, ist (bzw. ), unsichtbar. Dabei spielt weder seine eigene Stellung zum Horizont noch die der Sonne zum Horizont eine Rolle; nur der Bogenabstand von der Sonne ist relevant. Ein Planet jenseits der 15°-Grenze ist , sichtbar. Geht er der Sonne im Sinne der Tagesrotation voran, ist er morgens vor ihr sichtbar (   ), folgt er ihr, ist er abends sichtbar ( ). Dass man auch den Bereich der Unsichtbarkeit in    und  unterteilte, geschah wohl aus Gründen der Symmetrie. Eine maximale Distanz für die Sichtbarkeitsphase nennen erst die späten Quellen Paulos Alexandrinos und Olympiodor, nämlich 120°.1677 Insgesamt ergeben sich die folgenden Sichtbarkeitsphasen:

Diagr. 12: Sichtbarkeitsphasen nach astrologischer Definition: Bereiche, in denen die Planeten (links) bzw. (rechts) sind (Quelle: Denningmann 2005, 450, Abb. 51a–b)

1677

Zur Erklärung dieses Wertes aus den scheinbaren Stillständen der oberen Planeten s. Denningmann 2005, 451f. u. 468.

Stellenkommentar

743

Dieses dritte, rein astrologische Verständnis der genannten Begriffe ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass antike Ephemeriden und Almanache oft zu bestimmten Tagen Sichtbarkeitsphänomene wie z.B. heliakische Aufgänge notierten. Wenngleich diese Notate natürlich nur für einen bestimmten Tag galten, wurden sie von den Astrologen anscheinend oft auch dann beachtet und in den Datenblock ihres Horoskops übernommen, wenn der Zeitpunkt, für den sie das Horoskop stellten, in die auf das notierte Sichtbarkeitsphänomen folgenden Tage fiel und zu den dazwischenliegenden Tagen kein neues Phänomen notiert war. 1678 Ganz sicher gab es Astrologen, die so bezüglich der Voll- und Neumondnotate verfuhren,1679 wie eine Prozedur bei Valens beweist, die bei wörtlicher Auslegung die absurde Behauptung implizieren würde, dass jede Nativität entweder eine Vollmond- oder eine Neumondnativität sei. 1680 Der gleiche Erklärungsansatz macht ferner eine Reihe von sehr groben Fehlern in Angaben zu scheinbaren Stillständen der Planeten verständlich (s.u. S. 1155). Semantisch gesehen handelt es sich bei der dritten Definition von  also um eine Verschiebung von der dynamischen Grundbedeutung zu einer resultativ-lokativen Sonderbedeutung. Dieser Prozess ist im Griechischen keineswegs singulär. Man vergleiche etwa auf dem Gebiet der politischen Terminologie die semantische Verschiebung von  ‘Flucht’ zu ‘Exil’ und konkret zu ‘Ort des Exils’.1681 Der somit leichter nachvollziehbaren dritten Definition für  und  ist die hiesige Stelle des Antigonos (§ 27) zuzuordnen. Für Saturn und Merkur ist die Geburtsstunde Hadrians kein astronomisch signifikanter Zeitpunkt, d.h. sie passieren nicht gerade den Osthorizont (‘Morgenaufgang’, Def. 1) und treten auch nicht gerade aus der Periode der Unsichtbarkeit heraus (‘heliakischer Aufgang’, Def. 2), die bereits mehrere Tage beziehungsweise Wochen zurückliegt, sondern Saturn und 1678

Als Beispiele solcher Tafelwerke s. die Ephemeride P. Oxy. astron. 4181 bei Jones 1999, II 200–203, und den Almanach P. Oxy. astron. 4204 ebd. II 288–293. Siehe ferner S. 1155, Komm. zu F3 § 63   . 1679 Als Beispiel s. die Ephemeride P. Oxy. astron. 4179 bei Jones 1999, II 188–191. 1680 Val. 3,7,3–5:              [...]      [...].Vgl. ebd. 2,34,8–9. 3,9,13. 1681 Vgl. LSJ s.v.  I.3 “place of refuge” mit Verweis auf Diod. Sic. 17,78,2. Siehe z.B. auch Strab. 17,1,11                  Plut. Cim. 17,8[ ]Plut. Luc. 18,2. Plut. Cat. min. 40,1[...].

744

Antig. Nic. F1 § 27

Merkur befinden sich im Zeitraum der Sichtbarkeit (Def. 3). In demselben Sinne versteht Antigonos § 30 (Merkur und Saturn)     , § 31 (allg.)          , § 32 (allg.)    und (Mars)  (sc. ), § 34 (Saturn)     und (Mars)      § 38 (Saturn und Merkur)    , F2 § 54 (Jupiter)     und (Mars, Venus, Merkur)    (= ), F3 § 63 (Merkur)      und (Jupiter)      und (Mars)     . Obwohl Antigonos in allen drei erhaltenen Horoskopen intensiv von der astrologischen Terminologie der Sichtbarkeitsphasen Gebrauch macht, ist nicht erkennbar, welche maximale Distanz er als Obergrenze ansetzt. Unter den soeben genannten Stellen beträgt die größte Entfernung eines Planeten von der Sonne nach den Positionsangaben des Antigonos 73° (F3 § 63:  19°  –  6° ). Da keine der drei Konstellationen in F1–F3 Planeten in einer Distanz von 73°–120° zur Sonne aufweist, ist ungewiss, ob schon Antigonos die erstmals bei Paulos Alexandrinos belegte 120°-Grenze annahm oder ob er vielleicht die 90°-Grenze vorzog, die er in F2 § 58 für die Doryphorie nennt. Die von Antigonos verwendete Terminologie (Sinn Nr. 3) benutzten wahrscheinlich schon ‘Nechepsos und Petosiris’, vgl. Heph. 1,23,17         = Nech. et Pet. frg. 12,79– 80. Unter den Originalhoroskopen vgl. z.B. P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31): Saturn ist   (Z. 103f.), ebenso Venus (    Z. 147f.), Mars sogar     (Z. 137). Gemeint ist an allen drei Stellen, dass die Planeten mehr als 15° vor der Sonne aufgehen. Vgl. auch P. Oxy. astron. 4245 (Hor. gr. 218.XI.27), Z. 14     (Saturn), wo der heliakische Aufgang bereits mehr als eine Woche zurücklag.1682 Astrologisch gilt die morgendliche Sichtbarkeitsphase (    ) als günstiger und findet daher, wie die obigen Fälle zeigen, wesentlich häufiger Erwähnung. Die abendliche ( ) ist etwas weniger günstig, aber dieser Nachteil kann, wie Antigonos in § 32 darlegt, durch eine vorteilhafte Position im Tierkreis und die Relation zu anderen Planeten und zu den Kardinalpunkten aufgewogen werden. Besonders schwach sind die Planeten, die in der Phase der Unsichtbarkeit (schlimmstenfalls in  ) stehen. Vgl. Paul. Alex. 14 p. 1682

Vgl. Jones 1999a, I 259 ad loc.

Stellenkommentar

745

28,21–29,3 (zit. im Komm. zu § 31  – ).1683 Insgesamt gilt also die folgende Hierarchie der Sichtbarkeitsphasen:     (bei Hadrian: Merkur und Saturn) (bei Hadrian: Mars und Venus),     (bei Hadrian: Jupiter)   (bei Hadrian: kein Planet).1684

§ 28 Zusätzlich zu den bereits genannten Gründen für das Kaisertum Hadrians verdient nach Antigonos eine Fixsternwirkung Erwähnung. Gemeint ist  PsA (‘Fomalhaut’),1685 wie der Nachweis in der ausführlichen Gesamtanalyse zu F5 §§ 68–70 zeigen wird.1686 Die Relevanz jener Paragraphen für die hiesige Stelle wurde bisher übersehen.1687 Unter Berücksichtigung der dort erzielten Ergebnisse zu dem von Antigonos benutzten System von Fixsternprognosen genügt es hier, den konkreten Einzelfall zu untersuchen und zu prüfen, inwieweit die in F5 § 68 formulierten Bedingungen (                ) hier zutreffen. Aufgrund der Daten in § 22 ist klar, dass das zuerst genannte Kriterium (   ) mehr als erfüllt ist: Nicht nur der Mond, sondern auch Jupiter befindet sich in kardinaler Position, und zwar in dem wichtigsten  (dem 1. Ort), und obendrein gradgenau im Aszendenten.1688 Auch das zuletzt genannte Kriterium (    ) ist erfüllt: In demselben ersten Ort steht einer der sechs von 1683

Dass die Planeten in   kraftlos sind, lehrte anscheinend schon Dorotheos (cf. Dor. arab. 1,6,6), dass sie es überhaupt innerhalb von 15° um die Sonne seien, auch Rhet. 6,6,26 (nach Burnett – Pingree 1997, 129). 1684 Der Mond findet bei den Angaben zu den Sichtbarkeitsphasen keine Berücksichtigung; vgl. F2 § 54 u. F3 § 63. 1685 Zum Namen s. Kunitzsch 1959, 164f., Nr. 101. 1686 Siehe bes. S. 1270 nach Anm. 3211. 1687 Daher die aporetischen Urteile von Neugebauer – van Hoesen 1959, 170f. (“a certain bright fixed star in  20°, which we could not identify”, vgl. ebd. 9120) und Schmidt 1998, 58145 (“It is not clear what this star is”). 1688 Zur Terminologie () s.o. S. 732. Auch die Sonne befindet sich im 1. Ort, ja sie steht dem von Antigonos besprochenen Fixstern sogar am nächsten. Im hiesigen Kontext ist sie aber irrelevant; vgl. die Begründung im Kommentar zu F5 § 68   .

Antig. Nic. F1 § 28

746

Antigonos genannten hellen Fixsterne; die übrigen fünf befinden sich in den anderen  (4., 7., 10. Ort).  





 

 

 

 

ASC







 

OCC



  







Diagr. 13: Die sechs hellen Fixsterne im Horoskop Hadrians

Da der Mond und Jupiter innerhalb des 1. Ortes um einige Grad von dem hellen Fixstern entfernt sind, wäre das zuletzt genannte Kriterium ( ) nicht erfüllt, wenn die von Antigonos benutzte Regel so streng wie andere Systeme von Fixsternprognosen formuliert wäre, in denen eine gradgenaue Übereinstimmung der ekliptikalen Länge zur Bedingung gemacht wird.1689 1689

Vgl. Ps.-Porph. isag. 48 (ex Antioch.) p. 221,21  (vollständig zitiert in Anm. 3325). Anon. a. 379 p. 196,4  (vollständig zit. im Komm. zu § 68  – ). – Bezüglich der im Hadrianhoroskop vorliegenden Längendifferenz ist allerdings Folgendes zu bedenken: Da dem Antigonos vermutlich klar war, dass der nach altehrwürdiger Angabe auf 20°  befindliche Fixstern der im Maul des Südlichen Fisches ( PsA) ist, dürfte er gewusst haben, dass diesem Wert in dem von ihm selbst verwendeten siderischen Tierkreis eine Länge von ca. 12°  entspricht (12° = 7° tropische Länge [so Ptol. synt. 8,1 p. II 125,2 H. ibid. 8,1 p. II 167,17 H. zu  PsA] + ca. 5° Standarddifferenz [s.o. S. 599 bei Anm. 1086]). Die Distanz zwischen dem Mond und Jupiter einerseits und dem hellen Fixstern andererseits betrüge dann nicht ca. 19 Grad, sondern nur ca. 11 Grad. Chronologisch bedeutet dies, dass der Mond bei einer mittleren Geschwindigkeit von ca. 13°/Tag (s.o. Anm. 384) den hellen Fixstern nicht erst ca. 36 Stunden später erreicht, sondern bereits innerhalb der auf die Geburt Hadrians folgenden 24 Stunden.

Gesamtbesprechung

747

Prüfen wir zuletzt auch noch das verbleibende (zweite) Kriterium, der mit dem Fixstern zusammentreffende Wandelstern müsse in seiner Längen- und Breitenbewegung zulegen. Im Falle des Mondes ist die Zunahme in der Länge, wie der Kommentar zu F5 § 68       zeigen wird, nicht absolut, sondern relativ gemeint, also als Zunahme der scheinbaren Geschwindigkeit. Diese erreichte, wie die Rückberechnung erweist, am 24.01.76 n.Chr. ihr Maximum.1690 Was die Breite betrifft, zeigt die Rückberechnung, dass der Mond sich in den Tagen um den 24.01.76 n.Chr. kontinuierlich von der Ekliptik nach Norden entfernte. 1691 Im Falle Jupiters, den Antigonos in § 28 nicht explizit erwähnt, ist die      in beiden Teilen absolut zu verstehen. Der königliche Planet erfüllte beide Bedingungen, da er rechtläufig war und (sehr langsam) in südlicher Richtung von der Ekliptik fortstrebte.1692 Insgesamt erfüllt der astronomische Befund also alle in F5 § 68 formulierten Bedingungen.1693 Allerdings treten zu diesen Bedingungen idealerweise zwei weitere hinzu, die in F5 §§ 69–73 impliziert sind: Der Mond und der Fixstern sollen auf derselben Seite der Ekliptik stehen, und der Mond soll bezüglich seiner Lichtphase zunehmen.1694 Das erste dieser beiden Kriterien ist hier nicht erfüllt, denn der Mond strebte, wie gesagt, nordwärts, während  PsA südlich der Ekliptik liegt, ja sogar südlich des Tierkreises.1695 Eine echte Verbindung des Mondes mit diesem Fixstern in Länge und Breite ist also prinzipiell unmöglich, aber der Mond könnte zumindest im Sinne beider Parameter auf ihn zustreben. 1696 Wenn er dies bezüglich der Breite nicht tut, sind zwei verschiedene Fälle denkbar: Der 1690

Der tägliche Längengewinn des Mondes betrug (jeweils von 07:26 Uhr bis 07:26 Uhr, Rom): 21./22. Januar: 14° 48, 22./23. Jan.: 15° 2, 23./24. Jan.: 15° 12, 24./25. Jan.: 15° 4, 25./26. Jan.: 14° 52, usw. (Quelle: Galiastro 4.3). 1691 Seine Breite betrug (jeweils 07:26 Uhr, Rom): 21.1.: –0° 31; 22.1.: +0° 48; 23.1.: +2° 6; 24.1.: +3° 15; 25.1.: +4° 11; 26.1.: +4° 48; 27.1.: +5° 6. Danach sind die Werte rückläufig: 28.1.: +5° 5; 29.1.: +4° 46; 30.1.: +4° 12; 31.1.: +3° 27; 01.02.: +2° 34; 02.02.: +1° 34; 03.02.: +0° 32; 04.02.: –0° 30. Quelle auch hier: Galiastro 4.3. Auf teils dieselben, teils um eine Bogenminute höhere Werte führt die Rückberechnung mit Scientific Astronomer (s.o. Anm. 78). 1692 Breite am 23.01.76 n.Chr. (Vortag der Geburt): –0° 39; am 24.01.76 n.Chr.: –0° 40; am 02.02.76 n.Chr.: –0° 41 (Quelle: Galiastro 4.3). 1693 Wir wissen freilich nicht, ob auch Antigonos alle Parameter geprüft hat, und wenn ja, mit welchem Ergebnis. 1694 Vgl. den Kommentar zu F5 § 68       sowie zu F5 § 69    1695 Nach Ptol. synt. 8,1 p. II 125,2 H. ibid. 8,1 p. II 167,17 H. auf –20° 20. 1696 Im Falle Jupiters ist dies, wie gesagt, der Fall.

748

Antig. Nic. F1 § 28

Fixstern steht nördlich und der Mond strebt nach Süden, oder der Fixstern steht südlich und der Mond strebt nach Norden. Vermutlich hätte Antigonos den zuletzt genannten Fall, der im Hadrianhoroskop vorliegt, für vorteilhafter gehalten, denn nach einer alten astrologischen Auffassung, die sich von spätbabylonischen Texten über die griechisch-römische Antike bis ins Mittelalter verfolgen lässt, gilt nördliche (astronomisch ‘positive’) Breite als gut, südliche (astronomisch ‘negative’) Breite als schlecht.1697 Was die Lichtphase betrifft, war es um den Mond, der in der von Antigonos beschriebenen Konstellation nur noch 7° von der Konjunktion mit der Sonne entfernt ist, denkbar ungünstig bestellt. Man könnte aber einwenden, dass er den hellen Fixstern ( PsA) beziehungsweise dessen ekliptikale Länge erst nach der Konjunktion mit der Sonne erreichen wird, wenn er also wieder an Licht zunimmt. Zu diesem Zeitpunkt (ca. 24 Stunden später) 1698 nimmt andererseits die Geschwindigkeit des Mondes schon wieder ab.1699 Antigonos war also gut beraten, die in F5 § 68 nicht ausdrücklich genannten Kriterien (gleiche Seite der Ekliptik, Lichtphase) aus der Diskussion des Hadrianhoroskops herauszuhalten. Abgesehen davon, dass alle in F5 § 68 formulierten Bedingungen erfüllt sind, entspricht auch die hiesige Integration der Fixsternwirkung in den argumentativen Kontext der dortigen Prognose, die auf Königsherrschaft lautet.      : vgl. § 44     und F6 § 75   Die Wendung () ist aristotelisch (vgl. Top. 8,6–7 p. 160a,3.10.26 u. Probl. 25,21 p. 939b, 35). Einige Dutzend weitere Belege bieten die Autoren ab dem 3. Jh. n.Chr. Vor der Zeit des Antigonos gibt es anscheinend nur einen einzigen weiteren Beleg bei Philod. rhet. p. II 72 Sudhaus (ohne ).  : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 . : s.o. S. 711, Komm. zu F1 § 26 .   – : Mit der Formulierung       vgl. § 32  , § 50       , F6 § 75     (in allen 1697

Siehe das Material unten in Anm. 3373. S.o. Anm. 1689 a.E. 1699 S.o. Anm. 1690. 1698

Stellenkommentar

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drei Fällen Eröffnungsworte eines neuen Sinnabschnitts). Synonyme Verben zu  sind in der Antigonos-Überlieferung (T5), in anderen astrologischen Texten auch (z.B. Ptol. apotel. 1,3,4) und (sehr spät)  (z.B. Heph. epit. 1,49,2). In Kombination begegnen die beiden zuletzt genannten Verben in byzantinischen Texten wie z.B. Ps.-Ptol. cent. 59           ) u. Anon. (saec. XI?) CCAG VIII 1 (1929), p. 253,3–5                     Zum Inhalt vgl. Anon. a. 379 p. 197,12–17         [ Cumont]              (in Anlehnung an Ptol. apotel. 2,9,4                  ). Die Planetenattribute der Fixsterne beachtet das von Antigonos benutzte System freilich nicht (s.u. S. 1295). In Ep.4 ist  vor   sinnentstellend zu verschrieben.  : der astrologische terminus technicus 1700(cf. §§ 40[2x].41.42. 43.45; lat. coniunctio, 1701 adplicatio, 1702 ) steht in engem

1700

Belegt seit ‘Nechepsos und Petosiris’: vgl. Nech. et Pet. frg. 21,48.51.59.79.91 bei Val. 7,6,10.12.17.19 mit vier Belegen für  und einem für  (Val. 7,6,10–20 ist nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat) sowie die Riess noch unbekannten Exzerpte aus der Katarchenhoroskopie des Petosiris bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (frg. +23) u. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18– 27 (frg. +27, zu beiden s.o. Anm. 1300): Das erste bietet je zwei Belege für  und  und je einen Beleg für  und  (p. 138,15–19), das zweite bietet je zwei Belege für  und  (p. 223,23–25). Siehe auch Serap. CCAG I (1898), p. 100,9–11    (vgl. ebd. 100,19–20; beides in katarchischem Kontext). Zu ,   und verwandten termini technici (  ) vgl. R. Torre in Orlando – Torre 1991, 303, Anm. 30 a.E. u. 304, Abb. IV, sowie Calderón Dorda 2001, 209 ( im Sinne der astronomischen Konjunktion belegt seit Plat. Tim. 40c). Siehe auch Renehan 1982, 129. 1701 Z.B. Firm. math. 4,16,4 coniunctiones defluctionesque Lunae (ähnlich ebd. 4 prooem. 4 u. 4,25,4 [2x]).

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Antig. Nic. F1 § 28

Zusammenhang mit zwei weiteren, die in den Antigonosfragmenten nur je einmal begegnen: 1703 (§ 42) und1704(F5 § 71; lat. defluctio 1705 ). Die entsprechenden Verben sind  1706 (vgl. §§ 26.28.40.42.45.52. F5 § 71; lat. se adplicare, se coniungere, iungi, 1707 coire),  1708 (lat. glutinari 1709 ) und  1710 (lat. defluere 1711 ). Vgl. vor allem Ptol. apotel. 1,24. Paul. Alex. 17. Heph. 1,14. Rhet. 5,109–110.1712 ‘Palch.’ cap. 138, CCAG VIII 1 (1929), pp. 182– 186 sowie die Besprechungen von Bouché-Leclercq 1899, 245–247, Le Bœuffle 1987, 93–95 (Nr. 283) s.v. coire u. 118 (Nr. 394) s.v. defluere, defluxio, und den Kommentar von Bezza 1990, 369–411, zu Ptol. apotel. 1,24, der sehr reichhaltiges Material aus antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen auswertet. Im Folgenden werden die genannten Besprechungen zum Teil ergänzt und aktualisiert. Im Prinzip ist die  die (scheinbare) ‘Berührung’ zweier Himmelskörper auf derselben ekliptikalen Länge, 1713 mithin ihre Konjunktion, die  dagegen die Entfernung des schnelleren der beiden

1702 Cf. Chalc. transl. 40 stellarum …choreas et alterius adplicationes ad alteram variosque gyros. 1703 Außer den noch folgenden Zitaten im Haupttext und in Anm. 1732 u. 1735 gibt es m.W. Belege bei Val. 6,8,7 (= Critod. frg. 13 Peter). Dor. p. 373,5 (= Heph. 2,27,5 = Dor. frg. 56a St.). Val. 6,2,5. 9,5,1. Paul. Alex. 34–35 pp. 90,19.21. 91,1.3.6.8. 92,18.20. 93,10.14. 95,14. Anon. a. 379 p. 205,14. Olymp. 38 pp. 127,13.17.25. 128,14.15. 132,8.20. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 10, pp. 211,21. 212,18. Album. myst. CCAG XII (1936), p. 100,27. ‘Palch.’ CCAG IX 1 (1951), p. 166,19. 1704 Belege seit ‘Nechepsos und Petosiris’; s.o. Anm. 1700. 1705 S.o. Anm. 1701. 1706 Belege seit ‘Nechepsos und Petosiris’; s.o. Anm. 1700. 1707 Zu allen drei Verben vgl. z.B. Firm. math. 4,2. 1708 Belege seit Antiochos von Athen; cf. Antioch. epit. 1,9 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,7[2x]. Belege für  (aktiv): Antioch. epit. 1,17 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 115,36 (s. Anm. 1732). Heph. 3,44,2 (ex Dor.). Album. rev. nat. 3,1 p. 130,5. 1709 Einziger relevanter Beleg: Firm. math. 4,16,6 si vero deficiens [sc. Luna] ad ipsos radios Solis accesserit et ipsi orbi eius quodammodo glutinata fuerit et ex aspectu hominum rapta non pareat etc. 1710 Belege seit ‘Nechepsos und Petosiris’ (s.o. Anm. 1700); siehe ferner Ps.-Maneth. 2[1],445.473.474. 6[3],665. 5[6],115. Ptol. apotel. 1,24,1. Val. 2,34,12 (ex Timaeo). 2,38,12. 1711 Z.B. Firm. math. 4,9,2. 4,13,1. 4,25,1. Lib. Herm. 37,4.6.8.10.12.13.14.19.29.31. 1712 Im Cod. Paris. gr. 2524, fol. 138 (bisher unediert; cf. Burnett – Pingree 1997, 134). 1713 Ptol. apotel. 1,24,2 geht in diesem Kontext auch auf die ekliptikale Breite ein.

Stellenkommentar

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Himmelskörper von dieser Begegnung.1714 Der Begriff  ist in den meisten Fällen, aber nicht ausschließlich, vom Mond gebraucht.1715 Während die Metapher des ‘Berührens’ in  mit Blick auf die anthropomorphe Vorstellung der Planetengötter sinnfällig ist, wurde meines Wissens bisher nicht hinterfragt, wie die Metapher des ‘Fließens’ in  zu erklären ist. 1716 Anleihen an drei verschiedene Kulturbereiche sind denkbar: a) Aristoteles vergleicht in De caelo die Bewegung der Sterne durch den Äther mit der Bewegung eines Schiffs in dem dasselbe tragenden Wasserstrom. Die Stelle ist jedoch als potentielle Inspiration für die hier zu klärende  unvollkommen, weil Aristoteles sich das Schiff – bezogen auf den Strom – unbewegt denkt, während der Mond und die übrigen Wandelsterne jeweils eigene Bewegungen entgegen dem kosmischen Umschwung des Äthers vollführen. Die Stelle lautet (Arist. cael. 2,9 p. 291a,9–13):                       1717 b) Die mesopotamische Mythologie kennt die ‘Wasser oberhalb des Firmaments’, eine Vorstellung, die nach dem Untergang der Keilschriftliteratur (um die Zeitenwende) durch den alttestamentlichen Schöpfungs1714

Von dieser spezifischen Bedeutung des Terminus sind die Fälle zu scheiden, in denen  ganz allgemein den astrologischen Einfluss der Sterne auf die Erde bezeichnet (entsprechende Fehlübersetzungen unterliefen Mugler 1964, 49–52 s.v.   a.E.). Zu  in diesem allgemeineren Sinn (= Emanation) vgl. Dörrie 1965, 139f. Beispiele: Val. 4,4,2         Alesse 2003 geht auf beide Bedeutungen von  ein und verwirft (ebd. 120) Bouché-Leclercqs Versuch (1899, 11f.), sie beide auf die empedokleische Lehre von den Ausflüssen (/) zurückzuführen; leider stellt weder sie selbst noch einer der ebd. 12011 zitierten älteren Gelehrten dem etwas Konstruktives, das Fließen Erklärendes entgegen. Siehe ferner Robbins 1936, 94f., zu P. Mich. III 149, col. III,33. 1715 Von der  aller Planeten spricht Ptol. apotel. 2,13,4       (gen. subi.), von der der Luminare ebd. 3,10,5     . Sogar Saturn, der langsamste Planet, kann ‘wegfließen’, und zwar von einem Kardinalpunkt: so Val. 2,34,12 (ex Timaeo) . 1716 Schmidt 2009, 172, bietet zwar eine semantische Untersuchung zu , geht aber auf die Metaphorik des ‘Fließens’ bezüglich der Planetenbewegungen nicht ein. 1717 Der Kommentar von Jori 2009, 450–452, zu Kap. 2,9 äußert sich nicht zu dem Vergleich, ebensowenig Kouremenos 2010, der das Kap. 2,9 auf S. 7142 u. 115 thematisiert. Zu Kouremenos 2010 vgl. die kritische Rezension von K. Bemer im BMCR 2012.06.25.

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bericht (Gen 1,6–8) bis in die Neuzeit fortwirkte. Rochberg 2008 skizziert die Geschichte dieser kosmologischen Vorstellung, deren mesopotamischer Ursprung den spätantiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bibelexegeten nicht bekannt war. 1718 Besondere Beachtung verdient das Epos Enma Eliš, weil es (u.a.) die detailreichste Erzählung der Theomachie zwischen dem Schöpfergott Marduk und der Meeresgöttin Tiamat bietet.1719 Marduk tötete Tiamat und teilte sie in zwei Hälften, von denen die obere, durch eine straff gespannte Haut zusammengehalten, den Himmel bildete.1720 Allerdings ist die Vorstellung von ‘fließenden’ Fixsternen oder Planeten in Keilschrifttexten nicht belegt.1721 c) Näher kommen wir der gesuchten Vorstellung vielleicht im ägyptischen Weltbild, in dem die Welt vom Urwasser Nun umschlossen wird, das sich am Himmel als Weg für die Barken des Sonnengottes und anderer Planetengötter sowie als Herkunftsort des Regens manifestieren kann.1722 Bezüglich der Sonnenbarke referiert Porphyrios (aus den Schriften des ägyptischen Priesters Chaeremon schöpfend?):  [sc.  ]                                 1723 Beachtung verdient auch die in demotischen Horoskopen übliche Bezeichnung der oberen Kulmination (MC) 1718

Rochberg 2008, 228 (mit Ankündigung einer umfangreicheren Studie ebd. Anm. 2), vgl. ebd. 239 u. 241. Vgl. Grant 1994, Kap. 14 (S. 324–370): “Are the heavens composed of hard orbs or a fluid substance?” Grant zeigt (S. 338), dass trotz der Festigkeit suggerierenden Bezeichnung als firmamentum in Gen. 1,6–8 die Annahme flüssiger Himmel von der Spätantike an durch das ganze Mittelalter weitgehend unangefochten dominierte und diese Ansicht erst nach dem 13. Jh. durch die Einführung der aristotelisch-ptolemäischen Kosmologie erschüttert wurde. In seiner Zusammenfassung (369f.) zitiert Grant auch populäre Vergleiche für die Bewegung eines Planeten in seinem Orbit mit “fish in the water or birds in the air”. 1719 Zu den Belegen aus Enma Eliš und aus den davon abhängenden Babyloniaka des Berossos s. Rochberg 2008, 232. Zur Abhängigkeit des Berossos s. auch Steele 2013, 103. 1720 Rochberg 2008, 232. Dasselbe kosmogonische Motiv ist auch in anderen nahöstlichen Mythen zu finden (ebd. 234). 1721 Für diese Auskunft danke ich J. Steele (Mail vom 5.8.2014). 1722 Westendorf 1986, 1211f. (zur Sonne), u. Behlmer 1986, 11 (zu den drei oberen Planeten Saturn, Jupiter und Mars). 1723 Porph. de cult. simul. frg. 10 = Euseb. praep. evang. 3,11,48 = Chaer. frg. dub. 17D van der Horst. – Beachte ferner PGM III, 99 (Zaubergebet an Helios):   .

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als ‘See des Himmels’.1724 Perpetuieren also vielleicht die hellenistischen Astrologen mit ihrem Fachbegriff der  eine indigen ägyptische Vorstellung von fließender Planetenbewegung? In den Fragmenten demotischer astrologischer Papyri wurden dazu zwar bisher keine Belege gefunden,1725 aber das könnte seinen Grund in der geringen Menge der bisher entdeckten und erschlossenen Texte haben. Jedenfalls ist in der ägyptischen Kultur die Vorstellung, dass alle Himmelskörper in Barken fahren, ganz üblich, und auch für den Mond, der aufgrund seiner Geschwindigkeit am häufigsten andere Planeten überholt und auf dessen Bewegung sich die Begriffe  und  an den meisten Textstellen griechischer Astrologumena beziehen, ist das ägyptische ikonographische Motiv der Mondbarke durchaus geläufig, wenngleich (naturgemäß) seltener als das der Sonnenbarke.1726 Wenngleich also das mir verfügbare Material nicht ausreicht, um die Frage nach der Herkunft der Fließmetapher in  zu beantworten, enthält es doch immerhin nach Ägypten weisende Indizien, die weiterer Untersuchungen bedürfen.1727 Wenn nur  und  (ohne ) unterschieden werden, gilt ein mehr oder weniger großer Toleranzbereich (Orbis) vor und nach der exakten Konjunktion. Paul. Alex. 17 p. 37,9–21 unterscheidet in seiner Zusammenfassung früherer Lehren vier verschiedene Orben (3°, 7°, 15°, 30°), innerhalb derer die astrologische Wirkkraft von   und  sukzessive abnehme. 1728 Für den 3°-Orbis, dem die größte  zukommt, gilt das folgende Schema (für die übrigen Orben sind die Distanzen entsprechend größer):

1724

Neugebauer 1943, 116f. Für diese Auskunft danke ich A. Winkler (Mail vom 5.8.2014) u. K. Ryholt (mündlich 14.8.2014). 1726 Nichts zur Mondbarke bei Helck 1982; s. jedoch die Beschreibung zweier Pektorale mit Mondsymbolik und Barken bei Feucht-Putz 1967, 174 u. 179, Taf. XII (33) u. XIV (46), und weitere Belege im LGG I 147, col. a, Punkt E.b. Für diese Belege danke ich A. van Lieven (Mail vom 17.9.2014), die zugleich darauf hinweist, dass man vermutlich noch mehr finden würde, wenn man auch nach anderen lunaren Götternamen systematisch suchte. 1727 Siehe auch die Besprechung von Val. 9,2,2        unten in Anm. 2970. 1728 Den 15°-Orbis erwähnt auch Anon. comm. in Ptol. apotel. 1,24,1 p. 51 Wolf. 1725

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      

| 4

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   

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

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Distanz der Konjunktionspartner in Bogengrad Diagr. 14:  und der Planeten bei 3°-Orbis

Im Falle des schnell den Tierkreis durcheilenden Mondes (mehr dazu im nächsten Absatz) gelten z.T. erheblich größere Orben von 13° oder sogar 30°.1729 Eine solche weite Definition von  findet bei Antigonos anscheinend einmal Anwendung in § 45       (Distanz = 7°). Eine Modifikation und Komplikation 1730 erfährt das obige Schema, wenn der Begriff der  als etwas Drittes, von und   Verschiedenes hinzutritt. Die  ist dann auf die exakte Übereinstimmung der ekliptikalen Längen beschränkt,1731 während innerhalb eines gewissen Orbis, der allerdings nicht beidseitig, sondern nur in Richtung der geringeren ekliptikalen Länge Beachtung findet, von  die Rede ist.1732 Dabei darf die Distanz des schnelleren Himmelskörpers zum langsameren, den er einholt, maximal 3° betragen, es sei denn, der einholende Planet ist der Mond: Da dessen Bewegung durch den Tierkreis mit ca. 13° pro Tag (i.S.v. 24 Stunden) bei weitem die schnellste ist,1733 liegt schon ab einer Distanz von 13°  vor.1734 Die frühes1729

Von 13° spricht Antioch. epit. 1,8 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,1–2 (vgl. Heph. 1,14,1       ), von 30° spricht Paul. Alex. 17 pp. 36,10–37,1 (mit einem konkreten Beispiel). 1730 Vgl. Paul. Alex. 17 p. 36,3–4:         1731 Antigonos bietet drei Belege für gradgenaue : §§ 26.41.45. Alle drei betreffen die Konjunktion des Mondes mit Jupiter. 1732 Schon Antiochos von Athen weitet mehrmals den Blick von der  zur etwas großzügiger bemessenen : Antioch. epit. 3a,28 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 106,34–35 (= Rhet. 6,61,42)  . ibid. 3a,88 p. 110,31 (= Rhet. 6,61,111)      . Antioch. epit. 1,17 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 115,36      . Vgl. z.B. Val. 2,38,12          1733 Vgl. Anm. 384 und exemplarisch Dor. p. 399,33 (bei Heph. 3,30,62)   (= frg. 91a St.). 1734 Siehe die in Anm. 1735 zitierten Definitionen (nach Antiochos) sowie Heph. 1,14,1. Die anderen zuvor nach Paul. Alex. 17 p. 37,9–21 zitierten Orben (7°, 15°, 30°) finden

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ten noch greifbaren Definitionen gehen auf Antiochos von Athen (Ende 2. Jh. n.Chr.) zurück, der vereinzelt auch noch einen vierten Terminus () erwähnt. 1735 Diese Definitionen lassen sich wie folgt veranschaulichen:   



|  12

|  9



       

   

|  6

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12

15

Distanz der Konjunktionspartner in Bogengrad Diagr. 15:  und der Planeten nach Antiochos von Athen

im Kontext der  m.W. nirgends Erwähnung. Burnett – Pingree 1997, 132, vermerken, dass nach ‘Umar ibn al-Farruhn (Kitb mukhtasar cap. 135) Dorotheos und Mš’allh eine  (arab. ittisl) bis zu 12° Distanz gelten lassen. Dabei handelt es sich im Prinzip um den schon erwähnten 13°-Orbis für den Mond, abzüglich des einen Bogengrads, den die Sonne in einem Tag () zurücklegt. Zu ‘Umar ibn al-Farruhn s. Dodge 1970, 649–650 (al-Nad. Fihr. 7,2). Pingree 1976a. Pingree 1976e. Pingree 1977c. Sezgin 1979, 111–113. 324f. Pingree 1990, 295. Pingree 1997a, 41. Pingree 2002, 21f. 1735 Vgl. Antioch. epit. 3a,35 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 107,17–20 (= Rhet. 6,61,50–51):    [ , ut glossam delevi collatis locis infra citatis]                 [ , item delevi]          Antioch. epit. 1,9 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,5–11:                          [dieselbe Max.-distanz nennt Anon. comm. in Ptol. apotel. 1,24,1 p. 51 Wolf]          [conieci;   Boudreaux;   cod.]                    (d.h. ab  : oder wenn bei einer per aspectum der schnellere Planet mehr Grade vom langsameren entfernt ist, als der Aspekt Grade umfasst). Porph. isag. 11 p. 199,2–6 (er folgt Antioch.):                      

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Die Metapher der ‘Verleimung’ () hat in der bisherigen astrologiehistorischen Forschung ebenso wie die oben untersuchte Metapher des ‘Fortfließens’ () keine Beachtung gefunden.1736 Es könnte sein, dass die Begriffe und  ursprünglich synonym verwendet wurden und die in Anm. 1735 zitierten Definitionen des Antiochos aus einem Bedürfnis nach Einführung einer schärferen begrifflichen Differenzierung oder nach Wiedergewinnung einer vermeintlich in Vergessenheit geratenen ursprünglichen Differenzierung entsprangen. Jedenfalls passen die seit Antiochos fassbaren Definitionen, die die  auf den Moment der Konjunktion beschränken, besser zum Wesen des Berührens, das einen abrupten Übergang vom Getrenntsein zum Kontakt impliziert, während die Metapher der  angesichts der Konsistenz frischen Leims einen eher gleitenden, flexiblen Übergang evoziert, da ja zwei frisch verleimte Objekte (z.B. zwei Werkstücke aus Holz), wenn man sie ein wenig auseinanderzieht, nicht sofort vollständig und sauber getrennt sind, sondern der Leim Fäden zieht und es somit einen transitorischen Zustand zwischen Berührung und Getrenntsein gibt.1737 Für die oben geäußerte Vermutung, dass die Begriffe  und  ursprünglich synonym verwendet wurden, spricht der Umstand, dass wir den Terminus  auch in der Syntaxis des Ptolemaios finden, in der Bedeutung einer ‘astronomischen Konjunktion’, “actual contact”.1738 Die Verwendung von  in diesem rein astronomischen 1736

Zahlreiche Belege für Leim-Metaphern, die alle nichts mit der Sternkunde zu tun haben, bietet Grinda 2002, 1265f. 1737 Die Anwendung der Handwerksmetapher der  ‘Verleimung’, auf kosmische Phänomene erinnert entfernt an das Handwerksgleichnis bei Arat. 529–533, in dem die Metapher des Leimens (v. 530 ) auf die imaginären Großkreise des kugelförmigen Kosmos angewendet wird. – Die Überlegungen zur Metapher des Leimens erlauben die Frage, ob es nicht konsequent wäre, auch die Phase unmittelbar nach der Konjunktion, also den Beginn der , als  zu bezeichnen. Denn nur in dieser Phase zieht der echte Leim Fäden. Die Quellen schweigen dazu. Siehe jedoch die Definition des Hephaistion (1,14):                       Es ist nicht ganz klar, warum hier zuletzt erst ab einer um 3° höheren Länge von  die Rede ist. Herrscht nach Hephaistion davor noch ein Zustand der ? Oder beziehen sich die letzten Worte nur auf per aspectum? 1738 Ptol. synt. 8,4 p. II 186,8–9 H.    (Toomer 1998, 407: “contacts”, s. ebd. Anm. 187). synt. 9,9 p. II 213,3–4       (Toomer 1998, 423:

Stellenkommentar

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Kontext zeigt, dass die Metapher alt sein muss und zur Zeit des Ptolemaios bereits überwiegend eine habituelle, ihres metaphorischen Sinns entleerte Verwendung (Katachrese) erfuhr. Wenn die Metapher der  nicht sekundär zu den Begriffen  und hinzutrat, sondern gleich alt ist, bedeutet dies im Übrigen auch, dass ebenso für die Annäherung des schnelleren Planeten an den langsameren wie auch für sein Forteilen eine Metaphorik der Feuchtigkeit () bzw. Nässe () des Himmels existierte. Ein weiteres Argument dafür, dass  und  ursprünglich synonym verwendet wurden, ergibt sich aus der Art und Weise, wie die Astrologen die Termini  und von körperlichen Begegnungen (  ) auf nicht-körperliche ( ) ausdehnten. Dabei legen die Quellen den Schluss nahe, dass der bei weitem seltenere Terminus 1739 den ursprünglichen, rein somatischen Sinn länger bewahrte als , nämlich bis ins 1. oder 2. Jh. n.Chr. Das zeigt der früheste, Dorotheos betreffende Beleg für   (Dor. app. 3c p. 436,10–11 = frg. 10a St.):    .1740 In dem hier zuerst genannten engeren Sinne verwenden auch Antigonos und Ptolemaios (Apotelesmatika) den Terminus  an der jeweils einzigen Belegstelle: vgl. § 42               und die enge Parallele bei Ptol. apotel. 4,5,2        (= Heph. 2,21,6). In demselben Sinne vgl. Antioch. epit. 1,11 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,17–18 1741            . Val. app. 1,87      sc.        . Paul. Alex. 34 p. 90,13–14 .1742 “actual contact or very close approach to a star”). Nicht vergleichbar ist  in synt. 5,1 p. I 353,25 H.; dazu s. Toomer 1998, 218 mit Anm. 5. 1739 Die viel höhere Zahl der Belege für  als für  bei Antigonos (s.o. S. 749 bei Anm. 1700 u. 1703) entspricht ungefähr der Gesamtrelation aller Belege bei astrologischen Autoren. 1740 In dem zuletzt genannten weiteren Sinne vgl. z.B. Paul. Alex. 17 p. 38,7–27 (  und  per aspectum innerhalb eines 3°-Orbis). 1741 Zu diesem Begriff vgl. Bezza 1990, 373 mit Anm. 14, u. Schmidt 2009, 188f. 1742 Falsch übersetzt von Bezza 1993, 206, richtig: Holden 2012, 75.

758

Antig. Nic. F1 § 28

 Dieser ältere Gebrauch von  im Sinne echter Konjunktion, den wahrscheinlich bereits ‘Nechepsos und Petosiris’ praktiziert und vielleicht auch etabliert hatten,1743 erfuhr aber schließlich dieselbe semantische Erweiterung, die im Falle von  schon früher eingetreten war. Die Belege für diesen Wandel beginnen mit Porph. isag. 11 pp. 198,27– 199,2:                 Heph. 2,4,18            Olymp. 38 p. 128,6–8             , vgl. ebd. p. 132,22–24.1744 Hinsichtlich der relativ frühen, schon für Dorotheos belegten Bedeutungserweiterung von  über die echte Konjunktion hinaus (bei gleichzeitiger relativ langer Beschränkung des Begriffs  auf echte Konjunktionen) erscheint die erstmals bei Antiochos greifbare Differenzierung zwischen  und  zwar hinsichtlich des metaphorischen Gehalts beider Begriffe sinnfällig, kommt jedoch anscheinend in der terminologischen Entwicklung um mindestens ein, wenn nicht sogar mehrere Jahrhunderte zu spät. Die Folge waren Widersprüche und Konfusion in der Gesamtverwendung beider Begriffe durch spätantike Astrologen. Ein Indiz dafür, dass die oben per Diagramm illustrierte Differenzierung zwischen  und  (und erst recht die noch weiter gehende, m.W. singuläre Abgrenzung von )1745 nicht nur erstmals in den Epitomai der Isagoge und der Thesauroi des Antiochos greifbar ist, sondern auch konkret von ihm ersonnen wurde, ist der Umstand, dass demselben Autor wahrscheinlich auch andere terminologische Innovationen zuzuschreiben sind, die für Verwirrung gesorgt haben.1746 Für Antigonos sind die Definitionen des Antiochos jedenfalls irrelevant. Er versteht  und  ebenso wie Dorotheos und vermutlich auch frühere Autoritäten.1747

1743

Falls dem so ist, waren  und  einst metrisch verschieden einsetzbare Metaphern im poetischen Kontext. 1744 Jenseits der astronomisch-astrologischen Metaphorik vgl. zahlreiche patristische Belege für bildlichen Gebrauch von  bei Lampe s.v. . 1745 Vgl. das Zitat von Antioch. epit. 1,9 oben in Anm. 1735. 1746 S.o. Anm. 1565. 1747 Siehe die Zitate von Dor. app. 3c und Antig. F1 § 42 oben S. 757.

Stellenkommentar

759

  : Die Ergänzung der in P und Ep.4 fehlenden Präposition nach Exc.1 entsprechend dem unmittelbar vorausgehenden   ist sicher (vgl. auch F5 § 70 a.E.).

§§ 29–38 Nach einer knappen Erörterung körperlicher und im weiteren Sinne äußerer Qualitäten (§ 29) geht Antigonos ausführlich (§§ 30–38) auf die seelische Beschaffenheit des Nativen ein. Dabei kommen geistig-intellektuelle, charakterliche und berufliche Qualitäten zur Sprache. Den ‘Beruf’ des Nativen (Hadrians Kaisertum) nimmt Antigonos zum Anlass, auf damit zusammenhängende Themen wie politische Widersacher und deren Überwindung (§§ 34–35) oder Ehrungen und Wohltätigkeit (§§ 36–37) einzugehen. Trotz dieser Exkurse bleibt die inhaltliche Einheit des Abschnitts zu den seelischen Qualitäten (§§ 30–38) gewahrt, da die Exkurse sinnvoll motiviert und knapp gehalten sind, und die Einheit des Abschnitts wird dadurch unterstrichen, dass sein Ende (§ 38) mit den Worten   den Anfang (§ 30    ) wieder aufgreift. Der Schlussparagraph 38 ist außerdem durch die Lehre der Doryphorie sowohl mit dem Anfang (§ 30) als auch mit den dazwischenliegenden Paragraphen (§§ 33b.34.36.37) thematisch verknüpft. Inhaltlich ist es nicht verwunderlich, dass die körperlichen und seelischen Qualitäten, die Erwähnung finden, eines Kaisers würdig sind (bis auf § 38 a.E. ; s. Komm. zu § 38). Dabei fällt auf, dass die drei Adjektive  (§ 29),  (§ 30) und  (§ 36), von denen die ersten beiden jeweils betont am Anfang der Sinnabschnitte ‘Körper’ (§ 29) und ‘Seele’ (§§ 30–38) stehen, nur ein einziges Mal auf engstem Raum miteinander verbunden belegt sind, und zwar bei dem byzantinischen Dichter Kamateros, der sie als Wirkung des zweiten LöweDekans auf Herrscher wie Alexander den Großen bezieht. 1748 Weigl

1748

Kam. isag. 692–697 (politische Verse): ¦ |   ¦|   ¦| ¦ |  ¦|  ¦    |     (‘Der zweite Dekan [des Löwen] aszendierte bei der Geburt Alexanders des Gründers und Makedonen; er bewirkt Kaiser, die die Massen der Völker unterwerfen und ihre Mächtigen zu Abgaben

760

Antig. Nic. F1 §§ 29–38

1907–1908, 25 (ad loc.), nennt als Quelle Heph. 1,1,93–95, 1749 merkt aber zu Recht an, dass bei Hephaistion jeder Hinweis auf Alexander fehlt. Ob Kamateros in den zitierten Versen neben Hephaistion eine heute verlorene zweite Quelle benutzte1750 oder den Alexander betreffenden Teil frei erfand, ist nicht zu entscheiden. Möglich ist auch, dass er die genannten Begriffe aus dem Horoskop des anonymen  entlehnte, das seine Quelle, Hephaistion, im zweiten Buch bot: eben das hiesige Hadrianhoroskop. Wie dem auch sei, die von Antigonos gewählte Beschreibung ist eines Kaisers würdig, und man könnte versucht sein, Begriffe wie  (§ 29, cf. -?) und  (§§ 36–37, s. Komm. z.St.) sowie das vorausgegangene Stichwort  (§ 27) mit Alexander dem Großen zu assoziieren. Man beachte auch, dass es in der Antike Spekulationen über das Horoskop Alexanders gab, die uns leider nur trümmerhaft fassbar sind. Das wichtigste Zeugnis ist die recensio vetusta von Ps.-Kall. Hist. Alex. Magn. 1,12 (die Nektanebos-Szene) in der Version des schwer verdorbenen cod. Paris. gr. 1711, um dessen Emendation sich vor allem Boll und Kroll verdient gemacht haben.1751 Soweit erkennbar, bot der Text eine (fiktive) Geburtskonstellation des Makedonen, die der (wahren) Konstellation Hadrians in dem entscheidenden Detail ähnelte, dass in beiden Fällen der Königsplanet Jupiter in kardinaler Position (Alex.: MC, Hadr.: ASC) im Wassermann steht.1752 Es ist zu hoffen, dass die in Vorbereitung befindliche Studie von Robert H. van Gent (Utrecht) zur griechischen, syrischen und persischen Tradition dieses Alexanderhoroskops verlässlichere Aussagen erlauben wird.1753 zwingen, neue Städte gründen und Gold finden, kluge, wohltätige Männer, aber auch von stattlicher Größe, mit prächtig breiter Brust usw.’). 1749 Der Text lautet:                                  1750 Es gibt wenigstens einen bisher übersehenen Paralleltext zu Heph. 1,1, nämlich Album. myst. 1,94 (mehr dazu in Anm. 1788). Die dortige Notiz zum zweiten Löwedekan (CCAG XI 2, 1934, p. 190,24–25) hilft hier aber nicht weiter. 1751 Boll 1922b (1950), 351–356 (= Boll 1922c, 18–22), u. Kroll 1926, 12f.; s. auch oben S. 579 bei Anm. 995 und S. 612, Anm. 1128 a.E. 1752 Weitere Übereinstimmungen: Merkur im Steinbock (Apoklima), Mond im ASC, Syzygie der Luminare (Alex.: Vollmond, Hadr.: Neumond), etc. 1753 Das gilt insbesondere für die wichtige Diskrepanz zwischen Boll und Kroll bzgl. der den Wassermann betreffenden Textstelle (    Boll,      Kroll), wo ich Kroll folge, da die syr. Version für die Fische spricht (cod. Paris. 1711: ) und nur bei Lesung von  die offensichtliche

Gesamtbesprechung

761

Daneben ist auf Ps.-Maneth. 5[6],35–38 zu verweisen, eine nicht zum datierbaren Kern des Kompendiums gehörige Passage, wo die Geburt Alexanders durch eine Planetenkonjunktion erklärt wird.1754 Auch das würde theoretisch eine Assoziation mit der Konjunktion von Sonne, Mond und Jupiter im Hadrianhoroskop erlauben. Fester Boden ist bei solchen Vergleichen freilich nicht zu gewinnen. Nur soviel lässt sich festhalten, dass Antigonos’ Analyse des Hadrianhoroskops durch einige Elemente an die in der Antike und speziell unter römischen Kaisern verbreitete imitatio Alexandri erinnert,1755 ohne dass Antigonos dem Leser diese Assoziation aufdrängt. Es ist denkbar, dass Antigonos eine von Hadrian selbst in seiner Autobiographie intendierte Stilisierung bzw. Schönung mehr oder weniger selbstständig übernommen hat.1756 Die Reihenfolge der Besprechung (zuerst körperliche, dann seelische Qualitäten) ist selbstverständlich und hat eine lange biographische Tradition. Schon Hadrian selbst, von dessen Autobiographie als wahrscheinlicher Quelle des Antigonos soeben die Rede war, dürfte den Stoff so gegliedert haben. Auch in astrologischen Handbüchern ist die Reihenfolge Körper – Seele die Regel, zumal sie als Entsprechung der embryonalen und frühkindlichen Entwicklung verstanden wird: vgl. Ptol. apotel. 3,12,1          und die Reihenfolge der Kapitel Ptol. apotel. 3,12–15 (12:    13:   14:  15: ).

Intention des Autors, in cap. 1,12 alle zwölf Tierkreiszeichen und alle sieben Planeten je einmal zu erwähnen, vollkommen aufgeht. – Nicht verlässlich ist Gagé 1954 (wiederaufgegriffen von Gagé 1968, 53), vor dessen Interpretation schon Neugebauer – van Hoesen 1959, 5410, warnen. 1754 Die Verse lauten: |  |   |            Wegen des fragmentarischen Charakters der Textstelle ist unklar, welche Planeten nach Meinung des Autors an der Konjunktion beteiligt sein müssen (etwa alle?). Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 4402, u. Gundel – Gundel 1966, 164. Ohne Nutzen für die hiesige Fragestellung sind Stellen wie Iul. Laod. CCAG IV (1903), p. 105,20–21        [sc. ]            dazu Hübner 2005a, 29). 1755 Dazu Tisé 2002, bes. Index s.v. , etc. 1756 Mehr dazu oben S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3).

762

Antig. Nic. F1 § 29

§ 29       : ohne Entsprechung in § 23 (zu der Frage, ob dort ein Pendant ausgefallen ist, s.o. S. 660 und auch S. 664 zu ). Während  eine rein körperliche Qualität ist, reicht  bereits in den charakterlichen Bereich hinüber, wenngleich hier wohl die von Hadrian bekannten körperlichen Fertigkeiten (ausgezeichneter Reiter, in den Waffen sehr geübt, leidenschaftlicher Jäger, etc.) im Vordergrund stehen dürften. Vgl. von Rohden 1893, 518f., mit Verweisen auf Münzen, Bildwerke und literarische Belege, darunter bes. Hist. Aug. Hadr. 26,1–3: statura fuit procerus, forma comptus, flexo ad pectinem capillo, promissa barba […], habitudine robusta. equitavit ambulavitque plurimum armisque et pilo se semper exercuit. venatus frequentisime leonem manu sua occidit etc. 1757 Zur guten Figur und Schönheit als göttlichen Eigenschaften des römischen Kaisers vgl. Clauss 1999, 264f. Die Anmut des Kaisers () ist, sofern damit Charme und gewinnende Umgangsformen gemeint sind, wie der übliche Gebrauch von  nahelegt (s. LSJ s.v. u. bes. Cass. Dio 69,2,6a          1758), noch weniger als die Mannhaftigkeit eine körperliche Qualität. Es ist aber ungewiss, ob die Bedeutung körperlicher Schönheit () hier gar nicht mitschwingt, und selbst wenn man die Wortbedeutung ganz auf die soziale Qualität beschränken wollte, gehörte  immer noch zum Bereich der ‘Äußerlichkeiten’, von denen die intellektuelle Substanz und der Seelengrund, worauf § 30 eingehen wird, zu trennen sind. Angesichts der unvollkommenen inhaltlichen Kohärenz von  ,  und  ist es nicht verwunderlich, dass die Verbindung aller drei Adjektive ohne literarische Parallele ist. Dasselbe gilt für die paarweise möglichen Einzelkombinationen ( u.   u.   u. ).1759 Dennoch besitzen sie immerhin soviel inhaltliche Kohärenz, dass eine einzige astrologische Begründung dem Antigonos angemessen scheint. 1757

Vgl. den Kommentar von Fündling 2006. Zum Aussehen Hadrians s. auch Mortensen 2004, 286–288. 1758 “Hadrian war liebenswürdig im Verkehr, und ein gewisser Charme war ihm eigen.” (Veh 1985–1987, V 224). 1759 Entfernt vergleichbar ist, bes. wenn man die übrige Charakterisierung Hadrians durch Antigonos hinzunimmt, Plat. resp. 487a3–5, der ideale Herrscher sei  (vgl. hier )   (!)     (!)

Stellenkommentar

763

Ähnlich schnell, wie Antigonos hier den Bereich der rein körperlichen Qualitäten verlässt, geht Menander Rhetor in seinen Empfehlungen für die Lobrede auf den Kaiser ( ) nur ganz knapp auf die schöne Gestalt ein und wendet sich sogleich danach ausführlich den geistigen Qualitäten und den Tugenden des Herrschers zu.1760             : Die Ergänzung von    legt der Vergleich mit Ptol. apotel. 3,12 (    ) nahe. Dieses Ptolemaios-Kapitel ist m.W. die einzige aus der Antike erhaltene systematische Behandlung der Planetenwirkungen auf den Körper des Nativen. 1761 Wahrscheinlich bewahrt Ptolemaios in diesem Kapitel die wesentlichen Züge der zu seiner Zeit traditionellen Lehren (bes. ‘Nechepsos und Petosiris’). Jedenfalls pflegt Ptolemaios nur dann als Neuerer tätig zu werden, wenn ältere Lehren eine rational nachvollziehbare, naturgemäße ( ) Struktur vermissen lassen, wie z.B. im Falle der ‘ägyptischen’  (Ptol. apotel. 1,21). Dafür, dass Kapitel 3,12 traditionelles Gut bewahrt, spricht zum einen, dass die dortige Lehre simpel konzipiert ist und auf elementaren Inhalten des griechischen Mythos und der griechischen Astrologie basiert, zum anderen, dass ein Kapitel des Dorotheos in Teilen bestätigend hinzutritt (dazu gleich mehr). Ptolemaios lehrt im Wesentlichen Folgendes: a) man solle prüfen, welche Planeten sich am östlichen Horizont befinden; 1762 b) die somatische Prägung hänge von den echten Planeten (    ) ab, deren jeweilige Wirkung in einer fünfteiligen Kasuistik entsprechend den traditionellen Eigenschaften der Götter des griechischen Mythos skizziert wird;1763 c) außerdem komme es zu einem ‘Synergieeffekt’ der Luminare ( ), sofern diese mit dem primär wirkenden Planeten in Konjunktion oder Aspekt stehen; 1764 d) modifizierende Wirkung komme ferner den 1760

Men. rhet. p. 371,14–16             1761 Leider fehlen bisher umfassende Studien zu den astrologischen Wirkungen der Planeten. 1762 Ptol. apotel. 3,12,2                    1763 Ibid. 3,12,3–7 (dabei differenziert Ptolemaios jedesmal zwischen Position am östlichen und am westlichen Horizont). 1764 Ibid. 3,12,8    [sc.     ] 

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Antig. Nic. F1 § 29

Phasen der fünf Planeten und ihrer zodiakalen Position zu, wobei insbesondere die menschliche oder andersartige Gestalt des Tierkreiszeichens zu beachten sei.1765 Wendet man diese Lehre auf das Hadrianhoroskop an, so ist der Befund eindeutig: Jupiter im Aszendenten bestimmt die somatische Prägung, beide Luminare wirken mit, da sie mit Jupiter in Konjunktion stehen, und die menschliche Gestalt des Wassermanns prägt den Nativen zusätzlich in Richtung der idealen Proportionen des menschlichen Körpers. Da Antigonos bis auf den ersten Punkt (Jupiter-Wirkung) zu demselben Ergebnis kommt, folgt er anscheinend derselben Lehre wie Ptolemaios. Wenn das aber stimmt, ist der Verzicht auf die Nennung Jupiters inakzeptabel, denn die Luminare, die der überlieferte Text des Antigonos allein nennt, haben in der ptolemäischen (= traditionellen) Lehre nur modifizierende Funktion. Es wäre auch unbegreiflich, warum Antigonos den Jupiter nicht genannt haben sollte, obwohl doch sowohl dessen zodiakale Position zusammen mit den Luminaren als auch die durch den Mythos verbürgten Eigenschaften des Planetengottes dazu einladen. Selbst der Wortlaut, mit dem Ptolemaios die Jupiterwirkung beschreibt, deckt sich zum Teil wörtlich mit der Formulierung des Antigonos, denn Ptolemaios lehrt (apotel. 3,12,4):              (!)

Jupiter im Aufgang bewirkt, was die Gestalt betrifft, Menschen, deren Haut weiß ist und schön wirkt, mit leicht gelocktem Haar,1766 Menschen mit großen Augen, von stattlicher Größe, würdevoll.

Man vergleiche damit, was schon Dorotheos in einem Kapitel seiner Katarchenhoroskopie über die äußere Erscheinung des Diebes eines gestoh1765

Ibid. 3,12,9–14; s. bes. 3,12,12                      . 1766 Robbins 1940, 309, übersetzt zu Recht “with moderately curling hair” (ohne Begründung), denn  ist das Mittlere zwischen  (‘mit glattem Haar’) und  (‘mit krausem Haar’). Alle drei Begriffe begegnen bei Ptolemaios mehrmals (cf. apotel. 2,2,2.4. 3,12,4.5.7.10.11. 4,10,3). Die beiden Extreme findet man bezeichnenderweise auch in dem Dorotheoskapitel über Diebe, das im Folgenden zu erwähnen sein wird, für Mars (Heph. 3,45,3 ) und Merkur (Heph. 3,45,5  ).

Stellenkommentar

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lenen Gutes lehrte (Dor. pp. 412,5–414,20 = Heph. 3,45    , s. bes. Heph. 3,45,1–16 ~ Dor. arab. 5,35,86–129). Die Kasuistik des Dorotheos bietet unübersehbare Anklänge an die Worte des Ptolemaios, 1767 was angesichts des chronologischen Verhältnisses nur durch eine gemeinsame ältere Vorlage beziehungsweise Tradition zu erklären ist, und beginnt in der Paraphrase Hephaistions mit Jupiter:1768                           

Wenn der Stern des Jupiter den Dieb kenntlich macht, wird dieser weißhäutig sein, von guter körperlicher Verfassung, großäugig, mit kleinen Pupillen, nicht scharf blickend, von gutem Ratschluss, 1769 ansprechend fleischig, wohlgenährt, mit dichtem Bart.

Es folgen Saturn, Mars, Venus und Merkur. Danach heißt es signifikanterweise, Sonne und Mond als Indikatoren des Diebes deuteten auf eine solche körperliche Gestalt, wie sie dem Planeten eigne, der sich ihnen zugesellt habe.1770 Erst an allerletzter Stelle folgt eine somatische Charakteristik des sonnenähnlichen beziehungsweise mondähnlichen Diebes für den Notfall, dass kein echter Planet zur astrologischen Interpretation verfügbar ist1771 – was hier bei Hadrian dank Jupiter eindeutig nicht der Fall ist.1772 1767

Siehe dazu auch Anm. 1766. Heph. 3,45,1; cf. Dor. arab. 5,35,86: “If the indicator of the characteristic[s] of the thief is Jupiter, then the thief will be white, fat, great in his eyes, the whites of his eyes will be smaller than what is necessary for it to be because of the measure of that eye; and their beards will be rounded [and] curly, and their natures and their gentleness will be good” (Pingree 1976a, 302f.). 1769 Vgl. LSJ 1996 s.v. : “of good opinions” (Hapax). 1770 Heph. 3,45,6        . 1771 Heph. 3,45,7            . 1772 Dabei verdient Beachtung, dass weder hier noch (m.W.) in anderen astrologischen Texten auch nur eine einzige der drei Qualitäten   und mit Sonne oder Mond assoziiert wird. Dagegen gibt es Belege für  als Wirkung Jupiters (außer Ptol. apotel. 3,12,4 [zit. oben S. 764] vgl. Dor. p. 411,14 = Heph. 3,43,7 a.E. [n.b.:  u.  sind Häuser Jupiters]) und für  als Wirkung Jupiters zusammen mit Venus (z.B. Dor. p. 355,20 u. Ptol. apotel. 4,3,6; insgesamt symbolisiert natür1768

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Antig. Nic. F1 § 29

Wenn Ptolemaios und (cum grano salis) Dorotheos darin übereinstimmen, dass sie sich zur Prognostik der somatischen Charakteristika auf die echten Planeten beschränken, liegt das wohl nicht zuletzt daran, dass der griechische Mythos und die bildende Kunst für Helios und Selene, zumal diese nur in geringem Umfang kultisch verehrt wurden, nie ähnlich differenzierte anthropomorphe Vorstellungen entwickelt haben wie für die zentralen Gottheiten, nach denen die fünf echten Planeten benannt sind. Ergänzend seien hier noch einige verstreute, das Gesagte bestätigende Aussagen anderer Autoren zur Position Jupiters im 1. Ort oder sogar gradgenau im ASC angeführt: 1773 Antioch. (?) carm. de plan. CCAG I (1898), p. 109,22 (Jupiter bei Nacht im 1. Ort):  . Firm. math. 3,3,1 si Iuppiter in primo cardine partiliter id est in parte horoscopi fuerit constitutus, [...] faciet [...] venustos (gilt anscheinend nur oder primär für Taggeburten). ibid. 3,3,2 si vero per noctem in horoscopi parte fuerit inventus, [...] facit [...] bene nutriri. Paul. Alex. 24 p. 54,6–10                         (cf. Olymp. 23 pp. 63,23–64,3). Wahrscheinlich hat also auch Antigonos in § 29 Jupiter erwähnt. Der Textausfall von , zu dem es hier wohl gekommen ist,1774 lässt sich unter Berücksichtigung des in byzantinischer Zeit identischen Lautwerts von  und  beziehungsweise  und  als dreifache Haplographie erklären (/, /, /).1775 Er fügt sich in die Gesamtcharakteristik des Textes, der an mehreren Stellen ähnliche Textverluste im Umfang eines oder mehrerer Wörter, meist bedingt durch Haplographie oder saut du même au même, aufweist.1776 Falls die Ergänzung von    richtig ist, wird auch der Übergang von §§ 26–28 zu §§ 29–38 noch etwas glatter: In §§ 26–28 war das Kaisertum Hadrians durch die Luminare begründet worden, zu denen Jupiter in wichtiger Funktion hinzutrat; ergänzend hatten die übrigen Plalich Venus die, aber Jupiter partizipiert zuweilen daran, vermutlich, weil er ebenso wie Venus als Wohltäter gilt). 1773 Grundlegende Informationen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos bietet der Komm. zu F1 § 26   (ab S. 697). 1774 Anders als in § 22, wo dieselben Wörter  korrekt überliefert sind. 1775 Vgl. z.B. die Einträge im textkritischen Apparat zu Exc.1 §§ 33b–34 (oben S. 143). 1776 Mehr dazu oben S. 122 nach Anm. 482.

Stellenkommentar

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neten Erwähnung gefunden. In § 29 wird die bei Hadrian kardinal positionierte Trias Sonne – Mond – Jupiter noch einmal ins Auge gefasst, diesmal jedoch Jupiter voran und die Luminare als Sekundanten. Damit ist der Wechsel zu einer Reihe von Einzelwirkungen der echten Planeten eingeleitet (Saturn und Merkur in §§ 30–31, Mars in §§ 32–33a).    : Zur Hierarchie der Kardinalpunkte (ASC, MC, OCC, IMC) und der durch sie definierten kardinalen Orte (I, X, VII, IV) s.o. zu § 22  , bes. S. 643. Zur synekdochischen Bezeichnung eines ganzen kardinalen Ortes als   etc. s.o. zu § 26 , bes. S. 688.      : Insgesamt finden in den Antigonos-Fragmenten die folgenden Eigenschaften der Tierkreiszeichen Erwähnung:   (F1 § 29. F3 § 66a),   (F1 §§ 29.45. F2 § 57),  (F2 § 57),  (F1 § 44),  (F1 § 49),  (F3 § 66a),  (F1 § 44),  (F1 § 44),  (F1 § 49). Siehe die Einzelkommentare. a) zu : Tierkreiszeichen von menschlicher Gestalt (   bzw. ) sind die Zwillinge, die Jungfrau, die Waage (weil sie von einer menschlichen Figur gehalten wird) und der Wassermann. Alle übrigen gelten als tiergestaltig (bzw. ; daneben als eigene Kategorie oft: ). Eine Zwischenstellung nimmt der Schütze aufgrund seines Pferdeleibs mit einem menschlichen Oberkörper ein. 1777 Die Differenzierung nach menschlichen und tierischen Zeichen1778 ist elementar und sehr alt. Den frühesten Beleg für den gesamten Tierkreis bietet Serap. CCAG V 3 (1910), p. 97,12–15:             . Weitere alte Belege für die Opposition beider Gruppen: Herm. myst. CCAG VIII 1 (1929), p. 173,18–35  / – // Manil. 2,155f. humanas ... species – pecudum atque ferarum. Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 99,4–5 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,1)  –  Dor. p. 416,8–10  –  1777

Dazu Hübner 1982, 135 (Nr. 3.123.2). Umfassend dazu Hübner 1982, 130–139 (Nr. 3.12); zur hiesigen Stelle: ebd. 134 (Nr. 3.123.13).

1778

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Antig. Nic. F1 § 29

(cf. Dor. arab. 1,27,13. 2,16,16–17). Vgl. außerdem den spätestens ins 1. Jh. n.Chr. zu datierenden Imbrasios von Ephesos in dem von Cumont 1935b, 127f., edierten Fragment (p. 127a,17–19):    (danach Textverlust). Alt ist anscheinend auch die mit der Gegenüberstellung Mensch – Tier korrespondierende Unterscheidung der Zeichen in  und  . Schon Teukros soll die Jungfrau als ()  und   bezeichnet haben (Rhet. exc. ex Teucro, CCAG VII, 1908, p. 202,16–17), vgl. Herm. myst. CCAG VIII 1 (1929), p. 173,b21   (nur durch eine der zwei Textrezensionen bezeugt) sowie Heph. 1,1,42   (Zwillinge). 1,1,100    (Jungfrau). 1,1,197    (Wassermann).1779 Von hier aus ergibt sich eine potentielle Verbindungslinie zur Klugheit Hadrians (§§ 23.30 ) und zur Unbesonnenheit des Pedanius (F3 §§ 65.66a ), dessen Geburts-Luminare beide in tierhaften Zeichen stehen (Sonne im Widder, Mond im Stier; ebd. § 66a wird der Wassermann erneut als    bezeichnet). Antigonos rekurriert aber zur Begründung dieser Eigenschaften ( – ), statt die Qualitäten der Tierkreiszeichen zu nutzen, in beiden Fällen auf die Position Merkurs. b) zu : Im Tierkreis alternieren, beginnend mit dem Widder, männliche und weibliche Zeichen (m.: , , , , , ; w.: , , , , , ). Diese biologische Differenzierung hat ihren Grund in der pythagoreischen Bevorzugung der ungeraden, als ‘männlich’ klassifizierten Zahlen 1780 und ist in der Astrologie schon früh belegt: vgl. Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 228,12. Manil. 2,150–154. Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 99,5 (= T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,1) etc.1781 Antigonos verwendet sie insgesamt dreimal bezüglich männlicher Zeichen (§§ 29 u. 45: ; F2 § 57: , , , ). Da Hadrian unter einem der wenigen zugleich menschlichen und männlichen Tierkreiszeichen (, , ) geboren wurde, ist sein Körper von besonders edler Gestalt. Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 429: “Les signes humains donnent plus d’harmonie aux proportions”.

1779

Siehe weiter Hübner 1982, 138f. (Nr. 3.123.422). Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 154f. 1781 Ausführlich zu dieser Lehre Hübner 1982, 152–156 (Nr. 3.31); zur hiesigen Stelle ebd. 154 (Nr. 3.313.12). 1780

Gesamtbesprechung

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§ 30 Dieser Paragraph liefert die astrologische Begründung für die in § 23 genannten geistig-intellektuellen Qualitäten    (vgl. den historischen und textkritischen Kommentar zur Stelle). Zusätzlich ist hier von  die Rede. Die Formulierung legt nahe, dass wir es primär mit einer Merkurwirkung zu tun haben, zu der sekundär Saturn hinzutritt. Dafür spricht nicht nur die Anknüpfung Saturns durch  an den zuerst genannten Merkur, sondern auch die Betonung des astronomischen Umstands, dass Merkur sich in der seltenen Phase der morgendlichen Sichtbarkeit (    ) befand, 1782 ja sogar – so könnte man ergänzen – nahe seiner maximalen Elongation. 1783 Der Primat Merkurs wird sich auch bezüglich der von Antigonos am Ende des Satzes erwähnten Doryphorie bestätigen (s.u. Komm. z.St.). Weniger klar ist hingegen, ob Antigonos nur bezüglich Merkurs oder bezüglich beider Planeten ihre Position im 12. Ort der Dodekatropos (   , s.u. Komm. z.St.) betonen will. Daher sollen hier in zwei aufeinanderfolgenden Schritten zuerst die allgemeinen Wirkungen beider Planeten in beliebigen Positionen und danach ihre speziellen Wirkungen im 12. Ort untersucht werden. Die Erklärung der geistig-intellektuellen Qualitäten Hadrians durch Merkur steht im Einklang mit den kanonischen Eigenschaften dieses Planetengottes in der griechisch-römischen Astrologie.1784 Auf Merkur wer1782

S.o. zu § 26   . S.o. zu § 22. 1784 Zur Bedeutung Merkurs für die Seelenqualitäten, die Vernunft und Geist betreffen, s. z.B. Ptol. apotel. 3,14,1 sowie Bouché-Leclercq 1899, 433, über die “aptitudes intellectuelles ( –  – ) qui dépendent surtout de Mercure”. Vgl. ferner P. Mich. III 149, col. III,23    . Anon. carm. de plan. 10 p. 43 Heitsch  . Dor. app. 2f p. 434,23 (= Heph. 3,20,7 = Dor. frg. 96 St.)     [sc. ]. Siehe auch Pérez Jiménez 1999b u. Pérez Jiménez 2011c, 486–490. – Eine systematische Studie zu den Eigenschaften und Wirkungen der Planetengötter fehlt bisher. Relevante Texte dafür sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Teucr. de sept. stell. exc. CCAG IX 2 (1953), p. 181,3–6. Ps. Cens. (re vera Varro) frg. 3,3–6. Dor. app. 2f p. 434,21–23 (= Heph. 3,20,7 = Dor. frg. 96 St.). Dor. arab. 2,28–33. Ps.-Maneth. 2[1],148–398. Ptol. apotel. 1,4. Val. 1,1 (sehr detailreich). Antioch. exc. (ex isag.) CCAG VII (1908), p. 127,6–26. Antioch. epit. 1,1 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), pp. 111,5–112,13. Porph. isag. 45. Firm. math. 5,3–6. Iul. Laod. de planetarum natura ac vi, ed. W. Kroll, CCAG I (1898), pp. 134–137. ‘Rhet.’ (cf. Pingree 1977a, 220) de planetarum natura ac vi, ed. F. Boll, CCAG VII (1908), pp. 213– 224. Lib. Herm. 32. Anon. de plan. patroc., ed. F. Boll, CCAG VII (1908), pp. 95–99. 1783

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Antig. Nic. F1 § 30

den wir vor allem die Qualitätenundbeziehen dürfen, während wohl eher Saturnwirkung ist. Dies zeigt das große Kapitel des Ptolemaios über die seelischen Qualitäten (Ptol. apotel. 3,14   ), worin es heißt, Saturn bewirke , ‘tief denkende Menschen’.1785 Wenn wir nun ergänzend die einschlägigen Kapitel antiker Astrologen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos 1786 berücksichtigen, finden wir nur zu Merkur Aussagen, die zu der hiesigen Argumentation des Antigonos passen. So lehrt Firm. math. 3,7,24–25: In duodecimo loco Mercurius ab horoscopo constitutus faciet ingeniosos [...] faciet doctos grammaticos oratores geometras magistros [...] tales erunt, ut ab omnibus cordatiores esse videantur et quibus omnium doctrinarum conferantur augmenta. Sed hoc tunc facit, cum aut Iovi coniunctus fuerit aut a malivolis nulla radiatione pulsatus. Ganz ähnlich lehrt, offenbar direkt oder indirekt aus derselben Quelle schöpfend, Rhet. 5,57,45 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 131,8–12):                [CCAG: ]         [CCAG: ]   [CCAG: ]    [CCAG: ]     . Siehe ferner Paul. Alex. 24 p. 72,12–15:         [...]   (~ Olymp. 23 p. 75,16–19). Vielleicht ist aber auch die Stellung Saturns im 12. Ort aus der Sicht des Antigonos nicht ganz ohne Bedeutung, denn dieser Ort gehört Saturn (s.u. Anm. 1948), ein Umstand, der Saturns allgemeingültige Wirkungen (hier: , s.o.) vielleicht noch verstärkt. Neben den allgemeinen Wirkungen Merkurs und Saturns sowie auch der speziellen Wirkung Merkurs im 12. Ort gibt es noch einen dritten Anon. de plan. CCAG II (1900), pp. 159–180 (= Val. app. 1). Anon. carm. de plan. ed. Heitsch 1964, II 43f., S4. Ps.-Ptol. cent. 86 Lib. curios. 1,8 (saec. XI) ed. Rapoport – Savage-Smith 2014. Weitere spätantike Stellen nennt Pingree 1978a, II 243f. Speziell zu den Wirkungen der Planeten in den 12 Orten der Dodekatropos s.o. S. 697. 1785 Ptol. apotel. 3,14,10 = Heph. 2,15,8. – Vgl. ferner mit Bezug auf die Melancholie Klibansky et al. 1990, 211–245 (‘Saturn in der Literatur der Antike’), darin 227 (zu Ptol. apotel. 3,14,10) u. 234 (zur neuplatonisch inspirierten Verbindung Saturns mit tiefem philosophischen Denken, Mantik und Priestertum). 1786 Grundlegende Informationen dazu im Komm. zu F1 § 26    (ab S. 697).

Gesamtbesprechung

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astrologischen Grund, der für die Eigenschaften       angeführt werden könnte. Dieser stammt aus dem Gebiet der Dekanprognostik. Die einzige Parallele der gesamten griechischen Literatur für den soeben zitierten dreigliedrigen Ausdruck stammt von Hephaistion. Dieser beschreibt in seinem großen Einleitungskapitel über die Eigenschaften und Wirkungen der Tierkreiszeichen an einer Stelle, die vermutlich auf alte Quellen zurückgeht, die Wirkung des ersten Steinbockdekans (, = 0°–10° )1787 wie folgt:                    (Heph. 1,1,187). Interessanterweise stehen ja nun im Hadrianhoroskop die Planeten Merkur und Saturn tatsächlich im Steinbock, Saturn (5° ) in der Mitte des ersten Dekans () und Merkur (12° ) am Anfang des zweiten (). Hat Antigonos also dieser Dekanprognose Beachtung geschenkt? Hat er vielleicht sogar deshalb  statt    geschrieben, um durch eine sozusagen hybride Formulierung sowohl auf den 12. Ort der Dodekatropos () als auch auf das dort befindliche Tierkreiszeichen ( ) Bezug zu nehmen? Zwei Gründe sprechen gegen diese Annahme. Erstens spricht Antigonos weder hier noch sonst irgendwo in den Horoskopen F1 bis F3 von den Dekanen, und zweitens befindet sich nur Saturn im ersten Dekan des Steinbocks, während doch Merkur, wie gesagt, die Hauptrolle in der Begründung des Antigonos spielt. Aber wie ist die auffällige Übereinstimmung der drei Adjektive in beiden Texten zu erklären, wenn sie voneinander unabhängig sind? Der Grund ist meines Erachtens, dass Merkur nicht nur in der Begründung des Antigonos, sondern vermutlich auch in der Charakteristik des ersten Steinbockdekans die zentrale Rolle spielt, beide Texte also unabhängig voneinander Standardqualitäten der von Merkur geprägten Menschen erwähnen. Die folgende Auswertung aller Belege für   und  in den 36 Dekanprognosen bei Heph. 1,1 macht trotz einiger Unklarheiten wahrscheinlich, dass in jenem System die Qualitäten  und  durch die Planetenwürden Merkurs (vor allem seine Gradbezirke) bedingt sind:1788 1787

Die Grenzen der Dekane und Gradbezirke werden hier und in der folgenden Liste im Sinne moderner Notation angegeben, also punktuell, nicht entsprechend dem Usus antiker Astrologen als Ordinalzahlen ganzer Einzelgrade (s.o. S. 594 u. S. 727). 1788 Zu den numerischen Angaben siehe die vorige Anmerkung. – Gundel 1936b, 284f., geht knapp auf die Dekanwirkungen in Heph. 1,1 ein, die seines Erachtens alte Quellen (darunter Teukros von Babylon) verarbeiten, aber “kaum einen Zusammenhang mit der

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Antig. Nic. F1 § 30

–  10°–20°:  +  (Heph. 1,1,16;1789  12°–20° = Merkurbezirk)1790 –  0°–10°:  (Heph. 1,1,51;1791  0°–6° = Merkurbezirk) –  20°–30°:  (Heph. 1,1,76; Grund unklar) –  20°–30°:  +  (Heph. 1,1,96;1792  18°–24° = Merkurbezirk) –  10°–20°:  (2x) +  (Heph. 1,1,112–113;1793  15° = Erhöhung Merkurs) –  0°–10°:  (Heph. 1,1,148; Grund unklar)1794 –  10°–20°: (Heph. 1,1,151;  11°–19° = Merkurbezirk) –  20°–30°:  (Heph. 1,1,174; Grund unklar;  17°–21° = Merkurbezirk) –  0°–10°:  +  +  (Heph. 1,1,187;1795  0°–7° = Merkurbezirk)1796 –  20°–30°:  (Heph. 1,1,193;1797 Grund unklar) –  0°–10°:  (Heph. 1,1,206;1798  0°–7° = Merkurbezirk) üblichen Dekanmelothesie erkennen” lassen, so dass eine genauere Untersuchung ihm nicht lohnend erscheint. Die hiesige Analyse betritt insofern Neuland. Vielleicht ließen sich die von mir mit dem Zusatz ‘Grund unklar’ vermerkten Fälle durch eine Untersuchung der Eigenschaften jener alten Dekangötter aufhellen, die hinter den Dekanen des Hephaistion stehen, welche bereits “zu mathematischen und geometrischen Größen verflacht sind” (Gundel 1936b, 284; ebd. folgt ein gutes Beispiel für das Weiterwirken des Dekangottes Chnumis in der Prognose zum dritten Krebsdekan). Außerdem war Gundel anscheinend unbekannt, dass Album. myst. 1,94 (CCAG XI 2, 1934, pp. 189–192) beachtliche Parallelen zu den Dekanprognosen in Heph. 1,1 bietet, die im Folgenden, soweit sinnvoll, vermerkt werden (ein systematischer Vergleich beider Kapitel bleibt ein Desiderat der Forschung; anscheinend gehen sie auf eine gemeinsame Quelle zurück). 1789 Ebenso Album. myst. 1,94 (s. Anm. 1788 a.E.), p. 189,7. 1790 S.o. S. 719, Tab. 17b 1791 Ebenso Album. myst. 1,94 p. 190,2. 1792 Nur  auch bei Album. myst. 1,94 p. 190,27. 1793 Nur  auch bei Album. myst. 1,94 p. 191,1. 1794 Vielleicht Verwechslung mit dem ersten Waagedekan, der nach Album. myst. 1,94 p. 191,9 + bewirkt; n.b.:  6°–14° = Merkurbezirk. Allerdings knüpft auch Album. ibid. p. 191,19 an den ersten Skorpiondekan die Wirkung  (ohne ). 1795 Ähnlich Album. myst. 1,94 p. 191,31:. 1796 Vielleicht ist die bei keinem anderen Dekan prognostizierte Qualität  dadurch zu erklären, dass Saturn der Hausherr des Steinbocks ist. 1797 Ebenso Album. myst. 1,94 p. 192,4. 1798 Ebenso Album. myst. 1,94 p. 192,8.

Gesamtbesprechung

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–  10°–20°:  (Heph. 1,1,229;1799 Grund unklar)1800 –  20°–30°:  (Heph. 1,1,232; Grund unklar) Es fällt auf, dass die insgesamt seltene Verbindung von  mit  (ohne ) 1801 in diesem System viermal vorkommt (, , , ) und in jedem dieser Fälle eine Planetenwürde Merkurs vorliegt. 1802 Die auffällige lexikalische Übereinstimmung zwischen Antig. § 32 und Heph. 1,1,187 lässt sich also befriedigend durch die beiden Aussagen zugrunde liegenden Eigenschaften Merkurs erklären. Eine Abhängigkeit des Antigonos von der Dekanprognose ist nicht wahrscheinlich. Da der Steinbockdekan  (0°–10° ) nun aber schon einmal thematisiert ist, sei abschließend noch erwähnt, dass in ihn die der Geburt Hadrians vorausgehende Konjunktion der Luminare (Neumond) fiel, der die Astrologen nach alter, bis Mesopotamien zurückreichender1803 Tradition größte Bedeutung beimessen und deren Wirkkraft Antigonos selbst – allerdings ohne von Dekanen zu sprechen – im zweiten Horoskop hervorhebt (F2 § 56 u. 61, s. Komm. zu § 61 ). Sie fand am 26.12.75 v.Chr. um ca. 05:49 Uhr (Rom) auf 3° 15  (trop.) statt, d.h. im siderischen Referenzsystem des Antigonos auf ca. 7° 45 . Falls Antigonos die mit dem ersten Steinbockdekan verbundene Prognose kannte, hätte er sie theoretisch als einen Grund dafür nutzen können, dass Hadrian im Konflikt mit seinen Angehörigen die Oberhand behielt (vgl. § 23          mit Heph. 1,1,187      ). Vermutlich sah Antigonos aber (zu Recht) gar keine Gefahr, aus der Hadrian gerettet werden konnte. Wie dem auch sei, der Hauptgrund dafür, dass Antigonos die   in F2 erwähnt, in F1 hingegen nicht, liegt wahrscheinlich darin, dass sie in F2 in einen kardinalen Ort fällt (MC), 1799

Ähnlich Album. myst. 1,94 p. 192,17–18:+ . Wegen der Erniedrigung Merkurs auf 15° ? oder weil Merkur Trigonokrator ist (, , )? 1801 Sie ist außerhalb von Heph. 1,1 und Album. myst. 1,94 beinahe ohne astrologische Parallelen (Ausnahme: Rhet. epit. 4,28, zit. im Komm. zu § 30    ). Zu den sehr wenigen Parallelen für  plus bei nicht-astrologischen Autoren s.o. S. 665 bei Anm. 1345. 1802 Der Zusatz  im Falle des ersten Steinbockdekans hat vielleicht damit zu tun, dass der Steinbock ein Haus Saturns ist. 1803 Vgl. Rochberg 1998, 39: “It appears from the regular inclusion of these dates [i.e. the ‘Lunar Three Data’] that the moon’s position at the syzygies during the month of the birth was astrologically important.” 1800

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Antig. Nic. F1 § 30

bei Hadrian dagegen in ein Apoklima (12. Ort); vgl. den Lehrsatz in F2 § 56 a.E.       : vgl. das soeben zu § 30 insgesamt Gesagte sowie auch § 23 u. § 38. : Vielleicht darf man hier an Hadrians Initiation in die Eleusinischen Mysterien1804 oder an seinen Besuch des Magiers Pachrates denken,1805 sofern dem Antigonos diese biographischen Details bekannt waren.     : sinngleich mit § 27     , s. den Komm. z.St. (Punkt 3).  : so P und Exc.1, dagegen Ep.4 (terminologisch präziser, aber wohl nicht original)     Antigonos bezieht sich hier ebenso wie in § 35    und in § 38   , wo beide Male das Bezugswort  oder  dem Sinn nach zu ergänzen ist, nicht auf die Reihenfolge der Tierkreiszeichen (denn das 12. Zeichen wären die Fische), sondern auf die Dodekatropos (Sacherklärung: s.o. S. 689–698). Eine chronologisch geordnete Liste antiker Benennungen und Beschreibungen des 12. Ortes bietet Greenbaum 2009, 116, Tab. 3.2. : Antigonos formuliert Positionsangaben sehr oft mit diesem Verb. Vgl. § 33a        . § 35    . § 36  . § 37    . § 38 . § 40   . § 43    . ibid.   . F2 § 56  . ibid. . F3 § 66a  . F5 § 68    . § 69      . Denselben Usus dokumentieren die Originalhoroskope beginnend mit den frühesten Exemplaren wie z.B. P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22), Z. 7. Diese stereotype Diktion hängt wohl auch mit der as1804

Vgl. Hist. Aug. Hadr. 13,1. Dieser soll dem Kaiser im Zusammenhang eines herbeizwingenden Zaubers ein Rauchopfer an Selene vorgeführt haben. Siehe den Großen Pariser Zauberpapyrus (Bibl. Nat. suppl. gr. 574 [4. Jh. n.Chr.], f. 27v, = PGM IV, 2446–2455) und dazu Gundel 1968, 3994 u. 77, sowie Kuhlmann 2002, 115. 1805

Stellenkommentar

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trologischen Relevanz der  zusammen; vgl. dazu Bouché-Leclercq 1891, bes. 305–307, sowie den Komm. zu F3 § 63 . : vgl. § 38 ; Sacherklärung zur Doryphorie oben zu § 26 . Das logische Subjekt der Doryphorie ist in der hiesigen Begründung des Antigonos primär oder vielleicht sogar allein Merkur (nicht Saturn), und das logische Objekt der Doryphorie ist allein die Sonne (nicht der Mond). Der Grund für die Betonung der Sonne an der hiesigen Stelle ist die in der antiken Astrologie omnipräsente Assoziation der Sonne mit Seele und Geist sowie des Mondes mit dem Körper. Aufgrund ihrer zentralen Stellung im Lehrgebäude der Astrologie muss diese Assoziation bereits von ‘Nechepsos und Petosiris’ gelehrt worden sein. Wir besitzen dafür zwar keine expliziten Beweise, wohl aber ein starkes Indiz dank Val. 9,2,2.1806 Aus der Fülle der späteren Belege vgl. Teucr. de sept. stell. exc. CCAG IX 2 (1953), p. 181,3–4                Val. 1,1,1 (Sonne, cf. Val. app. 1,184) u. 1,1,4 (Mond, cf. Val. app. 1,221). Ps. Cens. (re vera Varro) frg. 3,8 hac [sc. Luna] universa gignentia crescente pubescunt, tenuescente tenuantur. Apul. met. 11,1 ipsa etiam corpora terra coelo marique nunc incrementis [scil. Lunae] consequenter augeri, nunc decrementis obsequenter imminui. Galen. de dieb. decr. 3,2 p. 903,5–7 K.            Antioch. exc. (ex isag.), CCAG VII (1908), p. 127,17.24–26. Antioch. epit. 1,1 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), pp. 111,18–19. 112,2–6. Porph. isag. 45 pp. 218,18–20. 219,17–21 Drac. Romul. 540f. accipe, Sol radians, animas, tu corpora, Luna, / nutrimenta animae (cf. Housman 1910). Ps.-Ptol. cent. 86      ; allein zum Mond: P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), Z. 3 (de Luna)  . Firm. math. 4,1,1 omnis enim substantia humani corporis ad istius pertinet numinis potestatem. Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,13,13 p. 140 Wolf       . Weitere spätantike Belege bietet Pingree 1978a, II 244. Bouché-Leclercq 1899, 288, resümiert zutreffend: “si l’influence solaire prévaut dans la vie psychique, la Lune régit de plus près la vie physique” (vgl. ebd. 521); sinngleich Boll 1922a, 22 (= Boll 1950, 96). 1806

Dazu s.u. Anm. 2964.

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Antig. Nic. F1 § 30

Ähnliche astrologische Wirkungen wie die hier in § 30 genannte schreiben auch andere Autoren dem Merkur (nicht jedoch Saturn) zu, wenn er Speerträger der Sonne ist. Vgl. bes. Rhet. epit. 4,28 (       ), der über Merkur als Speerträger der Sonne sagt (CCAG II, 1900, p. 192,8–10):        [sc.  ]1807 [sc. , p. 192,5]   (!)  (!)       Siehe ferner Ptol. apotel. 4,3,6, der ohne Differenzierung zwischen Sonne und Mond, aber dafür im selben Kontext wie Antigonos (  ) bezüglich der Doryphorie der Planeten gegenüber den Luminaren schreibt:             [sc.  ]  (!) (!)  [sc. ]1808

§ 31  : Nachdem § 30 gezeigt hat, warum der Native überhaupt klug und gebildet und tiefsinnig war, wird der Sachverhalt nun chronologisch präzisiert. Ganz ähnlich schreitet Antigonos mit § 37       vom Allgemeineren zum Spezielleren fort (s. Komm. z.St.). Diese Methode ist ein selbstverständliches Element wohlgeordneten Argumentierens. Auf dem Gebiet astrologischer Diskussionen von Individualhoroskopen vgl. die Katarche für den Einzug des Präfekten Theodoros in Alexandria (Hor. gr. 486.III.17), deren Autor vom Allgemeineren zum Spezielleren fortschreitet, indem er die biographische Information über das schnelle Scheitern 1807

Zuvor hatte der Autor in dem mit Saturn beginnenden descensus bei jedem einzelnen Planeten explizit erwähnt, dass Speerträgerschaft bezüglich der Sonne gemeint ist (ebd. pp. 191,33–192,7). Hier bei der fünften und letzten Angabe (zu Merkur) ist der Zusatz   entweder überlieferungsbedingt ausgefallen oder die erneute Wiederholung erschien dem Verfasser überflüssig. 1808 “The kind of future honour is to be divined from the quality of the attending planets; for if Mercury governs the attendance, he brings about power ... which depends upon intelligence, education, and the care and management of affairs.” (Robbins 1940, 381). Bzgl. des Saturn hingegen sprechen weder Ptolemaios noch die Rhetorios-Epitome an den zitierten Stellen von Klugheit und Bildung, sondern von anderen Eigenschaften, vor allem von materiellem Reichtum.

Stellenkommentar

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des Theodoros, seine Bestrafung und Ablösung (     ) später so kommentiert: [sc. Saturn im Apoklima]          (!)             1809 :  ist das Verbum par excellence zur Bezeichnung der Sternenwirkung. Es begegnet in den Antigonosfragmenten noch zweimal in der Form  (§ 46 u. F2 § 58, s. Komm. z.St.) und ist schon für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt: siehe Ptol. apotel. 3,11,1  (= Nech. et Pet. frg. 15,3), Heph. 1,22,11  (= frg. 7,27), 1810 mehrere Belege in Heph. 1,23 (= frg. 12) 1811 und ein wörtliches Zitat bei Val. 8,6,14 (= frg. +10). Vgl. den Titel der Handbücher des Ptolemaios und des Hephaistion, .1812 Als Synonyme verwendet Antigonos  (F2 § 59),  (§§ 31.32[2x].36.37.38.40.52. F2 § 60. F4 § 67[2x]. F5 §§ 68[2x].69[3x]. 70.73) und  (§ 40). Verschieden von diesen deterministisch gemeinten Synonymen ist , das in den Antigonosfragmenten nur einmal in F8 begegnet (s. Komm. z.St.).  – : Auf immer gültige Regeln rekurriert Antigonos in den erhaltenen Fragmenten noch fünf weitere Male, vgl.  in §§ 36.46.49. F2 § 58. F4 § 67. Mit Inhalt und Sprache der hiesigen Stelle vgl. bes. Paul. Alex. 14 p. 28,21–29,3:                                                 1813 1809

Text nach Pingree 1976b, 148. Frg. 7 stammt nach Pingree 1974b, 547, aus einer sehr alten Quelle, die aber vielleicht nicht mit der des Frg. 6, an der die Datierung von ‘Nechepsos und Petosiris’ ins 2. Jh. v.Chr. hängt, identisch sei. 1811 Heph. 1,23,1 . 1,23,11 . 1,23,19 1,23,22 . 1,23,25 (= frg. 12,3.44.86.134.141.164). 1812 Erst in der Spätantike finden sich auch Belege für die Bedeutung ‘Sternenwirkungen beschreiben’; s.o. S. 508 zu T2 . 1813 Siehe ferner Ptol. apotel. 3,4,8:    [sc.  ]      [sc.   ]   . Vgl. auch Kap. VIIIe von Hor. gr. 1810

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Antig. Nic. F1 § 31

          : Die Formen    und  sind in den drei Überlieferungssträngen (P, Ep.4, Exc.1) einhellig bezeugt. An allen übrigen Stellen der Antigonos-Fragmente, wo    beziehungsweise  Attribute femininer Substantive sind, ist das Adjektiv als dreiendig gewertet:   begegnet zehnmal (§ 26  , § 27   § 30   § 34 § 38   F2 § 54  F3§ 63                 ),  zweimal (§ 34 scil., ferner Heph. epit. 4,26,53  ). Die astrologische Fachliteratur bietet zahllose Belege für dreiendiges, aber keine Parallelen für zweiendiges    beziehungsweise . In der übrigen Literatur begegnen die zweiendigen Formen selten: in lyrischem Kontext bei Euripides (Herc. 395   , Phoen. 169     ), ferner bei Dion. Hal. ant. 1,12      , aber auch in dem hiesigen Text näher stehenden Werken, d.h. dreimal bei (Ps.-?)Gem. calend. pp. 100,1. 102,8.23 Aujac (   doch vgl. ebd. p. 103,20    . p. 107,10.12  ) sowie einmal im Periplus Maris Erythraei (cap. 18, p. 60,25 Casson = p. 6,25 Frisk:    ). Der überlieferte Wortlaut wird daher als lectio difficilior beibehalten.   : = Val. 2,6,1 (einzige exakte Parallele); vgl. Val. 2,4,2    2,17,96    . 2,26,13  . Vgl. weiter Paul. Alex. 14 p. 28,221814 u. ebd. 17 p. 37,18   u. ebd. 24 p. 66,9   . Siehe auch Ambühl et al. 1995, 233f., zu P. Mich. Inv. 29 (saec. II/III), Text I, col. II,4  . – Zur technischen Bedeutung von  (‘bewirken’, ‘hervorbringen’) s.o. zu § 31   : ebenso Exc.1, wie aus der Verschreibung    in U noch erkennbar ist; Ep.4 bietet sinngleich    . Eine exakte Parallele zu   gibt es in der griechischen Literatur nicht. Zu    (Ep.4) gibt es eine einzige 858.IX.30:           [sc.  ]           (Bezza 2001, 317). 1814 Wurde bereits zitiert, s.o. zu § 31 –.

Stellenkommentar

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Parallele bei Eutr. (Paean. transl.) 6,12    . – Ähnliche Formulierungen bieten Soran. 2,41,1    , Paul. Alex. 14 p. 29,2      1815 (ebenso Paul. Alex. 24 pp. 54,20. 60,9–10. 68,12–69,1. 70,2–3. 70,8), der Anon. a. 379 p. 202,28 (Fixsternprognose)    und das Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), Z. 30–33 (Pingree 1976b, p. 145), wo neben   auch     überliefert ist. Zur Kombination von  und  vgl. Ps.-Galen. progn. decub. 5 p. 543,1–3 K. (dort ist allerdings  auf die Planetenbewegung bezogen):       [sc.   vel ]      Überhaupt nimmt die Häufigkeit der Belege für das Substantiv  ab dem 2. Jh. n.Chr. deutlich zu, besonders in fachliterarischen Texten. Wahrscheinlich ist also   (P, Exc.1) echt (scil.  , vgl. § 31 a.A.) und der Wortlaut von Ep.4 als verdeutlichende Umformulierung zu erklären.   : vgl. § 33a    Siehe ferner § 40    (ubi pl.) u. § 49   (ubi pl.). In astrologischem Kontext beginnen die Belege für das Verb  mit ‘Nechepsos und Petosiris’: vgl. die PetosirisExzerpte bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (= Nech. et Pet. frg. +23, darin zweimal : p. 138,18.21), und bei Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18–27 (= frg. +27, darin einmal : p. 223,24; zu beiden Exzerpten s.o. Anm. 1300). Problematisch ist die korrekte Interpretation von . Der Terminus begegnet in den Antigonosfragmenten nur hier. Der Sinnzusammenhang von § 31 legt durch die beiden parallel formulierten Aussagen bezüglich morgendlicher und abendlicher Sichtbarkeitsphasen nahe, dass  ‘Wirkungen’ bedeutet (vgl. unmittelbar zuvor  und ). Dagegen spricht aber, dass  beziehungsweise   m.W. nie als Synonym von  (‘astrologische Wirkung’)1816 beziehungsweise  (‘bewirken’) belegt ist. Vielmehr bezeichnen die Astrologen stets die Taten und Berufe der Menschen als 1815

Wurde bereits zitiert, s.o. zu § 31 –. Diesen Begriff verwendet Paul. Alex. 14 p. 28,21–29,3 in fast identischem Sinnzusammenhang (zit. oben zu § 31 –). 1816

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Antig. Nic. F1 § 31

. Ein Standardkapitel astrologischer Handbücher heißt    (Ptol. apotel. 4,4; mehr dazu im folgenden Kommentar zu §§ 32–33a). Diesen Sinn haben auch alle Parallelen, wo   mit  verbunden ist.1817 Wenngleich es im nächsten Satz (§ 32) tatsächlich um berufliche Talente gehen wird, passt dieser Sinn hier (§ 31) noch nicht, weil es hier ja um die Begründung dreier geistiger Qualitäten ohne erkennbaren praktischen Bezug geht (,  , ). Die  scheinen hier also doch, wie Schmidt m.E. richtig sah, die der Himmelskörper zu sein.1818 Falls diese Interpretation zutrifft, liegt hier möglicherweise eine lexikalische Anleihe an die aristotelische Diktion im zweiten Buch De Caelo vor, wo zwar keine astrologischen Aussagen gemacht werden, den Gestirnen jedoch im Zuge einer Kritik rein materieller Vorstellungen Beseeltheit, Handeln und Leben zugesprochen werden (Arist. cael. 2,12 p. 292a,18–21):             (!) Aristoteles wiederholt den Begriff  unmittelbar danach noch fünfmal (u.a.    , p. 292b,1), was ihn umso einprägsamer macht und eine Rezeption durch spätere Autoren wie Antigonos begünstigt haben könnte. Beachtung verdienen ferner vereinzelte Fälle von unscharfer semantischer Verwendung der Vokabel bei astrologischen Autoren, z.B. bei Dor. (paraphr.) p. 349,14–16 (= Anub. test. 8,150–152 Obbink = Par. Anub. et Dor. bei Heilen 2010c, 134–136):                    (‘die Konfiguration ist ruhmreich und bewirkt Allianzen unter den Führern, nur zu gewissen Zeiten schadet sie oder vermindert die ihr eigene Tätigkeit’). An dieser mit Ab1817

Vgl. Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 101,27–28 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,33)      . Val. 4,25,1    und Heph. 3,5,4      sowie zahlreiche Belege für   (Val. 1,10,8. 1,20,11. 2,17,50.55. 4,5,4). Siehe ferner Val. 4,7,10 . 1818 Schmidt 2009, 353: “for, the morning arisings always produce something from youth, while the evening [phases] show their actions progressively.” Seine frühere Übersetzung lautete (Schmidt 1998, 58): “for always the morning risers produce something from youth, while the evening risers show their activities progressively.” Abzulehnen sind seine Übersetzungen für  (“arisings” bzw. “risers”). Eine semantische Diskussion des Begriffs  bietet Schmidt nicht, auch keinen Hinweis auf Aristoteles (s.o. a.E. des Absatzes).

Stellenkommentar

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sicht wörtlich übersetzten Stelle ist aus dem Kontext (Dor. p. 345–367), der zahlreiche Belege für die Vokabel  bietet, klar, dass stets die berufliche Tätigkeit oder das berufliche Potential des Nativen gemeint ist. Dennoch ist in der zitierten Formulierung, der Übergang von der Bedeutung ‘das ihr eigene berufliche Potential’ zu ‘die ihr eigene Wirkung’ fließend.

§§ 32–33a Zu den seelischen Qualitäten gehören auch die beruflichen Talente. Die Astrologen sprechen von den ‘Taten’ (, lat. actus),1819 zu denen jemand im Leben geeignet und bestimmt ist.1820 Wahrscheinlich gab es dazu eine Lehre von ‘Nechepsos und Petosiris’, die auf der Bestimmung eines Planetenherrschers über diesen Lebensbereich basierte. Dafür spricht die enge inhaltliche Verwandtschaft der Lehraussagen zu diesem Thema, die Dorotheos, Ptolemaios, Firmicus und die hiesige Antigonosstelle liefern. Die relevanten Stellen sind Dor. app. 2c p. 431,14–21 (= Heph. 2,19,5–71821 = Dor. frg. 38 St.; enthält einen Originalvers des Dorotheos).1822 Ptol. apotel. 4,4. Firm. math. 4,21. Außerdem verdienen Ps.-Maneth. 6[3],339–543. 4,69–76.125–152.157–164.170–346 und Antioch. epit. 3,82–96 (ex thes., = Rhet. 5,82–96), CCAG VIII 4 (1921), pp. 207,25–218,81823 (darin zwei Originalverse des Anubion)1824 sowie auch P. Oxy. inv. 73/118a (s.o. Anm. 1513) Beachtung. Die Quellen gehen überwiegend davon aus, dass nur Mars, Venus und Merkur als Herren

1819

Vgl. Firm. math. 4,21 De actibus. Antiochos von Athen sprach neben  anscheinend auch von  und : cf. Antioch. epit. 3,82 (ex thes., = Rhet. 5,82), CCAG VIII 4 (1921), p. 207,25     ibid. 3,84 (= Rhet. 5,84), p. 214,2 (= 214,7–8)     . Siehe auch Ps.-Maneth. 6[3],339f. . ibid. 542 . 1820 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 442–447. 1821 Cf. Heph. epit. 4,27,1–2. 1822 Er lautet:   (Dor. app. 2c p. 431,15 = Heph. 2,19,5). 1823 Davon entspricht epit. 3,85–96 der erheblich kürzeren Fassung in Antioch. epit. 3b,24 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 117,14–118,15 sowie der extrem kurzen Fassung in Antioch. epit. 3a,77 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 110,7–12 (= Rhet. 6,61,99). 1824 Anub. frg. 7 Obbink = Anub. frg. 11 Heilen 2010c, 188 = CCAG VIII 4 (1921), p. 208,4–5 = Rhet. 5,82,2:         |  .

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Antig. Nic. F1 §§ 32–33a

über die  in Frage kommen 1825 und für die Wahl unter diesen dreien der 10. Ort von primärer Bedeutung ist.1826 Ptolemaios kommt der Argumentation des Antigonos besonders nahe. Er lehrt in seinem Kapitel über die ‘berufliche Eignung’ (apotel. 4,4:    ),1827 dass der oder die zuständige(n) Planetenherrscher von der Sonne und dem Tierkreiszeichen in der oberen Kulmination abhänge(n).1828 Im Folgenden präzisiert er, man solle den Planeten wählen, der der Sonne am nächsten stehend östlich (d.h. in Richtung der Tagesrotation) aus ihrem Glanz herausgetreten sei, und zusätzlich denjenigen, der im 10. Ort stehe. 1829 Theoretisch könne (a) ein Planet allein beide Bedingungen erfüllen, dann sei er allein relevant; wenn (b) nur eine der beiden Bedingungen durch einen Planeten erfüllt sei, solle man den allein nehmen; wenn (c) beide von jeweils verschieden Planeten erfüllt seien, solle man beide nehmen; wenn (d) keine der beiden Bedingungen erfüllt sei, solle man den Herrn des 10. Ortes (den   ) nehmen und von ihm nur Prognosen über Gelegenheitstätigkeiten (  ) ableiten, da die so Geborenen in der Regel untätig () seien und keiner Beschäftigung nachgingen.1830 Nach Ptolemaios wäre also im Horoskop Hadrians Merkur zu wählen, da er     (§ 30) der Sonne am nächsten steht und der 10. Ort unbesetzt ist. Antigonos äußert sich inhaltlich und terminologisch ähnlich. Auch er fordert die Beachtung der Stellung zur Sonne ( – ) sowie des 10. Ortes, spricht aber, da kein Planet im Ort der oberen Kulmination steht, sogleich von dessen Hausherrn (     , vgl. Punkt d des Ptolemaios). Dass seine Wahl somit auf Mars, den Hausherrn des Skorpions im 10. Ort, fällt, und nicht auf Mer1825

Siehe Dor. app. 2c p. 431,18–21 (= Heph. 2,19,7). Ptol. apotel. 4,4,2. Antioch. epit. 3,82 (ex thes., = Rhet. 5,82), CCAG VIII 4 (1921), p. 208,10–11. ibid. 3,83 (= Rhet. 5,83), pp. 210,20–213,34. ibid. 3,84 (= Rhet. 5,84), p. 214,3–4. Firm. math. 4,21,1; abweichend der Ps.-Manethon. Zur astrologischen Begründung der Beschränkung auf diese Planeten-Trias siehe Bouché-Leclercq 1899, 443f. 1826 Siehe Dor. app. 2c p. 431,16–18 (= Heph. 2,19,6). Ptol. apotel. 4,4,1. Antioch. epit. 3,82 (ex thes., = Rhet. 5,82), CCAG VIII 4 (1921), p. 208,14–17. Firm. math. 4,21,1. 1827 Wörtlich: die Beschaffenheit der Tätigkeit (zu der man durch die Sterne bestimmt ist). 1828 Ptol. apotel. 4,4,1:   1829 Ptol. apotel. 4,4,1:     1830 Ptol. apotel. 4,4,1–2.

Gesamtbesprechung

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kur, liegt wahrscheinlich daran, dass Merkur1831 im sehr ungünstigen 12. Ort (Apoklima) steht.1832 Es ist nicht beweisbar, dass das Übergehen des Merkur durch die Tradition, die Antigonos vorfand, gedeckt war. Ein Indiz dafür ist jedoch – neben der Tatsache, dass Antigonos insgesamt in alter Tradition (von ‘Nechepsos und Petosiris’) steht – eine von Firmicus tradierte Regel, die die Entscheidung des Antigonos rechtfertigt und mit einiger Wahrscheinlichkeit altes Lehrgut enthält (Firm. math. 4,21,1): ille itaque decernit actus ex his tribus, qui aut in MC. fuerit aut in dextro MC. trigono fuerit aut qui in sinistro [dies ist hier in F1 der Fall] aut qui in aliis cardinibus fuerit inventus. 1833 Speziell zum 2. Ort lehrt ferner Paul. Alex. 24 p. 54,16–18:                    [sc. ]  Für Antigonos bleiben also nur Venus und Mars, die beide im linken Trigon zum 10. Ort stehen.1834 Beide genießen im Hadrianhoroskop, wie der Autor schon in § 26 dargelegt hat, ihnen eigene Planetenwürden, erfüllen also die Bedingung des  (§ 32 [2x], cf. § 26   ). Dass Antigonos sich für Mars entscheidet, ließe sich ‘technisch’ dadurch rechtfertigen, dass Mars der Hausherr des Skorpions ist und darüber hinaus die im Folgenden explizit genannte Bedingung des Aspekts zum 10. Ort (   )1835 gradgenau erfüllt, Venus dagegen nur zeichengenau. Hinzu kommt wohl auch die ‘strategische’ Intention, einleuchtende astrologische Erklärungen für die in §§ 23–24 exponierten historischen Fakten zu liefern. Unter diesem Gesichtspunkt ist klar, dass der Kriegsgott Mars besser als die zarte Venus geeignet ist, die ‘berufliche Eignung’ eines Kaisers zu erklären. 1831

Und ebenso Saturn; der gehört aber nicht zur hier relevanten Planeten-Trias (, ,

). 1832

Vgl. Antioch. epit. 3,82 (ex thes., = Rhet. 5,82), CCAG VIII 4 (1921), p. 208,14–16:               [d.h. im Apoklima]     1833 Unmittelbar vor und nach dem kurzen Kapitel 4,21 verweist Firmicus auf alte Autoritäten: vgl. math. 4,20,3 ab Aegyptiis androclas dictus est sowie die drei Nech. et Pet. frg. 13 bildenden Teile von Firm. math. 4,22 (s.o. S. 42). Wieder eine andere Liste von Prioritäten für die Wahl des Planetenherrschers über die  bietet Dor. app. 2c p. 431,16–18 (= Heph. 2,19,6): 10. Ort, 4. Ort, 1. Ort, Glückslos (nichts zum 7. Ort). 1834 Jupiter und der Mond gehören nicht zur relevanten Planeten-Trias und sind außerdem ‘unter den Strahlen’ der Sonne verborgen (s.u. zu § 39    ). 1835 Vgl. das Firmicuszitat im vorigen Absatz.

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Antig. Nic. F1 §§ 32–33a

Es bleibt freilich die Unvollkommenheit, dass Mars (ebenso wie Venus) bezüglich der Sonne nicht östlich (), sondern westlich () steht. Hier lautert die Gefahr, dass die Prognose auf   hinauslaufen könnte. 1836 Antigonos betont deshalb ausdrücklich – unter Verwendung des entgegengesetzten terminus technicus  – die tatkräftige, ja unbezwingbare Art, wie Hadrian sein Kaisertum verrichtete; er verdanke sie der Häufung von Planetenwürden, die Mars auf 22° Fische genieße, dem perfekten Trigon des Mars zum MC und (in § 33a impliziert) der Position des Mars in Epanaphora des wichtigsten Kentron (ASC). Das ist nicht identisch, aber im Einklang mit Ptol. apotel. 4,4,11:                     1837                       . Wahrscheinlich hätte Antigonos dem Mars außer den Vorzügen, die er ausdrücklich nennt, noch zwei weitere zugebilligt, wenn es ihm darum gegangen wäre, alles und jedes bis ins Kleinste zu erläutern: die Kompräsenz der ebenfalls Planetenwürden genießenden Wohltäterin Venus im selben Tierkreiszeichen und den Umstand, dass Mars zu den Nachtplaneten gehört,1838 die in einem nächtlichen Horoskop als besonders stark gelten. In diesem Sinne sagt Firm. math. 4,21,7: sed generaliter si cum eo, qui actus decernit, benivola fuerit stella vel eum trigonica radiatione respexerit,1839 ipsi actui gloriam famam nobilitatemque [vgl. § 32  ] decernit et maxima facultatum incrementa largitur.

1836

Vgl. z.B. Ptol. apotel. 4,4,2 . Antioch. epit. 3,82 (ex thes., = Rhet. 5,82), CCAG VIII 4 (1921), p. 208,16(volles Zitat in Anm. 1832). 1837 Sowohl die beiden positiven Kriterien, die Ptolemaios nennt, als auch die beiden negativen sind im Falle des Mars bei Hadrian nicht gegeben. Die Situation ist also eine mittlere, die durch die von Antigonos genannten Planetenwürden usw. aufgewertet wird. 1838 S.o. zu § 26 . 1839 Vgl. im soeben zitierten Text des Ptolemaios.

Stellenkommentar

785

§ 32    : Zur Formulierung s.o. zu § 28  –        :  (sc.  ), ‘Scheitel’ beziehungsweise ‘Gipfel’ des Weltalls, ist genau genommen der senkrecht über dem Betrachter liegende Punkt, den wir in Übernahme arabischer Terminologie als ‘Zenit’ bezeichnen. Dieser astronomische Zenit ist jedoch für die antike Astrologie ohne Bedeutung. Antigonos und andere Astrologen verwenden den Begriff  stets sensu latiore zur Bezeichnung des MC, der oberen Schnittstelle der Ekliptik mit dem Ortsmeridian.1840 Diese fällt nur in der Äquatorialzone der Erde mit dem ‘Zenit’ zusammen.1841 Antigonos bezeichnet die obere Kulmination des Tierkreises (MC) vier weitere Male als  (§ 32 a.E. [2x] u. F4 § 67 [2x]). Dieselbe Metapher verwendeten anscheinend bereits ‘Nechepsos und Petosiris’, wie Val. 7,6,219 nahelegt. 1842 Im speziellen Kontext berufsrelevanter Prognosen (wie hier) vgl. die -Metaphorik bei Antioch. epit. 1,24 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 117,13–15:    [sc.  ]     Der Scheitel dieses Horoskops liegt im Skorpion (vgl. den Zusatz    in Ep.4), dem Taghaus des Mars ( = , s.o. zu § 26   , bes. S. 691).1843 Deshalb ist Mars der Herr des MC bzw. des 10. Ortes.

1840

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 2591. Das MC steht 90° minus die geographische Breite des Beobachters über dem Horizont. Der Zenit steht per definitionem genau 90° über dem Horizont. 1842 Das Valens-Kapitel 7,6 überliefert das große Fragment Nr. 21. Wenngleich Riess den Paragraphen 7,6,214 als letzten des Fragments zitiert, schöpft Valens anscheinend auch in 7,6,215–229 noch aus ‘Nechepsos und Petosiris’: Das legen neben der Fortsetzung des Themas die vielen für Valens untypischen Planetenbezeichnungen nahe (   etc., vgl. Val. 7,6,15–20, wobei es sich nach Val. 7,6,21 um ein wörtliches Zitat handelt, sowie oben S. 573 bei Anm. 969). 1843 Vgl. außerdem die Benennung des hellsten Sterns im Skorpion ( SCO) als ‘GegenMars’ (; dazu Bouché-Leclercq 1899, 1913). Antigonos erwähnt diesen Fixstern in F5 § 70 (Prognose u.a.:   ). Ferner gehört der Skorpion zum Trigon des Mars (s.o. S. 717, Tab. 16). Zum Skorpion überhaupt vgl. die Monographie von Aurigemma 1976. 1841

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Antig. Nic. F1 § 32

      : Beides ist hier der Fall. Die günstige Lage des Mars in seinem eigenen Trigon (, , ) und seinem eigenen Gradbezirk (19°–28° ) hat Antigonos bereits in § 26 betont (    ), und er ‘sieht’ die Himmelsmitte in idealer Weise, da er sie in exaktem Gedrittschein (22°  – 22°  = 120°; vgl. Ep.4 ) ‘anblickt’ (s.u. zu ) . Zur Relevanz dieses ‘Aspekts’ für schicksalbestimmte Kaiserwürde vgl. Ptol. apotel. 4,3,2. Der Ausdruck   (cf. § 32  , das Gegenteil: § 32 ) ist sinngleich mit ; mehr dazu im Kommentar zu § 26 . : Die der antiken Astrologie geläufigen ‘Aspekte’1844 sind die Opposition (180°, negativ), der Gedrittschein beziehungsweise das Trigon ( 120°, positiv), der Geviertschein beziehungsweise die Quadratur ( 90°, negativ) sowie die sekundär eingeführte Halbierung des Gedrittscheins, der Sextil ( 60°, positiv, aber weniger stark). Als uneigentlicher Aspekt tritt die Konjunktion ( 0°, meist positiv 1845 ) hinzu. 1846 Nur einer dieser Aspekte, das Trigon, konnte bisher auf mesopotamische Omentexte zurückgeführt werden.1847 Der früheste sicher datierbare Beleg für die hellenistische Aspektlehre, die zweifellos schon ‘Nechepsos und Petosiris’ boten, ist Panaitios bei Cic. div. 2,89 (ea triangula illi et quadrata nominant).1848 In den Antigo1844

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 165–179. Der Autor spricht (ebd. 172) von der Theorie der Aspekte als der “création la plus admirée de l’astrologie savante et la base de tous ses calculs”. Einschlägige Lehrtexte zu den Aspekten sind Gem. 2. Manil. 2,270–432. Ptol. apotel. 1,14. Antioch. epit. 1,6 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 113,23–32. Sext. Emp. adv. math. 5,39–40. Porph. isag. 8. Firm. math. 2,22. Paul. Alex. 10. Olymp. 3. Rhet. 5,15.17.20. Zahlreiche Einzelaussagen weiterer Autoritäten zitiert Bouché-Leclercq a.a.O. 1845 Sofern nicht Übeltäter oder die Sonne beteiligt sind; siehe z.B. § 52 (vom Mond):    1846 Ausführlich dazu im Kommentar zu § 28 . 1847 Er begegnet bereits in dem Werk Enma Anu Enlil (Ende 2. Jt. v.Chr.); Sinn und Verwendung sind jedoch nicht mit dem griechischen Usus identisch (vgl. RochbergHalton 1988a, 51 u. 60f., u. Ross 2008b, 252. 254). Zu weiteren babylonischen Elementen in der griechischen Astrologie vgl. Anm. 1580 und die aktuelle Liste bei Jones – Steele 2011, par. 54. 1848 So Kroll 1930, 6, der vermutet, dass die Aspektlehre auf Berossos zurückgeht und von diesem über ‘Nechepsos und Petosiris’ zu Panaitios gelangte. Vgl. Kroll 1935, 2165,19–24.

Stellenkommentar

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nos-Fragmenten begegnen alle genannten Aspekte mehrmals1849 mit Ausnahme des Sextils, der nur in F7 belegt ist. Die soziomorphe Metapher des ‘Ansehens’ ( ) gehört zur Standardsprache der antiken Astrologie. Auch bei Antigonos begegnet sie noch mehrmals (§ 32 a.E. . § 50 . F2 § 57 , aber nie ). Der auf sie zurückgehende moderne Terminus ‘Aspekt’ ist allerdings nachantik.1850 Zu einer anderen die Aspekte betreffenden soziomorphen Metapher s.o. zu § [22add.] . Allgemein gilt, dass die Wirkung ‘schlechter’ Planeten (, ) bei negativen Aspekten um so schlimmer wird, in positiven (wie hier der Fall) schwächer. Ein durch Julian von Laodikea überlieferter Merkvers des Dorotheos formuliert das so:  .1851 Bei den ‘Wohltätern’ (,) ist die Zuordnung umgekehrt. Die antiken Astrologen ließen nicht nur vollkommene, d.h. gradgenaue Aspekte gelten, sondern erlaubten Toleranzbereiche (im engeren Sinne nur für die Konjunktion, von dieser dann auf die eigentlichen Aspekte übertragen) von 3°, 7°, 25° und 30°, wobei freilich die astrologische Wirkkraft mit wachsender Distanz abnimmt.1852 Vielleicht darf außerdem Ps.-Porph. isag. 55 als eine nach Planeten differenzierte Liste von Toleranzbereichen gedeutet werden ( ± 15°,  ± 12°, u.  ± 9°, ± 8°,  u.  ± 7°).1853 Das Alter dieses Zeugnisses ist allerdings ungewiss.1854 Ganz unkonventionell sind die Details zur Aspektlehre in dem Riess 1891–1893 noch unbekannten Petosiris-Exzerpt des cod. Vindob. gr. phil. 108, f. 232, cap. 49, das Kroll im CCAG VI (1903), p. 62,7–17, ediert hat (= Nech. et Pet. frg. +31). Es heißt darin, die verbreitete Annahme, Ge-

1849

Opposition: § 50 u. F2 § 57; Trigon: § 32 u. F2 § 59; Quadratur: § 50 u. F2 §§ 52.58.61; Konjunktion: passim. 1850 Vgl. Kroll 1901, 566: “wofür in neuerer Zeit der Name Aspekt aufgekommen ist, während die Griechen  sagen, die Römer radiatio.” Siehe auch Gundel – Kehl 1994, 605. 1851 Dor. p. 326,6 = Iul. Laod. CCAG IV (1903), p. 105,13. 1852 Vgl. Paul. Alex. 17 p. 37,9–21 (mehr dazu oben S. 753) und Bouché-Leclercq 1899, 246 (s. ferner ebd. 255 zur ). Zu dem größten Orbis (Toleranzbereich) von 30° bedenke man, dass die Aspekte ursprünglich nur Relationen der jeweils 30° großen Tierkreiszeichen waren und folglich jeder Planet innerhalb des einen Zeichens zu jedem Planeten innerhalb des anderen Zeichens denselben Aspekt hatte, ungeachtet der exakten Graddistanz. 1853 Zur Deutung siehe Bouché-Leclercq 1899, 1782. 1854 S.o. S. 27 bei Anm. 112.

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drittscheine seien harmonisch und stark(?) 1855 und Ursache guter Wirkungen, sei falsch; die stärksten Aspekte seien die Quadraturen, sowohl in positiver als auch in negativer Wirkung, die Trigone hätten häufig gar keine ausgeprägt gute oder schlechte Wirkung, usw. Man wird wohl mit Pingree dazu neigen, die Authentizität dieser Sonderlehre zu bezweifeln.1856 Antigonos jedenfalls, der ja erklärtermaßen (§ 21) in der Tradition von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht, scheint die Trigone für die stärksten und bedeutendsten Aspekte gehalten zu haben. Das legt F7 nahe, worin die zeitgenaue Methode der Aspektrechnung explizit an dem gleichschenkligen Trigon ( ) illustriert wird.   : Gemeint ist die astrologische Phase der Sichtbarkeit, wenn ein Planet zwischen 15° und 120° von der Sonne entfernt steht, und zwar idealerweise die der morgendlichen Sichtbarkeit, in der der Planet der Sonne im Aufgang vorausgeht und somit      ist. Ausführlicher zu dieser Terminologie und zur astrologischen Bedeutung der verschiedenen Phasen oben im Kommentar zu § 27    (Punkt 3 a.E.). Mars ist im Falle Hadrians nicht     , sondern , abendlich sichtbar.      : Es gibt in der gesamten griechischen Literatur keine Parallelen für die Kombination von  mit einem der beiden anderen Adjektive. Zur Kombination der übrigen beiden vgl. Diog. Babyl. frg. 104,1–2 (SVF 3) – Das Adjektiv   ist in der astrologischen Literatur nur zwei weitere Male bei Valens belegt (6,2,25 u. 7,5,14). Die erste der beiden Stellen ist, was Kroll und Pingree übersahen, zu emendieren. 1857 1855

Textkorruptel im griech. Original. Vgl. Pingree 1974b, 54933 (ohne Nennung von Gründen). Gegen die Authentizität spricht m.E. auch Ps.-Thess. virt. herb. 1 prooem. (codd. BH), p. 44,1–5 Friedrich = Nech. et Pet. frg. 36b,8–12, worin es unter Berufung auf den ‘König Nechepsos’ heißt, man müsse die astralbotanisch wirksamen Kräuter dann sammeln, wenn (u.a.) die Bedingung erfüllt sei, dass der Mond im Trigon zu Sonne und ASC stehe. Kroll 1935, 2162, hielt das hier diskutierte Zeugnis der Aspektlehre für authentisch. 1857 Bei Val. 6,2,25 heißt es:           . Das ist widersinnig. Statt  lies  und vgl. zur Bestätigung 1856

Stellenkommentar

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Zu  vgl. die enge prognostische Parallele bei Val. 2,7,3 (über den 10. Ort):         .    : so P      Ep.4      Exc.1.1858 Zu Verschreibungen von  (so richtig P) zu  (übrige Hss.) vgl. z.B. Pingrees (1973) Apparat zu p. 3,5; zu einem umgekehrten Fall, wo dieselbe Verschreibung in P vorliegt, siehe ebd. p. 176,9. Zu  (sc. ) s.o. zu § 27      (Punkt 3). Grammatisch vgl. z.B. Dor. pp. 372,31–373,1 (= Heph. 2,27,3)   und viele weitere Parallelen.     : vgl. § 40     (ebenso § 50). Zu  s.o. zu § 21      – : so P und (von minimalen Abweichungen abgesehen) Exc.1; erheblich umfangreicher die Formulierung in Ep.4. Offenbar verfolgte der Epitomator die Absicht, das, was Antigonos als selbstverständlich ausgelassen hatte, zu verdeutlichen. : so P u. Ep.4, fehlt in Exc.1. Vermutlich korrespondiert     mit  . Denkbar ist aber auch, dass es sich um einen weiteren Fall von abundantem  handelt (s.o. zu § 21 ). Dann müsste das Wort allerdings sehr früh in die Überlieferung eingedrungen sein (s. Stemma S. 120). : Von der  eines Planeten sprechen die antiken Astrologen speziell dann, wenn einer der Wohltäter (Jupiter, Venus, Mond) durch Einwirkung eines der Übeltäter (Mars oder Saturn) in Mitleidenschaft gezogen wird. Diese Einwirkung kann darin bestehen, dass der Übeltäter mit dem Wohltäter zusammentrifft (Konjunktion), einen ungünstigen Aspekt zu ihm bildet, ihn belagert (s.u. zu § 34  Val. 7,5,14      1858 Kroll und Cumont drucken   

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), Hausherr des ihn beherbergenden Tierkreiszeichens ist o.ä.1859 Im weiteren Sinne ist jede Schwächung, auch die eines Übeltäters, eine  , und sie kann von anderen Planeten unabhängig sein, z.B. durch Position in der eigenen Erniedrigung (s.o. zu § 26  ). Da Mars hier nicht geschwächt ist, sondern in seinem eigenen Trigon und seinen eigenen Graden (und außerdem in Epanaphora des Aszendenten) steht, darf er mit vollem Recht als  gelten. Die Terminologie geht vermutlich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück. Vgl. die Belege für  bei Heph. 1,21,2.16. 1,23,20.21 (= Nech. et Pet. frg. 6,6.82. 12,92.118) sowie Heph. 1,23,21  (= frg. 12,116). Das Verbum begegnet ferner in dem Petosiris-Zitat bei Val. 2,39,4   (= Nech. et Pet. frg. 22,1–2).     : Zu dieser logisch nicht ganz korrekten Apposition sind mir keine Parallelen bekannt.  könnte eine Glosse sein, was aber nicht wahrscheinlich ist. Das Mars-Trigon umfasst , ,  (s.o. S. 717).   : in Ep.4 um das Glossem    erweitert; s.o. zu § 22  Der Gradbezirk des Mars in den Fischen umfasst 19°–28° ;s.o. S. 719, Tab. 17b.      : in Ep.4 sachlich richtig um  erweitert. Die Ergänzung liegt nach den vorausgehenden positiven Kriterien nahe, ist aber wohl nicht original (vgl. P u. Exc.1). Auch die zu Beginn von § 32 aufgestellte Regel differenziert nicht explizit nach der Qualität des Aspektes. Dafür, dass der Epitomator hier frei formuliert hat, spricht ferner, dass er unmittelbar zuvor     durch   ersetzt hat (ebenfalls sachlich richtig) und in diesem Satz überhaupt sehr frei verfährt. : so richtig Ep.4, in P und Exc.1 zu  verschrieben (Itazismus?). Umgekehrt bietet Ep.4 in der Apodosis statt  P u. Exc.1) fälschlich  Bezüglich der Verschreibung von  zu  vgl. das umfangreiche, in eine dreifache Kasuistik gegliederte Satzgefüge § 40      1859

Siehe Bouché-Leclercq 1899, 254.

Stellenkommentar

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                , wo P ebenfalls mehrmals die von Ep.4 richtig überlieferten Konjunktive zu Indikativen verschrieben bietet, nämlich  statt  (zweimal) und  statt  (Exc.1 u. Exc.2 fallen in § 40 als Zeugen aus). Im Übrigen bieten die Antigonosfragmente zwei weitere, von allen Textzeugen korrekt überlieferte iterative Bedingungssätze (§ 33a  ; § 44  )

§ 33 Dieser Paragraph zerfällt in zwei heterogene Teile (§ 33a     – , § 33b    –  ). Pingrees Paragrapheneinteilung folgt dem Codex P. Es ist nicht Pingrees Absicht, den Originaltext des Hephaistion – oder gar den des Antigonos – zu rekonstruieren, sondern die von P gebotene Version des Textes erstmals im Druck zugänglich zu machen. Im Gegensatz dazu soll hier der Text des Antigonos rekonstruiert werden. Eigentlich müsste also die Paragraphenzählung numerisch korrigiert werden. Darauf wird jedoch, wie üblich, verzichtet, um nicht unnötige Verwirrung zu schaffen. Eine sekundäre alphabetische Differenzierung durch Zusatz von ‘a’ und ‘b’ genügt. Vergleichbare Probleme wirft die Edition von F3 § 66 u. F5 § 72 auf.

§ 33a Nachdem Antigonos in § 32 eine dreiteilige Kasuistik entworfen hat, die die denkbaren mehr oder weniger günstigen Stellungen des Herrn des energiereichen 10. Ortes innerhalb des Tierkreises und der Dodekatropos untersucht, wechselt er hier (§ 33a) die Perspektive und äußert sich zuletzt noch zu den Herren der energiearmen Orte. Auch diesen Punkt hätte er in einer dreifachen Kasuistik abhandeln können, beschränkt sich aber auf denjenigen Fall, der unter umgekehrten Vorzeichen dem letzten Fall in § 32 entspricht. Dort ging es zuletzt um den Herrn eines energiereichen Ortes (MC) in ungünstiger Stellung, hier nun um die Herren der energiearmen Orte in günstiger Stellung. Da im Hadrianhoroskop die energiearmen Orte (d.h. die Apoklimata, s. den folgenden Stellenkommentar zu   ) der Widder, der Krebs, die Waage und der Steinbock sind, von deren Hausherren – respektive

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Antig. Nic. F1 § 33a

Mars, Mond, Venus, Saturn1860 – einer (Mond) im vortrefflichen 1. Ort und zwei weitere (Mars, Venus) in Epanaphora desselben stehen, könnte man sich fragen, ob die Bedingung von § 33a erfüllt ist und somit die Prognose der  auf Hadrian zutrifft (oder gar ob § 33a ein sinnwidriges Interpolament ist). Dieser Gedanke ist aber zu verwerfen. Antigonos meint den Extremfall, in dem die genannte Bedingung für alle Herren der energiearmen Orte zutrifft. Auf Hadrian träfe die Prognose also dann zu, wenn z.B. Mars, Mond, Venus und Saturn alle im 1. oder 10. Ort ständen und obendrein keinerlei Planetenwürden genössen.1861   : bezieht sich erneut auf die Dodekatropos. Oben wurde bereits deren Komposition aus 12 ‘Orten’ erläutert, die respektive  (I, IV, VII, X),  (II, V, VIII, XI) und  (III, VI, IX, XII) heißen.1862 Außerdem wurde gezeigt, dass für die griechischen Astrologen bis mindestens in die Zeit des Antigonos die Ausdehnung eines jeden ‘Ortes’, anders als in späteren Systemen, genau der eines Tierkreiszeichens entsprach, so dass die Begriffe und   austauschbar waren.1863 Hier geht es nun um die Unterscheidung der 12 Orte in ‘wirksame’ und ‘unwirksame’. Der griechische terminus technicus ist , ‘wirksam sein’; dazu gehören die adjektivischen Derivate   ‘wirksam’ 1864 und  ‘unwirksam’. 1865 Einer BouchéLeclercq noch unbekannten Antiochos-Epitome verdanken wir nicht nur den Beweis, dass diese Terminologie auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgeht, sondern zugleich die wertvolle Information, wie ‘der König’ die beiden Qualitäten  und  auf die 12 Orte verteilte:       .1866 Ob ‘Petosiris’ dem zustimmte oder 1860

S.o. zu § 27    Also z.B. Saturn im Skorpion (X), nicht im Wassermann (I), seinem eigenen Haus. 1862 S.o. zu § 26    (bes. S. 689–698) und zu § 26    1863 S.o. S. 691 und Diagr. 9 auf S. 694. 1864 Vgl. Val. 4,11,49  1865 Vgl. Adrados s.v.  2: “no operativo o influyente”. Siehe auch Ambühl et al. 1995, 233, zu P. Mich. Inv. 29 (saec. II/III), Text I, col. II,1f. 1866 Antioch. epit. 1,19 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 116,11–12 (= Nech. et Pet. frg. +16). Zu der Frage, ob ‘Nechepsos’ die Wirkkraft der  und die der   für gleich groß hielt oder nicht, s.u. S. 796 anlässlich der Kritik des Valens an Orion. 1861

Stellenkommentar

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eine abweichende Lehre vertrat, ist nicht bekannt. ‘Wirksam’ sind also entweder nach der einzigen alten Tradition oder zumindest nach einer von mehreren gleichberechtigten alten Traditionen alle Orte mit Ausnahme der Apoklimata. Dass Antigonos ebenso dachte, ist durch mehrere Belege evident,1867 die Konformität seiner Methode mit den Lehren von ‘Nechepsos (und Petosiris?)’ also gesichert. Es ist wichtig, dies zu betonen, weil Bouché-Leclercq den Sachverhalt in Unkenntnis sowohl der zitierten Antiochos-Epitome als auch der Antigonosfragmente anders darstellt. Indem er sich erklärtermaßen auf Val. 4,12. Sext. Emp. adv. math. 5,14–20. Paul. Alex. 24. Firm. math. 2,15–20 stützt,1868 re vera jedoch allein Firm. math. 2,15–17 folgt, erläutert Bouché-Leclercq die Hierarchie der Orte dahingehend, am wichtigsten seien die kardinalen Orte I, IV, VII, X, danach kämen die durch einen günstigen Aspekt (Trigon bzw. Sextil) mit dem Aszendenten (I) verbundenen Orte III, V, IX, XI, und zuletzt, als “lieux défavorables ou inefficaces”, die Orte II, VI, VIII, XII.1869 Diese Hierarchie der zwölf Orte weicht in zweierlei Hinsicht von der des ‘Nechepsos’ ab: Einerseits ist die des Firmicus nicht zweistufig, sondern dreistufig konzipiert, und andererseits ist das entscheidende Kriterium nicht die chronologische Relation der Orte zu allen vier  (chronologisch bezüglich der Tagesrotation), sondern die geometrische Relation der Orte zu dem wichtigsten  (ASC bzw. 1. Ort). Die übrigen von Bouché-Leclercq a.a.O. genannten Autoren (Val. 4,12. Sext. Emp. adv. math. 5,14–20. Paul. Alex. 24) machen keine klaren Aussagen zur Hierarchie der zwölf Orte. Sextus Empiricus steht vielleicht in der Tradition der Methode des ‘Nechepsos’, denn bei ihm heißt es (adv. math. 5,20):                                Für die Authentizität und das hohe Alter der durch die AntiochosEpitome bezeugten Lehre von ‘Nechepsos’ spricht, dass sie von allen bekannten Einteilungen der Orte die einfachste ist. Vielleicht erwuchsen spätere, anders konzipierte Einteilungen gerade aus dem Bedürfnis, den geometrischen Relationen der Orte Rechnung zu tragen. In diesem Zusammenhang verdient Erwähnung, dass eine von Bouché-Leclercq erst 1867

Vgl. §§ 26 a.E. (2. Ort). 40 u. 43 (beide Male zu allen  und ). F3 66a u. 66b (beide Male zum 11. Ort). 1868 So Bouché-Leclercq 1899, 2811. 1869 Bouché-Leclercq 1899, 281.

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mehrere Seiten später, am Ende seiner Diskussion zitierte Alternativlehre,1870 derzufolge es sieben wirksame Orte gibt, anscheinend auf den frühen Astrologen Timaios zurückgeht, der wahrscheinlich ins 1. Jh. v.Chr. zu datieren ist.1871 Bouché-Leclercq wusste das nicht, weil der Name des Timaios in der von ihm benutzten Porphyrios-Überlieferung ausgefallen ist. Erst Boer und Weinstock (1940) haben ihn aus einer Parallelüberlieferung der von Porphyrios benutzten Quelle, d.h. des Antiochos von Athen, ergänzt. Diese Parallelüberlieferung verdanken wir erneut der oben zitierten ersten Antiochos-Epitome (aus dessen Isagoge). Die beiden inhaltlich übereinstimmenden Referate des verlorenen AntiochosTextes lauten: Antioch. epit. 1,18 p. 116,3–81872

Porph. isag. 36 p. 209,18–241874

                                      1873            

                                             



1870



Bouché-Leclercq 1899, 287 mit Anm. 2. S.o. Anm. 1473. 1872 Vgl. Anm. 1866. Die Stelle wird von Gundel – Gundel 1966, 30, zu Unrecht auf die Oktatropos bezogen (korrigiere: Dodekatropos). 1873 Diese Korrektur scheint mir zwingend. Der Codex bietet , was Cumont im Text zu  ändert, anscheinend ohne die Haplographie zu bemerken. 1874 ‘Über wirksame Tierkreiszeichen. In jedem Horoskop sind nach Timaios sieben Zeichen wirksam: die vier Kardinalpunkte (I, IV, VII, X), die zwei (Zeichen) im Gedrittschein zum Aszendenten (V, IX), außerdem das der oberen Kulmination folgende (XI); die übrigen sind unwirksam. Es wird allerdings oft, wenn die meisten Grade des aszendierenden Zeichens (I) bereits aufgegangen sind und seine letzten (Grade) sich im Aufgang befinden, das danach aufgehende Zeichen (II) zusammen mit dem Aszendenten (I) wirksam sein.’ 1871

Stellenkommentar

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Hierzu ist Folgendes zu bemerken: a) Anscheinend setzte Timaios (wie alle frühen Astrologen) Zeichen und Orte in eins; vgl. die Worte () . b) Bouché-Leclercq verwechselt bei der Auswertung dieser Nachricht den 11. mit dem 2. Ort, indem er von der “ de l’Horoscope (lieu II)” spricht.1875 Nach Timaios sind die wirksamen Orte/Zeichen I, IV, V, VII, IX, X, XI, die unwirksamen II, III, VI, VIII, XII. c) Timaios ist der früheste Autor, für den die geometrisch motivierte Klassifizierung der Orte belegt ist. Vielleicht ist er ihr Erfinder.1876 d) Die Lehre des Timaios rezipierte anscheinend Dorotheos. Dies legt die arabische Dorotheosparaphrase (Dor. arab. 1,5,1–5) nahe, die angibt, die zwölf Orte entsprechend der “superiority of one of them over another in power” (ebd. 1,5,1) darzustellen, sie dann aber de facto nicht nach ihrer Wirksamkeit, sondern entsprechend ihrer Qualität vom besten bis zum schlechtesten ordnet. Als ‘gut’ gelten sieben (I, X, XI, V, VII, IV, IX), als ‘schlecht’ die übrigen fünf (III, II, VIII, VI, XII). Die ‘guten’ Orte sind dieselben, die für Timaios verbürgt sind, nur in qualitativ geänderter Reihenfolge. Als den stärksten Ort bezeichnet die Paraphrase den ersten, als (hinsichtlich ihrer Wirkkraft) ebenbürtig den sechsten und zwölften. Hier liegt also eine unbefriedigende Vermischung zweier Kriterien (Qualität und Kraft) vor, und es ist bedauerlich, dass der entsprechende Passus des griechischen Originals verloren ist. Heph. 1,12 referiert die Lehre des Dorotheos sinngleich bezüglich der qualitativen Reihung (nur III u. II sind vertauscht); das Kriterium der Wirksamkeit fehlt bei ihm.1877 e) Die Lehre des Timaios wird in einer anderen Antiochos-Epitome (aus seinen Thesauroi) in stark verkürzter Form so referiert, als handele es sich um eine Ansicht des Antiochos selbst: vgl. Antioch. epit. 3a,28 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 106,37–38 (= Rhet. 6,61,43):      . Entweder ist hier durch die Epitomierung ein ursprünglich vorhandener Verweis auf Timaios ausgefallen oder Antiochos hat sich dessen Lehre zu eigen gemacht.

1875

Bouché-Leclercq 1899, 2872. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass der Verfasser des ‘Nechepsos’ und ‘Petosiris’ zugeschriebenen Pseudepigraphons diese Autoritäten in ihrem fingierten Gedankenaustausch verschiedene Klassifikationen lehren oder zumindest erwägen ließ. 1877 Siehe auch Heph. epit. 4,3, wo ebenfalls nur das qualitative Kriterium Anwendung findet, die Reihenfolge der Orte jedoch (überlieferungsbedingt?) durcheinandergeraten ist. 1876

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Antig. Nic. F1 § 33a

f) Die von Bouché-Leclercq auf der Grundlage von Firm. math. 2,15– 17 als der Normalfall dargestellte Klassifizierung (s.o. S. 793) könnte eine Weiterentwicklung der dem Timaios zugeschriebenen und offenbar viel rezipierten Lehre sein. Der einzige Unterschied zwischen beiden – die Ergänzung des 3. Ortes zu den wirksamen Zeichen – wäre dann durch die Absicht motiviert, das geometrische Kriterium noch stärker zu betonen und das chronologische, wonach der 3. Ort ein Apoklima ist, noch weiter zurückzudrängen. g) Antigonos hält die Position des Mars und der Venus im 2. Ort des Hadrianhoroskops (F1) für wirksam und rekurriert zweimal in allgemeingültigen Lehrsätzen auf die Wirksamkeit aller .1878 Letzteres ist offensichtlich unvereinbar mit der Lehre des Timaios, und selbst das von Timaios eröffnete ‘Schlupfloch’, durch das der 2. Ort unter bestimmten Umständen der Gruppe der wirksamen Orte zugesellt werden kann (s.o. am Ende der oben synopisch präsentierten Quellen), ist im Falle des Hadrian-Horoskops versperrt, da dort nicht die letzten Grade des aszendierenden Tierkreiszeichens aufgehen, sondern der erste. Die Argumentation des Antigonos ist also von allen bisher untersuchten Quellen nur mit dem doxographischen Zeugnis für ‘Nechepsos’ vereinbar. Das steht in Einklang mit dem Gesamturteil des Hephaistion (2,18,21), Antigonos stehe in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’. Beachtung verdient ferner, dass der von Val. 3,2 zitierte Astrologe Orion1879 – vielleicht in kritischer Auseinandersetzung mit ‘Nechepsos’ – nur die kardinalen Orte für wirksam hielt, alle übrigen hingegen für unwirksam. Valens kritisiert daran, Orion würdige die Epanaphorai nicht angemessen; naturgemäßer () sei es, den Epanaphorai eine mittlere Energie zwischen den Kentra und den Apoklimata zuzubilligen. Man könnte dies als einen Kompromissvorschlag zwischen ‘Nechepsos’ und Orion interpretieren, vorausgesetzt, dass ‘Nechepsos’ die Wirkkraft der  und die der  für gleich groß hielt. Wahrscheinlicher ist aber, dass schon ‘Nechepsos’ und in seiner Nachfolge auch Antigonos ein dreistufiges Modell im Sinn hatten, dass nämlich die  am wirksamsten seien, die ebenfalls wirksam, aber schwächer als die , und die  unwirksam. Dafür sprechen mehrere Gründe:

1878 1879

Vgl. erneut die in Anm. 1867 zitierten §§ 26.40.43. S.o. Anm. 1469.

Stellenkommentar

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a) Sowohl das oben zitierte Zeugnis der Antiochos-Epitome für ‘Nechepsos’ (s.o. S. 792) als auch Antigonos in §§ 40 u. 43 nennen die  stets an erster Stelle, vor den . b) Keine der unter (a) genannten Stellen bezeichnet die Wirkkraft der und als gleich groß. c) Das  in § 40      und in § 43      scheint eine konzedierende, die zweitrangigen Wirkkraft der  suggerierende Nuance zu haben.1880 d) Valens scheint bei seiner Kritik an Orion in Kap. 3,2 eine Parteinahme für den von ihm nicht genannten ‘Nechepsos’ zu intendieren, denn er beruft sich ebenda ausdrücklich auf ‘die Alten’, die doch gerade deshalb den 11. Ort genannt hätten, weil er die Epanaphora des MC sei (Val. 3,2,18). Der Vollständigkeit halber sei noch eine zweite, diesmal ganz idiosynkratische Hierarchie erwähnt, die Val. 4,11,49 unter Einbeziehung von vier Losen bietet (dazu s.u. 2929):                        . Lässt man die Lose beiseite, so hat man hier wieder drei Klassen, allerdings in der folgenden Gruppierung: I, X, XI, V – III, IX, VII, IV – II, VI, VIII, XII. Die letzte der drei Gruppen stimmt also mit der letzten des Firmicus überein (s.o. S. 793), ist also ebenso wie jene mit der positiven Bewertung des 2. Ortes durch Antigonos unvereinbar. Soviel zur Klassifizierung der 12 Orte. Zu den terminologischen Belegen für  (und Derivate) ergänze Nech. et Pet. frg. 21,45  bei Val. 7,6,10 (angeblich – so Val. 7,6,21 – ein wörtliches Zitat), zur Ineinssetzung von Ort und Zeichen außerdem die Junktur    bei Val. 3,7,10.11 (= Nech. et Pet. frg. 18,30.34) sowie Val. 5,4,2     (= Nech. et Pet. frg. 20,4–5). Obwohl diese Terminologie primär die Dodekatropos betrifft, fand sie von Anfang an auch auf andere astrologische Gegenstände Anwen1880

In ähnlicher Weise scheint  an drei Stellen (§§ 40 [2x] u. 42), wo es jeweils an die Erwähnung einer physischen Konjunktion die Erwähnung einer Verbindung durch Aspekt anschließt, eine konzedierende Nuance zu haben. Der Befund ist allerdings mit Vorsicht zu bewerten, denn in unseren Fragmenten sind Alternativen auffallend oft nicht einfach mit , sondern mit   formuliert. Mehr dazu im Komm. zu § 37    .

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Antig. Nic. F1 § 33a

dung. So sprachen nach dem Zeugnis des Antigonos (F6) die Salmeschiniaka bezüglich der 36 Dekane, die ja gewissermaßen eine Feinteilung der Dodekatropos bedeuten, von  (7 Belege in F6 § 75).1881 ‘Nechepsos und Petosiris’ sprachen im Rahmen der Einteilung der Lebenszeiten sogar von ‘wirksamen Monaten’ (vgl. Val. 5,4,1–3 [~ Val. app. 19,15–17] = Nech. et Pet. frg. 20: ). In den antiken Originalhoroskopen ist  meines Wissens nur in einem einzigen Papyrus belegt, P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 98 u. 102 Die Adjektive undbegegnen nur selten so eng miteinander verbunden wie hier (§ 33): vgl. Val. 1,2,20 (bzgl. , Aspektwurf). 3,2,13–14 (bzgl. , 2x). 4,11,42 (bzgl. ). Siehe ferner Val. 3,2,1     . : so Ep.4 und Exc.1;  P. Für den Plural spricht der stemmatische Befund (s.o. S. 120) und Arist. pol. 5,11 p. 1315b,2–3 (mehr dazu am Ende dieses Lemmas). 1882 Pingree übernimmt in seiner Edition Krolls und Cumonts Konjektur , die auf der fehlerhaften Lesart des Codex P  beruht, da es seine Absicht ist, die Textversion des Codex P zu edieren, nicht das Original des Hephaistion oder gar das des Antigonos.  im Singular und in astrologischem Kontext bieten Ptol. apotel. 3,5,4 u. 4,3,4 (= Heph. 2,4,5 u. 2,18,6). Val. 2,2,1. 2,22,11 (= app. 11,55 = Hor. gr. 63.V.13). app. 11,58.69; pluralische Parallelen fehlen. Die Antigonos-Fragmente bieten keine weiteren Belege für  oder .1883 Zur Wortbedeutung: Die Astrologen pflegten die Menschen sowie ihre Geburten, Horoskope und Lebensschicksale, wenn nur eine grobe Unterscheidung beabsichtigt war, in drei Klassen einzuteilen: hohe (      u.ä.), mittlere () und niedrige (  u.ä.). Vgl. z.B. Val. 2,41,5   1881

Bei Antigonos siehe außerdem noch § 46  (von der Sonne im 1. Ort). Zu einem umgekehrten Fall vgl. Val. 9,2,8 (= Nech. et Pet. frg. +12b), wo der codex unicus  bietet (übernommen von Kroll 1908), Pingree 1986 jedoch  druckt. 1883 Das Adjektiv ist durch Val. 7,6,12  = Nech. et Pet. frg. 21,55 vielleicht schon für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegbar. Es handelt sich nach Val. 7,6,10 u. 7,6,21 um ein wörtliches Zitat. Zum Versuch einer Rekonstruktion der Originalverse durch H. Usener s. Riess 1891–1893, 373. Riess selbst bezweifelt allerdings die Authentizität des Wortlauts und vermutet, es handele sich um ein späteres Interpretament. 1882

Stellenkommentar

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    . 1884 Bezüglich dieser Tripartition gehören  und  für Astrologen des 2. Jh. n.Chr. in den Bereich zwischen der mittleren und der schlechten Kategorie. Ptolemaios entwirft in seinem wichtigen Kapitel    (apotel. 4,3) eine sechsstufig absteigende Ordnung der Würden, worin auf der vierten Stufe (4,3,4) von  die Rede ist (“moderate advancement in their careers”);1885 das ist also untere Mittelklasse, wenn man so will. Man beachte aber auch eindeutig negative Konnotationen wie z.B. bei Val. 4,11,49      (über die schwächsten Orte der Dodekatropos, volles Zitat oben S. 797). Siehe auch ebd. 4,13,2, wo  mit  assoziiert ist. Diese sich mehr oder weniger weit von der Mitte zum Schlechten wegneigenden Bedeutungen entsprechen einer spätantiken Tendenz zur Abwertung von  und  Vgl. P. Oxy. I 120 (saec. IV), Z. 7–9:    (“We fail to realize the inferiority and wretchedness to which we are born”) 1886 sowie LSJ suppl. 1996 s.v. : “freq(uently) in a self-depreciatory sense”, mit Verweis auf PSI 449,9 u. P. Beatty Panop. 1,69 [A.D. 298]). Die genannte Tendenz ist besonders in christlichen Texten fassbar: Siehe Lampe s.v.  2 “of low degree, humble, poor” (unter den dortigen Belegen u.a. die Junktur    in Ep. Lugd. ap. Eus. hist. eccl. 5,2,3) und Lampe s.v.  1 (“modest ability [...], hence of the speaker ‘your humble servant’”) u. 2 (“humility”). Die frühesten Parallelen für den hiesigen Ausdruck   bieten Aeschin. orat. 3,218      . Demosth. orat. 25,76          . Arist. pol. 5,11 p. 1315b,2–3         . Die zuletzt zitierte Aristoteles-Stelle (es geht darum, wie ein Alleinherrscher mit seiner Macht umgehen soll) ist formal die einzige exakte Parallele zur hiesigen Antigonos-Stelle. Sie zeigt, dass der Plural 1884

Vgl. außerdem die Namen der astrologischen Erhöhungen und Erniedrigungen ( und ) sowie die für ‘Nechepsos und Petosiris’ bezeugte Dreiteilung der Jahre: Val. 3,7,7–10           (= Nech. et Pet. frg. 18,22.26.32). 1885 Robbins 1940, 379. 1886 So die Übersetzung der Herausgeber Grenfell und Hunt (1903, 187).

800

Antig. Nic. F1 § 33a

sich durchaus auf das Leben eines Einzelnen beziehen kann. Allerdings ist der von Aristoteles intendierte Sinn positiver als hier bei Antigonos. : s.o. zu § 31 .

§ 33b   : P bietet  Ep.4 u. Exc.1 . Pingree liest, seiner besonderen editorischen Absicht getreu (s.o. S. 791 zu § 33), mit P  und interpungiert nur schwach vor    . Antigonos setzt hier aber ohne Zweifel zu einem neuen Gedanken an; wer seinen Text rekonstruieren will, muss Ep.4 u. Exc.1 folgen. Gegen die Lesart  in P spricht, dass sie einen nicht nachvollziehbaren Kausalzusammenhang schafft. Dass es sich um nichts weiter als eine Verschreibung aus  handelt, beweist ein Parallelfall in F2 § 58, wo Ep.4 und Exc.2 richtig    lesen, P jedoch    (erneut übernommen von Pingree 1973). Die Tendenz,  zu  zu verschreiben, wird verständlich, wenn man bedenkt, dass P  meist unter Verwendung der Abbreviatur   schreibt, die einem  ähnlich ist. Vielleicht fand der Schreiber diese Abbreviatur, die Verschreibungen begünstigt, schon in seiner Vorlage. Das Adjektiv  bedeutet hier wohl schwerlich “original, full of ideas” (so LSJ s.v.  mit Hinweis auf diese Stelle; nichts im LSJ suppl. 1996). Schmidt 2009, 354 (= 1998, 59), übersetzt “good judgement”, was ebenfalls nicht überzeugt. Anscheinend hat das Adjektiv hier eine bisher übersehene Bedeutung, die sich nicht auf die Grundbedeutung von  und  stützt, sondern auf die sekundäre Bedeutung ‘rühmen’, ‘verherrlichen’, mithin ‘rühmenswert’. Dafür spricht auch, dass Antigonos etwas später in § 36, wo er ausführlicher auf die Hadrian entgegengebrachten Ehrungen eingeht, im Sinne von ‘gerühmt werden’ verwendet. Dieser Gebrauch von  ist auch keineswegs singulär, zumindest nicht in astrologischen Texten, wie eine Wortuntersuchung bei Antigonos’ Zeitgenossen Valens zeigt: In dessen Anthologiae begegnet  siebenmal, immer in Verbindung mit Adjektiven positiver Bedeutung wie ‘nützlich’, ‘produktiv’, ‘brauchbar’, ‘tatkräftig’ u.ä. Vgl. Val. 4,13,1    (Sinn eindeutig = ‘ruhm- und nutzbringend’, vgl. ebd. 4,13,8). 4,16,12    (!). 4,23,3     4,24,2 

Stellenkommentar

801

 addit. 4,11        (fast identisch ebd. 4,24). addit. 4,14       . Das Wort charakterisiert bei Valens, wie die Zitate zeigen, sowohl Menschen als auch abstrakte Begriffe (, ). Ptolemaios benutzt das Adjektiv nicht, doch vgl. den Anon. a. 379 p. 203,19      (von der Wirkung heller Fixsterne). All dies deutet auf ‘tüchtig’, ‘vortrefflich’, ‘rühmenswert’. Weitere astrologische Bestätigungen für das zu  Gesagte bietet Heph. 2,31,1. 2,32,1. 2,34,1. 2,35,5.8. Siehe ferner Ps.-Pythag. CCAG XI 2 (1934), p. 136,6–7 (über Widder-Geborene):   . p. 137,30 (Waage) . p. 138,11–12 (Schütze)       . p. 138,17–18.32–33 (Steinbock u. Fische)  . Siehe auch noch das byzantinische Katarchenhoroskop für die Ausweisung des Bischofs von Chalkis nach Italien (1002 n.Chr.), CCAG VIII 1 (1929), p. 253,20:     . Dieser Text erlaubt einen Brückenschlag zu christlichen Texten, in denen  mit Bezug auf den Heiligen Geist in der Bedeutung “glorifying” belegt ist (so Lampe s.v.  mit Verweis auf Greg. Nyss. Maced. 22). Antigonos erklärt das Rühmenswerte an Hadrian primär durch die Stellung Jupiters im 1. Ort (   ). Vgl. Rhet. 5,57,88 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 135,17–19):   (!)      (!)       .1887 Antigonos scheint also die Partei nicht beachtet zu haben. Dafür spricht auch Antioch. (?) carm. de plan. CCAG I (1898), p. 109,19–21:     |        |     . Siehe ferner Ps.Maneth. 3[2],32–35 (zit. im Komm. zu § 26  ). Ein weiterer Grund für das Rühmenswerte an Hadrian ist nach Antigonos Jupiters Konjunktion mit dem Mond. Vgl. die sprachliche und astrologische Similie bei Dor. p. 349,13–15 (= Anub. test. 8,150–151 Obbink = Par. Anub. et Dor. bei Heilen 2010c, 134–136)             1887

Grundlegende Informationen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos bietet der Komm. zu F1 § 26   (ab S. 697).

802

Antig. Nic. F1 § 33b

   (‘wenn der Mond nach links auf Jupiter blickt [und sich somit anschickt, ihn einzuholen], ist die Konfiguration ruhmreich und bewirkt Allianzen unter den Führern’).1888 : Diese Jupiter-Wirkung kennen auch Ptol. apotel. 3,14,20 u. Val. 1,3,8.19 (allerdings beide ohne Bezug auf den 1. Ort). Sie wird aber auch anderen Planeten beziehungsweise Planetenpaaren zugeschrieben: Mars: Val. 1,3,35.36; Saturn: Ptol. apotel. 2,3,26; Saturn + Jupiter: Ptol. apotel. 2,3,34; Mars + Merkur: Ps.-Maneth. 5[6],85; Mars + Venus: Dor. p. 346,22–23 (cf. Val. app. 1,172); Venus + Merkur: Ptol. apotel. 3,14,34. Was die historische Relevanz für Hadrian betrifft, vgl. Cass. Dio 69,2,4       Siehe auch Hist. Aug. Hadr. 12,5 über einen verrückten Sklaven, der Hadrian mit dem Schwert anfiel, ohne dass dieser die Fassung verloren habe; vielmehr habe er ihn den Ärzten übergeben. : Zu dieser Jupiter-Wirkung vgl. Val. 1,1,17         (vgl. ebd. 4,21,1). Zum Adjektiv   vgl. Val. app. 1,197 ; ansonsten ist es m.W. ohne Parallele in astrologischen Texten. Valens bietet mehrmals  (z.B. Val. 2,22,35 = Hor. gr. 95.V.14 von einer bedeutenden Person:   ),1889 was bei anderen astrologischen Autoren ebenfalls ohne Parallele ist. Abgesehen von der hiesigen Stelle ist  mit Bezug auf Hadrian nicht belegt. Siehe jedoch den historischen Kommentar unten zu § 36   (und im Zusammenhang damit den astrologischen Kommentar zu § 36 ). Die einschlägigen Kapitel anderer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. zu F1 § 26    ab S. 697) bieten keine Parallelen zu der hier von Antigonos genannten Wirkung Jupiters im 1. Ort. : vgl. Ptol. apotel. 3,14,22 (~ Heph. 2,15,14), der prognostiziert, Jupiter als Seelenherrscher (  )1890 bringe 1888

Ganz ähnlich Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 32, p. 249,13–14:   . 1889 Siehe ferner Pingree 1986, 492, s.v.  1890 Eine in den Antigonosfragmenten nicht erwähnte Funktion der Planetengötter.

Stellenkommentar

803

unter Mitwirkung des Mars in günstiger Position vollendungsstarke ( ), kämpferische (), unbändige (), siegreiche (, usw.) Menschen hervor. Außerdem gelte grundsätzlich, dass die Sonne, wenn sie sich dem Seelenherrscher günstig zugeselle, die Tatkraft und Effizienz des Charakters stärke (Ptol. apotel. 3,14,38 ~ Heph. 2,15,20):         1891    . Dieses Zitat verdient Beachtung, weil auch Antigonos hier (§ 33b) das Zusammenwirken des Jupiter mit der Sonne betont. Siehe auch die von Val. 4,17,4 beschriebene Jupiterwirkung (in Kombination mit der Sonne)     sowie den Anon. a. 379 p. 200,8, der aufgrund der Jupiter- und Marsnatur von  Leo, Boo,  Aql und Sco prognostiziert, die Stellung eines dieser Fixsterne im ASC oder MC bringe (unter anderem)  1892 hervor. Diese Prognose, die wahrscheinlich auf Ptol. apotel. 3,14,22 (s.o.) basiert, wiederholt Rhet. 5,58,22 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 177,19). Das Adjektiv  begegnet ferner (bei Beschrängung auf astrologische Texte) bei Val. 4,17,7. 4,18,9. 4,20,2 (diese drei Stellen sind Teil von Critod. frg. 17 Peter). 5,2,27. Heph. 2,36,12. Zwischen  und    bietet P die Worte   . Wahrscheinlich handelt es sich um einen späteren Zusatz, der von einem Abschreiber oder Leser verfasst wurde, um den Bezug der vorausgehenden Worte zu verdeutlichen. Gegen die Echtheit spricht, dass der Zusatz in Ep.4 und Exc.1 fehlt, was um so schwerer wiegt, als der Rest dieses Satzes (mit Ausnahme des in Exc.1 ausgefallenen ) in allen drei Überlieferungssträngen wörtlich übereinstimmt. Falls die fraglichen Worte in  (s.o. S. 120) vorhanden gewesen wären, müsste man annehmen, dass es in Ep.4 und Exc.1 unabhängig voneinander zu demselben Textverlust kam. Außerdem ist  in den Antigonos-Fragmenten ohne Parallele und im 1./2. Jh. n.Chr. überhaupt nur spärlich belegt (s.o. zu § 21  ). Vielleicht wurde der Zusatz durch den fast unmittelbar vorausgehenden Ausdruck    in § 32 begünstigt. Die einschlägigen Kapitel anderer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. zu F1 1891 1892

 Heph. et pars codd. Ptol.,  altera pars codd. Ptol. Bezza 1995, 460, übersetzt: “che conducono a termine i loro propositi”.

804

Antig. Nic. F1 § 33b

§ 26    ab S. 697) bieten keine Parallelen zu der hier von Antigonos genannten Wirkung Jupiters im 1. Ort.    : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 .   : Zur Sonne als Symbol von Seele und Geist s.o. S. 775.

§ 34     : Es wurde bisher nicht gefragt, welche Personen gemeint seien. Wahrscheinlich sind es jene vier Konsulare, die 118 n.Chr., bald nach dem Beginn der Regierungszeit Hadrians, als Verschwörer hingerichtet wurden: A. Cornelius Palma, 1893 L. Publilius Celsus, 1894 C. Avidius Nigrinus1895 und Lusius Quietus.1896 Vgl. die nicht ganz identischen Berichte bei Cass. Dio 69,2,5 (darin ) u. Hist. Aug. Hadr. 7,1– 2 (darin insidias und der Hinweis auf viele Mitwisser),1897 ferner Premerstein 1908, bes. 75–84 (Ergänzungen und Berichtigungen in Premerstein 1934, 38–46), Birley 1997, 87f., und die Deutungsgeschichte dieser Affäre bei Mortensen 2004, 108–115. Wenngleich es als unglaubwürdig gilt, dass die Verschwörung, deren offizielle Version die Historia Augusta wiedergibt, wirklich existierte,1898 1893

PIR2 C 1412 (cos. I ord. 99 n.Chr., cos. II ord. 109 n.Chr.). PIR2 P 1049 (cos. suff. 102 n.Chr., cos. II ord. 113 n.Chr.). 1895 PIR2 A 1408: “consul suffectus a. inc. sub Traiano”; cf. Birley 1997, 375 (Index s.v.): “cos. 110”. 1896 PIR2 L 439 (cos. suff. 117 n.Chr.). 1897 Cass. Dio 69,2,5:       sc.                        (“Diejenigen, welche am Anfang seiner Regierung getötet wurden, waren Palma, Celsus, Nigrinus und Lusius, und zwar die beiden ersten wegen eines auf Hadrian während einer Jagd angeblich geplanten Anschlags, die anderen wegen sonstiger Beschuldigungen”; Veh 1985–1987, V 224). Hist. Aug. Hadr. 7,1–2: Nigrini insidias, quas ille sacrificanti Hadriano conscio sibi Lusio et multis aliis paraverat, … evasit [sc. Hadrianus]. quare Palma Tarracenis, Celsus Bais, Nigrinus Faventiae, Lusius in itinere senatu iubente, invito Hadriano, ut ipse in vita sua dicit, occisi sunt. Siehe auch Hist. Aug. Hadr. 9,3. 1898 Vgl. Birley 1997, 87f. mit Anm. 32. Vgl. weiter Premerstein 1908, 80 (“das fingierte Attentat und seine Folgen”). Millar 1964, 64 (“the attempt to prove that what Dio 1894

Stellenkommentar

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hatten die genannten Personen gute Gründe, Hadrian feindlich gesinnt zu sein: Für die Generäle Palma und Celsus sowie den Maurenführer Lusius Quietus, die sich als Träger der trajanischen Expansionspolitik größten Ruhm erworben hatten, musste der Beschluss Hadrians, die unter Trajan eroberten Gebiete und neu eingerichteten Provinzen (Armenia, Assyria und Mesopotamia)1899 aufzugeben, inakzeptabel sein, und Nigrinus führte zum Zeitpunkt seiner Abberufung das Kommando gegen die Jazygen in Dakien, einer weiteren neuen Provinz, die ihrem Eroberer Trajan den offiziellen Beinamen Dacicus eingetragen hatte und von Hadrian beinahe ebenso wie die orientalischen Annexionen aufgegeben worden wäre. 1900 – In der Historia Augusta heißt es außerdem, Palma und Celsus seien schon lange persönliche Feinde (inimici) Hadrians gewesen. 1901 Dem könnte hier  im allgemeinen Sinne von ‘Gegner’, ‘Widersacher’ entsprechen.1902 Ob darüber hinaus der spezifische, juristische Sinn von   eine Rolle spielt, ist ungewiss; wenn ja, sind wohl Anfechtungen der Authentizität und Rechtmäßigkeit der Adoption Hadrians gemeint,1903 was erneut auf Personen wie Palma und Celsus führt.1904 Vielleicht meint Antigonos mit     auch [69,2,5] disbelieved was in fact the case cannot ultimately be sustained”). Syme 1985b, 361 (= RP V 562): “Not that it [sc. the destruction of the Four Consulars] should be ascribed to any design of Hadrian. It was rather due to haste and incompetence in the new ruler’s agents at Rome”; fast wortgleich Syme 1986, 18 (= RP VI 173). Syme 1991, 191 (= RP VI 399f.). 1899 Vgl. Eutr. 8,6,2. 1900 Vgl. Premerstein 1908, 77: “Durch die Rückgabe der neuen Provinzen musste Männern, wie Palma, Celsus und Lusius, ihr wohlerworbener Anspruch auf militärischen Nachruhm ernstlich gefährdet, durch die für die Zukunft in Aussicht genommene Friedenspolitik auch jüngeren Kräften ihrer Partei jede Aussicht auf weitere Betätigung und Mehrung ihrer kriegerischen Lorberen [sic] so gut wie abgeschnitten erscheinen.” Zu Nigrinus vgl. ebd. 16 u. 78 (sowie Premerstein 1934, 38–46); zur senatorischen Opposition gegen Hadrians pragmatisch motivierte Aufgabe der neuen Gebiete s. Bennet 1997, 203f. Vgl. auch Callu 1992, 9543 zu Hist. Aug. Hadr. 4,3. 1901 Hist. Aug. Hadr. 4,3 in adoptionis sponsionem venit [sc. Hadrianus] Palma et Celso, inimicis semper suis et quos postea ipse insecutus est, in suspicionem adfectatae tyrannidis lapsis. Vgl. ebd. 3,10 ut a Sura conperit adoptandum se a Traiano esse, ab amicis Traiani contempni desiit ac neglegi. 1902 Vgl. LSJ s.v. . DGE s.v. 2. 1903 Zur Adoption s.o. S. 660 zu § 23  – . 1904 Vgl. Premerstein 1908, 76: “Gewiß waren vor allem die traianischen Generäle, von denen die beiden angesehensten, Palma und Celsus, noch zu Lebzeiten Traians der Adoption Hadrians im Wege gestanden waren (vita H. 4,3), unter jenen Senatoren, welche nunmehr die legale Grundlage seiner Nachfolge, die Annahme an Sohnesstatt durch den sterbenden Traian, bestritten.”

806

Antig. Nic. F1 § 34

Personen wie Pedanius Fuscus (und Servianus?), die in der Spätphase der Regierung Hadrians in Konflikt mit dem Herrscher gerieten. Dass aber die sog. ‘vier Konsulare’ (und ihre angeblichen Mitwisser) hier primär, wenn nicht sogar ausschließlich gemeint sind, legt die Formulierung in § 35    (!)     nahe, die eine nicht unbedeutende Gefahr und Schwierigkeit impliziert, wie sie nur zu Beginn der Regierung Hadrians nachvollziehbar ist. Als Quelle für die Affäre der ‘vier Konsulare’ kann dem Antigonos die Autobiographie Hadrians gedient haben, in der jene Ereignisse nachweislich Erwähnung fanden. 1905 Dass Hadrian dort die Schuld an den Liquidierungen von sich wies (invito Hadriano), schließt nicht aus, dass er die Konsulare als gefährliche Widersacher beschrieb, die er aber durch kluge Vorgehensweise überwand, so dass ihr Tod nicht nötig gewesen wäre.1906 Astrologisch beachtenswert ist, dass die Affäre ziemlich genau in das 42. Lebensjahr Hadrians, ein klimakterisches Jahr, fiel. 1907 Das könnte Antigonos, wenngleich er die Klimaktere hier nicht erwähnt,1908 beachtet haben. Speziell zu solchen Krisen, die Verschwörer () bewirken, vgl. Rhet. 5,57,33 (CCAG VIII 4, 1921, p. 129,18–20), wo es heißt, Saturn bei Nacht im 12. Ort – so wie hier der Fall – bewirke   . Antigonos nutzt aber auch diese Möglichkeit der Begründung nicht, sondern wählt die . : Sie finden in Astrologentexten nur selten Erwähnung, doch s. z.B. P. Oxy. III 465, Z. 104 u. 175f. : so Ep.4 und Exc.1, in P zu  verschrieben (vielleicht wegen des folgenden Wortes ). Für  1905

Vgl. frg. 4 Peter = Hist. Aug. Hadr. 7,2 (zit. oben in Anm. 1897). Zur Autobiographie Hadrians als Quelle des Antigonos s.o. S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 1906 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 5,5–6 zu drei weiteren usurpationsverdächtigen Personen gleich zu Beginn der Herrschaft, die Hadrian trotz des Rates des Attianus, sie zu eliminieren, schonte (einer wurde angeblich ohne Hadrians Befehl getötet). Was die Überwindung von Opponenten während der ersten Regierungsphase betrifft, lehnte Hadrian sich in seiner literarischen Darstellung vielleicht an vergleichbare Passagen der Autobiographie des Augustus an. 1907 Hadrians 42. Lebensjahr reicht vom 24. Januar 117 bis zum 23 Januar 118 n.Chr. Der die Affäre abschließende Tod der Konsulare fiel in die Zeit zwischen Hadrians dies adoptionis (9. August 117 n.Chr, s.o. Anm. 1320) und seine Rückkehr nach Rom (9. Juli 118 n.Chr., s. Zahrnt 1997, 127). 1908 Doch siehe unten zu § 52 

Stellenkommentar

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spricht auch wenige Zeilen zuvor (§ 33)       und § 44     , wo jeweils alle Überlieferungsstränge bezüglich des Präfixes übereinstimmen. Vgl. ferner die von Pingree 1973–1974, I 180,19 zu Heph. 2,22,13 notierte Verschreibung von  zu  in P (auch dort bietet Ep.4 das Richtige). : Die astrologische Lehre der    lat. detentio, obsidio, obsessio, inclusio), 1909 die anscheinend schon ‘Nechepsos und Petosiris’ vertraten,1910 basiert auf dem Gedanken einer Einschließung. Sie wird entweder durch einen einzigen Planeten bewirkt, der durch den Wurf zweier verschiedener Aspekte (Trigon und Opposition) ein dazwischenliegendes Tierkreiszeichen und den darin weilenden Himmelskörper einschließt,1911 oder sie wird durch zwei Planeten bewirkt, die entweder körperlich anwesend sind (   bzw. ) oder durch Aspekte wirken ( ). Porphyrios und Hephaistion unterscheiden die beiden Formen terminologisch in  (Einschließung durch einen einzigen Planeten) und  (durch zwei).1912 Es ist aber ungewiss, ob diese Differenzierung, die Porphyrios selbst einschränkt, in der Praxis streng beachtet wurde.1913 Vielleicht handelt es sich nur um eine weitere artifizielle Unterscheidung des Antiochos von Athen, dessen Epitomai allerdings nur sehr knapp auf Einschließungen eingehen und dabei nur den Begriff der  (nicht die ) erwähnen.1914 Bei den Einschließungen   müssen nach Antiochos und Porphyrios die zwei Aspekte den betroffenen Himmelskörper links und

1909 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 251f., wo Antioch. epit. 1,12 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 114,23–27, Rhet. 5,41 und Hug. Sant. lib. Arist. 2,6 zu ergänzen sind (dazu Burnett – Pingree 1997, 131). Siehe ferner Denningmann 2005, 192f. 1910 S.u. Anm. 1918. 1911 Konkretes Beispiel bei Porph. isag. 14, wiederholt von Heph. 1,15,1–2. 1912 Porph. isag. 14–15, ebenso Heph. 1,15. In der Überleitung zur Definition der   (Heph. 1,15,3) ist das vom Editor nicht beanstandete  zu tilgen. Die Stelle fehlt in den Epitomai. 1913 Vgl. Porph. isag. 15 p. 200,11–12 sowie die Formulierungen bei Heph. 1,23,13 u. 3,5,7 (sofern dort der Überlieferung zu trauen ist). 1914 Antioch. epit. 1,12 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 114,23–27. Antioch. epit. 2,41 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 159,7–10 (= Rhet. 5,41). Zu terminologischen Innovationen des Antiochos s.o. Anm. 1565.

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rechts im Abstand von nicht mehr als 7° umschließen.1915 Auch diese Regel wurde nicht streng befolgt.1916 Je nach dem Charakter der beteiligten Planeten kann die Einschließung glückbringend oder unheilvoll sein. Da es sich bei den einschließenden Planeten meist um die Übeltäter Mars und Saturn (s. nächstes Lemma) handelt, überwiegt in den überlieferten Beispielen die unheilvolle, lähmende Wirkung.1917 Der eingeschlossene Himmelskörper ist meist der Mond, kann aber auch jeder andere Planet, ein Kardinalpunkt oder gar eine Finsternis1918 sein. Wichtig für eine wahre Einschließung ist es, dass nicht einer der noch übrigen Planeten sie auflockert und schwächt, indem er einen Aspekt zwischen die beiden einschließenden Planeten selbst oder zwischen die Punkte wirft, an denen jene durch Aspektwurf präsent sind.1919 Im hier vorliegenden Fall schließen die Übeltäter Mars und Saturn im Sinne der von Porphyrios gegebenen Definition nicht nur einen, sondern alle fünf übrigen ‘Planeten’ ein, und zwar durch körperliche Anwesenheit, was stärker als ein Aspektwurf gewertet wurde.1920 Antigonos nennt allerdings nur die Luminare, auf die es ihm im hier analysierten Kontext speziell ankommt. Da die ‘Wohltäter’ Venus und Jupiter sowie der ambivalente Merkur selbst eingeschlossen und nicht in der Lage sind, einen rettenden Aspekt ‘dazwischenzuwerfen’, ist die Einschließung perfekt.1921 In § 49 spricht Antigonos im Rahmen der Todesursache Hadrians erneut von der hier analysierten  und fügt hinzu, dass Mars und Saturn in der Nativität Hadrians nicht nur die Luminare einschließen, sondern auch den Untergangspunkt ( : durch Aspekte). Vgl. den dortigen Kommentar und Diagr. 17 auf S. 881. Insgesamt 1915

Antioch. epit. 1,12 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 114,25. Antioch. epit. 2,41 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 159,9–10 (= Rhet. 5,41). Porph. isag. 15 p. 200,10. 1916 Das zeigt Hor. gr. 487.IX.5; s.o. S. 515–520 zu T4. 1917 Die seltenere, glückbringende Einschließung noch bei Schiller (Wallenstein): “Glückseliger Aspect! ...” (zit. u. komm. von Kroll 1901, 566). 1918 So bei Heph. 1,23,13      [sc. ] = Nech. et Pet. frg. 12,57. 1919 Der term. techn. ist    (Porph. isag. 15 p. 200,9). Vgl. Porph. isag. 16 zur . 1920 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 177f. 1921 Barton 1994b, 202233, folgt dem in Exc.1 überlieferten 16°-Wert für Saturn und urteilt bzgl. der Entscheidung von Neugebauer – van Hoesen 1959, 90f., für 5°: “it makes no real difference, as Mercury and Saturn are still [sc. ] in conjunction”. Hinsichtlich der  macht die korrekte Position Saturns aber durchaus einen Unterschied (s. ferner S. 613 zu Punkt ).

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wird hier die Ambivalenz astrologischer Argumente deutlich: Mars und Saturn treten durch  (§§ 34 u. 49) in ihrer kanonischen Qualität als Übeltäter in Erscheinung, andererseits wäre Hadrian nach Antigonos ohne sie nicht Kaiser geworden (vgl. §§ 26–27 zur Doryphorie). Dies lässt sich insofern noch schärfer pointieren, als die disparaten Wirkungen ein und desselben Planetengottes keineswegs immer verschiedene Lebensbereiche wie Tod (§ 49) und Kaisertum (§§ 26–27) betreffen, sondern sich zuweilen auf ein und dasselbe biographische Detail beziehen: So sind die vielen Widersacher Hadrians (§ 34) ebenso wie deren Überwindung (§ 35) Wirkungen von Mars und Saturn. Die innere Logik der Argumentation bleibt dadurch gewahrt, dass die disparaten Wirkungen durch Rekurs auf verschiedene Referenzsysteme erklärt werden: die Widersacher durch die -Lehre (§ 34), ihre Überwindung durch den Aspekt des Mars zum MC (§ 32  ) und vor allem durch die Qualitäten des 12. Ortes der Dodekatropos und der darin stehenden Planeten Saturn und Merkur (§§ 35.38).1922 Hier wird deutlich, dass die Planetengötter dem Nativen nach astrologischer Auffassung nicht auf sozusagen eindimensionale Weise entweder wohl- oder übelgesonnen sind, sondern kosmische Kräfte darstellen, die sich bei ein und derselben Nativität in verschiedenen Referenzsystemen verschieden auswirken.1923 In den übrigen erhaltenen antiken Horoskopen wird zweimal eine  hervorgehoben: die der Venus in Hor. gr. 122.XII.4 (Val. 7,3,18–22),1924 wo die Einschließung durch Saturn in rechter und Mars in linker Quadratur (d.h.  ) bewirkt wird, sowie Hor. gr. 487.IX.5, das bereits als Quelle für T4 besprochen wurde (darin zwei verschiedene Einschließungen durch die Übeltäter, jeweils ). Neben  (so hier § 34 und dreimal in § 49) begegnen auch – bes. in hexametrischem Kontext – Formen von . Vgl. z.B. Dor. p. 324,21–24 (= Dor. frg. 19 St. = Rhet. 5,55,8):             . 1922

Sowohl im Guten wie im Schlechten werden die Einzelwirkungen dabei, wie Antigonos betont, durch die Sichtbarkeitsphasen verstärkt. 1923 Wenn unser Antigonos von Nikaia mit dem gleichnamigen Arzt identisch ist (in diesem Sinne s.o. S. 27, Punkt b), dürfte ihm die beschriebene Ambivalenz ein selbstverständliches Charakteristikum von Naturkräften überhaupt gewesen sein. Man bedenke das semantische Spektrum von gr.  und die ambivalente Kraft der Gifte und Gegengifte, mit denen ein Fachschriftsteller über  zu tun hat. 1924 Speziell Val. 7,3,20 

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Antig. Nic. F1 § 34

  : Die ‘Übeltäter’ unter den Planeten sind traditionell Saturn und Mars, die ‘Wohltäter’ Jupiter, Venus und der Mond. Sonne und Merkur haben einen Mischcharakter und richten sich in ihrer Wirkung nach den sie begleitenden Planeten. In den Antigonosfragmenten vgl. die folgenden Erwähnungen: § 43           § 49  (2x). § 50 § 52  F5§ 71  .§ 73 T4  . Die ‘Übeltäter’ werden auch als ‘Verderbenbringer’ () bezeichnet, so bei Antigonos einmal in § 49.  Ptol. apotel. 1,5,1–2 (~ Heph. 1,2,9) führt diese Einteilung in Wohlund Übeltäter auf die  (= ‘Nechepsos und Petosiris’, s.u. zu F6 § 76   ) zurück. Zur Bestätigung vgl. Heph. 1,23 = Nech. et Pet. frg. 12,1925 worin die  und  mehrmals erwähnt werden (Heph. 1,23,12–13.16), sowie Firm. math. 8,2 = Nech. et Pet. frg. 16 mit zahlreichen Erwähnungen der benivolae et malivolae stellae, außerdem drei Riess noch unbekannte Zeugnisse: das wörtliche Zitat bei Val. 2,29,1 (frg. +6, darin ), Ptol. apotel. 4,6   (das Kapitel basiert auf der Einteilung in  und  und geht nach Heph. 2,22,8 auf Petosiris zurück, ist daher Nech. et Pet. frg. +4) sowie das Petosiris-Exzerpt bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (= frg. +23, dazu s.o. Anm. 1300), worin dreimal von  und zweimal von  die Rede ist (p. 138,16–21). Vgl. weiter (ohne expliziten Rekurs auf ‘Nechepsos und Petosiris’) Cic. div. 1,85. 1926 Ps. Cens. (re vera Varro) frg. 3,3–5 1927 u. 3,9. Ptol. apotel. 1,21,24–25. Sext. Emp. adv. math. 5,29. Paul. Alex. 6 p. 19,10– 14. Iul. Laod. CCAG IV (1903), p. 152,1–5; s. auch Bouché-Leclercq 1899, 101. In den hermetischen  (ed. Ideler 1841) sind Saturn und Mars schlecht, Jupiter und Venus gut, die Natur der übrigen hängt von ihren Begleitern ab. Zu Sonderlehren in der griechisch-römischen Tradition sowie zu indischen Texten vgl. das reiche, von Pingree 1925

Zur Authentizität, die ungewiss ist, s.o. Anm. 1305. Die Stelle lautet: quid [scil. enim habet] astrologus, cur stella Iovis aut Veneris coniuncta cum luna ad ortus puerorum salutaris sit, Saturni Martisve contraria? Dies ist m.W. der früheste sicher datierbare Beleg für die Lehre von Wohl- und Übeltätern in der griechisch-römischen Literatur. Der Kontext zeigt, dass diese Lehre in Rom zu den bekanntesten der Sterndeuter gehörte. 1927 In dem dortigen Marsnotat ist novem fere annis zu duo fere annis zu emendieren (vgl. Plin. nat. 2,34 binis fere annis). Wahrscheinlich entstand der Fehler durch eine Verschreibung von II zu IX. 1926

Stellenkommentar

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1978a, II 241f., gesammelte Material. 1928 Dazu ist zu ergänzen, dass Saturn in einem sehr späten Text als der schlimmere der beiden Übeltäter bezeichnet wird: Album. myst. 3,14,B,4      . Schon den Babyloniern galt Mars, der Planet des Pest- und Totengottes Nergal, als Hauptunheilstifter unter den Wandelsternen. 1929 Sie bezeichneten ihn unter anderem auch als ‘der feindliche Stern’, ‘der aufrührerische Stern’, ‘der böse Stern’ usw.1930 Daneben galt auch ihnen Saturn als Übeltäter, Venus und Jupiter hingegen (gelegentlich auch Merkur) als Wohltäter. Sehr wahrscheinlich ist dies, wie Rochberg-Halton 1988b gezeigt hat, der Grund für die in astronomischen und astrologischen Keilschrifttexten der Seleukidenzeit, besonders in den Horoskopen, belegte Planetenfolge Jupiter – Venus – Merkur – Saturn – Mars.1931            : Zu     und    sc.    s.o. zu § 27     . Gemeint ist entsprechend der dort erläuterten astrologischen Verwendung (Punkt 3), dass beide Planeten sich in der Phase ihrer Sichtbarkeit befinden. Schmidt 1998, 59, ergänzt hier zu  falsch  (“at its evening [setting]”); berichtigt von Denningmann 2005, 336746, u. Schmidt 2009, 354 (“at its evening [phase]”).

1928 Vgl. ferner – in sehr weiter, religiös-philosophischer Perspektive, die auch die Astrologie berücksichtigt – Scott 1991, 76–83 (Heavenly Powers as Morally Good or as Morally Neutral) u. 83–103 (Heavenly Powers as Morally Evil). 1929 Vgl. Boll et al. 51966, 12. Zu Nergal siehe jetzt Wiggermann 1999, bes. 222f., § 7. 1930 Vgl. Gössmann 1950, 180. 1931 Vgl. auch Pingree 1978a, II 214. Rochberg-Halton 1989, 106. Rochberg 1998, 28. Hunger – Pingree 1999, 30f. In dem von Rochberg-Halton 1988b als Beweisstück vorgelegten Keilschrifttext TCL 6 13 sind Jupiter, Venus und Merkur als Wohltäter charakterisiert, Mars und Saturn als Übeltäter. Die Reihenfolge in TCL 6 13 (    ) weicht damit geringfügig vom “standard Seleucid arrangement” (    ) ab; hierzu Rochberg-Halton 1988b, 326. An den ca. 30 bekannten Keilschrifthoroskopen kann der Zusammenhang zwischen Planetenordnung und Planetencharakter nicht nachgewiesen werden, weil sie keine Vorhersagen bieten (ibid. 326). Zu weiteren babylonischen Elementen in der griechischen Astrologie vgl. Anm. 1580.

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Antig. Nic. F1 § 35

§ 35 : so Ep.4. Pingree folgt der Lesart des cod. P   (von Cumont, CCAG VI, 1903, p. 69,25 unrichtig gelesen als  ). Das Zeugnis von Exc.1 bricht leider im unmittelbar vorausgehenden Wort  ab. Kroll und Cumont kommentieren (a.a.O., im App.): “Antoninus vix a senatu impetrare potuit ne memoria patris adoptivi damnaretur”. Sie verstehen also   als Subjekt und  absolut (‘dass der Haß dieser Leute den Sieg davontrug, ... ’). Denselben Sinn ergibt   (P). Allerdings ist  , das seit Platon absolut belegt ist,1932 mit folgendem Genetiv der Person sehr selten, begegnet erst ab dem 4. Jh. n.Chr. und auch dann nur mit genetivus obiectivus (nicht, wie hier als Parallele erforderlich, mit genetivus subiectivus).1933 Dagegen sind die Belege für schon bis zum Ende des 2. Jh. n.Chr. zahlreich.1934 Zu dem sprachlichen Befund treten bestätigend die historischen Fakten. Zu Lebzeiten wurde Hadrian nicht Opfer seiner Feinde, und selbst in der auf seinen Tod folgenden Zeit, die Kroll und Cumont wohl zu Unrecht in den Blick nehmen, traf der Senat ja gerade nicht die von Antoninus Pius befürchteten Beschlüsse. Am gravierendsten ist aber der von Kroll und Cumont übersehene Umstand, dass die astrologische Begründung des Antigonos ihrer Interpretation widerspricht. 1935 Vielmehr ist, ganz dem üblichen Wortgebrauch entsprechend, eine bedrohte Person 1932

Plat. Lys. 216b3–4. 219b1–3. 220e4–5. Vgl. Didym. caec. comm. in ps. 40,7 p. 293,23 Pap. Tura (= p. 20 Gronewald):                (“Boshaft war es, Jesus zu verraten, sich als Feind dessen herauszustellen, der ihm so grossen Nutzen gebracht hatte”, Gronewald 1970, 21). 1934 Vgl. Plat. resp. 362b6–7        . Plat. epist. 351c  Isocr. Arch. 14  ibid. 51ibid. 85  Isocr. Euag. 44Demosth. Phil. 1,15   . Demosth. exord. 21,4    ibid. 35,3   Polyb. 3,109,10  ibid. 6,52,7 Artem. onir. 2,12 p. 124,1–2 Pack  . – Bei Hephaistion, dem wir F1 verdanken, findet sich die fragliche Junktur zwei weitere Male: Heph. 2,34,1  . 2,36,23   . Zur Verbindung von  und  (cf. § 34 ) s. ferner Heph. 1,1,154 (ex Nech. et Pet., ut vid.)     u. Dor. paraphr. p. 382,23–24 Pingree (= Dor. frg. 60a St.) (2x). 1935 Siehe die beiden Kommentare unten zu § 35  – . 1933

Stellenkommentar

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(der Native) logisches Subjekt zu  und   von diesem Infinitiv abhängig. 1936 Dem Sinne nach ist also nach   das Pronomen  zu ergänzen. Dessen Fehlen hat Kroll und Cumont möglicherweise irregeführt. Es fehlt bei Antigonos aber auch an anderen, ganz vergleichbaren Stellen wie § 37    und F3 § 66a   (vorhanden ist es hingegen in § 36    . F3 § 66a    . § 66c ). Mit der Verschreibung von   zu   in P vgl. die unmittelbar folgende Verschreibung von zu  und weitere Fälle dieser Art in P wie in § 22 von  Ep.4 u. Exc.1) zu  und in F2 § 58 von Ep.4 u. Exc.2) zu . Zu umgekehrten Fällen – Verschreibung von  zu  – vgl. den Apparat zu § 27 ( statt  ), § 33b ( statt  und  statt  ) sowie § 44 (   statt   ). Das Abfallen des - von  beziehungsweise  wird dadurch zwar nicht erklärt, doch sind die Schreibungen von  und  in den Handschriften –  beziehungsweise   – leicht zu verwechseln (der Schreiber des cod. P schrieb   ; eindeutige Verschreibung von  zu in P findet sich z.B. in Heph. 2,11,31 p. I 122,3 Pingree). Eine inhaltlich entfernt vergleichbare Situation prognostizierten ‘Nechepsos und Petosiris’ für eine Sonnenfinsternis in der Waage: Der König von Asien werde nach neun Monaten die, welche ihm zuvor Nachstellungen bereitet haben, mit List töten:             (Heph. 1,21,22 = Nech. et Pet. frg. 6,126–128); vgl. die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung der Prognose durch den Anon. CCAG VII (1908), pp. 138a,6–8 (frg. +32)           und siehe hier § 38 a.E. . : nämlich  (§ 34). : so Ep.4,  P. Eine iterative Nuance ist nicht erkennbar, Ep.4 also vorzuziehen. Die Überlieferung ist eindeutig im Falle der ebenso formulierten Begründungen in §§ 36.37.39 (jeweils   ). Inhaltlich anders, aber ebenfalls einhellig überliefert ist § 50  1936

Vgl. die Belege in Anm. 1934.

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Antig. Nic. F1 § 35

. Außerhalb von F1–F6 bietet der Hephaistiontext keine Parallelen für oder , wo vergleichbare Verschreibungen in P vorliegen könnten.    : Merkur1937 ist einer der vielseitigsten Götter sowohl der antiken Mythologie wie auch der Astrologie. Das breite Spektrum astrologischer Eigenschaften des Planetengottes Merkur geht größtenteils auf die Qualitäten zurück, die die griechischen Dichter und die religiös-philosophische Tradition diesem Gott zugesprochen hatten.1938 An dieser Stelle steht die List und ‘cleverness’ des Planetengottes im Vordergrund: Merkur als schlauer Gott der Diebe und Betrüger, 1939 der seinen Sohn Autolykos das Stehlen lehrte und selbst schon als Säugling mit List Apollons Rinder entführte, Merkur als der mit Flügelschuhen hin- und hereilende, immer einen Ausweg findende Gott der Redekunst und des Denkens.1940 Hier steht er im Steinbock, dem Taghaus Saturns (  ),1941 der obendrein persönlich anwesend ist, nur wenige Grade von Merkur entfernt (Ep.4 bietet statt   die pointiertere Formulierung     , vielleicht zu Recht). Auch Saturn gilt als listig, aber mit anderer Nuance: Während bei Merkur die agile ‘cleverness’ des extrovertierten Jugendlichen im Vordergrund steht, ist es bei Saturn die zurückgezogene Verschlagenheit des melancholischen Alten. Die von Saturn geprägten Menschen beschreibt Valens als   (1,1,7).1942 1937

Bei den folgenden Ausführungen zu den mythisch begründeten Charakteristika der Planetengötter Merkur und Saturn sind stets auch deren griechische Pendants Hermes und Kronos eingeschlossen, zumal ja die Eigenschaften der Planetengötter ganz durch den griechischen Mythos geprägt sind. Es wäre jedoch verwirrend, wenn hier in Abkehr von der etablierten lateinischen Nomenklatur der Planeten mythengeschichtlich korrekt von ‘Hermes’ und ‘Kronos’ statt von ‘Merkur’ und ‘Saturn’ die Rede wäre. Auch eine umständliche Doppelbenennung vom Typ ‘Hermes/Merkur’ und ‘Kronos/Saturn’ soll vermieden werden. Vgl. die methodische Vorbemerkung oben S. 15. 1938 So Pérez Jiménez 1999b (S. 98), die maßgebliche Untersuchung zu Merkur in der Astrologie. Siehe ferner Pérez Jiménez 2006. 1939 Pérez Jiménez 1999b, 113. 117f. (darin auch zu Ps.-Lucian. de astrol. 20). 1940 Die listige Seite des Merkur tritt in der Astrologie zusätzlich dadurch hervor, dass er in ihr – wie auf der Bühne – Sklavenfunktion hat; vgl. Hübner 2000a, 1077 (mit Belegen). 1941 S.o. zu § 27    1942 Vgl. Klibansky et al. 1990, 222f. u. 225; ebd. 228 die Assoziation von Val. 1,1,7    mit den Melancholie-Prädikaten subdoli, perfidi. Zu

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Klugheit und Verschlagenheit als kombinierte Wirkung von Merkur und Saturn in ihren hier gegebenen Positionen (beide im Steinbock, beide im 12. Ort: s. nächstes Lemma) nennt Antigonos explizit in § 38. Gewalt spielt in seiner Deutung der Methode, wie Hadrian seine Widersacher überwand, keine Rolle; dafür wäre astrologisch Mars zuständig gewesen. Vielleicht dachte Antigonos hier (§ 35) nicht nur an die bisher genannten Eigenschaften Merkurs und Saturns, sondern außerdem an die ägyptische Tradition, die Saturn mit Nemesis, der Göttin der Vergeltung des Übermuts, identifiziert.1943 Vgl. Achill. isag. 17,1 Di Maria (= isag. 17 p. 43,16–18 Maass)                .1944 Val. 1,1,16     [sc.   ].1945 In der Lehre der sieben Lose, die Paul. Alex. 23 pp. 47,15–50,16 nach der hermetischen Schrift Panaretos referiert, wird der   aus der Saturnposition errechnet, da Saturn gleich Nemesis sei.1946 Nach Heph. 3,7,16 a.E. sind Nemesis-Statuen dann zu weihen, wenn der Mond [sc.  ]  steht (= , , ; s.o. S. 715, Tab. 15, u. S. 737, Tab. 19). Abschließend ist zu erwähnen, dass es einschlägige, z.T. nur fragmentarisch erhaltene Kapitel verschiedener Autoren über die Wirkungen der Planeten in den einzelnen Tierkreishäusern gibt. Da diese aber für die hier benötigten Kombinationen (primär Merkur im Haus Saturns, sekundär Saturn in seinem eigenen Haus) zum Teil überlieferungsbedingt ausfallen, zum Teil irrelevante Prognosen bieten, 1947 werden sie erst später im Kommentar zu F3 § 66a    –  vorgestellt.      : vgl. §§ 30 u. 38. Der 12. Ort der Dodekatropos heißt   (lat. malus genius) und gehört den astrologischen Charakteristika Saturns s. auch Pérez Jiménez 1999a u. Pérez Jiménez 2009. 1943 Siehe Cumont 1935a, 175. 1944 Dazu Bouché-Leclercq 1899, 941. 1945 Vgl. Val. app. 2,4. ‘Rhet.’ (cf. Pingree 1977a, 220) CCAG VII (1908), p. 214,17. 1946 Paul. Alex. 23 p. 49,11–15           [sc. ]. Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 307. Siehe auch Olymp. cap. 21 p. 42,16. cap. 22 pp. 51,9–12. 55,3. 56,22. 60,11. Die einzige mir bekannte praktische Anwendung des Loses der Nemesis bietet der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19). 1947 Siehe konkret Dor. arab. 2,32,1. Ps.-Maneth. 2[1],191–209. Firm. math. 5,3,44–48. Lib. Herm. 32,1.

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Antig. Nic. F1 § 35

Saturn. 1948 Er steht für Feindschaften und für die Schwierigkeiten, die einem persönliche Feinde bereiten.1949 Daraus ergibt sich das Gebiet, auf dem die soeben besprochene Listigkeit und Klugheit des Nativen primär zur Anwendung kommt und es ihm ermöglicht, sich allen Widrigkeiten zum Trotz zu behaupten. Die Ambivalenz astrologischer Argumentation zeigt sich im Vergleich mit dem Horoskop des Ceionius Rufius Albinus (Firm. math. 2,29,10–20 = Hor. lat. 303.III.14), in dem Jupiter im 12. Ort zahllose Feinde bewirkt, die am Ende obsiegen (2,29,12): Iuppiter vero ... in XII. loco id est in cacodaemone per antiscium constitutus plurimos et ipsi et patri eius excitavit inimicos et eos superiores esse perfecit. Antigonos und Firmicus stützen sich also beide auf die kanonische Bedeutung des 12. Ortes (Feinde, Intrigen, etc.),1950 aber Antigonos zieht aus den darin stehenden Planetengöttern Rückschlüsse auf die Tatsache und die näheren Umstände des Obsiegens des Nativen, Firmicus hingegen auf die Tatsache und die näheren Umstände seines Unterliegens. Das hat vermutlich damit zu tun, dass der 12. Ort Saturn gehört, während Jupiter dort fremd ist (ihm gehört der 11. Ort). Eine ähnlich differenzierte Prognostik für Saturn und Jupiter im 12. Ort finden wir z.B. bei Paul. Alex. 24 p. 70,13– 16:              1951     1952           .; ibid. p. 71,13–15:                      (ohne Hinweis auf Überwindung der Feinde). : s.o. zu § 30 . 1948

Vgl. Paul. Alex. 24 p. 70,11–13. Bouché-Leclercq 1899, 280. Gundel – Kehl 1994, 604. Greenbaum 2009, 99 u. 113–126. 1949 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 285, und Belege wie z.B. Valens im Kapitel 4,12,1 (         ):  [sc. ] . Vgl. auch Firm. math. 2,19,13 (zum 12. Ort): ex hoc loco inimicorum qualitas [...] facili nobis significatione monstratur. [...] est autem locus Saturni. 1950 Von insidiae der persönlichen Feinde spricht Firmicus zu Beginn des Horoskops (2,29,11 de exilio vero eius et adsiduis insidiis). 1951 Die für Hadrian relevante Alternative (Nachtgeburten) erwähnt Paulos a.a.O. nicht. 1952 Bei Hadrian gegeben: Steinbock. 1953 Vgl. Val. 4,12,4 über Saturn oder Mars im 12. Ort:      .

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§ 36 : Die Proskynese ist ebenso wie die Doryphorie persischen Ursprungs.1954 Während sie am römischen Kaiserhof keine Rolle spielte, war sie den Untertanen im Osten des Reiches ein vertrautes Attribut höchster Königswürde. Martin 1982, 296257, urteilt richtig: “Il ne s’agit pas ici de trouver une réalité historique à ce rite sous Hadrien. Il est seulement symbolique, dans le milieu oriental où vit Antigone et où il est lu, du pouvoir impérial et de sa conception.” In der hellenistischen Kultur ist das Zeremoniell der Proskynese eng mit dem Namen Alexanders des Großen verknüpft; daher intendiert Antigonos vermutlich eine Assoziation Hadrians mit Alexander. Das wäre auch astrologisch folgerichtig, da unser Autor insgesamt zeigt, dass die Geburtskonstellation Hadrians Ursache höchster königlicher Würde ist (s.o. S. 679–685 zu §§ 26–28), oder mit den Worten des Ptolemaios: Ursache eines Kosmokrators.1955 Und die Alexanderlegende ist “le modèle même du cosmocrator”.1956 In astrologischem Kontext verdient auch der Kritiker Sextus Empiricus Erwähnung, der als Extreme des sozialen Spektrums Könige und Sklaven nennt und sogleich darauf als Musterbeispiel der ersten Kategorie den König per antonomasiam, Alexander den Großen, anführt. 1957 Zum Begriff der Proskynese bieten astrologische Texte keine nennenswerten Parallelen.  : vgl. § 37 .  bedeutet ‘kardinal’, sowohl im wörtlichen Sinn (gradgenaue Position exakt im ASC [so hier], MC, OCC oder IMC) als auch im weiteren Sinn (Position im I., X., VII. oder IV. Ort der Dodekatropos).1958 In der Fachliteratur ist diese Terminologie schon für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt. Vgl. frg. 21,65 bei Val. 7,6,14:  (Val. 7,6,10–20 ist nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat). Siehe ferner Val. 3,11,7 (frg. +9)  sowie insgesamt vier weitere Belege in den Riess ebenfalls unbekannten Petosiris-Exzerpten 1954

Vgl. Balsdon 1950, 371–382. Fears 1976, 495. Kingsley 1995, 204f. Ptol. apotel. 4,3,2 (s.o. S. 681 bei Anm. 1427 u. S. 736 bei Anm. 1649). 1956 Bakhouche 2002, 190. 1957 Sext. Emp. adv. math. 5,88–89:             . 1958 Siehe dazu oben S. 733. 1955

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Antig. Nic. F1 § 36

von Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,6.10.11 (= frg. +23), u. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,21 (= frg. +27, zu beiden s.o. Anm. 1300). Siehe ferner Val. 3,7,13  (= Nech. et Pet. frg. 18,43). Die frühesten Belege in Originalhoroskopen sind P. Oxy. XII 1563 (Hor. gr. 258.IX.26), Z. 4, und (vom selben Verfasser) P. Oxy. XII 1476 (Hor. gr. 260.IX.29), Z. 7. Zur Relevanz der kardinalen Stellung Jupiters für das genannte       vgl. das schon oben zu § 33b  Gesagte sowie ergänzend Antioch. (?) carm. de plan. CCAG I (1898), p. 109,24–25        |       Rhet. 5,57,60 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 133,4–5)           [so V u. Cumont, zu Recht, wie der zuvor zitierte poetische Text zeigt,  AP u. Pingree]. 1959       : Dies ist mit Blick auf die Lehre der Doryphorie die deutlichste Aussage der griechisch-römischen Literatur zu dem von Denningmann 2005 analysierten Vorgang der Projektion und Reflexion soziomorpher Modelle, besonders zu dessen zweitem Teil (Reflexion): Immer wenn Jupiter in kardinaler Position Speerträger von Sonne oder Mond ist, wird der Geborene selbst von Speerträgern begleitet werden. 1960 Man beachte, dass die Prätorianer (die kaiserliche Leibwache) auf Griechisch  heißen. So bezeichnet sie z.B. Cass. Dio 69,18,1 u. 69,19,2 mit Bezug auf die Spätphase der Regierung Hadrians.  : so richtig P; zu demonstrativem   in der Prosa vgl. KühnerGerth I 586 (§ 459,1k) mit Verweisen auf Hdt. 1,172. 2,124. 2,148.  : Das Adverb ist in Ep.4 zu  verschrieben. Für  spricht jedoch der Sinn (Rückbezug auf    ) und die zu   parallele Formulierung   am Ende des Paragraphen. Siehe ferner die Verschreibung von 1959

Grundlegende Informationen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos bietet der Komm. zu F1 § 26   (ab S. 697). 1960 Vgl. Denningmann 2005, 341.

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 zu  am Anfang von § 37 in K, derjenigen Handschrift der Epitome, die von ihrem Verfasser Johannes Abramios persönlich stammt.     : Statt  (Ep.4) bietet P . Für  spricht, dass es unmittelbar zuvor hieß, Jupiter sei Speerträger der Sonne (ohne Erwähnung des Mondes), und aus § 33b wird explizit klar, dass Antigonos Jupiter nicht zugleich als Speerträger des Mondes betrachtet (            ). Die hiesige Bedingung muss also disjunktiv sein. Verwechslungen von  und  unterliefen den byzantinischen Kopisten sehr häufig. In den Antigonosfragmenten s.u. zu § 37        und zu F2 § 56      sowie darüber hinaus in der Hephaistionausgabe Pingrees z.B. Bd. I, pp. 48,18 (L). 86,23 (A). 235,26 (A). 238,25 (A). 259,28 (P); umgekehrt (Verschreibung von  zu ): s.u. zu F2 § 59   sowie bei Pingree z.B. Bd. I, pp. 19,2 (P). 19,3 (P). 57,1 (A). 95,18 (A). 231,20 (A). 239,32 (P).  : vgl. § 37       sowie § 33b   . Antigonos charakterisiert Hadrian zu Recht als freigebig und wohltätig. Der Kaiser nahm nicht weniger als acht öffentliche Beschenkungen vor1961 und pflegte so mehr als alle seine Vorgänger das Bild des princeps liberalis.1962 Eine Inschrift an dem von Hadrian in Athen gestifteten Pantheon dokumentierte die zahlreichen Wohltaten, die dieser Kaiser den Städten des Römischen Reiches erwiesen hatte,1963 und es verwundert nicht, dass sich der Ehrentitel Euergetes für Hadrian “in einer nahezu unüberschaubaren Fülle von Inschriften nachweisen lässt, wobei er dem kaiserlichen Namen entweder allein oder in zahlreichen Kombinationen wie beispielsweise Kyrios kai Euergetes, Soter kai Euergetes, Ktistes kai Euergetes, Oikistes kai Euergetes, Soter kai Euergetes kai Ktistes, Soter kai Euergetes tou Kosmou, Soter kai Euerge-

1961

Zu den Daten s. Kienast 1996, 130. Zur liberalitas principis s. Kloft 1970. 1963 Sie enthielt ein Verzeichnis aller Heiligtümer, die er hatte errichten oder ausschmücken lassen, sowie der Geschenke, die er den Griechenstädten, aber auch den Barbaren, sofern diese darum baten, hatte zukommen lassen (Zahrnt 1997, 128, vgl. ebd. 131). 1962

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Antig. Nic. F1 § 36

tes tes Oikoumenes,1964 Kyrios kai Euergetes tes Oikoumenes und Theos Euergetes beigeordnet ist.”1965 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 17,5 omnes reges muneribus suis vicit sowie ebd. 7,9–10. 15,1. 16,8. 17,11. 21,9. 22,9 und Cass. Dio 69,5,1–2         Wahrscheinlich hatte Hadrian selbst diese Seite seiner Regentschaft in seiner Autobiographie, die dem Antigonos als historische Quelle gedient haben dürfte, hervorgehoben. Dafür spricht der Umstand, dass die römischen principes den Euergetismus und die damit verbundenen Erwartungshorizonte ebenso wie die hellenistischen Monarchen als Legitimationsstrategie nutzten. 1966 Außerdem steht gerade Hadrian für eine wichtige Phase in der Entwicklung der kaiserlichen Wohltätigkeit und Freigebigkeit (beneficentia, munificentia, liberalitas). Nachdem schon Caesar in Anlehnung an ältere griechische Vorstellungen1967 die liberalitas als Grundprinzip seiner Politik betont hatte,1968 avancierte sie in der Folgezeit zu einer der wichtigsten Tugenden eines guten princeps. So hebt z.B. Plinius im Zusammenhang mit Spenden an Soldaten und Bürger lobend die liberalitas Trajans hervor (Plin. paneg. 25,3–4), während Sueton die mangelnde liberalitas des Tiberius moniert (Suet. Tib. 48,2).1969 In der Zeit von Hadrian bis Commodus wird dann auf Münzen die Legende CONGIARIVM zunehmend durch LIBERALITAS AVG ersetzt, wobei die allegorische Figur der Liberalitas immer größere Bedeutung erhält: Seit Hadrian ist sie oft dargestellt als eine aufrecht stehende Frau in langem Gewand, die ein Füllhorn in der linken und ein Zählbrett in der rechten Hand hält.1970 1964

Vgl. Gehrke 1998, 230: “Bezogen auf das gesamte Reich erschien nun der princeps [...] als Wohltäter der Menschheit.” Vgl. Mortensen 2004, 68–79 (“Hadrian, ein ‘Wohltäter der Menschheit’?”). 1965 Hahn 1994, 285f., mit reichen epigraphischen Belegen aus dem griechischen Osten ebd. Anm. 238–247. 1966 So Gehrke 1998, 229f. 1967 Vgl. z.B. Xenophon über die Freigebigkeit des Kyros (Xen. Kyr. 8,2,15–23. 8,4,32– 35). 1968 In seinem Schreiben an Oppius und Cornelius Balbus Anfang 49 v.Chr. (Cic. Att. 9,7c,1): haec nova sit ratio vincendi ut misericordia et liberalitate nos muniamus. 1969 So Corbier – Schneider 1999, 143 (mit weiterführenden Literaturangaben zum Thema liberalitas). 1970 So Corbier – Schneider 1999, 142. Diese allegorischen Münzbildnisse spielen auf die Verteilung von Geld an die stadtrömische Bevölkerung an. – Zur philosophischen Grundlegung der liberalitas als Tugend, die die commoda der Mitmenschen vermehrt und daher Lob verdient, s. Cic. off. 1,43.

Stellenkommentar

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Angesichts der Bedeutung des Euergetismus in der Prinzipatsideologie des 2. Jh. n.Chr. ist es nicht nur naheliegend, dass Antigonos mehrmals darauf eingeht, sondern auch astrologisch selbstverständlich, dass er die außergewöhnliche Wohltätigkeit Hadrians, des irdischen Herrschers, durch die bei seiner Geburt günstige Position Jupiters, des himmlischen Herrschers, erklärt.1971  : In P ist das Adverb ausgefallen, doch der Sinnzusammenhang macht die Ergänzung nach Ep.4 sicher.  begegnet in den Antigonosfragmenten mehrmals, vgl. § 23. F2 § 54.59. F3 § 63. F4 § 67 u. bes. F5 § 69. : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 .     : nämlich in kardinaler Position, im Aszendenten. Zu Jupiter als astrologischer Ursache des Euergetismus vgl. z.B. Val. 1,3,8.12, der Jupiters Gradbezirke im Tierkreis als  bezeichnet. Siehe auch oben zu § 33b . Die einschlägigen Kapitel astrologischer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. zu F1 § 26     ab S. 697) bieten keine Parallelen für die hier von Antigonos genannte Planetenwirkung. Allerdings bieten sie relevantes Material für die implizite Prämisse des Euergetismus, d.h. für den Reichtum des kaiserlichen Wohltäters: Vgl. z.B. Antioch. (?) carm. de plan. CCAG I (1898), p. 108,6–9 (de Luna):       |        |      |   (‘Nachts vollbringt er1972 ein bedeutendes Vorzeichen [der Qualität] des Lebens, und danach gibt er Reichtum und vielerlei Gewinn und viel erfreuende Lebenszeiten. Wenn aber die goldglänzende Morgenröte ihn anblickt, dann sendet er gegenteilige Vorzeichen.’). 1973 Derselbe 1971

§ 33b   ...  . § 36    . 1972 Vgl. LSJ s.v. III mit Verweis auf   (auf einer sardischen Inschrift des 1. Jh. v.Chr.). 1973 Bei wörtlicher Auslegung sprechen die beiden letzten Verse natürlich zu Ungunsten Hadrians. Andererseits haben wir es bei    offensichtlich mit einer poetischen Formulierung für  (als Gegensatz zu  im ersten Vers) zu tun. Da F1 ein Nachthoroskop ist, ist der positive erste Teil der Regel anzuwenden.

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Antig. Nic. F1 § 36

Dichter prognostiziert auch bei Stellung der Sonne im 1. Ort, speziell in männlichen Tierkreiszeichen (wie hier der Fall), Reichtum (ibid. p. 109,7 ).

§ 37 Nachdem in § 36 dargelegt worden war, warum Hadrian überhaupt geehrt wurde und wohltätig war, erklärt § 37, warum beides im Verhältnis zu vielen Menschen zutraf (zur Methode des Fortschreitens vom Allgemeineren zum Spezielleren siehe den Kommentar zu § 31    ). Damit wird der schon zu Beginn von § 36 eingeflochtene Zusatz   wieder aufgegriffen und in den Mittelpunkt gerückt. Die beiden Paragraphen gehören nicht nur inhaltlich eng zusammen, sondern sind auch gleich gebaut: Vgl.          (§ 36) mit      (§ 37). Astrologisch argumentiert Antigonos in § 37, der größtmöglichen Zahl speertragender Planeten für die Luminare am Himmel (in idealer Stellung und Ordnung) entspreche die größte Menge untertäniger Völker des Herrschers auf Erden. : s.o. zu § 36  : Für das nur von Ep.4 überlieferte Partizip spricht § 36    (s. Komm. z. St.); vgl. auch § 45   und F2 § 57   (in allen drei Fällen P = Ep.4). Eine ähnliche Auslassung wie hier bietet P in F3 § 66a (). Siehe ferner den Kommentar zu F5 § 68     am Ende. Die kardinale Stellung beider Luminare verstärkt natürlich im Prinzip ihre Wirkungen. Allerdings sind in den einschlägigen Kapiteln astrologischer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. zu F1 § 26    ab S. 697) keine wörtlichen Parallelen für die hier von Antigonos genannten Wirkungen (und) zu finden. Vgl. jedoch für  die inhaltlich eng verwandte Aussage in § 26 bezüglich der Luminare im 1. Ort als Ursache der Kaiserwürde und die dort (im Komm. zu ) genannten Parallelen.

Stellenkommentar

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: Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 , zum Terminus im Allgemeinen s.o. zu § 26 , zu seiner speziellen Bedeutung im Kontext der Doryphorie s. die Erklärung des Antigonos in §§ 26–27 sowie die enge Parallele bei Ptol. apotel. 4,3,1             (zit. u. übers. oben zu §§ 26–28). In beiden Fällen betrifft die Affinität (/) die Stellung der Speerträger zu den Luminaren (östlich zur Sonne, westlich zum Mond). Dasselbe wie  meint anscheinend   im hier folgenden Satz.  : Antigonos präzisiert die Zahl der Wandelsterne nur hier. Ob er die in antiken Texten mit der Fünfzahl konkurrierende Siebenzahl (d.h. inkl. der Luminare, s.o. zu § 26 ) billigte, ist ungewiss. Im Rahmen des geozentrischen Weltbildes und der antiken Religion ist an der Rede von sieben Planeten bzw. Planetengöttern nichts auszusetzen. Explizite Belege für ‘sieben Wanderer’ sind jedoch relativ selten; siehe P. Mich. III 149, col. XIII,36    . Ptol. apotel. 4,10,5    (ebenso Heph. 1,2 tit.). Anon. carm. de plan. 1–2 p. 43 Heitsch        |  . Jul. Laod. CCAG IV (1903), p. 106,8      , außerdem in nicht-astrologischen Texten als m.W. frühesten Beleg Chrysipp. frg. 527 SVF II 168,32–33    . Belege für ‘sieben Götter’: z.B. P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 7–8   . P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. I,1  []. P. Mich. III 149, col. VII,28    (= col. XX,7). Ps.-Maneth. 5[6],29   . Explizite Belege für ‘sieben Sterne’ (ohne ‘Götter’) sind sehr selten und m.W. erstmals bei Paul. Alex. 4 (tit.) p. 15,3    (= ebd. 5 [tit.] p. 18,1–2) sicher belegt. In modernen wissenschaftlichen Arbeiten zur antiken Astrologie ist zuweilen vereinfachend und sozusagen emisch (s.o. S. 7) von den ‘sieben Planeten’ statt von den Planeten und Luminaren die Rede. Dieser Usus wird hier im Interesse terminologischer Klarheit nach Möglichkeit gemieden.      : Die Artikel sind in P, wie so oft, ausgefallen und werden nur von Ep.4 überliefert (dort allerdings statt  das Neutrum , sc.  ). In beiden Überlieferungssträngen sind  und  durch  verknüpft, was auf-

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Antig. Nic. F1 § 37

grund des folgenden    nicht richtig sein kann. Wir müssen entweder eine frühe Verschreibung von  zu  annehmen oder (so Kroll und Cumont im CCAG VI, 1903, p. 70,2, gefolgt von Pingree) das logisch unverzichtbare  vor  konjizieren. Die Entscheidung fällt schwer, zumal eine fast identische Formulierung in § 49 a.E., die sich zum Vergleich anbietet, aufgrund uneiniger Überlieferung ebenfalls problematisch ist:  (Ep.4,  P, s. Komm. z. St.)     (jene Stelle spricht übrigens für  im hiesigen Fall). Die einzige weitere dreifache Alternative in den Antigonosfragmenten ist § 44       (das zweite  fehlt in Ep.4). Insgesamt scheinen die Parallelen in § 44 und § 49 zusammen mit einer früheren Verschreibung von  zu  in § 36 (cod. P, s.o. zu § 36     ) eher für die hier gewählte Verknüpfung durch  als für   zu sprechen. Es ist allerdings anzumerken, dass die Antigonosfragmente dann, wenn es um die Disjunktion von nur zwei Möglichkeiten geht, auffallend oft die Verknüpfung durch   bieten, so in §§ 36, 40 (4x), 42, 43 ( om. Ep.4), 52 (nur im ersten dieser Fälle, § 36, modifiziert das  durch eine steigernde Funktion den Sinn und ist so besonders legitimiert). Falls Antigonos, wie hier angenommen, ursprünglich    geschrieben hat, ist der Verlust eines der beiden unmittelbar aufeinanderfolgenden i-Laute bei byzantinischen Schreibern keine Besonderheit.1974 Das noch übrige  wurde dann vermutlich in einem zweiten Schritt zu  verschrieben. : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 .    : vgl. die epexegetische Parenthese in § 52 . Ptolemaios, Valens und Hephaistion bieten sehr viele mit  eingeleitete Erklärungen, Paulos Alexandrinos und andere Astrologen hingegen nur wenige Einzelfälle. Mit der hiesigen Erläuterung zweier  vgl. bes. Ptol. apotel. 3,13,1      sowie auch ebd. 3,4,7    [sc. ] .  : so P;  Ep.4 (vielleicht zu Recht). Vgl. § 46   und F2 § 56 a.E.      1974

Vgl. z.B. Rhet. 5,54,48   (= CCAG VIII 4, 1921, p. 124,4).

Stellenkommentar

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. In allen drei Fällen ist das implizite Bezugswort des Adjektivs bzw. Partizips der Fachterminus , ebenso z.B. bei Ptol. apotel. 2,4,6 (l. 507 Hübner) u. 3,6,2 (l. 371 H.). In den Fragmenten des Antigonos begegnet das seltene Adjektiv  nur hier. Sein Zeitgenosse Ptolemaios verwendet es zweimal (apotel. 3,6,4 u. 4,6,1, bezogen auf  bzw. ; zit. von Heph. 2,6,6 u. 2,23,2). Exakte Parallelen zu der von P überlieferten Lesart bietet Val. 7,2,5 = 7,2,11   .1975 Daneben erwähnt Valens aber auch oft     (1,4,9 u.ö.). Auch Antigonos könnte zwischen dem Adjektiv und dem Partizip geschwankt haben, und der Epitomator könnte die lectio rarior normalisiert haben. Die Lesart in P sollte nicht ohne Not korrigiert werden.  : Es fragt sich, ob die obligate morgendliche beziehungsweise abendliche Position der Speerträger zu den Luminaren oder die nicht zwingend vorgeschriebene Idealverteilung im Sinne der Lehre, bei der Tagplaneten der Sonne vorausgehen und Nachtplaneten dem Mond folgen, gemeint ist, oder sogar beides. 1976 Denningmann neigt dazu,   auf die -Lehre zu beziehen.1977 Es ist jedoch zu bedenken, dass ausdrücklich von der sachgerechten Speerträgerschaft aller Planeten die Rede ist, was bezüglich der morgendlichen beziehungsweise abendlichen Position in jedem der drei von Antigonos ins Auge gefassten Fälle (     ) möglich ist, im Sinne der -Lehre aber nur im letzten, wenn die Doryphorie beide Luminare betrifft. Daher meint   ...  vielleicht doch dasselbe wie zuvor   (s.o. Komm. z.St.).  : alle fünf echten Planeten (hier unter Ausschluss der Luminare); s.o. zu § 26 .  : In der Antigonosüberlieferung begegnet ausschließlich das Passiv  (‘geboren werden’). Vgl. § 40  . § 41  . § 42    (außerdem epit. 4,26,52    1975

Ebenso auch Paul. Alex. 27 p. 77,1. Zu Einzelheiten vgl. den Kommentar zu § 26  (bes. S. 709 bei Anm. 1557). 1977 Denningmann 2005, 343 (s. ebd. 316). 1976

826

Antig. Nic. F1 § 37

. epit. 4,26,55 . Exc.2 § 66a ). Andere astrologische Autoren bieten zahllose weitere Belege,1978 die sich bis zu ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückverfolgen lassen.1979 Dagegen ist das Aktiv  in astrologicis vergleichsweise selten belegt und hat stets die Planetengötter oder die Tierkreiszeichen, nicht die leiblichen Eltern, zum Subjekt: so Ps.-Maneth. 1[5],28.280  (‘bringen hervor’, beidemal sind Sonne und Mond Subjekt). ibid. 1[5],117  (vom Mond). Val. 2,41,10–11 (dreimal von unbestimmten Planeten). Heph. 2,2,29  (vom Stier). Nur ganz spät bei Kamateros finden sich Belege mit Bezug auf die leiblichen Mütter: Kam. isag. 1850  sc.  . ibid. 1857¦ . Der Terminus  ist bei Antigonos nur hier belegt, wo er ‘Konstellation’, ‘Anordnung der Himmelskörper’ bedeutet. Anscheinend ist er also synonym mit beziehungsweise (s.o. zu § 21  ). Diese Bedeutung fehlt im LSJ. 1980 Allerdings verdient eine wichtige Nuance in  Beachtung: Anders als  beziehungsweise  ist dieser Begriff nie rein räumlich gemeint, sondern impliziert stets die astrologische Qualität der gemeinten astronomischen Position(en). Den fließenden Übergang von der Beschaffenheit des Geburtsmilieus zur räumlichen Stellung eines, mehrerer oder aller Himmelskörper kann man in den Apotelesmatika des Ptolemaios klar fassen: Mit 1,2,19     (cf. 1,4,3) ist allgemein “the condition of the ambient” gemeint; 1981 in 2,9,3    [sc. ]   ist der Begriff bereits auf einen Himmelskörper bezogen, meint aber dessen astrologische Qualität;1982 die konkrete räumliche Bedeutung tritt in 3,14,37 hinzu (oder besser: wird etymologisch reaktiviert),1983 wo es um astronomische Positionen des Mondes auf den ekliptikalen Knoten ( ) und auf den nördlichen/südlichen Wendepunkten ( ) seiner Bahn geht: 1978

Vgl. zu Ptolemaios Hübner 1998a, 375, zu Hephaistion Pingree 1973–1974, I 366 u. II 392, zu Valens Pingree 1986, 482f. (jeweils s.v. ). 1979 Vgl.   in dem wörtlichen Petosiris-Zitat bei Val. 2,41,3 = Nech. et Pet. frg. 24. Siehe ferner oben S. 677 bei Anm. 1410 zu Val. 6,1,11. 1980 Auch im Suppl. 1996; am nächsten kommt LSJ s.v. . II.4 “position of troops in battle”. 1981 Robbins 1940, 17. 1982 Robbins 1940, 179: “the planet itself in its own proper condition”. Zur semantischen Verwandtschaft von  und  vgl. z.B. Ptol. apotel. 2,11,6  . 1983 < .

Stellenkommentar

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                                      1984Wie der Beleg zeigt, geht es Ptolemaios (ebenso wie hier in § 37 dem Antigonos) um die astronomische Position in ihrer astrologischen Qualität. Bei der nächsten Revision des Supplements zu LSJ wäre eine entsprechende Ergänzung wünschenswert.1985 Übrigens kennt Valens nur die allgemeinere Bedeutung.1986 Falls Antigonos, wie hier angenommen, einige Jahre vor Ptolemaios schrieb, bietet er, wie auch in anderen Fällen, den frühesten Beleg für eine lexikalische Neuerung.1987 Vgl. schließlich noch das Kompositum  im stoischen Sinne der periodischen Rückkehr aller Planeten an die Positionen, die sie zu Beginn des Kosmos innehatten. : s.u. zu F3 § 65 

§ 38 Dieser Paragraph besitzt keinen klar erkennbaren inhaltlichen Zusammenhang mit dem unmittelbar zuvor Gesagten (§§ 36–37), wiederholt in den ersten vier Zeilen Punkt für Punkt das, was bereits in § 30 gesagt wurde, und enthält in der letzten Zeile, die Neues bietet, eine Vokabel, die erst mehrere Jahrhunderte später erneut belegt ist (, s.u.). Es stellt sich daher nicht nur die Frage nach der Funktion, sondern auch 1984

Robbins 1940, 361: “nevertheless the condition of the moon itself also makes a certain contribution. For when the moon happens to be at the bendings of its northern and southern limits, it helps, with respect to the character of the soul, in the direction of greater versatility, resourcefulness, and capacity for change; at the nodes, in the direction of greater keenness, activity, and excitability.” Im Folgenden geht Ptolemaios auch auf die Phasen des Mondes ein (daher vielleicht Robbins’ Präferenz für “condition” statt “position”), aber die Mondphasen stellen im weiteren Sinne ebenfalls astronomische Positionen (relativ zur Sonne) dar. 1985 Z.B.: ‘astronomical position with respect to its astrological quality, Ptol. apotel. 3,14,37 (moon). Antig. Nic. ap. Heph. 2,18,37 (sun, moon and planets)’. 1986 Val. 6,2,18        (“Schicksal und Zustand des Geborenen”, Schönberger – Knobloch 2004, 239) u. Val. app. 1,11 (von der Luft); zu beiden vgl. LSJ s.v. . II.2. 1987 Vgl. unten zu § 38 .

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Antig. Nic. F1 § 38

nach der Echtheit von § 38. Ist dies vielleicht ein Zusatz des Hephaistion oder eines noch späteren Lesers? Die Beurteilung wird dadurch erschwert, dass P und Ep.4 den Text in verschiedenem Wortlaut überliefern. Im Folgenden wird gezeigt, dass keine ausreichenden Indizien gegen die Authentizität von § 38 vorliegen. Mehrere potentielle, einander ergänzende Funktionen sind denkbar. Nachdem § 36 die Wirkungen der Doryphorie des Jupiter bezüglich der Sonne erklärt hat, soll § 38 vielleicht die Wirkungen der zwei noch übrigen Speerträger der Sonne, Saturn und Merkur, nachtragen. 1988 Das wäre umso plausibler, als der dazwischenliegende Paragraph 37 trotz seines Umfangs eigentlich nur eine quantitative Präzisierung zu der astrologischen Aussage in § 36 bildet und die Thematisierung der Doryphorie in § 37 andauert. Der Paragraph 38 ist freilich nur dann sinnvoll, wenn er irgendetwas Neues gegenüber § 30 bietet. Und tatsächlich ist er in zweierlei Hinsicht verschieden von dem dort bereits Gesagten. Zum einen enthält § 38 am Ende eine neue Aussage, die bezüglich Gutwilligkeit und List. Zum anderen hat sich hier die Perspektive geändert, da es in § 30 um die Erklärung einer bestimmten biographisch tradierten Charaktereigenschaft des untersuchten Individuums (Hadrian) ging, hier in § 38 hingegen, wie es scheint, um die Frage, welche Wirkungen Saturn und Merkur als Speerträger der Sonne ausüben, und zwar im Sinne von Ep.4 (gegen P) ohne Bezug auf ein konkretes Individuum (mehr dazu im nächsten Absatz). § 38 würde also, wenn dem so ist, sowohl an § 36 als auch an § 37 anknüpfen: an § 36 indirekt (über § 37 hinweg) bezüglich der Speerträgerschaft im Dienste der Sonne, an § 36 direkt bezüglich der dort eingeleiteten didaktischen Verallgemeinerung (). Es ist daher gut möglich, dass die Aussage zu Gutwilligkeit und List nicht durch eine entsprechende Angabe der dem Antigonos vorliegenden biographischen Quelle(n) motiviert ist, sondern durch das astrologische Lehrgebäude, welches unter den gegebenen Umständen tatsächlich negative Charakteristika wie List und Verschlagenheit erlaubt (s. die Zitate unten S. 831), dass es sich also letztlich um eine der vielen didaktischen Digressionen des Antigonos handelt.1989 Diese Annahme steht im Einklang mit der oben begründeten Vermutung, dass Antigonos sein Wissen über das 1988 Ich nehme hiermit eine Anregung von Schmidt 2009, 355148, auf, der zwar nicht Jupiter erwähnt, aber als Grund für die nunmehr dritte Erwähnung der “co-presence of Herms and Kronos” vermutet: “We may speculate that it is not being exploited now because of its position in the 12th or because Kronos is in its own domicile, but only insofar as these two planets are spear-bearers of Hlios, which itself signifies the soul.” 1989 S.o. S. 53 mit Anm. 266 u. 267.

Gesamtbesprechung

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Leben Hadrians aus dessen Autobiographie geschöpft hat.1990 Wenig plausibel erscheint die alternative Annahme, dass § 38 ein letztes Charakteristikum des konkreten, anonym vorgestellten Kaisers mitteilen solle. Das würde denselben nicht unerheblich diskreditieren und schlecht zu seiner ansonsten durchweg positiven und kohärenten Charakterisierung passen. Denn die hiesige Formulierung erinnert eher an den  (Hom. Od. 18,51 = 21,274), der auf Vernichtung derer sinnt, die seine Stellung usurpieren, als an ein Kaiserlob im Sinne des Menander Rhetor auf einen, der sich historisch als Wohltäter der Menschheit gerierte.1991 Freilich fehlte es wohl nicht an hadriankritischen oder sogar hadrianfeindlichen Quellen, denen Antigonos hier ausnahmsweise gefolgt sein könnte. Man vergleiche späte Reflexe solcher negativen Hadrianbilder wie z.B. in Hist. Aug. Hadr. 23,8 multis aliis interfectis vel aperte vel per insidias.1992 Wahrscheinlicher ist eine solche Anleihe jedoch nicht. Man beachte, dass selbst dann, wenn hier eine solche Anleihe vorläge, dies nicht automatisch gegen den durch Ep.4 überlieferten verallgemeinernden Plural spräche, denn dieser würde es dem Antigonos erlauben, eine negative Aussage über einen noch nicht lange verstorbenen und in Rom zum divus erhobenen Kaiser, dessen Identität seine Leser trotz der anonymen Formulierung erkennen könnten, abzumildern und durch diese Kautel die Erregung von Anstoß zu vermeiden. Zuletzt sei noch eine weitere, bisher nicht erwähnte potentielle Funktion von § 38 erwähnt. Diese ist kompositorischer Art: Vielleicht will Antigonos am Ende seiner Untersuchung der seelischen und speziell kaiserlichen Qualitäten des Nativen durch die wörtliche Wiederholung einer zu Beginn dieser Untersuchung benutzten Formulierung der gesamten Textpassage (§§ 30–38) Geschlossenheit verleihen, ehe er sich dem nächsten großen Themenkreis zuwendet (§§ 39–48: Familie).  : sc.  (vel ; s.o. S. 691).

1990

S.o. S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). S.o. Anm. 1964. 1992 Siehe ferner Hist. Aug. Hadr. 14,11 simulator dissimulator ... et semper in omnibus uarius. Ps.-Aur. Vict. epit. 14,6 varius multiplex multiformis; … continentiam facilitatem clementiam simulans contraque dissimulans ardorem gloriae, quo flagrabat. Zu den profunden Gegensätzen im Wesen Hadrians, die dazu führten, dass er trotz seiner segensreichen Regierung nicht geliebt, sondern im Allgemeinen eher gefürchtet wurde, siehe von Rohden 1893, 520. 1991

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Antig. Nic. F1 § 38

    : wort- und sinngleich mit § 27      , s. den Komm. z.St. (Punkt 3).    : sinngleich mit § 30   , s. den Komm. z.St.  – : Die pluralischen Formen (Ep.4) sind den singularischen (P) vorzuziehen, da das präsentische Tempus und das Fehlen von  zeigen, dass es sich ebenso wie im vorigen Satz um eine allgemeingültige Aussage handelt. Dafür spricht auch der Umstand, dass § 38, wenn man P folgte, der einzige Fall im ganzen Hadrianhoroskop wäre, wo Antigonos ein zuvor unerwähntes Charakteristikum des Nativen in einer so strukturierten Formulierung mitteilt, d.h. in einem Satz, der zuerst die astronomischen Daten erwähnt und dann eine daraus resultierende Wirkung auf den Nativen. Der einzige vergleichbare Fall in den beiden folgenden Horoskopen wäre F2 §§ 58–59, aber F2 ist anders aufgebaut als F1, und vor allem ist F2 §§ 58–59 – im Gegensatz zu § 38  – im Aorist formuliert (  ).1993 Für eine allgemeingültige Formulierung an der hiesigen Stelle sprechen auch zahlreiche pluralische Parallen in §§ 32.37.40.52 F2 § 60. F5 §§ 68. 69[3x].70.73, ferner vielleicht auch der Umstand, dass hier ein Rückverweises vom Typ   (§ 37) fehlt. Klare Parallelen zur hiesigen Lesart des cod. P finden sich in den Antigonosfragmenten nicht. Dass es sich in P um eine Abweichung vom Original handelt, macht auch § 33a wahrscheinlich, wo P die durch den iterativen Bedingungssatz gerechtfertigte Lesart  Ep.4 u. Exc.1 im Singular bietet. Vielleicht trug die Formulierung      in § 30 (dort konkret über den Nativen, nicht allgemein) dazu bei, dass P (oder ein Vorgänger von P) hier den Singular wählte. Numerusfehler in P begegnen z.B. auch in Heph. 2,13,2 ( Ptol.,  P). : s.o. zu § 30 (Einleitung).    : Statt   (Ep4) bietet P  . Mit dem Wortlaut von P vgl. z.B. Arrian. hist. Ind. 20,6  , mit dem von Ep.4 z.B. Arist. cat. 5 p. 3b,15–16  . Denk1993

Syntaktisch nicht vergleichbar sind die mit   eingeleiteten Erklärungen, die keine Entsprechung in der Kurzbiographie Hadrians (§§ 23–24) haben; dazu s.o. S. 660.

Stellenkommentar

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bar ist also auch, dass die ursprüngliche Formulierung wie an der zitierten Aristotelesstelle    lautete; dann wäre das des cod. Pals Transposition zu erklären. Wenngleich der Sinn der Lesarten in P und Ep.4 annähernd gleich ist, spricht für die Epitome zum einen, dass in diesem Satz auch deren pluralische Formulierung vorzuziehen ist, und zum anderen, dass das  (P) hier als störend empfunden werden könnte, da es die Worte   eher als ein unabhängiges Element an die vorausgehenden Begriffe   anreiht, während der Sinn doch vielmehr ein ‘zwar ... aber’ zu implizieren scheint: ‘... machen (Native zwar generell, wie schon in § 30 mit Bezug auf Hadrian angedeutet) klug (und) kultiviert, (dabei aber) keineswegs auf Gutes bedacht, sondern listig.’ Zu mehreren eindeutigen Fällen von abundantem  in P s.o. zu § 21 .1994 Die Partikel  (Ep.4) begegnet in unseren Fragmenten noch ein weiteres Mal (§ 40). Die astrologische Prognose  ergibt sich aus der Natur der Planetengötter Merkur und Saturn und ihrer Position im 12. Ort (s.o. zu § 35    – ). Sie ist negativ gemeint. Vgl. Paul. Alex. 24 p. 72,12–14, wonach Merkur im 12. Ort verschiedene Arten von Übeltätern hervorbringt:               (!)    1995 Siehe auch Firm. math. 3,9,6, der speziell auf das Zusammenwirken von Merkur und Saturn im 12. Ort von Nachtgeburten (wie hier der Fall) eingeht: Per noctem vero in VI. et in XII. geniturae loco Saturnus et Mercurius constituti falsarum litterarum auctores, sceleratos malitiosos malivolos veneficos facient, sed qui semper maximis malis et maximis necessitatibus implicentur. Nach Val. 1,3,46 sind obendrein die Merkurgrade im Steinbock (0°–7° ), in denen Saturn bei der Geburt Hadrians stand (§ 22: 5° ), . Die negative Bedeutung der für treffend erachteten und pointiert ans Ende gesetzten Prognose  wird durch die gleichzeitige Zurückweisung von  unterstrichen und zugleich in ihrer moralischethischen Dimension (die hier erstmals in F1 anklingt) verdeutlicht. Dies ist der früheste Beleg für das Adjektiv . Den chronologisch 1994

Hier könnte  auch ursprünglich  undverbunden haben. Dagegen spricht jedoch Ep.4, wo ebenfalls fehlt. 1995 Dazu Pérez Jiménez 1999b, 113f.: “Hermes y su planeta representen de igual modo los perfiles negativos de la comunicación, como astutos y engañosos” (mit Verweis auf zahlreiche weitere astrologische Belege). Nichtastrologische Merkurepitheta wie  , callidus etc. sammelt Scherer 1884–1890, 2371.

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Antig. Nic. F1 § 38

nächsten bietet erst Papst Agathon im 7. Jh. Das Substantiv  ist erstmals im frühen 5. Jh. bei Neilos von Ankyra belegt.1996 Unter den übrigen ca. drei Dutzend Belegen für   und , die Lampe und der TLG online kennen, verdient eine wahrscheinlich aus der Vita Isidori des Damaskios (5./6. Jh.) stammende Begriffsdefinition Erwähnung, die die Suda s.v.  überliefert.1997 Das Adjektiv  ist erneut in den Akten des dritten Konzils von Konstantinopel 680–681 n.Chr. belegt (2x), das Adverb  erstmals in der Vita Theophanis Confessoris (10. Jh.). Die übrigen Belege stammen fast alle von byzantinischen Autoren des 11. bis 14. Jh. wie Anna Komnena, Theophylakt, Zonaras, Tzetzes und Georg Pachymeres. Ein einziger Beleg ist nicht datierbar; er stammt aus dem astrologischen Traktat De mansionibus Lunae (CCAG IX 1, 1951, p. 145,21 ). Die Belege für die jeweiligen Antonyme und  beginnen in patristischen Texten des 4. Jh. n.Chr. und sind sogleich zahlreicher. Das Adjektiv  ist erstmals in einem Brief Kaiser Konstantins (†337) bei Athanasios (†373) als Attribut gewisser Häretiker belegt; Athanasios selbst gebraucht es in der Vita Antonii als Attribut des Teufels. 1998 Das Substantiv  bietet erstmals Eustathios von Antiochia (gest. vor 337).1999 Erneut treten nicht datierbare astrologische Texte hinzu, zum einen wieder De mansionibus Lunae (pp. 143,3. 147,25. 149,1. 150,7. 151,30. 152,25. 153,31. 156,3: stets  ), zum anderen ein sehr spätes Zodiologion (CCAG X, 1924, p. 222,24). Insgesamt ergibt sich somit ein Intervall von ca. 150 Jahren nach Antigonos, bis die Belege für die untersuchte Wortfamilie wieder einsetzen. Die Quellen dieser spätantiken Belege (christliche Literatur und anspruchslose astrologische Texte) lassen es als durchaus möglich erscheinen, dass  bereits im 2. Jh. n.Chr. Element der Volkssprache war und von einem astrologischen Autor aufgegriffen wurde. Es gibt so1996

Agath. papa (ob. 681) epist. 1 ad aug. imp., MPL 87, 1166B. Nil. Ancyr. (ob. c. 430) epist. 1,298, MPG 79, 192B. Cf. Lampe s.vv.  . 1997 Suda s.v. ,  116, p. I 15,19–20 Adler:                     (= Damasc. frg. 20, “sed forte Polyb.” Adler, denn zuvor wird s.v.   114, explizit nach Damaskios zitiert, danach s.v.   117, aus Polyb. 12,15,2–7). – Cf. CGL II 215,34: “ benivolus”. 1998 Vgl. Lampe s.v. . 1999 Vgl. Lampe s.v. .

Stellenkommentar

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mit keine ausreichenden sprachhistorischen Gründe, die Echtheit des frühen Belegs bei Antigonos zu bezweifeln. Unser Autor erweist sich hier, wie auch in anderen Fällen, als früher Zeuge lexikalischer Neubildungen und (vgl. § 37 ) semantischer Innovationen.

§§ 39–48 Es folgt das Thema ‘Familie’, gegliedert in fünf Teilbereiche: Ehe (§§ 39–40), Geschwister (§§ 41–45), Kinder (§ 46), Familienkonflikte (§ 47), Adoption (§ 48). Davon gehören die ersten drei zu den insgesamt vier traditionellen Teilbereichen des Themas ‘Familie’ in der antiken Astrologie. Es fehlen die Eltern. Diesen Gegenstand thematisieren Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,60,17 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 104,20–21). Ptol. apotel. 3,5. Val. 2,31–34. Antioch. epit. 3,97–98 (ex thes., = Rhet. 5,97–98), CCAG VIII 4 (1921), pp. 218,9–220,10. Antioch. epit. 3a,78–83 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 110,13–20 (= Rhet. 6,61,100–105). Heph. 2,4. Hor. gr. 905.IX.3 (Const. VII Porph.) cap. 1 p. 222 Pingree 1973a.2000 Antigonos erwähnt die Eltern eines Nativen einmal (ganz knapp) im Falle des Pedanius Fuscus (F3 § 65); um sie geht es außerdem in F8. Die in F8 skizzierte Lehre lässt es – bei aller obligaten Zurückhaltung des Urteils – als möglich erscheinen, dass Antigonos die Eltern Hadrians deshalb nicht besprach, weil keine der beiden pränatalen Syzygien (, )2001 in ein von Jupiter (, ), Mars (, ) oder der Sonne () regiertes Tierkreiszeichen fiel.2002 Auffällig ist die Trennung von Ehe (§§ 39–40) und Kindern (§ 46). Diese Themen folgen üblicherweise direkt aufeinander. Das von Antigonos dazwischen eingeschobene Thema ‘Geschwister’ wird von anderen in der Regel im Anschluss an das hier fehlende Thema ‘Eltern’ behandelt. Vgl. die Kapitelfolge bei Ptolemaios: Eltern (3,5), Geschwister (3,6), Ehe (4,5), Kinder (4,6); analog dazu Hephaistion: Eltern (2,4–5), Geschwister (2,6), Ehe (2,21), Kinder (2,22); etwas anders Valens: Eltern (2,31–34), Ehe (2,38), Kinder (2,39), Geschwister (2,40). Anscheinend bietet Antigonos, der hier keine systematische Darstellung beabsichtigt, sondern ei2000

Siehe weitere von Hübner 1998a, 180, zu Ptol. apotel. 3,5 genannten Similien sowie auch Bouché-Leclercq 1899, 648, s.v. ‘Parents’. 2001 S.u. S. 1371 bei Anm. 3620 u. 3621. 2002 Denkbar ist auch, dass dem Antigonos die Schicksale der Eltern Hadrians nicht glänzend genug erschienen, um Erwähnung zu finden.

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Antig. Nic. F1 §§ 39–48

nen konkreten Fall untersucht, die Erklärung der Geschwisterzahl vor der der Kinderlosigkeit, weil die Ursache der Geschwisterzahl ebenso wie im davor besprochenen Punkt (§§ 39–40 zur Ehe) beim Mond liegt (s. § 41   ). Danach wendet er sich dem Wirken des anderen Luminars, der Sonne, zu (§ 46). An letzter Stelle folgen zwei Erklärungen zum Wirken der fünf echten Planeten (§§ 47–48), die untereinander auch dadurch verknüpft sind, dass sie beide auf den genealogischen Verhältnissen der Planetengötter basieren. Was den Umfang der einzelnen Besprechungen betrifft, weicht Antigonos im Hadrianhoroskop stark von den systematischen Darstellungen anderer Autoren ab. Ptolemaios etwa behandelt in den genannten Kapiteln (3,5–6. 4,5–6) am ausführlichsten Ehe und andere Partnerschaften (158 Teubnerzeilen bei Hübner 1998a), gefolgt von den Themen ‘Eltern’ (118 Z.), ‘Kinder’ (49 Z.) und ‘Geschwister’ (39 Z.). Dieselbe Gewichtung findet sich bei Valens (2,31–34.38–40, ed. Pingree 1986): Ehe und andere Partnerschaften (242 Z.), Eltern (153 Z.), Kinder (26 Z.), Geschwister (16 Z.). Antigonos hingegen bespricht die Familienbande Hadrians in folgendem Umfang (Zeilenangaben beziehen sich auf die hiesige Edition): Geschwister (42 Z.), Ehe (26 Z.), Kinder (5 Z.), Familienkonflikte (3 Z.), Adoption (3 Z.); die Eltern fehlen. Er behandelt also das Thema, das Ptolemaios, Valens und andere am knappsten erläutern, am ausführlichsten. Der Grund ist wahrscheinlich, dass sich die Konstellation des Hadrianhoroskops besonders gut zur Illustrierung der traditionellen astrologischen Lehren zur Geschwisterzahl eignet,2003 und nicht etwa, wie Martin mit unangemessener Gewissheit urteilt, um die historische Rolle der Domitia Paulina, speziell als Großmutter des Pedanius Fuscus (F3), zu unterstreichen.2004 Ebenso unhaltbar ist die Überzeugung Martins, Antigonos reagiere mit seinen verhältnismäßig umfangreichen Aussagen zur Ehe Hadrians auf eine unter den Zeitgenossen verbreitete Frage, warum der Kaiser seine unfruchtbare Frau Sabina nicht verstoßen und an ihrer Stelle eine andere gewählt habe, die ihm einen Sohn und Nachfolger schenken könne.2005 Dagegen spricht zum einen, dass das Thema ‘Ehe’, das im Hadrianhoroskop umfangmäßig ja nur die zweite Stelle einnimmt, bei zeitgenössischen Astrologen, wie gezeigt, sogar das am ausführlichsten traktierte ist. Zum anderen erlaubt die Konstellation Hadrians, auf 2003

Mehr dazu im Kommentar zu § 44 . Martin 1982, 297: “ces longs commentaires sont évidemment [! s.o. Anm. 294] chargés de mettre en valeur le rôle joué par la sœur d’Hadrien” (etc.). 2005 Martin 1982, 297: “cette insistance ne doit pas être negligée: elle répond certainement [! s.o. Anm. 294] à une question que beaucoup de personnes s’étaient posée [...]”. 2004

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die Eheprognostik von ‘Nechepsos und Petosiris’ zu rekurrieren (s.u. zu §§ 39–40). Außerdem ist daran zu erinnern, dass wir es formal mit einem anonymen Beispielhoroskop zu tun haben, in dem von keiner der historischen Personen namentlich die Rede ist und das auch keine expliziten Bezüge zu den beiden folgenden Horoskopen (F2–F3), mit denen Martin argumentiert, herstellt.2006 Insgesamt beschränkt sich Antigonos in §§ 39–48 zum Nachweis der astrologischen Kausalität auf die Eigenschaften der Tierkreiszeichen sowie die Aspekte der Planeten und ihre relativen Positionen zu den Kentra. Keine Erwähnung finden der 3., 4., 5. und 7. Ort der Dodekatropos, die den vier traditionellen Teilbereichen des Themas ‘Familie’ gewidmet sind und wahrscheinlich schon von ‘Petosiris’ benutzt wurden:2007 MC



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Diagr. 16: Traditionelle Familienprognostik aus den Orten der Dodekatropos am Beispiel von F1 (von Antigonos nicht benutzt)

2006

Mehr zur Frage des inneren Zusammenhangs der drei Horoskope bei Heilen 2005a. Das lässt z.B. die Erwähnung des dritten Ortes bei Val. 2,40,4 vermuten (     .). Mehr zur Herkunft dieser Stelle unten S. 853 im Komm. zu § 43 – .

2007

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Antig. Nic. F1 §§ 39–48

Antigonos’ Verzicht auf die Erwähnung der Dodekatropos in §§ 39–48 wird zumindest teilweise daran liegen, dass bei Hadrian keiner der Planeten in einem dieser vier Orte steht.2008 Ebensowenig nutzt Antigonos in §§ 39–48 das System der Lose ()2009 oder die besonders von Dorotheos geschätzten Trigonokratoren. In allen drei Punkten ähnelt dieser Verzicht der Methode des Ptolemaios.

§§ 39–40 Die Untersuchung der Familienbande beginnt mit dem Thema ‘Ehe’. Vgl. dazu Dor. arab. 2,1–7 (= Dor. frg. 39a u. 40a-b St.). 5,16 (~ Heph. 3,9,1– 29 = Dor. frg. 86a St.). Ps.-Maneth. 1[5],18–33.42–49. 2[1],177–190. 426–430. 3[2],147–157. 6[3],113–223. Val. 2,38. Firm. math. 6,32,27– 32. 7,12–14.16–19. Paul. Alex. 23 p. 52,24–53,5. Max. ap. Anon. epist. in Anecd. Oxon. III p. 185,32–186,31. Lib. Herm. 17–18. Hor. gr. 905.IX.3 (Const. VII Porph.) cap. 13 p. 227 Pingree 1973a. Bouché-Leclercq 1899, 447–449. Antigonos setzt in § 39 zur Erklärung zweier Dinge an: (a) Ehe mit einer Frau, (b) Ehe mit einer jungen Frau. Davon wird nur (a) wirklich begründet (§§ 39–40), und zwar durch eine Lehre, die der des Ptolemaios (apotel. 4,5) sehr ähnlich ist. Wahrscheinlich greifen beide voneinander unabhängig auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück. Zwar bietet Riess 1891–1893 keine Fragmente dieser Archegeten der griechischen Astrologie zum Thema ‘Ehe’, doch schon Kroll 1901, 5692, erkannte, dass ihre Eheprognostik wahrscheinlich noch in Ptol. apotel. 4,5 (  ) greifbar ist, da das folgende Kapitel Ptol. apotel. 4,6 ( ) nach dem Zeugnis von Heph. 2,22,8 auf Petosiris zurückgeht (ich zähle es daher als Nech. et Pet. frg. +4). Im Falle des Antigonos ist an das Zeugnis von Heph. 2,18,21 und 2,18,53 zu erinnern, wonach das Hadrianhoroskop insgesamt auf den Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’ basiert. Dass Antigonos und Ptolemaios hier im Wesentlichen dasselbe lehren, ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, wird aber deutlich, wenn man aus der systematischen Besprechung des Ptolemaios, die auf alle denkbaren Verbindungen von Männern und Frauen eingeht, die Teile her2008

Dass Antigonos die Dodekatropos nicht grundsätzlich ablehnt, zeigen seine zahlreichen Rekurse auf dieselbe (s.o. S. 699, Tab. 14). 2009 Doch s. F3 § 63 zum Glückslos () des Pedanius Fuscus.

Gesamtbesprechung

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vorhebt, die für den konkreten Fall Hadrians relevant sind und daher auch bei Antigonos Erwähnung finden. Unter den sieben antiken Planetengöttern gelten den Astrologen nur zwei als weiblich, Venus und der Mond. Von diesen beiden symbolisiert Venus die erotisch und sexuell anziehende Frau. Kein Wunder also, dass Venus in der Eheprognostik für Männer bei vielen Autoren eine dominante Rolle spielt; vgl. z.B. Val. 2,38,57               und Firm. math. 6,32,32 meminisse autem debes quod generaliter uxorem Venus, maritum Mars semper ostendit. Dass schon ‘Nechepsos und Petosiris’ der Venus eine wichtige Rolle in der Eheprognostik für Männer einräumten, zeigt die Dorotheosparaphrase bei Heph. 2,21,26–37 (= Dor. frg. 39a u. 40a St.), in der explizit ‘Nechepsos’ als Quelle des Dorotheos genannt wird (Heph. 2,21,26 = Nech. et Pet. frg. +22). Aber auch dem Mond als dem zweiten der beiden weiblichen Planetengötter scheint die astrologische Eheprognostik für Männer traditionell eine Rolle zugewiesen zu haben, jedenfalls dann, wenn zwischen verschiedenen Formen der Partnerschaft von Mann und Frau differenziert werden sollte. Das erste ausdrückliche Zeugnis bietet Ptolemaios. Er unterscheidet die gesetzlich institutionalisierte Ehe (apotel. 4,5,1:       ), in der der Mond die Frau symbolisiere, von allen anderen Formen heterosexueller Partnerschaft inklusive Ehebruch, Inszest etc. (4,5,9:         ), in denen Venus die Frau symbolisiere.2010 Diese Differenzierung impliziert auch die Argumentation des Antigonos, wie § 39       zeigt: Da es im Falle Hadrians nicht um irgendeine Liebschaft, sondern um eine vor dem Gesetz vollgültige Ehe geht, spielt der Mond in der astrologischen Kausalität die erste Rolle. Von den 20 Paragraphen des Kapitels Ptol. apotel. 4,5 sind für uns also nur diejenigen relevant, in denen es um Ehen von Männern geht, d.h. die ersten drei (apotel. 4,5,1–3). Mit ihnen ist die von Antigonos in § 40 formulierte allgemeine Regel zu vergleichen (        ), die unser Autor freilich nicht im absoluten Sinne als für alle Nativitäten gültig versteht, sondern nur als allge2010

Bei der Untersuchung weiblicher Nativitäten symbolisiert entsprechend die Sonne den legitimen Ehemann (apotel. 4,5,4), Mars, Jupiter und Saturn die verschiedenen Typen nichtehelicher sexueller Partner (apotel. 4,5,18–20). Siehe auch Bouché-Leclercq 1899, 449f.

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Antig. Nic. F1 §§ 39–40

meingültig für alle mit Hadrian vergleichbaren Fälle, d.h. für alle Ehen von männlichen Nativen. Dass es ausschließlich um Ehen und keine anderen Partnerschaften geht, zeigen die Apotelesmata in allen drei Teilen der in § 40 entworfenen Kasuistik:            Dem § 40 entsprechen zwei Sätze des Ptolemaios in apotel. 4,5,1–2:                                                                 Die Reihenfolge, in der die beiden Autoren die möglichen Fälle besprechen, ist – bedingt durch den Kontext – verschieden, und Antigonos übergeht den Extremfall lebenslanger Ehelosigkeit. Ordnet man die relevanten Worte des Ptolemaios nach der von Antigonos gewählten Reihenfolge, so ergibt sich die in Tab. 20 veranschaulichte Abstufung. Dabei fällt – abgesehen von weniger wichtigen Unterschieden, bezüglich derer sich die beiden Versionen eher ergänzen als widersprechen (nur Ptolemaios erwähnt hier die Eigenschaften der Tierkreiszeichen, 2011 nur Antigonos die Orte der Dodekatropos) – zweierlei auf: Zum einen genügt dem Ptolemaios überall, wo Antigonos die Venus als Mitwirkerin neben dem Mond erwähnt, die Mitwirkung beliebiger Planeten (man wüsste gerne, welche Version die ältere ist: die des Antigonos? Dann hätte wohl Ptolemaios rationalisierend in die Tradition eingegriffen). Zum anderen erweist sich der von Antigonos an dritter Stelle skizzierte Sonderfall von monogamer Prägung, der zur Erklärung der Vita Hadrians nötig ist, als abgemilderte Form der von Ptolemaios zuletzt genannten Bedingungen für totale Ehelosigkeit, abgemildert insofern, als die negative Mitwirkung des Saturn entfällt und der Lauf des Mondes ‘unter den Strahlen’ der Sonne noch einmal nach Annäherung an die Konjunktion und exakter Konjunktion beziehungsweise Opposition unterschieden wird. Antigonos würde also vermutlich lehren, dass nur zum Zeitpunkt der Mondphase selbst und beim Hinzutreten des Übeltäters Saturn (was bei Hadrian beides nicht

2011

Doch s. bei Antigonos z.B. § 44       und den Kommentar zur Stelle.

Gesamtbesprechung

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gegeben ist)2012 alle Aussichten auf eine Ehe zunichte gemacht werden. Der von ihm beschriebene Sonderfall ist hinsichtlich der astronomischen Bedingungen sowohl mit den vorausgehenden Fällen als auch mit dem von Ptolemaios beschriebenen Fall der Ehelosigkeit verknüpft. Falls es sich um eine Innovation des Antigonos zu dem Zweck, das Hadrianhoroskop zu erklären, handeln sollte, ist sie gut in die Tradition eingebettet. Ehen

Ptolemaios                    

Antigonos       viele                            eine                                                                    keine             Tab. 20: Eheprognostik für männliche Native bei Antig. § 40 und Ptol. apotel. 4,5,1–3 2012

Bis zur Konjunktion fehlen 7° (vgl. jedoch die großzügige Bewertung eines ähnlichen Falls in Hor. gr. 487.IX.5; s.o. Anm. 687), und benachbarte Zeichen (hier  u. ) sind aspektlos.

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Antig. Nic. F1 §§ 39–40

Neben der bisher besprochenen und im Wesentlichen gleichen Lehre, die Antigonos, Ptolemaios und wohl auch ‘Nechepsos und Petosiris’ vertraten, gibt es durchaus abweichende Methoden. Dorotheos z.B. hat anscheinend gelehrt, der männliche Native werde insgesamt so viele Frauen ehelichen, wie Planeten auf dem Zodiakalbogen zwischen MC und Venus stehen (Dor. arab. 2,5,1). Wieder eine andere Regel referiert (missbilligend) Firm. math. 7,16. Nun zu dem anderen Punkt (b), den Antigonos sich in § 39 zu erklären anschickt: die Ehe mit einer jungen Frau. Sofern kein Textausfall nach § 40 vorliegt, scheint Antigonos diesen Punkt nach der ausführlichen Erklärung zu (a) vergessen oder für weniger wichtig gehalten zu haben. Es wäre aber wohl möglich gewesen, auch ihn in Anlehnung an ‘Nechepsos und Petosiris’ zu erklären. Ptolemaios lehrt innerhalb der soeben zitierten Passage, ein Mann werde in jungen Jahren oder mit einer jüngeren Frau die Ehe eingehen, wenn der Mond in einem der östlichen Quadranten des Horoskops stehe, in späteren Jahren oder mit einer älteren Frau, wenn der Mond in einem der westlichen Quadranten stehe.2013 Als östliche Quadranten definiert er die Tierkreiszeichen, in die Voll- und Neumond der Nativität fallen, plus die beiden jeweils folgenden.2014 Das ergibt im Falle Hadrians die folgende Vierteilung: Q1 (östl.):  ––, Q2 (westl.): ––, Q3 (östl.): ––, Q4 (westl.): ––. Hadrians Geburtsmond steht in einem östlichen Quadranten, was wohl zur Erklärung von § 39  ausgereicht hätte. Soviel zu (a) und (b). Die vielen anderen in der antiken Astrologie mit dem Thema ‘Ehe’ verbundenen Details 2015 wie z.B. die Dauer und Qualität der Verbindung, die materiellen Vor- und Nachteile (Mitgift etc.) sowie die Prognose des zuerst versterbenden Partners werden im Folgenden außer Acht gelassen, da auch Antigonos sie weder hier (F1) noch in den übrigen Fragmenten erwähnt.

2013

Ptol. apotel. 4,5,1 (s.o. vor der synoptischen Tabelle Nr. 20). Ptol. apotel. 4,5,6:                  2015 Mehr dazu in der eingangs (S. 836) zitierten antiken Literatur. 2014

Stellenkommentar

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§ 39   : bezieht sich nicht auf die vorausgehenden Adjektive (§ 38 a.E.), sondern auf die in § 22 exponierten astronomischen Daten. Vgl. § 23   § 48   § 52   F3 § 65  § 66b   : s.o. die Gesamtbesprechung von §§ 39–40 (a.E.).     : da es um eine Ehe geht, nicht um irgendeine Liebschaft (s.o., Gesamtbesprechung von §§ 39–40). Das Wort  fehlt in Ep.4; zum umgekehrten Fall siehe F2 § 54 u. F3 § 63. An allen drei Stellen ist der Sinn ‘in diesem Fall’ (vgl. Ptol. apotel. 1,2,17.20. 2,11,2. 3,5,11. 3,6,1.4. 3,9,3[2x]. 3,13,1), oder konkret: ‘in der vorliegenden Nativität’, so wie § 32     und §§ 40 u. 50    . Parallelen in anderen griechischen Horoskopen gibt es m.W. nicht.      : Das participium coniunctum hat keine kausale Nebenbedeutung, sondern entspricht einem Relativsatz und bereitet den § 40 a.E. konstruierten Sonderfall vor, in dem es durch  wiederaufgegriffen wird. Zur Verbindung beider Ausdrücke vgl. das im nächsten Absatz folgende Zitat von Porph. isag. 2 p. 193,6–7. Befindet sich ein Planet innerhalb seiner Unsichtbarkeitsphase nahe der Sonne, so steht er ‘unter deren Strahlen’. 2016 Das gilt in fast jeder Hinsicht als negativ, weil es ein Verblassen und Verbranntwerden impliziert. Zum Ausdruck     gibt es m.W. nur eine einzige Parallele bei Porph. isag. 2 p. 193,6–7             , doch vgl.         u.ä. bei Dor. pp. 342,14. 393,6.9. 406,31. 408,18. 414,15. 416,4. Ptol. apotel. 2,7,4. 3,11,15. 4,5,1.19. Val. 2,9,4. 2,9,5. 2,15,9. 2,32,6. 2016

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 112. Derselbe nennt (ebd. 3053) eine Distanz von max. 15°, was dem durchschnittlichen Orbis der  entspricht (s.o. zu § 26  – ). Einen expliziten Beleg für diese Gradzahl in Verbindung mit der Vorstellung des ‘Unter den Strahlen’-Seins bietet Olymp. 9 p. 12,15–23 (zitiert und kommentiert bei Denningmann 2005, 448f., Text 130).

842

Antig. Nic. F1 § 39

2,38,34. 2,38,39.50. 3,1,27. Antioch. epit. 1,14 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,35. Porph. isag. 25 p. 203,19. 45 p. 219,12 und öfter.2017 Der Ausdruck     bezeichnet hier (§ 39), wie der geringe Winkelabstand zur Sonne (7°) und die Mehrzahl der zitierten Parallelen beweisen, das ‘wo’, nicht das ‘wohin’ der Mondbewegung.2018 Vgl. F2 § 56  [i.e.  ]   (ubi pl.). Zur Identität von    und  vgl. Antioch. epit. 3a,45 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 108,1–2 (= Rhet. 6,61,61):       [Rhet.: ]   . Beide Ausdrücke sind ferner sinngleich mit   (vgl. F2 § 54) und mit dem Adjektiv . Planeten, die sich sogar in exakter (gradgenauer) Konjunktion mit der Sonne befinden, bezeichnen die Astrologen spätestens seit Antiochos von Athen als ‘im Herzen der Sonne’ stehend; der Terminus geht aber anscheinend nicht auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück.2019   Im vorliegenden Fall eilt der Mond ‘unter den Strahlen der Sonne’ in schneller Bewegung auf die Sonne selbst zu (exakte Konjunktion: ca. 14 Stunden später) und hat die Grenze der Unsichtbarkeit (15°, s.o. Anm. 2016) bereits am Abend des Vortages passiert. Inwiefern er damit Monogamie verursacht, erklärt Antigonos am Ende der nun folgenden Kasuistik (§ 40). Mit seiner Begründung vgl. speziell Ptol. apotel. 4,5,1       [sc. ]      2020  und Val. 2,38,34     .

2017 Nur ein einziges Mal belegt ist in diesem Sinn (sehr spät)  + gen. bei ‘Palch.’ cap. 120, CCAG VIII 1 (1929), p. 250,21–22: [var. l.  ] . Vgl. ferner dichterisch Ps.-Maneth. 4,153f. | . 2018 Ungewiss ist leider der exakte Sinn der zitierten Stelle Porph. isag. 2 p. 193,6–7. 2019 Vgl. Antioch. epit. 3a,2 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 105,14–18 (= Rhet. 6,61,7): [...]    [i.e. ]             Zu dem Terminus  vgl. auch Burnett – Pingree 1997, 127, mit Verweis auf Rhet. 5,1,11. Dem griechischen  entspricht arabisch cazimi. 2020 Diese zweite der beiden negativ konnotierten Bedingungen ist im Falle Hadrians nicht erfüllt.

Stellenkommentar

843

§ 40 In der Eheprognostik für männliche Native unterscheidet Antigonos zur Ermittlung von Polygamie (im Sinne mehrerer aufeinanderfolgender Ehen) und Monogamie drei Fälle, in denen es jeweils auf das Verhältnis des Mondes zur Venus ankommt.2021 Im Horoskop einer Frau wäre umgekehrt die Sonne Symbol des oder der Ehemänner und eine ähnliche mehrteilige Prognostik erforderlich.2022 Hier in § 40 ist der komplex formulierte, auf nicht weniger als vier Bedingungen basierende dritte Fall für die Erklärung entscheidend. Wir haben es also mit einem Sonderfall zu tun, ähnlich wie bereits (in weniger auffälliger Form) in § 32. Eine weitere tripartite Kasuistik begegnet in F5 §§ 68–73, die aber insofern anders aufgebaut ist, als sie das gesamte Spektrum der Möglichkeiten abdeckt (glanzvolle Geburten – ein gewisser Glanz – völlig unbedeutende Geburten). Im Vergleich damit fehlt hier der letzte Teil (§ 40: Typ 1–2– 2a, F5 §§ 68–73: Typ 1–2–3).2023       : leitet nicht eine allgemeingültige Regel für alle Nativitäten ein, sondern eine für alle Ehen von männlichen Nativen (s.o. die Gesamtbesprechung von §§ 39–40).  Mit  vgl. § 43   . In beiden Fällen weicht Ep.4 ab (    bzw.     ). Der Imperativ  ist seit dem 3. Jh. v. Chr. belegt und findet in didaktischem Kontext reichlich Verwendung, vor allem bei Archimedes, Heron, Ptolemaios, Valens, Pappos, Theon und Proklos. Vor dem 3. Jh. v.Chr. vgl. als singulären Beleg das Kompositum  bei Plat. leg. 854e5. Mit dem generalisierenden  vgl. z.B. Val. 3,7,13 (= Nech. et Pet. frg. 18,39–40)    .     : Gemeint sind der 1., 4., 7. oder 10. Ort der Dodekatropos () bzw. der 2., 5., 8. oder 11. Ort (); s.o. zu § 26   . Für Antigonos sind die zwölf Orte mit ganzen Tierkreiszeichen identisch (s.o. zu 2021

Mehr dazu in der Gesamtbesprechung von §§ 39–40. Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 447. 2023 Siehe die Synopse oben S. 839 (Tab. 20). Darin entspricht die Distinktion des Ptolemaios (apotel. 4,5,1–2) dem Typ 1–2–3. 2022

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Antig. Nic. F1 § 40

§ 26 , bes. S. 691). Die Lesart   (Ep.4) wird hier  (P) vorgezogen, da an der einzigen vergleichbaren Stelle unserer Fragmente (§ 43        ) beide Zeugen   bieten und an beiden Stellen eine konzedierende Nuance vorzuliegen scheint (s.o. S. 797). : so P (),  Ep.4. Vgl. F3 § 66a (die einzige mögliche Vergleichsstelle der Antigonosfragmente), wo P und Ep.4 übereinstimmend  bieten. 2024 Vielleicht überliefert die Epitome also an beiden Stellen das Richtige. Der Usus anderer Astrologen bietet keine Entscheidungshilfe: Während Valens und Paulos Alexandrinos eindeutig die Kurzformen des Perfekts auf bevorzugen, verwendet Ptolemaios ebenso regelmäßig die auf gebildeten Formen.2025 Für das Verb , das noch zweimal in § 43 begegnet, gibt es in der übrigen griechischen Literatur keine Belege. Geläufiger ist , das (in astrologicis) bei Nech. et Pet. frg. 21,25 Val. 7,6,6). Ptol. apotel. 3,13,12.17. Val. 5,2,20. 7,6,227 und weiteren Autoren belegt ist. Das Partizip Perfekt (des Simplex) begegnet schon bei Nech. et Pet. frg. 21,77 (= Val. 7,6,17)      Riess; n.b.: Val. 7,6,10–20 ist nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat). Zu demselben Fragment ist wohl auch noch Val. 7,6,229  (sc. ) zu rechnen.2026 Etwa sinngleich mit  ist  (einziger astrologischer Beleg: Val. 2,9,7) und vor allem die in astrologischen Texten ungleich häufiger belegten Verben  (s. § 40 a.E.    ) und  (s. § 40 ).2027 In allen vier Fällen ist die körperliche Anwesenheit im selben Tierkreiszeichen gemeint, im Gegensatz zur Präsenz durch Aspektwurf. Das zeigt auch der hiesige Zusatz    . Vgl. wenige Zeilen später  .  2024

Stattdessen druckt Pingree 1973–1974, p. I 165,20, ohne erkennbaren Grund die in der griechischen Literatur nicht belegte Form . 2025 Bei den übrigen Astrologen reichen die Belege nicht für repräsentative Aussagen. 2026 Siehe ferner die finite Form  bei Val. 7,6,212 = Nech. et Pet. frg. 21,259 (Rekonstruktionsversuch der von Usener erkannten Originaliamben durch Riess 1891– 1893, 374). Vgl. Heilen 2011, 80. 2027 Vgl. z.B. den Valens-Index von Pingree 1986, 557–559, s. vv. ,  und

Stellenkommentar

845

: s.o. zu § [22add.]     : Das in P fehlende  ist aus Ep.4 als Gegensatz zum folgenden  zu ergänzen. Umgekehrt fehlt in Ep.4 das Präfix von . In den Antigonosfragmenten finden sich keine Parallelen für das Kompositum  (zu dessen technischer Bedeutung s.o. zu § 31 ), doch vgl. im Ehekapitel des Ptolemaios   (Ptol. apotel. 4,5,3 = Heph. 2,21,7), ferner auch Ptol. apotel. 4,2,3 (= Heph. 2,17,5). Heph. 2,30,7 (= epit. 4,38,7). Heph. 2,33,7 (= epit. 4,41,7). Während  hier in Ep.4 ausgefallen ist, fehlt es in § 24  in P.  : s.o. zu § 37  – : Das ambivalente  der Handschriften (P und Ep.4), von denen keine das iota subscriptum kennt, ist wohl nicht als Nominativ zu interpretieren (so Kroll u. Cumont, CCAG VI, 1903, p. 70,15, gefolgt von Pingree 1973–1974, vol. I, p. 160,25; beide Apparate ohne Vermerk), sondern als Dativ. Zuvor hatte Antigonos den Fall ins Auge gefasst, dass der Mond in seiner schnellen Bewegung durch den Tierkreis (die Sonne und die fünf Planeten wandern ja erheblich langsamer) auf Venus trifft und diese nicht allein ist; die Folge ist mehrfache Ehe. Hier nun erwägt er die Möglichkeit, dass der Mond auf die Venus allein trifft; das bewirkt . Die dritte und für Eheverbindungen ungünstigste Möglichkeit, die aber bei Hinzutreten besonderer, hier gegebener Umstände gemildert wird, bespricht Antigonos zuletzt. Mit          vgl. die entsprechende Formulierung von Ptol. apotel. 4,5,2:  .2028   : Zu zahlreichen zeitgenössischen astrologischen Belegen für  + gen. bei Ptolemaios und Valens s. Hübner 1998a, 376, u. Pingree 1986, 485 (Indices s.v. ). Siehe ferner oben zu § 31 .   : so Ep.4,    P. Zu abundantem  in P s.o. zu § 21 .

2028

Vollständig zitiert in der Gesamtbesprechung von §§ 39–40 vor Tabelle Nr. 20.

846

Antig. Nic. F1 § 40

   : Zur abweichenden Wortfolge in Ep.4 s.o. zu § 22 . Das Verb  bezeichnet die Konjunktion. : s.o. zu § [22add.]  Vgl. außerdem Torre in Orlando – Torre 1991, 304, Abb. IV, zu den verwandten termini technici      etc.        : wörtlich: zu der Phase des ‘gemeinsamen Wandelns [sc. von Mond und Sonne] oder auch des Vollmondes’. Neumond und Vollmond finden in den Antigonosfragmenten nur ein weiteres Mal gemeinsam Erwähnung in F8:    . Zum Neumond vgl. ferner F1 § 41  . F2 § 56   . ibid.   . § 61    2029 (separate Erwähnungen des Vollmondes fehlen). Da die von Antigonos formulierte Bedingung absolut genommen sinnlos ist (denn der Mond eilt immer entweder dem nächsten Neumond oder Vollmond entgegen), muss sie eine Einschränkung auf eine bestimmte Bogendistanz implizieren, vermutlich im Sinne der oben (S. 754 mit Anm. 1729) erwähnten 13°-Regel. Auf einen ähnlichen Wert (15°) führt das Mondnotat in § 39  (s. Komm. z.St.).    : Zu  und ähnlichen Termini s.o. zu § 40      : = § 50; vgl. § 32   Valens bietet viermal   , davon entfällt ein Beleg auf seine Besprechung des Nero-Horoskops (Val. 5,7,25 = Hor. gr. 37.XII.15) und drei auf die seiner eigenen Nativität Val. 1,15,13. 2,31,8. 5,6,48; = Hor. gr. 120.II.8). Vgl. weiter Val. 1,16,5 (ebenfalls = Hor. gr. 120.II.8)     Val. 4,9,2 (= Hor. gr. 103.I.10?)   (= 9,19,28 = Hor. gr. 118.XI.26). Val. 7,3,17 (Hor. gr. 114.IX.24)      Val. 3,3,39   . Vgl. auch Dor. 1,21,20 (ap. Rhet. 5,108) p. 337,6 Pingree 1976a 2029

Zu den termini technici   etc. siehe die in Anm. 2764 genannte Literatur.

Stellenkommentar

847

 , das Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), Z. 11 (Pingree 1976b, p. 144)   , sowie den späten Beleg im Horoskop des Konstantin VII. Porphyrogennetos (Hor. gr. 905.IX.3), cap. 9,2 (Pingree 1973a, p. 226): .  Tatsächlich ist im Falle Hadrians die komplizierte dritte Möglichkeit der von Antigonos gelehrten Kasuistik erfüllt, da (1) Mond und Venus in benachbarten Zeichen stehen und somit weder eine Konjunktion zwischen beiden noch ein Aspekt zwischen Jupiter (der mit dem Mond in Konjunktion steht) und Venus vorliegt, (2) nur noch wenige Stunden bis zum Neumond fehlen (nach § 22 beträgt die Distanz der Luminare nur noch 7°) und (3) Venus mit genau einem weiteren Planeten (Mars) in demselben Zeichen () steht (Distanz 10°).

§§ 41–45 Die Ausführungen zum Thema ‘Geschwister’ (§§ 41–45) sind Teil des übergeordneten Themas ‘Familie’; vgl. die Gesamtbesprechung von §§ 39–48. Antigonos bespricht ausführlich die Zahl (§§ 41–44) und knapp das Geschlecht (§ 45) der Geschwister Hadrians. Auf weitere Fragen wie etwa ihre Altersrelation, ihre Eintracht oder Zwietracht u.ä. geht er nicht ein. Astrologische Lehren zum Thema ‘Geschwister’, speziell zu deren Zahl, hatten nach Rhet. 5,104 trotz der großen prognostischen Probleme, die mit dieser Frage verbunden seien, schon die ‘Alten’ gegeben, also sehr wahrscheinlich ‘Nechepsos und Petosiris’:    ,2030 beziehungsweise:       .2031 Das Thema ‘Geschwister’ gehörte somit zum Standard-Repertoir astrologischer Lehrbücher und fand in der Folgezeit immer neue Besprechungen: vgl. Dor. arab. 1,17–21 (das griechische Original dieser Passage ist noch partiell und – bis auf einen einzigen Originalvers – indirekt fassbar durch Heph. 2,6,7–8 = Dor. frg. 30a St. und Rhet. 5,103,1–11. 5,105– 2030

Ed. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 220–221, hier: p. 221a,5–6. Nichts zu diesem Thema in der Fragmentsammlung von Riess 1891–1893. 2031 So die Version der (von Stephanus philosophus verfassten?), zum Teil verlässlicheren Epitome im CCAG II (1900), p. 189,33–34 (ed. Olivieri ex codd. Marc. 335 et Paris. 2506). Denselben Wortlaut bietet auf der Grundlage derselben Hss. Cumont (s. vorige Anm.), CCAG VIII 4 (1921), pp. 220b,18–221b,1; er liest aber  statt .

848

Antig. Nic. F1 §§ 41–45

108, cf. Lib. Herm. 30).2032 Ps.-Maneth. 6[3],307–337. Ptol. apotel. 3,6. Val. 2,40. Antioch. epit. 3a,85 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 110,22–24 (= Rhet. 6,61,107). P. Oxy. inv. 73/118a (s.o. Anm. 1513). Firm. math. 6,32,23–26. Paul. Alex. 23 p. 52,20–22. Olymp. 23 pp. 64,21–65,12. Album. myst. 3,65 CCAG XI 1 (1932), pp. 186,7–187,7. Hor. gr. 905.IX.3 (Const. VII Porph.) cap. 2 p. 222 Pingree 1973a. Aus diesem Material werden im Folgenden nur die inhaltlich relevanten Parallelen zitiert, die vorwiegend aus den Werken des Dorotheos und des Ps.Manethon stammen. Siehe auch die auf einer weniger unfangreichen Materialsammlung basierende Besprechung des Themas ‘Geschwister’ durch Bouché-Leclercq 1899, 394f.

§§ 41–44 In diesen Paragraphen geht es um die Zahl der Geschwister.

§ 41   : so Ep.4, in P fehlt . Vgl.    in § 36 (a.E.). F3 § 62. F6 § 74. Die Partikel fiel in P auch in §§ 27.30. F2 § 53 aus.            : vgl. formal (nicht inhaltlich) Paul. Alex. 36 p. 95,18– 19    (‘die Art und Weise, wie es sich mit der Hausherrnschaft verhält ...’). Die Wortbedeutung von  ist jedoch an der PaulosStelle anders als hier (s.u.).2033 : Hapax legomenon der griechischen Literatur. Fast genauso selten sind die Composita  (§ 44) und  (§ 45).

2032

Alle zitierten Stellen bietet Pingree 1976a, pp. 333–337. Mit der Paulos-Stelle vgl. Ps.-Galen. progn. decub. 1 p. 531,3–7 K.:                     

2033

Stellenkommentar

849

: hier im Sinne von ‘Anlage’, ‘Charakteristikum’, ebenso wie z.B. im P. Gen. IV 157, ii 4.9.12 (Anub. frg. 9 in der Zählung von Heilen 2010c, 187. Eine wörtliche Übersetzung des Satzanfangs wäre also: ‘Und das Charakteristikum der Eingeschwisterzahl ... ’.  : s.o. zu § 37  – : vgl. Val. 1,21,3 und besonders Steph. phil. CCAG II (1900), p. 184,8 .2034 Die   ist die (wissenschaftliche) Aufhellung der Zusammenhänge, speziell der astrologische Nachweis, wie die kosmischen Ursachen mit den irdischen Wirkungen zusammenhängen. Zu seiner Verwendung siehe viele Belege von Ptol. apotel. 1,21,21   (über das angeblich von ihm gefundene uralte Manuskript) über Valens2035 bis zum spätantiken Horoskop für den Sohn Leos I. 2036 Antigonos fasst hier also den Zeitpunkt ins Auge, wenn der imaginäre Schüler (= Leser) nach Abschluss der Unterweisung die Kunst der Sterndeutung beherrscht. Wenn dann in der Praxis ein Klient eine solche Konstellation wie die Hadrians vorlegt, wird man  prognostizieren und durch den hier erläuterten Lehrsatz begründen. Aus dieser didaktischen Perspektive erklären sich auch die Futura § 49  . § 52  u. . F2 § 54 u. F3 § 63  F2 § 56. : so Ep.4; P bietet , was Kroll und Cumont in Unkenntnis der Epitome zu  änderten (CCAG VI, 1903, p. 70,22; gefolgt von Pingree). Das resultative Perfekt ist vorzuziehen, wie der folgende irreale Bedingungssatz zeigt (s.u. zu § 42).       : s.o. zu § 40     . Das Zusammentreffen von Mond und Sonne steht noch bevor.

2034

Außerdem kennt der TLG online 94 nicht-astrologische Belege für  , beginnend mit Galen. 2035 Vgl. Pingree 1986, 473 (Index s.v.  u. ). 2036 Hor. gr. 463.IV.25; vgl. oben S. 678 bei Anm. 1411.

850

Antig. Nic. F1 § 42

§ 42             : Irrealis der Gegenwart mit Plusquamperfekt in der Protasis, da    als ‘Imperfekt’ zum resultativen Perfekt  (§ 41) dient (=   ). Vgl. Kühner-Gerth II 471 (§ 574a) mit Beispielen wie Lys. 24,11     Xen. Cyr. 5,1,9  [...]  Aristoph. nub. 1347f.  Vgl. die Formulierung bei Ptol. apotel. 4,5,2 (bzgl. Ehe, nicht Kinder):    [sc.  ]                     (vgl. ebd. 4,5,4).  : so Ep.4,   P. Zu abundantem  in P s.o. zu § 21 .Hier wurde der Fehler durch   im Hauptsatz begünstigt.         : Zu den termini technici  und  s.o. den Kommentar zu § 28   (darin S. 757 zur hiesigen Stelle). Zu dem sehr seltenen terminus technicus  (für Antigonos nur hier belegt) vgl. Ptol. apotel. 4,9,9. Val. 2,32,5 (ex Timaeo). 5,4,16. Das dazugehörige Verb bietet Antigonos einmal in § 40 . Siehe ferner oben zu § [22add.]     –   : Sehr eng ist die Parallele bei Ps.-Maneth. 6[3],318–320: ||     .2037 Zur Illustration: Nach der Lehre des Antigonos hätte Hadrian, wenn bei seiner Geburt zwischen Mond und Sonne noch ein weiterer Planet geständen hätte, zwei Geschwister gehabt (eins für Jupiter, eins für den anderen Planeten), und so fort. 2037

“Similarly, consider also with how many stars the moon is conjoined or with how many it is mingled before its phase, for so many brothers does Fate provide to mortals” (Lopilato 1998, 288).

Stellenkommentar

851

  : hier: bis zum Neumond. Es ist auf den ersten Blick unklar, ob Antigonos außer Neu- und Vollmond, von denen in § 40 (a.E.) die Rede ist, weitere Mondphasen meint. In seinen erhaltenen Fragmenten finden nur Neu- und Vollmond Erwähnung. Dasselbe gilt m.W. für alle Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’. Das in astronomischer und astrologischer Literatur am weitesten verbreitete Schema umfasst jedoch sieben Mondphasen: In der ersten Hälfte des synodischen Mondmonats heißen dieseund . Während der zweiten Hälfte treten die Gegenstücke der ersten drei Phasen hinzu. Dieses Schema erwähnen Gem. 9,11. Aët. plac. 2,27,2 p. 706 Mansfeld-Runia (cf. ibid. p. 599 et Diels DG 627,22–29). Apul. Socr. 1 p. 7,13–14 Moreschini seu corniculata seu dividua seu protumida seu plena sit.2038 Achill. isag. 21,3 p. 30,19-25 Di Maria (= p. 49,17–24 Maass). Galen. de dieb. decr. 3,2 pp. 902,14–903,2 K. (ebd. singuläre Assoziation der Mondphasen mit den astrologischen Aspekten). Cleom. 2,5 ll. 24–31. 65–76. 87–91 Todd. Schol. Arat. 733 u. 735 pp. 472,12–25. 473,19–474,4 Maass (= pp. 370,14–371,9. 373,2–16 Martin). Firm. math. 4,1,10. Amm. 20,3,9–11. Macr. somn. 1,6,55. Mart. Cap. 8,864. Es begegnet ferner in leicht abgewandelter Form (d.h. mit Auslassung der letzten Phase, der ) als Sechserschema mit denselben termini technici im noch unpublizierten astrologischen P. Oxy. inv. 50 4B 23/K(1)a. 2039 Die frühesten, noch unsystematischen Erwähnungen aller vier Einzelbegriffe finden sich bei Aristoteles und bei (Ps.-)Theophrast De signis. 2040 Neben der Siebenzahl erwähnt Val. 2,36,1–2 auch ein Elferschema, das eine weitere Phase durch Unterscheidung zwischen  und  gewinnt und außerdem die beiden Neumonde zu Beginn und Ende eines Zyklus mitrechnet. 2041 Umgekehrt findet sich ein Fünferschema, das durch Auslassung der beiden -Phasen zustandekommt, bei Philo opif. mund. 101. 2042 Das einfachste Schema 2038 Meines Wissens die einzige Latinisierung aller vier griechischen termini technici (Macrobius und Martianus Capella begnügen sich mit einer Transliteration). 2039 Eine kommentierte Edition dieses Papyrus ist in Vorbereitung durch Alexander Jones und den Verfasser (s.o. S. 8 Anm. 38). 2040 Vgl. Arist. cael. 2,11 p. 291b,20–21 (Erwähnung von    ) in Kombination mit Arist. gen. an. 4,9 p. 777b,21–22               sowie Theophr. sign. 8,52 u. 50,365 Sider-Brunschön (). 38,276 (). 56,411–413 (und). 2041 Siehe ferner Gundel 1933b, 98–100. 2042 Philon will dort den Lichtmonat als hebdomadisch strukturiert erweisen (4x 7 Tage); s.u. Anm. 2330.

852

Antig. Nic. F1 § 42

bietet mit nur vier Phasen der P. Mich. III 149, col. XI,31–35 ( ). Bloße Erwähnungen von sieben Mondphasen ohne jede Erläuterung finden sich bei Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,9–10 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,7)  [sc. ]    sowie auch bei Antioch. exc. (ex isag.), CCAG VII (1908), p. 127,26, u. Antioch. epit. 1,1 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 112,5–6. Es fragt sich jedoch, ob Antigonos wirklich das verbreitete Siebenerschema meinte. Angesichts der geringen Zahl von fünf verfügbaren Planeten, mit denen der Mond theoretisch bis zu seiner jeweils nächsten Phase in Konjunktion treten könnte, und des Umstandes, dass die ekliptikale Distanz zwischen den einzelnen Phasen im Siebenerschema in aller Regel weniger als ein Fünftel von 360° beträgt, würde die zu prognostizierende Geschwisterzahl im Durchschnitt weniger als eins betragen. Das würde offensichtlich den durchschnittlichen Familienverhältnissen der antiken Welt widersprechen. Andererseits verdient § 44 Beachtung, aus dem sich ergibt, dass bei Mondpositionen in neun von zwölf Tierkreiszeichen die zu prognostizierende Geschwisterzahl zu verdoppeln ist. Außerdem ist ungewiss, ob die Geschwisterzahl sich absolut oder nach Berücksichtigung der hohen Säuglingssterblichkeit antiker Gesellschaften versteht (s.u. zu § 43  ). Wir können also abschließend nicht klären, welche und wieviele Mondphasen Antigonos im Sinn hatte. Im Hadrianhoroskop ist jedenfalls die nächste Phase eindeutig die Konjunktion mit der Sonne, die Berechnung der Geschwisterzahl also arithmetisch einleuchtend. : hier: mit Jupiter.     : Anakoluth mit abundanter Formulierung; die Übersetzung wurde entsprechend verkürzt. Zu  s.o. zu § 37  –

§ 43     : anders Ep.4, s.o. zu § 40    (ubi plura)  : s.o. zu § 34 . 

Stellenkommentar

853

: unzulässige Verbindung des Genetivus absolutus mit dem Kern des durch eingeleiteten Aussagesatzes. Der Fehler stand bereits im Archetyp, sofern die Übereinstimmung von P und Ep.4 hier nicht auf einem Zufall beruht. Zu abundantem  (speziell in P) s.o. zu § 21 .    –  : vgl. Val. 2,40,2   . Sehr wahrscheinlich schöpft Valens aus ‘Petosiris’, der im Kontext zweimal zitiert wird (Val. 2,39,4 u. 2,41,2–4 = frg. 22 u. 24). Das erste dieser beiden Petosiris-Zitate ist auch inhaltlich eng mit Val. 2,40,2 verwandt; es lautet:                       : Es gibt keine Parallelen mit  , doch vgl. Val. 2,4,14     u. Dor. pp. 359,31–360,1        Siehe auch die frühen Belege für das Verbum  bei Val. 3,11,7 und 8,6,14 (= Nech. et Pet. frg. +9 u. +10, zwei wörtliche Zitate)2043 sowie bei Dor. p. 432,12 (= Heph. 2,19,25 = Dor. frg. 38 St.)    : Das Attribut fehlt in Ep.4 (Haplographie nach  ? vgl. den Ausfall von  und  im selben Satz), ist aber sinnvoll. Nach der grundsätzlichen Aussage, dass die Wohltäter Geschwister geben und die Übeltäter sie wegnehmen, werden die möglichen Extreme ins Auge gefasst: Bei besonders günstiger Stellung der Wohltäter sowohl zu den Kardinalpunkten als auch zu den Luminaren geben diese nicht nur überhaupt Geschwister, sondern edle, vortreffliche Geschwister; bei besonders ungünstiger Stellung der Übeltäter bewirken diese nicht nur schwächliche oder wenig zahlreiche Geschwister, sondern raffen diese wirklich dahin. Der gedankliche Bau ist also nicht ganz parallel, da nur die positive Prognose ( ) eine Differenzierung nach der Qualität der gegebenen Geschwister erlaubt, die negative hingegen eine Differenzierung zwischen Geben und Wegnehmen erfordert (vgl. Val. 2,40,3     2043

Vgl. weiter das Petosiris-Referat von Val. 3,7,1–15, darin 3,7,7–10         (= Nech. et Pet. frg. 18,22.26.32).

854

Antig. Nic. F1 § 43

 ). Durch die Wahl von  ist die negative Prognose also bereits auf den schlechtesten möglichen Fall eingegrenzt. Zur Bestätigung vgl. Val. 2,40,5:                        (!)  Firm. math. 6,32,25: si enim benivolae stellae aut in ipso signo fuerint inventae, aut in oportunis geniturae locis constitutae, et in his signis in quibus gaudent, vel in quibus exaltantur, vel in domiciliis suis sint collocatae, multorum ac bonorum (!) fratrum consortium decernunt.2044 Die hiesige Erläuterung des Antigonos dient allein der astrologischen Unterweisung. Es ginge zu weit, darin eine implizite Schmeichelei gegenüber der Schwester Hadrians, Domitia Paulina, als einer    zu sehen.2045        : vgl. § 40      . Das  ist hier in Ep.4 ausgefallen. Ein erneuter Ausfall von  vor  begegnet in Ep.4 im nächsten Satz nach . Statt  (Ep.4) bietet P , vermutlich eine Haplographie wegen     . Der umgekehrte Fall liegt in § 46 vor, wo mit   (P) eindeutig und richtig der 1. Ort (verschiedener Nativitäten) gemeint ist, Ep.4 jedoch falsch   bietet. Dass  schon seit der Zeitenwende (und vermutlich noch früher) als Synonym für  den gerade aufgehenden Teil des Tierkreises bezeichnen kann, bezeugt die Zusammenfassung des thrasylleischen Pinax:                   

2044

Siehe ferner die ähnliche Logik der Eheprognostik bei Ptol. apotel. 4,5,2:             (!)   (= Heph. 2,21,6). Siehe auch Val. 2,38,30 (darin bes. ). 2045 Das verbietet auch der astrologische Befund, denn Jupiter, der nach § 41 für Hadrians einzige Schwester verantwortliche Planet, steht zwar im selben Tierkreiszeichen wie die Luminare (cf. ), aber nicht , denn 1°  liegt weder in einem seiner eigenen Häuser (, ) noch in seiner Erhöhung () noch in seinem Trigon (, , ) noch in seinem eigenen Gradbezirk (13°–20° ).

Stellenkommentar

855

 2046 Es entstünde jedoch eine heillose Verwirrung, wenn  auch den nächst folgenden, noch unter dem Horizont befindlichen Teil des Tierkreises bezeichnen könnte, der eben deshalb, weil er ‘danach aufgeht’,  heißt.2047 Der einzige Verweis bei LSJ s.v.  I.2.b («Astrol., = ,  next to a  Vett. Val. 19,18») beruht jedenfalls auf einem Missverständnis,2048 und es verdiente eine systematische Prüfung, ob überhaupt antike astrologische Belege für  im Sinne von  existieren. Mir ist nur eine einzige Stelle bekannt, die bisher so verstanden wurde: Sext. Emp. adv. math. 5,20            . Aber auch dort liegt, ebenso wie hier (§ 43) in P, eine Haplographie vor, und es ist dringend an der Zeit, der schon im 17. Jh. von Salmasius vorgeschlagenen Emendation zu , die zuletzt im Apparat Bekkers (1842) vermerkt und danach ganz aus den kritischen Editionen verbannt wurde, endlich die gebührende Beachtung zu schenken.2049 Erst aus nachantiker Zeit gibt es einige Belege für  2046 Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,30–31 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,20). 2047 Vom 2. Ort wurde der Begriff in akzeptabler Weise auf die übrigen ‘nachfolgenden’ Orte (5., 8. u. 11. Ort) ausgedehnt, obwohl dort nicht wirklich eine Aufgangssituation vorliegt. 2048 Gemeint ist Val. 1,4,3   (‘addiere die Aufgangszeit des Tierkreiszeichens’). 2049 Zur Begründung: Sextus Empiricus nennt das auf ein  folgende Zeichen sonst stets gemäß der üblichen Terminologie , so allein viermal im unmittelbaren Kontext (Sext. Emp. adv. math. 5,18–19; vgl. ebd. 5,50). Kleine Textverluste sind in der Überlieferung seiner Schrift gegen die Astrologen nicht selten: So ergänzten verschiedene Gelehrte zu Recht in adv. math. 5,49 , in 5,53 , in 5,58 , in 5,60 , in 5,82 , in 5,92 , in 5,98  etc.; vgl. auch den Ausfall des  in allen Hss außer S zu 5,65 . Die Fehlbeurteilung von Sext. Emp. adv. math. 5,20 geht auf Fabricius (1718) zurück, der schreibt: “Salmasius legit  . sed non est necesse; nam memini etiam anaphoras signorum dici a Firmico, et  saepius recurrit infra sect. 52, 53, 73 etc.” (zit. nach Fabricius 1841, 214). Vgl. Creuzer 1835, 98f., der zu Plot. enn. 2,3,6    Sext. Emp. adv. math. 5,20 zitiert und kommentiert: “Fabricius recte vulgatam tuitus est adversus Salmasium, qui  textui intulerat, laudans Sextum V. §. 52, 53. 73. etc.”. Dass Bekker ebenso wie Fabricius und Creuzer nichts von Astrologie verstand, ist evident durch seine Konjekturen wie z.B. adv. math. 5,95  für  (mit Bezug auf die Jungfrau! vgl. die Kritik bei Spinelli 2000, 169). Bis zum Wiederaufleben der astrologiehistorischen Forschung musste noch ein halbes Jahrhundert vergehen. Die Sextus-Editoren des 20. Jh. hingegen hätten gut daran getan, kompetenten Rat einzuholen statt sich der traditionsreichen Ablehnung der von Salmasius vorgeschlagenen Emendation zu  einfach anzuschließen.

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Antig. Nic. F1 § 43

 im Sinne von , die aber nicht ausreichen, um das zu Antigonos (und Sextus Empiricus) Gesagte zu revidieren.2050 Ein Sonderfall ist die Terminologie des Firmicus.2051 : vgl. § 48 . Das Partizip ist in astrologischen Texten seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt; vgl. den durch Val. 3,11,3 (= Nech. et Pet. frg. 19,9) überlieferten iambischen Trimeter     [sc. ].     : vgl. z.B. Ptol. apotel. 4,5,9    [sc.   ]   . Die temporale Konjunktion  ist sinnvoll, da ein Inzidenzschema vorliegt: Zuerst müssen sich der oder (idealiter) die Wohltäter zusammen mit den Luminaren in ein und demselben Tierkreiszeichen einfinden, und zwar in einem, worin der oder die Wohltäter Planetenwürden genießen (). Während des Beisammenseins, das aus astronomischen Gründen zwei bis drei Tage dauert,2052 durchläuft die Gruppe dann im Zuge der Tagesrotation gemeinsam mehrmals jeden einzelnen der 12 Orte der Dodekatropos. 2050

Bei Theophilos (8. Jh.), CCAG XI 1 (1932), p. 213,14–15, druckt Zuretti      dagegen  in der parallelen Edition derselben Stelle von Bidez – Cumont 1938, II 232,8; beide Editionen ohne Angaben im krit. App. z.St.). Vgl. weiter Theophil. pp. 263,11 u. 265,8 Zuretti, wo sich jeweils  im Sinne von  findet (Edition ohne textkr. App.), sowie in dem späten Tierkreisgedicht des Johannes Kamateros (12. Jh., ed. Miller 1877, 53–111) die Verse 398, 428 u. 441, wo  den 2., 8. und 11. Ort bezeichnet (jeweils ohne var. l.). 2051 Firmicus verwendet 98mal das Wort anafora, fast immer in der technischen Bedeutung von  (auf ein  folgend), niemals in der von  (= ASC, wofür Firmicus stets horoscopus schreibt). Dieser idiosynkratische Gebrauch wird dadurch relativiert und verständlich, dass Firmicus kein einziges Mal epanafora verwendet (ebensowenig apoclima). Seine Benennung ist aber insofern inkonsequent, als er den 8. Ort oft als epicatafora bezeichnet (‘danach untergehend’), was die komplementäre Benennung des 2. Orts als epanafora erfordert. Vgl. z.B. Firm. math. 2,17,1: in secundo ab horoscopo signo [...], qui locus inferna porta dicitur vel anafora; in diametro huius signi locus qui fuerit id est in VIII. ab horoscopo signo, epicatafora (weitere Belege für epicatafora: ibid. 2,18,2. 2,19,9. 7,2,7.18. 7,6,8.9.10. 7,8,1.7. 7,23,1.6.9.26.28. 7,24,1.2. 3.5[2x].6). Wertlos sind die Angaben von Georg Lehnert, ThLL II c. 17,69–79 s.v. anaphora, sowie des OLD s.v. anaphora, da in beiden Lexika nur von den Aufgangszeiten die Rede ist (eine bei Firmicus sehr seltene Bedeutung, z.B. 2,10,1), nicht jedoch von den vielen Dutzend Belegen für anafora im Sinne von . 2052 So lange braucht selbst der Mond als schnellster Himmelskörper, um ein Zeichen zu durchlaufen.

Stellenkommentar

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 : die ‘Luminare’. Vgl. Heph. 3,7,3      . Den frühesten sicher datierbaren astrologischen Beleg für  in dieser Bedeutung bietet Dorotheos in dem Versschluss: (Dor. p. 323,19 = Heph. 1,7,1 = Dor. frg. 6 St.). Vgl. weiter Val. 2,34,2.7. 2,37,11 und spätere Belege. Siehe auch oben zu § 26 . : fehlt in Ep.4 (vgl. den Ausfall von  und  im selben Satz), ist aber durch P und die Korresponsion mit        gesichert. Die Termini   und beziehen sich auf die Planetenwürden; vgl. § 26    : bezeichnet die körperliche Anwesenheit im Gegensatz zur Präsenz durch Aspektwurf; vgl. § 40  (ubi pl.). Eine vergleichbare Konstellation liegt z.B. in Val. 5,1,18–20 (= Hor. gr. 121.X.27) vor, wo der Mond mit Merkur und Venus in der aszendierenden Waage steht und die Sonne mit Jupiter im Skorpion (Epanaphora). Valens spricht daher von (5,1,19:   ).2053     : Man bedenke die hohe Kindersterblichkeit in der Antike. Vgl. z.B. Ptol. apotel. 3,6,2   [sc. ] Das Substantiv  ist nur in astrologischen Texten belegt und hat dort zwei verschiedene Bedeutungen. Die eine ist privativ und erstmals hier bei Antigonos belegt.2054 Gegenstand der Privation sind hier die Geschwister, bei anderen Autoren hingegen die Lebenszeit, Lebensjahre, Hoffnungen u.ä. (wobei nicht selten zum semantischen Bereich der Privation passende Wörter wie  [vgl. hier § 43],  usw. hinzutreten); vgl. z.B. Val. 4,13,9       ... (und wenige Zeilen später von Jupiter und Venus unter ungünstigen Umständen)       . Val. 3,3,40             . 2053 2054

Auf Geschwister geht Valens in diesem Horoskop nicht ein. In diesem Sinne vgl. auch das Partizip  (§ 43).

858

Antig. Nic. F1 § 43

Die andere, in den Antigonosfragmenten nicht belegte Wortbedeutung bezieht sich auf die Partei (, s.o. S. 702) und bezeichnet Planeten, die in einem Horoskop entgegen ihrer natürlichen Zuordnung zu Tag und Nacht figurieren. Vgl. z.B. Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 228,10–11          (‘wenn das Luminar der Partei im Gradbezirk eines nicht zur Partei gehörenden Planeten steht’) 2055 und Antioch. epit. 2,24 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 156,23–25 (= Rhet. 5,24,1):               2056 Besondere Beachtung verdient Paul. Alex. 34 p. 94,2–5                   Dieser Satz ist Teil eines als wörtliche Rede gebotenen Zitats aus einer dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen Schrift über Stufenjahre (ibid. p. 93,20–21:       ). Das Antonym zu  ist  (Belege bei Dorotheos, Antiochos, Valens etc.). Singulär und spät ist das Substantiv   belegt.2057 Eine systematische Untersuchung aller relevanten Belege wäre wünschenswert.2058           : Unmittelbar zuvor hatte Antigonos den positiven Teil des Lehrsatzes auf drei Kriterien gestützt: (a) die Position der Wohltäter in der Dodekatropos, (b) die Planetenwürden der Wohltäter innerhalb des sie beherbergenden Tierkreiszeichens (),2059 und (c) ihre Konjunktion mit den Luminaren. Im negativen Teil des Lehrsatzes ist jetzt nur von (b) und (c) die Rede. Also ist anscheinend ein mit (a) korrespondierendes Textelement ausgefallen. Dafür spricht auch, dass   sonst keinen rechten Sinn ergibt und astrologische Paralleltexte zur Geschwisterlehre 2055

Das Zitat kann nicht wörtlich von Serapion stammen, sondern wurde überarbeitet, wie die byzantinische Verwendung der Präposition zeigt. 2056 Vgl. Antioch. epit. 3a,25 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 106,28 (= Rhet. 6,61,38):(Kapitelüberschrift ohne inhaltliche Details). 2057 Rhet. epit. 4,22 (= CCAG VIII 1, 1929, p. 244b,5) . 2058 Nichts zum Begriff bei Bouché-Leclercq 1899. 2059 Vgl. auch § 26    sowie Firm. math. 6,32,25 (zit. am Ende des Komm. zu § 43

Stellenkommentar

859

tatsächlich auf die Position der Übeltäter in der Dodekatropos eingehen. Vgl. Dor. arab. 1,21,31 (ohne griech. Entsprechung): “If you find Mars and Saturn in the ascendent or midheaven or either what follows the ascendent or [what follows] the tenth, then this is the worst thing in the matter of brothers as sometimes he will see concerning them [things] like this: he will have no brothers, or whatever of them he does have will not survive or will be enemies, each one of them to his companion” 2060 (daneben ging Dorotheos aber auch auf die Planetenwürden ein: vgl. Dor. arab. 1,21,6 ~ Dor. pp. 335,12–336,1 (= Rhet. 5,105,4):     ), 2061 ferner Ps.-Maneth. 6[3],333–337, der nach vorausgehenden Ausführungen zur negativen Wirkung von Mars und Saturn auf die Geschwisterzahl ergänzt:          |   |      |        |      2062Wahrscheinlich lehrten bereits ‘Nechepsos und Petosiris’ in diesem Sinne, wenngleich konkrete Zeugnisse fehlen. Jedenfalls ist klar, dass die Position der Übeltäter in der Dodekatropos wichtig ist: Wenn sie in besonders energiereichen Orten stehen (und sich zugleich bzgl. der Planetenwürden ‘unwohl’ fühlen), ist ihre aggressive, schädigende Wirkung besonders stark. Es ist angesichts der typischen Neigung astrologischer Prosatexte zu schematischen Formulierungen und ihres weitgehenden Verzichts auf stilistische Variationen denkbar, dass der Ausdruck         in § 43 ursprünglich zweimal in kurzem Abstand aufeinanderfolgte und die zweite Stelle durch Haplographie ausgefallen ist. Wenn dies stimmt, fehlt außerdem eine finite Verbform. Insgesamt lautete das Original vielleicht:             .2063 Das  ist damit aber 2060

Pingree 1976a, 182. Siehe ferner Dor. p. 337,3–5 (= Rhet. 5,108,6). 2062 “And (Saturn and Mars) also do these things when they run together in the middle cardine or appear in the succeedant; although they are outside of the cardine, they destroy brothers. And, also, Saturn in the ascendant deprives of life all who were born as siblings before the native” (Lopilato 1998, 289). 2063 Zu vgl. § 32  . ibid. . ibid.    . Val. 4,11,57      . – Oder lautete der Text hier in § 43 vielleicht sogar, mit den einhellig überlieferten Worten  als Verschreibung aus ? 2061

860

Antig. Nic. F1 § 43

immer noch nicht befriedigend erklärt, da es einen Gegensatz zu anderen Planeten zu implizieren scheint. Am ehesten könnte man an die ‘Wohltäter’ denken: Wenn sie nicht durch besänftigende Aspekte das Schlimmste verhindern, dürfte wohl die totale Vernichtung der Geschwister die Folge sein. Als diagnostische Konjektur2064 schlage ich daher vor:             2065   § 44 Tierkreiszeichen von ‘doppelter’ Natur oder besonderer Fruchtbarkeit geben im Vergleich mit ‘einfachen’ Zeichen doppelt so viele oder besonders viele Geschwister. Vgl. Ps.-Maneth. 6[3],323–325:      |     |Siehe ferner Ptol. apotel. 3,6,2 (‘Über Geschwister’)  und als konkretes Beispiel Hor. gr. 905.IX.3 (Const. VII Porph.) cap. 2 p. 222 Pingree 1973a, wo der byzantinische Autor bei der Berechnung der Geschwisterzahl die    und die   erwähnt (in der Theorie folgt er Ptol. apotel. 3,6). Vgl. auch die Kapitel über Zwillinge bei Ptol. apotel. 3,8. P. Oxy. inv. 73/118a (s.o. Anm. 1513). Firm. math. 7,3. Ps.-Maneth. 4,450–465, die alle auf die doppelten Tierkreiszeichen eingehen.

2064

Im Sinne von Paul Maas. Mit   vgl. § 36  . § 37  , mit dem Rest der Ergänzung vgl. Val. 2,39,10 (das ist der Schlusssatz zum verwandten Thema ‘Kinderlosigkeit’, unmittelbar vor Val. 2,40  ):      Zur Kombination beider Teile vgl. sprachlich (nicht inhaltlichprognostisch) z.B. Dor. p. 358,4–6:            Vgl. ferner inhaltlich und sprachlich Ptol. apotel. 4,6,3 ( ), wo die Intervention der ‘Wohltäter’ ebenfalls das Schlimmste verhindert:                          

2065

Stellenkommentar

861

    : vgl. § 28      und F6 § 75       : Zum Fehlen des logisch unverzichtbaren zweiten  in Ep.4 s.o. zu § 37      und zu § 43 . Für alle drei Termini ist die hiesige Stelle der einzige Beleg in den Antigonosfragmenten. Die ersten beiden beziehen sich auf die klassische Gliederung des Tierkreises nach den Jahreszeiten:    (, , ,  = 1. Quadrat)    (, , ,  = 2. Quadrat)    (, , ,  = 3. Quadrat). Vgl. Hübner 1982, 74–88 (Nr. 1.3), bes. 74f. (Nr. 1.311.1), der die relevanten Belege zusammenstellt. Dabei sollte jedoch die Besprechung der signa tropica, biformia und solida durch Ps. Cens. (re vera Varro) frg. 2,6 u. 3,9 noch vor Manilius eingeordnet werden. Das System geht nach Pingree 2066 auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück. Zu den übrigen von Antigonos erwähnten Eigenschaften der Tierkreiszeichen s.o. zu § 29     . : Als ‘zweikörperig’ gelten die Zwillinge und die Fische, da sie jeweils ein Paar sind, der Schütze (nach Manil. 2,170f. auch der Steinbock) wegen seines Kompositkörpers (Mensch und Pferd, vgl. Steinbock: Bock und Fisch), die Jungfrau wegen ihrer Ähre oder wegen ihrer beiden Schwingen. Vgl. bes. Manil. 2,157–196 sowie Hübner 1982, 80 (Nr. 1.311.63), mit umfangreichen Belegen, u.a. zu Synonymen wie  ,bicorporea, duplicia. Im Kontext der Geschwisterlehre vgl. Ps.-Maneth. 6[3],323–325 (zit. oben in der Gesamtbesprechung von § 44), ferner Rhet. 5,103,4–5 (ex Dor.; ed. Pingree 1976a, pp. 333,20–334,1):               (cf. Lib. Herm. 30,3); praktisches Beispiel dazu: Hor. gr. 29.V.2, speziell Dor. arab. 1,21,17 = Rhet. 5,108,4 (ed. Pingree 1976a, pp. 336,27–337,2). : sowohl die wahren tropischen Zeichen  und  (Sommer- u. Wintersolstiz) als auch die äquinoktialen Zeichen  und  (Frühjahrsu. Herbsttagundnachtgleiche). Allen tropischen Zeichen geht ein doppeltes (s.o. zu ) voraus, das den Übergang von einer Jahreszeit in die 2066

Pingree 1978a, II 216, mit Verweis auf Darmstadt 1916a, 15f.

862

Antig. Nic. F1 § 44

nächste symbolisiert. Zu den    vgl. Hübner 1982, 77–79 (Nr. 1.311.61), mit reichen Belegen, u.a. zu Synonymen wie  solstitialia / aequinoctialia. : Als besonders fruchtbar gelten gemeinhin die Zeichen des Wasserdreiecks (, , ). Vgl. Hübner 1982, 156–164 (Nr. 3.321, tabellarische Übersicht ebd. S. 162) mit reichen Belegen, u.a. zu Syonymen wie fecunda, fertilia.     : scil.  . Den Plural rechtfertigt der allgemeine Bezug auf verschiedene Nativitäten. Im Falle Hadrians ist der Wassermann das relevante Zeichen, da in ihm Sonne, Mond und Jupiter stehen (vgl. § 41). Er gehört nicht zu den        , sondern zu den drei übrigen (, , ), d.h. zu den festen Zeichen ( )mit Ausnahme des als fruchtbar geltenden Skorpions (s.o. zu ). Mythologisch und astrothetisch gilt Aquarius als unfruchtbar beziehungsweise kinderlos wegen der Assoziation mit Ganymed oder deshalb, weil sein Wasserkrug den Inhalt nicht halten kann. Vgl. in diesem Sinne bereits Manil. 2,238f. (dazu Goold 1997, xl) und Dor. arab. 1,19,3;2067 spätere Belege bei Hübner 1982, 157–162. Es kommt im Falle Hadrians also nicht zu einer Verdoppelung der in § 41 errechneten Geschwisterzahl, und sein Horoskop bietet eine günstige Gelegenheit, die traditionellen astrologischen Lehren zur Geschwisterzahl in ihrer Komplexität überzeugend zu illustrieren. Dies ist wohl auch der Grund für die ausführliche Diskussion, die Antigonos dem Thema ‘Geschwister’ (§§ 41–45) innerhalb des Oberthemas ‘Familie’ (§§ 39–48) widmet.   : eine formelhafte Konstruktion, vgl. § 45     § 46   § 49 § 50   Die astrologischen Belege beginnen mit ‘Nechepsos und Petosiris’, vgl. Heph. 1,23,12  und 1,23,20    (= Nech. et Pet. frg. 12,49.108–109) sowie Val. 7,6,18  (= frg. 21,85; anscheinend identisch mit dem iambischen Original).2068

2067 2068

Im Widerspruch dazu: Dor. arab. 2,10,13. Val. 7,6,10–20 ist nach Val. 7,6,21 ein wörtliches Nechepsos-Zitat.

Stellenkommentar

863

Als Schreibung des Nominalkompositums überliefert Ep.4   , P   Vielleicht bot schon der Archetyp  , denn P schreibt mehrmals -- für --.2070 Die übliche Wortbildung erfordert aber (in Übereinstimmung mit zahlreichen anderen Komposita auf  + ) , was beim Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,6,1 p. 102 Wolf und bei Rhet. 5,104,32071 belegt ist. Etwas zahlreicher sind die (fast ausnahmslos astrologischen) Belege für das Adjektiv  .2072 Angesichts des Fehlens jeglicher Parallelen für   oder überhaupt irgendwelcher Komposita auf +  in griechischen Prosatexten2073 hat Pingree wohl zu Recht   gedruckt.2074 Es ginge zu weit, hier das Argument der lectio difficilior ins Feld zu führen. – Siehe auch die ähnlich seltenen Termini  (§ 41, Hapax) und  (§ 45).

§§ 45–52 Der Schlussteil des Hadrianhoroskops weist eine rhetorische Besonderheit insofern auf, als Antigonos hier in schnellem Wechsel mögliche Fragen des Lesers antizipiert und jeweils sogleich darauf eingeht (§§ 45.47.48.49.52).2075 Dadurch simuliert er einen Dialog zwischen Lehrer und Schüler und belebt so die didaktische Vermittlung des Stoffs. 2076 Direkte Fragen dieser Art (d.h. eines fiktiven Schülers) mit unmittelbar folgenden Antworten des Lehrenden sind innerhalb der Antigonosfragmente auf das Hadrianhoroskop beschränkt (keine Parallelen in F2 u. F3). Auch darüber hinaus sind sie in der gesamten griechisch-römischen 2069



Vgl. zwei Wörter weiter in P:  . Vgl. z.B. den textkr. App. zu § 42 und zu F3 § 65 . 2071 CCAG II (1900), p. 189,32 = CCAG VIII 4 (1921), p. 220b,16 (s.o. Anm. 2031). 2072 Critod. frg. 10 Peter = CCAG VIII 1 (1929), p. 259,24. Val. 1,3,35.36.41.57. Paul. Alex. 24 p. 55,16. Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,6,1 p. 102 Wolf. Außerdem nennen LSJ s.v.  noch je einen Beleg bei Poll. onom. 6,171 und Schol. Soph. Antig. 1. 2073 LSJ kennen einen einzigen poetischen Beleg,  (bei Pherekrates). 2074 Pingree 1973–1974, I 161,22 (ohne Angaben im textkr. App.). 2075 Einen Ansatz zur Entwicklung der dialogischen Partie in §§ 45–52 bot bereits die indirekte Frage in § 25 . 2076 In Lausbergs rhetorischem Handbuch sucht man nach dieser Erscheinung vergeblich. Am nächsten kommt die forensische subiectio (Lausberg 1990, 381–383, §§ 771– 775). 2070

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Antig. Nic. F1 §§ 45–52

Fachliteratur astronomischen und astrologischen Inhalts sehr selten. Die einzige vergleichbare Stelle der erhaltenen Astrologentexte ist m.W. der Anfang der zweiten Epitome der Thesauroi des Antiochos durch Rhetorios, der vermutlich wörtlich aus den Thesauroi übernommen wurde und somit dem Antigonos zeitlich nahestehen dürfte. Dort begegnen mehrmals direkte Fragen eingeleitet durch  //,2077 die jeweils sofort beantwortet werden, im Falle der letzten Frage sogar mit expliziter Hinwendung an die zweite Person (ibid. 2,8 p. 149,3 = Rhet. 5,8,10):        (vgl. hier: § 52  ).2078 Auch unter den astronomischen Texten ist mir nur ein einziger bekannt, der eine vergleichbare Passage besitzt: Dies ist Ps. Eudox. ars astr., coll. XVIII,4–6. XIX,5–6.18–19 (Blass 1887, 23), wo drei direkte Fragen formuliert und jeweils sogleich beantwortet werden. Was schließlich die konkrete Einleitung der Fragen in §§ 45–52 betrifft, gibt es zu §§ 45 u. 47    (bzw.  )   , § 48    (bzw. )  , § 49  (bzw. ) und § 52  (bzw.) überhaupt keine wörtlich identischen Parallelen in astrologischen oder astronomischen Texten. Dieser Befund verdient besondere Beachtung mit Blick auf Hephaistion: Die Tatsache, dass dieser in seinem mehr als 300 Teubnerseiten umfassenden Werk nichts mit der rhetorischen Gestaltung von §§ 45–52 Vergleichbares bietet, ist ein Indiz dafür, dass Hephaistion den Text des Antigonos wörtlich zitiert und nicht seinem eigenen Stil angepasst hat.2079

§ 45 Das Geschlecht der Geschwister hatten zweifellos schon ‘Nechepsos und Petosiris’ behandelt. 2080 Der früheste Autor, für den Lehren dieser Art 2077

Antioch. epit. 2 prooem. (ex thes.), CCAG I (1898), p. 142,4 (= Rhet. 5 prooem. 1). ibid. 2,7–8 pp. 147,24. 148,1.6.12.17.20.25. 149,1 (= Rhet. 5,7,2.4.6.8. 5,8,1.3.5.8). 2078 Einen Sonderfall stellt Ptol. apotel. 1,21,2–4 dar, wo die Irrationalität des ‘ägyptischen’ Systems der Planetenbezirke durch mehrere direkte Fragen illustriert wird, auf die es nach Ptolemaios keine Antworten gibt. Gänzlich irrelevant für die hiesige Fragestellung sind rhetorische Fragen des Autors wie z.B. Val. 2,41,5. 5,6,51–52.57. 9,8,30. 9,12,6 oder Firm. math. 4,20,3. 2079 Zu weiteren Indizien für dieselbe Annahme s.o. S. 67 mit Anm. 322. 2080 Das legt neben der zentralen Bedeutung dieses Themas für die Klienten der Astrologen auch Val. 2,39,6 nahe, ein Satz, der unmittelbar auf ein Petosiris-Zitat (Val. 2,39,4 = frg. 22) folgt und wahrscheinlich noch Teil desselben ist. Es geht dort zwar nicht um das Geschlecht der Geschwister, sondern um das der Kinder des Nativen; dennoch ist klar, dass beide Themen von der astrologischen Methode und Denkweise her auf das

Gesamtbesprechung

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sicher bezeugt sind, ist Dorotheos, demzufolge die Wohltäter in männlichen Tierkreiszeichen Brüder schenken und in weiblichen Schwestern; vgl. Dor. arab. 1,21,3 “whenever Venus and Mercury aspect [that place] from a good place, then if the sign is feminine they [sc. the brothers] are feminine, but if the sign is masculine they are masculine”, 2081 = Rhet. 5,105,2:                      . 2082 Vgl. auch Val. 2,40,4                               2083   (vgl. Firm. math. 6,32,26 masculae enim benivolae stellae masculos dabunt, feminae vero benivolae feminas).        : Zu den hier einsetzenden direkten Fragen s.o. in der Gesamtbesprechung von §§ 45–52.  : Zum Inhalt vgl. Ptol. apotel. 1,6,1, zur Formulierung F2 § 57     – : vgl. Val. 2,40,1     . Dieser Satz geht wahrscheinlich auf ‘Petosiris’ zurück, den Valens im Kontext zweimal zitiert.2084 Zur geschlechtsspezifischen Eingrenzung rekurriert Antigonos auf die Natur des Tierkreiszeichens: Da der Wassermann zu den sechs männlichen Zeichen gehört, betrifft die Geschwisterarmut Brüder. Die Schwächung des männlichen Geschlechts sieht Antigonos noch verstärkt durch das Hinzutreten des weiblichen Mondes.  : trifft hier auf die Sonne nicht gradgenau zu, aber orts- bzw. zeichengenau. Vgl. § 46  [sc.  ] engste zusammenhängen. Der Text lautet:      [sc. ] 2081 Pingree 1976a, 179f. 2082 Ed. Pingree 1976a, p. 335, ex Paris. gr. 2425. Vgl. dieselbe Stelle in der RhetoriosEpitome im CCAG II (1900), p. 190,2–3 (ed. Olivieri ex codd. Marc. 335 et Paris. 2506):   . 2083 Coni. Pingree, an potius  ? 2084 Val. 2,39,4 u. 2,41,2–4 = Nech. et Pet. frg. 22 u. 24.

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Antig. Nic. F1 § 45

und F2 § 56 [sc.  ]. Das Verb  ist bereits für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt.2085 Siehe auch oben zu § 22 und vgl. ferner das seltene lat. Verb horoscopare bei Manil. 3,296. Firm. math. 5,1,5. 6,31,17. 6,31,63. 8,29,12.2086 Vereinzelt findet sich das Verb auch in passiver Verwendung, z.B. Val. 3,3,15 u. 3,3,44  . Die Wahl des präsentischen Tempus (statt etwa des Aorists ) passt dazu, dass nicht der Moment des Sonnenaufgangs, sondern die Position im 1. Ort gemeint ist (mehr dazu oben in Anm. 1522).   : s.o. zu § 29     . : so P; Ep.4 liest , was aber der Sinn verbietet (vgl. LSJ s.v.). Außerdem gibt es ein Indiz dafür, dass der Epitomator  zu geändert hat: vgl. Heph. epit. 4,118,21–22            eine Paraphrase von Dorotheosversen (Heph. 3,40,21–22 = Dor. frg. 113a St.), in denen das Verb  nicht vorkommt. In der übrigen astrologischen Literatur fehlen echte Parallelen zu dem von Antigonos gewählten Ausdruck.2087    : so P; Ep.4 liest  . Das sehr seltene Wort  begegnet noch ein weiteres Mal bei Ptol. apotel. 3,6,2 (= Heph. 2,6,2) und beim Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,6,1 p. 102 Wolf. Vgl. ferner das Adjektiv  (stets in astrologischem Kontext)2088 sowie das nur einmal belegte Verbum  bei Ptol. apotel. 3,6,2 (= Heph. 2,6,3). Für die Richtigkeit des Nominalkompositums an der hiesigen Stelle spricht neben dem Argument der lectio difficilior auch die Parallele in § 44 . 2085

Porph. isag. 38 p. 210,12–15 (= Nech. et Pet. frg. 14a). Heph. 2,1,2 (= frg. 14b). Heph. 3,10,5 = Heph. epit. 1,34,5 = Heph. epit. 2,3,15,5 = Heph. epit. 4,84,5 = Val. add. 2,5 (= frg. 14c). Alle genannten Stellen betreffen die sogenannte ‘Petosiris-Regel’. 2086 Cf. Heinz Haffter, ThLL VI 3, c. 2974,26–31 s.v. horoscopo. 2087 Nur entfernt vergleichbar ist Ptol. apotel. 1,3,5    2088 Rhet. exc. ex Teucr. (? s.o. Anm. 1597) CCAG VII (1908) pp. 198,3. 201,1. 205,12. Dor. pp. 336,16. 362,8.19. 363,31. Val. 1,3,40.55. 2,17,54. 2,40,1[2x]. Ps.-Maneth. 6[3],332. 4,390. Sext. Emp. adv. math. 5,101.

Stellenkommentar

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Die einschlägigen Kapitel astrologischer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. Komm. zu § 26    ab S. 697) bieten keine exakten Parallelen zu dem hier von Antigonos über die Position der Sonne im 1. Ort () Gesagten. Siehe immerhin Firm. math. 3,5,1 über eine (in F1 nicht gegebene) gradgenaue Position der Sonne im Aszendenten: Sol in parte horoscopi constitutus difficile fratres dabit.2089

§ 46 Die knappe Begründung der Kinderlosigkeit Hadrians (§ 46) ist Teil des übergeordneten Themas ‘Familie’ (s.o., Gesamtbesprechung von §§ 39– 48). Zum Thema Kinder s. auch Nech. et Pet. frg. 22 (= Val. 2,39,4). Dor. arab. 2,8–13 (das griechische Original dieser Passage ist noch partiell und – bis auf einen einzigen Originalvers – indirekt fassbar durch Heph. 2,22,8–13 = Dor. frg. 42a St. und Hor. gr. 905.IX.3 [Const. VII Porph.] cap. 12,2–3 p. 227 Pingree 1973a). Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,60,17 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 104,21–22). Anub. F15 (P. Oxy. III 464). Ps.Maneth. 6[3],225–304. Ptol. apotel. 4,6. Val. 2,39. Antioch. epit. 3a,80 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 110,15–16 (= Rhet. 6,61,102). Heph. 2,22 (+ epit. 4,28). Firm. math. 6,32,33–39. Paul. Alex. c. 23 p. 52,22–24. c. 24 p. 57,6–13. c. 25. Olymp. 24. Unter diesen Stellen ist erneut – wie schon im Falle der Eheprognostik (§§ 39–40) – das Zeugnis des Ptolemaios von besonderem Interesse, denn Ptol. apotel. 4,6   (= Heph. 2,22,1–7 = Nech. et Pet. frg. +4) geht nach dem Zeugnis von Heph. 2,22,8 auf Petosiris zurück:         . Ptolemaios eröffnet sein Kapitel mit einer grundlegenden Unterscheidung der Planetenwirkungen nach Wohltätern und Übeltätern (4,6,1):                2090Die Relevanz dieser Distinktion für Antigonos ist evident. Für ihre Kombination mit dem Aszendenten ist mir keine Parallele bekannt; 2089

Vgl. ferner Dor. p. 362,4–8, wonach die Sonne bei Taggeburten (!) im 10. Ort (!), wenn sie von Mars und Jupiter aspiziert wird (ob diese Bedingung erfüllt sein muss, geht aus dem Kontext nicht eindeutig hervor), bewirkt. 2090 Den eigentlichen Wohltätern (Jupiter und Venus) ist der Mond wegen seiner Fruchtbarkeit begünstigenden Feuchtigkeit beigesellt, den eigentlichen Übeltätern (Saturn und Mars) die Sonne wegen ihrer dörrenden Hitze und Trockenheit.

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Antig. Nic. F1 § 46

doch vergleiche bezüglich der  im Allgemeinen Ps.-Maneth. 6[3],234–236:        |    [sc. MC + IMC]     |         2091 ei Hadrian ist Venus ohne Aspekt zur Sonne, und Jupiter, der andere Wohltäter, ist durch seine Stellung ‘unter den Strahlen der Sonne’ geschwächt: Das ist schlecht für Kindersegen.2092 Außerdem wirft bei Hadrian Mars einen Aspekt zu der von Ps.-Manethon genannten Himmelsmitte; vgl. § 32    . Abgesehen von den Planetenwirkungen, die Antigonos zur Begründung anführt, ist an die zodiakale Qualität des Wassermanns zu erinnern: Zu seiner geringen Fruchtbarkeit s.o. im Kommentar zu § 44   . Vgl. auch Paul. Alex. 25 pp. 74,21–75,2:         Wäre das System der Fixsternprognosen des Antigonos (F5 §§ 68– 70) nicht so verschieden von dem des Anonymos vom Jahre 379 n.Chr., hätte er die Kinderlosigkeit Hadrians auch beziehungsweise ergänzend durch die Stellung von  PsA im Aszendenten (§ 28) erklären können. Vgl. Anon. a. 379 p. 199,23–25:      sc.       . : Der früheste astrologische Beleg für das Adjektiv  ist Val. 7,6,193 = Nech. et Pet. frg. 21,202 (Rekonstruktionsversuch der Originaliamben durch Usener bei Riess 1891–1893, 374). Siehe zwei weitere Belege bei Val. 2,39,8.10 in unmittelbarer Nähe zu Val. 2,39,4 = Nech. et Pet. frg. 22. : scil. 

2091

“But when the Sun and Mars occupy these cardines, they deprive one completely of children, especially if benefic stars are not witness-bearing to them.” (Lopilato 1998, 285). 2092 Vgl. Dor. arab. 2,8,4: “If you find the lords of Jupiter’s triplicity, both of them, in a cardine under the [Sun’s] rays, then he will be one of those who will not be blessed with children, then especially if Jupiter [also] is cadent under the Sun’s rays.” Zur Position Jupiters ‘unter den Strahlen’ im Horoskop Hadrians vgl. § 26      .

Stellenkommentar

869

: so P,  Ep.4. Jede der beiden sinngleichen Varianten begegnet in den Antigonosfragmenten ein weiteres Mal,  in F2 § 58 a.E. ( Ep.4 u. Exc.2,  P),  in F2 § 59 ( P u. Ep.4,  Exc.2). Ferner ist in § 31  einhellig überliefert. Vgl. den dortigen Kommentar. : so P, Ep.4 falsch . Siehe oben zu § 43   . : s.o. zu § 33a .     : = Paul. Alex. 25 p. 73,15. Olymp. 24 p. 81,2.6; vgl. Paul. Alex. 25 p. 73,19–20   . Val. 2,39,1 . Astrologische Parallelen für den Terminus  bieten Ptol. apotel. 4,6,1.3 (= Heph. 2,22,1.3). Dor. p. 362,22. Val. 1,1,14. 2,39,1.7. app. 1,1.29.62.127.202. Paul. Alex. 24–25 p. 72,8. 73,15.19. 74,4.7. Wahrscheinlich benutzten schon ‘Nechepsos und Petosiris’, für die das Adjektiv belegt ist (s.o. zu § 46 ), den Begriff . Dafür sprechen die beiden Belege bei Val. 2,39,1.7 in unmittelbarer Nähe zu Val. 2,39,4 = Nech. et Pet. frg. 22, einem Petosiris-Zitat, das seinerseits den entgegengesetzten Terminus  enthält. Die einschlägigen Kapitel antiker Astrologen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. Komm. zu § 26   ab S. 697) bieten keine Parallele zu der Aussage des Antigonos. Am nächsten kommt m.W. eine Aussage von Dor. p. 362,4–9, wonach die Sonne bei Taggeburten (!) im 7. Ort (!) Trauer wegen Kindern und Geschwistern bewirkt   ).

§ 47 Die Ausführungen zu den Konflikten Hadrians mit seinen Angehörigen (§ 47) sind Teil des übergeordneten Themas ‘Familie’ (s.o. die Gesamtbesprechung von §§ 39–48). Das Thema des familiären Zwists bis hin zu schlimmsten Nachstellungen zwischen Eltern und Kindern und umgekehrt behandelten schon

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Antig. Nic. F1 § 47

‘Nechepsos und Petosiris’, wie das durch Lydos erhaltene Zitat des Campester aus den Sonnen-Omina des Petosiris zeigt:              .2093 Unter den erhaltenen Individualhoroskopen vgl. den von Val. 7,6,45–57 in einem Doppelhoroskop (Hor. gr. 108.XI.6 u. Hor. gr. 110.XII.15) beschriebenen und astrologisch erklärten Geschwisterstreit, bes. 7,6,46  , sowie die Ereignisse im 19. Lebensjahr eines von Val. 7,6,164–192 (Hor. gr. 142.III.25) besprochenen Mannes, bes. 7,6,171      .2094 Siehe auch Anon. comm. in Ptol. apotel. 4,5,1 p. 152 Wolf (über Ehegatten)  .    : vgl. § 23  Zu der Formulierung als direkte Frages.o. die Gesamtbesprechung von §§ 45–52.         : Merkur und Saturn sind im antiken Mythos Enkel und Großvater.2095 Sie stehen hier im 12. Ort, der Feindschaften symbolisiert (s.o. zu § 35    ). Da Hadrian keine leiblichen Enkel hatte, ist an seinen Großneffen Pedanius Fuscus (F3) zu denken. Die somit unvollkommene Entsprechung zwischen der mythischen Genealogie (Saturn – Merkur) und der historischen (Hadrian – Pedanius) ist nicht verwunderlich, sowohl angesichts der allgemeinen Flexibilität des astrologischen Denkens und der Polyvalenz seiner Symbole, die schon aus praktischen Gründen nötig ist, um die Vielfalt der sozialen Verhältnisse der Menschen durch die kosmischen Relationen von nur sieben Planetengöttern zu erklären, als auch angesichts vergleichbarer Fälle. So deutet z.B. Dorotheos in einem Kontext, in dem es ausschließlich um Geschwister geht (Dor. arab. 1,21,20 = Hor. 2093

Lyd. ost. 9c pp. 24,5–25,2 Wachsmuth = Nech. et Pet. frg. 8,1–9. Mit      vgl. hier § 34 . Zur Datierung des Campester s. Keyser 1994a, 644 u. 646 (ca. 100 n.Chr.; obsolet: Riess 1899 u. Domenici – Maderna 2007, 14673). 2094 Mehr dazu im Katalog, s.o. S. 267. 2095 Zum hiesigen Verzicht auf Erwähnung der griechischen Namen Hermes und Kronos s.o. Anm. 1937.

Stellenkommentar

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gr. 29.V.2), Saturn als einen älteren Bruder des Nativen und Merkur als den jüngsten Bruder. Das genealogische Verhältnis von Merkur und Saturn wird in F3 § 66a erneut zur Interpretation herangezogen. Dort geht es in exakter Entsprechung von mythischer und historischer Abstammung um das Großvater-Enkel-Verhältnis von Servianus und Pedanius (s.u. zu F3 § 66a    ). Siehe ferner § 48, wo in einer mit § 47 u. F3 § 66a kohärenten Argumentation die mythische Verwandtschaft zwischen Saturn und Jupiter zur Deutung der Vater-Sohn-Beziehung zwischen Trajan und Hadrian (per viam adoptionis) herangezogen wird, und F2 § 57, wo das Geschlechts- und Altersverhältnis zwischen Mars und Merkur zur Deutung einer homosexuellen Beziehung herangezogen wird.2096 Über das rein biologische Generationenverhältnis hinaus ist zu bedenken, dass Saturn den Astrologen als ein kranker, von körperlichen Gebrechen geplagter Großvater gilt, was die Assoziation mit Hadrian zusätzlich begünstigt, und dass Merkur bei aller cleverness doch ganz unseriös ist, ein Lügner und Dieb, Schirmherr der von Pedanius so geschätzten Athleten und Gladiatoren (vgl. F3 § 66b und den dortigen Kommentar).

§ 48 Die astrologische Erklärung zur Adoption Hadrians (§ 48) ist Teil des übergeordneten Themas ‘Familie’ (s.o., Gesamtbesprechung von §§ 39– 48). Wenngleich die erhaltenen astrologischen Handbücher keine speziellen Kapitel zum Thema Adoption bieten, sind doch verstreute Nachrichten erhalten,2097 die hier erstmals ausgewertet werden sollen. Sie zeigen, dass zur Adoptionsprognostik oft (nicht immer)2098 die mythische Vater-

2096

Siehe besonders unten S. 1107. Viele der im Folgenden zitierten Stellen wurden von Cumont 1937, 1853, gesammelt. 2098 Eine grundverschiedene Methode erwähnt Firm. math. 7,11,4: Darin bewirkt Venus die Adoption, sofern sie kardinal in den Zwillingen steht oder in beliebigen Orten der Dodekatropos entweder in den Fischen (ihrem Nachthaus, Venus gehört zur  der Nacht) oder im Stier (ihrer Erhöhung) steht. Es handelt sich anscheinend um eine Sonderlehre für Waisenkinder (so das Thema von Firm. math. 7,11), denen nach dem frühen Tod eines Elternteils oder beider Eltern durch die Wohltäterin Venus, sofern sie sehr günstig steht, das große Glück einer Adoption geschenkt wird. Wieder anders denkt der anonyme Verfasser von Lib. Herm. 21,9 F. (= p. 48,6–7 G.) mit seiner Prognostik aus der Position des Hausherrn des 4. Ortes (zitiert unten in Anm. 2111). 2097

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Antig. Nic. F1 § 48

Sohn-Beziehung zwischen Saturn und Jupiter bemüht wurde. 2099 Das Prinzip ist dasselbe wie bei der bereits kommentierten Deutung biographischer Relationen zwischen Großvater und Enkel durch Rekurs auf die mythische Verwandtschaft zwischen Saturn und Merkur.2100 Eindeutige Belege für die astrologische Deutung von Adoptionen durch Rekurs auf Saturn und Jupiter bieten neben der hiesigen Antigonos-Stelle die folgenden Texte (Gruppe A, chronologisch geordnet): – Ps.-Maneth. 2[1],150–156:   ... |  |    – Ps.-Maneth. 2[1],157–165:  ... |        |    2101 – Ptol. apotel. 4,2,3(~ Heph. 2,17,5):               2102     . – Firm. math. 4,10,10: Si a Iove defluens Luna ad Saturnum feratur et sit crescens vel plena luminibus, faciet ab extraneis adoptari vel ipsos ali2099

Adoptionen von Töchtern oder durch Mütter liegen offenbar außerhalb des Horizonts antiker Astrologen. Auf den ersten Blick passt dieser Befund gut zu der Feststellung von Wenger 1950, 100 (über den griechisch-römischen Bereich): “Grundsätzlich können entsprechend einer patriarchalen Familienordnung nur von Männern Kinder männlichen Geschlechts adoptiert werden.” In der Praxis kamen jedoch, und zwar speziell in Ägypten, der Heimat der hellenistischen Astrologie, Adoptionen von Frauen und durch Frauen vor; vgl. Taubenschlag 1955, 134: “The admissibility of adoption is, however, not restricted to the male sex; for women may also be adopted by a family” (mit Verweis auf mehrere Papyri des 1. u. 2. Jh. n.Chr. aus Oxyrhynchos); s. auch ebd. 13415: “Conversely women are also able to adopt” (mit Verweis auf P. Oxy. III 583 vom Jahre 119/120 n.Chr.). 2100 S.o. zu § 47 . 2101 So Lopilato 1998, 45, entsprechend den Hss.; Koechly hingegen gestaltet die beiden letzten Verse wegen ihrer beinahe wörtlichen Übereinstimmung mit den zuvor zitierten Versen Ps.-Maneth. 2[1],155f. unter Tilgung jeglichen Hinweises auf Adoption um. 2102 D.h. im 10. Ort verschiedener Horoskope (Heph. 2,17,5 zitiert die Stelle im Singular:    ). Zur Bestätigung vgl. die ebenfalls in Textgruppe A zitierte Stelle Firm. math. 6,31,78, die mit der Ptolemaiosstelle ferner die Bedingung gemeinsam hat, Jupiter solle in einem doppelten Tierkreiszeichen stehen. Wahrscheinlich gehen beide Stellen direkt oder indirekt auf dieselbe Quelle zurück.

Gesamtbesprechung

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enae subolis patres aut minorum tutores vel procuratores facit. – Firm. math. 6,31,78: Si in duplici signo Iuppiter collocatus [si] MC. cardinem teneat, et eum in IMC. Saturnus positus diametra radiatione respiciat, et Luna Saturno societatis coniunctione iungatur, ab extraneis adoptati hereditatis titulo patrimonium quaerunt, ut fiant eorum legibus filii, quibus natura filios denegarat. – Lib. Herm. 32,17 F. (= p. 90,24–25 G.): Iupiter in domo Saturni uel facie uel gradu condicionis cum fuerit,2103 adoptiuos facit [...]. Außerdem gibt es mehrere weitere Stellen verschiedener Autoren, die offenbar auf derselben Symbolik basieren, auch wenn in jedem dieser Fälle nur einer der beiden obersten Planeten explizit Erwähnung findet. Es ist jedoch aus jedem dieser Texte ersichtlich, dass Jupiter den Adoptivsohn symbolisiert und Saturn den Adoptivvater. Diese Texte sind (Gruppe B): – Firm. math. 3,3,4: In secundo loco ab horoscopo Iuppiter constitutus extraneas hereditates decernit et ab extraneis faciet adoptari; dabit autem magnorum mobilium et maximarum possessionum dominia, si sic posito Mercurius et ipse bene positus bona se radiatione coniunxerit.2104 – Firm. math. 4,3,2: Si vero in ista coniunctione [sc. Lunae cum Ioue] fuerit minuta luminibus, faciet adoptari [...]. – Lib. Herm. 26,59 F. (= pp. 77,41–78,2 G.): Luna in ascendente cum Ioue uel in medio caeli simul, maxime plena libera a malis, matrem nobilem significat et diuitem et ipsos diuinantes aut fabricantes futurum, praescientes, claros autem et nobiles et substantiam parentum hereditantes; et custodiunt eam et acquirunt et bonam prolem faciunt uel fiunt adoptiui. Idem faciunt et in succedentibus. – Lib. Herm. 32,1–2 F. (p. 88,16–28 G.): Saturnus cum locatus fuerit in propria domo uel facie uel gradu [...] plures autem et alienorum filiorum patres fiunt uel alienos in filios adoptantes sicut proprios nutriunt [...] quidam uero accipiuntur in adoptionem ab aliquibus et heredes fiunt2105 ... uel exactores fiunt aut alienorum filiorum patres. 2103

D.h. wenn das Horoskop seiner  entspricht, m.a.W.: wenn es sich um eine Taggeburt handelt (was bei Hadrian nicht der Fall ist). 2104 Firmicus schöpft offenbar direkt oder indirekt aus derselben Quelle wie Rhet. 5,57,133 (zit. am Ende von Gruppe B). 2105 Diese beiden Adoptivsöhne betreffenden Details würde man eher als Jupiterwirkung erwarten.

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Antig. Nic. F1 § 48

– Rhet. 5,57,133 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 143,21–144,2):    [ CCAG]     [ CCAG]     2106 – Val. app. 1,106 [...][...]. Interpretationsprobleme wirft nur eine einzige antike Stelle auf (Text C): – Firm. math. 3,10,2: In secundo loco Mercurius et Iuppiter partiliter ab horoscopo constituti in diurna genitura2107 facient heredes alieni patrimonii, ab extraneis adoptatos et fundamentorum multorum et depositarum specierum dominos et quibus processu temporis augmenta felicitatis maxima conferantur. Hier stellt sich die Frage, ob neben dem Paar Saturn-Jupiter noch ein weiteres Vater-Sohn-Paar, nämlich Jupiter-Merkur, die Adoption symbolisieren kann. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr ist diese Stelle zu zuvor genannten Fällen der Gruppe B zu rechnen, wo entweder Saturn oder Jupiter allein Erwähnung finden, nur mit dem Unterschied, dass diesmal ein weiterer Planet modifizierend auf den durch Jupiter symbolisierten Adoptivsohn einwirkt. Zur Begründung ist auf die in Gruppe B zitierten Stellen Firm. math. 3,3,4 und Rhet. 5,57,133 zu verweisen, wo es ebenso wie hier (Firm. math. 3,10,2) um eine Jupiterwirkung im zweiten Ort geht, die Adoptivsöhne bewirkt. Bei Firm. math. 3,3,4 und Rhet. 5,57,133 ist der wirkende Planet Jupiter allein. Interessanterweise verweist Firmicus dort gleich im Anschluss durch einen syntaktisch eigenständigen Satz ergänzend auf Merkur, der bei günstigem Aspektwurf auf Jupiter die Finanz- und Wirtschaftskompetenz des Nativen stärke. Ähnlich wirkt Merkur hier in Firm. math. 3,10,2, nur erlaubt die hiesige Syntax es nicht, die Planetenwirkungen so klar wie in Firm. math. 3,3,4 zu differenzieren. Dass an beiden genannten Firmicusstellen nicht Merkur, sondern Jupiter den Adoptivsohn symbolisiert, wird ferner dadurch bestätigt, dass die griechische Parallele zu Firm. math. 3,3,4 bei Rhet. 5,57,133 Merkur überhaupt nicht erwähnt. Es gibt also nur ein einziges genealogisches Modell, Saturn-Jupiter, auf das astrologische Aussagen zu

2106 2107

S.o. Anm. 2104. Weil Jupiter bzgl. seiner ein Tagplanet ist.

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Adoptionen rekurrieren.2108 Die Rekonstruktion einer homogenen Lehre aus den genannten Stellen ist nicht möglich, was zumindest teilweise daran liegt, dass sie das Thema Adoption aus verschiedenen Perspektiven behandeln. Wenn z.B. die Vererbung von Vermögenswerten im Vordergrund steht, spielt mehrmals der zweite Ort der Dodekatropos (lucrum) eine Rolle2109 (bzw. bei Ptolemaios, der die Dodekatropos ablehnt, das Glückslos). 2110 Wenn es hingegen grundsätzlich um das Generationenverhältnis zwischen Adoptiveltern und Adoptivkindern geht, ist der vierte Ort (genitor) relevant.2111 Wieder andere Texte – genauer: unsere Stelle des Antigonos und eine des Liber Hermetis 2112 – legen Wert auf den ersten Ort (vita), vielleicht wegen der das gesamte Leben verändernden Bedeutung einer Adoption, oder auch auf den zehnten (regnum),2113 vielleicht wegen des für Native von niedriger Herkunft durch die Adoption möglichen Aufstiegs in eine höhere soziale Stellung. Es bleibt zu fragen, warum gerade Saturn und Jupiter Adoptionsverhältnisse symbolisieren, wo doch der Mythos, demzufolge Jupiter ein leiblicher Sohn des Saturn ist, dieser Symbolik widerspricht. Die astrologische Lehre wird verständlich, wenn man erkennt, dass das Thema ‘Adoption’ eine besondere Ausprägung des Weiteren und in der Praxis viel häufiger vorkommenden, von Antigonos aber nicht angesprochenen Themas ‘Erbschaft’ ist. Die Adoption war im griechischen Recht ein spezieller Weg, den Erhalt des Vermögens zu sichern, “ein Institut mit

2108

Dadurch haben die antiken Astrologen zugleich verwirrende Doppeldeutigkeiten gemieden, denn wenn es ein alternatives Modell Jupiter-Merkur gäbe, könnte Jupiter mal den Sohn, mal den Vater bedeuten, und Merkur mal den Sohn, mal den Enkel (zum Enkel s.o. zu § 47     ; nur Saturn kann, wie aus dem dortigen Kommentar hervorgeht, tatsächlich zweierlei symbolisieren, sowohl den Vater als auch den Großvater). 2109 So Firm. math. 3,3,4. 3,10,2. Rhet. 5,57,133 (alle zitiert oben S. 873 Gruppe B und sogleich danach Text C). Zur knappen Identifizierung der Wirkungsbereiche der Dodekatropos (hier lucrum) bediene ich mich der oben (S. 690, Anm. 1462) zitierten mittelalterlichen Merkverse. 2110 Ptol. apotel. 4,2,3 (s.o. S. 872, Gruppe A). 2111 So Lib. Herm. 21,9 F. (p. 48,6–7 G.) talis aspectus significat natum ficticium et adoptiuum, ut qui habuerit in natiuitate dominum signi oppositum parti patris [scil. quarto loco, cf. ibid. 21,4 F.] uel coniungatur ei, hic adoptiuus erit. 2112 Lib. Herm. 26,59 F. (= pp. 77,41–78,2 G.), zitiert oben S. 873 (Gruppe B). 2113 Ptol. apotel. 4,2,3. Firm. math. 6,31,78. Lib. Herm. 26,59 F. (= pp. 77,41–78,2 G.), zitiert oben S. 872–873 (Gruppe A-B).

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vornehmlich erbrechtlichen Wirkungen”. 2114 Da in der antiken Welt in der Regel nicht, wie in modernen westlichen Gesellschaften, Kinder von Erwachsenen adoptiert wurden, sondern jüngere Erwachsene von älteren Erwachsenen,2115 passen die Charakteristika der gewählten Planetengötter: Saturn gilt als körperlich gebrechlicher, aber materiell wohlhabender Greis, Jupiter als Mann in den besten Jahren. Daher bedienen sich die Astrologen für Erbschaftsprognosen dieses mythischen Vater-Sohn-Paares, wie z.B. Firm. math. 4,9,2 schön zeigt: A Saturno defluens Luna si se Iovis stellae coniunxerit vel ad Iovem feratur, si crescens isti fuerit societati coniuncta, [...] hereditates maximas [...] largitur. Eine systematische Analyse aller verfügbaren Erbschaftsnotate würde hier zu weit führen. Immerhin zeigt schon eine kursorische Sichtung der sehr zahlreichen Belege, dass Erbschaftsprognosen nicht nur regelmäßig auf das Vater-SohnVerhältnis von Saturn und Jupiter rekurrieren, sondern auch in weiteren Details enge Parallelen zur Adoptionsprognostik aufweisen. Außerdem reichen die erhaltenen Erbschaftsnotate zeitlich weiter zurück als Adoptionsnotate.2116 2114

So Wenger 1950, 100. In demselben Sinne äußert sich Deißmann-Merten 1996, 122. Die zuletzt Genannte erwähnt als weitere wichtige Funktionen der Adoption, “die Familie vor dem Aussterben zu bewahren und die Durchführung der traditionellen Opfer und Riten nach dem Tode des Adoptivvaters zu sichern” sowie auch “die Sicherung des Unterhalts der Eltern im Alter”. Bei der antiken Adoption geht es also nicht um die Bedürfnisse des Adoptierten, sondern um die des Adoptierenden (Deißmann-Merten 1996, 122, u. Lindsay 2001, 201). 2115 Vgl. Deißmann-Merten 1996, 122, u. Lindsay 2001, 201. 2116 Um dem Leser einen Eindruck des Materials zu geben, seien hier die frühesten Erbschaftsnotate (bis inkl. 2. Jh. n.Chr.) möglichst vollständig angeführt: Kritodemos machte Erbschaften von den Gradbezirken Jupiters abhängig: Critod. frg. 10 Peter = CCAG VIII 1 (1929), pp. 259,25 (in : ). 260,5 (in :   ). Serapion legte Wert darauf, dass der Mond in Aspekt mit Jupiter und Saturn steht: Serap. CCAG V 1 (1904), p. 180,22–23     . Die Dorotheosfragmente enthalten mehrere relevante Stellen: Dor. p. 340,10 = Rhet. 5,57,122 (wenn ein Übeltäter durch Quadratur, Opposition oder Präsenz auf den 2. Ort einwirkt und dieser ein Zeichen des Saturn ist:  ). Dor. p. 345,5 (Saturn im Trigon zu Jupiter:   ). Dor. p. 362,18 (Saturn im 1. oder 10. Ort und zugleich in einem ihm selbst oder einem Mitglied seiner  eigenen Ort [= Tierkreiszeichen]: ). Dor. pp. 363,33–364,1 (Jupiter im 4. Ort: ).Antioch. (?) CCAG I (1898), p. 112,7 (Jupiter im 4. Ort:    ). Ptol. apotel. 4,7,7 (Saturn und Jupiter in Orten [d.h. Zeichen], die dem jeweils anderen gehören:). Val. 1,1,17:    [...]  (vgl. Val. app. 1,106  [...] ). Val. 4,13,4   [...]. Die einzige

Gesamtbesprechung

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Oft sind beide Bereiche, Erbschaft und Adoption, astrologisch miteinander kombiniert. Ein deutliches Beispiel liefert Ptolemaios in seinem Kapitel über materiellen Wohlstand an der oben zitierten Stelle Ptol. apotel. 4,2,3.2117 Er schreitet dort von einer relativ einfachen Bedingung (Saturn als determinierender Planet für die   in Aspekt mit Jupiter), die Erbschaften bewirke, durch Benennung weiterer Details (Position Jupiters im 10. Ort, entweder in einem doppelten Tierkreiszeichen 2118 oder in Konjunktion mit dem Mond) zu einer komplexeren Bedingung fort, deren Erfüllung Adoption und Erbschaft eines fremden Vermögens bewirke. Weitere Belege für die gemeinsame Erwähnung von Erbschaft und Adoption bieten Firm. math. 3,3,4. 3,10,2. 6,31,78. Lib. Herm. 26,59 F. (= pp. 77,41–78,2 G.). 32,1–2 F. (p. 88,16–28 G.). Rhet. 5,57,133. Val. app. 1,106.2119 Der von den Astrologen für Erbschaften gewählten genealogischen Symbolik haftet freilich die Unvollkommenheit an, dass der mythische Jupiter seinen Vater Saturn, anders als in der sozialen Realität der Menschenwelt, zu Lebzeiten und vor allem gewaltsam ‘beerbt’. Doch wer angesichts der geringen Zahl der Planetengötter nur zwei Optionen für mythische Vater-Sohn-Relationen hat (Saturn-Jupiter und JupiterMerkur), muss zu Kompromissen bereit sein. Vielleicht empfanden außerdem die antiken Astrologen den hier aufgezeigten Anstoß bei Erbschaftsangelegenheiten als weniger störend, weil der mythische Jupiter seinem Vater nicht ein materielles Erbe von der Art entreißt, um die es in der alltäglichen Praxis der Horoskopie geht, sondern ein politischabstraktes. Aber gerade in dieser Hinsicht birgt der Fall Hadrians, wenn man so will, die Möglichkeit zu einem besonders starken Anstoß: In seinem Horoskop symbolisiert Jupiter ja nicht einfach den leiblichen oder adoptierten Sohn, der ein materielles Erbe antritt, sondern primär – in der Deutung des Antigonos sogar ausschließlich – den Nachfolger eines Königs in der Herrschaft (vgl. § 26, wo Jupiter in der Erklärung des Kaiserschicksals eine wichtige Rolle spielt). Man könnte dies noch weiter zuspitzen durch einen Hinweis darauf, dass Hadrian als Kaiser des römi‘Überraschung’ bietet Dor. p. 365,26, wo es für Venus im 1. Ort und Mars im 7. Ort bei Horoskopen von Frauen heißt:      . Zur Ergänzung der von Pingree als Hexameter formatierten, aber metrisch unvollständigen Worte nach  ist die Konjektur   zu erwägen. Vgl. die seltene Venusprognose im Adoptionskontext oben Anm. 2098. 2117 S.o. S. 872 (Gruppe A). 2118 S.o. zu § 44  2119 S.o. S. 872–874 (Gruppe A-C).

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Antig. Nic. F1 § 48

schen Reichs mehr als jeder andere weltliche Herrscher den Vergleich mit dem göttlichen Weltherrscher Jupiter erlaubt und mit diesem tatsächlich verglichen wurde.2120 Das hieße jedoch Aspekte zu betonen, die in der Argumentation des Antigonos keine Rolle spielen. Der Rekurs der astrologischen Erbschafts- und Adoptionslehre auf den Mythos funktioniert bei ihm genauso wie bei seinen Zunftgenossen selektiv, und der gewaltsame Charakter der Usurpation des Jupiters im antiken Sukzessionsmythos bleibt außerhalb des assoziativen Horizonts.         : Zu der direkten Frage s.o. in der Gesamtbesprechung von §§ 45–52. : bezieht sich auf den Träger der in § 22 exponierten astronomischen Daten; s.o. zu § 39 . : s.o. zu § 23 .    –   : Die Antwort ist in Ep.4 relativ frei, aber sinngleich formuliert. Die Epitome neigt zur Ersetzung der participia coniuncta durch finite Verbformen. Vgl. mit der hiesigen Ersetzung von  durch    die Wiedergabe von § 23  und  (die Partizipien werden dort durch Exc.1 bestätigt) durch  und  sowie von F5 § 68  durch  .    : Eine enge Parallele für die Verbindung Jupiters mit dem Mond im 1. Ort im Kontext von Adoption bietet Lib. Herm. 26,59 F. (= pp. 77,41–78,2 G.), wo allerdings auch alternative Planetenstellungen im 2., 10. und 11. Ort Erwähnung finden. Ähnliche Bedingungen formulieren im Kontext von Adoption Ptol. apotel. 4,2,3 (Konjunktion Jupiters mit dem Mond im 10. Ort), Firm. math. 4,3,2 (Konjunktion Jupiters mit dem Mond ohne Verweis auf die kardinalen Orte) und Firm. math. 6,31,78 (Konjunktion Saturns mit dem Mond im 4. Ort).2121 Es ist also gut möglich, aber nicht beweisbar, dass Antigonos Wert darauf legte, dass diese Konjunktion nicht in einem beliebigen kardinalen Ort, sondern im ersten (ja sogar gradgenau im Aszendenten) stattfand, der die Sub2120

S.o. zu § 23       , speziell S. 666 bei Anm. 1353. 2121 Alle vier Stellen wurden oben S. 872–873 (Gruppe A-B) zitiert.

Stellenkommentar

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stanz des Lebens symbolisiert. : vgl. § 43 .   : P bietet   , was Cumont und später Pingree als  verlasen. Da Jupiter nicht im achten Ort, sondern im ersten steht, konjizierten schon Kroll und Cumont im Apparat (CCAG VI, 1903, p. 71,7) . Pingree nahm diese Konjektur in den Text auf. In der Tat ist das astrologische Symbol des Saturn in P oft nicht sicher vom Buchstaben  zu unterscheiden, 2122 doch bei sorgfältiger Lektüre fällt auf, dass in P Zahlzeichen niemals mit einem senkrechten, sondern immer mit einem waagerechten Strich versehen sind. In der Schreibung  (P) ist der senkrechte Strich der Akzent von , eine paläographische Selbstverständlichkeit. Der Sinn wird nun klar: Jupiter, der Sohn, steht im Wassermann, dem Nachthaus seines Vaters Saturn (daher Ep.4 frei, aber den Sinn wahrend:      ).2123 Sehr ähnlich ist die Lehre des Lib. Herm. 32,17 F. (= p. 90,24–25 G.).2124 Beachtung verdient ferner Ps.-Maneth. 2[1],150–156, dem zufolge die umgekehrte astronomische Situation, d.h. die Position Saturns in einem Zeichen Jupiters, für den umgekehrten juristischen Akt, d.h. als Vater zu adoptieren statt als Kind adoptiert zu werden, relevant ist.2125 Die beiden zuletzt erwähnten Stellen des Liber Hermetis und des Ps.Manethon gehören zu einer Gruppe einschlägiger Kapitel verschiedener Autoren über die Wirkungen der Planeten in den einzelnen Häusern. Da die übrigen relevanten (d.h. Jupiter in einem Haus des Saturn betreffenden) Stellen jener Kapitel nichts zum Thema Adoption beitragen, wird die gesamte Gruppe erst später an geeigneterer Stelle im Kommentar zu F3 § 66a –  vorgestellt.

2122

Auch Verwechslungen des Saturnsymbols mit  begegnen, z.B. im Horoskop des Proklos (Hor. gr. 412.II.7, Marin. vit. Procl. 35), wo  in der Überlieferung zu  entstellt wurde (emend. Fabricius; cf. Saffrey – Segonds 2001, 41). 2123 Siehe auch § 35. Zur Häuserlehre selbst s.o. zu § 27    2124 S.o. S. 872 (Gruppe A). 2125 S.o. S. 872 (Gruppe A). Neben Ps.-Maneth. 2[1],150–156 s. auch Ps.-Maneth. 2[1],157–165 und dazu oben Anm. 2101.

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Antig. Nic. F1 §§ 49–52

§§ 49–52 “Le calcul de la durée de la vie, avec indication du genre de mort préfixé par les astres, est le grand œuvre de l’astrologie, l’opération jugée la plus difficile par ses adeptes, la plus dangereuse et condamnable par ses ennemis.” 2126 Es ist also selbstverständlich, dass Antigonos dieses Thema gründlich bespricht, zumal angesichts der astrologischen Interpretationsmöglichkeiten, die die Konstellation Hadrians bietet. Die Analyse umfasst zum einen die Todesursache (§§ 49–51), für die Antigonos als komplementäre Gründe sowohl eine  (§ 49) als auch die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes (§§ 50–51) anführt, zum anderen den Todeszeitpunkt (§ 52), den er mit einer Primärdirektion begründet.2127 Ob die besonders ausführliche Untersuchung der Todesursache neben dem astrologischen Lehrinteresse auch mit dem berüchtigten ‘Fluch des Servianus’ zu tun hat, ist ungewiss. Servianus soll vor seinem eigenen Tod Hadrian verflucht und ihm einen qualvollen Tod gewünscht haben. 2128 Antigonos nennt jedenfalls ausschließlich kosmische und damit naturwissenschaftliche Ursachen der  (§§ 49–50) des Herrschers.

§ 49 Die medizinische Todesursache Hadrians erklärt Antigonos in diesem Paragraphen durch die astrologische Lehre der  Diese lässt sich am Horoskop Hadrians durch das folgende Diagramm, dessen Details auf den nächsten Seiten erläutert werden, illustrieren:

2126 Bouché-Leclercq 1899, 404. Wie weit solche Prognosen schon in der Mitte des 1. Jh. v.Chr. verbreitet waren, bezeugt Cic. div. 2,99, der viele astrologische Prognosen erwähnt, die Pompeius, Crassus und Caesar bezüglich ihrer Lebensdauer, Todesart und  erhalten hätten. 2127 Über den Tod hinausgehende Fragen philosophischer und religiöser Art blenden die griechisch-römischen Astrologentexte rigoros aus. 2128 Vgl. Cass. Dio 69,17,2. – Michelotto 1987, 189, und Birley 1997, 291, halten den Fluch des Servianus für authentisch.

Gesamtbesprechung



 





881

 



 

ASC

OCC



  



 



Diagr. 17: Die Einschließung () im Horoskop Hadrians

Die Frage nach der Todesursache ist dreigliedrig formuliert:     (1)   (2)  (3)      In gleicher Weise umfasst die Antwort drei Teilgründe: (1) (2)  (3)    Die Reihenfolge der jeweils drei Elemente in Frage und Antwort ist verschieden, aber chronologisch beziehungsweise argumentativ sinnvoll: Die Frage schreitet von den Krankheitssymptomen (1–2) zum Tod (3) fort, die Antwort vom Allgemeinen (1) zum Besonderen (2–3). Außerdem entspricht die Reihenfolge unter stilistischem Gesichtspunkt sowohl in der Frage als auch in der Antwort dem Gesetz der wachsenden Glieder. Der erste Teilgrund ist noch unspezifisch insofern, als er nur das Faktum, nicht die genaue Eigenart der  erklärt. Dies zeigt der Schlusssatz von § 49:                 

882

Antig. Nic. F1 § 49

  . Darauf folgen spezifische Erklärungen für die beiden Qualitäten, die dem ‘Wassersüchtigen’ 2129 in exzessiver Weise eignen: Feuchtigkeit und Trockenheit. Zu diesem Paradox vgl. das durch Ps.-Longin. subl. 3,4 überlieferte Sprichwort:      (‘denn nichts, heißt es, sei trockener als ein Wassersüchtiger’). Schon die hippokratischen Schriften bieten reiche Belege für die Auffassung, dass ‘Wassersucht’ verschiedene Ursachen haben könne und mit einer Überhitzung einhergehe, die große Mengen von Körperfett zu Wasser schmelzen lasse. 2130 So entstünden die unnatürlichen Wasserretentionen im Körper des Patienten, die es durch eine strenge dehydrierende Diät, pflanzliche Diuretika und notfalls chirurgische Eingriffe (Drainage oder auch Aderlass) zu reduzieren gelte. Unter den möglichen Symptomen der ‘Wassersucht’ werden trockener Husten ( ), Atemnot (), hohes Fieber ( ) und brennender Durst ( ) genannt.2131 Die Verbindung von  und  2129

Medizinisch obsoleter Begriff für ein generalisiertes Ödem (Flüssigkeitsansammlung im Körpergewebe). Es handelt sich nicht um eine Krankheit im engeren Sinne, sondern um das Anzeichen einer Funktionsstörung im Körper, z.B. einer Herzinsuffizienz oder einer Nierenerkrankung. 2130 Vgl. z.B. Hippocr. affect. 22 und affect. inter. 22–26. 2131 Vgl. z.B. Hippocr. affect. 22:                 [...]      (“If you take on this patient at the beginning, before he becomes very dropsical, have him drink a medication that will clean water and phlegm downwards [...]; prescribe a regimen of foods, drinks, exercises, and walks from which he will become lean and dry” etc.; Text u. Übers. nach Potter 1988a, 40f.). Hippocr. affect. inter. 22:      (“it benefits this patient if you dry out his cavity”, Potter 1988b, 144f.). ibid. 24:   […]     (“the liver immediately produces burning heat, […] and then, after a time, it fills up with fluid”; Potter 1988b, 152f.). ibid. 25:   (“violent fevers”, VI 156f.). ibid. 26:                   […]             (“the patient, then, suffers the following: the water in the tissues produces burning heat in the cavity and the body, so that the fat present in the cavity melts. […] and he has a violent thirst, for his inward parts are heated by the burning heat”; Potter 1988b, 158–161). Hippocr. acut. (sp.) 52 (= 20 L.):       (!)               (“Let the patient eat foods that are dry and sharp, for thus will he pass the most urine, and have the greatest strength. If he has difficulty breathing, it happens to be the sum-

Gesamtbesprechung

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 in der Diagnose des Antigonos (neben § 49      [2x] siehe § 24    ) ist also nicht verwunderlich. Für sich allein genommen legt sie nahe, dass Hadrian an Atemnot und entweder an einem Lungenödem oder an einem Perikard- beziehungsweise Pleuraerguss litt.2132 So drückt z.B. beim Pleuraerguss die Flüssigkeitsansammlung im Brustfell-Rippenfell-Raum die Lunge zusammen und führt zu Atemnot. Auch ohne das Detailwissen und die Terminologie der modernen Medizin ist klar, dass eine unnatürliche Flüssigkeitsansammlung im Oberkörper eine Einengung bewirken und zu Atemnot führen kann. Dann ist eventuell ein chirurgischer Schnitt in die Körperseite zum Zweck der Drainage sinnvoll. Vgl. z.B. Hippocr. affect. inter. 23:                    , […]       […]         […]               

“At the beginning, then, this disease includes the following: a dry cough; the throat seems to whistle; chills and fever set in, and orthopnoea2133 […]. As long as the dropsy occupies the upper cavity, the distress is acute. […] Sometimes swelling appears in the side and indicates where you must incise. […] incise down to the bone at the third lowest rib, then pierce right through to the inside with a straight-pointed trephine and,

mer season, and he is in the prime of life, draw blood from his arm”; Potter 1988b, 312– 315). Speziell zur ‘Wassersucht’ der Lunge heißt es (Hippocr. morb. 2,61):       (“if dropsy arises in the lung, there are fever and coughing, and the patient respires rapidly”; Potter 1988a, 306f.). Wassersucht in Verbindung mit Atemnot auch bei Aret. med. (saec. IIp) 3,14,3 p. 56,10–12 Hude (CMG 2):              – Zuweilen begegnet unter den Diätanweisungen der Terminus : z.B. Archig. med. (saec. Ip) de victu hydrop. p. 72,2–5 Calabrò:             2132 Für dieses Urteil danke ich Prof. Pablo Santamaria (Schreiben vom 06.09.2004; vgl. Anm. 1406). Zur Gesamtanalyse aller aus der Antike überlieferten Nachrichten zur Todesursache Hadrians s.o., Komm. zu § 24  – . 2133 Orthopnoe ist Atemnot in flacher Rückenlage. Aufrechte Körperhaltung bringt dem Patienten Erleichterung.

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Antig. Nic. F1 § 49

     after boring, draw off a little of the      fluid […] Draw off fluid once a day  […]    for twelve days.”2134        Anscheinend ist es eine solche Wasseransammlung und eine solche die Lungenfunktion beeinträchtigende Einengung des Oberkörpers, die Antigonos, der ja wahrscheinlich selbst Arzt ist (dazu s.o. S. 27–31), im Sinn hat. Die astrologischen Argumente (2) und (3) sind nun leicht nachvollziehbar: (2) Alle Planeten im Horoskop Hadrians stehen in sehr feuchten Tierkreiszeichen, statt einigermaßen gleichmäßig über die fünf feuchten und die sieben trockenen Zeichen verteilt zu sein.2135 Dementsprechend wird im Körper des Nativen kein gesundes Gleichgewicht von Feuchtigkeit und Trockenheit herrschen, sondern ein krankhaftes Übermaß an Wasser. Eine im Prinzip identische astrologische Argumentation bietet Antigonos in F2 § 57 (        ): Da der dort besprochene Native alle Planeten in männlichen Zeichen hat, und nicht gleichmäßig über die sechs männlichen und die sechs weiblichen Zeichen verteilt, ist sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht gestört; er begehrt nur homosexuellen Verkehr mit anderen Männern. (3) Die durch Flüssigkeitsretention bewirkte Einengung der Brust und die Atemnot, die Hadrian am Lebensende quälten, sieht Antigonos in der Einschließung des Untergangspunkts (OCC) durch die Übeltäter präfiguriert. Die astrologischen Assoziationen sind komplex: – dem Lebensende entspricht der Untergangspunkt der Ekliptik und damit der Luminare, deren allgemeine Bedeutung für schlimmen Tod () schon Argument (1) betont hatte; außerdem gibt der Untergangspunkt über körperliche Krankheiten Auskunft (mehr dazu im Folgenden); – der physischen Einengung und Beklemmung entspricht die astrologische Figur der Einschließung; – den einengenden Wasseransammlungen entsprechen die Übeltäter Mars und Saturn, die durch ihre Position in den Fischen und im Steinbock beide ‘triefnass’ sind und durch Aspektwurf in der Jung2134 2135

Potter 1988b, 148–151. Mehr dazu im folgenden Kommentar zu  –.

Gesamtbesprechung

885

frau und im Krebs präsent sind, wo sie den trockenen Löwen sozusagen ‘in die Zange nehmen’;2136 – den einander in Länge und Geradheit gleichen Hebeln einer Zange entsprechen die einander gleichen diametralen (astrologisch negativen) Aspekte, durch die die Übeltäter wirken ( , vgl. den Komm. z.St.); – dem Durst, der Trockenheit2137 und der Atemnot des Patienten entspricht der Löwe, der in der Astrologie als glühend heiß, trocken und erstickend gilt: vgl. Germ. frg. 3,9 siccus erit Leo, praecipue cui pectora fervent. Ptol. apotel. 2,12,5 (= Heph. 1,1,82)    [sc. ]2138        . Val. 1,2,42       [sc. =  Leo] .2139 Die Zitate zeigen, dass speziell der Anfang des Löwen wegen des dortigen hellen Fixsterns  Leo (Regulus) 2140 als feurig

2136

Die Metapher ist kein Anachronismus. Schon Ovid gebraucht das Bildmotiv der Zange für die Bedrängnis eines Gewürgten (Ov. met. 9,78 angebar, ceu guttura forcipe pressus), Ammianus Marcellinus (16,11,3) von einer militärischen Zangenbewegung: cogitatum est enim solliciteque praestructum, ut saeuientes ultra solitum Alamanni uagantesque fusius multitudine geminata nostrorum forcipis specie trusi in angustias caederentur (cf. de Jonge 1972, 148, ad loc.; weitere ähnliche Belege bei Grinda 2002, 868). Auf den Kosmos überträgt das Bild der Zange m.W. erstmals Apul. mund. 1 p. 148,15–19 Moreschini: sed cum omne caelum ita revolvatur ut sphaera, eam tamen radicibus oportet teneri, quas divina machinatio verticibus adfixit, ut in tornando artifex solet forcipe materiam comprehensam reciproco volumine rotundare: eos polos dicimus etc. (die griech. Vorlage, Ps.-Arist. mund. 2, bietet ein anderes Gleichnis:     ). Griechische Belege für bildlichen Gebrauch von  sind mir erst bei patristischen Autoren bekannt; vgl. Lampe s.v. . – Im wörtlichen Sinne ist die Zange bzw. Pinzette als medizinisches Instrument seit Hippocr. mul. affect. 244 p. VIII 458 Littré belegt (   ... ); vgl. die im 1. Jh. n.Chr. einsetzenden Belege für die   (Ruf. Ephes. de ren. et ves. morb. 3,16 p. 27,7 Daremberg–Ruelle) und das  (Diosc. de mat. med. 1,68,7 p. I 64,3 Wellmann). Man denke außerdem an die Feuerzange zum Greifen glühender Eisen (z.B. Verg. georg. 4,175 [von den Kyklopen]: versantque tenaci forcipe ferrum) und Kohlen (zahlreiche Belege für     u.ä. seit dem 4. Jh. n.Chr.). Dabei ist der glühende Stoff (z.B. Eisen oder Kohle) entfernt mit dem hiesigen Tierkreiszeichen des Löwen vergleichbar (s.u. S. 885). 2137 Subjektiv als solche empfunden, wegen der Krankheit und der dehydrierenden Diät. 2138 Vgl. die doppelte Erwähnung von  in Hippocr. affect. inter. 24–25 (zit. in Anm. 2131). 2139 Vgl. Hübner 1982, 89 (Nr. 1.411). 2140 Position: 5°  nach F5 § 68, 2° 30  nach Ptol. synt. 7,5 (s.u. S. 1259, Tab. 37).

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und erstickend gilt, und es ist dieser Anfang, in den der Untergangspunkt des Hadrianhoroskops fällt (1° ). Da es in der griechischen Literatur keine Parallelen für die Junktur    gibt, verwundert es nicht, dass auch exakte Parallelen für die astrologische Erklärung dieses Leidens fehlen. Dennoch geht Antigonos in § 49 nicht wirklich neue Wege, sondern kombiniert auf originelle Weise traditionelle Bausteine der astrologischen Standardlehren. Aufschlussreich ist der Vergleich mit Ptol. apotel. 3,13      und Ptol. apotel. 4,9   . Nach Ptol. apotel. 3,13 kommt dem Untergangspunkt besondere Bedeutung für die Prognostik körperlicher Verletzungen und Krankheiten zu, wenn die Übeltäter auf ihn durch direkte Anwesenheit oder durch negative Aspekte einwirken und die Luminare (wie bei Hadrian der Fall) kardinale Positionen innehaben. 2141 Auch für die Art des Todes kann der Untergangspunkt eine wichtige Rolle spielen (Ptol. apotel. 4,9,1–2). 2142 Im Falle einer tödlich verlaufenden Erkrankung bietet sich die Kombination beider Teillehren an. Die Prognostik der Details beruht traditionell auf der zodiakalen und planetaren Melothesie: Das Tierkreiszeichen gibt Auskunft über den betroffenen Körperteil, die beteiligten Planeten über die Art der

2141

Vgl. bes. Ptol. apotel. 3,13,1–2:              [sc.  , gemeint ist der 6. Ort]                                                      [d.h. im ASC oder im OCC]       Auch bei Ps.-Maneth. 6[3],544–629 (  ) spielen ASC und OCC die entscheidende Rolle, bes. OCC; ähnlich im entsprechenden Kapitel bei Dor. arab. 4,1,65–142 (dort ist statt des Untergangspunkts oft sinngleich vom 7. Zeichen die Rede). 2142 Siehe bes. Ptol. apotel. 4,9,1:             [sc.  ]      Als Schnittstelle der Ekliptik mit dem westlichen Horizont, wo die Planeten und Tierkreiszeichen untergehen, symbolisiert der Untergangspunkt das Lebensende des Nativen (s. Bara 1990, 837). Das betont z.B. auch Firm. math. 8,6,8: vita igitur erit in ortu, mors reperietur in occasu.

Gesamtbesprechung

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(tödlichen) Erkrankung dieses Körperteils.2143 Antigonos wendet die beiden Arten der Melothesie nicht explizit auf das Hadrianhoroskop an, hatte sie aber vielleicht im Sinn. Eine Musterung der relevanten Stellen ergibt, dass die zodiakale Melothesie in der Allozierung des Brust- und Bauchbereichs sowie seiner Organe zwischen Löwe und Krebs schwankt.2144 Dadurch, dass Antigonos die traditionellen Lehren zu den Themen ‘Krankheit’ und ‘Tod’ auf originelle Weise mit der   als Präfiguration der Beklemmung und Atemnot kombiniert, erhalten für Hadrian neben dem Löwen auch der Krebs und die Jungfrau eine prognostische Relevanz. Der Krebs bildet in diesem Horoskop den 6. Ort der Dodekatropos (Gesundheit), die Jungfrau den 8. Ort (Tod). In Krebs und Jungfrau fallen die negativen Aspekte (Oppositionen) des Saturn und des Mars, wobei Saturn obendrein nach Ptolemaios im Rahmen der planetaren Melothesie als Ursache todbringender Wassersucht gilt. 2145 Weitere Details bietet der folgende Stellenkommentar.    : Zu der direkten Frage s.o. in der Gesamtbesprechung von §§ 45–52.  – : ein schwacher Anakoluth; vgl. die ‘glattere’ Konstruktion in § 45       Kroll und Cumont korrigierten das einhellig überlieferte  ohne Not zu  (CCAG VI, 1903, p. 71,9). 2143

In diesem Sinne: Ptol. apotel. 3,13,4; ähnlich: Dor. arab. 4,1,75–76. Val. 2,37,20–25 (bes. 2,37,20        u. 2,37,23            ). Firm. math. 6,32,41–43. Mehr zur Melothesie in Anm. 3038. 2144 Vgl. Manil. 2,459f. pectusque locatum | sub Cancro est, laterum regnum scapulaeque Leonis. Dor. arab. 4,1,76 “Cancer the two hands and the chest, Leo the two sides and the heart”. Porph. isag. 44 p. 216,29–30     . Sext. Emp. adv. math. 5,21       . Heph. 1,1,61         ibid. 1,1,81              Besonders detailreich sind die in Auseinandersetzung mit ‘Nechepsos und Petosiris’ (Val. 2,37,1 = Nech. et Pet. frg. +7) gebotenen melothetischen Angaben von Val. 2,37,10–11 zu Krebs und Löwe (      ); hier ist die Wassersucht explizit mit dem Krebs assoziiert, da sie von der durch den Krebs regierten Milz ihren Ausgang nehme (2,37,10):). 2145 Ptol. apotel. 4,9,3  

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Antig. Nic. F1 § 49

: Zur vgl. § 34 Antigonos sieht den Untergangspunkt im hier vorliegenden Fall durch die diametralen Aspekte der Übeltäter Mars und Saturn eingeschlossen. Man könnte einwenden, dass doch die übrigen fünf Planeten dadurch, dass sie ebenfalls diametrale Aspekte werfen, den eine  verhindernden Tatbestand der  erfüllen. Es ist aber zu beachten, dass sie (wie bereits zu § 34 dargelegt) alle selbst eingeschlossen sind und somit wohl im astrologischen Urteil des Antigonos eine befreiende Wirkung nicht entfalten können.2146 Ep.4 bildet hier singulär das Partizip von , an den drei übrigen Stellen (§§ 34 u. 49) dagegen Formen von .  : Alle Planeten stehen hier (F1) in den Tierkreiszeichen Steinbock, Wassermann und Fische. Diese werden in drei verschiedenen Referenzsystemen mit dem Wasser assoziiert: a) Gliederung des Tierkreises nach den natürlichen Lebensbereichen der ‘Tiere’: 2147 Dieses System ist im Prinzip zweigeteilt in Land und Wasser. Dementsprechend gibt es    (, , , , , , ) und    (, , , , ; für Krebs und Steinbock gibt es außerdem die Sonderkategorie der  ). Dies ist das Referenzsystem des Antigonos, wie seine Bezeichnung des Löwen im selben Satz als    zeigt. Das System ist seit Serapion belegt.2148 In der Folgezeit bieten es mit geringen Abweichungen auch Manilius, Valens, Hephaistion, Rhetorios und andere. 2149 Die fünf Zeichen starke Wasser-Gruppe scheint für die Astrologen eine besondere Bedeutung gehabt zu haben, denn nur dort gibt es eine Differenzierung bis ins letzte Detail.2150 2146

Vgl. die ähnliche, aber nicht identische Argumentation von Ptol. apotel. 3,13,18 (im Kapitel über körperliche Verletzungen und Krankheiten). 2147 Dazu Hübner 1982, 171–180 (Nr. 3.351); darin zu § 49 des Antigonos: 172 (Nr. 3.351.1). 174 (Nr. 3.351.412). 176 (Nr. 3.351.431). 2148 Serap. CCAG V 3 (1910), p. 97,22–25 (der Exzerptor übergeht den Schützen):                  . Vgl. Serap. CCAG V 1 (1904), p. 180,20–21: . 2149 Vollständige Übersicht bei Hübner 1982, 173. Ptolemaios erwähnt das System nur en passant (apotel. 1,13,5). 2150 So Hübner 1982, 504f., mit Verweis auf den Anonymos im CCAG I (1898), pp. 165,34–166,2:                            cod., corr. Hübner]

Stellenkommentar

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b) Gliederung des Tierkreises nach dem Jahreslauf der Sonne durch die Ekliptik, speziell nach den vier Quadranten der Jahreszeiten (mit den Grenzen in den tropischen Zeichen) und den mit diesen assoziierten Elementen.2151 Dieses System ist nach dem defektiven Zeugnis von Val. 1,2 erstmals vollständig belegt bei Paul. Alex. 2. Dieser ordnet den ersten Quadranten der Tierkreiszeichen (, , ) dem Frühling und der Luft zu, den zweiten (, , ) dem Sommer und dem Feuer, den dritten (, , ) dem Herbst und der Erde, den vierten (, , ) dem Winter und dem Wasser.2152 Die Wurzeln dieses Systems müssen sehr alt sein. Schon der chaldäische Mythos hatte die gesamte Umgebung des Wintersolstitiums, das die Grenze zwischen dem Schützen und dem Steinbock bildet, als von Wasser überflutet dargestellt.2153 Neben der jahreszeitlich bedingten Assoziation mit Regen und Wasser ist zu bedenken, dass dieser Teil der Ekliptik sich für den Beobachter der nördlichen Hemisphäre am wenigsten über den Horizont und damit über den feuchten Ozean erhebt.2154 So nimmt es nicht Wunder, dass Berossos nach dem Zeugnis Senecas die große Flut der mesopotamischen Mythologie durch eine Konjunktion aller Planeten im Steinbock, dem ‘Ziegenfisch’ der Babylonier, erklärte.2155

            . Siehe auch Hübner ebd. 11. 2151 Dazu Hübner 1982, 82–85 (Nr. 1.321). 2152 Siehe bes. Paul. Alex. 2 p. 4,14–15. 5,20–22. 7,1–2. 8,2–3 und dazu Hübner 1982, 241f. (Nr. 7.112.1) sowie Hübner 1995b, 90, Schema 11. Speziell zum vierten Quadranten heißt es (Paul. Alex. 2 p. 8,2–3):          2153 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 146 mit Anm. 2. 2154 Vgl. Hübner 2001h, 966: “Im ganzen hat man im horizont- und daher ozeannahen Süden eine ausgedehnte Wasserregion und im Norden allerlei in der Luft fliegende Wesen erkannt.” 2155 Sen. nat. 3,29,1 = FGrHist 680 F 21 = BNJ 680 F 21 = Beross. frg. 37 Schnabel = Beross. frg. 19 Verbrugghe – Wickersham (siehe auch Sen. nat. 3,29,3). Umgekehrt verursacht eine Konjunktion aller Planeten im Krebs, dem nördlichsten Tierkreiszeichen, nach demselben Zeugnis einen Weltbrand. Vgl. van der Waerden 1980, 123. – Die zwölf sog. ‘astronomischen Fragmenten’ des Berossos (F15–F22b De Breucker), wozu noch Lucr. 5,715–730 zu ergänzen ist (so richtig Steele 2013, 101, mit Tippfehler “713– 730”), sind zwar vermutlich echt (so Steele 2013, 111), verdienen diese Bezeichnung aber eigentlich nicht. Die ihr am nächsten kommenden Fragmente F18–F20 De Breucker (über Mondphasen) sind korrekter als kosmologisch zu bezeichnen (so Steele 2013, 101). Wenigstens ein Teil der astronomischen Fragmente weist Beziehungen zu dem babylonischen Epos Enma Eliš auf (bes. zu Tafel 5, s. Steele ebd. 106f.).

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Antig. Nic. F1 § 49

c) Gliederung des Tierkreises nach dem Wetter, speziell nach Trockenheit und Feuchtigkeit:2156 Hier sind zwei Begriffe einander entgegengesetzt,  und . Die große Mehrzahl der Belege betrifft die feuchte Qualität. Zur Bezeichnung der wässrigen Tierkreiszeichen dienen in diesen einander ergänzenden Systemen neben , dem häufigsten Terminus, auch 2157   etc.lat. aquaticum, humidum, etc. 2158 Nun zur astrologischen Wirkung der   . Auch in den Horoskopen anderer Autoren wird der Tod im Wasser oder im Zusammenhang mit Wasser durch den besonders starken Einfluss wässriger Zeichen erklärt, z.B. Val. 2,41,77–80 (Hor. gr. 88.V.5), wo der Native im Bilgenwasser eines Schiffes starb (2,41,80      ), da der Mond in den Fischen, wo auch das Glückslos lag, durch Saturn in Quadratur und Mars in Opposition geschädigt wurde. Vgl. ferner Val. 2,41,62–64 (Hor. gr. 101.I.28), wo Mars, Saturn und Jupiter über das Wassertrigon (, , ) verteilt sind und der feurige Mars obendrein im Untergangspunkt (OCC) steht; diese Umstände bewirkten nach Valens, dass der Native in der Hitze des Bades starb (   ). Speziell zum Wassermann und zu Hadrian vgl. die theoretische Aussage von Val. 2,37,18, dieses Zeichen bewirke (u.a.) . Die Relevanz dieser Aussage wird deutlich, wenn man nach Val. 2,37 das akute Verletzungen () anzeigende Glückslos und das chronische Leiden () anzeigende Los des Daimon berechnet (mehr dazu im Komm. zu F3 § 66a      – ), die bei Hadrian beide eindeutig in den Wassermann fallen. Vgl. das Beispiel mit beiden Luminaren und Aszendent in ein und demselben Zeichen bei Val. 2,37,60–62, wo explizit beide Lose in dasselbe Zeichen fallen. Das ergibt nach den zuvor allgemeingültig und systematisch dargelegten melothetischen Relationen zwischen Tierkreiszeichen und Körperteilen in demselben Kapitel (2,37,7–19), speziell in 2,37,18 (Wassermann), die zitierten  Siehe ferner Val. 2,41,38 zur Wassersucht als Todesursache für Nativitäten mit Wassermann-Prägung. 2156

Dazu Hübner 1982, 93–96 (Nr. 1.433), darin 94 (Nr. 1.433.21) zu § 49 des Antigonos. 2157 Siehe jetzt auch P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, col. I,30  . 2158 Vgl. Hübner 1982, 245 (Nr. 7.114.34) u. 503.

Stellenkommentar

891

Es gibt allerdings nur wenige Parallelen, wo das Adjektiv  in einem Sinnzusammenhang mit den Termini  beziehungsweise  (Wassersucht) begegnet. Aus der astrologischen Literatur weiß ich nur Val. 1,3,55 (über den Saturnbezirk am Ende des Wassermanns):                       2159 Außerdem prognostizieren Traumdeuter, da ein Übermaß an Feuchtigkeit für Wassersüchtige verderbenbringend ist, diesen Kranken den Tod, wenn sie von einem Kranz aus Eppich träumen (die Pflanze gilt als kalt und feucht): vgl. Artemid. onir. 1,77 pp. 84,21– 85,1                 .2160 Der dritte und letzte Beleg entstammt der medizinischen Literatur.2161 Eine ‘trockene Wassersucht’ () erwähnt Hippocr. aphor. 4,11. Coa praes. XVI 298 p. V 650 L.   Coa praes. XXIII 444 p. V 684 L.    (= ebd. XXIII 449). Sie ist hier irrelevant, da sie nichts mit Wasseransammlungen (Ödemen) und Atemnot (Dyspnoe) zu tun hat, sondern schmerzhafte Luftansammlungen im Leib bewirkt, die dem Unterbauch beim Daraufklopfen eine Resonanz wie die einer Pauke entlocken (daher die spätere Benennung , ‘Paukenkrankheit’; die hippokratische Benennung ist symptomatisch motiviert durch die in beiden Fällen auftre2159

Vgl. weiter Dor. p. 375,19 (= Rhet. 5,61,6), wo die    bei Saturneinfluss mit Leiden     assoziiert werden (ohne explizite Nennung der Wassersucht). Problematisch ist der Vers Ps.-Maneth. 6[3],598 (im Kontext von   , speziell von Wahnsinnsprognosen aufgrund der Luminare und der Übeltäter):        (so Koechly mit Verstransposition; cf. ibid. p. XVII ad v. 598: “]  edd.”; Lopilato 1998, 135, druckt   ohne Notiz im app. crit. p. 180; Autopsie ergab, dass der codex unicus tatsächlich    bietet). Siehe ferner Bouché-Leclercq 1899, 4343. 2160 “Ein Kranz aus Eppich rafft Kranke, besonders solche, die an der Wassersucht leiden, hinweg, weil die Pflanze kalt und feucht ist und weil dieser Kranz bei den Totenspielen als Siegespreis verliehen wird” (Brackertz 1979, 91f., vgl. ebd. 409160. White 1975, 57. Mavroudi 2002, 114). 2161 Oribas. coll. 10,3,3 p. 45,31–33 Raeder (CMG VI,1,1):                          ( –  = Orib. syn. 1,29,3 p. 24,13–15 Raeder, CMG VI,3); fast wörtlich zitiert von Aët. med. 3,167 p. 342,11–13 Olivieri (CMG VIII,1) u. Paul. med. 1,52 p. 34,6–9 Heiberg (CMG IX,1).

892

Antig. Nic. F1 § 49

tende, vergleichbare Körperschwellung). 2162 Galen bezeichnet die echte Wassersucht zur Unterscheidung von der ‘trockenen’ ( bzw. ) als ‘wässrige Wassersucht’ ( ),2163 ein Beleg, der diejenigen im vorigen Absatz (zu ) ergänzt. Siehe zu allen übrigen von Antigonos erwähnten Eigenschaften der Tierkreiszeichen den Kommentar zu § 29     .  : in Ep.4 um die sachlich falsche Glosse   erweitert. Da der Untergangspunkt im Löwen liegt, handelt es sich anscheinend um eine durch die ähnliche Form der Symbole bedingte Verschreibung von    zu   . Zu Glossen in den Antigonosfragmenten s.o. zu § 22   : s.o. zu § 49  –Löwe und Wassermann stehen einander nicht nur geometrisch im Tierkreis gegenüber, sondern bilden auch angesichts des Lebensraums des Löwen (heiße Wüstengebiete) und seiner Assoziation mit den Hundstagen 2164 das stärkste mögliche Gegensatzpaar aus den Gruppen der  und   . Man beachte auch, dass der Löwe astrologisch als Haus der Sonne gilt (s.o. S. 737, Tab. 19).   : Zu    (‘durch einen Aspekt’) s.o. zu § [22add.] . Mars und Saturn blicken per oppositionem auf die Jungfrau und den Krebs und schließen so den Untergangspunkt im dazwischenliegenden Löwen von beiden Seiten ein. Ep.4 bietet   statt   (P) und betont so den gleichen Strahlenwurf beider Übeltäter im Gegensatz zu einer Kombination verschiedener Aspekte, wie sie z.B. in dem oben als T4 besprochenen Horoskop vom Jahre 487 n.Chr. bzgl. der Venus vorliegt (Opposition und Quadratur; s.o. S. 518 bei Anm. 696);  hier (§ 49) also im Sinne von   (cf. LSJ s.v.  2a). Vgl. auch Val. 4,11,51       Ps.-Ptol. cent. 100       sc.     ...       . 2162

Vgl. die Erläuterung von Galen. in Hippocr. aphor. 4,11 p. XVII/2 669–670 K. Galen. ibid. p. XVII/2 670,6 K. 2164 Siehe ferner Hübner 1982, 92 (Nr. 1.432.1). 2163

Stellenkommentar

893

Die Kombination zweier Oppositionen ergibt eine ausgewogene geometrische Figur (vergleichbar einer Zange, s.o. Anm. 2136), die die Einschließung als vollkommen und besonders wirkungsstark erscheinen lässt. In diesem Sinne fügt sich das  vorteilhaft in die Beweisführung des Antigonos ein. Das Fehlen des  in P besagt wenig, da diese Handschrift in sehr vielen anderen Fällen eindeutig Wörter ausgelassen hat. Vielleicht trug das folgende  zu einer Haplographie (sensu latiore) bei. Die frühesten sicheren Belege für  in astrologischen Texten sind zwei Originalverse des Dorotheos (     und        )2165 sowie P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), col. I, 21. Es folgen zahlreiche Belege bei Ps.-Manetho und späteren Autoren. Wahrscheinlich benutzten schon ‘Nechepsos und Petosiris’ diesen terminus technicus; vgl. drei Belege bei Heph. 1,23,8.9.16 (= Nech. et Pet. frg. 12,29.31.77).    : so P (zum Numerus vgl. § 21 ),   Ep.4. Astrologische Parallelen fehlen. Insgesamt überwiegen in der griechischen Literatur deutlich die Belege für den Singular ( bzw.   ). Das gilt auch bei Einschränkung auf Fachschriftsteller des 2. Jh. n.Chr. (z.B. Galen). : so Ep.4,  P. Zum didaktisch motivierten Futur vgl. § 41  (mit Komm.). § 52   u. . F2 § 54 u. F3 § 63  F2 § 56 . Hier impliziert  jenseits des zukünftigen Zeitpunkts (Z1) der hypothetischen Horoskopdeutung durch einen hinreichend unterwiesenen Schüler, der die Konstellation des neugeborenen oder jugendlichen Nativen (Hadrian) untersucht, eine noch fernere Zukunft (Z2), in der der Native an der todbringenden Erkrankung leiden und sterben wird. Zum Zeitpunkt Z1 wird die Ursache der Ereignisse von Z2 ‘im Voraus deutlich werden’. Vgl. Val. 2,26,13   u. 5,4,15    sowie die Junkturen u.   bei Val. 1,18,27. 5,3,2. 6,2,11. 9,19,18. Diese Ausdrücke gehen letztlich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück; vgl.   in dem Petosiris-Zitat bei Val. 2,41,3 = Nech. et Pet. frg. 24,4 (zit. in Anm. 2690). Siehe ferner oben zu § 31 . 2165

Dor. p. 326,6 (ap. Iul. Laod. CCAG IV, 1903, p. 105,13) u. p. 387,3 (ap. Heph. 3,7,10, = frg. 81a St.).

894

Antig. Nic. F1 § 49

  – : vgl. die ähnliche Lehre bei Heph. 3,5,7 zur Einschließung einer Konjunktion der Luminare durch die Übeltäter:       (!)      Siehe auch Porph. isag. 14 p. 200,2–5:                     : nur hier in den Antigonos-Fragmenten belegt, sinngleich mit  (§§ 34.43[2x].49[2x].50.52. F5 § 73). Die Bezeichnung von Mars und Saturn als  begegnet in Astrologentexten insgesamt etwa 20x häufiger als . Die hiesige Relation der Belege (1x , 8x ) entspricht also tendenziell dem Gesamtbefund. Den frühesten sicheren Beleg für die Bezeichnung von Mars und Saturn als  bietet ein Originalvers des Dorotheos bei Heph. 3,21,8 (= Dor. p. 390,21 P. = Dor. frg. 82a St.):                : Statt   (Ep.4) bietet P  , doch vgl. § 37      und den Kommentar zur Stelle. Verschreibungen des Artikels zu  begegnen in der Hephaistionüberlieferung nicht nur an dieser Stelle; vgl. den krit. App. zu epit. 4,26,48 sowie (außerhalb der Antigonosfragmente) Pingrees Apparat zu Bd. I, p. 53,1, wo A und P  statt  bieten, und p. 109,13, wo P in einem Ptolemaioszitat  statt bietet. : vgl. § 50    Der Terminus  gehört zum astrologischen Fachvokabular, vgl. Val. 2,41,24.2166 7,6,121. app. 1,182. Paul. Alex. 24 p. 62,14 (). Olymp. 23 p. 70,2. Rhet. 5,54,38 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 122,30). 5,57,193 (= CCAG ibid. p. 149,6). Das dazugehörige Verb  bietet Rhet. 5,57,216.219 (= CCAG ibid. p. 150,22.26). Die nichtastrologische Literatur kennt nur das Adjektiv  (seit Plutarch) und dazu das Adverb 

2166

Vielleicht entlehnt aus ‘Nechepsos und Petosiris’? (Val. 2,41,2–4 = Nech. et Pet. frg. 24).

Stellenkommentar

895

 (in den Aischylosscholien).2167 Das Antonym , das in astrologischen Texten seltener belegt ist, 2168 soll Augustus gern gebraucht haben, der sich nach Sueton stets einen schnellen, schmerzlosen Tod gewünscht hatte und tatsächlich auf diese Weise sein Ende fand. Vgl. Suet. Aug. 99,1–2 sortitus exitum facilem et qualem semper optauerat. nam fere quotiens audisset cito ac nullo cruciatu defunctum quempiam, sibi et suis  similem – hoc enim et uerbo uti solebat – precabatur. Ob der Gegensatz zwischen dem sanften Tod des Augustus und dem schlimmen Ende Hadrians dem Antigonos bewusst war, ist ungewiss.

§§ 50–51 Ergänzend zu § 49 verdient nach Antigonos ein weiterer Grund der  Beachtung. Er ist ist in ähnlicher Weise wie der erste Teilgrund in § 49, was die medizinische Todesursache angeht, unspezifisch (s.o. S. 881), begründet also nur in allgemeiner Weise den schlimmen Tod des Nativen, unterscheidet sich jedoch von der dort gegebenen Begründung insofern, als der nun folgende zweite Grund nicht aus der Geburtskonstellation selbst, sondern aus einer revolutio nativitatis resultiert, in der die Mondpositionen am 3., 7. und 40. Tag nach der Geburt die zentrale Rolle spielen. Auf diese Positionen geht Antigonos auch in den beiden noch folgenden Horoskopen ein (F2 § 55 u. F3 § 64), dort allerdings nicht, so wie hier (F1), am Ende des astrologisch erklärenden Teils, sondern beide Male im eröffnenden Datenblock, unter Beschränkung auf die astronomischen Daten. Auch andere antike Astrologen kennen die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes. Die über ungefähr ein Jahrtausend verstreuten griechischen und lateinischen Belege werden im Folgenden erstmals systematisch gesammelt, ausgewertet und erklärt. 2169 2167

Astrologische Belege für : Dor. pp. 348,11. 354,13. 355,32. 362,33. Val. 2,41,44. app. 1,70.83.98.159.166. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 33, p. 251,23, u. cap. 38, p. 258,17. 2168 Vor Antigonos nur einmal unsicher belegt für Dorotheos durch Dor. p. 363,22. 2169 Obsolet sind die Besprechungen und Materialsammlungen bei Bouché-Leclercq 1899, 4872, und Cumont 1918b, 289–292, ganz unzuverlässig die Übersetzung und Besprechung von Val. 1,14 durch Bara 1989, 147–149 (darin z.B. auf S. 148 ein absurder Verweis auf eine vermeintliche Parallele in Geop. 1,7, weil Bidez – Cumont 1938, II 176, in ihrer Besprechung von Geop. 1,7 versehentlich auf Val. 1,15 verweisen, ein typographischer Lapsus für Val. 1,13 Kroll = Val. 1,12 Pingree). Eine englische Kurzfassung der hiesigen Besprechung, die mit Ausnahme der Tabelle 21 (s.u. S. 902–905)

896

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

Die Analyse gliedert sich wie folgt: – Analyse der wichtigsten Quelle: Valens (S. 897) – tabellarische Übersicht aller antiken Belege (S. 902) – systematische Analyse dieser Belege (außer Valens): Dorotheos von Sidon (S. 910), Titus Pitenius (S. 914), Ps.-Manethon (S. 916), Antigonos (S. 916), Porphyrios (S. 916), Anonymer Pythagoreer (S. 917), Firmicus Maternus (S. 918), Paulos Alexandrinos (S. 921), Astrologe Zenons (S. 922), Rhetorios (S. 923), Liber Hermetis (S. 928), Theophilos (S. 928), Hugo von Santalla (S. 929) – Zwischenstand der Ergebnisse (S. 930) – Arithmologische Untersuchungen: Einleitung (S. 934) – Die drei Zahlen per se: – Zur Bedeutung des 40. Tages (S. 935) – Zur Bedeutung des 7. Tages (S. 942) – Zur Bedeutung des 3. Tages (S. 950) – Zahlenkombinationen: – Zur Kombination von 40 und 7 bei Schwangerschaft und Geburt (S. 952) – Zur Kombination von 40 und 3 (S. 955) – Zur Kombination von 7 und 3 (S. 956) – Triadische Zahlenverbindungen: die physiologische Lehre des 3., 9. und 40. Tages bei Johannes Lydos (S. 956) – Zur Konkurrenz der Zahlen 9 und 7 (S. 963) – Erklärung der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes (S. 965) – Erklärung der Wahl des 7. Tages (S. 965) – Erklärung der Wahl des 3. und 40. Tages (S. 967) – Zusammenfassung (S. 970) – Nachträge zu Sonder- und Zweifelsfällen: P. Oxy. IV 804 = Hor. gr. –3.X.2 (S. 972), Ptolemaios (S. 974), Antiochos (S. 975), Firmicus (S. 976), PSI IV 312 = Hor. gr. 345.VI.27 (S. 977), Eutokios (S. 977), Liber Vaccae (S. 977)

auf die Präsentation der antiken Belege (hier S. 910–930) verzichtet und die folgende Untersuchung zum Wesen der Lehre vom 3., 7. u. 40. Tag des Mondes (hier: S. 934– 978) in erheblich knapperer und anders strukturierter Form bietet, erschien in Heilen 2012. Die hier vorgelegte Langversion enthält auch einige wenige corrigenda zu jenem Aufsatz.

Gesamtbesprechung

897

Valens Vettius Valens ist der einzige Autor, von dem uns eine systematische Erläuterung der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag erhalten ist (Val. 1,14). Anscheinend misst Valens ihr erhebliche Bedeutung bei, denn das erste Buch seiner umfangreichen Anthologien ist grundlegenden Themen gewidmet. Das knappe Kapitel gliedert sich in drei Teile: zuerst eine Erklärung der Standardmethode zur Berechnung der drei Mondpositionen (1,14,1–4), dann knappe Bemerkungen zu alternativen Rechenmethoden (1,14,5–6) und zuletzt Angaben zur allgemein anerkannten astrologischen Interpretation der errechneten Mondpositionen (1,14,7–9). Der Text lautet:2170  

Über den 3., 7. und 40. Tag des Mondes

(1)           (2)          (3)              (4)        

(1) Mit dem 3., 7. und 40. Tag verhält es sich wie folgt. (2) Es befinde sich der Mond im 7. Grad des Skorpions: (Dann) wird der 3. Tag im 7. Grad des Schützen sein. (3) So muss man nämlich die Tage suchen: Speziell der 7. Grad des Schützen gilt (in diesem Fall) gemeinhin als der 3. Tag. (4) Den 7. Tag wird man mit Blick auf die Beschreibung der astrologischen Wirkungen im rechten Winkel2173 um

2170

Ich folge hier exakt der Edition von Pingree 1986, 28, die jedoch im Folgenden in einem Punkt zu korrigieren sein wird: Val. 1,14,4  lies  (mehr dazu unten S. 906). 2171 LSJ s.v. bieten mit Verweis auf die vorliegende Stelle sowie auf Paul. Alex. 24 p. 53,23 (cf. Olymp. 23 p. 61,31) und Ps.-Porph. isag. 49 p. 222,16– 17 als einzige Wortbedeutung “nativity plan” (keine Ergänzung bei LSJ Suppl. 1996). Daher übersetzt Bara 1989, 147, die vorliegende Stelle mit “dans le thème de nativité”, Schönberger – Knobloch 2004, 27, mit “entsprechend der Nativitätstafel”. Die von LSJ genannte Bedeutung hat aber kein einziger der insgesamt fünfzehn antiken Belege (davon die zwölf frühesten bei Valens), es sei denn, man versteht “plan” in dem Sinne einer Zeichnung (engl. ‘chart’ oder ‘diagram’), der möglicherweise bei Val. 6,2,1 vorliegt. An der von LSJ zitierten Paulos-Stelle heißt  ‘Beschreibung der astrologischen Wirkungen/Resultate’ (vgl. Bezza 1993, 141, ad loc.: “descrizione complessiva degli eventi”; in demselben Sinne vgl. z.B. Val. 2 praef. 1. 2,36,4. 5,6,50). In

898

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

            (5)                  (6)                    (7)               (8)   

7 Grad Wassermann finden, den 40. um 7 Grad Stier.2174 (5) Manche aber addieren zu den Graden des Geburtsmondes 160 und tragen (das Ergebnis) von dem Zeichen aus, wo der Mond steht, ab.2175 (6) Wieder andere addieren noch zusätzlich jeweils zu den Mondpositionen am 3. und 7. und 40. Tag den Geburtsgrad des Mondes hinzu und zählen ab und berechnen so den Mond dort. 2176 (7) Allgemein jedenfalls deuten sie die glücklichen und unglücklichen und mittleren Geburten aufgrund des 3., 7. und 40. (Tages des Mondes). (8) Wenn nämlich diese Orte von Wohltätern an energie-

mehreren anderen Fällen bedeutet das Kompositum mit völligem Verblassen seines zweiten Elements () einfach ‘Wirkung’, ‘Resultat’ (= ): vgl. z.B. Val. 2,17,67           . In diesem Sinne sind auch die Belege bei Val. 6,2,30. 6,5,2. 9,6,8 sowie die von LSJ genannte Stelle Ps.-Porph. isag. 49 p. 222,16–17 zu verstehen (Pingree 2001a, 25, übersetzt dort “the influence”). Vgl. das ähnliche Kompositum , das bei Ptol. 3,12,2 u. Val. 3,3,29 einfach ‘die Aspekte’ bedeutet (hier ist der ursprüngliche Bezug auf das Zeichnen eines Diagramms noch deutlich). An der vorliegenden Valensstelle 1,14,4 bedeutet   wahrscheinlich ‘Beschreibung der astrologischen Wirkungen’. Meine früher gewählte Übersetzung “charting the outcomes” (Heilen 2012, 180), halte ich inzwischen für weniger wahrscheinlich, aber ebenfalls möglich, da der Begriff hier bezüglich der einzigen der drei Mondpositionen am 3., 7. u. 40. Tag, die zugleich einen regulären astrologischen Aspekt zum Geburtsmond bildet, Verwendung findet. 2172 Vgl. P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 16–18 sc.    , “I have accurately calculated [...] each one (of the seven gods)” (so Neugebauer – van Hoesen 1959, 23). Vgl. weiter ebd. 188 . 200 . P. Paris 19bis (Hor. gr. 137.XII.4), col. I,11  P. Oxy. astron. 4276 (Hor. gr. 150–250a), col. I,2 u. I,7 u. II,5  2173 Wörtlich: ‘auf der Viereckseite’; s.u. Komm. zu § 52      Valens erwähnt geometrische Relationen nur im Falle des 7. Tages, weil die Mondpositionen am 3. und 40. Tag bezüglich des Geburtsmondes aspektlos sind. 2174 Oder vielmehr Widder ()? Mehr dazu unten S. 906. 2175 D.h. vom Beginn des Zeichens. 2176 Der Sinn dieser Stelle ist nicht eindeutig; zur Erläuterung s.u. S. 908 bei Anm. 2196. 2177 Vgl. den Kommentar zu § 33a . 2178 D.h. ohne Aspekt bezüglich der jeweiligen Mondpositionen.

Gesamtbesprechung

                                   (9)     

899

reichen Orten 2177 angeblickt werden und nicht von Übeltätern, dann erkläre (die Geburten) für überglücklich und bedeutend; wenn aber zwei (der drei Mondpositionen) von Wohltätern angeblickt werden, die noch übrige hingegen von Übeltätern, (erkläre die Geburten für) mittel; wenn aber alle drei von Übeltätern allein (angeblickt werden), während die Wohltäter abgewandt 2178 sind, (erkläre sie für) unglücklich. (9) Und wenn sie (Wohltäter und Übeltäter) vermischt sind, beurteile (die Geburten) als mittel.

Dass Valens nicht selbst der Erfinder der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag ist, geht daraus hervor, dass er auf verschiedene Rechenmethoden verschiedener Astrologen eingeht. Offenbar hat hier bereits die für die antike Astrologie typische Diversifizierung der ursprünglichen Lehre in miteinander konkurrierende Varianten stattgefunden. Zur Erläuterung dient ihm allerdings ein Beispiel, das er selbst gewählt zu haben scheint, denn die Mondposition von 7°  entspricht der eines von Valens noch mehrmals besprochenen Horoskops, das auf den 8. Februar 120 n.Chr. zu datieren ist und vermutlich Valens’ eigene Nativität darstellt.2179 Nimmt man mit Valens 7°  als Mondposition bei der Geburt an, so wird der Mond bei Zugrundelegung einer mittleren ekliptikalen Längenbewegung von 13°/Tag 2180 innerhalb des ersten auf den Moment der Geburt folgenden Tages (im Sinne von 24 äquinoktialen Stunden) bis auf 20°  wandern, innerhalb des zweiten Tages bis auf 3° , und innerhalb des dritten Tages schließlich bis auf 16° . Astronomisch gesehen durchwandert der Mond am dritten Tag also den Zodiakalbogen von 3°  bis 16° . Astrologisch bedeutsam ist für Valens aber nur ein Einzelgrad dieses Bogens, nämlich 7° . Dieser Grad ist exakt ein Tierkreiszeichen vom Geburtsmond entfernt und gilt ihm als der ‘3. Tag des Mondes’. (Val. 1,14,3)heißt damit ‘speziell’, ‘insbesondere’.2181 2179

S.o. S. 254 zu Hor. gr. 120.II.8. Bara 1989, 146, druckt an allen fünf relevanten Stellen des hier besprochenen Kapitels irrtümlich  statt  (in der Übersetzung ebd. 147 jedoch stets richtig “7ème”). 2180 S.o. S. 84, Anm. 384. 2181 Bara 1989, 147, übersetzt ungenau “ou bien, d’une autre manière”.

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

900

Analog finden die beiden folgenden Bestimmungen statt: Der ‘7. Tag des Mondes’ entspricht astronomisch dem Zodiakalbogen, der sich in einer Distanz von 78° (= 6 x 13°) bis 91° (= 7 x 13°) von der Geburtsposition des Mondes erstreckt (im hiesigen Beispiel: von 25°  bis 8° ), aber astrologisch (daher die Betonung  ) entspricht er nur dem Einzelgrad, der 90° vom Geburtsmond entfernt ist und somit einen rechten Winkel zu diesem bildet (hier: 7° ).2182 Der ‘40. Tag des Mondes’ schließlich wirft ein Problem auf. Otto Neugebauer, der das Valens-Kapitel en passant kommentierte, hielt es für evident, dass es sich bei der 40 um eine Verschreibung für 14 handeln müsse.2183 Ändert man den tradierten Text in diesem Sinne, so lassen sich die vom Mond durchlaufenen Tierkreisabschnitte und die darin enthaltenen astrologisch signifikanten Einzelgrade wie folgt veranschaulichen: Geburt



Mondlauf in Bogengrad

14. Tag

3-16°

25° -8°

26° -9°





7° 1

0

7. Tag



7° Tag

3. Tag

2 13



3 26 39 30 







7° 4

5 52

6 65 

7 78

7° 8

91 90 

9

10

11

12

13

14 ....

104 117 130 143 156 169 182 .... 180 





Diagr. 18: Mondbewegung am 3., 7. und 14. Tag

Mit 14 statt 40 geht die Rechnung nun auf: Der ‘14. Tag des Mondes’ entspricht astronomisch dem Zodiakalbogen von 169° (= 13 x 13°) bis 182° (= 14 x 13°), und darin ist das im Valens-Text überlieferte Rechenergebnis (7° , = 180° vom Geburtsmond) eingeschlossen. Die Länge 2182

Zur Bestätigung vgl. den unten S. 917 zitierten anonymen Pythagoreer. Vgl. Neugebauer 1975, 824, zu “Book I Chap. 15” (so die alte Zählung von Kroll 1908; gemeint ist Val. 1,14): “we are told that the moon on the 3rd day is one sign ahead, a quadrant on the 7th day, and 180° on the 14th day”, dazu Anm. 2: “The text has instead a meaningless ‘40th day.’ ”

2183

Gesamtbesprechung

901

7°  bildet ferner, wie Neugebauer richtig notiert, 2184 eine Opposition zum Geburtsmond, mithin einen der wichtigsten astrologischen Aspekte. Am 40. Tag hingegen würde der Mond den Bogen 4°–17°  durchlaufen, was dem Längennotat der Valens-Überlieferung (7° ) widerspricht und außerdem keinen Aspekt bildet. Darüber hinaus hielt Neugebauer die überlieferte Tagesangabe sehr wahrscheinlich deshalb für sinnlos, weil der Mond aufgrund seiner nur knapp 30-tägigen Periode am 40. Tag bereits den zweiten Kreislauf nach der Geburt vollführen und erneut denselben Abschnitt des Tierkreises durchwandern wird, den er schon ungefähr am 12. Tag nach der Geburt durchlaufen hat. Was Neugebauer jedoch unbekannt war, ist, dass es zahlreiche weitere antike Texte gibt, die sich auf unsere Lehre beziehen, und dass es unter diesen Texten keine einzige Parallele gibt, die die Richtigkeit seiner Konjektur bestätigen könnte, umgekehrt jedoch viele dieser Texte die Richtigkeit des Zahlwerts 40 bestätigen. Die folgende Tabelle (S. 902–905) ist chronologisch geordnet und bietet alle mir bekannten erhaltenen Belege.2185 Sie informiert durch die jeweiligen Planetensymbole darüber, wessen Position(en) am jeweiligen Tag an der jeweiligen Belegstelle explizit thematisiert werden. Im Falle der soeben erwähnten, nicht konkretisierten Funktionsträger sind die Symbole der potentiell gemeinten Planetengötter in Klammern gesetzt. Den ‘Erklärungen’ (S. 902) werden solche Stellen zugeordnet, die nicht nur auf einen bestimmten Tag des Mondes verweisen, sondern auch wenigstens eine Wirkung desselben benennen. 2184

S. die vorige Anm. Bei der Präsentation dieser Belege stellte sich die methodische Frage, ob es besser sei, entsprechend dem gedanklichen Fortschreiten des Antigonos in §§ 50–51 zuerst die den Mond allein betreffenden Belege vorzustellen und danach in einer separaten Tabelle die weniger zahlreichen Belege für den 3., 7. oder 40. Tag anderer Planeten zu präsentieren oder sogleich alle Belege in einer einzigen Tabelle zu bieten. Die zuletzt genannte Option erwies sich (in Abkehr von der Tabelle bei Heilen 2012, 183) als notwendig, weil mehrere der den Mond betreffenden Belege dessen Aspekte zu den Positionen anderer Planetengötter am 3., 7. und 40. Tag thematisieren, was bereits eine vollständige, beide Luminare und alle fünf Planeten betreffende revolutio nativitatis impliziert. Es wäre also widersinnig, diejenigen Belege separat vorzustellen, die ohne Erwähnung des Mondes nur von einem der anderen Planeten am 3., 7. oder 40. Tag sprechen. Außerdem sind mehrere Belege so formuliert, dass nicht von der Position eines konkreten Planeten die Rede ist, sondern von der eines Funktionsträgers (z.B. des Hausherrn eines Tierkreiszeichens), dessen Rolle in konkreten Horoskopen verschiedene Planeten oder Luminare wahrnehmen können (auch der Mond; vgl. z.B. Dor. p. 340,25–27 [s.u. S. 912] u. Dor. p. 414,13–16 [s.u. S. 914]). Eine in zwei Gruppen getrennte Präsentation der Belege ist also nicht möglich, da sie teilweise allein vom Mond handeln, teilweise von einem anderen Planeten, teilweise vom Mond im Aspekt zu einem anderen Planeten. 2185

902

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

Erklärungen bezüglich Quelle

Dor. p. 328,15–17 (= Heph. 2,24,11); cf. Heph. epit. 4,31,2. Dor. arab. 1,12,1–8. cod. Vat. gr. 1056, f. 239v Dor. pp. 338,24–25 (= Heph. 2,18,17) u. 340,25–27 (= Rhet. 5,57,125); cf. Dor. arab. 1,27, 24. cod. Vat. gr. 1056, f. 238r Dor. p. 414,13–16 (= Heph. 3,45,19); cf. Dor. arab. 5,35,130 Titus Pitenius, P. Lond. I 130, Z. 161f. (= Hor. gr. 81.III.31) Ps.-Maneth. 6[3],108–111 Antig. F1 § 26 (= Heph. 2,18,26 = Hor. gr. 76.I.24) Antig. F1 §§ 50–51 (= Heph. 2,18,50–51 = Hor. gr. 76.I.24) Antig. F2 § 55 (= Heph. 2,18,55 = Hor. gr. 40.IV.5) Antig. F3 § 63 (= Heph. 2,18,63 = Hor. gr. 113.IV.5–6) Antig. F3 § 64 (= Heph. 2,18,64 = Hor. gr. 113.IV.5–6) Val. 1,14 (1,14,2–4 = Hor. gr. 120.II.8?) Val. 2,41,23 Porph. isag. 30 p. 207,12–16

der ganzen Lehre

einzelner Tage 3 

7

40

( )

( )   

   (  ) hier auch vor der Geburt!

Anon. Pyth. CCAG IX,1 (1951), p. 174,3–9

, hier auch vor der Geburt!



Gesamtbesprechung

Verweise auf einzelne Tage 3

7

40

903

Praktische Anwendungen bezüglich einzelner Tage 3

7

40

hier vor der Geburt!   

 

 

  



















904

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

Firm. math. 2,29,16 (= Hor. lat. 303.III.14) Firm. math. 3,14,10 Firm. math. 4,1,7 Firm. math. 4,1,10 Firm. math. 4,8,1 Paul. Alex. 26 pp. 75,19–76,4

 ( )   





  hier auch vor der Geburt!

Astrologe Zenons, Hor. gr. 479.VII.14 Id., Hor. gr. 483.VII.8 Id., Hor. gr. 487.IX.5 Rhet. 5,54,48 Rhet. 5,77,18 Rhet. 5,77,32



Rhet. 5,81,2 Rhet. 5,117,11 = Hor. gr. 440.IX.29; Quelle = Astrologe Zenons (?) Rhet. epit. 4,19 Rhet. epit. 4,22 Lib. Herm. 16,9 p. 53 F. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 11, pp. 212,18– 213,2 Hug. Sant. lib. Arist. 3,8,1,14. 3,8,2,21





   

( )



Tab. 21: Erwähnungen der Luminare und Planeten

Gesamtbesprechung

905 

 





   













     

  

  

in Texten zur Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes

Antig. Nic. F1 §§ 50–51

906

Alle Autoren, die die Ordnungszahl des letzten Tages der Serie explizit benennen, berichten übereinstimmend, dass es der vierzigste sei. Besonderes Interesse verdienen die drei Belege bei Antigonos, der nicht nur in jedem seiner erhaltenen Horoskope ausdrücklich vom 40. Tag des Mondes spricht, sondern dessen Längenangaben der von Neugebauer für richtig erachteten Opposition am 14. Tag widersprechen. In allen drei Fällen fällt der 40. Tag des Mondes nach Antigonos in das fünfte Tierkreiszeichen vom Geburtsmond.2186 In der folgenden Tabelle sind die am 14. Tag nach Neugebauer zu erwartenden Längen (Geburtsmond plus 180°) in reduzierter Schriftgröße und kursiver Formatierung notiert:

F1 F2 F3

Geburtsmond

3. Tag

7. Tag

(14. Tag)

40. Tag

1°  (§ 22) 15°  (§ 54)  (§ 63)

k.A.  (§ 55)  (§ 64)

k.A.  (§ 55)  (§ 64)

(1° )

 (§ 50)  (§ 55)  (§ 64)

(15° ) ()

Tab. 22: Mondpositionen am 3., 7., 14. und 40. Tag in F1–F3

Es gibt folglich keinen Spielraum für eine astronomisch motivierte Emendation der Tageszahl 40 bei Valens, wogegen im Übrigen ja schon die fünffache (!) Erwähnung der Zahl 40 in dem Valenskapitel spricht.2187 Als Alternative bleibt nur die Möglichkeit, die auf die Tageszahl 40 bezogene, aber ihr widersprechende Länge 7°  zu korrigieren. Der Zodiakalbogen der Mondbewegung am 40. Tag erstreckt sich von 507° (39 x 13°) bis 520° (40 x 13°): Das macht abzüglich eines Vollkreises (360°) 147°–160° vom Geburtsmond, was in dem von Valens gewählten Beispiel dem Bogen 4°–17°  entspricht. Es ist also von 7°  zu 7°  (= 150° vom Geburtsmond) zu emendieren, beziehungsweise von     zu    .2188 Da die Namen der Tierkreiszeichen im Zuge der Überlieferung oft nur mit Hilfe der entsprechenden Symbole notiert wurden, ist eine solche Verschreibung leicht

2186

Bezeichnenderweise spricht Valens nur im Falle des 7. Tages von einem Aspekt (  ), nicht aber im Falle des 3. und 40. Tages. 2187 Alle fünf Stellen sind in den Handschriften einhellig überliefert. 2188 Kein Gedanke an diese Emendation in den Valens-Editionen von Kroll 1908, Pingree 1986 u. Bara 1989 sowie in der Übersetzung von Riley online, ebensowenig bei Neugebauer 1975, 824.

Gesamtbesprechung

907

vorstellbar; die Valensüberlieferung bietet vergleichbare Fälle. 2189 Die Konsequenz ist freilich, dass Valens insgesamt nicht den jeweils selben Grad des nächsten, dritten und sechsten Zeichens meinte, sondern den jeweils selben Grad des nächsten, dritten und fünften Zeichens. Geburt

40. Tag 4-17° 



















Tag

28

29

Mondlauf in Bogengrad

4 17 30 43 (364)(377) (390)... 

30

31



32

33 56

34 69



35 82

36 95 

37

38

39

40

41

108 121 134 147 160 173 .... 150 





Diagr. 19: Mondbewegung am 40. Tag

Die soeben erzielte Einsicht und die bisher noch nicht besprochene erste alternative Berechnungsmethode, die Valens (1,14,5) erwähnt, erhellen einander gegenseitig. Valens’ Information, manche Astrologen addierten zur Länge des Geburtsmondes 160° und trügen das Ergebnis vom Zeichen des Geburtsmondes ab, belegt zum einen, dass den Berechnungen der ‘Tage des Mondes’ tatsächlich der unter Astrologen übliche Wert der mittleren Mondbewegung von 13°/Tag zugrunde liegt, denn 40 x 13° = 520° = 360° (ein Vollkreis) + 160°.2190 Er zeigt zum anderen, dass gewisse Astrologen als den ‘40. Tag des Mondes’ einen anderen Einzelgrad innerhalb des am 40. Tag durchlaufenen Zodiakalbogens wählten, nämlich nicht denjenigen, der exakt fünf Zeichen (150°) vom Geburtsmond entfernt ist (im Beispiel: 7° ), sondern den letzten Grad dieses letzten Bo-

2189

Vgl. unten Anm. 2227 zu Firm. math. 4,1,7, wo eindeutig die Verschreibung einer römischen Zahl stattgefunden haben muss, ehe zu einem späteren Zeitpunkt die nunmehr korrupte römische Zahl als Wort ausgeschrieben wurde. 2190 S.o. Anm. 2180, wo der Progressionswert von 13°/Tag der hiesigen Analyse zugrunde gelegt, seine tatsächliche Relevanz für Val. 1,14 aber nicht bewiesen wurde.

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gens, mithin den 160sten (im Beispiel: 17° ; s.o. S. 907, Diagr. 19).2191 Die von den  praktizierte Variante stimmt also bezüglich der Berechnung des 3. und 7. Tages mit der Standardlehre überein, führt jedoch für den ‘40. Tag des Mondes’ auf einen um 10° höheren Wert. Das macht einen beachtlichen Unterschied, da eine Wahrscheinlichkeit von 33% besteht, dass die entferntere Position (160° vom Geburtsmond) in ein anderes Tierkreiszeichen mit anderen astrologischen Qualitäten als die nähere Position (150° vom Geburtsmond) fällt.2192 Valens’ knapper Hinweis auf eine zweite ihm bekannte Variante ist schwieriger zu verstehen, nicht zuletzt deshalb, weil Valens (ebenso wie im Falle der ersten Variante) nicht explizit mitteilt, auf welche Mondpositionen diese Methode in dem von ihm gewählten Beispiel führen würde, und auch keine praktischen Anwendungen anderer Autoren erhalten sind. Valens teilt nur soviel mit (1,14,6):                (ed. Pingree 1986). Da Pingree      schreibt, versteht er die drei Zahlwörter anscheinend als Kardinalzahlen, also im Sinne von      sc. .2193 Aber was würde das bedeuten? Vielleicht ‘Wieder andere rechnen und addieren den Geburtsgrad des Mondes noch jeweils zu 3 und 7 und 40 (Grad) hinzu und berechnen den Mond dort’?2194 Im vorliegenden Beispiel würde diese Deutung auf 10° , 14°  und 17°  führen (7°  + 3°, 7°  + 7°, 7°  + 40°). Dagegen spricht jedoch, dass die Präposition  und das Präfix  in  nicht befriedigend wiedergegeben sind. Plausibler erscheint die editorische Entscheidung von Kroll,2195 der an der hiesigen Stelle    2191

Denn Valens sagt ja:          . Addition von 160° zu 7° ergibt 167°, und die gilt es offenbar vom Beginn des Zeichens, in dem der Mond steht, abzutragen, im gewählten Beispiel also von 0° . Es entfallen folglich je 30° auf , , ,  und ; die restlichen 17° führen auf 17° . 2192 33%, weil die Distanz beider Positionen (10°) einem Drittel eines Tierkreiszeichens entspricht. 2193 S.o. Anm. 127 mit Anm. 493. 2194 In diesem Sinne habe ich die Stelle in Heilen 2012, 180f., versuchsweise übersetzt. 2195 Gefolgt von Bara 1989 und Riley online, deren Übersetzungen aber den Sinn nicht befriedigend erklären: s. Bara 1989, 147: “D’autres ajoutent encore le degré de la Lune de naissance aux troisième, septième et quarantième jours et comptent ainsi; c’est là qu’ils calculent la Lune”; Riley online: “Others add to the moon’s position at birth its positions on the third and seventh and fortieth days, then after calculating they interpret the moon at those places.”

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   druckt. Das würde m.E. bedeuten, was oben (S. 898) als Übersetzung gewählt wurde und hier unter Hinzufügung erklärender Zusätzen wiederholt wird: ‘Wieder andere addieren noch zusätzlich jeweils2196 zu den (nach der Standardmethode errechneten) Mondpositionen am 3. und 7. und 40. Tag den Geburtsgrad des Mondes hinzu und zählen (die drei Ergebnisse der verschiedenen Additionen am Tierkreis entlang) ab und berechnen den Mond dort (wo das jeweilige Abzählen endet).’ Fraglich wäre dann noch, ob der Geburtsgrad des Mondes (   ) vom Beginn des Tierkreiszeichens oder vom Beginn des Tierkreises zu verstehen ist. In Valens’ Beispiel müssten also entweder 7° (= Distanz 0°  – 7° ) oder 217° (= Distanz 0°  – 7° ) zu den durch die Standardmethode errechneten Positionen 7°  (3. Tag), 7°  (7. Tag) und 7°  (40. Tag) addiert werden. Aus zwei Gründen scheint mir, dass die zuerst genannte Möglichkeit vorzuziehen ist, also nur die Gradzahl innerhalb des Tierkreiszeichens gemeint ist, denn einerseits sind die so bewirkten Modifikationen relativ gering (max. 30°), während sie bei Rechnung vom Beginn des Tierkreises zu völlig anderen Resultaten als die Standardmethode führen würde, und zum anderen könnte man die von Valens zuletzt referierte Variante als Verbesserungsversuch zur ersten Variante verstehen: Bei der könnte man daran Anstoß nehmen, dass die Distanzen zwischen dem Geburtsmond und den späteren Mondpositionen in zwei Fällen Vielfache von 30° sind (3. u. 7. Tag), in einem Fall jedoch ein solches Vielfaches plus zehn weitere Grad (40. Tag). Vielleicht erschien es dem Erfinder der zweiten Variante ausgeglichener, in jedem der drei Fälle ein Vielfaches von 30° (so die Standardmethode bei Val. 1,14,2–4) plus einen individuell verschiedenen fixen Wert zu addieren, was im Beispiel des Valens, wo dieser fixe Wert 7° betragen würde, auf 14° , 14°  und 14°  führen würde. Dieser Erklärungsversuch ist aber zugegebenermaßen spekulativ. Nach diesen Hinweisen auf zwei alternative Berechnungsmethoden schließt Valens das Kapitel mit einer Erläuterung, wie die ermittelten Positionen des 3., 7. und 40. Tages zu deuten sind. Seine Interpretationsmethode ist hier rein qualitativ konzipiert, während es bei anderen Astrologen, wie sich zeigen wird, auch chronologische Differenzierungen gibt. 2196

D.h. sowohl zum 3. als auch zum 7. und zum 40. Tag verschiedener Horoskope (deshalb Plural      , denn in einem Einzelfall errechnet der Astrologe ja nur       ).

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Valens erwähnt noch ein weiteres Mal den 40. Tag des Mondes (Val. 2,41,23):       . An dieser Stelle fassen wir erstmals die Verbindung mit der , der wir noch mehrmals begegnen werden.2197 Bevor wir uns der Frage nach dem Grund der Wahl des dritten, des siebten und besonders des – astronomisch sinnlos erscheinenden – vierzigsten Tages zuwenden können, gilt es, die übrigen, bisher nur tabellarisch erwähnten Belegstellen im Einzelnen vorzustellen. Dorotheos von Sidon Die drei frühesten relevanten Stellen, die wir zumindest indirekt noch fassen können, gehörten zum Lehrgedicht des Dorotheos. Da für jede der drei Stellen mehrere spätere Zeugnisse zu zitieren sind, wird die Besprechung im Interesse der Klarheit in (a), (b) und (c) gegliedert. a) Die erste der drei Stellen stammt aus dem ersten Buch des Dorotheos. Wir verdanken sie einem durch Hephaistion überlieferten Fragment (Heph. 2,24,11–13 = Dor. frg. 44a St. = Dor. p. 328,15–22 P. ~ Dor. arab. 1,18,1–8), das dem Leben in der Fremde gewidmet ist (Heph. 2,24 =  ). Der für uns relevante Teil (Heph. 2,24,11)2198 fordert zu der Untersuchung auf, ob am dritten Tag nach der Geburt Mars in Konjunktion oder Quadratur oder Opposition zum Mond stand:                     (es folgt eine lacuna, der Rest des Fragments ist irrelevant). Die letzten Worte sind offenbar bereits durch Überlieferungsfehler entstellt. Dasselbe Fragment bietet auch die vierte Epitome des Hephaistiontextes, und wie so oft kommt sie dem Leser zu Hilfe. Zwar kann sie hier die lacuna nicht füllen, erlaubt aber zumindest, den letzten Gedanken davor noch zu verstehen. Es heißt nämlich (Heph. epit. 4,31,2):                        Die vierte zu prüfende Möglichkeit ist also, dass der 2197

Diese Valens-Stelle wird möglicherweise durch Rhet. 5,77,32 wieder aufgegriffen, sofern nicht beide unabhängig voneinander aus einer verlorenen älteren Quelle schöpfen (s.u. S. 924 bei Anm. 2244). Beide Kapitel (Val. 2,41 u. Rhet. 5,77) sind der  gewidmet (dazu s.u. S. 1187). 2198 Unmittelbar darauf folgt ein originaler Hexameter (2,24,12).

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Mond in einem Haus des Übeltäters Mars steht, mithin im Widder oder im Skorpion (s.o. S. 737, Tab. 19). Vielleicht können wir im Bemühen um die Rekonstruktion des von Dorotheos versifizierten Gedankens noch einen weiteren Fortschritt zu machen: Das auf Dorotheos und Rhetorios basierende astrologische Exzerpt des cod. Vat. gr. 1056 (saec. XIV),2199 ff. 238r–241v (edd. Burnett – Pingree 1997, 204–214), notiert im Kapitel 20,1–2 (f. 239v, p. 207 B.-P.):          cod.           . Alles, was uns bereits bekannt war, wird hier erneut genannt, aber die vierte Bedingung ist enger definiert: Es gelte zu prüfen, ob der Mond am dritten Tag in ein dem Mars gehörendes Haus hineingerate (wie in eine ‘Falle’ – !) und dabei einen Aspekt zu diesem bilde ( ), mit anderen Worten: und dabei von ihm gesehen werde und somit um so stärker unter seinem Einfluss stehe.2200 Diese präzisere Formulierung könnte durchaus Teil des Originals gewesen und bei Hephaistion entweder nicht zitiert oder aber in der lacuna verloren gegangen sein.2201 2199

Vgl. auch Pingree 1997b, 131, zu diesem “extremely valuable codex”, der nachweislich auf einen komnenischen Archetyp zurückgeht. 2200 Der abschließende Vermerk        (‘und um so mehr, wenn Mars in einem kardinalen Ort [d.h. im 1., 4., 7. oder 10.] steht’), bezieht sich nicht allein auf die zuletzt beschriebene Situation, sondern auch auf die zuvor genannten Winkelabstände. 2201 Im Kommentar zur Stelle verweisen Burnett und Pingree (1997, 213) auf die aus einer mittelpersischen Übersetzung entstandene arabische Version des Dorotheostextes, speziell Dor. arab. 1,12,1 u. 1,12,8. Der dortige Passus scheint eine sehr freie und um einiges ausführlichere Wiedergabe des Originals zu sein; ja es geht dort überhaupt nicht um Aufenthalt in der Fremde ( , cf. Heph. 2,24), sondern die Kapitelüberschrift zu Dor. arab. 1,12 lautet (in der Übersetzung Pingrees 1976a, 171): “Consideration concerning the upbringing of the native, his condition, and his livelihood”. Dennoch finden wir dort die uns schon bekannten Gedanken im Wesentlichen wieder (Dor. arab. 1,12,1–8, in Auszügen zitiert nach Pingree a.a.O.; Zusätze Pingrees in einfachen, meine Zusätze in doppelten eckigen Klammern): “§ 1 It is necessary also to look at the sign which the Moon enters on the third day from the birth of the native .... § 2 It indicates the native because, if benefics aspect this sign, it indicates first thing the goodness of [his] upbringing and [his] good fortune. § 3 If it is evil and malefics aspect it, it indicates his misery. § 4 Look also at the lord of the house =   of the Moon on the third day .... § 8 If you find the Moon increasing and Mars aspecting it from opposition or quartile or [Mars] is with it, or [if] it [the Moon] is decreasing and Saturn is aspecting it, then there is no good for him in [his] livelihood.”

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Abschließend fällt auf, dass unter den vier zitierten Stellen2202 nur die erste den 3. Tag des Mondes mit dem Beginn des Stillens des Säuglings assoziiert. Hat Hephaistion die Worte       zum Original hinzugefügt oder ist der Relativsatz in den übrigen Zeugen ausgefallen? Das bei Heph. 2,24,11 unmittelbar vorausgehende  legt nahe, dass es sich um einen paraphrasierten Vers des Dorotheos handelt. Durch sprachliche Kriterien lässt sich dieser Eindruck allerdings nicht erhärten, da   sowohl in astrologischer Lehrdichtung 2203 (in den griechischen Dorotheosfragmenten allerdings nur hier) als auch in astrologischer Prosa (z.B. bei Ptolemaios, Hephaistion u.a.) mehrmals vorkommt. Dasselbe gilt für das Verb . Wahrscheinlich haben spätere Autoren, denen es allein auf die Prognostik ankam, die Parenthese fortgelassen. Im Falle der Hephaistionüberlieferung ist dies evident, da nur die vierte Epitome den Relativsatz auslässt, die Hauptüberlieferung (hier repräsentiert durch die Zeugen C und P) ihn jedoch tradiert. Für die Echtheit des Zusatzes sprechen ferner die inhaltlichen Parallelen bei Ps.-Maneth. 6[3],108–111 u. Firm. math. 3,14,10 (s.u. S. 914 u. 920). b) Die zweite relevante Dorotheosstelle, die aus einer späteren Passage des ersten Buchs des ursprünglichen Lehrgedichts stammt, tradiert Rhet. 5,57,125 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 141,22–24 = Dor. p. 340,25– 27):              . 2204 Das Los, von dessen Herrn die Rede ist, ist das ‘Los des Vermögens’ ( ), dessen Berechnung unmittelbar zuvor erläutert worden war (Rhet. 5,57,124 = CCAG a.a.O. p. 141,16–19 = Dor. p. 340,19–21). Unser griechisches Zeugnis bei Rhet. 5,57,125 entspricht Dor. arab. 1,27,24: “If the lord of this place is a benefic and it is favorable in a cardine in its own place, then he will be wealthy [and] rich. If it is western but will rise in seven [days], then he will be rich, but will have no fame and not everyone will know of his wealth.”2205 Auch dort war 2202 Heph. 2,24,11. Heph. epit. 4,31,2. Exc. cod. Vat. gr. 1056, f. 239v, cap. 20,1–2. Dor. arab. 1,12,1–8 (zu dieser letzten Stelle siehe die vorige Anm.). 2203 Vgl. Maneth. 2[1],288. 6[3],8.19.41.52.80. 4,70.369.381.404. 1[5],329. Max. 217. 226.240. 2204 In seiner dem cod. Paris. gr. 2425 folgenden Rhetoriosedition liest Pingree hier     . Eine erklärtermaßen noch nicht emendierte Vorabedition derselben Stelle bot Pingree 2001a, 26. 2205 Pingree 1976a, 194f. Ich danke S. Denningmann für den Hinweis (mündlich), dass es hier anscheinend im Zuge der sukzessiven Übersetzungen vom Griechischen über das

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wenige Zeilen zuvor (Dor. arab. 1,27,19) die Berechnung des Loses erläutert worden. Ein sehr spätes Zeugnis derselben Stelle aus dem ersten Buch des verlorenen Lehrgedichts bietet das aus Dorotheos stammende (Pingree 1989, 230) astrologische Exzerpt im cod. Vat. gr. 1056 (saec. XIV), cap. 4, f. 238r (edd. Burnett – Pingree 1997, 205):     .2206 Während die im vorigen Absatz zitierten Stellen einander klar entsprechen, ist das im Falle eines letzten Zeugnisses für dieselbe Dorotheosstelle nicht so evident. Dieses bietet Heph. 2,18,17 (= Dor. p. 338,24– 25):           Da hier das Subjekt ‘irgendein Wohltäter’, an den drei zuvor zitierten Stellen hingegen stets der Herr des ‘Loses des Vermögens’ ist, könnte man sich fragen, ob die hier zuletzt zitierte Stelle vielleicht ein separates Zeugnis für eine andere relevante Dorotheosstelle ist. Das ist aber nicht der Fall, denn die zuletzt zitierte Stelle bietet in den unmittelbar vorausgehenden Zeilen die gleiche Anleitung zur Berechnung des fraglichen Loses (Heph. 2,18,16 = Dor. p. 338,19–20), nur eben ohne es explizit als ein solches zu benennen.2207 Außerdem erweist sich die zitierte arabische Paraphrase als wertvoll, weil sie zeigt, dass ‘irgendein Wohltäter’ und der Herr des ‘Loses des Vermögens’ im verlorenen Wortlaut des Dorotheos nicht verschiedene Dinge waren, sondern zwei Charakteristika ein und desselben Planeten.2208 Mittelpersische und Arabische ins Englische an irgendeinem Punkt zu einem Missverständnis gekommen ist. Jedenfalls meint Rhetorios mit     eine Position östlich von der Sonne (  , s.o. Anm. 1425) und weniger als 15° von ihr entfernt ( ). Die Ursache des Fehlers dürfte eine Verwechslung von  mit gewesen sein. Vgl. dazu Denningmann 2005, 464f., die ein weiteres Beispiel anführt (Dor. arab. 3,1,4f.). 2206 Diese Formulierung scheint irgendwie Aleim Sohn des Juden Isaak, dem Verfasser von Hor. gr. 858.IX.30, vorgelegen zu haben, denn er schreibt in Kapitel XIb des Horoskops:       (Bezza 2001, 323). 2207 Siehe ferner die ca. eine Seite frühere Ankündigung des    in Heph. 2,18,10 = Dor. p. 337,25–26 und die nachträgliche Bezeichnung der berechneten Stelle als ein  in Heph. 2,18,18 = Dor. p. 338,26. 2208 Dass auch Pingree die beiden durch Hephaistion und Rhetorios tradierten Stellen für Zeugnisse derselben Stelle des Originals des Dorotheos hielt, zeigen seine Verweise auf die Paragraphen der arabischen Paraphrase im Similienapparat (Pingree 1976a, 338 u. 340).

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c) Die letzte indirekt fassbare Stelle stammt aus der Katarchenhoroskopie des fünften Buchs des Dorotheos. Die erhaltene Paraphrase besagt, dass, falls der den Dieb indizierende Planet zufällig nach dem Diebstahl innerhalb von sieben Tagen unter die Strahlen der Sonne falle (d.h. ihr bis auf 15° nahe), dem Dieb ein Malheur widerfahren sei:                (Dor. p. 414,13–16 = Heph. 3,45,19). Dem entspricht (bis auf eine Sinnstörung in der Apodosis) Dor. arab. 5,35,130 (Pingree 1976a, 306): “If there are between the indicator of the thief and that it enters under the Sun’s rays seven days, then the thief will have stolen before that.” Insgesamt können wir also indirekt drei relevante Stellen des Lehrgedichts des Dorotheos fassen, wovon die erste (a) den dritten Tag des Mondes erwähnte, die zweite (b) den siebten Tag eines der fünf echten Planeten thematisierte 2209 und die dritte (c) vom siebten Tag eines der fünf echten Planeten oder des Mondes handelte. 2210 Titus Pitenius Das Horoskop des Astrologen Titus Pitenius (s.o. S. 233) im P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31) bezeichnet Merkur (Z. 161–162) als   [sc. ] (‘der sieben Tage zuvor sein Morgenletzt [   ] gehabt hatte’. Diese Stelle wurde missverstanden. Der vollständige Satz lautet:               Neugebauer – van Hoesen 1959, 24 übersetzen den ersten Teil akzeptabel: “And Stilbon, the star of Mercury, had mounted 2211 in Aries ten full degrees, in perigee”. 2212 Danach aber 2209

Zwar kann, je nachdem welches Tierkreiszeichen den 2. Ort einnimmt, jeder der sieben Wandelsterne der zodiakale Hausherr des ‘Loses des Vermögens’ sein, aber nur die fünf echten Planeten können die Bedingung des heliakischen Aufgangs erfüllen. 2210 Dazu, dass ebenso wie die fünf echten Planeten natürlich auch der Mond unter die Strahlen der Sonne tritt, vgl. z.B. Ptol. apotel. 4,5,1 (zit. oben S. 838). 2211  eigentlich = ‘er lief darauf’. Die Bewegung der Planeten vor dem Hintergrund der Tierkreiszeichen bzw. Fixsterne wird oft mit Metaphern ausgedrückt, die das Wandeln eines Menschen auf einem Teppich o.ä. suggerieren. Vgl.  in dem Porphyrioszitat unten S. 917. 2212 Zu   vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 23, zu Z. 159–160, zu  ebd. 26 zu col. VII.

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interpretieren sie     falsch als “having completed its phase before the seventh (day of the month)”, also vor dem auf die Geburt (6. Pharmuthi)2213 folgenden Tag. Im Kommentar (S. 26) notieren sie: “Obviously the text assumes that the upper conjunction will be reached before the 7th, i.e., in less than 24 hours.” Gegen diese Deutung spricht nicht nur, dass die Rechnung, wie Neugebauer und van Hoesen selbst sehen, rechnerisch nicht aufgeht, sondern auch philologische Einwände:  ist vorzeitig (darauf gehen sie nicht ein), die Bedeutung von  muss in zweifelhafter Weise gedehnt werden,2214 und eigentlich setzt die gebotene Interpretation eine Ordinalzahl voraus,  , ähnlich wie z.B. in der Datierung der Nativität (Z. 38–40)   .2215 Man fragt sich darüber hinaus, warum der Autor, wenn Neugebauer und van Hoesen ihn richtig verstehen, nicht einfach von ‘dem nächsten Tag’ sprach, und völlig unklar bleibt, worin der im Text hergestellte Kausalzusammenhang zwischen der Phase Merkurs und seiner Rolle als Hausherr der Nativität liegt. Alle diese Anstöße entfallen, wenn man der Stelle ihren auf der Hand liegenden Sinn zurückgibt, dass Merkur ‘vor sieben Tagen seine Phase gemacht hat’ (  sc. ). Diese Deutung steht auch im Einklang mit dem unten S. 921 noch zu besprechenden Zeugnis bei Paul. Alex. 26 p. 75,19–76,4 (bes. die Worte  ...        Dem Text des P. Lond. I 130 zufolge steht Merkur ca. 4° hinter der Sonne ( 14° 6  [Z. 53–58],  10°  [Z. 158–160]). Diese Differenz entspricht etwa den wahren Verhältnissen am 26.3.81 n.Chr., also fünf Tage vor dem diskutierten Datum. Gehen wir von dort noch sieben weitere Tage zurück, so erhalten wir am 19.3.81 n.Chr. eine wahre Merkur-Sonne-Distanz von ca. 11–12°. Auch wenn wir nicht wissen, ob Titus Pitenius sieben Tage vor der Geburt die hier genannte (ca. 11–12°) oder eine geringfügig abweichende Distanz angenommen hat, ist doch wahrscheinlich, dass er den Tag im Sinn hatte, an dem Merkur, der nach seinen zweiten Stillstand wieder rechtläufig ist und mit hoher Geschwindigkeit der Sonne nacheilt, die astrologisch relevante Distanz von 15° passiert und in den Strahlenglanz des Luminars eintaucht. Dass Merkur die 15°-Distanz in Wahrheit noch vier Tage frü2213

Vgl. Z. 38–40. 6. Pharmuthi = 1. April. Die astronomische Analyse führt jedoch auf den 31. März (s.o. S. 232 s.v. Hor. gr. 81.III.31 und unten S. 1378, Tab. 42). 2214 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 27f.: “This term is used here in a much looser sense than ordinarily”. 2215 Vgl. den Erklärungsversuch bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 23, zu Z. 161.

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her passierte (am 15.3.81 n.Chr.), war dem Autor entweder nicht bekannt oder er nahm die Unvollkommenheit hin, um die Lehre vom siebten Tag anwenden zu können. Ps.-Manethon Der 80 n.Chr. geborene Ps.-Manethon (s. Hor. gr. 80.V.27–28) bietet die folgenden Verse über den 3. Tag des Mondes (6[3],108–111):2216   

        ‘Allen Kindern, denen das Schicksal das Leben schenkte, gibt bezüglich Ernährung, Mutterbrust und schmerzlicher Kindheit das Tierkreiszeichen Vorzeichen, das dem Mond nahe ist, (das,) in dem er (der Mond) die dritte Morgenröte besuchen wird.’

Auch hier wird also der 3. Tag des Mondes mit dem Stillen und dem ersten Lebensabschnitt (genau genommen dem, in dem das Kind noch nicht sprechen kann: ), assoziiert. Antigonos Antigonos geht dreimal auf die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes ein (F1 §§ 50–51. F2 § 55. F3 § 64), außerdem einmal auf den sieben Tage nach der Geburt bevorstehenden heliakischen Aufgang des Jupiter (F1 § 26    und einmal auf den drei Tage nach der Geburt bevorstehenden heliakischen Aufgang des Saturn (F3 § 63   ). Zu Einzelheiten vgl. die Stellenkommentare. Porphyrios Porph. isag. 30 p. 207,12–16 nennt unter den verschiedenen Methoden zur Bestimmung des Hausherrn der Nativität die folgende: 2216 Text nach Lopilato 1998, 116f., der ebd. 280f. übersetzt: “To all children to whom Fate has vouchsafed life the zodiacal sign which is near the Moon and which that (Moon) will reach on the third day indicates nurture, the breast and grievous life” (statt “life” wäre “childhood” treffender).

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                                     

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Andere nehmen zuerst den Herrn des aszendierenden Zeichens oder den Planeten, der in dessen Haus und Graden steht, dann den Herrn des Mondzeichens, dann den des Zeichens in der oberen Kulmination, dann den des Glücksloses, dann den, der 7 Tage vor der Geburt oder innerhalb von 7 Tagen die Phase des Aufgangs oder Untergangs oder Stillstandes vollführt.

Sehr wahrscheinlich ist es diese Lehre, auf die der Merkurpassus des von Titus Pitenius berechneten Horoskops P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 157–164, Bezug nimmt (vgl. die Analyse oben S. 914). Der an letzter Stelle genannte, mit dem siebten Tag vor oder nach der Geburt assoziierte Planet kann jeder mit Ausnahme der Sonne sein. Anonymer Pythagoreer Der Codex Cromwellianus 12 (olim 297), p. 761, bewahrt ein von Zahlensymbolik und Astrologie handelndes Exzerpt eines anonymen Pythagoreers (ed. St. Weinstock, CCAG IX,1, 1951, pp. 173–174). Terminus post quem für diesen Autor ist das Ende des 2. Jh. n.Chr., weil er Ptolemaios zitiert. Keyser datiert den Anonymos versuchsweise auf 180–300 n.Chr. (Keyser – Irby-Massie 2008, 716). Zur Bedeutung der Siebenzahl schreibt der Anonymos Folgendes (p. 174,3–9):                                           

Aber auch die Wochentage sind sieben, und die Krankheiten ändern sich alle sieben Tage. Und bei den Untersuchungen von Geburtstagen weissagt uns sowohl der 7. Tag vor der Geburt, d.h. die gradgenaue Position des Mondes im rechten Geviertschein, und ebenso die (Mondposition) nach sieben Tagen, d.h. die im linken Geviertschein, im Voraus wundersame Dinge und belehrt uns (so) gründlich (über die Zukunft).

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Dieses Zeugnis bestätigt die aus Val. 1,14 gewonnene Einsicht, dass der 7. Tag des Mondes genau 90° vom Geburtsmond entfernt ist (s.o. S. 900). Firmicus Maternus Unser chronologisch nächstes Zeugnis ist das Horoskop des Ceionius Rufius Albinus bei Firm. math. 2,29,10–20 (Hor. lat. 303.III.14). Darin heißt es im Kontext einer Verbannung des Nativen in frühen Lebensjahren zur Begründung dafür, dass Jupiter ihm – anders als in späteren Jahren – nicht helfen und die Verbannung verhindern konnte (2,29,16): sed et deficere huiuscemodi Iovis beneficia ... diximus ob hoc, quia tertio die Luna in Leone constituta de diametro se plena lumine Martis radiis impegit; et hic enim dies, id est tertius, plurimum in modum in genituris operatur. Dieses Zeugnis ist in zweierlei Hinsicht wertvoll. Auf astronomischer Ebene zeigt es, dass Firmicus die Daten hinsichtlich des Vollmondes ein wenig manipuliert hat, um ihnen interpretatorisch noch mehr abzugewinnen. Da bei der Geburt des Nativen der Mond im Krebs und Mars im Wassermann standen, 2217 wird der Mond am dritten Tag per definitionem 30 Grad zurückgelegt haben (s.o. zu Val. 1,14) und somit im Löwen stehen, wie der Text sagt. Die Marsposition ist nach drei Tagen praktisch unverändert; somit ist auch die Aussage zur Opposition am dritten Tag richtig. Falsch ist hingegen die Behauptung, die Opposition finde bei Vollmond statt.2218 Da die Nativität auf den 13., 14. oder 15. März 303 n.Chr., jeweils gegen 22 Uhr abends, zu datieren ist (am plausibelsten ist der 14. März), 2219 der nächste Vollmond aber auf den späten Abend des 19. März 303 n.Chr. fiel (in Rom z.B. um 22:49 Uhr Ortszeit), liegt ein Fehler von mindestens einem Tag vor. 2220 Dieser scheinbar geringe Fehler ist in Wahrheit ein erheblicher, weil der Vollmond nicht, wie im Text behauptet, im Löwen stattfand, sondern am Ende der Jungfrau (28° 51 ). Firmicus muss dies eigentlich gewusst haben, da aus seiner eigenen Angabe, die Geburtssonne stehe in den Fischen,2221 evident ist, dass der nächste Vollmond im gegenüberliegenden Zeichen () oder sogar dem darauf folgenden () stattfinden muss. In2217

Vgl. Firm. math. 2,29,10 Luna in Cancro ... Mars in Aquario. Es liegt also kein Aspekt vor (vgl. Katalog S. 330). 2218 Der zitierte Zusatz plena (2,29,16) ist einhellig überliefert. 2219 Am 14. März stand der Mond in der Mitte des Krebses, am Tag davor und danach ganz am Anfang bzw. Ende des Krebses. 2220 So richtig Barnes 1975a, 41. 2221 Vgl. Firm. math. 2,29,10 Sol fuit in Piscibus.

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dem er wider besseres Wissen den Vollmond vorverlegt, verleiht er dem ohnehin schon bedeutenden 3. Tag des Mondes noch mehr Gewicht:2222 Der schlimme Oppositionsaspekt des Mars trifft den Mond, als er sich in seiner vollen Breite ungeschützt darbietet.2223 Übrigens behauptet Firmicus am Ende der Analyse dieses Horoskops sogar, am Geburtstag selbst sei Vollmond gewesen (2,29,19): honores illi maximos IX. loco in domo sua pleno lumine Luna constituta decrevit. Auch dort dient der Mangel an astronomischer Präzision anscheinend der astrologischen Deutung: höchste Ehren des Nativen wegen höchster Leuchtkraft des Mondes in Verbindung mit seiner Stellung im eigenen Tierkreishaus. Es scheint Firmicus nicht sonderlich zu stören, dass der aufmerksame Leser bemerken wird, dass nicht – wie der Text behauptet – sowohl am Tag der Geburt (2,29,19) wie auch drei Tage danach (2,29,16) Vollmond sein kann.2224 Zweitens ist Firm. math. 2,29,16 wertvoll, weil hier eine temporäre Notlage (Exil) in relativ jungen Lebensjahren des Nativen mit dem 3. Tag des Mondes assoziiert wird. Firmicus sagt ja, der Native (geb. 303 n.Chr.) sei noch vor seinem Konsulat und der Präfektur (335 n.Chr.) ins Exil geschickt worden.2225 Barnes 1975a, 48f., vermutet, dass die Verbannung und Rückholung des Ceionius Rufius Albinus mit den nur wenige Monate auseinanderliegenden Hinrichtungen des Crispus und der Fausta im Jahre 326 n.Chr. zusammenhing. Wenn das stimmt, hatte unser Nativer zum Zeitpunkt der Verbannung gerade das 23. Lebensjahr vollendet. Beachtung verdient neben der Zeit auch die Qualität der Lebenskrise: Ein erzwungenes Leben im Exil erinnert an Dorotheos’ Assoziation des drit2222

In Unkenntnis der astrologischen Bedeutung des 3. Tages des Mondes und der Neigung antiker Astrologen zur Stilisierung einzelner Daten bestreitet Polara 1978, 336– 340, die Datierung des Horoskops und die Identifikation des Nativen. 2223 Er ist ungeschützt, da weder Jupiter noch Venus im Gedrittschein oder Sextil ‘zu Hilfe eilen’ können. Für diese Vorstellung ließen sich viele Belege anführen. Firmicus selbst bezeugt sie in dem zitierten Paragraphen: nisi Iuppiter in Piscibus constitutus horoscopum de trigono vidisset, numquam fuisset de exilio liberatus et, nisi Lunam in altitudine sua – altitudo enim Iovis est Cancer – de trigono vidisset, [ut] biothanatus interisset (2,29,16). – Voll- und Neumond finden bei den Astrologen generell große Beachtung, da es sich um Opposition und Konjunktion der wichtigsten Himmelskörper handelt. Zumeist geht es aber um den der Geburt vorausgehenden Voll- bzw. Neumond (bei Antigonos vgl. F1 § 40. F2 §§ 56.61. F8). 2224 Möglicherweise finden die gezeigten Fehler dadurch ihre Erklärung, dass Firmicus sich mit einer sehr groben Differenzierung der Mondphasen begnügte; vgl. Firm. math. 3,14,10 inquirendum itaque est tertio die, an sit minuta an plena luminibus (mehr dazu im übernächsten Absatz). 2225 Firm. math. 2,29,10 ob adulterii crimen in exilium datus.

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ten Tages des Mondes mit  (s.o. S. 910). Unsere Lehre begegnet an mehreren weiteren Firmicusstellen. Die nächste ist Firm. math. 3,14,10: In omnibus autem genituris cursum Lunae te servare conveniet; nec tantum eodem die, quo natus homo prima vestigia lucis ingreditur, sed diligenti ratione perquirere etiam tertio die debemus, cui se stellae [vel] Luna vel quali radiatione coniungat vel a quo recedens [vel] ad quem feratur; eo enim die nato homini primum inmulgentur alimenta nutricia. Inquirendum itaque est tertio die, an sit minuta an plena luminibus et quatenus eam benivolae stellae malivolaeque respiciant. Nam et tertio die, sicuti primo, omnia simili ratione decernit; quae si diligenti fuerint inquisitione [decernit] collecta, in explicandis fatis hominum numquam poterimus erratica confusione turbari. Hier ist vor allem der Hinweis darauf wichtig, dass der Säugling am dritten Tag erstmals gestillt werde (vgl.    bei Dorotheos, oben S. 910). Der nächste Beleg ist Firm. math. 4,1,7 über die astrologisch eminente Bedeutung der Mondposition: nam et primus dies et tertius eadem simili ratione decernit, septimus etiam et undecimus per Lunam totius vitae substantiam monstrat. Es wurde bisher übersehen,2226 dass die Zahl 11 hier ein Fehler für 40 sein muss (XI < XL).2227 Wenige Zeilen später heißt es dann (Firm. math. 4,1,10): Haec itaque luminis eius vel augmenta vel damna et diversarum formarum mutabiles species et primo natalis die tractantes genituram et tertio rursus die diligenter debemus inspicere etc. (es werden noch mehrere weitere den Mond betreffende Kriterien erwähnt, die aber nichts mit der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag zu tun haben). 2226 Z.B. von Bouché-Leclercq 1899, 4872, der alle relevanten Firmicus-Stellen zusammenträgt. 2227 Nur so lässt sich erklären, warum einige wichtige Handschriften statt undecimus die Lesart sexagesimus überliefern, die ich bei einer Autopsie der folgenden Codices fand: Neapol. V A 17, f. 69v (bereits früher gesehen von Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, vol. II, p. LVI, app. praef.), Vat. Urb. lat. 263, f. 60r, und Vat. Pal. lat. 1418, f. 65r. Zur Bedeutung aller drei Handschriften, deren letzte beiden von den bisherigen Editoren nur partiell kollationiert wurden, s. Heilen (demnächst B). Der fragliche Zahlwert muss also ursprünglich als XL überliefert worden sein, was teils zu XI verschrieben wurde, teils zu LX. Erst später wurden bei der Erstellung neuer Abschriften die nunmehr verderbten römischen Zahlen in ganzen Worten ausgeschrieben. Die richtige Lesart XL ging anscheinend gänzlich verloren. Eine sichere Aussage hierzu ist allerdings unmöglich, solange die meisten Firmicushandschriften nicht kollationiert sind. (Erst unmittelbar vor der Drucklegung wurde mir bekannt, dass bereits Cumont 1918b, 2891, hier eine Verschreibung von XL zu XI vermutet hat).

Gesamtbesprechung

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Das letzte Mal spricht Firmicus einige Kapitel später im Kontext der Kenodromie vom 3. Tag des Mondes (4,8,1): Die Kenodromie verursache maligne Flüssigkeitsansammlungen im Körper, praesertim si [sc. Luna] per vacuum currens, quam Graeci cenodromon dicunt, a Saturno vel Marte quadrata vel diametra radiatione pulsetur vel si per vacuum currens tertio natalis die a Marte vel Saturno eadem, qua diximus, fuerit radiatione pulsata vel si malivolae in cardinibus fuerint constitutae. Insgesamt ergibt sich aus allen hier vorgestellten Firmicusstellen (2,29,16. 3,14,10. 4,1,7. 4,1,10. 4,8,1), dass der römische Autor einen besonders engen Zusammenhang zwischen dem 1. und 3. Tag des Mondes sieht. Nur an einer Stelle (4,1,7) spricht er auch vom 7. und 40. Tag des Mondes, wobei er diesen zubilligt, ebenfalls für die Substanz des ganzen Lebens einer Person signifikant zu sein. Paulos Alexandrinos Paul. Alex. 26 pp. 75,19–76,4 fordert die Beachtung des 7. Tages vor und nach der Geburt bezüglich des heliakischen Aufgangs (  )der fünf echten Planeten und darüber hinaus im Falle von Venus und Merkur, bei denen dies aufgrund ihrer die Sonne übertreffenden Geschwindigkeit in den Rechtläufigkeitsphasen astronomisch möglich ist, auch bezüglich ihrer ersten erneuten Sichtbarkeit am Abend ():2228 [sc.   ]       – –           

Man muss suchen, wer von ihnen [d.h.   ] mit dem Mond oder der Sonne in Konjunktion steht oder zufällig sieben Tage vor oder nach der Geburt erstmals wieder sichtbar geworden ist, im Falle Saturns, Jupiters und des Mars morgendlich, im Falle von Venus und Merkur morgendlich oder auch abendlich.

Im Kontext ist von demjenigen Planeten die Rede, der die Taten und den Beruf des Nativen anzeigt. Dieser Planet ist traditionell entweder Mars 2228

Ich vermeide mit Absicht die wörtliche Übersetzung ‘abendlicher Aufgang’, um nicht eine Verwechslung mit dem astronomischen Abendaufgang (Opposition zur Sonne) zu begünstigen, der im Falle des Merkur und der Venus unmöglich ist.

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oder Venus oder Merkur (s.o. S. 779–784). Die darüber hinausgehende Erwähnung von Saturn und Jupiter ist anscheinend rein astronomisch motiviert, damit alle Planeten, die entweder nur morgendlich oder sowohl morgendlich als auch abendlich sichtbar werden (d.h. aus dem Glanz der Sonne heraustreten) können, Erwähnung finden. Der Astrologe Zenons Unser nächster Zeuge ist der nicht namentlich bekannte Verfasser des unter dem Namen ‘Palchos’ (s.o. S. 99) überlieferten Katarchenhoroskops Hor. gr. 479.VII.14, in dem es um ein ausbleibendes Schiff geht, das in Smyrna mit Sorge erwartet wird (s.o. S. 305). Der Autor berichtet zuerst von seiner Vorhersage, was dem Schiff in der Ferne widerfahre, und dann vom Bericht der Seeleute nach ihrem verspäteten Eintreffen in Smyrna, der seine eigene Prognose bestätigt. Im ersten dieser beiden Teile wird die Mondposition am 7. Tag zweimal berücksichtigt, allerdings ohne die Lehre an sich zu erhellen. Die erste der beiden Stellen begründet die prognostizierte Rettung des Schiffs aus einem Sturm (CCAG I, 1898, p. 104,7–8):   sc.                  .2229 Die zweite Stelle begründet das prognostizierte Datum des verspäteten Eintreffens (ibid. p. 104,22–23):                  2230     2231  2232           2233    (‘und auf die Frage, wann es kommen müsse, sagte ich: wenn der Mond im Wassermann oder in den Fischen steht; im Wassermann wegen seines [sc. des Mondes] 7. Tages und da sich das Glückslos auf Jupiter zubewegt, in den Fischen, 2229

Statt  , das ich als Emendation für notwendig halte, bieten die Hss.   (cod. Angel. gr. 29, f. 112v) bzw.  (cod. Paris. gr. 2419, f. 132v, u. cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 300v). Die Interpretation bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 145 (bes. 14514), überzeugt in diesem Punkt nicht. Gemeint ist offenbar nicht, dass der Mond am 7. Tag von seiner ursprünglichen Position auf 16°  auf ca. 17°  fortgeschritten und somit “past Jupiter in  8” sein werde, sondern, dass der Mond am 7. Tag den Bogen von 4°–17°  durchlaufen und dabei (auf 8° ) eine astrologisch günstige Konjunktion mit Jupiter eingehen wird. 2230 Correxi,  codd. 2231  om. cod. Paris. 2232  om. cod. Vindob. 2233 cod. Vindob.,  cod. Paris.

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da es sich auf seinen eigenen Hausherrn zubewegt’). Diese zweite Stelle ist in der Edition des CCAG durch einen Textausfall unbrauchbar; das hiesige Zitat folgt der korrigierten Edition oben S. 105 bei Anm. 442. Derselbe Autor führt in dem Katarchenhoroskop Hor. gr. 483.VII.8 unter den Gründen, warum ein gewisser kleiner Löwe zahm sein werde, auch die Aspekte des 3. und 7. Tages des Mondes zu Jupiter beziehungsweise Venus ins Feld CCAG VI, 1903, p. 66,6–9:               [sc.  ]  2234 Am Tag der Katarche steht der Mond () im Trigon zu Jupiter (), am 3. Tag () wird er in Quadratur zu Jupiter stehen, am 7. Tag () in Quadratur zu Venus (), mit der er am Tag der Katarche in Opposition steht.2235 Auch die Quadraturen der Wohltäter werden hier also positiv gedeutet. Einen dritten Beleg bietet derselbe Autor in Hor. gr. 487.IX.5:          2236 bzw. ).2237 Der Aspekt der Venus () zum Mond des 3. Tages () ist, ähnlich wie in dem zuvor besprochenen Horoskop, eine Quadratur. Sie wird hier vom Autor als einer von mehreren glückversprechenden Umständen angeführt, aber nicht an sich kommentiert. Rhetorios Rhetorios erwähnt die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag mehrmals. Unser erster Beleg stammt aus einem aus verschiedenen älteren Quellen kompilierten Kapitel über gewaltsamen Tod (Rhet. 5,77:   ).2238 Darin leitet der Autor unter anderem zu der folgenden Prüfung an (Rhet. 5,77,18):2239                     (‘untersuche aber auch 2234

]  (sic) codd., corr. Kroll. Siehe das Diagramm bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 228. 2236 So der cod. Angel. gr. 29, f. 126r (= ‘Palch.’ cap. 87), ed. F. Cumont, CCAG I (1898), p. 106,8–12. 2237 So die andere der beiden Hss., die den Text überliefern: cod. Vindob. phil. gr. 108, f. 299r–v, cap. 164, pars I, ed. W. Kroll, CCAG VI (1903), p. 64,4–5. 2238 Zuvor ediert von F. Cumont im CCAG VIII 4 (1921), pp. 199,15–202,10 (dort im Titel: . Sacherklärung zur : s.u. S. 1187. 2239 = CCAG VIII 4 (1921), pp. 200,25–201,1 (dort jedoch ). 2235

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den dritten und siebten und vierzigsten Tag des Mondes: Denn wenn er am vierzigsten Tag zu einem Übeltäter eilt, bewirkt er Menschen, die gewaltsam sterben’). Diese Stelle könnte aus dem Werk des frühen Astrologen Kritodemos stammen, der als einziger Gewährsmann im vorausgehenden Teil desselben Rhetorios-Kapitels Erwähnung findet (5,77,5  ).2240 Dazwischen liegen jedoch über 30 Textzeilen, in denen verschiedene Lehren zur  präsentiert werden, und Peter 2001, 143f., urteilt zu Recht, es sei völlig unklar, bis wohin das Kritodemosreferat reiche.2241 Am Ende desselben Kapitels kommt Rhetorios noch einmal auf die besonders verderbliche Bedeutung des 40. Tages zurück (5,77,32):2242          (‘wenn Saturn, Merkur und Mars auf [sc. dem Tierkreiszeichen] der Mondposition des 40. Tages liegen, 2243 bewirken sie Menschen, die gewaltsam sterben’). Peter vermerkt, dass diese Stelle aus Val. 2,41,23 zu stammen scheint. 2244 Allerdings ist auch denkbar, dass beide aus einer gemeinsamen verlorenen Quelle schöpften. Es ist zu beachten, dass Valens die drei Planeten alternativ erwähnt (  ), Rhetorios hingegen additiv. Etwas später im Kapitel 5,81 ( )2245 vermerkt Rhetorios (5,81,2):                    (‘suche aber auch die Mondposition am dritten und siebten und vierzigsten Tag und prüfe, ob die Wohltäter 2240

Peter 2001 zählt Rhet. 5,77 als Critod. frg. 12: s. Peter 2001, 74–78 (TÜ) u. 142–144 (K). Die Worte    fehlen in dem für Pingrees Edition maßgeblichen cod. Paris. 2425. Siehe daher die Edition Cumonts im CCAG VIII 4 (1921), p. 199,15. 2241 Siehe auch Bara 1990, 840. 2242 = CCAG VIII 4 (1921), p. 202,3–4; dort jedoch    . 2243 Zu diesem auf Tierkreiszeichen, Orte der Dodekatropos und Lose bezogenen Gebrauch von  vgl. z.B. Val. 2,30,24    [Objekt]   [Subjekt] sowie auch ebd. 2,29,4. 2,30,42. 2,30,45. – Die Rhetoriosstelle zeigt, dass die termini technici   und   auch metonymisch das ganze Tierkreiszeichen, in das die jeweilige Mondposition fällt, bezeichnen können. Zur Bestätigung vgl. das Pendant bei Val. 2,41,23 (zit. oben S. 910). LSJ + Suppl. 1996 s.vv. ist entsprechend zu ergänzen. 2244 Peter 2001, 143. Zu der Valens-Stelle s.o. S. 910 bei Anm. 2197. 2245 Rhet. 5,81 = CCAG VIII 4 (1921), pp. 206,1–207,24.

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Aspekte dazu bilden. [Es folgen weitere zu prüfende Details]. Denn wenn alle diese Konfigurationen positiv ausfallen, machen sie die Glücksgaben groß und wunderbar’).2246 Nur den 3. bzw. 7. Tag des Mondes erwähnt Rhetorios an zwei weiteren Stellen. In Kap. 5,54 ( ),2247 der einzigen aus der Antike überlieferten systematischen Anleitung zur Interpretation einer Nativität,2248 heißt es gegen Ende (5,54,48):2249      [sc. ]                             2250(‘indessen zeigt auch2251 der dritte Tag des Mondes, wenn er zufällig in einem vierfüßigen [Zeichen] liegt und von Übeltätern angeblickt wird, an, dass die Geburten missgestaltet oder vierfüßig sind; wenn aber bei dieser Lage der Dinge2252 der dritte Tag des Mondes sich im Aspekt von Übeltätern befindet und der Herrscher des vorausgegangenen Neu- oder Vollmondes ohne einen Aspekt zum Aszendenten und zu dessen Haus ist, bedeutet es dasselbe.’). In Kap. 5,117 hingegen verweist Rhetorios, genauer gesagt: der Autor des von Rhetorios referierten Horoskops des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29) – jener Autor ist wahrscheinlich der Astrologe Zenons (s.o.) – auf den 7. Tag des Mondes (5,117,11):2253     . Die Textstelle ist allerdings kor2246

Rhet. 5,81,2 = CCAG VIII 4 (1921), pp. 206,12–207,7. Vgl. die ältere Edition im CCAG VIII 4 (1921), pp. 118,1–124,28. 2248 So Holden 1996, 82. 2249 Zuvor ediert im CCAG VIII 4 (1921), p. 124,2–7 (dort jedoch gegen Ende          ). Zum Kasus vgl. Cumont im Apparat zur Stelle. 2250 Konjektur des Verfassers. Cumont (im CCAG) und Pingree lesen mit der Hs.  , ohne sich im Apparat dazu zu äußern. Vgl. jedoch wenige Zeilen zuvor (5,54,47):    (~ CCAG VIII 4, 1921, p. 123,19–124,2). 2251 Vgl. die um wenige Zeilen vorausgehende, anderen Vorzeichen zugeordnete Prognose        (5,54,45; = CCAG VIII 4, 1921, p. 123,16). 2252 D.h. bei einer Mondposition in einem vierfüßigen Zeichen (?). 2253 Zuvor ediert in CCAG VIII 4 (1921), p. 224,18–19 (dort jedoch           ), dann in Pingree 1976b, 146 (Wortlaut identisch mit dem oben gedruckten). Die Auslassung von   im cod. Paris. gr. 2425, auf dem Pingrees Edition beruht, ist nicht singulär (s.u. Anm. 2263). 2247

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rupt, eine Rekonstruktion des Sinns gilt seit langem als nur schwer oder gar nicht möglich. 2254 Möglicherweise können wir nun doch – freilich ohne Anspruch auf eine wörtliche Wiederherstellung des griechischen Originaltextes – Licht in die Überlegung des Verfassers bringen. Zuvor hat er in Kap. 5,117 die wichtigsten Stationen im Lebenslauf des Pamprepios auf bestimmte Jahre datiert und somit retrospektiv astrologisch erklärt, indem er geeignete Rechenoperationen mit entsprechend ausgewählten astronomischen Parametern durchgeführt hat. Der letzte Schritt dieser Berechnungen führte auf die Zahl 44. Es folgt der oben zitierte Satz über den Mond des 7. Tages und sofort danach der Schlusssatz des gesamten Horoskops (5,117,11):2255              Das Ziel der letzten Textzeilen ist also eine astrologische Erklärung dafür, dass Pamprepios im Alter von 44 Jahren und zwei Monaten mit einem Schwert oder Dolch getötet wurde, 2256 und der Mond des 7. Tages muss diese Deutung irgendwie unterstützen, besonders hinsichtlich der Todesart, denn das Todesjahr war ja bereits durch die oben erwähnte Berechnung der Zahl 44 plausibel gemacht worden (Geburt im Jahre 440 n.Chr. + 44 Jahre = Todesjahr 484 n.Chr.). Nun ist die Todesart des Pamprepios eindeutig eine Marswirkung (). Bei der Geburt des Pamprepios standen dem Text zufolge (Rhet. 5,113,5) der Mond auf 8° 4 , Mars auf 26° 8  (re vera 28° 13 ) und Venus auf 26°  (re vera 27° 16 ).2257 Am 7. Tag wird der Mond also 90° entfernt im Löwen stehen, Mars jedoch soeben die Grenze vom Steinbock zum Wassermann überschritten haben (so das Ergebnis der ptolemäischen Handlichen Tafeln und des Almagest; re vera 1° 44 ). Mars wird also zum Mond in Opposition stehen, was sehr negativ ist (vgl. den ähnlichen Fall mit schädlicher Mars-Opposition am 3. Tag des Mondes bei Firm. math. 2,29,16 im Horoskop des Ceionius Rufius Albinus). Nun steht der Mond aber in jedem Monat einmal in Opposition zu Mars. Was diese Opposition schlimmer als die allmonatlichen Mars-Mond-Oppositionen macht und ihr eine einzigartige negative 2254

So bereits Delatte – Stroobant 1923, 706. Zuvor ediert in CCAG VIII 4 (1921), p. 224,19–20 (dort jedoch ), dann in Pingree 1976b, 146 (dort jedoch  und , also 48 Jahre). 2256 Beides entspricht den historischen Tatsachen, vgl. Delatte – Stroobant 1923, 61, u. PLRE II 828. 2257 Holden 2009b, 1604, zeigt, dass der antike Astrologe, der mit den Handlichen Tafeln des Ptolemaios rechnete, 20° 6  errechnet haben muss und dass 26°  ein Kopierfehler ist). Die übrigen astronomischen Daten in Rhet. 5,113,5 sind für die hiesige Analyse irrelevant und werden daher hier nicht zitiert. 2255

Gesamtbesprechung

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Wirkung verleiht, ist anscheinend die Kombination zweier besonderer Umstände, zum einen, dass der 7. Tag des Mondes das mittlere Lebensalter symbolisiert, in dem Pamprepios de facto starb, 2258 zum anderen, dass der Mond an diesem 7. Tag des Pamprepios obendrein eine Quadratur zur Venus bildet, deren ‘mittlere Jahre’ 45 sind,2259 was gut dazu passt, dass Pamprepios im Laufe seines 45. Lebensjahres getötet wurde. Als diagnostische Konjektur, die keinen Anspruch auf Wiederherstellung des Originalwortlauts erhebt, kommt in Rhet. 5,117, 11 die folgende in Frage:    (oder:   )   Ein weiterer knapper Hinweis des Rhetorios auf die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes befindet sich in Rhet. epit. 4,19 (= CCAG VIII 1, 1929, p. 240,10; dazu s.u. Anm. 2720) gemäß Pingrees Unterscheidung der Überlieferungsstränge.2260 Hier geht es um den sieben Tage nach der Geburt zu erwartenden heliakischen Untergang des Hausherrn der Nativität. Das kann sich also nicht auf die Luminare beziehen (weil keins von beiden jemals heliakisch untergeht), sondern nur auf die fünf echten Planeten. Der letzte relevante Hinweis des Rhetorios findet sich in einem Kapitel mit Anweisungen zur Erstellung und Interpretation eines Horoskops ( ), das von einem byzantinischen Exzerptor unter dem Kurztitel      tradiert wurde. 2261 In Pingrees Unterscheidung der Überlieferungsstränge bildet es Rhet. epit. 4,22. 2262 Unter den zu berücksichtigenden Daten nennt Rhetorios dort in einer langen Aufzählung auch  .2263 2258 Vgl. Antigonos, der in F1 § 26 den 7. Tag Jupiters mit Hadrians Thronbesteigung im 42. Lebensjahr assoziiert. 2259 Zu dieser astrologischen Lehre s.o. S. 649, Tab. 11. 2260 Pingree 1977a, 218. In der bevorstehenden Rhetorios-Edition Pingrees wird diese Epitome nicht enthalten sein, weil nur die Publikation des ersten der von Pingree geplanten zwei Bände möglich ist. Rhet. epit. 4,19 u. 4,22 (s. Anm. 2262) hätten dem zweiten Band angehört. 2261 Synoptische Edition beider Versionen im CCAG VIII 1 (1929), 243–248 (ed. Cumont). Nach Cumont ebd. 2431 geht dieses Kapitel auf Rhet. 5,54 (s.o. S. 925) zurück. 2262 Pingree 1977a, 218 (ebd. Verweise auf alle relevanten Hss.). Vgl. Anm. 2260. 2263 So der Text Cumonts, CCAG VIII 1 (1929), pp. 243a,24–244a,1. Die Hss. bieten jedoch nach Auskunft des textkritischen Apparats    (cod. Paris. gr. 2506, f. 22) bzw.   (cod. Marc. gr. 335, f. 112), stimmen also mit der Version des in denselben Hss. überlieferten Exzerpts:    (Paris. gr.

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Liber Hermetis Der Liber Hermetis, dessen verlorene griechische Vorlage nach dem Wirken des Rhetorios kompiliert wurde (s.o. S. 698, Anm. 1518), bietet im Kapitel De figurativa consideratione Folgendes (Lib. Herm. 16,9 p. 53 Feraboli = p. 40,30–31 Gundel): tertia consideratio est ut quaeras Lunam et dominum eius et dominum termini et dominum triplicitatis et tertium diem et septenum et quadragesimum eius etc. (ohne weitere Erklärungen). Theophilos Unter den von Zuretti in der Appendix zum CCAG XI 1 (1932) publizierten Exzerpten aus dem Werk des Theophilos von Edessa2264 erörtert das 11. Kapitel ein Thema aus dem Bereich der interrogationes ( ), nämlich wie man feststelle, ob eine Stadt belagert werde oder nicht, und wenn ja, ob sie die Gefahr abwenden könne oder eingenommen werde (         ).2266 Theophilos identifiziert dort die Stadt mit dem Aszendenten und spielt dann verschiedene Möglichkeiten der Präsenz von ‘Wohltätern’ und ‘Übeltätern’ (Venus und Jupiter bzw. Mars und Saturn) im Bereich der Kardinalpunkte durch, wobei er vom Aszendenten über die Himmelsmitte und den Deszendenten zur Himmelstiefe fortschreitet. Mehr als die Hälfte der Ausführungen gilt der Himmelsmitte, was angesichts ihrer Symbolik für Ziel und Gelingen nicht überrascht. Hier fügt Theophilos nach der Besprechung der ‘Wohltäter’ und ‘Übeltäter’ noch an (pp. 212,18–213,2):   

2506, f. 73v = cod. Marc. gr. 335, f. 170 = CCAG VIII 1, 1929, p. 244b,8–9) in der Auslassung von   überein. Der Bezug auf den Mond ist aus dem Kontext evident. Zu einem ähnlichen Fall s.o. Anm. 2253. 2264 Dieser lebte von ca. 695 bis zum 16.07.785 n.Chr. (so Pingree 2001a, 13 u. 15). Überholt ist die Datierung von Cumont im CCAG V 1 (1904), p. 195 “circiter 768 p.C.”. Weitere Literatur zu Theophilos: Pingree 1976c, 148f. Pingree 1978a, II 389. 443f. Sezgin 1979, 49f. Pingree 1989, 236f. (mit Ankündigung einer vollständigen Edition der erhaltenen griechischen Werke in Anm. 54; ebenso Pingree 1997b, 12511; wurde leider nicht vollendet). Pingree 1997b, 128f. Pingree 2001a, 13–20. Hübner 2002e. Pingree 2002, 21. Hübner 2003b, passim. Pingree 2004, 545. 2265  Zuretti (vgl. Anm. 2269). 2266 CCAG XI 1 (1932), p. 212,1–3. Zur Autorschaft vgl. den Eingangssatz (  p. 212,4).

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                     (‘auch die Entfernungen und Berührungen und Annäherungen und Einschließungen des Mondes sind bedeutsam. Und ihr dritter und siebter und vierzigster Tag, aber auch das Glückslos, wenn man es unter diesem Gesichtspunkt interpretiert, 2270 zeigen dasselbe an.’). Die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag erscheint hier also inmitten einer Reihe von Zeichen, die der Mond liefert,2271 wird aber nicht näher erläutert. Hugo von Santalla Teile des 77. Kapitels des Rhetorios (s.o. S. 923) sind über Mš’allh (floruit Bagdad ca. 762–815 n.Chr.) in den Liber Aristotilis des Hugo von Santalla (12. Jh.) gelangt. 2272 Dieser gibt im 8. Kapitel des 3. Buches zuerst eine Inhaltsangabe (3,8,1) der vierzehn Methoden zur Prognose von Tod und Todesumständen eines Nativen, die danach ausführlicher vorgestellt werden (3,8,2). Zwar ist etwa die Hälfte des eigentlichen Hauptteils verloren, aber der hier relevante Abschnitt ist von dem Verlust nicht betroffen. In der Inhaltsangabe heißt es (3,8,1,14): Tercio decimo item xl diebus ab ipso natali transactis, quo Luna moretur et que infortunia illum respiciant locum [scil. notetur]2273 (‘dreizehntens ist ebenso zu beobachten, wo der Mond 40 Tage nach dem Geburtstag selbst steht 2267

Zu diesen termini technici s.o. zu § 28  Vgl. oben zu § 34  2269 In Zurettis Anmerkung hierzu (p. 213, Anm. 1) korrigiere “Cat. VIII, iii” zu “Cat. VIII, iv”. Im obigen Zitat wurden ferner die Akzente berichtigt (       Zuretti). Da Zuretti unmittelbar vor der Drucklegung starb, blieben einige Fehler unbemerkt. Für die Herausgabe des Bandes sorgte F. Cumont. 2270 Die Überlieferung von   ist unsicher (variae lectiones:  ). 2271 Das Glückslos gilt auch als der Aszendent des Mondes; vgl. den Kommentar zu F3 § 63 . 2272 Vgl. den Kommentar bei Burnett – Pingree 1997, 184–186. Zur Datierung des Hugo von Santalla und des Mš’allh s. ebd. 1 und 3 (mit weiterführender Lit.; zu Mš’allh s. auch oben S. 693, Anm. 1489). Einen aktualisierten Katalog der Werke des Hugo von Santalla und ihrer modernen Editionen bietet Burnett 2006, 114–117. Dem Mš’allh war das Werk des Rhetorios, wie Pingree (ebd. 8 u. 140) vermutet, durch Theophilos von Edessa (s.o. S. 928 bei Anm. 2264), der ebenfalls in Bagdad geweilt hatte, bekannt. Zu Hugo s. ferner Burnett 2001, 118–124. 2273 Vgl. ebd. 3,8,1,13. 2268

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und welche Übeltäter jenen Ort anblicken’.2274 Die entsprechende Passage des Hauptteils lautet (3,8,2,21): rursum xl diebus ab ipsa nativitate decursis, Luna infortuniis applicans aut cum ipsis discurrens, 2275 uno ictu[m] truncabitur (‘wenn andererseits2276 40 Tage nach der Geburt selbst verstrichen sind und der Mond dann einen Aspekt zu den Übeltätern bildet2277 oder mit ihnen selbst eine Konjunktion eingeht, wird der Native mit einem einzigen Streich niedergemetzelt werden’).2278 Dieser Satz ist ebenso kurz wie das Notat des Inhaltsverzeichnisses, was nicht verwundert, da ja Rhetorios selbst, mithin die Quelle, nicht mehr als zwei sehr knappe Formulierungen bietet (Rhet. 5,77,18 u. 5,77,32; s.o.). Dennoch ist die Information im Hauptteil des Kapitels (3,8,2,21) präziser als die der Inhaltsangabe (3,8,1,14): Zum einen erwähnt Hugo von Santalla hier nicht nur den Aspektwurf der ‘Übeltäter’, sondern auch die Konjunktion des Mondes mit ihnen, zum anderen nennt er nur hier die exakte Todesprognose – sie lautet auf  (uno ictu truncabitur). Die übrigen oben besprochenen Rhetoriosstellen (5,81,2. 5,54,48. 5,117,11. epit. 4,22) haben keine Entsprechungen bei Hugo von Santalla. Zwischenstand der Ergebnisse Die bisherige Materialsichtung erlaubt die folgenden zusammenfassenden Aussagen über die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes: 1. Sie ist vom 1. Jh. n.Chr. (Dorotheos) durch die ganze Antike hindurch bis ins Hochmittelalter belegt. 2. Sie ist wahrscheinlich bereits in ptolemäischer Zeit entstanden, weil Antigonos, der nach der allgemeingültigen, nicht auf bestimmte Einzellehren bezogenen Aussage von Heph. 2,18,21 ‘Nechepsos und Petosiris’ folgte, sie in seinen Horoskopen regelmäßig beachtet. 2274

Die ‘Übeltäter’ Mars und Saturn werden in diesem Text sehr oft als infortunia bezeichnet, so allein in der hier zitierten Inhaltsangabe drei weitere Male (3,8,1,6 quomodo ab infortuniis atque benivolis sint respecti. 3,8,1,8 sub fortunatarum dico vel infortuniorum respectu. 3,8,1,12 utrum infortunia orientalem et Lune dominum aspiciant). Vgl. weiter den Index verborum bei Burnett – Pingree 1997, 259f. Dem ThLL s.v. infortunium ist diese Wortbedeutung noch unbekannt. 2275 Exspectes se applicante ... discurrente. 2276 Vgl. Burnett – Pingree 1997, 12 (zur Sprache des Hugo von Santalla): “rursum [...] usually indicates that a new sentence has begun.” 2277 Diese ungewöhnliche Wortbedeutung ist dem ThLL s.v. applico unbekannt. Zur antiken Wortbedeutung (‘in Konjunktion treten’) s.o. S. 750 mit Anm. 1702. 2278 Die Prognose basiert zwar auf dem 40. Lebenstag, bezieht sich aber selbstverständlich auf den Todestag, wann auch immer dieser sein mag.

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3. Sie war geographisch weit verbreitet, da die Autoren der analysierten Zeugnisse im Südosten des Mittelmeerraums (so wahrscheinlich Dorotheos, Ps.-Manethon, Antigonos, Valens, Rhetorios), in Italien (Firmicus), Byzanz (Astrologe Zenons), Bagdad (Theophilos) und Spanien (Hugo von Santalla) wirkten. 4. Sie berechnet die Mondpositionen am 3., 7. und 40. Tag standardmäßig als genau 30° bzw. 90° bzw. 150° vom Geburtsmond entfernt (so Val. 1,14,2–4; s.o. S. 909). Es gelten also per definitionem diese Formeln: 3 = 1 + 30°; 7 = 1 + 90°; 40 = 1 + 150°. 5. Es entwickelten sich wenigstens zwei Sondermethoden zur Berechnung der Mondpositionen, die durch Val. 1,14,5–6 in der Theorie bezeugt, aber nicht in praktischen Anwendungen belegt sind (s.o. S. 907–909). 6. Die Lehre erlaubt – ohne dass die zentrale Bedeutung des Mondes jemals in Frage gestellt würde – eine Ausweitung auf die Sonne und die fünf Planeten. 7. Was die astrologische Interpretation der Mondpositionen am 3., 7. und 40. Tag betrifft, sind aus den untersuchten Zeugnissen sowohl Kriterien als auch Prognosen erkennbar: a) Das prominenteste Kriterium sind die Verbindungen des Mondes mit den anderen Wandelsternen an den zu prüfenden Tagen, wobei diese Verbindungen entweder durch physische Nähe (Konjunktion) oder durch einen Aspekt stattfinden können. 2279 Daneben spielen vereinzelt die Eigenschaften der Tierkreiszeichen2280 oder die Mondphase eine Rolle.2281

2279

Vgl. z.B. Dor. p. 328,16–17 = Heph. 2,24,11         Firm. math. 3,14,10 cui se stellae [vel] Luna vel quali radiatione coniungat vel a quo recedens [vel] ad quem feratur ... et quatenus eam benivolae stellae malivolaeque respiciant. Hor. gr. 479.VII.14 (Astrologe Zenons)     sc.            Rhet. 5,81,2       Rhet. 5,54,48     [...]   Rhet. 5,77,18        Hug. Sant. lib. Arist. 3,8,2,21 Luna infortuniis applicans aut cum ipsis discurrens. Siehe ferner Rhet. 5,117,11 (Hor. gr. 440.IX.29): Der Verfasser muss hier ursprünglich mit einer Mars-Opposition und einer Venus-Quadratur argumentiert haben, auch wenn das an dem korrupt überlieferten Text nicht mehr wörtlich zu belegen ist (s.o. S. 926–927). 2280 Vgl. Rhet. 5,54,48 . 2281 Vgl. Firm. math. 3,14,10 inquirendum itaque est tertio die, an sit minuta an plena luminibus.

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b) Die Prognosen betreffen entweder abstrakt die gesamte Lebensqualität oder assoziieren bestimmte Lebensphasen mit bestimmten Tagen des Mondes. Für den ersten Fall ist Val. 1,14,7–9 mit seiner Unterscheidung glücklicher, unglücklicher und mittlerer Geburten das wichtigste Zeugnis.2282 Die Assoziation bestimmter Lebensphasen mit bestimmten Tagen des Mondes basiert auf einer spekulativen Reduktion der in individuellen Biographien extrem verschieden langen Lebensdauer auf die standardisierte Zeitspanne von vierzig Tagen. Dabei respektieren alle Zeugnisse die chronologische Zuordnung des 3. Tages des Mondes zu Prognosen über Kindheit und Jugend, die des 7. Tages zu Prognosen bezüglich der Lebensmitte (Akme) und die des 40. Tages zu Prognosen bezüglich des Lebensendes. Beide Deutungsebenen können miteinander kombiniert werden, um den Kontrast von Glück und Unglück in verschiedenen Lebensphasen zu erklären, so im Falle Hadrians seinen Aufstieg zum Kaiser in der Blüte seines Lebens (F1 § 26) im Gegensatz zu seinem elenden Tod (F1 §§ 50–51). Im Einzelnen ist Folgendes festzustellen: – 3. Tag des Mondes: Nur auf dieser Stufe begründen die Zeugnisse den zu beachtenden Tag des Mondes mit einem Ereignis in der Entwicklung des Menschen, dass nämlich der Säugling am dritten Tag nach der Geburt erstmals gestillt werde.2283 Dementsprechend bezieht sich ein Teil der Prognosen auf Ernährung und Heranwachsen des jungen Menschen.2284 Der 3. Tag wird aber auch mit dem Leben in der Fremde assoziiert. Firmicus konkretisiert dies durch Verweis auf eine Verbannung; das Dorotheoszeugnis macht als einen weiteren konkreten Grund für das Leben in der Fremde Kriegsdienst wahrscheinlich. 2285 Die sternkundliche Rechtfertigung dafür ist anscheinend, wenngleich kein Text dies explizit angibt, dass benachbarte Tierkreiszeichen (hier das des Geburtstages und das des dritten Tages) astrologisch unverbunden, also einander ‘fremd’ sind. 2282

Siehe ferner Firm. math. 4,1,7 nam et primus dies et tertius eadem simili ratione decernit, septimus etiam et undecimus per Lunam totius vitae substantiam monstrat. Rhet. 5,81,2  2283 Vgl. Dor. p. 328,16 = Heph. 2,24,11      . Firm. math. 3,14,10 eo enim die nato homini primum inmulgentur alimenta nutricia. 2284 Vgl. Ps.-Maneth. 6[3],109–110        . Siehe auch Dor. arab. 1,12 (in der Übersetzung Pingrees 1976a, 171): “Consideration concerning the upbringing of the native”. 2285 Vgl. Firm. math. 2,29,10 in exilium datus in Kombination mit 2,29,16 tertio die sowie Dor. p. 328,15–17 = Heph. 2,24,11, wo die Prognose explizit als Marswirkung charakterisiert ist.

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– 7. Tag des Mondes: Wenngleich die Beweislage für diesen Tag dünner ist, setzt doch Rhet. 5,117,11 (Hor. gr. 440.IX.29) eine Assoziation des 7. Tages des Mondes mit dem 45. Lebensjahr des Pamprepios, als er auf dem Höhepunkt seiner Karriere stand, voraus. Ganz ähnlich assoziiert Antigonos (F1 § 26) den 7. Tag Jupiters mit Hadrians Erhebung zum Kaiser im 42. Lebensjahr. Am 7. Tag geht es also anscheinend um die biologisch und karrieremäßig ‘besten’ Jahre des Lebens. – 40. Tag des Mondes: Die letzte Stufe des Systems ist in den erhaltenen Prognosen durchweg mit dem Tod assoziiert, allerdings nicht mit dessen Zeitpunkt, sondern mit seiner Qualität. Alle erhaltenen Zeugnisse sprechen von Tod durch Gewalteinwirkung oder auch (im Falle Hadrians) durch schlimme Krankheit, was aber offenbar nicht prinzipiell so sein muss, sondern in allen überlieferten Fällen durch den konkret vorliegenden Einfluss der Übeltäter Mars und Saturn erklärt wird.2286 8. Vier Zeugnisse, davon drei theoretische und ein praktisches, sprechen vom 7. Tag des Mondes oder eines Planeten vor der Geburt.2287 Dabei fällt auf, dass es sich stets nur um den 7. (nicht etwa den 3. oder 40.) Tag handelt. Die geringe Zahl dieser Belege und der Umstand, dass sie in allen drei theoretischen Erwähnungen in Kombination mit dem 7. Tag nach der Geburt Erwähnung finden, legt die Vermutung nahe, dass es sich um eine sekundäre Entwicklung handelt, die der ursprünglich allein progressiv konzipierten revolutio nativitatis ein retrospektiv konzipiertes Pendant an die Seite stellt. Vielleicht wurde diese Entwicklung durch die offenbar alte Beachtung eines anderen der Geburt vorausgehenden Zeitpunkts, des letzten Neumonds (s.u. S. 1094), begünstigt. 9. Die Lehre fand in zehn erhaltenen Horoskopen praktische Anwendung. Diese wurden im ersten (Titus Pitenius), zweiten (Antigonos, Valens), vierten (Firmicus) und fünften (Astrologe Zenons) Jahrhun2286

Vgl. Antig. F1 § 50 (nach Verweis auf die Opposition Saturns und die Quadratur des Mars am 40. Tag):   . Val. 2,41,23        Rhet. 5,77,18          Hug. Sant. lib. Arist. 3,8,2,21 rursum xl diebus ab ipsa nativitate decursis, Luna infortuniis applicans aut cum ipsis discurrens uno ictu[m] truncabitur. 2287 Praktisch: Titus Pitenius, P. Lond. I 130, Z. 161f. (= Hor. gr. 81.III.31); theoretisch: Porph. isag. 30 p. 207,12–16. Anon. Pyth. CCAG IX 1 (1951), p. 174,3–9. Paul. Alex. 26 pp. 75,19–76,4.

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dert verfasst. Der früheste dieser zehn Fälle ist zugleich die einzige praktische Anwendung auf einen Tag vor der Geburt. Diese Liste der Zwischenergebnisse wird unten in der Zusammenfassung (S. 970) durch weitere Punkte vervollständig. Arithmologische Untersuchungen: Einleitung Wenngleich die bisherige Analyse wichtige Einsichten ermöglicht hat, gibt doch leider keiner der untersuchten Texte Auskunft dazu, warum gerade drei Tage des Mondlaufs Beachtung finden und warum diese der 3., 7. und 40. Tag sind. Um die Antwort auf diese Fragen – insbesondere bezüglich des 40. Tages – zu finden, müssen wir unsere Perspektive über die Astronomie hinaus auf Arithmologie 2288 und Zahlensymbolik ausweiten und uns die grundlegende Bedeutung von Zahlrenrelationen im antiken Denken vergegenwärtigen. Die Zahl als ordnendes Wesen der Dinge war im Denken der Antike und des Mittelalters eine viel bestimmendere Macht als heute. Während die Naturwissenschaft des 20. Jahrhunderts erkannt hat, dass natürliche Prozesse (z.B. in der Meteorologie) teilweise nur durch eine Chaostheorie beschreibbar sind, gilt der griechisch-römischen Antike das Chaos als überwundener und geradezu abscheulicher Urzustand. An seine Stelle ist der wohlgeordnete Kosmos getreten. Ausdruck dieser Ordnung sind die arithmetisch erfassbaren Relationen aller Dinge. So schrieb Aristoteles den Pythagoreern das Dictum     zu.2289 Ähnlich äußern sich auch viele Spätere bis hin zu Isidors Verdikt: tolle numerum in rebus omnibus, et omnia pereunt (Isid. orig. 3,4,4). Durch arithmetische Relationen wird schlechthin alles miteinander in Beziehung gesetzt: Mensch, Kosmos, Elemente, Götter, und so fort.

2288

Gegenüber der sprachlich hybriden Bezeichnung ‘Numerologie’, die vor allem im angelsächsischen Sprachraum verbreitet ist (‘numerology’), wird hier der von Delatte 1915, 139, geprägte Begriff ‘Arithmologie’ vorgezogen. 2289 Arist. metaph. 14,3 p. 1090a,23. Dass dieses Dictum keinen Rückhalt in altpythagoreischer Philosophie oder gar bei Pythagoras selbst hat, zeigt Zhmud 2012, 394–414; die als pythagoreisch geltende Zahlenlehre sei eine “retrospective projection” (ebd. 414). Vgl. ebd. 399: “in early Pythagoreanism there was no number doctrine.” Für unsere astrologiehistorische Untersuchung ist freilich wichtiger, dass die als ‘pythagoreisch’ etikettierten Zahlenlehren überhaupt seit dem 4. Jh. v.Chr. kursierten (s. ebd. 408 u. 414) und damit deutlich älter sind als die wohl nicht vor dem 2. Jh. v.Chr. anzusetzende Entstehung der Lehre vom 3., 7. u. 40. Tag des Mondes.

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Die hellenistische Astrologie hat an dieser allumfassenden Verknüpfung der Dinge bedeutenden Anteil. Man denke allein an die zodiakale und planetare Melothesie (s.u. Anm. 3038), an die astrologische Geographie (s.o. S. 503, Anm. 626) und an die Iatromathematik mit ihrer Zuordnung von Pflanzen, Steinen und anderen Gegenständen der sublunaren Welt zu den Tierkreiszeichen. Daher darf hier die Deutung der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes nicht a priori durch eine Beschränkung auf einzelne Weltbereiche, speziell den astronomischen, 2290 begrenzt werden. Zur Bedeutung des 40. Tages Den Weg zum Verständnis des 40. Tages des Mondes weist Roscher, der die astrologische Lehre vom 3., 7. und 40. Tag zwar nicht kennt, aber in zwei grundlegenden Studien die Bedeutung der Zahl 40 bei den Semiten (1909a) sowie bei den Griechen und anderen Völkern (1909b) untersucht hat.2291 Diese und mehrere weitere von Roscher zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorgelegte Zahlenstudien bilden Materialsammlungen von unschätzbarem Wert, die weder im Bereich der Philologien noch in dem der Ethnologie, 2292 Anthropologie oder anderer Wissenschaften ersetzt worden sind. Sie erfordern jedoch eine kritische Benutzung, da Roscher zumindest teilweise von heute obsoleten Prämissen, z.B. bezüglich der Authentizität bestimmter doxographischer Nachrichten über Pythagoras und die Altpythagoreer oder bezüglich der Chronologie der Schriften des Corpus Hippocraticum, ausgeht.2293 Bezüglich der Zahl 40 erwiesen sich die Arbeiten von Freistedt 1928 über Totengedächtnistage und von Ranke 2290

So der Fehler Neugebauers (s.o. S. 900 bei Anm. 2183). Völlig überholt dadurch: König 1907. 2292 Für diese ethnologische Auskunft und wertvolle zusätzliche Informationen danke ich Annemarie Fiedermutz (Münster, Brief vom 14.03.2003) und vor allem Laszlo Vajda (München, Brief vom 28.03.2003). 2293 Einzelheiten wurden bereits in jüngerer Forschungsliteratur korrigiert oder präzisiert. Vgl. z.B. die Kritik bei Ranke 1951, 29f. Burkert 1962, 44210. 44320. Zhmud 2012, 39736–37. Der von mir angekündigten kritischen Benutzung der Arbeiten Roschers sind natürlich Grenzen gesetzt. Seine Angaben wurden z.B. für die vorliegende Arbeit nur, soweit sie sich auf griechische und lateinische Texte beziehen, durch Überprüfung des Wortlauts verifiziert. Eine bibliographische oder gar inhaltliche Überprüfung der ungeheuren Fülle von ethnologischen Angaben in Roschers Schriften war wegen des damit verbundenen Aufwandes und der mir fehlenden ethnologischen Kompetenz nicht möglich. Daraus resultiert zugegebenermaßen eine methodische Schwäche, die jedoch angesichts des Fehlens praktikabler Alternativen in Kauf genommen wird. 2291

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1951 über indogermanische Totenverehrung sowie auch der Artikel ‘40’ von Meyer – Suntrup 1987, 709–723, als wertvolle Ergänzungen zu Roscher 1909a-b.2294 Roschers übrige arithmologische Studien haben leider keine monographische Nachfolge gefunden. Erst recht fehlt eine zusammenfassende Darstellung der antiken Zahlenspekulation und Zahlensymbolik.2295 Mit einer enormen Fülle von Belegen hat Roscher gezeigt, dass die Zahl 40 seit frühester Zeit bei den verschiedensten Völkern von religiöser und ritueller Bedeutung war. Dies gilt nicht nur für die Völker der Mittelmeerländer und des Vorderen Orients, sondern auch für solche, die wahrscheinlich oder nachweislich niemals direkt oder indirekt mit den zuerst genannten in Beziehung getreten sind, z.B. die Litauer, Preußen, Liven, die Turkvölker Sibiriens, die Bewohner der Aleuten und die Ureinwohner Amerikas (Puebloindianer, Brasilianer, Karaiben, Kalifornier).2296 Die nahezu universelle kulturelle Bedeutung der Zahl 40 hat nach Roscher ihren Ursprung in einer Konstante der menschlichen Biologie, der 40tägigen oder sechswöchigen Dauer der Lochien nach der Entbindung.2297 Falls diese Erklärung zutrifft, wird hier bereits eine potentielle Relevanz für die Geburtshoroskopie erkennbar. Aus der bei allen Völkern gleichen Dauer der Lochien 2298 resultiere die 40tägige Unreinheitsfrist 2294

Ranke untersucht vor allem den 30. (aber auch den 40.) Tag im indogermanischen Bereich und bietet vielfältiges Roscher ergänzendes Material, übt aber auch in seinem Forschungsbericht (S. 26–33) Kritik an Roscher (ebd. 29f.), dessen “Kardinalfehler” in der Isolierung der vierzigtägigen Trauerzeit von der dreißigtägigen liege. Seine eigene Methode erläutert Ranke ebd. 13f. Wesentliche Merkmale derselben sind die Schärfung des geographischen Horizonts der Untersuchung durch Konzentration auf den indogermanischen Kulturraum (das gebiete nicht nur die Fülle des Materials, sondern auch der Umstand, dass die von Roscher postulierte Existenz einer anthropologischen Grundlage der Tessarakontaden unsicher sei) sowie die Integration religionsgeschichtlicher, volkskundlicher und rechtshistorischer Aspekte (ebd. 33). 2295 Auf dieses Desiderat verwiesen schon Burkert 1962, 4416, u. Mansfeld 1971, 156. 2296 Alles nach Roscher 1909b, 26. 2297 Roscher distanziert sich damit von seinem Vorgänger R. Hirzel, der den Ursprung der jüdischen und griechischen Tessarakontaden noch in der 40-jährigen  (oder ) gefunden zu haben glaubte (vgl. Roscher 1909a, 3f.). 2298 Nach einer neueren Studie an 236 Frauen beträgt die mittlere Dauer der Lochien nur 33 Tage (vgl. Oppenheimer et al. 1986). Der Wochenfluss wurde bei allen Teilnehmerinnen der Studie über sechzig Tage protokolliert. Bei 13% der Frauen dauerten die Lochien bis zum 60. Tag an. Falls Roschers Erklärung richtig ist, kann man vermuten, dass gerade die Zahl 40 gewählt wurde, weil sie ein Vielfaches der 10 und damit der Grundlage des Dezimalssystems ist, das seinerseits auf der Zahl der zum Zählen benutzten Finger der beiden menschlichen Hände basiert.

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der Wöchnerinnen, die sich nicht nur bei den Israeliten, den Mandäern, den Arabern und anderen islamischen Völkern nachweisen lasse,2299 sondern sogar für fernste Völker wie etwa die kalifornischen Indianer durch volkskundliche Studien belegt sei.2300 “Im engsten Zusammenhang damit steht”, wie Roscher resümiert, “die Berechnung der überall 280 = 7x40 oder 40x7 Tage währenden Normalschwangerschaft nach Tessarakontaden oder Vierzigtagfristen,2301 sowie die Anschauung, daß die 40tägige Frist für die Entwicklung der Embryonen im Mutterleibe maßgebend sei.”2302 Neben Zeugung und Geburt als Ausgangspunkt signifikanter 40Tage-Fristen tritt der Tod als dritter Markstein der menschlichen Lebensspanne. An ihn knüpft sich eine ebenfalls uralte Unreinheits- beziehungsweise Trauerfrist von 40 Tagen, die bei den Mandäern, Arabern und vielen anderen islamischen Völkern beim Tode eines Familienmitgliedes bis ins 20. Jahrhundert lebendig geblieben ist.2303 Ohne Zweifel besteht ein enger Zusammenhang zwischen den bisher vorgestellten Unreinheitsfristen und den 40tägigen Fristen für Fasten, Bußen und Strafen, welche sich im semitischen Bereich bei den Babyloniern, Juden und Arabern nachweisen lassen. 2304 Weitere 40tägige Fristen existieren z.B. im Bereich der jüdischen und arabischen Volksmedizin sowie im Bereich der arabischen Hygiene und Diätetik.2305 So findet in vielfältiger Weise die schon bei den Babyloniern geläufige Assoziation der Zahl 40 mit dem Begriff der Vollendung beziehungsweise des natürlichen Abschlusses ihren Niederschlag: “In jedem Falle aber dürfen wir aus dem der 40 ebenso wie der 7 zukommenden Prädikat kiššatum [...] den Schluß ziehen, daß auch bei den Babyloniern die 40 recht eigentlich die Bedeutung einer ‚vollkommenen‘ Zahl, oder, griechisch ausgedrückt, eines    oder  [...], wie z.B. die 9 und 7, hatte, weil durch sie eine Frist [...] bestimmt wurde, die einen gewissen ‚Abschluß‘ oder eine

2299

Vgl. Roscher 1909a, 9 (Mandäer). 10f. (Israeliten). 27f. (islam. Völker). Zu den Babyloniern s. Roscher 1909b, 224. Siehe ferner Meyer – Suntrup 1987, 720f., zur 40tägigen Unreinheitsfrist der Wöchnerinnen. 2300 Roscher 1909b, 170. 2301 Vgl. Roscher 1909a, 4. Mehr dazu unten S. 952. 2302 Roscher 1909b, 22. Mehr dazu unten S. 939 (zu Cens. 11,7). 2303 Roscher 1909a, 9 u. 31f. Zu 40-Tage-Fristen im somalischen bzw. arabischen Totenkult s. Rescher 1911, 519, u. Rescher 1913, 158f. 2304 Roscher 1909a, 7. 16f. 33f. 2305 Roscher 1909a, 15 u. 30.

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gewisse ‚Vollendung‘ zu bewirken schien.”2306 Blickt man über den Bereich der Tagfristen hinaus, so verdienen die sekundär entstandenen Fristen von 40 Jahren Erwähnung, welche bei allen semitischen Völkern nachweisbar sind (Babylonier, Mandäer, Israeliten, Äthiopier, Phönizier, Araber),2307 vor allem in der Bedeutung einer  (oder ). Roscher hebt außerdem hervor, dass fast alle diese Völker eine höchste normale Lebensdauer von 3x40 = 120 Jahren annehmen.2308 Wenngleich wir Roscher bei der hiesigen Besprechung nicht in die Details seiner Untersuchung zur Zahl 40 bei den Semiten folgen können, ist doch schon aus der Zusammenfassung nicht nur die außerordentliche symbolische Bedeutung dieser Zahl klar, sondern auch, dass in den semitischen Kulturen gewisse Verbindungslinien von der 40 zur 3 und 7 bestehen, mehr noch, dass diese Verbindungslinien eng an die biologische Lebensspanne des Menschen geknüpft sind (7x40 Tage Schwangerschaft, 3x40 Jahre höchste normale Lebensdauer). In seiner den Griechen und anderen Völkern gewidmeten Folgestudie hat Roscher überzeugend die große Ähnlichkeit, “ja beinahe Identität der griechischen Tessarakontaden mit den semitischen” nachgewiesen. 2309 Zugleich hat er sich, gestützt auf plausible, aber nicht zwingende Argumente, um den Nachweis bemüht, dass die uralte Bedeutung der Zahl 40 für den Kult und Mythos der Griechen trotz der semitischen Parallelen ein autochthones Produkt hellenischer Kultur sei.2310 Diese Frage ist aber für die hiesige Analyse nebensächlich, ebenso wie die, ob es einen verlorenen hippokratischen Traktat   gegeben hat.2311 Dass freilich die 40tägigen Fristen in der griechischen Medizin und gerade in der Lehre von den kritischen Tagen 2312 eine wichtige Rolle spielten, steht außer Frage und verknüpft auf einer weiteren Ebene die so vielfältig und eng miteinander verwobenen Bereiche der griechischen Medizin und Astrologie. Als ein einziges (von Roscher nicht genanntes) Beispiel möge der pseudogalenische iatromathematische Traktat Prognostica de decubitu dienen: Die längste Krankheitsdauer, die dieser Text erwähnt, ergibt sich bei ungünstigem Saturnaspekt und Fehlen jeglicher 2306

Roscher 1909a, 7. Der Begriff kiššatum bedeutet ‘Gesamtheit’, ‘Universum’ (vgl. Roscher 1909a, 5. Roscher 1909b, 4646. 72. Roscher 1917, 95). 2307 Vgl. Roscher 1909a, 7–9. 18–24. 39–43. 2308 Roscher 1909b, 24; vgl. auch dens. 1909a, 19f. 2309 Roscher 1909b, 25. 2310 Roscher 1909b, 25f. 2311 Roscher 1909b, 26f. u. 88, vgl. die Zweifel J. Ilbergs an dieser These, ebd. 184f. 2312 Mehr dazu unten S. 1026.

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Aspekte der Wohltäter, nämlich max. 40 Tage:    .2313 Die vielfach belegbaren Tessarakontaden im Kult und Mythos der Griechen haben sich nach Roscher (1909b, 28) “mit größter Wahrscheinlichkeit” ebenso wie die Hebdomaden und Enneaden aus den jeweiligen Tagefristen entwickelt. Unter den 40tägigen Fristen wiederum hält Roscher diejenige für die altertümlichste, die die Unreinheit der Wöchnerinnen betrifft: Nach vollzogener Entbindung war den Frauen das Betreten eines Heiligtums erst nach Ablauf von 40 Tagen beziehungsweise am 40. Tage erlaubt. Als Hauptzeugnis hierfür nennt Roscher (ebd.) Cens. 11,7, der – aus Varro schöpfend2314 – im Kontext der pythagoreischen Lehre vom partus maior, wonach der Embryo nach seiner Zeugung 40 Tage braucht, um menschliche Gestalt anzunehmen, Folgendes ausführt: infans membratur ... diebus fere quadraginta. quare in Graecia dies habent quadragensimos insignes. namque praegnans ante diem quadragensimum2315 non prodit in fanum, et post partum quadraginta diebus pleraeque fetae graviores sunt nec sanguinem interdum continent, et parvoli infirmi per hos [fer]et morbidi sine risu nec sine periculo sunt. ob quam causam, cum is dies praeteriit, diem festum solent agitare, quod tempus appellant .2316 Wir fassen hier eine alte Anschauung, nach der die Geburt, zumindest im weiteren Sinne, erst nach 40 Tagen ganz zum Abschluss kommt, und zwar sowohl im Hinblick auf die Mutter als auch auf das Neugeborene. Die in den ersten Worten des soeben gebotenen Zitats zum Ausdruck kommende Anschauung, dass sich innerhalb der ersten 40 Tage nach der Empfängnis die Gestalt des Embryos entwickele, ist vielfach bezeugt.2317 2313

Ps.-Galen. progn. decub. 5 p. 545,7–9 K. So Mansfeld 1971, 158. 2315 Scil. nach der Hochzeit und Empfängnis. 2316 Der Kontext dieser Stelle wird unten S. 954 zitiert. Eine Bestätigung der von Censorinus genannten Unreinheitsfrist bietet eine Inschrift des 1./2. Jh. v.Chr. von Eresos auf Lesbos. Auch spätere epigraphische Zeugnisse sind zu beachten. Dazu siehe Roscher 1909b, 29 mit Anm. 15 sowie 33 mit Anm. 20–22. 2317 Vgl. z.B. ‘Pythagoras’ gemäß Alex. Aphr. bei Diog. Laert. 8,29  . Eine Synopse des relevanten Materials bietet Roscher 1907, 80f. (mit Addendum bei Roscher 1911, 4887), der außerdem (1909b, 31f.) auf die zum Verständnis dieser 40tägigen Frist wichtigen Ausführungen bei Arist. hist. anim. 7,3 p. 583 B. verweist. – Nach Roscher 1909b, 67f. (mit Verweisen auf antike Belege und Sekundärliteratur) hat anscheinend die beim Getreide beobachtete 40tägige Frist der Entwicklung von der Blüte bis zur Reife aufgrund eines uralten Vergleichs von Kind und Korn die Vorstellung begünstigt, dass auch die Entwicklung 2314

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Eine ausführliche Analyse des Materials würde hier zu weit führen und erübrigt sich auch deshalb, weil bereits Roscher sie geleistet hat. So können wir uns mit dem Zitat seiner Feststellung begnügen, “daß die schwangeren Frauen und Wöchnerinnen in Althellas auf Grund von wirklichen oder vermeintlichen Selbstbeobachtungen und, auf diesen wieder fußend, die antiken Ärzte und Biologen fast allgemein der Ansicht waren, daß die tessarakontadischen Fristen vor allem bei Schwangerschaften und Entbindungen von größter und maßgebendster Bedeutung seien.” 2318 Roscher hat weiterhin verfolgt, wie “die ursprünglich im Gebiete der Gynäkologie und Embryologie heimische Tessarakontade” nach und nach in die “Lehre von den kritischen Tagen in allen möglichen Krankheiten (auch der Männer!) eindringt.”2319 Darüber hinaus weist Roscher auch die 40tägigen Unreinheits- und Trauerfristen bei Todesfällen, auf deren Bedeutung bei den semitischen Völkern bereits hingewiesen wurde, für die Griechen nach.2320 Hierzu ist eine wichtige Ergänzung erforderlich, die an meine am Ende des vordes menschlichen Embryos sich in tessarakontadischen Fristen vollziehe. Siehe bes. Ps.Hippocr. septim. 1 p. VII 436 L., wo im Kontext der 7x40 Tage dauernden Entwicklung () des Embryos der Kornvergleich begegnet (  ). Die 40tägige Reifezeit des Getreides wurde außerdem mit der Unsichtbarkeit der Plejaden identifiziert, deren heliakischen Aufgang Hes. erg. 383–387 als Signal zur Ernte nennt (vgl. Roscher 1909b, 49. 51. 53. 68f.). Zu vielen weiteren tessarakontadischen Tagfristen aus dem Bereich der griechischen und römischen Bauern, Winzer, Imker, Tierzüchter, Fischer, Jäger usw., die meistens mit astronomisch definierten Zeitpunkten wie den Solstizien und Äquinoktien oder dem Auf- und Untergang altbekannter Gestirne (bes. Sirius u. Plejaden) in Verbindung stehen, vgl. Roscher 1909b, 58–72. Mehrmals wird in den dort gesammelten Zeugnissen betont, dass die 40tägige Frist eine Vollendung und Reife (, vgl. das obige Zitat aus  ) herbeiführe (ebd. 72). – Auch bei den Juden kommt die Lehre vor, dass die Gestalt des Embryo 40 Tage nach der Zeugung vollendet sei (Roscher 1909b, 257; vgl. dens. 1909a, 14; s. auch ebd. 29). Zum spätantiken Eindringen dieser jüdisch-griechischen Vorstellung in die christliche Dogmatik vgl. Roscher 1909b, 3117 (im Vordergrund steht hier der Gedanke, dass die Seele am 40. Tage nach der Zeugung fertig in den Leib eintrete, der körperlichen Empfängnis also gleichsam eine zweite, seelische Empfängnis folge). 2318 Roscher 1909b, 32. 2319 Roscher 1909b, 106. 2320 Roscher 1909b, 34–41. Wichtigstes Zeugnis ist Firm. err. 27,2, besprochen ebd. 35f. Dieselbe Stelle analysiert auch Freistedt 1928, 174, unter dem gleichen Gesichtspunkt, erstaunlicherweise in Unkenntnis der Besprechung Roschers. Während Freistedt andere arithmologische Arbeiten Roschers wiederholt zitiert (z.B. Roscher 1909a bei Freistedt 1928, 17514), findet Roscher 1909b bei ihm nirgends Erwähnung. Zu Firm. err. 27,2 s. ferner Ranke 1951, 53f., der es für “einigermaßen sicher” hält, “dass wir in dem späten Bericht des Firmicus Maternus einen weiteren Hinweis auf eine vierzigtätige Trauerperiode des heidnischen Griechentums haben.”

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letzten Absatzes formulierte Einsicht anknüpft, dass Cens. 11,7 eine alte Anschauung tradiert, nach der die Geburt sensu lato erst nach 40 Tagen zum Abschluss kommt. Eine ganz ähnliche Vorstellung knüpft sich nämlich, wie Ranke gezeigt hat, seit ältester Zeit an den Tod. Denn die indogermanischen Totengedenktage, unter denen die wichtigsten Fristen der 3., 7., 9., 30. und 40. Tag seien, 2321 gehören in den Vorstellungsbereich vom ‘Lebenden Leichnam’.2322 Ranke betont (1951, 22f.), “dass die wichtigsten Verpflichtungen, die nach indogermanischem Glauben die Lebenden den Toten gegenüber haben, nicht so sehr auf seelische als auf reale, leibliche Pflege, nicht allein auf ehrende Erinnerung sondern auf eine sehr konkrete Beteiligung an den Institutionen der menschlichen Gemeinschaft ausgehen.” Zusammenfassend betont er “den uralten Glauben an den lebenden Leichnam, dessen Existenz sie [d.h. die indogermanische Vorstellungswelt] aber, aus der Erkenntnis des körperlichen Vergehens heraus, von einer ursprünglich unbegrenzten zu einer dreissigbzw. vierzigtägigen Dauer modifizierte. Noch immer aber wurde der Verstorbene, d.h. die Leiche, diese Zeit über mit vitaler Kraft, mit sinnesund verstandesmäßiger Aufnahmefähigkeit begabt gedacht” (ebd. 354), ja sogar als “rechtskräftige Persönlichkeit” anerkannt (ebd. 357). 2323 Ein wesentlicher Grund für diese Vorstellung von einem noch mehrere Wochen über den tatsächlichen Tod hinaus weiter lebenden Leichnam sei der noch verhältnismäßig lange ungeschmälert erhaltene Ausdruck der menschlichen Physiognomie gewesen (ebd. 355), und die Vorstellung vom Weggang der Seele sei letztlich physiologisch bedingt (ebd. 25).2324

2321

Ranke 1951, 23. Die Schwankung zwischen dem 30. Tag und dem in seiner Untersuchung weniger prominenten 40. Tag erklärt Ranke ebd. 354 versuchsweise aus verschiedenen klimatischen Verhältnissen, genauer: aus dem “feuchten Seeklima” der Westindogermanen und Indo-Iraniern im Gegensatz zu dem “trockenen Steppen- und Binnenlandklima” der Ostindogermanen. 2322 Siehe Ranke 1951, 16. 20ff. u. 393 (Index s.v. ‘Leichnam, lebender’). 2323 Zur rechtshistorischen Bedeutung der Totengedächtnistage s. auch ebd. 31f. 2324 Siehe auch ebd. 24, der 30. u. 40. Tag bedeuteten, wie Freistedt und andere nachgewiesen hätten, “entweder den Abschluss einer Trauer- oder Sühneperiode [...] oder dass nach altem Volksglauben sich an diesen Tagen die Seele vom Leibe, in dessen Nähe sie sich bis jetzt aufgehalten hatte, trennt und in das Toten- und Seelenreich wandert”. Siehe ferner ebd. 10 zu Völkern, die ihre Toten erst nach vollendetem Leichenzerfall bestatten. Siehe ferner ebd. 347f. zum slawischen und griechischen Vampirglauben, wonach der Leichnam am 40. Tag seiner Gruft entsteigt und sein Unwesen zu treiben beginnt: “Hier offenbart sich ganz eindeutig durch die Abnormität der Erscheinung und des Verhaltens hindurch der Vierzigste als ein für den nomalen ‘Lebenden Leichnam’ existenzbeendigender Termin.”

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Fragt man nun abschließend nach dem Zusammenhang von Geburt und Tod unter Einbeziehung der 40-Tage-Fristen, so verdient vor allem ein physiologischer Text des Johannes Lydos Beachtung, auf den wir im Folgenden (S. 956) anlässlich triadischer Zahlenkombinationen genauer eingehen werden. Mit Blick auf das ägyptische Umfeld, in dem das Werk von ‘Nechepsos und Petosiris’ und damit wahrscheinlich auch die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes entstand (s.o. S. 930, Punkt 2), sei wegen der von Roscher (1909b, 164–166) konstatierten großen Schwierigkeiten, die Vierzig als typische oder heilige Zahl der Ägypter nachzuweisen, zumindest auf einen Roscher noch unbekannten Beleg verwiesen: Der ägyptische Magier Petese (s.o. S. 543) erfährt im demotischen P. Carlsberg 165 von einem dienstbar gemachten Geist, dass er nur noch 40 Tage zu leben hat (Quack 2002, 76). Nachdem die Relevanz der Zahl 40 für Empfängnis, Geburt und Tod somit zumindest skizziert ist, soll zunächst geklärt werden, wie es sich unter denselben Gesichtspunkten – vor allem bezüglich der Geburt – mit der 7 und der 3 verhält. Zur Bedeutung des 7. Tages Die hier präsentierte Materialauswahl wird von der Bedeutung der Siebenzahl für den Mondzyklus über ihre Relevanz für Embryologie, Gynäkologie und Medizin zur Astrologie fortschreiten. 2325 Die Dauer des Mondmonats beträgt je nach Definition als synodischer Monat (von Neumond bis Neumond) ca. 29½ Tage oder als siderischer Monat (von einer bestimmten ekliptikalen Länge bis zur Rückkehr des Mondes an dieselbe Position) ca. 27 Tage. Die zuletzt genannte Zeitspanne wurde teils auf 27 Tage abgerundet, teils auf 28 Tage aufgerundet, was verschiedene, im Folgenden noch zu nennende Zahlenzerlegungen (vor allem 3x9 und 4x7) erlaubte (s.u. S. 964). Nach Schol. Arat. 806 pp. 487,24–488,1 Maass (= p. 402,18–20 Martin) sollen schon ‘die Pythagoreer’ die Siebenzahl mit den Mondphasen in Verbindung gebracht und als ein Strukturprinzip der gesamten Natur angesehen haben:         2326 2325

Zur Zahl 7 s. bes. Roscher 1903. Roscher 1904. Roscher 1906. Roscher 1911. Boll 1912b. Roscher 1913. Roscher 1919. Meyer – Suntrup 1987, 479–565. 2326 Zur Problematik solcher Zuschreibungen an die ‘Pythagoreer’, für die sich jedenfalls kein altpythagoreischer Ursprung erweisen lässt, s.o. Anm. 2289.

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Auch Usener führt die heilige Siebenzahl auf die siebentägigen Mondphasen zurück.2327 Eine anschauliche Erläuterung des 28-tägigen siderischen Monats 2328 bietet Macrobius, der abschließend auch dessen Ursprung in der Siebenzahl betont.2329 Man beachte auch, dass die Dreieckszahl der 7 (1+2+3+4+5+6+7) = 28 ist, womit erneut eine signifikante Beziehung zwischen der 7 und dem Mondzyklus besteht. Dies führt Philon an einer Stelle aus, die zugleich “die genaueste Definition des in 4 Hebdomaden zerfallenden ‘Lichtmonats’ [sc. ist], welche ich kenne” (Roscher 1903, 92).2330   Die sehr alte medizinische Lehre von den kritischen Tagen beruht nach Roscher2331 wahrscheinlich auf der Ansicht, dass der Mond und dessen von sieben zu sieben Tagen wechselnde Phasen den größten Einfluss auf Wachsen, Gedeihen und Gesundheit wie auf Abnehmen, Vergehen und Krankheit ausübe. Unter den im Corpus Hippocraticum genannten Tagfristen nehmen die Hebdomaden mit mindestens 250 Belegen die erste Stelle ein, in weitem Abstand gefolgt von den am zweithäufigsten erwähnten Tessarakontaden (circa 74).2332 Die zentrale kritische Bedeutung des 7. Tages in der Pathogenese war es wohl auch, weshalb die Pythagoreer den doxographischen Nachrichten zufolge die Begriffe der 2327

Usener 1903, 349f. Zum Begriff der heiligen Zahlen vgl. Cassirer 1925, 174–188: Die mythische Zahl und das System der “heiligen Zahlen”. Zu heiligen Zahlen in der Astrologie s. ferner Cumont 1912, 62f. 2328 Vgl. Val. 8,2,2 . 2329 Macr. somn. 1,6,49–52: luna octo et viginti prope diebus totius zodiaci ambitum conficit. nam etsi per XXX dies [d.h. in einem synodischen Monat] ad solem, a quo profecta est, remeat, solos tamen fere viginti octo in tota zodiaci circumitione consumit, reliquis solem ... comprehendit. ... ponamus ergo sole in prima parte arietis constituto ab ipsius ... orbe emersisse lunam, quod eam nasci vocamus: haec post viginti septem dies et horas fere octo ad primam partem arietis redit, sed illic non invenit solem ... hunc ergo diebus reliquis, id est duobus plus minusve, consequitur et tunc orbi eius denuo succedens ac denuo inde procedens rursus dicitur nasci ...; ibid.: huius ergo viginti octo dierum numeri septenarius origo est etc. 2330 Philo opif. mund. 101:                     =                                         (engl. Übers. bei Runia 2001, 73). 2331 Roscher 1903, 48f., u. 1906, 61 (vgl. ebd. 9). 2332 So Roscher 1906, 5695. Ders. 1909b, 83f. Ders. 1911, 45f.

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, des  und der  mit der Siebenzahl assoziierten.2333 In speziell embryologisch-physiologischem Kontext verdient für unsere Fragestellung ein Passus der ps.-hippokratischen Schrift    (De carnibus) Beachtung, die heute von fast allen Spezialisten in das 4. Jh. v.Chr. datiert wird.2334 Darin heißt es, sieben Tage nach der Empfängnis besitze der Fötus bereits alles, was zu einem Körper gehöre.2335 Der Autor meint damit, wie er selbst klarstellt, alle Gliedmaßen, die Augenhöhlen, die Ohren usw.2336 Dass die angegebene Frist von nur sieben Tagen physiologisch absurd ist, wurde längst erkannt und als Indiz für “die ungeheure Macht des altertümlichen Aberglaubens an die Bedeutung der Siebenzahl” interpretiert. 2337 Es ist aufschlussreich, dass diese 7Tage-Lehre sich in der griechischen Embryologie nicht lange hielt und später modifiziert – diesmal als 40-Tage-Lehre2338 – wiederkehrt.2339 Ein späteres, mit der zitierten Stelle aus  vergleichbares Zeugnis bietet zu Beginn des 1. Jh. n.Chr. Philo opif. mund. 124:           

2333

So Roscher 1904, 31. Vgl. Moderatos von Gades (1. Jh. n.Chr.) bei Stob. 1 prooem. 10 pp. 21,27–22,4 Wachsmuth:    (cf. Plut. De Is. et Os. 354F) Nicom. Geras. theol. arithm. p. 59,3–4 De Falco   [sc.  ]. Ps.-Iambl. theol. arithm. p. 74,10–13 De Falco  [...]          Procl. in Tim. p. II 270,14–16 Diehl             Nicom. Geras. theol. arithm. ap. Phot. bibl. 144b:      Zu all diesen Analogien s. Zhmud 2012, 407. 2334 Siehe z.B. Jouanna 1992, 532. Die frühere, z.B. von Roscher vertretene Frühdatierung dieser Schrift als Produkt der knidischen Schule ist damit obsolet. 2335 Ps.-Hippocr. carn. 19 (p. VIII 608–10 L.):                        2336 Ibid. (p. VIII 610 L.):                    2337 Roscher 1911, 48; vgl. auch dens. 1913, 81133, u. dens. 1919, 35 mit Anm. 62 sowie 84 51 . 2338 Vgl. die in Anm. 2317 zitierten Zeugnisse. 2339 Die Anbindung an eine symbolische Zahl (hier an die für ‘Vollendung’ stehende 40) wurde also auch später nicht aufgegeben, und wir können an diesem Beispiel die nur langsam fortschreitende Verdrängung rein spekulativer Lehren durch empirisch ermitteltes Wissen verfolgen.

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  .2340 Diese Stelle ist jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da Philo hier aus der ebenso interessanten wie problematischen pseudohippokratischen Schrift   (De hebdomadibus) schöpft.2341 Deren Anfangskapitel bieten das früheste Zeugnis jenes Panhebdomadismus, der später auch bei anderen Autoren begegnet und in der prägnanten Formulierung bei Ps.-Iambl. theol. arithm. p. 55,12 De Falco gipfelt:   .2342 Während diese Priorität von   gegenüber anderen panhebodmadischen Äußerungen in der Forschung außer Frage steht, ist die konkrete Datierung der Schrift höchst kontrovers. Entgegen Roschers sehr früher Datierung bewegen sich alle jüngeren Datierungen in die Zeitspanne vom 4. bis 1. Jh. v.Chr.2343 Der Verfasser von   2340

“Hippocrates too, the authority on what happens in nature, states that in seven days the fixing of the seed and the formation of flesh is secured.” (Runia 2001, 78; vgl. den Komm. ebd. 291f.). 2341 Kritische Textausgaben: Roscher 1913 (unentbehrliche Grundlage aller weiteren Untersuchungen) und die Verbesserungen enthaltende Ausgabe (mit Kommentar) von Kap. 1–12 durch West 1971. 2342 Zur Unechtheit dieser Schrift, die ein ‘Cento’ aus der gleichnamigen Schrift des Nikomachos von Gerasa und der Schrift   des Anatolios ist, s. Staab 2002, 194467. 2343 Roscher hat in zahlreichen Publikationen eine immense Gelehrsamkeit darauf verwandt, den ersten Teil dieser Schrift (Kap. 1–11, eine Art Einleitung zur Prägung des Mikro- und Makrokosmos durch die Siebenzahl; der weit umfangreichere Rest der Schrift [Kap. 12–53] ist pathologisch) als vorpythagoreisch, genauer gesagt als das Werk eines milesischen oder knidischen Philosophen des 6. Jh. v.Chr. zu erweisen (vgl. Roscher 1906, 5 u. 51–53, sowie in monographischer Ausführlichkeit bei Roscher 1911 u. 1919). Am anderen Ende des Spektrums wissenschaftlicher Meinungen steht Mansfeld mit seiner Datierung ins 1. Jh. v.Chr. (Mansfeld 1971, 229; ebd. 16–30 die vorausgehende Forschungsgeschichte). Mansfeld kam später zu der Überzeugung, dass es sich bei den erstmals durch Philo opif. mund. 105 (vgl. Runia 2001, 280, ad loc.) bezeugten Kapiteln   1–11 um die Fälschung eines jüdischen Autors aus Alexandria handele und diese Fälschung im Kontext der Unterstellung, die Griechen hätten ihre wichtigsten Ideen aus den heiligen Büchern der Juden gestohlen, zu verstehen sei (Mansfeld 1989a, 185; zu jüdischen Fälschungen dieser Art vgl. Speyer 1971, 155–160, der allerdings   nicht bespricht). Unter den von Mansfeld angeführten Argumenten ist das Zeugnis des Aristobulos (ca. 100 v.Chr.) besonders wichtig: Während nämlich eine befriedigende griechische Parallele zu der in   1–11 vertretenen Omnipräsenz der Siebenzahl in allen Teilen des Kosmos nicht beizubringen sei, mache auch Aristob. fr. 2 pp. 225–226 Denis ap. Euseb. praep. evang. 13,12,13–16 die Sieben (= Zahl des Sabbaths) zum Prinzip der Kosmologie und stütze seine These mit teilweise von ihm selbst, teilweise von anderen gefälschten Zitaten aus Homer, Hesiod und ‘Linus’. “The faking of Early Greek evidence was part of the procedure of the Jewish argument underpinning the theft by the Greeks. The wish to add the great

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steht auf dem Standpunkt, jedes Einzelwesen sei als ein Mikrokosmos in Analogie mit dem Makrokosmos organisiert. Der Anfang seiner Schrift, woraus das Zitat Philons stammt, ist unvollkommen überliefert. 2344 Wir können ihn nur durch barbarische lateinische Übersetzungen des 6. Jh. n.Chr.,2345 durch die arabische Übersetzung des Ps.-Galenkommentars2346 sowie zwei lateinische Zitate aus Gellius und Favonius Eulogius, die beide auf Varro zurückgehen, fassen.2347 Jedenfalls ist aus diesen ZeugHippocrates to this company of thieves explains the panhebdomadism of the forged chs. 1–11 of Hebd.” (ebd.; dass er sein Urteil seither nicht geändert habe, bestätigt Mansfeld per Mail an den Verf. vom 23.2.2013). Zu Aristobulos vgl. auch Speyer 1971, 101. 157. 162. 173. Zur Frage der Datierung von De hebdomadibus vgl. weiter Jouanna 1992, 560f., sowie Runia 2001, 280f., der nach einem Überblick der Forschung seit Mansfeld urteilt: “All in all it seems safer to connect the work with the Pythagorean revival in the 2nd and 1st cent. B.C.E. than the earlier period.” M. L. West, der Hebd. 1–11 im Jahre 1971 zeitgleich mit Mansfeld 1971, aber ohne Kenntnis von dessen Untersuchung, versuchsweise in das 4. Jh. v.Chr. datiert hatte (West 1971, 384), urteilt jetzt (West 2013, 182) trotz seines erklärtermaßen hohen Respekts für Mansfelds Studie wie folgt: “I am not convinced that it needs to be brought down after 300” (sc. BCE). 2344 Zu den verschiedenen Überlieferungssträngen der Schrift   s. Roscher 1913 u. West 1971, 366f. Nota bene: Harder 1893, 435 (zit. von Roscher 1913, 1) gibt den Anfang von   so wieder: “Die Form der gesamten Welt und aller einzelnen Teile derselben ist so geordnet: Alles muss in Gestalt und Bestimmungen die Siebenzahl zum Ausdruck bringen; gewinnt doch auch der Embryo nach sieben Tagen Gestalt und erweist sich als menschlichen Wesens”. Diese deutsche Version Harders ist aber nicht, wie Roscher fälschlich annahm, eine Übersetzung der im cod. Monac. 802 überlieferten arabischen Fassung von  . Erst G. Bergsträsser publizierte 1914 im CMG XI 2,1 den kompletten arabischen Text und versah ihn mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung, aus der erkennbar wurde, dass die arabische Handschrift nicht eine fortlaufende Übersetzung von   enthält, sondern nur eine Mischung von Lemmata des eigentlichen Textes mit kommentierenden Bemerkungen des Ps.-Galen. Aus diesen Lemmata und Kommentarnotizen sowie aus den lateinischen Übersetzungen und den geringen Resten des griechischen Originals hatte Harder den ursprünglichen Sinn frei zu rekonstruieren versucht, ohne dies ausreichend deutlich zu machen (vgl. Mansfeld 1971, 49, u. West 1971, 365f.). 2345 Codd. Ambros. lat. G. 108 u. Paris. lat. 7027, ed. West 1971, 368: Mundi forma sic omnis ornata est eorumque quae insunt singulorum. Necesse est septinariam quidem habere speciem et definitiones septem dierum in coagulationem seminis humani et in deformationem naturae hominis etc. Das im cod. Paris. gr. 2142 erhaltene Fragment des griechischen Originals setzt leider erst einige Zeilen später ein. 2346 Cod. Monac. arab. 802; dt. Übers. der relevanten Stelle bei Bergsträsser 1914, 7. 2347 Varro hebd. frg. ap. Gell. 3,10,7 nam cum in uterum ... mulieris genitale semen datum est, primis septem diebus conglobatur coagulaturque fitque ad capiendam figuram idoneum. Fav. Eul. 14,1–2 Hippocrates Cous, naturae scrutator egregius, hunc numerum [sc. 7] in libris, quos   appellat, ait creandis inesse corporibus. Nam semen fusum et fomite matris exceptum septimo die in sanguinem commutari [...].

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nissen sicher erkennbar, dass in   gleich zu Beginn und somit an prominenter Stelle eine für die Ausgestaltung des Fötus wichtige Entwicklungsstufe am 7. Tag nach der Empfängnis angenommen wurde und diese Vorstellung spätestens seit dem 1. Jh. v.Chr., vielleicht jedoch schon im 4. Jh. v.Chr. (s.o. Anm. 2343 a.E.), kursierte. Eine weitere physiologische und damit für uns relevante Frist fand unmittelbar danach Erwähnung: Die Verwesung des Leibes nach dem Tode dauere sieben Tage.2348 Selbstverständlich spielt die Siebenzahl auch in den mit der Medizin verwandten Disziplinen der Magie und der Astrologie eine zentrale Rolle.2349 Was die Astrologie betrifft, denke man, abgesehen von der Omnipräsenz der Siebenzahl der Planetengötter (zur , s.o. S. 590) und der diesen zugeschriebenen Patrocinia über die verschiedensten Dinge,2350 auch an die sieben Lose (s.u. S. 1158), an die siebentägige astrologisch fundierte Planetenwoche,2351 an die sieben Kometenarten, an die sieben Klimata und an weniger bekannte Kuriositäten wie den siebenfachen Horoskop-Graffito aus Dura-Europos (Hor. gr. 219.I.9). 2352 Besondere Erwähnung verdient mit Blick auf unsere leitende Fragestellung die Relevanz der Siebenzahl für die astrologische Gliederung der Lebensabschnitte, die von der Grundidee her auf viel ältere Vorläufer zurückgeht, deren bekanntester Solons Lebensalterelegie (frg. 27 West) mit ihrer Gliederung in zehnmal sieben Jahre ist.2353 Die astrologische Gliederung der Lebensabschnitte finden wir als chronologisch starres System in der Lehre von den klimakterischen Jahren (s.u. S. 1025–1030), als chronologisch flexibles hingegen bei Ptolemaios, der das menschliche Lebens in 2348

Ps.-Hippocr. hebd. 1,1 West: septem dierum ... quaecumque deputriunt in corpore eorum [scil. hominum]. Im nächsten Satz folgt die panhebdomadische Aussage: et cetera omnia septenariam naturam habent et speciem. 2349 Dies betonen bzgl. der Magie Mehrlein 1959, 288, u. Gardiner 1915, 266. Gardiner bespricht speziell die ägyptische Magie (zur Zahl 7 bei den Ägyptern s. jetzt die Monographie von Rochholz 2002, darin 204f. zur magischen Medizin). 2350 Man identifizierte die 7 Planeten mit den 7 Vokalen oder Urbuchstaben (Roscher 1902–1909, 2530) und bezog auf die 7 Planeten je 7 Farben, Säfte, Blumen, Gewürzpflanzen, Gerüche, Metalle, Steine, usw. (Roscher ibid. 2532–2536 mit Belegen, Tabelle u. älterer Lit.). 2351 Zu deren Genese s. Zerubavel 1985, 5–26. 2352 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 162: “for reasons unknown”. – Jenseits der Astrologie verdienen auch die je 7 Sterne der Plejaden, der Hyaden, des Großen und Kleinen Bären, des Orion, etc. Beachtung (dazu Boll 1913, 117 [= Boll 1950, 183f.], u. Weinreich 1916, 98). 2353 Diese wurde nach Burkert 1962, 44537, in der antiken Arithmologie oft zitiert, “in der überhaupt das Kapitel über die Siebenzahl das ausführlichste war”.

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sieben je nach der individuellen Geburtskonstellation unterschiedlich lange Abschnitte einteilt, die der Herrschaft der beiden Luminare und der fünf Planeten unterstehen.2354 Eine Variante dieser  , in der obendrein die bereits oben (S. 943) erwähnte Dreieckszahl der 7 Berücksichtigung findet, bietet Valens.2355 Auch die astrologische Relevanz der vier Hebdomaden des Mondmonats betonen verschiedene Autoren. So schreibt z.B. der oben (S. 917) vorgestellte anonyme Pythagoreer:                      2356In expliziter Verbindung mit der Aspektlehre heißt es z.B. in einem sehr alten iatromathematischen Text, Ps.-Herm. iatr. p. 434,20–22 Ideler:           [i.e. ]      [i.e.  ] ; cf. ibid. p. 436,9–12:       [sc. ]           In diesem zweiten Satz muss das eigentlich geometrische Symbol  beide Male, wie der weibliche Artikel beweist, in übertragener Verwendung  (Halbmond) oder (mit Blick auf die temporale Bedeutung von  + Akk.)  (7 Tage) bedeuten, eine akzeptable Verwendung, weil ja alle drei Begriffe in der Sache dasselbe meinen. Die Äquivalenz chronologischer und geometrischer Angaben bringen einige spätere Autoren klar zum Ausdruck, so z.B. Dor. p. 424,24–26 (= frg. 83(III)a St.)                 [sc.  ]           und auch Ps.-Galen. progn. decub. 3 p. 534,4–5 K.:[sc. ]  .

2354

Ptol. apotel. 4,10 (gefolgt von Heph. 2,26 u. Album. rev. nat. 1,7). Siehe dazu Boll 1913, 112ff. (= Boll 1950, 188ff. u. 423). Pingree 1978a, II 344. 2355 Val. 4,26,1 ordnet zur Einteilung der Lebenszeiten in einem ascensus durch die Heptazonos der Planeten dem Mond als erstem ein Jahr zu, Merkur zwei, Venus drei, und so weiter bis zum Saturn, dem sieben Jahre zukommen: macht als Summe 28 ( ). 2356 Anon. Pyth. CCAG IX 1 (1951), p. 173,1–4.

Gesamtbesprechung

949

Einen interessanten Sonderfall bietet die echtgalenische Schrift De diebus decretoriis, deren drittes Buch einen unübersehbaren iatromathematischen Einschlag hat. Dort heißt es:         [sc.  ]                      2357Und:                     2358 Im Folgenden verweist der Autor sogar direkt auf die ägyptischen Astrologen, erwähnt die astrologischen Wohl- und Übeltäter und entwirft dann unter Einbindung der zuletzt genannten Planeten ein hypothetisches Geburtshoroskop, das er hinsichtlich des Wohlergehens des Nativen und des Verlaufs seiner Krankheiten je nach den im Verlaufe des Lebens eintretenden Quadraturen und Oppositionen des Mondes zu seiner Geburtsposition bespricht. 2359 Es fällt auf, dass hier die Qualität des Befindens oder der Krankheitsverläufe – ähnlich wie schon bei den 2357

Galen. de dieb. decr. 3,3 p. 904,9–12 K. Die hier bereits angedeutete Ausweitung auf trigonale und hexagonale Aspekte bietet explizit Album. myst. 3,13,6:                 . (zit. nach der noch unveröffentlichten griechischen Edition Pingrees, die als Beigabe zu Burnetts und Yamamotos arabisch-englischer Edition der Großen Einführung des Ab Ma‘šar erscheinen wird; Kap. 13 = ). 2358 Galen. de dieb. decr. 3,5 p. 910,12–16 K. 2359 Galen. de dieb. decr. 3,6 pp. 911,14–912,16 K.:                                                                                                         

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zuerst zitierten pseudohermetischen  – nicht von den kanonischen Qualitäten der Aspekte abhängt (da ausschließlich die üblicherweise negativ konnotierten Aspekte der Quadratur und der Opposition Beachtung finden), sondern von der Frage, ob es die Wohl- oder Übeltäter sind, die einen der genannten Aspekte zum Mond bilden.2360 Abschließend ist festzuhalten, dass die Hebdomaden des Mondzyklus schon früh von zentraler iatromathematischer Bedeutung gewesen sein müssen, was ihre Verwendung bei der Konzeption der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag begünstigte. Zur Bedeutung des 3. Tages Aristoteles behauptet, dass der Dreizahl2361 schon bei den Orphikern und Pythagoreern hohe Bedeutung zukam:          2362 In hellenistischer Zeit galt es als eine Lehre des Pythagoras, dass der Mondmonat (speziell der 27tägige siderische) auf das Engste mit der Drei zusammenhänge; vgl. Varro bei Gell. 1,20,6: huius numeri [III] cubum Pythagoras vim habere lunaris circuli dixit, quod et luna orbem suum lustret septem et viginti diebus et numerus ternio, qui  Graece dicitur, tantundem efficit in cubo [3x3x3=27].2363 Schon die Bedeutung der Neun in enneadischen Kultbestimmungen ist zumindest teilweise 2360

Von dem jüngsten Kommentar zu dieser Stelle (Cooper 2011, 67–71 u. 485), der dies nicht verstanden hat und überhaupt erhebliche Mängel aufweist, ist abzuraten. Vgl. die vernichtende Rezension von Langermann 2012, der allerdings (S. 229) die hier fragliche Stelle ebenso wie Cooper missverstanden hat, was daran zu liegen scheint, dass der arabische Übersetzer, der wohl medizinisch, aber nicht astrologisch geschult war, die griechischen Fachtermini  und  nicht kannte und falsch übersetzt hat. Anscheinend haben Cooper und Langermann beide versäumt, das griechische Original dieser Stelle zu konsultieren. Eine monographische Untersuchung zur Astrologie bei Galen und Hippokrates ist durch John Booker in Arbeit. 2361 Zur Zahl 3 s. Usener 1903. Tavenner 1916. Lease 1919. Weinreich 1928. Mehrlein 1959 (mit reicher Bibliographie ebd. 309f.). Hansen 1975/76, 254 (mit weiterer Lit.). Meyer – Suntrup 1987, 214–331 (mit weiterer Lit.). 2362 Arist. cael. 1,1 p. 268a,10–13 (= DK 45 B 17). Daher resümiert Burkert 1962, 442 mit Anm. 10: “Drei ist die Zahl des Alls – Anfang, Mitte und Ende”. Das wenige, was wir wirklich über die Zahl 3 bei den Altpythagoreern wissen, bespricht Zhmud 2012, 397f. 403 (zu der hier zit. Arist.-Stelle). 407. 2363 Vgl. hierzu auch West 1997, 330, zu der von Hes. erg. 814 gerühmten , die er als den 27. Tag deutet und für einen “reflex of Babylonian number mysticism” hält.

Gesamtbesprechung

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durch ihre Eigenschaft als Quadratzahl der Drei zu verstehen.2364 Im Falle der 27 gilt dies in der äußersten räumlicher Anschauung noch zugänglichen Potenz. Für den griechischen Totenkult ist seit dem 4. Jh. v.Chr. die Bestattung () der Leiche am 3. Tag nach dem Tod belegt.2365 Von den damit verbundenen Totenopfern () wird noch die Rede sein (s.u. S. 961). Was die Medizin betrifft, ist der dritte Tag im gesamten hippokratischen Corpus nur selten als kritischer Tag vermerkt. Man beachte Hippocr. epid. 2,6,11 (p. V 134 L.):    [scil. ] .2366 Enorm ist hingegen seine Bedeutung in der Magie.2367 In den Dokumenten des antiken Zauberglaubens wird “unendlich oft [...] verlangt, dass ein magischer Ritus, ein Zauberwort, ein , eine   dreimal vorgenommen, gesagt oder geschrieben werden soll.” 2368 Speziell zum 3. Tag des Mondes in der Magie s. Gundel 1968, 38. In der Astrologie ist die Dreizahl vor allem durch die Trigone der Tierkreiszeichen und die darauf basierenden Aspekte präsent. Ansonsten ist sie bis auf marginale Funktionen von geringer Bedeutung; vgl. z.B. die Zahl der Dekane eines jeden Tierkreiszeichens, die Erstreckung von Primärdirektionen gemäß der Tetartemorionlehre über drei Tierkreiszeichen2369 und das dreistufige System der Planetenjahre (s.o. S. 649, Tab. 11). Daher wird im Folgenden noch zu fragen sein, welche astrologische Funktion der Wahl des 3. Tages in der hiesigen Mondlehre zukommt (s.u. S. 967). Für die Konzeption der hier fraglichen Lehre ist nicht nur zu beachten, dass einer ihrer konstitutiven Parameter die Mondposition am 3. Tag nach der Geburt ist, sondern auch, dass die Gesamtzahl der zu prüfenden Tage (3, 7, 40) ihrerseits wieder eine Triade bildet, der per se eine gewisse Vollendung innewohnt. 2370 Schon Gelehrte wie Diels und Usener haben mit Verweis auf ethnographische Forschungsergebnisse 2364

Roscher 1904, 72. Dazu s. Freistedt 1928, 94f., u. Mehrlein 1959, 287. 2366 Mit Verweis auf diese Stelle merkt Roscher 1909b, 108129, an, den “Spuren dieser Triadenlehre” lohne es sich wohl nachzugehen. Verstreute Hinweise auf triadische Tagefristen auch bei Roscher 1909b, 121137 u. 138. 124f. 2367 Vgl. Mehrlein 1959, 288–291. 2368 Weinreich 1928, 203. 2369 Vgl. Plin. nat. 7,160 tetartemorion appellant a trium signorum portione (= Nech. et Pet. frg. 17). Ausführlicher dazu unten ab S. 985. 2370 Vgl. Burkert 1962, 449: “Drei ist die Zahl der Vollendung”. 2365

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betont, dass die Drei die “ursprüngliche Endzahl der primitiven Menschheit” gewesen sei, 2371 über die hinaus keine sprachlich ausgeprägten Zahlbegriffe existierten; daher auch ihre große Bedeutung im Götterkult, speziell in den Göttertriaden.2372 Auf eine konkrete triadische Zahlenverbindung, die physiologisch konzipiert ist und daher unsere Beachtung verdient, wird suo loco (S. 956) genauer eingegangen. Zur Kombination von 40 und 7 bei Schwangerschaft und Geburt Als Vertiefung der oben (S. 937) bereits angedeuteten Relationen zwischen den Zahlen 40 und 7 im Bereich von Schwangerschaft und Geburt verdienen die folgenden Punkte Beachtung. Roscher 1909b, 88–101, hat durch zahlreiche Belege, die vor allem den hippokratischen Schriften (speziell  ) entstammen,2373 das frühe Vorhandensein signifikanter 7- und 40-Tage-Fristen in der griechischen Embryologie nachgewiesen. Zu nennen sind hinsichtlich des Beginns der Schwangerschaft die Auffassungen, dass die Embryonen bis zum siebten Tag durch  (Ausfluss) und bis zum 40. Tage durch  beziehungsweise  (Fehlgeburten) gefährdet seien,2374 dass ferner in den ersten 40 Tagen nach der Konzeption eine rudimentäre menschliche Gestaltung des Embryos (   u.ä.) stattfinde, das männliche Kind sich etwa am 40. Tag zum erstenmal bewege und schließlich, was die Mutter betrifft, bis zum 40. oder 42. Tage nach der Empfängnis die  fortdauern. Darüber hinaus ist die Einteilung der gesamten, 280 Tage dauernden Normalschwangerschaft in sieben Tessarakontaden vielfach belegt, und auch die umgekehrte Einteilung in vierzig Hebdomaden kommt vor. 2375 Schließ-

2371

So Diels 1902, 83. Vgl. Usener 1903, 358–362, bes. 361: “Wie diese Ausdrücke, so müssen auch die religiösen Anwendungen der Dreiheit, von denen wir ausgiengen [sic, d.h. Göttertriaden, dreigestaltige Götter etc.] als Ueberlebsel und Nachwirkungen der Urzeit betrachtet werden, deren Zählkunst bei drei stehen blieb.” Vgl. Burkert 1962, 449: “Die Bedeutung der Dreizahl [...] wurzelt, wie Usener sah, in prähistorischer Zahlauffassung, in der nach Eins und Zwei die Drei die Vielheit überhaupt bedeutet.” Vgl. weiter Radke 1987, 226– 263 (= Kap. III 3 “Triaden”). 2373 Ferner aus Aristoteles, Plinius, Galen, Censorinus, Vindicianus, Oreibasios und weiteren Autoren. 2374 Vgl. hierzu auch Roscher 1906, 92f., bzgl. Arist. hist. anim. 7,3 p. 583 B. 2375 Vgl. Ps.-Hippocr. carn. 19 (p. VIII 612 L.):           2372

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lich dauern die Lochien der Wöchnerinnen nach einigen hippokratischen Zeugnissen 42 Tage, nach den meisten Autoren (Aristoteles, Galen, etc.) jedoch nur 40 Tage, und bezüglich der Neugeborenen ist von einer gewissen Unvollkommenheit während der ersten 40 Tage die Rede.2376 Ja man kann sogar, parallel zu dieser auf die Geburt folgenden Tessarakontade, eine der Empfängnis vorausgehende 40-Tage-Frist erkennen.2377 Von besonderer Bedeutung für die astrologische Lehre vom 3., 7. und 40. Tag scheint die Lehre vom ‘pythagoreischen’ partus maior gewesen zu sein.2378 Diese referiert Censorinus gestützt auf Varros Schrift Tubero de origine humana, wobei Varro seinerseits aus dem von Diels rekonstruierten, als Vetusta placita bezeichneten und ins 1. Jh. v.Chr. datierten Werk schöpfte.2379 Nach Cens. 11,7 dauert beim partus maior die erste      ; dazu Roscher 1909b, 98. Siehe auch Cens. 11,8. 2376 Siehe Roscher 1909b, 99f. Die relevanten Texte erwähnen zum einen die gerade in den ersten 40 Tagen hohe Säuglingssterblichkeit, zum anderen vertreten sie die Ansicht, dass die Neugeborenen während dieser Frist im wachen Zustande weder lachen noch weinen. Vgl. auch Jungbauer 1936/37, 648, zum deutschen Volksglauben: “Diesen 40 Tagen [den von Roscher 1909a genannten 40tägigen Fristen nach der Geburt] entsprechen auch im deutschen Volksglauben die ersten sechs Wochen nach der Geburt, in welchen das Kind leicht mit Wechselbälgen vertauscht werden kann.” 2377 Vgl. Diosc. mat. med. 3,124 über einen aus dem Kraut  (‘Zeugungsstark’) gewonnenen Trank, der männlichen Nachwuchs bewirke, wenn er in den 40 der Empfängnis vorausgehenden Tagen von Mann und Frau je dreimal (!) täglich eingenommen werde (ähnlich Plin. nat. 27,62; vgl. Roscher 1909b, 100f.). Stärker ausgeprägt ist die Beachtung einer präkonzeptionalen Tessarakontade bei gewissen islamischen Völkern. Exemplarisch ist der südnubische Brauch der Brautmästung zu nennen (vgl. Roscher 1909a, 29f). Erwähnenswert ist schließlich noch eine der Geburt vorausgehende hebdomadische Frist, die uns in den 7tägigen Geburtswehen der Alkmene begegnet (Ov. met. 9,292) und nach Roscher 1903, 46, altepischer Überlieferung zu entstammen scheint. 2378 Den Einfluss pythagoreischer Zahlensymbolik auf die Astrologie betont (ohne Bezug auf die Lehre vom 3., 7. u. 40. Tag) Hübner 2001e, 832. 2379 Diels, DG 181–183 u. 201. – Parker 1999, 52022, schreibt mit Verweis auf Mansfeld 1989b, 311–342, u. Mansfeld 1990, 3179–3183, dieser vertrete die Auffassung, dass Varro nicht aus den Vetusta Placita des 1. Jh. v.Chr. schöpfte, sondern aus einem von Mansfeld als Vetustissima placita bezeichneten Werk, das bereits Chrysipp bekannt gewesen sei und dessen Ursprung in der skeptischen Akademie liege. Das ist falsch. Mansfeld hat nur behauptet, dass Chrysipp als Beweis für die Existenz von Vetustissima placita nicht weniger bedeutet als Varro bei Censorinum (nach Diels) für die Existenz der vielberufenen Vetusta Placita (so Mansfeld per Mail an den Verf., 25.08.2014). – Überholt ist die Ansicht von Roscher (1909b, 78–82, u. 1919, 48), dass kein Grund bestehe, die altpythagoreische Herkunft der durch Varro bei Censorinus tradierten Lehre zu bezweifeln.

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Periode der Entwicklung des Fötus, in der er einen milchartigen Zustand habe, sieben Tage (post quos [sc. septem dies] semen in sanguinem vertitur), seine körperliche Gestaltung und Entwicklung der Glieder 40 Tage (infans membratur ... diebus fere quadraginta), die Dauer der gesamten Schwangerschaft 40x7 = 280 Tage (Cens. 11,8): hi igitur dies quadraginta per septem illos initiales multiplicati fiunt dies ducenti octoginta, id est hebdomadae quadraginta.2380 Weitere 7- und 40-tätige Fristen knüpfen sich an den Moment der Empfängnis und an den der Geburt: Soran schreibt vor, die Frau dürfe 7 Tage nach der Konzeption nicht baden (      ),2381 und Cens. 11,7 macht die im vorigen Absatz ausgelassene, da bereits oben (S. 939) zitierte Bemerkung, Schwangeren und Wöchnerinnen sei das Betreten eines Heiligtums erst 40 Tage nach der Empfängnis beziehungsweise Geburt erlaubt. Man denke auch an die im attischen Fest der Amphidromien zum Ausdruck kommende Sitte, einem neugeborenen Kind am 7. Tage nach der Geburt seinen Namen zu geben.2382 Zugleich fand an diesen Tagen der Namensgebung auch eine Reinigung der Wöchnerin und der Frauen, die ihr bei der Entbindung geholfen hatten, statt.2383 Eine weitere wichtige, wenngleich nicht in Tagen, sondern in Monaten gezählte hebdomadische Frist der griechischen Embryologie liegt in der vermeintlichen Tatsache, dass die im siebten Monat geborenen 2380

Vgl. Roscher 1906, 34f., u. 1909b, 78. Soran. I 16 p. I 44 Burguière-Gourevitch-Malinas. 2382 Vgl. Roscher 1919, 4171c. Ausführlicher hierzu Roscher 1903, 41136, mit Verweis auf Arist. hist. anim. 8,12 p. 588,a8–10   sc.            . Lys. ap. Harpocrat. s.v. :                    (cf. Etym. Magn. p. 308,40–43 s.v.  :                 ). Hesych. s.vv. 73 :         ibid. s.v.  2400  :            Siehe auch Plut. aet. Rom. et Graec. 288C (zur römischen Sitte, den Neugeborenen am 8. oder 9. Tage den Namen zu erteilen):                              . 2383 Roscher 1903, 41136 verweist dazu auf Preuner 1864, 52–63, wo das gesamte Zeugnismaterial gesammelt und kritisch gesichtet sei. 2381

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Kinder beschränkt lebensfähig seien, die im achten Monat Geborenen dagegen nicht. 2384 Zu nennen sind in diesem Kontext besonders die hippokratischen Traktate   und   (dazu Roscher 1909b, 85f.) sowie auch   (dazu Roscher 1911, 51f., der diese Lehre für sehr alt hält). Die Lebensfähigkeit der im 7. Monat Geborenen fand später eine weit verbreitete astrologische Erklärung, die entweder auf der Aspektlehre oder auf den sogenannten Planeten-Schwangerschaftsmonaten basierte: vgl. Aët. plac. 5,18,6 (Diels DG 429). Cens. 7,6. 8,1. Procl. comm. in Plat. rem publ. p. II 26,15–25 Kroll. Album. myst. 1,152.2385 Zur Kombination von 40 und 3 Roscher hat versucht nachzuweisen, dass die schon erwähnte, bei semitischen Völkern sicher belegte Rechnung mit 40jährigen  und einer höchsten normalen Lebensdauer von 3x40 = 120 Jahren (s.o. S. 938) bei den Griechen seit den homerischen Epen ein Gegenstück hatte. 2386 Möglicherweise war das wirklich so. Eindeutige Beweise dafür vermag Roscher allerdings nicht zu liefern, da keine seiner Belegstellen explizit von dreimal vierzig Jahren spricht.2387 Beachtenswert ist jedoch, dass die Auffassung von der 120 Jahre umspannenden höchsten Lebensdauer bei den griechisch-römischen Astrologen sicher belegt ist. Cens. 17,4 erwähnt sie als eine von mehreren Ansichten (daneben Epigenes 112 Jahre, Berossos 116 Jahre, gewisse nicht namentlich genannte Autoritäten sogar mehr als 120 Jahre),2388 Hist. Aug. Claud. 2,4 als einzige: doctissimi mathematicorum centum viginti annos homini ad vivendum datos iudicant neque amplius cuiquam iactitant esse

2384

Siehe dazu Hanson 1987 sowie auch Parker 1999, 519, u. Runia 2001, 292f. Ed. Schöffler 1973, 310f.; cf. CCAG V 1 (1904), p. 12, ad cod. Angel. 29, fol. 38. 2386 Roscher 1909b, 41–44. 54f. Zu den Römern und überhaupt den Italikern vgl. Roscher ebd. 158f. 2387 Das drei  umspannende Leben mythischer Helden wie Nestor (Hom. Il. 1,250–252 u. Od. 3,245) und Sarpedon (Ps.-Apollod. bibl. 3,6,5) ist stets ohne Angabe der Länge einer  überliefert, und bei Hes. erg. 441 ist nur von einem als ideal angesehenen Alter von 40 Jahren ohne Bezug zur Dreizahl die Rede. – Schauen wir über den Bereich des Menschenlebens auf 40tägige bzw. 40jährige Fristen im Allgemeinen hinaus, so verdienen die latenten Vierzigtagefristen Homers Erwähnung, vgl. Roscher 1909b, 45f. 2388 Zur Erwähnung von 124 Jahren bei Plin. nat. 7,160 (= Nech. et Pet. frg. 17, zit. in Anm. 1178) s.u. S. 1001. – Plin. nat. 7,160 u. Cens. 17,4 = Beross. F22a-b De Breucker. 2385

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concessos.2389 Dass 120 Jahre unter Astrologen als Standard galten, zeigt auch der kanonische Wert der   der Sonne (s.o. S. 649, Tab. 11), den die einschlägigen Texte explizit mit der Lebensspanne assoziieren (z.B. Firm. math. 2,25,6 Sol si bene decreverit, CXX annos decernit). Vgl. weiter den frühen Astrologen Kritodemos, der seine Analyse der allgemeinen klimakterischen Jahre mit dem 120. Lebensjahr enden lässt (Val. 5,8,23–100 = Critod. frg. 21 Peter). Allerdings bietet keiner dieser astrologischen Belege eine Begründung für die Zahl 120. Wir können also nur vermuten, aber nicht beweisen, dass sie das Produkt der Zahlen 3 und 40 ist. Ein Indiz dafür ist, dass die kanonischen  Jahre des Mondes, d.h. des anderen der beiden Luminare, 108 sind, also ebenfalls das Dreifache einer bedeutsamen Zahl, der der 36 Dekane, die ihrerseits das Dreifache der Zahl der Tierkreiszeichen ist (mehr dazu unten S. 1344f.). Zur Kombination von 7 und 3 Nach Cens. 14,9–10 hielten manche Astrologen (genethliaci) die Produkte der Drei- und Siebenzahl für die gefährlichsten anni  et climacterici, also das 21., 42., 63. und 84. Lebensjahr (mehr dazu unten S. 1027). Und die sieben Planeten (inkl. Luminare) werden in der seit dem 2. Jh. v.Chr. belegten (s.o. S. 590) und von allen Astrologen befolgten Planetenordnung der  (Saturn – Jupiter – Mars – Sonne – Venus – Merkur – Mond) durch die zentrale Sonne in eine Triade äußerer und eine Triade innerer Planeten geschieden. 2390 Triadische Zahlenverbindungen Wenngleich bisher deutlich wurde, dass bei den Griechen vor allem 40und 7-tägige Fristen, in geringem Umfang auch dreitägige, für Empfängnis, Geburt und Tod des Menschen von Bedeutung waren, wurde noch nicht nach eventuellen Parallelen für die in der astrologischen Lehre vom 3., 7. und 40. Tag vorliegende triadische Kombination von Tagfristen gefragt. Um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Exakte Parallelen sind aus der griechisch-römischen Antike nicht überliefert. Wir besitzen 2389

Siehe ferner Serv. Aen. 4,653 natura, cui ultra centum et viginti solstitiales annos concessum non est und einige weitere von Roscher 1909b, 174, gesammelte Stellen. Siehe auch Bouché-Leclercq 1899, 410. 2390 Dazu s. Hübner 2000a, 1073.

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jedoch eine doxographische Nachricht über einen anonymen , die bei Joh. Lyd. de mens. 4,26 pp. 84–86 Wünsch überliefert ist und unsere Beachtung verdient. 2391 In jener Nachricht fassen wir nicht nur den einzigen antiken Beleg für die Relevanz der 40-Tage-Frist bei allen drei ‘Marksteinen’ der Lebensspanne (Empfängnis, Geburt, Tod), sondern zugleich die Kombination dreier Tagefristen, denn dem Anonymos geht es um die Bedeutung des jeweils 3., 9. (sic) und 40. Tages nach jedem dieser Ereignisse. Auf die Konkurrenz von Sieben- und Neunzahl wird später noch einzugehen sein. Zuerst sei die Lehre jenes unbekannten Naturforschers näher vorgestellt. Johannes Lydos referiert (die Nennung der Römer zu Beginn ist vermutlich zu tilgen):2392                                                                           2391

Die römischen Schriftsteller, die über Naturgeschichte schreiben, sagen, dass sich das Sperma, wenn es in den Mutterleib gelangt, am 3. Tag zu Blut verwandelt und als erstes das Herz detailliert ausformt, das sich – wie man sagt – als erstes Organ formt, aber auch als letztes sterben soll; denn, wenn die Zahl 3 der Ursprung aller Zahlen und ungerade ist, so entstammt auch der Ursprung des Lebens aus ihr. Am 9. Tag wird es fest und verdichtet sich zu Fleisch und Eingeweiden. Am 40. Tag jedoch vervollständigt es sich zu seiner vollendeten Form und Gestalt und bildet, kurz gesagt, einen vollständigen Menschen. Ebenso verhalte es sich in Analogie zu den Tagen auch mit den Mo-

Zu diesem Text s. Wünsch 1902, 120f., Roscher 1907, 104–108. Roscher 1909b, 36f. u. 133–135. Freistedt 1928, 179–189. Cumont 1949, 36f. 414f. Ranke 1951, 343f. Neuedition mit geänderter Kapitelzählung (statt 4,26 jetzt 4,21) und einigen unnötigen konjekturalen Textergänzungen bei Baudy 2013c, 140. Übersetzungen: Bekker 1837, 62f. (lat.). Rocca-Serra 1980, 73f. (frz.). Bezza 1995, 810f. (ital.). Baudy 2013c, 181– 183 (engl.). 2392 Der Text folgt der Ausgabe von Wünsch 1898. Für die Übersetzung danke ich Herrn B. Topp. Zu der Frage, ob die Worte zu tilgen sind, s.u. S. 961.

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naten: Im 3. Monat im Mutterleib beginne es (das Ungeborene), sich zu bewegen, und im 9. Monat soll es zur endgültigen Gestalt gelangen und in Richtung Ausgang drängen, und zwar, wenn es weiblich ist, im Laufe des 9. Monats, wenn es aber zum stärkeren Geschlecht gehört, zu Beginn des 10. Monats, da die Zahl 9, die ja weiblich ist und dem Mond zugehörig, sich auf die Materie bezieht, während die Zahl 10 vollkommen und männlich ist. Weiblich und männlich jedoch wird es infolge der jeweils vorherrschenden Temperatur: Wenn die Hitze im Sperma ins Übermaß gerät, wird es männlich und wandelt sich schnell, da der Gerinnungsprozess schnell voranschreitet, wenn sie aber geringer ist, nimmt der Zufluss überhand, und indem das Sperma dagegen ankämpft, wird es weiblich, wird langsamer fest und nimmt auch langsamer Gestalt an. Dass diese Theorie wahr ist, ergibt sich daraus, dass männliche Föten, auch wenn sie innerhalb der 40 Tage vorzeitig geboren werden, bereits in voller Gestalt zum Vorschein kommen, die weiblichen jedoch selbst nach Ablauf der 40 Tage als ungeformtes Fleisch. Nach der Geburt aber, so sagen sie, nimmt man dem Neugeborenen am 3. Tag die Windeln ab, am 9. Tag beginne es stärker zu werden und Körperkontakt zu akzeptieren; am 40. Tag entwickle es die Fähigkeit zu lachen und fange an, seine Mutter zu erkennen.

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                                                                                   

959

Auch bei der Verwesung soll die Natur ihrer Meinung nach wiederum dieselben Zahlenwerte einhalten und in den gleichen Zeiträumen, in welchen der Körper entstand, soll er auch wieder zerfallen. Folglich verändert sich der Körper nach dem Tode eines Menschen am 3. Tag vollständig und verliert seine äußere Form. Am 9. Tag zerfällt er völlig, wobei jedoch sein Herz noch intakt ist; am 40. Tag jedoch verwest auch dieses zusammen mit dem gesamten Körper komplett. Auf Grund dessen beachten diejenigen, die den Toten Opfer darbringen, den 3., 9. und 40. Tag und gedenken sowohl der ursprünglichen Zusammensetzung des Körpers als auch seines folgenden Wachstums und schließlich seiner endgültigen Verwesung.

Die im Text enthaltenen Daten lassen sich wie folgt zusammenfassen: Zeitpunkt Empfängis

Geburt Tod

3. Tag danach Sperma wird zu Blut erstmalige Entfernung der Windeln Verwesung beginnt

Ereignisse am ... 9. Tag danach Blut wird zu Fleisch Säugling wird kräftiger und akzeptiert Berührung nur Herz noch intakt

40. Tag danach Embryo nimmt erkennbare menschliche Gestalt an Säugling erkennt die Mutter und beginnt zu lächeln Leiche ist vollständig verwest

Tab. 23: Physiologische Daten zum 3., 9. und 40. Tag nach Lyd. mens. 4,26 2393

64.

Bidez – Cumont 1938, II 261, verweisen hierzu auf Plin. nat. 7,72 u. Verg. ecl. 4,60–

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Es stellen sich vier Fragen: (1) Wie alt ist diese Lehre? (2) Ist sie griechischen oder römischen Ursprungs? (3) Ist sie heidnischen oder christlichen Ursprungs? (4) Ist ein einleuchtender Grund für die Konzeption dieses artifiziell anmutenden Systems von Tagfristen erkennbar? Zur Beantwortung dieser Fragen verdient Beachtung, dass mehrere inhaltlich eng verwandte christliche Texte aus späterer Zeit existieren, die Krumbacher in drei Gruppen eingeteilt und veröffentlicht hat.2394 Keine der von Krumbacher untersuchten Handschriften ist älter als das 12. Jahrhundert.2395 Die oben zitierte Lydos-Stelle ist Krumbacher unbekannt. Sie ist das mit Abstand älteste Zeugnis und die Quelle aller späteren, Krumbacher bekannten Texte. Die Ansicht Rohdes,2396 der  bei Johannes Lydos habe aus einer christlichen Quelle geschöpft, haben Roscher und Freistedt mit überzeugenden Argumenten zurückgewiesen.2397 Rohde dachte an die altchristliche Sitte, der Verstorbenen in besonderen Feiern am 3., 9. und 40. Tage nach ihrem Tode zu gedenken.2398 Da aber im Alten Testament Belege für eine 40tägige Trauerfrist fehlen, 2399 spricht viel für Roschers Umkehrung der von Rohde geäußerten Annahme, also dafür, dass die christlichen Totenfeiern am 40. Tage aus dem altgriechischen Totenkult in den christlichen übernommen wurden.2400 Problematisch ist der Verweis auf ‘die Römer’ am Beginn des zitierten Kapitels. Wünsch 1902, 120f., hielt den 1898 von ihm edierten Wortlaut des Textanfangs (   ) später nicht mehr für richtig und wollte nach   mit Rücksicht auf einen Münchener Codex die Worte     einschieben. Die Details seiner Änderungsabsicht und die dagegen sprechenden Gründe erläutert Freistedt 1928, 181–183, der plausibel dafür argumentiert, dass die Worte     als Zusatz eines byzantinischen Schreibers 2394

Krumbacher 1892, 341–355 (“Ein Traktat über die Totenfeiertage”); s. dazu Freistedt 1928, 179f. 2395 Krumbacher 1892, 353. 2396 Rohde 1901, Vorrede p. X Anm. 1 a.E. Zu noch früheren Forschungsurteilen s. Freistedt 1928, 181f. 2397 Roscher 1907, 105158. Roscher 1909b, 37f. Freistedt 1928, 183f. (Freistedt scheint Roscher 1909b nicht zu kennen). 2398 Diese Sitte hat bei den Neugriechen durch den Brauch, Speisen, Kuchen und Früchte am 3., 9. und 40. Tag des 3., 6. und 9. Monats nach dem Tode auf dem Grab niederzulegen, bis in die Gegenwart ein gewisses Weiterleben (so Roscher 1909b, 161). 2399 Freistedt 1928, 175, betont, “daß wir kein einziges sicheres Beispiel einer vierzigtägigen Trauer [scil. bei den Juden] nachweisen können”. 2400 Vgl. Roscher 1909b, 37f.

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zu erklären sind und nicht ein Zusatz zum ursprünglichen Wortlaut Wünschs, sondern eine Tilgung der Worte   nötig ist, also:       . Es ist ohnehin unmöglich, dass Johannes Lydos sein Kapitel 4,26 aus Plinius geschöpft hat, da dessen Naturgeschichte nur zwei sehr unvollkommene inhaltliche Berührungen bietet. 2401 Diese lassen sich am leichtesten durch einen gemeinsamen Rekurs des Plinius und des Johannes Lydos auf eine ältere griechische vorchristliche Überlieferung erklären, über deren Ursprung aber nur Vermutungen möglich sind. 2402 Der Begriff   (der ja Plinius zu seinem lateinischen Titel inspiriert hat) ist jedenfalls im Griechischen seit dem 4. Jh. v.Chr. (Aristoteles, Theophrast) geläufig. Falls entgegen der Argumentation Freistedts die Worte   authentisch sein sollten, ist statt an Plinius vielmehr (oder: primär) an Varro zu denken, 2403 wobei dieser natürlich seinerseits auf die soeben genannte ältere griechische Überlieferung zurückgegriffen hätte. Es bleibt die Frage nach einem einleuchtenden Grund für die Konzeption dieses artifiziell anmutenden Systems von Tagfristen, dessen Details nur sehr unvollkommen die wahren physiologischen Prozesse beschreiben. Freistedt hat gezeigt, dass es sich wahrscheinlich um den Versuch einer physiologischen Erklärung von im griechischen Totenkult gegebenen, aber numerisch unverstandenen Tagfristen handelt. Totenopfer am dritten und neunten Tag sind als  und  seit der klassischen Zeit sicher bezeugt;2404 außerdem ist auch der 30. Tag als Totengedächt2401

Plin. nat. 7,2 u. 7,41; s. Freistedt 1928, 183. Roscher urteilt, dass der naturphilosophische Zahlentheoretiker “wahrscheinlich der peripatetischen Schule angehört, aber auch mancherlei Anklänge an die älteren Pythagoreer, Empedokles, Diokles von Karystos, Xenokrates und die Stoiker zeigt” (so Roscher 1909b, 134; ähnlich bereits Roscher 1907, 104 u. 108; kritisch dazu: Ranke 1951, 344). Cumont 1918b, 279, dachte an “un pythagoricien éclectique du genre de Numénius”. Freistedt 1928, 185, betont, aus Hdt. 4,18–22 sei klar, dass eine besondere Bedeutung des 40. Tages nach dem Tod schon im 5. Jh. v.Chr. bei den Skythen vorgelegen habe, und tendiert insgesamt zur Lokalisierung des Ursprungs der Beachtung des 40. Tages nach dem Tod im Osten, speziell im Schwarzmeergebiet (ebd. 184–189). 2403 So richtig Rocca-Serra 1980, 73, mit Verweis auf die intensive Benutzung Varros durch Lydos (dazu s. Flintoff 1976). 2404 Vgl. Freistedt 1928, 73–89, zum 3. Tag im griechischen Totenkult (darin 77–83 zu den bei Homer beginnenden vorchristlichen Belegen zur Aufbahrung der Leiche, Totenklage, Totenfasten und öffentlicher Trauer) und ebd. 90–118 zu Totenopfern am 3. Tag, die seit Aristophanes in Attika belegt sind (ebd. 92f.; s. auch ebd. 112–114 den Nachweis, dass dieser Brauch schon sehr früh über Attika hinaus verbreitet war). Vgl. weiter ebd. 119–126 zu den Totenopfern am neunten Tag, die seit dem frühen 4. Jh. v.Chr. in Athen belegt sind (bei Isaios). 2402

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nistag belegt.2405 Für den 7. und 40. Tag fehlen sichere Belege eines griechischen Totenkults. 2406 Allerdings erscheint eine Differenzierung insofern notwendig, als “mit einiger Wahrscheinlichkeit” festgestellt werden kann, dass in Griechenland “den ersten vierzig Tagen nach einem Todesfalle eine besondere Bedeutung zukam”,2407 während dies für den siebten Tag nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Falls die Lehre des von Lydos zitierten  tatsächlich eine Rationalisierung von Tagfristen des griechischen Totenkultes sein sollte, wären die physiologischen Unvollkommenheiten des Systems verständlich und die Integration des 40. Tages zugleich ein Indiz für die Bedeutung auch dieses Tages (neben dem sicher belegten dritten und neunten) im vorchristlichen Totenkult, der ja anscheinend von den Christen, für die alle drei Tagfristen sicher belegt sind,2408 übernommen wurde.2409 Da der Nachweis, dass es im vorchristlichen Griechentum eine triadische Kombination des 3., 9. und 40. Tages nach Empfängnis, Geburt und Tod gab, an einem einzigen Beleg (Lydos) hängt, kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass es vielleicht im vorchristlichen Griechentum eine ähnliche nicht-astrologische triadische Verbindung des 3., 7. (sic) und 40. Tages gab, die überhaupt keine Spuren hinterlassen hat. Diese Feststellung wäre müßig, wenn nicht Franz Cumont darauf verwiesen hätte, dass die frühen Christen in Syrien und Palästina anstelle der im Westen (speziell bei den Griechen) üblichen christlichen Tagfristen (3, 9, 30) den dritten, siebten (!) und vierzigsten (!) Tag als Totengedächtnistage feierten.2410 Das konnte er sich nur als Übernahme aus dem 2405

Freistedt 1928, 161–171; belegt seit Hypereides (ebd. 161). Zum 7. Tag s. Freistedt 1928, 150–160, zum 40. Tag ebd. 172–178. Freistedt kann für diese Tage nur auf geographisch oder inhaltlich andersartiges Material verweisen; siehe ebd. 151–153 zu einer 7-tägigen Unreinheits- bzw. Trauerfrist in Syrien und einer 7-tägigen Trauerperiode bei den Juden, ebd. 156 u. 173f. zu Spuren einer Vorstellung vom siebentätigen Verweilen der Seele beim Leichnam u. ebd. 174 zu einem aus Rhodos überlieferten Verbot, während der ersten 40 Tage nach einem Trauerfall den Tempel zu betreten. 2407 Freistedt 1928, 179. Noch zuversichtlicher urteilt Ranke 1951, 54 (zit. oben Anm. 2320). 2408 Vgl. Mehrlein 1959, 287 u. 308. 2409 Dazu s.o. S. 960. 2410 Cumont 1918b, 285 u. 288, mit Verweis auf Usener 1890, 135f. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob sich dadurch vielleicht zumindest ein Teil der von Roscher gesammelten nachantiken Zeugnisse anderer Völker für die Verbindung des 3., 7. u. 40. Tages im Bereich des Totenkults erklären lässt. Für die osmanischen Türken notiert Roscher 1909b, 167, den Brauch, an Fremde und Arme am 3., 7. und 40. Tage nach dem Leichenbegängnis Pfannkuchen zu versenden; zum Dank verlange man Gebete für die Seele des 2406

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vorchristlichen syrischen Heidentum und letztlich als einen Einfluss babylonischer Kultur erklären. Als Beweis dafür diente ihm die hier in Frage stehende astrologische Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes, die er als Relikt sehr alter babylonischer Kultureinflüsse deutete: “Pourquoi la généthlialogie accordait-elle à ces dates une valeur particulière? Simplement [!] parce que 3, 7 et 40 sont à Babylone des nombres sacrés, ou, pour mieux dire, «parfaits” ()”. Ganz so einfach erklärt sich das aber nicht. Knapp ein Jahrhundert, nachdem Cumont seine Behauptung im Geiste des zeitgenössischen Panbabylonismus aufstellte, ohne Zweifel einzuräumen oder babylonische Belege anzuführen, sind heute weder aus den von Rochberg 1998 publizierten babylonischen Nativitätsomina noch aus irgendwelchen anderen Keilschrifttexten Belege für eine triadische Kombination der Zahlen 3, 7 und 40 bekannt.2411 Es erscheint daher plausibler zu vermuten, dass entweder die durch Lydos bezeugte triadische Kombination des 3., 9. und 40. Tages in ptolemäischer Zeit bereits existierte und mit Beschränkung auf die Geburt zu einer neuen astrologischen Lehre vom 3., 7. und 40. Tag modifiziert wurde oder aber auf der Grundlage ein und derselben griechischen Kultur eine Polygenese voneinander unabhängiger, triadisch konzipierter Systeme von Tagfristen stattgefunden hat. In jedem der beiden Fälle stellt sich die konkrete Frage, warum die Astrologen eine Lehre entwickelt haben, die den physiologischen Ausführungen des Anonymos bei Johannes Lydos so stark ähnelt, in der aber die Sieben die Stelle der Neun einnimmt. Zur Konkurrenz der Zahlen 9 und 7 Die Neunzahl2412 spielt in der griechischen Literatur, Religion und Kultur eine sehr bedeutende Rolle. Roscher sah die in der griechischen Kultur vielfach belegbare Konkurrenz von Enneaden und Hebdomaden 2413 in den bereits oben (S. 942) erwähnten zwei Möglichkeiten, den MondmoVerstorbenen. Volkskundliche Parallelen hierzu sind für “die Tscheremissen (= Wolgafinnen, jetzt russische Christen mit vielen heidnischen Bräuchen), die Wotjäken (ebenfalls Finnen) und Baschkiren [...] sowie die Karginzen” belegt, die alle am 3., 7. und 40. Tag nach dem Tode Gedächtnismahle feiern (ebd.). 2411 Für diese Auskunft danke ich Nils Heeßel, Hermann Hunger und John Steele. 2412 Dazu s. bes. Roscher 1903. Roscher 1904. Roscher 1907. Meyer – Suntrup 1987, 581–590 (mit weiterer Lit.). 2413 Vgl. die konzise Zusammenstellung exemplarischer Fälle von Schwankungen zwischen 7 und 9 bei Roscher 1907, 9f.; s. ferner ebd. 123180 sowie Roscher 1904, 819. 1539 a.E. 32. 38. 4094. 45. 50. 54. 61f.

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nat zu unterteilen, begründet: entweder 3x9 oder 4x7 Tage. 2414 Wenngleich Roscher diese astronomisch-kalendarische Erklärung vielleicht in einem Teil seiner Publikationen zu einseitig präsentiert hat,2415 spielt sie doch zweifellos für das Verständnis der Konkurrenz beider Zahlen im Allgemeinen und für unsere leitende astrologiehistorische Fragestellung im Besonderen eine wichtige Rolle. In wenigstens zwei (zugegebenermaßen späten) Astrologentexten wird diese Konkurrenz im Rahmen des Mondmonats explizit thematisiert. Der eine ist ein Exzerpt des ‘Palchos’, der in Katarchenkontext die Beobachtung der Mondposition am 9., 18. und 27. beziehungsweise am 7., 14., 21. und 28. Tag befiehlt:            .2416 Ganz ähnlich heißt es in einem anderen, Roscher noch unbekannten ‘Palchos’Exzerpt im Kontext der Konjunktionen und Separationen des Mondes:                           .2417 An diesen Stellen zeigt sich eine gewisse Austauschbarkeit der enneadischen und hebdomadischen Fristen. Verzichtet man auf die explizite Kopplung an den Mondmonat, so findet sich die Konkurrenz der Enneaden und Hebdomaden bereits viel früher in der astrologischen Lehre von den klimakterischen Jahren, deren gefährlichstes das 63. Jahr als Produkt von 9 und 7 ist (dazu s.u. 1025–1030, bes. 1027). 2414

Siehe Roscher 1903, 69 u. 72f. Roscher 1904, 3. Roscher 1906, 8 u. 199–202. Roscher 1907, 39. Zur dem uralten, in drei neuntägige Wochen geteilten Monat von 27 Tagen s. Roscher 1903, 27f. 2415 Vgl. die Kritik von Burkert 1962, 448 (mit Bezug auf Roscher 1904, 67ff.): “Die Zahlensymbolik restlos aus gewissen Naturbeobachtungen ableiten zu wollen, wie Roscher die Bedeutung der Sieben- und Neunzahl ausschließlich auf die Mondphase [sic] zurückführte, ist sicher verfehlt.” Burkert kannte jedoch offenbar nicht Roscher 1903, 72f., der resümiert: “Das häufige Schwanken zwischen 7 und 9 [...] ebenso wie zwischen hebdomadischen und enneadischen Fristen, und zwar nicht bloß bei den Griechen sondern auch bei anderen Völkern [...], erklärt sich nunmehr ganz einfach aus den verschiedenen Teilungen des Monats; die ungeheure Rolle aber, welche diese beiden heiligen Zahlen in den verschiedensten Beziehungen und bei den verschiedensten Völkern gespielt haben, erklärt sich zum großen Teile [!], wenn auch nicht ausschließlich [!], aus dem bedeutenden Einfluß, welchen man dem Monde und seinen verschiedenen (hebdomadisch oder enneadisch bestimmten) Phasen auf das gesamte Leben der Natur, insbesondere der organischen (Pflanzen, Tiere, Menschen), zuschrieb.” 2416 CCAG V 1 (1904), p. 179,6–7 = CCAG V 3 (1910), pp. 126,37–127,1. Vgl. dazu Roscher 1906, 200f., u. 1907, 99 u. 122. Zum Namen ‘Palchos’ s.o. S. 99. 2417 CCAG VIII 1 (1929), p. 185,5–10 (De coniunctionibus et defluxionibus lunae).

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Erklärung der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes Erklärung der Wahl des 7. Tages Das soeben präsentierte astrologische Material belegt aber nur die Konkurrenz beider Zahlen, ohne zu erklären, was die Ursache einer astrologischen Bevorzugung der Sieben zu Lasten der Neun in unserer Mondlehre gewesen sein könnte. In ähnlicher Weise belegt das oben im Rahmen unserer arithmologischen Untersuchungen (S. 934–956) präsentierte Material nur das Vorhandensein der Möglichkeit, eine hebdomadisch ausgerichtete Alternative zu dem durch Lydos bekannten System des 3., 9. und 40. Tages zu konzipieren. Um diese Möglichkeit zu verdeutlichen, werden auf der nächsten Seite noch einmal die wichtigsten physiologischen und kultischen Voraussetzungen durch ein Diagramm (Diagr. 20) illustriert, das allerdings (anders als das durch Lydos tradierte System) eine durch keine Einzelquelle legitimierte Synthese separat überlieferter Daten ist. Wie erklärt sich also die Bevorzugung der Sieben zu Lasten der Neun in unserer Mondlehre? Es gibt mehrere potentielle, miteinander komplementäre Gründe. Der am wenigsten spezifische und damit schwächste liegt in dem, was Boll 1921, 844, über die Konkurrenz der hebdomadischen und enneadischen Klimaktere gesagt hat: “Die heilige Zahl der 7 Planeten tritt auch hier entscheidend zugunsten der Siebenzahl ein”. Einen zweiten, wichtigeren möglichen Grund für die Präferenz der 7 liefert die Medizin: Im Corpus Hippocraticum überwiegen hinsichtlich der kritischen Tage die Erwähnungen der Siebenzahl deutlich diejenigen der Neunzahl. 2418 Dies gilt allerdings nicht bezüglich jeder Einzelschrift. 2419 Außerdem zeigen Roschers Frequenzstatistiken, dass der 3. und 40. Tag eine deutlich geringere Rolle spielten als andere kritische Tage wie z.B. der 4., 5., 11., 14., 17. und 20. Tag. Die Häufigkeitszählungen medizinischer Belege können also nicht die Wahl jedes einzelnen der drei Tage unserer Mondlehre erklären, sondern nur einen Beitrag zum

2418

Roscher ermittelt für diejenigen Schriften, die er der knidischen Schule und damit dem ältesten Teil des Corpus zuordnet, ein Verhältnis der Siebenzahl zur Neunzahl von 8:6; für die seines Erachtens ‘echthippokratischen’ Schriften sogar im Verhältnis von 8:4. Vgl. die Tabellen II u. III bei Roscher 1906, 66 u. 72, sowie die Tabellen I u. II bei Roscher 1909b, 107 u. 109. Siehe ferner Tab. I u. II bei Roscher 1907, 64f., sowie auch oben S. 943. 2419 Vgl. den abweichenden Befund bzgl. der kritischen Tage der Pluralitätsfälle in Epidem. I. u. III bei Roscher 1909b, 112, Tab. III (vgl. ebd. 116 u. Roscher 1913, 89–91).

160

200

240

28037

40 ...

40. Tag: Säugling beginnt zu lächeln, erkennt Mutterm

bis 40. Tag: Lochien,k daher Mutter kultisch unreinl

(zu den hochgestellten Buchstaben s.o. die folgenden Seiten: a: 952, b: 956, c: 952, d: 954, e: 944 u. 953, f: 939, g: 939 u. 953, h: 952, i: 954, j: 954, k: 953, l: 939, m: 959, n: 951, o: 961, p: 947, q: 962 u. 962, r: 959)

Diagr. 20: Signifikante physiologische und kultischeTagesfristen griechischer Quellen

bis 40. Tag: Mutter kultisch unrein wegen Beischlaf,f Embryo noch ohne menschliche Gestalt,g Gefahr der Fehlgeburth

7. Tag: Fötus gewinnt Gestalte

7. Tag: Reinigung der Wöchnerin und ihrer Helferinnen,i Namensgebungj

120

bis 7. Tag: Gefahr durch Ausfluss,c Badeverbotd

80 3. Tag: –

40

Geburt

120 (3 x 40) Jahreb

3. Tag: –

Tage 037

Empfängnis

7 x 40 Tagea

40

40. Tag: Totenkultq (?), Verwesung abgeschlossenr

7. Tag: Verwesung abgeschlossenp

3. Tag: Bestattung,n Totenopfero

037

Tod

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Gesamtbesprechung

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Verständnis der Präferenz der 7 gegenüber der 9 liefern. Im Zusammenhang mit dem Überwiegen der Siebenzahl gegenüber der Neunzahl hinsichtlich der kritischen Tage verdient Beachtung, dass die Neunzahl außerhalb der von Lydos tradierten Lehre ohne physiologische Relevanz ist und innerhalb jener Lehre sehr wahrscheinlich durch die Totenopfer am 9. Tag motiviert ist (zu den  s.o. S. 961). Unsere astrologische Lehre blendet jedoch den Tod (ebenso wie die Empfängnis) als Ausgangspunkt der Tagfristen aus und konzentriert sich ganz auf die Geburt. Ein weiterer wichtiger Grund für die Präferenz der Siebenzahl wird deutlich, wenn wir unseren Blick von der im vorigen Absatz erwähnten Medizin auf das Spezialgebiet der Iatromathematik richten. Wie oben (S. 948–950) gezeigt wurde, sind quadratische Aspekte des Mondlaufs und damit hebdomadische Fristen in den einschlägigen Traktaten schon seit früher Zeit sehr wichtig. Wahrscheinlich darf man hierin nicht nur den Hauptgrund für die Wahl der Siebenzahl sehen, sondern darüber hinaus den Ausgangspunkt für die Entwicklung der gesamten Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes. Im Kontext der Aspektlehre verdient noch ein weiterer Grund für die Präferenz der Sieben gegenüber der Neun Beachtung. Ein Prinzip der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes ist, wie schon gezeigt, dass die Entfernung dieser drei Mondpositionen vom Geburtsmond stets ein Vielfaches von genau 30° ist (s.o. S. 909 und S. 931, Punkt 4). Am 7. Tag durchläuft der Mond bei einer mittleren Geschwindigkeit von 13°/Tag (s.o. S. 84, Anm. 384) das Tierkreissegment, das 78°–91° vom Geburtsmond entfernt ist und auf 90° eine exakte Quadratur bietet. Am 9. Tag hingegen durchläuft der Mond das 104°–117° entfernte Segment, welches ohne Aspekt zum Geburtsmond ist. Der 7. Tag des Mondes ist also auch unter diesem Gesichtspunkt offensichtlich vorzuziehen. Erklärung der Wahl des 3. und 40. Tages Die astrologische Aspektlehre ist auch zum Verständnis der Wahl des 3. Tages unverzichtbar. Denn während die Wahl des 40. Tages physiologisch und kultisch legitimiert ist, lässt sich dasselbe nicht über den 3. Tag sagen (s.o. S. 966, Diagr. 20). In der durch Lydos referierten Lehre war die Inklusion dieses Tages offenbar durch die Bestattung und die traditionellen Opfer am 3. Tag nach dem Tod motiviert (zu den  s.o. S. 961) und hatte den anonymen  dazu gezwungen, im Interesse der Kohärenz seines Systems analoge, ziemlich absurde physiologische Tagfristen nach Empfängnis und Geburt zu formulieren. Da die astrolo-

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gische Mondlehre ausschließlich Tagfristen nach der Geburt thematisiert, muss in ihr ein anderer Sinn hinter der Wahl des 3. Tages stehen. Dieser Sinn ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der, dass der Mond am 3. Tag sein Tierkreiszeichen, in dem er bei der Geburt stand, verlassen haben und in das nächstfolgende Zeichen eingetreten sein wird. Der potentielle Einwand, dass doch der ‘3. Tag’ dem Tierkreisbogen von 26°–39° oberhalb bzw. links der Position des Geburtsmondes entspreche und somit die Möglichkeit bestehe, dass der Mond sich am Anfang des dritten Tages doch noch in seinem natalen Tierkreiszeichen befinde, ist aufgrund der Regel 3 = 1 + 30° (S. 931, Punkt 4) unzulässig. Wenn aber der Mond des 3. Tages per definitionem im nächsten Tierkreiszeichen steht, bedeutet das, dass er ebenso wie am 40. Tag ohne Aspekt zum Geburtsmond sein wird. Die 30° (3. Tag) und 150° (40. Tag) vom Geburtsmond entfernten Positionen fallen in die einzigen Tierkreiszeichen zwischen Neumond und Vollmond, die ohne Aspekt zum Zeichen der Geburt sind. An jedem dieser beiden Tage werden die bei der Geburt existierenden Aspekte (bzw. Konjunktionen) des Mondes zur Sonne und zu den fünf Planeten vollständig annulliert und es besteht die Möglichkeit zur Etablierung neuer Aspekte (bzw. Konjunktionen), die neue astrologische Interpretationsmöglichkeiten bieten. Ähnliches gilt, wenngleich in abgeschwächter Weise, für die 90° vom Geburtsmond entfernten Positionen am 7. Tag, die zwar keine neuen Relationen des Mondes etablieren, aber bestehende Relationen modifizieren (z.B. von Quadratur zu Opposition oder von Konjunktion zu Quadratur). Es bietet sich an, die am 3. und 40. Tag neu entstehenden bzw. am 7. Tag modifizierten Aspekte (bzw. Konjunktionen) einmal systematisch auf ihre astrologische Qualität zu prüfen. Von besonderem Interesse sind dabei die neuen Aspekte (bzw. Konjunktionen) am 3. und 40. Tag, da sie nicht weniger als vier zuvor (d.h. bei der Geburt) unverbundene Tierkreiszeichen, mithin ein Drittel des ganzen Tierkreises, mitsamt den möglicherweise darin befindlichen Planeten und hellen Fixsternen in eine Relation zum Mond bringen. In der folgenden Tabelle steht der Mond exemplarisch in der Jungfrau.2420 Die bezüglich des Mondes aspektlosen Zeichen sind dann Widder, Löwe, Waage und Wassermann. Deren Zellen sind daher in der folgenden Tabelle grau schattiert, allerdings nicht systematisch (d.h. ganze Spalten), sondern beschränkt auf die hier fraglichen vier Tage (Geburt, 3. Tag, 7. Tag, 40. Tag). Tageszahlen, die in unserer astrologischen Lehre 2420

Jedes andere Tierkreiszeichen würde dem Zweck der Illustration ebenso gut dienen.

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keine Verwendung finden, aber der Vollständigkeit halber von Interesse sind (nämlich Vollmond sowie der 7. und 3. Tag vor dem nächsten Neumond) sind in Klammern ergänzt. Jeder ‘Schritt’ in der Tabelle entspricht der Fortbewegung des Mondes um ein Tierkreiszeichen. Die von Schritt zu Schritt wechselnden positiv (Trigon, Sextil) beziehungsweise negativ (Opposition, Quadratur) konnotierten Aspekte des Mondes werden durch ‘+’ beziehungsweise ‘–’ angezeigt. Die bei einem bestimmten Schritt aspektlosen Zeichen sind mit ‘o’ markiert.  Schritt

Tag







1

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+

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3



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+



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3















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o

9 10

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+



+

11 12

Tab. 24: Die wechselnden Aspekte des Mondes im Laufe des auf die Geburt folgenden Monats

Die am 3., 7. und 40. Tag vorliegenden Aspekte des Mondes mit den in der Geburtskonstellation unverbundenen Tierkreiszeichen sind insgesamt zehn. Interessanterweise werden acht davon gut sein (Trigon oder Sextil) und nur zwei schlecht (Quadratur oder Opposition). Falls wir darüber hinaus die physische Präsenz des Mondes in einem Zeichen als gut werten wollen, im Sinne einer Konjunktion des Mondes mit Planeten oder hellen Fixsternen, die sich möglicherweise in dem besagten Zeichen befinden, ist das Verhältnis sogar noch positiver (10:2 statt zuvor 8:2). Man mag sich fragen, ob dies ein Zufallsprodukt ist oder eine astrologische Absicht dahinter steht. Falls die zuletzt genannte Möglichkeit zuträfe, hätte der Erfinder unserer Lehre ebenso gut den 17., 21. und 25. Tag des Mondes wählen können, da deren Charakteristika in der obigen Tabelle mit denen

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des 3., 7. und 40. Tages identisch sind.2421 Der 17., 21. und 25. Tag wären vielleicht sogar aus einem astronomischen Grund astrologisch attraktiver gewesen, denn an diesen Tagen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die langsameren Planeten ihre Geburtszeichen verlassen haben werden, größer, was die astrologischen Deutungsmöglichkeiten der Nativität bereichert. Der Grund, warum der 3., 7. und 40. Tag dem 17., 21. und 25. Tag vorgezogen wurden, ist offensichtlich die symbolische Bedeutung, die außerhalb der Astronomie mit den Zahlen 3, 7 und 40 verknüpft ist. Diese Überlegungen erlauben es, einen weiteren Grund dafür zu vermuten, dass der Erfinder unserer Lehre nicht, wie Neugebauer erwartet hätte, den 14. Tag des Mondes berücksichtigte (s.o. S. 900). Das hätte in unserem System nicht nur zum Verlust der Bedeutung der Zahl 40 als Symbol von Vollendung und Abschluss geführt, sondern die auf dem Geburtstag und den drei folgenden Tagen basierende Gesamtdeutung einer Nativität negativer und pessimistischer gemacht. Der Mond würde dann nämlich an zwei der drei zu prüfenden Folgetage Positionen einnehmen, die durch negativ konnotierte Aspekte mit seiner Ausgangsposition verbunden sind (Quadratur am 7. Tag und Opposition am 14. Tag). Jegliche Unterstützung, die der Mond möglicherweise zum Zeitpunkt der Geburt durch eine Konjunktion mit Wohltätern genossen hat, würde am 14. Tag durch die Opposition kompromittiert. Als Beispiel genüge das Horoskop Hadrians: Bei dessen Geburt stand der Mond in Konjunktion mit Jupiter, ein wichtiges Detail in Antigonos’ Erklärung der Tatsache, dass Hadrian Kaiser wurde. Am 14. Tag werden Mond und Jupiter einander diametral entgegengesetzt sein.2422 Zusammenfassung Zusätzlich zu den bereits oben gewonnenen Einsichten (S. 930, Punkt 1– 9) sind die folgenden Punkte deutlich geworden: 2421 Die folgenden Schritte der Tabelle bilden Paare identischer astrologischer Qualität: 1/7, 2/12, 3/11, 4/10, 5/9, 6/8. 2422 Man könnte einwenden, dass der Erfinder unserer Lehre die Opposition am 14. Tag vermied, nicht jedoch die Quadratur am 7. Tag. Aber der 7. Tag dürfte schon aufgrund seiner dominanten Rolle unter den kritischen Tagen der Medizin und Iatromathematik eine notwendige Komponente des neuen Systems gewesen sein. Außerdem ist zu bedenken, dass ein einzelner negativer Aspekt weniger schädlich als zwei ist, dass am 7. Tag die negative Wirkung der Quadratur durch vier positive Aspekte zu allen bei der Geburt noch unverbundenen Zeichen aufgewogen wird und dass Quadraturen – zumindest die der ‘Wohltäter’ Jupiter und Venus – in vergleichbaren Fällen bisweilen positiv gedeutet werden (s.o. S. 923 zu Hor. gr. 483.VII.8 und zu Hor. gr. 487.IX.5).

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10. Die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes ist in ein Netz physiologischer, embryologischer, gynäkologischer, nosologischer und religiös-kultischer Assoziationen mit den besagten Tagen (bes. des 7. u. 40. Tages) eingebettet. 11. Sie knüpft an die iatromathematische Bedeutung des 7. Tages und an griechische, insbesondere ‘pythagoreische’ Zahlenspekulationen an. Dabei verbindet sie zwei verschiedene Arten des Umgangs mit Zahlen, einerseits die wissenschaftlich-mathematische, die vor allem in der Beachtung der astronomischen Gliederung des Mondlaufs und der daraus resultierenden Aspekte zum Ausdruck kommt, andererseits die prälogisch-mystische, die vor allem in der Symbolik der Zahl 40 und in der spekulativ reduzierenden Assoziation ganz verschiedener individueller Lebensspannen auf den Standardwert von vierzig Tagen zum Ausdruck kommt.2423 12. Sie hat ein großes astrologisches Potential, nicht nur hinsichtlich der oben (S. 932, Punkt 7b) bereits erwähnten Möglichkeiten zur Differenzierung der astrologischen Prognose, sondern auch insofern, als sie dem Astrologen Aspekte des Mondes zu einem Drittel aller Tierkreiszeichen, die bei exklusiver Deutung der Geburtskonstellation aufgrund des Fehlens von Aspekten ungenutzt bleiben würden, erschließt. 13. Sie ist eine Frühform der von Pingree als “continuous horoscopy” bezeichneten Progressionstechnik, denn sie bewirkt durch ‘Weiterdrehung’ der Geburtskonstellation (revolutio nativitatis), dass wir es nun, genau genommen, für eine Person mit vier Horoskopen zu tun, dem Radixhoroskop des Geburtszeitpunkts () und den drei Progressionshoroskopen () des 3., 7. und 40. Tages.2424 Die 2423

Vgl. dazu Burkert 1962, 451: “Daß Zahlen eine übermathematische, eine Weltbedeutung haben, daß sie Kosmos und Menschenleben gliedern, ist nicht eine irgendwie wissenschaftlich-philosophische Einsicht, sondern selbstverständliche Eigenart des vormathematischen Zahlendenkens. [...] Gewiß kann sich die Zahlensymbolik mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verbinden; wie in China hat sie auch bei den Pythagoreern die mathematische Musiktheorie sich zugeeignet, und in der ›Sphärenharmonie‹ wird Zahl und Klang mit der neuen, wissenschaftlich erschlossenen Ordnung des Kosmos verbunden. Doch dies kann bloße Anwendung und Bestätigung des vorausliegenden Grundgedankens sein, der offen ist für jede neue Bereicherung. Zahl ist nicht Quantität und Meßbarkeit, sondern Ordnung und Entsprechung, rhythmische Gliederung des Lebens und anschauliche Aufteilung des Alls.” Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass der rationalistisch selektierende Ptolemaios die Lehre vom 3., 7. u. 40. Tag des Mondes (bes. den 40. Tag) nicht erwähnt. 2424 Zum Begriff der  s.o. S. 521, Anm. 715.

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Entwicklung einer solchen Technik könnte dadurch begünstigt worden sein, dass ja schon das Geburtshoroskop selbst gewissermaßen ein Progressionshoroskop des im Prinzip wichtigeren, aber in der Praxis wenig beachteten Konzeptionshoroskops ist. Nachträge zu Sonder- und Zweifelsfällen Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse werden nun zuletzt noch einige Sonder- und Zweifelsfälle in chronologischer Ordnung untersucht. a) P. Oxy. IV 804 (Hor. gr. –3.X.2) Dieses sehr frühe Horoskop endet unmittelbar nach der Präsentation der kalendarischen und astronomischen Daten (Z. 1–14) mit einer Warnung (Z. 15–17):    . (‘Es [das Horoskop] birgt Gefahren: Nimm dich 40 Tage lang in Acht wegen des Mars!’). Der Kontext gibt keine Auskunft darüber, wer die angesprochene Person ist (jedenfalls eine, die um die Zeitenwende in oder nahe Oxyrhynchos lebte) und vor welchen möglichen Gefahren sie sich hüten soll. Falls es sich um eine Katarche handelt, soll die Person sich um ihrer selbst willen in Acht nehmen. Weniger wahrscheinlich, aber ebenfalls möglich, ist, dass es sich um ein Geburtshoroskop handelt.2425 In diesem Fall wäre die angesprochene Person der Vater oder die Mutter, der beziehungsweise die sich in Acht nehmen soll, damit sein beziehungsweise ihr Kind nicht in den notorisch gefährlichen ersten vierzig Lebenstagen stirbt.2426 Dem Text zufolge (Z. 8) steht Mars in der Jungfrau, und zwar – so das Ergebnis moderner Rückberechnung – auf 4° .2427 Neugebauer und van Hoesen deuten die Warnung in Z. 15–17 mit knappem Verweis darauf, dass Mars 40 Tage später die Jungfrau verlassen haben werde.2428 2425

Von Stuckrad 1996, 66, schreibt: “Neugebauer/van Hoesen gehen davon aus, daß es sich in diesem Dokument um ein Geburtshoroskop handelt”. Deren Besprechung des Horoskops (1959, 17) enthält aber keine solche Aussage. Von Stuckrad selbst verweist zu Recht auf die Alternativmöglichkeit, das Horoskop als Katarche zu deuten. 2426 Vgl. Cens. 11,7 nec sine periculo sunt (sc. ante diem quadragensimum; vollständiges Zitat oben S. 939). Die Junktur   ist auch im Kontext von Medizin, Obstetrik und Pharmazie belegt, z.B. bei Plat. Tim. 89B      . 2427 So bereits richtig Neugebauer – van Hoesen 1959, 17. 2428 Ebd.: “After 40 days Mars will be outside this zodiacal sign.”

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Dass auch der antike Astrologe bei seiner Warnung diesen Umstand im Sinn hatte, ist wahrscheinlich, weil die Position des Mars in der Jungfrau in diesem Horoskop ungünstig ist: Er steht, wie schon Neugebauer und van Hoesen sahen,2429 im  (11. Ort), im Gedrittschein zum Untergangspunkt (), im Sextil zum Aszendenten () und in Opposition zum Mond ().2430 Während die Aspekte zu den Kardinalpunkten weniger wichtig sind, 2431 kommt anscheinend der Position im   und der Opposition zum Ausgangsmond, die beide beim Eintritt des Mars in die Waage wegfallen, größere Bedeutung zu. Wenn diese Deutung zutrifft, ist das vorliegende Horoskop aus zwei Gründen irrelevant für die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes: Zum einen geht es in Z. 15–17 ja nicht um die Bewegung des Mondes in Relation zu Mars (oder umgekehrt), sondern um die des Mars in Relation zum Tierkreis; zum anderen wird hier, sofern es sich überhaupt um ein Geburtshoroskop handelt, keine wie auch immer geartete Bedeutung des 40. Tages für das irgendwann danach zu erwartende Lebensende des Nativen erwähnt, sondern das Ende einer davor liegenden Gefahrensituation markiert.2432 Die Warnung des antiken Astrologen bezieht sich also nicht auf die gesamte Konstellation am 40. Tag, sondern nur auf das Heraustreten des Mars aus einem Tierkreiszeichen, wo er im Rahmen der Ausgangskonstellation Gefahr bedeutet. Freilich könnte der symbolische Charakter der Zahl 40 dazu beigetragen haben, gerade diesen Tag als Endpunkt der Gefahrensituation zu wählen. Am 11. November 4 v.Chr. gegen 9 Uhr morgens, 40 Tage nach dem Ausgangshoroskop, steht Mars nach moderner Rückberechnung auf 29° 27  und tritt in der folgenden Nacht gegen 5 Uhr morgens in die Waage über. Wann dieser Übergang jedoch nach den Berechnungen des antiken, mit siderischen Längen rechnenden Astrologen zu erwarten war, wissen wir nicht. Die Näherungsformel von Jones 2433 erlaubt die Vermutung, dass ein antiker Astrologe um die Zeitenwende die Marsposition am 40. Tag nicht an der Zeichengrenze 2429

Ebd. mit Anm. 3. Alle Aspektangaben sind hier  zu verstehen, nicht . 2431 Denn beim Eintritt des Mars in die Waage entfallen sie zwar, an ihre Stelle treten jedoch zwei etwa gleichwertige neue Aspekte, ein Sextil zum MC () und ein Trigon zum IMC () der Ausgangssituation. 2432 Der Hinweis von Neugebauer – van Hoesen 1959, 17, auf Horoskope, in denen der 40. Tag des Mondes Erwähnung findet (darunter auch die Horoskope des Antigonos), ist also unangebracht. 2433 S.o. S. 599 mit Anm. 1085. 2430

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zwischen Jungfrau und Waage, sondern um 5° 15  ermittelt hätte. Wenngleich die Marslängen in frühen Horoskopen bekanntlich oft erhebliche Fehler aufweisen, ist es also gut möglich, dass der Verfasser unseres Textes den Austritt des Mars aus der Jungfrau bereits vor dem 40. Tag erwartete, seine Warnung jedoch mit Blick auf die weitverbreitete Symbolkraft der Zahl 40 formulierte. Notwendig ist diese Annahme aber nicht, da er diese Frist zugleich für die tatsächlich noch verbleibende Verweildauer des Mars in der Jungfrau angesehen haben kann. 2434 b) Ptolemaios Ptol. apotel. 2,14,4 fordert zu der folgenden Prüfung auf:                      (‘Wir müssen den Mond in seinem Lauf drei Tage vor und nach Neumond-, Vollmond- und Halbmondphasen beobachten.’). 2435 Wenngleich die Erwähnung der 3Tage-Fristen im Zusammenhang mit der Mondbewegung eine entfernte Ähnlichkeit mit der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes aufweist, ist der Kontext bei Ptolemaios doch grundverschieden, da er nicht genethlialogisch, sondern universalastrologisch (speziell meteorologisch) ist und es um die Gestalt (z.B. Sichel) und Farbe des Mondes geht. Die zitierte Stelle ist also für die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes irrelevant. Dies gilt in noch höherem Maße für eine ähnliche Formulierung – ebenfalls in meteorologischem Kontext – bei Ptol. apotel. 2,13,5.

2434

Mit Blick auf die Diskrepanz zwischen tropischen und siderischen Längen ist Neugebauers Berechnung der Merkurposition im Ausgangshoroskop zu kritisieren. Die relevante Zeile des Textes (Z. 10) ist verloren. Neugebauer ergänzt sie mit Verweis auf eine demotische Planetentafel so: “[Mercury in Virgo]”. Da Merkur am 2. Oktober 4 v.Chr. um 9 Uhr morgens (Alexandria) bereits auf 1°  stand, wie Neugebauer (ebd.) richtig notiert (genauer: 0° 51 ), ist unverständlich, warum er die Lücke in der oben zitierten Weise ergänzte. Nach der Näherungsformel von Jones (s.o. S. 599 mit Anm. 1085) wäre eine siderische Länge von ca. 6° 35  zu erwarten. Bereits Beck 2007, 35, druckt in seiner Neugebauer folgenden Übersetzung “in Virgo (?)” und bringt die durch die Nähe Merkurs zur Zeichengrenze (/) verursachte Ungewissheit in einer Anmerkung zum Ausdruck (ebd. 1409), verzichtet aber (m.E. zu Unrecht) auf eine Entscheidung. 2435 Vgl. Robbins 1940, 215, sowie die Versifizierung durch Kam. isag. 3162–3164:   ¦| ¦  | ¦|

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c) Antiochos Antiochos vermerkt am Ende eines Kapitels über die Konjunktionen des Mondes mit den einzelnen Planeten, man müsse bei jedem Beginnen () die erste und achte Stunde des dritten und siebten Tages beachten, da sich in diesen Stunden die Übeltäter herumtrieben und das Geschehen verwalteten, und zwar Mars in der ersten Stunde des dritten Tages, Saturn in der achten des siebten Tages. 2436 Wenngleich die Erwähnung der 3- und 7-Tage-Fristen im Zusammenhang mit der Mondbewegung eine Ähnlichkeit mit der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes aufweist, ist doch der Katarchenkontext und die Differenzierung nach Tagesstunden grundverschieden. Eine zweite zu prüfende Stelle folgt wenige Seiten später in derselben Epitome:     Die Bedeutung des Hapax legomenon  ist unklar. Nach LSJ s.v. bedeutet es “ less than full”. Das wäre dann m.W. ein singuläres Bedingungsgefüge. Plausibler erscheint mit Blick auf Antig. F1 § 50, Val. 2,41,23 (s.o. S. 910) sowie Rhet. 5,77,18 u. 5,77,32 (s.o. S. 923), wo überall Prognosen in Verbindung mit dem Mond des 40. Tages vorliegen, die Bedeutung ‘eine Dreitagesstrecke weniger als voll’. Denn die Entfernung des Mondes des 3. Tages vom Geburtsmond beträgt ja per definitionem 30°, die des Mondes des 40. Tages hingegen 150° (s.o. S. 931, Punkt 4), also 30° weniger als 180°. Diese Deutung ist jedoch unsicher. Ein möglicher Einwand ist der, dass am 40. Tag der Mondlehre nicht ein Fehlen von 30° bis zum Vollmond (= Opposition zur Sonne) vorliegt, sondern ein Fehlen von 30° bis zur Opposition des Mondes bezüglich seiner eigenen Ausgangsposition, wobei die Position der Sonne irrelevant ist. Insofern wäre es, wenn der obige Erklärungsansatz überhaupt eine Berechtigung hat, besser, das Adjektiv als ‘eine Dreitagesstrecke weniger als volle (Elongation vom eigenen Ausgangspunkt)’ zu deuten.

2436

Antioch. epit. 3b,18 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 111,11–16:                               . 2437 Antioch. epit. 3b,21 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 115,7–8.

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d) Firmicus Zum Thema des dominus geniturae (, s. die Sacherläuterung unten S. 1057) besagt nach Firm. math. 4,19,2–3 die verbreitetste Lehre, der Firmicus auch selbst zu folgen angibt, der zu bestimmende Hausherr sei derjenige Planet, der die Herrschaft über dasjenige Zeichen innehabe, das auf das Mondzeichen der Geburt folge: alii vero hunc esse dixerunt dominum, cuiuscumque signum post natum hominem Luna relicto eo signo, in quo est, secundo loco fuerit ingressa. sed et nos hanc rationem sequimur; haec enim est verissima et ab omnibus comprobata (es folgen Beispiele und weitere Erläuterungen). Holden 1996, 72172, vermutet plausibel einen Zusammenhang mit der Beachtung der Mondposition am dritten Tag: “This rule probably results from the injunction to look at the Moon on the ‘third day’ [...]. In most cases the Moon would then be in the next sign after its natal sign”. Andererseits ist ihm entgangen, dass auch die Relevanz der Mondposition am siebten Tag in dieser Regel Beachtung zu finden scheint, denn Firmicus vermerkt einschränkend, Sonne und Mond dürften niemals die Rolle des dominus geniturae übernehmen. Dies führt in einem Zwölftel aller Fälle, nämlich immer dann, wenn der Geburtsmond in den Zwillingen steht, dazu, dass statt des nächsten Zeichens (Mond des 3. Tages) das dritte Zeichen (Mond des 7. Tages) den Hausherrn bestimmt. Firmicus formuliert das so (math. 4,19,4): illud tamen scire debemus, quod neque Sol neque Luna in aliqua genitura domini efficiantur; totius enim domini dedignantur dominia sortiri. si itaque Luna in Geminis fuerit inventa ea die, qua nascitur homo, neque in Cancro id est in domo sua neque in Leone idest in domo Solis dominum geniturae demonstrat. sed cum haec signa transierit, idest Cancrum et Leonem, et ad Virginis signum venerit, tunc ostendit geniturae dominum; quia itaque Virgo domus Mercurii est, iste geniturae dominus efficitur. Nur eine der zwölf möglichen Tierkreispositionen des Mondes ist mathematisch nicht mit der Regel vom 3. oder 7. Tag des Mondes in Einklang zu bringen, wenn nämlich der Geburtsmond im Krebs steht und somit nach Firmicus, wenngleich er dies nicht explizit sagt, das übernächste Zeichen (Jungfrau, 60° vom Geburtsmond) entscheidend ist. Gar keine Parallelen weist die Lehre des Firmicus mit der des 40. Tag des Mondes auf. Da ferner der für Firmicus wichtige Hausherr des Tierkreiszeichens, in dem der Mond steht, in der Lehre des

Gesamtbesprechung

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3., 7. und 40. Tages des Mondes keine Rolle spielt2438 und umgekehrt die Assoziation dreier Einzeltage mit bestimmten Lebensphasen kein Äquivalent in der durch Firmicus erläuterten Lehre vom dominus geniturae hat, ist Firm. math. 4,19,2–3 für die Analyse der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes genau genommen irrelevant und bezeugt nur auf allgemeinerer Ebene die weite Verbreitung vergleichbarer, mit den Zahlen 3 und 7 sowie der Mondbewegung verbundener Symbolik in antiken astrologischen Lehren. e) PSI IV 312 (Hor. gr. 345.VI.27) Der Verfasser dieses schwer verständlichen Textes geht anscheinend auf den 7. Tag nach der Geburt ein, indem er den Geburtstag selbst als      (Z. 9) charakterisiert. Gemeint ist also anscheinend, dass der Geburtstag der siebte Vortag des Zeitpunkts ist, an dem die Sonne Mars erreichen wird. f) Eutokios von Askalon Eutokios bietet in seinem Lehrhoroskop (Hor. gr. 497.X.28) einen singulären Verweis auf den 4. Tag nach der Geburt, der wahrscheinlich allein durch die astronomischen Gegebenheiten (hier: den Abendaufgang des Merkur) bedingt ist. Die Stelle lautet (Eutoc. astr. epit. CCAG IV, 1903, p. 108,30 = Rhet. 6,52,32):  [sc. ]  [Rhet.: ]. g) Liber vaccae Zu prüfen ist ferner ein magisches Rezept zur Herstellung künstlicher rationaler Lebewesen, das der Liber vaccae bietet. Es handelt sich bei diesem Buch um die lateinische Version eines ursprünglich in syrischer Sprache verfassten hermetischen Traktats von Thbit ibn Qurra (9. Jh.), dem wohlbekannten Philosophen und Astronomen aus arrn. Dieser Traktat (Buch der Geheimnisse des Hermes) wurde zuerst ins Arabische und dann weiter ins Lateinische übersetzt.2439 Das Rezept leitet dazu an, in einem Rinder-Uterus einen Homunculus heranzuzüchten, und geht 2438 Ausnahme: Dor. ap. Heph. epit. 4,31,2 (s.o. S. 910 unter Beachtung der dort ebenfalls zitierten Parallelüberlieferung im Exzerpt des cod. Vat. gr. 1056). 2439 Die syrische und die arabische Version konnten bisher nicht aufgespürt werden (Pingree 2006a, 23).

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Antig. Nic. F1 §§ 50–51

dann auf drei Fristen in dessen Lebensspanne ein: Zuerst müsse man das Wesen, in dem offenbar die Seele eines Teufels wohnt, drei Tage lang aushungern; dann solle man es mit dem Blut seiner Mutter (der Kuh) sieben Tage lang (n.b.: nicht bis zum 7. Tag) nähren, wonach es vollständig entwickelt sei und zu allerlei Zaubereien verwendet werden könne. Zu guter Letzt, wenn man das Wesen 40 Tage lang mit einer Diät aus Blut, Milch und Sperma genährt habe, könne man seine Eingeweide zu besonders mächtigen Zaubereien nutzen, dazu, über Wasser zu gehen oder im Nu die äußersten Enden der Erde erreichen.2440 Wenngleich das Fortschreiten von den kleineren zu den größeren Fristen hier nicht inklusiv, sondern additiv stattfindet, scheint der Text doch mit der Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes entfernt verwandt zu sein. Das erscheint nicht verwunderlich in dem der Astrologie aufgeschlossenen Philosophiebetrieb der späten Neuplatoniker von arrn. Außerdem war diese Stadt seit dem frühen 1. Jt. v. Chr. dem akkadischen Mondgott Sn geweiht.2441 Thbit ibn Qurra kann hier, wenngleich der Liber vaccae kein Interesse an der Astrologie zeigt, leicht auf Quellen gestoßen sein, die die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes überlieferten. Der Mond findet im zitierten Rezept des Liber vaccae übrigens einmal Erwähnung in einem Vollmond-Zauber, der nach Erreichen der genannten 7-Tage-Frist möglich sei.

§ 50 Im konkreten Falle Hadrians ergibt sich für den 40. Tag des Mondes das folgende Progressionshoroskop (Diagr. 21), in dem die Länge des Mond per definitionem 150° über der des Geburtsmondes liegt (zur Berechnung der übrigen Positionen s.u. in der Gesamtbesprechung von § 51). Saturn und Mars werfen darin, so wie § 50 darlegt, zeichengenaue Aspekte auf den Mond.

2440 2441

Siehe die englische Übersetzung bei Pingree 1993, 140f., und bei Pingree 2006a, 24. Pingree 2002, 8f. (Kap. I: “City of the Moon”).

Gesamtbesprechung



 





979



 180°

ASC



OCC

90°

 



 



  



Diagr. 21: Tödliche Aspekte am 40. Tag nach der Geburt Hadrians

  –: Zur Formulierung      s.o. zu § 28 – . Neben der Geburt, auf die Antigonos hier eingeht, spielt in der antiken Astrologie auch die Empfängnis eine (wenngleich stark untergeordnete) Rolle (s. bes. Ptol. apotel. 3,2). Dabei begegnen neben den geläufigsten Begriffen  und  auch Synonyme wie z.B.  (Empfängnis) und  oder  (Geburt). Zur astrologischen Terminologie und Prognostik sowie auch zu ihren embryologischen und naturphilosophischen Aspekten, zu anti-astrologischer Polemik und zur spekulativen Korrelation beider das Leben prägenden Momente in der sogenannten ‘Petosiris-Regel’ siehe die maßgebliche monographische Untersuchung von Frommhold 2004. Siehe auch oben S. 512 zu T3.     : = § 40 a.E.; vgl. § 32    : s.o. zu § 26 .      : Die in P fehlenden Präpositionen wurden gemäß Ep.4 ergänzt. P neigt insgesamt zu Auslassungen. Ferner scheint auch in den vergleichbaren Paragraphen F2 § 55 u. F3 § 64  in P mehrmals zu fehlen; die dortigen Aufzählungen der Planetenpositionen wirken

980

Antig. Nic. F1 § 50

im Vergleich mit Ep.4 formal uneinheitlich. Textkritische Gewissheit ist unter den vorliegenden Überlieferungsbedingungen freilich nicht möglich. An allen übrigen in F1–F3 vergleichbaren Stellen wird nur auf ein einziges Tierkreiszeichen Bezug genommen, wobei P und Ep.4 (sowie Exc.1 bzw. Exc.2) in der Setzung der Präposition übereinstimmen: F1 § 32  , F2 § 57 , § 58  , F3 § 66a  . Blickt man über die Antigonosfragmente hinaus auf die gesamte Hephaistionüberlieferung, so verdient Heph. 2,36,31   Beachtung, wo nach Pingree die in P fehlende Präposition erneut aus Ep.4 zu ergänzen ist. Vgl. ferner z.B. Pingrees Apparat (Bd. I) zu pp. 107,19. 176,11. 179,8: An allen drei Stellen ist die in P fehlende Präposition  dadurch, dass es sich um Ptolemaioszitate handelt, gesichert. Was die Originalhoroskope auf Papyrus betrifft, notieren nach Baccani 1992, 99, die ältesten Exemplare (1. Jh. v.Chr. – 1. Jh. n.Chr.) die Planetenpositionen gewöhnlich unter Verwendung der Präposition ; danach werde im Zuge einer Straffung des Datenformulars der präpositionslose Dativ üblich.2442    : so Ep.4 (om. P). Die Aussage ist astronomisch korrekt und sehr wahrscheinlich in P oder dessen Vorlage ausgefallen. Dafür spricht, abgesehen von vielen sicheren Textausfällen in P (z.B. § 52      ), dass in § 50 die ungünstige Wirkung von Mars und Saturn am 40. Tag diskutiert wird, man also Positionsangaben zu beiden Planeten erwarten darf. Letzte Gewissheit ist aber nicht möglich, da Antigonos die Saturnposition vielleicht für selbstverständlich hielt.2443 : sachlich richtig; allerdings sind die Aspekte nur zeichengenau gemeint (s.u. Komm. zu § 51). : = F2 § 57. Zu diesem Typ von Aspekt s.o. zu § 32    : von rechts aus der Sicht des Mondes, dessen Stellung zu Saturn und Mars untersucht wird. Ein rechter Aspekt liegt 2442

Es gibt auch Fälle, wo Positionsangaben mit und ohne  in ein und demselben Originalhoroskop abwechseln, z.B. P. Oxy. astron. 4236a (Hor. gr. 80.VIII.4). 2443 Der astronomisch versierte Leser weiß, dass Saturn im Gegensatz zu Mond und Mars extrem langsam durch den Tierkreis wandert und somit 40 Tage nach der Geburt, bei der er auf 5°  stand (§ 22), unverändert im Steinbock stehen wird.

Stellenkommentar

981

vor, wenn der ‘angeschaute’ Planet oder Kardinalpunkt in der Richtung des täglichen (scheinbaren) Himmelsumschwungs, der sich für den nach Süden blickenden Beobachter im Uhrzeigersinn vollzieht, vor dem ‘schauenden’ liegt.2444 Am 40. Tag sieht also der Mond () den Mars () rechts von sich, Mars den Mond hingegen links von sich. Opposition und Quadratur gelten grundsätzlich als negative Aspekte (s.o. zu § 32 ). Zur Mars-Mond-Quadratur vgl. Firm. math. 6,11,10, der auch das Verhältnis von rechts und links verdeutlicht (si Mars et Luna quadrata fuerint radiatione coniuncti, et dextri quadrati Mars superiorem possidens partem in sinistro quadrato Lunam positam minaci radiatione respexerit etc.), inhaltlich aber  der Mutter, nicht des Nativen selbst, prognostiziert (miserae mortis atrocitatibus perimit). Zur SaturnMond-Opposition s. Firm. math. 6,15,19–22. Zu beiden in § 50 genannten todbringenden Aspekten der Übeltäter bezüglich des Mondes siehe ferner Bara 1990, 840. Da der 40. Tag des Mondes mit dem Lebensende assoziiert wird und an diesem Tag die genannten schädlichen Aspekte vorliegen, sieht Antigonos – im Einklang mit Val. 2,41,23 (s.o. S. 910) sowie Rhet. 5,77,18 u. 5,77,32 (s.o. S. 923) – den schon aus der Geburtskonstellation prognostizierten schlimmen Tod Hadrians (§ 49) bestätigt.    : vgl. § 49   (ubi pl.). – Dass die Planetenpositionen am 40. Tag als eine Ursache des Todes durch   (§ 24) gedeutet werden, hat nicht direkt mit der ebenfalls 40tägigen Frist zu tun, während derer Dioskurides (1. Jh. n.Chr.) im Falle der  und verwandter Krankheiten die Verabreichung von Geißblatt mit Wein vorschreibt. 2445 Letztlich liegt aber wohl beiden Fällen dieselbe Zahlensymbolik zugrunde.

§ 51 Die folgende Tabelle bietet die Positionen der Luminare und der fünf Planeten zum Zeitpunkt der Geburt sowie auch am 3., 7. und 40. Tag, so 2444

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 174. Antike Belege: z.B. Dor. p. 380,7. Val. 2,17,16. 3,12,1. Antioch. epit. 1,7 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 113,33–34. Porph. isag. 9. Siehe auch oben S. 681, Anm. 1425. 2445 Diosc. simpl. med. 2,41,1 p. II 259,13–15 Wellmann:    .

982

Antig. Nic. F1 § 51

wie Antigonos sie errechnet hätte, also in siderischer Notation. Die Daten geben mit unterschiedlicher Gewissheit die Ansichten des Antigonos wieder: Die den Geburtszeitpunkt betreffenden Daten sind gradgenau gesichert, da sie in § 22 überliefert sind. Die Positionen des Mondes am 3., 7. und 40. Tag sind ebenso sicher, da die Lehre, wie gezeigt, per definitionem vorsieht, dass jeweils 30°, 90° und 150° zur Geburtsposition des Mondes zu addieren sind (s.o. S. 931 Punkt 4), was auf denselben Grad des nächsten, dritten und fünften Tierkreiszeichens führt. Die noch fehlenden Positionen der Sonne und der fünf Planeten am 3., 7. und 40. Tag implizieren Unsicherheiten im Umfang weniger Bogengrade, sind jedoch zeichengenau absolut verlässlich. Sie wurden hier wie folgt berechnet (dasselbe gilt mutatis mutandis für die entsprechenden Tabellen zu F2 § 55 u. F3 § 64, s.u. S. 1075 u. 1182): Ausgehend von der wahren tropischen Mondposition zum Zeitpunkt der Geburt (hier in F1: 27° 26 ) wurde geprüft, zu welchen Zeitpunkten des jeweils 3., 7. und 40. Tages der Mond genau 30°, 90° oder 150° von seiner Ausgangsposition entfernt steht (d.h. hier in F1: auf 27° 26 , auf 27° 26  und auf 27° 26 ). Die für diese Zeitpunkte mit Galiastro 4.3 zurückberechneten tropischen Längen der Sonne und der Planeten werden jeweils um 4° 30 erhöht,2446 auf volle Gradzahlen gerundet und so als die zu vermutenden siderischen Längen aus der Sicht des Antigonos in der Tabelle vermerkt (zum 40. Tag s. auch Diagr. 21 oben S. 979 auf der Grundlage derselben Daten). Bei diesen Berechnungen gilt als 3., 7. und 40. Tag nicht der kalendarisch 3., 7. und 40. Tag nach der Geburt, sondern die dritte, siebte und vierzigste 24-Stunden-Zeitspanne beginnend beim Zeitpunkt der Geburt.2447 Die tatsächlichen Zeitspannen zwischen dem Geburtszeitpunkt und den Zeitpunkten, zu denen der Mond gemäß moderner Rückberechnung 30°, 90° oder 150° entfernt von seiner Geburtsposition angekommen ist, werden in der linken Spalte der Tabelle tag-, stunden- und minutengenau mit der Notation “(re vera xd yh zm)” vermerkt.2448 Wenn der Mond aufgrund seiner wechselnden scheinbaren Geschwindigkeit die ekliptikalen Längen 30°, 90° und 150° von seiner Geburtsposition nicht innerhalb des jeweils zu erwartenden 24-Stunden-Zeitfensters erreicht, wird dies durch ‘[!]’

2446

Zur Berechnung dieses präzessionsabhängigen Wertes s.o. S. 599 bei Anm. 1086. Die Zählung ist also genau genommen weder inklusiv noch exklusiv im kalendarischen Sinne, kommt jedoch bei Geburten in den frühen Morgenstunden, mit denen wir es bei F1 und F3 zu tun haben, der in der Antike üblichen kalendarischen Inklusivzählung nahe. 2448 d = dies, h = horae, m = minutae. 2447

Gesamtbesprechung

983

nach der Zahl der Tage vermerkt.2449

Geburt 3. Tag (re vera 2d 0h 6m) 7. Tag (re vera 6d 9h 2m) 40. Tag (re vera 38d [!] 15h 35m)















1° 

8° 

5° 

1° 

22° 

12° 

12° 

1° 

9° 

5° 

2° 

25° 

21° 

14° 

1° 

14° 

5° 

3° 

28° 

26° 

20° 

1° 

16° 

8° 

10°  21° 

1° 

14° 

Tab. 25: Siderische Positionen der Luminare und Planeten bei der Geburt Hadrians sowie am 3., 7. und 40. Tag

Die Daten der Tabelle bestätigen die Angabe in § 50, wonach der Mond am 40. Tag in (zeichengenauer) Opposition mit Saturn und in (ebenfalls zeichengenauer) Quadratur mit Mars steht. Theoretisch hätte Antigonos, der die Eigenschaften der beteiligten Tierkreiszeichen außer Acht lässt, noch auf die wässrige Natur des Krebses, in dem der Mond am 40. Tag steht, verweisen und im Sinne der Prognose von Firm. math. 6,15,22 (über Saturn-Mond-Opposition in wässrigen Zeichen), die auf eine alte Quelle (wahrscheinlich ‘Nechepsos und Petosiris’) zurückgeht, 2450 die Wassersucht Hadrians erneut astrologisch erklären können. Allerdings bietet die zweite relevante Firmicusstelle aus jener Sammlung alten Materials, Firm. math. 6,11,10–12 über Mars-Mond-Quadraturen, keine inhaltlichen Anknüpfungspunkte an die Todesumstände Hadrians.      : Für die Echtheit des  (Ep.4, om. P) spricht der vorausgehende parallele Gedanke (§ 50). 2449

In F1 erreicht der Mond die 150°-Position schon vor Beginn des 40. Tages (s.u.), in F2 die 90°-Position erst nach Ablauf des 7. Tages (s.u. S. 1075, Tab. 29). In F3 sind keine Unregelmäßigkeiten zu vermerken (s.u. S. 1182, Tab. 32). 2450 Mehr dazu bei Heilen 2010c, 129–138, bes. 136.

984

Antig. Nic. F1 § 51

  : Dieser Ausdruck begegnet sechsmal bei Ptolemaios und siebenmal bei Hephaistion (davon die ersten drei Stellen als Ptolemaioszitate, die übrigen im Kontext der Katarchenhoroskopie): Ptol. apotel. 2,4,6. 2,7,1. 2,13,1. 3,5,10. 3,6,4. 4,6,7. Heph. 2,4,17. 2,6,6. 2,22,7. 3 praef. 3. 3,5,3. 3,5,10. 3,5,57. Einen einzigen weiteren astrologischen Beleg bietet Ps.-Galen. progn. decub. 2 p. 533,10 K.

§ 52 Antigonos wirft die Frage nach der zu erwartenden Lebenszeit des Nativen in jedem der drei erhaltenen Horoskope am Ende auf (F1 § 52, F2 § 61, F3 § 66c), gibt aber nur im letzten Fall (F3) eine klare, in Lebensjahren quantifizierbare Auskunft. Die folgende Besprechung wird die Gründe für die unbefriedigend knappe Erläuterung in F1 aufhellen. Sie gliedert sich, da einschlägige Untersuchungen bisher fehlen, in eine Sichtung der relevanten Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’, in deren Tradition Antigonos ja nach der allgemeingültigen Aussage Hephaistions (§ 21) steht (ab S. 984, darin S. 985 zu nicht-aphetischen Methoden und S. 991 zur Tetartemorion-Lehre), eine Analyse weiterer relevanter Lehrtexte, die sich aber nicht explizit auf ‘Nechepsos und Petosiris’ oder andere Autoritäten berufen (S. 997), eine auf die beiden vorausgehenden Punkte gestützte Bewertung der drei Horoskope des Antigonos (S. 1004), eine tabellarische Synopse aller relevanten praktischen Anwendungen einschließlich der Horoskope des Antigonos (S. 1005) und eine Analyse von Plausibilitätsproblemen in § 52 des Hadrianhoroskops (S. 1009). ‘Nechepsos und Petosiris’ Die Prognose der Lebenslänge gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines antiken Astrologen. 2451 Schon Petosiris soll gesagt haben, die Lebenslänge nehme unter den Ereignissen nach der Geburt den ersten Platz ein, da es lächerlich sei, Einzelprognosen für einen Nativen zu formulieren, der aufgrund der ihm bestimmten Lebenszeit überhaupt nicht das zur Erfüllung dieser Prognosen notwendige Alter erreichen werde 2452 2451

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 404 (zit. oben S. 880), und Tester 1987, 84. Ptol. apotel. 3,11,1 (= Nech. et Pet. frg. 15):                      .

2452

Gesamtbesprechung

985

 Dass ‘Nechepsos und Petosiris’ Lehren zur Lebenslänge boten, bestätigt in allgemeiner Form das Spottepigramm des Lukillios (ca. 60 n.Chr.) auf den Astrologen Aulos.2453 Was sie konkret gelehrt haben sollen, entnehmen wir aus Firm. math. 8,2 (frg. 16), Plin. nat. 7,160 (frg. 17, aus Varro; s.o. Anm. 1178), Val. 3,7,1–15 (frg. 18) und vier in der Sammlung von Riess 1891–1893 fehlenden Stellen: Val. 3,3,2 (frg. +8). 3,11,7 (frg. +9, s.o. Anm. 228). 8,6,14 (frg. +10). Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,25–29 (frg. +18). Hieraus geht hervor, dass in der Antike die sogenannte Tetartemorion-Lehre2454 als das Verfahren der Alten schlechthin galt. Von ihr handeln vier der genannten Fragmente, nämlich Firm. math. 8,2 (frg. 16), Plin. nat. 7,160 (frg. 17), Val. 3,3,2 (frg. +8) und Val. 3,7,1–15 (frg. 18), und ihr folgt, wie sich bestätigen wird, auch Antigonos. a) Nicht-aphetische Methoden von ‘Nechepsos und Petosiris’ Bevor wir im Folgenden auf die Tetartemorionlehre eingehen, seien zuerst die drei übrigen Fragmente charakterisiert:2455 1. Das Valenskapitel 3,11, dem frg. +9 angehört (Val. 3,11,7), bietet eine alternative Methode zur Berechnung der Lebenszeit nach Nechepsos, die nicht aphetisch ist, sondern im Kern (s. Val. 3,11,5) auf den folgenden vier Parametern beruht: (a) dem Tierkreiszeichen des Glücksloses, (b) dem planetaren Hausherrn von (a), (c) dem Tierkreiszeichen, in dem (b) steht, (d) dem planetaren Hausherrn von (c). Die Tierkreiszeichen verleihen dann ihre je nach Klima der Geburt zu bestimmenden Aufgangszeiten (1° RA = 1 Jahr),2456 die Planeten ihre vollen, mittleren oder geringsten Jahre2457 je nachdem, ob sie bezüglich der Dodekatropos in einem Kentron, einer Epanaphora oder einem Apoklima stehen. 2453

Anth. Pal. 11,164 (= Nech. et Pet. test. 3):       |       |      |  |   |    Vgl. hierzu Galán Vioque 2002, 230. Ein sehr spätes allgemeines Zeugnis bietet ferner Psell. (saec. XI) epist., ed. Tannery 1893–1895, II 41,22–42,7 (= CCAG VIII 1, 1929, p. 131 = Nech. et Pet. frg. +28). 2454 Cf. Plin. nat. 7,160 (frg. 17,2–3): durat et ea ratio, quam Petosiris ac Necepsos tradidere (tetartemorion appellant a trium signorum portione). 2455 Zum Problem der Koexistenz verschiedener Methoden in den Lehren derselben Autoritäten s.u. Anm. 2508 sowie den Komm. zu F3 § 66c, S. 1251 bei Anm. 3152. 2456 Diese Gleichsetzung ist spekulativ begründet und ohne astronomisches Fundament. 2457 Zu den  und s.o. S. 649, Tab. 11.

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Verschiedene Ergänzungsregeln komplizieren die Addition der einzelnen Zeitspannen so sehr, dass die Lehre nicht mehr überschaubar ist. 2458 Valens bietet zwei praktische Beispiele (3,11,14–16 = Hor. gr. 75.VII.19 u. 3,11,17–19 = Hor. gr. 135.I.20), von denen das erste,2459 wenngleich er dies nicht explizit sagt, zu demselben Ergebnis kommt, das er kurz zuvor (3,5,6–10) bereits nach der ganz andersartigen Tetartemorion-Methode erzielt hatte. Anscheinend faszinierte ihn und andere Astrologen die Vorstellung, dass in einem kohärenten Lehrgebäude verschiedene wahre Methoden im Ergebnis konvergieren. 2. Der Antiochos-Epitome zufolge lehrte der König Nechepsos mit Zustimmung des Petosiris, die Lebenszeit des Nativen hänge vom Hausherrn der Nativität (dem   ) ab, die Todesursachen hingegen vom   . 2460 Leider macht das Exzerpt keine Angaben zur Methode, mit der Nechepsos diese beiden die Nativität dominierenden Planeten bestimmte und ihre Wirkungen berechnete. Wir haben es also mit vier offenen Fragen zu tun, die jeweils die Identität und die Wirkungsweise zweier verschiedener Planeten betreffen. Bezüglich der einzigen im hiesigen Kontext wichtigen Frage, der nach der Wirkungsweise des Hausherrn der Nativität, kommt Firmicus zu Hilfe, der in seinem Kapitel De domino geniturae (math. 4,19) sagt, dass der Hausherr der Nativität, wenn er hinsichtlich mehrerer Kriterien eine ideale Position einnehme, dem Nativen seine ‘unangetastete Zahl der Jahre’ schenke, bei ungünstiger Stellung hingegen eine entsprechend reduzierte Zahl von Jahren.2461 Das Firmicuskapitel zählt zwar nicht zu 2458 So verleihen z.B. nach Valens die Planeten die ihnen eigenen Zahlen nicht wirklich immer in Jahren, sondern unter Umständen in Monaten, Tagen oder Stunden; außerdem treten weitere Faktoren hinzu. 2459 Er addiert darin die Aufgangszeit des Tierkreiszeichens des Glücksloses und die ‘geringsten Jahre’ der beiden zu bestimmenden Planeten (alle drei in Jahren). Vergleicht man die andersartige Rechenweise in dem zweiten Beispiel, gewinnt man den Eindruck, dass diese Lehre geeignet ist, jede beliebige gegebene Lebenszeit zu begründen. 2460 Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,22–33 (eine Zusammenfassung des Antiochoskapitels     ), darin p. 119,25–29 (= Nech. et Pet. frg. +18):                      (cf. Cumont in app. crit. ad loc.). Schmidt 2009, 331–337, bietet zu der Zusammenfassung des Antiochoskapitels eine Übersetzung, einen Vergleich mit mehreren Rhetoriosstellen und einen Kommentar. 2461 Firm. math. 4,19,1: qui [sc. dominus geniturae] si bene fuerit collocatus in his, in quibus gaudet signis vel in quibus exaltatur, vel in domiciliis suis, et conditionis suae

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den Fragmenten von ‘Nechepsos und Petosiris’, aber mehrere Gründe sprechen dafür, dass Firmicus hier auf deren Werk Bezug nimmt: Erstens erwähnt er sogleich im nächsten Satz nach der in Anm. 2461 aus Paragraph 4,19,1 zitierten Regel zur Lebenszeit explizit ‘die Ansichten der Alten’ (4,19,2 veterum sententiis); zweitens kann sich die zitierte ‘unangetastete Zahl der Jahre’ nur auf die vollen Jahre ( ) der Planeten beziehen, die ihrerseits zusammen mit den mittleren und geringsten Jahren (  und  ) der Planeten für ‘Nechepsos und Petosiris’ verbürgt sind,2462 und drittens wissen wir ja aus dem im vorigen Absatz vorgestellten Valenskapitel 3,11, dem frg. +9 angehört (Val. 3,11,7), dass Nechepsos noch eine weitere Methode zur Bestimmung der Lebenszeit lehrte, die auf andere Weise dieselbe Tabelle der Planetenjahre nutzte. Die von der Antiochos-Epitome erwähnte Methode lässt sich also, zumindest bezüglich ihrer Grundidee, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rekonstruieren. Da die Luminare, wie Firmicus in demselben Kapitel zweimal betont (4,19,4 u. 4,19,31), grundsätzlich nicht Hausherren von Nativitäten sein können, schwankt die maximale Lebenserwartung eines Nativen also anscheinend zwischen 57 Jahren (wenn Saturn Hausherr ist) und 82 Jahren (wenn Venus Hausherrin ist) und wird durch ungünstige Stellung des jeweiligen Hausherrn entsprechend reduziert. Ob und wenn ja welche Regeln für diese Reduktion existierten, lassen weder die Antiochos-Epitome noch Firmicus erkennen. Hier kommt als dritter Zeuge Paulos Alexandrinos zu Hilfe, der in Kap. 36 ( ) zwar keine Gewährsleute erwähnt, aber die wichtigsten Details, die die Antiochos-Epitome und Firmicus getrennt bieten, zusammen nennt und sogar darüber hinausgeht, ohne durch die Mehrinformation Widersprüche gegenüber den beiden übrigen

genitura fuerit nec malivolarum nociva radiatione pulsatus nec benivolarum stellarum praesidio destitutus, omnia bona pro naturae suae qualitate decernit et integrum annorum numerum. si vero impeditus a malivolis vel a benivolis desertus fuerit, omnis eius efficacia debilitata languescit. Die Reduktion der Lebenszeit unter ungünstigen Umständen erwähnt Firmicus nur ein einziges Mal in diesem Kapitel, nicht allgemeingültig, sondern im Rahmen einer nach den fünf Planeten geordneten Kasuistik (4,19,5– 30); darin heißt es über Jupiter als Hausherrn der Nativität (4,19,12): Quodsi in his, in quibus humiliatur, signis vel in finibus aliis fuerit vel in deiectis et pigris geniturae locis et ipse et Luna a malivolis malitiosa fuerint radiatione [pulsatione] pulsati, deficiens viribus et omni privatus licentia potestatis nihil magnum in genitura decernit nec integrum annorum numerum; nam si eum de quadrato vel de diametro malivolae stellae radiaverint, pro viribus suis a decreto tempore annorum subtrahunt numerum. 2462 S.o. Anm. 1277 und S. 649, Tab. 11.

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Zeugen zu schaffen: 2463 Denn zum einen macht Paulos die Lebenszeit vom Hausherrn der Nativität abhängig (hierin stimmt er also mit der Antiochos-Epitome überein), zum anderen lässt er nur die fünf echten Planeten als Hausherren der Nativität zu und nimmt die Berechnung der Lebenszeit auf der Grundlage der Planetenjahre vor (in diesen beiden Punkten stimmt er mit Firmicus überein). Die zweite Hälfte seines Kapitels nutzt er, über die Antiochos-Epitome und Firmicus hinausgehend, dazu, detailliert zu beschreiben, wie die Planetenjahre anzuwenden sind.2464 Daraus wird deutlich, dass die von ihm beschriebene Methode so konzipiert war, dass praktisch alle denkbaren Lebenszeiten bis zu 120 2463 Gewisse Abweichungen sind wohl eher auf die extreme Verkürzung durch Firmicus zurückzuführen, der z.B. – ohne dies explizit zu sagen – den Eindruck erweckt, unter günstigsten Bedingungen gewährten die Planeten ihre vollen Jahre, wohingegen Paulos zeigt, dass diese rechnerisch auch weit überschritten werden konnten, eine überzeugende Präzisierung, weil die von Nechepsos ersonnene Methode natürlich Erklärungsmöglichkeiten für solche Individuen geboten haben muss, die z.B. mit Saturn als Hausherrn der Nativität (das trifft statistisch auf 20% aller Menschen zu, da ja nur fünf Planeten als Hausherrn in Frage kommen) de facto länger als 57 Jahre (die vollen Jahre Saturns) lebten. 2464 Im Einzelnen lehrt Paulos dort (cap. 36 pp. 97,1–98,3), dass die Planeten bei günstiger Stellung ihre jeweils vollen Jahre gewähren, dass bei zusätzlich gegebener günstiger Relation eines der Luminare zum Hausherrn der Nativität sogar die Planetenjahre der Sonne (120) oder des Mondes (108) erreicht werden. Auch der Aspekt eines anderen Planeten zum jeweiligen Hausherrn der Nativität kann, wenn der andere Planet Venus oder Jupiter (also ein ‘Wohltäter’) oder Merkur ist oder auch Mars oder Saturn, sofern der jeweilige ‘Übeltäter’    (d.h. wohl bzgl. der Dodekatropos und des Tierkreises vorteilhaft) platziert sei, seine geringsten Jahre zu den vollen Jahren des Hausherrn der Nativität addieren. Am unteren Ende des Spektrums ergeben sich besonders geringe Lebensspannen im Umfang der geringsten Jahre, Monate, Tage und Stunden der Planeten, wenn der Hausherr der Nativität in einem Apoklima unter den Strahlen der Sonne steht. Das gibt dann im Falle Saturns 30 Jahre, 30 Monate, 30 Tage, 30 Stunden und so fort für die übrigen Planeten. Dabei lässt der Text offen, ob die Jahre, Monate, Tage und Stunden zu addieren sind oder möglicherweise alternativ zu verstehen sind, was auch sehr kurze Lebensspannen zu erklären erlauben würde. Für die alternative Auffassung spricht Rhet. epit. 4,16 (CCAG VIII 1, 1929, p. 238,11–16), wo es im Kontext der Bestimmung der Lebenszeit heißt:                  [= Val. 3,3 bei Pingree 1986]                                        (Auf diese Stelle wird erneut unten S. 1367 bei Anm. 3603 anlässlich des Astrologen Phnaes rekurriert). Vgl. auch Val. 3,11,7–11 (3,11,7 = Nech. et Pet. frg. +9). – Zuletzt erwähnt Paulos, dass (anscheinend unabhängig von der Qualität der Position des Hausherrn der Nativität) noch einmal 19 bzw. 25 Jahre hinzukommen, wenn die Sonne bzw. der Mond in einem männlichen bzw. weiblichen (d.h. ihnen kongenialen) Zeichen stehen.

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Jahren und möglicherweise sogar darüber hinaus flexibel erklärt werden konnten. Da Paulos trotz seiner späten Schaffenszeit bekanntlich viel altes Material tradiert und bezüglich der Lebenszeit wichtige Übereinstimmungen mit der Antiochos-Epitome und Firmicus aufweist, ist es per se wahrscheinlich, dass er in Kap. 36 die Lehre derselben Gewährsleute, auf die sich Antiochos berief (d.h. ‘Nechepsos und Petosiris’), referiert. Das wird beinahe zur Gewissheit, wenn man noch folgendes Argument hinzunimmt: Paulos erwähnt ‘Nechepsos und Petosiris’ niemals namentlich, spricht jedoch mehrmals von den ‘Ägyptern’, dreimal speziell von den ‘Weisen der Ägypter’.2465 Besondere Beachtung verdient sein drittes Kapitel, wo Paulos zuerst die vollständige Tabelle der ägyptischen Planetenbezirke bietet und sogleich danach anmerkt, dass auf der Grundlage dieser Bezirke die Weisen der Ägypter den Hausherrn der Nativität bestimmten, von dem wiederum die Lebenszeit abhänge (Paul. Alex. 3 p. 13,1–3):           . Da die im ersten Teil dieses Satzes erwähnten Planetenbezirke ‘Nechepsos und Petosiris’ zuzusprechen sind (s.o. Anm. 1598), der Inhalt des folgenden Relativsatzes von der Antiochos-Epitome explizit für Nechepsos bezeugt wird und Paulos zu Beginn seines 36. Kapitels den Hausherrn der Nativität tatsächlich primär auf der Grundlage der Planetenbezirke zu bestimmen lehrt, sind keine plausiblen Zweifel daran möglich, dass Paulos sich an beiden Stellen (Kap. 3 u. 36) auf ‘Nechepsos und Petosiris’ bezieht und folglich diejenigen Teile seines 36. Kapitels, die über die Antiochos-Epitome und Firmicus hinausgehen, zu Recht als Ergänzungen in der hier angestellten Untersuchung Berücksichtigung gefunden haben. Abschließend verdient noch Erwähnung, dass Rhet. epit. 4,17, ein angeblich aus Valens exzerpiertes Kapitel, das in dessen erhaltenen Anthologien aber kein Gegenstück hat, ganz ähnliche Anweisungen wie Paul. Alex. 36 (s.o.) zur Berechnung der Lebensspanne bietet.2466 2465

Paul. Alex. 3 p. 13,1. 33 p. 88,3. 35 p. 95,16. Dieses von Cumont im CCAG VIII 1 (1929), p. 239,9–21 edierte Kapitel handelt ebenso wie Paul. Alex. 36 vom Hausherrn der Nativität. Die Regel zur Bestimmung der Lebensspanne folgt auf eine sehr knappe Anweisung zur Findung des Hausherrn der Nativität (p. 239,10–11). Sie ist, verglichen mit Paulos Alexandrinos, knapper formuliert und sieht als Höchstlebensspanne die vollen Planetenjahre vor. Sie nennt außerdem als eins von mehreren Kriterien, bezüglich derer der planetare Hausherr der Nativität günstig oder ungünstig konnotiert sein kann, dessen Zu- oder Abnahme in der Länge (s.u. Komm. zu F5 § 68      ). Anstelle der üblichen termini technici  und  finden in Rhet. epit. 4,17 

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3. Val. 8,6,14 (frg. +10) zitiert mit Verweis auf ‘die Alten’ ein anscheinend iambisches Original, das in knapper Formulierung besagt, die Lebenszeit hänge vom aszendierenden Ort (d.h. Tierkreiszeichen) ab. 2467 Valens schließt daraus, dass bereits ‘die Alten’ eine bestimmte Methode zur Berechnung der Lebenszeit benutzten, deren Erläuterung er sein gesamtes achtes Buch widmet. Sie basiert auf zwei großen Tabellen numerischer Werte (Pingree 1986, 308–315), deren astronomischen Aufbau Neugebauer am Beispiel der ersten Tabelle erkannt und beschrieben hat. 2468 Es ist jedoch aus mehreren Gründen zweifelhaft, ja sogar eher unwahrscheinlich, dass die in iambischen Trimetern schreibenden ‘Alten’ wirklich die von Valens beschriebene Methode gelehrt haben. Denn diese Methode setzt einen gradgenau bestimmten Aszendenten voraus, während das iambische Zitat nur von dem ‘Ort, der sich zufällig beim Aufgang befindet’ (  ), spricht, also – mit und  Verwendung. Da die übrigen Belege für und  in dieser Bedeutung von Olympiodor, Julian, ‘Palchos’ und der elften Appendix des Valens stammen, handelt es sich dabei anscheinend um eine sehr späte lexikalische Entwicklung. Der Text von Rhet. epit. 4,17 lautet:                                                    [i.e.  ]                            [hier interpungiert Cumont]                        2467 Der Text lautet:           ‘               ’. Zum iambischen Versmaß des Originals vgl. Heilen 2011, 63. Anders als bei den beiden zuvor untersuchten Fragmenten ist also in diesem Fall zwar sehr wahrscheinlich, aber nicht sicher, dass die ‘die Alten’ mit ‘Nechepsos und Petosiris’ identisch sind. 2468 Siehe Neugebauer – van Hoesen 1959, 174f. Die erste Tabelle basiert auf den Aufgangszeiten des 1. Klimas nach dem babylonischen System A, allerdings mit dem eigentlich für System B typischen Frühjahrspunkt 8° . Sie ist zugleich Critod. frg. 14 Peter (wegen der Attribution an Kritodemos im Titel von Val. 3,[6] p. 135,12–13 Pingree); vgl. den Komm. bei Peter 2001, 145–148. Die zweite Tabelle ist, abgesehen von der Änderung eines Parameters, genauso konstruiert. Die erste Tabelle liegt in etwas modifizierter Form (zur Anpassung an das vierte Klima) zwei spätantiken Horoskopen (Hor. gr. 419.VII.2 u. Hor. gr. 431.I.9) zugrunde.

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der üblichen Ineinssetzung der Orte der Dodekatropos mit ganzen Tierkreiszeichen – von dem aszendierenden Tierkreiszeichen.2469 Außerdem würde die Zuschreibung der ersten Tabelle an Kritodemos (s.o. Anm. 2468), wenn auf sie Verlass ist, der Identifikation mit iambisch schreibenden Autoren widersprechen, da keine Indizien dafür bekannt sind, dass Kritodemos seine  (‘Vision’) in Versen schrieb. Hinzu kommt, dass die versifizierte Vorlage des Valens offenbar keine klaren methodischen Angaben dazu gemacht hat, wie aus dem aszendierenden Tierkreiszeichen die Lebenszeit zu errechnen sei, denn Valens bezeichnet die Formulierung der Vorlage als geheimnisvoll und schreibt sich selbst das Verdienst der Erkenntnis zu, dass jene Methode der ‘Alten’ mit der von ihm im achten Buch dargestellten identisch sei.2470 Wir können zu dem Fragment also nur soviel konstatieren, dass ‘die Alten’ sehr wahrscheinlich mit ‘Nechepsos und Petosiris’ identisch sind und die ihnen zugeschriebene Methode, die Lebenszeit aus dem aszendierenden Tierkreiszeichen zu prognostizieren, vielleicht (!) ähnlich den beiden zuvor erläuterten Methoden des Nechepsos konzipiert war, weil jene beiden ja ebenfalls auf jeweils einem bestimmten Tierkreiszeichen basierten, dem des Glücksloses beziehungsweise dem des Hausherrn der Nativität. Falls dem so sein sollte, bestand die in Val. 8,6,14 (frg. +10) erwähnten Methode vielleicht ebenfalls in irgendeiner Addition von zodiakalen Aufgangszeiten und Planetenjahren. b) die Tetartemorionlehre von ‘Nechepsos und Petosiris’ Die von Plinius und Valens (aber nicht von Firmicus) explizit genannte Grundidee dieser aphetischen Methode ist es, die verschiedenen Lebensspannen der Menschen durch die verschiedenen Aufgangszeiten der Tier-

2469

Man könnte einwenden, dass Valens selbst in seinen folgenden Beispielen (Val. 8,7) jeweils nur zeichengenaue Angaben zum Aszendenten macht und dessen genauen Grad dann jeweils, ehe die Tabellen zur Anwendung kommen, durch eine zuvor erklärte spekulative astrologische Methode aus den Positionen der Luminare errechnet. Damit sind aber genau genommen drei Parameter erforderlich (das aszendierende Tierkreiszeichen und die Positionen der Luminare), was der Nennung eines einzigen Parameters in der Formulierung des iambischen Fragments widerspricht. 2470 Dass die Vokabel  in Val. 8,6 mehrmals in einem sehr speziellen technischen Sinn verwendet wird, der mit der Bedeutung derselben Vokabel am Anfang des iambischen Zitats (  = ‘Lebensgrenze’) nichts zu tun hat, muss Valens bewusst gewesen sein. Die rein lexikalische Berührung beider Texte dürfte also kein Grund für ihn gewesen sein, eine inhaltliche Entsprechung zwischen ihnen zu postulieren.

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kreiszeichen zu erklären und zu prognostizieren.2471 Dazu nehmen sie an, das Leben des Individuums werde im Moment seiner Geburt von einem bestimmten Punkt des Horoskops aus in der Richtung durch die folgenden 90 Tierkreisgrade ‘entsandt’. Deren gesamte Aufgangszeit, die auf der Breite von Alexandria 2472 je nach zodiakaler Position des ‘Entsenders’ () zwischen 68° 20 und 111° 40 Rektaszension (RA) schwankt, 2473 entspreche der Lebensspanne in Jahren. Der griechische terminus technicus für eine solche ‘Entsendung’ ist  (vgl. F2 § 61 ), der mittel- und neulateinische directio oder prorogatio, 2474 der moderne ‘Primärdirektion’2475. Dass das Objekt der ‘Entsendung’ das Leben ist, wird nur selten explizit gesagt. Der früheste sicher datierbare Beleg stammt von Ps.-Maneth. 3[2],415 aus der ersten Hälfte des 2. Jh. n.Chr.: .2476 Das Zeugnis des Firmicus (math. 8,2) ist sonderbar insofern, als er die Aufgangszeit des Tetartemorions und die sich daraus ergebende Lebensspanne nicht erwähnt, sondern sich ganz auf die astrologischen Eigenschaften des durch die ‘Entsendung’ erreichten Tierkreisgrades konzentriert, die Plinius und Valens ihrerseits unbeachtet lassen. Möglicherweise ergänzten diese Untersuchungen einander in der von ‘Nechepsos und Petosiris’ vertretenen Tetartemorionlehre. Dennoch ist das Zeugnis des Firmicus für das Verständnis der Direktion selbst wichtig, weil es als einziges Zeugnis explizit mögliche ‘Entsender’ benennt: den Aszendenten und den Mond. Durch die einleitenden Worte ab horoscopo itaque profectus per cetera signa partem nonagesimam quaere 2477 legt Firmicus 2471

Zur zentralen Rolle des Hypsikles und seines Anaphorikos bei der Übernahme babylonischer Methoden zur Bestimmung der Aufgangszeiten s.o. S. 620 bei Anm. 1169 und unten S. 1361 bei Anm. 3581. 2472 Nur diese beachtete Nechepsos laut Val. 3,13,6 = Nech. et Pet. frg. 5 (zit. in Anm. 886). 2473 Bei Berechnung nach den Werten des 1. Klimas (Ia); s.o. S. 624, Tab. 9. 2474 Keine Belege im ThLL V.1 c. 1228,37–1229,64 s.v. derectio, directio (impr. 1913) u. X.2 c. 2150,23–46 s.v. prorogatio (impr. 2004). 2475 Geprägt von Placido Titi im 17. Jh. (directio primaria) zur Unterscheidung von ‘Sekundärdirektionen’ (directiones secundariae), vgl. Gansten 2012, 5873. Seitdem wurden noch weitere Direktionsmethoden konzipiert. 2476 Vgl. dazu Appendix V (S. 1385). Spätere Belege: Val. 6,6,17 (= Hor. gr. 132.II.7)    . 6,8,13      4,4,3  und mehrere Belege für bei Val. 4,4,4.13. 4,9,7. Heph. 2,29,11f. (2x, = epit. 4,37,11f.). 3,41,2 (= epit. 4,119,2 = Dor. p. 404,23– 24). epit. 4,25,54. epit. 4,37,11 2477 Firm. math. 8,2,2–3 (= Nech. et Pet. frg. 16,8–22).

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nahe, dass ‘Nechepsos und Petosiris’ primär den Aszendenten als   wählten und die folgenden neunzig Zodiakalgrade untersuchten, die im Moment der Geburt unter dem östlichen Horizont verborgen sind und sich anschicken, in die sichtbare Hälfte des Kosmos – d.h. symbolisch: ‘ins Leben’ – hinaufzusteigen. 2478 Das Ende dieses Tierkreisbogens, der vom Aszendenten gerechnet neunzigste Grad, ist die hochbedeutende pars nonagesima 2479 beziehungsweise . 2480 Sie gibt Auskunft über den Tod 2481 und ist ein sinnvoller Endpunkt der ‘Entsendung’, da sie in Quadratur zum  steht. Der negative Aspekt der ‘Quadratur’ ist in der griechischen Bezeichnung des Tierkreisbogens als  impliziert 2482 und wird von Ps.-Manethon, Ptolemaios und Valens explizit genannt.2483 Kein Wunder also, dass ‘Nechepsos und

2478 Bouché-Leclercq 1899, 4141, weist zu Recht darauf hin, dass Firmicus hier nicht klarstellt, in welche Richtung (zum MC oder zum IMC) die 90° zu messen sind, zieht jedoch – m.E. zu Recht – gegen Scaliger (und gegen spätere wie z.B. Bram 1975, 31384) die Richtung gegen den Uhrzeigersinn, d.h. die hin zum IMC, vor (ebenso Holden 2011, 4694). – Neben der Symbolik des ‘Ins-Leben-Tretens’ ist auch zu bedenken, dass die astrologische Deutung des Aszendenten die wichtigste Neuerung der hellenistischen Astrologie gegenüber den babylonischen Nativitätsomina ist. Der Aszendent sollte vielleicht auch deshalb ein Parameter in der Formel zur Berechnung der Lebenszeit und damit im wichtigsten Prognosetyp der Astrologen sein. 2479 Siebenmal belegt: Firm. math. 8,2,1[2x].2.3[fehlt bei Riess].4.5 (= frg. 16,1.5.9.22. 24.31) sowie Firm. math. 8,1,10. – Stegemann 1931/32, 369, meint zu Unrecht, die pars nonagesima sei der 10. Ort (MC). Siehe dagegen Riess 1891–1893, 360 (zu frg. 16): “Ex ipso autem Firmico, id quod etiam ratio postulat, probatur, imum caelum subintellegendum esse.” 2480 Die beiden einzigen Belege für den griechischen Terminus sind Firm. math. 8,2,1 enenecontameride (= frg. 16,2, wo Riess  liest) und Firm. math. 8,1,10 enenecontameris. Spät findet man auch den Terminus ; siehe Theo Alex. comm. min. 13 p. 238,1 Tihon. Theoph. CCAG 2 (1900), p. 195,10.13. Heph. epit. 4,25,16. 2481 Vgl. Firm. math. 8,2,1 über die partes nonagesimae aller Geburten: ex istis enim partibus exitus vitae mors infortunia pericula felicitates et tota substantia geniturae colligitur (= frg. 16,6–8; beinahe wörtlich wiederholt von Firm. math. 8,2,5 = frg. 16,33–35). 2482 Vgl. Plin. nat. 7,160 (frg. 17,2) tetartemorion (s.o. Anm. 2454). Morphologisch vergleichbar ist der geläufigere Begriff des ; zu dessen verschiedenen Bedeutungen s. Hübner 2005b. 2483 Ps.-Maneth. 3[2],427       . Ptol. apotel. 3,11,12  [sc. ]. Val. 3,3,3 (zit. S. 995 bei Anm. 2488).

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Petosiris’ es für unmöglich erklärten, dass irgendein Mensch die durch das Quadrat der Aufgangszeiten definierte Lebenszeit überschreite.2484 Aber offenbar konnte nicht nur der von Firm. 8,2,2 genannte Aszendent als  fungieren, denn Firmicus fordert wenig später in demselben Fragment ergänzend dazu auf, eine analoge Berechnung mit dem Mond als ‘Entsender’ anzustellen, 2485 vermutlich wegen dessen symbolischer Zuständigkeit für alles Körperliche und die biologische Existenz. 2486 Wenngleich dieses Kapitel insgesamt wenig vertrauenswürdig erscheint, da Firmicus zwei Untersuchungen in Kombination miteinander fordert, die in der ursprünglichen Lehre wahrscheinlich als voneinander unabhängige Möglichkeiten konzipiert waren, und die Deutung der pars nonagesima offenbar überfrachtet, 2487 darf man doch die Grundinformation für sicher halten, dass der Aszendent und der Mond als ‘Entsender’ fungieren können. Ergänzend dazu macht die unmittelbare Fortsetzung von Val. 3,3,2 (frg. +8) sehr wahrscheinlich, dass als dritter ‘Entsender’ nach ‘Nechepsos und Petosiris’ die Sonne fungieren kann, denn dort heißt es, nach der Erstellung der Nativität müsse man prüfen, ob die Sonne oder der Mond oder der Aszendent als ‘Entsender’ fungiere, und wenn der Ort der ‘Entsendung’ der Sonne oder dem Mond zuteil werde, müsse man die Summe der Aufgangszeiten vom Grad der ‘Entsendung’ bis zur Quadratur desselben entsprechend dem Klima der Nativität berechnen und diese Summe in Jahre konvertiert als Lebensspanne angeben (Val. 3,3,3):  [...]         

2484

Vgl. Plin. nat. 7,160 (frg. 17,4–5): negavere illi [sc. Petosiris ac Necepsos] quemquam LXXXX partium exortivam mensuram (quod anaphoras vocant) transgredi. Ganz ähnlich schreibt Heph. 2,11,64 über ‘die Alten’:           [ ed. Pingree;  conieci coll. Heph. epit. 4,25,89 ]  . Val. 3,3,2 (frg. +8):            (zur Identifizierung des zuletzt genannten ‘Alten’ mit Petosiris vgl. Pingree 1974b, 54918). 2485 Cf. Firm. math. 8,2,4–5: hoc idem quaeres similiter ex Luna … (= frg. 16,22–35). 2486 Siehe dazu oben S. 775. 2487 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 4141, zu Firm. math. 8,2,1: “Firmicus a l’habitude de faire tout dépendre de chaque détail.”

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           Für die Wahl des  aus der Gruppe der verfügbaren Optionen spielt im konkreten, individuellen Fall, wie Val. 3,7,1–15 (frg. 18) zeigt, der Begriff des    und der davon abhängige des   ) eine Rolle, auf die näher einzugehen hier zu weit führen würde.2489 Für die hiesige Analyse genügt es festzustellen, dass nach den Zeugnissen von Val. 3,7,1–15 (= Nech. et Pet. frg. 18) und Antioch. ap. Porph. isag. 30 p. 206,3–6 (= frg. +20, zit. in Anm. 2694) ‘Nechepsos und Petosiris’ die Begriffe     und    als termini technici benutzten, aber keine klaren Definitionen hinterließen. 2490 Insgesamt wird aus der antiken astrologischen Literatur deutlich, dass die Wahl des    , von dem die ‘Entsendung’ ausgeht, im Prinzip auf die Luminare und den Aszendenten beschränkt ist, die des     auf die fünf echten Planeten (vgl. bes. Firm. math. 4,19,4 u. 4,19,31). Nur dann, wenn die Suche nach dem  keine befriedigenden Ergebnisse liefert, ist nach Val. 3,7,1–2 (= frg. 18,1–6) eine Sonderlehre des Nechepsos anzuwenden, in der weder ein Planet noch ein Kardinalpunkt, sondern ein arithmetisch zu ermittelnder Tierkreisgrad als  fungiert.2491 ‘Nechepsos und Petosiris’ vermieden die Empfehlung einer allzu starren Methode, die auf Schritt und Tritt durch die Realität widerlegt würde, indem sie die Möglichkeit einer frühzeitigen Beendigung der ‘Entsendung’ berücksichtigten: Wenn einer der ‘Übeltäter’ (Mars oder Saturn) oder die Sonne innerhalb des Tetartemorion körperlich oder durch einen Aspekt anwesend sei, schneide dies die Lebensspanne vorzeitig ab. So referiert Plin. nat. 7,160 (frg. 17,5–7): has ipsas [sc. anaphoras] incidi occursu maleficorum siderum aut etiam radiis eorum so2488

Es gibt mehrere weitere Stellen, an denen Valens – allerdings ohne erkennbare Anbindung an ‘Nechepsos und Petosiris’ – die Trias Sonne, Mond und Aszendent als Möglichkeiten für die Wahl des  nennt: Val. 3,4,13     . 3,5,24 (p. 136,15 Pingree)            . 5,6,51  2489 Zu beiden Begriffen s.u., Komm. zu F2 § 54  –. 2490 Um solche Definitionen bemühen sich vor allem Val. 3,1 und Porph. isag. 30 p. 206,7–24. 2491 Valens illustriert diese Sonderlehre mit zwei Beispielen, Hor. gr. 114.V.13 und Hor. gr. 127.XI.23 (s.u. S. 1006f., Tab. 26).

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lisque.2492 Der griechische terminus technicus für den tödlichen Strahlenwurf war ,2493 der für den diesen Strahl werfenden Planetengott . Diese beiden Begriffe sind nicht explizit für ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt, können jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf sie zurückgeführt werden,  als Einzelbegriff durch die von Val. 3,3,2 (frg. +8) geübte Kritik an dem ‘Alten’,2494 beide Begriffe zusammen durch Val. 3,7,14 (frg. 18,45)    in Kombination mit dem folgenden Beispielhoroskop (Val. 3,7,16–20 = Hor. gr. 114.V.13, darin 3,7,18 ). Eine Bestätigung und Vertiefung mehrerer der bisher erwähnten Details liefert Paul. Alex. 35 p. 95,11–16, sofern er mit den ‘Weisen der Ägypter’ konkret ‘Nechepsos und Petosiris’ meint. Das ist so gut wie sicher.2495 Die Textstelle lautet:                                 

Es entgehe dir nicht, dass, wenn eine Direktion 2496 durch die Luminare stattfindet und sie auf eine von Saturn oder Mars oder der Sonne geworfene linke Quadratur trifft, da dann ja Aktinobolie vorliegt, einen gefährlichen Klimakter verursacht, wie die Weisen der Ägypter aus den [sc. kosmischen] Zeichen geurteilt haben.

Hier finden also erneut, wie zuvor bei Val. 3,3,3 (zit. oben S. 995 bei Anm. 2488), Saturn, Mars und die Sonne als potentielle ‘Vernichter’ Erwähnung, außerdem auch der Begriff der , der hier auf linke 2492

Die Sonne findet dabei wohl wegen ihrer verbrennenden Kraft Erwähnung, als Gegensatz zum feuchten, lebensspendenden Mond. Sie kann natürlich nur dann die Direktion beenden, wenn sie nicht selbst ist. Mit incidi vgl. die ähnliche Schneidemetapher in Ps.-Maneth. 3[2],424  (s.u. S. 1386). 2493 Ausführlich dazu im Komm. zu F3 § 66a . 2494 Zit. oben in Anm. 2484. 2495 Zur Begründung siehe oben S. 989. 2496 Der von Paulos häufig verwendete Begriff  (‘Wanderung’) ist hier als terminus technicus im Wesentlichen synonym mit dem von ihm nie verwendeten Begriff , auch wenn rein semantisch die  dem  vorausgeht. Vgl. Bezza 2005, 296, der  bei Paulos Alexandrinos mit “directio” glossiert. Als Synonym von  begegnet der Begriff  auch bei Balbillos in seiner Analyse der Lebensspanne des Nativen von Hor. gr. –42.XII.27 (s.u. S. 1017).

Gesamtbesprechung

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Quadraturen beschränkt wird, was sich im Folgenden noch als wichtig und typisch erweisen wird, und schließlich auch der bisher noch unerwähnte Begriff des Gefahrenmoments ().2497 Die bisher ausgewerteten Zeugnisse ergänzen sich weitgehend, und wenngleich sie kein ganz vollständiges Bild liefern, sind doch die Grundzüge der Tetartemorion-Lehre von ‘Nechepsos und Petosiris’ deutlich geworden. Weitere relevante Lehrtexte Über die bisher ausgewerteten Zeugnisse hinaus gibt es weitere Texte zur Bestimmung der Lebenszeit mittels Primärdirektion, die sich nicht explizit auf ‘Nechepsos und Petosiris’ berufen, aber offenbar auf deren Lehre aufbauen, wobei sie sie teils durch Berücksichtigung zuvor unbeachteter Details modifizieren,2498 teils die eigenen Ausführungen mit Beispielhoroskopen illustrieren. Diese Texte stammen (in chronologischer Ordnung, soweit möglich) von Kritodemos, 2499 Thrasyllos, 2500 Balbillos, 2501 Ps.Manethon,2502 Ptolemaios,2503 Valens,2504 Pancharios2505 und Paulos Ale-

2497

Einen explizit dem König Nechepsos zugeschriebenen, aber nicht im Kontext der Lebenszeit tradierten Beleg für diesen Begriff bietet Val. 3,8,1 = Nech. et Pet. frg. 23,1. Den der griechischen Terminologie entsprechen die von Firm. math. 8,2,1 (zit. in Anm. 2481) genannten pericula, auch wenn Firmicus sie a.a.O. auf das Ende des vollen 90°-Bogens bezieht. Zur Synonymität von  und periculum vgl. Gell. 3,10,9 (zit. in Anm. 2589). 2498 Das tut vor allem Ptolemaios, dessen Modifikationen im Wesentlichen astronomisch motiviert sind: So lehrt er z.B. (apotel. 3,11,12), die Direktion komme nicht immer bei der Quadratur (= Tetartemorion) zum Ende, sondern im Falle langsam aufgehender Zodiakalbögen, die viele Aszensionalgrade liefern, unter Umständen schon beim Sextil oder im Falle schnell aufgehender Bögen, die wenige Aszensionalgrade liefern, erst beim Trigon; ebd. 3,11,13 berücksichtigt er auch ekliptikale Breiten; ebd. 3,11,15 distanziert er sich von der traditionellen Berechnung der Lebensjahre nach Aufgangszeiten ( ) gemäß den Lehren ‘der vielen’ (  , darunter natürlich primo loco ‘Nechepsos und Petosiris’), sondern fordert für alle Nativitäten, bei denen der  nicht im ASC steht, eine Umrechnung in äquinoktiale Zeiteinheiten bzw. Rektaszensionalgrade entlang des Himmelsäquators ( , 3,11,16 u.ö.), die dann in Lebensjahre zu konvertieren seien. 2499 Val. 3,5,18–20 = 6,8,7–8 = Val. app. 14 = Critod. frg. 13 Peter (s. den Komm. bei Peter 2001, 144f.). 2500 Thras. ap. Porph. isag. 24 p. 203,4–15. 2501 Balb. ap. Rhet. 6,8 u. 6,60 (ältere Editionen: CCAG VIII 3, 1912, pp. 103,10– 104,27, u. CCAG VIII 4, 1921, 233–238). 2502 Ps.-Maneth. 3[2],399–428 (dt. Übers.: s.u. S. 1386).

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xandrinos. 2506 Sie erlauben nützliche Beobachtungen, die aber für den Interpreten ein methodisches Problem aufwerfen, da ihm keine sicheren Kriterien zur Verfügung stehen, um zwischen zwei Arten von Details zu unterscheiden, einerseits solchen, die zur ursprünglichen Lehre von ‘Nechepsos und Petosiris’ gehören, aber zufällig in den zuvor analysierten Fragmenten keine Erwähnung finden, und andererseits solchen, die spätere Autoren als eigene Innovationen beigesteuert haben, sei es, weil sie die ursprüngliche Lehre im Prinzip für unvollkommen hielten, sei es, weil sie konkrete Einzelschicksale, die die ursprüngliche Lehre nicht plausibel erklären konnte, erklärbar machen wollten (gerade die Innovation könnte dann der Grund dafür sein, dass der jeweilige Text überliefert wurde). Im Bewusstsein dieses methodischen Problems werden im Folgenden dann, wenn es möglich erscheint, mit aller gebotenen Vorsicht Vermutungen geäußert, wie die einzelnen Beobachtungen zu bewerten sind: 1. Der frühe Kritodemos spricht nur über den Mond und den Aszendenten als , und auf ähnliche Weise erwähnt Porphyrios (anscheinend mit Bezug auf Thrasyllos) den Aszendenten und den Hausherrn des Tierkreiszeichens des Mondes als mögliche ‘Entsender’. 2507 Beides erinnert an Firm. math. 8,2 (frg. 16) und darf vielleicht als Indiz für eine stärkere Beachtung des Aszendenten und entweder des Mondes selbst oder seines Hausherrn bei der Wahl des  in einem frühen Stadium der Lehrentwicklung gewertet werden. Allerdings schließen alle drei Texte die Möglichkeit, dass die Sonne als  fungiert, nicht explizit aus. Vielleicht handelt es sich bei der Beschränkung auf Aszendent und Mond (bzw. Hausherrn des Mondes) um eine Einzellehre, die entweder 2503

Ptol. apotel. 3,11 (cf. Heph. 2,11); s. dazu Bouché-Leclercq 1899, 411–422 (nicht fehlerfrei). Holden 1996, 47 (“this one chapter has occasioned more astrological controversy than any other ever written”). Gansten 2009, 15f. (s. auch Index ebd. 192). Gansten 2012, 589. 2504 Val. 3,1 u. 3,5,5–20 (zu 3,5,18–20 s.o. Anm. 2499); s. ferner Val. 3,7,16–26, wo Beispielhoroskope zu Val. 3,7,1–15 (= Nech. et Pet. frg. 18) geboten werden. 2505 Panch. ap. Heph. 2,11,8–15.26–30.64.70–73.83–88 (vgl. Pingree 1978a, II 329; ders. datiert Pancharios ebd. II 437 auf das 3./4. Jh. n.Chr.). – Irrelevant, da nicht der Berechnung der Lebenszeit dienend, sind die aphetischen Verfahren bei Dor. pp. 369,9– 370,7 (= Heph. 2,26,25–31). Ptol. apotel. 4,10,13–26 (= Heph. 2,26,12–22). Val. 4,2. 4,4. 5,7. Rhet. epit. 4,21 (CCAG VIII 1, 1929, pp. 241,11–242,29; darin p. 242,15–17 = Antig. test. T5). Anon. CCAG IX 1 (1951), pp. 175,1–176,19 (ital. Übers.: Bezza 1995, 1020–1022). 2506 Paul. Alex. 34 pp. 90,2–7. 91,21–23. 93,8–11. 2507 S.o. Anm. 2499 (zu Kritodemos) sowie Thras. ap. Porph. isag. 24 p. 203,9–11. Zu einer widersprechenden, besser belegten Lehre des Thrasyllos bezüglich der  s.u. Anm. 2547 a.E.

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Nechepsos dem Petosiris oder umgekehrt Petosiris dem Nechepsos mitteilte.2508 Die erste dieser beiden Möglichkeiten ist wahrscheinlicher als die zweite, weil Val. 3,3,3 (zit. oben S. 995 bei Anm. 2488) im unmittelbaren Kontext eines Petosiris-Zitats (Val. 3,3,2 = frg. +8) die Trias Sonne, Mond und Aszendent als Optionen für die Wahl des ‘Entsenders’ nennt. Diese Trias scheint als Standard in der sich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ berufenden Tradition gegolten zu haben. 2509 2. Was die Hierarchie innerhalb dieser Trias betrifft, wird der Aszendent mehrmals ausdrücklich den Luminaren als potentieller ‘Entsender’ nachgeordnet, z.T. sogar explizit als letzte Möglichkeit nach weiteren zwischen den Luminaren und ihm erwähnten Optionen (wie z.B. dem Glückslos) genannt.2510 3. Mehrmals wird die Bedeutung der Tag/Nacht-Partei () für die Wahl des ‘Entsenders’ betont. 2511 Dabei handelt es sich so gut wie sicher um ein ursprüngliches Element der Lehre. 4. Nach Ptol. apotel. 3,11,4 kann die ‘Entsendung’ grundsätzlich nicht von Positionen unterhalb des Horizonts ausgehen (mit Ausnahme des gesamten erstens Ortes der Dodekatropos), und dasselbe legen Ps.-Maneth. 3[2],411f. sowie auch alle erhaltenen Horoskope mit Primärdirektionen zur Bestimmung der Lebenszeit nahe (s.u. S. 1006f., Tab. 26). Eine abweichende Position lässt sich meines Wissens nur für Valens eindeutig nachweisen: Der eröffnet sein Kapitel zur Bestimmung des   (3,1), von dem ja stets die ‘Entsendung’ ausgeht, mit der Klarstellung, ‘gewisse Autoritäten’ (, = ‘Nechepsos und Petosiris’?) wählten grundsätzlich bei Tag die Sonne und bei Nacht den Mond als  2508

Für solche Fälle vgl. z.B. Val. 3,7,1 (= frg. 18: Nechepsos belehrt Petosiris). Val. 8,5,19–20 (= frg. +1: bestimmte Lehren lassen sich individuell Nechepsos oder Petosiris zuordnen). Val. 9,11,2 (= frg. +2: Petosiris belehrt Nechepsos). 2509 Zur Bestätigung vgl. z.B. Val. 3,1 (bes. 3,1,2 u. 3,1,22) sowie auch Paul. Alex. 34 p. 90,2–7:                         . 2510 Vgl. Ps.-Maneth. 3[2],410–415 u. Ptol. apotel. 3,11,5. Siehe ferner im Kontext der Einteilung der Lebensabschnitte (also nicht Tetartemorionlehre zur Bestimmung der Lebenslänge) Dor. pp. 369,24–370,3 = Heph. 2,26,29. 2511 Vgl. Ps.-Maneth. 3[2],406–409. Ptol. apotel. 3,11,7–8. Val. 3,1,3 (Lehre der ) sowie im Kontext der Einteilung der Lebensabschnitte (also nicht Tetartemorionlehre zur Bestimmung der Lebenslänge) Dor. pp. 369,9–12. 370,4–5 (= Heph. 2,26,25.30) u. Dor. arab. 3,2,2. Vgl. ferner die Sacherklärung oben zu § 26 und Gansten 2012, 591: “The rules for identifying the starter vary slightly from one classical author to another, but all agree on the importance of sect or ”.

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, er selbst aber wähle auch bei Tag den Mond und bei Nacht die Sonne, wenn das jeweilige Luminar besonders günstig positioniert sei.2512 Das würde also unter Umständen bei Nacht zu einer ‘Entsendung’ von der unter dem Horizont stehenden Sonne führen, was für traditionelle Astrologen vermutlich eine höchst provokative Vorstellung gewesen wäre. Einen konkreten Fall dieser Art bietet Valens in seinem Werk zwar nicht, wohl aber ein Horoskop (Val. 6,6,11–31 = Hor. gr. 132.II.7), in dem beide Luminare unter dem Horizont stehen ( im 3. Ort,  im 4. Ort) und er den Mond im IMC aufgrund seiner in mehrfacher Hinsicht günstigen Stellung zum  erklärt (so Val. 6,6,17 u. 6,6,31).2513 Diese Direktion dient allerdings nicht im Sinne der Tetartemorionlehre der Bestimmung der Lebenszeit, sondern sie basiert auf einer von Val. 6,6 erläuterten Speziallehre zur Analyse einzelner Lebensabschnitte und dient im konkreten Fall (Hor. gr. 132.II.7) der Untersuchung und Erklärung biographischer Daten des 52. Lebensjahres des Nativen. Insgesamt ist zu vermuten, dass die ‘Entsendung’ bei der Tetartemorionlehre nach ‘Nechepsos und Petosiris’ zumindest im Falle der Sonne nur von Positionen oberhalb des Horizonts (inklusive des 1. Ortes) ausgehen durfte. 5. Es gibt Indizien dafür, dass es schon früh bei ‘Entsendungen’ aus dem zwischen Himmelsmitte (MC) und Untergangspunkt (OCC) liegenden Quadranten (bes. aus dem 9. Ort) eine als ‘Horimaia-Lehre’ bezeichnete Alternative gab, die Direktion nicht in Richtung des fernen östlichen, sondern des nahen westlichen Horizonts vorzunehmen, der dann als Endpunkt der Direktion fungierte. Offenbar wurde aber dieser Alternative

2512

Val. 3,1,3:                       2513 Da der Text (6,6,12) den Aszendenten nur zeichengenau angibt () und das MC gar nicht, ist unklar, ob der Mond gradgenau im IMC steht. Zur Begründung seiner Wahl als  sagt Valens (6,6,17), es handele sich um eine Nachtgeburt, bei der der Mond unter dem Horizont stehe, außerdem sei sein Tierkreiszeichen (Mondposition laut Val. 6,6,12: 18° ) weiblich (wie der Mond) und gehöre zum Trigon eines Mitglieds der eigenen Partei (Nachtherr des Trigons , ,  ist Mars, der zusammen mit Venus, der Tagherrin desselben Trigons, und dem Mond die  der Nacht bildet); folglich befinde sich der Mond in einer günstigen Stellung: –       –    . Diese Begründung steht im Einklang mit der zu Beginn desselben Kapitels (6,6,2) allgemeingültig dargelegten Methode zur Findung des .

Gesamtbesprechung

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eine relativ geringe Bedeutung beigemessen, wie ihre seltenen Erwähnungen nahelegen.2514 6. Paulos Alexandrinos, der ja bekanntlich trotz seiner späten Lebenszeit viel altes Material bewahrt, fordert bei Direktionen, die von den Luminaren oder dem Aszendenten ausgehen, ohne Berufung auf eine Autorität die Beachtung der Aufgangszeiten des für die Geburt relevanten Klimas,2515 und in einem Einzelfall (Hor. gr. 75.VII.19 bei Val. 3,5,6–10) können wir die Berechnung der Lebenszeit im Rahmen der Tetartemorionlehre auf der Grundlage eines anderen Klimas als desjenigen von Alexandria eindeutig fassen.2516 Haben also schon ‘Nechepsos und Petosiris’ nach Klimata differenziert? Die Angabe des Plinius zur maximalen Lebensspanne von 124 Jahren in Italien (Plin. nat. 7,160 = Nech. et Pet. frg. 17, zit. in Anm. 1178) lässt trotz seiner Berufung auf Petosiris ac Necepsos offen, ob schon diese Autoritäten verschiedene Klimata beachteten oder der genannte Wert von 124 Jahren eine Folgerung aus den Lehren jener Autoritäten unter Berücksichtigung inzwischen hinzugekommener Klimatabellen ist. Die zuletzt genannte Möglichkeit erscheint vordergründig wahrscheinlicher, da ja Val. 3,13,6 = Nech. et Pet. frg. 5 (zit. in Anm. 886) berichtet, dass Nechepsos ausschließlich die Aufgangszeiten des ersten Klimas lehrte. Beachtung verdient dabei aber, dass Valens an dieser Stelle von Nechepsos allein spricht, während er einige Kapitel früher in Val. 3,3,3 (zit. oben S. 995 bei Anm. 2488) im unmittelbaren Kontext eines allein dem Petosiris zugewiesenen Ausspruchs (Val. 3,3,2 = frg. +8) die Beachtung der Klimata bei Direktionen zur Ermittlung der Lebenszeit forderte. In einer der Epitomai des Rhetorios heißt es ferner, dass schon ‘die Ägypter’ bei Direktionen zur Beachtung

2514

Siehe Ptol. apotel. 3,11,9–10, bes. 3,11,9 ; siehe auch Val. 3,7,13 (= Nech. et Pet. frg. 18) u. 9,8,17 sowie das späte Beispielhoroskop Hor. gr. 482.III.21 bei Rhet. epit. 4,19 (= CCAG VIII 1, 1929, p. 240,17–28; der Native verstarb als Säugling). An den beiden Valensstellen und an der Rhetoriosstelle wird die Technik nur erwähnt, aber nicht erklärt. Val. 9,8,17 legt durch den Hinweis auf Verrätselung () eine frühe Datierung der Lehre nahe. Der Sinn der Bezeichnung ist wohl ‘Stundenlehre’ (cf. Bouché-Leclercq 1899, 4131, u. LSJ s.v.).  2515 Paul. Alex. 34 p. 91,21–23:                Vgl. auch – allerdings im Kontext der Einteilung der Lebensabschnitte, nicht der Tetartemorionlehre zur Bestimmung der Lebenslänge – Dor. p. 370,9–11 = Heph. 2,26,33. 2516 Siehe unten S. 1006f., Tab. 26, und auch S. 1005 nach Anm. 2530.

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der verschiedenen Klimata angehalten haben. 2517 Insgesamt erscheint daher die Vermutung plausibel, dass schon Petosiris (nicht jedoch Nechepsos) die Beachtung der Klimata forderte.2518 7. Die für ‘Nechepsos und Petosiris’ nicht explizit bezeugten, aber oben (S. 996 bei Anm. 2494) bereits als sehr wahrscheinlich erwiesenen Begriffe  und  sind offenbar schon früh fest etabliert, wie vor allem Balbillos im Kontext von Aphesie und Tetartemorionlehre zeigt.2519 8. Mehrere Autoren bestätigen die Aussage des Plinius (nat. 7,160 = frg. 17), wonach die traditionellen drei sind: Saturn, Mars und (bei Nachtgeburten) die Sonne.2520 Die bei Balbillos und Valens zu findende Ergänzung des Mondes zu der zuvor genannten Trias ist anscheinend eine spätere Erweiterung der ursprünglichen Lehre.2521 9. Bezüglich der Definition von  ist es anscheinend im 2. oder 3. Jh. n.Chr. bei einigen Autoren zu erheblicher Verwirrung bezüglich der Richtung dieses Strahlenwurfs gekommen. Die Untersuchung im Kommentar zu F3 § 66a     wird zeigen, dass und warum  in der ursprünglichen Konzeption der Lehre von rechts nach links (also von niedrigeren auf höhere ekliptikale Längen bzw. ‘gegen den Uhrzeigersinn’) stattfindet, was im Übrigen durch die erhaltenen Horoskope bestätigt wird.2522 2517

Rhet. epit. 4,21 (in einem Kapitel  ):                (CCAG VIII 1, 1929, p. 241,17–20). 2518 Die Pliniusstelle wäre dann also so zu verstehen, dass Petosiris ac Necepsos beide zusammen Autoritäten für die Tetartemorionlehre sind, die Höchstlebensspanne in Italien (124 Jahre) sich aber nur aus der Klimabeachtung des Petosiris ergibt. 2519 Der Begriff des  kommt in den erhaltenen Exzerpten der Astrologumena des Balbillos (s.o. Anm. 2501) sehr häufig vor, der der  einmal (Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,60,11 = CCAG VIII 3, 1912, p. 104,11–12:           ). Zum Begriff des   vgl. ferner den Titel einer verlorenen Schrift des vor Valens zu datierenden Apollinarios (s.o. Anm. 1162), den Paul. Alex. 1 pp. 1,13–2,2 als       zitiert, sowie Belege für  und  im Kontext von und  bei Thras. ap. Porph. isag. 24 p. 203,4–15. 2520 Ps.-Maneth. 3[2],421–426. Ptol. apotel. 3,11,12. Rhet. epit. 4,17 (CCAG VIII 1, 1929, p. 239,20). 2521 Siehe Val. 3,3,42           (bzgl. des Mondes vgl. Val. 3,1,28) sowie Balb. ap. Rhet. 6,8,7 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 236,8, zit. in Anm. 2547). 2522 Dazu s.u. S. 1006f., Tab. 26, und deren Auswertung unten S. 1008f. bei Anm. 2529.

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10. Der Begriff  begegnet im Kontext der aphetischen Berechnung der Lebenszeit bei Balbillos und Ptolemaios.2523 Er erscheint als sinnvoller Teil der Ursprungslehre, sofern man dieser nicht gegen jede Wahrscheinlichkeit einen starren Automatismus der Vernichtung ( ) unterstellen will.2524 11. Nach Balbillos, Ptolemaios und Pancharios können die ‘Wohltäter’, wenn sie einem potentiellen Vernichter (bzw. dessen Aspekt) innerhalb einer bestimmten Distanz in der Tagesrotation folgen, die Gefahr bannen.2525 Diese Distanz beträgt nach übereinstimmender Aussage der Quellen 8° für Venus und 12° für Jupiter. Es ist gut möglich, dass diese Teillehre auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgeht, zum einen, weil die Grundidee, Gefahrenmomente durch die Präsenz von ‘Wohltätern’ zu bannen, automatisch die Frage nach der maximal zulässigen Distanz zwischen den beteiligten Planeten aufwirft, zum anderen, weil die tradierten Distanzen den  der Venus und des Jupiter entsprechen (s.o. S. 649, Tab. 11), die zumindest als Konzept – allerdings ohne konkrete numerische Angaben – bereits für ‘Nechepsos und Petosiris’ bezeugt sind (s.o. Anm. 1277). Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass Ptolemaios aufgrund mehrererer astronomisch motivierter Innovationen am stärksten von der ursprünglichen Lehre von ‘Nechepsos und Petosiris’ abweicht, während die knappe Versifizierung der Methode zur Bestimmung der Lebenszeit durch Ps.-Maneth. 3[2],399–428, auch wenn der Dichter sich ebenso wie Ptolemaios nicht ausdrücklich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ beruft, deren Lehre ziemlich getreu wiedergibt. Da die einzige moderne Übersetzung des Lehrgedichts des Ps.-Manethon (Lopilato 1998) nur schwer zugänglich ist und selbst darin der hier relevante Textausschnitt in einigen zum Teil wichtigen Punkten missverstanden wurde, 2526 wird die ganze Textpassage hier in Appendix V (S. 1385) neu ediert und übersetzt.2527 2523

Balb. ap. Rhet. 6,8,3 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 235,7–9, zit. in Anm. 2550 a.E.). Ptol. apotel. 3,11,33 (cf. 3,11,32 scil.    ). 2524 Einem solchen Automatismus widerspricht explizit Ptol. apotel. 3,11,13. 2525 Rhet. 6,8,3 = CCAG VIII 4, 1921, p. 235,7–9:            . Vgl. Ptol. apotel. 3,11,13 u. Panch. ap. Heph. 2,11,71 (zur Identifizierung des von Hephaistion zitierten Gewährsmanns s. Pingree 1978a, II 329). 2526 So bes. vv. 416–420: “And when, seeking, you find the beginning of life, consider the rising times of the signs [sic, obwohl er  druckt], with how many it rises from the farthest region, and distribute (years) in accordance with its degrees; for you

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Die drei Horoskope des Antigonos Auf der Grundlage der bisherigen Analyse ist evident, dass Antigonos sich in allen drei Horoskopen (in F1 § 52 und F2 § 61 explizit, in F3 § 66c implizit) der von ‘Nechepsos und Petosiris’ inaugurierten aphetischen Methode in ihren traditionellen Grundzügen bedient: In F1 (Hadrian), das ja ein Nachthoroskop ist, erklärt er den aszendierenden Mond zum . Diese Wahl steht mit allen oben analysierten Texten im Einklang, insbesondere mit Ps.-Maneth. 3[2],409. Ptol. apotel. 3,11,7. Val. 3,1,3 (Lehre der ). Paul. Alex. 35 p. 95,11–16. Firm. math. 8,2,2–5 (= Nech. et Pet. frg. 16,8–35). In F1 prognostiziert er ferner eine Lebensspanne in Jahren entsprechend der Summe der Aufgangszeiten bis zur ‘Viereckseite’ (    ~ tetartemorion), die auf 1°  liege, und weist darauf hin, dass die ‘Übeltäter’ oder die Sonne innerhalb des 90°-Bogens der ‘Entsendung’ Gefahrenmomente bewirken. Das steht vor allem in Einklang mit den doxographischen Notaten bei Plin. nat. 7,160 (= frg. 17) und Paul. Alex. 35 p. 95,11–16. Es steht ferner bezüglich des Endpunkts der Direktion im Einklang mit Ps.-Maneth. 3[2],427. Ptol. apotel. 3,11,12. Val. 3,3,2 (frg. +8). Firm. math. 8,2,2 (= Nech. et Pet. frg. 16,8–9). Heph. 2,11,64, bezüglich der ‘Vernichter’ mit Ps.-Maneth. 3[2],421–426. Ptol. apotel. 3,11,12, bezüglich der Gefahrenmomente mit Balb. ap. Rhet. 6,8,3 (zit. in Anm. 2550 a.E.). Ptol. apotel. 3,11,33. In F2 § 61, wo das Tetartemorion als    Erwähnung findet, ist die Sonne im MC . Diese Wahl steht mit Ps.Maneth. 3[2],406–8. Ptol. apotel. 3,11,7. Val. 3,3,3. Paul. Alex. 35 p. 95,11–16 im Einklang. Keiner der oben analysierten Texte steht in explizitem Widerspruch zu ihr. In F2 § 61 nennt Antigonos außerdem den Umstand, dass die vorausgehende Konjunktion der Luminare in demselben Zeichen stattgefunden habe, als einen Grund für die Wahl der Sonne als . Dasselbe Kri-

should consider the greatest number of degrees (to be the number of years) of wretched life with which Fate has shackled mortals.” (Lopilato 1998, 237). 2527 Damit soll ausdrücklich nicht suggeriert werden, dass Antigonos das Lehrgedicht des Ps.-Manethon kannte oder sich gar konkret darauf stützte. Die Präsentation von Ps.Maneth. 3[2],399–428 in Appendix V dient ausschließlich dem Zweck, nach der bisherigen Analyse verstreuter und nicht leicht zu überblickender Zeugnisse das, was ‘Nechepsos und Petosiris’ anscheinend gelehrt haben, an einer knapp formulierten und inhaltlich klaren Version der Tetartemorionlehre zu illustrieren.

Gesamtbesprechung

1005

terion erwähnt Ptol. apotel. 3,11,7 im Kontext der Wahl des  bei Taggeburten. In F3 erwähnt Antigonos zwar nicht ausdrücklich eine Primärdirektion, nimmt sie aber anscheinend vor, und zwar von der aszendierenden Sonne bis zur Quadratur des Mars, die er (§ 66a) explizit als   bezeichnet. Über Einzelheiten informiert der Kommentar zur Stelle. Als Abschluss dieser Zusammenschau sei noch einmal ausdrücklich betont, dass das Verfahren des Ptolemaios (apotel. 3,11) trotz seiner oben genannten Übereinstimmungen mit der Methode des Antigonos die meisten Diskrepanzen aller untersuchten Texte von der traditionellen Tetartemorionlehre aufweist. Synopse aller relevanten praktischen Anwendungen (Horoskope) Es bietet sich an, zum Abschluss der bisherigen Analyse die Kerndaten aller neun erhaltenen griechischen Horoskope, die das aphetische Verfahren der Tetartemorionlehre zur Bestimmung der Lebenszeit verwenden, tabellarisch zu präsentieren. Dabei ist zu beachten, dass in einem Fall nicht explizit gesagt wird, dass es sich um eine Direktion gemäß der Tetartemorionlehre zur Berechnung der Lebenszeit handelt (Sonderfall Typ A), und dass nur zwei der neun Horoskope (Hor. gr. 114.V.13 u. Hor. gr. 127.XI.23) von ihrem Autor ausdrücklich mit Bezug auf ‘Nechepsos und Petosiris’ angeführt werden, gerade diese beiden aber nicht die standardmäßige Wahl des ‘Entsenders’ aus der Trias Sonne – Mond – Aszendent illustrieren, sondern die von Val. 3,7,1–15 (frg. 18) referierte Sonderlehre des Nechepsos zur Bestimmung des aphetischen Tierkreisgrades in Fällen, wenn die Findung eines regulären ‘Entsenders’ Probleme bereite (s.o. S. 995 bei Anm. 2489, im Folgenden: Sonderfall Typ B). Die insgesamt neun relevanten Horoskope erwähnen die in der nun folgenden Tabelle verzeichneten Details.2528

2528

Zur Illustration s. die Diagramme bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 77f. u. 219– 226 sowie die Diagramme Nr. 22 u. 23 unten S. 1015 (Hor. gr. –42.XII.27) u. S. 1019 (Hor. gr. 76.I.24). Potentiell tödliche Gefahrenmomente, die in den Horoskopen als glimpflich ausgehend Erwähnung finden, werden zur Unterscheidung von tatsächlich tödlichen Situationen in eckigen Klammern [] registriert. Daten, die nur aus dem Kontext erschlossen werden können, stehen in runden Klammern (). Das Zeichen ‘–’ bedeutet: ‘keine Angabe im Text’.

Antig. Nic. F1 § 52

1006

Hor. gr. Hor. gr. Hor. gr. –71.I.21 –42.XII.27 40.IV.5 Quelle Balb. ap. Rhet. Balb. ap. Rhet. Antig. F2 6,8,12–14 6,8,8–11 Sonderfall – – – Luminare über  im 8. Ort  im 1. Ort,  im 10. Ort, dem Horizont  im 12. Ort  im 12. Ort Luminare unter  im 6. Ort  – dem Horizont  

a



 im 5. Ort



 

 im 8. Ort



 im 9. Ort

[ im 1. Ort];  im 12. Ort durch Quadr. nach links





(ja)





Lebensbogen

Hor. gr. 75.VII.19 Val. 3,5,6–10 –  im 1. Ort

 im ASC

ASC



[ im 9. Ort d durch Opp.];  im 10. Ort e durch Opp.

f



ja

g





19°  – ?

17°  – 17°  (90°) bzw. 27° 8  (Opp. )

c

(ja) 4°  – 14°  9°  – 19° 

Klima





Lebenszeit





b

 im 10. Ort

(Alexandria?) –

h

i

(Babylon) starb im Alter j von 69 Jahren

Tab. 26: Daten zur Tetartemorionlehre a Die Wahl Saturns als ‘Entsender’ ist singulär. b Zur Begründung, warum nicht der Mond entsendet, s. Val. 3,5,7. c Vernichtung durch Mars wird durch Venus verhindert; vgl. die auf S. 1016 und in Anm. 2550 zitierten Aussagen des Balbillos. d Val. 3,5,9 erklärt,  (im ) würde aus Opposition heraus im  vernichten, wenn nicht  (im ) dies durch ein Trigon verhinderte:      . e Der Text nennt sowohl das Ende der Direktion als auch die Opposition Saturns als Grund für die Beendigung der Lebensspanne; genau genommen trifft die Opposition des Saturn aber einen Punkt 10° jenseits der Tetartemoriongrenze, dürfte also eigentlich keine Berücksichtigung finden. f Zur Erläuterung s.u. S. 1016. g Der  wird nicht im Horoskop selbst erwähnt, ergibt sich aber eindeutig aus dem allgemeingültigen Kontext, der unten in Anm. 2550 zitiert wird.

Gesamtbesprechung

Hor. gr. 76.I.24 Antig. F1

Hor. gr. 110.III.15 Val. 3,5,11–15

Hor. gr. 113.IV.5–6 Antig. F3

– beide im 1. Ort

–  im 9. Ort

Typ A  im 1. Ort



 im 6. Ort

 im ASC



ASC



 im 8. Ort durch Opp.



(ja) – 10°  – 21° 8 

k

(?) 1°  – ?

l

(Rom?) ca. 63 Jahre

– starb im 51. Jahr

1007

Hor. gr. Hor. gr. 114.V.13 127.XI.23 Val. 3,7,16–20 Val. 3,7,21–26 Typ B –

Typ B –

 im 5. Ort,  im 2. Ort ( im ASC 2°  im 10. Ort oder im 1. Ort)

beide im 3. Ort

( im 11. Ort  im 7. Ort durch Quadr. durch Quadr. nach links) nach links,  im 4. Ort durch Opp. ja ja

 im 2. Ort

 im 2. Ort

– () – 

– 2°  – 22° 53  () bzw. 24°  () m – (Alexandria?) ca. 25 Jahre lebte 28 Jahre u. 9 Monate

25°  im 1. Ort 

– – 25°  – 4° 20  – starb im 12. Jahr

in griechisch-römischen Horoskopen h Das MC wurde wahrscheinlich für dieses Klima berechnet; s.o. S. 625–627. i In einer Parallelversion desselben Horoskops erwähnt Valens (3,11,15) das 2. Klima (Babylon). Neugebauer – van Hoesen 1959, 8953, weisen darauf hin, dass die Relation ASC – MC der hiesigen Version (nach Val. 3,5,6 ASC = 17° , MC = 25° ) auf ein noch nördlicheres Klima führen würde. j Val. 3,11,14–16 zeigt, dass eine alternative Rechenmethode des Königs Nechepsos (s.o. Anm. 2457) im Falle derselben Nativität auf dieselbe Lebensspanne führt. k Die  wird nicht im Horoskop selbst, aber im unmittelbar daran anschließenden Folgerungssatz erwähnt (Val. 3,5,16    ). l Siehe die Untersuchung der Relation von ASC und MC oben S. 615–631. m Das lässt die Begründung der Lebenszeit in F3 § 66c vermuten.

1008

Antig. Nic. F1 § 52

Die auf S. 1005 genannte Neunzahl der relevanten Horoskope bedarf der folgenden Erläuterungen: Keine Aufnahme in Tab. 26 fanden zwei fiktive, auf wenige astronomische Parameter beschränkte und daher nicht datierbare Konstellationen, die Paul. Alex. 34 p. 93,8–11 (s.u. S. 1014) und Val. 3,3,15–21 (s.u. Anm. 2877) zur Illustration von Direktionen im Sinne der Tetartemorionlehre verwenden, sowie das späte Beispielhoroskop in Rhet. epit. 4,19 (Hor. gr. 482.III.21), das m.W. als einziges erhaltenes antikes Horoskop auf die Horimaia-Lehre Bezug nimmt, ohne deren Anwendung jedoch zu erläutern (s. Anm. 2514 u. Anm. 2721). Ausgeschlossen wurden ferner Horoskope, die zwar Direktionen enthalten, aber nicht der Bestimmung der Lebenszeit dienen, sondern der Untersuchung einzelner Lebensabschnitte, die also nicht dem übergeordneten Thema  , sondern dem Thema   zuzuordnen sind. Dieser Ausschluss war notwendig, weil die betroffenen Horoskope nicht auf der Tetartemorionlehre basieren, sondern auf anders konzipierten aphetischen Verfahren. Es handelt sich um Val. 6,6,11–31 (Hor. gr. 132.II.7, s. dazu Anm. 2513) und um Dor. arab. 3,2,19–44 (Hor. gr. 44.X.2; s. dazu S. 221). Die soeben gebotene Synopse der neun relevanten Horoskope (Tab. 26) erlaubt die folgenden Beobachtungen: – In allen Fällen erfolgt die Entsendung von einem Ort auf dem Horizont oder oberhalb des Horizonts. – In einem einzigen Fall fungiert wider Erwarten ein ‘Übeltäter’ als   (Hor. gr. –71.I.21), ansonsten dreimal die Sonne, je zweimal der Aszendent beziehungsweise ein arithmetisch bestimmter Punkt, und einmal der Mond. – Ein einziges Mal fungiert wider Erwarten der Mond als  (Hor. gr. –42.XII.27), ansonsten siebenmal Mars (zwei dieser Gefahrenmomente werden durch Eingreifen der ‘Wohltäter’ verhindert) und zweimal Saturn. – Mit Ausnahme von Hor. gr. 40.IV.5, das keine eindeutige Aussage erlaubt, verläuft die Direktion stets, wie zu erwarten, gegen den Uhrzeigersinn. – Es gibt insgesamt sechs Fälle von Aktinobolie; dabei handelt es sich dreimal um nach links – also gegen den Uhrzeigersinn – gerichtete Quadraturen (Hor. gr. –42.XII.27. Hor. gr. 113.IV.5–6. Hor. gr. 114.V.13)

Gesamtbesprechung

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und dreimal um Oppositionen (Hor. gr. 75.VII.19. Hor. gr. 110.III.15. Hor. gr. 114.V.13).2529 – Es gibt in keinem Fall explizite Klimanotate, aber Hor. gr. 113.IV.5–6 ist durch die Begründung der Lebenslänge von 25 Jahren durch die Aufgangszeiten von Stier und Wassermann (F3 § 66c) eindeutig mit dem 1. Klima (Alexandria) assoziiert. In drei weiteren Fällen erlauben die Relationen zwischen den Lebensbögen in Zodiakalgraden und den Lebenszeiten in Jahren den Schluss, dass auch dort das Klima von Alexandria zugrunde gelegt wurde (Hor. gr. 110.III.15. Hor. gr. 114.V.13. Hor. gr. 127.XI.23).2530 Anders verhält es sich mit Hor. gr. 75.VII.19, dessen MC und Lebenslänge beide für ein nördlicheres Klima (das zweite?) berechnet wurden,2531 und mit Hor. gr. 76.I.24 (Hadrian), dessen MC, wie oben (S. 615–631) gezeigt, wahrscheinlich für Rom berechnet wurde. Plausibilitätsprobleme im Hadrianhoroskop Wenngleich Antigonos die Lebenszeiten seiner Nativen offensichtlich in enger Anlehnung an die von ‘Nechepsos und Petosiris’ inaugurierte Methode berechnet hat und sich somit die allgemeingültige Aussage des Hephaistion, er stehe in der Tradition von ‘Nechepsos und Petosiris’ (F1 § 21), auch in diesem speziellen Punkt bestätigt hat, bereitet das Hadrianhoroskop dem Interpreten doch ein Problem. Eingangs (§ 24) hatte Antigonos vermerkt, der Native sei im 63. Lebensjahr gestorben.2532 Da die übrigen Details der Vita (§§ 23–24) durch die astrologische Analyse (§§ 25–52) gerechtfertigt werden, sollte man hier (§ 52) erwarten, dass die empfohlene Berechnung exemplarisch durchgeführt und so ein Nachweis für den Todeszeitpunkt Hadrians erbracht würde. Das geschieht aber nicht. Das Problem wird dadurch verschärft, dass man durch eigenes Nachrechnen kein einleuchtendes Ergebnis erzielt. Schon auf den ersten Blick ist klar, dass sich – ungeachtet der Wahl eines bestimmten Klimas – aus der Position des Mondes als ‘Entsender’ (1° ) eine Lebenserwartung nahe dem Minimalwert des klimatisch bedingten Spektrums ergibt. Denn da die Aufgangszeiten der Tierkreisgrade um den Frühlingspunkt (0° ) herum am kürzesten sind, ergibt sich die minimale Lebenszeit, 2529

Ausführlich dazu im Komm. zu F3 § 66a . Im ersten dieser drei Fälle ist die tatsächliche Lebensspanne sogar noch für Alexandria ein wenig zu kurz, nördlichere Klimata kommen also erst recht nicht in Frage. 2531 Dazu s.o. S. 1006f., Tab. 26, Anm. i. 2532 Genau genommen im Alter von 62½ Jahren am 10. Juli 138 n.Chr.; zu den Einzelheiten s.o. S. 674 zu § 24. 2530

Antig. Nic. F1 § 52

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wenn 0°  in der Mitte des Tetartemorions liegt, d.h. wenn der ‘Entsender’ auf 15°  (also nahe der hiesigen Mondposition) steht. Wieviele Lebensjahre Hadrian konkret beschieden wären, lässt sich im vorliegenden Fall leicht abschätzen, da der Mond im ersten Grad des Wassermanns steht: Es genügt also, die für ein bestimmtes Klima gültigen vollen Aufgangszeiten des Wassermanns, der Fische und des Widders zu addieren, um bis auf eine winzige Ungenauigkeit die dem Tetartemorion entsprechende Lebenszeit zu ermitteln.2533 Bei systematischer Durchführung für alle sieben Klimata ergibt sich die folgende Tabelle:

Klima VII VI V IV III II I

b a b a b a b a b a b a b a

Aufgangszeit ++ (babyl. System A) 49° 33 20 RA 51° RA 52° 26 40 RA 53° 53 20 RA 55° 20 RA 56° 46 40 RA 58° 13 20 RA 59° 40 RA 61° 6 40 RA 62° 32 40 RA 64° RA 65° 26 40 RA 66° 53 20 RA 68° 20 RA

Tab. 27: Aufgangszeit des Tierkreisbogens 0°  – 30°  in den sieben Klimata nach dem babylonischen System A

2533

Die Ungenauigkeit ist winzig, weil der Mond höchstens ein Bogengrad vom mathematischen Beginn des Zeichens entfernt steht. Denn die antike Angabe in § 22, der Mond stehe  , bedeutet nach moderner Notation: zwischen 0°  und 1°  (s.o. S. 594).

Gesamtbesprechung

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Im Falle Hadrians ist, wie oben (S. 622–631) gezeigt, wahrscheinlich das Klima Vb (Rom) des babylonischen Systems A relevant, was auf eine Lebenszeit von nur 55 Jahren und 4 Monaten führen würde. Wenig plausibel wäre der Einwand, Antigonos habe die Lebensspanne Hadrians mit den arithmetischen Reihen für Klima IIIa (Rhodos) gerechnet. Das ergäbe zwar 62° 32 40 RA (s.o. Tab. 27, = 62 Jahre und 198½ Tage), was auf den ersten Blick sehr gut zu § 24      passt und somit erneut das oben (S. 615–631) verworfene, im Klima von Rhodos liegende Italica als Geburtsort Hadrians denkbar erscheinen lassen könnte. Dieser Gedanke verbietet sich jedoch, weil der tradierte MC-Wert 22°  (§ 22) nur bei Zugrundelegung trigonometrisch konzipierter Aufgangszeiten zur Breite von Italica passt (s.o. S. 618). Es wäre also inkonsequent, in ein und demselben Horoskop zwei Aufgangszeiten (eine bezüglich des MC, die andere bezüglich der Lebenszeit) nach verschiedenen, miteinander inkompatiblen Methoden zu berechnen. Ebenso verbietet es sich, zur Vermeidung der Annahme einer so gravierenden Inkonsequenz kurzerhand beide Aufgangszeiten (MC und Lebenszeit) trigonometrisch zu berechnen, denn auf der Breite von Rhodos beträgt die Aufgangszeit des Bogens 0°  – 30°  nach Ptolemaios 61° 10 RA,2534 was 61 Jahren und 2 Monaten entspräche und – anders als der in Tab. 27 arithmetisch berechnete Wert 62° 32 40 RA – nicht länger mit der Angabe in § 24, Hadrian sei im 63. Lebensjahr gestorben, übereinstimmen würde. Außerdem widerspräche die Hypothese einer trigonometrischen Bestimmung der Lebenszeit Hadrians in F1 der eindeutig arithmetischen Bestimmung der Lebenszeit des Pedanius in F3 § 66c (s.o. S. 628, wo weitere relevante Argumente Erwähnung finden). Wir tun also insgesamt gut daran, die oben S. 627–631 ausführlich begründete Annahme, dass Antigonos Aufgangszeiten in traditioneller, auf arithmetischen Reihen basierender Manier berechnete, nicht in Frage zu stellen. Gegen den zu Beginn des vorigen Absatzes formulierten hypothetischen Einwand spricht außerdem noch ein ganz anderer, bisher unerwähnter Grund, dass nämlich das Dazwischentreten der ‘Übeltäter’ oder der Sonne, wie Antigonos in Übereinstimmung mit ‘Nechepsos und Petosiris’ (speziell mit Plin. nat. 7,160 = Nech. et Pet. frg. 17, zit. oben S. 996 bei Anm. 2492) ausdrücklich sagt, die ‘Entsendung’ vorzeitig beenden kann. Tatsächlich sprechen gravierende Gründe dafür, dass Antigonos urteilen müsste, dass nicht weniger als drei Gefahrenmomente im Horoskop Hadrians vorliegen und wenigstens einer davon – der letzte – die Direk2534

Ptol. synt. 2,8 p. I 136 H. (zur Berechnung vgl. oben Anm. 1189).

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Antig. Nic. F1 § 52

tion vor dem Erreichen der Tetartemoriongrenze beenden würde. In chronologischer Ordnung sind die folgenden kritischen Situationen zu untersuchen: 1. Innerhalb des 90°-Bogens von 1°  bis 1°  trifft die Direktion zuerst bei 8°  auf die Sonne. Diese Situation beurteilen Paulos Alexandrinos und Rhetorios als einen tödlichen Gefahrenmoment. 2535 Der Tod des Nativen in dieser Situation würde seine Lebenszeit auf etwa ein Viertel der Aufgangszeit des Wassermanns begrenzen, die im Klima Vb (System A) bei 22° RA beziehungsweise im Klima Ia bei 25° RA liegt; mit anderen Worten: Der Native würde im Alter von ca. fünf bis sechs Jahren sterben. Differenzierter urteilt jedoch Ptolemaios, nach dessen Ansicht die potentiell vernichtenden Orte, darunter bei Nachtgeburten auch der Ort der Sonne, nicht jedesmal und auch nicht notwendig vernichten.2536 Als potentiell rettende Umstände nennt er im Folgenden u.a. die Präsenz des ‘Übeltäters’ beziehungsweise der Sonne im Gradbezirk eines ‘Wohltäters’, was bei Hadrian der Fall ist: Seine Sonne steht auf 8° , d.h. in einem Venusbezirk (7°–13° ). Man beachte jedoch, dass Balbillos und Valens mehrere vergleichbare Situationen als tödlich bewerten. 2537 Was den speziellen (bei Hadrian gegebenen) Fall der ‘Entsendung’ durch den Mond in Richtung der ihm sehr nahestehenden Sonne betrifft, macht Ptolemaios den tatsächlichen Ausgang der drohenden Vernichtung durch die Sonne davon abhängig, ob ein ‘Übeltäter’ sie durch seine Präsenz beeinflusst, was bei Hadrian nicht gegeben ist.2538

2535

Paul. Alex. 34 p. 91,7–9:     . Rhet. epit. 4,21 (CCAG VIII 1, 1929, p. 242,26–29):   [ conieci coll. Paul. Alex. 34 p. 91,4–9;  codd. et Cumont]               . Siehe die Definition der  des Mondes (Max.-distanz = 13°) oben S. 754. 2536 Ptol. apotel. 3,11,13:     2537 In Hor. gr. –71.I.21 (Balbillos) vernichtet Mars durch physische Präsenz auf 14° , obwohl 13°–20°  ein Jupiterbezirk ist; in Hor. gr. 110.III.15 (Valens) fällt die tödliche Opposition des auf 21° 8  stehenden Mars in die Mitte eines Jupiterbezirks (19°–24° ), und in Hor. gr. 114.V.13 (Valens) fallen die tödliche Quadratur des auf 22° 53  stehenden Mars und die ebenfalls tödliche Opposition des auf 24°  stehenden Saturn beide in einen Venusbezirk (21°–28° ). 2538 Ptol. apotel. 3,11,15: ...                

Gesamtbesprechung

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2. Falls also der Native möglicherweise der ersten Gefahr entgeht, ergibt sich der nächste Gefahrenmoment, sobald die Direktion bei 22°  Mars erreicht. Angesichts der Funktion von Mars als  in der Mehrzahl der Horoskope in Tab. 26 (s.o. S. 1006f.) spricht vieles dafür, dass er im Falle Hadrians die Direktion beenden würde. Seine Position (22° ) liegt auch, um das im vorigen Absatz nach Ptolemaios zitierte Kriterium der Gradbezirke wieder aufzugreifen, nicht im Bezirk eines ‘Wohltäters’, sondern in seinem eigenen (19°–28° ). Ein rettendes Eingreifen von Venus oder Jupiter, wie es in zwei der anderen tabellarisch erfassten Fälle (Hor. gr. –42.XII.27 u. Hor. gr. 75.VII.19) stattfindet, ist bei Hadrian nicht möglich, weil weder einer der ‘Wohltäter’ in den nach Mars aufgehenden Tierkreisgraden steht (vgl. Hor. gr. –42.XII.27 u. S. 1006, Tab. 26, Anm. c) noch einer von ihnen einen günstigen und damit besänftigenden Aspekt auf Mars wirft (vgl. Hor. gr. 75.VII.19 u. S. 1006, Tab. 26, Anm. d). Auch der Umstand, dass das Horoskop Hadrians ein Nachthoroskop ist und Mars zur Partei der Nacht gehört, dürfte wohl nicht zur Rettung genügen; zumindest bietet die obige Tabelle (S. 1006) drei Valens-Beispiele (Hor. gr. 110.III.15. Hor. gr. 114.V.13. Hor. gr. 127.XI.23), in denen unter solchen Umständen Mars als  fungiert. Falls Mars also vernichtet, würde die Lebenszeit Hadrians weniger als die kombinierte Aufgangszeit des Wassermanns und der Fische betragen, die im Klima Vb bei 38° 40 RA (= 38 Jahren und 8 Monaten) und selbst im günstigsten Klima (Ia) bei nur 46° 40 RA (= 46 Jahren und 8 Monaten) liegt. Aber auch hier ist wieder mit Blick auf Ptolemaios Vorsicht geboten: Dieser sieht einen rettenden Umstand darin, wenn der potentiell vernichtende Ort nicht  ist (s. Anm. 2536 a.E.). Das ist bei Hadrians Mars der Fall, da der Planet in seinem eigenen Trigon und seinem eigenen Gradbezirk steht (cf. § 26) und außerdem in Epanaphora. 2539 3. Wenngleich Antigonos in § 52 nur von Konjunktionen der vom Mond ausgehenden Direktion mit den ‘Übeltätern’ beziehungsweise der Sonne spricht, forderten ‘Nechepsos und Petosiris’ nach Plin. nat. 7,160 (zit. oben S. 996) auch die Beachtung von Aspekten mit den drei genannten potentiellen ‘Vernichtern’. Und in der Tat wirft Saturn im Falle Hadrians einen negativen Geviertschein in das tetartemorion hinein. Selbst wenn der Native in den beiden vorausgehenden Gefahrenmomenten glimpflich davon kommen sollte und weder die Sonne auf 8°  noch 2539

Vgl. die ähnliche Begründung des Balbillos (S. 1017 bei Anm. 2551), warum in Hor. gr. –42.XII.27 Saturn nicht vernichte.

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Antig. Nic. F1 § 52

Mars auf 22°  ihm den Tod gebracht hätten, müsste nach den einschlägigen Aussagen der antiken Fachtexte dieser Saturnaspekt auf 5°  wohl endgültig sein Leben beenden. Zwar liegt 5°  in einem Jupiterbezirk (0°–6° ), aber wir dürfen nicht vergessen, dass Ptolemaios der einzige Autor ist, der das Kriterium der Gradbezirke als potentiell rettenden Umstand erwähnt, und dass mehrere Horoskope anderer Autoren dieses Kriterium nachweislich unbeachtet lassen (s.o. Anm. 2537). Erheblich größerer Konsens herrscht unter den antiken Astrologen bezüglich der Relevanz der Partei (), die im Falle Hadrians zu Ungunsten des Nativen ausfällt: Da es sich um ein Nachthoroskop handelt, ist der Tagplanet Saturn besonders gefährlich. Paulos Alexandrinos erläutert das zuerst theoretisch sowohl für Tag- als auch für Nachtsituationen 2540 und bietet etwas später eine fingierte Konstellation, in der ziemlich genau die Umkehrung der bei Hadrian vorliegenden Entsendung durch den Mond und Vernichtung durch linke Quadratur Saturns durchgespielt wird: Im Beispiel des Paulos entsendet die Sonne (15° ), die knapp oberhalb des Aszendenten (21° ) im 1. Ort steht, und der Nachtplanet Mars verursacht, auf 23°  im 10. Ort stehend, durch eine linke Quadratur auf 23°  einen todbringenden Gefahrenmoment ().2541 Besonders aufschlussreich dafür, wie wahrscheinlich es ist, dass andere antike Astrologen die Saturnquadratur im Hadrianhoroskop als tödlich bewertet hätten, ist eine sehr frühe praktische Anwendung in einem der in Tab. 26 (S. 1006f.) präsentierten Horoskope, dem des Balbillos für den 27. Dezember 43 v.Chr. Die Ähnlichkeit beider Horoskope rechtfertigt, auch wenn Balbillos seine Analyse nicht explizit in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’ vornimmt, einen genaueren Vergleich: Der von Nero und Vespasian hochgeschätzte Balbillos,2542 Sohn des Thrasyllos, verfasste eine an Hermogenes gerichtete Schrift  , in der es primär um die Bestimmung der Lebenszeit ging. Erhalten sind nur zwei spärliche byzantinische Exzerpte: eine  2540

Paul. Alex. 34 pp. 90,20–91,2:                 . Zu Paul. Alex. 34 insgesamt vgl. Olymp. 38. 2541 Paul. Alex. 34 pp. 92,14–93,19, bes. 93,8–11. Eine einzige weitere Planetenposition findet in dem Beispiel Erwähnung: Der Mond steht knapp unter dem Horizont auf 6° . 2542 Zu diesem Astrologen siehe Cumont, CCAG VIII 3 (1912), pp. 103–104. Cumont 1918/19, 33–38. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), 233–238. Cramer 1954, 112–144 u. 285 (Index s.v. Balbillus). Holden 1996, 28–31. Hübner 1997b. Pingree 2001a, 11. IrbyMassie – Keyser 2002, 98–100. Gansten 2009, 116f. Gansten 2012.

Gesamtbesprechung

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     2543und die           .2544 Der zuletzt genannte Text bewahrt zwei Lehrhoroskope des Balbillos, die zugleich die frühesten erhaltenen literarischen Horoskope der griechisch-römischen Antike sind. Das Diagramm des in der  zuerst vorgestellten Horoskops (Hor. gr. –42.XII.27)2545weist schon auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit der Konstellation Hadrians auf:2546 MC 





 

ASC



  

  

OCC

 70°



 



 90°

Diagr. 22: Hor. gr. –42.XII.27 2543

Ed. Cumont, CCAG VIII 3 (1912), pp. 103,10–104,27 (= Rhet. 6,60). Ed. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 235,1–238,2 (= Rhet. 6,8). ist kein Werktitel, sondern beschreibt den Inhalt dieser Notizen aus dem ersten Kapitel der . Vielleicht war es die Kapitelüberschrift des Balbillos. 2545 CCAG VIII 4 (1921), p. 236,8–23 bzw. Rhet. 6,8,8–11. 2546 Aus der Analyse dieses Horoskops durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 78, übernehme ich die Überzeugung, dass die tradierte Jupiterposition (20°) ein Fehler für 8° sein muss, bedingt durch eine der in byzantinischen Handschriften häufigen Verschreibungen von  und  (zu einem ähnlichen Fall bei Antig. F1 § 22 cod. K, wo allerdings die übrigen Hss. die richtige Lesart  beweisen, s.o. S. 612 bei Anm. 1129). Zwei Daten biete ich abweichend von der dortigen Analyse: Zu dem von mir konjizierten MC-Wert 23° , der allerdings für die hier folgende Besprechung irrelevant ist, s.o. Anm. 1185; zur emendierten Venusposition s.u. Anm. 2550. 2544

1016

Antig. Nic. F1 § 52

Zum Verständnis ist Folgendes zu sagen. Balbillos lehrte grundsätzlich (und offenbar in individueller Abkehr von der Tradition), vier Planetengötter seien geeignet, die Funktion sowohl des  als auch des   zu übernehmen: Sonne, Mond, Saturn und Mars (also die Luminare und die ‘Übeltäter’). 2547 Als Beispiel führte er Hor. gr. –42.XII.27 an und erklärte nach der Exposition der astronomischen Daten dem Exzerptor zufolge dies:2548                                               2547

‘Und er sagt, die Sonne sei Entsender der Geburt, aber Vernichter werde nicht Mars, da ja Venus innerhalb von 8 Grad nach ihm aufgehe2550 und er sich in seiner Erhöhung [dem Steinbock] befinde.2551 Stattdessen geht er [Balbillos] zu dem Zeichen, das zum Vernichten geeignet ist und vor dem Entsender aufgeht, d.h. [im hiesigen Fall] zum

Vgl. CCAG VIII 3 (1912), p. 103,13–14 (= Rhet. 6,60,2):    (cf. ibid. p. 103,18 = Rhet. 6,60,6). CCAG VIII 4 (1921), p. 236,8 (= Rhet. 6,8,7):           Gansten 2012, 598, argumentiert energisch gegen die Korrektheit der zuerst zitierten Stelle, an der er  für eine Verschreibung aus  hält. Gegen Ganstens Konjektur spricht jedoch eine Parallele bei Val. 3,3,42 (zit. in Anm. 2521) und vor allem der von Gansten nicht erwähnte Umstand, dass der unmittelbare Kontext des Balbillos klar gegen eine Änderung von  zu spricht. Außerdem wählt Balbillos in seinem zweiten Horoskop (Hor. gr. –71.I.21) tatsächlich Saturn als  (CCAG VIII 4, 1921, p. 237,6–7 = Rhet. 6,8,13). Bei doxographischen Nachrichten dieser Art ist zu bedenken, dass ihre Verfasser dazu neigen, gerade ungewöhnlichen Lehren Beachtung zu schenken und sie zu exzerpieren. – Die hier zitierte Erwähnung von vier  steht im Widerspruch zu einer Nachricht bei Porph. isag. 24 p. 203,9– 11, aus der aber nicht eindeutig erkennbar ist, ob Porphyrios die Ansicht seiner eigenen Hauptquelle Antiochos von Athen oder die des im Kontext erwähnten Thrasyllos wiedergibt (s.o. S. 998 bei Anm. 2507). Theoretisch ist nicht auszuschließen (wenngleich eher unwahrscheinlich), dass Thrasyllos bei verschiedenen Gelegenheiten verschiedene Auffassungen vertrat. 2548 Ich biete den Text entsprechend der Konstitution durch Cumont im CCAG VIII 4 (1921), p. 236,14–23, weil diese für den hier zitierten Abschnitt in einem wichtigen Punkt besser ist als die Pingrees in Rhet. 6,8,9–11 (s.u. Anm. 2549). Was den hier nicht zitierten Datenblock des Horoskops betrifft, ist umgekehrt die Edition Pingrees (Rhet. 6,8,8) der Cumonts (p. 236,9–14) vorzuziehen, da Pingrees Textpräsentation die Angaben der Orte der Dodekatropos klar von den Längenangaben der Himmelskörper unterscheidet.

Gesamtbesprechung

                        ,   2549   

1017

Schützen, und da er dort den Mond findet [im 19. Grad], sagt er, der werde der Vernichter. Er nimmt die Wanderung der Sonne bis zum rechtwinkligen Grad des Mondes, d.h. bis zum 19. Grad der Fische, und sagt, dann 2552 finde die Ver-

2549 Statt   liest Pingree (Rhet. 6,8,11), anscheinend beeinflusst durch den Kommentar von Neugebauer – van Hoesen 1959, 78,   . Eine Erwähnung von 70 Jahren hat jedoch weder Rückhalt in der Überlieferung noch überzeugt sie inhaltlich, wie Gansten 2012, 596f., zeigt. Zu Ganstens Argumenten ergänze das folgende, welches m.E. großes Gewicht hat: Der  zufolge (CCAG VIII 4, 1921, p. 236,3–6 = Rhet. 6,8,5) lehrte Balbillos, dass die Sonne als ‘Entsender’ in den jeweils ersten 15° des Widders, des Löwen und des Schützen (d.h. der drei Zeichen des Feuertrigons)   schenke, in der jeweils zweiten Hälfte derselben Zeichen jedoch nur 19 Jahre. Anscheinend beschreibt der erste Teil dieser Regel die übliche Methode zur Berechnung der Lebenszeit, der zweite die Besonderheit, die der Exzerptor festhalten wollte. Mit dieser Stelle ist der Gedanke, Balbillos habe unter irgendwelchen Umständen einfache Zodiakalgrade in Lebensjahre konvertiert, unvereinbar. Im Übrigen fordern auch die theoretischen Texte von Plin. nat. 7,160 (Nech. et Pet. frg. 17,4–5). Dor. p. 370,9–11 (= Heph. 2,26,33; Kontext =  ). Ps.-Maneth. 3[2],416–420. Val. 3,3,3 die Umrechnung in Aufgangszeiten, und so – nach Aufgangszeiten – sind auch in allen vergleichbaren praktischen Anwendungen (Horoskopen) die Lebenszeiten gerechnet (s.o. S. 1006f., Tab. 26, und das Fazit S. 1009 bei Anm. 2530). 2550 Missverstanden (so urteilt auch Gansten 2012, 595) von Neugebauer – van Hoesen 1959, 78: “because Venus is rising after it (the sun) within 8°”. Während Gansten und der hiesige Verfasser voneinander unabhängig zur richtigen Deutung von  (= Mars) gelangt sind, lösen sie das sich daraus ergebende Problem verschieden: Gansten erwägt, das folgende Wort  entweder zu  zu ändern oder es in der wenig plausiblen Wortbedeutung ‘rising near’ beizubehalten. Wahrscheinlich muss aber stattdessen die tradierte Venusposition (11° ) geändert werden, entweder durch Vertauschung mit der Mars-Position (12° ) oder besser noch durch Korrektur zu einem Wert zwischen der Mars-Position und 20°  (8 Grad davon entfernt), aus paläographischen Erwägungen vielleicht zu 20°  (vgl.  mit ). Dass Venus innerhalb der folgenden 8° nach einem potentiellen Vernichter die Gefahr bannt, hatte der Exzerptor bereits früher aus den allgemeingültigen Angaben des Balbillos referiert (zit. oben in Anm. 2525; ebd. Verweise auf inhaltlich gleiche Aussagen des Ptolemaios und des Pancharios). Für eine Emendation der Venusposition spricht ferner, dass sie als einzige um 3° niedriger als der von Neugebauer – van Hoesen 1959, 78 berechnete tropische Wert (14° ) liegt, während man doch, da die tradierte Länge ja eine siderische ist, umgekehrt erwarten sollte, dass sie um ca. 6° höher liegt (vgl. die Formel von Jones oben S. 599 bei Anm. 1085). 2551 Er ist also nicht ; vgl. Ptol. apotel. 3,11,13. 2552 D.h. nach soviel Jahren, wieviele Bogengrade die genannte Distanz umfasst.

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Antig. Nic. F1 § 52

                   

nichtung statt, und Jupiter, der im 20. Grad der Fische stehe, könne nicht zu Hilfe kommen, da der Mond sich zufällig in dem vernichtenden Zeichen befinde.’

Mit dem letzten Satz rekurriert Balbillos auf seine in der   tradierte Lehre, dass der  dann, wenn er im Zuge der Tagesrotation die natale Position des  erreiche,2553 d.h. beim Eintreten des Gefahrenmoments, den Nativen nicht töte, sofern ein ‘Wohltäter’ diese Position aspiziere, dass der  jedoch beim Erreichen dieser Position unweigerlich den Tod bringe, wenn er in einem ‘vernichtenden Tierkreiszeichen’ stehe (womit vor allem das vor dem  aufgehende Zeichen gemeint sei, aber auch dessen Quadratur), selbst dann, wenn ein ‘Wohltäter’ einen Aspekt auf den kritischen Ort werfe:                           2555     2556      In Übereinstimmung hiermit heißt es in der :                 2557 Da der sich ergebende Lebensbogen im Falle des von Balbillos besprochenen Nativen also, wie aus dem obigen Diagramm (S. 1015) ersichtlich, 70 Zodiakalgrade umfasst (von der entsendenden Sonne auf 9°  bis zur Quadratur des vernichtenden Mondes auf 19° ), muss dieser Wert nun, wie üblich, in Rektaszensionalgrade umgerechnet werden, 2553

Diese Vorstellung ist komplementär zu derjenigen, dass ein vom  entsandter Strahl die Position des  erreicht. In der zuletzt genannten Perspektive steht die Geburtskonstellation still und nur der Strahl des  bewegt sich, in der zuerst genannten dreht sich die Geburtskonstellation auf den stillstehenden Punkt der ‘Entsendung’ zu; beide führen zu demselben Ergebnis. 2554 CCAG VIII 3 (1912), pp. 103,19–104,3 = Rhet. 6,60,7. 2555    emendavi;   cod. et Cumont et Pingree. Der Text ist schlecht überliefert. Zur Rechtfertigung der hier vorgeschlagenen Emendation vgl. den sogleich im Anschluss zitierten sinngleichen Text der , bes. die Worte  . 2556  coni. Cumont in app. crit., in textum recepit Pingree;    cod. et Cumont in textu. 2557 CCAG VIII 4 (1921), p. 235,4–6 = Rhet. 6,8,1–2. Pingree liest dort [].

Gesamtbesprechung

1019

um die Lebenszeit zu bestimmen.2558 Wenden wir nun dasselbe Verfahren wie in Hor. gr. –42.XII.27 versuchsweise auf das Hadrianhoroskop an, in dem nach Antigonos der aszendierende Mond (1° ) als  fungiert. Selbst wenn die von ihm ausgehende ‘Entsendung’ die durch die Sonne (8° ) und vor allem durch Mars (22° ) verursachten Gefahrenmomente wider Erwarten unbeschadet überstände, würde es doch (zumindest nach der Lehre des Balbillos) beim Erreichen von 5°  zum unentrinnbaren  kommen: Auf diesen Grad fällt der Geviertschein Saturns (5° ), der im    (12. Ort/Zeichen) steht und somit vernichten muss, ungeachtet des schwachen positiven Aspekts (Sextil), den Jupiter aus dem Wassermann wirft,2559 oder anderer Gesichtspunkte. Insgesamt entspräche die Lebensspanne also dem Bogen vom Mond bis zum Geviertschein Saturns (1°  – 5° ), der 64 Zodiakalgrade misst: MC 

 





 



 

ASC

OCC



 

64°





 

 90°

Diagr. 23: Aphesie und Tetartemorionlehre im Horoskop Hadrians 2558

Diese Umrechnung ist notwendig (pace Neugebauer – van Hoesen 1959, 78), vgl. Anm. 2549 a.E. Die ebd. (Anm. 2549) erwähnte Sonderregel des Balbillos für bestimmte Sonnenpositionen ist für sein hier zitiertes Beispielhoroskop irrelevant, da die Sonne in keinem der relevanten Tierkreiszeichen steht. 2559 S.o. S. 1018 nach Anm. 2554.

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Antig. Nic. F1 § 52

Da dieser Zodiakalbogen fast identisch ist mit den Tierkreiszeichen des Wassermanns und der Fische, kann man leicht überschlagen, dass seine Entsprechung in Aszensionalgraden im Klima Vb (Rom) ca. 16° 40 RA () + 22° RA () = ca. 38° 40 RA betrüge und selbst im Klima Ia (Alexandria) nur bei ca. 21° 40 RA () + 25° RA () = ca. 46° 40 RA läge, was also Lebensspannen von knapp 39 beziehungsweise knapp 47 Jahren entspräche. Wir wissen zwar nicht, ob Antigonos der zuvor nach Balbillos zitierten Regel bezüglich der sicher tödlichen Wirkung des  im 12. Ort zugestimmt hätte. Aber selbst wenn er es nicht getan hätte, ist doch sehr zweifelhaft, ob er dem Sextilschein des Jupiter oder der Position von 5°  (Saturnquadratur) in einem Jupiterbezirk (0°–6° ) eine rettende Wirkung zugesprochen hätte. Nach Ptolemaios ist jedenfalls Hadrians Jupiter im Sextil zu 5°  nicht zur Hilfe in der Lage, da er sich unter den Strahlen der Sonne befindet, 2560 und wie schwach das Kriterium der Gradbezirke ist, wurde bereits oben (Anm. 2537) verdeutlicht. Insgesamt gewinnt man also den Eindruck, dass Antigonos in § 52 zwar die traditionelle Methode zur Bestimmung der Lebenszeit lehrt, diese Methode aber entweder gar nicht oder jedenfalls nicht ohne umständliche und wenig plausible Rechtfertigungsstrategien geeignet ist, die tatsächliche Lebenszeit Hadrians inklusive der Überwindung dreier gefährlicher Klimaktere befriedigend zu erklären. Die daraus resultierende Aporie des astrologischen Lehrers könnte der Grund für drei überraschende Details sein: erstens, dass Antigonos gerade diesen wichtigen Punkt im Vergleich mit zuvor untersuchten Themen wie ‘Ehe’ (§§ 39–40) und ‘Geschwister’ (§§ 41–45) extrem knapp behandelt; zweitens, dass er zwar zu Beginn konkrete Aussagen über die ‘Entsendung’ durch den Mond und die anzuwendende Umrechnung in Aszensionalgrade macht, aber eine plausible Verknüpfung dieser Methode mit dem eingangs (§ 24) erwähnten Todeszeitpunkt im 63. Lebensjahr schuldig bleibt; und drittens, dass er die vorzeitige Beendigung der ‘Entsendung’ als Möglichkeit erwähnt,2561 ohne eindeutig klarzustellen, ob es dazu kommt oder nicht.2562 2560

Ptol. apotel. 3,11,15                ; sinngleich: Panch. ap. Heph. 2,11,72 (zur Attribution der Stelle an Pancharios s. Pingree 1978a, II 329). 2561 Das participium coniunctum  erlaubt sowohl konditionale als auch kausale Auffassung. 2562 Im Gegensatz dazu hatte er zuvor mehrmals explizit Theorie und Praxis verknüpft, s. § 32     . § 40      . § 50 .

Gesamtbesprechung

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Ungewiss bleibt auch, ob es im Sinne des Antigonos wäre oder nicht, wenn der Leser den abschließenden Hinweis auf Gefahrenmomente () zum Anlass nähme, ganz einfach an den in der Antike am meisten gefürchteten , das 63. Lebensjahr, zu denken, das zwar perfekt zu Hadrians Todesjahr passen würde, aber keinen Bezug zum individuellen Horoskop oder zur Tetartemorionlehre hat.2563 Die unbefriedigende Knappheit des § 52 wird nur vordergründig dadurch relativiert, dass zuvor schon ausführlich (§§ 49–51) die Ursache des Todes Hadrians besprochen worden war: Ursache und Zeitpunkt sind nicht dasselbe.    : Zu der direkten Frage s.o. in der Gesamtbesprechung von §§ 45–52.  : bezieht sich auf die in § 22 exponierten astronomischen Daten; vgl. den Kommentar zu § 39    : vgl. F2 § 61     . Die Junktur   (‘Lebenszeit’) ist in der griechischen Literatur nur bei astrologischen Autoren belegt. Wir finden sie erstmals bei ‘Nechepsos und Petosiris’ in einem wörtlichen Zitat (Val. 8,6,14 = frg. +10); vermutlich ist die Junktur also iambischen Ursprungs (vgl. Heilen 2011, 63). Aus ‘Nechepsos und Petosiris’ stammt auch der Beleg bei Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2 [s. Anm. 234]), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,28 (= Nech. et Pet. frg. +18), in dessen Kontext Spuren iambischen Metrums auffallen. Weitere Belege: Val. 3,1,1. 6,2,35. 6,8,11. 7,2,6. 9,10,1. 9,12,7. 9,17,1–2. Dor. p. 349,25. Porph. isag. 41 p. 212,28. Geläufiger ist der sinngleiche Ausdruck . – Beachtung verdient auch die singuläre Junktur  bei Ptol. apotel. 3,11,1 = Nech. et Pet. frg. 15 (vollständig zitiert oben S. 984 bei Anm. 2452), die wahrscheinlich ebenfalls iambischen Ursprungs ist (vgl. Heilen 2011, 78f.). : Zur Lexik s.o. zu § 24 , zum didaktisch motivierten Futur vgl. das hier folgende sowie § 41  (mit Komm.). § 49  . F2 § 54 u. F3 § 63   – Antike Astrologen besprechen Nativitäten oft noch post mortem aus der Perspektive des Geburtstages und verlebendigen so den 2563

Für Details s.u. im Komm. zu 

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entscheidenden Zeitpunkt, in dem ihrer Überzeugung nach die Prägung des Lebens durch die kosmischen Einflüsse stattfindet. Diese Perspektive wird notwendigerweise durchbrochen, wenn es gilt, darauf hinzuweisen, was später wirklich geschah. Außerhalb der Antigonosfragmente vgl. z.B. den Tempuswechsel bei Val. 3,[6,5–22] u. 8,9,5–22 (Hor. gr. 2.X.7), wo es heißt (3,[6,6] = 8,9,6): sc.      .2564      : so Ep.4; in P ausgefallen. Zum futurischen Tempus siehe das soeben zu  Gesagte. – Die Junktur  +  ist vor der Zeit des Antigonos selten belegt und findet sich anfangs nur bei medizinischen Fachschriftstellern. Vgl. Hippocr. acut. (sp.) 11 (p. II 462,2 L.)      (= Galen. p. XV 855,9 K.) und Diosc. mat. med. 1,19,3 p. I 25,15–16 Wellmann           . Astrologische Parallelen: Dor. p. 382,21–22     p. 423,4–5         p. 423,11–12     Val. 4,29,7       Paul. Alex. 18 p. 39,15      . Olymp. 23 p. 68,16–17  (usw.). : terminus technicus für den Planeten oder Ort des Horoskops, der das Leben am Beginn vom Himmel herab ‘entsendet’ (arab. al-hl, daher mittellat. yleg, hylech, hileg etc.,2565 daneben auch mittel- u. neulat. prorogator). Die griechischen Belege für  und  (vgl. F2 § 61 ) beginnen mit ‘Nechepsos und Petosiris’ bei Val. 3,3   (3,3,2 = Nech. et Pet. frg. +8). Für die weiblichen Planetengötter (Mond und Venus) gibt es auch die selteneren, in den Antigonos-Fragmenten nicht belegten Termini  und , vgl. Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,6  

2564

‘Wenn hier (auf 27° ) Saturn steht, wird er sterben. (In Wahrheit aber) starb er, (als Saturn) in der Jungfrau (stand). Das (27° ) ist nämlich der gradgenaue Geviertschein dazu.’ 2565 Vgl. Kunitzsch 1977, 49f. (dort auch zur mittelpersischen Vermittlung der Lehre an die Araber). Siehe auch Yamamoto – Burnett 2000, I 576f.

Stellenkommentar

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und ebd. 6,8,10 sc..2566 Ptol. apotel. 3,11,15 (= Heph. 2,11,69)    . Val. 6,8,7 (= Critod. frg. 13 Peter)  . 6,8,14 sc.. Die Position des Mondes unter den Strahlen der Sonne (§ 39 a.E.) ist hier dank seiner exakten Position im Aszendenten kein Hinderungsgrund für seine Funktion als ; vgl. Val. 3,1,27         : s.o. zu § 26 .    – : etwas anders formuliert, aber sinngleich in Ep.4.   : so P; weitgehend sinngleich Ep.4   .Der in P überlieferte Ausdruck ist ein Hapax. Am nächsten kommt ihm Heph. epit. 4,91,10  . Mit dem substantivierten Adjektiv in P ist wohl eine Tabelle der Aufgangszeiten gemeint, insgesamt also (mit Verdeutlichung des unausgesprochenen Bezugsworts) ein  oder ein   . Vgl. z.B. Heph. 2,2,2    . Papp. comm. in Ptol. synt. 5,1 p. 16,18–19 Rome     Theo Alex. comm. in Ptol. synt. 3,9 p. 922,1 Rome . Eine andere mögliche Ergänzung –   – suggeriert P. Oxy. astron. 4276 (Hor. gr. 150–250a), dessen Verfasser angibt, er habe den Aszendenten mit Hilfe einer von Hipparch zusammengestellten Sammlung von Tabellen der Aufgangszeiten für verschiedene Klimata berechnet:                       [sic]   . (coll. i,6-ii,3; s. dazu Jones 1999a, I 283). 2567 Ähnlich, aber ohne Nennung des sinngemäß zu ergänzenden Substantivs, formuliert z.B. Val. 3,3,26   2566

Vgl. die ältere Edition von F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), p. 236,7 u. 236,19. Dort ist jedoch im krit. App. zu p. 236,7 die Lesung des Paris. gr. 2425 fol. 167r  falsch: Der Parisinus bietet , wie auch der paläographische Vergleich mit   wenige Zeilen später zeigt. 2567 Für diesen Hinweis danke ich Alexander Jones.

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.   Für Details zu den Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen (), die sich entweder in Rektaszensionalgraden (so P: ) oder in äquinoktialen Stunden und Minuten (so Ep.4: ) messen lassen (1° RA = 4 min), s.o. im Kommentar zu § 22 (bes. S. 619 bei Anm. 1164) und unten im Kommentar zu F7. Siehe auch anaphoras bei Plin. nat. 7,160 (= Nech. et Pet. frg. 17,5).    : so auch Val. 3,3,1.4.16.18.45. 3,5,9.2568 Anon. CCAG IX 1 (1951), p. 174,21.2569 An zwei dieser Stellen wird ebenso wie hier der gemeinte Tierkreisgrad präzisiert: Val. 3,3,16  u. Val. 3,3,18        Den Ausdruck     benutzten wohl schon ‘Nechepsos und Petosiris’, wie Val. 3,3,2–3 (3,3,2 = Nech. et Pet. frg. +8) nahelegt (s. ferner Ps.-Maneth. 3[2],427).2570 Die hier von Antigonos gewählte Formulierung   ist sinngleich mit F2 § 58    . Während der Begriff  die Vorstellung der Seitenlinie eines in den Tierkreis eingeschriebenen Polygons (hier in § 52: eines Quadrats) betont,2571 fasst  (F2 § 58) den Punkt am Ende einer solchen Seitenlinie ins Auge, mit anderen Worten: die pars nonagesima. Vgl. das schon oben (S. 1016) zitierte, Hor. gr. –42.XII.27 bewahrende Balbillos-Exzerpt (mit anstelle von ): .2572 Das durch den Terminus  angedeutete Polygon kann zeichengenau oder (so hier § 52 u. F2 § 58) gradgenau definiert sein.2573 Vgl. die 2568

Val. 3,5,6–10 = Hor. gr. 75.VII.19. Vgl. Paul. Alex. 14 p. 30,9.12.17 . 2570 Val. 3,3,2–3 ist oben in Anm. 2484 und auf S. 994 zitiert, Ps.-Maneth. 3[2],427 in Appendix V (S. 1385). – Siehe ferner den ähnlichen Ausdruck    beim Anon. CCAG VI (1903), p. 62,9–10 (= Nech. et Pet. frg. +31):  . Weitere relevante Stellen nennt Denningmann 2005, 72217. 2571 Vgl. die Diagramme Nr. 22 u. 23 oben S. 1015 u. 1019. Genau genommen ist gemeint: . 2572 Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,8,11 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 236,20–21). 2573 Auf theoretischer Ebene hat Antigonos sich auch mit der zeitgenauen Definition befasst, die auf den Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen basiert (F7). Sie liegt übrigens solchen Texten zugrunde, wo die vier Quadranten zwischen den Kentra als   bezeichnet werden, z.B. Ptol. apotel. 1,6,2 u.ö. 2569

Stellenkommentar

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Begriffe    bei Rhet. epit. 4,22 = CCAG VIII 1 (1929), p. 244,15–26, sowie Bezza 1990, 281 (Anm. 68 a.E.). Auch im Falle der Opposition ist von  die Rede, vgl. z.B. Val. 3,5,18 = 6,8,7 = app. 14,1 (= Critod. frg. 13 Peter)    . Genaue Definitionen der // / bietet Paul. Alex. 10 pp. 23,8–25,7. 2574 Neben   2575begegnet (vorwiegend dichterisch) auch das Adjektiv , z.B. bei Dor. p. 399,16 (= Heph. 3,30,58 = frg. 91a St.):Vgl. ferner Ausdrücke wie  2576    ): Eine Marginalie in epit. 4,26,42 kommentiert diese Stelle auf verworrene Weise, indem sie die hiesige Angabe des Antigonos als    versteht und darin einen Gegensatz zwischen der Methode des Antigonos und der ‘Alten’ einerseits und der Methode des Ptolemaios andererseits sieht.2577 De facto stimmen aber alle drei darin überein, Direktionen dieser Art   vorzunehmen, wobei aus dem Kontext eindeutig hervorgeht, dass sowohl Antigonos als auch Ptolemaios (apotel. 3,11,9) ihre Richtungsangaben (wie üblich) im Sinne der Tagesrotation meinen. – Zur parenthetischen Formulierung vgl. § 37  (ubi pl.). : scil. . Genau genommen ist nicht der Mond selbst, sondern der von ihm entsandte Zeitstrahl gemeint. : Grundsätzlich beachten die Astrologen sowohl individuelle als auch allgemeingültige Gefahrenzeiten.2578 Die hier gemeinten  sind individuell und ergeben sich, wie bereits dargelegt wurde, gemäß der Tetartemorionlehre aus der Konstellation des Nati2574

Siehe bes. ebd. p. 24,3–6:                       . 2575 Die substantivische Auffassung in Ep.4 ( ) ist ein Überlieferungsfehler. 2576 Z.B. ‘Palch.’ cap. 120, CCAG VIII 1 (1929), p. 250,25. 2577 Vgl. den textkrit. App. oben S. 159. 2578 Grundinformationen zum Thema : Bouché-Leclercq 1899, 526–532, u. Boll 1921.

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ven. 2579 Älter und nicht speziell astrologischen, sondern volksmedizinischen Ursprungs ist der Glaube an die allgemeingültigen Gefahrenzeiten. Schon Hippokrates und seine Schüler hatten kritische Tage ( ) definiert, an denen sich der Krankheitsverlauf zwischen Tod und Genesung entscheide (). Dass diese kritischen Tage primär auf der Siebenzahl basieren, hat seinen Grund in der uralten Ableitung allen Werdens und Vergehens vom wandelbaren Mond und seinen natürlichen Periode. 2580 Daneben spielte die Neunzahl eine wichtige Rolle. Schon bald wurde die Beachtung kritischer Tage auf entsprechende Monate und Jahre ausgedehnt.2581 Kanonisiert als Übergänge zwischen Sieben- oder Neunjahresperioden wurden die kritischen Jahre in der hellenistischen Epoche von der griechischen Astrologie übernommen. Es handelt sich bei ihnen genau genommen nicht um Gefahrenjahre, sondern – ähnlich den alten    – um entscheidende, weichenstellende Jahre, die einen Glückswechsel sowohl zum Besseren als auch zum Schlechteren bringen können. Da erfahrungsgemäß bei fortschreitendem Lebensalter die Wechsel zum Schlechteren, vor allem bezüglich der Gesundheit, zunehmen, wurden gerade die hohen kritischen Jahreszahlen negativ konnotiert und als Gefahrenjahre wahrgenommen. Insofern erweist sich die in der Bezeichnung als ‘Leitersprossen’ () implizierte Metaphorik als besonders treffend: Sprossen können, wenn man eine Leiter hinaufsteigt, brechen, da sie alt oder beschädigt sind oder der Benutzer der Leiter (z.B. beim Hausbau) allzu schwere Gewichte trägt; und bei regnerischem Wetter kann man auf nassen Leitersprossen ausgleiten. 2582 Ein solcher Unfall ist um so gefährlicher, je weiter oben auf der Leiter er sich ereignet. Im Kontext der Stufenjahre wurde in der Antike kontrovers diskutiert, 2579

Siehe oben S. 985 und S. 996. Vgl. z.B. auch die Unterscheidung zwischen den beiden Arten von anni climacterici bei Firm. math. 4,20. 2580 So Boll 1921, 843, mit Verweis auf Roscher 1903, 51ff., u. Roscher 1906, 166ff. Ein Mondzyklus vom Neumond (1) über Halbmond (2), Vollmond (3) und wieder Halbmond (4) bis zum nächsten Neumond (1) umfasst ca. 4x7 Tage. 2581 Vgl. Macrob. somn. 1,6,62–74. 2582 Dieses Risiko klingt nach in Ptol. apotel. 3,11,33    u. Val. 5,2,7  , s. auch ebd. 5,8,26.45. Vgl. ferner den Hinweis von Grinda 2002, 774f. s.v. ‘Z.b.13 Leitern, Stufen’ auf Caecin. Cic. fam. 6,7,3 (von politischen Gefahren der Schriftstellerei): quem ad modum igitur scalarum gradus si alios tollas, alios incidas, non nullos male haerentis relinquas, ruinae periculum struas, non ascensum pares, sic tot malis tum vinctum, tum fractum studium scribendi quid dignum auribus aut probabile potest adferre?

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welche die gefährlichsten seien. Nach Censorins Überblick über die  anni (Cens. 14, bes. 14,9–16) hielten manche Astrologen (genethliaci) die Produkte der Drei- und Siebenzahl für die gefährlichsten anni  et climacterici, also das 21., 42., 63. und 84. Lebensjahr (Cens. 14,9–10).2583 Andere hingegen erklärten ein bestimmtes Stufenjahr zum schlimmsten überhaupt, so das 49. oder 81. als Quadratzahlen der 7 und 9 (Cens. 14,11–12) oder als Kombination beider Grundzahlen (7x9) das 63. (Cens. 14,14–15). Gerade dieses 63. Lebensjahr hatte bei den Astrologen offenbar den größten Erfolg und avancierte – ungeachtet der späteren Missbilligung durch Censorinus 2584 – zum Gefahrenjahr par excellence. Die ‘Ägypter’ nannten es auch  aus dem Grund, quod omnem vitae substantiam frangat ac debilitet (Firm. math. 4,20,3). Vgl. Val. 5,8,65 (= Critod. frg. 21 Peter)  [sc. ] ...    und das lateinische Äquivalent im Lib. Herm. 15,64 (= Val. app. 20,15,64) sexagesimus tercius ... et androclastes (id est virum frangens) appellatur; difficilis est; qui dicitur Hercules.2585 Anscheinend war für die Sonderrolle des 63. Jahres die Autorität von ‘Nechepsos und Petosiris’ bedeutsam, auf die sich Firmicus an der zitierten Stelle zu berufen scheint (4,20,3 ab Aegyptiis androclas dictus est). Dass außerdem das 63. Jahr nicht nur den Astrologen, sondern einer breiten Öffentlichkeit als das Gefahrenjahr schlechthin galt, beweist der von Gellius zitierte Brief des Augustus an seinen Adoptivsohn Gaius Caesar, worin der Kaiser seine Erleichterung ausdrückt, das 63. Lebensjahr wohlbehalten vollendet zu haben.2586 Neben den bisher besprochenen individuellen Klimakteren auf der Grundlage aphetisch-geometrischer Theorien und den allgemeingültigen auf der Grundlage arithmetischer Reihen (Sieben- und Neunzahl) gab es auch eine dem ‘König’ (Nechepsos) zugeschriebene kombinierte Methode, die die Zahl der vom heliakischen Aufgang des Sirius bis zur Ge2583

Missverstanden von Garland 1990, 4. S.u. Anm. 2599. 2585 Zum  vgl. Bouché-Leclercq 1899, 528. 5291 (“Pétosiris acceptait les climatères arithmétiques, notamment le fameux androclas, dont il se pourrait même qu’il fût l’inventeur”). 5311. Boll 1921. Roscher 1903, 66. Roscher 1906, 166–169, bes. 167243. 2586 Aug. Gell. 15,7,3 (frg. 22 Malcovati): Aue, mi Gai, meus asellus iucundissimus, quem semper medius fidius desidero, cum a me abes. Set praecipue diebus talibus, qualis est hodiernus [scil. 23. Sept. 1 n.Chr.], oculi mei requirunt meum Gaium, quem, ubicumque hoc die fuisti, spero laetum et bene ualentem celebrasse quartum et sexagesimum natalem meum. Nam, ut uides,  communem seniorum omnium tertium et sexagesimum annum euasimus. 2584

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burt vergangenen Tage mit hebdomadisch und enneadisch konzipierten, rein numerischen Verfahren zur Berechnung individueller Klimaktere nutzte. Diese Methode bespricht Val. 3,8,1–14 = Nech. et Pet. frg. 23.2587 Die Auswertung dieser vielfältigen klimakterischen Theorien ergibt insgesamt, dass die Begriffe  /   und  beide seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt sind und vermutlich beide vom Autor dieses Pseudepigraphons geprägt beziehungsweise ( ) erstmals metaphorisch gedeutet wurden. Was /   betrifft, wurden die Belege für die ‘Ägypter’ und den ebenfalls frühen Astrologen Kritodemos im vorletzten Absatz zitiert. Der metaphorische Gebrauch von ist durch Val. 3,8,1 (= Nech. et Pet. frg. 23,2; s. letzter Absatz) für ‘den König’ belegt und durch Heph. 1,1 für ‘die alten Ägypter’ (d.h. für ‘Nechepsos und Petosiris’); 2588 außerdem wird er schon von Varro in einer allgemeineren, nicht geographisch zu deutenden Formulierung den ‘Chaldäern’ zugeschrieben. 2589 Nach Salmasius und Bouché-Leclercq ist der metaphorische Terminus  exklusiv astrologisch, eine Erfindung des ‘Petosiris’.2590 Seine Rezeption durch eine breite Öffentlichkeit spätestens seit dem Beginn des Prinzipats bezeugt neben dem bereits zitierten Brief des Augustus (Anm. 2586) auch ein Brief des Plinius, in dem er den Besuch des schamlosen Regulus am Krankenbett der Verania schildert: Regulus habe vorgegeben, aus der Geburtskonstellation der Frau zu errechnen, sie durchleide gerade eine Gefahrenzeit (habes climactericum tempus, Plin. epist. 2,20,3). Überhaupt war die Nachwirkung der Lehre von den klimakterischen Jahren gewaltig.2591

2587

Zum heliakischen Aufgang des Sirius vgl. Heph. 1,23 = Nech. et Pet. frg. 12. Sie sollen spezielle  für jeden der 36 Dekane gelehrt haben. Logisches Subjekt zu Heph. 1,1,15   ist anscheinend  : vgl. Heph. 1,1,1   und Heph. 1,1,7    . Zur Verbindung dieser  mit dem Tod vgl. Heph. 1,1,22. 2589 Gell. 3,10,9: Pericula quoque uitae fortunarumque hominum, quae ‘climacteras’ Chaldaei appellant, grauissimos quosque fieri affirmat [sc. Varro hebdom. 1] septenarios. 2590 Siehe Bouché-Leclercq 1899, 5301, mit wichtigem Verweis (u.a.) auf Plin. nat. 7,161 ingens turba [...] scansili annorum lege occidua, quam climacteras appellant, non fere ita genitis LXIII [LIIII vel LIII codd.] annum excedentibus. 2591 Davon zeugt das monumentale Werk des Claudius Salmasius De annis climactericis (Leiden 1648). Vgl. dazu Kroll 1901, 5683: “ein schwer gelehrtes, aber mangelhaft disponiertes Buch”; Bouché-Leclercq 1899, 526: “Quand on a lu l’ouvrage de Saumaise sur la question, on est excusable de ne plus savoir au juste ce que c’est qu’un climatère”. 2588

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Bei Anwendung der Lehre von den allgemeingültigen Klimakteren auf Hadrian fällt sogleich auf, dass dieser mit 41½ Jahren, d.h. im klimakterischen 42. Jahr (6x7), Kaiser wird und mit 62½ Jahren, d.h. im berüchtigten annus androclas (9x7), stirbt. Antigonos selbst hat in Hadrians Kurzbiographie beide Daten – und nur diese beiden – hervorgehoben (§ 23  u.§ 24  ), sie aber, wenn wir Hephaistion vertrauen dürfen, nicht explizit als Klimaktere bezeichnet. Also hat Antigonos die Klimakterlehre entweder (a) nicht gekannt oder (b) abgelehnt oder (c) für so selbstverständlich gehalten, dass sie keiner Erwähnung bedurfte. Die Möglichkeiten (a) und (b) sind auszuschließen, (a) wegen der oben dokumentierten Verbreitung der Klimakterlehre in der antiken Kultur und (b) wegen der gerade vorher in §§ 50–51 von Antigonos bewiesenen Bereitschaft, sich die in ihrer Struktur vergleichbare Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes zu eigen zu machen. Wahrscheinlich hielt er also die Relevanz der hebdomadischen Lebensgliederung im Falle Hadrians für selbstverständlich. Diese Relevanz wird noch deutlicher, wenn man Folgendes bedenkt: Die Grundidee der klimakterischen Jahre ist, wie oben (S. 1026) gesagt, nicht die einer Gefahr, sondern eines bedeutenden Wechsels, sowohl vom Guten zum Schlechten wie umgekehrt. Nach Roscher können die Endpunkte der Jahrhebdomaden “als kritisch oder klimakterisch bezeichnet werden [...], insofern regelmäßig im siebenten oder nach vollendetem siebenten Jahre eine neue Stufe der Entwickelung beginnt und somit eine  oder  d.h. eine Veränderung des bisherigen Zustandes, stattfindet”. 2592 Mit fortschreitendem Lebensalter erweisen sich diese Wechsel dann meist als unheilvoll, wobei das 49. Jahr als Scheidelinie galt. Hinter dieser Konvention steht erneut die bereits erwähnte Macht der quadrati numeri potentissimi (Cens. 14,11), die es nahelegte, die negativ konnotierten Stufenjahre auf die Lebensspanne zwischen dem 49. Jahr (7x7) und dem 81. Jahr (9x9) zu limitieren.2593 Das 42. Jahr,2594 in 2592

Roscher 1911, 88; vgl. Roscher 1904, 31. Vgl. Cens. 14,14: itaque primum  annum quadragensimum et nonum esse prodiderunt, ultimum autem octogensimum et unum. Bouché-Leclercq 1899, 5282: “la période dangereuse va de 49 à 81 ans”. 2594 Astrologische Parallelen in Originalhoroskopen sind selten. Immerhin wird das 42. Lebensjahr im demotischen Teil des P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13) im Rahmen einer Prognose für die einzelnen Lebensabschnitte dreimal erwähnt (Z. 144.152.178, vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 33f.). Leider ist der Text stark beschädigt und nur bruchstückhaft verständlich. 2593

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dem Hadrian Kaiser wurde, ist also nicht so sehr ein gefährliches als vielmehr ein entscheidendes, ja es ist sogar sehr positiv konnotiert, da mit seinem Ende, dem 42. Geburtstag, der Zeitraum der 7. und 8. Hebdomade beginnt, den schon Solon in seiner Lebensalterelegie als die Lebenszeit pries, in der der Mann seine höchste geistige Kraft erreiche, bevor er in der zehnten ernsthaft verfalle. 2595 Roscher schreibt: “Nach der Hebdomadentheorie erreicht der Mann seine  mit dem 42. Lebensjahre.”2596 In diesem Jahr erreichte Hadrian die Kaiserwürde. Seine Vita steht somit bezüglich der beiden astrologisch wichtigsten Ereignisse, der Erhebung zum Kaiser ( ) und der Gesamtlebenszeit ( ), auf das Harmonischste im Einklang mit der Lehre der Stufenjahre (). Das ist späteren Autoren nicht verborgen geblieben. So führt z.B. in der Renaissance Heinrich Rantzau in seinem Catalogus imperatorum2597 den Kaiser Hadrian in dem Anhang De annis climactericis, einer Liste berühmter Personen, die in klimakterischen Jahren starben, mit den folgenden Worten auf: “Adrianus Cæsar, adoptatus â Traiano, cùm esset legatus Siriæ, aqua intercute [nach § 24  ? ] ad Baias moritur, ossa condita sunt in æde Hadriani, quæ nunc Romæ est arx S. Angeli, cùm vixisset annos 63. mens. 5. dies 19. Diodor. Spartia. ait, cùm ageret annum 63.” 2598 Auf Hadrian hätte bereits Censorinus verweisen können, der freilich dem 63. Jahr, da es keine Quadratzahl sei, geringere Stärke als dem 49. und 81. zubilligt2599 und hinzufügt, es gebe auch nur wenige berühmte Männer, die das 63. Jahr hinweggerafft habe; dazu fällt ihm angeblich nur Aristoteles ein (Cens. 14,16). Möglicherweise deutete sogar Hadrian selbst sein Todesjahr im Sinne der Theorie von den Klimakteren, speziell des 63. Jahres als dem annus androclas: Wenn der Brief im P. Fayum 19 (vgl. Smallwood 1966, 58, Nr. 123) echt ist, sagt der Kaiser darin eingangs explizit, er sterbe nicht vor der Zeit (). 2595

Solon. eleg. 27,13–14 West:           |        Vgl. Cens. 14,7. Roscher 1906, 14–17. Roscher 1911, 87f. 2596 Roscher 1909b, 7493 (a.E.). 2597 Dazu s. Oestmann 2004, 44f. 2598 Rantzau 1584, 359. Die Verweise “Diodor. [sic] Spartia.” beziehen sich auf Cass. Dio 69,23,1 u. Hist. Aug. Hadr. 25,11, deren Wortlaut oben S. 674 im Komm. zu § 24  –  zitiert wurde. 2599 Cens. 14,15: hunc licet quidam periculosissimum dicant [...], ego tamen ceteris duco infirmiorem.

Gesamtbesprechung

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F2 Das zweite erhaltene Horoskop des Antigonos gilt einem Nativen, dessen Identifizierung unsicher ist. Am wahrscheinlichsten ist die Identifizierung mit P. Acilius Attianus (s.u. zu §§ 54–61). Der Text gliedert sich wie folgt: § 53: Überleitung F1–F2 §§ 54–55: astronomische und astrologische Daten §§ 56–61: Analyse §§ 56–57: Teil 1: Präsentation und astrologische Erläuterung individueller biographischer Daten § 56: Verschiedene Aspekte der   § 57: sexuelle Neigungen §§ 58–60: Teil 2: Untersuchung der Luminare bezüglich der   § 58: Sonne § 59: Mond § 60: allgemeingültige Schlussbemerkung § 61: Teil 3: Anleitung zur Untersuchung der Lebenslänge

§ 53 : so cod. P;  Ep.4. Während  (sc. ) insgesamt reich belegt ist, 2600 begegnet   nur selten, bis zum Ende des 3. Jh. n.Chr. überhaupt nur einmal.2601 Auch für   /- kennt der TLG zahlreiche Parallelen,2602 für   2600

Nach TLG 17mal bis Ende 2. Jh. n.Chr., 55mal bis Ende 4. Jh. Sext. Emp. adv. math. 2,6 = Xenocr. frg. 90 Parente (frg. 13 Heinze) = Chrysipp. SVF II 294                       (danach nur eine Handvoll weitere Belege bis zum Ausgang der Antike). 2602 Sext. Emp. Pyrrh. 1,163     ibid. 2,219      ibid. 2,236        Sext. Emp. adv. math. 8,111 (= Chrysipp. SVF II 216) (v.l. )  ibid. 10,234      Orig. frg. in Luc. 204 Rauer (GCS 49)  2601

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Antig. Nic. F2 § 53

 hingegen nur eine einzige. 2603 Trotzdem legt der Sprachgebrauch des Hephaistion die Entscheidung für die lectio rarior (P) nahe. Hephaistion bietet zwar – ebenso wie die übrigen astrologischen Autoren bis zum Ende der Antike – weder Parallelen für  /- noch für  , aber drei Belege des Substantivs . Sie gehören alle zu methodischen Erklärungen, er wolle die Lehren der ‘Alten’ in gebührender Kürze referieren. 2604 Außerdem benutzt er viermal das Adverb ,2605 und zwar stets in ähnlichen Äußerungen zum Umgang mit den Quellen; adjektivische Belege für  fehlen. Die Worte    besagen nicht, dass Hephaistion den Wortlaut des Antigonos gekürzt hat, denn diese Auffassung des würde den Zusatz eines Infinitivs erfordern, so wie Hephaistion ihn kurz zuvor korrekt und erwartungsgemäß verwendet hat (Heph. 2,11,75     [sc.  ]  ).2606 Vielmehr bedeuten sie, dass Antigonos selbst die Besprechung des anonymen Kaiserhoroskops knapp formuliert hat. Dabei ist es wichtig, die vergleichende Bedeutung des Wortes  zu beachten. Hephaistion will nämlich offenbar nicht sagen, dass Antigonos die von ‘Nechepsos und Petosiris’ hinterlassenen Regeln unter Wahrung ihres allgemeingültigen Inhalts knapper formuliert hat (dann wäre   ohne  ange2603

Schol. Pind. Pyth. 4,442 p. II 158,1–2 Drachmann. Heph. 1 praef. 9: ...       Heph. 1,25,25 (Ende 1. Buch): ...             Heph. 2 praef. 1 ...  [sc. ]            Vgl. Radici Colace 1995, 335 (= Radici Colace 1997, 13f.), zu Hephaistions häufigem Gebrauch von    etc., Ausdrücken, die den Leser beruhigen (“tranquillizzano il lettore”) und ihm versichern, dass eine mühelos zu rezipierende Synthese des Wesentlichen geboten wird. 2605 Heph. 1,21,1    Heph. 1,21,1–36 = Nech. et Pet. frg. 6Heph. 2,11,75  [sc.  ; Heph. 2,11,74 ~ Ptol. apotel. 3,11,15]  Heph. 2,16,1     [sc. ]     Heph. 3 praef. 1            – Im Übrigen ist  in antiken Astrologentexten m.W. nur bei Val. 7,2,31 und Paul. Alex. 4 p. 15,17 belegt. 2606 Vgl. Kühner-Gerth II 663. Es ließen sich leicht Dutzende griechische Belege für   etc. anführen. 2604

Stellenkommentar

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messen), sondern dass er diese Regeln (sicher nicht alle, aber doch eine thematisch breit gestreute Auswahl) auf ein konkretes Beispielhoroskop angewendet hat und somit gleichsam (!) eine Kurzfassung der genethlialogischen Lehren von ‘Nechepsos und Petosiris’ bietet, deren Methode darzustellen Hephaistion in F1 § 21 angekündigt hatte.2607 Hephaistion bestärkt durch diese Aussage unseren Eindruck, dass das Hadrianhoroskop des Antigonos unter den antiken Horoskopen, von denen Hephaistion vermutlich eine reichere Kenntnis als wir hatte, durch seine thematische Vielfalt und seinen Umfang eine Sonderstellung einnahm. Siehe ergänzend die zum folgenden Lemma angestellte grammatische Analyse.      : vgl. Heph. 1 praef. 1           . –   ist stehende Bezeichnung für die bereits eingangs (F1 § 21) genannten ‘Nechepsos und Petosiris’, zuweilen auch für deren Umfeld; vgl. Heph. 2,11,25     (= Nech. et Pet. frg. +3). Vgl. weiter Ptol. apotel. 3,11,1   (sc.  ; = Nech. et Pet. frg. 15) sowie auch F6 § 76    (ubi pl.). Es stellt sich die Frage der syntaktischen Relation der Worte       bezüglich der Worte    und . Für eine grammatische Abhängigkeit von  gibt es eindeutige Parallelen, z.B. Heph. 2,22,8       .2608 Es gibt jedoch in der gesamten griechischen Literatur keinen einzigen eindeutigen Beleg für  (oder ) +  + Genetiv (was ja auch nicht verwundert, da man eine der beiden geläufigen Konstruktionen  + Akk. oder   + Gen. erwarten würde). An den zu prüfenden Stellen bleibt immer die Möglichkeit, dass der Präpositionalausdruck mit  + Genetiv von einem Verb im Kontext abhängen könnte. Beachtung verdienen vor allem zwei Stellen bei Hephaistion selbst, Heph. 2,15,2    2607

Eine falsche Übersetzung des  bietet Schmidt 1998, 61 (wörtlich wiederholt von Schmidt 2009, 359): “Such is the treatment of the first nativity, then, as Antigonus set it out concisely from the things said by the ancients.” – Eine ähnliche vergleichende Formulierung wie Hephaistion gebraucht Cosm. Indic. top. Christ. 6,29     . 2608 Alle übrigen Belege für  bei Hephaistion – mehr als ein Dutzend – sind jedoch ohne + Genetiv konstruiert.

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Antig. Nic. F2 § 53

    und Heph. 3 prooem. 1:        .2609 Beachtung verdient allerdings die jeweilige Wortstellung: Während an der zuletzt zitierten Stelle  sicher von dem unmittelbar folgenden Partizip  abhängt, suggeriert an der zuerst zitierten Stelle die Position von  einen engen Zusammenhang mit den unmittelbar vorausgehenden Worten    (Hephaistion hätte  ja auch unmittelbar vor  stellen können). Weitet man die Perspektive über die astrologische Literatur hinaus, so findet man vereinzelt ähnliche Fälle, z.B. Athanas. epist. ad Serap. 4,16,3 Savvidis               Trifft also vielleicht die Interpunktion der hier in Frage stehenden Stelle durch Ruelle, CCAG VIII 2 (1911), p. 84,1–2, das Richtige, der vor  und nach  Kommata setzt? Grammatisch hätte man dann aber eher einen reinen Genetiv statt des Präpositionalausdrucks erwartet, also  . 2610 Insgesamt ist festzustellen, dass die Worte     rein grammatisch wohl ebenso wie der Ausdruck    von  abhängen dürften,2611 inhaltlich jedoch eng mit   zusammengehören, da nur durch sie die Eigenart der von 2609

Ungenau übersetzt von Gramaglia 2013, 33: “Together with the two books from the compilaton of what the ancients have concisely said, let me set forth this third and most useful one [...]”. Richtig wäre: ‘Zusätzlich zu den zwei Büchern, die ich als Kurzfassung einer Sammlung dessen, was die Alten gesagt haben, geschrieben habe, ... ’. – Weitere beachtenswerte Stellen (diesmal von christlichen Autoren des 3./4. Jh.s n.Chr.): Hippol. chron. 19 Helm (GCS 46)                  Athanas. epist. ad Max. MPG 26 p. 1089,31–32            Epiphan. adv. haer. p. II 124,21–23 Holl (GCS 31)     . 2610 Vgl. z.B. Alex. Aphr. mixt. p. 228,7–10 Bruns über die Lehre () des Aristoteles:            2611 In diesem Sinne übersetzt Bezza 1995, 901: “Queste cose espone in modo conciso, seguendo i detti degli antichi, Antigono di Nicea riguardo a questa prima genitura.”

Stellenkommentar

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Antigonos vorgenommenen Kürzung verständlich ist. : so P, aber  Ep.4 (vielleicht zu Recht).   : Bedeutet ‘nach dieser Methode’ oder ‘mit diesen Worten’? Für die zuletzt genannte Deutung scheint das abrupt folgende wörtliche Zitat zu sprechen,2612 für die zuerst genannte jedoch die Parallelen in F3 § 62     und F4 § 67          , die in Verbindung mit F1 § 21       zu lesen sind.

§§ 54–61 Welcher Person dieses Horoskop gilt, wissen wir nicht. Es ist ebenso wie das vorausgehende (Hadrian) und das folgende (Pedanius Fuscus) anonym formuliert, erschwert jedoch im Gegensatz zu F1 und F3 die Bemühungen um eine Identifikation des hiesigen Nativen durch die zusätzliche Schwierigkeit, dass der Text keine biographischen Informationen über dessen Todesalter und/oder Todesart bietet. Durch diesen Umstand sowie auch durch den schwankenden Tempusgebrauch (s. bes. § 56 ) ist weniger offensichtlich als in F1 und F3, dass auch F2 ein retrospektives Horoskop bietet. Um ein solches muss es sich aber wohl handeln, einerseits wegen der mindestens 98 Jahre umfassenden Zeitspanne von der Geburt des Nativen bis zum Tode Hadrians, der als terminus post quem für die literarische Aktivität des Antigonos dient, zum anderen wegen der retrospektiven Formulierungen in §§ 58–59 ( u.  ). Allerdings kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass Antigonos’ Kenntnis der Biographie des Nativen vielleicht nur bis zu irgendeinem Zeitpunkt in dessen Erwachsenenleben, als er bereits eine bedeutende Stellung einnahm, reichte, ohne die Tatsache, den Zeitpunkt und die Umstände des Todes einzuschließen. Bisher wurden in der Forschung sechs verschiedene Identifizierungen erwogen. Mehrere davon stützen sich auf die durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 80, begründete astronomische Lokalisierung des Horo2612

Vgl. die Einleitung eines wörtlichen Dorotheos-Zitats bei Heph. 3,16,12:  .

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Antig. Nic. F2 §§ 54–61

skops in der Breite von Südspanien und versuchen dementsprechend, es einem in dieser Region geborenen Nativen zuzuweisen.2613 Dieses geographische Kriterium sollte jedoch aufgegeben werden, da F2, wie oben (S. 625–627) gezeigt, wahrscheinlich für das Standardklima von Alexandria berechnet wurde und somit keine Rückschlüsse auf die geographische Breite des Geburtsorts erlaubt. Die sechs bisher erwogenen Identifizierungen des Nativen werden im Folgenden entsprechend ihrer chronologischen Aufeinanderfolge in der Forschungsgeschichte in der Weise präsentiert, dass jeweils unmittelbar auf den Namen des historischen Individuums eine Klammer mit Verweisen auf die Einträge der relevanten prosopographischen Repertorien folgt. Diese Verweise dienen der biographischen Information und implizieren nicht, dass die zitierten Repertorien der jeweiligen Identifikation zustimmen. Vorgeschlagen wurden: a) P. Aelius Hadrianus Afer (PIR2 A 185. Caballos Rufino 1990, 44f., Nr. 8), der Vater Kaiser Hadrians, erstmals erwähnt von Cramer 1954, 162f., mit Verweis auf die noch unpublizierte Identifizierung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 80.2614 Dagegen verweist Barnes 1976, 77, auf Hist. Aug. Hadr. 1,4 u. P. Fayum 19 (vgl. Smallwood 1966, 58, Nr. 123), wonach der Vater Hadrians 85 n.Chr. vierzigjährig starb, was dem Jahr 40 n.Chr. als Geburtsdatum widerspreche; außerdem habe der Vater es niemals zu jener prominenten Position gebracht, die das Horoskop dem Nativen bescheinigt.2615 Zu diesen Argumenten ist zu ergänzen, dass die eindeutig negative Präsentation des Nativen von F2 mit der hier vertretenen Vermutung, dass alle drei Horoskope sich auf biographisches Material der verlorenen Autobiographie Hadrians stützen,2616 unvereinbar wäre. b) L. Iulius Ursus Servianus (PIR2 I 631 [cf. I 569]. Caballos Rufino 1990, 386–388, Nr. I 30),2617 der Großvater des Pedanius Fuscus, dessen Horoskop F3 bietet. Servianus wurde erstmals vorgeschlagen von Cramer 1954, 177. Dagegen führt Barnes 1976, 77, das Zeugnis von Cass. Dio 2613

Vgl. z.B. Caballos Rufino 1990, 35 (“en el sur de Hispania”) u. 184, Argument B gegen die Identifizierung mit Licinius Sura durch Barnes 1976. Wenngleich die Identifizierung mit Sura tatsächlich nicht überzeugt (mehr dazu im Folgenden unter Punkt c), ist Barnes doch dafür zu loben, dass er sich bei seiner Argumentation für Licinius Sura im Gegensatz zu Caballos Rufino, und erheblich früher als dieser, von Neugebauers Verengung der geographischen Perspektive freigemacht hat (vgl. Barnes 1976, 778, mit Verweis auf eine Mitteilung G. J. Toomers). 2614 Diese Identifizierung hält Lindsay 1971, 310, für “very likely”. 2615 Gegen P. Aelius Hadrianus Afer spricht sich auch Michelotto 1987, 14615, aus. 2616 Siehe Heilen 2005a und oben S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 2617 Siehe auch die ausführliche Studie zu Servianus von Michelotto 1987.

Gesamtbesprechung

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69,17,1. Hist. Aug. Hadr. 15,8. 23,8. 25,8, Servianus sei neunzigjährig gestorben, ins Feld, was der Kombination eines Geburtsdatums im Jahre 40 n.Chr. mit dem Todesdatum im Jahre 138 n.Chr. (s.u. S. 1137 bei Anm. 2890) widerspreche. 2618 Servianus war vermutlich 48 n.Chr. geboren.2619 Für Servianus setzt sich erneut Martin 1982, 295–298, ein, der ungeachtet des schwerwiegenden chronologischen Arguments von Barnes urteilt (S. 295): “Rien dans le thème ne peut aller à l’encontre d’une attribution à Servianus”. Der Beitrag Martins wurde zu Recht als inakzeptabel kritisiert (Michelotto 1987, 14615. 182179. 189211). Später setzte sich erneut Canto 1991, 296–299, und Canto 2004, 389, für Servianus ein, wobei sie sich (bes. 1991, 299) auf höchst problematische Argumente stützt, darunter die geographische Breite Südspaniens, die weder als Grundlage der Berechnung des MC in F2 noch als historischer Geburtsort des Servianus erweisbar ist,2620 und die Lesart (cod. P) § 56    (zu beidem mehr in Anm. 2637). Canto geht allerdings nicht so weit, die Identifizierung für sicher zu halten.2621 – Gegen Servianus spricht neben dem von Barnes vorgebrachten chronologischen Argument der Umstand, dass er anscheinend ohne Schuld an der zu seinem Tod führenden Entwicklung der Ereignisse war. Dafür sprechen mehrere Argumente: zum einen die Nachricht, Servianus selbst habe seine Unschuld vor seinem Tode feierlich beteuert (Dio 69,17,1–2), zweitens “die tiefgehende, nach Hadrians Tod zum Ausdruck gelangte Entrüstung der Senatoren, die ohne den Einspruch des neuen Herrschers die Konsekration Hadrians vereitelt hätte”,2622 und drittens der Umstand, 2618

Gegen die Identifizierung mit Servianus spricht sich auch Champlin 1976, 82, aus. Mit anderen Worten: 90 Jahre vor 138 n.Chr. Etwas anders Stein – Petersen 1952– 1966 (PIR2 I 631), 297: “natus videtur anno 47”. Für das Geburtsjahr 48 n.Chr. könnte vielleicht auch das Indiz sprechen, dass Servianus dann sein Suffektkonsulat 90 n.Chr. suo anno innegehabt hätte. – Unklar ist, warum Birley 1997, 280, sein Alter im Jahre 134 mit 84 (sic) Jahren angibt. 2620 Die Herkunft des Servianus ist nach Michelotto 1987, 144 (mit viel Lit. in Anm. 9), ungewiss, die communis opinio (Spanien) nicht haltbar. Diese hatten z.B. Stein – Petersen 1952–1966 (PIR2 I 631), 298, vertreten (“Origine sine dubio Hispanus”), ebenso Raepsaet-Charlier 1987, 36, etwas vorsichtiger (Servianus stamme wahrscheinlich aus Spanien) Caballos Rufino 1990, 387. – Nach Syme 1991, 192f. (= RP VI 401) u. Eck 1997, 115f., stammte Servianus vermutlich aus der Narbonensis (etwas vorsichtiger Eck 1999a: “vielleicht aus der Narbonensis stammend”). 2621 Vgl. Canto 1991, 299: “el segundo horóscopo [...] puede corresponder o no a Urso Serviano (varios datos hablan en su favor)”. 2622 Groag 1917, 890, mit Verweis auf Cass. Dio 69,2,5. 23,2–3. 70,1,2–3. Hist. Aug. Hadr. 27,2. Pius 2,5. 5,1. Aur. Vict. Caes. 14,13. Eutr. 8,7,3; auch Champlin 1976, 83, u. Michelotto 1987, 185. 189. 191, halten Servianus für unschuldig. 2619

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Antig. Nic. F2 §§ 54–61

dass Antigonos selbst den Servianus von Schuld freizusprechen scheint, indem er mehrmals betont, Pedanius habe durch seine Fehler den alten Mann mit in den Untergang gerissen (s. bes. F3 § 62          . § 65      § 66a    ). Mit dem schuldlos erlittenen Tod des Servianus ist die Aussage über den Nativen von F2, er sei    gewesen (§ 56), schwerlich vereinbar.2623 c) L. Licinius Sura (PIR2 L 253. Caballos Rufino 1990, 183–193, Nr. 103, bes. S. 187), cos. suff. a. inc., cos. II ord. 102 n.Chr.,2624 cos. III ord. 107 n.Chr., gest. ca. 108 n.Chr.;2625 zur Zeit Trajans der zweite Mann im Staat;2626 Trajan vertraute ihm völlig.2627 Sura wurde vorgeschlagen von Barnes 1976 2628 mit Verweis auf zahlreiche Zeugnisse, u.a. für den Reichtum Suras,2629 für seine Homosexualität2630 sowie für sein generöses Verhalten gegenüber der spanischen Heimat.2631 Suras Reichtum und

2623

Zu Servianus verdient noch eine im 16. Jh. beim Petersdom gefundene, in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Inschrift Erwähnung (CIL VI 9797 [cf. 33815a] = ILS 5173 = CLE 29). Darin spricht ein gewisser Ursus, der sich als alter Mann (senex, Z. 12) vorstellt, in iambischen Senaren von seiner bravurösen Beherrschung des ‘Glasballspiels’, in dem er sich seit den Zeiten Neros hervorgetan habe; jetzt sehe er sich von einem gewissen Verus, der zum dritten Mal Konsul geworden sei, geschlagen. Champlin 1985, bes. 162f., hat das Gedicht auf Iulius Servianus (PIR2 I 631, cos. suff. 90, cos. II ord. 102, cos. III ord. 134) und M. Annius Verus (PIR2 A 695, cos. suff. 97, cos. II ord. 121, cos. III ord. 126) bezogen und als Allegorie des Ringens um politische Ämter gedeutet (zur Symbolik des Balls als regnum s. Arnaud 1984; Neuinterpretation der Inschrift: Schmidt 1999). 2624 Zusammen mit Iulius Servianus (s.o. unter b). 2625 Konsulatsdaten und Todesjahr nach PIR2 L 253 (ebenso Caballos Rufino 1990, 187. Eck 1999b, 179). 2626 So Caballos Rufino 1990, 184. 2627 So Eck 1999b, 179. 2628 Michelotto 1987, 14615, hält diesen Vorschlag für scharfsinniger als die Identifikationen mit P. Aelius Hadrianus Afer oder mit Iulius Servianus, legt sich aber selbst nicht fest (vgl. ebd. 189211). Dem Vorschlag von Barnes 1976 folgen Syme 1985c, 273 mit Anm. 45 (= RP V 507). Di Vita-Évrard 1987, 322. Syme 1991, 196 (= RP VI 405). Fündling 2006, 254 (“sehr plausibel”; vgl. ebd. 283 u. 317). 2629 Vgl. Cass. Dio 68,15,32          2630 Vgl. Arr. Epict. diss. 3,17,4  ; 2631 Vgl. CIL II 4282; nahe Tarraco.

Gesamtbesprechung

1039

seine spanische Herkunft stehen außer Frage. 2632 Gegen ihn spricht jedoch, dass keine konsularischen Vorfahren bekannt sind,2633 während das Horoskop doch von einem    (§ 56) spricht,2634 dass er anscheinend erst 93 oder 97 n.Chr. sein erstes Konsulat bekleidete, was das Jahr 40 n.Chr. als Geburtsjahr sehr unwahrscheinlich macht, 2635 und dass dem Licinius Sura auch nicht die im Horoskop betonte Homosexualität nachgewiesen werden kann, da die Identität des bei Arr. Epict. diss. 3,17,4 erwähnten ‘Sura’ zweifelhaft ist und bessere Argumente für einen anderen Senator, M. Palfurius Sura, sprechen.2636 – Ein weiteres Kriterium blieb ganz unbeachtet, sowohl von Barnes als auch von Caballos Rufino: die Worte (P)    (§ 56). 2637 Da Antigonos den Kaiser Hadrian durchweg positiv zeichnet, den hier fraglichen Nativen hingegen (ähnlich wie den Pedanius Fuscus) negativ, ist eher zu vermuten, dass es sich um einen Feind oder Widersacher Hadrians handelt, als dass man an einen untadeligen 2632

Vgl. Caballos Rufino 1990, 188: “su riqueza debió ser extraordinaria”; ebd. auch zu Suras Herkunft aus der Provinz Hispania Tarraconensis, wahrscheinlich aus Celsa (vgl. Eck 1999b, 178). 2633 Vgl. Caballos Rufino 1990, 185: “un homo nouus”. 2634 Dazu bemerkt Barnes 1976, 775: “Neugebauer and van Hoesen translate    as ‘very distinguished, of very distinguished (ancestors).’ It might be better to take the phrase to signify merely ‘extremely famous’.” 2635 Nach Barnes 1976, 77f., ist ungewiss, ob Sura erst 97 n.Chr. oder schon vor 87 n.Chr. erstmals Konsul war; für ein frühes Konsulatsjahr spreche vor allem Mart. 6,64,8–15. Dagegen urteilt Caballos Rufino 1990, 186, nach einer umfangreichen Analyse: “Las dos únicas alternativas posibles que quedan para la datación del consulado de Sura son los ya mencionados años 93 ó 97 p.C.” (vgl. ebd. 184, Argument A). Zu den Jahren 93 oder 97 n.Chr. tendiert auch Eck 1999b, 179. Syme 1991, 19733 (= RP VI 40533) sieht das Problem, zieht als Konsequenz aber nicht die These von Barnes 1976, sondern das Datum des Horoskops in Zweifel. 2636 So Caballos Rufino 1990, 185. Die ebd. S. 184 angeführte geographische Breite (Hispania Tarraconensis statt Südspanien) ist als Argument gegen Barnes irrelevant. 2637 Gerade dieses problematische Detail übergeht Barnes 1976, 76f., in seinem Resümee der von Antigonos gebotenen Informationen und erklärt es im Folgenden auch nicht. Canto 1991, 298, folgt der falschen Lesart des Codex P    , die sie versehentlich ins Gegenteil des tatsächlich Gemeinten verkehrt (“injustamente acusado”, vielleicht eine ungeprüfte Übernahme des Fehlers von Cramer 1954, 177 “accused unjustly”, doch vgl. ebd. 163: “justly accused”) und dann argumentiert, dieses historisch nicht belegbare Detail (ein vermeintlicher Prozess) spreche ebenso wie die aus dem MC zu gewinnende geographische Breite (vermeintlich Südspanien) gegen Licinius Sura (ebd. 298). Beide Argumente sind hinfällig. Nach Anführung dreier weiterer Argumente (zwei davon entsprechen den hier auf S. 1039 vor Anm. 2634 u. 2635 genannten) urteilt sie insgesamt (299f.): “a quien no puede pertenecer [sc. el horóscopo] es a Licinio Sura”.

1040

Antig. Nic. F2 §§ 54–61

Vertrauten Trajans denken dürfte,2638 dem auch Hadrian nicht wenig verdankte.2639 Verfehlt erscheint daher das Urteil von Barnes: “Sura would suit the context perfectly – Hadrian’s friend and patron (HA, Hadr. 2,10; 3.10) preceding his first intended heir [sc. Pedanius Fuscus]”. 2640 Insgesamt spricht Caballos Rufino zu Recht von der “imposibilidad de identificación [sc. de Sura] con el senador del horóscopo”.2641 d) M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus (PIR2 C 1604. Caballos Rufino 1990, 349f., Nr. I 15); vorgeschlagen von Caballos Rufino 1986, 124, der diese und weitere von ihm vorgebrachte Identifikationen als bloße Hypothesen (“como meras hipótesis”) verstanden wissen will.2642 e) P. Acilius Attianus (PIR2 A 45. Caballos Rufino 1990, 31–38, Nr. 5); vorgeschlagen von Caballos Rufino 1990, 35f. (“a título de mera hipótesis”). Zustimmend urteilt Birley, wenngleich die Identifizierung weniger sicher ist, als sein Kommentar glauben macht.2643 Attianus war ein Freund Trajans und gemeinsam mit diesem Vormund Hadrians nach dem frühen Tode des Vaters im Jahre 85/86 n.Chr.;2644 in diesem Kontext findet er erstmals historisch Erwähnung. Nach Cramer 1954, 163, hatte er vermutlich den entscheidenden Erziehungseinfluss auf Hadrian. Zur Zeit des Partherkrieges (114–117 n.Chr.) sollen Hadrian und Attianus befreundet gewesen sein (Hist. Aug. Hadr. 4,2). Beim Tode Trajans im August 117 n.Chr. gehörte Attianus zusammen mit Trajans Ehefrau Plotina (PIR2 P 679. Raepsaet-Charlier 1987, 511f. [FOS 631]) und Trajans Nichte Salonia Matidia (PIR2 M 367. Raepsaet-Charlier 1987, 546f. [FOS 681]) zu jenem engsten Personenkreis, der die Adoption und die Inthronisation Hadrians durchsetzte. Wahrscheinlich hatte er schon unter Trajan das Amt des Prätorianerpräfekten bekleidet, das er jedenfalls zu Beginn der Regierung Hadrians innehatte und somit zu den einflussreichsten und mächtigsten Männern des Staates zählte.2645 Er lebte mindestens bis 119 2638

Vgl. Cass. Dio 68,15,4:                          2639 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 2,10. 3,10. 2640 Barnes 1976, 77. 2641 Caballos Rufino 1990, 186. 2642 Caballos Rufino 1990, 36. Gegen diese Identifikation (d): Canto 1991, 297100. 2643 Vgl. Birley 1997, 3279 (“as seems plausible”) u. 35526 (“most plausibly identified with Acilius Attianus”). 2644 Vgl. Hist. Aug. Hadr. 1,4 u. Caballos Rufino 1990, 44. 2645 Caballos Rufino 1990, 31, bezeichnet ihn als “uno de los personajes más significativos y poderosos del reinado de Adriano”.

Gesamtbesprechung

1041

n.Chr., als er die genannte Präfektur niederlegte beziehungsweise niederlegen musste; etwas später verfeindete er sich endgültig mit Hadrian.2646 Die Proskriptionen der letzten Jahre Hadrians dürfte er wohl kaum überlebt haben.2647 Über das Vermögen des Attianus wissen wir nichts Genaues.2648 Während also der in § 56 erwähnte außerordentliche Reichtum und die in § 57 erwähnte Homosexualität des Nativen nicht für Attianus belegbar sind, würde das negative Licht, in dem Antigonos diesen Nativen erscheinen lässt, zu dem am Ende sehr negativen Verhältnis zwischen Hadrian und Attianus passen, welches in der Autobiographie des Kaisers, sofern diese tatsächlich – wie hier angenommen2649 – die biographische Quelle des Antigonos war, seinen Niederschlag gefunden haben dürfte. In diesem Kontext verdient Beachtung, dass die Worte      (§ 56) vielleicht als eine Anspielung auf die Hinrichtung der sogenannten vier Konsulare gelesen werden darf, die Attianus besorgte2650 und für die Hadrian angeblich (so Hist. Aug. Hadr. 9,3) später dem Attianus die Schuld gab. Zahrnt 1997, 127, differenziert die verschiedenen Grade historischer Gewissheit bezüglich jener Ereignisse wie folgt: “Sicher ist, daß vier Senatoren, die Traian für wichtige militärische Aufgaben eingesetzt hatte, wegen angeblicher Verschwörung gegen den Kaiser in Abwesenheit zum Tode verurteilt und liquidiert wurden; wahrscheinlich ist, daß der Prätorianerpräfekt Attianus für ihre Beseitigung verantwortlich war, ungeklärt bleibt, inwieweit Hadrian selbst die Hände im Spiel hatte.” Falls § 56 auf die Hinrichtung der vier Konsulare anspielt, ergibt sich eine inhaltliche Verknüpfung mit dem Hadrianhoroskop, in dem mit weit größerer Wahrscheinlichkeit von denselben vier Konsularen die Rede ist.2651

2646

Alles nach Caballos Rufino 1990, 31–35; s. bes. Hist. Aug. Hadr. 15,2 ... postea ut hostium loco habuit, ut Attianum ... 2647 So Caballos Rufino 1990, 35, der auch betont, der Verlust des kaiserlichen Wohlwollens habe den Untergang des Attianus (“su ruina”) bewirkt. Als Todesjahr des Attianus denkt Caballos Rufino anscheinend an 119 n.Chr. (ebd. 36: “muerto a los 79 años de edad”; denn 40 [astronomische Datierung des Horoskops F2] + 79 = 119). 2648 Zu möglichen Besitzungen des Attianus auf Elba sowie bei Praeneste s. Caballos Rufino 1990, 35; dieser spricht (ebd. 36) ohne Erläuterungen vom Reichtum des Attianus (“su riqueza”). 2649 S.o. S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). 2650 Birley 1997, 88; vgl. Premerstein 1908, 82. 2651 S.o. Komm. zu F1 § 34         .

1042

Antig. Nic. F2 §§ 54–61

f) “L. Ceionus [sic] Commodus, le futur empereur Commode” (Bakhouche 2002, 178). Diese Identifizierung ist absurd:2652 L. Ceionius Commodus (geb. ca. 101 n.Chr.) war der als L. Aelius Caesar designierte Nachfolger Hadrians (PIR2 C 605), der am 1.1.138 n.Chr. starb, und ist verschieden von L. Aurelius Commodus (geb. 161 n.Chr.), dem späteren Kaiser Commodus. Zu keinem von beiden kann ein Horoskop für das Jahr 40 n.Chr. gehören. Abschließend ist festzuhalten, dass im Gegensatz zu F1 und F3 eine sichere Identifizierung des Nativen von F2 nicht möglich ist. Am wahrscheinlichsten ist die Identifizierung mit P. Acilius Attianus (s.o. Punkt e), da sie chronologisch plausibel ist, in wichtigen Punkten mit den durch Antigonos gebotenen biographischen Daten vereinbar ist, in keinem Punkt den durch andere historische Quellen bekannten biographischen Daten widerspricht, eine Person aus dem engsten Umfeld Hadrians betrifft, was den thematischen Zusammenhang von F1–F3 erklärt, eine bei Hadrian in Ungnade gefallene Person betrifft, was (vor allem wenn Antigonos Hadrians Autobiographie benutzte) die diskreditierende Darstellung des Nativen durch Antigonos erklärt, und eine im Vergleich mit Pedanius Fuscus erheblich ältere und mächtigere Person im engsten Umfeld Hadrians betrifft, was ihre Besprechung vor Hadrians Familienmitglied Pedanius Fuscus (F3) erklärt.

§§ 54–55 Die astronomischen und astrologischen Daten in den eröffnenden Paragraphen der zweiten Nativität (und ebenso der dritten, s. F3 §§ 63–64) sind erheblich detailreicher als die am Beginn des Hadrianhoroskops. Zu den möglichen Gründen hierfür sowie auch zur Reihenfolge der Positionsangaben s.o. im einleitenden Kommentar zu F1 § 22 (bes. S. 588– 593). Im hier vorliegenden Fall vermerkt Antigonos, über F1 § 22 hinausgehend, alle vier Kardinalpunkte, notiert zu jedem Planeten, in wessen Bezirk () seine Position fällt, 2653 bestimmt den Hausherrn der Nativität (§ 54 a.E.) und nennt zuletzt auch die Mondpositionen am 3., 7. und 40. Tag (§ 55), von denen in F1 nur die Mondposition am 40. Tag präzisiert wurde, und auch diese erst gegen Ende des Textes (§ 50). Die 2652

Vgl. Heilen bei Hübner 2004, 213, sowie Turcan 2003, 474. Detaillierte -Angaben zu allen Planeten begegnen auch mehrmals in den Originaldokumenten, z.B. in Hor. gr. 81.III.31. Hor. gr. 95.IV.13. Hor. gr. 137.XII.4 (Version a u. b).

2653

Gesamtbesprechung

1043

im Text genannten Planetenlängen lassen sich unter Berücksichtigung der Ineinssetzung von Tierkreiszeichen und Orten der Dodekatropos, die aus § 56 evident ist, wie folgt visualisieren: MC 





 



X

XI



IX



XII  ASC



3

VIII

I

IV

7



 



VI

III 

OCC

VII

II 



V 

40





IMC Diagr. 24: Hor. gr. 40.IV.5 (F2)

Die astronomische Rückberechnung der in §§ 54–55 gebotenen Daten führt auf den 5. April 40 n.Chr., wie aus der folgenden Tabelle (S. 1044) ersichtlich ist. Da der Text keine Angaben zum Geburtsort des Nativen macht, bietet die Tabelle neben den siderischen Daten des Antigonos auch moderne tropische Daten für drei verschiedene, potentiell relevante Orte, ergänzt um die Daten der Rückberechnung von Neugebauer – van Hoesen 1959, 80 (hier: “NH”). Diese hatte auf dasselbe Datum (5. April 40 n.Chr.) geführt. Es wurde oben bereits gezeigt, dass Antigonos das MC dieses Horoskops wahrscheinlich nach jener alten, durch Paulos Alexandrinos bekannten Methode für das 1. Klima (Alexandria) berechnet hat und somit die Vermutung Neugebauers und van Hoesens, der Native sei in Südspanien geboren und Mitglied der Familie Hadrians gewesen, nicht plausibel ist (s.o. S. 625–630). Da die dort erzielten Ergebnisse aber nicht sicher, sondern nur wahrscheinlich sind, werden die Rückberechnungen hier der Vollständigkeit halber auch für Rom und Italica durchgeführt. Die Anmerkungen zu Tab. 28a sind alphabetisch nummeriert.

Antig. Nic. F2 §§ 54–55

1044



sidetropische Längen am 5.4.40 n.Chr. rische Galiastro 4.3 NH Längen Alexandria Italica Rom (Text) (31° 12 N, (41° 54 N, (37° 26 N, 29° 54 O) 12° 29 O) 6° 02 W) ca. 19° 13° 38  13° 40  13° 43  14°  

 

15° 

10° 45  11° 05  11° 48  11°  20°  (!)a 29° 



ca. 20° 17° 23  ()  6°  28° 54  ca. 15° 8°  8° 01  8° 04   ca. 5°  28° 47  28° 49  28° 53 



ca. 6°  24° 54 

26° 

  

24° 57 

25° 04 

9°  29° 

Differenz sid. – trop. (ca.)

+5¼° Alex.: +4¼° Rom: +4° Ital.: +3¼° +2½° (NH: 0°) +7° +7° (NH: +6°) +6° +11° (NH: +10°)

b

ASC

24° 

OCC

24° 

MC

10° 

IMC

10° 

pränatale Konj. – 



= 12:01 Uhr Ortszeit c

24° 00  = 11:33 = 11:46 Uhr Uhr Ortszeit Ortszeit 24° 00 

“about noon”

9° 06  10° d Alex.: –3° 11 Rom: +4° 20 13° 11  5° 40  9° 06  10°  Ital.: +0° 54 8°  9°  (31. e (31. März) März)

13° 11  5° 40 

Tab. 28a: Astronomische Daten in F2 a Bei der Saturnlänge ist Neugebauer und van Hoesen ein Lapsus unterlaufen. Anscheinend übernahmen sie versehentlich den Wert des Textes. Vgl. Appendix II, S. 1379, Tab. 43 (zu Hor. gr. 95.IV.13), bzgl. Mond und Saturn. b Aus dem Text übernommen, da nicht rechnerisch überprüfbar (s.o. S. 595 mit Anm. 1073). c Die absolute Chronologie der hier verglichenen Konstellationen entspricht, wie die Planetenlängen zeigen, der Abfolge der Spalten in dieser Tabelle: Alexandria – Rom –

Gesamtbesprechung

1045

Italica. Die Ortszeit variiert in Abhängigkeit vom Aszendenten und von den geographischen Koordinaten. d Neugebauer – van Hoesen 1959, 80, machen diese Angabe für das “clima of Rhodes, to which southern Spain belongs”. e Die Tabelle bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 80, bietet einen Druckfehler (“March 30”); richtig hingegen ebd. im auf die Tabelle folgenden Text (“March 31”). Auch Goldstine 1973, 87, gibt als letzten Neumond den 31.03.40 n.Chr. an.

Die oben (S. 599) nach Jones 1999a zitierte Näherungsformel führt für den April des Jahres 40 n.Chr. auf s = m + 6° 15 – 69 = m + 5° 6. Zu erwarten wäre also, dass die siderischen Werte des Antigonos um ca. 5° über den tropischen Werten moderner Rückberechnung liegen. Es fällt auf, dass die moderne tropische Mondposition für Alexandria unter Berücksichtigung der zu erwartenden 5°-Diskrepanz der siderischen Mondlänge des Textes etwas näher kommt als die tropischen Mondpositionen für Rom und Italica, ebenso wie in F1 die siderische Mondposition des Textes etwas besser zu Rom als zu Italica passt. Die Differenzen der jeweils zu vergleichenden Daten überschreiten aber in keinem Fall einen Bogengrad und sind damit in beiden Horoskopen zu gering, als dass sich aus ihnen ergänzende Argumente für die bereits oben zu F1 geführte Diskussion der von Antigonos seinen Berechnungen zugrundegelegten Orte gewinnen ließen. Anders als im Falle von F1 und F3 ist für F2 kein Vergleich mit den Daten der Stobart-Tafeln möglich (s.o. S. 600). Wir wollen jedoch wie schon im Falle von F1 (s.o. S. 602f., Tab. 6b u. 6c) die Qualität der hiesigen Daten des Antigonos mit der Qualität der Handlichen Tafeln des Ptolemaios vergleichen. Diese bieten für den Mittag des 05.04.40 n.Chr. die folgenden, mit Deviations 11 errechneten und in der nun folgenden Tabelle 28b mit ‘Ptol., HT’ überschriebenen tropischen Werte. Jeweils rechts daneben wird in einer separaten Spalte das siderische Äquivalent gemäß der oben (S. 598) zitierten theonischen Formel zur Konversion ptolemäischer Längen in das siderische Referenzschema angegeben. Diese Formel führt für den April des Jahres 40 n.Chr., d.h. für das 69. Jahr der Ära Augustus, auf einen zu addierenden Betrag von 5° 32 15, den wir, um absurde Präzision zu vermeiden, auf 5° 32 runden werden.2654 Da die Daten sich selbst für Italica und Alexandria (bis auf die Mondposition) kaum unterscheiden, wird darauf verzichtet, die sich für 2654

Es wurden dieselben Ortszeiten wie in Tab. 28a (s.o. S. 1044) zugrundegelegt (zur Methode vgl. Anm. 1090).

Antig. Nic. F2 §§ 54–55

1046

Rom ergebenden Daten durch Hinzufügung zweier weiterer Spalten zu präsentieren und so die Tabelle ohne Gewinn aufzublähen.2655



Italica (53° 30 W von Alexandria nach Ptol. geogr. 2,4,13 / 4,5,9) Ptol., HT: sid. Äquiv.: 13° 18  18° 50 

Alexandria

Ptol., HT: 13° 10 

sid. Äquiv.: 18° 42 

9° 19 

14° 51 



10° 57 

16° 29 

    

16° 42 

22° 14 

16° 43 

22° 15 

28° 04  7° 23  28° 28  28° 47 

3° 36  12° 55  3° 56  4° 19 

28° 02  7° 16  28° 17  28° 31 

3° 34  12° 48  3° 45  4° 03 

Tab. 28b: Planetenpositionen am 05.04.40 n.Chr. nach den Handlichen Tafeln des Ptolemaios

Die Differenzen der hier genannten siderischen Äquivalente gegenüber den von Antigonos genannten Längen sind im Falle aller fünf Planeten so groß, dass wir ebenso wie im Falle von F1 (s.o. S. 604) konstatieren können, dass Antigonos sicher nicht ptolemäische Daten errechnet und nach der von Theon überlieferten Formel in siderische Daten konvertiert hat. Wenn wir nun erneut (s.o. S. 603, Tab. 6c zu F1) die Daten des Antigonos (Tab. 28a, S. 1044) und die des Ptolemaios (Tab. 28b, S. 1046) mit den in Tab. 28a genannten Ergebnissen moderner tropischer Rückberechnung vergleichen, ergeben sich die in Tab. 28c auf der folgenden Seite vermerkten absoluten Fehler. Anders als in F1 sind also hier in F2 alle ptolemäischen Daten besser als die des Antigonos.2656 Die Gesamtqualität der astronomischen Daten in F2 erweist sich angesichts der Summe der Fehlbeträge (ca. 15°) als etwas schlechter als diejenige der Daten in F1, wo die entsprechende Summe nur ca. 11° betrug. 2655

Ptolemaios’ Mondposition für Rom wäre 9° 52  (bei Zugrundelegung der geographischen Länge Roms 23° 50 westlich von Alexandria, vgl. Ptol. geogr. 3,1,61 u. 4,5,9 sowie oben Anm. 1089). Zur Berechnung der fast identischen Daten, die die Syntaxis anstelle der Handlichen Tafeln ergeben würde, s.o. Anm. 1090. 2656 In F1 ist die Merkurlänge des Antigonos deutlich besser als die des Ptolemaios (s.o. S. 603). – Insgesamt gilt beim Vergleich siderischer und tropischer Daten erneut das oben S. 594 formulierte caveat.

Gesamtbesprechung

Italica Ptolemaios –25

1047 Alexandria Antigonos Ptolemaios ca. 0° –28



Antigonos ca. 0°



ca. –2°

–51

ca. –1°

–1° 26

     Summe der Beträge

ca. –2½°

–41

ca. –2½°

–40

ca. +2° ca. +2° ca. +1° ca. +6°

–50 –41 –25 +3° 43

ca. +2° ca. +2° ca. +1° ca. +6°

–52 –44 –30 +3° 37

ca. 15½°

7° 36

ca. 14½°

8° 17

Tab. 28c: Absolute Fehler der Daten des Antigonos und des Ptolemaios für den 05.04.40 n.Chr.

Alle drei Überlieferungsstränge (P, Ep.4 u. Exc.2) bieten Diagramme dieser Nativität, die nun abschließend zu besprechen sind. Das Diagramm in P wurde, wie die Form der Tierkreiszeichensymbole und des Aszendenten zeigt, von späterer Hand am rechten Rand nachgetragen. Der Textkopist hatte keine Aussparung für ein Schema gelassen. Da der spätere Schreiber die Zeichnung eng an den rechten Blattrand drängen musste, gingen bei einer späteren Beschneidung des Codex die Tierkreissymbole vom Schützen bis zum Wassermann sowie die Gradzahl des Jupiter verloren. Der Zeichnung kommt kein eigener Wert zu, da sie auf den Angaben im Text des Codex P basiert. Die Zeugen der Epitome IJM (nicht jedoch K) vermerken in ihren Diagrammen falsche Positionen von Mond (25°  statt 15° ) und Saturn (5°  statt 20° , in M beide Werte). Wenngleich bereits Neugebauer – van Hoesen 1959, 80 mit Anm. 8 und 15, nach Autopsie des cod. Paris. gr. 25012657 auf diese fehlerhaften Daten hingewiesen haben, wurde bisher von niemandem eine Erklärung versucht. Dabei handelt es sich doch zumindest im Falle der Saturnposition um einen merkwürdigen Fehler. Vermutlich fand eine Verwechslung mit der Saturnposition des in den Handschriften unmittelbar vorausgehenden Hadrianhoroskops statt (s.o. S. 613 zu Punkt ), wie sie bei flüchtiger Anfertigung einer Skizze in 2657

Herausgegeben von Ruelle und Cumont im CCAG VIII 2 (1911), pp. 85,17–86,12; entspricht dem hier eliminierten Apographon i.

1048

Antig. Nic. F2 §§ 54–55

der Vorlage von IJM wohl entstehen konnte. Wie oben (S. 115) bereits erwähnt, fehlt in C (Exc.2), anders als in P und Ep.4, der die astronomischen Daten bietende Text (§§ 54–55). Das Diagramm ersetzt also den Text, zumindest den von § 54. Den gleichen Befund bietet Exc.2 bei F3 (s.u. S. 1141). In beiden Fällen (F2 u. F3) bietet das Diagramm in Exc.2 – anders als die hier in F2 vergleichbaren Diagramme der Zeugen P und Ep.4 – minutengenaue Positionsangaben für die sieben Wandelsterne und gradgenaue Grenzen der zwölf Orte der Dodekatropos. Nur das Mondnotat fehlt hier in F2. Die verbleibenden acht mit P und Ep.4 vergleichbaren Positionsangaben von Exc.2 (Sonne, Planeten, ASC, MC) fallen ausnahmslos in dieselben Tierkreiszeichen, die P und Ep.4 sowohl in ihren Versionen des Textes als auch in ihren Diagrammen bieten. Im Falle von ASC und MC sind sie identisch mit den Daten in P und Ep.4; im Falle von Sonne, Saturn, Jupiter und Merkur sind sie bezüglich der Gradzahlen gleich, bieten jedoch zusätzlich dazu verschieden hohe Zahlen von Bogenminuten; im Falle von Mars und Venus weichen die Daten um –9° 44 (Mars) beziehungsweise +3° 13 (Venus) von den in P und Ep.4 überlieferten Daten ab. Wahrscheinlich fehlt bei dem Marsnotat ein  (10) vor dem  (5); die Abweichung wäre dann nicht –9° 44, sondern +0° 16. Im Unterschied zu den Diagrammen, die P und Ep.4 zu F2 bieten, sind in C (Exc.2) auch die Anfangsgrade (lat. cuspides) aller 12 Orte der Dodekatropos vermerkt. Den gleichen Befund bietet C zu F3, wo allerdings P und Ep.4 keine Diagramme bieten. Die beiden Diagramme in C zu F2 und F3 basieren auf einer inäqualen Aufteilung der zwölf Orte, können also nicht von Antigonos stammen, weil dieser stets die Tierkreiszeichen und die Orte der Dodekatropos in eins setzt. Auch der Schreiber von C kommt angesichts des oben (S. 115) von ihm skizzierten Profils nicht als Urheber dieser Diagramme in Frage. Sie müssen vielmehr von dem ebenda bereits postulierten Anonymos stammen, dessen verlorener Codex dem Schreiber von C (vermutlich direkt, möglicherweise aber auch indirekt) als Vorlage gedient hat. Dieser Anonymos konnte die Kardinalpunkte von F2 (ASC, MC, OCC, IMC) aus dem durch P und Ep.4 bezeugten Text entnehmen. Wie er die vier fehlenden Gradzahlen errechnete, ist nicht klar.2658 Immerhin entsprechen sich, so wie es sein muss, jeweils paarweise die Daten der einander gegenüberliegenden Or2658

Es sind vier Daten, weil sich die Spitzen gegenüberliegender Orte gradmäßig entsprechen, sich also aus den Werten des 2., 3., 5. und 6. Ortes die des 8., 9., 11. und 12. Ortes ergeben.

Gesamtbesprechung

1049

te.2659 Die Größe der einzelnen Orte ist den Angaben in C zufolge: I/VII 21°; II/VIII 35°; III/IX 20°; IV/X: 36°; V/XI 36°; VI/XII 32°. Diese Werte sind sphärengeometrisch unmöglich und lassen sich durch die Unterstellung von Abschreibfehlern nur zum Teil plausibel erklären.2660 Außerdem ist wegen der Unsicherheit der Daten unklar, nach welcher Methode sie in dem verlorenen Original berechnet waren, vielleicht nach derjenigen Methode, die nach Alcabitius benannt, in Wahrheit aber seit der griechischen Spätantike belegt ist.2661 Die hiesige Besprechung wird unten (S. 1141) anlässlich des Diagramms in Exc.2 zu F3 fortgesetzt.

§ 54 : Eine ebenso konstruierte Einleitung ( + AcI) bietet Val. 7,6,17 = Nech. et Pet. frg. 21,76. Nach Val. 7,6,21 handelt es sich dort um ein wörtliches Nechepsos-Zitat. Vgl. Val. 7,6,203 = Nech. et Pet. frg. 21,219, wo derselbe Satz erneut zitiert wird, zwar in etwas anderem Wortlaut, aber ebenfalls beginnend mit  + AcI.     : Der Bezirk Merkurs erstreckt sich im System der ägyptischen  von 12°–20°  (s.o. S. 719, Tab. 17b).  ist Akkusativ; vgl. F5 § 68 . : 12°–17° .   : Saturn stand am 5. April 40 n.Chr. auf 17° 23  (tropisch).2662 Man würde einen um ca. 5° höheren siderischen Wert erwarten (s.o. S. 1046), also – bei Verzicht auf Bogenminuten, so wie es die Ge-

2659

Nur im 12. Ort, wo ja bereits die Mondposition fehlt, fehlt auch die Angabe der Grenze dieses Ortes. Sie kann aus der Angabe zum 6. Ort suppliert werden, wo übrigens C entgegen der Lesung Pingrees (vol. II, p. XI:  ) den um 6° niedrigeren Wert  bietet. 2660 Die Grenze des 3. Ortes () ist vielleicht ein Fehler für , was die oben genannten Werte für den zweiten und dritten Ort von ‘II 35°, III 20°’ zu ‘II 25°, III 30°’ ändern würde. Diese Werte wären zwar besser, aber ebenfalls nicht befriedigend. 2661 Siehe North 1986, 4. 2662 Neugebauer – van Hoesen 1959, 80, bieten als tropische Saturnposition “ 20”, vermutlich eine Verwechslung mit der Angabe des antiken Textes.

1050

Antig. Nic. F2 § 54

pflogenheit des Antigonos ist – 22° oder 23°.2663 In F1 beträgt die Differenz zwischen siderischer Textangabe und moderner Rückberechnung der Saturnposition 5°, was der dort zu erwartenden Differenz (4° 30) sehr nahe kommt. F3 erlaubt keinen Vergleich, da die Planetenlängen dort nur zeichengenau geboten werden. Ist also  oder  zu konjizieren? Dass der Jupiterbezirk bei 21°  endet, ist (pace Neugebauer – van Hoesen 1959, 8017, die nur die Überlieferung in Ep.4 kennen) kein sicheres Gegenargument (s.u., Komm. zu  ). Allerdings müsste man dann zusätzlich zum Textverlust bezüglich der Gradzahl unterstellen, dass der Text ursprünglich   (= 21°–28° ) bot.2664 Diese doppelte unbeweisbare Hypothese ist abzulehnen, denn die relativ wenigen vor ca. 200 n.Chr. verfassten und mit gradgenauen Planetenpositionen versehenen Horoskope anderer Autoren bieten, auch wenn man die Differenz zwischen antiken siderischen und modernen tropischen Längen berücksichtigt, in den meisten Fällen Saturnlängen, die um mehrere Grad zu hoch oder zu tief liegen.2665 Der Wert in F2 () ist also wahrscheinlich korrekt überliefert. Wenn dem so ist, liegt hier ein Fall von  vor. Diesen terminus technicus für eine geringe Abweichung von einem exakten Aspekt illustriert Porphyrios, der Antiochos folgt, zufällig an einem Beispiel, das genau den Daten in F2 entspricht (Porph. isag. 10):               

2663

Im Diagramm des cod. C (Exc.2) ist nicht klar, ob das Saturnnotat als    (d.h.  20° 4 ) oder als   (d.h.  24° , so Pingree vol. II, p. XI) zu lesen ist (den Text von § 54, den zu vergleichen hilfreich wäre, überliefert C nicht). Folgt man der Lesung Pingrees, so könnte man in diesem Notat die letzte Spur eines ursprünglich höheren Wertes vermuten. Gegen die 24°-Lesung spricht aber, dass alle übrigen Planetenpositionen beider Diagramme in C (d.h. zu diesem und dem folgenden Horoskop) mit Angabe der Bogenminuten vermerkt sind und das Spatium zwischen den Grad- und Zahlbuchstaben oft winzig ist. 2664 Da die Angaben des Firmicus zur Wirkung Saturns in den jeweiligen Gradbezirken leider verloren sind (s.u. S. 1203, Tab. 34), ist nicht eruierbar, ob vielleicht astrologische Gründe für den einen (Jupiter) oder anderen (Venus) Bezirk sprechen. 2665 Deutlich zu niedrige Saturnlängen (in Klammern jeweils die Seite der Rückberechnung bei Neugebauer – van Hoesen 1959): Hor. gr. –71.I.21 (77), Hor. gr. –42.XII.27 (78), Hor. gr. 95.IV.13 (35); gut: Hor. gr. 81.III.31 (27) u. Hor. gr. 114.V.13 (110); zu hoch: Hor. gr. 46.I.3 (20), Hor. gr. 75.VII.19 (89), Hor. gr. 110.III.15 (105), Hor. gr. 137.XII.4 (41). Die Fehlerverteilung in dokumentarischen und literarischen Horoskopen ist unter den genannten Beispielen etwa gleich.

Stellenkommentar

1051

 .2666 Zur astrologischen Bedeutung der  äußern sich weder Porphyrios noch Antiochos. Die Stellung von Sonne und Saturn entspricht hier zufällig auch ihrer Position in der ‘zoroastrischen’ Version des Welthoroskops, die oben (S. 635 mit Diagr. 7) vorgestellt wurde. Zu beachten ist ferner, dass Saturn den Griechen nach einer ursprünglich babylonischen Lehre und einem Substitutionsprinzip, für das es weitere Beispiele gibt, auch als Gegensonne oder Sonne der Nacht gelten konnte.2667  : 14°–21° . Da Antigonos in § 54 zu allen Planetenpositionen systematisch die Gradbezirke nennt, liegt in P offenbar ein Textausfall vor. Ep.4 hat die Bezirksangabe entweder bewahrt oder, falls der Textausfall auf  zurückgehen sollte, richtig suppliert (s.o. S. 120, Stemma). : eigentlich ‘bei Einbruch der Nacht (aufgehend)’ – also in Opposition zur Sonne – und somit bis zum nächsten Sonnenaufgang, d.h. die ganze Nacht lang, sichtbar. 2668 Neben  gibt es den sinngleichen Terminus ,2669 außerdem einmal dichterisch  2666 Vgl. die Definition von Antioch. epit. 1,8 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), pp. 113,35–114,4, die aber kein Beispiel bietet. 2667 Vgl. Boll 1919 u. Cumont 1935a, 11, ferner (mit Bezug auf die Mithras-Mysterien) Beck 1988, 85–90. Vgl. auch die zodiakalen Häuser und Erhöhungen des Saturn und der Sonne, die einander jeweils diametral gegenüberliegen (s.o. S. 715, Tab. 15, u. S. 737, Tab. 19), und dazu Bouché-Leclercq 1899, 190. Nicht lesenswert ist der nach Saturns Erhöhung in der Waage benannte Aufsatz von Nethercut 1976. 2668 Alle folgenden Belege zu  beschränken sich auf den Bereich der Astrologentexte (in astronomischen Texten setzen die Belege erheblich früher ein, s. Denningmann 2005, 398833). Vgl. z.B. die Definitionen bei Firm. math. 2,8,1 acronyctae [sc. sunt stellae] quae tunc oriuntur, cum Sol occidit u. Paul. 15 p. 31,29–31. Olymp. 9 p. 14,10–14. ibid. 12 p. 20,13–15. Siehe ferner Denningmann 2005, 426f. 2669 Die Valens-Überlieferung bietet jede der beiden Formen einmal (Val. 2,41,58. 4,8,16), die Porphyrios-Überlieferung je zweimal auf engstem Raum variiert (Porph. isag. 2 p. 193,29.31. ibid. 3 p. 195,24.25). Paulos Alexandrinos hat stets . Bei Hephaistion kommt  beziehungsweise  viermal vor, davon zweimal in Heph. 1,20,9 (= Ptol. apotel. 2,7,4), wo der Thebaner die ptolemäische Schreibung mit -- übernimmt (beide textkritischen Apparate sind ohne Varianten; Zeugen bei Hephaistion sind die codd. AL; Ptolemaios bietet zwei weitere Fälle dieses Adjektivs, ebenfalls mit --). Der dritte Fall ist die hiesige Stelle (Heph. 2,18,54), wo die Hss. einhellig  bieten, der vierte Heph. 3,45,13 (ex Dor.), wo die Epitomai als einzige Zeugen einhellig  überliefern. – Spätere Belege für  : ‘Rhet.’ (cf. Pingree 1977a, 220) CCAG VII (1908), pp. 214,7.21.22.27. 216,13.14.19. 217,25. 218,3. Olymp. 12 p. 20,13.26. CCAG VII (1908), pp. 119,3.

1052

Antig. Nic. F2 § 54

2670 sowie auch einige wenige Belege für das Substantiv  .2671 Im Lateinischen gibt es einige wenige Belege für die Schreibung acronych- (erstmals – vermutlich aus Varro übernommen – bei Ps. Cens. 3,72672, in astrologischem Kontext erst sehr spät im Lib. Herm. 12,15) sowie zwei Belege in der Schreibung acronyct- bei Firm. math. 2,8,1. Erläuterungen zur  soll Thrasyllos geboten haben.2673 In Horoskopen begegnet der terminus technicus nur sehr selten. Neben dem hiesigen Beleg (F2) sind m.W. nur drei weitere Fälle bekannt: In Hor. gr. 87.VII.9 bezeichnet Valens Jupiter als  (Val. 2,41,58); die Rückberechnung zeigt, dass dessen Opposition zur Sonne zum Zeitpunkt der Geburt bereits zwei Tage zurücklag. In Hor. gr. 497.X.28 vermerkt Eutokios, Saturn habe bereits vor mehreren Tagen in Opposition zur Sonne gestanden (     ).2674 Den dritten Fall bietet Nonnos in seinem fiktiven Horoskop der Großen Flut (Nonn. Dion. 6,244, s.o. Anm. 738). Die Überlieferung   , die, wie im vorausgehenden Stellenkommentar begründet wurde, akzeptabel ist und keine konjekturale Erhöhung der Gradzahl erfordert, impliziert auf Seiten des Antigonos das Wissen darum, dass die exakte Opposition der Sonne und des Saturn erst am nächstfolgenden Tag stattfinden wird. Das -Notat ist, anders als die regelmäßigen Bezirksangaben in § 54, nicht ein astrologischer Parameter, sondern ein astronomischer, der von Astrologen ebenso wie die zu derselben kinematischen Sequenz gehörigen Stillstandsnotate (vgl. F3 § 63     ) aus Almanachen übernommen wurde. Zu erhaltenen - und -Notaten in Papyrusalmanachen, die dort stets in der Reihenfolge      begegnen, s. P. Oxy. astron. 4199–4201 (2.–4. Jh. n.Chr.) bei Jones 1999a, I 215–217 u. II 269–277. Da Akronychie ein Horizontphänomen ist, in F2 jedoch – ebenso wie in Hor. gr. 87.VII.9 u. Hor. gr. 120,2.17.35 (cf. Pingree 1977a, 212, zu epit. 3b,iii); für : ‘Palch.’ (ex Erasistr.), CCAG I (1898), 96,30. Olymp. 9 pp. 12,10. 14,10. 2670 Ps.-Maneth. 5[6],177 . 2671 Val. 4,11,15. 4,14,5. Anon. CCAG IX 1 (1951), p. 174,2; s. auch Anm. 2674. 2672 Vgl. ThLL I c. 434,18–24 s.v. acronychos vel -us sowie (zu Varro) oben Anm. 1530. 2673 Vgl. die Zusammenfassung seines ‘Pinax’, CCAG VIII 3 (1912), p. 100,17 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,12). 2674 Rhet. 6,52,16 (= CCAG IV, 1903, p. 107,13–14, ubi ). Die Opposition des Saturn zur Sonne hatte am 19.10.497 n.Chr. stattgefunden, also neun Tage früher.

Stellenkommentar

1053

497.X.28 (s. vorigen Absatz) – die Sonne kulminiert, war die Akronychie zum Zeitpunkt der Geburt nicht observierbar. Insofern wäre es in allen drei Fällen treffender gewesen, unter Verwendung astrologischer Terminologie von einer zur Zeit der Geburt beziehungsweise wenige Tage vorher vorliegenden Opposition zu sprechen. Die Wortwahl wird in diesen Fällen also durch das zur Erstellung des Horoskops verwendete astronomische Tafelwerk bestimmt. Was die astrologische Deutung der Akronychie betrifft, widersprechen sich die wenigen relevanten Quellen. In Hor. gr. 87.VII.9 (s.o., vorletzter Absatz) deutet Valens sie als Schwächung, vermutlich wegen der in ihr impliziten Rückläufigkeit: [...]   (Val. 2,41,58). Das steht im Einklang mit seiner späteren allgemeingültigen Aussage (Val. 4,14,5):           Serapion hingegen deutete Akronychie als Stärkung, anscheinend deshalb, weil der Planet dann am weitesten von der ihrerseits als Schwächung gedeuteten Position ‘unter den Strahlen der Sonne’ entfernt ist:      [...].            .2675 Da Antigonos sich nicht explizit zur astrologischen Bedeutung der Akronychie äußert, ist ungewiss, ob er Saturn im vorliegenden Fall für gestärkt oder geschwächt hielt. Für eine Schwächung könnte neben seiner Position in der Himmelstiefe (vgl. das Serapionexzerpt) seine Zugehörigkeit zur Partei () des Tages sprechen, aber Antigonos geht auf diese Umstände ebensowenig ein wie auf die in der Akronychie implizierte Retrogradation Saturns, die zugleich der einzige Fall von Retrogradation in den astronomischen Daten von F1–F3 ist.2676 : 0°–7° .    : sinngleich mit F1 § 27    , s. den dortigen Kommentar (Punkt 3). : 12°–20° .    : vgl. die Formulierungen in F3 § 63  2675

Serap. exc. CCAG VIII 4 (1921), p. 230,16–23. Während die scheinbare Retrogradation bei allen echten Planeten vorliegen kann, ist die Akronychie auf die oberen Planeten Mars, Jupiter und Saturn beschränkt.

2676

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Antig. Nic. F2 § 54

    und in P. Oxy. astron. 4245 (Hor. gr. 218.XI.27), Z. 18:       (zur dortigen Ergänzung von s. Heilen 2005c, 176).  : 0°–6° .      : Die drei Planeten, deren Positionen zuletzt genannt wurden (Mars, Venus und Merkur), sind unsichtbar, da sie alle weniger als 15° von der Sonne entfernt sind (s.o. zu F1 § 27     ). Der nur durch Ep.4 überlieferte Zusatz     ist ein sachlich falsches Glossem (vgl. oben zu F1 § 22 ), dessen Urheber, ohne den Kontext verstanden zu haben, auf diejenigen Planeten verweist, deren Namen zuletzt genannt wurden. Die frühesten sicher datierbaren Belege für   im technischen Sinne von ‘unsichtbar’ bieten Antigonos’ Zeitgenossen Ptolemaios (apotel. 3,10,6–7 = Heph. 2,10,6–7) und Valens (elfmal, beginnend mit Val. 1,19,10). Vgl. den sinngleichen Ausdruck   in F1 § 39 und den Komm. z.St.    : sc. (vgl. § 54). An Stelle von   liest P  , vermutlich eine sekundäre Korrektur, nachdem die folgenden Daten ausgefallen waren (s.u.).    –  : ergänzt nach Ep.4. Dass es sich hierbei nicht um einen Zusatz des Epitomators, sondern um in P fehlenden Originaltext handelt, zeigt der von P und Ep.4 unabhängige Überlieferungsstrang Exc.2. Dort fehlt zwar der Text von § 54, aber das Diagramm vermerkt die Himmelsmitte als 10°  (s.o. S. 163). Der umgekehrte Fall begegnet im Horoskop des Pedanius Fuscus, wo die Positionsangaben für Venus und Mars (F3 § 63) in P vorhanden sind und in Ep.4 ausfielen. Auch dort überliefert Exc.2 zwar nicht den Text, aber beide Planeten sind im Diagramm des cod. C dem Text entsprechend in den richtigen Tierkreiszeichen vermerkt (s.o. S. 169). Die vollständige Angabe aller vier Kardinalpunkte im hiesigen Fall passt gut zur insgesamt detailreichen Exposition der Daten in §§ 54–55. Außerdem ist sie unter den erhaltenen literarischen Horoskopen singulär (m.a.W.: in F1 u. F3 hat Antigonos darauf aus unbekannten Gründen verzichtet). Es gibt jedoch mehrere vergleichbare Fälle in griechischen Luxushoroskopen, die auf Papyri überliefert sind. Diese Texte bieten die

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vier Kardinalpunkte in unterschiedlichen Reihenfolgen, die hier nach dem jeweils frühesten Beleg geordnet sind: a) in der Reihenfolge ASC – MC – OCC – IMC (entsprechend der Tagesrotation): – P. Oxy. IV 804 (Hor. gr. –3.X.2), Z. 11–14 – P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22), Z. 13–15 – P. Oxy. II 307 (Hor. gr. 46.I.3), Z. 18–20 – P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19, unpubliziert) b) in der Reihenfolge ASC – MC – IMC – OCC (Hybridform der Typen a u. c?): – P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 59–71 c) in der Reihenfolge ASC – OCC – MC – IMC (entsprechend den beiden Hauptachsen des Horoskops, wie in F2): – P. Paris 19 (Hor. gr. 137.XII.4), Z. 26–35 = P. Lond. I 110, Z. 26– 34 – P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, coll. I,16-II,11 d) in der Reihenfolge ASC – IMC – OCC – MC (entsprechend der Ordnung der Dodekatropos2677): – P. Oxy. LXV 4477 (Hor. gr. 430.VII.8), Z. 10–13 Außerdem verdient P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138–161) Erwähnung. Darin ist zwar die für die Kentra entscheidende Partie fast ganz verloren, doch setzt der Text mit einer Gradangabe ein (Z. 1), die sich, wie Neugebauer – van Hoesen 1959, 45, gezeigt haben, auf das IMC beziehen muss, woraus mit großer Wahrscheinlichkeit gefolgert werden darf, dass dieses Horoskop Angaben zu allen vier Kardinalpunkten machte2678 und folglich dem obigen Typ a oder c zuzuordnen ist. Die Nennung aller Kentra scheint also ein Charakteristikum früher Horoskope zu sein. 2679 Dazu passt auch die Aussage von Sext. Emp. (saec. IIex) adv. math. 5,13 u. 5,85, wonach die Astrologen ihre Prognosen von allen vier Kardinalpunkten nehmen, die er (5,13) in der Reihenfolge ASC – MC – OCC – IMC (s.o. Typ a) bespricht und durch ein Beispiel ohne Planeten, das (ebenso wie F2) den Widder im MC hat und 2677

Vgl. Jones 1998, 15011. Vielleicht ist diese ungewöhnliche Reihenfolge durch die ebenso ungewöhnliche tabellarische Präsentation der Daten in diesem Papyrus zu erklären. 2678 Dafür spricht auch die folgende Besprechung von nicht weniger als vier Losen in Z. 2–10. 2679 Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 164, zu F2.

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somit dem thema mundi entspricht, illustriert.2680 Wenngleich Sextus die Astrologen an der zweiten Stelle (5,13) als   bezeichnet, ist damit wohl keine geographische Verortung intendiert. Vielmehr weisen erhaltene Spuren auf einen indigen ägyptischen Ursprung der Gepflogenheit, die vier Kardinalpunkte vollständig – und zwar gemäß dem obigen Typ c, also wie in F2 – aufzuzählen. Zur Begründung ist einerseits auf die erst jüngst erzielte allgemeine Einsicht zu verweisen, dass die Orte der Dodekatropos und die Kardinalpunkte klare ägyptische Vorläufer haben, 2681 andererseits auf die spezielle Ordnung der Kardinalpunkte in einer Gruppe von fünf demotischen Ostraka, die Neugebauer 1943, 116, nennt. Diese stammen alle aus Medinet Habu (nahe Theben) und wurden offenbar von demselben Schreiber verfasst. Bis auf Nr. 5 sind sie datierbar; ihre Daten fallen in die Jahre 13–35 n.Chr. (s.o. Katalog S. 316). Alle fünf Horoskope machen Angaben zu allen vier Kentra, und zwar stets in derselben Reihenfolge wie hier bei Antigonos: ASC – OCC – MC – IMC. 2682 Es gibt nur ein früheres demotisches Horoskop, O. dem. Ashmolean 633 = Hor. dem. –37.V.4 (ed. Neugebauer – Parker 1968, 231–234); dieses bietet ebenfalls alle vier Kentra, jedoch in der ungewöhnlichen Reihenfolge MC – ASC – OCC – IMC, die man unter Vernachlässigung der Chronologie als sondersprachlichen Typ (e) zu den in griechischen Papyri belegten Typen (a) bis (d) der obigen Liste ergänzen könnte.2683 Anders verhält es sich mit den 44 demotischen Horoskopen aus dem Archiv von Medinet Madi im Fayum, die auf Daten der Jahre 129 bis 196 n.Chr. datiert sind: Sie bieten stets nur den Aszendenten und entsprechen somit dem Standard griechischer Horoskope. Neugebauer – van Hoesen 1959, 795, machen ohne weiterführende Belege auf die interessante Terminologie aufmerksam (“  and  respectively”), zu Recht, denn für die hiesige 2680

Zum thema mundi s.o. S. 632 (Punkt f). Wegen seiner Stellung im MC des Welthoroskops wird der Widder auch als    bezeichnet. Ausführlicher dazu Bouché-Leclercq 1899, 1291 (s. auch ebd. 1853). 2681 Vgl. von Lieven 2007, 146f., u. Greenbaum – Ross 2010, 175f. (s.o. S. 638 u. 694– 696). 2682 Vgl. Ross 2007b, 22. Ross 2008b, 246. Ungeachtet der gleichen Sequenz der Kardinalpunkte weisen die demotischen Horoskope von Medinet Habu (und ebenso die übrigen demotischen Horoskope) erhebliche typologische Abweichungen gegenüber den griechischen Horoskopen auf, insbesondere durch die häufige Erwähnung mehrerer rätselhafter, swšp und twr genannter Orte, deren Bedeutung bisher (pace Neugebauer 1943, 118, der die swšp mit den griechischen  identifizierte) nicht geklärt werden konnte (vgl. Ross 2008b). 2683 Chronologisch gesehen müsste dieser Sondertyp noch vor (a) kommen.

Stellenkommentar

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Ausdrucksweise gibt es m.W. keine exakte Parallele bis auf das athetierte Glossem     in F6 § 75.2684 Geläufig sind hingegen die Ausdrücke  2685 und auch    2686 ; sehr selten und anscheinend nur pluralisch begegnen die Junkturen (Lyd. mens. 2,8 p. 26,20 W.)2687 und     Val. 2,30,17). Der Ausdruck ‘untere Himmelsmitte’ (  ) setzt eine wissenschaftliche Abstraktion vom Augenschein voraus, nach dem der Himmel immer ‘oben’ ist. : ‘ebenso’ bzgl. des Bogengrades, nicht des Tierkreiszeichens. Zum umgekehrten Fall s.o. zu F1 § 22 .  –  : Der folgende Kommentar gliedert sich in textkritische und grammatische Vorbemerkungen (S. 1057), eine Analyse der bekannten Zeugnisse zur Behandlung des     durch ‘Nechepsos und Petosiris’ (S. 1057), eine Analyse der erhaltenen antiken Regeln zur Bestimmung des  mit Blick auf die Frage, welche von ihnen möglicherweise durch Antigonos benutzt wurde (S. 1060), eine Sichtung der praktischen Anwendungen in erhaltenen antiken Horoskopen (S. 1071) und Schlussbetrachtungen (S. 1072). Beinahe wörtlich gleich der hiesigen Formulierung  –   ist die Information in F3 § 63 (auch dort am Ende des Datenblocks). In beiden Fällen bietet Ep.4 den in P fehlenden Zusatz  (‘in der vorliegenden Nativität’). Vielleicht handelt es sich dabei um Originaltext;2688 ganz sicher fehlt hier (§ 54) in P jedenfalls . 2684

Singulär ist freilich nur die Verbindung mit dem zusammengesetzten Adjektiv, nicht der Gedanke als solcher, wie z.B. die Belege des Ptolemaios für      (apotel. 2,8,12. 3,11,3.22.23.24.25.27) und     (ibid. 1,6,2)zeigen. 2685 Oft belegt in den Dorotheosparaphrasen, bei Ps.-Manethon, Valens, Hephaistion und Späteren; unter den früheren Astrologen s. ferner Thras. epit. CCAG VIII 3 (1912), p. 100,34 (= Thras. T 27 Tarrant = Rhet. 6,57,20). Ptol. apotel. 3,5,6. Antioch. epit. 1,24 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 117,5. Protag. Nic. exc. CCAG IV (1903), p. 151,18 (aber   im Referat derselben Stelle durch Heph. 3,47,61 = Heph. epit. 1,50,10). 2686 Mehrmals belegt in den Dorotheosparaphrasen, bei Hephaistion und Späteren. 2687 Siehe ferner den zweifelhaften singularischen Beleg bei Tim. Prax. CCAG I (1898), p. 98,3–4            . 2688 Dazu s.o. zu F1 § 21 –  und zu F1 § 39 –

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Zum didaktisch motivierten Futur  vgl. F1 § 41   (mit Komm.). § 49  . § 52   u. . F2 § 56. Den    (lat. dominus geniturae) 2689behandelten schon ‘Nechepsos und Petosiris’, wie die in dem Petosiris-Zitat bei Val. 2,41,3–4 (= Nech. et Pet. frg. 24) erkennbaren Originalverse zeigen.2690 Usener versuchte die folgende iambische Rekonstruktion:2691       Hierzu sind eine knappe Erwähnung des geniturae dominus ohne jegliche Erläuterungen bei Firm. math. 4,22,6 (= frg. 13,44) sowie ein Riess noch unbekanntes Zeugnis bei Antioch. epit. s.n.,3 (ex isag. 2), CCAG VIII 3 (1912), p. 119,25–29 (= frg. +18)2692 zu ergänzen, wonach Nechepsos mit Zustimmung des Petosiris lehrte, vom hänge die Lebenszeit des Nativen ab, im Gegensatz zum    , der die Todesursachen bestimme. Leider macht keines der drei genannten, von Valens, Antiochos und Firmicus stammenden Fragmente Angaben zu der Methode, mit der ‘Nechepsos und Petosiris’ die beiden die Nativität dominierenden Planeten und ihre Wirkungen bestimmten. Anders verhält es sich mit einem vierten (und letzten) erhaltenen Fragment, das wir Porphyrios verdanken, der ein umfangreiches Kapitel 2689

Unbefriedigende Besprechung durch Bouché-Leclercq 1899, 405–408. – Firmicus hat anscheinend einen speziellen (heute verlorenen) Traktat über den dominus geniturae geschrieben, vgl. Firm. math. 4,20,2. 2690 Valens präsentiert den mystisch verbrämten Lehrsatz des Petosiris mit den folgenden, anscheinend durch einen Textausfall beschädigten Worten:     –                         2691 Usener bei Riess 1891–1893, 376 (beide kannten Val. 2,41,4 nicht; s.o. Anm. 209). Vgl. ebenda Riess mit Hinweis auf die Rezeption dieser Verse durch einen Ps.-Pythagoras im cod. Paris. gr. 2426, f. 16 (cf. CCAG VIII 3, 1912, p. 62). 2692 Darin scheinen Reste iambischer Diktion erhalten zu sein, z.B. p. 119,28–29  .

Stellenkommentar

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   hinterließ (Porph. isag. 30 pp. 206,1–208,5, darin pp. 206,3–6 = Nech. et Pet. frg. +20).2693 Zu Beginn heißt es dort, ‘die Alten’ ( , offenbar = ‘Nechepsos und Petosiris’) hätten die Namen zwar geprägt, ihre jeweiligen Eigenschaften aber nicht klar unterschieden.2694 Es folgt zuerst in Abgrenzung von gewissen Autoritäten (), die die sehr simple Lehre vertraten, Epikratetor sei bei Tag die Sonne und bei Nacht der Mond (p. 206,7–8), die angeblich richtige, erheblich komplexere und anscheinend von Antiochos selbst stammende2695 Definition des    (p. 206,7–24), darauf aufbauend die des  und des  (pp. 206,24–207,7) und zuletzt die des     (pp. 207,7–208,5).2696 Ehe wir uns den Details dieses Porphyrioskapitels zuwenden können, sind zwei Charakteristika hervorzuheben: Zum einen ist aus dem soeben Gesagten bereits klar, dass Porphyrios zwar auf ‘Nechepsos und Petosiris’ Bezug nimmt, allerdings ex negativo insofern, als er uns darüber informiert, dass es angeblich gar keine klare Definition der fraglichen Begriffe durch die legendären Archegeten der hellenistischen Astrologie gab. Zum anderen verdient Beachtung, dass Porphyrios in diesem Kapitel, wie überhaupt in Kap. 1–52 seiner Isagoge, von der Isagoge des Antiochos von Athen abhängt (s.o. S. 25–27). Während das oben (S. 1058 bei Anm. 2692) bereits zitierte Fragment +18, sofern wir der Überlieferung glauben dürfen, aus dem dritten Kapitel des zweiten Buchs der Isagoge des Antiochos exzerpiert 2693

Bouché-Leclercq 1899, 4062 geht knapp und nur zum Teil befriedigend darauf ein. Er kritisiert, der Autor, den er für unecht hält (“le Ps.-Porphyre”), wolle eine Definition abgeben, durchmustere aber vielmehr eine Reihe verschiedener Meinungen als dass er definiere. Aber es ist gerade der doxographische Charakter, der den Wert dieses Textes (bes. des Anfangs) ausmacht. Auf die darin zitierten ‘Alten’ geht Bouché-Leclercq nicht ein, die unten S. 1060 bei Anm. 2697 erwiesene Abhängigkeit von Antiochos von Athen ist ihm unbekannt. Eine vollständige Übersetzung von Porph. isag. 30 bietet Greenbaum 2009, Appendix 4.D. 2694 Porph. isag. 30 p. 206,3–7:          . – Dass ‘Nechepsos und Petosiris’    und  als termini technici benutzten, bezeugt auch Val. 3,7,1–15 = Nech. et Pet. frg. 18; es ist aber jeweils genau zu beachten, worauf sich die Herrschaft bezieht. 2695 Auf ähnliche Weise stammen bei der Lehre der Doryphorie die drei komplizierten antiken Systeme von Antiochos (Denningmann 2005, 382). 2696 Die von den Hss. einhellig überlieferten Worte   (p. 207,25) emendiere ich zu .

1060

Antig. Nic. F2 § 54

wurde, besitzen wir auch ein thematisch eng verwandtes Exzerpt aus dem ersten Buch der Isagoge des Antiochos (Antioch. epit. 1,29, CCAG VIII 3, 1912, p. 118,9–22), das dieselbe heute verlorene Vorlage wiedergibt, der sich auch Porph. isag. 30 bedient hat.2697 An dieser Feststellung kann es aufgrund der weitgehenden wörtlichen Übereinstimmung zwischen Antioch. epit. 1,29 und Porph. isag. 30 keinerlei Zweifel geben. Leider bricht jedoch Antioch. epit. 1,29, wo ebenso wie bei Porphyrios zuerst der    behandelt wird, noch während dieser Erläuterung nach etwas mehr als zehn Textzeilen mitten im Satz ab (die Stelle entspricht Porph. isag. 30 p. 206,18). Da somit die Erläuterung zum   , die bei Antiochos folgte, in diesem Exzerpt überlieferungsbedingt vollständig verloren ist und die zuvor genannte andere Antiochos-Epitome (frg. +18) ebenfalls keine Regeln zur Bestimmung dieses Hausherrn der Nativität bietet, müssen wir das, was Antiochos lehrte, aus Porph. isag. 30 entnehmen. Bevor wir das tun, sei schon hier angekündigt, dass außer dem Zeugnis des Porphyrios noch mehrere Kapitel anderer Autoren Definitionen des bieten. Zwei davon – Firm. math. 4,19 und Paul. Alex. 36 – wurden bereits früher (S. 986–989, Punkt 2) anlässlich der Frage, wie die Lehre vom Hausherrn der Nativität, wenn man diesen schon bestimmt hat, in ihrem die Berechnung der Lebenszeit betreffenden Teil funktioniere, mit großem Gewinn herangezogen, auch wenn sie ‘Nechepsos und Petosiris’ nicht namentlich erwähnen. Diese Kapitel werden nun weitere Informationen zu der hier allein wichtigen Frage liefern, wie der Hausherr der Nativität zu bestimmen ist. Als weitere Quellen werden (in der Reihenfolge ihrer Besprechung) Heph. 1,13,2, Antioch. epit. 2,33, Paul. Alex. 3, Dor. pp. 369,9–370,7,2698 Val. 3,1 und Rhet. epit. 4,17 u. 4,19 hinzutreten. Da die von Porphyrios aus der Isagoge des Antiochos übernommene Methode, wie sich zeigen wird, dazu geeignet ist, den Befund in F2 und F3 zu erklären, lohnt es sich, die Details vorzustellen. Da der Text wiederholt auf die durch den Horizont und den Ortsmeridian gebildeten Quadranten des Horoskops Bezug nimmt, werden diese im Folgenden kurz 2697

Dieser Text beginnt mit den Worten:        . Im Folgenden ist der Nebensatz        (p. 118,20–21), wie Porph. isag. 30 p. 206,16–17 zeigt, zu      [sc.  ],          zu korrigieren. 2698 = Heph. 2,26,25–31 = Dor. frg. 51a St.; ~ Heph. epit. 4,33,3–9.

Stellenkommentar

1061

als Q1, Q2, Q3 und Q4 bezeichnet und an F2 illustriert. MC 





 

 

Q1

Q2



 

ASC

OCC



Q3



Q4 



  IMC



Diagr. 25: Hor. gr. 40.IV.5 (F2) mit Quadrantenteilung

Antiochos und die von ihm erwähnten ‘Alten’ unterschieden zwischen Tag- und Nachthoroskopen. Die Tagdefinition des   lautet: Wenn (Ta)2699 die Sonne in Q1 steht, ist sie Epikratetor (trifft auf F2 und F32700 zu), wenn (Tb) die Sonne in Q2 und der Mond in Q1 oder auch in Epanaphora des Aszendenten (d.h. im obigen Diagramm: ) steht, ist der Mond Epikratetor, wenn (Tc) Sonne und Mond in Q2 stehen, ist der Aszendent Epikratetor; Nachtdefinition: Wenn (Na) der Mond in Q1 steht, ist er Epikratetor, wenn (Nb) der Mond in Q2 und die Sonne in Epanaphora des Aszendenten steht, ist die Sonne Epikratetor, wenn (Nc) Sonne und Mond beide unter dem Horizont (= Q3–Q4) auf einem Kentron oder einer Epanaphora stehen (d.h. im obigen Diagramm: , , ,  oder ), ist der Mond als Nachtgestirn Epikratetor (so in F1 bei Hadrian der Fall), wenn (Nd) Sonne und Mond beide unter dem Horizont (= Q3–Q4) stehen, aber der Mond in einem Apoklima (d.h. im obigen Diagramm:  oder ) und die Sonne auf einem Kentron (d.h. im 2699 2700

Lies: Tagregel, Teil a. Zur Rechtfertigung bzgl. F3 s.u. im nächsten Absatz.

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obigen Diagramm: ,  oder ), ist die Sonne Epikratetor. Wenn (TNa) bei Tag oder Nacht beide Luminare in einem Apoklima stehen, ist der Aszendent Epikratetor.2701 Der zweite Schritt ist dann relativ einfach: Der Herr des Tierkreiszeichens, in dem der Epikratetor steht, ist   , der Herr des Gradbezirks, in dem der Epikratetor steht, ist    2702Hier in F2 ist also Mars als Hausherr des Widders ‘Hausherr der Nativität’, so wie Antigonos es sagt; der ‘Mithausherr der Nativität’ ist Merkur, da die Position des Epikratetors ( auf 19° ) nach dem ‘ägyptischen’ System der  in einem Merkurbezirk (12°–20° ) liegt.2703 In F3 (Pedanius) legt die gemeinsame Nennung von Sonne und ASC (§ 63) nahe, dass der Moment des Sonnenaufgangs gemeint ist und es sich somit um ein Taghoroskop handelt. Die obigen Regeln ergeben bei Tag (Regel Ta) die Sonne im Widder und bei Nacht2704 (Regel Nc) den Mond im Stier als Epikratetor; der Hausherr des Widders ist Mars, der des Stiers Venus; da Antigonos Mars zum     erklärt (§ 63), hat er das Horoskop des Pedanius also, falls er die von Porphyrios referierte Methode benutzt hat, als Taghoroskop analysiert. Da die Position des Epikratetors ( ) ca. 15°  tropisch beträgt, was ca. 19°  siderisch entspricht, ist der ‘Mithausherr der Nativität’ wohl erneut Merkur (s.o.). Interessant wird es nun im Hadrianhoroskop (F1): Epikratetor wäre nach Regel Na der Mond (1° ), folglich wäre Saturn, der Hausherr des Wassermanns,    und Merkur, der Herr des ersten Gradbezirks (0°–7° ),   . Falls Antigonos die Regel des Porphyrios benutzt hat, verschweigt er den Hausherrn der Nativität in F1 vielleicht mit Absicht. Jedenfalls würde es zu einem Kaiser, der erklärtermaßen unüberwindlich war (vgl. F1 § 32 ) und seinen 2701

Soweit Porph. isag. 30 p. 206,7–24. Diese Kasuistik ist relativ übersichtlich; eine kompliziertere bietet Val. 3,1, eine noch knappere Ps.-Maneth. 3[2],406–415 (dazu s.u. S. 1386). 2702 Porph. isag. 30 pp. 206,24–207,3:                    . Diese Formulierung wirft angesichts der communis opinio antiker Texte, dass nur die fünf echten Planeten Hausherren der Nativität sein können (so bes. deutlich formuliert von Firm. math. 4,19,4 u. 4,19,31), die Frage auf, was denn geschieht, wenn der Epikratetor im Krebs oder Löwen, also in den Tierkreishäusern des Mondes und der Sonne, steht. Eine Antwort darauf bleibt der Text schuldig. 2703 S.o. zu F1 § 27    und zu F1 § 26 . 2704 D.h. wenn die Sonne zwar im Widder, aber noch knapp unter dem Horizont stände.

Stellenkommentar

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auf den Thron hoffenden Großneffen töten ließ, schlecht passen, wenn der Hausherr der kaiserlichen Nativität derjenige Planetengott wäre, der von seinem Sohn entmachtet wurde. Zuletzt bespricht Porphyrios den   .2705 Da Antigonos diesen Begriff in den erhaltenen Fragmenten nicht benutzt und meines Wissens auch kein antikes Horoskop diesen Funktionsträger bestimmt,2706 erübrigt sich hier eine Auseinandersetzung mit den von Porphyrios referierten Details. Nun zu Firmicus. Dieser skizziert im zweiten Paragraphen von Kap. 4,19 De domino geniturae vier verschiedene Methoden, die er verschiedenen nicht namentlich identifizierten ‘Alten’ zuschreibt.2707 Im Folgenden wird jede der vier Methoden kurz erläutert und dann geprüft, ob sie Antigonos’ Bestimmung des Mars zum Hausherrn sowohl von F2 als auch von F3 rechtfertigt. Die erste Methode bestimmt denjenigen Planeten zum Hausherrn der Nativität, der in principalibus locis (d.h. nach einer wenige Seiten zuvor gegebenen Definition in cardinibus aut in secundis locis, 4,17,6) in einem ihm eigenen Tierkreiszeichen oder einem ihm eigenen Gradbezirk stehe. Das passt zu F2, wo Mars im 10. Ort in seinem Nachthaus (allerdings nicht in seinem Gradbezirk) steht. In F3 steht Mars im Wassermann, der zwar Epanaphora des MC ist (also ein secundus locus), in dem Mars jedoch keine Würden genießt (weder Häuser noch Erhöhung noch Trigon). Da F3 die Planetenpositionen nur gradgenau bietet, ist eine sichere Bewertung der Gradbezirke unmöglich. Die Rückberechnung (s.u. S. 1141) ergibt, dass Mars auf 21° 35  tropisch stand (in fast perfekter Quadratur zum Mond auf 19° ), was genau genommen 25° 28  siderisch entspricht und somit am Rand des Gradbezirks des Mars liegt (20°–25° ). Angesichts der notorisch schwer zu bestimmenden Marsposition ist es also denkbar, aber nicht beweisbar, dass Antigonos in beiden Horoskopen diese erste Methode angewandt hat. Die zweite bestimmt denjenigen Planeten zum Hausherrn der Nativität, in dessen Bezirk bei einer Taggeburt die Sonne beziehungsweise bei einer Nachtgeburt der Mond steht. Dieser zweiten Regel billigt Firmicus – obwohl er sich zu der vierten bekennen wird – das Qualitätsurteil et habet rationem zu (4,19,2). Antigonos kann sie aber nicht benutzt haben, da in F2 die Sonne, wie der Text ausdrücklich vermerkt (§ 54), in 2705

Porph. isag. 30 pp. 207,7–208,5. Siehe jedoch oben Anm. 696 sowie auch unten Anm. 2728. 2707 Firm. math. 4,19,2: Quatenus invenias, explicabo omnibus veterum sententiis intimatis. Quidam ... Alii ... Alii ... Alii ... 2706

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einem Merkurbezirk stand. Die dritte von Firmicus erwähnte Methode ist unklar, da sie den Herrn der Erhöhung des Mondes (qui altitudinis [codd.: latitudinis, corr. Kroll] Lunae dominus fuisset inventus) zum Hausherrn der Nativität bestimmt. Das würde bei jeder Nativität auf Venus hinauslaufen, ganz gleich, ob man die Erhöhung des Mondes zeichengenau () oder gradgenau (3° ) auslegt. Daher hat Pingree wohl zu Recht das überlieferte Wort latitudinis athetiert. 2708 Der Hausherr des (Tierkreiszeichens des) Mondes wäre dann in F2 Merkur, in F3 Venus. Diese Methode kann Antigonos also nicht benutzt haben. Die vierte Methode macht denjenigen Planeten zum Hausherrn, dem das nächste Tierkreiszeichen gehört, in das der Mond nach der Geburt eintreten wird; wenn dies allerdings der Krebs oder der Löwe seien, müssten diese Zeichen übersprungen werden, da sie ja den Luminaren gehörten und diese per definitionem nicht Hausherren der Nativität sein dürften (4,19,4; ebenso 4,19,31). Diese Methode, die oben (S. 976) bereits ausführlicher erläutert wurde, führt in F2 auf die Jungfrau und in F3 auf die Zwillinge, in beiden Fällen also auf Merkur als Hausherrn der Nativität, und kann folglich, auch wenn Firmicus sie als die am weitesten verbreitete und wahrste bezeichnet, der er auch selbst folge (4,19,3), nicht von Antigonos benutzt worden sein. Es wäre interessant zu wissen, ob Antigonos diese Methode niemals benutzte oder nur im Falle dieser beiden Nativen nicht, deren Biographien aus astrologischer Sicht offensichtlich stärker durch Mars als durch Merkur geprägt sind. Zwei noch etwas spätere Zeugnisse stammen von Hephaistion und Paulos Alexandrinos. Das Kapitel Heph. 1,13    umfasst nur zwei Sätze: (1)                             (2)     2708

(1) Hausherr heißt der Herr des Hauses, Mithausherr der (Planet), der mit (dem Hausherrn) Anteil am Haus hat, wenn etwa (eine Tierkreisposition) des einen (Planeten) Haus ist, aber des anderen Erhö-

Pingree 1978a, II 237. Parallelen für die Junktur Lunae dominus fehlen bei Firmicus, doch vgl. z.B. Dor. p. 397,22–23 (= Heph. 3,30,12):       Dor. p. 416,31–34 (= Heph. 3,47,28–29)           . Val. 3,11,15 (Hor. gr. 75.VII.19)   .

Stellenkommentar

             

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hung oder auch Trigon oder auch Bezirk. (2) Der Hausherr der (ganzen) Nativität hingegen ist derjenige, der in den fünf Kategorien Haus, Erhöhung, Trigon, Bezirk und Phase die meisten Vorteile bezüglich der (Position der) Sonne genießt.

Der für uns wichtige zweite dieser beiden Sätze geht erneut auf Antiochos zurück, diesmal aber nicht auf seine Isagoge, sondern auf die Thesauroi. Denn wir lesen bei Antioch. epit. 2,33 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 158,9–12 (= Rhet. 5,33):                         Die Antiochosepitome weicht in zwei Details von Hephaistions Formulierung ab, denn sie erwähnt nicht die Sonne, nennt jedoch als sechste Kategorie die Möglichkeit, dass der zu prüfende Planet einen Aspekt zu dem fraglichen Tierkreiszeichen wirft. 2709 Außerdem fällt auf, dass Antiochos sowohl hier als auch in seiner früher aus der Isagoge zitierten Lehre den Hausherrn des Tierkreiszeichens als erstes (hier) oder sogar einziges (dort) Kriterium für die Wahl des Hausherrn der Nativität nennt. Etwa sinngleich mit Hephaistion und der Antiochos-Epitome aus den Thesauroi, aber ein wenig ausführlicher, formuliert dasselbe Paulos Alexandrinos, der noch hinzufügt, man müsse nach Tag und Nacht unterscheiden, also bei Taggeburten die Position der Sonne beziehungsweise bei Nachtgeburten die des Mondes prüfen, und auch darauf achten, ob das Luminar in einem wirksamen Ort der Dodekatropos stehe. Paulos nennt alle sechs von der Antiochos-Epitome der Thesauroi genannten Kategorien. 2710 Der verbesserungsbedürftige 2711 Text der maßgeblichen 2709

Zu einer sehr ähnlichen Prüfung leitet Ptol. apotel. 3,3,3 an, allerdings nicht im Kontext des Hausherrn der Nativität, sondern der Findung des Aszendenten: [...]                            Vgl. auch Ptol. apotel. 3,11,7. 2710 Die scheinbar noch hinzukommende siebte Kategorie, , ist eine unspezifische Bezeichnung dafür, dass ein Planet bestimmte Würden genießt; vgl. BouchéLeclercq 1899, 244 u. 5133. Zum  s. Denningmann 2005, 249615 mit weiterer Lit.; zu s. ebd. 2005, 324725.

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Ausgabe lautet Paul. Alex. 36 pp. 95,18–96,6:                                        2712 Bouché-Leclercq 1899, 4062, merkt an, dieser Text gleiche inhaltlich der oben zitierten zweiten Methode des Firmicus (“c’est la solution n° 2 de Firmicus”).2713 Auch wenn diese Feststellung ein wenig zu knapp und undifferenziert ist, trifft sie etwas Wahres. Wichtig wäre es gewesen, zwei Beobachtungen hinzuzufügen: Zum einen erwähnt Paulos den Herrn des Gradbezirks, den Firmicus als einziges Kriterium erwähnt, im Falle jedes der beiden Luminare an erster Stelle (in diesem Punkt weichen also Paulos und Firmicus gemeinsam von Hephaistion und beiden AntiochosEpitomai ab, wo nicht die Gradbezirke, sondern die Tierkreishäuser die erste oder sogar einzige Rolle spielen). Zum anderen hatte Paulos schon an einer früheren Stelle (Paul. Alex. 3 p. 13,1–2) in verkürzter Form den ‘Weisen der Ägypter’, worunter, wie oben (S. 989) gezeigt wurde, ‘Nechepsos und Petosiris’ zu verstehen sind, die Beachtung der Gradbezirke 2711

Der überlieferte Text bietet bezüglich der Sonne zweimal falsch  statt richtig  (eine häufige Verschreibung); außerdem haben hier, wie Boers Apparat zeigt, die Handschriften teils den , teils den , teils beide ausgelassen. Das die Sonne betreffende Kolon lässt sich konjektural wie folgt rekonstruieren:           . Für diese Rekonstruktion spricht auch die gleiche Reihenfolge der Planetenherrscher an den Parallelstellen bei Dor. p. 369,9–17 ( = Heph. 2,26,25–26) u. Dor. arab. 3,2,5 (s.u. S. 1067 bei Anm. 2714). 2712 Im Folgenden definiert Paulos die wirksamen Orte (p. 96,7–14) und geht danach noch auf den Fall ein, dass beide Luminare in nicht wirksamen Orten stehen (pp. 96,14– 97,1): Dann müsse nach demselben Prinzip die Länge des vorausgehenden Neu- bzw. Vollmondes geprüft werden, und wenn die ebenfalls in einen unwirksamen Ort falle, die des Glücksloses oder des Daimon oder auch die des Aszendenten; wenn dann einer dieser Orte wirksam sei und der ihn beherrschende Planet aus seiner Position einen Aspekt auf den genannten wirksamen Ort werfe, sei dieser Planet der Hausherr der Nativität. 2713 Beachtung verdient ferner, dass die zweite Methode des Firmicus ihrerseits mit der von Porphyrios (i.e. Antiochos) sogleich zu Beginn verworfenen Lehre nicht namentlich identifizierter Autoritäten (, s.o. S. 1059) bezüglich der Wahl des Epikratetors übereinstimmt.

Stellenkommentar

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als Grundlage für die Bestimmung des Hausherrn der Nativität zugeschrieben:   . Offenbar bieten Paulos in Kap. 3 und Firmicus in seiner an zweiter Stelle genannten Methode verkürzte und auf das Wichtigste komprimierte Fassungen der von Paulos in Kap. 36 vollständiger referierten Lehre. Eine weitgehend sinngleiche, aber erheblich frühere Fassung der von Paul. Alex. 36 gebotenen Lehre zur Bestimmung des    bietet Dor. pp. 369,9–370,7 = Heph. 2,26,25–31. Diese Entsprechung wurde meines Wissens bisher übersehen, wohl deshalb, weil es sich um ein Kapitel zur Einteilung der Lebensabschnitte (  ) handelt und Hephaistion darin die Lehre des Dorotheos ohne explizite Erwähnung des Begriffs  referiert. Dass freilich genau der hier relevante terminus technicus gemeint ist, steht aus zwei Gründen außer Frage, zum einen wegen der evidenten inhaltlichen Parallele zu Paul. Alex. 36, zum anderen deshalb, weil die arabische Dorotheosparaphrase derselben Stelle das Gemeinte beim Namen nennt (Dor. arab. 3,2,1): “The kadhkhudh [= ]2714 is the governor of the matter of life”. Dorotheos bot dieselbe Hierarchie der Planetenwürden, die aus Paul. Alex. 36 zu entnehmen ist (Bezirk – Haus – Erhöhung – Trigon), und nannte für den Fall, dass die Luminare ungünstig stehen, eine Liste alternativ zu prüfender Orte des Horoskops, die inhaltlich und strukturell fast identisch mit derjenigen des Paulos (s. Anm. 2712) ist und ebenfalls beim Aszendenten endet. Eine dritte, diesmal mit persönlichen Akzentsetzungen modifizierte Fassung der von Paul. Alex. 36 und von Dor. pp. 369,9–370,7 = Heph. 2,26,25–31 gebotenen Lehre bietet Val. 3,1.2715 2714

Vgl. Kunitzsch 1977, 50: “al-kadhudh = ”. – Das im Folgenden ana lysierte konkrete Beispiel (Dor. arab. 3,2,19–44 = Hor. gr. 44.X.2) führt auf Mars als ; vgl. 3,2,25: “So Mars takes over the governorship of the prorogation and ray.” 2715 Eine der Eigenheiten des Valens in diesem Kapitel (s. bes. 3,1,3   ) ist, dass er nicht die Sonne an den Tag und den Mond an die Nacht bindet, sondern jedes Luminar zu jeder beliebigen Zeit als potentiellen  behandelt, sofern es das vorteilhafter positionierte der beiden Luminare ist. Val. 3,1,4 fügt hinzu, wenn beide Luminare in Apoklimata stünden, übernehme der planetare Hausherr des Bezirks, in den der ASC oder das MC falle, die Rolle des Hausherrn (vgl. ebd. 3,1,19.21). Als weiteren potentiellen Ort, dessen Bezirksherrscher Beachtung verdiene, erwähnt Val. 3,1,24–25 den letzten Neumond (nicht jedoch, so wie Paulos und Dorotheos, den Vollmond und das Glückslos). Wichtig ist, dass Valens in diesem Kapitel, was die Planetenwürden betrifft, erklärtermaßen nur die der Bezirke als Kriterium für die Findung des Hausherrn

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Eine vierte, diesmal verkürzte Fassung der von Paul. Alex. 36 und von Dor. pp. 369,9–370,7 = Heph. 2,26,25–31 gebotenen Lehre bietet die bisher nicht erwähnte, sehr knappe Regel bei Rhet. epit. 4,17 = CCAG VIII 1 (1929), p. 239,10–11:                2716Und auch hier ist wieder der Gradbezirk das an erster Stelle genannte Kriterium. Der Vorzug, den die von Paul. Alex. 36 beschriebene Methode den Gradbezirken zuspricht, ist wahrscheinlich dadurch motiviert, dass sie bei jedem beliebigen Tierkreisgrad, in dem das zu prüfende Luminar steht, auf einen der fünf echten Planeten führt und die Summen der Gradbezirke eines jeden Planeten zwar nicht gleich, aber doch ähnlich groß sind (s.o. S. 720 bei Anm. 1595), was bedeutet, dass statistisch jeder der fünf Planeten in ca. 20% aller Horoskope, die überhaupt einen Hausherrn der Nativität haben, diese Funktion erfüllt.2717 Wir haben es also anscheinend mit zwei Versionen derselben Lehre zu tun, wobei entweder die Gradbezirke oder die Tierkreishäuser die wichtigste Rolle unter den Planetenwürden spielen. Diese Schwankung geht möglicherweise schon auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurück, vielleicht in der Weise, dass in der fingierten Korrespondenz jener Archegeten der eine die eine Version vertrat, der andere die andere. Die genannte Schwankung reflektiert auch ein bisher noch nicht erwähntes Rhetoder Nativität anerkennt. So sagt er es einleitend (Val. 3,1,3     ) und bleibt diesem Grundsatz in der folgenden Kasuistik treu. Hierin stimmt er also mit Firm. math. 4,19,2 (2. Methode) überein. 2716 Die Verkürzung ist hier evident, denn Sonne, Mond und Aszendent sind natürlich nicht alle zugleich relevant, sondern Sonne bzw. Mond je nach Tag-/Nachtzeit und der Aszendent nur, wenn die Luminare beide in den Apoklimata stehen. (Vgl. den ganz ähnlichen Fall in Rhet. epit. 4,19, unten Anm. 2719). – Der Rest dieses Rhetorioskapitels, der von der Berechnung der Lebensspanne auf der Grundlage des  handelt, wurde bereits oben in Anm. 2466 analysiert. 2717 Alle anderen Kriterien haben Nachteile: Die Lehre der Häuser führt beim Krebs und Löwen auf die Luminare selbst, was dem Prinzip, dass der Hausherr der Nativität ein echter Planet sein muss, widerspricht; die Lehre der Erhöhungen erlaubt nur im Falle von fünf Tierkreiszeichen eine Zuordnung zu einem der Planeten; die Kriterien der Phasen und Aspekte sind problematisch, weil unter Umständen alle Planeten eines Horoskops unvorteilhaft ‘unter den Strahlen’ der Sonne stehen und/oder ohne Aspekt zu dem zu prüfenden Ort sind; selbst die Trigone haben den Nachteil, dass das erste (, , ) nur bei Nacht einen echten Planetenherrscher hat (Jupiter, bei Tag: die Sonne) und das zweite (, , ) nur bei Tag (Venus, bei Nacht: den Mond); die Lehre der Trigone ist darüber hinaus wegen ihrer starken Bevorzugung der Venus unausgewogen, denn sie beherrscht als einzige zwei Trigone (das zweite und das vierte).

Stellenkommentar

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rioskapitel (Rhet. epit. 4,19 = CCAG VIII 1, 1929, p. 240,8–13), das der Überschrift zufolge aus Valens exzerpiert wurde (      ), aber kein Gegenstück in dessen erhaltenen Anthologiae besitzt.2718 Darin heißt es, man müsse die Hausherren und Bezirksherrscher der Luminare und des Aszendenten als Hausherren der Nativität wählen,2719 sofern diese planetaren Kandidaten für die Rolle des Hausherrn nicht ‘unter den Strahlen’ der Sonne oder in einem Apoklima stünden oder sieben Tage später ihren heliakischen Untergang vollzögen, denn dann besitze die Nativität keinen Hausherrn; wenn jedoch die Luminare selbst in Apoklimata stünden, sei der Bezirksherrscher des Aszendenten der Hausherr der Nativität, sofern nicht auch dieser in einem Apoklima oder ‘unter den Strahlen’ stehe; im zuletzt genannten Fall sei die Nativität dann wieder ohne Hausherr. Der Text lautet (p. 240,8– 13):          2720                         Unmittelbar danach geht dasselbe Kapitel (p. 240,13–27) auf eine alternative, meines Wissens sonst nirgends bezeugte Sonderlehre ein und exemplifiziert diese an einem konkreten Horoskop (Hor. gr. 482.III.21), dessen Datierung zeigt, dass es nicht von Valens stammen kann; möglicherweise ist also auch die vorausgehende theoretische Darstellung der Sonderlehre bereits ein Zusatz zu dem ersten, aus Valens exzerpierten Teil des Kapitels.2721 2718

Vgl. Cumont (app. crit.): “ex capitulo deperdito Valentis haec hausta sunt”. Mit dieser verkürzten Formulierung ist (wie bei Paul. Alex. 36) gemeint, dass bei Taggeburten die Position der Sonne zu prüfen ist, bei Nachtgeburten die des Mondes, und wenn Sonne bzw. Mond ungünstig positioniert sind, die des Aszendenten. Vgl. den ganz ähnlichen Fall in Rhet. epit. 4,17 (oben Anm. 2716). 2720  emendavi, codd. et Cumont. 2721 Die Sonderlehre besagt, dass häufig auch dann, wenn der Bezirksherrscher oder Hausherr des Luminars der Partei (d.h. bei Tag der Sonne, bei Nacht des Mondes) günstig positioniert ist, ein anderer Planet Hausherr der Nativität wird, nämlich derjenige, der in mehr Kategorien als die übrigen Planeten Vorteile bezüglich der Nativität (!) genießt. Mit den Kategorien sind offenbar erneut die sechs von der Antiochos-Epitome (Thesauroi) und Paulos Alexandrinos genannten gemeint (s.o. S. 1065 bei Anm. 2709): Haus, Erhöhung, Trigon, Bezirk, Phase, Aspekt. Der Text lautet (p. 240,13–17):                       . Das folgende 2719

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Beide im letzten Abschnitt genannten Versionen, in denen entweder die Gradbezirke oder die Tierkreishäuser die wichtigste Rolle unter den Planetenwürden spielen, lassen sich sehr leicht probeweise auf F2 und F3 anwenden, weil es sich ja bei beiden Horoskopen um Taggeburten handelt und die Sonne beide Male auf 19° Widder steht (in F3 ist die Gradzahl dem Leser des Antigonos allerdings nicht bekannt). Diese Tierkreisposition fällt in einen Bezirk des Merkur, in das Nachthaus des Mars, in die Erniedrigung Saturns und in das Trigon, über das Jupiter als Nachtregent herrscht. In F2 kann nur Jupiter eine vorteilhafte Phase bezüglich der Sonne vorweisen (   ), in F3 können es Jupiter und Mars (beide   ) und Venus (    ). In F2 sehen Jupiter (Sextil) und Saturn (Opposition) die Sonne, in F3 Mars (Sextil). Bei strenger Anwendung der von Paulos und Firmicus (Nr. 2) beschriebenen Methode muss man also zu dem Schluss kommen, dass Antigonos sich ihrer nicht bedient hat, folgt man jedoch Hephaistion und der Antiochos-Epitome (Thesauroi), die beide die Würde der Häuser an erster Stelle und die der Bezirke an vierter Stelle nennen, oder auch der sich auf Valens berufenden Rhetorios-Epitome (4,19), wäre es schon eher denkbar, dass Antigonos sich ihrer Methoden bedient hat. Da zu diesen dreien noch, wie schon früher festgestellt, sowohl die von Porphyrios aus der Isagoge des Antiochos übernommene als auch die erste der von Firmicus beschriebenen Methoden als Möglichkeiten hinzutreten, kann

Beispiel (Hor. gr. 482.III.21) gliedert sich in die astronomischen Daten (p. 240,17–22) und deren Besprechung (p. 240,22–27). Die Besprechung zeigt, was mit den Vorteilen ‘bezüglich der Nativität’ (  ) konkret gemeint ist: Geprüft werden soll in dieser Sonderlehre nicht, welche Planeten im Sinne der bereits vorgestellen Texte von Heph. 1,13,2, Antioch. epit. 2,33 und Paul. Alex. 36 pp. 95,18–96,6 bezüglich der Position des Epikratetors (Sonne, Mond oder Aszendent) die meisten Würden besitzen, sondern welche Planeten bezüglich aller Positionen – der Luminare, der Planeten und des Aszendenten – die meisten Würden besitzen und somit in Bereichen ihrer eigenen Würde jene anderen Wandelsterne beziehungsweise den Aszendenten aufnehmen ( ). In der Überlieferung der Besprechung des Horoskops ist anscheinend durch saut du même au même ein Textverlust eingetreten. Eine plausible Ergänzung der Zeilen 22–24 von Cumonts Edition im CCAG bietet Greenbaum 2009, 312f.:                       . Diese Konjektur verbessert Greenbaum (demnächst) nach Prüfung der Zeilenlänge im cod. Paris. gr. 2506 zu:           .

Stellenkommentar

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offensichtlich nicht präzise festgestellt werden, welcher Methode Antigonos sich bedient hat. Zuletzt sei hier noch ein Blick auf die wenigen relevanten Originalhoroskope geworfen, in denen der Erwähnung findet: Das älteste unter ihnen ist P. Oxy. II 235 (Hor. gr. 15–22). Darin heißt es am Ende der Aufzählung astronomischer Daten,2722 Z. 16:    (sc.  ).2723 Es handelt sich um ein Nachthoroskop, in dem der Mond im Stier aszendiert und die Sonne in der Waage (d.h. im Apoklima des Deszendenten) steht. Alle Planetenpositionen sind zeichengenau mit Angabe des jeweiligen zodiakalen Hausherrn gegeben; andere Planetenwürden sind nicht vermerkt. Zu beiden Luminaren heißt es:  . Hier ist also anscheinend die Venus wegen der Position des Mondes in ihrem Haus der Grund für ihre Wahl als Hausherrin der Nativität. In P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), Z. 157–164, heißt es, Merkur habe sieben Tage zuvor seine ‘Phase’ (gemeint ist wohl sein heliakischer Untergang) gehabt und sei deshalb Hausherr dieses Nachthoroskops:  .2724 Dieses Zeugnis ist wertvoll, weil es explizit das entscheidende Kriterium für die Wahl des Hausherrn der Nativität nennt. Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber doch zumindest erwähnenswert, dass die Position des untergehenden Mondes, die der Text als 13°  beziffert, in einen Gradbezirk des Merkur fällt (8°–14° ) und somit auf denselben Hausherrn der Nativität führen würde.2725 P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 79, bezeichnet sicher Venus und anscheinend auch Merkur als Hausherren der Nativität. Die Sonne steht im MC. Der Text vermerkt akribisch alle Planetenwürden aller Einzelpositionen; besonders häufig handelt es sich um Würden des Merkur und der Venus. Die Komplexität dieses Horoskops erfordert eine genauere Untersuchung, als hier angestellt werden kann. P. Paris 19 (Hor. gr. 137.XII.4), Z. 42 = P. Lond. I 110, Z. 41, deklariert Venus als . Da es sich dem Text zufol2722

D.h. an derselben Position wie hier in F2 u. F3. Falsch Neugebauer – van Hoesen 1959, 18: “Venus is the house ruler (of the Horoscopos).” 2724 Diese Stelle wurde in der Forschung missverstanden; s.o. S. 914f. 2725 Merkurs astrologische Kraft war außerdem dank seiner zur fraglichen Zeit hohen Geschwindigkeit besonders groß (vgl. z.B. Ptol. apotel. 1,24,3  ). 2723

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Antig. Nic. F2 § 54

ge um eine Taggeburt mit der Sonne knapp oberhalb des Aszendenten (15° ) auf 13° 23  handelt, ist anscheinend nicht der Hausherr des Schützen (Jupiter), sondern die Herrin des Gradbezirks der Sonne entscheidend: 12°–17°  gehören der Venus. P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138–161) enthält eine Aussage dazu, welchem Planeten der ‘Kampfpreis der Hausherrnschaft’ (  )2726 zufällt(Z. 13, vgl. ebd. Z. 10 u. 15 die Nennung des ), aber der Papyrus ist so stark beschädigt, dass nicht klar ist, auf welchen Planeten die Wahl fällt; außerdem ist der gesamte Textbeginn, der die Planetenpositionen enthielt, verloren. Der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19) vermerkt am Ende:   [sic, exspectes  ]        . Dem Text zufolge steht Jupiter auf 7° 40  in einem Merkurbezirk (der umfasst kanonisch nur 0°–7° ), wenige Grad oberhalb des Aszendenten, der auf 10° 57  in einen Venusbezirk falle (kanonisch = 7°–17° ); Venus selbst steht dem Text zufolge auf 29° 18  (d.h. im 2. Ort). Die Sonne steht im 3. Ort, der Mond im 11. Ort, das MC, so der Text, falle auf 11° 46  in einen Jupiterbezirk (kanonisch 6°–12° ). Die Wahl Jupiters scheint also durch seine Stellung im 1. Ort und/oder durch seine Regentschaft des Gradbezirks des MC bedingt zu sein, die der Venus durch ihre Regentschaft des Gradbezirks des ASC. Das späte Beispielhoroskop in Rhet. epit. 4,19 = CCAG VIII 1 (1929), p. 240,17–28 (Hor. gr. 482.III.21) ist nach der oben (Anm. 2721) erläuterten Sonderlehre berechnet. Aufgrund der verschieden hohen Zahl der von jedem einzelnen Planeten akkumulierten Würden bestimmt es Saturn zum Hausherrn der Nativität und Venus zur Mithausherrin (p. 240,24–26):            . Der sehr fragmentarisch erhaltene und nur paläographisch datierbare P. Oxy. astron. 4278 (ca. 400 n.Chr.), Z. 7 u. 9, erwähnt mehrere   und einen  im Kontext der Einteilung der Lebensphasen und der Gesamtlebenszeit. Wenngleich die relevanten antiken Horoskope nicht viele sind, kann man doch feststellen, dass in keinem von ihnen ein Luminar zum Hausherrn der Nativität erklärt wird, was zu den Aussagen der Lehrtexte passt, 2726

Die poetisch anmutende Diktion ist vielleicht ein Zitat aus ‘Nechepsos und Petosiris’.

Stellenkommentar

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dass nur die fünf echten Planeten Hausherren der Nativität sein können (vgl. bes. Firm. math. 4,19,4 u. 4,19,31). Darüber hinaus stellt man fest, dass in diesen Horoskopen die entscheidenden Kriterien für die Wahl des Hausherrn der Nativität von Fall zu Fall verschieden sind, allerdings – soweit erkennbar – immer aus der Gruppe der oben (S. 1065) genannten sechs Kategorien (Haus, Erhöhung, Trigon, Bezirk, Phase, Aspekt) stammen. Da das mit Abstand älteste Originalhoroskop (Hor. gr. 15–22) eindeutig das erste Kriterium (Herr des Tierkreishauses des Epikratetors) anwendet und dieses Kriterium auch die Wahl des Antigonos in F2 und F3 zu erklären geeignet ist, der doch insgesamt erklärtermaßen (F1 § 21) in der Nachfolge von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht, erscheint die Annahme legitim, dass die Archegeten der hellenistischen Astrologie diese Methode – oder zumindest auch diese – gebilligt haben. Dann wäre auch plausibel, warum sich sowohl der Autor von Hor. gr. 15–22 als auch Antigonos in F3 auf die zeichengenaue Angabe der astronomischen Daten beschränken konnten, denn wenn der Gradbezirk des Epikratetors entscheidend wäre, sollte man doch erwarten, dass gradgenaue Positionsangaben gemacht würden. Für das hohe Alter des Kriteriums der zodiakalen Hausherren spricht auch der Umstand, dass der planetare Herrscher der gesamten Nativität nicht etwa kurz , sondern – abgesehen von seltenen poetischen Ausnahmen 2727 –    genannt wurde. Die Geburtskonstellation wird in keinem anderen Kontext metaphorisch als ein Haus bezeichnet. Der etwas verwunderliche Terminus wäre also hinsichtlich seiner Genese leichter nachvollziehbar, wenn er durch das in seiner Definition entscheidende Kriterium bedingt wäre, in dem Sinne, dass der Hausherr des Tierkreiszeichens, in dem der Epikratetor steht, durch diesen Umstand zum Hausherrn der ganzen Nativität wird. Allerdings ist angesichts der zuvor präsentierten Horoskope und der Lehrtexte von Paul. Alex. 3 u. 36, Firm. math. 4,19,2 (Methode Nr. 2) und Rhet. epit. 4,17 (s.o. S. 1066–1068) wahrscheinlich, dass ‘Nechepsos und Petosiris’, oder einer von ihnen, bereits selbst wegen der oben (Anm. 2717) erwähnten Unvollkommenheit des Häuser-Kriteriums Alternativen im Sinne der Beachtung der Gradbezirke oder mehrerer Kategorien mit Priorisierung der Gradbezirke geboten haben. Sobald aber mehrere Kriterien erlaubt sind, führt dies notwendig bei vielen Horoskopen zu Ranglisten mehrerer Planeten, die verschieden viele Würden auf sich vereinigen, und damit zu sekundär bedeutsamen Planeten, für die sich die 2727

Vgl. z.B. Ps.-Maneth. 3[2],413 (dazu s.u. Anm. 3666).

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Antig. Nic. F2 § 54

Bezeichnung  anbietet. Ein klarer Fall dieser Art ist Hor. gr. 482.III.21 (s.o.). Sowohl aufgrund dieser Überlegung als auch aufgrund der Aussage von Porph. isag. 30 p. 206,4–5 (zit. in Anm. 2694), dass ‘die Alten’ ( ) sich die Begriffe  ,    und    zwar ausgedacht, ihre jeweiligen Eigenschaften aber nicht klar unterschieden haben, ist also der Argwohn erlaubt, dass zumindest die beiden zuletzt genannten Begriffe (    und   ) ursprünglich dasselbe bedeuteten2728 und auch der des   , den Porphyrios ja ebenfalls definiert (p. 207,2–3), sich ursprünglich nicht qualitativ, sondern nur quantitativ (durch die etwas geringere Zahl der auf ihn entfallenden Würden) vom   unterschied. Dafür sprechen auch weitere Argumente: zum einen der Umstand, dass die terminologische Differenzierung zwischen    und    sich nur bei Porph. isag. 30 findet, der ja nachweislich von der Isagoge des Antiochos abhängt (s.o. S. 1060 bei Anm. 2697), zum anderen der Umstand, dass in keinem erhaltenen Horoskop der bestimmt wird, sowie auch das Argument, dass  und   vereinzelt als synonym bezeichnet werden.2729 Insofern hat vermutlich schon Bouché-Leclercq 1899, 406, zu Recht von “des distinctions subtiles entre des termes de même sens” gesprochen. Wenn dem so ist, müsste man sich fragen, ob nicht die oben (Anm. 2460) zitierte Behauptung des Antiochos, der König Nechepsos habe mit Zustimmung des Petosiris gelehrt, die Lebenszeit des Nativen hänge vom Hausherrn der Nativität (dem   ) ab, die Todesursachen hingegen vom   , in ihrem zweiten Teil auf einem Missverständnis beruht und Nechepsos vielmehr lehrte, beides hänge vom Hausherrn der Nativität ab, den er mal , mal  nannte. Ein Indiz für die Richtigkeit dieser Vermutung liefert Firmicus in seinem bereits oben herangezogenen Kapitel 4,19, in dem er nach dem definitorischen ersten Teil (math. 4,19,1–5) systematisch von 2728

Dafür spricht auch ein aus Hor. gr. 487.IX.5 zu gewinnendes Indiz (s.o. Anm. 696). – Vielleicht sind die beiden Begriffe als metrische Alternativen entstanden? 2729 Vgl. ‘Rhet.’ (cf. Pingree 1977a, 220) CCAG VII (1908), p. 222,5–8:                      

Stellenkommentar

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den Wirkungen eines jeden der fünf Planeten handelt, wenn dieser die Funktion des übernimmt, und dabei jedesmal (mit Ausnahme Jupiters) am Ende auf die spezielle Todesart eingeht, die der betreffende Planet dann bewirke, wenn er ungünstig positioniert sei (Saturn: 4,19,8; Mars: 4,19,16; Venus: 4,19,23; Merkur: 4,19,30; bei Jupiter ist nur 4,19,12 von einem relativ frühen Tod die Rede). Da auch andere terminologische Innovationen des Antiochos erkennbar sind, ist deutlich, dass die Epitomai der Werke dieses Autors wegen seines impliziten Anspruchs, klärend und korrigierend tätig zu werden, nur mit größter Vorsicht als Zeugen für die Tradition, die er vorfand, herangezogen werden dürfen.2730

§ 55 Zur Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes siehe die ausführliche Gesamtbesprechung von F1 §§ 50–51. Zur Erläuterung der folgenden Tabelle gilt das bereits oben zu F1 § 51 Gesagte.  Geburt



15°  19° 

3. Tag (re vera 2d 15°   21°  12h 49m) 7. Tag (re vera 7d 15°  26°  [!] 7h 44m) 40. Tag (re vera 39d 15°  26°  0h 7m)











20° 

6° 

15° 

5° 

6° 

22° 

4° 

15° 

7° 

4° 

22° 

5° 

18° 

13° 

13° 

20° 

7° 

11°  22° 

Tab. 29: Siderische Positionen der Luminare und Planeten bei der Geburt des Nativen von F2 sowie am 3., 7. und 40. Tag

2730

S.o. Anm. 1565.

17° 

1076

Antig. Nic. F2 § 55

Aus der Tabelle ergeben sich mehrere zeichengenaue Aspekte des Mondes zu den übrigen Planeten, die teils günstig, teils ungünstig sind. 2731 Wenn in F2 irgendwelche an ein bestimmtes Lebensalter geknüpften Glückswechsel des Nativen Erwähnung fänden oder die Umstände seines Todes spezifiziert würden, wäre es ebenso wie in F3 möglich, diese Daten mit den zuvor genannten Aspekten zu korrelieren und zu beurteilen, ob der Verzicht des Antigonos darauf, die in § 55 gebotenen Daten seiner astrologischen Erklärung dienstbar zu machen, ebenso wie in F3 nachvollziehbar ist oder nicht. : Die Emendation Pingrees ( P,  Ep.4) wird durch drei Parallelfälle in F1 § 50 u. F3 § 64 bestätigt; vgl. ferner z.B. Val. 1,14,1.

§§ 56–61 Es fällt auf, dass Antigonos hier im Verlauf der Analyse (s. die Gliederung oben S. 1031) seine Methode ändert. Deren erster Teil (§§ 56–57) ist dadurch charakterisiert, dass er individuelle biographische Daten referiert und diese anschließend astrologisch erklärt. Dieser Teil setzt im Prinzip die aus F1 vertraute retrospektive Methode fort, wenngleich hier in F2 eine strengere Selektion der erwähnenswerten biographischen Details stattfindet, diese nicht alle auf einmal geboten werden (§ 57 bietet Nachträge) und die Reihenfolge der Erklärungen in § 56 von der Reihenfolge der vorausgehenden Nennung der Daten abweicht. Im zweiten und dritten Teil (§§ 58–61) kehrt Antigonos die Perspektive um und fragt nun ausgehend von den astronomischen Daten, was diese für das Leben des Nativen bedeuten. Diese Methode muss in der Praxis astrologischer Konsultationen der Normalfall gewesen sein und lässt sich daher ihrem Wesen nach als prospektiv bezeichnen. Antigonos orientiert sich hier gewissermaßen an einer Liste überindividueller, bei jeder Nativität zu prüfender Fragen.2732 Allerdings arbeitet er diese hypothetische Liste, da es ihm nicht um eine echte, viele Lebensbereiche um3. Tag: Quadr.   –      , Quadr.  – ; 3. u. 7. Tag: Opp.   –         , Trig.   – , Sext.  –     ; 40. Tag: Opp.  –    , Quadr.  – , Quadr.  – , Trig.–– . 2732 Vgl. die   bei Rhet. 5,54 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 118,1– 124,28). 2731

Gesamtbesprechung

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fassende Prognose, sondern um die Illustration einer konkreten Einzellehre geht, nicht vollständig ab,2733 sondern konzentriert sich (Teil 2, §§ 58–60) auf die Analyse der Luminare und die Frage, welche die   betreffenden Wirkungen sich aus deren Positionen (und aus deren Zusammenwirken mit den Planeten) für die Biographie des Nativen ergeben. Dabei wird neben dem Wiederaufgreifen bereits bekannter biographischer Details (Ruhm und Reichtum) ein neues, der Euergetismus des Nativen, mitgeteilt (§ 59). Zuletzt (Teil 3, § 61) gibt Antigonos den thematischen Bezug zur  , der als Anlass zur Präsentation dieses Beispielhoroskops gedient hatte, ganz auf und geht knapp auf den in echten Prognosen wichtigsten Punkt der zuvor erwähnten to-do-list ein, indem er zur Untersuchung der Lebenszeit des Nativen anleitet. Dieser Paragraph ähnelt methodisch stark dem letzten Paragraphen des Hadrianhoroskops (F1 § 52), da in beiden Fällen zur Beantwortung derselben Fragen angeleitet, die Umsetzung der jeweiligen Anleitung aber nicht praktisch demonstriert wird. Während das zu erzielende Ergebnis sich in F1 zumindest indirekt durch die eingangs gebotene Biographie (§ 24) ergibt, wird es hier in F2 an keiner Stelle mitgeteilt. Die Untersuchung von F3 wird zeigen, dass dort erneut die aus F1 vertraute, vom biographischen Befund ausgehende retrospektive Analysemethode Anwendung finden wird. Diese Methode wird in F3 sogar – anders als in F1, wo ja am Ende (§ 52) der genannte Wechsel zur prospektiven Analyseform stattfindet – bis zuletzt strikt durchgehalten.

§ 56 In diesem Paragraphen werden zuerst vier biographische Daten mitgeteilt, die sich verschiedenen Kategorien zuordnen lassen: 1.   (gesellschaftliche Stellung) 2.    (Macht)3. (Vermögen)4.    (Rechtsstellung). Da die ersten drei Angabe mit der   zu tun haben, ist es denkbar, wenngleich unbeweisbar, dass das zuletzt erwähnte Unrechttun mit dem unmittelbar zuvor erwähnten Vermögen zu tun hat. Dafür könnte auch sprechen, dass im Folgenden die gemachten Angaben zwar in geänderter Reihenfolge (d.h. 3 – 4 – 1) 2733

Es fehlen z.B. Untersuchungen zu physischer und psychischer Konstitution, Familienangehörigen, Todesart usw. (vgl. das entsprechend breitere Themenspektrum in F1).

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Antig. Nic. F2 § 56

astrologisch erklärt werden, Punkt 3 und 4 jedoch erneut unmittelbar aufeinanderfolgen. Da eine explizite Erklärung des zweiten Punktes fehlt, könnte es sein, dass die vergleichsweise ausführliche Erklärung des ersten Punktes zugleich für den zweiten gilt. Dafür spricht auch ein astrologisches Argument (s.u. zu ).     : Ep.4 bietet zusätzlich  vor ; dazu s.o. zu F1 § 21  – . Mit  sind hier alle sieben Wandelsterne gemeint (s.o. zu F1 § 26 ). : Zum didaktischem Futur vgl. F1 § 41  (mit Komm.). § 52  u. . F2 § 54 u. F3 § 63   Im Folgenden wechselt hier in F2 die Tempuswahl zuerst zum Präsens (§ 57 ) und dann zum Aorist (§ 58 . § 59 ).   : Während P und Exc.2 an allen fünf relevanten Stellen (d.h. dreimal hier in § 56 sowie je einmal in F3 §§ 65 u.66a) Formen von  bieten, liest Ep.4 an denselben Stellen (mit Ausnahme von F3 § 66a, wo in Ep4 Textverlust vorliegt) Formen von  . Zugunsten der Formen von  spricht neben der Übereinstimmung von P und Exc.2 auch der Umstand, dass astrologische Prognosen von Menschen, die  sein werden, bis zum Ende des 2. Jh. n.Chr. mehrmals belegt sind.2734 Dagegen sind Formen von  in astrologischen Texten (abgesehen von einem einzigen substantivischen 2734

Vgl. Dor. p. 360,7   [sc. ]. Ps.Maneth. 2[1],362     . Ptol. 3,14,6   . 3,14,37 . Val. 4,7,14                  . Antioch. (?) carm. de plan. CCAG I (1898), p. 112,20–21     | . Vgl. auch Prognosen unter Verwendung des abstrakten Substantivs  bei Val. 1,20,11             . Val. 4,13,5     . Val. 5,6,55     . Val. 6,1,5   . – Irrelevant sind hingegen mehrere Belege bei Valens, wo  ‘sehr deutlich’ bzw. ‘offenbar’ bedeutet: Val. 2,37,1  . 3,3,19    . 4,7,11 . 4,7,16 .

Stellenkommentar

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Beleg bei Valens) 2735 erstmals beim Anonymos des Jahres 379 n.Chr. belegt.2736 Der Ausdruck    ist ebenso wie  (Ep.4) in der gesamten griechischen Literatur ohne Parallele. : bezeichnet mächtige Führungspersonen. Wenngleich das semantische Spektrum von  sehr breit ist, 2737 wird das Adjektiv in Astrologentexten speziell mit Königen, Tyrannen und Heerführern assoziiert. Vgl. Val. 1,3,50     2,22,23 (Hor. gr. 74.XI.26)    ebd. 7,3,41 heißt es von demselben Nativen:      .). 2,22,14 (Hor. gr. 85.II.5)      4,11,61       4,21,3         4,22,1      Paul. Alex. 3 p. 13,14–16            Album. myst. CCAG XI 1 (1932), p. 180,7–8           Diese Personen genießen wegen ihrer Macht Ruhm und Ansehen: Vgl. Val. 2,27,9 (Hor. gr. 101.III.5)     . Heph. 3,4,5       Auf dieser Ebene berührt sich die Bezeichnung des Nativen von F2 als  besonders eng mit der unmittelbar vorausgehenden Bezeichnung als   . Dafür, dass beide biographischen Angaben eng zusammengehören, spricht auch, dass unser Text zu   keine eigene astrologische Erklärung bietet, es jedoch in der wenige Zeilen später folgenden Erklärung zu    heißt, dass nicht weniger als vier Planeten im 10. Ort stehen, der seinerseits (in sehr späten Texten) den  2735 Val. 4,16,8            2736 Anon. a. 379 p. 198,21–22      . p. 202,25–26      . p. 203,11–12     . An allen drei Stellen ist das Präfix einhellig überliefert. 2737 Vgl. Mason 1974, 132–134.

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Antig. Nic. F2 § 56

    bildet.2738 Vgl. ferner Antioch. epit. 1,14 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 114,34–37, wo es heißt, dass Planeten (, also inklusive der Luminare), die in ihrem eigenen Haus oder ihrer eigenen Erhöhung stehen und zusätzlich einen kardinalen Ort einnehmen (so in F2 bei Sonne und Mars der Fall), .  : Es gab offenbar eine weit verbreitete Ansicht, dass die Fähigkeit und Bereitschaft, hart durchzugreifen, untrennbar mit der Bewahrung von Machtpositionen verbunden sei. Von Domitian heißt es, dass er zynisch zu betonen pflegte, Kaiser, die nicht viele Menschen bestraften, seien nicht moralisch gute, sondern vom Glück begünstigte Kaiser:      (Cass. Dio 67,2,3). In Astrologentexten ist daher vereinzelt von ‘zur Verhängung von Strafen neigenden Seelen’ ( ) die Rede, die nach Ptol. apotel. 3,14,4 speziell durch Planeten in der oberen Kulmination (wie hier in F2 vierfach der Fall) bewirkt werden:     sc.   . 2739 Insgesamt sind Formen von  und dessen Derivaten in Astrologentexten aber selten. Häufiger findet sich in ihnen die dem Inhalt nach anscheinend eng verwandte, die Strafgewalt konkretisierende Prognose, einer werde Macht über Leben und Tod haben, wobei im Kontext mehrmals entweder – so wie hier –  oder eines der zu demselben Wortfeld gehörenden Adjektive   2740 begegnet: vgl. Val. 1,2,2              (= P. Oxy. astron. 4476 recto, Z. 13–15).2741 2,27,4 (Hor. gr. 86.VIII.11)   2738

So Ps.-Steph. Alex. p. 276,6–7 (= p. 23 der Erstpublikation 1880). Auch Hor. gr. 1006.IX.15 bezeichnet den 10. Ort als (Pingree 1973–1974, vol. II, p. VII,20). Frühere Belege sind mir nicht bekannt. 2739 Ebenso Heph. 2,15,5. Bei Val. 1,3,40 begegnet sogar (als Wirkung des Saturnbezirks 24°–30° ) die Steigerung . Vgl. die Saturnwirkung  bei Ptol. apotel. 3,14,10. 2740 Belege bietet der obige Kommentar zu . 2741 P. Oxy. astron. 4476 (saec. IIex/IIIin) ist anscheinend ein unabhängiger Zeuge der von Val. 1,2 benutzten Quelle; vgl. Jones 1998, 144. Den zitierten Text bietet P. Oxy. astron. 4476 mit Transposition von  und . – Die Bedingung, der Hausherr müsse im Widder stehen, gut positioniert sein und von einem ‘Wohltäter’

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  . 9,2,14      Wie es scheint, verleiht unter den vier Planeten im 10. Ort des hier vorliegenden Horoskops primär Mars die Macht, zu strafen und über Leben und Tod zu gebieten: vgl. Val. 2,4,6                    . 2,4,7            . 2,12,4                    . 2,17,21           . 2,26,18            Falls der Native von F2 Acilius Attianus ist, könnte sich der Ausdruck   auf die Hinrichtung der sogenannten vier Konsulare beziehen (s.o. S. 1041).     : ergänzt nach Exc.2; die Ursache des Textausfalls in P und Ep.4 war offenbar ein saut du même au même von  zu . Das danach aus Ep.4 ergänzte  wird hier als Korrelativ zum folgenden  der Lesart (Exc.2) vorgezogen, da es sich bei  anscheinend um eine der für Exc.2 typischen freien Wiedergaben der Vorlage handelt (vgl. § 56 a.E. u. F3 § 66c). Der Ausdruck   , den mehrere Interpreten falsch verstanden haben (s.o. Anm. 2637), ist ohne Parallelen in der griechischen Literatur. Falls die Charakterisierung des Nativen als  auf Hadrians Autobiographie zurückgeht (s.o. S. 55, Punkt 3), verdient die intensive Pflege der Gerechtigkeit und Justiz durch diesen Kaiser Beachtung.2742  : wird zweimal erklärt, hier in § 56 und auch in § 59.            : , , , das dritte der vier zodiakalen Dreiecke, dem als Tagangeblickt werden, ist im hiesigen Horoskop erfüllt: Mars (cf. § 54  ) steht im Widder, der zugleich 10. Ort und Sonnenzeichen ist; Mond und Jupiter bilden Sextilscheine, Venus steht im selben Zeichen, nur Saturn wirft aus der Opposition einen ungünstigen Aspekt. 2742 Dazu s. Alexander 1938, 173–175 (basierend auf Analyse der Briefe und Reden).

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herrscher Saturn und als Nachtherrscher Merkur zugeordnet ist (s.o. S. 717, Tab. 16). Da F2 ein Taghoroskop ist, dominiert Saturn das Dreieck. Die astrologische Wirkkraft des Saturndreiecks wird im vorliegenden Horoskop noch erheblich verstärkt durch die Präsenz dreier wichtiger Planeten: Saturn selbst logiert auf 20°  und damit nicht nur fast gradgenau in seiner Erhöhung (21° ), sondern zugleich im 4. Ort, der in der Dodekatropos die Eltern und ererbtes Vermögen repräsentiert.2743 Hinzu kommen zwei mächtige Wohltäter, der Mond auf 15°  und Jupiter auf 6° . Alle drei in der Parenthese genannten Planeten symbolisieren in der Astrologie – mit verschiedenen Nuancen, und natürlich nicht ausschließlich – Reichtum: Zu Saturn und Jupiter vgl. Teucr. de sept. stell. exc. CCAG IX 2 (1953), p. 181,4     [sc. ]    . – Zu Saturn allein vgl. Ps.-Maneth. 2[1],154       . Ptol. apotel. 3,14,11 . Val. 1,1,10     . Porph. isag. 45 p. 217,18 . Rhet. de plan. nat. ac vi CCAG VII (1908), p. 215,12–13      . – Zu Jupiter allein vgl. Dor. arab. 2,29,1 “wealthy”. Ps.Maneth. 2[1],157–159, bes. 158        . Val. 1,1,17  Anon. de plan. patroc. CCAG VII (1908), p. 97,17 . – Zum Mond vgl. Val. 1,1,4  . Wichtig für den Reichtum des Nativen von F2 ist auch der Umstand, dass der Mond zunimmt. Dies betont Antigonos später in § 59 (s. Komm. z.St., bes. S. 1124 und das dort zitierte Beispiel Album. myst. 1,52). Darüber hinaus verdient vielleicht – auch wenn der Text dies unerwähnt lässt – Beachtung, dass Merkur, der Nachtherrscher des Dreiecks, ebenfalls in einem kardinalen Ort steht: Dass dies auch bei einem Taghoroskop günstig wirkt, betont z.B. Val. 2,22,15 (Hor. gr. 85.II.5). Da der Text in P nicht explizit sagt, welches der vier zodiakalen Dreiecke gemeint ist, könnte man erwägen, den durch Ep.4 überlieferten Wortlaut vorzuziehen oder P mit Blick auf Ep.4 folgendermaßen zu ändern:      . Die Änderung wäre gering, da die Klammern nur editorische 2743

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 280 u. 283. Zu Saturn im IMC der Oktotopos des Manilius vgl. ebd. 277: “Enfin, dans les basses régions où gît la richesse patrimoniale, il [sc. Manilius] installe Saturne qui, en astrologie, joue le rôle de père et de vieillard thésauriseur”.

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Zugabe sind und abundantes  in P nicht selten ist (s.o. zu F1 § 21 ; auch gliederndes    innerhalb der Klammer wäre denkbar). Der Vergleich mit anderen Horoskopen lehrt jedoch, dass allgemeine Erwähnungen ‘des Dreiecks’, die einen die Andeutung aus dem Kontext heraus verstehenden Leser voraussetzen, keine Seltenheit sind; so z.B. Val. 2,22,28.32.34.39. 2,27,2.6.10 (= Hor. gr. 82.VII.9. Hor. gr. 97.XI.6. Hor. gr. 95.V.14. Hor. gr. 105.I.1. Hor. gr. 70.VII.26. Hor. gr. 78.IV.1. Hor. gr. 101.III.5). Außerdem zeigt der Vergleich von P und Exc.2, dass die Formulierung in Ep.4 um ein Glossem (         ) erweitert und damit insgesamt nicht verlässlich ist.2744 : Ruelle (CCAG VIII 2, 1911, p. 84,18 app. crit.) hält das von P überlieferte Adverb für besser, doch sprechen Ep.4 und Exc.2 eindeutig für . Die vorliegende Verschreibung ist in P keine Seltenheit. Vgl. unmittelbar zuvor  statt , wo Pingree zu Recht emendiert hat.      : Der Begriff  bezeichnet hier und im nächsten Kolon desselben Satzes sowie auch in § 58 als pars pro toto den 10. Ort (und damit hier in F2 den Widder). Vgl. den ähnlichen Sachverhalt im Hadrianhoroskop: Dort beziehen sich die Aussagen F1 § 25 u. § 29   u. § 45  unter anderem auf die Sonne, die zwar im 1. Ort, aber nicht gradgenau im Aszendenten steht.2745 Der folgende Kommentar konzentriert sich zuerst auf das Zusammenwirken der im Text genannten Planeten, wenn sie sind, und geht danach ihren speziellen Wirkungen im 10. Ort nach. Vor allem Mars als Symbol ungestümer, gewalttätiger, sich an keine Norm haltender Energie in so zentraler Stellung wie der der Himmelsmitte ist angetan, einen Menschen hervorzubringen, der sich um Recht und Ordnung nicht schert (). Dass Merkur wenige Grade von Mars entfernt steht, verleiht zusätzlich die nötige cleverness, um gerichtlicher Verfolgung zu entgehen ( ). Als dritter Punkt kommt

2744

Vgl. den obigen Kommentar zu F1 § 22  Die ersten beiden Stellen beziehen sich neben der Sonne auch auf den Mond und/oder Jupiter, die beide gradgenau aszendieren.

2745

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hinzu, dass beide ‘unter den Strahlen der Sonne’ stehen:2746 So wie damit die Verursacher des gewieften und gesetzlosen Verhaltens am Himmel unsichtbar sind, bleibt es auch der unter ihrem Einfluss Geborene auf der Erde; er wird nicht angeklagt. Vgl. Val. 2,38,39 (Eheprognostik):     [sc. zusätzlich zum Mond]               . Vgl. weiter Dor. p. 340,25–27:             (mehr dazu oben S. 912). Mehrere Berührungen mit den Ausführungen des Antigonos zum Nativen von F2 weist der Lehrtext von Dor. p. 356,3–12 auf (= Anub. test. 8,372–381 Obbink = Par. Anub. et Dor. bei Heilen 2010c, 186):                [das ist in F2 durch Sextil gegeben]     [cf. F2 § 56 ]          [cf. F2 § 56 ]        [cf. F2 § 57]   [in F2 durch Opposition gegeben]         [alle drei Konditionen sind in F2 erfüllt]         [in F2 gegeben]    Die einschlägigen Kapitel antiker Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos (s.o. Komm. zu F1 § 26    ab S. 697) bieten für den hier angesprochenen 10. Ort die folgenden relevanten Lehren: Nach Paul. Alex. 24 p. 67,13–68,42747 bewirkt Merkur im 10. Ort in Kombination mit Mars Menschen, die Untaten bis hin zu den schlimmsten Verbrechen gegen ihre Mitmenschen und die Götter begehen:   2746

Siehe die Sacherklärung im Kommentar zu F1 § 39    – . Zum Adjektiv und dem konträrenTerminus  s. C. Orlando in Orlando – Torre 1991, 297–299. In griechischen Astrologentexten ist  mehr als etwa 250mal belegt,  dagegen nur etwa 40x. Das lat. Äquivalent zu  ist absconsus: vgl. Firm. math. 1,4,8 quando Solis orbe absconsae lateant und zahlreiche Firmicusbelege für den Ausdruck radiis Solis absconsus bei Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, II 365, Index s.v. abscondo. Siehe ferner Denningmann 2005, 442–446, bes. 444, Tab. 20. 2747 Vgl. Olymp. 23 pp. 72,23–73,7.

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     (das ist in F2 der Fall)                        [...]        ( Olymp.) 2748             Die in dieser Regel zuletzt gegebene Einschränkung bezüglich einer Hilfe durch die Wohltäter könnte man in F2 wegen der Stellung Jupiters in einem seiner Häuser und im gradgenauen Sextil zu Merkur geltend machen, aber das wollte Antigonos offenbar nicht. Firm. math. 3,4,32 prognostiziert bei Taggeburten mit Mars im 10. Ort größten Schaden, Proskriptionen und Verurteilungen der Nativen (damna maxima ... proscriptiones et condemnationes);2749 all das widerfährt dem Nativen von F2 nach Antigonos deshalb nicht, weil Mars unter den Strahlen stand.        : Gemeint ist die aus Planeten und Luminaren gemischte Gruppe von Sonne, Mars, Venus und Merkur. Eine ähnlich gemischte unvollständige Gruppe von Luminaren und Planeten bezeichnet T4 als   (mehr dazu oben zu F1 § 26 ). Diese Aussage erfordert einen Vergleich mit den Aussagen eines jeden der einschlägigen Kapitel (s.o. Komm. zu F1 § 26     ab S. 697) zur Wirkung eines jeden der hier relevanten vier Planeten (Sonne, Mars, Venus, Merkur) im 10. Ort der Dodekatropos. Dabei erweisen sich Firmicus, Rhetorios und Paulos Alexandrinos als für mehrere der genannten Planeten relevant. Hinzu tritt eine eher allgemein 2748

Falls der Text richtig überliefert ist, bedeutet er: ‘Immer nämlich veranlasst das Zusammenwirken von Mars und Merkur ohne die Hilfe der Wohltäter (die Nativen) zu Handlungsweisen [cf. LSJ s.v. I.4 “course, path of action”], die in schlechten Werken bestehen und ins Übel führen.’ Bezza 1993, 149, übersetzt ungenau: “[...] è causa di cattive azioni e predispone coloro che agiscono al male”. Vgl. Greenbaum 2001, 50: “always produces evil deeds and evil paths”. Holden 2012, 56, folgt der Hs. M, die  statt      liest, und übersetzt “produces perpetrators of evil deeds”. 2749 Ähnlich Rhet. 5,57,439 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 168,14–17), worin sich aber kein Äquivalent für Firmicus´ Begriff condemnationes findet.

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gehaltene Aussage der griechischen Dorotheosparaphrase zur Sonne, mit der hier aus chronologischen Gründen begonnen wird. Dor. p. 362,4–5 notiert:             Meine Ergänzung   ist notwendig, da sonst in diesem Text ein eigener Eintrag zur Sonne im MC fehlen würde, und wird durch die arabische Paraphrase bestätigt. Diese besagt (Dor. arab. 2,22,1): “If the Sun is in the ascendent or midheaven in its own house or a male sign, it will be good.” Mindestens vier der fünf in der griechischen Paraphrase genannten Bedingungen sind erfüllt, da die Sonne in F2 tagsüber in ihrer eigenen Erhöhung und in einem männlichen Zeichen steht und Jupiter einen Sextilschein auf die Sonne wirft. Was die fünfte Bedingung betrifft, bildet Venus zwar keinen Aspekt zur Sonne, steht aber in demselben Zeichen wie sie, was vielleicht als gleichwertig betrachtet werden darf. Leider hat Dorotheos in seinem verlorenen Originaltext anscheinend nicht präzisiert, in welcher Hinsicht die Sonne sich unter den genannten Bedingungen als ‘gut’ (, “good”) erweisen werde. Firmicus behandelt die Wirkungen von Mars, Sonne, Venus und Merkur im 10. Ort in den Kapiteln 3,4,28–32. 3,5,34–37. 3,6,21–22. 3,7,21– 22. Im Folgenden werden sie einzeln besprochen und die entsprechenden Aussagen des Rhetorios aus seiner Behandlung des 10. Orts (Rhet. 5,57,413–452 = CCAG VIII 4, 1921, pp. 166,13–170,14), die direkt oder indirekt dieselbe Quelle wie Firmicus rezipieren, zum Vergleich herangezogen. Das mit Firmicus und Rhetorios nicht oder jedenfalls nicht direkt verwandte 24. Kapitel des Paulos Alexandrinos wird dann, wenn es relevantes Material bietet, ergänzend zitiert. Zu Mars lehrt Firm. math. 3,4,28–32, dieser bewirke im 10. Ort von Nachtgeburten (denn Mars ist ja Nachtplanet) je nach dem Grad der Erfüllung weiterer Kriterien hohe und höchste Machtstellungen, bei Taggeburten hingegen – und damit haben wir es in F2 zu tun – Menschen, die ihre Ziele nicht durchzusetzen vermögen und größten Schaden erleiden. Ganz Ähnliches lehrt Rhet. 5,57,438–439 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 168, 12–17), wozu noch einige vorausgehende, ebenfalls negative Aussagen, die keine Entsprechung bei Firmicus haben, hinzuzunehmen sind (Rhet. 5,57,417–418 = CCAG VIII 4, 1921, p. 166,24–27). Was Mars allein betrifft, bieten Firmicus und Rhetorios also keine Unterstützung für die Argmentation des Antigonos. Was die Sonne betrifft, unterscheidet Firm. math. 3,5,34–37 bei Taggeburten, grob gesagt, zwischen zwei Bedingungen, von denen die erste,

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die Könige oder andere mächtige Männer (reges [...] aut duces [...] aut administratores et consules et proconsules, 3,5,34) hervorbringe, sehr schwer zu erfüllen ist, während die zweite, die adlige Eltern und ehrbare Menschen (nobiles parentes [...] honestos, 3,5,37) hervorbringe, relativ leicht zu erfüllen ist, da sie nur zeichengenaue Stellung der Sonne im 10. Ort vorsieht. Die astronomischen Gegebenheiten von F2 liegen zwischen den von Firmicus skizzierten Extremen, kommen jedoch einer Erfüllung der ersten Bedingung sehr nahe: Sie sieht vor, dass die Sonne des Nativen gradgenau im MC stehe (in F2 fehlen dazu 9°) und zugleich entweder in ihrem eigenen Haus oder in einem Haus Jupiters oder im Grad ihrer Erhöhung (19° ) stehe (F2 erfüllt die letzte dieser drei Optionen). Firmicus geht indirekt auf Fälle wie diesen, die ein wenig hinter der vollständigen Erfüllung der ersten Bedingung zurückbleiben, ein, indem er auch die oben zitierten, hinter der Königswürde zurückbleibenden Machtstellungen wie z.B. Konsuln erwähnt. Die in der Systematik des Rhetorios zwischen 5,57,439 und 5,57,440 (bzw. nach CCAG VIII 4, 1921, p. 168,19) zu erwartende Aussage zur Sonne im 10. Ort fehlt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen überlieferungsbedingten Textausfall.2750 Hier tritt Paul. Alex. 24 pp. 64,17–65,22751 hinzu, der über die Sonne im 10. Ort eine das von Antigonos benutzte Schlüsselwort   enthaltende Aussage macht:         (!)  (diese Bedingung ist in F2 erfüllt, da weder Mars noch Saturn in Quadratur oder Opposition zur Sonne stehen). Die von Firmicus genannte Wirkung der Venus im 10. Ort entspricht weitgehend dem, was Antigonos mit  meint (math. 3,6,21): In decimo loco Venus ab horoscopo si fuerit inventa, idest in MC., faciet claros et coronatos et quibus grandis gloria et fortuna maxima conferatur. Ganz ähnlich lehrt Rhet. 5,57,440 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 168, 20– 21):   . Auch die folgenden Worte beider Autoren, die offensichtlich von einer gemeinsamen Quelle abhängen, verdienen Beachtung, sind jedoch interpretationsbedürftig. Man vergleiche Firm. math. 3,6,21 si nulla Saturnus et Mars se ei radiatione coniunxerint, ipsa vero sit 2750

Vgl. jedoch Rhet. 5,57,423 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 167,6–8):             . 2751 Vgl. Olymp. 23 p. 71,8–11.

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Antig. Nic. F2 § 56

matutina, facit publicos musicos et qui a populis honorentur mit Rhet. 5,57,440 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 168,21–169,1)      [ CCAG]       [  CCAG]                  . 2752 Die beiden Bedingungsgefüge unterscheiden sich dadurch, dass Firmicus eine morgendliche Stellung der Venus zur Sonne fordert (matutina), Rhetorios hingegen eine Stellung in mindestens 15° Distanz von der Sonne ( , ohne Präzisierung ob morgendlich oder abendlich). Bedarf also einer dieser Stellen (oder sogar beide) einer Emendation? Ehe wir diese Frage beantworten können, sind mehrere weitere Stellen zu berücksichtigen. Zum einen lehrt Rhetorios an einer vorausgehenden Stelle desselben Kapitels (5,57,421 = CCAG VIII 4, 1921, pp. 166,29–167,3), die kein Gegenstück bei Firmicus hat, Venus im 10. Ort entfalte sowohl bei Tagals auch bei Nachtgeburten, und zwar vor allem dann, wenn sie mindestens 15° Distanz zur Sonne habe und keinen schädlichen Einflüssen (durch die ‘Übeltäter’) ausgesetzt sei, verschiedene positive Wirkungen:                   [sc. ]. Vergleichen wir die beiden Rhetoriosstellen, so entsprechen einander sowohl  (5,57,421) und   (5,57,440) als auch  (5,57,421) und–  (5,57,440) inhaltlich. Wir wissen allerdings nicht, ob die beiden hier zitierten Lehrsätze (5,57,421 u. 5,57,440) aus derselben Quelle stammen und somit eine inhaltliche Entsprechung zwischen ihnen als Zufallsprodukt der Kompilation verschiedener Quellen oder als intentionelle Kohärenz ein und derselben Quelle zu deuten ist. Gegen die zuletzt genannte Möglichkeit spricht zum einen die räumliche Trennung zwischen beiden Passagen innerhalb der Ausführungen des Rhetorios zum

2752 Anders als bei Rhetorios trennt bei Firmicus ein Einschub die beiden zitierten Textstellen, der lautet: Si vero hoc loco cum Mercurio fuerit inventa, faciet cordatos disciplinae auctores et qui, quod voluerint, facile consequantur. Dass aber schon im folgenden Satz si nulla Saturnus et Mars se ei radiatione coniunxerint etc. Merkur nicht mehr relevant ist, zeigt – abgesehen vom Fehlen dieses Einschubs bei Rhetorios – das Pronomen ei (sc. Veneri; man würde sonst iis erwarten).

Stellenkommentar

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10. Ort;2753 zum anderen ist Rhet. 5,57,421    Unsinn, weil Venus aufgrund ihrer geringen maximalen Elongation von der Sonne2754 nur tagsüber im 10. Ort stehen kann. Ferner verdient Paul. Alex. 24 pp. 66,17–67,5 2755 Beachtung, der lehrt, Venus im 10. Ort bewirke, wenn sie der Sonne in der Tagesrotation mit wenigstens 15° Distanz folge (!) und frei von Aspekten der ‘Übeltäter’ sei, ruhmvolle, berühmte und sehr namhafte Menschen; wenn sie hingegen der Sonne vorausgehe, so wie es in F2 der Fall ist, verkehre sich ihre Wirkung ins Gegenteil:                                                    .2756 Die Beschränkung positiver Prognosen auf die abendliche Stellung der Venus ist hier zweifellos dadurch bedingt, dass die Venus astrologisch zur Partei der Nacht gehört und Paulos die abendliche Stellung mit der Nacht assoziiert, die morgendliche hingegen mit dem Tag. Die zuletzt genannte Assoziation finden wir auch an einer für F2 relevanten, bisher nicht genannten Stelle der Mathesis, wo Firmicus ohne Bezug auf die Orte der Dodekatropos von Sonne-Venus-Konjunktionen handelt (math. 6,25,1): Si Sol et Venus pariter collocati in eodem signo constituti aequabili societatis potestate iungantur, facient quidem homines gloriosos, et qui desiderata omnia facillimis rationibus consequantur, sed si in diurnis genituris matutina fuerit Venus, et in nocturnis vespertina. Hier ist – anders als bei Rhet. 5,57,421  (s.o.) – die Unterscheidung in Tag- und Nachtgeburten sinnvoll, da ja kein Bezug 2753

Auch bezüglich der übrigen Orte geht bei Rhetorios stets dem Material, das er und Firmicus direkt oder indirekt aus derselben Quelle entnahmen, Material unbekannter Provenienz, das nur Rhetorios bietet, voraus. 2754 Antiken Quellen zufolge beträgt sie zwischen 46° und 50° (Neugebauer 1975, 804f.). 2755 Vgl. Olymp. 23 p. 72,11–17. 2756 Durch diese Worte wird deutlich, worin die Vielfalt der Tätigkeiten, die Rhet. 5,57,440 mit    andeutet, bestehen könnte. Außerdem verstärkt diese Paulosstelle den schon aus Rhet. 5,57,440 allein sich ergebenden Eindruck, dass in Firm. math. 3,6,21 mehrere verschiedene Prognosen gemeint sind und entsprechend interpungiert werden sollte, also facit publicos, musicos et qui a populis honorentur (in Rhet. 5,57,440 interpungieren sowohl Cumont als auch Pingree nach  und nach).

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Antig. Nic. F2 § 56

zum 10. Ort vorliegt. Die Sichtung der verschiedenen Stellen erlaubt mehrere Einsichten. Die zuletzt zitierte Stelle des Firmicus steht im Einklang mit Firm. math. 3,6,21, wovon wir unseren Ausgang genommen haben, jedoch im Widerspruch zu Paul. Alex. 24 pp. 66,17–67,5 (s.o.). Der Grund dafür ist offenbar, dass Paulos eine andere Strategie verfolgte als die von Firm. math. 3,2–13 und Rhet. 5,57 benutzte Quelle. Der Lehrsatz des Paulos zur Venus im 10. Ort hat den Vorteil, dass er der Zugehörigkeit der Venus zur Nachtpartei gerecht wird. Er hat jedoch den Nachteil, dass er bezüglich des zweiten Trabanten der Sonne, Merkur, in eine Aporie führt, da Merkur keiner der beiden Parteien fest zugeordnet ist (vgl. z.B. Ptol. apotel. 1,7,1). Konsequenterweise äußert sich Paulos anlässlich des Merkur im 10. Ort nicht zur morgendlichen oder abendlichen Stellung. 2757 Anders die Strategie der durch Firmicus und Rhetorios rezipierten Quelle: Da Venus nur tagsüber im 10. Ort stehen kann, werden ihre günstigen Wirkungen der morgendlichen, zum Tag gehörigen Stellung zugeschrieben. Dieses Prozedere lässt sich dann analog auf Merkur übertragen, und genau das muss die Quelle von Firmicus und Rhetorios getan haben, denn sowohl Rhet. 5,57,446–449 als auch Firm. math. 3,7,21–22 sprechen Merkur im 10. Ort bei morgendlicher Stellung positive und bei abendlicher Stellung negative Wirkungen zu. Die relevanten Stellen werden im nächsten Absatz anlässlich des Merkur im 10. Ort zitiert.2758 Hier bleibt abschließend festzustellen, dass Rhet. 5,57,440      in irgendeiner Weise unter Einbeziehung von   zu korrigieren ist. Aufgrund der Merkurnotate in Rhet. 5,57,446–448        könnte man erwägen,  durch   zu ersetzen, aber das ist paläographisch extrem unwahrscheinlich und würde auch nicht der Besonderheit gerecht, dass Rhet. 5,57,440 (anders als 5,57,446–448) durch  die bestmögliche Situation betont. Leider fehlt sowohl bei Firmicus als auch bei Rhetorios in den einander entsprechenden Aussagen zur Venus im 10. Ort2759 ein Gegensatz zu matutina beziehungsweise , der die Korrektur erleichtern würde. Insgesamt halte ich die Korrektur zu     2757

Vgl. Paul. Alex. 24 p. 67,13–68,4 (zit. oben S. 1084). Dass Firmicus selbst diese Zusammenhänge nicht verstanden hat, zeigt seine astronomisch widersinnige Zugabe (3,7,21): Sed in nocturna genitura si sic positum Mercurium etc. 2759 Firm. math. 3,6,21–22 u. Rhet. 5,57,440–445 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 168,20– 169,15). 2758

Stellenkommentar

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 für die beste Lösung.2760 Die ausführliche Analyse der obigen Stellen war lohnend, weil sie gezeigt hat, dass es einschlägige astrologische Quellen gibt, die die morgendliche Stellung der Venus im 10. Ort, ebenso wie Antigonos es tut, mit hervorragender gesellschaftlicher Stellung assoziieren (Firm. math. 3,6,21. 6,25,1. Rhet. 5,57,440), dass es aber auch eine gegenteilige Ansicht gibt (Paul. Alex. 24 pp. 66,17–67,5). Zu Merkur im 10. Ort lehrt Firm. math. 3,7,21, wenn Merkur der Sonne in der Tagesrotation vorausgehe, mache er die Nativen in ihren Unternehmungen bewundernswert und bedeutend, und wenn außerdem bei einer Taggeburt Jupiter (der ja zur Partei des Tages gehört) einen günstigen Aspekt auf Merkur werfe, was in F2 der Fall ist (Sextil), bringe er Inhaber von bedeutenden Machtpositionen im Umfeld von Kaisern hervor: in decimo loco Mercurius ab horoscopo constitutus, idest in MC., si matutinus in hoc loco fuerit, admirabiles et magnos in actibus reddit. si enim sic constitutum Mercurium Iuppiter ex aliqua parte respexerit de trigono vel de exagono in diurna genitura, erunt magni potentes, maximarum civitatum vel imperatorum vel potentium virorum negotia tractantes, fideles benivoli sapientes graves (die letzten Worte ab fideles sind freilich nicht mit dem Charakter des in F2 vorgestellten Nativen vereinbar). Ganz ähnlich lehrt Rhet. 5,57,446 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 169,16– 20):                     [ AV Cumont,  P Pingree]        . Beachtung verdient auch die etwas frühere Aussage des Rhetorios, die kein Gegenstück bei Firmicus hat (Rhet. 5,57,422 = CCAG VIII 4, 1921, p. 167,3–5): [...]  . Aus den von Firmicus und Rhetorios tradierten Regeln zu Mars, Sonne, Venus und Merkur im 10. Ort wird deutlich, dass alle genannten Planetengötter mit Ausnahme des Mars durch ihre spezifischen Qualitäten zu der genannten Wirkung () beitragen, Mars hingegen in der Argumentation des Antigonos anscheinend nur sozusagen kumulativ (als ein weiterer Planetengott im 10. Ort), aber nicht spezifisch, Erwäh-

2760

Wenn sie richtig ist, hätte Firmicus, der ja nur matutina bietet,   ausgelassen. Für etwas weniger plausibel halte ich     []  , für gar nicht plausibel   [].

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Antig. Nic. F2 § 56

nung verdient.2761 Man beachte ferner den von Antigonos nicht betonten Umstand, dass gerade der Widder die Himmelsmitte einnimmt, ganz so wie im thema mundi (s.o. S. 632, Punkt f). Deshalb wird er zuweilen als Ursache des Ruhms bezeichnet; vgl. z.B. Val. 1,2,1:   (= P. Oxy. astron. 4476 recto, Z. 2–3).2762 : s.o. zu F1 § 30 . : so P u. Exc.2,    Ep.4. Vgl. F5 § 71, wo P  bietet, Ep.4 jedoch  Der in astrologischen Texten übliche und dem TLG zufolge mehr als siebzigmal belegte Ausdruck ist  mit Partizip Aorist.2763 Es gibt jedoch auch seltene, zumeist sehr späte astrologische Belege für   bei Val. 3,9,9. Heph. 2,11,27. Rhet. epit. 4,22 (CCAG VIII 1, 1929, p. 244,7). Val. app. 21,9. Kam. isag. 2626. Anon. de hippodr. CCAG V 3 (1910), p. 128,5. Außerhalb der astrologischen Literatur gibt es vor dem 4. Jh. n.Chr. nur zwei weitere Belege: Ptol. synt. 6,2 p. I 462,9–10 H. und Galen. de dieb. decr. 3,4 p. IX 907,3–4 K. Erheblich seltener finden sich die Junkturen  bzw.   , die sowohl Neumond als auch Vollmond bezeichnen können und dementsprechend durch den Zusatz  oder   näher bestimmt werden. 2764 Dabei überwiegen erneut klar die mit dem Partizip Aorist gebildeten Formen, wenngleich die einzigen sicheren Belege für  vor ca. 400 n.Chr. Ptol. apotel. 3,3,3. 3,9,1.2. 3,11,7 sind.2765 Singulär ist die m.W. nur bei Theoph. exc. 2761

Zur umgekehrten Situation vgl. Hor. gr. 97.XI.6 (Val. 2,22,30–32), wo es heißt, die Präsenz fast aller Planeten in der Himmelstiefe mache den Nativen  (Val. 2,22,32). 2762 Zu P. Oxy. astron. 4476 (saec. IIex/IIIin) s.o. Anm. 2741. 2763 Vgl. z.B. Ptol. apotel. 2,13,3. 3,11,7 und Heph. 1,23,16 (aber Ep.4 Part. Pf.). 2,1,12. 2,1,28 (2x). 2,1,29. 2,1,30. 2,11,20 (= Ep.4). 2,11,22. 3,5,3 (aber Ep.4 Part. Pf.). 3,5,10 (= Ep.4. 3,9,30 (= Ep.4; wo keine Angabe gemacht wurde, ist Ep.4 nicht Textzeuge). 2764 Vgl. z.B. Ptol. apotel. 3,3,3           (= Heph. 2,2,3). Siehe auch Heph. 2,1,12–13 u. 2,11,26–29. Zu den termini technici und vgl. R. Torre in Orlando – Torre 1991, 30330, zu den mit  und verwandten termini technici (    etc.,   ) ebd. 304, Abb. IV. Siehe auch Calderón Dorda 2001, 207f. u. 214. 2765 Siehe ferner Dor. p. 369,22 (= Heph. 2,26,28 = Dor. frg. 51a St.).

Stellenkommentar

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CCAG XI 1 (1932), cap. 12, p. 214,19 belegte Junktur  . Sehr spät ist außerdem bei Olympiodor und Rhetorios der feminine Begriff  (sc. ) belegt, der in einem Fall das Attribut  hat (nie ). Er ist offenbar im Sinne einer Alternative (  ) gemeint und folglich (pace LSJ) mit  synonym.2766 Die beiden hier von P u. Exc.2 überlieferten Aoristformen sind also wahrscheinlich richtig.        : Die Ergänzung der in P fehlenden Worte  –  nach Ep.4 ist nicht sicher, angesichts der identischen Formulierung in § 61 a.E. aber sehr wahrscheinlich. Hinzu kommt, dass in wenigstens einem weiteren Fall P und Exc.2 beide einen Textausfall aufweisen, der anders als der hier vorliegende nicht bezweifelt werden kann und nur durch Ep.4 behoben wird (s.u. F3 § 65    ). Ein weiterer Fall, wo Ep.4 dem Wortlaut von P und Exc.2 vorzuziehen ist, begegnet mit     am Ende des hier besprochenen Paragraphen (56). Zu Fällen, wo Ep.4 dem Wortlaut von P und Exc.1 vorzuzuziehen ist, s.o. S. 613 (Punkt ). Die pränatale Konjunktion der Luminare zieht Antigonos nur in diesem seiner drei erhaltenen Horoskope als per se wichtigen Faktor zur

2766

LSJ s.v.  geben allein die Bedeutung “conjunction” an, obwohl die einzige von ihnen zitierte Belegstelle inhaltlich von der Nennung beider Phasen zur Verwendung des Kompositums überleitet und die Bedeutung desselben auch durch die von LSJ zitierte varia lectio  nahegelegt wird:                (Rhet. 5,77,2 = CCAG VIII 4, 1921, p. 199,5–8). Auch Rhet. 5,54,13–14 (= CCAG ibid. p. 120,14–20) variiert das Kompositum mit der Nennung beider Einzelbegriffe:                        . Weitere Belege für bietet Rhet. 5,78,3.4.12.14.15 (= CCAG ibid. pp. 202,15.18. 203,9.12.13) sowie auch Olymp. 35 p. 122,8. ibid. 36 p. 124,18. ibid. 37 p. 125,13.

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Antig. Nic. F2 § 56

Interpretation heran. 2767 Sie fand fünf Tage zuvor am Donnerstag, 2768 dem 31. März 40 n.Chr., auf 9°  (tropisch) = ca. 14°  (siderisch) statt. Astrologisch bedeutsam ist dabei nicht das kalendarische Datum, sondern die zodiakale Länge der  . Der terminus technicus bezeichnet also einen sensitiven Punkt im Horoskop, vergleichbar dem Glückslos (vgl. F3 § 63) und den drakonitischen Mondknoten, die ja ebenfalls vom Mond und von der Sonne abhängen.2769 Die soeben genannte Länge von ca. 14°  liegt nahe bei der von Antigonos auf 10°  fixierten Himmelsmitte. 2770 Die pränatale Opposition der Luminare, d.h. den letzten Vollmond, erwähnt Antigonos einmal in F1 § 40    im Rahmen einer allgemeingültigen Kasuistik, also ohne ihn zur Interpretation des Hadrianhoroskops heranzuziehen. Schon die babylonischen ‘Horoskope’ bieten zuweilen Daten bezüglich der aktuellen Mondsyzygien (d.h. Neumonde und Vollmonde), “presumably to be utilized in computing the date of conception” (Pingree 1997a, 23). In der hellenistischen Astrologie findet speziell der letzte Neumond schon sehr früh Berücksichtigung, wie der Verweis auf   bei Heph. 1,23,16 (= Nech. et Pet. frg. 12,72) und die Erwähnung der     bei Procl. comm. in Plat. rem publ. pp. II 59,23.25. 60,3.6.10 Kroll (= Nech. et Pet. frg. 14) nahelegt. In den erhaltenen Lehrtexten finden die pränatalen Syzygien (Volloder Neumond) in ganz verschiedenen Zusammenhängen Beachtung. Vgl. z.B. Ptol. apotel. 3,9,1–2 (monströse Geburten) u. 3,11,7 (Festlegung des  bei Primärdirektionen),2771 Val. 1,10,11 (Bestimmung 2767

Die beiden Neumonderwähnungen in F1 § 40 (  ) u. § 41 ( ) sind von anderer Art. 2768 Quelle: Calendrical Calculations und Kairos 3.2; s.o. S. 479. 2769 Im Prinzip kann der Begriff  jede Konjunktion der Wandelsterne untereinander oder eines von ihnen mit einem Fixstern bezeichnen (vgl. Arist. meteor. 1,6 p. 343b,28–30         ), aber in der astronomischen und astrologischen Praxis ist immer die Konjuktion der Luminare gemeint. Vgl. z.B. die Definition bei Gem. 9,16          und dazu Calderón Dorda 2001, 208, die “conjunción del sol y de la luna” sei die “ por antonomasia”. 2770 Was F1 betrifft, fiel der letzte Neumond auf Dienstag, den 26.12.75 n.Chr., und fand auf 3°  (trop.) = ca. 8°  (sid.) statt, also im 12. Ort von Hadrians Geburtskonstellation und sehr nahe der Position Saturns, beides gute Gründe für Antigonos, jenen Neumond nicht zu thematisieren. In F3 fiel der letzte Neumond auf Sonntag, den 03.04.113 n.Chr., und fand auf 12°  (trop.) = ca. 16°  (sid.) statt, also sehr nahe der Geburtssonne des Pedanius. 2771 Wieder andere Verwendungen der Syzygien ebd. 2,11,5. 2,13,3. 3,3,3.

Stellenkommentar

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des Chronokrators des Mondmonats der Geburt), Heph. 2,1,27–31 (Prognose von Neun- bzw. Siebenmonatsgeburten aus den prä- und postnatalen sowie auch den prä- und postkonzeptionellen Neumonden), und so fort. Leider fehlen aber m.W. einschlägige Kapitel zur Bedeutung des pränatalen Neumondes in den zwölf Orten der Dodekatropos, worauf es dem Antigonos hier ja ankommt. Rhetorios sagt zwar in Kapitel 5,54, man solle die vorausgehenden Neu- und Vollmonde auf ihre Lokalisierung in den zwölf Orten prüfen, bietet aber bis auf eine singuläre Aussage zum achten und zwölften Ort, wo angeblich beide pränatalen Syzygien Verbannung bewirken, keine Regeln zur Interpretation der Befunde. 2772 In den erhaltenen literarischen Horoskopen findet die pränatale Konjunktion oft Berücksichtigung und wird daher nicht selten unter Verzicht auf das Partizip  kurz als  bezeichnet, so etwa Val. 2,27,7 (Hor. gr. 78.IV.1). 3,10,13–14 (Hor. gr. 50–100). 3,10,20 (Hor. gr. 74.IV.19). ‘Palch.’ cap. 88, Z. 6 u. 14 Pingree 1976b p. 140 (Hor. gr. 484.VII.18); ausgeschrieben jedoch Marin. vita Procl. 35 (Hor. gr. 412.II.7)  . Oft findet auch der der Geburt vorausgegangene Vollmond Erwähnung (z.B. Val. 2,37,46 = Hor. gr. 106.I.16), wobei das Partizip ebenfalls nicht selten fehlt: Nur  (ohne ) bieten z.B. Val. 4,8,1 (Hor. gr. 75.VII.19). 2,41,57 (Hor. gr. 87.VII.9). 2,41,79 (Hor. gr. 88.V.5). 2,41,87 (Hor. gr. 91.IV.4). 2,41,53– 54 (Hor. gr. 97.II.23). 2,41,50 (Hor. gr. 123.VII.2). Rhet. 6,52,7 (Hor. gr. 497.X.28).2773 Nach Jones 1999a, I 288, ist mit P. Oxy. astron. 4282 (Hor. gr. 250– 350a) das erste Papyrushoroskop bekannt geworden, das eine Syzygie erwähnt (Z. 1–2   , s. auch Z. 11–12:   ).2774 Dem ist nun der etwas spätere, noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19) hinzuzufügen (   2772

Rhet. 5,54,8 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 120,1–3):                    . Die Angaben zum 8. u. 12. Ort finden sich ebd. 5,54,29 (= CCAG ibid. p. 122,2–4). In dem wenig später folgenden, sehr umfangreichen Kapitel 5,57 zur Wirkung der Planeten in den Orten der Dodekatropos macht er unter den detailreichen Angaben zum 10. Ort (5,57,413–452) zwar auch einige vermischte Angaben zu den Wirkungen des Glücksloses und der Mondknoten im 10. Ort (5,57,425–430), übergeht dort aber die pränatalen Syzygien. 2773 Diese Stelle entspricht CCAG I (1898), p. 171,13, wo der Editor Olivieri die handschriftliche Abbreviatur für  falsch als  auflöst (erstmals korrigiert durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 152 mit Anm. 7). 2774 Zur singulären Syzygieerwähnung dieses Papyrus vgl. Komorowska 2004, 394 u. 408.

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Antig. Nic. F2 § 56

). Als ein weiterer Fall darf anscheinend PSI I 23,a (Hor. gr. 338.XII.24), Z. 17f., genannt werden, wo von der (sic) die Rede ist.2775 Unter den genannten Horoskopen sind astrologische Deutungen der Neumondnotate sehr selten. Erwähnung verdient Val. 2,37,44–47 (Hor. gr. 106.I.16), zumal dort ebenso wie hier in F2 Saturn in Opposition zur Position des vorherigen Neumondes steht. Bedeutsam für die Epilepsie des dortigen Nativen ist nach Valens    (2,37,46).2776        : Pingree änderte die letzten drei Worte wegen des in P vorausgehenden  zu   . Dagegen sprechen drei Gründe: Zum einen überliefert Ep.4 nicht, wie Pingree im Apparat angibt, einen obliquen Kasus (  ), sondern ebenso wie P einen Ausdruck im Nominativ (P:  , Ep.4:   ). 2777 Zweitens wird die Lesart    (P) durch Exc.2 bestätigt. Drittens neigt P dazu, Formen des Verbs  , von dem hier Pingrees Konjektur im Dativ abhängt, in den Text einzufügen (vgl. z.B. den krit. App. zu § 58 a.E.). Schwierig zu beantworten ist die Frage, ob   (Exc.2) oder  (Ep.4) vorzuziehen ist. Vielleicht stand ursprünglich nur elliptisch ; die Abschreiber hätten dann  (Exc.2) beziehungsweise (P, sc. ?) eingefügt.     : so Ep.4, dagegen bieten P und Exc.2 übereinstimmend      Da die Konjunktion nicht zugleich auf zwei verschiedenen Kardinalpunkten beziehungsweise (sensu latiore) in zwei verschiedenen kardinalen Orten stattfinden kann, trifft nur der Wortlaut der Epitome den Sinn. Außerdem lässt schon das Fehlen des Artikels vor  in P und Exc.2 vermuten, dass sich dieser Stelle bereits in einer gemeinsamen Vorlage Fehler eingeschlichen hatten. Zu vergleichbaren Stellen, wo Ep.4 allein gegen P und Exc.2 das Richtige überliefert, s.o. zu § 56   2775

Vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 66f. ad loc. Ganz falsch Wohlers 1999, 112: “Saturn [...], der, wie man sagt, den Vollmond und den zunehmenden Mond beherrscht”. 2777 Pingree ist ein saut du même au même von Zeile 10 zu Zeile 9 auf S. 230 des zweiten Bandes seiner Hephaistionedition unterlaufen. 2776

Stellenkommentar

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      . – ASC und MC sind nach F1 § 37 die .

§ 57 Nach der Besprechung der Daten, die für die Analyse der    relevant waren, wendet sich Antigonos den sexuellen Neigungen des Nativen zu. Beide Paragraphen (56 u. 57) haben im weitesten Sinne gemeinsam, dass sie den sozialen Beziehungen des Nativen gewidmet sind. Nicht-soziale Themen wie z.B. physische Charakteristika, die im Hadrianhoroskop (F1 § 29) untersucht worden waren, spielen in F2 (und ebenso in F3) keine Rolle. Das Gebiet des Geschlechtslebens und der Sexualmoral nimmt in den antiken Astrologumena einen enorm breiten Raum ein.2778 Es geht neben Heterosexualität um männliche und weibliche Homosexualität, Bisexualität, Päderastie, Transvestie, Sodomie und so fort. Auf dem Gebiet der Heterosexualität finden zahlreiche die soziale Interaktion betreffende und überwiegend negativ beurteilte Ausprägungen Beachtung, darunter Ehebruch, Entführung von Frauen, Vergewaltigungen, 2779 Prostitution und die verschiedensten Formen inszestuöser Sexualität,2780 der orientalische Sitten wie die Geschwisterehe Vorschub leisteten. Wenngleich man bei manchen Autoren, insbesondere bei Firmicus, den Eindruck gewinnt, dass ihre minutiösen Analysen sexueller Neigungen und Perversionen einer ihrerseits psychologisch abnormen Beflissenheit entspringen, nichts Skandalöses auszulassen und jedem Tabubruch nachzuspüren, galten den Astrologen doch all diese Verhaltensweisen, wie überhaupt jeder Bereich menschlichen Handelns und Leidens, im Rahmen einer weitverzweigten Kasuistik als unleugbare Wirkungen der Sterne. Daher geht selbst der so sehr um wissenschaftliche Strenge bemühte Ptolemaios ausführlich auf die Vielfalt der sexuellen Neigungen ein.2781

2778

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 435f. Cumont 1937, 178–184. Tester 1987, 79. Konstan 1997, 166f. Macías Villalobos 2006a. Siehe ferner Lemay 1980 zur Sexualität als Gegenstand der mittelalterlichen Astrologie in arabischen und lateinischen Quellen. 2779 Unter den gewaltsamen Eingriffen in das Sexualleben finden als Sonderfälle auch Eunuchen und Galli Beachtung. 2780 Vgl. Cumont 1937, 179: “On épousait ou on sédusait tous les membres de la famille, toute la maisonnée.” 2781 Ptol. apotel. 3,15,7–12 u. 4,5,15–20 (vereinzelt auch schon in 4,5,1–14).

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Antig. Nic. F2 § 57

Den astrologischen Fachschriftstellern zufolge gehören Abweichungen von dem als naturgemäß ( ) 2782 bewerteten sexuellen Durchschnittsverhalten zum Gebiet der  , speziell zu deren nicht-dianoetischer Hälfte, die der anima sensitiva zuzuordnen ist. 2783 Hier ist vor allem auf die zweite Hälfte von Ptolemaios’ Kapitel    (apotel. 3,15,7–12) zu verweisen, wo sowohl quantitative Abweichungen in Form von exzessiver ‘natürlicher’ Sexualität als auch qualitative, insbesondere passiv homosexuelle Abweichungen von der Norm diskutiert werden. 2784 Den frühesten sicher datierbaren astrologischen Beleg für die Bewertung solcher Abweichungen als   liefert Manil. 5,155, der männliche passive Homosexualität und Travestie als morbum bezeichnet. Auch ein Teil der antiken Ärzte, von denen ja nicht wenige die Medizin und Astrologie in Personalunion praktizierten, stufte männliche passive und weibliche aktive Homosexualität als seelische Krankheit ein, so etwa der bedeutende Methodiker Soran von Ephesos (um 100 n.Chr.) in seinem verlorenen nosologischen Werk über chronische Krankheiten ( ), dessen lateinische Überarbeitung durch Caelius Aurelianus (um 400 n.Chr.) erhalten ist.2785

2782

Vgl. z.B. Ptol. apotel. 3,15,7  . Das lat. Äquivalent secundum naturam ist weder bei Firmicus noch im Liber Hermetis belegt; s. jedoch den Beleg für das Antonym contra naturam bei Firm. math. 5,2,11. 2783 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 434–436. Zu Erkrankungen des anderen, intellektuellen Seelenteils zählte man z.B. die Epilepsie. 2784 Mehr dazu unten S. 1114 im Komm. zu  –. 2785 Vgl. Cael. Aur. tard. pass. 4,9,132–133: Dort bezeichnet Caelius männliche passive Homosexualität und den gesamten damit verbundenen Lebenswandel wie weibliche Kleidung, weiblichen Gang und Ähnliches als a passionibus corporis aliena, sed potius corruptae mentis uitia und beruft sich für sein Urteil wenige Zeilen später explizit auf Soran: est enim, ut Soranus ait, malignae ac foedissimae mentis passio. Auch ein ausführlicher Vergleich zwischen diesen molles siue subacti und lesbischen, die aktive Rolle spielenden Frauen (tribades) macht für Caelius deutlich, dass die passiv homosexuellen Männer ‘von einer Geisteskrankheit geschüttelt werden’: [...] animi passione iactari noscuntur. nam neque ulla curatio corporis depellendae passionis causa recte putatur adhibenda, sed potius animus coercendus, qui tanta peccatorum labe uexatur. Es fällt auf, dass Caelius den griechischen Begriff  nicht mit anima, sondern mit mens bzw. animus übersetzt, und dass er a.a.O. Homosexualität unter Rekurs auf christliche Terminologie zweimal als Sünde (peccata) bewertet (diese Bewertung ist anscheinend eine eigene Zugabe des Caelius zu Soran). Vgl. Brooten 1996, 148 13: “The elements that Caelius Aurelianus may have added include: [...]: the mention of sins/vices (peccata) [...], perhaps implying Christian influence [...].”

Gesamtbesprechung

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Neben die medizinische Bewertung als Krankheit tritt in der Kaiserzeit eine deutliche moralische, bei Christen auch religiöse Zensur. Bei Ptolemaios ist die moralische Zensur bereits fassbar, aber noch nicht so stark ausgeprägt wie zwei Jahrhunderte später bei Firmicus Maternus, dem Villalobos Macías in seiner Untersuchung zu Homosexualität und sexuellen Perversionen in der antiken Astrologie eine regelrechte Obsession attestiert.2786 Zumindest teilweise dürfte diese im Vergleich zu früheren Jahrhunderten strenge Sexualmoral der Kaiserzeit durch den diese Epoche prägenden Einfluss der stoischen Philosophie verursacht worden sein, die ja die Kontrolle jeglicher Leidenschaften durch die Vernunft forderte.2787 Dabei tritt in der Kaiserzeit neben die rein moralische Abwertung die Kritik daran, dass Abweichungen von den als Norm akzeptierten sexuellen Rollen sozial wertlos seien. Villalobos Macías resümiert: “Por tanto, Firmico Materno es quizás nuestro mejor exponente de que la antigua comprensión hacia ciertas formas de amor homosexual ya ha desaparecido y de que nos encontramos en una epoca nueva, donde todo este tipo de desviaciones, tanto las protagonizadas por hombres como por mujeres, serán objeto de crítica, pues el modelo único aceptable es el de la relación hombre-mujer que tiene por objeto no tanto el placer como la reproducción.”2788 Die moralische Zensur sexueller Abweichungen in der Kaiserzeit ging Hand in Hand mit der starken Beachtung, die die römische politische Biographie dieser Epoche dem Thema Sexualität schenkte. Krenkel hat dies an den Kaiserbiographien Suetons, von denen jede einzelne ein entsprechendes Kapitel enthält, sowie auch an der Historia Augusta gezeigt und versuchsweise eine siebenstufige Skala der Schweregrade sexueller Diffamierung aufgestellt. 2789 Ich vermute, dass Hadrian in diesem moralischen Klima (sowie in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe zu Sueton, der ja bis 121 n.Chr. Vorsteher seiner kaiserlichen Kanzlei gewesen war) seine Autobiographie genutzt hat, um einzelne Personen durch unvorteilhafte Aussagen über ihr Sexualleben zu diffamieren, und dass Antigonos die mit § 56  auf juristischer Ebene initiierte und hier in § 57 auf sexueller Ebene fortgesetzte moralische Diskreditierung 2786

Macías Villalobos 2006a, 238: “una auténtica obsesión” (vermutlich übernommen aus Bouché-Leclercq 1899, 4351). Zu dem im Vergleich mit Firmicus geringeren Maß der moralischen Zensur bei Ptolemaios s. ebd. 245f. 2787 Vgl. ebd. 246, wo ergänzend auf die veränderten sozialen und politischen Rahmenbedingungen verwiesen wird. 2788 Ebd. 244. 2789 Krenkel 1980, bes. a.E. (= Krenkel 2006, bes. 261–263).

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des anonymen Nativen von F2 ebenso wie die diskreditierenden erotischen Details über Pedanius Fuscus in F3 § 66b aus Hadrians Autobiographie übernommen hat (s.o. S. 55, Punkt 3).2790 Eine ähnliche sexuelle Diffamierung bietet das erheblich später entstandene Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), auf das unten (S. 1109) noch unter anderen Aspekten einzugehen sein wird, da der Autor jenes Horoskops, der anscheinend im Dienste Kaiser Zenons stand, seine Diskussion der angeblichen Lüsternheit () des Pamprepios, der als einer der Rädelsführer einer Revolte gegen Zenon ums Leben kam, im Rahmen seiner feindlichen Grundhaltung gegenüber dem Nativen funktionalisiert.2791  : Die Akzentsetzung ist hier anders als in F4 § 67, weil es dort ohne Erwähnung des Geschlechtslebens um gestörte Verhältnisse () zwischen Männern und Frauen geht. Anders formuliert: In F4 geht es um soziale, hier jedoch um sexuelle Inkompatibilität. Eine inhaltlich ähnliche Prognose bietet Firm. math. 8,30,4 zu ASC = 10°  (nach der Sphaera Barbarica): erit ... circa muliebres concubitus semper inpatiens. Diese Stelle ist der mit Abstand früheste Beleg für die Junktur  , die danach erst wieder im 4. Jh. n.Chr. bei dem Kirchenschriftsteller Epiphanius begegnet. Der Begriff ist in astrologischen Texten sehr selten. Der einzige weitere Beleg ist thematisch irrelevant (über entlaufene Sklaven) und begegnet sehr spät in einer byzantinischen Epitome.2792 : Tempuswechsel gegenüber § 56  (ubi pl.). 2790

Als Alternative ließe sich § 57 nur durch die sehr unwahrscheinliche Annahme erklären, dass Antigonos, ohne sich auf biographische Vorgaben einer Quelle zu stützen, die Homosexualität des Nativen aus den astronomischen Daten geschlossen hat. Dieser Annahme widerspricht aber die in jedem der drei Horoskope (F1–F3) vorhandene klare Trennung zwischen biographischen Fakten und astrologischen Erklärungen derselben, wobei die biographischen Fakten in F1 und F3 überprüfbar sind und evident ist, dass sie nicht das Produkt der Anwendung astrologischer Lehrsätze auf astronomische Daten sein können, sondern von Antigonos aus einer biographischen Quelle übernommen wurden. 2791 Die beiden Fälle unterscheiden sich allerdings insofern, als Antigonos nach meiner Überzeugung nicht im Dienste Hadrians stand (s.o. S. 54, Punkt 2), die diskreditierende Intention also genau genommen nicht ihm, sondern Hadrian zuzuschreiben ist. 2792 Heph. epit. 4,126,88     ( Heph. 3,47,88 ).

Stellenkommentar

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: Weische 2003 hat die wörtliche, metonymische und metaphorische Verwendung dieses Adjektivsin der Koine unter Berücksichtigung der von den Stoikern eingeführten strengen Trennung zwischen Metonymie und Metapher untersucht (zur stoischen Definition ebd. 203). Besondere Beachtung schenkt er dabei der Antonymie, die er mit Horst Geckeler für die wichtigste Beziehung in der Strukturierung eines Wortfeldes hält (ebd. 204). Dieser Ansatz erlaubt es, auf metonymischer Ebene die Antonymie  –  (‘ärmlich’ – ‘prächtig’) herauszustellen, auf metaphorischer Ebene hingegen die Antonymie  –  / (‘moralisch verwerflich’ – ‘moralisch edel’). Die metonymische Verwendung von  exemplifiziert Weische (ebd. 201) an einem Beispiel des Neuen Testaments, Iac. 2,2:                  . Der Kontext legt nahe, dass der Arme () die religiöse Versammlung nicht in schmutziger, sondern in ärmlicher Kleidung aufsucht, die dunkler als die hellen Gewänder der Vornehmen ist. Wir haben es also mit einer Verschiebung innerhalb desselben Sinnbezirks, der materiellen Beschaffenheit der Kleidung, zu tun. Auf der metaphorischen Ebene hingegen findet ein Vergleich zwischen körperlicher und seelischer Beschaffenheit, also zwischen zwei durchaus verschiedenen Sinnbezirken, statt. “Wie man vom Schmutz des Leibes und seiner Sauberkeit spricht, so kann man auch von der Befleckung und der Reinheit der Seele reden” (ebd. 204). Dieser metaphorische Gebrauch von  dominiert bei den für das Studium der Koine wichtigen Autoren Philon von Alexandria und Epiktet, denen es um religiöse oder moralische Belehrung geht. 2793 Es wird also wichtig sein, das aus der astrologischen Literatur zu gewinnende Material entsprechend den drei von Weische genannten semantischen Ebenen zu ordnen. Für jede von ihnen finden sich Belege, die hier in drei Gruppen jeweils chronologisch und nach Geschlechtern geordnet präsentiert werden. Unsichere Zuordnungen sind durch den Zusatz ‘(?)’ vor der Stellenangabe gekennzeichnet.2794 2793

LSJ s.v.  2 bieten Beispiele, die als metaphorisch deklariert sind (“metaph.”), im Sinne von Weisches sorgfältigerer Scheidung aber als metonymisch zu bezeichnen sind. Wirklich metaphorische Wortbedeutungen und Belege wie die hier vorliegende Stelle fehlen leider bei LSJ + Suppl. 1996. Richtig hingegen die semantische Differenzierung der relevanten Stellen bei Gregor von Nyssa im LG 10 (2010), 30f., s.v.  3.b.mit Belegen für und . 2794 Es erscheint besser, alle (nicht sehr zahlreichen) Belegstellen anzuführen, auch wenn die eine oder andere je nach Interpretation einer anderen Gruppe zugewiesen werden

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a) wörtliche Verwendung: ) Männer: – Rhet. exc. ex Teucr. (? s.o. Anm. 1597) CCAG VII (1908), p. 202,12     [sc.    ] 2795. – Antioch. epit. 2,8 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 149,2–9 (= Rhet. 5,8,10–11):                                     2796        2797 – (?) Antioch. epit. 3b,20 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 112, 16–17    könnte, als eine notwendigerweise sehr kleine Auswahl von vermeintlich eindeutigen Belegen zu präsentieren. 2795 Das Lemma  fehlt im LSJ + Suppl. 1996. Es bedeutet ‘haarig aussehend’ oder ‘grimmig aussehend’ (aus und ). 2796 Das sehr seltene Adjektiv bedeutet hier anscheinend, dass der Ehemann gewissenhafte Körperpflege betreibt und stets wohlriechend und sauber gekleidet ist, während die beiden Fälle von  in diesem Satz das Gegenteil (‘ungepflegt’) bedeuten. Dafür spricht, dass der Text selbst den Einfluss Saturns im Sinne einer ‘Abkühlung’ und ‘Austrocknung’ des durch Venus symbolisierten sexuellen Verlangens deutet, also im Sinne von Privation, nicht Perversion. Im Übrigen geht es in dem ganzen Kapitel an keiner Stelle um sexuelle Perversionen. Es gibt jedoch einen einzigen, sehr späten Beleg für dasselbe Adjektiv in eindeutig metaphorischer Verwendung, und zwar in einem astrologischen, ehebezogenen Kontext. Diese Stelle bietet Michael Italikos in einer brieflichen Paraphrase der  des Maximos:  [sc. ]          . (Mich. Ital. epist. 30 p. 199,7–9 Gautier). Ansonsten begegnet  nur noch einige Male als Adverb in spätantiken christlichen Texten, und zwar stets in wörtlicher Bedeutung bezüglich der Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria, die    bzw.     erfolgt sei. 2797 Pingrees Rhetoriosedition weicht, ohne den Gesamtsinn zu ändern, in mehreren Details ab: Er interpungiert zu Recht nach  (statt nach ) und liest am Ende, enger als Boll dem cod. Laur. 28,34 folgend:                      

Stellenkommentar

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    (~ Rhet. 5,65,10           ).2798 – Kam. isag. 2665–2669  ¦ |¦[...] ¦(!). ) Frauen: – ) Sachen: – Dor. p. 409,23–24 (über die Lokalisierung eines gestohlenen Gutes):  [sc. ]         – Dor. p. 410,16–17 (über die Bestimmung eines gestohlenen Gutes):   2799   (~ Erasistr. exc. ap. ‘Palch.’ cap. 17, CCAG I, 1898, p. 94,10–11       ). b) metonymische Verwendung: ) Männer: – Ptol. apotel. 3,14,11  [sc.  ].: Dieser einzige Beleg für  bei Ptolemaios findet sich im Kapitel über die Beschaffenheit der Seele als eine der Wirkungen Saturns als Seelenherrscher (  ) in ungünstiger Position; hier bezeichnet das Adjektiv “eine ‘niedrige’, ‘kleinliche’ Gesinnung”.2800 2798 Die Rhetoriosstelle lautet in Cumonts Edition im CCAG VIII 4 (1921), p. 193,4–5:     . Zwar legt der Titel des Kapitels (  ) nahe, dass es sich um ein seelisches Leiden und damit um einen metaphorischen Gebrauch handelt, ich folge hier jedoch Cumont 1937, 1471, der diese Stelle zusammen mit eindeutigen Belegen für schmutzige, zerlumpte Kleidung aufführt. 2799 Byzantinische Kasusrektion im Sinne von klassisch . 2800 So Weische 2003, 207, der auch die Apotelesmatika des Ptolemaios (als einziges astrologisches Werk) ausgewertet hat. Nach Weische (ebd.) korrespondieren bei Ptolemaios mit dem zitierten Beleg für  mehrere andere Belege für , die sich stets auf die Lebensart vornehmer Leute beziehen, in einem Fall auch bezüglich der Wahl von Geschlechtspartnern (apotel. 4,5,15):             (“who are cleanly

Antig. Nic. F2 § 57

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Val. 1,3,33 nennt . Val. 2,17,63 nennt      .2801 – Heph. app. 2,8 = Heph. epit. 2,3,17,8 (über Testamente):2802                              .2803 – Rhet. 5,82,10 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 209,3–6):                            (vgl. das Exzerpt im cod. Vat. gr. 1056, saec. XIV, cap. 12, f. 238v, edd. Burnett – Pingree 1997, 205:                ). ) Frauen: – – –

c) metaphorische Verwendung: ) Männer: – Antig. Nic. F2 § 57. – Val. 2,33,6–7   (!)               and decorous in love and aim only at its natural course”, Robbins 1940, 405). Nach Weisches zusammenfassendem Urteil (2003, 207) “wird von Ptolemaios  ausschließlich in der hier dokumentierten metonymischen Bedeutung gebraucht”. Mir scheint der zuletzt zitierte Beleg jedoch bereits dem metaphorischen Gebrauch zuzuordnen zu sein. 2801 Das Einschlafen bei oder nach dem Geschlechtsverkehr deutet darauf hin, dass sich auch  eher auf die mangelnde Körperpflege alter Männer als auf moralisch verwerfliche sexuelle Praktiken bezieht. Die Konjektur von Kroll 1908, 75 (in app. crit.), hat Pingree zu Recht nicht übernommen. 2802 Vgl. Hübner 2003b, 169f. Die zitierte Stelle geht vielleicht auf Dorotheos zurück; in der arabischen Paraphrase findet sich aber keine Entsprechung. 2803 ‘Wenn also bei dem Beginnen [d.h. der schriftlichen Abfassung des Testaments] Saturn aszendiert, wird der Erblasser ein alter Mann sein, ein Übeltäter und Ungerechter, und er wird voller Tücke und Lügen stecken, und der Verfügende [d.h. der Erblasser] wird von niedriger Abkunft und schmutzig sein oder ein Freigelassener’.

Stellenkommentar

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 (?) Val. 2,38,21                  .2804 – Val. 2,38,32               .2805 – Antioch. epit. 3b,22 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 115,20:         (~ Rhet. 5,68,10      ).2806 – Ps.-Ptol. cent. 80            .2807 ) Frauen: – Dor. p. 392,5 ap. Heph. 3,9,4 (= frg. 86a,22–26 St.) im Kontext von Ehe ( ):    |        |      |      |        2808(~ Max. paraphr. 1,112–113 p. 78 Radici Colace: –

2804

Der Merkur betreffende Zusatz legt nahe, dass mit  Päderastie gemeint ist. Vgl. das nur im Lib. Herm. 32,67 belegte Adjektiv sordidogamus (Kontext: Venus in einem Haus Saturns bewirke bei Taggeburten fornicatores et sordidogamos ad omnem commixtionem), das auf ein nicht belegtes griechisches Vorbild * verweisen könnte (vgl. das metonymisch gebrauchte Kompositum  bei Val. 1,3,33). Ohne den Merkurzusatz läge hier die wörtliche Auffassung von  nahe (vgl. Anm. 2796). Vielleicht sind hier also beide semantischen Ebenen relevant. 2805 Die im Kontext genannten moralisch verwerflichen Eigenschaften sowie vor allem der Zusatz, dass ihr ‘schmutziges’ Wesen diese Männer in Gefahren bringe, zeigt, dass weder die wörtliche noch die metonymische Bedeutung von  gemeint sein kann. 2806 Die Rhetoriosstelle lautet in Cumonts Edition im CCAG VIII 4 (1921), p. 197,10– 11:     Der Titel dieses Kapitels ist . 2807 Vgl. die arabischen und lateinischen Kommentare, z.B. den von Ahmad ibn Ysuf ibn al-Dya (ital. Übers.: Martorello – Bezza 2013, 199). 2808 ‘In einem tropischen Zeichen möge dann (d.h. bei der Hochzeit) weder Venus noch der Mond sein: Venus macht die Ehefrau überaus wollüstig und wird sie zu einem schmutzigen Weib machen, das an heimlichem Lager (d.h. mit fremden Männern) Ge-

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Antig. Nic. F2 § 57

            ~ Kam. isag. 2578   ¦).2809

 Wenngleich die geringe Zahl der relevanten Stellen, ihre weite chronologische Streuung und ihre zum Teil erkennbare Abhängigkeit voneinander keine statistisch gesicherten Aussagen erlaubt, fällt auf, dass nur ein einziger eigenständiger Beleg für  mit Bezug auf Frauen vorliegt: Diese im originalen Wortlaut erhaltene Dorotheosstelle, die soeben an letzter Stelle zitiert wurde und direkt oder indirekt von Hephaistion, Maximos und Kamateros adaptiert wurde, ist metaphorisch und verurteilt zügellose Promiskuität als seelischen Schmutz. Bis auf eine Ausnahme (Val. 2,33,6–7) betreffen auch die auf Männer bezogenen metaphorischen Belege, unter denen die vorliegende Antigonosstelle die früheste ist, den Bereich der Sexualität. Sie enthalten allerdings kaum konkrete Aussagen dazu, in welcher Weise eine Verletzung des als anständig und ‘sauber’ normierten Sexualverhaltens vorliegt. Die vorliegende Antigonosstelle ist insofern konkreter als die meisten übrigen, als sie – wenngleich unter Verzicht auf Details – klar macht, dass der Native homosexuell veranlagt war, denn die negative Formulierung in    (§ 57) bedeutet positiv gewendet, dass er    war. Ein Blick in die lateinischen Astrologentexte zeigt, dass dort die Äquivalente der griechischen Synonyme  und  die Adjektive sordidus und impurus sind, deren metaphorische Belege erneut den sexuellen Bereich betreffen und oft mit moralischen Verurteilungen verbunden sind. Vgl. z.B. Firm. math. 2,10,2 Aries est signum [...] inpurum libidinosum [...]. 5,2,4 si Venus in ipsis [i.e. Saturni] partibus fuerit inventa, circa venereos coitus sordidos faciet. 5,2,11 si Saturnus in ipsis [i.e. Veneris] finibus fuerit inventus [...], faciet inpuros inpudicos sordidos et miserae libidinis vitiis inplicatos, et qui ad naturales coitus venire non possint, sed qui contra naturam praepostero libidinis furore rapiantur. Lib. Herm. 25,5,28 (von der Wirkung des Marsbezirks im Löwen) impudici uero fiunt et turpifici et sordidi. 32,10 (über Saturn in einem

fallen findet, und der Mond dürfte wohl bewirken, dass die Ehe von kurzer Dauer ist’. Auch hier in F2 steht Venus in einem tropischen Zeichen (Widder). 2809 Zur Abhängigkeit des Kamateros von Maximos und des Maximos seinerseits von der Dorotheosparaphrase des Hephaistion s. Weigl 1902, 29.

Stellenkommentar

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Haus der Venus) sordidi in venereis actibus et alacres, libidinosi, pathici, aprini.2810 Zum besseren Verständnis von  an der vorliegenden Stelle ist es wichtig, die folgenden astrologischen Begründungen zu beachten. Die erste legt nahe, dass das Geschlechtsleben des Nativen quantitativ maßlos war, die zweite, dass es qualitativ verwerflich war.    : Die griechische Literatur kennt keine Parallelen für - in Kombination mit- oder -.2811     : In astrologischen Prognosen zu Heterosexualität symbolisiert Mars den Mann im Gegensatz zu der durch Venus symbolisierten Frau; vgl. z.B. Ptol. apotel. 4,5,15             und ebd. 4,5,18   . In Prognosen zu Homosexualität symbolisiert Mars den älteren Liebhaber () im Gegensatz zu dem durch Merkur symbolisierten jüngeren Geliebten ().2812 Vgl. z.B. Dor. p. 356,8 über diejenigen, die ‘Mars zusammen mit Merkur’ (   ) haben:    .2813 Diese Bedingung ist in F2 erfüllt, da Mars und Merkur hier astronomisch im selben Tierkreiszeichen stehen und somit symbolisch vereint sind. Ausführlicher äußert sich hierzu Firmicus in seinem Kapitel De puerorum amatoribus (Firm. math. 7,15). Dort heißt es u.a. (7,15,2): si Mars et Mercurius domicilia sua mutaverint [...], puerorum amatores efficient [...].2814 hoc idem faciunt et si in Martis domo simul fuerint. Der zuletzt zitierte Satz trifft auf F2 zu. Auch gewisse Lehrsätze, deren Bedingungen in F2 nicht oder nicht vollständig erfüllt sind, bezeugen die Assoziation von Mars-Merkur-Verbindungen mit Päderastie: siehe Val. 2810

Vor Firmicus findet sich nur ein einziger astrologischer Beleg für sordidus bei Manil. 5,125 immundosque greges agitant per sordida rura, der wörtlich gemeint ist und Verg. ecl. 2,28 imitiert. 2811 Cramer 1954, 163, übersetzt falsch “inflamed about the genitals”. 2812 In bezüglich der Lebensalter ähnlicher Weise symbolisieren Saturn und Merkur Großvater und Enkel, Saturn und Jupiter Vater und Sohn, usw.; s.o. Komm. zu F1 § 47 . 2813 Auf dieselbe Quelle wie die Dorotheosparaphrase geht Val. app. 1,164 zurück: . 2814 Vgl. Dor. p. 343,8–10:         .

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Antig. Nic. F2 § 57

4,25,5           [sc.   ]  . Firm. math. 7,15,1 Mercurius et Mars partiliter in horoscopo constituti [pariter] puerorum amatores efficiunt. Diese homoerotische Mars-Merkur-Symbolik fehlt allerdings bei Ptolemaios (zu den Gründen s.u. S. 1119). Es ist also zu fragen, ob der Verweis auf Venus hier in § 57 suspekt ist und die Worte    zu athetieren sind. Das würde jedoch zu weit gehen, denn das verfügbare Vergleichsmaterial zeigt, dass Venus auch in astrologischen Prognosen zu Homosexualität und speziell zu Päderastie begegnet, wobei sie offenbar nicht länger im biologischen Sinne die Frau, sondern im abstrakten Sinne die Sexualität symbolisiert. In solchen Lehrsätzen kann der Verweis auf Mars sogar fehlen. Vgl. Dor. p. 343,6–72815           . Rhet. 5,76,2 2816           ,            Firm. math. 3,6,20 si simul Saturnus et Venus cum Mercurio fuerit constituta, 2817 [...] faciet steriles sine semine, puerorum amatores libidinosos etc.  : so Ep.4 u. Exc.2,   P. Zu abundantem  in P s.o. zu F1 § 21 .   : Als lüsterne Zeichen gelten traditionell Widder, Stier, Steinbock und Fische. Die Belege dafür beginnen mit einem Dorotheos betreffenden Zeugnis (Dor. arab. 2,7,5). Von späteren griechischen Astrologen werden außerdem vereinzelt andere Zeichen genannt. 2818 Das wohl lüsternste Zeichen ist das des Widders, da in ihm die meisten Einzelgrade als lüstern machend gelten.2819 Sie bewirken nach dem anonymen Traktat De stellis fixis Menschen, die mit evidenter moralischer Verurteilung als turpia facientes, adulteros, impudicos, cinaedos, fornicatores impudicos usw. bezeichnet werden.2820 2815

= Rhet. 5,66,1 = CCAG VIII 4 (1921), p. 194,10–11; vgl. Dor. arab. 2,7,2. = CCAG VIII 4 (1921), p. 198,18–19. 2817 “verba non integra” (Kroll – Skutsch – Ziegler 1968 in app. crit. ad loc.). 2818 Vgl. insgesamt Hübner 1982, 215f. (Nr. 4.331). 2819 So Hübner 2005a, 29. 2820 Vgl. Hübner 1995a, I 136, Tab. 20. Zu den übrigen von Antigonos erwähnten Eigenschaften der Tierkreiszeichen s.o. zu F1 § 29      . 2816

Stellenkommentar

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Im vorliegenden Fall wird die Lüsternheit des Nativen dadurch verstärkt, dass Mars nicht nur in einem   steht, sondern zugleich der Hausherr desselben ist. Zu dieser modifizierenden Wirkung vgl. Val. 2,37,52–55 (Hor. gr. 116.I.21), eines der wenigen erhaltenen griechischen Horoskope, worin sexuelle Neigungen erörtert werden.2821 Valens beschreibt den dortigen Nativen wie folgt (Val. 2,37,53–55):                             

Das Glückslos lag im Steinbock, der Dämon im Skorpion. Zu diesen Losen standen die Übeltäter [d.h. Mars u. Saturn] in Opposition.2822 Er wurde ein Weichling, der Unsägliches tat, denn der Steinbock ist ausschweifend und sein Herr [Saturn] stand im Stier, einem passiven Tierkreiszeichen. 2823 Und der Skorpion zeigt die Art der Ausschweifung an [d.h. sexuell2824].

Das Horoskop des Pamprepios von Panopolis bei Rhet. 5,113–117 (Hor. gr. 440.IX.29)2825 ist neben F2 und Val. 2,37,52–55 (Hor. gr. 116.I.21, s.o.) das einzige erhaltene antike Horoskop, das lüsterne Zeichen erwähnt. Es enthält einen eigenen kleinen Absatz    (Rhet. 5,116), der vollständig zitiert zu werden verdient:   []            2821

Beachte den Herrn des Aszendenten [= , da ASC = 23° 30 ] und das Los des Daimon [20° 34 ], die jeweils in einem lüsternen Tierkreiszeichen liegen. 2827 Aber gewiss bewirkten auch die Opposition Saturns

Die Lehrtexte hingegen bieten viele sexuelle Prognosen. Vgl. das Diagramm bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 224. 2823 Die Übersetzung durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 112 “Taurus, the sign (which indicates the kind of) weakness” ist falsch. Der Stier gilt als weiblich und passiv; vgl. Hübner 1982, 152–156 (Nr. 3.31) u. 212 (Nr. 4.222.32). 2824 Weil der Skorpion in der zodiakalen Melothesie, von der dasselbe Valens-Kapitel handelt, den Geschlechtsteilen zugeordnet ist (s. Val. 3,37,15). 2825 Bis zum Erscheinen von Pingrees Rhetoriosausgabe (s.o. Anm. 521) ist seine Edition dieses Horoskops in Pingree 1976b, 144–146, zu benutzen. 2822

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Antig. Nic. F2 § 57

    [25° ] zur Venus [26° ], die 2826 sich in einem Haus des Mars befand, und Saturns eigene Position in einem Haus der Venus die Lüsternheit. Alle drei im zweiten Satz des Rhetorios genannten Details entsprechen also denen hier in F2: die Opposition des Saturn zur Venus, die Position der Venus in einem Haus des Mars und die Position Saturns in einem Haus der Venus. Die in beiden Fällen dadurch erklärte  passt zu einer Lehre des Dorotheos, der im zweiten Buch seines Lehrgedichts in einem Abschnitt, den die erhaltene Prosaparaphrase mit dem Titel       überschreibt, Folgendes gelehrt haben soll:             .2828 Die im ersten Satz genannten Bedingungen sind in F2 erfüllt. Der zweite Satz verdient ebenfalls Beachtung, wenn man die in F2 vorliegende zeichengenaue Konjunktion der Venus, des Merkur und des Mars als einem Aspekt ähnlich wertet. Abschließend verdient noch ein nachantiker Text des frühen 10. Jh. n.Chr. Erwähnung, der die lüstern machende Wirkung des Widders unter Beteiligung Saturns an einer Fallstudie illustriert, die in ihrer Offenlegung geheimer sexueller Wünsche ohne Parallele in der antiken Literatur ist. In seinem arabischen Kommentar zur 95. Sentenz des pseudoptolemäischen Centiloquium2829 berichtet Ahmad ibn Ysuf ibn al-Dya 2826

Dubitanter emendavi. Die ionische, augmentlose Aoristbildung zu  ist abgesehen von Herodot nur einige wenige Male in byzantinischen Texten belegt. Ob der morphologische Fehler hier auf den Kopisten (so meine Annahme) oder auf den nebulösen Rhetorios selbst zurückgeht, ist unklar. 2827 Zur Erläuterung s.u. Anm. 2977. 2828 Dor. p. 343,12–14 = Rhet. 5,66,5–6 = CCAG VIII 4 (1921), p. 194,16–18; vgl. Dor. arab. 2,7,5. 2829 Es handelt sich um eine Sammlung von 100 Sentenzen zur Astrologie, die bis lange in die Neuzeit hinein als authentisch galt. Nachdem sie als Pseudepigraphon erkannt war, glaubte man weiter, sie stamme zumindest aus der Antike (vgl. z.B. Boll 1894, 181: “vor Proclus”) und sei später ins Arabische und Lateinische übersetzt worden. Erst Lemay 1978 stellte klar, dass der Arzt und Astrologe Ab Ja‘far Ahmad ibn Ysuf adDya, der um 922 n.Chr. in Ägypten die arabische Version (Kitb at--T - amara, = Liber fructus) kommentierte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zugleich der Autor der Sammlung ist. Die vermeintlich älteren Zeugnisse (z.B. im 7. Jh. bei dem Syrer Severus Sebokht, vgl. Boer 1961, XXI–XXII, dagegen Lemay 1978, 98) beruhen

Stellenkommentar

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von einem Bekannten, in dessen Horoskop der erste Widdergrad aszendierte und zahlreiche prognostisch relevante Längen in Saturnbezirke fielen. Entgegen der astrologischen Erwartungshaltung des Autors, der im Horoskop jenes Mannes offenbar (der Text sagt dies nicht explizit) eine ‘schmutzige’ Lüsternheit präfiguriert sah, trug der Mann saubere Kleider und war parfümiert. Als Ahmad ihn auf den scheinbaren Widerspruch zwischen seinem Äußeren und seinem Horoskop ansprach, offenbarte der Mann ihm einen inneren Kampf: Ihn peinige das Verlangen, in ein weißes Gewand2830 gekleidet mit einem Schwarzen oder einer Schwarzen die Nacht zu verbringen. Zugleich beteuerte er bei Gott, sein homosexuelles Verlangen zu hassen und nicht auszuleben, und hielt seine geheimen Wünsche aus Furcht vor übler Nachrede geheim. 2831 auf Missverständnissen. Vgl. zustimmend Pingree 1990, 298. Siehe ferner Lemay 1980, 1271. Lemay 1995–1996, I 263f. Pingree 1997a, 68f. Rinaldi 1999, passim. Von Sezgin 1979, 44f., ist abzuraten. Die griechische (byzantinische) Version des Centiloquium () hat Boer 1961 kritisch ediert. Die von Bezza 2009, 26817, angekündigte Edition des arabischen Kommentars von Ahmad ibn Ysuf zusammen mit dessen byzantinischer Übersetzung, die allerdings nur die ersten 50 Sentenzen umfasst, ist jüngst erschienen (Martorello – Bezza 2013). Von der mittelalterlichen lateinischen Übersetzung des Centiloquium und des Kommentars gibt es bisher nur die editio princeps im Sammeldruck Liber Quadripartiti Ptholemei etc., Venedig 1493, fol. 107r–116v (Liber centum verborum ptholemei cum commento Haly). Eine kritische Edition von Giovanni Pontanos kommentierter lateinischer Übersetzung des Centiloquium durch Rinaldi steht kurz vor dem Erscheinen (s. vorläufig Rinaldi 2013 sowie auch Rinaldi 2011). 2830 Nach Lemay 1980, 132, “a coarse blanket of goat’s hair”, obwohl der astrologische Kontext eigentlich ein Gewand aus Schafswolle erfordert. Lemay folgt der lateinischen editio princeps (s. vorige Anm. a.E.), darin fol. 115vb–116ra zur 95. Sentenz, wo die Enthüllung des Anonymos so lautet: Nunc quidem appeto vt amplectar nigram aliquam vel aliquem nigrum cum quo forem inuolutus in gualagna alba de pilis hircinis scilicet albis texta, et hoc per arietem, et vt iacerem cum eo per noctem. scit tamen deus quia semper abhorrui coitum virilem. Et licet hoc appetam nolo tamen reuelare voluntatem mei animi propter milites meos et homines circumstantes. 2831 Die italienische Übersetzung von Martorello – Bezza 2013, 225–227, lautet: “Per davvero conoscevo un uomo che nacque quando il suo ascendente era al primo grado dell’Ariete e molti dei suoi significatori erano nei termini (hudd) di Saturno, aveva gli abiti puliti, era profumato e conduceva una vita piacevole. Un giorno sedetti accanto a lui e domandai, dopo che gli fui familiare, circa la contraddizione del suo modo di vestirsi rispetto a quello che indicavano le stelle, egli mi rispose: ‘Tutto ciò che tu vedi io lo faccio per la gente e se ti svelassi ciò che il mio intimo desidera e tiene stretto, tu sapresti che io sono in combattimento’. Io gli chiesi e lui rispose: ‘Io desidero abbracciare un negro o una negra in un vestito bianco del mareb (marib) e passare la notte con uno di loro due, ma trattenni me stesso da ciò diffidando del mio seguito e per timore delle chiacchiere maliziose. Dio sa che io sono lontano dal coito virile, odio chi lo fa e, per Dio, è scacciato il pensiero da me’. Mi fu chiaro il criterio di verità degli

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Antig. Nic. F2 § 57

Die in diesem Text sehr deutliche moralische Verurteilung der Lüsternheit hat in astrologischen Texten eine lange Geschichte, die sich über den eingangs zitierten anonymen Traktat De stellis fixis sicher bis in die Zeit des Antigonos und vielleicht noch darüber hinaus2832 zurückverfolgen lässt. Bei Antigonos’ Zeitgenossen Ptolemaios begegnen ,  und  durchweg in negativen Prognosen: Vgl. Ptol. apotel. 3,14,17,2833 wo es heißt, dass Saturn und Venus, wenn sie gemeinsam die    innehaben und hinsichtlich der Kardinalpunkte und so fort ungünstig stehen,     hervorbringen. 2834 Siehe auch ebd. 3,14,30 (zu Mars und Venus unter denselben Umständen):                           sowie auch ebd. 3,15,12           2835   Weitere relevante zeitgenössische Belege sind Val. 2,37,17       2,41,6    . 4,25,9               Indu che afferma che con il primo grado del’Ariete sorgono alcune immagini tra le quali un ragazzo negro avvolto in un abito bianco. lo ho già visto la forza di tali significatori nell’indicare l’arte ma ho temuto che la loro trattazione allungasse troppo il libro.” Vgl. den Kommentar ebd. 347, wo Martorello und Bezza erläutern, der Begriff marib beziehe sich auf ein typisches nordafrikanisches Gewand, und bezüglich der Figur des schwarzen Knaben auf die Große Einführung Ab Ma‘šars (Lemay 1995–1996, III 374) verweisen. Die lateinische Übersetzung (s.o. Anm. 2829) versteht das ‘Gefolge’ (ital. “seguito”) des Mannes als milites meos et homines circumstantes, was Lemay 1980, 132, ungenau als “his soldiers and familiars” übersetzt. 2832 Falls die bereits oben (S. 1101 bei Anm. 2795) zitierten, im CCAG VII (1908), 194– 213, edierten Rhetoriosexzerpte wirklich, wie der Editor F. Boll annahm, in ihrem gesamten Umfang auf Teukros zurückgehen (das ist unsicher: s. Pingree 1977a, 220, u. Heilen demnächst C), vgl. darin pp. 211,27–212,1      und p. 209,8–9  2833 Aus demselben Kapitel 3,14 wurde bereits oben (S. 1103 bei Anm. 2800) der einzige ptolemäische (metonymische) Beleg für  zitiert. 2834 Robbins 1940, 345, übersetzt: “loose, lascivious, doers of base acts, undiscriminating and unclean in sexual relations”. Die Adjektive  und  sind synonym; vgl. Kam. isag. 1553 . 2835 I.e. 

Stellenkommentar

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    . Interessanterweise führt eine Weitung der Perspektive über die astrologische Literatur hinaus für die an den soeben zitierten Stellen mehrmals belegte Kombination von  und  kaum über die zitierten Autoren des 2. Jh. n.Chr. hinaus. Den frühesten Beleg bietet Plutarch in seinem Vergleich von Aristophanes und Menander, wo es ebenfalls um Kritik an sexueller Ausschweifung geht (p. 854d):    [sc. Aristophanes]           [sic recte ed. Basil. 1542,  codd.]  Vermutlich ist dieser Befund durch die oben skizzierte Entwicklung der Sexualmoral in der Kaiserzeit zu erklären (s.o. S. 1099). : Eine sehr ähnliche Konstellation und Prognose wurde bereits oben (S. 1110) anlässlich der  aus dem Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29) zitiert. Zur Saturnwirkung in Opposition zur Venus siehe ferner eine bereits als Beleg für  zitierte Stelle, Val. 2,38,21 (s.o. S. 1105). Ergänzend ist nun auf Firm. math. 6,15,14 zu verweisen, der im Falle einer Opposition von Saturn und Venus Lüsternheit prognostiziert, allerdings ohne dabei bestimmte Tierkreiszeichen zu spezifizieren: Si Saturnus et Venus diametra se radiatione respexerint, et in contrariis constituti locis longa se invicem virium suarum potestate pulsaverint, facient homines lupanaribus deditos promiscua libidinum cupiditate scorta sectari, ut ex hoc cum magna nota gravi pulsentur infamia. Faciunt etiam eos libidinis causa a nuptialibus vinculis separatos etc. Diesen Satz führt Hübner 2005a, 28, in seiner Besprechung von Firm. math. 6,31,1 an, einer anonymen Beispielkonstellation, hinter der Hübner mit m.E. guten Gründen das Horoskop Sullas vermutet (Hor. lat. –138.V.22–23 (?)). In dieser Beispielkonstellation stehen, wie hier in F2, Saturn in der Waage und Venus im Widder, allerdings nicht so wie hier im 4. und 10. Ort, sondern im 1. und 7. Ort.2836  : so Ep.4,    P. Zu abundantem  in P s.o. zu F1 § 21 . 2836

Ferner steht Mars dort ebenso wie hier im 10. Ort, Jupiter dort ebenso wie hier im Wassermann, und beide Konstellationen werden mit Machtfülle assoziiert.

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Antig. Nic. F2 § 57

 : Venus (5° ) und Saturn (20° ) stehen 165° voneinander entfernt und damit nicht gradgenau (), aber zeichengenau () in Opposition zueinander. Die Epitome spricht fälschlich von einem Geviertschein (epit. 4,26,47 ).2837         : Vgl. die bezüglich der Argumentationsweise (nicht bezüglich des zu erklärenden Gegenstandes) ähnliche Begründung in F1 § 49   . Zu den ‘männlichen’ Tierkreiszeichen s.o. zu F1 § 29     . Interpretationsbedürftig ist das in P, Ep.4 und Exc.2 einhellig überlieferte anaphorische Pronomen . Sind ‘sie, die (genannten) Wandelsterne’ die unmittelbar zuvor in § 57 genannten (Mars, Venus, Merkur, Saturn) oder die eingangs in § 54 genannten, also beide Luminare und alle fünf Planeten? Da in diesem Horoskop de facto alle sieben Wandelsterne in männlichen Tierkreiszeichen stehen, ist beides möglich. Wahrscheinlich ist die zuletzt genannte Möglichkeit (alle sieben) gemeint. Dafür spricht zum einen, dass die beiden in der Besprechung dieses Horoskops vorausgehenden Erwähnungen von  beide Male eines oder beide Luminare einschlossen: § 56   (= alle sieben in § 54 genannten Wandelsterne) und ebd.   (Sonne, Mars, Venus, Merkur). So wie an der zuletzt genannten Stelle durch die Zahlangabe  präzisiert wird, dass dort vier von sieben gemeint sind, soll anscheinend hier  verdeutlichen, dass alle sieben gemeint sind. Ein weiteres Argument dafür wird die folgende Analyse astrologischer Lehren zu sexuellen Neigungen liefern, die bei anderen Autoren stets die Luminare einbeziehen. Allerdings kommt die Begründung des Antigonos insofern überraschend, als sie auf den ersten Blick der communis opinio antiker Astrologen zur astralen Determination von Sexualität zu widersprechen scheint, nicht insofern, dass er sowohl die Luminare als auch die Planeten beachtet, sondern wie er sie beachtet und deutet. Die communis opinio lässt sich am besten bei Antigonos’ Zeitgenossen Ptolemaios fassen. Dieser deutet in seinem Kapitel    (apotel. 3,15,7–12) Abweichungen vom ‘normalen’ Sexualtrieb im Sinne der aristotelischen Mesoteslehre als       (3,15,7) und erklärt sie primär durch die überdurchschnittlich hohe oder niedrige 2837

Vgl. oben zu F1 § [22add.]    (ein Kopierfehler für    ).

Stellenkommentar

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Präsenz der vier die Sexualität prägenden Planeten (Sonne, Mond, Mars als Symbol des Mannes und Venus als Symbol der Frau) in männlichen beziehungsweise weiblichen Zeichen sowie auch ergänzend durch die ‘männliche’ (= morgendliche) oder ‘weibliche’ (= abendliche) Stellung der Planeten Mars und Venus zur Sonne.2838 Wenn also z.B. im Horoskop eines Mannes beide Luminare in männlichen Zeichen stehen, bewirkt das einen überdurchschnittlich starken heterosexuellen Trieb (3,15,7     ), wenn obendrein Mars oder Venus oder sogar beide in männlichen Zeichen stehen, eine Steigerung dieses Triebes ins Unersättliche (3,15,8           ).2839 Hingegen bewirkt die Abwesenheit der Luminare und der Venus von den männlichen Tierkreiszeichen nach Ptolemaios effeminierte Männer, die im Verborgenen passiv homosexuell leben, und wenn obendrein auch Mars in den männlichen Tierkreiszeichen fehle, extrem effeminierte Männer, die ihre passive Homosexualität öffentlich und ohne jede Zurückhaltung ausleben (3,15,10–11). Für Frauen gelten im Prinzip die gleichen Regeln, wobei statt der männlichen nun die weiblichen Tierkreiszeichen zu beachten sind (3,15,8–10). Grundsätzlich unterscheidet Ptolemaios also zwischen quantitativen Abweichungen vom ‘normalen’ Sexualtrieb, die sich ihm zufolge stets als ein Exzess der ‘natürlichen’ Prägung (   ) manifestieren, und qualitativen Abweichungen, die aus einem Defizit der ‘natürlichen’ Prägung (   ) resultieren.2840 Wenngleich das eine oder andere Detail dieser Lehre von Ptolemaios selbst stammen mag, ist sie doch, was die Grundidee angeht, sicher nicht seine eigene Erfindung, sondern Traditionsgut. Dies beweisen Parallelen bei Ps.-Manethon sowie auch in der arabischen Dorotheosübersetzung, die die Positionen der Luminare, des Mars und der Venus in männlichen und weiblichen Tierkreiszeichen in der gleichen Weise wie Ptolemaios deuten.2841 Die wichtigste dieser Stellen ist Ps.-Maneth. 3[2],383–396, da 2838

Zu dieser Lehre s. Ptol. apotel. 1,6,2. Vgl. Ptol. apotel. 4,5,16, wo es ohne Beachtung der Luminare heißt, Mars bewirke zusammen (d.h. im selben Tierkreiszeichen) mit Venus, sofern nicht der Perversionen ins Spiel bringende Saturn beteiligt sei, einen starken Sexualtrieb:    [...]       2840 Im Bereich der zuletzt genannten qualitativen Abweichungen kommt nach Ptolemaios dem Saturn, sofern er mitwirkt, eine pervertierende, negative Wirkung zu. 2841 Ps.-Maneth. 1[5],29–33. 3[2],383–396. 5[6],211–216. Dor. arab. 2,7,11.16. 2839

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diese Verse dem sicher vor Ptolemaios zu datierenden Kern des pseudomanethonischen Korpus angehören. Wie ist es also zu erklären, dass Antigonos die Präsenz beider Luminare und aller fünf Planeten in männlichen Zeichen gerade nicht zur Begründung einer exzessiv ausgeprägten heterosexuellen Veranlagung nutzt, sondern zur Begründung einer homosexuellen? Die Antwort liegt vermutlich darin, dass für antike griechische Werturteile anders als in modernen, durch die jüdisch-christliche Tradition geprägten Diskursen nicht die Frage des Geschlechts der Sexualpartner, sondern die Verteilung der aktiven und passiven Rollen von primärer Bedeutung ist. Konstan hebt dies im Rahmen seiner Analyse konventioneller Werte in griechischen Astrologentexten anlässlich der auf Homosexualität bezogenen Aussagen der Dorotheosparaphrasen hervor.2842 Bei genauerem Hinsehen fallen nun auch Elemente ähnlicher Diktion bei Ptolemaios auf. Dieser assoziiert explizit Männlichkeit mit der aktiveren Rolle im Geschlechtsverkehr (3,15,8   [...]    ) und Weiblichkeit mit der eher ruhenden, passiven Rolle (3,15,11    ). Ferner beschreibt er lesbische Frauen nicht als solche, die Sex mit Frauen haben, sondern als solche, die Männerrollen usurpieren (ebd.    ). Umgekehrt beschreibt er Männer, in deren Horoskopen die Luminare und Venus in weiblichen Zeichen stehen, nicht als solche, die Sex mit Männern haben, sondern als solche, die ‘auf passive Weise zu widernatürlichem Sex und der Übernahme von Frauenrollen disponiert sind’ (ebd. 3,15,10          ). Die dabei regelmäßig wiederkehrenden Bewertungen der verschiedenen Neigungen als   bzw.   (insgesamt neun Belege in apotel. 3,15,7–10) sind also offenbar nicht vollsynonym mit ‘heterosexuell’ bzw. ‘homosexuell’, sondern in ihnen schwingen die Bedeutungen ‘aktiv/dominant’ 2842 Konstan 1997, 166: “Greek homoeroticism was asymmetrical: the distinction between the active and receptive partners was qualitative.” Vgl. Winkler 1990, 70: “The calculus of correctness operated not on the sameness/difference of the genders but on the dominance/submission of the persons involved.” Ähnlich ist nach Krenkel 1980 a.E. (= Krenkel 2006, 262) der Befund in der römischen kaiserzeitlichen Biographie: “Homosexuelle Beziehungen als aktiver Partner [...] waren gleichwertig oder moralisch nur wenig schlechter [...]”. Siehe auch Cantarella 2002, 221, über “the pagan contrast between activity and passivity, which identified manliness with the assumption of the active sexual role, either with women or with men (and which had informed the morality of the Greeks as well as of the Romans, albeit in completely different ways)”; s. auch ebd. 217f.

Stellenkommentar

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bzw. ‘passiv/untergeordnet’ mit.2843 Dazu passt, dass Ptolemaios in den Apotelesmatika überhaupt keine Belege für die homoerotischen Termini ,  oder  bietet und speziell in seinem Kapitel über Seelenkrankheiten (3,15   ) überhaupt nicht aktive Homosexualität erwähnt. In Kapitel 4,5 spricht er dann sogar explizit anlässlich ein und derselben (!) Planetenstellung (Mars zusammen mit Venus), an der der jeglichen ‘Schmutz’ symbolisierende Saturn erklärtermaßen nicht beteiligt ist, von Männern, die heterosexuellen oder auch homosexuellen Geschlechtsverkehr haben, dabei aber stets die dominante Rolle einnehmen. Die kosmische Ursache für das verschiedene Geschlecht der Sexualpartner sieht Ptolemaios dabei in verschiedenen Stellungen des Mars und der Venus zur Sonne, indem entweder Mars morgendlich und Venus abendlich ist oder umgekehrt (4,5,16):   [...]                             . Solche Männer sind also aus der Sicht des Ptolemaios zugegebenermaßen triebhafter als der Idealtyp, in dessen Horoskop Mars von Venus (Sex) und Saturn (Schmutz) unbehelligt ist, aber von Jupiter (Ehrbarkeit) aspiziert wird und so in eroticis rundum ‘reine und ehrbare’ Männer hervorbringt.2844 Aber sie sind, wie der soeben zitierte Satz (Ptol. apotel. 4,5,16) zeigt, bezüglich keines der beiden Geschlechter psychisch krank (        ). Wenn jedoch beide Planeten (Mars und Venus) auf derselben Seite der Sonne stehen, wandelt 2843

Diese Perspektive findet sich auch in anderen Astrologentexten: Vgl. Val. 2,17,66        [zu den ‘dienenden’ Tierkreiszeichen s. Hübner 1982, 211, Nr. 4.222.1]    [sc. die Nativen]   [i.e. ]      Ohne explizite Erwähnung der Naturwidrigkeit: Ps.-Maneth. 1[5],31f. |  ibid. 4,357 ibid. 5[6],216 Val. 2,17,68    . Firm. math. 3,6,30 alias vero mulieres viriles facit actus appetere. 7,25,1 nascentur mulieres quae virili animo succinctae in modum virorum cum mulieribus coire desiderent. Lib. Herm. 26,18 molles, muliebria patientes. 27,8 incesta fit ... tamquam uir alienis mulieribus uel concubinis coiens. 2844 Ptol. apotel. 4,5,15:      [sc. ]           .

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Antig. Nic. F2 § 57

sich die zuvor noch ‘gesunde’ Mischung zu verschiedenen im wahrsten Sinne des Wortes einseitigen Befunden, von denen Ptolemaios einen für uns wichtigen explizit als krankhaft bezeichnet: Wenn Mars und Venus beide abendlich (= weiblich bzw. auf der linken Seite der Sonne) positioniert seien, sei das Verlangen der Männer nur auf Frauen gerichtet,2845 und wenn auch noch die Tierkreiszeichen von Mars und Venus weiblich seien, bewirke dies passive Homosexuelle; wenn hingegen beide morgendlich (= männlich bzw. auf der rechten Seite der Sonne) positioniert seien, seien diese Männer in krankhafter Ausschließlichkeit an Knaben interessiert, und wenn auch noch die Tierkreiszeichen von Mars und Venus männlich seien, begehrten sie Männer jeden Alters (4,5,17):                             . Ptolemaios vermeidet es also, eine maßvolle Bisexualität, in der der Mann stets die aktive Rolle spielt, als   zu deklarieren; rein homosexuell veranlagte Männer hingegen seien ‘krankhaft’ (), und das um so mehr, wenn sie nicht nur Knaben, sondern männliche Geschlechtspartner jeden Alters begehrten. Wir wissen natürlich nicht sicher, inwieweit die systematisch dargelegten und in allen Details überlieferten Ansichten des Ptolemaios auch für Antigonos postuliert werden dürfen. Da nun aber einerseits die zitierten Lehren des Ptolemaios, wie oben (S. 1115) gezeigt, in ihren Grundzügen astrologisches Traditionsgut bilden und andererseits Antigonos, was sein gesamtes astrologisches Profil angeht, fest in der Tradition von ‘Nechepsos und Petosiris’ steht, aus der zweifellos auch Ptolemaios, Dorotheos und Ps.-Manethon schöpfen, hat die Anwendung der ptolemäischen Lehrsätze zur astralen Determination menschlicher Sexualität auf die astronomischen Daten von F2 durchaus einen heuristischen Wert. Dabei ist allerdings eine Besonderheit zu beachten: Antigonos bedient sich zwar in puncto Sexualität mehrerer Deutungskategorien, die wir ebenso bei Ptolemaios, Ps.-Manethon, Dorotheos und anderen Astrologen finden, indem er das Geschlecht der die Luminare und Planeten beherbergenden Tierkreiszeichen beachtet, Mars als Symbol des Männlichen interpretiert und Saturn als Symbol von Schmutz und Perversion

2845

Diese Stellung zur Sonne muss man also oben bei Ptol. apotel. 3,15,8 (zit. oben S. 1115) unterstellen, um einen Widerspruch zwischen beiden Prognosen zu vermeiden.

Stellenkommentar

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deutet.2846 Einer der von Antigonos angeführten Planeten hat jedoch kein Gegenstück in den auf Sexualität bezogenen Kapiteln des Ptolemaios: Merkur als Symbol der Päderastie. Ptolemaios stützt entsprechende Prognosen, wie gesehen, auf ein anderes Kriterium, die morgendliche beziehungsweise abendliche Stellung des Mars und/oder der Venus zur Sonne. Da er hierin meines Wissens von allen früheren und zeitgenössischen Astrologen abweicht, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine methodische Innovation des Ptolemaios, für die auch ein Motiv erkennbar ist: Bouché-Leclercq geht bei seiner Besprechung von Ptol. apotel. 3,15 (  ) zwar nicht auf das Fehlen Merkurs ein, macht jedoch mit dem ihm eigenen Scharfblick die folgende, für Ptol. apotel. 3,15,7–12 u. 4,5,15–20 insgesamt gültige Beobachtung: “Le jeu du système est d’une simplicité relative et d’une symétrie parfaite, que l’on doit évidemment à Ptolémée.”2847 Dieses Streben nach Symmetrie ist sehr wahrscheinlich das Motiv des Ptolemaios für seine Ersetzung des Merkur, denn es fehlt ja ein entsprechender weiblicher Planet, der zur Erklärung weiblicher Sexualität herangezogen werden könnte. Außerdem lässt Merkur als Symbol für Päderastie, zumindest per se betrachtet, offen, welche der beiden Rollen ( oder ) der Native einzunehmen prädestiniert ist. Die astrologische Vulgata basiert diesbezüglich also, soweit aus dem erhaltenen Material noch ersichtlich ist, auf einer Konvention, nämlich  zu prognostizieren, die nur dadurch legitimiert ist, dass Mars bereits den männlichen Nativen selbst symbolisiert, Merkur also für ein anderes Individuum stehen kann. Die oben erläuterte, auf den relativen Stellungen von Mars und Venus zur Sonne basierende Lehre des Ptolemaios ist nicht nur aufgrund ihrer perfekten Symmetrie eleganter, sondern erlaubt auch eindeutige Prognosen. Die Einsicht, dass die Lehren zur sexuellen Prägung von Individuen, die einerseits bei Ps.-Manethon, Dorotheos und anderen Autoren, andererseits bei Ptolemaios belegt sind, weitgehend gleich sind und sich nur bezüglich der kosmischen Indikatoren für Päderastie unterscheiden, erlaubt im Falle von F2, wo die genaue Qualität der von Antigonos bezeugten Homosexualität des Nativen nicht klar benannt wird, die folgende Aussage: Auch wenn dem Text zufolge Saturn die Sexualität dieses Nativen ‘schmutzig’ macht und  (passive Homosexualität)2848 2846

Zu dem zuletzt genannten Punkt vgl. die implizite Aussage bei Ptol. apotel. 4,5,16 (zit. im vorigen Absatz) sowie die explizite Aussage bei Ptol. apotel. 3,15,12 (zit. oben S. 1112). 2847 Bouché-Leclercq 1899, 435. 2848 Martos Montiel 2014, 112f.

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Antig. Nic. F2 § 57

eine von mehreren typischen, als ‘schmutzig’ geltenden Saturnwirkungen ist, 2849 kann Antigonos nur aktive, dominante Homosexualität gemeint haben, denn andernfalls würde er mit seiner expliziten Betonung der Position aller in § 57 genannten Luminare und Planeten in männlichen Tierkreiszeichen der aus den übrigen genannten Autoren evidenten communis opinio widersprechen. Ein solcher Widerspruch beziehungsweise Bruch mit der Tradition würde eine Rechtfertigung durch Antigonos selbst oder eine Erklärung des Exzerptors Hephaistion erfordern, die fehlt und für die es somit anscheinend keinen Anlass gab. Vielmehr dürfte sich Antigonos die aus dem Befund der Tierkreiszeichen in F2 resultierende aktive, dominante Homosexualität konkret als Päderastie (oder zumindest auch als Päderastie) gedacht haben, da er ja explizit auf Merkur verweist. Im Wesentlichen zu demselben Ergebnis würde hier die Methode des Ptolemaios führen: Da alle Luminare und Planeten männliche Tierkreiszeichen einnehmen und obendrein Mars und Venus beide morgendlich (= männlich) zur Sonne stehen, würde Ptolemaios den Nativen als streng (‘krankhaft’, s.o.) homosexuell und ohne Alterslimit bei der Wahl seiner Partner einstufen. Da die nach den Worten des Antigonos durch Saturn beigesteuerte ‘schmutzige’ Seite des Nativen aufgrund der in F2 omnipräsenten Indikatoren für eine  an sexueller Aktivität und Dominanz, wie bereits gesagt, nicht als passive Homosexualität gedeutet werden kann, bedarf es hierfür einer anderen Erklärung. Vielleicht lagen dem Antigonos diskreditierende biographische Informationen über Verkehr des Nativen mit sozial niedrig gestellten Partnern wie Sklaven oder männlichen Prostituierten vor. 2850 Bloße Päderastie mit sozial akzepta2849

Als von Saturn bewirkte  nennt Val. 1,1,13    . Ps.-Maneth. 4,309–316 u. 6[3],591–592 erwähnt andere von Saturn bewirkte ‘schmutzige’ Sexualpraktiken, die Bouché-Leclercq (1899,4351) um Fassung ringen ließen (“il use d’expressions qu’on n’ose citer, même en grec”) und mit dem von Krenkel 1980 a.E. (= Krenkel 2006, 262) konstatierten “Gipfel der Unmoral” übereinstimmen. 2850 Zu Prostituierten vgl. Ptol. apotel. 4,5,20, wo die Beteiligung Saturns an der sexuellen Prägung von Frauen entweder Prostituierte oder Freier von Prostituierten bewirkt:    . Ähnlich prognostiziert Ps.-Maneth. 4,354–358 u. 5[6],318–319 unter Saturneinfluss Huren. – Die hier zitierte Textkonstitution von Hübner 1998a, der der indirekten Überlieferung bei Hephaistion folgt, ist sicher richtig (im Gegensatz zu Robbins 1940, der der direkten Ptolemaiosüberlieferung folgt). Sich als Prostituierte ‘auf dem Dach’ für Freier anzubieten, war offenbar eine klimatisch bedingte Gepflogenheit. Neben Ps.-Maneth. 6[3],143, worauf Hübner im Apparat verweist, ist der einzige weitere mir bekannte astrologische Beleg im noch unpublizierten P. Oxy. inv. 73_118a (s.o. Anm. 1513), der ein Kapitel über Venus im 10. Ort enthält und darin u.a. auf die Geburt einer Hure (   ) eingeht. Außerhalb der astrologischen Literatur gibt es mehrere weitere Belege,

Stellenkommentar

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blen Knaben legitimierte jedenfalls nach allem, was wir wissen, nicht die in § 57 vorliegende Diskreditierung des Nativen als ‘schmutzig’.

§ 58   : so Ep.4 und Exc.2,    P. Zu dieser Verschreibung in P s.o. zu F1 § 33b      : trifft gradgenau zu; s.o. zu F1 § 26   , bes. S. 715, Tab. 15.   : erneut synekdochisch (s.o. zu § 56   ). Die Position der Sonne im 10. Ort wird hier als Teilgrund für das  angegeben. Das damit von Antigonos angesprochene Thema ‘Ruhm und Ehre’ nimmt in der Prognostik zum 10. Ort einen zentralen Platz ein. Vgl. die allgemeingültige Aussage von Paul. Alex. 24 p. 64,14–162851 über den 10. Ort:        (!)   [...]   Unmittelbar danach folgt seine bereits oben zu § 56 –  (S. 1087 bei Anm. 2751) zitierte spezielle Aussage über die Sonne im 10. Ort (Paul. Alex. 24 pp. 64,17–65,2), der im hiesigen Kontext – besonders wegen des in ihr enthaltenen Begriffs  – besonderes Gewicht zukommt. Zusätzlich zur Sonne hätte Antigonos hier auch die Position der Venus im 10. Ort erwähnen können, denn sie bewirkt nach Paul. Alex. 24 pp. 66,17–67,5 (zit. oben S. 1089 bei Anm. 2755) u.a. und . : vgl. die Sacherklärung zur Doryphorie oben zu F1 § 26  und speziell Denningmann 2005, 344–348 u. 352f.                : Das einhellig überlieferte doppelte  ist anscheinend aus Vermischung zweier leicht voneinander abweichender Möglichkeiten zur Formulierung des Gedankens zu erklären:       z.B. in der apokryphen Epistula Jeremiae 9          . 2851 Vgl. Olymp. 23 p. 71,4–6.

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Antig. Nic. F2 § 58

      sowie       . : Das Partizip Perfekt Passiv von  findet sich in der gesamten antiken griechischen Literatur ausschließlich bei astrologischen Autoren. Die frühesten Belege bieten Thras. coll. ap. Rhet. 6,57,20 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 100,32 = Thras. T 27 Tarrant) u. Balb. astrol. coll. ap. Rhet. 6,60,7 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 104,2, zit. oben S. 1018 mit Anm. 2556). Es folgen Antig. F2 § 58 (2x), Val. 7,2,10 und fünfzehn Belege bei Hephaistion (inkl. Epitomai). Weitet man die Suche auf den Präsensstamm aus, so kennt der TLG 28 weitere astrologische Belege (fast ausschließlich Partizipien), zu denen wenigstens ein weiterer zu ergänzen ist (Sext. Emp. adv. math. 5,15      ). Einmal findet sich außerdem der Aorist bei Antioch. epit. 3b,19 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 116,7  . In astronomischen Texten ist das Verb  nicht belegt. Sachlich ist die hiesige Aussage klar: Innerhalb der letzten Stunde vor dem Aufgang der Sonne (19° ) waren, ebenso wie sie selbst im Widder stehend, zuerst Venus (5° ), unmittelbar danach Merkur (6° ) und dann Mars (15° ) aufgegangen, wesentlich früher bereits der im Wassermann stehende Jupiter (6° ).   – ): In diesem Horoskop werden also alle die Planeten, welche zwischen 19°  (Sonne) und 19°  stehen, als Speerträger der Sonne gewertet. Denningmann 2005, 348, betont, dass die 90°-Grenze für Doryphorie in keinem anderen Text genannt wird. Paulos Alexandrinos, der sich als einziger antiker Autor neben Antigonos zu dieser Frage äußert, nenne als Grenze für die Doryphorie bezüglich der Sonne 120°, nachantike arabische und jüdische Astrologen 60°. 2852 Mit der Zielangabe        vgl. F1 § 52  (ubi pl.)und F2 § 61      , ferner Paul. Alex. 34 2852

Paul. Alex. 14 p. 30,14–19:                              Zu den nachantiken Autoren bietet Denningmann 2005, 323 mit Anm. 722, Belege aus den Werken Ab Ma‘šars (s. demnächst Album. intr. mai. 7,2,4 Burnett – Yamamoto), al-Brns und Abraham Ibn Ezras.

Stellenkommentar

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p. 93,7      Vergleichbare Fälle ohne den Artikel  gibt es m.W. nicht. Das sinnlose  in Ep.4 scheint aus  verdorben zu sein. Da der Artikel in Exc.2 ebenfalls fehlt, ist er wohl schon früh ausgefallen.      : Diese von Ep.4 und (mit der Variante  statt  ) auch von Exc.2 gebotene Lesart ist der des cod. P vorzuziehen. P liest        . Dagegen spricht einerseits das Gewicht der beiden anderen Überlieferungsstränge, andererseits, dass die Lesart in P hypertroph und verunglückt erscheint: Das Adjektiv   war nicht, wie die Worte   glauben machen, zuvor erwähnt worden, die Ergänzung von Formen des Verbs  scheint eine Eigentümlichkeit des Codex P zu sein (s.o. zu § 56        ) und auch das mediale   mutet befremdlich an (vgl. F3 § 66a cod. P  statt richtig ). Mit der hiesigen Formulierung vgl. ähnliche Stellen wie z.B. Val. 2,22,27      (= Hor. gr. 82.VII.9). Der Ursprung der Lichtmetapher (  ) ist besonders deutlich im Kontext der Wirkungen heller Fixsterne (  ); vgl. z.B. Anon. a. 379 p. 196,7–8    . 196,20 . 197,4–5  usw.  : Die hierin liegende Metonymie (die Konfiguration der Himmelskörper anstelle des unter dieser Konfiguration geborenen Individuums), die der Urheber von Exc.2 frei, aber sinngemäß richtig durch  (sc.  ) ersetzt hat, ist eine seltenere Variante der in den Astrologentexten häufigen, sinngleichen Metonymie   (s.o. S. 539 mit Anm. 798). : Zur Interpretation des Aorist siehe die obige Gesamtbesprechung von §§ 54–61. Zum Tempuswechsel gegenüber §§ 56–57 s.o. zu § 56 . Zu als terminus technicus s.o. zu F1 § 31  

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Antig. Nic. F2 § 59

§ 59 : conieci. P und Exc.2 bieten hier , eine astronomisch unmögliche Lesart, da die in § 56 erwähnte pränatale Konjunktion der Luminare (Neumond) erst fünf Tage zurückliegt (s.o. S. 1044, Tab. 28a). Der Mond ist also nicht voll, sondern zunehmend. Daher trifft die Lesart  (Ep.4), zumindest astronomisch, das Richtige. Es bleibt aber zu fragen, ob sie auch astrologisch, lexikalisch (in diachroner Perspektive) und stemmatisch überzeugt. Astrologisch ist zu betonen, dass im hiesigen Kontext nicht allein der günstige Aspekt des im Gedrittschein zu Jupiter und Saturn stehenden Mondes Glück und materiellen Wohlstand verleiht (vgl. z.B. Heph. 3,41,4 ~ Dor. arab. 5,32), sondern auch der Umstand, dass der so konfigurierte Mond zunehmend ist. Denn bei allen Unternehmungen, die darauf abzielen, etwas materiell (z.B. ein Haus) oder abstrakt (z.B. ein Vermögen) aufzubauen und wachsen zu lassen, ist im Zuge leicht nachvollziehbarer astrologischer Metaphorik der zunehmende Mond günstig.2853 Einen der Planetenkonstellation in F2 besonders nahe kommenden, wenngleich sehr späten Beispieltext bietet Ab Ma‘šar als Rat zur Wahl des geeigneten Zeitpunkts für einen Kauf, der in Zukunft stattliche Erträge abwerfen soll:                       [i.e. ]                                    .2854 Es versteht sich von selbst, dass die astrologische Korrelation der wechselnden Stärke der Mondwirkung mit dem Wechsel seiner Phasen nicht auf Katarchenhoroskopie beschränkt ist. Das zeigen z.B. die folgenden Worte Julians von Laodikea:      [sc.  ]                .2855 Die Lesart  (Ep.4) überzeugt also sowohl astronomisch als auch astrologisch. Problematisch hingegen ist der lexikalische Be2853

Mehr dazu unten S. 1303. Album. myst. 1,52 ( ), CCAG XI 1 (1932), p. 267,12–17. Vgl. das bereits oben im Kommentar zu § 56 zu  Gesagte. 2855 Iul. Laod. de plan. nat. ac vi CCAG I (1898), p. 137,10–12. 2854

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fund.2856 Die frühesten sicher datierbaren Belege der griechischen Literatur für  finden sich bei Val. 4,22,6 und Paul. Alex. 24 p. 62,1, beide Male in der Partizipialform  und mit Bezug auf den Mond. Da Paulos 378 n.Chr. schrieb, hängt die Überlieferung datierbarer Parallelen aus der Zeit des Antigonos also allein an Val. 4,22,6 und damit an dem sprichwörtlichen seidenen Faden. 2857 Man könnte einwenden, dass die Dorotheosparaphrasen zehn Belege für  bieten.2858 Diese können aber nicht aus dem Lehrgedicht des Dorotheos stammen, weil das Verb im daktylischen Hexameter unbrauchbar ist. Sie müssen also auf das Konto der erheblich später zu datierenden Verfasser der Paraphrasen, vor allem des im frühen 5. Jh. n.Chr. schreibenden Hephaistion gehen. Wertlos sind diese Paraphrasen für unsere Fragestellung allerdings nicht, denn sie bieten auch drei Belege für  mit Bezug auf den Mond: Dor. p. 364,30    (ohne  ) ibid. p. 396,12      ibid. p. 401,14       . Vielleicht sind dies also Spuren der ursprünglichen Diktion des Dorotheos. Dafür spricht auch, dass Ps.-Manethon je einen Beleg für die Verben  bzw.  für zunehmenden und  für vollen Mond verwendet.2859 Einen Einzelbeleg 2856

Leider hat C. Orlando in Orlando – Torre 1991, 296f., bei ihren Ausführungen zu  nicht chronologisch differenziert und einen Großteil des hier angeführten Materials nicht zitiert. 2857 Da Valens ansonsten mit Bezug auf den Mond zweimal  bzw.  schreibt (s. Val. 2,34,8 [ S, corr. Kroll] u. 2,36,11; vgl. 6,1,10  und dazu Heilen 2011, 53155), könnte es sich bei Val. 4,22,6 um eine im Zuge der Überlieferung von zu geänderte Form handeln. Abgesehen von Val. 4,22,6 gibt es noch sechs weitere Fälle von  im Index von Pingree 1986, 478, die aber alle zu der erst viel später entstandenen ersten Appendix (ed. Pingree 1986, 369–389) gehören. Zu deren Datierung s. Pingree 1986, XIII: “XXIII appendices, fere omnes in saeculis X, XI, atque XII compositae ut opinor”. Man beachte ferner, dass auch das mit  korrespondierende Verb  bei Valens (bis auf die erste Appendix) nicht belegt ist. 2858 Dor. pp. 346,1.12. 347,2. 353,4. 354,31. 355,1. 406,33. 411,16. 415,30. 427,4. 2859 Ps.-Maneth. 1[5],210       . 2[1],442 [sc. ]. 5[6],189–190    |  . Die zuletzt zitierten Verse bilden einen Sonderfall, denn hier widerspricht  (ohne  ) der explizit genannten Opposition der Luminare. Es handelt sich offenbar um eine metrische Verlegenheitslösung für die hier unmögliche Form . Von den zitierten Versen ist nur 2[1],442 Teil des ursprünglichen manethonischen Korpus aus dem frühen 2. Jh. n.Chr. Nur in dem später hinzugefügten fünften Buch finden sich außerdem mehrere Belege für das Kompositum  (5[6],109.174.225.257).

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Antig. Nic. F2 § 59

für  bieten auch die nicht sehr zahlreichen erhaltenen Originalverse des Dorotheos.2860 Da Antigonos allerdings Prosa schrieb, verdient auch der Befund Erwähnung, der sich aus den drei Überlieferungssträngen der dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen  ergibt:2861 Die zwei älteren und vollständigeren Fassungen bieten keinen Beleg für , sondern stets   Nur die späte, auf das letzte Kapitel beschränkte Epitome des Pancharios (4. Jh. n.Chr.?) bietet neben einem Beleg für    und einem für   (ohne  ) auch einmal .2863 Wahrscheinlich war also  ( ) die übliche Diktion der  und überhaupt der ptolemäischen und frühkaiserzeitlichen Fachliteratur für zunehmenden Mond, und sie hat sich bis in die byzantinische Zeit gehalten.2864 Daneben finden sich hier und dort in der Fachprosa, und zwar schon sehr früh, auch Belege für das Medium  , und zwar m.W. stets in der (uns bereits von Dorotheos und Ps.Manethon vertrauten) Partizipialform .2865 Anders steht es mit Formen von  sowie auch (weit weniger zahlreich) von  ,  und poetisch  (s.o. Anm. 2859): Diese sind, 2860

Dor. p. 403,2 = Heph. 3,40,19 (für einen Gefangenen sei es besser, wenn der Mond zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme abnehmend war, als umgekehrt):   | . 2861 Zu dem vermutlich ins 2. Jh. v.Chr. zu datierenden, verlorenen Original und den drei davon abhängigen erhaltenen Fassungen, die das Original in unterschiedlicher Detailfülle bewahren, s.u. S.  mit Anm. 3386. 2862 Ps.-Herm. iatr. 3,19 p. 392,19–20 u. 3,45 p. 395,5 Ideler. Ps.-Galen. progn. decub. 5. 11. 14 pp. 541,16. 561,8. 568,7 K. Statt  bieten diese beiden Texte auch mehrmals , aber immer nur in der Verbindung     , was zusammen mit Belegen für    allein (ohne ) in diesen Texten zeigt, dass  eigentlich nur zu der Längenbewegung des Mondes gehört (vgl. Antig. F5 § 68      ). 2863 Panch. epit. de decub. pp. 119,20. 121,34. 120,33. 2864 Vgl. Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 29, p. 241,3    . ibid. p. 242,12–13    [sc. ]. ibid. cap. 31 p. 246,23 [sc. ]. 2865 Siehe Ps.-Arist. mund. 6 p. 399a,6–7           sowie eine Handvoll weiterer Belege ab dem 1. Jh. v.Chr. bis zur Zeit des Antigonos, zuerst bei Philon in De specialibus legibus 2,57 (= Ders., De numeris frg. 52c u. 57 Stähle) in der aristotelischen Verbindung     . Siehe ferner Val. 2,34,8 (nach Timaios, s.o. Anm. 1473)  [ S, corr. Kroll]  

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abgesehen von Val. 4,22,6 (s.o.), erst vom späten 4. Jh. n.Chr. an sicher datierbar und dann auch häufig belegt (insgesamt mehr als hundertmal). Der gleiche chronologische Befund ergibt sich bei einer Analyse der Belege für , das Antonym des Verbs . Dieser Sachverhalt ist bei der Prüfung der Überlieferungssituation zu bedenken. Angesichts der Übereinstimmung von P und Exc.2 könnte man denken, dass schon  (s.o. S. 115 u. Stemma S. 120) die Lesart   bot, während Ep.4 (über die Zwischenquellen  und ) aus  schöpfte. Dieser Erklärungsversuch impliziert aber zwei problematische Annahmen: erstens, dass Antigonos trotz seines fachwissenschaftlich konservativen Profils das für seine Zeit noch ganz untypische Verb  benutzte (s.o.), und zweitens, dass irgendein späterer Schreiber diese sachlich einleuchtende Lesart zu der sinnwidrigen und paläographisch unerklärlichen Form  änderte. Als alternative Erklärung bietet es sich an, einen sehr frühen Textverlust zu vermuten, den irgendein Schreiber schon vor der Aufspaltung in drei Überlieferungszeige in  erfolglos zu beheben versucht hat, indem er  supplierte. In diesem Fall wäre  eine später zu datierende, lexikalisch plausible Emendation von  oder von  oder vom Verfasser von Ep.4 (sehr wahrscheinlich Johannes Abramios, s.o. S. 69). Der hypothetische Textverlust könnte ein sehr geringer gewesen sein. Mehrere Möglichkeiten sind denkbar: Vielleicht hatte Antigonos   geschrieben? Dafür sprechen prima vista mehrere Gründe: Das Verb  bedeutet nach LSJ “to be or become full” bzw. “increase, grow”; es ist in Prosa reichlich belegt (Herodot, Aristoteles, usw.); eine Verschreibung von  zu  wäre leicht als (itazistische?) Haplographie zu erklären; ein ähnlicher Fehler trat sicher in F3 § 66b ein, wo schon in  zweimal zu verschrieben wurde. Gegen  spricht allerdings, dass dieses Verb nur ein einziges Mal mit Bezug auf den Mond belegt ist: Antigonos’ Zeitgenosse Clemens Alexandrinus tradiert ein Fragment des Mythographen Hellanikos (5. Jh. v.Chr.), in dem der Genetivus absolutus   vorkommt, und Hellanikos meint dort anscheinend Vollmond.2866 Dieser Befund ist also das extreme Gegenteil dazu, dass die

2866 Hellan. FGrHist 4 F 152a (bei Clem. Alex. strom. 1,21,104,2):      ‘’  ‘    ’. Tatsächlich bedeutet der zitierte Vers

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Junktur   von Hom. Il. 18,484 an bis in die Spätantike reichlich belegt ist. Gegen  spricht ferner der diesem Verb inhärente Mangel an begrifflicher Differenzierung zwischen ‘voll werden’ und ‘voll sein’, der seine unmissverständliche Verwendung neben  (‘voll sein’) unmöglich macht. Plausibler ist die (freilich nicht beweisbare) Annahme, dass Antigonos unter Verwendung der Standardterminologie seiner Zeit  geschrieben hatte, davon aber in einer spätantiken Kopie (einem Vorläufer von ) nur noch die letzten zwei, drei oder vier Buchstaben nach einer entsprechend umfangreichen lacuna von ca. fünf, vier oder drei Buchstaben lesbar waren. Dies könnte z.B. im Übergang von der letzten Textzeile der Vorderseite eines Blatts zur ersten Textzeile der Rückseite durch Materialverlust an der Ecke des Blatts geschehen sein. In einem solchen Fall hätte vielleicht ein Kopist, ohne die zuvor exponierten astronomischen Daten zu beachten, die noch erkennbare feminine Partizipialendung durch eine angemessene Zahl von Buchstaben zu , dem in der Spätantike geläufigsten auf - endenden astronomischen Attribut des Mondes, ergänzt, was von  in alle drei Überlieferungsstränge übergegangen wäre. Erst später hätte dann der Schreiber von ,  oder Ep.4 das Wort , da er bemerkte, dass es im Kontext sinnwidrig war, aus rein sachlichen (nicht paläographischen) Erwägungen zu , der zu seiner Zeit geläufigsten Bezeichnung des zunehmenden Mondes, korrigiert.2867 Die hier angestellten Überlegungen beanspruchen nicht, den Originalwortlaut des Antigonos sicher rekonstruiert zu haben, sondern verstehen sich als Erläuterung der wahrscheinlichsten Erklärung der Überlieferung.   : Der Mond (15° ) steht 129° von Jupiter (6° ) und 125° von Saturn (20° ) entfernt. Vgl. oben zu § 56   . Zu dem Begriff  s.o. F1 § [22add.] zu .

aber weder, dass der Mond voll war, noch dass er zunahm, denn ein um Mitternacht aufgehender Mond kann astronomisch nur ein schwindender Halbmond sein. 2867 Unwahrscheinlich ist als Alternative zu der hier als originaler Wortlaut favorisierten Form  die mediale Form : Diese hätte zwar aufgrund von saut du même au même nach  vollständig ausfallen können, aber es ist zu bezweifeln, dass dann jemand den Text später für ergänzungsbedürftig gehalten hätte. Ebenfalls unwahrscheinlich ist als Alternative zu einem Textausfall die Möglichkeit, dass die Lesart  als sachlich falsche Glosse zu  entstand, von einem späteren Abschreiber als Korrektur missverstanden wurde und so die richtige Lesart verdrängte.

Stellenkommentar

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 : so P und Exc.2, dagegen Ep.4 falsch     (nachträglich verbessert in den von der Textkonstitution der Epitome ausgeschlossenen Hss. i u. m, s.o. S. 80 u. 90 zu S. 167, Z. 14 der hiesigen Edition). Verschreibungen von  zu  und umgekehrt begegnen ziemlich oft; s.o. zu F1 § 36     . Der Präpositionalausdruck      ist nicht von dem vorausgehenden Partizip abhängt, sondern von .2868     : inhaltlich parallel zu § 58 (von der Sonne)      . Bezüglich des Prädikats vgl. z.B. das Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), p. 146 Pingree 1976b: ...    (s.o. Anm. 2826). : vgl. § 56. : Zur technischen Bedeutung (‘bewirken’, ‘hervorbringen’) s.o. zu F1 § 31 Das Verb begegnet in den Antigonosfragmenten noch einmal als Variante der Epitome zu F1 § 46  P) und wurde vielleicht schon von ‘Nechepsos und Petosiris’ benutzt. 2869 Die frühesten sicher datierbaren astrologischen Belege neben der hiesigen Stelle bietet Ptolemaios (mehr als ein Dutzend Verweise im Index von Hübner 1998a, 367).       : Ähnliche Formulierungen bieten z.B. Ps.-Demosth. Phil. 4,45               Philo de fuga et inv. 29     Plut. vit. Arist. 3,4  . Aelian. var. hist. 14,16        Cass. Dio 52,4,2 2868

Vgl. z.B. Val. 4,11,50       5,6,113   . Ptol. apotel. 2,11,7      [sc.  ] . 3,4,4    . 3,5,5  [...]   . 2869 Vgl. Heph. 1,21,20   (= Nech. et Pet. frg. 6,118); die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung durch den Anon. CCAG VII (1908), p. 137a,16, bietet jedoch 

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Antig. Nic. F2 § 59

(Agrippa-Rede)    . Diese teils auf Stadtstaaten wie Athen, teils auf Flächenstaaten wie das Römische Reich bezogenen Beispiele zeigen, dass eine sichere Entscheidung zwischen den in der Sekundärliteratur gewählten Übersetzungen für   – “for his native city” (Cramer 1954, 163) bzw. “for his fatherland” (Neugebauer – van Hoesen 1959, 80) – ohne eine sichere Identifizierung des Nativen unmöglich ist. Aus der astrologischen Literatur vgl. noch P. Oxy. III 465, Z. 204–206, wo es von einer chronokratorischen Gottheit im Bereich der Fische heißt:  [] [][ .].2870

§ 60        : Zur Formulierung vgl. Ps.Maneth. 5[6],202. Paul. Alex. 35 p. 95,11–16 (zit. oben S. 996). Heph. 3,2,12     . Rhet. epit. 4,24 (CCAG II, 1900, p. 188,8)    (wenige Zeilen später folgt dort Antig. F8).2871   : Mit    sind hier alle sieben Wandelsterne gemeint (s.o. zu F1 § 26 ). Die Sonne steht gradgenau in ihrer Erhöhung (19° , vgl. § 58) und zugleich im ersten Trigon (, , ), dessen Tagherrscher sie ist (s.o. S. 717, Tab. 16), Saturn (20° ) beinahe gradgenau in seiner Erhöhung (21° ) und im dritten Trigon (, , ), dessen Tagherrscher er ist. Beide gehören zur Partei des Tages (s.o. S. 702), und die Nativität ist ein Taghoroskop. Mars, Mitglied der Partei der Nacht, steht in seinem Nachthaus (). Keiner der sieben Planetengötter steht in einem ihm eigenen Gradbezirk (vgl. S. 728, Tab. 18). Mond, Jupiter, Venus und Merkur genießen überhaupt keine der genannten Würden (Erhöhung, Domizil, Trigon, Bezirk). Dasselbe gilt auch, wenn man noch die in den Antigonosfragmenten nicht erwähnte Verteilung der 2870

Grenfell – Hunt 1903, 133, drucken  [ , aber die erhaltenen Reste des unsicheren Buchstabens passen mindestens so gut zu  wie zu  (so A. Jones per Mail am 15.11.2014 nach Autopsie). Ich konjiziere daher . 2871 Der Satz des Antigonos ist falsch übersetzt von Schmidt 2009, 363: “And let this not escape your notice, nor [!] that with all or most of the stars in their own images or places, it contributes [!] to making dignified and notable men.” (wörtlich gleich: Schmidt 1998, 63, bis auf “zidia” statt “images”).

Stellenkommentar

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Planeten auf die Dekane hinzunimmt,2872 denn nur die Sonne und Saturn stehen in ihren eigenen Dekanen. Keiner der Planeten steht in einem ihm eigenen Ort der Dodekatropos.2873 Da also nur drei von sieben Wandelsternen in diesem Horoskop Würden genießen (darunter die Sonne und Saturn allerdings mehrfach), gibt die in § 60 genannte Regel für sich allein genommen keinen Anlass, den Nativen unter die     zu zählen. Dass er letztlich doch zu dieser Kategorie gehört, bewirken die Position der Sonne im 10. Ort und ihre Doryphorie (s. § 58).    : Oben (Anm. 1219 u. 1230) wurden bereits alte, ‘Nechepsos und Petosiris’ zugeschriebene Lehren zitiert, wonach eine Konstellation mit allen sieben Wandelsternen in den eigenen Erhöhungen eine glänzende Geburt () bewirke, eine mit allen sieben in den eigenen Häusern sogar die eines Gottes ( ). – Bezüglich der Lexik vgl. zu  acht astrologische Belege bei Ptol. apotel. 3–4 (s. Hübner 1998a, 367 s.v.), zwei bei Valens (2,38,45.47), einen beim Anon. a. 379 p. 201,15 und weitere bei späteren Autoren. Der hiesige Beleg des Antigonos gehört also zu den frühesten im Bereich der astrologischen Texte. Zu  vgl. dieselbe Form in F1 § 32.

§ 61 Zu dem von Antigonos benutzten Verfahren der Primärdirektion () siehe die Sacherklärung zu F1 § 52 (bes. S. 991–1003) und den Stellenkommentar zu § 52 . Anders als dort legt Antigonos hier durch die Angabe des Anfangs- und Endpunktes der ‘Entsendung’ unter Verzicht auf die Erwähnung potentieller Klimaktere nahe, dass das volle Tetartemorion der Direktion in Lebensjahre umzuwandeln ist. Wir wollen dies mit Blick auf das oben zu F1 § 52 Gesagte überprüfen: Wenn in F2 die Sonne, die nach Antigonos auf 19°  steht (s.o. S. 1043, Diagr. 24), ‘Entsender’ ist, fällt der gemäß der Tetartemorionlehre nach links abzutragende 90°-Winkel auf 19° . Da sich weder 2872 Vgl. Firm. math. 2,4. Paul. Alex. 4 pp. 15–16. Bouché-Leclercq 1899, 227f. (mit Diagramm) und weitere Stellenangaben bei Boer 1958, 15 (app.). 2873 Siehe dazu Bouché-Leclercq 1899, 280 (mit Diagramm). Zur Gleichsetzung von   und s.o. zu F1 § 26 , bes. S. 691.

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Antig. Nic. F2 § 61

Mars noch Saturn in dem Tierkreisbogen von 19°  bis 19°  befinden, sind klimakterische Momente durch physische Präsenz der ‘Übeltäter’ auszuschließen. Was deren Aspekte betrifft, ist die Quadratur des Saturn (20° ) auf die pars nonagesima (19° ) unschädlich, weil es sich nicht um eine linke, sondern eine rechte Quadratur handelt.2874 Es ist jedoch zu fragen, ob vielleicht Mars durch eine linke Quadratur auf 15°  zum  wird. Zwingend ist das aber nach keinem der im Kommentar zu F1 § 52 analysierten Texte, selbst nach Balbillos nicht, weil Mars weder in dem vor dem  aufgehenden Zeichen – dem    (s.o. S. 1018 bei Anm. 2554), hier: den Fischen – noch in dessen Quadratur (Zwillinge oder Schütze) steht. Außerdem würde Ptolemaios ins Feld führen, dass Mars ‘unter den Strahlen’ steht und so nicht zum Vernichten geeignet ist.2875 Nach Balbillos (s.o. Anm. 2547) könnte der Mond in den Zwillingen durch physische Präsenz zum  werden, aber dem hätten ‘Nechepsos und Petosiris’ sehr wahrscheinlich nicht zugestimmt, da die traditionellen  auf Saturn, Mars und (bei Nachtgeburten) die Sonne beschränkt sind (s.o. S. 1002 bei Anm. 2520), ebensowenig Valens, da dieser (Val. 3,3,42, zit. in Anm. 2521) den Mond nur bedingt als  akzeptiert und dieser im Falle von F2 gerade nicht   ist. Insgesamt ist es also wahrscheinlich im Sinne des Antigonos, den vollen Zodiakalbogen von 19°  bis 19°  in Rektaszensionalgrade zu konvertieren. Das entspräche auf der Grundlage des 1. Klimas, das ja wahrscheinlich dem MC-Wert dieses Horoskops zugrunde liegt (s.o. S. 625), einer Lebensspanne von 81 Jahren und 4 Monaten.2876 Abschließend verdient noch Erwähnung, dass zwar nicht Antigonos, aber sein Zeitgenosse Valens wahrscheinlich auch die Messung von der Sonne (19° ) bis zum Aszendenten (24° ) gebilligt hätte, was im 1. Klima eine Verlängerung der Lebenszeit auf ca. 86 Jahre und 9 Monate bedeuten würde.2877 2874

Vgl. den Komm. zu F3 § 66a    , bes. S. 1216 u. 1225. Siehe auch Tab. 26 auf S. 1006f. und deren Auswertung bezüglich der Fälle von Vernichtung durch linke Quadraturen auf S. 1005 bei Anm. 2529. 2875 Ptol. apotel. 3,11,15 (zit. in Anm. 2560). 2876 Rechnerischer Nachweis: s.u. Appendix III, Punkt c (S. 1381). 2877 Rechnerischer Nachweis: s.u. Appendix III, Punkt d (S. 1381). – In seinem Kapitel über Direktionen lehrt Valens (3,3,14–22), die Viereckseite ( , vgl. hier F2 § 61    ) müsse nicht immer gradgenau (, d.h. als ein Viertel des Tierkreises) gemessen werden, sondern könne unter bestimmten

Gesamtbesprechung

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Antigonos hätte diese Lehre wohl nicht gebilligt, auch wenn er nach F7 zumindest theoretisch die zeitgenaue Aspektmessung als Alternative zur gradgenauen Aspektmessung traktiert hat. Aber die Sonne braucht nur an den Äquinoktien genau sechs Stunden vom ASC zum MC, und zeitgenaue Aspektrechnung wäre hier ja schon deshalb ungeeignet, weil dann jeder Quadrant 90 Lebensjahren entspräche und somit keine prognostische Differenzierung mehr möglich wäre.    :  fehlt in Ep.4 und Exc.2; P bietet  (wegen ; corr. Pingree). Vgl. F1 § 52   (ubi pl.).

Umständen auch quadrantengenau bezüglich der Kardinalpunkte gemessen werden (, d.h. als ein Viertel des Gesichtsfeldes des Beobachters). Dies gelte vor allem dann, wenn die Direktion nicht von einem der Luminare, sondern vom Aszendenten oder vom MC ausgehe, sei aber auch bei Direktionen von einem der Luminare aus möglich, sofern der jeweilige Hausherr der Nativität günstig positioniert sei und einen Aspekt auf das entsendende Luminar werfe. Da Mars Antigonos zufolge Hausherr der Nativität ist und auf 15°  in seinem eigenen Tierkreishaus in wenigen Grad Entfernung von der Sonne (19° ) und vom MC (10° ) ziemlich genau zwischen beiden steht, könnte man diese Bedingung (mit Ersetzung des Aspekts durch die Konjunktion) als erfüllt ansehen. Valens illustriert seine Lehre durch ein Beispiel (Val. 3,3,15–21), das interessante Parallelen zu den Horoskopen F1 und F2 des Antigonos aufweist. Darin ist der Aszendent so gewählt, dass die beiden durch den Ortsmeridian geteilten Hälften des sichtbaren Himmels hinsichtlich ihrer Tierkreisbögen stark differieren (der östliche Quadrant ist erheblich größer als der westliche), und es finden keine Planetenpositionen Erwähnung, sondern nur die Kardinalpunkte (ASC = 8° , MC = 22° , OCC = 8° , IMC = 22° ) und die geographische Breite (2. Klima). Wenn nun die ‘Entsendung’ vom Aszendenten ausgehe, ende sie nicht nach 90° bei 8° , sondern schon vorher beim IMC auf 22° ; wenn sie aber vom MC ausgehe (vgl. F2), ende sie nicht nach 90° auf 22° , sondern erst beim Aszendenten auf 8° . In dem zuletzt genannten Fall gehe die Direktion offensichtlich in der Zählung nach Tierkreiszeichen () über die Viereckseite hinaus, nicht jedoch in der Zählung nach Quadranten zwischen den Kardinalpunkten (). Beide Teile des Beispiels gelten aber nur, so Valens, wenn die hypothetischen Direktionen nicht durch einen ‘Übeltäter’ unterbrochen würden: Wenn z.B. im Falle der ‘Entsendung’ vom Aszendenten dieser Konfiguration ein ‘Übeltäter’ auf 20° Zwillinge oder in irgendeinem Grad des Krebses physisch oder durch Aktinobolie präsent sei (vgl. F1), entspreche die Lebensspanne der Summe der Aufgangszeiten vom ‘Entsender’ bis zum Punkt der Vernichtung durch den ‘Übeltäter’. – Valens präsentiert diese Lehre als seine eigene und deutet zu Beginn des Kapitels an, dass sie durch die Feststellung motiviert sei, dass die Lebensspannen mancher Nativitäten dem Petosiris zum Trotz de facto die Tetartemoriongrenze überschreiten oder sie trotz des Fehlens von ‘Übeltätern’ gar nicht erreichen (Val. 3,3,2 = Nech. et Pet. frg. +8, zit. in Anm. 2484).

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Antig. Nic. F2 § 61

  : nämlich in der Himmelsmitte; vgl. den Komm. zu § 60  –. Statt   (P u. Exc.2) bietet Ep.4 : sachlich richtig, aber wohl nicht original. Zum Begriff , der in den Handschriften oft mit  verwechselt wird, vgl. Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 226,17–18             , und Heph. 3,9,20    (     ) sowie Denningmann 2005, 75f. (bes. Anm. 225). In den erhaltenen Horoskopen ist das Adjektiv  m.W. nur hier belegt. Die frühesten nicht durch Epitomai oder Paraphrasen, sondern direkt überlieferten Belege für die Junktur   stammen von Valens (4,23,4 u. 5,6,55). Überhaupt ist die Junktur in Astrologentexten selten. Sie begegnet, abgesehen von den bereits zitierten Stellen, nur noch bei Paul. Alex. 14 p. 30,23 (cf. Olymp. 11 p. 19,14) und Heph. 2,26,27.28.30 sowie auch in dem noch unpublizierten P. Oxy. inv. 68 6B.20/L       . Ptolemaios benutzt nie das Adjektiv  , sondern stets  (18mal, s. Hübner 1998a, 385, Index s.v.). Bei Val. 7,6,229 begegnet – singulär in griechischen Astrologentexten – das Adjektiv, und zwar in der Junktur    (möglicherweise ein Überlieferungsfehler). : s.o. § 56 zu dem gleichen Lemma.

F3 Der Text dieses Fragments gliedert sich wie folgt: § 62: Überleitung F2–F3 §§ 63–64: astronomische und astrologische Daten § 65: biographische Daten § 66a: astrologische Begründung zu § 65 § 66b: sonstige Charaktereigenschaften und deren Begründung § 66c: Erklärung des Todeszeitpunkts Es handelt sich ohne Zweifel um die Nativität des Cn. (oder L.) Pedanius Fuscus Salinator (PIR2 P 198. Caballos Rufino 1990, 413–415, Nr. I 44), Sohn des gleichnamigen Konsuls des Jahres 118 n.Chr. und der Iulia Pau-

Gesamtbesprechung

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lina.2878 Der Native ist Enkel des L. Iulius Ursus Servianus (PIR2 I 631, s.o. S. 1036) und Großneffe des Kaisers Hadrian. Die in der Forschungsliteratur allgemein anerkannte Identifizierung basiert auf den biographischen Angaben des Horoskops und ist das Verdienst von F. Cumont.2879 Nach Barnes 1976, 76, ist die Identifizierung des Nativen mit Pedanius Fuscus nicht nur sicher, sondern hat “extremely serious implications for the dynastic history of Hadrian’s reign.” Auch Champlin, Michelotto und Caballos Rufino bewerten den Quellenwert von F3 als sehr hoch.2880 Abgesehen von F3 gibt es nur wenige Zeugnisse für die Existenz des Pedanius Fuscus. Champlin hat sie (mit Hilfe von R. Syme) sorgfältig analysiert. Er vermutet, dass Fuscus zur Entourage Hadrians in Athen in den Jahren 128/9 n.Chr. oder 131/2 n.Chr. gehörte, wie aus dem in arabischer Sprache erhaltenen Bericht von der Unterredung Hadrians mit dem Philosophen Secundus hervorgehe.2881 Vielleicht wurde derselbe Fuscus im Jahre 134 n.Chr. in Ephesos – wiederum im Gefolge Hadrians – mit einer Inschrift (IKEph 734) geehrt.2882 Falls das so sein sollte, hätte Fuscus das Amt eines triumvir monetalis innegehabt und wäre pontifex gewesen. Die übrigen Zeugnisse betreffen den Tod des Pedanius und werden im Folgenden gesondert besprochen. Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, sahen richtig, dass die astronomischen Angaben des Textes eine Datierung auf den 6. April 113 n.Chr. erlauben (ausführlicher dazu unten im Komm. zu §§ 63–64). Als Konsequenz aus dieser astronomischen Datierung und aus der Identifizierung des anonymen Nativen mit Pedanius Fuscus wird inzwischen allgemein akzeptiert, dass Pedanius 113 n.Chr. geboren sei.2883 2878

Zu den Eltern s.u., Komm. zu § 65   . 2879 CCAG VIII 2 (1911), p. 851 (dort allerdings falsche Datierung des Todes auf 136 n.Chr.). Außerdem s. bes. Champlin 1976. 2880 Vgl. Champlin 1976, 82 (“it is of prime importance as evidence”). Caballos Rufino 1990, 414 (“una fuente de un gran valor [...] Los múltiples datos nuevos aportados por la Apotelesmática sobre este personaje en particular son un indicativo de la importancia de este tipo de fuentes, no suficientemente apreciadas en lo que a informaciones prosopográficas se refiere.” Zu Michelotto s.u. S. 1136 bei Anm. 2886. 2881 Champlin 1976, 84; vgl. Perry 1964, 127. Heide 2014, 14344. Fündling 2006, 1009. 2882 So Champlin 1976, 84–89; zustimmend Barnes 1976, 779, u. Syme 1979, 298 (= RP III 1168), beide sowohl zur Identifikation mit Pedanius als auch mit der ephesischen Inschrift; skeptisch hingegen Syme 1989, 249 (= RP VI 426f.), Michelotto 1987, 190215 (“solo un’ipotesi in attesa di verifica”), Birley 1997, 309 (“perhaps identical”). Bedenken gegen diese Identifizierung äußern ferner Raepsaet-Charlier 1987, 3881, u. Fündling 2006, 1009f. Nach Caballos Rufino 1990, 414, fehlen eindeutige Beweise. 2883 So z.B. Martin 1982, 294. Champlin 1985, 162. Birley 1997, 309. Eck 2000a.

1136

Antig. Nic. F3

Dem Text zufolge starb der Native um das 25. Lebensjahr. Dass Antigonos genau diese Zahl und keine andere bot, beweist ihre dreifache Erwähnung (§§ 62.65.66c:    ) und ihre Assoziation mit der Aufgangszeit des Stiers in § 66c; dafür, dass sie historisch gesehen Vertrauen verdient, sprechen die Argumente, dass Antigonos unsere früheste Quelle zur Lebenszeit des Pedanius ist und zwei andere von ihm gebotene Jahresangaben, die im Gegensatz zu der hier fraglichen überprüfbar sind, nachweislich zutreffen.2884 Folglich müsste der Tod des Pedanius in die Zeitspanne zwischen dem 6. April 137 n.Chr. und dem 5. April 138 n.Chr. fallen. Diese Einsicht ist wertvoll, weil die regulären historischen Quellen einander widersprechende Angaben machen: Cass. Dio 69,17,1 erwähnt die durch Hadrian verfügte Hinrichtung des Servianus und des Pedanius im Kontext der Adoption des L. Ceionius Commodus (L. Aelius Caesar, PIR2 C 605),2885 die Hadrian im Jahre 136 n.Chr. vornahm, da Servianus, der damals 90 Jahre alt gewesen sei, und Pedanius, der 18 Jahre alt gewesen sei, ihre Verärgerung über diese Adoption zu erkennen gegeben hätten. Dagegen datiert die Historia Augusta den Tod des Servianus, ohne den des Fuscus zu erwähnen, kurz vor dem Tode Hadrians (Hist. Aug. Hadr. 25,8 sub ipso mortis tempore; vgl. ebd. 15,8. 23,2–3.7–8). Die Althistoriker haben sich teils Cassius Dio, teils der Historia Augusta angeschlossen. Da Hadrian am 10. Juli 138 n.Chr. starb, spricht das Horoskop des Antigonos für die Version der Historia Augusta. Michelotto 1987 hat (anknüpfend an Valera 1973) in umfassender Kenntnis sowohl der antiken Quellen als auch der modernen Forschung gezeigt, dass es (1) bei der Frage nach der chronologischen Relation des Untergangs des Servianus und des Pedanius Fuscus zur Adoption des L. Aelius Caesar (136 n.Chr.) und des Antoninus Pius (138 n.Chr.) nicht um eine scheinbar belanglose Differenz von zwei Jahren geht, sondern um “un dato ... di importanza fondamentale”,2886 da die in den Quellen dominierende Version des Cassius Dio (136 n.Chr.) Produkt einer verfälschten 2884

Es geht dabei um Hadrians Erhebung zum Kaiser im 42. und um seinen Tod im 63. Lebensjahr (F1 § 23              ). 2885 Die Adoption fand im Jahre 136 n.Chr. statt (nach Kienast 1996, 131, “nach dem 19. Juni, vor 29. Aug.?”). Der designierte Nachfolger starb am 1. Januar 138 n.Chr. (Kienast 1996, 132). L. Ceionius Commodus war nach einer verblüffenden, inzwischen aber erledigten These von Carcopino (1949) ein unehelicher Sohn Hadrians (Birley 2000, 147; vgl. die Kritik an Carcopinos These durch Syme 1976, 298 = Syme 1983, 86f.). 2886 Michelotto 1987, 186.

Gesamtbesprechung

1137

Version der Ereignisse sei, die dem Ziel diene, jeden Schatten von Hadrians am 25. Februar 138 n.Chr. erfolgter Adoption des Antoninus Pius zu nehmen und dessen Adoptivsohn Marc Aurel gegenüber Lucius Verus (PIR2 C 606), dem natürlichen Sohn des von Hadrian zwei Jahre früher (136 n.Chr.) adoptierten L. Aelius Caesar – dieser Knabe Lucius sei der eigentlich von Hadrian vorgesehene Erbe gewesen2887 – aufzuwerten, und dass (2) das Pedanius-Horoskop des Antigonos zur Entscheidung, welche der beiden tradierten Versionen historisch wahr sei, den entscheidenden Beitrag liefere.2888 Michelotto formuliert (S. 177) die These, die wahre Chronologie der Ereignisse (Untergang des Fuscus und des Servianus 138 n.Chr.) sei auf Betreiben des Clans der Anii/Arii gefälscht worden, um, wie gesagt, jeden Schatten von der Adoption des Antoninus Pius zu nehmen (die komplizierten Einzelheiten dieser These können hier nicht diskutiert werden); da sowohl die wahre (inoffizielle, ‘ceionische’) als auch die falsche (offizielle, ‘antoninische’) Version tradiert worden seien, finde man später in der Historia Augusta beide unausgeglichen nebeneinander.2889 Bezüglich der Chronologie war schon Barnes 1978, 45, zu demselben Ergebnis gekommen: “Fuscus, therefore, should be presumed to have fallen shortly after Hadrian adopted Antoninus Pius (25 February 138).” Im Folgenden werden wir uns dieser Auffassung anschließen, den Tod des Servianus und des Pedanius also zwischen Februar 138 n.Chr. (Adoption des Antoninus Pius)2890 und April 138 n.Chr. (Vollendung des 25. Lebensjahres des Pedanius, s.o. S. 1136) und somit wenige Monate vor dem Tode Hadrians (10. Juli 138 n.Chr.) datieren. 2891 Sowohl dem Cassius 2887

Ebenso urteilen Barnes 1967b, 74–79, u. Champlin 1976, 89. Michelotto 1987, 189: “la risposta viene dall’astrologia”. Das einzige Defizit dieses Artikels ist, dass der Autor nicht nach den Quellen des Antigonos fragt und den Tod der Eltern des Pedanius im Jahre 138 n.Chr. akzeptiert (S. 190). 2889 Die Benennung der zwei Traditionen stammt von Valera 1973. 2890 Zur Verkündung des neuen, Antoninus Pius betreffenden Nachfolgeplans am 24.1.138 n.Chr. s. Birley 1997, 294. 2891 Die Ansicht, dass Pedanius und Servianus erst 138 n.Chr. starben, vertrat m.W. erstmals Cramer 1954, 178 (aufgrund der ihm bekannten, noch unveröffentlichten Datierung des Pedanius-Horoskops durch Neugebauer – van Hoesen 1959, 109; s.o. Anm. 921). Vgl. in demselben Sinne Barnes 1976, 77. Champlin 1976, 79. Barnes 1978, 45. Martin 1982, 294f. (wieder zurückgenommen ebd. 301f.). – Dem Urteil von Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, die sich aufgrund des Horoskops in etwas weiterer zeitlicher Begrenzung nicht für 138 n.Chr., sondern für “the year 137/138 as the date of execution” aussprachen, schloss sich Caballos Rufino 1990, 414 an (er spekuliert – m.E. nicht plausibel – ebd. 41515, Cassius Dio habe vielleicht absichtlich das Alter des Pedanius herabgesetzt, um die Bluttat verabscheuungswürdiger erscheinen zu lassen, erwägt fer2888

1138

Antig. Nic. F3

Dio als auch der Historia Augusta ist jeweils ein chronologischer Fehler unterlaufen: Bei Cassius Dio ist dies die vermutlich als ein Lapsus zu erklärende Angabe, Pedanius sei im Alter von 18 Jahren gestorben (69,17,1),2892 in der Historia Augusta die Erwähnung der Adoption des L. Ceionius Commodus (Hadr. 23,10) nach (tunc) dem Tod des Servianus (Hadr. 23,8).2893 Als Grund des Untergangs der beiden Angehörigen Hadrians legt F3 nahe, dass Pedanius im Zusammenhang mit der Neuregelung der kaiserlichen Nachfolge nach dem unerwarteten Tod des L. Aelius Caesar am 1. Januar 138 n.Chr. auf unvorsichtige Weise versucht hat, seine vermeintlich schicksalsgegebenen Rechte geltend zu machen.2894 ner ebd. 414 die Möglichkeit, dass Antigonos die Daten den Erfordernissen des Horoskops angepasst habe: “quizás para adecuar este dato a las necesidades del horóscopo”). Dass die Angabe des Cassius Dio falsch sei, nahm auch Wachtel an (PIR2 P 198, S. 69: “errore ut videtur”). – Der Version Dios folgen zu Unrecht Syme 1976, 29715 = Syme 1983, 8615 (Cramers Datierung [1954, 178] auf 138 n.Chr. sei “not probable”, ohne überzeugende Gründe). Syme 1979, 298 = RP III 1168 (Hadrian habe Pedanius zusammen mit seinem Großvater Ende 136 n.Chr. oder Anfang 137 n.Chr. töten lassen). Grant 1994, 9 (datiert den Tod des Pedanius und des Servianus explizit in das Jahr 136). Eck 1999a (mit seltsamer Vermischung von Informationen Dios und des Horoskops: “Pedanius Fuscus (geb. 113), ein Großneffe Hadrians, sollte nach seiner [d.h. seiner eigenen] Vorstellung Hadrians Nachfolger werden; als Hadrian Ceionius Commodus adoptiert hatte, agierten Servianus, damals 90jährig, und sein Neffe [signifikanterweise ohne Festlegung auf dessen Todesalter] gegen Hadrian; Fuscus wurde hingerichtet, Servianus wohl zur Selbsttötung gezwungen.” Dreifach falsch urteilt Raepsaet-Charlier 1987, 388, Hadrian habe den jungen Pedanius 136 n.Chr. im Alter von 18 Jahren zum Selbstmord gezwungen. – Gegenstandslos sind im Übrigen auch die in der Forschungsliteratur aufgrund des Interpolaments F1 § [22add.] geäußerten Überlegungen, Pedanius habe im November 137 n.Chr. einen Staatsstreich versucht (s.o. Anm. 1273). 2892 Ebenso urteilt Birley 1997, 291. Vgl. Manuwald 1979, 268–272 (“Exkurs: Zu einigen historischen Fehlern Dios in seinem Bericht über das J. 43 v.Chr. G.”); darin S. 270 zu zwei anderen chronologischen Fehlern. 2893 Obsolet ist damit m.E. die Frage, ob die Tötung von Servianus und Pedanius der Adoption des L. Ceionius Commodus folgte (so Cass. Dio 69,17,1 u. Syme 1968, 94 = RP II 681) oder ihr vorausging (so Hist. Aug. Hadr. 23,8–11). Birley 2000, 146, urteilt bezüglich dieser Frage: “the order of events is uncertain”; er erwägt ferner (ebd. 147), der Adoptionsplan sei vielleicht bereits im engsten Umfeld des Kaisers bekannt gewesen, aber noch nicht öffentlich gemacht worden (ebenso bereits Birley 1987, 233). Diese Erwägungen implizieren die von mir nicht geteilte Annahme, dass der Tod des Servianus und Pedanius in enger zeitlicher Relation zur Adoption des L. Ceionius Commodus (136 n.Chr.) stand. 2894 Seine Eliminierung im Interesse der Durchsetzung der Sukzessionspläne Hadrians wäre also entfernt mit der Eliminierung des ebenfalls 25-jährigen Agrippa Postumus (12 v.Chr. – 14 n.Chr.) ein Jahrhundert früher zur Durchsetzung der ebenfalls auf einen Adoptivsohn (Tiberius) gestützten Sukzessionspläne des Augustus vergleichbar, wenn-

Stellenkommentar

1139

§ 62 In der Mitte und am Ende dieses Paragraphen ist der Wortlaut in Ep.4 erheblich umfangreicher als in P, vielleicht zu Recht. Exc.2 fällt hier aus. Der Sinn ist in den Fassungen von P und Ep.4 gleich.    : s.o. zu F1 § 21  .   – : Diese Information geht den astronomischen Daten noch voraus, da sie die Relevanz dieses Horoskops für das von Heph. 2,18 traktierte Thema ‘Würden’ (bzw., wie hier, deren Umschlagen in ihr Gegenteil) klarmacht. : so richtig Ep.4 (cf. LSJ s.v. B.III.2);  P.   : Ergänzung des in P fehlenden Artikels nach Ep.4, vgl. die beiden Wiederholungen des Ausdrucks in § 65 (nur von Ep.4 überliefert) und in § 66c. An der zuletzt genannten Stelle muss der Artikel schon früh ausgefallen sein, wie sein Fehlen in der gesamten Überlieferung (P, Ep.4, Exc.2) zeigt. Vielleicht ist der Grund dort (§ 66c) die Häufung gleicher Laute (). Vgl. auch F1 § 23    , wo ebenfalls nur Ep.4 den Artikel bewahrt. – Inhaltlich abweichend spricht Cass. Dio 69,17,1 vom 18. Lebensjahr (s.o. Einleitung zu F3). – Nach der Angabe des Todesalters bietet Ep.4 den in P fehlenden Relativsatz        (‘dessen Geburtshoroskop folgendermaßen war’).

§§ 63–64 Die nun folgenden astronomischen Daten sind nur durch P zuverlässig überliefert, in Ep.4 hingegen durch Textausfälle und Verwirrungen entstellt. Daher ist die Analyse von Neugebauer – van Hoesen 1959, 108f., nur bedingt brauchbar, denn sie stützt sich auf den in § 63 beschädigten Text der Epitome, genauer gesagt auf das in der hiesigen Edition elimigleich Agrippa nicht vor, sondern erst unmittelbar nach dem Tod des Augustus getötet wurde und ungewiss ist, ob der Befehl von Augustus oder Livia oder Tiberius ausging. Vgl. Tac. ann. 1,6. Suet. Tib. 22. Cass. Dio 57,3,5. Detweiler 1970. Bellemore 2000.

1140

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

nierte Apographon i (Paris. gr. 2501, edd. Ruelle et Cumont, CCAG VIII 2, 1911, pp. 85,17 – 86,12). Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, errechnen als Datum dieser Nativität den 6. April 113 n.Chr. Astronomisch gesehen ist ebensogut der vorausgehende Tag möglich, aber wir werden sehen, dass die Quadratur des Mars zum Mond, die am 6. April beinahe perfekt ist, ein starkes astrologisches Argument zugunsten des späteren Datums ist (s.u. zu § 66a ). Um eine astronomische Rückberechnung mit Galiastro 4.3 zu ermöglichen, sind zwei Hypothesen erforderlich, zum einen bezüglich der geographischen Koordinaten des Geburtsorts, zum anderen bezüglich des Bogengrades des Aszendenten. Da der Geburtsort des Pedanius nicht bekannt ist, wird hier Rom gewählt, eine historisch plausible Hypothese, die außerdem den Vorteil hat, dass Rom nahe dem Zentrum der Mittelmeerwelt liegt und somit auch in etwa mittlere Werte bezüglich des ohnehin schmalen Spektrums divergierender astronomischer Daten für divergierende Koordinaten innerhalb dieses geographischen Raums bietet. Die Aussage des Textes, dass die Sonne und der Aszendent ihre Positionen im Widder haben, trifft in Rom am 5. April 113 n.Chr. für die Zeitspanne von 05:12 Uhr bis 06:21 Uhr Ortszeit beziehungsweise am folgenden Tag von 05:08 Uhr bis 06:17 Uhr zu. Die zweite Hypothese, auf der die folgende Tabelle basiert, ist, dass der Aszendent mit der Sonnenposition identisch ist, dass Pedanius also bei Sonnenaufgang geboren wurde. Eine direkte Konsequenz dieser Annahme ist, dass die Position des Glücksloses () mit der des Mondes identisch ist. Den mit Galiastro 4.3 ermittelten tropischen Längen für Rom (41° 54 N, 12° 29 O) sind im Falle des 6. April die Angaben von Neugebauer – van Hoesen 1959, 109 (kurz: “NH”), zur Seite gestellt, im Falle beider kalendarischer Daten außerdem die um jeweils 3° 53 höheren, auf volle Bogengrade gerundeten siderischen Äquivalente der mit Galiastro 4.3 ermittelten Längen. Diese siderischen Daten, mit denen ein antiker Astrologe wie Antigonos gerechnet haben dürfte, ergeben sich aus der oben (S. 599 mit Anm. 1085) nach Jones 1999a, I 343, zitierten Näherungsformel, die für den April 113 n.Chr. auf s = m + 6° 15 – 142 = m + 3° 53 führt.2895

2895

Zeitangaben in LMT (Local Mean Time = Ortszeit für den gewählten Meridian).

Gesamtbesprechung

Text

 ASC       

5. April 113 n.Chr., 5:43 Uhr (Rom) Galiastro sid. Äqui4.3 valent

1141

6. April 113 n.Chr., 5:41 Uhr (Rom) Galiastro NH sid. Äqui4.3 valent 15°  14° 42  19°  “sunrise”



13° 44 

18° 



4° 19 

8° 

18° 52 

19° 

23° 



1° 53 

6° 

2° 01 

2° 

6° 

   

4° 13  22° 50  3° 22  20° 49 

8°  27°  7°  25° 

6° 14  23° 04  3° 55  21° 35 

6°  23°  k.A.2896 22° 

10°  27°  8°  25° 

Tab. 30: Astronomische Daten in F3

Da F3 nur zeichengenaue Daten bietet, erübrigt sich hier ein Vergleich mit der Datenqualität der Handlichen Tafeln des Ptolemaios, wie er zu F1 und F2 angestellt wurde (s.o. S. 603, Tab. 6c, u. S. 1047, Tab. 28c). Das zweite Exzerpt bietet die astronomischen Daten, wie bereits im Falle von F2 (s.o. S. 115 u. 1048), nicht als Text, sondern in der Form eines Diagramms, das minutengenaue Positionsangaben für alle sieben Wandelsterne und gradgenaue Grenzen der zwölf Orte der Dodekatropos bietet. Die acht Positionsangaben von Exc.2 zu F3 (Luminare, Planeten, ASC) fallen ausnahmslos in dieselben Tierkreiszeichen, die P und Ep.4 in ihren ausformulierten Versionen des Textes (§ 63) bieten. Insofern gleicht der Befund demjenigen in F2. Da jedoch P und Ep.4 im Text von F3, anders als in F1 und F2, nur zeichengenaue Positionsangaben machen, ist die Diskrepanz zwischen den Daten des Textes (P und Ep.4) und denen des Diagramms (Exc.2) im Falle von F3 noch größer und erklärungsbedürftiger als im Falle von F2.

2896 Die Position der Venus berechnen Neugebauer und Van Hoesen nicht, da die Positionsangaben zu Venus und Mars im Datenblock der von ihnen benutzten Epitome fehlen (s.u. zu  –   ) und dort im Folgenden nur Mars in einem Kontext mit astronomischer Relevanz, woraus seine Position erschlossen werden kann, erwähnt wird (§ 66b          ), Venus hingegen in rein astrologischem Kontext (§ 66b     ), der keine Rückschlüsse auf ihre Position erlaubt.

1142

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

Da zeichengenaue Positionsangaben und der damit verbundene geringe Grad an astronomischer Präzision in Horoskopen des 2. Jh. n.Chr. – d.h. vor allem bei Valens – nichts Ungewöhnliches sind, entsprechen die Daten in P und Ep.4 wahrscheinlich denen, die Antigonos in seinem Handbuch hinterlassen hat. Neben dieses gegen die Authentizität der in Exc.2 überlieferten Daten sprechende Indiz tritt ein noch stärkeres, dass nämlich die inäquale Einteilung der zwölf Orte der Gepflogenheit des Antigonos, Tierkreiszeichen und Orte in eins zu setzen, widerspricht. Andererseits kann nicht a priori mit Sicherheit die Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass Antigonos die Positionsangaben zu F3 minutengenau hinterließ, die Minutenangaben aber auf den Überlieferungswegen hin zu P und Ep.4 verloren gingen und die Einteilung der zwölf Orte der Diagramme in F2 und F3 eine sekundäre Zugabe späterer Schreiber ist. Wir werden also bei der Analyse der Daten versuchen, weitere Argumente zur Klärung der Echtheitsfrage zu finden. Zugleich werden wir die wahrscheinlichere Erklärung der so präzise formulierten Daten des Diagramms in Exc.2 im Auge behalten, dass nämlich der selbstständig agierende byzantinische Anonymos, von dessen oben (S. 116) rekonstruierter Handschrift  der Codex C eine fehlerhafte Abschrift bewahrt, beide Diagramme erstellt hat. Falls diese Erklärung zutreffen sollte, wäre zu fragen, wie der besagte Anonymos die Daten generiert hat. Beginnen wir also mit der Prüfung der astronomischen Qualität der im Diagramm zu F3 überlieferten Positionsdaten. Sie lauten:  8° 9 ,  4° 12 ,  6° 10 ,  4° 5 ,  11° 3 ,  15° 20 ,  16° 14 . Zwar würden die Mond- und Merkurnotate gut zu den wahren tropischen Längen am 5. April 113 n.Chr. passen und das Saturnnotat gut zur wahren siderischen Länge an beiden fraglichen Tagen, aber in einem Horoskop des Antigonos und aller zeitgenössischen Astrologen würde man ausschließlich siderische Längenangaben erwarten. Außerdem wiegen die Fehler bei den Längen der Sonne (ca. –10° sid. / –6° trop.), des Jupiter (ca. –16° sid. / –12° trop.), der Venus (ca. +8° sid. / +12° trop.) und des Mars (ca. –9° sid. / –5° trop.) schwer, vor allem die beiden zuerst genannten. Dazu ist noch zu ergänzen, dass die Sonnenlänge des Diagramms (8° 9 ) der Textangabe in P und Ep.4, Saturn befinde sich drei Tage vor seinem heliakischen Aufgang, widerspricht. 2897 Man könnte zwar, da mehrere der genannten Fehler einen Betrag von jeweils ca. 10° (siderisch) aufweisen, erwägen, ob diese Daten Korruptelen ursprünglich korrekter siderischer Daten des verlorenen Diagramms der Vorlage von 2897

S.u. zu § 63   

Gesamtbesprechung

1143

C sind.2898 Das würde aber nicht nur mehrere hinsichtlich ihrer Berechtigung unbeweisbare Emendationen erfordern, sondern am Ende weiterhin zwei sehr unbefriedigende Daten übrig lassen (Mond und Jupiter), die mit der Qualität der astronomischen Daten in F1 und F2 unvereinbar scheinen.2899 Außerdem müsste im Falle solcher Emendationen eine sehr frühe Abspaltung der Quelle von Exc.2 von , der Quelle von P und Ep.4 (s. Stemma S. 120), sowie ein Datenverlust in  postuliert werden. Des Weiteren müsste man die Frage beantworten, warum Antigonos in F3 minutengenaue Positionsangaben gemacht hätte, während er dies im Falle des zweifellos wichtigeren Kaiserhoroskops (F1) nicht für nötig hielt. Hinzu kommt das astrologische Argument, dass die wichtige Quadratur von Mars und Mond2900 am 5. April sehr unvollkommen wäre, das Mondnotat in Exc.2 aber eindeutig unvereinbar mit dem 6. April ist, an dem die genannte Quadratur beinahe vollkommen ist. Es erscheint also sehr unwahrscheinlich, dass die Daten des Diagramms in Exc.2 auf Antigonos zurückgehen. Wie groß die Fehler des Diagramms in Exc.2 sind, zeigt auch ein Vergleich mit den bereits vorgestellten Stobart-Tafeln,2901 deren Fragmente C1 und C2 die Planetenpositionen der Jahre 104–119 n.Chr. registrieren. Nach ihnen steht Saturn vom 1. Februar 113 n.Chr. bis zum 28. Juni 114 n.Chr. im Widder, Jupiter vom 8. Dezember 112 bis zum 10. April 113 in den Fischen, Mars vom 6. März bis zum 13. April 113 im Wassermann, Venus vom 2. April bis zum 11. Mai 113 in den Fischen und Merkur vom 30. März bis zum 15. April im Widder. 2902 Bei linearer Interpolation ergibt das am 6. April die folgenden siderischen Positionen (gerundet): Saturn 4° , Jupiter 29° , Mars 25° , Venus 4° , Merkur 13° .

2898

Vgl. den ähnlichen Fall im Diagramm zu F2 bzgl. des Marsnotats (s.o. S. 1048). Selbst wenn man erwöge, das Sonnennotat   (8° 9) zu   (18° 9) oder zu   (17° 9) zu emendieren, das Jupiternotat   (11° 3) zu   (21° 3) oder (weniger wahrscheinlich, da die Diagramm in Exc.2 stets minutengenaue Angaben machen) zu  (23°), das Venusnotat   (15° 20) zu   (5° 20) und das Marsnotat   (16° 14) zu   (26° 14), würde das die Sonnen- und Marsposition nur siderisch befriedigend erklären, die Jupiterposition hingegen (wenn überhaupt) nur tropisch. Auch die Mondposition wäre nur bei tropischer Auffassung mit der Qualität der Mondpositionen in F1 und F2 vergleichbar. 2900 Siehe Diagr. 28 (S. 1229) sowie den Komm. zu § 66c, bes. S. 1250 bei Anm. 3150. 2901 Vgl. den Komm. zu F1 § 22 (Einleitung) S. 600 bei Anm. 1096. 2902 Vgl. Tafel C2 recto, coll. I–III des Originals, abgebildet und transkribiert bei Neugebauer 1942, Taf. 25 u. S. 225, sowie Neugebauer – Parker 1960–1969, III Taf. 74 u. 77. 2899

1144

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

Was die Einteilung der zwölf Orte (Dodekatropos) betrifft, ist zu beachten, dass der Text von P und Ep.4 in F3 eine zeichengenaue Positionsangabe zum Aszendenten () und gar keine Angabe zum MC macht. Untersuchen wir also die Relation der gradgenauen Daten für ASC und MC im Diagramm in Exc.2. Lässt man sich auf die Annahme von 7°  als Aszendent ein, so befremdet sogleich der astronomisch unmögliche MC-Wert von 8° : Ungeachtet der geographischen Breite muss für jeden Widder-Aszendenten x der MC-Grad im Steinbock  x sein, da der Widder viel schneller aufgeht, als die Steinbockgrade die obere Kulmination durchlaufen. Wenn man die Koordinaten der ptolemäischen Geographie zugrunde legt, ergeben die Handlichen Tafeln zu ASC = 7°  für die Breite von Alexandria (31° 0 N) den MC-Wert 4° 19 , für Rom (41° 40 N) 3° 34  und für Byzanz (43° 05 N) 3° 26 .2903 Da das Diagramm in C aber die verderbte Abschrift einer verlorenen Vorlage ist, könnte es sein, dass die Gradzahl des Aszendenten in dieser Vorlage nicht mit  (7°), sondern mit  (17°) angegeben war. Daraus ergäbe sich für relativ hohe nördliche Breiten wie die von Byzanz oder Rom (nicht jedoch für Alexandria) ein einigermaßen plausibler MCWert. Denn wenn man sich erneut auf die Handlichen Tafeln und (für die Koordinaten) auf die Geographie des Ptolemaios stützt, erhält man für ASC = 17°  auf der Breite von Byzanz einen MC-Wert von 8° 28  (das entspricht auf volle Grade gerundet der Angabe des Diagramms in C, 8° ), auf der Breite von Rom 8° 43 , auf der Breite von Alexandria hingegen 10° 17 . Zugleich zeigt sich auch hier wieder, dass das Diagramm in Exc.2 wohl nicht von Antigonos stammen kann. Denn das alte, relativ grobe Näherungsverfahren, das Paul. Alex. 30 referiert und das Antigonos im Fall von F1 und F2 wahrscheinlich benutzt hat (s.o. S. 620–630), führt bei Zugrundelegung des Klimas von Alexandria, auf das der Text ja in § 66c eindeutig Bezug nimmt, weder für ASC = 7°  noch für ASC = 17°  auf Werte nahe 8° .2904 2903

Berechnet mit Deviations von R. Mercier (s.o. S. 479). Byzanz liegt nach Ptol. geogr. 3,11,5 auf 43° 5 N und 56° O (von den Inseln der Seligen); vgl. die Europakarte Nr. 9 bei Stückelberger – Graßhoff 2006–2009, II 812f. Die wahre Breite von Byzanz ist etwas niedriger (41° 1 N). Zu den ptolemäischen Koordinaten von Rom und Alexandria s.o. Anm. 1089. 2904 Begründung: Die Aufgangszeit des Widders beträgt nach System A im Klima Ia 21° 40 RA. Der Bogen 0°–7°  entspricht knapp einem Viertel der Ausdehnung des Widders, seine Aufgangszeit also ca. ¼ x 21° 40 RA = ca. 5° 25 RA; folglich liegt das MC ca. 5° 25 von 0°  entfernt auf ca. 5° 25 . Analog gilt für den Bogen 0°–17° , dass dieser etwas mehr als die Hälfte des Widders bildet; das führt auf etwas mehr als ½

Gesamtbesprechung

1145

Auch die Spitzen der übrigen Orte der Dodekatropos weisen erhebliche Fehler auf. Es entsprechen sich zwar die Gradangaben aller diametral gegenüberliegender Orte, aber aus den Daten ergeben sich die folgenden Größen der Einzelsegmente: I/VII: 26°; II/VIII: 39°; III/IX: 26°; IV/X: 37°; V/XI: 25°; VI/XII: 27°. Das ist sphärengeometrisch unmöglich. Wir haben es also erneut mit einem ganz ähnlichen Befund wie in dem Diagramm des cod. C zu F2 zu tun. Und erneut ist zu betonen, dass jegliches System zur Einteilung der Dodekatropos, das zwischen den Grenzen der Tierkreiszeichen und denen der Orte differenziert, mit der Methode und mit der Terminologie des Antigonos, der  und   in eins setzt, unvereinbar ist. Rätselhaft bleibt bisher jedoch die Art und Weise, wie der sehr wahrscheinlich byzantinische (nicht etwa spätantike) Anonymos, von dessen verlorenem Text mit Diagrammen wir in C eine fehlerhafte Kopie besitzen, die Längen der Planeten und des Aszendenten generiert hat. Es ist so gut wie sicher, dass der besagte Anonymos den Text der Horoskope des Antigonos in einer Version vorfand, die bezüglich der Menge und Präzision der astronomischen Daten den Angaben in P und Ep.4 entsprach. Zwei Erklärungen dafür, wie aus den tradierten Daten von F2 und F3 die Diagramme in Exc.2 entstanden sein könnten, sind denkbar: (1) Es ist nicht unmöglich, dass ein byzantinischer Gelehrter ebenso wie Kroll und Cumont zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte, dass die Nativen von F1 und F3 Hadrian und Pedanius Fuscus sein müssen (s.o. Anm. 920 u. 2879). Im Falle von F1 ist diese Erkenntnis aufgrund der reichen biographischen Daten des Textes, vor allem aufgrund der Informationen, dass der Native von einem Kaiser adoptiert wurde, im 42. Lebensjahr selbst Kaiser wurde und im 63. Lebensjahr starb, leicht zu gewinnen; danach ist dann die sekundäre Einsicht, dass der Native von F3 Pedanius Fuscus sein muss, naheliegend. Falls dies so geschehen sein sollte, wäre es denkbar, dass den hypothetischen Gelehrten eine astrologisch motivierte Neugierde erfasste, das aufgrund seiner glänzenden Geburt und seines selbstverschuldeten Untergangs faszinierende Horoskop des Pedanius besser zu verstehen. Er könnte also eine Rückberechnung der Daten versucht haben. Das klingt auf den ersten Blick schwieriger, als es ist: Schon Ciceros Zeitgenosse Tarutius hatte im 1. Jh. v.Chr. eine Planetenstellung des 8. Jh. v.Chr. mit verblüffend guten Resultaten be-

x 21° 40 RA = ca. 12° RA, folglich liegt das MC ca. 12° von 0°  entfernt auf ca. 12° . Zur Erläuterung des hier benutzten Näherungsverfahrens s.o. S. 619 bei Anm. 1166.

1146

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

rechnet.2905 Der byzantinische Anonymos hätte im Prinzip ebenso vorgehen können, wie es moderne Astronomiehistoriker bei der Datierung und Analyse antiker Horoskope zu tun pflegen: Die im Text genannten Tierkreiszeichen Saturns und Jupiters erlauben eine schnelle Eingrenzung auf ein relativ schmales Zeitfenster in der Regierungszeit Hadrians, das in einem zweiten Schritt durch Einbeziehung der Positionen der übrigen Planeten und der Luminare bis auf zwei Tage (5./6. April 113 n.Chr.) reduziert werden kann. Wenn man nun den früheren dieser beiden Tage wählt, sich bezüglich des Aszendenten für die einfachste und astrologisch plausibelste Annahme, dass nämlich die Sonne aszendierte, entscheidet und die aus diesen Prämissen resultierenden astronomische Daten, den Gepflogenheiten der byzantinischen Zeit entsprechend, in tropischen Längen angibt und mit einem in inäquale Orte aufgeteilten Diagramm illustriert, könnte man wohl ein Diagramm von der Art erhalten, dessen teilweise verderbte Kopie uns in C erhalten ist. Falls die hier angestellte Spekulation zuträfe, müsste man konsequenterweise annehmen, dass derselbe Anonymos auch F1 und F2 nachgerechnet und durch Diagramme präzisiert hätte, wobei uns aber seine Auseinandersetzung mit dem Kaiserhoroskop (F1) durch den fragmentarischen Charakter von C vollständig verloren wäre. So faszinierend es auch wäre, wenn sich die hier erwogene Erklärung als zutreffend erweisen sollte, sprechen doch zwei Argumente gegen sie: Zum einen müssten die in den Diagrammen von C tradierten Daten massiv emendiert werden, um als Ergebnis einer byzantinischen Rückberechnung plausibel zu erscheinen. Dies zeigt die folgende Synopse der durch P und Ep.4 überlieferten zeichengenauen Angaben mit den minutengenauen Daten des Diagramms in C und den auf der Grundlage der Handlichen Tafeln des Ptolemaios berechneten Planetenpositionen des 5. April 113 n.Chr. bei ASC = 17°  für die ptolemäische Breite von Byzanz (43° 5 N):2906

2905

Vgl. dazu Grafton – Swerdlow 1985. Grafton – Swerdlow 1986. Heilen 2007. Berechnet mit Deviations 11. Bezüglich der ptolemäischen Koordinaten und des Aszendenten s.o. S. 1144 (bes. Anm. 2903). Am folgenden Tag betrüge die Mondlänge bei ASC = 17°  bereits 16° 57 . – Ich danke A. Jones für sein Urteil (Mail vom 26.02. 2014), dass angesichts der Datierung des cod. C (Mitte 13. Jh.), dessen verlorene Vorlage also spätestens dem 13. Jh. zuzuordnen ist, die Handlichen Tafeln das wahrscheinlichste Hilfsmittel eines byzantinischen Gelehrten wären, falls dieser wirklich eine Rückberechnung des Pedanius-Horoskops versuchen wollte. Die Ergebnisse wären bei Zugrundelegung der Syntaxis beinahe identisch mit den obigen Daten.

2906

Gesamtbesprechung

1147

P / Ep.4

C

Ptol., HT





8° 9 

12° 56 



       –

4° 12  6° 10  4° 5  11° 3  15° 20  16° 14  7°  8° 

2° 38  1° 8  7° 10  21° 55  4° 37  19° 55  17°  8° 28 

    

ASC MC

Tab. 31: Die überlieferten astronomischen Daten in F3 im Vergleich mit den ptolemäischen Daten der Handlichen Tafeln

Zum anderen ergäbe sich der widersprüchliche Befund, dass im Diagramm des Codex C zu F2 die gradgenauen siderischen Daten des aus der Antike tradierten Textes nicht zu den um jeweils mehrere Bogengrad niedrigeren tropischen Werten korrigiert, sondern nur um Bogenminuten ergänzt wurden. (2) Angesichts dieser Probleme ist als Alternative zu erwägen, dass der anonyme Verfasser der Vorlage von C weder die Identität des Nativen von F3 erkannt noch eine Rückberechnung vorgenommen, sondern die minutengenauen Planetenpositionen frei erfunden hat. Diese ernüchternde Vorstellung ist weniger attraktiv, aber realistischer, vor allem wenn man bedenkt, dass keine historische Parallele zu der unter (1) erwogenen Rückberechnung eines spätantiken Horoskops in byzantinischer Zeit bekannt ist, wohl aber eine Parallele zu der hier erwogenen willkürlichen Präzisierung astronomischer Daten. Hübner verweist auf die durch Eitelkeit motivierte Hinzufügung von Bogenminuten durch die Schule des Johannes Abramios in der Überlieferung von Ptol. apotel. 3,11, die bereits Boll vermutet und Rome später bestätigt habe.2907 Falls eine solche Erklärung auch auf die durch C tradierten Diagramme zu F2 und F3 zutrifft, hätte der Anonymos, der die Daten frei erfand, zwar die durch den Text von P und Ep.4 (§ 63) gebotene Information berücksich2907

Hübner 1998a, XXIII23: “[...] minus quod re vera accuratius computent, quam quod astronomiae peritissimi existimari desiderant”.

1148

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

tigt, dass Saturn und Mars innerhalb des Widders morgendlich zur Sonne (also auf geringerer Länge) standen, aber zwei weitere in demselben Text enthaltene Informationen missachtet, dass nämlich Saturn drei Tage vor seinem heliakischen Aufgang stand und Venus gerade ihren morgendlichen Stillstand hatte: Die Sonnendistanz Saturns müsste also ca. 12° betragen, die der Venus ca. 47°, was zumindest mit den in C überlieferten Werten unvereinbar ist, wo die Sonnendistanz Saturns nur ca. 2° beträgt, die der Venus nur ca. 23°.2908 Dass nach den Daten in C alle sieben Wandelsterne in Venus- beziehungsweise Jupiterbezirken stehen (aber kein Planet in seinem eigenen Bezirk), ist wohl eher Zufall als astrologisch motiviert. Gegen eine astrologisch wohldurchdachte Wahl der erfundenen Planetenpositionen spricht auch die bereits erwähnte sehr unvollkommene Mars-Mond-Quadratur sowie der Umstand, dass die in C tradierte Sonnenposition nicht mit dem Aszendenten zusammenfällt. Insgesamt ist also nicht davon auszugehen, dass die astronomischen Daten der Diagramme in C zu F2 und F3 authentisches Material des Antigonos bewahren. Daher werden sie in der folgenden Kommentierung keine weitere Beachtung finden. Da unsere Wahl zwischen dem 5. und 6. April, wie eingangs gesagt, aus astrologischen Gründen auf den 6. April fällt, werden sowohl im folgenden Diagramm als auch im folgenden Stellenkommentar zu F3 alle Angaben auf dieses Datum bezogen und in der für Antigonos und zeitgenössische Astrologen typischen siderischen Notation (hier = tropisch + ca. 4°) geboten. Das folgende Diagramm basiert auf der Annahme, der Aszendent entspreche der Sonnenposition (19° ) und die Länge des MC betrage für Alexandria (A) 13° 43 20  beziehungsweise für Rom (R) 10° 33 20 :2909

2908 In Wahrheit war Venus bei der Geburt des Pedanius schon seit fast drei Wochen wieder rechtläufig (s.u. Komm. zu § 63     ), was der byzantinische Anonymos aber ohne Kenntnis des kalendarischen Datums des Horoskops und ohne eine Rückberechnung nicht wissen konnte. 2909 Berechnet nach der Klimatafel oben S. 624 und der Methode von Paul. Alex. 30 (s. o. S. 619 nach Anm. 1166).

Gesamtbesprechung





ASC



 A R





1149





   

40





OCC





 7



3











Diagr. 26: Hor. gr. 113.IV.5–6 (F3)

So etwa muss sich Antigonos die Geburtskonstellation gedacht haben. Bezüglich der inneren Planeten Merkur und Venus, deren Lauf besonders schwer zu berechnen war, ging er vielleicht von um einige Grad divergierenden Werten aus. Daraus ergeben sich aber keine für die Interpretation bedeutsamen Änderungen, weil im Falle der Venus nur wichtig ist, dass sie in den Fischen steht (und das besagt § 63 ja explizit), im Falle des Merkur, dass er im Widder steht und vor der Sonne aufgeht, was durch § 63     ebenfalls gesichert ist. Im Vergleich mit dem Beginn des Hadrianhoroskops fällt noch auf, dass die astronomischen und astrologischen Angaben in den eröffnenden Paragraphen der dritten Nativität (und ebenso der zweiten, s. F2 §§ 54– 55) erheblich detailreicher sind. Zu den möglichen Gründen dieses Befundes sowie zur Reihenfolge der Positionsangaben s.o. im einleitenden Kommentar zu F1 § 22. Nur die Angabe des MC und eventueller weiterer Kardinalpunkte fehlt hier in §§ 63–64. Ein Textausfall ist denkbar, aber unwahrscheinlich: Da Antigonos die Planetenpositionen und den Aszendenten hier nur zeichengenau bestimmt, wäre auch für die Himmelsmitte nur ein zeichengenauer Wert zu erwarten. Den zu nennen ist aber müßig, da es für jeden Leser, der über das zum Verständnis von §§ 62–66c nötige Wissen verfügt, eine Selbstverständlichkeit ist, dass die Himmelsmitte im Steinbock liegt, drei Zeichen vom Widder entfernt (denn bei ASC = 0°  gilt MC = 0° , und bei jedem Widder-Aszendenten liegt

1150

Antig. Nic. F3 §§ 63–64

das MC im Steinbock). In der folgenden Lebensbeschreibung des Nativen wird die Himmelsmitte zweimal in einer Weise erwähnt, die voraussetzt, dass dem Leser ihre Position im Steinbock klar ist (§§ 66a u. 66b).

§ 63        : s.o. zu F1 § 50    : Der Nachweis bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, dass der Mond (und damit auch das Glückslos, s.u.) im Stier, nicht im Skorpion stehen muss, erübrigt sich, da es sich im CCAG VIII 2 (1911), pp. 85,21 () u. 85,24 (), worauf Neugebauer und van Hoesen sich stützten, um fehlerhafte Lesungen des Stiersymbols durch den Editor Ruelle handelte.            : so P mit Bezug auf den soeben genannten Saturn im Widder; Ep.4 hingegen bietet     mit Bezug auf den Mond und nennt Saturn erst später zusammen mit Merkur. Jede der beiden Versionen ist inhaltlich nachvollziehbar, bietet jedoch zugleich Unvollkommenheiten: Saturn (ca. 6° ) steht zum Zeitpunkt der Geburt ca. 13° von der Sonne (ca. 19° ) entfernt. Nach Galiastro 4.3 beträgt die exakte Längendifferenz 12° 40 57. Die Distanz wird folglich, da die Sonne sich von Saturn fortbewegt, nach drei Tagen ca. 15°–16° betragen (nach Galiastro 4.3: 15° 12 12). Für das Heraustreten eines Planeten aus dem Glanz der Sonne rechnete die antike Astrologie mit der für alle Planeten gültigen Standarddistanz von 15° (s.o. zu F1 § 26  – ). Da Antigonos in F1 § 51 die Untersuchung aller Planetenpositionen am 3., 7. und 40. Tag nach der Geburt empfiehlt, ist der Hinweis auf seinen hier bevorstehenden heliakischen Aufgang am 3. Tag astrologisch sinnvoll; nur würde man, was die Grammatik betrifft, eher eine futurische Formulierung erwarten, entweder            /2910 oder     . 2910

Vgl. F1 § 26  [sc.  ]          und die oben S. 912f. nach Dorotheos zitierten Beispiele.

Stellenkommentar

1151

Der Mond (ca. 23° ) ist bereits ca. 34° von der Sonne (ca. 19° ) entfernt, mit der er drei Tage zuvor am Nachmittag des 3. April 113 n.Chr. in Konjunktion getreten war. Goldstine 1973, 93, gibt als Datum des letzten Neumonds den 03.04.113 n.Chr., 20:20 Uhr, an. Der einzige plausible Sinn, den man Ep.4 abgewinnen kann, ist also, dass am Geburtstag des Nativen der Mond drei Tage nach seiner Konjunktion mit der Sonne abends wieder sichtbar wurde.2911 Genau genommen muss die Mondsichel aber schon am Vorabend (5. April) bereits wieder nach Sonnenuntergang sichtbar gewesen sein, da der Mond zu diesem Zeitpunkt ja bereits ca. 20° von der Sonne entfernt war und somit die zuvor erwähnte astrologische Standarddistanz für das Heraustreten eines Planeten aus dem Glanz der Sonne (15°) deutlich überschritten hatte.2912 Außerdem ist zu beanstanden, dass es m.W. keine Parallelen zur Beachtung des dritten Tages nach dem Vollmond in genethlialogischem Kontext gibt. Die einzige entfernt vergleichbare Stelle ist Ptol. apotel. 2,14,4 (zitiert und übersetzt oben S. 974); sie stammt jedoch aus einem universalastrologischen Kontext.2913 Die Textversionen in P und Ep.4 weichen inhaltlich so stark voneinander ab, dass sie wohl nur durch die intentionelle Umgestaltung des ursprünglichen Textes in einem der beiden Überlieferungsstränge erklärbar sind. Dem Schreiber von P ist eine solche Eigenmächtigkeit nicht zuzutrauen, eher schon dem Verfasser von Ep.4. Dieses Argument ist freilich insofern schwach, als der ‘Täter’ ein unbekannter, kompetenterer Vorgänger des Schreibers von P gewesen sein könnte. Aber es gibt ein Argument, das die theoretisch denkbare Änderung vom Wortlaut Ep.4 hin zum Wortlaut P zu egal welchem Zeitpunkt der Überlieferungsgeschichte fast sicher ausschließt: Da F3 offenbar von Anfang an nur zeichengenaue Planetenpositionen bot, konnte kein Schreiber wissen, dass Saturn tatsächlich drei Tage später seinen heliakischen Aufgang haben würde.

2911

Neugebauer – van Hoesen 1959, 108, übersetzen Ep.4 falsch: “3 days after its evening rising”. 2912 Für den Geburtstag selbst (6. April) gilt, was Neugebauer – van Hoesen 1959, 41, zu einem ganz ähnlichen Fall, Nr. 137a, Z. 8–9, = Nr. 137b, Z. 7–8 (beide = Hor. gr. 137.XII.4) schreiben: “The moon is about 3 days past conjunction and therefore again clearly visible.” 2913 Selbst wenn man statt des 3. Tages nach dem Vollmond den 3. Tag vor der Geburt beachten wollte, was im hiesigen Fall auf dasselbe hinausliefe, bietet die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes dazu keine Parallelen. Sie kennt, was die relativ seltene Beachtung bestimmter Tage vor der Geburt betrifft, nur die des siebten, nicht jedoch die des dritten. Zum 7. Tag vor der Geburt s.o. S. 902–905, Tab. 21, zu Titus Pitenius, Porphyrios, dem anonymen Pythagoreer und Paulos Alexandrinos.

1152

Antig. Nic. F3 § 63

Was hingegen Ep.4 betrifft, ist auch ein mögliches Motiv der Textänderung erkennbar, sofern man die Prämisse akzeptiert, dass P den ursprünglichen Wortlaut bewahrt: Erstens ist der Zusatz zu Saturn, wie schon festgestellt, bezüglich der Tempuswahl unvollkommen; zweitens besagt der Text zweifelsfrei, dass Saturn sich      befand (vgl. die folgenden Worte    ),2914 und drittens ist es für einen Leser, der die Identität des Nativen und sein historisches Geburtstagsdatum nicht kennt, angesichts der nur zeichengenauen Positionsangaben ungewiss, wieviele Tage dieser Zustand noch andauern wird. Der Mond hingegen ist, da er dem Text zufolge ein Tierkreiszeichen von der Sonne entfernt steht und 3 x 13° (die mittlere tägliche Mondbewegung) 39° macht, vermutlich genau die drei Tage von ihr entfernt, die im Text ja ‘irgendwie’ Erwähnung finden. Dies könnte den Verfasser von Ep.4 bewogen haben anzunehmen, dass das participium coniunctum       im Text an die falsche Stelle verrutscht und von einem Vorgänger notdürftig grammatisch an Saturn angepasst worden sei; er selbst hätte folglich den ‘Fehler’ rückgängig gemacht und dabei aus grammatischen Gründen  zu  und aus astronomischen Gründen   zu ‘korrigiert’. Die Überzeugung, dass hier nicht Ep.4, sondern P den ursprünglichen Wortlaut bewahrt, wird durch zwei weitere Beobachtungen noch bestärkt. Zum einen ist die bereits oben monierte Tempuswahl nicht singulär. Man findet zwar in Formulierungen dieser Art üblicherweise ein futurisches Partizip oder eine Konstruktion mit  + Infinitiv, aber eine bezüglich der Tempuswahl unpräzise, mit P vergleichbare Formulierung bietet z.B. auch Rhet. epit. 4,19 (CCAG VIII 1, 1929, p. 240,10):  2915 . Darüber hinaus erfüllt der Hinweis auf Saturns bevorstehenden heliakischen Aufgang einen astrologischen Sinn. Im Kommentar zu F1 §§ 50–51 wurde gezeigt, dass Antigonos die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes und aller übrigen Planeten, an die er im Falle jedes einzelnen Horoskops erinnert (hier: F3 § 64), dazu benutzt, biographische Ereignisse in der Jugend, im reifen Alten und am Lebensende der Nativen zu deuten. Analog dazu, dass Antigonos im Falle von F1 den 7 Tage nach der Geburt Hadrians bevorstehenden heliakischen Aufgang des königlichen ‘Wohltäters’ Jupiter in F1 § 26 explizit als eines der Argumente 2914 2915

Zu  vgl. F2 § 54  (ubi pl.). Ausführlicheres Zitat oben S. 1069 bei Anm. 2720 (die Hss. bieten  statt ).

Stellenkommentar

1153

anführt, warum der Native im 42. Lebensjahr (also in reifen Jahren) Kaiser wurde, darf man wohl annehmen, dass er im Falle von F3 den 3 Tage nach der Geburt des Pedanius bevorstehenden heliakischen Aufgang des ‘Übeltäters’ Saturn, auch wenn er dies nicht explizit sagt, als ein Argument dafür angesehen hätte, warum der Native im 25. Lebensjahr (also in jungen Jahren) ein schlimmes Ende fand. 2916 Da sich das Saturnnotat in P als plausibel und echt erwiesen hat, ist implizit klar, was ohnehin zu vermuten war, dass nämlich Antigonos in F3 ebenso wie zuvor in F1 und F2 die Planetenpositionen gradgenau – und zwar erfolgreich – bestimmt hat, auch wenn er seine Ergebnisse dem Leser nicht mitteilt.2917 Da jedoch Neugebauer und van Hoesen in Unkenntnis der Überlieferung in P von der in Ep.4 gebotenen Version des Textes ausgingen, mussten sie, da ja der Neumond ihres Wissens auf den 3. April fiel und Ep.4 behauptet, seitdem seien drei Tage vergangen, das Horoskop auf den 6. April datieren, ohne die Alternative (5. April) überhaupt zu nennen. Diese Eingrenzung entfällt jetzt für uns, da wir P der Epitome vorziehen, doch sie kommt, kaum dass wir sie gleichsam zur Vordertür hinausgejagt haben, durch die Hintertür wieder herein, da zwei Neugebauer und van Hoesen noch nicht bewusste Gründe erneut dem 6. April gegenüber dem 5. April den Vorzug geben: zum einen der gerade genannte heliakische Aufgang Saturns, der aber angesichts der Differenz von nur einem Grad bezüglich der Distanz Sonne – Saturn ein schwaches astronomisches Argument ist, zum anderen die Quadratur Mars – Mond, die angesichts der großen Differenz zwischen beiden Tagen ein starkes astrologisches Argument zugunsten des 6. April ist.   : Merkur (ca. 10° ) geht vor der Sonne (ca. 19° ) auf und steht somit morgendlich ‘unter ihren Strahlen’. Da er am 6. April 113 n.Chr. rechtläufig war, eilt er weiter auf sie zu; die Konjunktion fiel auf den 13. April. Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, die nur den Wortlaut von Ep. 4 kennen, kommentieren: “Mercury is retrograde as morning star and thus ‘in morning setting’ and the same terminology is crudely applied to Saturn which is very close to Mercury.” Im ersten Teil dieser Aussage liegt ein merkwürdiger Gedankenfehler, im zweiten ein terminologisches Missverständnis. Denn Mer2916

Man könnte einwenden, dass Saturn eher Tod durch Krankheit symbolisiert, Mars hingegen Tod durch Gewalteinwirkung (spez. Enthauptung), aber andererseits passt Saturn in diesem besonderen Fall doch gut, weil er schon in F1 § 47 beim Thema Familienkonflikte den kaiserlichen Großonkel Hadrian symbolisiert hatte. 2917 Zu einem möglichen Grund dafür s.u. S. 1251.

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Antig. Nic. F3 § 63

kur war nicht retrograd im Sinne des astronomischen terminus technicus, sondern er war im Begriff, rechtläufig zur Sonne zurückzukehren. Weil Neugebauer die tatsächlichen Verhältnisse durchaus richtig sah, dass sich nämlich am fraglichen Datum Merkur und Saturn relativ zur Sonne in entgegengesetzte Richtungen bewegten (Merkur zu ihr hin, Saturn von ihr weg), verfasste er den zweiten Teil der oben zitierten Ausage. Aber der astrologische terminus technicus      bedeutet nicht, dass der betreffende Planet seinen heliakischen Untergang vollzieht oder (so wie hier Merkur) diesen bereits vollzogen hat und sich der Sonne weiter nähert (wenn das so wäre, wäre das Urteil “crudely applied to Saturn” berechtigt), sondern dass der Planet auf geringerer Länge als die Sonne weniger als 15° von ihr entfernt steht. Dabei ist es egal, ob er rechtläufig oder rückläufig ist (s.o. zu F1 § 27     , Punkt 3).2918 Diese astrologische Definition trifft hier auf Merkur und Saturn gleichermaßen zu.         : Da der Text die Planetenpositionen nur zeichengenau bietet, weiß der antike Leser nicht, ob gemeint ist, dass Jupiter am Tag der Geburt des Nativen gerade seinen heliakischen Aufgang vollzieht (das wäre möglich, wenn die Sonne näher an der Grenze zu den Fischen stände) oder sich bereits in der daran anschließenden, über Wochen und Monate andauernden Phase der Sichtbarkeit befindet. Gemeint ist die zuletzt genannte Deutung. Die Formulierung ist also sinngleich mit F1 § 27    (vgl. den Komm. z.St., Punkt 3).  –     : Die Angaben zu Venus und Mars sind in Ep.4 ausgefallen, offenbar aufgrund eines saut du même au même (   ). Vielleicht bot Hephaistions Exzerpt also ursprünglich zu Mars nicht die durch P überlieferte Wortfolge    , sondern die üblichere Wortfolge   . Der in Ep.4 offenbar eingetretene Augensprung setzt das aber nicht notwendig voraus, und in F2 § 54 bietet P ein weiteres Mal (dort in Übereinstimmung mit  . Eine Emendation der hiesigen Stelle verbietet Ep.4)    sich also. – Man beachte, dass hier nicht nur P vermerkt, in welchen Tierkreiszeichen Venus und Mars stehen, sondern auch das Diagramm des cod. C (Exc.2). 2918

Siehe auch Denningmann 2005, 450–455 mit Tab. 21 (S. 455) zur Verdeutlichung der Unabhängigkeit von (Un-)Sichtbarkeitsphasen und synodischem Lauf der Planeten. Siehe auch ebd. 454986.

Stellenkommentar

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    : In Wahrheit hatte Venus, die seit Anfang Februar rückläufig gewesen war, bereits in den frühen Morgenstunden des 19. März auf 28° 21  (trop., = ca. 2°  sid.) ihren zweiten scheinbaren Stillstand2919 erreicht und war seitdem wieder rechtläufig. Sie befand sich somit am 6. April 113 n.Chr. bereits 18 Tage beziehungsweise ca. 6° von ihrem letzten     entfernt. Fehler dieser Art sind wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass die Astrologen Almanache benutzten, in denen für bestimmte Zeitpunkte astrologisch signifikante Momente der Planetenbewegungen wie Stillstände, heliakische Auf- und Untergänge u.ä. notiert waren; die folgenden Tage wurden dann nicht selten kurzerhand so behandelt, als träfe die zuletzt genannte Besonderheit weiterhin zu. Besonders deutlich ist dieses Phänomen im Falle der Vollund Neumondnotate in bestimmten Texten.2920 Dies ist die einzige Erwähnung eines planetaren Stillstandes in den Antigonos-Fragmenten. In anderen astrologischen Texten werden die Stillstände mehrmals als Schwächung oder Verzögerung der jeweiligen Planetenwirkung gedeutet, speziell dann, wenn es sich um den ersten Stillstand handelt, mit dem die Retrogradation und der erdnahe Teil der Bewegung beginnt, hingegen als Stärkung und Beschleunigung, wenn es sich um den zweiten Stillstand handelt, mit dem die Rechtläufigkeit und erdferne Bewegung beginnt. Schon nach einem alten universalastrologischen Fragment bei Heph. 1,23,11 (= Nech. et Pet. frg. 12,42–44), das ausdrücklich auf die Erdnähe beziehungsweise -ferne der Planeten Bezug nimmt, üben beim Aufgang des Sirius die Planeten, wenn sie gerade ihren zweiten Stillstand haben, ihre typischen Wirkungen besonders kräftig aus.2921 Die positivere Bewertung der zweiten Stillstände findet sich auch bei Val. 4,14,4–6 und Firm. math. 5,4,10, eine ohne Differenzierung als Stärkung bewertete Formulierung zu Stillständen bei Firm. math. 7,20,9, eine ohne Differenzierung negativ formulierte Bewertung von Stillstän2919

Der scheinbare Stillstand eines Planeten () ist terminologisch streng getrennt von seiner Position (; s.o. zu F1 § 26 ). 2920 Siehe oben S. 743, Anm. 1680, sowie auch Baccani 1992, 89, mit Verweis auf Toomer in seiner Edition von P. Oxy. XXXI 2555 (Hor. gr. 46.V.13; mehr zu diesem Horoskop im Folgenden). 2921 Der Text lautet:           [conieci coll. Heph. epit. 4,20,11,  Pingree secutus L] (‘Jeder von ihnen zeigt bei den Stillständen [sc. Stärke oder Schwäche] an, und vor allem beim zweiten Stillstand stärkt er die tatsächliche Auswirkung des ihm eigenen Potentials’). Zum besseren Verständnis vgl. Heph. 1,23,8–9, bes. die Worte       (= Nech. et Pet. frg. 12,31–32).

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den bei Dor. p. 397,17–18.22–23 = Heph. 3,30,10.12 und Val. 5,7,15.2922 Meines Wissens singulär (und vermutlich in Abkehr von der Vulgata) bewertet Ptol. apotel. 3,12,9 im Kontext der körperlichen Konstitution von Nativen den zweiten Stillstand sogar deutlich schlechter als den ersten; noch schlechter sei dann der folgende heliakische Untergang.2923 BouchéLeclercq hat meines Erachtens richtig erkannt, dass die größere Zahl überlieferter Hinweise auf zweite Stillstände in Horoskopen dadurch zu erklären ist, dass diese als astrologisch vorteilhaft verstanden wurden.2924 Die seither neu hinzugekommenen relevanten Texte (Antig. F3, P. Oxy. XXXI 2555, P. Oxy. astron. 4281 sowie ein später Text von Eutokios, die alle im Folgenden vorgestellt werden), 2925 bestätigen Bouché-Leclercqs Eindruck, teilweise auch indirekt durch Hinweise darauf, dass der erste (!) Stillstand noch nicht erreicht sei. Ein solcher Text ist das späte Lehrhoroskop des Eutokios von Askalon (Hor. gr. 497.X.28), zu dem Neugebauer – van Hoesen 1959, 157, einen Kommentar abgeben, dessen erster Satz aufgrund eines Flüchtigkeitsfehlers schlichtweg falsch ist: “All four remaining planets [sc. Jupiter, Mars, Venus, Mercury] are said to be in their first station. In fact, Jupiter is about two months before this point, Mars almost twice as much.” In Wahrheit sagt der Text mit der stereotypen Formel  /-   , dass alle vier noch nicht ihren ersten Stillstand erreicht hatten.2926 2922

Der Text lautet:                . Hier ist zu erwägen, ob die Konjektur Pingrees nicht von  zu   zu erweitern und damit auf die zweiten Stillstände zu begrenzen ist. 2923 Vgl. zu dieser Stelle Bouché-Leclercq 1899, 4291, sowie auch Ptol. apotel. 1,24,3. – Eine systematische Untersuchung aller astrologischen Belege für Formen des Substantivs  und des Verbs  würde das oben gezeichnete Bild vervollständigen und vermutlich auch bestätigen. 2924 Bouché-Leclercq 1899, 1131: “Le fait est que les astrologues égyptiens, voulant sans doute donner le maximum d’efficacité aux planètes dans les thèmes de géniture que nous possédons, les notent comme étant   [...].” 2925 Die 121 (plus 2, s.o. Anm. 158) Horoskope in den Anthologien des Valens bieten keinen einzigen relevanten Fall. (Die Belege für  und  in Kapitel 1,18, das der Findung von Planetenpositionen auf der Grundlage des kalendarischen Datums dient und zur Illustration Hor. gr. 110.III.15, Hor. gr. 119.XI.27 u. Hor. gr. 120.II.8 bietet, sind irrelevant). 2926 Rhet. 6,52,20.24.28.32 = CCAG IV (1903), pp. 107,23 (Jupiter). 108,1–2 (Mars). 108,17–18 (Venus). 108, 108,29 (Merkur). Zu Saturn notiert Eutokios in demselben Horoskop, er bewege sich vom ersten Stillstand fort (Rhet. 6,52,16 = CCAG IV p. 107,12– 13). Der zitierte Fehler ist um so irreführender, als die minutengenauen Längen- u. Breitenangaben für die Planeten und zahlreiche Fixsterne in diesem Horoskop den wah-

Stellenkommentar

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Für F3 sind jedoch eher Stillstandsnotate in frühen Originalhoroskopen von größerem Interesse. Wir besitzen die folgenden: – In P. Oxy. XXXI 2555 (Hor. gr. 46.V.13), ll. 8–14, heißt es, Saturn befinde sich im ersten Stillstand und Jupiter im zweiten. In Wahrheit lag nach Baccani 1992, 88f., der erste Stillstand Saturns bereits mehr als einen Monat zurück und der zweite Jupiters sogar ca. zwei Monate. Nach Verweisen auf weitere ungenaue Angaben dieser Art in Hor. gr. 81.III.31 und Hor. gr. 137.XII.4 (zu beiden s.u.) resümiert Baccani (ebd. 89): “Vi è quindi una certa elasticità nel considerare i punti stazionari”. Beide zitierten Angaben dieses Horoskops sind positiv für den Nativen, da sie implizieren, dass der ‘Übeltäter’ Saturn geschwächt ist und der ‘Wohltäter’ Jupiter gestärkt. – P. Lond. I 130 (Hor. gr. 81.III.31), col. V, ll. 119–120 (Jupiter):  . – P. Paris 19 (Hor. gr. 137.XII.4), Z. 11.13.17 = P. Lond. I 110, Z. [10].13.17 = Paris 19bis, Z. 137c, II 8: Saturn, Jupiter und Mars befinden sich alle drei in ihrem zweiten Stillstand (vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 41, ad loc.: “This is correct for Jupiter but Saturn is about 2½ months beyond it and Mars is about 4½ months past his second station.”). – Das nicht datierbare Fragment eines Horoskops des 2. Jh. n.Chr. in P. Oxy. astron. 4281 vermerkt (Z. 4, zu Saturn):   (Jones 1999a, II 430). Für F3 erhellt aus dem bisherigen Überblick, dass Venus im Horoskop des Pedanius eine gestärkte Rolle spielt, was noch dadurch unterstrichen wird, dass sie ja in Wahrheit bereits wieder an rechtläufiger Bewegung zugelegt hatte (s.o. zu Beginn dieses Kommentars). Außerdem verdient Beachtung, dass Pedanius morgens bei Sonnenaufgang geboren wurde: Venus war also vor Sonnenaufgang als Morgenstern hell leuchtend am östlichen Horizont sichtbar. All das verdient deshalb Erwähnung, weil Antigonos den Pedanius ja unter anderem aufgrund seiner ungebührlichen erotischen Umtriebe diskreditiert und diese Charakterschwäche in § 66b durch Venus begründet. Jene knappe Erklärung wird erst durch das hier Gesagte verständlich.   : Die Formulierung ist (wie schon zuvor im Falle Jupiters) sinngleich mit F1 § 27       (s. den dortigen Komm., Punkt 3). ren Daten, was man ja angesichts des namhaften Autors Eutokios auch erwarten durfte, sehr nahe kommen (vgl. die Analyse bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 152–157).

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      : Der folgende Stellenkommentar gliedert sich in eine Einleitung zu astrologischen Losen im Allgemeinen und dem Konzept des Glücksloses im Besonderen (S. 1158), eine Sichtung und Auswertung der relevanten Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’ zum Glückslos (S. 1160), Angaben zur Zahl und Berechnungsmethode des Glücksloses in erhaltenen Horoskopen (S. 1168), einen Exkurs zur Deutung des Petosiriszitats in Val. 9,2,7 (S. 1171) und zuletzt eine Anwendung der gewonnenen Ergebnisse auf alle drei Horoskope des Antigonos (S. 1180). Dabei versteht sich dieser Stellenkommentar nicht als erschöpfende Behandlung des Themas. Dafür wäre vielmehr eine monographische Untersuchung ähnlich derjenigen erforderlich, die Greenbaum 2009 in ihrer beispielhaften Dissertation über den Daimon und das Los des Daimons in der hellenistischen Astrologie vorgelegt hat. 2927 Aufgrund dieser Beschränkung wird auf eine systematische Auswertung der theoretischen Kapitel zum Glückslos in den Handbüchern antiker Astrologen verzichtet. Verzichtet wird ferner, da der Text hier eine reine Positionsangabe ohne apotelesmatische Aussagen bietet, auf eine Analyse der Lehren zur Prognostik auf der Grundlage des Glücksloses. Der  ist das wichtigste und vermutlich auch älteste von mehreren astrologischen Losen. Paulos Alexandrinos bespricht in seinem 23. Kapitel (   ) sieben Lose, die die alte, heute verlorene hermetische Schrift Panaretos2928 (‘All-Tugend’) geboten habe. Sie heißen Los des Glücks, des Daimon, des Eros, der Notwendigkeit, des Wagemuts, des Sieges und der Vergeltung (             ).2929 Mehr oder weniger zahlreiche Lose behandeln auch Manil. 3,160–202. Val. 2,3. 2,19. 2,23–27. 4,25. 2927

Allzu knapp und z.T. fehlerhaft ist die Sacherklärung zum Glückslos bei BouchéLeclercq 1899, 289–292 (schon Kroll 1935, 2166,56, konstatierte dort “einige Versehen”). Außerdem konzentriert Bouché-Leclercq sich auf die älteste im Original erhaltene Quelle, Manil. 3,160–202, während wir vor allem die relevanten Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’ untersuchen wollen. 2928 Dazu s. Gundel – Gundel 1966, 16 u. 238. 2929 Vgl. den Kommentar von Olymp. 21–22. – Die einzige mir bekannte praktische Anwendung aller sieben genannten Lose (und zwar in derselben Reihenfolge wie oben) bietet der noch unpublizierte P. Berlin 9825 (Hor. gr. 319.XI.18–19). Vier der Lose (Glück, Daimon, Eros, Notwendigkeit) behandeln auch P. Princeton II 75 (Hor. gr. 138– 161), Z. 2–10, PSI I 23,a (Hor. gr. 338.XII.24), Z. 13–16 sowie P. Oxy. astron. 4277 (Hor. gr. 150–250b), fr. 1, coll. II–III. Die Reihenfolge entspricht in allen drei Fällen der von Paulos Alexandrinos nach der Panaretos referierten (in P. Princeton II 75 u. PSI I 23,a ist der Befund eindeutig; P. Oxy. astron. 4277 bricht beim  ab).

Stellenkommentar

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Antioch. epit. 2,47–48 (ex thes.), CCAG I (1898), pp. 160,11–162,27 (= Rhet. 5,47–48). Firm. math. 4,17–18. Rhet. 5,54,17–42 (= CCAG VIII 4, 1921, pp. 120,27–123,6); hinzu kommen viele verstreute Stellen bei Dorotheos, Ps.-Manethon, Ptolemaios, Hephaistion und anderen Autoren. Antigonos erwähnt in den erhaltenen Fragmenten nur das Glückslos, und auch dieses nur hier in F3. Seine nur zeichengenaue Bestimmung des Loses entspricht wahrscheinlich der ältesten Praxis. 2930 Wegen seiner großen Bedeutung in der Genethlialogie hat das Glückslos in den Handschriften ein eigenes konventionelles Zeichen , das Bouché-Leclercq als rota Fortunae oder als Hieroglyphe der Zeit deutet.2931 Konzeptionell am engsten mit dem Glückslos verbunden ist, wie sich noch zeigen wird, das Los des Daimon, auf das auch zahlenmäßig die zweitgrößte (im Vergleich zum Glückslos aber erheblich kleinere) Zahl an Belegen in den antiken Texten entfällt. Eine wichtige Anregung für die Entwicklung der Lehre von diesen beiden astrologischen Losen scheint der platonische Mythos von Er am Ende der Politeia (617D-E) geboten zu haben. 2932 Die Entwicklung eines speziellen    trägt außerdem einem religiösen Bedürfnis der hellenistischen Epoche Rechnung, in der die Göttin des Zufalls () auf Kosten der traditionellen Götter der olympischen Religion eine sehr bedeutende Rolle spielte und durch eigene Kulte sowie auch literarische Hymnen verehrt wurde.2933 Wenn man nun dem Zufall als wichtigem Faktor in individuellen Lebensläufen einen eigenen Ort im Horoskop zuweisen, ihn so prognostizierbar machen und ihm ein wenig von seiner besorgniserregenden Macht nehmen wollte, war zweifellos aus der Gruppe der Luminare und Planeten der Mond mit seinen immerfort wechselnden Phasen der geeignetste Kandidat, um im Rahmen einer Rechenmethode die Wechselhaftigkeit des Zufalls zu symbolisieren, übrigens auch deshalb, weil der Mond und der Zufall im Griechischen beide feminin sind ( und ).2934 Es verwundert also nicht, dass die zodiakale Länge des Mondes eine zentrale Rolle in der Definition des   , auf die 2930

Vgl. Holden 1996, 46111 a.E. 76182 (daher nenne Firmicus die Lose zuweilen loci [ohne Beleg; vgl. Firm. math. 4,17–18 u. Manil. 3,171.201]). 92. 2931 Bouché-Leclercq 1899, 2881. 2932 Ausführlich dazu Greenbaum 2009, 162–165. 2933 Zum Wesen und zur astrologischen Relevanz der  vgl. Bouché-Leclercq 1891, bes. 305–307. Siehe ferner Sfameni Gasparro 1997. Zu einem auf P. Berlin 9734 erhaltenen Tyche-Hymnos s. Furley 2010. 2934 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 289, sowie einen bisher übersehenen Beweis für die Richtigkeit seiner Erklärung in Val. 9,2,2 (s.u. Anm. 2965).

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Antig. Nic. F3 § 63

im Folgenden näher einzugehen sein wird, spielt. Aus dem bisher Gesagten wird zugleich klar, dass die geläufige deutsche Übersetzung ‘Glückslos’ nicht ganz treffend ist, da sie den von Manilius, Firmicus und anderen lateinisch schreibenden Astrologen benutzten Begriff locus Fortunae übersetzt, ohne dass der erste Teil des deutschen Kompositums die semantische Breite des Wortes Fortuna besitzt, die ebenso glückliche wie unglückliche Zufälle umfasst. Aufgrund der impliziten Personifikation wird hier mit Majuskel gedruckt und somit die von dem Religionshistoriker Bouché-Leclercq (z.B. 1899, 2911) initiierte Praxis, der auch Baccani 1992 und andere Editoren folgen, fortgesetzt.2935 Dem steht der Usus des Mathematikhistorikers Pingree in seinen Editionen griechisch-römischer Astrologentexte entgegen (). Regelmäßige Kleinschreibung praktiziert auch Hübner 1998a in seiner Ptolemaiosausgabe, in jenem Sonderfall zu Recht, da Ptolemaios ja als einziger astrologischer Autor der Antike sehr darauf bedacht ist, alle Einzellehren auf physische Ursachen zurückzuführen und irrationale Elemente zu beseitigen. 2936 Die hier gewählte Betonung der Personifikation der Tyche versteht sich zugleich als Tribut an eine im anthropologischen Sinne emische Rekonstruktion des Antigonostextes.2937 Das Glückslos behandelten schon ‘Nechepsos und Petosiris’. Die relevanten Textstellen werden hier zuerst, als G1, G2 etc. nummeriert, vollständig aufgelistet und im erforderlichen Umfang wörtlich zitiert und übersetzt,2938 ehe danach die Auswertung beginnt. G1: Val. 2,3,1–2 (= Nech. et Pet. frg. +5a),2939 bes. die folgenden Worte:                2935

Ich werde (in meiner Erörterung) zum Glückslos zurückkehren, einem absolut unverzichtbaren und mächtigen Ort, gemäß dem, was auch der König am Beginn seines 13. Buchs

Vgl. die durchgängige Schreibung locus Fortunae in der Firmicus-Edition von Kroll – Skutsch – Ziegler 1968 sowie die Schreibung Fortuna in den Manilius-Editionen von Goold 1985, 65f., u. Goold 1997, 176–178. 2936 Daher auch seine Verwerfung aller anderen Lose mit Ausnahme des Glücksloses, s.u. Anm. 2961. 2937 Ausführlicher dazu Heilen (demnächst A). 2938 Zu G1, G2, G4 u. G5 s. meine englischen Übersetzungen in Heilen 2011, 56f. 2939 Zum metrischen Charakter der Texte G1, G2, G4, G5 (= frg. +5a/b u. +12a/b) s. Heilen 2011, 56–58 (mit einem gegenüber Pingree 1986 und Kroll 1908 aktualisierten textkritischen Apparat).

Stellenkommentar

 ‘                                                       ’

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mystisch offenbarte, indem er sagte: ‘Als nächstes wird es nötig sein, sorgfältig der Reihe nach (d.h. Grad für Grad) für die, die bei Tag geboren werden, von der Sonne zum Mond zu zählen und den gleichen Betrag wiederum (?) vom Aszendenten abzutragen und den daraus resultierenden Ort zu prüfen, welchem Planeten er gehört und welcher oder welche (Planeten) sich an ihm befinden und wie die Geviert- und Gedrittscheine alles in allem zwischen den Sternen verlaufen. Denn aufgrund dieser Kenntnis der Orte wirst du die Angelegenheiten der Nativen klar im Voraus beurteilen.’

G2: Val. 2,3,3 (= Nech. et Pet. frg. +5b), bes. die folgenden Worte:                 .

Ähnlich offenbarte auch Petosiris den Ort (des Glücks) in seinen Definitionen; andere definieren ihn auf andere Weise.

G3: Val. 3,11,2 (= Nech. et Pet. frg. 19):     [...]                                 .

2940

Denn in seinem 13. Buch bringt der König (...), ausgehend von Sonne, Mond und Aszendent, das Glückslos zur Sprache, dem er größte Bedeutung beimisst und das er in dem ganzen Buch erwähnt und als einen entscheidenden Ort beurteilt, über den er auch als Rätsel die Begriffe   und  in die Welt gesetzt hat.2940

Dies ist meine Übersetzung. Die von Schönberger – Knobloch 2004, 147, ist (vor allem am Ende des Satzes) falsch. Zur Fortsetzung dieses Fragments s.u. Anm. 2957.

1162

Antig. Nic. F3 § 63

G4: Val. 9,2,7 (= Nech. et Pet. frg. +12a):               ‘  [sc. ] 2941                2942                 ’

Und es hat seinen guten Grund, wenn Petosiris in seinen Definitionen über die kosmische Verbindung von Sonne und Mond (mit jeder irdischen Nativität) sagt: ‘Ganz gleich, ob (du die Entfernung) von der Sonne zum Mond (nimmst) und den gleichen Betrag vom Aszendenten (abträgst) oder (die Entfernung) vom Mond zur Sonne und den gleichen Betrag vom Aszendenten (abträgst), du wirst feststellen, dass er (der Betrag) auf dieselbe (ekliptikale Länge) fällt, und von dort sieht man den Herrscher über das Gesuchte (sc. die Lebenszeit), denjenigen, dem entsprechend das Ganze als Produkt des Zufalls entstanden ist und (in der Zukunft) vonstatten gehen wird.’

G5: Val. 9,2,8 (= Nech. et Pet. frg. +12b):2943         Und der König sagte zu Beginn sei    ‘ nes 13. Buchs: ‘Als nächstes wird     es nötig sein, sorgfältig der Reihe     

2941

Für diese Deutung des Pronomens sprechen zahlreiche astrologische Parallelen, z.B. Ptol. apotel. 4,2,1 [...]          . D. Greenbaum schlägt statt  mit Verweis auf Val. 9,2,5 die etwa sinngleiche Deutung  vor (mündlich, 29.3.2015). 2942 Hier muss mit Kroll 1908 (gegen Pingree 1986 und gegen den cod. Oxon. Selden. 22) interpungiert werden. Aufgrund von Pingrees Fehlern bezüglich der Interpunktion und (s. nächste Anm.) Textkonstitution in Val. 9,2,7–8 (G4–G5) erfasst die Übersetzung von Greenbaum 2007, 177, den Sinn dieser Stelle nicht korrekt. Hier ist die Übersetzung von Schönberger – Knobloch 2004, 326, besser. 2943 Val. 9,2,8 ist möglicherweise ein Interpolament; s.u. S. 1179.

Stellenkommentar

                           [] 2944

1163

nach (d.h. Grad für Grad) von der Sonne zum Mond zu zählen und dann wiederum (?) – andere sagen umgekehrt (?) – den gleichen Betrag vom Aszendenten abzutragen und den daraus resultierenden entscheidenden Ort zu prüfen, welchem Pla-

Pingree 1986 druckt (ohne Angaben im krit. App.) “     ”. Kroll 1908 druckt, ohne die Partikel  im Text oder im Apparat zu erwähnen: “     ”. Die Editoren widersprechen einander somit implizit bezüglich der Präsenz von  im codex unicus dieser Textstelle, dem cod. Oxon. Selden. 22 (saec. XVI). Meine Autopsie dieser Handschrift ergab, dass der Fehler bei Pingree liegt, der versäumt anzugeben, dass  eine von ihm selbst stammende Ergänzung ist. Die Hs. bietet “      ”, also den von Kroll gedruckten Wortlaut, nur dass Kroll nach   (= ) und nach  entgegen der Hs. interpungiert. Nun zeigt allerdings der Vergleich mit Val. 2,3,1 (= frg. +5a = G1 in der obigen Liste), wo Valens dieselbe Stelle bereits zitiert hatte, unmissverständlich, dass  –  eine Sinneinheit bildet, die nach dem Abmessen der Sonne-Mond-Distanz (= Schritt 1) den stets zu vollziehenden zweiten Schritt der von Nechepsos geforderten Prozedur nennt, nicht eine Alternative zum ersten Schritt, die mit einer disjunktiven Formulierungen wie  ...  bzw.  ...  , ‘sei es, dass ... , sei es andererseits, dass ...’, eingeleitet werden könnte. Solche Formulierungen sind dem TLG zufolge mehrmals in den spätantiken Aristoteleskommentaren des Alexander von Aphrodisias, des Aspasius und des Johannes Philoponos sowie im Timaioskommentar des Proklos belegt. So kann der Originaltext des Valens aber nicht gegliedert gewesen sein, wie das Zeugnis von Val. 2,3,1, auf das Pingree in seinem Similienapparat selbst verweist, und auch das Fehlen des für eine disjunktive Formulierung erforderlichen ersten  zeigen. Sowohl Pingrees Konjektur  als auch sein Komma nach der Parenthese   müssen also falsch sein. Der Sinn erfordert entweder    (so z.B. belegt bei Plut. quaest. conv. 737E) oder  . In meiner früheren Edition dieser Stelle (Heilen 2011, 57) habe ich – damals noch ohne Autopsie des codex Oxoniensis und im Vertrauen auf die Richtigkeit der Kollation desselben durch Pingree –    konjiziert, um möglichst wenig von der vermeintlich überlieferten Lesart  abzuweichen. Da diese aber nicht existiert, spricht nun die Parallele bei Val. 2,3,1 für die Konjektur . Der Ausfall der Partikel  ist angesichts der relativ zahlreichen Fehler des codex Oxoniensis und eines evidenten Textausfalls (  ) am Beginn desselben Satzes nicht verwunderlich, lässt sich sogar als Haplographie vor    erklären. – Abschließend noch eine Korrektur bezüglich meiner früheren Behandlung dieser Stelle (Heilen 2011, 57): Ich habe damals zur Rechtfertigung meiner inzwischen überholten Konjektur   auf Krolls Vorschlag im Apparat   verwiesen. Dabei habe ich übersehen, dass Kroll sich nicht auf den Text unmittelbar vor, sondern unmittelbar nach  bezog, dass er also die Änderung von    zu    erwog, dann aber (zu Recht) verworfen hat.

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Antig. Nic. F3 § 63

     ’

neten er gehört und welche (Planeten) sich an ihm befinden. Denn aufgrund der Kenntnis der Orte können die Angelegenheiten der Nativen im Voraus klar beurteilt werden.’

G6: Ptol. apotel. 3,11,6 (= Nech. et Pet. frg. +3):2945                                                .

Und vielleicht bedeutet es dasselbe (wie meine eigene, Tag und Nacht unterschiedslos behandelnde Definition des Glücksloses in 3,11,5), wenn der Verfasser (Nechepsos oder Petosiris, vgl. Heph. 2,11,25) davon spricht, bei Nachtgeburten vom Mond zur Sonne zu zählen und (die Distanz) umgekehrt, d.h. im Uhrzeigersinn, vom Aszendenten abzutragen: Auch so wird nämlich wieder derselbe Ort des Loses und dasselbe Aspektverhältnis (wie bei meiner Definition in 3,11,5) herauskommen.2946

G7: Anon. comm. in Ptol. apotel. 3,11,5 p. 111 Wolf (= Nech. et Pet. frg. 19a):2947      Was haben die (d.h. Nech. u. Pet.)     also gesagt? Wenn du das Glückslos       nimmst, zähle bei Tag von der Sonne       2945

Die Ptolemaiosstelle gewinnt ihren Wert als Fragment durch die Erläuterung bei Heph. 2,11,25: [sc.  ]                            . (Engl. Übers. bei Greenbaum 2007, 18559). 2946 In demselben Sinn übersetzt Robbins 1940, 2771, den Text (“Perhaps this is – which he mentions”). 2947 Riess beschränkt das Fragment auf die Worte   –. Hier wird zum besseren Verständnis noch ein wenig Kontext geboten.

Stellenkommentar

 [] 2948         2949                  [sc. ]2950   .2951

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zum Mond und trage die gleiche Distanz vom Aszendenten gegen den Uhrzeigersinn ab, bei Nacht jedoch umgekehrt. Aber was soll dieses ‘umgekehrt’ heißen? Dass du (die Zählung) vom Mond zur Sonne machen und (das Ergebnis) nicht mehr gegen den Uhrzeigersinn, sondern im Uhrzeigersinn abtragen sollst. Man kommt nämlich wieder bei demselben wie dem zuvor gefundenen (Ort) aus, der von der Sonne zum Mond gezählt worden war.2952

G8: Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (= Nech. et Pet. frg. +23), bes. p. 138,20–21:                    .

2948

Und prüfe auch das Glückslos: Wenn es von Wohltätern aspiziert wird, zeigt es einen guten Ausgang an, wenn von Übeltätern, einen schlechten.

Das von Riess 1891–1983, 364, nicht beanstandete  hat Bouché-Leclercq 1899, 2911, zu Recht getilgt. Richtig war auch schon die lateinische Übersetzung bei Wolf 1559, 111 (s.u. Anm. 2952). 2949 Korrigiert von Bouché-Leclercq 1899, 2911; Wolf (ed. 1559) u. Riess bieten:   2950 Statt ergänzt Bouché-Leclercq 1899, 2911, , der lateinische Übersetzer (Wolf 1559) numerus. 2951 Korrigiert von Bouché-Leclercq 1899, 2911; Wolf (ed. 1559) bietet     (ebenso in der lat. Übers., s.u. Anm. 2952). 2952 Die lateinische Übersetzung bei Wolf 1559, 111, lautet: “Quid ergo si [lege: hi] dixerunt? Partem fortunæ qurens, interdiu à  ad  numerato, totidemque partes ab horoscopo ordine signorum abijce, Noctu uice uersa. Quid autem est uice uersa? ut a Luna ad Solem numeres, sed non iam secundum ordinem signorum, sed contra ordinem signorum, abijcias. Rursus enim idem reperitur numerus qui prius repertus fuit a  ad Solem [sic].”

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G9: Theoph. exc. CCAG XI 1 (1932), cap. 22, p. 223,18–27 (= Nech. et Pet. frg. +27), bes. p. 223,25–27:                            

Und er (Petosiris) übersieht nicht das Glückslos, sondern sagt, dass das Glückslos von der Sonne oder von dessen Hausherrn oder vom Aszendenten aspiziert werden muss.

G10: Firm. math. 4,22,6 (= Nech. et Pet. frg. 13,44): Fortunae locus. Valens nennt als Quellen konkret das 13. Buch des Nechepsos (G1, G3, G5) und die Definitionen () des Petosiris (G2, G4). Jede dieser Stellen geht auf die Berechnung des Glücksloses ein. Weitere definitorisch relevante Fragmente bieten Ptolemaios (G6) und sein anonymer Kommentator (G7). Die beiden späten Exzerpte aus der Katarchenhoroskopie des Petosiris bei Julian von Laodikea (G8) und Theophilos (G9) bieten keine Definitionen dieses Loses, sondern gehen auf die Aspekte der Luminare, der Planeten und des Aszendenten zum Glückslos ein.2953 Eine bloße Erwähnung ohne weiteren Informationswert bietet Firmicus (G10). Die definitorisch relevanten Texte gestatten die folgenden Einsichten: 1. Für die Berechnung des Glücksloses sind nach ‘Nechepsos und Petosiris’ drei Parameter erforderlich: die Längen der Sonne, des Mondes und des Aszendenten (G1, G3–G7). 2. Die Rechenmethode war für Taggeburten und Nachtgeburten verschieden konzipiert (G1:   , G6:   , G7: ). 3. In einem ersten Schritt galt es, die Distanz zwischen den Luminaren zu messen, und zwar bei Taggeburten von der Sonne zum Mond (G1 u. G7, vgl. G4 u. G5) und bei Nachtgeburten vom Mond zur Sonne (G6 u. G7). 4. In einem zweiten Schritt galt es, diese Distanz vom Aszendenten aus abzutragen (G1, G4–G7). 5. Für dieses Abtragen benutzten die legendären Autoritäten, speziell Nechepsos, zwei Begriffe, und, die als rätselhaft empfunden wurden (G1  , G3  , vgl. 2953

Zu diesen beiden Texten s.o. Anm. 1300.

Stellenkommentar

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Heph. 2,11,25 [zit. in Anm. 2945]). 6. Anscheinend bezog sich  auf das Abtragen bei Tag (G1, G5, G7),  auf das Abtragen bei Nacht (G6, G7). 7. In der Folgezeit haben andere Astrologen alternative Methoden formuliert (G2). Das Problem, das Nechepsos der Nachwelt durch die Verwendung der Begriffe  und  aufgegeben hat, liegt darin, dass sie beide sowohl räumlich ‘wieder zurück’, ‘rückwärts’ als auch iterativ ‘von neuem’, ‘wiederum’ oder auch bezüglich einer Relation oder Proportion ‘umgekehrt’ bedeuten können. Sie erlauben also beide im Rahmen einer mathematisch-geometrischen Prozedur keine eindeutige Interpretation, und durch die Kombination zweiter unscharfer Begriffe dieser Art wird das Deutungsproblem noch komplexer. LSJ s.v.  I.b. übersetzen Valens’ Worte  (G3) mit “as before and vice versa” (‘von neuem und umgekehrt’), also  iterativ und  adversativ.2954 Die iterative Auffassung von  halte ich für richtig.2955 Denn die Texte G1 und G5 (s.o.), die  auf das Abtragen bei Tag beziehen, scheinen dies in derselben Richtung wie die vorausgehende Messung von der Sonne zum Mond zu verstehen.2956 Es bleibt zu fragen, ob Ptolemaios (G6) und sein Kommentator (G7) den zur Nachtregel gehörenden Begriff  zu Recht als ein (verglichen mit der Richtung des Abtragens bei Tag) umgekehrtes Abtragen vom Aszendenten deuten. Dass es sich hierbei um eine ungesicherte Interpretation handelt, macht Ptolemaios (G6) durch das Adverb deutlich. Außerdem konstatiert er (G6, vgl. G7) folgerichtig, dass bei seiner Deutung die Tagregel und die Nachtregel auf dasselbe Ergebnis führen, da die doppelte Umkehrung der Methode bei der Nachtregel, zuerst beim Messen der Distanz der Luminare und dann beim Abtragen derselben 2954

Vgl. Wolfs lat. Übers. von G7 in Anm. 2952: “uice uersa”. Allerdings hätte die etymologisch () einleuchtende iterative Wortbedeutung von , für die LSJ und das Supplement (1996) s.v.  nur diesen einen Beleg bieten, in der Struktur des Lexikonartikels deutlicher abgesetzt und reicher belegt werden müssen. Weitere Belege bieten Stephanus et al. 31865, vol. IV, col. 852C, unter der Wortbedeutung “I(dem) q(uod) , Rursus”. Siehe ferner LSJ s.v.  II, wo zu dem Sokrateswort Plat. Theaet. 192d   die Bedeutung “over again” geboten und  mit glossiert wird. 2956 Dafür spricht vielleicht auch die Zurückweisung der Lesart in G5, wo die Tagregel zitiert wird, sowie der Verzicht des Anonymos (G7) auf die Benutzung des Begriffs bei der Tagregel. 2955

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vom Aszendenten, zu einer Aufhebung jeglicher Veränderung gegenüber der Tagregel führen würde. Falls Ptolemaios und sein Kommentator den Sinn der Vorschrift richtig verstanden haben sollten, wäre die formale Differenzierung in eine Tagregel und eine Nachtregel mathematisch überflüssig und würde nur dem performativ-symbolischen Zweck dienen, die Rechenoperation vom jeweiligen Luminar der Partei zu beginnen, also bei Tag von der Sonne und bei Nacht vom Mond. Gegen die Auffassung des Ptolemaios und seines Kommentators spricht jedoch der sehr klare Befund der astrologischen Praxis. Greenbaum 2008 bietet eine wertvolle Analyse aller erhaltenen griechischrömischen Horoskope, die das Glückslos berechnen. Von den 93 Horoskopen, die Greenbaum tabellarisch präsentiert, errechnen ihrer Auswertung zufolge 90 das Glückslos und 33 das Los des Daimon (2008, 169). Greenbaum (ebd.) urteilt zu Recht, diese hohe Zahl beweise die Wichtigkeit des Glücksloses in der hellenistischen Astrologie, zumal ja ein erheblicher Teil der erhaltenen Horoskope, in denen das Glückslos nicht nachweisbar ist, fragmentarisch erhalten sei, mithin also eine Erwähnung desselben ausgefallen sein könnte. Nach Greenbaum berechnen die 90 relevanten Horoskope das Glückslos mit nur zwei Ausnahmen 2957 stets 2957

Die Ausnahmen sind Hor. gr. 81.III.31 (P. Lond. I 130, = Nr. 1 Greenbaum) u. Hor. gr. 364.XI.6 (P. Kell. Gr. [noch o.Nr.], = Nr. 15 Greenbaum). Das zuletzt genannte Horoskop ist fragmentarisch überliefert und daher ein unsicherer Fall. Zu dem Sonderbefund des zuerst genannten Horoskops bietet Greenbaum 2007, 173–184, eine möglicherweise richtige Erklärung: Sie zeigt, dass Valens und Serapion für den Fall, dass der Mond in einem Nachthoroskop unter dem Horizont steht (dies ist in Hor. gr. 81.III.31 der Fall), die Rückkehr zur Tagformel der Berechnung des Glücksloses für richtig halten, und dass Titus Pitenius, der Verfasser von Hor. gr. 81.III.31, aufgrund derselben Motivation von der üblichen Methode, die er ausdrücklich für seinem konkreten Fall unangemessen erklärt, abgewichen sein könnte. Die Valens-Stelle ist für uns wichtig, weil sie die Fortsetzung des oben als G3 zitierten Fragments bildet (Val. 3,11,3–4 = Nech. et Pet. frg. 19,6–19). Valens bietet dort zuerst ein mehr oder weniger wörtliches Zitat des Nechepsos (3,11,3) und deutet dieses danach im Sinne der soeben erwähnten Sonderregel (3,11,4). Allerdings hebt Greenbaum (2007, 18354) hervor, dass Valens diese seine Interpretation an anderen Stellen in der Praxis nicht zu beherzigen scheint. Ich denke darüber hinaus, dass es sehr zweifelhaft ist, ob Valens die Nechepsos-Stelle richtig verstanden hat, dass also die von ihm formulierte Sonderregel für unsere Deutung der Fragmente von ‘Nechepsos und Petosiris’ irrelevant ist. Zur Begründung ist es notwendig, eine Übersetzung der (wie üblich) rätselhaften Worte des Nechepsos zu versuchen. Sie lauten (3,11,3):             [so die Hss. u. Kroll u. Pingree; Riess 1891–1893, 363, liest  ]                    [conieci coll. Usener ap. Riess 1891–1893, 364;  codd. et edd.] 

Stellenkommentar

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nach derselben Formel, die in eine Tag- und eine Nachtregel zerfällt. Diese lassen sich mathematisch wie folgt darstellen (G = Glückslos):2958 Tag: G = ASC + (– ) Nacht: G = ASC + (– ) Auch die theoretischen Texte der übrigen Astrologen, die sich nicht auf ‘Nechepsos und Petosiris’ berufen und daher in der obigen Fragmentliste    [coni. Kroll 1908,  codd.]          . (Einen iambischen Rekonstruktionsversuch bietet Usener bei Riess 1891–1893, 364). Den ersten, die Sonne betreffenden Teil verstehe ich wie folgt: ‘und die Sonne beginnt (ihre Bahn) von Osten und übergibt (dem Mond) die Wölbung der ganzen Zeit, wenn sie ihren Kreis (genau genommen nur einen Halbkreis!) am Abend vollendet, wie man ja sieht’. Die verrätselte Formulierung ‘die Wölbung der ganzen Zeit’ soll möglicherweise bedeuten: ‘den ganzen langen Zeitabschnitt, den sie am Himmelsgewölbe verbringt’ (vgl. Val. 4,11,11       , wo eindeutig die Himmelswölbung gemeint ist; wahrscheinlich zitiert Valens auch dort, allerdings ohne es zu sagen, ‘Nechepsos und Petosiris’). Der zweite, den Mond betreffende Teil beschreibt zuerst drei aufeinanderfolgende Schritte des Mondlaufs von der ersten Sichtbarkeit nach Neumond bis hin zum Vollmond und zieht dann mit  eine Folgerung aus dem Gesagten. Er bedeutet (ich übernehme z.T. Formulierungen der Übersetzung von Schönberger – Knobloch 2004, 147): ‘Wenn aber die Nacht heraufkommt, wird der Mond nicht immer Lichtträger sein, sondern manchmal am Abend erscheinen und dann untergehen, manchmal einen bestimmten Teil der Nacht dableiben, manchmal aber die ganze Nacht durchwandern; daher hat er folgend vollkommen den Kreis der Sonne übergeben.’ Die letzten Worte können m.E. zweierlei bedeuten, entweder ‘daher hat er (den Naturgesetzen) folgend (cf. LSJ s.v.  3 a.E. u. 4) die ganze Tagesbahn am sichtbaren Himmel der Sonne übergeben (und steht ausnahmsweise keinen Teil des Tages zusammen mit der Sonne am Himmel)’ oder, weniger wahrscheinlich, ‘daher hat er (den Naturgesetzen) folgend seine ganze Scheibe der Sonne (zum Beleuchten) anvertraut (und es ist somit Vollmond)’. Für die erste Deutung spricht, dass die Wortbedeutung von  in beiden Fällen dieselbe wäre und dass auch die Begriffe  (Sonne) und   (Mond) einander semantisch entsprächen. Valens hingegen deutet am Ende von 3,11,4 die Worte         als eine Anspielung auf den Fall, dass beide Luminare unter dem Horizont stehen, was m.E. überhaupt nicht nachvollziehbar ist. 2958 Greenbaum 2008 verzichtet auf mathematische Formeln; s. jedoch die Appendix 5.b (“Vettius Valens’ Lot Formulae”) in Greenbaum 2009. Die von Greenbaum und mir gebotenen Tag- und Nachtregeln entsprechen ferner mathematisch (ungeachtet der verschiedenen Notierungen) der Formel, die Neugebauer – van Hoesen 1959, 8, am Ende der rechten Kolumne bieten. Nach Holden 1996, 92, haben auch noch die meisten Astrologen des Mittelalters diese Definition angewandt.

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G1–G10 fehlen, unterscheiden zwischen der Tag- und Nachtformel. Ptolemaios und sein Kommentator stehen mit ihrer Deutung also allein da, und es fällt schwer zu glauben, dass alle übrigen Astrologen die berühmten Archegeten missverstanden haben sollten, und zwar alle auf dieselbe Weise. Dagegen spricht auch das schwerwiegende Argument, dass das Glückslos und das Los des Daimon komplementär zueinander sind, wobei das Glückslos bei Tag das Los des Daimon bei Nacht bildet und umgekehrt. Zwar wurden bisher keine Belege für das Los des Daimon in den Fragmenten von ‘Nechepsos und Petosiris’ nachgewiesen, aber alle späteren Astrologen (bis auf Ptolemaios und seinen Kommentator) halten diese Komplementarität für gegeben, wobei das Glückslos mit dem Mond und dem Körper, das Los des Daimon hingegen mit der Sonne und dem Geist assoziiert und entsprechende Prognosen formuliert werden.2959 Wenn man also so wie Ptolemaios das Glückslos stets nach derselben Formel berechnet, ergibt sich in allen Nachthoroskopen, wo Ptolemaios von der Methode der praktizierenden Astrologen abweicht, ein Konflikt zwischen beiden Losen, da sie auf dieselbe Länge fallen würden.2960 Für Ptolemaios ist das nur deshalb kein Problem, weil er nur ein einziges Los, das des Glücks, anerkennt, die übrigen jedoch ablehnt, 2959

Vgl. Val. 4,4,2:                                . Antioch. epit. 2,47 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 160,12–16 (= Rhet. 5,47,1–2):                         . Paul. Alex. 23 p. 49,17–22:                               . Eine detailreichere tabellarische Übersicht der Eigenschaften beider Lose bietet Greenbaum 2009, 183, Tab. 6.1. Zur Assoziation der Luminare mit Körper und Seele (ohne Bezug auf die Lose) s.o. S. 775. 2960 Diese Einsicht formuliert Rhetorios an einer von Greenbaum 2009, 20379, zitierten Stelle (Rhet. 5,54,21 = CCAG VIII 4, 1921, p. 121,7–11):                            . Holden 1996, 48, bezeichnet die ptolemäischen Definition des Glücksloses daher als “hybrid”.

Stellenkommentar

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weil sie ohne plausible Begründung konzipiert seien.2961 Alle bisher besprochenen Fragmente mit Ausnahme der von Ptolemaios und seinem Kommentator vertretenen Sonderinterpretation (G6 und G7) sowie auch der Befund der fast einhundert praktischen Anwendungen in Horoskopen deuten also darauf hin, dass die ursprüngliche Lehre zum Glückslos vorschrieb, die Distanz der Luminare bei Tag und Nacht jeweils vom Luminar der Partei aus in der Richtung der Tierkreiszeichen zu messen und sie danach gleichermaßen, und zwar erneut in der Richtung der Tierkreiszeichen, vom Aszendenten abzutragen, so wie es in den beiden oben gebotenen Formeln (Tag/Nacht) in mathematischer Notierung festgehalten ist.2962 Die von ‘Nechepsos und Petosiris’ in ihrer Lehre vom Glückslos gebrauchten Begriffe  und  waren also anscheinend synonym. Dass die genannten Autoritäten auf die Möglichkeit verzichteten, durchweg nur einen der beiden Begriffe zu verwenden und dadurch mehr Klarheit zu schaffen, ist vermutlich durch ihren Hang zur Verrätselung ihrer astrologischen Lehren zu erklären. Dem aufmerksamen Leser wird jedoch nicht entgangen sein, dass wir einen der obigen Texte noch nicht besprochen haben, nämlich G4 (Val. 9,2,7), und das mit Absicht. G4 legt nämlich auf den ersten Blick nahe, dass Ptolemaios und sein Kommentator doch richtig verstanden haben, und es wird eine etwas ausführlichere Erklärung erfordern, diesen Eindruck zu widerlegen. Warum scheint G4 dem Ptolemaios recht zu geben? Wenn man, wie Petosiris nach dem Zeugnis des Valens sagte, die Distanz der Luminare zweimal in entgegengesetzten Richtungen misst und doch nach dem Abtragen vom Aszendenten zu demselben Ergebnis kommt, muss eigentlich auch das Abtragen in entgegengesetzten Richtungen stattgefunden haben – es sei denn, Petosiris hätte sich an der zitierten Stelle, deren Kontext uns nicht mehr fassbar ist, auf den Sonderfall einer exakten Opposition der Luminare bezogen. Dann hätte Valens aber in seinem eigenen allgemeingültigen Kontext eine nur sehr selten relevante Aussage des Petosiris auf irreführende Weise zitiert, was wenig plausibel erscheint. Falls hingegen Petosiris nicht den genannten Sonderfall (Op2961

Ptol. apotel. 3,4,4   . Ich verdanke diesen Hinweis Greenbaum 2009, 202, die auch zeigt, mit welcher Begründung Ptolemaios das Glückslos physikalisch legitimiert: Sein Verhältnis zum Mond sei wie das des Aszendenten zur Sonne; das Glückslos sei also gewissermaßen der Aszendent des Mondes. Siehe Ptol. apotel. 3,11,5: [...]                 . Unmittelbar danach folgt der obige Text G6. 2962 Derselben Auffassung ist Greenbaum 2007, 177.

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position der Luminare) meint, sondern eine allgemeingültige Aussage macht und tatsächlich (im Sinne des Ptolemaios) ein Abtragen der Distanz der Luminare vom Aszendenten in entgegengesetzten Richtungen intendiert, ist verwunderlich, dass G4 dieses Abtragen beide Male wörtlich gleich formuliert (   ), ohne irgendwie anzudeuten, dass diese Operationen in entgegengesetzte Richtungen verlaufen beziehungsweise verlaufen müssen, um die von Petosiris postulierte Identität der Ergebnisse zu wahren. Aber spricht Petosiris überhaupt beide Male vom Glückslos? Im Folgenden wird (bis S. 1180) ein Indizienbeweis dafür geführt, dass Petosiris vielmehr von den Tagregeln zur Findung des Glücksloses und des Daimons spricht und dass die gemessenen Distanzen der Luminare tatsächlich in derselben Richtung (der des Tierkreises, d.h. gegen den Uhrzeigersinn) abgetragen werden sollen. Wenn dieser Beweis gelingt, würde der soeben formulierte Anstoß an der wörtlich identischen Formulierung      entfallen. Die Untersuchung ist jedoch durch drei ungünstige Faktoren erschwert: Zum einen ist Petosiris berüchtigt für seine rätselhaften Aussagen, zweitens sind seine Aussagen nur indirekt durch Zitate späterer Autoren überliefert, die oft, so wie hier, nur unzureichende Informationen über den Kontext des Originalwerkes liefern, und drittens ist die vorliegende Stelle nur durch eine einzige Handschrift von minderer Qualität (cod. Oxon. Selden. 22, saec. XVI), überliefert, die auf Schritt und Tritt Emendationen erfordert. Zum richtigen Verständis von G4 ist die Beachtung des Kontextes bei Valens wichtig. Dieser bietet G4 im Rahmen eines Kapitels (9,2), das dem Titel zufolge ‘über das Glückslos und das Los des Daimon mit Blick auf das Thema der zum Handeln günstigen und ungünstigen Zeiten sowie der Lebenszeit’ handelt (              ). In den G4 (= 9,2,7) vorausgehenden Paragraphen 9,2,1–6 werden diese beiden Lose () und ihre zodiakalen Orte () stets gemeinsam erwähnt.2963 In 9,2,1 sagt Valens, er wolle, nachdem beide Lose schon früher besprochen wurden, jetzt auf sie zurückkommen und bekräftigen, dass es sich um machtvolle und starke Orte handle. Es folgt eine lange, sehr sorgfältig elaborierte Periode (9,2,2), die klare Spuren poetischer Diktion aufweist 2963

Belege für : 9,2,1. 9,2,6 (emendiert; s.u. Anm. 2968). 9,2,8. 9,2,10. 9,2,11(2x), für  im Sinne von ‘der jeweilige Ort (beider Lose)’: 9,2,3. 9,2,4. Hinzu kommen zwei Belege für  allein auf das Glückslos bezogen in dem Nechepsos-Zitat 9,2,8, das ich aber für interpoliert halte (s.u. Anm. 2978).

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und im Kern sagt, so wie die Sonne auf die menschliche Seele einwirke und der Mond auf den menschlichen Körper, müsse man auch bei jeder Geburt die genauen Positionen der beiden von ihnen abhängenden Lose prüfen. Die einzige plausible Erklärung für die auffälligen literarischen Charakteristika dieser Periode ist, dass es sich um eine nicht explizit als solche gekennzeichnete Paraphrase eines poetischen Originals von ‘Nechepsos und Petosiris’ handelt. 2964 Daher verdienen drei Details in 9,2,2 besondere Beachtung: (1) Bei jedem der beiden Luminare werden zuerst seine astronomischen und physischen Eigenschaften und danach seine Wirkungen auf den Menschen beschrieben; (2) der Mond wird mit Verweis auf seine stets wechselnden Gestalten als   und als Mitursache (neben der Sonne) für das Reifen der Früchte und das Leben der Menschen, also für alles biologische Wachstum, bezeichnet,2965 und (3) jedem der beiden Luminare wird ein spezieller Wirkungsbereich in der Genethlialogie zugeordnet: Die Sonne sei Ursache von Ansehen, Taten und Karriere, der Mond sei Mitursache der Lebenszeit. Diese apotelesmatischen Eigenschaften werden im Folgenden zuerst (9,2,3–4), soweit sie die Karriere und den Lebenserfolg betreffen, unter Berücksichtigung der zwölf Orte der Dodekatropos, der Aspektlehre und weiterer astrologischer Einzellehren spezifiziert.2966 Danach (9,2,5) werden sie bezüglich der Lebenszeit spezifiziert. Diese Zeilen sind schwer verständlich und erfordern zwei Emendationen, die im folgenden griechischen Text durch Fußnoten gekennzeichnet sind. Es soll hier versucht werden, das zu G4 überleitende Textstück Val. 9,2,5–6 vollständig zu übersetzen und zu erklären:

2964

Vgl. die vollständige Übersetzung und Kommentierung von Val. 9,2,2 bei Heilen 2011, 58–62. Wenn die obige Attribution zutrifft, ist dies in der hellenistischen Astrologie der älteste und elaborierteste Beleg für die Assoziation der Sonne mit Seele und Geist sowie des Mondes mit dem Körper (mehr dazu oben S. 775). Zur Assoziation der Luminare mit Körper und Seele unter Einbeziehung der Lose s.o. Anm. 2959. 2965 Dies ist m.W. der erste explizite, bisher übersehene Beleg für die oben (Anm. 2934) zitierte richtige Erklärung Bouché-Leclercqs für die Assoziation von  und . 2966 In 9,2,3 lies  [] . In 9,2,4        würde am Ende vielleicht eher   erwarten (als negative Entsprechung zu   a.E. von 9,2,3), doch vgl. Val. 4,17,6   (‘hält Ärgernisse und jegliche Beschuldigungen fern’) u. 6,6,10      (‘plötzliche und unerwartete Beschuldigungen und Ruinierungen’).

1174 (5)                                                                                 (6)     2968 2967

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(5) Wenn man die zwei Lose bezüglich der Lebenszeiten (von Nativen) miteinander kombiniert, 2969 sowohl bezüglich der Sonne als auch des Mondes und ihrer gradgenauen Distanz, 2970 sowohl bezüglich des Aszendenten als auch des Ziels ihrer (der Luminare) Wanderung (d.h. des Deszendenten), werden sie sowohl das (individuelle) Schicksal als auch die Lebenszeiten aus dem Abstand offenbaren, nachdem sie bezüglich der Hälfte (des Abstandes) in die eine und in die andere Richtung ausgemessen worden sind, wobei sie entweder die (mathematische) Größe des Aszendenten (d.h. seine Länge) übertreffen (Glückslos) oder hinter ihr zurückbleiben (Daimon), so dass notwendig zwei Grade des Tierkreises (auf die Lebensspanne) wirken und der Native, obwohl er (letztlich) dem Tod geweiht ist, entsprechend der kosmischen Sympathie (beider Luminare mit ihm) den Lebensatem (in sich) aufnimmt. (6) Man muss also auf die (beiden) Orte (der Lose des

Diese m.E. notwendige Emendation der im codex unicus S überlieferten Lesart   stammt von D. Greenbaum (mündlich). In der Sache ist dasselbe gemeint wie mit Val. 9,2,2 (dazu s.u. Anm. 2970). 2968 In 9,2,6 druckt Pingree , aber schon Kroll 1908 schlug in seinem Apparat die m.E. notwendige Änderung zu  vor. Dafür spricht auch, dass der codex unicus S wenige Zeilen zuvor (9,2,4) eindeutig falsch  statt richtig  überliefert; auch dort hat schon Kroll im Apparat die Korrektur vorgeschlagen. Pingree hätte gut daran getan, beide Korrekturen, nicht nur die erste, in seinen Text aufzunehmen. Für die Korrektur von 9,2,6  zu  sprechen zwei bisher übersehene bzw. von Kroll und Pingree nicht erwähnte Argumente: Die beiden Verschreibungen in S wurden durch die zweifache Verwendung des Begriffs  in 9,2,2 begünstigt, und die Verbindung von     in 9,2,8 (= 2,3,1) spricht dafür, dass in 9,2,6      das Bezugswort des Pronomens  ebenfalls nicht  ist, sondern . 2969 Zu der mir von D. Greenbaum mündlich vorgeschlagenen Wortbedeutung ‘kombinieren’ vgl. z.B. Anon. de plan. CCAG II (1900), p. 164,4 (= Val. app. 1,43)    [sc.   ]   . Von

Stellenkommentar

                          

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Glücks und des Daimons) in andächtigem Schweigen achtgeben und sie nicht (nur) am Rande in Erwägung ziehen: 2971 Aus diesen (Indizien) werden nämlich die Dinge genau erkennbar und leicht begreifbar, die mit viel Zeit und Mühe den Menschen die von diesen (den Losen) ausgehende Wirksamkeit aufhäufen.’2972

Es ist deutlich, dass Valens hier erneut einer poetischen Vorlage folgt, sehr wahrscheinlich derselben, die er zuvor in 9,2,2 paraphrasiert hat. Für ‘kombinieren’ ist es nur ein kleiner Schritt zu ‘mathematisch addieren’ (diese Wortbedeutung fehlt im LSJ + Suppl. 1996): Val. 3,3,7                2970 Ich danke D. Greenbaum (mündlich am 11.03.2014) für ihre richtige Beobachtung der hier vorliegenden Wortbedeutung, die im LSJ + Suppl. 1996 s.v.  bisher fehlt. Was die semantische Genese betrifft, scheint mir, dass sich die Bedeutung von  in dem poetischen Originaltext, dem Valens folgt, von ‘Entfernung’ im dynamischen Sinn des terminus technicus (= ‘Fortbewegung’, s.o. S. 750–753 u. vgl. LSJ s.v.  I.3 “separation”) zu ‘Entfernung’ im resultativen, statischen Sinn (= ‘Distanz’) weiterentwickelt hat. Noch einen weiteren Schritt der Entwicklung, nämlich hin zu der Wortbedeutung ‘Position’ (d.h. den Endpunkt der Distanz), sehe ich wenige Zeilen zuvor in         (Val. 9,2,2 a.E.), womit anscheinend gemeint ist: ‘Man wird das Los des Glücks und das des Daimon prüfen müssen, in welchen Teilen des Kosmos sie sich befinden’. Auch diese Wortbedeutung des Verbs , dessen nominales Derivat ja  ist, fehlt im LSJ + Suppl. 1996. Eigentlich ist in dem zitierten Satz also gemeint: ‘... wohin sich die Lose beim Abmessen vom Aszendenten aus entfernt haben’. Dass aber die dynamische Nuance von  bereits einer resultativ-statischen Bedeutung gewichen ist, zeigt die Konstruktion der Präposition mit dem Dativ () statt mit dem Akkusativ der Richtung (vgl. meine Übersetzung in Heilen 2011, 59). Als Indiz für die Richtigkeit der hier geführten Argumentation vgl. Ptol. apotel. 1,24,1, wo das resultative Perfekt  und das Substantiv  wie Synonyme verwendet werden:           2971 Oder sogar: ‘und nicht (nur) oberflächlich an sie glauben’; vgl. LSJ s.v.  III.3 “esp. of belief in gods” mit Verweis auf Plat. apol. 27D    (‘da ich doch an Dämonen [!] glaube’). 2972 Das soll m.E. bedeuten, dass die kosmische Sympathie eines jeden der beiden Luminare dem Nativen (Dativus commodi bzw. incommodi) die Wirkung beider Lose in Form von Lebenszeit und Mühsal aufhäuft, ihm also ein mehr oder weniger langes und mühseliges Leben gibt.

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Antig. Nic. F3 § 63

iambische Versatzstücke halte ich z.B.     und  . Man gewinnt ferner den Eindruck, dass der Text absichtlich an mehreren Stellen semantisch mehrdeutige Wörter verwendet: (Fortbewegung/Distanz)  (speziell einen ‘Planeten’ oder allgemein das Wandern aller sieben Wandelsterne betreffend?)  (Schicksal/Bogengrad)  (Stunde/ Aszendent).2974 Ich verstehe die von Val. 9,2,5 gegebene Regel zur Bestimmung der Lebenszeit so: Da beide Lose per definitionem immer gleich weit vom Aszendenten (und ebenso natürlich auch gleich weit vom Deszendenten) entfernt sind, zeigen beide durch die Hälfte der Länge ihres jeweiligen Zodiakalbogens, gemessen vom Aszendenten, die Lebenszeit an. Die Länge dieses Bogens schwankt zwischen 0° bei Neumond und 180° bei Vollmond. Da kein Mensch 180 Jahre lang lebt, wurde die Halbierung der Bögen ersonnen, was auf eine maximale Lebensspanne von 90 Jahren führt. Eine Umrechnung in Aufgangszeiten (so wie bei der Tetartemorionlehre) ist nicht erforderlich, weil ja schon die dauernd wechselnden Positionen der Luminare ein Element der Diversifizierung der individuellen Lebenslängen mit sich bringen. Außerdem verbietet sich eine Umrechnung in Aufgangszeiten schon deshalb, weil diese ja die gleiche Länge der Bögen kompromittieren würde (es sei denn, einer der beiden Äquinoktialpunkte stünde im Aszendenten). Die Attraktivität dieser Lehre würde, wenn sie hier richtig verstanden wurde, darin bestehen, dass die von den bedeutendsten Himmelskörpern abhängenden Lose beide gleichermaßen die Lebenszeit anzeigen, wobei allerdings aufgrund der verschiedenen Tierkreiszeichen, in die die Lose fallen, verschiedene Detailprognosen bezüglich Körper und Seele möglich sind (vgl. Val. 9,2,3–4). Hierzu würde dann der in G4 formulierte Gedanke passen, dass nämlich Petosiris trotz des vordergründig paradoxen Charakters seiner Aussage 2973

Es gibt keine Parallelen für diesen Ausdruck. Dafür, dass der westliche Horizont gemeint ist, spricht allgemein die antike Vorstellung, dass die Planetengötter in der Richtung der Tagesrotation über den Himmel wandern (und folglich den fernen westlichen Horizont ins Auge fassen, vgl. LSJ s.v.  II), und speziell das Nechepsos-Zitat Val. 3,11,3, in dem die Vorstellung des Ziels der Reise am westlichen Horizont eindeutig ist (s.o. Anm. 2957). Vielleicht bildeten, was Val. 9,2,2 betrifft, die Begriffe für den Aszendenten und den Deszendenten in dem von Valens zitierten iambischen Original einen in abbildender Wortstellung formulierten Trimeter      ? – Ganz anders versteht Greenbaum (demnächst) die Worte  . 2974 Vermutlich haben wir es hier mit einer von ‘Nechepsos und Petosiris’ systematisch angewandten Strategie zur Mystifizierung ihrer Lehren zu tun.

Stellenkommentar

1177

gar nicht mal so verkehrt im Kontext der kosmischen Sympathie der Luminare, von der ja schon am Ende von 9,2,5 die Rede war, sagte, es sei egal, ob man die Distanz von der Sonne zum Mond nehme und vom Aszendenten abtrage (was auf das Glückslos führt) oder die Distanz vom Mond zur Sonne nehme und vom Aszendenten abtrage (was auf das Los des Daimon führt); beide Messungen würden nämlich ‘auf dasselbe hinauslaufen’ (    ), und aus dem gefundenen Ort (eigentlich zweien, die aber gleich weit vom Aszendenten entfernt sind) ergebe sich der (jeweilige planetare) Herrscher, der (als Hausherr des gefundenen Tierkreiszeichens) die Kontrolle über das Gesuchte (die Lebenszeit) habe (d.h. es qualitativ gestalte, vgl. Val. 9,2,3–4 über die Rolle der planetaren ), derjenige, dem entsprechend das Ganze (das individuelle Leben in all seinen Ausprägungen) als Produkt des Zufalls entstanden sei und in der Zukunft vonstatten gehen werde ().2975 Diese Deutung erfordert zugegebenermaßen zwei Freiheiten: Sowohl     als auch   sind eigentlich singularische Begriffe, müssten aber pluralisch im Sinne von ‘jeweils dasselbe’ und ‘der jeweilige Herrscher’ gedeutet werden.2976 Zwei Freiheiten des zuletzt genannten Typs nimmt sich Valens selbst wenige Zeilen zuvor in 9,2,3–4, wo die Ausdrücke   und   eindeutig den jeweiligen Ort der beiden Lose bezeichnen, ohne dass Valens damit sagen will, dass diese Orte identisch seien. Ähnliches gilt für    , wozu eigentlich  zu ergänzen und genau genommen, wie mir scheint, Folgendes gemeint ist: ‘du wirst feststellen, dass sie (die Distanzen) in jeweils ein Tierkreiszeichen mit demselben Abstand vom Aszendenten fallen’. Dafür sprechen jedenfalls verschiedene Belege anderer Autoren.2977 2975

Ich habe meine Deutung von G4 gegenüber Heilen 2011, 57, geringfügig geändert. Vgl. Schwyzer – Debrunner 1950, 42, zum sog. distributiven Gebrauch des Singulars. 2977 Vgl. Antioch. epit. 3b,22 (ex thes.), CCAG VII (1908), p. 116,6:                = CCAG VIII 4, 1921, p. 198,13–14 = Rhet. 5,75,2 ubi    Vgl. ferner Rhet. 5,114,1 (Hor. gr. 440.IX.29)     u. ebd. 5,116,1   []     (= CCAG VIII 4, 1921, p. 223,4.21–22, wo Pingrees Athetese der Worte    fehlt). In dem zuletzt zitierten Horoskop fällt der Aszendent auf 23° 30 , sein Hausherr Saturn auf 25° , das Glückslos auf 26° 34  und der Daimon auf 20° 34  (Rhet. 5,113,5). Deshalb ist unbestreitbar, dass mit    nicht ein 2976

Antig. Nic. F3 § 63

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Als konkretes Beispiel möge F2 dienen, wo, wenn man das Glückslos bestimmen wollte (Antigonos verzichtet darauf), die Tagformel anzuwenden wäre. Die Distanz von der Sonne (19° ) bis zum Mond (15° ) beträgt 56°. Addiert man diese zur Länge des Aszendenten (24° ), so fällt das Glückslos (G) auf 20°  (Hausherr: Merkur). Die Distanz des Mondes zur Sonne beträgt 304° (= 360° minus 56°). Addiert man diese ebenso zur Länge des Aszendenten, so fällt das Los des Daimon (D) auf 28°  (Hausherrin: Venus). Die Lebenszeit würde ½ x 56 = 28 Jahre betragen, also die Hälfte des Bogens ASC–D bzw. ASC–G in dem folgenden Diagramm: 





 



D 



½ 

 28° 28°

ASC ½

OCC 

 G





 



Diagr. 27: Glückslos und Los des Daimon in Hor. gr. 40.IV.5 (F2)

Das oben dargelegte Textverständnis ist wegen mehrerer interpretationsbedürftiger Wörter (      ) nicht beweisbar, aber möglich, zumal bei einem Autor, der erklärtermaßen   lehrt, und es bringt Val. 9,2,1–7 vom Beginn des Kapitels bis inund dasselbe Tierkreiszeichen gemeint ist, sondern das jeweilige Zeichen des Daimon und des Saturn (zur singulären Klassifizierung des Krebses als lüstern vgl. Hübner 1982, 216, Nr. 4.331.21). Dasselbe gilt wahrscheinlich auch für die allgemeine Aussage der vorher zitierten Antiochosepitome. – Neben  begegnet in solchen Formulierungen auch , s. P. Lond. I 98 (Hor. gr. 95.IV.13), Z. 61 (über den ASC)  (sic).

Stellenkommentar

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klusive des Petosiriszitats in einen glatten, befriedigenden Sinnzusammenhang. Wenn man hingegen annähme, dass Petosiris in Val. 9,2,7 (G4) von den Tag- und Nachtregeln zur Findung des Glücksloses spricht, hätte Valens sich hier eine mit Blick auf seinen Kontext absurde Digression erlaubt. Deshalb liegt auch die Vermutung nahe, dass der folgende Paragraph Val. 9,2,8 (G5), der Val. 2,3,1–2 (G1) fast wörtlich, aber etwas knapper wiederholt, das Interpolament oder die in den Text eingedrungene Marginalie eines Lesers ist, der Val. 2,3,1–2 in Erinnerung hatte und meinte, so wie dort im Anschluss auf Petosiris verwiesen wird (2,3,3 = G2), sollten auch hier beide zusammen Erwähnung finden, ohne zu bedenken, dass in Val. 2,3 vom Glückslos allein die Rede ist, hier in Val. 9,2 jedoch von beiden Losen, dem des Glücks und dem des Daimon. Jedenfalls ist ab 9,2,9 wieder von beiden Losen die Rede, und der Übergang von Val. 9,2,7 zu 9,2,9 wäre nach der Tilgung von 9,2,8 glatt.2978 Für die Tilgung von 9,2,8 spricht ferner, dass Valens am Beginn des nächsten Kapitels resümiert, ‘diese Dinge seien dem (!) Alten zufolge gemäß der kosmischen Harmonie so geordnet’ (Val. 9,3,1       ). Eigentlich dürfte also in Kapitel 9,2 nur eine einzige Autorität Erwähnung finden, aber im überlieferten Textzustand sind es zwei. Als Ergebnisse dieses langen Exkurses zu G4 sind zwei Punkte festzuhalten, zum einen, dass dieses Fragment kein Argument zugunsten der von Ptolemaios (G6) und seinem Kommentator (G7) verfochtenen Interpretation der traditionellen Regel zur Findung des Glücksloses, speziell des Wortes , liefert (vielmehr bestätigt es die schon aus G1, G3, G6, G7 und den 90 relevanten Horoskopen gewonnenen Einsichten), zum anderen, dass G4 eine in der bisherigen Forschung übersehene Bestätigung für das liefert, was ohnehin zu vermuten war, dass nämlich nicht nur das Glückslos, sondern auch das zu ihm komplementäre Los des Daimon schon von ‘Nechepsos und Petosiris’ traktiert wurde. Wer dies bezweifelt, muss den zwei Argumenten begegnen, dass G4, wenn es sich allein auf das Glückslos bezöge, weder mit dem Kontext von Val. 9,2 noch mit dem Befund der von Greenbaum 2008 analysierten Horoskope in Einklang zu bringen wäre.

2978

Vor allem die Differenzierung im letzten Satz von Val. 9,2,8 sieht nach einem unsinnigen Versuch aus, die sich auf beide Lose beziehenden Worte    Val. 9,2,1) zu deuten.

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Antig. Nic. F3 § 63

Abschließend sollen die zuvor genannten, offenbar auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgehenden Tag- und Nachtregeln zur Bestimmung des Glücksloses noch auf F1 und F3 des Antigonos angewandt werden, auch wenn Antigonos es nur in F3 erwähnt. In diesem Horoskop (F3) ist die Tagformel anzuwenden. Die Distanz von der Sonne () bis zum Mond () beträgt ein Tierkreiszeichen. Trägt man diese Distanz vom Aszendenten ab, so fällt das Glückslos in den Stier. Die Aussage des Antigonos entspricht also der traditionellen Methode. Falls die hiesige Annahme, dass die Sonne genau im Aszendenten steht, zutrifft, fällt das Glückslos gradgenau mit dem Mond im Stier zusammen. Dementsprechend ist das Symbol im Diagramm Nr. 26 (S. 1149) eingezeichnet. Der Verzicht des Antigonos auf gradgenaue Angabe der Position des Loses entspricht nach der Aussage seines Zeitgenossen Valens einer weitverbreiteten Praxis, die jedoch zu kritisieren sei, da das Los oft bei zeichengenauer Betrachtung in ein anderes Tierkreiszeichen falle als bei sorgfältiger und gradgenauer Berechnung.2979 Auf F1 ist die Nachtformel anzuwenden. Die Distanz vom Mond (1° ) bis zur Sonne (8° ) beträgt 7°. Addiert man diese zur Länge des Aszendenten (1° ), so fällt das Glückslos auf 8° . Es fällt also gradgenau mit der Position der Sonne zusammen.2980 Es bleibt zu hinterfragen, warum Antigonos das Glückslos im Falle Hadrians nicht erwähnt. Diese Frage stellt sich zum einen, weil Antigonos die Analyse des Hadrianhoroskops doch insgesamt viel detaillierter als die des Pedaniushoroskops ausgearbeitet hat, zum anderen aber auch aus dem religionshistorischen Grund, dass der Genius (bes. der Genius imperatoris) und die  auf das engste zusammenhängen. BouchéLeclercq schreibt (1891, 304): “Ce qui s’accuse mieux, dans le monde gréco-romain, c’est la parenté ou plutôt l’identité de Tyché avec le Génie. Le culte du Génie impérial, que les Grecs appellent la Tyché du prince, a mis ce point de doctrine à la portée de tout le monde”. Im Folgenden (ebd. 305) betont Bouché-Leclercq die enge Affinität des “concept animiste de Tyché-Génie” mit der astrologischen Fatalität, speziell mit dem

2979

Val. 2,37,40:         2980 Da Pingree die falsche Lesung im CCAG VIII 2 (1911), p. 85,24 () korrigiert hat, sind die Ausführungen hierzu bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, hinfällig (s.o. zu § 63 ).

Stellenkommentar

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 .2981 Es lohnt sich also, der Frage, warum Antigonos das Glückslos Hadrians nicht erwähnt, etwas genauer nachzugehen. Lehrreich ist der Vergleich mit Hor. gr. 50.X.24 bei Val. 2,22,1–9, einer   (2,22,1, vgl. 2,22,9    ), bei der es sich wahrscheinlich um die des Kaisers Domitian handelt.2982 Auch dort handelt es sich um ein Nachthoroskop, in dem die Längen der Luminare und Planeten zeichengenau geboten werden und dessen Glückslos nach der üblichen Nachtregel (s.o.) berechnet ist; zufällig fällt es ebenso wie bei Hadrian in den Wassermann (2,22,6). Valens fährt nun so fort, dass er den Hausherrn des Tierkreiszeichens, in den das Glückslos fällt (das ist ebenso wie im Falle Hadrians Saturn), bezüglich seiner Stellung und Würden analysiert. In Hor. gr. 50.X.24 betont Valens, Saturn stehe im   genannten 5. Ort und zugleich in seinem eigenen Haus und Trigon (2,22,6    ). Hadrians Saturn ist bezüglich jedes einzelnen dieser drei Kriterien weniger günstig situiert. Am geringsten ist sein Nachteil noch bezüglich des Hauses, da ja Wassermann und Steinbock gleichermaßen Häuser Saturns sind, aber beide Horoskope sind Nachtgeburten, und der Steinbock ist das Taghaus Saturns. Die Würde des Trigons fehlt Hadrians Saturn völlig, und anstelle der vorteilhaften Position im 5. Ort (Hor. gr. 50.X.24) steht Hadrians Saturn im denkbar ungünstigsten Ort, dem zwölften.2983 Folglich ist anzunehmen, dass zumindest Valens bei Anwendung der gleichen Kriterien auf das Horoskop Hadrians zu dem Schluss gekommen wäre, dass das Glückslos Hadrians eine erheblich weniger glänzende Zukunft als Hor. gr. 50.X.24 verspreche. 2981

Nach dem Tode Domitians kam der Kult des Genius imperatoris vorerst zum Erliegen. Unter Trajan, Hadrian und Antoninus Pius sind keine Spuren davon nachweisbar; erst unter Marc Aurel lebt er wieder auf (vgl. Gradel 2002, 192–194). Auf Antigonos könnte aber sowohl die Erinnerung an die Kultpraxis vor dem Tode Domitians (96 n.Chr.) als auch – chronologisch etwas weniger wahrscheinlich – ihr Wiederaufleben zu seinen eigenen Lebzeiten gewirkt haben. 2982 So Peter 2001, 134; zustimmend Hübner 2005a, 18. 2983 Der 12. Ort gehört zwar Saturn, aber die Stärkung, die er dadurch erfährt, betrifft nur seine negativen Wirkungen: vgl. Val. 2,11,1        . Olymp. 23 p. 67,20–11   . Vgl. auch Paul. Alex. 24 p. 70,13–18, der Saturn im 12. Ort nur bei Taggeburten vorteilhafte Wirkungen wie z.B. die Überwindung von Feinden zuspricht; F1 ist jedoch eine Nachtgeburt. – In beiden Fällen steht Saturn nicht in seinen eigenen Graden (bei Hor. gr. 50.X.24 ergibt sich das eindeutig aus der Rückberechnung, vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 81). Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Valens die Gradbezirke bei der Prüfung der Würden Saturns nicht erwähnt.

Antig. Nic. F3 § 63

1182

Dafür, dass auch Antigonos das Glückslos Hadrians als unvorteilhaft bewertet hat, spricht F3, wo das Glückslos in den Stier fällt und dessen Hausherrin Venus sich ebenso wie der Saturn Hadrians im 12. Ort befindet, was Antigonos negativ interpretiert.2984 Das auf den ersten Blick verwunderliche Schweigen des Antigonos zum Glückslos Hadrians findet also eine zwar nicht beweisbare, aber doch plausible Erklärung.  –  : Die Wahl fällt hier ebenso wie zuvor in F2 auf Mars, weil er erneut der Hausherr des Tierkreiszeichens des Epikratetors (Sonne) ist. Siehe oben S. 1057–1075, wo die verschiedenen tradierten Methoden zur Bestimmung des    erläutert und auch auf die hier gegebene Konstellation angewendet wurden (bes. S. 1073). – Zu dem nur von Ep.4 überlieferten  s.o. zu F1 § 21 –  und zu F1 § 39 –.

§ 64 Zur Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes siehe die ausführliche Gesamtbesprechung von F1 §§ 50–51. Zur Erläuterung der folgenden Tabelle gilt das bereits oben zu F1 § 51 Gesagte.  Geburt



23°  19° 

3. Tag (re vera 2d 23°   21°  4h 2m) 7. Tag (re vera 6d 23°  25°  23h 17m) 40. Tag (re vera 39d 23°  26°  7h 8m)











6° 

27° 

25° 

8° 

10° 

6° 

28° 

27° 

9° 

15° 

7° 

29° 

1° 

12° 

25° 

11° 

5° 

25°  11° 

21° 

Tab. 32: Siderische Positionen der Luminare und Planeten bei der Geburt des Pedanius Fuscus sowie am 3., 7. und 40. Tag 2984

S.u. im Komm. zu § 66b .

Gesamtbesprechung

1183

Angesichts des schlimmen Endes des Pedanius verdienen die zeichengenaue Quadratur des Mondes mit Jupiter und Venus am 3. Tag sowie auch die zeichengenaue Opposition des Mondes mit Saturn, Jupiter und Venus am 40. Tag Beachtung. Die dazugehörigen Prognosen von Firm. math. 6,10,10 u. 6,13,3 (3. Tag) beziehungsweise 6,15,19–22. 6,16,7–8. 6,19 (40. Tag), die auf eine alte, mindestens ein Jahrhundert vor Antigonos zu datierende Quelle (wahrscheinlich ‘Nechepsos und Petosiris’) zurückgehen,2985 sind jedoch teils positiv und daher unbrauchbar, teils negativ, aber irrelevanten Lebensbereichen (z.B. Ehe) zugeordnet und daher ebenfalls unbrauchbar. Es verwundert also nicht, dass Antigonos bei den folgenden astrologischen Erklärungen der biographischen Daten nicht auf die Lehre vom 3., 7. und 40. Tag des Mondes rekurriert.

§§ 65–66 Diese Paragraphen bieten Daten zum Leben und Schicksal des Nativen sowie deren astrologische Erklärung. Das Material ist entsprechend der auf der nächsten Seite folgenden Tabelle (Nr. 33) disponiert. Dazu sind die folgenden Besonderheiten zu vermerken: Da dieses Horoskop als ein weiteres Beispiel für die Analyse der   gedacht ist, werden in §§ 65–66 bis auf zwei Ausnahmen nur Daten exponiert und erklärt, die für dieses Thema relevant sind. Die beiden Ausnahmen betreffen allgemeine Charakterzüge des Nativen und werden konsequenterweise erst eingeführt und besprochen, nachdem sowohl die Exposition als auch die astrologische Analyse der Daten zur   abgeschlossen sind. Schreitet man von dieser großen Zweiteilung zu den Einzeldaten fort, so fällt auf, dass die Reihenfolge der astrologischen Einzelerklärungen nur in einem einzigen Punkt von der Reihenfolge abweicht, in der die zu erklärenden Daten exponiert wurden: Der Todeszeitpunkt wird an dritter Stelle erwähnt, aber zuletzt erklärt. Die frühe Erwähnung ist notwendig, da der Tod des Nativen Teil seines gescheiterten Strebens nach höchster gesellschaftlicher Stellung ist und die folgenden Informationen (mit Ausnahme der letzten beiden über seinen Charakter) das Wissen um seine Hinrichtung voraussetzen; dass die astrologische Erklärung der Todeszeit (nicht der Todesart!) hingegen den Abschluss der Analyse bildet, ist biographisch sinnvoll und entspricht dem Verfahren in den beiden vorausgehenden Horoskopen. 2985

Mehr dazu bei Heilen 2010c, 129–138, bes. 136.

Antig. Nic. F3 §§ 65–66

1184 Thema               

hohe Geburt

unbesonnenes Streben nach der Kaiserwürde Hinrichtung des Nativen

Konsequenzen

Hinrichtung eines Verwandten Zurücksetzung der übrigen Verwandten Art der Hinrichtung

Daten § 65      § 65      § 65     (vgl. § 62) § 65      § 65    

Begründung § 66a   

§ 66a   

§ 66c     § 66a    

§ 66a    Urheber der § 66a   Hinrichtung  § 66b  § 66b    Charakter § 66b  § 66b    Tab. 33: Biographische Daten und ihre astrologische Begründung in F3

Stellenkommentar

1185

§ 65           : d.h. er hatte von Seiten beider Eltern eine edle Abstammung. Die Eltern des Pedanius waren Iulia Paulina (Raepsaet-Charlier 1987, 387f. [FOS 452]; keine PIR-Nummer), Tochter der (Aelia) Domitia Paulina (PIR2 D 186, s.o. zu F1 § 23   ) und des Iulius Servianus (PIR2 I 631, s.o. S. 1036), und Pedanius Fuscus Salinator (PIR2 P 200. Caballos Rufino 1990, 418f., Nr. I 46, cos. 118 n.Chr.). Zu Iulia Paulina vgl. Eck 1978, 290f.: Die bis dahin ohne ihren Namen bekannte Tochter des Servianus und der Domitia Paulina kann dank dem sogenannten testamentum Dasumii identifiziert werden. “Mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie auch eine Person mit der Tochter des Servianus, die dieser zwischen 105 und 107 mit dem späteren Konsul von 118, Cn. Pedanius Fuscus Salinator, verlobt hat” (ebd. 291).2986 Zur Heirat der Eltern des Pedanius (ca. 106 n.Chr.) vgl. das Glückwunschschreiben des Jüngeren Plinius (Plin. epist. 6,26) an Servianus, welches ebenfalls die glänzende Abkunft des jungen Mannes betont (6,26,1): domus patricia, pater honestissimus, mater pari laude. Wachtel 1998a, 69, schließt aus F3, dass, wenn dies wirklich das Horoskop des Pedanius sei (bezüglich dieser Frage legt er sich nicht fest), hieraus deutlich werde, dass Pedanius schon von frühester Kindheit an (nicht später als 118 n.Chr., als sein Vater mit Hadrian Konsul war, also seit Beginn der Herrschaft Hadrians) als Nachfolger vorgesehen gewesen sei.    : so erstmals konjiziert von Heilen 2005a, 5225, um den Text sinnvoll und in sich schlüssig zu gestalten. Statt der Konjektur ist auch oder  denkbar, aber weniger wahrscheinlich. Die Handschriften bieten statt des Nom. Sg. durchweg Gen. Pl. (in drei Varianten):      (P),      (Ep.4), und      (Exc.2). Martin 1982, 298, und Michelotto 1987, 190, akzeptieren den überlieferten Text, ohne textkritische Bedenken zu äußern, und sind überzeugt, dass die Eltern des Pedanius ebenfalls der Repression Hadrians im Jahre 138 zum Opfer fielen. Das ist aber sowohl aus historischen als auch aus textimmanenten Gründen nicht plausibel. Was die historische Seite betrifft, ist von einem gewaltsamen Tod der Eltern nichts bekannt. Die letz2986

Siehe auch Syme 1985a, 49 (= RP V 529) u. Birley 1997, 309.

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Antig. Nic. F3 § 65

te datierbare Nachricht, die wir von ihnen besitzen, ist das weit zurückliegende Konsulat des Vaters (118 n.Chr.). Die meisten und namhaftesten Hadrian-Experten gehen davon aus, dass die Eltern des Pedanius, insbesondere sein Vater, vor der Hinrichtung des Pedanius bereits tot waren und eines natürlichen Todes – zum Beispiel aufgrund einer Seuche – gestorben waren.2987 Was die gedankliche Kohärenz des Textes von § 65 betrifft, ist die kausale Verknüpfung des kurzen ersten und des langen zweiten Satz durch  zu beachten. Diese wäre, wenn man mit den Handschriften von einem gewaltsamen Tod der Eltern ausginge, nicht nachvollziehbar, da der zweite Satz die erwartete Begründung nicht nur schuldig bliebe, sondern sogar einer Tötung der Eltern des Pedanius widerspräche, da ja ausdrücklich nur von seinem eigenen Tod und dem des Servianus die Rede ist, während der Rest der Sippe dem Text zufolge zwar einen sozialen Abstieg erlitt, aber doch immerhin mit dem Leben davonkam (          ). Im Übrigen ist es unwahrscheinlich, dass Cass. Dio 69,17,1, der ausdrücklich nur Servianus und Pedanius Fuscus nennt, die Eltern des Pedanius ungenannt gelassen hätte, wenn diese aus demselben Anlass wie Servianus zusammen mit Pedanius getötet worden wären. Wenn man hingegen annimmt, dass der erste Satz von § 65 in seinem ursprünglichen Originalwortlaut nur den gewaltsamen Tod des Pedanius erwähnte, ist nicht nur die notwendige Kohärenz mit dem folgenden, durch  angefügten Satz gegeben, sondern auch Kohärenz mit § 66a hergestellt, wo Pedanius von Antigonos durch den Begriff  eindeutig als ein  beschrieben wird. Die Ursache der Korruptel, die in § 65 zu einem frühen Zeitpunkt der Überlieferungsgeschichte eingetreten sein muss, könnte der unmittelbar vorausgehende Hinweis 2987

Nach Eck 2000b, 466, starb der Vater, bevor sein Sohn hingerichtet wurde. Nach Raepsaet-Charlier 1987, 388, ist der Vater ohne Zweifel vor 136 gestorben. Nach Caballos Rufino 1990, 418, ist der Vater fast sicher vor dem Untergang seines Sohnes gestorben. Vgl. Wachtel 1998b, 72: “Diem obiit ante annum 136 [potius 138!], quo Hadrianus socerum eius et filium interfici iussit, fortasse paullo post annum 118 (morbo vel etiam pestilentia, una cum uxore?)” (letzte historische Erwähnung des Vaters im Konsulatsjahr 118, s. Wachtel ebd. 72). Vgl. ferner Birley 1997, 280: “His [i.e. Servianus’] daughter and son-in-law were, it is assumed, also dead.” Syme 1968, 87 (= RP II 674), vermutet als Todesursache “a malady or a pestilence”. Vgl. Syme 1976, 297 (= Syme 1983, 85): “The innocuous explanation would be a pestilence in the early years of the reign”; sinngleich Syme 1986, 14 (= RP VI 170): “if the pair in fact faded out quickly, an easy and innocuous conjecture avails: That is, pestilence.” Ähnlich urteilt Syme 1989, 249 (RP VI 426): “There is no call to suspect a dynastic contretemps that was covered up and lost to history. Rather pestilence in the train of warfare in the Orient.”

Stellenkommentar

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auf die Eltern () gewesen sein.2988 Zur Wort- und Begriffsgeschichte: In der Antike sind neben den etymologisch korrekten Formen von , bei denen der erste Teil des Kompositums auf  zurückgeht, auch Formen von  (bzw. lat. biothan-) belegt, was mit einer etymologisch falschen Rückführung auf  zu tun hat, und schließlich auch noch zwei Fälle von , die aus dem Lehrgedicht des Dorotheos stammen und metrisch bedingt sind.2989 Für ‘Nechepsos und Petosiris’ sind keine Formen von ()  belegt. Wir finden sie erstmals bei Kritodemos in einem fragmentarisch erhaltenen Kapitel über die Wirkungen der Gradbezirke (CCAG VIII 1, 1929, pp. 257,21–261,2 = Critod. frg. 10 Peter), wonach die letzten drei Grade des Stiers als Marsbezirk u.a.  bewirken (ibid. p. 258,13–15), und in einem Rhetorioskapitel (Rhet. 5,77    ), 2990 in dem sich der Verfasser kurz nach dem Beginn mit den Worten    dem Kritodemos zuwendet.2991 Unter den späteren Autoren verdienen besonders Val. 2,41 (mit elf Beispielhoroskopen) und Firm. math. 7,23 De biothanatis (ein Kapitel mit einer langatmigen Kasuistik tödlicher, oft Quadraturen und Oppositionen der ‘Übeltäter’ implizierender Konstellationen) Beachtung.2992 Ptolemaios hingegen bietet einen einzigen Beleg für Formen von 2988

Es ist zwar rein theoretisch möglich, dass die Eltern des Pedanius irgendwann auf gewaltsame Weise zu Tode kamen, aber selbst wenn dies (wofür keinerlei historische Indizien vorliegen) geschehen sein sollte, wäre es ohne Zusammenhang mit dem Tod des Pedanius und Antigonos hätte es in § 65 nicht in der irreführenden Weise erwähnen dürfen, wie die Hss. glauben machen. Vgl. Birley 1997, 35526, der zwar den Wortlaut der Hss. (zu Unrecht) nicht in Frage stellt, aber doch immerhin anmerkt: “I do not accept that the passage […] where his parents are said to have met a violent death, is evidence for them being killed as late as 137”, u. ebd. 309 zu derselben Stelle: “The horoscope […] states that she and her husband died a violent death. This seems implausible.” 2989 Vgl. Hübner 1998e, 18f., dessen knapper Aufsatz zugleich den besten und verlässlichsten Überblick zu diesem Wort bietet; ebd. auch Hinweise auf ältere Literatur. 2990 Ältere Edition: F. Cumont, CCAG VIII 4 (1921), pp. 199,15–202,10. 2991 Peter 2001, 74–78, hat trotz erheblicher Unsicherheiten (dazu s.o. S. 924 bei Anm. 2241) den gesamten Rest des Kapitels als Critod. frg. 12 gewertet. In der von Pingree auf der Grundlage des cod. Paris. gr. 2425 edierten Version des Rhetoriostextes fehlt an der betreffenden Stelle (5,77,5) der oben zitierte Hinweis auf Kritodemos. Zu diesem Kritodemosfragment siehe auch Bara 1990, 840. Das Rhetorioskapitel ist anscheinend ein Exzerpt aus den Thesauroi des Antiochos von Athen, das ein (heute verlorenes) Kapitel mit genau diesem Titel enthielt: vgl. Antioch. epit. 3a,70 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 109,17 (= Rhet. 6,61,70). 2992 Insgesamt bietet Firmicus in seinem Werk über hundert Belege für das Adjektiv biothanatus.

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Antig. Nic. F3 § 65

(), nämlich Ptol. apotel. 2,9,11 . Weitere Belege aus astrologischen Werken stellt Cumont 1937, 199f., zusammen, dessen einleitende Feststellung gut zu Pedanius Fuscus passt: “Le nom de biothanati () s’appliquait par excellence aux suppliciés [...].” In der Astrologie ist der Hauptverursacher gewaltsamer Tode, wie nicht anders zu erwarten, Mars.2993 Seine Funktion als Verursacher des Todes des Pedanius wird im Folgenden unter mehreren einander ergänzenden Gesichtspunkten untersucht (s.u. zu § 66a    –, zu   und zu    sowie auch zu § 66c insgesamt). Zu anderen astrologischen Gründen für durch Menschen, speziell durch den Herrscher angeordnete Todesstrafen s. Bara 1990, 835 (jene Gründe basieren auf der Sonnenposition und erlauben keine Anwendung auf das hiesige Horoskop); zu den astrologischen Gründen für  im Allgemeinen s. ebd. 836f.  – : Worauf sich diese Hoffnungen stützten, sagt der Text nicht. Am nächstliegenden ist die Annahme, dass Pedanius sich seiner exzellenten Herkunft bewusst war: “Als Großneffe Hadrians war Fuscus der nächste für die Nachfolge in Frage kommende Verwandte des Kaisers”. 2994 Außerdem ist es möglich, dass Pedanius Fuscus sich bewusst war, ein königliches oder beinahe königliches Horoskop zu besitzen. Dafür könnte Hist. Aug. Hadr. 23,3 sprechen, wo es von Hadrian heißt: Fuscum, quod imperium praesagiis et ostentis agitatus speraret [vgl. ], in summa detestatione habuit.2995 Diese Stelle wird verschieden gedeutet. Michelotto 1987, 185, meint, das praesagium habe in der Krankheit und dem folgenden Tod des Aelius Caesar (1.1.138 n.Chr.) bestanden. Champlin 1976, 83, denkt an eine genitura, also ein Horoskop, auf das Pedanius vertraut habe, relativiert diese Annahme dann aber und zieht alternativ Gunstbekundungen durch Hadrian in Erwägung (ebd. 84), wofür auch IKEph 734 spreche (ebd. 84–89; s.o. S. 1135 bei Anm. 2882).2996 Fündling 2006, 1012f., hält es für durchaus möglich, dass mit 2993

Siehe Bara 1990, 831. Groag 1937, 19. Vgl. Caballos Rufino 1990, 413: “por sus lazos de parentesco era el más firme aspirante a la sucesión de Adriano” (vgl. ebd. 4152) und Birley 1997, 215 (zum Jahre 128 n.Chr.): “The boy [sc. Pedanius] must have been regarded as the heir presumptive” (vgl. ebd. 201). 2995 Dies ist die einzige Erwähnung des Pedanius Fuscus in der Historia Augusta. 2996 Champlin resümiert (ebd. 89): “The evidence converges to suggest that the younger Pedanius Fuscus [d.h. der Großneffe Hadrians, nicht dessen Vater] was groomed for the imperial succession from an early age, at least from the beginning of his great-uncle’s 2994

Stellenkommentar

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praesagiis et ostentis “astrologische Berechnungen” gemeint seien.2997 Unabhängig davon, ob dem historischen Pedanius durch Astrologen die Kaiserwürde vorausgesagt worden war oder nicht, 2998 ist angesichts der Worte   zu prüfen, ob die einschlägigen astrologischen Lehrtexte auf der Grundlage der in § 63 gebotenen Daten die Prognose von Königs- beziehungsweise Kaiserherrschaft rechtfertigen würden. Da wir von Antigonos keine allgemeingültige Regel zur Analyse königlicher Nativitäten besitzen und der Vergleich des Hadrianhoroskops mit Ptol. apotel. 4,3 ergeben hatte, dass beide diese Untersuchung ähnlich durchführen (s.o. S. 679–685 zu F1 §§ 26–28), mögen hier die ptolemäischen Kriterien zur Anwendung kommen. Ptolemaios sagt (Ptol. apotel. 4,3,1), dass dann, wenn beide Luminare sich in männlichen Tierkreiszeichen befinden und entweder beide oder auch nur eines von beiden (am besten das Luminar der Partei) auf einem Kardinalpunkt stehen und sie von den fünf Planeten als Speerträgern begleitet werden (und zwar die Sonne morgendlich, der Mond abendlich), die Geborenen Könige sein werden. Diese Bedingungen sind bei Pedanius Fuscus nicht vollständig, aber hinsichtlich dreier zentraler Kriterien erfüllt: 1. Von den Luminaren steht nur eins in einem männlichen Tierkreiszeichen (Sonne im Widder), das andere in einem weiblichen (Mond im Stier). 2. Die Sonne steht im 1. Ort, vermutlich exakt auf dem bestmöglichen Kardinalpunkt (ASC); sie ist zugleich das Luminar der Partei, da der Moment des Sonnenaufgangs zum Tag zu rechnen ist. Die Position des Mondes ist jedoch nicht kardinal; immerhin steht er im 2. Ort (Epanaphora). 3. Das Kriterium der Doryphorie ist vortrefflich erfüllt: Die Sonne wird von den fünf Planeten als Speerträgern in der geforderten Zuordnung begleitet, da sie alle ihr vorauseilen (morgendliche Stellung). Wie wir wissen, fordert auch Antigonos, dass die Speerträger der Sonne vor ihr aufgehen (F1 §§ 27 u. 58) und außerdem nicht weiter als 90° von ihr entfernt sind (F2 § 58); auch das zuletzt genannte Kriterium ist in F3 reign. His father was probably a pillar of the new regime and his grandfather was accorded marks of exceptional respect. He himself was granted special privileges at an early age and perhaps a place in the emperor’s counsels. However, he was merely heir presumptive, not apparent (if one may apply terms from an alien system); no commitment was made.” 2997 Fündling resümiert (ebd. 1012): “Nichts spricht also dagegen, daß Fuscus sich durch Divinationstechniken Gewißheit über seine politische Zukunft verschaffen wollte.” 2998 Ein ganz anderes, aber ebenfalls zur Hoffnung auf die Herrschaft ermutigendes Vorzeichen hatte nach Hist. Aug. Hadr. 3,7 seinerzeit Hadrian von Trajan erhalten: adamante gemma, quam Traianus a Nerva acceperat, donatus ad spem successionis erectus est.

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erfüllt, da Mars (22° ), der am weitesten vorauseilende Planet, nach moderner Rückberechnung (s.o. S. 1141, Tab. 30) nur ca. 53° von der Sonne entfernt ist. Dass diese schöne Kette der fünf Speerträger in der bisherigen Forschung mit Ausnahme von Denningmann 2005, 351, unbeachtet blieb, liegt zum einen daran, dass der Text nur ein einziges Mal in unspezifischer Weise vermerkt, die Sonne werde eskortiert (§ 66a      ), zum anderen daran, dass Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, die Position der Venus nicht nennen2999 und sie ferner in ihrem Diagramm (ebd. 223, Plate 19), in dem die Venus ebenfalls fehlt, Merkur so einzeichnen, als stände er abendlich zur Sonne. Auch die von Ptolemaios genannten Zusatzkriterien verdienen Beachtung, sagt er doch, wenn die Speerträgersterne entweder auch selbst auf einem Kardinalpunkt ständen oder einen Aspekt mit dem MC bildeten, so würden die Geborenen ihr Leben hindurch groß und mächtig und Weltherrscher sein und noch glücklicher, falls die Speerträger rechte Aspekte zum MC bildeten (Ptol. apotel. 4,3,2). Auf vier der fünf Speerträger im Horoskop des Pedanius trifft dies bei zeichengenauer Betrachtung zu: Saturn und Merkur stehen im aszendierenden Widder, und Jupiter und Venus (die beiden ‘Wohltäter’) stehen in den Fischen, von wo sie einen günstigen Sextilschein zum MC im Steinbock werfen. Das einzige Hindernis für die Prognose eines kaiserlichen Schicksals liegt also darin, dass der Mond weder kardinal noch in einem männlichen Zeichen steht. Über solche Fälle sagt Ptolemaios (apotel. 4,3,2):3000                            

2999

Wenn aber, während die anderen genannten Bedingungen erfüllt sind, die Sonne allein in einem männlichen Zeichen steht, der Mond hingegen in einem weiblichen, und eins von beiden Luminaren in kardinaler Position, werden die Geborenen nur Generäle sein, Herren über Leben und Tod.

S.o. S. 1139 (1. Absatz zu §§ 63–64) sowie auch Anm. 2896. Die hier zitierten Worte schließen unmittelbar an die oben S. 681 zitierten an. Zur Wiedergabe von durch ‘Generäle’ s. Cumont 1937, 39f.

3000

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Dieser Fall trifft auf Pedanius Fuscus zu. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Antigonos sich im Hadrianhoroskop, über die ptolemäischen Kriterien hinausgehend, auch die Mühe gemacht hatte, die Luminare und Planeten auf ihre Würden hin zu untersuchen (F1 §§ 26–27). Tun wir das auch hier, so entdecken wir eine überraschend große Fülle zusätzlicher Glücksumstände: 3001 Sonne (19° ) und Mond (23° ) stehen beide im Zeichen ihrer jeweiligen Erhöhung (s.o. S. 715, Tab. 15) und außerdem in ihren eigenen Dreiecken (s.o. S. 717, Tab. 16), die Sonne sogar als Trigonokrator (da sie Tagherrscher des ersten Dreiecks ist und es sich um ein Taghoroskop handelt); Venus (8° ) steht in ihrer Erhöhung und in ihren eigenen Graden, die sich von 0°–12°  erstrecken (s.o. S. 719, Tab. 17b), Mars (25° ) ebenfalls in seinen eigenen Graden, die sich von 20°–25°  erstrecken,3002 Jupiter (27° ) in seinem Nachthaus (s.o. S. 737, Tab. 19). Nur Saturn (6° ) steht in seiner Erniedrigung. Merkur (10° ) genießt keine Würden. Abschließend verdienen noch zwei die Tierkreiszeichen der Luminare betreffende Beobachtungen Erwähnung. Der Widder, in den die Sonnenposition und der Aszendent des Pedanius fallen, gilt als königliches ( ) und regierendes () Tierkreiszeichen; vgl. bes. Val. 1,2,1       . Heph. 1,1,3 . Firm. math. 2,10,2 regale und viel weiteres Material bei Hübner 1982, 208f., Nr. 4.213.1 u. 4.213.3. Und da der Stier im Pedaniushoroskop den 2. Ort der Dodekatropos bildet, gilt für ihn die Lehre, der 2. Ort sei ‘Spender guter Hoffnungen’; vgl. P. Mich. III 149 (2. Jh. n.Chr.), col. IX,13–14       Paul. Alex. 24 pp. 54,21–55,1   [sc. ]     . Das verdient umso mehr Beachtung, als nicht nur der Mond des Pedanius, sondern auch sein Glückslos in den 2. Ort fallen. Es darf also zusammenfassend festgehalten werden, dass Pedanius Fuscus sich aus astrologischer Sicht, speziell aus der des Antigonos, Hoffnungen auf eine der höchsten oder gar die höchste Stelle im Staat machen durfte. Erstaunlich bleibt allerdings, dass Antigonos all dies, zumal im Kontext der  , nicht genauer ausführt. Sofern Hephaistion hier nicht (entgegen meiner Überzeugung) gekürzt hat, 3001

Die folgenden gradgenauen Längenangaben verstehen sich siderisch. Sie sind nicht überliefert, sondern das Produkt der obigen Rückberechnung (S. 1141, Tab. 30) für den 6. April 113 n.Chr. 3002 Da 25°  die Grenze des Marsbezirks bildet, vgl. die Diskussion der Marslänge unten S. 1250 bei Anm. 3150.

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müssen wir wohl annehmen, dass es primär der katastrophale Sturz des so vielversprechenden Nativen war, der den Antigonos interessiert hat.   : so P; ähnlich Exc.2   ; Ep.4 liest     . Zur Lesart P vgl. LSJ s.v.  II 3a mit Hinweis auf Plu. Phoc. 23  . In der astrologischen Literatur ist die einzige Parallele für die Junktur   Val. 4,14,6 (über die ‘Wohltäter’, wenn sie unter den Strahlen stehen):             (vgl. Val. app. 19,11). : s.u. zu .  : anscheinend ohne fremdes Zutun, wenngleich das Adjektiv auch bedeuten könnte, dass Pedanius auf schlechte Ratgeber hörte. Das würde aber wohl eher passivisch als  formuliert; vgl. z.B. Eur. Ion 877f.   |    . Außerdem spricht dafür, dass Antigonos den Pedanius für den alleinigen Verursacher seines Untergangs hält, die folgende astrologische Begründung (§ 66a). In jedem der beiden soeben erwogenen Fälle handelt Pedanius unbesonnen. Hadrian soll nach Cassius Dio die Wahl des Antoninus Pius unter anderem damit begründet haben, dass dieser nicht in dem Alter sei, da man aus jugendlicher Unbedachtheit überstürzt zu handeln neige (          , 69,20,4). Dieser Ausspruch muss, sofern er historisch ist, der unzufriedenen Reaktion des Pedanius und seinem Untergang vorausgehen und könnte einen wahren Beweggrund sowohl für die Nachfolgeregelung des Kaisers als auch für seine Bewertung des Pedanius als für die Nachfolge ungeeignet darstellen.             : fehlt in P und Exc. 2 (saut du même au même). Die schon von Pingree vorgenommene Ergänzung nach dem Wortlaut der Epitome ist sicher. Zwar könnte der Rückgriff in § 66c (      , in allen Zeugen überliefert) sich auf § 62          beziehen, aber ohne die Ergänzung nach Ep.4 würde der Sinnzu-

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sammenhang hier in § 65 verdunkelt und den Worten      die vorausgehende Information    , durch die das  legitimiert wird, fehlen. Schmidt 1998, 64, übersetzt    falsch mit “engaging in an accusation directed at the kingship” (mit “king” statt “kingship” wiederholt von Schmidt 2009, 365). Gemeint ist aber nicht, dass der Native versuchte, Ansprüche auf die Kaiserwürde einzuklagen, oder überhaupt irgendwie aktiv eine Anklage oder Beschuldigung erhob, sondern dass er passiv zum Gegenstand einer Beschuldigung wurde, die andere, von Antigonos nicht genannte Personen gegen ihn selbst beim Kaiser vorbrachten. Vgl. die geläufige Wendung   (z.B. Plat. Euthphr. 2C) u. LSJ s.v.  C 7. Der Kontext zeigt also, dass mit  nicht eine juristische Anklage vor Gericht gemeint ist, sondern eine der üblichen Beschuldigungen bzw. (je nach Wahrheitsgehalt) Verleumdungen, 3003 denen Personen im Umfeld der Mächtigen ausgesetzt sind.3004 Konkret ist vielleicht die Planung eines Staatsstreichs gemeint; vgl. Birley 1997, 292: “Hadrian’s grandnephew had been executed for allegedly planning a coup”. Ein solcher Vorwurf brachte z.B. Catilius Severus und Atilius Titianus zu Fall.3005 Nach Champlin muss aber gar nicht an einen geplanten Coup gedacht werden, sondern es hätte schon gereicht, wenn Pedanius nach der offiziel3003

S.u. zu  . Im Sinne von ‘Beschuldigung’ vgl. z.B. Nic. Dam. vit. Aug. 19,66 über die Verschwörer gegen Julius Caesar:                 “So war es eine ganz zusammengewürfelte Gruppe von bedeutenden und von unbedeutenden Männern, die sich gegen ihn verschwor, von Freunden und von Gegnern, von Soldaten und von Zivilisten, wobei jeder seine eigenen Gründe für die Tat hatte und im Glauben an die eigenen Anschuldigungen auch den Anklagen der anderen vertraute”, Malitz 2003, 55–57). Im Sinne von ‘Verleumdung’ vgl. z.B. Cassius Dio 68,15,4, Licinius Sura (s.o. S. 1038, Punkt c) sei zwar bei Trajan verleumdet worden, dieser habe ihm aber dessen ungeachtet fest vertraut:             . 3005 Zu Catilius Severus vgl. Hist. Aug. Hadr. 24,6–7 Antonini adoptionem plurimi tunc factam esse doluerunt, speciatim Catilius Severus, praefectus urbi, qui sibi praeparabat imperium. qua re prodita successore accepto dignitate privatus est). Zur Anklage und Verurteilung (Proskription) des Atilius Titianus vgl. Hist. Aug. Hadr. 15,6. Pius 7,3. Birley 1997, 296. Fündling 2006, 1084–1087. 3004

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len Designierung des Antoninus Pius seine zuvor legitimen Hoffnungen auf den Thron noch in irgendeiner Weise weiter verfolgt haben sollte.3006 Überhaupt ist zu erwägen, ob Syme 1986, 14 (= RP VI 169) mit dem folgenden Gedanken Recht hat: “Julia [die Mutter des Pedanius] was the emperor’s niece. If Hadrian perished, the consequencs for Fuscus are clear: either to take the power or to be destroyed.” : vgl. die umgekehrte Metapher im Horoskop des Pamprepios von Panopolis (Hor. gr. 440.IX.29), der, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, nach einer günstigen Heirat zum Konsulat emporstieg:   (Rhet. 5,114,1 p. 144,2–3 Pingree 1976b = CCAG VIII 4, 1921, p. 221,3).  : Bemerkenswert ist die Verwendung des Terminus  anstelle von , dem üblichen Äquivalent zu lat. princeps (Mason 1974, 119). Im Hadrianhoroskop hatte Antigonos sowohl Trajan als auch Hadrian insgesamt dreimal als  bezeichnet (F1 §§ 23 u. 26). Der hier nun verwendete Terminus , “title par excellence of the Hellenistic monarchs” (Mason 1974, 120), begegnet in der Dichtung zwar schon zur Zeit des Augustus (bei Antipatros von Thessalonike, Anth. Pal. 10,25,5), in der Prosa aber nicht vor dem 2. Jh. n.Chr. und wird nach Kienast 1996, 25, in offiziellen Dokumenten auch noch im 4. Jh. n.Chr. sorgfältig gemieden. Nur Derivate wie ,  ,  etc. sind schon bei Plutarch, Josephus und anderen ProsaAutoren des 1. Jh. n.Chr. belegt (z.B. mit Bezug auf Vespasian; ausführlicher hierzu Mason a.a.O.). Wenn allerdings Whitmarsh glaubt, Cassius Dio verwende als erster Prosa-Autor  zur Bezeichnung des römischen Kaisers,3007 so ist dies mit Blick auf die hier kommentierte Stelle und die chronologische Priorität des Antigonos gegenüber Cassius Dio zu revidieren.3008 Antigonos spricht ferner in F1 § 37 (mit Bezug u.a. auf 3006

Vgl. Champlin 1976, 81, über Pedanius und Servianus: “The subsequent charges against them were probably only too well founded in fact, for what were formerly perfectly acceptable actions could be construed as treason in the new light”. Vgl. ebd. 83: “The obvious charge, as Cramer observed, would be maiestas”. 3007 Whitmarsh 2001, 213114: “Dio’s is apparently the first prose use of the term for the emperor”. 3008 Vgl. ferner die Schrift des Herennius Philon von Byblos (ca. 54–142 n.Chr.)     [Akz.: sic] (Suda s.v.    447, p. IV 737,8 Adler = FGrHist 790 T 1) und den Beleg für synonymen Gebrauch von  und  bei Antigonos’ Zeitgenossen Artemidor von Daldis (onir. 5,16): 

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Hadrian) von  und in F3 § 65 (allgemein) von der römischen Kaiserwürde als . Seine Wortwahl ist nicht verwunderlich, da er in der terminologischen Tradition der hellenistischen Astrologie steht, die von ihren Anfängen an ein besonderes Interesse an den Schicksalen von Königen an den Tag gelegt hatte.3009 Außerdem machen die Verweise auf Proskynese in F1 §§ 36–37 als Ehrerbietungen gegenüber Hadrian deutlich, dass er sich diesen nicht im Sinne der römischen Prinzipatsideologie, sondern im Sinne orientalischer Herrscher und speziell Alexanders des Großen vorstellte.3010   : Die Worte  – , die durch § 66a  wieder aufgegriffen werden, beziehen sich zweifellos auf L. Iulius Ursus Servianus (PIR2 I 631, s.o. S. 1036).3011 Der unspezifische Begriff   ist behutsam gewählt und passend, da Pedanius und Servianus, soweit wir wissen, nicht auf dieselbe Weise zu Tode kamen. Während Pedanius enthauptet wurde (s.u. zu § 66a ), hat Hadrian seinen Schwager Servianus offenbar zum Selbstmord gezwungen. Dafür spricht, dass die Historia Augusta diese Maßnahme Hadrians viermal mit der Formulierung mori coegit erwähnt (Hist. Aug. Hadr. 15,8. 23,2.8. 25,8). Man könnte zwar als Gegenargument Cass. Dio 69,17,1–2 anführen, der berichtet, Servianus habe vor seiner (wörtlich) ‘Abschlachtung’ seine Unschuld beteuert und Hadrian verflucht (    [...][...]    .), aber schon Groag 1917, 889, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die Begriffe und vor allem   “nicht viel besagen, heißt es doch z.B. auch von Barea Soranus bei Cass. Dio LXII 26,3 , während Tac. ann. 16,33,2 berichtet: Sorano ... datur mortis arbitrium”. Dass Servianus zum Selbstmord gezwungen wurde, denken auch Stein – Petersen 1952–1966 (PIR2 I 631), 298.      . 3009 Vgl. z.B. die insgesamt 26 Belege für ,  und  bei Heph. 1,21–23 (= Nech. et Pet. frg. 6.7.12) sowie auch den Umstand, dass die babylonische Astrologie ursprüngliche nur universalastrologische Aussagen machte und als einzige Individuen die Könige als Repräsentanten des gesamten Landes beachtete. 3010 Vgl. die Gesamtbesprechung von F1 §§ 29–38. 3011 Vgl. Michelotto 1987, 189: “ovviamente, il vecchio cui si accenna nell’oroscopo non può che essere Serviano.” Ebenso Birley 1997, 291: “‘the old man of his family’ must be his [sc. Fuscus’] grandfather Servianus”.

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Antig. Nic. F3 § 65

Birley 1997, 3. 291f. 297. Fündling 2006, 1019. Das zitierte Zeugnis Dios wird auch dadurch in seiner Verlässlichkeit entwertet, dass ihm offenbar ein Lapsus bezüglich des Todesalters des Pedanius unterlaufen ist (s.o. Anm. 2892). Antigonos durfte also wegen der unmittelbar folgenden Worte    nicht statt  konkret  schreiben, sondern hat die Hinrichtung des Pedanius und den erzwungenen Selbstmord des Servianus treffend unter dem Begriff der ‘Beseitigung’ () subsumiert. Vor diesem Hintergrund ist die Unvollkommenheit zu bewerten, dass Antigonos in § 66a mit      auf eine Information zurückgreift, die zuvor genau genommen noch nicht geboten worden ist. Man könnte sich zwar fragen, ob es hier in § 65, ähnlich wie z.B. in F1 § 43     , zu einem Textausfall in der gesamten Überlieferung gekommen ist. Wenn man z.B. nach  die Worte    ergänzte, hätten sowohl  als auch  (§ 66a) einen das Verb enthaltenden und somit lexikalisch eindeutigen Bezugspunkt. Außerdem spräche für eine Textergänzung nach  die Reihenfolge der astrologischen Erklärungen (§ 66a) im Vergleich mit den zuvor exponierten Daten (§ 65), und ein in der Überlieferungsgeschichte früh zu datierender Textausfall an dieser Stelle wäre angesichts der sich hier häufenden, am Ende eines syntaktisch vollständigen Satzes noch angehängten absoluten Genetive und der vielen darin verwendeten Formen von zumindest denkbar. Gegen einen hypothetischen Textausfall spricht jedoch zum einen, dass er nicht durch saut du même au même zu erklären wäre,3012 und zum anderen, dass der Gedankengang gestört würde: Nachdem dieser in § 65 von Pedanius ( ) seinen Ausgang genommen hat, weitet sich die Perspektive schrittweise zu Servianus (  ) und schließlich zur gesamten Sippe des Pedanius (     ). Es wäre also nicht plausibel, am Ende von § 65 eine abrupte Verengung der Perspektive auf Pedanius zu postulieren. Ein weiteres Indiz dafür, dass kein Textausfall anzunehmen ist, liegt darin, dass die letzte Erläuterung in § 66a (        ) ebenfalls keine explizite Entsprechung in § 65 hat; vielmehr ist die vorausgehende Erwähnung eines die Hinrichtung anordnenden Menschen 3012

Zwei so verursachte, durch das Zeugnis von Ep.4 und/oder Exc.2 gesicherte Textausfälle weist P allein in § 65 auf, nämlich den von      und den von     .

Stellenkommentar

1197

in        (§ 65) impliziert (also   =  ). Die Wiederaufnahme von  durch    ist jedoch zugegebenermaßen etwas kühner, weil sie nicht von einem spezifischen Begriff zu einem darin enthaltenen generischen Begriff fortschreitet, sondern umgekehrt von einem generischen Begriff zu einer aus diesem nicht zu entnehmenden Spezifikation.        : scil.    . Die Stelle wurde wiederholt falsch übersetzt.3013 Da Antigonos dem Pedanius durch die Worte   offensichtlich eine Mitschuld an seinem eigenen Untergang zuspricht, kann es sich in jenem Fall nicht um reine Verleumdung handeln. Wenn es also hier nun heißt, dass Servianus ebenfalls () beim Kaiser angezeigt wurde, ist es besser,  neutral im Sinne von ‘Beschuldigung’ aufzufassen, um einen Widerspruch gegenüber der unmittelbar vorausgehenden Darstellung bezüglich Pedanius zu vermeiden. Ich verstehe die Worte      also als stilistische Variation gegenüber dem vorausgehenden, meines Erachtens sinngleichen Ausdruck   .3014  : ohne exakte Parallele. Vgl. jedoch z.B. die beiden folgenden Belege bei Historikern des 2. Jh. n.Chr.: Herod. 7,12,2 (über Soldaten)    3015 Cass. Dio 7 frg. 30,8 p. I 89,23–24 Boiss.  3013

Völlig unzuverlässig (wie leider in vielen seiner Übersetzungen) Cramer 1954, 177: “and, for striving for the imperial power (!), he was executed together with an old man belonging to his family, who had become suspect and that through him (!).” Schmidt 1998, 64 übersetzt      falsch mit “engaging in treachery because of him” (= Schmidt 2009, 365). Der Text besagt an dieser Stelle aber nicht, dass Iulius Servianus sich an einem Verrat beteiligte, sondern dass auch () gegen ihn Beschuldigungen erhoben wurden. Schmidts Missverständnis ist ein Folgefehler seiner falschen Interpretation der vorausgehenden Worte     (s.o.). Insgesamt richtig, aber im zweiten Teil ungenau übersetzt Birley 1997, 291: “being denounced to the Emperor he was destroyed along with an old man of his family (who was falsely accused because of him)”. Auch hier bleibt das  in der Parenthese unübersetzt. 3014 Vgl. LSJ s.v.  I: primär “false accusation”, aber dann auch “of charges not necessarily false or malicious”. 3015 Vgl. die Übersetzung von Roques 1990, 193: “les assaillants recevaient coups et blessures et, ainsi mis à mal, faisaient retraite”.

1198

Antig. Nic. F3 § 65

 Als  werden im Zusammenhang mit der   üblicherweise die jeder Würde Ermangelnden bezeichnet; vgl. Ptol. apotel. 4,3,4 am Ende des von ihm entworfenen sozialen Spektrums:       Das Wortfeld     etc. findet in astrologischem Kontext seit ‘Nechepsos und Petosiris’ Verwendung: vgl. drei Belege aus dem ins 2. Jh. v.Chr. zu datierenden Frg. 6 bei Heph. 1,21,13  (Nech. et Pet. frg. 6,69). 1,21,20  (frg. 6,109). 1,21,32  (frg. 6,230), die ausnahmslos durch die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung des Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151 (frg. +32), speziell p. 133a,22 . p. 136a,21 . p. 146a,18  , bestätigt werden.3016 Das genannte Wortfeld ist ferner durch die Antonymie der termini technici und , die die babylonische Lehre des bt nisirti fortsetzt (s.o. zu F1 § 26  , bes. Anm. 1580), schon sehr früh in der hellenistischen Astrologie etabliert.

§ 66 Dieser Paragraph der Edition Pingrees zerfällt in drei Teile, die hier als 66a, 66b und 66c gezählt werden. Mehr dazu oben S. 791 in der Gesamtbesprechung von F1 § 33.

§ 66a Hier liefert der Autor die astrologische Begründung der zuvor dargelegten Eigenschaften und Ereignisse.     : Diese Wirkung der Sonne im 1. Ort zeigt, dass Antigonos F3 als eine Taggeburt gedeutet hat. Aus den einschlägigen Kapiteln astrologischer Autoren zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos3017 verdienen die folgenden Stellen Beachtung: 3016

Weitere Belege für  in demselben Fragment, bevor die Parallelüberlieferung durch den Anonymos einsetzt: Heph. 1,21,2.3.6.8 (= frg. 6,5.11.21.29). 3017 Grundlegende Informationen dazu bietet der Komm. zu F1 § 26     ab S. 697.

Stellenkommentar

1199

Ps.-Manethon prognostiziert für die Stellung der Sonne im 1. Ort, ohne zwischen Tag- und Nachtgeburten zu unterscheiden, Könige (Ps.Maneth. 3[2],106–111):  |          |   |     |       | (!).3018 Dieser Lehrsatz ist auf den ersten Blick sowohl auf F1 als auch auf F3 anwendbar. Allerdings hat Ps.-Manethon wahrscheinlich gegenüber seiner unbekannten Vorlage gekürzt. Das legen zwei im Folgenden zu nennende sehr späte Zeugen, der Liber Hermetis und Kamateros, nahe, die den gleichen Lehrsatz bieten und anscheinend dieselbe Quelle, die Ps.-Manethon versifiziert hat, direkt oder indirekt adaptiert haben. Der Liber Hermetis beschränkt die Prognose auf Taggeburten und knüpft sie an die Bedingung, dass die Sonne keinen schädigenden Einflüssen ausgesetzt sei und wenigstens eine von drei Planetenwürden (Haus, Trigon, Erhöhung) genieße. Da F3 eine Taggeburt ist, Mars und Saturn keine Quadraturen oder Oppositionen zur Sonne bilden und der Widder die Erhöhung der Sonne ist, sind alle Bedingungen erfüllt. Folglich ist die Geburt eines Königs oder sogar Weltherrschers zu erwarten. Der Text lautet (Lib. Herm. 26,5): Sol in ascendente non infortunatus in diurna natiuitate, maxime in domo propria uel triplicitate aut exaltatione, patris nobilis natum ostendit et natum in propria patria diuitiis et possessionibus glorificari. Plures autem et reges facti sunt cosmocratores, id est mundum tenentes siue regentes, alii uero duces seu praesides. Kamateros formuliert in seinen politischen (d.h. rein rhythmischen) Versen zur Sonne im 1. Ort dieselben Planetenwürden wie der Liber Hermetis, lässt jedoch die Bedingung, dass es sich um eine Taggeburt handele, unerwähnt (vielleicht, weil er das bei der Stellung der Sonne im 1. Ort für selbstverständlich hielt). Sein Text lautet (Kam. isag. 2799–2804): ¦   |   ¦   | ¦ |   ¦   |   ¦   |   ¦   3018

Lopilato 1998, 225f., übersetzt: “When the Sun rises from the Ocean, having been bathed, | and at this time a mortal comes to light, | then shall the man be born of an illustrious father. | He is highly honored and distinguished in his homeland, | highest among mortals in wealth and possessions. | Frequently, kings are born at this time.”

1200

Antig. Nic. F3 § 66a

Während die zitierten Lehrsätze des Ps.-Manethon, des Liber Hermetis und des Kamateros anscheinend alle auf dieselbe verlorene Quelle zurückgehen, bietet Rhet. 5,57,55 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 132,13–15) einen Satz, der anscheinend von jenem Traditionszusammenhang unabhängig ist. Rhetorios lehrt, die Sonne bewirke, wenn sie im 1. Ort und zugleich in ihrem eigenen Trigon stehe und die ‘Übeltäter’ nicht durch Aktinobolie3019 schädigend auf sie einwirken (alle Bedingungen sind in F3 erfüllt), Führerungspositionen und erfolgreiche Karrieren:        [...]  . Wenn man den von Antigonos nicht erwähnten Umstand, dass Saturn hier ebenfalls im 1. Ort steht, hinzunimmt, verdient auch Rhet. 5,57,91 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 136,9–10) Beachtung, wo es heißt, Sonne und Saturn gemeinsam im 1. Ort bewirkten Könige und Führer:            . Denselben Lehrsatz bietet, derselben Quelle wie Rhetorios folgend, auch Firmicus, der das Bedingungsgefüge aber, wie so oft, komplizierter formuliert. Er lehrt (Firm. math. 3,5,1–2), bei Taggeburten bewirke die gradgenaue Stellung der Sonne im Aszendenten, sofern (a) Saturn zusammen mit ihr dort stehe und es sich (b) um ein männliches Tierkreiszeichen und (c) um das Haus oder die Erhöhung der Sonne handle und (d) Wohltäter entweder einen Aspekt werfen oder im selben Ort stehen, imperatores ac reges. Da allerdings die Bedingungen (c) und (d) bei Pedanius gar nicht erfüllt sind und (a) nur unvollkommen (Saturn steht ca. 13° von der Sonne entfernt, ist allerdings im Begriff, seinen heliakischen Aufgang zu machen, vgl. § 63), sind Abstriche von der Prognose erforderlich. Für diesen Fall fährt Firmicus fort: quodsi vires eius leviter fuerint impeditae, consulares faciet et proconsulares et dat ordinarios consulatus (3,5,2).3020 : vgl. die Sacherklärung oben zu F1 § 26   und speziell Denningmann 2005, 349–353. Nach  bietet Ep.4 den in P und Exc.2 fehlenden Zusatz      3019

S.u. zu F3 § 66a . Wenn hingegen die Sonne bei Taggeburten nur zeichengenau im 1. Ort steht, beschränkt Firmicus seine Prognose auf Freigeborene von edler Abstammung (Firm. math. 3,5,9): Platice vero Sol in signo horoscopi constitutus faciet ingenuos nobiles. Und für Nachtgeburten gilt (ebd. 3,5,11): Si vero nocte Sol in horoscopi signo fuerit inventus, sordidiore genere facit procreari.

3020

Stellenkommentar

1201

     , ‘von Merkur und Jupiter (davon ist nämlich die Rede)’. Diese Worte sind problematisch, weil, wie schon oben zu § 65  –dargelegt, alle fünf Planeten an der Doryphorie teilhaben. Der Umstand, dass die Positionen von Venus und Mars im astronomischen Datenblock der Epitome (epit. 4,26,53) ausgefallen sind, legt die Vermutung nahe, dass entweder Johannes Abramios, der Verfasser der vierten Epitome (s.o. S. 69), oder ein früherer Abschreiber auf dem Überlieferungsweg, der zur vierten Epitome führt, die Angaben zu Mars und Venus bereits nicht mehr vorfand und sich daher fragte, von welchen Planeten denn eigentlich gesagt werde, dass sie Speerträger seien. Dafür spricht auch der Zusatz  , der schwerlich von Antigonos selbst stammen kann. Wenn diese Überlegungen richtig sind, handelt es sich bei dem Zusatz in Ep.4 um eine Glosse. Weitere Glossen in Ep.4 nennt der Kommentar zu F1 § 22 . Möglicherweise ist in der Glosse ein kleiner Textausfall durch saut du même au même eingetreten, denn aufgrund der Zahl und Reihenfolge der in epit. 4,26,53 angegebenen Planeten, die morgendlich zur Sonne stehen, würde man       erwarten. Für diese Vermutung spricht auch, dass wenige Zeilen später in epit. 4,26,54 eindeutig ein durch saut du même au même verursachter Textausfall vorliegt; dort hieß es ursprünglich:     .    – : vgl. die sprachlich ähnliche Formulierung im Krönungshoroskop des Leontios (Hor. gr. 484.VII.18):  .3021 Exc.2 nennt hier neben Merkur und Saturn auch noch die Sonne (   ). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine eigenmächtige Ergänzung des in vielerlei Hinsicht selbstständig agierenden Anonymos, auf dessen verlorenes Exemplar des Textes () die Handschrift C zurückgeht (s.o. S. 115). Vermutlich sah er, dass noch ein dritter Planetengott im Widder steht, verstand aber nicht, dass die Sonne für die hier dargelegte astrologische Kausalität irrelevant ist.  Zur astrologischen Begründung: Merkur symbolisiert Intellekt, geistige Regsamkeit und Schlauheit (s.o. Anm. 1784), der Greis Saturn steht für Altersklugheit und Reichtum, aber auch geringe Mobilität (s.o. Anm. 1785). Die genannten Qualitäten erhalten hier eine negative Prägung, da beide Planeten im Nachthaus des ‘Übeltäters’ Mars stehen (s.o. zu F1 3021

‘Palch.’ cap. 88, Z. 15–16, ed. Pingree 1976b p. 140.

1202

Antig. Nic. F3 § 66a

§ 27    ), der speziell Unbesonnenheit und ungestümes Handeln verkörpert. Über diese eher allgemeine Erläuterung hinaus verdienen einige konkrete Angaben einschlägiger Lehrbuchkapitel Beachtung. Diese Kapitel, die bereits oben in den Kommentaren zu F1 § 27    , § 35  u. § 48  knapp erwähnt wurden, sollen nun etwas genauer vorgestellt werden. Es handelt sich um Dor. arab. 2,28–33, Ps.-Maneth. 2[1],148–398, Firm. math. 5,5–6 und Lib. Herm. 32. Die beiden zuletzt genannten Passagen sind Fragmente, von denen das des Liber Hermetis besonders umfangreich ist.3022 Diese Kapitel besprechen die Wirkungen der einzelnen Planeten in den planetaren Häusern, Bezirken und Dekanen (nicht in jedem Fall werden alle drei Würden genannt). Einen Sonderfall, der einer eigenen Erläuterung bedarf, bietet Firmicus: Dessen Mathesis bietet zuerst ein ursprünglich sehr umfangreiches, in der erhaltenen Fassung jedoch arg verstümmeltes Kapitel über die Wirkungen der Planeten in den einzelnen Tierkreiszeichen (math. 5,3–4), was formal nicht genau dieselbe Kategorie wie die Planetenhäuser thematisiert, aber dieser doch sehr nahe kommt. Von diesem Kapitel sind die Wirkungen Saturns vollständig und diejenigen Jupiters in den Zeichen Widder bis Steinbock erhalten; der Rest fehlt. Gleich danach bietet die Mathesis ein Kapitel über die Wirkungen der sieben Wandelsterne in den Bezirken und Dekanen der fünf echten Planeten beziehungsweise in den Häusern und Dekanen der Luminare. Auch dieses ist größtenteils verloren; der Verlust umfasst die Wirkungen von Saturn bis Venus vollständig und die des Merkur in den Saturn- und Jupiterbezirken. Erhalten sind die übrigen Merkurwirkungen beginnend mit den Marsbezirken3023 sowie auch alle Mondwirkungen (math. 5,5–6). Zur Veranschaulichung möge die folgende Tabelle (Nr. 34) dienen, in der Punkte die erhaltenen Daten markieren und graue Zellen für verlorene Daten stehen.

3022

Dieses Fragment behandelt, beginnend mit Saturn, jeweils zuerst den Planeten in seinem eigenen Haus und danach in den Häusern der übrigen entsprechend der  . Am Ende der Angaben zu Venus im Haus Saturns bricht es ab. Weitere Einzelstellen anderer Autoren vermerkt Feraboli 1994 in ihrem Similienapparat zu Lib. Herm. 32. 3023 Zu den Marsbezirken fehlen anscheinend nur wenige einleitende Worte (so zu Recht Kroll – Skutsch – Ziegler 1968 im textkritischen Apparat zur Stelle).

Stellenkommentar

1203

Firm. math. 5 über Planetenwirkungen Teil I Teil II Planeten in den TierkreisPlaneten in den Bezirken und zeichen (erhalten: 5,3–4) Dekanen (erhalten: 5,5–6)            





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   







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   





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Tab. 34: Firm. math. 5 über Planetenwirkungen

Glücklicherweise sind die Angaben des Firmicus zu Saturn im Widder (math. 5,3,2–4) und zu Merkur in Marsbezirken (math. 5,5,1–2) erhalten, während seine Angaben zu Merkur im Widder und zu Saturn in Marsbezirken in der Lücke verloren gingen. Aus den erhaltenen Passagen verdienen für das hiesige Beweisziel des Antigonos einige Auszüge Erwähnung. Sie werden im Folgenden nach astrologischen Konditionen geordnet, um einige relevante Aussagen der übrigen einschlägigen Kapitel ergänzt und in chronologischer Ordnung präsentiert: a) zu Saturn in einem Haus des Mars (bzw. konkret im Widder): – Dor. arab. 2,28,2 (u.a. “difficult in his own and other’s work”); – Ps.-Maneth. 2[1],166–169 (u.a.   |);3024 – Firm. math. 5,3,2–3 (u.a. in prima aetate3025 faciet malis et infelicibus 3024

Text nach Lopilato 1998, 45; dieser übersetzt (ebd. 208): “very dull and feeble, miserable and fearing all, cowering in their minds”. 3025 Gemeint sind, wie das Folgende zeigt, die ersten 30 Lebensjahre.

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Antig. Nic. F3 § 66a

actibus inplicari, et in omnibus semper inpediet. [...] 3026. Erunt sane languidi et periculosi etc.3027); – Lib. Herm. 32,5 (u.a. actus difficiliter perficientes facit, male inimicatos, male factores, proditores). b) zu Merkur in einem Haus des Mars: – Dor. arab. 2,32,3 (u.a. “a fool, insignificant, a liar with no shame [...] some of them will act with perfidy [...] and the people will treat them as enemies who have no fidelity and no good reputation”); – Ps.-Maneth. 2[1],304–312 (u.a.  [...]   |      | |  (!)|[...] |   |       3028 |3029);3030 – Firm. math. 5,5,1–2: Cum talibus si consortium iungas, nunquam illis fidei tuae secreta conmittas, nunquam aliquid simplici ratione conmendes. * * * * * abnegabunt, et inpudentiam suam inreligiosa periurii defensione conmunient. Erunt ad omne perfidiae facinus armati etc.;3031 – Lib. Herm. 32: Das Merkurnotat ist verloren. Insgesamt konvergieren die Einzelaussagen im Bild eines antriebsschwachen, zu üblen Taten und Treulosigkeit neigenden Dummkopfs, der sich um Kopf und Kragen bringen wird. Dabei ist die von Antigonos genannte 3026

Der im Zitat ausgelassene Text beschreibt den Nativen als unfähig, ererbtes Vermögen erfolgreich zu verwalten. 3027 Es folgen Details bezüglich hebdomadischer und enneadischer Gefahrenjahre und unerfreuliche Details bzgl. Ehe und Nachkommenschaft. 3028  cod.;  Koechly (Lesefehler?). 3029 coni. Pingree ap. Lopilato; coni. Koechly; cod. 3030 Text nach Lopilato 1998, 50; dieser übersetzt (ebd. 213): “forgers, despoilers, cheats, those who long after the wealth and possessions of others. Often with cunning they disavow trusteeships of property which someone has put in their charge confidentially [...] In addition, (Mercury) produces those skilled in deadly poison. Because of all of which things, and because of their violent arguments with people by means of silly talk and mockings, they are driven out of the city.” Vgl. auch die sehr negativen Prognosen, die Ps.-Manethon unmittelbar zuvor (vv. 291–303) über Mars in Häusern Merkurs gemacht hat, denn im Übergang beider Textstücke heißt es (v. 304):    . 3031 Nach dieser Betonung der Treulosigkeit des Nativen folgen weitere negative Details bezüglich besonderer astronomischer Zusatzbedingungen.

Stellenkommentar

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Qualität des primär eine Merkurwirkung, während die Saturnwirkung primär in Schlaffheit und Feigheit besteht, also im Gegenteil dessen, was Antigonos an Hadrian als    (F1 § 33b) gepriesen hatte. Allerdings überlappen die Wirkungen einander insofern, als Firmicus und der Liber Hermetis auch dem Saturn die Verursachung böser Taten zuschreiben. Einen entfernt vergleichbaren Fall, in dem der Intellekt des Nativen durch ungünstige Stellung Merkurs nicht (wie hier in F3) aktiv pervertiert wird, sondern eher passiv versagt und dies zwar nicht den Tod, aber den totalen Verlust von Ansehen und Ehre im 32. Lebensjahr des Nativen zur Folge hat, bietet Val. 5,6,125 (Hor. gr. 123.I.3): In jenem Horoskop bilden die Zwillinge das Los des ‘Daimon’, 3032 der nach Val. 2,16 den Intellekt symbolisiert ( [scil. ] ), aber der Hausherr der Zwillinge Merkur steht im Schützen, also in Opposition zum Los des ‘Daimon’. Jene Valens-Stelle, der Greenbaum 2009, 193f., eine Fallstudie widmet, ist auch deshalb interessant, weil der Autor in scheinbarem Widerspruch zum astrologischen Determinismus ausdrücklich sagt, der Native sei durch das Versagen seines Intellekts selbst schuld oder zumindest mitschuldig an seinem Fall gewesen:3033                     : ist in Ep.4 (aus lautlichen Gründen?) zu   verschrieben, eine sachlich zutreffende (s.o. S. 768, Punkt b), aber allzu unspezifische Lesart, da gerade Mars – und nicht das männliche Geschlecht im Allgemeinen – für Unbesonnenheit steht. Außerdem gibt es sechs männliche Zeichen (, , , , , ), aber nur zwei Häuser des Mars ( u. ), so dass das Besondere des hier beschriebenen Schicksals, läge es am Geschlecht des Tierkreiszeichens, viel zu häufig auch im Falle anderer Nativitäten eintreten würde.    : Die Ergänzung von   (om. P, Ep.4) nach Exc.2 erscheint berechtigt, weil der Zusatz nicht nur sachlich zutreffend ist (vgl. § 65     ), sondern das Spezifikum des hohen Alters für die astrologische Erklärung, die auf Saturn verweist, unentbehr3032 3033

Sacherklärung bei Bouché-Leclercq 1899, 293–296, s. jetzt Greenbaum 2009. Dies bemerkten schon Neugebauer – van Hoesen 1959, 1217.

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lich ist: Der Native hat nicht irgendjemanden aus seiner Sippe mit sich ins Verderben gerissen, sondern einen Alten. Anscheinend handelt es sich somit um Originaltext, der in einer gemeinsamen Vorlage von P und Ep.4 ausfiel (vielleicht durch Augensprung des Schreibers von   zu  ?). – Zur falschen Lesart  (P) statt  vgl. F2 § 58 a.E. cod. P  statt richtig . Die Assoziation des Saturn mit hohem Lebensalter ist in der Astrologie selbstverständlich, mit den Begriffen  und  aber m.W. nur noch ein weiteres Mal belegt, und zwar bei Dor. p. 342,24–25 (= Heph. 2,21,35 = Dor. frg. 40a St.):      . Wesentlich häufiger ist die Assoziation des Saturn mit dem hier in § 65 verwendeten Substantiv   und dessen Derivaten: vgl. exemplarisch Dor. app. 2f p. 434,22 (= Heph. 3,20,7 = Dor. frg. 96 St.):     [sc.  ]. Martin hält es für ungewöhnlich, dass das Horoskop des Pedanius nicht nur ihm selbst, sondern auch anderen Personen (dem hier genannten Alten und, sensu latiore, der übrigen Sippe des Pedanius) zum Verhängnis werde. 3034 Man bedenke jedoch, dass diejenigen Astrologen, die streng deterministisch dachten, einen unendlichen Kausalnexus annahmen, der letztlich die Geschicke aller Menschen – und erst recht die von Blutsverwandten – miteinander verknüpft. Das hob zu Recht der Zeitgenosse Hadrians und des Antigonos, Favorinus von Arelate, in seiner durch Gellius überlieferten Rede gegen die Astrologie hervor.3035 Für ein Beispiel aus der Praxis vgl. z.B. Hor. gr. 107.V.8 (Val. 5,6,87–89) und Hor. gr. 135.X.27 (Val. 5,6,90–91), die Horoskope eines Vaters und seines Sohnes; nach Valens ist der Tod eines jeden der beiden im Horoskop des jeweils anderen präfiguriert.    : also wiederum wegen der Stellung von Merkur zusammen mit Saturn in demselben Tierkreiszeichen (dass es sich dabei konkret um den Widder handelt, ist hier irrelevant). Das mythische Verwandtschaftsverhältnis zwischen Merkur (Enkel) und Saturn (Großvater), das hier perfekt zu Pedanius und Servianus passt, hatte Antigonos schon in weniger vollkommener Form zur Interpretation des Verhältnisses zwi3034 Martin 1982, 298270: “Antigone veut pousser tellement loin sa démonstration qu’il attribue à la position des astres dans le thème de Fuscus, une influence sur d’autres personnes. C’est pour le moins curieux en bonne orthodoxie astrologique […]”. 3035 Gell. 14,1,20 = Favor. fr. 3,20 Barigazzi = Favor. fr. 27,20 Amato.

Stellenkommentar

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schen Pedanius und Hadrian herangezogen (s.o. Komm. zu F1 § 47     ). Siehe ferner den Kommentar zu F1 § 48 zur astrologischen Deutung des genealogischen Verhältnisses von Jupiter und Saturn. Exc.2 bietet abweichend    . Dabei handelt es sich wohl um eine freie Wiedergabe der Vorlage, die jenem selbstständig agierenden Anonymos zuzuschreiben ist, auf dessen verlorenes Exemplar des Textes die Handschrift C zurückgeht (s.o. S. 115). Falls die Umformulierung der Verdeutlichung diente, ist dieses Ziel (zumindest im Wortlaut der Abschrift C) nicht erreicht, weil der Bezug von  (sc. ) nach den dort vorausgehenden Worten    nicht eindeutig ist.    –: Die Begründung der Todesart des Pedanius basiert auf den folgenden Parametern: den Positionen von Mond und Mars bezüglich des Tierkreises und der Dodekatropos, dem daraus resultierenden Aspekt und den Qualitäten der beteiligten Tierkreiszeichens Stier (Mond) und Wassermann (Mars). Zur Illustration sei schon hier auf Diagr. 28 (unten S. 1229) verwiesen. Umfangreiche Kommentare zu einzelnen Begriffen werden im Interesse einer leserfreundlichen Materialdisposition ausgegliedert und folgen mit separater Lemmatisierung auf die hier zuerst gebotene Gesamterklärung zur Begründung der Todesart des Pedanius. Die Grundidee dieses Abschnitts ist die, dass die tödliche Verletzung des Pedanius von Mars ausgeht und vom Mond erlitten wird. Dabei verdient Beachtung, dass das Tierkreiszeichen des Mondes, der Stier, im Horoskop des Pedanius besonders ‘sensibel’ ist, weil das Glückslos in ihn fällt (§ 63  ) und weil der Mond, was Antigonos nicht explizit erwähnt (weil es eine offensichtliche Konsequenz der von ihm genannten Positionen der Luminare ist), im Zunehmen begriffen war, was ihn nach astrologischer Doktrin zusätzlich anfällig macht.3036 Mars hingegen ist besonders stark, weil er auf einer astrologisch wirksamen Position (  ) steht, Hausherr der Nativität ist (§ 63      ) und – dieses Detail weiß der antike Leser aller3036

Vgl. das Horoskop des Ceionius Rufius Albinus bei Firm. math. 2,29,10–20 (Hor. lat. 303.III.14), in dem es heißt, ein Aspekt zwischen Mars und dem zunehmenden Mond sei immer verderblich (2,29,14): Mars ... est perniciosus, quotiens de quocumque latere crescentis Lunae lumen exceperit.

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dings nicht – seine Quadratur zum Mond mit ca. 88° fast perfekt ist (vgl. die Rückberechnung in Tab. 30, S. 1141). Der Mond, der den Körper des Nativen symbolisiert, steht im Falle des Pedanius im Stier, mit dem die Astrologen aufgrund seiner astrothetischen Verstümmelung (s.u. zu   ) das Schneiden beziehungsweise Amputieren von Körperteilen assoziieren.3037 Wenngleich die Verstümmelung (die sog. Protome) des Sternbildes den hinteren Körperteil des Stiers betrifft, kann der Stier astrologisch die Verstümmelung beliebiger Körperteile eines Nativen anzeigen. Besonders naheliegend ist eine konkrete Assoziierung mit dem Hals, dem der Stier in der zodiakalen Melothesie3038 zugewiesen ist.3039 Denn am Hals

3037

Vgl. Hübner 1995a, II 10, zum Anon. de stell. fix. 1,2,1 secantur pudenda. Den besten Überblick zum weiten Feld der zodiakalen, planetaren und dekanalen Melothesie bietet Pingree 1978a, II 199–202 (zod.), 251f. (plan.) u. 325f. (plan. u. zod.), jeweils mit detaillierten Angaben zu den antiken Textstellen und Verweisen auf einschlägige Sekundärliteratur. Die wichtigsten Punkte sind folgende: Die zodiakale Melothesie entstand im 3. oder 2. Jh. v. Chr. in Ägypten (babylonische Vorläufer hellenistischer Melothesie-Konzepte untersucht Geller 2014) und basiert auf dem Konzept der natürlichen Sympathie von Makro- und Mikrokosmos. Die astrologische Verwendung der zodiakalen Melothesie war ursprünglich auf die Medizin beschränkt; mehrere dieser iatromathematischen Werke bzw. Kapitel, darunter auch hermetische (bes. Ps.-Herm. iatr., ed. Ideler 1841), sind erhalten. Darüber hinaus gibt es viele erhaltene Texte zur zodiakalen Melothesie in nicht-medizinischen astrologischen Kontexten, denen auch eine Rezeption durch christliche Sekten (bes. die Priszillianisten) beschieden war. Wie üblich, ist eine Herausbildung verschiedener Varianten der ursprünglichen hermetischen Zodiakalmelothesie erkennbar. Eine davon bewahrt Val. 2,37 mit Verweis auf   , also wahrscheinlich ‘Nechepsos und Petosiris’; ihre Besonderheit liegt darin, dass sie nicht mit dem Widder beginnt, sondern entweder mit dem Krebs (Zeichen der Sommersonnenwende) oder dem Löwen (Haus der Sonne). – Die verschiedenen Formen planetarer Melothesie beginnen mit einer ägyptischen Verteilung der Luminare und Planeten auf verschiedene Teile des Kopfes; spätere Formen der Zuteilung betreffen in der Regel den gesamten Körper. – Dekanmelothesie ist eine Aufteilung eines jeden Elements der zodiakalen Melothesie in drei Teile. Eine noch weitergehende Sonderform liegt in der Korrelation der Körperglieder mit einzelnen Dodekatemoria (s. Neugebauer 1959). Von Pingree 1978 nicht berücksichtigte bzw. später erschienene Sekundärliteratur: Olivieri 1936. Leitz 1995, 3–55. Pérez Jiménez 1996. Pérez Jiménez 1998. Bezza 2002a, 276 (Ps.-Achm. intr. 3,9). Quack 2002, 79 mit Anm. 12. Ricoux 2002. Hübner 2013. Hübner 2014b. Zum Sondergebiet der nautischen Melothesie, die nicht den Gliedern des menschlichen Körpers, sondern den Teilen des Schiffs gilt, s. Komorowska 2001. Hübner 2003b, 68–72. Pérez Jiménez 2007a. Pérez Jiménez 2007b. 3039 Vgl. z.B. Val. 2,37,8   . Sext. Emp. adv. math. 5,21  3038

Stellenkommentar

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trifft ja den Pedanius bei seiner Hinrichtung der tödliche Streich.3040 Die Melothesie wird hier zwar von Antigonos nicht explizit erwähnt, gehört aber zu den Grundlagen der Astrologie. 3041 Zur melothetischen Beziehung des Stiers auf den Nacken passt angesichts des Umstandes, dass Pedanius sich angeblich zu maßlosen Hoffnungen auf die Kaiserwürde verstiegen hatte (§ 65    ), die Metaphorik des griechischen Verbs  (‘den Nacken hoch tragen’, ‘stolz sein’) und des Adjektivs  (‘mit erhobenem Hals’, ‘stolz’). Diese in der griechischen Literatur und Kultur fest etablierte Metapher begegnet zwar nicht in den Antigonosfragmenten, aber mehrmals in der astrologischen Literatur bei Antigonos’ Zeitgenossen Valens, z.B. bei Val. 2,41,91 (im Kapitel über  !)     (dort also zumindest sprachlich eine ganz ähnliche Verbindung von Hochmut und Unvernunft wie hier in § 65, wo der Aspekt der Unvernunft durch  zum Ausdruck kommt). 3042 Da der Stier in F3 den zweiten Ort der Dodekatropos bildet, sei daran erinnert, dass Thrasyllos diesen Ort  nannte und dass nach einer alten, dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen Schrift, aus der bereits Thrasyllos zitierte, der zweite Ort, der ja im Begriff ist, zum östlichen Horizont aufzusteigen und damit die stärkste Position eines Horoskops zu erreichen, Hoffnungen () symbolisiert;3043 das passt gut zur hiesigen Situation (vgl. § 65 ). 3040 S.u. zu  und vgl. z.B. Iuv. 10,345 über den jungen Patrizier C. Silius, dem die erzwungene Ehe mit Messalina den tödlichen Zorn des Kaisers Claudius einhandelte: praebenda est pulchra haec et candida cervix. 3041 Nicht nur die zodiakale Melothesie der Astrologen erlaubt es, den Stier in divinatorischem Kontext mit Enthauptung zu assoziieren: Dies zeigt die oneiromantische Lehre Artemidors, wenn man träume, es seien einem Hörner eines Rindes gewachsen, führe das zu gewaltsamem Tod, und es bedeute meistens, dass der Träumende geköpft werde, da es ja auch den gehörnten Tieren so ergehe (Artem. onir. 1,39            ). 3042 Die astrologische Bedingung des Valens a.a.O., dass die ‘Übeltäter’ in Opposition zueinander stehen, ist bei Pedanius nicht erfüllt. Weitere Belege: Val. 1,2,2. 1,20,15.24. 3043 So die Zusammenfassung des von Thrasyllos verfassten Pinax bei Rhet. 6,57,22 (über Thrasyllos selbst)                 und 6,57,25 (über Hermes)     (= CCAG VIII 3, 1912, p. 101,4–5 u. 101,20 = Thras. T 27 Tarrant).

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Die Argumentation des Antigonos steht in mehrfacher Hinsicht im Einklang mit dem, was Valens und Firmicus Maternus in ihren großen Kapiteln über gewaltsame Tode lehren. 3044 Vor allem der Verweis des Antigonos auf die astrologischen Eigenschaften des Stiers entspricht der Lehre des Valens und des Firmicus, dass die individuelle Art der tödlichen Gewalteinwirkung aus den Qualitäten der Tierkreiszeichen zu entnehmen sei.3045 Besonders aufschlussreich ist ein Vergleich des Pedaniushoroskops mit den elf Beispielhoroskopen, die Valens in seinem Kapitel   bietet (Val. 2,41,47–89). Es fällt auf, dass diese durchweg nur zeichengenaue Planetenpositionen bieten und mit einer einzigen, vielleicht überlieferungsbedingten Ausnahme (2,41,60–61 = Hor. gr. 86.XII.27) stets – ebenso wie Antigonos hier in § 63 – die Position des Glücksloses erwähnen. Das ist kein Zufall: Valens sagt in seinem thematisch eng verwandten Kapitel 2,37, in dem es nicht um gewaltsamen Tod, sondern um Verletzungen und Leiden (   ) geht, nach einer in Auseinandersetzung mit ‘Nechepsos und Petosiris’ (Val. 2,37,1 = Nech. et Pet. frg. +7) gebotenen ausführlichen Darlegung der melothetischen Relationen zwischen Tierkreiszeichen und Körperteilen, man müsse prüfen, in welches Tierkreiszeichen das Glückslos falle, denn dieses zeige die Natur der Verletzung an. 3046 Vor allem die folgenden von Valens in Kapitel 2,41 ( ) gebotenen Beispielhoroskope verdienen Beachtung, da die interpretatorische Methode des Valens der des Antigonos, auch wenn beide nicht identisch sind, starkt ähnelt:3047 3044

Grundlegende Erläuterungen zur  bietet der obige Komm. zu § 65 . 3045 Val. 2,41,41             Firm. math. 7,23,3: Et sicut frequenter diximus, secundum differentiam signorum exitus decernitur mortis. 3046 Val. 2,37,20):           Die  hingegen zeige der  an (Val. 2,37,21). 3047 Vgl. die Diagramme bei Neugebauer – van Hoesen 1959, 220–224. – Zu Valens: Dieser beachtet zusätzlich zum Glückslos in den meisten Fällen (Ausnahmen: 2,41,60– 61 = Hor. gr. 86.XII.27 u. 2,41,77–80 = Hor. gr. 88.V.5) auch den sog. Todesort (  ), den er (2,41,25) als den 8. Ort vom Glückslos definiert (vgl. den 8. Ort vom Aszendenten, der in der Dodekatropos den Tod symbolisiert). Bei Pedanius wäre der so definierte Todesort der Schütze, in dem keine Planeten stehen, insofern wäre Valens vermutlich ebenso wie Antigonos nicht auf den vom Glückslos abgeleiteten Todesort eingegangen.

Stellenkommentar

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– Bei Hor. gr. 97.II.23 (Val. 2,41,51–55) steht Mars im Stier (= 10. Ort), in den außerdem das Glücklos fällt; der Native wurde enthauptet (2,41,55 ). – Bei Hor. gr. 86.XII.27 (2,41,60–61) fällt das ausnahmsweise nicht genannte Glückslos ebenfalls in den Stier (2. Ort); darin steht Saturn, der seinerseits eine rechte Quadratur zum Mond im Wassermann bildet: Auch dieser Native wurde enthauptet (2,41,59    ). – Bei Hor. gr. 115.XII.26 (Val. 2,41,69–72) befinden sich der Mond und das Glückslos beide in der Waage (4. Ort), wobei der Mond durch eine linke Quadratur des aszendierenden Mars getroffen wird; der Todesort3048 ist der Stier (11. Ort), in dem Saturn steht: Der Native starb im Kampf mit wilden Tieren (2,41,72 ). – Bei Hor. gr. 88.V.5 (Val. 2,41,77–80) befinden sich der Mond und das Glückslos beide in den Fischen (11. Ort), wobei der Mond durch eine Opposition des Mars und eine rechte Quadratur des Saturns getroffen wird; der Native starb im Bilgenwasser (2,41,80      ). Es ist also deutlich, wie hier in jedem Fall die Qualität des Glücksloses (oder des von ihm abgeleiteten Todesloses)3049 die Todesart bestimmt. Eine vergleichbare allgemeingültige Aussage bietet Ptol. apotel. 4,9,12 (= Heph. 2,25,11), wo es heißt, Mars bewirke dann, wenn er in einem verstümmelten Zeichen und in Quadratur oder Opposition zu einem der Luminare stehe, Enthauptungen oder andere tödliche Verstümmelungen:        [...]  [...]                [sc. ].3050 Der relativ geringe Unterschied gegenüber dem Pedaniushoroskop ist, dass dort nicht Mars, sondern der Mond in einem verstümmelten Zeichen steht. Beide Autoren denken in diesem Punkt sehr ähnlich, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass auch Antigonos auf die Qualität des Tierkreiszeichens des Mars (Wassermann) eingeht, allerdings nicht, um die physische Ursache des gewaltsamen Todes des Pedanius zu erklären, sondern dessen Verur3048

Vgl. Anm. 3047. Vgl. Anm. 3047. 3050 Vgl. Bara 1990, 839. Eine Prognose bzgl. menschlicher Zeichen in demselben Satz des Ptolemaios wird unten S. 1231 bei Anm. 3103 zitiert. 3049

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Antig. Nic. F3 § 66a

sachung durch einen Menschen (s.u. Komm. zu § 66a   ) . Eine mit Ptolemaios und Antigonos vergleichbare letzte erwähnenswerte Stelle stammt aus dem zuvor bereits erwähnten Kapitel des Valens über Verletzungen und Leiden (2,37), welches (ebenso wie Val. 2,41 über gewaltsame Tode) elf Beispielhoroskope bietet. Eines davon (Hor. gr. 104.IV.23 = Val. 2,37,66–69) hat Mars und Sonne im Stier (2. Ort); der Native kam mit verkürzten Armen auf die Welt (). Zuletzt stellt sich bezüglich des Pedaniushoroskops die stets zu prüfende Frage, ob nicht vielleicht die ‘Wohltäter’ Jupiter und Venus dem im Stier durch die von Mars ausgehende linke Quadratur bedrängten Mond ‘zu Hilfe eilen’ () können.3051 Diese Möglichkeit, auf die z.B. Firmicus und Rhetorios in ihren Kapiteln über gewaltsame Tode hinweisen, 3052 sieht Antigonos, wie ex silentio zu schließen ist, trotz der Position beider Wohltäter in den Fischen, d.h. ( gerechnet) im positiv konnotierten Sextil zum Mond (Venus steht damit sogar in ihrer Erhöhung und Jupiter in seinem Nachthaus) nicht gegeben, vermutlich deshalb, weil ihr Tierkreiszeichen das Apoklima des Aszendenten bildet 3051

Für ein Beispiel s.o. S. 1016 (Hor. gr. –42.XII.27). Firm. math. 7,23,2: Sed et si in quocumque alio loco Lunam Saturnus et Mars quadrata aut diametra radiatione respiciant, sine testimonio benivolarum stellarum, biothanatos efficiunt. Rhet. 5,77,33 (= ed. Cumont, CCAG VIII 4, 1921, p. 202,4–6):       [ Cumont]     [ Cumont]       [ Cumont]  ‘Wenn der volle Mond von Mars, der im zehnten Ort von ihm steht [d.h. wenn Mars eine linke Quadratur auf den Mond wirft; vgl. die Definition des vom Zahlwort  gebildeten Verbs () durch Porph. isag. 20 p. 201,8–11], aspiziert wird und in den verstümmelten Zeichen steht und weder Jupiter noch Venus ihm beistehen, bewirkt er Menschen, die gewaltsam sterben’ Bei Pedanius sind die von Rhetorios genannten Kriterien bis auf die Mondphase erfüllt. – Rhetorios erwähnt übrigens am Beginn desselben Kapitels noch ein weiteres, von Antigonos nicht beachtetes Kriterium, das bei Pedanius ebenfalls auf gewaltsamen Tod deutet (Rhet. 5,77,1–2 = CCAG a.a.O. p. 199,2–5):                [Cumont]     [ Cumont]  (frei übersetzt, um den Sinn zu verdeutlichen: ‘Das Los des Vernichters berechnet man, indem man die Distanz vom Hausherrn des Aszendenten [bei Pedanius: Mars, da der Aszendent im Widder liegt] zum Mond misst und den gleichen Betrag in derselben Richtung vom Aszendenten abträgt, bei Nacht jedoch in der umgekehrten Richtung [das Los fällt im Taghoroskop des Pedanius also in den Krebs]. Wenn der Mond das Los des Vernichters sieht [das ist bei Pedanius zeichengenau der Fall: Sextil], bewirkt er Menschen, die gewaltsam sterben, schlimmer noch, wenn der Mond in den verstümmelten Zeichen seine Position hat’.

3052

Stellenkommentar

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und somit, im Gegensatz zur Epanaphora des Mars, nicht wirksam () ist3053 oder sogar – mit Blick auf Balbillos’ Bezeichnung des 12. Ortes als    (zit. oben S. 1016) – eine schädliche Wirkung ausübt. Einen nicht exakt gleichen, aber sehr ähnlichen Fall bietet Val. 2,41,56–59 (Hor. gr. 87.VII.9), wo es zur Begründung des gewaltamen Todes des Nativen durch Enthauptung heißt (2,41,58):     . In diesem Kontext verdient auch noch Beachtung, dass Venus im Horoskop des Pedanius ja zugleich die Hausherrin des Tierkreiszeichens des Glücksloses (Stier) ist, ein Kriterium, dem Valens in einem vergleichbaren Horoskop explizit Beachtung schenkt: In Val. 2,37,63–65 (Hor. gr. 83.IV.28) fällt das Glückslos ebenfalls in den Stier, und dessen Herrin Venus steht zusammen mit dem Übeltäter Saturn im Widder (dem in der Melothesie der Kopf zugeordnet ist); daher litt der Native an krankhaftem Haarausfall (2,37,64–65:         ). Analog zu dieser astrologischen Argumentation des Valens könnte man also in der bereits erwähnten Stellung der Venus des Pedanius im 12. Ort nicht nur einen Grund dafür sehen, dass sie nicht zu Hilfe eilen kann, sondern darüber hinaus einen Grund dafür, dass sie als Hausherrin des Stiers in ungünstiger Position selbst noch zur Schädigung des Nativen beiträgt. Insgesamt steht die astrologische Argumentation des Antigonos zur Ursache der Hinrichtung des Pedanius also in bestem Einklang mit der etablierten Tradition und mit der Praxis zeitgenössischer Kollegen.   : so P und Exc.2. Vielleicht sollte man das  in Anlehnung an Ep.4 tilgen, doch dasselbe Problem tritt wenige Zeilen später erneut auf (     ), und dort ist die Überlieferung einhellig. An beiden Stellen ist die Bedeutung, falls  echt ist, ein blasses ‘auch noch’, ‘des Weiteren’. Vgl. oben zu F1 § 21   : ‘niedermetzeln’ oder dergleichen. In astrologischem Kontext ist das Verb seit ‘Nechepsos und Petosiris’ belegt: vgl. zwei Belege aus dem ins 2. Jh. v.Chr. zu datierenden Frg. 6 bei Heph. 1,21,14  (fehlt bei Riess frg. 6,72) u. Heph. 1,21,29  3053

S.o. zu F1 § 33a   . Was Mars betrifft, vgl. auch Val. 3,3,47:          

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Antig. Nic. F3 § 66a

 (frg. 6,201), 3054 die durch die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung durch den Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151 (frg. +32), speziell p. 133a,29  und p. 143a,24  , bestätigt werden. Aus dem astrologischen Kontext ist klar, dass dem Nativen ein oder mehrere Glieder abgeschlagen wurden. Das kann nur eins bedeuten, nämlich dass Pedanius enthauptet wurde, die geläufige Form der Hinrichtung,3055 sofern der Verurteilte zur Schicht der sozial Privilegierten (honestiores), d.h. zu den Personen senatorischen, ritterlichen oder kurialen Ranges, gehörte,3056 außerdem nicht unpassend für einen, der ‘den Kopf zu hoch trug’ (s.o. S. 1209 zu ). Schmidt 2009, 366, übersetzt daher unzutreffend (in Anlehnung an LSJ s.v.  2) “cut in pieces”.3057 Richtig ist dagegen die Übersetzung im prosopographischen Beitrag von Caballos Rufino 1990, 414: “decapitado”. Im Einklang damit spricht Caballos Rufino wenige Zeilen später im analytischen Teil von “ejecución”.    : Verstümmelte Tierkreiszeichen sind vor allem der Stier, dessen hintere Körperhälfte fehlt, der Krebs, da er blind ist, der Skorpion, da seine Scheren als eigenes Sternbild (Waage) abgetrennt wurden, und der Schütze, da er, im Profil gesehen, nur ein Auge hat (vgl. Manil. 2,256–264). Eine Übersicht der geringfügig voneinander abweichenden, z.T. auch um andere Tierkreiszeichen erweiterten Aufzählungen in antiken Quellen bietet Hübner 1982, 111f. (Nr. 2.222.3). Die griechischen Handschriften schwanken im Falle anderer Texte als des hier kommentierten Pedaniushoroskops oft zwischen  und der korrekten Form .3058 Als Ersatzbegriff für das im daktylischen Hexameter unmögliche () findet man in der astrologischen Lehrdichtung auch ().3059 3054

Der Text prognostiziert die Ermordung führender Männer durch den rasenden Pöbel bei Sonnenfinsternissen in den Zwillingen bzw. im Steinbock. 3055 Vgl. Latte 1940, 1615. An das Beil der Republik trat in der Kaiserzeit das Schwert. 3056 Wiedemann 2001, 78 u. 87. 3057 Ebenso bereits Schmidt 1998, 64. – Erst recht falsch ist die Überlegung von Groag 1937, 20, man dürfe Hist. Aug. Hadr. 23,3 (zit. oben S. 1188 bei Anm. 2995, vgl. unmittelbar zuvor 23,2 quem [sc. Servianum] ... mori coegit) “wohl so auffassen [...], daß Hadrian seinen Großneffen durch kränkende Art der Behandlung zum Selbstmord gezwungen habe” (mit Verweis auf Premerstein 1908 u. Groag 1917, 889). 3058 Vgl. das von Hübner 1998a im Apparat zu Ptol. apotel. 4,9,12 gesammelte Material (adde CCAG VIII 1, 1929, p. 248,14 et Album. myst. 3,65,139). 3059 Vgl. Hübner 1982, 408f., u. Hübner 2001i, 22750.

Stellenkommentar

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Zu den übrigen von Antigonos erwähnten Eigenschaften der Tierkreiszeichen s.o. zu F1 § 29  . Neugebauer – van Hoesen 1959, 109, übersetzen die vorliegende Stelle allzu frei als “a misfortune-causing sign” (ebenso Lindsay 1971, 310), wohl deshalb, weil sie gemäß Ruelles fehlerhafter Edition im CCAG VIII 2 (1911), p. 86,4–5     lasen und die notorisch sinistre Qualität des Skorpions ihre Übersetzung des Partizips beeinflusste.3060 Im Kommentar sprechen sie sich dann aber zu Recht für den Stier aus.    : Der folgende Kommentar gliedert sich in lexikalische Vorbemerkungen (S. 1215), eine Untersuchung der erhaltenen antiken Definitionen der  (S. 1216), Überlegungen zum Verhältnis von  und  (S. 1223) sowie schließlich Konsequenzen für die grammatische Deutung der vorliegenden Stelle (S. 1226). Die termini technici (‘Strahlenwurf’)3061und  können, wie oben (S. 996) bereits gezeigt wurde, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgeführt werden und sind auch in der Folgezeit früh und vielfältig belegt.3062 Aus byzantinischer Zeit sind ferner das Adjektiv und das Adverb  belegt.3063 Da es in der antiken Astrologie bei einigen Autoren zu einer Verwirrung bezüglich der Richtung des Strahlenwurfs gekommen ist, soll

3060

Ruelle konjizierte ebd. im krit. App.  (sic, i.e. Martis) für  . 3061 Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 247–251. 3062 Frühe Belege für : Tim. Praxid. CCAG I (1898), p. 98,7. Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 229,8. Thras. ap. Porph. isag. 24 p. 203,5. Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,60,11 (= CCAG VIII 3, 1912, p. 104,11). Dor. p. 340,24 (= Dor. frg. 34b St. = Rhet. 5,57,125). Dor. p. 401,16 (= Heph. 3,17,3). Ptol. apotel. 3,11,9. Val. passim (s. Pingree 1986, 466, Index s.v.). Antioch. epit. 1,17 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912) p. 115,19 (= Porph. isag. 29 p. 205,10 = Heph. 1,17,3) etc. Die nicht-astrologischen Belege beginnen mit Philon. – Frühester Beleg für das Verb : Serap. exc. CCAG VIII 4 (1921), p. 229,8; frühester Beleg auf Papyrus: P. Mich. III 149, col. XIV,28–29 ...]  [... 3063 Siehe zahlreiche Belege, besonders für das Adverb, bei Album. rev. nat. (Pingree 1968a, 281, Index s.vv.).

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Antig. Nic. F3 § 66a

hier versucht werden, die korrekte, ursprüngliche Definition von   zu klären und hinsichtlich ihrer ‘inneren Logik’ aufzuhellen.3064 Die sehr wahrscheinlich auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zu beziehende doxographische Nachricht über ‘die Weisen der Ägypter’ bei Paul. Alex. 35 p. 95,11–16 (zit. oben S. 996 nach Anm. 2495) bezeichnet eine linke Quadratur als Aktinobolie, also eine solche, in der der Strahlenwurf von einer niedrigeren auf eine höhere ekliptikale Längen (also ‘gegen den Uhrzeigersinn’) stattfindet. Das passt sehr gut zum vorausgehenden Kapitel desselben Autors über Klimaktere, worin er klar zwischen linken Quadraturen, die gefährlich seien, und rechten Quadraturen, die unschädlich seien, unterscheidet. 3065 Es passt ebenso gut zum Befund der vergleichbaren praktischen Anwendungen in Horoskopen, worin Aktinobolie niemals in Form einer rechten Quadratur vorliegt, dreimal hingegen in der Form einer linken, und zwar bei Astrologen des 1. u. 2. Jh. n.Chr.: Balbillos (Hor. gr. –42.XII.27), Antigonos (Hor. gr. 113.IV.5–6 = F3) und Valens (Hor. gr. 114.V.13).3066 Umso überraschender ist es, dass eine entgegengesetzte Tradition existiert, die für uns erstmals gegen Ende des 2. Jh. n.Chr. mit Antiochos von Athen greifbar wird. Die Definition des Antiochos wurde von Porphyrios übernommen, später dann die des Porphyrios von Hephaistion. Antike Definitionen anderer Autoren sind m.W. nicht erhalten. 3067 Die drei Stellen, die sich in ihrem Wortlaut geringfügig unterscheiden, werden in der folgenden Tabelle Nr. 35, in vier Sinnabschnitte gegliedert, synoptisch präsentiert (dabei werden zwei der gesamten handschriftlichen Überlieferung widersprechende Textänderungen in der Porphyriosedition von Boer – Weinstock 1940 rückgängig gemacht, s. Anm. 3070 u. 3071): 3064

Die Untersuchung von Schmidt 2009, 202–218, zur Bedeutung des Begriffs  ist nicht zu empfehlen, u.a. deshalb, weil der Verfasser Bouché-Leclercqs wichtigen Hinweis auf den parthischen Schuss (mehr dazu hier im Folgenden) nicht aufgreift und selbst mehrere nicht plausible Vermutungen anstellt. 3065 Paul. Alex. 34 p. 90,9–10:                                . Vgl. die als Beispiel fingierte Direktion mit einer todbringenden linken Quadratur ebd. p. 93,8–11 (s.o. S. 1014 nach Anm. 2540) sowie auch die Anspielung auf eine tödliche Aktinobolie durch eine eindeutig (der Kontext beweist dies) linke Quadratur ebenda p. 90,2–7 (zit. oben in Anm. 2509, darin bes. die Worte ). 3066 Dazu s.o. S. 1006f., Tab. 26, sowie deren Auswertung S. 1005 bei Anm. 2529. 3067 Siehe jedoch die knappe byzantinische Definition bei Kam. zod. 233–236, die inhaltlich Schritt 3 der folgenden Synopse entspricht und wahrscheinlich auf Porphyrios oder Hephaistion zurückgeht.

Stellenkommentar

Antioch. epit. 1,13 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,28–333068        † †3069

Porph. isag. 24 p. 202,11–17

1217 Heph. 1,16,1–2

  3070       

                   3071             3072                             Tab. 35: Definitionen der Aktinobolie bei Antiochos, Porphyrios und Hephaistion

3068

Hierzu vgl. Denningmann 2005, 194f. Die Worte  sind verderbt, im CCAG jedoch ohne cruces ediert. Der ursprüngliche Sinn ist noch in den Versionen des Porphyrios und Hephaistion fassbar. 3070 So die Hss.; Boer und Weinstock drucken . 3071 So die Hss.; Boer und Weinstock drucken . 3072 Gemeint ist Porph. isag. 21 . 3069

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Antig. Nic. F3 § 66a

Exemplarisch sei hier die Version des Porphyrios übersetzt: ‘Es wirft der folgende Planet einen Strahl auf den (ihm) vorausgehenden entsprechend einer (der üblichen) Figur(en).3073 So wirft z.B. der (Planet), der im Widder steht, einen Strahl auf den rechtwinklig (zu ihm) im Steinbock (stehenden Planeten) und auf den trigonal (zu ihm) im Schützen (stehenden); der vorausgehende hingegen blickt auf den folgenden und gewinnt, indem er ihn einholt, die Oberhand über ihn, wie oben gesagt, wirft aber keinen Strahl. Denn bei jeder Art von Lichtglanz (der Planeten) eilt der Blick nach vorne, der Strahl hingegen nach hinten. Und dabei ist zu beachten, ob (der Planet) nur zeichengenau seinen Strahl wirft oder sogar gradgenau (mit seinem Strahlenwurf den anderen Planeten) berührt.’ Bevor wir die Verwirrung, zu der es bei allen drei Texten gekommen ist, aufklären, sind die folgenden Beobachtungen zu den vier Gedankenschritten der Texte angebracht: a) In Schritt 1 und 2 bieten Porphyrios und Hephaistion, verglichen mit der Antiochos-Epitome, die Partizipien zur Bezeichnung des vorausgehenden und des folgenden Planeten in umgekehrter Ordnung. b) Schritt 1 enthält bei allen drei Autoren dasselbe konkrete Beispiel für eine Quadratur (Widder – Steinbock) und ein Trigon (Widder – Schütze), wobei der das Trigon betreffende Text in der Überlieferung der Antiochos-Epitome verdorben wurde, allerdings erst nachdem Porphyrios den noch unverdorbenen Wortlaut zitiert hatte. c) Hephaistion hat versucht, dieses Beispiel durch Hinzufügung von vier rechts-/links-Notaten in Schritt 1 zu verdeutlichen. d) Schritt 2 ist in allen drei Versionen sinngleich bis auf das unter (a) zu und Gesagte. e) Schritt 3 ist in allen drei Versionen sinngleich und beinahe wörtlich identisch, steht jedoch bei Porphyrios und Hephaistion bezüglich der Richtungsangaben ‘nach vorne’ (  ) und ‘nach hinten’ ( ) in klarem Widerspruch zu den von denselben beiden Autoren in Schritt 1 und 2 ausgedrückten Relationen von  und . f) Schritt 4 ist bei Antiochos und Porphyrios sinngleich, fehlt jedoch bei Hephaistion. 3073

D.h. der Abstand darf nicht beliebig groß sein, sondern muss einem der konventionellen ‘Aspekte’ entsprechen. Die deutsche Übersetzung vermeidet hier den Begriff ‘Aspekt’ wegen der folgenden Metaphorik des Sehens, die in  (‘Figur’) noch nicht präsent ist. 3074 Gemeint ist Porph. isag. 21 .

Stellenkommentar

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Den Schlüssel zum Verständnis der Genese der Verwirrung bietet die unmittelbar einleuchtende Metapher des Sehens () in Schritt 3. Dieser dritte Gedankenschritt soll hier zuerst vollständig erläutert werden, ehe als Folge daraus die Angaben des Porphyrios und Hephaistion zu vorausgehenden und folgenden Planeten in Schritt 1 und 2 als falsch erwiesen und aus diesem Nachweis weitere Schlüsse gezogen werden. Die anthropomorph gedachten Planetengötter können nur das sehen, was in der Richtung ihres Vorwärtsschreitens vor ihnen liegt, nicht jedoch, was hinter ihnen liegt. Aber auch die nach hinten gerichtete Aktion der Planetengötter ist eine Metapher aus dem menschlichen Bereich: Bouché-Leclercq sah, dass die Vorstellung vom Abschießen tödlicher Strahlen nach hinten (Schritt 3:     ) durch die berüchtigte Kampftechnik der Parther motiviert sein könnte, die auf ihren Pferden – zum Schein fliehend – rückwärts gewandt Pfeile auf die sich voreilig für siegreich haltenden und deshalb leichtsinnigen Verfolger zu schießen pflegten.3075 Er vermutete aber zu Unrecht, diese astrologische Metaphorik (“enfantines comparaisons”) sei erst nach Ptolemaios zu datieren.3076 Dass der Begriff der  auf ‘Nechepsos und Petosiris’ zurückgeht, wurde bereits oben (S. 996 bei Anm. 2494) gezeigt. Auch aus historischer Perspektive spricht nichts dagegen, dass bereits ‘ägyptische’ Autoren des 2. Jh. v.Chr. den rückwärts gewandten Strahlenwurf der Planeten mit der listigen Kampftechnik der Parther assoziiert haben könnten; im Gegenteil: Nachdem das Partherreich unter Mithradates I. (171–138 v.Chr.) nach der Unterwerfung von Medien, Baktrien, Babylonien und Mesopotamien seine größte Ausdehnung erreicht hatte, mochte es geradezu aktuell erscheinen, sich von der parthischen Kampftechnik inspirieren zu lassen. Ein Jahrhundert später war sie dann auch in Rom allgemein bekannt: vgl. z.B. Catull. 11,6 sagittiferosue Parthos. Verg. georg. 3,31 fidentemque fuga Parthum uersisque sagittis. Lucan. 1,230 ocior et missa Parthi post terga sagitta.3077 Historische Auseinandersetzungen mit den Parthern haben anscheinend auch außerhalb der Lehre von der  schon bei ‘Nechepsos und Petosiris’ ihre Spuren hinterlassen,3078 und spätestens seit Teu3075

Bouché-Leclercq 1899, 248. Vgl. Iust. 41,2,7: Pugnant aut procurrentibus equis aut terga dantibus; saepe etiam fugam simulant [sc. Parthi], ut incautiores adversum vulnera insequentes habeant. 3076 Bouché-Leclercq 1899, 2481. 3077 Ausführlicher dazu Lerouge 2007, 296–300, bes. 299f. 3078 Sie sind wahrscheinlich mit den in Syrien einfallenden Barbaren gemeint, die das sicher dem 2. Jh. v.Chr. zuzuordnende Fragmente Nr. 6 erwähnt (Heph. 1,21,26  

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kros spielen sie eine Rolle in der astrologischen Geographie.3079 Es finden sich sogar Darstellungen des ‘Parthischen Schusses’ auf chinesischen Reliefs der Han-Zeit (206 v.Chr. – 220 n.Chr.).3080 Schließlich sei noch daran erinnert, dass nicht nur das ‘mittelpersische’ Großreich der Parther, sondern auch das ‘altpersische’ Großreich der Achämeniden in der hellenistischen Astrologie seine Spuren hinterlassen hat, nämlich durch die Lehre der Doryphorie.3081 Die in Schritt 3 der obigen Texte implizierte soziomorphe Metaphorik liegt also darin, dass die Planeten wie Menschen gedacht sind, die sich, auf die Abschnitte eines Weges verteilt, alle in dieselbe Richtung vorwärts bewegen und dabei nach vorne und hinten interagieren, indem sie teils Blicke () nach vorne auf die Vorauseilenden werfen, teils Strahlen () nach hinten auf die Folgenden abschießen. Da Schritt 3 dank seiner einleuchtenden und ansprechend konzipierten Metaphorik zweifellos richtig ist, müssen die Angaben des Porphyrios und Hephaistion zu vorausgehenden und folgenden Planeten in Schritt 1 und 2 falsch sein, die der Antiochos-Epitome hingegen richtig. Bis hierher wurde ein Bezug auf astronomische Verhältnisse bewusst vermieden. Nimmt man nun hinzu, dass es in antiken astronomischen und astrologischen Texten Standard ist, die Begriffe  und   auf die Tagesrotation zu beziehen,3082 ergibt sich die notwendige Folgerung, dass das konkrete Beispiel, das alle drei Texte in Schritt 1 bieten, falsch ist, entweder, weil die Namen beziehungsweise Symbole      = Nech. et Pet. frg. 6,167f.; vgl. die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung durch den Anon. CCAG VII, 1908, p. 141a,3–4   ): so Kroll 1901, 575, u. Kroll 1935, 2164. Siehe außerdem Kroll 1901, 576, über Demetrios von Syrien, der 138 v.Chr. in parthische Gefangenschaft geriet, sowie über dessen Bruder Antiochos, der 129 v.Chr. eine große Schlacht gegen Phraates verlor. 3079 Cf. Rhet. exc. ex Teucro, CCAG VII (1908) p. 197,20. Ptol. apotel. 2,3,22.27. 2,4,2. Val. 1,2,87. Heph. 1,1,26 (= Val. app. 3,6). Die Parther und Parthien werden außerdem nach Quack 2004, 492, “in demotischen divinatorischen Texten gerne erwähnt, wenn es um Universalastrologie geht” (ebd. mit einem Beleg aus einem spätdynastischen oder ptolemäischen Text; zur Datierung s. ebd. 496). 3080 Siehe Wiesehöfer 2000. 3081 S.o. zu F1 § 26 . Es war jenes altpersische Reich gewesen, das durch die Eroberung Mesopotamiens und Ägyptens die Voraussetzungen für die Rezeption babylonischer Sternkunde in Ägypten geschaffen hatte. Vgl. Anm. 835 über den Wiener Omen-Papyrus. 3082 Die astronomischen Belege beginnen im späten 4. Jh. v.Chr. mit Autol. 2,2 (dazu s. Aujac 1979, 1053) und werden dann bei Geminos zahlreich. Sie reichen also weiter zurück als die astrologischen Belege.

Stellenkommentar

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der Tierkreiszeichen Steinbock und Schütze verderbt worden sind, oder weil das Beispiel von einem Leser, der den ursprünglichen Sinn der Aktinobolie nicht verstand oder bewusst missachtete, schon vor der Rezeption des Antiochoskapitels durch Porphyrios in den Text eingefügt wurde. Die zuletzt genannte Erklärung ist wahrscheinlicher. Der unbekannte Urheber der sachwidrigen Illustration hat wahrscheinlich die Begriffe  und unter Missachtung ihrer üblichen Beziehung auf die Tagesrotation auf die der Tagesrotation entgegengesetzte jährliche Bewegung der Planeten durch den Tierkreis bezogen, ohne zu bedenken, dass ein elementares Charakteristikum der Direktionen zur Bestimmung der Lebenszeit die Konvertierung von Aufgangszeiten in Lebensjahre ist. Gerade im Hadrianhoroskop (F1) lässt sich sehr schön die wohl ursprüngliche Idee der ganzen Lehre, die Aufgangszeit eines beim Aszendenten beginnenden 90°-Bogens in Jahre umzurechnen, fassen. Alle im Kommentar zu F1 § 52 zur Erklärung von Primärdirektionen untersuchten Texte verstehen undim Sinne der Tagesrotation, und nicht selten ist in ihnen die Rede davon, dass der vernichtende Planet selbst oder der von ihm durch Aktinobolie getroffene Punkt der natalen Position des ‘Entsenders’ () entgegengeht (  bzw. ), was sich natürlich ebenfalls auf die Tagesrotation bezieht. Es kann also meines Erachtens kein Zweifel daran bestehen, dass die per definitionem ‘nach hinten’ () gerichtete Aktinobolie gegen die Tagesrotation stattfindet. Nachdem das sinnwidrige Beispiel (    ) einmal in den Antiochostext eingedrungen war, zog es weitere Fehler nach sich: Um dem vermeintlich maßgeblichen Beispiel gerecht zu werden und zugleich die oben erwähnte, weiterhin gültige Standardbedeutung der Begriffe  und  zu wahren, wurden diese Begriffe in Schritt 1 und 2 des Porphyriostextes vertauscht. Diesen Eingriff nahm entweder Porphyrios selbst oder ein späterer Leser des Textes, bevor Hephaistion daraus schöpfte, vor. Hephaistion hat dieselbe Intention noch befördert, indem er zur Verdeutlichung mehrmals die ebenfalls standardisierten Begriffe ‘rechts’ () und ‘links’ ( ) in den Text von Schritt 1 eingefügt hat. Dabei haben aber sowohl Porphyrios als auch Hephaistion entweder übersehen oder unbekümmert hingenommen, dass die Richtungsangaben der ersten beiden Textschritte nun zwar mit dem konkreten Beispiel harmonieren, dem in Schritt 3 Gesagten jedoch klar widersprechen. Der eigentliche Urheber der ganzen Verwirrung ist jedoch, wie bereits deutlich wurde, derjenige, der das Beispiel in den ersten Schritt der

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Begriffsdefinition eingebracht hat. Dieser Unbekannte war vermutlich nicht irgendein zwischen Antiochos und Porphyrios zu datierender Interpolator, sondern Antiochos selbst: Dafür spricht der Umstand, dass nicht nur in dem hier untersuchten Exzerpt aus seiner Isagoge, sondern auch in einem Exzerpt aus seinen Thesauroi eine Definition der Aktinobolie vorliegt, die durch ein Beispiel ins Gegenteil der ursprünglichen Lehre verkehrt ist, wobei dort interessanterweise explizit auf die der Tagesrotation entgegengesetzte Eigenbewegung der Planeten durch den Tierkreis verwiesen wird. 3083 Außerdem lässt sich die beschriebene Verkehrung der ursprünglichen Aktinobolie-Lehre in ihr Gegenteil vor Antiochos bei keinem Autor fassen (wohl jedoch die oben S. 1216 zitierten Belege für die praktische Anwendung der von mir als historisch ursprünglich und richtig beurteilten Lehre in frühen Horoskopen). Darüber hinaus gibt es weitere wahrscheinliche Fälle von terminologischen bzw. definitorischen Innovationen durch Antiochos. 3084 Es spricht also alles dafür, dass er selbst die astronomisch keineswegs abwegige, aber für die Entwicklung der astrologischen Terminologie verhängnisvolle Idee hatte, die traditionelle Bindung der Begriffe ‘vorwärts’ und ‘rückwärts’ an die Tagesrotation zugunsten der entgegengesetzten Eigenbewegung der Planeten durch

3083

Es handelt sich um die begriffliche Unterscheidung von  und   bei Antioch. epit. 2,20–21 (ex thes.), CCAG I (1898), p. 155,15–26 (= Rhet. 5,20–21, cf. Burnett – Pingree 1997, 133). Der Text wird hier vollständig zitiert, um einerseits zu zeigen, dass dem Autor die rückwärts gewandte Natur der  klar bewusst ist, und andererseits auf einen evidenten internen Widerspruch hinzuweisen, bei dem es sich offenbar um einen späteren Verbesserungsversuch handelt, der im Laufe der Überlieferungsgeschichte vorgenommen wurde und dessen Genese ebenso wie im Falle der Verbesserung, die im Porphyriostext vorgenommen wurde, als Anpassung an das unmittelbar folgende Beispiel zu erklären ist:                                    [exspectes  scil. ]       [emendandum puto , cf. Antioch. epit. 1,13]                            3084 S.o. Anm. 1565.

Stellenkommentar

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den Tierkreis aufzugeben. Dass das unausweichlich zu großer Konfusion führte, ist leicht nachvollziehbar.3085 Es spricht außerdem einiges dafür, dass die Gegenüberstellung von  und, die Antiochus in Schritt 1 und 2 vornimmt, eine Konsequenz seiner soeben erwähnten Innovation ist und die beiden Begriffe ursprünglich synonym gewesen sein könnten. Dafür sprechen mehrere Argumente: 1. Der Gegensatz zwischen  und  beziehungsweise  und ist erstmals bei Antiochos belegt, und zwar an der in der obigen Synopse (Tab. 35, S. 1217) erfassten Stelle (Antioch. epit. 1,13). Aus der Folgezeit sind die einzigen mir bekannten Belege die bei Porphyrios und Hephaistion an den in derselben Synopse erfassten Stellen, die ja von Antiochos abhängen. 2. Semantisch bedeutet  einfach, dass der Planet, dem die Rolle der  zukommt, räumlich ‘oberhalb’ ( ) des anderen steht. Das ist dann der Fall, wenn er vor dem anderen aufgeht, aber das MC noch nicht erreicht hat. Ursprünglich hat   also wahrscheinlich nichts mit der Bewegung in die eine oder andere Richtung, d.h. mit der Tagesrotation oder gegen sie, zu tun, sondern nur mit der Relation zweier Planeten zum östlichen Horizont in einem gegebenen Moment. Das mag auch der Grund sein, warum meines Wissens nur ein einziger vor Antiochos datierbarer Beleg für  in Verbindung mit einer Richtungsangabe existiert. Dieser Beleg stammt von Serapion und ist sehr interessant: Serapion setzt  an jener Stelle offenbar nur deshalb und nur ausnahmsweise zu Richtungsangaben in Beziehung, weil es im Kontext um die ungewöhnliche Situation geht, dass beide Luminare unter dem Horizont stehen und klargestellt werden soll, welches von beiden gegenüber dem anderen die , also die Überlegenheit, innehat:           [sc. ]   3085

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 2523 (a.E.): “La coexistence des deux mouvements, diurne ou cosmique et planétaire, a si bien embrouillé les notions d’avant et d’arrière qu’il devait y avoir des théories contraires, confondues ensuite par les scoliastes et abréviateurs.” – Spätestens bei Porphyrios ist ein Stadium der Verwirrung erreicht, das über sein Aktinoboliekapitel (isag. 24) hinausreicht: Dies zeigt Porph. isag. 12 p. 199,12–17 ( ), wo anlässlich einer Beispielkonstellation ganz unzweifelhaft sowohl eine rechte Quadratur von 10°  auf 10°  als auch eine linke Quadratur von 25°  auf 25°  als  bezeichnet werden. Diese Stelle hat kein erhaltenes Gegenstück in den Antiochos-Epitomai.

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    (CCAG VIII 4, 1921, p. 228,13–16). Serapion rekurriert hier also zur Klarstellung, wie nicht anders zu erwarten, auf die Tagesrotation als Standardbewegung des Himmels (s.o. Anm. 3082) und steht damit im Widerspruch zu der Definition des Antiochos. Denn erst wenn man , so wie Antiochos es anscheinend als erster getan hat, mit der Bewegung der Planeten durch den Tierkreis und mit dem Begriff des Vorwärtsschauens in Verbindung bringt, ergeben sich die zwei notwendigen Konsequenzen, dass zum einen der überlegene Planet (auf geringerer ekliptikaler Länge) dem unterlegenen (auf höherer ekliptikaler Länge) folgt, so wie Antiochos es will,3086 und dass  und  Antonyme werden. Mit anderen Worten: Ursprünglich waren die beiden Begriffe anscheinend synonym, beschrieben jedoch dieselbe Sache aus zwei verschiedenen Perspektiven,  bezüglich der räumlichen Relationen in einem gegebenen Moment, ohne dass eine Bewegungsrichtung oder eine Primärdirektion relevant wäre, 3087 und  bezüglich der Rückwärtsge3086 Abgesehen von der in der obigen Synopse (S. 1217) erfassten Antiochos-Stelle (Schritt 2) verdient auch die Definition der  durch Porph. isag. 21 p. 201,13–23 Beachtung, die auf Antiochos zurückgeht und zweimal die Bewegungsrichtung des überlegenen Planeten hin zum unterlegenen erwähnt (p. 201,14      u. 201,23    ). Die entsprechende Definition des Antiochos selbst ist nur in sehr knappen Formulierungen ohne Richtungsangabe erhalten; siehe die Definition von    bei Antioch. epit. 3a,27 (ex thes.), CCAG VIII 3 (1912), p. 106,30–33 (= Rhet. 6,61,41), sowie diejenige von  bei Antioch. epit. 1,10 (ex isag. 1), CCAG VIII 3 (1912), p. 114,12–16. 3087 Für die Korrektheit dieser Deutung spricht z.B., dass Valens in den beiden bereits mehrmals erwähnten Kapiteln 2,37 (   ) und 2,41 (  ), in denen es ja gerade nicht um Direktionen geht, keine einzige Form von  oder  verwendet, jedoch viele von . Analysiert man deren Verwendung, so ergibt sich ein eindeutiges Bild: In jedem der beiden Kapitel begegnet  einmal in regulären Lehrsätzen, die – freilich ohne Richtungsangaben – eine schädigende Quadratur oder Opposition thematisieren (2,37,43   , 2,41,11   ). In den jeweils folgenden Beispielen bezeichnet das Verb  ausnahmslos linke Quadraturen, die von Übeltätern ausgehen: So schädigt in 2,37,49 (Hor. gr. 85.XI.24) Saturn (4. Ort) den im Glückslos positionierten Mars, in 2,37,62 (Hor. gr. 92.XI.17–18) Saturn (10. Ort) die Luminare und Merkur, in 2,41,53 (Hor. gr. 97.II.23) Saturn (2. Ort) den Mond, in 2,41,67 (Hor. gr. 103.I.10) Saturn und Merkur (beide im 11. Ort) den Todesort (ohne Planeten), in 2,41,70 (Hor. gr. 115.XII.26) Mars (1. Ort) den Mond, in 2,41,82 (Hor. gr. 89.VII.29) Saturn (12. Ort) den Mond und Merkur. Von den genannten sechs Horoskopen steht der schädigende, überlegene Planet in vier Fällen im 1., 10., 11. oder 12. Ort und nur in einem einzigen Fall räumlich tiefer als der unterlegene Planet (Hor. gr. 85.XI.24 mit Saturn im 4. Ort).

Stellenkommentar

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wandtheit im Sinne der Tagesrotation, insbesondere bei Primärdirektionen.3088 Sobald man, wie Antiochos es tat, beide Begriffe auf eine Bewegungsrichtung bezieht und diese Richtung entgegen der Tagesrotation verläuft, werden sie zu Gegensätzen, wobei  weiterhin in einem gegebenen Moment dieselbe räumliche Relation wie in der ursprünglichen Verwendung des Begriffs bezeichnet,  jedoch in das Gegenteil seiner ursprünglichen Definition verkehrt wird. Dabei geht dann auch die prinzipiell negative (sozusagen ‘parthische’) Färbung der  verloren: Signifikanterweise finden sich erstmals bei Antiochos (s. die Synopse S. 1217) Belege für  oder   in Verbindung mit positiven Aspekten (Trigon und Sextil). Das Ergebnis der hiesigen Untersuchung, wonach  ursprünglich ein feindlicher Strahlenwurf nach links, also gegen die Tagesrotation, gewesen sein muss, deckt sich mit dem Befund der überprüfbaren praktischen Anwendungen in Horoskopen 3089 sowie mit dem explizit auf ‘die Weisen der Ägypter’ Bezug nehmenden Zeugnis von Paul. Alex. 35 p. 95,11–16 (zit. S. 996 bei Anm. 2495). Unter den 34 mir bekannten astrologischen Belegen für  beziehungsweise  , die vor Antiochos von Athen zu datieren sind, also bis inklusive Valens, auf den nicht weniger als 26 der 34 Belege entfallen, bestätigen fast alle den feindlichen Charakter des Strahlenwurfs.3090 Eindeutig neutrale oder sogar positive Belege sind extrem selten.3091 Ferner gibt es vor 3088

Eine dritte Perspektive, die ebenfalls in der Sache dasselbe meint, ist die der  , die sich darauf konzentriert, dass der überlegene Planet bei Inklusivzählung vom Ort des unterlegenen Planeten im zehnten Ort steht (mehr dazu oben in Anm. 3052). 3089 Siehe Tabelle 26 oben S. 1006f. sowie deren Auswertung S. 1005 bei Anm. 2529. 3090 Der früheste Belege ist Tim. Praxid. CCAG I (1898), p. 98,6–8:                    (hier agiert Venus nicht als Wohltäterin, sondern symbolisiert eine freie Frau, die als Mitwisserin eines entlaufenen Sklaven dessen Flucht verraten wird). Bis zum Ende des 1. Jh. n.Chr. gibt es dann nur noch zwei weitere Belege für Dorotheos, der – allerdings ebenfalls ohne verwertbare Richtungsangaben – beide Male von der  sprach (Dor. p. 340,24 = Dor. frg. 34b St. = Rhet. 5,57,125) sowie Dor. p. 401,16 (= Heph. 3,17,3). 3091 Bei Serap. CCAG VIII 4 (1921), p. 229,8 ist das Verb  ganz allgemein im Sinne von ‘einen Aspekt bilden’ verwendet. Der chronologisch nächste mir bekannte Beleg für eine solche neutrale Verwendung ist bei Val. 3,5,51, wo im Rahmen einer rhetorischen Frage der Fall Erwähnung findet, dass Aszendent, Sonne oder Mond als ‘Entsender’ einer Direktion fungieren und bei physischen oder durch Aspekt bewirkten Begegnungen mit ‘Wohltätern’ oder ‘Übeltätern’ Gutes oder Schlechtes verursachen: 

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Antig. Nic. F3 § 66a

Antiochos – bis auf einen Sonderfall – keine Belege, die der natürlichen Richtung der Aktinobolie gegen die Tagesrotation widersprächen (die meisten Belege machen diesbezüglich allerdings keine Aussage). Der Sonderfall ist eine doxographische Nachricht über Thrasyllos, dem bei Primärdirektionen die Richtung des tödlichen Strahls nach dem Zeugnis des Porphyrios egal war; allerdings nannte er sie nach demselben Zeugnis nicht , sondern .3092 Die Erwähnung dieser individuellen Lehre bestätigt ihren Sonderstatus. In spätantiker und byzantinischer Zeit wird dann jedoch die Verwendung von  im allgemeinen Sinn von ‘Aspekt’ häufig, besonders bei Olympiodor und noch offensichtlicher in der griechischen Version von Ab Ma‘šars De revolutionibus nativitatum (ed. Pingree 1968a), die alleine elf Belege für die Alternative    und drei für     bietet. Wie es scheint, hat Antiochos von Athen erheblich zu dieser Entwicklung beigetragen, die in der Spätantike vermutlich auch durch das Schwinden des Bewusstseins für den metaphorischen Ursprung der Aktinobolielehre im parthischen Pfeilschuss begünstigt wurde. Der vor Antiochos zu datierende Antigonos ist davon jedoch unberührt. Welche Konsequenzen ergeben sich also aus der Einsicht, dass Aktinobolie traditionell feindliche, nach links gerichtete Quadraturen bezeichnet, für das Horoskop des Pedanius?                  ; Beachtung verdient ferner, dass Ptol. apotel. 3,11,9 (= Heph. 2,11,32) Primärdirektionen gegen die Tagesrotation (  ) ohne feindliche Konnotation als  bezeichnet, was wegen der gleichen Richtung beider Arten von Strahlen (der ‘Entsendung’ selbst und ihrer Unterbrechung durch linke Quadraturen der Übeltäter) nachvollziehbar ist. Deshalb bezeichnet er einmal umgekehrt die Aktinobolie durch einen Übeltäter als  , ‘Entsendung eines Strahls’ (Ptol. apotel. 4,9,1     ). Der einzige nach den in dieser und der vorigen Anmerkung genannten Stellen noch übrige astrologische Beleg für  vor Valens ist eine doxographische Information über Balbillos, aus der aber nichts über die Definition des Terminus zu entnehmen ist:       (Balb. astrol. exc. ap. Rhet. 6,60,11 = CCAG VIII 3, 1912, p. 104,11–12). 3092 Thras. ap. Porph. isag. 24 p. 203,4–9:    [...]               . Bouché-Leclercq stellt die selbstverständliche Identifizierung des von Porphyrios genannten Thrasyllos mit dem Hofastrologen des Tiberius zu Unrecht in Frage; s. Bouché-Leclercq 1899, 2492 “ce Thrasylle (lequel?)”; vgl. ebd. 2481.

Stellenkommentar

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Die vorliegende Stelle erlaubt zwei verschiedene grammatische Deutungen: Entweder ist (a) der Subjektsakkusativ zu  (ebenso wie zuvor zu )  und   das affizierte Objekt der Verbalhandlung oder (b) der Subjektsakkusativ ist  ; in diesem Fall wäre  entweder (so wie auch anderswo) 3093 absolut gebraucht oder man könnte zu dem Infinitiv in Gedanken  (sc.  ) ergänzen. Die bisherigen Übersetzer, von denen keiner explizit beide Interpretationsmöglichkeiten erwähnt, haben sich teils für (a), teils für (b) entschieden. 3094 Die vorausgehende Analyse zur astrologischen Definition des terminus technicus  hat gezeigt, dass (b) gemeint sein muss.3095 Antigonos wollte offensichtlich nicht sagen, dass der Mond einen Strahl auf Mars warf (    ), sondern dass die Aktinobolie von Mars ausgeht (   ). Dass die todbringende Wirkung die des Mars, nicht des Mondes, ist, bestätigen die folgenden Worte (§ 66a)        , vor allem, wenn man sie mit Aussagen wie Val. 3,5,17 (zit. unten S. 1250) kombiniert, wo Valens in allgemeingültiger Weise und wie selbstverständlich erwähnt, dass die aus dem Tierkreiszeichen heraus erfolgt, in dem der todbringende Planetengott ( ) steht.3096 Schmidt 2009, 366175, erwägt die Möglichkeit, dass Hephaistion, der die Aktinobolie-Lehre nicht verstanden habe, 3097 die hier vorliegende Stelle im Sinne seiner Vorstellung von Aktinobolie umgeschrieben haben könnte: “according to his [i.e. Hephaistio’s] misunderstanding the present 3093

Z.B. in Schritt 4 der oben (S. 1217) zitierten Texte des Antiochos und Porphyrios sowie bei Val. 3,3,17.43. 3,5,17. 4,29,11. 5,6,59. 3094 Zu Typ (a) vgl. Neugebauer – van Hoesen 1959, 109: “projecting its rays against Mars”, zu Typ (b) Bezza 1995, 904: “e [sc. la Luna] ricevente quadrato sinistro (aktinobolía) da Marte”. Schmidt hat seine Ansicht stillschweigend von (b) zu (a) geändert; vgl. Schmidt 1998, 64 “and because Ares hurls rays at the post-ascension of the Midheaven” mit Schmidt 2009, 366 “because it [sc. Seln] strikes Ars with a ray”. 3095 Falsch ist daher die Erklärung von Neugebauer – van Hoesen 1959, 1094, zur Stelle: “that is the quartile aspect ahead of the moon, counted in the zodiacal order” (mit Verweis auf Bouché-Leclercq 1899, 249). – Die Wortfolge (Infinitiv + Subjektsakkusativ) ist also die gleiche wie z.B. Ptol. apotel. 3,11,25       3096 Siehe auch oben S. 1226 zu Thrasyllos, der die  als  zu bezeichnen pflegte. 3097 Hierin stimme ich Schmidt grundsätzlich zu, wenngleich seine Argumentation im Einzelnen nicht überzeugt.

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Antig. Nic. F3 § 66a

scenario would infact be a case of Seln striking Ars with a ray [vgl. seine Übers. hier in Anm. 3094]. So either Antigonus did not understand the concept either, or Hephaestio has rewritten it to conform to his own understanding.” Wenngleich nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass Hephaistion den Text umformuliert hat (z.B. aus einer hypothetischen Originalformulierung       ), erscheint diese Annahme nicht nötig, einerseits wegen der (von Schmidt nicht erwähnten) grammatischen Möglichkeit, dass   Subjektsakkusativ sein könnte, und andererseits wegen der Tendenz des Hephaistion, seine Vorlagen wörtlich und ohne eigene Eingriffe abzuschreiben. Der Umstand, dass die Mars betreffende Aussage um ein participium coniunctum (     ) erweitert ist, ändert nichts am grammatischen Befund. Beachtung verdient, dass das Partizip  nur in Ep.4 überliefert ist, nicht jedoch in P und Exc.2 (zu weiteren Fällen von   + Infinitiv + participium coniunctum s.u. im Komm. z.St.). Es ist nicht unmöglich, dass  in der gesamten Überlieferung ausgefallen war und von Ep.4 ergänzt wurde. In diesem hypothetischen Fall würde sich die Frage stellen, ob die ursprüngliche Position von  unmittelbar nach  gewesen sein könnte. Außerdem könnte man angesichts des Textausfalls von  in P und Exc.2 erwägen, ob vielleicht in allen drei Überlieferungssträngen nach  ein Pronomen  (sc. ) ausgefallen ist. Diese Annahme erscheint aber nicht notwendig. Die Aktinobolie des Mars hat also zwei Wirkungen: Sie determiniert die Todesart des Nativen, indem sie sehr negativ auf den ungünstig positionierten Mond einwirkt, und sie determiniert auch den Todeszeitpunkt des Nativen, indem sie die von Antigonos nicht genannte, von der Sonne ausgehende Direktion der Lebensjahre beendet. Wenn es die Absicht des Antigonos gewesen wäre, die Todesart allein zu erklären, hätte es – wie die Analyse des zeitgenössischen Materials bei Valens (s.o. in Anm. 3087) zwar nicht beweist, aber doch wahrscheinlich macht – nahe gelegen, nicht das Verb  zu wählen, sondern , zumal dieses Verb neben seiner Funktion als terminus technicus bezüglich der räumlichen Relation eines Planeten zu einem anderen oft auf der Ebene der astrologischen Interpretation das Überlegensein eines stärkeren Menschen gegenüber einem schwächeren bedeutet. So findet sich in astrologischen Texten zuweilen die Junktur , ‘die

Stellenkommentar

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Oberhand über persönliche Feinde gewinnen’.3098 Die Wahl von   hat jedoch den Vorteil, dass darin nicht nur der Begriff der Schädigung und Feindseligkeit liegt, sondern auch die spezielle Eignung für eine Primärdirektion (dazu s.u. zu § 66c). Das folgende Diagramm illustriert die Aktinobolie des Mars. Wie die obige Rückberechnung ergab (s.o. S. 1141), betrug der Winkel zwischen Mars und Mond am 6. April 113 n.Chr. ca. 88°, eine beinahe perfekte linke Quadratur. Als Autor des Horoskops hat Antigonos das sehr wahrscheinlich gewusst, auch wenn er es seinem Leser nicht mitteilt. Im Diagramm bezeichnet ‘A’ das MC in Alexandria, ‘R’ das in Rom (s.o. Anm. 2909). 

 



ASC







   

 



 A R

OCC

88°

 

90°



 



Diagr. 28: Die Aktinobolie des Mars in Hor. gr. 113.IV.5–6 (F3)

3098 Vgl. Val. 1,2,56. Paul. Alex. 24 p. 70,15. Olymp. 23 p. 74,22. Album. rev. nat. 2,13 p. 91,13. 4,1 p. 187,19. 4,4 p. 196,13. 4,7 p. 205,21 (cf. 2,19 p. 105,17–18). In der byzantinischen Militärastrologie des Theophilos findet  dann auch konkret auf das Verhältnis der siegreichen gegenüber der unterlegenen Kriegspartei Anwendung (Theoph. exc. CCAG XI 1, 1932, cap. 18, p. 220,3–5):          (‘Und dann sieh, welcher der zwei Planeten über den anderen überlegen ist, denn der überlegene wird siegen, und der unterlegene wird besiegt werden’).

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Antig. Nic. F3 § 66a

Eine vom hiesigen Kommentar abweichende Interpretation, wonach die  nicht von Mars zum Mond, sondern umgekehrt vom Mond zu Mars verläuft,vertritt Susanne Denningmann.3099    : Zur Epanaphora s.o. zu F1 § 26  . Da im hiesigen Fall die Himmelsmitte im Steinbock liegt, ist das Zeichen des Wassermanns, in dem Mars steht, Epanaphora der Himmelsmitte und somit 11. Ort der Dodekatropos. Zur Wirkung des Mars bei Taggeburten in diesem Ort vgl. Rhet. 5,57,475 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 173,8)   [...]      . Zu diesen nicht konkretisierten erheblichen Gefahren darf man vielleicht auch  (§ 66a) und   (§ 66b) zählen. Das entsprechende Kapitel Firm. math. 3,4,33 bewahrt aus der gemeinsamen Quelle, ohne dies explizit kenntlich zu machen, nur Angaben zu Taggeburten.3100 : ergänzt nach Ep.4; weitere Fälle von   + Infinitiv + participium coniunctum: F1 § 36            u. F1 § 37           [ Ep.4, om. P]    Siehe ferner (ohne Infinitiv) F1 § 35          u. F3 § 66b                 . Siehe aber auch den Kommentar zu F5 § 68    am Ende.  3099

Sie weist mich im Zuge ihres Korrekturlesens meines Kommentars darauf hin, dass sie glaubt, Antiochos von Athen habe mit seinem Konzept der  eine uralte, an die Bewegung der Planeten durch den Tierkreis gebundene Metapher des persischen Pfeilschusses bewahrt und die Versuche anderer Astrologen, jene Metaphorik mit den an die Tagesrotation gebundenen termini technici  u. in Einklang zu bringen, hätten Verwirrung gestiftet, nicht jedoch bei Antigonos, der jene hypothetische ursprüngliche Lehre anwende. Auf den Befund der überprüfbaren Horoskope und von Paul. Alex. 35 p. 95,11–16 (s.o. S. 1225) geht sie nicht ein und konzediert, meine Interpretation von  und  nicht widerlegen, sondern nur Indizien dagegen anführen zu können. Im Interesse der Wahrheitsfindung ist zu hoffen, dass S. Denningmann ihre Einwände in einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem hiesigen Kommentar veröffentlicht. 3100 Grundlegende Informationen zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos bietet der Komm. zu F1 § 26   (ab S. 697).

Stellenkommentar

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: im Gegensatz zu anderen potentiellen Ursachen gewaltsamen Todes wie z.B. wilden Tieren, einstürzenden Häusern oder Ertrinken nach einem Schiffbruch.   : In menschlichen Zeichen (, , , )3101 stehend verursacht Mars Tod von Menschenhand, z.B. im Krieg oder durch Gift, zuweilen auch (als Sonderform der    ) den Suizid.3102 Die folgenden Parallelstellen verdienen, auch wenn die genannten astronomischen Bedingungen nicht in jedem Einzelfall mit Blick auf das Pedaniushoroskop erfüllt sind, Erwähnung: Nach Ptol. apotel. 4,9,12 (= Heph. 2,25,11) verursacht Mars, wenn er in einem menschlichen Zeichen und in Quadratur oder Opposition zu einem der Luminare steht, dass der Native bei innenpolitischen Unruhen oder im Krieg – also von Menschen – getötet wird:                   3103 Und Firmicus schreibt (math. 7,23,3): Et sicut frequenter diximus, secundum differentiam signorum exitus decernitur mortis. In humanis enim signis gladio mors inferetur aut a latronibus aut in pugna aut [in] aliqua licentia potestatis. Die letzte der drei hier genannten Möglichkeiten, Tod durch das Schwert auf Veranlassung einer Instanz, die dazu die Macht hat, trifft auf Pedanius zu. Vgl. ferner Firm. math. 3,4,23, wo es von Mars heißt, dass er unter bestimmten (bei Pedanius nicht gegebenen) Umständen biothanatos facit, sed secundum signorum naturam atque substantiam. In humanis enim signis, sicut diximus, constitutus si fuerit, ab hominibus gladio perimitur [...]. Erwähnung verdient ferner ein durch Rhetorios bewahrtes Kritodemosexzerpt (Rhet. 5,77,7 = Critod. frg. 12 Peter = CCAG VIII 4, 1921, p. 199,20–22), das besagt:         3101

S.o. zu F1 § 29  . Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 424. Der Suizid findet in den astrologischen Lehrtexten nur selten Beachtung und ist, was die erhaltenen Horoskope betrifft, nur in zwei Fällen unter den biographischen Angaben zu den Nativen belegt (Val. 2,41,81–84 = Hor. gr. 89.VII.29 u. Val. 2,27,8–12 = Hor. gr. 101.III.5). In diesen beiden Horoskopen steht Mars allerdings nicht in einem menschlichen Zeichen, sondern beide Male im Krebs. 3103 Sinnentstellend paraphrasiert von Bara 1990, 832, die die folgende Parenthese zur Venus in ihrer Relation zum Satzganzen missverstanden hat. – Eine Prognose bzgl. verstümmelter Zeichen in demselben Satz des Ptolemaios wird oben S. 1211 bei Anm. 3050 zitiert. 3102

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(die genannten Bedingungen treffen auf Pedanius aber nicht zu).3104 Der hier in F3 durch Mars im Wassermann symbolisierte Mensch, von dem der Tod durch Enthauptung ausgeht, ist vordergründig der Scharfrichter, letztlich aber der Kaiser Hadrian (vgl. § 65  ). Insofern könnte Antigonos es durchaus als beeindruckenden Beweis der Wahrheit seiner astrologischen Lehre und der Kohärenz zusammengehöriger Horoskope3105 gesehen haben, dass Hadrian nicht irgendein Mensch war, sondern ein Wassermann, und zwar ein Wassermann par excellence (Sonnenzeichen, Mondzeichen und Aszendent; vgl. die Hervorhebung des  in F1 § 29). Außerdem ist Mars im Horoskop Hadrians erklärtermaßen (§ 32) der Herr des MC (     ), der den Kaiser unbezwingbar () macht.

§ 66b       : Pingree (1973–1974, I 165 u. II 231) hätte den hier beginnenden Satz besser als neuen Paragraphen gezählt, da Antigonos an dieser Stelle von der Analyse der für die   relevanten Daten zur Besprechung davon unabhängiger Charakterzüge, namentlich der Neigung zu erotischen Vergnügungen und Gladiatorenschauspielen, übergeht. Ganz ähnlich schloss sich in F2 an § 56, dessen Gegenstand die  war, ein kurzer Einschub zu erotischen Neigungen (§ 57) an. Antigonos diskreditiert den Pedanius hier als psychisch und sittlich ungefestigt, was ihn ungeeignet für die Thronfolge erscheinen lässt.3106 Dass unser Autor den Großneffen Hadrians so darstellt, verwundert nicht, sofern die an anderem Ort begründete These, dass die Autobiographie 3104

Zur Begründung: Die von Antigonos nicht genannte Länge des Aszendenten ist wahrscheinlich gleich der der Sonne, also ca. 15°  tropisch (s.o. S. 1141) bzw. 19°– 20°  siderisch; folglich wäre der Deszendent ca. 19°–20° ; Bezirke von ‘Übeltätern’ liegen in der Waage aber nur an den Grenzen des Zeichens, 0°–6°  (Saturn) und 28°– 30°  (Mars). 3105 Zu astrologischen mehrerer Nativitäten s.o. S. 532. 3106 Schon Champlin 1976, 83f., sah in dem Hinweis auf     ein Indiz mangelnder charakterlicher Eignung; vgl. ebd. 89: “There need have been no dramatic rupture with Fuscus, but merely a growing conviction on the emperor’s part that his kinsman and favoured heir was proving to be inadquate.” Siehe auch Martin 1982, 298: “son caractère insensé confinant à la folie, accompagné d’un dérèglement de ses mœurs”; vgl. ebd. 300.

Stellenkommentar

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Hadrians dem Antigonos als Quelle diente, zutrifft.3107 Die Charakterisierung eines Menschen als  kann durchaus negativ sein, da erotische Neigungen dem Bereich der Seelenleiden zugerechnet werden. Ergänzend zu dem, was bereits oben (S. 1098) anlässlich der Sexualität des Nativen von F2 zu   bzw.   gesagt wurde, werden hier nun Belege angeführt, die das bei Antigonos nur in F3 belegte Adjektivmit  bzw.  assoziieren. Unter den vor Antigonos zu datierenden Quellen vgl. Parthenius (1. Jh. v.Chr.), der sein Werk zu Beginn als   bezeichnet, und besonders Plut. quaest. conv. 681A            . Mehrmals werden erotische Neigungen – sowohl bei paganen als auch bei christlichen Autoren – explizit mit Zügellosigkeit () und Raserei () assoziiert; vgl. Ps.-Long. subl. 10,1 (mit Bezug auf Sappho)      , Clem. Alex. paed. 3,11,60,1                              .3108 Astrologische Aussagen, die das Adjektiv  in eindeutig negativem Kontext verwenden und zum Verständnis der Argumentation des Antigonos wichtig sind, werden unten S. 1240 und S. 1243 zitiert. Was den zweiten Punkt () betrifft, ist eine differenzierte Darstellung erforderlich, die hier primär in Anlehnung an Wiedemann 2001 erfolgt. Prinzipiell gilt, dass “der Platz des Gladiators am äußersten Rand der römischen Gesellschaft” ist (ebd. 111, vgl. 114). Er bildet somit das extreme Gegenteil des an der Spitze der Gesellschaft stehenden Kaisers (ebd. 117). Folglich waren Freie von hohem Stand, die als Gladiatoren in der Arena auftraten, Gegenstand massiver Kritik (ebd. 111),3109 und es galt als “der größte Angriff auf die bestehende Sittlichkeit [...], wenn der Kaiser selbst in der Arena auftrat, wie Caligula, Nero, 3107

Heilen 2005a; vgl. oben S. 52–56, bes. S. 55f. (Punkt 3). Siehe auch Hist. Aug. Hadr. 23,3 (zit. oben S. 1188 bei Anm. 2995). 3108 Siehe ferner Ps.-Basil. Caes. serm. de contub. MPG 30, p. 825,51–56                 . 3109 Vgl. Malitz 2004, 150: “Den allergrößten Reiz des Verruchten hatte damals wohl ein Auftritt als Gladiator. [...] Die Gladiatur muss einen perversen Reiz von Freiheit und sozialem Abstieg ausgeübt haben.”

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Antig. Nic. F3 § 66b

und Commodus” (ebd. 133; vgl. 42). Als durchaus akzeptabel galt es hingegen, wenn Angehörige der Oberschicht sich durch Gladiatorentraining ertüchtigten, was übrigens von Hadrian selbst berichtet wird (Hist. Aug. Hadr. 14,10 gladiatoria quoque arma tractavit). Solches Waffentraining wird von den antiken Quellen nicht als verwerflich beurteilt, “solange kein Auftritt als Gladiator folgt”. 3110 Eine besondere Anziehungskraft übten Gladiatorenkämpfe naturgemäß auf junge Männer aus. Dass diese sich oft über Gebühr für Gladiatoren interessierten, war ein gängiges Thema der Literatur (Wiedemann 2001, 42). Es gab sogar gewisse ‘FanArtikel’ wie z.B. Programme (libelli munerarii) mit den Angaben zu früheren Auftritten der einzelnen Gladiatoren (ebd. 66). Der von Antigonos benutzte Begriff  bedeutet sehr wahrscheinlich nicht, dass Pedanius selbst als Gladiator kämpfte und damit “die äußerste Schande für einen freien Bürger” (ebd. 42) auf sich lud, denn damit hätte er schon vor seinem tödlichen Fehltritt (§ 65 ) jegliche Ambitionen auf den Thron verspielt,3111 sondern vielmehr, dass er eine übermäßige Freude an Gladiatoren und Blutvergießen an den Tag legte, die ebenfalls, wenngleich in geringerem Maße, als kritikwürdig galt. Nach Wiedemann (2001, 144f.) ist das in der antiken Literatur häufigste Argument gegen Gladiatorenspiele, dass diese “die Gefühle der Zuschauer so heftig bewegten, dass der Verstand beeinträchtigt wurde”; 3112 zugleich gelte es in der griechischen politischen Theorie seit dem 4. Jh. v.Chr. als ausgemacht, dass es zu jedermanns Vorteil sei, dass diejenigen, die der Vernunft gemäß handeln, die Verantwortung für die Regierung übernehmen. Übermäßige Begeisterung für Gladiatoren erscheint also gerade für Kaiser und für junge Männer des Kaiserhauses als inakzeptabel.3113 Dement3110

So Fündling 2006, 714 (vgl. Wiedemann 2001, 117), der ebenda ergänzt: “Einiges spricht dafür, daß Hadrian schon im collegium iuvenum von Italica von einem Gladiatorentrainer unterrichtet wurde”. 3111 Vgl. Malitz 2004, 151, über junge Männer aus guten Familien, die als Gladiatoren auftraten: “ihre soziale Rolle in Senatoren- und Ritterstand war zerstört”. 3112 Zu der damit verbundenen Gefahr, dass verstandesbasierte Unterhaltungsformen wie z.B. Komödienaufführungen, die die Konzentration der Zuschauer auf eine mehr oder weniger komplizierte Handlung erfordern, durch die irrationale Faszination der Gewalt verdrängt werden, s. Ter. Hec. 39–42 u. Wiedemann 2001, 147: “Es ist nicht überraschend, dass diejenigen, die als Redner Ruhm und öffentliche Achtung erlangten, der Ansicht waren, dass Gladiatorenspiele eine direkte Bedrohung für die hellenistische Kultur darstellten.” 3113 Vgl. Wiedemann 2001, 173f.: “Rationale und gebildete Mitglieder der Oberschicht sollten nicht offenes Vergnügen am Blutvergießen zeigen; Blutrünstigkeit war eine Standardanschuldigung [...].”

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sprechend heißt es z.B. bei Cass. Dio 60,13,1, Claudius habe dauernd Gladiatorenkämpfe durchgeführt und daran solches Vergnügen gefunden, dass er deswegen selbst Anstoß erregte:         Und Tacitus veranschaulicht “den schlechten Charakter von Tiberius’ Sohn Drusus [15 v.Chr. – 23 n.Chr.] dadurch [...], dass er dessen krankhaften Eifer hervorhebt, dem Blutvergießen in der Arena beizuwohnen”. 3114 Die Kritik an den öffentlichen Vorführungen war insbesondere ein Topos der stoischen Philosophie.3115 Allerdings wurde angesichts der Bedeutung der Spiele im römischen Staat von den Kaisern nicht kompromisslose Ablehnung, sondern das rechte Maß an Interesse für die Spiele erwartet: Vollständiges Fernbleiben, wie Tiberius es vorzog, wurde ebenso kritisiert wie die unziemliche Gladiatorenbegeisterung des Caligula, Claudius, Nero, Domitian, und besonders des Commodus.3116 Insgesamt impliziert die Charakterisierung des Pedanius durch Antigonos also, dass der junge Mann in verschiedener Hinsicht – vor allem in puncto Erotik und Gladiatoren – seine Vernunft irrationalen Trieben unterordnete und somit nicht zur Herrschaft geeignet war. Dass er angeblich in politischer Hinsicht wurde (§§ 65 u. 66a), fügt sich nahtlos in dieses Bild ein.  : bezieht sich auf die in § 63 exponierten astronomischen Daten; vgl. den Kommentar zu F1 § 39   : Die Handschriften überliefern in diesem Satz gleich zweimal übereinstimmend . 3117 Dieses Adjektiv (“befriending monks”, Lampe s.v.),3118 das Pingree aufgrund seiner editorischen 3114

Wiedemann 2001, 141; vgl. ebd. 143: “Es war nicht gut, zu sehr an Blutvergießen interessiert zu sein”. Tacitus schreibt (ann. 1,76,3): edendis gladiatoribus ... Drusus praesedit, quamquam vili sanguine nimis gaudens etc. 3115 So Wiedemann 2001, 145 (im engl. Orig. “spectacles” statt “Vorführungen”). Vgl. z.B. Sen. epist. 7,2–3 Nihil vero tam damnosum bonis moribus quam in aliquo spectaculo desidere; tunc enim per voluptatem facilius vitia subrepunt. quid me existimas dicere? avarior redeo, ambitiosior, luxuriosior? immo vero crudelior et inhumanior, quia inter homines fui.(weitere antike Literaturstellen bei Wiedemann 2001, 20036). 3116 Wiedemann 2001, 175 u. 180. 3117 Zu identischen Verschreibungen im Abstand weniger Zeilen vgl. z.B. Plaut. Amph. 59 u. 63 tragico[co]moedia u. ebd. 65 u. 82 conquis[i]tores. 3118 Caballos Rufino 1990, 414, zögert zu Unrecht mit der Entscheidung zwischen “¿aficionado a los combates gladiatorios? / ¿amante de la soledad?”. Falsch urteilt m.E. auch

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Prinzipien an allen relevanten Stellen kommentarlos in den Druck übernimmt begegnet ab ca. 400 n.Chr. Die frühesten Belege sind Pallad. hist. Laus. 52 (p. 244,2 Bartelink) und Nil. Ancyr. epist. 2,60 (MPG 79, 225D). 3120 Zu meiner Berichtigung der Haplographie, die ein Paradebeispiel für ‘monastic corruption’ (Ogilvie 1971) bildet, 3121 vgl. Ptol. apotel. 4,4,7, der in einer Prognose zur kombinierten Wirkung von Merkur, Mars und Jupiter u.a.  voraussagt (“fond of individual combats”, LSJ suppl. 1996). Die Ptolemaios-Stelle ist der einzige Beleg für das Kompositum . Ein Teil der dortigen Überlieferung bietet die Verschreibungen  (D) und   (Y, = Heph. 2,19,15).3122 F. Cumont (CCAG VIII 2, 1911, p. 86,8–9 app. crit.) erwog die Emendation der Antigonos-Stelle zu , doch  ist vorzuziehen, wie bereits LSJ s.v.  sahen (vgl. LSJ suppl. 1996. Hübner 1998a, 301, app. crit. ad Ptol. apotel. 4,4,7). Antigonos rekurriert in seiner astrologischen Begründung auf Mars und Merkur, was (trotz der doktrinären Verschiedenheit des Kontextes) an die Ptolemaios-Stelle erinnert. Während die astrologische Literatur keine Parallelen für  bietet (außer Heph. 2,19,15 u. Rhet. 5,83,18, s.o.), ist zuweilen von Gladiatoren beziehungsweise Einzelkämpfern die Rede: Vgl. Teucr. II 5,4a  (Hübner 1995a, I 117; cf. Cumont 1937, 771). PSI III 157, Z. 26  (= Anub. frg. 16,26 Obbink = Anub. frg. 14,26 in Heilen 2010c, 189 ~ Firm. math. 3,4,23 gladiatores). Val. 2,17,59  Fündling 2006, 1008: “[...] aber ‘Freund der Einsamkeit, Einzelgänger’ ohne Annahme eines Schreiberversehens wäre ganz sinnvoll”. 3119 Pingree 1973–1974, vol. I, p. 165,27; vol. II, p. XI,14–15; ibid. p. 231,31–32. 3120 Während der Beleg bei Neilos von Ankyra († ca. 430 n.Chr.) sicher ist, wird Kap. 52 der Historia Lausiaca des Palladios († vor 431 n.Chr.) nur durch die problematische und noch nicht genügend erforschte Rezension B überliefert (vgl. Chr. Mohrmann bei Bartelink 1974, XII), die nach Honigmann 1953, bes. 114 u. 117, Werk des Heraklidas von Nyssa (ca. 440 n.Chr.) ist. Ein Teil der Hss. der Rez. B bietet außerdem a.a.O. statt   die varia lectio  (vgl. Butler 1898–1904, II 145, app. crit.). Nichts zur Stelle bieten die lexikalischen Untersuchungen zu Palladios von Tabachovitz 1930. Linnér 1943. Meyer 1957. – Lampe s.v.  und der TLG bieten insgesamt ca. zwei Dutzend weitere Belege des 6. bis 13. Jh. 3121 Kurioserweise gibt es auch wenigstens einen Fall der umgekehrten Verschreibung: Vgl. cod. Berol. Phill. 1577 (saec. XV), der nach einer Subscriptio auf Blatt 72 r von einem Georgios Kritopullos stammt, der sich als  bezeichnet (gemeint ist wohl ‘istrischer Mönch’); Quelle: CCAG VII (1908), p. 48 (durch Autopsie bestätigt). 3122 übernahm Rhet. 5,83,18 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 212,7).

Stellenkommentar

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. Val. 2,17,95 . Heph. epit. 4,116,44 . Kam. isag. 11 . Der cod. Mutin. 174 bietet eine nicht datierbare Variante der von Riess als Nech. et Pet. frg. 37–39 gezählten Petosirisbriefe und darin zweimal das Substantiv  (CCAG IV, 1903, p. 120,4.9). Das lateinische Äquivalent gladiator begegnet bei Firm. math. 3,4,23. 7,8,7. 7,26,2. 8,7,5. 8,10,4. 8,23,4. 8,24,7. Einige der genannten Stellen sind für die soziale Stellung und den Charakter der Gladiatoren aufschlussreich: Val. 2,17,95 stellt sie explizit niedrigen und dienenden Menschen an die Seite (                  ), Firm. math. 7,8,7 erwähnt zum Tode Verurteilte, die als Gladiatoren ihr Ende finden (gladiatores [...], qui damnati ad hoc exitium transferantur), und der späte Hephaistion-Epitomator denkt primär an ihre Verwegenheit, ihren Starrsinn und ihre Reuelosigkeit, ganz im Gegensatz zu königlichen Tugenden, wie Jupiter sie verleiht (Heph. epit. 4,116,44):                     . Vgl. weiter Artem. onir. 5,58, wo der widerliche Traum eines Mannes, der später Gladiator wurde, als Vorzeichen der rohen und frevelhaften Art seines Lebensunterhalts sowie der Ehrlosigkeit des Gladiatorenstandes gedeutet wird (     ).   : Konjunktionen von Jupiter und Venus gelten im Prinzip als sehr positiv, was angesichts der Klassifizierung dieser Planetengötter als ‘Wohltäter’ nicht überrascht und in mehreren einschlägigen Aussagen späterer Fachschriftsteller seine Bestätigung findet. Diese Aussagen gehen alle auf eine alte, inzwischen verlorene astrologische Quelle (‘Nechepsos und Petosiris’?) zurück. 3123 Diese scheint unter anderem die Neigung der unter Jupiter-Venus-Konjunktionen Geborenen zu einem intensiven heterosexuellen Geschlechtsleben erwähnt zu haben, wie eine erhaltene Dorotheosparaphrase zeigt, die ich synoptisch mit der Parallelversion des Firmicus präsentiere:3124 3123

Ausführlich hierzu Heilen 2010, bes. 136 (mit Stemma). Zwei weitere Zeugnisse für die verlorenen Dorotheosverse bieten Dor. arab. 2,19,5 sowie auch Dor. p. 355,20–23 (= Anub. test. 8,356–359 Obbink = Par. Anub. et Dor.

3124

1238

Antig. Nic. F3 § 66b

Firm. math. 6,23,4–5 Si Iuppiter et Venus in eadem parte vel in eodem signo pariter fuerint constituti, honoris insignia cum maxima decernunt gratia venustatis, bonorum etiam et magnorum virorum fidelibus amicitiis semper associant. Faciunt etiam honesta morum conversatione semper ornatos, et integra fide omnium religionum iura servantes. Erunt etiam qui sic Iovem habuerint cum Venere, munda pulchritudinis honestate fulgentes, iudicibus et regibus iuncti semper amabili vinculo caritatis. Sed3125 hos ad omnes glorias bonae famae testimonium semper insinuat, et a potentissimis feminis et honoris insignia et maxima illis conferuntur praesidia facultatum. Sed sic habentes Venerem et Iovem etiam felix et prosperum matrimonium sortiuntur. Habebunt etiam filios, si non illos malivolarum stellarum inpugnaverit radius.

Par. Dor. pp. 378,29– 379,2 Pingree 1986 (= Val. app. 1,115–116)                                                                 

Diese grundsätzliche Qualität von Jupiter-Venus-Konjunktionen gewinnt im hier vorliegenden Fall an Intensität durch den Umstand, dass sich beide Planeten in den Fischen befinden, die zugleich Erhöhung der Venus und Nachthaus Jupiters sind. 3126 Die somit starke Wirkung der beiden wird im Falle der Venus noch weiter intensiviert durch den Umstand, dass sie wenige Tage zuvor ihren zweiten Stillstand hatte und jetzt wieder bei Heilen 2010c, 134–136):              . An diesen beiden Stellen fehlt ebenso wie bei Firmicus ein Äquivalent zu den in der obigen Synopse unterstrichenen Worten. Aus derselben alten Quelle schöpft übrigens auch Ps.-Maneth. 2[1],397–485, aber nur selektiv; das Notat zu Jupiter-Venus-Konjunktionen fehlt dort. 3125 Anscheinend eine unbeholfene Wiedergabe von gr.  (ebenso im nächsten Satz), wie sie in der lateinischen Spätantike verbreitet war. 3126 S.o. S. 715, Tab. 15, und S. 737, Tab. 19.

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kräftig in der Längenbewegung zulegt (s.u. zu § 63     ). Das Tierkreiszeichen der Jupiter-Venus-Konjunktion in F3 wirkt aber nicht nur intensivierend, sondern setzt zugleich durch seine speziellen Eigenschaften die grundsätzlich positive Qualität dieser Konjunktion herab. Denn die Fische bringen nach Val. 1,2,79 Menschen hervor, die der unsteten und (in der Hierarchie der Lebewesen) niederen Natur dieser Wasserbewohner entsprechen:         Man beachte, wie Valens hier  und   verbindet. 3127 Da außerdem bei Pedanius die Sonne, Saturn und Merkur im Widder stehen, der ebenfalls als  gilt (vgl. F2 § 57), und in F2 der Widder Sonne, Mars, Venus und Merkur beherbergt, darf man wohl sagen, dass Antigonos F2 und F3 unter dem Gesichtspunkt der erotischen beziehungsweise sexuellen Ausschweifungen parallelisiert. Noch verhängnisvoller als die Qualität des Tierkreiszeichens wirkt sich aber aus astrologischer Sicht der Umstand aus, dass Jupiter und Venus in F3 im 12. Ort der Dodekatropos stehen. 3128 Ihre Wohltaten werden im 12. Ort pervertiert oder in die entsprechenden Laster verkehrt. Allgemeingültige Aussagen dieser Art bieten z.B. Val. 2,5,2             und Firm. math. 2,19,13 vitia etiam in hoc loco [...] invenimus. Wir finden aber auch speziellere, den Bereich der Erotik betreffende Aussagen. Besondere Beachtung verdient eine astrologische Schrift unbekannten Alters über die Wirkungen der Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos, die uns nur noch durch Zitate bei Firmicus, Paulos Alexandrinos und Rhetorios greifbar ist. 3129 Da alle drei genannten Autoren unabhängig voneinander ausgiebig auf jene verlorene Schrift rekurrieren, muss sie hohes Ansehen genossen haben. Terminus ante quem für ihre Entstehung ist das frühe 4. Jh. n.Chr. (Firmicus), aber vermutlich war jene Schrift viel älter, so dass sie auch Antigonos bekannt gewesen sein könnte. Die hier relevante Passage jener Schrift prognostizierte zur Venus im 12. Ort Männer, die aufgrund von Frauen leidvolle Erfahrungen machen werden, wie die folgende Synopse der erhaltenen Testimonien zeigt: 3127

Der TLG kennt keine weiteren Belege für  und  in griechischen Astrologumena. 3128 Zu den Wirkungen der Luminare und Planeten in den zwölf Orten der Dodekatropos s.o. Komm. zu F1 § 26 (ab S. 697). 3129 Eine gründliche Untersuchung hierzu ist ein Desiderat der Forschung.

Antig. Nic. F3 § 66b

1240 Firm. math. 3,6,25–26

Paul. Alex. 24 p. 72,4–63130

Rhet. 5,57,40–42 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 130,14–21)

(25) In duodecimo loco Venus ab horoscopo constituta si in nocturna genitura sic fuerit inventa, faciet mulierum causa assiduo tristitiae dolore cruciari. Si sic [exemplo] positam Mars et Mercurius forti radiatione respexerit, faciet ei ab ancillis libidinis causa frequenter insidias, facit animi aestus et decernit instinctu libidinis turpis amoris incendia; alii vero ancillas matrimoniis sibi iungunt, alii [sibi] publicas meretrices genialis sibi tori copulatione consociant, ex qua causa etiam filiorum soboles denegatur.

                                    

(40)       [CCAG:   ]          (41)           [CCAG: ]      –  [sic] –  [om. CCAG]           [CCAG:  ]   

                       (26) per diem vero in hoc  (42)         loco posita mulierum     causa necem vel malae    mortis decernit atroci  tatem secundum naturam qualitatemque signorum; [CCAG: ]  3130

Vgl. Olymp. 23 p. 75,12–15.

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habet enim haec stella varias, sed quae difficile inveniri possint, decernendi potestates.

1241       [CCAG: ]               

Mehrere Punkte fallen auf: 1. Firmicus und Rhetorios unterscheiden hier zwischen Nacht- und Taggeburten; der zweite, dem Tag gewidmete Teil der ursprünglichen Prognose fehlt bei Paulos Alexandrinos, und zwar, wie es scheint, mit Absicht, da bei ihm im ersten Teil auch das Wort  fehlt. Im Falle des Pedanius ist vermutlich die Tagregel relevant, was aber nicht verifizierbar ist, da Antigonos die Positionen von Sonne und ASC nur zeichengenau bietet. 2. Für Nachtgeburten prognostizieren Paulos und Rhetorios Menschen mit abnormer psychischer Disposition im Bereich der Erotik ( ), wobei diese Disposition mit dem Adjektiv  zusammengefasst wird. 3. Die bei Firmicus und Rhetorios erhaltene Tagprognose ist noch schlimmer, weil Venus dann nicht nur hinsichtlich der Dodekatropos, sondern auch bezüglich ihrer ‘Partei’ (, s.o. S. 702) ungünstig steht. Diese Tagprognose sagt Männer voraus, die aufgrund von Frauen auf üble und gewaltsame Weise zugrunde gehen, und zwar entsprechend den Eigenschaften des jeweiligen Tierkreiszeichens, das den 12. Ort bilde; denn die Dekrete der Planetengöttin Venus, von der auch die Taten eines Menschenlebens gelenkt würden, seien vielfältig und nicht bis ins Letzte ergründbar.3132 Nehmen wir nun die bei denselben drei Autoren erhaltenen Testimonien für die Lehrsätze derselben alten Quelle bezüglich des Jupiter im 12. Ort hinzu. Diese lauten:

3131

 coni. Pingree,  coni. Cumont (CCAG), vel  codd. Eine ähnlich negative Prognose zu Venus im 12. Ort wie die gemeinsame Quelle von Firmicus, Paulos und Rhetorios bietet der demotische P. Berlin 8345, col. III,7–10: “He runs amuck(?) because of a wife. He is not permitted to agree with a woman. He causes mi[sery] during his life. A wife did not customarily ...” (so die engl. Übers. von Hughes 1986, 57; s. auch den Komm. ebd. 62 zu col. II,3).

3132

1242

Antig. Nic. F3 § 66b

Firm. math. 3,3,22–23

Paul. Alex. 24 p. 71,13–153133

In duodecimo loco Iuppiter ab horoscopo constitutus maximas decernit infelicitates; facit semper inimicos potentes et qui eum crebra potestate deterreant etc.

                 .

Rhet. 5,57,35–36 (= CCAG VIII 4, 1921, p. 130,1–4)    [CCAG:         ]                 [CCAG:          ]  

Es fällt sogleich auf, dass diese Stellen gar nichts über sagen. Das bedeutet, dass Jupiter wohl nicht wegen seiner Stellung im 12. Ort, sondern wegen seiner oben erläuterten Konjunktion mit Venus (die ihrerseits im 12. Ort steht) für die erotische Seite des Pedanius verantwortlich ist. Dennoch verdienen die soeben zitierten Aussagen zu Jupiter im 12. Ort noch etwas nähere Beachtung. In ihnen weicht Paulos Alexandrinos erneut stark von den beiden anderen, einander inhaltlich näher stehenden Autoren ab. Nach Rhetorios bewirkt Jupiter im 12. Ort Kämpfe, Gefahren und Streit mit Höhergestellten; dabei werde Jupiter, wenn er in diesen Tierkreiszeichen (d.h. welche auch immer den 12. Ort bilden) stehe, niemals wohltätig sein, vor allem nicht bei Nacht (da er ja selbst zur Partei des Tages gehört). Anstelle von Höhergestellten spricht Firmicus von mächtigen Feinden, außerdem auch in allgemeinerer Formulierung von größtem Unglück. Das wichtigste Detail, in dem Paulos von Rhetorios und Firmicus abweicht, ist seine durch Olympiodor bestätigte, aber eindeutig den Sinn entstellende Lesart . Der Sinn wäre dann nämlich Streit 3134 mit Menschen von niedrigster Stellung und Jupiter würde nicht (wie bei Rhetorios und Firmicus) den höhergestellten Feind

3133

Vgl. Olymp. 23 p. 75,6–9, der ebenfalls  liest. Die Vokabel  ist nur an den drei hier zitierten Stellen zu Jupiter im 12. Ort belegt (Rhetorios, Paulos, Olympiodor).

3134

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des Nativen, sondern den Nativen selbst symbolisieren.3135 Falls dem Antigonos die hier rekonstruierten Lehrsätze jener alten Quelle zu Jupiter und Venus im 12. Ort bekannt waren, hätte er damit genau genommen nicht nur die als psychisch krankhaft bewertete Neigung des Pedanius zu erotischen Abenteuern, sondern auch (sofern er die Todesumstände des Pedanius so verstand) den biographischen Umstand begründen können, dass diese Abenteuer dem jungen Mann Unglück brachten, und zwar durch das Einschreiten des Kaisers. Dabei stehen die soeben zitierten Prognosen zu Jupiter im 12. Ort im Einklang mit der Betonung der für Native mit Jupiter-Venus-Konjunktionen typischen Zuneigung des Herrschers, die sich im 12. Ort ja notwendigerweise in ihr Gegenteil verkehrt.3136 Im Kontext der Venus im 12. Ort verdient ferner Erwähnung, dass es möglich ist, dass Antigonos die Venus für die (oder eine) Seelenherrscherin des Nativen von F3 hielt. Zwar findet in den erhaltenen Fragmenten des Antigonos und ebenso in der übrigen astrologischen Literatur mit Ausnahme von fünf Belegen in Ptol. apotel. 3,14 (wovon zwei in Heph. 2,15 zitiert werden) der    keine Erwähnung, aber es ist unwahrscheinlich, dass Ptolemaios ihn selbst erfunden hat. Wie dem auch sei, Ptolemaios macht den zodiakalen Hausherrn des Merkur zum Herrn über den rationalen Teil der Seele und den zodiakalen Hausherrn des Mondes zum Herrn über den irrationalen Teil der Seele, der erotische Neigungen einschließt. Insgesamt gibt es für ihn also entweder zwei gemeinsame Seelenherrscher oder einen einzigen. In F3 würde Ptolemaios zwei Herrscher identifizieren, Mars für den rationalen Teil, da Merkur im Widder steht, und Venus für den irrationalen, da der Mond im Stier steht. Bei den Wirkungen der Seelenherrscher unterscheidet Ptolemaios stets danach, ob sie selbst vorteilhaft oder unvorteilhaft positioniert sind. Die Wirkung  nennt er dabei dreimal, in 3,14,25 mit Bezug auf Jupiter und Venus in unvorteilhaften Positionen, in 3,14,29 für Mars und Venus in vorteilhaften Positionen, und in 3,14,33 für Venus 3135 Interessanterweise bietet eine der drei Rhetorioshandschriften statt  (CCAG codd. AV, cf. Firm. math. 3,3,22 potentes) die Lesart  (cod. P, cf. LSJ s.v.); hier ist es also anscheinend, nachdem die Verderbnis in dem von Paulos benutzten Überlieferungsstrang schon eingetreten war, zu einer partiellen Kontamination gekommen. 3136 Vgl. die Worte regibus iuncti semper amabili vinculo caritatis und    in den oben S. 1238 zitierten Firmicus- und Dorotheosstellen sowie auch die oben S. 1239 nach Val. 2,5,2 und Firm. math. 2,19,13 zitierten grundsätzlichen Aussagen zur Pervertierung der Wirkungen der ‘Wohltäter’ im 12. Ort.

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Antig. Nic. F3 § 66b

allein in unvorteilhafter Position. Da nur Venus an allen drei Prognosen beteiligt ist, hängt die Wirkung  für Ptolemaios offenbar von ihr (nicht von Mars oder Jupiter) ab. Exakt genauso wie Ptolemaios kann Antigonos aber nicht gedacht haben, denn in F3 wären dann, wie gesagt, Mars und Venus Seelenherrscher, Venus jedoch (anders als Mars im 11. Ort) in sehr ungünstiger Position (12. Ort), was nach Ptol. apotel. 3,14,30 moralisch höchst verwerfliche, über  hinausgehende Wirkungen hätte (z.B.    ). Dass aber auch die  für Ptolemaios, wenngleich in geringerem Maße, tadelnswert sind, zeigt seine Prognose zu Jupiter und Venus als Seelenherrschern, die klar zwischen ehrbarer und inakzeptabler Erotik differenziert, wobei er das Adjektiv  für die zuletzt genannte negative Variante reserviert.3137 Die astrologischen Erklärungsmöglichkeiten der (nach Antigonos) abnormen erotischen Neigungen des Pedanius sind also, wie gezeigt, vielschichtig. In ihrer Summe wiegen sie schwerer und sind astrologisch beeindruckender als die Argumentation an der einzigen vergleichbare Stelle unter den übrigen erhaltenen Nativitäten: Im Horoskop des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos (Hor. gr. 905.IX.3) prophezeit der unbekannte Autor im Kapitel über die seelischen Eigenschaften, der Native werde u.a.  sein (vgl. Pingree 1973a, 225), und begründet dies sozusagen eindimensional durch die Stellung des Mondes in der Jungfrau, die ein doppeltes Tierkreiszeichen sei.3138 Er rekurriert damit, wie der Kontext eindeutig zeigt, auf Ptol. apotel. 3,14,3      [...]    [...]  [sc.   ]. Da auch die Fische ein doppeltes Tierkreiszeichen sind, ist diese Ptolemaiosstelle also noch zu den oben angeführten Belegen für die Berechtigung der Argumentation des Antigonos zu ergänzen. Übrigens bildet auch in Hor. gr. 905.IX.3 das fragliche Tierkreiszeichen (Jungfrau) den 12. Ort, was der byzantinische Verfasser aber nicht erwähnt, wohl deshalb, weil Ptol. apotel. 3,14 die Dodekatropos nicht erwähnt.3139

3137

Ptol. apotel. 3,14,24–25:             [...]   [...]  [...]         3138 Vgl. Hübner 1982, 107, Nr. 2.213.21. 3139 Die 12 Orte von Hor. gr. 905.IX.3 sind aufgrund der Textangabe, der Aszendent falle in die Waage, richtig analysiert von Pingree 1973a, 231.

Stellenkommentar

1245

Zu Antigonos’ Begründung der erotischen Neigungen des Pedanius ist abschließend zu konstatieren, dass die implizite Komplexität dieser Begründung für den Leser leichter nachvollziehbar wäre, wenn der Text nach     einen Zusatz wie   (/) / böte, 3140 weil dadurch sowohl auf die Konjunktion () als auch auf die Dodekatropos ( ), d.h. auf die beiden wichtigsten Teilgründe, hingewiesen würde. 3141 Ein solcher Zusatz würde die Begründung außerdem formal mit der unmittelbar folgenden Begründung zu parallelisieren. Die Annahme eines Textausfalls wäre jedoch zu spekulativ, zumal keine plausible potentielle Ursache dafür (z.B. saut du même au même) erkennbar ist.           : Zwar ist die Beziehung des Mars zum blutigen Gladiatorenkampf evident, aber die zum vorigen Lemma mit Gewinn herangezogenen Texte von Paulos Alexandrinos, Firmicus und Rhetorios sind für den hier vorliegenden Fall (Mars im 11. Ort) bis auf eine allgemeine Gefahrenprognose, die bereits oben zu § 66a     zitiert wurde, unergiebig. Abgesehen davon bleibt nur die grundsätzlich starke Rolle der Epanaphora des MC, die aber die spezifische Ausprägung der Marswirkung – Gladiatoren-Kampf, aber nicht als Akteur, sondern als Zuschauer – nicht erklärt.  : nachEp.4 und Exc.2 korrigiert aus  ; dadurch wird zugleich die Diktion dieses Satzes einheitlicher (        ).         : so schon § 66a (    ).3142 Merkur wird als jugendlicher Gott mit den Ringschulen und speziell mit den Gladiatoren assoziiert, von denen nicht wenige seinen Namen tragen. Vgl. Siska 1933. Versnel 1990, 206–251 (bes. 207f.) zu Mart. 5,24 auf den Gladiator Hermes (Hermes Martia saeculi voluptas, / Hermes omnibus eruditus armis, / Hermes et gladiator et magister, / … ). Pérez Jimé3140

Vgl. die ähnlichen Formulierungen in F1 §§ 22.30.35.36.38. Darüber hinaus könnte man z.B. auf die Natur der Fische als doppeltes Tierkreiszeichen verweisen (s.o., voriger Absatz). 3142 Zur Häuserlehre s.o. zu F1 § 27   , bes. S. 737, Tab. 19. 3141

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Antig. Nic. F3 § 66b

nez 1999b, 102 (mit Verweis auf Val. 1,1,37       . Val. app. 2,35 . Rhet. CCAG VII, 1908, p. 221,19 ). Die oben im Kommentar zu § 66a   –  vorgestellten Kapitel über Planetenwirkungen in den Planetenhäusern bieten an den für Merkur in einem Haus des Mars relevanten Stellen (s.o. S. 1204, Punkt b) keine Belege für die hiesige Aussage, was aber angesichts ihres speziellen Gegenstandes (Begeisterung für Gladiatorenkämpfe) nicht verwundert.

§ 66c Wie in F1 § 52 und F2 § 61 wird auch hier zuletzt die Lebensspanne des Nativen diskutiert. Allerdings verläuft die knappe Argumentation des Antigonos diesmal anders: Statt den  zu bestimmen und zur Anwendung der Tetartemorionlehre (s.o. S. 991) aufzufordern, begründet er die Lebensspanne des Pedanius mit der Gleichheit der Aufgangszeiten von Stier und Wassermann. Diese Begründung erzeugt ein Spannungsverhältnis insofern, als zwar der rein numerische Befund klar und passgenau ist, die zugrunde liegende Methode hingegen, die zur Konzentration auf gerade diese beiden Aufgangszeiten führt, unklar ist. Im Folgenden wird versucht, die Methode des Antigonos zu verstehen. Zum numerischen Befund: Die Aufgangszeiten des Wassermanns und des Stiers sind in allen Klimata sowohl nach dem babylonischen System A als auch nach System B gleich (s.o. S. 624, Tab. 9). Im Klima Ia betragen sie 25° RA, was den dreimal (§§ 62.65.66) erwähnten Tod des Nativen im 25. Lebensjahr erklärt. Rückschlüsse auf den Geburtsort des Pedanius darf man daraus nicht ziehen, da Klima Ia (Alexandria) das Standardklima ist (s.o. S. 626). Nun kann natürlich aus astrologischer Sicht nicht die bloße Gleichheit der Aufgangszeiten von Stier und Wassermann der Grund für die Lebenszeit des Pedanius sein, da es ja in jedem Klima und jedem der beiden Systeme A und B jeweils sechs Paare von Tierkreiszeichen mit gleichen Aufgangszeiten gibt. Der Grund für die Konzentration auf Stier und Wassermann muss also, allgemein gesagt, darin liegen, dass irgendwelche wichtigen ekliptikalen Längen in diese Tierkreiszeichen fallen, seien diese Längen nun Planetenpositionen oder immaterielle Punkte wie zum Beispiel der Aszendent, der auf- oder absteigende Mondknoten, astrologi-

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sche Lose oder Ähnliches. So gesehen kommen drei verschiedene Erklärungen auf der Grundlage der folgenden Daten in Frage: a) Im Stier und Wassermann stehen respektive Mond und Mars, aus deren Quadratur Antigonos in § 66a die Todesart des Pedanius erklärt hat; b) in den Stier und den Wassermann fallen respektive das Glückslos und die Position des Hausherrn der Nativität, die Antigonos beide zusammen am Ende von § 63 bestimmt hat, ohne diese Parameter im Folgenden explizit in seiner Argumentation zu nutzen; c) eine irgendwie geartete Kombination von (a) und (b). Die potentielle Relevanz der Datensätze (a) und (b) für die Lebensspanne des Nativen ist erkennbar, wenngleich in beiden Fällen methodische Unklarheiten bleiben. Beginnen wir mit (b): Aus der obigen Analyse nicht-aphetischer Methoden von ‘Nechepsos und Petosiris’ zur Bestimmung der Lebenszeit wissen wir, dass Nechepsos sowohl eine auf dem Glückslos als auch eine auf dem Hausherrn der Nativität basierende Methode lehrte (s.o. S. 985, Punkt 1 u. 2). Es ist jedoch evident, dass jede dieser beiden Methoden zu anderen Ergebnissen als dem hier erwarteten (25 Jahre) führen würde, weil die auf dem Glückslos basierende Methode dazu anleitet, zur Aufgangszeit des Tierkreiszeichens, in das das Glückslos fällt, die geringsten Planetenjahre zweier Planeten zu addieren (zu den Einzelheiten s.o. a.a.O.), und die auf dem Hausherrn der Nativität basierende Methode anscheinend gar nichts mit der Aufgangszeit des Tierkreiszeichens, in dem dieser Planet steht, zu tun hat, sondern nur mit seinen vollen Planetenjahren, von denen unter bestimmten Umständen Abstriche gemacht werden müssen. Dem hiesigen Verfasser sind keine Zeugnisse dafür bekannt, dass entweder ‘Nechepsos und Petosiris’ oder irgendein anderer Astrologe eine Kombination dieser beiden verschiedenen Methoden vertrat. Es ist aber nicht unmöglich, dass Antigonos lehrte (und bereits vor der Präsentation des Pedaniushoroskops erläutert hatte), dass bei Gleichheit der Aufgangszeiten der Tierkreiszeichen des Glücksloses und des Hausherrn der Nativität die üblichen, von Nechepsos etablierten Rechenmethoden außer Kraft zu setzen und allein der beiden Methoden gemeinsame Parameter der Aufgangszeit in Lebensjahre zu konvertieren sei. Da es sich hierbei nur um eine theoretische, nicht verifizierbare Möglichkeit handelt, ist auf der Grundlage des obigen Ansatzes (b) kein befriedigendes Ergebnis möglich. Eine nicht sehr vielversprechende, aber theoretisch denkbare Methode, die unter die obige Option (c) fallen würde, bestünde darin, den Hausherrn der Nativität mit dem Mond zu kombinieren: Porphyrios sagt in

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Antig. Nic. F3 § 66c

Kapitel 30 seiner Isagoge, allerdings ohne einen konkreten Gegenstand der Prognostik wie etwa die Lebenszeit zu erwähnen, auf welche Weise mit  und  zu verfahren sei, wenn man sie ermittelt habe: Man müsse deren Positionen und Relation zueinander prüfen und klären, ob sie einen Aspekt zum Aszendenten oder zum Mond bilden, denn daraus ergebe sich die ganze Bewertung der Nativität.3143 Der in dieser Anweisung genannte Aspekt des Hausherrn zum Mond liegt in F3 durch die Mars-Quadratur vor,3144 aber es ist unmöglich, ihn zu interpretieren, da Porphyrios weder die weitere Methode noch die möglichen Gegenstände der Prognostik erläutert. Kommen wir also zu (a): Da der Text bezüglich der vernichtenden linken Quadratur des Mars auf den Mond von  spricht (§ 66a), also einen für aphetische Verfahren typischen Terminus verwendet, und Antigonos in den beiden vorausgehenden Horoskopen (F1 und F2) ausdrücklich eine Primärdirektion zur Bestimmung der Lebenszeit angewandt hat, ist es wahrscheinlich, dass er dasselbe aphetische Verfahren auch hier (F3) erprobt hat.3145 Hier würde nun, da es sich um ein Taghoroskop handelt und die Sonne im 1. Ort steht, ohne jeden Zweifel die Sonne auf ca. 19°  (sid.) zum  und damit zum ‘Entsender’ (),3146 und durch die Quadratur des Mars, der auf ca. 25°  (sid.) steht, würde die ‘Entsendung’ lange vor dem Erreichen der Tetartemoriongrenze (ca. 19°  sid.) auf ca. 25°  (sid.), also in

3143

Porph. isag. 30 p. 207,3–5:       . 3144 Der Mithausherr () ist nicht bestimmbar, weil er nach Porph. isag. 30 p. 207,1–3 der Herr des Gradbezirks ist, in dem der Epikratetor steht, d.h. hier in F3: die Sonne, deren Position Antigonos ebenso wie die der übrigen Planeten nur zeichengenau bietet. 3145 Die Anwendung einer aphetischen Methode in F3 erwägt auch Schmidt 1998, 64163, kommt bei der weiteren Entwicklung des Gedankens aber zu der falschen Annahme der Terminierung der Direktion durch einen Sextilschein: “Taurus and Aquarius are zidia of equal ascension. The ascensional time of each of these zidia is 25, for both the A and B Babylonian systems; thus, some directive method is implied here in the determination of length of life, probably the direction of either the Sun or the Hroskopos in Aries (the degrees are not given) to a sextile ray cast by Ares in Aquarius. Ptolemy (Bk III, 11, p. 39 of my translation) says that the hexagonal ray can be destructive if it involves zidia of seeing or hearing (which latter are similar to zidia of equal ascension.” 3146 Diese Wahl stände im Einklang mit F1 und F2 sowie mit Ps.-Maneth. 3[2],406–408. Ptol. apotel. 3,11,7. Val. 3,1.

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unmittelbarer Nähe des Mondes (ca. 23°  sid.), vorzeitig beendet.3147 Der Lebensbogen wäre also ca. 36 Zodiakalgrade groß (19°  – 25°  sid.), was bei Umrechnung in Aufgangszeiten im Klima Ia (Alexandria) ungefähr 29° RA = 29 Jahren entspräche (Fall Nr. 1 der folgenden Tabelle). Allerdings wissen wir nicht, wie genau Antigonos die schwer zu berechnende Mars-Position getroffen hat. Falls er von einer zu niedrigen Marslänge ausging, würden daraus je nach Größe des hypothetischen Fehlers die folgenden Daten resultieren (nota bene: die Mondposition ist 23° ):3148

1 2 3 4

Fehler Marslänge 0° –2° –4° –5°

Direktionsbogen

Aufgangszeit nach Hypsikles

Lebenslänge (Jahre, Tage)

19°  – 25°  19°  – 23°  19°  – 21°  19°  – 20° 

28° 56 RA 27° 12 RA 25° 28 53 20 RA 24° 37 40 RA

28 J., 340 T. 27 J., 73 T. 25 J., 173 T. 24 J., 229 T.

Tab. 36: Die Lebensspanne in F3 in Abhängigkeit von der Marslänge

Unter den zeitgenössischen Horoskopen finden sich mehrere vergleichbare Fälle, z.B. Hor. gr. 110.III.15 und Hor. gr. 114.V.13, die beide von Valens stammen und deren Marslängen beide um ca. 4° zu hoch liegen, während diejenige des elaborierten Papyrushoroskops eines gewissen Anubion (Hor. gr. 137.XII.4) um ca. 6° 30 zu niedrig ist.3149 In jedem der vier zuvor erwogenen Fälle – dass Antigonos die Marsposition genau traf oder sie um 2°, 4° oder 5° zu niedrig ansetzte – hätte bei Anwendung der aphetischen Methode die tödliche Quadratur des 3147

Zu den siderischen und tropischen Längen des Pedaniushoroskops s.o. S. 1141, Tab. 30. Theoretisch könnte Jupiter mit einem Sextil zu Hilfe eilen, tut das aber nicht, vermutlich deshalb, weil er im Apoklima steht (und der 12. Ort nach Balbillos das  ist; s.o. S. 1018 bei Anm. 2554). 3148 Die Angaben basieren auf historisch korrekter Berechnung nach Hypsikles; mathematische Einzelnachweise unten in Appendix III, Punkt e (S. 1382). Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Antigonos sich die Mühe machte, so präzise Berechnungen anzustellen. Vielmehr dürfte er sich mit einem Näherungsverfahren begnügt haben. 3149 Alle Angaben beziehen sich auf die Differenz zwischen den antiken Textangaben einerseits und den durch moderne Rückberechnung eruierten und mit der Näherungsformel von Jones 1999a, I 343 (s.o. S. 599), in das siderische Referenzschema konvertierten tropischen Werten andererseits. Nur die Textangaben und die tropischen Werte liefern Neugebauer – van Hoesen 1959, 41. 105. 110.

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Antig. Nic. F3 § 66c

Mars (s.o. S. 1229, Diagr. 28) Ähnlichkeit mit der Quadratur des Mondes in Hor. gr. –42.XII.27 (s.o. S. 1015, Diagr. 22) und der des Saturn im Hadrianhoroskop (s.o. S. 1019, Diagr. 23). In F3 kommt hinzu, dass diese Quadratur nicht nur den Mond, sondern zugleich das Glückslos trifft. 3150 Letztlich konvergieren also die Resultate der Primärdirektion und der von Antigonos gewählten Begründung mehr oder weniger perfekt, und es ist wahrscheinlich, dass Antigonos sich dessen bewusst war, ähnlich wie Valens die Lebenszeit des Nativen von Hor. gr. 75.VII.19 zweimal (3,5,6–10 u. 3,11,14–16) mit verschiedenen Methoden, aber gleichem Ergebnis behandelt (s.o. S. 986). Dabei verdient Beachtung, dass Valens in seinem Kapitel 3,5 unmittelbar nach der Analyse des soeben genannten Horoskops und eines weiteren (Hor. gr. 110.III.15), wobei er beide Male die Lebenszeit durch eine vom Aszendenten ausgehende Primärdirektion bestimmt, sagt, man müsse bei der Berechnung nicht nur die Aufgangszeit des von der Aktinobolie getroffenen Tierkreiszeichens berücksichtigen, sondern auch die des Zeichens, aus dem die Aktinobolie ihren Ausgang nimmt (Val. 3,5,17):              Leider erklärt Valens nicht, wie er sich das konkret vorstellt, aber hier ist zumindest eine gedankliche Brücke zu derjenigen Methode erkennbar, die Antigonos als einzige ausdrücklich nennt. Man fragt sich also, warum Antigonos (sofern Hephaistion seinen Text, wie ich glaube, ungekürzt exzerpiert hat) nicht die Gelegenheit genutzt hat, darauf hinzuweisen, dass in F3 verschiedene Methoden als (aus astrologischer Sicht) gleichermaßen wahre Beschreibungen der ‘Naturgesetze’ letztlich auf wundersame Weise konvergieren, ähnlich wie z.B. Val. 7,6,127–160 die Konvergenz der Schicksale von sechs Schiffbrüchigen (Hor. gr. 114.VII.26. 118.XI.26. 120.II.8. 122.I.30. 127.VII.18. 133.IV.24) präsentiert, um deren staunenswerte natürliche Kohärenz zu zeigen ( , 7,6,127). Die richtige Antwort ist 3150

Vgl. dazu ein Exzerpt aus der Katarchenhoroskopie des Petosiris bei Iul. Laod. CCAG I (1898), p. 138,1–21 (= frg. +23), hier: p. 138,20–21:        [sc.  ]        In einem Katarchenhoroskop für den Geburtsmoment des Pedanius müsste also ein schlechter Ausgang des geplanten Unternehmens prognostiziert werden. Selbstverständlich ist F3 kein Katarchenhoroskop, und die zitierte Regel des Petosiris dient nicht der Bestimmung der Lebenszeit, aber es ist anzunehmen, dass die von Petosiris gelehrte schädigende Wirkung der Marsquadratur auf das Glückslos mutatis mutandis auch für ein Geburtshoroskop gilt.

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wahrscheinlich, dass ihm bewusst war, dass bei Anwendung der Primärdirektion die Marsposition in Wahrheit auf eine um einige Jahre zu hohe Lebensspanne führen würde. Dafür spricht trotz der oben (S. 1249 bei Anm. 3149) angeführten chronologisch nahestehenden Horoskope anderer Autoren mit relativ hohen Fehlern in den Marslängen der Umstand, dass die Marslängen in den beiden überprüfbaren Horoskopen, die wir von Antigonos selbst besitzen, relativ geringe Fehler mit einem Betrag von nur je zwei Bogengrad aufweisen3151 und die zeitgenössischen Stobart-Tafeln Mars vom 6. März bis zum 13. April 113 n.Chr. im Wassermann stehend notieren (s.o. S. 1143 bei Anm. 2902), was bei linearer Interpolation für den hier fraglichen 6. April sogar eine Marslänge von ca. 25° – also das siderische Äquivalent der durch moderne Rückberechnung ermittelten Marsposition (s.o. S. 1141, Tab. 30) – ergibt und somit Fall 1 (Fehler = 0°) der hiesigen Tabelle Nr. 36 (S. 1249) entspricht. Wenn die Vermutung zutrifft, dass Antigonos von einer mehr oder weniger korrekten Marslänge ausging und sich der daraus resultierenden Lebensspanne von ca. 27 oder sogar 29 Jahren bewusst war, ist denkbar, dass er es als Konsequenz für sein didaktisches Horoskop des Pedanius vorzog, das aphetische Verfahren nicht zu erwähnen, sondern die sehr leicht nachvollziehbare, aber (zumindest für uns) methodisch unklare Begründung durch die Entsprechung der Aufgangszeiten von Stier und Wassermann zu bieten. Vielleicht macht er aus demselben Grund in diesem Horoskop, anders als in den beiden vorausgehenden, nur zeichengenaue Angaben zu den Planetenpositionen: So kann der Leser, der ja das kalendarische Datum des Horoskops nicht kennt und folglich die Marslänge nicht überprüfen kann, vermuten, dass sie bei Anwendung einer Primärdirektion durch Aktinobolie zu demselben Ergebnis wie die explizit genannte Begründung führt. Zu der hier geäußerten Vermutung, dass Antigonos zwei verschiedene Methoden zur Berechnung der Lebenszeit angewandt hat, sei noch auf Val. 3,3,7–10 verwiesen, der zu demselben Zweck ausdrücklich zur regelmäßigen () Anwendung sowohl der aphetischen Tetartemorionlehre als auch der auf den Planetenjahren basierenden  -Lehre,3152 also zweier verschiedener von ‘Nechepsos und Petosiris’ autorisierter Methoden, auffordert, deren Ergebnisse dann im Zuge eines Vergleichs () auf den geringeren der beiden Werte zu korrigie3151

In F1 liegt der absolute Fehler bei ca. –2° (s.o. S. 603, Tab. 6c, u. vgl. Fall 2 in Tab. 36, S. 1249), in F2 bei ca. +2° (s.o. S. 1047, Tab. 28c). 3152 S.o. S. 986–989, Punkt 2.

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Antig. Nic. F3 § 66c

ren seien. Die Wahl des für den Nativen ungünstigeren der beiden Werte hat hier de facto auch Antigonos vorgenommen.   :Zum Ausfall des Artikels s.o. zu § 62    . An der hiesigen Stelle bietet nur j den Artikel (s.o. S. 81 zu S. 175, Z. 8 der hiesigen Edition). Die Korrektur stammt vom Schreiber der Hs. j, nicht aus seiner Vorlage (J). : fehlt in Ep.4 und Exc.2 und ist vielleicht zu löschen. Vgl. den ähnlichen Fall in F2 § 58 a.E.. : so Ep.4 u. Exc.2; dagegen P . Falls entgegen meinem Dafürhalten  richtig sein sollte, verdienten die Angaben von Radici Colace 1995, 340 (= Radici Colace 1997, 18f.), zu häufigen Parenthesen Hephaistions wie ,  und  Beachtung. : fehlt in Exc.2, vermutlich ein Versäumnis des Schreibers, der im selben Satz auch  und  (überliefert durch P und Ep.4) ausließ.

F4 § 67 Nachdem Hephaistion bereits drei Beispielhoroskope exzerpiert hat, begnügt er sich mit der Feststellung, Antigonos habe auch andere Nativitäten nach derselben Methode auf hohe Würden hin untersucht. Diese nun nicht mehr in extenso referierten Interpretationen des Antigonos enthalten noch einige wissenswerte Details, die Hephaistion exzerpiert. Der folgende Lehrsatz basiert auf geläufiger astrologischer Planetensymbolik (Venus ~ Frau, Mars ~ Mann) und auf der Lehre von den wirksamen und unwirksamen Orten der Dodekatropos.3153 Nach dem Zeugnis von F4 lehrte Antigonos, wenn Venus im Horoskop von Männern (  ) die Himmelsmitte bereits durchlaufen habe und vom MC fortgeneigt im Apoklima stehe, deute dies auf mangelnde Stabilität und Ordnung im Verhältnis zu Frauen. Dasselbe gelte umgekehrt bei Frauen 3153

S.o. zu F1 § 33a.

Gesamtbesprechung

1253

mit Mars im Apoklima des MC für ihr Verhältnis zu Männern. Warum das MC und nicht die übrigen Kentra zu beachten sind, macht F4 nicht deutlich. Der Text lässt auch offen, ob gradgenaue oder zeichengenaue Stellung im Apoklima gemeint ist. Im Horoskop F2 z.B. steht Venus gradgenau im Apoklima, aber nicht zeichengenau (dazu müsste sie in den Fischen stehen). Die Worte des Antigonos in F2 § 56       (s. Komm. z.St.) lassen vermuten, dass auch die hiesige Aussage (F4) zeichengenau gemeint ist. In Ep.4 ist durch einen saut du même au même (  ...  ) der ganze die Männer betreffende Teil des Lehrsatzes ausgefallen. Das erschwert die Textkonstitution dieses Teilstücks, für das P der einzige Zeuge bleibt.   : vgl. F2 § 53     : so Ep.4,  P. Das Adverb   ist sehr selten. Bis zum Ende des 5. Jh. n.Chr. kennt der TLG online nur zwei Belege bei Hippocr. artic. 44 u. 743154 sowie je einen bei Diodor3155 und den Kirchenvätern Athanasios und Kyrillos (4. Jh.). Während das Argument der lectio difficilior für  spricht, legt die einzige relevante Vergleichsstelle bei Hephaistion (Heph. 3,6,15   ) nahe, dass Ep.4 hier die originale Lesart bewahrt. Für einen Fehler in P könnte auch sprechen, dass Verschreibungen von  und  in P sehr häufig sind, iota subscriptum in keiner der hier benutzten Handschriften vermerkt wird und das folgende Wort sigmatisch anlautet (). 3156 In jedem Fall scheint Hephaistion seine Eingangsformulierung wiederaufzugreifen (F1 § 21 ).  : s.o. zu F1 § 21 . : Das Adverb ist in astrologischen Texten nur hier belegt, in der griechischen Literatur insgesamt seit dem 1. Jh. n.Chr. (Peripl. M. Rubr. 11 u. ebd. 56), im 4. Jh. n.Chr. am häufigsten. Soweit erkennbar, 3154

Hippocr. artic. 44 p. IV 188,13 L. . ibid. 74 p. IV 304,1 L. Apollonios und Galen wiederholen diese Belege in ihren Hippokrates-Kommentaren. 3155 Diod. 26,18,1(frg. ap. Tzetzem!). 3156 Vgl. z.B. Suet. Aug. 9 partes singillatim.

1254

Antig. Nic. F4 § 67

gilt die Aussage ‘allein’/‘in einzigartiger Weise’ für Venus, da sie als einzige aus der Sippe der Planetengötter in eroticis die Frau symbolisiert (analoge Begründung für Mars im zweiten Teil des Lehrsatzes).      : Zum terminus technicus  s.o. S. 733, zum Ort am Scheitel s.o. zu F1 § 32      . Wenn ein Himmelskörper das MC durchlaufen hat, neigt er sich von demselben fort, hinab zum Untergangspunkt. Wenn Venus im Apoklima des MC steht, hat sie keinen Blickkontakt (Aspekt) mit der für die Lebensbestimmung des männlichen Nativen wichtigen Himmelsmitte.  : Der Terminus   findet in astrologischem Kontext seit ‘Nechepsos und Petosiris’ Verwendung. Das zeigen zwei Belege in dem sicher ins 2. Jh. v.Chr. zu datierenden Frg. 6, nämlich Heph. 1,21,13   u. Heph. 1,21,16  (= Nech. et Pet. frg. 6,62.82). Beide Belege werden durch die von Hephaistion unabhängige Parallelüberlieferung des Anon. CCAG VII (1908), pp. 129–151 (frg. +32), speziell p. 133a,5   u. p. 134a,18 , bestätigt. 3157 Aus der Folgezeit könnte man ca. 100 weitere astrologische Belege anführen. Die Bedeutung schwankt zwischen ‘Unbeständigkeit’, ‘Verwirrung’, ‘Streit’, ‘Aufruhr’, ‘Anarchie’. Im Kontext begegnen oft Begriffe wie   . Vgl. z.B. Val. 4,18,4           . Val. 4,18,10    Val. 5,6,116 (Hor. gr. 114.XI.10)        etc. Mit Bezug auf das Geschlechterverhältnis sind Störungen der Eintracht zwischen Mann und Frau gemeint, und zwar von (ehelicher) Untreue über Streit bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen oder der Scheidung und Rückkehr der Frau in ihr Elternhaus. Mit der hiesigen Formulierung (F4) vgl. z.B. die aus alten Quellen geschöpften Dekanprognosen bei Heph. 1,1,51    u. ebd. 1,1,73 3157

Siehe ferner Heph. 1,22,14 = Nech. et Pet. frg. 7,34 (Frg. 7 stammt nach Pingree 1974b, 547, ebenfalls aus einer sehr alten Quelle, die aber vielleicht nicht mit der des Frg. 6 identisch sei) und Heph. 1,23,20 . 1,23,21  . 1,23,22 = Nech. et Pet. frg. 12,93.120.122.141.149.

Stellenkommentar

1255

      ibid. 1,1,154                Siehe auch Dor. p. 356,28–29   [d.h. Native mit zuvor definierten Charakteristika]     sowie P. München, cod. Graec. 610,5 (3. Jh. n.Chr.), recto, Z. 25–27:    [] []      [.3158 Sucht man nach Belegen, die F4 nicht nur thematisch, sondern auch in der astrologischen Begründung nahe kommen, so gibt es m.W. keine echten Parallelen. Allerdings sagt Valens einmal sinngemäß, dass Venus im Apoklima des MC Zerwürfnisse zwischen Männern und Frauen bewirkt (Val. 4,23,2):   [sc.]            [das Apoklima des MC gehört bekanntlich zu den unwirksamen Zeichen]          : Wenn der Text (P) authentisch ist, soll er wohl heißen, dass im Falle weiblicher Nativitäten die Stellung des den Partner symbolisierenden Planetengottes (Mars) im Apoklima ebenfalls Bedingung des Lehrsatzes ist, so wie bei männlichen Nativitäten bezüglich der Venus. Gemeint ist sicher nicht, dass Mars und Venus gemeinsam im Apoklima ein und derselben Nativität stehen.   : sc. , wie unmittelbar zuvor bezüglich der Venus. Eine Ergänzung des allein von P überlieferten Textes ist nicht nötig. Vgl. z.B. Ptol. apotel. 4,8,1   (sc. ; letzte Erwähnung des  ebd. 4,6,1).

3158

Edition: Boll 1901a, 492–500, hier: 494. Zu diesem Pergamentfragment vgl. Grenfell – Hunt 1903, 127. Sudhoff 1909, 470f. Gundel – Gundel 1966, 168, Nr. 13. Neugebauer – van Hoesen 1964, 60f., Nr. 120 (mit Verweis auf H. Youtie, der das Fragment ins 3. Jh. n.Chr. datiert). Alle genannten späteren Autoren haben Bolls Angabe (1901, 493) dahingehend missverstanden, er datiere das Fragment ins 7. Jh. n.Chr. oder sogar noch später. In Wahrheit schreibt Boll, er wage keine paläographische Datierung, das Fragment müsse aber wohl aus astrologiehistorischen Gründen irgendwann vor dem Beginn des 7. Jh. n.Chr. entstanden sein.

1256

Antig. Nic. F4 § 67

 : so P und Ep.4; Pingrees Änderung zu   ist nicht plausibel. Vgl. außer Heph. 1,1,51.73.154 (zit. oben zu  – ) auch noch Heph. 1,1,57       

F5 §§ 68–73 Im Folgenden wendet sich Hephaistion wieder dem Thema der   zu. Er referiert nun Angaben des Antigonos dazu, wie aus bestimmten Verbindungen des Mondes mit Fixsternen und Planeten Prognosen für diesen Teil des individuellen Schicksals zu gewinnen seien. Die Besprechung gliedert sich in eine dreifache Kasuistik,3159 wobei das Hauptinteresse – wie nicht anders zu erwarten – auf dem ersten Teil liegt: den Indizien für ruhmreiche und ‘glanzvolle’ Geburten aus den Verbindungen des Mondes mit hellen Fixsternen (§§ 68–70). Falls eine solche nicht gegeben sei, der Mond aber mit einer anderen Kategorie von glückverheißenden Himmelskörpern, nämlich ‘Wohltätern’ (Venus und/oder Jupiter), in Konjunktion trete, stehe diese Verbindung zwar prinzipiell hinter dem zuerst besprochenen Typ zurück; dem Leben des Nativen könne aber dennoch ein gewisser Glanz beschieden sein, sofern die Konjunktion auf einem ‘hellen Grad’ stattfinde (§§ 71–72). Auf ein ganz unbedeutendes Leben werde die Prognose im dritten Falle lauten, wenn der Mond eine Verbindung mit ‘Übeltätern’ (Mars und/oder Saturn) eingehe (§ 73). Da §§ 68–73 eine thematische Einheit bilden3160 und Antigonos die Fixsternprognostik in §§ 68–70 anscheinend aus einer älteren Quelle übernommen hat,3161 ist zu fragen, ob vielleicht die soeben beschriebene dreistufige Komposition von §§ 68–73 insgesamt auf jene Quelle zurückgeht. Dies scheint möglich, ist aber nicht sicher zu entscheiden. Zur inneren Kohärenz von §§ 68–73 tragen jedenfalls auch vielfältige lexikalische 3159

Sie ist durch den Grad der   bedingt (hoch, mittel, niedrig; mehr dazu im Komm. zu F1 § 33a ). Vgl. aber auch F1 § 40 zu einer anders aufgebauten dreifachen Kasuistik. 3160 Aus diesem Grund wurde für die hiesige Textedition die von Pingree 1973–1974, I 166, gewählte Absatzgliederung berichtigt. 3161 Mehr dazu in der folgenden Einleitung zu §§ 68–70.

Gesamtbesprechung

1257

und terminologische Bezüge zwischen den drei Textabschnitten bei.3162 Außerdem gibt es zumindest Indizien dafür, dass direkte Observation des Sternenhimmels für §§ 68–73 insgesamt eine Rolle spielte (anstelle der üblicherweise rein berechnenden, auf Schriftquellen gestützten Prozeduren).3163

§§ 68–70 Die dem lemmatisierten Kommentar (ab. S. 1299) vorausgehende Gesamtbesprechung gliedert sich wie folgt: – Die sechs hellen Fixsterne des Antigonos (S. 1258) – Parallelüberlieferung bei Firm. math. 6,2 (S. 1259) – Firmicus’ Quelle: die Libri Myriogeneseos des Ps.-Asklepios (S. 1262) – Parallelüberlieferung bei Album. intr. mai. 5,22,2 (S. 1265) – Die Längen der in §§ 68–70 genannten Fixsterne (S. 1267) – Gründe für die exemplarische Nennung gerade dieser sechs Fixsterne (S. 1268) – Identifikation des Fixsterns auf 20° Wassermann (§ 68) (S. 1272) – Die Fixsterne auf 27° und 30° Stier (§ 69) (S. 1274) – Der Katalog heller Fixsterne bei Firm. math. 8,31 (S. 1276) – Vergleich von ‘Mond-System’ und ‘ASC-System’ (S. 1279) – Der Stern auf 30° Stier (§ 69):  Tau oder  Ori? (S. 1285) – Zwischenergebnisse (S. 1287) – Weitere Indizien für die frühe Entstehung des ‘Mond-Systems’ (S. 1287) – Die mesopotamischen Wurzeln der Fixsternprognostik in §§ 68–70 (S. 1291) 3162

Verbindungen zwischen allen drei Teilen (I: §§ 68–70; II: §§ 71–72; III: § 73) schaffen die Abstufungen des Ruhms (§ 68 , § 71  , § 73 ). Teil I und II verbinden die Begriffe für die hellen Fixsterne   § 68 bzw.  (§§ 69 u. 71[2x]) sowie, für die Annäherung des Mondes an dieselben, der Terminus §§ 69[2x] u. 71). Man beachte ferner das Nebeneinander von Graden mit hellen Fixsternen (I) und hellen Graden ohne Fixsterne (II, bes. § 72  ). Teil II und III verbinden die Begriffe  (§ 71) und  (§ 73). Zur terminologischen Verknüpfung der Rahmenparagraphen 68 und 73 durch § 68       und § 73      s.u. S. 1307 bei Anm. 3390. 3163 Dazu s.u. S. 1288 bei Anm. 3305 sowie das S. 1302 nach Anm. 3373 zu den Mondphasen Gesagte.

1258

Antig. Nic. F5 §§ 68–70

– Praktische Belege der Fixsternprognostik in §§ 68–70 (S. 1292) – Versuch einer stemmatischen Darstellung der Ergebnisse (S. 1292) – Vergleich mit dem System 30 heller Fixsterne des Anon. a. 379 (S. 1293) – Schlussbemerkungen (S. 1298)

Die sechs hellen Fixsterne des Antigonos Zum Interesse des Antigonos an der Wirkung der Fixsterne vgl. das Testimonium T2 sowie F1 § 28 (Hadrian)        sc.  . Der in F1 § 28 gemeinte Stern gehört eindeutig zu den sechs hellen Fixsternen, die nun in §§ 68–70 systematisch behandelt werden. 3164 Es handelt sich um eine Auswahl,3165 deren Kriterien im Folgenden zu untersuchen sein werden. Ein provisorischer Vergleich der ekliptikalen Längen mit dem zur Zeit des Antigonos verfassten ptolemäischen Fixsternkatalog (Ptol. synt. 7,5–8,1)3166 legt die folgenden Identifikationen nahe (ergänzend sind auch die durch Vogt rekonstruierten Daten des älteren hipparchischen Fixsternverzeichnisses vermerkt3167):

3164

Vgl. § 68 a.E.: . Vgl. § 70           , und § 71           . 3166 Ptolemaios gibt an, seine Daten bezögen sich auf 137/138 n.Chr. (Ptol. synt. 7,4 p. II 36,14–15 H.; vgl. Neugebauer 1975, 275, u. Toomer 1998, 34091). In Wahrheit treffen sie, da er den Frühlingspunkt falsch berechnete, auf 48 n.Chr. zu (Neugebauer 1975, 284). 3167 Vogt 1925, 45–52 (Tab. I–II, Nr. 12, 18, 43, 76, 107). Vogts Dezimalbrüche für die hipparchische Breite (b1) und Länge (l1) sind hier als Sexagesimalbrüche wiedergegeben, also z.B. –5.50° (b1  Tau) = –5° 30. Die vortreffliche Qualität der von Vogt geleisteten Rekonstruktion sowie Vogts Nachweis, dass der ptolemäische Fixsternkatalog nicht (wie oft behauptet) vom hipparchischen abhängt, sondern auf eigenen Beobachtungen des Ptolemaios basiert, lobt Neugebauer 1975, 281–284 (verfehlt sind die Beschuldigungen, die Newton 1977 gegen Ptolemaios erhebt; besonnene Darstellung und Beurteilung der Kontroverse bei Evans 1998, 262. 265–274). Vogt bietet ferner die von den ptolemäischen bzw. hipparchischen Daten geringfügig abweichenden wahren Breiten und Längen für 137 n.Chr. und 128 v.Chr. (übernommen aus Peters – Knobel 1915; vgl. Vogt 1925, 21f.). Man beachte, dass unter allen ptolemäischen bzw. hipparchischen Breitenangaben die Differenz bezüglich der wahren Breite im Falle von  PsA am größten ist (so Vogt 1925, 53, Nr. 1). 3165

Gesamtbesprechung

Nr.

Antigonos

Ptolemaios

Hipparch

Länge

Länge

Breite

Größe

1

5° 

2° 30 

+ 0° 10

1

2

20° 

7° 

–20° 20

1

3

15°  12° 40  –5° 10

1

4

27°  25° 40 

3

5

30°  27° 40  –2° 30

3

6

7° 

2

12° 40 

+5°

–4°

1259

Länge

Fixstern3168

Breite

 Leo (Regulus)  PsA 3° 29  –23° 19 (Fomalhaut)  Tau 9° 46  –5° 30 (Aldebaran)  Tau (Spitze 22° 54  +5° 11 nördl. Horn)  Tau (Spitze (?) (?) südl. Horn)  Sco 9° 55  –4° 01 (Antares) 29° 38 

0° 0

Tab. 37: Die Längen der sechs hellen Fixsterne in F5 §§ 68–70 im Vergleich mit Ptolemaios und Hipparch

Parallelüberlieferung bei Firm. math. 6,2 Ehe wir uns den mit den Längenangaben verbundenen Problemen zuwenden, ist grundlegend festzustellen, dass die Überlieferung der Zahlwerte in Ordnung ist. Sie geht sicher bis auf Antigonos, vielleicht sogar noch weiter zurück. Diese Gewissheit verdanken wir nicht der Übereinstimmung der Daten in P und Ep.4 oder dem ergänzenden Zeugnis für Stern Nr. 2 (20° ) in F1 § 28, sondern einer lateinischen Parallele: Firmicus Maternus bietet in der Mathesis (vollendet 334/337 n.Chr.) ein Kapitel De claris signorum stellis (6,2), das unter Berufung auf die Libri Myriogeneseos 3169 ebenfalls sechs Fixsterne nennt, die ‘königlich’ (regales) seien3170 und zusammen mit dem Mond königliche Würden gewährten. Firmicus bespricht diese Fixsterne mit identischen Gradangaben und in derselben Reihenfolge wie Hephaistion/Antigonos. Da es sich trotz geringer Unterschiede im Detail zweifellos um dieselbe Lehre handelt und die3168

Zu den Namen vgl. Kunitzsch – Smart 1986. Firm. math. 6,2,8 (mehr dazu unten in Anm. 3181). 3170 Cf. Firm. math. 6,2,1 regales. 6,1,10 augustae. 3169

Antig. Nic. F5 §§ 68–70

1260

se Parallele bisher übersehen wurde,3171 folgt eine Synopse beider Versionen:3172 F5 §§ 68–70

Firm. math. 6,2,1–7

(68)                                                     

(1) Claras stellas et augusta maiestatis radiatione fulgentes in signis omnibus invenimus, sed regales in quattuor, in Leone scilicet in Scorpione in Aquario et in Tauro. Sed in quibus partibus istarum augustum lumen invenias, brevi oratione monstrabo. (2) Quinta pars Leonis habet stellam lucido splendore fulgentem. In hac stella si crescens lumine Luna fuerit inventa, horoscopi aut MC. partiliter possidens cardinem, regna et maxima 3173 potestatis decernit imperia.

(3) Sed et Aquarii XX. pars simili maiestatis splendore decoratur. Nam et in hac stella id est in Aquarii parte XX. si fuerit Luna orta plena luminibus, possideatque primos geniturae cardines, 3174 simili modo regalis potentiae et imperatoriae dignitatis decernit insignia. (69)      Sed et XV. Tauri pars et XXVII. et XXX.     †Geminorum 3175 lumine pariter et maies    tatis ornantur. In XV. enim parte Tauri Luna si fuerit inventa, potentissimarum

3171

Dass Firmicus der Urheber der Lehre sei, betont zu Unrecht Rinaldi 2002, 172 mit Anm. 350; nützlich jedoch der Hinweis ebd. Anm. 351 auf die Rezeption der von Firmicus gebotenen Version der Lehre durch Pontano in seiner Urania (vv. 4,656ff.). 3172 Der Firmicustext folgt Kroll – Skutsch – Ziegler 1968. Über die z.T. abweichende Textgestaltung von Monat 1992–1997 informieren die Anmerkungen. 3173 maximae pars codd., Monat. 3174 Definition: Firm. math. 6,1,2 primi enim cardines horoscopum mediumque possident caelum; cf. Ptol. apotel. 3,4,7  sc.   3175 honorum coni. Ziegler, in textum recepit Monat.

Gesamtbesprechung

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***** 3176 et affluentis substantiae decernit augmenta, si primos geniturae possederit cardines. (4) In vigesima vero et septima parte Tauri Luna si fuerit inventa, magnae dignitatis decernit insignia, et facit tales homines qui maximorum populorum vitam sua potestate sustentent, donantes populo quicquid populari fuerit studio postulatum, magnifica et praeclara templis donaria consecrantes, ut ex istis perpetuis gloriae splendoribus honorentur.     (5) Trigesima etiam pars sicut diximus    Tauri divino maiestatis micat lumine; et in      hac enim parte si Luna fuerit inventa, mag nae potestatis insignia licentiamque decer nit. Si vero in ista parte constituta in primis cardinibus fuerit inventa, ducatus imperia regnumque decernit, praesertim si eam lumine crescenti 3177 prospera Iuppiter radiatione respexerit. (6) Tunc enim potestatis suae licentia sublevati, et maris et terrae dominia possidentes, et per mare et per terras exercitum feliciter ducunt.

                

3176

potentissimae pars codd., Monat. – Ziegler, der unmittelbar zuvor geminorum/geniturarum (codd.) zu honorum emendierte, schlug zu potentissimarum die Ergänzung administrationum licentiam tribuit vor (Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, II 70, app. crit.). Er verwies dafür auf Firm. math. 6,4,7 aliis potentissimarum administrationum licentiam tribuunt (pars codd.: potentissimarum civitatum administrationes tribuit). Zieglers Konjektur findet nun durch den Antigonostext eine Stütze: So wie  mit affluentis substantiae ... augmenta korrespondiert, entspricht  anscheinend dem Hinweis auf mächtige Verwaltungskompetenzen, von denen bei Firmicus auch sonst oft die Rede ist (vgl. Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, II 387, Index s.vv. administratio, administrator und bes. Firm. math. 5,4,2 potentis administrationis officia sowie 3,5,5 potentissimos administratores. 3,7,6 potentes administratores et quibus regiae facultatis substantia [!] credatur. 3,13,9 administratores potentes). Skutschs Konjektur potentissimarum divitiarum findet eine Stütze in Firm. math. 4,14,5 a.E., überzeugt aber nicht, da sie den Inhalt von affluentis substantiae ... augmenta verdoppelt, statt ein eigenständiges Element hinzuzufügen. Siehe auch unten den Komm. zu § 69  . 3177 Hier konjizierte Ziegler zu Recht crescentem, was Monat noch nicht einmal in den Apparat aufnahm. Vgl. Anm. 3319.

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Antig. Nic. F5 §§ 68–70

(70)                    

Haec eadem etiam VII. pars in Scorpione3178 perficiet. Ipsam enim partem similis splendor maiestatis exornat. (7) Sed in ista parte Luna in primis cardinibus constituta cum praecedentibus dignitatis insignibus dirae crudelitatis et inmodici terroris decernit horrorem. Qui sic enim habuerint Lunam, in maxima potestatis licentia constituti, contra omnes homines effrenatae cupiditatis ardore3179 grassantur.

Die lateinische Version ist detailreicher und weicht von der griechischen sowohl in den astronomischen Bedingungen als auch in den Prognosen ein wenig ab. 3180 Was den Umfang betrifft, hat anscheinend entweder Hephaistion die Ausführungen des Antigonos oder dieser seinerseits – sofern er nicht der Urheber der Lehre ist – den Text seiner Quelle gekürzt. Die Version des Firmicus kann entweder auf Antigonos oder unabhängig von diesem auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen. Firmicus’ Quelle: die Libri Myriogeneseos des Ps.-Asklepios Firmicus beruft sich explizit (math. 6,2,8) auf die verlorenen und nur durch ihn bezeugten Libri Myriogeneseos eines Ps.-Asklepios, die, soweit wir aus Firmicus’ übrigen Äußerungen wissen, ohne jegliche Beachtung der Planeten Prognosen zum Aufgang jeder einzelnen Bogenminute des Tierkreises boten.3181 Dem Charakter eines so angelegten Werkes wider3178

in VII. Scorpionis dubitanter Kroll – Skutsch – Ziegler 1968 in app. crit.; in textum rec. Monat. 3179 ardore add. Ziegler, effrenata cupiditate pars codd., effrenata crudelitate Monat. 3180 Zu den Einzelheiten später mehr (s. Anm. 3260 u. Anm. 3319). 3181 Cf. Firm. math. 5,1,36 nam si Myriogenesim Aesculapii legeris [...], invenies ex singulis minutis sine aliquo stellarum additamento omnium geniturarum ordines explicatos. – Das Werk hieß Myriogenesis, nicht – wie Salmasius konjizierte – Moirogenesis (Salmasius 1648, 535, in extenso zitiert bei Stephanus et al. 31865, VI 1138 s.v.  ; ablehnend Kroll – Skutsch – Ziegler 1968, app. crit. ad Firm. math. 3,1,2, sowie Boll 1903a, 4091, und auch W. Buchwald, ThLL VIII 1744,34–42 s.v. myriogenesis [1966]: “vix recte”). Monat 1992–1997 folgt erneut Salmasius (seinerseits gefolgt von Obbink 2006, iii u. 3 ad T3,16). Gegen Moirogenesis spricht aber, dass der Name bei Firmicus achtmal vorkommt und stets von allen Hss. als myriogenesis überliefert wird (Firm. math. 3,1,2. 5,1,36. 5,1,38[2x]. 6,2,8. 8,1,10. 8,18,1[2x]). Das einzige von Monat zur Begründung angeführte Argument lautet: “le préfixe myrios conduit à une fausse

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spricht es, vereinzelt gradgenaue (statt minutengenaue) Prognosen unter primärer Beachtung der Mondbewegung (statt des Aszendenten) zu stellen. Wahrscheinlich hat der unbekannte Autor der Myriogenesis die Lehre von den sechs hellen beziehungsweise königlichen Fixsternen nicht selbst ersonnen, sondern aus einer älteren Quelle übernommen und in seinem Proömium referiert, etwa in dem Sinne, es sei altbekannt, dass einige wenige Tierkreisgrade dank den dort befindlichen hellen Fixsternen hohe Würden verleihen, die Myriogenesis hingegen werde systematisch die gesamte Vielfalt der menschlichen Schicksale entsprechend den 21.600 verschiedenen möglichen Geburtsaszendenten offenbaren.3182 Dieser Annahme scheint zwar der Umstand zu widersprechen, dass Firmicus wörtlich sagt: haec tibi interim ex libris Myriogeneseos parva collegimus,3183 analyse du mot, qui désigne, en fait, l’art de délivrer des consultations en tenant compte non seulement du signe qui se lève au moment de la naissance, mais de la portion exacte (moira) de ce signe qui apparaît alors à l’horizon” (Monat 1992–1997, II 285f., Anm. 6). Monat ignoriert hier den Umstand, dass das fragliche Werk nicht nur zeichen- oder gradgenau, sondern minutengenau differenzierte (Firm. math. 5,1,36 [s. Beginn dieser Anm.]. ibid. 8,18,1 quicquid enim Myriogenesis de singulis minutis pronuntiat, hoc nos de singulis faciemus partibus) und somit 1800 Prognosen pro Zeichen bot (ibid. 5,1,36 nam in singulis signis cum sint XXX partes et sint minuta MDCCCC etc.). Das macht insgesamt 21.600 Prognosen (12x30x60), was (zumal angesichts der vielen vergleichbaren griechischen Wortbildungen auf -) als Erklärung des Titels genügt (n.b.: LSJ s.v.  bieten die richtige Namensform mit falscher Inhaltsangabe; kein corrigendum im LSJ Suppl. 1996). Man beachte auch, dass Firmicus eine lateinische Version der Myriogenesis in 12 Büchern ankündigt (math. 5,1,38), ein Umfang, der zu 21.600 minutengenauen Kurzprognosen passt; für 360 gradgenaue Prognosen benötigt Firmicus weniger als ein Buch (math. 8,19–30, gründlich untersucht von Feraboli 1989). Allerdings darf die Zahl von 12 Büchern nicht überinterpretiert werden: Nachdem Firmicus die Planetenastrologie in sieben Büchern entsprechend der antiken Planetenzahl (plus ein Einleitungsbuch) dargestellt hat (cf. math. 8,33,1 septem hos libros ad septem stellarum ordinem numerumque conpositos), liegt es nahe, die Darstellung einer allein auf den Tierkreiszeichen und deren Bogenminuten basierenden Lehre in zwölf Büchern zu planen (vgl. Hübner 1989b, 88). – Inkonsequent und geradezu absurd ist die Art und Weise, wie Monat die einhellige handschriftliche Überlieferung korrigiert: in Firm. math. 3,1,2. 5,1,36. 5,1,38[2x]. 6,2,8 zu Moirogen-, in 8,1,10 zu Moiriogenesim (in app.: “moirogenesim scripsi”) und in 8,18,1 zu Mœriogenesim und Mœriogenesis. – Dass es sich bei diesem Werk nur um eine Erfindung des Firmicus handeln könnte, wurde bisher – soweit mir bekannt – nicht in Erwägung gezogen. In der Tat fehlen Indizien, die eine solche Annahme stützen könnten. Zur Myriogenesis s. ferner Gundel – Gundel 1966, 22 (z.T. fehlerhaft). Feraboli 1989, 214f. Feraboli 1994, p. XX. Burnett – Pingree 1997, 4 24. Vgl. auch den Titel einer apokryphen Schrift , der nur lateinisch belegt ist (s. W. Hübner, ThLL VII.2, 1179,11–16 s.v. leptogenesis, impr. 1974). 3182 Zu der Zahl 21.600 siehe Anm. 3181. 3183 Firm. math. 6,2,8 (parva codd.: pauca coni. Ziegler).

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Antig. Nic. F5 §§ 68–70

was so klingt, als habe er verstreute Angaben aus der zweifellos sehr umfangreichen Quelle zusammengesucht und die Lehre rekonstruiert. Aber Firmicus gebraucht colligere oft in sehr weiter Bedeutung,3184 und darüber hinaus ist es nicht wahrscheinlich, dass ein unselbstständiger Kompilator wie er sich die Mühe machte, weit verstreute Angaben sorgfältig und mit Erfolg zu rekonstruieren.3185 Zur Datierung der Myriogenesis lässt sich kaum mehr sagen, als dass sie vor Firmicus, aber wohl nicht sehr viel früher anzusetzen ist. Ihre monströse Differenzierung in 21.600 Einzelprognosen setzt als Vorstufe eine Sammlung von 360 Einzelgradprognosen (eine ) 3186 voraus, wie es sie seit dem 2. Jh. v.Chr. – vielleicht in Form einer dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen Schrift – gegeben haben muss.3187 Auf jenen Fundus gehen die voneinander unabhängigen Einzelgradprognosen des Teukros von Babylon, des Anonymus de stellis fixis (= Lib. Herm. cap. 25) und eines weiteren Anonymus zurück, dessen Werk Firm. math. 8,18–30 referiert.3188 Die Myriogenesis des Ps.-Asklepios ist also schwerlich vor der Zeitenwende denkbar. 3189 Es ist möglich, dass der Verfasser erst nach Antigonos schrieb, und in diesem Fall könnte ihm das Handbuch des Antigonos als Quelle gedient haben. Insgesamt ist fest3184

Vgl. u.a. ThLL III 1613 s.v. colligo I.C.2.a “i.q. paucis verbis exponere, recapitulare” (mit Firmicus-Belegen) u.ä. Bedeutungen. 3185 Man beachte auch, dass Firmicus die Lehre von den regales stellae zu Beginn des 6. Buches, ehe er in eine lange Erörterung der Planetenaspekte eintritt (6,3–27), als reine Ausschmückung referiert (vgl. Firm. math. 6,1,10 ut huius libri principia augustarum stellarum explicationibus adornentur). Falls die obige Vermutung zutrifft, dass der Autor der Myriogenesis dieselbe Lehre in einer Vorrede bot, ist denkbar, dass Firmicus nicht nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der Einbindung des Materials in einen Buchanfang seiner Quelle folgte. 3186 Zum Begriff siehe Le Bœuffle 1987, 184f. (Nr. 799) s.v. monomoiriai. 3187 Vgl. Cumont 1937, 207–216, bes. 208f. 3188 So das Ergebnis der vergleichenden Analyse von Feraboli 1989 (bes. S. 229). 3189 Vgl. Cumont 1937, 2091. Unbrauchbar für eine verlässliche Datierung sind die Erwähnung der Myriogenesis in engem Zusammenhang mit ‘Nechepsos und Petosiris’ (Firm. math. 3,1,1–2) und die Aussage, die Sphaera Barbarica ahme die Myriogenesis teilweise nach (math. 8,18,1): nunc ad sequentes partes Sphaerae Barbaricae omnem tractatum transferam, quae Myriogenesim ex aliqua parte imitatur. Hier ist nämlich zum einen nicht das unter dem Namen Sphaera Barbarica bekannte Werk des Teukros gemeint, das nach Hübner 1995a, I 14, wohl aus dem 1. Jh. v.Chr. stammt und somit einen willkommenen terminus ante quem böte (mehr zur missverständlichen Rede des Firmicus von der Sphaera Barbarica unten S. 1276 bei Anm. 3228), und zum anderen drückt imitatur hier nicht Nachahmung, sondern nur Ähnlichkeit aus; vgl. ThLL VII.1 435,80–436,43 s.v. imitor II (“fere i.q. similem esse”), darunter auch (436,42) ein Firmicus-Beleg (math. 8,10,2).

Gesamtbesprechung

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zustellen, dass das Firmicuskapitel 6,2 entweder ein Testimonium für das Werk des Antigonos oder für die von Antigonos benutzte Quelle ist (für die Entstehung der in §§ 68–70 referierten Lehre vor Antigonos und vermutlich noch in ptolemäischer Zeit sprechen mehrere Indizien, die im Folgenden noch erläutert werden). Parallelüberlieferung bei Album. intr. mai. 5,22,2 Auch eine zweite Parallele wurde bisher übersehen. Sie steht dem Antigonos-Text ferner als Firm. math. 6,2, verdient aber dennoch Beachtung. Es handelt sich um einen knappen Passus der Großen Einführung Ab Ma‘šars in die Astrologie, stammt also aus dem 9. Jh. n.Chr. (s.o. S. 99). Der arabische Text lautet in der englischen Übersetzung von Burnett – Yamamoto (demnächst): “The early writers mentioned that there are degrees in the sphere which increase good fortune. They said that, when the planets indicate in their positions the good fortune of the native and the Moon or the lot of fortune is in these degrees, or they themselves are the degree of the ascendant, they increase the good fortune of the native. If they indicate fall, these degrees initiate some motion towards elevation and high rank. They are the 15th degree of Taurus, the 27th degree of it, and the 30th degree too. And in Leo the third and the fifth degree, in Scorpio the seventh degree, and in Aquarius the 20th degree.” Es gibt eine griechische und zwei lateinische Übersetzungen dieser Stelle. Die griechische lautet:            [sic]                3190 Die lateinische Übersetzung des Johannes von Sevilla lautet: Quia antiqui putaverunt quod in circulo essent gradus augentes fortunam. Et dixerunt quod planete cum recesserint a locis suis significantibus fortunam nati, et fuerit Luna vel pars fortune in his gradibus, aut fuerint ipsi per semetipsos gradus ascendens: augent fortunam nati. Et si fuerint significantes ei casum, isti gradus movent eum in sublimationem per aliquam quantitatem Et hi sunt gradus, scilicet: xv. ex TAURO, xxvii. eius-

3190

Album. myst. 3,18,1–2, ed. D. Pingree ap. Burnett – Yamamoto (demnächst).

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Antig. Nic. F5 §§ 68–70

dem et xxx. etiam. – Et in LEONE gradus iii., v. – Et in SCORPIONE gradus vii. – Et in AQUARIO gradus xx.  Und Hermann von Carinthia übersetzt: Graduum namque fortune addentium eam vetustas rationem experta est ut cum stelle pro locorum commoditate ad fortunam duxerint, si vel Luna vel pars fortune hos gradus possederint aut eorum ullus orientis gradus extiterit, nati fortune addunt. E quibus sunt quidam ut si stelle duces etiam ad nati casum inclinarint, hii gradus hoc modo adhibiti post casum sublimationem recuperant. – Sunt ergo de Tauro iii: xv.us, xxvii.us, xxx.us – De Leone duo: iii.us, v.us – De Scorpione unus: vii.us – De Aquario unus: xx.us.3192 Es fällt auf, dass Ab Ma‘šar und seine Übersetzer mit keinem Wort helle Fixsterne erwähnen, sondern stets nur Tierkreisgrade. Der Grund für die Auswahl einiger weniger Tierkreisgrade ist somit nicht mehr erkennbar. Auch die Ordnung der Grade wurde geändert: Statt mit dem Löwen zu beginnen und dann kreuzweise vorzugehen (mehr dazu unten S. 1269), sind die Grade, mit dem Stier beginnend, in der Reihenfolge der Tierkreiszeichen sortiert; dahinter steht wahrscheinlich ein spätes Bemühen um Normalisierung scheinbar ungeordneter Daten. Die Gradzahlen stimmen exakt mit den von Antigonos und Firmicus genannten überein, allerdings tritt bei Ab Ma‘šar zu jenen sechs Einzelgraden ein siebter hinzu (3° Leo). Auch diese Besonderheit wirkt sekundär. Sie könnte ihren Ursprung in einer spätantiken, durch die ptolemäische Länge von  Leo (2° 30 ) motivierten Korrektur vom fünften Grad des Löwen auf den dritten haben, was in einer Vorlage Ab Ma‘šars zum Nebeneinander zweier Gradangaben geführt haben könnte. Weitere Abweichungen der arabischen Überlieferung von Antigonos und Firmicus liegen darin, dass das hier das Glückslos und der Aszendent Erwähnung findet, während die konkreten Einzelprognosen zu den hellen Fixsternen beziehungsweise zu ihren Tierkreisgraden komplett fehlen. Allerdings verbietet sich der Gedanke, dass der Passus der Großen Einführung möglicherweise gar nichts mit der durch Antigonos und Firmicus bezeugten Lehre zu tun hat. Dagegen spricht der Hinweis des Ab Ma‘šar auf die ‘Alten’ (“the early writers”,  , antiqui, vetustas), der einem Verweis auf griechische Quellen gleichkommt, sowie auch die in allgemeingültiger Formulierung für alle sieben Grade genannte Wirkung, dass sie das Glück und den Le3191

Lemay 1995–1996, V 208f. (Z. 1160–1168). Eine Charakterisierung der lateinischen Übersetzungen von Johannes von Sevilla (1133 n.Chr.) und Hermann von Carinthia (1140 n.Chr.) bietet Burnett 2007, 74: Die des Johannes sei “a verbum e verbo translation”, die des Hermann “a literary Latin version of the text”. 3192 Lemay 1995–1996, VIII 91 (Z. 647–654).

Gesamtbesprechung

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benserfolg des Nativen erhöhen (vgl. die Begriffe “good fortune”,   und sublimatio mit § 68       ). Auf welche konkrete antike Quelle der Passus des Ab Ma‘šar zurückgeht, ist ungewiss. Wegen der erheblichen, offenbar durch spätere Überarbeitung verursachten Abweichungen von Antigonos und Firmicus genügt es, die Untersuchung im Folgenden auf die beiden zuletzt genannten Autoren zu konzentrieren. Die Längen der in §§ 68–70 genannten Fixsterne Da die Längenangaben zu den sechs einzeln hervorgehobenen Fixsternen in beiden antiken Überlieferungssträngen identisch sind (und durch Ab Ma‘šar bestätigt werden), gehen sie sehr wahrscheinlich bis auf Antigonos oder noch weiter zurück. 3193 Sie verdienen also eine genaue Analyse. Bei den Sternen Nr. 1,3,4,5 (s.o. S. 1259, Tab. 37) weisen die überlieferten Längen annähernd gleiche Abweichungen von den ptolemäischen auf, zumal wenn man sich – so wie in beiden Überlieferungssträngen der Fall – auf ganzzahlige Gradangaben beschränkt. Eine ungefähre Datierung der Lehre ist dadurch aber nicht möglich, denn die Abweichungen sind nicht präzessionsbedingt. Wären sie das, gehörten die Daten in eine Zeit mindestens 200 Jahre nach Ptolemaios und Antigonos,3194 und man müsste die ganz unwahrscheinliche Hypothese bemühen, dass sie in den beiden voneinander unabhängigen Überlieferungssträngen durch Firmicus und Hephaistion auf die gleiche Weise korrigiert wurden. Dass die Abweichungen gegenüber den ptolemäischen Längen nicht präzessionsbedingt sind, impliziert ferner, dass die Fixsternlängen nicht

3193

Um dem Antigonos die überlieferten Daten abzusprechen, müsste man nicht nur annehmen, dass Firmicus durch die Vermittlung des Ps.-Asklepios von ihm abhängt, sondern zusätzlich die Existenz einer fehlerhaften Abschrift des Antigonos-Textes postulieren, die sowohl dem Ps.-Asklepios als auch Hephaistion direkt oder indirekt als Vorlage diente. 3194 Spätere Autoren pflegten die Daten des ptolemäischen Fixsternkatalogs (Ptol. synt. 7,5–8,1) durch Addition entsprechend dem ptolemäischen Präzessionswert von 1° pro 100 Jahre (cf. Ptol. synt. 7,3 p. II 34,5–8 H. sowie Neugebauer 1975, 54 u. 909) zu aktualisieren. Vgl. z.B. die Fixsterndaten des Anonymos vom Jahre 379 n.Chr., des Rhetorios (CCAG VII, 1908, pp. 194–213) und des Liber Hermetis. In der Zeit vor Ptolemaios müsste man, wenn es sich um tropische Werte handelte, niedrigere Werte als die von Antigonos gebotenen erwarten (ein Beispiel führt Neugebauer 1975, 286, aus dem Liber Hermetis an).

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Antig. Nic. F5 §§ 68–70

tropisch, sondern siderisch definiert sind.3195 Als problematisch erweisen sich Stern Nr. 6 (zweifellos = Antares), dessen Länge im Vergleich mit Nr. 1,3,4,5 viel zu niedrig ist, und besonders Nr. 2: Da es im Wassermann keine Sterne erster oder zweiter Größe gibt, lässt sich der angeblich auf 20°  befindliche helle Fixstern, wenn überhaupt, wohl nur extrazodiakal mit dem einzigen sehr hellen Fixstern innerhalb des durch den Wassermann vorgegebenen Bereichs ekliptikaler Längen identifizieren, d.h. mit  PsA. Die Längenangabe ist dann aber – wiederum im Vergleich mit Nr. 1,3,4,5 – um mindestens 10° zu hoch. Es wird zu prüfen sein, ob vielleicht disparates Material ohne einen Ausgleich der in den Daten implizierten siderischen Definitionen kombiniert wurde3196 oder andere Erklärungen in Frage kommen.3197 Gründe für die exemplarische Nennung gerade dieser sechs Fixsterne Zuerst gilt es aber nachzuvollziehen, warum in der durch Hephaistion und Firmicus bezeugten Präsentation der Lehre die Auswahl gerade auf die wenigen genannten Sterne fiel. Der Beginn mit  Leo ist offenbar dadurch motiviert, dass der Königsstern auf der Brust des Löwen für die Verleihung von Ehren und Würden – in diesen Rahmen gehört die Lehre ja 3198 – der wichtigste Fixstern überhaupt ist. 3199 Falls die Lehre im hellenisierten Ägypten entstand, könnte die geographische Herkunft den Beginn mit dem Löwen zusätzlich begünstigt haben: Der Löwe ist dort Symbol des Anfangs und Neubeginns, weil in ihn die Sonne beim heliakischen Aufgang des Sirius – mit anderen Worten: zu Beginn des ersten ägyptischen Jahres einer Sothis-Periode – eintritt.3200 3195

Irrelevant ist folglich der Hinweis von Le Bœuffle 1987, 227 s.v. ‘regalis, regius’ (Nr. 1048) zu Firm. math. 6,2, die Sterne Regulus, Antares, Fomalhaut und Aldebaran hätten im 2. Jt. v.Chr. sogar die Äquinoktial- und Solstitialpunkte markiert (diese Aussage gilt übrigens eher für das 3. Jt. v.Chr., und auch innerhalb desselben nur für Epochen [im punktuellen Sinne des astronomischen terminus technicus], die durch viele Jahrhunderte voneinander getrennt sind). 3196 Dergleichen geschah nachweislich in zwei ähnlichen Texten, den durch Firm. math. 8,19–30 überlieferten Einzelgradprognosen und dem 25. Kapitel des Liber Hermetis; vgl. Feraboli 1989, 234. 3197 S.u. Anm. 3306. 3198 Vgl. den Titel von Heph. 2,18:  3199 Siehe den Stellenkommentar unten zu § 68  – 3200 Man denke an das thema mundi, das Firm. math. 3,1 nach ‘Nechepsos und Petosiris’ zitiert und welches denselben Zeitpunkt festhält (vgl. Bouché-Leclercq 1899, 185–187). Unter diesem Gesichtspunkt ist es ein glücklicher Zufall, dass  Leo gerade im Vorder-

Gesamtbesprechung

1269

Vom Löwen aus folgt die überlieferte Präsentation der Fixsternlehre nicht der kanonischen Ordnung des Tierkreises, sondern durchstreift ihn einmal ‘kreuz und quer’ ( –  –  – ).3201 Die bei dieser exemplarischen Besprechung nicht erfassten Einzelsterne sind, wie Antigonos vermerkt (§ 70 a.E.), analog zu behandeln. Unter den beiden Oppositionspaaren, die die Reihenfolge der Besprechung impliziert, verdient das zweite ( – ) besondere Beachtung, weil dem ptolemäischen Sternkatalog zufolge die hellsten Sterne dieser beiden Konstellationen,  Tau (Aldebaran) und  Sco (Antares), einander exakt gegenüberliegen (12° 40  – 12° 40 ) und obendrein beide rötlich strahlen. 3202 Angesichts dieser in ihrer Kombination singulären Eigenschaften verwundert es um so mehr, dass die Gradangaben des Antigonos (15°  und 7° ) so weit auseinanderliegen.3203 Die beiden Fixsterne des ersten Oppositionspaares sind, sofern unsere provisorische Identifikation des Sterns Nr. 2 (20° ) mit  PsA zutrifft, beide weißlich; ihre Opposition ist nach Ptolemaios um 4° 30 unvollkommen.3204

teil des Sternbilds Löwe liegt (auf der Brust). Während die ägyptische Herkunft der Lehre vielleicht von (sekundärer) Bedeutung für den Beginn mit dem Löwen ist, darf die erst bei späten Autoren (bes. Theon) zu beobachtende Neuerung, Sternkataloge mit  Leo beginnen zu lassen, auf keinen Fall zur Erklärung der hiesigen Lehre herangezogen werden. Jene Neuerung ist ihrerseits durch eine den Präzessionseffekt eliminierende Innovation im Spätwerk des Ptolemaios (Kanobos-Inschrift, Hypotheseis) motiviert; vgl. Boll 1909c, 2422. Neugebauer 1975, 890f. u. 1026–1028. 3201 Siehe das Diagramm oben S. 746 zu F1 § 28. 3202 Ptol. synt. 7,5 p. II 88,2 H. ibid. 8,1 p. II 110,7 H. An beiden Stellen begegnet das Farbnotat , das Ptolemaios im Übrigen nur bei einem einzigen weiteren zodiakalen Fixstern ( Gem = Pollux) sowie bei drei extrazodiakalen ( Boo = Arcturus,  CMa = Sirius,  Ori = Betelgeuse) bietet: Siehe Ptol. synt. 7,5 p. II 92,4 H. ( Gem). ibid. 7,5 p. II 50,17 H. ( Boo). ibid. 8,1 p. II 142,13 H. ( CMa). ibid. 8,1 p. II 132,9 H. ( Ori) und vgl. dasselbe Notat  bei Ptol. apotel. 1,9,3 ( Tau). 1,9,9 ( Sco). 1,9,15 ( Boo). Siehe auch Hübner 1995a, I 2640, u. Hübner 2002f, 554. – Außer Ptolemaios vgl. z.B. Cleom. 1,8 ll. 46–51 Todd (= 1,11 pp. 106,28–108,5 Ziegler)                 .                   Anon. a. 379 p. 203,14–16   [sc.  Tau]              . Lib. Herm. 2,2,9 stella splendida Hyadum opposita stellae Antaris. 3203 Mehr dazu später in Anm. 3306. 3204 Die Distanz von 2° 30  bis 7°  beträgt 184° 30 (s.o. S. 1259, Tab. 37).

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Antig. Nic. F5 §§ 68–70

Die beiden im rechten Winkel zueinander stehenden Oppositionslinien bilden ein Kreuz, dessen Endpunkte durch die vier in der Astrologie als ‘einfach’ beziehungsweise ‘solide’ geltenden Zeichen gebildet werden.3205 Jedes der vier Zeichen dieses Kreuzes beziehungsweise Quadrates ‘markiert’ die Mitte einer Jahreszeit. 3206 Ob darüber hinaus eine Assoziation mit den vier Weltgegenden statthaft ist, wie sie schon Alexander von Humboldt zu Firm. math. 6,2 mit Verweis auf Hiob 9,9 erwog, 3207 sei dahingestellt. Einfacher ist eine andere Frage zu beantworten, die der Gang der Untersuchung an dieser Stelle nahelegt, ob auch die astronomische Gesamtverteilung heller Fixsterne die Bevorzugung des zweiten Tierkreisquadrats (, , , ) gegenüber dem ersten (, , , ) und dritten (, , , ) rechtfertigt. Der Fixsternkatalog des Ptolemaios (Ptol. synt. 7,5–8,1) klassifiziert 1022 Sterne in sechs Größenklassen.3208 Er vermerkt die in der folgenden Tabelle (Nr. 38) aufgeführten zodiakalen Sterne 1. und 2. Größe (zur Ergänzung siehe in der rechten Spalte die hellsten extrazodiakalen Sterne):3209 Zodiakale Fixsterne (1. u. 2. Größe)

 

3205

Extrazodiakale Fixsterne (1. Größe)  Eri (13210), 0° 10 , –53° 30 (Acamar)  Tau (1), 12° 40 , –5° 10  Ori (1), 19° 50 , –31° 30 (Aldebaran) (Rigel)  Aur (1), 25° , +22° 30 (Capella)

Vgl. Bouché-Leclercq 1899, 152f., u. bes. Hübner 1982, 74–80 (Nr. 1.311) mit Diagramm auf S. 75. 3206 Z.B.  zwischen  und . 3207 Humboldt 1850, 173f. (= Humboldt 2004, 458). Ähnlich äußert sich Boll 1909c, 2420 (zu Firm. math. 6,2), über  Tau, Leo,  Sco und  PsA, “die ungefähr um je ein Viertel des Himmels auseinanderliegen und somit den vier Weltgegenden entsprechen, so daß Aldebaran und Antares, ebenso Regulus und Fomalhaut als Gegensterne behandelt werden”. 3208 Vgl. Neugebauer 1975, 285. Verteilung (nach Boll 1909c, 2421): 1. Größe 15 Sterne, 2. Größe 45, 3. Größe 208, 4. Größe 474, 5. Größe 217, 6. Größe 49, außerdem 9  und. 3209 Auf Sterne 1. und 2. Größe beschränkt sich z.B. auch der Anon. a. 379, unter dessen 30 hellen Fixsternen alle in der obigen Tabelle genannten bis auf  Leo,  Lib, 1+2 Sgr und  Car wiederkehren ( Car fehlt, da von Rom aus unsichtbar; so der Anon. a. 379 p. 204,6–8). Zu den übrigen s.u. Anm. 3324. 3210 Eigentlich ein Doppelstern 3. u. 4. Größe (zusammen 2,9); vgl. Toomer 1998, 38685.

Gesamtbesprechung



 

 Gem (2), 23° 20  (Castor)  Gem (2) 26° 40  (Pollux)

1271

 Ori (