Mobiles Kaisertum: Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10.-12. Jahrhundert) 3643142404, 9783643142405

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Mobiles Kaisertum: Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10.-12. Jahrhundert)
 3643142404, 9783643142405

Table of contents :
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Inhalt
Vorwort
Abkürzungen
Abbildungsnachweise
1. Das Zelt in Wort und Bild
2. Das byzantinische Heerlager
3. Inszenierung von Herrschaft
4. Zusammenfassung und Ausblick

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BST

13 Byzantinistische Studien und Texte

Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10.–12. Jahrhundert)

Dominik Heher

Dominik Heher, geboren 1984 in Melk, Studium der Byzantinistik und Neogräzistik (Promotion 2015) sowie Italianistik und Geschichte in Wien. Seit 2010 als Projektmitarbeiter am Römisch- Germanischen Zentralmuseum Mainz sowie als Ausstellungskurator tätig.

Mobiles Kaisertum

Mobiles Kaisertum

Die Byzantiner kannten kein Reisekönigtum westlicher Prägung. Konstantinopel war die unumstrittene Hauptstadt des Reiches, sein Palast das Herzstück von Verwaltung und Zeremoniell. Und dennoch waren die meisten byzantinischen Kaiser zumindest phasenweise durchaus mobil, sei es aus militärischer Notwendigkeit, sei es aus dem Wunsch nach Abstand von der Großtadt Konstantinopel. Eine adäquate Repräsentation von Herrschaft musste aber auch in diesen Fällen gewährleistet sein. Das vorliegende Buch ist die erste monographische Untersuchung des kaiserlichen Zeltes und Zeltlagers als Ritualraum. Ausgehend von realienkundlichen Überlegungen zur Ausstattung, Form und Möblierung der Zelte analysiert der Autor Handlungsmuster und Raumkonzepte, die das kaiserliche Feldlager zu einem mobilen Palast werden ließen.

Dominik Heher

978-3-643-14240-5

Lit

www.lit-verlag.de

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Byzantinistische Studien und Texte

Lit

Lit

Dominik Heher

Mobiles Kaisertum

Byzantinistische Studien und Texte herausgegeben von

Michael Grünbart (Münster)

Wissenschaftlicher Beirat Editorial Board: Francesco D’Aiuto (Rom) Marina Loukaki (Athen) Przemysław Marciniak (Katowice) Margaret Mullett (Belfast) Ingela Nilsson (Uppsala) Juan Signes Codoñer (Valladolid) Dionysios Stathakopoulos (London) Sita Steckel (Münster) Joanita Vroom (Leiden)

Band 13

LIT

Dominik Heher

Mobiles Kaisertum Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10. – 12. Jahrhundert)

LIT

Meinem Bruder Philipp, einem begeisterten Zelter

Umschlagbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Emperor_Romanos_III_ encamps_at_Azazion.jpg

Gedruckt mit Unterstützung des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik, WWU Münster

½

Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier entsprechend ANSI Z3948 DIN ISO 9706

D6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-643-14240-5 (br.) ISBN 978-3-643-34240-9 (PDF)

©

LIT VERLAG Dr. W. Hopf

Berlin 2020

Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-62 03 20 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag, Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-620 32 22, E-Mail: [email protected]

Inhalt

Vorwort ......................................................................................................... VII Abkürzungen ................................................................................................... X Abbildungsnachweise ................................................................................. XII 1. Das Zelt in Wort und Bild ........................................................................... 1 1.1. Quellen ................................................................................................. 1 1.2. Die Realie Zelt ..................................................................................... 5 1.2.1. Terminologie .................................................................................... 5 1.2.2. Formen und Bauelemente .............................................................. 8 2. Das byzantinische Heerlager ....................................................................17 2.1. Das römische Heerlager ...................................................................17 2.2. Kontinuität und Innovation: Das Heerlager ab dem 6. Jahrhundert ........................................................................................20 2.3. Das Heerlager in den mittelbyzantinischen Traktaten ...............22 2.4. Das Soldatenzelt .................................................................................30 2.5. Das Feldherrenzelt ............................................................................34 2.6. Der Kaiser im Krieg ...........................................................................34 2.7. Die Gefahren des Lagerlebens .........................................................44 2.8. Das kaiserliche Zelt ...........................................................................47 2.8.1. Form und Außengestaltung ..........................................................52 2.8.2. Innenraum und Möblierung .........................................................55 3. Inszenierung von Herrschaft ....................................................................61 3.1. Das kaiserliche Feldlager – ein mobiler Palast ..............................62 3.1.1. Aufbau und Struktur des kaiserlichen Lagers ............................66 3.1.1.1. Frauengemächer ..........................................................................69 3.1.1.2. Feldkapelle ...................................................................................71 3.1.1.3. Bad .................................................................................................73 3.1.2. Philopation ......................................................................................74 3.1.3. Zeremoniell .....................................................................................82 3.1.3.1. Bankette ........................................................................................83 3.1.3.2. Empfang von Gesandtschaften ................................................. 85 Ablauf, Vorschriften .............................................................................85 Die Gesandtschaft des Michael Psellos ...............................................89 3.1.3.3. Herrschertreffen .........................................................................93 3.1.3.4. Rechtsprechung ...........................................................................99 3.1.3.5. Parallelen zum Palastzeremoniell ......................................... 101 3.2. Privileg ............................................................................................. 105

3.3. Adventus .......................................................................................... 110 3.4. Das Zelt des Usurpators ................................................................. 114 4. Zusammenfassung und Ausblick ........................................................... 125 Literaturverzeichnis .................................................................................... 129 Quellen und Übersetzungen ................................................................ 129 Sekundärliteratur .................................................................................. 133 Tafelteil ......................................................................................................... 145 Indexteil ........................................................................................................ 165



Vorwort Im Zuge der Arbeit an meiner Dissertation zu performativen Aspekten von Thronkämpfen in Byzanz1 traten mehrere Örtlichkeiten in den Vordergrund, die bei der Konstruktion bzw. Dekonstruktion kaiserlicher Macht eine bedeutende Rolle spielten. Je nach Anlass und intendierter Wirkung konnten verschiedenste Lokalitäten als Setting herangezogen werden. Bei der Interaktion des Kaisers mit der hauptstädtischen Elite und Bevölkerung kamen hierfür vor allem die Baukomplexe des Großen Palastes und des Blachernenpalastes sowie die Hagia Sophia, das Hippodrom und die Hauptstraßen Konstantinopels infrage. Außerhalb der Stadt wurde hingegen die hohe Bedeutung von Zelten als Herrschaftszeichen deutlich. Besonders die Tatsache, dass diese nicht nur aus militärischer Notwendigkeit herangezogen wurden, sondern auch in weitgehend zivilem Ambiente geradezu als Alternativpaläste erscheinen, verdient eine ausführliche Betrachtung. Gerade in Byzanz, dessen Hauptstadt an baulichen Monumenten im hochmittelalterlichen Europa unübertroffen war, wurde die Rolle mobiler, ephemerer Architektur bislang nicht ausreichend gewürdigt – und das, obwohl die Quellen überaus reichhaltig sind. Erst in der jüngeren Vergangenheit rückte das Zelt in den Blickpunkt der Forschung. Sämtliche Publikationen behandeln dabei schwerpunktmäßig die mittelbyzantinische Zeit, die auch dem Zeithorizont der vorliegenden Arbeit entsprechen: In einem an Beispielen reichen Artikel analysierte Élisabeth Malamut das kaiserliche Zelt und Zeltlager hinsichtlich seiner repräsentativen Funktionen2. Von großer Bedeutung ist auch die Edition zweier Gedichte des Manganeios Prodromos durch Michael Jeffreys und Jeffrey Anderson, die dem prunkvollen Zelt der sebastokratorissa Eirene gewidmet sind und deren Analyse und Kontextualisierung für die Untersuchung byzantinischer Zelte grundlegend ist3. In den letzten Jahren widmete sich zuletzt Margaret Mullett dem Thema. In mehreren Vorträgen und Aufsätzen4 behandelte sie nicht nur das Zelt als Herrschaftsraum und -zeichen in Historiographie und byzantinischen Romanen sondern auch die Überlieferungssituation von Textilien. Eine Inten D. HEHER, In den Schuhen des Kaisers. Performative Aspekte von Usurpationen, Dissertation Universität Wien 2015. 2 É. MALAMUT, La tente impériale à Byzance: une cour ambulante (IVe–XIIe siècle), in: Dynamiques sociales au Moyen Âge en Occident et en Orient, Aix-en-Provence 2010, S. 65–88. 3 J. ANDERSON – M. JEFFREYS, The Decoration of the Sebastokratorissa’s Tent, in: Byz 64, 1994, S. 8–18. 4 M. MULLETT, Experiencing the Byzantine Text, Experiencing the Byzantine Tent, in: Experiencing Byzantium. Papers from the 44th Spring Symposium of Byzantine Studies, Newcastle and Durham, April 2011, ed. C. NESBITT – M. JACKSON (Publications of the Society for the Promotion of Byzantine Studies 18) Farnham 2013, S. 269–291; EADEM, Tented Ceremony: Ephemeral Performances under the Komnenoi, in: Court Ceremonies, S. 487–513. 1

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Dominik Heher

sivierung ihrer Forschungen und eine Zusammenstellung in monographischer Form sind gegenwärtig in Vorbereitung. Zuletzt sei noch der Militärhistoriker Timothy Dawson erwähnt, der nach Auswertung verschiedener Quellen die Rekonstruktion eines byzantinischen Soldatenzeltes des 10. Jahrhunderts angefertigt hat5. Die westliche Mediävistik befindet sich bei der Erforschung der Zeltkultur in einer ähnlichen Situation. Dass Zelte bereits im frühmittelalterlichen Herrschaftsverständnis durchaus nicht nur als Notlösung in Ermangelung von Architektur betrachtet wurden, analysierte erstmals Manfred Balzer, der Beispiele hochrangiger Zeltbenutzer vom ausgehenden siebten bis ins späte zwölfte Jahrhundert in verschiedenen Kontexten (Reisen, Feste, Besuche, Hofhaltung etc.) zusammentrug6. Die einzige mir bekannte monographische Bearbeitung erfuhr das Thema in der im Jahre 2010 erschienenen Darstellung von Hervé Martin und Marc Russon, die den Umgang mit Zelten quer durch das lateinische, vornehmlich französische (und hier vor allem das späte) Mittelalter präsentierten. Auch Zelte aus anderen Kulturkreisen (Mongolen, Byzanz) erfahren eine kurze Behandlung7. Interessanterweise lag der Forschungsschwerpunkt der westlichen Mediävistik bisher weniger auf der Auswertung von historiographischen Quellen, sondern widmete sich vor allem den reichhaltigen Zeltbeschreibungen in der höfischen Literatur8. Es wäre ein

 www.levantia.com.au/daily/tents.html (12.08.2016) 6 M. BALZER, … et apostolicus repetit quoque castra suorum. Vom Wohnen im Zelt im Mittelalter, in: FmSt 26, 1992, S. 208–229. 7 H. MARTIN – M. RUSSON, Vivre sous la tente au Moyen Âge (Ve–XVe siècle), Rennes 2010. 8 So M. STOCK, Das Zelt als Zeichen und Handlungsraum in der hochhöfischen deutschen Epik. Mit einer Studie zu Isenharts Zelt in Wolframs ‚Parzival‘, in: Innenräume in der Literatur des deutschen Mittelalters. 19th Anglo-German Colloquium, Oxford 7. bis 11. September 2005, ed. B. HASEBRINK – H.-J. SCHIEWER – A. SUERBAUM – A. VOLFING, Tübingen 2008, S. 67–85; S. FRIEDE, Welt-, Geschichts- und Herrschaftsauffassung in der Zeltbeschreibung des Libro de Alexandre, in: Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des Mittelalters, ed. U. MÖLK (Veröffentlichung aus dem Göttinger SFB 529 „Internationalität nationaler Literaturen“, Serie A, Band 2) Göttingen 2002, S. 214–241; E. BAUMGARTNER, Peinture et écriture: la description de la tente dans les romans antiques au XIIe siècle, in: Sammlung – Deutung – Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philologischer Arbeit. Festschrift W. Spiewok, ed. D. BUSCHINGER, Amiens 1988, S. 3–11; AI. PETIT, Les premières descriptions de tentes: la tente d’Adrastus dans le Roman de Thèbes, in: Bien dire et bien aprandre 11, 1993, S. 303–315; M.-M. CASTELLANI, La description de la tente du roi Bilas dans le Roman d’Athis et Prohilias, in: Et c’est la fin pour quoy sommes ensemble. Hommage à J. Dufournet. Littérature, histoire et langue du Moyen Age, I–III, ed. J.-CL. AUBAILLY et al. (Nouvelle Bibliothèque du Moyen Age 25) Paris 1993, I, S. 327–339. 5

Vorwort

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Desiderat der Forschung, die hier gewonnenen Erkenntnisse mit anderen Quellen des lateinischen Mittelalters zu vergleichen9. Naturgemäß, möchte man fast sagen, hat die Erforschung osmanischer Zelte momentan die reichsten Ergebnisse erzielt. Den großen Fundus erhaltener frühneuzeitlicher Zelte aus dem Umfeld der osmanischen Sultane hat vor einigen Jahren Nurhan Atasoy in einem Prachtband systematisch erfasst und auch auf Basis schriftlicher Quellen ausgewertet10. Da den Mediävisten und Byzantinisten vergleichbares Anschauungsmaterial fehlt, lohnt ein Blick auf die osmanischen Bestände, um einen Eindruck davon zu erhalten, was Zelte (und Zeltbauer) zu leisten imstande waren. Die vorliegende Studie basiert auf meiner 2016 an der Universität Wien eingereichten Diplomarbeit aus dem Fach Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung11. Ich möchte an dieser Stelle Prof. Christina Lutter für die kompetente Betreuung meiner Diplomarbeit und ihren Blick auf das Thema von Seiten der westlichen Mediävistik danken. Nicht minder wichtig waren zahlreiche Diskussionen mit Prof. Michael Grünbart (Universität Münster), der mir mit inhaltlichen und bibliographischen Vorschlägen zur Seite stand, wertvolle Korrekturen und Literaturhinweise lieferte und mich nicht zuletzt auch zur Drucklegung ermutigte. Für weitere Anregungen danke ich auch Prof. Margaret Mullett, Prof. John Haldon (Princeton University), Prof. Lioba Theis (Universität Wien), Dr. Carolina Cupane-Kislinger (Universität Wien), Dr. Martin Marko Vučetić (Universität Mainz) und Dr. Carol van Driel-Murray (Universität Leiden).

 MARTIN – RUSSON, Vivre sous la tente, liegt bereits ein sehr breites Quellenspektrum zu Grunde, doch kommt die Arbeit nicht über die bloße Auflistung von Beispielen hinaus. 10 N. ATASOY, Otağ-ı Hümayun: The Ottoman Imperial Tent Complex, İstanbul 2000 (mit ausführlichem Kommentar zur bis dahin erschienenen Literatur); IDEM, Ottoman Garden Pavilions and Tents, in: Muqarnas. An Annual on the Visual Cultures of the Islamic World 21, 2004, S. 15–19. 11 D. HEHER, Das Zelt als Ort herrschaftlicher Repräsentation in Byzanz (9.–12. Jh.), Diplomarbeit Universität Wien 2016. 9

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Dominik Heher

Abkürzungen BBA BF BMGS BGS BSl Byz BZ CFHB CSHB DNP online DOP DOS DOSeals EEBS EO FmSt GRBS JÖB LBG LSJ

MGH SS rer. Germ. ODB PBW PO RbK RCH occ. RE REB RHALLES – POTLES

Berliner Byzantinistische Arbeiten Byzantinische Forschungen Byzantine and Modern Greek Studies Byzantinische Geschichtsschreiber Byzantinoslavica Byzantion Byzantinische Zeitschrift Corpus Fontium Historiae Byzantinae Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae http://referenceworks.brillonline.com/entries/derneue-pauly/der-neue-pauly-dnp-SIM_001 Dumbarton Oaks Papers Dumbarton Oaks Studies Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art, ed. J.W. NESBITT, I–VI. Washington, D.C. 1991–2009. Ἐπετηρὶς Ἑταιρείας Βυζαντινῶν Σπουδῶν Échos d’Orient Frühmittelalterliche Studien Greek, Roman and Byzantine Studies Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik E. TRAPP et al., Lexikon zur byzantinischen Gräzität besonders des 9.–12. Jahrhundert, Wien 1994–2011. H.G. LIDDELL – R. SCOTT – H. STUART JONES – R. MCKENZIE, A Greek-English Lexicon. Oxford 91925–1940. Revised Supplement, ed. P.G.W. GLARE with the Assistance of A.A. Thompson, Oxford 1996. Monumenta Germaniae Historica Scripores rerum Germanicarum ad usum scholarum The Oxford Dictionary of Byzantium, ed. by A.P. KAZHDAN et al., I–III. New York – Oxford 1991. Prosopography of the Byzantine World: http://db.pbw.kcl.ac.uk/jsp/index.jsp Patrologia Orientalis, ed. R. GRAFFIN – F. NAU, I– . Paris 1904– Reallexikon zur byzantinischen Kunst. I– , Stuttgart 1966– Recueil des Historiens des Croisades. Historiens Occidentaux I–V, Paris 1844–1895, Nachdr. Farnham 1967. Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, 66 Halbbde, 15 Suppl.-Bde, Stuttgart – München 1893–1978. Revue des Études Byzantines Σύνταγμα τῶν θείων καὶ ἱερῶν κανόνων τῶν τε ἁγίων καὶ πανευφήμων ἀποστόλων, καὶ τῶν ἱερῶν οἰκου-

Vorwort

RHM TIB ZV

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μενικῶν καὶ τοπικῶν συνόδων, καὶ τῶν κατὰ μέρος ἁγίων πατέρων κτλ., ed. G.A. RHALLES – M. POTLES, I–VI, Athen 1852–1859, Nachdruck Athen 1992. Römische historische Mitteilungen Tabula Imperii Byzantini. I– , Wien 1976– Byzantine Lead Seals, ed. G. ZACOS – A. VEGLERY, I–II, Basel et al. 1972–1984.

Dominik Heher

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Abbildungsnachweise Textabbildungen

Textabb. 1: Textabb. 2: Textabb. 3: Textabb. 4: Textabb. 5: Textabb. 6: Textabb. 7: Textabb. 8: Textabb. 9: Textabb. 10: Textabb. 11: Textabb. 12: Textabb. 13:

GROENMAN-VAN WAATERINGE, Lederwerk 105. VAN DRIEL-MURRAY, Roman Tent 372 (Zeichnung J.M.A.W. Morel). VAN DRIEL-MURRAY, New Light 119 (Zeichnung J.M.A.W. Morel). VAN DRIEL-MURRAY, New Light 115 (Zeichnung J.M.A.W. Morel). DENNIS, Three Treatises 333. DENNIS, Three Treatises 335. http://www.levantia.com.au/daily/tents.html © Timothy George Dawson http://www.levantia.com.au/daily/tents.html © Timothy George Dawson BELKE, Roads and Bridges 297. BELKE, Roads and Bridges 299. HELLENKEMPER, Sommerpaläste 244. DENNIS, Three Treatises 334. © Dominik Heher

Vorwort

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Abbildungen auf Tafeln

Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19:

Matr. gr. Vitr. 26–2, 68r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 75v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000). Matr. gr. Vitr. 26–2, 96r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 121r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 125v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 127r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 140r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 151r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 151v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 153r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 163r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 186v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 201v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 217r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 224r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 225v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 36v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 37r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Matr. gr. Vitr. 26–2, 214r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000.

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Dominik Heher

Abb. 20: Matr. gr. Vitr. 26–2, 226r: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Abb. 21: Matr. gr. Vitr. 26–2, 229v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Abb. 22: Matr. gr. Vitr. 26–2, 230v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Abb. 23: Matr. gr. Vitr. 26–2, 233v: Joannis Scylitzae Synopsis Historiarum. Codex Matritensis Graecus Vitr. 26-2 (Facsimile Edition). Athen 2000. Abb. 24: ATASOY, Tent Compex 220. Abb. 25: Vat. gr. 333, 18v: LASSUS, Livre des Rois, Taf. VIII. Abb. 26: Marc. gr. Z 139, 2v: SPATHARAKIS, Cynegetica, Fig. 4. Abb. 27: Vat. gr. 1185, 6r: HILSDALE, Augusta 473. Abb. 28: Vindob. theol. gr. 31, 10r: ZIMMERMANN, Wiener Genesis, Abb. 19. Abb. 29: Vindob. theol. gr. 31, 10v: ZIMMERMANN, Wiener Genesis, Abb. 20. Abb. 30: Vindob. theol. gr. 31, 13v: ZIMMERMANN, Wiener Genesis, Abb. 26. Abb. 31: Ist. Ell. Cod. 5, 42r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 32: Ist. Ell. Cod. 5, 62r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 33: Ist. Ell. Cod. 5, 68r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 34: Ist. Ell. Cod. 5, 109r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 35: Ist. Ell. Cod. 5, 105v: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 36: Ist. Ell. Cod. 5, 128r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 37: Ist. Ell. Cod. 5, 136r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 38: Ist. Ell. Cod. 5, 152r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 39: Ist. Ell. Cod. 5, 165r: Digitalisat: http://eib.xanthi.ilsp.gr/gr/manuscripts.asp Abb. 40: Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 112r: KÖLZER – STÄHLI, Bilderchronik 91. Abb. 41: Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 112r: KÖLZER – STÄHLI, Bilderchronik 95. Abb. 42: Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 112r: KÖLZER – STÄHLI, Bilderchronik 103.



1. Das Zelt in Wort und Bild Zelte teilen das Schicksal der meisten Gegenstände des Alltags und spielen in byzantinischen Quellen nur selten eine prominente Rolle. Beschreibungen (ekphraseis), wie wir sie für Architektur und Kunstgegenstände kennen, sucht man für Zelte weitestgehend vergeblich. Byzantinische Autoren interessiert das Zelt im besten Fall als Raum und Bühne zur Einbettung ihrer Geschichten, jedoch so gut wie nie als Objekt an sich. Darstellungen in der Buchmalerei sind bisweilen überraschend realistisch und detailreich, folgen aber abgesehen von einzelnen individuell dargestellten Zelten einer eher symbolhaften Ikonographie. Und doch bieten die verstreuten Blicke auf (und in) byzantinische Zelte in ihrer Gesamtheit eine Fülle an wertvollen Informationen zur Bandbreite an Zelttypen, zu verwendeten Materialien und zur bevorzugten Dekoration, bis hin zu bautechnischen Details. 1.1. Quellen

Im Rahmen dieser Studie wurden schwerpunktmäßig historiographische Texte und Militärhandbücher sowie Buchmalereien des 9.–12. Jahrhunderts ausgewertet. Je nach Quellengattung fällt der Umgang mit Zelten sehr unterschiedlich aus. In den chronistisch angelegten Werken der mittelbyzantinischen Zeit werden Zelte mit Ausnahme allfälliger Anekdoten nur in militärischen Kontexten erwähnt1. Als narratives Element und Setting im kaiserlichen oder aristokratischen Milieu gewinnt das Zelt in der hofzentrierten Historiographie des 11. und 12. Jahrhunderts an Bedeutung, doch bleiben Beschreibungen der Zeltarchitektur an sich selten2. Als fruchtbare Ergänzung erweisen sich die im



Die im Rahmen dieser Arbeit ausgewerteten chronistischen Texte umfassen die Chronik des sogenannten Theophanes Continuatus, die vier Bücher Kaisergeschichte des Iosephos Genesios, das Geschichtswerk des Leon Diakonos, die Synopsis des Ioannes Skylitzes und deren Fortsetzung sowie die Epitome des Ioannes Zonaras: Theophanes continuatus, Ioannes Cameniata, Symeon Magister, Georgius Monachus, ex recognitione I. BEKKER (CSHB) Bonn 1838; Iosephi Genesii Regum libri quattuor, ed. A. LESMÜLLER-WERNER – H. THURN (CFHB 14) Berlin – New York 1978; Leonis Diaconi Caloensis Historiae libri decem et liber de velitatione bellica Nicephori Augusti. E recensione Ch.B. HASE (CSHB) Bonn 1828; Ioannis Scylitzae synopsis historiarum, rec. H. THURN (CFHB 5) Berlin 1973; E.T. TSOLAKIS, Ἡ συνέχεια τῆς χρονογραφίας τοῦ Ἰωάννου Σκυλίτση (Hetaireia Makedonikon Spudon 105) Thessalonike 1968; Ioannes Zonarae epitomae historiarum: Libri XIII–XVIII, ed. TH. BÜTTNER-WOBST ex recensione M. PINDER, Bonn 1897. 2 Dazu zählen primär Michael Psellosʼ Chronographia, Anna Komnenes Alexias und Niketas Choniatesʼ Chronike Diegesis, die drei großen historiographischen Werke des 11. und 12. Jahrhunderts: Michaelis Pselli Chronographia, I–II, ed. D.R. REINSCH (MillenniumStudien 51) Berlin – Boston 2014; Michele Psello, Imperatori di Bisanzio (Cronografia), 1

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Kapitel 1

Zeremonienbuch (als Appendix zu Buch I) überlieferten Traktate zur Ausrüstung kaiserlicher Feldzüge aus der Mitte des 10. Jahrhunderts3 sowie Militärhandbücher des 6. bis 11. Jahrhunderts, die wertvolle Informationen zur Organisation von Feldlagern enthalten4. Romane und Epen5, aber auch zeitgenössische Lexika6 können Details zur Verwendung und Gestaltung von Zelten beisteuern, wurden hier aber nur fallweise herangezogen. Singulär in seinem deskriptiven Wert ist das schon erwähnte Gedicht des Manganeios Prodromos aus dem späten 12. Jahrhundert auf das Bildprogramm auf dem Zelt der sebastokratorissa Eirene7. Die Beschreibungen in den Texten werden größtenteils in den zeitgenössischen Bildquellen bestätigt. Im Vergleich zu den häufig schematisch anmuten-



I–II. Introduzione di D. DEL CORNO, testo critico, a cura di S. IMPELLIZZERI, commento di U. CRISCUOLO, traduzione di S. RONCHEY (Scrittori greci e latini) Turin 2012; Annae Comnenae Alexias, I: Prolegomena et textus, recensuerunt D.R. REINSCH – A. KAMBYLIS (CFHB 40) Berlin – New York 2001; Nicetae Choniatae Historia, I. Praefationem et textum continens, recensuit J.A. VAN DIETEN (CFHB 11/1) Berlin – New York 1975. Ferner wurden ausgewertet die Hyle Historias von Nikephoros Bryennios, sowie die Geschichtswerke des Michael Attaleiates sowie des Ioannes Kinnamos: Nicephori Bryennii Historiarum libri quattuor. Nicéphore Bryennios, Histoire. Introduction, texte, traduction et notes par P. GAUTIER (CFHB 9) Brüssel 1976; Michaelis Attaliatae Historia, recensuit E. Th. TSOLAKIS [CFHB 50] Athen 2011); Ioannis Cinnami epitome rerum ab Ioanne et Alexio Comnenis gestarum, recensuit A. MEINEKE (CSHB) Bonn 1836. 3 Constantini Porphyrogeniti imperatoris de cerimoniis aulae byzantinae libri duo. Graece et latine e recensione J. REISKE cum eiusdem commentarius integris, I–II. Bonn 1829, I S. 444–508. Aktuelle Edition: Constantine Porphyrogenitus, Three Treatises on Imperial Military Expeditions. Introduction, Edition, Translation and Commentary by J.F. HALDON (CFHB 28) Wien 1990. 4 Ausgewertet wurden die Taktika Leons VI. (Leonis VI Tactica. The Taktika of Leo VI. Text, Translation and Commentary by G. DENNIS [CFHB 49 = DOT 12] Washington, D.C. 2010), die Traktate des Syrianos Magister (Peri strategikēs) und des Anonymus, beide ediert in: Three Byzantine Military Treatises. Text, Translation, and Notes by G.T. DENNIS (CFHB 25 = DOT 9) Washington, D.C. 1985, S. 1–136 (The Anonymous Byzantine Treatise on Strategy) bzw. S. 241–335 (Campaign Organization and Tactics), die Kaiser Nikephoros II. zugeschriebenen Praecepta Militaria sowie einige Kapitel aus den Taktika des Nikephoros Ouranos (beides ediert in: E. MCGEER, Sowing the Dragonʼs Teeth. Byzantine Warfare in the Tenth Century [DOS 33] Washington, D.C. 1995, S. 3–78 bzw. 79– 167). 5 Etwa das Versepos Digenis Akrites (Digenis Akritis. The Grottaferrata and Escorial Versions. Edited and Translated by E. JEFFREYS [Cambridge Medieval Classics] Cambridge 1998). 6 Suidae Lexicon, I–V, ed. A. ADLER, Stuttgart 1928–1935, unveränderter Nachdruck Stuttgart 1971. 7 Ediert und übersetzt in ANDERSON – JEFFREYS, Decoration S. 11–12.

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den Architekturdarstellungen sind Abbildungen von Zelten in byzantinischen Handschriften erstaunlich detailreich8. Das mit Abstand größte Corpus an byzantinischen Zelten bietet der Skylitzes Matritensis (Matr. gr. Vitr. 26-2, Abb. 1-23). Es ist dabei jedoch zu berücksichtigen, dass an dieser in Sizilien angefertigten Kopie einer illuminierten Chronik des Ioannes Skylitzes mehr westliche als „byzantinische“ Maler involviert waren, die bisweilen eigene Bildtraditionen einfließen ließen9. Auch bei der Darstellung der Zelte weisen die insgesamt sieben beteiligten Hände große Unterschiede auf: Der von Vasiliki Tsamakda als byzantinisch identifizierte Maler „A1“ (Abb. 2, 17, 18, 21, 22, 23) nützt ausschließlich Querschnitte von Zelten, um Thronszenen zu zeigen. Mit wenigen Ausnahmen ist die Außengestaltung wenig detailreich. Die Vertäuung ist nie wiedergegeben. Der zweite byzantinische Künstler „A2“ zeichnet nur für das sehr stark stilisierte Zelt auf fol. 68r verantwortlich (Abb. 1). Aus der westlichen Gruppe fallen „B1“ (Abb. 3, 6, 7, 14, 19) und „B2“ (Abb. 4, 5) vor allem durch Ansammlungen kleinformatiger Militärzelte in Außenansicht auf, wobei „B2“ vermehrten Wert auf Faltenwürfe legt. Dekor und Vertäuung sind mitunter sehr exakt ausgeführt. In puncto Detailreichtum werden beide nur von „B3“ übertroffen, der seine drei Feldherrenzelte (Abb. 8–10) außerdem recht großräumig in Szene setzt. Der Maler „B5“ schließlich schuf die drei unkonventionellsten Zeltansichten (Abb. 11–13). Er öffnet die Zeltarchitektur in teils kühner perspektivischer Verzerrung, um einen fast schon voyeuristischen Blick hinter die Zeltwände zu bieten. So finden wir auf seinen Miniaturen einen schlafenden Usurpator vor, einen am Bauch liegenden Bulgarenzaren und einen Kaiser, der sich bei einer Fußmassage entspannt. Nach Tsamakda soll derselbe Künstler auch die stark stilisierten kuppelförmigen Zelte auf den fol. 224–226 (Abb. 15, 16, 20) geschaffen haben. Die Problematik der normannischen Skylitzes-Abschrift wird evident, wenn man sie mit einem weiteren Manuskript aus demselben Kulturkreis vergleicht: Die heute in der Burgerbibliothek Bern aufbewahrte reich bebilderte Chronik des Petrus von Eboli enthält mehrere Zeltdarstellungen aus nicht-byzantinischen Kontexten, die von einem zweifelsohne süditalienischen Miniaturenmaler angefertigt wurden und die starke Ähnlichkeiten zu jenen im Skylitzes Matritensis aufweisen (Abb. 40–42)10.



Die folgende Zusammenstellung basiert auf ANDERSON – JEFFREYS, Decoration. 9 V. TSAMAKDA, The Illustrated Chronicle of Ioannes Skylitzes in Madrid, Leiden 2002. Im Tafelteil sind die von Tsamakda identifizierten byzantinischen Maler (A1, A2) und die westlichen Maler (B1–B5) in Klammern ausgewiesen. 10 Einer möglichen direkten stilistischen Verwandtheit der beiden Werke wurde im Rahmen dieser Arbeit nicht nachgegangen. Aus der Literatur zum Berner Codex s. bes. Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis: Codex 120 II der Burgerbibliothek Bern. Eine Bilderchronik der Stauferzeit, ed. Th. KÖLZER – M. STÄHLI. Textrevision und Übersetzung von G. BECHT-JÖRDENS, Sigmaringen 1994 und S. KRAFT, Ein Bilderbuch aus dem Königreich Sizilien: kunsthistorische Studien zum ‚Liber ad honorem Augusti‘ des Petrus von Eboli (Codex 120 II der Burgerbibliothek Bern) (Zürcher Schriften zur Kunst-, Architektur- und Kulturgeschichte 5) Weimar et al. 2006. 8

Kapitel 1

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Trotz der unterschiedlichen Maltraditionen der beteiligten Illuminatoren – und auch der abgebildeten byzantinischen, muslimischen oder bulgarischen Zelte – halte ich es bei aller gebotenen Vorsicht für legitim, die Darstellungen für die Rekonstruktion byzantinischer Zelte heranzuziehen. Die detailreichsten Bilder mögen zwar von westlichen Händen stammen, weisen aber starke Parallelen zu authentisch byzantinischen Vergleichsstücken auf. Solche finden sich beispielsweise in biblischen Kontexten, etwa in der illuminierten Fassung des Buches der Könige im Vat. gr. 333 (Abb. 25)11. Zeitgenössische Zelte bieten zudem eine bebilderte Version der Kynegetika des Pseudo-Oppian im Marc. gr. Z 139 (Abb. 26)12 sowie eine kleinformatige Handschrift, die für eine ausländische, nach Byzanz verheiratete Prinzessin angefertigt wurde (Vat. gr. 1851, Abb. 27)13. Eine systematische Durchforstung der byzantinischen Buchmalerei, die im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich war, würde gewiss weitere Beispiele zutage fördern. Als zeitlich abweichendes Vergleichsmaterial zu den Malereien aus dem Untersuchungszeitraum lassen sich drei Zeltdarstellungen in der Wiener Genesis (Ende 6. Jh., Abb. 28–30)14, einige Feldherrenund Soldatenzelte in der Ilias Ambrosiana (Anfang 6. Jh.)15 und eine Reihe von Bildern aus dem illuminierten Alexanderroman (15. Jh.) des Istituto Ellenico in Venedig heranziehen (Abb. 31–39)16.



J. LASSUS, Lʼillustration byzantine du Livre des Rois. Vaticanus Graecus 333 (Bibliothèque des Cahiers Archéologiques 9) Paris 1973, Tafel VIII. 12 I. SPATHARAKIS, The Illustrations of the Cynegetica in Venice: Codex Marcianus Graecus Z 139, Leiden 2004, Fig. 4. 13 Vgl. C.J. HILSDALE, Constructing a Byzantine Augusta: A Greek Book for a French Bride, in: The Art Bulletin 87/3, 2005, S. 458–483. 14 Vindob. Theol. Graec. 31. B. ZIMMERMANN, Die Wiener Genesis im Rahmen der antiken Buchmalerei. Ikonographie, Darstellung, Illustrationsverfahren und Aussageintention (Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz. Kunst im ersten Jahrtausend 13) Wiesbaden 2003, Taf. XI, Abb. 19 (fol. 10r), Taf. XII, Abb. 20 (fol. 10v); Taf. XVIII, Abb. 26 (fol. 13v). 15 Ambros. F. 205. R. BIANCHI BANDINELLI, Hellenistic-Byzantine Miniatures of the Iliad (Ilias Ambrosiana), Olten 1955, Min. V, VI, VII, XXXVII, XLIV, XLVII (Feldherrenzelte); Min. XXVII (Firstzelte). 16 A. XYNGOPOULOS, Les miniatures du roman dʼAlexandre le Grand dans le codex de lʼInstitut Hellenique de Venise, Athen – Venedig 1966, Taf. XXIII, Abb. 48 (fol. 42r); Taf. XXXVI, Abb. 74 (fol. 62r); Taf. XL, Abb. 82 (fol. 68r), Taf. LXII, Abb. 126 (fol. 105v), Taf. LXV, Abb. 132 (fol. 109r), Taf. LXXII, Abb. 146 (fol. 128r), Taf. LXXVIII, Abb. 158 (fol. 136r), Taf. XCII, Abb. 186 (fol. 92r), Taf. CI, Abb. 204 (fol. 152r). 11

Das Zelt in Wort und Bild

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1.2. Die Realie Zelt

Aus der Auswertung der genannten schriftlichen und bildlichen Quellen lassen sich einige Schlüsse auf verbreitete Zeltformen, Materialien und Dekoration, aber auch auf die von den Byzantinern verwendete zeltspezifische Terminologie ziehen. Die Quellenlage erlaubt dabei jedoch immer nur kurze Momentaufnahmen aus der Hand oft eines einzigen Autors oder Malers. So wichtig die gewonnenen Daten auch sein mögen, um überhaupt Zugang zur Realie „Zelt“ in Byzanz zu erlangen, so wenig darf man ihnen universale Gültigkeit attestieren. Im Gegenteil: Gerade bei Zelten, die vom Kaiser über den Soldaten bis hin zum Pilger, Händler und Hirten quer durch alle sozialen Schichten für eine Vielzahl an verschiedenen Zwecken verwendet wurden, muss von unterschiedlichsten Formen, Qualitäten und Materialien ausgegangen werden. 1.2.1. Terminologie

Wenn Quellen aus mittelbyzantinischer Zeit von Zelten aller Art sprechen, so verwenden sie in der Regel den Begriff skēnē (σκηνή)17. Vor allem Militärhandbücher bemühen bisweilen auch den älteren, aus dem Lateinischen entlehnten Terminus tenda oder tenta (τένδα/τέντα)18 und referieren darüber hinaus mitunter überholte Bezeichnungen für spezielle Zeltformen (καμάρδιν19 von lat. camera). Das Aufstellen der Zelte wird meist schlicht mit pēgnymi skēnēn (πήγνυμι σκηνήν) wiedergegeben, das Campieren selbst entweder mit skēnaō (σκηνάω) oder – der Diktion des Militärs folgend – mit aplēkeuō (ἀπληκεύω, von lat. aplicare), phossateuō (φοσσατεύω, von lat. fossa) oder stratopedeuō (στρατοπεδεύω), deren eigentliche Bedeutung von den Feldlagern herrührt. Ist der Zeltbewohner der Kaiser oder ein Aristokrat, findet sich mitunter auch das Verb aulizomai (αὐλίζομαι)20. Das kaiserliche Zelt begegnet – vor allem in den offiziellen Aufzeichnungen zur Organisation von Feldzügen – auch als kortē (κόρτη, von lat. cohors)21. Noch im 14. Jahrhundert verweist der Traktat des Pseudo-Kodinos ausdrücklich darauf, dass das kaiserliche Zelt kortē genannt wird22. Dieser Begriff umfasst



LSJ S. 1608, s.v. σκήνη. Vgl. auch LBG S. 1565, s.v. σκηνία, σκηνίδιον, σκηνίς. 18 LBG, s.v. τένδα, τέντα. 19 LBG S. 753, s.v. καμάρδα, καμάρδιν. Die dort gebotene Übersetzung „Rundzelt“ hat keine Grundlagen. Vgl. hierzu unten S. 21 und S. 33. 20 Freundlicher Hinweis von Michael Grünbart / Münster, der an einer Untersuchung des Begriffes arbeitet. 21 LBG S. 865, s.v. κόρτη. 22 Ps.-Kodinos III (J. VERPEAUX, Pseudo-Kodinus, Traité des Offices, Paris 1966, S. 181). Übersetzung in R. MACRIDES – J.A. MUNITIZ – D. ANGELOV, Pseudo-Kodinos and the Con17

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Kapitel 1

jedoch nicht nur das Zelt als physisches Objekt, sondern auch den kaiserlichen Hausrat, das Personal und das gesamte Umfeld des Zeltes23. Ebenso begegnet das kaiserliche Zelt als aulē (αὐλή), also strenggenommen als „Hof“ 24 bzw. als aulaia (αὐλαία) bzw. auleios ([ἡ] αὔλειος), dessen Bedeutung zwischen „Hof“, „Vorhof“ und „Vorhang“ oszilliert25. Singulär ist die Bezeichnung des kaiserlichen Zeltes bei Leon Diakonos als archē (ἀρχή)26, das hier (sofern keine Verschreibung vorliegt) wohl im Sinne von „Hauptquartier“ zu verstehen sein dürfte27. Die einzelnen Bauteile der Zelte werden nur selten genannt. Die wenigen Ausnahmen lassen keine spezielle Fachterminologie erkennen: Der Eingang (πύλαι, θύραι), das Dach (στέγη), die Zeltpflöcke (πάσσαλοι), die Spannseile (σχοῖνοι) und der Zeltmast (ξύλος) werden mit generischen Begriffen wiedergegeben, die auch in anderen Zusammenhängen begegnen (Tab. 1).



stantinopolitan Court: Offices and Ceremonies (Birmingham Byzantine and Ottoman Studies 15) Farnham – Burlington 2013, S. 101. 23 De exped., Kommentar S. 171 zu S. 90, Z. 117. 24 LSJ S. 276 mit der Grundbedeutung „Hof“; LBG S. 231, s.v. αὐλή führt nur die zusätzliche Bedeutung als „Kirche“, „Kapelle“ an. 25 LSJ S. 276 und LBG S. 231, s.v. αὐλαία und αὔλειος. 26 Leon Diak. Χ 8 (S. 172 HASE): καὶ τήν τε βασίλειον ἀρχὴν καὶ τὸν πλοῦτον εἰλήφεσαν, καὶ τὴν ἀποσκευὴν τῆς στρατιᾶς ἐλαφυραγώγησαν ἅπασαν. 27 LBG S. 208, s.v. ἀρχή.

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Zelt

σκήνη, τένδα/τέντα

Kaiserliches Großzelt

κόρτη28, αὐλή29, αὐλαία30/αὔλειος31

Μilitärisches Notzelt ?

καμάρδα32/καμάρδιν33

„Tür“ (= Vorhang)

πύλη34/πύλαι35, θύραι36

Vordach, Eingangsbereich

πρόθυρα, προτείχισμα, προσκήνιον37

Dach

στέγη38

(zentraler) Zeltmast

ξύλος39, πάλος40

Zeltpflöcke

πάσσαλοι41

Spannleinen

σχοῖνοι42, σχοινία43

Tab. 1: Ausgewählte Begriffe zum Thema Zelt in byzantinischen Quellen



U.a. Leonis Taktika XI 18 (S. 202 HALDON); De exped. B 90 und C 128, 130 (HALDON); Theoph. Cont. S. 236 (BEKKER = Chronographia quae Theophanis continuati nomine fertur liber quo Vita Basilii Imperatoris amlecitur, ed. I. ŠEVČENKO [CFHB 42] Berlin – Boston 2011, S. 64): τῆς τοῦ βασιλέως αὐλαίας ἤτοι κόρτης; Georg. Mon. 1060 (MIGNE): πρὸς τὴν κόρτην τοῦ βασιλέως. 29 U.a. Kinnamos I 5 (S. 13 MEINEKE). 30 S. unten 11–12. 31 Psellos VII 20 (I S. 215 REINSCH; II S. 202 IMPELLIZZERI). 32 Maur. Strat. V 4 (Das Strategikon des Maurikios. Einführung, Edition und Indices von G.T. DENNIS, Übersetzung von E. GAMILLSCHEG [CFHB 17] Wien 1981, S. 212). 33 Leonis Taktika Χ 11 (S. 190 DENNIS). 34 Psellos VII 23 (I S. 216 REINSCH; II S. 204 IMPELLIZZERI). 35 Alexias XIII 9 4 (S. 409 KAMBYLIS – REINSCH). 36 Alexias IX 5 3 (S. 268 KAMBYLIS – REINSCH). 37 Mang. Prodr. Gedicht 145 (S. 11 JEFFREYS). 38 Psellos I 27 (I S. 17 REINSCH; I S. 39 IMPELLIZZERI). 39 Zonaras XVIII 13 (S. 696 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 40 Digenis Akrites IV 910 (S. 121 JEFFREYS). 41 Choniates S. 105, 221 (VAN DIETEN). 42 Choniates S. 105, 221 (VAN DIETEN). 43 De exped. C, S. 120, Z. 424 (HALDON); Digenis Akrites IV 910 (S. 121 JEFFREYS). 28

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Kapitel 1

1.2.2. Formen und Bauelemente

Der Formenreichtum von historischen und modernen Zelten ist groß. Hervorzuheben sind mit (a) rechteckiger Grundfläche: Firstzelte (= Giebelzelte), Tunnelzelte und Kuppelzelte und mit (b) runder (bzw. polygonaler) Grundfläche: Mastzelte, Speichenradzelte, Glockenzelte, Geodätzelte, Pyramidenzelte (etwa Tipis) und Jurten. Daneben existieren Sonderformen mit elliptischer Grundfläche (z.B. doppeltes Speichenradzelt). Die einzelnen Typen wiederum können stark in ihrem Aussehen variieren, etwa in der Höhe ihrer Zeltwände. Aus diesem potentiellen Formenreichtum überliefern die bildlichen Quellen der mittelbyzantinischen Zeit nur Giebel- und Rundzelte. Erstere sind im Untersuchungszeitraum bloß durch eine einzige Darstellung im Skylitzes Matritensis (fol. 151r, Abb. 8) repräsentiert. In seiner einfachsten Form ohne vertikale Seitenwände begegnet der Typus auch in den Darstellungen der Wiener Genesis aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts (Abb. 28–30) und jenen der Ilias Ambrosiana (um 500). Dort sind auch alle wesentlichen Bestandteile dieses Zelttyps erkennbar: Für den Bau eines simplen Giebelzeltes werden lediglich eine rechteckige Zeltplane, zwei Masten sowie (optional) eine den First stützende horizontale Stange benötigt. Die Plane kann mit Heringen auch ohne Spannschnüre direkt am Boden verankert werden. Mit den römischen Legionärszelten fand dieser Zelttypus gewissermaßen seine Perfektionierung (Textabb. 2–4, Seite 19). Wenngleich Giebelzelte aufgrund ihrer einfachen Bauweise ohne Zweifel auch im Untersuchungszeitraum eine Rolle gespielt haben werden, scheinen sie zumindest im militärischen und repräsentativen Bereich weitgehend von Rundzelten ersetzt worden zu sein. In den Bildquellen der mittelbyzantinischen Zeit dominieren Zelte mit runder Grundfläche, meist leicht geneigten Zeltwänden und einem klar abgesetzten, steiler zulaufenden Zeltdach (Abb. 4–10, 14–16, 19, 25, 26, 27). Abweichungen von diesem Grundschema gibt es natürlich: In manchen Fällen (Abb. 2, 11–13, 21–23) könnte auch eine quadratische Grundfläche angedeutet sein und einige Zelte weisen eher Kuppelform als ein klar definiertes, spitz zulaufendes Dach auf (Abb. 3, 11, 15, 16, 20, 26). Einzigartig ist der Zeltquerschnitt im Vat. gr. 1851 (Abb. 27), wo die Zeltwände in die stärkere Neigung des Daches nahtlos übergehen und erst der oberste Bereich des Daches klar abgetrennt ist. Die Vertäuung ist, soweit sie erkennbar ist, stets identisch. In den detaillierteren Darstellungen verfügen die Zeltwände an ihrem unteren Ende über gut sichtbare Ösen oder Schlaufen, durch die sie mit Heringen direkt am Boden verankert werden (Abb. 3, 4, 6, 8, 9, 10, 14, 25). Alternativ sind anstelle von Ösen Seile an der Zeltplane befestigt (Abb. 11, 19, 27). Spannschnüre, die am Übergang zwischen Wänden und Zeltdach sowie an der Spitze des Zeltes fixiert sind (Abb. 3-6, 8–11, 13, 14, 19, 25–27), halten die Zelte in Form. Aus den Abbildungen lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch das hölzerne Innenskelett erschließen. Die Konstruktion der Rundzelte setzt zumindest einen zentralen Zeltmast voraus, der auf manchen Darstellungen auch zu se-

Das Zelt in Wort und Bild

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hen ist (Abb. 1, 11, 12, 21, 23; vgl. auch Abb. 33, 34), noch häufiger aber durch seine Bekrönung (goldene Kugel o.ä.44) angedeutet wird (Abb. 3, 8–10, 13, 14, 16, 19). Sofern sie überhaupt Schlüsse auf die Form des Zeltes erlauben, scheinen auch die schriftlichen Quellen am ehesten Rundzelte mit einem zentralen Zeltmast zu beschreiben45. Aus literarischen Quellen des Mittelalters und erhaltenen osmanischen Realien lässt sich folgern, dass Masten historischer Zelte auch aus mehreren Segmenten bestehen konnten, was der Erleichterung des Transports diente46. Einmastige Rundzelte47 konnten gänzlich ohne weitere Holzelemente allein durch Spannseile in Form gehalten werden. Die Zeltwände müssen dabei ebenfalls schräg nach unten gespannt werden. Alternativ lassen sich die Wände durch den Einbau hölzerner Stützen stabiler und senkrechter gestalten. Es ist vielleicht diese Methode des Zeltbaus, auf die ein Rätselgedicht des Christophoros von Mytilene Bezug nimmt. Dort behauptet ein (personifiziertes) Zelt von sich, dass es „Säulen“ habe, die schräg zueinander stehen (oder aber er bezieht sich auf eine Art Tipi)48. Zuletzt gibt es noch eine andere Möglichkeit, die Spannseile zu entlasten: Durch den Einbau radartiger Holzspeichen, die vom Zentralmast abgehen, können die Zeltwände auch ohne zusätzliches Innenskelett mehr oder weniger senkrecht nach unten hängen. Auf ein solches „Speichenradzelt“ könnte die goldfarbene, radförmige Struktur im oberen Bereich des Zeltes des Georgios Maniakes (Abb. 15) hinweisen, sofern sie nicht eine Variation einer goldenen Zeltbekrönung darstellt.



Die Zeltbekrönung durch eine goldene Kugel ist bisweilen auch in westlichen Epen belegt: FRIEDE, Zeltbeschreibung S. 217. Vgl. auch den Bericht Arnolds von Lübeck (s. unten, Anm. 68). 45 S. unten, S. 52. 46 In einem spanischen Alexanderroman (um 1230) etwa wird ein Zeltmast gerühmt, weil er aussah, als sei er aus einem Stück gewesen: FRIED, Zeltbeschreibung S. 217. 47 Zu unterschiedlichen Konstruktionstypen vgl. ATASOY, Tent Complex S. 77–87. 48 Christophoros von Mytilene, Gedicht 71 (Die Gedichte des Christophoros Mitylenaios, ed. E. KURTZ, Leipzig 1903, S. 45): λοξοὺς συνιστῶντας με κίονας φέρω. 44

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Die Pflöcke, mit denen die Seile zu Boden gespannt werden, sind entweder gerade (Abb. 3, 5, 9, 10, 19) oder mit verdicktem (Abb. 4, 13, 14) oder gekrümmtem (Abb. 8, 11, 26, 27) Abschluss in der Form großer Nägel abgebildet. Letztere ähneln erhaltenen hölzernen Heringen aus römischer Zeit, die eine Länge von ca. 30 cm aufwiesen (Textabb. 1)49.

Textabb. 1: römischer Zeltpflock Der Eingangsbereich der Zelte ist verschiedenartig gestaltet. Fol. 18v des Vat. gr. 333 und fol. 153r des Skylitzes Matritensis (Abb. 25, 10) zeigen eine halbrunde Aussparung, die jeweils bis unter das Dach reicht (und in beiden Fällen das Dekorband unterbricht). Während bei der Darstellung im Vaticanus die Öffnung geradezu herausgeschnitten erscheint, resultiert sie im Madrider Manuskript daraus, dass die Zeltbahn an einer Stelle vertikal eingeschnitten wurde und die beiden losen Flügel zu beiden Seiten hochgerafft werden. Im geschlossenen Zustand sieht man einen solchen Zelteingang bei der kleinen Zeltdarstellung im Vat. gr. 1851 (Abb. 27). Auf fol. 75v des Skylitzes Matritensis findet sich eine alternative Lösung. Hier ist ein mit Ornamentbändern verzierter roter Vorhang mit drei Ösen auf einer Art Gardinenstange befestigt (Abb. 2), der mittels eines Hakens zur Seite gerafft wird. Ähnlich sind auch die Zelte auf fol. 68r und 233v desselben Codex gestaltet (Abb. 1, 23; vgl. auch die Parallelen auf Abb. 40). Einen auf einer Stange aufgefädelten Vorhang weist auch das Zelt des Vogelfängers auf fol. 2v des Marc. gr. Z139 (Abb. 26) auf. An einigen erhaltenen osmanischen Zelten lassen sich solche eigens ausgeschnittenen Türbereiche, die mittels Vorhängen oder einer Zeltklappe geschlossen werden konnten, verifizieren50. Die Schriftquellen beschreiben die Eingangssituation von Zelten kaum und sprechen in der Regel nur von „Türen“ (pylai, thyrai)51. Aus einem Bericht einer Gesandtschaft zu dem Usurpator Isaakios (I.) Komnenos im Jahre 1057 erfahren wir aus der Feder des Michael Psellos lediglich, dass der Diplomat vor dem Repräsentativzelt Isaakiosʼ warten musste, bis der Zeltvorhang ruckartig aufgerissen werden konnte, um den Blick auf die theatralisch inszenierte Thronszene freizugeben52. Anna Komnene bedient sich eines allgemeinen Tür-



Vgl. W. GROENMAN-VAN WAATERINGE, Romeins lederwerk uit Valkenburg, Groningen 1967, S.105 zu Funden in Saalburg (D) und Velsen (NL); J. WILD, Wooden Tent-Pegs from the Roman Fort at Melandra, Glossop, Derby, in: Antiquaries Journal 54, 1974, S. 302–305 zu Funden in Glossop (GB). 50 ATASOY, Tent Complex S. 88–89. Häufiger ist jedoch auch hier die simplere Variante eines vertikalen Schnitts durch die Vorderwand des Zeltes belegt. 51 S. oben, Tab. 1. 52 Psellos VII 23 (I S. 216 REINSCH, II S. 204 IMPELLIZZERI): ἀθρόον τὴν πύλην ἀναπετάννυσιν. 49

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Vokabulars, wenn sie den unverschlossenen Eingang des Zelts ihres Vaters Alexios I. beschreibt (οὔτε θύραι ἐπεζυγοῦντο)53. Davon abgesehen erwähnt ein Gedicht des Manganeios Prodromos auf das Zelt der sebastokratorissa Eirene (Ende 12. Jh.)54 explizit dessen Eingangsbereich (Z.2: prothyra, πρόθυρα; Z.17: proskēnion, προσκήνιον) und rühmt die dort befindlichen Darstellungen aus Mythologie und Tierwelt: „Meine Herrin, Muse der Musen, Hochburg der Schönheit, der Vorhof (prothyra) deines Zeltes ist mit Anmut erfüllt. … Wer könnte dieses proteichisma und diese aulaia betrachten und wäre nicht überrascht, geradezu überwältigt? Denn wenn schon im Eingangsbereich (proskēnion) die Anmut so groß ist, wie groß muss dann erst das Wunder der Anmut sein im Inneren des Zeltes (skēnē) jener Frau, die absolut einzigartig und die erste unter den Anmutigen ist?“ Der Begriff proteichisma ist ein militärischer terminus technicus und bezeichnet die einer Mauer oder einem Tor vorgelagerten Verteidigungsanlagen. Ob der Dichter damit bauliche Strukturen vor dem Zelteingang (etwa ein Vordach mit Seitenwänden, einen schützenden Baldachin?55) beschreibt, oder sich nur auf den Raum bezieht, muss offen bleiben. Ähnliche interpretative Spielräume erlaubt aulaia, dessen Bedeutung von „Vorhang“56 bis „(Vor-)Hof“ 57 reicht.



Alexias IX 5 3 (S. 268–269 KAMBYLIS – REINSCH). 54 Edition und Kommentar: ANDERSON – JEFFREYS, Decoration. Δέσποινα, μοῦσα τῶν μουσῶν, ἀκρόπολις τοῦ κάλλους, τὰ πρόθυρά σου τῆς σκηνῆς πεπλήρωνται χαρίτων. ... Τίς οὖν εἰς τὸ προτείχισμα καὶ τὴν αὐλαίαν ταύτην οὐκ ἀπιδὼν καταπλαγῇ καὶ μᾶλλον ἀπορήσει; Ἂν γὰρ εἰς τὸ προσκήνιον αἱ χάριτες τοσαῦται, πόσον λοιπὸν ἐν τῇ σκηνῇ τῆς χάριτος τὸ θαῦμα τῆς ἀπολύτως καὶ μιᾶς καὶ πρώτης τῶν χαρίτων; 55 So C. CUPANE, Orte der Liebe: Bäder, Brunnen und Pavillons zwischen Fiktion und Realität, in: Ekphrasis. La représentation des monuments dans les littératures byzantine et byzantino-slaves, ed. P. ODORICO – V. VAVRINEK (= BSl 69.3 suppl) Prag 2011, S. 167–178, hier S. 175. Für osmanische Zelte sind Baldachine mit Seitenteilen bildlich belegt: ATASOY, Tent Complex S. 92–93. 56 Suda, A 4434 (I S. 413 ADLER): Αὐλαία: τὸ τῆς σκηνῆς παραπέτασμα. κέχρηται δὲ αὐτῷ Ὑπερίδης ἐν τῷ κατὰ Πατροκλέους. Πολύβιος· ἀκούων ταῦτα πάντα διὰ τῆς αὐλαίας ἐγέλα ὁ βασιλεύς. καὶ αὖθις· ὁ δὲ λαβὼν ἐκ τῆς παραπεπετασμένης αὐλαίας καλῴδιον ἑαυτὸν ἀπεκρέμασεν. 53

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Manche mittelbyzantinischen Autoren verwenden den Begriff (pars pro toto?) im Sinne von „Zelt“58. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Metapher, die Niketas Choniates in einer Rede für Theodoros Laskaris zur beginnenden Fastenzeit bemüht: „Wer dem Fasten aus dem Wege geht, wird klarerweise unwillig sein und glauben, er erleide Entsetzliches, wenn er an die beschwerlicheren Gebote rührt, weil einer, der sich nicht einmal vornimmt, bis zum Zelt(eingang) (aulaia) vorzudringen, und der davor verzagt, das Vorzelt (proskēnion) zu betreten, auch nicht den Willen aufbringen wird, jemals bis in das Innerste von etwas zu treten“59. Hierdurch wird zumindest klar, dass das proskēnion passiert werden musste, bevor man zur aulaia gelangte, die in dieser Stelle das Zelt an sich zu beschreiben scheint60. Das proskēnion ist hier mehr als nur eine freie Fläche vor dem Zelt und erweckt den Eindruck eines baulichen Elements. Angesichts dieser Vergleichsstellen und der Anzahl der aufgezählten Dekorationen (s. auch unten) dürfte sich das Gedicht des Manganeios Prodromos in der Tat auf eine Art Vordach oder Vorzelt beziehen, das zugleich als Wetterschutz diente61. Zum Material des Zeltes geben die Militärtraktate keine Auskünfte. Die so genannte Suda, ein Lexikon des 10. Jahrhunderts, definiert Zelte (tendai, τένδαι) als „Häuser aus Leinenstoff“62 und auch ein Enkomion von Manuel Holobolos



Choniates S. 236–237 (VAN DIETEN): „offener Platz“; ebenda S. 384 (VAN DIETEN): „Kaiserhof“. 58 Theoph. Cont. S. 236 (BEKKER = S. 64 ŠEVČENKO): τῆς τοῦ βασιλέως αὐλαίας ἤτοι κόρτης; Alexias XV 3 5: τὴν αὐλαίαν ἐπήγνυτο; Holobolos I 48 (M. TREU, Manuelis Holoboli orationes, I–II, Potsdam 1906–1907): μονὴν καὶ ἐπ’ αὐλαίᾳ θέρμην ἕκαστος ἐκζητεῖ, σκηναῖς αὐλιζόμενον ταῖς ἐκ λίνου τὰς τοῦ χειμῶνος ὑπερβολὰς καὶ τὰς τῶν νιφετῶν καρτεροψύχως φέροντα; Manasses, Z. 364–365 (Constantini Manassis Breviarium Chronicum, I–II, ed. O. LAMPSIDES [CFHB 36.1] Athen 1996, I S. 23): Κάϊν ἐλαθεὶς τῆς πρώτης παροικίας καὶ γῆν πολλὴν ἐπιδραμὼν ἔπηξε τὰς αὐλαίας; Choniates S. 197, S. 255, S. 414, S. 568 (VAN DIETEN). 59 Nicetae Choniatae orationes et epistulae, rec. J.-L. VAN DIETEN (CFHB 3) Berlin – New York 1972, S. 178 (Nr. 17): εἰπεῖν δὲ καὶ οὕτως, ὁ τὴν νηστείαν περιιστάμενος δῆλον ὡς δυσχερανεῖ καὶ δεινὰ πάσχειν οἰήσεται τῶν ἐργωδεστέρων ἐντολῶν ἁπτόμενος, ὅτι μηδ’ ὁ τῇ αὐλαίᾳ ἐπεγχρίπτειν οὐδαμῶς προθέμενος καὶ τὰ προσκήνια πατεῖν ἀπειπάμενος ἐπιβῆναι ἄν ποτε τῶν ἀδύτων τινὸς αἱρετίσαιτο. Übersetzung nach: Kaisertaten und Menschenschicksale im Spiegel der schönen Rede. Reden und Briefe des Niketas Choniates. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von F. GRABLER (BGS 9) Graz – Wien – Köln 1966, S. 303 (wo aulaia als „Vorhang“ wiedergegeben wird). 60 Die Trennung zwischen Zelt und Zelteingang verschwimmt auch in Choniates S. 41 (VAN DIETEN): (scil. der sterbende Ioannes II.) ἀνῆκε τὴν αὐλαίαν πᾶσι τοῖς εἰσιέναι καὶ δεηθῆναι θέλουσι. 61 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration S. 14. 62 Suda, T 307 (IV S. 522 ADLER): Τένδα: παρ’ ἡμῖν οἰκία ἐκ λίνων. 57

Das Zelt in Wort und Bild

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auf Kaiser Michael VIII. Palaiologos (1261–1282) beschreibt Zelte aus Leinen63. Arnold von Lübeck gibt als Material für die Zelte Manuels I. Baumwolle an64. Jenes Zelt, das Michaels VIII. Tochter Maria mit zu den Mongolen nahm, soll aus starken Stoffbahnen aus Seide bestanden haben65. Möglicherweise wurden seidene Zelte mitunter durch robustere Überzelte vor der Witterung geschützt, wie es für die osmanische Zeit belegt ist66. Für ein von Christophoros von Mytilene beschriebenes Zelt trifft dies jedoch sicherlich nicht zu, denn der Dichter beschreibt die Wände ausdrücklich als lichtdurchlässig67. Die bildlichen Darstellungen von Zelten weisen stets sehr unterschiedliche Farben und Dekorationselemente auf, darunter vor allem umlaufende Zierbänder an der Unterkante des Zeltdaches und im Bereich der Spitze, die überdies von einer goldfarbenen Kugel bekrönt sein kann. Dieses Detail deckt sich mit Arnold von Lübecks Behauptung, die Zelte Kaiser Manuels I. Komnenos seien mit goldenen (bzw. vergoldeten) Bekrönungen (cum capitibus aureis) verziert gewesen68. Der Dekor ist zumeist relativ schlicht ausgeführt und weist entweder Zickzacklinien und Punkte oder eine netzartige Struktur auf. Geschwungene, floral anmutende Motive finden sich unter den Darstellungen im Skylitzes Matritensis auf einem muslimischen Zelt (Abb. 3) und auf einem Feldherrenzelt (Abb. 9). Baumförmige (?) Verzierungen sind auch auf den Wänden des Zeltes der Prinzessin im Vat. gr. 1851 zu sehen (Abb. 27). Auch figürliche Dekoration ist belegt. Die Wände des Rundzeltes eines Vogelfängers zieren ein Leopard und ein Adler, die einen Hirsch und einen Hasen jagen. Das Zeltdach ist mit den üblichen geometrischen Mustern dekoriert (Abb. 26). Umgekehrt verhält es sich bei einem Zelt in einer illuminierten Handschrift des Buches der Könige: Dort weisen die Wände eines Zeltes ein Muster aus farbigen Bändern auf, während sich auf dem Dach kämpfende Männerfiguren tummeln (Abb. 25). Figürliche Motive sind auch literarisch belegt. Im Heldenepos des Digenis Akritēs wird ein großes, goldbesticktes Zelt mit ver-



Holobolos I S. 48 (TREU): σκηναῖς αὐλιζόμενον ταῖς ἐκ λίνου. 64 Arnold von Lübeck I 4 (Arnoldi chronica Slavorum, ed. I.M. LAPPENBERG [MGH SS rer. Germ. 14] Hannover 1868, S. 18): Videres igitur illic tentoria innumera erecta, bissina, purpurea, cum capitibus aureis, et pro uniuscuiusque magnificentia vario decore ornata. 65 Pachymeres III 3 (Georges Pachymérès, Relations Historiques I: Livres I–III. Édition, introduction et notes par A. FAILLER. Traduction française par V. LAURENT [CFHB 24/1] Paris 1984, I S. 235): ἐκ πέπλων στιβαρῶν ἐκ μετάξης. 66 ATASOY, Tent Complex S. 108–110; vgl. MULLETT, Byzantine Tent S. 282. 67 Christoph. Mytil., Gedicht 71 (S. 45 KURTZ): φῶς ἔνδον ἕλκω, καίπερ ὢν πεφραγμένος. 68 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18 LAPPENBERG). 63

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schiedenen Tierdarstellungen erwähnt69. Als Michael VIII. Palaiologos seine Tochter Maria dem Khan der Goldenen Horde zur Frau gab, schickte er ein Zelt mit, das mit Heiligenfiguren aus Goldfäden bestickt war und als Feldkapelle dienen sollte70. Eine ebenso ausführliche wie einzigartige Beschreibung der Dekoration des Zeltes der sebastokratorissa Eirene im späten 12. Jahrhundert enthält das Gedicht des Manganeios Prodromos. Schon der Eingangsbereich weist reichen Figurenschmuck auf: „Eroten schlagen die Saiten an und singen stumm zur Kithara, Satyrn scheinen zu spielen, Kentauren springen, die Musen tanzen gemeinsam, Nereiden hüpfen, Darüber fliegen Vögel, andere jagen die goldenen Vögel Indiens, die gemeinsam fliegen. Der goldbefiederte Papagei, ein Juwel an Schönheit, konkurriert mit dem goldenen Smaragd der Pfauen, und mit den prächtigen Vögeln und dem Kreis der Flügel. Das blasse Schimmern des Goldes auf ihren Rücken präsentieren sie und vergleichen sich miteinander. Verschlagene Füchse lassen ihre listigen Pläne fahren, geben sich der Lyra hin und tanzen zur Kithara. (…) Draußen spielen Eroten, weitere Eroten sind im Inneren und beugen ihre Nacken und ihr Knie vor der Herrin, um sich umso unterwürfiger zu gebärden“71.



Digenis Akrites IV 908–910 (S. 121 JEFFREYS): καὶ τένδαν χρυσοκέντητον, ὡραίαν, παμμεγέθη, ζώων ἔχουσαν συγκοπὰς πολυμόρφους ἰδέας. Darüber hinaus verfügt das Zelt über seidene Spannseile und silberne Masten. 70 Pachymeres III 3 (I S. 235 FAILLER): σκηνικὸν νεὼν ἐκ πέπλων στιβαρῶν ἐκ μετάξης, τὰς δέ γε τῶν ἁγίων μορφὰς χρυσῷ πεποιημένας ἔχοντα; vgl. HILSDALE, Augusta S. 472 mit Anm. 78. 71 Mang. Prodr. Gedicht 145 (S. 11–12 JEFFREYS): Ἔρωτες πλήττουσιν χορδάς, σιγῇ κιθαρωδοῦσιν, δοκοῦσι παίζειν σάτυροι, σκιρτῶσιν ἱπποκράται, αἱ μοῦσαι συγχορεύουσι, πηδῶσι νηρηίδες, ὄρνιθες ὑπερίπτανται, κυνηγετοῦσιν ἄλλοι τῆς Ἰνδικῆς τὰ χρύσεα πτηνὰ συναναπτάντα. Ὁ χρυσοπτέρυξ ψιττακός, τοῦ κάλλους ὁ λυχνίτης, πρὸς τὴν χρυσέαν σμάραγδον ἐρίζει τῶν ταώνων, καὶ πρὸς τοὺς γαύρους ὄρνιθας καὶ τῶν πτερῶν τὸν κύκλον· τὴν τοῦ χρυσοῦ χλωρότητα τὴν ἐν τοῖς μεταφρένοις συναντιπαρατίθησι καὶ συμπαραδεικνύει. Ἀλώπεκες αἱ πονηραὶ τοὺς δόλους ἐκλιποῦσαι τῇ λύρᾳ προσανέχουσιν, ὀρχοῦνται πρὸς κιθάραν. (…) Ἔρωτες ἔξω παίζουσιν, ἔρωτες ἔνδον ἄλλοι, αὐχένας ὑποκλίνουσι καὶ γόνυ τῇ δεσποίνῃ, 69

Das Zelt in Wort und Bild

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Das Bildprogramm im Außen- und Innenbereich des Zeltes umfasste also Tiere (Pfauen, Papageien, Füchse), Humanoide (Eroten, Musen, Nereiden) und Hybridwesen (Satyrn, Kentauren) und steht damit den zeitnahe entstandenen Elfenbeinschnitzereien auf einer Reihe von Rosettenkästchen nahe, sowohl was die Auswahl der Motive als auch deren lose Anordnung betrifft72. Was die technische Umsetzung der Dekorationselemente angeht, ist an Bestickung zu denken (wie die Heiligenfiguren in der Feldkapelle von Maria Palaiologina); aber auch Bemalung wäre möglich73. Ein weiteres überliefertes Kurzgedicht des Manganeios Prodromos im selben Kontext74 könnte darauf hindeuten, dass dieses auf dem Zelt selbst angebracht war und damit Bestandteil der Dekoration war75. Prachtvolle Verzierungen an den kaiserlichen Zelten Manuels I. erwähnt Arnold von Lübeck anlässlich des Treffens des Kaisers mit Herzog Heinrich II. von Bayern und Sachsen (1172)76. Derselbe Autor berichtet aus demselben Anlass auch von einem goldfarbenen Zelt, das mit Edelsteinen besetzt gewesen sei77, wobei diese singuläre Angabe eher Arnolds Hang zum Phantastischen entsprungen sein dürfte. Während sich für die Außengestaltung byzantinischer Zelte also zumindest einige Grundtypen rekonstruieren lassen, ist über die Dekoration des Innenraumes kaum etwas überliefert. Manganeios Prodromos erwähnt zwar, dass auch der Innenraum des Zeltes der sebastokratorissa prachtvoll geschmückt gewesen sei, nennt jedoch lediglich Eroten im Demutsgestus – die eigentliche Zier im Innenraum ist seine Gönnerin selbst. Die Buchmalerei gewährt kaum Einblicke ins Innere der Zelte und gibt in den wenigen Ausnahmen nur einfarbige Zeltwände wieder (Abb. 1–3, 11, 12, 14, 21–23). Einen Sonderfall stellt das Zeltbild im Vat. gr. 1851 (Abb. 27) dar. Den Großteil des Blattes nimmt ein Querschnitt eines Zeltes ein, in dem das Treffen der nach Konstantinopel verheirateten Prinzessin Agnes/Anna und ihrer zukünftigen Schwägerin Maria dargestellt ist78. Im linken unteren Bildviertel greifen großflächige Medaillons die baumförmigen Motive auf, die sich auch auf der verkleinerten Außenansicht desselben Zeltes in der linken oberen Bildecke befinden. Die Medaillons erinnern an erhaltene und bildlich überlieferte byzantinische Seidengewän-



ἐπὶ τὸ δουλικώτερον ὑποσχηματισθέντες. 72 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration S. 15–18. 73 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration S. 18. 74 Mang. Prodr. Gedicht 146 (S. 12 JEFFREYS): Ὁπόταν ἴδω τὰς σκηνὰς τὰς πεπηγμένας ταύτας κεχαλασμένας ἐπὶ γῆς καὶ μεταπηγνυμένας, τὴν πρόσκαιρον λογίζομαι τοῦ βίου παροικίαν καὶ τὴν σκηνὴν τοῦ σώματος τὴν μετατιθεμένην. 75 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration S. 18. 76 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18 LAPPENBERG): Videres igitur illic tentoria innumera erecta, bissina, purpurea, cum capitibus aureis, et pro uniuscuiusque magnificentia vario decore ornata. 77 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18–19 LAPPENBERG): tentorium aureum, quod totum incanduit gemmis et lapidis preciosis. 78 HILSDALE, Augusta S. 472.

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der. Man könnte die dekorativen Textilien als Anspielung auf ein seidenes Innenzelt interpretieren, doch scheint die auffällige perspektivische Malerei eher entweder (1) einen mit Seidenstoffen abgetrennten, kubischen Raum innerhalb des Zeltes (eine Art Baldachin) oder (2) eine Art textile Kulisse (eine Art Paravent?) hinter der kastenförmigen Sitzgelegenheit anzudeuten (man beachte die beiden Füße dieses Möbels am rechten Abschluss). Vergleichbar sind fol. 224r und 225v des Skylitzes Matritensis, die ebenfalls Thronsituationen in Zelten wiedergeben. Auch hier ragt hinter den Sitzmöbeln ein vertikales, mit floralen Motiven verziertes Element auf, das sowohl die innere Zeltwand als auch einen Teil der Throninstallation andeuten kann. Klar ist zumindest, dass der Innenraum des Zeltes durch aufwendig gestaltete Textilien geschmückt werden konnte79.

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Vgl. hierzu auch Kapitel 2.7.2.





2. Das byzantinische Heerlager Zelte begegnen in byzantinischen Quellen überwiegend im Kontext von Feldlagern. Eine breiter angelegte Untersuchung zur Entwicklung des byzantinischen Militärlagers ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich und auch nicht zielführend1. Was allerdings nötig ist, ist ein kurzer Blick auf diese temporären und semipermanenten Zeltlager, und zwar sowohl aus der Sicht der (oft voneinander oder von antiken Quellen abhängenden) Militärhandbücher als auch aus jener der Historiographen. Die Rekonstruktion des räumlichen Kontexts dient als Grundlage für die meisten weiteren Beobachtungen, in deren Zentrum das Zelt an sich stehen soll. Auch einige realienkundliche Überlegungen lassen sich am besten über die Analyse der Lagerordnungen bewerkstelligen. Bevor man sich dem Zelt als sozialen Raum zuwenden kann, gilt es also einen Blick auf das gängigste Setting zu werfen. 2.1. Das römische Feldlager Einer der Hauptgründe für den Erfolg der römischen Armee war ihre überlegene Logistik. Routinemäßige Abläufe und genaue Aufgabenverteilungen erlaubten eine effiziente Nutzung von Zeit, Personal und Ressourcen, besonders beim Aufbau von Heereslagern in feindlichem Gebiet2. Die ausführlichsten Beschreibungen römischer Marsch- und Heereslager stammen aus der Feder des Polybios (2. Jh. v. Chr.), des Pseudo-Hyginus (Ende 1./2. Jh. n. Chr.) und des Vegetius (4. Jh. n. Chr.). Ohne hier auf die im Laufe der Jahrhunderte erfolgten Veränderungen einzugehen, war das römische Feldlager idealerweise quadratisch oder rechteckig, von einem Graben (fossa) mit Palisadenwall (vallum) umgeben und von mehreren sich kreuzenden geraden Straßen in gleichmäßige Sektionen unterteilt, in denen die Zelte der Soldaten aufgestellt wurden. Ungefähr in der Mitte des Lagers sollte sich das  Es möge ein Hinweis auf die grundlegenden Studien zu diesem Thema genügen: G. KOLIAS, Περὶ ἀπλήκτου, in: EEBS 17, 1941, S. 144–184; F. GROSSE, Das römisch-byzantinische Marschlager vom 4.–10. Jahrhundert, in: BZ 22, 1913, S. 90–121. In beiden Werken ist jedoch die teils veraltete Identifizierung bzw. Datierung einzelner Quellen zu beachten. Aus den rezenteren Untersuchungen s. besonders MCGEER, Dragonʼs Teeth S. 329–360; J. HALDON, Warfare, State and Society in the Byzantine World, London 1999, S. 139–189, bes. S. 152–154. 2 Wenngleich an vielen Stellen überholt, bietet GROSSE, Marschlager S. 90–98 immer noch einen groben Überblick über die Thematik. Aus der umfangreichen jüngeren Literatur seien die quantitativen und logistischen Beobachtungen von A. Richardson genannt: A. RICHARDSON, Camps and Forts of Units and Formations of the Roman Army, in: Oxford Journal of Archaeology 21/1, 2002, S. 93–107; IDEM, The Order of Battle in the Roman Army: Evidence from Marching Camps, in: Oxford Journal of Archaeology 20/2, 2001, S. 171–185; IDEM, The Numerical Basis of Roman Camps, in: Oxford Journal of Archaeology 19/4, 2000, S. 425–437; IDEM, Space and Manpower in Roman Camps, in: Oxford Journal of Archaeology 22/3, 2003, S. 303–313. 1

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Kapitel 2

Feldherrenzelt befinden3. Die Auswahl des Lagerplatzes und die Vermessung oblagen den mensores und metatores, die zunächst das praetorium, den Bereich des Feldherrenzelts4, mit Fahnen absteckten und von hier aus das restliche Lager aufteilten5. Die römischen Soldatenzelte waren Firstzelte, wie sie auch auf der Trajanssäule abgebildet sind. Im Lager von Vindolanda (Nordengland)6 und in Valkenburg (Niederlande)7 sind die bisher bedeutendsten Reste von ledernen Zelten archäologisch geborgen worden. Die bisher rekonstruierten Typen unterscheiden sich nur in Details. Die Fragmente aus Valkenburg wurden einem Firstzelt mit vertikalen Seitenwänden und einer quadratischen Grundfläche zugeordnet, die nach den Angaben in Hyginus mit ca. 3 × 3 m (= 10 × 10 Fuß) angenommen wurde. Aus erhaltenen Giebelfeldern rekonstruierte man eine Dachneigung von etwa 30° und damit eine Firsthöhe von lediglich 1,20 m. Zur Unterbringung eines aus acht Personen bestehenden contubernium hätte dieses Zelt gerade ausgereicht (Textabb. 2)8. Ein Fundkontext aus Vindolanda (Vindolanda I) ermöglichte eine noch genauere Rekonstruktion. Die Grundfläche lässt sich aus den gefundenen Einzelsegmenten erneut auf ca. 10 × 10 Fuß berechnen. Die vertikalen Zeltwände erreichten eine Höhe von etwa 95 cm, während die Giebelhöhe 170–185 cm betrug (Textabb. 3, 4)9. Funde weiterer standardisiert angefertigter Ledersegmente ermöglichten eine real ausgeführte Rekonstruktion10. Dabei wurde klar, dass das Zelt über einen inneren Holzrahmen aus mindestens vier Eckpfählen à 1 m Höhe und zwei Pfählen in der Mittelachse à 2 m Höhe verfügt haben musste, die als Auflage für drei Stangen à 3 m dienten11. Ein weiteres in Vindolanda gefundenes Zelt weist eine Seitenlänge von nur 2,5 m auf, entspricht abgesehen davon aber dem Bauplan von Vindolanda I.12 Leder als Zeltmaterial ist auch in schriftlichen Quellen belegt13. Für die Anfertigung des Zeltes Vindolanda I, das (ohne Holzrahmen, Spannschnüre und Heringe) 18–20 kg gewogen haben dürfte, wurden etwa 70 Ziegenhäute benötigt14. Die Verwendung von Leder ist nicht nur für die nordeuropäischen  GROSSE, Marschlager S. 90–91; KOLIAS, Περὶ ἀπλήκτου S. 149. 4 DNP online, s.v. praetorium. (J.B. CAMPBELL). 5 GROSSE, Marschlager 91; KOLIAS, Περὶ ἀπλήκτου S. 144–146. 6 C. VAN DRIEL-MURRAY, New Light on Old Tents, in: Journal of Roman Military Equipment Studies 1, 1990, S. 109–137; EADEM, A Roman Tent: Vindolanda Tent I, in: Roman Frontier Studies 1989. Proceedings of the XVth International Congress of Roman Frontier Studies, ed. V.A. MAXFIELD – M.J. DOBSON, Exeter 1991, S. 367–372. 7 GROENMAN-VAN WAATERINGE, Lederwerk S. 79–106. 8 GROENMAN-VAN WAATERINGE, Lederwerk S. 98–105. 9 VAN DRIEL-MURRAY, Roman Tent 369–371; EADEM, New Light S. 115 (Fig. 4). 10 EADEM, New Light S. 118–125. 11 VAN DRIEL-MURRAY, New Light S. 115. 12 Freundlicher Hinweis von C. van Driel-Murray. 13 Liv. XXIII 18 5; Tac. ann. XIII 35 3; XIV 38 1. 14 VAN DRIEL-MURRAY, Roman Tent S. 369–371; EADEM, New Light S. 118. 3

Das byzantinische Heerlager

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Fundstätten und das hier spezifische Klima charakteristisch: Identische Zeltteile sind für die augusteische Zeit auch in Ägypten belegt15. Überwinterten bewaffnete Verbände in einem Lager, wurden bisweilen hölzerne Dachkonstruktionen errichtet, welche die Zeltreihen vor der Witterung schützten16. Zelte aus Leinen oder Stoff sind für die römische Zeit hingegen nicht eindeutig belegbar17.

Textabb. 2

Textabb. 3 Textabb. 2–4: Zeltrekonstruktionen

 Freundlicher Hinweis von C. van Driel-Murray. 16 J.-M. A. W. MOREL, Tents or Barracks?, in: Roman Frontier Studies 1989. Proceedings of the XVth International Congress of Roman Frontier Studies, ed. V.A. MAXFIELD – M.J. DOBSON, Exeter 1991, S. 376–386. 17 Die Faltenwürfe auf den Zeltdarstellungen auf der Trajanssäule scheinen allerdings für Leder ungewöhnlich. Außerdem erinnern die gitterförmigen Verstärkungen am Zeltdach als Seile zur Verstärkung von Stoffbahnen, wie sie beispielsweise auf dem Torlonia-Relief auch auf Segeln antiker Schiffe abgebildet sind. 15

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Kapitel 2

2.2. Kontinuität und Innovation: Das Heerlager ab dem 6. Jahrhundert

Die byzantinischen Militärtraktate schließen nahtlos an die römischen an, wobei die Übernahmen nicht rein textlicher, sondern auch praktischer Natur gewesen sein dürften. Der Schlüsseltext für die Entwicklungen zwischen der Spätantike und der mittelbyzantinischen Zeit ist das so genannte Strategikon des Maurikios, das zwischen 573 und 628 verfasst wurde18. In vielen Bereichen auf Vorgängertexten aufbauend, gibt es doch einen authentischen Einblick in die zeitgenössische Militärmaschinerie. Was den Aufbau von Marschlagern betrifft, so empfiehlt das Strategikon, aus jeder Schwadron (bandon, βάνδον) je zwei Vermesser (mēnsores, μήνσορες) und Quartiermacher (antikensores, ἀντικένσορες) auszuwählen19. Diese sollen in unbekanntem Land dem Heer einen Tagesmarsch vorausziehen. Sobald ein potentieller Platz für die Errichtung des Lagers gefunden ist, sollen die Quartiermacher die Qualität von Trinkwasser und Weiden prüfen, die mensores aber die nötigen Vermessungen durchführen und jeder Division (meros, μέρος) ihre jeweiligen Zeltplätze zuteilen20. Als Form sollte in jedem Fall das Rechteck angestrebt werden, wenn es das Gelände zulässt21. Die Letztverantwortung für die Wahl des Platzes liegt jedoch beim Feldherren, der zu kontrollieren hat, ob ausreichend Wasser, Holz und Gras vorhanden ist22. Auch auf das Relief ist zu achten: Benachbarte Hügel sind zu vermeiden, weil sie dem Feind den Beschuss des Lagers erleichtern23. Ein temporäres Marschlager im feindlichen Gebiet24 (τὸ ἐν μέσῳ ἀπλήκτον25) wird mit Palisaden gesichert, selbst wenn es den Truppen nur für eine einzige Übernachtung dient26. Nach Möglichkeit soll auch ein Graben (taphros, τάφρος) ausgehoben werden27. Ist das Heereslager auf eine längere Nutzung ausgerichtet, so ist seine Befestigung aufwändiger. Zunächst wird rund um das Lager ein Graben von fünf bis sechs Fuß Breite und sieben bis acht Fuß Tiefe ausgehoben. Das Aushubmaterial wird dabei zu einem Wall aufgeschüttet. Die  DENNIS, Strategikon S. 15: Datierung einhellig zwischen 573 und 628; ebenda S. 16 Vorschlag der Eingrenzung auf 592–610. 19 Maur. Strat. VII B 17 (S. 264 DENNIS). 20 Maur. Strat. I 9 (S. 102 DENNIS). Vgl. auch ebenda II 12 (S. 132 DENNIS). 21 Maur. Strat. XII B 22 (S. 476 DENNIS). 22 Maur. Strat. VIII 2 (S. 292 DENNIS). Zur Bedeutung guter Luft und Hygiene (Latrinen nur außerhalb des Lagers) s. auch Maur. Strat. XII B 22 (S. 476 DENNIS). 23 Maur. Strat. XII B 22 (S. 476 DENNIS). 24 Die Anlage von Lagern (χάρακα) empfiehlt der Ratgeber allerdings auch beim Marsch durch eigenes Land: Maur. Strat. VIII 1 (S. 274 DENNIS). 25 Das Strategikon kennt auch den Begriff des φοσσάτον: In VII 7 (S. 236 DENNIS) handelt es sich dabei um offenbar kleinere Lager, die der Sicherung von Wasser, Nahrungsmitteln und Futter dienen. 26 Maur. Strat. V 4 (S. 212 DENNIS). 27 Maur. Strat. IX 5 (S. 330 DENNIS). 18

Das byzantinische Heerlager

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Wagen des Trosses dienen dem Lager als zusätzlicher Schutz. Außerhalb des Grabens werden Krähenfüße verstreut und Pfahlgruben gegraben. Die Umwallung hat je einen größeren Durchlass auf jeder Seite des Quadrats, dazu noch mehrere kleinere Öffnungen28. Innerhalb der Wagenburg werden die einfachen Zelte (τένδας ἁπλᾶς) der Leichtbewaffneten aufgestellt. In der Mitte des Lagers wird ein kreuzförmiger Platz (40–50 Fuß Breite) freigelassen. Auf beiden Seiten davon werden abschnittsweise und dicht aneinander die Zelte aufgestellt. Das Zelt eines jeden Divisionskommandanten soll direkt bei seinen Truppen stehen. Das Strategikon rät, das Zelt des Feldherren nicht genau in der Mitte des Lagers aufzustellen, weil dort, an der Kreuzung der beiden Hauptwege, die Lärm- und Schmutzbelastung zu hoch sei. Um die Befehlskette effizienter zu gestalten, stellt jede Division einen Boten beim Zelt des Feldherren ab, ebenso wie die Hauptmänner jeweils einen Soldaten direkt beim Zelt ihres Divisionskommandanten stationieren29. Über die Zelte der Soldaten und Kommandanten selbst enthält das Strategikon nur wenige, aber maßgebliche Auskünfte. Jene aus dem Tross, die in den Kampf ziehen, sollen neben Ersatzpferden und Proviant entweder kleine Zelte (τένδας μικράς) mit sich führen, oder doppelte Decken, die sich als eine Art Notzelt (εἰς τένδαν ἤτοι καμάρδαν) verwenden lassen30. Der hierfür verwendete Begriff kamarda (καμάρδα) dürfte, wie auch tenda, eine direkte Übernahme aus dem Lateinischen sein. Das Lexikon der byzantinischen Gräzität führt als Wurzel des Wortes cameratus (lat. camera = Gewölbe) an und übersetzt das Wort als „Rundzelt“31, wobei es hierfür keinerlei Indizien gibt. Trotz des Festhaltens an römischen termini technici enthält der Traktat eine Angabe zu einer offenbar zeitgenössischen Änderung, indem er rät: „Jede Gruppe (κοντουβέρνιον < contubernium) muss ein Zelt, Sicheln und Äxte für die notwendigen Bedürfnisse haben; es ist aber gut, d i e Z e l t e n a c h d e r A r t d e r A w a r e n (Hervorhebung D.H.) zu haben, weil diese Zelte zugleich prächtig und nützlich sind“32. Es ist unklar, worin sich die awarischen von den römischen Zelten unterschieden. Falls gemeint ist, Rundzelte anstelle der rechteckigen Firstzelte zu verwenden, so wäre hier der erste Schritt in Richtung einer Materialreform im byzantinischen Heer greifbar, die sich in den Quellen aber erst ab dem 9.  Maur. Strat. XII B 22 (S. 474 DENNIS). 29 Maur. Strat. XII B 22 (S. 474 DENNIS). Der freie Platz im Zentrum soll für den Fall reserviert bleiben, dass die außerhalb des Lagers stationierte Kavallerie einrücken muss. Zur Kavallerie außerhalb des Lagers s. auch Maur. Strat. XII B 22 (S. 478 DENNIS) und IX 5 (S. 330 DENNIS). 30 Maur. Strat. V 4 (S. 212 DENNIS). 31 LBG S. 753, s.v. καμάρδα, καμάρδιν. 32 Maur. Strat. I 2 (S. 82 DENNIS): Χρὴ τένδαν κατὰ κοντουβέρνιν καὶ δρέπανα καὶ ἀξίνας ἔχειν αὐτοὺς διὰ τὸ ἀναγκαῖον τῆς χρείας· καλὸν δέ ἐστι τὰς τένδας κατὰ τὸ σχῆμα τῶν Ἀβάρων γίνεσθαι, ὅτι καὶ κομπαὶ καὶ χρειώδεις εἰσίν. S. Addendum S. 144. 28

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Kapitel 2

Jahrhundert niederschlägt. Solange keine genaueren Aussagen über die Zelte der Awaren getätigt werden können, ist eine lineare Beeinflussung aber nicht zu beweisen. Möglicherweise ist bei der Umstellung des byzantinischen Heeres auf Rundzelte auch mit anderen Einflüssen zu rechnen. Zwischen der Empfehlung des Strategikon und den ersten eindeutigen Belegen von runden Zelten in byzantinischen Quellen liegen immerhin auch die Jahrhunderte intensivster Auseinandersetzung mit dem expandierenden Islam. Insofern mögen auch arabische Traditionen des Zeltbaus bei der Ausrüstungsreform im byzantinischen Heer eine Rolle gespielt haben. 2.3. Das Heerlager in den mittelbyzantinischen Traktaten

Die Militärratgeber des 9.–11. Jahrhunderts orientieren sich weiterhin stark an den antiken Vorbildern und auch am Strategikon des Maurikios. Dennoch gewähren sie durchaus Einblicke in die Veränderung von Begriffen und logistischer Praktiken. Unverändert bleiben die Anforderungen an das Terrain, auf dem ein Heerlager aufgeschlagen werden sollte. Bevorzugt wird nach wie vor offenes Gelände ohne benachbarte Höhen, die der Feind nutzen könnte33. Vorteilhaft ist auch eine erhöhte Position34 oder ein Fluss neben dem Lager35. Zudem sind bewaldete Gebiete und feuchter Untergrund zu meiden36. Neu sind Empfehlungen, das Lager aus hygienischen Gründen (Latrinen!) in den warmen Monaten häufiger zu wechseln37. Der Traktat des Syrianos legt besonderen Wert auf die Verpflegung der Pferde und empfiehlt, die Weideflächen auf Giftpflanzen zu kontrollieren38. Die Auswahl des Lagerplatzes ist auch in den historiographischen Quellen ein prominentes Thema, wobei dem Vorhandensein von Trinkwasser meist die größte Bedeutung beigemessen wird39. Romanos IV. plante auf seinem Zug von Hierapolis nach Antiocheia die Festung von Azas zu belagern. Der nicht erwartete Mangel an verfügbarem Trinkwasser machte die Errichtung eines Lagers direkt bei der Festung jedoch unmöglich und so gab der Kaiser das Vorhaben auf40.  Leonis Taktika XI 1 (S. 194 DENNIS). Vgl. XI 30 (S. 208 DENNIS). 34 Leonis Taktika XI 25 (S. 206 DENNIS). 35 Leonis Taktika XI 29 (S. 206 DENNIS). XI 31 (S. 208 DENNIS): Wenn der Feind noch mehrere Tagesmärsche entfernt ist, sollte man nicht neben Wasser lagern, weil das Tiere und Menschen verweichlicht. Wenn es zum Kampf kommt, sind sie keinen Wassermangel gewohnt. 36 Leonis Taktika XI 3 (S. 194 DENNIS). 37 Leonis Taktika XI 4 (S. 196 DENNIS). Vgl. auch XI 27 (S. 206 DENNIS), Soldaten sollen außerhalb des Lagers auf Toilette gehen: XI 28 (S. 206 DENNIS). 38 Syrianos (Peri strategikēs) S. 84 (DENNIS). 39 Vgl. Attaleiates S. 92; S. 112; S. 113 (TSOLAKIS); Alexias VII 3 3; XV 1 3 (S. 210; S. 462 KAMBYLIS – REINSCH). 40 Attaleiates S. 92 (TSOLAKIS). 33

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Kommt das Heer in der Nähe einer größeren Siedlung oder Stadt zu stehen, so wird zumeist verhindert, dass die Soldaten in diese einrücken. Gestattet es das Terrain, wird stattdessen das Lager lieber in der Nähe der Stadt aufgeschlagen41. Im Sommer 1115 lagerte etwa Alexios I. außerhalb von Philippupolis und ging von hier aus der Mission der Paulikianer nach. Er nutzte hierfür nicht die kirchlichen oder administrativen Gebäude der Stadt, sondern empfing die religiösen Abweichler gemeinsam mit dem Bischof von Nikaia wiederholt in seinem Zelt, um sie in langen Diskussionen zum rechten Glauben zu bekehren42. Wie auch im Strategikon des Maurikios sollen Vermesser dem Heer voranziehen, welche die Qualität der Straßen kontrollieren und nach geeigneten Plätzen für die Errichtung eines Lagers suchen43. Die Taktika Leons VI. aus dem späten 9. Jahrhundert erwähnen hierbei jedoch zwei Änderungen: Die Vermesser, die einst minsores (μίνσωρες) genannt wurden, heißen mittlerweile minsoratōres (μινσοράτωρες). Diese erledigen nun auch jene Aufgaben, für die „die alten Römer“ (οἱ παλαιοὶ Ῥωμαῖοι) eigene Quartiermacher (antikensores) heranzuziehen pflegten44. Die Alexias enthält eine der seltenen Beschreibungen vom Entscheidungsprozess vor der Wahl eines geeigneten Lagerortes: Im Jahre 1091 plante Alexios I. den Bau eines befestigten Lagers in der Nähe der thrakischen Hafenstadt Ainos, um die Küstengebiete besser gegen die Übergriffe des Emirs Tzachas und zugleich das Hinterland gegen die Petschenegen zu schützen. Der Kaiser reiste hierfür persönlich per Schiff nach Ainos: „Dort begab er sich sogleich auf einen leichten Schnellruderer, fuhr die gesamte Flusslandschaft [scil. des Mündungsbereichs der Maritza] ab, sah sich das ganze Flussbett auf beiden Seiten genau an, und nachdem er ausgemacht hatte, wo es am besten war, das Heerlager einzurichten, kehrte er wieder zurück. Noch während der Nacht ließ er die Offiziere des Heeres zusammenkommen, legte ihnen die Verhältnisse am Fluss und auf seinen beiden Ufern dar und sagte: ‚Auch ihr müsst morgen dort hinüberfahren und die gesamte Ebene in Augenschein nehmen. Und vielleicht werdet ihr mit der Stelle einverstanden sein, die ich euch zeigen werde, damit wir dort die Zelte errichten.‘  So Romanos IV. vor Alexandron (Kilikien): Attaleiates S. 94 (TSOLAKIS). 42 Alexias XIV 8 9 (S. 457 KAMBYLIS – REINSCH). 43 Leonis Taktika IV 24 (S. 54 DENNIS). 44 Leonis Taktika IV 24 (S. 54 DENNIS): Μίνσωρες δὲ λέγονται οἱ τὰ ἄπλικτα ἤτοι τὰ φοσσάτα μετροῦντες καὶ καθιστῶντες οὓς μινσοράτωρας νῦν καλοῦσὰν. Ἀντικένσωρας δὲ ἄλλους τινὰς ἔλεγον οἱ παλαιοὶ Ῥωμαῖοι οὕς, ὡς οἶμαι, νῦν τοῖς μινσοράτωρσι συντάσσοντες ἰδίως οὐκ ὀνομάζουσιν. οὗτοι δέ εἰσιν οἱ προλαμβάνοντες ἐν ταῖς ὁδοιπορίαις καὶ τὰς ἐπιτηδείας ὁδοὺς καὶ τοὺς τόπους ἀνερευνῶτες ἐν οἷς τὰ ἄπλικτα γίνεσθαι ὀφείλουσι καὶ ταύτας, ὁποῖαί εἰσι, κατανοοῦντες. Syrianos (Peri strategikēs) S. 84 (DENNIS) nennt sie noch antik μήνσορες. 41

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Da alle dem zustimmten, setzten sie bei Tagesanbruch mit ihm selbst an der Spitze über, und dann folgte ihm auch das gesamte Heer. Und zusammen mit den Offizieren inspizierte er ein zweites Mal die Ufer des Flusses und die dahinterliegende Ebene; er zeigte ihnen die Stelle, die ihm zusagte (sie lag in der Nähe einer Festung, die in der Landessprache Choirenoi45 genannt wird, und hatte auf der einen Seite den Fluss, auf der anderen Seite ging sie in einen Sumpf über), und da sie auch allen Soldaten ein ausreichend sicherer Platz zu sein schien, ließ er schnell einen Graben ausheben und das gesamte Heer dort lagern. Er selbst kehrte mit einer starken Abteilung nach Ainos zurück, um die Angriffe der Skythen, die aus dieser Richtung kommen würden, zurückzuschlagen“46. War ein geeigneter Platz gefunden, so erfolgte die Abmessung laut den Militärtraktaten mittels Seilen47 oder per Pfeilschuss48. Als anzustrebende Form galt nach wie vor das Quadrat49. In der Mitte sollte sich das Zelt des Feldherrn befinden50, das als erstes aufgestellt wird, bevor jene der Offiziere errichtet werden (Textabb. 5)51. Die Einquartierung der Truppen wurde dann wieder nach ähnlichen Gepflogenheiten wie schon in der Antike durchgeführt: Der jedem tagma zugewiesene Raum wird mit dessen Standarte markiert, was  P. SOUSTAL, Thrakien (Thrakē, Rodopē und Haimimontos) (TIB 6) Wien 1991, S. 230. 46 Alexias VIII 3 5 (S. 242 KAMBYLIS – REINSCH): ... παραδραμὼν τὴν τοῦ ὅλου ποταμοῦ θέσιν καὶ τὴν ὅλην αὐτοῦ κοίτην κατασκεψάμενος ἑκατέρωθεν καὶ διαγνούς, ὅποι τὸ στρατιωτικὸν καταθεῖναι βέλτιον, ὑπέστρεψε. καὶ διὰ τῆς νυκτὸς τοὺς λογάδας συναγαγὼν τοῦ στρατεύματος τὰ κατὰ τὸν ποταμὸν καὶ τὰ τούτου παρ’ ἑκάτερα διηγεῖτο καὶ ὡς „χρὴ τὴν αὔριον διαπεράσαντας καὶ ὑμᾶς τὴν ὅλην περιαθρῆσαι πεδιάδα. καὶ ἴσως οὐκ ἀδόκιμος ὃν αὐτὸς ὑμῖν ὑποδείξω τόπον φανεῖται, οὗ χρὴ τὰς σκηνὰς πήξασθαι“. τούτου δὲ πᾶσι συνδόξαντος αὐγαζούσης ἡμέρας πρῶτος αὐτὸς τὴν περαίαν κατέλαβε κᾷθ’ οὕτως ἅπαν αὐτῷ συνείπετο τὸ στρατιωτικόν. καὶ μετὰ τῶν λογάδων αὖθις κατασκοπήσας τὰς ὄχθας τοῦ ποταμοῦ καὶ τὴν ὑπερκειμένην πεδιάδα καὶ τὸν ἀρέσκοντα τόπον αὐτῷ ὑποδείξας αὐτοῖς (ἀγχοῦ δὲ ἦν πολιχνίου τινὸς τοῦ οὑτωσὶ Χοιρηνοὺς ἐγχωρίως ὀνομαζομένου ἐξ ἑνὸς μὲν ἔχων τὸν ποταμόν, ἐξ ἑτέρου δὲ βαλτώδης ὤν), ἐπεὶ ἱκανὸν ὀχύρωμα καὶ πᾶσιν ὁμοῦ τοῖς στρατιώταις ἐφαίνετο, θᾶττον τάφρον διορύξας ἅπαν ἐκεῖ τὸ στράτευμα κατατίθησιν. αὐτὸς δὲ αὖθις μεθ’ ἱκανῶν πελταστῶν πρὸς τὴν Αἶνον ἐπάνεισιν ἐφ’ ᾧ τὰς τῶν Σκυθῶν ὁρμὰς ἐκεῖθεν ἐρχομένων ἀναστέλλειν. Übersetzung nach Anna Komnene, Alexias, 2., um ein Vorwort ergänzte Auflage, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von D.R. REINSCH, Berlin – New York 2001, S. 273–274. 47 Anonymi Taktikon III 1 (S. 246 DENNIS) empfiehlt, den minsurator mit einem umgerechnet 2000 (!) m langen Seil auszurüsten. Es muss sich hier um ein Missverständnis des Autors oder eine fehlerhafte Überlieferung handeln. 48 Leonis Taktikon XI 24 (S. 206 DENNIS) findet die Vermessung mit Seilen geradezu „lächerlich“. 49 Anonymi Taktikon III 6 (S. 270 DENNIS). 50 Nicephori Praecepta V 1 (S. 52 MCGEER); Nikephoros Ouranos LXII 1 (S. 134 MCGEER). 51 Nicephori Praecepta V 2 (S. 52 MCGEER); Nikephoros Ouranos LXII 2 (S. 134 MCGEER). 45

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einen raschen Aufbau der Zelte ermöglicht, sobald das Heer mit dem Tross eintrifft52; die einzelnen Truppenführer leiten die Einquartierung53. Beim eiligen Aufbau eines Notlagers soll Manuel I. höchstpersönlich die Einteilung des Lagers übernommen haben, um Ordnung in seine Truppen zu bringen54. Bereits vor dem Anlegen von Graben und Palisade scheint die Ausrüstung systematisch gestapelt worden sein55.

Textabb. 5: Vermessung eines Lagers samt kaiserlichem Bereich Empfohlen wird auch, dass die Armee schon vor dem Aufbruch über die Form des Lagers informiert und dessen Auf- und Abbau drei- bis viermal im eigenen Land geprobt wird56. Das Marschieren in der Reihenfolge des Einrückens ins Lager erleichtert den Aufbau zusätzlich57. Historiographische Quellen bestätigen diesen Ablauf indirekt, indem lediglich von abweichendem Verhalten Notiz genommen wird, etwa wenn Romanos IV. den Angriff auf Aleppo befiehlt, bevor die Vorräte in den Zelten gesichert wurden58.  Syrianos (Peri strategikēs) I 26 (S. 83 DENNIS), vgl. auch II 13 (S. 188 DENNIS). 53 Nicephori Praecepta V 1 (S. 52 MCGEER); Nikephoros Ouranos LXII 1 (S. 134 MCGEER). 54 Kinnamos II 8 (S. 56 MEINEKE). 55 Attaleiates S. 98 (TSOLAKIS). 56 Anonymi Taktikon III 30 (S. 322 DENNIS). 57 Anonymi Taktikon III 10 (S. 278 DENNIS). 58 Attaleiates S. 86 (TSOLAKIS). 52

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Die Einteilung des Lagers soll in rechteckigen Blöcken erfolgen, die der Aufstellung der Truppen in der Schlacht entsprechen59. Angaben zur absoluten Größe des Lagers finden sich nur in einem Traktat (Textabb. 5): Ausgehend von einer Truppstärke von 16 taxiarchai zu je 1000 Mann wird die Seitenlänge des quadratischen Marschlagers mit 1000 orgiai, also umgerechnet ca. 2000 m60, veranschlagt. Jeder der vier Sektoren beherbergt damit 4000 Mann (also ca. 500 Zelte bei 8 Mann Belegung)61. Zählt das Heer nur 12 taxiarchai, reichen 1500 m Seitenlänge62. Sobald die Soldaten gegessen haben, kümmert man sich um die Befestigung, selbst wenn das Lager nur für eine Übernachtung dient63. Die minsouratores positionieren hierfür 2000 Soldaten entlang jeder der geplanten Seitenkanten, wodurch jeder von diesen 1 m Grabenlänge auszuheben hat64. Die Längenangaben sind im Text zwar kohärent, doch würde das Lager bei einer maßgetreuen Umsetzung viel zu groß ausfallen, zumal für jeden Quadranten 100 ha (!) vorgesehen wären: Selbst wenn man großzügig einen Bedarf von 1000 Zelten mit Vier-MannBelegung (und ca. 7 m Durchmesser inkl. Vertäuung = ca. 40 m2 Raumbedarf pro Zelt) pro Quadrant annähme, würde sich der erforderliche Raum auf lediglich ca. 4 ha pro Sektor (16 ha „bebaute“ Fläche gesamt) belaufen. Auch wenn man den zentralen Feldherrenbereich, einige breite Wege und Freiräume zwischen einzelnen Zeltblöcken sowie Platz für die Pferde und die Verpflegung abzieht, scheinen die Angaben zu hoch zu sein. Zum Vergleich: Nach einer von Alan Richardson entwickelten Formel für die Anlage römischer Feldlager lässt sich der Raumbedarf für 15.000 Mann auf ca. 28 ha berechnen65. Der Grund für die offensichtlich zu hohen Zahlenwerte im erwähnten byzantinischen Traktat muss vorerst offen bleiben66. Die Angaben für den Graben (ὄρυγμα, τάφρος, φόσσα) variieren zwischen 5 und 6 Fuß Breite bzw. 5 bis 8 Fuß Tiefe67. Krähenfüße68 und Stolperdrähte mit  Syrianos (Peri strategikēs) I 29 (S. 88–90 DENNIS); zwischen den Zeltblöcken sollen Wege frei bleiben: ebenda I 28 (S. 86–88 DENNIS). 60 Nach E. SCHILBACH, Byzantinische Metrologie (Handbuch der Altertumswissenschaft 12. Abteilung, 4. Teil) München 1970, S. 22–26 variiert die orgia in byzantinischer Zeit zwischen 187,4 cm und 216,7 cm. 61 Anonymi Taktikon III 1 (S. 248 DENNIS). 62 Anonymi Taktikon III 6 (S. 268 DENNIS). 63 Leonis Taktika Χ 11–12; XI 2 (S. 194 DENNIS). 64 Anonymi Taktikon III 1 (S. 248 DENNIS). 65 RICHARDSON, Numerical Basis. 66 John Haldon äußerte mir gegenüber den Vorschlag, pous (Fuß = 31,23 cm [SCHILBACH, Metrologie S. 13–16, 20] anstelle von orgia zu lesen. Damit ergäbe sich eine Seitenlänge des Lagers von 312,30 m und eine Fläche von ca. 9,7 ha, was jedoch wiederum für eine Armee von 16.000 Mann zu klein erscheint. 67 Syrianos (Peri strategikēs) I 29 (S. 88–90 DENNIS); Leonis Taktika, Epilog 59 (S. 636 DENNIS); Anonymi Taktikon III 1 (S. 250 DENNIS). 68 Leonis Taktika XI 24 (S. 206 DENNIS); Syrianos (Peri strategikēs) I 29 (S. 88–90 DENNIS). 59

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Glöckchen69 bieten zusätzlichen Schutz. Empfohlen wird auch die Anlage einer Palisade (πάλοι, σταβαρῶσαι)70 oder nach Möglichkeit von Barrieren aus Stein71. Alternativ sollen die Wagen des Trosses das Lager nach außen abschirmen72. Verzichtet man auf eine Palisade, so dienen die äußersten Zelte als Barrikade, verstärkt durch die Schilde und in die Erde gepflanzten Speere der Soldaten73. Hindernisse dieser Art sind auch auf bildlichen Darstellungen belegt (Abb. 5, 12, 13). Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine Erfindung von Nikephoros Phokas dem Älteren74, die darin bestand, ein Schwert aus einer etwa 70 cm hohen Dreibeinkonstruktion herausragen zu lassen. Der Vorteil lag in der simplen Konstruktionsweise und dem leichten Transport75. Die in den Taktika enthaltenen Anleitungen mögen Idealvorstellungen sein, doch entsprechen sie im Grunde den Beschreibungen von Lagern in den historiographischen Quellen. Am ausführlichsten äußert sich Leon Diakonos76: „Bei Tagesanbruch ließ der Kaiser das Lager auf folgende Weise befestigen: In einiger Entfernung von Dorystolon erhebt sich in der Ebene ein niedriger Hügel. Hier befahl er dem Heere, seine Zelte aufzuschlagen, um sie einen Graben zu ziehen und die ausgehobene Erde am inneren Grabenrande aufzuwerfen; ferner, wenn die Höhe des Walls den Anforderungen genügte, ihre Lanzen von oben hineinzutreiben und ihre Schilde, einen eng am anderen, dagegen zu keilen, so dass der Graben und das daraus geförderte Erdreich dem Heere als  Syrianos (Peri strategikēs) I 29 (S. 88–90 DENNIS); Anonymi Taktikon III 2 (S. 262 DENNIS). 70 Leonis Taktika XVIII 25 (S. 446 DENNIS); XI 8 (S. 196 DENNIS). 71 Leonis Taktika XVII 86 (S. 428 DENNIS). 72 Leonis Taktika XI 39 (S. 212 DENNIS); XI 8 (S. 196 DENNIS); ΧΙ 14 (S. 200 DENNIS); XVII 50 (S. 410–412 DENNIS) 73 Syrianos (Peri strategikēs) I 28 (S. 86–88 DENNIS) 74 Zu seiner Person s. H. GRÉGOIRE, La carrière du premier Nicéphore Phocas, in: Προσφορὰ εἰς Στίλπωνα Π. Κυριακίδην (Ellenika, Parartema 4) Thessalonike 1953, S. 232– 254. 75 Leonis Taktika XI 22 (S. 204 DENNIS). Vgl. hierzu E. MCGEER, Tradition and Reality in the Taktika of Nikephoros Ouranos, in: DOP 45, 1991, S. 129–140. 76 Leon Diak. IX 1 (S. 142–143 HASE): Ἄρτι δὲ ἡμέρας διαυγαζούσης, ἐρυμνῷ χάρακι τοῦτον τὸν τρόπον ὁ βασιλεὺς τὸ στρατόπεδον ἐκρατύνετο. γεώλοφός τις χαμαίζηλος τοῦ Δορυστόλου ἐκ διαστήματος κατὰ τὸ πεδίον ἀνίσταται. ἐν τούτῳ τὸ στράτευμα διασκηνισάμενος, ταφρείαν ἀνορύττειν κυκλόθεν ἐκέλευε· τόν τε χοῦν ἐκφοροῦντας ἐς τὴν τὸ στρατόπεδον ταινιοῦσαν τῆς τάφρου ὀφρῦν ἀποτίθεσθαι, ἐς ὕψος δὲ ἀποχρῶν αἰρομένων τῶν χωμάτων ἄνωθεν καταπηγνύειν τὰ δόρατα, ἐπερείδειν τε τούτοις τοὺς θυρεοὺς ἀλλήλων ψαύοντας· ὡς ἀντὶ τείχους χρηματίζειν τήν τε τάφρον καὶ τὸν ἐκφορηθέντα χοῦν τῷ στρατεύματι· καὶ μὴ ἐνὸν εἴη τοῖς ἐναντίοις ἔνδον διαβαίνειν, ἀλλ’ εἴργεσθαι τῆς ἐφόδου τῇ τάφρῳ ἐγχρίπτουσιν. εἰθισμένον δὲ Ῥωμαίοις, ταύτῃ τὴν σφῶν ἐπὶ τῆς πολεμίας διατίθεσθαι ἔπαυλιν. ἐπεὶ δὲ τὸν χάρακα τοῦτον τὸν τρόπον ἐκρατύνατο, τῇ ἐπιούσῃ ἐκτάξας τὴν στρατιὰν τῷ τείχει προσέβαλλε. 69

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Mauer diene und die Feinde am Eindringen hindere. So pflegten die Römer (scil. Byzantiner) im feindlichen Lande ihr Lager anzulegen“77. Selbst wenn das Heer im Feindesland nur eine einzige Nacht am selben Ort verbringen sollte, waren die Wahl eines schwer zugänglichen Ortes oder die Anlage von Befestigungen unerlässlich78. Als Kaiser Basileiosʼ I. Feldherr Styppeiotes leichtfertig auf den Bau eines Lagers mit Graben und Palisade verzichtete, konnten die Sarazenen nächtens Pferde mit brennenden Fellen am Schweif durch die Zeltgassen jagen und so Chaos stiften79. Die detaillierten Angaben zur Verteilung der Zelte in den Taktika des 9. bis 11. Jahrhunderts entsprechen zumeist den Vorgaben aus dem 6. Jahrhundert80, weisen allerdings eine bedeutende Änderung auf: Im 9. Jahrhundert ist es nicht mehr die Kavallerie, die außerhalb des Lagers zeltet, solange kein Angriff zu befürchten ist, sondern die Infanterie, die sich mit Barrikaden aus Speeren und Schilden schützt (Textabb. 6)81. Dies spiegelt die veränderten Prioritäten im byzantinischen Heer wider, das seit der Etablierung der Themenordnung und den Kriegen gegen die Araber vermehrt auf den Einsatz von Kavallerie setzte. In gewisser Weise findet dies auch Ausdruck im Traktat des Syrianos, der zwar auch die Infanterie innerhalb des Lagers stationiert, allerdings direkt an den Palisaden, damit die Pferde im Inneren des Lagers besser geschützt seien82. Sollte ein Lager längere Zeit Bestand haben, etwa im Zuge einer Belagerung oder zur Kontrolle von Versorgungswegen, wurden die Befestigungsanlagen nach Möglichkeit mit dauerhafteren Strukturen verstärkt. Militärhandbücher empfehlen den Einsatz von Stein oder Ziegeln83. Alexios Komnenos errichtete vor Kastoria neben Palisaden auch hölzerne Türme, die mit Eisenbändern zusammengehalten wurden84. Das Kommando wurde in diesen Fällen einem Lagerpräfekten übergeben sobald der Feldherr mit dem Rest der Truppen

 Übersetzung: Nikephoros Phokas, ‚Der Bleiche Tod der Sarazenen‘ und Johannes Tzimiskes. Die Zeit von 959 bis 976 in der Darstellung des Leon Diakonos, übersetzt von F. LORETTO (BGS 10) Graz – Wien – Köln 1961, S. 131. 78 Vgl. Leon Diak. VIII 4, X 8 (S. 132–133; 156 HASE). Nicephori Praecepta V 6 (S. 54 MCGEER) und Nikephoros Ouranos LXII 6 (S. 138 MCGEER) halten das Ausheben eines Graben für unnötig, wenn man nicht lange am selben Ort bleiben will. 79 Theoph. Cont. V 51 (S. 287 BEKKER; S. 184–186 ŠEVČENKO). 80 Leonis Taktika XI 14–17 (S. 200 DENNIS). 81 Leonis Taktika XI 32 (S. 208 DENNIS); Für den Fall eines nötigen Rückzuges ins Lager sind dort im Vorhinein einige Bereiche freizuhalten: Nicephori Praecepta V 3–4 (S. 134–136 MCGEER); Nikephoros Ouranos LXII 4 (S. 136–138 MCGEER). 82 Syrianos (Peri strategikēs ) I 28 (S. 86–88 DENNIS). 83 Leonis Taktika XI 8, XVII 86 (S. 196, S. 428 DENNIS). 84 Alexias VI 1 1 (S. 168 KAMBYLIS – REINSCH): χάρακα μέντοι πρώτως ἐπήξατο, εἶτα πύργους ξυλίνους κατασκευάσας καὶ σιδήρῳ τὰ τούτων συνδήσας. 77

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weiterzog85. Manuel I. Komnenos setzte gleich mehrere seiner Generäle als Kommandanten über ein eilig errichtetes Lager ein, um selbst sofort gegen die Seldschuken weiterzuziehen86. Nikephoros II. Phokas errichtete ein befestigtes Höhenlager mit Steinmauern als Basis für Überfälle im Umland von Antiocheia, das innerhalb von drei Tagen fertiggestellt war und Platz für 500 Reiter und 1000 Fußsoldaten bot. Die Leitung übertrug er dem Lagerpräfekten (stratopedarchēs, στρατοπεδάρχης) Petros, der schließlich auch Antiocheia eroberte87. Nicht immer konnten die byzantinischen Lager dem Ideal der Traktate entsprechen. Aus Platznot musste etwa Alexios Komnenos im türkischen Feindesland die Zelte enger als üblich nebeneinander aufstellen lassen, was den Gegner dazu animierte, Pfeile ins Lager abzuschießen88.

 Romanos IV. ernennt für sein befestigtes Lager (χάραξ) bei Artach (in der Näche von Antiocheia) einen Kommandanten (stratēgos) und eine Garnison (phroura): Attaleiates S. 93 (TSOLAKIS). 86 Kinnamos II 8 (S. 56 MEINEKE): ταῦτα λέγων ἐπειδὴ μὴ καὶ πάντας ἐνδεχομένους τὸν λόγον ἑώρα, Τζικανδύλην μὲν καὶ Σινωπίτην, πρὸς δὲ καὶ Κριτόπλην καὶ τῶν ἄλλων πολλοὺς στρατηγῶν τῷ στρατοπέδῳ ἐφίστα. 87 Leon Diak. VIII 4 (S. 132–133 Hase); vgl. ebenda V 4 und X 7 (S. 82, 169 HASE). 88 Alexias XV 6 2–3 (S. 476–477 KAMBYLIS – REINSCH): συνεσφιγμένως τὰς σκηνὰς ἐπήξατο. 85

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Textabb. 6: Schematischer Aufbau eines byzantinischen Heerlagers (Zeichnung G.T. Dennis) 2.4. Das Soldatenzelt

Die mittelbyzantinischen Militärtraktate führen das gewöhnliche Soldatenzelt zumeist unter dem aus dem Lateinischen entlehnten Fachterminus tenta oder tenda (τένδα)89. Es wird geraten, dass die Zelte jeweils von den Soldaten einer Kampfgruppe90 und deren dekarchēs bezogen werden91. Dies soll zum einen die Kameradschaft untereinander verbessern92, aber auch die Organisation erleichtern. Beim Verdacht eines Spions im Lager genügt es, alle Soldaten beim ersten Trompetensignal des Tages in ihre Zelte zu beordern. Der jeweilige Zeltkommandant bleibt dabei außerhalb des Zeltes und kontrolliert seine

 S. oben 5–6. 90 Anonymi Taktikon III 1 (S. 246 DENNIS). 91 Anonymi Taktikon III 1 (S. 248 DENNIS). 92 Syrianos (Peri strategikēs) I 27 (S. 84–86 DENNIS). 89

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Gruppe auf eventuell fremde Gesichter93. Aus Gründen schnellerer Bereitschaft und Sicherheit sollte vor jedem Zelt eine Wache postiert werden94. Ein anonymer Traktat (Peri strategiks), der lange Zeit der Mitte des 6. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, neuesten Untersuchungen zufolge jedoch aus dem 9. Jahrhundert stammen dürfte95, präzisiert die Angaben zum Soldatenzelt (Textabb. 7)96: Die Männer eines lochos, also sieben Soldaten und ihr Gruppenführer (lochagos), sollen sich ein oder zwei Zelte teilen. Der Proviant des lochos ist in der Mitte des Zeltes zu deponieren. Die Speere der Soldaten werden zu ihren Füßen in den Boden gesteckt und ihre Schilde daran angelehnt. Dabei gilt es darauf zu achten, dass die Innenseite mit dem Schildgriff zum Schlafenden zeigt, damit der Schild im Alarmfall möglichst schnell verwendet werden kann. Die restliche Bewaffnung eines jeden Mannes liegt jeweils links von ihm, wohl auch hier, um ein möglichst rasches Aufnehmen mit der Rechten zu gewährleisten97. Geschlafen wurde vermutlich auf einfachen Matten; weiteres Mobiliar ist nicht anzunehmen. Die Anweisungen zur Raumaufteilung sind zwar auch in Zelten mit rechteckigem Grundriss umsetzbar, doch liegt es näher, runde Zelte zu vermuten, die möglicherweise schon seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert in der byzantinischen Armee in Gebrauch waren98. Illustrationen zu den Vorgaben der Militärtraktate geben die Soldatenzelte als kleine Kreise wieder. Bildliche Darstellungen zeitgenössischer Zelte aus dem 11. Jahrhundert zeigen fast ausnahmslos Rundzelte, doch lässt sich auch ein Firstzelt finden99. Eine einheitliche Ausstattung der Soldaten mit Zelten lässt sich aus den wenigen Quellen nicht belegen.

 Leonis Taktika ΧVII 89 (S. 430 DENNIS); Nicephori Praecepta VI 1 (S. 56 MCGEER); Nikephoros Ouranos LXII 8 (S. 138–140 MCGEER). Derselbe Ratschlag schon in Maur. Strat. IX 5 (S. 332 DENNIS). 94 Syrianos (Peri strategikēs) I 27 (S. 84–86 DENNIS). 95 Vgl. hierzu zuletzt S. COSENTINO, Syrianosʼ Strategikon – a 9th Century Source, in: Bizantinistica 2, 2000, S. 243–280 und jüngst P. RANCE, The Date of the Military Compendium of Syrianus Magister (formerly the Sixth Century Anonymus Byzantinus), in: BZ 100/2, 2007, S. 701–737 (mit Literatur). 96 Syrianos (Peri strategikēs) I 27 (S. 84–86 DENNIS). 97 Die Stelle im Wortlaut: Τοῦτον δὲ τὸν τρόπον μετʼ ἀλλήλων διάγοντες χρὴ τὰς μὲν τροφὰς συνάγειν ἐπὶ τὸ μέσον τῆς σκηνῆς καὶ τὰ μὲν δόρατα ἀπέναντι τῶν ποδῶν καταπηγνύναι, τὰς δὲ ἀσπίδας επʼ αὐτῶν ἀνακλίνειν ὥστε τὴν κοίλην αὐτῶν ἐπιφάνειαν ἔνδοθεν πρὸς τοὺς στρατιώτας ὁρᾶν, ἵνʼ ἀναστάντες ἐκεῖνοι ἐτοίμως ταῦτας ἀναλαμβάνοιεν. ἔτι δὲ καὶ τἄλλα τῶν ὅπλων κεῖσθαι μὲν ἐπʼ ἀριστερᾷ χειρὶ τῶν στρατιωτῶν κατευναζομένων ... 98 S. oben 21–22. 99 S. Tafelteil. 93

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Textabb. 7–8: Schema einer Zeltordnung / Rekonstruiertes Soldatenzelt Auch die Empfehlung, ein lochos solle sich ein oder zwei Zelte teilen, impliziert, dass es keinen standardisierten Bauplan für Militärzelte gab. Die Größe der Zelte lässt sich höchstens grob schätzen: Das erwähnte Rundzelt, in dem acht Personen samt Bewaffnung und Proviant Platz finden konnten, müsste einen Durchmesser von etwa 4 m gehabt haben100. Timothy Dawson nimmt ausgehend von seinen Berechnungen für die Länge verschiedener Speere der mittelbyzantinischen Zeit einen maximaler Höhenbedarf von 4,5–5 m101 an und fertigte auf dieser Grundlage einen Nachbau als Speichenradzelt an (Textabb. 8) an102. Die zeitgenössischen Darstellungen von Zelten tendieren jedoch eher zu einer niedrigeren Form, in der die Höhe maximal dem Durchmesser zu entsprechen scheint. Eine maximale Stehhöhe von 3 bis 4 m wäre mit den Bildquellen besser zu vereinen. Diese wäre gerade noch ausreichend für kürzere Speertypen, für die Dawson eine Länge von 2,5–3,5 m annimmt103. Ohnehin stellt sich die Frage, ob längere Waffen als diese nicht eher außerhalb der Zelte aufbewahrt wurden: Das Hantieren von acht Mann auf engstem Raum mit langen Speeren ist nur schwer vorstellbar.  8-Mann Gruppenzelte des Österreichischen Bundesheeres haben (bei 2,70 m Höhe) einen Durchmesser von 4 m (Soldat 2007. Leitfaden für den Wehrdienst, Graz 2006, S. 311). Bei der kleineren Ausführung für einen halben lochos ist mit einem Durchmesser von etwa 3 m zu rechnen: 3-Mann Truppzelte des Österreichischen Bundesheeres haben (bei einer Innenhöhe von 1,25 m) einen Durchmesser von 3 m (Soldat 2007, S. 312). 101 T. DAWSON, Fit for the Task: Equipment Sizes and the Transmission of Military Lore, sixth to tenth centuries, in: BMGS 31, 2007, S. 1–12, hier S. 8–9. 102 http://www.levantia.com.au/daily/tents.html 103 DAWSON, Fit for the Task S. 8–9. 100

Das byzantinische Heerlager

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Eine Stelle im Strategikon des Maurikios104, die unter leichten Veränderungen im Wortlaut um 900 auch in die so genannten Taktika Leons VI. aufgenommen wurde, scheint auch auf das Mitführen von Einmannzelten zu verweisen: „Diejenigen aus dem Tross, die in den Kampf ziehen, sollen die Ersatzpferde oder Packpferde mitnehmen und entweder kleine Zelte (τέντας μικρὰς) oder doppelte [scil. doppelt dicke?] Soldatenmäntel105 (σαγία διπλᾶ), um sich einerseits bei Bedarf darin einzuhüllen und die andererseits als Zelt dienten (εἰς τένταν) oder als das, was man kamardin (καμάρδιν) nennt“106. Der Begriff kamardin (kamarda im Strategikon des Maurikios, von lat. camera bzw. cameratus107) ist in seiner griechischen Variante nur noch in einer weiteren Stelle im Traktat Leons VI. belegt. Dort wird unter einer kamarda offenbar ein größeres Gruppenzelt verstanden: „Wenn du eine große Armee hast und du sie aus irgendeinem Grund dem Feind klein erscheinen lassen willst, ziehe die Zeltgemeinschaften (τὰ κοντουβέρνια) zusammen und lasse sie in einer einzigen so genannten kamarda lagern und befiehl ihnen, ihre Waffen aufeinander zu stapeln“108. Der Verfasser scheint in beiden Stellen nicht mehr mit dem Begriff der „so genannten“ kamarda vertraut gewesen zu sein, der wohl schon seit Jahrhunderten außer Gebrauch war; in jedem Fall muss das Wort hier einen Zelttypus bezeichnet haben, der größer war als ein herkömmliches Soldatenzelt (tenta), das – wie gesagt – vier bis acht Mann Platz bot. Mit der ersten zitierten Stelle ließe sich dies nur dann in Einklang bringen, wenn man die kamarda aus mehreren Soldatenumhängen konstruieren konnte.

 Maur. Strat. V 4 (S. 212 DENNIS): Ἐκεῖθεν δὲ ἐκ τοῦ τούλδου κινοῦντας τοὺς ἐπὶ μάχην παραλαβεῖν τὰ ἀδέστρατα, καὶ ἢ τένδας μικρὰς ἢ σαγία διπλᾶ εἰς τὸ τὸ μὲν ἕν σκέπεσθαι, εἴπερ χρεία καλέσοι, τὸ δὲ ἕτερον εἰς τένδαν ἤτοι καμάρδαν ἔχειν... 105 ODB III, S. 1827–1828, s.v. sagion. 106 Leonis Taktika Χ 11 (S. 190 DENNIS): Ἐκ δὲ τοῦ τούλδου κινοῦντας ἐπὶ τὴν μάχην παραλαβεῖν τὰ ἀδέστρατα ἤγουν σαγμάρια καὶ ἢ τέντας μικρὰς ἢ σαγία διπλᾶ εἰς τὸ μὲν ἓν σκέπεσθαι, εἴπερ χρεία καλέσει, τὸ δὲ ἕτερον εἰς τένταν ἤτοι τὸ λεγόμενον καμάρδιν ἔχειν. 107 S. oben, S. 5. 108 Leonis Taktika XX 194 (S. 606 DENNIS): Ἐὰν στρατὸν ἔχων πλείονα βούλῃ αὐτὸν διά τινα χρείαν ὀλίγον ὑποδεῖξαι τοῖς πολεμίοις, κοινοποιήσῃς τὰ κοντουβέρνια καὶ εἰς μίαν καμάρδαν λεγομένην ποιήσεις ἀναπαύεσθαι, καὶ τὰ ὅπλα δὲ ἐπάλληλα θεῖναι κελεύσεις. 104

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Kapitel 2

2.5. Das Feldherrenzelt

Während das Strategikon des Maurikios die Zelte des Militärs unterschiedslos als skēnai oder tendai wiedergibt, differenziert das Taktikon Leons VI.: Während dort das gewöhnliche Zelt in der Regel als tenta (τέντα) bezeichnet wird, wird das Zelt des Feldherren kortē (κόρτη) genannt109, ein Begriff, den Konstantinos VII. für kaiserliche Zelte verwendet110. Die meisten anderen Quellen treffen keine terminologische Unterscheidung, die auf Größe oder Zweck der Zelte basiert111. Die Hierarchisierung zwischen Feldherrenzelt und Soldatenzelten scheinen bisweilen auch bildliche Darstellungen anzudeuten. Auf zwei Miniaturen im Skylitzes Matritensis (fol. 151r, 151v) ist jeweils ein größeres, rotes Zelt hervorgehoben, das sich auch in seiner aufwändigeren Dekoration von den anderen Zelten unterscheidet. Offenbar verfügten auch rangniedere Offiziere (οἱ εὐτελέστεροι τῶν ἀρχόντων) über spezielle Zelte, deren Transport mehr Aufwand als jener der Zelte der Soldaten erforderte, denn ein anonymer Traktat des 10. Jahrhunderts rät dazu, die Mitnahme dieser Zelte bei Märschen in feindlichem Gebiet zu untersagen112. Das Zelt des Feldherrn war die Kommandozentrale des Heerlagers. Dort fand der Kriegsrat der Offiziere statt113. Permanent von den turmarchiai abgestellte Herolde (μανδάτωρες) sollten die Befehle schnellstmöglich an ihre jeweiligen Einheiten übermitteln114. Darüber hinaus war das Feldherrenzelt auch das elitäre Zentrum des Heerlagers. Nach Schlachtensiegen trifft sich dort die Heeresspitze zum Bankett115. Die hierfür nötige Möblierung (Liegen, Tische etc.) wird in Kapitel 3 besprochen. 2.6. Der Kaiser im Krieg

Die meisten der Kaiser im Untersuchungszeitraum befehligten ihre Truppen im Feld selbst. Nikephoros II. Phokas, Alexios I. Komnenos oder Ioannes II. Komnenos verbrachten einen guten Teil ihrer Regierungszeit auf Feldzügen. Zog der Kaiser selbst in den Krieg, so erforderte dies eine Mobilmachung  S. oben, S. 5. 110 S. unten, S. 37–43. 111 Ausnahmen: Theoph. Cont. S. 236 (BEKKER = S. 64 ŠEVČENKO): τῆς τοῦ βασιλέως αὐλαίας ἤτοι κόρτης; Georg. Mon. 1060 (MIGNE): πρὸς τὴν κόρτην τοῦ βασιλέως. 112 Anonymi Taktikon III 17 (S. 290 DENNIS). 113 Leonis Taktika IV 4 (S. 48 DENNIS); vgl. Theoph. Cont. V 17 (S. 236 BEKKER); Leon Diakonos I 5 (S. 12 HASE); Psellos IV 44 (S. 73 REINSCH; I S. 168 IMPELLIZZERI); Attaleiates 89 (TSOLAKIS); Choniates S. 187 (VAN DIETEN). Vgl. auch Abb. 21. Vgl. MALAMUT, Tente impériale S. 81–82. 114 Leonis Taktika XI 18 (S. 202 DENNIS). 115 Leonis Taktika XVI 10 (S. 386 DENNIS); Alexias XIII 1 7 (S. 385–386 KAMBYLIS – REINSCH); Kinnamos III 17 (S. 128 MEINEKE). 109

Das byzantinische Heerlager

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größeren Ausmaßes116: Nach den Vorgaben aus De expeditionibus (10. Jh.) oblag dem protovestiarios die Organisation der kaiserlichen Garderobe, der Vorsteher der kaiserlichen Ställe (komēs tou stablou) hatte gemeinsam mit dem logothetēs der Herden für die Bereitstellung der Reit- und Packtiere zu sorgen, aus dem Verantwortungsbereich des Truchsesses (ὁ ἐπὶ τῆς τραπέζης) war der domestikos tēs hypourgias für die Ausstattung der kaiserlichen Tafel zuständig117. Um die Zelte des Kaisers schließlich kümmerte sich der minsouratōr118. Der bevorstehende Kriegszug des Kaisers wurde laut Zeremonienbuch durch das Aufhängen eines Kettenhemdes (lōrikion), eines Schwertes und eines Schildes am Chalketor des Palastes kundgetan119. Der Kriegszug von Romanos IV. gegen die Seldschuken wurde publik gemacht, indem nach dem Übersetzen auf die asiatische Bosporusseite die kaiserliche Standarte neben dem Zelt errichtet wurde120. Als Alexios I. einen Feldzug gegen Bohemund von Tarent plante, ließ er außerhalb der Stadtmauern, an einem Ort namens Geranion (kata to exō Geranion), das kaiserliche rote Zelt errichten121. Das Toponym Geranion begegnet nur an dieser Stelle, doch aus dem Kontext – Alexios pendelt mehrmals zwischen Zeltlager und Blachernenkirche – scheint eine Verortung direkt vor dem Blachernenpalast, also in der Gegend des Philopation, plausibel. Andreas Külzer bringt das Toponym (to keranion = Kranich) mit einer Lage an einem Gewässer, möglicherweise am Goldenen Horn in Verbindung122. Diese Annahme würde sich auch mit der Behauptung des Nikolaos Mesarites (Ende 12. Jh.) decken, derzufolge der Kaiser seine Truppen bei Feldzügen in Richtung Westen traditionell auf dem Philopation sammelte und dort sein Zelt aufschlug:  Das Folgende nach De exped. B, S. 84 (HALDON). 117 De exped., Kommentar S. 172 zu S. 90, Z. 117. In Theophanis Chronographia, rec. CH. DE BOOR, I: Textum Graecum continens. Leipzig 1883, AM 6279 (S. 462) scheint das Ressort der hypourgia für den Transport des kaiserlichen Hausrates überhaupt zuständig gewesen zu sein: ἐξῆλθε πᾶσα ἡ βασιλικὴ ὑπουργία καὶ ἡ κόρτη ἕως τῶν Μαλαγίνων... ; ebenda, AM 6284 (S. 468 DE BOOR): τὴν κόρτην μετὰ πάσης τῆς βασιλικῆς ὑπουργίας. S. auch W. SEIBT, Über das Verhältnis von κηνάριος bzw. δομέστικος τῆς τραπέζης zu den anderen Funktionären der βασιλικὴ τράπεζα in mittelbyzantinischer Zeit, in: BZ 72, 1979, S. 35–39. 118 De exped., Kommentar S. 171–172 zu S. 90, Z. 117: Der minsouratōr untersteht im späten 9./10. Jh. dem papias und ist – gemeinsam mit dem komēs tēs kortēs – für das kaiserliche Zelt verantwortlich. vgl. N. OIKONOMIDÈS, Les listes de préséance byzantines des IXe et Xe siècles. Introduction, texte, traduction et commentaire, Paris 1972, S. 306, n. 100. 119 De exped. C, S. 96, Z. 54–56 (HALDON) mit Kommentar ebenda S. 183–184. 120 Attaleiates S. 81 (TSOLAKIS): τὸ παράσημον τῆς βασιλικῆς σκηνῆς πᾶσιν ὁμοῦ παρεστήσατο τὴν βασιλίδα πρὸς τὴν ἑώαν ἐκστρατείαν καὶ ἀποφοίτησιν. 121 Alexias XIII 3 1 (S. 384 KAMBYLIS – REINSCH): κατὰ τὸ ἔξω Γεράνιον τὴν ἐρυθροβαφῆ καὶ βασιλικὴν καταλαβὼν σκηνήν. 122 A. KÜLZER, Ostthrakien (Eurōpē) (TIB 12) Wien 2008, S. 382. 116

Kapitel 2

36

„Sieh! Der Herrscher zog für die Rettung seines Volkes aus und lagert nun gegenüber des Palastes in den dort errichteten Zelten des Kaisers (Basileiou Skenas). Schon seit uralten Zeiten gibt es den Brauch, dass das römische Heer sich zunächst hier versammelt (…), denn der Platz ist für alle möglichen Bedürfnisse des Lagerlebens selbst einer großen Armee ausreichend“123. Dass das Philopation in der Tat zur Unterbringung größerer Heere geeignet war, wird an späterer Stelle noch gezeigt werden.

Textabb. 9: Hauptrouten am Balkan, 7.–12. Jh.

 Mesarites, Apostelkirche V 4 (G. DOWNEY, Nikolaos Mesarites: Description of the Church of the Holy Apostles at Constantinople, in: Transactions of the American Philosophical Society N.S. 47, 1957, S. 855–927, hier S. 898): ὅρα μοι τοίνυν· ἐξῆλθεν εἰς σωτηρίαν λαοῦ ὁ κρατῶν καὶ παραμένει ἐπὶ τὰς κατέναντι μὲν τῶν ἀνακτόρων ἀποδιισταμένας, ἐπ’ αὐτήν δ’ ἀνῳκοδομημένας Βασιλείου Σκηνάς, διὰ τὸ ἐκ παλαιτάτων τῶν χρόνων κρατῆσαν ἔθος, πρῶτον μὲν ἐπ’ αὐτὴν τὰ Ῥωμαϊκὰ στρατόπεδα. … ἀρκετὸς γὰρ ὁ τόπος μυριοπληθέσι στρατεύμασι πρὸς παντοίαν ἀνάπαυλαν. 123

Das byzantinische Heerlager

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Solange sich der Tross innerhalb des eigenen Herrschaftsgebietes bewegte, machte man Halt in den permanenten Heerlagern die seit dem 8. Jahrhundert am Balkan und in Kleinasien entlang der Militärstraßen (Textabb. 9, 10) angelegt worden waren (Europa: Diabasis, Pelagonia, Serdika, Kypsella, Berroia; Asien: Malagina, Dorylaion, Kaborkin, Koloneia, Kaisareia, Bathys Ryax, Kepoi, Phygela, Lopadion)124. Unter den Komnenen etablierte sich in Thrakien Kypsella als wichtigste Militärbasis, in Anatolien vor allem Lopadion; weitere dauerhafte Lager befanden sich in Serdika (Sofia), Pelagonia und Dorylaion125.

Textabb. 10: Hauptrouten in Kleinasien, 7.–12. Jh. Nach den Vorgaben des 10. Jahrhunderts oblag es dem minsouratōr, zwei Großzelte (kortai, κόρται) und sämtliche weitere kaiserliche Zelte (basilikai tentai, βασιλικαὶ τένται) in doppelter Ausführung mitzuführen. Ein Set (zygē, ζυγή) sollte immer schon im Voraus transportiert werden und bereits auf-

 Zum Straßennetz s. K. BELKE, Communications: Roads and Bridges, in: The Oxford Handbook of Byzantine Studies, ed. E. JEFFREYS – J. HALDON – R. CORMACK, Oxford 2008, S. 295–316, bes. S. 296–298 (Balkan) und S. 298–300 (Kleinasien), jeweils mit Karten. Zu den Lagern HALDON, Warfare S. 150–151 mit Literatur; KOLIAS, Περὶ ἀπλήκτου S. 153. Zu den im Zeremonienbuch erwähnten Lagern in Kleinasien s. G. HUXLEY, A List of ἄπληκ– τα, in: GRBS 16, 1975, S. 87–93; J.B. BURY, The ἄπληκτα of Asia Minor, in: Byzantis 2/1, 1911–1912, S. 216–224. 125 HALDON, Warfare S. 151. 124

38

Kapitel 2

gestellt sein, wenn der Kaiser im nächsten Lager eintraf126. Unterstützt wurde der minsouratōr beim Transport von Großzelt (kort) und Ausstattung (hypourgia)127 offenbar von ortskundigen Abteilungen der Thementruppen, welche mit den Lagern und Wegen vertraut waren. Für den Auf- und Abbau des kaiserlichen Zeltes hatte jeder Themenstratege außerdem Zeltvorsteher (komētes tēs kortēs, κόμητες τῆς κόρτης) sowie einige Zeltbedienstete (kortinarioi) abzustellen128. Komētes tēs kortēs sind auch auf einigen Siegeln belegt und dürften zivile und judizielle Aufgaben in den Themen erfüllt haben (s. Tab. 2)129. Der spätere Kaiser Michael I. etwa bekleidete das Amt unter Nikephoros I. (802– 811)130. Komētes tēs kortēs sind zuletzt in Texten des 12. Jahrhundert belegt, wobei ihr Aufgabenbereich in dieser Zeit unklar ist131. Eigene Zeltbedienstete (kortinarioi, κορτινάριοι) kennt auch der Traktat des Pseudo-Kodinos aus dem 14. Jahrhundert132.

 De exped. C, S. 104, Z. 164–167; C, S. 120, Z. 415–419 (HALDON). Vgl. auch Attaleiates S. 112 (TSOLAKIS): Das Zelt von Romanos IV. wird nach Helenopolis vorausgeschickt. Die Praxis hat eine interessante Parallele in osmanischer Zeit: ATASOY, Tent Complex S. 55. 127 De exped., Kommentar S. 171 zu S. 90, Z. 117. 128 De exped. B, S. 90, Z. 116–121; C S. 128, Z. 557–560; C S. 130, Z. 570–572 (HALDON): Καὶ παραλαμβάνει ὁ δρουγγάριος τοὺς κόμητας τῆς κόρτης τῶν θεμάτων καὶ ἔχει αὐτοὺς εἰς παραμονὴν τοῦ βασιλέως εἰς τὸ θεῖναι τὴν κόρτην καὶ εἰς τὸ ῥίψαι μετὰ τῶν κορτιναρίων. Διὰ τοῦτο γὰρ καὶ καλοῦνται κόμητες τῆς κόρτης. Kommentar HALDON S. 171 zu S. 90, Z. 117. Vgl. OIKONOMIDES, Listes S. 341. 129 ODB II, S. 1139, s.v. komes tes kortes; E. VRANOUSSE, Κομισκόρτης ὁ ἐξ Ἀρβάνων. Σχόλια εἰς χωρίον τῆς Ἄννης Κομνηνῆς, Ioannina 1962, S. 15. 130 Genesios I 8 (S. 8, Z. 53–54 LESMÜLLER-WERNER – THURN); Theoph. Cont. S. 9, Z. 12 (BEKKER). 131 Alexias IV 8 4 (S. 140 KAMBYLIS – REINSCH) nennt einen Komiskortēs/Κομισκόρτης in der Nähe des heutigen Durrës/Albanien (Vgl. hierzu VRANOUSSE, Κομισκόρτης, bes. S. 11–15). Daneben ist ein Brief eines komiskortēs namens Niketas aus Kalabrien aus dem Jahre 1116 überliefert: SP. LAMPROS, Ὀκτὼ ἀνέκδοτα ἔγγραφα, ὧν πέντε ἐκ τῆς Σικελίας καὶ τῆς κάτω Ἰταλίας, in: Neos Ellenomnemon 7, 1910, S. 26–74, hier S. 26 und S. 35–37. 132 Ps.-Kodinos S. 181 (VERPEAUX). 126

Das byzantinische Heerlager

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Name

Region/ Thema

Datie-rung

Inschrift

Literatur

Artavasdos

-

8. Jh.

Θεοτόκε βοήθει Ἀρταυάσδῳ ὑ[π]άτῳ (καὶ) κό[μ]ιτι τῆς κόρ(της).

ZV I/2 859 (Nr. 1422)

Kyritzios (?)

Makedonia

2. H. 8. Jh. (?)

Κύρι(ε βοήθει) Κυριτζίῳ (?) β(ασιλικῷ) σπ(αθαρίῳ) (καὶ) κόμ(ητι) τῆς κό(ρτης) Μακ(εδονίας).

ZV Ι/2 904 (Nr. 1530a)

Eugenios

Thessalonika

8./9. Jh. (vor 1. Viertel 9. Jh.)

[Κύριε oder Θεοτόκε βοήθει τῷ σῷ] δού[λ]ῳ [Εὐγ]εν(ίῳ) ὑπ(άτῳ) (καὶ) κό(μητι) τ(ῆς) κόρτ(ης) [Θ]εσαλονήκ(ης).

DOSeals I 62 (18.27*)

Theophylaktos

Chaldia

9. Jh.

Θεοτόκε βοήθει τῷ σῷ δούλῳ Θεοφυλάκτῳ β(ασιλικῷ) κανδ(ιδάτῳ) [καὶ] κομ(ιτι) τῆς κόρτ(ης) Χαλδ(ίας).

SCHLUMBERGER, Sigill. 289–290

Leon

Makedonia

9. Jh.

Θεοτόκε βοήθει τῷ σῷ δούλῳ Λέοντ(ι) β(ασιλικῷ) σπαθ(αρίῳ) (καὶ) κόμητ(ι) κόρτης Μακεδονίας.

DOSeals I 115 (43.16)

Staurakios

Opsikion

9. Jh.

Θεοτόκε βοήθει τῷ σῷ δούλῳ Σταβρακ(ίῳ) β(ασιλικῷ) σπαθ(αρίῳ) (καὶ) κόμ(ητι) τῖς κ(όρτης) τοῦ Ὀψι(κίου)

DOSeals III 69 (Nr. 39.40)

Ioannes

Chaldia

9. Jh.

Θεοτόκε βοήθει Ἰωάννῃ β(ασιλικῷ) σπαθαρ(ίῳ) [(καὶ)] κόμιτ(ι) τῆ(ς) κ(όρτης) Χαλδία[ς].

DOSeals IV 89 (Nr. 32.14)

Leon

Kibyrrhaiotai

9. Jh.

Θεοτόκε βοήθει τῷ σῷ δούλῳ Λέοντ(ι) β(ασιλικῷ) κανδ(ιδάτῳ) (καὶ) κόμ(ιτι) τ(ῆς) κόρτ(ης) Κιβυρ(αιωτῶν).

DOSeals II 158 (Nr. 59.16)

N.

Kibyrrhaiotai

10. Jh.

[Κύριε βοήθει] τῷ σ(ῷ) δ[ούλῳ] … [κόμιτι τ]ῆς κόρτ(ης) (τῶν) Κι[β]ερεωτ(ῶν).

DOSeals II 158 (Nr. 59.17)

Kapitel 2

40

Markianos

Peloponnes

10. Jh.

Μα[ρ]κιαν(ὸς) β(ασιλικὸς) σπαθ(αρο)κανδιδ(ᾶτος) (καὶ) κ[όμη]ς κόρτ(ης) Πελοπον(νήσου).

ZV II 417– 418 (Nr. 936)

Ioannes

Armeniakoi

10. Jh.

Κ(ύρι)ε β[οήθ]ει τῷ σῷ δούλ(ῳ) Ἰω[α]ννῃ β(ασιλικοῦ) [στ]ράτορ[ος (καὶ)] κόμιτος [κό]ρτις Ἀρ[με]νια[κῶν].

DOSeals IV 62 (Nr. 22.26)

Ιoannes

Paphlagonia

10. Jh.

Κ(ύρι)ε βοήθει τῷ σῷ δούλ(ῳ) Ἰωαν(νῃ) β(ασιλικῷ) σπαθ(αρίῳ) (καὶ) κόμητ(ι) τ(ῆς) κόρτ(ης) Παμφλαγ(ονίας).

DOSeals IV 32–33 (Nr. 11.19)

Nikephoros

Bukellarioi

10./11. Jh.

[Κ(ύρι)]ε βοήθει τῷ σ[ῷ δού]λ(ῳ) Νικιφό[ρῳ] β(ασιλικῷ) σπαθ(αρίῳ) [(καὶ)] κόμιτ(ι) κ[όρ]της Β[ο]υκελλ(αρίων).

DOSeals IV 8 (Nr. 1.18)

Tab. 2: Auswahl an sigillographischen Belegen für komētes tēs kortēs zwischen dem 8. und dem 10. Jh.133 Bevor das Heer feindlichen Boden betritt bzw. sich der Tross mit den Thementruppen vereint, wird der kaiserliche Hausrat nicht mehr vorneweg transportiert134. Außerdem wird eines der beiden Großzelte (kortē) gemeinsam mit überflüssigen Zelten und Mobiliar zurückgelassen135. Diese Sorge um das kaiserliche Zelt und die zugehörige Ausstattung ist verständlich. Sein Verlust war sowohl aus materieller wie auch symbolischer Perspektive schwerwiegend136. Im Rahmen eines Feldzuges gegen die Petschenegen überträgt Alexios I. Komnenos daher einmal die Sorge für das kaiserliche Zelt (und wohl den zugehörigen Hausrat) Georgios Kutzomites137, den er damit nach Vetrinon schickt, während der Kaiser selbst beim Heer bleibt und  Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ein weiteres Siegel eines komēs tēs kortēs ist ediert bei: K. Μ. KONSTANTOPOULOS, Βυζαντιακὰ μολυβδόβουλλα τοῦ ἐν Ἀθήναις Ἐθνικοῦ Νομισματικοῦ Μουσείου, Athen 1917, S. 60 (Nr. 203). 134 De exped. C, S. 130, Z. 561–562 (HALDON). 135 De exped. C, S. 104, Z. 164–167; C, S. 126, Z. 512–514 (HALDON). 136 Zu den folgenden Beispielen s. auch MALAMUT, Tente impériale S. 71–72. 137 Nur hier genannt. Vgl. B. SKOULATOS, Les personnages byzantins de l’Alexiade. Analyse prosopographique et synthèse (Recueil de travaux d’histoire et de philologie, Sér. 6, Fasc. 20) Louvain 1980, S. 95 (Nr. 64). 133

Das byzantinische Heerlager

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sich auf die bevorstehende Schlacht vorbereitet138. Etwas später lässt Alexios bei der Festung Tzurulos (mod. Çorlu) ein befestigtes Lager mit Graben anlegen und dort das kaiserliche Zelt und Gepäck in Sicherheit bringen. Er selbst bezieht in der Festung Quartier139. Dennoch konnte das kaiserliche Zelt nicht immer vor dem Feind bewahrt werden. Im Untersuchungszeitraum wurde es gleich mehrmals vom Gegner erbeutet. Als Kaiser Basileios II. im Jahre 986 gegen die Bulgaren auszog, überzeugte ihn der domestikos des Westens, Stephanos („Kontostephanos“) im Heerlager von Stonopion von einem bevorstehenden Usurpationsversuch, um einen persönlichen Kontrahenten zu verleumden. Basileios schenkte den Worten Glauben, brach überhastet auf und geriet in einen Hinterhalt. Der Kaiser flüchtete sich mit knapper Not nach Philippupolis, doch der Bulgarenzar Samuel konnte das kaiserliche Zelt und die kaiserlichen Insignien (τῆς βασιλικῆς σκηνῆς καὶ τῶν βασιλικῶν παρασήμων) erbeuten140. Romanos III. Argyros widerfuhr ein ähnliches Schicksal in Syrien. Als seine Truppen vom Heerlager bei Azazios, nördlich von Aleppo, aus aufbrachen, gerieten sie in einen sarazenischen Hinterhalt. Romanos floh nach Antiocheia. Der Feind hingegen ergriff die Gelegenheit141: „Zuerst bemächtigten sie sich des kaiserlichen Zeltes, das in seinem Wert den des Palastes heute bei weitem übertraf. Es war voller Halsketten, Reifen und Diademe, Edelsteine, Perlen und noch besseres und alles, was noch prunkvoller ist. Es wäre schwierig, die Fülle dieser Reichtümer aufzuzählen oder ihre Schönheit oder Größe gebührend zu bewundern, so zahlreich und qualitätvoll waren die Schätze im Zelt des Kaisers“142.

 Alexias VII 3 6 (S. 211 KAMBYLIS – REINSCH): ἀλλὰ τὴν βασιλικὴν σκηνὴν καὶ τὰς σκευὰς ἁπάσας ἀναθέμενος τῷ Κουτζομύτῃ Γεωργίῳ. 139 Alexias VII 11 1 (S. 232 KAMBYLIS – REINSCH): τήν τε βασιλικὴν σκηνὴν καὶ τὰς σκευὰς ἁπάσας εἴσω τούτου κατέθετο. 140 Skylitzes 331 (THURN); Zonaras XVII 6 (S. 549 PINDER – BÜTTNER-WOBST). Begrifflich interessant: Leon Diak. Χ 8 (S. 172 HASE): καὶ τήν τε βασίλειον ἀρχὴν καὶ τὸν πλοῦτον εἰλήφεσαν, καὶ τὴν ἀποσκευὴν τῆς στρατιᾶς ἐλαφυραγώγησαν ἅπασαν. 141 Psellos III 10 (S. 37 REINSCH; I S. 84 IMPELLIZZERI); vgl. Skylitzes S. 381 (THURN); Zonaras XVII 11 (S. 577–578 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 142 Psellos III 10 (S. 37 REINSCH; I S. 84 IMPELLIZZERI): Καὶ πρῶτα γε τὴν βασιλικὴν αἱροῦσι σκηνὴν, πολλῷ τῶν νῦν ἀνακτορικῶν ἀντίμετρον· ὅρμοι τε γὰρ καὶ στρεπτοὶ καὶ ταινίαι, λίθοι τε μαργαρίτιδες καὶ τῶν ἔτι κρειττόνων, καὶ πᾶν εἴ τι λαμπρότερον, ταύτην ἐπλήρουν, ὧν οὔτε τὸ πλήθος ῥᾳδίως ἄν τις ἀπηριθμήσατο, οὔτε τὸ κάλλος καὶ τὸ μέγεθος ἀπεθαύμασε. Τοσαύτη καὶ τοιαύτη τῇ τοῦ βασιλέως σκηνῇ ἀπέκειτο πολυτέλεια. 138

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Kapitel 2

Auch nachdem die byzantinischen Truppen unter Romanos IV. Diogenes 1071 bei Mantzikert den Seldschuken unterlegen waren, wurden die kaiserlichen Zelte (Plural!) sowie jene der Generäle und Soldaten geplündert143. Der Normannenherzog Robert Guiscard erbeutete im Oktober 1081 das kaiserliche Zelt von Alexios I. Komnenos, nachdem er die byzantinischen Truppen bei Dyrrhachion in die Flucht geschlagen und deren Lager bei der Kirche des hl. Nikolaos (heute Arapaj) erobert hatte144. Mit dem Zelt und der restlichen Beute kehrte der Normanne im Triumph in sein Lager auf der Ebene vor der Stadt zurück145. Auch Alexiosʼ Sohn Ioannes II. büßte das kaiserliche Zelt ein, als er es auf einem gescheiterten Feldzug gegen die Ungarn zurücklassen musste146. Alexios V. Murtzuphlos (1204) verlor sein rotes Zelt, ohne Konstantinopel verlassen zu haben. Er hatte zur Verteidigung gegen die anstürmenden Kreuzritter des Vierten Kreuzzugs sein Hauptquartier beim Pantepoptes-Kloster eingerichtet147. Nachdem die Stadt verloren war, nahm Balduin von Flandern die dort aufgestellten kaiserlichen Zelte (Plural!) in Besitz und verbrachte seine erste Nacht in Konstantinopel darin148. Im Feindesland mussten temporäre Marschlager nach dem bewährten Muster errichtet werden, doch auch hier machte die Präsenz des Kaisers und seiner Entourage einige Anpassungen notwendig. Detailreiche Angaben zum Aufbau eines kaiserlichen Heerlagers überliefert ein anonymes Taktikon vom Beginn oder der Mitte des 10. Jahrhunderts149. Ist ein geeigneter Ort gefunden, markiert der minsurator zunächst den Platz des kaiserlichen Zeltes mit der entsprechenden Standarte und misst dann mit einem Seil eine festgelegte Distanz – 1000 m bei einem Heer von 16000 Mann, 750 m bei 12000 Mann (zu diesen hohen Werten s. oben, S. 26)150 – in jede Himmelsrichtung, um die Seitenkanten des rechteckigen Lagers abzustecken. Als nächstes wird das „kaiserliche Lager“ (βασιλικὸν ἀπλῆκτον, τὰ βασιλικὰ ἄπληκτα) festgelegt,

 Attaleiates S. 126 (TSOLAKIS): τὰς βασιλείους σκηνὰς καὶ τὰς ἡγεμονικὰς ἅμα καὶ στρατιωτικάς. 144 Alexias IV 7 1 (S. 136 KAMBYLIS – REINSCH). 145 Alexias V 1 1 (S. 141 KAMBYLIS – REINSCH). 146 Kinnamos I 5 (S. 13 MEINEKE). S. unten, S. 50. 147 Choniates S. 568 (VAN DIETEN): τὴν βασίλειον αὐλαίαν προσετετάχει διαταθῆναι κατὰ τὸν ἐν τῇ μονῇ τοῦ Παντεπόπτου κολωνόν. 148 Villehardouin cap. 245 (Villehardouin, La Conquête de Constantinople, éditée et traduite par E. FARAL. Deuxième edition revue et corrigée, I–II. Paris 1961, II S. 46–48). Ensi se herbergierent devant les murs et devant les tors prés de lor vaissials. Li cuens Baudoins de Flandres et de Hennaut se herberja es vermeilles tentes l’empereor Morchufle, qu’il avoit laissies tendues. 149 Das Folgende nach Anonymi Taktikon III 1 (S. 246 DENNIS). 150 Anonymi Taktikon III 1 (248 DENNIS); III 6 (S. 268 DENNIS). 143

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das, wenn wir bei den genannten Beispielen bleiben, ein Quadrat von 600 bzw. 432 m Seitenlänge einnahm (Textabb. 5)151. Im Zentrum dieses Innenbereichs wurde also das kaiserliche Großzelt (kortē, κόρτη) errichtet. Rund um dieses sollte ausreichend Platz freigelassen werden, bevor die Zelte der höchsten anwesenden Höflinge und Gardisten aufgestellt werden152. Die äußere Begrenzung des kaiserlichen Zentrums des Marschlagers, die Konstantinos VII. auch als phina (φίνα) bezeichnet153, wird nachts von 100 Gardisten (scholarioi) bewacht; im innersten Bereich, direkt beim kaiserlichen Zelt – dort wo die Zeltleinen gespannt sind (πλησόον ἔξω τῆς κόρτης, ὅπου εἰσὶ δεδεμένα τὰ σχοινία αὐτῆς) – hält die hetaireia Wache154. Wird das Marschlager im Feindesland aufgeschlagen, umgeben gleich zwei Ringe von scholarioi den kaiserlichen Bereich (Textabb. 6)155. Dient das Lager dazu, eine Stadt einzuschließen, so ist vom rechteckigen Grundplan abzuweichen und eine ringförmige Anlage, etwa zwei Pfeilschüsse von den Stadtmauern entfernt, vorzuziehen156. Das kaiserliche Zelt soll in diesem Fall an der höchstmöglichen Stelle errichtet werden157. Als Michael III. gegen Kreta zog, schlug man das Heerlager in Kepoi am Mäander (Thrakesion) auf. Dabei soll das Zelt des kaisar Bardas an höherer Stelle als jenes des Kaisers errichtet worden sein. Umgehend interpretierten dessen Gegner dies als gezielte Demütigung des Kaisers und rieten diesem zur Beseitigung des kaisar158. Außerdem sollte das kaiserliche Zelt alle anderen an Höhe überragen159. In der Realität beeinflusste das Terrain den Lagerbau maßgeblich. Als etwa Romanos IV. Diogenes mit seinen Truppen beim Dorf Terchala in Syrien lagerte, wählte er als Stelle für sein Zelt einen erhöhte Platz direkt am Ufer eines Baches160. Bei einer anderen Gelegenheit ließ derselbe Romanos sein Hauptheer auf einer Ebene im Thema Anatolikon mit ausreichend Trinkwasser  Anonymi Taktikon III 1 (S. 248 DENNIS); III 6 (S. 268 DENNIS). 152 Anonymi Taktikon III 1 (S. 250 DENNIS): Τῆς δὲ βασιλικῆς σκηνῆς κατὰ μέσον πηγνυμένης, γύροθεν τῆς κόρτης κενὸς ἀφοριζεσθω χῶρος. Dennis übersetzt hier γύροθεν τῆς κόρτης als „with a courtyard around it“. Vgl. MULLETT, Tented Ceremony S. 487. 153 Eine physische Abschottung des Herrscherbereichs, etwa durch einen Zaun oder Stoffbahnen wie in osmanischen Kontexten (ausführlich: ATASOY, Tent Complex S. 55– 63) ist nicht belegt. 154 De exped. C, S. 120, Z. 421–424 (HALDON). Der Bereich der Zeltschnüre ist auch in der westlichen mittelalterlichen Symbolik bereits Teil des intimsten Zeltbereichs. Die Kontrolle über diesen virtuellen rinc oder hof zu verlieren gilt vor allem in verschiedenen Epen als Verlust der Ehre. Vgl. STOCK, Zelt als Zeichen S. 70 und 73. 155 De exped. C, S. 128, Z. 541–544 (HALDON). 156 Anonymi Taktikon III 21 (S. 306 DENNIS). 157 Anonymi Taktikon III 21 (S. 306 DENNIS). 158 Theoph. Cont. V 17 (S. 235–236 BEKKER). 159 Gesta Tancredi XVIII (Gesta Tancredi in expeditione Hierosolimitana, auctore Radulfo Cadomensi [Radulf von Caen], in: RHC occ. III. Paris 1866, S. 587–716, hier S. 619). 160 Attaleiates S. 92 (ΤSOLAKIS). 151

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und Getreide lagern, während er selbst und seine Entourage überdachte Hütten (δωματίοις ἐπιστέγοις) an einem felsigen Abhang bezogen161. Nicht aus Bequemlichkeit jedoch hatte Romanos den Gebäuden den Vorzug gegenüber den Zelten gegeben. Im Gegenteil war es ihm darum gegangen, sich selbst und seinen unmittelbaren Begleitern keinen Luxus zu gönnen162. Ausgerechnet in jenen Gebäuden (τοὺς δόμους), die der Kaiser bezogen hatte, brach in der Nacht ein Feuer aus, dem viele kaiserliche Pferde, Wagen, Waffen und andere kaiserliche Besitztümer zum Opfer fielen163. Für die Wahl des Platzes waren aber auch andere Faktoren ausschlaggebend. So ließ Konstantinos X. in der Nähe von Choirobakchoi mit seinen hundert Begleitern auf kaiserlichen Ländereien lagern164 und Romanos IV. residierte bei seinem Zug durch Kleinasien auf seinen eigenen Besitzungen und entfernte sich hierfür häufig vom Hauptheer165. Auch der Ablauf des Aufbaus entsprach nicht immer dem Idealbild des Traktats. So ließ Alexios I. bei Lopadion zunächst das Heer die dortige Brücke überqueren und das Lager errichten, bevor er selbst mit dem kaiserlichen Zelt nachzog166. 2.7. Gefahren des Lagerlebens Das Heerlager und das Zelt konnten niemals denselben Schutz bieten wie die Stadtmauern und der Palast in Konstantinopel. Bisweilen reichten die Befestigungen nicht, um feindliche Truppen von einem direkten Angriff oder der Infiltrierung abzuhalten. Einmal konnte sich ein Stoßtrupp der Petschenegen Zutritt zum Lager von Alexios I. Komnenos verschaffen und einige Leichtbewaffnete töten. Im Chaos des Angriffs stürzte das Zelt des Kaisers ein, was im Nachhinein als schlechtes Omen interpretiert wurde167. Ganz ohne fremdes Zutun fiel das Zelt von Romanos IV. in sich zusammen, als der zentrale Zeltmast brach168. Als bei anderer Gelegenheit die „Dalmater“ (=Serben) überraschend ins Lager von Alexiosʼ Neffen Ioannes eindrangen, konnten gerade noch genügend Truppen zusammengezogen werden, um das Zelt des  Attaleiates S. 112 (TSOLAKIS): πρός τι ἄναντες καὶ τραχὺ χωρίων τὴν ἰδίαν κατασκήνωσιν ἐποιήσατο, δωματίοις ἐπιστέγοις ἐπιγαννύμενος καὶ φεύγων τὴν ἐκ τῆς ἐκ τῆς σκηνοπηγίας ἐνσκήνωσιν. Vgl. Zonaras XVIII 13 (S. 696 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 162 Attaleiates S. 112 (TSOLAKIS): Νῦν μᾶλλον ἤπερ τὸ πρότερον φειδωλίᾳ περὶ πάντας τοὺς ἀμφʼ αὐτὸν συνεχόμενος. 163 Attaleiates S. 112 (TSOLAKIS). 164 Attaleiates S. 67 (TSOLAKIS). 165 Attaleiates S. 113 (TSOLAKIS). 166 Alexias XV 1 3 (S. 462 KAMBYLIS – REINSCH). 167 Alexias VII 3 2 (S. 209 KAMBYLIS – REINSCH): ὡς καὶ τὴν βασιλικὴν καταπεσεῖν σκηνὴν ἐξ αἰτίας τῶν ἀτάκτως θεόντων ἵππων, ὅπερ τοῖς μὴ εὔνως πρὸς τὸν αὐτοκράτορα διακειμένοις κακὸς οἰωνὸς ἔδοξεν. 168 Attaleiates S. 112 (TSOLAKES); s. unten. 161

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Feldherrn zu verteidigen169. Weniger Glück hatte der protobestiarios Ioannes, der angesichts eines vlachischen Angriffs eilig die Flucht ergriff. Sein Zelt fiel samt Inhalt – darunter die froschgrünen Schuhe, die seinem Amt zustanden – als Beute an die Vlachen170. Nicht nur der Feind konnte eine Gefahr bedeuten. Als deutsche Söldnerkontingente aus dem Heer von Romanos IV. das verfügbare Getreide des Umlandes zu früh ernteten und an ihre Pferde verfütterten, kritisierte sie der Kaiser dafür. Erbost über die Schelte begaben sich die Deutschen mittags in Waffen zum Feldherrenzelt. Romanos zog sicherheitshalber Truppen zur Verteidigung seines Zeltes zusammen und beendete so den Konflikt. Die Söldner wurden degradiert und ins hintere Treffen verlegt171. Schon allein das soldatische Ambiente barg Gefahren: Manuel I. wurde 1154/55 bei einem Bankett im kaiserlichen Zelt leicht verletzt, als er einen Streit schlichten wollte, bei dem zumindest einer der beiden Kontrahenten sein Schwert gezückt hatte172. Abgesehen von der Gefahr, die der Krieg an sich barg, war man im Feldlager auch den Kräften der Natur ausgesetzt. Alexios I. Komnenos etwa wurde in seinem Heerlager am Fuß des Berges Lobitzos in Bulgarien von einem Starkregen überrascht, der den Bereich des kaiserlichen Zeltes überflutete. Viele seiner Soldaten überlebten das Gewitter nicht und auch der Kaiser selbst wurde beinahe von einem umstürzenden Baum erschlagen173. Das Zelt erleichterte als relativ ungeschützter Raum auch Angriffe aus den eigenen Reihen, etwa durch Usurpatoren und Meuchelmörder174. Die Isolierung von Unterstützern und Gefolgsleuten wurde dem mächtigen kaisar Bardas zum Verhängnis. Michael III. hatte sich von seiner Entourage davon überzeugen lassen, dass Bardas beseitigt werden müsse. Als dieser wie jeden Morgen zum Kriegsrat ins kaiserliche Zelt gerufen wurde, erwarteten ihn bereits gedungene Mörder und schlachteten ihn vor den Augen des Kaisers hin (21. April 866)175. Romanos IV. Diogenesʼ Sohn Nikephoros hatte es auf die Krone von Alexios I. Komnenos abgesehen. Als der Kaiser mit dem Heer unterwegs war, sah Nikephoros seine Chance gekommen. Eines Nachts schlich er mit einem Schwert unter seiner Kleidung an die Schwelle des kaiserlichen Zeltes, wobei er von der Sorglosigkeit des Alexios profitierte, der nie den Eingang verschließen ließ  Alexias IX 4 5 (S. 267 KAMBYLIS – REINSCH): ὁπόσοι δὲ σταθηροτέρας γνώμης ἦσαν, τὴν τοῦ Ἰωάννου ἀναζητήσαντες σκηνὴν ἐκθύμως μαχόμενοι ταύτην ἐπὶ ταὐτοῦ μόγις διετήρησαν. 170 Choniates S. 507 (VAN DIETEN). 171 Attaleiates S. 114 (TSOLAKIS). 172 Kinnamos III 17 (S. 128 MEINEKE). 173 Alexias III 8 8–9 (S. 108 KAMBYLIS – REINSCH): ἐν ᾧ ἥ τε βασιλικὴ σκηνὴ καὶ τὸ ὁπλιτικὸν ἅπαν κατεσκήνου· ἐντεῦθεν τὰ πρὸς χρείαν ἅπαντα ἠφανίσθησαν τοῖς ποταμίοις ῥεύμασι παρασυρέντα; vgl. Attaleiates S. 54 (TSOLAKIS). 174 Zu den folgenden Beispielen s. auch MALAMUT, Tente impériale S. 68–70. 175 Theoph. Cont. V 17 (S. 236–238 BEKKER). 169

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(οὔτε θύραι ἐπεζυγοῦντο) und auf Zeltwachen verzichtete. Eine wache Dienerin ließ Nikephoros seinen Plan verschieben176. Auch der Aufstieg des späteren Kaisers Andronikos I. hätte nach einer von Niketas Choniates überlieferten Anekdote beinahe ein jähes Ende in einem Zelt gefunden: Andronikos und seine Geliebte – und Nichte – Eudokia sollen in einem Heerlager bei Pelagonia einmal mehr Zelt und Bett geteilt haben (Winter 1154/55). Eudokias Verwandte, die mit der inzestuösen Beziehung nicht einverstanden waren, hatten lange auf diese Gelegenheit gewartet und umstellten das Zelt. In höchster Not vermochte Andronikos die Zeltplane mit dem Schwert aufzuschlitzen, über die errichteten Barrikaden zu springen und seinen Häschern zu entfliehen177. Umgekehrt versuchte später eben dieser Andronikos bei zwei Gelegenheiten seinen Cousin Manuel I. vom Thron zu stoßen, während er mit dem Heer unterwegs war. Zuerst hatte er vor, in einem Lager bei Metabole aus Manuels Vorliebe für nächtliche Jagden Kapital zu schlagen (1154/55). Er wies einige seiner Gefolgsleute an, sich im Dickicht zu verbergen und näherte sich selbst mit einem verborgenen Dolch, verkleidet und auf einem Maultier, dem kaiserlichen Zelt. Die Zeltgenossen Manuels, darunter auch sein Neffe, der protosebastos Ioannes, waren jedoch wachsam. Als sie ihre Schwerter zückten, zog sich Andronikos zurück178. In einer weiteren Nacht schickte er seine bewaffneten Isaurier direkt zum kaiserlichen Zelt. Der protostrator Alexios hatte jedoch vom Plan erfahren und ihn Manuels Gattin Eirene verraten, die den Kaiser warnen ließ. Manuel vermied daher den direkten Rückweg zum kaiserlichen Zelt und Manuels Entourage teilte sich auf, um für Fourageure gehalten zu werden. Da Andronikosʼ Meuchelmörder ihr Ziel nun offenbar nicht mehr zweifelsfrei identifizieren konnten, schlug auch dieser Plan fehl179. Zu einem gelungenen Putsch innerhalb des Heerlagers kam es erst im Jahre 1195: Als Isaakios II. Angelos das Lager in Kypsella für einen Jagdausflug verließ, ergriff sein Bruder Alexios die Gelegenheit: Er besetzte gemeinsam mit seinen Mitverschwörern das Zelt des Kaisers, riss die Insignien seines Bruders an sich und ließ sich zum neuen Herrscher ausrufen, was von den anwesenden Truppen toleriert wurde. Bei seiner Rückkehr wurde Isaakios inhaftiert und später geblendet180. Gegen die vielfältigen Gefahren schützten die kluge Wahl des Lager- und Zeltplatzes, die Errichtung von Verteidigungsanlagen und das Postieren von Wachen. Im Falle des Kaisers war es darüber hinaus von zentraler Bedeutung, von loyalen Personen umgeben zu sein. Schon Alexiosʼ I. Mutter hatte darauf bestanden, dass ein vertrauter Mönch ständiger Zeltgenosse ihres Sohnes sein  Alexias IX 5 3 (S. 268–269 KAMBYLIS – REINSCH). 177 Choniates S. 104–105 (VAN DIETEN). 178 Kinnamos III 18 (S. 129 MEINEKE). 179 Kinnamos III 18 (S. 129–130 MEINEKE). 180 Choniates S. 450–451 (VAN DIETEN). S. unten, S. 122–123. 176

Das byzantinische Heerlager

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sollte181. Nach seiner Vermählung wurde Alexios von seiner Gattin Eirene begleitet. Sie sollte seinen Gesundheitszustand überwachen und ihn vor Verschwörungen schützen182. Als ihre Präsenz in der Tat einen Anschlag verhinderte, warfen die Drahtzieher Schmähbriefe in das Zelt des Kaisers, die dazu rieten, Eirene zurück nach Konstantinopel zu schicken183. Die Schuldigen waren rasch ausgeforscht, denn der Eunuch Konstantinos, Alexiosʼ Vorsteher der kaiserlichen Tafel, hatte während seiner Nachtwache vor dem Zelt verdächtige Stimmen identifizieren können184. Schmähungen dieser Art konnten auch an den Kaiser selbst gerichtet sein. Als Manuel I. Verleumdungsschreiben in seinem Zelt vorfand, ließ er das Zelt eines Verdächtigen durchsuchen und diesen nach Sicherung von Beweisen blenden185. Mit direkten Beleidigungen soll sich Manuel nach seiner Niederlage bei Myriokephalon konfrontiert gesehen haben: Als der Kaiser mit seinen Feldherren Kriegsrat hielt und die Möglichkeit einer Flucht unter Opferung des Großteils des Heeres erörterte, habe ein vorbeikommender Soldat empört reagiert und Manuel Feigheit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorgeworfen. Der Kaiser habe den Plan daraufhin verworfen und Verhandlungen mit dem Feind eingeleitet186. 2.8. Das kaiserliche Zelt

Der Transport des kaiserlichen Zeltkomplexes, seines Personals und seiner Ausstattung war ein aufwändiges Unterfangen. De expeditionibus sieht einen Gesamtbedarf von ca. 1100 Lasttieren für den unmittelbaren Gebrauch des Hofes vor. Davon entfallen 50 Packtiere und 43 Begleitpferde auf den Transport der kortē, 80 Packtiere und 62 Begleitpferde auf jenen des Hausrats (hypourgia), 30 Packtiere und 15 Begleitpferde auf jenen der kaiserlichen Garderobe und 40 Packtiere und 15 Begleitpferde auf jenen des eidikon (Tab. 3)187.

 Alexias I 8 2 (S. 30 KAMBYLIS – REINSCH). S. auch unten, S. 51. 182 Alexias XII 3 4–7 (S. 365–366 KAMBYLIS – REINSCH). 183 Alexias XIII 1 5 (S. 385 KAMBYLIS – REINSCH). Diesen Invektiven widmet sich W. BRANDES, Kaiserprophetien und Hochverrat. Apokalyptische Schriften und Kaiservaticinien als Medium antikaiserlicher Propaganda, in: Endzeiten. Eschatologie in den monotheistischen Weltreligionen, ed. W. BRANDES – F. SCHMIEDER (Millennium-Studien 16) Berlin 2008, S. 157–200. 184 Alexias XIII 1 7–9 (S. 386 KAMBYLIS – REINSCH). 185 Choniates S. 113 (VAN DIETEN) spricht von einer grundlosen Verleumdung. 186 Choniates S. 187 (VAN DIETEN). 187 De exped. C 118, S. 118 (HALDON). Alle Tiere tragen kaiserliche Brandzeichen: De exped. C 120 (HALDON). Vgl. M. GRÜNBART, Verbreitung und Funktion byzantinischer Metallstempel, in: Siegel und Siegler. Akten des 8. Internationalen Symposions für Byzantinische Sigillographie, ed C. LUDWIG (Berliner byzantinistische Studien 7) Frankfurt/Main u.a. 2005, S. 95–104, hier: S. 98–101. 181

Kapitel 2

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Abteilung

Aufgaben

basilikē hypourgia

Tafelsilber188, Hausrat, Lebensmittel, Öfen Zelte, Faltbänke, Falttische, Utensilien und Servietten für die kaiserliche Tafel; optional türkisches Bad; geweihte Gefäße für Feldkapelle Kleidung, Goldgeschirr für Empfänge; Decken, Matten und Kissen für Zelt; Feldkapelle samt liturgischen Gegenständen; Leibstühle; Bücher; diplomatische Geschenke, Medikamente, Salben Bargeld für Sold, Belohnungen, Geschenke; Wertgegenstände

basilikē kortē

Packtiere Packpferde (sagmaria)) (parippia)) 80 62

50

43

30

15

40 -

15

prōtovestiarios

4

4

12 koitonitai 40 paristamenoi der Tafel

24 20

24 20

100 50

200?189 100

komēs tou stablou chartoularios und epeiktēs

12

12

16

16

apothetēs tou kellariou tou basilikou stablou

30

12

basilikon vestiarion

eidikon hebdomarioi

200 Mann hetaireia 100 ausländ. hetaireia

Bedienstete der kaiserlichen Tafel Kaiserliche Entourage

 Vgl. auch De exped. C 102 (HALDON). 189 Die Zahl fehlt, lässt sich aber aus dem Bedarf der ausländischen Kontingente der hetaireia hochrechnen. 188

Das byzantinische Heerlager

stablokomēs tēs poleōs 2 stablokomitēs

Kaiserliche Reit- und Prozessionspferde

40 syntrophoi tōn sellariōn chartoularios von Malagina saphramentarios

49

2 1

2 „Stadtpferde“ 2 „Stadtpferde“

5

40

5

5

1

2

4

4

2

-

1

-

4

-

Futtertransport und Ersatztiere Gesamtbedarf lt. Text GESAMT lt. Text

100

(104)190

582

400 (504)

Gesamtbedarf real GESAMT real

581 578 1159 (+ 30 gesattelte Reitpferde)

4 komētes von Malagina stratiōtikon eis ta basilika chartia dekanos eis ta basilika chartia 4 Priester

Heeresverwaltung, Musterungsbriefe Kaiserliche Dokumente Personal der Feldkapelle

1086 (+ 30 gesattelte Reitpferde)

Tab. 3: Transportaufwand bei kaiserlichen Feldzügen191 Derselbe Traktat enthält die Angabe, dass die kaiserlichen Tragtiere mit nicht mehr als 8 modioi Last beladen werden dürfen192, während an anderer Stelle 10 modioi empfohlen werden193. Der modios ist als absolute Maßeinheit schwer fassbar. Haldon nimmt an, dass sich die Angaben auf den annonikos modios (à  Diese Zahl ist im Text nicht genannt, ergibt sich aber aus der dortigen Gesamtzahl (1086 – 582 – 400 = 104). 191 De exped. C, S. 118, Z. 371–394 (HALDON) mit Kommentar. 192 De exped. C, S. 120, Z. 411–414 (HALDON). 193 De exped. C, S. 128, Z. 551–553 (HALDON): Gerittene Pferde können mit 4 zusätzlichen modioi beladen werden, Sattelpferde ohne Reiter mit 8 modioi sowie Packpferde und Lasttiere mit 10 modioi. 190

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18,6 röm. Pfund/8,5 kg) beziehen und kommt dementsprechend auf eine maximale (und realistische) Traglast von bis zu 104 kg (85 kg Ladung + 16–19 kg Packsattel und Zaumzeug) für nicht gerittene Lasttiere194. Ziehen wir die Minimalwerte (8 modioi) heran und gehen davon aus, dass die Packpferde geritten wurden und daher nur die Hälfte tragen konnten (also ca. 80 kg pro Packtier und 40 kg pro Packpferd), so ergibt sich alleine für die kortē samt Mobiliar immerhin ein zu transportierendes Gewicht von maximal knapp 6 Tonnen. Die historiographischen Texte sind meist nicht detailreich genug, um den von Konstantinos VII. veranschlagten Aufwand zu verifizieren. Die Vita Tancredi Radulfs von Caen aus dem frühen 12. Jahrhundert behauptet, dass für den Transport des kaiserlichen Zelts zwanzig schwer beladene Kamele nötig gewesen seien195. Bei einer möglichen Traglast von etwa 150 kg pro Tier käme man nach dieser Rechnung auf ein Gewicht von immerhin noch 3000 kg196. Eine Stelle bei Ioannes Kinnamos bestätigt den Transportaufwand: Als Ioannes II. Komnenos bei einem Ungarnfeldzug (ca. 1129/30) in einen Hinterhalt geriet, ließen sich zwar Verluste vermeiden, doch musste das kaiserliche Zelt zurückgelassen werden. Die Magyaren ergriffen die Möglichkeit und packten umgehend einige Stoffbahnen davon ein; mehr mitzunehmen habe die geringe Zahl an Lasttieren nicht erlaubt197. Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Ungarn den Angriff mit leichter Kavallerie führten und keinen großen Tross dabei hatten, verfügten sie gewiss über eine große Zahl an beladbaren Reit- und Handpferden. Der Umfang des kaiserlichen Zeltes überstieg diese Ladekapazitäten aber offenbar dennoch.  HALDON, Warfare S. 169 mit Anm. 88–89 (dort auch Literatur zu Packtieren in Antike und Mittelalter); noch ausführlicher: J. HALDON, The Organization and Support of an Expeditionary Force: Manpower and Logistics in the Middle Byzantine Period, in: Byzantium at War (9th–12th Century), ed. N. OIKONOMIDÈS, Athen 1997, S. 111–151, hier S. 127–129. 195 Gesta Tancredi XVIII (S. 619). Es sei hier vermerkt, dass die für den Transport eines Zeltes notwendige Kraft auch in der höfischen Literatur des westlichen Mittelalters integraler Bestandteil der häufigen Zeltbeschreibungen ist: Das Zelt des Eneas wird von 20 Saumtieren getragen, jenes des Isenhart im Parzival von 30 (STOCK, Zelt als Zeichen S. 78 mit Anm. 30) beide bewegen sich damit im Rahmen der Beschreibung Radulfs. Ob man diese Koinzidenz auf reale Erfahrungswerte für den Transport von Prunkzelten zurückführen kann, oder ob es sich eher um einen genreübergreifenden Topos handelt, müsste anhand zusätzlicher Quellen untersucht werden. 196 Zu Kamelen s. nun Camels in Asia and North Africa. Interdisciplinary Perspectives on Their Past and Present Significance, ed. E.-M. KNOLL – P. BURGER (Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie 18 = Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 451) Wien 2012. 197 Kinnamos I 5 (S. 13 MEINEKE): ἔνθα ὁ τῶν Οὔννων στρατὸς αἰφνίδιος ταῖς οὐραγούαις ἐπεισπεσὼν φάλαγξιν, ἄλλῳ μὲν οὐδενὶ Ῥωμαίους ἐζημίωσαν, τεμάχια δὲ τῶν τὴν βασιλικὴν ξυμπληρούντων αὐλὴν παραπετασμάτων ὑποζυγίων ἀπορίᾳ περιοραθέντα ἀνελόμενοι ἀνεχώρησαν, καὶ τὸ Ῥωμαίων στράτευμα ἀσινὲς ἐκεῖθεν διαγέγονεν. 194

Das byzantinische Heerlager

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Ein guter Teil der mitgeführten Objekte diente der Aufrechterhaltung jenes Lebensstils, der im Palast gepflegt wurde. Dazu zählten eine Vielzahl verschiedener Kleider und ein breites Sortiment an Lebensmitteln198, vor allem aber auch die Ausstattung des kaiserlichen Zeltes, die nicht nur dem Lebensstandard zu Hofe, sondern auch den zeremoniellen Anforderungen genügen musste. Niketas Choniates betont umgekehrt, dass Manuel I. Komnenos zum Entsatz des belagerten Klaudiupolis so rasch aufbrach, dass er auf den Feldzug „weder das kaiserliche Zelt, noch eine Liege, noch eine Matratze“ mitnahm199. Das kaiserliche Zelt wurde nicht nur vom Kaiser selbst bewohnt. Während die Kammerdiener laut dem Traktat Konstantinosʼ VII. einen abgetrennten Schlafbereich hatten200, begegnen sie in anderen Quellen direkt am kaiserlichen Bett: Alexios I. Komnenos und seiner Gattin Eirene fächelt nachts eine junge Dienerin Luft zu, um lästige Mücken zu vertreiben201. Eine Abbildung eines solchen Dieners – wenngleich in einem süditalienisch-normannischen Kontext – bietet der berühmte illuminierte Petrus von Eboli-Codex aus der Burgerbibliothek Bern (Abb. 40). Einen Angriff seines Feindes Nikephoros Basilakes erahnend, zog derselbe Alexios mit seinem Heer aus dem Lager aus, um einen Hinterhalt vorzubereiten. Sein Kontrahent stürmte ins kaiserliche Zelt und fand dort nur die verbliebene Dienerschaft (τινὲς καταλελειμμένοι τῶν θητευόντων) vor202. Die Verantwortung für das Schlafgemach des Alexios auf Reisen oblag einem Diener, den Anna Komnene als basilikon koitoniskon ascholoumenos (βασιλικὸν κοιτωνίσκον ἀσχολούμενος) bezeichnet203. Eine Darstellung im Skylitzes Matritensis zeigt einen zusammengekauerten Diener am Kopfende des Bettes von Bardas Phokas (Abb. 11). Abgesehen von den Dienern konnten auch Familienmitglieder und hochrangige Persönlichkeiten direkt in der Nähe des Kaisers schlafen. Ein geplanter Mordanschlag auf Manuel I. Komnenos (1143–1180) durch seinen Cousin Andronikos konnte angeblich vereitelt werden, weil der protosebastos Ioannes, zugleich Neffe Manuels, und die anderen, die den schlafenden Kaiser umgaben, den nahenden Andronikos sahen und ihre Schwerter zogen204. Bevor Alexios (I.) Komnenos die Kaiserkrone erlangte, leistete er dem Wunsch seine Mutter Folge, dass bei seinen Feldzügen stets ein ehrwürdiger Mönch sein

 S. unten, S. 55–59. 199 Choniates S. 197 (VAN DIETEN): μὴ αὐλαίαν ἀνακτορικήν, μὴ κλίνην, μὴ στιβάδα. 200 De exped. C, S. 112, Z. 273–274 (HALDON). 201 Alexias IX 5 3 (S. 269 KAMBYLIS – REINSCH): τὴν παιδίσκην γὰρ θεασάμενον τὴν τὸν ἀέρα ἀναρριπίζουσαν καὶ πόρρω που τοὺς κώνωπας ἀπωθουμένην τοῦ τῶν βασιλέων χρωτὸς ... 202 Alexias I 8 2 (S. 30 KAMBYLIS – REINSCH). 203 Alexias XV 2 1 (S. 463 KAMBYLIS – REINSCH): οὔπω τρίτη παρῆλθεν ἡμέρα καὶ ὁ περὶ τὸν βασιλικὸν κοιτωνίσκον ἀσχολούμενος κατὰ τὸ περίορθρον ἐλθὼν ἀγχοῦ τοῦ βασιλικοῦ σκίμποδος εἱστήκει. 204 Kinnamos III 18 (S. 129 MEINEKE). 198

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Zeltgenosse sein solle205. Isaakios, der Bruder von Alexios I., übernachtete zumindest einmal neben dem Kaiser in dessen Zelt206. Bisweilen gab es offenbar auch eigens abgestellte Zeltwachen207. 2.8.1. Form und Außengestaltung

Die ausführlichste Beschreibung des kaiserlichen Zelts (kortē) stammt aus der Feder von Konstantinos VII. und datiert aus dem 10. Jahrhundert. Angaben zur Bauform enthält aber auch sie nicht. Auf bildlichen Darstellungen weisen byzantinische Zelte fast immer eine runde Grundfläche auf, wobei manchmal auch der zentrale Zeltmast zu sehen ist208. Letzterer findet auch Erwähnung bei Michael Attaleiates: der Seldschukenfeldzug von Kaiser Romanos IV. Diogenes (1068–1071) im Jahre 1071 sei unter keinem guten Stern gestanden: „Denn was ließ beim aufgestellten Zelt des Kaisers den Mast, der es stützte, brechen, was das Zelt zum Einsturz brachte?“209 Die Überlieferung der Anekdote bei Ioannes Zonaras ist noch expliziter: „Als jedoch auch das Holz, durch welches das kaiserliche Zelt in der Mitte g e s t ü t z t w i r d (Hervorhebung D.H.), von selbst brach und das Zelt einstürzte, hielt man dies ebenfalls für ein ungünstiges Zeichen210“. Auch das Repräsentativzelt des Usurpators und späteren Kaisers Isaakios (I.) Komnenos (1057–1059) dürfte rund gewesen sein211. Die von Konstantinos VII. beschriebene kortē mit ihren verschiedenen Abteilungen scheint hingegen eher auf eine rechteckige Grundform oder einen Komplex aus mehreren Zelten schließen zu lassen. In einer Vision soll der heilige Kyrillos Phileotes das Zelt Alexiosʼ I. (1081–1118) gesehen haben, das die Form einer Kirche – also  Alexias I 8 2 (S. 30 KAMBYLIS – REINSCH): καὶ γὰρ διὰ σπουδῆς ἐπεποίητο ἡ μήτηρ ἐν ἁπάσαις ταῖς αὐτοῦ ἐκστρατείαις ὁμόσκηνον ἔχειν τῶν τιμιωτέρων τινὰ μοναχόν. 206 Alexias VIII 8 1 (S. 253 KAMBYLIS – REINSCH). Zum Teilen eines gemeinsamen Bettes s. K. VAN EICKELS, Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt. Die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hochzum Spätmittelalter (Mittelalter-Forschungen 10) Stuttgart 2002, S 341–393 (5. Gemeinsames Essen aus einer Schüssel und gemeinsames Schlafen in einem Bett – ein Äquivalent des homagium im Diskurs der Freundschaft?), ein bekanntes Beispiel für das Teilen eines Bettes stellen Richard Löwenherz und Philipp II. dar. 207 Alexias VIII 8 1; IX 5 3 (S. 253, 268 KAMBYLIS – REINSCH): Alexios I. verzichtet bewusst auf Zeltwachen. 208 S. oben, S. 9. 209 Attaleiates S. 112 (TSOLAKIS): καὶ τί γὰρ ἔτι τῆς βασιλείου σκηνῆς ἱσταμένης κατεαχθὲν τὸ ὑποστηρίζον αὐτὴν ξύλον πεσεῖν ταύτην αἰφνηδὸν παρεσκεύασεν ... 210 Zonaras XVIII 13 (S. 696 PINDER – BÜTTNER-WOBST): ἀλλὰ καὶ τοῦ ξύλου, ᾧ μέσον ἱσταμένῳ ἡ βασίλειος σκηνὴ ἐπερείδεται, αὐτομάτως κατεαγότος, κατέπεσεν ἡ σκηνή. Übersetzung: Militärs und Höflinge im Ringen um das Kaisertum. 969 bis 1118 nach der Chronik des Johannes Zonaras. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von E. TRAPP (BGS 16) Graz – Wien – Köln 1986, S. 140. 211 S. unten, S. 90–91. 205

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wohl eines quadratischen Zentralbaus mit Kuppel – gehabt haben soll212. Dass der Heilige das von Soldaten umringte Zelt und gleichzeitig den darin thronenden Kaiser sehen konnte, mag darauf hindeuten, dass die vordere Wand des Zeltes zur Gänze zur Seite (oder nach oben) gerafft worden war213. Für generalisierende Aussagen zu den möglichen Formen des kaiserlichen Zeltes ist die Quellenbasis aber schlichtweg nicht ausreichend. Betont wird mitunter seine Größe und Schönheit: Der Normanne Radulf von Caen bewundert das Zelt von Alexios I. Komnenos, „das an Kunstfertigkeit und Form wundervoll war und die, die es betrachteten so gleich doppelt zum Staunen brachte. Es hatte die Gestalt einer Stadt und die turmhohen Gebäude (atria turrita) erforderten zwanzig schwer beladene Kamele [zum Transport]. Das Zelt bot genug Raum für eine Vielzahl versammelter Menschen und seine Spitze überragte die übrigen in einer Weise, wie die Zypressen es inmitten der biegsamen Sträucher zu tun pflegen‘ [vgl. Vergil, Eclogae I 26]“214. Kann Radulfs Vergleich des Zeltes mit „turmhohen Gebäuden“ (im Plural) darauf hindeuten, dass das kaiserliche Zelt eigentlich ein aus mehreren Zelten zusammengesetzer Komplex war? Dies würde zum einen mit der funktionalen Gliederung der kortē im Zeremonienbuch (s. oben) korrespondieren. In osmanischer Zeit ist das „Zelt des Sultans“ im Prinzip ein Ensemble verschiedener Gebäude215. Vielleicht ist ähnliches auch für Byzanz anzunehmen. In Ergänzung zu Radulfs Beschreibung behauptet Alexiosʼ Tochter Anna zumindest, dass das Zelt ihres Vaters „so groß war, wie bis dahin noch niemand je eines gesehen hatte“216. An anderer Stelle schreibt Anna, dass das Zelt ihres Vaters durch seine rote Farbe zu erkennen war217 und selbiges gilt noch für jenes von Alexios V. unmittelbar vor dem finalen Angriff der Kreuzfahrer auf Konstantinopel  Vita Cyrilli Phileotae cap. 36 (La vie de Saint Cyrille le Philéote, moine byzantin. Introduction, texte critique, traduction et notes par É. SARGOLOGOS [Subsidia Hagiographica 39] Brüssel 1964, S. 154): ὁρῶ ἐν μὲν τῷ δεξιῷ μέρει σκηνὴν βασιλικὴν σχῆμα ἐκκλησίας ἔχουσαν καὶ πλήθος στρατιωτικοῦ λαοῦ περὶ αὐτὴν καὶ ἔσωθεν αὐτῆς καθήμενον τὸν βασιλέα ἐπὶ θρόνου ὑψηλοῦ καὶ βασιλικοῦ. Vgl. MULLETT, Tented Ceremony S. 495. 213 Der Anlass ist die Unterwerfung des Normannenherzogs Bohemund (s. unten, S. 94– 95). 214 Gesta Tancredi XVIII (S. 619): Erat namque regi tentorium, quod, arte simul et natura mirabile, duplicem spectatori jactabat stuporem; ad haec, urbis instar, turrita atria camelos viginti gravi sarcina non fraudabant: capacitas conveniendae multitudini opportuna; apex tantum ceteris praeminens, quantum lenta solent inter viburna cupressi. 215 ATASOY, Tent Complex. 216 Alexias XI 3 2 (S. 330 KAMBYLIS – REINSCH): ἦν γὰρ κατὰ μέγεθος ὁποίαν οὔπω τότε οὐδεὶς ἐθεάσατο. 217 Alexias XIII 1 1 (S. 384 KAMBYLIS – REINSCH): ἐρυθροβαφῆ καὶ βασιλικὴν καταλαβὼν σκηνήν. 212

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1204218. Auch Arnold von Lübeck beschreibt die kaiserlichen Zelte Manuels I. als purpurfarben219. Ein Traktat aus dem 14. Jahrhundert belegt diese Farbgebung ebenfalls, denn der oberste Zeltbedienstete trägt rote Kleidung, die aus dem Stoff des zuletzt verwendeten kaiserlichen Zeltes gefertigt wurde220. Rot bzw. Purpur markierte in vielen Objektkategorien kaiserliche Vorrechte221, sei es bei den Schuhen222, der Tintenfarbe223 oder dem kaiserlichen Privatschiff224. Falls es ein kaiserliches Monopol auf die Verwendung roter Farbe auch bei Zelten gab, so nahmen die zeitgenössischen Illustratoren darauf keine Rücksicht: Rote Zelte begegnen durchaus auch als gewöhnliche Soldatenunterkünfte (Abb. 4, 5, 7; rotes Generalszelt auf Abb. 8–10). Die kaiserliche Standarte (parasēmon, παράσημον) dürfte das Zelt eindeutig als jenes des Basileus ausgewiesen haben225. Da fast alle byzantinischen Zelte auf bildlichen Darstellungen figürliche oder zumindest geometrische Verzierungen aufweisen, ist von einer solchen wohl auch beim kaiserlichen Zelt auszugehen226. Einen Hinweis auf die verwendeten Textilien enthält die bereits erwähnte Schilderung des Missgeschicks von Ioannes II. Komnenos, der sein Zelt an die Ungarn verlor. Diese vermochten es zwar nicht zur Gänze abzutransportieren, rissen aber „Fragmente jener Stoffbahnen, aus denen das kaiserliche Zelt be-

 Villehardouin 245 (II S. 46–48 FARAL), s. o., Anm. 229. 219 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18 LAPPENBERG): Videres igitur illic tentoria innumera erecta, bissina, purpurea, cum capitibus aureis, et pro uniuscuiusque magnificentia vario decore ornata. 220 Ps.-Kodinos S. 181 (VERPEAUX). 221 Zum Verbot der Verwendung von Purpur: Cod. Iust. 11.9.4; vgl. L. BRÉHIER, Le monde byzantin, II: Les institutions de l’empire Byzantin. Paris 1970, S. 60–61; A. CARILE, Le insegne del potere a Bisanzio, in: La corona e i simboli del potere, ed. A. PIRAS – A. GARIBOLDI – A. CARILE – G. GHINI – M. CENTINI, Rimini 2000, S. 65–124, S. 84–88. 222 Ausführlich hierzu: HEHER, Schuhe des Kaisers, bes. S. 82–91. 223 Vgl. P. SCHREINER – D. OLTROGGE, Byzantinische Tinten-, Tuschen- und Farbrezepte (Denkschriften der Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophischhistorische Klasse 419 = Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters 4/4) Wien 2011, bes. S. 45–48, S. 129–131. 224 De admin. imp. Cap. 51 (Constantine Porphyrogenitus, De administrando imperio. Greek text edited by GY. MORAVCSIK. English translation by R.J.H. JENKINS. New Revised Edition [CFHB 1] Washington, D.C. 1967, S. 246–247); vgl. Constantine Porphyrogenitus, De Administrando Imperio, II: Commentary, ed. R.J.H. JENKINS. London 1962, S. 196; D. HEHER, Der Palasthafen des Bukoleon, in: Die byzantinischen Häfen Konstantinopels, hrsg. v. F. DAIM (BOO 4 = Interdiziplinäre Forschungen zu den Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter in Europa 3) Mainz 2016, S. 67–90, hier S. 86–87. 225 Attaleiates S. 81 (TSOLAKIS). S. oben, Anm. 120. 226 Rot war übrigens später auch die Standardfarbe für die Herrscherzelte der osmanischen Sultane: ATASOY, Tent Complex S. 288. 218

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steht“ (τεμάχια δὲ τῶν τὴν βασιλικὴν ξυμπληρούντων αὐλὴν παραπετασμάτων) an sich227. 2.8.2. Innenraum und Möblierung

Das kaiserliche Zelt in den Traktaten Konstantins VII. wird man sich in seiner größten Ausführung als (mit Paravents?) abteilbares Großraumzelt oder Ensemble mehrerer Zelte vorzustellen haben, denn es sind verschiedene Beleuchtungskörper für den Schlafbereich des Kaisers (τὸν κοιτῶνα), die Latrine (τὸ κουκομίλιν) und das Vorzimmer (τὸ παρακοιτωνάριον) vorgesehen228. Die Quellen erlauben auch Aussagen zur Beleuchtung und Möblierung. Als Lichtspender dienten Fackeln, Lampen, Kerzen und Laternen. Konstantinos VII. sieht vor, dass auf einem kaiserlichen Feldzug 300 Kerzen und 300 Pfund brennbares Fett für Fackeln (?) mitgeführt werden sollen229. Auch Feuerstein und Zunder gehörten zur Ausstattung, dazu noch bronzene Lampen230. Der Außenbereich, speziell rund um das kaiserliche Zelt, wurde mit Fackeln beleuchtet231. Die Möblierung war funktional und luxuriös zugleich. Mitgeführt wurden faltbare Liegen (skamnia systelta, σκαμνία συστελτά), groß genug, dass drei Männer auf ihnen sitzen können, dazu Klapptische (trapezia systelta, τραπέζια συστελτά) in derselben Länge232. Vermutlich wurden letztere nur bei Bedarf aufgestellt. So wird etwa berichtet, dass Ioannes II. Komnenos nach seinem letztlich letalen Jagdunfall 1143 zunächst noch schmerzfrei in sein Zelt zurückkehrte, wo die Tafel und eine klinē für ihn vorbereitet wurden233. Ob das bedeutet, dass er sein Mahl – der römischen Sitte entsprechend – liegend zu sich nahm, muss offenbleiben. Konstantinos VII. empfiehlt zwar im 10. Jahrhundert ausdrücklich, dass das Mahl liegend eingenommen werden sollte234, doch eignete sich die klinē auch als Sitzmöbel. Ein verbindlicher Standard für Speisepraktiken im Zelt lässt sich aus den Quellen nicht erkennen. Tische (trapeza, τράπεζα) und Klapptische waren für das standesgemäße Speisen des Kaisers und seiner Gäste unerlässlich, sind in den Quellen aber zumeist nur indirekt durch die Schilderung von Banketten und Kriegsräten  Kinnamos I 5 (S. 13 MEINEKE). 228 De exped. C, S. 110, Z. 259–260 (HALDON). 229 De exped. C, S. 114, Z. 309–311 (HALDON). 230 De exped. C, S. 110, Z. 302–308 (HALDON). 231 Alexias I 7 5 (S. 29 KAMBYLIS – REINSCH). 232 De exped. C, S. 104, Z. 168–170 (HALDON). Zu den Klapptischen vgl. auch De exped. C, S. 126, Z. 511–514 (HALDON). 233 Kinnamos I 10 (S. 25 MEINEKE): τράπεζά τε αὐτῷ παρετίθετο καὶ ἡ κλίνη τοῦτον εἶχεν ὡς ἀριστήσοντα. Vgl. Choniates S. 40 (VAN DIETEN). 234 De exped. C, S. 126, Z. 524–525 (HALDON): Ὁ δὲ μινσουράτωρ ἔχει πιλωτὰ κεντουκλέïνα ἐνδεδυμένα λινοβένετα, καθὼς προείρηται, καὶ γίνεται ἡ βασιλικὴ τράπεζα χαμόκουμβα. 227

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greifbar. Auf den hier ausgewerteten bildlichen Darstellungen fehlen Tische völlig. Die Liegen (κλίνη, χαμόκουμβα) dienten auch als Betten235. Das Zeremonienbuch aus dem 10. Jahrhundert kennt zudem weitere Klappbetten (krabbatia systelta, κραββάτια συστελτά), die zwischen der Ausstattung des türkischen Bades und der Feldkapelle (zu beiden Sonderzelten s. unten) genannt werden und deren genaue Funktion unklar ist236. Als Alexios einmal von seinem Bruder Isaakios des Nachts im Feldlager bei Philippupolis besucht wurde, nutzte dieser eine zweite Liege, die im Zelt des Kaisers parat stand237. Den besten Eindruck der Form einer solchen Liege bietet vielleicht Fol. 217r des Skylitzes Matritensis, auf dem der bulgarische Rebellenführer Peter Deljan auf einer dicken Matratze auf einer Holzkonstruktion mit erhöhtem Kopfende ruht. Ein veritables Bett hingegen stellte ein anderer Illuminator dem Usurpator Bardas Phokas ins Zelt (Fol. 163r): Dieses besteht aus einer massiv wirkenden Holzkonstruktion mit hohem Kopf- und Fußende. Eine Matratze fehlt, dafür ist ein rollenförmiges Kopfkissen zu sehen. Geraffte Vorhänge an beiden Enden des Bettes könnten auf eine Abschirmung der Schlafstatt hinweisen. Anna Komnene erwähnt darüber hinaus skimpodai (σκίμποδαι), die sich zusätzlich zur Liege (κλίνη) im Zelt ihres Vaters befanden238. Sie verwendet den Begriff ein weiteres Mal, als sie schildert, dass der für das Schlafgemach verantwortliche Diener eines Morgens ans Lager (ἀγχοῦ τοῦ βασιλικοῦ σκίμποδος) ihrer Mutter trat, um sie über das Nahen türkischer Truppen zu informieren239. Es dürfte sich bei den skimpodai um eine Art von Matratze gehandelt haben, denn bei Michael Psellos bezeichnet der Begriff zweifelsohne das Suppedaneum, auf dem die Füße des thronenden Kaisers ruhten240. Auf einer dicken Matratze ohne Unterbau – dafür mit Nackenrolle – ruht etwa der Bulgarenzar Samuel auf Fol. 217r im Skylitzes Matritensis. Der Diener des Bardas Phokas kauert ebenfalls nur auf einer Art Matratze am Kopfende des Bettes seines Herrn (Abb. 11). Ein Kissen, das frappierende Ähnlichkeit mit einem bauschigen suppedaneum aufweist, dient einem Soldaten im illuminierten Alexanderroman des Hellenischen Instituts in Venedig aus dem 15. Jahrhundert als Unterlage (Abb. 34). Als Matten oder Matratzen sind darüber hinaus so genannte stibades (στιβάδες) bekannt241. Niketas Choniates bemüht für das Bett im Zelt des protovestiarios Ioannes den ansonsten speziell bei Homer und Euripides häufig zu findenden Begriff lechos  Alexias I 8 2; XIII 1 7–9 (S. 30, 386 KAMBYLIS – REINSCH). 236 De exped. C, S. 106, Z. 182–183 (HALDON). 237 Alexias VIII 8 1 (S. 253 KAMBYLIS – REINSCH): ὑπνώττοντος δὲ τοῦ βασιλέως εἴσω τῆς βασιλικῆς σκηνῆς ἀψοφητὶ εἰσελθὼν εἰς τὴν ἑτέραν κλίνην. 238 Alexias I 8 2 (S. 30 KAMBYLIS – REINSCH). 239 Alexias XV 2 1 (S. 463 KAMBYLIS – REINSCH): οὔπω τρίτη παρῆλθεν ἡμέρα καὶ ὁ περὶ τὸν βασιλικὸν κοιτωνίσκον ἀσχολούμενος κατὰ τὸ περίορθρον ἐλθὼν ἀγχοῦ τοῦ βασιλικοῦ σκίμποδος εἱστήκει. 240 S. unten, S. 92. 241 Choniates S. 197 (VAN DIETEN). 235

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(λέχος), der aber mehr Aufschluss über die klassische Bildung des Autors geben soll als über die reale Gestalt des Bettes242. Während manche Quellen im kaiserlichen Zelt auch einen Thron (thronos, θρόνος) kennen243, wird ein solcher im Traktat Konstantinosʼ VII. nicht explizit erwähnt. Es ist aber davon auszugehen, dass überhaupt eine der Liegen (klinē) diesen Zweck erfüllte. Auch Alexios I. saß auf einer Liege (klinē), als er den besiegten Normannenherzog Bohemund in seinem Zelt empfing. Wenige Zeilen später wird eben dieses Möbel als „Thron“ (thronos) bezeichnet244. Der erfolgreiche Usurpator Alexios III. Angelos empfing vor seinem Einzug in Konstantinopel 1195 die Würdenträger der Hauptstadt in einem Zelt außerhalb der Stadt auf einer goldbeschlagenen Liege (κλίνῃ χρυσοπάστῳ) thronend245. Isaakios (I.) Komnenos wollte sich gegenüber einer Gesandtschaft Kaiser Michaels VI. möglichst majestätisch präsentieren und saß in seinem riesigen Repräsentativzelt auf einem „zweiköpfigen“ vergoldeten Thron (epʼ amphikephalou thronou), der auf einem Podest stand246. Hierunter ist wohl weder ein Thron für zwei Personen247 noch eine Verzierung mit Tierköpfen248 gemeint, sondern eine Liege mit zwei Kopfenden249. Einzig die Annahme einer Liege, die als Thron verwendet wird, macht auch die Forderung Bohemunds von Tarent beim Vertragsschluss von Devol (1108) verständlich, der vom Kaiser „an das Kopfende der Liege“ (pros tē kephalē tēs klinēs) geleitet werden wollte250. Die Existenz weiterer Sitzmöbel ist damit natürlich nicht ausgeschlossen. Der Usurpator Isaakios (I.) Komnenos empfing Gesandte in seinem privaten Zelt auf einem hohen Hocker oder Stuhl (thōkos, θῶκος) sitzend251. Es ist vorstellbar, dass die Zeltausstattung zumindest auch einen faltbaren Thron vom Typus eines faldistorium umfasste, der in Antike und Mittelalter allgegenwärtig

 Choniates S. 457 (VAN DIETEN). 243 So Alexias XI 3 1–2 (S. 329–330 KAMBYLIS – REINSCH); Vita Cyrilli Phileotae 36 (S. 154 SARGOLOGOS). 244 Alexias XIII 9 4–5 (S. 409 KAMBYLIS – REINSCH). 245 Choniates S. 457 (VAN DIETEN). 246 Psellos VII 24 (S. 217 REINSCH; II S. 206 IMPELLIZZERI): ἐπ’ ἀμφικεφάλου καθῆστο θρόνου, μετέωρος δὲ ἦν, καὶ χρυσὸς τοῦτον ὑπήλειφε, σκίμπους τε ὑπέκειτο τοῖς ποσὶ. 247 So Criscuolo, in: IMPELLIZZERI et al., Michele Psello S. 432, n. 67. 248 So REINSCH, Chronographia S. 843 (Anm. 32) der einen „mit zwei Tierköpfen verzierten Thron“ bzw. „einen Thron …, dessen Baldachin auf beiden Seiten mit Tierköpfen geschmückt ist“ vermutet. 249 LSJ S. 92, s.v. ἀμφικέφαλος. Vgl. E. P. BAUGHAN, Couched in Death. Klinai and Identity in Anatolia and Beyond, Madison 2013, bes. S. 69 zu antiken Liegen mit zwei Kopfenden. 250 Alexias XIII 9 4 (S. 409 KAMBYLIS – REINSCH): πρὸς τῇ κεφαλῇ τῆς κλίνης. 251 Psellos VII 21 (S. 215 REINSCH; II S. 202 IMPELLIZZERI): ἐκάθητο δὲ ἐπὶ θώκου τινὸς ὑψηλοῦ. 242

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und kulturübergreifend verwendet wurde252. Einer der Illuminatoren des Skylitzes Matritensis (Fol. 224r) scheint einen solchen Klappthron im Feldherrenzelt des Usurpators Georgios Maniakes positioniert zu haben (Abb. 15)253. In den bildlichen Quellen findet sich eine Handvoll Sitz- und Liegemöbel in Zelten. Kaiser Theophilos etwa findet man im Skylitzes Matritensis (Fol. 75v, Abb. 2) auf einem Hocker mit bauschigem Sitzkissen vor, seine Füße auf einem Suppedaneum ruhend. Sein muslimisches Gegenüber, der Kalif Al-Maʼmūn, verfügt im Übrigen über dasselbe Möbel. Eine – offenbar bequemere – Sitzgelegenheit mit niedrigen Seitenwänden und einer gepolsterten Rückenlehne nützt auf Fol. 201v (Abb. 13) Kaiser Romanos III. Argyros, während er sich von einem Diener die Füße massieren lässt. Zum weiteren Mobiliar gehörten laut dem Zeremonienbuch auch zwei Zeremonialstühle (σελλία δύο τῆς προελεύσεως)254, auf denen der Kaiser beim Empfang der versammelten Würdenträger (προέλευσις) thronen konnte255. Zur Verrichtung seiner Notdurft standen dem Kaiser Leibstühle (σελλία τοῦ κουκουμιλίου256) zur Verfügung, vergoldet, mit Bezügen und Abdeckungen für die Toilettenöffnung. Wie oben erwähnt dürfte sich der Leibstuhl des Kaisers in einem abgetrennten Bereich seines Zeltes bzw. überhaupt in einem benachbarten Zelt befunden haben, für dessen Beleuchtung eine eigene Öllampe vorgesehen war257. Für hochrangige „Flüchtlinge“ (= Überläufer) standen ähnliche Stühle in Silber zur Verfügung258. Kleidung, Ausrüstungsgegenstände und Hausrat wurden in Kisten (κιβώτια) aufbewahrt259. Bevor das Heer feindliches Gebiet erreicht, werden überflüssige Möbelstücke und Zelte nach den Empfehlungen des Zeremonienbuchs einem lokalen protonotarios übergeben und vorübergehend verwahrt260.  Vgl. hierzu jüngst J.-Ch. KLAMT, Fragen zur Rolle des Faltstuhls im byzantinischen Kaiserzeremoniell, in: Knotenpunkt Byzanz. Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen ed. A. SPEER – PH. STEINKRÜGER (Miscellanea Mediaevalia 36) Berlin et al. 2012, S. 747–758 (mit Literatur). Vgl. Ch. MIKS, Relikte eines frühmittelalterlichen Oberschichtgrabes?, in: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 56, 2009, S. 395–538. 253 KLAMT, Faltstuhl S. 756–757 glaubt im Skylitzes Matritensis keinerlei faldistorium erkennen zu können. 254 De exped. C, S. 108, Z. 214 (HALDON). 255 R. GUILLAND, Sur quelques termes du Livre des Cérémonies de Constantin VII Porphyrogénète, in: Revue des Études Grecques 58, 1945, S. 196–211, hier S. 202. 256 Vgl. hierzu GUILLAND, Termes S. 201–204. 257 De exped. C 108, Z. 215–216 (HALDON). Osmanische Sultane verfügten über frei stehende Toilettenzelte: ATASOY, Tent Complex S. 52–53, S. 104–105. 258 De exped. C, S. 108, Z. 216–217 (HALDON). 259 Alexias I 8 2 (S. 30 KAMBYLIS – REINSCH). 260 De exped. C, S. 104, Z. 178–180 (HALDON), C, S. 126, Z. 512–515 (HALDON). 252

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Eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des Innenraumes spielten Textilien. Tischtücher (mesalia, μεσάλια) und Servietten (mandilia, μανδίλια) werteten den Reisetisch optisch auf261. Die Liege des Kaisers machten flauschige Teppiche (ἐπεύχια φούντατα τὰ εἰς χαμόκουμβα ἐνεργοῦντα) und dicke Kissen/Matratzen (πιλωτὰ παχέα)262 sowie Patchwork-Decken (πιλωτὰ κεντουκλέϊνα)263 oder Matten (στιβάδες)264 bequemer, während für die Liegen seiner Gäste Kissen/Matratzen aus blauem Leinen (πιλωτὰ λινοβένετα) und Ziegenhaardecken (κιλίκια) vorgesehen waren265. Die Füße des thronenden Kaisers ruhten auf Suppedanea266, die auch auf bildlichen Darstellungen greifbar sind (Abb. 2, 13). Die Verpflegung des kaiserlichen Trosses erforderte eine ausgeklügelte Logistik. Ein Traktat des 10. Jahrhunderts sieht vor, dass für den Kaiser und seine Entourage eine Reihe von Gefäßen mitgeführt werden soll, darunter acht silberne Kühler für Gewürzwein, zwei große Kühler für Rosenwasser, und ein kleiner für Weißwein267. Die Verpflegung erfolgt zum Teil über mittransportierte Lebensmittel. Zu diesen zählten 48 metra kaiserlichen Weins und 100 metra für die magistroi und patrikioi sowie Öl, Bohnen, Reis, Pistazien, Mandeln, Linsen, Speck, Fett, Käse, eingesalzener Fisch, Schlachttiere (Schafe mit Lämmern und Kühe mit Kälbern), Fisch und Meeresfrüchte268. Weitere Lebensmittel wurden am Weg aufgenommen269.

 De exped. C, S. 104, Z. 170 (HALDON). 262 De exped. C, S. 104, Z. 173 (HALDON). 263 De exped. C, S. 126, Z. 524 (HALDON). 264 Choniates S. 197 (VAN DIETEN). 265 De exped. C, S. 104, Z. 175–177 (HALDON). Der Unterschied zwischen kaiserlichem und Gästemobiliar betont bei HALDON, Kommentar S. 208 zu S. 176–177. 266 Psellos VII 24 (S. 217 REINSCH; II S. 206 IMPELLIZZERI) (Isaakios’ imperialer Empfang): σκίμπους τε ὑπέκειτο τοῖς ποσὶ. Michael Psellos, Leben der byzantinischen Kaiser (976–1075): Chronographia. Eingeleitet, herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von D.R. REINSCH. Berlin 2015, S. 604 übersetzt mit „Schemel“. 267 De exped. C, S. 106, Z. 188–193 (HALDON). 268 De exped. C, S. 102, Z. 141–150 (HALDON). 269 De exped. C, S. 102–104, Z. 150–151 (HALDON). 261

       



3. Inszenierung von Herrschaft Skēnē (σκηνή), der im byzantinischen Griechischen gebräuchlichste Begriff für „Zelt“, hat auch seine seit der Antike übliche Theaterkonnotation1 nie verloren: Auch die mittelalterlichen Autoren verwenden das Wort bisweilen im Sinne von „Bühne“, „Auftritt“ oder „Inszenierung“2. Schauspieler und Possenreißer waren als skēnikoi bekannt3. Wenn es um die Repräsentation von Herrschaft ging, konnte das gesamte Bedeutungsspektrum gewissermaßen zusammenfallen, und das Zelt wurde zur Bühne eines politischen Schauspiels. Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtungen sollen dabei Zelt und Zeltlager des Kaisers stehen. Die Byzantiner kannten kein Reisekönigtum westlicher Prägung. Konstantinopel war die unumstrittene Hauptstadt des Reiches, sein Palast das Herzstück von Verwaltung und Zeremoniell. Und dennoch waren die meisten byzantinischen Kaiser zumindest phasenweise durchaus mobil, sei es aus militärischer Notwendigkeit, sei es aus dem Wunsch nach Abstand von der Großstadt Konstantinopel. Eine adäquate Repräsentation von Herrschaft musste aber auch in diesen Fällen gewährleistet sein. Im Folgenden soll der bereits im ersten Kapitel angesprochene Charakter des kaiserlichen Feldlagers als mobiler Palast näher untersucht und räumliche und funktionale Parallelen, aber auch notwendige Anpassungen analysiert werden4. Mit der Rolle von Zelten beim kaiserlichen Adventus und bei Proklamationen von Usurpatoren  LSJ S. 1608, s.v. σκηνή. Zur begrifflichen Entwicklung vgl. RE III A1, Sp. 470–491, s.v. Skene; DNP online, s.v. Skene. 2 Auf das Bewusstsein der Inszenierung von Ritualen in byzantinischen Quellen verweist M. GRÜNBART, Das Zünglein an der Waage? Zur politischen Funktion des Patriarchen in Byzanz: Der Fall des Theodosios Boradiotes, in: Zwei Sonnen am Goldenen Horn? Kaiserliche und patriarchale Macht im byzantinischen Mittelalter. Akten der internationalen Tagung vom 3. bis 5. November 2010, I–II., ed. M. GRÜNBART – L. RICKELT – M.M. VUČETIĆ (Byzantinistische Studien und Texte 3–4) Berlin 2011–2013, I, S. 15–29. Das dort angeführte Beispiel (Choniates S. 253 [VAN DIETEN]) lässt sich zumindest um einige Stellen in der Chronographia des Psellos erweitern (S. unten, Anm. 277). 3 Vgl. Alexias XII 6 5–6 (S. 374–375 KAMBYLIS – REINSCH): Skēnikoi organisieren eine Schandparade; Ioannes Zonaras unterscheidet zwischen σκηνικοὶ ἔντιμοι (die vor dem Kaiser auftreten) und den derberen σκηνικοὶ ἄτιμοι (die für das Volk spielen): Σύνταγμα τῶν θείων καὶ ἱερῶν κανόνων τῶν τε ἁγίων καὶ πανευφήμων ἀποστόλων, καὶ τῶν ἱερῶν οἰκουμενικῶν καὶ τοπικῶν συνόδων, καὶ τῶν κατὰ μέρος ἁγίων πατέρων κτλ., ed. G.A. RHALLES – M. POTLES, I–VI, Athen 1852–1859, Nachdruck Athen 1992, III S. 414; bei Michael Balsamon (RHALLES – POTLES II S. 425) stehen hingegen die ehrbaren θυμελικοί (Musikanten) den ehrlosen σκηνικοὶ μῖμοι gegenüber, die sich mit Masken verkleiden und derbe Unterhaltung bieten. Vgl. F. TINNEFELD, Zum profanen Mimos in Byzanz nach dem Verdikt des Trullanums (691), in: Byzantina 6, 1974, S. 321–343, bes. S. 337–338. 4 Ansätze hierfür schon in MULLETT, Tented Ceremony S. 504 und S. 507–512. 1

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sollen überdies zwei besondere Phänomene der Inszenierung von Herrschaft außerhalb Konstantinopels Beachtung finden. 3.1. Das kaiserliche Feldlager – ein mobiler Palast

Das kaiserliche Zeltlager war weit mehr als bloß eine Notlösung zum Überleben in der freien Natur. Sein Zweck war zwar häufig ein militärischer, doch erschöpfte sich seine Funktion darin nicht. Begaben sich der Kaiser und die Reichsspitze auf Reisen, wurden die Gewohnheiten des Palastes nach Möglichkeit auch im Feld übernommen. Eine explizite Gleichsetzung des kaiserlichen Zeltes mit dem Palast5 findet sich in den Gesta Tancredi Radulfs von Caen aus dem frühen 12. Jahrhundert: Als der Normanne Tankred als Gegenleistung für seinen Treueeid von Alexios I. Komnenos dessen Prunkzelt fordert, verliert letzterer die Contenance und reagiert ungehalten: „Die normalen Dinge sind ihm also zu schmutzig? Einzig nach meinem Palast strebt er, der doch in der Welt einzigartig ist?“6 Auch die Geschichtsforschung hat das kaiserliche Feldlager treffend als „cour ambulante“ bezeichnet7. Obgleich die Parallelen zwischen Palastarchitektur und Zeltlager nicht so frappant sind wie in Kulturen mit nomadischen Traditionen (etwa bei den Osmanen8), lohnt ein Blick auf Ähnlichkeiten in Bezug auf Aufbau und Funktionalität. Die Mobilität von Kaiser und Hof war vor allem in mittelbyzantinischer Zeit gegeben und war nicht zuletzt der direkten Beteiligung des Kaisers an Feldzügen geschuldet. Zwar verließ der Großteil der Kaiser des 10. und 11. Jahr– hunderts Konstantinopel nur, um sich in die Paläste und Thermen an der kleinasiatischen Küste oder in Pera zu begeben9, doch verbrachten Herrscher wie Nikephoros II. Phokas, Ioannes I. Tzimiskes oder Romanos IV. Diogenes einen guten Teil ihrer Regierungszeit im Feld. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese allesamt bereits einen militärischen Hintergrund aufwiesen, bevor sie den Thron bestiegen. Eine bewusste Wahl des Zeltlagers zur kaiserlichen Repräsentation anstelle des Palastes ist in diesen Jahrhunderten indes noch selten belegt: Im Sommer 968 hielt Nikephoros II. drei Monate lang bei  Vgl. hierzu auch A.Şt. ANCA, Herrschaftliche Repräsentation und kaiserliches Selbstverständnis. Berührung der westlichen mit der byzantinischen Welt in der Zeit der ersten Kreuzzüge (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des SFB 496, 31) Münster 2010, S. 68–71. 6 Gesta Tancredi XVIII (S. 619). 7 MALAMUT, Tente impériale. 8 ATASOY, Tent Complex S. 55–75, wobei zu berücksichtigen ist, dass etwa der osmanische Topkapı-Palast in seiner Struktur an ein Zeltlager angelehnt ist. 9 M.-F. AUZEPY, Les déplacements de l’empereur dans la ville et ses environs (VIIIe–Xe siècles), in: Constantinople and its Hinterland. Papers from the 27th Spring Symposium on Byzantine Studies, Oxford, April 1993, ed. C. MANGO – G. DAGRON (Society for the Promotion of Byzantine Studies: Publications 3) Aldershot 1995, S. 359–366, bes. S. 359– 360. 5

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Pegai am nördlichen Ufer des Goldenen Horns Hof10. Janin vermutete, dass der dort im Jahre 921 abgebrannte Palast in der Zwischenzeit wieder aufgebaut worden sei, „car il n’est pas probable que lʼempereur ait logé sous la tente“11. Aus dem bisher Gesagten muss dieser Schluss zumindest hinterfragt werden, und gerade dem kriegserfahrenen General Nikephoros ist es zuzutrauen, in den warmen Monaten im Freien kampiert zu haben. Im Juni 1065 begab sich Konstantinos X. Dukas mit seinem Hof auf das Philopation (hierzu später genauer) und gewährte dort Audienzen12. Die repräsentative Bedeutung des kaiserlichen Zeltlagers nahm ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zu. Vor allem nach dem Machtantritt Alexiosʼ I. Komnenos im Jahre 1081 wurde es wieder zur Regel, dass der Kaiser sein Heer persönlich in die Schlacht führte. Alexiosʼ Sohn Ioannes II. (1118–1143) soll einmal behauptet haben, er habe fast sein gesamtes Leben im Zelt verbracht13, was angesichts seiner zahlreichen Kriegszüge durchaus der Realität entspricht14. Mit den Komnenen scheint eine neue Phase an Mobilität des gesamten Hofes eingeläutet15. Erholung – auch im Rahmen der Vorbereitung von Feldzügen – suchte man nun nicht mehr nur in den alten Palästen jenseits der Meerenge des Bosporus und des Goldenen Horns. Die meisten dieser Sommerpaläste sind bereits vor dem 12. Jahrhundert ohnehin nicht mehr belegt. Die einzigen namhaften Paläste, die danach noch existierten, waren auf europäischer Seite Pege und auf asiatischer Seite Chalkedon und Damatrys. Mit Damalis (Scutari) ist nur ein einziger Neubau aus komnenischer Zeit überliefert (Textabb. 11)16. An die Stelle der Sommerpaläste scheinen Zeltlager  Liutprand, Legatio cap. 25 (Liudprandi Cremonensis Antapodosis, Homelia Paschalis, Historia Ottonis, Relatio de Legatione Constantinopolitana, cura et studio P. CHIESA [Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis 156] Turnhout 1998, S. 198). His ergo tribus hebdomadibus habuit Nicephorus extra Constantinopolim metastasin, id est stationem, in loco qui dicitur Εἰς πήγας, id est ‚Ad fontes‘, eodemque me venire praecepit. Liutprands Bezeichnung des Aufenthalts als metastasis suggeriert, dass es sich hierbei um einen terminus technicus für einen (regelmäßigen?) Rückzug des Kaisers handeln könnte. 11 R. JANIN, Constantinople byzantine. Développement urbain et répertoire topographique, Paris 21964, S. 143. 12 Vita Georgii Hagioritae cap. 81 (B. MARTIN-HISARD, La Vie de Georges lʼHagiorite (1009/10–29 juin 1065). Introduction, traduction du texte géorgien, notes et éclaircissements, in: REB 64–65, 2006–2007, S. 5–204, hier S. 99). 13 Choniates S. 42–43 (VAN DIETEN): ὁ βίος σχεδόν μοι ἅπας ἐπὶ σκηνῆς καὶ τὸ αἰθριάζειν ἀεί μοι περιεσπούδαστο. 14 J.W. BIRKENMEIER, The Development of the Komnenian Army, 1081–1180 (History of Warfare 5) Leiden et al. 2002, S. 85–99. 15 Vgl. hierzu auch MULLETT, Tented Ceremony S. 496–498. 16 Viele dieser Paläste sind zur Zeit der Komnenen nicht mehr belegt: Europäische Vorstädte: St. Mamas in Pera (letzter Beleg: wohl 10. Jh.); Pegai (10. Jh.); St. Theodora (9. Jh.); St. Therapeia (797). Asiatische Vorstädte: Sophianai (8. Jh.); Bryas (9. Jh.); Hiereia (11. Jh.); Rufinianai (11. Jh.): JANIN, Constantinople S. 138–153. Zu einigen dieser Paläste siehe nun auch H. HELLENKEMPER, Asiatische Riviera. Byzantinische Kaiserresi10

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in den großen Heerlagern und Jagdgebieten im Umfeld Konstantinopels getreten zu sein.

Textabb. 11: Früh- und mittelbyzantinische Kaiserpaläste Alexios I. etwa lagerte gegen 1112 längere Zeit im thrakischen Chersones, das eine Tagesreise von Konstantinopel entfernt liegt. Als seine Gattin erkrankte, ließ er sie auf der kaiserlichen Dromone nach Konstantinopel bringen, doch er selbst kehrte erst im Frühsommer in seine Hauptstadt zurück17. Allerdings bezog er dort in keinem Palast Quartier, sondern am Philopation (hierzu später näher) außerhalb der Stadtmauern. Die anstehenden Regierungsangelegenheiten erledigte er teilweise unter freiem Himmel:  denzen in Bithynien, in: Neue Funde und Forschungen in Bithynien, ed. E. WINTER – K. ZIMMERMANN (Asia Minor Studien 69) Bonn 2013, S. 61–81; IDEM, Politische Orte? Kaiserliche Sommerpaläste in Konstantinopel, in: The Emperor’s House. Palaces from Augustus to the Age of Absolutism, ed. M. FEATHERSTONE et al. (Urban Spaces 4) Berlin – Boston 2015, S. 243–256, bes. S. 251–252 zum Palast in Damalis (auch mit rezenter archäologischer Literatur). 17 Zonaras XVIII 26 (S. 752 PINDER – BÜTTNER-WOBST).

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„Und folgendes führte er aus: Er setzte bestimmte Tage fest, an denen er dort öffentlich den Vorsitz führte, den Blick auf einen weiten Platz gerichtet; wer wollte, dem war der Zutritt zu ihm gestattet, und jeder Bittsteller überreichte seine Bittschrift, die über seine Bedürfnisse unterrichtet. Und wenn ihm diese vorgelegt wurden, befahl er den Sekretären, sie zu lesen und ihm die Wünsche aller bekanntzugeben, und er ordnete an, daß auf jede sogleich ein Antwortschreiben ausgefertigt und den Bittstellern (durch Unterschrift) bestätigt übergeben werde; und das beachtete der Kaiser ziemlich lange Zeit“18. Daraufhin verließ er seine Hauptstadt wieder, um den Winter (!) gemeinsam mit seiner Familie in einem Lager am Fuße des Berges Papykion im östlichen Makedonien zu verbringen. Im Frühjahr zog er weiter nach Philippupolis, lagerte aber auch dort bis zum Herbst außerhalb der Stadt. Erst danach – nach etwa einem Jahr Daueraufenthalt in verschiedenen Zeltlagern – kehrte er in den Palast in Konstantinopel zurück19. Die Gewohnheiten der komnenischen Kaiser zwangen auch die Elite des Reiches zu erhöhter Mobilität. Bereits seit dem 11. Jahrhundert war eine möglichst große Nähe zum Hof Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in Verwaltung oder Heer. Hatte die Aristokratie bis dahin ihre Machtbasis in den Provinzen gehabt, waren damals Wohnstätten in Konstantinopel zur Notwendigkeit geworden20. Nun galt es, dem Kaiser nach Möglichkeit auch ins Feldlager zu folgen. Auf Kriegszügen begegnen nun Aristokraten samt ihren Frauen, die den Hof zumindest bis in die großen Heerlager auf eigenem Reichsgebiet begleiteten. Für einen Jagdausflug begab sich etwa Manuel I. im Winter 1154/55 nach Pelagonia; wir wissen, dass außer seinem Cousin Andronikos und dessen Nichte (und Geliebte) Eudokia auch deren Angehörige sowie einige enge Blutsverwandte des Kaisers selbst anwesend waren21. Im 12. Jahrhundert besaß die sebastokratorissa Eirene ein so prachtvolles Zelt, dass darauf ein Lobgedicht verfasst wurde22. Auch als Alexios II. mit seiner Mutter Eirene/Xene eine Zeit lang in den Palastbauten des Manganes am Philopation außerhalb Konstantinopels Hof hielt, mussten Aristokraten wie Alexiosʼ Onkel  Zonaras XVIII 26 (S. 753 PINDER – BÜTTNER-WOBST): καί οἱ τοιοῦτόν τι ἐπιτετήδευτο· τεταγμένας ἡμέρας ὡρίσατο, καθ’ ἃς ἐκεῖσε δημοσίᾳ προὐκάθητο ἀφορῶν πρὸς πεδιάδα πλατεῖαν. τῷ βουλομένῳ δὲ ἡ εἰς ἐκεῖνον εἴσοδος συγκεχώρητο, καὶ ἕκαστος τῶν δεομένων ἐπανετείνετο δεητήριον διδακτικὸν ὅτου δέοιτο. καὶ ταῦτα ἐνώπιον αὐτοῦ τιθέμενα ἐπέταττε τοῖς ὑπογραμματεύουσιν ἐπιέναι καὶ γνωρίζειν αὐτῷ τὰς ἑκάστων αἰτήσεις, καὶ αὐτίκα τὴν ἐφ’ ἑκάστῳ ἀντιγραφὴν προσέταττε γίνεσθαι καὶ βεβαιουμένην τοῖς δεομένοις παρέχεσθαι. καὶ τοῦτ’ ἐπὶ χρόνον ἱκανὸν ἐτηρεῖτο τῷ αὐτοκράτορι. Übersetzung: TRAPP, Militärs und Höflinge S. 174–175. Vgl. MALAMUT, Tente impériale S. 73–74. 19 Zonaras XVIII 26 (S. 752–754 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 20 J.-Cl. CHEYNET, Pouvoir et contestations à Byzance (963–1210) (Byzantina Sorbonensia 9) Paris 1990, S. 202. 21 Kinnamos S. 127–130 (MEINEKE); Choniates S. 104–105 (VAN DIETEN). 22 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration. 18

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Andronikos Zelte beziehen, um dem Kaiser nah zu sein23. Beim Bulgarenfeldzug von Isaakios II. 1191/92 begleiteten sogar die Damen des Hofes den Heerzug nach Philippupolis, „weil es möglich war“, wie Niketas Choniates lapidar bemerkt24. Es sei an dieser Stelle auch auf eine absurd anmutende Anekdote verwiesen, derzufolge Manuel I. Komnenos kurz vor seinem Tod Wahrsagern aufgesessen sei, die ihm katastrophale Stürme prophezeiten. Er habe das Glas aus den Fenstern des Palastes nehmen und Höhlen zu geschützten Wohnungen umbauen lassen. Die Paranoia des Kaisers sei auch auf seine Verwandten übergegangen, die entweder unter der Erde Zuflucht suchten oder Zelte bezogen, die sie mit dreifachen Spannschnüren und Heringen sicherten25. 3.1.1. Aufbau und Struktur des kaiserlichen Lagers

De expeditionibus Konstantinosʼ VII. aus der Mitte des 10. Jahrhunderts enthält exakte Anweisungen für den Aufbau eines kaiserlichen Feldlagers. Wenngleich die Angaben einen (fiktiven?) Idealzustand beschreiben, so wird doch klar, wie sich auch im Zeltlager die Hierarchie der Reichsspitze manifestieren sollte (Textabb. 12)26: Das Zelt des Kaisers (kortē, κόρτη) wird in der Mitte des Lagers errichtet. Rundherum ist auf ausreichend freien Raum zu achten, damit das Zelt tagsüber leicht erreichbar ist. Östlich des kaiserlichen Zeltes, also vor seinem Eingang, befindet sich das archontareion, wohl das Generalstabszelt für taktische Besprechungen der Offiziere27. Vor diesem wiederum werden die Zelte des Vorstehers der kaiserlichen Ställe errichtet und die kaiserlichen Pferde untergebracht.

 Choniates S. 255 (VAN DIETEN). S. auch unten, S. 69. 24 Choniates S. 434 (VAN DIETEN). Zum genauen Text s. unten, Anm. 48. 25 Choniates S. 221 (VAN DIETEN): τοὺς μὲν γεωρυχεῖν κατὰ μύρμηκας, τοὺς δὲ σκηνοποιεῖν καὶ σχοινία περιδέειν ἔντριτα καὶ πασσάλους ἀποξύνειν πηχυαίους εἰς ἀκράδαντον ἔρεισμα τῶν σκηνῶν. 26 Das Folgende nach Anonymi Taktikon S. 250 (DENNIS) mit den zugehörigen Anmerkungen. 27 Vgl. Anonymi Taktikon S. 256 (DENNIS, mit Anm. 11). 23

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Textabb. 12: Schematischer Aufbau des kaiserlichen Zeltbezirks, gewestet Die Bereiche zu beiden Seiten der korte sind für den Vorsteher der kaiserlichen Tafel (epi tēs trapezēs, rechts vom Eingang28) und den Vorsteher der kaiserlichen Schatzkammer (prōtobestiarios, links vom Eingang29) reserviert. Beide Ämter teilen sich die Verantwortung für den Transport sämtlicher Bedarfsartikel des Kaisers auf Feldzügen (Zelt samt Möblierung und Textilien, Geschirr, diplomatische Geschenke, Garderobe etc.)30. Da sie den engsten Umgang mit dem Kaiser pflegten, waren beide Posten für Eunuchen reserviert.

 Vgl. R. GUILLAND, Recherches sur les Institutions Byzantines. Avec trois index par M. NEUENBURG I–II (BBA 35) Berlin – Amsterdam 1967, I S. 237–241; OIKONOMIDÈS, Listes S. 305–306. 29 Vgl. GUILLAND, Recherches I S. 216–236; OIKONOMIDÈS, Listes S. 305. 30 S. Kapitel 2.7. 28

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Den beiden Beamten sind jeweils Wachkontingente vorgelagert: Vor dem Zelt des prōtobestiarios werden manglabitai31 einquartiert, vor jenem des epi tēs trapezēs ein Kontingent der pantheōtai32. Hinter dem Zelt des prōtobestiarios werden – in dieser Reihenfolge – die Wache (phylax), die Kämmerer (koitōnitai), die hebdomarioi33 und die übrigen persönlichen Bediensteten des Kaisers positioniert. An den äußeren Ecken des kaiserlichen Zeltbezirks lagern weitere Garderegimenter (athanatoi34 und Offiziere der basilikoi anthrōpoi). Den besonders gefährdeten östlichen Eingangsbereich sichern von innen die megalē hetaireia35 und von außen die Regimenter der scholai. De expeditionibus beschreibt idealisierte Verhältnisse um die Mitte des 10. Jahrhunderts. Der Kaiser residiert in der Mitte des Lagers, umgeben von seinen engsten Bediensteten und den erlesensten Garderegimentern. Mit Ausnahme der Gardekommandanten und des Vorstehers der kaiserlichen Ställe hielten sich die Offiziere des Heeres – so etwa der domestikos der scholai – nicht im kaiserlichen Zeltbezirk, sondern bei ihren Truppen auf36. Lediglich für den Kriegsrat wurden sie ins archontareion beim Zelt des Kaisers einberufen. Die Vorgaben des Zeremonienbuches spiegeln noch klar die Strukturen des Zentralstaats und eine Hierarchie nach Hofämtern und Kommandos wieder. Aus den Quellen geht nicht hervor, ob an dieser prinzipiellen Aufteilung des zentralen Lagerbereiches – sprich: des mobilen Palastes – in den folgenden Jahrhunderten wesentliche Änderungen vollzogen wurden. Die bereits im 10. Jahrhundert einsetzende Herausbildung einer auf Clans basierenden grundbesitzenden Aristokratie hatte vermutlich auch Auswirkungen auf die Vergabe von Zeltplätzen im kaiserlichen Lager. Einen vorläufigen Endpunkt dieser Entwicklung bedeutete die dynastische Politik der Komnenen, die eine Verschwägerung fast aller bedeutenden Familien zur Folge hatte, wodurch die höfische Hierarchie primär von der verwandtschaftlichen Nähe zum Kaiser abhing37. Allein, die Quellen reichen nicht aus, um die Anordnung der Zelte im kaiserlichen Feldlager für spätere Jahrhunderte zu rekonstruieren. Dass sie aber in  Ein Regiment der Palastgarde. Vgl. GUILLAND, Recherches I S. 305; OIKONOMIDÈS, Listes S. 328. 32 Vermutlich ein Regiment der Palastgarde. V. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen über die byzantinische Herrschaft in Süditalien vom 9. bis ins 11. Jahrhundert (Schriften zur Geistesgeschichte des östlichen Europa 1) Wiesbaden 1967, S. 106, S. 122. 33 Vgl. GUILLAND, Recherches I S. 252; OIKONOMIDÈS, Listes S. 130. 34 Das tagma (stehende Kontingent) der „Unsterblichen“ war unter Ioannes I. Tzimiskes (969–976) installiert worden: ODB I S. 220. 35 Die „Große Hetärie“ war die wichtigste der drei hetaireiai: ODB II S. 925. 36 Anonymi Taktikon S. 252 (DENNIS). 37 J.-Cl. CHEYNET, Bureaucracy and Aristocracies, in: The Oxford Handbook of Byzantine Studies, ed. E. JEFFREYS – J. HALDON – R. CORMACK. Oxford 2008, S. 518 –526, hier S. 522– 523; IDEM, Pouvoir S. 359–360, S. 369–370; A. KAZHDAN – S. RONCHEY, L’aristocrazia bizantina dal principio dell’XI alla fine del XII secolo. Nuova edizione riveduta e aggiornata, Palermo 21999, S. 146–151. 31

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jedem Fall eine gewisse soziale Rangordnung wiederspiegelte, offenbart eine Episode in der Alexias: Als Alexios I. im Jahre 1094 gegen die Serben zog, stieß Nikephoros Diogenes zum Heer, der bereits damals einen Anschlag gegen den Kaiser im Schilde führte. Er begrüßte Alexios mit gebührender Freundlichkeit, schlug sein Zelt aber nicht in dem geziemenden Abstand auf, sondern nahe am Weg, der zum Zelt des Kaisers hinauf (!) führte. Dies schien einem gewissen Manuel Philokales38 verdächtig und weil er einen Anschlag befürchtete, riet er Alexios dazu, Nikephorosʼ Zelt verlegen zu lassen39. Die erhöhte Position des kaiserlichen Zelts ist auch andernorts belegt und war Ausdruck der Sonderstellung des Herrschers40. In zivilem Ambiente scheint sich die Zeltordnung noch mehr nach persönlichen Bindungen zwischen den Aristokraten gerichtet zu haben. Als der minderjährige Alexios II. und seine Mutter Xene eine Zeit im Manganes-Palast am Philopation außerhalb Konstantinopels Hof hielten, kam auch der spätere Kaiser Andronikos (I.) Komnenos, um seine Reverenz zu erweisen. Andronikos galt vielen als denkbare Alternative zum minderjährigen Alexios II., und dementsprechend begehrt waren Zeltplätze in seiner unmittelbaren Nähe. „Als er dort ankam“, so Niketas Choniates, „und sein Zelt hergerichtet wurde, ließ er alle Aristokraten und Würdenträger ihre Zelte rundherum aufbauen, ganz so, wie Hennen ihre Kücken unter ihren Flügeln scharen“41. Im Gegensatz zum Palastareal war der Raum im Feldlager weniger stark strukturierbar, Dennoch überliefern die Quellen zumindest drei Sonderbereiche im Umfeld des kaiserlichen Zeltbezirks nämlich Zelte für die Kaiserin, für die Liturgie und für Badezwecke. Für alle drei gilt, dass sie nur selten belegt sind und ihre Existenz nicht notwendigerweise als Standard angesehen werden sollte. 3.1.1.1. Frauengemächer Besonders wenn das Lager mehr der Hofhaltung diente denn als Armeestützpunkt, mischten sich, wie erwähnt, auch Damen aus der Aristokratie unter die Zeltbewohner42.  Im selben Jahr begegnet Manuel auf der Blachernensynode als epi tou kanikleiou und trägt den Titel eines prōtonobelissimos. Vgl. PBW: http://db.pbw.kcl.ac.uk/pbw2011/entity/person/107728. 39 Alexias IX 5 2 (S. 268 KAMBYLIS – REINSCH): τὴν μέντοι σκηνὴν οὐ τῷ συνήθει ἀποστήματι τοῦ βασιλικοῦ κοιτῶνος ἐπήξατο, ἀλλ’ ἀγχοῦ τῆς πρὸς τὸν βασιλέα εἰσαγούσης ἀνόδου. 40 Anonymi Taktikon III 21 (S. 306 DENNIS); Theoph. Cont. V 17 (S. 235–236 BEKKER). S. oben, S. 43. 41 Choniates S. 255 (VAN DIETEN): καὶ κατὰ τὴν προηυτρεπισμένην αὐτῷ ἐκεῖ που σκηνὴν ἀφικόμενος εἶχε περὶ αὐτὸν τὰς αὐλαίας πηξαμένους, ὃν τρόπον αἱ ὄρνεις ὑπὸ τὰς ἑαυτῶν ἐπισυνάγουσι πτέρυγας τὰ νεόττια, πάντα εὐγενῆ καὶ περίδοξον. 42 MALAMUT, Tente impériale S. 74–75. 38

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Seit frühbyzantinischer Zeit gab es auch wiederholt Kaiserinnen, die ihren Gemahl auf Feldzügen begleiteten. So wurde Kaiser Herakleios (610–641) mindestens dreimal von seiner Gattin Martina begleitet und Michael I. (811–813) von Prokopia; Nikephoros Phokas (963–969) nahm 964 Theophano und ihre Kinder mit ins Feld, und Alexios I. Komnenos (1081–1118) unternahm mehrere Züge mit seiner Frau Eirene Dukaina43. Letztere ist es auch, über deren Lagerleben wir aus der Feder ihrer Tochter Anna die meisten Details kennen: Eirene begleitete ihren Ehemann einerseits, um sich um seine Fußgicht zu kümmern, andererseits auch als Vertrauensperson, die den Kaiser vor Intrigen und Putschversuchen schützen sollte. Für die Kaiserin war es dabei wichtig, sich nicht den Blicken der Soldaten auszusetzen. Durch dezente Hofhaltung und Schweigen, so hält ihre Tochter Anna lobend fest, sei ihr dies auch gelungen. Der einzige Hinweis auf ihre Präsenz im Lager überhaupt, war eine von zwei Maultieren getragene Sänfte mit Baldachin44. Ähnlich wie der Kaiser exponierte sich auch die Kaiserin im Feldlager in einem höheren Grad als in Konstantinopel. Eirene wurde einmal Opfer von Schmähbriefen, die ihre Tugend in Frage stellten und Alexios dazu bewegen sollten, seine Gattin nach Hause zu schicken45. Für eine möglichst effektive Abschottung verfügte Eirene über ein eigenes Frauengemach (gynaikōnitis, γυναικωνίτις)46 mit Einrichtung und Dienerschaft – wie es auch innerhalb des Palastes üblich war47. Isaakios II. führte 1191/92 ebenfalls Frauengemächer mit ins Feld, wobei Niketas Choniates hier ebenfalls den Begriff gynaikonitis verwendet48. Nächtens dürfte Eirene zwar das Zelt mit ihrem Gemahl geteilt haben49, doch bot ihr ihr eigener Zeltbereich die Möglichkeit, ihren eigenen Tätigkeiten nachzugehen. Während eines Zuges gegen den Normannen Bohemund etwa ließ Irene ihr Zelt öffnen und gewährte Bittstellern Einlass, die sie mit Geld und Ratschlägen versorgte50. Wie das Zusammenleben anderer aristokratischer Paare im Lager geregelt war, geht aus den Quellen nicht hervor. Wir wissen lediglich, dass die sebastokratorissa Eirene ein eigenes repräsentatives Zelt besaß51. Andronikos Komnenos und seine Geliebte Eudokia teilten zwar ein Zelt, jedoch nur heimlich,  MALAMUT, Tente impériale S. 72–73. 44 Alexias XII 3 4–6 (S. 365–366 KAMBYLIS – REINSCH). 45 Alexias XIII 1 5 (S. 385 KAMBYLIS – REINSCH). Vgl. BRANDES, Kaiserprophetien. 46 Zonaras XVIII 26 (S. 752 PINDER – BÜTTNER-WOBST): ὁ αὐτοκράτωρ ἀποδημεῖ καὶ τῆν γυναικωνῖτιν συνεπαγόμενος. 47 MALAMUT, Tente impériale S. 74. 48 Choniates S. 434 (VAN DIETEN): Ἐξιὼν δὲ καὶ αὐτὸς κατὰ τὰς μετοπωρινὰς τροπὰς περὶ τὴν Φιλίππου καὶ τὴν γυναικωνῖτιν συνεπαγόμενος, ὡς ἐνόν. 49 Alexias IX 5 3 (S. 268 KAMBYLIS – REINSCH). 50 Alexias XII 3 9 (S. 367–368 KAMBYLIS – REINSCH); vgl. MULLETT, Tented Ceremony S. 493. 51 ANDERSON – JEFFREYS, Decoration. 43

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weshalb man aus diesem Beispiel keine Schlüsse auf die allgemeine Praxis ziehen kann52. 3.1.1.2. Feldkapelle

Der Alltag des Kaisers umfasste auch eine Reihe religiöser Verpflichtungen, allen voran den Besuch der heiligen Messe. Daran änderte sich auch im Feldlager nichts. Byzantinische Militärhandbücher thematisieren gemeinsame Gebete und Gottesdienste; mangelnde Beteiligung wird bisweilen mit harten Strafen geahndet53. Eine erste Feldkapelle wird bereits Konstantin dem Großen zugeschrieben54: „So groß war der Eifer des Kaisers für das Christentum“, so der Kirchengeschichtsschreiber Sokrates, „dass er kurz vor Ausbruch des Krieges gegen die Perser ein Zelt aus buntem Leinenstoff vorbereiten ließ, das als eine Art Kirche dienen sollte.“55 Αuch Sozomenos erwähnt dieses einer Kirche nachempfundene Zelt und ergänzt – vermutlich eher die Praxis seiner Zeit (1. Hälfte 5. Jahrhundert) auf die Epoche Konstantins übertragend56 –, dass Priester und Diakone abgestellt wurden, die sich um die liturgischen Aufgaben in diesem Kirchenzelt zu kümmern hatten57. Zu den Stationen des feierlichen Einzugs des frisch gekrönten Kaisers Leon I. im Jahre 457 zählte unter an Choniates S. 104–105 (VAN DIETEN). 53 Grundlegend: G. DENNIS, Religious Services in the Byzantine army, in: Eulogema. Studies in Honor of Robert Taft (Studia Anselmiana 110) Rom 1993, S. 107–117 (mit Literatur); vgl. B. CASEAU – J.-CL. CHEYNET, La communion du soldat et les rites religieux sur le champ de bataille, in: Pèlerinages et lieux saints dans lʼAntiquité et le Moyen Âge. Mélanges offerts à Pierre Maraval, ed. B. CASEAU – J.-CL. CHEYNET – V. DÉROCHE (Centre de Recherche dʼHistoire et Civilisation de Byzance, Monographies 23) Paris 2006, S. 108–111. 54 DENNIS, Religious Services S. 110–111; CASEAU – CHEYNET, Communion du soldat S. 108–109. 55 Sokrates I 18 12 (Socrate de Constantinople, Histoire ecclésiastique, livre I. Texte grec par G.CH. HANSEN, traduction par P. PÉRICHON – P. MARAVAL, notes par P. MARAVAL [SC 477] Paris 2004, S. 186): Τοσοῦτος δὲ ἦν ὁ βασιλέως ζῆλος περὶ τὸν Χριστιανισμόν, ὡς καὶ Περσικοῦ μέλλοντος κινεῖσθαι πολέμου κατασκευάσαι σκηνὴν ἐκ ποικίλης ὀθόνης ἐκκλησίας τύπον ἀποτελοῦσαν. 56 So A.H.M. JONES, Military Chaplains in the Roman Army, in: Harvard Theological Review 46/4, 1953, S. 239–240 und CASEAU – CHEYNET, Communion du soldat S. 108. 57 Sozomenos I 8 10–11 (Sozomenus, Kirchengeschichte, hrsg. von J. BIDEZ. Eingeleitet, zum Druck besorgt und mit Registern versehen von G. Ch. HANSEN [Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, n. F. 4] Berlin 21995, S. 19): ... κατεσκεύασε καὶ σκηνὴν εἰς ἐκκλησίαν εἰκασμένην περιέφερεν, ἡνίκα πολεμίοις ἐπεστράτεθεν, ὥστε μηδὲ ἐν ἐρημίᾳ διάγοντα αὐτὸν ἢτὴν στρατιὰν ἱεροῦ οἴκου ἀμοιρεῖν, ἐν ὧ δέοι τὸν θεὸν ὑμνεῖν καὶ προσεύχεσθαι καὶ μυστηρίων μετέχειν. συνείποντο γὰρ καὶ ἱερεῖς καὶ διακόνοι τῇ σκηνῇ προσεδρεύοντες, οἳ κατὰ τὸν νόμον τῆς ἐκκλησίας τὴν περὶ ταῦτα τάξιν ἐπλήρουν. 52

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derem eine „papileōn/papiliōn“ genannte Kirche, in der Leon seine Krone abnahm um zu beten. An die im 10. Jahrhundert gemeinsam mit anderen Krönungsordines kompilierte Stelle schließt ein etymologischer Exkurs an: Das Wort stamme vom römischen papilio für „Falter“ ab, an dessen Flügel die Vorhänge bzw. Stoffbahnen der papiliōn-Kirche erinnerten58. Aus Anlass des Adventus war also ein spezielles Zelt aufgestellt worden, das als Kirche diente59. Im ausgehenden 6. Jahrhundert erwähnt der Dichter Corippus die Errichtung eines Kirchenzelts in der Mitte eines byzantinischen Heerlagers60. Selten aber doch finden sich auch im Untersuchungszeitraum explizite Belege für Feldkapellen. Der Traktat über kaiserliche Feldzüge aus dem 10. Jahrhunderts sieht vor, dass eine kaiserliche Kapelle (ekklēsia, ἐκκλησία) mit Reliquien bzw. geweihter Einrichtung (ἐκκλησίαν βασιλικὴν μετὰ ἱερῶν) mitgeführt werden solle. Für die zuständigen Kleriker standen vier Maultiere zur Verfügung61. Aus derselben Zeit stammt eine Ausgabenliste für einen Feldzug nach Kreta, bei dem auch der Aufwand für kirchliches Personal veranschlagt wird62. Auf eine Art Feldkapelle könnte vielleicht auch die folgende Anekdote hindeuten, wobei sich das Geschehen auch in einer Kapelle in der Festung Kedros/Kedrea63 abgespielt haben kann: Als Alexios I. einmal unschlüssig war, ob er gegen Ikonion oder Philomelion ziehen sollte, schrieb er die beiden Optionen auf zwei Blätter und legte sie auf einen Altar. Nachdem die gesamte Nacht mit Gebeten und Hymnen zugebracht worden war, nahm am nächsten Morgen ein Priester eines der beiden Blätter und entschied damit über den weiteren Weg des Heeres64. Der nächste Hinweis stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts: Während eines Feldzuges soll der sebastokrator  De cerim. I 91 (S. 412–413 REISKE): … ἐξελθὼν ἀπῆλθε πεζεύων εἰς τὸν παπιλεῶνα, τὴν ἐκκλησίαν, μὴ ὄντος ἐκεῖ τοῦ ἐπισκόπου· ὁ γὰρ ἐπίσκοπος καὶ ὁ κλῆρος αὐτοῦ προέλαβεν εἰς τὴν μεγάλην ἐκκλησίαν· πρεσβύτεροι δὲ εὑρίσκονται ἐν τῷ παπιλιῶνι· (ἡ δὲ τοῦ παπιλιῶνος προσηγορία Ῥωμαϊκή ἐστι Papili. ὃ γὰρ λέγεται, ὃ καλοῦσιν οἱ Ἕλληνες ψυχάριον τὸ πετάμενον περὶ τὰς κράμβας καὶ τὰ λοιπὰ λάχανα· ἐπειδὴ οὖν τὰ παραπετάσματα τοῦ παπιλεῶνος ἔοικεν τοῖς πτεροῖς τοῦ ζωυφίου τούτου, διὰ τοῦτο οἱ Ῥωμαῖοι παπιλιῶνα αὐτὸν καλοῦσιν. 59 Die meisten Bearbeiter dieser Stelle wollten die „Kirche“ anderweitig belegten Gebäuden zuordnen. Eine viel wahrscheinlichere Feldkapelle war offenbar schwer vorstellbar. Vgl. hierzu jüngst C. SODE, Der Kaiser auf dem Weg in die Stadt. Zu Kapitel I 91 des Zeremonienbuchs, in: Mediterraneo Antico 16, 2013, S. 795–824 mit Interpretation als Feldkapelle und Diskussion alternativer Lösungen: S. 805–809. 60 Flavii Cresconii Corippi Iohannidos seu de bellis Lybicis libri VIII, ed. J. DIGGLE – F.R.D. GOODYEAR, Cambridge 1970, S. 179 (VIII 318–336): dux ibi distensis habuit tentoria velis una cum primis media inter castro Iohannes, hic magnum statuit velans altare sacerdos et solito sacris circumdedit undique peplis more patrum. Institueruntque choros et dulcia psallunt carmina deflentes humili cum voce ministri. 61 De exped. C, S. 106, Z. 183–184 und S. 118, Z. 389 (C HALDON). 62 De cerim. II 45 (II S. 667 REISKE). 63 K. BELKE – N. MERSICH, Phrygien und Pisidien (TIB 7) Wien 1990, S. 297–299. 64 Alexias XV 4 4 (S. 471 KAMBYLIS – REINSCH). 58

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Isaakios einen Putsch gegen seinen Neffen Manuel I. in Erwägung gezogen haben (1146). Als er erfuhr, dass der Kaiser sich in einem Kampf mit geringen Erfolgsaussichten befand, begab er sich zum kaiserlichen Zelt und betrat eine mit Möbeln ausgestattete Kapelle (euktērios, εὐκτήριος), um dort den weiteren Verlauf abzuwarten65. Dass eigens gestaltete oder möblierte Zelte als mobile Gotteshäuser fungierten, war durchaus nicht unüblich. Als Michael VIII. Palaiologos seine Tochter Maria mit dem Khan der Mongolen verheiratete, erhielt diese als Mitgift ein Zelt mit Heiligenfiguren, das als transportable Kapelle dienen sollte66. Etwa zur selben Zeit soll übrigens auch König Ludwig IX. von Frankreich den Mongolen ein Zelt aus scharlachrotem Stoff mit christologischen Darstellungen geschickt haben67. 3.1.1.3. Bad

Das Zeremonienbuch erwähnt, dass der minsuratōr auf kaiserlichen Feldzügen nach Syrien auch ein „türkisches68 Bad bzw. eine skythische tzerga samt einem Wassertank aus rotem Ziegenleder“ vorbereiten sollte69. Auch für Zubehör zum Befüllen und Beheizen ist Sorge zu tragen, unter anderem für Ziegel für den Bau des Ofens (kaminion) sowie für zwölf Kessel zu je drei metria und ebenso viele pyromachia, eventuell feuerfeste Kesselständer70. Wie das skythisch-magyarische Bad aussah oder funktionierte, ist nicht überliefert. Das verwendete Lehnwort tzerga verrät nomadische Wurzeln: Čärgä (turk.) bzw. čerge (magyarisch) kann ein Zelt, eine Holzbaracke oder eine Viehhürde beschreiben71. Dies und die Auflistung der Bauteile lassen am ehesten an ein zum Schwitzbad umfunktioniertes Zelt denken72. Eine alternative Deutung von Nemeth als Art Felddusche (basierend auf der Herleitung von altung.

 Kinnamos II 7 (S. 53 MEINEKE): εἰς τὴν βασίλειον αὐλὴν παρελθών, εἴσω δὲ τοῦ δι’ ἐπίπλων σχεδιαζομένου εὐκτηρίου γεγονὼς ἐκαραδόκει. 66 Pachymeres III 3 ( I S. 235 FAILLER). Zum Text s. oben, S. 14 mit Anm. 70. 67 Joinville S. 134 (Jean de Joinville, Vie de Saint Louis, ed. J. MONFRIN, Paris 1995). 68 Der Begriff „türkisch“ kann sich in dieser Zeit auf südrussische Turkvölker („Skythen“) oder Magyaren beziehen. Vgl. A. BERGER, Das Bad in byzantinischer Zeit (Miscellanea Byzantina Monacensia 27) München 1982, S. 59–60. 69 De exped. C, S. 104–106, Z. 180–183 (HALDON): λουτρὸν Τουρκικόν ἤγουν Σκυθικὸν τζεργά, μετὰ κινστέρνης δερματίνης ἀπὸ ἀδημίου … Zu ἀδήμιον vgl. LBG S. 19, s.v. 70 BERGER, Bad S. 60. 71 G. Moravcsik, Byzantinoturcica II. Sprachreste der Turkvölker in den byzantinischen Quellen (BBA 11) Berlin 21958, S. 312 mit Literatur; BERGER, Bad S. 59–60. Es sei hier noch das osmanische çerge als generischer Begriff für „Zelt“ ergänzt (vgl. ATASOY, Tent Complex S. 47–48). 72 BERGER, Bad S. 60. 65

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csȅrgou) wurde von Berger wohl zu Recht abgelehnt, weil diese Konstruktion die erwähnten Kessel und die Heizung nicht erklärt73. Zum Vergleich: In osmanischen Feldlagern wurden üblicherweise Zelte mitgeführt, die als ḥammām dienten (Abb. 24). Diese bestanden aus einem farbigen Innenzelt, in dem man auf einem Stuhl das Schwitzbad nehmen konnte, und einem gröberen Außenzelt aus Filz oder Walkstoffen, das der Wärmeisolierung diente74. 3.1.2. Das Philopation

Das bereits mehrfach erwähnte Philopation, eine sich vor dem nördlichsten Abschnitt der Landmauern erstreckende Ebene, nahm als kaiserlicher Zeltplatz eine Sonderstellung ein und war Zeremonialplatz, Jagdgrund und Heerlager zugleich75. Henry Maguire betonte die liminale Rolle des Ortes und bezeichnete ihn – zumindest für die mittelbyzantinische Zeit – zu Recht als „principal threshold to the queen of cities“76, und ebenso treffend verglich Casimir Emereau das Philopation mit den königlichen Jagdgründen Ludwigs XIV. bei Vincennes77. Die umfassendste Beschreibung des Philopation stammt aus der Feder Odos von Deuil, der im Gefolge Ludwigs VII. von Frankreich am Zweiten Kreuzzug teilnahm und 1147 auch Konstantinopel passierte und am Philopation lagerte:  J. NEMETH, Ein ungarisches Lehnwort in Byzanz im 10. Jahrhundert, in: Beiträge zur Sprachwissenschaft, Volkskunde und Literaturforschung. Wolfgang Steinitz zum 60. Geburtstag, Berlin 1965, S. 291–294; BERGER, Bad S. 60. 74 ATASOY, Tent Complex S. 52, S. 101 (mit Abb. 54), S. 103–104. 75 H. MAGUIRE, The Philopation as a Setting for Imperial Ceremonial and Display, in: Byzantine Thrace: Evidence and Remains; Komotini 18–22 April 2007: Proceedings, ed. C. BAKIRTZIS – N. ZEKOS – X. MONIAROS (= BF 30, 2011) S. 71–82; IDEM, The Gardens and Parks of Constantinople, in: DOP 54, 2000, S. 251–264, bes. S. 252–254; A.R. LITTLEWOOD, Gardens of the Palaces, in: Byzantine Court Culture, S. 13–38, bes. S. 37–38; N.P. ŠEVČENKO, Wild Animals in the Byzantine Park, in: Byzantine Garden Culture, ed. A. LITTLEWOOD – H. MAGUIRE – J. WOLSCHKE-BULMAHN, Washington, D.C. 2002, S. 69–86, hier S. 73– 74; JANIN, Constantinople S. 143–144, S. 452–453; C. EMEREAU, Le Philopation, le ‘Vincennes’ de Byzance, in: EO 21, 1922, S. 181–185; J. PAPADOPOULOS, Philopation, Le palais du Philopation, in: Comptes rendus des séances de lʼAcadémie des Inscriptions et Belles-Lettres 65e année, N. 3, 1921, S. 276–282; D. HEHER, Das ‘Philopation’ im Manganenviertel – ein topographisches Phantom, in: Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag, 2 Bände, ed. J. DRAUSCHKE – E. KISLINGER – K. KÜHTREIBER – G. SCHARRER-LIŠKA – T. VIDa (RömischGermanisches Zentralmuseum. Monographien 150/1-2). Mainz 2018, II, S. 701–710. 76 MAGUIRE, Philopation S. 81. Für die frühbyzantinische Zeit müsste man diesen Titel wohl eher dem außerhalb des Goldenen Horns am südlichen Ende der Landmauern gelegenen Hebdomon zuerkennen. 77 EMEREAU, Le Philopation. 73

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„Vor der Stadt befand sich ein weitläufiger und wohlgestalteter Mauerring, der ein abwechslungsreiches Jagdgebiet enthielt, sogar samt Wasserläufen und Sümpfen. Es gab darin auch eine Art Graben und Höhlen, die den Tieren anstelle von Wäldern als Verstecke dienten. In dieser Idylle stechen einige Paläste durch übermäßige Protzerei hervor, die sich die Kaiser für ihr Vergnügen in der Zeit des Frühjahrs errichten ließen. In diesen „Ort der Genüsse“, wie man ihn nennen muss, brach der Kaiser der Deutschen [scil. Konrad III.] ein“78. Dass der idyllische Ort nicht nur auf Ausländer verzaubernd wirkte, zeigt die Beschreibung von Ioannes Kinnamos: „[Konrad III. nahm Quartier] in jener Wohnstatt, die man Philopation nennt – ich weiß nicht, ob aus Anspielung an den süßen Zeitvertreib (der Ort bietet nämlich jenen, die sich vor den Trubeln der Stadt hierher zurückziehen, Entspannung und Erholung von ihren Sorgen), oder wegen des Pflanzenbewuchs und des Belassens üppiger Grasflächen (der Ort ist nämlich dicht bewachsen und trägt sein grünes Antlitz überall)“79. Die georgische Vita des Georgios Hagiorites bezeichnet das Philopation (Pilopʼatʼsa) als Ebene (veli)80. Auch Niketas Choniates betont an zwei Stellen, dass das Philopation eine Ebene sei, die sich exzellent zum Ausreiten eigne81 und sein Zeitgenosse Nikolaos Mesarites schwärmt: „Wie weit sieht man das offene Land vor den Stadtmauern [Anm.: von der Galerie der Apostelkirche aus], das so heißt, weil man – so könnte man sagen – gerne dorthin geht (prosphilōs pateisthai) wegen seines

 Odo von Deuil III S. 48 (Odo de Deogilo, De profectione Ludovici VII in orientem, ed., with an English Translation by V.G. BERRY [Records of Civilization, Sources and Studies 42]. New York 1948): Erat ante urbem murorum ambitus spatiosus et speciosus multimodam venationem includens, conductus etiam aquarum et stagna continens. Inerant etiam quaedam fossa et concava quae loco nemorum animalibus praebebant latibula. In amoenitate illa quaedam palatia nimia ambitione fulgebant quae imperatores ad iocunditatem vernorum temporum sibi fundaverant. In hunc, ut verum fatear, deliciarum locum, Alemannus imperator irrupit … Vgl. M. GRÜNBART, Inszenierung und Repräsentation der byzantinischen Aristokratie vom 9. bis zum 12. Jahrhundert (Münstersche MittelalterSchriften 82) Paderborn 2015, S. 195–198. 79 Kinnamos II 14 (S. 74–75 MEINEKE): ἐν δὲ τῷ … ἐνδιαιτήματι, ὃ Φιλοπάτιον ὀνομάζουσιν οὐκ οἶδα εἴτε τὴν φίλην αἰνιττόμενοι διατριβὴν (ἄνεσιν γάρ τινα παρέχεται καὶ φροντίδων ἀπαλλαγὴν τοῖς ἐκ τῶν ἀστικῶν ταράχων ἐνθάδε ἀπαλλασσομένοις) εἴτε καὶ τὴν φύλλοις κομῶσαν πόαν τε δαψιλῆ ἀνιεῖσαν (ἀμφιλαφὴς γὰρ ὁ χῶρος καὶ ἐπίχλοον ἁπανταχῆ φέρει τὸ πρόσωπον). 80 Vita Georgii Hagioritae cap. 99 (MARTIN-HISARD = S. 140 PEETERS). 81 Choniates S. 404 (VAN DIETEN): τὰ ἱππήλατα πεδία; ebenda S. 10: τὸ ... ἱππήλατον Φιλοπάτιον. 78

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großen Liebreizes und seiner Annehmlichkeiten! Welch Wort wäre in der Lage, diese zu beschreiben?“82 Obgleich am Philopation keine baulichen Reste erhalten sind, erlauben die schriftlichen Quellen eine eindeutige Verortung außerhalb des nördlichsten Abschnitts der Theodosianischen Mauern (Textabb. 13): Odo von Deuil zufolge lag der von ihm beschriebene Lustgarten direkt unterhalb jenes kaiserlichen Palastes, der die Mauern überragt83. Ohne Zweifel ist hiermit die Zitadelle der Blachernen84 gemeint, wie aus den byzantinischen Parallelquellen hervorgeht. Niketas Choniates überliefert von Isaakios II. eine Anekdote angesichts der Bedrohung Konstantinopels durch das Kreuzfahrerheer Friedrich I. Barbarossas. Mit frisch geschärften Pfeilen wollte der Kaiser die Deutschen töten, wie er meinte, und wies dabei auf ein Fenster des Blachernenpalastes, durch welches man die Ebenen sah, die sich außerhalb der Stadtmauern am Philopation (en tois Philopatois) erstreckten85. An anderer Stelle betont derselbe Autor die geringe Entfernung zwischen den Landmauern und dem Philopation86. Das Typikon des Lips-Klosters (frühes 14. Jh.) vermerkt ebenfalls, dass das Philopation nahe an Konstantinopel (πλησίον τῆς Κωνσταντινουπόλεως) liegt87. Nikolaos Mesarites lokalisiert es gegenüber des (Blachernen-)Palastes. Überdies sei der Ort von der Galerie der Apostelkirche, die sich auf einem prominenten Hügel im Umfeld der heutigen Fatih Camii befand, gut einsehbar gewesen88.  Mesarites, Apostelkirche V 3 (S. 898 DOWNEY). 83 Odo von Deuil II S. 48 (BERRY): Imperiale namque palatium et singulare, quod muris supereminet urbis, istum sub se habet locum et inhabitantium in eo fovet aspectum. 84 Hierzu nun grundlegend: N. ASUTAY-EFFENBERGER, The Blachernai Palace and its Defense, in: Cities and citadels in Turkey from the Iron Age to the Seljuks ed. S. REDFORD – N. ERGIN (Ancient Near Eastern Studies, Supplement 40) Leuven – Paris – Walpole 2013, S. 253–276. 85 Choniates S. 404 (VAN DIETEN): δεικνύων δὲ καὶ παράθυρον ἐν τοῖς βασιλείοις τῶν Βλαχερνῶν, δι’ ἧς ὁρατὰ ἦν τὰ ἱππήλατα πεδία τὰ ἔξωθεν τῶν ἐπάλξεων ἐν τοῖς Φιλοπατίοις καθυπτιάζοντα. Es gibt m.E. keinen Anlass die Ebenen wie MAGOULIAS, O City S. 404 („the plains that sloped down gently to the Philopatia”) z w i s c h e n Mauer und Philopation zu verorten. Zum Plural en tois Philopatois s. nun HEHER, Philopation S. 706–707. 86 Choniates S. 10 (VAN DIETEN): τὸ μικρὸν ἄποθεν τῶν χερσαίων πυλῶν ἱππήλατον Φιλοπάτιον. Die nähere Bestimmung „beim Goldenen Tor“ in der Übersetzung in F. GRABLERs Die Krone der Komnenen. Die Regierungszeit des Kaiser Joannes und Manuel Komnenos (1118–1180) aus dem Geschichtswerk des Niketas Choniates (BGS 7) Graz et al. 21971, S. 42 ist unrichtig. 87 Typikon des Lipsklosters S. 131 (H. DELEHAYE, Deux typica byzantins de l’époque des Paléologues [Académie Royale de Belgique, Mémoire de la Classe des Lettres, Collection in-8 ; 13,4] Brüssel 1921, S. 106–136). 88 Mesarites, Apostelkirche V 4 (S. 898 DOWNEY). Zur Position der Apostelkirche siehe zuletzt K. DARK – F. ÖZGÜMÜŞ, New Evidence for the Byzantine Church of the Holy 82

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Textabb. 13: Schematischer Lageplan des Philopation Raymond Janin hatte das Philopation auf Basis der schriftlichen Quellen außerhalb des Romanos-Tores, im Tal des Lykos platziert89, doch suggerieren die Texte – wie Henry Maguire betont – eher eine nördlichere Lokalisierung: Die Ebene dürfte sich direkt vor der Blachernenzitadelle befunden haben und durch die Anlegestelle am Kosmidion direkt ans Goldene Horn angeschlossen gewesen sein90. Die südliche Grenze ist kaum zu erahnen, könnte aber mit Casimir Emereau beim Charisios-Tor anzunehmen sein91, der sich hierbei auf den Fund von byzantinischen Bauresten bei Topçular, etwa 10 Gehminuten außerhalb des Charisios-Tores, stützt, die von Jean Papadopoulos als Reste einer Palastanlage (hierzu später) am Philopation interpretiert wurden92. Eine  Apostles from Fatih Camii, Istanbul, in: Oxford Journal of Archaeology 21, 2002, S. 393– 413 (mit Literatur). 89 JANIN, Constantinople S. 144–145, Pläne I und VIII. 90 MAGUIRE, Gardens S. 252–254; IDEM, Philopation 72–73; Vorsichtig spricht sich auch Külzer (TIB 12, S. 587) für eine Lokalisierung auf Höhe der Blachernen aus; zur Anlegestelle s. nun G. SIMEONOV, Die Anlegestellen beim Kosmidion, in: F. DAIM (Hg.), Die byzantinischen Häfen Konstantinopels (BOO 4 = Interdisziplinäre Forschungen zu den Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter in Europa 3) Mainz 2016, S. 145–157. 91 EMEREAU, Le Philopation S. 185. 92 PAPADOPOULOS, Philopation.

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solche Annahme scheint zumindest auch Niketas Choniates zu stützen: Um Konstantinopel die Stärke seiner Truppen vor Augen zu führen, ließ der Usurpator Alexios Branas diese direkt vor jenem Landtor (κἀπὶ ταῖς χερσαίαις πύλαις) in Schlachtordnung Aufstellung beziehen, das Char(i)sios-Tor genannt wird93. Der Autor behauptet an anderer Stelle, dass das Philopation unweit außerhalb des „Landtores“ (ἄποθεν τῶν χερσαίων πυλῶν) gelegen sei94, worunter auch hier das Char(i)sios-Tor zu verstehen sein wird95. Dieses wird in der Forschung zumeist dem noch heute erhaltenen Edirnekapı gleichgesetzt, durch welches in osmanischer Zeit die Hauptroute in Richtung Adrianopel führte. Asutay-Effenberger hingegen vermutet, dass Edirnekapı in byzantinischer Zeit als Johannes-Tor bekannt war und das Charisios-Tor etwas weiter südlich gelegen haben muss96. Für die ohnehin nur ungefähr mögliche Lokalisierung des Philopation spielt diese Frage nur eine untergeordnete Rolle. Die Ebene des Philopation eignete sich hervorragend zur Unterbringung großer Heere. Von Nikolaos Mesarites erfahren wir, dass die byzantinischen Kaiser bei Feldzügen gen Westen ihre Truppen am Philopation zu versammeln pflegten97. Während des Zweiten Kreuzzugs bezogen die deutschen Kontingente unter Konrad III. am Philopation Quartier. Als dem König bewusst wurde, dass Konstantinopel uneinnehmbar sei, habe er seine Truppen über die Kallinikos-Brücke (etwa 1 km außerhalb der Stadtmauern)98 geführt und das Lager auf der anderen Seite des Goldenen Horns in Pikridion (mod. Hasköy) aufschlagen lassen99. Kurz darauf residierte auch der französische König Ludwig VII. in der „vor der Landmauer gelegenen Vorstadt (proasteion), die von vielen Philopation genannt wird“100. Dem Usurpator Leon Tornikios (1047) diente ebenfalls eine Ebene vor dem Blachernenviertel als Heerlager. Es ist anzunehmen, dass auch er am Philopation Quartier nahm101. Mit Alexios  Choniates S. 378 (VAN DIETEN). 94 Choniates S. 10 (VAN DIETEN). 95 EMEREAU, Le Philopation S. 182–183, äußert Bedenken gegenüber einer automatischen Gleichsetzung. 96 N. ASUTAY-EFFENBERGER, Die Landmauer von Konstantinopel-İstanbul. Historischtopographische und baugeschichtliche Untersuchungen (Millennium-Studien 18) Berlin – New York 2007, S. 96–106 (mit Literatur). 97 Mesarites, Apostelkirche V 4 (S. 898 DOWNEY). Zum Text s. unten, Anm. 109. 98 Hierzu jüngst M. HURBANIĆ, A Topographical Note Concerning the Avar Siege of Constantinople: The Question of the Localization of St. Callinicus Bridge, in: BSl 70, 2012, S. 15–24. 99 Kinnamos II 14 (S. 74–75 MEINEKE): ἐν δὲ τῷ καταντικρὺ τειχέων βασιλικῷ γεγονὼς ἐνδιαιτήματι, ὃ Φιλοπάτιον ὀνομάζουσιν. 100 Kinnamos II 17 (S. 83 MEINEKE): ἐς τὸ πρὸ τοῦ περιβόλου ἀπηλλάττετο προάστειον, ὃ Φιλοπάτιον καθάπερ ἤδη ἔφην ὠνόμασται τοῖς πολλοῖς. 101 Attaleiates S. 19 (ΤSOLAKES); Skylitzes S. 439–440 (THURN) und Zonaras XVII 23 (S. 627–628 PINDER – BÜTTNER-WOBST); Psellos VI 107 (S. 154 REINSCH; II S. 48 IMPELLIZZERI). 93

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Branas schlug 1186/87 ein weiterer Usurpator seine Zelte am „äußeren“ Philopation auf102. Doch nicht nur aus kriegerischen Gründen begab man sich aufs Philopation. In den ersten Belegen aus dem 9. Jahrhundert begegnet der Ort primär als kaiserlicher Jagdgrund103: So konnte sich der zukünftige Kaiser Basileios (I.), dort bei einem Jagdausflug Kaiser Michaels III. auszeichnen, indem er einen gewaltigen Wolf mit einem Streitkolben erlegte104. Wenig später kam Iakobitzes, einer der Mörder Michaels III., bei einem Jagdunfall am Philopation ums Leben (867), nachdem er sich bei einem Sturz vom Pferd im Steigbügel verfangen hatte und das panische Pferd mit ihm in eine Schlucht gesprungen war105. Irgendwann um die Mitte des 11. Jahrhunderts beauftragte Konstantinos IX. Monomachos eine Gruppe von Acʼinkʼian / Athinganes (wohl Zigeuner) damit, die Raubtiere am Philopation zu dezimieren, da diese den Bestand an kaiserlichem Jagdwild allzu sehr ausdünnten106. Der eingangs zitierte Odo von Deuil schwärmte bei seinem Aufenthalt 1147 von der Qualität des Jagdgebietes, das nach seiner Auskunft von einer Mauer umgeben war107. Eine sehr ähnliche Beschreibung bietet wenige Jahrzehnte danach auch der Bericht Arnolds von Lübeck anlässlich des Treffens zwischen Manuel I. und Heinrich dem Löwen (1172), wobei unklar ist, ob er als Augenzeuge zugegen war: Erat autem in eodem loco curia venationis latissima et planissima, murata 108. Der letzte  Choniates S. 378 (VAN DIETEN): καὶ περὶ τὸ ἔξω λεγόμενον καταστρατοπεδεύεται Φιλοπάτιον. 103 ŠEVČENKO, Wild animals S. 73–74. Grundlegend zur kaiserlichen Jagd: E. PATLAGEAN, De la Chasse et du Souverain, in: Homo Byzantinus. Papers in Honor of Alexander Kazhdan (= DOP 46), Washington, D.C. 1992, S. 257–263. 104 Theoph. Cont. V 14 (S. 231–232 BEKKER = 54 ŠEVČENKO). Μετὰ δὲ ταῦτα κυνηγεσίου καταγγελθέντος εἰς τὸ λεγόμενον Φιλοπάτιον; vgl. Skylitzes S. 125–126 (THURN). 105 Logothetenchronik S. 2 53 (Symeonis magistri et logothetae chronicon, ed. ST. WAHLGREN [CFHB 44] Berlin – New York 2006): ὁ μὲν Ἰακωβίτζης κυνηγῶν μετὰ τοῦ βασιλέως ἐν τῷ Φιλοπατίῳ, τοῦ ξίφους αὐτῷ ἐκπεσόντος κατελθὼν τοῦ ἵππου ἆραι αὐτό, τοῦ ποδὸς αὐτοῦ μὴ φθάσαντος τῇ γῇ ἐπιβῆναι, ἀλλὰ τοῦ ἑτέρου κρατηθέντος ἐν τῇ σκάλᾳ, θροηθεὶς ὁ ἵππος διέσυρεν αὐτὸν καὶ εἰς φάραγγαν καὶ βοθύνους διελθὼν τοῦτον μεληδὸν κατέκοψεν. Vgl. Georg. Mon. Chron. Brev. S. 1073–1074 (MIGNE); Georg. Mon. Cont. S. 839 (BEKKER). 106 Vita Georgii Hagioritae cap. 33 (S. 61–62 MARTIN-HISARD = S. 102 PEETERS). 107 Odo von Deuil III S. 48 (BERRY). S. oben. 108 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18 LAPPENBERG). Zur Problematik der Quelle s. unten, S. 97– 98. JORANSON, Pilgrimage (wie Anm. 562) geht auf die Textstelle ein, begeht aber einige gravierende Fehlinterpretationen: Zunächst (S. 181) vermeidet er eine Lokalisierung („… they reached an unnamed locality in the environs of the Byzantine capital, where they lingered for nearly two days)“. Danach (S. 182, Anm. 127) lehnt er eine Identifizierung mit dem Philopation entschieden ab, denn er hält er einen Empfang „in a park“ für undenkbar. Stattdessen will Joranson in der curia veniationis das Hippodrom sehen, wo er (fälschlicherweise) noch im 12. Jahrhundert Jagdspiele annimmt. Die prächtigen Zelte seien mitten im Hippodrom aufgestellt worden. FRIED, Jerusalem102

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Beleg des Philopation als Jagdgrund findet sich am Ende des 12. Jahrhunderts bei Nikolaos Mesarites: „Ständig finden dort Jagden statt und wenn man dabei zusehen will, braucht man niemanden, der einem zeigt, was geschieht. Die Jagdbeute ist nämlich stets im Blick des Betrachters, sei es ein Eber mit Hauern, ein schneller Hase oder ein sprunggewaltiger Hirsch“109. Es gab für die byzantinischen Kaiser also ausreichend Grund, das Philopation zu besuchen und es ist davon auszugehen, dass diese Gelegenheiten auch zur Machtdemonstration genutzt wurden. Mit Konstantinos X. (1065)110, Alexios I.111, Alexios II.112, Andronikos I.113 und Alexios III.114 hielten mehrere Kaiser des 11. und 12. Jahrhunderts hier regelrecht Hof – ohne jegliche Notwendigkeit eines Feldzugs. Als Unterkünfte scheinen zumindest ab der Mitte des 11. Jahrhundert Pavillons oder kleine Lustschlösser115 zur Verfügung gestanden zu sein. Wie gesagt, wurden in der Gegend um Topçular Überreste byzantinischer Gebäude gefunden und von Jean Papadopoulos einem Palast am Philopation zugeschrieben, doch in situ ist nichts erhalten116. Von den schriftlichen Quellen erwähnt 1147 Odo von Deuil explizit palatia nimia ambitione und Niketas Choniates nennt am Ende des 12. Jahrhunderts mehrfach einen Palast „des Manganes“ (nicht zu verwechseln mit dem Manganenpalast innerhalb Konstantinopels)117. Eventuell war es dieser, in dessen Erdgeschoss Konstantinos Dukas und Konstantinos Makrodukas inhaftiert waren, bevor sie Andronikos I.  fahrt S. 124, hält die Ortsangabe schlicht für nicht identifizierbar. Für ihn ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass Arnold nicht persönlich in Konstantinopel gewesen sein kann. 109 Mesarites, Apostelkirche V 6 (S. 898 DOWNEY): Ἄσχολός ἐστι περὶ τὰ κυνηγετικά, καὶ τοῦ διαμηνύσοντος ὁ ὁρᾶν ἐθέλων ἀνενδεής· τὸ θηρευόμενον γὰρ τῷ ἐνορῶντι ὑπόψιον, εἰ σῦς ἐστι χαυλιόδους, εἰ λαγὼς δρομική, εἰ ἔλαφος ἁλτική. 110 Vita Georgii Hagioritae 33 (S. 61–62 MARTIN-HISARD = S. 102 PEETERS). 111 Zonaras XVIII 26 (S. 752–753 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 112 Choniates S. 255 (VAN DIETEN). 113 Choniates S. 293–294 (VAN DIETEN). 114 Choniates S. 457 (VAN DIETEN). 115 Zu Beschreibungen von kioskartigen Pavillons und Zelten in (realen und fiktiven) byzantinischen Palastgärten ab dem 12. Jahrhundert vgl. C. CUPANE, Traumpaläste von Byzanz. Eine unbeachtete Ansicht von ‘Constantinople imaginaire’, in: Nea Rhome 6, 2009, S. 407–439, bes. S. 432–433 und EADEM, Orte der Liebe S. 175–178. 116 PAPADOPOULOS, Philopation. 117 In der Forschung wird traditionell zwischen einem „äußeren Philopation“ (dem hier besprochenen) und einem „inneren Philopation“ im Manganenviertel Konstantinopels unterschieden, und dementsprechend der Palast des Manganes ins Innere der Stadtmauern verlegt. Die Quellengrundlage für die Existenz des inneren Philopation ist indes nicht gegeben, s. nun HEHER, Philopation.

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von der versammelten Hofgesellschaft steinigen ließ118. Der Kaiser selbst wohnte dem schaurigen Spektakel vom ersten Stock des Gebäudes aus bei119. Auch eine Kapelle muss es am Philopation gegeben haben, zumal Konstantinos X. dort das Fest der Apostel Petrus und Paulus beging120 und Andronikos I. dort Christi Himmelfahrt feierte121. Die Annahme einer Pferderennbahn und eines Polospielfeldes122 ruht hingegen auf tönernen Füßen: Niketas Choniates nennt das Philopation lediglich hippēlaton (ἱππήλατον), also zum Reiten geeignet123. Trotz der vorhandenen Gebäude spielte sich ein Großteil des Lebens am Philopation, soweit die Quellen ins Detail gehen, in Zelten ab. Die Audienzen Alexiosʼ I. erfolgten unter freiem Himmel124, und dasselbe dürfte für Konstantinosʼ X. gelten125. Alexios II. und seine Mutter residierten im Palast des Manganes, während die Adeligen rundherum ihre Zelte aufschlugen126. Mit guten Argumenten plädiert Maguire für die These, dass auch einige westliche Prinzessinnen, die mit Mitgliedern des byzantinischen Kaiserhauses vermählt werden sollten, am Philopation empfangen worden seien127. Wenn dem so war, müssen auch hier Zelte die wichtigste Form der Unterkunft gewesen sein. Eine Miniatur des berühmten Vaticanus gr. 1851, der anlässlich der Ankunft von Agnes, der neunjährigen Tochter Ludwigs VII. von Frankreich, im Jahre 1179 angefertigt worden sein dürfte128, zeigt die Prinzessin vor dem Betreten der Kaiserstadt zum Zwecke der Eheschließung mit Alexios II. in einem prunkvollen roten Zelt (Abb. 27). Die Paläste und Pavillons des Philopation scheinen also nicht mehr als eine komplementäre Funktion zu den temporären Zeltlagern erfüllt zu haben und damit den Gartenanlagen der Seldschukensultane in Anatolien geähnelt haben129.  Zu den Personen vgl. D.I. POLEMIS, The Doukai. A Contribution to Byzantine Prosopography (University of London Historical Studies 22) London 1968, S. 132–133 (Nr. 104) und S. 192–193 (Nr. 226); CHEYNET, Pouvoir S. 116–117 (Nr. 59); F. COGNASSO, Partiti politici e lotte dinastiche in Bisanzio alla morte di Manuele Comneno (Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Ser. 2, 62) Turin 1912, S. 65. 119 Choniates S. 293–294 (VAN DIETEN). 120 Vita Georgii Hagioritae cap. 81 (99 MARTIN-HISARD = 182–183 PEETERS). 121 Choniates S. 293–294 (VAN DIETEN). 122 GUILLAND, Études I S. 167, S. 546; JANIN, Constantinople S. 144–145. 123 Choniates S. 10, 404 (VAN DIETEN). 124 Vita Georgii Hagioritae 81 (99 MARTIN-HISARD = 182–183 PEETERS). 125 Zonaras XVIII 26 (S. 752–753 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 126 Choniates S. 255 (VAN DIETEN). 127 MAGUIRE, Philopation S. 74–76. 128 So zuletzt HILSDALE, Augusta. Auf Basis der dargestellten Kleidung plädiert C. HENNESSY, A Child Bride and Her Representation in the Vatican Epithalamion, cod. gr. 1851, in: BMGS 30, 2006, S. 115–150, entgegen der herrschenden Forschungsmeinung dafür, dass das Buch für Maria, die Tochter des Bulgarenzars Ivan Alexander, angefertigt worden sei, die erst 1356 mit Andronikos IV. vermählt wurde. 129 So bereits MAGUIRE, Philopation S. 78: „In sum, the picture of the Philopation that we get from the sources is a mixture of permanent built structures and temporary 118

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3.1.3. Zeremoniell

Im Zeltlager war nicht nur die Raumordnung weniger komplex als in den Palästen Konstantinopels, sondern auch das aufwändige Zeremoniell130 musste reduziert werden. Wie auch über die tagtäglichen Abläufe zu Hofe, so sind wir über die ritualisierten Aspekte des kaiserlichen Lageralltags kaum informiert. Es sind nur einzelne Belege, die uns Hinweise darauf geben, wie der Kaiser seine Sonderstellung auch auf Reisen zelebrierte. Manuel I. Komnenos etwa soll seinen Plan, gegen türkische Marodeure im Mäandertal auszurücken, verkündet haben, indem er vor sein Zelt trat und dabei bewusst auf die ansonsten üblichen Fanfaren der Trompeten und Hörner verzichtete, um sich als Krieger, nicht als Höfling zu inszenieren131. Musik spielte bei öffentlichen Auftritten des Kaisers in Konstantinopel eine zentrale Rolle und wurde offenbar auch im Feldlager übernommen132. Aus der Zeit Manuels I. (1143–1180) wissen wir auch, dass es einzig dem Kaiser gestattet war, bis zum kaiserlichen Zelt zu reiten, während alle anderen, selbst gekrönte Häupter fremder Mächte, schon davor absitzen mussten133. Auch diese Vorschrift hat eine Parallele im höfischen Leben Konstantinopels, wo es allein dem Basileus erlaubt war, hoch zu Ross das Palasttor der Chalke zu passieren134. Für die Ankunft des Kaisers in einem der großen Heerlager (aplēkta) innerhalb seines eigenen Reichsgebietes in Kleinasien (Malagina, Dorylaion, Kaborkin, Koloneia, Kaisareia, Dazimon) sieht das Zeremonienbuch eine kleine Adventus-Zeremonie vor, die alle Elemente des feierlichen Einzuges in Konstantinopel enthält135: Die als Empfangskomitee vorausgeeilten Abteilungen und die tagmata treffen den Kaiser an der Grenze des Lagers und geleiten ihn bis zum bereits errichteten kaiserlichen Zeltbezirk. Den Soldaten werden die Ausgaben für ein Fest spendiert. Die Offiziere erhalten einen Geldbeutel136. Die  shelters in the form of tents. Evidently the built structures were not very large or numerous, for much of the accomodation, whether for ceremonial or for sleeping, was provided under cloth.“ Dort auch Literatur zu den seldschukischen Anlagen. 130 Immer noch grundlegend: F. TINNEFELD, Ceremonies for Foreign Ambassadors at the Court of Byzantium and Their Political Background, in: BF 29, 1993 (= Selected Papers from the XVIIIth International Congress of Byzantine Studies, Moskau, 8.–15. August 1992), S. 193–213. 131 Choniates S. 192 (VAN DIETEN): Βασιλεὺς δὲ ταῦτα ἐνωτισάμενος ἄλλαις τε πλείσταις μεθόδοις ἐχρήσατο καὶ δὴ καὶ τῷ μὴ ἐπὶ βυκάναις καὶ σάλπιγγι τῆς σκηνῆς παριέναι „οὐ χρεία“ λέγων „τοιούτων ἄρτι τινῶν, ἀλλὰ τόξων καὶ δοράτων“. 132 Vgl. N. MALIARAS, Die Orgel im byzantinischen Hofzeremoniell des 9. und des 10. Jahrhunderts. Eine Quellenuntersuchung (Miscellanea Byzantina Monacensia 33) München 1991; A. BERGER, Die akustische Dimension des Kaiserzeremoniells. Gesang, Orgelspiel und Automaten, in: Visualisierungen von Herrschaft, S. 63–77. 133 Kinnamos IV 20 (S. 185 MEINEKE). 134 S. etwa Choniates S. 51 (VAN DIETEN). 135 S. Kapitel 3.3. 136 De exped. B, S. 88, Z. 96–97 (HALDON).

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Heeresspitze und die höchsten Vertreter der Themen lädt der Kaiser an seine Tafel137, wobei letztere bei dieser Gelegenheit auch reich beschenkt werden. Dabei wird empfohlen, dem Beispiel Basileiosʼ I. zu folgen: Der stratēgos erhält demnach ein Gewand mit dreifacher Seidenborte138, die tourmarchai jeweils eines mit doppelter Seidenborte und die merarchai, der komēs des Zelts, der chartoularios und der domestikos jeweils eines mit einfacher Seidenborte139. Abgesehen von diesen Schlaglichtern konnten verschiedene Anlässe zu repräsentativen Zwecken herangezogen werden. Wie schon beim Adventus im Lager, spielen gemeinsames Mahl und Vergabe von Geschenken eine zentrale Rolle. 3.1.3.1. Bankette

Im kaiserlichen Zeremoniell nahmen Bankette eine Schlüsselrolle bei der Konstruktion der höfischen Hierarchie ein140. Die Auswahl der geladenen Gäste und die Zuteilung der Plätze, selbst die sorgsam abgestufte Dekoration der Tafel141 und die Qualität des Geschirrs142 boten mannigfaltige Möglichkeiten, die Personen des Hofes bzw. auch ausländische Würdenträger ihrem jeweiligen Rang entsprechend zu positionieren. Auch im Feldlager kam der kaiserlichen Tafel eine hohe Bedeutung zu. Nach Auskunft des Zeremonienbuches erforderte allein der Transport des Tafelsilbers für die regulären Bankette des Kaisers und seiner höchsten Würdenträger einen Aufwand von 80 Packtieren143. Für feierlichere Anlässe werden darüber hinaus vier massive goldene Servierteller (skoutellia, σκουτέλλια), zwei Goldvasen (minsourakia, μινσουράκια) sowie zwei massive Goldkrüge (orthomilia, ὀρθομίλια) mitgeführt144. Auch für spezielle Trinkkelche für die Gäste des Kaisers ist Sorge zu tragen145.  De exped. C, S. 126, Z. 497–500 (HALDON): ... καὶ συνευφραίνεται ἐπὶ τῆς τραπέζης. Zur genauen Zusammensetzung der Tischgesellschaft s. unten, S. 84. 138 De exped. C, S. 126, Z. 502–503 (HALDON): ἱμάτιον μετὰ τριβλαττίων. LBG schlägt eine Übersetzung mit „dreimal gefärbter Seidenstoff“ vor; es dürfte sich aber eher um seidene Applikationen, etwa Borten an Ärmeln und am Saum, handeln. 139 De exped. C, S. 126, Z. 504–505 (HALDON). 140 Siehe jüngst S. MALMBERG, Dazzling Dining. Banquets as an Expression of Imperial Legitimacy, Uppsala 2003. IDEM, Visualising Hierarchy at Imperial Banquets, in: Feast, Fast or Famine: Food and Drink in Byzantium ed. W. MAYER – S. TRZCIONKA (Byzantina Australiensia 15) Brisbane 2005, S. 11–24. 141 Liutprand von Cremona, Gesandter Kaiser Ottos I. in Konstantinopel, bekam zu seinem Ärger nur einen Platz ohne Tischtuch zugewiesen: Liutprand, Legatio 11 (S. 192 CHIESA). 142 S. oben, S. 48–49. 143 De exped. C, S. 112, Z. 279–280 (HALDON). 144 De exped. C, S. 112, Z. 275–276 (HALDON). 145 De exped. C, S. 106, Z. 217–218 (HALDON). 137

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Die kaiserlichen Köche bereiten die Speisen jeweils am Abend vor dem Bankett zu146. Grundnahrungsmittel werden am Weg aufgenommen, exklusivere Lebensmittel aus Konstantinopel mittransportiert147. In den Vorgaben hierzu lassen sich erneut bewusste qualitative Abstufungen erkennen, insbesondere beim Wein148. Das kaiserliche Bankett dürfte von Musikern begleitet worden sein, zumal Anna Komnene einmal hervorhebt, dass ihr Vater Alexios I. bewusst auf Flöten und Trommeln während des Essens verzichtet habe, nachdem er viele Kriegsgefangene aus der Nähe von Philomelion befreit hatte149. Die Teilnahme am kaiserlichen Bankett ist im Regelfall auf die Elite des eigenen Hofes und erlesene Gäste beschränkt. Das Zeremonienbuch sieht vor, dass der Kaiser mit den magistroi, patrikioi und praipositoi speist150. Beim Einzug in ein Heerlager auf eigenem Reichsgebiet lässt der Kaiser die magistroi, den domestikos der Scholen, die praipositoi, die stratēgoi vom Rang eines anthypatos und patrikios sowie die ophikialioi (Stab der verschiedenen Abteilungen) und die kleisurarchai ausrufen und lädt sie zur Tafel. Geladen sind wohl auch die wichtigsten Funktionäre des Themas (stratēgos, turmarchai, merarchai, komēs des Zeltes, chartoularios, domestikos), die anlässlich des kaiserlichen Besuches auch beschenkt werden151. Ansonsten sind wir über die Zusammensetzung der Tischgesellschaft höchst selten informiert. Alexios I. nützte einmal (1107) die Gelegenheit, einige Aristokraten an seiner Tafel versammelt zu haben, um vor den Anwesenden einen von ihnen als Verfasser von Invektiven gegen seine Person zu beschuldigen152. Bei einem Bankett Manuels I. gerieten sein Onkel Isaakios und sein Cousin Andronikos derart heftig aneinander, dass der Kaiser von einer Waffe verletzt wurde, als er den Streit schlichten wollte (1154)153. Die Erlaubnis, an der Tafel des Feldherrn speisen zu dürfen, war häufig auch eine Geste des Wohlwollens gegenüber einem besiegten Feind154. Berühmt ist das Beispiel von Romanos IV., der nach seiner Kapitulation vom Seldschukensultan Kilij Arslan nicht nur ein eigenes Zelt samt Dienerschaft erhielt,  De exped. C, S. 126–128, Z. 525–526 (HALDON). 147 Siehe oben, S. 59. 148 De exped. C, S. 102, Z. 141–142 (HALDON). 149 Alexias XV 7 1–2 (S. 481 KAMBYLIS – REINSCH): καὶ ἦν ἡ τράπεζα πανδαισία τίς θεϊκὴ οὐκ ὀργάνων παρόντων οὐδὲ αὐλῶν οὐδὲ τυμπάνων οὐδὲ τὸ παράπαν μουσικῆς τινος ἐνοχλούσης. τοιούτοις οὖν ἑαυτὸν ἐφοδιάζων. Vgl. MULLETT, Tented Ceremony S. 493. 150 De exped. C, S. 112, Z. 283–285 (HALDON). 151 De exped. C, S. 126, Z. 497–500 (HALDON). 152 Alexias XIII 1 7–9 (S. 385–386 KAMBYLIS – REINSCH). 153 Kinnamos III 17 (S. 128 MEINEKE). 154 Vergleichsbeispiele aus dem lateinischen Westen bei G. ALTHOFF, Der frieden-, bündnis- und gemeinschaftstiftende Charakter des Mahles im früheren Mittelalter, in: Essen und Trinken in Mittelalter und Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions, Gießen, 10.–13. Juni 1987, ed. I. BITSCH – T. EHLERT – X. VON ERTZDORFF, Gießen 1987, S. 13–25. 146

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sondern auch zweimal täglich mit dem Sultan dinieren durfte155. Der Kaiser kehrte in sein Reich zurück und stellte fest, dass er in der Zwischenzeit abgesetzt worden war. Seine Versuche zur Rückeroberung des Thrones scheiterten und er musste vor Andronikos Dukas kapitulieren. Als Ehrerweis gestattete ihm Andronikos ebenfalls die Teilnahme an seiner Tafel156. 3.1.3.2. Empfang von Gesandtschaften157

Eine der besten Möglichkeiten, kaiserliche Herrschaft auch unterwegs zu inszenieren, bot der Empfang von Gesandtschaften158. Kriegszüge führten zumeist zu mehr oder minder regem diplomatischen Austausch mit Feinden, Verbündeten und unbeteiligten Dritten. Bei der Inszenierung solcher Empfänge im Feldlager konnten auch Zelte eine tragende Rolle spielen. Ablauf, Vorschriften

Sofern nicht eine der Parteien auf Eskalation abzielte, bestand die oberste Regel bei diplomatischen Empfängen darin, dem Verhandlungspartner die ihm zustehenden Ehren zu erweisen. Eine abschätzige oder demütigende Behandlung von verhandelnden Delegationen kam einer direkten Beleidigung der von ihnen repräsentierten Instanz gleich. Byzantinische Militärhandbücher warnen daher vor respektlosem Verhalten gegenüber Gesandten des Feindes159. Die Unterhändler sind im Gegenteil freundlich zu empfangen und nach höflicher Konversation in Ehren zu entlassen160. Wie so oft jedoch, sind Empfänge – auch in Zelten – häufig nur dann detailreich überliefert, wenn die  Attaleiates (S. 127 TSOLAKIS); Zonaras XVIII 14 (S. 702–703 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 156 Psellos VII 162 (S. 382 REINSCH ) = VIIb 41 (II S. 360 IMPELLIZZERI): καὶ δέξιὰν ἐμβάλλει καὶ εἰς τὴν ἑαυτοῦ ἐπάγει σκηνὴν καὶ τραπέζης λαμπρᾶς κοινωνεῖ. 157 Grundlegend: TINNEFELD, Ceremonies, bes. S. 202–207; O. TREITINGER, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im Zeremoniell. Vom oströmischen Staats- und Reichsgedanken, Darmstadt 21956, S. 197–202; P. SCHREINER, Zu Gast in den Kaiserpalästen Konstantinopels. Architektur und Topographie in der Sicht fremdländischer Betrachter, in: Visualisierungen von Herrschaft S. 101–134; M. PARANI, Designing Receptions in the Palace (De cerimoniis 2.15), in: Court Ceremonies, S. 465–485; R. CORMACK, But is it Art?, in: Byzantine Diplomacy. Papers from the Twenty-fourth Spring Symposium of Byzantine Studies, Cambridge, March 1990, ed. J. SHEPARD – S. FRANKLIN, Aldershot 1992, S. 237–248. 158 Vgl. hierzu auch MALAMUT, Tente impériale S. 84–85. 159 Leonis Taktika XX 33 (S. 548 HALDON): τῶν ἐναντίων τοὺς πρεσβευτὰς ὑβρίζειν οὐ δίκαιον. 160 Leonis Taktika XVII 5 (S. 394 HALDON): Οἱ μὲν γὰρ πρεσβείας ἀπὸ τῶν ἐχθρῶν δεξάμενοι ἁπαλά τε καὶ κολακευτικὰ ῥήματα ἀντιδηλώσαντες καὶ μετὰ τιμῆς τὴν πρεσβείαν ἀπολύσαντες εὐθέως ἐπακολουθήσαντες αὐτοῖς ἐπῆλθον ἀδοκήτως; Syrianos (Peri Strategikēs) S. 124–125 (DENNIS). 155

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Konventionen verletzt wurden, während reibungslose Abläufe unkommentiert bleiben161. Romanos Diogenes soll selbst noch während der desaströs verlaufenden Schlacht bei Mantzikert 1071 die Unterhändler seines seldschukischen Kontrahenten forsch abgewiesen haben, indem er forderte, dass der Sultan seinen vorteilhaften Lagerplatz aufgebe162. Der Usurpator Nikephoros Bryennios soll eine Gesandtschaft des regierenden Kaisers Nikephoros III. Botaneiates, die zum wiederholten Male versuchte, den Rebellen gegen Verleihung des kaisar-Titels zum Niederlegen der Waffen zu bewegen, in ähnlicher Weise brüskiert haben: „Εr [scil. Nikephoros III.] schickte nämlich einen seiner engsten Vertrauten, der in der Rede und im Zuhören geschult und in solchen Angelegenheiten sehr erfahren war, nämlich den protoproedros und megas hetaireiarches Romanos. Als dieser beim Usurpator ankam, wurde er nicht umgehend als Gesandter des Kaisers empfangen und ihm wurde auch das Vorsprechen nicht gestattet, wie es üblich ist, wenn das Heer draußen in Zelten lagert. Für die Dauer eines Tages wurde er vielmehr am Weiterkommen gehindert. Erst nach einigen Tagen wurde er zur Befragung gerufen. Bryennios aber empfing ihn im Freien und sah ihn zu Fuß, in den Disteln stehend und von den ihn umgebenden Leuten verspottet, während er selbst im Sattel blieb. Die Vertragsbedingungen lehnte er weiterhin ab und entließ Romanos auf ehrlose Art und Weise, wie es das Gesetz nicht einmal wahren Kaisern bei einem Gesandten des Häuptlings eines unbedeutenden Barbarenstammes erlaubt. Ein Gesandter wird nämlich als heilige Instanz angesehen, weil er ein Vermittler zwischen Gegnern ist, Frieden aushandelt, viele Streitpunkte zur Gänze abschwächt und kriegerische Krisen verhindert“163.  Etwa bei Kinnamos II 11 (S. 66 MEINEKE): Türkische Gesandte kommen während der Belagerung von Ikonion in Manuels I. Lager um über Frieden zu verhandeln. Gegen Verzicht auf gewisse Gebiete entspricht der Kaiser der Bitte. 162 Zonaras XVIII 14 (S. 699–700 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 163 Attaleiates S. 220–221 (TSOLAKIS): Πέπομφε γὰρ ἕνα τῶν πιστοτάτων αὐτῷ, καὶ εἰπεῖν καὶ ἀκοῦσαι πεπαιδευμένον, καὶ πεῖραν ἐν τοῖς τοιούτοις ἐκ πλείονος ἔχοντα, Ῥωμανὸν πρωτοπρόεδρον καὶ μέγαν ἑταιρειάρχην. ὃς καὶ ἀφικνούμενος πρὸς τὸν τύραννον οὐκ εὐθὺς ἐδέχθη ὡς ἐκ βασιλέως ἀποστελλόμενος καὶ λόγου ἠξιώθη κατὰ τὸ σύνηθες τοῖς στρατευομένοις περὶ τὰς ὑπαίθρους σκηνάς, ἀλλ’ ἐκ διαστήματος ἡμέρας τοῦ πρόσω βαδίζειν κωλυθεὶς μεθ’ ἡμέρας τινὰς μετεπέμφθη πρὸς τὴν ἐρώτησιν. ἔξωθεν δὲ δεξάμενος τοῦτον ἔφιππος ὁ Βρυέννιος πεζὸν εἶδεν, ἐν ἀκάνθαις ἱστάμενον καὶ παρὰ τῶν ἀμφ’ αὐτὸν κατειρωνευόμενον. μηκέτι δὲ τὰς συνθήκας δεξάμενος ἀτίμως τοῦτον ἀπέπεμψεν, ὅπερ οὐδ’ εἰς ἐθνάρχου τῶν εὐτελεστέρων πρέσβυν νόμος τοῖς ἀληθῶς βασιλεῦσι ποιεῖν· ἱερὸν γὰρ σῶμα ὁ πρέσβυς λελόγισται, οἷα τοῖς ἀντιθέτοις μεσίτης γινόμενος καὶ τὴν εἰρήνην διαπορθμεύων καὶ πολλὰ τῶν ἀμφισβητημάτων ὡς ἐπίπαν καταπραΰνων καὶ πολεμικὰς περιστάσεις ἀποσοβῶν. 161

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Der kritische Bericht stammt aus der Feder von Michael Attaleiates, einem Parteigänger von Nikephoros III. Dasselbe Ereignis ist auch im Geschichtswerk des Nikephoros Bryennios, des Enkels des gleichnamigen Usurpators, überliefert. Dort liest sich der Empfang bedeutend harmonischer. Der Großvater des Autors habe die Etikette gewahrt: „Entsandt wurden [von Kaiser Nikephoros III.] Konstantinos Choirosphaktes164, der es zum proedros gebracht hatte, ein verständiger und eloquenter Mann, der mit allen Qualitäten, die einen Staatsmann ausmachen, geschmückt war und [Manuel] Straboromanos165, der aus Pentapolis in Phrygien stammte, ein mächtiger und energischer Mann, der sein Geschlecht von … herleitete und mit Kaiser Nikephoros verwandt war. Sie brachen also auf und erreichten Bryennios, der seine Truppen bei Theodorupolis Aufstellung nehmen ließ und langsam vorrückte. Bereits aus der Ferne sahen sie die Truppenformationen, bewunderten die perfekt aufgestellte Schlachtordnung und priesen die Mannschaftsstärke, die Ordnung und die Führung. Als sie näherkamen, kündigten sie die hetaireiarchēs beim Thronprätendenten an. Der aber befahl den Truppen anzuhalten. Er nahm ausgewählte Männer zur Seite, den archōn der Makedonen, die strategoi der Thraker, die ilarchoi und die archontes, und entfernte sich ein wenig vom Hauptheer. Alle waren abgesessen und nach Rängen geordnet aufgestellt. Nur Bryennios selbst blieb hoch zu Ross, auf einem Schimmel, der für seinen Gebrauch reserviert war. Er trug keine Rüstung, sondern kaiserliche Kleidung, in der Annahme, dass ihn diese besser schmückte. Er war ein Mann, stattlich in seinem Äußeren und versiert in Konversationen. Die Unterhändler kamen näher und entboten freundliche Grüße, wie es Gesandten geziemt. Der Heerführer erwiderte diese und gab sich freundlich. Dann bat er sie zu erklären, aus welchem Grund sie zu ihm gekommen waren. Als sie entgegneten, dass sie wegen eines Friedensvertrages und des Angebots einer Regierungsbeteiligung zu ihm geschickt worden sind, regte er sich sofort darüber auf, dass sie wegen einer Kooperation anfragten. Sie aber trugen detailliert alle [Angebote] des Kaisers vor… Bryennios antwortete sofort, dass er den Vertrag gutheiße, dass er den Frieden begrüße und den Bürgerkrieg beenden wolle und dass er die vom Kaiser angebotene Würde annehme“166.  Vgl. P. GAUTIER, Le synode des Blachernes (fin 1094). Étude prosopographique, in: REB 29, 1971, S. 213–284, hier S. 251–252. 165 Vgl. P. GAUTIER, Le dossier d’un haut fonctionnaire d’Alexis Comnène: Manuel Straboromanos, in: REB 23, 1965, S. 168–204. 166 Bryennios IV 2 (S. 259–263 GAUTIER): Μήπω δὲ τῶν συμμάχων φθασάντων, ἐδόκει τοὺς πρέσβεις ἀπιέναι καὶ ἐπέμποντο ὅ τε Χοιροσφάκτης Κωνσταντῖνος εἰς προέδρους τότε τέλων, ἀνὴρ νουνεχής τε καὶ λόγιος καὶ πᾶσι κομῶν τοῖς καλοῖς ὁπόσα πολιτικὸν ἄνδρα κοσμοῦσι, καὶ ὁ Στραβορωμανός, ὃς ἐκ Πενταπόλεως ὥρμητο τῆς Φρυγίας, ἀνὴρ 164

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Es ist unmöglich zu entscheiden, welcher der beiden Versionen der Vorzug zu geben ist. Das zentrale Element des Aufeinandertreffens überliefern beide Autoren aber ohnehin in ähnlicher Weise: Der selbsternannte Kaiser empfängt die Gesandten unter freiem Himmel, selbst hoch zu Ross – einem Schimmel167, wie Bryennios hervorhebt –, während die Diplomaten stehen mussten. Zelte spielten bei diesem Empfang eine untergeordnete Rolle, sind aber als Kulisse und – sofern die Angabe von Attaleiates stimmt, dass die Audienz erst nach einem Tag erfolgte – als Unterkunft für die Diplomaten mitzudenken. In anderen Fällen wurden die architektonischen Möglichkeiten des mobilen Palastes aber auch intensiver genutzt. Alexios I. etwa musste sich für eine sichere Überquerung der Mariza mit den Kumanen arrangieren. Er lud ihre Anführer in sein Lager und wies seine Köche an, eine reiche Tafel vorzubereiten. Nach dem Bankett beschenkte der Kaiser sie reich und vereinbarte die Bedingungen für die Erlaubnis, passieren zu dürfen168. Umgekehrt konnten soziale Beziehungen auch durch den bewussten Verzicht auf das Zelt artikuliert werden: Andronikos Komnenos, der die Regentschaft für seinen minderjährigen Neffen Alexios II. an sich reißen wollte, gewährte in seinem Zeltlager in Damalis gegenüber von Konstantinopel Audienzen (1182). Als letzter der Großen erreichte ihn der Patriarch Theodosios Boradiotes. Auf die Nachricht seines Eintreffens im Lager soll Andronikos umgehend sein Zelt verlassen und sich vor dem einreitenden Geistlichen demütig zu Boden geworfen haben169. Hingegen hatte Basileios II. den geschlagenen Usurpator  δεινὸς καὶ δραστήριος, τὸ γένος ἀνέλκων εἰς †τούτους† καὶ συγγενὴς ὢν τῷ βασιλεῖ Νικηφόρῳ. Ἀπελθόντες οὖν ἐντυγχάνουσι τῷ Βρυεννίῳ περὶ τὴν Θεοδωρούπολιν τὴν φάλαγγα τάξαντι καὶ βάδην πορευομένῳ· ἔτι δὲ πόρρω ὄντες καὶ τὰς τάξεις θεώμενοι καὶ τὴν φάλαγγα κοσμίως συντεταγμένην ἐθαύμαζόν τε τὸ πλῆθος ὁμοῦ καὶ τὴν τάξιν καὶ τὸν ἄγοντα ἐμεγάλυνον. Ἐπεὶ δ’ ἐγένοντο πλησίον, οἱ ἐπὶ τῶν ἑταιρειῶν τεταγμένοι καὶ τὰ τούτων πρὸς τὸν βασιλειῶντα ἀνέφερον. Ὁ δὲ κελεύσας τὰς τάξεις στῆναι καὶ τοὺς λογάδας παραλαβών, τόν τε Μακεδόνων ἄρχοντα καὶ Θρᾳκῶν στρατηγούς τε καὶ ἰλάρχας καὶ ἄρχοντας, μικρόν τι τῆς φάλαγγος ὑπεξῄει καὶ πάντων ἀποβάντων τῶν ἵππων καὶ στοιχηδὸν παρ’ ἀλλήλων στάντων μόνος ἔφιππος ἦν, ἵππου λευκοῦ τὴν χρείαν αὐτοῦ πληροῦντος· ἵστατο δὲ οὐκ ἐν τοῖς ὅπλοις, ἀλλ’ ἐν κόσμῳ βασιλικῷ, ὃν ἐδόκει μᾶλλον ἐκεῖνος κοσμεῖν, ἀνὴρ ὢν ἀγαθός τε τὸ εἶδος καὶ ὁμιλῆσαι δεινότατος. Ἐγγισάντων δὲ τῶν πρέσβεων καὶ τὴν συνήθη πρεσβεῦσι ποιησαμένων προσηγορίαν καὶ αὐτοῦ τοῦ κρατοῦντος ἀντιπροσαγορεύσαντος καὶ αὐτοῖς ἠπίως προσφερομένου, πήρετο ἀναδιδάσκειν αὐτοὺς δι’ ἣν αἰτίαν τὴν παρ’ αὐτὸν ἐποιήσαντο ἄφιξιν χάριν εἰρήνης τε καὶ σπονδῶν φαμένων καὶ κοινοπραγίας πεμφθῆναι παρὰ τοῦ κρατοῦντος, αὖθις ἐπήρετο ἐπὶ τίσι τὰς ξυμβάσεις αἰτοῦσιν, οἱ δὲ πάντα διεξῄεσαν τὰ παρὰ βασιλέως ... Εὐθὺς ἀπεκρίνατο τὰς συμβάσεις ἐθέλειν καὶ τὴν εἰρήνεν ἀσπάζεσθαι καὶ τὸν πόλεμον καταλῦσαι ἐμφύλιον καὶ τὴν παρὰ βασιλέως τιμὴν δέχεσθαι. 167 Der Schimmel war bereits im alten Rom dem Kaiser und wichtigen Beamten als Reittier vorbehalten gewesen: A. HYLAND, Equus. The Horse in the Roman World, New Haven 1990, S. 238–239. 168 Alexias VIII 4, 3 (S. 243 KAMBYLIS – REINSCH). 169 Choniates S. 252 (VAN DIETEN); vgl. GRÜNBART, Zünglein S. 26–29.

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Bardas Skleros (979) in sein kaiserliches Zelt führen lassen, in welchem er selbst thronte. Ein klares Symbol, dass der Herausforderer mit keinem Entgegenkommen des Kaisers zu rechnen hatte170. Die Gesandtschaft des Michael Psellos

Die Bedeutung und verschiedenen Funktionen von Zelten bei diplomatischen Empfängen sind wohl kaum zu überschätzen, doch sind nur wenige detaillierte Berichte über die exakten Abläufe überliefert. Die bekannteste Ausnahme ist die ausführliche Schilderung des Michael Psellos von seiner diplomatischen Mission im Auftrag Kaiser Michaels VI. im Lager des Usurpators Isaakios Komnenos im Jahre 1057171. Isaakios befand sich in einer starken Verhandlungsposition. Sämtliche Versuche des Kaisers, die Usurpation der kleinasiatischen Aristokraten mit militärischen Mitteln zu stoppen, hatten versagt. Kaiser Michael war nun zumindest zu weitreichenden Zugeständnissen bereit. Eine hochrangige Delegation, bestehend aus den Senatoren Michael Psellos, Konstantinos Leichudes und Theodoros Alopos, sollte Isaakios das Angebot überbringen, die Waffen niederzulegen und im Gegenzug zum kaisar ernannt – und damit zum Nachfolger des betagten Michael designiert – zu werden. Michael Psellos hat seine Eindrücke von dieser Reise in seiner Chronographia verarbeitet. Wenn sein Bericht rein fiktive Elemente oder Übertreibungen enthält, dann wohl am ehesten bei der Schilderung seiner eigenen Leistungen und Fähigkeiten172. Der beschriebene Ablauf und das Setting sind hingegen unverdächtig173. Die Gesandtschaft erreicht die Küste vor Nikomedeia am Abend des 24. August 1057. Einige der Befehlshaber der Rebellenarmee begrüßen sie herzlich mit Hand- und Stirnküssen. Zu Pferde geht es weiter ins Heerlager des Usurpators.  Psellos I 27–28 (S. 16–17 REINSCH; I S. 38–40 IMPELLIZZERI); Skylitzes S. 338–339 (THURN); Zonaras 16.7 (S. 555–557 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 171 Psellos VII 19–38 (S. 215–226 REINSCH; II S. 200–228 IMPELLIZZERI); vgl. Skylitzes S. 462 (THURN). Zur Rolle von Zelten s. auch MULLETT, Tented Ceremony S. 490–491. Zur Usurpation des Isaakios s. BOURDARA, Καθοσίωσις II S. 10–17 (Nr. 2); CHEYNET, Pouvoir S. 68– 70 (Nr. 80). 172 Vgl. M. JEFFREYS, Psellos and ‘His Emperors’: Fact, Fiction and Genre, in: R. MACRIDES (Hg.), History as Literature in Byzantium. Papers from the 40th Spring Symposium of Byzantine Studies, University of Birmingham, April 2007 (Publications of the Society for the Promotion of Byzantine Studies 15) Farnham 2010, S. 73–92, hier S. 80–81; A. KALDELLIS, The Argument of Psellosʼ Chronographia (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 68) Leiden – Boston – Köln 1999, S. 150–152; E. PIETSCH, Die Chronographie des Michael Psellos. Kaisergeschichte, Autobiographie und Apologie (Serta Graeca 20) Wiesbaden 2005, S. 105–109. 173 Vgl. auch D.C. SMYTHE, Why Do Barbarians Stand Round the Emperor at Diplomatic Receptions?, in: J. SHEPARD – S. FRANKLIN (Hg.), Byzantine Diplomacy. Papers from the Twenty-fourth Spring Symposium of Byzantine Studies, Cambridge, March 1990, Aldershot 1992, S. 305–312, hier S. 305–307. 170

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Vor Isaakiosʼ Privatzelt (auleion), das im Freien aufgeschlagen worden war (πρὸς τὴν αὔλειον τοῦ κρατοῦντος ... οὕτω γὰρ ἔτυχεν ἐσκηνωμένος εἰς ὕπαιθρον) sitzt die Eskorte ab und heißt die kaiserlichen Diplomaten dasselbe zu tun. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und Isaakios wünscht aus Gründen der Sicherheit nur wenige Personen in seinem Zelt (ἐπὶ τῆς βασιλείου σκηνῆς), weshalb zwar die Gesandten, nicht aber ihr Gefolge, eintreten dürfen174. Der Usurpator empfängt sie in militärischer Tracht auf einem hohen Stuhl sitzend, umgeben von seiner Leibwache. Zur Begrüßung erhebt er sich ein wenig und lässt die drei Diplomaten Platz nehmen. Bei gemeinsamem Trunk rechtfertigt Isaakios seine Motive und entlässt die Gesandtschaft danach freundlich in ihre eigenen Zelte, die in unmittelbarer Nähe seines eigenen errichtet wurden175. Am Morgen des nächsten Tages wird die Gesandtschaft abgeholt und in ein von Truppen umringtes Zelt enormer Ausmaße geführt, das, so Michael Psellos, „ein ganzes Heer samt Hilfstruppen hätte aufnehmen können“176. Am Zelteingang werden die Gesandten von Isaakiosʼ Bruder und Hauptmann seiner Leibwache Ioannes angehalten. Dieser begibt sich für einen kurzen Moment ins Zelt, kommt wieder heraus und schlägt wortlos und abrupt den Vorhang zur Seite177. Der Blick wird frei auf den in kaiserliche Gewänder gekleideten Isaakios. Er thront in der Mitte des Raumes, während seine Unterstützer – nach ihrer Bedeutung geordnet – sorgfältig in konzentrischen (Halb-)Kreisen um ihn herum positioniert sind (Tabelle 9)178. Wie auch bei Palastzeremonien, nicht nur um die Inszenierung kaiserlicher Macht, sondern auch um die Visualisierung von Hierarchien ging. Der Empfang bot Isaakios die Möglichkeit, seinen engsten Unterstützern Ehrenplätze zuzuweisen.

 Psellos VII 20 (S. 215 REINSCH; II S. 200–202 IMPELLIZZERI). 175 Psellos VII 21 (S. 215 REINSCH; II S. 202 IMPELLIZZERI). 176 Psellos VII 22 (S. 216 REINSCH; II S. 202–204 IMPELLIZZERI): μείζονι οὖν σκηνῇ ἐντυγχάνομεν ὁπόση καὶ στρατοπέδῳ καὶ ξενικαῖς ἀρκέσειεν ἂν δυνάμεσιν. Aus dem arabischen Raum sind Beschreibungen von Zelten überliefert, die mehr als 500 Personen aufnehmen konnten. Vgl. MULLETT, Tented Ceremony S. 503; MULLETT, Byzantine Tent S. 282. 177 Psellos VII 22 (S. 216 REINSCH; II S. 202–204 IMPELLIZZERI). 178 Außerhalb des Zeltes: Psellos VII 22 (S. 216 REINSCH; II S. 204 IMPELLIZZERI); innerhalb des Zeltes: VII 24 (S. 216–217; II S. 206–208). 174

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Zentrum

ὁ βασιλεὺς ἐπὶ … θρόνου

Kaiser (sic!) Isaakios Komnenos

1. Kreis

οἱ πρῶτοι (ἄνδρες … τῶν … καλλίστων γενῶν)

Engste Unterstützer mit aristokratischer Abstammung Gefolge der Aristokraten und Kommandanten + die nächsthöheren Ränge + Unterkommandanten der prōtoi (linke Seite)

2. Kreis

3. Kreis 4. Kreis 5. Kreis

ὑπασπισταὶ τούτων καὶ πρωταγωνισταὶ + οἱ τῶν ἐφεφῆς λόχων + ἡμιλοχῖται τῶν πρώτων οἱ ἄζωνοι καὶ ἐλεύθεροι αἱ συμμαχικαὶ δυνάμεις (Ἰταλοί τε καὶ Ταυροσκύθαι) πολύ πλῆθος

Soldaten ohne Ränge und Milizionäre (?) Normannische und warägische Söldner Truppen außerhalb des Zeltes

Tab. 4: Die Anordnung von Isaakiosʼ Unterstützern bei der Audienz Hervorzuheben sind die im äußersten Kreis positionierten warägischen und „italienischen“179 Söldner, die im Eingangsbereich mit ihren Lanzen ein Spalier bildeten, durch das die Gesandten zu gehen hatten180. In diesem majestätischen Umfeld lässt sich Isaakios wortlos das kaiserliche Schreiben übergeben und dessen Inhalt kurz von Psellos referieren. Als die Anhänger des Usurpators ob des Angebots ungehalten reagieren, beendet Isaakios die offizielle Audienz im großen Zelt181. Er setzt sich mit den Gesandten – noch immer im großen Zelt – an einen Tisch und zeigt sich bereit, das Angebot anzunehmen. Nach einem gemeinsamen Mahl nehmen die Diplomaten Abschied und fahren nach Konstantinopel zurück, um dort die entsprechenden Verträge aufsetzen zu lassen182. Zwei Tage später schiffen sich die Gesandten erneut ein und erreichen Isaakios nun im Lager bei Rheai. Die Übergabe der Dokumente erfolgt im privaten Zelt des Usurpators (τὴν βασίλειον σκηνήν) vor den Augen seiner engsten Unterstützer. In einem anschließenden Vier-Augen-Gespräch überbringt Psellos außerdem noch eine geheime Nachricht des Kaisers, derzufolge sich dieser

 Vor allem normannische Söldner aus Süditalien verdingten sich in dieser Zeit in großer Zahl im byzantinischen Heer. Die Beschreibung als fähige Lanzenreiter deutet auch hier auf Normannen hin. 180 Psellos VII 24–25 (S. 217–218 REINSCH; II S. 206–208 IMPELLIZZERI). 181 Psellos VII 27–31 (S. 218–221 REINSCH; II S. 210–216 IMPELLIZZERI). 182 Psellos VII 32–33 (S. 221–222 REINSCH; II S. 216–218 IMPELLIZZERI). 179

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innerhalb weniger Tage von seinem Amt zurückziehen wolle. Wo genau diese Unterredung stattfand, ist nicht überliefert183. Der Ablauf der Gesandtschaft zeigt, was Zeltarchitektur und Lagertopographie für die Inszenierung von Herrschaft leisten konnten. In der relativen Intimität seines Wohnzeltes konnte Isaakios (sowohl bei Nikomedeia als auch in Rheai) informelle Verhandlungen im Beisein lediglich seiner engsten Unterstützer führen. Das Einhalten diplomatischer Grundregeln war zwar möglich – etwa das höfliche Erkundigen nach dem Verlauf der Anreise oder der gemeinsame Trunk als Geste der Gastfreundschaft –, doch konnte auf zeremonielle Verpflichtungen verzichtet werden184. Dem bescheidenen, betont militärischen Auftreten des Generals und Usurpators in seinem eigenen Feldherrnzelt steht der imperiale Empfang im großen Repräsentativzelt gegenüber. Hier konnte Isaakios vor den Augen der Gesandten, vor allem aber auch seiner eigenen Anhänger und Truppen ein Feuerwerk kaiserlicher Selbstinzenierung zünden: Auf einem erhöhten Thron mit Suppedaneum sitzend und sowohl Diadem als auch kaiserliche Kleidung tragend, simulierte er einen Gesandtschaftsempfang im Großen Palast in Konstantinopel185. Wie auch dort üblich ließ er hierfür ausgewählte Truppen in seinem „Thronsaal“ Aufstellung nehmen186 und kommunizierte nun auch nicht mehr selbst mit den Gesandten. Der Welt entrückt und wortlos entsprach Isaakios der Idealvorstellung des thronenden Kaisers in Byzanz. Befehle gibt der von Gott eingesetzte Herrscher nur in Form minimalistischer Gesten187. Auch die akustische Ebene wurde gezielt gesteuert. Während im Palast die Orgel, Klangautomaten und rhythmisch vorgetragene Akklama Psellos VII 34–35 (S. 223–224 REINSCH; II S. 220–222 IMPELLIZZERI). 184 Vgl. TINNEFELD, Ceremonies S. 198–199 und S. 207. 185 Corippus, In laudem III 231–244 (Flavius Cresconius Corippus, In laudem Iustini Augusti minoris libri 4. Edited, with translation and commentary by A. CAMERON. London 1976, S. 67–68). Liutprand, Antapodosis VI 5 (S. 147 CHIESA); TREITINGER, Kaiseridee S. 94–97, S. 197–202; zum Zelt als Thronsaal vgl. MULLETT, Byzantine Tent S. 275; MALAMUT, Tente impériale S. 67–68. 186 Vgl. hierzu SMYTHE, Why Do Barbarians Stand Round the Emperor at Diplomatic Receptions, S. 311–312; zu den Warägern im Zelt des Isaakios vgl. R. SCHEEL, Skandinavien und Byzanz: Bedingungen und Konsequenzen mittelalterlicher Kulturbeziehungen (Historische Semantik 23) Göttingen 2015; S. BLÖNDAL, The Varangians of Byzantium. An Aspect of Byzantine Military History, translated, revised and rewritten by B.S. BENEDIKZ, Cambridge et al. 1978, Nachdr. 2007, S. 108–109. Gardisten bei Thronszenen: Corippus, In laudem III 237–242 (S. 68 CAMERON); Alexias XIV 3 8 (S. 437–438 KAMBYLIS – REINSCH). S. jetzt F. ANDROSHCHUK – J. SHEPARD – M. WHITE (Hgg.), Byzantium and the Viking World (Studia Byzantina Upsaliensia 16; Acta Universitatis Upsaliensis) Uppsala 2016. 187 Kleine Handzeichen und das Nicken mit dem Kopf sind auch im Zeremonienbuch häufig ausreichend, um Handlungen auszulösen: TREITINGER, Kaiseridee S. 54, mit Anm. 30. 183

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tionen einen würdigen Rahmen für die Auftritte des Kaisers lieferten188, setzt Isaakios sorgfältig choreographierte und ohrenbetäubende Rufe und Akklamationen seiner Soldaten ein. Dazwischen sorgt er wiederholt für absolute Stille – auch dies ein Zeichen kaiserlicher Macht189. Die Wohnzelte, die den Gesandten zugewiesen wurden, beschreibt Psellos nicht. Die unmittelbare Nähe zum Feldherrnzelt war aber gewiss als Ehrenerweis zu betrachten. Abgesehen davon ermöglichte die Einquartierung im streng bewachten Kommandobereich auch eine bessere Kontrolle der drei Diplomaten und ihrer Entourage. 3.1.3.3. Herrschertreffen

Besondere Formen der Inszenierung erforderten diplomatische Anlässe im Feldlager vor allem dann, wenn der Kaiser ausländische Herrscher emfangen sollte190. Im Juni 1097 empfing Alexios I. Komnenos die Anführer der normannischen Kontingente des Ersten Kreuzzuges bei Pelekanos (bei Nikomedeia, heute İzmit, Türkei)191. Als Setting diente das Zelt des Alexios, das „so groß war, wie bis dahin noch niemand je eines gesehen hatte“, so Anna Komnene. Wie auch von den anderen Fürsten verlangte der Basileus einen Treueeid. Alle kamen der Forderung nach bis auf Tankred, den Neffen des normannischen Herzogs Bohemund. Wohl um den Kaiser zu provozieren, forderte Tankred dessen Zelt, gefüllt mit Geld, als Gegenleistung für seinen Eid192. Der Affront mündete in einem Raufhandel zwischen Tankred und Georgios Palaiologos, bis sich Alexios von seinem Thron erhob und gemeinsam mit Bohemund die Streitenden trennte.  Zu Klangautomaten vgl. R. HAMMERSTEIN, Macht und Klang. Tönende Automaten als Realität und Fiktion in der alten und mittelalterlichen Welt, Bern 1986; G. BRETT, The Automata in the Byzantine ‘Throne of Salomon’, in: Speculum 29, 1954, S. 477–478; C. CANAVAS, Automaten in Byzanz. Der Thron von Magnaura, in: Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, ed. K. GRUBMÜLLER – M. STOCK (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 17) Wiesbaden 2003, S. 49–72. 189 Zum zeremoniellen Schweigen im Umfeld spätrömischer Kaiser und dem mystischreligiösen Hintergrund vgl. ALFÖLDI, Repräsentation S. 38; für die frühbyzantinische Zeit vgl. TREITINGER, Kaiseridee S. 52–53. 190 Grundlegend nun M.M. VUČETIĆ, Zusammenkünfte byzantinischer Kaiser mit fremden Herrschern (395–1204). Vorbereitung, Gestaltung, Funktionen, Diss. Münster 2013, der aber auf die Funktion von Zelten nicht explizit eingeht. Ausführlicher: ANCA, Repräsentation S. 68–71. 191 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 89*–90* (Nr. 77). 192 Alexias XI 3 2 (S. 330 KAMBYLIS – REINSCH): ἐνατενίσας πρὸς τὴν σκηνήν, ἐν ᾗ ὁ βασιλεὺς προὐκάθητο (ἦν γὰρ κατὰ μέγεθος ὁποίαν οὔπω τότε οὐδεὶς ἐθεάσατο), „ἐὰν ταύτην“, ἔφη, „πλήρη χρημάτων μοι δώσεις καὶ ἄλλα ὁπόσα τοῖς ἅπασι δέδωκας κόμησι, τελέσω τὸν ὅρκον κἀγώ“. Die Gesta Tancredi XVIII (S. 619) erwähnen nur die Forderung des Zelts. 188

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Im Jahre 1159 kam es im Heerlager vor Antiocheia zum Aufeinandertreffen von Manuel I. und König Balduin von Jerusalem193. Der byzantinische Kaiser scharte einige Aristokraten rund um sich und habe Balduin, so Ioannes Kinnamos, alle nötigen Ehren erwiesen. Der König ritt ins Lager ein, eskortiert von Stabträgern und einigen byzantinischen Großen. Aus Arroganz sei Balduin jedoch bis zum kaiserlichen Zelt geritten, um genau dort abzusitzen, wo es nur dem Kaiser zustand. Manuel reduzierte daraufhin auch sein Entgegenkommen auf ein Minimum. Immerhin durfte der König von Jerusalem aber auf einem – niedrigen – Stuhl Platz nehmen, sich mehrfach mit dem Basileus unterhalten und einem Bankett beiwohnen194. Um solche Affronts und das Risiko bewusster und unbewusster Provokationen zu vermeiden, wurde das Zeremoniell mitunter im Vorfeld bis ins Detail ausgehandelt. Wie sehr die schlichten Raumverhältnisse eines Zeltes zur Inszenierung eines solchen Treffens instrumentalisiert werden konnten, illustriert die Kapitulation Bohemunds von Tarent vor Alexios I. in Deabolis (Devol) im Jahre 1108195. Nachdem der Normanne mit seinem Invasionsversuch in Epirus gescheitert war und sein Heer von Seuchen dezimiert wurde, musste er bei Alexios um Frieden ansuchen. Trotz seiner misslichen Lage versuchte Bohemund, das bevorstehende Treffen möglichst ohne Gesichtsverlust über die Bühne gehen zu lassen. Gegenüber einer Delegation des Alexios stellte er folgende Forderungen196: 1) Empfang durch Blutsverwandte des Kaisers sechs Meilen vor dem Lager  VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 122*–123* (Nr. 104). 194 Kinnamos IV 20 (S. 185 MEINEKE): ὁ δὲ εἴτε τούτοις κατεπαρθεὶς εἴτε καὶ ξύμφυτόν τινα τρέφων ἀλαζονίαν, ἐπειδήπερ εἰς τὴν βασίλειον παρῆλθεν αὐλήν, ὑπό τε τῶν βασιλείων ῥαβδούχων καὶ Ῥωμαίων τῶν ἐπὶ δόξης παραπεμπόμενος ἐνταῦθα τοῦ ἵππου ἀπέβη, ἔνθα καὶ βασιλεὺς αὐτὸ ποιεῖν εἴθιστο. ἐφ’ οἷς ἀγερωχίαν αὐτοῦ καταγνοὺς βασιλεὺς πολλὰ τῶν ἔτι μᾶλλον εἰς τιμὴν ὁρώντων ἐνέλιπεν αὐτῷ. εἶδε δὲ ὅμως αὐτὸν καὶ προσεῖπεν ἕδραν τέ τινα χθαμαλὴν καθιζῆσαι παρέθετο, συνωμίλησέ τε πολλάκις αὐτῷ καὶ ἐν συσσιτίῳ παρέλαβεν. 195 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 99*–101* (Nr. 87); MALAMUT, Tente impériale S. 78–79; MULLETT, Tented Ceremony S. 494. 196 Alexias XIII 9 4 (S. 409 KAMBYLIS – REINSCH): καὶ ὃς πρὸς αὐτούς· „νῦν ἔγνων ὄντως παρὰ τοῦ βασιλέως σταλῆναι ἄνδρας ἱκανοὺς εἰπεῖν τὲ λόγον καὶ δέξασθαι. αἰτῶ γοῦν ἀφ’ ὑμῶν πληροφορίαν λαβεῖν εἰς τὸ παντελὲς μὴ ἀτίμως ὑποδεχθῆναι παρὰ τοῦ αὐτοκράτορος, [Forderung 1] ἀλλὰ πρὸ ἓξ σταδίων τοὺς γνησιωτάτους τῶν καθ’ αἷμα προσῳκειωμένων αὐτῷ τὴν ἐμὴν ποιήσασθαι προϋπάντησιν, [3] περὶ δὲ τὴν βασιλικὴν σκηνὴν πελάσαντα, ἅμα τῷ τὰς πύλας εἰσιέναι, [6] καὶ αὐτὸν τῆς βασιλικῆς ἐξαναστάντα περιωπῆς ἐντίμως με ὑποδέξασθαι καὶ μὴδ’ ἡντιναοῦν ἀναφορὰν τῶν προγεγονυιῶν συμφωνιῶν γεγονέναι μοι ἢ ὅλως εἰς κρίσιν ἀγαγέσθαι με, [7] ἀλλ’ ἐλεύθερον ἄδειαν σχόντα κατὰ τὸ ἐμοὶ βουλητὸν εἰπεῖν ὁπόσα καὶ βούλομαι, πρὸς δὲ τούτοις [5] καὶ τὸν βασιλέα τῆς ἐμῆς κρατῆσαι χειρὸς καὶ πρὸς τῇ κεφαλῇ τῆς κλίνης αὐτοῦ παραστῆσαι με, [2] καὶ μετὰ δύο χλαμύδων τὴν εἴσοδον ποιησάμενον [4] μηδόλως εἰς προσκύνησιν κάμψαι γόνυ ἢ τράχηλον τῷ αὐτοκράτορι“. 193

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2) Zwei normannische Ritter als Eskorte dürfen mit ins kaiserliche Zelt 3) Alexios erhebt sich von seinem Thron, wenn Bohemund das kaiserliche Zelt betritt 4) Kein Beugen von Knie oder Nacken vor Alexios 5) Alexios geleitet ihn an der Hand an die Kopfseite des kaiserlichen Throns (klinē197), wo Bohemund sich hinstellen (nicht setzen) darf 6) Empfang in allen Ehren ohne Rücksichtnahme auf frühere Vereinbarungen198 7) Keine Anklage und völlige Redefreiheit Bohemunds Forderungen waren weitreichend und mussten zum Großteil von den byzantinischen Verhandlern abgelehnt werden199. Vor allem die aussagekräftigsten Rituale – das Sitzenbleiben des Kaisers und die Demutsgesten des Supplikanten – mussten in jedem Fall gewahrt bleiben. Einem Empfang durch entfernte Blutsverwandte des Alexios wurde hingegen zugestimmt, „aus Höflichkeit und als Geste der Zuvorkommenheit gegenüber seiner Person“200. Auch seine persönliche Eskorte und von Alexios an der Hand zum Platz am Kopfende der Liege des Kaisers geleitet zu werden, wurden Bohemund zugestanden. Offenbar wurden die Vereinbarungen beim tatsächlichen Aufeinandertreffen eingehalten: Alexios schickte Bohemund – wenn schon keinen Blutsverwandten – so doch zumindest seinen Gefolgsmann Manuel Modenos201 entgegen und als der Normanne das kaiserliche Zelt betrat, streckte ihm der Kaiser seine Hand entgegen, bedachte ihn mit den üblichen Begrüßungsworten und wies ihm einen Stehplatz direkt neben dem kaiserlichen Thron zu202. Vorangehende Verhandlungen sind auch bei der Unterwerfung Rainalds von Châtillon, des Fürsten von Antiocheia, im Frühjahr 1159 anzunehmen203. Als sich Kaiser Manuels I. Heer Mamistra näherte, suchte Rainald einen Ausgleich  Zu diesem Möbel s. oben, S. 57. 198 Bohemund hatte wie die anderen Anführer des ersten Kreuzzuges Alexios I. bereits 1096 einen Lehnseid schwören müssen. Alexios hatte dem Normannen mehrfach den Bruch desselben zur Last gelegt. 199 Alexias XIII 9 5 (S. 409 REINSCH – KAMBYLIS). 200 REINSCH, Alexias S. 457. 201 Nur hier erwähnt. Eventuell ein Lateiner aus Modena? Vgl. SKOULATOS, Personnages S. 185–186 (Nr. 19). 202 Alexias XIII 10 3 (S. 411 KAMBYLIS – REINSCH): ἐπεὶ δὲ ἀγχοῦ τῆς βασιλικῆς ἐγεγόνει σκηνῆς, παρεσκεύαστο καὶ τὰ τῆς αὐτοῦ ὑπαντῆς, καθὼς οἱ πρέσβεις τούτῳ συνέθεντο. εἰσελθόντος δὲ τούτου, ἐκτείνας τὴν χεῖρα ὁ βασιλεὺς καὶ τῆς ἐκείνου ἁψάμενος χειρὸς καὶ τὴν συνήθη τοῖς βασιλεῦσι προσαγόρευσιν ποιησάμενος, ἐγγὺς τοῦ βασιλικοῦ παρεστήσατο θρόνου. 203 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 120*–121* (Nr. 103). Detaillierte Analyse des Treffens in ANCA, Repräsentation S. 147–174 (zur Rolle des Zelts: S. 157–159). 197

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zu erreichen. Die ersten Verhandlungen scheiterten und so blieb dem Fürsten nur der Weg sich zu unterwerfen. Hierfür zog er barfuß und barhäuptig und auch die Arme bis zu den Ellenbogen entblößt, mit einem Strick um den Hals und von einigen (falschen, wie Ioannes Kinnamos behauptet) Mönchen begleitet, aus der Stadt aus und kam ins Feldlager Manuels, wo eigens für die Inszenierung ein prächtiges Podest (bēma, βῆμα) errichtet worden war. In einiger Entfernung vom kaiserlichen Zelt hielt Rainald inne. Die Mönche betraten das Zelt allein und baten Manuel unter Tränen, ihrem Herrn eine Audienz zu gewähren. Als der Kaiser zustimmte, warf sich Rainald vor ihm zu Boden und erklärte sich unter Eiden zum Untertanen. Dem Treffen wohnten Gesandte verschiedenster Völker bei204. Ein weiterer Einblick in die Inszenierung von Treffen im Feldlager stammt aus der Regierungszeit Alexiosʼ I.: Im Jahre 1116 sah sich Malik Schah, der Sultan von Ikonion, nach seiner Niederlage gegen byzantinische Truppen in der Schlacht bei Philomelion gezwungen, den Kaiser um Frieden zu bitten205. Dieser zeigte sich bereit, den Sultan zu empfangen, gab aber umgehend Anweisungen, wie das Treffen in der Ebene im Tal des mittleren Akar Çay zwischen Augustopolis und Akroinos (mod. Afyon Karahisar) zu inszenieren sei206: Aus Sorge vor einem Hinterhalt sollten die Truppen in Schlachtformation aufgestellt bleiben und nicht absitzen. Alexios selbst scharte handverlesene Soldaten um sich und ließ seine Blutsverwandten an seiner Seite Position beziehen. Vertreter aller Heeresabteilungen rundeten das Bild ab. Die seldschukischen Würdenträger stiegen von ihren Pferden ab, als sie sich dem Kaiser näherten und leisteten Proskynese. Auch der Sultan saß ab – laut Anna Komnene trotz der (scheinbaren?) Versuche des Alexios, ihn davon abzuhalten –, warf sich vor dem Basileus zu Boden und küsste seinen Fuß. Alexios reichte ihm darauf die Hand und wies ihn an, ein edles Pferd zu besteigen, das vorbereitet worden war. Seite an Seite reitend, nahm der Kaiser seinen Umhang ab, legte ihn dem Sultan um die Schultern und diktierte die Bedingungen für einen Friedensvertrag, die der Seldschukenherrscher bereitwillig annahm. Bis zu diesem Zeitpunkt spielte sich alles unter freiem Himmel ab. Der Sultan und seine Diplomaten wurden erst danach zu eigens vorbereiteten Zelten im byzantinischen Feldlager geleitet, wo sie übernachten sollten. Am nächsten Tag sollten die ausgehandelten Bedingungen in schriftlicher Form fixiert werden. Danach wurden die Türken reich beschenkt und entlassen.  Kinnamos IV 18 (S. 181–183 MEINEKE); vgl. Wilhelm von Tyrus XVIII 23 (Willelmi Tyrensis Archiepiscopi Chronicon. Guillaume de Tyr, Chronique. Édition critique par R.B.C. HUYGENS (Corpus Christianorum, Continuatio mediaevalis 63) Turnhout 1986, S. 845). 205 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 103*–104* (Nr. 90). 206 Das Folgende nach Alexias XV 6 3–6 (S. 476–478 KAMBYLIS – REINSCH). Eine kürzere, in den Grundzügen aber identische, Version findet sich in Zonaras XVIII 27 (S. 758 PINDER – BÜTTNER-WOBST). Zu den Orten: TIB 7, S. 196–197 (Augustopolis) und S. 177–178 (Akroinos). 204

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Auch von Ioannes I. Tzimiskes ist überliefert, dass er dem Emir von Damaskus ein Zelt zur Verfügung stellte (Frühsommer 975). Der Emir war mit einigen Mitgliedern der städtischen Elite zur Kapitulation ins kaiserliche Lager ausgezogen, wo ihm Ioannes ein spezielles Zelt errichten ließ. Nach Leistung der Proskynese lud der Kaiser den Emir zum gemeinsamen Mahl und beschenkte ihn reich207. Ähnlich verlief im Herbst 1150 auch die Unterwerfung von Uroš II., dem Großžupan von Serbien208. Dieser kam ins Feldlager Manuels I., um Vergebung zu bitten und warf sich vor dem Kaiser zu Boden209. Eine Zusammenkunft außerhalb Konstantinopels soll zwischen Manuel I. und Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Bayern und Sachsen, im Jahre 1172 anlässlich Heinrichs Pilgerreise ins Heilige Land stattgefunden haben210. Der aus der Feder Arnolds von Lübeck stammende Bericht enthält jedoch starke fiktive Elemente211 und eine byzantinische Parallelquelle fehlt212, weshalb man der Beschreibung mit Vorsicht begegnen sollte. Ob der Verfasser Heinrich persönlich begleitete, ist umstritten. In jedem Fall aber muss Arnold Zugriff auf Berichte oder Erzählungen von Teilnehmern der Jerusalemfahrt gehabt haben213. Arnold beschreibt, dass Kaiser Manuel in kaiserlichem Ornat und begleitet von der geistlichen und weltlichen Elite dem Herzog entgegengezogen sei und ihn vor den Stadtmauern empfangen habe. Die Beschreibung  Yahya II 368–369 (Histoire de Yahya-ibn-Sa‛ïd d’Antioche. Continuateur de Sa‛ïdibn-Bitriq. Édition critique du texte arabe préparée par I. KRATCHKOVSKY et traduction française annotée par F. MICHEAU – G. TROUPEAU, II: PO 23/3 [1932] = S. 114, Nachdr. Turnhout 1976, S. 160–161); Matthaios von Edessa I 19 (Matthieu dʼÉdesse, ed. E. DULAURIER, in: Recueil des Historiens des Croisades: Historiens Arméniens, I. Paris 1869, S. 1–150, hier S. 30) und Leon Diakonos X 4 (S. 166 HASE) erwähnen das Zelt nicht explizit. Für weitere arabische, armenische und syrische Quellen s. VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 53*–56* (Nr. 44). 208 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 119* (Nr. 101). Dort auch zur Frage, ob sich die Unterwerfung des ἀρχιζούπανος tatsächlich Uroš II. betraf. 209 Kinnamos III 9 (S. 112–113 MEINEKE). 210 VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 135*–136* (Nr. 115). 211 Zum stark fiktionalen Charakter der Pilgerfahrt s. J. FRIED, Jerusalemfahrt und Kulturimport. Offene Fragen zum Kreuzzug Heinrichs des Löwen, in: Der Welfenschatz und sein Umkreis, ed. J. EHLERS – D. KÖTZSCHE, Mainz 1998, S. 111–137; E. JORANSON, The Palestine Pilgrimage of Henry the Lion, in: Medieval and Historiographical Essays in Honor of James Westfall Thompson, ed. J.L. CATE – E.N. ANDERSON, Chicago 1938, S. 146– 225. 212 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18–19 LAPPENBERG). Ob sich die kurze Erwähnung bei Kinnamos VI 11 (S. 286 MEINEKE) auf diesen, oder den zweiten Aufenthalt Heinrichs in Konstantinopel bezieht, ist unklar. 213 Auf Basis der Lebendigkeit der Erzählung und keinem erkennbaren Stilbruch durch Einarbeitung eines fremden Berichts plädiert JORANSON, Pilgrimage S. 151–155. für eine Teilnahme Arnolds. Gegen diese Annahme argumentiert FRIED (Jerusalemfahrt S. 120– 121), der in den Schilderungen Arnolds reine Topoi der Pilgerliteratur sieht. 207

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des Ortes als ummauerter, ausgedehnter Jagdgrund lässt an das Philopation denken, an dem auch Konrad III. und Ludwig VII. zwei Jahrzehnte zuvor kampiert hatten214. Die unzähligen Zelte Kaiser Manuels sollen äußerst prächtig gewesen sein215. Nach dem Empfang des Herzogs begaben sich die beiden Herrscher ins Innere der Stadt, um einer Osterprozession beizuwohnen. Danach zogen sich beide in ein von Manuel bereitgestelltes goldenes Zelt mit Edelsteinbesatz zurück216. In die Reihe der Herrschertreffen sei auch das singuläre Aufeinandertreffen von Basileios II. und dem geschlagenen Usurpator Bardas Skleros im Zelt des Kaisers aufgenommen (979)217, obwohl letzterer dabei freilich nicht mehr als Herrscher auftreten durfte. Formal ging es bei dem Treffen um die Unterzeichnung des Kapitulationsvertrages und die Versöhnung der Kontrahenten (bzw. die Begnadigung des Verlierers). Dies setzte jedoch den bedingungslosen Verzicht Sklerosʼ auf die Kaiserwürde voraus und damit auch auf alle usurpierten Insignien. Dennoch kam es fast zum Eklat: „Skleros hatte zwar alle Herrschaftszeichen abgelegt, nicht aber – sei es bewusst, sei es aus Gedankenverlorenheit – die purpurfarbenen Schuhe ausgezogen. Er erlaubte sich also dieses hochverräterische Detail, als er auf den Kaiser zuschritt. Schon als Basileios ihn aber aus der Ferne sah, wurde ihm unwohl und er hielt sich die Augen zu; er wollte ihn nicht sehen, außer völlig privat gekleidet. Gleich beim kaiserlichen Zelt also schlüpfte Skleros aus den purpurfarbenen Schuhen und danach unter das Zeltdach“218. Das Betreten des kaiserlichen Raumes ist dem Usurpator erst nach seiner völligen Rückverwandlung in einen gewöhnlichen Untertanen erlaubt. Unabhängig davon, ob die überlieferte Anekdote tatsächlich der Wahrheit entspricht, ist die Scheu vor einem Zusammentreffen des regierenden Kaisers mit einem Usurpator in Insignien eine Konstante der byzantinischen Geschichte: Putschisten wurden stets ihrer Herrschaftszeichen beraubt, bevor sie mit dem Kaiser interagieren konnten; nach Konstantinopel gelangten erfolglose  S. oben, S. 74–75. 215 S. oben, S. 54. 216 Arnold von Lübeck I 4 (S. 18–19 LAPPENBERG). 217 M. GRÜNBART, Basileios II. und Bardas Skleros versöhnen sich, in: Millennium 5, 2008, S. 213–224. 218 Psellos I 27 (S. 16 REINSCH; I S. 39–40 IMPELLIZZERI): Ὁ μὲν οὖν Σκληρὸς, εἴτε σπουδάσας, εἴτε ἄλλως καταφρονήσας, τὰ μὲν ἄλλα παράσημα τοῦ κράτους ἀπέθετο, οὐ μέντοιγε καὶ τοὺς πόδας τοῦ φοινικοβαφοῦς πεδίλου ἐγύμνωσεν, ἀλλ’ ὥσπερ μέρος τῆς τυραννίδος ἑαυτῷ ἐπαφεὶς προσῄει τῷ βασιλεῖ· ὁ δέ γε Βασίλειος, καὶ πόρρωθεν ἰδὼν, ἐδυσχέρανε καὶ τοὺς ὀφθαλμοὺς ἔβυσε, μὴ ἂν ἄλλως τοῦτον ἐθέλων ἰδεῖν, εἰ μὴ πάντη ἰδιωτεύσοι τῷ σχήματι αὐτοῦ γοῦν που πρὸς τῇ τοῦ βασιλέως σκηνῇ ἀπελίττεται καὶ τὸ ἐρυθρὸν πέδιλον ὁ Σκληρὸς, καὶ οὕτως ὑπέδυ τὴν στέγην; vgl. Skylitzes S. 338 (THURN); Zonaras XVII 7 (S. 556–557 PINDER – BÜTTNER-WOBST). Vgl. CHEYNET, Pouvoir S. 33–34 (Nr. 16). 214

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Usurpatoren nur gefangen oder tot219. Dies erklärt auch das inszenierte Treffen zwischen Basileios II. und Bardas Skleros im kaiserlichen Zelt. Der Kaiser hatte in diesem Krieg keine Truppen befehligt. Erst als ihn die Nachricht erreichte, dass der Usurpator geschlagen sei, verließ er Konstantinopel und errichtete sein Zelt, um dem formal immer noch herrschenden Kriegszustand Rechnung zu tragen. 3.1.3.4. Rechtsprechung

Bisweilen wurde auf Feldzügen auch Gericht gehalten oder Streitfälle geklärt. Verfehlungen der eigenen Soldaten mussten bestraft werden220 und mitunter wurden Exempel an Kriegsgefangenen statuiert221. Während bei diesen abschreckenden Beispielen die Verurteilung und der Vollzug der Strafe vor einer möglichst großen Öffentlichkeit erfolgen mussten, wurden prekärere Angelegenheiten im Zelt des Feldherrn bzw. des Kaisers verhandelt. Als im Lager bei Lopadion Ioannes Kinnamos und der Bischof von Neu-Patras wegen theologischer Fragen aneinander gerieten, wurden beide von Andronikos I. in sein Zelt zitiert. Sollten sie ihre Dispute nicht unterlassen, würde der Kaiser sie in den Fluss Rhyndakos werfen lassen222. In seinem Zelt ließ auch Alexios I. den eines Attentatsversuches bezichtigten Nikephoros Diogenes vorstellig werden223. Trotz erdrückender Beweislast ging der Beschuldigte nicht auf das Angebot ein, seine Pläne gegen Straffreiheit zu gestehen224. Als Nikephorosʼ Schuld dennoch erwiesen war, ließ Alexios I. dessen Unterstützer ergreifen und hielt im kaiserlichen Zelt Gericht über sie. Vor der versammelten Elite gebärdete sich der Kaiser furchteinflößend, ließ dann aber seine bekannte Milde walten und verkündete eine Generalamnestie225: „Als nun die Sonne … aufgegangen war, da gingen diejenigen aus dem Gefolge des Autokrators, die sich nicht von der Diogenes-Seuche hatten anstecken lassen, und auch die Leibwächter, die traditionell mit dem Schutz der Majestäten beauftragt sind, als erste hin zum kaiserlichen  HEHER, Schuhe des Kaisers S. 238–242. 220 Übersetzung REINSCH, Alexias S. 312–314. 221 Romanos IV. lässt arabische Kriegsgefangene verurteilen und hinrichten: Attaleitates S. 99–100 (TSOLAKIS); Kalokyros Delphinas, ein General des Usurpators Bardas Phokas, wird an der Stelle seines Zeltes in Abydos gehängt: Leon Diak. X 9 (S. 174 HASE); vgl. hierzu D. HEHER, Der Tod am Pfahl, in: JÖB 63, 2013, S. 127–151, hier S. 145. 222 Choniates S. 331 (VAN DIETEN ). 223 CHEYNET, Pouvoir S. 128–129 (Nr. 180); B. LEIB, Complots à Byzance contre Alexis I Comnène (1081–1118), in: BSl 23, 1962, S. 250–275, hier S. 256–264; K. BOURDARA, Το έγκλημα καθοσιώσεως στην εποχή των Κομνηνών (1081–1185), in: Αφιέρωμα στον Nίκο Σβορώνο Ι, ed. Β. KREMMYDAS – CH. MALTEZOU – N. PANAGIOTAKIS, Rethymnon 1986, S. 211–229, hier S. 214. 224 Alexias IX 7 3 (S. 273 KAMBYLIS – REINSCH). 225 Alexias IX 9 1–6 (S. 276–279 KAMBYLIS – REINSCH). 219

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Zelt, teils mit Schwertern gerüstet oder Lanzen in Händen haltend, teils auch mit ihren schweren eisernen Doppeläxten auf den Schultern, und stellten sich in gewissem Abstand vom kaiserlichen Thron in fester Formation halbkreisförmig auf, indem sie den Autokrator gleichsam in den Schutz ihrer Arme nahmen … Alle Blutsverwandten aber und mit ihm Verschwägerten standen nahe am kaiserlichen Thron auf beiden Seiten. Rechts und links standen weitere Leibwächter. Der Basileus aber saß furchteinflößend auf seinem Thron, nicht so sehr in kaiserlicher als vielmehr in soldatischer Haltung und auch nicht sehr hoch erhaben, seinem nicht hochfahrenden Charakter entsprechend. Dennoch schimmerte Gold an seinem Thron, und Gold leuchtete auch über seinem Haupt. Seine Brauen waren zusammengezogen, und der innere Kampf hatte seine Wangen mehr gerötet als sonst, seine Augen blickten starr vor Gedankenschwere und zeigten, daß sein Herz voller Überlegungen war. … Niemand gab auch nur den geringsten Laut von sich, sondern alle standen sie da, den Blick voller Angst unverwandt auf denjenigen gerichtet, der am Eingang des Zeltes stand. Das aber war … Tatikios. Ihn schaute der Basileus an und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, er solle den Leuten draußen den Eingang freigeben. Dieser aber gewährte ihnen sogleich den Eintritt … Der Basileus aber ergriff die Gelegenheit und ließ die meisten an einem allgemeinen Gnadenerweis teilhaben, da ja die eigentlichen Urheber des Anschlags schon vorher zu Verbannung verurteilt worden waren. Da nun erhob sich ein gewaltiges Getöse, wie es noch keiner der damals Anwesenden, so sagen sie, bis auf den heutigen Tag wieder vernommen hat, indem die einen den Basileus lobten und in bewundernden Ausrufen seine Milde und Sanftmut priesen, die anderen aber auf die Verbannten schimpften … Der Basileus aber brachte sie mit einer Geste zum Schweigen“226. Der von Anna Komnene überlieferte Bericht folgt zwar – teils im Wortlaut – der Schilderung des oben behandelten Gesandtschaftsempfanges des Michael Psellos227, doch muss deswegen die prinzipielle Faktizität der Inszenierung nicht in Frage gestellt werden, zumal die Autorin ihr detailreiches Wissen zu einem guten Teil aus Erzählungen von Beteiligten zusammengetragen hat228. Heikler war für Alexios der Umgang mit einer anderen mutmaßlichen Usurpation, die angeblich sein eigener Neffe Ioannes, seines Zeichens dux von Dyr-

 Übersetzung REINSCH, Alexias S. 312–314. 227 Im Gegensatz zur jüngsten Edition der Alexias (S. 277 KAMBYLIS – REINSCH) gehen MULLETT, Tented Ceremony S. 494, MALAMUT, Tente impériale S. 68 und SMYTHE, Barbarians S. 310–311 trotz Behandlung jeweils beider Stellen nicht auf die Abhängigkeit des Textes von Psellos ein. 228 W. TREADGOLD, The Middle Byzantine Historians, Basingstoke 2013, S. 363. 226

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rhachion, im Sinne hatte229. Anstatt Gericht zu halten, lud Alexios seine wichtigsten Verwandten in sein Zelt, darunter vor allem auch seinen Bruder Isaakios, den Vater des Beschuldigten. Nachdem man sich im Familienrat auf eine Vorgehensweise geeinigt hatte, wurde Ioannes ins Zelt geführt und nach einer strengen Ermahnung begnadigt. Selbst sein Amt durfte er behalten230. Manchmal machten es die Umstände erforderlich, dass das Feldlager auch als Gefängnis dienen musste. Dies gilt nicht nur für Kriegsgefangene. Der Aristokrat Bryennios, der sich 1056 der Usurpation des Isaakios Komnenos anschloss, nahm einen kaiserlichen Gesandten gefangen und inhaftierte ihn in einem Zelt231. Alexios I. Komnenos ließ den mutmaßlichen Putschisten Nikephoros Diogenes im Zelt des Groß-Domestikos festhalten. Obwohl, wie Alexiosʼ Tochter Anna berichtet, der Kaiser verboten hatte, Nikephoros auch nur in Ketten zu legen, habe ein gewisser Muzakes den Gefangenen in sein eigenes Zelt mitgenommen und gefoltert, um ein Geständnis zu erwirken232. Aufwändiger ließ Manuel I. den rebellischen Serbenführer Desa im Heerlager bei Naissos (Niš) inhaftieren: Er wurde in einem Zelt untergebracht, um das eigens ein Graben samt Palisade angelegt wurde, um Fluchtversuche zu vereiteln233. 3.1.3.5. Parallelen zum Palastzeremoniell

Bei sämtlichen erwähnten Fallbeispielen ist das Bestreben erkennbar, das Palastzeremoniell nach Möglichkeit auf die schlichteren Verhältnisse des Feldlagers zu übertragen. Ein standardisiertes Procedere gab es dabei nicht. Im Gegenteil musste jeder Anlass zur Inszenierung von Herrschaft individuell konzipiert werden. Die einzelnen Bausteine hierfür importierte man jedoch aus dem Palastprotokoll und passte sie an die veränderte Raumordnung im Zeltlager an. Zunächst müssen die handelnden Personen in Abhängigkeit zum zur Verfügung stehenden Raum und zueinander positioniert werden. Der Ideologie  CHEYNET, Pouvoir S. 125 (Nr. 172); LEIB, Complots S. 252–255; BOURDARA, Έγκλημα καθοσιώσεως S. 213; P. FRANKOPAN, The Imperial Governors of Dyrrakhion in the Reign of Alexios I Komnenos, in: BMGS 26, 2002, S. 65–103. 230 Alexias VIII 8 4 (S. 254–255 KAMBYLIS – REINSCH): ἐν τούτοις ὁ Ἰωάννης κατέλαβε καὶ παραχρῆμα εἴσω τῆς βασιλικῆς σκηνῆς εἰσάγεται καὶ πάντων τῶν κατ’ αὐτοῦ λαληθέντων ἀκούει. οὐ μέντοι γε εἰς ἐξέτασιν ὅλως ἄγεται, ἀλλ’ ὁ κατάκριτος ἐλεύθερος ἵσταται τοῦ βασιλέως πρὸς αὐτὸν εἰπόντος· „πρὸς τὸν σὸν πατέρα καὶ ἀδελφὸν ἐμὸν ἀφορῶν οὐδ’ ἀκοῦσαι τῶν κατὰ σοῦ λαληθέντων ἀνέχομαι. ἔσο τοίνυν ἀμερίμνως διάγων ὡς τὸ πρότερον“. ταῦτα μὲν οὖν ἅπαντα ἐντὸς τῆς βασιλικῆς ἐρρήθη σκηνῆς μόνων τῶν συγγενῶν, ὀθνείου δὲ οὐδενὸς παρόντος. 231 Skylitzes S. 488 (THURN); Zonaras XVIII 2 (S. 658 PINDER – BÜTTNER-WOBST). 232 Alexias IX 8 1–2 (S. 275 KAMBYLIS – REINSCH). 233 Kinnamos V 5 (S. 213–214 MEINEKE): τότε μὲν ἐν τῷ ἀσφαλεῖ οὐ σὺν ἀτιμίᾳ τοῦτον ἔσχε· ταφρείᾳ γὰρ τὴν σκηνὴν αὐ τῷ περισχὼν κατὰ τὸν ἐν τοῖς χαρακώμασι νόμον ἐτήρει, ὡς ἀπ’ ἐκείνου λοιπὸν Δεσὲ χάρακα τὸν τόπον ὀνομασθῆναι (οὕτω γὰρ τὴν ταφρείαν ἰδιωτίζοντες ὀνομάζουσιν οἱ πολλοί). 229

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des byzantinischen Kaisertums zufolge spiegelte sich in der Hierarchie des Hofes jene des Himmels wider. Irdische Rangordnungen waren gottgegeben und mussten konserviert werden. Für ihre Wahrung bürgte der Kaiser als Stellvertreter Gottes auf Erden. Diese kaiserliche Ordnungsmacht findet im Zeremoniell ihren symbolischen Ausdruck234. Ganze Abhandlungen zu Ranglisten von Würdenträgern aus dem 8. und 9. Jahrhundert zeugen von der enormen Bedeutung, die der byzantinische Hof diesem Ordnungsprinzip beimaß235. Die Möglichkeiten der Visualisierung waren vielfältig, doch in erster Linie manifestierte sich die Hierarchie der teilnehmenden Personen in ihrer räumlichen Entfernung zum Kaiser. Im zeremoniellen Alltag Konstantinopels fand dieses Prinzip vor allem bei den häufigen Prozessionen und – hofintern – bei den kaiserlichen Banketten und Empfängen Anwendung. Im Feldlager entfallen zwar die feierlichen Umzüge, aber so wie auch im Palast definiert sich die Zugehörigkeit zur Elite durch die Zulassung zur kaiserlichen Tafel und die Nähe zum Basileus bei diplomatischen Anlässen sowie in der Entfernung des eigenen Zeltes von jenem des Kaisers. Die von Michael Psellos geschilderte Anordnung in konzentrischen Halbkreisen rund um den Thron bei der Audienz vor Isaakios I. war gewiss kein Einzelfall. Ein Gedicht des Manganeios Prodromos setzt ein Zelt einem Brautgemach gleich „und im Kreis standen um deinen Thron des Bräutigams die Mächte [scil. die Mächtigen], erleuchtet durch deine Strahlen“236. Für eine solche Aufstellung lassen sich auch direkte Parallelen aus dem Palastzeremoniell nennen: Bei Gerichtsverhandlungen und Audienzen der Kaiserinnen Zoe und Theodora formten die engsten Berater einen Halbkreis hinter den Thronen; dahinter folgten (in dieser Reihenfolge) Gardisten, Leibwachen und die drei Klassen der Senatorenschaft237. In ähnlicher Personen H. AHRWEILER, L’idéologie politique de l’empire byzantin, Paris 1975, S. 136–140; TREITINGER, Kaiseridee S. 233–234. 235 OIKONOMIDÈS, Listes. Vgl. auch G. PRINZING, Zur byzantinischen Rangstreitliteratur in Prosa und Dichtung, in: RHM 45, 2003, S. 241–286, bes. S. 241–247. 236 Theodoros Prodromos ‘Manganeios’, in: Recueil des historiens des croisades. Historiens grecs II, Paris 1881, S. 309, VV. 259–262): Καὶ σου τὸ κάλλος ἤστραψε τοῦ θαυμαστοῦ νυμφίου, καὶ κύκλῳ παρειστήκεσαν τοῦ νυμφικοῦ σοῦ θρόνου. Δυνάμεις ἐλλαμπόμεναι τοῖς ἀμαρύγμασί σου. 237 Psellos VI 3 (S. 107–108 REINSCH; II S. 248 IMPELLIZZERI): Σχῆμα δὲ βασιλείας ταῖς ἀδελφαῖς ἐποιοῦντο ὁποῖον καὶ τοῖς φθάσασιν εἴθιστο αὐτοκράτορσι· προὐκάθηντο γὰρ ἄμφω τοῦ βασιλικοῦ βήματος ἐπὶ μιᾶς ὥσπερ γραμμῆς βραχύ τι πρὸς τὴν Θεοδώραν παρεγκλινούσης, καὶ ἀγχοῦ μὲν οἱ ῥαβδοῦχοι καὶ ξιφηφόροι καὶ τὸ γένος ὅσοι τὸν πέλεκυν ἀπὸ τοῦ δεξιοῦ ὤμου κραδαίνουσι· τούτων δὲ ἐνδοτέρω μὲν τὸ ἄγαν εὐνούστατον καὶ οἱ διαχειριζόμενοι τὰ καθήκοντα· περιεστεφάνου δὲ αὐτὰς ἔξωθεν ἑτέρα τις δορυφορία δευτέραν ἔχουσα τάξιν τῆς πιστοτέρας, σὺν αἰδοῖ ξύμπαντες καὶ βλέμματι ἀπερειδομένῳ πρὸς γῆν· μεθ’οὓς ἡ πρώτη βουλὴ καὶ ἡ τάξις ἡ ἔκκριτος, καὶ ἐφεξῆς οἱ τὰ δευτερεῖα λαχόντες καὶ αἱ τριττύες, στιχηδὸν πάντες καὶ συνηρμοσμένοι ἐκ διαστήματος. Καὶ ἐπὶ τούτοις τἄλλα ἐγίνετο, δικῶν διαλύσεις, δημοσίων ἀμφισβη234

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konstellation hatten schon im 6. Jahrhundert Audienzen in der Magnaura stattgefunden238. Der Kaiser selbst hatte jederzeit in seiner Sonderstellung erkennbar zu sein, egal ob im Palast oder im Feldlager. Dies war zum einen durch exklusive Monopole auf gewisse Farben (Purpur!), Gegenstände (Insignien) und Handlungen gewährleistet. Zum anderen kam auch der Positionierung im Raum eine bedeutende Rolle zu. Beides wurde auch im Feldlager umgesetzt. Es sei an dieser Stelle etwa an die besondere Platzierung des kaiserlichen Zelts in der Mitte oder an der höchsten Stelle des Lagers erinnert239. Andere Beispiele hierfür sind etwa Alexios I. an der Spitze seiner Verwandten und Elitetruppen beim Empfang Malik Shahs oder der inmitten seiner Unterstützer erhöht thronende Usurpator Isaakios Komnenos. Auch bei der Inanspruchnahme von Raum verfügte der Kaiser also stets über Privilegien, die besonders beim Empfang ausländischer Diplomaten und Herrscher zum Tragen kamen. In dieser Hinsicht auffällig ist die häufige Thematisierung des Sitzens bzw. Stehens bei Empfängen240. Schon in spätrömischer Zeit war es üblich, dass Gesandte bei einer Audienz vor dem sitzenden Kaiser stehen mussten241. Isaakios Komnenos ließ die Gesandten des Kaisers nur in seinem Privatzelt Platz nehmen; beim offiziellen Akt im Großzelt hatten sie vor dem thronenden Kaiser zu stehen. Bohemunds Forderung, dass sich der Kaiser zur Begrüßung erheben solle, können die byzantinischen Verhandler keinesfalls entsprechen; allerdings wird seinem Ansuchen stattgegeben, einen Stehplatz am Kopfende der Thronliege zu bekommen. Manuel I. ließ König Balduin von Jerusalem zumindest auf einem – wohlgemerkt: niedrigen – Stuhl in seinem Zelt Platz nehmen. Handelte es sich bei dem empfangenen Gast um einen Bittsteller, blieb es diesem zusätzlich nicht erspart, sich vor dem thronenden Kaiser demütig zu Boden zu werfen242. Vergeblich hatte Bohemund versucht, dieser Erniedrigung zu entgehen; Uroš II., Rainald von Châtillon und Malik Schah leisteten die Proskynese ebenfalls. Auch hier galten für das Feldlager also dieselben Regeln wie für den Palast. Ein weiteres Charakteristikum der byzantinischen Hofetikette war der Einsatz von Vorhängen, die den thronenden Kaiser vor den Blicken von Gesandten  τήσεις, ἢ συνεισφοραὶ, χρηματισμοὶ πρέσβεων, ἀντιλογίαι, ἢ συνομολογίαι, καὶ τἄλλα ὁπόσα τὴν βασιλείαν οἶδε πληροῦν. 238 De cer. 2.15 (I S. 577–579 REISKE); vgl. PARANI, Designing Receptions S. 474. 239 S. oben, S. 43. 240 Vgl. TREITINGER, Kaiseridee S. 94–97; H.-W. GOETZ, Der ‚rechte‘ Sitz: Die Symbolik von Rang und Herrschaft im hohen Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung, in: Symbole des Alltags, Alltag der Symbole. Festschrift für Harry Kühnel zum 65. Geburtstag, ed. G. BLASCHITZ – H. HUNDSBICHLER – G. JARITZ – E. VAVRA, Graz 1992, S. 11–47. 241 A. ALFÖLDI, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, Darmstadt 1970, S. 44. 242 Zur Proskynese s. TREITINGER, Kaiseridee S. 84–94.

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verbergen bzw. nur sukzessive sichtbar machen sollten243. Im Feldlager wird diese Funktion von den Stoffbahnen erfüllt, die den Zelteingang bilden, wie beim Empfang des Michael Psellos bei Isaakios Komenos deutlich wird. Die Vorhänge sind auch auf manchen Zeltdarstellungen detailliert ausgeführt (Abb. 1, 2, 10, 26)244. Auch in der Erlaubnis zur Verwendung von Reittieren spiegelte sich der Status einer Person. Dies gilt bereits für das Zeremoniell in der Hauptstadt, das einzig dem Kaiser gestattete, das in den Palast führende Tor der Chalke auf dem Rücken seines Pferdes zu passieren, während alle anderen abzusitzen hatten245. Auch Gesandte durften nicht reitend in den Palast einziehen246. Im Felde wurde diese Praxis beibehalten. Nur dem Kaiser war es erlaubt, bis zu seinem Zelt in der Mitte des Lagers zu reiten; Malik Schah und seine Befehlshaber steigen in geziemender Entfernung zu Alexiosʼ I. Lager von ihren Pferden ab; der Usurpator Nikephoros Bryennios empfängt die Gesandten des Kaisers demonstrativ hoch zu Ross; Michael Psellos und seine Begleiter werden im Lager von Isaakios Komnenos aufgefordert, abzusteigen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Szene im Epos Digenis Akrites: Die Etikette befiehlt dem Empfangskomitee sofort vom Pferd abzusteigen, als der Emir zu Fuß aus dem Zelt tritt247. In einem Akt (unaufrichtiger) Demutsbezeugung eilt umgekehrt Andronikos Komnenos aus seinem Zelt, um sich vor dem Patriarchen Theodosios zu Boden zu werfen, als dieser in sein Lager einreitet248. Nicht nur die statische Positionierung der Akteure unterlag sowohl in Konstantinopel als auch im Zeltlager strengen Regeln, sondern auch deren Bewegung. Die Abholung des Gesandten durch ein Komitee – erneut sei an die Forderungen Bohemunds erinnert – ist eine Konstante der byzantinischen Geschichte (und nicht nur dieser). Im Feldlager kam dieser Eskorte zusätzlich die Funktion zu, die Bewegungen der Diplomaten zu kontrollieren und so die Gefahr von Spionage oder Abwerbungen zu minimieren249. Eine der zentralen Strategien der byzantinischen Diplomatie war stets das Inaussichtstellen von Geschenken. Hierbei nützten die Byzantiner die Nachfrage nach exklusiven und hochwertigen Produkten, vor allem Seide und Seidengewänder, die auf den Märkten regulär nicht oder nur schwierig er Zu den Vorhängen im Palastzeremoniell s. z.B. De cer. II 15 (S. 567–568 REISKE); Psellos VI 146 (S. 173 REINSCH; I S. 92–94 IMPELLIZZERI); Attaleiates S. 56–57 (TSOLAKIS); Vgl. ALFÖLDI, Repräsentation S. 28, S. 36–38; TREITINGER, Kaiseridee S. 55–56. 244 Zur ähnlichen zeremoniellen Funktion von Vorhängen osmanischer Zelte s. ATASOY, Tent Complex S. 130–131. 245 S. Choniates S. 51 (VAN DIETEN). 246 TINNEFELD, Ceremonies S. 199–200. 247 Digenis Akrites III 120–123 (S. 50 JEFFREYS). 248 Choniates S. 252 (VAN DIETEN); vgl. GRÜNBART, Zünglein S. 26–29. 249 Vgl. die entsprechende Empfehlung in Three Military Treatises S. 124–125 (DENNIS). 243

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worben werden konnten250. Empfänge in Konstantinopel umfassten stets das Herzeigen und die Übergabe solcher Prestigegüter251; doch auch im Feldlager wurde die Strategie gepflegt252. Die Geschenke Alexiosʼ I. an den unterworfenen Malik Schah wurden bereits erwähnt, ebenso seine Großzügigkeit gegenüber den Kumanen253. Manuel I. empfing nach seiner Niederlage bei Myriokephalon eine Gesandtschaft des Seldschukensultans, die ihm Geschenke überbrachte. Der Kaiser ließ sie im Gegenzug seinen purpur- und goldbestickten Waffenrock als Präsent an den Sultan überbringen254. Das Zeremonienbuch widmet ein ganzes Kapitel den auf Feldzügen mitzuführenden Geschenken255. Wichtig ist dem Autor dabei – ebenso wie bei regulären Gesandtschaftsempfängen im Palast256 –, dass diese qualitativ abgestuft sind und man so spontan auf den Umfang der Gaben der Gesandten und auf den Verlauf der Verhandlungen reagieren konnte. Für die byzantinische Geschenkdiplomatie vor allem des 10. Jahrhunderts ist dabei charakteristisch, dass die Liste mit Präsenten für mächtige Ausländer und Überläufer eine Vielzahl unbearbeiteter aber auch zu Gewändern verarbeiteter Textilien umfasst. Die Objekte weisen eine feine Abstufung in puncto Fertigung auf, die sich etwa in der Anzahl der aufgenähten Seidenborten artikuliert, in der Herstellung in den Palastwerkstätten, in der Dekoration mit kaiserlichen Symbolen, sowie in verschiedenen Farb- und Gewebequalitäten257. Geschenke wurden aber auch für die eigenen Beamten mitgeführt. Am Hof in Konstantinopel war es üblich, dass Beamte und Würdenträger neben ihrem jährlichen Lohn (roga) Geschenke, erneut meist in Form von Textilien, erhielten. Diesem Brauch wird auch bei kaiserlichen Feldzügen Rechnung getragen: Das Zeremonienbuch sieht für die Kommandospitze der Themen, durch die der Tross zieht, ein breites Sortiment an kostbaren Gewändern vor, während für weitere Offiziere und rangniedere Flüchtlinge (Überläufer) einfachere Textilien mitgeführt werden sollen258. 3.2. Privileg

Angesichts der hohen Bedeutung, die Zelten bei der Inszenierung von sozialem Rang zukam, verwundert es nicht, dass Herrscher besondere Zelte auch als Statussymbole gewährten und so als diplomatisches Mittel einsetzen  F.A. BAUER, Potentieller Besitz. Geschenke im Rahmen des byzantinischen Kaiserzeremoniells, in: Visualisierungen von Herrschaft. 251 Vgl. jüngst, M. ANGAR, Furniture and Imperial Ceremony in the Great Palace: Revisiting the pentapyrgion, in: The Emperor’s House. Palaces from Augustus to the Age of Absolutism, ed. M. FEATHERSTONE et al. (Urban Spaces 4) Berlin – Boston 2015, S. 81–200. 252 MULLETT, Tented Ceremony S. 511–512. 253 S. oben, S. 88. 254 Choniates S. 187 (VAN DIETEN). 255 De exped. C, S. 108–112, Z. 224–285 (HALDON). 256 BAUER, Potentieller Besitz S. 135–169. 257 De exped. C, S. 108, Z. 224–232 (HALDON). 258 De exped. C, S. 108, Z. 250–260 (HALDON). 250

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konnten. Unter den prachtvollen Geschenken, die Karl der Große 807 von Harun ar-Raschid erhalten haben soll, befand sich ein Großzelt (papilio) und weitere Zelte (tentoria), die durch ihre Größe, ihre Schönheit und ihre Farben bestachen259. Der Seldschukensultan Alp Arslan etwa demonstrierte gegenüber seinem geschlagenen Kontrahenten Romanos IV. Großzügigkeit und Gastfreundschaft, indem er ihm ein eigenes Zelt mit Dienerschaft zur Verfügung stellte (1071)260. Ein Jahrhundert später schenkte Sultan Kilij Arslan Herzog Heinrich dem Löwen anlässlich eines Treffens sechs Filzzelte samt Tragtieren261. Auch scheint es zum guten diplomatischen Ton gehört zu haben, eintreffenden Gesandten oder Herrschern und ihrer Entourage bei Bedarf eigene Zelte anzubieten262. Zelte wurden prinzipiell auch von byzantinischen Kaisern verschenkt. Es sei hier an die Feldkapelle erinnert, die Michael VIII. Palaiologos den Mongolen zukommen ließ263 und im Jahre 1190 sandte Isaakios II. ein Zelt und einen goldenen Becher an Friedrich I. Barbarossa, als sich dieser auf dem Weg durch Kleinasien befand264. Im Jahr davor soll Friedrich übrigens bereits auf dem Weg durch Ungarn vom dortigen Königspaar ein Zelt als Geschenk für den bevorstehenden Kreuzzug bekommen haben, das so groß gewesen sei, dass es kaum auf drei Lastwägen passte265. Das Zelt des byzantinischen Basileus genoss jedoch Sonderstatus und durfte nicht zu diplomatischem Kleingeld verkommen. Als Alexios I. die normannischen Großen des Ersten Kreuzzugs bei Pelekanos in seinem kaiserlichen Zelt empfing, um ihnen Treueeide abzunehmen, weigerte sich der Normanne  Annales Regni Francorum ad a. 807 (Annales Regni Francorum inde ab a. 741 usque ad a. 829, qui dicuntur Annales Laurissenses Maiores et Einhardi. Post editionem G. Pertzii rec. F. KURZE (MGH SS rer. Germ. 6) Hannover 1895, Nachdr. 1950, S. 123): ad imperatorem pervenerunt munera deferentes, … id est papilionem et tentoria atrii vario colore facta mirae magnitudinis et pulchritudinis. Erant enim omnia bissina, tam tentoria quam et funes eorem, diversis tincta coloribus. 260 Attaleiates S. 127 (TSOLAKIS); Zonaras XVIII 14 (S. 702–703 PINDER – BÜTTNER-WOBST). Vgl. VUČETIĆ, Zusammenkünfte S. 71–74 (Nr. 63). 261 Arnold von Lübeck I 9 (S. 25 LAPPENBERG): Dedit ei etiam sex domos filtrinas secundum morem terre illius et sex camelos, qui eas ferrent, cum servis, qui eas ducerent. 262 S. etwa oben, S. 89–93 (Gesandtschaft des Psellos), S. 97 (Empfang des Emirs von Damaskus durch Ioannes Tzimiskes). 263 S. oben, S. 13 und 73. 264 RI IV,2,4 n. 3451, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regestaimperii.de/id/1190-04-18_1_0_4_2_4_881_3451 (Abgerufen am 25.11.2015). 265 Chronica regia Coloniensis, ed. G. Waitz (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 18) Hannover 1880, S. 144 (ad a. 1189): optulitque imperatori tentorium operosum, quod portare vix poterant tria plaustra; Arnold von Lübeck IV 8 (171 LAPPENBERG): Regina autem dedit domno imperatori tentorium optimum et domum desupter de scarlatto et tapete iuxta latitudinem et longitudinem ipsius domus et lectum culcitra et operimento precioso magnifice ornatum, sedemque eburneam cum cussino lecto prepositam, que quantis ornatibus exculta fuerint, presentis pagine depromere nequit inopia. Vgl. BALZER, Wohnen im Zelt S. 222. 259

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Tankred und verlangte, so Radulf von Caen, im Gegenzug weder Gold und Silber noch Edelsteine oder Seidengewänder, sondern eines von Alexiosʼ Herrschaftszeichen (de regalibus), nämlich das Zelt des Kaisers (regi tentorium)266. Radulf reflektiert auch über Tankreds Motiv: Momentan mag das Zelt eine nutzlose Belastung sein, doch in Zukunft ein Zeichen des Ruhmes (onus quidem inutile praesenti, sed signum haud ignobile futuri)267. Mit Anna Komnene verfügen wir über eine von Radulf unabhängige byzantinische Parallelquelle des Ereignisses, welche trotz einiger Abweichungen die offenbar als Provokation gedachte Forderung bestätigt. Ihr zufolge habe der Normanne nicht nur das Zelt verlangt, sondern auch, dass dieses mit Geld gefüllt werde268. Radulf von Caen legt dem entrüsteten Alexios eine Rede in den Mund, die interessante Einblicke in die zeitgenössische Wahrnehmung (wenngleich aus lateinischer Sicht) gibt: „Der Sohn des Markgrafen will sich also mit mir vergleichen, indem er es auf meine Insignien (insignia) absieht? Die normalen Dinge sind ihm also zu schmutzig? Einzig nach meinem Palast (palatium) strebt er, der doch in der Welt einzigartig ist? Und wenn er das erlangt hat, was bliebe dann noch? Dass er mir die Krone (diadema) vom Kopf reißt? Ich vermute, er hat keine Ehrenhöfe (atria), die seinen versammelten Lehnsleuten ausreichend Platz bieten und auch, dass die große Anzahl an Truppen nicht in seinem Anwesen untergebracht werden kann. Daher strebt er danach, eine königliche Residenz (regia) zu erlangen, von so enormen Ausmaßen, wie sie seiner großartigen Herrschaft Genüge tut. Selbst wenn ihm der Wunsch gewährt sei, wo nimmt er die Maultiere, die Maultierführer und ein geeignetes Gefährt für eine solche Last her?“269 Im Anschluss erinnert der Kaiser Tankred an Aesops Fabel vom Esel, der sich ein Löwenfell überzieht, um Angst und Schrecken zu verbreiten, schlussendlich aber für seine Anmaßung vom Bauern bestraft wird: „Gewarnt von diesem Beispiel möge er nicht danach streben, die Unwissenden unter dem Schatten meines Namens in Schrecken zu versetzen. Zu guter Letzt werde er sich doch nur als Tankred erweisen. Er möge nach seinem eigenen Maß (und Fuß) gemessen werden und sich  Gesta Tancredi XVIII (S. 619). 267 Gesta Tancredi XVIII (S. 619). 268 Alexias XI 3 1 (S. 329–330 KAMBYLIS–REINSCH). 269 Gesta Tancredi XVIII (S. 619): Ergone Marchisidies confert se mihi, regalia petendo insignia? Sordent vero ei communia, nisi singulare meum in toto orbe affectet palatium? quo impetrato, quid restat ultra, quin capiti diadema meo detrahat, suo imprimat? At puto desunt ei atria, congestos satis explicitura clientes, neque tantae militum copiae intra septa valent includi domestica: itaque regia petitur quae, suis dimensionibus immensa, domino sufficiat magnifico! Ut autem cedat ei petita, ubi muli, ubi muliones, aptum tantae moli vehiculum? 266

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selbst ein Zelt für sich zusammenflicken. Die Hoffnung auf dieses hier aber begrabe er gänzlich.“270 Radulf setzt das Zelt des Kaisers nicht nur mit dem Palast gleich, sondern auch mit den anderen Insignien, explizit mit der Krone. Byzantinische Quellen selbst bezeichnen es zwar nie in dieser Deutlichkeit als Herrschaftszeichen, doch existierte in Byzanz ohnehin kein fester Kanon an Insignien271. Es ist die Unverwechselbarkeit seiner Majestät, die Alexios bedroht sieht. Sein kaiserliches Repräsentationszelt zu verschenken käme einer Aufgabe des Palastes oder dem freiwilligen Verzicht auf ein Regalrecht gleich und muss daher abgelehnt werden272. War es dem Kaiser aber möglich, ein kaiserliches Zelt innerhalb der Hierarchie byzantinischer Würdenträger zu verschenken? Michael Psellos berichtet in seiner Chronographia, dass Michael VI. bereit gewesen sei, seinem Herausforderer Isaakios Komnenos einen Kompromiss zu unterbreiten, um dem Bürgerkrieg ein Ende zu setzen: Er bot ihm den kaisarTitel an, was einer Designation zum Nachfolger gleichkam; die Regierungsgeschäfte würden sich die beiden Männer an der Spitze des Staates sofort teilen. Darüber hinaus sollte Isaakios zeremonielle Vorrechte bekommen. Anstelle des Diadems des kaisar (stephanē, στεφάνη) würde er eine veritable Kaiserkrone (stemma, στέμμα) tragen dürfen. Eventuell sollte ihm auch ein eigenes k a i s e r l i c h e s Z e l t (basilikē skēnē) zuteil werden, samt einer erlesenen Leibwache273, doch ist dies aufgrund des Bedeutungsspektrums von skēnē nicht eindeutig belegbar. Dementsprechend wurde der Begriff von Übersetzern des Textes mit „Zelt“274, „prachtvoller Aufzug“275 und „Resi Gesta Tancredi XVIII (S. 619): Quo admonitus exemplo, ne affectet mei umbra nominis terrere ignaros, ne demum cognitus pateat Tancredus. Metiatur se autem modulo suo ac pede; sarciat sibi pro se tentorium: huius vero spem omnino deponat. 271 W. SICKEL, Das byzantinische Krönungsrecht bis zum 10. Jahrhundert, in: BZ 7, 1898, S. 511–557, hier S. 554; A. PERTUSI, Insigne del potere sovrano e delegato a Bisanzio e nei paesi di influenza bizantina, in: Simboli e simbologia nellʼalto medioevo, 3–9 aprile 1975, II (Settimane di studio del Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 23) Spoleto 1976, S. 481–568; CARILE, Insegne; RbK, s.v. Insignien S. 370–498. 272 Vergleichbar ist die Weigerung Manuels I. Komnenos, dem deutschen König Konrad III. im Rahmen des Zweiten Kreuzzugs die Benutzung der kaiserlichen Dromone für die Überquerung des Bosporus zu gewähren: Kinnamos II 16 (S. 79 MEINEKE). 273 Psellos VII 33 (S. 222 REINSCH; II S. 218–220 IMPELLIZZERI): „Ἀλλὰ ποιητέον“ φησί „ξύμπαντα, καὶ μηδενὸς ἐκεῖνος ἀτυχησάτω ὧν βούλεται, ἀλλὰ και στεφανηφορείτω λαμπρότερον, στέμματι ἀλλʼ οὐ στεφάνῃ τὴν κεφαλὴν ἀναδούμενος, εἰ καὶ μὴ τοιοῦτον τὸ σχῆμα τοῦ καίσαρος, παραδυναστευέτω τῷ κράτει καὶ παραδιοικείτω τὰς ἀρχαιρεσίας, ἰδία τε αὐτῷ ἀποτετάχθω σκηνὴ βασίλειος, καὶ δορυφορία παρακεχωρήσθω λαμπρά.“ 274 Fourteen Byzantine Rulers. The Chronographia of Michael Psellus. Translated, with an introduction, by E.R.A. SEWTER, Revised Edition, Harmondsworth 1966, S. 102. 275 IMPELLIZZERI, Michele Psello II S. 221 übersetzt mit „pompa imperiale“. 270

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denz“276 wiedergegeben. Eine klare Entscheidung zugunsten einer der Varianten ist nicht zu treffen, da sich in der Chronographia verschiedene Bedeutungen wiederholt finden lassen277. Allerdings geht aus einer weiteren Textstelle hervor, dass wenige Jahre zuvor ein anderer kaisar höchstwahrscheinlich ein spezielles Zelt samt Stab erhielt. Psellos berichtet, Michael IV. habe seinem Neffen und Nachfolger Michael (V.) die seinem Amt als kaisar zustehenden Würden vorenthalten. Michael Psellos war Zeuge dieser Demütigungen: „Er durfte nicht einmal an der Tafel des Kaisers teilnehmen, es sei denn, dass er bei den offiziellen Banketten den Platz des kaisar einnahm. Wenn irgendwo einmal ein Z e l t (skēnē) für ihn errichtet worden war, welches mit Leibwächtern ausgestattet war und wenigstens einen schwachen Abglanz von dem einem kaisar gebührenden Aufwand wahrte, dann war es unauffällig platziert und hatte seine Ausstattung von den Brüdern des Kaisers bekommen. Weil jene nämlich um das Leben des Bruders bangten und ihre Hoffnungen auf den Neffen setzten, sorgten sie auch dafür, indem sie ihn mit Ehrerbietung behandelten oder umschmeichelten, dass er eine Behandlung erfuhr, wie sie einem Kaiser zukommen würde …“278 Die Ambivalenz des Begriffes hat Silvia Ronchey dazu veranlasst, skēnē auch hier mit „Aufzug“ (apparato esteriore) wiederzugeben. Die Schlüsselstelle wird folgendermaßen interpretiert: „E se un apparato esteriore in qualche modo gli era stato allestito, con onorevole scorta, a salvare almeno un’apparenza di cesare, esso era quasi clandestino e frutto dell’iniziativa dei fratelli dell’imperatore“279. Diese Lesart ist zwar nicht auszuschließen, doch muss man sich die Frage stellen, inwiefern die Inszenierung des kaisar-Ranges „geradezu heimlich“ (quasi clandestino) erfolgen hätte sollen. Bei aller Unsicherheit ist daher meines Erachtens Reinsch280 und Sewter281 zu folgen, die beide mit „Zelt“ übersetzen.  REINSCH, Psellos S. 619. 277 Eindeutig im Sinne von „Bühne“: Psellos IV 41 (S. 72 REINSCH), VI 22 (S. 116), VI 104 (S. 152), VII 56 (S. 234); „Schauspiel“, „Szene“: V 23 (S. 92), V 43 (S. 102), VI 87 (S. 142), VI 147 (S. 147), VII 33 (S. 222), VII 37 (S. 225); „Verstellung“, „Täuschung“: V 9 (S. 84), VI 56 (S. 129), VI 143 (S. 171), VI 146 (S. 173), VI 219 (S. 203). 278 Psellos IV 25 (S. 64 REINSCH; S. 146 IMPELLIZZERI): Ἀλλʼ οὐδὲ τραπέζης οὗτος ἐκοινώνει τῷ αὐτοκράτορι, εἰ μή ὅσον ἐν ταῖς κοιναῖς διεστιάσεσι τὸν τοῦ καίσαρος τόπον ἀναπληρῶν. εἰ δέ πού τις καὶ σκηνὴ τούτῳ παραπεπήγει δορυφόρους τε ἔχουσα καὶ εἴδωλόν τι τοῦ καίσαρος ἀποσῴζουσα, λανθάνουσά τε ἦν καὶ παρὰ τῶν τοῦ αὐτοκράτορος ἀδελφῶν τὴν προσποίησιν ἔχουσα. Übersetzung nach REINSCH, Psellos S. 202– 203. 279 IMPELLIZZERI, Michele Psello I S. 147. 280 REINSCH, Psellos S. 202–203. 281 SEWTER, Psellus S. 102. 276

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Es fällt zudem auf, dass die skēnē – wie im obigen Beispiel des Isaakios Komnenos – in Verbindung mit einer Leibwache (doryphoria) genannt wird (σκηνὴ βασίλειος, καὶ δορυφορία bzw. σκηνὴ τούτῳ παραπεπήγει δορυφόρους τε ἔχουσα). Ist dies vielleicht als Indiz zu sehen, dass Psellos auch in der ersten Passage ein Z e l t mit Leibwache im Sinn hatte? Dass Isaakios ein „ k a i s e r l i c h e s Zelt“ ( b a s i l i k ē skēnē) zugestanden werden sollte, tut dieser Annahme keinen Abbruch. Historiographische Quellen sprechen wiederholt von kaiserlichen Zelten im Plural und beziehen sich damit wohl auf die Herrschafts- und Kommandozentrale des Feldlagers282. 3.3. Adventus

Wie in vielen anderen Kulturkreisen galt auch in Byzanz der Empfang vor den Stadtmauern als starkes Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Personen bzw. Reliquien283. Seit der Spätantike war es üblich geworden, dass vor allem der Kaiser in den Genuss dieser Verehrung kam. Unabhängig davon, wer oder was in Empfang genommen wurde, waren die Schlüsselmomente stets dieselben: (1) Passieren einer symbolischen Schwelle, idealerweise eines Stadttores; (2) Einzug in einer hierarchisch geordneten Prozession, (3) Empfang durch die höchsten Würdenträger der Stadt, ebenfalls in Abstufung. Was die Quellen hingegen nur selten erwähnen, ist die Rolle von Zeltlagern im Vorfeld des feierlichen Einzuges. Bis die nötigen Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnten zumindest mehrere Tage vergehen und sowohl der Zelebrant als auch manche der Zelebranten müssen sich Quartiere außerhalb der Stadtmauern eingerichtet haben. Wurde die Rückkehr des Kaisers aus dem Krieg gefeiert, musste das letzte Feldlager einfach außerhalb der Stadtmauern errichtet werden. Vom Adventus Basileiosʼ I. nach seinem Zug gegen Tephrike und Germanikeia (878/79) wird berichtet, dass der Kaiser die Zelte auf einer Wiese außerhalb des Goldenen Tores aufgeschlagen habe. Dort wartete er ab, bis die sarazenischen Kriegsgefangenen aus Hiereia geliefert wurden, die er bei seinem Zug durch die Stadt zu präsentieren beabsichtigte284.  So Mesarites, Apostelkirche V 4 (S. 898 DOWNEY); De exped. C, S. 104, Z. 165 (HALDON); Attaleiates S. 126 (TSOLAKIS). 283 Grundlegend zum Adventus in Antike und Byzanz S.G. MACCORMACK, Art and Ceremony in Late Antiquity. Berkeley – Los Angeles – London 1981; EADEM, Change and Continuity in Late Antiquity: the Ceremony of the Adventus, in: Historia 21, 1972, S. 721–752; M. MCCORMICK, Eternal Victory. Triumphal Rulership in Late Antiquity, Byzantium, and the Early Medieval West, Cambridge 1986; H. HUNGER, Reditus Imperatoris, in: Fest und Alltag in Byzanz, ed. G. PRINZING – D. SIMON, München 1990, S. 17–35; J. SHEPARD, Adventus, Arrivistes and Rites of Rulership in Byzantium and France in the Tenth and Eleventh Century, in: Court Ceremonies, S. 337–371; ODB I S. 25–26, s.v. Adventus. 284 De exped. C, S. 140–142, Z. 742–747 (HALDON): ἐν δὲ τῷ λιβαδίῳ τῷ ἔξω τῆς Χρυσῆς Πόρτης ἐπήγησαν τένται ... 282

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Der Adventus Kaiser Theophilosʼ (831 oder 837) war aufwändiger. Nach Feierlichkeiten im Palast von Hiereia an der kleinasiatischen Bosporusküste begab er sich mit seiner Entourage zunächst zu einem weiteren Palast (Hagios Mamas) in Pera, danach zu den Blachernen. Hierauf ritt aber auch Theophilos zum Goldenen Tor, das bei den meisten kaiserlichen Adventus-Zeremonien für das symbolträchtige Durchschreiten der Stadtmauer verwendet wurde. Vor dem Tor, auf der Wiese, wo die Rennpferde für das Hippodrom gehalten und ausgebildet wurden (kombinostasion), bezog er die schon im Vorfeld aufgebaute kaiserliche kortē285. Dort wartete auch er ab, bis die für den Zug nötigen Kriegsgefangenen eintrafen. Als alles vorbereitet war, trat der Kaiser in militärischer Prachtuniform mit Tiara und Schwert vor sein Zelt und ritt auf einem Schimmel mit juwelenbesetzter Pferdedecke in die Stadt ein286. Auch ohne militärischen Hintergrund konnte dem Kaiser ein Zeltlager vor den Mauern der Stadt bereitet werden. Einer der wenigen detailliert überlieferten Fälle betrifft die Ankunft des designierten Kaisers Konstantinos IX. Monomachos im Jahre 1042, den die Kaiserinwitwe Zoe zu ihrem neuen Gemahl erkoren hatte. Konstantinos reiste vom thrakischen Athyra aus per Schiff287 nach Konstantinopel und stieg entweder in der Gegend des Hebdomon oder des Goldenen Tores oder aber am westlichen Ende des Goldenen Horns beim Philopation aus. In jedem Fall wurde ihm außerhalb der Stadtmauern bereits vor der Vermählung und Krönung ein würdiger Empfang bereitet288: „[A]ls er sich Konstantinopel näherte, wurde ihm ein luxuriöses Lager bereitet: Man stellte ein kaiserliches Zelt auf, platzierte eine kaiserliche Garde und großartiger Prunk empfing den Mann vor der Stadt. Menschen jeden Alters und jeder Schicht waren einer nach dem anderem aus der Stadt geströmt, um ihn durch ihre Akklamationen zum Kaiser auszurufen. Die Stadt schien ein Volksfest zu feiern, oder besser gesagt: Neben der ersten Stadt, der Kaiserstadt, war provisorisch eine zweite Stadt errichtet worden. Vor die Mauern nämlich hatte sich eine Unmenge an Bürgern begeben sowie Messen und Marktstände. Als alles geregelt und vorbereitet war, wie es sich für feierliche Einzüge gehört, gab man Konstantinos das Signal zum Einzug und in einer prachtvollen Prozession betrat er die Kaiserstadt“289.  De exped. C, S. 146–148, Z. 808–831 (HALDON): ἐπιβὰς ἵππῳ διὰ τοῦ ἔξω τείχους ἀνῆλθεν ἐις τὴν Χρυσῆν μεγάλην Πόρταν καὶ εἰσῆλθεν εἰς τὴν προετοιμασθεῖσαν κόρτην ἐν τῷ λιβαδίῳ τοῦ κομβινοστασίου. 286 De exped. C, S. 148, Z. 837ff. (HALDON). 287 Diese Information nur bei Skylitzes S. 423 (THURN). 288 MALAMUT, Tente impériale S. 47. 289 Psellos VI 19 (S. 115 REINSCH; I S. 266 IMPELLIZZERI): ἐπεὶ δὲ ἐγγὺς ἐγεγόνει τῆς Πόλεως πολυτελεστέρα τε αὐτῷ καταγωγὴ εὐτρεπίζεται, καὶ βασιλικὴ μὲν σκηνὴ πήγνυται, βασιλικὴ δὲ περιΐσταται δορυφορία, καὶ μεγαλοπρεπὴς λαμπρότης πρὸ τῶν βασιλείων ὑπαντᾷ τῷ ἀνδρὶ, πάσης ἡλικίας καὶ τύχης, ἄλλων ἐπ’ ἄλλοις ἐπιρρεόντων αὐτῷ καὶ φωναῖς ἀνακηρυττόντων εὐφήμοις· ἐῴκει δὲ ἡ Πόλις δημοτελῆ ἐπιτελοῦσα πανήγυριν, μᾶλλον δὲ πρὸς τῇ πρώτῃ καὶ βασιλίδι καὶ δευτέρα τις ἐσχεδίσατο· καὶ γὰρ 285

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Nicht nur dem Kaiser wurde also ein Zelt290 zuteil, sondern ein wahres Zeltlager war vor der Stadt errichtet worden, um die Ankunft des neuen Herrschers zu zelebrieren. Davon, wie man sich ein solches Lager vorzustellen haben könnte, gibt der so genannte Timarion aus dem 12. Jahrhundert einen Eindruck. Der Titelheld beobachtet eine Handelsmesse vor Saloniki anlässlich des Festtages des Stadtheiligen Demetrios: „Händlerzelte (ἐμπορικαὶ σκηναί) standen in parallelen Reihen einander gegenüber. Die Reihen liefen weit dahin, ließen aber durch den Abstand zueinander in der Mitte eine breite Passage frei und gaben so dem Ansturm der Menschenmenge den Weg frei. Wenn man die Zahl der Zelte und und ihre exakte Anordnung betrachtete, hätte man meinen können, die Linien seien von zwei weit entfernten Punkten aus gezogen worden. Schräg hinter den Reihen standen weitere Zelte, zwar auch diese in einer Linie, aber nicht mehr der Länge nach aufgefädelt, sondern so, wie die winzigen Füße bei Kriechtieren wachsen. Es ist wirklich erwähnenswert, dass es in Wahrheit zwei Reihen waren, es dem Auge aber wie ein einziges Lebewesen erschien aufgrund der Dichte und Ausgewogenheit seiner Statur. Zu sehen gab es nämlich einen Körper aus Zelten, der sich gleichsam auf seine herabhängenden schiefen Beine stützte. Mir, mein Lieber, der ich den geometrischen Plan des Zeltlagers (τὸ διάγραμμα τῆς σκηνώσεως) von oben betrachtete, kam in den Sinn, das Ding mit einer Art Tausendfüßler zu vergleichen, der an seinem

 ἐξεκινεῖτο τῶν τειχῶν ἄχρι πλῆθός τε ἀστικὸν, καὶ πανηγύρεις καὶ ἀγοραί· ἐπεὶ δὲ πάντα προκαθειστήκει καὶ ἡτοίμαστο ὡς ἔδει τὰ προεισόδια, ἐγκελεύεται τούτῳ τὸ σύνθημα τῆς εἰσόδου, καὶ σὺν λαμπρᾷ τῇ πομπῇ εἰς τὰ βασίλεια εἴσεισιν ἄδυτα. Psellos nimmt auch in seiner Grabrede auf Michael Kerullarios ausführlich auf das Ereignis Bezug (ed. K.N. SATHAS, Μεσαιωνική Βιβλιοθήκη IV, Athen 1874, S. 323–324): Ἐπανῄει μὲν ἐκ τῆς ὑπερορίας βασιλεύσων ὁ Μονομάχος (οὕτω γὰρ τῇ τε βασιλίδι καὶ τῇ συγκλήτῳ ἐδέδοκτο), ἐπανῄει δὲ πόρρωθεν μὲν ἰδιωτικῶς τε καὶ ἀφελῶς· ἐπεὶ δὲ τῇ πόλει ἐγγίσειε καὶ πρὸ τῶν τειχῶν γένοιτο, μεγαλοπρεπής τε αὐτὸν ὑποδέχεται κατασκήνωσις, καὶ πολυτελὴς εὐτρεπίζεται δίαιτα, καὶ τὸ σύμπαν εἰπεῖν, βασιλεῖ πάντα τὰ περὶ ἐκεῖνον προσήντα· τὸ μέντοιγε διάδημα οὔπω τούτῳ ἐδέδοτο· ἔμελλε γὰρ τοῦτο τῇ κεφαλῇ δέξασθαι στεφανούμενος τῇ ὁμοζύγῳ καὶ βασιλίδι· καὶ ἵνα δὴ τελεωτέρα αὐτῷ καὶ τῷ ὄντι βασίλειος ἡ πρὸς τὰ βασίλεια εἴσοδος γένοιτο, ἀνέῳκτο ξύμπασι πᾶσα πρόοδος, εἴ τινες ἐπ’ ἐκεῖνον ἀπιέναι βούλοιντο· καὶ συνέρρει τὸ πλῆθος, ἄλλοι κατ’ ἄλλο τι μέρος, καὶ οἱ μὲν ἐξῄεσαν, οἱ δὲ εἰσῄεσαν, καὶ ἦν τὸ πρᾶγμα πανήγυρις ἀτεχνῶς.Ἐπὶ πᾶσι γοῦν καὶ ὁ νῦν εὐφημούμενος ἔξεισιν, εἰδὼς μὲν τὸν ἄνδρα, ἅτε πολλάκις ἰδὼν, οὔπω δὲ εἰς ὁμιλίαν ἐκείνῳ ἐληλυθὼς, ἀλλ’ ἦν οὕτως περὶ ἐκεῖνον, ὡς περὶ τοῦτον ἐκεῖνος· ἐθαύμαζον οὖν ἐξ ἀκοῆς ἀλλήλους ἀμφότεροι, καὶ βουλομένους εἰς ταὐτὸ συνελθεῖν διέστησεν ὁ καιρός. 290 IMPELLIZZERI, Michele Psello S. 396, Nota 39 übersetzt skēnē auch hier (s. oben, Anm. 275) mit „pompa“.

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überlangen Körper seine winzigen und dicht aneinandergereihten Beine unter seinem Bauch vorblitzen lässt“291. Wie Konstantinosʼ IX. Aufenthalt im kaiserlichen Zelt vor der Stadt verlaufen ist, ist nicht überliefert. Er wird in erster Linie die Würdenträger Konstantinopels empfangen und mit ihnen gespeist und wahrscheinlich den Ablauf des Einzuges in die Hauptstadt, der anstehenden Krönung und der Vermählung besprochen haben. Im Laufe des 11. Jahrhunderts verlagerte sich das politische Herz der Kaiserstadt in ihre nordwestliche Ecke, wo der Blachernenpalast sukzessive erweitert wurde292. Das Goldene Tor wurde für feierliche Einzüge kaum noch genützt. Vor diesen Veränderungen gewann das unmittelbar vor den Blachernen liegende Philopation für die Vorbereitung von Adventus-Zeremonien an Bedeutung: Alexios III. Angelos hielt dort Hof, nachdem er seinen Bruder Isaakios II. im Heerlager bei Kypsella gewaltsam abgesetzt und inhaftiert hatte (1195)293. Ein konfliktfreier Einzug in die Hauptstadt erforderte unter diesen Bedingungen noch intensive Vorbereitungen und Verhandlungen mit den städtischen Eliten. Während Alexiosʼ Gattin Euphrosyne alles Nötige in die Wege leitete, schlug der neue Kaiser sein Lager einstweilen am Philopation außerhalb der Blachernenzitadelle auf, wo er, so Niketas Choniates, frisch gewaschen und in kaiserlichem Ornat Hof hielt und auf einer goldbeschlagenen Liege Audienzen gewährte294. Agnes von Frankreich (1179), sowie vermutlich auch andere westliche Prinzessinnen, die zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert an den byzantinischen Hof vermählt wurden, lagerten  Timarion 5 (Pseudo – Luciano, Timarione. Testo critico, introduzione, traduzione, commentario e lessico, a cura di R. ROMANO [Byzantina et Neo-Hellenica Neapolitana 11] Neapel 1974, S. 54): ἐμπορικαὶ σκηναὶ ἀντιπρόσωποι, στοιχηδὸν ἐκ παραλλήλου πηγνύμεναι·ἐπὶ μακρὸν οἱ στοῖχοι διήκοντες, ἀντιπλεύρῳ τινὶ διαστάσει διέξοδον ἐν μέσῳ πλατεῖαν εὐρύνοντες καὶ τῇ ῥύμῃ τοῦ πλήθους τὴν πάροδον ὑπανοίγοντες. εἶπες ἂν ἐς τὸ πυκνὸν αὐτῶν ἀπιδὼν καὶ τὸ τῆς τάξεως πάρισον, γραμμὰς εἶναι τούτους ἐξ ἀντιθέτων στιγμῶν ῥυείσας ἐπὶ μακρόν. ἐγκάρσιά που τῶν στοίχων ἕτεραι σκηναὶ παρπήγνυντο καὶ αὗται μὲν στοιχηδόν, ἐπὶ μακρὸν δ’ οὐκ ἔτι, ἀλλ’ ὡσπερεὶ σμικρότατοι πόδες ἑρπυστι κοῖς ὁλκοῖς παρεφύοντο. καὶ ἦν τὸ πρᾶγμα ἐπιεικῶς ἀξιόθεον, δύο μὲν τοὺς στοίχους εἶναι τῷ πράγματι, ἓν δὲ ζῶον τῇ θέᾳ δοκεῖν καὶ τῷ πυκνῷ καὶ παρίσῳ τῆς στάσεως· ὁλκὸν γὰρ ἦν ἰδέσθαι σκηνῶν, ὑπὸ ποσὶ ταῖς παρηρτημέναις ἐγκαρσίαις ὥσπερ ἐπερειδόμενον. Ἐμοί, νὴ τὴν σὴν ἀγάπην, ἐκ τῆς ἀκρωρείας σκοπουμένῳ τὸ διάγραμμα τῆς σκηνώσεως, ἰούλῳ τὸ πρᾶγμα εἰκάζειν ἐπῄει, ὃς ἐν ὁλκῷ περιμήκει σμικροτάτους ὑπὸ γαστέρα καὶ πυκνοὺς ὑποφαίνει τοὺς πόδας. 292 Siehe R. MACRIDES, The ‘Other’ Palace in Constantinople: the Blachernai, in: The Emperor’s House. Palaces from Augustus to the Age of Absolutism, ed. M. FEATHERSTONE et al. (Urban Spaces 4) Berlin – Boston 2015, S. 159–168. 293 CHEYNET, Pouvoir S. 128–129 (Nr. 180). 294 Choniates S. 457 (VAN DIETEN): Εἴσεισι δὲ τὸ Βυζάντιον μεθ’ ἡμέρας τινὰς καὶ αὐτὸς καὶ κλίνῃ χρυσοπάστῳ νεόλουτος ἐνιζήσας κατὰ τὸ λεγόμενον ἔξω Φιλοπάτιον περιχαρῶς καὶ ἀσμένως τοὺς ἐς αὐτὸν ἀφικνουμένους προσίετο, μὴ καταπεπτωκὼς τὴν κατάστασιν τῆς ψυχῆς ἐξ ὧν ἐς τὸν ἀδελφὸν διεπράξατο. 291

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wohl ebenfalls auf dem Philopation und warteten auf die Organisation ihres feierlichen Einzugs295. 3.4. Das Zelt des Usurpators

Das Byzantinische Reich kannte keine Regulierung der Thronfolge. Je nach Epoche und individueller Situation entschied das verwandtschaftliche Naheverhältnis zum Vorgänger, die informelle Wahl durch die innersten Zirkel der Macht oder aber schiere Gewalt in Form einer Palastrevolution oder einer militärischen Usurpation. Letztere Variante stellte beileibe keine Ausnahme dar: Mehr als ein Drittel aller Kaiser zwischen 330 und 1453 gelangte durch den Sturz des jeweiligen Vorgängers an die Macht296; im Untersuchungszeitraum erreicht die Quote sogar knapp fünfzig Prozent297. Die Legitimation gewaltsam erworbener Macht war grundsätzlich möglich, hing aber – die Rechtgläubigkeit des neuen Herrschers vorausgesetzt – vor allem von einem Faktor ab: der Kontrolle Konstantinopels. Erst der Besitz der Hauptstadt mit ihren Reichtümern, dem Verwaltungsapparat, der kaiserlichen Garde aber auch ihrer für die Krönung und das Palastzeremoniell nötigen Ritualtopographie machte den Usurpator zum legitimen Kaiser. Konstantinopel musste gewonnen werden, sei es durch eine Palastrevolution, sei es durch militärischen Druck. Der bewaffnete Weg begann offiziell mit der Proklamation des Usurpators durch seine Unterstützer. Von diesem Moment an galt es möglichst viele kaiserliche Vorrechte zu imitieren und zu arrogieren298, von der Verwendung purpurner Schuhe und entsprechender Kleidung bis hin zum Gewähren von Audienzen, dem Eintreiben von Steuern, dem Ausstellen goldgesiegelter Urkunden und fallweise sogar dem Prägen eigener Münzen299.  MAGUIRE, Philopation S. 74–76. 296 R.-J. LILIE, Der Kaiser in der Statistik. Subversive Gedanken zur angeblichen Allmacht der byzantinischen Kaiser, in: Hypermachos. Festschrift für Werner Seibt, ed. Chr. STAVRAKOS et al., Wien – Wiesbaden 2008, S. 211–233, hier S. 212–213. 297 HEHER, Schuhe des Kaisers S. 3. 298 Vgl. HEHER, Schuhe des Kaisers S. 108–127. 299 Eigene Münzen ließen u.a. Nikephoros Bryennios (1077–1078), Nikephoros Melissenos (1080–1081), Isaakios Komnenos (Zypern, 1184–1191) und Theodoros Mangaphas (Philadelphia, 1188–1191) prägen: CHEYNET, Pouvoir S. 83–84, S. 88–89, S. 116–117, S. 168 (Nr. 104, 111, 159, 123). Vgl. M. GRÜNBART, How to Become an Emperor. The Ascension of Isaakios Komnenos (of Cyprus), in: Cyprus in Medieval Times – a Place of Cultural Encounter, ed. S. ROGGE – M. GRÜNBART (Schriften des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien 11) Münster – New York 2015, S. 11–27. Zu den Münzprägungen byzantinischer Usurpatoren und der Wahl ihrer Motive s. V. PENNA – C. MORRISSON, Usurpers and Rebels in Byzantium. Image and Message Through Coins, in: Power and Subversion in Byzantium. Papers from the Forty-third Spring Symposium of Byzantine Studies, University of Birmingham, March 2010, ed. D. ANGELOV – M. SAXBY (Publications of the Society for the Promotion of Byzantine Studies 17) Farnham et al. 2013, S. 21–42. 295

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All diese Aspekte imperialer Repräsentation fanden zu einem guten Teil auch im Heerlager des Usurpators statt, das somit als mobiler Palast des rechtmäßigen Kaisers fungieren sollte; das Zelt stiftete dabei Legitimität300. Es sei hier auch an die Proklamation Manuels I. Komnenos erinnert (1143), die direkt im oder vor dem kaiserlichen Zelt erfolgt sein muss, nachdem sein Vater Ioannes II. im Feldlager einer Jagdverletzung erlegen war. Der sterbende Kaiser hatte, so Niketas Choniates, seinem Nachfolger persönlich das Diadem aufs Haupt gesetzt und den Purpurmantel angelegt, bevor er die anwesenden Truppen anwies, ihn zum Kaiser auszurufen und ihm die Treue zu schwören301. Ein beeindruckendes Feldlager war eine der Voraussetzungen für einen erfolgreichen Usurpationsversuch. Konstantinopel war mit reiner Waffengewalt kaum zu bezwingen. Militärische Usurpationen mussten daher darauf abzielen, Druck aufzubauen und die Stimmung innerhalb der Hauptstadt kippen zu lassen302. Hierfür war es nötig, Stärke zu zeigen und sich als fähigerer Militär und Staatsmann zu präsentieren als der regierende Kaiser. So lagerte Leon Tornikios (1047) wochenlang vor den Mauern Konstantinopels (πρὸ τῆς Πόλεως ἐναυλίζεται) und versuchte mit Truppenparaden, Versprechungen und Drohungen die Stadtbevölkerung auf seine Seite zu ziehen303. Symptomatisch ist auch das Verhalten des Usurpators Nikephoros (III.) Botaneiates: „Am 3. Oktober [1077] wollte Botaneiates das kaiserliche [!] Zelt errichten lassen. Er trieb den Aufbau voran, weil er aufbrechen und gegen Konstantinopel ziehen wollte. Er war zuversichtlich, dass er die Hauptstadt rasch und in kaiserlicher Manier erreichen würde“304. Für den regen diplomatischen Austausch mit dem herausgeforderten Kaiser in Konstantinopel aber auch im Umgang mit möglichen Verbündeten bot das Feldlager ausreichende Möglichkeiten305. Wie anhand der Gesandtschaftsempfänge von Nikephoros Bryennios und Isaakios (I.) Komnenos bereits gezeigt wurde, wurden sämtliche Facetten der Lagertopographie und Zeltarchitektur für eine adäquate Inszenierung eingesetzt. Usurpatoren mussten auch über eine zumindest rudimentäre mobile Kanzlei verfügen. Explizit belegt ist  MALAMUT, Tente impériale S. 66–68. 301 Choniates S. 46 (van Dieten). 302 AI. CHRISTOPHILOPOULOU, Εκλογή, αναγόρευσις και στέψις του βυζαντινού αυτοκράτορος (Pragmateiai tes Akademias Athenon 22, 2) Athen 1956, S. 228; H.G. BECK, Senat und Volk von Konstantinopel. Probleme der byzantinischen Verfassungsgeschichte (Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 6) München 1966, S. 34–35. 303 Psellos VI 107–109 (S. 153–155 REINSCH; S. 46–50 IMPELLIZZERI). 304 Attaleiates S. 185 (TSOLAKIS): Τρίτην δὲ ἄγοντος τοῦ Ὀκτωβρίου μηνὸς καὶ μέλλοντος τοῦ Βοτανειάτου τὴν βασιλικὴν ἐπιστῆσαι σκηνὴν καὶ ταύτης σκηνοπηγίαν προτρεψαμένου γενέσθαι διὰ τὴν ἔξοδον καὶ τὴν εἰς τὴν βασιλεύουσαν πρόοδον, ἐν πεποιθήσει γὰρ ἦν ὡς δρομαίως τῆς βασιλευούσης βασιλικῶς ἐπιήσεται. 305 CHEYNET, Pouvoir S. 160, S. 170–172; L.R. CRESCI, Appunti per una tipologia del Tyrannos, in: Byz 60, 1990, S. 90–129, hier S. 112–117. 300

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eine solche aber einzig für Alexios Komnenos, der vor seiner Thronbesteigung seine Urkunden von einem gewissen Georgios Manganes aufsetzen ließ306. Der wichtigste symbolische Akt jedoch, die erste und gleichzeitig höchste Provokation des herrschenden Kaisers war die Proklamation, bei der das Zelt des Generals zur Hauptkulisse wurde. Per Proklamation durch die Truppen zum römischen Kaiser ausgerufen zu werden hat eine lange Tradition, man denke an die Epoche der Soldatenkaiser und der Tetrarchie307. Der Aufstieg Konstantinopels zum unumstrittenen Reichszentrum im Lauf des 4. und 5. Jahrhunderts erschwerte diesen Weg zur Krone. Militärische Stärke allein reichte nicht mehr aus, um die Dynamik der Großstadt mit ihrer Elite und ihrer zahlreichen Bevölkerung zu bewältigen308. Im Zeremoniell wurden Aspekte der soldatischen Kaisereinsetzung jedoch beibehalten und in zunehmend zivilem Ambiente – zunächst noch am Hebdomon, dem alten Marsfeld Konstantinopels, später im Hippodrom und schließlich im Palast – imitiert309. Wenngleich die klassischen Soldatenkaiser bis auf wenige Ausnahmen ausstarben, blieb das Proklamationsritual im Felde seit der Spätantike offenbar weitgehend unverändert. Die Ausrufung im Feldlager darf indes nicht als Notlösung infolge des spontanen Entschlusses zur Rebellion aufgefasst werden. Isaakios Komnenos etwa verließ eigens sein Anwesen in Kastamon (Paphlagionien), um sich mit seinen Mitverschwörern und den rekrutierten Truppen „an einem Ort, der flach und ausreichend weitläufig ist und Gunaria genannt wird“310 zu treffen und die Proklamation dort durchzuführen. Als Gründe für die Inszenierung im Felde können militärische Tradition und die Orientierung an Präzedenzfällen angeführt werden, aber auch die fundamentale Bedeutung der bewaffneten Unterstützer, deren Konsens mit der Machtergreifung mitinszeniert werden sollte. Im Untersuchungszeitraum ist bei etwa zwanzig Usurpatoren von einer Ausrufung in einem Feldlager auszugehen311, doch Details sind nur in den Fällen von Leon V. (813–820), Nikephoros II. Phokas (963–969), Nikephoros Bryennios (1077), Alexios I. Komnenos (1081–1118) und Alexios III. Angelos (1085–1095) überliefert.  Alexias II 10 1 (S. 79 KAMBYLIS – REINSCH). Vgl. MALAMUT, Tente impériale S. 78. 307 J. SZIDAT, Usurpator tanti nominis. Kaiser und Usurpator in der Spätantike (337–476 n. Chr.) (Historia Einzelschriften 210) Stuttgart 2010. 308 BECK, Senat S. 34–35. 309 Guter Überblick bei K. TRAMPEDACH, Kaiserwechsel und Krönungsritual im Konstantinopel des 5. bis 6. Jahrhunderts, in: Investitur- und Krönungsrituale. Herrschaftseinsetzungen im kulturellen Vergleich, ed. M. STEINICKE – ST. WEINFURTER, Köln – Weimar – Wien 2005, S. 275–290 (mit Literatur). 310 Skylitzes 489 (THURN): κατά τινα τόπον ὁμαλὸν καὶ πλάτος ἱκανὸν ἔχοντα· Γουνάρια ὁ τόπος κατονομάζεται. vgl. CHEYNET, Pouvoir S. 331–332. 311 HEHER, Schuhe des Kaisers S. 41–48. 306

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Leon (V.), seines Zeichens stratēgos des Anatolikon, profitierte von einer demütigenden Niederlage Kaiser Michaels I. gegen die Bulgaren bei Adrianopel. Der Kaiser zog sich nach Konstantinopel zurück und übertrug Leon das Kommando über die verbliebenen Truppen. Dieser, so die Chronisten, habe bereits lange auf diese Möglichkeit gewartet und über seine Mitverschwörer Unmut unter den Soldaten gegen Kaiser Michael schüren lassen. Die Maßnahmen zeigten Wirkung312: „In einem Schwall umzingelten sie [Leons] Zelt und äußerten ungeziemende und unverschämte Worte gegen den Kaiser, das heißt sie scholten ihn einen Feigling; aus Einfalt habe er die römischen Truppen aufgelöst; Ruhm und Ehre des Kaisertums habe er ruiniert. Und sie akklamierten Leon vor aller Augen und erklärten ihn zum Kaiser der Römer. Als Leon sich zierte und die angetragene Herrschaft ablehnte, zog Michael von Amorion, der auch ein römisches Tagma befehligte, sein Schwert und nachdem er auch einige anderen Komplizen dies zu tun befohlen hatte, drohte er Leon damit, ihn zu töten, wenn er nicht freiwillig die Herrschaft antrete. Dieser band sich also nun das Diadem um und wurde zum Kaiser der Römer ausgerufen“313. Überaus ähnlich scheint die Proklamation von Nikephoros II. abgelaufen zu sein. Das Zeremonienbuch überliefert: „Am 2. Juli der 2. Indiktion (= 963) wurde unser frommer und christusliebender basileus Nikephoros in den östlichen Provinzen von seinem Heer zum Kaiser der Römer ausgerufen. In Kaisareia, das heute in der Provinz Kappadokien liegt, versammelten sich alle Generäle und Truppen und proklamierten ihn zum Kaiser; er war damals magistros und domestikos der Scholen. Der aber wollte das gar nicht, bemühte er sich doch um den Krieg gegen die Muslime und darum, das Heer gegen diese zu führen. Sie jedoch ereiferten sich, ihn, der nicht wollte, mit Gewalt aus dem Zelt zu tragen und zum Kaiser zu proklamieren. Er trug  Theophanes AM 6305 (S. 502 DE BOOR) lässt Michael bereits zuvor seinen Wunsch abzudanken äußern. Die Elite in Konstantinopel, allen voran der Patriarch, wählen Leon zum Nachfolger. Er wird „völlig rechtskonform“ (ἐννομώτατος!) am Tribunal beim Hebdomon im Beisein des Patriarchen zum Kaiser ausgerufen. 313 Skylitzes S. 7 (THURN): ἐκ μιᾶς γὰρ ὁρμῆς τὴν σκηνὴν τούτου περιστοιχίσαντες λόγους μὲν ἀπρεπεῖς καὶ ἀναισχύντους ἀπερρίπτουν εἰς βασιλέα, δειλὸν αὐτὸν ἀποκαλοῦντες καὶ ἄνανδρον καὶ ἐξ ἀφελείας τά τε Ῥωμαϊκὰ ἀπολλύντα τρατεύματα καὶ τὸ κλέος καὶ τὴν δόξαν ἀχρειοῦντα τῆς βασιλείας, αὐτόν τε ἀναφανδὸν εὐφήμουν καὶ βασιλέα Ῥωμαίων ἐκήρυττον. θρυπτομένου δὲ τούτου καὶ τὴν ἀρχὴν ἀποσειομένου Μιχαὴλ ὁ ἐξ Ἀμωρίου ὁ τραυλός, τάγματός τινος καὶ αὐτὸς Ῥωμαϊκοῦ ἐξηγούμενος, τὸ ξίφος σπασάμενος, τοῦτο δὲ καὶ ἄλλοις τοῖς τοῦ ἔργου μετόχοις ποιεῖν ἐπιτρέψας, ἀναιρήσειν ἠπείλει, εἰ μὴ ἑκουσίως προσδέξοιτο τὴν ἀρχήν. καὶ οὗτος μὲν οὕτως διάδημά τε περιτίθεται καὶ βασιλεὺς Ῥωμαίων ἀναγορεύεται. 312

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aber weder eine Krone noch andere kaiserliche Kleidung und tauschte nur seine Schuhe gegen rötliche oder scharlachrote aus“314. Dasselbe Ereignis liest sich im Geschichtswerk des Leon Diakonos folgendermaßen: „Nikephoros … brach mit Ioannes [Tzimiskes] und dem ganzen Heere im Eilmarsch nach Kaisareia auf. Dort ließ er für die Truppen ein Lager errichten. Innerhalb von wenigen Tagen war bei ihm die gesamte Kriegsmacht Kleinasiens versammelt, und als an einem Morgen – es war zu Anfang Juli – die Sonne mit ihren Strahlen die Erde in helles Licht tauchte, zückten die Befehlshaber der einzelnen Abteilungen ihre Schwerter und umstellten das Feldherrnzelt … und riefen Nikephoros zum mächtigen autokrator und basileus der Römer aus und wünschten ihm eine lange Regierungszeit. Jener aber weigerte sich zunächst, dieses Amt zu übernehmen … und erklärte sich bereit, zugunsten von Ioannes Tzimiskes auf die hohe Würde zu verzichten. Seinem Vorschlag pflichtete jedoch weder irgendeiner aus dem Heere noch Ioannes selbst bei, sondern einmütig riefen sie ihm ihre Segenswünsche zu und begrüßten ihn als den erhabenen Kaiser der Römer. So übernahm denn jener die Herrschaft und zog die roten Schuhe, das wichtigste Kennzeichen der Kaiserwürde an … Nun trat Nikephoros, der auf diese Weise zum Kaiser ausgerufen worden war, das Schwert an der Seite und sich auf einen Speer stützend, vor das Zelt“315. Knapp einhundert Jahre später wiederholt sich die Szene teilweise bei der Ausrufung von Nikephoros Bryennios in Traianupolis (1077): „Somit akklamierte Traianupolis als erste Stadt dem Bryennios als Kaiser der Römer. Am Morgen versammelte sich das gesamte Heer mit den Generälen und Kommandanten rund um das Zelt und zwang ihn [scil. Bryennios], das Purpurgewand und die rotgefärbten Schuhe anzulegen. Der aber legte die Insignien erst nach langer Zeit und nur ihrem Druck nachgebend an und wurde dann sofort zum Kaiser der Römer ausgerufen“316. Die Parallelquelle Michael Attaleiates, seinerseits Unterstützer des herausgeforderten Kaisers Nikephoros III. Botaneiates überliefert die Szene ähnlich, lässt aber die Weigerung des Usurpators weg:  De cer. I 96 (I S. 434 REISKE). 315 Leon Diak. III 4 (S. 40–41 HASE). Übersetzung nach LORETTO, Der bleiche Tod S. 43–47. 316 Bryennios III 10 (S. 231 GAUTIER): Τοῦτον μὲν οὖν τὸν τρόπον ἡ Τραϊανούπολις πρώτη τὸν Βρυέννιον βασιλέα Ῥωμαίων ἀνευφήμησεν· ἕωθεν δὲ τὸ στρατιωτικὸν ἅπαν ἅμα στρατηγοῖς τε καὶ λοχαγοῖς συναθροισθὲν περὶ τὴν τούτου σκηνὴν ἐβιάζοντο τοῦτον τήν τε ἁλουργίδα περιθέσθαι καὶ τὰ κοκκοβαφῆ ὑποδύσασθαι πέδιλα· ὁ δ’ ὀψὲ καὶ μόλις εἴξας τῇ τούτων βίᾳ ταῦτα περιεβάλλετο καὶ βασιλεὺς Ῥωμαίων ἤδη ἀνηγόρευτο. 314

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„So legte er inmitten von Akklamationen und einer großen Leibwache das Purpurgewand an, zog an seinen Füßen rote Schuhe an und bestieg den Wagen, der die gleiche Farbe hatte, mit großer Arroganz und Überheblichkeit. Unter dem donnernden Ruf des Heeres machte er sich auf den Weg nach Adrianopel“317. Auch die Proklamation von Alexios I. vor seinen versammelten Truppen im Heerlager bei Schiza (heute Altınşehir) in Thrakien soll ähnlich verlaufen sein: „Die gesamte Armee versammelte sich rund um das Zelt, und alle waren gespannt. … Dann stand Isaakios auf, nahm den purpurfarbenen Schuh und versuchte ihn seinem Bruder anzulegen. Als der sich aber wiederholt weigerte, sagte Isaakios: „Hör auf damit! Gott will, dass unsere Familie in deiner Person zum Kaiseramt berufen wird.“ … Und sofort begannen die Dukas mit der Akklamation … Das restliche Heer aber stimmte in die Akklamation ein. Die Stimmen erschallten fast bis in den Himmel hinauf“318. In diesem idealtypischen Ablauf haben die Proklamationen bereits im 4. Jahrhundert ähnliche Vorläufer319. Wie bei allen nur schriftlich überlieferten performativen Akten ist es jedoch unmöglich zu entscheiden, ob die Ritualhandlungen tatsächlich oder nur im Text vollzogen wurden. Gab es gewisse Codes, die es für eine symbolisch korrekte Proklamation im Felde zu erfüllen gab, oder nutzte der Autor lediglich symbolkräftige Bilder zur Vermittlung seiner Botschaften320? Unabhängig von dieser Frage lassen sich zumindest die einzelnen zentralen Handlungen isolieren und analysieren. In allen vier Fällen werden dieselben Elemente beschrieben, nämlich: • Versammlung der Truppen rund um das Feldherrenzelt • Weigerung des Prätendenten • Anlegen von Insignien (Leon V.: Diadem, ansonsten rote Schuhe) • Akklamationen der Anwesenden  Attaleiates S. 189–190 (TSOLAKIS): οὕτω τὴν ἁλουργίδα μετ’εὐφημίας καὶ δορυφορίας ἀπειλήφει πολλῆς, καὶ τοὺς πόδας τοῖς ἐρυθροῖς μεταμείψας πεδίλοις καὶ εἰς ταὐτοβαφὲς ἐπαναβὰς ὄχημα μετὰ πολλῆς ἀγερωχίας καὶ φρονηματισμοῦ καὶ τῆς τοῦ στρατοῦ βοῆς καὶ ἠχῆς εἰς Ἀδριανούπολιν ᾤχετο. 318 Alexias II 7 4 (S. 74 KAMBYLIS – REINSCH): συνείλεκτο τὸ ὁπλιτικὸν ἅπαν περὶ τὴν σκηνὴν μετέωροι ὄντες … Ἀναστὰς δὲ ὁ Ἰσαάκιος καὶ λαβὼν τὸ φοινικοβαφὲς πέδιλον ὑποδιδύσκειν τὸν ἀδελφὸν ἐπειρᾶτο. ὡς δὲ ἐκεῖνος πολλάκις ἀνένευεν, „ἔα“, φησί, „διὰ σοῦ ὁ Θεὸς τὸ γένος ἡμῶν ἀνακαλέσασθαι βούλεται. … Καὶ τὸ ἐντεῦθεν ἐξῆρχον οἱ Δοῦκαι τῆς εὐφημίας … Τὸ δέ γε λοιπὸν τοῦ στρατοῦ διαδεξάμενον τὴν εὐφημίαν σχεδὸν ἐς αὐτὸν οὐρανὸν ἀνέπεμπον τὰς φωνάς. 319 SZIDAT, Usurpator. 320 Grundlegend zur Problematik der Fiktion bei der Überlieferung von Ritualen in historiographischen Texten: PH. BUC, The Dangers of Ritual. Between Early Medieval Texts and Social Scientific Theory, Princeton – Oxford 2001. 317

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Das Anlegen von Insignien und die Akklamationen der Anwesenden waren zentrale Aspekte jeder Kaiserausrufung in Byzanz. Die Herrschaft war nicht an den Besitz einzigartiger Artefakte gebunden; lediglich der Zugriff auf gewisse Objektkategorien oder Farben musste gewährleistet sein, um sich optisch in den rechtmäßigen Kaiser verwandeln zu können321. Die byzantinischen Quellen sind sich bezüglich der Wichtigkeit einzelner Insignien nicht einig: Das Antreten der Herrschaft kann durch die Annahme des Feldherrenmantels (chlamys), des Diadems, der roten Schuhe oder, seltener, des Szepters ausgedrückt werden. Bei der Proklamation von Usurpatoren im Heerlager hingegen wird eindeutig den roten Schuhen die höchste Bedeutung beigemessen – so auch in drei der vier hier behandelten Fälle. Das Anlegen der symbolträchtigen Fußbekleidung ist gewiss nicht nur als metaphorische Wendung der Quellen zu verstehen. Es ist eine Reihe von Anekdoten rund um die roten Schuhe von Usurpatoren überliefert, die wohl kaum auf völlig fiktiven Sachverhalten basieren konnten. Vom erwähnten Nikephoros Bryennios ist bekannt, dass sein Bruder während der noch geheimen Vorbereitung der Usurpation verschiedenste Herrschaftssymbole organisiert hat. Darunter befanden sich auch juwelenbesetzte rote Schuhe, die nach seinem Scheitern als Trophäen an Kaiser Nikephoros III. Botaneiates übergeben wurden322. Das Anlegen der kaiserlichen Herrschaftszeichen scheint in den zitierten Beispielen direkt vor dem Zelt des Usurpators vor den Augen der versammelten Truppen erfolgt zu sein. Deren Aufgabe bestand in der Akklamation des neuen Kaisers durch Zurufe von Segenswünschen für eine lange Regierungs- bzw. Lebensdauer (polychronia)323. Die sorgfältige Anordnung der Soldaten rund um das Zelt des Usurpators zum Zwecke der Akklamation beschreibt auch Michael Psellos in seinem Augenzeugenbericht von seiner Gesandtschaft zu Isaakios Komnenos. Dieser hatte seine Truppen rings um sein Zelt Aufstellung beziehen lassen, um die Diplomaten durch bloße Präsenz und laute Akklamationen einzuschüchtern324. Auffälliger als die Annahme von Insignien und die Akklamationen ist die betonte Weigerung der Thronprätendenten in allen vier Fällen. Ein Blick in die spätrömische Geschichte reicht aus, um Beispiele von Usurpatoren zu finden, die den beschriebenen byzantinischen Proklamationen bis ins Detail ähneln. Man denke an die Ausrufung von Kaiser Julian durch seine Truppen bei Lutetia/Paris im Jahre 360: „Mit ungeheurem Lärm eilten sie alle [Julians Soldaten] zum Palast, umstellten ihn … und riefen unter furchtbarem Geschrei Julian zum Augustus aus. … Er jedoch widersetzte sich festen Sinnes ihnen allen  Zum Folgenden vgl. HEHER, Schuhe des Kaisers S. 70–91. 322 Bryennios IV 16 (S. 281 GAUTIER): Τοῦτον οὖν λαβὼν αὐτὸς μὲν ἀπῄει ὡς πρὸς τὴν Κωνσταντινούπολιν· τὰ δὲ κοκκοβαφῆ πέδιλα, ἃ ἐκεῖνος βασιλειῶν ἐπεδύετο, μαργάροις ὄντα καὶ λίθοις κατάστικτα πρὸς τὸν κρατοῦντα ἐξέπεμπε, μηνύων αὐτῷ τὴν ἐκείνου κατάσχεσιν. 323 ODB I, S. 10, s.v. acclamations. 324 Psellos VII 23 (S. 216–217 REINSCH; II S. 204 IMPELLIZZERI). 321

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und einzelnen gegenüber; bald ließ er seinen Unmut erkennen, bald streckte er die Hände aus, bat und beschwor sie, nach so vielen glücklichen Siegen nichts Ungebührliches zu unternehmen. … Da alle mit gleichem Eifer ihre Bemühungen vereinigten und der mächtige Lärm ihrer Streitsucht bereits mit Schmährufen durchsetzt war, sah sich der Cäsar gezwungen, seine Zustimmung zu geben. Man stellte ihn auf den Schild eines Fußsoldaten und hob ihn hoch empor. Keiner blieb dabei still, und so wurde er zum Kaiser ausgerufen“325. Julian war nicht der einzige spätrömische Kaiser, der sich zierte, den Forderungen seiner Truppen nachzukommen. Im Gegenteil war die Weigerung bei der Ausrufung (recusatio) ein verbreitetes Element326. Durch sie demonstrierte der Usurpator seinen Wunsch, den etablierten Normen treu bleiben zu wollen327. Zugleich ist auch eine sakrale Dimension mitzudenken. Björn Weiler hat das Phänomen des rex renitens für den westlichen Kulturkreis (950–1250) analysiert Auch hier ist das Zögern des Kandidaten bzw. das explizite Ablehnen des angetragenen Amtes ein immer wiederkehrender Topos. In der abweisenden Haltung sollte sich die Bescheidenheit und Demut des Auserkorenen manifestieren, zwei Grundtugenden christlichen Herrschaftsdenkens. Nach Weiler habe hierbei die demonstrative Demut bei der Annahme kirchlicher Ämter als Vorbild gedient; diesem idealisierten Verhalten steht das aktive, bisweilen gar gewaltsame Bemühen um die Herrschaft gegenüber328. Gerade wenn es zu Unregelmäßigkeiten in der Thronfolge kam, war die Weigerung ein Mittel, die usurpierte Herrschaft nicht als Gewinn zu zelebrieren, sondern als Geschenk Gottes und von ihm übertragene Pflicht, der man sich nicht entziehen darf und kann. Darüber, ob die Weigerung nur Teil der schriftlichen Überlieferung ist, oder ob sie tatsächlich inszeniert wurde, kann – wie so oft in der historischen Ritualforschung – nicht ohne Zweifel entschieden werden. Weiler stellt die

 Ammianus XX 4 14–18 (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte. Lateinisch und deutsch und mit einem Kommentar versehen von W. SEYFARTH [Schriften und Quellen der Alten Welt 21/1–4], I–IV, Berlin 41978, II S. 93–95), Übersetzung ebenda S. 94–96. Vgl. Zosimos III 9 2 (Zosime, Histoire Nouvelle, I–III, Texte établi et traduit par F. PASCHOUD Paris 1971–1989, II/1 S. 21): κατάγουσι δημοσίᾳ τὸν Καίσαρα, καὶ ἐπί τινος ἀσπίδος μετέωρον ἄραντες ἀνεῖπόν τε σεβαστὸν αὐτοκράτορα, καὶ ἐπέθεσαν σὺν βίᾳ τὸ διάδημα τῇ κεφαλῇ. 326 Grundlegend: U. HUTTNER, Recusatio imperii. Ein politisches Ritual zwischen Ethik und Taktik (SPUDASMATA. Studien zur Klassischen Philologie und ihren Grenzgebieten 93) Hildesheim – Zürich – New York 2004; SZIDAT, Usurpator S. 249–250. 327 HUTTNER, Recusatio S. 410. 328 B. WEILER, The Rex Renitens and the Medieval Ideal of Kingship, ca. 900 – ca. 1250, in: Viator 31, 2000, S. 1–42, bes. S. 12–24. 325

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Frage zunächst hintan und bleibt auf der Textebene329, kommt aber später zum Schluss, dass die schiere Anzahl an Berichten einer öffentlichen Zurschaustellung von Demut und Zögern im Rahmen von Einsetzungsritualen für einen realen historischen Hintergrund spricht330. Gleichermaßen würde ich dazu tendieren, auch den byzantinischen Beispielen den Wahrheitsgehalt nicht a priori abzusprechen. Es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass ein Ritual, dem in Texten eine solch starke legitimatorische Funktion zukommt, bisweilen auch real inszeniert wurde. Die bisher behandelten Fallbeispiele haben gemein, dass das Zelt des usurpierenden Feldherrn im Moment seiner Proklamation ebenfalls eine Verwandlung erfuhr und zum Zelt des Kaisers mutierte. Hingegen gelang es nur einem einzigen Usurpator im Untersuchungszeitraum, das Zelt des regierenden Kaisers an sich zu reißen: Wir schreiben das Jahr 1195 und Isaakios II. Angelos befindet sich am Beginn eines Feldzuges gegen die Vlachen. Das Heer lagert bei Kypsella (heute İpsala, Türkei), als der Kaiser am 8. April zu einem Jagdausflug ausreitet. Diesen Moment nützten sein Bruder Alexios und seine allesamt aus der höchsten Aristokratie stammenden Mitverschwörer. Die Generäle versammeln sich im verlassenen kaiserlichen Zelt und rufen Alexios (III.) zum neuen Kaiser aus. Als Isaakios bei seiner Rückkehr die Akklamationen vernimmt, versucht er zu fliehen, wird jedoch gefangengenommen und später geblendet331. Das kaiserliche Zelt spielt auch hier eine Schlüsselrolle bei der Transformation des Usurpators zum rechtmäßigen Kaiser. Sofort nach dem endgültigen Entschluss zum Putsch usurpiert Alexios den einzig verfügbaren Raum herrscherlicher Repräsentation – das Zelt seines Bruders – und lässt nach dessen Insignien suchen332. Erst nachdem er diese angelegt hatte, so scheint es, trat er aus dem Zelt vor die Truppen und die nicht in den Plan eingeweihten (teils senatorischen) Mitglieder der Elite, die den Sturz Isaakiosʼ akzeptierten und ihn zum neuen Kaiser ausriefen333. Der Konsens der Truppen und der anwesenden Elite ist nicht Teil des eigentlichen Proklamationsaktes, der sich in kleinem Kreise im Inneren des Zeltes abspielt. Die Zustimmung per Akklamation wird erst inszeniert, nachdem bereits neue Verhältnisse geschaffen wurden. Eine ritualisierte Weigerung war unter diesen Umständen freilich ebenfalls nicht mehr möglich und nötig. Die  WEILER, Rex renitens S. 3: „Although an awareness of the wider background will be useful, it is not our primary aim to establish whether a king had really been reluctant, but rather why a particular author may have described him as such.“ 330 WEILER, Rex renitens S. 39. 331 Choniates S. 450–452 (VAN DIETEN). 332 Choniates S. 454 (VAN DIETEN). 333 Choniates S. 451, S. 454 (VAN DIETEN). Vgl. E. TOUNTA, Usurpation, Acceptance and Legitimacy in Medieval Europe: An Analysis of the Dynamic Relations between Structure and Political Power, in: State, Power, and Violence: Ritual and the Science of Consent, ed. M. KITTS et alii (Ritual and the Science of Ritual 3) Wiesbaden 2010, S. 447– 473, hier S. 464. 329

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Proklamation Alexiosʼ III. weicht von den anderen Beispielen vor allem deshalb ab, weil es sich typologisch gesehen nicht um die Ausrufung eines aufständischen Generals zum Kaiser im Felde handelte. Die heimliche Vorbereitung und die möglichst rasche Vereinnahmung (nicht: Imitation) kaiserlicher Räumlichkeiten und Herrschaftszeichen lassen die Episode vielmehr als eine ins Feldlager verlegte Palastrevolte erscheinen. Die militärische Konnotation des kaiserlichen Zeltes tritt hier hinter seine Funktion als mobiler Palastraum zurück.

       



4. Zusammenfassung und Ausblick Aus realienkundlicher Sicht eröffnen die ausgewerteten Quellen eine genauere Vorstellung als erwartet. Bildliche Darstellungen geben erstaunlich viele Details wieder, die sich mit schriftlich überlieferten Angaben zumeist in Einklang bringen lassen. Bei der Auswertung des hier behandelten Bildmaterials gilt es jedoch zu beachten, dass die exaktesten Zeltdarstellungen aus der im süditalienisch-normannischen Kulturkreis entstandenen Handschrift des Skylitzes Matritensis stammen, während originär „byzantinische“ Abbildungen weit weniger zahl- und detailreich sind. Aus den Texten selbst lässt sich das potentielle Mobiliar von Zelten durchaus rekonstruieren. Ausgesprochen differenziert wird die Ausstattung im Traktat Konstantinosʼ VII. zum Hausrat des kaiserlichen Zeltes im 10. Jahrhundert wiedergegeben. Dieser Detailgrad wird zwar von den historiographischen Quellen nicht erreicht, doch vermögen sie das Bild abzurunden. Unter den Möbeln des kaiserlichen Zelts ist die multifunktionale klinē hervorzuheben, eine Liege, die als Bett, Sitzmöglichkeit und Thron gleichermaßen dienen konnte. Dazu kommen weitere Möbel, oft faltbar, und die in Zeltkontexten stets präsenten Textilien (Vorhänge, Matten, Matratzen, Kissen). Vereinzelt lassen sich in bildlichen und schriftlichen Quellen auch Angaben zur Form byzantinischer Zelte finden. Bei aller Problematik der Auswertung deuten diese zumeist auf Rundzelte mit einem zentralen Mast hin. Vielfältiger sind Beschreibungen des kaiserlichen Zeltes, das bisweilen geradezu den Eindruck eines ganzen Zeltkomplexes vermittelt. Zu unterscheiden ist auch zwischen dem „privaten“ Schlafzelt des Kaisers und einem weitaus größeren Repräsentativzelt. Um die Größe dieser mobilen Thronsäle auszudrücken, betonen die Quellen den enormen Transportaufwand von dutzenden Packtieren, wobei die Angaben der historiographischen Texte mit den präskriptiven Werten des Traktats Konstantinosʼ VII. durchaus kompatibel sind. Von großer Bedeutung ist auch die eindeutige Erkennbarkeit des kaiserlichen Zeltes, das sich im Zentrum oder an der höchsten Stelle des Lagers befinden sollte und sich durch seine rote Farbe auszeichnete. Sowohl was das Mobiliar als auch Form und Material betrifft, sollte man sich in jedem Fall nicht zu Verallgemeinerungen hinreißen lassen. Die Quellen bieten lediglich ein breites Spektrum an M ö g l i c h k e i t e n , und es ist davon auszugehen, dass Zelte individuell sehr verschieden aussahen und ausgestattet waren. Auch der kaiserliche Zeltkomplex wird starken Veränderungen unterworfen gewesen sein. Mehrfach fiel das kaiserliche Zelt nachweislich Feinden in die Hände und auch der normale Materialverschleiß muss zu regelmäßigen Neuanschaffungen geführt haben. Das Zelt als Objekt herrschaftlicher Repräsentation in Byzanz begegnet in verschiedenen Settings und in verschiedenen Rollen. Sollte die Inszenierung vor einem möglichst großen Personenkreis stattfinden, etwa bei Herrschertreffen im Feldlager, waren Zelte häufig nur die Hintergrundkulisse; das weit aufgeschlagene Herrscherzelt mag in solchen Kontexten als Bühne gedient

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haben. Bei anderen, exklusiveren Gelegenheiten wie Banketten oder gerichtlichen bzw. diplomatischen Verhandlungen, konnte sich das Geschehen hingegen zur Gänze i m I n n e r e n von Zelten abspielen. Unabhängig davon, ob die Inszenierung kaiserlicher Macht v o r oder i n Zelten stattfand, lassen sich dieselben Mechanismen beobachten, die auch für das Palastzeremoniell charakteristisch sind, nämlich die strenge Hierarchisierung der anwesenden Personen durch individuell zugestandene Raumpositionen und sorgfältig abgestufte Handlungsprivilegien. Sitzen vs. stehen und reiten vs. gehen sind beliebte Gegensätze bei der Inszenierung kaiserlicher Macht und werden auch im Feld imitiert. Auch die stets zentrale Frage, wer an kaiserlichen Banketten teilnehmen durfte und wer welche Geschenke erhielt, war nicht auf den Palast limitiert. Es versteht sich von selbst, dass die komplexe Ritualtopographie Konstantinopels und seiner Palastanlagen nur bruchstückhaft aufs Zeltlager übertragen werden konnte. Der an sich relativ flach hierarchisierte Raum des Feldlagers erfuhr durch die Schaffung eines kaiserlichen Zeltbezirks eine stärkere soziale Gliederung und Annäherung an die Verhältnisse der Hauptstadt mit ihrem abgemauerten Palast. Das kaiserliche Repräsentativzelt trat dabei, soweit wir das aus den Quellen herauslesen können, vollständig an die Stelle der Thronsäle Konstantinopels, wenngleich die Texte nur sehr selten so detailreich auf inszenatorische Aspekte eingehen wie beim Empfang Michael Psellos’ bei Isaakios Komnenos oder bei der Kapitulation Bohemunds von Tarent im Zelt von Kaiser Alexios I. In jedem Fall macht der bewusste Blick auf das Zelt als Herrschaftszeichen – und als solches wird es zumindest von Radulf von Caen explizit benannt – klar, dass das Feldlager keine Notlösung angesichts fehlender Architektur war. Im Gegenteil wurde das Zelt als Bühne häufig ganz bewusst gewählt. Dies trifft natürlich primär für Usurpatoren zu, die sich bevorzugt vor ihren Feldherrnzelten zum Kaiser der Römer ausrufen ließen und sich damit in eine jahrhundertelange Tradition stellten, die den Konsens der Truppen in den Mittelpunkt stellte. Aber auch für die regierenden Kaiser scheinen Feldlager vor allem ab dem 11. Jahrhundert eine immer häufiger gesuchte Alternative zur Hofhaltung in den Palästen Konstantinopels geworden zu sein. Die Gründe hierfür sind nicht ganz klar. Die Zunahme von Herrschaftsinszenierung in Feldlagern scheint aber mit der stärkeren persönlichen Involvierung der komnenischen Kaiser in Feldzüge zusammenzuhängen, und möglicherweise hat auch der engere Kontakt mit den Seldschuken ab dem späten 11. Jahrhundert die Wahrnehmung von mobilen Höfen verändert. Vergleichsstudien mit dem Umgang mit Zelten im arabischen und vor allem im türkisch-seldschukischen Kulturkreis könnten dazu beitragen, Veränderungen in den Strategien der Inszenierung von Macht auch in Byzanz besser erklären zu können. Als fruchtbares Feld würde sich zudem auch eine Ausdehnung des Zeitrahmens auf die frühbyzantinische Zeit erweisen, um die Transformation der römischen Kultur auch hinsichtlich der Verwendung und Symbolik von Zelten genauer abstecken zu können. Für eine weitere Ver-

Zusammenfassung

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tiefung des hier behandelten Untersuchungszeitraums wäre eine Ausweitung auf zusätzliche Quellengattungen, insbesondere auf Heiligenviten, aussichtsreich. Dieser kleine Ausblick mag ausreichen, um das Potential zu illustrieren, das dem Studium der unterschätzten Architekturform des Zeltes innewohnt.

       



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Addendum (zu S. 21, Fn. 32) Zu dieser Problematik s. G. KARDARAS, The Nomadic Art of War. The Case of the Avars, in: Acta Militaria Mediaevalia 11, 2015, S. 7–25, bes. S. 15–16 und allgemeiner Ł. RÓŻYCKI, The Strategikon as a Source – Slavs and Avars in the Eyes of Pseudo-Maurice. Current State of Research and Future Research Perspectives, in: Acta Archaeologica Carpathica 52, 2017, S. 109–131. Ein Modell einer bulgarischen Jurte findet sich in: R. RAŠEV, Model na jurta ot Devnja, in: Arheol 18/1, 1976, S. 39–46. Vgl. auch M.V. KRIUKOV – V.P. KURYLEV, The Origins of the Yurt: Evidence from Chinese Sources of the Third Century B.C. to the Thirteenth Century A.D., in: Foundations of Empire: Archaeology and Art of the Eurasian Steppes, ed. G. Seaman, Los Angeles 1992, S. 143–156. Ich danke Gergely Csiky/Budapest für diese Hinweise.

Tafelteil

Tafelteil

147

Abb. 1: Matr. gr. Vitr. 26-2: 68r: Bulgaren bitten Gott um Beistand (A2)

Abb. 2: Matr. gr. Vitr. 26-2: 75v: Diplomatie zwischen Kaiser Theophilos und Al-Maʼmūn (A1)

Abb. 3: Matr. gr. Vitr. 26-2: 97r: Der Araber „Souldanos“ in seinem Zelt (B1)

Tafelteil

148

 

Abb. 4: Matr. gr. Vitr. 26-2: 121r: Byzantinische Truppen vor ihren Zelten (B2)

Abb. 5: Matr. gr. Vitr. 26-2: 125v: Heerlager des Leon Phokas (B2)

Abb. 6: Matr. gr. Vitr. 26-2: 127r: Byzantinische Truppen stürmen Melitene (B1)

Tafelteil  

149

Abb. 7: Matr. gr. Vitr. 26-2: 140r: Nikephoros Phokasʼ Truppen auf Kreta (B1)

Abb. 8: Matr. gr.. Vitr. 26-2: 151r: Die Armee des Nikephoros Phokas belagert Mopsuestia (B3)

Abb. 9: Matr. gr. Vitr. 26-2: 151v: Die Armee des Nikephoros Phokas erobert Mopsuestia (B3)

150

Tafelteil

 

Abb. 10: Matr. gr. Vitr. 26-2: 153r: Die Truppen des Michael Burtzes greifen Antiocheia an (B3)

Abb. 11: Matr. gr. Vitr. 26-2: 163r: Der Usurpator Bardas Phokas in seinem Zelt (B5)

Abb. 12: Matr. gr. Vitr. 26-2: 186v: Kaiser Basileios II. greift das Lager Zar Samuels an (B5)

Tafelteil  

151

Abb. 13: Matr. gr. Vitr. 26-2: 201v: Kaiser Romanos III. lagert bei Azazion (B5)

Abb. 14: Matr. gr. Vitr. 26-2: 217r: Das Heerlager des Peter Deljan (B1)

Tafelteil

152

 

Abb. 15: Matr. gr. Vitr. 26-2: 224r: Georgios Maniakes in seinem Zelt (B5)

Abb. 16: Matr. gr. Vitr. 26-2: 225v: Konstantinos IX. schickt eine Botschaft an Vladimir (B5)

Abb. 17: Matr. gr. Vitr. 26-2, 36v: Michael II. bestraft Thomas den Slawen (A1)

Tafelteil  

153

Abb. 18: Matr. gr. Vitr. 26-2, 37r: Michael Traulos belagert Adrianopel (A1)

Abb. 19: Matr. gr. Vitr. 26-2, 214r: Ein muslimisches Heer belagert Messina (B1)

Abb. 20: Matr. gr. Vitr. 26-2, 226r: Konstantinos IX. schickt einen Brief an Vladimir (B5)

154

Tafelteil

 

Abb. 21: Matr. gr. Vitr. 26-2, 229v: Byzantiner Belagern Festung von Chelidonion (A1)

Abb. 22: Matr. gr. Vitr. 26-2, 230v: Der General Konstantinos erhält eine Nachricht (A1)

Abb. 23: Matr. gr. Vitr. 26-2, 233v: Stephanos Leichudes empfängt türkische Gesandte (A1)

Tafelteil  

155

Abb. 24: Osmanisches Badezelt

Abb. 25: Vat. gr. 333, fol. 18v (Buch der Könige)

Abb. 26: Marc. gr. Z 139 (Ps.-Oppian, Kynegetika)

Tafelteil

156

 

Abb. 27: Vat. gr. 1185, fol. 6r

Abb. 28: Vindob. theol. gr. 31, fol. 10r

Tafelteil  

157

Abb. 29: Vindob. theol. gr. 31, fol. 10v

Abb. 30: Vindob. theol. gr. 31, fol. 13v

Tafelteil

158

 

Abb. 31: Alexanderroman, fol. 42r

Abb. 32: Alexanderroman, fol. 62r

Tafelteil  

159

Abb. 33: Alexanderroman, fol. 68r

Abb. 34: Alexanderroman, fol. 109r

Tafelteil

160

 

Abb. 35: Alexanderroman, fol. 105v

Abb. 36: Alexanderroman, fol. 128r

Tafelteil  

161

Abb. 37: Alexanderroman, fol. 136r

Abb. 38: Alexanderroman, fol. 153r

Tafelteil

162

 

Abb 39: Alexanderroman, fol. 165r

Abb. 40: Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 112r

Tafelteil  

163

Abb. 41: Cod. 120 II, fol. 110r

Abb. 42: Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 109r

       



Indexteil Diadem

Sachregister adventus Akklamation Alexanderroman antikensores aplekton: s. Feldlager arche Audienz aulaia aulē auleios, auleion Ausrufung: s. Proklamation Bad Baldachin Bankett

Baumwolle Bekrönung bēma: s. Podest Bett Bildprogramm Bildquellen Buch der Könige Buchmalerei chlamys: s. Purpurmantel contubernium: s. Zeltgemeinschaft Dach Dekoration

61, 72, 82–83, 110–113 92–93, 111, 119, 120–123 4, 56 20, 23

Diener, Dienerin

6 63, 81, 88, 91, 96, 102–103, 113–114 6, 11–12 6 6, 90

Einmannzelt Empfang (s. auch adventus)

48, 56, 69, 73–74 11, 16, 57 (Anm. 248), 70 34, 45, 55, 83–85, 88, 91, 94, 97, 102, 109, 126 13 9, 13 46, 51–52, 56–57 2, 15 3, 8, 32 4, 13 1, 4 ,15

6–8, 10–13, 18–19 1, 3, 5, 10, 12–

Digenis Akrites Eingang

faldistorium Faltstuhl: s. faldistorium Farbe (von Zelten) Feldherrenmantel: s. Purpurmantel Feldherrenzelt Feldkapelle Feldlager

Firstzelt Frauen, Frauengemächer Geschenke Geschirr (s. auch

16, 34, 83, 105 41, 92, 107– 108, 115, 117, 120 46, 51, 56, 58, 70, 84, 106 2 (Anm. 5), 13, 104 6–7, 10–14, 45, 66, 68, 90–91, 100, 104 33 48, 58, 79 (Anm. 108), 81–82, 85– 105 57 13, 15, 53–54, 106 3, 13, 18, 34, 45, 58, 92–93, 118, 119, 126 14–15, 48–49, 56, 71–73, 106 2, 5, 17, 22– 23, 26, 30, 34, 37, 41–46, 56, 61–66, 68–72, 74, 78, 82–85, 90, 93, 96–97, 101–105, 110, 113, 115–116, 119–120, 123 4 (Anm. 15), 8, 18, 21, 31 65–66, 69–70 48, 67, 83, 104–106, 126 48, 67, 83

166

Tafelsilber) Graben gynaikonitis: s. Frauengemächer Heerlager: s. Feldlager Heringe: s. Zeltpflöcke Herrschaftszeichen (s. auch Insignien) hetaireia Hofhaltung hypourgia Ilias Ambrosiana Insignien Jagd, Jagdausflug etc. kamardin, kamarda Kanzlei Kissen Kirchenzelt: s. Feldkapelle Kisten Klappbetten Klapptische klinē: s. auch Liege Köche komēs tēs kortēs Konsens kortē kortinarioi Kriegsrat Krone Kynegetika Lagerpräfekt

Indexteil 17, 20–21, 24–28, 41, 75, 101

98, 107–108, 120, 123, 126 43, 48, 68 69–70, 126 35, 38, 47–48 4, 8 41, 46, 98, 103, 107–108, 118, 120, 122 46, 55, 64–65, 74–75, 79–80, 98, 115, 122 21, 33 116 48, 56, 58–59 58 56 55 51, 55–59, 95, 103, 113, 125 84, 88 35 (Anm. 118), 38–40, 83–84 116, 122, 126 5, 34, 40, 43, 47–48, 52–53, 66–67 38 34, 45, 47, 55, 68 72, 107–108, 118 4 28–29

Lebensmittel lechos Leder (als Zeltmaterial) Leibstuhl Leinen (als Zeltmaterial) Liege: s. klinē lochagos lochos lorikion Lustschlösser Mahl, s. Bankett Marschlager: s. Feldlager Masten Material (von Zelten) Matratze Matten mensor metastasis metatores Militärhandbücher minsorator, minsourator Mobiliar Möblierung, Möbel Musik Packtiere Palast, mobiler Palast

Palisade, Palisadenwall

48, 51, 59, 84 57 18–19 48, 58 13, 19, 71 31 31–32 35 80

6–9, 14 (Anm. 69), 44, 52, 125 1, 5, 12–13, 18, 125 51, 56, 59, 125 31, 48, 56, 59, 125 18, 20 63 (Anm. 10) 18 1–2, 5, 18, 28, 71, 85 23, 26, 35, 37–38, 42, 73 31, 40, 58, 125 16, 34, 55, 57, 67, 73 82, 84 35, 47–48, 50, 83, 125 35–36, 41,44, 51, 61–66, 68–70, 76–77, 82, 88, 90, 92, 101–105, 108, 111, 113–116, 121, 123, 126 18, 20, 25, 27–28, 101

167

Indexteil papilion/papileon Pavillon phina Podest praetorium Proklamation proskēnion Proskynese proteichisma prothyra Purpurgewand: s. Purpurmantel Purpurmantel pylai: s. Eingang Raumordnung recusatio: s. Weigerung Rundzelt schoinoi: s. Spannleinen scholarioi Seide (als Zeltmaterial) skēnē skēnikoi skimpodai Skylitzes Matritensis Soldatenzelt Sommerpaläste Spannleinen, Spannschnüre Speichenradzelt Standarte Statussymbol stratopedarchēs : s. Lagerpräfekt Stuhl Tafelsilber tenda, tenta Teppiche

72, 106 80–81 43 57, 96 18 61, 114–123 11–12 96–97, 103 11 11

Textilien thokos: s. Stuhl Thron

thyrai: s. Eingang Timarion Tisch

115, 120

Tischtücher

82, 101

Transport

8–9, 13, 21– 22, 31–32, 125 43 13 5, 11, 61, 108–110 62 56 3, 8, 10, 13, 16, 34, 51, 56, 58, 125 4, 18, 30–34 63 6–9, 14 (Anm. 69), 66 8, 9, 32 24, 35, 42, 54 105 57–58, 74, 90, 94 48, 83 5, 12, 21, 30– 34, 37 55

Trompeten tzerga: s. Bad Überzelt Usurpator, Usurpation

Vertäuung, s. auch Spannschnüre Vordach: s. Dach Vorhang Vorzelt Weigerung Wiener Genesis Zeltformen Zeltgemeinschaft Zeltgenosse Zeltlager

Zeltpflöcke, Pflöcke

16, 54, 59, 67, 105, 125 3, 10, 16, 53, 56–59, 62, 89–90, 92–93, 95, 100, 102– 104, 125 112 48, 55–56, 84, 91 59, 83 (Anm. 141) 9, 27, 34, 37– 38, 40, 47, 49–50, 53–54, 59, 67, 83–84, 125 30, 82 13 3, 10, 41, 45, 52, 56–58, 61, 78, 86–87, 89–92, 98– 101, 103–104, 114–116, 119–122, 126 3, 8, 26 6, 7, 10, 56, 72, 90, 104, 125 12 119, 121–122 4, 8 5 18, 21, 33 46, 52 17, 35, 61, 63,–66, 82, 88, 101, 104, 110–112, 126 8, 10, 82–83– 92, 94, 101–

168

Zeltwand Zeremoniell

Indexteil 104, 108, 114–116, 126 3, 8, 9, 15, 16, 18 75, 82, 83, 94, 101, 102, 104, 114, 116, 126

169

Indexteil

Personenregister Alexios Branas Alexios I. Komnenos

Alexios II. Komnenos Alexios III. Angelos Alexios V. Murtzuphlos Alp Arslan Andronikos Dukas Andronikos I. Komnenos Balduin von Flandern Balduin III. von Jerusalem Bardas Phokas Bardas Skleros Bardas, kaisar Basileios I. Basileios II. Bohemund von Tarent Christophoros von Mytilene Desa Eirene Dukaina Eirene, sebastokratorissa

78–79 11, 23, 28– 29, 34–35, 40–42, 44– 47, 51–53, 56–57, 62– 64, 69–70, 72, 80–81, 84, 88, 93– 96, 99–101, 103–108, 116–117, 119, 126 65, 69, 81, 88 46, 57, 80, 113, 122– 123 42 106 85 46, 51, 65– 66, 69–70, 80–81, 84, 88, 99, 104 42 93–94, 103 51, 56 89, 98–99 43, 45 28, 79, 83 41, 89, 98– 99 35, 57, 70, 93–95 9, 13 101 47, 51, 70 2, 11, 14, 65

Eirene/Xene Eudokia Georgios Kutzomites Georgios Manganes Georgios Palaiologos Heinrich II., Herzog von Bayern und Sachsen Herakleios I. Iakobitzes Ioannes Komnenos, Bruder von Isaakios I. Ioannes protosebastos, Neffe Manuels I. Ioannes, dux von Dyrrhachion, Neffe von Alexios I. Ioannes, protobestiarios Ioannes I. Tzimiskes Ioannes II. Komnenos Isaakios Komnenos, Usurpator auf Zypern Isaakios I. Komnenos

Isaakios II. Angelos Julian Kilij Arslan Konrad III. Konstantinos Choirosphaktes Konstantinos Leichudes Konstantinos IX. Monomachos

65 46, 65, 70 40 116 93 15, 79, 97, 106 70 79 90 46, 51 100–101 45, 57 62, 97, 118 34, 42, 50, 54–55, 63, 115

10, 52, 57, 89–93, 101– 104, 108, 110, 115– 116, 126 46, 66, 70, 76, 106, 113, 122 120 84, 106 75, 98 87 89 79, 111, 113

170

Konstantinos X. Dukas Leon Tornikios Leon I. Leon V. Ludwig VII. von Frankreich Ludwig IX. von Frankreich Malik Schah Manganeios Prodromos Manuel I. Komnenos

Manuel Modenos Manuel Straboromanos Michael I. Michael III. Michael IV. Michael V. Michael VI. Michael VIII. Palaiologos Muzakes Nikephoros Bryennios Nikephoros Diogenes Nikephoros I. Nikephoros II. Phokas Nikephoros III. Botaneiates Peter Deljan Petrus von Eboli Rainald von Châtillon Robert Guiscard Romanos III. Argyros Romanos IV. Diogenes

Indexteil 44, 63, 80– 81 78, 115 71–72 116–117 74, 78, 81, 98 73 96, 103–105 2, 11–15 13, 15, 25, 29, 45–47, 51, 54, 65– 66, 73, 79 95 87 38, 70 43, 45, 79 109 109 57 13–14, 73 101 86–88 69, 99 38 29, 34, 62– 63, 116–117 86–87, 119– 120 56 3, 51 95–96, 103 42 41–42, 58 22, 23 (Anm. 41), 25, 29 (Anm. 85), 35, 38 (Anm.

Samuel Styppeiotes Tankred Theodoros Alopos Theodoros Laskaris Theodoros Mangaphas Theodosios Borradiotes Theophilos I. Uroš II. Zoe

126), 43–45, 52, 62, 84, 86, 99 (Anm. 221), 106 41, 56 28 62, 93, 107 89 12 88 58, 111 97 102, 111

171

Indexteil

Ortsregister Adrianopel Ainos Akroinos Antiocheia Apostelkirche Athyra Augustopolis Azas Azazios Bathys Ryax Berroia Blachernen Chalkedon Charisios-Tor, Charsios-Tor Chersones (Thrakien) Choirobakchoi Damalis Damatrys Deabolis (Devol) Diabasis Dorylaion Dyrrhachion Edirnekapi Geranion Germanikeia Gunaria Hebdomon Hierapolis Hippodrom Kaborkin Kaisareia Kastamon Kedros/Kedrea Kepoi Klaudiupolis Koloneia kombinostastion Konstantinopel

78, 117, 119 23–24 96 29, 41, 93, 95 75–76 111 96 22 41 37 37 35, 76–78, 111, 113 63 77–78 64 44 63, 88 63 57, 94 37 37, 82 42, 101 78 35 110 116 111, 116 110–111 111, 116 82 37, 82, 117– 118 116 72 37 51 37, 82 111 15, 42, 44,

Kosmidion Kypsella Lobitzos (Berg) Lopadion Malagina Mamistra Manganenpalast Metabole Naissos Nikomedeia Palast des Manganes Pantepoptes-Kloster Papykion Pegai Pelagonia Pelekanos Pera Philippupolis Philomelion Philopation

Phygela Pikridion Rheai Saloniki Schiza Scutari: s. Damalis Serdika Stonopion Tephrike

47, 54, 57, 61, 62, 64– 65, 69–70, 74, 76–78, 80, 82, 84, 88, 91–92, 97–99, 102, 104–105, 111, 113– 117, 126 77 37, 46, 113, 122 45 37, 44, 99 37, 49, 82 95 80 46 101 90, 92–93 65, 69, 80– 81 42 65 63 37, 46, 65 93, 106 111 23, 41, 56, 65–66 72, 84, 96 35–36, 63– 65, 69, 74– 81, 98, 111, 113–114 37 78 91–92 112 119 37 41 110

172

Terchala Thessalonike: s. Saloniki Traianupolis Tzurulos Valkenburg Vetrinon Vindolanda

Indexteil 43 118 41 18 40 18

Byzantinistische Studien und Texte hrsg. von Michael Grünbart (Münster) Paraskevi Toma Joseph the Hymnographer. Kanones on Saints According to the Eight Modes. Critical Edition Critical Edition by Paraskevi Toma Joseph the Hymnographer (c. AD 816 – 886) belonged to the Constantinopolitan intellectual élite and was a prominent teacher. His liturgical poetic oeuvre comprises different subgenres. However, he is best known for his kanones. A kanon is a long hymn penned in one of the eight Byzantine modes and sung during the early morning office (Orthros). The present critical edition aims to determine the original text of groups consisting of eight kanones each and dedicated to prominent saints. Within each group, Joseph composed one kanon per mode. vol. 12, 2018, 450 pp., 59,90 e, pb., ISBN 978-3-643-90995-4

Lutz Rickelt Herrscherbuße Schuld und Sühne byzantinischer Kaiser Bd. 11, 2019, ca. 448 S., ca. 59,90 e, br., ISBN 978-3-643-13828-6

Luigi D’Amelia La Laudatio di s. Baras (BHG 212) dal codice Leimonos 43 di Lesbo Introduzione, edizione critica, traduzione e commento Bd. 10, 2019, ca. 160 S., ca. 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-90730-1

Michael Grünbart (Hg.) Verflechtungen zwischen Byzanz und dem Orient Beiträge aus der Sektion „Byzantinistik“ im Rahmen des 32. Deutschen Orientalistentages in Münster (23. – 27. September 2013) Bd. 9, 2019, ca. 136 S., ca. 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-13294-9

Martin Vuˇceti´c Zusammenkünfte byzantinischer Kaiser mit fremden Herrschern (395 – 1204) Vorbereitung, Gestaltung, Funktionen Bd. 8, 2019, ca. 528 S., ca. 64,90 e, gb., ISBN 978-3-643-12966-6

Alena Tenchova Byzantinische Münzen in Westfalen Verbreitung und Verwendung Bd. 7, 2019, ca. 250 S., ca. 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-12398-5

Sita Steckel; Niels Gaul; Michael Grünbart (Eds.) Networks of Learning Perspectives on Scholars in Byzantine East and Latin West, c. 1000 – 1200 Cultures of learning and practices of education in the Middle Ages are drawing renewed attention, and recent approaches are questioning the traditional boundaries of institutional and intellectual history. The volume assembles contributions on both Byzantine and Latin learned culture, and aims to locate medieval scholars in their religious and political contexts instead of studying them in a framework of ’schools’. Eleven contributions on eastern and western scholars offer complementary perspectives on scholars and their work, discussing the symbolic and discursive construction of religious and intellectual authority, practices of networking and adaptations of knowledge formations. Bd. 6, 2014, 392 S., 34,90 e, pb., ISBN 978-3-643-90457-7

LIT Verlag Berlin – Münster – Wien – Zürich – London Auslieferung Deutschland / Österreich / Schweiz: siehe Impressumsseite

Dimitra Karamboula Von Diokletian zu Iustinian Kontinuität und Legitimität in der Beziehung zwischen Kaisern und Untertanen Anhand der Gesetzessammlungen des Diokletian, Theodosius und Iustinian wird untersucht, in welchem Ausmaß das kodifizierte Recht eine einheitliche Staatsgesinnung schaffte, und ob auch das Christentum zum Bestand des römischen Reichs als Einheit im Geist beigetragen hat. Wichtig sind dabei die Idee der Kontinuität der res publica romana, der „Romanitas“-Begriff und das klassische römische Recht für die Genese eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Weiters wird thematisiert, ob die Untertanen die Kontrolle durch den kaiserlichen Beamtenapparat als rechtmäßig und als im Interesse des Reiches gelegen ansahen. Bd. 5, 2015, 370 S., 39,90 e, br., ISBN 978-3-643-12319-0

Michael Grünbart; Lutz Rickelt; Martin Vuˇceti´c (Hg.) Zwei Sonnen am Goldenen Horn? Kaiserliche und patriarchale Macht im byzantinischen Mittelalter. Akten der internationalen Tagung vom 3. bis 5. November 2010. Teilband 2 Die Funktion und der Stellenwert des Patriarchen im politischen Gefüge des byzantinischen Staatswesens standen im Mittelpunkt einer Tagung des Projekts B11 „Kaiser und Patriarch in Byzanz – eine spannungsreiche Beziehung“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU Münster im November 2010. Die Beiträge reichen von der Spätantike bis zum Ausgang des byzantinischen Reiches und behandeln auch die Entwicklungen in Rom und Antiocheia. Bd. 4, 2013, 200 S., 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-11540-9

Michael Grünbart; Lutz Rickelt; Martin Vuˇceti´c (Hg.) Zwei Sonnen am Goldenen Horn? Kaiserliche und patriarchale Macht im byzantinischen Mittelalter. Akten der internationalen Tagung vom 3. bis 5. November 2010. Teilband 1 Die Funktion und der Stellenwert des Patriarchen im politischen Gefüge des byzantinischen Staatswesens standen im Mittelpunkt einer Tagung des Projekts B11 „Kaiser und Patriarch in Byzanz – eine spannungsreiche Beziehung“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU Münster im November 2010. Die Beiträge reichen von der Spätantike bis zum Ausgang des byzantinischen Reiches und behandeln auch die Entwicklungen in Rom und Antiocheia. Bd. 3, 2011, 232 S., 24,90 e, br., ISBN 978-3-643-11393-1

Michael Grünbart (Hg.) Interaktionen in Wort und Bild Personale Beziehungen in mittelalterlichen Quellen Bd. 2, 2019, ca. 160 S., ca. 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-10966-8

Michael Grünbart (Hg.) Geschenke erhalten die Freundschaft Gabentausch und Netzwerkpflege im europäischen Mittelalter Durch den Austausch von Gaben und Gefälligkeiten fand man auch in mittelalterlichen Gesellschaften eine gemeinsame Ebene der Verständigung. Forscherinnen und Forscher aus mehreren mediävistischen Disziplinen beleuchteten im Rahmen eines internationalen Kolloquiums des Medieval Friendship Network Aspekte des hoch- und spätmittelalterlichen Schenkens in privaten und öffentlichen Beziehungen. Bd. 1, 2011, 312 S., 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-10897-5

LIT Verlag Berlin – Münster – Wien – Zürich – London Auslieferung Deutschland / Österreich / Schweiz: siehe Impressumsseite

Byzanz-Titel (in Auswahl) Die Chronik von Morea Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Symeon Tsolakidis Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte, 2019, ca. 342 S., ca. 34,90 e, br., ISBN 978-3-643-14057-9

Michael Grünbart Die Macht der Buchstaben im byzantinischen Alltag Eine Einführung in historische Hilfswissenschaften des östlichen Mittelmeerraumes Einführungen: Geschichte, 2019, ca. 168 S., ca. 19,90 e, br., ISBN 978-3-643-12739-6

Andreas Schwarcz; Peter Soustal; Antoaneta Tcholakova (Hg.) Das mittelalterliche Bulgarien, Byzanz und Europa Festschrift für Vasil Gjuzelev zum 75. Geburtstag Miscellanea Bulgarica, 2014, 128 S., 29,90 e, br., ISBN 978-3-643-50591-0

Peter Kreutz Recht im Mittelalter Grundzüge der Älteren europäischen Rechtsgeschichte – Ein Studienbuch Einführungen: Rechtswissenschaft, 2. Aufl. 2013, 160 S., 19,90 e, br., ISBN 978-3-643-10705-3

Christian Vogel Roger de Flor – Lebensgeschichte eines Templerpiraten Durchblicke zur Mittelmeerwelt Biographie: Geschichte, 2012, 160 S., 19,90 e, br., ISBN 978-3-643-11902-5

Carolina Lutzka Die Kleinen Horen des byzantinischen Stundengebetes und ihre geschichtliche Entwicklung Forum Orthodoxe Theologie, 2., durchges. Aufl. 2010, 144 S., 19,90 e, br., ISBN 978-3-8258-0900-3

Georg Günter Blum Byzantinische Mystik Ihre Praxis und Theologie vom 7. Jahrhundert bis zum Beginn der Turkokratie, ihre Fortdauer in der Neuzeit Forum Orthodoxe Theologie, 2009, 528 S., 79,90 e, gb., ISBN 978-3-8258-1525-7

Christos Garidis Der Heilige Andreas – Narr um Christi Willen Glauben und Leben, 2009, 248 S., 19,90 e, br., ISBN 978-3-643-10112-9

Symeon der Neue Theologe Lichtvisionen Hymnen über die mystische Schau des göttlichen Lichtes. Aus dem Griechischen übertragen von Lothar Heiser Literatur – Medien – Religion, 2006, 304 S., 39,90 e, br., ISBN 3-8258-9286-7

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BST

13 Byzantinistische Studien und Texte

Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10.–12. Jahrhundert)

Dominik Heher

Dominik Heher, geboren 1984 in Melk, Studium der Byzantinistik und Neogräzistik (Promotion 2015) sowie Italianistik und Geschichte in Wien. Seit 2010 als Projektmitarbeiter am Römisch- Germanischen Zentralmuseum Mainz sowie als Ausstellungskurator tätig.

Mobiles Kaisertum

Mobiles Kaisertum

Die Byzantiner kannten kein Reisekönigtum westlicher Prägung. Konstantinopel war die unumstrittene Hauptstadt des Reiches, sein Palast das Herzstück von Verwaltung und Zeremoniell. Und dennoch waren die meisten byzantinischen Kaiser zumindest phasenweise durchaus mobil, sei es aus militärischer Notwendigkeit, sei es aus dem Wunsch nach Abstand von der Großtadt Konstantinopel. Eine adäquate Repräsentation von Herrschaft musste aber auch in diesen Fällen gewährleistet sein. Das vorliegende Buch ist die erste monographische Untersuchung des kaiserlichen Zeltes und Zeltlagers als Ritualraum. Ausgehend von realienkundlichen Überlegungen zur Ausstattung, Form und Möblierung der Zelte analysiert der Autor Handlungsmuster und Raumkonzepte, die das kaiserliche Feldlager zu einem mobilen Palast werden ließen.

Dominik Heher

978-3-643-14240-5

Lit

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Byzantinistische Studien und Texte

Lit

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