Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [85]

Table of contents :
Michael Diefenbacher: Dr. Gerhard Hirschmann zum 80. Geburtstag
..................................................................................
Tabula Gratulatoria....................................................................... XVII
Claudia Maue: Archivalien und Quellen zu Leben und Tod des
Johann Schlütter aus Lübeck und zu seinem Grabmal auf
dem Nürnberger Johannisfriedhof...................................... 1
Gesa Büchert: Die mechanische Herstellung von Glasspiegeln
im Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg. Betrachtung eines
vorindustriellen Produktionszweigs im Zeitalter des Merkantilismus
............................................................................ 51
Kurt Müller (f) / Michael Diefenbacher: Zur Nürnberger
Bankengeschichte: Veränderungen im Stadtbild Nürnbergs
durch Neubauten von Geldinstituten in der Zeit von 1835
bis 1930 ................................................................................. 141
Charlotte Bühl: Revolution, Demokratie, Reichsbewußtsein -
Nürnberg 1848/49 .................................................................. 185
Erhard Schraudolph: Die Zinngießerei und Zinnspielwarenfabrik
Johann Andreas Bäselsöder ...................................... 279
Clemens Wächter: Die Berufung von Franziskanern nach
Nürnberg 1913 und die Entstehung der Pfarrei und Kirche
St. Ludwig.............................................................. 283
Kuno Ulshöfer: „Ich schreibe ja für die Kinderwelt hoch und
niedrig“. Aus den Aufzeichnungen der Nürnberger Kinderbuchautorin
Marie Beeg (1855-1927) 2^5
Hartmut Frommer/Kathrin Westner: „Ein Justizcollegium
weit schlimmer wie eine Diebsbande“. Die Vernichtung von
Leo Katzenberger durch das Sondergericht Nürnberg ... 515
Michael Diefenbacher: Dr. phil. h.c. Ernst Mummenhoff
(1848-1931) zum 150. Geburtstag......................... 527
Walter Gebhardt: Bibliographie Gerhard Hirschmann .... 333
V
Buchbesprechungen....................................... 357
Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte .
Jahresbericht über das 120. Vereinsjahr 1997
Abkürzungen..................................................
417
423
428
VI
BUCHBESPRECHUNGEN
Walter Bauernfeind: Materielle Grundstrukturen im Spätmittelalter und in der
Frühen Neuzeit. Preisentwicklung und Agrarkonjunktur am Nürnberger Getreidemarkt
von 1339 bis 1670, Nürnberg 1993. (Enno Bünz) ............................................ 357
Dieter Rübsamen (Hg): Das Briefeingangregister des Nürnberger Rates für die Jahre
1449-1457, Sigmaringen 1997. (Walter Bauernfeind).................................................. 360
Alltag im Spätmittelalter. Hrsg. v. Harry K ü b n e 1 mit Beiträgen von Helmut Hundsbichler,
Gerhard Jaritz, Harry Kühnei und Elisabeth Vavra, Graz, Wien, Köln 1996.
(Richard Kölbel).............................................................................................................. 362
Helmut Martin: Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs,
Köln, Weimar, Berlin 1996. (Hartmut Frommer).............................................. 364
Hans Falkenberg: Sebaldus. Der Mann der Nürnberg war oder: Wie die Nürnberger
sich ihren Stadtheiligen selber machten, ihn sehr liebten und fast völlig vergaßen.
Eine Kulturgeschichte um den Volksheiligen und Ratsbüttel, Viehbeschützer und
Ehestifter, Nürnberg 1996. (Dominik Dorfner) .......................................................... 365
Christof Metzger: Der Christgartener Altar des Hans Schäufelin. Sein Bildprogramm
und seine Rekonstruktion, Salzburg 1996. (Kurt Löcher) .......................................... 366
Rudolf Mett: Regiomontanus: Wegbereiter eines neuen Weltbildes, Leipzig 1996.
(Angelika Wingen-Trennhaus) ...................................................................................... 367
Klaus Fischer: Hartmann Schedel in Nördlingen. Das pharmazeutisch-soziale Profil
eines spätmittelalterlichen Stadtarztes, Würzburg 1996. (Thomas Schnalke)............ 368
Veit Funk: Glasfensterkunst in St. Lorenz, Nürnberg. Michael Wolgemut, Peter
Hemmel von Andlau, Hans Baidung Grien, Albrecht Dürer, Nürnberg 1995. (Peter
Fleischmann)................................................................................................................... 370
Doris Kutschbach: Albrecht Dürer. Die Altäre, Stuttgart, Zürich 1995. (Gisela
Goldberg) ........................................................................................................................ 371
Ilse Hammerschmied: Albrecht Dürers kunsttheoretische Schriften, Egelsbach,
Frankfurt/Main,Washington 1997. (Matthias Mende).................................. 372
Martin Luther und die Reformation in Nürnberg (Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek
Nürnberg 100), Nürnberg 1996. (Wolfgang Mährle).......................................... 373
Im Anfang war das Wort - Nürnberg und der Protestantismus. Begleitband der Ausstellung
im Stadtmuseum Fembohaus aus Anlaß des 450. Todestages von Martin Luther,
Nürnberg 1996. (Wolfgang Mährle).................................................................... 373
Carola Sch e 11 e - W o 1 f f: Zwischen Erwartung und Aufruhr. Die Flugschrift Von der
newen Wandlung eynes Christlichen lebens und der Nürnberger Drucker Hans
Hergot, Frankfurt/Main u.a. 1996. (Angelika Wingen-Trennhaus).............................. 375
Katrin Achilles-Syndram: Die Zeichnungssammlung des Nürnberger Kaufmanns
Paulus II. Praun. Versuch einer Rekonstruktion, Berlin 1995. (Barbara
Welzel)............................................................................................................................. 377
Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Reihe
II Abteilung C: Halle Band 1: Die preußischen Mitglieder Martin Kempe (der
Erkorne) und Gottfried Zahmehl (der Ronde); Band 2: Süddeutsche und österreichische
Mitglieder. Hrsg. v. Martin B i r c h e r und Andreas Herz, Tübingen
1997. (Dieter Merzbacher).............................................................................................. 378
Kurt Wett engl (Hrsg.): Maria Sibylla Merian 1647-1717. Künstlerin und Naturforscherin
(Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt/Main), Ostfildern 1997.
(Elisabeth Rücker) .......................................................................................................... 382
VII
Natalie Zemon Davis: Women on the margins. Three seventeenth-century lives,
Cambridge/Mass., London 1995. - Natalie Zemon Davis: Drei Frauenleben. Übersetzung
aus dem Amerikanischen von Helmut Kaiser, Berlin 1996. (Elisabeth
Rücker) ....................................................................................................................... 382
Ingrid Guentherodt: Autobiographische Auslassungen: Sprachliche Umwege und
nichtsprachliche Verschlüsselungen zu autobiographischen Texten von Maria
Cunitz, Maria Sibylla Merian und Dorothea Christiane Erxleben, geb. Leporin, in:
Magdalena Heuser (Hrsg.): Autobiographien von Frauen. Beiträge zu ihrer Geschichte,
Tübingen 1996. (Elisabeth Rücker)............................................................ 382
Helmut Kaiser: Maria Sibylla Merian. Eine Biographie, Düsseldorf, Zürich 1997
(Elisabeth Rücker) ..................................................................................................... 382
Dieter Krickeberg (Hrsg.): Der “schöne” Klang. Studien zum historischen Musikinstrumentenbau
in Deutschland und Japan unter besonderer Berücksichtigung des
alten Nürnberg, Nürnberg 1996. (Walter Opp)........................................................ 388
Klaus M a r t i u s : Leopold Widhalm und der Nürnberger Lauten- und Geigenbau im
18. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Thomas Drescher, Peter Klein, Matthias
Knesch, Dieter Krickeberg, Irene Loebner, Luzia Seifert, Helgart Staat, Wolfgang
Zunterer, Frankfurt/Main 1996. (Walter Opp) ......................................................... 390
Jürgen-Peter Schindler: Die Nürnberger Stadtorgelmacher und ihre Instrumente
(Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums), Nürnberg 1995.
(Walter Opp)............................................................................................................... 391
Eigin Vaassen: Bilder auf Glas. Glasgemälde zwischen 1780 und 1870, Berlin 1997.
(Matthias Mende)....................................................................................................... 392
Helmut Beer: Nürnberger Erinnerungen 9. Bilder, Daten und Ereignisse in Nürnberg.
100 Jahre Stadtgeschichte in Fotografien, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter)........ 393
Barbara Ohm, Hein-Joachim Neubauer, Hans-Georg Ohm, Hans-Jochem Prautsch,
Winfried Roschmann: Fliegen, nur Fliegen! Der erste Nürnberg-Fürther Flughafen
auf der Atzenhofer Heide. Geschichte - Technik - Erinnerungen, Roth 1995. (Rainer
Mertens) ............................................................................................................... 394
Gabriele Bußmann-Strelow: Kommunale Politik im Sozialstaat. Nürnberger
Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter) . . 396
Chronik der Pfarrei St. Ludwig in Nürnberg von Pater Gamelbert Maier, bearb. v. Clemens
Wächter, Nürnberg 1997 (Helmut Beer) .......................................................... 397
Gerd Walther: Willi Pruy (1896-1989). Rundfunkhandel seit 1923. Eine Dokumentation
zum 100. Geburtstag. Hrsg. v. Gerda Pruy, Nürnberg 1996. (Clemens Wächter) 399
Baukultur. Technik, Wissenschaft, Kunst, Umwelt. Zeitschrift des Verbandes Deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine (DAI), Heft 3/1996, Nürnberg 1996. (Ruth
Bach-Damaskinos)..................................................................................................... 400
Nürnberger Altstadtberichte. Nr. 19 (1994), Nr. 20 (1995), Nr. 21 (1996). (Helmut Beer) 401
Horst-Dieter Beyerstedt: Neunhof. Geschichte eines Dorfes im Knoblauchsland,
Simmelsdorf 1996. (Hermann Rusam)....................................................................... 404
Richard Kölbel: Stein im Wellenschlag der Geschichte 1296-1996. Ein Abriß der Geschichte
von Stein anläßlich der ersten urkundlichen Erwähnung vor 700 Jahren,
Stein 1996. (Horst-Dieter Beyerstedt)......................................................................... 405
Peter Friedrich Haberkorn: Weißenburg in Bayern. Stationen seiner Geschichte vom
römischen Zentralort zur spätmittelalterlichen Reichsstadt, Mammendorf 1996.
(Ludwig Schnurrer) ................................................................................................... 406
VIII
Lorenz Fries, Chronik der Bischöfe von Würzburg 742-1495. Hrsg, von Ulrich Wagner
und Walter Ziegler. Band VI. Die Miniaturen der Bischofschronik, Würzburg
1996. (Wiltrud Fischer-Pache).................................................................................... 407
Artibus. Kulturwissenschaft und deutsche Philologie des Mittelalters und der frühen
Neuzeit. Festschrift für Dieter Wuttke zum 65. Geburtstag. Hrsg, von Stephan
F ü s s e 1, Gert Hübner und Joachim K n a p e . Wiesbaden 1994. (Angelika
Wingen-Trennhaus)................................................................................................... 408
Dieter Wuttke: Dazwischen. Kulturwissenschaft auf Warburgs Spuren. 2 Bände, Baden-
Baden 1996. (Matthias Mende) .......................................................................... 411
Ivan K u p c i k : Mappae Bavariae. Thematische Karten von Bayern bis zum Jahr 1900.
Sonderausstellung des Deutschen Museums München (Veröffentlichungen aus dem
Archiv des Deutschen Museums 2), Weißenhorn 1995. (Peter Fleischmann)........... 413
Christoph Führ/ Carl-Ludwig F u r c k (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Bildungsgeschichte
Bd. VI: 1945 bis zur Gegenwart. 1. Teilband: Bundesrepublik Deutschland,
München 1998. (Maritta Hein-Kremer)........................................................... 414

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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

85. Band 1998

Nürnberg 1998 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Michael Diefenbacher, Dr. Wiltrud Fischer-Pache, Dr. Peter Fleischmann Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

Zum Druck des Bandes trugen durch Zuschüsse bzw. Spenden bei: Die Stadt Nürnberg, der Bezirk Mittelfranken, die Stadtsparkasse Nürnberg. Der Verein dankt dafür bestens.

Gesamtherstellung: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, Neustadt/Aisch Gedruckt auf holzfreies, chlorfrei gebleichtes, säurefreies und alterungsbeständiges Papier. Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: Egidienplatz 23, 90403 Nürnberg) ISSN 0083-5579

INHALT Michael Diefenbacher: Dr. Gerhard Hirschmann zum 80. Ge­ burtstag .................................................................................. Tabula Gratulatoria.......................................................................

XVII

Claudia Maue: Archivalien und Quellen zu Leben und Tod des Johann Schlütter aus Lübeck und zu seinem Grabmal auf dem Nürnberger Johannisfriedhof......................................

1

Gesa Büchert: Die mechanische Herstellung von Glasspiegeln im Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg. Betrachtung eines vorindustriellen Produktionszweigs im Zeitalter des Mer­ kantilismus ............................................................................

51

Kurt Müller (f) / Michael Diefenbacher: Zur Nürnberger Bankengeschichte: Veränderungen im Stadtbild Nürnbergs durch Neubauten von Geldinstituten in der Zeit von 1835 bis 1930 .................................................................................

141

Charlotte Bühl: Revolution, Demokratie, Reichsbewußtsein Nürnberg 1848/49 ..................................................................

185

Erhard Schraudolph: Die Zinngießerei und Zinnspielwaren­ fabrik Johann Andreas Bäselsöder ......................................

279

Clemens Wächter: Die Berufung von Franziskanern nach Nürnberg 1913 und die Entstehung der Pfarrei und Kirche St. Ludwig.............................................................. 283 Kuno Ulshöfer: „Ich schreibe ja für die Kinderwelt hoch und niedrig“. Aus den Aufzeichnungen der Nürnberger Kinder­ buchautorin Marie Beeg (1855-1927)

2^5

Hartmut Frommer/Kathrin Westner: „Ein Justizcollegium weit schlimmer wie eine Diebsbande“. Die Vernichtung von Leo Katzenberger durch das Sondergericht Nürnberg ...

515

Michael Diefenbacher: Dr. phil. h.c. Ernst Mummenhoff (1848-1931) zum 150. Geburtstag......................... 527 Walter Gebhardt: Bibliographie Gerhard Hirschmann....

333

V

Buchbesprechungen.......................................

357

Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte .

417

Jahresbericht über das 120. Vereinsjahr 1997

423

Abkürzungen..................................................

428

VI

BUCHBESPRECHUNGEN Walter Bauernfeind: Materielle Grundstrukturen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Preisentwicklung und Agrarkonjunktur am Nürnberger Getreide­ markt von 1339 bis 1670, Nürnberg 1993. (Enno Bünz) ............................................ Dieter Rübsamen (Hg): Das Briefeingangregister des Nürnberger Rates für die Jahre 1449-1457, Sigmaringen 1997. (Walter Bauernfeind).................................................. Alltag im Spätmittelalter. Hrsg. v. Harry K ü b n e 1 mit Beiträgen von Helmut Hundsbichler, Gerhard Jaritz, Harry Kühnei und Elisabeth Vavra, Graz, Wien, Köln 1996. (Richard Kölbel).............................................................................................................. Helmut Martin: Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürn­ bergs, Köln, Weimar, Berlin 1996. (Hartmut Frommer).............................................. Hans Falkenberg: Sebaldus. Der Mann der Nürnberg war oder: Wie die Nürnber­ ger sich ihren Stadtheiligen selber machten, ihn sehr liebten und fast völlig vergaßen. Eine Kulturgeschichte um den Volksheiligen und Ratsbüttel, Viehbeschützer und Ehestifter, Nürnberg 1996. (Dominik Dorfner) .......................................................... Christof Metzger: Der Christgartener Altar des Hans Schäufelin. Sein Bildprogramm und seine Rekonstruktion, Salzburg 1996. (Kurt Löcher) .......................................... Rudolf Mett: Regiomontanus: Wegbereiter eines neuen Weltbildes, Leipzig 1996. (Angelika Wingen-Trennhaus) ...................................................................................... Klaus Fischer: Hartmann Schedel in Nördlingen. Das pharmazeutisch-soziale Profil eines spätmittelalterlichen Stadtarztes, Würzburg 1996. (Thomas Schnalke)............ Veit Funk: Glasfensterkunst in St. Lorenz, Nürnberg. Michael Wolgemut, Peter Hemmel von Andlau, Hans Baidung Grien, Albrecht Dürer, Nürnberg 1995. (Peter Fleischmann).................................................................................................................... Doris Kutschbach: Albrecht Dürer. Die Altäre, Stuttgart, Zürich 1995. (Gisela Goldberg) ........................................................................................................................ Ilse Hammerschmied: Albrecht Dürers kunsttheoretische Schriften, Egelsbach, Frankfurt/Main,Washington 1997. (Matthias Mende).................................. Martin Luther und die Reformation in Nürnberg (Ausstellungskatalog der Stadtbiblio­ thek Nürnberg 100), Nürnberg 1996. (Wolfgang Mährle).......................................... Im Anfang war das Wort - Nürnberg und der Protestantismus. Begleitband der Ausstel­ lung im Stadtmuseum Fembohaus aus Anlaß des 450. Todestages von Martin Lu­ ther, Nürnberg 1996. (Wolfgang Mährle).................................................................... Carola Sch e 11 e - W o 1 f f: Zwischen Erwartung und Aufruhr. Die Flugschrift Von der newen Wandlung eynes Christlichen lebens und der Nürnberger Drucker Hans Hergot, Frankfurt/Main u.a. 1996. (Angelika Wingen-Trennhaus).............................. Katrin Achilles-Syndram: Die Zeichnungssammlung des Nürnberger Kauf­ manns Paulus II. Praun. Versuch einer Rekonstruktion, Berlin 1995. (Barbara Welzel).............................................................................................................................. Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Reihe II Abteilung C: Halle Band 1: Die preußischen Mitglieder Martin Kempe (der Erkorne) und Gottfried Zahmehl (der Ronde); Band 2: Süddeutsche und öster­ reichische Mitglieder. Hrsg. v. Martin B i r c h e r und Andreas Herz, Tübingen 1997. (Dieter Merzbacher).............................................................................................. Kurt Wett engl (Hrsg.): Maria Sibylla Merian 1647-1717. Künstlerin und Naturfor­ scherin (Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt/Main), Ostfildern 1997. (Elisabeth Rücker) ..........................................................................................................

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Natalie Zemon Davis: Women on the margins. Three seventeenth-century lives, Cambridge/Mass., London 1995. - Natalie Zemon Davis: Drei Frauenleben. Über­ setzung aus dem Amerikanischen von Helmut Kaiser, Berlin 1996. (Elisabeth Rücker) ....................................................................................................................... Ingrid Guentherodt: Autobiographische Auslassungen: Sprachliche Umwege und nichtsprachliche Verschlüsselungen zu autobiographischen Texten von Maria Cunitz, Maria Sibylla Merian und Dorothea Christiane Erxleben, geb. Leporin, in: Magdalena Heuser (Hrsg.): Autobiographien von Frauen. Beiträge zu ihrer Ge­ schichte, Tübingen 1996. (Elisabeth Rücker)............................................................ Helmut Kaiser: Maria Sibylla Merian. Eine Biographie, Düsseldorf, Zürich 1997 (Elisabeth Rücker) ..................................................................................................... Dieter Krickeberg (Hrsg.): Der “schöne” Klang. Studien zum historischen Musik­ instrumentenbau in Deutschland und Japan unter besonderer Berücksichtigung des alten Nürnberg, Nürnberg 1996. (Walter Opp)........................................................ Klaus M a r t i u s : Leopold Widhalm und der Nürnberger Lauten- und Geigenbau im 18. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Thomas Drescher, Peter Klein, Matthias Knesch, Dieter Krickeberg, Irene Loebner, Luzia Seifert, Helgart Staat, Wolfgang Zunterer, Frankfurt/Main 1996. (Walter Opp) ......................................................... Jürgen-Peter Schindler: Die Nürnberger Stadtorgelmacher und ihre Instrumente (Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums), Nürnberg 1995. (Walter Opp)............................................................................................................... Eigin Vaassen: Bilder auf Glas. Glasgemälde zwischen 1780 und 1870, Berlin 1997. (Matthias Mende)....................................................................................................... Helmut Beer: Nürnberger Erinnerungen 9. Bilder, Daten und Ereignisse in Nürnberg. 100 Jahre Stadtgeschichte in Fotografien, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter)........ Barbara Ohm, Hein-Joachim Neubauer, Hans-Georg Ohm, Hans-Jochem Prautsch, Winfried Roschmann: Fliegen, nur Fliegen! Der erste Nürnberg-Fürther Flughafen auf der Atzenhofer Heide. Geschichte - Technik - Erinnerungen, Roth 1995. (Rai­ ner Mertens) ............................................................................................................... Gabriele Bußmann-Strelow: Kommunale Politik im Sozialstaat. Nürnberger Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter) . . Chronik der Pfarrei St. Ludwig in Nürnberg von Pater Gamelbert Maier, bearb. v. Cle­ mens Wächter, Nürnberg 1997 (Helmut Beer) .......................................................... Gerd Walther: Willi Pruy (1896-1989). Rundfunkhandel seit 1923. Eine Dokumenta­ tion zum 100. Geburtstag. Hrsg. v. Gerda Pruy, Nürnberg 1996. (Clemens Wächter) Baukultur. Technik, Wissenschaft, Kunst, Umwelt. Zeitschrift des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine (DAI), Heft 3/1996, Nürnberg 1996. (Ruth Bach-Damaskinos)..................................................................................................... Nürnberger Altstadtberichte. Nr. 19 (1994), Nr. 20 (1995), Nr. 21 (1996). (Helmut Beer) Horst-Dieter Beyerstedt: Neunhof. Geschichte eines Dorfes im Knoblauchsland, Simmelsdorf 1996. (Hermann Rusam)....................................................................... Richard Kölbel: Stein im Wellenschlag der Geschichte 1296-1996. Ein Abriß der Ge­ schichte von Stein anläßlich der ersten urkundlichen Erwähnung vor 700 Jahren, Stein 1996. (Horst-Dieter Beyerstedt)......................................................................... Peter Friedrich Haberkorn: Weißenburg in Bayern. Stationen seiner Geschichte vom römischen Zentralort zur spätmittelalterlichen Reichsstadt, Mammendorf 1996. (Ludwig Schnurrer) ...................................................................................................

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Lorenz Fries, Chronik der Bischöfe von Würzburg 742-1495. Hrsg, von Ulrich Wagner und Walter Ziegler. Band VI. Die Miniaturen der Bischofschronik, Würzburg 1996. (Wiltrud Fischer-Pache).................................................................................... Artibus. Kulturwissenschaft und deutsche Philologie des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Festschrift für Dieter Wuttke zum 65. Geburtstag. Hrsg, von Stephan F ü s s e 1, Gert Hübner und Joachim K n a p e . Wiesbaden 1994. (Angelika Wingen-Trennhaus)................................................................................................... Dieter Wuttke: Dazwischen. Kulturwissenschaft auf Warburgs Spuren. 2 Bände, Ba­ den-Baden 1996. (Matthias Mende) .......................................................................... Ivan K u p c i k : Mappae Bavariae. Thematische Karten von Bayern bis zum Jahr 1900. Sonderausstellung des Deutschen Museums München (Veröffentlichungen aus dem Archiv des Deutschen Museums 2), Weißenhorn 1995. (Peter Fleischmann)........... Christoph Führ/ Carl-Ludwig F u r c k (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Bildungs­ geschichte Bd. VI: 1945 bis zur Gegenwart. 1. Teilband: Bundesrepublik Deutsch­ land, München 1998. (Maritta Hein-Kremer)...........................................................

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IX

VERZEICHNIS DER MITARBEITER Bach-Damaskinos, Ruth, M.A., Kunsthistorikerin, Graudenzer Straße 25, 90491 Nürnberg Bauern feind, Walter, Dr., Archivrat, Hans-Fallada-Str. 116, 90471 Nürnberg Beer, Helmut, Dr., Stadthistoriker, Langobardenstr. 6, 90461 Nürnberg Beyerstedt, Horst-Dieter, Dr., Archivrat, Thumenberger Weg 38, 90491 Nürnberg Büchert, Gesa M.A., Historikerin, Untere Seitenstr. 5, 90429 Nürnberg Bühl, Charlotte, Wissenschaftliche Assistentin, Peterstr. 9, 90478 Nürnberg Bünz, Enno, Dr., Wissenschaftlicher Assistent, Annastr. 12, 97072 Würzburg Diefenbacher, Michael, Dr., Ltd. Archivdirektor, Ringstr. 17, 91560 Heilsbronn Dorfner, Dominik, Student, St.-Anna-Str. 19, 80538 München Fischer-Pache, Wiltrud, Dr., Archivoberrätin, Keßlerplatz 7, 90489 Nürnberg Fleischmann, Peter, Dr., Archivoberrat, Arminiusstr. 7, 90402 Nürnberg Frommer, Hartmut, Dr., Stadtrechtsdirektor, Judengasse 25, 90403 Nürnberg Gebhardt, Walter, Bibliotheksamtmann, Drausnickstr. 8, 91052 Erlangen Goldberg, Gisela, Dr., Döllingerstr. 25, 80639 München Hein-Kremer, Maritta, Dr., Historikerin, Essenbacherstr. 30, 91054 Erlangen Kölbel, Richard, Oberstudiendirektor i.R., Neuwerker Weg 66, 90547 Stein Löcher, Kurt, Dr., Ltd. Museumsdirektor i.R., Teutonenstr. 34, 90408 Nürnberg Mährle, Wolfgang, Student, Breitengwand 2, 86720 Nördlingen Maue, Claudia, Dr., Kunsthistorikerin, Kaulbachstr. 35, 90408 Nürnberg Mende, Matthias, Kunsthistoriker, Am Wasserschloß 8, 90552 Röthenbach/Pegnitz Mertens, Rainer, Dr., Historiker, Harrichstr. 13, 90408 Nürnberg Merzbacher, Dieter, Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Herzog August Bibliothek, Postfach 1264, 38299 Wolfenbüttel Müller, Kurt, Bankprokurist i. R. (f), Nürnberg Opp, Walter, Prof., Kirchenmusikdirektor a.D., Gebbertstr. 46, 91052 Erlangen Rücker, Elisabeth, Dr., Bibliotheksdirektorin i.R., Apinusstr. 6, 90453 Nürnberg Rusam, Hermann, Prof. Dr., Studiendirektor, Lutzstr. 8, 90491 Nürnberg Schnalke, Thomas, Dr., Privatdozent, Institut für Geschichte der Medizin, Glückstr. 10, 91054 Erlangen Schnurrer, Ludwig, Stadtarchivar i.R., Gerhart-Hauptmann-Str. 12, 91541 Rothen­ burg o.T. Schraudolph, Erhard, Dr., Historiker, Friedrich-Bauer-Str. 38, 91058 Erlangen Ulshöfer, Kuno, Dr., Ltd. Archivdirektor i.R., Hebelweg 4, 74523 Schwäbisch Hall Wächter, Clemens, Dr., Historiker, Fürther Str. 96, 90429 Nürnberg Welzel, Barbara, Dr., Privatdozentin, Zur Hainbuche 2a, 35043 Marburg Westner, Kathrin, Rechtsreferendarin, Spittlertorgraben 35, 90429 Nürnberg Wingen-Trennhaus, Angelika M.A., Buch- und Bibliothekswissenschaftlerin, Löhestr. 45, 91054 Erlangen

X

DR. GERHARD HIRSCHMANN ZUM 80. GEBURTSTAG Vor zehn Jahren widmete der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg sei­ nem langjährigen Vorsitzenden und - seit 1991 - Ehrenvorsitzenden Dr. Ger­ hard Hirschmann als Festgabe zum 70. Geburtstag einen Band der „Nürnber­ ger Forschungen“ mit einer Auswahl von 16 an anderer Stelle publizierten Aufsätzen aus der Feder des Jubilars1. Dem Vorstand und dem Verein für Ge­ schichte der Stadt Nürnberg ist es auch heuer, zehn Jahre nach dieser Festgabe, eine große Ehre, seinem Ehrenvorsitzenden den vorliegenden 85. Band der „Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg“ zum 80. Ge­ burtstag festlich zu widmen. Obendrein ehren Vorstand und Verein damit seinen langjährigen Schriftleiter und Herausgeber der „Nürnberger Forschun­ gen“ wie der „Mitteilungen“, die Gerhard Hirschmann seit 1966 - fast 25 Jahre lang - betreut und entscheidend mitgestaltet hat. Mit den zum Teil sehr um­ fangreichen Beiträgen bietet das diesjährige Jahrbuch wie auch die früheren Bände neue Forschungsergebnisse zur Nürnberger Stadt- und Landes­ geschichte und deckt aufgrund der Themenvielfalt der einzelnen Aufsätze ebenso wie das wissenschaftliche Lebenswerk Gerhard Hirschmanns2 nahezu das gesamte Spektrum Stadt- und landeshistorischer Forschung ab. Gerhard Hirschmann, am 10. November 1918 in Nürnberg geboren3, ent­ deckte, gefördert durch erlebte Erfahrungen der Großmutter und die Biblio­ thek des Großvaters, bereits als Schüler sein Interesse an der Geschichte, die er am Nürnberger Melanchthon-Gymnasium bald zu seinem Lieblingsfach er­ kor. 1936 arbeitete er im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg erstmals mit archivalischen Quellen. Nach Unterbrechung seiner kaum begonnenen histori­ schen Studien durch Militärzeit und Krieg schloß er 1948 das Studium der Ge­ schichte - er bevorzugte die Teildisziplinen der Kirchen-, Rechts-, Kunst- und Wirtschaftsgeschichte -, Philosophie, insbesondere Geschichtsphilosophie, und Historischen Flilfswissenschaften an der Universität Erlangen mit einer Dissertation über die Nürnberger Patrizierfamilie Muffel ab. Sein akademi­ scher Lehrer war Professor Dr. Erich Frhr. von Guttenberg. 1 Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger Stadtgeschichte. Ausgewählte Aufsätze von Gerhard Hirschmann, hrsg. v. Kuno Ulshöfer (Nürnberger Forschungen 25), Nürnberg 1988. 2 Vgl. hierzu die umfangreiche Bibliographie Gerhard Hirschmanns, die dankenswerterweise Herr Walter Gebhardt, Bibliothekar am Stadtarchiv Nürnberg, für diesen Jahresband aktuali­ siert hat (S. 333-355). 3 Die biographischen Angaben sind entnommen aus: Kuno Ulshöfer: Gerhard Hirschmann zum 70. Geburtstag, in: Aus sieben Jahrhunderten (wie Anm. 1), S. IX-XII, und Alfred Wendehorst: Laudatio Dr. Gerhard Hirschmann, Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürn­ berg 1969-1991, in: MVGN 78 (1991), S. V-VII.

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Ab 1945 war Gerhard Hirschmann zudem als unbezahlter Volontär am Staatsarchiv Nürnberg tätig, eine freiwillige Aufgabe, der er auch als Student nachging. 1949 bis 1953 absolvierte er am Staatsarchiv Nürnberg und an der Archivschule München die Ausbildung für den höheren Archivdienst. 1953 kehrte er an das Staatsarchiv Nürnberg zurück und wechselte 1962 als Archiv­ oberrat ans Stadtarchiv Nürnberg über, dessen Leitung er 1970 nach der Pen­ sionierung von Archivdirektor Dr. Werner Schultheiß übernahm. 1983 trat Gerhard Hirschmann als Ltd. Archivdirektor in den verdienten Ruhestand. Die Liste von ungefähr 230 Publikationen aus der Feder des Historikers Dr. Gerhard Hirschmann4 belegt seine Produktivität. Besonders hervorzuheben sind dabei die Edition der Müllnerschen Annalen, von denen die beiden ersten Bände 1972 und 19845 erschienen sind, sowie der Kirchenvisitationen im Nürnberger Landgebiet der Jahre 1560/616. Aber auch als Herausgeber ist die wissenschaftliche Forschung Nürnbergs eng mit dem Namen Gerhard Hirsch­ manns verbunden. Neben der Schriftleitung der Vereinspublikationen oblag ihm als Nürnberger Stadtarchivleiter die Herausgabe der Quellenreihe „Quel­ len zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg“, deren 29. Band gerade er­ schienen ist7. Und zu seinem Amtsantritt initiierte er 1970 die Dissertationen­ schriftenreihe der „Nürnberger Werkstücke zur Stadt und Landesgeschichte“, deren 59. Band zur Zeit bearbeitet wird8. Neben den zahlreichen Gremien und Vereinen, in denen Gerhard Hirsch­ mann mitgearbeitet hat - zu nennen sind hier u.a. die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchivare, deren Vorsitzender er von 1981 bis 1983 war, die Gesellschaft für Familienforschung in Franken, die Gesellschaft für fränki­ sche Geschichte, die Altnürnberger Landschaft und der Verein für bayerische Kirchengeschichte - galt seine Liebe vor allem dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg: Seit 1947 (und damit seit über 50 Jahren!) Vereinsmitglied, gehörte Gerhard Hirschmann von 1966 bis 1991 dessen engerem Vorstand an, 4 Vgl. Gebhardt (wie Anm. 2). 5 Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bände 8 und 11. 6 Die Kirchenvisitation im Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg 1560 und 1561. Quellenedition (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 68), Neustadt/Aisch 1995. 7 Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa, bearb. v. Gerhard Jochem/Ulrike Kettner (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, hrsg. v. Michael Diefenbacher und Wiltrud Fischer-Pache, Band 29), Nürnberg 1998. - Unter der Ägide Hirschmann sind die Bände 8 bis 12 erschienen. 8 Clemens Wächter: Kultur in Nürnberg 1945-1950. Kulturpolitik, kulturelles Leben und Bild der Stadt zwischen dem Ende der NS-Diktatur und der Prosperität der fünfziger Jahre (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, hrsg. v. Werner K. Blessing, Michael Diefenba­ cher, Rudolf Endres, Band 59), erscheint im Frühjahr 1999. - An der Herausgabe beteiligt war Hirschmann von Band 1, 1970, bis Band 57, 1996.

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zunächst als Schriftführer, von 1967 bis 1969 als zweiter und von 1969 bis 1991 als erster Vorsitzender. Eng verbunden mit dieser aufopfernden Tätigkeit war die bereits erwähnte Mitwirkung bei der Herausgabe der Vereinsschriften, der „Mitteilungen" und der „Forschungen", und die Organisation des jährlichen Veranstaltungsprogramms. So verdanken die Vereinsmitglieder wie das interes­ sierte Nürnberger Publikum Gerhard Hirschmann zwischen 1969 und 1991 al­ lein über 170 Vorträge und 40 Exkursionen und Führungen, die bei den Zuhö­ rern und Teilnehmern auf große Resonanz stießen. In seiner Funktion als Vereinsvorsitzender vertrat Gerhard Hirschmann Nürnberg im Verband der Bayerischen Geschichtsvereine, München, dessen 2. Vorsitzender er war, und im Beirat des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine. 1979 wurde der Jubilar mit der Medaille pro merito genealogiae der Zentral­ stelle für Personen- und Familiengeschichte und 1983 in Anerkennung seiner Leistungen als Wissenschaftler und Archivar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Mit der vorliegenden Festgabe gratulieren der Vorstand und die Mitglieder des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg sowie viele Freunde, Berufs­ kollegen und Weggefährten Herrn Ltd. Archivdirektor i. R. Dr. Gerhard Hirschmann herzlichst und innigst zu seinem 80. Geburtstag. Michael Diefenbacher

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TABULA GRATULATORIA Hans Aldebert, Nürnberg Altnürnberger Landschaft e.V., Simmelsdorf Irmtraud Frfr. von Andrian-Werburg, Nürnberg Brun Appel, Eichstätt Archiv des Erzbistums Bamberg Klaus Arnold, Hamburg Kurt Arnold, Nürnberg Wolfram Baer, Augsburg Helmut Baier, Nürnberg Lydia Bayer, Nürnberg Hartmut Beck, Nürnberg Helmut Beer, Nürnberg Horst-Dieter Beyerstedt, Nürnberg Eberhard Bibelriether, Nürnberg Johannes E. Bischoff, Uttenreuth Dietrich Blaufuß, Erlangen Werner K. Blessing, Erlangen Günther Bräutigam, Heroldsbach Horst Brunner, Würzburg Friedhelm Brusniak, Feuchtwangen Jänos Buza, Budapest Roland Cantzier, Nürnberg Bernward Deneke, Bielefeld Michael Diefenbacher, Heilsbronn Diözesanarchiv Eichstätt Diözesanarchiv Würzburg Wilhelm Doni, Nürnberg Bernhard Ebneth, München Buchhandlung Edelmann, Nürnberg Ernst Eichhorn mit Frau, Nürnberg Rainer S. Elkar, München Rudolf Endres, Buckenhof Evang.-Luth. Pfarramt Nürnberg-St. Sebald Martin Felsenstein, Deiningen Otfried Felsenstein, Roßtal Wiltrud Fischer-Pache, Nürnberg Helmut Flachenecker, Göttingen Peter Fleischmann, Nürnberg

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Tabula Gratulatoria

Eckhart G. Franz, Darmstadt Günther Friedrich, Nürnberg Robert Fritzsch, Schwaig bei Nürnberg Hartmut Frommer, Nürnberg Eduard Fürst, Nürnberg Stephan Füssel, Mainz Walter Gebhardt, Erlangen Gesellschaft für Familienforschung in Franken Gesellschaft für fränkische Geschichte e.V. Heinz Glaser, Nürnberg Hermann Glaser, Roßtal Silvia Glaser, Nürnberg Ewald Glückert, Lauf a. d. Pegnitz Rainer Gömmel, Wendelstein Norbert Götz, München Alfred Goppert, Nürnberg Heinz Haas und Frau, Nürnberg Bernd Halfar, Nürnberg Bertold Frhr. von Haller, Nürnberg Berndt Hamm, Uttenreuth Irene Handfest-Müller, Schweinfurt Herbert Haygis, Nürnberg Hans-Joachim Hecker, München Hartmut Heller, Nürnberg Peter Herde, Würzburg Dietrich Höroldt, Bonn Irmgard Höß, Nürnberg Wolfgang Illenseer, Fürth von Imhoffsche Familienstiftung Institut für Rechtsgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Walter Jaroschka, München Manfred Jehle, Berlin Peter Johanek, Münster Rainer Kahsnitz, München Hatto Kallfelz, Würzburg Friedrich-Karl Kempter, Seehausen Siegfried Kett, Nürnberg Hans-Otto Keunecke, Erlangen Martin Kirnbauer, Basel Heiko Kistner, Nürnberg Karl-Engelhardt Klaar, Nürnberg Mechthild Klaar, verw. Puchner, Nürnberg Wolfgang Klötzer, Frankfurt am Main

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MVGN 85 (1998) Tabula Gratulatoria

Ulrich Knefelkampf, Bamberg Peter Koch, Aachen Richard Kölbel, Stein Franz Krautwurst, Buckenhof Karl Kunze, Nürnberg Landeskirchliches Archiv, Nürnberg Johannes Laschinger, Amberg Joachim Lauchs, München Julia Lehner, Nürnberg Bruno Lengenfelder, Eichstätt Kurt Löcher, Nürnberg Helmut Lohmann, Nürnberg Edith Luther, Nürnberg Herbert Maas, Nürnberg Franz Machilek, Bamberg Claudia Maue, Nürnberg Hermann Maue, Nürnberg Joh. Rolf Mauersberger, Nürnberg Melanchthon-Gymnasium, Nürnberg Matthias Mende, Röthenbach/Pegnitz Ursula Mende, Nürnberg Paul Wolfgang Merkelsche Familienstiftung, Graben Dieter Merzbacher, Wolfenbüttel Hans Müller, Nürnberg Andrea Müller, Heroldsberg Uwe Müller, Schweinfurt Erich Mulzer, Nürnberg Museen der Stadt Nürnberg Naturhistorische Gesellschaft, Abteilung für Vorgeschichte Hans Neidiger, Fürth Wolfram Paschen, Bad Bergzabern Claus Pese, Nürnberg Lambert F. Peters, Nürnberg Horst Pohl, Nürnberg Friedrich von Praunsche Familienstiftung, München Burkhard von Praun mit Familie, München Willy Prölß, Nürnberg Konrad Rauh, Herzogenaurach Gerhard Rechter, Nürnberg Kurt Reichmacher, Schwabach Ernst Reiter, Eichstätt Bärbel und Helmut Richter, Erlangen

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Tabula Gratulatoria

Dieter Rossmeissl, Nürnberg Elisabeth Rücker, Nürnberg Hans Ruhwandl, Weilheim Hermann Rumschöttel, München Hermann Rusam, Nürnberg Hironobu Sakuma, Tokyo Walter Scherzer, Würzburg Siegfried Frhr. von Scheurl, Nürnberg Corine Schleif, Arizona/USA Christian Schmidt, Nürnberg Ursula Schmidt-Fölkersamb, Nürnberg Werner Wilhelm Schnabel, Nürnberg Gusti Schneider-Hiller, Erlangen Peter Schönlein, Nürnberg Stephan Schrenker, Nürnberg Kurt Schreppel, Nürnberg Günther Schuhmann, Nürnberg Ernst Friedrich Schultheiß, Nürnberg Werner Schultheiß, Nürnberg Günter Schwanhäußer, Dietersheim Gottfried Seebaß, Heidelberg Gerhard Seibold, Crailsheim Reinhard Seyboth, Regensburg Bernhard Sicken, Münster Erik Soder von Güldenstubbe, Würzburg Franz Sonnenberger, Nürnberg Agostino Sottili, Turin Hans Eugen Specker, Ulm Hans-Bernd Spies, Aschaffenburg Staatsarchiv Nürnberg Staatsarchiv Würzburg Stadt Stein Stadtarchiv Amberg Stadtarchiv Bad Windsheim Stadtarchiv Fürth Stadtarchiv Lauf a. d. Pegnitz Stadtarchiv Nürnberg Stadtarchiv Schwabach Stadtarchiv Würzburg Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg Hugo Stehkämper, Köln Georg Stolz, Fürth

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MVGN 85 (1998)

Tabula Gratulatoria

Wolfgang von Stromer, Altdorf Alfred Tausendpfund, Unterhaching Günther Thomann, Nürnberg Kurt Töpner, Ansbach Manfred Treml, Rosenheim Jobst Frhr. von Tücher, Simmelsdorf von Tucherscher Kulturfonds Nürnberg Bodo Uhl, München Kuno Ulshöfer, Schwäbisch Hall U niversitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg Ludwig und Ingrid Christi Veit, Nürnberg Verband bayerischer Geschichtsvereine e.V. Verein für bayerische Kirchengeschichte Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg Verlag Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a. d. Aisch Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a. d. Aisch Ulrich Wagner, Würzburg Dieter J. Weiß, Nürnberg Alfred Wendehorst, Erlangen Siegfried Wenisch, Würzburg Joachim Wild, München Johannes Karl Wilhelm Willers, Nürnberg Willibald Pirckheimer Gesellschaft, Nürnberg Udo Winkel, Nürnberg Jürgen Winter, Nürnberg Klaus Wittstadt, Würzburg Theodor Wohnhaas, Nürnberg Dieter Wuttke, Bamberg Peter Zahn, Berlin Siegfried Zelnhefer, Nürnberg Fritz Zink, Nürnberg

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ARCHIVALIEN UND QUELLEN ZU LEBEN UND TOD DES JOHANN SCHLÜTTER AUS LÜBECK UND ZU SEINEM GRABMAL AUF DEM NÜRNBERGER JOHANNISFRIEDHOF1 Von Claudia Maue Zu den von der älteren Nürnberger Guidenliteratur als sehenswert empfohle­ nen Grabdenkmälern des Nürnberger Johannisfriedhofes zählte stets das prächtige Grabmal des Johann Schlütter (Abb. 1 und 2)2. Heute ist das weitge­ hend seiner Ausstattung beraubte Grabmal nur noch den wenigsten Besuchern des Friedhofs bekannt. Das fast ganz von immergrünen Bäumen verdeckte, ne­ ben dem Nordportal in die Mauer des ehemaligen „Predigerkirchhofs“ einge­ fügte Monument wird in erster Linie wegen der dramatischen Todesumstände Schlütters beachtet, welche die in den Mauerabschnitt eingelassene bronzene Inschrifttafel beschreibt (Abb. 3): A. 1646. den 14. Febr. verschied der Erbar vnd Fürnehm Johann Schiitter von Lübeckh, deß Ehrnvesten Großachtbarn vnd Wolfürnemen Herrn Hein­ rich Schiitters, KaufJ vnd Handelsmann zu Lübeckh, vnd der Ehrbarn Viel Ehrntugendreichen Frauen Margaretha, gebornen Mechelborchs Ehlicher Sohn, vnd einiges Kind: Welcher vff seiner Reyß nach Italia 6. Meil von hier; hinter Weinsfeld, von einer räuberischen Parthey Reuter angesprenget, etliche seiner Reyßgefertten tody Er aber durch den Leib tödlich geschossen, darauf 1 Erweiterte Fassung eines Vortrags beim Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg am 4. No­ vember 1997. Bei der Überarbeitung des Vortragstextes lag der Akzent auf einer detaillierten Darstellung der archivalischen Quellen. Bei der Erschließung der Archivalien waren mir die unermüdlichen Mitarbeiter der Nürnberger Bibliotheken und Archive, besonders Elisabeth Beare (vormals Stadtbibliothek Nürnberg, Abt. Handschriften und Alte Drucke), Annemarie Müller (Landeskirchliches Archiv Nürnberg), Peter Fleischmann (Staatsarchiv Nürnberg) und Karl Kohn (Stadtarchiv Nürnberg) behilflich. Zahlreiche Hinweise verdanke ich Franziska Bachner, Werner Broda, Friedrich von Hagen, Hermann Harrassowitz, Kurt Müller (f), Lam­ bert F. Peters und Werner Wilhelm Schnabel. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Zu den im Vortrag berührten kunsthistorischen Aspekten des Grabmals ausführlich Claudia Maue: Das Grabmal des Johann Schlütter von Johann Carl und Georg Schweiggers erste Bild­ nisbüste, in: Rainer Kahsnitz/Peter Volk (Hrsg.): Skulptur in Süddeutschland 1400-1770. Fest­ schrift für Alfred Schädler (Forschungshefte, hrsg. v. Bayerischen Nationalmuseum 15), Mün­ chen/Berlin 1998, S. 241-272. 2 Das Grab auf dem alten Predigerkirchhof oder Kleinen Kirchhof nördlich der Johanniskirche hat die Nummer D 22 a. Christoph Gottlieb von Murr: Beschreibung der vornehmsten Merk­ würdigkeiten in der Reichsstadt Nürnberg, Nürnberg 21801, S. 171. Carl Friedrich Michahelles: Merkwürdigkeiten des St. Johannis-Kirchhofes bei Nürnberg als Wegweiser bei den Besu­ chen desselben, Nürnberg 1830, S. 67-69. Die einzige Würdigung in der jüngeren Nürnberger Lokalliteratur erfuhr das Grabmal in: Curiosa. Epitaphien und Grabdenkmale auf dem St. Jo­ hannis-Kirchhof zu Nürnberg, hrsg. v. Bürgerverein St. Johannis - Schniegling - Wetzendorf, Nürnberg 1986, S. 38-39.

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Claudia Maue

nach Weinsfeld kommen, von dar vff Hilpoltstein geführt, vnd als Er daselbst 17. Stund nach empfangenen Schuß, in Christo JEsu seinem Erlöser seelig ent­ schlaffen, zurück hiehero gebracht, vnd den 19. February in dieses sein Ruhe­ bettlein Christlich bestattet worden. Derne GOtt ein fröliche Aufferstehung verleyhen wolle vmb JEsu CHristi willen. Amen.

Schon die ungewöhnliche Größe der zwölf Schriftzeilen umfassenden Tafel und die außerordentlich detaillierte Schilderung der Mordgeschichte beweisen, daß hier der Person und dem Schicksal des Verstorbenen eine Bedeutung zuge­ messen wurde, die auf dem Johannisfriedhof ihresgleichen sucht. Die Inschrift gibt zwar Klarheit über die Todesursache Schlütters, läßt aber die Fragen nach dem Zweck der Italienreise, den Gründen für die Bestattung des weitab von Nürnberg erschossenen Lübeckers in der Reichsstadt und die Errichtung eines so aufwendigen Grabmals offen. Zumindest über den Zweck der Reise, den Tathergang und die Umstände der Bestattung läßt sich jedoch Aufschluß aus den reichen Aktenbeständen der Nürnberger Archive gewinnen. Vor allem geben Ratsverlässe, Friedhofsakten, Chroniken3 und nicht zuletzt die Gedenk­ schrift auf Johann Schlütter4, die u.a. die Leichenpredigt und eine „Personalia“ überschriebene Biographie umfaßt, reiche Auskunft. 3 Durchgesehen wurden 32 Chroniken im Staatsarchiv Nürnberg (Reichsstadt Nürnberg, Hand­ schriften), im Stadtarchiv Nürnberg (Fl) und in der Bibliothek des Germanischen National­ museums Nürnberg (Merkel), die meist kurz nach Schlütters Tod oder bis zu 50 Jahre danach entstanden. Teilweise handelt es sich um leicht variierte Abschriften. 18 von ihnen enthalten Be­ richte über die Ermordung und das Begräbnis Johann Schlütters. 4 Wolfgang Jacob Dümler: Trauer-Klag, welche der König David über den entleibten Kriegs-Obristen Abner geführet, auß 2. Sam. 3. V. 33. Bey Ansehnlicher und Volckreicher Leichbegängnuß Deß Weyland Erbarn und Fürnehmen Johann Schlütters ... Einfältig in der Kirchen zu S. Johannis erklärt und auff deß S. Verstorbenen Person gezogen. Sampt andern Beygefügten Klag- und Trostschrifften. Nürnberg, Johann Friderich Sartorius 1646. Beigebunden Epicedia I-XXIV und Postmissum: I) Erasmivon Rotterdam Trost an einen betrübten Vater ...

aus dem Lateinischen ins Teutsche gebracht von Georg Richter D.; II) Trostschreiben in Form eines Briefs an Heinrich Schlütter von Johann Michael Dilherr; III) Epicedium von Johann Ga­ briel Wurffbain, J. U. D. und Advocat.;IV) Grabschrifft von Johann Georg Richter J. U. D.; V) Schlütterische Grab=Schrifft von J. G. Fabricius D.; VI) Herrn Johann Schlütters Grabmahl. Steh/ nicht geh... Johann Georg Volckamer Med. D.; VII) Epicedium Der Hertzbetrübten Frawen Mutter ... Johann Röder, der Artzney Doctor; VIII) Christlich Klag und Trostschrifft... Johann Jacob Rüd, Diakon an St. Lorenz; IX) Der betrübten Mutter Klag ... M. Hieronymus Schultheiß, Diakon an St. Sebald; X/l) Der gantze Verlauf deß rauber= und mörderischen An­ griffs ... anonym; X/2) Klagen eines guten Freundes ... Sebastian Jacob Krauß, Pfarrer zu Feucht; XI) Trauer Gedechtniß ... Ihr Napeen, Oreaden/ Feen, Nymphen, Walt Dryaden ... Georg Philipp Harsdörffer, der Stadtgerichten Beysitzer in Nürnberg; XII) Der Außgang ist gewiß ... Daniel Wülffer; XIII) lateinisch-deutsches Epicedium, Johann Vogel, Rektor der Sebalder Schule; XIV) Grab-Schrifft lateinisch-deutsch und Chronostichon von Hieronymus Ammon; XV) Quos gemitus ... Adam Staden, Reip. Nor. Registrator; XVI) Pie Defuncti Pa­ tentes ... Ludwig Rösel, Reip. Nor. Registrator; XVII) Flosculus, heu cecidit ... Georg Widmann, Aegid. Gymn. Collega; XVIII) Ach! Wir flüchtig Sterblichen ... M. Christian Bethull;

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Archivalien und Quellen zu Johann Schlütter

Zweck der Reise, Tathergang Am Donnerstag, dem 10. Februar 1646, brachen zehn Kaufleute aus Nürnberg auf, unter ihnen der junge Schlütter, der unter der Obhut des Kaufmanns Leonhard Weikmann5 stand. Die Kaufleute wollten zur Messe nach Bozen rei­ sen, anschließend plante Schlütter, nach Venedig weiterzufahren und die dorti­ gen Kunstschätze zu besichtigen. Es handelte sich bei diesem Kaufmannszug also um die Reise zu einer der großen Messen, die auch im 30jährigen Krieg stattfanden und zu deren Besuch sich die Kaufleute trotz der widrigen ReiseXIX) Nunmehr das einig Kind/ der wolgezogne Sohn ... Albrecht Richter Notarius publicus; XX) Trostschrifft an des Seligverhlichnen Herrn Johann Schlutters höchsthetrühte Eltern von Johann Klaj; XXI) Mir.; mir vor allem Volck gebühret... Jacobus Doppelmayr; XXII) Vierfach­ umgewechselte Klag= und Trost=Wort ... von Paulus Haußschwender; XXIII) Mutter Klag/ Deß Sohns Antwort/ Trostschluß der Eltern ... und Chronostichon von Simson Rueß; XXIV) O Pfeilgeschwindes Glücke ... Rudolf Karl Geller; Postmißum Wie! ist das klare Liecht so schnell verfinstert worden? von M. Benedikt Bock. Vorhanden in StBN Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will 11/1079 4°, weitere Exemplare im LKAN, Nbg. St. Joh. 55/12 (angebunden an Scharrer, Georg 1641) und Fen. II 497,70, Her­ zog August-Bibliothek Wolfenbüttel. Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg‘schen Leichenpredigten-Sammlung (Familiengeschichtliche Quellen II) 4 Bde., Leipzig 1927-32, hier 4/1, S. 147-148, Nr. 20160. 5 Leonhard Weikmann war Genannter von 1642-1668, Johann Ferdinand Roth: Verzeichniß al­ ler Genannten des Großem Raths von den ältesten bis auf die neusten Zeiten mit historischen Nachrichten, Nürnberg 1802, S. 121. In den Schuldbüchern des Banco Publico ist Leonhard Weikmann vom 1.8.1646-31.7.1648 verzeichnet, StadtAN E 8 (6), S. 301 (Journale des Banco Publico 1621-1648). Später geriet er in große Schulden, vgl. Verzeichnuß und Wappen derjeni­ gen Adelichen und Erharn Familien, welche in allhießigen burgerRecht von A. 1600 biß A. 1700 gefunden werden, und zu den Genannten Stand, auch theils zu ansehnlichen Aemtern, ausser dem Rath, gelanget sind, Bd. IV, GNM Hs 2° 94.402, S. 289. - Leonhard Weikmann wurde 1638 Schwiegersohn des Schweinfurter Juristen und Geheimen Rats Johann Hermann sen.; nach dem Tod der Anna Margaretha Hermann im März 1656 heiratete er erneut, womöglich 1668 ein drittes Mal: 1) LKAN, St. Lorenz Trauungen 1638, S. 744: Leonhard Weikmann, Handelsdiener, Vater Cas­ par Weikmann, Schneider, heiratet Anna Margaretha Hermann, Vater Johann H. sen., Geh. Rath z Schweinfurt, 22.10.1638; zu Anna Margarethas Tod Beerdigungen St. Lorenz 1637-1667, 1656, fol. 196, Nr. 28, 11. März: Die Erb. und Tugends. Fr. Anna Margaretha, des Erb. und Fürnemen Leonhard Weickmann Ehel. Haußfrau am Alten Roßmarckt... Anna Margaretha Weikmann erhielt eine Leichenpredigt: Albrecht Volckhart: Heilige Lust der Kinder Gottes ... Leichenpredigt für Anna Margaretha Deß Erbarn und Fürnehmen H. Leon­ hard Weickmans Ehelichen Haußfrau sei. 11.3.1656. Nürnberg (Christoff Herhard) 1656, StBN, Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will 11/1181/4°. 2) In zweiter Ehe heiratete Leonhard Weikmann am 16.10.1657 privatim im Viatisschen Hause Jungfer Anna Maria, Wolfgang Gaßners ehel. Tochter, (LKAN, Trauungen St. Lorenz 1657, S. 757), diese wurde am 24. Mai 1667 auf dem Johannisfriedhof begraben (LKAN, Beerdigun­ gen St. Lorenz 1637-1667, 1667, fol. 370, Nr. 10: Die Ehrbar und Ehrntugendsam Frau Anna Maria, des Erbarn und Fürnehm Leonhard Weickmanns, Handelsmanns, ehel. Haußfrau, am alten Roßmarckt. 3) Eine dritte Ehe dieses (?) Leonhard Weikmann LKAN, Trauungen St. Lorenz 1668, S. 89 mit Dorothea Rosina Koch, Tochter des Jacob Koch, Marktvorgehers sei., am 17.8. 1668.

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Claudia Maue

Bedingungen immer wieder entschlossen. Wegen der wiederholten Übergriffe auf die Kaufmannszüge wurde den Handelsleuten vom Rat der Reichsstadt im­ mer wieder dringend nahegelegt, nur mit militärischem Geleit zu reisen. Der zehnköpfigen Kaufmannsgruppe wurde ein Geleit von acht Soldaten beigege­ ben; es waren sechs Dragoner unter Leitung des Nürnberger Corporals Georg Bair und eines Wachtmeisters des bayerischen Coselckischen Regiments Peter Schrackmüller6. Die „Personalia“ schildern detailliert, wie die Reisenden bereits am Don­ nerstag abend von 17 Reitern aufgehalten wurden, die sich als „Sperreutische“, also schwedische Soldaten ausgaben. Dem begleitenden Wachtmeister gelang es, den Eindruck zu erwecken, als handle es sich bei allen Reisenden um Solda­ ten, was die Angriffslustigen zunächst abschreckte. Allerdings hatte der Wachtmeister nicht damit gerechnet, daß die feindlichen Reiter von einem Wirt im Dorfe Schwand, der womöglich den Räubern in die Hände arbeitete, die wahre Identität der Reisenden erfuhren und daraufhin beschlossen, den Kauf­ mannszug am nächsten Vormittag doch noch zu überfallen. Die Nürnberger Kaufleute nächtigten in dem damals zur Exklave Allersberg-Hilpoltstein des Herzogtums Pfalz-Neuburg gehörenden Ort Hilpoltstein (heute Landkreis Roth). Am nächsten Vormittag nahm das Unheil seinen Lauf: Die Marodeure lau­ erten den Reisenden in einem Gebüsch nahe dem Dorfe Weinsfeld auf und nahmen die Ahnungslosen mit grosser Furi unter Feuer. Die Taktik der Räuber war vermutlich, zuerst die beiden Kommandierenden zu töten, um die nun­ mehr führungslosen Soldaten leichter überwältigen zu können. Jedenfalls fie­ len ihren Schüssen als erste der Wachtmeister und der Dragonercorporal zum Opfer, außerdem ein Nürnberger Kaufmann namens Georg Fürst. Ein weite­ rer Dragoner wurde schwer getroffen. Auch Johann Schlütter, so sich als ein junges Blut und hertzhaffter Jüngling zur Gegenwehr gestellt hatte, wurde mit einem Schuß in Leib uff der lincken Seiten hinein, und auff der rechten wider herauf, tödtlich verwundet. Trotzdem hatte sich Schlütter im Tumult des Überfalls, ungeachtet er sehr grosse Schmertzen von dem empfangenen Schuß empfunden, doch gantz ungeplündert gegen das Dorff Weinsfeld gekehrt, und dasselbe mit seinem guten Pferd so geschwind erritten, daß auch die Mörder und Räuber nicht haben ersinnen können, wo doch der geschossene Mensch mit dem Schimmel so bald müsse hinkommen seyn. In Weinsfeld wurde Schlütter zuerst von Bauern in Obhut genommen; dort­ hin flüchtete sich danach auch sein aufgezogener und geblünderter Reißge6 Quelle für das Folgende sind die „Personalia“ Schlütters bei Dümler (wie Anm. 4), die sieben unpaginierte Seiten umfassen, S. [22]-[28].

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Archivalien und Quellen zu Johann Schlütter

fehrt Leonhard Weikmann und veranlaßte als ein zweiter barmherziger Sama­ riter - wie er sich wohl selbst verstand - die weitere Pflege Schlütters und des verwundeten Dragoners durch den Feldscherer aus dem nahen Hilpoltstein. Er organisierte später den Transport der beiden Verwundeten und die Über­ führung der drei Toten unter starker militärischer Bewachung nach Hilpolt­ stein7. Noch in der Nacht zum Samstag gingen Boten mit der Nachricht vom Raubüberfall nach Nürnberg ab. Dort brachen am frühen Morgen zwei Wund­ ärzte nach Hilpoltstein auf, die zu ihrer Sicherheit zwei Dragoner und einen Trompeter als Geleit mitnahmen. Allerdings kamen sie zu spät, um Schlütter noch helfen zu können. Abgesehen vom schlechten Zustand des Verwundeten muß man hierbei in Rechnung stellen, daß sowohl die Boten nach Nürnberg als auch die herbeieilenden Wundärzte zwischen Hilpoltstein und der Reichsstadt drei Landesgrenzen zu passieren hatten8. Bereits um 3 Uhr morgens war der junge Schlütter seinen schweren Schuß­ verletzungen erlegen. Als geistlichen Beistand hatte man den Fürstlich Pfalz­ gräflich Hilpoltsteiner Hofprediger, den Magister Johann Jacob Beurer, hinzu­ gezogen; unter seinem Zuspruch hatte der Jüngling seinen Mördern vergeben und war unter dem Gebet der Umstehenden sanfft und seelig verschieden9.

7 Die Rolle Weikmanns bei der Pflege des sterbenden Schlütter und die Einzelheiten der Über­ führung nach dem anonymen (womöglich von Weikmann selbst bzw. nach seiner Schilderung abgefaßten) Epicedium X: Der gantze Verlauff deß rauber= und mörderischen Angrieffs/ kürtzlich/ ohne tiefsinnige und weitgesuchte Wort/ in einfältige Poetische Reimen gebracht, Dümler (wie Anm. 4), S. [69]-[77]. Der Überfall bei Weinsberg hat Weikmann wohl nachhaltig geprägt, vgl. die Anmerkung in der Leichenpredigt seiner Frau beim Epicedium XII von M. Dominicus Beer, Volckhart 1656 (wie Anm. 5): Wenn ich, Geehrter Herr, betrachte recht das Leyden, So euch der liehe Gott in eurer Ehe bescheiden, Muß ich bekennen frey, daß er euch hat probiert Durch Trübsal hißherr offt, und wunderlich geführt. NB. Es wird hiemit gezielet, auf die, hey der noch gewehrten Kriegs-Unruh, höchst sorgliche und gefährliche Raisen, die Herr Weickmann nacher Botzen verrichten müssen, da ihn Gott, An. 1646. als etliche seiner Raiß=Geferten elendiglich umhkommen, gar wunderlich hey dem Lehen erhalten. 8 Auf diese Problematik wies Karl Gastner in seinen Aufzeichnungen über das Schlütter-Grabmal im Archiv des Nürnberger Bürgervereins St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf hin, die mir Kurt Müller (t) vom Bürgerverein freundlicherweise zugänglich machte. 9 Zum Topos des friedlichen Todes Werner Friedrich Kümmel: Der sanfte und selige Tod. Ver­ klärung und Wirklichkeit des Sterbens im Spiegel lutherischer Leichenpredigten des 16. bis 18. Jahrhunderts, in: Rudolf Lenz (Hrsg.): Leichenpredigten als Quelle historischer Wissen­ schaft, Bd. 3 (3. Marburger Personalschriftensymposion, Forschungsgegenstand Leichenpre­ digten), Marburg an der Lahn 1984, S. 199-226.

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Überführung Johann Schlütters Die Überführung der Leiche Schlütters nach Nürnberg am darauffolgenden Sonntag wird in einem der Beiträge zur Gedenkschrift Schlütters geschildert, welche die dramatischen Ereignisse der Reise in Versform mit eingestreuten wörtlichen Zitaten - offenbar nach Augenzeugenberichten, vielleicht der Aus­ sage Leonhard Weikmanns - lebendig vorträgt10. Diesem Bericht nach folgte eine große Volksmenge dem Wagen mit den sterblichen Überresten des Jüng­ lings und beklagte sein Schicksal. Allerdings gab es in Nürnberg auch zahlrei­ che Kläffer, die gantz verboster weiß die Ereignisse kommentierten. Diese bos­ haften Reden fanden einen Niederschlag in einer 1650 verfaßten Nürnberger Chronik, die berichtet, daß Schlütter nach der Meinung etlicher Zeitgenossen den Überfall mit seiner Tollkühnheit provoziert habe. Die gleiche Chronik überliefert die in Nürnberg umlaufenden Gerüchte, Schlütter sei in Wahrheit gar kein reicher Kaufmannssohn gewesen, auch kein Handelsmann, sondern nur ein tumkühner hin und wid raisender Kerl, also ein umherziehender Hasardeur11. Wieso wurde aber die Leiche des Lübeckers Johann Schlütter nach Nürn­ berg überführt und dort bestattet, wenn er anderthalb Tagereisen von Nürn­ berg entfernt verstorben war? In diesen Kriegszeiten mußte eine Überführung in der geschilderten Situation des politisch zersplitterten Landes wohl erwogen werden und gute Gründe haben; so wurde der mit Schlütter erschossene Nürn­ berger Kaufmann Georg Fürst selbstverständlich in seine Heimatstadt ge­ bracht, da seine Familie ein Grab auf dem dortigen Johannisfriedhof besaß12. Aus welchem Grunde wurde aber der gebürtige Lübecker Schlütter nicht di­ rekt in Hilpoltstein beerdigt? Die dafür notwendige Entscheidung kann nicht von Schlütters Eltern in Lübeck getroffen worden sein, denn in den zwischen Tod und Begräbnis liegenden fünf Tagen konnte damals weder eine Nachricht zu den Eltern nach Lübeck noch deren Anweisungen für das Begräbnis nach Nürnberg gelangen13. 10 Epicedium X, siehe Anm. 7. 11 StadtAN F 1 Nr. 44: Continuirte Nürnbergiscbe Cronica. Anderer Theil. Von Anno 1596 bis uff die jetzige Zeit [=1650], Schilderung des Raubüberfalls am 12. Februar 1646 auf S. 353: ... ein

junger frecher Kerl aber von Lübeck Johann Schlütter so zwar eines reichen Kaufmanns Sohn sein soll ...Er Schlütter war kein Handelsmann sondern nur ein tumkühner hin und wid rai­ sender Kerl', und wie etliche sagen, hat er mit seiner Tumkühnheit zimblich ursach darzu [zum Kampf] geben. - Ähnlich auch Cronicon Norimbergense von Anfang und Erbauung der Stadt, bis auf das Jahr 1715, GNM, Bibliothek, Hs. Merkel 211. 12 Grab Nr. 2046, Der Erbar Jacob Fürst, Maria sein. Ehewirtin und Ihrer beider Leibs Erben und Nachkomen Begrebnus Denen Gott genad 1609. Günther P. Fehring/Anton Ress: Die Stadt Nürnberg (Bayerische Kunstdenkmale, Kurzinventar), München 21977, S. 454. 13 Wie Anm. 8.

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Archivalien und Quellen zu Johann Schlütter

Merkwürdigerweise schweigt sich die bisher so ergiebige Quelle der „Perso­ nals“ über die Vorbereitungen zum Begräbnis Schlütters in Nürnberg aus. Je­ denfalls scheint der dort so oft lobend erwähnte Leonhard Weikmann hierbei nicht beteiligt gewesen zu sein. Vielmehr nennt eine weitere Quelle, das LeichRegister für den Johannisfriedhof, bei der Bestattung Johann Schlütters am 19. Februar einen anderen Namen: ... der Erhar und fürneme Johannes Schlütter ... ligt unter der Johann Doppelmairs damals erkaufften eigenen Grab statt uf den Predig K: Zur erst... 14. Das bedeutet, daß Johann Doppelmayr für die Be­ stattung Johann Schlütters eine bisher unbelegte Grabstätte zur Verfügung stellte. Im Grabstättenbuch von 1759 wird das Grab allerdings unter dem Na­ men Heinrich Schiitter; von Lübeck geführt, was wohl dahingehend zu inter­ pretieren ist, daß der Vater Schlütter das von Johann Doppelmayr damals oder ad hoc erworbene Grab im nachhinein bezahlte15. Wer war Johann Doppelmayr, und wie kam er dazu, sich um eine Grabstelle für Johann Schlütter zu kümmern? Johann Doppelmayr (Abb. 17), Leder14 LKAN, Prot. KV 43: Leich Register uff St. Johannis Kirch hoff 1644, 1645, 1646, fol. 11-12, Nr. 81: A 81. Donnerstag den 19. dito der Erbar und fürneme Johannes Schlütter J.[= Junggeselle] deß Ehrnvesten Großachtharen und Wolfürnemen des Heinrich Schlütters, Wahlherrns und Vorstehers St. Anna Closters zu Lübeck, einiger Sohn, im oberen Were. (Z.) [= Grabzettel] ligt unter der Johann Doppelmairs damals erkaufften eigenen Grabstatt uf den Predig K: [= Kirch­ hof] Zur erst, und ist mit obgedachten fürsten gleichfalls von den Reuthern Todtgeschossen wor­ den ... Hat der M. Wolfgang Jacob Dümler Pfarrer zu St. Johannis, ein Leich Predigt gethan.

15 LKAN, Prot. KV Nr. 9: Grabstättenbuch St. Johannis D 1 a-D 68 b, ab 1759 - ca. 1830, Grab 22 a. Weder die Zahlung Heinrich Schlütters noch eine Zahlung Johann Doppelmayrs vor oder in der Begräbniswoche lassen sich belegen. Vielleicht ist die im Juni oder Juli 1646 erfolgte Zah­ lung von 15 Gulden durch Hans Doppelmair eine neue Grabst[ätt] betreffend, rückwirkend auf die Schlüttersche Gruft zu beziehen, LKAN, Prot. KV Nr. 300,10 b: Grabstättenamtsrechnun­ gen St. Johannis und St. Rochus 1609-1660, darin Mein Lucas Friderich Behaims über daß Ein­ nehmen, und Außgeben, wegen derer Grabstätten, auf St: Johannis und Rochy Kirchhöfen, vom 1. May A°. 1646. biß Ult0: Aprilis A°. 1647, fol. 2v (freundlicher Hinweis von Friedrich von Ha­

gen). Neu ist in diesem Zusammenhang nicht unbedingt als Ersatz für die erste, durch Johann Schlütter belegte Grabstätte, zu verstehen, sondern bedeutet in der Terminologie der Friedhofs­ akten eine neu angelegte Grabstätte im Gegensatz zu einer geräumten. Möglicherweise betrifft diese Eintragung aber die benachbarte Grabstätte (heute Grab Nr. 22 b), in der am 8. Februar 1649 Johann Doppelmayrs zweite Ehefrau Anna Sabina beerdigt wurde; sie war unter ernann­ tes Toppelmairs erkauffte neue Gröbsten ufm PJrediger] KJirchhof] zum ersten gelegt worden,

LKAN, Prot. KV 44: Leichenjournal für St. Johannis 1647-1650, 1649 fol. 12-13, Nr. 65. Im Mai 1646 hatte Johann Doppelmayr ein Abgenglein, also eine Frühgeburt, noch im alten Fami­ liengrab Sigmund Doppelmayrs, Johannisfriedhof Nr. 1343, bestatten lassen, LKAN, Prot. KV 43: Leich Register uff St. Johannis Kirchhoff 1644, 1645,1646, 1646 fol. 24, Nr. 172. - Offenbar wurden das Schlütter-Grab und die Grabstelle der Familie Doppelmayr bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts unter der Nummer 22 zusammen in den Akten geführt; eine Trennung in 22a (Heinrich Schiitter) und 22b (Johann Doppelmayr) fand vermutlich 1714 statt. Die erste Er­ wähnung der Grabstätte 22b kommt bei der Bestattung des Isaac Daniel Doppelmayr 1721 vor; LKAN, Register zu den Grabstätten B, C, D, E auf St. Johannis 1692/1758 / 1692-1719 (meh­ rere Hefte), Jahrgang 1721 (freundlicher Hinweis von Friedrich von Hagen).

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händler in Nürnberg, unterhielt wie schon sein Vater seit langer Zeit Ge­ schäftsbeziehungen mit Heinrich Schlütter in Lübeck16. Um 1633 als mandatarius Heinrich Schlütters bezeichnet, war er wohl dessen Nürnberger Handels­ bevollmächtigter17. Heinrich Schlütter hatte Johann Doppelmayr seinen Sohn für ein Jahr zur weiteren Ausbildung als Kaufmann anvertraut. Der junge Schlütter wohnte seit dem Frühjahr 1645 im Hause seines Kostherrn in der Oberen Wörthstraße. Schlütter hatte also keinesfalls zufällig auf seiner Italien­ reise Nürnberg berührt, sondern hatte sich ein ganzes Jahr hier aufgehalten. Die Zusammensetzung seiner Reisegruppe und die Wahl Leonhard Weikmanns als Mentor dürfte in Abstimmung mit Schlütters Kostherrn Doppel­ mayr erfolgt sein. Auch hatte Doppelmayr von Nürnberg aus die beiden hochberühmten] Wundärzte zur Rettung Schlütters nach Hilpoltstein geschickt18. Doppelmayr erledigte offenbar nicht nur die Beerdigungsformalitäten, son­ dern wurde in der Folgezeit auch wiederholt beim Nürnberger Rat vorstellig. Sein Name wird in den Nürnberger Ratsverlässen, die sich auf den Hilpoltsteiner Raubüberfall beziehen, unter den Interessenten genannt, denen der Rat über seine Maßnahmen zur Aufklärung des Tathergangs und zur Fahndung nach den Tätern Bericht erstattete19. Fahndung nach den Tätern Bereits am Montag, einen Tag nach der Überführung des Leichnams, also zum frühestmöglichen Termin, beschlossen die „Kriegsherren“ des Nürnberger Ra­ tes, Johann Doppelmayr, Jacob Edel20 und den anderen Interessenten die Aus16 Heinrich Schlütter war zweimal in Nürnberg - wohl zur Ausbildung - bei Siegmund Doppel­ mayr gewesen und hatte in der Folgezeit intensive Geschäftsbeziehungen mit ihm aufgebaut. Johann Doppelmayr wiederum hatte 1621 bei Heinrich Schlütter in Lübeck geweilt, vgl. die „Personalia“ in Dümler (wie Anm. 4), S. [24]. 17 St AN, Veraltete Repertorien 135, S. 1611 s.v. Schlütter/ 33: Georg Metzscher und Hanns Christoff Frentzel, contra Johann Doppelmaiern, als Heinrich Schlütters zu Lübeck mandatarium, einen wexel streit betreffend. Vide Appellatio ad Cameram lat. 53, ut supra [d.h. siehe Bd. 140]. Der gleiche Text findet sich unter dem Stichwort Lübeck auf S. 1038 und in Bd. 134 unter Metzschger auf S. 1345. 18 Epicedium X (wie Anm. 7), S. [75]. 19 St AN, Rst. Nbg., RV 1645-1646 (12), fol. 14v, 16.2.1646. - Die Interessenten werden weiterhin in den Ratsverlässen mehrfach genannt, ebd. fol. 17v, 17.2.1646 und fol. 39r, 23.2.1646, fol. 83r, 7.3.1646. 20 StAN, Rst. Nbg., RV 1645-1646 (12), fol. 14v, 16.2.1646 und fol. 39r, 23.2.1646. Es handelt sich wohl um den Seidenhändler Jacob Edel, der 1619 in den Kreis der Genannten des Größeren Rats aufgenommen und dort bis 1652 genannt wurde, Roth (wie Anm. 5), S. 113: 1619 Jacob Edel, Seidenhändler 1652. Dieser hatte 1636 mit seinem Bruder Michael eine Seidenhandelsge­ sellschaft errichtet, die noch am Ende des 17. Jahrhunderts bestand, Lambert F. Peters: Der Handel Nürnbergs am Anfang des Dreißigjährigen Krieges. Strukturkomponenten, Unterneh­ men und Unternehmer. Eine quantitative Analyse (VSWG Beiheft 112), Stuttgart 1994, S. 361

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sage eines Dragoners vorzulegen, der zum Geleitschutz der Kaufmannsgruppe gehört hatte. Auch wollte man ihnen über die bevorstehende Vernehmung der inzwischen zurückgekehrten Reisenden Rede und Antwort stehen. Vor allem ging es um die Heereszugehörigkeit der sogenannten Placker, also der am Überfall beteiligten Marodeure. Am Dienstag, dem 17. Februar, beriet der Magistrat, ob man den zu Hilpoltstein bereits begrabenen flackern wid[=wieder] außgraben und besichtigen lassen wolle, mit dem Ziel, zu erkun­ digen, wer diseplacker gewest seien. Am darauffolgenden Montag, dem 23. Fe­ bruar, beschloß der Rat, den Interessenten ein Schreiben Leonhard Weikmanns vorzuweisen - wohl eine Schilderung des Überfalls mit Beschreibung der Täter - 21, das der Rat an den Commendanten zu Amberg geschickt hatte. Als Zei­ chen für die Aktivitäten des Rates sollten auch Schreiben an deß Herrn Erz­ herzogs Durchlaucht, wie auch die Chur Bairische Generalitet mit Bericht über die Plünderung des Kaufmanszuges dienen. Außerdem beschloß man, zu vor­ derst aber auch die von München zu aufkommenden Handelsleuth zu obhören, was ihnen von der Sach weißlich seye. Diese Aussagen waren offenbar nicht so eindeutig, daß an eine direkte Strafverfolgung gedacht werden konnte, denn am Freitag, dem 27. Februar 1646, heißt es in den Ratsverlässen: Der von München kommenden Handelsleuth außag, was sie wegen der Pozner Handelsleuth angriff in erfahrung gebracht, soll man auff sich ruhen lassen, und deß erfolgs er­ warten.

u. 416. - Jacob Edels Lebensdaten 1581-1652 überliefert ein Portraitstich von Andreas Khol (Kohl) im GNM, Kupferstichkabinett P. 274, Kapsel 769; Hollstein‘s German Engravings, Etchings ans Woodcuts, Bd. 19, Amsterdam 1976, S. 46, Nr. 15, wo der Dargestellte allerdings in Anlehnung an Ulrich Thieme/Felix Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 21, Leipzig 1927, S. 199 -, als Jurist bezeichnet wird. Die Daten und seine Profession als Kaufmann bestätigt die Leichenpredigt auf Jakob Edel von Albrecht Volckart: Leichsermon über den tödlichen, doch seligen Hintritt ... Jacob Edels, weitherühmhten Handelsman in Nürnberg, 11.11.1652. Nürnberg (Christoff Gerhard) o.J. (StBN, Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will 11/709). Ders.: Einger Hertzens-Trost und Theil sterbender Christen ... bey christlicher Leichbegängnuß ... der... Frauen Ursula, ... Jacob Edels sei hinterlassene Wittib, 19.8.1656. Nürnberg (Christoff Gerhard) o.J. (StBN, Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will 11/711). - LKAN, St. Lorenz, Beerdigungen 1637-1667, L 81, fol. 138, Nr. 171, 11. No­ vember 1652: Der Erb. u. fürnem Jacob Edel, d ältere bey S. Lorentz gegen d Parfüßer Kirch über... Rochus. Ebd., fol. 203, Nr. 120, 19. August 1656: Ursula, des Erb. und fürnehm Jacob Edel, des Altern, Seel-hinderl. Wittib, bey der Parfüßer Kirchen über... Rochus. Zum Grabmal der Eheleute auf dem Rochusfriedhof (C 4 - N 248) Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 339. Das Bronzeepitaph mit Christus als Erretter vom Tode und einem mit Tugenden besetzten Gespann abgebildet in St. Rochuskirchhof zu Nürnberg. Epitaphien, hrsg. v. Bürgerverein St. Johannis Schniegling - Wetzendorf, Nürnberg 1989, S. 20-21. 21 Weikmann scheint der wichtigste Zeuge gewesen zu sein;nach seinem Bericht wurde wohl auch das Epicedium X in Schlutters Gedenkschrift verfaßt, s.o. Anm. 7, 10 und 18.

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Offenbar vermutete man die Täter im bayerischen Heer, denn am 7. März empfing der Rat ein Schreiben des bayerischen Kurfürsten, seine Maßnahmen zur Ergreifung der Marodeure betreffend, und antwortete ihm am 1. April mit einem Schreiben, das weitere inditia zur Fahndung enthielt. Am 18. April kam noch einmal Hoffnung auf, als bekannt wurde, daß ein hiesiger Krämer sich zu Weißenburg vernehmen lassen habe, wer die Placker; so die Pozner Handelsleuth geplündert, gewest sey[en]. Der Rat beschloß, beim Stadtbanco Nachforschungen über diesen Krämer einzuziehen. Aber am 28. April heißt es in den Ratsverlässen resignierend: Des löbl Banchoambtes be­ richt., daß der Krämer, welcher des Poznerhandelsleuth angriffs halber, nachricht haben soll, nicht zu erkundigen, soll man auff sich beruhen lassen. Von diesem Datum an erscheint das Stichwort Bozner Handelsleute nicht mehr in den Rats Verlässen, die Nachforschungen scheinen ergebnislos eingestellt wor­ den zu sein. Die 1673 von Johann Schmidt verfaßte Schöne und kurtze, doch wohl gegründete Cronica der weltberühmten Stadt Nürnberg vermerkt lapi­ dar: Ob zwar vielfältige Nachforschung geschehen, ist doch solches nicht offen­ bar worden22. Die von der Chronik hervorgehobene vielfältige Nachforschung hob sich demnach vom üblichen Intensitätsgrad der Fahndung bei den in damaligen Kriegszeiten allzuhäufig vorkommenden Übergriffen marodierender Soldaten ab. Das Jahr 1646 scheint allerdings besonders von Raubüberfällen geprägt ge­ wesen zu sein, wenn man einer weiteren Chronik folgt, die verzeichnet: Es hat sich in diesem 1646. Jahr viel Plack und Raubnus uff der Strassen hin und wie­ der ereignet21. Derartige Tatsachen werden in den meisten historischen Ab­ handlungen angesichts der bereits begonnenen Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück nicht mehr erwähnt, prägten aber die Lebenswirk­ lichkeit der damaligen Bürger in hohem Maße24. Allein die Nürnberger Ratsverlässe und Chroniken verzeichnen ab Februar 1646 folgende Übergriffe: Fast gleichzeitig mit dem Raubüberfall auf die nach Bozen reisenden Kaufleute bei Hilpoltstein wurden bei einem Weintransport nach Sulzbach drei Musketiere des Geleits getötet und 16 Pferde erbeutet, wo­ bei man die gleichen Täter verdächtigte wie in Hilpoltstein25. Als am 7. März die Läufer Bäcker mit einer Lieferung Wecken nach Nürnberg aufbrachen, wurde ihnen und anderen Fuhrleuten von 36 Reitern aufgelauert, die einen Soldaten des Geleits töteten, die Wagen plünderten und 39 Pferde 22 StAN, Rst. Nbg., Handschriften Nr. 472. 23 StAN, Rst. Nbg., Handschriften Nr. 479 (Nürnberger Chronik bis 1706), fol. 164r. 24 Zum Beginn der Friedensverhandlungen ab 1643 zuletzt Ausstellungskatalog 30jähriger Krieg, Münster und der Westfälische Frieden, Stadtmuseum Münster 1998, Bd. 2, S. 7-9. 25 StAN, Rst. Nbg., RV 1645-1646 (12), fol. 17v v. 17.2.1646.

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hinwegnahmen. Auch hier machte man bayerische Soldaten verantwortlich. Hat also in dieser Zeit Gut und Blut gekostet, Gott erbarme sich unser, resü­

miert ein Nürnberger Chronist26. Am 20. März wurde eine Anzahl Fuhren auf der Heroldsberger Straße von einer starken Parthey Reiter angegriffen, ein Sol­ dat des Geleits und zwei Fuhrleute getötet sowie 32 pferdt gewalttätig abge­ raubt17. In seinem Verlaß vom 21. März beklagte der Nürnberger Rat die vorgehene starke raubung, und unsicherhait aller Strassen, auch erfolgte mordthaten, dardurch aller handel gestert wird, also daß niemand ...zu hiesiger statt raisen kan und gab zu bedenken, das auff solche weiß, und da diesen unheil nicht gewehret werden solte, die Verpflegung der Völcker nit würde gelaistet werden können. Man fürchtete also, durch den darniederliegenden Handel werde die Versorgung der einquartierten Regimenter zusammenbrechen. Gleichzeitig nutzte der Rat diese Befürchtung als Druckmittel, um die für die Sicherheit der Straßen verantwortliche Generalität an ihre Pflichten zu erin­ nern - mit zweifelhaftem Erfolg. Ein zeitgenössischer Kupferstich schildert ei­ nen weiteren Raubüberfall im Jahr 1646, überschrieben Schreckliche Rais etli­ cher Nürnberger Schitzen von Lauff aus nach Nürnberg, der die betroffenen Personen genau mit Namen bezeichnet und sogar den warnenden Ruf bursch Eß Kumm Reider überliefert (Abb. II)28. Als Konsequenz aus den vermehrten Übergriffen empfahl der Nürnberger Magistrat nicht ohne Bitterkeit gegen­ über den hohen Militärs allen Kaufleuten, bey so uberhandnehmendplackerey auff alle Straßen, denen nunmehr auch die hohen officier, ohne scheu bey woh­ nen, und dort zuhelffen, denen zu franckfurth sich befindenden handelsleuthen zuzuschreiben, sich im Herauffraisen wohl Vor zu sehen, und ohne eine starke Convoy, die auch einer starken truppen zu resistieren genugsamb bestant, sich nit auff den weg zu begeben29. Trotzdem kam es weiterhin zu Raubüberfällen auf den nach Nürnberg führenden Handelsstraßen. Als letztes Beispiel aus dem Jahre 1646 sei der Überfall auf die im Oktober von der Frankfurter Herbstmesse zurückkehrenden Nürnberger Kaufleute bei Emskirchen er­ wähnt, bei dem die Kauffleuthe, Pferd und Güter beraubt, und etliche erschos­ sen und beschädiget wurden30; unter den Opfern war auch der Nürnberger 26 Johann Schmidt, Chronik 1673 (wie Anm. 22), fol. 684. Außerdem ist der Vorfall verzeichnet in Cronicon Norimbergense von 1660-1669, StAN, Rst. Nbg., Handschriften Nr. 172, fol. 90r und Nürnberger Chronik ab 1601, ohne Titelblatt, ebd. Nr. 475, fol. 200v. Vgl. auch StAN, Rst. Nbg., RV 1645/1646 (12) fol. 83r, 7.3.1646, in dem von fünf Toten berichtet wird. 27 StAN, RV 1646-1647 (1) fol. 31r, 21.3.1646. 28 GNM Nürnberg, Kupferstichkabinett, HB 775, Kapsel 1373 a, bezeichnet 1) Wolff Lauffer 2) Simon Laur 3) Friderich schad 4) Linhart Lang 5) Jerg Fridel 6) Einhart gewein 7) jacob Leypert (Leypoltf) 1646. 29 StAN, Rst. Nbg., RV 1646-1647 (1) fol. 31v, 21.3.1646. 30 StAN, Rst. Nbg., Handschriften Nr. 479, Nürnberger Chronik bis 1706, fol. 164r.

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Buchhändler Wolfgang Endter d.J., der sich, durch zwei Schüsse schwer ver­ letzt, mühsam nach Nürnberg rettete31. Bestattung und Leichenpredigt Gab es also in diesen Kriegsjahren mehr als genügend Schreckensmeldungen von den Handelsstraßen, muß doch der Hilpoltsteiner Überfall eine gewisse Sonderstellung eingenommen haben - sei es wegen der relativ hohen Zahl der Toten, der Zugehörigkeit der Opfer zu verschiedenen Risikogruppen, nämlich der Kaufleute, der Nürnberger Dragoner und der bayerischen Hilfstruppen oder der persönlichen Tragik. So war nicht nur der uns hier besonders interes­ sierende Johann Schlütter als junges Blut oder vornehmer junger gesell ein außergewöhnlich beklagenswertes Opfer des Kampfes, sondern auch der Han­ delsmann Georg Fürst, der in 19 Jahren schon über die 80~mal die Botzner Reiß verrichtet hatte32. Bei Fürst vermerken die Quellen, daß er erst 14 Tage zuvor Hochzeit gefeiert hatte und Kinder aus erster Ehe hinterließ; der Drago­ nerleutnant hatte am 13. Januar, genau einen Monat vor seinem jähen Tod, die Barbiererstochter in Gostenhof geehelicht33. 31 Kunze Walfart menschliches Lebens, oder Einfältige Leich=Sermon ... für Wolfgang Endter d.J. [gestorben 21,12.1655]. Nürnberg 1656 (StBN, Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will VII/1294), LebenslaufS. 19-20. Paraphrase der Leichenpredigt bei Friedrich Oldenbourgh: Die Endter. Eine Nürnberger Buchhändlerfamilie (1590-1740), München/Berlin 1911, S. 71. 32 „Personalia“ in Dümler (wie Anm. 4), S. [26]. 33 Nürnbergische Cronica (bis 1719), GNM Nürnberg, Bibliothek, Merkel Hs 109 2°, unter „1646“: den 13 ... sind etliche Kaufleuthe so von hiernacher Venedig verreiß[en] wollen, von ei­ ner feindseligen Parthey, bej eineinhalb Meil von Hilpoltstein angegriffen, Georg Fürst, ein Handelsman bej der guld[enen] End[en], welcher vor 14 Tagen Hochzeit gehabt, und ein Tragoner Leutnant so vor 4 Wochen Hochzeit gehabt, wie auch ein vornehmer Junger Gesell von Lübeck Johann Schiitter; der bey Johann Doppelmair alhier in der Cost geweßen, erschossen worden. GNM Bibliothek, Merkel 2° 578 Cronica der Stadt Nürnberg von 1592 bis 1650, An­ derer Theil (ohne Seitenzählung): Gemelter Fürst hat erst vor 14 Tagen Hochzeit gehabt, und 7 Kinder verlaßen ... Ähnlich auch die Chronik im StAN, Rst. Nbg., Handschriften Nr. 473: Chronik, das ist eine wahrhaffte gewiese Beschreibung der weitBerühmten, Wahrhaften und löblichen freyen Reichs-Stadt Nürnberg ... .J.F.Z.H.C.I.N., 1677, fol. 293r. Georg Fürst: In den Schuldbüchern des Banco Publico ist Georg Fürst vom 1.8.1627-31.7.1646, seine Erben sind vom 18.8.1646-31.7.1648 verzeichnet, StadtAN E 8 (6) S. 183 (Handelsvorstand, Journale des Banco Publico 1621-1648). Seine Trauung mit Elisabeth Österlein, der Witwe des Handels­ manns Josef Österlein, hatte am 28. Januar stattgefunden. Fürst war zuvor bereits einmal ver­ heiratet gewesen, LKAN, St. Lorenz, Trauungen 1628, S. 322, 30.9.: Der Ersam Georg Fürst Handelsman, deß Erbar Jacob Fürsten, Bambergischen Castners seel. nachg. Sohn, ]. Sabina, deß Erbarn Endreß Zunderes Birethändlers eheliche Tochter. Georg Fürst war Sohn des bam­ bergischen Castners Jacob Fürst, in dessen Grab er bestattet wurde; er muß als nachgeborener Sohn noch 1609 oder kurz darauf geboren sein, da Jacob Fürst 1609 starb, Johannisfriedhof Grab Nr. 2046 (siehe Anm. 12). Seine Witwe Elisabeth verehelichte sich ein Jahr später, am 25. Mai 1647, in Regensburg wieder, vgl. Georg Kuhr in BlFF 10, 68: Fr. Elisabeth, weil. d. EhrnV. u ... .H. Georg Fürsten gew. Bg. und Handelsm. s.h. Wittib verheiratet sich am

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Man sollte nun vermuten, den beiden in Nürnberg bestatteten Mordop­ fern34, Georg Fürst und Johann Schlütter, sei gleichermaßen öffentliche Auf­ merksamkeit und Trauer zuteil geworden, ja, der Verlust des erfahrenen Kauf­ manns Fürst, der die ehrenvolle Position eines Genannten des Größeren Rats eingenommen hatte, habe die Gemüter mehr bewegt als der jähe Tod des jun­ gen Lübeckers. Das traf jedoch nicht zu. Während Georg Fürst am 18. Februar eine verhältnismäßig schlichte Bestat­ tung im Familiengrab fand (Abb. 12)35, geriet die für den nächsten Tag ange­ setzte Beerdigungsfeier für Johann Schlütter zu einer ansehnliche(n) und volckreiche(n) Leichbegängnuß. In deren Verlauf wurde zwar auch der übrigen Opfer des Überfalls gedacht, ihre Namen aber nicht einzeln genannt36. Der bedeutsamste Unterschied zum vorhergegangenen Begräbnis des Georg Fürst war jedoch die Tatsache, daß für Johann Schlütter eine Leichenpredigt gehalten wurde. Diese besondere Form der Predigt, in der meist ein Todesfall aus der Bibel als Parallele zu dem aktuellen Trauerfall dargestellt wurde, hatte eine solche Wichtigkeit, daß sie in den Friedhofsakten jeweils vermerkt wurde. So steht im Leichregister uff St. Johannis Kirchhoff von 1646 zum Begräbnis Jo­ hann Schlütters: Hat der M. Wolfgang Jacob Dümler Pfarrer zu St Johannis, ein Leich Predigt gethan37. Im Normalfall hielt derjenige Geistliche die Lei-

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25.5.1647 in Regensburg, Neupfarrkirche mit dem Bürger und Handelsmann Johann Eberhard, Bürger und Handelsmann, Witwer zu Nürnberg (?) (Hinweis in der Kartei des LKAN). Georg Bair: LKAN, Trauungen St. Lorenz 1646, S. 352, 13.1.: Georg Albrecbt Bayr, Corporal [bei] den allhiesig. Tragonern u. Rubinsteinschneider: Maria Martha Christoff Müllers ehrb]?] tochter, copulati sunt privatim in Gostenhof. Zuvor war er bereits zweimal verheiratet gewesen, LKAN, Trauungen St. Sebald 126, S. 108 a, 14. Februar: Der Ersam Georg Albrecht Bayr, Ru­ binsteinschneider, deß Ersam Jobst Bayrn, Organisten zu Wehrt ehelicher Sohn: Frau Marga­ rete, deß David Strempeler [?], Goldschmied zu Perlin [?] seel. Witwe; Trauungen St. Sebald 1630, S. 109 a, 2. März, Trauung mit Dorothae Köpplin, Tochter des Pintleinmachers Sebastian Köppl. Georg Bair wurde offenbar - wie auch der bayerische Rittmeister Peter Schrackmüller und der nur in den erzählenden Quellen erwähnte weitere erschossene Dragoner - nicht in Nürnberg begraben, da ihre Namen nicht in den Begräbnisbüchern verzeichnet sind. Johannisfriedhof Grab Nr. 2046 mit Epitaph des Jacob Fürst von 1609, siehe Anm. 12 und 33. Zum Begräbnis am 18. Februar LKAN, St. Lorenz, Beerdigungen 1737-1687, fol. 85, 1646 Fe­ bruar, Nr. 20: Der Erb. Georg Fürst, Handelsmann, hinter dem Bergauer gegen der gülden En­ den über und LKAN, Prot. KV 43: Leich Register uff St. Johannis Kirchhoff 1644, 1645, 1646, 1646 fol. 11, Nr. 80:„A 80. Mittwoch 18. dito [= Februar] Der Erbar Georg Fürst Handelßman, hinder dem Bergauer gegen 3 gülden Enden über. N° 2046. Ist von den Reuthern Todt geschos­ sen worden, eine Weil hinder Hilpoltstein. Dümler (wie Anm. 4) gedenkt in der „Applicatio“ der übrigen Verstorbenen und der trauern­ den Witwen und Waisen, ohne deren Namen zu nennen. Leichregister (wie Anm. 14). Zu Dümler Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524-1806 (Einzelarbeiten aus der Kichengeschichte Bayerns 41). Nürnberg 1965, S. 51, Nr. 258.

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chenpredigt, welchem die Seelsorge des Verstorbenen zu Lebzeiten anvertraut gewesen war, meistens also der Beichtvater. Schlütters Beichtvater war der Dia­ kon an St. Lorenz, Magister Johann Jacob Rüd; bei ihm hatte der Jüngling am Sonnabend vor seiner Abreise noch die Beichte abgelegt, bevor er am darauf­ folgenden Sonntag in der Lorenzkirche das Abendmahl nahm. Johann Jacob Rüd, der Johann Schlütter sein liebes Beichtkind nannte, berichtete später, er habe die mir auffgetragene Leich Sermon wegen meines damals hefftigen Catarrhi, nicht verrichten können, wie hertzlich gern ich sonsten auff mich ge­ nommen38. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Rüd aber seine persönlichen Kenntnisse über den Verstorbenen an den Prediger weitergegeben. Zur barocken Leichenpredigt gehörte ein ausführlicher Lebenslauf, die so­ genannten „Personalia“, die vor der Trauergemeinde verlesen wurden, so daß deren Wahrheitsgehalt öffentlich überprüfbar war. Womöglich war diese Ver­ lesung und Veröffentlichung der Schlütterschen Personalia ein Grund für die Abhaltung der Leichenpredigt, denn es galt, den in der Stadt umlaufenden Gerüchten über Schlütters Identität zu widersprechen - war doch Schlütters Abstammung aus einer reichen Lübecker Kaufmannsfamilie in Zweifel gezo­ gen worden. Ein zweiter Grund für die Abhaltung einer Leichenpredigt war allerdings ihr hoher gesellschaftlicher Wert, galt doch die Leichenpredigt als Ausweis der Zugehörigkeit des Verstorbenen bzw. seiner Familie zur Oberschicht39. Mit der Predigt und der Verlesung der Personalia war es jedoch nicht getan. Zahlreiche Leichenpredigten erschienen noch im gleichen Jahr oder kurz dar­ auf im Druck. Für die Dokumentation des gesellschaftlichen Rangs genauso wichtig wie die Predigt selbst waren die oft angebundenen, „Epicedia“ ge­ nannten Leichen-oder Trauerlieder, Gedichte oder Prosatexte in lateinischer oder deutscher Sprache, die den Verstorbenen charakterisierten, ihn betrauer­ ten oder den Hinterbliebenen Trost zusprachen. Hierin verewigten sich die Freunde und Bekannten des Toten, an deren Rang sich wiederum die gesell­ schaftliche Bedeutung des Verstorbenen bzw. seiner Familie ablesen ließ. So geschah es auch mit der Leichenpredigt und den „Personalia“ Schlütters, die noch 1646 zusammen mit 24 Epicedia in einem 127 Seiten umfassenden Druck

38 In seinem Epicedium (Nr. VIII) Christliche Klag und Trostschrifft, Dümler (wie Anm. 4), S. [58]-[67], hier S. [60]. 39 Rudolf Lenz: Vorkommen, Aufkommen und Verteilung der Leichenpredigten. Untersuchun­ gen zu ihrer regionalen Distribution, zur zeitlichen Häufigkeit und zu Geschlecht, Stand und Beruf der Verstorbenen, in: Studien zur deutschsprachigen Leichenpredigt der frühen Neuzeit, hrsg. v. Rudolf Lenz (Marburger Personalschriften-Forschungen 4), Marburg 1981, S. 223-248, besonders S. 247-248.

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Archivalien und Quellen zu Johann Schlütter

erschien (Abb. 13)40. Diese Epicedia sollen später auf ihren Aussagewert für Biographie und kulturelle Beziehungen Johann Schlütters hin untersucht wer­ den. Im 17. Jahrhundert wurden derartige gesammelte Trauerschriften - im Ge­ gensatz zu solchen für Patrizier oder Adelige, Theologen und andere Akade­ miker oder Verwaltungsbeamte - verhältnismäßig selten für bürgerliche Kauf­ leute herausgegeben41. Sie zeugen vom Bildungsanspruch dieser Schicht einer­ seits und andererseits von dem Bestreben, eine gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen, die der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der bürgerlichen Kaufleute entsprach. Ausdruck dieses Bestrebens war es, daß die bürgerlichen Kaufleute die kulturellen Formeln der bereits gesellschaftlich anerkannten Schichten ebenfalls einsetzten. Außerdem war der aufwendige Druck von Trauerschriften immer ein Luxus, den sich nur Begüterte leisten konnten auch hiermit ließ sich also die finanziell gesicherte Position der Auftraggeber dokumentieren. Eine vergleichbare Erscheinung ist auch in der Übernahme repräsentativer Formen aus dem Bereich höfischer bzw. patrizischer Kunst für die Gestaltung des Schlütter-Grabmals zu beobachten. Beschreibung des Grabmals im heutigen Zustand Das Schlütter-Grabmal befindet sich direkt neben dem 1644 errichteten Nord­ portal in der nördlichen Friedhofsmauer; man erblickt es also, wenn man mit dem Rücken zur Johanniskirche steht. Es handelt sich um kein Wandgrab, son­ dern um ein aus zwei selbständigen Elementen bestehendes Monument (Abb. 4). Über der eigentlichen Gruft ruht die Sandsteintumba auf einem schlicht profilierten Sockel, der parallel zur Friedhofsmauer angeordnet ist. Dahinter und isoliert davon erhebt sich der Wandaufbau, eine Art Portal, des­ sen Durchgang aber durch eine glatte Wand verschlossen ist. Der Portalaufbau ist in die Nordmauer eingelassen und besteht wie diese aus rötlichem Sand­ stein. Die absolute Höhe beträgt ungefähr 3,50 m, die Rückwand mißt durch das etwas abfallende Terrain außerhalb des Friedhofs 3,70 m. Durch das Ver­ hältnis von 3 : 2 von Höhe zu Breite erscheint die Architektur relativ gedrun­ gen, wozu der wie ein Querriegel vorgelagerte Sarkophag ein übriges beiträgt. Glatte Monolithsäulen tragen einen Sprenggiebel, dessen mittlere Aussparung Platz für eine hochovale Nische mit der Büste des Verstorbenen läßt. 40 Dümler (wie Anm. 4). 41 Lenz ( Anm. 39), Tabelle S. 244, die allerdings anhand überwiegend nord- und mitteldeutschen Materials erstellt wurde. Eine entsprechende Untersuchung der Nürnberger Leichenpredigten steht noch aus.

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Am Architrav ist in lateinischer Kapitalis die Inschrift eingemeißelt: MORS IANVA VITAE (der Tod ist das Tor zum Leben). In der durch einen halbrun­ den profilierten Bogen gegliederten Rückwand ist eine achteckige Bronzetafel mit dem Schlütter-Wappen angebracht; Es zeigt unter einem Stechhelm eine Rose im oberen Feld und ein Herz mit durchgestecktem Schlüssel im unteren Feld; über dem Stechhelm hält ein halbfiguriges Skelett ein Herz mit Schlüssel und ein Stundenglas empor (Abb. 5)42. Darunter ist die bereits beschriebene Bronzetafel mit der Inschrift aus kunstvollen Schreibmeisterbuchstaben einge­ mauert. Auch die Rückfront des Grabmals zur Johannisstraße ist dekoriert. Als Bekrönung ist an der Rückseite der Bildniskartusche ist hier eine hoch­ ovale Bronzeplatte mit einem Zitat aus Hiob 9, 25 angebracht: Meine Tage sind schneller gewesen als ein Lauffer, sie sind geflohen, und haben nichts Gutes er­ lebt. Diese Inschrifttafel weist ebenfalls Schreibmeisterbuchstaben auf (Abb. 6). Darunter steht im Fries eine Inschrift in Kapitalis: VIATOR DISCE MO RI (Wanderer, lerne zu sterben). Unterhalb in der Mitte der Wandfläche klafft heute eine kleine, rechteckige Vertiefung, die auf das Fehlen einer Bronzetafel schließen läßt. Auch die Vorderseite des Grabmals zeigt zahlreiche Indizien dafür, daß das Grabmal heute nicht mehr im ursprünglichen Zustand ist. So ist die Inschrifttafel deutlich breiter als die profilierte Rahmung des Bogenfeldes; seitlich des Wappens und neben den Säulen erkennt man Vertiefungen sowie in den Bogenzwickeln Löcher als Befestigungsspuren. Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes Bei der Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt des Schlütter-Grabmals lei­ sten die ausführlichen Beschreibungen der Nürnberger Friedhöfe von Chri­ stoph Friedrich Gugel (Norischer Christen Freydhöfe Gedächtnis, erschienen 1682) und von Johann Martin Trechsel (Verneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis-Kirch-Hofs von 1736) gute Dienste43. Trechsel widmet dem

42 Es handelt sich also um ein sog. „redendes Wappen“, das die Wortverwandtschaft von Schlüt­ ter und Schlüssel benutzt. Zum Schlütter-Wappen Gustav Adelbert Seyler: Die Wappen bür­ gerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz (J. Siebmachers großes Wappenbuch, Bd. 10). Neustadt a. d. Aisch 1972 (Reprographischer Nachdruck von J. Siebmachers Wappen­ buch V. Band, 4.-6. Abteilung, Nürnberg 1890, 1895 und 1901), Abt. 5, S. 31, Tafel 37. Dort ist nur das Wappen am Epitaph Heinrich Schlütters in der Lübecker Marienkirche genannt, dazu Anm. 101 und 104. 43 (Christoph Friedrich Gugel): Norischer Christen Freydhöfe Gedächtnis. Das ist: Richtige Vor­ stellung und Verzeichnis aller derjenigen Monumenten, Epitapien und Grabschriften, welche auf und in denen zu der H. Freyen Reichsstadt Nürnberg gehörigen Dreyen Kirchhöfen ... wie auch derselben Kirchen und Capellen befindlich. Nürnberg 1682, S. 282. Johann Martin Trech­ sel: Verneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis-Kirch-Hofs; samt einer Beschrei­ bung der Kirche und Capelle daselbst. Frankfurt/Leipzig 1736, S. 756-760.

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Schlütter-Grabmal allein vier Seiten mit einer minutiösen Beschreibung. Da­ nach war die heute in die Wand eingelassene Inschrifttafel früher auf dem Steinsarkophag befestigt, während die Wappentafel zwischen Sarkophag und Wandaufbau auf dem Boden lag. Anstelle der Bronzetafeln befanden sich zwei Gemälde auf Kupfer an der Rückwand; das untere stellte den Raubüberfall dar, während das obere, sich dem Bogenabschluß anpassende Gemälde das Jüngste Gericht mit der Aufnahme des Verstorbenen in den Himmel zeigte. Beide Gemälde besaßen hölzerne Läden mit Bibelsprüchen und Emblemen, die auf Christi Passion und Auferstehung verwiesen. Auf dem Gesims standen zwei „römische Aschenkrüge", also Urnen. Die Tafel an der Rückseite enthielt ein Widmungsgedicht der Eltern: Dis Grab ist nicht gemacht Auß Hoffarth oder Pracht: Der Eltern Herzeleid Ein Denckmal hat bereit An diesem frembden Ort, Da kläglich ligt ermord, Ihr einig liebes Herz: Die Hand ist wo der Schmertz.

Das ursprünglich reich ausgestaltete Grabmal muß überdies auch durch seine Farbigkeit viel stärker in Erscheinung getreten sein. Neben dem roten oder rötlich geschlämmten Sandstein und den vergoldeten Inschriften verlie­ hen aber die farbigen Gemälde und Holzläden dem Grabmal zusammen mit der vergoldeten Bildnisbüste den kräftigsten Akzent. Ein derartiges Grabmal mit steinerner Architektur, Malerei auf Holz und Kupfer, Bronzetafeln und vergoldeter Bildnisbüste ist heute einzigartig auf dem Johannisfriedhof, dessen Erscheinungsbild durch die langen Reihen schlichter, nur mit Bronzeepitaphien geschmückter Sandsteintumben geprägt wird. Zwar war auch zu Trechsels Zeiten das Schlütter-Grabmal das einzige Grabmonument in der Nordmauer, aber die Trechsels Buch beigegebenen Sti­ che von Michael Rössler zeigen zahlreiche weitere in die Trennmauern der ein­ zelnen Friedhofskompartimente integrierte Grabmonumente (Abb. 7 und 8). Diese „Bogen-Monumente" oder „Portale" bestanden aus einer Sandsteintumba und dem zugehörigen Mauerabschnitt, der architektonisch als Säulenar­ kade gestaltet war. Innerhalb der Arkade befanden sich gewöhnlich Gemälde, entweder Fresken oder Kupfertafeln mit hölzernen Läden, manchmal auch senkrecht angebrachte Bronzeepitaphien. Nur in Ausnahmefällen kamen an diesen Monumenten figürliche Skulpturen vor44. 17

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Wirkte das Schlütter-Grabmal unter den „Portalen" des Johannisfriedhofs höchstens durch seine isolierte Plazierung als einziges derartiges „Bogen-Mo­ nument“ an der Nordmauer des Predigerkirchhofs direkt neben dem Nord­ portal als besonderer Blickpunkt, so besaß es doch mit der lebensgroßen ver­ goldeten Bildnisbüste ein nicht nur auf dem Johannisfriedhof, sondern in ganz Nürnberg damals einmaliges Kunstwerk (Abb. 2 und 9). Hier muß daran erin­ nert werden, daß das vollplastische Bildnis, das den individuellen Menschen in seiner dreidimensionalen Körperlichkeit unmittelbar vergegenwärtigt, seinem Wesen nach die aufwendigste und anspruchsvollste Form der Menschendar­ stellung ist, besonders wenn es sich um eine lebensgroße Darstellung handelt45. Bildnisbüsten dienten in der deutschen Kunst des 17. Jahrhundert überwie­ gend der Repräsentation der Herrscher46 und waren dementsprechend Aus­ nahmen in der Nürnberger Skulptur, die nur durch Aufträge hochrangiger aus­ wärtiger Besteller wie des Schwedenkönigs Gustav Adolf oder des Kaisers zu­ standekamen. So steht die Schlütter-Büste in einer Reihe mit der zwei Jahre später gearbeiteten Bronzebüste des Pfalzgrafen Carl Gustav von Zweibrücken-Kleeburg (1622-1660) im Stockholmer Nationalmuseum, die Georg Schweigger beim Aufenthalt des schwedischen Generalissimus und späteren Königs in Nürnberg zum Exekutions-Kongreß schuf (Abb. 15)47. Die von den

44 Zu Skulpturen an einem Bogen-Monument Trechsel (wie Anm. 43), S. 685-686, Bogen-Monu­ ment mit „St. Matthäus ... und Markus auf ... Bilder-Stühlgen“, also auf Sockeln, „sehr nett und lebhafft aus Stein gebildet“. Offenbar waren die aufwendigen Bogen-Monumente keiner bestimmten Bevölkerungsgruppe Vorbehalten, sondern allein die Finanzkraft der betreffenden Angehörigen bedingte die mehr oder minder reiche Ausgestaltung der rückwärtigen Mauer­ fläche. Im übrigen unterschieden sich in Nürnberg auch die Gräber des Patriziats äußerlich nicht von denjenigen der übrigen Bevölkerung. 45 Umfassende Untersuchungen zum Wesen des plastischen Bildnisses im Barock liegen nicht vor, vgl. aber die Beiträge im Ausstellungskatalog Von allen Seiten schön. Bronzen der Renaissance und des Barock, hrsg. v. Volker Krahn. Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz 1996, darin Ulrich Becker: Aspekte der Porträtplastik in Bronze in der Renaissance und Elisabeth Dalucas: „Ars erit archetypus naturae“. Zur Ikonologie der Bronze in der Renaissance. Außerdem Ursula Merkel: Das plastische Portrait im 19. und frühen 20. Jahrhndert. Ein Beitrag zur Geschichte der Bildhauerei in Frankreich und Deutschland (Acta humaniora. Schriften zur Kunstwissenschaft und Philosophie), Berlin 1995, besonders S. 30-44. 46 Merkel (wie Anm. 45), S. 43 und 44. 47 Stockholm, Nationalmuseum, Inv.Nr. NM Sk 354, Höhe 53 cm. Auf originalem Bronzesockel, mit diesem 202,5 cm hoch.- Karl Erik Steneberg: Kejsaren och generalissimus. Tvä bronsskulpturer av Georg Schweigger, in: Vision och gestalt. Festskrift för Ragnar Josephson, Stockholm 1958, S. 90-106.- Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian I. (Ausstellungskatalog Wit­ telsbach und Bayern II/2), München 1980, Kat.Nr. 794 (Dorothea Diemer), zur Person Carl Gustavs: Kat.Nr. 756 (Peter Schricker). - Lars Olof Larsson: European Bronzes 1450-1700, Stockholm 1992, Kat.Nr. 23.

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Quellen überlieferte Vergoldung der Schlütter-Büste48 stellte eine zusätzliche Überhöhung der Person des jungen bürgerlichen Kaufmanns dar49. Eine derartige Vergegenwärtigung des Verstorbenen mußte die Nürnberger irritieren oder ihnen gar als Anmaßung erscheinen, da plastische Bildnisse auf ihren Friedhöfen nur in den meist winzigen Stifterfigürchen der Bronzeepita­ phien vorkamen. Einige wenige großformatige Reliefdarstellungen mit indivi­ duellen Zügen der Verstorbenen bildeten die Ausnahme; selbst kleinere Portraitreliefs treten nur ganz selten auf50. Auch in den Nürnberger Kirchen gab es nur wenige Grabmäler mit Reliefdarstellungen des Verstorbenen. Am Ende des 16. Jahrhunderts hatten die Nürnberger Patrizier in ihren Patronatskirchen vereinzelt Grabmäler mit ganzfigurigen Reliefs errichtet51. Ansonsten galten

48 Ob es sich um eine Vergoldung, eine goldfarbene Patina oder durch Ätzung ereichte Goldfär­ bung der Oberfläche handelt (vgl. etwa für Letzteres Ausstellungkatalog Von allen Seiten schön (wie Anm. 45), Nr. 162, Hubert Gerhard Mars und Venus im Kunsthistorischen Museum Wien), könne nur eine technologische Untersuchung der Büste klären. 49 Der unveränderliche Glanz des Goldes war seit frühester Zeit Symbol des Göttlichen, aber auch für den Schmuck der Könige und Fürsten bestimmt, vgl. Ausstellungskatalog Gold im Herzen Europas. Gewinnung, Bearbeitung und Verwendung (Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern 34), Kümmersbruck 1996, besonders S. 157-162 zum Gold in der Kulturgeschichte und in der Kunst. 50 Zum weitgehenden Fehlen von Bildnissen Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 422. Beispiele für Portraits befinden sich am Epitaph des Peter Schmid (1588?) auf dem Johannisfriedhof, Grab Nr. 1336 (ebd., S. 454); am 1591 datierten Epitaph des Malers Lorenz Strauch auf dem Rochus­ friedhof, Grab Nr. 536 (ebd., S. 323). Hans Boesch: Die Bronzeepitaphien der Friedhöfe zu Nürnberg, Wien 1896, Tafel 10/4.- Kurt Pilz: St. Johannis und St. Rochus in Nürnberg. Die Kirchhöfe mit den Vorstädten St. Johannis und Gostenhof, Nürnberg 1984, S. 179; mit Profil­ bildnis als Pendant zu seinem Werkzeug am Grabmal des Mauerbrechers Leonhard Danner oder Dauner 1585, Rochusfriedhof Nr. E 5 N 806, Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 327; St. Ro­ chuskirchhof zu Nürnberg, Epitaphien (wie Anm. 20), S. 72 mit Abb. 51 Z.B. die Kress in Kraftshof: Hieronymus Kress (gest.1596) von Hans Werner; - Fritz Traugott Schulz: Hans Werner, ein Beitrag zur Geschichte der Plastik der deutschen Spätrenaissance, in: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg 1909, S. 87-144 (14-117), Tafel 31. - Karl Friedrich von Frank zu Döfering: Die Kressen. Eine Familiengeschichte, Schloß Senfftenegg, Post Ferschnitz 1936, S. 386-387, Abb. 158-159. - Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 370. In den Pfarrkichen war die Selbstdarstellung der patrizischen Geschlechter in prunkvol­ len Epitaphien untersagt, um den sozialen Frieden der bürgerlichen Reichsstadt nicht zu ge­ fährden, vgl. Rainer und Trudl Wohlfeil: Nürnberger Bildepitaphien. Versuch einer Fallstudie zur historischen Bildkunde, in: ZHF 12, 1985, S. 129-180, besonders S. 175 zu den 1495 erlas­ senen Verordnungen, hinter denen „die Absicht stand, die Kirchen nicht zu Stätten werden zu lassen, in denen patrizische Geschlechter sich öffentlich sozial auszustechen versuchten und durch eine derartige Selbstdarstellung in adeligen Lebensformen die Verfassungsstruktur einer bürgerlichen Reichsstadt gefährden konnten.“

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derartige Grabmäler ausschließlich Auswärtigen52. Die vollplastische Büste am Schlütter-Grabmal auf dem öffentlichen Johannisfriedhof konnte überhaupt nur toleriert werden, weil der Dargestellte kein Nürnberger Bürger war. Von der Komposition des Grabmals her gesehen bildet die Portraitbüste die Bekrönung des gesamten Monumentes. Durch die leichte Drehung der Büste zur Seite bringt sie ein wenig Asymmetrie in den strengen Aufbau, jedoch ist die Kopfwendung mit Bedacht gewählt: Alle Besucher dieser damals noch um­ mauerten Partie des Johannisfriedhofs, des Kleinen Friedhofs oder Prediger­ kirchhofs, mußten den Friedhof durch das Nordportal verlassen und hatten dabei das Schlütter-Grabmal vor Augen. Diesen Passanten nun scheint der zur Seite gerichtete Blick der Büste zu gelten (Abb. 9). Entwurf und Ausführung des Grabmals Daß eine derartige Komposition mit Bedacht gewählt wurde, zeigt sich in der Entstehungsgeschichte des Grabmals. Es gab nämlich zuerst einen anderen Entwurf, der mehr den traditionellen Bogenmonumenten entsprach (Abb. 10). Die kürzlich im Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums entdeckte Zeichnung des Nürnberger Zeugmeisters Johann Carl sah anstelle der Gemälde ein Relief mit der Darstellung des Barmherzigen Samariters vor53, außer dem Schlütter-Wappen waren militärische Trophäen als Schmuck ge­ plant, als Bekrönung des Giebels sollte ein Totenkopf angebracht werden54. Das neutestamentliche Thema des Barmherzigen Samariters, der dem von Räu52 Z.B. das Grabmal des aus Schlesien stammenden Friedrich von Dobschütz, 1601 von Hans Werner, in der Johanniskirche: Schulz (wie Anm. 51), S. 120-124, Abb. 7. - Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 415. Ein weiteres Beispiel ist das 1634 von Johann Wurzelbauer gegossene ganzfigurige Epitaph des schwedischen Obersten Claus von Hastver, ehemals in der Predigerkirche, dessen Hans von der Pütt zugeschriebenes Holzmodell sich im GNM erhalten hat, Gustav Adolf, Wallenstein und der Dreißigjährige Krieg in Franken. Ausstellung des Staatsarchivs Nürnberg zum 350. Gedenkjahr (1632-1982) (Ausstellungskataloge der staatlichen Archive Bayerns 14), München 1982, S. 20, Kat.Nr. 28 mit Abb. - Claudia Maue: Die Bildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum, Teil 1: Franken, Mainz 1997, Kat.Nr. 17. 53 Die Komposition des Reliefs geht auf das gleiche Vorbild, einen niederländischen (?) Stich des ausgehenden 16. Jahrhunderts, zurück wie der 1603 entstandene Samariter-Zyklus am Hochal­ tar der ehern. Zisterzienserinnenkirche Schlüsselau (Landkreis Bamberg), Renate BaumgärtelFleischmann (Hrsg.): Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel und die Kirche in Schlüsselau, Ausstellungskatalog des Bamberger Diözesanmuseums, Bamberg 1997, Kat.Nr. 40, S. 94-108, besonders S. 106, Farbtafel VI. 54 GNM Nürnberg Inv.Nr. Hz 6924, bezeichnet am unten rechten Rand: Inventirt und verzeich­ net durch Johann Carl Zeuchmeister und Ingenieur zu Nürnberg. Werner Broda: Dreiecks-Ver­ hältnisse. Architektur- und Ingenieur-Zeichnungen aus vier Jahrhunderten. Ausstellungskata­ log des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg 1996, Kat.Nr. 62. Werner Broda danke ich für zahlreiche freundliche Hinweise.

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Archivalien und Quellen zu Johann Schlütter

bern überfallenen Reisenden das Leben rettet (Lukas 10, 29-37), scheint auf den ersten Blick für das Grabmal Johann Schlütters wenig geeignet zu sein, da bei ihm die Bemühungen seiner Reisegefährten versagten. Damals jedoch ver­ standen die Gläubigen dieses Gleichnis im funeralen Zusammenhang als Ver­ heißung der immerwährenden Pflege des Verstorbenen im Himmel durch Christus selbst55. Der Entwurf Johann Carls wurde von den Auftraggebern - in welchen die Eltern Schlütters in Lübeck zu vermuten sind - in dieser Form nicht akzeptiert. Offenbar lag ihnen soviel an der Schilderung des persönlichen Schicksals Schlütters und an der Wiedergabe seines Aussehens, daß sie mit der starken Nürnberger Tradition brachen und mit der Bildnisbüste ihres Sohnes ein Mo­ tiv durchsetzten, das auch in der Lübecker Grabmalskunst ohne Vorbild war56. 55 M. Michael Weber: Kurtze LEICH-Lection verlebtet bey der traurigen begräbnuß des... Chri­ stoph Willing Christlichen Handelsmanns alhier, welchen neben andern gutten Leuten den 16. Sept. unschuldig ermordet, und den 21. dieses ehrlich begraben worden 1645 ..., Nürnberg: Dümler 1646, StBN, Abt. Handschriften und Alte Drucke, Will VII/1376. Die Predigt behan­ delte das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, das auf Wunsch der hochbetrübten Wittfrau selbst verlesen“ wurde (S. [2]-[6]). In der „Applicatio“ auf den Lebenslauf Willings heißt es S. [10]: .. Ist also der gute Herr Willing wie der arme Wandersmann im Evangelio, auff den freyenfeld, und öffentliche Landstrassen gelegen, nicht nur halb, sondern gar Todt. Ist aber kein zweiffel der Himlische Samariter Jesus Christus ... habe ihn auch aufgefasset, und jhn auf dem Seel: Simeons-Wagen geführet, nicht etwan in eine Irdische Herberge, sondern in die Himlische Hütten des Ewigen Lebens, da wird nun seiner wol gepflogen und gewartet, also daß Er der Herr Christus selbsten sein Wunden geheylet, die Thränen von seinen Augen abgewischet, und Jhn widerumb bekleidet, nicht zwar mit irdischen Kleidern, sondern mit einer von weisser Sei­ den der Himlischen Gerechtigkeit und der Ewigen Seligkeit... 56 Die Büstenform findet sich weder an väterlichem Grabmal noch überhaupt in Lübeck in dieser Zeit, Fritz Hirsch/Gustav Schaumann/Friedrich Bruns: Petrikirche. Marienkirche. Heil.-GeistHospital (Die Bau-und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 2), Lübeck 1906 passim. Auch handelt es sich um keine Reminiszenz an Schlütters Jahre am Gottorfer Hof, denn auch die Epitaphien im Schleswiger Dom zeigen in dieser Zeit, wenn überhaupt, allenfalls gemalte Bildnisse der Hofleute; Dietrich Ellger: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schleswig, Bd. 2. Der Dom und der ehemalige Dombezirk (= Die Kunstdenkmäler des Landes SchleswigHolstein), München/Berlin 1966; Maike Haupt: Epitaphien im Schleswiger Dom, in: Ausstel­ lungskatalog des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums: Gottorf im Glanz des Barock. Kunst und Kultur am Schleswiger Hof 1544-1713, hrsg. v. Heinz Spielmann u. Jan Drees, 4 Bde., Schleswig 1977, Bd. 1: Die Herzoge und ihre Sammlungen, S. 407-414. Dort zitiert die corpusartige Zusammenstellung von Anna-Dore Ketelsen-Volkhardt: Schleswig-Holsteinische Epitaphien des 16. und 17. Jahrhunderts (Studien zur schleswig-holsteinischen Kunst­ geschichte 15), Neumünster 1989, mit zahlreichen Abbildungen. Die Schlütter-Büste blieb auch in Nürnberg zuerst ohne Nachfolge. Die meines Wissens nächste Bildnisbüste an einem Nürn­ berger Grabmal befindet sich in der Kraftshofer Patronatskirche der Patrizierfamilie Kress am Grabmal des 1663 verstorbenen Jobst Christoph Kress, Frank zu Döfering (wie Anm. 51), S. 539, Abb. 261 und 713. - Fehring/Ress (wie Anm. 12), S. 371.- Weitere Büsten an Nürnber­ ger Patriziergrabmälern des späten 17. und des 18. Jahrhunderts in Kraftshof, Großgründlach, Henfenfeld und ehemals in St. Jobst.

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Mit der Realisierung des geänderten Entwurfs wurde wiederum Johann Carl betraut. Die Namen der übrigen ausführenden Künstler nennt Johann Gabriel Doppelmayr im Handexemplar seiner 1730 in Nürnberg erschienenen Nach­ richten von den Nürnhergischen Mathematicis und Künstlern: Zur Ausferti­ gung des Schlütterischen Grabes haben 6 Künstler; dem in meinem werck alhier mit Ruhm gedacht worden, ihre Hülffe beigetragen, als erstlich: Johann Carl ... hat die Invention u. visierungen von diesem Grab gegeben, und es angegeben. 2) Christoph Ritter ...3) Georg Schweigger ... zurpoussierung und Ausarbeitung des Schlütterischen Brustbildes von Mes­ sing zum Giessen ober eben desselben. 4) Johann Wurzelbauer und dann 5) un­ ser Michael Herr; der A. 1647. über ein halbes Jahr an dem jüngsten Gericht und an der Rauberey zugebracht hat auch an seinem Fleiß nichts mangeln las­ sen. 6) Ulrich Hoffman ... hat Schrifften gemacht,57 Invention und Visierungen - also Entwurf und Werkzeichnungen - stammten wieder von Johann Carl (1587-1665); der Goldschmied Christoph Ritter (1610-1676) lieferte das Wachsmodell zu Schlütters bronzener Bildnisbüste, welche der Bildhauer Ge­ org Schweigger (1613-1690) zum Guß vorbereitete. Den Guß der Büste und wohl auch der Bronzetafeln besorgte der Rotgießer Johann Wurzelbauer (1595-1656), während der Schreib- und Rechenmeister Ulrich Hofmann (1610-1682) die Schrifttypen entwarf. Die Kupfertafeln und hölzernen Läden malte Michael Herr (1591-1661), dessen über ein halbes Jahr währende Arbeit Doppelmayr hervorhebt, indem er seinen handschriftlichen Zusatz Michael Herr zuordnete58, Für die Richtigkeit von Doppelmayrs Angaben spricht nicht nur die Bestätigung der Beteiligung Johann Carls, Michael Herrs und Georg Schweiggers durch andere Quellen, sondern vor allem der direkte Zugang des Autors zu Unterlagen im Familienarchiv, war doch der hier schon oft genannte Johann Doppelmayr sein Großvater59. 57 GNM Bibliothek 2° HS 108571, Beigebundenes Zusatzblatt gegenüber S. 228 (Michael Herr). Zum Handexemplar seit kurzem Martin Kirnbauer: Neue historische Nachrichten von Nürn­ berger Musikern und Instrumentenbauern. Die auf Musik bezogenen Ergänzungen in Johann Gabriels Doppelmayrs Handexemplar der „Historischen Nachrichten von den Nürnberischen Mathematicis und Künstlern (Nürnberg 1730), in: Dieter Krickeberg (Hrsg.): Der „schöne“ Klang. Studien zum historischen Musikinstrumentenbau in Deutschland und Japan unter be­ sonderer Berücksichtigung des alten Nürnberg, Nürnberg 1996, S. 198-216. 58 Die Gemälde galten damals wohl als das bedeutendste Kunstwerk des Ensembles, denn anders als die Anteile der übrigen, ebenso prominenten Künstler am Schlütter-Grabmal sind die Kup­ fertafeln Michael Herrs immer bekannt gewesen und auch heute noch Gegenstand der For­ schung; Zusammenstellung der Literatur bei Silke Gatenbröcker: Michael Herr (1591-1661). Beiträge zur Nürnberger Kunstgeschichte im 17. Jahrhundert, Münster 1996, und Maue (wie Anm. 1), S. 254-255. 59 Zum Verwandtschaftsverhältnis Anm. 67. Michael Herrs Autorschaft bezeugt Joachim von Sandrart 1675, Rudolph Arthur Peltzer (Hrsg.): Joachim von Sandrarts Academie der Bau-,

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Abb. 1:

Johann Carl: Grabmal des Johann Schlutter. Nürnberg, Johannisfriedhof. Aufnahme von 1996. (Foto: Verfasserin)

Abb. 2:

Georg Schweigger: Bildnisbüste des Johann Schlütter. (Foto: Verfasserin)

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Abb. 3:

Inschrifttafel am Grabmal des Johann Schlutter. (Foto: Verfasserin)

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Abb. 4:

Grabmal des Johann Schlütter. Aufnahme von 1916. (Stadtarchiv Nürnberg)

Abb. 5:

Wappenrelief am Grabmal des Johann Schlütter. (Foto: Ver­ fasserin)

Abb. 6:

Inschrifttafel an der Rückseite des Grabmals. (Foto: Ver­ fasserin)

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Abb. 7:

Michael Rößler: Ansicht des Predigerkirchhofs von Norden. Kupferstich für Johann Martin Trechsel: Verneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis-Kirch-Hofs. Nürnberg 1736, S. 722 (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)

Abb. 8:

Michael Rößler: Ansicht des Johannisfriedhofs von Norden. Kupferstich für Johann Martin Trechsel: Verneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis-Kirch-Hofs. Nürnberg 1736, S. 1. (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)

Abb. 9:

Bildnisbüste des Johann Schlütter. (Foto: Verfasserin)

Abb. 10: Johann Carl: Entwurf für das Grabmal des Johann Schlüt­ ter. (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)

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Abb. 11: Schreckliche Rais etlicher Nürnberger Schitzen. Kupferstich, 1646. (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)

Abb. 12: Bronzeepitaph der Familie Fürst, 1609. Nürnberg, Johannisfriedhof, Grab Nr. 2046. (Foto: Verfasserin)

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93äder: Stfürnfcerg, fcen 16. SOfau 1847.

0tabL*D?agijfrat Nürnberg. Di*. 33tnber. Abb. 1:

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Die Karte berechtigte den Inhaber zum Bezug eines Brotlaibes von 1 Pfd. und 13 Lot Gewicht im Wert von 8 Kreuzern. Der Bezugsscheinberechtigte zahlte 6 Kreuzer, den Differenzbetrag erhielten die Bäcker aus der Stadtkasse. (Stadtarchiv Nürnberg)

Abb. 2:

Die Nürnberger Bevölkerung feiert in der Königstraße die Märzproklamation. Vertreter des Bürgertums, des Militärs und der ver­ schiedenen Berufsstände bringen einhellig ihre Freude zum Ausdruck. Zeitgenössische Lithographie. (Archiv der Stadtsparkasse Nürnberg)

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Abb. 3:

Die Compagnien entstanden zum Schutz der Eisenbahngebäude. Im Hintergrund das im neugotischen Stil erbaute Bahnhofsgebäude, das in den Jahren 1844 bis 1846 errichtet wurde. (Germanisches Natio­ nalmuseum Nürnberg)

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das wollen/ aicch/ die Söhne kräftig V Die Freiheit rrar 's, der diu ein Xeichcw bist, Doch jene, die sich mit der Ordnung paaret, Mit jeisern Recht, das unantastbar ist/, Und das der Felle Lief im Busen wahret.

Jroch xierde damals deine Spitze nicht Bas Band in jenen heiligen/ drei Fctrben?) Aus denen jetxt der Sieg der Freiheit spricht; „Dem Deutschlands Sohne sich mit Blut erwarben// ’* Abb. 4:

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Und wehe denv, der ihn xu/ lästern wagt, Der seine Frucht nickt läfst %ur Erndte reifen/.Die? Wacht ist/ um/__ ein heller Morgen/ tagt, idn's tiefe Schwur%> reiht sich der gold'ne Streifen/. a$ macfen ©ie ttyun Ijier? Zünftler. 3$ ftubire bie Drnamentif be$ Mittelalterä. r Kiel Mittelalter. Abb. 8:

Karikatur aus dem bei Friedrich Campe erschienenen „Nürnberger Trichter“, erschienen 1848. (Stadtbibliothek Nürnberg)

Abb. 9:

Deckblatt des Buches. Friedrich Wilhelm Ghillany plädierte darin für die Farbenabfolge schwarz-gold-rot. Der Architekt Carl Heideloff lieferte dazu die Illustrationen. (Stadt­ bibliothek Nürnberg)

Abb. 10: Ansicht vom Gasthaus „König Otto“ in der Winklerstraße. Fotografie vor 1919. Der Po­ litische Verein richtete im zweiten Stock ein Lesezimmer für seine Mitglieder ein. (Stadt­ archiv Nürnberg)

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Abb. 12: Zu Waffen umgeschliffene Sensen fand man im Wirtshaus „Zum Täublein“ am Webers­ platz. Ein magistratischer Beamter hatte für die weitere polizeiliche Untersuchung eine der gefundenen Sensen abgezeichnet und detailliert beschrieben. (Stadtarchiv Nürnberg)

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Die tHeiälöerfafiimg iß nfc&t dnerfanntü Dad volfefeinblitbe, bapedfebe 0taat#imni(lerium nfc^t entferntM Unfere tfrffarutig, outgeganpen/ 4>on 15,000 Bannern ^rnnFfiid, unter(iüfct vom gaitjeu ftäntifdjen, vorn größten 5£l;eU be$ gmijen bntyertfdjeti ßolfe*; uritrrftüpt von ber imeufcti Sftebrbeitbeft ganzen feentfdjeit SÖulfeß, bat feine entfpred>enbe ffiirfung aebabt. Jfommt nun 3lHe ~*2llle — 211 lei \ 2Dir erwarten, wenn an einer unb berfeiben ©teile vereint/ '

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