Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [104]

Table of contents :
Michael Diefenbacher: Albert Bartelmeß f (14. Juni 1927 - 2. Mai
2017)...................................................................................................... XIII
Michael Diefenbacher: Johannes Wolf t (3. Februar 1960 - 14. Januar
2017)...................................................................................................... XVII
Nora Ketschik / Matthias Kirchhoff: Hans Rosenplüts „Lobspruch
auf Nürnberg“ (1447) in neuhochdeutscher Übersetzung................. 1
Günter Heß: Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenkirche.
Ein Diskussionsbeitrag............................................................. 15
Andreas Flurschütz da Cruz / Wim Vroom / Jutta Zander-Seidel:
Die spätmittelalterliche Familientafel der Wolf (von Wolfsthal):
Genealogische Legitimation und sozialer Aufstieg im Kontext vorreformatorischer
Memorialkultur........................................................ 25
Hans-Otto Keunecke: Hieronymus Höltzel. Zu Leben und Werk des
Nürnberger Buchdruckers................................................................... 55
Christine Sauer: Reformation der Bücher: Die Gründung der Stadtbibliothek
als Folge des Anschlusses Nürnbergs an die neue Glaubenslehre
.............................................................................................. 101
Karl F. W. Rohleder / Helge Weingärtner: Das biblische Großgemälde
in der St. Johanniskirche zu Nürnberg. Eine Betrachtung ...... 137
Wolfgang Wüst: Citronen, Pomeranzen, Spargel, Tabak: Exotik im
Acker und Garten - Anbau und Konsum in frühen Quellen............ 165
Franz Sonnenberger: Der Spion, der aus Nürnberg kam. Professor
Kupplers „technologische Reise“ nach Österreich und Preußen im
Sommer 1826........................................................................................ 203
Sidney Sauer: Die Auswirkungen des Gesetzes zur Wiederherstellung
des Berufsbeamtentums auf die Behörden der Stadt Nürnberg........ 265
Alexander Br ungs: Joseph E. Drexel (1896-1976). Gegner des Nationalsozialismus,
Anwalt politischer Kultur und Förderer der Künste...... 303
V
Herbert Schott: Heinz Preiß - Vom Vikar in Nürnberg zum Sprachrohr
Julius Streichers und zurück zur Kirche. Eine Karriere im und
nach dem Dritten Reich....................................................................... 335
Marcus Beck / Saskia Gresse: Zwei Türme - ein Graben. Ergebnisse
einer archäologischen Untersuchung rund um die Kaiserstallung
Nürnberg.............................................................................................. 371
Walter Bauernfeind: Die Grundlagenforschung „GSI175 - Nürnberger
Häuserbuch“ am Stadtarchiv Nürnberg........................................ 387
Buchbesprechungen.................................................................................. 403
Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte............................................. 453
Jahresbericht über das 139. Vereinsjahr 2016............................................ 467
Abkürzungen............................................................................................ 473
VI
BUCHBESPRECHUNGEN
Topographie, Stadtteile und Landgebiet
Hermann Rusam: Die acht Sitzlein von Alt-Erlenstegen. Des Rates feste Häuser oder
Lusthäuslein des reichsstädtischen Patriziats. Nürnberg 2016. (Daniela Stadler) 403
Steffen Radimaier: Das Bleistiftschloss als Press Camp. Stein bei Nürnberg 2015.
(Hartmut Frommer) ................................................................................................. 406
Alexander Schmidt (Hrsg.): Das Gelände. Dokumentation. Perspektiven. Diskussion.
1945—2015. Ausstellungskatalog des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände.
Petersberg 2015. (Daniela Stadler) ............................................................. 407
Julia Lehner (Hrsg.): Erhalten! Wozu? Perspektiven für Zeppelintribüne, Zeppelinfeld
und das ehemalige Reichsparteitagsgelände. Nürnberg 2017. (Peter März) ........... 410
Politische Geschichte, Recht und Verwaltung
Thomas Lau / Helge Wittmann (Hrsg.): Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion.
3. Tagung des Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte, Mühlhausen
16. bis 18. Februar 2015. Petersberg 2016. (Reinhard Seyhoth)................... 412
Franz Fuchs / Ulrich Wagner (Hrsg.): Bauernkrieg in Franken. Würzburg 2016.
(Horst-Dieter Beyerstedt).......................................................................................... 414
Das Internationale Militärtribunal von Nürnberg 1945/1946. Die Reden der Hauptankläger.
Neu gelesen und kommentiert. Hrsg, vom Nürnberger Menschenrechtszentrum.
Hamburg 2015. (Hartmut Frommer) ....................................................... 417
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Vereine
Bettina Pfotenhauer: Nürnberg und Venedig im Austausch. Menschen, Güter und
Wissen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Regensburg 2016. (Horst-Dieter
Beyerstedt)................................................................................................................. 420
Michael Diefenbacher, OlgaFejtovä und Zdislaw Noga (Hrsg.): Krakau - Nürnberg
- Prag. Die Eliten der Städte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Herkunft,
Nationalität, Mobilität, Mentalität. Praha 2016. (Torsten Schlauwitz) .................... 422
Bernd Fuhrmann: Rentenverkäufe der Stadt Nürnberg während des 15. und der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hamburg 2016. (Helmut Flachenecker)............ 423
Heinz Meyer: Cluberer im Nationaltrikot. Die Biografien der 37 deutschen A-Nationalspieler
des 1. FC Nürnberg von Ludwig Philipp bis Andreas Köpke. Nürnberg
2013. (Thomas Dütsch).............................................................................................. 425
Kunst, Architektur
Anne Krings: Die Inszenierung von Bildhauerfiguren in der Kirchenausstattung um
1500. Regensburg 2016. (Frank Matthias Kammei).................................................. 426
Sebastian Fitzner: Architekturzeichnungen der deutschen Renaissance. Funktion und
Bildlichkeit zeichnerischer Produktion 1500-1650. Köln 2015. (Helge Weingärtner)
............................................................................................................................ 427
Eva-Maria Scheiwiller-Lorber: „... gemäß den Regeln und Gesetzen der Ästhetik
und der christlichen Kunst...“. Johann Jakob Röttinger - ein Glasmalerpionier im
Dienste des Historismus. Bern u.a. 2014. (Silvia Glaser).......................................... 434
Richard Woditsch (Hrsg.): Architekturführer Nürnberg. Berlin 2017. (Ruth Bach-
Damaskinos).............................................................................................................. 435
VII
Marcello La Speranza: Brisante Architektur. Hinterlassenschaften der NS-Zeit: Parteibauten,
Bunker, Weihestätten. Graz 2016. (Alexander Schmidt)............................... 436
Carolin Höfler / Matthias Karch (Hrsg.): Marschordnungen. Das Reichsparteitagsgelände
in Nürnberg. Berlin 2016. (Eckart Dietzfelbinger)....................................... 438
Kultur, Sprache, Literatur, Musik
Das Schreibmeisterbuch des Franz Joachim Brechtei. Bamberg, Staatsbibliothek,
JH.Msc.Art.88. Mit Kommentar zur Kunstbuch-Edition von Christine Sauer.
Luzern 2016. (Helge Weingartner)............................................................................... 439
Almut und Hartmut Laufhütte (Hrsg.): Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken
und Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer und Caspar von Lilien. Berlin u.a.
2015. (Dirk Niefanger )................................................................................................... 440
Karin Falkenberg (Hrsg.): Notspielzeug. Die Phantasie der Nachkriegszeit. Bürgerausstellung
des Spielzeugmuseums. Petersberg 2015. (Steven M. Zahlaus)................... 441
Kirchengeschichte
Gisela Brandt: Christine Ebner und andere Ordensfrauen im hagiographisch-historiographischen
Diskurs des 14. Jahrhunderts. Soziolinguistische Studien zur
Geschichte des Neuhochdeutschen. Stuttgart 2013. (Matthias Kirchhoff / Felicitas
Mössner) .......................................................................................................................... 444
Antje Willing (Hrsg.): Das,Konventsbuch“ und das .Schwesternbuch“ aus St. Katharina
in St. Gallen. Kritische Edition und Kommentar. Berlin 2016. (Christine Sauer) ... 446
Johannes Meyer: Das Amptbuch. Ed. by Sarah Glenn DeMaris. Rom 2015. (Christine
Sauer) .............................................................................................................................. 446
Helmut Baier (Hrsg.): Als evangelischer Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg. Wilhelm
Stählins Tagebücher 1914-1917. Stuttgart 2016. (Wolfgang Mährle)...................... 448
Personen und Familien
Angela Hager: Freimut. Hermann von Loewenich - Kirchenreformer und Landesbischof.
Eine Biographie. Leipzig 2016. (Jürgen König) ............................................ 451

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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

104. Band 2017

Nürnberg 2017 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Michael Diefenbacher, Dr. Wiltrud Fischer-Pache, Dr. Clemens Wächter unter Mitarbeit von Dr. Antonia Landois und Ulrike Swoboda M.A. Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

Für Druckkostenzuschüsse dankt der Verein der Stadt Nürnberg und der Sparkasse Nürnberg.

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Sparkasse Nürnberg

Umschlagbild: Familientafel der Wolf von Wolfsthal, um 1500. (anonym, Foto: Thijs Quispel)

Gesamtherstellung: VDS HVERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT, 91413 Neustadt an der Aisch Gedruckt auf holzfreies, chlorfrei gebleichtes, säurefreies und alterungsbeständiges Papier. Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg) ISSN 0083-5579

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München

INHALT Michael Diefenbacher: Albert Bartelmeß f (14. Juni 1927 - 2. Mai 2017)...................................................................................................... XIII Michael Diefenbacher: Johannes Wolf t (3. Februar 1960 - 14. Januar 2017)...................................................................................................... XVII Nora Ketschik / Matthias Kirchhoff: Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447) in neuhochdeutscher Übersetzung.................

1

Günter Heß: Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauen­ kirche. Ein Diskussionsbeitrag.............................................................

15

Andreas Flurschütz da Cruz / Wim Vroom / Jutta Zander-Sei­ del: Die spätmittelalterliche Familientafel der Wolf (von Wolfsthal): Genealogische Legitimation und sozialer Aufstieg im Kontext vorreformatorischer Memorialkultur........................................................

25

Hans-Otto Keunecke: Hieronymus Höltzel. Zu Leben und Werk des Nürnberger Buchdruckers...................................................................

55

Christine Sauer: Reformation der Bücher: Die Gründung der Stadt­ bibliothek als Folge des Anschlusses Nürnbergs an die neue Glau­ benslehre ..............................................................................................

101

Karl F. W. Rohleder / Helge Weingärtner: Das biblische Großge­ mälde in der St. Johanniskirche zu Nürnberg. Eine Betrachtung ......

137

Wolfgang Wüst: Citronen, Pomeranzen, Spargel, Tabak: Exotik im Acker und Garten - Anbau und Konsum in frühen Quellen............

165

Franz Sonnenberger: Der Spion, der aus Nürnberg kam. Professor Kupplers „technologische Reise“ nach Österreich und Preußen im Sommer 1826........................................................................................

203

Sidney Sauer: Die Auswirkungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums auf die Behörden der Stadt Nürnberg........

265

Alexander Br ungs: Joseph E. Drexel (1896-1976). Gegner des National­ sozialismus, Anwalt politischer Kultur und Förderer der Künste......

303

V

Herbert Schott: Heinz Preiß - Vom Vikar in Nürnberg zum Sprach­ rohr Julius Streichers und zurück zur Kirche. Eine Karriere im und nach dem Dritten Reich.......................................................................

335

Marcus Beck / Saskia Gresse: Zwei Türme - ein Graben. Ergebnis­ se einer archäologischen Untersuchung rund um die Kaiserstallung Nürnberg..............................................................................................

371

Walter Bauernfeind: Die Grundlagenforschung „GSI175 - Nürnber­ ger Häuserbuch“ am Stadtarchiv Nürnberg........................................

387

Buchbesprechungen..................................................................................

403

Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte.............................................

453

Jahresbericht über das 139. Vereinsjahr 2016............................................

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Abkürzungen............................................................................................

473

VI

BUCHBESPRECHUNGEN Topographie, Stadtteile und Landgebiet Hermann Rusam: Die acht Sitzlein von Alt-Erlenstegen. Des Rates feste Häuser oder Lusthäuslein des reichsstädtischen Patriziats. Nürnberg 2016. (Daniela Stadler) Steffen Radimaier: Das Bleistiftschloss als Press Camp. Stein bei Nürnberg 2015. (Hartmut Frommer) ................................................................................................. Alexander Schmidt (Hrsg.): Das Gelände. Dokumentation. Perspektiven. Diskussion. 1945—2015. Ausstellungskatalog des Dokumentationszentrums Reichsparteitags­ gelände. Petersberg 2015. (Daniela Stadler) ............................................................. Julia Lehner (Hrsg.): Erhalten! Wozu? Perspektiven für Zeppelintribüne, Zeppelinfeld und das ehemalige Reichsparteitagsgelände. Nürnberg 2017. (Peter März) ...........

403 406

407 410

Politische Geschichte, Recht und Verwaltung Thomas Lau / Helge Wittmann (Hrsg.): Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Inter­ aktion. 3. Tagung des Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte, Mühl­ hausen 16. bis 18. Februar 2015. Petersberg 2016. (Reinhard Seyhoth)................... Franz Fuchs / Ulrich Wagner (Hrsg.): Bauernkrieg in Franken. Würzburg 2016. (Horst-Dieter Beyerstedt).......................................................................................... Das Internationale Militärtribunal von Nürnberg 1945/1946. Die Reden der Haupt­ ankläger. Neu gelesen und kommentiert. Hrsg, vom Nürnberger Menschenrechts­ zentrum. Hamburg 2015. (Hartmut Frommer) .......................................................

412 414

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Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Vereine Bettina Pfotenhauer: Nürnberg und Venedig im Austausch. Menschen, Güter und Wissen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Regensburg 2016. (Horst-Dieter Beyerstedt)................................................................................................................. Michael Diefenbacher, OlgaFejtovä und Zdislaw Noga (Hrsg.): Krakau - Nürnberg - Prag. Die Eliten der Städte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Herkunft, Nationalität, Mobilität, Mentalität. Praha 2016. (Torsten Schlauwitz) .................... Bernd Fuhrmann: Rentenverkäufe der Stadt Nürnberg während des 15. und der ers­ ten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hamburg 2016. (Helmut Flachenecker)............ Heinz Meyer: Cluberer im Nationaltrikot. Die Biografien der 37 deutschen A-Nationalspieler des 1. FC Nürnberg von Ludwig Philipp bis Andreas Köpke. Nürnberg 2013. (Thomas Dütsch)..............................................................................................

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Kunst, Architektur Anne Krings: Die Inszenierung von Bildhauerfiguren in der Kirchenausstattung um 1500. Regensburg 2016. (Frank MatthiasKammei).................................................. Sebastian Fitzner: Architekturzeichnungen der deutschen Renaissance. Funktion und Bildlichkeit zeichnerischer Produktion 1500-1650. Köln 2015. (Helge Weingärt­ ner) ............................................................................................................................ Eva-Maria Scheiwiller-Lorber: „... gemäß den Regeln und Gesetzen der Ästhetik und der christlichen Kunst...“. Johann Jakob Röttinger - ein Glasmalerpionier im Dienste des Historismus. Bernu.a. 2014.(SilviaGlaser).......................................... Richard Woditsch (Hrsg.): Architekturführer Nürnberg. Berlin 2017. (Ruth BachDamaskinos)..............................................................................................................

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VII

Marcello La Speranza: Brisante Architektur. Hinterlassenschaften der NS-Zeit: Partei­ bauten, Bunker, Weihestätten. Graz 2016. (Alexander Schmidt)............................... Carolin Höfler / Matthias Karch (Hrsg.): Marschordnungen. Das Reichsparteitags­ gelände in Nürnberg. Berlin 2016. (Eckart Dietzfelbinger).......................................

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Kultur, Sprache, Literatur, Musik Das Schreibmeisterbuch des Franz Joachim Brechtei. Bamberg, Staatsbibliothek, JH.Msc.Art.88. Mit Kommentar zur Kunstbuch-Edition von Christine Sauer. Luzern 2016. (Helge Weingartner)............................................................................... Almut und Hartmut Laufhütte (Hrsg.): Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer und Caspar von Lilien. Berlin u.a. 2015. (Dirk Niefanger )................................................................................................... Karin Falkenberg (Hrsg.): Notspielzeug. Die Phantasie der Nachkriegszeit. Bürgeraus­ stellung des Spielzeugmuseums. Petersberg 2015. (Steven M. Zahlaus)...................

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Kirchengeschichte Gisela Brandt: Christine Ebner und andere Ordensfrauen im hagiographisch-historiographischen Diskurs des 14. Jahrhunderts. Soziolinguistische Studien zur Geschichte des Neuhochdeutschen. Stuttgart 2013. (Matthias Kirchhoff / Felicitas Mössner) .......................................................................................................................... Antje Willing (Hrsg.): Das,Konventsbuch“ und das .Schwesternbuch“ aus St. Katharina in St. Gallen. Kritische Edition und Kommentar. Berlin 2016. (Christine Sauer) ... Johannes Meyer: Das Amptbuch. Ed. by Sarah Glenn DeMaris. Rom 2015. (Christine Sauer) .............................................................................................................................. Helmut Baier (Hrsg.): Als evangelischer Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg. Wilhelm Stählins Tagebücher 1914-1917. Stuttgart 2016. (Wolfgang Mährle)......................

444 446 446 448

Personen und Familien Angela Hager: Freimut. Hermann von Loewenich - Kirchenreformer und Landes­ bischof. Eine Biographie. Leipzig 2016. (Jürgen König) ............................................

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VERZEICHNIS DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Bauernfeind, Walter, Dr., Abteilungsleiter, Karl-Hertel-Straße 33, 90475 Nürnberg / Stadtarchiv Nürnberg Beck, Marcus, Dr., Archäologe, Leubelfingstraße 126, 90431 Nürnberg Beyerstedt, Horst-Dieter, Dr., Archivoberrat i.R., Thumenberger Weg 38 Brungs, Alexander, Dr., Philosophiehistoriker an der Universität Zürich (CH) und freiberuflicher Coach in Erlangen, Kontakt unter alexander. [email protected] Diefenbacher, Michael, Dr., Ltd. Archivdirektor, Ringstraße 17, 91560 Heilsbronn / Stadtarchiv Nürnberg Dietzfelbinger, Eckart, Dr., Historiker, Hintere Cramergasse 8, 90478 Nürnberg Dütsch, Thomas, Archivangestellter, Äußere Sulzbacher Straße 43, 90491 Nürnberg / Stadtarchiv Nürnberg Fischer-Pache, Wiltrud, Dr., Archivdirektorin, Keßlerplatz 7, 90489 Nürn­ berg / Stadtarchiv Nürnberg Flachenecker, Helmut, o. Univ.-Prof., Dr. phil. habil., Universität Würz­ burg, Institut für Geschichte, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte, Am Hubland, 97074 Würzburg Flurschütz da Cruz, Andreas, Dr., Akademischer Rat a. Z., Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbe­ ziehung der Landesgeschichte, Kapuzinerstraße 16, 96045 Bamberg Frommer, Hartmut, Dr., Stadtrechtsdirektor i.R., Judengasse 25, 90403 Nürnberg Gebhardt, Walter, Bibliotheksamtsrat, Drausnickstraße 8, 91052 Erlangen / Stadtarchiv Nürnberg Glaser, Silvia, Dr., Kunsthistorikerin, Leiterin der Abt. Gewerbemuseum/ Design, Germanisches Nationalmuseum, Kornmarkt 1, 90402 Nürnberg Gr esse, Saskia, M.A., Archäologin, Schanzenstraße 22, 90478 Nürnberg Heß, Günter, Dr., Studiendirektor i. K., Maria-Ward-Gymnasium, Keßler­ platz 2, 90489 Nürnberg Kammei, Frank Matthias, Dr., Museumsdirektor, Stellvertreter des General­ direktors, Leiter der Skulpturensammlung und der Sammlung Historische Bauteile, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürn­ berg Ketschik, Nora, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft, Germanistische Mediävistik, Keplerstra­ ße 17, 70174 Stuttgart

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Keunecke, Hans-Otto, Dr., Bibliotheksdirektor i.R., Dr.-Rühl-Straße 7, 91090 Effeltrich König, Jürgen, Dr., Kirchenarchivoberrat, Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Veilhofstraße 8, 90489 Nürn­ berg Landois, Antonia, Dr., Archivrätin, Schoppershofstraße 49, 90489 Nürnberg / Stadtarchiv Nürnberg Mährle, Wolfgang, Dr., Archivoberrat, Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße 4, 70173 Stuttgart März, Peter, Dr., Historiker, Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Salvatorstraße 2, 80333 München Mössner, Felicitas, Studentin, Universität Stuttgart, Institut für Literaturwis­ senschaft, Germanistische Mediävistik, Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart Niefanger, Dirk, Prof. Dr., Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg, Department Germanistik und Komparatistik, Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Bismarckstraße 1, 91054 Erlangen Rohleder, Karl F. W., Leitender Angestellter, Bereich Informationstechnolo­ gie, Richard-Wagner-Straße 45, 91522 Ansbach Sauer, Christine, Dr., Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, Leite­ rin der Historisch-Wissenschaftlichen Stadtbibliothek, Gewerbemuseums­ platz 4, 90403 Nürnberg Sauer, Sidney, B.A., Historiker, Pechsteinstraße21, 90455 Nürnberg Schlauwitz, Thorsten, Dr., Wissenschaftlicher, Mitarbeiter, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Projekt „Papsturkunden des frühen und ho­ hen Mittelalters“ / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissen­ schaften, Bismarckstraße 6, 91054 Erlangen Schmidt, Alexander, Dr., Historiker, Goldweiherstraße 16, 90480 Nürnberg Schott, Herbert, Dr., Archivdirektor, Staatsarchiv Nürnberg, Archivstraße 17, 90408 Nürnberg Seyboth, Reinhard, Dr., Historiker, Stefan-Zweig-Weg 22, 93051 Regens­ burg Sonnenberger, Franz, Dr., Ltd. Museumsdirektor i.R., [email protected] Stadler, Daniela, M.A., Historikerin, Löbleinstraße 32, 90409 Nürnberg / Stadtarchiv Nürnberg Swoboda, Ulrike, M.A., Kunsthistorikerin, Vogelslohe 21, 91242 Ottensoos / Stadtarchiv Nürnberg Vroom, Wim H., Prof. Dr., Keizersgracht 596, 1017 EP Amsterdam Wächter, Clemens, Dr., Universitätsarchivar, Archiv der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Schuhstraße la, 91052 Erlangen

X

Weingärtner, Helge, M.A., Kunsthistoriker, Am Paulusstein 2, 90411 Nürn­ berg / Stadtarchiv Nürnberg Wüst, Wolfang, Prof. Dr., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn­ berg, Department Geschichte, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte, Kochstraße 4, 91054 Erlangen Za hl aus, Steven M., M.A., Historiker, Stadtarchiv Nürnberg, Marientorgra­ ben 8, 90402 Nürnberg Zander-Seidel, Jutta Dr., Leiterin der Abteilung Textilien und Schmuck i.R. - Assoziierte Wissenschaftlerin, Germanisches Nationalmuseum, Kartäu­ sergasse 1, 90402 Nürnberg

XI

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ALBERT BARTELMESS t 14. Juni 1927-2. Mai 2017

Am 2. Mai 2017 verstarb - nicht ganz 90jährig - unser langjähriges Vorstands­ und Ehrenmitglied Albert Bartelmeß. Er trat 1961 dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg bei und wurde 1972 als Schriftführer in den Vorstand gewählt, dem er in dieser Funktion bis 1988 angehörte. 1991 wurde Albert Bartelmeß zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Albert Bartelmeß ist am 14. Juni 1927 in Schnelldorf bei Feuchtwangen (heute Landkreis Ansbach) geboren. Seine Eltern waren der Eisenbahnlohn­ rechner Christoph Bartelmeß und Babette Bartelmeß, geb. Kettenmann. 1934 bis 1938 besuchte Albert Bartelmeß die Volksschule, 1938 bis 1943 sowie 1945 bis 1948 die Oberrealschule mit Gymnasium in Rothenburg ob der Tauber. Hier machte er im Juni 1948 sein Abitur. Die Oberrealschulzeit war unterbro­ chen durch Alberts Einsatz für Krieg und Vaterland: vom 1. September 1943 bis 31. August 1944 als Luftwaffenhelfer, vom 4. September bis 16. Dezember 1944 im Arbeitsdienst und vom 10. Januar 1945 bis Mai 1945 als Panzergrena­ dier und schließlich bis Juni 1945 in US-Kriegsgefangenschaft. Der HitlerPartei kam er anscheinend nie nahe, die Spruchkammer Rothenburg o.d.T. stufte ihn als „nicht betroffen“ ein. 1948/49 studierte Albert Bartelmeß an der Universität Regensburg u.a. Ge­ schichte und Germanistik, musste das Studium jedoch aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung seitens der Eltern nach zwei Semestern abbrechen. Albert Bartelmeß wandte sich daraufhin dem Beruf zu, den er schließlich bis zu seiner Pensionierung ausüben sollte, dem Archivdienst. Er begann 1949 bis 1953 als Archivangestellter am Hauptstaatsarchiv Stuttgart, wechselte 1953 bis 1955 in gleicher Funktion ans Stadtarchiv Tübingen, 1956 bis 1958 ans Stadt­ archiv Heilbronn/Neckar und zum 1. Juli 1958 ans Stadtarchiv Esslingen/ Neckar. Während seiner Heilbronner Zeit war er 1956/57 an der Archivschule in Marburg/Lahn, wo er am 27. September 1957 die Diplomprüfung für den Gehobenen Archivdienst mit Auszeichnung bestand. In Esslingen blieb er bis Ende 1960, ließ sich jedoch zum Sommersemester 1960 beurlauben, um seinen Traum - das Geschichtsstudium - an der Universität Tübingen wiederaufzu­ nehmen. Wiederum nach nur einem Semester musste Bartelmeß, abermals aus finan­ ziellen Gründen, diesen Traum endgültig begraben. Er hatte sich inzwischen bei der Stadt Nürnberg auf die Nachfolge des Verwaltungsoberinspektors Ernst Strobel am Stadtarchiv beworben und war hier zum 1. Januar 1961 ein­ gestellt worden. Schon am Stadtarchiv Esslingen war er vielseitig eingesetzt

XIII

worden: Er führte die tägliche Stadtchronik, katalogisierte die Handbibliothek des Archivs und regestierte Urkunden. Auch in Nürnberg avancierte er bald nach seiner Anstellung zum „Mädchen für alles“: Er war Zahlstellenleiter, führte Aufsicht im Lesesaal, erteilte mündlich und schriftlich Auskünfte, war für die Übernahme von Akten aus den städtischen Registraturen zuständig, verzeichnete Archivalien des 14.-20. Jahrhunderts, wirkte mit bei Ausstellun­ gen und Publikationen des Archivs und betreute zehn Sozialhilfearbeiter bei der Anfertigung von Registern. Am 1. März 1964 wurde Albert Bartelmeß zum Archivoberinspektor ernannt, am 1. Februar 1970 zum Archivamtmann. Nachdem Dr. Gerhard Hirschmann (1918-1999) am 1. April 1970 dem in Ruhestand gegangenen Dr. Werner Schultheiß (1906—1972) als Direktor des Stadtarchivs nachfolgte und Dr. Walter Lehnert (1931-1998) auf die nun frei gewordene Stelle des Stell­ vertreters (Archivoberrat) nachrückte, beantragte Hirschmann, die frei gewor­ dene Stelle im Höheren Archivdienst (Archivrat) auf Albert Bartelmeß zu übertragen. So stieg dieser am 1. Juli 1971 zum Archivamtsrat und am 1. Dezember 1972 zum Archivoberamtsrat, der Spitzenposition im Gehobenen Archivdienst, auf. Damit war Albert Bartelmeß’ Archivkarriere aber noch nicht beendet. Zum Haushaltsjahr 1980 war es Gerhard Hirschmann nach langem Bemühen gelun­ gen, eine weitere Stelle im Höheren Archivdienst zu schaffen. Er beantragte, diese Stelle eines Archivrats auf Bartelmeß zu übertragen, der sich damit einem zweieinhalb]ährigen Bewährungsaufstieg vom Gehobenen in den Höheren Archivdienst unterziehen musste - damals ein Novum im bayerischen Archiv­ dienst. So wurde Albert Bartelmeß am 1. Oktober 1983 zum Archivrat und schließlich am 1. März 1987 zum Archivoberrat ernannt. Gesundheitshalber ließ er sich jedoch schon am 31. Januar 1988 vorzeitig pensionieren. Sein Arbeitsgebiet hatte sich trotz seines Aufstiegs in den Höheren Archiv­ dienst wenig geändert. Bartelmeß war immer noch zuständig für die Ordnung und Erschließung von Archivbeständen der reichsstädtischen Zeit. Hier wid­ mete er sich insbesondere dem Stadtalmosenamt und den Patrizierarchiven. Er erteilte wissenschaftliche Auskünfte (besonders zum Nürnberger Handwerk, zu Handel und Wirtschaft, zum Patriziat), betreute Registerarbeiten und Pub­ likationen, erarbeitete Ausstellungen und hatte die Aufsicht über zehn Werk­ studenten, den Registrator und die Magazinräume. Nicht unerheblich war Albert Bartelmeß als Wissenschaftler tätig. Bereits in seiner Tübinger und Esslinger Zeit hat er in dortigen Zeitungen geschichtliche Beiträge geschrieben, aber auch eine Bibliographie zur Esslinger Geschichte 1945-1959 publiziert. In Nürnberg wandte er sich vor allem Themen aus dem Nürnberger Handwerk zu (Abhandlungen bzw. Festschriften zum Bäcker-,

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Dachdecker-, Schlosser- und Uhrmacherhandwerk), arbeitete aber auch zur Armenpflege, zu Nürnberger Wappen oder zur Stadtmauer und konnte zahllose archivfachliche Veröffentlichungen nachweisen. Die Datenbank der Amtsbibliothek des Stadtarchivs weist 46 Beiträge von Albert Bartelmeß aus. Auch in unseren Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürn­ berg ist Albert Bartelmeß mit folgenden acht wissenschaftlichen Beiträgen bis heute präsent: Hans Lobsinger und seine Erfindungen, in: MVGN 52 (1963/ 64), S. 256-264; Die Nürnberger Kattundruckerei 1782-1788 und ihre Nach­ folger. Ein Beitrag zur Nürnberger Wirtschaftsgeschichte im 18. Jahrhundert, in: MVGN 53 (1965), S. 345-362; Lebensbeschreibung des Hans Rieter von Kornburg (1522-1584) und seine beiden Kopial- und Stammbücher, in: MVGN 56 (1969), S. 360-383; Drei Nürnberger Eisenhandlungen im 19. Jahr­ hundert: Vorläufer der Süddeutschen Eisengesellschaft, in: MVGN 62 (1975), S. 256-278; Das Kienersche Wappenbuch von 1590 im Stadtarchiv Nürnberg, in: MVGN 65 (1978), S. 236-252; Der Reichsherold Caspar Sturm und Nürn­ berg, in: MVGN 69 (1982), S. 185-195; Die Nürnberger Glasergesellen und ihre Wappen, in: MVGN 74 (1987), S. 189-201; Die Patrizierfamilie Tücher im 17. und 18. Jahrhundert, in MVGN 77 (1990), S. 223-243. Als ich selbst im August 1985 ans Stadtarchiv Nürnberg kam, profitierte ich nicht unmaßgeblich von seiner Kompetenz und Kenntnis der Archivbestände und lernte Albert Bartelmeß als ruhigen und umgänglichen, stets freundlichen und zuvorkommenden Kollegen kennen. Nicht umsonst hatte er bei den Mit­ arbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtarchiv Nürnberg die Rolle eines „Kümmerers“, der für alles und jede(n) ein offenes Ohr hatte. Michael Diefenbacher

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JOHANNES WOLF f 3. Februar 1960 - 14. Januar 2017

Am 14. Januar 2017 verstarb - völlig unerwartet - unser langjähriger Schatz­ meisterjohannes Wolf. Er trat 2008 dem Verein für Geschichte der Stadt Nürn­ berg bei und wurde sogleich als Schatzmeister in den Vorstand gewählt, dem er in dieser Funktion bis zu seinem Tode angehörte. Geboren ist Johannes Wolf am 3. Februar 1960 in Buchbach, heute ein Orts­ teil von Steinbach am Wald im oberfränkischen Landkreis Kronach. Nach dem Abitur studierte er BWL und war von Mitte 1986 bis 2007 bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd in verschiedenen (Führungs-)Positionen beschäftigt. Seit dem 1. Juli 2007 leitete er bis zu seinem Tod als Direktor den Bereich Immo­ bilien und Versicherungen in der Sparkasse Nürnberg. Johannes Wolf hinterlässt eine Witwe und zwei erwachsene Töchter. Michael Diefenhacher

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HANS ROSENPLÜTS „LOBSPRUCH AUF NÜRNBERG“ (1447) IN NEUHOCHDEUTSCHER ÜBERSETZUNG Von Nora Ketschik und Matthias Kirchhoff Der „Lobspruch auf Nürnberg“, den Hans Rosenplüt (ca. 1400 - ca. 1460) im Jahre 1447 zur Ehre jener Stadt verfasste, in der er etwa zwanzig Jahre zuvor Bürger geworden war und nun als Rotschmied und Büchsenmeister wirkte, ist unter allen seinen Werken das wohl wirkmächtigste. Dies zu behaupten, ist nicht wenig. Immerhin ist Rosenplüt einer der vielseitigsten Autoren des 15. Jahrhunderts, er tritt als Verfasser von sog. „Mären“1 und Spruchdichtungen,2 3 insbesondere auch als Begründer der Textsorten FastnachtspieP und Priamel4 hervor. Will man dennoch behaupten, dass jener 396 Verse umfassende, in Reimpaarversen gedichtete Spruch auf Nürnberg Rosenplüts wohl einfluss­ reichster Text überhaupt ist, so kann man v.a. mit dreierlei argumentieren: 1) der Überlieferungssituation, 2) der Rezeption in den Folgejahrzehnten und nicht zuletzt 3) damit, dass dieser Spruch stärker als jeder andere Einzeltext des Autors bei der typologischen Ausprägung einer neuen Textsorte relevant war, nämlich beim „Städtelob“. Diese panegyrische Textsorte, in welcher der IstZustand einer Stadt die bestehende Ordnung und ihre Träger feiert und dem Sprecher die Möglichkeit zur Darstellung eigener Anliegen gibt, ist zwar wohl nicht - wie in der älteren Forschung mitunter behauptet5 - von Hans Rosen­ plüt erfunden worden;6 der „Lobspruch“ wurde jedoch zum Nadelöhr und zur Blaupause für viele Folgetexte dieses Genus. Sein Inhalt ist - dem groben Ge­ rüst nach - der folgende: Zunächst wird eine Datierung und Inhaltsbeschreibung gegeben (V. 1-4), es folgt V. 5-14 ein Anruf der Stadt mit dem Lob der einigen Ratsherrschaft, Volk 1 2

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Zu Rosenplüt als Verfasser von „Mären“ vgl. immer noch Hanns Fischer: Studien zur deut­ schen Märendichtung, Tübingen 1968 (21983), S. 152-159, sowie die Regesten ebd., S. 448^153. Vgl. Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Literatur und Leben im spätmittel­ alterlichen Nürnberg, Stuttgart 1985. Die Spruchgedichte Rosenplüts sind ediert in: Hans Rosenplüt: Reimpaarsprüche und Lieder, hg. von Jörn Reichel, Tübingen 1990. Auf die dort verfügbare Ausgabe des „Lobspruchs“ nehmen nachfolgend Angaben zum Text und v.a. die Übersetzung Bezug. Vgl. Ingeborg Glier: Art. „Rosenplütsche Fastnachtspiele“, in: 2VL 8, Berlin/New York 1992, Sp. 211-232. Vgl. Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Untersuchungen zu Hans Rosen­ plüt und zum Schreib- und Druckwesen im 15. Jahrhundert, München 1984. Vgl. Matthias Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des 15. Jahrhunderts. Gedenk­ bücher - Brüderbücher - Städtelob - Chroniken, Nürnberg 2009, S. 187f. Vgl. ebd., S. 186-188.

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Nora Ketschik und Matthias Kirchhoff

und Klerus. Anschließend stellt Rosenplüt zahlenmäßig geschlossene Kataloge dessen vor, was er in Nürnberg an Lobenswertem vindt (V. 16, 215, 241, 337, 349). Genannt werden fünf Sozialeinrichtungen (almusem, V. 15-82), sieben als cleinot bezeichnete Schätze der Stadt (V. 83-188), Künste (V. 189-224), sieben Sprachen (V. 225-240) sowie meister und kunstreiche(n) mannen (V. 241, 287); von V. 241-287 wird ausführlich auf den Organisten Konrad Paumann Be­ zug genommen. Markt und Handel in Nürnberg werden kurz angesprochen (V. 292-296), es folgt das Lob als eine der fünf heilig stet (V. 297) neben Jerusa­ lem, Rom, Trier und Köln (V. 297-334). Abschließend wird v.a. der Verfassung und Gesellschaftsordnung Nürnbergs (V. 347-374), der Ehrbarkeit (V. 378), Weisheit (V. 392) und Friedfertigkeit der Nürnberger nach innen und außen (V. 385, 388, 393) Lob gesprochen. Der Text endet mit der Signatur So hat geticht der Rosenplüt (V. 396). Adaptationen des „Lobspruchs auf Nürnberg“, die teils Passagen wortwört­ lich übernahmen, teils aber auch ganze Absätze hinzudichteten, wurden noch Jahrzehnte nach Rosenplüts Tod in seinem Namen veröffentlicht; in dieses Umfeld gehört auch ein 1491 ebendort gedruckter „Lobspruch auf Bamberg“, der mit Rosenplüts Namen signiert wurde, den „Lobspruch auf Nürnberg“ plünderte und Versatzstücke daraus in den Bamberger Lobspruch montierte.7 Der Humanist und poeta laureatus Konrad Celtis hat für sein das Nürnberger Patriziat verherrlichendes lateinisches Städtelobgedicht Norimberga von 1487 ebenso auf Rosenplüts „Lobspruch“ zurückgegriffen8 wie der volkssprachliche Dichter Kunz Has in seinem speziell den Handel der Stadt preisenden Lob­ spruch von 1490 - im letzteren Fall ist der Rekurs sogar explizit.9 Mindestens vierzig Jahre lang ist der „Lobspruch von Nürnberg“ damit in und außerhalb Nürnbergs stark verbreitet, zudem öfters neu abgeschrieben und mehrfach auch gedruckt worden - was sich schließlich darin niederschlägt, dass über zwanzig Textzeugen für den „Lobspruch von Nürnberg“ vorliegen,10 die ins­ gesamt einen Überlieferungszeitraum von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 7 Otto von Hartig (Hg.): Hans Rosenplüts Lobspruch auf die Stadt Bamberg mit dem Bamberger Stadtwappen. Gedruckt von Hans Sporer in Bamberg 1491. Nach dem Exemplar der B. Staats­ bibliothek in München, 1938; vgl. Claudia Esch / Matthias Kirchhoff: „Hat so gedieht Hans Rosenplüt?“ Der „Lobspruch auf Bamberg“ als Vehikel von Gedächtnis, politischer Affirma­ tion und Geschäftsinteressen, in: ZfdA 143 (2014), S. 444-466. 8 Konrad Celtis: Norimberga. Ein Büchlein über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung Nürnbergs, vollendet um das Jahr 1500. Gedruckt vorgelegt 1502, übers, u. erläutert von Ger­ hard Fink, Nürnberg 2000; Albert Werminghoff: Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg, Freiburg/Br. 1921; Kirchhoff (wie Anm. 5), S. 231—246, v.a. S. 240. 9 Karl August Barack (Hg.): Ein Lobgedicht aus dem Jahr 1490. von dem Meister-Sänger Kunz Haß, Nürnberg 1858. Erwähnt wird der schneperer/ Der hat gepreist den weisen rat (V. 9f.). 10 Vgl. Ingeborg Glier: Art. „Hans Rosenplüt“, in: 2VL 8, Berlin/New York 1992, S. 195—211, hier Sp. 198.

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Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447)

18. Jahrhunderts überdecken und wesentlich in Nürnberg angefertigt wur­ den.11 Der besondere Reiz des Textes, der für die recht breite Rezeption Anlass gegeben hat, scheint uns - kurz gefasst - wesentlich darin zu bestehen, dass sich mit den katalogartigen Aufstellungen der Errungenschaften und Sehenswür­ digkeiten Nürnbergs sowohl das Patriziat als Träger der Ordnung als auch insbesondere die Handwerkerschaft identifizieren konnte, deren Tun, Ethik und Anliegen geschickt und ausführlich dargestellt werden. Aktualität und Zeitlosigkeit prägen gleichermaßen jenes Lobgedicht, das Nürnberg als sozial orientierten Wirtschaftsstandort ebenso definiert wie als Krone aller gegen­ wärtigen Städte inklusive Jerusalem und Rom. Der Sprecher inszeniert sich dabei als weltgewandt und selbstbewusst. Er insinuiert, das in Nürnberg von ihm „Gefundene“ in seiner Quantität und Bedeutung souverän zu über­ blicken und formuliert persönliche Anliegen, mehr aber noch die der einfa­ chen Stadtbürger.12 Dazu zählt v.a. die Forderung nach Eintracht zwischen den sozialen Ständen, aber auch nach Mäßigung des Patriziats im Umgang mit dem Volk und guter Entlohnung der arbeitenden Bevölkerung.13 Vor dem Hinter­ grund der real existierenden Sozialordnung Nürnbergs kurz vor dem Ersten Markgrafenkrieg14 heißt dies, dass der „Lobspruch“ einen ebenso merkwür­ digen wie faszinierenden Mix aus Ist-Beschreibung, Forderungskatalog eines Vertreters des einfachen Volkes vor dem absehbaren Krieg und Sozialutopie vorstellt. Dies ausführlich zu analysieren, zu interpretieren und mit anderen Städtelobtexten und Staatsbeschreibungen des 15. und 16. Jahrhunderts zu kontextualisieren, mag eine lohnende Aufgabe für zukünftige Forschungen sein. Neben dem - hiermit zumindest skizzenhaft umrissenen - Interesse der Literaturwissenschaft verdient der „Lobspruch auf Nürnberg“ Rosenplüts selbstverständlich den näheren Blick der Historiker. Dies gilt zum einen, indem sich dieser Text sehr gut als Quelle bzw. Korrektiv für Nürnberg betref­ fende facta eignet; immerhin wird darin minutiös und z.T. mit metrumspren­ genden Zahlangaben aufgelistet, was man in der Stadt so alles findet.15 Zum 11 12 13 14

Vgl. Hans Rosenplüt: Reimpaarsprüche und Lieder (wie Anm. 2), S. XII-XIX, 320f. Vgl. Kirchhoff (wie Anm. 5), S. 217. Vgl. ebd., S. 224, 226f. Vgl. Richard Kölbel: Der Erste Markgrafenkrieg 1449-1453, in: MVGN 65 (1978), S. 91-123; Hendrik Baumbach: Der Erste Markgrafenkrieg (1449/50) als regionale Krise der höchsten Gerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Reich. Die Entwicklung der Landfriedenswahrung und Fehdebeilegung in der Landschaft Franken, in: MVGN 99 (2012), S. 17-80. 15 So gibt es in der Stadt hundert und sibenundachtzig Türme (V. 90), sibenundsechzig mulrat (V. 156) und in der fünften und größten Sozialstiftung, dem „Reichen Almosen“, werden Drei­ hundert und zwelf leib prot sowie sechshundert und vierundzweinzig pfunt fleisch verteilt (V. 70f.).

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anderen - und gewiss mehr noch - ist der „Lobspruch“ eine herausragende mentalitätsgeschichtliche Quelle für das Nürnberg der Zeit vor dem Ersten Markgrafenkrieg, aber auch exemplarisch für das Verhältnis der Stadtbürger des späten Mittelalters zu ihrem Gemeinwesen. Am „Lobspruch“ wird (wie an gewiss nicht allzu vielen anderen Texten der Zeit) z.B. greifbar, woran sich das Selbstverständnis und der Lokalpatriotismus der Nürnberger festmachte, wie Nürnberg auch im Religiösen gegenüber anderen Städten relationiert wurde, welcher Rang den artes wie dem Handwerk buchstäblich zugesprochen wurde und welche Spielräume einem Vertreter der unteren Mittelschicht zur Darstel­ lung seiner Ansichten und Forderungen offenstanden (und welche nicht). Dabei betreibt Rosenplüt mit seiner Darstellung des Nürnberger Sozialwesens ein ebenso geschicktes wie vielschichtiges sprachliches Spiel, das mitunter sehr genau betrachtet und im Detail verstanden werden will. Wer den Text nur oberflächlich und/oder ohne Kontextwissen liest, wird in die Gefahr geraten, dem literarischen wie dem historischen Rang des Textes nicht gerecht werden zu können. Entsprechend viel muss dem Leser am genauen Verständnis des von Rosen­ plüt in scheinbar schlichtem, mitunter aber durchaus raffiniertem Frühneu­ hochdeutsch verfassten Gedichts gelegen sein. Diese Sprachstufe, zumal frän­ kisch koloriert, hat für den modernen Leser durchaus ihre Tücken, was u.a. mit sogenannten „falschen Freuden“ zu tun hat, also Begriffen, die im Neuhoch­ deutschen verständlich und im Kontext womöglich sogar sinnvoll sind, tat­ sächlich aber in den letzten ca. 500 Jahren einen signifikanten Bedeutungswan­ del erfahren haben. So wird man mit dem frühneuhochdeutschen reiser (V. 182) heute wohl eher einen „Reisenden“ als den Feldherrn eines Kriegszuges verste­ hen, als der hier Kaiser Sigismund tatsächlich bezeichnet wird. Hinzu kommen Unterschiede im Satzbau, der Grammatik sowie nicht zuletzt in der Lautung der Vokale und mehr noch der Konsonanten. Fränkisch zeichnet sich bis heute dadurch aus, stimmlose und stimmhafte Plosive (also p, t, k und b, d, g) auszu­ tauschen, zudem verschieben sich Tenues und Medien (t -> d).16 Der mit all dem nicht oder nicht genügend vertraute Leser könnte also mindestens auf den zweiten Blick Probleme mit dem Verständnis des „Lobspruchs auf Nürnberg“ haben. Hinzu kommt im Konkreten, dass sich Rosenplüt intensiv eines Fach­ vokabulars und mitunter „name-droppings“ bedient, das zu entschlüsseln nicht unaufwändig ist. Dies gilt etwa für den systematischen Gebrauch musi­ kalischer Fachbegriffe im Passus über den blinden Organisten Konrad Paumann.17 16 Im „Lobspruch auf Nürnberg“ z.B. getickt (V. 3), gepunden (V- 12),peicbt (V. 46), dort (V. 263). 17 Vgl. Matthias Kirchhoff / Ann-Katrin Zimmermann: Musik in der Spruchdichtung Hans Rosenplüts. Frühe Zeugnisse volkssprachlicher Musikterminologie im süddeutschen Raum, in: Jahrbuch für Musik in Baden-Württemberg 2010, S. 51-88, v.a. S. 73-79.

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Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447)

Bemerkenswert ist daher, dass Rosenplüts Spruchgedicht zwar von der For­ schung durchaus wahrgenommen worden und v.a. durch die Edition Jörn Reichels in seiner frühneuhochdeutschen Gestalt auch gut verfügbar ist,18 dass aber eine Übersetzung dieses in vielerlei Hinsicht bedeutsamen Städtelobtextes bisher noch nicht vorgelegt wurde. Dies zu ändern, scheint uns aus verschiede­ nen Gründen sinnvoll zu sein. Der Ort der Publikation ist nicht zuletzt ge­ wählt, um ein Fachpublikum derer anzusprechen, die sich speziell für Norica interessieren und damit mehrheitlich historiographisches stärker als kernphilo­ logisches Rüstzeug mitbringen. Diesem Nutzerkreis einen faszinierenden Text womöglich besser als bisher zugänglich zu machen, ist guter Grund genug, die nachfolgende Übersetzung vorzulegen. Überdies ist das Verständnis des Früh­ neuhochdeutschen auch für Altgermanisten mitunter problematisch. Die Über­ setzung des „Lobspruchs“ mag damit auch helfen, diesen noch stärker in den Fokus der germanistischen Mediävistik zu rücken. Dass sich der ein oder andere Vertreter der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft für den „Lob­ spruch auf Nürnberg“ interessieren mag - immerhin lassen sich ja, wie durch Carla Meyer geschehen,19 Kontinuitäten in der Stadtdarstellung bis in die Ge­ genwart greifen -, ist für uns ein weiteres Argument für den Nutzen des nun vorgelegten Textes. Auch eine Verwendung im Deutsch- oder Geschichts­ unterricht wird durch eine verfügbare Übersetzung gewiss erleichtert, sei es im Raum Nürnberg oder auch andernorts.20 Die vorgelegte Übersetzung strebt eine möglichst präzise Übertragung des im frühneuhochdeutschen „Lobspruch“ Beinhalteten an, einen ästhetischen Eigenwert beansprucht unsere Arbeit nicht. Aus diesem Grund, aber auch aus Platzgründen, wird auf eine Absetzung der Verse des Gedichts verzichtet; auch einer syntaktischen Umordnung des Rosenplüt’schen Textes in adäquates Neuhochdeutsch steht eine Absetzung in Einzelversen im Weg. Allerdings markieren wir die Zeilenlage mit Virgeln und dadurch, dass wir alle fünf Verse die entsprechende Zahlenangabe in den Text einführen, so dass sich der Leser bei einem Vergleich mit dem Rosenplüt’schen „Original“ leichter orientieren und unsere Übersetzung ggf. leichter zitieren kann. Allerdings mögen auf­ grund der andersartigen neuhochdeutschen Syntax Umstellungen bei einzel­ nen Versen Vorkommen. Um den Sinn des Besagten bestmöglich im Neuhoch­ deutschen zu fassen, erlauben wir uns außerdem Freiheiten in der Übertragung 18 Auf den Wortlaut dieser Edition (vgl. Anm. 2) nehmen wir — wie oben erwähnt - in unserer Arbeit Bezug. 19 Carla Meyer: Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500, Ostfildern 2009. 20 Zu verweisen ist auf das Bamberger Schulprojekt „MimaSch“ („Mittelalter macht Schule“) unter der Leitung von Detlef Goller, das in Grund- wie weiterführenden Schulen mittelalter­ liche Texte erarbeitet und dabei dezidiert Regionalbezüge sucht, so in Bamberg Texte zum Heiligen Georg.

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fester Wendungen. Auf ausführliche Kontextinformationen oder einen ge­ sonderten Erläuterungsapparat verzichten wir; hierfür können wir zum einen auf Forschungsergebnisse verweisen,21 zum anderen glauben wir, dass unsere Übersetzung als solche zur Beantwortung mancher Fragen an den Text aus­ reicht. Zudem werden für Nürnberger Einrichtungen, die im Text nicht mit ihren gängigen Namen bezeichnet werden, diese Namen in Klammern angege­ ben. So wird z.B. die als erste soziale Errungenschaft der Stadt angesprochene Stiftung in unserer Übersetzung zusätzlich in Klammern als „Mendelsche Zwölfbrüderstiftung“ bezeichnet. Die vorliegende Arbeit ist ursprünglich ein Nebenprodukt eines etwas grö­ ßeren Projekts, nämlich der Edition, Kommentierung und Übersetzung der drei noch unedierten Druckfassungen des „Lobspruchs“ aus den Jahren 1488— 1490.22 Wer diese Texte betrachtet, die einerseits aus wörtlichen wie verderbten Übernahmen aus dem Gedicht Elans Rosenplüts bestehen, andererseits aber Kürzungen und v.a. Zudichtungen vornehmen,23 weiß erst richtig zu schätzen, wie präzise und pointiert Rosenplüt den ursprünglichen Text angefertigt hat. Auch diese Einsicht motiviert uns, die trotzdem deutliche sprachliche und auch (kultur-)historische Distanz von gut einem halben Jahrtausend zwischen diesem scheinbar schlichten Meisterwerk und unserer Zeit ein wenig überbrü­ cken zu helfen.

Neuhochdeutscher Übersetzungstext Als das Datum 1447/ schriftlich festgehalten wurde,/ wurde ein neues Gedicht verfasst,/ das von der Stadt Nürnberg (mündlich) Mitteilung macht:/ [5] O Nürnberg, du edler Ort/ der Armbrustbolzen deiner Ehre steckt im Zentrum der Zielscheibe,/ den hat deine Weisheit dorthin geschossen./ Die Wahrheit ist in dir aufgegangen,/ dein „Ja“ wird nicht als ein „Nein“ befunden,/ [10] ein weiser Rat, eine gehorsame Bürgerschaft/ und eine gut ausgebildete Priester­ schaft/ sind miteinander derart eng verbunden,/ dass keiner von ihnen sich trauen würde, über die Schnur zu hauen,/ weder durch Glücksspiel, Aus­ schweifung noch durch Frauengeschichten./ [15] Eines jedoch scheint mir direkt von Gott geschaffen zu sein:/ Man findet fünf Sozialstiftungen in 21 Vgl. Reichel (wie Anm. 2), S. 322-326; Kirchhoff (wie Anm. 5), v.a. S. 218-227. Ein maisterlicher Spruch von der / erlichen fürsichtigen Ordnung und / regirung in der löblichen Stat /Nürrmberg, Nürnberg: Ayrer 1488; Hi in disempuchlein findet ir gar e/in löblichen Spruch von der eren re/ichen stat nurmberg gar von manc/herlei irer fursehung der stat vnd irer ge­ mein, Druck Hans Hoffmann, Nürnberg 1490; Von der fursichtigen ord/nung der löblichen stat niermberg, Druck Hans Hoffmann, Nürnberg 1490. Der Lobspruch wird u.a. um ein weiteres Kleinod {den vischpach) sowie einen Abschnitt über das Kirchenjahr ergänzt, gekürzt wird er hingegen um die Passage über den (zwischenzeitlich verstorbenen) Organisten Konrad Paumann.

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Nürnberg,/ denen gleich sonst in der Welt kaum etwas existiert/ und durch die manch armer Bedürftiger überlebt,/ der dies ansonsten wohl schwerlich könnte./ [20] Das erste sind zwölf in Altersarmut geratene Männer („Hausarme“),/ die keine Körperkraft mehr besitzen/ und zur Arbeit nicht mehr taugen./ Denen pflegt man ihre Nahrung zu geben;/ so lang sie leben,/ [25] reicht man ihnen in Nürnberg diese mit freigebiger Hand./ Die Sozialstiftung heißt: „Zu den zwölf Brüdern“ (Mendelsche Zwölfbrüderstiftung)./ Die zweite Sozialstiftung sind zwei Findelhäuser./ Dort nimmt man Waisen­ kinder und Findlinge auf,/ wenn sie von den Dirnen hingelegt werden,/ [30] die sich zur Hartherzigkeit entschlossen haben/ und an ihrem eigenen Blut treulos werden./ Es kommt von großer Verschämtheit und schwacher Gesin­ nung,/ dass sie der Teufel überwinden kann./ Sämtliche Findlinge, die man auffindet,/ [35] werden ins Haus aufgenommen./ So lang, bis sie es selbst kön­ nen,/ ernährt man sie vollständig mit guter Speise./ Die dritte Sozialstiftung ist weithin bekannt./ Vielen aussätzigen Männern und Frauen,/ [40] die sich jedes Jahr/ in der Marterwoche in Nürnberg blicken lassen,/ pflegt man drei Tage lang/ derart erlesene Mahlzeiten zu kochen,/ dass einem Fürsten, der in seinem Saal säße/ [45] diese Speisen nicht schlecht vorkä­ men (Sondersiechen-Almosen)./ Auch gewährt man ihnen, in diesen Tagen die Beichte abgenommen zu bekommen/ und das Abendmahl zu nehmen/ und von Gott predigen und erzählen zu hören,/ wie er geduldig gelitten habe/ [50] und an seinem Tod keine Schuld trage./ Dies geschieht, damit sie desto gedul­ diger/ in ihrer Armut und ihrem Leiden sein mögen./ Anschließend zählt man, wie viele von ihnen da sind/ und überreicht jedem einzelnen/ [55] wollenen Stoff, um sich Kleidung daraus zu machen,/ so dass der ewige Gott/ höchst selbst daran ein Wohlgefallen hat./ Anschließend verabschiedet man sie alle./ Die vierte Sozialstiftung könnte sich niemand besser ausdenken:/ [60] Wenn man tugendhafte, arme Jungfrauen findet,/ deren Eltern ehrenhafter Abkunft sind/ und an Besitz verloren haben,/ so zahlt man ihnen - sofern jemand kommt und für sie inständig Fürsprache hält -/ die Aussteuer zum Ehe­ schluss,/ [65] auf dass diese Jungfrauen zu großen Ehren gelangen./ Das tut man ausschließlich für die Tugendhaften (Jungfern-Almosen)./ Die fünfte Sozialstiftung ist die bedeutendste,/ aus ihr schöpfen viele „haus­ arme“ Menschen Hoffnung./ Jeden Sonntag vor der Messe gibt man/ [70] 312 Laibe Brot/ und 624 Pfund Fleisch/ - ich habe noch nirgends von einer größe­ ren Sozialstiftung gehört -/ an 156 Hausarme,/ derer man sich lieber erbarmt/ [75] als anderer unverschämter Bettler,/ denn die (die „Hausarmen“) nehmen ansonsten das Jahr über keine Almosen an („Reiches Almosen“)./ 7

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Die fünf Sozialstiftungen verwaltet der Rat der Stadt,/ auf dass von ihnen keine eingeht,/ so lange ein Stein auf dem anderen liegt./ [80] Gott gibt den Ratsherrn dafür solche Weisheit,/ dass sie ihre große Bürgerschaft regieren/ und diese mit dem Regiment in Eintracht halten können./ Die Stadt Nürnberg besitzt sieben Kleinodien./ So lange sie mit Gott ein­ trächtig verbunden sind,/ [85] kann ihnen keiner diese Kleinodien nehmen./ Selbst der große Khan müsste sich ihrer nicht schämen,/ wenn er die Klein­ odien in gleicher Weise verwaltete./ Das erste sind drei Mauern und ein Graben,/ in dem fünf Wege nebeneinan­ der verlaufen,/ [90] ferner 187 Türme./ Diese sind mit Artillerie derart ausge­ stattet,/ dass es viele Büchsenmeister sehr reizen würde,/ daraus die Feinde empfangen zu dürfen./ Viele Häupter werden vor Verwunderung grau,/ [95] dass sie einen so weitreichenden Überblick haben./ Doch vermag ihre große Weisheit/ den großen Vorteil zu erkennen,/ der überall aus dem Frieden zu entsprießen vermag./ Jedoch wollen sie (die Nürnberger) viele gern vertilgen,/ [100] denen ihre Zähne an ihnen sehr stumpf werden;/ sie knurrten sie an und bissen sie gerne,/ wenn sie sich nicht vor dem Trockenscheren fürchteten./ Das zweite Kleinod ist ein Wald;/ kein Winter ist jemals so kalt gewesen,/ [105] dass nicht eine alte Frau oder eine Radspinnerin,/ die an einem Tag einmal darin Holz sammelte,/ daraus eine solche Fülle heraustrüge,/ dass sie zwei Tage davon Brot in ihrem Haus hätte./ Das dritte Kleinod ist ein Steinbruch,/ [110] aus dessen Steinen man 48 Schuh hoch/ viele elegant gestaltete Kemenaten baut,/ die in der Stadt Nürn­ berg stehen./ Und stünde sie (die Stadt) außerhalb der Stadtmauern auf einem Berg,/ dann sagte man: „Das ist das Domizil eines Fürsten.“/ [115] Das vierte Kleinod ist ein Kornspeicher./ Wenn jemand seinen Zorn auf sie (die Nürnberger) schleudern wollte,/ so haben sie derart weitsichtig/ Getreide in das Gebäude geschüttet,/ dass sie volle zwei Jahre lang davon zeh­ ren können,/ [120] bevor man das Korn überhaupt nur ausmessen kann./ Damit handelt man zum Wohl der Bürgerschaft,/ darin sind sie sich alle einig./ Das fünfte Kleinod ist ein Brunnen („Schöner Brunnen“)./ So weit die Sonne zu leuchten vermag,/ [125] findet man schwerlich seinesgleichen aus Stein;/ so höre ich die erfahrenen Handwerksleute sprechen./ Wer die drei tugendhaftesten Heiden sehen will,/ der findet sie am Brunnen gemeißelt,/ überdies die drei tugendhaftesten Juden./ [130] Wenn man genauer hinschaut, so findet man dort ebenfalls/ die drei allertugendhaftesten Christen:/ Wer hoch oben bei Gott im Himmel sein Nest haben will,/ der möge sein Leben so füh­ ren wie König Eckhart von Frankreich;/ Herzog Gottfried von Pelgir glich ihm darin gänzlich./ [135] (Dazu kommt) Kaiser Karl der Große, dem Gott das

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Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447)

Schwert geschickt hat:/ so heißen die drei tugendhaftesten Christen./ Die tugendhaftesten Juden des Alten Testaments (sind):/ König David und Herzog Josua/ und als Dritter Judas Makkabeus;/ [140] die haben sich vor der Hölle in Sicherheit gebracht./ Der Heide Julius Caesar sprach gerechte Urteile,/ Troja­ nus zog seinem Richter die Haut ab/ (und) Hector von Troja ist der dritte der tugendhaftesten Heiden,/ wie man uns aus dem Buch der Bibel vorliest./ [145] Das sind die neun aller-tugendhaftesten Personen./ Die sieht man mitten auf dem Brunnen stehen/ und außerdem die sieben Kurfürsten./ Daran erkennt man, dass es (das Gesagte) wahr ist./ Das sechste Kleinod ist ein Bach,/ [150] über den kein Hirsch zu springen vermag;/ durch diesen wird die Stadt gesäubert./ Was man nicht auf die Acker geben soll/ und sich auch nicht in den Gärten ziemt,/ das nimmt der Bach alles mit sich fort./ [155] Das Gewässer fließt mitten durch die Stadt/ und treibt 67 Mühlräder an,/ die alle innerhalb der Stadtmauer in Betrieb sind./ Kein Fürst ist jemals derart feindlich gegen sie (gesinnt) gewesen,/ dass er es ver­ mocht hätte, eines von ihnen abzustellen./ [160] Er hätte viel leichter einen Bären töten können./ Das siebte Kleinod ist bedeutender als alle anderen,/ daran hat höchst selbst/ der dominus dominantium („Herr der Herren“) Wohlgefallen./ Das sind die heiligen und wahren Heiltümer,/ [165] mit denen der wahre Gottessohn getö­ tet wurde/ und die mit seinem heiligen Blut rot gefärbt wurden:/ einer der drei Nägel, mit denen/ Gottes Sohn ans Kreuz geschlagen worden ist;/ ein größeres Stück des wahren Kreuzes,/ [170] welches Gott selbst auf seinem Rücken um­ hertrug;/ das heilige, wahre Eisenstück an der Lanze,/ welches man Gott in seine Seite stieß/ und fünf Dornen aus der Dornenkrone./ Wenn man einmal die letzten vier Hörner blasen wird,/ [175] werden die Engel diese Gegen­ stände all jenen zum Trost zeigen,/ die Gott durch sein Sterben erlöst hat,/ und sie werden sie auch allen Verdammten zeigen,/ die auf Erden in ihren Pflichten unaufrichtig gewesen sind./ Diese Stücke weist man uns in Nürnberg,/ [180] denn Gott hat sie uns höchst selbst anvertraut/ und auch der allerdurchlauch­ tigste Kaiser/ Sigismund, der so viele Kriegszüge unternahm,/ dass er das ge­ samte Römische Reich durchzogen hatte./ Dennoch fand er nirgends etwas, das Nürnberg/ [185] im Hinblick auf erlesene Weisheit und Aufrichtigkeit gleichkam./ Das schien ihm eine süß klingende Saite zu sein,/ die oftmals durch sie (die Nürnberger) vor ihm zum Klingen gebracht worden war./ Deshalb überantwortete er ihnen die Heiltümer./ Und wenn ein Mensch große Liebe und Zuneigung/ [190] zu feinem meis­ terlichen Kunstgewerbe hat,/ sich für alle Künste interessiert/ und im Land der Böhmen in Prag sucht/ und auch in Österreich zu Wien;/ sucht er nach dem Zirkel und nach der Linie/ [195] und sucht er in Polen und in Preußen,/ im 9

Nora Ketschik und Matthias Kirchhoff

großen Nowgorod und im tiefsten Russland/ und zu Konstantinopel in Grie­ chenland,/ so findet er dennoch wahrhaft nicht das,/ was ihn bei seiner Suche glücklich machen würde./ [200] Sucht er in Ägypten in Kairo/ und auch im tiefsten Indien/ und am Hofe des Priesters Johannes,/ so führt sein Suchen dennoch nicht zu Gewissheit./ Sucht er in Frankreich zu Paris/ [205] und in der höchsten Schule Athens/ und sucht er in der Physik des Orients/ und sucht er die Grammatik Priscians/ und sucht er die Weisheit Salomos/ und sucht er die Logik des Aristoteles/ [210] und sucht er die Geometrie des Euklid/ und sucht er die Rhetorik des Cicero/ und die Rechenkunst des Pythagoras/ und sucht er die Musiklehre des Boethius/ und die Astronomie des Ptolemäus:/ [215] Diese Künste findet er alle in Nürnberg/ und derart erlesene Metallarbei­ ten/ von allerlei Meisterhänden,/ wie man sie (sonst) in tausend Ländern/ und unter dem gesamten Himmelszelt finden kann./ [220] Ingwer- und Pfeffer­ säcke/ und alle edelsten Gewürze/ und alles, was es im Bereich des Kaufmanns­ wesens gibt,/ das wird alles in Nürnberg vertrieben./ Deshalb möge niemand nach weiteren Einzelheiten fragen./ [225] Es gibt sieben Sprachen in der gesamten Christenheit./ Überall dort (wo man sie spricht) ziehen die Nürnberger/ mit ihrer Kaufmannschaft und ihrem Gewerbe ein/ und importieren ihre Speisen — mögen sie sauer oder herb schmecken -/ aus all den Ländern, in denen man diese sieben Sprachen spricht./ [230] Wem könnte ihr Reichtum nicht gut gefallen?/ Aus Ungarn, dem slawi­ schen Gebiet und der Türkei/ kommen drei der sieben richtigen Sprachen./ Arabien, Griechenland, Frankreich bilden die sechste,/ dort sind die Nürnber­ ger sämtlich Gäste;/ [235] Sachsen ist die siebente Sprache./ Wer könnte ihnen dabei übel nachreden,/ wenn sie ihre Verpflegung derart umsichtig herbei­ holen?/ Wenn hingegen jemand großen Besitz geraubt und gestohlen hätte,/ würde man ihn edel (adlig) nennen und hochpreisen,/ [240] obwohl er niemals ehrenhaft ein Schwert gewonnen hätte./ Ich finde viele Meister in Nürnberg,/ von denen ein Teil das Rotschmiede­ handwerk betreibt;/ ihresgleichen gibt es in der Welt nicht./ Was kriecht, läuft, schwimmt oder fliegt,/ [245] Mensch, Engel, Vogel, Fisch, Drache oder (sons­ tiges) Tier/ und jedwede Kreatur in lobenswerter Schönheit/ und alles, was aus der Erde zu sprießen vermag;/ alles dies können sie durch Hämmern und Gie­ ßen erschaffen/ und keine Aufgabe ist ihnen zu schwer./ [250] Ihre Kunstfer­ tigkeit und ihr Fleiß werden/ in vielen Ländern anerkannt, die fern und weitab liegen./ Da Gott ihnen solche Weisheit gibt,/ sind sie es alle Male wert, dass man sie (hier) nennt/ und als bedeutsame kunstvolle Meister anerkennt,/ [255] denn Nimrod, der den Turm zu Babel bauen ließ,/ hat nie solche Meister für sich gewonnen./

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Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447)

Einen weiteren Meister gibt es in diesem Gedicht,/ der ist blind/ und heißt Meister Konrad Paumann./ [260] Dem hat Gott solche Gnade erwiesen,/ dass er ein Meister vor allen (anderen) Meistern ist./ Der trägt in der Weisheit seiner Sinne/ die Musik mit ihrer Melodienschönheit./ Wollte man wegen seiner Kunstfertigkeit einen Meister krönen,/ [265] trüge er gewiss eine goldene Krone./ Mit Kontratenor, mit Faberdon,/ mit den Tönen der Prim tenoriert er,/ aus e-la-mi synkopiert er/ mit Resonanzen in Akuten./ [270] Ein trauriges Herz erlangt befreite Stimmung,/ wenn er aus der Oktav diskantiert,/ Quint und Ut zusammen resoniert/ mit Proporzen in Graven./ Respons, Antiphon, Introitus,/ [275] Hymnen, Sequenzen und Responsorien,/ die bewahrt er alle in seinem Gedächtnis./ Frei improvisiert oder notiert/ und was man an Musik/ im Chorgesang schätzt, das beherrscht er auswendig./ [280] Rondos und Mo­ tetten kann er musikalisch verbessern./ Sein Kopf ist ein solches Gradual,/ derart voll mit gemessenen Gesängen,/ dass Gott selbst sie darein geschrieben hat./ Wo könnte es einen weiseren Meister geben?/ [285] Deshalb preise und lobe ich Nürnberg,/ denn diese Stadt steht vor allen anderen Städten/ im Hinblick auf erlesene, kunstfertige Männer./ Wer treu unter ihren Bannern kämpft,/ dem wird überaus üppig und gut gelohnt./ [290] Deshalb habe ich niemals etwas gefunden, was Nürnberg gleichgekom­ men wäre,/ das auf unfruchtbarem Sand gelegen ist./ Überdies findet man in der Stadt auf Karren und Wegen/ auf trockenem Land einen vielfältigen Wein­ markt,/ der jeden Freitag der Woche von auswärtigen Händlern veranstaltet wird./ [295] Selbst wenn ein Mensch in hundert Königreichen suchte,/ fände er nirgends etwas, das dem Weinmarkt gleichkäme./ Ich finde fünf heilige Städte in der Welt,/ die sehr selten genannt werden./ Jerusalem ist die erste./ [300] Die wurde auf die allerschmerzlichste Weise ge­ heiligt,/ nämlich mit dem Blut Christi, das er dort vergossen hat,/ und auch mit seinem Leichnam, dem heiligen Sakrament./ Die zweite Stadt heißt Rom,/ wo die Leichname vieler heiliger Päpste/ [305] und sieben Apostel begraben lie­ gen./ Deshalb erachtet man die Stadt als heilig./ Die dritte heißt Trier, dort wurden/ zehntausend Ritter erschlagen, wie geschrieben steht./ Deren Leich­ name liegen dort begraben,/ [310] das haben die Gelehrten nicht verschwie­ gen./ Die vierte heißt Köln am Rhein./ Sollte man die nicht berechtigt heilig nennen/ wegen der reinen, keuschen elftausend Jungfrauen,/ die dort ermordet und zerstückelt wurden,/ [315] von denen keine je mit Sünde beschmutzt wor­ den ist?/ Ihr reines Blut hat die Stadt geheiligt./ Nun setze ich Nürnberg als die fünfte an;/ darin wird von der „Zunft“ der Priesterschaft/ derart wundervoller heiliger Gottesdienst abgehalten/ [320] mit Messe, Tagzeiten und Wachslich­ tern/ durch Nonnen, Mönche und Laienpriester,/ die ganz nach der rechten Ordnung das Vorgeschriebene/ mit Singen, Lesen, Fasten und Gebet erfüllen./ 11

Nora Ketschik und Matthias Kirchhoff

Wenn einer von ihnen das Gebot überträte,/ [325] müsste er fort und (es hieße) „Fac ade“ („Sag ,Auf Wiedersehen!’“);/ dagegen hülfe weder Bitten noch Fle­ hen./ Auch findet man darin (in der Stadt) viele schriftweise Männer,/ die von den Kanzeln/ das göttliche, himmlische und heilige Gotteswort verkünden kön­ nen/ [330] und außerdem, welchen entsetzlichen Schaden die Sünde/ dem Sünder zufüge, der sich in seinen Sünden verstockt./ Viele Sünder werden von ihnen dazu bewogen,/ im Dienst an Gott Reiz zu empfinden./ Deshalb nennt man die Stadt zu Recht heilig./ [335] Derjenige, der schlecht über Nürnberg spricht, ist nicht weise./ Ich habe alle deutschen Landstriche durchsucht,/ und dennoch finde ich nirgends in einer Stadt/ etwas, das dem Nürnberger Hofstaat gleichkäme./ Dort sind sieben reformierte Klöster,/ [340] in denen man Tag und Nacht/ engelsgleichen Lobgesang für den König der Ehre erklingen lässt./ Die weisen Ratsherren sind ihnen dabei behilflich,/ dass sie ausreichende Nahrung haben./ Deshalb: Wer schlecht über Nürnberg spricht,/ [345] den halte ich für einen Toren und er ist nicht weise zu nennen./ Üble Nachrede ist eine versalzene Speise./ Etwas Weiteres finde ich in Nürnberg,/ das ist das allerweiseste Menschen­ werk,/ das ich je in einer Stadt gefunden habe:/ [350] Gesetz und Ordnung werden oft auseinandergebracht,/ wo es mehr als einen Hirten gibt./ König David tötete mit drei Steinen/ den größten Wolf, der ihm seine Herde/ mit dem Schwert ermorden wollte./ [355] In Nürnberg gibt es nur einen Hirten,/ der nie mit dem Vieh geprahlt hat/ und derart zuverlässig/ die große Herde, die gesamte Stadt, gehütet hat,/ dass keinerlei Ungeziefer sie anstecken konnte -/ [360] was oftmals in Hochstiften geschieht/ und auch dort, wo leichtgläubige Zünfte sind./ Dort hinein sät der Teufel seinen Samen,/ so dass Mord und Jam­ mer oftmals ausgebrütet werden./ Es wird oft schlecht gehütet, wenn es meh­ rere Hirten gibt./ [365] Der Hirte ist der weise, vorausschauende Rat der Stadt,/ der Tag und Nacht, früh und spät/ zuverlässig alle Gelehrten und Laien hütet./ Wo einer sich mit dem anderen entzweien will,/ wacht der Hirte derart besonnen,/ [370] dass sie (die Streitenden) so ruhig bleiben,/ dass sie keinen Hirten mehr haben wollen./ Den Sachverhalt kann ich nicht besser erklären/ als (metaphorisch): Wo viele Adler auf einem Zaun sitzen,/ da sind die Hühner niemals fröhlich gestimmt./ [375] Jemand, der eine Sache angemessen loben möchte,/ muss dieselbe vor­ her genau erfasst haben./ Ich lobe Nürnberg nicht nach Gutdünken./ Die Ehre der Stadt hat noch nie gehinkt./ So schlecht man auch zuvor über sie gespro­ chen haben mag,/ [380] so haben sie dennoch noch niemals ihr Siegel zerbro­ chen/ und noch an niemandem ihre Schutzpflicht vernachlässigt,/ wie oft es auch geschieht, dass ein Kaufmann zu ihnen kommt/ und darüber klagt, dass er 12

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Hans Rosenplüts „Lobspruch auf Nürnberg“ (1447)

seinen gesamten Besitz verloren habe./ Auch schenken sie keinen ungarischen (minderwertigen) Wein aus/ [385] und suchen Frieden und sind nachgiebig,/ wie oft auch immer ihnen viele Schach bieten,/ denen sie in ihrem Bereich nichts zu Leide getan haben./ Im Garten des Friedens wächst Glück und Zu­ friedenheit./ Wo Unfrieden ist, da hagelt und schauert es./ [390] Jedes Ge­ schöpf trauert,/ wenn es im Unfrieden seine Nahrung suchen muss./ Deshalb nenne ich die Nürnberger weise,/ dass ihnen der Frieden so überaus gut schmeckt./ Der Esel keilt niemals gegen den Müller aus,/ [395] es sei denn, dieser schlägt ihn so sehr, dass es ihm weh tut./ So hat der Rosenplüt gedichtet.

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DIE FRESKENRESTE IM NÖRDLICHEN SEITENSCHIFF DER FRAUENKIRCHE Ein Diskussionsbeitrag

Von Günter Heß Hans Gerd Rotzers Beitrag im Band 103 der Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg mit dem Titel „Die Jakobslegende in der Nürn­ berger Frauenkirche? Gedanken zu einem gotischen Fresko“ hat die Aufmerk­ samkeit auf die Deutung der Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenkirche gelenkt.1 Am Ende seines Aufsatzes fordert Rotzer zur Diskus­ sion auf, die hiermit erfolgen soll. Bevor die Deutungen im Einzelnen disku­ tiert werden, zunächst einige Fakten zum Fresko selbst: Essenwein beschreibt eine Reihe - heute verlorener - Wandmalereien, u.a. an der Südwand des Innenraums eine Katharinenlegende. Er fährt fort: „... Dem Friese mit der Katharinenlegende gegenüber befindet sich ein an­ derer aus dem Leben eines Märtyrers. Die erste Scene zeigt ihn, wie er den Götzen opfern soll, die letzte seine Ermordung. Der mittlere Theil ist später verdeckt worden durch das berühmte Pergenstorfer’sche Grabmal .. ,2 Dies ist die Situation bis zur Renovierung der Frauenkirche ab 1983, als das Pergenstorffersche Epitaph von Adam Kraft, so das Grabmal in der Diktion Essenweins, abgenommen und an seinen heutigen Platz an der Nordwand des Kirchenschiffs versetzt wurde. Dabei wurde der mittlere Teil des Freskos frei­ gelegt und restauriert.3 Daher sind die von Essenwein beschriebenen Teile dunkler als der mittlere Teil. (Abb. 1 a und b)

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Hans Gerd Rotzer: Die Jakobslegende in der Nürnberger Frauenkirche? Gedanken zu einem gotischen Fresko, in: MVGN 103 (2016), S. 1-10. August Essenwein: Der Bilderschmuck der Liebfrauenkirche zu Nürnberg, Nürnberg 1881, S. 12. Erika Schmidt: 1983-1991. Neuerungen durch Gesamtrenovierung: klare Linien und neue Mitte, in: Günter Heß / Viktoria Huck / ErikaSchmidt: 650 - vom Gestern zum Heute, Nürn­ berg 2005, S. 11.

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Günter Heß

Abb. la: Das Fresko an der Nordwand der Frauenkirche, erste und zweite Szene. (Foto: Günter Heß, 2017)

Erkennbar sind folgende Partien, wobei insgesamt viermal ein Heiligenpaar, beide männlich, dargestellt wird: In der ersten Szene stehen die beiden Heiligen vor einer nicht mehr eindeu­ tig identifizierbaren Statue. Die zweite Szene zeigt sie umgeben von mehreren Personen. Eine Figur trägt eine spitze Kopfbedeckung. In der dritten Szene kniet eine Familie - die Stifterfamilie? - vor den beiden Heiligen. In der letzten Szene wird einer der beiden Heiligen mit dem Schwert hinge­ richtet, der andere gegeißelt oder ausgepeitscht. Eventuell ist aber auch eine zweite Hinrichtung mit dem Schwert möglich, die Darstellung ist hier nicht mehr gut zu erkennen. Rötzer ordnet die Szenerie Jakobus d. Ä. zu. Dabei beruft er sich auf Ursula Schädler-Saub, die den Szenenablauf wie folgt beschreibt: „Die beiden Apostel betend (?) vor einer in der Mitte des Raumes aufgestell­ ten Reliquie, dazu im Hintergrund rechts eine Gruppe von Männern; die zwei Apostel werden von modisch bekleideten Schergen (?) mit Kappen und kurzen Röcken umkreist; unter einer Baldachinarchitektur steht ein taber­ nakelartiger Altar, davor eine kniende Gestalt mit gegürtetem hellen Ge16

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Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenschiff

Abb. lb: Das Fresko an der Nordwand der Frauenkirche, dritte und vierte Szene. (Foto: Günter Heß, 2017)

wand, dahinter steht eine Gruppe höfisch gekleideter Personen, darunter ein König mit Krone und rotem Mantel mit Hermelinbesatz; die zwei Apostel stehen vor einer Gruppe kleiner kniender Menschen in einfachen Gewän­ dern; von rechts treten zwei große, modisch gekleidete Gestalten (Schergen?) mit kurzen Röcken und Beinlingen auf die Apostel zu; anschließend, in zwei Szenen unterteilt, das Martyrium der Apostel... Links von der zur Anbe­ tung ausgestellten Reliquie (?) waren vier stehende Figuren zu sehen (heute nur noch zwei), darunter drei Apostel sowie der auferstandene Christus mit der Siegeskrone und flatternden Bändern.“*

Ausgehend von diesem Ansatz entwickelt Rotzer folgende, hier wortwörtlich wiedergegebene Hypothese: „Nach einer Legende, die nach Dokumenten in der Kathedrale zu Zaragoza seit dem 13. Jahrhundert in Spanien nachweisbar ist, soll dem Apostel Jako­ bus die Muttergottes noch zu Lebzeiten im Jahre 40 am Ebroufer in Zara­ goza erschienen sein — dort wo heute die majestätische Basflica del Pilar (Basilika mit der Säule) steht: Jakobus missionierte im Jahre 40 in der Ge­ gend von Caesaraugusta (dem heutigen Zaragoza) mit geringem Erfolg das Wort Gottes, und er dachte schon daran, mit seinen Jüngern nach Jerusalem zurückzukehren. Da hörte er Engel, die Ave Maria, gratiaplena sangen, und er sah wie die Mutter Christi erschien; sie stand auf einer Marmorsäule. Es 4

Ursula Schädler-Saub: Gotische Wandmalerei in Mittelfranken. Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 109, München 2000, S. 148.

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Günter Heß

geschah dies, wie schon erwähnt, noch zu ihren Lebzeiten. Sie ermunterte den Apostel, sein Missionswerk weiterzuführen und ihr eine Kirche zu er­ richten. Die Säule, auf der sie ihm erschien, solle neben dem Altar aufgestellt werden, und sie versprach, dass dieser Ort bis zum Ende der Zeiten bestehen bleibe, damit Gottes Kraft durch ihre Mithilfe und das Gebet derer, die sie um Hilfe anflehen, große Wunder wirke. Darauf verschwand die Jungfrau wieder, und Jakobus begann zusammen mit den acht Zeugen der Erschei­ nung sofort eine Kirche zu errichten. Genau diese Szene, so vermute ich, wird im ersten (noch erhaltenen) Bild des Freskos in der Frauenkirche wiedergegeben. Links steht Jakobus mit einem seiner Jünger, und die vermeintliche ,Reliquie“ ist La Virgen del Pilar auf der Marmorsäule - so, wie sie als Nationalheilige heute noch in Zaragoza verehrt wird {Pilar ist eine Abkürzung für Maria del Pilar, einen der häu­ figsten Taufnamen in Spanien). Dieses Bild des Freskos entspricht so sehr dem Vorbild in Zaragoza, dass man meinen könnte, dessen unbekannter Maler habe es selbst gesehen. Die Gruppe rechts im Bild sind die missionier­ ten Gläubigen aus Caesaraugusta.“5 Rötzer verdanken wir eine weitere Information zum Fresko: „Nach den Recherchen von Hugo Kehrer aus dem Jahre 1912 habe man am rechten Bildrand des Freskos noch Wappenschilde der Stifter erkennen kön­ nen, die den Patrizierfamilien Nützel und Grundherr zugeordnet werden konnten. Er nennt die Namen Berthold Nützel (gest. 1398) und Jakob Grundherr (gest. 1379).“6 Auch die Enthauptung des Jakobus passt gut zu dieser Interpretation, sodass sich ein schlüssiger Ansatz zu ergeben scheint. Rötzer selbst bringt zwei Ein­ wände, um sie anschließend zu entkräften: „Einwände an meinem Interpretationsansatz könnten in zwei Punkten kommen. Erstens, dass Jakobus (?) auf dem Fresko nie allein auftaucht, und zweitens, dass nach der Enthauptungsszene noch eine Folterszene folgt. Wer wird gefoltert?“7 Gegen den ersten Einwand bringt Rötzer vor, dass Jakobus der Legende nach nie allein gewesen sei, ja dass er sogar in Santiago de Compostela mit zweien seiner Jünger begraben worden sei.8 Der Einwand ist nicht ganz schlüssig, denn die Darstellung von jeweils einem Paar weist doch darauf hin, dass diese Heili­ gen zu zweit aufgetreten sind. 5 6 7 8

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Rötzer (wie Anm. 1), S. 2f. Ebd., S. 4. Ebd., S. 8. Ebd., S. 9.

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Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenschiff

Der zweite Einwand ist gewichtiger. Rötzer schreibt selbst: „Zugestandenermaßen fällt die Einordnung der Szene mit der Geißelung (?) oder Auspeitschung (?) schwer. (Wahrscheinlich hatte sie noch eine Fortset­ zung; zumindest ist ein weiterer Arkadenbogen andeutungsweise zu sehen.) Dies sei nicht verschwiegen. Möglicherweise ist sie eine Illustration zu der Stelle in der Apostelgeschichte, dass Herodes allgemein gegen die frühe Christengemeinde vorgehen und sie bestrafen wollte“.9 Ein weiteres Argument, das für die Deutung als Jakobslegende spricht, ist die Weihe des Chores der Frauenkirche am Sonntag nach dem Jakobstag, also in der unmittelbaren Nähe des Festes dieses Heiligen. Trotzdem bleiben die obi­ gen Einwände. Es bleibt die Frage nach einer schlüssigeren Deutung. Der folgende Deutungsversuch geht von dem in der vierten Szene dar­ gestellten Martyrium aus (Abb. 2). Es gibt in der Tat zwei Heilige, die der Legende nach zusammen aufgetreten sind und von denen einer mit dem Schwert, der andere durch Geißelung hingerichtet wurde. Es handelt sich um die Heiligen Gervasius und Protasius, die Patrone von Mailand und Breisach.10 Über das Leben der beiden Männer weiß man relativ wenig.Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts existiert eine dem hl. Ambrosius zugeschriebene Leidens­ geschichte der beiden Märtyrer, in der sie zu Söhnen der hl. Vitalis und Valeria gemacht werden.11 Ihre Reliquien werden in S. Ambrogio in Mailand gezeigt.12 Mit Breisach werden die Reliquien deshalb in Verbindung gebracht, weil ihre Gebeine angeblich von Reinald von Dassel dorthin gebracht wurden. Dort werden diese Reliquien in einem Schrein aus dem Jahre 1496 aufbewahrt.13 Mit dieser Deutung ist die vierte Szene des Freskos in der Frauenkirche in­ terpretierbar. Bezüglich der drei anderen Szenen hilft der Reliquienschrein der Stadtpatrone von Breisach von 1496 weiter, in dessen Walmdach 12 Flachreliefs die Geschichte von Gervasius und Protasius darstellen, wie sie die Legenda aurea des Genueser Bischofs Jacobus de Voragine überliefert: Aufschlussreich sind die Darstellungen, in denen Gervasius und Protasius ihr Hab und Gut an Arme verteilen (Relief 2), sie gemeinsam mit Nazarius ein Bethaus in Ebrudunum bauen (Relief 3), vor Astasius geführt werden, um Götzen zu opfern (Relief 6), und schließlich ihre Marterung (Relief 7).14 9 Ebd.,S. 9. 10 Hiltgart L. Keller: Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten, Stuttgart 102005, S. 273. 11 Bernhard Kötting: Gervasius u. Protasius, in: Josef Höfer / Karl Rahner: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 4, Freiburg 1986, S. 765. 12 Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen, München 1997, S. 118. 13 Keller (wie Anm. 10), S. 273. 14 Vgl. Erwin Grom: Gervasius & Protasius. Ein kleiner Streifzug durch Geschichte und Legende. Das Breisacher St. Stephansmünster und die Stadt Breisach, Breisach o.J. S. 7.

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Günter Heß

Abb. 2:

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Rechte (4.) Szene des Freskos. (Foto: Günter Heß, 2017)

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Abb. 3:

Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenschiff

3 Szene des Freskos in der Frauenkirche. (Foto: Günter Heß, 2017)

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Günter Heß

Das Relief 6 würde die Deutung von Essenwein stützen, der das Fresko in einem wohl noch besseren Zustand gesehen hat. Relief 2 des Reliquienschreins könnte eine Erklärung der dritten Szene (Stifterfamilie) sein, in der die Heili­ gen mit offenen Händen dargestellt sind (Abb. 3). Szene 2 ist zu stark beschä­ digt, um sie interpretieren zu können. Die Massenszene schließt aber eine Deutung durch das Relief 3 nicht aus (Abb. 4). Wirklich stichhaltig wird diese Interpretation aber erst durch die Verbin­ dung zu Kaiser Karl IV. aus dem Jahr 1355. Olaf Räder bezeichnet Karl als Collector coronarum, also als Kronensammler.15 Er hält es für wahrscheinlich, dass der König „am Epiphanias-Tag, also am 6. Januar, in Mailand gekrönt wurde, [und] dafür nicht nur denselben Termin und dieselbe Krönungskirche gewählt, sondern wohl auch dieselbe Krone [wie sein Großvater Heinrich VII.] verwendet hat [...] Mit dieser stählernen Krone ist Heinrich am 6. Januar 1311 in Mailand gekrönt worden. Im April 1321 übergab Heinrich die Krone [...] dann der Obhut der Mönche von Sant' Ambrogio.“16 Diese Kirche ist aber genau jene Kirche, in die die Gebeine der beiden Hei­ ligen überführt wurden und die zunächst das Patrozinium von Gervasius und Protasius hatte und erst nach dem Tod von Ambrosius 307 dessen Namen er­ hielt.17 Rätselhaft bleibt bei der vorliegenden Deutung die Statue im Hintergrund der ersten Szene. Für die Deutung spricht jedoch vor allem die zeitliche Über­ einstimmung: 1355 wurde Karl IV. mit der lombardischen Krone gekrönt, im selben Jahr fand - wie oben angeführt - eventuell die Chorweihe statt. Es ist denkbar, dass der Auftrag zur Anfertigung des Freskos vielleicht sogar von Karl selbst zum Gedenken an die beiden Heiligen gegeben wurde. Häufig wird in der Literatur auch beschrieben, dass das Klima in der Zeit um 1355 nicht immer gute Ernten beschieden hat. Der Sommer 1356 war kalt, 1357 gab es Überschwemmungen. 1359 regnete es zwischen dem 2. Juli und dem 16. September ununterbrochen.18 Wenn man dabei bedenkt, dass Gerva­ sius und Protasius die Patrone der Landarbeit und Helfer für eine gute Ernte waren, rundet sich das Bild.19

15 Olaf B. Räder: Collectorcoronarum. Karl IV. als Kronensammler. In: Jin Fajt / Markus Hörsch, (Hrsgg.): Kaiser Karl IV. 1316-2016. Erste Bayrisch-Tschechische Landesausstellung. Ausstel­ lungkatalog, Prag 2016, S. 90. 16 Ebd,S. 89. 17 Gorys (wie Anm. 12), S. 118. Rüdiger Glaser: Klimageschichte Mitteleuropas. 1200 Jahre, Wetter, Klima, Katastrophen, Darmstadt 20082, S. 67. 19 Gorys (wie Anm. 12), S. 118.

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Die Freskenreste im nördlichen Seitenschiff der Frauenschiff

2. Szene des Freskos (Foto: Günter Heß, 2017)

Günter Heß

Zu berücksichtigen ist allerdings bei all den Überlegungen und Hypothesen, dass das erste und das vierte Bild zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark über­ arbeitet wurden. Es bleibt die Hoffnung, dass die Restaurierungen von Loosen unter Essenwein die Darstellungen nur „schemenhaft vereinfacht“20, nicht aber inhaltlich verändert haben. Dennoch ist dieses Fresko „eines der wichtigsten Dokumente der Nürnber­ ger Malerei im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts [...]. Der Mittelteil [...] kann in gut erhaltenen Teilbereichen als einziges überliefertes Zeitzeugnis einen unverfälschten Eindruck der hohen maltechnischen Qualität vermitteln, die bei der Nürnberger Wandmalerei im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts wohl üblich war.“21

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Ursula Schädler-Saub: Entdeckung und Zerstörung? Zur Freilegung und Restaurierung mittel­ alterlicher Wandmalereien im Nürnberger Raum im 19. und 20. Jahrhundert, Heidelberg 2015, S. 115. Ebd., S. 156.

DIE SPÄTMITTELALTERLICHE FAMILIENTAFEL DER WOLF (VON WOLFSTHAL): GENEALOGISCHE LEGITIMATION UND SOZIALER AUFSTIEG IM KONTEXT VORREFORMATORISCHER MEMORIALKULTUR

Von Andreas Flurschütz da Cruz, Wim Vroom und Jutta Zander-Seidel 1. Ein Kunstwerk und seine Geschichte An der Wende vom Spätmittelalter zur Neuzeit zählte Nürnberg zu den bedeutenden Kunst- und Künstlermetropolen Europas. Aus dem Jahr 1500 datiert das berühmte Selbstbildnis Albrecht Dürers, dessen Original sich seit 1836 in der Alten Pinakothek in München befindet.1 Etwa zeitgleich mit die­ sem Meisterwerk entstand eine bemerkenswerte, 70 cm hohe und 102 cm breite Bildtafel ganz anderen Inhalts und Stils. Sie vereint Mitglieder der Kaufmanns­ und Patrizierfamilie Wolf (von Wolfsthal) aus drei Jahrhunderten (13.-15. Jh.) und ist eines der wenigen Bildzeugnisse, die zu der im Jahr 1717 erloschenen, zuvor aber über die Aufnahme in die fränkische Reichsritterschaft (Ende 16. Jh.) und die Erhebung in den Reichsfreiherren- (1658) und Reichsgrafenstand (1706) in der Hierarchie des Reichsadels beachtlich emporgestiegenen Familie überhaupt noch existieren. Deren Mitglieder waren u.a. in Schwäbisch Gmünd, Nördlingen, Augsburg und Nürnberg ansässig.2 Heute befindet sich die Tafel in niederländischem Privatbesitz. Wo sie in den Jahren und Jahrhunderten nach ihrer Entstehung aufbewahrt wurde, ihre konkrete Funktion, auch ob und wo sie überhaupt jemals repräsentativ platziert bzw. genutzt wurde und ob sie zum Zeitpunkt des Aussterbens der Wolf von Wolfsthal im Jahr 1717 noch in Fami­ lienbesitz war, liegt im Dunkeln. Im Kontext anderer Quellen gut erschlossen werden kann indes die grundlegende Intention der Auftraggeber, die die auf­ wändige Tafel an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert anfertigen ließen. Von ihrer Entstehung um 15003 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts klafft eine enorme Überlieferungslücke bezüglich des Standortes, der Nutzung und 1

Hierzu zuletzt Thomas Renkl: Albrecht Dürers Selbstbildnis von 1500. Der verzweigte Weg von Original, Kopie und Fälschung, in: MVGN 103 (2016), S. 39-89. 2 Nürnberg als Entstehungsort des Bildes und gleichzeitig Wohnort zahlreicher Mitglieder der Familie um 1500 liegt nahe, ist aber keineswegs eindeutig: So weisen die zahlreichen nichtdiphtongierten Formen auf der Tafel (sin, husfrow) auf einen alemannischen Kontext, der Her­ stellungsort oder zumindest der Künstler der Tafel könnte somit auch im Schwäbischen (etwa Schwäbisch Gmünd, Nördlingen oder Augsburg) zu suchen sein. Auf das alemannische Ein­ zugsgebiet deutet beispielsweise auch die Schreibung Cunrat (A3a) hin. Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Sebastian E. Gagel, Bamberg. 3 Zur Datierung des Werkes siehe Kap. 5, S. 42f.

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Andreas Flurschütz da Cruz, Wim Vroom und Jutta Zander-Seidel

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cf*'

.v.uipti«) 2 (Abb. 3b) versehen ist, eine Rolle mit typologisch auf die Auferstehung bezo­ genen Szenen (Abb. 3c)50 sowie eine ornamentale Rolle mit Palmettenfries. Vereinzelt sind wahrscheinlich weitere Nürnberger Buchbinder wie Hans

S. 750f. — Nicht korrekt ist außerdem die Zuweisung der in der Einbanddatenbank (wie Anm. 47) unter der Zitiernummer w003286 versammelten Werkzeuge an Caspar Hermann. 49 Justitita, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB (wie Anm. 47), r001683 und r003142, Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 166, Nr. 3 (Abb. 3a); Fides, Spes (datiert 62), Caritas, Prudentia, Patientia (EBDB (wie Anm. 47), r001714; Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 166, Nr. 5 (Abb. 3b). 30 Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Isaaks Opferung; Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 166, Nr. 6 (Abb. 3c).

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Bopp d.J. (f 1572)51 und der mit diesem verwandte Georg Bopp d.J. (f 1596)52 sowie Hans Pfister (Meister 1558, f 1600)53 herangezogen worden, um Ein­ bände derselben Art anzufertigen. Hieronymus Paumgärtner d.J. verpflichtete von den für seinen Vater tätigen Buchbindern lediglich Georg Bopp. Die 42 für die Amtszeit des Kirchenpfle­ gers ermittelten Neuerwerbungen weisen darauf hin, dass er sich nach der flä­ chendeckenden Besitzkennzeichnung sowohl der aus den Klöstern übernom­ menen als auch der von seinem Vater neu angeschafften Bücher vor allem an den Nürnberger Buchbindermeister Peter Mayssell/ Meißel (als Vorgeher be­ legt 1588, J" 1609)54 wandte. Daneben beauftragte er Georg Bopp55, der seit 1560 nahezu exklusiv vom Rat für Bindearbeiten herangezogen wurde, sowie einen Berufskollegen mit den Initialen A G (Abb. 2). Letzterer kann eigentlich nur mit dem seit 1553 in Nürnberg bezeugten, 1556 als Buchbindermeister zugelassenen Abraham Guttmann (f 1597) gleichgesetzt werden, von dem al­ lerdings bisher nur seit den 1580er Jahren reich mit Roll- und Beschlagwerk in Gold geprägte Kalbsledereinbände bekannt sind.56 Bevorzugte Materialien der 51 Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 43-44; EBDB (wie Anm. 47), w003020; Grieb (wie Anm. 48), S. 1162. 52 Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39 Rollen 2, 4; Haebler (wie Anm. 47), Bd. 2, S. 111. Die Iden­ tifikation dieses Buchbinders und die Angaben zu dessen Tätigkeit verdanke ich Dr. Randall Herz (s. Anm. 48); Georg (Jörg) Popp d.J. ist seit 1556/57 in den Stadtrechnungen bezeugt und war seit 1560 der bevorzugte Buchbinder des Rats der Stadt Nürnberg. S. auch unten bei Anm. 55. 53 Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 329-331; EBDB (wie Anm. 47), w003206; Grieb (wie Anm. 48), S. 1144; zum Todesdatum s. Kulmich (wie Anm. 48), Bl. 8v-9r. 54 Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 303-304; EBDB (wie Anm. 47), w003136; Sauer: Rats- und Stadtbibliothek (wie Anm. 7), S. 47; das Todesjahr 1611 bei Kulmich (wie Anm. 48), Bl. lOv-llr ist wohl nicht korrekt; laut Randall Herz verstarb der Buchbinder bereits 1609. - Die Angaben zu Rollen und Platten auf Einbänden der Stadtbibliothek bei Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 28f., 39 sind somit zu modifizieren: Die Werkzeuge sind insgesamt drei Buchbindern zuzu­ weisen, nämlich Peter Mayssell (Platte Nr. 1 und 2), dem Buchbinder A G (Rolle Nr. 1; zum Buchbinder s. Anm. 56) und Georg Bopp d.J. (Rolle Nr. 2 und 4; zum Buchbinder s. Anm. 48). Für eine Abbildung dieser „Bibliothekseinbände“ s. Christine Sauer: Diese und jene Mode, Bücher einzubinden. Einbandkunst aus sechs Jahrhunderten in der Stadtbibliothek Nürnberg (BCN Materialien - Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek 108), Neustadt/Aisch 2014, S. 44f., Kat. 27-29. 55 S. zu diesem Anm. 51. 56 Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39 Rolle Nr. 1; die Bezeichnung A G ist allerdings nicht gänz­ lich gesichert, da es sich dabei um die letzten auslaufenden Schnörkel eines Tuchs zum Schild mit dem Kreuzestitulus handeln könnte. Wegen Abweichungen in der Beschriftung und in den Maßen handelt es sich nicht um die bei Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 131, Nr. 2 verzeichnete Rolle; auch der bis 1584 reichende Tätigkeitszeitraum spricht gegen eine Identifizierung mit den dort genannten, in den 1570er Jahren tätigen Wittenberger Buchbindern Andreas Güttig (t 1574) und Arnold Genschel. Der einzige in Nürnberg tätige Buchbinder mit den Initialen A G ist Abraham Guttmann; zu diesem s. EBDB (wie Anm. 47), w003255; Sauer: Diese und jene Mode (wie Anm. 55), S. 46f. Kat. Nr. 30. Für diesen sind bisher weder Schweinslederbände

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Abb. 4a-d Rollen und Platte des Nürnberger Buchbinders A. G. (Abraham Guttmann?) (Durchreibungen von Einbänden der StBN).

drei für die Stadtbibliothek tätigen Buchbinder blie­ ben Schweinsleder in Kombination mit gelben Buch­ schnitten. Bei den Blindprägungen der Lederbezüge führte Peter Mayssell eine Neuerung ein, mit der er auf das für den Vorderdeckel zu verwendende Biblioin Blindprägung noch die genannte Rolle belegt; auf dem Einband zum unten verzeichneten Bibeldruck von 1570 (Theol. 2. 51) verwendete er diese in Verbindung mit einer blind geprägten Platte mit Mauresken, die als verbindendes Glied zu den späteren Renaissanceeinbänden gese­ hen werden kann (Abb. 4d).

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thekssupralibros reagierte. In Analogie zu den in Deutschland beliebten, mit Platten und Rollen geprägten Einbänden veränderte er die Aufteilung und sah für die beiden Buchdeckel ein von Rahmenleisten allseitig umschlossenes Vier­ eck vor. Das Mittelfeld auf dem Vorderdeckel blieb grundsätzlich für das Wappensupralibros der Stadtbibliothek reserviert, während das Pendant auf dem Hinterdeckel für eine Platte des Buchbinders mit der Personifikation der Justi­ tia57 oder mit der Salbung Davids58 genutzt wurde. Die Rahmenleisten füllen dann Prägungen von dem Peter Mayssell zur Verfügung stehenden Material an Rollen.59 Der Nürnberger Buchbinder A G verwendete dieselbe Einteilung, jedoch prägte er (mangels eigener Platten?) zumeist die Mittelfelder beider Buchdeckel mit dem Supra-libros, um dann für die Rahmenleisten ein schmales Repertoire von vier Rollen - darunter eine mit biblischen Ereignissen (Abb. 4a), eine mit Personifikationen (Abb. 4b) und zwei mit Ornamenten (Abb. 4c) - einzusetzen; einmal verwendete er eine kleine Platte mit Mauresken (Abb. 4d).60 Zum Schutz vor Abnutzungen versah er die Fußkanten der Deckel regel­ mäßig mit Verstärkungen aus metallenen Winkeleisen; ausnahmsweise betrieb er diesen Aufwand für alle drei Außenkanten der Buchdeckel (Abb. 2). Georg Bopp ließ in der Regel ebenfalls die Mitte des Vorderdeckels ohne Prägung, damit das Supralibros dort angebracht werden konnte, und füllte das Mittelfeld auf dem Rückdeckel mit Rollenprägungen. Die beiden Kirchenpfleger schafften für die Fachgruppe Theologie Publika­ tionen aller Konfessionen, vorzugsweise aber der lutherischen Lehre an. Die größte Gruppe bilden vollständige Bibelausgaben in Latein und Hebräisch sowie Kommentare oder Auslegungen zu einzelnen biblischen Büchern von weit verbreiteten Autoren wie Johannes Brenz (1499-1570)61 und den refor­ mierten Theologen Augustin Mariorat (1506-1562)62 oder Pietro Martire Vermigli (1499-1562)63. In größerer Zahl vorhanden sind Predigten und Postillen z.B. von dem schweizerischen reformierten Theologen Rudolf Gwalther 57 Haebler (wie Anm. 47), Bd.l, S. 303 Nr. II; Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39 Platte Nr. 1 mit Abb. 4. 58 EBDB (wie Anm. 47), p001774. 59 Haebler (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 303 Nr. 1, EBDB (wie Anm. 47), r001667 und r001668; zusätz­ lich eine Rolle mit Palmettenfries. 60 Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39 Rolle Nr. 1 (Abb. 4a); zusätzliche Rollen Wellenranke, intermittierend, mit Blüten (Abb. 4c), Palmettenfries und Personifikationen (Breite: 16 mm): IVSTICIA - CARITAS - SPES + - FIDES (Abb. 4b). 61 Gerhard Krause (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 7, Berlin 1981, S. 170-181; Friedrich Wilhelm Bautz (Begr.)/Traugott Bautz (Hrsg.): Biographisch-bibliographisches Kir­ chenlexikon (BBKL), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 743f. 62 Marco Jorio (Hrsg.): Historisches Lexikon der Schweiz, 13 Bde., Basel 2002-2014, Bd. 8, S. 306; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 5, Hamm 1993, Sp. 855f. 63 TRE (wie Ann. 61), Bd. 34, Berlin 2002, S. 726—729; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 12, Hamm 1997, Sp. 1264-1271.

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(1519-1586)64, von Johann Spangenberg (1484-1550)65 oder von Johann Haber­ mann (1516-1590)66, der vor allem durch Erbauungsbücher hervorgetreten ist. Auch von der ,Kinder Postilla' des Nürnberger Theologen Veit Dietrich (1506-1549)67 findet sich ein Exemplar. Einen weiteren Schwerpunkt stellen Ausgaben von Texten griechischer und lateinischer Kirchenväter dar. Darunter befinden sich die Erstausgabe einer im Umfeld der Gegenreformation und als Antwort auf die ,Magdeburger Centurien' in Frankreich von Marguerin de LaBigne (ca. 1546/47—1589/90)68 zwischen 1576 und 1579 angelegten Samm­ lung von mehr als 200 patristischen Autoren sowie Werkausgaben und Ein­ zeltexte von Athanasius Alexandrinus, Aurelius Augustinus, Eusebius Caesariensis, Iustinus Martyr, Philo Alexandrinus oder Tertullianus. Hieronymus Paumgärtner d.Ä. erwarb zusätzlich Ausgaben der Werke des auch in der Frühreformation oft rezipierten Mystikers Johannes Tauler (J 1361)69. In er­ staunlicher Weise wurde das Schrifttum der Reformatoren nicht nur aus dem Reichsgebiet, sondern auch aus der Schweiz, Frankreich und England ge­ sammelt; man beschränkte sich also keineswegs auf Autoren lutherischen Glaubens, sondern griff auch auf Vertreter der reformierten Kirchen zurück. Aufnahme fanden Werkausgaben der Reformatoren Martin Luther, Philipp Melanchthon und Urban Rhegius (1489-1541)70. Den reformierten Kirchen zuzurechnen sind neben den bereits als Bibelkommentatoren benannten Ver­ tretern Johannes Calvin (1509-1564)71 und Girolamo Zanchi (1516-1590)72. Kontroversschrifttum ist vorhanden aus der Feder des bereits genannten in Straßburg, Oxford und Zürich tätigen, aus Italien stammenden reformierten Theologen Pietro Martire Vermigli sowie als Argumentation gegen die refor­ mierten Kirchen in Gestalt der ,Refutatio‘ von Jacob Andreae (1528-1590)73. Dieser Gattung zugerechnet werden kann auch ein Bericht zum Ausgang des Altenburger Colloquiums. Im Bereich Kirchengeschichte fanden Schriften des Johannes Trithemius (1462-1516)74 Aufstellung neben Sammlungen von verfolgten Glaubensgenossen, die die beiden Martyrologen Jean Crespin 64 Jorio (wie Anm. 63), Bd. 5, S. 845. 65 TRE (wie Anm. 61), Bd. 12, Berlin 1984, S. 385-389; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 10, Hamm 1995, Sp. 874-880. 66 BBKL (wie Anm. 61), Bd. 2, Hamm 1990, Sp. 419. 67 BBKL (wie Anm. 61), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 1302f. 68 BBKL (wie Anm. 61), Bd. 4, Hamm 1992, Sp. 914f. 69 TRE (wie Anm. 61), Bd. 32, Berlin 2001, S. 745-748. 70 BBKL (wie Anm. 61), Bd. 8, Hamm 1994, Sp.122-134. 71 TRE (wie Anm. 61), Bd. 7, Berlin 1981, S. 568-592. 72 TRE (wie Anm. 61), Bd. 36, Berlin 2004, S. 482-485; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 14, Hamm 1998, Sp. 339-343. 73 TRE (wie Anm. 61), Bd. 2, Berlin 1993, S. 672-680; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 165f. 74 BBKL (wie Anm. 61), Bd. 19, Hamm 2001, Sp. 1446-1454.

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(t 1570)75 und John Foxe (f 1587)76 zusammen stellten. Aufgenommen wurden auch antikatholische Schriften wie die polemische ,Papistische Inquisition' des Georg Schwartz (1530-1602)77 oder die Analyse der Beschlüsse des Tridentinischen Konzils durch Martin Chemnitz (1522-1586)78. Obwohl zuletzt ein Gegner der Reformation, erwarb man für die Stadtbibliothek auch eine Werk­ ausgabe des Erasmus von Rotterdam (f 1536)79. Selbstverständlich ging in den Bestand grundlegendes Bekenntnisschrifttum ein wie die Confessio Augus­ tana, die Apologie und das Konkordienbuch; dazu ferner Kirchenordnungen und Dogmatiken. Wie die Aufzählung der Autorennamen bereits vermuten lässt, wurden keineswegs nur lokal produzierte Druckerzeugnisse erworben. Bevorzugte Druckorte neben Nürnberg sind Basel, Frankfurt am Main, Paris und Wittenberg; mit bis zu drei Drucken vertreten sind Antwerpen, Dresden, Frankfurt an der Oder, Genf, Heidelberg, Jena, Köln, Lausanne, Leipzig, Morges, Neustadt an der Haardt, Straßburg, Tübingen oder Zürich. Die Vielzahl der Druckorte und der berücksichtigten Konfessionen lässt auf gute Kontakte zum Buchhandel schließen. Neben den Ankäufen finden sich unter den Theologica im Folioformat auch Beispiele für Widmungsexemplare an den Kirchenpfleger persönlich oder an den Rat, die zur Aufbewahrung an die Stadtbibliothek weiter gegeben wur­ den.80 Aus einem handschriftlichen Vermerk geht hervor, dass Hieronymus Paumgärtner d.A. von dem Nürnberger Verleger Johann vom Berg (f 1563)81 ein Exemplar der beliebten ,Bergpostille' des Joachim Mathesius (1504—1565)82 empfangen hat; dies muss bald nach dem Erscheinen der Nürnberger Ausgabe im Jahr 1562 geschehen sein, denn noch vor seinem Tod drei Jahre später ließ der Kirchenpfleger das Geschenk bei seinem bevorzugten Buchbinder Caspar Hermann mit einem Einband versehen. Seine von demselben Drucker heraus­ gegebene Mustersammlung für Predigten überreichte der Verfasser Leonhard Culmann (1497-1562)83 bereits 1551 gebrauchsfertig in einem Einband mit geprägter Widmung: PRVDENTISSIMO SENATVI LLOAJbard]. CVLMAN D[ono]D[edit]. 75 76 77 78 75 80 81 82 83

BBKL (wie Anm. 61), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 1159f. BBKL (wie Anm. 61), Bd. 2, Hamm 1990, Sp. 76. BBKL (wie Anm. 61), Bd. 32, Hamm 2011, Sp. 1020-1030. TRE (wie Anm. 61), Bd. 7, Berlin 1981, S. 714-721; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 99 lf. TRE (wie Anm. 61), Bd. 10, Berlin 1982, S. 1-18; BBKL (wie Anm. 61), Bd. 1, Hamm 1975, Sp. 1524-1532. Zu einer Auswahl an solchen Widmungsexemplaren s. Sauer: Rats- und Stadtbibliothek (wie Anm. 7), S. 47—51. Reske (wie Anm. 48), S. 738-740. BBKL (wie Anm. 61), Bd. 5, Hamm 2001, Sp. 1000-1011. BBKL (wie Anm. 61), Bd. 20, Hamm 2002, Sp. 348-352.

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Geradezu vorbildlich berücksichtigten die beiden Kirchenpfleger als Biblio­ theksverwalter damit die Erwerbsempfehlungen, die Martin Luther im Kern bereits 1524 formuliert hatte und die in zeitgenössischen Kirchen- oder Visi­ tationsordnungen zum Aufbau von Kirchen- und Pfarrbibliotheken fortge­ schrieben worden waren.84 Dort wiederholt genannt werden Bibelausgaben in Lateinisch, Griechisch, Hebräisch und Deutsch samt Postillen und Auslegun­ gen, Werke Martin Luthers und Philipp Melanchthons, lateinische und griechi­ sche Kirchenväter, Texte anderer Reformatoren sowie Bekenntnisschrifttum und Kirchenordnungen. Schluss Mit der Aufhebung der im Stadtgebiet gelegenen Männerklöster seit 1525 ge­ langte der Rat der Reichsstadt Nürnberg in den Besitz von umfangreichen Bücherbeständen. Die Ratsherren schätzten den Nutzen der Handschriften und Drucke so hoch ein, dass sie 1538 die Möglichkeiten einer weiteren Ver­ wertung prüfen ließen. Weil aus Platzgründen eine Zusammenlegung mit der bereits bestehenden Ratsbibliothek nicht in Frage kam, wurden die Kloster­ bibliotheken als Grundstock für eine Bibliotheksneugründung verwendet. Die Aufsicht übertrug der Rat dem Kirchen- und Schulpfleger. In dieser Zuord­ nung spiegelt sich die tragende Rolle der neuen Einrichtung im Rahmen der durch die Reformation angestoßenen und von der Obrigkeit gesteuerten Kir­ chen- und Bildungsreform. Die hier auf einer relativ schmalen Datenbasis re­ konstruierte, vom Rat finanzierte und seit 1543 von Hieronymus Paumgärtner betriebene sowie dann von seinem gleichnamigen Sohn nach 1570 forcierte Anreicherung der ehemaligen Klosterbibliotheken um Neuerwerbungen be­ stätigt den an die Gründung geknüpften Auftrag: Ein Vorrat an grundlegenden Werken der evangelischen Glaubenslehre sollte die normierende Wirkung der von der Obrigkeit eingeleiteten Kirchenreform unterstützen und der Festigung im Glauben dienen. Der von Anfang an intendierte öffentliche Zugang für alle Gelehrte in Stadt-, Schul- und Kirchenverwaltung garantierte die Möglichkeit eines Zugriffs auf die neuen Publikationen, sicherte die Qualität der Lehre und verfestigte das Handeln im rechten Glauben. Bei diesen Feststellungen ist zu bedenken, dass mit der theologischen Literatur im Folioformat nur ein sehr schmales Segment des Gesamtbestandes der Stadtbibliothek Nürnberg be­ trachtet werden konnte: Würden im Fach Theologie auch die kleineren For­ mate berücksichtigt und zusätzlich die anderen Fachgruppen hinzugezogen, so ließe sich der in den Bestandsausbau gesteckte Aufwand in seinen Dimensio84 Von Schade (wie Anm. 2), S. 158-171; vgl. Fuchs (wie Anm. 5), S. 298-303. Ein ähnliches Profil weisen z.B. die bis 1611 für die Bibliothek in Bad Windsheim getätigten Erwerbungen auf; Lamping (wie Anm. 48), S. 41.

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nen vollständig erfassen und des Weiteren der starke Einfluss humanistischer Gelehrsamkeit vor allem in den Bestandsgruppen der philosopischen Fakultät mit einem ausgeprägten Schwerpunkt im Fach Geschichte aufzeigen. Die Stadtbibliothek als neuer Bibliothekstypus träte dann deutlich als Produkt einer durch die Reformation ausgelösten und konsequent fortgedachten Kir­ chenreform sowie einer durch die Reformation verstärkten Bildungsreform hervor. Anhang 1. Verzeichnis der Hieronymus Paumgärtner d.Ä. zugeschriebenen Neuerwerbungen: Vorbemerkung: Alle Einbände bestehen aus mit Schweinsleder bezogenen Holzplatten und sind mit zwei Riemenschließen und einem gelbem Schnitt versehen; Titelprägungen kommen nur selten vor. Das Leder ist vom Buchbin­ der mit Streicheisenlinien, Einzelstempeln und Rollen blind geprägt worden. Auf den Vorderdeckeln ist der ursprüngliche Dekor stets durch das Supralibros der Stadtbibliothek mit dem Nürnberger Wappendreipass und dem Fami­ lienwappen des Kirchenpflegers Hieronymus Paumgärtner d.J. überdeckt, das bald nach 1570 in Gold oder schwarz gewordenem Rauschelgold nachträglich aufgeprägt wurde; unterhalb davon sitzt regelmäßig das ebenfalls nachträglich aufgebrachte Monogramm BA in Blindprägung. Spuren von Vorbesitzern sind nur in den Widmungsbänden vorhanden.85 Augustinus, Aurelius; Piscator, Johannes [Bearb.]: Epitomeil omnium operumll... . - [Genf]: Crispinus, Johannes, 1555. Signatur: Theol. 2. 210 Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder C. H. (Caspar Hermann) (Haebler I 166-168; EBDB w003139). - Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opferung Isaaks (Haebler I 166, 6); Rolle: Justitia, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB r001683); Rolle: Palmet­ tenfries. Brenz, Johannes: Samuelis liberll prior, Sexagintasex Homilijs,ll usq[ue] ad decimumnonum Callput, et ab eo capite, usque adll finem libri, Scholijs ex-llplicatus .... - Frankfurt, Main: Brau­ bach, Peter, 1554. Bibliograph. Nachweis: VD16 B 7861. Signatur: Theol. 2. 106

85 Die bibliographischen Daten sind verkürzt; für ausführliche Titelangaben wird auf das „Ver­ zeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienen Drucke des 16. Jahrhunderts“ (VD16) verwiesen (www.vdl6.de; zuletzt eingesehen 31.7.2017). Bei den Einbandbeschreibungen wird für Werkstätten und Werkzeuge auf das Repertorium von Konrad Haebler (wie Anm. 47) und die Einbanddatenbank (EBDB; wie Anm. 47) verwiesen. Die Angaben zu Haebler sind folgen­ dermaßen aufzulösen: Römische Ziffer = Band, arabische Ziffern vor dem Komma = Seiten, arabische Ziffern hinter dem Komma = Werkzeug.

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Christine Sauer Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder C. H. (Caspar Hermann) (Haebler I 166-168; EBDB w003139). - Rolle: Justitia, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB rOO 1683); Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opferung Isaaks (Haebler I 166, 6). Brenz, Johannes: Esaias Prophe-Ilta, commentariis expli-llcatus. - Frankfurt, Main: Peter Brau­ bach, 1550. Bibliograph. Nachweis: VD16 B 7775 Signatur: Theol. 2. 121 Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder C. H. (Caspar Hermann) (Haebler I 166-168; EBDB w003139). - Rolle: Justitia, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB r001683); Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opferung Isaaks (Haebler I 166, 6). Brenz, Johannes: Postill.il Außlegung derll Evangelien, so auff die Son-Iltag, und fürnemste Feste, durchs gan-lltze Jar gepredigt werden.: Mit den Sum-Ilmarien, und Register, new hinzu gellthan. Zusampt angehenckter Erklärung der Histori vom Leiden und Sterben ... Jesu Christi, nach Beschreibung der Vier Evangelisten. T. 1-4 - ... Frankfurt, Main: Egenolff, Christian, 1556. Bibliograph. Nachweis: VD16 B 7823. Signatur: Theol. 2. 134 Einband: Werkstatt Nürnberg, Georg Bopp d.J. (Haebler II 111; Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39). Vorderdeckel mit Titelprägung in Rauschelgold: Postil Brentii. - Rolle: Kreuzigung, Auferstehung, Verkündigung, Taufe (Haebler II 111, 31; Sauer: Exlibris (wie Anm. 45), S. 39 Rolle Nr. 2); Rolle: Köpfe in Medaillons, Blattwerk, Engelskopf; Rolle: Palmettenfries. Culmann, Leonhard: CONTIONES II SACRAE, AC VA=IIRIAE PRAEDICANDORVM EV=IIANGELIORVM, QVAE DOMINICIS DIE=II BVS ET IN FESTIS LEGI II SOLENT, FORMVLAE..- Nürnberg: VomBerg, Johann und Neuber, Ulrich, 1551. Bibliograph. Nachweis: VD16 C 6288 Signatur: Theol. 2. 749 Provenienz: Autorwidmungsexemplar (s. Einband). Einband: Werkstatt Nürnberg (?), Buchbinder S. H. F. (Haebler I 198f.). Vorderdeckel mit in schwarz gewordenem Rauschelgold aufgeprägter Widmung des Leonhard Culmann PRVDENTISSIMO SENATVI LEON. CVLMAN DD. - Rolle: Evangelisten Matthäus (be­ zeichnet S. H. F.), Markus, Lukas, Johannes (Haebler 1198,1); Rolle: 4 Köpfe im Medaillon mit Wappen: Vergil, Julius Caesar, Cicero, Ovid (datiert 1549, bezeichnet S. H.) (Haebler I 198, 2); Rolle: Apollo, Kalliope, Thalia, Euterpe, Terpsichore. Erasmus, Desiderius: [Opera, lat., Bd. 1-9], Basel: Froben, Hieronymus, der Altere und Episcopius, Nikolaus, der Ältere, 1540-1555. Bibliograph. Nachweis: VD16 E 1859, 1860, 1865,1866, 1867, 3099, 1870,1871, 1872 Signatur: Theol. 2. 888-895 Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder C. H. (Caspar Hermann) (EBDB w003139, Haebler I 166-168). — Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opferung Isaaks (Haebler I 166, 6); Rolle: Justitita, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB r001683); Rolle: Palmet­ tenfries. Luther, Martin; Rörer, Georg; Melanchthon, Philipp: [Opera, lat., Bd. 1-6]. - Wittenberg: Hans Lufft, 1549-1555. Bibliograph. Nachweis: VD16 L 3416, 3417, 3415, 3418, 3420, 3421 Signatur: Theol. 2. 683-688 Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder, C. H. (Haebler I 166-168; EBDB w003139). Vorder­ deckel jeweils mit Titelprägung in Gold TOMVS PRIMVS etc. - Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opferung Isaaks (Haebler 1166, 6); Rolle: Justitia, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB r001683).

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Luther, Martin: [Opera, dt., B. 1-6]. - Wittenberg: Hans Lufft; Georg Rhau (Erben), 1551-1556. Bibliograph. Nachweis: VD16 L 3317, 3316, 3320, 3321, 3318, 3322 Signatur: Theol. 2. 689-693, 695 Einband: Werkstatt Nürnberg, Buchbinder C. H. (Caspar Hermann) (Haebler I 166-168; EBDB w003139). Vorderdeckel jeweils mit Titelprägung und Bandzählung in Gold: DER ERST TEIL DER BVCHER D. MART. LVTH. etc. - Rolle: Auferstehung Christi, Traum Jakobs, Opfe­ rung Isaaks (Haebler I 166, 6); Rolle: [ustitia, Lucretia (bezeichnet C. H.), Venus, Prudentia (EBDB r001683). Mathesius, Johannes: SAREPTA II Oder II Bergpostill II Sampt der Jochimßthali=llschen kurtzen Chroniken. - Nürnberg: VomBerg, Johann und Neuber, Ulrich, 1562. Bibliograph. Nachweis: VD16 M 1556. Signatur: Theol. 2. 783 Provenienz: handschriftlicher Schenkungsvermerk Hiero[nymo]. Pit frfnwP uni &mm& © «
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Abb. 17: Küchen- und Keller-Rechnung von St. Michael zu Bamberg, 1733/34. (StA Bamberg, Rep. A 232 IV, Rechnungen (R) 35.503,1733/34)

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gestaffelt bis zu 36 Kreuzer, jedoch sind von dominier ante Michaelis [nur] 33, hiß ad dominied oculi66 in der fasten Exclusiva 34 [kr.] vergnüget worden}7 Insgesamt flössen in die klostereigene Büttnerei für Keller und Weinkelter im Jahr 1733/34 fast 171 Gulden.6S Es war keine Frage, dass angesichts florierender klösterlicher Kellerge­ schäfte zu St. Michael, die auch benachbarte Stadtviertel und Immunitäten in Bamberg tangierten, das Hochstift als Landesherr einschränkend reagierte. Am 27. Januar 1761 erließ die Bamberger Bischofskanzlei nicht zum ersten Mal ein Policey-Mandat zur Reglementierung der Öffnungszeiten für Schankund Spielstätten sowie zur Einschränkung des Alkoholkonsums bei Wein, Branntwein und Bier. Kontrolliert wurde danach in der Bier- und Bischofs­ stadt Bamberg: Nachdeme zeithero in dahiesiger Hochfürstlicher] Residenz Stadt bedauerlich wahrgenommen worden ist, daß bey einfallender Nachts= Zeit allerley mißbeliebige, und schädliche Schwärmereyen, auch andere-hiebey verübet werdende Muthwillen, dann gröbliche Mißhandlungen deren dahiesi­ gen Innwohneren, Bürgeren, und Innsassen ohnvermutheter Dingen nicht nur allein sich öfters zeithero ergeben, und zugetragen haben, sondern auch in denen dahiesigen Gast- Wirths- Wein- und Caffee-Häusseren die Patrouilles, wann dieselbe nach verflossener Zeit, in Gemäßheit deren allbereits ergangener Verordnungen, nach denen Zech-Gästen haben suchen wollen, mit allerley Schimpf- und Schmähe-Worten, und Real-Injurien^ entweder sträflich miß­ handlet, oder gar eine geraume Zeit hindurch in sothane Gast- Wirths- Wein und Caffee-Häussere entweder oder in so lang gar nicht eingelassen haben, bis derley Gast und andere Wirthe, Wein-Schenke, dann Caffee-Siedere die - über die erlaubte Zeit, allda sich aufgehaltene Zech-Gäste von denenselben, oder von ihren Haus-Genossenen verstecket, oder aber gar durch andere Ausgänge, und Th üre heimlich hinausgelassen worden seynd, über dieses auch sich mehr als zu viel geäusseret hat, daß die allbereits verbottene sogenannte HazardSpiele70 zu merklichen Schaden, und öfteren Verfall deren diesseitigen Bürge­ ren, Rechnungs-Leisteren, Innwohneren, und Innsassen, und derenselben An­ gehörigen in obbemelden Gast- Wirths- Wein-und Caffee-Häusseren anwiederum in Schwang, und Hebung seyen.71 66 67 6S 69 70

Das war der dritte Fastensonntag. StABa, Rep. A 232 IV, R 35.503, S. 33. Ebd,S. 34. Formen „übler Nachrede“, insbesondere einer ehrverletzenden Tatsachenbehauptung. Hazardspiele: Etymologisch auf französisch „hasard“, abgeleitet von arabisch „az-zahr“ (Zu­ fall), zurückgehend stand der Begriff für Würfelspiele, deren Verlauf ausschließlich vom Glück bestimmt ist. 71 Wolfgang Wüst (Hrsg.): Die „gute“ Policey im Reichskreis. Zur frühmodernen Normenset­ zung in den Kernregionen des Alten Reiches, Bd. 6: Policeyordnungen in den fränkischen Hochstiften Bamberg, Eichstätt und Würzburg. Ein Quellenwerk, Erlangen 2013, S. 437.

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4. Die frühmoderne Lebensmittel-Policey Die von mir herausgegebenen Quellenbände zur frühmodernen Policey veran­ schaulichen und interpretieren mit Beispielen aus fast 200 Gemeinden, Städten und Territorien typische und bisweilen auch untypische Kennzeichen früher Ordnungspolitik. Sie wurde für eine Zeit untersucht, der als Sattelzeit der Mo­ derne eine kaum zu überschätzende Weichenstellung zufiel, aus der sich Rechte und Pflichten, öffentliche und kirchliche Ordnung, sozialer Friede, Ehre, Glückseligkeit, Gesundheit und Wohlstand zum Teil bis heute ableiten lassen. Dem Bemühen um Strukturierung der Gesetzespraxis scheint eine diffuse the­ matische Spannweite in den zeitgenössischen Quellen gegenüberzustehen. Sie reicht von Maßnahmen gegen das schuldenfördernde Fressen und Sauffen auch als Völlerei und Zutrinken bezeichnet - in öffentlichen Gasthäusern und insbesondere bei Hochzeiten, Tauffeiern oder Kirchweihen, gegen einen die Ständeordnung negierenden Kleiderluxus, gegen die sich ausbreitende Spiellei­ denschaft, gegen Ehebruch, Fluchen und Gotteslästern, bis hin zur praktischen Seite der Seuchen- und Katastrophenprävention. Letztere manifestierte sich beispielsweise in der medizinischen Policey oder in der sogenannten WasserPolicey. Zum Kanon der Policey-Normen zählten vor allem Orientierungska­ tegorien. Dies waren in der Regel kirchliche Werte, die im Rahmen biblischer Policey säkularisiert wurden. Dem ökonomischen Feld ist dagegen die Münzpolicey zuzuordnen, bei der gerade die Reichskreise in übergreifenden Assozia­ tionen seit dem 16. Jahrhundert aktiv blieben. Erst um die Mitte des 19. Jahr­ hunderts erfuhr dann die Policey ihre Metamorphose zur heutigen Polizei.72 Der Bereich der Markt- und Lebensmittel-Policey, die in einem weiteren Sinn bis zur heutigen kommunalen, landes- oder bundesweiten Markt-, Gast­ ronomie- und Hygienekontrolle zum Aufgabenspektrum einzelner Gesund­ heitsämter oder bis in die Labors der Lebensmittelchemie reicht, ist noch kaum erforscht.73 Zwei Beispiele zum heimischen Tabakkonsum im Jahr 1738 und zur Marktkontrolle bei Südfrüchten (Zitronen, Pomeranzen) im Jahr 1699 sol­ len diesen Bereich darstellen.

72 Wolfgang Wüst: „Verbott deß uebermaessigen trinckens und zutrinckens“. Das Forschungs­ und Editionsprojekt bayerischer Policeyordnungen der Frühen Neuzeit, in: Amperland. Hei­ matkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck 51 (2015) Heft 4, S. 441-442; ders.: Die „gute“ Policey in süddeutschen Reichskreisen. Ein Edi­ tionsprojekt zu frühmodernen Normen, in: Helmut Neuhaus (Hrsg.): Erlanger Editionen. Grundlagenforschung durch Quelleneditionen: Berichte und Studien (Erlanger Studien zur Geschichte 8), Erlangen / Jena 2009, S. 391-408. Andrea Iseli: Gute Policey: Öffentliche Ordnung in der Frühen Neuzeit (UTB-Geschichte 3271), Stuttgart 2009.

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4.1. Würzburger Messe- und Jahrmarktsordnung für Citronen- und Pomeranzenhändler vom 6. Juni 1699 Die ausländischen Citronen und Pomeranzen- Krämer (Abb. 18) sollen außer Meß und]ahrmarkts-Zeiten in hochfurstl[ichen] wirzburgischen Landen nicht hausiren, 6. Juni 1699. Von Gottes Gnaden Johann Philipp74, Bischof zu Wirzburg und Herzog zu Franken etc. Obwohlen Wir in unserm wegen des Hausirens unterm 13ten letzt abgewichenen Monats May ausgelassenen Mandat die fremden Citronen und Pomeranzen- Krämer aus sonderbarem Bedenken ausnehmen lassen; so haben Wir jedoch auf unserer sämtlichen Specereyhändlerund Wurzkrämer dahier und auf dem Land mehrmaliges inständiges Anlangen und Versichern, daß sie nicht allein allhiesige Residenzstadt, sondern auch unsere Prälaturen, Kloster, Städte und das ganze Land mit dergleichen tauglichen Waaren um einen billi­ gen Preis sowohl Sommers- als Winterszeit genugsamlich versehen wollten, Uns dahin gnädigst bewegen lassen, daß Wir ihrem unterthänigsten Petito mit Ausschaffung der fremden Citronen und Promeranzen-Hausirer gleichfalls gnädigst deferiret haben. Solchemnach ist hiemit unser gnädigster Will und Befehl, daß in unserm Land und Hochstift keinem Fremden das Hausiren mit Citronen, Pomeranzen, und dergleichen Waaren sowohl in als außerhalb Meß­ zeiten oder Jahrmärkten, auf solchen aber die ordentliche Feilhabung an einem gewissen Ort ohne einiges Hausiren verstattet; dahingegen unsere Specerey und Wurzkrämer gehalten und verbunden seyn sollen, ihrem Erbiethen gemäß all­ hiesige unsere Residenzstadt, wie auch unsers Hochstifts angeh orige Prälaturen, Klöster, Städte, Amthäuser, Kellereyen, und das ganze Land mit Citronen, Pomeranzen, und dergleichen um eben den billigen Preis als die Fremden, zu aller sowohl Winters- als Sommerszeit nach Vergnügen stattfand und unaussetzlich dergestalt zu versehen, daß deshalben einiger Mangel oder Klag nicht Vorkommen möge; immaßen Wir Uns aufsolchen Fall sothane unsere gnädigste Concession wieder zu ändern, oder gar aufzuheben in alle Weege Vorbehalten haben wollen. Urkundlich unter unserm hievorge druckten fürstlichen Secret-Insiegel. So gegeben und geschehen in unserer Residenzstadt Wirzburg den 6 Junii 1699. Z.[ocus] S[igilli].75

74 Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths (1699-1719). 75 Hendriekje Schelten: Würzburger Marktordnung für Citronen- und Pomeranzenhändler vom 6.6.1699, in: Wolfgang Wüst (Hrsg.): Die „gute“ Policey im Reichskreis, Bd. 6: Policeyordnungen in den fränkischen Hochstiften Bamberg, Eichstätt und Würzburg. Ein Quellenwerk, Erlangen 2013, S. 233f.; Philipp Franz Heffner (Hrsg.): Sammlung der hochfürstlich-wirzburgischen Landesverordnungen, Erster Theil, Würzburg 1776, Nr. CCXXXI, S. 482-483.

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Abb. 18: „ Von künstlicher Zerlegung und Genauer Besichtigung der Pomerantzen“, 1708. (Johann Christoph Volckamer: Nürnbergische Hesperides, 1708, S. 103, BSB München. Sign.: Res/2 Oecon. 105, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00074515-7; nicht koloriertes Exemplar in: StadtAN Av 566.4°)

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4.2. Bamberger und Würzburger Tabaksordnung vom 21. April 1738 Johann Ludwig Christ, evangelischer Pfarrer in Rodheim vor der Höhe76, stand 1781 mit seinen Empfehlungen, Tabakkulturen im Feldbau anzulegen, als Agrarreformer nicht alleine da. Tabak versprach ähnlich wie Klee, Kraut, Raps oder andere ölhaltige Nutzpflanzen für die Brache als Folge bodenschonender Fruchtwechsel gute Erträge und Gewinne. Der Unterricht von der Landwirt­ schaft und Verbesserung des Feldbaues, insonderheit von der Benutzung der Brache mit verschiedenen Bepflanzungen [...] als Tabak, Grapp [Krapp]77 etc. und Oelgewächsen wurde über landwirtschaftliche Vereine schnell verbreitet.78 Christ war sich sicher: Die Natur zeigt uns zween Wege, wie der Ackerbau gehörig betrieben werden muß, welche in der Erfahrung und Nachahmung bestehen,79 Je mehr sich der Tabakanbau als Sonderkultur in Deutschland in wärmeren regenarmen Regionen - in Bayern war dies insbesondere das west­ lich von Nürnberg gelegene Ackerland gewesen - desto stärker wuchs die Sorge um die Gesundheit der Raucher. Man forderte freilich noch keine Rauchverbote, verbannte aber insbesondere falsche, verdorbene und untaug­ liche Waaren vom Markt. Die Reichsstadt Nürnberg ließ deshalb im Verlag von Adam Jonathan Felßecker eine eigene Tabaksordnung drucken.80 Sie erschien am 21. August 1722 (Abb. 19). Die Hochstifte Bamberg und Würzburg folgten 1738 wenige Jahre später. Von Gottes Gnaden Friderich Carl, Bischoff zu Bamberg und Wirtzburg, des Heil. Rom. Reichs Fürst, Hertzog zu Francken, der Romisch-Kayserlichen Majestät würcklicher geheimer Conferenz-Rath, des Ritter-Stiffts zu St. Alban bey Mayntz Probst etc. etc. Nachdeme sich durch gründliche Untersuchung klarlich gezeiget hat, daß wegen der Güthe und des Preyses des Rauch und Schnupff-Fabacks (Abb. 20 - Tabaksfeld bei Großweismannsdorf, Lkr. Fürth, 2016), obwohlen hierunter eine grosse Wohlthat und Sicherheit des gemeinen Weesens und Unterthanens, ja sogar ein weesentlicher Theil der Menschlichen Gesundheit mithafftet, und wegen dieses grossen und täglichen Consumo nach Anleitung der gemeinnützlichen guten Policey, wie im Brod, Fleisch, Getranck und dergleichen, also auch in diesem beständigen Verschleiß eine Richtschnur zu setzen vieler 76 Rodheim v. d. Höhe ist heute ein Teil der Stadt Rosbach vor der Höhe im hessischen Wetterau­ kreis. 77 Es handelt sich wie bei „Waid“ um eine Farbpflanze, auch Färberröte (rubia tinctorum) ge­ nannt. 78 Johann Ludwig Christ: Unterricht von der Landwirthschaft und Verbesserung des Feldbaues, insonderheit von der Benutzung der Brache mit verschiedenen Bepflanzungen [...], Frankfurt am Main (Varrentrapp und Wenner) 1781; BSB, 1771744 Oecon. 416. 79 Ebd., Vorwort. 80 BSB, 1120304 4 J.germ. 167 m, Nürnberger Tabakordnung von 1722, S. 1.

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«»m41^«L5iöm.5ld^öfrrt)cnetat>f 5m(ii»für etwas< der eigentliche Funktionskontext konturiert. Die Gebrauchsweisen architektonischer Visualisierungen als funktionsspezifische Referenzpunkte anzuneh­ men, ermöglicht es, weiter reichende Kontexte auszuloten, wie bereits die jüngeren Forschungen zu den Handlungsräumen und Raumparadigmen von Architektur aufzu­ zeigen in der Lage waren“ (S. 9). Weiter: „Der [so!] dieser Arbeit zugrunde gelegte Korpus an Architekturzeichnungen, gedruckten und nicht gedruckten Quellen zur Theorie der Architekturzeichnung versucht dennoch möglichst viele Gebiete des mit­ tel- und süddeutschen Raums einzubeziehen, um einerseits belastbare Aussagen treffen zu können und andererseits Diversifikation der Architekturzeichnung als Regelfall aufzuzeigen. Neben Objekten aus dem niederhessischen und oberhessischen Raum so­ wie aus Württemberg und Bayern werden, vor allem wegen der sehr guten Überliefe­ rungssituation, Objekte des kursächsischen Raums wie auch der Reichsstadt Nürnberg

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen exemplarisch untersucht. Architekturzeichnungen des norddeutschen Raums sind of­ fenbar aus historischen Gründen hingegen verhältnismäßig wenig überliefert“ (S. 19f.) Die Architekturzeichnungen des sakralen Bereichs werden hingegen ganz ausgeklam­ mert, da sie - so der Autor - „in ihrer Gattungsspezifik nur adäquat im Kontext der Bauhüttentradition und der Auseinandersetzung mit gotischen Risszeichnungen zu situieren sind“ (S. 20). Die Abhandlung der einzelnen Gegenstände geschieht unter Zuhilfenahme bild- und medienwissenschaftlicher Termini, welche laut Fitzner „be­ wusst gewählt und explizit nicht als bloße Modernismen zu verstehen“ seien (S. 19). Die Arbeit selbst befasst sich im ersten Teil (so die Zählung des Autors in seiner Einleitung, S. 20, während die Gliederung die drei Hauptteile als Teil 2 bis Teil 4 verzeichnet) „Theorie und Profession“ mit zeitgenössischen Theorien zur Architektur­ zeichnung, mit Fragen zu den Urhebern solcher Zeichnungen sowie mit den Aufbewahrungs- und Sammlungsorten von Zeichnungen wie Kunstkammern und Hofbiblio­ theken. Im zweiten Teil „Dispositive und Entwurfstechniken“ werden zunächst Begriffe wie Grundriss, Aufriss, Schnitt bis hin zum Klappriss behandelt, sodann die Techniken selbst betrachtet, wobei hier u.a. Linie, Schraffur und Kolorierung bemerkt werden wie auch „Notationssysteme“, nämlich Texte und Signaturen. Der dritte Teil „Funktionen und Semantiken“ schließlich gliedert seine Gegenstände „nach einzelnen funktionalen und semantischen Kontexten“, wozu hier u.a. „Repräsentation und Insze­ nierung landesherrlicher Architektur“, aber auch „Die Zeichnung als Rechtsdoku­ ment“ - hier vor allem im reichsstädtischen Kontext - breiten Raum einnehmen. Die einleitenden Kapitel schließen mit den bemerkenswerten Worten: „Die Zuord­ nung der exemplarischen Studien unter ein Themenfeld wird versuchsweise vorgeschla­ gen und ist insofern nicht als obligatorisch zu verstehen, als einzelne Zeichnungen immer auch Bezugspunkte zu anderen Themen- und Funktionsfeldern aufweisen kön­ nen. Die hier aufgezeigte und vollzogene Differenzierung ist von der Hypothese abge­ leitet, dass die Funktion und Bildlichkeit der Architekturzeichnung in ihren Kontexten veränderlich ist und zu je spezifischen Visualisierungen von Architektur führt“ (S. 21). Wir sind hier etwas weitläufig im Zitieren gewesen, aber der aus dem bisher Gebote­ nen ersichtliche hohe Anspruch der vorliegenden Arbeit steht leider allzu häufig in deutlichem Missverhältnis zu den nachfolgenden Ausarbeitungen. Als Beispiel kann der Abschnitt 10.2. „Wissenstransfer fremder Architekturen: Die osmanische Festung Negroponte in Wittenberg“ dienen. Es existiert eine Zeichnung, worauf ein Teil einer bastionierten Festungsanlage sichtbar ist. Diese Zeichnung trägt die zeitgenössische Beschriftung: „Die Pastey durch den Italiener nach gerissen zu Nigropont gebawet“, wobei trotz mehrfacher Beschäftigung der Forschung mit diesem Thema ein solches Festungswerk weder in Negroponte nachgewiesen werden konnte, noch dessen Nachahmung in Wittenberg. Die Beschreibung der Zeichnung auf S. 236 verkennt zweierlei: Zum einen handelt es sich erkennbar um die Planung für einen Grabenabschnitt, über den eine Brücke führen soll — diese Planung ist als Alternative ausgeführt, indem man ein und dieselbe Anlage um eine senkrechte Zeichnungsachse gespiegelt hat, woraus dann auch die unterschiedliche Gestaltung des Bereichs um die Brücke resultiert; zum anderen zeigt gerade die Führung des Brückenlaufs bei der rech-

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen ten Alternative über eine der vor die innere Grabenfuttermauer gesetzten Streichen, dass diese Streichen tiefer liegen müssen als die Brücke, es sich dabei also um Graben­ streichen, so genannte Kaponnieren, handeln muss. Der Plan zeigt also, abgesehen von der Draufsicht bei der Brücke, die Festung auf dem Niveau der Grabensohle. Daraus erklären sich auch die regelmäßig vor der inneren Grabenfuttermauer liegenden Ge­ bilde, die ein wenig an Spitzhütchen in Seitenansicht erinnern: Gemeint sind natürlich nicht etwa „palisadenartige Pfähle“ (S. 239), sondern zeichnerisch in den Grund ge­ klappte Schießscharten, die die Grabensohle bestreichen, falls feindliche Truppen in den Graben einsteigen. Und, da „bestreichen“ nichts anderes bedeutet als „beschießen“, so ist auch die Meinung des Autors mehr als hinfällig, hier könne „die »Pastey« grund­ legend bestrichen werden - sofern für die »Streicher« Geschütze vorgesehen waren“ (S. 240). Die Frage nach der topographischen Zuordnung scheitert übrigens nicht zu­ letzt daran, dass diese Zeichnung keinerlei Maßstab aufweist. Immerhin ist dieses Manko auch dem Autor aufgefallen (S. 236). Das Fazit Fitzners zu diesem Abschnitt lautet u.a.: „Der hier vollzogene Blick auf die Zeichnung als Wissensobjekt und als Ge­ genstand einer Historia macht deutlich, dass Linienzüge immer auch verschiedene Ausprägungen von Realitätseffekten beinhalten. Erst in der Verhandlung solcher Diffe­ renzen wird die Zeichnung wortwörtlich greifbarer und (er)öffnet den Blick für weiter­ gehende Fragen, etwa der nach Transferprozessen osmanischer und westlicher Fes­ tungssysteme und Formsysteme“ (S. 242). Der Leser wird hier nicht umhin können zu bemerken, dass dergleichen Formulierungen immer .stimmen“ - unabhängig davon, ob man den konkreten Gegenstand zutreffend erkannt und analysiert hat. Dieses rhetori­ sche Phänomen ist in der gesamten vorliegenden Arbeit häufig zu beobachten. Die Frage nach der Maßstäblichkeit führt zu einer weiteren Entdeckung: Bei ins­ gesamt 258 Abbildungen findet sich nur ein einziges Mal die Angabe der Größe des Originals (hier: Abb. 92 und Text auf S. 164), und dies offenbar nur deshalb, weil die Größenangabe in der zitierten Beschreibung dieser Abbildung ohnehin enthalten ist (Anm. 566). Die Maßstäblichkeit selbst wird dem Leser vom Autor folgendermaßen nahegebracht: „Für die Umrechnung ist hier ein Sächsischer Fuß von 1837 (0,28319 cm) zugrunde gelegt.“ Ein schon nicht mehr nachvollziehbarer Fall ist mit den Abbildungen aus dem hand­ gezeichneten „Perspectief Buch“ gegeben, das der Nürnberger Goldschmied Hans Lencker für seinen prominenten Schüler, Christian von Sachsen, angelegt hat, und des­ sen Zeichnungen der Prinz nach Anweisung Lenckers selbst gefertigt hat (Abb. 208212, Abb. 214-216, Abb. 220, Abb. 221 und 223). Bei den genannten Abbildungen fin­ det sich jeweils derselbe Textzusatz des Autors: „Die Abbildungsgröße wurde für die Online-Versionen aufgrund der bildrechtlichen Vorgaben im Vergleich zum gedruckten Buch reduziert.“ Dass Abbildungen in Buchpublikationen verkleinert dargeboten wer­ den, ist sicher nichts Sonderbares. Wieso aber dieser Text mit Beziehung auf „OnlineVersionen“ (welche und wie viele?) in der Buchveröffentlichung steht, ist schon uner­ findlich. Die Vorlagen sind im Internet frei verfügbar und dort (ein Lob der deutschen Fotothek!) auch mit Angabe der Originalgröße versehen, gegen deren Wiedergabe im Internet und im Buch ebenso wenig .rechtliche' Vorgaben existieren dürften wie gegen

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen eine etwaige Wiedergabe im Verhältnis 1:1. Die Wiedergabe des handgeschriebenen Ti­ tels bei Fitzner lautet im Mittelteil: ..... der Durchlauchtige Hochgeborne Fürst unndt herr / gen. CHRISTIANUS hertzogk zu Sachsenn ..." Der Titel ist im Internet gut sichtbar und lesbar. Es heißt korrekt: ... Fürst unndt Herr / Herr CHRISTIANUS ... Dies ist leider kein Einzelfall; so empfiehlt sich der aus Dresden stammende Maler und angehende Architekt Stefan Bretschneider an den kursächsischen Hof mit dem Hinweis auf Arbeiten, die er nach Fitzner „Liederrlich auffgerissen“ haben will, und zwar „vor sieben Jahore“ (S. 58) - wenn man die Bedeutung kennt, die das Wort .lieder­ lich1 in früheren Zeiten besaß, dann muss man dem hier gebotenen Transkript ein klares Misstrauen entgegensetzen. In einer Ausgabe des Säulenbuchs des Hans Blum ist das Rudiment einer Widmung dieses Exemplars vorhanden, die dem „kunstweisen Erbahrn Hanßen Bienen[?]“ (S. 30) getätigt wurde, wozu Fitzner sich die folgende Fußnote (Anm. 120) einfallen lässt: „Der Widmungsträger, Hansen Bienen[?], ist mir bislang unbekannt. Das Widmungsschrei­ ben ist stark beschädigt und zum Teil unlesbar“. Dank der Möglichkeit, sowohl die ge­ samte Arbeit als auch über die dort angegebenen Links die meisten Abbildungen im Internet aufzurufen, ist die fragliche Widmung „zum Teil“ durchaus lesbar zu machen, und zwar wie folgt: Diss fürtrefflig Architectur Buch verehrt mit seiner I Vor und nebenstendigen Erklerung, 7.um Neüwen glücklig I Jahr, und seiner guten Anedechtnuß, dem Kunstreichen Erbaren I Hansen Bienen / seinem in seinen Vorgestelten und Ange- I gebenen Perspectivischen und.... Wercken, fleis- I sigen (unleserlich und gestrichen) (Lücke) ... Nach unsers Heilands I (Lücke) 1/. I (Lücke) I (Unterlängen - wohl des Namenszuges des Widmenden). Daraus geht immerhin hervor, dass ein Mensch dem durchaus bekannten Nürnberger Künstler Hans Bien das Werk des um 1552 verstorbenen Hans Blum zu Neujahr schenkte. Da die einzig lesbare „1“ vor einer Virgel steht, muss sie die Endziffer der ansonsten zerstörten Jahreszahl sein, was für Hans Bien, der schon als kunstreich und ehrbar bezeichnet wird, nur 1621 oder 1631 bedeuten kann. Im Nominativ übrigens ist Hans Bien dem Autor durchaus ein Begriff, so z.B. auf den Seiten 63ff. Auf Seite 54 wird das Zitat geboten, eine Visierung „wirdt zwische (!) Selit vndt Sonnabendt fertig werrdnn (...)“. Der Leser wird auch ohne Kenntnis der Originalvor­ lage erahnen, dass es sich wohl um einen Zeitraum .zwischen heut und Sonnabend“ handeln dürfte. Die gleiche Unsicherheit tritt auch bei Wiedergaben aus gedruckten Werken auf: Seite 282, Anm. 895 bietet ein Zitat aus Andreas Albrecht: „Römische Kayser / mit Namen Nero / Balentinianus vnd Alexander ...“. Der über den angegebenen Link auf­ zurufende Druck ist klar, sauber und leserlich, so dass am Namen des Kaisers Valentinian sicherlich festgehalten werden kann. Zum Abschluss noch einige Proben aus der Reichsstadt Nürnberg: Auf S. 206 werden die Beschriftungen eines Bauantrags folgendermaßen wiedergege­ ben: „Visyrung den [?] d: Anthonj fuchs vorhab und ist zupauen“ sowie: „das ist der abriß den [?] D: Anthonj fuchs asahmf?] will Das hauß soll lang sein 60 schuch braitt 28

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen schuch und dry gädtnich“. Die Texte lauten im Original: Visyrung, wie es D: Anthonj Fuchs I Vorhabendt ist zupauen. Und: Das ist der Abriß wie es D: I Anthonj Fuchs ma­ chen will I Das Hauß soll Lang sein 60 Schuch I braitt 28 Schuch I und drey gädtnich. Bezüglich des in Aussicht genommenen Bauplatzes spricht der Autor gleich zweimal von einer Kreuzwegstation bzw. von einer versetzten Kreuzwegstation (Texte zu Abb. 131, 132), ohne zu erklären, was damit gemeint sei; der bekannte Kreuzweg von Adam Kraft verlief jedenfalls hier nicht. Sollte etwa der Ölberg gemeint sein? Der Rezensent war sich längere Zeit nicht sicher, ob er den nun folgenden Fall über­ haupt besprechen sollte; es handelt sich um den Antrag des Nürnberger Bürgers Michael Fenn (bei Fitzner stets: „Fens“), ein hinter seinem Garten auf öffentlichem Grund stehendes Baumhaus mit in seinen Garten integrieren zu dürfen. Die Bedenken des Rezensenten sind in der Tatsache begründet, dass er selbst diesen Plan samt dazuge­ hörigen Akten bearbeitet und schon 2012 veröffentlicht hat („St. Annen- oder Dannersgärtlein?“, in: MVGN 99/2012), S. 171-199), worauf Fitzner persönlich hingewiesen worden war. Dieser Aufsatz wird bei Fitzner nicht erwähnt, obwohl er ihn nachweislich benutzt hat: Er spricht nämlich vom benachbarten „Haus des ehemaligen Schrauben­ machers Danner“ (S. 206), obwohl diese Berufsbezeichnung in dem von Fitzner ver­ wendeten Antrag nicht vorkommt, sondern einzig und allein in den Zinsmeisteramts­ büchern, die jedoch im angegebenen Aufsatz in den MVGN auf S. 191 zitiert werden. Die Archivalien kommen bei Fitzner auch zu Wort, und zwar so: „Uff Michael Danners Supplication Ihme eine schreg zu dannerförstlein darauff eine gezogener Linden stehet zu seinem Garten einzufangen zu erlauben soll man den augenschein einnemmen ob es an der ein und außfuhr zu den Pasteyen keiner hindernung bringen und wiederkommen lassen, actum Miternacht den .3. January Anno 1616. Herren Paumaister Georg Abra­ ham Pömersf?]“ (S. 208). Die vom Rezensenten unterstrichenen Stellen lauten richtig: Uff Michel Fennen .... Dannerhöflein ... eine gezogene Linden ... Pasteyen keine Hin­ derung ... widerkummen lassen ... Actum Mitwochs ... Per Herrn [geschweifte Klam­ mer, übereinander:] Georg Abraham Pömer [und] paumeister. Im Fall des Waldschreibers Sebastian Stockamer, der für sein Haus am Obstmarkt ein Chörlein beantragt, wird Folgendes geleistet: „Der Aufriss ist visuell anschaulich aufbereitet und legt die Dringlichkeit des Antragstellers dar: »die Hausthurr darauf ich von fenstern auf nit sehen kan es [?] mir dan der fenster Cohr [?]« .(...) Die Zeichnung weist dabei auch diagrammatische Eigenschaften auf, indem zum Beispiel das schräg anschließende Nachbargebäude durch fünf horizontale Linien und Schraffuren (als Marker einer Blickrichtung) zusammen wie folgt erläutert wird: („)Diss die Schreg oder krumb gegen dem Obstmarckt und meinem oberigen wohnhauß also das ich von mei­ nem Wohnhstuben d fenster dahin nit sehen kan, Kupfennigen[?] anderer Wohnbenachtbart hausen(„). Ergänzt wurde das Vorhaben wiederum durch eine kolorierte Ansicht der makroräumlichen Situation, die bereits bei den Gartenanlagen Verwendung fand und den baulichen Eingriff in den städtischen Raum prospektiv zeigt (Abb. 136)“ (S. 209). Welche Dringlichkeit soll der Leser aus diesem sprachlichen Wirrwarr denn erken­ nen, und wie soll er den Gehalt der Erläuterung überhaupt begreifen? Die hier gebote-

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen nen Texte sind doch völlig unverständlich, ja völlig sinnlos! Im Original lauten sie: Die Haußthuer, darauf ich von fenster aus nit sehen kann, es wer mir dan der fenster Cohr vergünstiget. Und: Das ist die Schreg, oder krumb, gegen den Obsmarckt, unnd meinen uberigen wohnhauß, also das ich von meiner Wohnstuben [gestr.: d ] fenster dahin nit sehen kann, Geschweigen Anderer Nebenbenachbar Heuser. Wie man dem Leser ein Phantasiegebilde zuzumuten wagt, das „Kupfennigen“ lautet, wird wohl für immer ein Geheimnis des Autors bleiben. Der Leser bemerkt hieran aber auch, dass die Refle­ xionen des Autors sich unabhängig von den Schwierigkeiten mit den alten Schriften frei entfalten. Natürlich bedeutet die Schraffur in der hier gar nicht gezeigten Federzeich­ nung das übrige (nicht obrige!) Wohnhaus des Petenten, welches wegen des spitzen Winkels, den das Haus besitzt, keinen Blick auf den Hauseingang ermöglicht, und das umgekehrt nicht durch das Chörlein optisch beeinträchtigt werden kann - ebenso wenig wie die sich danach anschließenden Häuser der Nachbarn. Würde die Schraffur wirklich „das schräg anschließende Nachbargebäude“ bezeichnen, so bestünde das Haus des Antragstellers nur aus der zum Betrachter gewandten, nicht schraffierten Hauptfassade, welche in der Natur dann auch nur so dünn sein könnte wie das Papier, auf dem sich diese Architekturzeichnung der deutschen Renaissance befindet. Diese wenigen Beispiele mögen für jetzt genügen - sie ließen sich durchaus vermeh­ ren. Man sehe etwa die Textwiedergaben (Transkripte mag Rezensent sie nicht nennen) in Anm. 707, wo neben anderen Schnitzern das Kürzel 9bro für Novembro durch das von unserem Autor so häufig bemühte geklammerte Fragezeichen ersetzt wurde; man sehe S. 210, wo der bekannte Stadtwerkmeister Matthes Herdegen als „Matthes [?]“ auftritt; ja, auch die Literatur muss eigenartige Lesarten hinnehmen: Der Autor des Standardwerks über die Nürnberger Chörlein, Wilhelm Paeseler, taucht sowohl im Text (Anm. 698) als auch im Literturverzeichnis als „Paesler“ auf, und was dergleichen mehr sein mag. Es fehlt auch nicht der eigenwillige Umgang mit dem Lateinischen: Die bei­ den Assistenzfiguren der ,Prudentia‘ und der Justitia' auf der Zeichnung einer Nürn­ berger Triumphpforte werden tatsächlich mit „Deligio“ und „Excub“ angegeben (S. 264). Die von Johann Carl entworfene Sternwarte schließlich war keineswegs für die Stadt Nürnberg bestimmt (S. 61), sondern für die Stadtmauer in Altdorf. Anzumerken bleibt noch, dass die Gliederung in zwei Punkten unrichtig ist: Der Abschnitt 6.3 soll auf S. 131 beginnen - tatsächlich beginnt er auf S. 130. Ebenso der Abschnitt 6.4, der anstatt der angegebenen Seite 144 schon auf Seite 143 anfängt. Dies mag bei Umsetzung des Computersatzes in die professionelle Software des Druckers passiert sein. Die regelmäßige' Verschiebung - etwa um eine Seite - ist ein Fehler, der heute leider sehr häufig zu bemerken ist. Aber selbst damit ist nicht zu erklären, wieso der gesamte Index der vorliegenden Arbeit derart fehlerhaft ausgefallen ist, dass er über­ haupt nicht benutzbar ist. Einige wenige Proben mögen dies kurz zeigen: Für Aristote­ les ist im Index die Seite 36 angegeben, tatsächlich findet man ihn auf S. 25. Für Hans Bien lautet der Eintrag im Index: „Bien, Hans 78, 79, 83, 140, 144“ - in Wirklichkeit taucht er auf den Seiten 61, 63, 64, 65, 68, 69, 133, 134, 135, 138, 139 und 213 auf. Man bemerkt hier nebenbei, dass die Nennungen in den Fußnoten im Index gar nicht erfasst wurden. Dürer erscheint im Index mit den folgenden Seitenangaben: „Dürer, Albrecht

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen 38, 40, 51, 53, 105, 119, 223, 224“, während die Recherche im Textteil die Seiten 26, 28, 36, 38, 90, 104, 222, 223 und 249 ergab. Der Leser kann dies und noch mehr leicht über­ prüfen, da ja die gesamte Arbeit im Internet als pdf-Datei zur Verfügung steht, sodass vermittels der Suchfunktion einzelne Namen schnell aufgefunden werden können. Immerhin bietet das Modern Academic Publishing die Handhabe der vollkommenen Überprüfung solcher Arbeiten. So wird diese Form der Veröffentlichung auch von den Urhebern selbst vor dem Haupttitel angepriesen: „Die MAP-Partner Universität zu Köln (UzK) und Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) fördern die OpenAccess-Publikation von Dissertationen forschungsstarker junger Geisteswissenschaft­ ler beider Universitäten und verbinden dadurch wissenschaftliche Nachwuchsförde­ rung mit dem Transfer in eine neue digitale Publikationskultur.“ Angesichts der hier besprochenen Arbeit will uns scheinen, es sei noch ein gutes Stück Wegs bis zu dem eben angekündigten Zweck und Ziel. Helge Weingärtner Eva-Maria Scheiwiller-Lorber: gemäß den Regeln und Gesetzen der Ästhetik und der christlichen Kunst...“. Johann Jakob Röttinger - ein Glasmalerpionier im Dienste des Historismus (Publications du Vitrocentre Romont). Bern u.a.: Lang 2014. 355 S. mit 152 Abb. € 50,30 Basierend auf dem aus Privatbesitz am 1. Dezember 2008 in die Zentralbibliothek Zürich gelangten Nachlass des Glas- und Porzellanmalers Johann Jakob Röttinger ent­ stand die vorliegende Arbeit, die 2012 als Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich angenommen wurde. Der Autorin war Röttinger kein Unbe­ kannter, hatte sie sich doch bereits für ihre Licenciatsarbeit 2007 mit diesem Glasmaler beschäftigt. Johann Jakob Röttinger wurde 1817 in Nürnberg geboren. In den Jahren 1830 bis 1832 war er an der königlichen Kunstgewerbeschule eingeschrieben, wo er im Fach Porzellanmalerei, aber vor allem im Zeichnen unterrichtet wurde. 1836 war er Lehrling bei dem Glas- und Porzellanmaler Franz Joseph Sauterleuthe (1793-1843), zu diesem Zeitpunkt war der bekannte Künstler mit der Herstellung von Glasmalereien für die Grabkapelle der Familie Thurn und Taxis in St. Emmeram in Regensburg beauftragt. Nach dem plötzlichen Tod seines Lehrmeisters 1843 musste sich Röttinger nach einem neuen Lehrherrn umsehen. 1844 kam er nach Zürich in die Werkstatt des ebenfalls aus Nürnberg stammenden Johann Andreas Hirnschrot (1799-1845). Schließlich eröffnete Röttinger 1848 seine eigene Werkstatt in der Zürcher Neustadt. Eine Rückkehr nach Nürnberg erschien ihm wohl vor allem unter dem Gesichtspunkt der Gewerbefreiheit nicht sinnvoll. An Aufträgen scheint es ihm in der neuen Heimat nicht gemangelt zu haben. Ohne eine feste Mitarbeiterzahl nennen zu können, geht die Autorin davon aus, dass mehrere Maler und Glaser in der Werkstatt beschäftigt waren. In fast 30 Jahren bis 1875 - kamen aus Röttingers Betrieb Glasmalereiarbeiten unterschiedlichster Art und Größe für fast 70 Kirchenbauten im Gebiet der deutschsprachigen Schweiz (Aus­ nahmen bilden die Wappenscheiben für das Rathaus in Rapperswil und die Scheiben für Schloss Altenklingen). Auch in dem noch jungen Geschäftsbereich der Restaurierung mittelalterlicher Glasmalereien konnte er sich etablieren und Aufträge akquirieren.

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Thematisch reichte Röttingers Spektrum von einzelnen Heiligendarstellungen bis zu vielfigurigen Szenen, deren Rahmung teilweise in aufwendigster Manier gestaltet war. Seine Auftraggeber schätzten seinen Stil, den er selbst als „spätnazarenisch“ bezeichnete. Seine idealisierten Heiligen- bzw. szenischen Darstellungen, die er nach berühm­ ten Vorbildern (etwa von Albrecht Dürer, Raffael, Guido Reni, Johann Heinrich Dan­ necker oder Bertel Thorvaldsen) schuf, trafen den Geschmack des Publikums. Sie reflektierten die bekannten christlichen Themen und ermöglichten den Gläubigen beim Kirchgang so auch einen visuellen Zugang zur Heilsgeschichte. Spätestens mit Beginn des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts war Röttingers Stil jedoch obsolet. Seine auf Nahsicht angelegte Feinmalerei, die aus dem Metier der Porzellanmalerei stammte, war nach den Worten seines ältesten Sohnes Jakob Georg (1862-1913) „veraltete Porcelanmanier“. 1877 verstarb Röttinger in Zürich. Seine Werkstatt, in der zeitweise so be­ deutende Glasmaler wie Johann und Christian Klaus, Mitglieder der Familie Kellner, Gustav van Treeck und Jakob Kuhn ausgebildet worden bzw. beschäftigt waren, über­ nahm zunächst der Zürcher Glasmaler Carl Wehrli, ehe 1887 seine Söhne Jakob Georg und Heinrich (1866-1948) die Nachfolge antraten. Die Autorin widmet sich dem Untersuchungsgegenstand in sehr ausführlicher Form und beleuchtet nicht nur die Person Johann Jakob Röttingers und sein Werk, sondern geht auch auf technische Belange der Glasscheibenproduktion ein, untersucht Ge­ schäftsabläufe und Werkstattorganisation. Nach den Vorgaben des Internationalen Corpus Vitrearum (CVMA) sind am Ende des Buches alle bekannten und erhaltenen Glasmalereien Röttingers in einem ausführlichen Katalog aufgelistet. Ein Orts-, Namens- und Sach- bzw. Ikonographieregister erschließen die Ergebnisse in sehr er­ freulicher Weise. Silvia Glaser Richard Woditsch (Hrsg.): Architekturführer Nürnberg. Berlin: DOM Publishers 2017. 368 S. mit überw. Abb. € 38,Dass unsere Stadt architektonisch weit mehr zu bieten hat als Erker und Chörlein an den Bürgerhäusern der Altstadt beweist der 2016 erschienene „Architekturführer Nürnberg“. Das handliche und gut bebilderte Buch bietet einen guten Gesamtüberblick über Bauwerke und Gebäudekomplexe vom Mittelalter bis zur Gegenwart und macht vor allem deutlich, was Nürnberg an bemerkenswerter moderner Architektur zu bieten hat. Nach einer Einführung in die Stadtgeschichte, die die Entwicklung und Baupla­ nung von der Ersterwähnung in der berühmten Sigena-Urkunde im Jahre 1050 bis heute Revue passieren lässt, folgt eine Dokumentation einzelner Bauten, gegliedert nach den Stadtteilbereichen Nordstadt, Südstadt, Osten oder Westen und gestaltet in Form eines Rundgangs, der vom Zentrum in die Außenbezirke führt. Einem kurzen Informa­ tionstext, der auf die Entstehungsgeschichte, Besonderheiten im Baustil und in der Planung der jeweiligen Gebäude eingeht, sind knappe Angaben zu Baujahr, Architekt, Standort sowie ein Klassifikationsbegriff wie Sport/Freizeit, Kultur oder Gewerbe vorangestellt. Die Texte sind durchgehend mit Farbaufnahmen, zumeist Außenan­ sichten, manchmal auch mit Bildern vom Inneren oder von Details illustriert, teilweise kommen Grundrisse oder Querschnittsdarstellungen ergänzend hinzu. Die jeder Ge-

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen bäudebeschreibung beigefügten QR-Codes, die einen per Handy zur gewünschten Straße lotsen, kommen fast einer Aufforderung gleich, das Buch nicht einfach nur zu lesen, sondern sich von ihm zu einem Stadtrundgang verführen zu lassen und die Bau­ ten vor Ort zu betrachten. Man kann aber auch die jedem Kapitel vorangestellten Stadt­ pläne und - dadurch wird es besonders anschaulich - Luftbilder zur Orientierung her­ anziehen. Eingestreut sind neun Essays, die sich mit Entwicklungen und größeren Komplexen befassen wie der Anfang des 20. Jahrhunderts konzipierten und errichteten Gartenstadt oder dem Stadtteil Langwasser, die aber auch aktuelle Fragestellungen und Projekte in den Blick nehmen, genannt seien hier die Planungen zum Augustinerhof. Dem Archi­ tekten Sep Ruf, bedeutender Vertreter modernen Bauens im Nachkriegsdeutschland, der in Nürnberg wegweisende Architektur wie die Pavillons der Kunstakademie oder die bayerische Staatsbank am Lorenzer Platz, heute zweiter Dienstsitz des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat (Heimatministe­ rium), hinterlassen hat, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Während ein kleiner Beitrag an den Verein BauLust und an dessen Gründung Mitte der 1990er Jahre als Forum zum Austausch über Bauten und Bauen in der Stadt erinnert, fehlt eine Darstellung der Wei­ marer Zeit. Die Arbeit von Otto Ernst Schweizer, den der damalige Oberbürgermeister Hermann Luppe nach Nürnberg holte und dessen Bauten heute leider weitestgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind, wäre durchaus eine vertiefende Betrachtung wert gewesen. Sehr hilfreich sind die Register am Ende des Bandes: Neben einem Schlagwort- oder Objektregister kann man nach dem Namen des Architekten, der Straße und der Gebäudenutzung recherchieren. Für das Buchprojekt zeichnet nicht ein einzelner Autor verantwortlich. Entstanden ist es als Gemeinschaftsprojekt von Studentinnen und Studenten der Fakultäten Design und Architektur der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, koordi­ niert von Richard Woditsch, an der Hochschule als Professor für Theorie der Architek­ tur und Entwerfen tätig. Herausgekommen ist dabei ein Querschnitt durch die Archi­ tekturlandschaft Nürnbergs, der sowohl herausragende Bauten umfasst als auch das Typische in den Blick nimmt und vor allem den zeitgenössischen Projekten genügend Platz einräumt. Architekturbegeisterten und Nürnberg-Liebhabern wird mit dem Band eine Publikation vorgelegt, die Handbuch und Stadtführer in einem ist und zum Ent­ decken des eigenen Viertels einlädt. Ruth Bach-Damaskinos

Marcello La Speranza: Brisante Architektur. Hinterlassenschaften der NS-Zeit: Par­ teibauten, Bunker, Weihestätten. Graz: Ares Verl. 2016. 240 S. mit zahlr. Abb. € 29,90 Gibt es „brisante Architektur“? Unter diesem Titel ist ein Band mit einer Darstel­ lung von „Hinterlassenschaften der NS-Zeit: Parteibauten, Bunker, Weihestätten“ des freien Historikers Marcello La Speranza aus Wien erschienen. La Speranza betreibt auch einen YouTube-Kanal mit Trailern und Werbefilmen für seine Publikationen, in dem auch der Band „Brisante Architektur“ beworben wird (https://www.youtube. com/watch?v=-IiCgZmhOMg, Filmclip zum Band „Brisante Architektur, abgerufen

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen am 8.8.2017). Ähnlich wie seine Filmclips ist auch sein Buch aufgebaut. Es handelt sich vorwiegend um einen beschreibenden Bildband mit einer etwas beliebigen Zusammen­ stellung der Bauten und Orte, die er aufgesucht hat und die er - wegen ihrer Entstehung in der NS-Zeit - als „brisant“ einstuft. Vergleichsweise wenig scheint sich Marcello La Speranza für die baulichen Hinterlassenschaften der Konzentrationslager zu interessie­ ren. Von 240 Seiten seines Buches sind ganze drei Seiten Konzentrationslagern, hier Buchenwald und Flossenbürg, gewidmet. Neben vielen anderen Orten ist auch das Nürnberger Reichsparteitagsgelände auf immerhin 18 Seiten Thema mit einer bunten Zusammenstellung historischer Aufnah­ men und aktueller Abbildungen vom heutigen Reichsparteitagsgelände, von Infotafeln oder Teilen der Ausstellung „Faszination und Gewalt“ im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Der Text bietet Grundinformationen zum Reichsparteitags­ gelände und verschiedenen Einzelbauten, allerdings mit vielen kleinen Fehlern und Ungenauigkeiten sowie einer teilweise eigenartigen Begrifflichkeit: So wird das Zep­ pelinfeld als „Mahnmal .erweiterter Architektur'“ (S. 67) bezeichnet und fälschlicher­ weise behauptet, es sei „hauptsächlich für die Marschblöcke des Reichsarbeitsdienstes (RAD)“ (S. 70) gebaut worden. Das Umspannwerk an der Regensburger Straße von Albert Speer ist kein „Kraftwerk“ (S. 70) und Hitler hat nicht auf dem Zeppelinfeld, sondern im damaligen „Stadion der Hitlerjugend“ die Anwesenden mit „Heil meine Jungen“ begrüßt - trotz der Anwesenheit von hunderten Mädchen des BdM (S. 70). Marcello La Speranza sieht bei der Ausstellung „Faszination und Gewalt“ des Doku­ mentationszentrums „Axialität als wesentliches Element“ (S. 76) und meint damit offenbar die Gegenarchitektur Günter Domenigs als Bruch mit der nationalsozialisti­ schen Monumentalarchitektur der Kongresshalle. Ob die anderen Teile des Buches, etwa bei den Bunkeranlagen (über 50 Seiten), auch derart viele Ungenauigkeiten und schräge Begrifflichkeiten aufweisen, kann der Rezensent nicht beurteilen. Was will Marcello La Speranza mit diesem Band? Einige Hinweise gibt der letzte Teil der Einleitung unter dem Titel „Der lange Schatten des NS-Regimes“ (S. 15-19). Mar­ cello La Speranza plädiert für den Erhalt von NS-Bauten und ist dagegen, diese archi­ tektonisch zu transformieren oder sie in ein „.antifaschistisches Kleid'“ (S. 17) zu pres­ sen - was immer er damit meint. Er misst Hinterlassenschaften der NS-Zeit insgesamt einen eigenen Wert zu: „Die verbliebenen NS-Bauten, einschließlich der Skulpturen und Bildwerke, generell als .Schandmäler' abzuqualifizieren, ist ein allzu wohlfeiles Urteil, das häufig Hilflosigkeit, Konzeptlosigkeit oder Gedankenlosigkeit widerspie­ gelt“ (S. 19). Ob er hier etwa auch die Skulpturenwelt eines Arno Breker oder Josef Thorak einbezieht, muss offenbleiben, insgesamt ist diese Aussage jedoch etwas ein­ dimensional, denn Bauten der NS-Zeit sind nicht von vorneherein erhaltenswert. Ob ein Erhalt von NS-Bauten lohnt, hängt vor allem von ihrer historischen Bedeutung und ihrem Wert als Lernort ab - wie etwa im Fall des Zeppelinfelds und der Zeppelin­ tribüne. Immerhin möchte Marcello La Speranza NS-Bauten in eine „ausgewogene Erinnerungskultur“ (S. 19) eingebunden sehen. Sein reichlich willkürlich zusammenge­ stelltes und inhaltlich nicht allzu tiefgehendes Buch ist hierfür allerdings wenig hilf­ reich. Alexander Schmidt

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Carolin Hofier / Matthias Karch (Hrsg.): Marschordnungen. Das Reichsparteitags­ gelände in Nürnberg. Begleitkatalog zu der Sonderausstellung Dokumentationszen­ trum Topographie des Terrors 13.4.-28.8.2016. Berlin: Stiftung Topographie des Terrors 2016. 177 S. mit überw. Abb. € 15,— Propaganda war für das politische Selbstverständnis und die Herrschaftstechnik der Nationalsozialisten ein zentraler Begriff. Die mit ihr bewirkte Massenmobilisierung und die wachsende Zustimmung durch immer größere Teile der deutschen Gesellschaft wurden zur wichtigsten Voraussetzung für Hitlers Macht. Ein speziell dafür auserwählter Schauplatz war das frühere Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Die NS-Machthaber verfolgten mit allem erdenklichen Aufwand das Ziel, die unter der Bezeichnung Reichsparteitage organisierten Jubelschauen zum be­ deutendsten Gemeinschaftserlebnis von „Führer“ und Volk im Jahr zu machen. Aus­ drucksform dafür war die politische Ästhetik des Nationalsozialismus in der Kombi­ nation von imponierender und megalomaner Herrschaftsarchitektur mitsamt ihren geschmückten Versammlungsarealen und den inszenierten Aufmärschen und Darbie­ tungen. Der vorliegende Begleitkatalog konzentriert sich ausschließlich auf diesen „schönen Schein“. Er fragt, mit welchen architektonischen Mitteln und raumgreifenden Ereignis­ sen die Emotionalisierung von Parteitagsteilnehmern und -publikum erreicht werden konnte. Der Verweis auf den Kausalzusammenhang zwischen der architektonischen Außenseite des Nationalsozialismus und seinen Staatsverbrechen wurde dem Nürnber­ ger Historiker Alexander Schmidt in seinem einleitenden Beitrag überlassen. Die im ersten Kapitel „Schauplätze“ ausgewählten Abbildungen von Aufmarsch­ straßen und -plänen, Lichtarchitektur, Marschordnungsskizzen und weiteren Motive vermögen dieses Vorhaben nicht überzeugend zu vermitteln. Bei den Bildern von den Versammlungsarealen handelt es sich ausnahmslos um Propagandaaufnahmen. Mittels Weichzeichner, Weitwinkelaufnahmen und anderer technischer Tricks täuschen sie Di­ mensionen der Aufmarschplätze vor, denen die realen Größenverhältnisse nicht ent­ sprachen. Völlig unbefriedigend bleibt das zweite Kapitel „Körpermontagen“, das „die Reprä­ sentationen und Produktion von Emotionen“ in dem Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ der Regisseurin Leni Riefenstahl von 1934 behandelt. Mit der Wirklichkeit oder einem „Dokument“ (Vorspann) hatte er nichts zu tun. Sie ließ darin nur das rassis­ tische Schönheitsideal zu und etablierte so die Lüge. Doch fünf Siebdruckserien wid­ men sich den „filmisch inszenierten Körperarrangements“. Das dritte Kapitel „ Erzählräume“ versteht sich als Entwurfsvorschlag zur Aktivie­ rung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, um seine Bau- und Nutzungsgeschichte aufzuarbeiten und sichtbar werden zu lassen. Als Medium der Erinnerung und Erzäh­ lung soll die Herrschaftsarchitektur dienen, ergänzt durch neue Hinzufügungen, wel­ che das Bestehende kritisch zu kommentieren versuchen. Das aufklärerisch gemeinte Vorhaben konterkariert sich mit einem „Riefenstahl-Denkort“ samt halbringförmiger Plattform auf Stützen, die „Riefenstahls dynamische Kameraführung für den Besucher körperlich erfahrbar werden lässt“, aber selbst.

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Im vierten Kapitel „Nachbilder“ wird mit Fotografien von 2015 die heutige Nutzung des früheren Parteitagsareals thematisiert. Wenigstens ein Hinweis auf das 2001 eröffnete Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, das 2006 angelegte Geländeinformationssystem oder ein Wort zum Denkmalschutz wären hier hilfreich gewesen. Die NS-Baureste in Nürnberg stehen nicht mehr unkommentiert herum. Fazit: Der Begleitkatalog „Marschordnungen“ ist verunglückt. Er bietet kaum Auf­ klärung und ist der Faszination in weiten Teilen regelrecht erlegen. Eckart Dietzfelbinger

Kultur, Sprache, Literatur, Musik Das Schreibmeisterbuch des Franz Joachim Brechtei. Bamberg, Staatsbibliothek, JH.Msc.Art.88. - Band in Schmuckschuber, 48 S. Mit Kommentar zur KunstbuchEdition von Christine Sauer. Luzern 2016. € 128,— Die Faksimilie-Edition aus dem bekannten Quaternio-Verlag in Luzern bietet die genannte Handschrift im Format des Originals (18,4 x 22,5 cm) in fadengehefte­ tem Festeinband, wozu Christine Sauer einen 32-seitigen Begleitband lieferte. Franz Joachim Brechtei, Sohn des aus Bamberg stammenden Nürnberger Schreib- und Re­ chenmeisters Stephan Brechtei, schuf sein Kunstbuch im Jahre 1573. Das erste Blatt in besonders reichhaltiger Schönschrift widmete er dem Schönschreibmeister Johann Neudörfer d.J., dem Sohn des älteren Johann Neudörfer, bei dem Stephan Brechtei ausgebildet worden war. Man muss sich bei dem vorliegenden Werk klarmachen, dass es aus der Hand eines erst 19-Jährigen stammt. Nach einer kurzen Übersicht über die Blütezeit der Kalligraphie in Nürnberg kommt Christine Sauer auf die Familie Brechtei zu sprechen und geht auch auf Werke einzelner Familienmitglieder ein. Das Faksimile wird vorgestellt wie auch Brechteis Bedeutung für die Entwicklung der Schönschrift. Das Kunstbuch selbst wird in vor­ bildlicher Weise Blatt für Blatt transkribiert und, soweit im Original lateinisch, auch übersetzt. Die jeweilige Schriftart (Fraktur, Textura, Rotunda usf.) wird ebenso genannt wie die jeweils verwendete Technik. Zusätzlich werden die von späterer Hand eingefüg­ ten figürlichen Zeichnungen aufgeführt, die zwar wieder durch Rasur getilgt wurden, dank moderner Bildbearbeitung aber sichtbar gemacht werden konnten. Wenn im Kommentar (S. 11) von einer in diesem Büchlein zu beobachtenden „ab­ steigenden Schrifthierarchie“ gesprochen wird, dann ist damit nichts Abwertendes ausgedrückt, sondern die Antiklimax gemeint, in welcher Brechtei seine Schriftbeispiele angeordnet hat. Der kalligraphische Aufwand nimmt gegen Ende des Werks bemerkbar ab - Brechtei liefert hier Vorlagen für unterschiedliche Aufgabenstellungen. Freilich gab es schon längst den Druck, dessen Typen übrigens oft durch die Schönschreiber beein­ flusst oder sogar direkt geschaffen wurden, aber man benötigte weiterhin Vorlagen für Urkunden, Verträge usf. Wir gestatten uns hier den Ausblick auf den Nürnberger Notar und Schönschreiber Michael Bauernfeind, der noch im 18. Jahrhundert Vorlagen für Dergleichen lieferte.

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Die vorliegende Faksimileausgabe des Brechtel’schen Kunstbuchs ist sowohl in tech­ nischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht als rundum gelungen zu bezeichnen. Helge Weingärtner Almut und Hartmut Laufhütte (Hrsg.): Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer und Caspar von Lilien. (Neu­ drucke deutscher Literaturwerke N.F. 81-82). Berlin u.a.: de Gruyter 2015. LXII, XIII, 668 S. in 2 Teilbd. €219,Der zu rezensierende Band ist Teil der großen Gesamtausgabe des handschriftlichen Nachlasses Sigmund von Birkens (d. i. Sigmund Betulius, 1626-1681), die 1988 mit der Herausgabe der autobiographischen Schriften des Autors - Prosapia und Biograpbia begonnen wurde und nunmehr kurz vor dem Abschluss steht. Außerhalb der Ausgabe sind die ebenfalls erhaltenen Tagebücher (1971-1974) - auch eine wichtige Quelle für die Gelehrtengeschichte Frankens im 17. Jahrhundert - erschienen. Der Böhme Birken, seit 1644/45 in Nürnberg wohnhaft, wurde als Präses des Pegnesischen Blumenordens und als vornehmlich geistlicher Dichter und Ghostwriter des Wolfenbütteler Herzogs Anton Ulrich bekannt. Für die Kulturgeschichte sind darüber hinaus etwa seine Frie­ densdichtung Margenis (1679), seine Schäfergedichte und seine Poetik Teutsche Rede­ bind und Dicht-Kunst (1679) von Bedeutung. In der vorliegenden Ausgabe werden Korrespondenzen mit „drei zu Lebzeiten hochangesehenen und wirkungsmächtigen, auch selbst literarisch tätigen lutherischen Theologen“ (S. XV) aus Franken präsentiert: mit dem Prediger an der St. Lorenz-Kirche und Nürnberger Schulaufseher Johann Mar­ tin Dilherr (1604-1669), mit dem ebenfalls an St. Lorenz wirkenden Kirchenrat und Professor am Auditorium Egidianum Daniel Wülfer (1617-1685) und mit dem Bayreuther Hofprediger und Generalsuperintendenten Caspar von Lilien (1632-1687). Die Briefwechsel sind verschieden gut überliefert und unterschiedlich umfangreich, mal wurden eher Entwurfsschreiben Birkens (aus seinem ,Konzeptbuch') und die Schriftstücke der Briefpartner, mal ganze Briefwechsel oder Beilagen, etwa Widmungs­ gedichte oder Portraitepigramme, erhalten. Der Umfang der überlieferten Schriftstücke besagt indes nichts über die Nähe oder Freundschaft der Briefpartner; wichtigste Be­ zugsperson Birkens war zweifellos Dilherr, zu dem der Autor engen persönlichen Kontakt pflegte, während er etwa mit Lilien die meiste Zeit nur brieflich verkehren konnte. Im Briefwechsel mit ihm findet sich die spannende (theologische) Auseinander­ setzung um die Ehe der Exulantin Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694), um die sich Birken kümmerte; sie konnte schließlich 1664 in Frauenaurach (heute Erlangen) geschlossen werden. Das präsentierte Material ist vielfältig und gibt ein beredtes Zeug­ nis gelehrter Korrespondenz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Für die Nürnberger Geschichte sind insbesondere die Briefwechsel mit Dilherr und Wülfer von besonderem Interesse. Gleich der erste Text der Ausgabe ist beispielsweise das Gelegen­ heitsgedicht Birkens auf die Hochzeit von Dilherr und der Witwe des Kaufmanns Nicolaus Deschauer, Maria, geb. Schmidt (1604-1664). Im Briefwechsel mit Wülfer geht es unter anderem um eine mögliche Anstellung Birkens als Jurist in Nürnberg oder auch um seine Bemühungen, sich durch eine Hochzeit mit einem „reichen Weib“ (S. 58) finanziell abzusichern.

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Die Korrespondenz ist sorgfältig ediert; die sehr umfangreichen Apparate und Kom­ mentare brauchen eine gewisse Einarbeitungszeit, sind dann aber ausgesprochen hilf­ reich. Die über 60 Seiten lange, sehr instruktive Einleitung gibt einen guten Einblick in Birkens Nürnberger Netzwerke und macht mit den Korrespondenten und ihren Le­ bensläufen bekannt. Das Personenregister und das umfangreiche Literaturverzeichnis erweisen sich für weitergehende Forschungen als hilfreich. Kurzum, hier liegt ein vor­ züglicher Band mit Korrespondenzen vor, der für die Regional- und Alltagsgeschichte des Nürnberger Raums von sehr großer Relevanz ist. Dirk Niefanger Karin Falkenberg (Hrsg.): Notspielzeug. Die Phantasie der Nachkriegszeit. Bürger­ ausstellung des Spielzeugmuseums. 26. Juni 2015 bis 1. Februar 2016. Begleitpublika­ tion (Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg 10). Petersberg: Imhof 2015. 202 S. mit überw. Abb. € 24,80 Der Buchtitel „Notspielzeug“ allein für sich genommen suggeriert zunächst nur, dass es sich um Spielzeug handeln muss, das in einer wie auch immer geprägten, wohl eher umfassenden und massiven Notzeit geschaffen wurde und damit in einer Zeit­ spanne, in der gängige Spielwaren, wie sie beständig größere Bevölkerungskreise seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den westlichen Industrie- und Konsumge­ sellschaften in stetig steigendem Maße kennen gelernt hatten und nachfragen konnten, nicht oder nur in äußerst geringem Umfang in ausreichender Qualität zur Verfügung standen bzw. stehen. So könnte die Aufmerksamkeit durchaus auch so genanntem an­ deren Spielzeug gelten, das von zahllosen Kindern in Entwicklungsländern, in denen vielfach seit langen Jahrzehnten elementare Not und Elend herrschen, ohne dass Aus­ sicht auf einen grundlegenden wirtschaftlich-gesellschaftlichen Wandel besteht, nach wie vor in der Mehrzahl der Fälle selbst hergestellt und mangels „richtiger“ Spielwaren eifrig benutzt wird (siehe exemplarisch Leopold Museum-Privatstiftung [Hrsg.]: Bam­ bus, Blech und Kalebassen. Das andere Spielzeug. Sammlung Fritz Trupp. Sonderaus­ stellung im Leopold Museum von 20.11.2009 bis 03.02.2010, Wien [2009]). Doch der Nebentitel „Die Phantasie der Nachkriegszeit“ in Verbindung mit dem Buchcover, das einen Jungen in Lederhose und überaus provisorischer Blechrüstung vor einer stark zerstörten Häuserlandschaft zeigt (ausschnittsweise, unkoloriert und vergrößert auf S. 4 erneut abgebildet) - das zentrale Motiv dieser kolorierten Fotomontage, der „Blechritter“, findet sich auf Seite 49 wieder, wo es vermutlich seitenrichtig zu sehen ist -, lässt kaum Zweifel aufkommen, dass hier Spielzeug präsentiert wird, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im deutschen Sprachraum entstanden ist. Möglich wurde das Ausstellungs- und Publikationsvorhaben im Wesentlichen durch eine bemerkenswerte Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, „die das Kriegsende als Kinder erlebt haben“ (S. 8) und noch derartige Notspielzeuge - die bis heute geliebt und häufig wohlverwahrt werden - oder zumindest entsprechende Fotografien ihr Ei­ gen nennen. Während das Gros der Beitragenden mit einem Objekt oder Ensemble im Begleitband zur Ausstellung aufscheinen, sind einige ehemalige Kinder mit mehreren Spielgegenständen vertreten; zu diesem Personenkreis zählen vor allem Ingrid Schadinger (S. 14, 16, 90f., 93, 119, 180f.), Elfriede Mederer (S. 40, 94-97), Karl-Heinz Krauß

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen (S. 44, 70-73), Klaus Dornisch (S. 64f., 176f.), Elisabeth Hamei (S. 78f., 108f., 134f.), Ingrid Reinwald (S. 84-87, 180f.), Ingrid Moritz (S. 152f., 178, 180f.) und Norbert Samberger (S. 184, 196-198). Die Herkunft der gezeigten und für die Ausstellung als Leih­ gaben oder Schenkungen bereitgestellten Spielwaren ist dabei nicht auf Nürnberg und Franken bzw. den bayerischen Raum begrenzt, sondern erstreckt sich letzten Endes auf Deutschland insgesamt. Die vorliegende Veröffentlichung werden zahlreiche Leserinnen und Leser zweifels­ ohne sehr gerne in die Hand nehmen, denn sie vermag in mancherlei Hinsicht zu beein­ drucken. Die thematische Kataloggliederung der Nachkriegsnotspielsachen - das Ein­ stiegskapitel „Selbstgemachtes Spielzeug 1943 bis 1945“ (S. 12-33) schärft hierbei den Blick für die noch kommende Notspielzeugphase - überzeugt, auch wenn einige Kapi­ tel (besonders „Nach dem Krieg“, S. 34-53, und „Stadtleben“, S. 182-198) weit gefasst sind und inhaltliche Überschneidungen ermöglichen. Ein deutliches Lob gilt sodann der durchgehend klaren und übersichtlichen Gestaltung, zu der neben der großzügigen Präsentation des jeweiligen Notspielzeugs - in der Regel auf einer gegenüberliegenden Doppelseite - ebenso ein gut lesbares Schriftbild zählt. Des Weiteren ist die gleicherma­ ßen reichhaltige wie anschauliche Bebilderung hervorzuheben, die auf alle Effektha­ scherei verzichtet und die Objekte recht schnörkellos in den Vordergrund rückt. Die fotografischen Inszenierungen erlauben überwiegend eine intensive visuelle Annähe­ rung an das vorgestellte Spielzeug und dessen Entstehungszeit. Aufgrund des weitge­ henden Fehlens von Vergleichsgegenständen (siehe aber S. 103, Bild unten: Größenzu­ ordnung mittels einer Flachbatterie) ist es allerdings teilweise schwierig, die wirkliche Größe der Spielzeuge zu bestimmen. Hingegen sind die knappen Bildbeschreibungen, insoweit überhaupt erforderlich und vorhanden, völlig ausreichend bemessen. Bei dem auf S. 29 abgebildeten Patronenbehälter, der als Aufbewahrungsort für ein handge­ schnitztes Schachspiel dient, wäre in Ergänzung zur Materialangabe auf S. 28 („leere Patronenschachtel“) eine kurze Bildunterschrift zur Präzisierung aber hilfreich gewe­ sen, denn es handelt sich um eine Box für Sicherungspatronen, die Kernbestandteile von Schmelzsicherungen, einer bestimmten Art elektrischer Sicherungen. Den Abbildungen voran geht stets eine gleichgeartete, in den allermeisten Fällen (abhängig von dem vorhandenen Wissensstand) sechs Kategorien behandelnde Darstel­ lung auf zumeist einer Seite. Nach der Angabe, was für ein Spielzeug in den Blick ge­ nommen wird („Das Spielzeug“ / „Das Objekt“), wird erläutert, wer dessen Schöpfer war („Die Gestalterin“ / „Die Gestalterinnen“ / „Der Gestalter“ / „Die Gestalter“ / „Die Gestaltung“), wer damit gespielt hat („Das Kind“ / „Die Kinder“), in welchem narrativen Zusammenhang es steht („Die Geschichte“), welcher Gegenstand bzw. wel­ che Utensilien zur Herstellung erforderlich waren („Material“) und schließlich wann es entstanden ist („Herstellungsjahr“ / „Herstellungszeit“). Den breitesten Raum im Rahmen dieser informativen Übersichten nimmt im Regel­ fall mit weitem Abstand zu den übrigen fünf Abschnitten, die eher kurz und bündig behandelt werden konnten, der Themenpunkt „Die Geschichte“ ein. Die zu beinahe jedem Spielzeug vorliegenden Zeitzeugentexte, die fast ausschließlich von den ehemali­ gen Kindern stammen, die sich einstmals mit diesen Notspielzeugen beschäftigt und

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen unterhalten haben, vermögen es vielfach, nahezu unabhängig von ihrem Umfang, die bis heute andauernde emotionale Bedeutung der dargebotenen Spielzeuge eindringlich vor Augen zu führen. Zugleich kommt in gar nicht wenigen dieser „Schlüsselerzählungen“ das hohe handwerkliche Können - einschließlich der gegebenen anspruchsvollen Beund Verarbeitungsmöglichkeiten -, jedoch auch ein tief gehendes technisches Verständ­ nis zum Ausdruck, das auf die überaus profunde (Fach-)Ausbildung etlicher Schöpfer - es handelte sich hauptsächlich um die jeweiligen Eltern bzw. ein Elternteil - der Not­ spielzeuge verweist (siehe hierzu in erster Linie die Kapitel „Technik“ und „Fahren“, S. 120-165). Neben diesen, die sozial-wirtschaftlichen Verhältnisse hoch industrialisier­ ter Räume widerspiegelnden Gegebenheiten kommen jedoch zwei weitere spezifische Faktoren hinsichtlich der Herstellung etlicher Notspielzeuge zum Tragen: die Verwen­ dung von Materialien der NS- und insbesondere der Kriegszeit sowie - damit in direk­ ter Verbindung stehend - von Werkstoffen aus den Beständen der Besatzungstruppen (siehe S. 44f., 50-53, 122f., 128f., 156-159, 168-173). Wenige grundsätzliche Darlegun­ gen zu diesen wichtigen militär- bzw. kriegskonnotierten Kontinuitäten und Folgewir­ kungen auch für die „Spielzeugwelt“ wären sicherlich sinnvoll gewesen. Doch vor allem manche in der Rubrik „Die Geschichte“ getroffenen, vermeintlich authentischen Aussagen bedürften unbedingt der Überprüfung und gegebenenfalls der Erklärung, denn sie vermitteln längst überkommene bzw. falsche (Rollen-)Bilder Stichwort „Zeitkolorit“ -, bedienen Klischees sowie Stereotypen und können dadurch Vorurteile be- und verstärken. Einige Beispiele: Sie [= die Püppchen] hatten alle schwarze Haare, deshalb wurde meine Puppenfamilie von den Erwachsenen ,Emigranten-Familie‘ genannt. Die Erwachsenen lachten dann immer, aber ich verstand damals noch nicht warum. (S. 82); [...] aus Nichts etwas machen, das ging damals! (S. 106); Flüchtlinge haben immer zusammen gehalten [!]. (S. 108); Die Nachkriegszeit war an und für sich eine schöne Zeit! (S. 112); Das [= die Eisenbahnanlage] war kein Spielzeug für Mädchen! (S. 158); Tapfer hat meine Großmutter als Witwe die Kriegsjahre in Nürn­ berg in ihrem Haus am Dutzendteich überstanden. Wenn Reichsparteitag war, ließ sie - so hat sie es später erzählt - immer die Läden herunter. [...] Meine Eltern wollten während der Nazizeit keine Kinder. (S. 168); Notzeiten haben eine ganz eigene Farbig­ keit, die Kinder in der heutigen Wohlstandsgesellschaft nicht erleben. (S. 177). Um auf­ grund derartiger Zeitzeugenaussagen „die Annäherung an den historischen Kontext [zu ermöglichen]“ (S. 8) und tatsächlich „eine[n validen] Erkenntnisgewinn in Ergän­ zung zu[r] Wissenschaft“ (S. 9) eintreten zu lassen, ist es dringend geboten, auf die Be­ sonderheiten und Problematiken „erzählter Geschichte“ einzugehen. Ein einleitender kurzer Abriss mit dem Schwerpunkt auf der bei Oral-History-Quellen unerlässlich anzuwendenden eindringlichen quellenkritischen Vorgehensweise - unter spezieller Berücksichtigung des gewichtigen und komplexen Aspekts der sich durch vielerlei Um­ stände verändernden Wahrnehmung und Erinnerung vergangener Zeiten - würde vielen Leserinnen und Lesern schon beim ersten Blick auf die Quellentexte merklich helfen und damit zu deren Verständnis und geschichtsrelevanten Einordnung beitragen. Rätselhaft bleibt dem Rezensenten schließlich die Aufnahme von Ludwig Renns (1889-1979) Roman „Krieg“ (erschienen 1928), der den Ersten Weltkrieg behandelt und

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Erich Maria Remarques (1898-1970) Werk „Im Westen nichts Neues“ (erschienen 1929) als Antikriegsroman keinesfalls nachsteht, und dessen Fortsetzung „Nachkrieg“ (er­ schienen 1930), der in den unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg folgenden Jahren spielt und als wichtige Interpretation jener Übergangszeit gelten darf, in die „Literatur­ auswahl“ (S. 199-201, hier S. 201), die infolge ihrer thematisch beachtlichen Bandbreite fürs Erste bestens weiterzuhelfen vermag. Steven M. Zahlaus

Kirchengeschichte Gisela Brandt: Christine Ebner und andere Ordensfrauen im hagiographisch-historiographischen Diskurs des 14. Jahrhunderts. Soziolinguistische Studien zur Ge­ schichte des Neuhochdeutschen (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 458). Stuttgart: Heinz, Akad. Verl. 2013. 655 S. in 2 Teilbd. € 52,Die umfassende Studie der Rostocker Germanistin Gisela Brandt befasst sich mit dem Sprachgebrauch der Engelthaler Nonne Christine Ebner in ihrem mit dem terminus ante quem 1346 verfassten „Büchlein von der Genaden überlast“. In diesem hat Ebner bekanntlich die Gnadenerlebnisse und das Wesen ihrer Mitschwestern geschil­ dert. Die Arbeit Brandts ist für die Leser dieser Zeitschrift wohl v.a. aus zwei Gründen interessant: Zum einen bildet die Sprachhistorie, hier genauer: die historische Soziolin­ guistik, nicht nurperse ein interessantes Untersuchungsfeld für Geschichtsinteressierte; immerhin ist das bestmögliche philologische Erschließen einer Quelle und ihrer Kon­ texte - und gar bei einer relativ prominenten wie dem „Büchlein“ - eine unerlässliche Voraussetzung, um überhaupt mit ihr arbeiten zu können. Zum anderen ist es natürlich der regionale Bezug, der aufmerken lässt, sind doch die in Engelthal entstandenen frauenmystischen Texte ein wesentlicher, oft betrachteter Gegenstand der reichhaltigen Literaturgeschichte Nürnbergs im späten Mittelalter. Brandts Anspruch an ihre Arbeit ist dabei kein geringer: Die Verfasserin unternimmt es, „Christine Ebners Umgang mit der deutschen Schriftsprache und ihre Bewegung im hagiographischen und historiographischen Diskurs ihrer Zeit zu skizzieren sowie ihren Platz in der frühneuhochdeutschen Sprachgeschichte zu bestimmen“ (S. 18). Es gilt also, nicht allein den buchstäblich vielmals „be-wunderten“ Sprachgebrauch Christine Ebners darzustellen (S. 3), sondern durch reiche Kontextualisierung des Ebner’schen Werkes überhaupt Schwesterntexte des Spätmittelalters in den Blick der Sprachhistoriker zu rücken (S. 12). Nicht zuletzt intendiert die Arbeit, sowohl Ebners „Büchlein“ als auch die weiteren betrachteten Schwesternbücher als Beispiele für „weiblichen Sprach­ gebrauch“ (S. 22) zu betrachten. „Weiblicher Sprachgebrauch“ ist ein Forschungs­ schwerpunkt Brandts, worauf wiederholt im Text hingewiesen wird - ohne dass dieser schillernde Begriff oder sein „männliches“ Pendant in der vorliegenden Arbeit eine nähere Erläuterung erhielten. Die zweibändige Studie setzt sich v.a. aus einigen größeren Kapiteln zusammen; in diesen werden jeweils anhand zahlreicher Textbeispiele und Tabellen Aspekte der Sprachverwendung Christine Ebners im Zusammenhang mit sinnvoll vergleichbaren frauenmystischen Werken aus anderen Klöstern wie Adelnhausen, Töss oder Kirchberg

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen dargestellt. Gerade diese In-Beziehung-Setzung mit anderen Legendären und Schwes­ ternbüchern v.a. des 14. Jahrhunderts fällt sehr ausführlich aus. Im Einzelnen gliedert sich Brandts Studie zunächst in eine (eher unvermittelte) Entwicklung der oben ge­ nannten Fragestellung. Daran schließen Ausführungen zur Verfasserin des „Büchleins“, zu Entstehungsort und -umständen sowie dem Vergleichscorpus an (Kap. 1 und 2). Es folgt eine profunde Ausführung zu verschiedenen in Engelthal wirksamen Gattungstra­ ditionen und ihren Variationen (Kap. 3) sowie im Kernteil (Kap. 4-8) eine sehr detailrei­ che und kleinteilige Darstellung der verwendeten Textinitiatoren, Segmentmarker, Text- und Satzverknüpfungen, der Syntax sowie verschiedener Kommentarformen und deren Indikatoren. Das als Fazit fungierende, sehr knappe Kapitel 9, welches bereits im Titel seine zentrale Aussage trifft („Individuelle Ausprägung des Diskursstils in Christine Ebners .Büchlein von der Genaden Überlast'“, S. 533), und ein angehängtes buchstabengetreues Transkript des gesamten Basistextes gemäß der Handschrift des Germanischen Nationalmuseums beschließen die Untersuchung. An Gisela Brandts Studie ist zunächst das anzuerkennen, was sie selbst als Ausgangs­ punkt ihrer Bemühungen angibt, nämlich die erstmalige Beschäftigung mit Christine Ebner und anderen Schwesterntexten aus spezifisch soziolinguistischer Perspektive. Ferner heischt der bewundernswerte Aufwand Respekt, den Brandt für ihre in jeder Hinsicht erschöpfenden Darstellungen erbracht hat; jeder, der sich für dieses Untersu­ chungsanliegen interessiert, wird diese immense Plackerei zu würdigen wissen. Das Ergebnis der Arbeit steht jedenfalls auf empirisch festem Fundament. Es ist aus rein linguistischer Perspektive gewiss korrekt, wenn Brandt feststellt, dass Christine Ebner in ihrem „Büchlein“ allen wesentlichen Vorgaben des zu ihrer Zeit gängigen hagiographischen Stils folgt und dabei ihren Gegenstand gut lesbar darstellt. Da Ebners Sprache mitunter als Ausdruck eines individuell-naiven Zugangs zur Frömmigkeit gedeutet wurde, scheint uns diese partielle Rückführung auf hagiographische Schablonen durch­ aus bemerkenswert zu sein. Inwiefern dieses Ergebnis auch auf weniger als gut 650 Seiten darstellbar gewesen wäre, mag dabei jeder Leser für sich selbst entscheiden. Dieser Vorzüge ungeachtet möchten wir auf verschiedenen Ebenen Kritikpunkte gegen die vorliegende Arbeit Vorbringen, die uns zumindest in der Summe nicht uner­ heblich erscheinen. Sie reichen vom Geringsten - sprachlichen Unebenheiten und einer bemerkenswerten Dichte an Selbstreferenzen der Verfasserin - bis zu Grundsätzlichem: Kann man wirklich allein aufgrund soziolinguistischer Statistik klären, inwiefern ein Text einem „Diskursstil“ (S. 542) folgt, zumal „Diskurs“ (wie andere zentrale Begriffe) Undefiniert bleibt? Ist es überhaupt zulässig, den art narratif eines literarischen Textes wesentlich durch tabellarische Aufstellungen zu ermessen? Und liegt der Akzent der Arbeit eigentlich auf der Sprachhistorie, wie der überaus irritierende Untertitel vermu­ ten lässt (Neuhochdeutsch beginnt bekanntlich ca. 1650, 1340 wird streng genommen noch Mittelhochdeutsch gesprochen) oder eher bei der Gender-Forschung (vgl. etwa S. 530)? Brandts Arbeit ist jedenfalls voraussetzungsreich: Sie fordert Leser, die einer sehr minutiösen, dabei äußerst umfangreichen, sprachlich mitunter prätentiösen und chro­ nologisch wie thematisch durchaus sprunghaften Darstellung folgen können und wol-

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen len. Dabei dürfen sie sich weder durch unvermittelt erscheinende, z.T. sehr umfangrei­ che Tabellen voller knifflig zu entschlüsselnder Kürzel oder durch plötzlich eingeschal­ tete, seitenlange und bis ins Schaft-S buchstabengetreue Transkripte des Textes irritieren lassen. Wohl nicht in Brandts Verantwortung fällt dabei, dass die Erscheinungsform der Monographie die Nachteile wissenschaftlicher Kleinverlage deutlich vor Augen führt. Fehlendes Lektorat, das in eine Unzahl von Tippfehlern mündet und eine Abbildungs­ qualität auf Matritzenniveau (S. 2, S. 19) mag inzwischen leider kein Einzelfall mehr sein; aber dass man - wie bei unserem Exemplar - einen Textband auf den Kopf stellen und ihn dabei rückwärts blättern muss, um der Untersuchung folgen zu können, ist für die Rezensenten jedenfalls eine Neuigkeit - und all dies zusammen sozusagen „der Fehler Überlast“ gewesen. Einem Lesepublikum, das sich für Brandts Untersuchungsanliegen interessiert und das den genannten Unbillen zu trotzen gewillt ist, bietet die zweibändige Arbeit jeden­ falls reiche Materialien und klar konturierte Thesen und Positionen. Aus der Perspek­ tive des (regional-)historisch interessierten Publikums der MVGN ist das voluminöse Werk aus den anfangs genannten Gründen jedenfalls zu begrüßen. Matthias Kirchhoff / Felicitas Mössner

Antje Willing (Hrsg.): Das ,Konventsbuch“ und das ,Schwesternbuch‘ aus St. Ka­ tharina in St. Gallen. Kritische Edition und Kommentar (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 54). Berlin: Schmidt 2016. 737 S. mit Abb. € 94,80 Johannes Meyer: Das Amptbuch. Ed. by Sarah Glenn DeMaris (Monumenta ordinis fratrum praedicatorum historica 31). Rom: Angelicum Univ. Press 2015. XXXII, 538 S. mit 55 Abb. € 65,Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg entwickelte sich nach der 1428 durchgeführten Reform zu einem vorbildlichen Zentrum der strengen Regelob­ servanz: Nicht nur wurden Schwestern entsandt, um andere Frauengemeinschaften im Sinn der Bewegung zu reformieren; der Konvent übernahm auch die Rolle einer Schalt­ stelle bei Rezeption und Weitergabe einschlägiger Schriftwerke. Von dieser Schlüssel­ stellung zeugen zwei Texte, die in kritischen Editionen nahezu zeitgleich und ohne Möglichkeit einer gegenseitigen Kenntnisnahme der Forschung zugänglich gemacht worden sind. Sarah Glenn DeMaris (Valparaiso University, Indiana) legte 2015 die bereits lange angekündigte Edition eines für den weiblichen Zweig der Observantenbewegung im Dominikanerorden grundlegenden normativen Texts vor. Der unermüdlich im ober­ deutschen Raum für die Reform tätige Predigermönch Johannes Meyer (f 1485) hatte 1454 eine volkssprachige, auf die Belange von Frauengemeinschaften zugeschnittene Bearbeitung von ,De officiis ordinis ‘ des Humbert de Romans (f 1277) verfasst. Das ,Amptbuch“ bietet einen Überblick über die im Kloster zu besetzenden Ämter und eine Anleitung zu den damit verbundenen Aufgaben und Pflichten. Die Nonnen von St. Katharina in Nürnberg fertigten 1458 die älteste erhaltene Abschrift an mit einem von einer Mitschwester ausgeführten Bildzyklus aus 26 Initialen und einer Miniatur, die die

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen im Text geschilderten Amtsinhaberinnen bei typischen Handlungen zeigen (The Lilly Library, Indiana University, Bloomington, Indiana (USA), Ricketts 198, und Nürnberg, GNM, Hs. 1166). 1483 entstand eine ebenfalls illuminierte Abschrift für das 1468 refor­ mierte Dominikanerinnenkloster Medlingen im Bistum Augsburg (Leipzig, UB, Ms. 1548) und eine heute verlorene Kopie für die Schwestern von St. Katharina in St. Gallen; weitere vier, teilweise einem anderen Überlieferungsstrang zugehörende Textabschrif­ ten sind bekannt. Bereits das eigens für den Text konzipierte Bildprogramm signalisiert die hohe Bedeutung des ,Amptbuchs‘ für das Selbstverständnis der Frauengemeinschaft von St. Katharina in Nürnberg. Die Publikation von DeMaris bietet auf der Basis der in Nürnberg 1458 entstan­ denen Handschrift eine kritische Textedition mit englischer Übersetzung, farbigen Abbildungen aller Initialen in den beiden illuminierten Handschriften und einer aus­ führlichen Einleitung zu Autor, Text und Überlieferung sowie Beschreibungen aller Handschriften. Eine Ausgabe des 1455 als Ergänzung des ,Amptbuchs‘ von Johannes Meyer verfassten ,Buchs der Ersetzung' war nicht Teil des Editionsprojekts. Die ebenfalls 2015 von Christian Seebald (Köln) für die sechs Textzeugen des ,Amptbuchs‘ vorgelegten Stemmata stimmen mit den Ergebnissen von DeMaris überein (Zu den Handschriftenverhältnissen von Johannes Meyers ,Buch der Ämter' und ,Buch der Er­ setzung', in: Zeitschrift für deutsche Philologie 134 (2015), S. 394-430) und widerlegen einen abweichenden Vorschlag zum Verhältnis der beiden illuminierten Handschriften von Antje Willing (Jena). Authentische Einblicke in den tatsächlich gelebten Klosteralltag der Nürnberger Dominikanerinnen mit seinen lokalen und individuellen Sonderregelungen bietet das von Antje Willing edierte, nur in einem Textzeugen überlieferte sogenannte .Schwes­ ternbuch' der Dominikanerinnen von St. Katharina in St. Gallen (Wil, Klosterarchiv St. Katharina, Arch. I 16). Im Kern handelt es sich hierbei um Teilabschriften von Briefen, in denen die Priorinnen Kunigunde Haller (1469-1498) und Veronika Bernhard (14981526) den an der Reform interessierten Frauen in St. Gallen bereitwillig Auskunft zu sämtlichen Fragen der Nürnberger Auslegungen des gemeinschaftlichen Lebens im Sinne der strengen Regelobservanz gegeben hatten. Die Exzerptensammlung mit 163 Kapiteln besteht laut A. Willing aus drei Blöcken, deren Gliederungen mit drei norma­ tiven Ordenstexten übereinstimmen, dem .Liber Ordinarius', dem .Liber constitutionum' und dem .Amptbuch'. Einen Eindruck von den detailreichen Angaben vermitteln wahllos herausgegriffene Beispiele zum Buch- und Schriftwesen. Ohne Vorbehalte nutzten die Schwestern die Möglichkeiten, die sich mit den neuen Druckmedien boten: Zu Neujahr verteilten die Priorinnen Heiligenbildchen und kolorierte Holzschnitte an die sich in großer Zahl vor dem Radefenster einfindenden Besucher - nur einige wenige Exemplare dieses Brauchs haben sich erhalten. Für den im Sommer zur Mittagszeit vorgeschriebenen Nonschlaf mussten sich die Schwestern in ihren Zellen im Dormitorium einfinden, durften die Zeit jedoch zum Lesen, Schreiben oder Arbeiten nutzen. Explizit wird den Schwestern attestiert, es sei kein Unrecht, den eigenen Namen unter einen eigenhändig kopierten Text zu setzen, denn die Fürbitten der Lesenden könnten noch lange nach dem Tod dem Seelenheil den Schreiberinnen zugutekommen. Ebenfalls

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Gegenstand der Edition ist das ,Konventsbuch' (Wil, Klosterarchiv St. Katharina, Arch. 115) mit wirtschaftlichen Aufzeichnungen zu St. Katharina in St. Gallen, das zeitgleich mit dem auf Nürnberger Brauchtum fußenden ,Schwesternbuch1 entstand. Die aus vier Essays mit einer Fülle neuer Einsichten bestehende Einführung bietet präzise kodikologische Beschreibungen der beiden Handschriften und eine Analyse von Konzeption und Intention des ,Schwesternbuchs' (Antje Willing) sowie Auswertungen des ,Kon­ ventsbuchs' für die Wirtschaftsgeschichte (Claudia Sutter) und für Kunstmäzenatentum und Kunstgebrauch (Stefanie Seeberg). Insgesamt liegen somit zwei Primärquellen in kritischen Editionen mit Kommenta­ ren vor, die die Forschungen zu spätmittelalterlichen Frauengemeinschaften bereichern werden. Christine Sauer Helmut Baier (Hrsg.): Als evangelischer Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg. Wilhelm Stählins Tagebücher 1914-1917. Stuttgart: Kohlhammer 2016. 1070 S. mit 65 Abb. € 90,Während des Ersten Weltkrieges führten unzählige Militärangehörige ein Tagebuch, in dem sie ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und ihre Gefühle festhielten. Sehr viele Kriegs­ diarien haben sich - oft unbemerkt oder unbeachtet von der wissenschaftlichen For­ schung - in den öffentlichen Archiven und Bibliotheken, aber auch in Privathaushalten erhalten. Zu den ungehobenen, da im Privatbesitz befindlichen Quellenschätzen zähl­ ten auch die sehr umfangreichen Tagebücher des evangelischen Theologen Wilhelm Stählin (1883-1975) aus der Zeit von 1914 bis 1917. Der ehemalige Direktor des Lan­ deskirchlichen Archivs in Nürnberg Helmut Baier hat die verdienstvolle Aufgabe übernommen, diese Aufzeichnungen herauszugeben. Der Edition beigefügt sind ver­ schiedene weitere Texte Stählins aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, die mit den Tagebüchern in enger sachlicher Verbindung stehen (Predigten, Abhandlungen, Erfahrungs- und Tätigkeitsberichte), sowie Notizen, die Stählin während einer 1923 unter­ nommenen Reise ins Baltikum anfertigte. Der aus Gunzenhausen stammende Wilhelm Stählin war ein sehr profilierter Theo­ loge, dem zudem eine beachtliche kirchliche Karriere gelang. Sein Name ist verbunden mit der Gesellschaft für Religionspsychologie, die er 1914 gründete, vor allem trat Stäh­ lin jedoch als Repräsentant der liturgischen Bewegung in Erscheinung. Er war Mit­ begründer des Berneuchener Kreises (1923) und der Michaelsbruderschaft (1931) zur liturgischen Erneuerung des Protestantismus. Stählins kirchliche Karriere begann in Franken und führte ihn nach Norddeutschland: Die erste Pfarrstelle bekleidete Stählin in Egloffstein (1910 bis 1914), ab Herbst 1917 wirkte er als Pfarrer in Nürnberg-St. Lorenz. 1926 wurde Stählin auf eine Professur für Praktische Theologie in Münster berufen. Während der Zeit des Nationalsozialismus zeitweise in der Bekennenden Kir­ che aktiv, amtierte er von 1945 bis zu seinem Ruhestand 1952 als Bischof der Evange­ lisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Stählin diente von 1914 bis 1917 als Feldgeistlicher in der Bayerischen Armee. Er hatte sich freiwillig zum Frontdienst gemeldet. Stählins Einsatzorte waren zunächst in

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Flandern (November 1914 bis Juli 1915), anschließend an verschiedenen Orten im Bal­ tikum (Juli 1915 bis September 1917). Vor allem in Flandern versah Stählin seinen Dienst als Seelsorger in unmittelbarer Frontnähe. Bereits nach wenigen Wochen erlitt er aufgrund der enormen Belastungen bei der Verwundeten- und Krankenbetreuung einen Nervenzusammenbruch. Infolgedessen erbat er seine Versetzung. Im Baltikum, wohin er im Sommer 1915 während der deutschen Offensive gegen die russische Armee kam, wirkte Stählin vor allem in der Etappe. Zu seinen Hauptaufgaben zählten die Abhaltung von Gottesdiensten, die seelsorgerische Arbeit für die Frontsoldaten und in Lazaretten, die Durchführung von Beerdigungen sowie die Bewirtschaftung eines Soldatenheimes. Die Tagebücher Stählins entstanden nicht allein für den persönlichen Gebrauch, der Autor schrieb sie vielmehr in dem Bewusstsein, dass die Texte eine zeitgenössische und eventuell auch eine spätere Leserschaft finden würden. Stählin konzentrierte sich bei seinen Aufzeichnungen vor allem auf die Beschreibung seines unmittelbaren Wirkungs­ kreises. Minutiös hielt er seinen jeweiligen Tagesablauf fest und notierte seine Einschät­ zung der Geschehnisse, mit denen er in den unterschiedlichen Phasen des Krieges konfrontiert war. Stählins Interesse galt dabei sowohl dem Dienstbetrieb im engeren Sinn, in den er eingebunden war, als auch den verschiedenen Persönlichkeiten, denen er während seiner Militärzeit begegnete. Der bei Kriegsbeginn 1914 31-jährige Geistliche erweist sich zudem als aufmerksamer Beobachter der Zustände in den Landschaften und Städten, in denen er wirkte. Für die sozialen Verhältnisse und die kulturellen Ent­ wicklungen in Flandern und vor allem im Baltikum hatte Stählin stets einen wachen Blick. Seine Ausführungen hierzu besitzen hohen Quellenwert. Hingegen spielen die internationale Politik sowie der allgemeine Kriegsverlauf in seinen Aufzeichnungen eine auffallend untergeordnete Rolle. Stählins Gedanken kreisten während der Kriegszeit immer wieder um das span­ nungsgeladene Verhältnis von Nation und Religion. Zwischen dem politisch-militäri­ schen Ziel, den Krieg zu gewinnen und damit Nation und Deutsches Reich zur Welt­ geltung zu erheben, mit dem er sich voll identifizierte, und den Erfordernissen des Glaubens werden in den Aufzeichnungen mit fortschreitender Kriegsdauer immer stärkere Bruchlinien erkennbar. Die Tagebücher des Kirchenmannes Stählin sind ge­ prägt von nationalistischen, kulturimperialistischen Ideologemen, teilweise auch von einer Diktion, welche die am Krieg beteiligten Menschen auf ihre militärischen Funk­ tionen reduziert. Dies ist jedoch nur die eine Seite. Denn Stählins Nationalismus ist der Kritik zugänglich. Bereits während seiner Zeit in Flandern, aber auch im Baltikum be­ weist Stählin Empathie für die einheimische Bevölkerung, die unter dem deutschen Besatzungsregime litt. Das Dilemma zwischen Nation und Religion, in das Stählin sich gestellt sah, findet in zahlreichen prägnanten Formulierungen ihren Ausdruck, so etwa in einem Eintrag vom 15. August 1915: „Wir spüren, dass wir als Deutsche jetzt Stolz bewahren müssen und spüren, dass wir als Christen demütig bleiben sollen.“ (S. 314) Stählin macht während des Krieges wie viele seiner Zeitgenossen eine Wandlung durch. Er bleibt zwar ein überzeugter Patriot, doch wird er sich der Widersprüche seines Den­ kens und Handelns immer bewusster. Helmut Baier kommentiert den Text Stählins sehr ausführlich. Personen, topografi­ sche Gegebenheiten und Ereignisse, die in den Tagebüchern erwähnt werden, sind je-

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen weils in den Fußnoten erläutert. Werden Personen oder Orte mehrmals in Stählins Text erwähnt, so erfolgt eine mehrfache Kommentierung, oft mit dem wortidentischen Text. Dieses Verfahren ist leserfreundlich, führt aber zu vielen Redundanzen. Solche fallen vor allem dann ins Auge, wenn es bei den kommentierten Stichworten um Lemmata handelt, deren Kenntnis zur historischen Allgemeinbildung zu zählen ist (z. B. Erich Ludendorff: S. 443, 522, 556, 637). Zur Veranschaulichung der örtlichen Verhältnisse wäre die Beifügung von Karten sinnvoll gewesen. Die Stärke der Kommentierung Baiers liegt im theologischen und kirchengeschichtlichen Bereich. Hier gelingt es dem Herausgeber auf beeindruckende Weise, Stählins Wirken im zeitgeschichtlichen Kon­ text zu verankern sowie persönliche Verbindungen und kirchliche Netzwerke, in die der junge Theologe eingebunden war, offenzulegen. Nicht ganz so souverän ist die Einordnung des Textes Stählins in die Militärgeschichte des Ersten Weltkrieges. Die zitierte Literatur zum Kriegsgeschehen ist in mehreren Fällen wenig passend. Zudem bleiben einige für das Thema wichtige neuere Publikationen unberücksichtigt (so z.B. Horne/Kramer, Deutsche Kriegsgräuel 1914; Sammelband Glaubenssache Krieg, hg. v. Alzheimer; Westerhoff, Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg). Einzelne sachliche Fehler lassen sich bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht vermeiden; sie fallen jedoch kaum ins Gewicht (vgl. z.B. die fehlende Unterscheidung zwischen dem GrenadierRegiment „Königin Olga“ Nr. 119 und dem Dragoner-Regiment „Königin Olga“ Nr. 25, S. 246, sowie die unrichtige Darstellung der britischen Verluste bzw. Gefallenen zu Beginn der Somme-Schlacht am 1. Juli 1916, S. 604). Der Textedition ist ein längerer Einführungstext des Herausgebers vorangestellt. Dieser enthält sehr knappe Bemerkungen zum Leben Stählins und zur Überlieferung der Tagebücher, dann auf vielen Seiten eine Zusammenfassung des Inhalts der Diarien. Hier wäre nach Meinung des Rezensenten eine andere Schwerpunktsetzung sinnvoller gewesen, um die Tagebücher gerade für die Weltkriegsforschung noch besser nutzbar zu machen. Man hätte gerne mehr zum Leben und zum theologisch-kirchlichen Profil Wilhelm Stählins erfahren, zur Organisation und zu den Aufgaben der Militärseelsorge in Bayern, vor allem aber zum militärhistorischen Kontext, in dem die Diarien entstan­ den sind. Die umfangreiche neuere Forschung zum Thema Selbstzeugnisse/Ego-Dokumente findet in der Edition keine Berücksichtigung. Trotz dieser Kritikpunkte hat sich das Editionsprojekt insgesamt mehr als gelohnt. Nachdem 2010 die Kriegstagebücher des pfälzisch-bayerischen Divisionspfarrers Dr. Anton Foohs publiziert werden konnten, gebührt Helmut Baier das Verdienst, durch die Herausgabe der Diarien Stählins ein weiteres wichtiges Selbstzeugnis eines Feld­ geistlichen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Damit wird die Aufmerk­ samkeit der wissenschaftlichen Forschung erneut auf die Militärseelsorger gelenkt und damit auf eine noch unzureichend beleuchtete Personengruppe. Die detailreichen Aus­ führungen Stählins können zudem Studien zum Kriegsgeschehen und zur deutschen Besatzung im Baltikum bereichern. Nach wie vor zählt die Ostfront zu den weniger gut erforschten Schauplätzen des Ersten Weltkrieges. Wolfgang Mährle

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MVGN 104 (2017) Buchbesprechungen Personen und Familien Angela Hager: Freimut. Hermann von Loewenich - Kirchenreformer und Landes­ bischof. Eine Biographie. Leipzig: Evang. Verl.-Anst. 2016. 416 S. mit 30 Abb. € 19,90 Der spätere Bischof war mit Nürnberg sehr eng verbunden. Dort ist Hermann von Loewenich (1931-2008) nicht nur geboren und verstorben. Er hat dort auch alle we­ sentlichen Stationen seiner Karriere vom Studentenpfarrer bis zum Kreisdekan beklei­ det. Den längsten Exkurs stellen sieben Jahre als Dekan von Kulmbach (1969-1976) dar. Dass er einmal in das höchste Amt aufsteigen würde, war lange Zeit - auch für ihn selbst - nicht absehbar. Als dies doch noch geschah, war er bereits 62 Jahre alt. Somit wird er vermutlich auf Dauer der bei Amtsantritt älteste Bischof bleiben, ebenso mit fünfein­ halb Jahren derjenige mit der kürzesten Amtszeit (1994-1999). Kirchengeschichte hatte er schon vorher geschrieben als profilierter Vertreter der innerkirchlichen Reformbewe­ gung und als Mitbegründer des Arbeitskreises Evangelische Erneuerung (AEE). Theo­ logisch orientiert er sich dabei an Martin Luther. Von diesem stammt das in den Titel aufgenommene Motto „Freimut“ (griechisch Parrhesia). Außerdem war er geprägt durch lebenslange Auseinandersetzung mit den Erfahrungen der NS-Zeit, insbesondere die Erinnerung an seine eigene jugendliche Begeisterung für das Unrechts-Regime. Sein Vater Wilhelm von Loewenich (1894-1943), vor dem Krieg Pfarrer in Nürnberg-St. Ja­ kob, war als Wehrmachtspfarrer nicht aus Stalingrad zurückgekehrt. Die Verbundenheit mit Nürnberg zeigt sich bei Hermann von Loewenich auch in seiner lebenslangen, öffentlich bezeugten Anhängerschaft zum 1. FC Nürnberg. Volks­ verbundenheit zeigte er zudem als Teilnehmer von Festen. So sorgte er dafür, dass die Nürnberger Kirchweihfeste wieder mit kirchlichen Feiern verbunden waren. Das Motiv für die vorliegende Publikation liegt darin begründet, dass von Loewe­ nich im Unterschied zu seinen beiden direkten Amtsvorgängern, Johannes Hanselmann (1975-1994) und Hermann Dietzfelbinger (1955-1975), aufgrund der bald nach seinem Ruhestand eingetretenen Demenzerkrankung nicht in der Lage war, eigene autobiogra­ phische Aufzeichnungen zu erstellen. Dabei mag eine wichtige Rolle gespielt haben, dass das Fehlen einer derartigen Veröffentlichung sich etwa im Falle seiner Amtsvor­ gänger Hans Meiser (1933-1955) und Friedrich Veit (1917-1933) als nachteilig für das historische Bild späterer Generationen erwiesen hatte. Jedenfalls hat auch die bayeri­ sche Landeskirche das vorliegende Werk nachhaltig gefördert. Als Ersatz für eigene Aufzeichnungen dienen überwiegend Interviews mit Familienangehörigen und Wegge­ fährten von Loewenichs. Die Erhaltung solcher Erinnerungen ist natürlich schon für sich legitim. Absicht der Autorin war eine „mit Empathie“ geschriebene Darstellung eines wich­ tigen Stückes der neueren bayerischen Kirchengeschichte. Diese ist ihr sicherlich gelun­ gen. Eine kritische Untersuchung kann diese nicht ersetzen, was ihr natürlich auch selbst bewusst ist. Eine solche bleibt - alleine schon wegen der Rücksicht auf noch le­ bende Personen - späteren Zeiten Vorbehalten. Im Moment befindet sich natürlich erst ein Bruchteil der einschlägigen Quellen in den Archiven. Zumindest für Meiser, eben­ falls gebürtiger Nürnberger, ist nun aber der Zeitpunkt nahe, wo er „seine“, ihm zuste­ hende wissenschaftliche Biographie erhalten wird. Jürgen König

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NEUE ARBEITEN ZUR NÜRNBERGER GESCHICHTE Zusammengestellt von Walter Gebhardt 2. Januar 1945: Nürnberg 1945. 70. Jahrestag des Luftangriffs auf Nürnberg. Ausstellung 2. Januar bis 22. Januar 2015 Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, Dienstsitz Nürnberg ... Dauerausstellung Garnisonmuseum Nürnberg. - München: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 2015. - 74 S. lOOmal EhrenWert: Die Preisträger. Ausgezeichnete Beispiele ehrenamtlicher Arbeit. Eine Serie der Nürnberger Nachrichten / Redaktionelle Betreuung: Jo Seuß, Uli Glaser. Texte: Volkan Altunordu ... - Nürnberg: Verl. Nürnber­ ger Presse, 2016. - 215 S. 175 Jahre E. Heinrichsen Zinnfiguren. -2014. - 114 S. - (Die Zinnlaube) 600 Jahre St. Nikolaus und St. Ulrich: Von der „Pfarrerkirche“ auf dem Weg zur „Gemeinschaft der Glaubenden“. Dokumentensammlung aus unserem Archiv mit aktuellen Zusatzbeiträgen von Zeitzeugen / Bürger- und Ge­ schichtsverein Mögeldorf e.V. Zusammengestellt von Fritz Schaller. - Nürn­ berg: Preußler, 2016. - III, 144 S. 700 Jahre St. Leonhard: St. Leonhard - Schweinau. Programm und Festschrift / Redaktion: Thomas Grieshammer. - Nürnberg: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Nürnberg-St. Leonhard-Schweinau, 2017. - 44 S. Albrecht Dürer: Der Nutzen ist ein Teil der Schönheit. Eine Auswahl kom­ mentierter Texte aus der „Festschrift der Internationalen Dürer-Forschung“, erschienen im „Cicerone“, Leipzig/Berlin 1928 / hrsg. von Thomas Schau­ erte. - München: Klinkhardt & Biermann, 2014. - 78 S. Bach-Damaskinos, Ruth: Uber den Wert von Fotografien. Archivische Uber­ lieferungsbildung und Sammlungstätigkeit im Stadtarchiv Nürnberg, in: Fotos und Filme im Archiv - von analog bis digital, Münster 2017, S. 41-49. Bauernfeind, Martina: Gustav Adam Schwanhäußer - Bleistiftfabrikant der Marke „Schwan“. Aufstieg vom Branchenneuling in die bayerische Wirt­ schaftselite, in: Die bayerischen Kommerzienräte, München 2016, S. 313— 319. Bauernfeind, Martina: Kommerzienräte als Leitfiguren der Nürnberger Spielwarenbranche, in: Die bayerischen Kommerzienräte, München 2016, S. 302-312. Bauernfeind, Walter: Nürnberger Kommerzienräte 1880 bis 1928. Eine Struk­ turanalyse, in: Die bayerischen Kommerzienräte, München 2016, S. 91-101. Baumann, Natalie: Kunst und Künstler in Nürnberg im Ersten Weltkrieg. Seminararbeit Melanchthon-Gymnasium Nürnberg, 2015. - 26 Bl. [Adolf Schinnerer und Heinrich Heidner] 453

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Bender, Julia: Stifte für die Welt. Der Unternehmer-Pionier Lothar von Faber, in: Franken 2017, 5/6, S. 46-49. Berg, Susanne / Wolf-Dietrich Weissbach: „Wir haben uns einfach den Raum genommen!“ Die Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in Nürnberg wird 355 Jahre alt. An der ältesten Kunstakademie im deutschsprachigen Raum haben u.a. Flerbert Achternbusch, Tita Giese oder Wolfgang Herrn­ dorf studiert...., in: Franken 2017, 7/8, S. 48-53. Beyerstedt, Horst-Dieter: Die Straßennamen im Bereich des Bürgervereins Nürnberg-Jobst-Erlenstegen. Gemarkungen Erlenstegen, Ost-Schoppershof. Straßennamen und was sie uns sagen. - Nürnberg: Bürgerverein JobstErlenstegen, 2017. - 51 S. Bezzel, Anne: Caritas Pirckheimer. Äbtissin und Humanistin. - Regensburg: Pustet, 2016. - 127 S. - (Kleine bayerische Biografien) Braunstein, Philippe: Les Allemands ä Venise (1380-1520). - Rome: Ecole franqaise de Rome, 2016. - 975 S. - (Bibliotheque des Ecoles francaises d'Athenes et de Rome 372) Brisman, Shira: „Nachrichten aus Nürnberg“. The annuncation as an epistolary address, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 79 (2016), S. 193-225. Bruhns, Annette: Lutherische Sonne. Nürnberg, die bedeutende Handels­ metropole, wurde als erste Reichsstadt zu einer festen Burg des Protestantis­ mus. Warum?, in: Die Reformation. Aufstand gegen Kaiser und Papst, Mün­ chen 2016, S. 105-118. Bühl-Gramer, Charlotte: Die romantische „Erfindung“ des mittelalterlichen Nürnberg im 19. Jahrhundert, in: Informationen zur modernen Stadtge­ schichte 2016, 2, S. 66-78. Buhatovä, Marie: Obchod mezi Prahou a Norimberkem v prvnf polovine 16. stoletl (Trade between Prague and Nuremberg in the first half of the 16th Century), in: Cesky casopis historicky 114 (2016), S. 652-676. Chernetsky, Irina: „The Creation of the World“ by Virgil Solis, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 79 (2016), S. 211-225. Cordes, Bettina / Detlev Cordes: Biodiversitätsprojekt „Lebensraum Burg“. Untersuchung der Fledermäuse, in: Natur und Mensch 2015 (2016), S. 43— 62. Diakoniestation Altenfurt : 50 Jahre ambulante Pflege der Diako­ niestation Altenfurt. - Nürnberg: Diakonie Nürnberg-Ost, 2016. - [12] S. Diefenbacher, Michael: Heilsbronn. Die Grablege der Hohenzollern, in: Jahr­ buch des Historischen Vereins für Mittelfranken 104 (2016), S. 329-370. Diefenbacher, Michael: Sebald, Merkur und GERA. Zur Überlieferung der regionalen Wirtschaft im Stadtarchiv Nürnberg, in: Lokale und regionale Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte als Herausforderung archivischer Überlieferungsbildung, Münster 2016, S. 23-37. 454

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Dünstl-Walter, Evelyn / Manfred Dünstl: Hans Volkert. Bekannt - unbekannt, in: Deutsche Exlibris-Gesellschaft: DEG-Jahrbuch 2016 Exlibriskunst und Grafik, S. 19-40. Dyballa, Katrin: Georg Pencz. Between Nuremberg, Cracow and Königsberg, in: Kunsttexte.de 3 (2016): Ostblick - 10 S. - Online-Zugriff unter http:// edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2016-3/dyballa-katrin-2/PDF/dyballa.pdf. Der Egidienberg früher, heute, morgen Gedanken und Ideen zur Vergan­ genheit, Gegenwart und Zukunft des Nürnberger Barockplatzes / Redak­ tion: Ingrid Burgstaller ... - Nürnberg: Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Fakultät Architektur, 2016. - 108 S. Enderle, Karl-Heinz: Das Fachwerkhaus Mostgasse 2 - das ehemalige Wirts­ haus „Zum Mondschein“, in: Nürnberger Altstadtberichte 41 (2016), S. 2527. Erbe und Auftrag - Fassaden der 1960er Jahre: Das Staatliche Ämtergebäude in Nürnberg - modellhafte Instandsetzung des ehern. Landratsamtes / [Verantw. Redakteur: Bernhard Landbrecht]. - 2017. - 27 S. - (Der Bauberater 81 (2017),1) Fastnacht, Dorothea: Die „Noris amoena“ im Gedicht des Eobanus Hessus von 1532. Erschaffung und Entfaltung eines Namens, in: Blätter für ober­ deutsche Namenforschung 53 (2016), S. 18-28. Fleischmann, Peter: Der größte Diebstahl in der bayerischen Archivgeschichte. Die „Rothschen Veruntreuungen“ im Archivkonservatorium Nürnberg (1853/54), in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 104 (2016), S. 571-661. Forschungsreise: Ein Lesebuch. ... kommen jugendliche Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten zu Wort, die erst seit Kurzem in Nürnberg leben und in einer Ubergangsklasse Deutsch lernen / Verantw. für den Inhalt: Carolin Buinevicius. - 1. Aufl. - Nürnberg: Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule, 2016. - [60] S. Fouquet, Gerhard: Die Welser und das Goldbergwerk Reichenstein (Zloty Stok) in Schlesien (1503-1510). Vertrag zwischen den am Bergwerk zu Rei­ chenstein beteiligten Gläubiger- und Schuldnerkonsortien, Breslau, 1510 November 26, in: Montangeschichte lehren: Festschrift für Angelika Wes­ termann zum 70. Geburtstag, Husum 2015, S. 143-154. Frankenschnellweg urban. Baut Stadt!: 18 studentische Alternativen für einen urbanen Stadtraum. Ein Projekt im Masterstudiengang Architektur Winter­ semester 2016/17 / Hrsg. Ingrid Burgstaller. - 1. Aufl. - Nürnberg: Techni­ sche Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, 2017. - 183 S. Friedrich, Verena / Gregor Peda: Nürnberg, Kath. Pfarrkirche St. Elisabeth. Patronatsfest: 19. November, Hl. Elisabeth von Thüringen. - Passau: Kunstverl. Peda, 2015. - 24 S. - (Peda-Kunstführer 948) 455

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Fuchs, Claudia / 'Werner Huthmacher: Stadtbibliothek Nürnberg. With English summary. Umbau Luitpoldhaus zur Stadtbibliothek Nürnberg. Bauzeit: Juli 2010 bis Oktober 2012. Architekten: baum-kappler architekten gmbh, Nürnberg. Bauherr: Stadt Nürnberg, vertreten durch das Hochbauamt. - 1. Aufl. - Amberg: Büro Wilhelm, Verl., 2014. - 31 S. - (Baukulturführer 82) Fuchs, Claudia / Stefan Meyer: Heimatministerium Nürnberg. - 1. Aufl. - Re­ gensburg: Stadtwandel-Verl., 2016. - 30 S. - (Die neuen Architekturführer 188) Gemeinsam: 1966-2016. Mehr als nur Zahlen aus 50 Jahren DATEV / Verantw.: Claus Fesel. Red. Leitung: Nils Schiffhauer. Autoren: Frank Grün­ berg ... — 1. Aufl. - Nürnberg: DATEV, 2015. - 167 S. Gemeinsam Denkmäler erhalten: Kurzführer zum Tag des Offenen Denkmals 2016 / Konzept und Redaktion: Nikolaus Bencker ... - Nürnberg: Stadt Nürnberg, Baureferat, Bauordnungsbehörde, Sachgebiet Denkmalschutz, 2016.-95 S. Gesundheitsnetzwerk St. Leonhard/Schweinau: Dokumentation 6 Jahre Ge­ sundheitsförderung und Prävention im Stadtteil. - Nürnberg: Stadt Nürn­ berg, Stadtplanungsamt, 2017. - 63 S. Grebe, Anja: Marketing favours. Formal and informal criteria for pricing Albrecht Dürer's works between 1500 and 1650, in: Journal for art market studies 1 (2017), 1. - Open-access-Publikation unter https://www.fokumj ams.org/index.php/j ams/article/view/3 Grobe, Brigitte / Inge Lauterbach: Zinnsoldat und Gänseliesel. Ein Begleitheft zur Ausstellung Zinnsoldat und Gänseliesel, 175 Jahre Offizin Ernst Heinrichsen im Museum I22l20ll8l Kühnertsgasse vom 27. September 2014 bis 22. März 2015. - Nürnberg 2014. - 44 S. Groenendijk, Freek / Robert A. Levinson: Nürnberger Rechenpfennige = Nuremberg jetons, Bd. 2. Die Familie Lauffer ca. 1554-1712. - München: Staatliche Münzsammlung, 2015. - XVI, 247 S. Gründlach anno dazumal: Erinnerungen an eine vergangene Zeit / sie haben sich erinnert: Trautl Beyerlein ... - Großgründlach 2016. - 70 S. Gürtler, Daniel: Wöhrd. Die untergegangene Vorstadt. — Nürnberg: SandbergVerl., 2015. - 72 S. - (Historische Spaziergänge 12) Haller, Rudolf: Anton Neudörffer, in: Erzählen und Rechnen in der frühen Neuzeit, Berlin 2016, S. 259-278. Heinzeimann, Herbert: Hölderlin, Goethe und ein gutes Glas Wein. Der Pub­ lizist Gustav Röder reflektiert über das Alter und die treuen Weggefährten, in: Sechs+sechzig 2016, 4, S. 4-5. Helbig, Anna: Die Garnison der Stadt Nürnberg im Ersten Weltkrieg. - Semi­ nararbeit Melanchthon-Gymnasium Nürnberg, 2015. - 25 Bl. 456

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Herzblut: Von Alltagsthemen bis Zukunftsprojekte. Halbzeitbericht Rats­ periode 2014-2020. Machen, was Nürnberg bewegt / [Anja Klier ...]. Nürnberg: Stadtratsfraktion Nürnberg SPD, 2017. - 23 S. Hesperidengärten in und um den heutigen Cramer-Klett-Park: Ein Rundgang in Bildern, in: Vorstadtverein Nürnberg-Wöhrd von 1877: Mitteilungen 2017, 1,S. 11-14. Hörsch, Markus / Sarah Weiselowski: St. Sebald, Nürnberg. Evangelisch-luthe­ rische Stadtpfarrkirche. - 1. Aufl. - Wettin-Löbejün: Stekovics, 2017. - 46 S. - (Steko-Kunstführer 49) Holländer, Marc: Handel in der Krise. Nürnbergs Nord- und Ostbeziehungen im 15. Jahrhundert. - Bachelorarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2014/15. 46 S. Im Herzen Europa(s): Im Gespräch mit EU-Bürgerinnen und -Bürgern in Nürnberg / Manuskript: Ronja Bauer. Redaktion: Barbara Sterl. - Nürn­ berg: Europe Direct Nürnberg, 2016. - 23 S. Jaeger, Sarina: Argula von Grainbach und Caritas Pirckheimer. Zwei Autorin­ nen der Reformationszeit im Vergleich, in: Frauen und Reformation, Leip­ zig 2016, S. 209-234. Javor Briski, Marija: Johann Sigmund Wurffbains Beschreibung seiner Reise nach Ostindien. Zur Varianz der Drucke des 17. Jahrhunderts, in: Materia­ lität und Formation: Festschrift für Monika Unzeitig, Bremen 2016, S. 7992. Jeggle, Christof: Ressourcen, Märkte und die Ökonomie sozialer Beziehungen, in: Die Ökonomie sozialer Beziehungen, Stuttgart 2015, S. 65-88. [Italieni­ sche Fruchthändler in Nürnberg] Jochem, Gerhard: Fritz Josephthal-Jude, Jurist und Corpsstudent (Nürnberg 1890 - New York City 1954). „Ich liebe Deutschland noch genau so, als ich es mein ganzes Leben tat.“, in: Einst und jetzt 62 (2017), S. 363-382. Johann Engelhardt Herrmann Saueracker: „Die Suche nach dem Schönen“. Dokumentation und Objektkatalog / Verfasser: Agnes Graf-Then ... Nürnberg: Kulturfoyer Handwerk Mittelfranken, 2016. - 1 CD-ROM (236, 74 S.) Kalus, Maximilian: Zwei Briefe über Pfeffer und Kupfer. Brief 1: Andreas und Jacob Imhoff in Nürnberg/Eisleben an Joseph Hartlieb in Lissabon, 22.05.1582. Brief 2: Philipp Eduard und Octavian Secundus Fugger in Augs­ burg an Martin Entzisperger in Hamburg, 20.04.1591, in: Montangeschichte lehren: Festschrift für Angelika Westermann zum 70. Geburtstag, Husum 2015, S. 207-216. Das Karl-Bröger-Haus: Ein Begleitheft zur Ausstellung. Ein Begleitheft mit Bildern. Ein Begleitheft mit persönlichen Geschichten zum Haus / Konzep457

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tion, Texte und Bildauswahl: Kerstin Pommereit (geb. Gardill). - Nürnberg: Fränk. Verl.-Anst., 2015. - 39, [32], 47 S. Kayser, Christian / Peter Kifinger: Flinter der Kulisse. Zur Baugeschichte des „Zeppelinfelds“ auf dem Reichsparteitaggelände in Nürnberg, in: In situ 9 (2017), S. 115-134. Keller, Anke: Gürtler, Sporer, Kettenschmiede. Ein Nürnberger Handwerksschild und die Frage nach seiner Provenienz, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2015 (2017), S. 199-206. Keller, Anke: Raumgreifend. Die räumliche Präsenz des Handwerks im früh­ neuzeitlichen Nürnberg, in: Handwerk. Anthropologisch, historisch, volks­ kundlich, Marburg 2017, S. 107-128. Klauß, Theo: Wohnen so normal wie möglich. Ein Wohnprojekt für Menschen mit Autismus (Asperger-Syndrom). - 2., aktualisierte und erw. Aufl. - Hei­ delberg: Winter, 2016. - 190 S. - (Heidelberger Texte zur Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung 4) Klußmann, Corinna: Drei Jahrzehnte Kunst am Bau. Eine Bestandsaufnahme an Nürnberger Schulgebäuden. - Masterarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2015.- 160 S. Kohlbauer, Stephanie: Unterschichtenkriminalität verbrecherischer Randgrup­ pen und deren Verfolgung. Zur Effizienz der frühneuzeitlichen Sicherheits­ politik im Fränkischen Reichskreis, der Reichsritterschaft Sugenheim sowie in der Reichsstadt Nürnberg. - München: Ibykos-Verl., 2015. - 264 S. König, Jürgen: Evangelische Presse und kirchliche Publizistik in München und Nürnberg, in: Bayern und die Protestanten, Regensburg 2017, S. 256-265. Kourukmas, Petra: Amtssprache und Privatsprache in Nürnberg im 16. Jahr­ hundert. Das sprachliche Wirken des Nürnberger Ratsschreibers Lazarus Spengler (1479-1534) in seinen Briefen, in: Kanzlei und Sprachkultur, Wien 2016, S. 119-139. Kourukmas, Petra: Privatbriefe Nürnberger Bürger im 16. Jahrhundert. Willi­ bald Pirckheimer, Albrecht Dürer und Lazarus Spengler, in: Sprachwissen­ schaft 41 (2016), S. 357-376. Krafczyk, Inga: Historische Dorfkerne in der Großstadt. Stadtentwicklung und Denkmalpflege am Beispiel Nürnberg. - Masterarbeit Univ. Bamberg, 2015.- 176 S. Kranz, Annette: „Das mein Gstalt in Gedehtnus bleib/wann absterb der zergengklich Leib“. Positionen der Porträtmalerei der Renaissance in Nürn­ berg und Augsburg, in: Nur Gesichter?, Innsbruck 2016, S. 94-135. Kreß, Berthold: Paul Lautensack und die Bilderstürmer. Ein Malerprophet klagt an, in: Die Klage des Künstlers, Petersberg 2015, S. 45-58. 458

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Krüdener-Ackermann, Gunda: Nürnberger Luftkugelfieber. Wie Monsieur Jean-Pierre Blanchard den Franken die Zukunft zeigte, in: Franken 2016, 11/12, S. 40-43. Krüdener-Ackermann, Gunda / Wolf-Dietrich Weissbach: Nürnberger Brun­ nen, in: Franken 2017, 3/4, S. 30-37. Krüdener-Ackermann, Gunda / Wolf-Dietrich Weissbach: Stangenweise Früh­ ling. Der Spargelanbau im Nürnberger Knoblauchsland konzentriert sich immer mehr auf wenige Großbetriebe. Aber noch gibt es die richtigen, tra­ ditionellen Spargelanbauer, in: Franken 2017, 5/6, S. 36-39. Lang, Georg / Martin Kopp: Webersplatz 8. Die letzte Kriegsruine Nürnbergs. Dokumentation eines industriehistorischen Fundes. Begleitheft zur Aus­ stellung im Museum Industriekultur. - Nürnberg 2016. - 35 S. Lauterbach, Inge: Das Museumsjahr 2015, in: Nürnberger Altstadtberichte 41 (2016), S. 28-37. [Museum I22l20ll8l Kühnertsgasse] Lehmann, Torsten: Das Messinggewerbe in Nürnberg zwischen 1470 und 1540, in: Nürnberger Altstadtberichte 41 (2016), S. 46-63. Lölhöffel, Margot: Maria Sibylla Merianin und Johann Andreas Graff. Ge­ meinsames und Trennendes, T. 2, in: Nürnberger Altstadtberichte 41 (2016), S. 64-116. Machilek, Franz: Conradus de Tenninloch - 1265. Fakten und Überlegungen zur älteren Geschichte von Tennenlohe und des Gebiets zwischen Erlanger Schwabach und Pegnitz. - Erlangen: Fleimat- und Geschichtsverein Erlan­ gen, Arbeitskreis Tennenlohe, 2016. - 59 S. Maria Sibylla Merian in Nürnberg 1670-1682: Eine Spurensuche im Stadt­ archiv. Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg 17. Februar bis 26. Mai 2017 / Text und Redaktion: Eva Fries. - Nürnberg: Stadtarchiv Nürnberg, 2017. - [6] S. [Faltbl.] - (Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg 72) Matthäus, Klaus: Die Utopie des Altdorfer Professors. „Der Kleinen Atlantis­ oder Zweyten Neuen Welt-Kalender“ von Johann Christoph Sturm, in: Positionierungen, Göttingen 2017, S. 295-315. Meinhard, Mark: Wilhelm-Löhe-Schule Nürnberg und das Erbe Löhes, in: Wilhelm Löhe und Bildung, Nürnberg 2016, S. 257-264. Mögel, Nicola A.: Tiergarten Nürnberg. Das Jahr 2015 im Tiergarten Nürn­ berg. Im Fokus: der Nachwuchs bei Mensch und Tier. - Nürnberg: Tiergar­ ten Nürnberg, 2016. - 70 S. Mörth, Alexandra: Die Gostenhofer Hauptstraße. Leben in Vielfalt. Ein Buch mit Fotografien und Interviews. - Nürnberg [2015]. - [ca. 300] S. Mokhtari Nejad, Rabee: Risiko für suizidales Verhalten bei den acht häufigsten Migrantenpopulationen in den Städten München, Nürnberg und Augsburg. - Diss. Univ. München, 2016. - 121 Bl. 459

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Moritz, Michaela / Wolf-Dietrich Weissbach: Ein Talar fürs Leben. Reinhard Albrecht ist der einzige Schneider in ganz Deutschland, der sich auf die „Dienstkleidung“ evangelischer Pfarrer und Pfarrerinnen spezialisiert hat, in: Franken 2017, 5/6, S. 20-23. Müller, Beate: „Der Mann, den ich vergötterte, hat uns ins Unglück geführt.“ The post-war crisis of consciousness as mirrored in essays and questionnaires by Nuremberg's schoolchildren in 1946, in: German life and letters 69 (2016), 4, 453-467. Münch, Birgit Ulrike: Das „Männerbad“, der Jabacher Altar und die große Angst vor den „frantzosen“. Albrecht Dürers vielschichtige Klagen über die Syphilis, in: Die Klage des Künstlers, Petersberg 2015, S. 24-44. Neuer, Andreas: Linie 4 „Am Wegfeld“. Am 10. Dezember 2016 wurde die Neubaustrecke Thon - Am Wegfeld feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Unser Bilderbogen blickt zurück, in: Die Straßaboh 39 (2017), 1, S. 28-43. Niekisch, Manfred: Eine wichtige neue Quelle zur Rösel-Forschung, in: Sekre­ tär - Beiträge zur Literatur und Geschichte der Herpetologie und Terrarien­ kunde 17 (2017), S. 77-88. Nürnberg Zeppelinfeld: Untersuchung der Bauphasen, Bauphasenpläne. An­ lagenteil / Barthel & Maus Beratende Ingenieure GmbH. Auftraggeber: Stadt Nürnberg, Hochbauamt. - Nürnberg 2014. - 45 Bl. Das Nürnberger Volksbad / Fotografen: Markus Wenzel ... Autoren: Bernd Windsheimer ... V.i.S.d.P.: Paul Müller. - Nürnberg: Förderverein Volksbad e.V., 2017. - 31 S. Öffentlicher Bücherschrank in der Veit-Stoß-Anlage: Eine Feldbeobachtung / von: ... Johannes Wolff ... - Hausarbeit Techn. Hochsch. Nürnberg, 2015. 47 S. Oelbauer, Daniel: „Wir gestehen gern, daß wir dem Rechenbrett ohne Rück­ halt den Vorzug vor der russischen Rechenmaschine zugestehen.“ Ernst Troelltsch (1857-1916) und sein Nürnberger Rechenbrett. Biographische und didaktische Anmerkungen, in: Frankenland 68 (2016), S. 246-259. Ohne uns geht nichts: Die Elektroinnung. www.elektroinnung-nuernberg.de. - Nürnberg: Innung für Elektro- und Informationstechnik NürnbergFürth, 2016. - [12] S. Paßlack, Peter: „Laß nicht zu, daß in unserer Stadt noch einmal Menschen verfolgt und ihre Gotteshäuser zerstört werden.“ Die Nürnberger Haupt­ synagoge als Spiegel für Akzeptanz und Ausgrenzung der Juden in Nürn­ berg von 1850 bis in die Gegenwart. - Seminararbeit Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg, [2015]. - 28 Bl. Patala, Agnieszka: Between „Silesiae metropolim“ and „Quasi centrum Europae“. The mobility of Breslau and Nuremberg artists in the 15th and 16th 460

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centuries, in: Kunsttexte.de 3 (2016): Ostblick. - 12 S. - Online-Zugriff unter http://edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2016-3/patala-agnieszka-3/PDF/ patala.pdf. Pawlik, Anna: Die Bildnisbüste des Hans Freiherrn von und zu Aufseß. Ein Nachtrag, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2015 (2017), S. 207-209. Petrich, Tim: Instrumente der kommunalen Wohnungspolitik zur Bekämp­ fung der Knappheit an belegungsgebundenen Wohnungen. - Bachelorarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2016. - 66 S. Pollmann, Harald: Bericht zum Peilerhof, in: Nürnberger Altstadtberichte 41 (2016), S. 38-45. Pommer, Konrad: Zukunftsweisender und nachhaltiger Umgang mit Regen­ wasser. - Stand: März 2016. - Nürnberg: Stadtentwässerung und Umwelt­ analytik Nürnberg, 2016. - 75 S. Pommereit, Kerstin: Mehr Miteinander. 1866-2016. 150 Jahre Sozialdemokra­ tie in Nürnberg. Ein Streifzug durch 150 Jahre SPD-Geschichte in Nürn­ berg. - Sonderbeilage [zu NN/NZ vom 12.9.2016], - Nürnberg 2016. - 20 S. Prechsl, Magdalena / Bernd Windsheimer: Dokumentation wbg-Wohnanlage Schillingstraße 1919-2017. - Nürnberg: wbg Nürnberg, 2017. - 60 S. Räth, Katharina: Erzwungene Selbstdarstellung und gelenkte Fremdwahrneh­ mung. Der Sturz des Vordersten Losungers Niklas Muffel zu Nürnberg 1469, in: Neuere Editionen der sogenannten „Ego-Dokumente“ und andere Projekte in den Editionswissenschaften, Toruh 2015, S. 167-200. Raithel, Sabine / Wolf-Dietrich Weissbach: Das Erbe der Nobiles Norimbergenses. Die Geschichte des Marktes Heroldsberg ist untrennbar verbunden mit der Historie einer der ältesten und einflußreichsten Patrizierfamilien Nürnbergs, in: Franken 2017, 3/4, S. 42-47. Ramsauer, Gernot: Die Nürnberger Ratsherrschaft aus der Perspektive eines Druckblatts von 1627, in: Der Wappen-Löwe 20 (2016), S. 21-41. Rath, Markus: Vermessung des Körpers - Verortung der Seele. Die künstleri­ sche Erkundung des Menschen in der Dürerzeit, in: Nur Gesichter?, Inns­ bruck 2016, S. 220-250. Reupke, Daniel: Mit „Musik und offenen Fahnen“ auf den NS-Reichsparteitagen. Eine Quellenstudie als historische Aufführungsforschung, in: Mo­ derne Stadtgeschichte 2017, 1, S. 65-83. Roider, Klaus: Parallele Leben. Die kurzen Karrieren zweier Welser im Nürn­ berger Militär, in: Zeitschrift für Heereskunde 80 (2016), Nr. 460, S. 58-61. Rusam, Hermann: 800 Jahre Erlenstegen. Ein kurzer Gang durch die Ge­ schichte des ehemals reichsstädtischen Dorfes, in: Mitteilungen Bürgerver­ ein Nürnberg-Jobst-Erlenstegen 2016, 4, S. 32-36. 461

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Rusam, Hermann: Der Herrensitz Unterbürg im Pegnitztal. „Ein stainhaus ze Lauffenholtz in dem weyer“, in: Mitteilungen Bürgerverein NürnbergJobst-Erlenstegen 2017, 1, S. 32-36 und 2, S. 32-35. Ruthrof, Jörg: Das Schwarzachtal im Spannungsfeld zwischen dem Mark­ graftum Ansbach und der Freien Reichsstadt Nürnberg bis 1806, in: Hei­ matkundliche Streifzüge 35 (2016), S. 48-60. Sauer, Christine: Die Druckwerkstatt Anton Kobergers. Neue Quellen zum Entstehungsort der „Schedelschen Weltchronik“, in: Jahrbuch für Buchund Bibliotheksgeschichte 1 (2016), S. 73-91. Sauer, Christine: Raubgut in einer kommunalen Einrichtung. Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg betreibt seit mehr als zehn Jahren Prove­ nienzforschung. Systematische Überprüfung auf Raubgut steht noch aus, in: BuB - Forum Bibliothek und Information 68 (2016), 12, S. 756-759. Sauer, Sidney: Die Auswirkungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Be­ rufsbeamtentums auf die Behörden der Stadt Nürnberg. - Bachelorarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2015. -42 S. Schablhofer, Cornelia: Die sieben Transparente zur Nürnberger Feier des 300. Todestages von Albrecht Dürer. Ein Beispiel für die Dürer-Rezeption des 19. Jahrhunderts. — Bachelorarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2015. - 59 S. Schlauwitz, Thorsten: Die Zierde der Stadt, der Stolz der Familie. Wissenskul­ turen im spätmittelalterlichen Nürnberg, in: Zwischen Konflikt und Koope­ ration, Berlin 2016, S. 345-369. Schmidt, Alexander: „Der Schocken“ - ein jüdisches Projekt? Das Nürnberger Kaufhaus Schocken und seine Gegner, in: Konsum und Gestalt, Berlin 2016, S. 174-187. Schnabel, Werner Wilhelm: Ein Frauenleben im Exil. Amalia von Stubenberg, geb. von Liechtenstein (1593-1664), in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 104 (2016), S. 463M93. Schober, Karola: Europäischer Herkunftsschutz. Fallbeispiele aus Bayern. Masterarbeit Univ. Erlangen-Nürnberg, 2015. - XXI, 128 S. [u.a. Nürnber­ ger (Rost-)Bratwurst g.g.A.] Schönwald, Daniel: „Gänzlich unbrauchbar ...“. Zum Neubau der Kälber Orgel im Jahr 1790 - ein Fund im Stadtarchiv Nürnberg, in: Gemeindebrief der Evang.-Luth. Kirchengemeinden Kalbensteinberg und Fünfbronn 2017, 2, S. 24-29. Schönwald, Ina: Kaiser Karl IV. in Nürnberg. Geschichten von Gut und Böse. - 1. Aufl. - Lauf: Fahner, 2016. - 89 S. - (Kleine Kulturgeschichte(n) für Kinder) Schulz, Johann: Ereignisraum Jerusalem. Zur Konstituierung eines Sakralrau­ mes vor den Mauern der Stadt Nürnberg, in: Räume der Passion, Bern u.a. 2015, S. 83-116. 462

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Schweizer, Claudia: 112 Jahre Neubauer‘s Patentmöbel in Nürnberg. Eine Wirtschaftsgeschichte im Spiegelbild des Jahrhunderts. - Erw. 9. Aufl. Nürnberg 2016. - 108 S. Seihold, Gerhard: Der Nürnberger Kaufmann Heinrich Pilgram. Seine Port­ räts und sein Wappen, in: Altfränkische Bilder N.F.12 (2017), S. 6-9. Seiderer, Georg: Konfessionsverschiebung durch Zuwanderung. Ihre Auswir­ kungen auf die Vertretung der Konfessionen in den Gemeindegremien. Nürnberg und Regensburg im Vergleich, in: Bayern und die Protestanten, Regensburg 2017, S. 213-227. Sitek, Masza: Hans von Kulmbach in Poland. On the writing of the story, in: Kunsttexte.de 3 (2016): Ostblick. - 14 S. - Online-Zugriff unter http://edoc. hu-berlin.de/kunsttexte/2016-3/sitek-masza-4/PDF/sitek.pdf. Spielvereinigung Zabo-Eintracht : 100 Jahre SpVgg Zabo Ein­ tracht e.V. Nürnberg 1916 - 2016. Festschrift / Red.: Gerhard Danzl ... Nürnberg 2016. - 64 S. Staub, Hermann: Handexemplare von Auktionskatalogen als Forschungsge­ genstand. Die Nürnberger Antiquariat GmbH, 1923 bis 1926, in: Aus dem Antiquariat N.F. 15 (2017), 1, S. 13-22. Sterl, Barbara: Die Europäisierung der Kommunen. Zwischen Absorption und Transformation. - 1. Aufl. - Baden-Baden: Nomos, 2016. - 224 S. - (Schrif­ tenreihe des Europäischen Zentrums für Föderalismus-Forschung Tübin­ gen (EZFF) 47) [Fallbeispiele Nürnberg und Dortmund] Stewart, Alison G.: The artist’s lament in 1528. Exile, printing, and the Refor­ mation, in: Die Klage des Künstlers, Petersberg 2015, S. 70-81. [Sebald Beham] Swoboda, Janine: „Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kamen Menschen.“ Der Ausländerbeirat der Stadt Nürnberg als Instrument kommunaler Poli­ tik zur Integration ausländischer Arbeitnehmer?. - Masterarbeit Univ. Er­ langen-Nürnberg, 2015. - 133 Bl. Tharandt, Theodor: Erinnerung an den Nürnberger Soldaten Walter Freu­ denthal. Kommentar zum Champagnefeldtagebuch vom 6.10. bis 6.12.1915. — Seminararbeit Melanchthon-Gymnasium Nürnberg, 2015. — 30 Bl. Ullein, Peter: Eduard Pirzer. Auf den Spuren eines bayerischen Fahrradpio­ niers. - 1. Aufl. - Nürnberg: Selbstverl., 2017. - 79 S. - (Nürnberger Fahrradgeschichte(n)) Unabhängig, gebildet, geschieden: Die Karrierefrau des 17. Jahrhunderts: Maria Sibylla Merian führte ein ungewöhnliches Leben / Text: Petra Nossek-Bock. Foto: Michael Matejka. - Nürnberg: Bildungscampus Nürnberg, 2016. - [4] S. - (Treffpunkt Bildungscampus 2016, 2) 463

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VBBA - Gewerkschaft Arbeit und Soziales: 60 Jahre vbba. Festschrift. - Nürn­ berg 2015. - 30 S. Victoria: Zweiräder aus Nürnberg 1886-1958. Fahrräder, Motorfahrräder, Mo­ peds, Motorräder / hrsg. von der Victoria-Interessengemeinschaft. Konzep­ tion, Koordination, Lektorat, Redaktion: Manfred E. Sprenger. - 1. Aufl. Lieth 2016. - 1 CD-ROM (381 S.) Vorbereitende Untersuchungen zum Stadterneuerungsgebiet Sandreuth, Gibitzenhof Steinbühl-West, Rabus / Konzept und Bearb.: Büro Planwerk. Gunter Schramm ... - Nürnberg: Stadt Nürnberg, Stadtplanungsamt, 2017. -131 S. Weber, Andreas Otto: Die Rolle der Flofräte und Lokalverwalter in der Au­ ßenpolitik fränkischer Territorien im 16. Jahrhundert, in: Mitregieren und Herrschaftsteilung in der Frühen Neuzeit, Erlangen 2016, S. 91-110. Weiß, Dieter/.: Die Kommende St. Jakob des Deutschen Ordens in Nürnberg im Mittelalter, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 104 (2016), S. 141-172. Weißt du noch ... ?: Menschen der St.-Georgsgemeinde erinnern sich / Verantw. für den Inhalt: Regina Beigier ... - Nürnberg: Evang.-Luth. Pfarramt St. Georg Kraftshof, 2014. - 101 S. Wiedemann, Andrea: In dieser Bibliothek darf man sogar auf die Pauke hauen. Die Musikbibliothek der Stadtbibliothek Nürnberg ist Informationszen­ trum und Treffpunkt für alle Musikinteressierten und Musikschaffenden der Metropolregion und darüber hinaus, in: Bibliotheksforum Bayern 11 (2017), S. 90-93. Der Wiederaufbau des Straßenbahn-Beiwagens 1023 (Jugendstil Anno 1913): Ein Stück Nürnberger Stadt- & Industriegeschichte kehrt zurück. Ein Pro­ jekt der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V. — Nürnberg: Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V., 2017. - [12] S. Wilkes, Johannes: Das kleine Nürnberg-Buch. Facetten einer Stadt. - 1. Aufl. - Cadolzburg: Ars vivendi, 2016. - 231 S. Witthöft, Harald: Bausteine eines Ganzen - Aus der Werkstatt der Nürnberger Gewichtmacher, in: Montangeschichte lehren: Festschrift für Angelika Wes­ termann zum 70. Geburtstag, Husum 2015, S. 43-58. Wolf, Benjamin: 1. FC Nürnberg. Fußballfibel. - Berlin: Culturcon Medien, 2016. - 158 S. - (Bibliothek des deutschen Fußballs 9) Wolff Johannes Christopher Donald: Beobachtungen einer urbanen Sozial­ figur. Pfandsammler/innen in Nürnberg. - Technische Hochschule Nürn­ berg, Transferarbeit, 2016. - 62 S. Wünsch, Dietrich: Ziegelsteiner Chronik. - Fassung: März 2016. - Rothenburg o.d.T.: Wünsch, 2016. - 1 CD-ROM. - Enthält: Hauptband. - 24, 241 BL; 464

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Specials (thematische Extrateile). - 197 BL; Anhänge. - 142 Bl.; Kirchen­ bucheinträge für Ziegelstein, Herrnhütte und Schafhof. - 342 Bl.; Namen­ register zu den Kirchenbucheinträgen. - 175 Bl.; Häuserbuch von Altziegel­ stein, Altherrnhütte und Schafhof. - 143 Bl.; Kleines Lexikon Ziegelsteiner Eigenherrn. - 121 Bl.; Bildband. - 221 Bl. Wuttke, Dieter: Virgil Solis adaptiert zwei Holzschnitte der „Amores“ des Conradus Celtis Protucius, in: Gutenberg-Jahrbuch 91 (2016), S. 150-168. Zepf Markus: Johann Wendelin Glaser in Nürnberg und Altdorf. Eine Spuren­ suche, in: Wertheimer Jahrbuch 2015 (2016), S. 25-60. Zepf, Markus / Klaus Martius / Markus Raquet: „da holz kein zuverlässiges Material ist“. Zwei Violinen aus Aluminium von Heinrich Wachwitz, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2015 (2017), S. 167-184.

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JAHRESBERICHT ÜBER DAS 139. VEREINSJAHR 2016

Zusammengestellt von Wiltrud Fischer-Pache I. Bericht des Vorsitzenden Veranstaltungsprogramm

In den Monaten Januar bis Mai und Oktober bis Dezember wurden - mit Ausnahme der Schulferien jeweils am ersten Dienstag im Monat - acht Vorträge veranstaltet. Wie üblich wurde das Vortragsprogramm in Kooperation mit dem Bildungscampus Nürn­ berg durchgeführt. Im Sommerhalbjahr standen drei Führungen auf dem Programm: am 28. Mai durch Schloss Kugelhammer in Wendelstein / Röthenbach bei St. Wolfgang, am 1. Juli durch das historische Gebäude der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg und am 5. Au­ gust durch die Ausstellung des Stadtarchivs „Eine Kamera fürs Leben. Fotoapparate und Zubehör aus Nürnberg“. Anlässlich des 700. Geburtstags Kaiser Karls IV. im Jahr 2016 wurde in Kooperation zwischen dem Kulturreferat der Stadt Nürnberg, den Stadtarchiven Nürnberg und Lauf, dem Bildungscampus Nürnberg und dem Verein für Geschichte der Stadt Nürn­ berg vom 17. bis 19. Juni die Tagung „Politik. Macht. Kultur. Nürnberg und Lauf unter Kaiser Karl IV. und seinen Nachfolgern“ durchgeführt. Nicht nur der öffentliche Fest­ vortrag, den Karl Fürst zu Schwarzenberg zum Thema „Die Idee Europa. Von Kaiser Karl IV. zur Europäischen Union“ im Historischen Rathaussaal hielt, und die Fachvor­ träge stießen in der Bevölkerung auf überaus großes Interesse. Die Exkursion nach „Neuböhmen“ und Lauf a. d. Pegnitz war innerhalb kürzester Frist ausgebucht. Die vorgesehene Wiederholung konnte aus terminlichen Gründen leider nicht realisiert werden. Darüber hinaus war der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg bei zwei weiteren Tagungen Kooperationspartner: Im Oktober bei der vom Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg organisierten Tagung „Patrizier - Wege zur städtischen Oligarchie und zum Landadel. Süddeutschland im Städtevergleich“ in Erlangen, und im November bei der Jahrestagung der WillibaldPirckheimer-Gesellschaft zur Erforschung von Renaissance und Humanismus e.V. zum Thema „Frömmigkeit und Frömmigkeitsformen in Nürnberg um 1500“, die diesmal im Hirsvogelsaal stattfand. Im Einzelnen siehe Überblick über die Veranstaltungen im Teil II des Jahresberichts. Mitgliederversammlung und Aktivitäten des Vorstands

Die Jahreshauptversammlung 2016 wurde in Anwesenheit von 45 Mitgliedern am 2. Februar im Anschluss an den Vortrag abgehalten. Neben Routinebesprechungen des engeren Vorstands und den Redaktionssitzungen der Schriftleitung fanden am 7. Juni und am 8. Dezember 2016 die beiden regulären Vorstandssitzungen statt.

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Mitgliederentwicklung Durch Tod verlor der Verein im Berichtsjahr 16 Mitglieder: Klaus Balz er, Feucht Helmut Blüchel, Nürnberg Prof. Dr. Rudolf Endres, Erlangen-Buckenhof Ursula Fischer-Schwanhäusser, Nürnberg Hermann Fuchs, Nürnberg Reinhard Hahn, Nürnberg Dr. Klaus Hildebrandt, Nürnberg Kurt Hilzinger, Nürnberg Dietrich Keller, Neustadt Prof. Dr. Peter Koch, Aachen Irmgard Meinhold, Nürnberg Dr. Lambert F. Peters, Bonn-Auerberg Lo Reinwald, Fürth Dr. Peter Schönlein, Nürnberg Dr. Heinz Sebiger, Nürnberg Dr. Amalie Stahl, Lauf Wir werden unseren Verstorbenen ein ehrenvolles Gedenken bewahren. 17 Mitglieder sind aus unserem Verein ausgetreten (darunter eines, das wegen säumi­ ger Mitgliedsbeiträge gestrichen werden musste). 20 Personen durften wir als neue Mitglieder begrüßen. Am 31.12.2016 zählte unser Verein mit 673 Mitgliedern 13 weniger als im Vorjahr (31.12.2015: 686 Mitglieder). Publikationen Mitte Dezember wurde Band 103 der Mitteilungen mit einem Umfang von 482 + XVI Seiten ausgeliefert. Er enthält 12 Aufsätze, 44 Buchbesprechungen, eine 14 Seiten um­ fassende Liste neu erschienener Publikationen zur Nürnberger Geschichte und den Jahresbericht über das 138. Vereinsjahr 2015. In Vorbereitung ist Band 104 (2017) sowie der erste noch ausstehende Registerband zu den Bänden 81-90. Wie seit Jahren an dieser Stelle berichtet, können alle Mitteilungsbände seit Erschei­ nungsbeginn 1879 - ausgenommen die jeweils letzten 4 oder 5 Jahrgänge - auf dem zentralen kulturwissenschaftlichen Informationsportal Bayerische Landesbibliothek online (BLO) unter der Adresse https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ mvgn kostenlos eingesehen und ausgedruckt werden. Das Gesamtinhaltsverzeichnis der Zeitschrift ist im Volltext durchsuchbar.

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Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (FVGN) Nach der durchaus erfreulichen Resonanz auf die erste Ausschreibung des Förderprei­ ses des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg im Jahr 2015 mit neun eingereichten Studienarbeiten - hierzu wird auf die Berichterstattung im Jahresbericht über das Jahr 2015 (MVGN 103, S. 478f. verwiesen) - ging der Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (FVGN) 2016 in die zweite Runde. Aufgerufen waren wiederum Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe sowie Studierende und Absolvent(inn)en von Hochschulen, die wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten zur Nürn­ berger Geschichte verfasst haben. Bis zum Abgabetermin am 15. Februar 2016 sind zehn Arbeiten - fünf W-Seminararbeiten und fünf universitäre Abschlussarbeiten - ein­ gegangen. Die sechsköpfige, aus Vorstandsmitgliedern bestehende Jury hat zweimal, am 5. April und am 30. Mai, getagt und sechs Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeich­ net. Die öffentliche Preisverleihung fand am 24. Juni im Stadtarchiv statt. Folgende Preise wurden 2016 verliehen: Schülerarbeiten: 1. Preis

Theodor Tharandt, MelanchthonGymnasium Nürnberg (Kursleiterin: Dr. Martina Switalski)

2. Preis

Peter Paßlack, Hans-SachsGymnasium Nürnberg (Kursleiterin: Eike Juhre)

3. Preis

Natalie Baumann, MelanchthonGymnasium Nürnberg

Erinnerung an den Nürnberger Soldaten Walter Freudenthal Kommentar zum ChampagneTagebuch vom 6.10. bis 6.12.1915 „Laß nicht zu, daß in unserer Stadt noch einmal Menschen verfolgt und ihre Gotteshäuser zerstört werden.“ Die Nürnberger Hauptsynagoge als Spiegel für Akzeptanz und Ausgrenzung der Juden in Nürnberg von 1850 bis heute Kunst und Künstler in Nürnberg im Ersten Weltkrieg

(Kursleiterin: Dr. Martina Switalski) Studienarbeiten: 1. Preis

Florian Möbus, Universität Regensburg (Prof. Dr. Franz Bauer und Dr. Thomas Götz)

Luther in der liberalen Presse. Zum Bild Martin Luthers im Fränkischen Kurier in der zweiten Hälfte des „langen“ 19. Jahrhunderts Veröffentlicht in MVGN 103 (2016), S. 219-282.

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2. Preis

Sidney Sauer, FAU ErlangenNürnberg (Prof. Dr. Peter Fleischmann)

3. Preis

Dorothee Hopfengärtner, FAU Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Georg Seiderer)

Die Auswirkungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums auf die Behörden der Stadt Nürnberg Veröffentlicht in MVGN 104 (2017), S. 265-302. Das Gewerbe im Rezatkreis um 1810 — Eine Untersuchung anhand der „Montgelas-Statistik“

Preisverleihung 2016 im Stadtarchiv Nürnberg. V.l.n.r.: Sidney Sauer, Peter Paßlack, Natalie Baumann, Theodor Tharandt, Dorothee Hopfengärtner, Florian Möbus, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. (Foto: Stadtarchiv Nürnberg, C 36/V Nr. 6021)

Zum Förderpreis allgemein sowie zu den Preisträgern und ihren Arbeiten wird auf unsere Webseiten verwiesen: https://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/vgn_foer derpreis.html bzw. https://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/vgn_foerderpreistraeger_2016.html.

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Danksagung

Zum Schluss des Jahres haben wir wiederum vielfachen Dank auszusprechen: allen Mitgliedern und Gönnern unseres Vereins, die unsere wissenschaftliche Arbeit durch ihre Mitgliedsbeiträge bzw. durch großzügige Spenden unterstützen, der Stadt Nürn­ berg und der Sparkasse Nürnberg für die gewährten Druckkostenzuschüsse, ferner den Medien für die Ankündigung unserer Veranstaltungen und die Berichterstattung in der Presse. Unser ausdrücklicher Dank für die langjährige bewährte Zusammenarbeit gilt schließlich auch wieder der Verlagsdruckerei Schmidt in Neustadt/Aisch, die trotz gro­ ßem Termindruck die pünktliche Auslieferung des vorliegenden Jahrbuchs möglich gemacht hat. Ulrich Maly Michael Diefenbacher II. Übersicht über die Veranstaltungen Vorträge im Rahmen des Vortragsprogramms

12. Januar

Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Universität Erlangen-Nürnberg: Kommunikation und Krise - Nürnbergs „sörkliche Lewff“ während der Hussitenkriege 2. Februar Dr. Thomas Schauerte, Museen der Stadt Nürnberg: Dürer und Italien - Eine Kulturgeschichte mit Schönheitsfehlern 1. März Dr. Bettina Pfotenhauer, Stadtarchiv München: „Nürnberger Bürger, wohnhaft in Venedig“ - Integration, Gemein­ schaftsbildung und Identität der Nürnberger in Venedig um 1500 5. April Prof. Dr. Hermann Rusam, Nürnberg: Die Vogelfänger von Nürnberg 3. Mai Steven M. Zahlaus M. A., Stadtarchiv Nürnberg: „Ein ruhiger, gediegener Charakter, von bescheidenem, gutmütigem Benehmen“: Der Arzt und Spitzenfunktionär Alfons Stauder (1878— 1937) 4. Oktober Dr. Alexander Brungs, Universität Mannheim: Dr. Joseph E. Drexel (1896-1976): Vom Kampf gegen den Nationalso­ zialismus zum Anwalt politischer Kultur im bundesrepublikanischen Nürnberg 8. November Prof. Dr. Peter Fleischmann, Staatsarchiv Nürnberg: Der schlimmste Diebstahl in der bayerischen Archivgeschichte - Die „Rothschen Veruntreuungen“ im Archivkonservatorium Nürnberg (1852 bis 1854) 6. Dezember Dr. Daniel Burger, Staatsarchiv Nürnberg: „Da sprachen die unsern: die Beut’ ist unser allein!“ - Die Reichsstadt Nürnberg und der Ansbacher Markgraf im Landshuter Erbfolgekrieg

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Führungen 28. Mai 1. Juli

5. August

Tagungen 17. bis 19. Juni

Christoph von Volckamer, Wendelstein / Röthenbach bei St. Wolf­ gang: Führung durch Schloss Kugelhammer Dr. Christina Hofmann-Randall, Universitätsbibliothek Nürnberg, und Dr. Clemens Wächter, Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg: Führung durch das historische Gebäude der Bibliothek der Univer­ sität Erlangen-Nürnberg mit Einführung in die Bestände der Uni­ versitätsbibliothek und des Universitätsarchivs Ruth Bad-Damaskinos M.A., Stadtarchiv Nürnberg: Kuratorenführung durch die Ausstellung „Eine Kamera fürs Leben. Fotoapparate und Zubehör aus Nürnberg“

Politik. Macht. Kultur. Nürnberg und Lauf unter Kaiser Karl IV. und seinen Nachfolgern Tagung mit Exkursion nach „Neuböhmen“ und Lauf a. d. Pegnitz anlässlich des 700. Geburtstags Kaiser Karls IV. Kooperationspartner: Kulturreferat der Stadt Nürnberg, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, Stadtarchive Nürnberg und Lauf und Bildungscampus der Stadt Nürnberg 7. und 8. Oktober Patrizier - Wege zur städtischen Oligarchie und zum Landadel. Süddeutschland im Städtevergleich Tagung der Sektion Franken der FAU, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte im Egloffstein’schen Palais in Erlan­ gen; der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg war einer der Kooperationspartner. 11./12. November Frömmigkeit und Frömmigkeitsformen in Nürnberg um 1500 Jahrestagung der Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft zur Erfor­ schung von Renaissance und Humanismus e.V. im Hirsvogelsaal Kooperationspartner: Tucher’sche Kulturstiftung, Stadtarchiv Nürnberg und Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg

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Abbildung Allgemeine Deutsche Biographie Bundesarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München Blätter für deutsche Landesgeschichte Blätter für Fränkische Familienkunde Bayerische Staatsbibliothek, München Archiv der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicher­ heitsdienstes der ehemaligen DDR, Berlin Pfennig (denarius, Plural: denarii) Gulden (florenus) Folio (Blatt) Gesellschaft für Familienforschung in Franken Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Heller Herausgeber / herausgegeben von Hauptstaatsarchiv Historische Zeitschrift Institut für Zeitgeschichte, München Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken Jahrbuch für fränkische Landesforschung Kreuzer Landeskirchliches Archiv der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, Nürn­ berg Lexikon des Mittelalters Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Neue Deutsche Biographie Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte Pfarrarchiv Quellen (und Forschungen) zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg recto Reichsgesetzblatt Reichsmark Staatsarchiv Staatsarchiv Bamberg Stadtarchiv Stadtarchiv Nürnberg Staatsarchiv München Staatsarchiv Nürnberg Stadtbibliothek Nürnberg U niversitätsarchiv

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UAE UB UBE v VL VSWG ZBKG ZBLG ZfdA ZHVS

Universitätsarchiv Erlangen Universitätsbibliothek Universitätsbibliothek Erlangen verso Verfasserlexikon des Mittelalters Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben

474 „ Sayerlsche Staatsbibliothek Mühchen