Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [1]

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Mittheilungen Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg.

Erstes Heft.

NÜRNBERG. Im Selbstverläge des Vereins.

1879.

Inhalt Seite

Vereinschronik......................................................................................... I. Mitgliederverzeichnifs................................................ XV.

Nürnberg im Kampf mit der Vehme....................................................... 1. Acht Briefe Wilibald Pirkheimers............................................................... 67.

Kleinere Mittheilungen: Das Wohnhaus des Veit Stofs in Nürnberg......................................91. Ein markgräflicher Kanzleirath über Lazarus Spengler.................... 94. Ein angezweifelter Dürerischer Holzschnitt......................................... 95. Die Statue des heil. Paulus in der Lorenzkirche in Nürnberg . . 9S. Wie der König von Portugall etlich schiff gen kalakut schickt, und liefs etlich teutsch vnd walche ach dahin schiffen . . . 101. Das Kaiserfenster für die Lorenzkirche in Nürnberg..................... 102.

Literatur: Anton Tuchers Haushaltbuch (1507— 1517), herausgegeben von Wilh. Loose.................................................................................... 106. Nürnberg im Bauernkrieg, nach Quellen dargestellt von J.Kamann 108. Geschichte der Okkupation der freien deutschen Reichsstadt Nürnberg etc., dargestellt von Max v. Oesfeld........................ 112. Streiflichter auf die Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands oder: die Reichsstadt Nürnberg in den Jahren 1801 —1806, von Jos. Baader.............................................................................114,

Seite

Peter Vischers Werke.Mit Text vonWilh. Lübke........................116. Albrecht Dürers sämmtliche Kupferstiche mit Text von Wilh. Lübke...............................................................................................119. Genealogisches Handbuch der zur Zeit lebenden rats- und gerichtsfahigen Familien der vormaligen Reichsstadt Nürnberg. Yon Gottl. Frh. Stromervon Reichenbach............................................ 121. Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache des Hans Sachs. I. Theil: zur Lautlehre. Yon Carl M. G. Frommann . 123. Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth. Yon Hugo Barbeck 124.

Uebersicht über die auf Nürnberg bezügliche historische Literatur seit 1870............................................................................................... 127.

Vereinschronik Der löblichen Sitte gelehrter und gemeinnütziger Gesellschäften, in bestimmten Zeiträumen Rechenschaft über ihre Wirk­ samkeit abzulegen, will auch der Verein für Geschichte der Sladt Nürnberg treu bleiben und erstattet deshalb in Nachstehendem seinen Mitgliedern und Freunden kurzen Bericht über seine Grün­ dung und über seine Thätigkeit im ersten Vereinsjahre. Seit geraumer Zeit hatte der Gedanke, in der alten, wei­ land freien Reichsstadt Nürnberg nach dem Vorbilde so vieler deutscher Städte und Gaue einen Verein für Pflege der Lokal­ geschichte ins Leben zu rufen, einen kleinen Kreis von Freunden der Geschichte in Nürnberg beschäftigt. Gar manchem schien es unverzeihlich, dafs gerade in Nürnberg, der Stadt, welche kecklich als Prototyp des deutschen Städtethums im Mittelalter be­ trachtet werden kann, und wrelche bisher im Ganzen sorgsamer, als die meisten ihrer Schwestern, die Ueberlieferungen der Vor­ zeit vor dem Untergang bewahrt hatte, keine Vereinigung ge­ schaffen worden war, welche als Mittelpunkt für alle auf Erfor­ schung der Stadtgeschichte, Erhaltung ihrer Quellen und Denk­ male und Erweckung de» Verständnisses für die Vergangenheit und ihre Reste gerichteten Bestrebungen dienen könnte; und so tauchte da und dort der Wunsch auf, das bisher Versäumte nach­ zuholen. Freilich wurden auch gewichtige Bedenken gegen das geplante Unternehmen laut: es wurde an frühere Versuche erin­ nert, welche an der Theilnahmlosigkeit des gröfseren Publikums gescheitert waren, und auf die Richtung der Zeit hingewiesen, welche wenig dazu angethan schien, für Verfolgung rein idealer Zwecke weitere Kreise zu erwärmen; das Bedürfnifs eines histo­ rischen Vereins für Nürnberg wurde bestritten, da der Verein für Mittelfranken in Ansbach von jeher auch die Geschichte Nürn­ bergs in den Bereich seiner Thätigkeit gezogen, da überdies das

II germanische Nationalmuseum seinen Sitz in Nürnberg habe, und da endlich mit der Bearbeitung und Veröffentlichung der niirnbergischen Chroniken durch die historische Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften in München in den deutschen Städte­ chroniken das wichtigere Quellenmaterial für die nürnbergische Geschichte erschöpft und verwerthet sei. Allein alle diese Be­ denken vermochten nicht, den einmal aufgetauchten Gedanken wieder zu beseitigen. Als im August 1877 das germanische Na­ tionalmuseum sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feierte und gleichzeitig die Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in Nürnberg tagte, bot sich erwünschte Gele­ genheit zum persönlichen Meinungsaustausch und zur Erkundigung nach anderwärts gemachten Erfahrungen. Bei einheimischen und auswärtigen Theilnehmern der Versammlung fand die beabsichtigte Vereinsgründung lebhaften Anklang, und der Gesammtverein be­ fürwortete sie in einer von ihm beschlossenen Resolution aufs wärmste. So bildete sich denn im Spätherbst 1877 unter Vorsitz des Direktors des germanischen Nationalmuseums Dr. A. Essen wein aus den Herren Buchhändler Ballhorn, Privatgelehrter Bergan, Direktor Dr. Frommann, Oberst von Gemming, KunstgewerbschuldirektorGnauth, Studienrektor Dr. He erwägen, Kreisarchivar Dr. Heinrich, Major Frhr. von Imhof, k. Realienlehrer Ka­ rn ann, Advokat Frhr. von Krefs, Oberst von Moor, Archiv­ sekretär Mummenhoff, Stadtpfarrer Nagel, Privatgelehrter Dr. Pöhlmann, Stadtbibliothekariatsverweser Priem, Gewerbeniuseumscustos Dr. von Schorn, II. Bürgermeister Seiler, Hofbuchhändler Sold an, I. Bürgefmeister Frhr. von Stromer, Gutsbesitzer Frhr. von Tücher, Bezirksgerichtsrath Vocke und Professor Fr. Wanderer ein Comite, welches einen Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg ins Leben zu rufen beschlofs und am 10. Januar 1878 folgende Einladung zu einer constituierenden Generalversammlung ergehen liefs: „Kaum eine Stadt im deutschen Reiche kann mit gröfserem Stolze auf ihre Vergangenheit zurückblicken, als die Stadt Nürnberg, kaum eine mit mehr Recht sich rühmen, zu allem Schönen und Grofsen, was deutsche Art und deutsches Wesen im Laufe der Jahrhunderte hervorgebracht, den besten

Theil beigetragen zu haben. Geraume Zeit hindurch war sie unbestritten die erste der deutschen Städte, der beneidete Lieb­ ling der Kaiser, die gefürchtete Nebenbuhlerin der Fürsten, der kräftigste Hort des Bürgerthums. Ihre rührigen und thatkräftigen Bürger brachten deutschen Handel in allen Welttheilen zu Ehren, deutsche Kunst und deutsches Handwerk zum höch­ sten Flor. Wissenschaft und Dichtkunst blühten unter ihrer liebevollen Pflege. Nürnbergs Staatsverfassung war einzig in ihrer Art, seine Gesetze und Einrichtungen mustergiltig und Vorbild für andere Gemeinwesen. Wer wollte bezweifeln, dafs die Geschichte dieser Stadt werth ist, in allen ihren Theilen erforscht und von allen gekannt zu sein?“ „Allein so viel auch zu allen Zeiten patriotische Bürger und gelehrte Forscher sich mit Nürnbergs Vergangenheit be­ schäftigt haben, so wenig ist verhältnifsmäfsig von den Resul­ taten dieser Forschungen Gemeingut der heute lebenden Ge­ neration geworden. Vieles ist dem Laien unzugänglich ge­ blieben , vergraben in gelehrten Büchern und Zeitschriften, Anderes ist vergessen oder den Ansprüchen der Kritik heute nicht mehr genügend. Nichts aber ist in unserer Zeit gesche­ hen, um durch gemeinsame Thätigkeit einerseits die Erfor­ schung der Geschichte Nürnbergs zu fördern, andererseits das Verständnifs für die Bedeutung der Geschichtsquellen und das Interesse für die Stadtgeschichte selbst zu wecken und zu er­ halten. Während allerwärts in deutschen Landen historische Vereine bestehen, welche sich die Erforschung der Lokalge­ schichte und die Erweckung des Interesses hiefür zur speciellen Aufgabe gesetzt haben, fehlt es in Nürnberg an jeder Vereinigung, welche sich berufsmäfsig mit der Vergangenheit der Vaterstadt beschäftigen, die noch lange nicht erschöpften, reichen Fundgruben in Nürnbergs Kunstschätzen, Bauwerken, Urkundensammlungen und Geschichtsquellen aller Art weiter ausbauen und die Resultate der Forschungen an weitere Kreise vermitteln könnte.“ „Um diese Lücke auszufüllen, hat sich eine Anzahl von Freunden der Geschichte in unserer Stadt entschlossen, die Gründung eines Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg anzuregen. Ueberzeugt, dafs dieses Unternehmen sich der

IV vollen Zustimmung der Bürger Nürnbergs, wie aller Freunde der Geschichte erfreuen werde, laden wir Sie ein, sich in der auf Donnerstag, den 17. Januar 1878, Abends 8 Uhr im oberen Lokale der Restauration Wartburg zur Gründung des Vereins, Feststellung der Satzungen und Wahl des Ausschusses be­ stimmten Generalversammlung einzufinden, oder durch Aus­ füllung des beiliegenden Formulars und Uebersendung dessel­ ben an einen der Unterzeichneten Ihren Beitritt zum Vereine zu erklären.“ (Folgen die Unterschriften der oben erwähnten Mitglieder des Comites.) Diese Einladung hatte erfreulichen Erfolg. Zahlreiche Bei­ trittserklärungen geschahen schon vor der Generalversammlung; zur letzteren selbst fanden sich sechzig bis siebenzig Theilnchmer ein. Unter Vorsitz des Bürgermeisters Frhrn. von Stromer wurde über die vom Rechtsanwalt Frhrn. von Krefs entworfenen und vom Comite geprüften Satzungen berathen und nach eingehender Debatte und Feststellung einiger Abänderungen die Annahme des modificierten Entwurfs und somit die Gründung des Vereins be­ schlossen. Nach diesen Satzungen hat der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg den Zweck: die Kenntnifs der Vergangenheit der Stadt Nürnberg und ihres vormaligen Territoriums auf allen Gebieten des Kulturlebens zu fördern, für Erhaltung und Bewahrung der hierauf be­ züglichen Geschichtsquellen jeder Art zu wirken und das Interesse für die .Geschichte Nürnbergs sowohl unter seinen Mitgliedern als in weiteren Kreisen zu beleben und wach zu erhalten. Als Mittel zur Erreichung dieses Zwecks sind bezeichnet: 1. regelmäfsige Vereinsversammlungen zum Behufe der Mitthei­ lung von Arbeiten auf dem Gebiete der Quellenforschung und Geschichtschreibung, soweit sie mit der Geschichte Nürn­ bergs im Zusammenhänge stehen, und zum Meinungsaustausch darüber; 2. Veröffentlichung derartiger Arbeiten von Mitgliedern und Nicht­ mitgliedern in Vereinspublikationen;

y 3. Veranstaltung öffentlicher Vorträge über Themata aus der Vorzeit Nürnbergs; 4. Gründung einer Vereinsbibliothek und eines Vereinsarchivs. Hinsichtlich der Mitgliedschaft wurde festgesetzt, dafs jeder Freund der Geschichte Nürnbergs, ohne Rücksicht auf Stand und Wohnort, ordentliches Mitglied des Vereins solle werden können. Jedes ordentliche Mitglied hat eine Aufnahmsgebühr von drei Mark beim Eintritt und einen Jahresbeitrag von fünf Mark zu entrichten, wogegen es Zutritt und Stimmrecht in den General­ und Monatsversammlungen und Anspruch auf unentgeltliche Lie­ ferung der Vereinspublikationen hat. Wer sich um die Erforschung der Geschichte Nürnbergs oder um den Verein besondere Ver­ dienste erworben hat, kann durch einstimmigen Beschlufs der Generalversammlung zum Ehrenmitglied ernannt werden. Zur Vereinsleitung wird ein Ausscliufs von zwölf Mitgliedern berufen, welcher auf die Dauer von drei Jahren in der Generalversamm­ lung durch Stimmzettel oder Acclamation mit einfacher Stimmen­ mehrheit gewählt wird. Er hat aus seiner Mitte einen ersten und zweiten Vorstand, einen ersten und zweiten Schriftführer, einen Schatzmeister, einen Bibliothekar und einen Archivar zu wählen. Die Rechte, welche den sämmtlichen Mitgliedern des Vereins in dessen Angelegenheiten zustehen, werden in der Generalversamm­ lung ausgeübt, welche insbesondere über Abänderung der Sa­ tzungen, Prüfung und Decharge der Jahresrechnungen, Feststel­ lung des Etats der Einnahmen und Ausgaben, Wahl des Aus­ schusses, Ernennung von Ehrenmitgliedern, Beschwerden über den Vorstand und Vereinsauflösung zu beschliefsen hat. Dem Vereine sollten die Rechte eines anerkannten (nach dem Gesetze vom 29. April 1869) gesichert werden, und demnach war die Aner­ kennung der Satzungen durch das kgl. Bezirksgericht Nürnberg zu erwirken. Nach Genehmigung dieser Satzungen durch die Generalver­ sammlung und nachdem die sämmtlichen Thcilnehmer der letzteren ihren Beitritt zum neugegründeten Vereine erklärt hatten, erfolgte die Wahl des Ausschusses, in welchen die Herren Dr. Essenwein, Dr. Frommann, Direktor Gnauth, Dr. Heinrich, Frhr. von Imhof, Frhr. von Krefs, Professor Krück, Archiv­ sekretär Mummenhoff, Dr. Pöhlmann, Dr. von Schorn,

VI Hofbuchhändler Sold an, Bürgermeister Frhr. von Stromer be­ rufen wurden. Der Ausschufs constituierte sich am 21. Januar und wählte Rechtsanwalt Frhrn. von Krefs zu seinem ersten, Direktor Dr. Es­ senwein zu seinem zweiten Vorstand, Archivsekretär Mummenhoff zum ersten, Dr. Robert Pöhlmann zum zweiten Schrift­ führer , Hofbuchhändler S o 1 d a n zum Schatzmeister, Direktor Dr. Frommann zum Bibliothekar, Kreisarchivar Dr. Heinrich zum Archivar. So konnte, nachdem die nach einem von Direktor Gnauth bereitwilligst gefertigten Entwürfe hergestellten Auf­ nahmskarten sammt den Satzungen an die Mitglieder, deren Zahl inzwischen die Ziffer 190 erreicht hatte, versendet worden waren, die Vereinsthätigkeit in der durch die Satzungen vorgeschriebenen Weise, und zwar zunächst durch Veranstaltung regelmäfsiger Vereinsversammlungen, beginnen. Die erste Versammlung fand am Donnerstag, den 21. März im kleinen Adlersaale statt und wurde durch einen längeren Vor­ trag des ersten Vorstands Frhrn. von Krefs über „nürnbergische Geschichtschreibung und die Aufgabe des Ver­ ein sa eingeleitet. Der Redner versuchte, eine Uebersicht über die gelehrten Bearbeitungen der Stadtgeschichte von Mitte des siebzehnten Jahrhunderts an bis auf die Gegenwart zu geben, verbreitete sich über die epochemachende Bedeutung der Publi­ kation der deutschen Städtechroniken seitens der historischen Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften in München, schilderte in kurzen Zügen die unter Professor Dr. Hegels Lei­ tung in den Chroniken der Stadt Nürnberg veröffentlichten Quellen­ schriften zur nürnbergischen Geschichte und gedachte der treffli­ chen neueren Arbeiten eines Dr. Lochner, Dr. Lexer, Dr. von Kern, Thausing und Dr. Loose; er kam zu dem Resultate, dafs trotz dieser umfassenden Thätigkeit der Wissenschaft dem Vereine noch ein reiches Feld der Wirksamkeit verbleibe, und charakterisierte die Vereinsaufgabe nach ihren verschiedenen Richtungen, sowohl was Förderung der Forschung und Geschichtschreibung, als was Erhaltung der Geschichtsdenkmale und Erweckung des Interesses für die Geschichtschreibung anlangt, als eine zwar schwierige und ernste, aber auch Erfolg versprechende. Herr Kreisarchivar Dr. Heinrich schilderte hierauf „den Einzug des Erzher-

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zogs Ernst von Oesterreich in die Reichsstadt Nürn­ berg im Jahre 1593“, zu dessen Veranschaulichung die zu diesem Zweck vom germanischen Nationalmuseum überlassenen Ab­ bildungen von G. Lang im Vereinslokale ausgestellt waren. Der Vortrag selbst ist auszugsweise in Nr. 151 des fränkischen Kuriers von 1878 mitgetheilt. Nach diesen Vorträgen folgten Mittheilun­ gen über die vom Direktorium des germanischen Museums beab­ sichtigte Gründung eines eigenen, von seinen übrigen Sammlungen ausgeschiedenen Handelsmuseums und über eine Anzahl einge­ laufener, auf die Handelsgeschichte Nürnbergs bezüglicher Fragen. In der zweiten Monats Versammlung, welche am Donnerstag, den 11. April in der Restauration Wartburg stattfand, kam eine umfassende Arbeit des Archivsekretärs und Vereins Schriftführers Mummenhoff über „die Vehmgerichte mit Beziehung auf Nürnberg* zum Vortrag, welcher sich in der dritten Monatsversammlung am Donnerstag, den 16. Mai als zweite Ab­ theilung der Vortrag desselben Verfassers über „den gegen Heinr. Imhof und die Stadt Nürnberg von 1440 — 1448 geführten Vehmprocefs* anschlofs. Da wir die Arbeit in diesem Hefte unserer Vereinspublikationen veröffentlichen, ver­ zichten wir hier auf weitere Besprechung des Inhalts der beiden Vorträge. An den ersten Vortrag schlofs sich die Mittheilung einer von dem Vereinsmitgliede Frhrn. von Mettingh eingesand­ ten biographischen Skizze über den Nürnberger Schulmann und Componisten Sebald Heyden und dessen Söhne Johann und Christian Heyden, an den zweiten Vortrag eine Besprechung des von Dr. Wilhelm Loose in der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart herausgegebenen „Haushaltbuchs von Anton Tücher 1507—1517* durch den Vereinsvorstand Frhrn. von Krefs an. In der vierten Versammlung am Donnerstag, den 13. Juni brachte k. Realienlehrer Kamann einen Vortrag über „die Haltung Nürnbergs im Bauernkriege.“ Auf Grund seiner sorgfältigen archivalischen Studien schilderte der Redner die kluge und vorsichtige Politik, welche der Rath der Reichs­ stadt Nürnberg in den gefahrvollen Jahren 1525 und 1526 gegen­ über den aufrührerischen Bauern verfolgte, die mafsvollen An­ ordnungen, durch die er die eigenen, unruhig gewordenen Unterthanen auf dem Lande im Zaume hielt, die milde und humane

VIII Auffassung, die er im schwäbischen Bunde und bei den Fürsten nach Niederwerfung des Aufstandes im Gegensatz zu den meisten seiner Bundesgenossen vertrat. Herr Kamann hat inzwischen dasselbe Thema in erschöpfender Weise in dem Programme zu dem Jahresberichte der k. Kreisrealschule in Nürnberg behandelt, auf welches wir uns hier hinzuweisen erlauben. An diesen Vor­ trag reihte sich die Besprechung eines von dem Yereinsmitgüede Buchhändler Ballhorn, im Hinblick auf die vom Börsenverein der deutschen Buchhändler geplante Herausgabe einer Geschichte des deutschen Buchhandels, gestellten Antrags an, der zu dem Beschlüsse führte, der Buchdruckergeschichte Nürnbergs, welche so bedeutende Namen, wie Joh. Sensenschmid (1470), Anton Koburger (1472), Georg Stuchs (1487), Hier. Holzel (1500), Joh. Weifsenburger (1504), Friedrich Peipus (1512), Joh. Petrejus (1524) und andere aufzuweisen hat, von Vereins wegen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und das Unternehmen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, soweit es Nürnberg berührt, nach Kräften zu fördern. Während der Monate Juli, August und September, welche ein grofser Theil der Mitglieder auf Urlaubsreisen oder auf dem Lande zubrachte, wurden die Versammlungen ausgesetzt. Direktor Dr. Essenwein eröffnete die Reihe der Vorträge nach den Ferien in der Versammlung am Donnerstag, den 14. Oktober durch ein­ gehende Mittheilungen über „die Doppelkapelle der Kaiser­ burg zu Nürnberg und ihre Bedeutung als Mausoleum der Burggraf en.“ Nach einleitenden Worten über den Grab kultus der Völker von den frühesten Anfängen bis auf die christ­ lich-germanische Zeit entwickelte und begründete der Vortragende seine Ansicht über die Bedeutung der Kapelle als Mausoleum, verbreitete sich über Entstehungszeit und Bauanlage der Kaiserburg, wonach die letztere vom Anfang an ziemlich so gewesen sein mufs, wie sie sich heute zeigt, bestimmte als Erbauungszeit des an die Burg angeschlossenen Mausoleums, nach den architek­ tonischen Formen und der Lage desselben, die spätere Zeit des 12. Jahrhunderts und gab eine ausführliche Beschreibung des merkwürdigen Baues und der im Laufe der Zeit daran vorge­ nommenen Veränderungen. Sodann berichtete der Redner über die Resultate der von ihm in der Kapelle vorgenommenen Grabungen, erklärte sich dafür, dafs die beiden Vorgefundenen Leichen, welche

IX nach dem Zweck des Gebäudes und der Art der Bestattung nur der Erbauer des Mausoleums und ein naher Verwandter desselben sein könnten, unzweifelhaft, da der Kaiser nicht hier begraben liege, dessen Stellvertreter und Lehensmänner, die Burggrafen, sein müfsten, und kam zu dem Resultate, dafs Burg­ graf Konrad II. von Ragz (gestorben um 1190) und sein Schwieger­ sohn und Nachfolger, Burggraf Friedrich I. von Ilohenzollern, in den beiden aufgefundenen Leichen zu sehen seien. Zahlreiche Notizen über die Geschichte der Burg, -über die Entstehung und Erweiterung der Stadt, über das Verhältnifs der Kaiser und Burggrafen zu letzterer erhöhten den Werth des von allen An­ wesenden mit gröfstem Interesse verfolgten Vortrags, welchen Dr. Essenwein durch Vorlage seiner Originalzeichnungen und Grundrisse über die von ihm vermuthete älteste Anlage und Gestalt der Burg, wie über die Kapelle veranschaulicht hatte. Wir ver­ weisen auf den Abdruck dieser werthvollen Arbeit in Nr. 9 des Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit. Nicht geringeres Interesse erregten die Vorträge des Majors Frhrn. von Imhof über „die Befestigung von Nürnberg im Zusammenhang mit der allmählichen Erweiterung der Stadt“, welche die beiden letzten Vereinsversammlungen am Donnerstag, den 28. November und Donnerstag, den 12. December ausfüllten, und von welchen der erste Vortrag die beiden Perioden vom ersten urkundlichen Nachweis der Stadt (1050) bis zum Interregnum (Mitte des 13. Jahrhunderts) und von da an bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, der zweite Vortrag die Perioden von 1355 —1568 und von da an bis in die neuere Zeit umfafste. Langjährige archivalische Studien und eine genaue Kenntnifs der einschlägigen Literatur ermöglichten dem Herrn Vortragenden eine eingehende Schilderung des Umfangs der Stadt und des Zustands ihrer Befestigungen in den verschiedenen oben angegebenen Perioden, verbunden mit zahlreichen Aufschlüssen über Ver­ th eidigungskräfte und Vertheidigungsmittel, über Stadteintheilung und Strafsenbenennungen, über Zweck und Entstehungszeit vieler älterer Bauwerke. Verschiedene Streitfragen wurden einer sorg­ fältigen Untersuchung unterzogen und durch Beibringung neuer urkundlicher und anderer Belege zur definitiven Entscheidung gebracht. Dabei hatte Herr von Imhof seine Vorträge durch

X die Vorlage neuerer Stadtpläne, in welche die Stadtmauern und Befestigungen der verschiedenen Perioden sorgfältig eingezeichnet waren, illustriert und von den k. Archivbehörden die Erlaubnifs zur Ausstellung der ältesten, im k. Kreisarchive zu Nürnberg befindlichen grofsen Stadtpläne im Versammlungslokale erwirkt. Wir hoffen, dafs der Herr Verfasser sich entschliefsen wird, seine fleifsige Arbeit in einer der nächsten Vereinspublikationen zum Abdruck bringen zu lassen und dadurch sämmtlichen Mitgliedern des Vereins zugänglich zu machen. So ist denn in den sieben Monatsversammlungen des ersten Vereinsjahres eine reiche Fülle von Stoff aus Nürnbergs Vorzeit behandelt und mit bestem Erfolg dafür gearbeitet worden, das Interesse für die glorreiche Vergangenheit der Reichsstadt zu beleben und wach zu erhalten. Der Ausschufs hat seine statutenmäfsige Aufgabe in vier Sitzungen erledigt. Von den verschiedenen Fragen, die ihm Vor­ gelegen sind, dürfen namentlich zwei hier nicht übergangen wer­ den: eine Aufforderung des Stadtmagistrats Nürnberg, sich in einer Streitfrage über die Identität des Wohnhauses des Bild­ schnitzers Veit Stofs in Nürnberg gutachtlich zu äufsern, und die Frage der Vereinspublikationen. Der erstere Gegenstand wurde einer Commission zur Untersuchung der baulichen Beschaffenheit der beiden in Frage kommenden Häuser, zur Prüfung des vorhandenen Urkundenmaterials und zur seinerzeitigen Berichterstattung über­ wiesen. Bezüglich des anderen Gegenstands einigte sich der Ausschufs über folgende Grundsätze: Es solle von Herausgabe einer periodischen Zeitschrift vorläufig abgesehen und sich mit Publikation einzelner Arbeiten in zwanglos erscheinenden Heften begnügt, ein Theil der für die Vereinspublikationen verfügbaren Mittel aber zu einem Fond angesammelt werden, aus welchem der Aufwand für gröfsere Publikationen seiner Zeit bestritten werden könnte. Hiemit glaubte man einerseits der statutenmäfsigen Bestimmung in §. 12, wonach durch Vereinspublikationen der Sinn und das Interesse für die Geschichte Nürnbergs und für die Erhaltung und Verwerthung ihrer Quellen und Denkmale in weitesten Kreisen geweckt und ein Sammelpunkt für die die Vergangenheit Nürnbergs behandelnden Arbeiten geschaffen werden soll, gerecht werden und andererseits dem jungen Verein das

XI Risiko, sich in gröfsere und kostspieligere literarische Unter­ nehmungen sofort einlassen zu müssen, ersparen zu können. Die Redaktion der Vereinspublikationen wurde einer Commission, be­ stehend aus Direktor Dr. Frommann, Archivsekretär Mummen­ hoff und Dr. Robert Pöhlmann, übertragen. Der Veranstaltung öffentlicher Vorträge, sowie der Gründung einer Vereinsbibliothek und eines Vereinsarchivs konnten im ersten Vereinsjahre weder Geldmittel, noch besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Doch sind wir in der Lage, eine Reihe von Geschenken verzeichnen zu können, welche uns für die Bibliothek im Laufe des Jahres zugegangen sind, und für welche wir an dieser Stelle den freundlichen Gebern wärmsten Dank aussprechen. Es sind uns von den nachbenannten Stiftern die nachverzeichneten Werke übergeben worden : 1. VonHrn. Stadtbibliothekariatsverweser J.P.Priem in Nürnberg: Priem, J. Paul, Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ältesten urkundlichen Nachweise ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit. Nürnberg, 1875. 8°. 2. Von Hrn. Lehrer Baumgärtner in Nürnberg: Deliciae topo-geographicae Noribergenses oder Geographische Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg und derselben in dem Marggräflich -Brandenburgischen Territorio situirten Gegend. Mit Land-Charten versehen. 1733. 2°. 3. Von Hrn. Buchhändler Ballhorn in Nürnberg: Lützelberger, Hans Sachs, sein Leben und seine Dichtung; 2. Ausg. Nürnberg, 1876. 8°. Priem, Nürnberger Sagen und Geschichten; 2. Aufl. Nürn­ berg, 1877. 8°. Priem, Konrad Grübel und seine Nachfolger in der Nürnbergischen mundartlichen Dichtung; 2. Aufl. Nürnberg, 1878. 8°. v. Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in der H. R. Reichsfr. Stadt Nürnberg und auf der hohen Schule zu Altdorf. 1778. 8°. 4. Von Hrn. Pfarrer Heller sen. in Nürnberg: ein Nürnberger Stadtplan, Federzeichnung aus der Zeit von 1552 —1574. 5. Von Hrn. Kaufmann Eduard Scharrer in Cannstatt: Scharrer, Johannes, (weiland Bürgermeister der Stadt Nürn-

xn berg), die Blütliezeit Nürnbergs, eine historische Skizze als Einladungsschrift zum Feste der Grundsteinlegung für Albrecht Dürers Denkmal in Nürnberg am 7. April 1828. 4°. (Eigen­ händiges Manuscript des Verfassers.) Derselbe, die Blütliezeit Nürnbergs. 2°. (Erweitertes Manuscpt.) Derselbe, ein Blick in Nürnbergs Gewerbsgeschichte. 1836. 4°. (Programm.) Derselbe, Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft oder Verhandlungen der Ludwigs-Eisenbahn - Gesellschaft in Nürn­ berg. 1836. 4°. Derselbe, 6—14. Bericht des Direktorium der Ludwigs-Eisen­ bahn-Gesellschaft in Nürnberg. 1837—1843. 4°. Derselbe, Bericht über den Nürnberger Handel. 1843. 4°. (Eigenhändiges Manuscript des Verfassers.) 6. Von Hrn. Bezirksarzt Dr. Fronmüller scn. in Fürth: Nürmmbergische Cronnica (bis 1612). Papier-Handschrift, 17. Jahrh. 2. Dietzsch, plaisante . Prospekten vor Nürnberg, verlegt von Georg Wolfgang Knorr. 1737. (10 Bll. mit Titelbl.) qu. 2°. Zwei Prospecte der Vestung Rothenberg während und nach der Belagerung 1703. qu. 2°. Karte von Nürnberg und Umgebung mit den Stellungen Gustav Adolfs und Wallensteins. 1803. Geometrischer Grundrifs der Reichsstadt Nürnberg (von Annert). 1793. Fronmüller, Geschichte Altenbergs und der alten . Veste bei Fürth, sowie der zwischen Gustav Adolf und Wallenstein im dreifsigjährigen Kriege bei der alten Veste vor gefallenen Schlacht. Fürth, 1860. 8. Fronmüller, Chronik von Fürth. 1871. 8°. Catalog der Stadt-Bibliothek zu Fürth. 1878. 8°. 7. Von Hrn. Archivar Dr. Ed. Jacobs in Wernigerode: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthums­ kunde. Ergänzungsheft zum neunten Jahrgange, herausgeg. von Dr. Ed. Jacobs. Wernigerode, 1877. 4°. 8. Vom Freiberger Alterthums verein in Freiberg: Mittheilungen von dem Freiberger Alterthumsverein, heraus­ gegeben von Ileinr. Gerlach. 14. Heft. Freiberg, 1877. 8°.

XIII 9. Von Hrn. Gymnasiallehrer I)r. Willi. Loose in Döbeln: Anton Tuche^s Haushalthuch, herausgegeben von W. Loose. (134. Publikation des Stuttgarter literarischen Vereins). Tü­ bingen, 1877. 8°. 10. Von Hrn. Landgerichtsassessor Albert Schrodt in Nürnberg: Gabler, Otto, Nürnbergs Bedeutung für die politische und kulturgeschichtliche Entwickelung Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert. Ein Vortrag. Berlin, 1860. 8°. 11. Von Hrn. Pfarrer Seiler sen. in Nürnberg: Schönhuth, Ottmar, Friedrich der Dritte, Burggraf von Nürn­ berg, Graf von Zollern, der treue Freund und Rathgeber König Rudolfs von Habsburg. Oehringen, 1854. 8°. 12. Von Herrn Gymnasialprofessor Dr. Sigmund Günther in Ansbach: Günther, Sigm., Studien zur Geschichte der mathematischen und physikalischen Geographie, 5. Heft: Johann Werner aus Nürnberg und seine Beziehungen zur mathematischen und physikalischen Erdkunde. Halle a. S., 1878. 8°. Derselbe, die mathematische Sammlung des germanischen Museums. 4°. (Separatabdruck.) 13. Von Hrn. Premierlieutenant Gottlieb Freiherrn v. Stromer in Nürnberg: Stromer, Gottl. Freih. von, genealogisches Handbuch der zur Zeit lebenden raths- und gerichtsfähigen Familien der vor­ maligen Reichsstadt Nürnberg. VII. Fortsetzung. Nürnberg, 1878. 14. Von Hrn. Kaufmann Friedrich Bleicher in Nürnberg: Rangliste der in Nürnbergischen Diensten gestandenen Officiere; vom Jahre 1763 an. ( Manuscript.) 15. Von Hrn. Studienlehrer Dr. Carl M. G. F r o m m a n n in Nürnberg: Frommann, Carl M. G., Versuch einer grammatischen Dar­ stellung der Sprache des Hans Sachs. I. Theil: Zur Laut­ lehre. Einladungsschrift zu den Schlufsfeierlichkeiten des Jahres 1877/78 an der k. Studienanstklt zu Nürnberg. Nürnberg, 1878. 8°. 16. Von Hrn. Kreisarchivar Dr. Heinrich in Nürnberg: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, heraus­ gegeben von dem historischen Vereine von und für Ober­ bayern; Band 29, 30, 32 — 36. München, 1869—1877. 8°.

Jahresberichte desselben Vereins für 1868 — 75. 8°. Die Sammlungen des histor. Vereins von und für Ober­ bayern; III. Abtli. 1. und 2. Heft München, 1871. 8°. 17. Von Ilrn. Kamann, Lehrer an der k. Kreisrealschule in Nürnberg, Kamann, J., Nürnberg im Bauernkrieg. Nach den Quellen dargestellt. Programm zu dem Jahresberichte der k. Kreisrealschulc in Nürnberg. (1878). 8°. Somit ist auch zu einer Vereinsbibliothek der Grundstein gelegt und Hoffnung vorhanden, dafs durch die Liberalität der Mitglieder und Freunde unseres Vereins in Bälde eine reiche Norikensammlung entstehen werde. Wir schliefsen unseren Bericht mit der frohen Zuversicht, dafs das kommende Vereinsjahr unseren jungen Verein stärken und kräftigen, ihm seine alten Freunde erhalten und viele neue erwerben werde. Dann sind wir sicher, das begonnene Werk zu Nutz und Frommen der Vaterstadt fortführen und auch der deutschen Wissenschaft manch dankenswerthen Dienst leisten zu können.

Nürnberg, im December 1878,

Ufitgliedeirerzeictiiiifs!

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.

Achtmann, Franz, Stadtkaplan, Nürnberg, v. Andrian-Werburg, Freiherr, Gutsbesitzer, Nürnberg. Ansbacher, Salomon, israelitischer Lehrer, Nürnberg. Ballhorn, Hermann, Buchhändler, Nürnberg. Bauer, Georg, Stadtkaplan, Nürnberg. Baumeister, Georg, Architekt, Nürnberg. Bechmann, Heinrich, Grofshändler, Nürnberg. Beckh, Constantin, Gutsbesitzer, Weigelshof. Beckh, Edwin, Fabrikbesitzer, Nürnberg. Beckh, Georg, Fabrikbesitzer, Nürnberg. Beckh, Hermann, Dr., Gutsbesitzer, Rathsberg. Beckh, Wilhelm, Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. y. Behaim, Karl, Freiherr, k. Major a. D., Nürnberg. Bemsel, Ludw., Procurist an der Vereinsbank, Nürnberg. Berlin, Heinrich, Dr., Rechtsconcipient, Nürnberg. Bleicher, Friedrich, Kaufmann, Nürnberg. Blum, Georg, Kaufmann, Nürnberg. y. Buirette - Oehlefeld, Freiherr, k. Kämmerer und Land­ richter a. D., Nürnberg. Campe, Hilmar, Buchdruckereibesitzer, Nürnberg. Cnopf, Adolf, Dr., k. Stadt- und Landgerichtsassessor, Fürth. Cnopf, Julius, Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. Cnopf, Georg Rudolf, Banquier, Nürnberg. Conrady, Kreisrichter a. D., Miltenberg. Crämer, Karl, Standesbeamter, Nürnberg. Dengler, G. Leonh., k. Realienlehrer, Nürnberg. Dietz, Georg, Buchdruckereibesitzer, Nürnberg. Dietz, Karl, II. Vorstand der bayerischen Notenbank-Filiale, Nürnberg. Donaubauer, Stephan, k. Realienlehrer, Nürnberg. Döring, G. Leonhard, Weinhändler, Nürnberg. Drefsler, Johann, Kaufmann, Nürnberg. Eberhard, Hermann, Dr., Chefredakteur, Nürnberg. Eberhardt, Jakob, k. Professor, Nürnberg.

XVI 33. Ebner v. Eschenbach, Herrn., Frhr., Major ä la suite des k. b. 2. Art.-Eeg., München. 34. Ebner v. Eschenbach, Karl, Freiherr, k. b. Kammerjunker und Gutsbesitzer, Nürnberg. 35. Ebner v. Eschenbach, Sigmund, Frhr., k. b. Oberst, Nürnberg. 36. Eckart, Ernst, Apotheker, Nürnberg. 37. Erhard, Otto, k. Rechtsanwalt, Nürnberg, 38. Essen wein, August, Dr., I. Direktor des german. Museums, Nürnberg. 39. Eyrich, Theodor, Architekt, Nürnberg. 40. Fab er, Ernst, Kaufmann, Nürnberg. 41. v. Faber, Lothar, Fabrikbesitzer, Stein. 42. Feust, Philipp, Dr., Redakteur, Nürnberg. 43. Förderreuther, Wilhelm, Kaufmann, Nürnberg. 44. Francke, Ernst, Redakteur, Nürnberg. 45. Frommann, Karl, Dr., II. Direktor d. germ. Museums, Nürnberg. 46. Frommann, Karl, Dr., k. Studienlehrer, Nürnberg. 47. Füchtbauer, Georg, k. Professor und Rektor, Nürnberg. 48. v. Für er, Karl, Secondlieutenant im k. b. 14. Infant.-Reg., Nürnberg. 49. Gebert, Karl Friedrich, Privatier, Nürnberg. 50. Gebhardt, Ludwig, Kaufmann, Nürnberg. 51. v. Gemming, Karl, k. b. Oberst a. D., Nürnberg. 52. v. Geuder, Adolf, Frhr., k. k. Feldmarschalllieutenant, Wien. 53. Gibsone, Alexander, Sprachlehrer, Nürnberg. 54. Glauning, Friedrich, Dr., k. Professor, Nürnberg. 55. Gnauth, Adolf, Direktor der k. Kunstgewerbschule, Nürnberg. 56. v. Godin, Karl, Freih., k. b. Hauptmann und Compagniechef, Nürnberg. 57. Göschei, Ludwig, Apotheker, Nürnberg. 58. Grohmann, Anton, Kaufmann, Nürnberg. 59. Grofs, Eduard, k. Studienlehrer, Nürnberg. 60. v. Grundherr, Friedrich, Kaufmann, Marktvorsteher und Handelsappellationsgerichtsassessor, Nürnberg. 61. Günther, Sigmund, Dr., k. Gymnasialprofessor, Ansbach. 62. Güter mann, M., Kaufmann, Nürnberg. 63. Hacker, Georg, Kaufmann, Nürnberg. 64. Hagen, R., Dr., Realienlehrer an der Handelsschule, Nürnberg. 65. Haller v. Hallerstein, Christian, Frhr., k. b. Hauptmann a. D., Bamberg. 66. Haller v. Hallerstein, Friedrich, Freiherr, k. Forstmeister, Mindelheim. 67. Haller v. Hallerstein, Karl, Frhr., Civilarchitekt, Nürnberg. 68. Haller v. Hallerstein, Rudolf, Frhr., erzherzogl. Direktions­ sekretär, Teschen.

XVII 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108.

Hallerv. Hallerstein, Sigmund, Frhr., Rechtsrath, Nürnberg. Hammer, C., Custos am bayer. Gewerbemuseum, Nürnberg. Hammer, Wilhelm, quiesc.k. Bezirksgerichtsdirektor, Nürnberg. y. Harsdorf, Karl, Freiherr, k. Major a. D., Nürnberg. Hartmann, Bernhard, k. Rechtsanwalt, Nürnberg. Hase, Heinrich, Architekt, Nürnberg. Heer wagen, H.W., Dr., k. Professor und Rektor, Nürnberg. Heidenheimer, Wilhelm, Grofshändler, Nürnberg. Heinrich, Franz, Dr., k. Kreisarchivar, Nürnberg. Heinrichsen, Wilhelm, Fabrikbesitzer, Nürnberg. Heller, Gust. Adolf, Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. Heller, Joh. Karl, sen., k. Pfarrer, Nürnberg. Heller, Karl, jun., k. Pfarrer, Nürnberg. Heller, Max, Kaufmann, Nürnberg. Hensolt, Friedr., Fabrikdirektor, Nürnberg. Hergenröder, Theodor, städt. Ingenieur, Nürnberg. Hertel, Fr., Kaufmann und Handelsappellationsgerichts -Assessor, Nürnberg. Heyne, Fr. W., Privatier, Nürnberg. Hofmann, Fritz, Instrumentenfabrikant, Nürnberg. y. Holzschuher, Karl, Frhr., k. b. Hauptmanna. D., Salzburg. Homann, Karl, Redakteur, Nürnberg. v. Hör mann, Ed., k. Bezirksgerichtsrath a. D., Nürnberg. v. Imhof, Georg, Freiherr, k. k. Major a. D., Nürnberg. v. Imhof, Wilh., Freiherr, k. b. Hauptmann und CompagnieChef, Nürnberg. Jegel, Ludwig, Buchdruckereibesitzer, Nürnberg. Jungmann, Joh. Heinr., Kaufmann, Nürnberg. Kamann, Joh., k. Realienlehrer, Nürnberg. Keyfsler, Karl, k. Regierungsrath und Bezirksamtmann, Nürnberg. Klein, Wilhelm, Kaufmann, Nürnberg. Klinger, Benno, Kaufmann, Nürnberg. Kn ab, Karl, Lehrer, Nürnberg. Kohn, Anton, Banquier, Nürnberg. Kohn, Emil, Banquier, Nürnberg. Kohn, Joseph, Banquier, Nürnberg. Koppel, Emil, Kaufmann, Nürnberg. Kr afft, Ph. C., Fabrikbesitzer, Nürnberg. Krenkel, Fr. R., Kaufmann, Nürnberg. Kreppei, Fr. Xav., k. Stadtpfarrer, Nürnberg. Krefs v. Kressenstein, Georg, Freiherr, k. Rechtsanwalt, Nürnberg. Krefs v. Kressenstein, Karl, Freiherr, k. b. Rittmeister a. D., Dürrenmungenau.

— XVIII 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145.

Krück, M., k. Professor und Rektor, Würzburg. Kugler, J. G., Fabrikbesitzer, Nürnberg. Kühlewein, G. V., k. Studienlehrer, Nürnberg. Külb, J., Maschinenfabrikant, Dutzendteich. Lehmann, Georg, qu. k. Landgerichtsassessor, Nürnberg. Lindner, August, Kaufmann, Nürnberg. Löffelholz v. Colberg, Ludw., Freiherr, k. b. Oberst a. D., Nürnberg. Maas, Mark., Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. Mahla, Karl, Fabrikbesitzer und HandelsappellationsgerichtsAssessor, Nürnberg. Maser, Friedr., Kaufmann und Handelsgerichtsassessor, Nürn­ berg. Mayer, Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. Me ix n er, Valentin, Kaufmann, Nürnberg. Merkel, Gottlieb, k. Appellationsgerichtsrath, Nürnberg. Merkel, Gottlieb, Dr. med., k. Bezirksarzt, Nürnberg. Merzbacher, Sigmund, Rechtsconcipient, Nürnberg. v. Mettingli, Friedr., Freiherr, Bezirksgerichtsassessor a. D., Nürnberg. Monninger, Friedr., Redakteur, Nürnberg. v. Moor, Ed., k. b. Oberstlieutenant a. D., Nürnberg. Möfsel, Georg, Antiquar, Nürnberg. Müller, C., Kaufmann, Nürnberg. Mummenhoff, Ernst, k. Kreisarchivsekretär, Nürnberg. Nagel, Gottfr. Friedr., k. Stadtpfarrer, Nürnberg. Narr, Adolf, Gutsbesitzer, Zirndorf. Narr, P., Gutsbesitzer, Zirndorf. Neumark, Karl, Grofshändler, Nürnberg. v. Oelhafen, Karl, k. Stadtgerichtsassessor, Dinkelsbühl. v. Oelhafen, Sigm. Christoph, Rechtspraktikant, Nürnberg. Pickert, Sigmund, Hofantiquar, Nürnberg. Platner, Georg, k. belg. Ehren-Consul, Nürnberg. Pohlmann, Moriz, Fabrikbesitzer, Nürnberg. Pohlmann, Robert, Dr., Mitarbeiter der histor. Commission, Nürnberg. Port, Richard, k. Pfarrer, Nürnberg. v. Praun, Sigmund, k. Stadtgerichtsassessor, Nürnberg. v. Praun, Sigmund, k. Regierungsrath und Bezirksamtmann, Rothenburg. Priem, Joh. Paul, Custos und StadtbibliothekariatsVerweser, Nürnberg. Pröbster, Ludwig, Kaufmann, Nürnberg. v. Puscher, Wilhelm, Marktvorsteher und Handelsappellations­ gerichts - A ssessor, Nürnberg.

XTX 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 158. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 168. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 178. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182.

Rehlen, Wilhelm, Kaufmann, Nürnberg. Ritter, Lorenz, Kupferstecher, Nürnberg. Ritter, Paul, Kupferstecher, Nürnberg. Rosenthal, Fr., Dr., Rechtsconcipient, Nürnberg. Röfsner, Joh. Wolfg., k. Professor, Nürnberg. Rühl, Arthur, k. Notar, Nürnberg. Scharrer, Eduard, Kaufmann, Cannstatt. Scharrer, Heinrich, Kaufmann, Nürnberg. Scharrer, Johannes, Kaufmann, Nürnberg. Scharrer, Karl, Goldarbeiter, Nürnberg. Scharrer, Paul, Kaufmann, Nürnberg. Schenk y. Schweinsberg, G., Freiherr, Dr., grofsh. hess. Haus- und Staatsarchivar, Darmstadt. v. Scheurl, Adolf, Dr., k. Universitätsprofessor, Erlangen. Schilling, Fr., Dr. med., prakt. Arzt, Nürnberg. Schilling, Julius, Kaufmann und Handelsgerichtassessor, Nürnberg. Schmid, Alfred, Musikalienhändler, Nürnberg. Schmidmer, Chrn., Fabrikbesitzer und Handelsappellations­ gerichts - Assessor, Nürnberg. v. Schorn, Otto, Dr., Custos am bayer. Gewerbemuseum, Nürnberg. Schräg, Heinrich, Hofbuchhändler, Nürnberg. Schrodt, Albert, k. Landgerichtsassessor, Nürnberg. Schwanhäufser, Gustav, Fabrikbesitzer, Nürnberg. v. Schwarz, Gottlieb, k. b. Rittmeister, Dillingen. Seckendorf, Leopold, Kaufmann, Nürnberg. Seiler, Christoph, II. Bürgermeister, Nürnberg. Seitz, Emil, Kaufmann, Nürnberg. Seitz, Ferdinand, Kaufmann, Nürnberg. Sold an, Sigmund, Hofbuchhändler, Nürnberg. Stahl, Joh. Christ., Grofshändler, Nürnberg. Stegmann, Karl, Dr., Direktor des bayer. Gewerbemuseums, Nürnberg. Steindorf, Herrn., k. Professor, Nürnberg. v. Stromer, Gottlieb, Freiherr, k. Premierlieutenant, Nürn­ berg. v. Stromer, Otto, Freiherr, I. Bürgermeister, Nürnberg. v. Stromer, Theodor, Freiherr, k. Oberstlieutenant a. D., Bayreuth. Supf, Wilhelm, Kaufmann, Nürnberg. Tretzel, Wilh., k. Realienlehrer, Nürnberg. v. Tücher, August, Freiherr, Gutsbesitzer, Feldmühle. v. Tücher, Christoph, Freiherr, k. Bezirksamtsassessor, Regens­ burg.

XX 183. v. Tücher, Friedr., Freiherr, k. Forstamtsassistent, Regens­ burg. 184. y. Tücher, Theodor, Freiherr, Gutsbesitzer, Nürnberg. 185. Tuchmann, Ernst, Grofshändler, Nürnberg. 186. Tiimmel, Wilhelm, Buchdruckereibesitzer, Nürnberg. 187. Yocke, Heinrich, k. Bezirksgerichtsrath, Nürnberg. 188. Vogel, Wilh., Dr., k. Universitätsprofessor, Erlangen. 189. Vogt, Wilh., Dr., k. Professor, Augsburg. 190. v. Volckamer, F., Untergerichtsschreiber am k. Appellations­ gericht, Nürnberg. 191. Volk, Adolf, k. Studienlehrer, Nürnberg. 192. Voltz, Karl, k. Professor, Nürnberg. 193. Wanderer, Friedr., k. Professor, Nürnberg. 194. Weigle, Theodor, Apotheker, Nürnberg. 195. y. Weifsenbach, Hans, Dr., Privatgelehrter, Nürnberg. 196. v. Welser, Karl, Freiherr, Gutsbesitzer (f), Neunhof. 197. v. Welser, Karl, Freiherr, Gutsbesitzer, Ramhof. 198. v. Welser, Ludwig, Freiherr, k. Kämmerer und Bezirksamts­ assessor, Landshut. 199. Westermayer, Adolf, Dr., k. Professor, Nürnberg. 200. Wirthmann, Heinrich, k. b. Generalmajor und Brigadecommandeur, Nürnberg. 201. Würth, Raimund, Dr. med., k. b. Divisionsarzt, Nürnberg. 202. Zehler, Albert, k. b. Artillerie-Hauptmann a. D., Nürnberg. 203. Zeitler, Friedr., k. Rechtsanwalt, Nürnberg. 204. Zeltner, Johannes, jun., Fabrikbesitzer, Nürnberg.

Nürnberg im Kampf mit der Velime Die nachfolgende Abhandlung beabsichtigt, einen jener Conflicte zu schildern, die das Hinühergreifen der Vehme in eine fremde Rechtssphäre im 15. Jahrhunderte häufiger hervorrief. Der Conflict, der hier zur Darstellung gelangt, entwickelt sich zu einem wahren Rechtskampfe, der auf beiden Seiten mit äufserster Kraftanstrengung und unter dem Aufgebote aller vor­ handenen Mittel geführt wird. Hier die Freigerichte, gestützt auf ihren Charakter als kaiserliche und des Reichs oberste Ge­ richte, — dort die Stadt Nürnberg, sich berufend auf ihre Privi­ legien, wodurch sie vor fremden Gerichten gefreiet, endlich die Reichsgerichtsbarkeit, die zur Behauptung der Staatsordnung und ihrer eigenen Existenz den Kampf mit der Vehme aufzunehmen und durchzuführen verpflichtet war. Zum besseren Verständnisse indefs werden einige einleitende Bemerkungen über die Vehme selbst geboten sein, um so mehr, als trotz den Ergebnissen langjähriger und eingehendster Forschung noch vielfach die widersinnigsten Anschauungen über Wesen und Wirksamkeit dieses Institutes im Schwange sind. *) An unterirdischen Plätzen, — so wird erzählt — in Höhlen und schauerlichen Verliefsen, in entlegenen Schluchten und Wäl­ dern ist der Sitz des Gerichtes; unter dem Schutze der Nacht wird es abgehalten; das unglückliche Opfer wird mit verbundenen Augen von vermummten Männern zur geheimen Sitzung geführt, ungekannte Richter entscheiden über Tod und Leben; Folter und die ausgesuchtesten Qualen sind zur Erpressung eines Geständ­ nisses wirksam, das selten dem Thatbestande entspricht; um das \

*) Die folgende allgemeine Einleitung will keineswegs neue Gesichts­ punkte aufstellen. Sie wiederholt, was dem Fachmann längst, dem gröfseren Publikum aber kaum bekannt sein dürfte, und wünscht, in Berücksichtigung dieses Umstandes beurtheilt zu werden.

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2 Mafs des Schrecklichen voll zu machen, wird endlich noch die eiserne Jungfrau mit der Vehme in Verbindung gebracht. In der That ein seltener Stoff für Schauerromane, — und in Dramen, wie Käthchen von Heilbronn und Götz von Berlichingen, tritt eine ähnliche Auffassung zu Tage, die sich zur Geschichte in den schärfsten Widerspruch setzt. — Was zunächst den Ursprung der Vehmgerichte betrifft, so wird derselbe in Vehmurkunden und Rcchtsbüchern auf Karl den Grofsen zurückgeführt. Wenn es nun auch in den Bereich der Sage zu verweisen ist, dafs Karl der Grofse die Vehmgerichte als solche eingesetzt habe, so entbehrt die Anknüpfung an den grofsen Kaiser doch nicht jegliches geschichtlichen Grundes. In den Vehmgerichten finden wir nämlich die Fortsetzung der alten Gerichte der Freien, die in Westfalen noch fortbestan­ den, als sie anderswo zumeist untergegangen waren. Nach altgermanischem Grundsätze war das Volk sich selbst Rechtsquelle und sprach Recht in seiner Gesammtheit. Karl der Grofse führte das Institut der Schöffen ein, die, wie vordem die gesammte freie Gerichtsgemeinde, zu den Gerichtsversammlungen zusammentraten. Die Schöffen wurden vom Missus und dem kaiserlichen Grafen aus den Freien genommen und beeidigt. Unter Beiziehung des aus Freien sich zusammensetzenden Umstandes hatten sie das Recht zu finden. Den Vorsitz des Gerichts führte der Graf oder sein Stellvertreter. Das Gericht selbst wurde, wie die alten Volksgerichte, unter freiem Himmel gehegt, aber fortan unter Königsbann; denn es war ein königliches geworden. Aus dieser alten Einrichtung haben sich die Vehmgerichte im Verlaufe langer Zeit zu ihren besonderen Eigentümlichkeiten entwickelt. Der Grund, warum diese alten Gerichte nur in Westfalen sich noch erhalten hatten, ist darin zu suchen, dafs dort der Stand der Freien in gröfserem Umfange als anderswo fortlebte und seine Gerichtsversammlungen in altgewohnter Weise zu halten im Stande war. Es würde über den Rahmen unserer Darstellung hinausgehen, wollten wir die Gründe für die Zersetzung des freien Standes in Deutschland überhaupt und seines längeren Bestehens in West­ falen insbesondere des näheren darlegen.

3 Die Anfänge seiner Auflösung reichen bis in die Karolinger­ zeit zurück. Kein Geringerer als Karl der Grofse selbst hatte Versuche zur Entlastung des besonders durch die unaufhörlichen Kriegsleistungen hart bedrängten kleinen Grundbesitzers gemacht, der nur zu häufig eine Beute mächtiger Nachbarn wurde. Aber dies verzögerte nur eine geschichtliche Entwicklung, die in der Natur des Feudalstaates begründet lag. Die Landesherren — denn diese Stellung hatten sich die grofsen Eigenherren und Va­ sallen bis ins 12. Jahrhundert mehr oder weniger errungen — suchten in dem überall hervortretenden Bestreben, ihre hoheit­ lichen Rechte zu mehren und abzuschliefsen, die Sonderstellung des freien Standes, der der endgültigen Entwicklung der terri­ torialen Macht hindernd im Wege stand, zu durchbrechen und zu vernichten. Unter Drangsalen mannigfacher Art zwangen sie die von ihrem Gebiet umschlossenen, auf ihr Recht zwar, aber auf keine Macht gestützten Freien, sich in ein Schutz- oder Vogteiverhältnifs zu ihnen zu begeben. Dabei leisteten die schweren Zeiten der Fehde, die den Schwachen auf die Hülfe des Stärkeren hinwiesen, ihren Absichten nicht geringen Vorschub. Jenen Schutz aber erkaufte der Freie mit Rechten, die das Wesen seines Standes ausmachten; er büfste zum wenigsten einzelne davon ein, wenn er nicht geradezu in die Hörigkeit hinabsank. Er verlor seine Reichsunmittelbarkeit und leistete in Zukunft dem neuen Herrn Gerichtsfolge, anderer Beeinträchtigungen und Lasten nicht zu gedenken, die aus dem neuen Verhältnisse entsprangen. Anders in Westfalen. Den hier gesessenen Volksstamm, wie überhaupt die alten Sachsen, kennzeichnete von jeher eine schwer iiberwindlichc Zähigkeit, eine stark ausgesprochene Anhänglichkeit und Liebe zu den Gewohnheiten und Einrichtungen der Väter, Charaktereigenschaften, die der westfälische Bauer noch heutigen Tages nicht verläugnet. Dazu kam, dafs die politische Entwicklung in Westfalen der Erhaltung des freien Standes günstiger war, als irgend anders­ wo , Friesland vielleicht ausgenommen. Mit der Zersplitterung des alten Sachsenlandcs nach dem Sturze Heinrichs des Löwen im Jahre 1180 gelangten in Westfalen Prälaten und kleinere Potentaten zur Herrschaft. „ Diese aber . . achteten lange Zeit die Rechte der freien Genossenschaften, welche sich nicht in den 1*

4

Schutz- und Rechtskreis der Territorialherren ziehen lassen woll­ ten.“ *) Wol aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht anders konnten. Die weltlichen Fürsten zunächst waren bei ihrer un­ bedeutenderen Machtstellung nicht ebenso, wie jene in den übrigen Theilen Deutschlands, in der Lage, dem Drange nach Abschliefsung des territorialen Gebietes und der hoheitlichen Macht nachzugeben, um so weniger, als sich hier ein mächtiger und selbstbewufster Stand, dessen Vertreter selber zuweilen kleinen Fürsten nicht unähnlich sahen, ihnen gegenüber befand. Die Prälaten aber haben im allgemeinen mehr eine der Erhaltung des freien Standes günstige Politik befolgt. Bei ihnen wirkte nicht der Gedanke, der den weltlichen Fürsten für seine Nachkommenschaft Macht und Gebiet zu mehren an trieb, wohl aber noch die Idee von dem hohen Berufe der Kirche, die nicht knechten, sondern befreien soll. So erhält sich der freie Stand in Westfalen allgemeiner und geschlossener und mit ihm seine Gerichte, welche Freigerichte oder Freistühle, im Gegensatz zu den landesherrlichen, Vehmgerichte wegen ihrer besonderen Art der Execution des Todesurtheils durch Aufknüpfen an einen Baum2) genannt wurden. Als auch in Westfalen die Landeshoheit weiter um sich griff, geriethen die einzelnen Freigrafschaften zu ihr in ein Abhängigkeitsverhältnifs, indem die Landesherren sie allmählich an sich zogen und sich vom Kaiser erblich damit belehnen liefsen. Sie wurden dadurch Gerichts- oder Stuhlherren. Oberster Stuhl­ herr war der Erzbischof von Köln als Herzog Westfalens, dem *) Wächter, Beiträge zur deutschen Geschichte, S. 13. 2) Dafs Vehme mit Baum gleichbedeutend, glaube ich in meinem Auf­ satz über dies Wort (Pick, Zeitschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, Jahrg. III, S. 582 f.) zur Genüge dargethan zu haben. Ebendaselbst sieh auch S. 580 Näheres über den noch nicht hinreichend erklärten Ausdruck „rothe Erde“, wie Westfalen bekanntlich genannt wird. Man hat, anderer Erklärungen zu geschweigen, Westfalen, als dem vom Blute der Vehme getränkten Lande, oder mit Beziehung auf die röthliche Färbung des Bodens, die übrigens keineswegs als ein Charakteristikon Westfalens ange­ führt werden kann, jenes Prädikat beilegen zu dürfen gemeint. Die in der genannten .Zeitschrift gegebene Erklärung erscheint unter den vielen noch als die beachtenswertheste. „Der Ausdruck „„auf

5 der zu ernennende Freigraf — wenn man die Präsentation beim Kaiser nicht vorzog — zu präsentieren war, worauf Belehnung mit dem kaiserlichen Banne erfolgte. — Die grofse Wirksamkeit und das hervorragende Verdienst der Vehme um die Sicherung des Rechtszustandes in Deutsch­ land beruht in ihrem schleunigen Verfahren. Die Gerichte des 14. und 15. Jahrhunderts vermochten nicht, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Im Reiche herrschte Unordnung und Zwietracht, die Fürst gegen Fürst zu den Waffen trieb, und das Land litt ge­ waltig unter den Drangsalen der Fehde. In dieser Zeit kümmerte sich der Angeklagte vielfach um die Ladungen der Gerichte wenig, setzte sogar, wenn er die Macht besafs, dem Rechte die Gewalt entgegen. Beispiele, dafs Gerichtsboten vergewaltigt wurden, fehlen keineswegs. Das Verfahren war zudem ein äufserst langwieriges. Zu­ nächst hatten die Gerichte dem der Ladung ungehorsamen Be­ klagten gegenüber das Mittel des Bannes oder der Verfestung, wodurch dieser aufser Frieden gesetzt wurde. Nun durfte ihn jeder greifen und vor Gericht zwingen. Die Wirkung des Bannes aber war eine höchst beschränkte, da er nur für den Gerichtssprengel, in dem er verhängt war, Geltung hatte. Sollte dem Angeklagten für den Umfang des Reiches der Friede entzogen werden, so mufste sich das territoriale Gericht von einem kaiserlichen die Reichsacht erwirken, deren Dauer Jahr und Tag betrug. Nach Umlauf dieser Frist erfolgte erst das eigentlich Ent­ scheidende, die Reichsoberacht oder Aberacht. Der von ihr Be­ troffene war für den Umfang des ganzen Reiches verurtheilt. Wer rother Erde,Mtt heifst es a. a. 0., „kommt meines Wissens nur in den Yehmrechtsbüchern und Urkunden, und nur in Bezug auf diese Gerichte, vor. Es wurde Gericht geübt auf rother Erde, an den Malstätten der rothen Erde. Roth ist seit alter Zeit die Farbe der Justiz. Wo in den mittelalterlichen Handschriften Gerichtsscenen abgebildet sind, da ist der Boden stets roth gemalt. Rothe Thore nannte man die, vor welchen die Gerichtsplätze lagen, oder durch welche die Verbrecher zur Richtstätte geführt wurden. Roth war die Amtstracht der Richter und ist noch jetzt die Farbe der juri­ stischen Facultät. So erklärt es sich allenfalls, wenn das vorzugs­ weise so genannte und als solches bekannte Land der Gerichte die rothe Erde hiefs.“

6 ihn traf, durfte an ihm freveln und ihn tödten. Beine Güter wurden eingezogen. Gleiches Loos theilte jedweder, der ihn hauste und herbergte. Diesem langwierigen Verfahren gegenüber war das der Vehmgerichte erschütternd kurz. Mit ihrem Urtheil sprachen sie als kaiserliche Gerichte Verfestung, Acht und Aberacht für das ganze Reich zugleich aus und vollzogen, wenn der Angeklagte sich gestellt hatte und schuldig befunden war, sofort den Spruch durch den Strang. Den Gipfel ihrer Macht erreichte die Vehme um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Ihre steigende Bedeutung, die bis in den Ausgang des 14. Jahrhunderts zurückreicht, verdankt sie ohne Zweifel ihrer Aufgabe, den Landfrieden in Westfalen zu schirmen, die ihr Karl IV. 1371 zuwies. Auf Grund ihres Charakters als kaiserliches Gericht dehnt sic bald ihre Wirksamkeit über die Grenzen Westfalens aus und zieht das ganze Reich in ihr Competenzgebiet. Nach allen Enden Deutschlands entsendet sie nun ihre Ladebriefe, und ein einfacher Freigraf in einem unscheinbaren Winkel Westfalens weifs sich einem Fürsten gleich Achtung zu verschaffen. Die Freigerichte, ursprünglich sowohl Criminal- als Civilgerichte, urtheilten zur Zeit ihrer grüfsten Blüthe fast nur mehr in Criminalfällen. Wenn sie in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten richteten, geschah es nur auf Antrag des Klägers und unter der Bedingung, dafs der Angeklagte sich vor Gericht zu stellen ver­ schmähte. Es war die Rechtsverweigerung, die sie vor ihr Forum zogen. Die Sitzungen wurden an den altherkömmlichen Malplätzen abgehalten/stets bei Tage und unter freiem Himmel, gewöhnlich an einem durch einen Baum ausgezeichneten Orte. So stand der Freistuhl zu Arnsberg im Baumgarten, zu Freienhagen unter einer Linde , zu Elderinghausen unter einem Hagedorn, zu Medebach vor dem Osterthor unter einer Linde, ebenso der berühmteste Freistuhl, der zu Dortmund, auf dem Königshofe. Die Sitzung begann mit dem frühen Morgen und konnte den ganzen Tag währen. Man wartete auf den Angeklagten, bis die Sonne auf dem Höchsten war, d. i. bis in die dritte Uhr.

7 War er bis dahin nicht erschienen, so ergieng über ihn Vollgericht: er wurde verurtheilt. Erschien aber der Kläger am Tage des Termines nicht, so war der Angeklagte der Klage frei und ledig. Die Stätte des Gerichts war von grofser Einfachheit. Ein kleiner Raum war durch Schranken eingehegt, inmitten stand ein Tisch mit dem Stuhl für den Freigrafen, zur Seite die Bänke für die Freischöffen. Aufserhalb der Schranken befand sich der Um­ stand. Auf dem Tische vor dem Freigrafen lagen Schwert und Weide. Das Schwert war Symbol der höchsten Gerichtsbarkeit, „dieWid (Weide) bedeutete die Rache der Bösen um ihre Missethat, dadurch Gottes Zorn gesänftigt wird, da es des heiligen Reichs Obergericht übers Blut ist.“ Sollte die Gerichtssitzung beginnen, so hegte der Freigraf das Gericht: er nahm seinen Stuhl ein, liefs die Freischöffen sich auf ihre Bänke niedersetzen und den Platz von dem dingpflichtigen Umstand umschliefsen. Der Freigraf fragte alsdann den Frei­ fronen, ob das Gericht gültig gehegt sei, verbot jedem unwissenden Manne des Königs Lose1), Statt und Stuhl und wirkte sich und allen Freischöffen einen festen Königsfrieden unter Königsbanne. Zank und Hader mufsten schweigen; wer des Gerichtes Frieden verletzte, büfste es mit dem Strange; den unwissenden Mann traf gleiches Loos. Zur gültigen Hegung des Gerichts waren zum wenigsten sieben Freischöffen erforderlich. Sie trugen Haupt und Gesicht entblöfst, — ein Symbol, dafs sie Recht nicht mit Unrecht be­ decken wollten, — hatten Mäntelchen auf ihren Schultern, waren ohne Waffen und Harnisch; denn sie wirkten des Kaisers und des Reiches Frieden. Die Parteien kamen in Begleitung ihrer Freunde. Dem Be­ klagten waren 30 gestattet; sie durften indessen keine Waffen tragen. Die Verhandlung zwischen den Parteien und dem Frei­ grafen wurde durch Vermittlung von Fürsprechen geführt. Sie stellten Anträge an den Freigrafen und antworteten anstatt der Partei. Sie durften auch mit der Partei Berathung pflegen, wenn sie sich zuvor vom Freigrafen eine sog. Acht erwirkt hatten. *) Wohnung, Herberge; vergl. losament, französ. logeraent.

8 Diese Berathung fand aber aufserhalb der Schranken statt. Die Urtheilfindung war Aufgabe der Schöffen. So war es im älteren Rechte Brauch, und so übten es die Vchmgerichte. In der Regel berief der Freigraf einen der Grichtsschöffen, der zum Umstande hinausgieng und unter dessen Rath und Beistand das Urtheil er­ mittelte. Allerdings ist nicht recht ersichtlich, welche besonderen Rechte dann noch dem engeren Ausschüsse der Schöffen, der mit dem Freigrafen innerhalb der Schranken zu Gerichte safs, zustanden. War er etwa nur noch zur Repräsentation, zur Hebung der Feierlichkeit und Würde der gerichtlichen Handlung anwesend? In der That scheint es, dafs ihm, abgesehen von der Leitung der Berathung bei der Urtheilfindung, wozu ein jegliches Mitglied berufen werden konnte, und der Urtheilvollstreckung, keine besonderen Vorrechte beigewohnt haben. Und wenn man erwägt, däfs der Umstand bei den heimlichen Sitzungen stets, bei den öffentlichen wol gewöhnlich oder doch zum gröfsten Theile sich aus gerichtskundigen Schöffen zusammensetzte, so gewinnt jene Annahme nicht wenig an Wahrscheinlichkeit. Die Klage wurde urkundlich ausgefertigt und dem Ange­ klagten, je nachdem er Nichtwissender oder Wissender, durch den Fronboten oder durch Freischöffen zugestellt. Am Schlüsse ist die Ladung gewöhnlich von einer formelhaften Drohung begleitet: „Thätet, ihr das nicht, wird mir oder einem anderen Freigrafen an meiner Statt fürder über euch geklagt, so müfsten wir nach Gesinnen des Klägers über Leib und Ehre richten, wie sich gebührt, was euch schwer fallen möchte. Danach wollt euch weislich halten, solches zu verhüten.“ Zur Klagestellung war jeder Wissende gehalten, der um einen Vehmbruch wufste. Erschien der Angeklagte trotz aller Ladungen nicht, so er­ wartete ihn die höchste Wedde:1) er war der Vehme verfallen. Wo ihn drei oder vier Wissende trafen, verpflichtete sie ihr Schöffeneid, ihn an den nächsten Baum aufzuknüpfen. So heifst es in einer Urkunde vom Jahre 1459, worin der Freigraf Johann Hackenberg zu Brakei bei Dortmund den Goldschmied Heinrich Tuber wegen Nichtachtung der Ladungen verurtheilte: *) Pfand, Einsatz; Bufse, Strafe.

9 ... „Und ich nehme darum von Gerichts und meines Amts wegen den vorgeschriebenen Heinrich Tuber, den verklagten, über­ zeugten, überwundenen Mann, aus Frieden und Freiheit ... und setze ihn von aller Freiheit, Frieden und Rechten in Königsbann und höchste Wedde, in die höchste Urwedde und gebe seinen Leib den Thieren und Vögeln in der Luft und den Fischen in der Woge und befehle seine Seele Gott in seine Gewalt. Und ich vervehme und verführe den vorgeschriebenen Heinrich Tuber in Kraft dieses Briefes, und ich gebiete von meines Amts wegen allen Freigrafen und Freischöffen und ermahne einen jeglichen bei seinem Eide, wo sie den vorgeschriebenen Heinrich Tuber ankommen, dafs sie ihn hängen an des Königs Vemen, das ist an den nächsten Baum, der ihnen dazu bequem ist/ Wenn so das Urtheil gegen den Abwesenden gesprochen war, nahm der Freigraf den Weidenstrick und warf ihn über die Schranken hinaus, die Schöffen und der Umstand spieen aus, gleich als würde der Vervehmte zur Stunde gerichtet. An dem im Ladungsbriefe bestimmten Tage bittet der Kläger im Gericht durch seinen Fürsprecher den Freigrafen, er möge den Beklagten ins Gericht heischen. Wenn er erschien und sich schuldig bekannte, so war ihm Todesurtheil und Strang sicher. Behauptete er dagegen seine Unschuld, so blieb ihm das Mittel, sich durch Eid und Eides­ helfer von der Anklage zu reinigen, wie es ebenso im älteren Rechte Brauch war. Der Freischöffe genofs das Vorrecht, die Anklage durch eigenen Eid niederzuschwören, konnte aber durch drei Eide, die der Kläger mit zwei Eideshelfern schwur, überboten werden. Mit sechs Eideshelfern übersiobente ihn der Angeklagte, und nun waren dreizehn Eideshelfer nöthig, wenn letzterer überwunden werden sollte. Konnte dieser aber 21 Eide dagegen aufbieten, so gieng „kein Gezeugnifs mehr darüber/ Der angeklagte Nichtwissende konnte nicht vor dem heim­ lichen Gerichte, der sogenannten heimlich beschlossenen Acht, erscheinen, die einzig für die Freischöffen bestand, sondern wurde vor dem offenen oder offenbaren Gericht verhandelt. Der Gang der Verhandlung war der gleiche, nur war die Lage des Nicht­ wissenden ungleich schwieriger. Er bedurfte ebenso der Eides-

10 Helfer, die aus den Schöffen des Gerichts genommen werden mufsten. Wie aber sollte er den Kläger überbieten, und gar durch 21 Eide, wenn es zum äufsersten kam! Stand er doch in vielen, den meisten Fällen dem Gericht und seinen Schöffen fremd gegen­ über, und war es doch zu natürlich, dafs der Kläger, weil er Schöffe, eher Glauben fand und so die Eide des Angeklagten leicht niederlegen konnte. Das ganze Verfahren stützte sich demnach, wenigstens in der Regel, nicht auf Zeugenaussage, und die Eideshelfer beschworen nicht etwa den wirklichen Thatbestand: sie bekräftigten nur durch ihren Eid, dafs sie der Aussage des Klägers oder Angeklagten Glauben schenkten. Es war also nicht die wirkliche, sondern nur die moralische Ueberzeugung von der Schuld oder Unschuld, die sich durch die Eide und im Endurtheil aussprach. Das Zeugnifs der Eideshelfer bildete im allgemeinen das einzige Beweismaterial; Folter und Inquisition, die der Unkundige gern mit der Vehme in Verbindung bringt, waren ihr durchaus fremd. Unter diesen Umständen zog es der Nichtwissende häufiger vor, der Ladung nicht Folge zu leisten. Dann aber verwandelte sich das offene Gericht sofort in die heimlich beschlossene Acht, was durch Ausweisung der Unwissenden geschah, und das Todesurtheil war unausbleiblich. Die Vollziehung des Urtheils war gesichert durch die grofse Zahl der Freischöffen, welche in der Blüthezeit der Freigerichte über ganz Deutschland verbreitet waren. Mehr als 100000 sollen ihnen angehört haben. Den Verurtheilten schützte kein Privileg, nicht Stand noch Name; seine Henker waren ihm nicht bekannt, und wohin er sich wandte, lauerte auf ihn sein Verhängnifs. In den drei Fällen der sogenannten „handhaften That* wurde nicht erst das Urtheil eines Freistuhles zur Vollziehung der Todes­ strafe abgewartet. Wenn der Verbrecher nämlich bei „hebender Hand“, d. i. bei Ausübung des Verbrechens, betroffen wurde, oder sichere Spuren auf den Thäter hinwiesen — „handhafte That mit blickendem Schein“ genannt — oder dieser selbst bekannte, dafs er einen Vehmbruch auf sich habe, was man „gichtigen1) *) gichtig, aussagend, bekennend, geständig.

11 Mund“ hiefs: bo konnten ihn drei, vier oder mehr Freischöffen zur Stunde und Stelle richten. Gegen ein von der Vehme gesprochenes Urtheil gab es keine Appellation, ihr Spruch war unwiderruflich und unabänder­ lich. „Was geurtheilt sei“, behaupteten die Freigrafen, „des seien sie nicht mächtig; denn sie hätten keine Gewalt, die Todten auf­ zuwecken.“ Nur ein Fehler in den Förmlichkeiten des Verfahrens, etwa ein Versehen bei der Ladung, vernichtete den Spruch. Bei einem Civilprocefs aber konnte von dem Urtheil eines Freistuhles an den Kaiser, an den Erzbischof von Köln, den Verweser der westfälischen Gerichte, oder an einen Kapitelstag appelliert werden. Ein solcher Procefs konnte auch abgefordert, d. h. an das ordentliche Gericht des Angeklagten gezogen werden, immer dann, wenn dieser Genugthuung zu leisten bereit war und zwei Freischöffen sich deshalb für ihn zu Bürgen stellten. *) Das­ selbe galt vom Friedensbruch. Was über die Verhängung der Todesstrafe gesagt worden, gilt natürlich nur für die Criminaljustiz der Vehme, die in Civilsachen auch auf hohe Geldbufsen erkannte. Erst der Ungehorsam den Ladungen und Geboten des Gerichts gegenüber bewirkte, dafs eine Civilsache als zur Compctenz der Criminaljustiz der Vehme gehörig behandelt wurde. Die Schranken, welche die Competenz der Vehme um­ schlossen , waren nicht jederzeit die gleichen. Ursprünglich standen nur die freien Grundbesitzer unter ihrer Jurisdiction. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts aber fieng sie an, ihre Competenz auf jeden Verbrecher, mit Ausnahme der Juden und Geistlichen, auszudehnen; doch zog sie nicht selten auch Juden und Geist­ liche trotz dieses in den Rechtsbüchern ausgesprochenen Grund­ satzes vor ihren Richterstuhl. Der Kleriker war dann der Vehme verantwortlich, wenn er sich hatte zum Schöffen machen lassen. Man hat reichsunmittelbare Personen von der Competenz der Vehmgerichte ausnehmen wollen, aber ohne Grund. Dafs die Vehmgerichte in der That über die höchsten Reichsfürsten zu richten beanspruchten und richteten, beweist das Beispiel der *) Beispiele solcher Abforderungen, die allerdings vom Freigrafen zu Brakei nicht zugelassen wurden, folgen weiter unten.

12 Herzoge Heinrich und Ludwig von Baiern*) und des Herzogs Wilhelm von Sachsen (1454). *2) Auch die Kaiser hielten in solchem Falle die Vehmgerichte für competent. Selbst an Kaiser Friedrich III. ergieng eine Ladung, die ihn sammt dem Kanzler und Reichskammergericht an den Freistuhl zwischen den Pforten zu dem Wünnenberg forderte, weil er den Spruch eines Arnsberger Kapitelstages vernichtet und den Stuhlherrn sammt einigen Freigrafen geächtet hatte. Da weder er, noch seine Richter er­ schienen, schrieben ihm mehrere Freigrafen, „kaiserliche Gnaden möge sich noch bedenken, die Sache abstellen und machtlos sprechen und ihnen mit ihrem Boten schreiben, dafs es geschehen sei. Wo nicht, so müfsten sie kaiserlichen Gnaden zu wissen thun, dafs sie auf einem Gerichtstag letztes Urtheil und Sentenz über seinen Leib und Leben geben würden, da er ein ungehorsamer Kaiser Gott und dem heil. Reich, unter Entziehung der Freiheiten, so von dem heiligen Papst Leo und dem heil. Kaiser Carolo magno dem heil. Christenglauben zur Stärkung ertheilt und bestätigt seien.tt Eine solche Ladung galt indefs schon damals als Ueberschreitung der Vchmgcrcchtsame und wurde von den Vehmgerichten selbst als höchst strafbare Anmafsung aufgefafst. Gegen den Freigrafen Mangold, der am freien Stuhle zu Freienhagen unter der Linde dem Kaiser mit einer Ladung gedroht, wurde folgendermafsen erkannt: „So Mangold, Freigraf vorgenannt, gehohnspracht hat mit seinen unzüchtigen Worten und erkennt nicht seinen Obersten, den römischen König, und hat gesagt, er wolle den König selbst wohl vorbieten, mit mehr seiner unedlen Worte, wie das Instrument ausweist, und nicht geachtet hat auf seine Inhibition und Brief: so ist Mangold vorgenannt darum schuldig dem römischen König Wandel 3) und Bufse, d. i. das höchste Gewedde und Pöne des Reiches, worin er verfallen, da über den römischen König nie*) Etwa von 1424 bis in die 30er Jahre währte der Procefs. Sieh M. Fhr. v. Freyberg, Sammlung historischer Schriften und Urkunden Bd. 1, S. 206 ff. B. Thiersch, Yervemung des Herzogs Heinrich des Reichen durch die heimliche Acht in Westphalen. 2) 1454. Müller, Reichstagstheater unter Friedrich III., S. 501. Weitere Beispiele bei C. Th. und Ul. F. Kopp, S. 190 ff. 3) Ersatz, Genugthuung.

13 mand richten soll in Rechten, dann der Papst, und wenn er von dem Papst mit Recht entsetzt wäre von dem Reich, — so soll dann noch niemand über seinen Leib und Ehre richten, dann der Pfalzgraf, und um die Wandel, Bufse, Gewedde und Pöne, darin Mangold verfallen, da mag der römische König mit einem seiner Boten und mit seinem Briefe Mangold abmahnen und vor sich laden. Kommt er, so soll man ihm den Leib verurtheilen, und kommt er nicht, so soll ihn der König in die Acht thun und dann in die Aberacht und ihn verurtheilen und ihm verbieten, alle Gerichte nimmermehr zu thun von Stund’ an, sie seien heim­ lich oder offenbar.“ — Hinsichtlich der Art der Verbrechen, welche die Vehme vor ihr Forum zog, fehlt es ebenfalls an einer durchschlagenden Regel. „Alles, was den zehn Geboten und dem Evangelium, daraus die gesetzten Rechte geflossen, zuwider“, bezeichnete man als Vehmbruch, — Ketzerei, Kirchenschänderei, Raub, Mord, Brand, Verrätherei, Diebstahl und jede That „wider die Ehre.“ Der Freischöffe schwur bei seiner Aufnahme, die Heimlich­ keit des Gerichts zu wahren „vor Weib und Kind, vor Sand und Wind,“ worauf ihm der Freigraf die heilige Vehme offenbarte: „Strick, Stein, Gras, Grein.“ Vielleicht dürfen diese Worte ge­ deutet werden: Mit Strick und Stein gehöhet und unter das grüne Gras gebettet. Das Nothwort der Vehme hiefs: Reinir dor feweri (reiner durch Feuer). Ob dabei, wie man angenommen hat, an die Flamme, als das Symbol des Gerichts, wodurch der Frevler geläutert einer höheren Macht überantwortet wurde, gedacht worden ist? Endlich lernte der neuaufgenommene Freischöffe noch den Schöffengrufs. Indem der ankommende Schöffe seine rechte Hand auf die linke Schulter legt, spricht er die Worte: Ek gröt ju, lewe man; Wat fanget ji hi an?1) Alsdann legt er seine rechte Hand auf des andern linke Schulter; dieser thut desgleichen und antwortet: Allet glücke kere in, Wo de fryen scheppen sin!2) *) Ich grüfs’ euch, lieber Mann; Was fanget ihr hier an? 2) Alles Glück kehre ein, Wo die freien Schöffen sind.

14 Die Bezeichnungen „heimliches Gericht,* „heimliche Acht,“ „Stillgericht“ finden ihren Grund in dem Verfahren, das jeden Nichtwissenden vom Gerichte ausschlofs. Die Heimlichkeit er­ streckte sich bis auf die Lade- und andere Briefe der Vehme. Sie trugen häufig die Aufschrift: „Diesen Brief soll niemand lesen oder hören lesen, er sei denn ein Schöffe des heimlichen Gerichts.“ Bei dem grofsen Ansehen^ das die Vehme bei Hoch und Niedrig genofs, bei der Furcht, von ihrem Arm erreicht zu werden, fand diese formelhafte Mahnung allgemeine Beachtung. Kein Unbe­ fugter wagte, einen solchen Brief, den er an einem Thor, an der Kirchenpforte, auf einem Kreuzwege oder anderswo finden mochte, zu erbrechen und zu lesen. Ja, es fehlt nicht an Beispielen, dafs mit obiger Mahnung versehene Vehmbricfe uneröffnet in Archiven aufgefunden wurden. Den Schöffen, der die Heimlichkeit des Gerichtes brach, traf verschärfte Todesstrafe. Man fesselte ihm die Hände vorn zusammen, band ihm ein Tuch um die Augen, warf ihn auf den Bauch, wand seine Zunge zum Nacken und einen dreisträngigen Strick um den Hals und hängte ihn 7 Fufs höher, „dann einen überwiesenen, vervehmten, missethätigen Dieb.“ Ein Institut, das, begünstigt durch eine zerrüttete Zeit und unter Verkettung eigenthümlicher Verhältnisse grofs geworden, aus seinem ursprünglichen Wirkungskreis völlig herausgetreten war, mufste auf Widerstand stofsen, sobald der Rechtszustand im Reich gesicherter zu werden begann. Ein Gericht, das sich aufserhalb der Staatsordnung stellte, verneinte damit den Gedanken der Superiorität des Reiches und that weiterhin Fürsten wie Städten in ihren wohlerworbenen Rechten mannigfachen Abbruch. Der Widerstand erstarkte um so mehr, je weniger sich die Vehme und ihre Schöffen im einzelnen der Gefahr des Mifsbrauchs ihrer gewaltigen Macht gewachsen zeigten. Nicht allein, dafs man später schnöden Gewinnes halben Schöffen machte, dafs diese nicht selten einen höchst ärgerlichen Lebenswandel führten, „sich viel auf den Suff legten und öfters trunken waren“: schlimmer war, dafs Willkür cinrifs und so die Vehme, entgegen ihren früheren heilsamen Wirkungen, das Volk wie ein Alp zu belasten anfieng. Unschuldige wurden gerichtet, und besonders das Ver­ fahren bei handhafter That bot zu traurigen Ausschreitungen Ge-

15 legenheit. Dieses alles beschleunigte ihren Untergang. Wesentliche Einschränkungen erfuhr sie durch den allgemeinen Landfrieden von 1493, die Einführung des Reichskammergerichts im Jahre 1495 und die peinliche Halsgerichtsordnung von 1532. Je mehr diese Institute an Einilufs gewannen, desto mehr schwand die Lebens­ kraft der Vehme, und ihre Wirksamkeit kehrte allmählich in ihre alten Grenzen zurück. Auch hier verlor sie mehr und mehr an Bedeutung, langsam zwar, denn die letzten Trümmer ragen bis in unser Jahrhundert herein. Die letzte Hegung eines Freigerichts geschah im Jahre 1811 an der alten Malstätte bei Gemen. Die französische Regierung untersagte durch Decret desselben Jahres jede weitere Hegung. Der letzte Schein aber zergieng, als man den letzten Freigrafen zu Arnsberg i. J. 1835 zu Grabe trug. —

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts litten die Städte aufserordentlich unter den Ansprüchen und Uebergriffen der zum Höhe­ punkte ihrer Macht gelangten Vehme. So oft sie für ihre vorgeladencn Bürger und damit für dafö eigene Recht eintraten, wurden sie beinahe regelmäfsig vor das fremde Gericht zur Ver­ antwortung gezogen. Mit Widerstreben und Unmuth empfanden sie diesen Gerichtszwang. Die ewigen Ladungen waren für sie eine beständige Plage, die zunächst berechtigte Klagen, weiter aber energischen Widerstand hervorriefen* Zeugnifs hiefür bietet ein Missiv der Stadt Köln an Nürnberg v. J. 1442, das von der ungebührlichen Beschwernifs der heimlichen Gerichte spricht und eine „Vergaderung“ *) vorschlägt, um den vorgenannten Sachen — es ist vom Imhof sehen Procefs die Rede, — insoweit sie un­ redlich vorgenommen würden, mit Reden Widerstand zu leisten. Der Brief erwähnt auch eines Vorschlages der von Ulm: auf einem Tage zu berathschlagen, wie und womit die vorberührte und andere der Städte Beschwerung abzuthun seien, und beantragt, „das man den Sachen mit ernste nachgee; und denken darumb unser friinde in die stat Frankfurt, das uns zu austrag dieser *) auch Vergatterung =: Sammlung, Versammlung.

16 stucken bequemlich sein dünke, zu schicken auf den vierzehenden nach dem heiligen pfingstag nechstkommende, umb da zu ver­ suchen den ungebürlichen mötenissen1) und beschwernüssen wederstant zu tun und die abzustellen, und haben difs den vor­ genannten unsern fründen von Ulme wider tun schreiben, sich auf denselben tag mit iren und ander steten, umb sie gelegen, fründen zu vögen. 2) Darumb, lieben fründe, wollet ir auch, als umb dieselben zit, euer fründe darbei schicken und vort3) den andern steten umb euch gelegen schreiben und wissen lassen, sich darnach desselben geleichs zu stellen und zu richten. Unser herre got spar4) euer ersamkeit zu langen ziten.— Mit Grund beriefen sich die Städte wieder und wieder auf ihren gefreiten Gerichtsstand und auf die wirksame Rechtshülfe, die sie selbst zu gewähren im Stande waren. Nürnberg insbesondere hatte schon früh seinen eximierten Gerichtsbezirk. Im Jahre 1219 hatte nämlich Friedrich II. der Stadt unter andern die Freiheit verliehen, dafs jeder Bürger eines Verbrechens wegen, wofür er zu strafen an Leib oder Gut, sich vor niemand anders als dem königlichen Schultheifsen zu Nürnberg zu verantworten habe. 5) Die nachfolgenden Kaiser und Könige bestätigten und er­ weiterten dieses Recht durch allgemeine und besondere Privi­ legien stillschweigend und ausdrücklich. 6) Unter die fremden Ge­ richte waren selbstverständlich die westfälischen, wenn auch nicht ausgesprochen, mit eingeschlossen. Aber diese kehrten sich nicht an die den Städten verliehenen Freiheiten, die deshalb gegen die Freistühle besondere Briefe zu erlangen suchten. Einen solchen i) Behinderungen. 2) fügen, verfügen, begeben. 3) ferner, weiter. 4) erhalte. 5) Urkunde im Prodromus der hist. dipl. Norimb. S. 11 ff. Murr, commentatio de re dipl. Fr. II, 1756. Städtechroniken I, XVII. 6) So Heinrich VII. durch Urkunde vom Jahre 1313. König Ludwig der Baier setzt im Privileg von 1315 ausdrücklich, dafs Nürnberg weder zu Verhör und Gericht an seinem Hofe, noch bei irgend einem anderen Richter in rein weltlichen Sachen gezogen werden solle, und erneuert es im Jahre 1328, 1331 und 1332. Ebenso Karl IV. 1347 bei Strafe von 50 Pfund Goldes, ferner noch 1355 und 1373, Wenzeslaus 1379 und 1393, Sigmund 1428 und 1431, Frie­ drich III. 1440. Die Urkunden sind meist bei Wölckern, historia diplomatica Norimbergensis abgedruckt, die übrigen im k. Kreis­ archiv Nürnberg Hu finden.

17 erhielt Nürnberg im Jahre 1459, *) welcher Bürger und Einwohner der Stadt für ewige Zeiten gegen alle Ladungen der heimlichen oder Freigerichte Westfalens und aller sonstigen Freistühle und Stuhlgerichte sichern sollte, und für den es noch im selben Jahre, um ihm einen gröfseren Nachdruck zu verleihen, die päpstliche Bestätigung erlangte.2) Der Grund, weshalb sich Nürnberg gerade damals eine eigene Urkunde gegen die Ansprüche der Vehme beim Kaiser auswirkte, ist in der erdrückenden Menge von Vehmprocessen zu suchen, welche in der letzten Zeit gegen Bürger und Stadt an­ hängig gewesen waren. Unter diesen gibt es aber keinen, der gröfsere Dimensionen angenommen hätte und ein anschaulicheres Bild von dem Kampfe gegen die westfälischen Gerichte geben könnte, als der an den Freistühlen zu Brüninghausen und Brakei bei Dortmund gegen Heinz Imhof und die Stadt Nürnberg geführte Vehmprocefs, den wir im Nachfolgenden zu schildern gedenken. Zuvor sei noch die Bemerkung gestattet, dafs, wo es statthaft erschien, die Sprache der Urkunden 3) beibehalten wurde. Sie geben in ihrer schlichten und epischen Weise eine anmuthende Erzählung der einzelnen Vorgänge, wie sie in unserer modernen Art, welche die lokale Färbung völlig verwischen würde, kaum zu erreichen wäre. — Es ist bemerkenswerth, dafs Heinz Imhof 1438, zwei Jahre vor Anfang des Processes, auf dem Königshofe zu Dortmund als Frei­ schöffe des heimlichen Gerichts eingereiht wurde.4) Als solcher nimmt er sich,5) zugleich mit den Freischöffen Jacob Haller und Jacob Auer zu Nürnberg, 1439 der Sache des Hans Teufel und Bertold Tücher an, welche beide nach der am Freistuhle zu Bodelschwing vorgebrachten Klage das „hilge rijche und friegerichte gehonspraket6) und unredeliche und untemeliche7) dar entegen8) geredt hedn.a

J) 3) 4) 5) 6) 7)

Beilage II. 2) Beilage HI. Die sämmtlichen Urkunden hinterliegen beim k. Kreisarchiv Nürnberg. v. Imhof’sches Familienarchiv. Städtechroniken, Bd. X, S. 36. dem K. und Fr. Hohn gesprochen, es verhöhnet. unziemlich. 8) dagegen.

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18 Sie wurden, nachdem die genannten Freischöffen ihren Entschuldigungsbrief gesandt, von Klage und Forderung freigesprochen. *) Man ist mit Recht darüber erstaunt , dafs derselbe Imhof, Freischöffe des heimlichen Gerichts, sich zu diesem in Wider­ spruch setzte. Es gehörte gewifs Muth dazu, auch wenn er sicher war, die Stadt als Beistand hinter sich zu haben. — *) Herr Major Freiherr von Imhof theilt mir noch folgende, aus seinem Familienarchiv und dem k. Kreisarchiv Nürnberg geschöpfte Nach­ richten über die Lebensumstände unseres Heinz oder Heinrich mit. Er war der Sohn des Konrad Imhof und dessen Frau Anna, einer geborenen Schürstab, und Neffe des Niklas Imhof, des ersten Bürger­ meisters aus dieser von Lauingen nach Nürnberg eingewanderten Patrizierfamilie. Seit 1407 erscheint er unter den Genannten. In dieses Jahr dürfte auch wol seine erste Heirath mit der Agnes Zenner zu setzen sein. 1408 ist er Hauptmann über das durch die jetzige Albrecht Dürer-Strafse, Lamms- und Radbrunnengasse gebildete Häuserquadrat, in welchem er auch laut Steuerverzeiohnifs (Losunga Sebaldi 1427) wohnte. 1424 wurde er von den Brüdern Heinrich undGünzel vonYeltheim, zuHerlbeck gesessen, auf einer Wallfahrt zum heiligen Blut, einer Kapelle, drei Meilen oberhalb Regensburgs im Dekanat Kelheim gelegen, nebst seinem Diener Otto gefangen auf eines ihrer Schlösser geführt. Der Nürnberger Rath verwandte sich bei dem Erzbischof von Magdeburg, dem Lehensherrn dieser Stegreifritter, und dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg, so­ wie bei den Städten Halle, Quedlinburg, Halberstadt, Magdeburg und Braunschweig, um seine Befreiung zu erwirken, die indefs erst 1426 erfolgte ; im December dieses Jahres tritt er als Zeuge im Testa­ ment der Frau Barbara Toppier auf. 1427 wurde er durch die Ernennung zum Pfleger der Zwölfbrüderstiftung bei der Karthause ausgezeichnet. In diese Zeit fällt seine zweite Heirath mit Anna, Jobst Haugen Tochter, des Erbauers des Thurmes am sogenannten Nassauer Haus. Sie schenkte ihm drei Töchter: Barbara, die Johann Amselberger heirathete, Katharina, die unvermählt starb, und Anna, die nach­ malige Ehefrau Georg Tetzeis. 1433 wohnte er im Gefolge König Sigmunds dessen Kaiserkrönung bei. Aus einer dritten Ehe mit Clara Grabner in den vierziger Jahren stammte Nikolaus Imhof. In Gemeinschaft mit ihr und den beiden Ehepaaren Georg Pömer und Elisabeth Schopper, Rudolf Sax und Anna Tetzel trug er die Kosten des inneren Portals der Liebfrauenkirche. Er starb am Hieronymustage (30. September) des Jahres 1450, wie sein Todtenschild bei Set. Sebald vermerkt, womit Ulmann Stromers Büchlein von seinem Geschlecht übereinstimmt.

19 Der ganze Procefs gründete sich auf Ansprüche, die ein Kölner Bürger mit Namen Wilhelm vom Krebs an Heinz Imhof wegen einer Schuldforderung zu haben behauptete. Er hatte ihn bei der Stadt Nürnberg verklagt. Ob er hier nun sein Recht nicht fand, oder der Ausgang der Sache ihm nicht behagte, läfst sich nicht erkennen. Die Nürnberger freilich behaupten in einem späteren Briefe an die Stadt Köln, dafs sie ihm „umb sein vorderung und Sprüche furderlichs rechten geholfen haben.* Genug, Wilhelm vom Krebs brachte seine Sache am heimlichen Gericht der sogenannten krummen Grafschaft,1) am Freistuhle zu Brüning­ hausen bei Dortmund, vor, woselbst damals Dietrich Pflüger oder Plöger Freigraf war. Als Dietrich Pflüger 1440 selbst nach Nürnberg kam, erbot sich Heinz Imhof, seinem Gegner vor dem Reichsgericht oder dem Rath Recht zu geben. Allein jener wies unter dem Vor­ wände, dafs er als Bote, nicht aber als Richter nach Nürnberg gekommen, dieses Anerbieten ab.2) Imhof folgte indefs der an ihn ergangenen Ladung nicht; ebensowenig war die Stadt Nürnberg gewillt, die Competenz des Freistuhles in diesem Falle anzuerkennen; sie lieh vielmehr ihrem Bürger den wirksamsten Beistand. Im Jahre 1440 müssen sich Bürgermeister und Rath an die Stadt Köln gewandt haben, um unter Umgehung des Freistuhles eine Vereinigung beider Theile herbeizuführen, da ein Antwort­ schreiben der von Köln vorliegt. Sie haben vernommen, heifst es darin, dafs ihr Bürger Wilhelm vom Krebs den Heinrich von Imhof zu Nürnberg an das heimliche Gericht der krummen Grafschaft geladen und ihm die Vorstellungen der von Nürnberg dagegen dargelegt. Der aber erwidere, dafs die Sachen, darum er den Heinrich Imhof ge­ laden, vor das heimliche Gericht zu Westfalen gehörten. Und da dieser sich darein gegeben und des wissend sei, so gedenke *) Die Bedeutung dieses Ausdrucks ist nicht hinreichend aufgeklärt. Essellen (die westfälischen Frei - oder Femgerichte S. 53) vermuthet, dafs sie als Lehen eines Bischofs oder Krummstabes so genannt sei. 2) Siehe Theodor Berck, Geschichte der Westfälischen Vehmgerichte, S. 389, wo sich noch einige weitere Notizen über unseren Procefs mitgetheilt finden.

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20 ihr Bürger, dem Rechten nachzugehen, wovon sie ihn nach Ge­ legenheit der Sachen nicht wol zu drängen vermöchten. Wenn aber den genannten Imhof bedünke, es gebühre sich nicht, die Sachen dort zu richten, oder es sei ihres Bürgers Vornehmen un­ redlich, so werde er wohl wissen, was ihm zu thun gebührlich, dem ihr Bürger nachzukommen habe. Dieser sei indefs bereit, auf der nächsten Herbstmesse zu Frankfurt mit Hülfe ihrer beider Freunde eine Vereinigung zu versuchen, aber unbeschadet seines Rechtes, dem er inzwischen nicht nachzugehen gedenke. Gleicherweise verwandte sich der Nürnberger Rath für seinen Bürger bei dem Erzbischöfe von Köln. Auch dieser Schritt blieb fruchtlos. Die Antwort gieng dahin, der Kläger glaube fest, dafs die Sache vor das heimliche Gericht gehöre. *) Unterdessen hatte sich Heinz Imhof unterm 23. Mai 1441 ein zweites Mandat — das erste findet sich nicht vor — vom Kaiser ausgewirkt, das Dietrich Pflüger zur Einstellung des Ver­ fahrens am freien Stuhle aufforderte. „Wann2) nua, sagt das Instrument, „der genante Heinz Im­ hof uns mit schwerer clag aber 3) hat anbringen lassen, wie du solch unser schreiben und gebot verachtet, über ine gerichtet und zu grofsen schaden gebracht habst, das uns doch von dir unbillich und frömd dunket, nachdem und wir des genannten Heinzen zu eren und recht mechtig sein, darvon so ist unser ernstliche mainung und gebieten dir von römischer kuniglicher macht, daz du hiefür in der sach nit richtest, volfarest, noch den Imhof mit deinen briefen und gerichten nicht beswerest und was du über unser schreiben und gebot wider sie getan und ge­ richtet habest, genzlich abtust und vernichtest, das wir auch mit diesem brief genzlich vernichten. Wer aber sach4), daz du solchs ,nit mainest zu tun, so heischen und laden wir dich mit disem brief, dir ernstlich und vesticlich gebietend, daz du auf den fünf und vierzigsten tag nach dem und dir dieser brief geantwurt wirdet, wo wir auf die zeit mit unserm kuniglichen hofe

*) Theodor Berck, a. a. 0., S. 390. 2) da, weil. 3) abermals, wiederum. 4) wäre aber Sache = wäre aber der Fall.

21 sein werden, vor uns, oder wem wir das befehlen werden, geest, gen clag Heinzen Imhof dich zu verantworten und auch furzubringen, warumb du unsern schreiben und gebot nit gehorsam sein sollest. Wann du körnest oder nicht, so wollen wir doch dem rechten seinen gank lassen, darnach wisse dich zu richten.“1) Man sollte erwarten, dafs der Freigraf sich dem ernstlichen Gebot des Königs gefügt hätte; aber gerade das Gegentheil ist der Fall. Die Antwort, welche Dietrich Pflüger am 3. Juli 144äf^ an Friedrich III. richtet, ist zwar in die untertänigste Form ge­ kleidet, aber bei aller Ehrfurcht vor des Königs Majestät spricht er in der Hauptsache seine Anschauungen und Forderungen mit entschiedenem Nachdruck aus, sträubt sich auf das hartnäckigste, dem Willen des Königs Folge zu leisten, und spricht ihm zu seinem Vorgehen alles Recht ab. Die Antwort schien interessant genug, um in ihrem ganzen Umfange wiedergegeben zu werden, wenngleich auf die charakteristische niederdeutsche Form im Interesse eines besseren Verständnisses verzichtet werden mufste. Sie lautet: Allerdurchlauchtigster, hochgeborenster Fürst. Gnädigster liebster Herr. Meine unterthänigsten, schuldigen, willigen Dienste seien euern königlichen Gnaden allzeit bereit. *) Nach Berck, a. a. O., S. 390, trug der Kaiser weiterhin dem Erz­ bischof von Köln die Untersuchung der Sache auf, welcher die Parteien vor sich forderte. Imhof aber lehnte ihn als Commissarius ab, „weil der Gegentheil dessen tägliches Hofgesinde sei.“ Der Kaiser gieng auf sein Gesuch, die Sache zu vertagen, bis er selbst nach Westfalen käme und Freischöffe werden könnte, ein und be­ nachrichtigte den Freigrafen, dafs er selbst in der Sache entscheiden wolle, wenn er in die dortige Gegend käme. Zugleich gebot er ihm die Einstellung des Verfahrens, wie er auch nochmals das Ver­ fahren vor der Appellation cassierte. Ferner berichtet Berck, dafs der König die Imhofische Sache nachmals zu Frankfurt durch einen Commissar zu beseitigen gesucht habe. Ob auf dem Tage im Juli 1442 wird nicht klar. Da auf mehreren Terminen, wofür Imhof eigens einen Procurator bestellt, nichts ausgerichtet wurde, über­ trug König Friedrich dem Erzbischof von Köln ein Commissorium. Dieser hielt auch einen Tag zu Bonn ab, aber ohne Ergebnifs. „Da sich Krebs den schriftlichen Vortrag, zu welchem Imhof sich bequemte, nicht gefallen lassen wollte, so verwies der Erzbischof die Parteien wieder an den Kaiser.“

22 Gnädigster Herr. Euer königlichen Gnaden haben mir jüngst abermals geschrieben, dafs ich Heinzen Imhof auf Klage Wil­ helms zum Krebs zu Köln geladen und geheischet habe, trotz­ dem der ehrsame Rath zu Nürnberg dem vorgenannten Wilhelm zum Krebs oder seinem Anwalt, von Heinzen Imhofs wegen, Rechts genug gestattet und geholfen habe, wie euer königlichen Gnaden Brief fürder inhält, welchen euer Gnaden Brief ich mit ganzer Demuth und Ehrfurcht empfangen und gelesen habe. Und bitte darauf euer königlichen Gnaden demüthiglich, zu bedenken, dafs derselbe Heinz Imhof vor mir und des heiligen Reichs heim­ licher Acht sehr schwerlich beklagt ist von dem obgenannten Wilhelm vom Krebs, welche Klage mit Rechten erkannt ward, gebührlich zu richten in des heimlichen (Gerichtes) Acht. In dieser Klage ist obgenannter Heinz gefordert und überwunden nach des heiligen Reichs Freigerichte Recht, davon ich euer königlichen Gnaden nicht fürder schreiben mag, da ich erfahren, dafs ihr noch kein Freischöffe seid. Und als ich nun dem vor­ geschriebenen Heinz auf jene Klage rechtliche Pflichttage gesetzt, Leib, Ehre und Gelimpf zu verantworten gegen den vorgeschriebenen Wilhelm, Kläger, und er also nicht gethan, sondern des heiligen Reiches Freigerichten darin ungehorsam geworden ist: so hat mich der vorgenannte Kläger angerufen um Gott und des Rechten willen, ihm, da ich oder ein anderer Freigraf niemand unserer Eide wegen Recht versagen noch weigern sollen, über den vor­ geschriebenen Heinz Recht und Gericht widerfahren zu lassen. Und da ich nun niemand rechtlos lassen soll nach des Gerichtes Rechte, so hat der ehgenannte Kläger in des heiligen Reiches offenbarem Freigerichte sein Hauptgut, Kost und Schaden *) auf den ehgenannten Heinz gewonnen und die vorgeschriebene Klage, Leib und Ehre berührend, in die heimliche Acht gezogen.*2) Da­ her vermag ich von Gerichts und Rechts wegen die ürtheile und *) Hauptgut, Kost und Schaden = Kapital, Unkosten und Schaden. 2) Diese nicht unwichtige Stelle, in der niederdeutschen Form: „so hait der egenant cleger in des hilgen reichs offenbaren friengerichte syn hoebtgut, kost und schaden off den egenanten Heinzen gewännen und die vors, (vorseget) clage liff und ere antreffende in die heimelichen achte gezogen als recht ist“ .. beweist, dafs das offenbare Gericht keineswegs allein für die Nichtschöffen bestand. Wie man

23 Scheine, also vor mir rechtlich gewonnen, nicht zu widerrufen, son­ dern mufs sie bei ihrer Kraft bleiben lassen. Und da euer könig­ lichen Gnaden Brief auch berührt, wie der vorgeschriebene Heinz der vorgeschriebenen Klage und Beschwernisse wegen an euer königliche Majestät appelliert und gedinget habe: also, gncdigster Fürst, ist mir nicht kundig von irgend einer Appellation, die vor euer königlichen Gnaden geschehen sei, so Recht ist. Denn, allergnädigster, liebster Herr, wäre eine Appellation vor mir nach des Gerichtes Rechte geschehen, daran wollte ich mich gerne gehalten haben, wie billig gewesen. Und wenn euer königliche Gnaden mich vorbieten, laden und vorheischen, dort auf den fünf und vierzigsten Tag, nachdem mir derselbe euer Gnaden Brief geantwortet, vor euer königlichen Gnade mich vor euerm Hofe gegen den vorgeschriebenen Heinz zu verantworten: gnä­ diger Fürst, ich hoffe zu euer durchlauchtigen Gnaden, die da ist ein Brunn der Gerechtigkeit, dafs ihr über mich, euern armen unwürdigen Diener und Getreuen, in sothaner gerichteten und gerechten Sache, wie sich mit Urtheil und Recht über den vor­ geschriebenen Heinz erwiesen, nicht andere euer Gnaden Gerichte setzen werdet, da des heiligen Reichs Freigerichte in Westfalen über allen andern des heiligen Reichs Gerichten stehen, und in euerm königlichen Namen und Statt gerichtet werden. Daher be­ gehre und bitte ich euer königlichen Gnaden, so ich allerdemüthiglichst vermag, mich, gnädigster Fürst, bei euern und des hei­ ligen Reiches Freigerichten und Rechten zu belassen, wie ich zu euer Gnaden hoffe, in Ansehung der Gerechtigkeit: auf dafs des heiligen Reichs Freigerichte also durch des vorgeschriebenen Heinz unredliche Fürbringung — das sich, wie ich zu Gott und dem Rechten vertraue, lauter und klar auf der Stätte, wo es sich zu Recht gebührt, erfinden soll — nicht widerdrückt werden, will ich allein mit meinem schuldigen willigen Dienst von des heiligen hier sieht, wurde die civilrechtliche Klage der Schöffen — hier hoebtgut, kost und schaden — ebenfalls am offenbaren Gericht verhandelt und erst, nachdem durch Nichtachtung der Ladung Vehmbruch ein­ getreten war, oder, wie die Urkunde sich ausdrückt, soweit sie „ere und liff“ **) anbetraf, vor die heimlich beschlossene Acht ge­ zogen. — *) Ehre und Leib (Leben).

24 Reichs wegen gerne verdienen um euer königliche Gnade, dieselbe euer allerdurchlauchtigste Gnade Gott der allmächtige zu langen Zeiten erhalten wolle fröhlich, mächtig und gesund und euerm armen Diener allzeit treulich gebietend. Gehen unter meinem Siegel crastino visitationis Mariae virginis gloriosae anno domini millesimo etc. quadragesimo primo. . Ditherich Ploger, frygreff in der krummen Grafschaft. Da Heinrich Imhof Schutz und Schirm hei der Stadt Nürn­ berg fand, so erhob noch im seihen Jahre der Freischöffe Dietrich von dem Wittinghofe, genannt Nortkirch, Klage gegen sie am Freistuhl zu Brüninghausen. Geladen wurden Bürgermeister, Rath und Gemeinde, alle Eingesessenen insgemein, welche Mannspersonen und zu ihren Tagen gekommen, mit Ausnahme der Geistlichheit.1) Da sie nicht erschienen, verurtheilte sie der Freistuhl in Pöne und Brüche. 2) Zur Wahrung ihres Rechtes aber fertigten sie Boten mit Briefen an den Freigrafen Dietrich Pflüger, den Erzbischof Dietrich v. Köln, als den obersten Stuhlherrn, an die Stadt Köln und an Gumpert v. Neuenahr ab. Dietrich Pflüger gegenüber bemerken sie Folgendes: . . . „Darumb daz wir Heinzen Imhof, unsern burger vor­ genant, schützen und schirmen etc., also wissen wir nicht anders, dann daz wir uns in sollichen Sachen vom anfank bisher sollieher mafsen gehalten haben und noch halten, als uns nach pillichen dingen gepürt, wann wir am ersten Wilhelmen egenant umb sein vordrung und Sprüche 3), so er zu dem vorgenanten unserm burger vor des heiligen reichs richter und gcricht bei uns zu Nürnberg rechtlich gesetzt hat, fürderlichs rechten, nachdem und wir an dem heiligen reiche begnadt, gefreiet und herkomen sein, *) Insbesondere wurden geladen Erhärt Haller, Ritter Paul Yörchtel, Erhärt Schürstab, Hans Tetzel, Peter Mendel, Ulrich Ortlieb, Jorg Geuder, Heinz Rumei, Karl Holzschuher, Bertold Pfinzing, Michael Beheim der ältere, Paul Grundherr, Seiz Geuder, Bertold Nüzel, Bertold Yolkmayr, Jacob Muffel, Peter Rieter, Ulrich Hegnein, Conz Eschenloer, Antonius Taller, Hans Groland, Ulrich Haller, Conz Baumgartner, Fritz Weifslock, Martin Geuder und Bertold Tücher. 2) Brüche, Brüchte, f., Strafe, besonders an Geld. 3) Ansprüche.

25 geholfen haben etc. Und als nu darnach der egenant unser burger über sollich recht, bei uns in vorgeschribner mafse ergangen, an den freienstul zu Bruninghusen durch Wilhelm egenant fürgewant und geladen warde, haben wir aber alsdann ere und recht von demselben unserm burger volliclieh zu helfen statlich geboten, aber nachdem und wir in vorgesaget mafse an dem heiligen reiche begnadt und herkomen sein und wan nu Heinz Imhof egenant vermeint, daz er über sollichen rechtlichen aufstrag, so wir am ersten von im geholfen, darnach über den aufstrag, so wir von ihm zu helfen euch zugeschrieben haben, nicht allein unpillich zu Westfalen furgenommen, sunder auch merklich da­ selbst beswert worden sei und sich der sache für den allerdurchlauchtigisten fürsten und herren herren Fridrichen, römischen könig, unseren gnedigisten herren, als den obersten ordenlichen richter beruft hat und nu sein kuniglich maiestat solliche sein berufung gnediclich aufgenommen und zugelassen hat, sein wir dem heiligen reich so gewant, daz wir derselben seiner kuniglichen maiestat und dem heiligen (reich) in ire freiheit ordenlichen gewalt und gerechtigkeit gar unpillichen greifen, oder den unsern on recht wider seinen willen davon weisten. Wie aber dem allem, deucht nu Wilhelm Krebs, sein procurator oder jemand anders von iren wegen daz sie von der obgerurten Sachen wegen ichts 1) zu uns in sunderheit oder gemeine zu sprechen hetten, so wollen wir in darumb rechts und pillichs aufstrags fürderlich sein und pflegen vor unserm egenanten gnedigen herren dem römischen etc. konig, wann wir der nach pillichen dingen ervordert werden und meinen auch, daz wir hiemit solliche redliche gepot tun, der sich ein iglicher pillich von uns bringen und uns darauf ander beswernufs erlassen Süllen. Wir getraun auch, daz wir sollichs furnemens, so gen uns geschieht, unser leib, ere und gelimpf2) antreffende, nach inlialt euers briefs muglich vertragen wem, wann es im heiligen reich wol offenbar wissentlich und lantkundig ist, daz wir uns nicht also gehalten haben, daz man uns sollichen ungelimpf3) mit warheit zugesagen müge.tt *) icht, ichts, irgend eine Sache, etwas. 2) angemessenes Betragen, Recht, guter Ruf. 3) unangemessenes Betragen, Unrecht.

26 Weiter rufen sie Erzbischof Dietrich von Köln, als den obersten Stuhlherrn, um Beistand an. Nicht für sich und ihre Commune, schreiben sie, haben sie solcher Sachen halben zu schicken, sondern es betreffe den Krebs - Imhofischen Handel, worin sie sich nach aller Billigkeit redlich gehalten. Er möge den Freigrafen um ihrer willigen Dienste willen weisen und be­ wegen, die Klage gegen sie und ihre Gemeinde gütlich abzuthun, sie damit unbeschwert und sich an dem Austrag, wie sie ihn in ihrem Briefe an den König geboten, genügen zu lassen. Im selben Sinne richteten sie Briefe an die Stadt Köln, an Gumpert von Neuenahr und die Stadt Dortmund. Endlich legten sie bei König Friedrich Berufung ein. Zwei Tage nach Ausfertigung der eben genannten Briefe, am 24. No­ vember, brachte der von Bürgermeister und Rath bestellte Procurator Hermann Hexheim in der Rathsstube zu Nürnberg in Gegenwart des Michael von Ehenheim, Hans Erelbeck und Hans Schultheifs, alle drei Freischöffen des heimlichen Gerichts, die Berufungsurkunde vor und legte sie in die Hände des kaiserlichen Notars Konrad Kefsler nieder. Sie führt aus, dafs der Freigraf in Kraft seines Amtes, wie er behaupte, und auf Grund der Klage Dietrich Nortkirchs, als Klägers der Stuhlherren und des Gerichtes von Brüninghausen, Bürgermeister, Rath und Gemeinde der Stadt Nürnberg geboten, sich mit dem Kläger und Gericht innerhalb eines Monats wegen Klage, Pön und Brüche, darein sie verfallen, zu schlichten und zu scheiden. Von diesem Gebot seien sie betroffen, „unerfordert, unerklagt und unerlangt alles rechten vor dem allerdurchlauchtigisten fürsten und hern, hem Fridrichen römischen etc. könig, der dann ir rechter ordentlicher richter und ir (ihrer) zu eren und rechte völliglich mechtig, . . und auch on alle pillich rechtlich form und ordenung.“ Die Urkunde hebt auch wieder besonders hervor, dafs sich die Nürnberger von Anfang an in der Sache „allzeit redlich und aufrecht gehalten und darinne geton haben, was in von rechts und pillichkeit wegen gepürlich gewest ist, sich auch darumb einem iglichen, den das berürt, zu redlichem aufstrag eren und rechts vor irem vorgenanten gnedigsten herren dem römischen etc. könig völliglich erbieten/ „Und nu dieselben mein herren und gemeine*, fährt der Procurator, zur eigentlichen

27 Appellation übergehend, fort, „durch und mit des öbgeschriben Dittrich Pflügers freigrafen brief, unordenlich, unzimlich und unrechtlich gepote, ermanung und verkündung wider geschriben recht, kaiserliche gesetz, gerichte, ordenung und rechte mein genant herren, gemeine und auch mich grofslich besweret virlde und besorge, auch sie und mich fürbafs in künftigen zeitten mere und gröfslicher beswert werde: darumb und mer redlicher ursach willen, die ich, so des not tut, wol hoffe fürzubringen, so appellire und berufe ich mich anstatt und in namen der vorgenanten meiner herren und gemeine von solichem obgenantem freigrefcn, richtcr, gerichte, gcbotten, crmanungcn, verkundungen und bcswrerungen allen und iglichen in craft diser Schrift mit den aller­ besten formen, wegen, Sachen und rechten, als ich das immer beste getun kan und mag, für (vor) den obgenanten allerdurchlcuchtigisten fürsten und herren, herren Friderichen römischen könig etc. und sein königlich maiestat als den und aller werntlicher*) gerichte obersten richter, die Sache also vor im oder derselben seiner königlichen maiestat zu verrechten, zu verteidingen 2) und dem nachzukomen als recht und gepürlich ist. Und ich begere und erfordere, mir zu geben und zu setzen darzu tage und stunde, diser meiner appellacion und beruffung nach zu körnen, als recht ist und sich gebüren wirdet, die zu latein ge­ nant sint apostoli, ob anders imants 3) hie ist, der mir die geben wil. Ob aber des nicht enist4), so begere ich des von euch, offenbar Schreiber, gezeugnüfs, brief und instrument. Ich bedecke, beschirme, mache untertenig mein egenant herren, gemeine und mich und alle die, die in dieser meiner appellation und beruffung geheilen5) beistand, zulegung oder hilf tun, unter den schirm und schütz des obgemelten allerdurchleuchtigisten fürsten und herren, herren Friderichen, römischen königs. Ich behalte auch und dinge mir wandel6), dise mein appel­ lacion und beruffung zu minnern7), zu meren und rechtvertigen8) nach aller meiner notdorft, und als sich durch recht gepüren mag. *) weltlich. 2) gerichtlich verhandeln. 8) jemand. 4) wenn aber dessen (das) nicht der Fall ist. en-; mittelhochdeutsche Negationspartikel: nicht. 5) ganz, vollkommen. 6) Ich behalte auch (vor) u. (be) dinge mir die Aenderung. 7) mindern. 8) rechtmäfsig, rechtsgültig machen, verbessern, vertheidigen.

28 Und über dise mein appellation beruefung und dinge und stück, punk(t) und artikeln ervorder obgemelter procurator von euch offenbarn Schreiber so vil mir dann notdorftig ist oder sein würde zu geben offen glaublich instrument*....

aller obgemelten und begere ich eins oder mere, machen und zu

König Friedrich nahm die Appellation an und forderte am 10. März 1442 Dietrich Nortkirch auf, am 45. Tag nach Empfang des Briefes am königlichen Hofgericht zu erscheinen, oder sich durch einen bevollmächtigten Anwalt vertreten zu lassen, um beide Theile gegen einander verhören und danach entscheiden zu können. „Und du kumest, sendest, oder nicht,a schliefst die Ladung, „so wollen wir doch in den Sachen volfaren, als sich gepüren wirdet, darnach wifs dich ze richten.“ Dem Freigrafen Dietrich Pflüger aber, der die Nürnberger auf Klage Dietrich Nortkirchs geladen, gebietet er „von römischer kuniglicher macht ernstlich und vesticlich,“ nicht mehr in der Sache zu handeln und zu richten, sondern alles gänzlich abzuthun und zu vernichten, wie er selber es abthue und vernichte. Diese Briefe überbrachte ein Bevollmächtigter der Stadt Nürnberg — wer, ist nicht ersichtlich — am 4. April 1442 nach Dortmund. Vernehmen wir von ihm selbst über den Erfolg seiner Sendung: „In gegenwertikeit der hernachgeschriben zeugen . . . pin ich zu Ditrichen Nortkirchen, Wappens genofs des bistums zu Cöln, in der reichstat zu Dorpmund in der offengassen, bei des heiligen geists cappellen, gangen und hab im den ladbrief, mit des vor­ genanten unsers herrn des küngs zuruck aufgedruckten insigel versigelt, redlich verkündt und offenbart und das inhaldung desselben briefs aufsgeleget und verkündet, und im denselben brief wollen geben und gepoten, den er unwirdiglich und unerlich versmecht und widersaget zu nemen und in zornigem mute, als es sich erschein,1) dannen gingk. . . •

J) wie es sich zeigte.

29 Und ein wenig darnach, in gegenwertikeit anderer gezeugen, . . . bin ich aber1) zu demselben Ditrichen für ein tafern2) gangen und im den obgemelten brief aber gepoten, den er aber nicht hat von mir nemen wollen.“ Besser ergieng es ihm allerdings beim Freigrafen Dietrich Pflüger, den er noch am selben Tage im Weinhaus bei der Heiligengeistskapelle traf. Er verkündigte ihm dem königlichen Inhibitionsbrief, den dieser dann „also mit erbarkeit, als sich gebürte,u annahm. — Das von König Friedrich angesagte Hofgericht, an welches Dietrich Nortkirch geladen war, wurde unter Vorsitz des Mark­ grafen Wilhelm von Hochberg am 24. Juli 1442, dem letzten Rechttage, zu Frankfurt am Main abgehalten. Dietrich Nortkirch war nicht erschienen. Für die Stadt Nürnberg trat Karl Holzschuher als Bevollmächtigter auf und beantragte die Vernichtung der am Freistuhle zu Brüninghausen gegen die Nürnberger ge­ sprochenen Urtheile. Nach Verhörung der Briefe und Zeugen wird einstimmig zu Recht gesprochen, Dietrich Nortkirch solle zu dreien Malen ge­ rufen werden, ob er oder jemand von seinetwegen sich zu Recht verantworten w^olle. Wenn aber wieder er, noch jemand an seiner Statt käme, so lange das Gericht währe, so solle geschehen, was Recht sei. „Also ward im oflenlich,Ä fährt die Gerichtsurkunde fort, „und zu dreien malen geruft, ob er oder jemands von sinentwegen da were, der zum rechten antwurten wölt. Er quam aber nit, noch niemands von sinentwegen, der der stat Nüremberg? noch iren obgeschrieben bürgern uff die appellation zum rechten antwurtte, daz dann die selben burgermeister, rate, gemein statt und ir burger vorgenante gemeinlich und sonderlich solicher anclag von Diettrich Nortkirch ledig und quitt und sulch Spruch und urteil derpenen, auch die gebot, ermanung und verkundung durch den obgenanten Diettrichen Pflüger, den freigrefen und richter, über und wider si beschehen, vernicht, uncreftig, untaugig und inen ganz unschedlich sein sollen. *) abermals, wiederum. 2) Wirthshaus , Schenke.

30 Yermainen auch die von Nüremberg und ir bürger darumb ansprach zu Dietrichen Nortkireh und Dietrichen Pflüger zu haben, sollen sie darumb furnemen als recht ist.tt Wenige Wochen später, am 14. August, hielt König Friedrich selbst, auf Betreiben der Städte,1) zumal Nürnbergs,2) das in letzter Zeit am meisten behelligt worden, einen Tag zu Frankfurt ab, auf welchem die Reform der Vehmgerichte berathen und be­ schlossen wurde. Reformationen waren schon vorher zu mehreren Malen, aber stets von den Freistühlen selbst, bewirkt worden; hier aber griff eine fremde Hand, wenn auch die des Königs selbst, in ihr Recht ein. Kein Wunder, dafs sie dieser, von einem nichtwissenden Könige und ohne ihre Mitw irkung erlassenen Reform die Anerkennung versagten. Wir müssen sie indefs er­ wähnen, schon deshalb, weil Nürnberg es nicht unterliefs, sie bei den folgenden Protesten und Abforderungen zu producieren. Als Hauptbestimmung setzt sie fest, dafs die Vehmgerichte niemand laden sollen, „denn in Sachen, die dahin gehören, oder deren man zu den Ehren nicht mächtig sei.tt Die gegen diese Bestimmung angebrachte Klage aber soll von dem zuständigen Gerichte abgefordert werden können, was die Nichtigkeit des ganzen Processes, soweit er schon geführt worden, oder noch geführt werden sollte, zur Folge hat. Trotz, ja wol gerade wiegen jenes Spruches vom 24. Juli lud Dietrich Pflüger Bürgermeister, Rath und Stadt abermals vor den Freistuhl zu Brüninghausen. Die Urkunde erwähnt allerdings des Frankfurter Urtheils nicht, sondern gibt wiederum als Grund der Ladung an, „daz sie Heinzen Imhof, ihren Bürger, zu Nürn­ berg behalten und beschirmen.tt Der tiefere Grund indefs lag wol darin, dafs durch die Anrufung des Kaisers, durch die Vor­ ladung undVerurtheilung der Freigrafen der alte Grundsatz, dafs die Vehme des Reiches oberstes Gericht sei, völlig erschüttert zu werden drohete. So erklärt sich auch die Heftigkeit, mit der sie in der Folge dem Nürnberger Procurator Hermann Hexheim ent­ gegentreten. J) Usener, die Frei- und heimlichen Gerichte Westfalens, S. 18. Die Reformation ist abgedruckt bei Senckenberg: Corpus juris Germanici, herausgegeben von G. G. König v. Königsthal, pars II, S. 131. 2) Siehe Beilage I.

31 Auf diese zweite Ladung antwortete Nürnberg abermals unterm 9. August 1443 mit einer Berufung an den König, die es aufserdem noch in drei weiteren Processen einlegte* Wir werden uns der Besprechung der letzteren um so weniger entziehen können, als sie fortan mit dem bisher geschilderten zu­ gleich verhandelt wurden, und es dort wie hier Hermann Hexheim war, der für die Stadt und ihre Bürger mannhaft, unter Gefahr des eigenen Lebens, als Procurator eintrat. Heinrich von Linne, Freigraf der Stühle Brakei, Waltorf und Bodelschwing hatte schon im Jahre 1440 Michael Beheim, Hans Löffelholz und die Brüder Burkart und Martin Besler vorgeladen. Michael Beheim war von Hans Ruprecht von Oberfcschenbach verklagt worden, wollte aber dessen Ansprüche nicht anerkennen. Er behauptete sogar, ihn nicht einmal zu kennen, unter dem Hin­ weis, dafs es zu Nürnberg mehrere des Namens Michael Beheim gebe. Gleichwohl erbot er sich vor Sebalt Grabner, Ulrich Truchsefs und Hans Platenberger, die Nürnberger Bürger und Frei­ schöffen des heimlichen Gerichts waren, seinem Kläger vor dem Reichsgericht zu Nürnberg „Ehren und Rechts zu pflegenwofür die genannten Freischöffen die Bürgschaft übernahmen. Hans Löffelholz, von Jobst Schmid von Würzburg verklagt und am Freistuhl zu Waldorf wegen Nichterscheinens in Pön und Brüche verurtheilt, hatte, wie er behauptete, niemals eine Ladung erhalten. Trotzdem war auch er erbötig, vor der Stadt Nürnberg sich zu verantworten, was dem Freigrafen die Freischöffen Michel von Ehenheim, Ulrich von Augsburg und Hans Schultheifs, die sich für ihn verbürgten, ferner Hans Löffelholz selbst und endlich die Stadt Nürnberg eröffneten. Ebenso hatte sich die Stadt Nürnberg für Burkart und Martin Besler, die auf Klage Hans Gottschalks zu Nürnberg und seines Procurators „von erbs wegen“ geladen worden, zu Ehren und Recht erboten und ebenso drei Freischöffen sich verbürgt. Der Freigraf hatte dann die beiden letztgenannten Parteien wieder an das Nürnberger Gericht gewiesen, und dieses sprach die Besler frei und notificierte das Urtheil dem Freigrafen, So zum wenigsten berichtet den Sachverhalt die Appellation der genannten Angeklagten vom 10. August, die ebenso , wie die der Stadt vom vorhergehenden Tage, auf einen Brief des Frei-

32 grafen vom 9. Juli erfolgt war. Mit diesen Angaben stimmt aber der genannte Brief in dem Punkte der Rückverweisung des Processes an Nürnberg keineswegs überein. Er sagt gerade das Gegentheil aus, dafs nämlich die Besler sich nie aus seinem Gericht gewirkt hätten. Der Brief selbst ist wichtig und interessant, so dafs er hier eine Stelle beanspruchen darf. Er lautet: „Wetet1) borgermeister, rad und radesgesellen mit namen 2)... und ingesessen burger zo Norenberg. So als ich uch vortzids gescriven heb van wegen etzlichen uwer mitburger . .. mit namen Michel Peiheim van clage wegen Hansen Ruprecht van overen Wessenbach etc. und Hanns Leffelholtz van clage Josen Smyd etc. und Burchart Pesler und syn broder, darum dy vorgenannten personen van mi und miner stoilheren wegen to gerichtlichen dagc vorscriven worden,3) defs sei4) alles nicht geachtet und defs hilgen richs oversten friengericht ungehorsam worden sin und dat smeliken5) versmaet6) heben, darober ordel und recht gegan7) sint na rechte des hilgen keiser Karels friengericht und ir ok8) de gene9) van des richs gericht vorgenant gedrungen heben mit uwern gevencknifs mit namen Hansen Godschalk, der sin clage tegen10) dei Pesler vorgenant vor defs edelen und strengen Juncheren Cunrats, graven zo Dortmunde und stoilhern der keiserichen heimlichen camern1A) und der frienstule der graffschaff darselfs, hangende is und dar angebracht hevet. Und di vorge­ nanten Pesler heben sik ni12) to geborlichen tiden13) van mi und dem gerichte to Waltorpe und minen stoilheren vorgenant gewirket ader getzogen na frienstols rechte und meinen, des richs

*) 3) 4) 9) n)

Wisset. 2) folgen die Namen von 30 Rathsangehörigen. die Urkunde hat „heben ,tt was in die Construction nicht hineinpafst. sie. 5) schmählich. 6) verschmähet. 7) ergangen. 8) auch. diejenigen, jene, sie. 10) gegen. Auch des römischen Königs Kammer genannt, ferner der Oberfrei­ stuhl und „der fryenstul, geheifsen der spigel, gelegen zu Dorp­ munde uff dem markte neben demrathuse.tt Er wurde erst im ersten Viertel des 15. Jarhunderts in die Stadt verlegt und ein anderer vor dem Burgthor, unter der Linde auf dem Königshofe, errichtet. (Usener, die Frei- und heimlichen Gerichte Westfalens, S. 73 u.74.) 12) nicht. 13) zu gebührlichen Zeiten.

33 und des vorgenanten graven van Dortmunde, mins stoilheren, gerichte mit frevel to vornichten und di cleger dar van zo dringen mit uwerm bistant ind hülffe etc. Dar umb gebeide ich uch van keiserlicher und konichliger macht der frien stoile, mins ampts und van wegen des vorgenanten graven van Dortmunde, stoilhern der frienstoile darselfs, dat i1) uwer burger vorgenant dartho halden, dat se dem hilgen rieh und dem friengerichte und minen stoil­ heren doen, als mit ordelen up se gewiest und erkant is, na frienstoils rechte in veertzhen dagen na uwerm ansein 2) difs breves. Und aff i defs nicht endeden3) und minem gebode unhorsam worden, so gebede ich uch bi dem selven gebode, dat i defs nicht en vorsumen, i en körnen4) mit uwes selfs liven und ok dei vorclageten uwe burger vorgenant to Brakell an den frienstoill des neisten5) mandags na sunte Johanns dage decollacionis neistkomende6) na datum difs brefs to rechter richtid7) dages und vorantworden uwe ere und gelimp8) tegen dat hilge rieh und minen stoilheren vorgenant und di gene, de der clage mit rechte to doen heben in dem openbarn gedinge9) to uwem hoesten rechte. Und aff i defs nicht endeden und minem gebode unhorsam wurden, so als10) i dan ein litmaefs14) sit to dem hilgen rieh als des richs stede, einvorbunden mit huldinge12) uwer gelofte13) und eide, so most ich und ander frigreven ordel und recht over uch gan laissen,14) als sich in dem rechte geburcle na frienstoils rechte, dat uch swerlichen15) fallen mocht. Ilir wisset uch wieslichen na zo richten und dat swar16) gericht zo vorhoden, up dat i icht17) ader uwer burger scriven ader clagen sullen, dat ich uch vorunrechtet ader vorsnellet18) hedde, dat mi doch leit were.

*) ihr. 2) Ansehen. 3) ob (wenn) ihr des (das) nicht thätet. Vgl. über en- oben, S. 27, Anm. 4. 4) dafs ihr des (das) nicht versäumet, und ihr nicht kommet mit euer selbst Leibern, d. i. in eigener Person. 5) nächsten. 6) nächstkommend. 7) Richtzeit. 8) ölimpf, guter Ruf. 9) Ding, Gericht. 10) so wahr als. n) Gliedmafs, Glied. 12) Huldigung, Leistung. 13) Gelübde. 14) über euch ergehen lassen. 15) beschwerlich, lästig. 16) schwer. 17) auf dafs ihr nicht..; icht = etwas, in abhängigen Sätzen: nicht, 18) ungerecht oder übereilt behandelt.

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34 Gescriven under minem ingesigel des neisten dinsdags na unser levcn vrowen dage visitacionis anno domini etc. xl. tercio. Hinrich van Lynne, frigreve to Woltorpe, Brakei und Bodelfswing.

Am 2. September 1443 erschien vor dem Frcistulil, am Feld vor dem Dorfe Brakcl1) bei Dortmund, der Nürnberger Procurator Hermann Hexheim, um vor dem Freigrafen der Stühle Waltorp, Brakei und Bodelschwing die Klagen gegen Nürnberg abzufordern. Zunächst verlangte er, in dem Imhofisclien Proccssc seiner Herren Freiheit und Gerechtigkeit zu verkünden. Aber kaum hatte er begonnen, so fiel ihm die Gegenpartei ins Wort und forderte vom Freigrafen ein Urtheil, dahin lautend, Hermann solle nicht, reden, ohne sich in Gericht zu wirken und für seine Herren in Recht zu treten, zu Gewinn und zu Verlust. *) Es ist auffällig, dafs der bisher zu Brüninghausen geführte Procefs plötzlich an dem Stuhle zu Brakei auftaucht. Beinahe gewinnt es den Anschein, als ob ein Procefs einfach von einem Freistuhle an einen anderen hätte übertragen werden können. Dafs ein 'an einem Freistuhle gegebenes Urtheil an einem anderen bestätigt worden, wird durch das von Usener (a. a. 0. S. 72) beigebrachte Beispiel bezeugt; für eine Uebertragung des Processes kenne ich keine weiteren Belege. Als solche stellt sich unser Fall allerdings dar: der Imhof-Nürnbergische Procefs wird an dem Stuhle zu Brakei vorgenommen, als hätte er nirgend anderswo geschwebt. Höchst wahrscheinlich war dies die Wirkung der königlichen Inhibitions­ briefe, die dann aber eine höchst zweifelhafte gewesen wäre. In einem späteren königlichen Mandate nämlich (vom 7. November 1443) an Bürgermeister und Rath der Stadt Dortmund schreibt. König Friedrich : obwohl sie dem Nürnberger Procurator und Anwalt zu­ gesagt, ihren Stuhl nicht mehr öffnen zu wollen, „jemand doruff zu laden“, so hätten sie doch „dorüber gestattet und verhengt, daz Heinrich von Lyn, der sich nennet freigreve des (euwers) stuls zu Brakei si und di iren uff denselben (euwern) stul... furgeladen habtt, weshalb er sie auf den sechzigsten Tag nach Ueberantwortung des Briefes an das Hofgericht lädt. Dafs die Schliefsung des Stuhles nur eine zeitweilige war, sehen wir weiter unten.

35 Nachdem dies mit Recht erkannt war, wurde die Anklage gegen Nürnberg verlesen. Alsdann fragte der Freigraf den Procurator, oh er, wie das Urtheil bestimme, antworten wolle. Dieser nahm sich darauf eine sogenannte Acht, d. h. er gieng aus dem Gericht, um sich mit den Seinen in der Sache zu berathen. Er kam mit der Antwort zurück, seine Herrn wären dazu nicht ver­ pflichtet, hätten ihm auch keinen dahin zielenden Auftrag ge­ geben, und rief den Freigrafen um Gottes und des Rechtes willen an, er möge seiner Herren Freiheit und Gerechtigkeit verhören und verlesen lassen. Allein es ward ihm darin nicht willfahrt. Als nämlich das Procuratorium verhört war, verlangte die Gegenpartei, er solle in Recht treten und antworten; denn es enthalte, dafs er ein Procurator sei, und was er als solcher vornehme, das wäre gethan, als ob seine Herren persönlich zugegen wären. Er erwiderte, dafs er dem Procuratorium gern nachkommen wolle, und liefs es nochmals lesen. Es erthcilte ihm volle Gewalt, seiner Herren „freiheit, gercchtigkeit und notdurft“ vorzubringen, die Ladung abzufordern und zu verlangen, dafs man Nürnberg in Zukunft mit dem Gericht der Freistühle nicht mehr beschwere, ohne indefs von einer weiteren Vertretung der Stadt zu reden. Ferner gab er den Freiheitsbrief Kaiser Karls IV. und die Urkunde, welche die Frankfurter Urtheile vom 24. Juli 1442 innehielt, ins Gericht. „Also besahen und beschauten der freigref und die andern am gericht in iren henden die gülden pullen und ir bildung, und der Schreiber lafs die umbschrift der gülden pullen und überlafs den brief heimlich in sich selbs und nit offenlich, als das schein was.“1) Allein mit der Producierung dieser Briefe erreichte Hermann Hexheim nichts. Man wollte ihn nur als wirklichen Vertreter der Stadt, nicht aber als Gesandten, der blos die Klage ab­ forderte, zulassen. Da er aber dem Urtheil des Freistuhles nicht nachkam, so wurde Nürnberg und jeglicher Bürger als dem Stuhl­ herrn in Pön und Brüche verfallen verurtheilt, „iglicher," wie 1) wie das ersichtlich war, wie sich zeigte.

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die Urkunde sagt „mit etlichen vil kunigs turnussen,1) die zal der kunigs turnufs ich notarius nicht eigentlich behalten2) hab.tt Damit war indefs die Verhandlung in dieser Sache noch nicht geschlossen. Das letzte Urtheil, das gefragt und gewiesen wurde, gieng dem Procurator an Leib und Leben, da er seiner Herren Freiheit und Briefe gegen das Freigericht vorgebraeht. Nach seiner Widerrede aber wurde er zum Eide zugelassen, den er übrigens nicht im Gericht, sondern zu Dortmund, vor den Bürgermeistern und dem Stuhlherrn Konrad Lindenhorst leistete. Ohne Zweifel wies er durch diesen Eid die Annahme ab, dafs er als vollmächtiger Vertreter die Privilegien der Stadt Nürnberg zum Nachtheil des Freistuhles produciert habe. Weiterhin unternahm er es, die Klage gegen Martin Beheim, Hans Löffelholz und die beiden Besler abzufordern. Man hörte ihn eine Zeit lang an, wollte ihn aber nicht zu Ende kommen lassen, sondern gieng auseinander, so dafs ihm nichts übrig blieb, als gegen ein solches Verfahren zu protestieren und sich Urkunden darüber ausstellen zu lassen. Um nichts unversucht zu lassen, begab er sich Tags darauf mit seinem Schreiben zum Freigrafen Heinrich von Linne in Hans Oberlenders Haus „am tennen“. Seine Herren, begann er, hätten ihn geschickt, dafs er ihm vor dem Freistuhle ihre Freiheit, ihre Gerechtigkeit und Nothdurft vorbrächte, was er aber vor dem Freistuhle nicht hätte hören, noch zulassen wollen. Nun wolle er ihm das hier noch Vorbringen: Seine Herren von Nürnberg wären „weder in gemein noch in sunderhcit eren und rechts an den enden3), do sie des zu pflegen schuldig weren, nimands aus­ gangen4) und si auch des noch ungern ausgen oder von den iren zu helfen ungern versagen wolten. Und hett jemands zu in in gemein zu clagen, dem wolten sie eren und rechts sein vor irem rechten herren, dem römischen künig. Hett aber jemands zu ir einem oder mer, oder zu den iren in besunderheit ze clagen, dem J) Turnos, Turnus, Turneis, msc., d. i. Turonensis (seil, grossus,franz. gros Tournois), eine alte französische Silbermünze, zuerst in Tours geprägt. Schmeller-Frommann I, 623. 2) im Gedächtnifs behalten, gemerkt. 3) an den Orten, überall da. 4) ausgewichen.

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wolten sic eren und rechts helfen vor des heiligen reichs richter oder vor dem rate zu Nüremberg. Und sie weren unter im, noch in seinem gerichte nicht gesessen *), und er were ir richter nicht. Und forderte von seiner hcrrn wegen, daz der freigreff solichc ladung abtete 2) und sein herren fürbafs mit dem gerichte der freienstul unbelestigt und unbeschwert liefs, angesehen3), daz sie von römischen keisern und kunigen löblichen gedechtnufs gefreiet und herkommen weren, also daz man sie, ir bürgere, noch die iren für kein werntlich4) gcricht fordern, noch urteil über sie sprechen süll. Denn hett jemands zu in zu clagen, das solt er tliun vor des reichs richter zu Nüremberg bei grofser pene, in denselben freiheiten begriffen; auch angesehen, daz unser gnedigister herr, izunt römischer kunig, mitsampt den kurfursten und auch andern des reichs fürsten, grafen, freien, rittern und knechten ein gesez gemacht und gepoten hetten, das man niemands für die freienstul fordern noch heischen sull, denn die und umb die Sachen dohin gehorent, und der man zu den eren nicht mechtig gesein möcht, als das ir freiheit und brief klerlicher inhielten, die er da hette. Und begeret, daz der freigraf die hören wolt, und daz er im da Zusagen wolt, soliche obgemelt ladung abzutun2) und sein herren furbafs mit dem gericht der freienstul unbelestigt und unbeswert zu lassen, und daz er im des brief und schein 5) geben wolt: als enwolt 6) der freigreff Hermanno des nit Zusagen. Denn er sprach, wie Hermannus das selbs wol gesehen und gehört hett, wie die Widerpartei in uberdrungen7) hett mit ruffen und urteil zefragen. Als sprach Her­ mannus, wie er in vor gericht auch angerufft hett, daz er durch got und des rechten willen seiner herren gerechtigkeit und frei­ heit verhören wolt, und daz darnach gleichwol geschehen were, was recht gewesen were, das er im verslagen8) hett. Also vordert Hermannus aber, daz der freigref im des schein und brief geben wolt der handelung vor gericht und da vor im geschehen. Des enwolt im der freigref nicht Zusagen. Also protestirte der obgenant Her*) 2) 5) 7)

weder ihm, noch seinen Gerichten untergeben. aufhöbe. 3) in Anbetracht. 4) weltlich. Urkunde und Bescheinigung. 6) Ygl. oben S. 24, Anmerk. 4. bedrängt, bestürmt. 8) abgeschlagen, verweigert.

38 raannus vor mir und requirirte und vorderte mich offen Schreiber, im und seinen herren der obgeschriben sach eins oder mer offen instrument und urkund ze machen und geben.* Wie grofs der Groll war, der in den Vertretern der Vehme wegen der vermeintlichen Eingriffe in ihre Rechte sich regte, drückt sich am offensten in der Behandlung aus, die zwei Tage später Hermann Hexheim durch den heftigen Dietrich Nortkirch erfuhr. Beide safsen unter anderen im Wirthshaus „hinten auf dem kellera zu Dortmund bei der Antoniuskapelle. Dietrich Nortkirch konnte seinen Zorn, den er über die Insinuation der königlichen Ladung empfand, nicht mehr bewältigen und begann, zu Hermann Hexheim gewendet, „wie er hilflich wer gewesen, daz man im (unsers genedigisten herren) des kunigs zitacion geantwort hett, und were im derselb notarius worden, der im die zitacien antwortet: so wolt er im als oft1) einen degen in den drussel2) gestochen haben, als oft er in widerumb aus im möchte gezogen haben; auch ob ein ander körne, oder wer im sölich brief brechte, so wolt er in desselben gleichen thun, wo sie im werden möchten3), oder er wolt eim4) sein blawe kappen rot machen, und er getraucte, vor dem kunig wol zu beleihen, und er het im auch nicht zu gebieten, und er wolt auf den kunig sch..........Also antwortet im der obgenant Hermannus und sprach, er weste5) nichts von seinen briefen, und er wer auch darzu nicht vörderlich ge­ west, und er tete im auch ungutlich 6) doran, des er im zusachet7); und der mergenant Hermannus erbot sich, dafür zu thun, als vil und recht were.a 8) 1) 3) 4) 7) 8)

so oft. 2) die Drossel, Gurgel, Kehle. wenn er sie (in seine Gewalt) bekäme. einem. 5) wüfste. 6) übel, unrecht. (eine Beschuldigung) zuschieben, beschuldigen. Man würde übrigens dem biderben Dietrich Nortkirch und seinen Landsleuten Unrecht thun, wollte man annehmen, solch urwüchsige Grobheit habe nur auf rother Erde gedeihen können. Ein ähnlicher Vorgang möge beweisen, wie man auch anderswo sich auf nicht minder kräftige Reden verstand. Im Jahre 1459 wurden dem Hans Imhof in dem Rechtshandel mit seines Vetters Endres Imhof’s Witwe verschiedene Reohtbote (Citationen) in der Stadt Ellwangen, wo er bei einer Witwe Herberge hatte, zugestellt. „Und als Hans Imhof“ — so erzählt die Urkunde — „seinen brief aufbrech in gegen-

39 Belehrt durch die Gefahr, worin er bei der Vorbringung seiner Herren Freiheiten geschwebt, suchte sich Hermann Hex­ heim für die weitere Verhandlung Sicherheit und Geleit zu er­ wirken. Am 11. September traf er Dietrich von Wickede, Dietrich Nortkirch und Wilhelm vom Krebs im Hause zum Herzen in Dortmund. Was er bei den früheren Gelegenheiten vorgebracht, wiederholte er auch hier und fügte noch hinzu, dafs Dietrich Nortkirch auf dem angesetzten Tage zu Frankfurt nicht erschienen, seine Herren aber damals freigesprochen wären. Er brächte seiner Herren Freiheit und Gerechtigkeit ganz in der Weise, wie am Freistuhle vor, wo er seines Lebens nicht sicher wäre. Im Fall aber der Stuhlherr seine Forderung nicht zuliefse, müfste er Ge­ leit und Sicherheit zum und vom Gericht verlangen. Darauf erwiderte der Stuhlherr, es stände da des „gnedigen herren von Cöln pott und hett sein buchsen und cleidung an; Hermannus solt gelaits genug haben zum gericht und vom gericht, wart des genanten von Westerstetten und der wirtin und wurd nu lesen die rechtbot, auf unsern herrn den keiser lautende, do speiet er auf in in den brief, und als er do lefs die rechtbot auf unseren herren von Wirzburg, speiet er auch auf in in den brief, und als er do lefs die rechtbot auf die von Winsheim und Weifsenburg, speiet er desgleich auch auf sie und sprech darnach, er schifs auf den keiser, auf den bischof zu Wirzburg und auf die von Wins­ heim und Weifsemburg, und het er den keiser, bischof zu Wirzburg und die von Winsheim und Weifsemburg zum Kazenstein im schlofs, er wolt wol mit in reden, er wolt des rechten hie zu Nuremberg auf die zeit warten und gern sehen, wer mit der frawen1) des geswern törst2), wan3) die selben je nit dovon westen, wer aber die wern, die also mit ir swuren, die wolt er wol darumb furnemen etc. Darauf Rudolf von Westerstett zu Hannsen Imhof gerett hett, was er sich des so heftig anneme, sie wolten in die sach wol recht machen, die von Nuremberg volgten dem swetzer meister Mertein Meyr, der das ding alles machet. Sie musten desselben swetzers genissen, und sie westen die von Nuremberg wol do heim zu suchen, sie wolten in auf ein tag wol als vil kü nemen, als meister Martein Meyr ein ganz jar herwider geswatzen mocht. *) mit Endres Imhofs Witwe. a) darauf zu schwören wagte. Präteritum torste. *) denn.

Mittelhochdeutsch: tttrren, getürren, wagen!

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vor gewalt. Was aber urteil und recht geben würd, das wolt er seinen gang lassen gan, und ein sölichs solt der bot dem (unserm) herren von Cöln sagen. Dorauff leutterte Hermannus sein notdurft des gelaites1) und sagte, wie er an den freienstul zu Brakei kommen were, seiner herren freiheit und gerechtigkeit fürzubringen. Darumb hetten sie daselbs urteil gefraget und ur­ teil weren gesprochen worden, sein ere, sein leib und leben an­ treffend, des er in grosser fär2) und Unsicherheit seins leibs gestanden were. Want3) im nu und ein solichs zu verwaren zu Brünighusen vil nötigers were, denn zu Brakei, darumb daz vil heftiger leut und mer zu Brünighusen wider in sein würden, des da gut schein were.4) Wenn er dann zu Brünighusen seiner hern gerechtigkeit und freiheit erzelet und fürbracht hette, und dann urteil gesprochen wurden, daz dieselben urteil zu seinen herren und zu irer gerechtigkeit bestunden, und daz er darunter seins leibs und lebens sicher were, want3) soliche freiheit und gerechtigkeit, die er furbringen würd, brecht er nicht frevelichen für sein person, sunder seiner herren gerechtigkeit antreffende. Und forderte aber, daz der stulherr und freigreff im des also ein gelait ab5) und zu dem gericht geben wolten. Der stulherr ging in beratt mit Dietrichen Nortkirchen, Wilhelm vom Krebs und anderen iren ratmannen, kam wider und legete aus, wie das gericht der freienstul herkommen were, und niemant dafür gefreiet were, noch auch der kunig6) etc., sonder sie mochten dorein laden und heischen, und man enmöcht7) doraus nit heischen. Es were auch kein appelliren dofur, noch davon, denn die do geschehe nach freienstuls recht, als enmocht7) Hermannus kein gelait gehaben nach seiner vorderung. Der stulherr wolt auch soliche brief, und er furbracht,8) nit verhören noch lesen lassen. Also schiden sie von dannen.u *) 2) *) 5) 6)

erläuterte H., dafs er des Geleites bedürfe. Gefahr. 3) denn, da, weil. wie sich das wohl, recht zeigte. Ygl. oben S. 35, Anmerk. 1. von, weg. Prätensionen von solcher Mafslosigkeit, dafs sie von der Yehme selbst verworfen wurden, s. oben S. 12. 7) Ygl. die Anm. 4 auf S. 27. 8) wie er vorgebracht.

41 „Und Hermannus“ — so urkundet der Notar weiter — „protestirt vor mir und requirirt mich nach als vor als ein offen notari, daz ich im und seinen herren solichs geschickte,1) handelung, furbringung und rede, so da geschehen were, das ich dann alles gesehen und gehöret hette, eins oder mer offen instrument und urkund machen und geben wolt.“ Noch am selben Tage wandte sich Hermann Hexheim an den Freigrafen Dietrich Pflüger und verlangte ebenso sicheres Geleit. Aber der Freigraf schlug ihm das Geleite ab und sprach, „er besorgte des Hermannes,2) und wolt im der stulherr kein geleit geben, wie er im dann geleit geben mecht. Also schiden sie von dannen.“ Nun gab es noch einen Weg zur Ueberantwortung der Briefe an den Freistuhl: er konnte sich eines Bevollmächtigten bedienen, der vermöge seiner Stellung vor dem Urtheil des Freigerichts ge­ sichert war. Dieser Mann bot sich ihm in der Person des schon erwähnten erzbischöflich kölnischen Boten Wilhelm von Beck dar, der, obgleich er kein Freischöffe, die Briefe an den freien Stuhl überbrachte. „Und auf denselben zwelften Tag,“ so berichtet die Urkunde,... „kam der obgenant bott widerumb von dem obgenanten freienstul, als er verjah,3) und gab vor mir offenschreiber und gezeugen hienach geschriben die selben obgemelten brief alle widerumb in Hermannus hant, die Hermannus mitsampt dem gewalt und procuratorschaft widerumb von dem obgenanten Wilhelm zu im nam und empfing. Do fragte Hermannus, wie es am gericht ergangen were. Do sagt der bott auf seinen eid und wie die gegenwertigen gezeugen unten benent auch dobei weren gewesen, daz die besigelte brief alle in gericht vor dem freienstul zu Brunighusen gelesen und verhöret weren worden. Sie weren auch alle unkreftig, unbündig4) und machtlos und die von Nüremberg auch in grosse pene mit urteil erteilt worden dem stulherren Dietrich Nortkirchen und Wilhelm vom Krebs, die do alle vor gericht persönlich gewesen weren und die freiheit gehört hetten lesen. Und der 1) solcher Geschichte, über das Geschehene, diesen Vorgang. 2) er sei wegen Hermanns in Besorgnifs. 3) aussagte, bekannte; (v. verjehen). 4) nicht bindend.

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stulherr hett im die brief widerumb geben, dorumb daz er unseres herren von Cöln bott were, denn es mit urteil erschinen, daz die brief alle in dem gericht beieiben und nicht widerumb geben solten werden; das solt er seinem herren von Cöln sagen. Der obgenant Wilhelm vom Beck sagt auch, daz die erbern Wilhelm Rormey, Hermann Beckeihering und Heinrich von Brackei, alle burger zu Dorpmund, bei allen obgemelten Sachen am gericht zu Brunighusen gewesen weren; die selben drei do auch bei dem Wilhelm gegenwertig stunden und verjahen vor mir offen Schreiber das, daz alles, als Wilhelm gesagt hett, also ergangen und ge­ handelt were in gericht zu Brunighusen, wann1) sie dobei und mit gewesen weren, und das also gesehen und gehört hetten. Die­ selben drei sagten auch mer, daz cs dem obgenannten Hermanno gut gewesen were, daz er für den freienstul zu Brunighusen nit kommen were. Der obgenannt Hermannus protestirete des alles vor mir offen Schreiber.“ Ueber den ganzen Hergang läfst er sich, wie sonst, Urkunde ausstellen. Zum Sehlufs bezeugt noch der Notar: „Auch do Hermannus solichen seinen gewalt gab dem obgenannten boten, als obgeschriben stet, da sagt er auf seinen eid vor mir offen Schreiber und gezeugen obgenant, daz er besorgnus halben seins leibs für den freienstul mit den briefen und die mit seiner herren gerechtigkeit furzubringen nicht kommen getorst,2) des sie im alle gestunden nach dem und es im vor ergangen was3) an dem freienstul zu Brakei und vor Dietrichen von Wicktc und Diettrichen Pflüger und das alles obgeschrieben ist.“ Aus dem Zeugnifs, das später der Freischöffe Werner Smalrym von Strafsburg in Nürnberg ablegte, geht hervor, dafs in der vorgeschilderten Gerichtssitzung zu Brunighausen Nürnberg dem Gericht und Wilhelm vom Krebs in dreitausend Gulden und jeder der in der Citation benannten dem Stuhlherrn in eine Pön von drei Königsturnusen verfallen erklärt worden war.

*) denn; ygl. oben S. 40, Anm. 3. 2) wagte. Ygl. oben die Anmerkung 2 zu S. 39. 3) des sie ihm alle geständig waren (beistimmten) nach dem, wie es ihm vorher widerfahren war.

43 Da alle Schritte, die Klage vom Freistuhl abzufordern, ver­ geblich geblieben waren, so sah sich der Nürnberger Procurator endlich (13. Sept. 1443) zum letzten öffentlichen Protest vor Notar und Zeugen veranlagt, der am 20. Sept* durch den bestellten Notar an das Kirchenthor der Liebfrauenkirche zu Dortmund an­ geheftet wurde, wo, wie die Urkunde beifügt, „Dietrich Pflüger freigreff und Dietrich von Wickte, sein stulherr, ir wonung innen haben und auch Dietrich Nortkirch von seinem castel gewonlich pfleget da zu sein.“ Um diese Zeit war wol Hermann Hexheim schon nach Köln abgereist. Am 22. September nämlich stand er mit Notar und Zeugen „in dem hohen münster, da die heiligen drei künig innen liegen,“ vor Wilhelm vom Krebs, um diesem die Appellation von den Urtheilen, die er am Freistuhle erstanden, zu überantworten. Den Hergang erzählt die darüber ausgestellte Notariatsur­ kunde folgendermafsen: „Also hett Hermannus in seiner liant difs undengeschriben instrument der appellacion und lafs das offenlich uberlaut dem obgenan­ ten Wilhelmen vom Krebs von wort zu wort, von oben an bis unden aus, des ich denn eigentlich aufmerkung hett; und do er das aus­ gelesen hett , do gab er mir das selb unden geschriben instrument seiner appellation in mein hand und bat und fordert mich, im solicher seiner verkundung eins oder mer offen instrument zu machen und geben. Also vorderte Wilhelm vom Krebs von mir offenschreiber desselben instruments der appellacion ein wäre copi, die im auch zu seinen handen geben ward. Und des selben suntags alsbald nach solicher Verkündung der apptellacion ging Hermannus sittiglichen aus dem obgemelten thum,1) Wilhelm vom Krebs obgenant volgete Hermanno stillsweigend nach und hett mit im2) ein büttel des obersten werntlichen 3) gcrichts zu Cöln in der stat und greif Hermannum an in gegenwertigkeit mein offen Schreiber und gezeugen hie nach ge­ schriben; und Wilhelm obgenant gab dem büttel sein gelt, als villeicht gerichts gewonheit ist, daz er Hermannum in gefencknufs furen und behalten solt, denn er wolt sein zu dem büttel gewartend sein.4) Also fürte in der büttel gefangen hin, und ein grofs meng U Dom, Münster. 2) bei sich. 3) weltlichen. 4) denn des wollte er zu dem Büttel gewärtig sein, von ihm erwarten.

44 des volcks loff nach und etlich schriren überlaut zu merer mal: an den galgen! an den galgen!“ Wie es Hermann Hexheim weiter in Köln ergieng, erfahren wir nicht; später erscheint er wieder in anderen Rechtshändeln der Stadt Nürnberg als Bevollmächtigter. Die seitherigen Befehle des Königs waren, wie wir gesehen, von irgend welchem Erfolg nicht begleitet gewesen. Der ganze Gang der Handlung kennzeichnet die traurige Schwäche und Weit­ schweifigkeit der damaligen Reichsjustiz: Mandate über Mandate, aber keine Thaten. Nochmals läfst sich König Friedrich (4. October 1443) herbei, dem Dietrich Pflüger, Dietrich von dem Wittingbofe, Heinrich Linne und Konrad Lindenhorst die Ein­ stellung des Yerfahrens gegen die Stadt Nürnberg, sowie die Vernichtung der verhängten Strafurtheile zu gebieten und sie in einem zweiten Mandate vor das Hofgericht zu laden. Dietrich Pflüger erhielt die königlichen Briefe am 12. No­ vember 1443 im Weinbaus zum Herzen in Dortmund zugestcllt. In seiner Antwort drückt sich keineswegs die Geneigtheit aus, sich dem königlichen Willen zu fügen. Sie lautet: „De sake1) mit der stat. von Nüremberg und iren hrwonem is vor den freienstöln des hiligen rikes hemelichen achte in West­ falen mit recht erkannt, dat man se aldar richten zöle ind mage.2) Ind want dan3) de allerdorluchtegeste förste, unse genedegeste her, de römische köning, unwetten is 4) des vorscreven hemelichen rechten, gelich als he5) in velen sinen breven scrivet, wulwal dan dat6) ich em in allen sach gehorsam si, siner genaden dann de sake an em tosteilen, der he unwetten is, des enbin ich noch nit wol beraden;7) ind dat geve ich do antwerde für mich ind Ditrichen Nortkerke.tt Den Mandaten vom 4. October folgten am 8. November vier weitere an Dietrich Pflüger, Dietrich von Wickede, Dietrich von dem Wittinghofe und Wilhelm vom Krebs, wodurch König Fried*) 3) 5) 7)

Streitsache, Procefs. 2) solle und möge, könne. Und da nun. 4) unwissend, unkundig. (gleich) wie er. 6) wiewohl, obgleich nun. seiner Gnade die Sache, deren er unkundig ist, anheim zu stellen, dazu bin ich noch nicht recht entschlossen.

45 rieh nochmals, unter Androhung schwerer Ungnade und Bufse, die weitere Verhandlung verbietet und die Urtheile, die bereits gesprochen worden, oder noch gesprochen werden sollten, vernichtet. Der Notar Linhart Erngrofs kam mit den Briefen am 9. Ja­ nuar des Jahres 1444 nach Dortmund. Ueber die Ausantwortung an Dietrich von dem Wittinghofe, den er im Weinhaus zum Herzen traf, erzählt er: „Und do ich im den brief handrekte1) und darbei erzelte mit kurzen Worten die meinung2) des briefs, do sprach der genant Nortkerke also: „Ich bin nit in meiner stat, darumb nim ich keinen brief von dem kunig. Dann bring den brief an die stat, dar ich wonhaftig bin, und antwort mir den allda.“ Daruff redde ich notari, er were in dem rieh, und ich wolt den brief für verkundt haben, darnach solt er sich richten. Daruff sprach er zorniglich: „Du hörst wol, was ich dir sag.“ Also schieden wir von einander, daz er des briefs nit wolt emphahen, noch von wort zu wort hören lesen. Und wiewol er mir, als vorbegriffen, in sein wonung zilte3), so han ich im doch den brief von merklicher sorg wegen, die mein gemüt darzu bewegten, in sein wonung nit geturen4) noch bedorft zu bringen.“ Dietrich Pflüger nahm den königlichen Inhibitionsbrief, der ihm am folgenden Tage übergeben wurde, „mit billiger ere“ an. Da der Notar Linhart Erngrofs Heinrichs von Linne „per­ sönlich gegenwertikeit nit mocht haben“, so verkündete und über­ antwortete er den an jenen gerichteten Ladebrief am 14. Januar „dem vesten Cunraten von Linnehorst, erbgreven zuDorpmund.. .. in sein selbs hand.“ Wilhelm vom Krebs endlich erhielt am 30. Januar 1444 zwei königliche Ladebriefe in seinem Hause zu Köln zugestellt. Gegen den ersten, auf Anrufen der Nürnberger erfolgten, legt er Verwahrung ein. Er wisse nicht, dafs er mit Nürnberg etwas zu schaffen habe, wohl aber mit dem Imhof, den er übrigens am freien, heimlichen Gericht überwunden. Deshalb habe ihm auch der Freigraf unter Bri6f und Siegel, die er vorwies, geboten, die *) handreichte, einhändigte. 2) Inhalt. 3) mich in seine Wohnung bestellte. 4) gewagt; vgl. die Anm. 2 auf S. 39.

46 Sache an keinem anderen als seinem Gerichte vorzubringen. Doch wolle er an gebührlichen Stätten den Bürgern von Nürnberg zu Hecht stehen, wenn ihm und den Seinen mit Briefen Sicherheit für Hab’ und Gut und Geleit vor Gewalt inner- und aufserhalb der Stadt Nürnberg zugesichert würde. Da fragte ihn der Notar Leonardus, ob er denn vor des Reichs Richter zu Nürnberg zu Recht stehen wolle, oder nicht. Darauf antwortete Wilhelm, er sei bereit, in gebührlicher Weise Rechtsfolge zu leisten, wie er vorhin erklärt habe. Der zweite Ladungsbrief war wegen der erwähnten Gcfangennehmung des Hermann Ilexheim erlassen worden. Wilhelm vom Krebs legte dagegen abermals Protest ein. Er habe dazumal Hermann nach Vorbringung der Appellation aufgefordert, zu bleiben und seine Antwort zu hören, ferner eine Abschrift und den Be­ weis verlangt, dafs er vollmächtiger Syndicus und Procurator sei. Des alles habe er sich geweigert, sei freventlich fortge­ gangen und habe seinem Notar das Gleiche geheifsen. Und so habe er ihn „um notsaclien willen“ mit Recht gehalten und Schöffenurtheil binnen Köln- genommen. *) Er protestiert endlich dagegen, dafs er ihm „binnen Köln gebürlichs rechten gehorsam zu sein“ schuldig um irgendwelcher Ansprüche willen, die er an ihn zu haben vermeine, nachdem die Sachen, wie er erzählt, sich in Köln zugetragen. Aufser den angeführten Inhibitions - und Ladebriefen vom 8. November 1443 erliefs der König unterm neunten desselben Monats eine Generalinhibition, die sich an alle Kurfürsten, geist­ liche und weltliche Fürsten, Grafen, Freie, Herren, Ritter, Knechte, Amtleute, Richter, Stuhlherren, Freigrafen und Freischöffen aller offenen und heimlichen Gerichte und Stühle, an alle Vögte, Pfleger, Verweser, Bürgermeister, Schultheifsen, Räthe und Gemeinden richtet. Er fordert sie darin auf „ernstlich und vesticlich, ob das wär, daz die dickgenanten*2) freigreven und die andern Sach­ walter oder jemand anders über solicli vorgemelt (unser) inhibicion, gebot und vernichtigung wider die von Nürembcrg sunder oder *) Diese Aussage stimmt übrigens mit dem Bericht des Notars über denselben Vorgang (s. oben 8. 43) keineswegs überein. 2) oftgenannten; s. unten 8. 47, Anm. 6.

47 samend ir leib oder gut izit1) furnemen, si bekumbern, 2) leidigen oder angreifen wolten, daz ir dan inen noch iren helfern dheinen3) beistand noch fürschub tuen in einich4) weise,» sunder davor sein, daz wenden und schaffen, durch die ewern gewendt und understanden zu werden5),6 wa, wenn und wie dickG) sich das gebürt nach euwerm vermögen, als ir alle und iglich unser huld haben und unser und des reichs swar7) ungnad vermeiden wollen.“ — Der letzte Rechttag, an dem die geladenen Freigrafen und Schöffen erscheinen sollten, war der 23. September 1443. Markgraf Friedrich von Brandenburg hielt an diesem Tage in königlichem Aufträge Gericht zu Nürnberg. Den Gerichtshof bildeten Albrecht, Markgraf von Brandenburg und Burggraf von Nürnberg, Fürst Adolf von Anhalt und Graf von Askanicn, Peter Schlick, Propst zu Brandenburg, Doctor Peter Knorr, Chorherr zu Ansbach, Franz Stegcr, Propst zu Berlin, Konrad Schenk zu Limburg, Hans von Walnrode, Hans von Seckendorf, Störnschatz genant. Sigmund von Lentersheim, Hermann Nothaft, Friedrich von Wollmershusen, Ritter Jörg Fischlein, Ritter Wilhelm Fuchs, Martin von Eib, Otto von Slywen, Jörg von Waldenfels und Hans von Absberg. Vor Gericht erscheinen die Bürgermeister der Stadt, Berchtold Nützel und Jörg Geuder, und bringen ihre Klage gegen Dietrich Pflüger und Dietrich Nortkirch vor, wie wir sic bereits kennen gelernt haben. Nachdem das Verfahren eingeleitet, wird den Geladenen dreimal zum Recht und zur Antwort gerufen. Aber weder sie noch ein Vertreter erschien. „Und ward darauf aber8) eintrechticlich gesprochen zu rechte, als sich das nach gelegenheit der Sachen gebürte: Sintemal und die vorbenanten Diterich Plüger, Diterich von Wickde und Diterich Nortkirche auf disen lezten und endlichen rechttag nit körnen weren, noch niemants von iren wegen, der den 1) izit, (aus mittelhochd. ihtes iht zusammengezogen) irgend etwas. Schmeller - Frommann I, 30. 2) belästigen, bedrängen, verhaften. Schmeller-Frommann I, 1249. 3) keinen. 4) irgend einer. 5) und schaffen, dafs es durch die Euern abgewendet und verhindert werde. 6) wo, wann und wie oft; vgl. oben S. 46, Anm. 2. 7) schwere. 8) abermals.

48 obgenanten bürgern und meister Johannsen, secretari der statt zu Nüremberg, zum rechten antwerten, und nachdeme dann die obgenanten von Nüremberg ire freiheit, reformacion und alle andere ire Sache, als vorgemelt ist, mit redelichen, genughaftigen orkunden für uns in gerichte beweiset haben, daz sie dann ire rechte und anclage gein die obgenanten Diterich Pliiger, Diterieh von Wickde und Diterich Nortkirchen erstanden und gewonnen haben in allermafse, als in irer clage obingeschriben stet.“ Unter dem Sigel des Hofgerichts giengen am 15. October fünf gleichlautende Ladungen aus: an den Freigrafen Dietrich Pflüger, den Erbgrafen zu Dortmund Konrad Lindenhorst, den Stuhlherrn Dietrich von Wickede und die Freigrafen Dietrich vom Wittinghofe und Heinrich von Linne. Jeder solle sich auf dem nächsten Hofgerichte „nach unser lieben frauen tag lichtmesse“ verantworten gegen die Klage der ehrsamen Bürgermeister und des Rathes der Stadt Nürnberg, sowie des Hans Tetzel, Ulrich Haller, Paul Vörchtcl und ihrer Genossen „von etlicher erstanden rechten und peen, nemlich fünf und zwanzig pfunt lotigs golds und auch kost und schaden wegen, so die obgenanten von Nuremberg und ir mitgeselien wider in vor dem durchleuchtigen fürsten und herren, herren Fridrichen marggrafen zu Brandenburg, des heiligen römischen reichs erzkämerer und burggrafen zu Nuremberg, als einen commissarien und richter von unserem obgenanten herren, dem römischen kunige darzu gegeben, mit urteil und recht behalten haben.“ „Wan du kumest“, schliefst die Ladung, „oder nicht, so wirt man doch in der Sache und gen dir richten und faren als des reichs und hofgerichtz recht ist.* Weitere interessante Einzelheiten erfahren wir aus einer am 1. März 1445 vom Hans Seckendorf, Ritter zu Brunn, ausgestellten Landgerichtsurkunde. Jobst Kapser, geschworener Procurator und Klageführer des römischen königlichen Hofgerichts „anstatt und von wegen der ersamen, fürsichtigen und weisen burgermeister, burger des rats und gemeiniglichen der stat zu Nüremberg . . lautmert*) durch seinen fiirsprechen, es weren Hansen Roten, dem geschworn lantboten ditzs lantgerichtz, fünf versigelt fürbot2) U verkündet, bringt vor.

2)

Vorladungen.

49 von dem hofgericht . . . von clag wegen der genanten stat von Nüreinberg bevolen1) worden“, sie den fünf vorhin genannten Stuhlherren, Freigrafen und Schöffen zu verkünden. Hans Rot wird ins Gericht gefordert „und sagt . . auf sein eide, den er zu disem lantgericht geschworen hat, daz er fünf versigelt fürbot von dem obgeschriben hofgericht, auf die obgemelten fünf person lautende, mit im gein Dorpmund in die stat getragen und auf den nechsten montag nach obersten 2) nechstvergangen derselben für­ bot drew, nemlichen eins Cunrat von Linndenhorst, dem erbgrefen in sein hause, das ander Dietrich von Wickte in sein hause und das dritt Dietrich Plügern in ein taberne, darin er dann zemale was 3), alle drei in der stat Dorpmunde wonende, getragen und die in geweist hab, der4) sie von im nit nemen wolten. Dar­ nach werent dieselben drei persone zesamen in ein hause in der­ selben stat körnen. Do schicktent sie Johann Tretsloch von Kitzingen, Öberlender genannt, zu im, und der vordert die ladbrief an im, sie ine bei im5) ze senden. Also schickte er in die drei ladbrief, die auf dieselben drei person lautenten, bei demselben Johann Tretsloch, der im dann dieselben drew fürbot darnach am Dinstag frew6) am morgen wider gepracht und dabei gesagt hab, daz die gemelten drei personen die gelesen, gesehen und gehört haben, und er warnet in alsbald und sagt dabei, nachdem und er ein freischöpf sei, so riete er im mit treuen, daz er der fürbot nit verkünden solte, anders er müste sein wett darumb sten, 7) die im zu schwer werden möchte. Da hab er im geantwort und sprech, er müste solche fürbot verkünden und daz er darumb sterben sölte, dann er darumb ausgesant wer und das zu thun versprochen hett. Darauf hett im der dickgenant Trets­ loch aber 8) geantwort, darumb liefs er in sein not leiden. Es wer auch ein offenbar frag vor dem freienstül im graben durch Dietrich Plügern gethon und ein urteil darauf gesprochen *) 2) 3) 4)

übergeben. Oberst, Obersttag, der heil. Dreikönigtag, 6. Januar. in eine Schenke, worin er dazumal (eben damals) war. deren. 5) durch ihn. 6) früh. 7) sonst (oder) müfste er sein Pfand (Ersatz, Bufse) dafür leisten, da­ für einstehen, (hier: sein Leben dafür lassen). 8) abermals.

4

50 worden in gegenwürtigkait sein selbs und auch Ott Hefsen, des geschworn lantboten ditz lantgerichtz: ob einer, wer der wer, der dem heiligen heimlichen gericht verbunden wer und darwider tette, cs were mit briefen oder appelliern, was der darumbe pflichtig wer. Solich und ander Warnung hett er vermerkt und betrachtet, daz natürlich wer einem jeden, den tod zu fliehen, und hett umb solichcr vorcht willen gleichwol die gemelten ladbrief verkündet, also daz er sie alle fünf auf den neclisten dinstag dornach des mor­ gens zu sant Reinolt in der gemeinen pfarrkirchen in der ge­ melten stat zu Dorpmund, darein dann die gemelten fürgeheischen1) gepferret sind, bei dem weihbrunnstein, die mitten in der kirchen stet, in die mawr gesteckt umb merer sicherhait willen der Ver­ kündung solicher ladbrief.“ Um Pfingsten 1445 tagte das Hofgericht abermals in Nürn­ berg. Die fünf Geladenen hatten sich, wie früher, nicht gestellt und wurden in contumaciam verurtheilt. Aus dem erhaltenen Gerichtsprotokolle sind die folgenden Urtheile hervorzuheben: „Und darumb ist zu vermerken, ob die obgenanten Heinrich von Linne, Conrat von Lindenhorst, Dietrich Pluger, Dietrich Nortkirch und Dietrich von Wickde zum nehsten hofgericht nit ftirqwemen,2) daz man dann sie lesen und daz einschreiben lasse. Desgleichen sol man sie lesen lassen zum anderen hofgericht, das nach dem nehsten hofgericht sein wirdet, und ob sie noch niemand von iren wegen qkeme 3), sol man begern, sie in acht zu sprechen ut in forma und dez4) brief nemen nach notdurft. Item wer es, daz die obgemelten freigrefen und andrer, die geladen sein, ir einer oder mer durch sich selbs oder iren procurator qkemen3) zum nehsten hofgericht oder zum andern dor­ nach, so sein hiebei fünf ladbrief, dergleichen man irem jeden einen geantwurt hat, als das ein gesworen lantbotte des lantgerichts des burggrafthums zu Niirenberg, der sollich ladbrief in5) geantwurt hat, offenlich bei seinem eide bekant hat, wie er in sollich ladbriefe geantwurt habe, in mafs 6) des lantgerichts brief daz aufsweist. *) Vorgeladenen. 4) des, darüber.

2) vorkämen, erschienen. 3) käme. 5) ihnen. 6) in dem Mafse, wie . . .

51 Item so ist das der Spruch den die von Nuremberg und Jo. Marquart, zu den Zeiten ratschreiher, der in allen urteilen auch begriffen ist, zuz in1) haben. Wie die obgemelten von Nuremberg gen in urteil und recht erstanden haben vor dem durchleuchtigen fürsten und herren, herrcn Fridrich marggrafen zu Brandenburg etc., der dann von unserm gnedigisten herren, dem römischen kunig, zu einem commissario in derselben sache geben was, darinnen si und ir iglicher in verfallen sei, nach laut der urteilbrief, nemlich in den penen begriffen in der reformacion, die unser gnedigister herr, herr Fridrich, römisch kunig etc. mitsampt des heiligen römischen reichs kurfiirsten, fürsten, graven, freien etc. zu Frankfurt eingesazt und beslossen haben, auch in peen fünfzig pfunt lotigs golds in der von Nuremberg freiheit begriffen und auch in soliche kost, zerung und scheden, so si der sach halben gelidden haben, mer dann achthundert guldin reinisch, als das alles in den urteilbrieven, der2) dann gelaublich vidimus unter des lantgericlits des burggrafthums zu Nuremberg insigel versigelt hiebei ligen, lauter und clerlich begriffen ist, die man darumb sol bitten zu verhören. Item ob ymant wider solich urteilbrief reden wolte, so ist das dawider zu melden daz von solichem urteil nit beruft noch gcappellirt ist. Darumb sol man nymand dawider hören, sunder die urteil sollen bei iren kreften bleiben.Ä Fast ein ganzes Jahr fehlt über den weiteren Verlauf des Processes jegliche Nachricht. Im Februar des Jahres 1446 tritt König Friedrich dann mit den letzten zwei Mandaten hervor, wo­ durch er die Urtheile des Hofgerichtes bestätigt. In dem einen, das an die genannten Stuhlherrn und Freigrafen sich wOridet, ver­ bietet er bei seiner Ungnade und einer Bufse von zwatizig Mark Goldes, die Nürnberger an Leib und Gut vorzunehmen ulid zu bekümmern; in dem anderen, an sämmtliche Reichsfürsten und Amtleute gerichteten spricht er wol aus Erfahrung, wenn er sagt, Heinrich von Linne, Dietrich Pflüger und die anderen Sachwalter seien vormals seinen Geboten und Gerichten ungehorsam erfunden worden, die er deshalb zu strafen gedenke. Worin die Strafe 1) zu ihnen.

2) deren, davon. 4*

52 bestehen soll, fügt er nicht bei. Am Schlufs gebietet er sämmtlichen in dem Briefe genannten Ständen und Personen, jenen keinen Beistand noch Vorschub zu leisten, wenn sie gegen die von Nürnberg etwas vornehmen, es im Gegentheil nach Vermögen zu verhüten, „wo, wenn und wie dick sich das gebürt.tt Zum letzten Mal taucht der Procefs im Jahre 1448 auf, wo ein Nürnberger Bevollmächtigter dem Freigrafen von Brakel, Heinrich von Linne, die mehrfach erwähnten Vernichtungs - und Ladebriefe vom Jahre 1443 überbringt. Es darf daher angenommen werden, dafs sich der Freigraf von Brakel den Urtheilen des Hofgerichts und Befehlen des Königs gegenüber immer noch ab­ lehnend verhielt. Bezüglich des Ausganges des Processes sind wir ganz ohne Nachrichten. Aber ohne Zweifel ist die Annahme berechtigt, dafs die beiden Freistühle von Brüninghausen und Brakel sich, wenn auch widerstrebend, dem Urtheil des Königs und seines Gerichtes gefügt haben, da im anderen Falle sicher weitere Urkunden vor­ liegen würden. Werfen wir noch zum Schlufs einen Blick auf den Gang der Handlung, so ist der Eindruck, den wir empfangen, ein wenig erfreulicher. Aus dem Rahmen der Urkunden tritt uns ein Bild entgegen, trüb und verschwommen, wie es mit den traurigen Zuständen des Reichs unter Friedrichs schwachem und zerissenem Regiment zusammenstimmt. Kaum ein Schimmer der vormaligen Macht ist geblieben. Dagegen sind lokale Gewalten zu Selbständig­ keit und Ansehen erstarkt, ja, dem Reiche geradezu über den Kopf gewachsen, dessen Functionen sie sich in einer Weise anmafsen, die von der Achtung, deren sich das Reich erfreute, Zeugnifs ablegt. Und wenn die selbstbewufste und sichere Sprache der west­ fälischen Freirichter in ihrer Derbheit häufig anmutliet und nicht selten Achtung gebietet: so kann man sich doch andererseits nicht des Gedankens erwehren, dafs diese Männer, wenngleich sie sich auf ihr durch langjähriges Herkommen verbürgtes Recht beriefen, nichtsdestoweniger über alles Mafs hinausgiengen und im Eifer und Kampf für die Existenz ihrer Gerichte bei Prätensionen an­ langten, die mit dem üblichen Vehmrecht nicht in Einklang standen.

53 Aber eines läfst sich nicht anfechten: ihre Thatkraft und die Rührigkeit der Städte — in unserem Falle Nürnbergs — bilden wieder einen Beleg für die Richtigkeit des Satzes, dafs lebens­ frische und lebenskräftige Elemente im Reiche vorhanden waren, dafs es aber dazumal an der starken Hand gebrach, die sie zu einem festen und organischen Ganzen zusammenzufügen vermochte.

Beilage I. Zum Zweck des Zustandekommens der Frankfurter Refor­ mation hat Nürnberg ohne Frage eine hervorragende Thätigkeit entfaltet. Es war bei der Sache zumeist betheiligt und mufstc sich für die Zukunft gegen ähnliche Prätensionen sicher zu stellen suchen. Die Reformation vom Jahre 1442 entsprang demselben Bedürfnisse, welches 1459 Nürnberg eia besonderes, gegen die Freistühle gerichtetes Privileg zu erwirken bewog. Die Annahme, dafs Nürnberg beim Zustandekommen jenes kaiserlichen Gesetzes die Initiative zufällt, findet darin eine weitere Erhärtung, dafs auch die Urkunde vom Jahre 1446, wodurch der Kaiser nament­ lich angeführten Reichsfürsten die Execution der Frankfurter Re­ formation ertheilte, auf besonderen Antrag Nürnbergs erfolgt ist. Diese sonst nicht bekannte Urkunde kann der Vollständigkeit halben nicht umgangen werden. 1446, Juni 2. „Wir Friderich von gottes gnaden römischer konig, zu allen zeiton merer des reichs, herzog zu Österreich, zu Steir, zu Kernden und zu Krain, herr auf der Windischen mark und zu Portenawe, grave zu Habspurg, zu Tirol, zu Pfirt und zu Kiburg, margrave zu Burgau und lantgrave in Elsafs embieten dem erwirdigen Friderichen, erzbischoven zu Meidburg, unserm fürsten und lieben andechtigen, und den hochgebornen Friderichen, herzogen zu Sachsen, des heiligen römischen reichs erzmarschalchen, lantgraven in Doringen und marggraven zu Meissen, Friderichen marggraven zu Brandenburg, des heiligen römischen reichs erzkamerer und

54 burggraven zu Nürnberg, Wilhelmen und Friderichen dem jungem, auch herzogen zu Sachsen etc, und Friderichen dem jungem, marggraven zu Brandenburg und burggrafen zu Nurmberg, und Ludwigen, lantgraven zu Hessen, unsern lieben swegern, oheimen, kurfiirsten und fürsten unser gnade und alles gut. Uns haben thun furbringen die ersamen burgermeistere und rate zu Nurmberg, unser und des reichs lieben getreuen, wiewol das ist, daz wir umb gemeines nutz, frids und gemachs1) willen ein gemein reformacion durch anpringen, auch mit beiwesen2) und rate unser und des reichs kurfursten und fürsten geistlichen und werntlichen3) zu Frankfurt, als man zalt in dem zwei und vierzigsten und unsers reichs in dem dritten jare an unser lieben frauen abent, zu latein assumpcionis genant, gesalzt und allen und iglichen unser und des reichs unterthan, die zu halten bei sweren penen gepoten haben, wie dann solichs alles, dieselbe unser reformacion klerlichen inhelt, ydoch so möchten sie (die Nürnberger), ir burger, inwoner und die iren wider dieselb unser reformacion furgefordert, angriffen, beschedigt und bekümmert werden und haben uns demiitiglich bitten lassen, daz wir in darin mit gepurlichen schirmen hannthaben und executory derselben unser reformacion nottürftiglichen und gnediglichen geruckten4) zu versehen. Des haben wir angesehen solich ire pete und eigentlich betrachtet, daz unnutz were reformacion zu setzen, sie würden dann gehanthabt und volbracht. Darumb mit wolbedachtem mute, zeittigem rate unser und des reichs fürsten etc. von rechter wissen und von volkomenheit unsers königlichen gewalts, so bevelhen und gebieten wir euch und eur jedem in sunderheit (den zu Beginn des Briefes auf­ geführten Reichsfürsten) ernstlich und vesticlich mit diesem brieve und ermanen euch auch solicher pflicht, als ir uns und dem reiche schuldig seit: wann euch oder eur einem die obgemelt unser re­ formacion oder ir glaublich transsumpt oder vidimus furpracht und ir von den egenannten von Nurmberg irer burger, inwoner oder der iren wegen auf alle oder etlich punct und artikel derselben reformacion angeruft und ersucht werdet, daz ir dann dieselben artikel und Sachen hanthabt und an unser stat und in unserm *) Ruhe. 2) Beisein, Gegenwart 3) weltlich. 4) geruhten, (mhd. geruochen, sorgen, Bedacht nehmen).

55 «amen volfurct, sie dabei schützt und schirmt und auch niemant gestattet, gen denselben von Nutfmberg oder den iren dawider ichts1) ze thun, furzenemen, noch ze handeln, auch selber dawider nichts thut, furnemet, handelt, Schaft noch verhengt und die un­ gehorsamen und überfarer2) der vorgemelten unser reformacion strafft, pussigt,3) durch die peen, als in derselben unser refor­ macion gesatzt sein, und den benannten von Nürnberg beistandt und beilegung thut so lang, bifs sie irer entwerten 4) habe und guter, ob in der darüber icht*) genomen wurde, wider bekomen und dorumb unclaghaft gemacht werden, als oft des not geschieht und furter eur jeder solich peen hundert mark goldes halb uns und halb dem geleidigten unablefslich zu bezaln und darzu die pufs und straf, in derselben unser reformacion begriffen, ervolg und einpring an unser stat und in unserm namen, ungehindert von allermeniglich. Und was ir oder oder eur einer also hierin tut, als oft des not geschieht, das wollen wir gevollig undvest halten und von allermeniglich gehalten werden. Mit urkunde dits briefs besigelten mit unser königlichen maiestat anhangendem insigel. Geben zu Wien an sant Erasms tag . . 1446. . .* Die Urkunde liegt in einer Vidimation vom Abt Sebald von St. Egidien, Pfinztag5) nach sant Johannes Tag des Täufers (26. Juni) 1466, vor, wol ein Zeichen, dafs um diese Zeit Nürnberg wieder mit den Frei­ stühlen zu schaffen hatte, wozu es der Urkunde benöthigte. Es gebricht uns für jetzt an Zeit, nähere Nachforschungen darüber anzustellen. Obige Urkunde befindet sich im Besitz des Herrn Buchhändlers und Antiquars Barbeck dahier, der sie mir zur Benützung zu überlassen die Güte hatte. *) etwas. 2) Uebertreter. 3) büföen, strafen. 4) entwern, nicht ge­ währen, versagen, entziehen, rauben. 5) Donnerstag. Schmeller-Frommann I, 437 ff.

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Beilage II. Kaiser Friedrichs III. Privileg, die Befreiung Nürnbergs von den westfälischen Gerichten betreffend. (1459, Juni 22.) Fridericus, divina favente clementia Romanorum imperator semper augustus, Hungarie, Dalmatie, Croatie etc. rex, ac Austrie, Stirie, Karinthie et Carniole dux, dominus marchie Slavonice ac Portusnaonis, comes in Habspurg, Tyrolis, Pherretis et in Kyburg, marchio Burgovie et lanntgravius Alsatie, ad perpetuam rei memoriam. Etsi cesaree dignitatis benigna sublimitas cunctis fidelibus, quos sacrum Romanum ambit imperium, se consuevit exhibere gratiosam, illos tarnen complectitur precipuis non indigne favoribus gratiarum, et eorum tranquillitati et quieti prospicit in dies, qui rerum experientia semper amplioris devotionis et fidei constantia erga nos et sacrum imperium hujusmodi adinventi sunt pre ceteris clariores. Sane cum sepe ad audientiam nostram relatione fidedignorum querulose pervenerit, qualiter providi proconsules, consules, Universitas, cives et incole nostre imperialis civitatis Nurembergensis, quam civitatem nostram a divis Romanorum imperatoribus et regibus, predecessoribus nostris, pre ceteris civitatibus in imperio constitutis singularibus libertatibus, gratiis et privilegiis agnovimus longis eorundem imperatorum et regum manibus gratiose premunitam, per Westfalie et aliorum judiciorum vetitorum frigravios ac nonnullorum aliorum locorum judices, qui se singulari ad hoc pretendunt faeultate suffultos, non obstante, quod de se querulantibus justitia non fuerit denegata, extra civitatem Nurembergensem predictam et ad loca plurimum remota et distantia, ad que ipsi seu eorum aliquis sine magnis personarum et rerum suarum periculis pervenire seu declinare non possunt, trahuntur et evocantur in causam, cujus occasione sic evocati variis laboribus et anxietatibus rerum suarum grande dispendium evitare nequeunt in eorum gravissimam jacturam atque gravamen: Nos vero conditionem, exaltationem et statum dicte nostre civitatis imperialis benignitate nostra solita meliores facere volentes, ut cives et incole cjusdem, qui sub nostra imperiali protectione inmediate sistunt, ad nostra et imperialia obsequia eo ferventius et promptius aspirent et animentur, quo per nostram imperialem celsitudinem

57 eorum tranquillitati, quieti et exaltationi dono singularis grade a nobis gratiosius consulitur et eorum profectus et commoda im­ perialis libertatis et declarationis presidio ac novarum libertatum privilegio fuerint uberius ampliati ipsique etiam eorum fidei et devodonis constantia ceteris nostris fidelibus prefulgeant altius sublimati, dictis proconsulibus, consulibus, universitati, civibus, incolis et civitati Nurembergensi predictis non ad cujuscunque postulationem aut petitionis instantiam, sed motu nostro proprio et ex certa nostra scientia et de nostre imperialis et cesaree potestatis plenitudine presentibus concedimus et gratiose indulgemus, quod ex nunc in antea futuris et perpetuis temporibus ipsa civitas Nurembergensis cives et incole ejusdem vel eorum aliquis universaliter vel singulariter ob causam seu causas realem seu reales, personalem seu personales, criminalem seu criminales, mixtam seu mixtas, utiles sive directas, aut alias quocunque juris vocabulo intitulatas ad quecunque judicia vetita sive liberas sedes Westfalie et alias ubilibet constitutas seu constituendas, freiensttile sive stulgericht vulgariter dictas et nuncupatas, seu ad quecumque alia extra dictam civitatem Nurembergensem presentia seu futura judicia, quacumque auctoritate fungentia, per eorundem judices sive frigravios ad quorumcunque aut cujuscunque requisitionem seu etiam ex judicum seu frigraviorum prefatorum officio nequaquam deinceps debeant seu debeat citari seu evocari seu aliquotenus in causam trabi, dummodo tarnen agere, experiri et conqueri volentibus justitia non fuerit denegata, non obstantibus in premissis quibuscunque juribus, legibus, statutis locorum generalibus seu particularibus, editis seu edendis, factis seu faciendis ac consuetudinibus quibuscunque in contrarium introductis seu introducendis, necnon privilegiis, gratiis et concessionibus a nobis seu predecessoribus nostris, Romanorum regibus seu imperatoribus, vel quibuscunque aliis datis et concessis aut a nobis seu successoribus nostris, Romanorum imperatoribus et regibus in posterum dandis aut concedendis, etiam si tales seu talia sint, de quibus hic oporteret fieri specifieatam et determinatam mentionem; quibus Omnibus et singulis auctoritate nostra cesarea predicta et de plenitudine imperialis potestatis et ex certa nostra scientia expresse derogamus et derogatum esse volumus per pre­ sentes, neque eas et eam adversus hanc nostram imperialem do-

58 nationein, concessionem, gratiam et libertatem volumus robur et firmitatem aliquam obtinere; inhibentes omnibus et singulis principibus, comitibus, baronibus, militibus, militaribus, sedium et judiciorum quorumlibet judicibus, civitatibus, communitatibus, civibus et incolis earundem et presertim predictis Westfalie et aliorum locorum judicibus et frigraviis necnon quibuscunque aliis nostris et sacri Romani imperii subditis cujuscunque conditionis, statu», gradus aut preeminentie fuerint in genere et in specie, ne ipsi seu eorum aliquis proconsules, consules, universitatem, cives, incolas necnon civitatem Nurembergensem predictos contra nostram motu proprio liberalem donationem, gratiam et concessionem predictas evocare, citare, impedire seu quomodolibet molestare, aut evocari, eitari, impediri seu quoqüomodo molestari facere vel procurare per se vel alium seu alios directe vel indirecte quovisquesito colore vel ingenio presumant aut quilibet eorum presumat sub pena indignationis nostre gravissime, necnon centum librarum auri pro una nobis et fisco nostro imperiali et alia medietatibus ipsi civitati nostre imperiali Nurembergensi irremissibiliter applicandarum quasque contravenientes totiens, quotiens contrafactum fuerit incurrere volumus ipsofacto. Decernentes nichilominus auctoritate nostra cesarea predicta exnunc prout extunc, et extunc prout exnunc irritum et inane et nullis viribus subsistere debere totum id et quidquid contra hanc nostram presentem liberalem do­ nationem, gratiam et concessionem a quoquam quacunque au­ ctoritate fungente imposterum scienter vel ignoranter contigerit attemptari, Presentium sub nostre imperialis majestatis sigilli testimonio litterarum. Datum Wienne die vicesima secunda mensis Junii anno domini millesimo quadringentesimo quinquagesimo nono, regnorum nostrorum Romani vicesimo, imperii octavo, Hungarie vero primo. — Ad mandatum proprium domini imperatoris Ulricus Welczli cancellarius. (Pergament-Original mit Siegel.) Die Mittheilung dieses Privilegs in seinem vollständigen Wortlaute erscheint um so eher gerechtfertigt, als ein Abdruck des lateinischen Textes bis jetzt nicht vorliegt. Eine Uebersetzung steht zwar in der Historia Norimbergensis diplomatica (S. 668). Diese genügt indefs nicht, um den unten abgedruckten Brief des

59 Nürnberger Rathes an seine Vertreter in Wien, Hans Pirkheimer und Meister Martin Mair, bezüglich der Privilegien des Blutbannes und der Freiheit vor den westfälischen Gerichten verstehen zu können, da jener Brief auf den lateinischen Text Rücksicht nimmt. Beide Privilegien wurden am 22. Juni 1459 erlassen. Noch am 14. August — von diesem Datum ist der Brief des Ratlies — wünscht Nürnberg Aenderungen und Verbesserungen in den Ur­ kunden vorgenommen zu wissen. War ihm etwa der Erlafs der Urkunden unbekannt geblieben? Das ist kaum anzunehmen, da der Rath noch am 17. Juli von den genannten beiden Unterhänd­ lern auf dem Laufenden erhalten war. Ohne Zweifel war er der Ansicht, beim Kaiser die Aenderung der schon gefertigten Privi­ legien erwirken zu können, worin er sich allerdings täuschte. Der Theil des Briefes, der sich auf die Verleihung des Blut­ bannes bezieht, liefs sich, ohne Unklarheiten hervorzurufen, nicht wohl weglassen. Der Schlufspassus bezieht sich ohne Zweifel auf die päpstliche Bulle vom 11. December 1459, wodurch Papst Pius II. das kaiserliche Privileg zu Gunsten Nürnbergs bestätigte. Der Brief lautet folgendermafsen: Hannsen Birckheimer und meister Mertin.

Lieben frunde. Wann uns an den Sachen, den ban und westvelische gericht, nach dem und die in laut euer schrifte, am Eritag nach divisionis apostolorum*) gegeben, durch euch ge­ handelt sein, vil gelegen ist und uns darinne nach gestalt der Sachen und auch den zweifei, der darinne erscheint, angesehen notdürftig gewesen sein, rats zepflegen, werden wir am ersten des bannes halben durch doctores und gelerter berichtet, nach­ dem in derselben abschrift mit namen gesetzt ist: „und haben darumb mit wolbedachtem mute, gutem rate und rechter wissen den egemelten burgermeistern und rate der stat zu Nuremberg und iren nachkomen den ban über das plut daselbst zu richten gnediglich verlihen“ etc. daz an desselben worts stat „verlihen“ gesetzt werde: den ban über das plut zu ewigen zeitten hevolhen und in die besunder gnade getan und freiheit gegeben, daz sie und ir nachkommen furo2) zu ewigen Zeiten den ban über das plut daselbst ze richten einem erbern mann, irem burger daselbst, *) Dienstag, 17. Juli (1459).

2) hinfüro, in Zukunft.

60 als oft des nottdurft wirdet, als zu der dritten hand, furbasser1) verleihen und empfelhen sollen und mögen etc. so das derselbe artickel zu erkennen gibt etc. Und als auch in besliefs2) desselben artickel stett, „und verleihen in auch den ban“, daz dafür gesetzt werde: „wir bevelhen in auch den bana, so euch deshalben dise inngelegte canzellirtc Schrift guten unterscheid gibt. Und wann3) nu das wort verleihen etc. sovil auf im tregt, daz man den ban in künf­ tigen zeiten von einem iglichen römischen keiser und kunig, wenn das zuuall kome4), entphahen must, so wer uns sollich privilegium nit fast fruchtbar, sunder besorgklich, daz solich summ, die wir nach uwerm schreiben itzunt geben sullen und villeicht müssen, eingeschriben würde, und daz wir auch den ban von einem iglichen Ro. keiser und kunige hinfur gleich wol empfahen und ein solich summ in euerm brief bestimbt geben müsten, da­ mit den wir und unser nachkomen zu vil hoch beswert und zu unuberwintlichen schaden bracht würden, so ir selbs wol prüfen und versteen mögt. Und nempt uns nit mit deinem misfallen fremde 5), daz ir bede über euer vertigung 6) und bevolhen gewalte hinter uns so tief in die sach gangen und mit dem canzler vor nit abkommen seit, als auch das privilegium ganz auf strenglicheit des rechten gesetzt und darinne kein macht behalten ist, den ubeltettern gnade zetun etc., ist ein clasel (siel) hinzu gesetzt, doch unverzigen7) und onentgolten, ob sie durch barmherzigeit oder anligender bete oder ander merklicher Sachen willen ymands gnad thun wolten vor oder nach der urteile, wie das denn da­ selbst zu Nüremberg von alter here körnen ist ongeverlich. Denn von des briefs wegen, die westvelischen gericht berurnde etc. sein wir unterscheiden, nachdem in der disposicion gesetzt ist „dictis proconsulibus, consulibus, universitati, civibus, incolis et civitati Nurembergensibus predictis non ad cujuscumque postulacionem, aut peticionis instanciam, sed motu nostro proprio et ex certa nostra sciencia et de nostre imperialis et cesaree potestatis plenitudine presentibus concedimus et graciose indulgemusa etc. daz *) fernerhin. 2) am Schlufs. 3) da, weil. 4) wenn der Fall eintrete. 5) befremdet uns mit nicht geringem M. 6) Ausfertigung, Auftrag. 7) ohne zu verzichten, ohne Präjudiz.

61 darzu gesetzt und damit erstreckt werde: „decernentes et hac imperiali nostra sanctione statuentes et ordinantes“ etc., wann da­ mit belib es nit allein auf einem verleihen und indult, sunder wurd ein decret, Satzung, ordenung und Statut, das denn in merern kreften und bestendigkeit geachtet und gehalten wirde etc. „Quod ex nunc in antea futuris et perpetuis temporibus ipsa civitas Nurembergensis cives et incole ejusdem vel eorum aliquis universaliter vel singulariter“ etc., daz darzu gesetzt würden andere unser armleut1), hubner2) und die unsern etc., so denn die auch in andern unsern privilegia gesetzt und bestimpt sein, wann dieselben unser armleut mit westvelischen und andern frembden gerichten vast3) umbgezogen und beswert werden etc. und nach­ dem uwer gemelt schreiben underrichtung gibt, ob wir in beden stucken des bannes und der westvelischen gerichtc gcprechen 4) hetten, daz wir euch die zu erkennen geben solten etc. und daz solichs nit merer denn ein schreibgelt gesteen 5) wurde etc. Also wollet vleis tun, daz die obgemelten gebrechen also gewendt werden, wiewol sust mer gebrechen darinne erscheinen itzunt im besten und merer irrung zu vermeiden ruen lassen. Und nempt bede solich freiheit zwifach, wann des ein notdurft ist. Item als ir auch berürt, daz ir nit getraut dem canzler an seiner sum ichts6) abzebrechen, es wer denn, daz ir in gütlicher teidung7) ein privilegium, die echter und aberechter8) berurnde, erlangen mochtet etc. Und wenn wir nu in der canzlei sollicher beder stuck halben, die doch nit grofs uf in tragen9), so hert und herter denn je geschehen ist, gehalten, so wollet darob sein, solichs zu erlangen. Möcht das auf ewigkeit gesin 10) das wer uns wol gemeint; were des nit, je mer jar ir denn erlangen möcht, je lieber uns das were. Auch von der camerer und thurhütter wegen etc., möcht ir dieselben und auch die andern summ minder gemachen, als wir uns des nit Zweifels nemen, ir gern tetten, wer unser notdurft.u *) 3) 7) 9) 10)

Grundholde. 2) Besitzer eines halben Hofes, einer Hufe. sehr. 4) Mangel, Fehler. 5) kosten, constare. 6) etwas. Verhandlung. 8) von Acht und Aberacht Verfolgte. * nicht viel auf sich haben, nicht viel bedeuten. sein u. bleiben.

62 Nach einem Passus, der sich auf einen öttingischen Handel bezieht, worin der Rath den ebenfalls in Sachen Nürnbergs zu Wien weilenden Hermann Hexheim als Vertreter eingesetzt wissen will, heifst es zum Sehlufs : „Auch hat doctor Gregor ein concept gemacht, wie unser allergnedigister herre keiser unserm heiligen vatern babst schreiben sol von unsern wegen, des wir auch denn hiemit. dasselb concept zufugen, begernde, gen sein keiserlieh gnad fleifs zetun, uns mit einer sullichen furderung ze statten zu kommen, so ir das nach besten wol wifst furzukern und schick uns des den brief nütsampt den freiheiten, so ir immer förderlichst mügt.1) das ist uns von euch zu sunderm wolgefallen. Datum in vigilia assumptionis Marie . . . anno etc. 59.tt Dieser Brief zeugt von einer grofsen Rührigkeit des Ralhes, der keine Mittel und Kosten scheut; und ohne Geld liefs sich damals bei Hof am allerwenigsten etwas erreichen. Die kaiser­ lichen Beamten bis herab zum Thiirhüter bedurften gelegentlich klingender Ermunterungen, wie man hier mit einiger Verwunderung erfährt. Es ist zu bedauern, dafs die Stadtrechnungen nur lücken­ haft auf uns gekommen sind. So fehlt der Jahrgang 1459, der uns über den Betrag, wie hoch Nürnberg seine beiden Privilegien zu stehen gekommen, interessante Aufschlüsse geben würde. Vom Jahre 1458, da Nürnberg in dieser Sache bereits zu Wien unter­ handelte, steht folgender Posten verzeichnet: „Item 290 % n. 5 ß sind dorauf mit zerung und botenlon, als Ruprecht Haller gevertigt ward an den keiserlichen hof (gevertigt ward [sic/]) von des bans und der westvalischen sach wegen etc. und was2) 88 tage aufs.“ Und das waren blos die Ausgaben für Zehrung und Boten­ lohn ! Wie bedeutend mufsten sich erst die Kosten für die Privi­ legien selbst darstellen, die bekanntlich eine Einnahmequelle für den Kaiser und seine habgierigen Beamten bildeten! Zum Belege hiefiir möge ein Eintrag aus dem Rechnungsbuche des Jahres 1460 folgen: *) so bald als möglich.

2) war.

63 „Dedimus. 1612 ®> n. 8 (5 sind gangen auf die Sache, als her Jobs Tetzel gein Wyenn zu unserem herrn keiser von aufsbringung1) etlicher freiheit, ob wir von des reichs wegen umb hilf angelangt oder uns defshalben geschriben würde, daz wir der nit pflichtig Süllen sein auf etliche jare, geschickt ward und 101 tag aussen was. Des hat er geben für dieselben freiheit 570 guidein landswerung, nemlich unscrm herrn keiser 800 guidein, dem bischove von Gurck 200, Herr Hans von Horbach 50 und Wolfgang Vorchtenauer in die canzlei 20 guidein. Item mer 80 guidein Herr Hans von Rorbach in sunderheit. Item 20 guidein herr Ulrichen Weltzli canzler. Item 4 gülden ungrisch herr Hans von Rorbach swester tochter zu irer hochzeit geschanckt. Item 9 gülden unsers herrn keisers tiirhütern und des von Gurck und Rorbach dienern. Item 58 guidein für 2 keiserlich gerichtbrief in Heinzen Mullners erlangten rechten und für etlich ladung auf denselben Müllner. Und man hat herr Jobsen Tetzel aus bevclhnus2) der eiteren herren zu dem gemeinen reitgelt verert und zu liebung 3) geben 50 neuer heller, die auch in der obgemelten summ begriffen sind.^

Beilage III. Bulle Papst Pius II., wodurch er die Aebte der Schotten­ klöster zu Wiirzburg, Erfurt und St. Egidien zu Nürnberg zu Executoren des von ihm bestätigten kaiserlichen Privilegs bezüg­ lich der Freiheit Nürnbergs von den westfälischen Gerichten ein­ setzt. (1459, December 11). Pius episcopus, servus servorum dei, dilectis filiis Scotorum extra Herbipolenses et Scotorum extra Erfordenses muros ac sancti Egidii Nurembergensis, Maguntinensis et Bambergensis diocesis monasteriorum abbatibus salutem et apostolicam benedictionem.

*) Erwirkung.

a) auf Befehl.

3) Geschenk, Verehrung.

64 Hodie nostre emanarunt littere, in quibus quedam littere carissimi in Christo filii nostri Friderici, Romanorum imperatoris semper angusti, inseruntur tenoris subsequentis. Pius espiscopus, servus servorum dei, ad perpetuam rei memoriam. Superne dispositionis arbitrio, quo celestia pariter et terrena ineffabili providencia disponuntur, super gregem dominieum nostre imbecillitati commissum speeulatoris officium, prout ex alto nobis eonceditur, exercentes ad ea aciem nostre considerationis extendimus, iper que cuncti fideles nobis precipue et apostolice sedi devoti ab oppressionibus, detrimentis atque incommodis quibuslibet releventur eorumque indemnitatibus, quantum lionestatis iura permittunt, consulatur, ac hijs, que propterea proeessisse eomperimus, eo libentius apostoliei muniminis adjicimus firmitatem, quo ex imperiali providentia ac munificentia proeessisse noscuntur. Nuper siquidem a carissimo in Christo filio nostro Friderioo III., Romanorum imperatore semper augusto, emanarunt littere huiusmodi sub tenore. (Hier folgt das oben, S. 56 ff. abgedruckte Privilegium.) Cum autem, sicut exhibita nobis nuper pro parte dilectorum filiorum proconsulum, consulum, universitatis civium et incolarum opidi Nurembergensis Bambergensis dioecesis petitio continebat, ipsi conjunctim et divisim coram suis judicibus Stare juri et cunctis de se querulantibus de jure respondere et justitiam ministrare parati existant, pro parte proconsulum, consulum, universitatis civium et incolarum predietorum nobis fuit humiliter supplicatum, ut eoncessionem et litteras imperiales predietas ac omnia et singula in eis contenta pro ipsorum subsistentia firmiori roborare, approbare et confirmare ac alias super hijs eorum statui et quieti oportune prospicere de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur, ut optata precordiis nostris, quibus cunctorum presertim benemeritorum fidelium indemnitati consulere eosque a molestiis relevare appetimus, facultas et occasio se prebeant et in inferendis vexationibus aditus precludatur, hujusmodi supplicationibus inclinati eoncessionem et litteras predietas ac omnia et singula in eis contenta auetoritate apostolica ex certa scientia approbamus et confirmamus neenon presentis scripti patrocinio communimus supplentes omnes et singulos defectus, si qui forsan intervenerint in eisdem. Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam

65 nostre approbationis, confirmationis, communitionis et suppletionis infringere vel ci ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipotentis dei etbeatorum Petri et Pauli, apostolorum eius, so noverit incursurum. Datum Mantue anno incarnationis dominice millesimo quadringentesimo quinquagesimo nono, tertio idus Decembres pontificatus nostri anno secundo. Ut igitur votivus dictarum litterarum succedat effectus, discretioni vestre per apostolica scripta mandamus, quatinus vos vel duo aut unus vestrum per vos vel alium seu alios premissa omnia et singula, ubi, quando et quotiens expedire videritis ac pro parte proconsulum, consulum, universitatis civium etincolarum predictorum super hoc fueritis requisiti, solemniter publicantes necnon proconsulibus ac aliis predictis Omnibus et singulis efficacis defensionis presidio assistentes non permittatis ipsos vel eorum aliquem communiter vel divisim contra tenorem litterarum predictarum per Westfalie et aliorum judiciorum vetitorum frigravios ac quorumeunque aliorum locorum judices seu quoscunque alios indebite molestari, contradictores neenon molestatores et presumptores quoslibet et rebelles, cujuscunque dignitatis, etiam episcopalis, Status, gradus, ordinis, preeminentie vel conditionis fuerint et quacunque alia ecclesiastica vel mundana dignitate prefulgeant, per censuram ecclesiasticam et alia oportuna juris remedia, appellatione postposita, compescendo, invocato ad hoc, si opus fuerit, auxilio brachii secularis, non obstantibus felicis recordationis Bonifacii pape VIII., predecessoris nostri, illis presertim quibus cavetur, ne quis extra suam civitatem et dioecesim, nisi in certis exceptis casibus et in illis ultra unam dictam a fine sue dioecesis ad judicium evocetur, seu ne judices a sede deputati predicta extra civitatem et dioecesim, in quibus deputati fuerint, contra quoscunque procedere sive alii vel aliis vices suas committere presumant, ac de duabus dictis in concilio generali neenon aliis constitutionibus, privilegiis, indultis et litteris apostolicis specialibus vel generalibus tarn de judicibus delegatis quam de personis ultra certum numerum ad judicium non vocandis, quorumeunque tenorum existant, per que presentibus non expressa vel totaliter non inserta effectus earum impediri valeat quomodolibet vel differri et de quibus quorumque totis tenoribus habenda sit in presentibus mentio specialis, aut si aliquibus communiter vel divisim a dicta

5

66 sit sede indultum, quod intordici, suspendi vel excommunicari aut extra vel ultra certa loca ad judicium evocari non possint per litteras apostolicas non facientes plenam et expressam ac de vcrbo ad verbum de indulto hujusmodi mentioncm. Ceterum si per summariam informationem per vos desuper auctoritate nostra recipienda vobis constiterit, quod hii, quos presentes littere coneernunt, pro monitionibus et citationibus de ipsis faciendis presentia commode haberi non poöset, vos monitiones vel citationes hujus­ modi per edicta publica loeis affigenda publicis partibus illis circumvicinis, de quibus sit verisimilis conjectura, quod ad ipsorum monendorum et citandorum notitiam pervenire possint, faciendi plenam et liberam facultatem concedimus ac volumus, quod ipse citationes et monitiones perinde eosdem monitos et citatos arctent ac si ipsis personaliter facte et eis intimate fuissent. Et insuper volumus et eadem auctoritate decernimus, quod quilibet vestrum prosequi valeat articulum etiam per alium incohatum, quamvis idem incohans nullo fuerit impedimento legitimo prepeditus, quodque a dato presentium sit vobis et unicuique vestrum in premissis Omnibus et singulis ceptis et non ceptis, presentibus et futuris perpetuata potestas et jurisdictio attributa, ut eo vigore eaque firmitate possitis in premissis omnibus et singulis, ceptis et non ceptis, presentibus et futuris et pro predictis procedere ac si premissa omnia et singula coram vobis cepta fuissent jurisdictioque vestra et cujuslibet vestrum per citationem vel modum alium perpetuata legitimum extitisset, constitutione super conservatoribus et alia qualibet in contrarium edita non obstante. Da­ tum Mantue anno incarnationis dominice millesimo quadringentesimo quinquagesimo nono, tertio idus Decembres, pontificatus nostri anno secundo. — (Pergament-Original mit Bulle.) Nürnberg.

E. Mummenhoff*

Acht Briefe Wilibald Pirkheimers,

Von dem ausgedehnten Briefwechsel, welchen Wilibald Pirkheimcr sein Lehen lang mit Bekannten und Freunden jeder Art und mit den berühmtesten seiner Zeitgenossen geführt hat, ist nur ein Theil erhalten; weitaus das Meiste ist verloren ge­ gangen. Namentlich sind aus seinen jüngeren Jahren nur wenige Briefe von seiner Hand auf unsere Zeit gekommen, obwohl wir mit Sicherheit annehmen können, dafs ihm schon damals der briefliche Verkehr mit geistesverwandten Männern ein Bedürfnifs und eine lieh gewordene Beschäftigung war. Dafs er während seines fast siebenjährigen Aufenthalts in Italien mit seinen Ver­ wandten in der Heimat correspondierte, beweisen uns zwei Briefe an seinen Vater, welche bei Goldast*) abgedruckt sind; und dafs er nach der Rückkehr aus Italien die Verbindung mit den dort gewonnenen Freunden fortzusetzen trachtete, geht aus einem gleich­ falls bei Goldast **) abgedruckten Briefe an einen Unbekannten hervor. Ich bin in der angenehmen Lage, diese wenigen Bruchstücke durch eine Serie von acht Briefen aus jener Zeit zu vermehren, von welchen ich zu glauben berechtigt bin , dafs sie bisher un­ bekannt waren und noch nicht veröffentlicht sind. Die acht Originalbriefe fand ich zu meiner freudigen Ueberraschung vor etlichen Jahren in unserem Familienarchive unter einer reich­ haltigen Sammlung von Briefen, welche der nachmalige Propst Dr. Anton Krefs während seiner Studienzeit in Italien von Freun­ den und Verwandten erhalten hat. Gerne hätte ich die Bear*) Bilibaldi Pirckheimeri Opera politica, historica, philologica et epistolica, edita a M. Goldastio. (Francof. 1667. 2°), S. 251. **) a. a. 0. S. 258.

5*

68 beitung und Veröffentlichung dieser Briefe einer berufneren Hand überlassen; da sich aber bisher eine Gelegenheit hiezu nicht er­ geben hat, will ich nicht länger säumen, die bis jetzt nur wenigen Freunden mitgetheilten Briefe zum Abdruck zu bringen. Die ersten sieben dieser Briefe —* der achte ist nur eine kurze Empfehlung eines Bittstellers ohne Datum und kann, wie später festzustellen sein wird, nicht vor dem Jahre 1504 geschrieben sein — fallen in die Jahre 1499 —1503, also in eine für Wilibald Pirkheimer und seine Vaterstadt bewegte und ereignisreiche Zeit. Pirkheimer war nach seiner Rückkehr aus Italien und nach seiner am 13. Oktober 1495 erfolgten Vermählung mit Katharina Rieter bei der Osterwahl 1496 in den Rath seiner Vaterstadt ge­ treten und hatte dort eine einflufsreiche Stellung erlangt. Die Reichsstadt befand sich in einer überaus schwierigen Lage; Fürsten und Adel, von Neid und Eifersucht auf das Wachsthum und den Reichthum der Stadt erfüllt, waren ihr feindselig gesinnt. Mark­ graf Friedrich von Brandenburg war trotz des Harras’schen Ver­ trages von 1496 nicht zufriedengestellt, führte Beschwerde über Beschwerde bei Kaiser und Reich über die angeblichen Anmafsungen des Raths und gewährte den Plackern und adelichen Herren, welche die Stadt unaufhörlich beunruhigten, ihre Unterthanen auf dem Lande schädigten und ihren Handel gefährdeten, Unterschlupf und Unterstützung. Die Stadt mufste deshalb auf den offenen Ausbruch der Feindseligkeiten jeder Zeit gefafst sein. In solcher Zeit waren ihr die Dienste eines Mannes wie Pirk­ heimer, der in seinen Jugendjahren an Fürstenhöfen gelebt, sich in ritterlichen Künsten geübt und neben der Redegewandtheit und Schlagfertigkeit des Juristen auch die zum Kriegsmann und Diplo­ maten erforderlichen Eigenschaften sich angeeignet hatte, von grofsem Werthe. Es galt vor allem, den Kaiser günstig für die Stadt zu stimmen; und als im Jahre 1499 Maximilian den Feld­ zug gegen die Schweizer zu unternehmen beschlofs und an die Reichsstädte die Aufforderung ergieng, dem Kaiser Hülfstruppen zu stellen, wurde Pirkheimer zum Führer der zwar kleinen, aber wohl ausgerüsteten Schaar erwählt, welche Nürnberg dem Kaiser sandte. Am Schlüsse seiner berühmten Beschreibung des „bellum Suitense sive Helveticum“ erzählt Pirkheimer selbst, dafs er seine Mission beim Kaiser zu dessen und des Raths Zufriedenheit er-

69 füllt habe und bei ersterem von da an in grofser Gunst gestanden sei. Trotzdem fühlte sich Pirkheimer in seiner Stellung im Rathe nicht behaglich; er hatte einflufsreiche Gegner und war nicht einverstanden mit der Politik, die der Rath verfolgte. Er sehnte sich zurück nach ausschliefslicher Beschäftigung mit den Wissen­ schaften, von welcher ihn die Geschäfte des Staatsdienstes ab­ zogen; ja, er trug sich mit dem Gedanken, nochmals nach Italien zurückzukehren und dort den Doktorgrad zu erwerben, womit er auf die Thätigkeit im Rathe definitiv verzichtet hätte, da ein Graduierter nicht zu Rath gehen konnte. So setzte er endlich mit Bitten und Drohungen durch, dafs er bei der Rathswahl an Ostern 1502 nicht wieder gewählt wurde, wiewohl die politischen Verhältnisse in der Zwischenzeit sich nicht gebessert hatten. Die Fehden und Plackereien dauerten fort. Zwar schien Markgraf Friedrich selbst der Streitigkeiten müde zu werden; verschiedene Reichsfürsten versuchten den Frieden zwischen ihm und der Reichsstadt herzustellen und bestimmten im Sommer 1502 einen Tag nach Erfurt. Während aber dort in Gegenwart des Mark­ grafen Friedrich über den Frieden verhandelt wurde, unternahm am 19. Juni 1502 des Markgrafen kriegslustiger Sohn Casimir einen Ueberfall auf die Reichsstadt. Der Rath erfuhr von den Rüstungen und mochte vermuthon, dafs die Markgräflichen anläfslich der Kirchweih in dem im Schwarzachthaie gelegenen Weiler Affalterbach, da der Markgraf dort den Kirchweihschutz der Stadt streitig gemacht hatte, Feindseligkeiten beabsichtigten. Er sandte deshalb 2000 Bewaffnete mit einer Wagenburg und zwölf Feldschlangen am 18. Juni nach dem vier Stunden südöstlich von Nürnberg gelegenen Weiler. Allein der Markgraf Casimir erschien am 19. Juni vor den Thoren der Stadt und lieferte in ihrer unmittel­ baren Nähe den zu ihrem Schutze zurückgebliebenen Bürgern ein überaus blutiges und für die Nürnberger verhängnisvolles Treffen. In jene bewegte Zeit fallen die Briefe Pirkheimers an Anton Krefs, seinen um etwas mehr als sieben Jahre jüngeren Verwandten. Anton Krefs war am 8. Februar 1478 als der Zweitälteste Sohn des Anton Krefs des Aelteren und der Katharina Löffelholz ge­ boren und hatte eine nach den Begriffen der Zeit sorgfältige Schulbildung genossen; er soll sich durch ein vortreffliches Ge­ dächtnis und grofse Lernbegierde unter seinen Schulgenossen

70 hervorgethan haben. An der Universität Ingolstadt lehrte zu jener Zeit Dr. Sixt Tücher aus Nürnberg, der nachmalige Propst bei Set. Lorenz und Vorgänger Antons, und unter seiner Leitung widmete sich Anton Krefs dem Studium der Rechte. Allein es zog den strebsamen und wissensdurstigen Jüngling, wie schon viele seiner Landsleute vor ihm und wie etwa zehn Jahre vorher Pirkheimer, nach Italiens berühmten Hochschulen, wo die huma­ nistischen Studien in schönster Blüthe standen und namentlich ausgezeichnete Rechtslehrer docierten. Dort hatte ja Pirkheimer, und zwar zuerst in dreijährigem Aufenthalt zu Padua und nach­ her in fast vierjährigem zu Pavia, sich seine gründliche und viel­ seitige gelehrte Bildung erworben; dort lehrten noch immer eine ganze Reihe von berühmten Humanisten uud Rechtslehrern. Seinem Beispiele folgte Anton Krefs, begab sich aber, von dem Ruhme des Juristen Jaso Maynus angezogen, zunächst nach Pavia, wo er im Hause des den Deutschen wohlgesinnten Reclitslelirers Dr. Prothasius Bozulus freundliche Aufnahme fand. Pirkheimer war dem jüngeren, aber ihm geistesverwandten und von gleich ernstem, wissenschaftlichem Streben beseelten Freunde von Herzen zugethan; in ihm lebten die in Italien gewonnenen Eindrücke in unverwischter Frische fort; er verfolgte mit lebhaftester Theilnahme das reiche wissenschaftliche Leben und die literarische Thätigkeit an den italienischen Universitäten und war bestrebt, alle neuen literarischen Erscheinungen in Italien seiner nachmals weit und breit berühmt gewordenen Bibliothek einzuverleiben. Mit Freuden begrüfste er deshalb den Entschlufs Antons, nach Italien zu gehen, und trat mit ihm alsbald in lebhaften Briefwechsel. Leider ist auch dieser Briefwechsel nur bruchstückweise vorhanden. Aus mehreren der aufgefundenen sieben Briefe Pirkheimers geht hervor, dafs andere fehlen, zum Theil gar nicht in die Hände des Addressaten gelangt sind. Von den Briefen des Anton Krefs ist gar keiner erhalten. Zwischen dem ersten und zweiten Brief liegt ein Zwischenraum von fast zwei Jahren; der erste ist vom 12. Januar 1499 , der zweite vom 18. December 1500 datiert. Aus des letzteren Inhalt ersehen wir, dafs dazwischen liegende Briefe verloren gegangen sind; Pirkheimer fordert den Freund auf, sich bei den Geschäftsführern des Peter von Watt zu erkundigen, was aus den Briefen geworden sei, welche er an

71 ihn geschrieben habe, als er ihn noch in Pavia wähnte. Das Auftreten der Pest hatte im Sommer 1500 die Studenten zur Flucht aus Pavia genöthigt; Krefs hatte sich nach Padua ge­ flüchtet und deshalb die im Sommer 1500 an ihn gerichteten Briefe nicht erhalten. Wie aber in diesem Sommer die Pest in Pavia grassierte, so dafs Pirkheimer durch Krefs dem Dr. Prothasius Bozulus das freundschaftliche Anerbieten machen liefs, wenn er um einen seiner Söhne der Pest halben oder sonstwie in Sorgen sei, solle er ihn zu ihm (Pirkheimer) nach Nürnberg schicken, er werde ihn halten, wie seinen eigenen Sohn, so war es auch in den folgenden Jahren. Auch im Jahre 1501 giengen Briefe verloren, und erst der vom 18. Juli 1501 datierte und nach Padua gerichtete dritte Brief erreichte wieder Anton Krefs. Der vierte ist vom 21. September 1501 datiert und gleich­ falls nach Padua addressiert. Krefs kehrte aber wieder nach Pavia zurück, und die beiden Briefe aus dem folgenden Jahre, vom 15. April und 15. August 1502 , sind nach Pavia geschrieben; ein Gleiches ist bezüglich des siebenten Briefes vom 31. Januar 1503 der Fall. Auch dazwischen liegt aber ein Aufenthalt Antons in Padua, da auch im Jahre 1502 der unheimliche Gast aufs neue in Pavia einkehrte. Das kurze, nicht datierte Empfehlungsschreiben, welches sich als achter Brief anschliefst, unterscheidet sich durch die Anrede „clarissime virtt und „dignitas vestra“ und durch die Ersetzung des vertraulichen Du durch ein förmliches Ihr und wird daher in die Zeit nach der Einsetzung des inzwischen aus Italien nach Nürnberg zurückgekehrten Dr. Anton Krefs als Propst der Lorenz­ kirche (11. April 1504) zu setzen sein. Auf den Inhalt der acht Briefe im Einzelnen einzugehen, verbietet mir der Zweck dieser Einleitung und der mir für die­ selbe zugemessene Raum; ich mufs auf den nachfolgenden Text der Briefe verweisen und mich auf einige allgemeine Bemerkungen beschränken. In den Vordergrund tritt überall das literarische Interesse Pirkheimers; mit merkwürdigem Eifer trachtete er, sich baldmöglichst in den Besitz aller in Italien erscheinenden neuen Drucksachen zu setzen. In Pavia und Mailand, in Padua und Venedig mufste Krefs die neuesten Drucke kaufen und durch Ver­ mittlung der in den italienischen Handelsstädten verkehrenden

72 Nürnberger Kaufleute an Pirklieimer übersenden. Dabei legt er gleiches Interesse für juristische Werke, wie für Ausgaben der alten Klassiker, für neue Bibeldrucke, wie für juristische und theologische Abhandlungen und Streitschriften an den Tag; kein Opfer war ihm zu grofs, um seine Büchersammlung zu vermehren. Anton Krefs unterzog sich den oft mühseligen und zeitraubenden Aufträgen mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit und erbot sich stets zu neuen Diensten. Dafür ist auch Pirklieimer stets des Lobes und der Anerkennung voll, und selbst wenn er defekte und un­ vollständige Exemplare erhalten hat, klagt er nur über die Unzu­ verlässigkeit der Buchhändler, gegen die er von Mifstrauen er­ füllt ist. Hält sich Krefs in Padua auf, so soll er die Nähe Venedigs benützen und sich nach den buchhändlerischen Unterneh­ mungen des Aldus Manutius erkundigen; weilt er inPavia, soll er in Erfahrung zu bringen suchen, was in Mailand Neues von griechischen Büchern gedruckt wird. Kurz, Büchereinkauf und Mittheilungen über neue literarische Erscheinungen bilden den Anknüpfungspunkt in sämmtlichen Briefen und zeigen aufs neue, dafs Pirklieimer auch zu den Zeiten seines Staatsdienstes seine Beschäftigung mit den Wissenschaften weder aufgab, noch einschränkte. Neben diesen literarischen Angelegenheiten enthalten aber die ersten sieben Briefe noch eine Menge von anderen, für uns interessanten und werthvollen Mittheilungen. In der Regel weifs der Briefschreiber dem Freunde Neuigkeiten aus dem Reiche oder der Vaterstadt zu berichten; seit dem Schwabenkriege verfolgt er mit sichtlicher Theilnahme die Politik der Schweizer und die Ab­ sichten des Kaisers; er erzählt von Gerüchten über Bündnisse und über Kriegsaussichten, und wie er den Schweizern Kriegs­ geübtheit und Besonnenheit in der Politik nachrühmt, so macht er kein Hehl aus seiner Abneigung gegen Franzosen und Italiener. Am erbittertsten äufsert er sich über die Venetianer, welche nach seiner Ansicht an allem Unglück schuld sind, das Italien betroffen hat, und er versichert, dafs er, wenn es zum Krieg gegen sie käme, kaum zu Hause bleiben werde. Die Uebersiedlung Antons von Pavia nach Padua gibt Veranlassung zu einem eingehenden Urtheil über Padua und das Leben daselbst, dem Pirkheimer entschieden den Vorzug vor dem zu Pavia gibt. Hauptsächlich aber sind es die Zustände in der Vaterstadt, welche vertraulich

73 unter den Freunden besprochen werden. Pirkheiniers Rücktritt aus dem Rath hat den Freund befremdet und seine Billigung nicht erfahren; da theilt ihm dieser die Gründe, welche er früher für nicht mittheilbar erklärt hatte, offen und ehrlich mit. Er war nicht einverstanden mit der Politik des Raths, hatte ver­ geblich seine warnende Stimme erhoben und sich überzeugen müssen, dafs sein Einflufs nicht mächtig genug war, um die ihm verhafsten Gegner zu überwinden. Pirkheimer war eine ehrgeizige und heftige Natur; wer sich mit ihm verfeindet hatte, dem war er ein unversöhnlicher Gegner. In bitteren Worten und scharfen Ausdrücken tadelt er die eigentlichen Machthaber im Rathe. Die Heftigkeit seines Grolls ist um so gröfscr, als der Brief unter dem Eindruck eines Ereignisses geschrieben war, welches in Nürnberg gewaltige Aufregung erzeugt hatte und für Pirkheimer von trau­ rigen Folgen begleitet war. Es war der obenerwähnte Ueberfall des Markgrafen Casimir am 19. Juni 1502, nach welchem im Volke das Gerücht entstand, Pirkheimer habe den Seinigen das Zeichen zur Flucht gegeben und den unglücklichen Ausgang des Treffens verschuldet. Pirkheimer erzählt dem Freunde ausführlich den ganzen Vorfall, und sein Bericht ist für die Geschichte jenes für Nürnberg so verhängnisvollen Tages von gröfster Bedeutung. Demnach bietet der Inhalt der Briefe dem Biographen Pirkheimers und dem Forscher in nürnbergisclier Geschichte werthvollcs Ma­ terial. Die Originalbriefe sind wohlerhalten; sie sind zum Theil auf Papier von feiner Masse mit dem Wasserzeichen des kleinen Reichsapfels mit Stern und Strich, zum Theil auf ein festeres, rauheres Papier mit dem Wasserzeichen einer dreizackigen Gabel geschrieben. An mehreren derselben ist das Pirkheimerische Wappen noch erkennbar. Die Schriftzüge sind fein und regelmäfsig, aber der zahllosen, oft schwer zu entziffernden Abkür­ zungen halben schwer leserlich. Letztere habe ich zur Erleichterung des Verständnisses in dem vorliegenden wortgetreuen Abdrucke aufgelöst, wie auch demselben die den Briefen gänzlich fehlenden Interpunctionszeichen hinzugefügt. Herr Dr. Frommann hat die Güte gehabt, meine Abschriften wiederholt mit den Originalen zu vergleichen.

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I. Egregio Juris Scholari Antonio Cressen Affini suo charissimo Papie.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Si vales, Antoni charifsime, et alacrem literis operam das, gaudeo. Accepi nuper libros, quos jussu meo emisti, qui plurimum placent; nullas tarnen liuc usque a te literas habui. Felini opera, que ad me misisti, defectum magnum liabent, quia deest totus titulus de rescriptis, de officio ordinarii, de officio judicis, de litis contestationc, sermo de indulgentia etc., qua propter vereor, ne bibliopolle te deceperint, ut est gens fraudulenta, promitentes se dare omnia opera Felini et istos titulos subtraxerint; qua propter te rogo, ut defectum istum ad Johanem Fladung1) mittas mihi transmittendum. Insupör in cedula, quam tibi dedi, in qua continebantur libri emcndi, si bene memini, inter alios scripseram, ut Paulum de Castro emeres super C., preterquam super primo 2. et 3., quia super istis partibus eum antea haberem, et tu eum ad me misisti super primo 2. 3. 4. et eas partes, quibus carebam, omisisti. Cupio igitur, ut eum etiam super quinto, si impressus est, et super tota secunda parte C. emas. Insuper cuperem habere investituram Georgii de sancto Georgio, si impressa est, et adhuc unum tractatum de principibus cum reliquis scilicet cardinalibus, consiliariis, primogenitura etc., et si x) Johannes Fladung und die im nächsten Briefe erwähnten Kaufleute Ciriakus Hofmann und Peter von "Watt waren Handelsgesellschafter. Der Sitz ihres Geschäftes war in Nürnberg; sie hatten aber eine Niederlassung in Mailand, wo sich abwechselnd einer der Gesell­ schafter oder der Sohn des Peter von Watt, Hieronymus, aufhielt. Sie wurden von den in Italien studierenden Deutschen vielfach in Anspruch genommen und werden in den an Anton Krefs gerichteten Briefen seiner Freunde und Verwandten häufig erwähnt. So schrieb Sebastian von Rotenhan von Bologna aus im December 1499 an Anton Krefs nach Pavia, er möge sich um das Gepäck ihres ge­ meinschaftlichen Gönners Wolf Stromer, das er einem Fuhrmanne zur Besorgung an den Faktor Hieronymus Watt übergeben habe, und das nicht angekommen sei, annehmen. (Briefe im Krefs’schen Familienarchiv.)

75 essent aliqui pulchri tractatus preter eos, quos ad me misisti, cupercm eos habere, precipue tractatum sindicatus, et quicquid pro bis libris expones, reddet tibi Fladung. Insuper rogo, ut ad me scribas, quid novi imprimatur et precipue de consiliis. Yale et me ama. Ex Nurenberga pridie Idus Januarii Anno 99.

II. Egregio Juris Scholari Antonio Krcfs Cognato suo Carissimo

Papie.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Non possum tibi non gratias agere, Antoni charissime, cum te adeo diligentem rerum mearum videam, ita ut ad curam, quam in bis adhibes, penitus nil addi possit. Habeo igitur tibi nunc gratias, cum potero, etiam referam. Accepi binas literas tuas priores Padue scriptas, in quibus certiorem me reddebas de libris a te mihi Yenetiis emptis, quos jam recepi, Simplicium scilicet et Prudcntium cum reliquis operibus, que mihi sumopere placent. Yirgilium Jeronimo Ebner2) tradidi. Posteriores vero literas ex Papia ad me dederas, ex quibus intellexi penitus te omisisse nihil, quod mihi gratum putares. Ceterum quod me deceptum suspicaris in pretio librorum, quantum ex verbis Ilofmani 3) intelligere potuisti, scias, velim, 2) Mit Hieronymus Ebner, dem nachmaligen Losunger, war Anton Krefs von Jugend auf eng befreundet. Sie hatten ihre Studien ge­ meinschaftlich in Ingolstadt unter Dr. Sixt Tuchers Leitung begonnen. Während seines Aufenthalts in Italien stand Krefs mit Ebner in Briefwechsel. Ebners warmer Vertretung im Rathe hatte er vor­ zugsweise zu verdanken , dafs er später ohne sein Wissen und Zu­ thun , während er noch in Italien weilte, zum Propst bei St. Lorenz in Nürnberg erwählt wurde. (Christoph Scheurl’s commentarius de vita et obitu reverendi patris Anthonii Krefs 1513 in Goldast’s Pirckheimeri opera). 3) Siehe Anm. 1. — Ciriakus Hofmann, ein Mann aus angesehener Familie, — denn seine Mutter war Barbara Schlüsselfelderin, also aus einem Patriciergeschlecht (Biedermanns Geschlechtstafeln des Patriciats, Taf. 621) — gerieth später mit seinem Mitgesellschafter

76 Ciriacum minime tibi rem, ut se habet, aperuisse nee me errasse. Nam de pretio librorum haut aliter ad eum scripsi, quam a te acceperam. Insuper si quid ad prccium addendum foret, id ex arbitrio suo faceret jussi, nee pecuniis parceret, dumodo libros ad me mitteret, sed nihil egi. Tandem Jeronimus de Batt*4)* * Peter yon AVatt in Streit, wie nachstehender Eintrag im Rathsbuche zeigt: „1504. Es ist erteilt, mit Ciriaco Hofmann zu handeln, das er diejenig, so er ohn Willen seiner Mitgesellschafter yon der Ge­ sellschaft Gütern zu seinen Händen genommen und verkauft hat, oder so viel Werths zu gemeiner Hand oder hinter Gericht niederleg, bis zu Vollziehung der Rechnung und Austrag der Sach. Wo aber Hofmann dem nit will Folg tun, soll er gehandvestet werden; defsgleichen und in allen Mafson soll gehandelt werden mit Peter von Watt durch hern Sebalden Schürstab und Jeronimus Fütterer. act. tert. post Martini (12. Nov.) Darauf haben bede Parteien gegen einander solcher Sachen halb Bürgschaft getan, nemlich Ciriakus Hofmann mit Caspar Hofmännin, Wittiben, seiner Mutter, und Jorg Kötzler, seinem Schwager, und Peter von Watt für sich, und seinen Sohn mit seinem Bruder Endres von Watt, wo sie ge­ mahnt werden, sich wiederum für einen erbarn Rath zu stellen welche Personen also Bürgen zu seyn den gemeltcn Hern von eins erbern Rats wegen angesagt und deshalben Pflicht getan haben. Act. eod. die.tt — Ciriacus Hofmann gieng später durch, versuchte aber im Jahre 1510 sich mit seinen Gläubigern in Güte zu verstän­ digen, wozu ihm vom Rathe am 4. Dccember bis Weihnachten Ge­ leit zugesagt wurde. Im Rathsbuche findet sich dann weiter: „1511. Auf kaiserlicher Majestät Schreiben ist Ciriacus Hofmann, seiner Majestät Diener, 14 Tage Geleit zugesagt. Montag 18. Aug.u (Mit­ theilungen des Hrn. Stadtarchivars Dr. Lochner.) 4) Die Familie von Watt war mit Wilibald Pirkheimer entfernt ver­ wandt : die Mutter des Peter von Watt war eine Tochter des Lorenz Pirkheimer, und er selbst war mit Anna Löffelholzin in zweiter Ehe verheirathet. (Biedermann, Taf. 302.) Er besafs ein Haus am Milchmarkt und war ein angesehener Mann, kam aber durch den Leichtsinn seiner Gesellschafter tief in Schulden. Wilibalds Schwe­ stern, Sabine und Euphemie, welche mit Watts Tochter Justine Klosterfrauen in Bergen waren, schrieben am 23. Februar 1507 an ihren Bruder: „Auch, lieber Bruder, ist uns zugeschrieben worden, wie der Peter von Watt also hart verdorben sei, dafs seine Frau besorg, er werd davon ziehen, habe ihn der Fladung und Hofmann in grofse Schuld bracht, die er nit wifs abzurichten, sei auch der Fladung davon entrunnen; bitten, Du wollest uns wissen lassen.“ (Mittheilungen des Hrn. Stadtarchivars Dr. Lochner.)

77 rescripsit vix paucos ex istis libris so rcperire, magno tarnen pretio et multum differente ab estimatione mea, et, ut ingenue teeum loquar, scnsi tandem (ut moris est mercatorum) pro factis verba mihi dari; quid in causa fuerit, ignoro, cum tarnen pccunias Petro de Bat tradiderim. Qua propter non desinam tibi molestus esse. Nam te enixe rogo, quatenus comodc potcris, operam des, ut libri isti jam diu desiderati tandem quocunque pretio ad me veniant, quc res mihi gratissima erit. Mitto etiam indicem librorum, quos habere cupio, cum pretio, quod ex te intellexi, nec non indicem tuum, quibus collatis intelliges parum vel nihil me errasse. Nil tarnen curo de pretio, dumodo libros habeam. Psalterium nuper per Aldum impressum emit mihi Jeronimus Imhof5) Yenetiis pro 4 marcellis,6) sed amplius penes me non est. Impresserunt psalterium grecum Mcdiolani cum expositione latina maiori forma quam Aldi. Cuperem eos ambos Codices habere; sin minus, emas eum, quem reperies. Cuperem etiam, ut inquireres, si aliquis pauper greculus Papie esset, qui convenienti precio transferret mihi de verbo ad vcrbum aliquas comedias Aristophanis. Unum erit, Antoni charissime, ne egre feras, cum tot tibi negotia impono et tu opera mea minime utaris, que tarnen tibi semper parata erit. De rebus nostris quid ad te scribam, ignoro; nec bellum nec pacem habemus 7) nec, ut puto, bellum geremus, et quamvis 5) Die ausgebreiteten Handelsbeziehungen des nürnbergischen Patriciergeschleclits der Imliof erforderten fast immer die Anwesenheit eines oder einiger ihres Hauses in Italien. (Vgl. Lochner, die Personen­ namen in Albrecht Dürers Briefen aus Venedig, S. 25, und unten den vierten Brief). Der im Text genannte Hieronymus Imhof wird der in Augsburg ansässig gewesene Sohn des Hans Imhof, Stifters des berühmten Sakramentshäuschens von Adam Kraft in der Lorenz­ kirche in Nürnberg, gewesen sein. (Biedermann, Taf. 220). 6) marcelli: marcello, eine venetianische Silbermünze, geprägt im Jahre 1472 unter dem Dogen Nicolo Marcello und nach ihm be­ nannt; (vgl. Thausing, Dürers Briefe etc., S. 89). 7) Markgraf Friedrich von Brandenburg gab trotz des Harras’schen Vertrages von 1496 die Feindseligkeiten gegen die Stadt Nürnberg nicht auf. Auf dem Reichstage zu Augsburg (1500) hatte er sich über Nürnberg wegen der Landwehr und der Thürme, sowie über die neuen Bauten am Schlosse zu Lichtenau beschwert und den Rath bei König Maximilian als die Ursache der fortgesetzten

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ros nostra non agatur, scias tarnen marchionem in egestatem vergere; et si durare potuerimus, minime diftdo fore ut inimiei nostri pesundentur. De me vero scias constitnisse me subtrahere a negotiis publicis,*8)*quantum ** potcro, ex magnis et justis rationibus, quas scribere non licet. Principalis tarnen ost, quod dei gratia res mce bene (ut nosti) sc habent, et cum über vivere valeam, minime me laboribus et servituti subiciam. Scripsi sepius ad dominum Prothasium, nil tarnen rescribit; ut puto, litere ad eum non pervenerunt; qua propter velim, interoges negotiorum gcstores Petri de Bat, quid de literis actum sit, et si negabunt, ut puto, nullas literas ad cos pervenisse, sciscitator, quid de illis literis actum sit, quas ad te scripseram, cum te adhuc Papie morari crederem, quas certissime scio ad eos pervenisse, quibus domini Prothasii 9) alligate fuerunt. Scripsissem jam ad eum, sed adeo Plackereien verdächtigt, so dafs das Verhältnis zwischen ihm und der Reichsstadt ein äufserst gespanntes war. (Vgl. v. Soden, Ge­ schichte des Weilers Affalterbaeh, S. 36. Städtechroniken, Bd. XI, S. 621, Anm. 1.) 8) Pirkheimer führte seinen Vorsatz an Ostern 1502 aus; (vgl. den fünften Brief). Ueber die Gründe seines Rücktritts sind mancherlei Hypothesen aufgestellt worden, welche zum Theil durch die Mitthei­ lungen Pirkheimers an seinen Freund widerlegt werden. Siehe den Aufsatz „Pirkheimers Rücktritt vom Rathett in Nr, 546 des Korre­ spondenten von und für Deutschland v. J. 1865. Irrthümlich ist dort von dem gleichnamigen Vater des nachmaligen Propsts Dr. Anton Krefs angenommen, dafs er damals in Italien sich aufge­ halten habe. 9) Der auch in späteren Briefen genannte dominus Prothasius war Dr. Prothasius Bozulus, Lehrer der Rechte an der Universität Pavia. Er scheint sich mit besonderer Vorliebe der deutschen Studenten in Pavia angenommen zu haben. Anton Krefs war sein Hausgenosse, und wahrscheinlich hatte auch Pirkheimer bei ihm gewohnt. Beide unterhielten auch nach ihrer Rückhehr aus Italien mit ihm freund­ schaftliche Beziehungen; in den Briefen, welche Krefs von seinen noch in Italien weilenden Freunden erhielt, wird er oft erwähnt. So rühmt Konrad Nützel in einem Briefe vom 10. August 1504 die humane und wahrhaft rührende Pflege, welche ihm Prothasius mit seiner ganzen Familie während einer Krankheit habe angedeihen lassen. In einem späteren Briefe vom 1. Juni 1505 berichtet er, dafs Prothasius aus Freundschaft für Krefs dessen Verwandten Hieronymus Fütterer trotz Raummangels gastlich in sein Haus auf­ genommen habe, und setzt bei: „prout ego in dies experior raris-

79 rcpentina disccssio nuntii fuit, ut vix litoras ad te dare potui, quod ex stili qualitate discernes. Salutes ideo dominum Prothasium nomine meo ac totam familiam. Scripsi inter cetera ad eum, quod, si aliquem ex filiis haberet, cui propter pestem vel aliquid aliud timeret, ut eum ad me mitteret, qui cum tractare veilem tanquam proprium filium, quod adhuc cupio. Yale et me, ut solitus es, ames et alacrem literis operam des. Ex Nurenberga decimo quarto kalendas Januarii Anno 1501.

III. (Egreg)io ac docto legum (Schola)ri Antonio Krcfs (Cognat)o suo amantissimo P a d u e.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Si vales, Antoni charissime, bene est. Ego quidem sanus sum. Accepi nuper literas tuas ex Papia, quibus significasti, que greca ibi venalia essent; que maximo me affecere gaudio, cum vidcam quotidie bonas augeri literas ac crescere. Rescripsi continuo, rogans, ut aliqua ex bis emeres et ad me transmiteres, Johannique Fladung injunxi, ut tibi pro his satisfaceret; sed antequam he litcre ad te venirent, discesseras.10) Fuit igitur non negligentia mea, quominus tuis responderem, sed fati iniquitas. Jam vero demum alias a te accepi literas, quibus significas te Paduam profectum esse. Re­ scripsi quam primum Johanni Fladung, ut ipse libros, de quibus ad te scripseram, emeret literasque meas minime ad te transmiteret, ne et tu et ipse eosdem emeretis libros. Facies quidem simi in Lombardia Prothasii Bozuli.“ (Briefe im Krefs’schen Archiv.) Ueber den im folgenden Brief erwähnten Franciscus Bellafinus vgl. Jöcher, Gelehrten - Lex. I., 929. 10) Anton Krefs war von Pavia, wo die Pest ausgebrochen war, nach Padua geflüchtet. Am 9. Oktober 1501 schrieb Prothasius Bozulus von Pavia aus an ihn: „Civitas a peste liberata est, homines tarn cives quam advene in eam in dies passim sese recipiunt et in dies doctores creantur............ de habitacione minime dubita adventuraque tuum accelera.a (Krefsisches Archiv.)

80 mihi rem gratissimam, si, quid uovi ultra cos libros, quorum antea nomina ad me misisti, impressum sit, cerciorcm reddes, quod facilime intelligere potes propter vieinitatem Venetiarum, ubi Al­ dus Romanus cos imprimit. Habui olim amicum Padue, Francischum Bellafinum, literis grecis doctum, a quo sciscitari poteris, qui tibi ob mei amorem quamvis jam inveteratum omnia pandet, quem etiam nomine meo salutes. Nam ego litcras grecas minime derelinquam, ut tu opinaris, quamvis ab eis aliquando interiungam, neque ob rei publicae curam nec aliam ob causam, sed potius me ab republica abstraham. Quod vero de Studio Ticinensi ac Patavino seribis Papiensseque prefers, minime tibi assentior. Nam multum civiliores ornatioresque Patavini Papiensibus sunt moribus, victu, vestitu, lingua ceterisque institutis, quamvis non inficior omnia meliori foro esse Papie quam Padue ; de doctoribus, qui legant, ignoro; solent tarnen egregii semper preesse huic gymnasio viri. Adde, quod longe doctiores viri ibi sunt, qui humanitatem profitentur, et, ut reor, tandem tibi placebit Patavina civitas.H) — Quid vero de rebus nostri regis ad te scribam, nil certi habeo; aliqui eum huc venturum aiunt ad festum sancti Jacobi ad conventum principum. Aplicuit hodie dux Fridericus12) cum instructissimo exercitu. Ceteri principes in dies expectantur. Ilabui heri literas a domino Galeazio de sancto Severino,13) quo, ut scis, familiarissime utor, qui inter n) Aehnlichurtheilte über beide Universitäten ein anderer Nürnberger, Dr. Sixt Tücher, in seinem Briefe an Krefs vom 1. Januar 1502. (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1877, S. 48.) Ticinum ist Pavia. 12) Kurfürst Friedrich von Sachsen, der königl. Statthalter beim Reichs­ regiment, welcher zu dem auf Jacobi (25. Juli) angesagten Reichs­ und Regimentstag in Nürnberg wieder eintraf. (Städtechroniken, Bd. XI, S. 639, Anm. 5 und 8.) Der König Maximilian kam nicht; er hatte am 21. April plötzlich, wol aus Aerger über die in den Unterhandlungen zwischen ihm und dem Reichsregiment zu Tage getretenen Meinungsverschiedenheiten, Nürnberg verlassen. (Städte­ chroniken, Bd. XI, S. 634, Anm, 6.) 13) Galeazzo Sanseverino, der Sohn des tapferen Grafen Robert von Cajazzo, war der Liebling des Herzogs Ludwig Moro von Mailand, der ihm seine natürliche Tochter Blanka zur Gemahlin gab. Er führte den Oberbefehl über die Truppen des Herzogs in den Kämpfen gegen die Franzosen, wiewohl mit wenig Glück, und mufste 1499, gleich seinem Herrn, nach Deutschland fliehen. Im folgenden Jahre

81 cetera scribit Elvetios convenisse cum rege nostro adversus Gallos certissimumque bellum futurum, eosdemque Suitenses ad regem Gallorum oratores misisse, qui tot ac tanta ab eo petant ut vix regnum Gallie ad id sufficeret; hoc ea ratlone egisse eos, ut honeste se ab eo dissolvant. Tu bene feceris, si sepius ad me literas dabis; ego tibi in respondendo non cedam. Yale et alacrem literis operam da. Ex Nurenberga XIIII kal. Augusti Anno 1501. Aiunt Aldum imprimere bibliam latinam, grecam et hebraicam, quod Bilibaldus Pirckljeymer. scire cupio. Item, si intelligere posses, quid impressurus esset in futurum. IV. Spectabili Legum Scholari Antonio Krefs Cognato suo Charissimo

Padue.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Accepi literas tuas, Antoni charissime, una cum indice grecorum librorum, que res mihi gratissima fuit. Vix enim hac tempestate aliquid mihi accidere posset, quod majori letitia me afficeret, quam cum audio quid novi grecarum literarum in lucem prodiisse; sic me ille delectant. Qua propter confidenter iterum te agredior rogans, ex quo tu operam tuam tarn paratam mihi offers, ut hos libros in zedula, quam nuper ad memisisti, signatos emas, cum id comode poteris; nam res celeritate non eget. De libris vero reliquis, pro quibus ad te Papiam scripseram, ignoro, an empti sint vel non; nam eam provinciam Fladung suscepit meque suspensum detinet; si certior essem eos emptos non esse, ad te scriberem, ut etiam illos ad me mitteres. Operiar tarnen responsum ab eo, et si nihil ab eo gerieth er mit dem Herzoge und zweien seiner eigenen Brüder in die Gefangenschaft des Königs Ludwig XII. von Frankreich. Im Jahre 1502 hielt er sich wieder in Deutschland auf (vgl. den sechsten Brief). Später finden wir ihn am Hofe des Königs von Frankreich. Er fiel im Jahre 1525 im Treffen vor Pavia. Vgl. über ihn Jak. Wilh. Imhof, Genealogiae viginti illustrium in Italia familiarum (Amsterdam, 1710), S. 293. 302. Iselin, historisches und geographi­ sches Lexikon (Basel, 1728), Bd. IV., S. 245.

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82 actum est, tibi rursus molestus esse non ccssabo. Cum libros emisti, eos agnatis meis Im hof tradito vel ad eos mittas, qui eos ad me vehendos curabunt; simul eis precium librorum indicato, nam tibi quam primum nomine meo satisfacient; ita enim cum eis egi; semper unus Yenetiis moratur ex eis, aliquando duo. De rebus vero nostris quid scribam, ignoro, ita omnia dubia sunt; nos inter bellum et pacem cum marcbione nostro volvimur. Conventus principum hinc Francfordiam translatus est verumque est proverbium, quod aput nos fertur: dies diem parit. Quid tandcm agetur, ignoro. Speratur de pace inter regem nostrum et regem Francie, quamvis jam rumor sit Suitenscs omnino bellum moturos tota vi contra regem Francie; quod si fiet, actum est de rebus Gallorum in Italia, quamvis ipsi multa presumant vaneque jactant. Nam nosti gentem Suitensium egoque, ut scis, expertus sum.14) Exercitatissimi in rebus bellicis sunt omniaque ratione potius quam temeritate agunt. Cum vero ad manus ventum est, penitus mortem contemnunt, satque scio Gallos non facile cum eis congressuros. Tarnen utcunque sit, omnis ista turba in Venetos tandem effundetur, qui omnium malorum, quibus Italia jam agitatur, causa sunt sive dominantibus Gallis sive Germanis. Ego quamvis belle jam, ut scis, degam, tarnen, si res contra Yenetos ageretur, vix quiescam, essentque mihi cause rationabiles contra eos. Egit et de hae re mecum dominus Galeatius de Sancto Severino, mihi, ut scis, amicissimus, cujus fratres Yeneti injustissime Omnibus bonis spoliarunt,15) propo14) Pirkheimer hatte die Schweizer im Schwabenkriege kennen gelernt, welchen er als Führer des nürnbergischen Contingents bei dem Heere des schwäbischen Bundes mitgemacht und nachmals selbst beschrieben hat. Ygl. Historia belli Suitensis sive Helvetici libri II bei Goldast, S. 63 ff. Ueber das Reislaufen der Schweizer und ihre Ueberlegenheit gegenüber dem zusammengewürfelten, zuchtlosen und schlecht geführten Heere des schwäbischen Bundes vgl. v. Liliencron, die historischen Volkslieder der Deutschen, Bd. II, S. 363. 430, Anm. 88. 15) Von den Brüdern des Grafen Galeazzo von San Severino waren zwei, Antonius Maria und Kaspar mit dem Beinamen Fracassa, im Dienste der Republik Venedig gestanden. Der älteste, Johann Franz Graf von Cajazzo, diente dem Herzoge von Mailand. Vgl. J. W. Imhof, Genealogia etc., S. 303. Ueber ihre Beraubung durch die Venetianer habe ich nichts finden können.

83 sitaque cst mihi conditio trium milium peditum, quibus preero, si res efectum sortietur. Cuperem sumopere congredi Italis, qui, ut scis, nos contempnunt solumque verbis et ventositate militant perpessique sunt totam Italiam subjngari a vix decem millibus Gallorum, cum tarnen totum mundum se exccpturos jactarent; sed tandem et temeritatis et superbic meritas, ut spero, penas luent. Tu interim vale meque, ut solcs, ama. Ex Nurenberga decimo kalendas Octobris Anno domini 1501.

V. Meyncm freuntlichen lieben Schwager Anthoni Cressen ytz zu J

_

P a v i a.

S. D. Si vales, Antoni charissime, plurimum gaudeo. Scripsi nuper ad te pro libris grecis; nullas tarnen literas a te accepi, quamvis libri greci ad me allati sunt, ex quo conjecturam accipio te scripsisse et literas minime ad me alatas. Tuum tarnen erit officium rescribere summam peeuniarum, quam a mercatoribus nomine meo accepisti, ut his satisfaciam. Libros grecos nullos amplius emito; si vero aliquos emisti, aput te retineto, donec certiorem te reddam, quid cum illis agas. Preterea, Antoni charissime, repperi in libris grecis aliquos defectus. Rogo, ut instes aput bibliopollam, ut hos supleat, et primum in opere Aristotelis et Theophrasti de plantis, scilicet QeocpQagov 7teqi cfvrcop, deest carta 98 signata nnnvvv,n, que incipit (ut precedens folium in fine demonstrat) loßotg zai Deest etiam in Apollonio de Argonautis integer quaternio scilicet 19 signatus litera t. Quid in Euripidc desit, ignoro, quia registrum non habet. Sunt nisi tres tragedie Medee, Alcestis et Andromache et in fine sunt nisi due carte scilicet VI. Nescio, an debent esse plures; hoc scio, quod desunt proverbia, que his adjuncta esse debent. Vidi etiam aliquando in Italia plures Euripidis tragedias, quos etiam impressos arbitror, sed forsan bibliopolla te decepit, ut moris eorum est. Rogo igitur te, ut operam des, ut, que desunt, impleantur. Scio me tibi esse molestum propter negotia, que tibi injungo. Desinam tarnen aliquando tibi molestus esse. Libros b*

84 alligatos Jeronimo Ebner, ut scriptura in his declarabat, tradidi. Scias insuper me imunem esse isto anno a republica, quamvis illud vix precibus minisque impetravi. Dabo operam, ut etiam anno futuro me defendam; habeo excusationes honestissimas, quas deo dante cito audies. Interim vale et literis alacrem ope­ ram da. Ex Nurenberga 14. Aprillis Anno 1502. Scripsi domino Prothasio pro aliquo negotio. Rogo, ut, si rescribit, operam des, ut litere he quam primum ad me afferantur, quia urgent

Bilibaldus Pircklieymer.

VI. (Sp)ectabili Juris Scholari ( dm)o Antonio Crefs Cognato (suo) Amando

Papie.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Si bene habes, letor; ego dei gratia sanus sum. Accepi literas tuas, Antoni charissime, tertio kalendas Junij exaratas, sed jam etiam eas acceperam, in quibus me de precio librorum certiorem reddideras. Quod vero operam tuam in emendis libris adeo paratam ofers, mihi est gratissimum lubensque benevolentiam tuam suscipio. Dabitur forsitan olim occasio, ut meritis tuis condigne respondeam. Interim ego benevolentia tua utar tibique molestus esse non cessabo, cum te adeo humanum exhibes. Rogo te igitur, ut defectus (librorum supleantur, si id huc usque omissum est. Intellexi preterea omnia Ciceronis opera uno in volumine esse impressa Mediolani; id si ita se habet, rogo, ut id mihi emas. Intelligo etiam nova quedam literis grecis Mediolani imprimi; si id verum est, cura, ut habeam ea, nec non, si quid novi in humanitate latine emersit. Pro libris, quos tu in scedula tua Mediolani reperiri negabas, Venetias scripsi; spero, ibi mihi ementur. Sed quod quartum volumen Aristotelis nonimpressum esse scribis, velim scias quinque Aristotelis Volumina esse formis mandata; ex his duo mihi a te empta sunt, logica videlicet etc. nec non Aristoteles cum Theophrasto de plantis etc.; tertium de animalibus etc. jam antea aput me erat; sed desunt mihi adhuc duo Volumina, scilicet primum et ultimum. In primo continentur vita Aristotelis et Theophrasti, Aristotelis phisicorum

85 de celo, de generaeione et coruptione, meteorologicorum, de mundo Philonis, Theophrastus de igne, de ventis, de lapidibus, de signis aquarum et ventorum, et id volumen, ut »intelexi, venditur ducatis duobus. In ultiino vero continentur Aristotelis magnorum moralium, ethicorum ad Eudemum, ethicorum ad Nicomachum, oeconomicorum, politicorum libri, et volumen istud etiam duobus ducatis vendi aiunt. Si tu eos libros hoc precio vel etiam maiori paululum, videlicet pro quinque ducatis, emere posses,faceres mihi rem gratam. Nolo tarnen te propterea Mediolanum ire; nam res celeritate non indiget, et quicquid in his libris emundis exposueris, a negociorum gestoribus Petri de Batt accipias, qui plures pecunias meas traiecticias penes se habent. Constitueram hoc autumno ad vos venire,16) sed pestis, que, ut aiunt, ubique grasatur, id prohibuit, nec non suspicio futuri belli. Spero tarnen me ad pascha futurum deo dante venturum, nisi aliqua alia res impedimento erit. Tu tarnen interim, si aliquos mihi emes libros, Hieronimo de Bat advehendos tradas. Quod scribis te institutum meum, quod a re publica me abalienaverim, non laudare tanquam otii dulcedine captum, falleris tu, mi Antoni. Nam nisi cernerem omnem potestatem penes perditissimos ac cunctis viciis deditos esse nullique viro bono reliquum esse locum, minime ab ea me abdicassem, pro qua etiam honcstam mortem obire paratus sum. Predixi, Antoni charissime, ante quadrienium omnia, que nobis accidere, et insuper, quo modo id cavendum foret, idque plures alii boni fecere viri; sed omnia hec surdis cecinimus, sive id peccatis nostris exigentibus sive id, quod pocius credo, perfidia quorundam accidat, et — utinam patrie sim vanus auruspex — timeo, ne peiora supersint.17) *6) Auch in Briefen an Andere schreibt Pirkheimer von seinem Vorhaben, nach Italien zu gehen. (Vgl. den Aufsatz „Pirkheimers Rücktritt vom Rathe 1502“ im Korrespondenten von und für Deutschland, Jahrgang 1865, No. 546). Der Grund, weshalb der Vorsatz unaus­ geführt blieb, war aber nicht, wie dort vermuthet wird, in Pirkheimers häuslichen Verhältnissen, sondern in dem Auftreten der Pest und der drohenden Kriegsgefahr gelegen. 17) Dieses harte und rücksichtslose Urtheil kann nicht wohl den da­ maligen Losungern, dem greisen Paul Volckamer (vgl. Städtechro­ niken Bd.XI, S. 688, Anm. 2) und dem würdigen Hieronymus Schürstab, und eben so wenig dem dritten der Triumvirn, dem seit 1500 zum

86 Sed audi, obsecro, quam vana sint nostra consilia; nam dum me absolvere cupio, graviora accidere. Audivisti tu de conflictu nostro et marchionis;18) nam, ut Hieronimus Ebner retulit, omnia tibi scripsit.19) Aderat casu dominus Galeazius de Sancto Severino, quem forsan nosti; is paucis antea diebus huc aplicuerat ac tune mecum in prandio erat. Cupidus visendi res novas, orat, ut secum equitem ordinum ac militaris discipline videndi gratia. Id cum anuissem, supervenit quidam nomine senatus nostri, me rogans, ut me armaremac in campum prodirem, nam inimicos adesse nunciabatur. Id cum me facturum recepissem, hortabar dominum Galeatium, ut, dum me armarem, ipse in campum exiret ac ordines videret, me continuo sequturum afirmans; et ut id facilius videre posset, famulum quendam meum, qui eum conduceret, una misi. Sequtus sum ego quasi post quartam unius höre, cumque portam egressus essem, repperi circa 800 armatos,20) quos in ordines quam primum

obersten Hauptmann erwählten, tüchtigen und um seine Vaterstadt wohlverdienten Anton Tücher (vgl. Städtechroniken Bd. XI, S. 477, Anm. 4), gegolten haben. Es wird vielmehr der ränkevolle und ehrgeizige Anton Tetzel, mit welchem Pirkheimer, nach seinem eigenen, in einer Verantwortungsschrift an den Rath niedergelegten Geständnisse, seit der Zeit seiner Hauptmannschaft (1497) verfeindet war, und welcher im Jahre 1514 zu lebenslänglicher Haft verurtheilt wurde, und der im Texte selbst so scharf verurtheilte Ul­ mann Stromer gemeint sein. Ueber Tetzel und sein Verhältnifs zu Pirkheimer vgl. Lochner, Lebensläufe berühmter und verdienter Nürnberger, S. 30. 35. 18) Vergleiche über dieses blutige und für die Nürnberger so verhängnifsvolle Treffen vom 19. Juni 1502, „die Schlachtung von Nürmberg,“ den Bericht Deichslers in seiner Chronik (Städtechroniken XI, S. 653 ff.) und den Bericht des Ritters Götz von Berlichingen (F. W, G. Graf Berlichingen - Rossach, Leipzig 1861), dann die ausführliche Darstellung v. Sodens (Geschichte des ehern. "Weilers Affalterbach, Nürnberg 1841) und v. Liliencrons (die historischen Volkslieder der Deutschen, Leipzig 1866, Bd. II, S. 463 ff.) sammt den dort abge­ druckten Liedern. 19) Leider ist der Brief des Hieronymus Ebner nicht mehr vorhanden. 20) Dafs eine zweite Schaar von Bewaffneten in Reserve stand, welche Pirkheimer dem vorauseilenden Stromer nachführte, und dafs diese die Fliehenden aufnahmen und das Gefecht zum Stehen brachten,

87 teduxi, sequtusque sum per intervallum quasi duorum milium passuum primam aciem, quam Ulman Stromeyr duxit, qui circa 700 erant, fcstinansque silvas ingressus est noluitque expectare aciem magnam circa 3000, qui jam aderant, sed omni contempta admonitione in insidias incidit ipseque primus turpissimam fugam inccpit beneficioque equi servatus est.21) Equites aliqui ad aciem magnam,22) que non longe aberat, confugere clamantes, ut etiam ipsi fugerent ac se servarent, idque tarn diu dixerunt, quousque etiam illos ad fugam sine aliqua necessitate compulere. Hos ego sequtus cum meis servat.is ordinibus fugientes excepi, audeoque dicere, nisi adventassem cum acie mea, male esset actum de rebus nostris; nam inimici visa nova acie persequi nostros destitere ad suosquc se recepere, qui etiam jam fugere inceperant.

war bisher nicht bekannt. Allerdings ist es auffallend, dafs die Markgräflichen ihren Sieg und die Panik der Nürnberger nicht besser ausnützten und keinen Yersuch machten die wehrlose Stadt selbst zu überrumpeln. Ja, wenn man den Volksliedern trauen darf, wäre die Heimkehr des Markgrafen nicht in sonderlicher Ordnung bewerkstelligt worden und mehr einem Rückzug als der Heimkehr eines siegesreichen Heeres ähnlich gewesen. Die Angabe Pirkheimers hat deshalb nichts Unwahrscheinliches an sich. 2I) Dafs Ulmann Stromer, der übrigens unzweifelhaft durch seine Un­ vorsichtigkeit an dem schlimmen Ausgang des Treffens schuld war, der erste gewesen, der sich zur Flucht gewendet, ist nach den anderen Berichten nicht glaublich und einem so tapferen Kriegs­ mann, wie Stromer war, nicht zuzutrauen. Nach den von Soden benützten Berichten wäre Stromer es gewesen, der sich vergeblich bemühte, die Flüchtenden aufzuhalten. Pirkheimer aber hätte sich hienach mit einem „Walhen, dem Galliatzen,“ unter den Zuschauern befunden; als sie die allgemeine Flucht und Auflösung bemerkten, hätten auch sie ihren Leuten zugerufen, sie möchten fliehen. Der Galliatz habe seinen Schaubhut vom Haupte gezuckt und damit das allgemeine Zeichen zur Flucht gegeben. Mit Recht fügt Soden bei, dafs ein solches Benehmen von einem so bewährten und erfahrenen Kriegsmann, wie Pirkheimer, kaum glaubhaft scheine (a. a. O. S. 62). Der Brief gibt nun die Aufklärung und dient zur Ehrenrettung Pirkheimers. 22) Die acies magna ist unzweifelhaft die von Affalterbaeh zurück­ kehrende Schaar, welche auch nach den anderen Berichten in die allgemeine Flucht mitfortgerissen wurde.

88 Quos cum perscqui veilem, prohibitus a nostris fui. Cumque egregie me rem gessisse existimavi in civitatemque regressus fuissem, ecce rumor oritur dominum Galeazium inicium fuge fecisse meque, qui solitus eram eum comitare, presentem fuisse ac ex urbe eum eduxisse, qua propter minabantur et sibi et mihi malum. Senatus re intelecta ad dominum Galeatium misit consolandi eum hortandique gratia, ne egre ferret rumorem populärem, nam eum false insimulari scicbant.23) Nam, ut antea dixi, solumodo videndi gratia inermisque aderat; sed, ut creditur, Stromer, qui causa totius mali fuit, aliquos submisit, qui de Galeatio, de domino Jobane de Beistorff,24) de Petro Beisbeber25) obloquerentur, quorum tarnen nullus in primo conflicto Galeatio excepto affuerat, *) ut eo facilius se excusaret. Sed eum opinio fefellit; nam res adeo jam manifesta est, ut etiam pueri sciant eum causam totius mali fuisse ac omnes reliquos culpa vacare. Ecce, Antoni charissime, quam levis est popularis aura, nam me optime meritum prima fronte inculpabat, Stromeyr, qui turpissimam commiserat fugam, ad celum extollebat; et nisi quam plures optimi viri, quibus ego prefueram, me excusassent remque omnem, ut erat, narrassent, malum non evitassem; nam me quidem per biduum in domo continui, ne in furorem irati populi inciderem. Misit postea ad me senatus noster, qui rem omnem resciverat, promittens, si contra eos agere veilem, qui de me obloquti fuissent, se in eos animadversuros; sed ego rem huc usque distuli, nam omnes jam negant aliquid mali de me dixisse. Narravi tibi fabu23) Nach den von Soden erwähnten Rathsverlässen (a. a. 0., S. 80) war der Rath unzufrieden mit dem Benehmen des Hm. Galeatz, ver­ weigerte ihm den ferneren Aufenthalt in der Stadt und beauftragte Wolf Haller, ihm „Erwrege Worte zu geben“ und ihn auf gute Art aus der Stadt wegzubringen. 24) Johannes de Beistorff, unzweifelhaft Hans von Weichstorf, der spätere Schultheifs, welcher mit Wolf Haller und Wolf Bömer die zum Kirchweihschutz nach Affalterbach entsandte Schaar geführt hatte. (Vgl. Soden, S. 47. Lochner im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1860, Sp. 276 ff.) 25) Peter Weifsweber, ein im Dienste der Stadt stehender Söldnerführer. (Vgl. Lochner, Personennamen in Albrecht Dürers Briefen aus Venedig, S. 39.) *) Im Original: afuerat.

89 lam longam, sed id ea de causa feci, ut tibi demonstrarem humanum consilium nil posse fato obsistente. Vale igitur, mi Antoni, ac, ut cepisti, alacrem literis operam dato, quod te fecisse aliquando non penitebit, tibique persuade te mihi esse charissimum. Iterum vale. Ex Nurenberga in die asumptionis beate virginis Marie Anno 1502.

VII. Spectabili ac egregio Juris Scholari domino Antonio Crefs Cognato suo amantissimo Papie.

Bilibaldus Pirckheymer S. D. Accepi Iiteras tuas trimestres, Antoni charissime, (tarn diu enim in via fuere) nec non libros mihi emptos. Quod vero intermisisti emere libros grecos nuper Venetiis impressos, bene egisti, nam jam pridem penes me sunt; quapropter*) nec lios nec alios mihi emas libros; nam, ut nosti, meliori precio Venetiis comparantur. Solumodo des operam, ut Charta, que deest in volumine Aristotelis, supleatur. De quinto volumine videbo, quatenus Venetiis mihi ematur. Rogo insuper te, si aliquando Mediolanum ibis, Demetrium convenias ac ab eo intelligas, si quid Mediolani grece imprimatur, et hac de re me certiorem reddas. Rogo etiam te, ut mihi pingi facias arma domini Prothasii nostri, quia cupio donare sibi supelectilem incisis armis suis. Novitates mille ocurrunt, quas ad te scribam; pacem ficticiam habemus; deuß det, ut diu duret. Rex noster Flandriam petit; aiunt Regem Francorum ad ea confinia venturum ac nescio, quid ibi inter se tractaturos. Vale, mi Antoni, ac me tibi amicissimum certo scias. Ex Nurenberga pridie Kalendas Februarii Anno domini 1503. *) Im Original: quapter (Schreibfehler).

90

VIII. Charissime vir,06) Paupercula ista me rogavit, ut ad d. (dignitatem) vestram ei literas commendaticias darem. Habet causam ad curiam revolutam, quam Caspari Wirt27) commendare Teilet, et, ut ait, ille vobis notissimus est. Rogo igitur, quantum decet, ut literas ille ad cundem Wirt, ut aiunt, promotoriales non deiiegare velitis, quod mihi gratum erit et, ut arbitror, deo acceptum. Me comendo Yester Bilibaldus Pirckheymer. 26) Anton Krefs war inzwischen Propst an der S. Lorenzkirche gewor­ den und hatte somit eine der höchsten kirchlichen Würden in seiner Vaterstadt erlangt; daher die veränderte Anrede. 27) Ueber Caspar Wirt, den nürnbergischen Syndikus am päpstlichen Hofe, vergleiche Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1877, Sp. 48.

Nürnberg.

Freiherr Georg von Krefs.

Kleinere Ufittheilungen

Das Wohnhaus des Veit Stofs in Nürnberg. Der be­ rühmte Bildschnitzer Veit Stofs erkaufte am 2. März 1499 von Bürgermeister und Rath der Stadt Nürnberg ein Haus, in welchem er bis zu seinem, im December 1533 erfolgten, Tod wohnte. Früher hatte man angenommen, dafs das von Veit Stofs besessene Anwesen das im Prechtelsgäfslcin gelegene, mit Haus-Nr. 940 bezeichnete Haus gewesen sei, weil im Jahre 1857 die Eigen­ tümerin dieses Hauses, Frau Anna Katharina Schmidtill, unter ihren Hausbriefen den Erwerbsbrief des Veit Stofs hatte, welchen sie damals an einen Baron Rastawiccki aus Krackau verkaufte. Allein Herr Stadtarchivar Dr. Lochner gelangte bei seinen Unter­ suchungen über das Besitzthum des Veit Stofs zu der Ueberzeugung, dafs der Meister aufser dem obenerwähnten Hause Nr. 940 auch das daran stofsende, das Eck des Preehtelsgäfsleins und der Wunderburggasse bildende Haus Nr. 939 besessen haben müsse, und bestimmte deshalb auch in seinem Werke: „Des Johann Neu­ dörfer etc. Nachrichten von Künstlern und Werkleuten“ (Wien, 1875), S. 86 das heute in zwei Häuser gesonderte und mit den Hausnummern S. 939 und 940 bezeichnete Anwesen als das Wohnhaus des Veit Stofs. Im Einklang damit ist auf dem, dem elften Bande der Städtechroniken beigegebenen Plane: „Nürnberg im 15. und 16. Jahrhundert,“ in D. 2, Nr. 47 der heute aus zwei Häusern bestehende Complex als Besitzthum des Veit Stofs an­ gegeben. Auf eine durch die Nürnberger Stadtzeitung im Jahre 1876 gegebene Anregung beschlofs der Magistrat der Stadt Nürn­ berg, das Wohnhaus des Veit Stofs durch eine Gedenktafel zu kennzeichnen; als aber durch die Berichte über die Verhandlungen in der Magistratssitzung bekannt wurde, dafs die Gedenktafel an der gegen die Wunderburggasse gelegenen Fa§ade des Hauses

92 Nr. 939, welches noch heute durch ein Marienbild geziert ist, das aller Wahrscheinlichkeit nach Veit Stofs seine Entstehung verdankt, angebracht werden solle, protestierte hiegegen der Eigenthiiiner des Hauses No. 940 und behauptete unter Berufung auf einen von Herrn R. Bergau veröffentlichten Aufsatz, dafs nur sein Haus das Wohnhaus des Veit Stofs gewesen sein könne. Herr Bergau begründete seine Ansicht damit, dafs er sich durch eine technische Untersuchung überzeugt habe, dafs die Häuser S. Nr. 939 und 940 schon zu Lebzeiten des Veit Stofs zwei gesonderte Häuser gewesen seien, und dafs die Beschreibung des Veit Stofsischen Hauses in den Kaufbriefen nur zur Beschaffenheit des Hauses Nr. 940, nicht aber zu der des Hauses 939 oder der beiden Häuser 939 und 940 stimme. Der Magistrat wandte sich hierauf an den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg um gutachtliche Aeufserung über die Frage: welches das Haus des Veit Stofs gewesen sei, und unser Verein ernannte aus der Mitte seines Ausschusses eine Commission, welche er mit der Prüfung der Sache beauftragte. Wir stellen im Folgenden die Ergebnisse dieser Prüfung aus den Akten kurz zusammen. Aus den baulichen Verhältnissen haben die beiden der Com­ mission angehörigen Sachverständigen keine Anhaltspunkte dafür gewinnen können, dafs die beiden Häuser 939 und 940 schon zu Lebzeiten des Veit Stofs in derselben Beschaffenheit wie heute existiert haben, oder dafs sie damals nicht ein Anwesen gebildet haben könnten. Dagegen lassen die Urkunden keinen Zweifel da­ rüber, dafs Veit Stofs das Haus No. 939 besessen hat. In der zweiten Hälfte des Jahres 1498 wurden bekanntlich mit Bewilligung des Königs Maximilian die Juden zum zweiten Male aus der Stadt Nürnberg vertrieben und deren Häuser, Synagoge, Leichenhof und sonstige liegende Güter und Gründe als des Königs eigenes Kam­ mergut eingezogen und um 8000 fl. rh. an die Stadt verkauft. Die Stadt entäufserte sich im darauffolgenden Jahre dieser Häuser wieder, wie das im k. Kreisarchive im Original vorhandene, von Jörg Holzschuher dem eitern, Michel Behaim und Endres Geuder abgefafste-Verkaufsprotokoll nachweist. Diese Häuser waren alle, mehr oder weniger entfernt von der Synagoge, in der Judengasse, beim alten Heumarkt — jetzt Wunderburggasse — gelegen, und unter ihnen befand sich auch „des alten Mair Johels Haus“, das

93 dem „maisterVeit Stofs vonn Kracka“ als eines der gröfsten um 800 fl. rh. verkauft wurde. Nach dem Kaufbrief vom Samstag nach dem Sonntag Reminiscere (2. März) 1499, von welchem eine genaue Abschrift im germanischen Museum aufbewahrt wird, war es „das Eckhawse mitsambt dem Hinterhawse vnd Ilöllein da­ zwischen gelegen an einer seytten an Georgen von Tils hawse darjnn yetz Michel Mangerfsrewter siezt vnd an der anndern seytten an Conntzen Scharppffen des Schreiners hawse stossend, das vor­ mals Meyer Johels des Jüden gewesen ist“. Nach Herrn Dr, Lochners Constatierungen wurde es nach Veit Stofsens Tod von dessen Erben am 20. März 1534 an Hans Behaim den jüngeren verkauft, und dessen Töchter, von welchen die ältere, Katharina, mit Erasmus Rotenburger und die jüngere, Anna, mit Jacob Fröschel verheirathet war, verkauften es am 4. Juni 1550 an den Schreib­ und Rechenmeister Stephan Prechtel und dessen Ehefrau Veronika, von welchen das Prechtelsgäfslein seinen Namen führt. In der Urkunde von 1550 ist das Haus beschrieben als „an der Juden­ gasse, bei dem alten Heumarkt gegen Martin Gruners des Kandelgiefsers Behaufsung über und zwischen der Herrn Geuder und weiland Hannsen Pfeifers Behausungen gelegen“. Martin Grüner besafs aber nach vorhandenen Urkunden das Haus „zum rothen Hahnen“, Eck der Judengasse und des Prechtelsgäfsleins (S. 1123a, jetzt Judengasse Nr. 5), und da das dem Hause zum rothen Hahnen gegenüberliegende Eckhaus an der Judengasse eben das mit S. 939 (jetzt mit Judengasse 7) bezeichnete Haus ist und ein anderes an der Judengasse gelegenes Eckhaus nicht in Betracht kommen kann, besteht darüber kein Zweifel, dafs Veit Stofs dieses Haus 939 — ob mit oder ohne 940 kann hier dahin gestellt bleiben — erworben und besessen hat, und die Be­ hauptung des Herrn Bergau, dafs nur 940 das Veit Stofsische Haus sein könne, auf Irrthum beruht. Im Besitz der Prechtelischen Familie blieb das Veit Stofsische Haus über 100 Jahre lang; nach dem Aussterben des Mannsstammes derselben verkauften es die Erben, nach Herrn Dr. Lochners Mittheilung, am 13. Au­ gust 1656 um 1900 fl. und 50 fl. Leihkauf an den GerichtSchreiber Johann Jakob Krüger, und in diesem Kaufver­ träge ist das Kaufsobjekt als „am Brechtelsgäfslein, von einer Seite eckfrei, mit der einen Seite vorwärts, zur Rechten an Johann

94 Friedrich Ernsts, mit der anderen Seite aber und dem Neben­ oder Hinterhaus an N. N. Häuser stofsend“ beschrieben. Nun besitzt aber der jetzige Eigenthümcr des Hauses Nr. 940 noch einen Originalkaufbrief vom 15. April 1657 mit Nachtrag vom 19. September 1659, wonach die Vormünder der Tochter des Johann Friedrich Ernst die „Bchaufsung und Iloffraith allhier in Sebaldspfarr dem Brechtelsgäfslein diefser Zeit zwischen defs Erbarn undWolgelehrten Johann Jakob Krügers, Notarii Caesarei Publici L^galis und Gcrichtsehreibers am Ehrlöblichen Stadtgericht und defs Erbarn und Fürnehmen Michael Wcickmans, Handelsmans Heufsern gelegen“ weiter verkauft haben, und es ist also klar, dafs das Haus, auf welches sich Tlieser Hausbrief bezieht, neben dem einst Veit Stofsischcn, auf die Prechtelischen übergegangenen und damals Krügerischen Hause gelegen war. Will man daher aus dem Umstande , dafs dieser Kaufbrief sich im Hause 940 vorfindet, schliefsen, dafs er sich auch auf dieses Haus beziehe, so bleibt nur die Wahl, anzunehmen, dafs das Haus Nr. 940 niemals Eigenthum des Veit Stofs gewesen sei, oder zuzugeben, dafs es früher zum Veit Stofsisehen Besitzthum gehört habe, aber durch die Familie Prechtel vom Haupthause 939 wegverkauft wurde. Dies ändert aber nichts an der Thatsache, dafs das Haus Nr. 939 Eigenthum des Veit Stofs gewesen ist. — ss.

Ein markgräflicher Kanzleirath über Lazarus Spengler. In welchem Ansehen der nürnbergische Rathsschreiber Lazarus Spengler an den Höfen der Reichsfürsten und bei seinen Berufs­ genossen stand, beweist ein zwei Tage nach seinem, am 7. Sep­ tember 1534 erfolgten, Tode von dem markgräflichen Kanzleirath und Statthalter Georg Vogler an den nürnbergischen obristen Hauptmann Christoph Krefs gerichtetes Condolenzschreiben. Das­ selbe lautet; aDem edeln vnnd vesten Herrn Cristotfenn kressen des clainern Rahts zw Nurmberg meinem günstigen lieben herrn zehanden. Göttis gnad vnnd mein gantz willig dinst allizeit zuuor. Edler, vester günstiger lieber herr, Ich trage mit euch, vnd gemeiner stat Nurmberg, ain hertzlichs mitleiden, Irs getreuen

95 dieners vnd rhatschreibcrs Lazarussen Spenglers meins lieben bruders tödlichen abgangs, vnd souil destmer, das ich waiss, (doch meniglich vnuerdacht) das er allspald nit zuersetzen ist, Ja ein erbar rath vnnd gemaine Stat Nurinberg wir dt je lenger je mer crfaren, was sie an diesem Man für ain getreuen cristlichen vnnd sonnst in allweg gemainnutzigen diener gehabt vnd verloren haben, Got wolle diese löbliche vnnd vor vilen andern cristliche Stat vnnd Comun widerumb mit solichen dienern fersehen, vnnd wie ich hertzlich wünsch inn aller wolfart wider alle vncristliche Verfolgung erhaltten. Vnnd dieweil ich widerumb gern ain kuntschaft inn eur Cantzlei haben wolt, do ich zw Jemand, umb neue zeitung vnnd sonnst vertraulich schreiben mocht, bith ich euch alls meinen insonders günstigen lieben herrn vnd vater, Ir woltet mir mit ainem new angeendem Ratschreiber kuntschafft machen, das wir in allen erlichen zimblich ding zesammen schreiben mögen, alls auch daraus allerlej guts volgen mag für ains. Zum andern dieweil mir ain erbar rath vff eur günstig ferderung vergangner zeit drej hundert gülden geliehen hat, vff petri kathedra schirst kunpftig widerumb zebezalen, bin ich mit solichem gelt itzt gefasst, allain das ich nit wol weiss wie ichs mit gewarsam hinein bringen mag, derwegen bith ich, ob ain Wechsel gemacht werden, das man solich gelt hie empfahen mocht, wo nit will ich doch die bezalung vffs ehest zw Nurmberg thon, vnnd ains erbarn raths günstigen willen in sonderhait aber eur günstig ferderung wo ich kan gantz williglich verdienen, alls ir mich dann zw eurn vnnd aller der eurn dinst allizeit gutwillig habenn solt. hiemit des allmechtigen gute bevolhen. Datum am Sontag nach nativitatem Marie anno er. XXXIIII. Georg Vogler. (Kressisches Archiv.) — ss.

Ein angezweifelter Dürerischer Holzschnitt. Dr. A. v. * Eye hat in seinem Buche: „Leben und Werke Albrecht Dürers“ (2. Aufl. Nördlingen, 1869) S. 332 unter den Wappen, welche Dürer zeichnete, auch das Wappen der Nürnberger Patricierfamilie Krefs aufgeführt, in den Verbesserungen S. 526 aber

96 nachgetragen, dafs das, bisher Dürer zugeschriebene, grofse Wappen der Krefs nicht von ihm herrühren könne, weil es bereits die Aufbesserung mit den Pfauenfedern enthalte, die nach einem Wappenbriefe erst 1530 durch Karl V. verliehen worden sei. Es ist richtig, dafs der Wappenbrief Kaiser Karls V., mit welchem dem Nürnberger Rathsherrn Christoph Krefs und seinem Geschlechte neben anderen Privilegien, wie beispielsweise dem, sich Krefs von Kressenstein zu nennen, mit rothem Wachs zu siegeln u. s. f., auch eine Wappenverbesserung verliehen wurde, vom 15. Juli 1530 datiert, und es mufs zugegeben werden, dafs diese Thatsache gegen die bisherige Annahme spricht, die Zeichnung des Wappens rühre von dem schon 1528 verstorbenen Meister Albrecht Dürer her. Allein es ist doch auffallend, dafs sich, obschon die Vorfahren den Todestag Dürers und das Datum des bei verschie­ denen älteren Schriftstellern (vgl. Wills Münzbelustigungen, Thl. II, S. 156) erwähnten Wappenbriefs kannten, die Tradition von der Autorschaft Dürers, namentlich in der Krefsischen Familie, Jahr­ hunderte hindurch fortvererbt hat. Nach dem bekannten Briefe Albrecht Dürers an Christoph Krefs (sine dato), welchen zuerst v. Murr in seinem Journal IX, 3 aus dem Cabinete Silberrad abgedruckt, dann Campe in den „Reliquien*, S. 55 und Thausing: „Dürers Briefe, Tagebücher und Reime“, S. 39 wiedergegeben hat, mufs man annehmen, dafs Dürer dem Christoph Krefs zu Dank verpflichtet war. Diesen Brief setzen v. Eye (Dürers Leben, S. 508) und Thausing (Dürer, sein Leben und seine Werke, S. 374, Anm. 3) mit Recht in das Jahr 1515; wenigstens geht aus den eignen Aufzeichnungen des Christoph Krefs hervor, dafs er am Montag nach Jacobi (30. Juli) 1515 als Rathsbotschaft an den kaiserlichen Hof nach Wien abreiste, demselben nachzog und bis 14. November ausblieb. Dürer hatte in diesem Briefe den Nürnberger Rathsherrn um seine Vermittlung bei Stabius und, wenn dieser noch nichts ausgerichtet hätte, bei dem Kaiser selbst gebeten, und Krefs, welcher für seinen grofsen Landsmann vermuthlich dieselbe Verehrung hegte, die Dr. Christoph Scheurl seinem Bruder, dem Propste Dr. Anton Krefs, in seinem „Commentarius de vita et obitu Dr. Anthonii kressen“ etc. mit den Worten bezeugt: „et in magno pretio habuit Albertum Dürer Nurembergen. quem ego Germanum Apellem per excellentiam appellare soleo*,

97 und welcher überdies persona grata am kaiserlichen Hofe war, hat sicherlich seinen Einflufs geltend gemacht, um Dürers Wünsche durchzusetzen, und diesen hiedurch zu Dank verpflichtet. Was liegt also näher, als der Gedanke, dafs Dürer später einmal dem einflufsreiehen Rathsherrn, der wiederholt zu Botschaften an Kaiser und Reichstag verwendet wurde, durch die Zeichnung seines Wappens eine Aufmerksamkeit erweisen wollte. Es kommt aber weiter in Betracht, dafs die Wappenverbesserung nicht ohne Zuthun des Christoph Krefs, der schon einige Jahre zuvor wegen einer Lehensbefreiung mit dem kaiserlichen Hofe verhandelte, er­ folgt ist. Ein Manuscript im Krefsischen Archive, betitelt: „Ursach, mein vnnd meins Geschlechts alt wappen zubestettigen, zu adeln und zu pessern“ deutet mit Sicherheit darauf hin, dafs Christoph Krefs sich um die Adelsconfirmation beworben hat, oder dafs er wenigstens zur Beibringung des Materials für den Text des Wappenbriefes und die Wappenverbesserung aufgefordert worden ist. Auf dem zweiten Blatte heifst es darin unter der Aufschrift: Woruff ich vnnd mein geschlecht der Kressen von die­ sem Stammen vnd linien here geadelt werden sollen* unter An­ derem : „Unnd das das alt wappen im Brief, wie das ist, mit sein glidern vnd färben alles benennt vnnd bestettigt werde. Zum andern, was vnnd wie dasselb wappen mit einem thurnirshelm daruf ein güldene Cron vff derselben Cron fünf pfaben federn, vnnd das mendlein vff dem heim vff seinem hut fünf pfaben federn haben soll als in meliori forma gepessert werden soll. Vnnd das ich vnnd mein geschlecht von der lini vnd dem Stamen here edel werden, alles inn meliori forma.“ Demnach war es Krefs selbst, der dem Kaiser die Art der Wappenverbesserung vorgeschlagen hat, und da nun das Datum des Wappenbriefes nicht ausschliefst, dafs die Bewerbung um die Wappenverbesserung schon Jahre vorher stattgefunden hat, oder dafs sich Christoph Krefs schon Jahre vorher mit dem Gedanken, die Wappenver­ besserung zu erwirken, beschäftigt und den ihm befreundeten Künstler um die Zeichnung zu einem verbesserten Wappen ge­ beten hat, oder dafs er durch die Zeichnung Dürers veranlafst worden ist, die Wappenverbesserung sich zu erbitten, so beweist das Datum des Wappenbriefs auch nicht, dafs der mit Recht be­ rühmte Holzschnitt nicht von Dürer herrühren könne. 7

98 Endlich spricht aber auch eine der Medaillen, welche auf Christoph Krefs geprägt werden sind, ganz entschieden für die Annahme, dafs schon im Jahre 1526 die Dürer zugeschriebene Zeichnung des Wappens existiert hat. Diese vorzügliche Medaille, welche Will in seinen Münzbelustigungen Thl. II, S. 159, Nr. 5 und S. 160, Nr. 6 beschreibt, zeigt auf dem Avers ein links sehendes Bild des Christoph Erefs mit der Umschrift: CRISTOF* ERES * XXXXII * JAR * ALT *, auf dem Revers einen Brustund Beinharnisch, über demselben zur Linken den Schild mit dem Schwerte, rechts den Helm mit Erone, Eleinod und Helm­ decke, ganz wie der Dürerische Holzschnitt, und die Umschrift: CRISTOFF * ERES * VOM * ERESENSTA1N * M * D * XXVI *. Christoph Erefs war 1484 geboren, also im Jahre 1526 aller­ dings 42 Jahre alt. Dafs der Revers dieser Medaille erst nach dem Jahre 1530 hergestellt worden, wird nicht anzunehmen sein, wiewohl die Medaille mit einem anderen Revers (vgl. Will, a. a. 0. Nr. 3) gleichfalls vorkommt; denn Christoph Erefs stand im Jahre 1526 nicht im höchsten Zenith seines Ansehens; dies war vielmehr erst 1530 der Fall, als er als nürnbergischer Gesandter auf dem Reichstage zu Augsburg für seine Vaterstadt die Augs­ burger Confession unterschrieb, und man hätte also keinen Anlafs gehabt, die nach 1530 gefertigte Medaille auf 1526 zurückzu­ datieren. Selbst wenn man aber die Jahrzahl der Medaille nicht für entscheidend erachten will, wird man zugeben müssen, dafs nach den vorher erwähnten urkundlichen Anhaltspunkten kein genügender Grund besteht, an der Echtheit des Dürerischen Holzschnittes zu zweifeln.

Die Statue des heiligen Paulus in der Lorenzkirehe in Nürnberg. An einem der Chorpfeiler unserer schönen Lorenz­ kirche steht, in gleicher Höhe mit den übrigen an den Pfeilern angebrachten Aposteln, unter einem reich ausgeführten gothischen Baldachin die lebensgrofse Statue des S. Paulus aus Stein, dabei das Erefsische Wappen und die Jahrzahl 1513. Diese Statue

99 ist eine Stiftung des Propsts Dr. Anton Krcfs gewesen, dessen Gedachtnifstafel sich unterhalb derselben befindet. Wir sind in der Lage, aus einem von der Hand des Anton Krefs herrührenden, im Krefsischen Archive verwahrten Manuscripte die Berechnung der Kosten mitzuthcilen, welche die Herstellung der Statue er­ forderte : „Sandt Paulus rechnung Hernach volgt wievil S. Paulus pildntifs hat kost an dem pfeilcr hei meinem stuel. Item der stein zu dem pild vnd tabernakel kost ij*) ß Item Maister veitten von dem pild zu machen 17 ß Item für das pild im tabernackel 1 ß item M. veitten zu leichtkauff**) 2 SB Item dem bolfgang vnd jobsten von dem tabernackl zu machen 7 ß Item 32 *% von S. paulus liervf zu furen. Item von dem gerüst vff zu machen vnd wider abzuprechen 3 SB 22 *% hab ich M. Hansen in der peundt zalt. Item 3 stainmetzen von S. paulus vffzesetzen jedem 3 taglon faciat 1 ß 36 *% Item dem handtlanger 2 taglon faciat 1 SB 12 Item von den pickein zu spitzen 1 SB 24 *% Item dem Schlosser von S. paulus mit eisen einzufassen 8 SB Item dem maler von dem pild vnd tebich 4 ß vnd den ge­ sellen 1 SB trinckgelt Item für 7 ein 1 drittail schetter zum furhang 6 SB 4 vnd für ring darzu vnd davon zu nehen 14-*%

*) d. i. P/2 : ein von dem auslaufenden Ende in der Mitte durch­ schnittenes j (= 1), wofür hier die entsprechende Type fehlt, ist das Zeichen für V2. Vgl. unten. **) Leichtkauf, jetzt Leihkauf, beide aus dem mittelhochdeutschen litkouf (von lit geistiges Getränke) umgedeutet, bezeichnet einen Geldbetrag, der bei Abschlufs eines Kaufes oder Vertrages aufser dem bedungenen Kaufpreis, gleichsam zur Befestigung des abge­ schlossenen Handels, vom Käufer etc. noch besonders gegeben und meist gemeinschaftlich vertrunken wird. Schmeller - Frommann I, 1536 f.

7*

100 Item dem maler von dem furhang zu malen vnd erstlich vffzemachen 7 Summa arum 35 $ 4 ® 12 Item so hat mich kefs vnd brot wein vnd picr dabei austrunckcn foderlich kost j $ faciat 36 jtty 6 Item so hab ich das cattel* vnd bei 20 SS pleis von der kirchen bevor gehabt het ich vndter 4 nit mugen bestellen, Also kostet difs pild foderlich 40 ^.a Wer mag der Meister Veit sein, der die Statue und das Bild im Tabernakel verfertigt hat? Ist an Veit Stofs zu denken? — ss.

„Wie der König von Portugall etlicb schiff gen haiakut schickt, und liess etlich teutsch vnd walche1) ach2) dahin schiffen. 1505 adi 24 Marzo, da hatt der kunig von Porttugall zu lisabona aufs gesant gen kalacut 19 schiff, mit den selbigen haben etlich teutsch, vnd walche1) kaufleutt 3 schiff mit gesant, auf jr kostung, darauf haben sy kauffmanschaft 3) geladen, vnd par gelt dz sy mit gesant haben spetzerey zu kaffen,4) vnd dz jn sunst darauff gangen jst auff die 3 schiff, tut alfs jn Somm 65400 crusadi, das jst so vil Ducaten, von diser Somm, hatt den Walchen das send florentiner vnd Jenocser gewesen zu geliert Duc. 29400, So hatt den teutschen zu gehört jn Somm Duc. 36000, wer die teutschen gewesen send, vnd wie vil yettliehe 5) geselschaft darauff gehabt hatt, statt hernach geschriben: Der Welser und Fechlin von Augspurg vnd Memmingen q. p*............................................Duc. 20,000 Der Fugger von Augspurg q. p*...........................Duc. 4,000 Der Hochstetter von Augspurg q. p*......................Duc. 4,000 Der Gossenpröttische von Augspurg q. p* ... Duc. 3,000 *) Katel, der Fufs oder consolartige Untersatz eines Standbildes, das an einem Pfeiler angebracht ist, wol vom ital. catello, Hündchen, abgeleitet, weil gewöhnlich das Bild eines Thieres (Hund, Löwe etc.) dazu diente. Vgl. Anzeiger für Kunde d. d. Vorzeit VIII, 53. Grimm, Wörterbuch V, 274. *) welsch, italienisch; Sehmeller -Frommann II, 904 f. 2) auch. 3) Waaren, Güter. 4) kaufen. 5) jegliche.

101 Der Im Hof von Nierenberg q. p* ...... Duc. 3,000 Der Hirfsvogel von Nierenberg q. p*....................... Duc. 2,000 It(em) alfs die schiff gen kalakut oder india komen send, da haben sy jr war oder kafmanschaft zu gelt gemacht, vnd haben jr gelt an gelegt, an pfeffer vnd ander spetzerey, dz haben sy heraufs gefiert, vnd jm 1506 Jar adi 22 ma/zo send die obgeschriben 3 schiff wider gen lisabona komen, also hat der kunig von porttigall anfangs vir sein gerechtigkeit von aller spetzerey den vierten tail genomen, darnach hat er den zwanzigsten tail auch von allen genomen, dz selb hatt er jn ain kloster geben, darnach hatt er erst vber 3 vnd etlichs vber vier jar, den kaffleutten jr spetzerey geanttwortt *) nach dem die schiff komen send. Ich hab von einem glabhaftigen gehert, der auch tail daran ge­ habt hatt, dz sy 175 pro c. gewunnen haben, das ist also zu verstan, das sy an 100 Duc. alweg 175 Duc. vber alle kostung gewunnen haben.“ Die vorstehende Urkunde befindet sich abschriftlich als Bei­ lage in Wilhelm Rems Chronik (als Manuscript in der k. Kreisund Stadtbibliothek und im Archiv zu Augsburg). Die Chefs der darin angeführten Handlungshäuser waren theils in Augsburg, nämlich: die Gebrüder Jakob, Georg und Ulrich Fugger, Bartholo­ mäus Welser und Gesellschaft, dann Hans Yöhlin von Fricken­ hausen, Ambrosius und Franz Hochstetter (dieselben, welche den grofsen Bankerott machten), theils in Nürnberg: Hans Imhof der ältere mit seinem Bruder Conrad (in der alten Lederer-, jetzt Tucherstrafse). Yon den 8 Söhnen des Ersteren wurde das Handelsgeschäft in Nürnberg fortgesetzt und Faktoreien in Bari, Aquila und Yenedig, in Lyon, Cerusia in Catalonien und endlich auch in Lissabon errichtet, bei welchen aufser einem sogenannten Buchhalter immer ein Mitglied der Fa­ milie, theils zur eignen Ausbildung, theils aber auch zur Re­ präsentation des Hauses und zur Controle anwesend war. Von Imhofischer Seite sind Paul, der Sohn Peter Imhofs, Ulrich und Franz, die Söhne Conrad Imhofs, endlich Michael, der Sohn Hans Imhofs, zur oben bezeichneten Zeit des Abgangs der Schiffe in Lissabon gewesen. *) ausgeantwortet, verabfolgen lassen.

102 Chef des Hirsch vogel’schen Handelshauses war Lienhard, Besitzer des jetzt Ricmann’schen Hauses an der Museumsbrücke, und seine Sohne Lienhard und Bernhard, beide an Conrad Imhofs Töchter verheirathet. v. I.

Das Kaiserfeilster für die Lorenzkirche in Nürnberg. Wie kaum eine andere Stadt des deutschen Reiches, hatte die alte Reichsstadt Nürnberg den deutschen Kaisern Privilegien und Ver­ günstigungen zu danken, die für ihre kulturgeschichtliche Ent­ wicklung von der gröfsten Bedeutung waren. Die Erinnerung daran und in Folge dessen eine dankbare Gesinnung für Kaiser und Reich hat in Nürnberg alle Wechselfälle überdauert und in neuerer Zeit mit besonderer Wärme sich geltend gemacht. So hat die hiesige Handelskammer den Sitzungssaal des Handels­ gerichts mit einem figurenreichen Bilde schmücken lassen, welches die Bestätigung alter und die Verleihung neuer Freiheiten für die Stadt durch Kaiser Ludwig den Bayern darstellt. — Die grofse That der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches fand in Nürn­ berg solch begeisterte Aufnahme, dafs ein verdienstvoller Künstler mit einem sofort freudig begrüfsten Plane auftreten konnte, dies Ereignifs durch eine monumentale Stiftung zu verewigen, die den fernsten Jahrhunderten noch Zcugnifs gebe von der Freude und der Genugthuung, welche dasselbe hier hervorgerufen. Der im ganzen französischen Krieg zu Tage getretenen und in jeder offieicllen Siegesnachricht ausgesprochenen gottvertrauenden Ge­ sinnung des Kaisers entsprechend, sollte in der Lorenzkirche ein grofses Glasgemälde aufgerichtet werden, mit dessen Entwurf der Urheber des ganzen Planes, Herr Fr. Wanderer, betraut wurde. Dieser Gedanke empfahl sich aus zweifachem Grunde. Erstens ist die Lorenzkirche in ihren Glasgemälden mit Porträten früherer deutscher Kaiser ein wahres Museum nürnbergischer Kunst und Geschichte, und es war die Glasmalerei nicht blos eine hier sorg­ fältig gepflegte Kunst, sondern nahm auch in ihrer Neubelebung von Nürnberg aus durch Frank ihren Ausgangspunkt, und zweitens befindet sich in dieser Kirche und an der Stelle, wo das Glas-

103 gemälde zu stehen kommt, das Grabmal eines Mitglieds des Hohenzollerischen Herrscherhauses, der Markgräfin Sophie von Brandenburg. Vor einiger Zeit war der Wanderer’sche Karton im grofsen Saale des Rathhauses dahier ausgestellt und überzeugte jeden, dafs dieses Glasbild nicht blos eine wesentliche Bereicherung der an ähnlichen Kunstwerken so reichen Kirche, sondern auch ein dem genannten Zwecke nach allen Seiten hin würdiges Denkmal werden wird. Der Künstler, der früher schon durch seine vor­ zügliche Arbeit über „Adam Kraft und seine Schule“ ein hervor­ ragendes Verständnis für die spätgothische Kunst bekundete, hat in diesem Fenster den ganzen ornamentalen Reichthum dieser Kunstperiode zur Anschauung gebracht und denselben in künst­ lerische Harmonie zu dem Bau und den Denkmälern zu setzen verstanden. Unter seiner Leitung wird auch die Ausführung vor sich gehen und bei der genauen Detailausführung des Kartons, die jeden verbleienden Kontur berücksichtigt und bis ins Einzelnste auch den mechanischen Glicderungsorganismus bestimmt hat, be­ steht kein Zweifel, dafs diese Ausführung in vorzüglicher Weise gelingen werde. Das 9 M. hohe und 4^2 M. breite Fenster zerfällt in sechs Felder, von denen die vier mittleren durch drei schmälere, die zwei äufseren durch sehr dicke Pfosten geschieden sind. Nach oben ist das Fenster von einem sehr gedrückten Spitzbogen ab­ geschlossen , in welchen nur die drei mittleren Pfosten mittels eines einfachen Mafswerkcs sich einbinden. Diese Art der Fenster­ bildung war für die Komposition des Glasgemäldes mafsgebend und anleitend. Diese gliedert sich in eine reiche architektonische Anlage, deren mittlerer Thcil in den zwei mittleren Feldern sich bis zum Schneidepunkt des Fensterbogens fortsetzt. Die beiden äufseren Felder zeigen eine an das Sakramentshäuschen von Kraft sich anlehnende Thurmbildung und sind durch eine Art dekorativ behandelter Schwebebogen in ungefähr halber Höhe mit dem Hauptbau verbunden. Die dazwischen liegenden Felder sind mit äufserst fein behandeltem spätgothischen Pflanzenornament teppich­ artig ausgefüllt. Die Figuren sind in zwei Absätzen übereinander je staffelförmig angeordnet, so dafs dadurch auch das Fenster eine wohlthucnde rhythmische Bewegung erhält. In der untern

104 Reihe sehen wir den Kaiser in vollem Ornat vor einem Altar knieen, die Hand wie zum Schwur auf das Evangelienhuch legend; im Hintergründe die Burg Ilohenzollern. Daneben stehen je zwei Fahnenträger und Pagen mit den Hohonzoller’schen Wappen und zu äufserst zwei bekränzte, in Ilcroldsgcwand gekleidete Figuren: Elsafs und Lothringen. Unter dem Kaiserbild befindet sich folgende Inschrift: Im 15. Jahre der Regierung S. M. König Ludwigs II. von Bayern ward dieses Fenster gestiftet von Bürgern Nürnbergs. Zum Gedächtnifs der Einigung Deutschlands und zur Feier des 82. Geburtstages S. M. des deutschen Kaisers Wilhelm des Sieg­ reichen. Die oberen Figuren stellen vier alttestamentliche Helden, welche für die Befreiung ihres Vaterlandes kämpften, dar: Josua und Gideon, David und Judas den Makkabäer; dazwischen die Heiligen Wilhelm und Augusta. Am Fufsc des Gemäldes befinden sich die bayerischen Wappen, die Wappen der Stadt Nürnberg und zwei Aussichten auf die Stadt. St.

Literatur,

Unter dieser Rubrik soll den Vereinsmitgliedern ein Einblick in die Tbätigkeit der historischen Forschung und Darstellung, so­ weit sie die Geschichte Nürnbergs zum Gegenstände hat, ermög­ licht werden. Die hier beabsichtigten Besprechungen werden eine durchaus objektive Darlegung der in den neueren Arbeiten ge­ wonnenen Resultate versuchen, sich aber aus naheliegenden Gründen der auf das Einzelne eingehenden Kritik und Polemik im allge­ meinen enthalten. Höchst erwünscht ist uns jegliche Zusendung von neu er­ schienenen, auf Nürnberg Bezug nehmenden Arbeiten, die einer Besprechung in unseren Heften unterzogen werden sollen. An die Besprechungen wird sich ein Verzeichnis der Nürn­ berger Literatur — in vorliegendem Hefte seit 1870 — anreihen, das in Zukunft weiter fort- und auch zurückgeführt werden soll, letzteres, wenngleich erst im Laufe längerer Zeit, bis zum Anschlufs an Will’s Bibliotheca Norica (8 Theile, 1772 -93). Wenn das weiter unten gegebene Verzeichnis Lücken auf­ weist, so kann uns kaum ein Vorwurf treffen. Bei der Kürze der gebotenen Zeit und der Masse des in zahlreichen, oft schwer oder gar nicht zugänglichen Zeitschriften zerstreuten Materials liefs sich eben eine Vollständigkeit nicht erreichen. Wir ver­ sprechen, das Fehlende zu ergänzen, und bitten jeden, der sich für Nürnbergs Geschichte interessiert, uns auf ihm ins Auge fallende Lücken gütigst aufmerksam machen zu wollen, wofür wir ihn unseres verbindlichsten Dankes im voraus versichern.

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Anton Tueliers Haushaltbuch (1507 — 1517), herausge­ geben von Wilhelm Loose (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. CXXX1V.) Tübingen, 1877. 8» 220 S. An die für die Geschichte Nürnbergs werthvollen älteren Quellenschriften, welche der literarische Verein in Stuttgart in früheren Jahren veröffentlicht hat, wie die von Baader heraus­ gegebenen Nürnberger Polizeiverordnungen und das von Lexer bearbeitete Baumeisterbüch des Endres Tücher, schliefst sich das im Jahre 1877 publicicrtc Haushaltbuch des Anton Tücher nach Inhalt und Bearbeitung würdig an. Wir geben dem Herausgeber, Herrn Gymnasiallehrer Wilhelm Loose in Döbeln, von welchem wir schon manche dankenswerthe, auf Nürnberg bezügliche Arbeit besitzen, vollkommen Recht, wenn er die Aufzeichnungen des Anton Tücher über die Ausgaben für seinen Haushalt wegen ihrer reichen Bezüge zur Nürnberger Familien-, Handels- und Gewerbe­ geschichte der Veröffentlichung für werth erachtet, und wir wissen es ihm aufrichtig Dank, dafs er sich der mühsamen Aufgabe der Bearbeitung des Haushaltbüchleins unterzogen und dieselbe mit sichtlicher Liebe und ungemeiner Sorgfalt durchgeführt hat. Nichts ist so sehr geeignet, uns in das Privatleben jener tüchtigen Städtebürger, deren öffentlicher Thätigkeit wir längst unsere auf­ richtige Bewunderung zollen, einen Einblick zu gewähren, als derlei Aufzeichnungen, welche bei aller Kürze und Gedrängtheit doch eine wahre Fülle von kulturgeschichtlich merkwürdigen Aufschlüssen über Handel und Wandel, Markt- und Preisver­ hältnisse, Einrichtungen, Bedürfnisse und Gewohnheiten der Vor­ fahren geben, und seitdem wir einsehen gelernt haben, wie wichtig die Kenntnifs dieses Privatlebens der Vorfahren für die Beurtheilung der Entwicklung und des Kulturzustands unseres Volkes ist, betrachten wir die scheinbar gleichgültigsten Aufzeichnungen der Alten, welche sicherlich nicht für die Nachwelt bestimmt waren, kaum mit geringerer Ehrfurcht, als irgend eine Chronik oder ein werthvolles Urkundenbuch. Wird dann solchen Auf­ zeichnungen eine sorgfältige Bearbeitung zu Theil, wird der oft schwer verständliche Text durch Vergleichungen und Nachweisungen in sachgemäßer Weise erläutert, dann bilden sie in der That eine reiche Fundgrube für die getreue Schilderung des Kul­ turlebens der Vergangenheit. Dies alles trifft in vollem Mafse

107 bei Anton Tuchers Ilaushaltbuch zu. Wir erhalten durch dasselbe ein vollständiges und getreues Bild des häuslichen Lebens eines reichen und angesehenen Mannes jener Zeit, welcher bei aller Einfachheit und Nüchternheit sich doch mit den Annehmlichkeiten eines gewissen Comforts zu umgeben weifs, von seiner Wohl­ habenheit vernünftigen Gebrauch macht, den Anforderungen seiner Stellung als oberster Beamter der Stadt in jeder Hinsicht gerecht wird und namentlich die Tugend der Gastfreundschaft in ausge­ dehntem Mafse übt. Das Geschlecht der Tücher gehörte zu den wohlhabendsten und einflufsreichsten Patriciergeschlechtern der Reichsstadt; schon Antons Vater bekleidete das Amt eines Losungers, sein Vetter, Dr. Lorenz Tücher, war Propst bei S. Lorenz, und Antons Bruder, Dr. Sixt Tücher, wurde sein Nachfolger in dieser hohen kirchlichen Würde. Anton Tücher war vermuthlich im Jahre 1457 geboren; über seine persönlichen Verhältnisse und seine Familie hat er eigenhändige Aufzeichnungen hinterlassen, welche als Beilage I dem Ilaushaltbuche beigegeben sind. Wir entnehmen daraus, dafs er sich am 9. Januar 1475 mit Anna Reich, des Thomas Reich sei. Tochter, vermählte, 1477 bei der Osterwahl in den Rath gewählt wurde und, nachdem er die ver­ schiedenen Stufen der Aemter durchlaufen hatte, im Jahre 1505 zum Losunger erkoren wurde. Seine Frau verlor er im Jahre 1493, nachdem sie ihm 11 Kinder geboren hatte, von welchen die meisten in jungen Jahren starben. Von der rastlosen Thätigkeit, welche er in 47 Jahren im Dienste des städtischen Gemein­ wesens entfaltete, geben die Rathsprotokolle und Briefbücher rühmliches Zeugnifs; nicht minder aber rühmen seine Zeitgenossen, wie Dr. Christoph Scheurl und Dr. Anton Krefs, seine Milde, Selbstlosigkeit, Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit. Dr. A. Krefs pflegte von ihm zu sagen: „Wenn er abwesend sei, scheine der Rath eine Wittib zu sein, und dieweil er auf den Beinen stehe, wäre das Gemeinwesen sicher, gesund und wohlgcmuth.“ So genofs er denn auch bei Rath und Gemeinde, bei Kaiser und Fürsten hohes Ansehen; namentlich war ihm Kurfürst Friedrich der Weise besonders gewogen. In seinem Wohnhause, dem Eck­ hause an der Bindergasse und dem Heugäfschen, damals zur goldenen Krone genannt, giengen viel Gäste aus und ein. Allein trotz der ausgebreiteten Thätigkeit, die er im Rathe entfaltete , trotz

108 der Gastfreundschaft, die er zu allen Zeiten übte, trotz der Theilnahme, welche er dem künstlerischen und wissenschaftlichen Lehen seiner Vaterstadt, wie den grofsen Tagesfragen unausgesetzt zuwandte, fand er noch Zeit, gewissenhaft seine Ausgaben für den grofsen Haushalt aufzuzeichnen und Buch darüber zu führen, von welchem ein Theil in der königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden, der andere Theil im Frhrl. v. Tuchcrischen Familien­ archive in Nürnberg sich befindet. Von ersterem, welches betitelt ist „ein Ilauspüchlcin, wafs ich czw teglicher Notturft des haufshalltens aufsgiba und welches in drei Abschnitte, nämlich in 1) die Ausgaben für Küche und Keller, 2) die Ausgaben für Losung, Kleider, Geschenke, Hausrath und Anderes „aufserhalb essender Dinge“, 3) die Contos des Brauers, des Ungelters und der Dienstboten zerfällt, hat der Herausgeber den ersten und dritten Abschnitt im Auszug, den zweiten vollständig abdrucken lassen, während der zweite, im Tucherischen Familienarchive befindliche Theil lediglich bei der Bearbeitung des ersten benützt wurde. Die letztere ist eine vorzügliche; der Herausgeber hat keine j Mühe gescheut, den Text zu erläutern, und in zahlreichen kurzen An­ merkungen unter dem Texte eine Fülle von Erklärungen und Citaten zusammengedrängt, welche den Werth und Nutzen des Buches wesentlich erhöhen. Aufser der obenerwähnten Beilage, den Aufzeichnungen Tuchers über seine Familie und seine Aemtor, ist dem Haushaltbüchlein noch eine Tucherische Erbtheilung vom Jahre 1484, sowie ein Excurs über Münze, Mafs und Gewicht jener Zeit beigefügt. Endlich ist die Brauchbarkeit des Buches durch Beigabe eines trefflichen, unter Mitwirkung von Dr. K. Frommann hergestellten Wortverzeichnisses und ausführlicher Personen- und Ortsregister erhöht.

Nürnberg im Banernkrieg, nach Quellen dargestellt von J. Kamann. (Programm zu dem Jahresbericht der k. Kreisrealschule in Nürnberg.) 1878. 8°. 55 S. Diese Aufschrift trägt eine höchst interessante und anerkennungswerthe, auf sorgfältigem Studium handschriftlicher und

109 gedruckter Quellen und Hülfsmittel beruhende, mit werthvollen Beilagen versehene Arbeit, welche die Stellung der Reichsstadt Nürnberg zum Bauernaufstände und die Schicksale , die sie während dieser Zeit zu ertragen hatte, behandelt. Als Einleitung wird die kurze Entstehungsgeschichte dieser revolutionären Bewegung des Jahres 1525 gegeben und deren Bedeutung für Deutschlands Geschichte dargethan. Nürnberg wurde von allen religiösen und politischen Auf­ regungen, welche mit Anfang jenes Jahrhunderts in Franken ent­ standen, nur wenig berührt, da sich durch seinen ausgedehnten und blühenden Handel und Gewerbfleifs ein wohlhabender und zufriedener Bürgerstand herangebildet hatte. Erst im zweiten Decennium des 16. Jahrhunderts begann sich der reichsstädtischen Unterthanen und namentlich jener auf dem Lande, trotzdem ihre sociale Lage eine für jene Zeit sehr begünstigte war, ein unzu­ friedener Geist zu bemächtigen. Dazu mag allerdings der Um­ stand, dafs sich der Rath gegen Luthers Lehre, die bei der städtischen Bevölkerung bald Aufnahme fand, anfangs nicht nur zurückhaltend, sondern beinahe feindselig verhielt, nicht wenig beigetragen haben. Bei den Nürnberger Unterthanen auf dem Lande, die von den unzufriedenen Bauern der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und des Fürstbisthums Bamberg umgeben waren, hatten, als sich der Rath 1525 öffentlich zum Anschlüsse an die neue Lehre bekannte, schon die Ideen der aufrührerischen Bauern Platz gegriffen und sich auch den städtischen Bewohnern mitgetheilt. Der Ausbruch dieser Unzufriedenheit zeigte sich schon im Mai 1524, als ein Bauernaufstand um Forchheim herum in hohen Wogen gieng. Die Bauern im Knoblauchslande hielten Zusammen­ künfte in Gründlach, Reichelsdorf und an anderen Orten, um die Abschaffung des Zehenten und anderer Lasten zu erzwingen, zu welchem Zwecke in Poppenreuth eine grofse Bauernversamm­ lung abgehalten werden sollte. Allein so weit liefs es der Rath nicht kommen. Er nahm sofort einige Rädelsführer gefangen und zwang sie, zu schwören, diese Versammlung nicht zu besuchen. Dafs die durch die Predigten des sog. Bauern Diepold zu Wöhrd und Thon angefachte Aufregung einen bedeutenden Grad erreicht haben mufste, zeigen die damaligen Rathsbeschlüsse und die

110 Hinrichtungen des Wirths Urban Ueberhan von Wöhrd und des Tuchknappen Hans von Nürnberg. Ja, selbst Münzer, der sicli im Jahre 1524 eine Zeit lang in der Stadt aufgehalten hatte, glaubte hier für seine Lehre, die durch seine Anhänger und Schriften eifrig verbreitet wurde, einen guten Boden gefunden zu haben. In der That scheint es auch nur der Energie des Rathes, der selbst vor Hinrichtungen nicht zurückschreckte, gelungen zu sein, dafs die Lehren dieser „Teufelsapostel* nicht festen Fufs gefafst haben. Als Mitglied des schwäbischen Bundes stellte Nürnberg sein Contingent zur Vernichtung der aufständischen Bauern. Die An­ führer derselben waren der als Diplomat und Kriegsrath gleich vortreffliche Christoph Krefs und Clemens Volekamer. So wenig konnte man sich damals auf die Gesinnung der Bürger verlassen, dafs diese Bundeshülfe mit angeworbenen Söldnern aufgebracht werden mufste und nur eine geringe Anzahl Knechte, „die ein gut eerlich gemut vnd sich in disen Sachen dapferlich erzaigen“, unter den eigenen Unterthanen aufgefunden werden konnte, denen man die Besetzung der Städte und Schlösser anzuvertrauen wagte. Mittlerweile setzte der Rath eine Deputation, bestehend aus den Rathsherren Barthel Heller und Seyfried Koler ein, um die Klagen der unzufriedenen Bauern zu hören und abzustellen. Dieses wohlwollende Entgegenkommen hatte jedoch, namentlich bei den Landleuten, so wenig Erfolg, dafs sich diese mit den markgräf­ lichen Unterthanen zusammenrotteten und einige Nürnberger Be­ sitzungen und Klöster angriffen. Unter diesen Umständen hielt es der Rath für vortheilhaft, die Initiative zu ergreifen und die Unterthanen von den schweren Lasten, z. B. dem sog. lebenden und todten Zehent, der Unablösbarkoit des Erbzinses und der Weisaten auf den Gütern in der Stadt u. a. m., zu befreien. Diese Erleichterungen besänftigten wenigstens etwas die auf­ geregten Gemüther; allein sie brachten der Stadt auch viele Verdriefslichkeiten mit dem Fürstbisthum Bamberg und dem Mark­ grafen Casimir. Namentlich letzterer, welchem die Stadt ebenso, wie den aufrührerischen Bauern, ihre Hülfe versagte, war so erbittert, dafs er sogar den Verdacht aussprach, Nürnberg habe im Einverständnisse mit der Bauernschaft gehandelt.

111 Den Gegenbeweis hievon liefern die mit der Banerndeputation durch Hans Ebner und Martin Tücher Namens der Stadt geführten Unterhandlungen, welche eine Abweisung der angesuchten Hiilfleistung und Verbündung zur Folge hatten. Ueber diese Abweisung waren die Bauern, welche auf die unruhige Stimmung in Nürnberg rechneten, so erbittert, dafs sie drohten, „kein Haus im ganzen Lande zu gedulten, das besser sei, als ein Bauernhaus.u Bald ward auch der Rath von seiner Bürgerschaft hart bedrängt und mufste, da er keine Söldner bekommen konnte und vor der Bauernschaft begründete Furcht hatte, den schwäbischen Bund um Hülfe ersuchen. Dieselbe wurde ihm auch gewährt, kam aber gar nicht zur Verwendung, da sich die Sache der Bauern in Franken sehr rasch zu deren Ungunsten entschied. Nachdem Würzburg gebrochen und dort ein erschreckliches Blutgericht über die aufständischen Bauern gehalten war, loderte noch einmal der Bauernkrieg mit voller Wucht im Bambergisehen, wo Nürnberg die Vermittlerrolle übernommen hatte, auf. Mit der Niederwerfung dieses Aufstandes war, abgesehen von weiteren Versuchen, welche die verbündeten Bauern in Rothenburg o. d.T., Windsheim u. s. w. machten, der Bauernkrieg in Franken beendet. Trotzdem sich Nürnberg an der vom schwäbischen Bunde angeordneten Untersuchung des Bauernaufruhres ohne Rückhalt eifrig betheiligte und während dieser trüben Zeit eine vorsichtige, wenn auch schwankende, Politik beobachtete, mufste es sich später doch wegen des obenerwähnten Vorwurfes, mit den Auf­ rührern im Einverständnis gewesen zu sein, verantworten, wozu der Rath selbst einen Städtetag in Ulm vorschlug. Hiemit endet diese höchst verdienstvolle Abhandlung, aus welcher hervorgeht, dafs Nürnberg selbst in diesen schwierigen Zeitläuften stets das Interesse der Humanität zu vertreten suchte. Möge diese treffliche Arbeit, welcher nur der einzige Vor­ wurf gemacht werden kann, dafs in den Beilagen und im urkund­ lichen Texte so manche, oft sinnstörende Druckfehler übersehen wurden, auch in weiteren Kreisen Interesse erregen und hiemit das redliche Streben des Verfassers belohnt werden! TT

112 Geschichte der Okkupation der freien deutschen Reichs­ stadt Nürnberg und deren Vorstädte durch Preufsen im Jahre 1790* Eine staatsrechtlicher Beitrag zur preufsisch-deutschen Vaterlandskunde, sowie insbesondere zur Geschichte der Stadt Nürnberg und der Hardenberg -preufsischen Politik in den Fürsten­ tümern Ansbach und Bayreuth. Aus neuerlich aufgefundenen dokumentarischen Quellen aktenmäfsig dargestellt von Max von Oesfeld. Berlin, 1876. Gustav Hempel. 8°. 114 S. Die interessante Schrift ist nach zum grüfsten Theil unedierten dokumentarischen Quellen bearbeitet, die der Verfasser im Nachlasse seines Grofsvaters, des durch Sammclfleifs bekannten und vom Minister von Herzberg als Archivar beschäftigten Hof­ raths Karl Ludwig von Oesfeld vorfand. In der kürzeren Vorgeschichte der Occupation geht sie naturgemäfs auf den vielgenannten Vertrag vom Jahre 1427 zu­ rück, wodurch Kurfürst Friedrich I. als Burggraf von Nürnberg der Stadt die Burg nebst einem nicht unbeträchtlichen Theilc des nachmaligen städtischen Gebietes durch Kauf abgetreten, sich aber den Genufs sämmtlicher Regalien Vorbehalten hatte. Dieser Zusatz enthielt den Keim aller späteren Reibungen, Händel und Processe. Preufsen gründete darauf nach der Uebernahme der fränkischen Fürstenthiimer seinen Rechtstitel auf die Landeshoheit über das Nürnberger Gebiet und trat auf das entschiedenste mit seinen Ansprüchen hervor, als die Stadt, auf einen ihr angebotenen gütlichen Vergleich einzugehen, sich nicht geneigt zeigte. In einem Manifeste vom 3. Juli 1796 erklärte König Fried­ rich Wilhelm II. von Preufsen, dafs er in Kraft der reichskammer­ lichen Urtheile aus den Jahren 1583 und 1587 von der ihm zu­ ständigen Landeshoheit bis an die Thore Nürnbergs Besitz ergreifen werde. Der Drohung folgte die That auf dem Fufse nach. Schon am 5. Juli rückten zwei preufsische Husarentrupps, 2000 Mann stark, in die Vorstädte Wöhrd und Gostcnliof ein. Alle seitens der Stadt erhobenen Proteste und Rechtsausführungen, sowie die vom Reichshofrathe erwirkten Mandate blieben fruchtlos. Wurde die Stadt durch die Occupation ihres Gebietes in Einnahmen und Handel schwer geschädigt, so stieg die Noth durch die französische und die unmittelbar sich anschliefsende österreichische Besetzung auf das äufserste.

113 Von allen Hülfsmitteln entblöfst und unter schwerer Schulden­ last seufzend, suchte Nürnberg, im Widerspruch allerdings zu seiner früheren, feindlichen Haltung, bei dem seit dem Baseler Frieden in seinem Besitzstände gesicherten Preufsen Schutz, wobei es seine Privilegien möglichst geschont wissen wollte. Nachdem ein seitens der Stadt gemachter Vorschlag auf Besitzergreifung in Form einer Pfandschaft die Billigung Preufsens nicht gefunden hatte, kam es nach einem Plebiscit, das völlig zu Gunsten Preufsens ausfiel, am 2. September 1796 zum Gostenhofer Staatssubjections- und Exemptionsvertrage, vermöge dessen die Stadt sich mit allen ihren Besitzungen der Landeshoheit des Königs von Preufsen unterwarf. Noch am selben Tage rückte ein Bataillon preufsischer Grenadiere in die Stadt. Aber bald zeigte sich, dafs jene überstürzte und vielfach beeinflufste Volksabstimmung nicht als der Ausdruck der öffent­ lichen Meinung aufzufassen war. Es erfolgte allgemeine Mifsbilligung des geschehenen Schrittes, die sich noch steigerte, als sich Preufsen mehrere Gewalttätigkeiten zu Schulden kommen liefs. Die Reichsritterschaft und der fränkische Kreis protestierten, ja, die Stadt selbst beschwerte sich wiederholt beim Kaiser über den durch die Besetzung der Stadtaufsenwerke begangenen Land­ friedensbruch, worauf ein kaiserliches Mandat die Räumung der­ selben anbefahl. Nicht recht aufgeklärt bleibt, warum Preufsen fortwährend mit der Ratificierung des Vertrages zögerte , den weder König Friedrich Wilhelm II., noch Friedrich Wilhelm III. unter­ zeichnet hat. Nicht ohne Einflufs waren hier höchst wahrscheinlich Rücksichten, die es auf Oesterreich nehmen zu müssen glaubte. Ueberhaupt erscheint das Aktenmaterial, woraus der Verfasser geschöpft, gegen Ende lückenhaft. So erfahren wir beispiels­ weise nicht, wann und unter welchen Umständen die preufsische Besatzung abgezogen ist. Immerhin aber gewährt die Schrift einen tiefen und lehrreichen Einblick in die verworrenen Zustände des Reiches, die Pläne des aufblühenden, aber durch die gewaltigen Weltbegebenheiten in seinem Bestände erschütterten preufsischen Staates, endlich in die zerrütteten Verhältnisse der Reichsstadt, die für dieses Mal noch ihre Selbständigkeit rettete, um sie, wie vorauszusehen war, wenig später für immer einzubiifsen. M. 8

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Streiflichter auf die Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands oder die Reichsstadt Nürnberg in den Jahren 1801 — 1806 von Jos. Baader, k. Reichsarchivrath. Nürnberg, Verlag von A. Daiber. 1878. 8. 153 S. Diese Schrift des auf dem Gebiete der Nürnberger Geschichte rühmlich bekannten Verfassers ist aus diplomatischen Aktenstücken des k. Kreisarchivs zu Nürnberg geschöpft und zerfällt in zwei Thcile. Der erste Tlieil behandelt Nürnbergs erste Deputation nach Paris im Jahre 1801, der andere enthält Berichte des IlcssenIlomburgischcn Legationsrathes beim Berliner Hofe K. L. Woltmann aus den Jahren 1803—1806. Der Frieden von Luncville liefs die geistlichen Fürstenthiimer und die Reichsstädte für ihre fernere Existenz das Schlimmste befürchten. Auch Nürnberg, das schon seit längerer Zeit von Bayern und Preufsen in seinem Besitzthum und seinen Rechten beeinträchtigt wurde, fühlte das Bedenkliche seiner Lage und ver­ suchte alles zur Rettung seiner Selbständigkeit. Auf den Vorschlag des Legationsrathes Braun in Wien schickte Nürnberg nach langem Zögern am 20. April 180] den Senator J. W. K. Tücher und den Marktadjunkten Kissling nach Paris. Bei den Unterhandlungen über die Erhaltung der Unmittelbarkeit ihrer Vaterstadt und über die Wiedererlangung der ihr von Bayern und Preufsen entrissenen Gebiete und Gefälle sollte die Gesandtschaft, wie es in ihrer Instruktion heifst, be­ sonders betonen, dafs der Untergang der Selbständigkeit Nürn­ bergs wegen seiner Commercialverhältnisse der französichen Repu­ blik nicht gleichgültig sein könne. Zugleich rief die Reichsstadt in einem Memoire die Vermittlung des russischen Kaisers an, dessen Interesse sie durch einen eingehenden Bericht über ihre Handelsbeziehungen zu Rufsland zu erhöhen suchte. Die Berichte der Nürnberger Gesandten aus Paris enthalten zwar keine Thatsachen von grofser Wichtigkeit, aber die Schilde­ rung ihrer Audienzen beim ersten Consul und bei den einflufsreichsten Persönlichkeiten, die Art und Weise, wie sie sich ihrer Aufgabe entledigten, wie sie manche Demüthigung geduldig auf sich nahmen, — dies alles liest man nicht ohne Beschämung; die Erzählung ihrer mehr als sparsamen Lebensweise, wozu sie die Finanznoth der Vaterstadt zwang, ist geradezu komisch.

115 Durch den Reichsdeputations -Hauptschlufs vom 25. Februar 1803 wurde die Rcichsfreiheit und Selbständigkeit Nürnbergs an­ erkannt; zugleich wurde bestimmt, dafs sich die Reichsstadt mit Prcufson und Bayern wegen der bestehenden Irrungen vergleichen solle. In Paris versuchten dieses mit Frankreichs Vermittelung die Nürnberger Deputierten Dr. Roth und Kissling, am Berliner Hofe der Geschäftsträger Hamburgs, Bremens und Nürnbergs, K. L. Woltmann. Seine Schreiben, in denen er regelmäfsig über das Resultat seiner Bemühungen berichtete, sind vom 12. Februar 1803 — 24. April 1804 und vom 27. April 1805 — 21. Juni 1806 erhalten. Da aber „Briefe an den hochweisen Rath in Nürnberg auf den Posten zu grofses Aufsehen erregten,“ so richtete Woltmann dieselben — den ersten ausgenommen — an den Senator C. W. Stromer, an den Rathsconsulenten Dr. Deinzer und an Dr. Roth. Diese Schreiben beschäftigen sich weniger mit den Ange­ legenheiten Nürnbergs, zu deren Regelung weder Preufsen noch Bayern Lust zeigte, als mit den grofsen Ereignissen der damaligen Zeit und speciell mit der Politik Preufsens. Sie schildern die Stellung Preufsens zu Frankreich beim Ausbruche des Krieges mit England 1803, die Bemühungen Oesterreichs, Rufslands und Englands bei Preufsen behufs Beitritts zu dem von ihnen ge­ schlossenen Bunde 1805 u. s. w. Interessant sind die Bemerkungen Woltmanns über den König von Preufsen, über die Königin, über den Charakter und die Politik der beiden mafsgebenden Staatsmänner Ilaugwitz und Hardenberg. Woltmann ist in vieler Beziehung ein wohlunterrichteter Correspondent; seine Aufzeichnungen sind daher für die Beur­ teilung der Ereignisse und der leitenden Persönlichkeiten von grofsem Werth. „Die ganze Schrift entrollt,“ wie der Verfasser in der Vorrede sagt, „ein düsteres Bild der Zustände im deutschen Reich und jener schmachvollen Zeit, in der deutsche Fürsten und Reichsstände als Bettler vor der Thüre des übermütigen Corsen und seiner Satelliten standen; entweder um einen Anteil am all­ gemeinen Länderraube, oder um Fristung ihrer politischen Existenz flehend.“ K. 8*

116 Peter Vischers Werke. Mit Text von Dr. Wilhelm Lübke, Professor der Kunstgeschichte am Polytechnikum zu Stuttgart. Sr. Kaiserl.*und Königl. Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preufsen gewidmet Nürnberg, Verlag von Sigmund Soldan, Hof- Buch- und Kunsthandlung. 2°. Vor uns liegt ein Prachtwerk ersten Ranges, das für das Verständnifs des gröfsten Meisters der Erzplastik neue Gesichts­ punkte darbietet. Man kann es dem für die Nürnberger Kunst unermüdlich thätigen Verleger nicht genug Dank wissen, dafs er in diesen auf das sauberste hergestellten Blättern, deren Betrachtung einen wahren Kunstgenufs gewährt, ein abgeschlossenes Bild von der hervorragenden Thätigkeit des Heros auf dem Gebiete der Plastik vor Augen führt Als Hauptverdienst des vorliegenden Werkes mufs bezeichnet werden, dafs es zum ersten Male nach wiederaufgefundenen Zeichnungen das grofsartigstc Werk Peter Vischers und der ausgebildeten Renaissance, das Gitter aus dem Rathhaussaale zu Nürnberg, zur Anschauung bringt Leider hat diese hervorragende Schöpfung des Meisters, die jeden Beschauer durch ihre reiche und geniale Ornamentik fesseln mufste, das Schicksal so mancher anderen grofsen Kunstarbeit gethcilt, — sie ist verloren und verschollen. Nach dem Uebergange der freien Reichsstadt Nürnberg an Bayern wurde das Werk bei Inventari­ sation des Besitzstandes von der Regierung als überflüssiges Stück um den Preis von 58 Gulden 32 Kr. per Centner, im Ganzen für 12,057 Gulden 18 Kr. als altes Metall verkauft und nach Frank­ reich verhandelt, wo indefs alle Nachforschungen bisher noch nicht auf seine Spur geführt haben. Wir entnehmen diese Notiz dem von Lübke bearbeiteten Text, der sich dem Werke in würdiger Weise als historisch-ästhetischer Führer anreiht. Auf das Einzelne einzugehen, ist bei der bedeutenden Pro­ duktivität des Meisters nicht wohl thunlich; auch würde der Leser dadurch kaum ein nur annäherndes Bild von der Originalität, dem Ideenreichthum und der Formvollendung gewinnen, die sich in Peter Vischers Arbeiten ausprägt. Man wird es uns übrigens vielleicht Dank wissen, wenn wir im Nachfolgenden an Lübkes Hand die bekannten Werke kurz verzeichnen:

117 Grabdenkmal des Erzbischofs Ernst in der westlichen Eingangskapelle des Doms zu Magdeburg (1495). Grabplatte Bischof Johanns IV. von Breslau in der Chor­ kapelle des Doms daselbst (1496). Die Grabplatten der Bischöfe Georg II. (f 1505), Hein­ rich III. (f 1501) und Veit II. (f 1503) in Bamberg. Grabmal des Grafen Eitel Friedrich II. von Ilohenzollem und seiner Gemahlin Magdalena, Markgräfin von Branden­ burg, in der Stadtkirche zu Hechingen (nicht vor 1500). Grabmal des Grafen Hermann VIII. von Henneberg und seiner Gemahlin Elisabeth, Markgräfin von Brandenburg, in der Kirche zu Römhild (nach 1507). Sebaldusgrab in: Nürnberg (1507—1519). Von den zahlreichen Figuren an dem grofsen Monument, das sich König Maximilian bei Lebzeiten zu Innsbruck er­ richten liefs, sind ihm die beiden hervorragendsten, König Theodorich und König Arthur, zuzuschreiben (1513). Epitaph (Belief) des Kanonikus Henning Goden im Dom zu Erfurt (1521) und in einem zweiten Exemplar im Dom zu Wittenberg, die Krönung Marias darstellend. Epitaph (Relief) der Frau Margaretha Tücher im nörd­ lichen Seitenschiff des Domes zu Regensburg (1521), die Begegnung Christi mit den Schwestern des Lazarus dar­ stellend. Epitaph (Relief) in der Acgidienkirchc zu Nürnberg, die Grablegung Christi darstellend (1522). Epitaph der 1524 verstorbenen Herzogin Helena von Mecklenburg im Dom zu Schwerin (1528). Grabmal Kardinal Albrechts von Brandenburg, Erzbischofs von Magdeburg und Mainz, in der Stiftskirche zu Aschaffen­ burg, zu seinen Lebzeiten (1525) errichtet. Grabmal Kurfürst Friedrichs des Weisen in der Schlofskirche zu Wittenberg (1527). Das letzte Werk seines Lebens war das erwähnte Gitter im Rathhaussaale zu Nürnberg, nach seinem Tode von seinem Sohne Hans vollendet, (1540). Zwei Tintenfässer, beide, aber in verschiedener Weise, eine nackte weibliche Figur neben einer Vase, die zur Auf-

118 nähme der Flüssigkeit dient, darstellend, im Besitze des Mr. Fortmim, auf Stanmore Ilill, Middlessex in England, (zwischen 1510 und 1515 und 1525). Zwei kleinere Bronzercliefs, das eine im Besitz des Herrn Dreyfus in Paris, das andere in der Kunstkammer in Berlin, Orpheus und Eurydike darstellend. Aus der Schule Peter Vischers: Grabdenkmal für den 1499 verstorbenen Kurfürsten Jo­ hann Cicero von Brandenburg, ehemals in der Klosterkirche zu Lelinin, jetzt im Dom zu Berlin (1530). Grabmal des Kardinals Friedrich im Dom zu Krakau. Statue des heil. Wenzel im Dom zu Prag. Von Johann, dem Sohne Peter Vischers: Hochrelief der Madonna in der Stiftskirche zu Aschalfen­ burg, Pendant zum Denkmal des Kardinals Albrecht von Brandenburg (1530). Denkmal Johanns des Beständigen von Sachsen in der Schlofskirche zu Wittenberg (1534). Epitaphium Bischof Sigismunds von Lindenau (f 1544) im Dom zu Merseburg. Grabplatte des 1519 verstorbenen Bischofs Lorenz von Bibra im Dom zu Würzburg, an der Peter Vischer wahr­ scheinlich noch betheiligt war. Baldachin in der Stiftskirche zu Aschalfenburg (v. J. 1536), welcher das Grab der h. Margaretha umschliefst. Wir sind mit der Aufzählung der Werke Peter Vischers und seiner Schule, so weit sie bekannt sind, zu Ende. Sie bezeugen ein reiches Künstlerleben, dem in jener Zeit nach dieser Richtung hin wenige an die Seite zu stellen sind. »Für die Erkenntnifs des eigensten künstlerischen Wesens unseres Meisters“ aber „bleiben einzelne Hauptwerke in erster Linie, welche uns über das be­ lehren, was man den Stil Peter Vischers zu nennen hat. Diese sind: das Magdeburger Denkmal, das Sebaldusgrab und das Rathhausgitter, jedes zugleich ein Markstein für die Entwickelungs­ phasen Peter Vischers und der gesammten damaligen deutschen Kunst.“ Er hat es vermocht, seine Figuren in individueller Wahr­ heit und freier Schönheit hinzustellen. Im Gegensatz zu den gleichzeitigen Künstlern, Dürer selbst nicht ausgenommen, hat er

119 sich „von der beschränkten Auffassung seiner Zeit, von den Manieren des flandrischen Realismus, von der im deutschen Charakter liegenden Sucht, an Nebendingen zu haften,“ befreit. So das Urthcil Liibke’s am Schlüsse seiner Würdigung des grofsen Meisters. Wir empfehlen sie allen Freunden deutscher Kunst zu eingehendem Studium und öfterer Vergleichung mit den pracht­ vollen Nachbildungen auf das wärmste. M.

Alb rocht Dürers sämmtlichc Kupferstiche mit Text von Wilhelm Llibke, Professor der Kunstgeschichte. Nach den besten Originalen des k. Kupferstichkabinets in München in Originalgröfse reproducirt von J. B. Obern ett er. Nürnberg, Ver­ lag von Sigmund Soldan, Hof- Buch- und Kunsthandlung. 2°. Dasselbe, was von der Trefflichkeit der Nachbildung bei den vorhin besprochenen Blättern gesagt worden, gilt ebenso von den vorliegenden, die man auf den ersten Blick für Originale zu halten geneigt ist. ln jedem Falle aber sind sic in vorzüglicher Weise geeignet, eine allgemeinere und tiefere Erkenntnifs des Meisters im Kupferstiche zu ersehliefsen. Gerade die Kupfer­ stiche lassen Dürer mit souveräner Macht über die Kunstmittel gebieten, während sich in seinen Gemälden nicht selten ein müh­ sames Ringen mit der Technik kundgibt. In den religiösen Darstellungen, die weitaus als die zahl­ reichsten erscheinen, neigt sich Dürer keineswegs einer idealen Auffassung zu ; er nimmt seine Gestalten aus dem Leben und kleidet sie in das Gewand seinerzeit. Aber bei aller Realistik, die seine Figuren häufig hart und abstofsend wirken läfst, durchdringt diese Compositioncn ein zarter, poetischer Hauch und läfst über gewisse Härten hinwegsehen, die in jener durch den Geist des Alterthums noch weniger geläuterten Zeit wurzeln, als deren Kind sich auch Albrecht Dürer darstellt. Einen Lieblingsgegenstand seines Grabstichels bilden Scenen aus der Passion, wahrhaft rührende Blätter, die selbst einen Rafael in Bewunderung versetzten. Dann ist es die Madonna, die am häufigsten in seinen Stichen wiederkehrt, meist in rea-

120 listischer Auffassung, in der das rein Menschliche hervortritt, manchmal von italienischer Anmuth angehaucht. Stets charakteristisch, oft grofsartig sowohl im Entwurf, als auch in der Ausführung sind Dürers Heiligengestalten, wie der h. Georg, den er zu Pferde und zu Fufs dargestellt, der h. Christophorus, dann aber die bedeutenden Blätter der Apostel Thomas, Paulus, Simon, Bartholomäus und Philippus, sowie, die tief­ empfundenen Stiche der Heiligen Antonius, Hieronymus und Eustachius, die noch durch die stimmungsvolle und liebliche Um­ gebung wirken. In den mythologischen Darstellungen kommt das Schroffe in Dürers Art noch am meisten zum Ausdruck; doch ist seine Satyrfamilie eine anmuthige Schöpfung, nicht minder Apollo und Diana. Völlig im Geiste der Renaissance sind die drei Genien mit dem Wappen aufgefafst, während in der Hexe Renaissance und urgermanische Motive verbunden erscheinen. Dem mythologischen Gebiete gehören noch an : der Raub der Amymone und die grofsartige Composition des sogenannten grofsen Herkules, endlich die Entführung auf dem Einhorn. Hieran möchten wir die symbolischen Darstellungen des grofsen und kleinen Glücks, sowie der Melancholie schliefscn. Das grofse Glück oder die Nemesis — ein auf einer Kugel hinschwebendes Weib, in der rechten Hand einen Pokal, in der linken einen Pferdezaum haltend — wirkt weniger durch Formenschönheit, als durch gewaltige Naiurwahrheit und sorgsame Ausführung. Zumal das tief unten liegende Thal, von einem Flüfschen durch­ schlängelt, an das sich ein trauliches Dörfchen anschmiegt, ist mit liebevoller Sorgfalt behandelt. Die beiden Blätter, welche den Ritter mit Tod und Teufel und die Melancholie darstellen, lassen Dürer in seiner Vollendung erscheinen; jenes ein Ritter, der, unbeirrt von den ihn umdräuenden Scheusalen, todesmuthig durch einen finsteren Wald reitet, dieses ein düster erhabenes Weib, das, vor den verschiedenartigsten Instrumenten menschlichen Schaffens und menschlicher Intelligenz sitzend, sinnend auf das Meer hinausschaut, — wol die Personification der Erfindungsgabe. Von tiefeindringendem Studium der Natur, sowohl was Figuren, als Landschaft betrifft, zeugt das Hauptblatt Adam und

121 Eva, worin er, wie Liibke bemerkt, dem wir in dieser kurzen Zusammenstellung im allgemeinen gefolgt sind, „seinen Wetteifer mit der italienischen Kunst, zugleich sein unablässiges Ringen nach Ergründung der menschlichen Proportionen zum Abschlufs bringt, dazu in der reizvollen Umgebung eines tiefen Waldes mit mannigfachem Gcthier den Zauber seines innigen Naturgefühls fügt und in der technischen Behandlung seinen Höhepunkt erreicht.“ Neben diesen bedeutenden Schöpfungen, die den Stempel des Poetisch-Phantastischen an sich tragen und zum Theil in Anlehnung an die Renaissance entstanden sind, hat Dürer auch Scenen unmittelbar aus dem wirklichen Leben entnommen und mit einer Naturwahrheit, ja Realistik zur Darstellung gebracht, die ihn zum Theil, zumal in den späteren Blättern (tanzende Bauern und Dudelsackpfeifer, der Marktbauer u. a.) als den Vor­ läufer der nachmaligen holländischen Bauernmalerei hinstellen. Endlich zeigt sich Dürer noch als den Meister des Porträts in den Stichen Erzbischofs Albrecht von Brandenburg (grofser und kleiner Kardinal), Friedrichs des Weisen, Pirkheimers, Melanehthons, Erasmus’ von Rotterdam, die durch Unmittelbarkeit, Le­ bendigkeit und Charakteristik hervorragend sind. So sehen wir Dürer, gerade wenn er zum Grabstichel greift, als den am unmittelbarsten und freiesten schaffenden Meister, und wer ihn in seiner ganzen Gröfse und Liebenswürdigkeit er­ fassen will, der mufs ihn besonders hier aufsuchen. Dazu aber bieten die vorliegenden Reproduktionen die beste Gelegenheit. M.

Genealogisches Handbuch der zur Zeit lebenden ratsund gerichtsfähigen Familien der vormaligen Reichsstadt Nürnberg. Von Gottlieb Frh. Stromer von Reichenbach. Nürnberg, 1878. Selbstverlag des Verfassers. VII. Fortsetzung; (mit 20 Beilagen, die Linienverzweigung der einzelnen Familien darstellend). 8°. 176 S. Ein zeitgemäfscs und verdienstvolles Wcrkchen, da die in der Vorrede angeführten früheren Ausgaben durch den Lauf der irdischen Dinge vielerlei Veränderungen erlitten haben. Der Ver-

122 fasser hat keine Mühe gescheut, das Material so vollständig als möglich richtig zu stellen, und es fällt ihm nicht zur Last, wenn hie und da Lücken oder Abweichungen sich zeigen; denn er hat jedem Familienältesten, ja den meisten Familienhäuptern, das sie betreffende Manuscript zur Revision zugesendet. Nach der den Plan des Werkchens entwickelnden Vorrede gibt der Verfasser in einer Einleitung eine kurze Geschichte des Patriciates und seiner Eintheilung. An diese ist eine Aufzählung der noch zu Gunsten desselben bestehenden Stiftungen gereiht, wozu eine Stelle des Nachtrags (Seite 175) nicht zu übersehen ist. Es folgen nun die einzelnen Familien, welche im Jahr 1878 noch lebende Abkömmlinge hatten,*) mit Vorausschickung einer kurzen Skizze ihrer Specialgeschichte, Aufzählung der um Nürn­ berg besonders verdienten Mitglieder und genauer Beschreibnng des Wappens, welches jedesmal in gelungener lithographischer Darstellung beigegeben ist, nebst Angabe der Eintragung in die k. b. Adelsmatrikel. Zum leichteren Auffinden der Verwandtschaftsgrade dienen die beigegebenen 20 Stammtafeln, eine Neuerung die der Ver­ fasser zuerst versucht hat, und die jedenfalls zur Ucbersicht we­ sentlich beiträgt. An die dem Patriciate im engeren Sinne angehörigen und hier alphabetisch aneinander gereihten schliefsen sich die zwei einzig noch lebenden Familien der ehemals gerichtsfähigen, v. Furtenbac.h und v. Petz, an. Zu wünschen wäre, dafs der Herr Verfasser von Zeit zu Zeit eine Fortsetzung, resp. Angabe der eingetretenen Veränder­ ungen, folgen liefse. v j *) Es sind die: Reichsfrh. Behaim von Schwarzbach, Frh. Ebner von Eschenbach, v. Fürer von Haimendorf, Frh. Geuder von Heroldsberg, v. Grundherr von Altenthan und Weilierhaus, Reichsfrh. Haller v. Hallerstein, Frh. Harsdorf v. Enderndorf, Frh. llolzschuher v. Ilarlach, Frh. v. Imhoff, Frh. Krefs v. Kressenstein, Reichsfrli. Löffel­ holz v. Colberg, v. Oelhafen von Schöllenbach, v. Peiler von Schoppershof, v. Praun, v. Scheurl von Defersdorf, Frh. Stromor v. Reichen­ bach, Frh. Tücher v. Simmelsdorf, v. Volckamer auf Kirchensitten­ bach, Frh. Welser v. Neuhof, v. Wölkern.

123 Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache des Hans Sachs. I. Thcil: zur Lautlehre. Einladungsschrift zu den Schlufsfeierlichkeiten des Jahres 1877/78 an der königlichen Studienanstalt zu Nürnberg von Carl M. G. Frommann, k. Stu­ dienlehrer. Nürnberg, 1878. 8°. 71 S. Endzweck der ganzen Arbeit, deren I. Theil uns hier vor­ liegt, soll es sein, nachzuweisen, in wie weit sich ein Einflufs von Luthers Sprache in den Werken des Hans Sachs geltend gemacht hat. Zur Feststellung dieses Einflusses hat der Herr Verfasser von den Dichtungen des Hans Sachs zunächst 15 Fastnachtsspiele, wie sie ihm s. Z. in Adelbert v. Keller’s Ausgabe, Band V und IX*) Vorgelegen, auf das eingehendste berücksichtigt, und zwar, wie er mit Recht bemerkt, nicht etwa aus dem Grunde, weil hier Luthers Einflufs am stärksten zu Tage trete, sondern weil sie neben ihrem höheren literarischen Werthe auch eine gröfsere Ausbeute an Eigentümlichem und Volkstümlichem versprechen. Der Verfasser hat aber seine Aufgabe vorerst noch weiter gefafst; ja, er mufste sie weiter fassen, wollte er anders Klarheit über dieses dunkle Gebiet verbreiten: einerseits beleuchtet er die Stellung der Mundart des Hans Sachs zur älteren, andererseits zur jüngeren hochdeutschen Sprache, wobei Luther ausgiebige Berücksichtigung zu Theil wird. Und wenn auch die Beschränkung, welche die Schwierigkeit des wenig angebauten Feldes naturgemäfs auferlegt, nicht überall feste Resultate erreichen liefs, so ist doch immerhin ein höchst dankenswerter Anfang gemacht, dem eine ebenso tüchtige Fortsetzung zu wünschen wäre, und für die Klarlegung des Dialektes des berühmten Meistersingers und seine Stellung zur hochdeutschen Sprache überhaupt ist er von hoher Bedeutung. Um etwas näher auf den Inhalt einzugehen, so wird zu­ nächst in einem einleitenden Kapitel an der Hand der Schrift und des Reimes die Feststellung der damaligen Aussprache versucht. Die Schwierigkeiten sind keineswegs geringe. Jeder, der Urkunden und auch Drucke jener Zeit zu studieren in der Lage war, kennt die Willkür, womit man damals zu Werke gieng. Und wenn sich Hans Sachs in den Drucken, die der Herr Verfasser mit *) Bibliothek des litterar. Vereins in Stuttgart, 109. und 125. Publikation.

124 Recht als Grundlage für seine Vergleichung benutzte, vor Un­ geheuerlichkeiten bewahrte, so ist seine Orthographie deshalb keineswegs eine streng phonetische zu nennen. Das Ergebnifs der nach dieser Richtung hin vorgenommenen Untersuchung führt zu der „ziemlich unbestimmten Einsicht, dafs im grofsen und ganzen die Quantität der Vokale wie im Neuhochdeutschen anzusetzen ist.“ Auch der durchaus nicht mit jener Reinheit, wie sie der älteren klassischen Periode eigen, behandelte Reim bietet keine ganz sichere Handhabe für die Klarstellung der Aussprache. Dieselbe Unsicherheit und Willkür machen in der eigent­ lichen Lautlehre zu schaffen. Der Gebrauch der Vokale im Gegen­ sätze zur älteren und jüngeren Zeit, das Verdrängen und Ein­ drängen derselben in unsere Mundart, das Verhältnis der Konso­ nanten, die noch bei weitem mehr Schwierigkeiten verursachen, ist unter Beiziehung massenhafter Belegstellen mit Umsicht und Klarheit zur Darstellung gebracht. Am Schlüsse seiner Arbeit kommt der Herr Verfasser zu dem Ergebnifs, dafs man es mit einem bayerischen, unter zunehmendem Einflufs des Mitteldeutschen stehenden Dialekte zu thun habe, „ohne indefs schon zu ent­ scheiden, oh oder wie weit letzteres Element von Hans Sachs direkt aus der fränkischen Nachbarschaft, oder durch die Kanzlei­ sprache, oder durch die Lektüre Lutherischer Schriften ein­ geführt sei.“ Zum Schlufs möchten wir den Herrn Verfasser, für das Ge­ gebene unsern wärmsten Dank sagend, an sein Versprechen er­ innern, die Behandlung der Wort-Beugung und -Bildung und der Satzlehre, die sich nach seiner eigenen Ansicht für die Ver­ gleichung noch ergiebiger erweisen werden, der Lautlehre des Hans Sachs in nicht zu ferner Zeit folgen zu lassen. M.

Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth. Auf Grund des vorhandenen gedruckten Materials, der in den k. Ar­ chiven Nürnberg und Bamberg befindlichen Akten und Urkunden, der Archivalien im Cultusgemeindehesitz etc. herausgegeben und

125 bis auf die Neuzeit ergänzt von Hugo Barbcck. Nürnberg, 1878. 80. 114 S. Unter diesem Titel bietet der Verfasser eine Arbeit, welche auf Grund des von ihm selbst gesammelten Materials bezweckt, die hieher bezüglichen vorhandenen Druckwerke theils zu berichtigen und zu ergänzen, theils zu erweitern. Als Literatur für die Geschichte der Juden in Nürnberg werden die vom Pfarrer A. Würfel herausgegebenen „historischen Nachrichten von der Juden-Gemeinde, welche ehehin in der Reichsstadt Nürnberg angericht gewesen, aber Anno 1499 ausgeschaffet worden“ (Nürnberg, 1755), angeführt. Allein da — wie im Vorworte gesagt wird — eine angestellte Probe „die totale Unzuverlässigkeit des Vorhandenen, trotzdem solches bisher immer noch hoch geschätzt wurde, ergab, so mufste hier das gesammte Urkundenmaterial neu gesichtet werden, und war daher die Arbeit, soweit sieNiirnberg betraf, anfänglich vorwiegend eine berichtigende.a Diese mühevolle Arbeit würde dem Verfasser aber bedeutend erleichtert worden sein, wenn er das mit kritischer Gründlichkeit gearbeitete Buch des bekannten Rcchtshistorikers Otto Stobbe „Die Juden in Deutschland während des Mittelalters in politischer, socialer und rechtlicher Beziehung“ (Braunschweig, 1866) nicht übersehen hätte. Gerade dieses Werk, welches allen Ansprüchen, die beim gegenwärtigen Standpunkte der Geschichtsforschung mit Recht an den Autor gestellt werden können, vollkommen entspricht, gibt für die ältere Geschichte der Juden in Nürnberg sichere und er­ wünschte Aufschlüsse. Für die Geschichte der Juden in Fürth werden ebenfalls das bekannte Werk des A. Würfel, betitelt: „Historische Nach­ richt von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth“ etc. (Frank­ furt und Prag, 1754) und die auf eingehendem Quellenstudium beruhende „Geschichte der Juden im ehemal. Fürstenthume Ansbach“ von Sigmund Hänle (Ansbach, 1867) als vornehmlich benützte Literatur angegeben. Die vorliegende Arbeit zerfällt in zwei Theile mit 4 Beilagen: I. Geschichte der Juden in Nürnberg. Unter Anlehnung an das hieher bezügliche Werk von A. Würfel, dessen Text hie und da wörtlich angeführt wird, gibt

126 der Verfasser zuerst eine durch neue Zusätze erweiterte Geschichte der Juden in Nürnberg, welche jedoch nicht 1246, sondern schon 1146 durch König Konrad III. daselbst ihre Aufnahme fanden, bis zu ihrer zweiten und letzten Vertreibung im Jahre 1499. Hier finden die sog. Judenprivilegien, die Steuern und Abgaben, Rechte und Gesetze, Gemeinde- und Religionsverhältnisse, sowie der Handel und Wandel der damaligen Nürnberger Juden ihre Er­ läuterung und ausführliche Darstellung. Gerade bei dieser Periode, die nach der Ansicht des Ver­ fassers wesentlicher Berichtigungen bedurfte , hätte er sich aus dem Grunde, „weil die Arbeit anfänglich nicht für den Druck bestimmt war“, der Citation der Quellen nicht enthalten sollen, um so die Möglichkeit zu bieten, deren Werth vom Standpunkte der Kritik beurtheilen zu können. Seite 97 — 100 folgt der Schlufs dieser Geschichte der Juden, der aus sehr schätzbaren, wenn auch nur kurzen, Notizen über die Verhältnisse der Israeliten seit ihrer Wiederaufnahme in Nürn­ berg besteht. II. Geschichte der Juden in Fürth. Diese wird Seite 45 — 94, wie aus dem Texte zu entnehmen und auch im Vorworte erwähnt ist, vornehmlich auf Grundlage des oben erwähnten vortrefflichen Werkes S. Hänle’s, vom Jahre 1528 anfangend, in ähnlicher Weise, wie jene der Juden zu Nürn­ berg, behandelt, bis zur neuesten Zeit mit Hinzufügung neuer, noch wenig bekannter Daten fortgeführt und in Beilage I. durch ein interessantes Schriftstück des vorigen Jahrhunderts illustriert. Beilage II. bietet ebenfalls werthvolle Nachrichten zur Ge­ schichte des Judenzolles in Nürnberg vom Jahre 1798 —1808. Beilage III. bringt eine stattliche Reihe von Urkunden von 1288— 1789, „die wegen vorgeschrittenen Druckes nicht mehr im Texte verwendet werden konnten.44 Beilage IV. endlich gibt einen in knapper und doch er­ schöpfender Weise gearbeiteten Abrifs der Geschichte des israe­ litischen Waisenhauses in Fürth, der besonders hervorgehoben zu werden verdient. H.

127 IJcbersicht über die auf Nürnberg bezügliche historische Literatur seit 1870. Die im Nachstehenden versuchte rcpcrtoricnmäfsigc Zusam­ menstellung der seit 1870 erschienenen, auf Nürnberg bezüglichen historischen Literatur soll nicht nur die selbständigen Schriften, sondern auch die zahlreichen, in Zeitschriften zerstreuten, gröfseren und kleineren Aufsätze umfassen. Wir hoffen, dadurch sowohl dem Lokalforscher einen nicht unwillkommenen Dienst zu leisten, als auch dem Liebhaber der Nürnberger Geschichte in gedrängter Uebersicht ein Bild zu entwerfen von der vielseitigen Thätigkeit, die sich in so kurzem Zeiträume auf diesem Gebiete entwickelt hat. Leider war bei der Kürze der uns zugemessenen Zeit eine Vollständigkeit, wie wir sie selbst gewünscht hätten, nicht, zu erreichen. Namentlich wird die Zusammenstellung der in Zeit­ schriften zerstreuten Aufsätze, die überdies wegen drängender Zeit im allgemeinen nur bis in das Jahr 1874 fortgeführt werden konnte, noch manche Lücke enthalten; wir versprechen indefs die Ergänzung und Weiterführung derselben in einem der folgen­ den Hefte und erbitten uns dazu freundliche Beihülfe.

Alt-Nürnbergs Untergang; Zeitschrift für bildende Kunst, 1872, H. 10, S. 293. Amman, Jost, Stamm- und Wappenbuch, neu herausgegeben und geordnet von Friedr. Warnecke. Facsimile-Druck von A. Frisch in Berlin. Verlag von C. A. Starke in Görlitz, 1877. 4°. 13 S. und 19 Tafeln. — Jos, von Zürich 1539—1591. Ein Beitrag zu seiner Biographie von Dr. E. H. Meyer-Zeller. Zürich, 1879. 8°. (Separat­ abdruck aus dem Züricher Taschenbuch für 1879.) — s. auch Kunstblätter. Annales reipublicae Norimbergensis (von Müllner); J. Baader im Anzeiger f. K. d. d. V., 1870, Sp. 94. Ansichten, malerische, aus Nürnberg. Original - Radirungen von L. Ritter, (mit erläuternden Bemerkungen von R. Bergau). Nürnberg, Sigm. Soldan, 1871. gr. 2°.

128 Aufruhr, der von 1348 — 49 in Nürnberg; Korresp. v. u. f. D., , 1873, Nr. 597. Augustinerkloster, das, und seine Nachbarhäuser; Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 323. — Fragmente von Wandmalereien im Kreuzgang desselben; Kor­ resp. v. u. f. D., 1871, Nr. 556. — die St. Lienhardskapelle in demselben; Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 567. — die Prioren desselben; Lochner im Anzeiger, 1875, Sp. 151 und 180. Baudenkmale, Monumente und andere Merkwürdigkeiten Nürn­ bergs. Vollständige Sammlung derselben in Stahlstichen nach Originalzeichnungen von J. G. W. Wolff. Mit Beschreibung von Dr. Georg Wolfg. Karl Lochner; 2 Bände. Nürnberg, Schräg. 1878. 4°. Befestigungswerke Nürnbergs: zur Geschichte derselben; Zahn im Anzeiger, 1872, Sp. 350. Be ha im, Friedrich: Brief des zehnjährigen an seinen in Leipzig studierenden Bruder Paul; Loose im Anzeiger, 1877, Sp. 339. Behaim, Georg, Probst zu St. Lorenzen; Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 134. Behaim, Martin: Jugendjahre desselben; Korresp. v. u. f. I)., 1870, Nr. 596. Behaim VII., Michel, Rathsherr und Baumeister der Stadt Nürn­ berg; A. Flegler im Anzeiger, 1874, Sp. 106 u. 137. Belagerung, s. Ordnung. Brunnen, der schöne, in Nürnberg. Geschichte und Beschreibung von R. Bergau. Mit einer Radirung von Paul Ritter. Berlin, Ernst und Korn (Gropius). 1871. 8°. — zu Nürnberg; Deutscher Reichsanzeiger, 1873, Beil. Nr. 32. — die Statuen an demselben; R*. Bergau in der Zeitschrift für bildende Kunst, VII. Bd., 3. Heft, S. 81. — Erbauer desselben, s. Frauenkirche. Chronik der Reichsstadt Nürnberg: Beitrag zu derselben; J. Baader im Anzeiger 1872, Sp. 383; 1873, Sp. 47, 79, 103 u. 135. Chroniken, die, der fränkischen Städte: Nürnberg. 5 Bde. (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrh. Bd. 1— 3, 10 und 11.) Leipzig, Hirzel. 1862—1874. 8.

129 Commune, eine unblutige, in Deutschland, (die Nürnberger Stadtmauern betr.); Zeitschrift für bildende Kunst, 1872, S. 69. Criminaljustiz: Beitrag zu derselben; J. Baader im Anzeiger, 1870, Sp. 240. Demagogenthum: wider das D. in Nürnberg. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte (von Prof. J. M. Krück). — Ende Juni 1878. 1. —18. Aufl. Nürnberg, Ballhorn. 1878. 8°. Doppelkapelle s. Kaiserburg. Dürer, Albrecbt; Th. Heymann in der Zeitschrift des deutschen Graveur-Vereins zu Berlin, I. Jahrg. 1876, Nr. 1 und 2. — undPeter Vischer;R.BergauimKorrcsp. v.u. f.D., 1871,Nr.283. — Geschichte seines Lehens und seiner Kunst, von Moriz Thausing. Mit Titelkupfer und Illustrationen, gez. von Joseph Schön­ brunner, Holzschnitt von F. W. Bader. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann. 1876. — Untersuchungen von Dr. Alfred von Sallet. Mit 2 Holzschnitten. Berlin, Weidmann’sche Buchhandlung. 1874. 8°. — im Lichte der neuesten Forschung; Augsburger Postzeitung, 1874, Beilage Nr. 30. — Hellerscher Altar und seine Ueberreste zu Frankfurt am Main. I. das Haupthild; II. die Flügel. Moriz Thausing in der Zeitschrift für bildende Kunst, VI. Bd., 4. H., S. 93 und 5. H., S. 135. (Mit einer Abbildung.) — iStude sur le triptyque, dit le tableau d’autel de Heller par Charles Ephrussi. Avec 25 gravures tiröes hors texte. Nuremberg, Sigm. Soldan. 1877. 4°. — dessen Altarwerk zu Ober-St. Veit bei Wien; Moriz Thausing in den Mittbeilungen der k. k. Central - Commission zur Er­ forsch. und Erhalt, der Baudenkmale, XVI. Jhrg., 1871, JuliAugust. 4°. — dessen Flügelaltar in der St. Katharinen-Kirche zu Nürnberg. J. Baader im Anzeiger, 1870, Sp. 12. — in seiner Bedeutung für moderne Befestigungskunst. Zur IV. Säkularfeier von Dürers Geburtstag, von G. v. Imhof, ArtiUerieOberlieutenant. Nördlingen, C. H. Beck’sche Buchhandlung. 1871. 8°. — dessen Befestigungskunst; MaxAllihn in den Grenzboten, 1872, Nr. 17, S. 143. 9

130 Dürer, Albrecht, dessen Briefe, Tagebücher und Reime nebst einem Anhänge von Zuschriften an und für Dürer, übersetzt und mit Einleitung, Anmerkungen, Personenverzeichnifs und einer Reisekarte versehen von Moriz Thausing, Wien, Wilhelm Braumüller. 1872. 8°. —r die Personen-Namen in dessen Briefen aus Venedig, von Georg Wolfg. Karl Lochner. Nürnberg, Fr. Korn’schc Buch­ handlung. 1870. 8°. — dessen Geburtstag; Lützelberger im Korresp. v. u. f. Deutschland, 1871, Nr. 225 und 240. — zu dessen vierhundertjähriger Geburtstagsfeier; Franz Traut­ mann in der Didaskalia, 1871, Nr. 141. — einige Gemälde von demselben und Giacomo Palma im früheren Pellerischen Besitze zu Nürnberg; W. Löffelholz von Colberg im Anzeiger, 1876, Sp. 43. — ein Gemälde desselben zu Mainz; im Anzeiger, 1876, Sp. 110. — dessen Handschriften und Handzeichnungen in der Bibliothek zu Dresden; A. v. Eye im Anzeiger, 1871, Sp. 269. — eine Handzeichnung von demselben; R. Bergan im Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 624. — dessen Handzeichnungen im Museum zu Berlin. Zum 400jährigen Dürer-Jubiläum herausgegeben. In der Originalgröfse photolithographirt von Gebrüder Burkhard in Berlin. Nürnberg, Sigm. SoldanV Hof-Buch- und Kunsthandlung. Roy. Fol. — dessen Handzeichnungen in der Königl. Bibliothek zu Dresden. Mit einer Einleitung von Dr. A. v. Eye. Reproducirt von F. Leyde. 1871. Kl. Fol. — dessen Handzeichnung Maria mit den Thieren; Alb. Hg in den Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforsch, und Erhalt, der Baudenkmale, XVI. Jahrg., 1871,. März— April. — in seinem Verhältnifs zur Heraldik; Alfred Grenser in der heraldisch-genealogischen Zeitschrift. Organ des heraldischgenealogischen Vereins „Adler* in Wien. II. Jahrg., Mai— Juni 1872 , Nn 5 und 6. — dessen Einflufs auf die Kunstgewerbe. Vortrag, gehalten bei der Feier des 400jährigen Geburtstags Dürers am 22. Mai 1871 im Gewerbeverein zu Nürnberg von R. Bergan. Nürnberg, (als Manuscript gedruckt). 4°.

131 Dürer, Albrecht, dessen sämmtliche Kupferstiche mit Text von Wilh. Lübke, Prof, der Kunstgeschichte. Nach den besten Ori­ ginalen des k. Kupferstichcabinets in München durch unveränder­ lichen Lichtdruck in Originalgröfse reproducirt von J. B. Ober­ netter. Nürnberg, Sigm. Soldan, Hof-Buch- und Kunsthand­ lung. 2°. Ygl. oben S. 119 ff. — dessen Kupferstiche und Holzschnitte. Ein kritisches Ver­ zeichnis von R. v. Retberg. München, Ackermann. 1871. 8°. — Versuch einer Erklärung schwer zu deutender Kupferstiche desselben von culturhistorischem Standpunkte von Max Allihn. Mit einer Illustration in Holzschnitt. Leipzig, Rudolf Weigels Buchhandlung (Hermann Vogel). 1871. 8°. — dessen Melancholie; Albert Ilg in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforsch, und Erhalt, der Baudenk­ male, XV. Jahrg. 1870, Novbr. — Decbr. — Nachdruck von Arbeiten desselben; E. Mummenboff im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, 1879, S. 237. — dessen Poträt-Zeichnungen zu Berlin, Bamberg und Weimar; A. v. Eye im Anzeiger, 1871, Sp. 80 und 89. — dessen Potrait-Kohlenzeichnungen, der Streit um die Echtheit derselben; R. Bergauim Organ für christliche Kunst, 1872, Nr. 9. — quelques remarques k propos de l’influence italienne dans une de ses oeuvres, par Charles Ephrussi. Extrait de la gazette des beaux-arts, Mai, 1878. Paris, imprimerie Jules Claye. A. Quantin successeur. 8°. — dessen Stammsitz und Familienname; Gust. Heinrich im Ma­ gazin für die Literatur des Auslandes, 1878, Nr. 51. — dessen Trachtenbilder aus der Albertina. Sechs Blätter in Farbenholzschnitt, ausgeführt von F. W. Bader in Wien. Mit verziertem Titel und 1 Bl. Text von Dr. Moriz Thausing. W. Braumüller. 1871. gr. 2°. — ein Turnschriftsteller; deutsche Turnzeitung, 1871, Nr. 40. — das Urtheil des Paris; R. Bergau im Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 595. — kauft Bernhard Walthers Bücher; Korresp. v. u. f. D., 1870, Nr. 241. — ein Wort desselben; Alb. Ilg in Kunst und Gewerbe, 1872, Nr. 26. — s. Heller, Jacob; s. Kunstblätter. 9*

132 Dürer, Albrecht, s. Ringkunst des deutschen Mittelalters. Dürer, Frau Agnes; W. Büchner im Anzeiger, 1870, Sp. 392. Dürer-Ausstellung des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrie: Katalog derselben. Mai 1871. 8°. — im german. Museum, s. Museum. Dürerstudien; Adolf Rosenberg in der Zeitschrift für bildende Kunst, Heft 9, S. 284. I) iir er Zeichnungen, die angozweifelten; W. Liibke in der Zeitschrift für bildende Kunst, VI, 12, Beibl. 24. — die falschen; Alois Hauser in der Zeitschrift für bildende Kunst, 9 H., S. 271. — die falschen, in Berlin, Bamberg und Weimar; M. Thausing in der Zeitschrift für bildende Kunst, VI. Bd., 4 II., S. 114. Ebnerin, Christina, Klosterfrau zu Engelthal: Leben und Ge­ seichte derselben von G. W. K. Lochner. Nürnberg, A. Recknagel. 1872. 8°. — s. auch Engelthal. Eisen, Wolfgang: Epitaph desselben; R. Bergau im Anzeiger, 1878, Sp. 15. — und Wolfgang Münzer; Lochner im Anzeiger, 1874, Sp. 265. Engelthal: Der Nonne von Engelthal (ChristinaEbnerin) büchlein von der genaden überlast, herausgegeben von Karl Schröder. (Bibliothek des litterar. Vereins in Stuttgart, CVI1I). 1871. 8°. Erzgufs werke, alte, in Nürnberg: Modelle ders.; A. Essenwein im Anzeiger, 1873, Sp. 301. Feste, die alte, bei Nürnberg; Illustrirte Zeitung, Nr. 1581. Feuerlöschwesen der Stadt Nürnberg: die Entwicklung des­ selben von frühester Zeit an bis auf heute. Als Denkschrift herausgeg. zur 25jährigen Stiftungsfeier der Nürnberger Feuer­ wehr von Franz Wolfermann, städt. Brandmeister. Nürnberg, v. Ebner’sche Buchh. (H. Ballhorn) 1878. 8°. Findel- u. Waisenhaus; Lotter im fränk.Kurier, 1873,Nr.460. Florenz: Schreiben des Rathes von Nürnberg an F. aus dem 16. Jahrh.; Dr. H. Simonsfeld im Anzeiger, 1877, Sp. 103. Frauenkirche: Wann wurde die Vorhalle derselben erbaut? R. Bergau im Korresp. v. u. f. D., 1870, Nr. 599. — Erbauer derselben und des schönen Brunnens; Rud. Bergau im Organ für christl. Kunst, 1871, Nr. 2.

Führer durch Nürnberg. Den Theilnehmern der Versammlung (des Gcsammtvereins der deutschen Geschichts - und Alterthums­ vereine) vom 12. — 17. August (1877) gewidmet vom Lokalcomite. (Mit einem Plan.) 1877. 8°. Führer, zuverlässiger, durch die Stadt Nürnberg und ihre Sehens­ würdigkeiten. Mit geschichtlicher Einleitung. Für Einheimische und Fremde nach den besten Quellen und eigener Anschauung bearbeitet von einem alten Nürnberger. Mit einem Stadtplane. 3. Aufl. Nürnberg, Ballhorn. 1872. 4. Aufl. 1877. 8°. Führer, s. auch Nürnberg. Fürth: Chronik der Stadt, von Dr. Fronmüller sen. Fürth, Schmid. 1871. 8°. Gesang, deutscher, wird den Schülern (in Nürnberg) verboten. (1580. 1588); J. Baader im Anzeiger, 1870, Sp. 55. Geschichte der Reichsstadt Nürnberg von Leonh. Willi. Marx. Mit einem nürnbergischen Trachtenbuche. 2. Aufl. Nürnberg; Fr. Heerdegen. 1872 und 1873. 8°. und 4°. Mittheilweise colorirten Abbildungen. — der Reichsstadt Nürnberg zur Zeit Kaiser Karls IV. (1347— 1378) von Georg Wolfg. Karl Lochner. Berlin, Fr. Lobeck (Anders und Zum Felde). 1873. 8°. — der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweise ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit von J. P. Priem. Mit einer Ansicht der Stadt v. J. 1502 nach Wohlgemuth. Nürn­ berg, Zeiser. 1875. 8°. — s. auch Nürnberg. Geschichten, Nürnberger, s. Sagen. - Gewerbe Nürnbergs im Mittelalter; J. Baader im 38. Jahres­ bericht des hist. Vereins für Mittelfranken (1871 u. 1872). Gewerbeleben, s. Handwerksrecht. Gewerbemuseum, das bayerische: zur Eröffnungsfeier desselben am 25. October 1874. Nürnberg, Korn. 8*°. — zu Nürnberg. Denkschrift. 1877. 4°. Glockengiefser, ein nürnbcrgischer; J. Baader im Anzeiger, 1877, Sp. 56. Gobelin, ein Nürnberger, aus dem XV. Jahrh.; Alb. Ilg in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforsch, und Erhalt, der Baudenkmale. XVIII. Jahrg., 1873, S. 120.

134 Grab, das heilige, s. Kapelle. Grabsteine, israelitische, in Nürnberg; Frommann im Anzeiger, 1875, Sp. 181, und M. Wiener das. 1876, Sp. 299. Grofs, Leupolt, s. Reichsmünze. Gr übel, Konrad, und seine Nachfolger in der nürnbergischen mundartlichen Dichtung. Eine Auswahl nürnbergischer Ge­ dichte mit biograph.-bibliograph. Notizen über die Dichter, herausgegeben von J* P. Priem. Nürnberg, Ballhorn. 1873. 2. Aufl. 1878. 80. Gulden, Andreas, s. Neudörfer. Guldenmundt, Hans: Blätter mit Darstellungen von Heerführern und Kriegern aus dem türkischen Heere. Besprochen und wiedergegeben von Albert Ritter v. Camesina; in den Be­ richten und Mittheilungen des Alterthums Vereins zu Wien, Band XV. (Wien, 1875). — s. auch Meldemann. Haller, Karl von: Reisen desselben in Griechenland; R. Bergau in den Grenzboten, 1875, I, S. 201. Handel Nürnbergs im Mittelalter; J. Baader im 38. Jahresbericht des hist. Vereins für Mittelfranken (1871 und 1872). Ilandwerksrech t, nürnbergisches, des XVI. Jahrhunderts. Schil­ derungen aus dem Nürnberger Gewerbeleben. Nach archivalischen Documenten bearbeitet von Dr. J. Stockbauer. Heraus­ gegeben vom bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg. Nürn­ berg, Fr. Korn. 1879. 40. Handwerkszeichen: Verkauf von dergl.; W. Loose im An­ zeiger, 1877, Sp. 333. Kassier, Hans Leo von, (geboren 1564 zu Nürnberg, gestorben 8. Juni 1612 zu Frankfurt a. M.) : Chronologisches Verzeichnifs seiner gedruckten Werke, nebst alphabetisch geordnetem In­ haltsanzeiger. Verfafst von Rob. Eitner (Monatshefte für Musik-Geschichte, herausgeg. von der Gesellschaft für Musik­ forschung, IV. Jahrg., 1872, Nr. 12 und V4 Jahrg., 1873, Nr. 1. I^VHI). Hauser, Kaspar. Sein Wesen, seine Unschuld, seine Erduldungen und sein Ursprung in neuer gründlicher Erörterung und Nach­ weisung von Georg Friedr. Daumer. Regensburg, Coppenrath. 1873. 80.

135 Heller, Jacob, und Albrecht Dürer. :Ein Beitrag zur Sitten - und Kunstgeschichte des alten Frankfurt am Main um 1500, von Otto Cornill. Mit zwei Abbildungen und vier in den . Text eingedruckten Holzschnitten. (Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde . ZU Frankfurt a. M. für das Jahr 1871.) Frankfurt a. M. 4°, Herdegen, Konrad, Nürnberger Denkwürdigkeiten (1409—1479), herausgeg. von Theodor v. Kern. Erlangen, Ed. Besold. 1874. 8°. Hochzeit, eine Nürnberger, zu Anfang des 16. Jahrhunderts; Carl v. Oelhafen im Anzeiger, 1877, Sp. 242. Holzstöcke: Fund von dergl. im städtischen Bauamte zu Nürn­ berg; Anzeiger, 1872, Sp. 69. Israeliten s. Grabsteine. Jamnitzer, Wenzel; 0. v. Schorn in Kunst und Gewerbe, 1874, Nr. 1. — Beiträge zur Geschichte desselben; E. Mummenhoff im An­ zeiger, 1877, Sp. 232 u. 239. — astronomische Instrumente Von demselben; R. Steche im An­ zeiger, 1877, Sp. 55. — ein Reliquiar von demselben; R. Bergau im Anzeiger, 1877, Sp* 53. — ein verschollener Tafelaufsatz von demselben; A. v. Eye im Anzeiger, 1873, Sp. 318. — Tafelaufsatz im germanischen Museum: ein Seitenstück zu demselben; A. Essenwein im Anzeiger, 1876, Sp. 303. — Wer ist der Verfertiger des sog. Jamnitzer-Bechers in der städtischen Kunstsammlung z.u Nürnberg ? R. Bergau itn Korre­ spondenten v. u. f. D. 1873, Nr. 473 u. 476. Johanniskirchhof: die berühmtesten Grabdenkmale desselben. Mit 7 lithogr. Tafeln. Nürnberg, Bauer ü. Raspe. 2°. Juden in Nürnberg und Fürth: Geschichte derselben. Auf Grund des vorhandenen gedruckten Materials, der in den k. Archiven zu Nürnberg und Bamberg befindlichen Akten und Urkunden, der Archivalien im Cultusgemeindebesitz etc. Ctc. herausgegeben und bis auf die Neuzeit ergänzt von Hugo Barbeck. Nürn­ berg, Friedr. Heerdegen (Barbeck). 1878. 8°. Vgh oben S. 124. Judengässe und Wunderburg ih Nürnberg; Korresp. v. u. f. D., 1873, Nr. 8.

136 K.aiserburg zu Nürnberg: die Doppelkapelle in derselben und deren Bedeutung als Mausoleum der Burggrafen (mit Abbildungen); A. Essenwein im Anzeiger, 1878, Sp. 265. Kanzleimifsbrauch: Bestrafung desselben in Nürnberg; Wilh. Loose im Anzeiger, 1877, Sp. 248. Kapelle zum heil. Grab im Spitalhof zu Nürnberg; Ferd. Lösch in der deutschen Kunst-Zeitung, 1871, Nr. 30. Katharinenkirche, s. Dürer. Kleeweinshof, s. Wolfen. Koburger, Nürnberger Buchhändlerfamilie; Petzholdt (nach 0. Hase) im Börsenblatt f. d. deutsch. Buchh. 1870, Nr. 1 u. 3. Koburger, Anthoni, der jüngere; Lochner im Anzeiger, 1872, Sp. 74 und 105. Kraft, Adam, und seine Schule (1490 — 1507). Eine Sammlung vorhandener Steinbildwerke in Nürnberg und Umgegend in 60 Abbildungen von Fr. Wanderer. Nürnberg, J. L. Schräg. 2°. Kr afft, Adam: Ist das Sakramentshäuschen zu Scliwabach ein Werk desselben? R. Bergau im Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 329. Krefs, Anton, s. Tücher, Sixt. Kriegszug der Nürnberger nach Kaltenberg, 1435; Th. von Kern im Anzeiger, 1872, Sp. 48. Kunstblätter, heraldische, nach in Kunstdruck u. s. w. ausge­ führten Entwürfen von Martin Schongauer, Israel von Mecken, Albrecht Dürer, Virg. Solis, Jost Amman und anderen . . . Meistern, herausgegeben von Fr. Warnecke. Facsimile-Druck von Albert Frisch zu Berlin. 1. und 2. Lieferung. Görlitz, C. A. Starke, 1876, 1877. Kunstgeschichte, Nürnberger: Studien zu derselben; Korresp. v. u. f. D., 1873, No. 64. Labenwolff, Pangraz: ein Erzdenkmal von demselben zu Lem­ berg; Lochner im Anzeiger, 1876, Sp. 144. Lienhart, Künstlerfamilie: zur Geschichte derselben; Anzeiger, 1873, Sp. 304. Lienhartskapelle, s. Augustinerkloster. Löffel holz, Wolfgang: einige Briefe, an denselben gerichtet, nebst einigen historischen Erläuterungen; Anzeiger, 1875, Sp. 341 und 373.

137 Mag, Arnold, und seine Töchter, Peter Viscliers Schwieger­ töchter; Lochner im Anzeiger, 1873, Sp. 127, 165 und 187. Mauern, die, um Nürnberg; Friedr. Schultheifs in der Illustr. Zeitung, Nr. 1474, S. 251. — s. auch Stadtmauern. Medizinalwesen: zur ältesten Geschichte desselben; Lochner im Anzeiger, 1877, Sp. 178. Meldemann und Guldenmundt, Nürnberger Briefmaler: deren Antheil an der Literatur der ersten Wiener Türkenbelagerung; Heinrich Käbdebo in den Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereins zu WTien, Bd. XV. (Wien, 1875.) Müll ich, Peter, Stückgiefser in Nürnberg; A* Essenwein im An­ zeiger, 1873, Sp. 222. Mül ln er, Job., s. Annales. Münzer, Wolfgang, s. Eisen, Wolfgang. Muffel, Nikolaus, Beschreibung der Stadt Rom, herausgegeben von Wilhelm Vogt. (Bibi, des litter. Vereins in Stuttgart 128. Publication) Tübingen, 1876. 8°. — über dessen Beschreibung der Stadt Rom; W. Vogt im An­ zeiger, 1878, Sp. 302. Museum, germanisches: Chronik desselben in den Beilagen zum Anzeiger f. Kunde d. d. Vorzeit. — 16.—25. Jahresbericht desselben. Nürnberg, 1870—79. 4°. — Bericht über den gegenwärtigen Stand der Sammlungen und Arbeiten, sowie die nächsten daraus erwachsenden Aufgaben, an den Verwaltungsauschufs erstattet von A. Essenwein, I. Di­ rektor. Nürnberg, 1870. 4°. — die zur Feier des 400jährigen Geburtstages Albrecht Dürers im germ. Museum veranstaltete Ausstellung. Nürnb. 1871. 8°. — Katalog der zweiten im german. Museum veranstalteten Aus­ stellung hervorragender kunstgewerblicher Erzeugnisse älterer Zeit. Mai-Juni 1872. 8. — die Aufgaben und die Mittel des germ. Museums. Eine Denk­ schrift. Nürnberg, 1872. 8°. — die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen des germ. Museums. Wegweiser für die Besuchenden. Nürnb. 1870—78. 8°. Neudörfer, Johann, Schreib- und Rechenmeister zu Nürnberg, Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem

188 Jahre 1547, nebst der Fortsetzung des Andreas Gulden, nach den Handschriften und mit Anmerkungen herausgegeben von Dr. G. W. K. Lochner, Stadtarchivar zu Nürnberg. Wien, Wilh. Braumüller, 1875. 8°. Norica, das sind Nürnbergisehe Novellen aus alter Zeit. Nach einer Handschrift des sechzehnten Jahrhunderts von August Hagen. Vierte Auflage, Leipzig, J. J. Weber. 1872. 8°, Nürnberg, das alte und das neue, historisch-togographisch beschrieben. Ein praktischer Wegweiser etc. 2. Aüfl. Nürn­ berg, F. H. Zeh (Theod. Rüll). 1873. 8. Mit 1 Plan. Nürnberg und seine Sehenswürdigkeiten mit einem Abrifs der Geschichte der Stadt, unter besonderer Berücksichtigung der königl. und städtischen Kunstsammlungen, sowie des ger­ manischen Museums. Mit 1 Plan. Nürnberg, Sigm. Soldan. 1872. — seine Baudenkmale und Kunstwerke, nebst einem Abrifs der Geschichte der Reichsstadt. Neuester Führer für Fremde und Einheimische. Nürnberg, J. A. Stein (Ad. Köllner). 1873. 8°. Mit 1 Plan. — culturhistorischer Roman aus dem 15. Jahrhundert von Louise Otto. Zweite, durchgesehene Auflage. Bremen, J. Kühtmann. 1875- 80. — im Bauernkrieg, nach Quellen dargestellt von J. Kamann. (Programm zu dem Jahresbericht der k. Kreis re als chule in Nürnberg). 1878. 80. Vgl. oben S. 108 ff. — die Reichsstadt in den Jahren 1801—1806. Streiflichter auf die Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands von Jos. Baader, k. Reichsarchivrath. Nürnberg, A. Daiber. 1878. 8°. Vgl. oben S. 114 f. Okkupation der freien deutschen Reichsstadt Nürnberg und deren Vorstädte durch Preufsen im Jahre 1796 . . ., aktenmäfsig dargestellt von Max v. Oesfeld. Berlin, G. Hempel. 1876. 80. Vgl. oben S. 112 f. Ordnung, ob man die Stat Nürnberg belegert, wie rtan sich darynne halten soll; Köhler im Anzeiger, 1871, Sp. 161 ü. 193. Patriziat. Genealogisches Handbuch der zur Zeit lebenden rats - und gerichtsfähigen Familien der vormaligen Reichsstadt Nürnberg. VII. Fortsetzung. Von Gottlieb Frh. Stromer von Reichenbach. Nürnberg, 1878. 8°. Vgl, oben S. 121.

139 Patrizierfrau, s. Schenkbuch. Patrizierleben im Mittelalter, insbesondere nürnbergisches; H. Barbeck im Album des literar. Vereins, 1870. S. 15. Peller’sches .Haus; der Hof desselben; A. v. Eye in Ueber Land und Meer, 1872, Nr. 23, S. 9. Pirkheimer, Charitas, Aebtissin zu St. Clara in Nürnberg: aus dem Leben derselben. Nach Briefen. Von Wilh. Loose. Dres­ den, C. Heinrich. 1870. 8°. — Ein Lebensbild aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts von Franz Binder. 2. vermehrte Auflage. Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshandlung. 1878. 8°. Pirckheimer und Scheurl; Lochner in der allg. Zeitung, 1872, Beilage zu Nr. 11. Plauen, Hans von: ein Haus desselben in Nürnberg ums Jahr 1420; Georg Frh. voii Kreis im Anzeiger 1876, Sp. 77. Pleydenwurf, Hans; Frommann im Anzeiger 1871, Sp. 11. — und die Seinen; Lochner im Anzeiger, 1871, Sp. 278. Predigerkirche, die ehemalige; Korrespondent, v. u. f, D. 1870, Nr. 176 und 182. Rathhaussaal: die Restaurirung der Gemälde daselbst i. J. 1613; J. Baader im Anzeiger, 1870, Sp. 11. Reichsmünze: Verleihung derselben an Leupolt Grofs (1369); Anzeiger, 1870, Sp. 125. Reichswaldungen, die nürnbergischen, s. Zeidelwesen. Reliquienkästlein des deutschen Reichs (Niederlegung der Mauern betr.); Gartenlaube, 1872, Nr. 27. Renaissance Nürnbergs. Eine Reihe Aufnahmen von Objekten aus dem Gebiete der Kunst und des Gewerbes. Ein Beitrag zum Studium der Renaissance in Deutschland. Gezeichnet und autografirt von A. Ortwein, Prof, für Architektur an der k. Kunstgewerbeschule zu Nürnberg. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann. 1871. 2°. Mit 10 autografirten Tafeln. Ringkunst, die, des deutschen Mittelalters mit 119 Ringerpaaren von Albrecht Dürer. Aus den deutschen Fechthandschriften zum ersten Male herausgegeben von Karl Wafsmannsdorff. Leipzig, M. G. Priber. 1870. 8°. Ringmauern Nürnbergs mit ihren Thürmen : Abbruch derselben; Herbert König in der Gartenlaube, 1872, Nr. 2.

140 Sachs, Hans ; J. 0. Opel im neuen Reich, 1872, Nr. 32, S. 209. — die Wohnhäuser desselben; Korrespondent v. u. f. D. 1870, Nr. 57 und 59. — Todestag desselben; Lochner im Korresp. v. u. f. D., 1872, Nr. 381. — als Streiter in Kirche und Staat; K. Blind in der Gegenwart, 1873, Nr. 1. — Urkunden, denselben betreffend; Lochner im Archiv für Literaturgeschichte, herausgegeben von Dr. Franz Schnorr von Carolsfeld, III, Bd, (Leipzig, 1874), S. 26 — 44. — der Vorkämpfer der neuen Zeit. Festrede zur Feier der Ent­ hüllung des Hans Sachs - Denkmals in Nürnberg, von Dr. Ad. Westermayer. Nürnberg, Soldan. 1874. 8°. — sein Leben und seine Dichtung. Eine Festgabe zur Errichtung des Denkmals in Nürnberg, am 24. Juni 1874. Mit dem Bildnifs des Hans Sachs, nebst einem Anhänge, Geschichte des Denkmals und Beschreibung der Enthüllungsfeierlichkeitcn, von E. K. L. Lützelberger. Nürnberg, Ballhorn, 1874. 8°. — und die Meistersänger in Nürnberg. Eine Festgabe zur Ent­ hüllung des Denkmals des Altmeisters, von Friedr. Sehultheifs. Mit einigen von Hans Sachs componirten und anderen origi­ nellen Meistergesängen. Nürnberg, Aug. Recknagel (Fr. Schmid). 1874. 8°. Mit Musiknoten. — Ein Lebensbild aus der Reformationszeit. Eine Festgabe zur Enthüllung des Denkmals in Nürnberg am 24. Juni 1874. Nürnberg, G. Löhe. 1874. 8°. — herausgegeben von Adelbert von Keller; I.—XII. Bd. (Biblio­ thek des litterar. Vereins in Stuttgart Bd. 102 — 6, 110, 115, 121, 125, 131, 136). Tübingen, 1871 - 79. 8. — Dichtungen; I.—III. Theil. (Deutsche Dichter des sechzehnten Jahrhunderts. Mit Einleitungen und Worterklärungen heraus­ gegeben von Karl Gödeke und Jul. Tittmann, 4.-6. Band). Leipzig, Brockhaus. 1870 — 71. 8°. — Kampfgespräch zwischen Sommer und Winter; mit einer Ein­ leitung von C. Lützelberger im Album des literar. Vereins für 1870. — Lobspruch der Hauptstadt Wien in Oesterreich. Zum erstenmale nach dem handschriftlichen Texte herausgegeben und

141 mit einer Einleitung und Anmerkungen versehen von Emil Haueis, Direktor am n. ö. Landes-Realgymnasium in Baden. Sonderabdruck aus dem Jahresberichte der Lehranstalt v. J. 1876. Wien, A, Holder. 1876. 8°. Sachs, Hans: die Lieder desselben; K. Güdeke im Archiv für die Geschichte deutscher Sprache und Dichtung von J. M. Wagner, 1863, S. 67. — Reimbrechung und Dreireim im Drama desselben und anderer gleichzeitiger Dramatiker. Von Dr. Max Rachel. Abhandlung zum Osterprogramm des Freiberger Gymnasiums. Freiberg, 1870. 40. — Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache desselben. I. Theil: zur Lautlehre. Einladungsschrift zu den Schlufsfeierlichkeiten des Jahres 1877/78 an der königlichen Studien­ anstalt zu Nürnberg von Carl M. G. Frommann, k. Studienlehrer. Nürnberg, 1878. 8° Vgl. oben S. 123. Sagen und Geschichten, Nürnberger, gesammelt von Joh. Priem. Nürnberg, v. Ebner’sche Buchh. 1870; 2. Aufl., 1877. 8°. Scheurl, Christoph. Neue Beiträge zur Geschichte des Refor­ mationszeitalters; Magazin f. d. Literatur des Auslandes, 1872, Nr. 5. — s. Pirckheimer. Schonhofer, Sebald; R. Bergau im Korresp. v. u. f. D., 1870, Nr. 579. Schembartlauf, Nürnberger: Beitrag zu demselben; G. M. Thomas im Anzeiger , 1877, Sp. 106. Schenkbuch einer Nürnberger Patrizierfrau von 1416 bis 1438; Georg Freih. von Krefs im Anzeiger, 1876, Sp. 37 u. 70. (Schön, Erhard), ein neuer Nürnberger Maler; Chr. Mehlis im Korresp. v. u. f. D., 1873, Nr. 511. Schürstab’sches Haus S. 526 in Nürnberg: zur Geschichte des­ selben; Lochner im Anzeiger, 1873, Sp. 42. Sebald, der heilige: das Grabmal desselben zu Nürnberg; R. Bergau in den Grenzboten, 1873, Nr. 2, S. 53. Sebalduskirche zu Nürnberg: die daselbst aufgefundene ehe­ malige Polychromie; Korresp. v. u. f. D., 1871, Nr. 240. Siegel der Stadt Nürnberg, s. Wappen. Spitalhof,, s. Kapelle.

142 Stadtbibl iothek: Katalog derselben. Erste Abtheilung SchwarzAmberger’sche Norica-Sammlung. Nürnberg, 1876. 8°. — zur Geschichte derselben; Th. v. Kern im Anzeiger, 1873, Sp. 161. Stadtmauern von Nürnberg; R. Bergau im Organ für christ­ liche Kunst, 1872, Nr. 2, S. 19. — Deutsche Kunstzeitung, 1872, Nr. 10, S. 78. — Ein Schmerzensschrei; W. Liibke in der allg. Zeitung, 1871, Nr. 238. — s. auch Befestigungswerke; Commune; Mauern; Reliquienkästlein; Ringmauern. Storch, Sebald, Nürnberger Feldhauptmann zu Fufs, und Lucia, seine Ehefrau; Lochner im Anzeiger 1874, Sp. 5 und 32. Stofs, Veit, der Bildschnitzer von Nürnberg. Ein geschichtliches Lebensbild von J. Priem. Album des liter. Vereins, 1871, S. 93. — Die Sage von demselben; Korresp. v. u. f. D. 1870, Nr. 321 und 323. — als Erzgiefser; R. Bergau in der Zeitschrift für bildende Kunst, 1878, H. 6, S. 192. — Bersohn, Mathias, o Wicie Stwoszu i o jego rzezbie: „Pozdrowienie anieliske". Warszawa, 1870. 4°. — o oltarzu S. Jana Chrzciciela dziele Wita Stwosza w Kdsciele S. Floryjana na Kleparzu. W. Cieszynie, Prochaska. 1870. 4°. Theater, Nürnberger: zur Geschichte desselben; A. v. Eye in d, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte (1873), XI. XII. Topographische Tafeln zur Geschichte der Reichsstadt Nürn­ berg, von Georg Wolfg. K. Lochner. Dresden, L. Wolf (G. Salamon), 1874. Trachtenbilder, s. Dürer. Tücher: das Geschlecht derselben in Nürnberg und seine Ge­ denkbücher; Th. v. Kern im Jahresbericht des histor. Vereins von Mittelfranken , 1869 und 1870. Tücher, Anton: dessen Haushaltbuch (1507 bis 1517), heraus­ gegeben von Wilhelm Loose (Bibliothek des litter. Vereins in Stuttgart 134. Bd.) Tübingen, 1877. 8°. Vgl. oben S. 106 ff. Tücher, Berthold, und Herzogin Elisabeth von Luxemburg; Theod. v. Kern im Anzeiger, 1871, Sp. 91 und 121. — Kapelle desselben; Korresp. v. u. f. D., 1870, Nr. 636.

143 Tücher, Sixt, Propst bei St. Lorenz in Nürnberg; Briefe desselben an seinen Nachfolger Anton Krefs, 1502 —1504; im Anzeiger 1877, Sp. 45 und 73. Umgegend von Nürnberg und Erlangen: Spczialkarte von Reymann. Glogau, C. Flemming. V erfassungNürnbergs im Mittelalter; J.Baader im Jahresbericht des histor. Vereins von Mittelfranken, 1809 und 1870. Vis eher, Peter, von Nürnberg; C. Pietsch im Sonntagsblatt (von Fr. Duncker), 1872, Nr. 9. — dessen Werke, mit Text von Dr. Wilh. Lübke, Pröf. arpf' Polytechnikum zu Stuttgart. Sr. Kaiserl. und Königl. Ilohdit dem Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preufsen gewidmet. Reproducirt durch unveränderlichen Lichtdrucl^ Nürnberg, Verlag von Sigmund Soldan, Hof- Buch- undx Kunsthandlung. 2°. Vgl. oben S. 116 ff. — Zur Abwehr (gegenüber dem Artikel „Zur Kenntnifs der Werke Peter Vischers“ von R. Bergau; Anzeiger 1869, Sp. 253); Döbner im Anzeiger, 1870, Sp. 118. — (Antwort auf Döbners „zur Abwehr“); R. Bergau im Anzeiger, 1870, Sp. 219 und 1871, Sp. 280. — dessen Gitter u. die Fugger; Lochner im Anzeiger, 1870, Sp. 52. — dessen Messing - Gitter im grofsen Saale des Rathhauses zu Nürnberg; R. Bergau im Korresp. v. u. f. 1)., 1876, Nr. 128, 130, 143 und 144. — Messinggitter desselben im grofsen Saale des Rathhauses zu Nürnberg; R. Bergau im Repertorium für Kunstwissenschaft, 1877, II. Bd., 1 II. — ein Kunstwerk desselben im Dom zu Breslau; Illustrirte Zeitung, Nr. 1495. — ein Kunstwerk desselben in der Stiftskirche; zu Rümhild; Illustrirte Zeitung, Nr. 1397. — s. Dürer; s. Mag, Arnold. Waisenhaus, s. Findelhaus. Wappen und Siegel der H. R. R. Stadt Nürnberg; Seyler im Deutschen Herold, I. Jhrg., 1870, S. 26. Wehrhaftigkeit der Stadt Nürnberg; Korrespondent v. u. f. D., 1871, Nr. 182.

144 Werner, Johann, aus Nürnberg und seine Beziehungen zur mathematischen und physikalischen Erdkunde. Halle a. S., 1878. 80. Widerstein, Herman: Inschriften zweier Geschütze desselben; Heinrich im Anzeiger, 1874, Sp. 79. Wilder, Georg Christoph, jun., Maler und Kupferstecher in Nürnberg: das Werk desselben, von Georg Arnold. Mit einer Kadirung. Nürnberg, Fr. Korn. 1871. 8°. Wolfen, die, in Nürnberg und der Kleeweinshof daselbst. Ein Beitrag zur Geschlechts- und Ortskunde von Georg Wolfg. Karl Lochner. Nürnberg, Heinrich Schräg. 1875. 8°. Wunderburg, s. Judengasse. Zeidel wesen, das alte, in den nürnbergischen Reichswaldungen von J. M. Lotter. Mit Titelbild. Nürnberg, Friedr. Korn, 1870. 80. E. Mummenhoff.

Druck von Pr. Campe & Sohn.