Meister gegen Amateur [2. überarb. Aufl. Reprint 2019]
 9783111456300, 9783111088877

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
Einleitung
Partie 1. Das Matt-Klischee
Partie 2. Veraltete Spielweisen
Partie 3. Eigenheiten des Anfängers
Partie 4. Das Spiel mit Anfängern
Partie 5. Eröffnungsprinzipien (I)
Partie 6. Eröffnungsprinzipien (II)
Partie 7. Angriffe — berechtigt oder nicht
Partie 8. Zeitvorsprung ausnützen
Partie 9. Abweichungen vom „Buch"
Partie 10. Das Beste aus einem Zeitgewinn herausholen
Partie 11. Angriffstaktik
Partie 12. Abschneiden der Verbindung zwischen den Flügeln
Partie 13. Theorie des Fianchettos
Partie 14. Strategisches Planen
Partie 15. Halb-Tempi
Partie 16. Verwendung des „Wenn" zum Erkennen von Mattbildern
Partie 17. Das Wesen des Gambits
Partie 18. Das Auffinden der besten taktischen Züge
Partie 19. Mattangriff gegen die Rochade (Opfer auf h7)
Partie 20. Zweckvoller Verstoß gegen Entwicklungsregel
Partie 21. Starkes Feld, guter Springer, schlechter Läufer
Partie 22. Die Schlacht an zwei Fronten
Partie 23. Das Spiel nach einer strategischen Grundidee
Partie 24. Opferspiel gegen den König
Partie 25. Wie man Bauernschwächen ausnützt

Citation preview

MAX E U W E • WALTER M E I D E N M E I S T E R G E G E N AMATEUR

MAX E U W E • WALTER MEIDEN

MEISTER GEGEN AMATEUR M I T 128 D I A G R A M M E N

2., ÜBERARBEITETE AUFLAGE

W A L T E R D E G R U Y T E R & CO V O R M A L S G. J. G Ö S C H E N * S C H E V E R L A G S H A N D L U N G . J. G U T T E N T A G , VERLAGSBUCHHANDLUNG

• GEORG

REIMER

V E I T &. C O M P .

B E R L I N 1968

.

KARL

J.

TRÜBNER

© Copyright

1968 bv W a l t e r de G r u y t e r & C o . , v o r m . G . J . Göschen'sehe V e r l a g s h a n d l u n g , J .

Verlagsbuchhandlung,

Guitentag,

G e o r g R e i m e r , K a r l J . T r ü b n e r , Veit & C o m p . , Berlin 30. Alle Rechte, auch

die

des a u s z u g s w e i s e n N a c h d r u c k s , d e r p h o t o m e c h a n i s c h e n W i e d e r g a b c . der H e r s t e l l u n g von M i k r o f i l m e n u n d d e r U b e r s e t z u n g , v o r b e h a l t e n . A r c h i v - N r . 53 65 681

P r i n t e d in G e r m a n y - S a t z : W a l t e r de G r u y t e r 5c C o . ,

Berlin 30 • D r u c k : W . H i l d e b r a n d , Berlin 65 • E i n b a n d : U . H a n i s c h ,

Berlin-Zehlendorf

Vorwort Spielt der Meister mit dem Amateur, so stößt er gewöhnlich auf eine andere Art und eine größere Zahl schwächerer Züge und Irrtümer als im Kampf mit Ebenbürtigen. Das sind eben die schwächeren Züge und die Art von Fehlern, die der Amateur beim Spiel mit anderen Amateuren antrifft. Auf welch' bessere Weise könnte der Amateur lernen, wie schwaches Spiel seiner Gegner auszunützen sei, als zu studieren, wie ein Meister solche Stellungen behandeln würde ? Wenn die glänzenden Partien Paul Morphys gegen die Meister des 19. Jahrhunderts vielen Amateuren weit lehrreicher zu sein scheinen als die viel tiefgründigeren Siege der Großmeister des 20. Jahrhunderts über ihre Kollegen, so gerade deswegen, weil Morphys Triumphe über seine schwächeren Gegner schlagend darlegen, wie die Irrtümer des unterlegenen Spielers am besten auszunützen sind. Dieses Buch besteht aus fünfundzwanzig Partien zwischen „Meister" und „Amateur". Unter den Amateuren befinden sich schwache Spieler, die charakteristische Anfängerzüge machen (wie sie in Meisterpartien nie vorkommen), und auch Fortgeschrittene, die Schach studiert und sich eine beträchtliche Menge technischer Fertigkeiten angeeignet haben, aber noch nicht alle strategischen Zusammenhänge einer Stellung verstehen. Die Namen der Spieler haben wir fortgelassen, weil den Partien selbst keine besondere Bedeutung zukommt. Unser Kriterium bei der Auswahl der Partien bestand nicht darin, daß ein Meister einem Amateur gegenübersaß, sondern daß ein Spieler, der meisterhaftes Können bewies, in überzeugender Weise gezeigt hat, wie gewisse typische Fehler eines anderen, der wie ein Amateur spielte, überzeugend ausgebeutet werden können. Dieses Werk erläutert nicht nur, wie man mangelhaftes Spiel erkennt und verwertet; in seinem laufenden Kommentar befaßt es sich mit der eigentlichen Natur des Schachs und bespricht die verschiedenen Aspekte des Schachspiels, wie sie sich in den Partien selbst ergeben.

5

Beim Studium der Partien ist es empfehlenswert, die Züge des Meisters zu bedecken und jeweils den Versuch zu machen, sie vorherzusehen und womöglich die Fortsetzung der Abzweigungen zu finden, bevor man die gegebenen Analysen nachliest. Wir schulden einer Anzahl namenloser Spieler Dank, die die verschiedenen Partien in Manuskriptform durchsahen und weitere Fragen zu mannigfachen Möglichkeiten aufwarfen. Besonders dankbar sind wir Herrn Norman Cotter, Wilmington-Delaware, für seine Hilfe, Bemerkungen und Ermutigungen während der Jahre, in denen dieses Buch geschrieben wurde.

Max Ewve,

Amsterdam

Walter Meiden, Columbus (Ohio) Frühjahr 1962

Vorwort zur 2. Auflage D e r neuartige Weg, der von uns in diesem Buche beschritten und in „Amateur wird Meister" fortgesetzt worden ist, hat eine günstige A u f n a h m e gefunden. Die gewählten Beispiele erwiesen sich als so geeignet, dem unbefangenen Neuling das notwendige Wissen zu vermitteln, daß auch in der 2. Auflage an ihnen festgehalten werden konnte. N a c h gründlicher Durchsicht stellten sich nur wenige Analysen als verbesserungsfähig heraus. Einige Druckfehler sind ausgemerzt worden, f ü r deren Mitteilung wir verschiedenen Einsendern zu D a n k verpflichtet sind. Die

Verfasser

Herbst 1967

6

Inhaltsübersicht Vorwort

5

Einleitung

9

Partie

Eröffnung

Gegenstand

1

Bird-Eröffnung (1. £4)

Das Matt-Klischee

15

2

Damiano-Verteidigung (1. e4 e j

Veraltete Spielweisen

19

3

Vierspringerspiel

Eigenheiten des Anfängers

23

4

Unregelmäßig (1. e3)

Das Spiel mit Anfängern

29

5

Ponziani-Eröffnung

Eröffnungsprinzipien (I)

34

6

Französisch (3. e;)

Eröffnungsprinzipien (II)

41

7

Königsbauer (1. e4 e j 2. Dh5)

Angriffe — berechtigt oder nicht

47

8

Vierspringerspiel

Zeitvorsprung ausnützen

55

9

Damengambit (3. C5 ?)

Abweichungen v o m „ B u c h "

63

10

Italienisch (3. . . . h 6 ? )

Das Beste aus einem Zeitgewinn heraus-

68

2. Sf; f6)

holen 11

Philidor-Verteidigung

Angriffstaktik

74

12

Spanisch (3. . . . S8e7)

Abschneiden der Verbindung zwischen den

78

Flügeln 13

Doppeliianchetto

Theorie des Fianchettos

83

14

Königsfianchetto

Strategisches Planen

89

15

Skandinavisch

Halb-Tempi

96

16

Damengambit (angenommen)

Verwendung des „ W e n n " zum Erkennen 105

17

Skandinavisches Gambit

Das Wesen des Gambits

18

Schottisch (Göringgambit)

Das Auffinden der besten taktischen Züge 121

von Mattbildern 115

7

19

Damengambit (Marshall)

Mattangriff gegen die Rochade (Opfer auf 128 h7)

20

Damengambit (Marshall)

Zweckvoller Verstoß gegen Entwicklungs- 134 regel

21

Französisch (klassisch)

Starkes Feld, guter

Springer,

schlechter 139

Läufer 22

Französisch (3. . . . Lb4)

Die Schlacht an zwei Fronten

149

23

Französisch (Aljechin—Chatard)

Das Spiel nach einer strategischen Grund- 154

24

Königsgambit (angenommen)

Opferspiel gegen den K ö n i g

160

25

Italienisch

Wie man Bauernschwächen ausnützt

166

idee

8

Einleitung i. Was ist eine Schachpartie ?

Eine Schachpartie ist im Grunde ein Ringen um die Überlegenheit auf dem Brett zwischen den zwei Gegnern Weiß und Schwarz. Am Anfang besitzt Weiß einen ganz geringen Vorteil, weil er den ersten Zug machen darf. In der ersten Phase der Partie, der Eröffnung, versucht Weiß diesen geringen Vorteil zu erhalten und, wenn möglich, zu vergrößern; Schwarz bemüht sich, seinen kleinen Rückstand zu überwinden und wenigstens Ausgleich zu erlangen. Unter Ausgleich sind ebenbürtige Figurenentwicklung, gleiche Felderkontrolle (besonders der Mitte) und gleiche Initiative oder Angriffsmöglichkeiten zu verstehen. In einer Partie zwischen Spielern von annähernd gleicher Stärke bleibt dieser Gleichgewichtsstand manchmal während der ganzen Partie bestehen. Die Partie endet dann unentschieden. 2. Was passiert, wenn eine Seite in Vorteil kommt ?

Es gibt mehrere Arten von Vorteilen: an Material, Entwicklung, Beweglichkeit, Stellung, insbesondere Bauernstellung, usw. Sobald eine Seite einen Vorteil erringt, neigt der Charakter des Spiels dazu, sich in gewisser Hinsicht zu verändern. Die Seite, die den Vorteil besitzt, will ihn zur Geltung bringen und erweitern. Es ist im allgemeinen etwas leichter, günstige Fortsetzungen zu finden, wenn ein Vorteil vorhanden ist. 3. Wie Spieler sich in der Stärke unterscheiden

Schachspieler gibt es in allen Abstufungen zwischen „sehr starken" und „sehr schwachen". Jene begehen kaum erkennbare Irrtümer, diese stellen regelmäßig Figuren ein. In fast allen Ländern, in denen Schach gespielt wird, reiht man die Spieler entsprechend ihrer Stärke in Großmeister, Meister oder Amateure ein. In den Vereinigten Staaten gibt es für Amateure, die sich an Turnieren beteiligen, eine Klasseneinteilung als „Experten", A, B, C oder D-Spieler. 4. Was sind die Merkmale eines Meisters ?

Der Meister ist gründlich vertraut mit der Technik der Behandlung jeder Partiephase, der Eröffnung, des Mittelspiels und des Endspiels. Er sieht die Partie als Ganzes an, wobei jeder Zug den Teil eines bestimmten Planes bildet. Er erkennt scharfsinnig alle Möglich-

9

keiten, die eine Stellung beinhaltet. Er kann genau analysieren und ziemlich zuverlässig die Folgen dieses oder jenes Zuges vorhersehen. Er versteht die Grundprinzipien, die in den verschiedenen Lagen auftreten. Sein taktisches Spiel ist genau; er macht weniger und unbedeutendere Fehler als andere Spieler. 5. Was sind die Kennzeichen des Amateurs ? Der Amateur versteht das Spiel weniger gründlich als der Meister, seine allgemeinen Gefühle sind weniger empfindlich, er ist weniger genau, sieht weniger gut im voraus die Folgen der Züge und seine analytischen Fähigkeiten sind begrenzt. Dem Amateur fehlt normalerweise die Bekanntschaft mit den großen Schachpartien der Vergangenheit. 6. Wie sind Amateure einzureihen ? Die Stufenordnung der Amateure reicht weit, und die Arten von Amateuren sind so zahlreich, daß sie kaum zu klassifizieren sind. Manche Amateure spielen so gut, daß sie annähernd Meisterstärke besitzen, andere so schwach, daß sie in wenigen Zügen verlieren. Einige planen ihre Partien sorgfältig, andere spielen von Zug zu Zug ohne Plan und Zusammenhang. Dann gibt es manche Amateure, die ein scharfes Auge für taktische Gelegenheiten aufweisen, aber keinen Begriff von positionellen Erwägungen oder strategischem Planen haben. Weiter kennen wir solche, die durch Bücher gelernt haben, sich positionelle Vorteile zu verschaffen, deren Buchwissen sie jedoch gegenüber der Notwendigkeit vollständig eingeschläfert hat, das meiste aus einer Stellung in taktischer Hinsicht herauszuholen. Es gibt Amateure, die nichts von „Bucheröffnungen" wissen, die jedoch ein feines Gefühl dafür haben, was eine gute Schachstellung darstellt, und es gibt andere, die Dutzende von „Buch"-Varianten gelernt haben, denen aber nicht aufgeht, warum diese Varianten vorhanden sind und was mit der Stellung zu tun ist, sobald sie am Ende der Buchvariante angelangt sind. 7. Was geschieht, wenn der Meister mit dem Amateur spielt ? Wegen seines gründlicheren Verständnisses der Strategie und seiner größeren taktischen Fähigkeiten holt der Meister den äußersten Nutzen aus der geringsten Ungenauigkeit im Spiel des Amateurs heraus. Auf diese Weise erlangt er früher oder später Überlegenheit über seinen Gegner. Sobald das erreicht ist, verwertet er seinen Vorteil bis zum Gewinn der Partie. 8. Welcher Nutzen kann aus dem Studium der Partien zwischen Meister und Amateur gezogen werden ? Eine Partie zwischen Meister und Amateur unterscheidet sich von einer Partie zwischen zwei Meistern in der Anzahl, Art und dem Grad der auftauchenden Fehler. Will ein Meister gegen einen anderen Meister siegen, so ist er gewöhnlich gezwungen, ganz unscheinbare Fehler auszunützen; spielt er aber gegen einen Amateur, so findet er häufigere und auffallendere Fehler, und sein Vorteil wird viel rascher übermächtig.

10

Die meisten Schachspieler der Welt sind Amateure, und die meisten Amateure spielen gegen Amateure. Sie stehen daher ständig der Art von Fehlern gegenüber, die Amateure gewöhnlich begehen. Die Grundfrage ist — welches ist der beste Weg zur Ausnützung dieser Fehler? Offensichtlich ist es der Spieler mit dem Wissen, dem Können und der Erfahrung des Meisters, der am besten zeigen kann, wie diese Fehler auszubeuten sind. Aus diesem Grunde gibt es kein besseres Mittel als eine gründlich kommentierte Partie Meister gegen Amateur, um den Amateur zu lehren i. wie typische Amateur-Irrtümer zu erkennen und 2. wie solche Fehler zu seinem Vorteil auszunützen sind. 9. Wie sind die Partien in diesem Buch zusammengestellt ? Das Buch besteht aus einer Reihe von fünfundzwanzig Partien, die zwischen Meister und Amateur gespielt worden sind. Jede dieser Partien wurde ausgewählt, um gewisse Seiten des Schachspiels zu beleuchten. Der laufende Kommentar nach den Zügen behandelt diese Aspekte, gewöhnlich an dem Punkt, an dem sie erstmals auftauchen. Partien, in denen der Amateur Bauern oder Figuren durch Unachtsamkeit oder infolge Übersehens verliert, sind vermieden worden. Solche taktischen Möglichkeiten sind gelegentlich in den Abspielen gezeigt worden. Die ersten Partien dieses Buches sind von sehr schwachen Amateuren gespielt worden, die späteren von verhältnismäßig starken Amateuren. So weit wie möglich werden die Partien in der Reihenfolge ihres Grades von Amateurismus vorgelegt, wenn diese Ordnung gelegentlich auch verletzt worden ist, um gewisse Eröffnungen in einer Gruppe oder in der vorteilhaftesten Folge zu zeigen. 10. Wie stehen wir zu den Varianten ? Jede Abweichung von der Textfolge, die eine vernünftige und interessante Möglichkeit darstellt, wird besprochen, so daß der Leser ihren Wert, verglichen mit dem tatsächlich geschehenen Z u g e (dem „ T e x t z u g " ) , einschätzen und eine Vorstellung davon gewinnen kann, was bei der Wahl des abweichenden Zuges geschehen wäre. Während des ganzen Buches, besonders in den frühen Partien, haben wir die Gelegenheit wahrgenommen, Analysen von Varianten vorzulegen, die oft von Amateuren, besonders von den schwächeren unter ihnen, gewählt werden, die aber nie in Meisterpartien vorkommen. Solche Varianten wurden aufgenommen um zu zeigen, wie ein Meister gewissen Arten von Amateurstrategie begegnen würde. Solche Varianten werden für den Amateur besonders wertvoll sein, weil sie in Eröffnungsbüchem, die auf dem Spiel der Meister beruhen und auch in anderen Lehrbüchern nicht enthalten sind. Gelegentlich wird eine lange und vollständige Analyse aller möglichen Varianten einer gegebenen Stellung vorgenommen. Dies geschieht, um dem Schachstudenten ein vollständiges Bild davon zu geben, was an einem kritischen Punkt der Partie hätte passieren können und ihm Gelegenheit zu verschaffen, sein analytisches Talent zu erhöhen, indem wir ihm ein Muster anfertigen, mit dem er seine eigenen Analysen vergleichen kann. Wir wissen, daß für unerfahrene Spieler solche Abspiele verwirrend und manchmal eher Hindernis als Hilfe sein können. Wir empfehlen daher, daß nur jene Spieler, die den Drang II

verspüren, ins Detail zu gehen, diese Analysen verwenden. Beim erstenmal bei einer gegebenen Partie kann der Leser sich gut darauf beschränken, die tatsächlich gespielten Züge mit dem Kommentar in sich aufzunehmen; bei späterem Nachspielen kann er so viele der Varianten studieren, wie er es für erforderlich hält. Der Gebrauch eines Taschenschachs zusätzlich zum großen Brett ist ein Mittel zum Studium verwickelter Varianten ohne Störung der Grundstellung. Ii. Was ist Schach-Analyse ? Analyse ist die Beurteilung einer Schachstellung und die Erkenntnis, welches die wahrscheinliche Fortsetzung oder Konsequenz einer solchen Stellung ist. Analyse ist die Grundlage jedes guten Schachspiels, und diese Analyse findet gewöhnlich vor jedem Zuge statt. In gewissen Stellungen, wo eine Zugserie erzwungen ist, kann die Analyse zu einer genauen Vorhersicht führen, was in einer Anzahl von Zügen passieren w ird. Schachanalyse existiert, ob nun ein Amateur eine Stellung betrachtet und richtig und falsch bemerkt: „Spiele ich diesen Zug, so passiert das und das," oder ein Schachkommentator schreibt: „Natürlich nicht S e j : wegen . . .". Eine der faszinierendsten Seiten des Schachs zeigt sich darin, daß in vielen Stellungen verschiedene Spieler auf alle Arten von verschiedenen Ideen verfallen, die verschiedenartige Züge umfassen. 12. Was ist „ B u c h " ? Was ist „Theorie" ? Gewisse Zugreihen, besonders Eröffnungszüge, und gewisse klassische Stellungen, besonders im Endspiel, sind von Meistern zum Gegenstand ausgedehnter Analysen gemacht worden. Diese Analysen haben ihren Weg in Schachbücher gefunden, insbesondere Eröffnungs- und Endspielbücher. Die Ergebnisse dieser Analysen werden oft „Theorie" genannt. Solche Analysen befähigen Schachspieler, ihre eigenen Eindrücke zu überprüfen, wie gegen Varianten zu spielen ist, die sich im Turnierschach als erfolgreich erwiesen haben. Praktisch gesprochen: folgt eine Partie einer Buch Variante, sollten die Spieler es nicht falsch machen. In der „Theorie" gibt es jedoch keinen Stillstand. Jedes Jahr tauchen neue Abspiele auf. In jedem Jahrzehnt büßen gewisse alte Spielweisen ihre Beliebtheit ein. Es ist bequem für einen Amateur, klassische Eröffnungen und Endspiele zu kennen; es ist jedoch unklug, sie auswendig zu lernen, ohne die Gründe hinter den Zügen zu studieren. Spieler, die Buchvarianten lernen ohne ihre grundliegenden Ideen zu verstehen, riskieren, daß sie mechanisch spielen. Sobald sie an das Ende der Buchanalyse kommen, geraten sie oft völlig in Verlegenheit und sind unfähig, erfolgreich fortzufahren, weil sie nicht genau wissen, warum die Endstellung der Analyse vorteilhaft oder aussichtsreich ist, oder weil sie nicht gelernt haben, selbständig zu analysieren. 13. Was ist Strategie ? Strategie ist die Kunst, das Spiel zu planen. Strategie befaßt sich mit den allgemeinen Plänen zum siegreichen Abschluß der Partie oder zum Erreichen eines Zieles in einem Partieteil. Strategische Züge sind gewöhnlich positioneil; sie helfen, eine Stellung zu schaffen, in der der Plan ausgeführt werden kann. 12

14- Was ist Taktik ? Taktik ist das praktische Spiel v o n Z u g zu Z u g , das entsteht, wenn die Figuren der gegnerischen Parteien miteinander in B e r ü h r u n g k o m m e n oder voraussichtlich k o m m e n können. Taktische Z ü g e sind solche, die die unmittelbare A n t w o r t des Gegners in Rechnung ziehen, w e n n die Figuren der beiden Lager in K o n t a k t sind. Taktisches Spiel ist in seiner Natur manchmal kombinatorisch. IJ. Was ist die relative Bedeutung der Strategie und Taktik? \X enn eine Lage taktisch wird, das heißt wenn die Figuren der Gegner in Kontakt geraten sind, so m u ß die Taktik zwangsläufig den Vorrang über die Strategie erhalten, obgleich eine taktische Entscheidung manchmal v o n strategischen E r w ä g u n g e n geleitet wird! Das Ergebnis eines strategischen Irrtums ist o f t ein langsamer, allmählicher Verlust von Raum, Beweglichkeit oder anderer Faktoren; das Ergebnis eines taktischen Irrtums ist o f t ein sofortiger Verlust eines Bauern, einer Figur oder gar der Partie. 16. Was ist eine Drohung? Eine D r o h u n g ist die Absicht eines Spielers einen Vorteil zu erringen, wenn er zwei Z ü g e nacheinander machen könnte. Eine D r o h u n g ist eine sehr wirksame Waffe im Schach, denn o b w o h l ein Spieler die D r o h u n g nicht ausführen kann wegen des abwehrenden Zuges seines Gegners, kann er ihn oft zwingen, unvorteilhafte Z ü g e zu machen oder ihn mindestens daran hindern, seinen Plan auszuführen, weil er zuerst der D r o h u n g begegnen muß. Andererseits hilft manchmal eine D r o h u n g dem Gegner insofern, als sie ihn zwingt, bestimmte Z ü g e zu machen und ihm so die Arbeit der Analyse erleichtert. 17. Was ist eine Schachregel ? Untersucht man eine Anzahl von Schachpartien, so findet man, daß gewisse Stellungstypen vorteilhaft, andere nachteilig sind. D u r c h den Prozeß der Verallgemeinerung hat sich eine Zahl von Schach„regeln" herausgebildet. Das sind keine Regeln zum Partiespiel, sondern eher allgemeine Prinzipien erfolgreichen Spiels. Eine Schach,,regel" in diesem Sinne ist nicht unbedingt gültig. Sie trifft nicht auf i o o n u der Fälle zu. Eine solche „Regel" zeigt nur eine Richtung an. Die meisten Schach,,regeln" können vorteilhaft durchbrochen werden, wenn gewisse Umstände es erforderlich machen. Der Spieler tut gut, die A n w e n d u n g und den Bruch solcher „ R e g e l n " sorgfältig zu überlegen.

Partie i Beherrschung der Mitte Kampf um Raum in der Eröffnung Druck Die Drohung Der strategische und der taktische Zug Analyse Das Matt-Klischee Amateuren ist oft die Vorstellung eigen, daß ein Meister sie mit wenigen raschen Schlägen überwältigen kann. Wie oft hört man solche Spieler bei einer Simultanvorstellung (bei der ein Meister gegen eine zahlreiche Gegnerschaft gleichzeitig antritt) sagen: „Oh, er wird mich in fünf oder sechs Zügen m a t t s e t z e n ! " Dies tritt gewöhnlich nicht ein. In Wirklichkeit braucht der Meister manchmal mehr Züge, einen Amateur zu bezwingen als einen anderen Meister, auch wenn der Amateur schon im frühen Partiestadium in eine klar verlorene Stellung gerät. Dies liegt teilweise daran, daß der Meister aufgibt, wenn seine Stellung unhaltbar geworden ist, während viele Amateure bis zum Matt weiterspielen. Natürlich kommen Partien vor, in denen der Meister den Amateur dennoch sehr schnell mattsetzt. In solchen Fällen gelingt es dem Meister dank fehlerhaften Spiels des Amateurs, Linien zu öffnen und eine Ubermacht an Figuren im Nu herauszubringen. Das Matt-Klischee spielt bei diesen raschen Mattführungen ebenfalls eine Rolle. Im Schach gibt es Dutzende von Standard-Mattstellungen, mit denen der Meister wohlvertraut ist. Läuft die Partie einmal in die Richtung eines gegebenen Matt-Klischees, so behält der Meister, der gewisse Kennzeichen bemerkt, das Vorbild gut in Erinnerung, ohne jedoch auf alle möglichen Abweichungen einzugehen. In der folgenden Partie, die ein gutes Beispiel für den beträchdichen Unterschied im Schachdenken des Meisters und Amateurs abgibt, taucht plötzlich ein Klischee auf, das auf dem Narrenmatt (i. f j e5 2. g4 Dh4 matt) beruht, weil der Amateur seine Stellung durch Öffnung für ihn ungünstiger Diagonalen geschwächt hat. Der Meister erforscht nicht nur die Möglichkeiten zum Mattsetzen, sondern auch andere, falls der Gegner in der Lage ist, die Mattdrohung abzuwehren. Sein Spiel geht in die Richtung des Matt-Klischees, denn seine Analyse der Stellung gibt ihm Zuversicht, daß er in jeder Variante mit Vorteil herauskommen wird. Dank des Vorhandenseins dieses Klischees und der vollen Zusammenarbeit, die ihm sein Amateur-Gegner gewährt, wird es ihm möglich, im 8. Zuge mattzusetzen.

15

Bird—Eröffnung

A b e r auch w e n n er dazu käme, hätte er nicht viel davon. E i n T u r m auf der dritten

Weiß: Anfänger

S c h w a r z : Meister

Reihe im frühen Partiestadium behindert die eigenen Bauern.

1. £2—14

2. . . .

D e r A n f ä n g e r hat diesen Z u g w o h l gemacht, ohne

eine

Idee

von

seiner

wirklichen

strategischen B e d e u t u n g zu haben. Die

Eröffnungsphase

Kampf

der

ej—e6

D e r beste Z u g in dieser Stellung, w e i l er am meisten der G r u n d i d e e der Stellung

Partie

ist

ein

u m die Mitte, das heißt u m

die

ent-

spricht, dem K a m p f u m das Feld e5. Sehen wir, w a r u m .

Beherrschung der Felder e4, d4, e5, d j . M i t

E s ist n o c h nicht klar, o b der

1. f4 ü b t W e i ß D r u c k auf den Punkt e ; aus,

Königsspringer

denn Schwarz kann nun keinen Stein auf

auf f6 oder ej

dieses Feld stellen, o h n e G e f a h r z u laufen,

ist es z w e c k m ä ß i g , die E n t w i c k l u n g dieses

im K a m p f

schwarze

u m die

Mitte

nützlicher sein w i r d , daher

daß er geschlagen wird. 1. f4 öffnet dem

Springers

W e i ß e n ferner die Schräge e i — I 1 4 , die ihm

öffnet die M ö g l i c h k e i t L d 6 , w o der L ä u f e r

aufzuschieben.

2.

...

e6

er-

jedoch nicht hilft, Figuren zu entwickeln.

seine Rolle bei der K o n t r o l l e über das Feld

Unter

e5 spielen kann.

Umständen

kann

sogar

Schwarz

diese D i a g o n a l e z u m A n g r i f f ausnutzen, w i e

Ü b r i g e n s öffnet Schwarz zwei

sich später in dieser Partie zeigt.

und schließt eine. D a s E r g e b n i s der offenen

D e r Z u g 1. f4 ist ein annehmbarer, w e n n

Diagonalen ist, daß der Lf8 nun das Feld a j

auch vielleicht nicht der beste E r ö f f n u n g s -

bewacht, so daß W e i ß seinen T u r m nicht

zug.

mehr 1

Schwarz

strebt

die

hinbringen

wird.

Täte

er es,

w ü r d e er v o m L ä u f e r geschlagen, und ein

d7—,ds dagegen

dort

Diagonalen

Zentralherr-

T u r m ist im Normalfall mehr wert als ein

schaft auf z w e i A r t e n an. E r nimmt Besitz

Läufer. Ferner könnte die D a m e nun nach

v o m Feld d j , indem er es besetzt, und der

h4 gehen und schachbieten. I m A u g e n b l i c k

B d j ü b t D r u c k auf e4 aus. D e r Z u g öffnet

ist dies ohne B e d e u t u n g , später kann

es

ferner eine D i a g o n a l e für die E n t w i c k l u n g

jedoch

ist

wichtig

werden.

Andererseits

des schwarzen Damenläufers.

nun die Diagonale des L c 8 geschlossen. D i e

D e r Z u g 1. . . . d5 hat einen Nachteil, den

Einschließung

viele gute Z ü g e haben. Schwarz hat nicht

v o n untergeordneter B e d e u t u n g , weil er auf

mehr die M ö g l i c h k e i t , 1. . . . d6 zu spielen,

dieser Schrägen nicht viel Z u k u n f t hat.

er kann also das Feld e5 nicht mehr mit seinem d-Bauern beherrschen. Dieses Feld w i r d daher für W e i ß bedeutsamer.

Ein

typischer

der

ganz

aber

3. b 2 — b 3 weil

a4——C2 Anfängerzug,

ist

Wahrscheinlich hat der A n f ä n g e r diesen Z u g gemacht,

2. a 2 — a 4 ?

des Damenläufers

ihm die

Bauernanordnung

gefiel und nicht, weil er seine

grundsätzliche B e d e u t u n g im E i n k l a n g mit

z w e c k l o s ist, denn er leistet nichts für die

den Erfordernissen der Stellung erkannte.

Besetzung

die

Tatsächlich ist der Z u g gut, denn er erlaubt

Im

dem Weißen, L b z zu spielen, w o der Läufer

der Mitte

Entwicklung Augenblick

der

und

weißen

ermöglicht

er

wenig

für

Figuren. dem

Weißen,

seinen T u r m über a j ins Spiel zu bringen.

16

am K a m p f u m das Feld e j teilnehmen kann. Dieser Z u g

gestattet W e i ß auch, L a j

zu

ziehen, wo er den Lf8 abtauschen könnte. Unter Umständen könnte dieser Tausch den Weißen begünstigen. 3

cj—cj

Dieser Zug dient verschiedenen Zwecken. a) ganz allgemein greift er in die Kontrolle der Mitte ein, indem er auf d4 drückt; b) er öffnet die schwarze Partie für die künftige Entwicklung auf eine Weise, die in Eröffnungen mit 1. . . . d j immer zu berücksichtigen ist; c) er erlaubt Schwarz, weiteren Einfluß auf das Feld e5 mittels Sc6 auszuüben, was er normalerweise nicht vor C7—C5 tun würde, weil dann sein Damenflügel eingeengt bliebe; d) er kommt dem möglichen Versuch des Weißen zuvor, mit La 3 die Läufer zu tauschen. 4- g 2 — g J Noch ein Bauernzug. Dem Anfänger gefällt wohl das Aussehen der beiden Bauernketten; sein Denken geht wahrscheinlich nicht tiefer. Die wirkliche Bedeutung des Zuges ist, daß er die Entwicklung des Läufers nach g2 zuläßt. Der Zug ist jedoch wenig wirkungsvoll, weil der von e6 wohlgeschützte B d j einen auf gz auftauchenden Läufer blockieren würde. Der Zug 4. g ; ist nicht schlecht, mehr in Ubereinstimmung mit der Grundidee der Kontrolle über ej wäre jedoch einer der folgenden: a) 4. Lb2 mit Druck auf e5; b) 4. e3, das die lange Diagonale für den L f i öffnet, so daß Weiß 4. . . . Sc6 mit 5. Lb5 antworten und den Druck des Schwarzen auf e5 aufheben könnte; c) 4. Sf3, das den Springer auf sein natürliches Feld bringt, auf ein Feld, wo er am Kampf um e5 beteiligt wäre. 2

E u w e - M e i d e n , Meister gegen A m a t e u r

Man bemerke, daß alle diese vorgeschlagenen Züge mit der von der Eröffnung angezeigten Strategie übereinstimmen. 4

Lf8—d6

mmamm mm • mm 1 mm • •

i r jjjj

g g

f|J

rnmrn ü

i

m

¡ j

i s ä

ü

ä

ü

1

Der Meister sieht diesen Zug hier theoretisch und strategisch als zugehörig zum Zentrumskampf an, denn der Läufer drückt nun auf e; und nimmt so am Kampf um die Herrschaft in der Mitte teil. Der Zug bringt gleichwohl die Partie außerdem in das Gebiet der Taktik. Schwarz droht nun, einen Bauern mit 5. . . . Lf4: zu gewinnen, denn Weiß könnte nicht 6. gf wegen Dh4 matt antworten. Die offenen Schrägen am Königsflügel beginnen bereits eine Rolle in der Partie zu spielen. Gewöhnlich ist ein Zug, der einen feindlichen Stein bedroht und den Gegner zur Verteidigung zwingt, schärfer als einer, der nur eine Figur herausbringt. Ein Zug, der den Gegner zum Handeln zwingt, wird D r o h u n g genannt. Eine Drohung ist eine sehr wichtige Waffe in der Schachpartie. Sie beschränkt die Antwort des Gegners auf wenige Züge. Wir werden die Drohung in den folgenden Partien wieder und wieder angewandt sehen. Andererseits hat die Drohung für den Gegner einen Vorteil. Sie erleichtert ihm die Wahl der Antwort, denn er hat unter wenigen Zügen zu wählen. Mit

17

einer Drohung kann man seinen

Gegner

Analyse ist die beste Grundlage jedes guten

„ z w i n g e n " , einen guten Z u g zu machen.

Schachspiels,

Die Drohung ist durch die Öffnung der

Stellung die Taktik vorherrscht. Betrachten

Schrägen e i - h 4 ermöglicht worden,

wir, was eine Analyse der Stellung ergibt.

wenn

in

der

Schwarz droht nun mit 7. . . . L g } : f 8. hg

j. Lei—b2 Ubersieht Weiß die Drohung des Schwarzen, oder erkennt er lediglich, daß er mit 5. Lhz die Gegendrohung 6. L g 7 : und 7. L h 8 : aufstellt? Mit dem letzten Z u g e des Weißen nimmt die Partie ein vollständig

anderes

Gesicht an. Die Strategie (Kampf um e5) macht den taktischen Möglichkeiten, die in der Stellung vorhanden sind, Platz. D e r Schwarze, der voraussieht und genau

Dgj:

oder 7. . . . Dgj:-j- 8. hg L g j : matt-

zusetzen. E r droht auch 7. . . . D g 7 : gefolgt v o n 8. . . . D a i : , so daß Weiß sich nicht mit Z ü g e n wie 7. S h j wegen D g 7 : 8. Sf4: D a i : retten kann. D e r Anfänger jedoch, der nicht einmal die Drohungen sieht, nimmt wahr, was er als Gelegenheit

ansieht,

eine

Figur

zu

ge-

winnen und spielt 7 . L g 7 x h8.

weiß, was geschehen kann, spielt 5

besonders,

D e r richtige Z u g hier, der den Verlust des

Ld6xf4

Weißen auf zwei Bauern beschränken würde

Wenn nun 6. gf DI14 matt-Schwarz nützt die

und

offenen Diagonalen aus, um diese Variante

könnte, ist 7. L d 4 und nach 7. . . . cd 8.SI13

des Narrenmatts anzubringen. A b e r Weiß

L g j : t 9. hg D g } : | 10. Sf2. Weiß, der aus

beachtet diese Möglichkeit nicht

dem Scharmützel mit zwei Bauern weniger

einmal.

den ein Anfänger wohl

Hocherfreut von der Aussicht, zuerst den

herausgekommen

B g 7 und dann den T h 8 zu erobern, führt er

frühzeitigen Matt entgangen.

seinen Plan aus und spielt

Diese

finden

ist, ist wenigstens zeigt,

was

wir

dem

auch

in

mehreren späteren Partien sehen werden, daß

6. L b z x g 7 Schwarz, der die L a g e gründlich analysiert hat, erwidert 6

Variante

nie

es oft einen A u s w e g gibt, auch wenn V e r lust einer Figur oder Matt droht, wenn man alle Möglichkeiten erforscht.

Dd8—g5

7....

Lf4>; g 3 t

8. h 2 X g 3 Man

beachte

die

Dg5Xg3matt. Rolle,

die

das

Matt-

Klischee (Matt der schwarzen Dame auf der Schrägen I14—ei) in dieser Partie spielt. Sobald die Möglichkeit eines solchen Matts in Sicht kam, hat Schwarz es beständig im A u g e behalten. Man bemerke aber auch, daß er Abweichungen erforscht hat, die ihm ein materielles Übergewicht eingebracht hätten, wäre es dem Weißen gelungen, sich gegen das Matt zur Wehr zu setzen.

18

Partie 2 Das „verworfene" Abspiel Spiel auf großen Vorteil Schach-„Regeln" Die offene Linie König und Dame der gleichen Farbe auf einer Linie Die gegenwärtigen Schachregeln sind seit vielen Jahren gültig, und die Entwicklung der Schachtechnik ist in großem Maß den Lehren zuzuschreiben, die aus den seither gespielten Partien zu entnehmen waren. Manche Eröffnungszüge hat man schon immer als stark angesehen, andere betrachtete man als stark, bis eine Widerlegung auftauchte, wieder andere erwiesen sich von Anfang an als unzureichend. Die beiden letzten Kategorien kann man als „verworfene" Spielweisen bezeichnen, denn sie kommen heutzutage im Turnierschach nicht vor. Der Amateur jedoch, besonders der Anfänger, der nicht weiß, daß diese Abspiele verworfen worden sind, wendet sie oft an, weil sie ihm plausibel erscheinen. Und sein Amateurgegner, der vielleicht sogar weiß, daß die fragliche Variante nicht mehr gespielt wird, erkennt häufig weder die grundsätzliche Schwäche der verworfenen Spielweise, noch das richtige Gegenmittel, das ihm Vorteil verschafft. Die Analysen dieser verworfenen Abspiele mögen in Bilguers „Handbuch des Schachspiels" zu finden sein, dem erschöpfenden deutschen Werk über Schacheröffnungen, das die letzten Jahrzehnte des 19. und die ersten des 20. Jahrhunderts beherrschte. In modernen Lehrbüchern sind sie meist weggelassen, weil es keine neueren Turnierpartien gibt, die als Beispiel dienen könnten. In der folgenden Partie wählt der Anfänger eine „abgelegte" Variante. Der Meister antwortet mit einem Opfer, das die Schwäche der Stellung des Amateurs rechtfertigt. Bevor er ein Opfer bringt, analysiert der Meister in der Regel die Fortsetzung Zug für Zug; in Kenntnis der theoretischen Analysen des verworfenen Abspiels jedoch kann er das Opfer sofort bringen und den Analysen folgen, bis sein Gegner von ihnen abweicht — in der Gewißheit, daß die Abweichung noch nachteiliger als die Hauptvariante sein wird. Infolge des zweiten schwarzen Zuges, eines strategischen Fehlers, den Weiß durch ein genau berechnetes Opfer widerlegen kann, gerät die Partie sofort in taktisches Fahrwasser. Wichtige strategische Ideen kommen nicht ins Spiel, wie es bei Partie 1 der Fall war. Es ist nicht immer leicht für den Anfänger, die Widerlegung verworfener Abspiele mittels eigener Analysen oder in Büchern aufzuspüren. In der Praxis erkennt er meistens nicht einmal die Fragwürdigkeit dieser Abspiele. In dieses Buch haben wir daher mehrere Partien aufgenommen, die auf solchen verworfenen Abspielen beruhen. Noch öfter sind diese Abspiele als Varianten analysiert worden. Der Lernende wird die Analyse einiger dieser Varianten ebenso lehrreich und nützlich finden wie die Partien selbst. 2*

19

Königsspringerspiel

Bauern ins Spiel eingreift, während

(Damiano—Verteidigung) Weiß: Meister

Schwarz: Anfänger

der

Läufer keine Drohung aufstellen würde. Schwarz kann der Drohung auf verschiedene Weise begegnen. a) E r kann 2. . . . Sc6 spielen. Das ist ausgezeichnet, denn nicht nur verteidigt

1. e2—e4 Wie wir in der vorhergehenden Partie gezeigt haben, bezwecken die Eröffnungszüge, möglichst viele Felder auf dem Schachbrett

es den Bauern, es entwickelt zugleich eine wichtige Figur auf ihr natürliches Feld (siehe Partie 3).

zu beherrschen, besonders im Zentrum. Um

b) 1. . . . d6, die Philidor-Verteidigung,

dieses Ziel zu erreichen, ist i . e4 ein guter

ist weniger wirkungsvoll, weil der Lf8

Zug. Der e-Bauer hat eines der Mittelfelder

eingesperrt wird, trotzdem jedoch zu-

besetzt; außerdem übt er Kontrolle über die

friedenstellend (siehe Partie 11).

Felder d5 und {5 aus. Der Z u g öffnet ferner

c) Der Gegenangriff 2. . . . Sf6 führt zur

zwei Schrägen, eine für die Dame und eine

Russischen Partie.

für den Königsläufer. Diese offenen Linien

d) 2. . . .

erlauben

Anfängers, ist sehr schlecht. Er schützt

den

Figuren,

herauszukommen

Ld6,

ein

Lieblingszug

des

und so Raum auf dem Schachbrett zu be-

den

herrschen.

wicklung der Mitte und hindert so den

1

e7

blockiert

jedoch

die

Ent-

Schwarzen daran, seinen d-Bauern zu

e5

Für den ersten Z u g von Schwarz gilt das gleiche.

ziehen und seine Mitte zu öffnen. Diese Öffnung ist unerläßlich, wenn Schwarz sein Spiel wirkungsvoll entwickeln will. Die Fortsetzung könnte sein: 2. . . . Ld6

2. S g l — f j V o n den vielen möglichen Zügen an dieser Stelle ist keiner wirkungsvoller als 2. S f j . Weiß entwickelt eine wichtige Figur auf ein Feld, wo sie den meisten Nutzen bringt. Der Springer

Be5,

hat

hier

den

größtmöglichen

Wirkungskreis. Er drückt auf die Felder d4 und e j , greift außerdem den

schwarzen

Bauern an und zwingt Schwarz, etwas dagegen zu tun. Im allgemeinen ist es in der Eröffnung vorteilhaft, den Springer zuerst und erst dann den Läufer herauszubringen; zum Teil deswegen, weil der Springer auf f ; den natürlichen Platz einnimmt, von wo

3. Lc4 Sf6 4. SC3 Sc6 5. o — o 0—0 6. d3, und Schwarz muß einen Z u g verlieren, um den d-Bauern ziehen zu können, indem er entweder 6. . . . Le7 oder 6. . . . LC5 spielt. Falls 6. . . . b6, so 7. L g j Lb7 (7. . . . Le7 ist natürlicher) 8. Sd5 Le7 (praktisch erzwungen) 9. Seyif De7: 10. Sh4 Sd4 (10. . . . h6? 11. Sg6!) 11. f4 mit starkem Angriff. Dies ist nur ein Beispiel, das zeigt, daß ein schlechter Z u g wie 2. . . . Ld6 nicht notwendigerweise unmittelbar zum Verlust führt, Schwarz jedoch auf die Dauer Nachteil bringt.

aus er die größtmögliche Anzahl von Feldern

Statt dessen pariert Schwarz die Drohung

beherrscht, während es noch nicht klar ist,

durch einen anderen, naheliegenden, aber

ob der Läufer auf C4 oder b5 besser stehen

ungünstigen Z u g (den schon Damiano um

wird; zum Teil darum, weil in dieser Er-

1500 angewandt hat).

öffnung der Springer mit Angriff auf einen

20

2

f7—f6?

das Opfer hervorruft. Die Fortsetzung der Partie wird zeigen, warum 3. . . . fe schlecht ist. Besser ist 3.. . . De7 4. Sf3 (nicht 4. Dh5f g6 5. Sg6: De4:f nebst Dg6:) 4. . . . De4:f mit Rückgewinn des Bauern. Auch in diesem Falle stünde Weiß günstig, denn die Dame ist zu früh ins Spiel gekommen. Sie ist angreifbar und muß mit Zeitverlust zurückweichen, z. B. 5. Le2 Sc6 6. o—o d5 7. T e i . 4. D d i — h 5 t Ein Abspiel, das sich als unbrauchbar erwiesen hat. Wir wollen sehen, warum es nicht mehr gebräuchlich ist. Dieser Zug ist aus mehreren Gründen unrichtig: a) es ist ein Bauern-, nicht ein Figurenzug, und in der Regel (nicht immer) verschaffen Bauernzüge weniger Einfluß im Zentrum als Figurenzüge; b) indem der Bauer f6 besetzt, nimmt er dem Sg8 das natürliche Feld; c) der wichtigste Punkt ist der, daß der schwarze Königsflügel geöffnet wird, besonders die Diagonalen, die von £7 ausstrahlen. 2. . . . £6 ist ein ernstlich schwächender Zug, der so fehlerhaft ist, daß Weiß es sich bereits leisten kann, auf großen Vorteil zu spielen. Aber wie? E r muß noch mehr Linien öffnen. Darum bringt er ein O p f e r , das heißt, er gibt Material her, um dafür etwas anderes einzutauschen. E r spielt 3. Sf3 x e j Das Opfer. Man opfert eine Figur nur, um dafür einen Gegenwert zu erhalten. Hier gibt das Opfer dem Weißen einen starken Angriff, der entweder zum Matt oder zum Gewinn eines ausreichenden materiellen Gegengewichts führt. Andernfalls wäre das Opfer nicht gerechtfertigt. 3

f6xe5?

Bevor man ein Opfer annimmt, sollte man sich das Motiv des Gegenspielers überlegen und die verschiedenen Möglichkeiten, die

Wir haben eben ausgeführt, daß die Dame nicht so früh ins Spiel gebracht werden soll. Keine Regel ohne Ausnahmen. Hier rechtfertigt die ungeschützte Königsstellung des Schwarzen den unverzüglichen Angriff mit der Dame aus strategischen und taktischen Gründen. Das Eingreifen der Dame war bereits bei dem Springeropfer geplant. 4

g7—g6

Die einzige Abweichung ist 4. . . . Ke7 mit noch schlimmeren Folgen, wie 5. Dejrt K f 7 6. Lc4f d 5 (Kg6? 7. D f 5 f Kh6 8. (Ltf g5 9. I14) 7. L d j : f Kg6 8. h4 h6 9. Lb7:! Sf6 10. D a j zeigt. Schwarz kann auf b7 wegen D f j matt nicht nehmen, so daß er einen großen materiellen Rückstand in Kauf nehmen muß. 5. D h ; x e s t

Dd8—e7

Der Versuch 5. . . . K f 7 ? 6. Lc4f d ; 7. L d j : f führt zu raschem Gewinn für Weiß. 6. De$ x h8

iiiir

*

mzz

t

i§§

¡¡j j§ ü • • •¡¿11 §§

faf M2M

f 21

8

Weiß hat nun Turm und zwei Bauern sowie Angriff auf den Sg8 für den geopferten Springer. Allerdings ist seine Dame vorübergehend abgedrängt worden und Schwarz hat die Initiative. Außerdem könnte die

Ein wenig besser wäre 8. . . . Df7, um den B h 7 zu decken. Dann käme 9. T e i f 9. D h 8 x I17. Bedroht auch noch den Bg6.

geraten. 6. . . .

D e y x e4f

9

Der Anfänger sieht eine Gelegenheit, zugleich schachzubieten und einen Bauern zu gewinnen. Dabei hat Schwarz jedoch eine Linie geöffnet, die e-Linie. Offene Linien begünstigen den Spieler, der im Vorteil ist sind

Se7

10. b j .

Dame unter Umständen in Schwierigkeiten

und

Lf8—e7

besonders

gefährlich

in

einer

Stellung, in der sich K ö n i g und Dame der gleichen Partei auf der geöffneten Linie befinden. Der Gegner könnte einen Turm

De6—g4f

Wieder ein Schachgebot, das Anfänger so lieben. Gewiß soll jedes Schach untersucht werden, denn es führt o f t zum Vorteil, weil der Gegner

zur

unmittelbaren

Reaktion

nötigt wird, um das Schachgebot

ge-

abzu-

wehren. Man sollte aber nicht ohne zwingenden Grund schachbieten.

auf die offene Linie bringen und auf diese

10. f 2 — f }

Dg4 X g2

erneutem

Bauerngewinn

Weise die feindliche Dame für seinen Turm

Nach

einhandeln.

Schwarz auch den Turm. Er verliert jetzt

Weniger ehrgeizig und wohl besser wäre

rasch.

6. . . . Sf6 7. d3 K f 7 , obwohl Weiß dann

Es gab jedoch keine befriedigende Fort-

seine Dame mit 8. Lg5 sofort befreit (Lg7

setzung. Der Versuch, den Springer mit

9. DcS:).

10. . . . De6 11. T e i Dd5 zu decken, erwiese sich nach 12. Sc5 als zwecklos ( D f 7

7. K e i — d i Räumt die e-Linie für den Turm. 7....

De4—e6

Um den Sg8 zu schützen. Etwas besser wäre •j. . . . Se7 8. Dh7:. 8. L f i — d 3 Weiß kann es sich hier leisten, seinen d-

13. Lg6:). 11. DI17 X g 8 f

Le7—f8

Nun macht Weiß vollen Gebrauch von der e-Linie. Offene Linien sind für den Angreifer nützlich, und in diesem Falle führt der Angriff zum Matt.

Bauern zu verstellen, weil er die starke

12. T h i — e i f

Drohung T e i aufstellt.

13. D g 8 x f 8 matt.

22

bedroht

Ke8—d8

Partie 3 Die Drohung — ihre Kraft; das Erfordernis, Maßnahmen gegen sie zu treffen Das Loch — wie

es auszunützen ist

Zielbewußtes Spiel Das Opfer als Mittel zur Stellungsverbesserung Kombinatorische Motive — Fesselung, Abzugsschach, Bauerngabel, Springergabel, Zwischenzug

Ein Anfänger unterscheidet sich von anderen Amateuren durch den Grad seiner mangelnden Vertrautheit mit dem Schachbrett und durch die Schwere seiner Irrtümer. Schachtechnik versteht er wenig oder gar nicht. Er hat keinen Begriff von positionellen Stärken und Schwächen. Ihm fehlt die Kenntnis der Strategie vollständig. Genaue taktische Analysen kann er nicht anstellen. Durch den lebhaften Verkehr auf dem Schachbrett findet er nicht hindurch. Seine Methode, kritische Lagen, die sich auf dem Brett ergeben, zu behandeln, ist oft naiv und unzureichend. Oft liegt das herausragende Merkmal des Anfängerzuges in dem vollständigen Fehlen eines Zweckes. Oft zieht er nur, um eben einen Zug zu machen, weil ihm nicht aufgeht, was getan werden muß oder könnte, um die Lage zu verbessern. Anfänger äußern manchmal die Meinung, daß ein Meister einen Amateur in wenigen raschen Zügen überwältigen kann. Es gibt Partien, in denen der Amateur zu seinem Schaden Linien öffnet oder sich selbst einklemmt oder anders fehlerhaft spielt, so daß er sehr schnell mattgesetzt werden kann. In vielen Partien ist dies jedoch nicht der Fall, und die typisch zwecklosen Züge des Anfängers dienen häufig ganz zufällig dazu, eine Schutzmauer um den König zu errichten, so daß mehr anstatt weniger Züge erforderlich sind, um schließlich das Matt herbeizuführen, auch wenn die theoretische Überlegenheit des Meisters schon im allerersten Stadium der Partie offenbar ist. Kurz gesagt, die Technik, gegen einen Anfänger zu gewinnen, besteht darin, seine Schwächen auf genaueste Art auszunützen. Der Meister bemerkt diese Schwächen sobald sie auftauchen, wählt die angemessene Methode sie auszubeuten, vergrößert seinen eigenen Vorteil Zug um Zug bis zum unabwendbaren Siege. In dieser Partie ist die Hauptschwäche das Loch, das ein unvollständiges Fianchetto hervorgerufen hat. Wir werden sehen, wie viele der Züge des Meisters thematischer Natur sind: die Ausnützung des schwachen Feldes in der Stellung des Amateurs. Vierspringerspiel

Weiß: Anfänger

Schwarz: Meister

1. e2—e4

er]—e$

2. Sgl—t}

Sb8—c6

Begegnet der Drohung gegen ej mit gleichzeitiger Entwicklung einer Figur auf ihr natürliches Feld und ist daher ausgezeichnet. 3. Sbi—C3

23

Ein gesunder Zug, der eine neue Figur zur Mitte hin bewegt. Zwar droht dieser Zug im Augenblick nichts, aber die bloße Entwicklung einer Figur in eine zentrale Stellung ist der Beginn einer Ansammlung von Macht, die auf die Dauer eben so stark oder stärker sein kann als die direkte Drohung. Mit einem solchen Zuge entwickelt sich die Initiative etwas langsamer, aber schließlich nicht weniger kraftvoll mit dem zusätzlichen Plus, daß Weiß nicht viel zu wagen braucht. j. . . .

Sg8—f6

Das Herausbringen der vier Springer gibt jeder Partei einen festen, wenn auch etwas einfallslosen Aufbau. Die Theorie dieses Aufbaus wird später (Partie 8) besprochen. 4- g 2 — g 3 ?

In unserer Partie denkt der Anfänger, der vom Fianchetto gehört hat: „Warum soll ich es nicht einmal probieren?" E r macht den Bauernzug, kennt aber die Absicht des Zuges nicht und versäumt, das Fianchetto mit L f i — g 2 zu vervollständigen, Bald hat er den Zug überhaupt vergessen. Durch den Zug des Bauern nach g3 hat Weiß auf f j und h j Felder geschaffen, die nicht mehr von Bauern geschützt sind. In der Schachsprache sind solche Felder als „Löcher" bekannt. Wird das Fianchetto durch L f i — g 2 komplettiert, dann bewacht der Läufer diese geschwächten Felder. Geht der Läufer aber nicht nach gz, so stellen diese Löcher ernste Schwächen auf dem Flügel dar, auf dem sie existieren, wie sich später in der Partie zeigt. Hier wäre übrigens das Fianchetto, auch wenn der Läufer nach g2 gebracht wird, nicht wirkungsvoll, weil die Schräge, die über gz und e4 geht, durch den weißen eBauern blockiert wird, der die Wirkung des Läufers auf g2 beschränkt. 4

In dieser Stellung ein bezeichnender Anfängerzug. Zieht man den Springerbauern ein Feld vor und bringt dann den Läufer auf das frei werdende Feld, so spricht man von einem F i a n c h e t t o (Flankenentwicklung). Der Läufer beherrscht dort die lange Diagonale und übt auf der Schrägen einen starken Druck über das ganze Brett aus. Unter bestimmten Umständen ist das Fianchetto eine mächtige Waffe. Sie wird von heutigen Meistern weitgehend benutzt.

24

Lf8—b4

Schwarz droht nun Bauerngewinn, nicht im nächsten Zug, sondern durch L c j : , gefolgt von Se4:. Diese Art Drohung ist versteckter als die direkte Drohung, weil sie nicht so offensichtlich ist. Durch diese Drohung übt der schwarze Läufer einen gewissen Druck auf die weiße Mitte aus. Schwarz hätte auch sofort vom Zentrum Besitz ergreifen und d7—d5 spielen können. Dies hätte aber dem Weißen dazu verholfen, die Diagonale nach L f i — g 2 zu kontrollieren. Nach 4. . . . d5 hätte kommen können: 5. ed Sd;:, gefolgt entweder von a) 6. Lg2 oder b) 6. Sd5: D d j : 7. Lg2. In beiden Fällen steht Weiß nicht übel. Diese Variante zeigt, wie ein Spieler, der in der Eröffnung zurückgefallen ist, den Ausgleich wieder-

herstellen

kann, wenn

sein Gegner

m # 1 'ilf mm i Ä i 1Ä11 * ¡ r m

un-

überlegt vorgeht. A n dieser Stelle ist auch 4. . . . L c j möglich, wo der Läufer den weißen f-Bauern angreift. In

ähnlichen

Stellungen

Hü Ii ÜHfs C H II II • ss • n m ¡n 8 M -i.§§g

versucht

Weiß gewöhnlich den „Gabel-Trick" (siehe Partie 6, 4. Zug von Schwarz), der hier jedoch wegen des unangebrachten und unvollständigen Fianchettos mit dem Loch auf f j zum Verlust einer Figur für Weiß führt: 5. Se5:? Se5: 6. d4 Ld4:, und die Dame darf wegen Sf3"f nicht zurücknehmen.

Schwarz hat den e-Bauern erobert. Bevor

5. a 2 — a j ? Ein zweiter typischer Anfängerzug. Weiß greift den schwarzen Läufer mit einem Bauern an. E r übersieht, daß Schwarz LC3:

er ihn schlug, hat er im Geiste berechnet, was weiter passieren könnte. Die Analyse des Schwarzen sah wie folgt aus: Falls

mit Gewinn des e-Bauern drohte und daß

a) 7. D d j Sf6 und die weiße Dame muß

er etwas tun mußte, dieser Drohung zu

sich zurückziehen.

begegnen.

b) 7. De2 d5

Es ist nicht schwer zu erkennen, daß Weiß seinen indirekt bedrohten e-Bauern durch 5. d j schützen konnte. Aber es gibt eine andere, feinere Art, die die weiße Entwicklung fördert, nämlich

j.

Lgz.

Der

Zug beruht auf der Kraft des Läufers entlang der Schrägen. Falls dann 5. . . . L c j : 6. de Se4: 7. Sej:! Se5: 8. Le4: (oder 8. Ddj). 5....

Lb4XC3

um

den

weißen

Mittelbauern

einen Zug später zu erobern. Weiß steht nun vor der Frage, wie er zurücknehmen soll. Beide Arten haben Vor- und Nachteile. Nimmt er mit dem d-Bauern, erlangt er die bessere Entwicklung und schafft offene Linien für Dame und Damenläufer und bessere Chancen, einen Bauern zurückzugewinnen.

Nimmt

er

d) 7. Sej:

Sf6

(vorübergehendes

Figuren-

opfer in der Hoffnung, die Figur mitsamt

dem

7

Sey. 8. Dd5 De7 9. De4: S f j f mit

Bauern

zurückzuerobern)

Gewinn der Dame. Die durch 4. hervorgerufene

Schwäche

macht

gj sich

bereits bemerkbar. e) 7. Ld3 (siehe Partiefortsetzung)

Schwarz tauscht seinen Läufer für den Springer,

c) 7. L g 2 (droht 8. Se5:) 7

mit

dem

Auf keine Weise ist der verlorene Bauer wiederzuerlangen. 7. L f i — d j ? Das natürliche Feld für diesen Läufer war g l wegen des unvollständigen Fianchettos g 2 — g3. Auf diesem Felde schützt er die durch g2—g3 geschaffenen Schwächen. 7

Se4—£6

b-Bauern, behält er mehr Bauern in der

Schwarz zieht den Springer zurück, um die

Mitte.

G a b e l ej—e4 zu drohen.

Weiß zieht offene Linien vor und zieht 6. d z x c 3

Sf6xe4

Nehmen wir an, Schwarz macht statt dessen den plausiblen Entwicklungszug 7. . . . d j ,

25

der den Springer deckt, das Spiel öffnet und die Mitte kontrolliert. Durch eine Reihe von Zwangszügen könnte Weiß dann seinen Bauern zurückgewinnen und mit wenigstens gleichem Spiel herauskommen. Strategisch ist 7. . . . dj ein guter Zug, aber taktisch ist er schlecht: 8. Le4: de 9. Dd8:f Kd8: 10. Sg5 (mit gleichzeitigem Angriff auf die Bauern e4 und f7). Schwarz muß 10. . . . Ke7 antworten um den Verlust seines Th8 zu vermeiden, und Weiß erobert den verlorenen Bauern mit 1 1 . Se4: zurück. 8. 0—0 Weiß sieht die Gabel —e5—e4— nicht . . . oder doch? 8. . . .

e

5— e 4

Der Angriff auf zwei Figuren zur gleichen Zeit durch Bauer oder Springer ist als G a b e l bekannt. Zum Glück für Weiß hat er einen Ausweg. 9. T f i — e i Nun ist der e-Bauer doppelt angegriffen und Weiß droht ihn mit Le4: zu erobern. Eine inkorrekte Ausführung der gleichen Idee wäre 9. De2?, weil dann eine Figur verloren ginge: 9. . . . o—o 10. Le4: Te8 1 1 . Sdi dj. — Beachten Sie, daß 9.1x4: Se4: 10. Tel d5 für Weiß nicht genügt. 9

d7—¿5

Schwarz muß seinen doppelt angegriffenen Bauern schützen; doch nun droht er Springer oder Läufer nach 10. . . . o—o zu gewinnen. 10. Ldj—b$ ? Weiß möchte den Folgen der Gabel entgehen. Vorzuziehen wäre jedoch 10. Sd4 gewesen, um die Fesselung des Springers, die nun folgt, zu vermeiden. 10. . . .

26

Lc8—g4



mm. ••Ri • i •j. mm • i m In f m | mm w, mm

mm

m

Den Angriff auf eine Figur, die dann nicht ziehen kann ohne eine wertvollere Figur (gewöhnlich König oder Dame) zu entblößen, nennt man eine Fesselung. Die Fesselung ist eine der gewöhnlichen Waffen im Schach, besonders im Mittelspiel. Die Fesselung ist für Weiß nur wegen des schlechten Zuges 4. g j so unangenehm. Wieder droht Figurengewinn nach 1 1 . . . . o—o. Sofortiges 1 1 . . . . ef ist unmöglich, und 1 1 . . . . L f j : nützt nichts wegen 12. Dl}:. Weiß betrachtet sich die Lage. Zieht er die Dame aus der Schrägen, um den Springer zu entfesseln, kann Schwarz sofort den Springer schlagen. Deckt er den Springer ein zweitesmal mit 1 1 . Kg2, dann gibt es nach 1 1 . . . .0—o keine Rettung vor Springerverlust durch e 4 X f j . Aus diesem Grunde beschließt Weiß, den Springer zu entfesseln. 1 1 . Lb5—e2? Weiß übersieht offenbar die Tatsache, daß er mit diesem Zuge die e-Linie schließt und so Schwarz ermöglicht, den Springer zu schnappen. Der einzige Weg. den Springer zu retten, bestand in 11.113, der Standardmethode eine Lage zu behandeln, in der eine gefesselte Figur zweimal angegriffen ist. Weiß hätte dann jedoch einen zweiten Bauern eingebüßt: 1 1 . . . . Lhj:, wo der Läufer für einen Mattangriff ausgezeichnet steht ( n .

. . . L f } : 12. D f j : brächte dagegen nichts ein). 11. . . . e4Xf3 Schwarz nimmt die Gelegenheit wahr, eine Figur zu erobern, denn Weiß hat die Wegnahme des Springers durch das Verstellen des Turms auf der e-Linie ermöglicht. Weiß hat nun allerdings die Möglichkeit, ein A b z u g s s c h a c h zu geben, eine der stärksten Waffen im Schach. 12. L e 2 X f 3 t Antwortet Schwarz nun 12. . . . Kf8, so gewinnt Weiß Figur und Bauer zurück. Zum Unglück für Weiß kann Schwarz das Abzugsschach mit dem bedrohten Läufer decken und ihn so retten. Ein Abzugsschach ist so stark, daß alle Möglichkeiten untersucht werden müssen. Hätte Weiß 12. La6f gespielt, so muß Schwarz sorgfältig antworten: a) 12. . . . Le6? 13. Lb7: (greift Turm und Springer an) 13. . . . Se7 (um den Springer zu retten) 14. La8: und Weiß hätte Turm für zwei Figuren; b) 12. . . . Sey! (entfernt den Springer von c6) 13. Lby: Tb8 und Schwarz behauptet sein Ubergewicht einer Figur. 12. . . .

Lg4—e6

13. L e i — g 5 . Auch Weiß fesselt. E r droht jedoch nicht viel. 13. . . . o—o 14. L g 5 x f6 Weiß überlegt: wenn Schwarz 14. . . . gf spielt, habe ich seinen Königsflügel geöffnet und ihm einen vereinzelten Doppelbauern verschafft; spielt er 14. . . . Df6:, so kann ich mit 15. Ld5: Ld5: 16. D d j : einen Bauern gewinnen. Weiß hat zwei Züge weit gerechnet, was lobenswert ist; aber er mußte noch einen Zug weiter sehen, wie sich bald zeigt.

14

Dd8 X f6

15. L f 3 X d $ ? So weit hat Weiß analysiert, als er 13. Lg5 spielte. Entweder versäumte er, weiter zu analysieren, oder er erkannte nicht, daß es gefährlich ist, Dame und Läufer auf der gleichen Linie zu haben, besonders dann, wenn der Gegner einen Turm auf diese Linie stellen kann. 15

Ta8—d8

Der weiße Läufer ist nun gefesselt und droht verloren zu gehen. 16. C3—04

Sc6—ej

I i i # mtm Ci i i • •US

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• wfmm II II II H •

¡¡¡¿11 ¡ü S Ü mHtm i§

Dieser Zug verfolgt zwei Ziele: a) Schwarz droht, den Läufer zu erobern, indem er mit SC4: die Deckung beseitigt; b) er stellt den Springer zentral, wo er Druck ausstrahlt, zu passender Zeit das Feld f3 zu besetzen droht und den König beunruhigt. 17. D d i — e 2 Dieser Zug sieht gut aus für Weiß, denn er entfernt die Dame aus dem Bereich des schwarzen Turms, entfesselt den Läufer und greift den schwarzen Springer zum zweitenmal an. Ein wenig besser wäre 17. DI15 gewesen. Das erreicht genau das gleiche, deckt jedoch außerdem das Feld I13 vor der Besetzung durch den schwarzen Läufer. Wir werden bald sehen, warum.

27

i7

Td8xd5!

Schwarz opfert die Qualität, um seinen Läufer auf die lange zentrale Diagonale zu bringen, die Weiß durch den Fianchettoläufer auf gz beherrschen sollte. — Schwarz zieht so maximalen Vorteil aus den Löchern auf dem Königsflügel. Außerdem ist der Springer nun vom Turm gedeckt, so daß Weiß gezwungen ist, den Turm zu nehmen. 18. C4 x d$

Se5—iy[

Bleibt Schwarz in der Reihenfolge und setzt mit 18. . . . Ld5:? fort, so gewinnt Weiß seine Figur mit 19. De5: zurück. Aber Schwarz macht zuerst einen sogenannten Z w i s c h e n z u g , um den Springer aus der Gefahr zu bringen und außerdem den König auf ein weniger günstiges Feld zu zwingen. Weil Schach vorgeht, muß zuerst der König ziehen, und zwar nicht nach fi wegen 19. . . . L h j matt. 19. K g x — g 2

Le6xdj

Indem Schwarz den Läufer auf die Schräge bringt, auf der der weiße König steht, stellt er zwei tödliche Drohungen auf, die auf dem Abzugsschach beruhen: a) Damengewinn durch 20. . . . Sd4f; b) Turmgewinn durch 20. . . . Sei:f. 20. K g 2 — f i . Flucht vor dem schrecklichen Abzugsschach! Der Zug schafft jedoch die Möglichkeit einer anderen Kombinationsart. Er hat den König auf die gleiche Schräge gebracht, auf der die Dame steht. In solchem

28

Falle, ob es sich nun um eine Schräge, eine Reihe oder eine Linie handelt, schauen Sie nach einer Kombination aus! 20. . . .

Ld5—04!

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Schwarz opfert offenbar seinen Warum?

Läufer.

21. De2X C4 Zwischen König und Dame befinden sich zwei schräge Felder . . . genau die richtige Anzahl für eine Springergabel. 21

Sf3—d2f

Weiß gab auf. Nach dem Gewinn der Dame hat Schwarz ein überwältigendes Übergewicht. Sogar bei solcher Vorgabe spielen Anfänger oft weiter, und gegen andere Anfänger haben sie einige Aussichten, sich zu erholen. Aber gegen einen stärkeren Spieler hat Weiß nicht die geringste Chance und es hat keinen Sinn, den Todeskampf zu verlängern. In solchem Falle gibt man auf und geht zur nächsten Partie über.

Partie 4 Herrschaft über die Mitte in der Eröffnung Nicht die gleiche Figur zweimal spielen im ersten Stadium Linienöffnung zum Angriff auf ungeschützten König Die Kraft offener Linien Kombinatorische Motive: Abzugsschach, Doppelschach Spielt ein Meister oder starker Amateur gegen einen Anfänger, so kommt es nicht auf den Gewinn an — denn es ist fast sicher, daß der Anfänger während des Partieverlaufs oft genug fehlgreift und verliert, gleichgültig, wie sein erfahrener Partner spielt. Die eigentliche Aufgabe für den stärkeren Spieler besteht darin, in theoretisch korrekter Weise die aufeinanderfolgenden Stellungen zu behandeln, die sich aus dem unkonventionellen Spiel des Anfängers ergeben und die Partie in der kürzesten und direktesten Weise zu gewinnen. So unzweckmäßig und unrichtig das Spiel des Anfängers auch sein mag, er braucht keineswegs zu jedem Zeitpunkt der Partie auf Verlust zu stehen. Manchmal stolpert er durch reinen Zufall in Stellungen hinein, in denen er seinen Gegner bei lichtiger Fortsetzung in erhebliche Schwierigkeiten bringen könnte. Stellungen aus Anfängerpartien sind darum besonders interessant, weil sie oft in höchst elementarer Form einige der Grundprobleme der Schachtechnik darbieten. Zu sehen, wie ein Meister eine gegebene Stellung in seiner Partie gegen den Anfänger behandelt, ist um so aufschlußreicher, weil die Bestrafung eines Fehlers wegen der Unfähigkeit des Anfängers, einen Ausweg zu finden, äußerst drastisch ausfallen muß. In dieser Partie legt der Anfänger seine Stellung durch eine Folge schwächerer Züge in zunehmender Weise bloß, und der Meister vergrößert seine Überlegenheit stetig, bis er das Matt ankündigen kann.

Unregelmäßig Weiß: Anfänger

Schwarz: Meister

1 . e2—e3 Fast niemand außer einem Anfänger eröffnet jemals mit dem neutralen Zuge i. e j , weil Weiß auch den positiven Zug i. e4 zur Verfügung hat, der einen festeren Halt im Zentrum gibt und schneller zur Öffnung von Linien führt. Trotzdem kann i. e j nicht als schlecht betrachtet werden. Wenn i. . . . e6 (Französisch), eine der Standardantworten auf 1. e4, spielbar ist, muß es auch i. e j sein.

1

d7—d5

Schwarz strebt danach, den kleinen Nachteil zu überwinden, den er als Nachziehender hat. E r macht diesen normalen und wirkungsvollen Zug, mit dem er das Zentrum besetzt und nun einige Herrschaft über die Felder C4 und e4 ausübt, die keine weiße Figur ungefährdet betreten kann. 2. Sgl—f3

Sg8—f6

3. Sbi—C3 Ein Anfängerzug. Zwar steht der Springer nun auf seinem natürlichen Feld; zu diesem Zeitpunkt verstellt er aber seinen c-Bauern

29

der sehr wirkungsvoll an der Kontrolle der Mitte teilnehmen könnte. Auf 2. Sf 3 trifft diese Kritik nicht im gleichen Maße zu. Zwar hätte 2. £4 ebenfalls an der Kontrolle des Zentrums mitgewirkt, dieser Zug hat jedoch seine Schattenseiten: a) der Königsflügel wird dadurch geschwächt (vgl. die Bemerkungen zu 2. . . . 16 in Partie 1); b) das wichtige Feld e4 kann für Weiß schwach werden und stark für Schwarz (nachdem Weiß d2—d4 gezogen hat), denn eine schwarze Figur, die auf e4 auftaucht, könnte nicht mehr durch den f-Bauern verjagt werden. Es gibt freilich Fälle, in denen es günstig ist, f2—£4 vor Sf3 zu spielen. Hier wäre 3. C4, später gefolgt von Sc}, am besten. 3

e7—e6

Schwarz setzt die Bildung einer starken Mitte fort und öffnet eine Schräge für seinen Königsläufer. Dabei sperrt er zwar den anderen Läufer ein; in der gegebenen Lage ist dies jedoch nicht zu beanstanden. Ob der Damenläufer vor die Bauernkette gebracht werden soll, ist ein Problem für sich. Es hat Vor- und Nachteile. Kann Weiß den schwarzen Läufer gegen einen Springer tauschen, fährt er gut. 4. SC3—a4?

Ein typischer Anfängerzug, falsch aus mehreren Gründen: a) die gleiche Figur wird in der Eröffnung zweimal gezogen, während es im allgemeinen wirkungsvoller ist, jede Figur nur einmal in der Eröffnung zu ziehen; b) der Springer geht von der Mitte, wo er den größten Druck ausübt, auf die Seite des Brettes, wo seine Einflußsphäre stark verringert ist; c) der Springer zieht auf ein Feld, wo er ungedeckt steht. Er „hängt", wie man sagt, und hängende Figuren sind eher Angriffen ausgesetzt als gedeckte; d) der Zug ist vollständig zwecklos, sowohl strategisch wie taktisch. Man beachte, daß ein solcher Zug nicht ganz schlecht wäre, hätte Weiß mit ihm einen bestimmten Zweck verfolgt, aber das ist hier nicht der Fall. Die Fortsetzung der Partie wird zeigen, wie anfällig der Springer ist. 4

C7—c5!

Stark. Erstens erhöht der Zug den Einfluß des Schwarzen auf das Zentrum, zweitens öffnet er eine Diagonale, die der schwarzen Dame erlaubt, nach a5 zu gehen; dies ist besonders bedeutsam, weil die Dame dort den schlechtpostierten Springer bedroht. Es ist nicht gesagt, daß die Dame auf aj etwas erreicht; wichtig ist jedoch, daß sie immer die Möglichkeit hat, dorthin zu gehen. 5. d2—¿4 Ein guter Zug. Er besetzt ein Mittelfeld und erhöht den Druck gegen den BC5, den er anscheinend zu gewinnen droht. Der Entschluß des Weißen, das Zentrum zu besetzen, war ein strategischer, d. h. er hatte mit allgemeinem, positionellen Planen zu tun. Als er den Zug machte, mußte Weiß die möglichen Antworten des Schwarzen betrachten, d. h. er mußte die taktischen Verwicklungen seines Zuges oder die un-

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mittelbaren Folgen einer solchen Stellung auf dem Brett erwägen. E r mußte also die Fortsetzung 5. . . . D a j f mit Angriff auf König und Springer in Betracht ziehen. Antwortet Weiß a) 6. c j und pariert damit die Doppeldrohung mit einem Zuge, macht er den schwarzen Angriff für den Augenblick unwirksam, denn nach 6 . . . . 7. SC5: verlöre Schwarz einen Bauern; trotzdem wäre der weiße Springer keineswegs ideal postiert — Schwarz spielt zuerst 6. . . . C4 und droht dann 7. . . . Ld7 oder 7. . . . b5; antwortet Weiß b) 6. Sc}, dann kann Schwarz seinen Druck durch Züge wie 6. . . . Se4 oder 6. . . .cd, gefolgt von 7. . . . Lb4, verstärken. Tatsächlich droht Weiß gar nicht, den cBauern zu erobern, denn 6. de kann mit 6 . . . . L c j : 7. Sc5: D a j f beantwortet werden. Aber Schwarz müßte seinen Läufer für den Springer tauschen, was ihm nicht lieb ist. E r antwortet daher: 5

Sb8—d 7

Sdiwarz schützt seinen c-Bauern, indem er seinen Springer entwickelt. Was sollte Weiß nun tun? Sein Sa4 steht schlecht, er sollte daher versuchen, aus seiner gefährdeten Lage mit dem geringstmöglichen Nachteil zu kommen. Verhältnismäßig am besten wäre daher 6. SC5: SC5: 7. de LC5:. Schwarz hätte ein Tempo gewonnen und die Überlegenheit in der Mitte errungen, die Folgen des fehlerhaften Zuges 4. Sa4. Aber der Weiße, dem nicht klar ist, was gute und schlechte Stellungen sind, macht einen weiteren typischen Anfängerzug: 6.Sf3—e 5 ? Wiederum begeht Weiß den elementaren Fehler, eine entwickelte Figur in der Eröffnung ein zweitesmal zu ziehen. Das kann

man mit einem bestimmten Zweck tun, wie etwa einen Angriff gegen einen verwundbaren Punkt im gegnerischen Lager zu verstärken; hier jedoch gab es keinen besonderen Grund für einen derartigen Zug. 6. Sej ist um so schlechter, weil Schwarz jetzt Sej: ziehen kann. Nach 7. de stünde der Sa4 wiederum miserabel, und der Vorteil, den 5. cLj. eingebracht hat, (Druck auf C5) ist wieder zunichte gemacht. Weiß hat bereits zwei Fehler begangen, so daß Schwarz bereits mehr als Ausgleich erwarten kann. E r folgt daher dem oben angedeuteten Abspiel und zieht: 6....

Sd7Xe5

Schwarz tauscht einfach deswegen, weil seine Stellung nach dem Zurückschlagen erheblich überlegen ist: ein starkes Zentrum, entwickelte Figuren, im Gegensatz zu der mangelnden Zentralkontrolle des Weißen und dem schlechtpostierten Springer. 7. d 4 X e 5 Schwarz könnte nun 7. . . . Sd7 fortsetzen. Versucht Weiß, den B e j durch 8. f4? zu sdiützen, erobert Schwarz trotzdem einen Bauern auf unternehmende Weise. Der Bauerngewinn beruht darauf, daß der weiße Königsflügel geöffnet ist und der Sa4 „hängt": 8. . . . Sej: 9. fe D h 4 f , gefolgt von Da4:. Dies ist ein weiteres Beispiel für den Nachteil, der Weiß daraus erwächst, daß sein Springer auf a4 abseits und ungedeckt steht. Aber 7 . . . . Sd7 gewinnt nicht zwangsläufig einen Bauern, denn Weiß könnte 8. Lb5 spielen und auf Da5f 9. Scj antworten. Trotzdem gäbe 7. . . . Sd7 Schwarz das bessere Spiel, wegen seines Vorteils im Zentrum und in der Entwicklung. Aber Schwarz hat höhere Ambitionen und spielt daher 7....

Sf6—e4

31

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Sieht der Anfänger, daß er nun droht, den schwarzen Springer mit 9. f3 Sg5 10. h4 zu erobern? Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls ist der Zug mangelhaft, weil Schwarz nun einen Bauern profitiert.

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8

9. C2—C3.

Dieser Zug hindert den weißen Springer daran, schadlos nach c j zurückzukehren. Weil er immer noch hängt, droht Schwarz einen Bauern zu gewinnen durch 8. . . . Sf2-, 9. K f 2 : Dh4f und Da4:. Wie begegnet Weiß dieser Drohung? Ein einfacher Entwicklungszug wie 8. Lez genügt nicht, denn Schwarz führt einfach seine Drohung aus. Man beachte die Kraft einer Drohung. a) 8. Sc3 wehrt die Drohung ab, gibt Weiß jedoch eine schlechte Bauernstellung nach 8. . . . Sc}: 9. bc. b) 8. c3 Ld7!, und Schwarz Springergewinn mit b7—bj.

droht

c) 8. f3 ? Dh4f (ein bekannter Stellungstyp) 9. g3 Sg3: und Schwarz erobert die Qualität, ebenso bei 9. Ke2 S g j f . d) Am besten ist 8. Lbjj- Ld7 9. Ld7:f Dd7:, und nun drohen beide, eine Figur zu ergattern. Schwarz direkt durch Da4:, Weiß durch 10. f j Sg; 1 1 . I14, und der schwarze Springer hätte keinen Rückzug. Sieht Weiß die Drohung 8. . . . Sfi:? Es ist nicht sicher. E r macht wiederum einen Anfängerzug, wohl nur um einen Zug zu machen. 8- 82—83?

Dd8—a 5 f

Zieht Vorteil aus der schlechten Stellung des weißen Springers. Naheliegend, aber nicht am besten. Der weiße Springer ist nun gedeckt; er hat jedoch kein Rückzugsfeld, falls er noch einmal angegriffen wird. Vorzuziehen war 9. SC3 SC3: 10. bc (10. Ld2? Sdi: 1 1 . Lay. Sb2:, und 10. Dd2! verliert wenigstens einen Bauern nach 10. . . . d4) 10. . . . Dc3:i" 1 1 . Ld2 D e j : . Das verliert zwei Bauern für Weiß, gibt ihm jedoch Gelegenheit, dem Schwarzen mit 12. L b j f Ld7 13. Ldy:f Kd7: die Rochade zu verderben. Schwarz an der Rochade zu hindern, mag einen Bauern wert sein, keinesfalls jedoch zwei. 9

Lc8—d7

9. . . . b5 gewinnt zwar den Sa4, büßt aber den Se4 nach 10. f j ein. Falls jetzt 10. f3, so La4: 1 1 . De2 SC3: usw. oder 1 1 . b j D e ; : ! 10. b2—b3 Erzwungen. 10. . . . Schwarz entfernt den B c j die Deckung zu zerstört der Textzug auf dem Damenflügel. 11. b3Xa4

L d 7 x a4 Springer, um dem nehmen. Außerdem die Bauernstruktur Da5XC3t

Man beachte, daß Schwarz mit der Dame nehmen muß, um schnell zu gewinnen. 1 1 . . . . SC3: wird mit 12. Dd2 (und der Springer ist gefesselt) beantwortet. 12. L e i — d 2

Se4Xd2

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Weiß darf den Springer nicht sofort nehmen, wie aus 13. Dd2:? Dai:f hervorgeht. 13. T a i — c i ? Weiß versäumt die Gelegenheit, den Schwarzen mit 13. Lb5f an der Rochade zu hindern. Das hätte Verwicklungen geschaffen, die es dem Schwarzen schwerer gemacht hätten, den richtigen Weg zu finden, der in 13. . . . Kd8 14. Tel Db4l (Sf3tf? 15. Ke2 gewinnt den Springer) 15. Dd2: 04! bestanden hätte. Schwarz drohte dann, mit a7—a6 den Damenläufer abzufangen: a) 16. Lc4: Dd2:f 17. Kd2: de b) 16. TC4: Ddz:t 17. K d i : de. 13. . . . Sd2-f3tt Doppelschachs sind meistens tödlich, denn der König m u ß zwei Schachgeboten zugleich begegnen und daher einen Zug machen. 14. K e i — e 2 Schwarz hat den Weißen gezwungen seinen König auf ein Feld zu ziehen, wo er den Läufer verstellt und ihn so daran hindert, das Schach auf b j zu geben. 14. . . .

Dc3 x e5

Wie nach der Antwort des Weißen offenbar wird, deckt dieser Zug indirekt den Springer. Weiß übersieht dies, und in seinem Eifer, 5

E u w e - M c i d e n , Meister gegen Amateur

die Figur zurückzubekommen, verliert er noch die Qualität dazu. 15. Ke2Xf3? Besser war 15. Lg2 Sd4f, wonach Weiß eine Figur und zwei Bauern zu wenig hat. 15

Des—e4t

16. Kf3—e2

De4 x h i

17. Ke2—d2. Weiß wird schlau und droht die Dame mittels 18. L b s t zu fangen. 17

C5—C4

Pariert die Drohung und macht den Läufer beweglich. 18. T c i — b i

o—o—o

Mit einem Zuge verteidigt Schwarz den bedrohten b-Bauern und bringt den Turm ins Spiel auf einer Linie, wo er bereit steht, den Angriff gegen den weißen König zu unterstützen. 19. D d i — h 5 Ein nutzloser Angriff gegen den schwarzen f-Bauern ohne Zusammenhang mit den anderen Figuren. Vorzuziehen war 19. Dc2, um die Figuren zusammenzuhalten. 19....

Dhi—€4

Schwarz bringt die Dame zurück in die Mitte mit T e m p o , d. h. er bedroht nun den weißen Turm, der zu ziehen hat, bevor Weiß irgend etwas anderes unternehmen kann. Weil ein Zug mit Tempo den Gegner zwingt, sich zu verteidigen, gibt er der Seite, die ihn ausführt, einen freien Zug. 20. T b l — b j Nun hat Schwarz genügend Material erobert, und er beginnt zu überlegen, wie er eine rasche Entscheidung erzwingen kann. 20. . . .

d;—CI4!

Die richtige Strategie! Wenn der feindliche König sich im offenen Felde befindet, öffne

33

die Stellung. Schwarz bringt seinen Turm in die direkte Offensive. 21. L f i x C4? Ebenso schlecht ist 21. ed. A m 21. Df7: edf 22. K e i eff 23. 24. K g i und Schwarz muß machen, um jeden Widerstand z. B. 24. . . . Ld6 oder 24. . . . Drohung Tf8. 21....

besten wäre K f 2 : Td2+ gute Züge zu brechen, La 3 mit der

auf die überlegene Beherrschung der offenen Linien von Seiten des Schwarzen war tatsächlich wenig zu tun. Weiß konnte mit 23. De2 Damentausch anbieten und in ein hoffnungsloses Endspiel übergehen. 23 24. Kc3—b2 Oder 24. Kc2 Td2f Zügen.

d4Xe3t

Greift König und Läufer an. 22. Kd2—C3

De4—e3f

24

e3 x f2

und Matt in zwei Lf8—a3f

25. Kb2—ai

Um das Feld e3 zu räumen.

Wenn 25. K b i Dci matt.

23. DI15 x £7 Catch as catch can. Weiß hätte besser an seine Verteidigung gedacht. Im Hinblick

25....

De3—cif

26. T b 5 — b i

La3—b2 matt.

Partie 5 Die Initiative ergreifen durch Öffnung der Mitte Materialgewinn durch Angriff auf die Verteidigungsfigur Zerstörung der gegnerischen Bauernstellung Vorteil aus ungedeckt stehenden Figuren ziehen Angriffskraft erhalten durch Vermeiden des Abtauschs Die Selbstfesselung Den König ins Mattnetz ziehen Wenn sich erfahrene Schachspieler am Brett gegenüber sitzen, so folgen sie eine Anzahl Züge lang vertrauten theoretischen Abspielen, die als „Eröffnungen" bekannt sind. Der Anfänger, der von diesen Spielweisen nichts weiß, beginnt seine Partie oft zufällig mit einer bekannten Eröffnung, weicht jedoch nach ein paar Zügen von der theoretisch korrekten, zielbewußten Fortsetzung ab. Sein Gegner ist daher verpflichtet, frühzeitig in der Partie nachzudenken; aber er erhält Gelegenheit, die schachlichen Grundprinzipien anzuwenden, die seine Stellung verbessern. Hat er einmal einen Vorteil in der Eröffnung erlangt, kann er sich nach der Fortsetzung umsehen, die schließlich den Sieg herbeiführen wird. Ein Vorteil an einem gegebenen Punkt in der Eröffnung sichert dem Spieler keinesfalls einen automatischen Gewinn, nicht einmal fortdauernde Überlegenheit. Jeder Zug bietet seine strategischen und taktischen Probleme. Bei jedem Zuge muß der Spieler die Lage abschätzen und nach der korrekten Fortsetzung Ausschau halten. Findet er sie nicht, so bieten sich seinem Gegner häufig Möglichkeiten, wenigstens Ausgleich zu erlangen.

34

Anfänger glauben oft, daß erfolgreiches Schachspielen vom Routinewissen von Buchvarianten abhängt. Tatsächlich ist eine „Bucheröffnung" lediglich eine Serie von Zügen und Gegenzügen, die im Turnier erprobt sind, in denen beide Seiten annäherndes Gleichgewicht wahren. Die hundert Varianten der Bucheröffnungen zu behalten, wäre ganz unmöglich, besonders für einen Anfänger. Für ihn ist es wünschenswert, vor allem die allgemeinen Prinzipien des Eröffnungsspiels zu kennen, die strategischen Grundideen der gebräuchlichsten Eröffnungen zu studieren und zu lernen, mit den taktischen Problemen, die sich während der Eröffnung ergeben, fertig zu werden.

Ponziani-Eröffnung Weiß: Anfänger

Schwarz: Meister

1. e2—e4

e7—e5

2. S g l — f 3

Sb8—c6

Diese Züge, die wir bereits in Partie 3 studiert haben, sind ausgezeichnet. Bessere hat man nicht gefunden. Wie soll Weiß nun fortsetzen ? An dieser Stelle hat Weiß eine Anzahl von Möglichkeiten, von denen die meisten in diesem Buch besprochen werden. Darunter befinden sich a) 3. Sc3, das zum Vierspringerspiel führen kann (siehe Partien 3 und 8), b) 3. C3, die Ponziani-Eröffnung (siehe vorliegende Partie), c) 3. ¿4, die Schottische Partie (siehe Partie 18), d) 3. Lb5, die Spanische Partie, e) 3. LC4, die Italienische Partie (siehe Partie 25), die auch ins Zweispringerspiel im Nachzuge übergehen kann. Weiß wählt eine genügende Fortsetzung, die nicht schlecht ist, aber auch nicht die stärkstmögliche Spielweise an dieser Stelle darstellt. 3.

C2—C

3

.

Weiß, der Anfänger, ist zufällig in die Ponziani-Eröffnung geraten. Er hofft, mit 4. d4 fortzufahren und sich ein starkes Zentrum aufzubauen. Das ist sein strategisches Ziel. Strategie befaßt sich mit 3'

allgemeinem Planen, nicht jedoch mit den Problemen, die sich Zug für Zug ergeben, wenn die Figuren mit denen des Gegners in Berührung kommen. Diese Probleme gehören ins Reich der Taktik, wie wir bald sehen werden. Die allgemeine Idee von 3. C3 ist gut; aber der Zug hat drei Nachteile: a) er bewegt einen Bauern anstatt einer Figur und stellt daher die weiße Entwicklung zurück; b) er stellt einen Bauern nach c j , das natürliche Feld für den Damenspringer; c) er schafft vorübergehend ein Loch auf d3. Andererseits hat der Zug den Vorteil, eine zweite Schräge für die Dame zu öffnen, und wie wir in den Bemerkungen zum 4. Zuge des Weißen sehen werden, kann der Gebrauch dieser Schrägen in den Händen eines erfahrenen Spielers gefährlich sein. 3

d7—d5l

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35

Weil Weiß, indem er 3. c3 spielte, die Initiative aus der Hand gegeben hat, ergreift sie nun Schwarz und öffnet zugleich sein Spiel. Gewöhnlich kann Schwarz dj—d5 nicht so bald erfolgreich in den Königsbauer-Eröffnungen durchsetzen, weil nach e 4 X d j D d 8 x d j Weiß die schwarze Dame mit Tempogewinn vertreiben kann, indem er SC3 spielt. In dieser Partie hingegen ist d7—dj gut, weil dem weißen Springer das Feld C3 verstellt ist. Anders ist die Lage in der Skandinavischen Partie: 1. e4 d5 2. ed Dd5: 3. SC3, wo die schwarze Dame ziehen und ein Tempo verlieren muß (vgl. Partie 15, Zug 2 und 3). Indem Schwarz seinen d-Bauern in Kontakt mit dem weißen e-Bauern brachte und ihn so bedrohte, hat Schwarz eine taktische Lage geschaffen, mit der Weiß irgendwie fertig werden muß, wenn er den Gleichstand behaupten will. Wie stehen wir zu dieser Eröffnung ? Sie ist keine Eröffnung für Anfänger, weil die Taktik im Spiel vorherrscht. Die allgemeinen Spielweisen in dieser Eröffnung werden nicht von einfachen strategischen Grundsätzen geleitet. Wenn Weiß nach 3. C3 d5 nicht seine taktischen Chancen durch 4. Da4 oder 4. Lb5 ausnützt, gerät er in Schwierigkeiten — wie unser Anfänger. Dann ist die Eröffnung tatsächlich sehr schlecht. Der fortgeschrittene Spieler wird interessiert sein, in die taktischen Möglichkeiten einzudringen: 1) 4. Da4 ia) 4. . . . de (naheliegend, aber nicht am besten) 5. Sej: D d ; 6. Sc6: bc (Dc6:?? 7. Lb5) 7. Lc4 Dd7 8. 0—0 Sf6 (8. . . . Ld6? 9. Lb5 cb 10. De4:f, gefolgt von Da8:) 9. d3 ed 10. Ld3: (wieder listig;

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Weiß droht 1 1 . Lf5, und die schwarze Dame ist an den c-Bauern gebunden) 10. . . . Lb7 1 1 . De2 und Weiß ist besser dran. ib) 4. . . . Ld7 (ein Gambit-Schwarz opfert einen Bauern für rasche Entwicklung) 5. ed Sd4 6. D d i Sf3:j- 7. Df3: 8. d4 e4 9. D d i Ld6. Nicht sehr überzeugend, besonders für einen Anfänger, und dies betrifft die ganze Variante. ic) 4. . . . Sf6 (wieder ein Bauernopfer) 5. Se5: Ld6 6. Sc6: bc 7. d3 (oder 7. Dc6:f Ld7, wobei Weiß einen zweiten Bauern nimmt und Schwarz einen noch größeren Entwicklungsvorsprung einräumt) 7. . . . 0—0 8. L g j h6 9. Lf6: Df6:. Die Theorie stellt fest: Schwarz hat genügend Gegenwert. Eine schwierige Frage. id) 4 . . . . f6. (Solid und wohl am besten, aber gegen die Grundsätze, weil der Zug dem Springer das natürliche Feld f6 nimmt) — 5. Lb5 S8e7 6. ed Dd5: 7. d4 Ld7 8. o—o ed 9. cd Se5 ! 10. I-d7:f Dd7: mit gleichem Spiel. 2. 4. Lb5 2a) 4. . . . f6 (siehe id) 2b) 4. . . . de 5. Se5: D d j 6. Da4 S8e7 7. f4 ef e. p. 8. S f 3 : a6 9. Le2 Sg6 10.0-0 mit ungefähr gleichem Spiel. Ein Anfänger kann unmöglich die Dutzende von Varianten, die die Theorie vorschlägt, kennen, obwohl er diese Varianten in heutigen Eröffnungsbüchern finden kann. Wichtig ist, daß er die allgemeinen Regeln kennt, die aus den theoretischen Varianten hervorgehen. Diese Regeln leiten ihn in grundsätzlicher Hinsicht. In der vorliegenden Partie sieht der Anfänger, daß sein e-Bauer bedroht ist und macht einen Zug, um dem abzuhelfen. E r versäumt jedoch, die Strategie auf lange Sicht in Rechnung zu ziehen, die für Weiß angezeigt ist.

4. L f i — d j ? Ein typischer Anfängerzug. E r ist schlecht, weil er Weiß an dem natürlichen Zug d2— oder d4 hindert, der bald erfolgen muß. 4

Sg8—f6

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Dies ist ein wichtiger Zug aus verschiedenen Gesichtspunkten: a) Schwarz entwickelt seinen Königsspringer nach 16, wo er am wirksamsten steht, weil Druck auf die größte Anzahl von Mittelfeldern ausübt; b) eine zusätzliche Figur richtet sich auf den Be4, der bereits durch den schwarzen dBauern angegriffen war. Die Drohung des Schwarzen, e4 zu erobern, ist also erneuert worden. Schwarz wird dem Weißen nicht helfen, indem er statt dessen 4. . . . de spielt, denn dann verbessert Weiß seine Lage durch 5. Le4:, und nach 5. . . . Ld7 (um Lc6:f bc zu vermeiden mit vereinzeltem Doppelbauern) 6. d4 hat Weiß den Fehler 4. L d j ? wieder gutgemacht (die Blockade des dBauern) und Vorteil aus 3. 03 zur Vorbereitung von d4 gezogen. Der fragwürdige schwarze Zug 4. . . . de macht deutlich, wie Spieler manchmal Züge machen, die die gegnerische Stellung verbessern und wie ein Spieler, der in eine ungünstige Eröffnungsvariante geraten ist,

manchmal eine nachteilige Lage in eine günstige umkehrea kann. Die Stellung nach 4. . . . Sf6 muß untersucht werden. Es ist nötig, jeden vernünftigen Zug zu erwägen, wie der Gegner diesen Zug beantworten wird und, falls möglich, wie es weiter gehen wird. Dann ist es nötig, die Stellungen abzuschätzen, die sich aus den verschiedenen Möglichkeiten ergeben und die zu wählen, die am besten ist oder, falls es mehrere, gleichwertig erscheinende gibt, diejenige, die unserem Temperament am besten entspricht. Betrachten wir nacheinander die Möglichkeiten und beleuchten wir sie von allen Seiten. a) 5. DC2. Schwarz kann nun seinen Springer für den weißen Läufer tauschen, ein kleiner Vorteil, und die weiße Dame in eine ungünstige Lage bringen, wie folgt: 5. . . . de 6. Le4: Se4: 7. De4: f j 8. De2 Ld6, und Schwarz hat die größere Kontrolle des Zentrums und die bessere Entwicklung. Oder Schwarz braucht nicht einmal die Mitte aufzulösen. E r kann auch 5. . . . Ld6 spielen. Dieses Abspiel kann jedoch kritisch werden: 6. ed Sd5: 7. LI17: g6 8. Lg6: fg 9. Dg6:f mit drei Bauern und Angriffsaussichten für Weiß gegen eine Figur für Schwarz. b) 5. Da4. Das Ergebnis kann das gleiche sein wie in der vorangegangenen Variante: 5. . . . de 6. Le4: Se4: 7. De4: usw. Wiederum ist 5. . . . Ld6 möglich, das die Spannung aufrechterhält, was im allgemeinen vorteilhaft ist für denjenigen, der sich normal entwickeln kann. c) 5. ed Ddj:. Schwarz hat ein machtvolles Zentrum und droht nicht nur Dd3:, sondern auch e5—e4. d) 5. De2. Schwarz kann entweder mit Tausch auf e4 in a) einlenken oder 5. . . . Ld6 spielen wie in a).

37

e) 5- Lb5. Gegenangriff statt Verteidigung. Die Partie kann weitergehen: 5. . . . de 6. Sej: Dd5 und 1) 7. Lcö:}1 bc gefolgt von a) 8. d4 ed e. p., wobei Sej und Bg2 hängen oder b) 8. Da4 Lb7 und Schwarz steht etwas besser; 2) 7. Sc6: Db;: 8. Sd4 Dg5 mit überlegener Entwicklung und Initiative; 3) 7. Da4 Des: 8. Lc6:f Ld7 9. Ldy:f Sd7: mit gleichem Vorteil wie eben. Auf 5. L b j ist gleichfalls 5. . . . Ld6 zu erwägen. Das geringste Übel für Weiß wäre also 5. DC2 oder 5. L b j . Aber Weiß, ein Anfänger, der nicht analysieren kann, denkt nur an die Erfordernis, seinen e-Bauern noch einmal zu schützen. Er spielt 5.Sfj-g5? Ein naives Mittel, seinen e-Bauern zu verteidigen. Der Zug ist ungenügend, weil der Verteidiger, der Königsspringer, sofort zurückgetrieben werden kann. 5 h7—h6 Schwarz folgt der Regel, die besagt: „Greife den Verteidiger möglichst mit einem Bauern an — andere Angriffsarten können auch nützlich sein — und zwinge ihn damit zu ziehen und das Feld, von wo aus er verteidigt, preiszugeben." Kehrt Weiß nun nach f j zurück, wo der Springer am wirkungsvollsten steht, erobert Schwarz durch d5 X e4 eine Figur. Daher ist er gezwungen, den Springer auf ein Seitenfeld zurückzuziehen, und spielt 6. S g 5 — h j Von diesem Seitenfeld beherrscht der Springer wenig Raum. Aber das ist nicht das schlimmste. Schwarz antwortet 6

Lc8xh3

Warum schlägt Schwarz hier und tauscht so nicht nur einen Läufer für einen Springer, sondern verringert auch seine Angriffskräfte? Einmal hat sein Damenläufer noch



nicht gezogen, und durch Lhj: tauscht er eine unentwickelte schwarze Figur für eine entwickelte weiße. Noch bedeutsamer ist, daß er die weiße Bauernstellung zerreißt. 7. g 2 X h j . Was hat nun eine ernste Schwäche — einen isolierten Doppelbauern. Solche Bauern sind besonders schwach, weil sie von anderen Bauern nicht verteidigt werden und nur in langsamen Schritten vorrücken können. Hier ist die Lage noch verschlimmert, weil Weiß gezwungen war, nach Außen statt zur Mitte hin zu schlagen. Außerdem ist der Bauernschutz auf dem Königsflügel für den König zerstört. 7

d5xe4

Schwarz gewinnt nicht nur einen Bauern — er verbessert seine Stellung, denn der gewonnene Bauer befindet sich in der Brettmitte, wo er die weiße Entwicklung erschwert und von wo aus er vorteilhaft vorrücken kann, wenn die Zeit gekommen ist. 8. L d j — b y Weiß, der gezwungen ist, seinen Läufer zu ziehen, fesselt den schwarzen Springer, eine positive Handlung. Aber auf b5 „hängt" der Läufer. Wir werden sehen, wie Schwarz dadurch Zeit und infolgedessen Entwicklung gewinnt. Er stellt eine Doppeldrohung auf. 8

Dd8—d5

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Schwatz droht, den Läufer zu schlagen und außerdem die weiße Königsstellung durch e4—ej aufzubrechen, weil Weiß dann gezwungen ist, seinen Thi zu retten. 9. Ddi—a4 Weiß schützt seinen Läufer. Vielleicht hätte er besser getan, durch 9. Lc6:f zu vereinfachen und dann zu versuchen, entlang der g-Linie durch Tgi anzugreifen. Besondere Aussichten bietet auch das nicht, denn nach 9. Lc6:f Dc6: 10. Tgi 0—0—0 ist Weiß vollständig blockiert. Auf der g-Linie ist keine Unternehmung möglich, die Mitte ist wegen des Turmes auf d8 blockiert, der Damenspringer kann sein natürliches Feld cj wegen des Bauern dort nicht betreten. Eine Figur allein kann nicht viel tun. Was zählt, ist die Zusammenarbeit mehrerer Steine. 9 C4—e3' Schwarz droht zugleich den Turm zu schlagen und die Königsstellung weiter aufzubrechen durch e$ x f2f. 10. Lb5 x c6f. Schwarz denkt nun natürlich nicht daran, mit der Dame zurückzuschlagen, weil Weiß dann die Dame tauscht und den Bauern auf e) zurückgewinnt. Das zeigt, wie wichtig es ist, auch wenn man eine klar überlegene Stellung hat, den Zug zu wählen, der den Vorteil festhält, und wie gefährlich es ist, mechanisch oder gedankenlos zu spielen. Die Seite, die den Angriff hat, muß Figurentausch so weit wie möglich vermeiden, denn Tausch beseitigt Angriffskraft. Andererseits sollte der Angegriffene Abtausch so weit wie möglich anstreben, um die Angreifer zu verringern. 10.... 1 1 . o—o

b7 x c6

11. T f i war vielleicht ein wenig besser; gewöhnlich ist es unklug zu rochieren,

wenn der Flügel, wohin rochiert wird, weit offen ist. 11....

ejxfaf

Schwarz beseitigt den Bauernschutz des weißen Königs. 12. T f i x f a . Auf Kf2: käme die gleiche Antwort. 12

Lf8—05

Fesselt den Turm. Schwarz ergreift von allen offenen Linien, die ihm zur Verfügung stehen, Besitz. Man beachte die überlegene Entwicklung des Schwarzen, seinen größeren Raumbesitz. Seine Figuren sind entweder entwickelt oder können rasch auf offene Linien gebracht werden. Die weiße Stellung ist verkrampft, sein König steht praktisch ungeschützt im Freien. 13. d2—64 Das einzige, um Qualitätsverlust zu vermeiden. 13....

e j X d4

Weiß benützt nun den zeitweiligen Stillstand des schwarzen Angriffs um einen kleinen eigenen Angriff einzuleiten. 14. Tf2—e2f. So rettet Weiß den Turm. Schachs zwingen oft den Gegner, ungünstige Züge zu machen; dieses Schach führt aber nur dazu, daß Schwarz einen Zug macht, den er sowieso vorhatte. Der Verlust des Rochaderechts schadet Schwarz hier überhaupt nicht. 14

Ke8—dy

So bringt Schwarz den König auf ein Feld, wo er vollständig sicher steht. Er droht nun d4—d3f. 15. K f i hilft nicht wegen Dhif 16. K f i d j f mit Qualitätsgewinn. Darum 15. 03 x d4 LC5 x d4f Schwarz beherrscht nun zwei benachbarte Diagonalen. Auf 16. K f i setzt Dhi matt. Daher muß Weiß das Schach durch eine

39

H a l b f e s s e l u n g unterbrechen, d. h. er stellt seinen Läufer dazwischen, so daß dieser halb gefesselt ist. 16. L e i — € 3 Schwarz zieht nun Vorteil aus der Fesselung und den offenen Linien, indem er den weißen König in ein M a t t n e t z zieht, eine Lage, wo die Figuren des Angreifers eine überwältigende Anzahl Felder beherrschen, durch Schachgebote den gegnerischen König in ihre Reichweite bringen und ihn dann mattsetzen. Schwarz zieht

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Dd5—g5t

Der weiße Läufer ist ja gefesselt. 17. K g i — f 2 Um den zweimal angegriffenen Läufer zu decken, denn 17. K f i Le3: kostet eine Figur. Schwarz könnte nun eine Figur gewinnen durch 17. . . . D f 4 f 18. K zieht Lej:. Wenn man aber mattsetzen kann, ist es viel wichtiger, zusätzliche Figuren heranzuführen, besonders, wenn man es mit Tempo tun kann. Schwarz spielt daher 17

Sf6—e4f

Eine dritte Figur greift ins Handgemenge ein. 18. K f 2 — f 3 Wenn 18. K f i so L e j : 19. Tey. (De4:? D g i matt) 19. . . . De?: mit baldigem Matt. 18....

40

Dg5-f5t

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19. Le3—£4? Besser, aber gleichwohl ungenügend ist 19. K g z L e j : und a) 20. Tej:? D f z f 21. K h i D f i matt;b) 20. Sc} Scj: 21. b c D d s f 22. K g j (22. K f i ? Dhi matt) 22 D g s f 25. K f j D h j f usw. (24. Ke?:? The8f). Spielt Weiß im 23. oder 24. Zuge D g 4 f , so vereinfacht der Damentausch das Spiel. Die Sache ist die, daß Schwarz trotz Mehrbesitz einer Figur sehr vorsichtig sein muß, weil sein König im Freien steht und in einiger Gefahr ist. Sobald jedoch die Damen verschwinden, ist die Gefahr meistens beseitigt. Man beachte, wie der weiße König durch die Herrschaft des schwarzen über viele Felder in den Bewegungen beschränkt ist. Hätte Weiß Zeit, einen oder zwei Züge zu machen, könnte er einige der Angriffsfiguren ausschalten. Aber die Schachgebote werden unerbittlich fortgesetzt. 19 Se4—g 5 f 20. K f 3 — g 3 Df5 x I13 matt. Oder 20. K g 2 D h j : t 21. K h i D f i matt. Nachdem Weiß 1 1 . o—o gespielt hatte, kam er nicht mehr zum Aufatmen. Jeder Schlag des Schwarzen enthielt eine Art Drohung, hinderte Weiß daran, seine Entwicklung fortzusetzen und brachte seinen König in immer nähere Reichweite für den Gegner: das Ergebnis der Tatsache, daß Schwarz Vorteil aus den schwächeren Zügen und Fehlem des Weißen zog.

Partie 6 Allgemeine Ideen hinter den Eröflnungszügen i. ez—e4 cj—e6 Theorie und mögliche Fortsetzungen nach 3. e4—es

cj—cj

Nachteil der Züge Lfi—b5, gefolgt von Lb5 x Sc6, in der Französischen Verteidigung Das Spiel entlang offener Diagonalen Bauernopfer, um Fluchtfeld zu schaffen Den Gegner in unhaltbare Lage manövrieren Hinter jeder Schacheröffnung steckt eine grundsätzliche Idee zur Eroberung der Herrschaft über das Brett. Jede theoretische Eröffnung besteht aus einer Reihe von Zügen des Weißen, seinen leichten Vorteil (den ihm das Recht, die Partie zu beginnen, einräumt) festzuhalten und zu erhöhen und aus einer Reihe von Gegenzügen des Schwarzen, die darauf ausgehen, die Bemühungen des Weißen aufzuheben. Alle gesunden Eröffnungen ergeben nach einer Reihe von Zügen Ausgleich. In gewissen Eröffnungen ist der Ausgleich weit schwerer zu erzielen als in anderen. Beim Spiel einer Eröffnung ist von höchster Wichtigkeit, die Grundidee hinter dieser Eröffnung zu verstehen. Die mechanische Kenntnis einer Anzahl Varianten ist von oberflächlicher Hilfe, denn der Spieler, der nur Varianten kennt, kommt nicht weiter, wenn sein Gegner von den bekannten Spielweisen abweicht. Andererseits weiß der Spieler, der die Grundideen hinter einer Eröffnung versteht, wo die tatsächlichen Stärken der Eröffnung liegen und handelt entsprechend. Wenn ein Spieler die Ideen, die einer Eröffnung zugrunde liegen, kennt, während der Gegner keine Ahnung von diesen Ideen hat und daher Vorstöße nicht mit Gegenstößen beantwortet, dann wird der besser informierte Spieler oft den maximalen Vorteil davontragen, der aus der benützen Eröffnung herauszuholen ist. Das Schachspiel ist jedoch zu umfassend, daß, sobald die Spieler eine Buchvariante verlassen, die Partie in Kanälen fortgesetzt werden kann, die von den gebräuchlichen ziemlich abweichen. In solchen Fällen ist noch wichtiger als das Verstehen einer Eröffnung das Wissen von den grundsätzlichen Stärken einer Schachstellung und die Fähigkeit, sie in der gegebenen Stellung zu verwerten. Sobald eine Seite die Überlegenheit erlangt hat, sind offene Linien sehr nützlich, um das Höchstmögliche aus entwickelten Figuren herauszuholen. In der folgenden Partie geben die typischen Amateur-Irrtümer des Weißen dem Schwarzen weitoffene Linien und die maximale Gelegenheit, seine Vorteile zu verwerten. Wir werden sehen, wie er sie ausnützt. Französische Verteidigung (5. e4—es) Weiß: Amateur 1. e2—e4

Schwarz: Meister e7—e6

Verglichen mit 1. . . . e j , sieht der Zug zahm aus; aber in den Händen eines Spielers, der die mit ihm zusammenhängenden Ideen kennt, ist er der Anfang eines ausgezeichneten strategischen Systems, das man Fran-

41

zösische Verteidigung nennt und in dem Schwatz plant, a) einen festen defensiven Bauernwall mit d7—d5 zu bilden; b) das weiße Zentrum mit cj—C5 im passenden Moment anzugreifen in der Annahme, daß Weiß d2—d4 gespielt hat, wie es gewöhnlich geschieht. Diese Partieart gibt beiden Seiten Aussichten; aber die Eröffnung kann zu einem Zusammenbruch für Weiß führen, wenn ihm das Verständnis für die weitgehenden Ziele des Schwarzen und die Bedeutung der einzelnen Züge abgeht. Die Theorie der Französischen Verteidigung wird im einzelnen in Partie 21 und weiter in den Partien 22 und 25 erklärt werden. 2. d2—d4 Weiß besetzt ganz richtig sofort das Zentrum. Spieler ohne Buchkenntnis antworten oft 2. S f j , wonach Schwarz trotzdem 2. . . . d5 fortsetzt. Das kann zu den gleichen Varianten führen wie im Buch, z. B. a) 3. ed ed 4. d4 (Abtauschvariante der Französischen); b) 3. e5 c j , was zu Stellungen ähnlich der in der vorliegenden Partie führen kann. Wenn Weiß nicht schlägt und nicht vorrückt, sondern 3. Sc3 spielt, dann hat Schwarz die Wahl unter verschiedenen guten Zügen: 3. . . . Sf6, 3. . . . C5 und 3. . . . d42. . . .

d7—d$

Schwarz baut seine defensive Bauernformation auf, droht, auf e4 zu schlagen, und zwingt Weiß somit, etwas zu tun, um dieser Drohung zu begegnen. Weiß muß nun entweder seinen bedrohten Bauern mit 3. SC3 (die gebräuchlichste Fortsetzung) oder 3. Sd2 (die TarraschVariante) verteidigen oder die Mittelbauern abtauschen mit 3. ed (die Abtausch-Variante), die leicht zu symmetrischen Stellungen mit Remistendenzen führt, oder seinen e-Bauern vorrücken, eine Variante, die oft

42

von

Amateuren

und

gelegentlich

von

Meistern gespielt wird. 3. e4—e 5

pgjl I Sü± i iP1m• i •8 H il jjjtm ÜJHP P H SNsf sf fj #8 # Pf Auf den ersten Blick scheint dieser Vorstoß stark zu sein, denn er bringt den e-Bauern auf die ; . Reihe in Feindesland. Der Z u g bringt jedoch auch ernste Nachteile mit sich: a) Weiß verliert einen Z u g , weil er den e-Bauern zum zweitenmal bewegt; b) er hebt die Spannung auf, die im Zentrum herrschte, als beide Seiten tauschen konnten, und ersetzt sie durch eine festgelegte Stellung mit ineinandergeschobenen Bauern; im allgemeinen ist es besser, die Spannung im Zentrum so lange wie möglich bestehen zu lassen; c) sobald der weiße e-Bauer auf e5 steht, muß der d-Bauer die Aufgabe übernehmen, ihn zu verteidigen und zieht daher leicht Angriffe auf sich. Daher hat Weiß also durch 3. e j ein Angriffsziel für Schwarz auf d4 geschaffen. In der Beurteilung von 3. ej hat die Schachtheorie während des vergangenen Jahrhunderts beträchtlich geschwankt. Während des 19. Jahrhunderts ständig gespielt, geriet die Variante zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mißkredit, um durch Nimzowitsch wiederbelebt zu werden, der sie mit seinen theoretischen Ideen bereicherte. Gegenwärtig betrachtet man 3. e j als befriedigend, ohne Vorteil zu versprechen.

3

c7—cj

Schwarz droht, das weiße Zentrum unmittelbar aufzubrechen. Das Problem, was Weiß dagegen tun soll, ist vom theoretischen Standpunkt aus sehr reizvoll. Wie viele Theoretiker sagen, muß Weiß versuchen, sein Zentrum so lange wie möglich zu behaupten, Deswegen unterstützt er d4 mit 4. C3, und ein langer Kampf um den Besitz des Zentrums wird gewöhnlich entbrennen. Das Spiel kann weitergehen: 4. . . . Sc6 5. S f j Db6 6. Le2 (Weiß kann seinen Lei nicht zur Unterstützung des Zentrums verwenden — mittels 6. L e ; —, weil die schwarze Dame auf bi drückt) 6. . . . cd (Schwarz tauscht an dieser Stelle, um Weiß daran zu hindern, das Feld d4 zu beherrschen, denn auf 6. . . . Ld7 folgt 7. de! Lcj: 8. o—o, gefolgt von 9.b4, 10. Sid2, 1 1 . Sb3 mit Besitz des Feldes d4 — siehe die Anmerkung zum 4. Zuge von Weiß. Man beachte, daß Weiß erst auf cj tauscht, wenn er zur Rochade bereit steht, weil er sonst auf Iz in Gefahr geriete.) 7. cd S8e7, wonach verschiedene Fortsetzungen möglich sind: a) 8. o—o? Sf5 und Weiß büßt Bd4 ein. b) 8. SC3 Sf5 9. Sa4 D a j f 10. Ld2 Lb4 11. Lcj = . c) 8. Sa3 Sf5 9. Sc2 Lb4f 10. K f i (10. Sb4: Db4:f führt zu baldigem Verlust des Bd4), denn Weiß braucht den Verlust des Rochaderechts in diesem Falle nicht zu fürchten. d) 8. b3 Sf5 9. Lb2 Lb4t 10. K f i , und Schwarz sollte nun 10. . . . Le7 spielen, um mit dem Springer nach I14 ausweichen zu können, falls Weiß 1 1 . g4 zieht. In b), c) und d) behauptet Weiß seinen dBauern, aber Schwarz hat ein freies Spiel. Andere Theoretiker denken über die Behauptung des Zentrums anders.

4. d4XC5. Der Anfänger weiß nicht, wie wichtig es ist, die Herrschaft über die vier Mittelfelder (d4, e4, d5, e5) anzustreben. Er tauscht und gibt damit die Mitte auf. Der Zug hat mehrere Nachteile: a) er gibt gewissermaßen das höchst wichtige Zentrum auf und arbeitet so mit Schwarz in dessen Bestreben, die weiße Mitte zu zerstören, zusammen; b) er gestattet Schwarz, ein Tempo zu gewinnen, indem er den Bauern mit seinem Läufer zurücknimmt; c) er läßt Weiß ohne irgendwelche Entwicklung zurück, ausgenommen den einsamen, ziemlich vorgerückten e-Bauern; d) er schwächt den e-Bauern. Merkwürdigerweise ist jedoch der Anfänger, zweifellos ohne die geringste Ahnung von den Schachprinzipien, die hier hereinspielen, in eine gut spielbare Variante geraten, die auch von Meistern angewendet wird. Durch das Schlagen auf C5 schafft er für sich auf d4 ein starkes Feld, das heißt ein Feld, wo er eine Figur hinstellen kann, die sein Gegner nicht zu verdrängen vermag. Die Kraft dieses starken Feldes wird in Partie 17 gezeigt. 4. . . .

Sb8—c6

Bevor er auf cj nimmt, greift Schwarz zuerst den weißen e-Bauern an. Einen der beiden Bauern gewinnt er mit Sicherheit. Das naheliegende 4. . . . Lc5: bringt den kleinen Nachteil mit sich, daß g7 angreifbar wird. Nach 5. Dg4 muß Schwarz entweder 5. . . . Kf8 spielen und die Rochade aufgeben oder seinen Königsflügel mit 5.. . . g6 schwächen oder ein Gambit spielen: 5. . . . Se7 6. Dg7: Sg6, und Schwarz wird seinen Bauern zurückerobern. 5. {2—{4? Ein positioneller Fehlgriff, der dem Schwarzen nicht nur Gelegenheit gibt, seinen Entwicklungsvorsprung zu erhöhen, sondern

43

auch die weiße Königsstellung für Angriffe entblößt. Weiß sollte seinen e-Bauern mit 5. S f j schützen, und nach LC5: 6. Ld3 steht er gar nicht übel. Sobald Schwarz rochiert, beginnt Weiß einen Königsangriff, und der Be5 würde die Verteidigung erschweren. Ein solcher Angriff ist eine der strategischen Waffen des Weißen gegen die Französische Verteidigung. Zum Beispiel: 6. . . . S8e7 7. 0—0 0—0? 8. Lh7:t! KI17: 9. Sgsf Kg8 (9. . . . Kg6 ist eine andere, für Weiß ebenfalls günstige Variante, man vergleiche Partie 15) 10. Dh5 Te8 11. Dh7f (besser als vorher 11. Df7:f, was dem König mehr Raum gibt) 11. . . . Kf8 12. Dh8f Sg8 13. S h 7 t Ke7 14. Lg5t Sf6 (14. . . . f6? 15. Dg7: matt) 15. eff Kd6 16. Dg7: und Weiß hat zwei Bauern mehr und eine ausgezeichnete Stellung. Rochiert Schwarz jedoch nicht kurz, haben beide Seiten gute Aussichten auf gleiche Chancen: 7. . . . Sg6! (anstatt 7. . . . o—o?) 8. Tel Ld7 9. C3 De7 10. Sid2 0—0—0 11. Sb3 Lb6 und Weiß hat nun das Feld d4 zu seiner Verfügung, aber er ist ein wenig behindert durch die Schwäche von e5. Die Aussichten sind ungefähr gleich. 5. . . .

Lf8xcj

Schwarz entwickelt weiter seine Figuren zur Mitte hin. Er hat nun einen festen Aufbau mit zwei Figuren und zwei Bauern im Spiel im Gegensatz zu zwei Bauern bei Weiß und geschwächter Königsstellung. Weiß könnte natürlich immer noch Vorteil aus der Abwesenheit des schwarzen Läufers vom Königsflügel ziehen und 6. Dg4 fortsetzen — und er hätte es tun sollen — , aber nun erhalten die schwarzen Figuren nach 6 Kf8 7. S f j Sh6 8. DI13 Sf5 glänzende Plätze und der Verlust der Rochade schadet nicht viel. Weiß hat keine Angriffskräfte am Königsflügel, und Schwarz könnte mit

44

I17—h5, g7—g6 und Kf8—g7 fortsetzen. Man beachte, daß der weiße Lei durch den eigenen Bauern auf f4 eingeklemmt wird. 6. L f i — b 5 ?

Ein beliebter Anfängerzug in der 3. e j Variante der Französischen Verteidigung. Weiß fesselt den Sc6. An dieser Stelle ist der Zug schlecht, zum Teil deswegen, weil der weiße Läufer früher oder später mit Tempo durch Db6 angegriffen werden kann. Weiß muß sich dann mit der Frage auseinandersetzen, ob er den Läufer mit Zeitverlust zurückziehen soll, ob er ihn mit Zügen wie Sc3 oder a2—a4 decken soll, wonach Schwarz ihn wieder mit a7—a6 angreifen kann, oder ob er den Läufer gegen den Sc6 abtauschen und für Schwarz Linien öffnen soll. Der Hauptnachteil dieses Zuges ist strategischer Natur. Bei strategisch meinen wir, daß keine direkte Bedrohung der weißen Stellung vorliegt, auf lange Sicht gesehen jedoch Nachteile entstehen. Obwohl Anfänger es oft tun, kann Weiß nicht gut daran denken, den schwarzen Springer zu nehmen, weil a) Schwarz danach zwei Läufer behält; b) das schwarze Zentrum gestärkt wird; c) die b-Linie sich für den schwarzen Turm öffnet und d) eine Schräge für den Lc8 frei wird. Im allgemeinen wird man einen solchen Tausch nur dann vor-

nehmen, wenn er unvermeidlich ist, zum

Erforderlich, wenn auch unbefriedigend —

Beispiel um Materialverlust abzuwehren.

denn Weiß kann nicht mehr rochieren —, war 8. Se2 oder 8. S h j .

Dd8—b6

6. . . .

Durch die Doppeldrohung L g i : und Db5: zwingt Schwarz den Weißen, 7. L c 6 : f zu spielen. Weiß hat bereits mehrere Fehler begangen, und diese Irrtümer haben ihn in eine so gefährdete Lage gebracht, daß er nicht mehr anders kann, als das schwarze Spiel zu fördern und ihm zu erlauben, seinen Vorteil zu vergrößern. 7. L b j X c ß f Durch

das

mit

dem

b-

Bauern öffnet Schwarz eine Schräge für den sonst untätigen Lc8. Aus diesem Grunde und um Dame und Lc5 auf der gleichen Schrägen zu belassen, wo sie einen starken Druck

ausüben und den Sgl

f3 als nach ez oder h j

bedrohen,

denkt Schwarz nicht daran, den weißen Läufer mit seiner Dame zu schlagen. In unseren Anmerkungen wird man häufig dem Wort „ D r u c k " begegnen. Mit Druck ist die Kraft gemeint, die eine Figur auf Felder ausübt, die sie beherrscht.

Schachzüge nur nach allgemeinen Prinzipien tischen Erfordernisse einer Stellung in Rechnung zu ziehen, und geraten so in Schwierigkeiten. In dieser besonderen Stellung ist 8. Sf3 ein Fehler, weil er nicht den Versuch eben dem Lc8 durch b7 x c6 geöffnet worden ist. 8. Se2 hätte den Springer entwickelt und zugleich die Schräge a6—fi

Druck ansammeln und welche Bedeutung bei

der

Überwältigung

Gegners spielt.

bare Katastrophe vermieden. Mit seinem überwältigenden Entwicklungsvorsprung

J

11



und

den

offenen

Linien

hat

Schwarz nun das Recht — und die Pflicht — anzugreifen. Tut

er es jetzt nicht, kann

Weiß mit der Entwicklung gleichziehen, und der schwarze Vorteil könnte verschwinden. 8. . . .

Lc5—f2f

9. K e i — e 2 ! Viel besser als 9. K f i ? , das nach 9. . . . L a 6 f sofort verlöre, oder 9. Kd2?? De3 matt. Obwohl der Textzug nicht viel anders aussieht, gibt es eine versteckte Verteidigung nach 9. . . . La6"f, wie die Fortsetzung zeigen

8. S g i - f 3 ? ?

mki iü

des

geschlossen.

8. Sh3 hätte f2 gedeckt und eine unmittel-

Beim

mehr verstehen, wie Schachkräfte sich durch Druck

entwickeln,

zu spielen, anstatt auch die besonderen tak-

Studium der Partien wird der Leser mehr und

der

zu

Amateure machen jedoch häufig den Fehler,

macht, die Diagonale zu schließen, die so-

b7Xc6

Zurücknehmen

Im allgemeinen ist es besser, den Sgl nach

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wird. 9. . . .

Lc8—a6f

10. C2—C4! Dies ist die Pointe der weißen Verteidigung. Durch Aufgabe seines c-Bauern schafft Weiß ein Fluchtfeld, cz, für seinen König. 10. . . .

Laß x C4f

11. K e 2 — d 2 Der weiße König ist noch immer sehr bloßgestellt, und es

gibt keinerlei Gegenwert

45

für den verlorenen Bauern oder für die gefährdete Königsstellung, geschweige denn die Tatsache, daß Schwarz die Initiative besitzt. Es ist jedoch kein Matt in Sicht, und solange man lebt, hofft man. 11. . . .

Db6—e3f

13. KC2—C3. wenn 13. Kdz D d j matt. 13. . . .

Lc4—e2!

Wieder ein kräftiger Streich. Die weiße Dame muß nun auf ein Feld ziehen, wo sie die Bewegung des weißen Königs blockiert.

12. Kd2—C2

LIS A * II! I • F • F Ä HP HP 1 8 1 1 • H ÜP m± §P m^B S Ü B m& 1 4 5 5

14. Ddi—C2. Wenn 14. Dd2 Dc4 matt. 14. Db3 verliert wegen D d j f 15. Kb4 T b 8 f , und Schwarz hat die angenehme Wahl, die feindliche Dame zu erobern oder mattzusetzen.

Der König weicht auf sein Fluchtfeld aus. In solcher Stellung, mit drei schwarzen Figuren ungehemmt in feindlichem Raum, dem weißen König im Freien und allen weißen Figuren ohne Wirkung, muß Schwarz ein Matt finden oder in der Lage sein, gewaltigen materiellen Vorteil zu erringen. 12. . . .

Dieses Schach treibt den König aas dem Versteck.

De3—e4f!

14. . . .

d5—d4f

IJ. Kc3—b3

Ta8—b8+.

Weiß gab auf. Weiß ist gezwungen, seine Dame preiszugeben. Es ist zwecklos, weiterzuspielen. Im allgemeinen ist es sinnlos, fortzufahren, wenn man zwei Figuren verloren hat (außer zwei Springern im Endspiel ohne Bauern) oder einen Läufer, Springer oder Turm, es sei denn, die Stellung bietet positive Gegenchancen. Haben Sie aber einen oder sogar zwei Bauern weniger, geben Sie niemals auf, wenn Ihre Stellung nicht ganz schlecht ist.

Partie 7 Wie verfrühten Angriffen mit Entwicklungszügen begegnet wird Züge mit Tempo Opfer, um Linien zu öffnen und Figuren aktiv ins Spiel zu bringen Angriff gegen den geschwächten Rochadeflügel Der Zwickmühlen-Angriff Eine der sehenswertesten Aktionen in einer Schachpartie ist der Angriff. Ein Angriff kann überwältigend und zerstörend sein — er kann in der Tat zu sofortigem Tode für den glücklosen Gegner, der nichts gegen ihn tun kann, führen. So zufriedenstellend ist der Angriff, daß er für manche Amateure den eigentlichen Zweck des Schachspiels bedeutet.

46

„Greife an, bleibe immer im Angriff", sagte einer von ihnen als Ratschlag zu einem weniger weltklugen Spieler. So einfach ist aber das Schachspiel nicht. Angriffe führen nicht immer zum Erfolg. Manchmal wirken sie als Bumerang zum Nachteil des Angreifers, wenn sie nicht genügend überlegt sind. Der solide Schachspieler führt solange keinen Angriff, bis die Bedingungen für ihn reif sind; trotzdem kann er während der Partie Angriffszüge verwenden, um den Gegner zu zwingen, nach seiner Pfeife zu tanzen. Einen Großangriff sollte man nur beginnen, wenn irgendeine Überlegenheit vorhanden ist und der Gegner daher eine Schwäche oder einen Nachteil in irgendeiner Hinsicht aufweist. Wenn eine solche Lage aufgetreten ist, hat die überlegene Seite fast die Pflicht, nach einer feindlichen Schwäche zu spähen. Hat er sie gefunden, muß er Mittel erkunden, aus ihnen Vorteil zu ziehen. Keine Schwäche ist besser auszunützen als jene auf dem Flügel, der den König beherbergt. Ist der gegnerische Königsflügel ungeschützt oder haben ein oder mehrere Bauern dort ihre Ursprungsfelder verlassen und der Angreifer besitzt die größere Beweglichkeit, mehr offene Linien, mehr Raumkontrolle, so kann er oft die feindliche Bauernformation durchdringen und den König des Gegners überwältigen, bevor er Zeit gehabt hat, Verteidigungskräfte heranzuziehen. Andererseits gibt es Spieler, die gleich zu Beginn der Partie versuchen, ihren Gegner in ein paar raschen Zügen zu überrennen und dabei oft mit einer Kombination von Dame und Läufer zu arbeiten. Im allgemeinen beruhen solche Blitzangriffe auf einer Abwandlung des Schäfermatts: i . ez—e4 e7—e5 2. Lfi—04 Sb8—c6 (zum Beispiel) 3. Ddi—I15 (oder 3. Df3) 3. . . . 6.1—d6?? 4. Dh5 x f 7 matt. Solche Angriffe können tödlich sein, wird ihnen falsch begegnet; sie ergeben jedoch lediglich Zeitverlust für den gewaltig angreifenden Spieler, wenn der Verteidiger sich mit angemessenen Entwicklungszügen schützt. Wenn der gegnerische Angriff gefährlich und die Lage verzweifelt zu sein scheint, soll der Verteidiger auch dann nach einem Ausweg suchen. Vielleicht findet er eine versteckte Variante, mit der er das direkte Matt vermeidet; vielleicht kann der Verteidiger Verwicklungen für seinen Gegner schaffen, indem er ein unerwartetes Opfer bringt, das wohlerdachte Pläne stört, die darauf beruhten, daß der Verteidiger einem offenbar vorgeschriebenen Pfade folgt; vielleicht hat sich der Angreifer übernommen und zuviel Material geopfert für einen Sturm, der nicht ganz zum Ziele führt. In dieser Partie sehen wir a) einen schlechtgeplanten und vorzeitigen Angriff; b) einen wohlgeplanten und gutausgeführten Angriff; c) eine mögliche, obwohl unzureichende Verteidigung in verzweifelter Lage. Unregelmäßige Königsbauern-Eröffnung Weiß: Anfänger Schwarz: Meister 1 . e2—e4

ej—ej

2. Ddi—115 Ein von Anfängern gern gespielter Angriffszug.

Dies ist eine der gröbsten und direktesten Arten des Angriffs gegen den schwarzen König. Weiß wendet sich gegen das verhältnismäßig ungeschützte Feld f7 und droht gleichzeitig, den Be5 zu erobern. Abgesehen von der Tatsache, daß Weiß keine Überlegenheit besitzt und Schwarz noch

47

keine 'wirkliche Schwäche, ist der Z u g in

Schwarz hat wenigstens vier Wege,

wenigstens zwei Punkten fragwürdig: a)

Drohung Herr zu werden. Untersuchen wir

der

Normalerweise ist es klug, die Entwicklung

die V o r - und Nachteile eines jeden v o n ihnen:

zu vollenden, bevor Angriffsversuche unter-

a) 3. . . . Sh6? D e r Springer deckt zwar

nommen werden. Es gibt Fälle, in denen

f7, steht aber nun am Brettrand, w o sein

ein frühzeitiger Angriff nicht unzeitgemäß

Wirkungsbereich

und durchaus gerechtfertigt ist; doch gehört

außerdem droht Weiß nach 4. d3 5. Lh6:

dieser nicht dazu; b) In der Regel ist es

gh 6. Df7: matt.

falsch, die Dame früh ins Spiel zu bringen, denn die Dame ist Angriffen

gegenüber

seht empfindlich, und wenn sie v o n geringeren Figuren angegriffen wird, muß sie ziehen. So geht Zeit verloren, und die Entwicklung stockt. 2. ... Schwarz

ist:

De7- Die Dame deckt den

f-Bauern, blockiert jedoch den Lf8 und kommt nicht mehr als Deckung v o n d5 in Frage, was wünschenswert sein kann, falls Schwarz später d 7 — ¿ 5 spielen will. c) 3. . . . D f 6 . V o n diesemFelde aus deckt

Sb8—c6

verteidigt

b) 3. . . .

sehr beschränkt

den angegriffenen e-

Bauern mit einem einfachen Entwicklungszug. Schwarz hätte auch 2. . . .

d7—d6

ziehen können. Das ist nicht ganz so gut wie der geschehene Z u g , weil der Bauer den Lf8 einschließt.

die Dame f7 und steht selbst auf einem Felde, von welchem aus sie Druck auf die weiße Stellung ausüben kann. Nachteilig ist, daß sie dem Sg8 das Feld f6 nimmt, w o er am wirkungsvollsten postiert wäre, und daß sie ihren Einfluß auf der d-Linie aufgegeben hat. Außerdem könnte Weiß bald in der Lage sein, Lg5 zu spielen

3. L f i — 0 4

und die Dame wegzutreiben.

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d) 3. . . .

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*

B

g6. Dies zwingt die weiße

Dame, Zeit zu verlieren und hält das Feld f 6 für den Springer frei. Der Nachteil ist die geringe Schwächung des schwarzen Königsflügels.

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Schwarz kann ebensogut 3. . . . D f 6 wie 3. . . . g6 wählen. Er entschließt sich für

ÄBjfa

3- • • •

g7—

4. D h 5 - f 3 Weiß droht wiederum 5. Df7: matt. Aber

Im Z u g e seines Blitzangriffs droht Weiß nun 4. Df7: matt. Es ist für einen erfahrenen Spieler nicht schwer, einen solchen

vor-

er hat Zeit verloren, weil er seine bereits entwickelte Dame ein zweites Mal ziehen mußte. 4. . . .

eiligen Angriff zu widerlegen. Um das zu erreichen, darf

Schwarz nicht

nachlässig

spielen. Er darf beispielsweise nicht S g 8 — f6?? ziehen, denn Weiß antwortet 4. D f y : matt.

48

dann

Sg8—16

In einem Z u g e deckt Schwarz

das ange-

griffene Feld und entwickelt seinen wichtigen Königsspringer Feld.

auf sein

wirkungsvollstes

5.

Schwarz z w e i

Dfj-b3

D u r c h seinen dritten D a m e n z u g mit weiterem Tempoverlust droht W e i ß nun 6. L f 7 : f . 5. . . .

vom

Tempi, weil der

weißen

Turm

Schwarz schützt £7 mit seiner D a m e . D a ß er dabei die Schräge blockiert, auf der der Lf8 steht, ist nicht mehr v o n Bedeutung, denn dem Läufer ist nun das Feld g7 geöffnet, w o er die Felder f6 und h6 bewacht, die sonst schwach würden (siehe Partie 1). Angriff

durch 6. . . . Sa 5 zu beenden, indem er den

Springer

zurückgedrängt

wird. Ist das so viel wert ? D i e Partie könnte weitergehen: a) 7. . . .

Dd8—e7

Schwarz droht nun, den weißen

bald

Lg7

8. T e l

SC5

9. Da3 o — o 10. d4! mit Vorteil für W e i ß ; b) 7. . . . Sa5 8. De3 SC4: 9. De4: mit R ü c k gewinn des Bauern (Sc4 zieht 10. De5:, oder 9. . . . D e 6 10. d3 oder gar 10. Sg5). I m Lichte solcher Abspiele tut Schwarz

gut

daran, sich zuerst durch einen Z u g des Lf8 zu sichern und dann später zu versuchen, materiellen Vorteil zu erlangen.

Tausch des L c 4 erzwingt. A u ß e r d e m droht er Se4:.

7. D b 3 — C 3

Sa5Xc4

8. D c 3 x 04

d7—d6

6. S g l — £ 3 . Im Bestreben, den Angriff auf f7 mit Sg5 fortzusetzen, übersieht W e i ß oder mißachtet die schwarzen Drohungen. O b w o h l es zweifelhaft ist, daß W e i ß absichtlich einen Bauern aufgab, u m seine E n t w i c k l u n g anzukurbeln (weil seine bisherigen Z ü g e das Gegenteil erreichten), ist dies unter den Umständen die beste Spielweise. 6. ...

Sc6—af

In der Verletzung der allgemeinen Regel, die besagt, daß Figuren nur einmal in der Eröffnung zu ziehen sind, spielt Schwarz seinen

bereits

entwickelten

Springer

ein

zweites Mal. A b e r allgemeine Regeln können übergangen werden, w e n n besondere U m stände vorhanden sind, und Schwarz verfolgt mit Sa5 ein doppeltes Z i e l : a) er tauscht einen Springer für einen Läufer, ein kleiner Vorteil; b) er beendet den weißen Angriff, der etwas lästig ist, weil er immer beachtet werden muß und gefährlich werden kann. 6. . . . Se4: hätte die harmonische E n t w i c k lung des Schwarzen gestört, mußte jedoch ganz g e w i ß untersucht werden. Der Z u g ist spielbar, aber nach 6. . . .

Se4: 7.

o—o

Schwarz Hilfe

verteidigt

eines

seinen

c-Bauern

Entwicklungszuges,

der

mit eine

nützliche Schräge für seinen Lc8 öffnet. A n diesem Punkte hat W e i ß zwei Figuren und einen Bauern entwickelt. E s gibt aber keine

Zusammenarbeit

zwischen

seinen

Figuren, und die Figuren des Damenflügels sind auf traurige Weise unentwickelt. Offensichtlich

hat

Weiß

mit

seinem

heftigen

Angriff nichts erreicht. Schwarz hat zwei Figuren und

drei Bauern entwickelt und

zwei wichtige Diagonalen geöffnet. E r ist dem Weißen erheblich voraus. 9. h2—113 ?

könnte W e i ß den Schwarzen auf der e-Linie

N u n macht W e i ß einen defensiven Bauern-

belästigen. D e r G e w i n n des e-Bauern kostet

zug, um Schwarz an L g 4 zu hindern. Dies

4

E u w e - M e i d e n , M t i s t c r gegen Amateur

49

ist aus mehteren Gründen unklug. Erstens schwächt der Zug den Königsflügel, wie sich später zeigt. Immer, wenn die Bauern am Königsflügel ziehen, wird die Königsstellung schwächer, wenn der König auf diese Seite rochiert. Zweitens ist Lg4 keine besonders lästige Drohung, denn der Zug würde keine Fesselung herbeiführen. Drittens sollte Weiß der bereits in der Entwicklung zurück ist, daran denken, Figuren herauszubringen und einen Zug wie 9. SC3 oder 9. d j machen. 9. . . .

Lc8—e6

Schwarz entwickelt sich mit Zeitgewinn, das heißt, er zwingt Weiß, die Dame zu ziehen und so einen weiteren Zug zu verlieren. 10. DC4—b4

seine unentwickelten Figuren ins Spiel zu bringen. 1 1 . Db4—a4. Weiß zieht seine Dame noch einmal, um den schwarzen a-Bauern anzugreifen, und gibt so wiederum ein Tempo her, denn gewöhnlich muß Kb8 nach der langen Rochade gespielt werden, um die Rochadelinie zu verkürzen. Es wäre empfehlenswerter für Weiß, 1 1 . SC3 oder auch 1 1 . zu ziehen. 11. . . .

Kc8—b8

Ein Zug wie 1 1 . . . . a6 ist wertlos. Er dient nur dazu, den schwarzen Rochadeflügel zu schwächen und ein Angriffsziel zu bieten. 12. o—o(?)

Weil Weiß sich verpflichtet fühlt, seinen e-Bauern gedeckt zu halten, ist dieser Zug, der Bb7 angreift, so gut wie andere auch. Anfänger, die sich besonders freuen, Schach bieten zu können, mögen 10. Dbsf vorziehen. Schwarz antwortet 10. . . . c6, wehrt das Schachgebot ab, deckt seinen b-Bauern und baut zugleich sein Zentrum auf, während Weiß seine Dame noch einmal ziehen muß.

Schwarz, der einen feinen Sinn für die Sparsamkeit der Bewegungen hat, schützt in einem einzigen Streich seinen bedrohten Bauern und bringt seinen Turm ins Zentrum. Wären die weißen Figuren entwickelt, könnte es gefährlich für Schwarz sein, lang zu rochieren, denn die schwarzen Figuren sind auf dem Königsflügel versammelt und der König könnte Angriffen ausgesetzt sein. Mit der Dame allein am Damenflügel wird einige Zeit vergehen, ehe Weiß einen Angriff in Szene setzen kann. Trotzdem hängt die Möglichkeit eines weißen Angriffs in der Luft, und es ist wichtig, daß Schwarz den Weißen beschäftigt und ihm keine Zeit läßt,

50

Weiß bringt seinen König auf einen geschwächten Flügel. Besser sieht 12. Sc3 oder 12. d? aus. Wir haben nun eine klassische Mittelspielstellung: Weiß hat kurz, Schwarz lang rochiert. In solcher Lage ist es normal, daß Weiß auf dem Damenflügel, Schwarz auf dem Königsflügel angreift. In dieser Stellung ist Schwarz eher zum Angriff bereit, weil a) seine Figuren auf dem Königsflügel stehen; b) die weißen Figuren ziemlich unentwickelt sind und c) der weiße Königsflügel durch h2—h3 geschwächt ist. Schwarz erkennt, daß Weiß seine Figuren entwickeln

und selbst angreifen wird, wenn Schwarz keine entschiedenen Aktionen unternimmt. Angriffe werden oft gegen Schwächen in der gegnerischen Stellung unternommen. Die allgemeinen Schwächen bei Weiß sind hier sein Königsflügel und die mangelnde Entwicklung; seine besondere Schwäche ist der B h j , der die weiße Stellung weit verwundbarer macht, als es der Fall wäre, befände sich der Bauer noch auf h2. Wir haben bald Gelegenheit, die Rolle zu erkennen, die der B h j beim Angriff des Schwarzen spielt. Die Technik der Führung eines Königsflügel-Angriffs gegen den rochierten König besteht darin, Linien zu öffnen und Figuren auf starke Felder nahe oder auf dem feindlichen Gebiet zu postieren. Schwarz beginnt daher seinen Angriff mit 12. . . .

Sf6—hj

Dieser Zug wird Schwarz in die Lage versetzen, Linien mittels t j — f j zu öffnen und den Springer möglicherweise nach f4 zu bringen, wo er den Weißen ständig belästigt und bedroht. 13. Sbi—C3. Endlich entwickelt Weiß diese wichtige Figur. Läßt Schwarz ihm Zeit, kann er nun mit 14. Sb5 vorgehen. 13. . . .

f7-f5

Entsprechend dem schwarzen Plan, Angriffslinien zu öffnen. E r braucht 14. Sbj nicht zu fürchten, das mit a7—a6 leicht abgewiesen wird. 14. e 4 X f 5 ? Öffnet die g-Linie für den Gegner. Weiß hätte besser getan, 14. d3 zu antworten, um den L e i ins Spiel zu bringen. In diesem Falle könnte Schwarz —f4, g6—gj und g5—g4 fortsetzen und Vorteil aus der Schwäche I13 ziehen. Beachten Sie, daß

Schwarz die f-Linie nicht geöffnet hätte (durch f5 x e4), denn diese Linie ist nicht so bedeutsam. 14. . . .

gßxfs

Vor die Wahl gestellt, die g- oder f-Linie zu öffnen, entscheidet sich Schwarz natürlich für die g-Linie. Der Angriff auf der g-Linie ist stark: a) weil Schwarz auf dieser Linie die schweren Figuren (Dame und Turm) verdoppeln kann; b) weil der weiße g-Bauer nur vom König verteidigt wird, und c) weil nach dem Textzuge die schwarzen e- und f-Bauern einen mächtigen Druck auf den gegnerischen Raum ausüben und die weißen Figuren an der freien Bewegung hindern. Auf der offenen f-Linie hingegen fände Schwarz den f-Bauern von König und Turm geschützt. E r hätte dort nicht viele Angriffsmöglichkeiten; wäre er jedoch genötigt, dort anzugreifen, spielte er wohl Tf8, Sf4 und eventuell Sg2: oder S h j : ! (falls opportun). 15. Sc3—b$ ? Ein Anfängerzug, der auf ny einen Bauern zu gewinnen droht. Die Drohung ist leicht mit Tempogewinn abzuwehren, wenn auch Schwarz seine Stellung mit a7—a6 ein wenig schwächt. Weiß hätte 15. Dh4 spielen und versuchen können, den feindlichen Königsangriff durch Damentausch zu neutralisieren (gewöhnlich ein ausgezeichnetes Mittel). Schwarz hätte dann jedoch 15. . . . De8 gespielt, den Sh5 gedeckt, den Td8 im Auge behalten und Le7 vorbereitet. 15. . . .

ay—a6

16. Sb5—a3 ? Wieder ein typischer Anfängerzug. Der weiße Springer mußte sich mit Zeitverlust zurückziehen. Weiß will nicht zugeben, daß sein letzter Zug falsch war, und so stellt er

51

den Springer auf ein weniger günstiges Feld, wo seine Einflußsphäre sehr beschränkt ist. Von 03 hätte der Springer auf d5 gewirkt, das für das folgende sehr wichtig ist. Hätte Weiß 16. Scj gespielt, so bliebe die Stellung annähernd so, wie sie vor 15. Sb5 war, jedoch mit Schwarz am Zuge. Schwarz hätte 16. . . . Tg8, gefolgt von Sf4 mit Doppeldrohung fortgesetzt. Nach 17. d j erhöht Schwarz allmählich den Druck mit Zügen wie 17. . . . Dg7 18. Sei Le7, z. B. 19. Kh2 f4 20. Se4 Lh4. Ein scharfes Vorgehen, dessen Ausgang keine Zweifel offen läßt.

Endlich öffnet Weiß die Schräge des L e i , um das Feld f4 zu kontrollieren und zu drohen, den schwarzen Springer zu beseitigen. Das würde den Angriff ernsthaft schwächen. Aber Schwarz hat so viele Figuren zum Angriff greifbar und so viele offene Linien, daß er es sich leisten kann, seinen Schlußangriff mit einem Opfer zu beginnen. Ein solcher Schlußangriff ist nur möglich, wenn Figuren und offene Linien da sind und wenn der Gegner keine Kräfte bereitstellen kann, die den Angreifer nötigen, Figuren zu tauschen.

Nach dem schlechten Textzug (16. Sa3?) läuft die Sache glatt für Schwarz. Der große Unterschied besteht darin, daß Schwarz das Feld d5 für seinen Läufer hat, und das bedeutet ein erhebliches Plus.

Auch wenn offene Linien und Figuren verfügbar sind, ist es jedoch nicht vernünftig, auf Grund allgemeiner Prinzipien zu opfern. Man muß vorher die Varianten und ihre Folgen erwägen.

16. . . .

Es ist nicht überraschend, daß Schwarz in dieser Stellung z w e i Gewinnfortsetzungen hat: 16. . . . Tg8 gewinnt ebenso überzeugend. Zum Beispiel: 1. 17. d} (um Sf4 zu verhindern) 17. . . . Ld5! ia) 18. Sei (oder Sh4) Lg2: 19. Sg2: Dg7 und gewinnt. i b ) 18. Kh2 bly. 19. gf Dg7 gewinnt. ic) 18. anders 18. . . . L f j : . 2 . 1 7 . Dh4 De8. 2a) 18. Sei Le7 19. Db4 Sf4 20. Kh2 DI15 mit der Drohung Tg2:-(- usw. 2b) 18. d j Le7 19. Lg5 (19. Db4 L d j ) 19. . . . Lg5: 20. Sg5: Dg6 und gewinnt 3. 17. Sei Sf4 18. Kh2 Dh4 (droht T g 2 : f ) 19. T g i Df2: usw. (Mit Zugumstellung gewinnt auch nach 1 6 . . . . Sf4 17. Sei Tg8 18. Khz DI14 usw.). 17. d2—dj.

52

17....

SI15—{4

Sf4Xh3f

18. g 2 X h 3 Als Gegenwert für die geopferte Figur hat Schwarz die g-Linie vollständig geöffnet. E r muß nun in der Lage sein, mattzusetzen oder

genügendes

Material

zu

erlangen;

sonst ist er verloren. 18. . . .

Th8—g8f

Möglich ist hier auch 18. . . . Ld5. 19. K g i — h 2 Auf 19. K h i ist L d j vernichtend, und nach 19. Lg5 oder 19. Sg5 erobert h7—h6 die Figur zurück mit Bauerngewinn und überwältigender Stellung. Schwarz beherrscht nun die g-Linie, aber Weiß kann diese leicht mit 20. T g i aufheben. Schwarz muß daher einen Zug finden, der den Weißen zwingt, etwas anderes als 20. T g i zu spielen. 19. . . . Le6-d5 Der Sf3 ist nicht zu decken und muß ziehen, a) Nach 20. Sgl oder Sd2 tötet T g 2 f ; b)

auf 20. Sgj gibt es den einfachen Zug h7—h6; c) auf 20. Sh4 genügt das einfache 20.. . . f4 oder das schöne Opfer DI14: (siehe später); oder schließlich 20. . . . Lc6 21. DC4 d5; d) auf 20. Lg5 L f j : ! 21. Ley: Tg2f 22. K h i 1x7: und gewinnt. Diese Abzugsschach-Situation ist das Schlußthema der vorliegenden Partie; e) nach 20. T g i T g i : 21. Sgi: Dg7 22. (} entscheidet Le7, gefolgt von Tg8. Weiß hat eine zeitweilige Verteidigung. Er spielt. 20. Sf3—ei Deckt das verwundbare Feld gz. 20. ...

De7—g7

b) 21. . . . Le7 22. D g j Dly 23. D e j {4 24. Dd2 Dg7 usw. 21. . . .

Lf8—ej

Ein Vorbereitungszug, der die weiße Dame daran hindert, h4 zu betreten und die Grundreihe für die Bewegung der schwarzen Türme frei macht. Das Damenopfer 21. . . . Dg2-f genügt ebenfalls, aber nicht so wirkungsvoll wie später: 22. Sg2: Tg2:f 23. K h i Tg4f (oder schlägt zuerst alle Bauern der zweiten Reihe) 24. De4l 22. C2—C4. Weiß, der nichts anderes zu tun weiß, macht einen Zug, der lediglich den L d j auf ein Feld treibt, wo er die weiße Dame angreift, die nun vollständig vom Königsflügel abgeschnitten ist. Es gab jedoch nichts Besseres, und der schwarze Angriff wird in keiner Weise geändert. Ein Vorteil des Textzuges besteht darin, daß nach einem eventuellen D g z f Sg2: Tg2:f K h i Schwarz nicht mit Abzugsschach die Dame angreifen kann. 22. . . .

Ld5—c6

23. Da4—b3 Um Weiß daran zu hindern, 21. T g i zu spielen und die Schräge mit 21. f} zu versperren, denn' darauf käme 21. . . . Dg3f 22. K h i D h j : matt. 21. L e i — e j . Um den f-Bauern zu schützen und die erste Reihe zu räumen. Zieht Weiß stattdessen 21. Dh4, hat Schwarz zwei Abspiele: a) 21. . . . Dg2f erobert (siehe Partiefortsetzung) sofort die Figur zurück mit Bauerngewinn für Schwarz. Das ist nur eine dürftige Belohnung für den mächtigen Angriff des Schwarzen. Weit besser ist

Schwarz, der die g-Linie und die lange Diagonale vollständig beherrscht, ist nun für das zweite, noch kostspieligere Opfer bereit. 23. . . .

Dg7—g*t

24. S e i x g 2

Tg8xg2f

25. K h 2 — h i

Tg2Xf2f

Damit Weiß die Schräge nicht mit f2—f3 schließen kann. Nun kommt eine Serie von Abzugsschachs mit Pendelverkehr des Turms, die als Z w i c k m ü h l e bekannt ist. 26. K h i — g l

Tf2—g2f

27. K g i — h i

53

im. m mt

VH 4*

An dieser Stelle sieht 27. . . . Tb2:f (oder irgendein anderer Turmzug auf der 2. Reihe) gut aus; es sind aber einige Finessen zu beachten. Manchmal bietet eine scheinbar hoffnungslose Stellung wenigstens eine Kampfchance und sogar einen Ausweg. Es gibt die Möglichkeit, eine Figur dazwischenzustellen, um dem König ein Fluchtfeld zu öffnen. Weiß, der im Augenblick eine ganze Dame mehr besitzt, muß seinen Turm anbieten und so das Feld f i für den König räumen. Auf 27. . . . Tb2:f schiebt 28. T f j ! das Matt auf. Wir setzen fort: 28. . . . Liy.f 29. K g i Tg8f und falls a) 30. K f i Le2f und 1 . 31. K f 2 LI14 matt!, 2. 31. K e i Lh4t 32. Lf2 T g i matt; aber b) 30. Lg5! Tgj:-}- 31. K f i und Schwarz hat kein direktes Matt mehr. Nach

54

31. . . .

T b j : 32. ab besitzt Schwarz

jedoch ein zum Gewinn ausreichendes Übergewicht. Das zeigt, daß a) in diesem besonderen Falle 27. . . . Te2-|- oder 27. . . . Tc2f nicht gut wäre, z. B. 27. . . . Te2f 28. Tf3 U y . f 29. K g i Tg8f 30. K f i , und der Ausgang ist zweifelhaft. Zum Preise von „nur" einem Turm hat der weiße König seine Bewegungsfreiheit behalten, während Schwarz die Dame geopfert hat, um den weißen König in diese Lage zu bringen; b) man im allgemeinen nicht zu früh verzweifeln soll. Durch das Opfer von Turm und Läufer verhinderte Weiß das Matt. Außer der Tatsache, daß Schwarz genügend Material bekommen konnte, hätten diese Opfer die Kombination widerlegen können. Schwarz erwidert daher 27. . . .

Td8—g8

Nun gibt es keine Flucht mehr. Schwarz droht 28. . . . Tfz matt, und Weiß kann das Matt nur aufschieben, indem er seinen Turm auf f3 und seinen Läufer auf g ; dazwischenstellt. 28. Le3—g5 Tg2Xg5t 29. K h i — h 2

Tgs—g2f

30. K h 2 — h i

T g 2 — f 2 matt.

Partie 8 Das Vierspringerspiel Verlust der Initiative durch passive Züge Der „Gabeltrick" Verfrühte Fesselung des gegnerischen Königsspringers Tempoverlust durch mehrfaches Ziehen einer Figur in der Eröffnung Angriff gegen den unrochierten König: Öffnung der Stellung Umwandlung von Raum- in Materialvorteil Einschränkung gegnerischer Figuren

Wird der ungeübte Spieler erfahrener, verliert er allmählich die charakteristischen Merkmale des „Anfängers". Er blockiert nicht die Entwicklung seiner Mitte, er zögert, seine Dame frühzeitig ins Spiel zu bringen, er beachtet die taktischen Erfordernisse der Stellung, und seine Züge werden zweckmäßiger. Es gibt freilich noch große Schachgebiete, mit denen er nicht vertraut ist, und häufig versteht er erst viel später in seiner Schachlaufbahn voll und ganz, wie wichtig die Zeit und die Figurenentwicklung im Schach ist. Es gibt einen Grundsatz, der feststellt, daß die Schachkräfte um so größer werden, je mehr Figuren man in Schlüsselstellungen gebracht hat. Daraus folgt, daß man bald einen Angriff erhält, der überwältigend werden kann, wenn der Gegner nicht eine genügende Anzahl Figuren herausbringt, die unsere wachsende Stärke neutralisieren. Den besten Nutzen aus Zeit- und Entwicklungsvorspring zu ziehen, ist eine feinfühlige Sache. Das Problem, einen Angriff in Szene zu setzen und durchzuführen, ist nicht immer einfach. Es gibt Fälle, in denen ein Spieler mit überlegener Entwicklung dazu übergehen muß, sie in Materialvorteil umzusetzen, anstatt die Überlegenheit an Stärke zu behaupten. Man beachte, daß die Überlegenheit an Stärke ein vorübergehender Zustand ist, der sich auflösen kann, wenn der Gegner Zeit erhält, gleichzuziehen, während materieller Vorteil dauerhaft bleiben kann. In dieser Partie erlangt Schwarz einen beträchtlichen Entwicklungsvorsprung infolge fortwährender Zeitverluste des Weißen. An gegebener Stelle kann Schwarz nichts weiter tun, als seinen Entwicklungsvorsprung für einen Bauern und die Initiative einzutauschen. Der Schlußteil der Partie zeigt, wie dieser Vorteil zum Gewinn umgemünzt wird. Vierspringerspiel

Weiß: Amateur Schwarz: Meister 1. e2—e4

ey—ej

2. S g l — f j

Sb8—c6

3. Sbr—C3

Sg8—f6

Das Vierspringerspiel. Schwarz ist beinahe gezwungen, im gleichen passiven Stil zu spielen wie Weiß. Für ihn ist das normal, denn die übliche Rolle des Schwarzen besteht darin, den Zügen des Weißen zu begegnen und die Initiative erst zu ergreifen, wenn die Stellung es erfordert.

55

c) Die „italienische" Version 4. Lc4, oft von Amateuren bevorzugt, die nicht erkennen, daß sie den „Gabeltrick" ermöglicht, der ein Scheinopfer einschließt: 4. . . . Se4:! Die Partie kann weitergehen:

Im Vierspringerspiel ist eines der Probleme des Nachziehenden, wie er die Initiative in einer fast symmetrischen Stellung erlangen soll. Dies ist besonders wichtig, wenn Schwarz ein erheblich stärkerer Spieler ist als Weiß. Zu diesem Zweck gibt es an jedem Punkte der Eröffnung Wege, die absolute Symmetrie zu vermeiden. Hier etwa 3. . . U>4, jedoch bietet der Zug Schwarz nicht viele Möglichkeiten. Weiß hat nun die Wahl unter drei Abspielen: a) Die „spanische" Version 4. Lb5, die Druck auf c6 und indirekt auf das Zentrum ausübt, denn Weiß droht unter Umständen Lc6:, gefolgt von S e 5 z . B. 4. . . . a6 5. Lc6: de 6. Sej: (zweifelhaft ist die Fortsetzung 6. . . . Se4: 7. Se4: Dd4 8. o—o). Heutzutage wird die spanische Version als stärkste Fortsetzung dieser Eröffnung angesehen, weil sie die Spannung wahrt, das richtige Vorgehen von Weiß, und weil sie nicht vereinfacht, wie es bei der „schottischen" Version der Fall ist, noch das Scheinopfer zuläßt wie bei der „italienischen" Variante. b) Die „schottische" Version 4. d4, die Schwarz nach 4. . . . ed 5. Sd4: Lb4 6. Sc6: bc 7. L d j d j 8. ed cd 9. o—o o—o Ausgleich gibt.

56

1. 5. I.f7:t Kf7: 6. Se4:, und im Augenblick sieht es so aus, als ob Weiß Vorteil hat: zwei wohlpostierte Springer gegen einen schwarzen König, dessen Stellung entblößt ist. Aber auf 6. . . ' . d5 7. S4gjf Kg8 8. d4 h6 mit Vorteil für Schwarz trotz Rochade-Verlusts wegen seiner größeren Beweglichkeit und der Möglichkeit direkten Vorgehens gegen den weißen König. 2. 5. Se4: d j 2a) 6. L d j de 7. Le4: Ld6, von der Theorie empfohlen, wobei Schwarz, der fast zwangsläufig das Läuferpaar erhält, gute Aussichten hat, und das genügt, wenn man mit Schwarz das Vierspringerspiel wählt. Zwar wird Weiß nun 8. Lc6:f bc 9. d4 spielen mit vereinzeltem Doppelbauern für Schwarz; die größere Beweglichkeit der schwarzen Figuren bringt jedoch genügend Gegenspiel. In der Regel erlangt Schwarz KönigsangrifF mit allen damit verbundenen Chancen. Andererseits kann der vereinzelte Doppelbauer gegen Schwarz im Endspiel zählen, falls Weiß seine Stellung mit Erfolg verteidigen kann, wie in Partie 1 1 . Die Aussichten in dieser Variante sind als gleich zu betrachten. 2b) 6. Lb5 de 7. Se5: D d j 8. Lc6:t bc 9. d4 C5, und Schwarz hat wiederum den Vorteil des Läuferpaares. 2 c) 6. Lds: Dds: 7. d3 Lg4, und Schwarz hat ein schönes, freies Spiel. Der Weißspieler in dieser Partie jedoch hat keine Berührung mit der Theorie gehabt und weiß die Bedeutung, seine Figuren heraus-

zubringen, nicht zu würdigen. Er spielt einen typischen Anfängerzug. 4. d2—dj. Taktisch ist dieser Zug nicht verkehrt; er läßt jedoch strategisch manches zu wünschen übrig, weil er die Initiative aufgibt. Weiß schließt seinen Lfi ein und verzichtet damit auf den Vorteil, den ihm der erste Zug gab. Mit anderen Worten, Weiß spielt nun die Rolle des Schwarzen mit den weißen Steinen. 4. . . .

Lf8—c 5 ?!

Strategisch gut. Auf diesem Felde zielt der Läufer nach iz. Kommt der Sf6 nach g4, könnte sich die gemeinsame Aktion für Weiß unangenehm erweisen. Indem Schwarz den Läufer nach C5 stellte, lädt er jedoch den Weißen ein, gerade den „Gabeltrick" anzuwenden, den wir oben unter c) beschrieben, nämlich 5. Se5: Se5: 6. d4 Ld6 7. de Le5: 8. Ld; usw. wie oben (mit vertauschten Farben). Schwarz hätte 4. . . . d5 5. ed Sdj: spielen können mit Raumgewinn im Zentrum, oder 4. . . . Lb4. Das fesselt den SC3 und bereitet d7—d5 mit noch größerer Kraft vor. 5. Lei—gs Ein verhältnismäßig aggressiver Zug. In der Regel soll man aber den Springer nicht fesseln, bevor der gegnerische König rochiert hat, weil dann die Entfesselung durch h7—h6 nebst g7—g5 ganz einfach ist. 5

Bauernsturms. Anders ausgedrückt, der Läufer auf g3 beißt, nachdem d7—d6 und g7—g5 geschehen ist, auf die granitene Bauernkette cy—d6—e5- In solchen Fällen ist der Tausch des Läufers gegen den Springer vorzuziehen. Daher wäre hier 6. Lf6: Df6: 7. Sd5 Dd8 8. C3, gefolgt von 9. d4, nicht schlecht. Auf diese Weise besetzt Weiß das Zentrum und befreit seinen Läufer. Diese Fortsetzung hätte 5. Lg5 gerechtfertigt als Maßnahme zur Eroberung des Zentrums. 6

g7

85

Dies wäre die logische und ideale Fortsetzung, wenn Weiß schon rochiert hätte, aber auch hier hat der Zug viele Vorzüge. Zum Beispiel ist der weiße Läufer von schwarzen Bauern eingeschlossen. Schwarz hat viele Möglichkeiten, wie h6—115—114, oder Sf6—h5—f4. Unter bestimmten Umständen kann ein solcher Bauernvorstoß die schwarze Bauernstellung schwächen, weil ein Loch auf f5 entsteht. Weiß kann aber auf lange Zeit dieses Loch nicht besetzen. 7. Lh4—g3

dy—d6

Deckt den e-Bauern, schafft eine Granitmauer für den Lg} und öffnet eine Linie für den Lc8. 8. h2—h3

h 7 —h6

Hätte Schwarz schon rochiert, wäre dieser (und besonders der nächste) Zug eine Schwächung und vielleicht Zeitverlust. Weil er nicht rochiert hat, ist er als Angriffsbeginn anzusehen, denn Schwarz wird wahrscheinlich nicht kurz rochieren. 6. L g 5 - h 4 ( ? ) Hier gerät der Läufer auf ein totes Gleis und wird bald Gegenstand eines feindlichen

57

E s wäre interessant, genau zu wissen, was der Weiße überlegte, als er diesen Zug machte. Amateure machen solche Züge oft in ähnlichen Stellungen, um die Fesselung ihres Springers durch Lg4 zu vermeiden. Hat Weiß diesen Zug in der erwähnten Absicht gemacht, hat er die Erfordernisse der Stellung nicht verstanden. E r braucht die Fesselung nicht zu verhindern, solange er sie mit Le2 beantworten kann. Es gibt jedoch andere Erwägungen, die 8. h j vernünftig erscheinen lassen: a) er beugt g j — g 4 vor, das lästig sein kann; b) er gibt dem L g ; ein Rückzugsfeld. Sobald Schwarz h6—hj zieht, muß Weiß entweder I12—hj oder h2—114 spielen. Der Zug verhindert auch Lg4, aber das war im Augenblick nicht wichtig. 8

Lc8—e6

Wenn der Läufer nicht nach g4 gehen kann, wo er den Springer fesselt, ist e6 oft der beste Platz. E r beherrscht dort zwei Diagonalen. Beide Spieler haben gesunde Entwicklungszüge gemacht mit der Einschränkung, daß 4. d j passiv war und 5. Lg5 dem Gegner Gelegenheit zu dem aggressiven Vorgehen h7—h6 und g7—gj gab.

Trotzdem ist der Zug zu verurteilen. — Am besten war hier 9. Le2. 9

Dd8—d-j.

Schwarz setzt seine Entwicklung fort und bereitet die lange Rochade vor. Weiß könnte nun 10. C3 überlegen, das offenbar Figurengewinn durch 1 1 . d4 und 12. droht. Tatsächlich besteht die Drohung nicht, denn 10. c j o—o—o 1 1 . d4 ed 12. cd Lb4f '3- SC3 Se4: 14. d j SC3: gewinnt für Schwarz (15. de oder 14. de Sdi:f). 10. Se2—ci Plangemäß, um den Springer nach b3 zu befördern, zieht er ihn ein drittes Mal und schenkt Schwarz einen weiteren Zug. Viele der ersten neun Züge des Weißen sind echt Amateur, und doch ist der ganze Vorteil des Schwarzen nach acht w e i t e r e n Z ü g e n nur ein Bauer. Das mag nach einem armseligen Ergebnis aussehen, genügt jedoch zum Siege. Man muß oft schwer arbeiten, um einen kleinen Vorteil im Schach herauszuholen, und ein Spieler kann mehrfach den zweitbesten Zug machen, ohne einen ernsthaften Nachteil davonzutragen.

9. SC3—ei? Wieder ein typischer Amateurzug. Anstatt die noch nicht entwickelten Figuren zu ziehen, spielt er eine entwickelte Figur ein zweites Mal. Dies widerspricht dem Prinzip, daß Figuren normalerweise nur einmal während der Eröffnung zu ziehen sind, das logisch ist. Wer es verletzt, gerät in Entwicklungsrückstand. Freilich darf man nicht zu dogmatisch sein. Weiß möchte seinen Springer über ci nach b ; bringen, was Zeit kostet. E r hat eine feste Stellung, und in solchen Fällen ist es nicht allzu riskant, Zeit zu verlieren.

58

Weiß hat nun zwei Figuren und drei Bauern entwickelt, Schwarz sechs Figuren und vier Bauern, Schwarz hat seine Entwicklung beendet und muß nun versuchen, Vorteil aus seiner überlegenen Beweglichkeit zu ziehen. Hätte Schwarz statt dessen, um seinen Springer nach f4 zu bringen, das typische Manöver 10. . . . Sh5 versucht, dann „hängt" der Springer, und Weiß gewinnt einen Bauern durch einen Abzugsangriff wie folgt: 1 1 . Se5: de 12. DI15:. 1 1 . Sei—b3

Der Springer hat endlich ein Feld erreicht, von wo aus er den Schwarzen ein wenig belästigen kann. Das ist jedoch nicht drei Tempi wert. 11. . ..

Lcj—b6

12. Sf3—da(?) Vielleicht plant Weiß, seinen Springer später nach C4 zu bringen, oder er beabsichtigt, I 2 — f j zu spielen, gefolgt von Lf2, oder er fürchtet g5—g4, oder schließlich beabsichtigt er auch, seinen Läufer über ez nach f j zu entwickeln oder ein anderes Feld auf der Diagonalen e2—hj. Jedenfalls schreit diese letzte Verletzung des Prinzips, neue Figuren anstatt alter zu entwickeln, nach Rache! 12

Th8—e8

Der Spieler mit überlegener Entwicklung muß versuchen, sein Spiel zu öffnen und dann seinen Gegner zu überwältigen. Der Textzug ist eine der Vorbereitungen insofern, als er seinen Th8 auf eine direkte Linie mit dem unrochierten weißen König bringt. 13. L f i — e 2 Verhindert h6—hj.

spielen konnte wegen der doppelten Bedrohung von e j . Schwarz greift in der Mitte an, um den weißen König zu einer Entscheidung zu zwingen, auf welche Seite er zu rochieren gedenkt. E r greift nicht den weißen Königsflügel an, einmal, weil Shj nicht möglich ist, zum zweiten, weil g j — g 4 durch LI14 beantwortet werden könnte. 14. e4X d j Weiß ist nicht verpflichtet, in der Mitte zu tauschen. 14. L f j hätte den Plänen des Schwarzen wirksamer begegnet. Aber auch dann wäre Schwarz in der Lage, die weiße Mitte zu öffnen; z. B. 14. . . . de 15. Se4: Se4:, entweder gefolgt von a) 16. Le4: f j , oder b) 16. de De7 17. De2? Lb3: 18. ab Sd4 usw. 14. . . .

Le6x d;

A m stärksten, weil der Läufer den Bg2 angreift und so die gegnerische Partie in eine bestimmte Bahn zwingt. Man beachte, daß auch 14. . . . Sdj: möglich war. Nach 15. Sc4 Sf4 16. Sb6:f ab 17. L£j oder 17. Lf4:. Schwarz steht gut; etwas Entscheidendes ist aber noch nicht erreicht. 15. L e 2 — f 3 ?

13. . . .

d6—d5

Schwarz öffnet nun das Spiel. E r tut es an dieser Stelle, weil a) seine Entwicklung nun abgeschlossen ist; b) er nicht früher d6—dj

Weiß sollte rochieren; aber das wäre für Schwarz ein Erfolg insofern, als er seinen Gegner gezwungen hätte, auf die verwundbare Seite zu rochieren. In diesem Falle hätte Schwarz zuerst 15. . . . Le6 gespielt, um die Drohung 16. C4 nebst 17. cj zu parieren und nach geeigneter Vorbereitung g j — g 4 durchgesetzt. Das hätte zu einem mächtigen Königsangriff geführt. Die Partiefortsetzung gibt eine Idee davon, wie ein Angriff gegen den unrochierten König zu führen ist. 15....

Ldjxfj

59

Um das Spiel weiter zu öffnen. 15. . . . e4 sieht sehr verlockend aus und ist spielbar, gibt aber Schwarz einen weit geringeren Vorteil; z. B. 16. de Se4: 17. Se4: und nun a) 17. . . . Le4:, was zu einem kleinen Plus führt; b) 17. . . . {5 18. o—o fe 19. Lg4 Le6 20. Le6: mit gleichen Chancen. 16. D d i X f3 Auf 16. S f j : folgt e4! mit Abzugsschachdrohung. 16. . . .

Sc6—d4

einen Bauern zu gewinnen, versucht der Meister wiederum, den Weißen an der Rochade zu hindern. 18. o—o Weiß rochiert endlich trotz des Faktums, daß er dadurch einen Bauern einbüßt, weil das das geringere von zwei Übeln zu sein scheint. Denn 18. de Se4: und a) 19. o—o? Sg3: 20. fg Sb3:f oder b) 19. Se4: Te4:f 20. K f i Sb3: z i . Dd7:f Td7: 22. ab Tdz hätte mehr gekostet. 18

Zwingt die Dame zur Rückkehr, denn 1. 17. Df6: Sc2:f ia) 18. K d i Sai: 19. Sai: Dds: 20. Sb3 La5 21. Df3 D b i f kostet Material; ib) 18. K f i Sai: 19. Sai: D d j : ^ gefolgt von Dd2:. 2. 17. Sd4: ed-f zwingt Weiß, die Rochade aufzugeben (18. Se4 Se4: 19. de f j kostet einen Bauern), sollte aber gespielt werden. 17. D f 3 — d i e5—e4 Dies ist der Durchbruch, auf den Schwarz spielte, während der weiße König noch nicht zur Rochade gekommen ist. Er folgt dem Prinzip, das Spiel zu öffnen, wenn man besser entwickelt ist. Der unrochierte weiße König ist nun in großer Gefahr, weil ein Abzugsschach droht. Durch die Drohung

60

Sd4Xb3

Dieser vereinfachende Zug schwächt den Angriff, ermöglicht dem Schwarzen jedoch, den Bd3 zu erobern. Schwarz spielt nicht mehr auf Angriff, weil sein Damenläufer, der eine wichtige Stütze wäre, nicht mehr auf dem Brett ist, und das ist eine wichtige Erwägung. Abgesehen davon tut man gut daran, den Bauern zu nehmen, wenn man die Wahl zwischen einem gesunden Bauern und einem vielversprechenden, aber nicht absolut sicheren Angriff hat. Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach! 19. Sd2Xb3

e4Xd3

Man zögert nicht, wenn man einen Bauern ohne Gegenwert erobern kann. In dieser Stellung ist damit außerdem der Damentausch verbunden. Der Angriff des Schwarzen ist durch die Tauschaktionen weitgehend aufgelöst, und sein Sieg wird nun nicht von überlegener Beweglichkeit, sondern von dem gewonnenen Bauern abhängen. Er hat den Vorteil der Raumbeherrschung in Materialvorteil umgemünzt; der erstere war zeitweilig, der letztere wird dauerhaft sein. 20. c2Xd3

Dd7Xd3

Schwarz hat schließlich den Bauern erobert, und es gab vermutlich für ihn in der

gegebenen Stellung nichts Besseres, trotz seines Tempovorteils. Außer dem Bauern behauptet er jedoch die Initiative durch Bedrohung des weißen Läufers. Dies alles ist die logische Folge seiner Kräfteansammlung. 21. D d i x d3 Damentausch war unvermeidbar, denn 21. D c i ? widerlegt Dg}:. E r hätte aber dem Schwarzen den Tausch überlassen und 2i. Kh2 spielen können. Dann wäre Schwarz wohl dem Tausch mit 21. . . . Df5 ausgewichen, denn seine Dame ist aktiver als die Weiße. Td8 x d j

21

23. T a i — e i Um das Feld ej für den Läufer zu sichern. 23

Um einen zweiten Bauern einzuheimsen. 24. T f i x ei

25. Lg3—e$

*

26. T e i — f x Nicht 26. Tez? L g i f 27. Lg3: hgt 28. K g i T d i t nebst Matt. 26

Sf6—e4

27. Sb3—ci

Td3—d5

28. Le5—C3.

Weiß ist nicht nur materiell im Nachteil, er ist außerdem in Verlegenheit um ein gutes Feld für den Läufer.



¡s§ HMS

Droht 22. . . . Tg}:. Daß die Drohungen des Schwarzen anhalten, beweist, daß er trotz Bauerngewinn und Tausch die Initiative behalten hat. 22. K g i — h 2 Vielleicht war 22. K h i besser, um das Feld h2 für den Läufer frei zu lassen. 22. . . .

Lb6xf2

Schwarz könnte auch 26. . . . L g j f 27. L g } : hgf 28. K g i spielen, aber dann kostet 28.. . . Se4 einen Bauern: 29. Tf7: T d i f 30. T f i .

§§# gj|Ml! W

!

h5—h4

Nimmt dem f-Bauern seinen letzten Schutz.

m W/M. WA H mm m ¡¡f W- 11 1 m§ mt im mm i

Te8 x e i

h6—115

Droht den Läufer durch hj—114 zu erobern. Beachten Sie, wie die weißen Figuren in ihren Bewegungen behindert sind. 'Der Läufer hat auf seiner Schrägen kein Feld, der weiße Springer ist vom schwarzen Läufer eingeengt.

28. . . .

Lf2—g3t

29. K h 2 — g l

Se4Xc3

Verringert die Anzahl der Figuren auf dem Brett und reißt die Bauern auseinander. 30. b2 X C3

f7—

Schützt den f-Bauern und eventuelles f5—f4 vor.

bereitet

ein

3 1 . C3—C4 Ein letzter Versuch — Angriff gegen den Turm, der den f-Bauern deckt. Gelingt es Weiß, den f-Bauern zu bekommen, besteht für ihn die Hoffnung, den schwarzen Läufer zu beseitigen, der den weißen König ernsthaft einschränkt. 31. . . .

Tdj—a5

32. Sei—b3

61

Ideegemäß. Weiß möchte nicht vollständig eingeschlossen werden (f5—f7 6. ab cb 7. b3!, Die typische Weise, den

einzelte weiße d-Bauer wird durch größere

Gambitbauern zurückzuholen, oder b) 5 . . . .

Raumbeherrschung ausgeglichen.

Schwarz

hat aber in dieser Stellung ebenfalls ausreichende

Möglichkeiten,

seine

Figuren

wirkungsvoll einzusetzen. D e r Amateur, der das Hilfsmittel 3. . . . e j nicht

kennt, versucht

oft, den

Gambit-

b j , gewinnt

D b 6 6. Se5 (droht 7. ab cb 8. D f j mit der Doppeldrohung gegen f j und a8) 6. . . . Lb7 7. b31 (wieder dieser starke Z u g ) 7. . . . cb 8. Db3: mit der Doppeldrohung gegen fy und b54. e 2 — e 3

ej—«6

bauern mit 3. . . . b5? festzuhalten. Weil

Wieder ein einfacher Entwicklungszug, um

dieser Z u g in Amateurpartien sehr üblich

Linien zu öffnen. Schwarz schließt den Lc8

ist, werden wir die möglichen Fortsetzungen

ein, plant jedoch, ihn später zu flankieren.

zeigen:

A n dieser Stelle könnte 4. ... cf mit 5. LC4:

IOÖ

cd 6. ed beantwortet werden. Als Gegenwert für den vereinzelten d-Bauern hätte Weiß die freiere Entwicklung, genau wie in der ähnlichen, schon erwähnten Variante. 5. L f i X 04

¡Ulf

C7—05

i • üft * Um i

¡¡¡f ül JP §ü HP • •i l "M ¡ P S •ä A Pf 2.11 Hi^ ¡¡¡¡Uli Der Schlüsselzug des angenommenen Damengambits, dessen Zweck es ist, das schwarze Spiel zu befreien, das weiße Zentrum auszugleichen und den schwarzen Figuren Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Ohne diesen Zug würde Schwarz beengt stehen. Weiß wäre in der Lage, seine Figuren unbehindert zu entwickeln und ginge aus der Eröffnung mit überlegener Kraftentfaltung hervor, besonders wenn es ihm gelingt, den Zug e3—e4 durchzusetzen, der im allgemeinen einen Erfolg für Weiß bedeutet und den Schwarzen zu passivem Spiel in beengter Stellung verurteilt. 6. Sbi—C3 Den Springer auf sein natürliches Feld zu entwickeln, was ganz logisch aussieht, ist in dieser Variante und an dieser Stelle trotzdem mit gewissen Gefahren verbunden. Zunächst verzögert der Zug die weiße Rochade, und die Partie zeigt, daß Weiß überhaupt nicht zur Rochade kommt, wenn er sie zu lange aufschiebt. Zweitens, wenn es Schwarz gelingt, nach 3.J—a6 auch bj—b5 durchzusetzen, kann er im richtigen

Moment b5—b4 spielen und den weißen Springer vertreiben. Der Springer stünde also auf c3 nicht mehr sicher, und die Deckung des Feldes e4 wäre unzuverlässig. Man denke jedoch daran, daß es nur in diesem besonderen Falle des angenommenen Damengambits ratsam ist, die Entwicklung des Sbi zu verzögern, nicht im allgemeinen. 6. . . .

a.7—a6

Der erste einer Serie von zwei Zügen, die bezwecken, den Läufer zurückzudrängen, den schwarzen Damenflügel für die Entwicklung des Lc8 auf b7 zu öffnen und b;—b4 zu drohen und so den SC3 anzugreifen. Statt dessen hätte Schwarz 6. . . . cd spielen können, und gerade wie in einer analogen, früher erwähnten Spielweise, hätte Weiß nach 7. ed größere Entwicklung und Beweglichkeit als Ausgleich für die Vereinzelung seines Bauern. Zwar ist der weiße Vorteil von Natur aus vorübergehend, während der schwarze dauerhaft ist, solange der weiße d-Bauer vereinzelt bleibt; in Stellungen dieser Art ist es jedoch nicht schwierig für Weiß, Bauerntausch durch d4—d5 zu erzwingen, in welchem Falle er einigen Raumvorteil behält und seine einzige Schwäche aufgelöst hätte. Beantwortet Weiß 6. . . . cd mit 7. Sd4: und Schwarz versucht, die Mitte sofort durch 7. . . . ej zu besetzen, dann folgt 8. 84b; mit Drohungen wie 9. Dd8:f nebst 10. Lf7: und wenn Schwarz die Damen tauscht, ist die Drohung Sc7f ärgerlich. Daher würde Schwarz auf 7. Sd4: ebenfalls a7—a6 ziehen und damit die beiden Vorstöße b7—b5 und e6—ej vorbereiten. 7. L e i — d 2 ( ? ) Ein Amateurzug, der lediglich einfache Entwicklung bezweckt und mangelnde Einsicht in die strategischen Erfordernisse

107

der Stellung verrät. Er hat den weiteren Nachteil, dem d-Bauern einen seiner Bewacher zu entziehen. Der Zug ist jedoch nicht ganz schlecht. In vielen Varianten, wie in dieser Partie, kann Weiß den Läufer über c j ins Spiel bringen. Der Zug räumt außerdem das Feld ci für den Turm, was bedeutsam sein kann.

In dieser besonderen Stellung, in der Weiß den schwachen Zug 8. Ld2 gemacht und den L d j ungedeckt gelassen hat, wäre auch 8. . . . Sc6 gut gewesen, denn Weiß wäre verpflichtet gewesen, 9. Se2 zu spielen, um den Verlust eines Bauern zu vermeiden. Allerdings hätte das dem Weißen wenig geschadet.

Der logische Zug war 7. o—o. Weiß konnte auch 7. a4 spielen und den Schwarzen daran hindern, sein Manöver am Damenflügel durchzuführen. Versucht Weiß, sein Zentrum sofort mit 7. e4 stark zu machen, dann antwortet Schwarz b7—b5 8. L d j (8. L b ; kostet nach b5—b4 einen Bauern) 8. . . . cd 9. Sd4: nebst Lb7 oder e6—ej (Dd4:?? 10. Lb5:f mit Damengewinn), und Weiß steht sicher nicht besser als Schwarz.

Die vorliegende Stellung könnte auch aus der Meraner Variante entstehen: 1. d4 d; 2. 04 c6 5. Sc3 Sf6 4. e j e6 5. S f j Sbd7 6. L d j de 7. LC4: b; 8. Ld3 a6 9. Ld2? C5. In dieser Variante braucht man einen Zug mehr, um die gleiche Stellung zu erreichen, weil Weiß ein Tempo durch L d j , gefolgt von LC4: verliert und Schwarz durch cj—c6, gefolgt von c6—cj.

7

b7—b5

Schwarz setzt seinen Plan fort. Das Problem seines Damenläufers ist gelöst. Die Drohung b j — b 4 bedeutet, daß ein indirekter Druck auf das Zentrum vorhanden ist. 8. L c 4 — d )

Sb8—d7

9. S c 3 - e 4 ( ? ) Der Zug hat den Vorteil, für den Ld2 Platz auf C3 zu machen, jedoch den Nachteil, daß Weiß ein Tempo verliert, um seinen Springer für den des Gegners zu tauschen. Vorzuziehen war die Rochade nebst De2 und d4Xc5, gefolgt von e3—e4. Amateure verzögern oft die Rochade zu lange. Ein gesundes Prinzip lautet: Rochiere zuerst, dann denke an deinen Angriff oder deine Strategie. Aus 9. Se4 geht hervor, daß Weiß keine klare Strategie verfolgt, keinen Plan, daß er im Strudel des Mittelspiels schwimmt, von Zug zu Zug spielt ohne Idee oder Richtung, in die er gehen soll. Zwar hat Weiß mehr Figuren entwickelt als Schwarz, man beachte jedoch, wie sie entwickelt sind! 9....

Damit der Springer eventuell nach C5 gehen und den weißen Läufer angreifen kann. Es ist gewöhnlich sehr wichtig für Schwarz, mit dem Springer wiederzunehmen, nachdem Weiß auf C5 schlägt.

108

Lc8—b7

Schwarz führt seinen strategischen Plan aus, den Lc8 zu fianchettieren, und zwar mit Tempo, denn er bedroht den Se4. 10. Se 4 X f6f

Tauscht Weiß nicht, verliert er einen Zug, z. B. 10. Dc2 C4I 1 1 . Sf6:f Sf6: 12. Lei, und Weiß -war gezwungen, seinen Läufer zurückzuziehen, so daß Schwarz die volle Herrschaft über e4 besitzt. Zwar hat Weiß, nachdem Schwarz auf f6 zurückgenommen hat, ebenso viele Figuren im Spiel wie Schwarz, der flankierte Läufer auf b7 ist jedoch viel stärker als der schlechtentwickelte Läufer auf d2. 10

Dd8xf6

Droht das weiße Bauerngerippe zu zerstören ( 1 1 . . . . L f 3 : 12. D f 3 : D f j : 13. gf cd durchzusetzen mit mehr Herrschaft im Zentrum. 10. . . . Sf6:, das den Druck gegen e4 verstärkt und Weiß an e3—e4 hindert, ist auch gut. Der Textzug hat jedoch den zusätzlichen Vorteil, Weiß an 1 1 . de zu hindern wegen der Antwort Db2:. 11. Ldj—e2 Weiß verliert ein Tempo, um die erwähnte Drohung zu parieren. 11

Lf8—d6

Fortsetzung der Entwicklung und Beginn der Anhäufung von Kräften: Läufer auf b7 und d6. Z u erwägen ist 1 1 . . . . cd 12. ed Ld6, aber in diesem Falle hat der Ld2 die Schräge nach g5 zur Verfügung. 12. (I4XC5 Vorteil: gibt dem Ldz eine bessere Diagonale. Nachteil: bringt den schwarzen Springer auf ein ideales Feld. 12....

Sd7 x C5

13. Ld2—C3 Der Läufer steht hier besser als auf d2. E r ist aber noch nicht ideal placiert, denn Schwarz hat Züge wie Se4, e6—e5 und, unter gewissen Umständen, auch bj—b4 in petto.

13

Df6—ej

Die Dame zieht sich vorübergehend zurück, um zur richtigen Zeit mit größerer Kraft hervorzubrechen. Sie deckt jetzt auch den Ld6. Schwarz hat nun die bessere Partie. Seine Figuren stehen wirksamer. Vergleiche die Stellung der weißen und schwarzen Springer und Läufer. Weiß sollte nun 14. o—o spielen und wenn möglich mit L e j vereinfachen, um die Läufer zu tauschen und so die Zusammenballung von Kräften bei Schwarz zu verringern. 14. L e ; sofort hätte nach 14. . . . L e j : 15. Sej: Lg2: einen Bauern gekostet (16. T g i Le4 17. Tg7: Lg6). Zu bemerken ist, daß 14. Lg7-. nicht gut ist wegen 14. . . . Tg8 15. LC3 (15. Le5 Le5: nebst Tg2:) 15. . . . Tg2: (man vergleiche die eben erwähnte umgekehrte Kombination). Beide Seiten verlieren ihren g-Bauern, aber Schwarz hat zum Schluß einen Turm auf g2, wo er eine glänzende Angriifsstellung einnimmt. 14. D d i — d 4 ? Weiß, der die Erfordernisse der Stellung nicht versteht, strebt selbst nach größerer Kräfteansammlung. Seine Dame steht hier nicht sicher; sie wird bald auf ein anderes Feld getrieben, wo sie ebenfalls nicht geborgen ist. Die Angriffsaussichten des Weißen sind gleich null — Dame und Läufer sind zu wenig. Hoffte Weiß etwa auf 14. . . . 0—0?? 14.... iy—f6 15. T a i — d i Der Druck des Weißen auf der d-Linie ist illusorisch. E r zwingt Schwarz, Td8 zu ziehen, einen Zug, der auf jeden Fall gekommen wäre. Besser war 15. o—o Td8 16. DI14 Se4 17. L e i . Weiß steht dann zwar nicht hervorragend — das tut er jedoch in keinem Falle. ij. . . .

Ta8—d8 109

m—m

I 1

17. D d 4 — g 4

• mm

16. b2— Um Platz für den L c j zu schaffen für den Fall von Se4 (oder Sa4); der Zug ist jedoch unzureichend. Betrachten wir die Stellung ein wenig näher. Zu beachten ist die indirekte Bedrohung der weißen Dame durch den Td8. Das hat zur Folge, daß Weiß wegen Lh2:f nicht rochieren kann. Andererseits kann Schwarz seinen Ld6 nicht beliebig mit Angriff auf die weiße Dame ziehen wegen der Vereinfachung D d 8 : f ; so wäre auf 16. b} der Zug L e j schlecht: 17. Dd8:f Dd8: 18. Td8:f Kd8: 19. Se5 = usw. Obwohl die weiße Dame in einiger Gefahr schwebt, gibt es keine direkten Drohungen. Weiß muß jedoch sehr vorsichtig spielen und z. B. den Zug Lc7 einbeziehen, der den Td8 deckt und die Dame angreift. Auf 16. La5 (anstelle von 16. bj) ist aber LC7 nicht zu fürchten, denn 17. Dd8:f Ld8: 18. Td8:f führt zu einem fast gleichstehenden Endspiel. Das bedeutet, daß Schwarz auf 16. La5 Td7 geantwortet hätte. Der Turm wäre dann einmal mehr vom Springer gedeckt, so daß nun der Ld6 auf jedes beliebige Feld zu gehen droht. 16. . . .

o—o

Droht 17. . . . Le5- Nicht überzeugend ist 16. . . . Se4 17. La5 Lc7 18. Dd8:f mit der gleichen Wendung wie oben.

110

17. Dh4 hätte die Dame weniger gefährdet aufgestellt und wäre etwas besser. Warum die Dame auf g4 stärker bloßgestellt ist, werden wir sehen. Der Schwarze hält nach der richtigen Strategie in einer Stellung Ausschau, in der er beträchtliche Kräfte versammelt hat und an vielen Punkten des Brettes Druck ausübt. E r bemerkt zwei Schwächen in des Weißen Stellung: a) sein unrochierter König; b) sein hängender Läufer auf c j . E r ergreift daher die Gelegenheit, den Läufer zu verjagen und den unrochierten König anzugreifen und spielt 17

Sc?—e4

18. Lc3—b2 Weiß schob die Rochade im 7. und 14. Zuge auf, vielleicht weil er einen Angriff fürchtete. Dies war schlechte Strategie, denn nun kann er überhaupt nicht mehr rochieren. Nach 18. Ld2 Sd2: 19. Sdz: Lb4 tritt die gleiche Lage ein: Weiß kann nicht rochieren. Weiß kann die Diagonale auch nicht mit 18. La5 behaupten, denn 18. . . . Lb4f 19. Lb4:f Db4'.f kostet nach 20. Td2 oder 20. Sd2 eine Figur und Weiß muß 20. K f i spielen unter Verzicht auf die Rochade (wie in der Partie). 18

Ld6—b4f

1 m Ü m# ml Wi• i m HiP §j • iWk Ü SS& m N& m § mm. •1 m

Um Weiß die Rochade zu verderben — ein wichtiger Bestandteil des Planes von Schwarz. Der Zusammenbruch infolge der Unfähigkeit des Weißen, zu rochieren, wird bald klar. 19. K e i — f 1 Td8 x d i f Schwarz beseitigt den aktiven weißen Turm und bringt seinen eigenen Königsturm mit Tempo ins Spiel. Der weiße Königsturm dagegen bleibt eingesperrt. 20. Le2 x di

Tf8—d8

Der verbleibende Turm greift auf der lebenswichtigen d-Linie mit Bedrohung des weißen Läufers ein. Von nun an folgt ein Schlag dem andern. Alle schwarzen Figuren arbeiten zusammen und bilden ein Höchstmaß an geballter Kraft. Die weißen Figuren dagegen haben sehr wenig Wirksamkeit. Zwischen Dame und Turm gibt es überhaupt kein Zusammenspiel. 21. Kfi—e2 Ein verhältnismäßig guter Zug in schlechter Stellung. Es besteht nun ein wenig Hoffnung, daß der weiße Turm in den Kampf eingreifen kann. Bei 21. Sd4? bliebe der weiße Turm unentwickelt, der weiße Springer kann vertrieben werden, und Schwarz wird das Feld d2 besetzen: 21. . . . {5 (ein Versuch, die Dame von dl abzulenken, wo sie den Läufer deckt), und nun a) 22. De2 ej 23. Sf5:? (besser 23. S f j — siehe d) 23... . Ddy!, greift gleichzeitig Springer und Läufer an und erobert eine Figur; b) 22. Dh3 ej 23. S£j: Tdi:f 24. Ke2 Td2f mit Gewinn einer Figur; c) 22. Df3? Sd2f und gewinnt die Dame; d) 22. Dh5 g6 23. De2 e5 1) 24. Sf3 Sd2f 25. Sd2: (oder 25. K g i Sf 3 :t 26. gf Td2) 25. . . . Td2: mit Figurengewinn

2) 24. Sc2 Td2 und die Dame ist nicht zu retten (25. Df3 Tf2:f). Auch 21. Lc2 Sd2f ist verhängnisvoll: a) 22. Ke2 Sf3: 23. gf Td2f und gewinnt eine Figur; b) 22. Sd2: Td2:, und wenn 23. Lf6:, so Df6: 24. Db4: Df2: matt. Alle diese Abspiele zeigen, daß 21. Ke2 erzwungen ist. 21

f6—f5

Um die weiße Dame auf schlechtere Felder zu zwingen und ihre Möglichkeiten zu verringern, in den Kampf einzugreifen. 22. Dg4—115

g7—g6

23. Dhs—hj Versucht Weiß 23. DI14, um den Angriff durch Tausch abzuschwächen, antwortet Schwarz mit Tdzf mit sofortigem Gewinn, denn der Springer kann nicht zugleich d2 und I14 schützen. 23. . . .

De7—d6

Droht Matt auf d3 und erreicht die vollständige Herrschaft über die d-Linie und das Feld d2. 24. Ldi—C2 Wenn 24. Sd4, so e6—e;; wenn 24. Se5, so Ddi-f. 24

Dd6—d2f!

m §1

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11JLI 11 Ml *Im mm. ili • m • iB m m m Iüf Hl II m

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III

Dieses einwandfreie Damenopfer ist das Ergebnis der Machtzusammenballung. Das Ziel des Schwarzen ist zweifach: a) den König zurück auf die Grundlinie zu treiben und den f u r m wieder einzusperren; b) Besitz von der 2. Reihe zu ergreifen. 2 j . Sf3 X d 2

Td8 X d2f

Oder 26. K f j ? Tf2: matt; wenn 26. K e i Tc2:f und gewinnt mindestens zwei Figuren. 26. . . .

Td2Xf2f

27. K f I — g l

T f 2 X C2

"Weiß bereitet einen Gegenangriff vor, denn er kann seinen verbleibenden Läufer nicht halten (28. Ld4? T c i matt). 28

Tc2Xb2

29. DI14—d8f

Ut>4—f8

Ä • i mtm mtm



Schwarz droht nun T b i f nebst Matt. Was kann Weiß dagegen tun? a) 30. K f i T b i f 31. Ke2 T h i : ; b) 30. D d i S c j 31. D d ; T b i f 32. Kf2 Se4f Turmgewinn. Weiß kann die erste Reihe nicht halten und spielt daher

112

Schwarz droht nun 31. . . . Tg2: matt. Wenn 31. Kh2, so Tg2:f 32. Kh3 Shi:. Weiß antwortet daher

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30. h2—114

Se4—g3

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28. DI13—h4



30

31. Thi—112

26. K e 2 — f i

tm mtm

Ein wenig besser als 30. h3, weil der König auch das Feld I13 erhält.

•/yfw/f.

(Die Stellungsanalyse, die in der Partie an diesem Punkte anzustellen ist, ist ziemlich verwickelt und schwer zu verfolgen. Wir geben sie hier, um dem Leser einen Eindruck zu vermitteln vom Ausmaß einer vollständigen Analyse einer komplizierten Schachstellung, als ein Bild vom Reichtum der Möglichkeiten und der überraschenden Wendungen, die in solcher Stellung vorkommen können und einer Methode, die für die Analyse gewisser Stellungstypen zu verwenden ist. Der Leser sollte nicht betroffen sein, wenn er die Einzelheiten der folgenden Analyse nicht sofort voll und ganz versteht, sondern sollte sie ganz einfach ein paarmal durchspielen, um die abwechslungsreichen Wendungen, die darin vorkommen, zu genießen. Wer es wünscht, kann die Analyse bei späterem Studium tiefer erforschen.) Schwarz hat seine Dame für drei Figuren und einen Bauern hergegeben. Er beherrscht

die 2. Reihe und die Schräge a8—gz. Außerdem hat er den weißen Turm völlig festgelegt, der wegen des Angriffs gegen g2 auf h2 verharren muß. Nur die weiße Dame kann ziehen. Freilich ist diese Figur sehr stark, besonders deswegen, weil sie gleichzeitig Schach bieten und andere Figuren angreifen kann. Dies läßt das Problem dieser Stellung weit schwieriger werden, als es auf den ersten Blick erscheint. In Stellungen jedoch, in denen der feindliche König ernsthaft eingeschränkt ist, kann man bereits ein nicht zu weit entferntes Matt oder erheblichen Materialgewinn in die Rechnung einbeziehen. O f t ist in einer Stellung wie dieser kein absolutes Matt in Sicht, sondern ein Matt, w e n n die Stellung nur ein wenig anders wäre. Ist ein Spieler dem Matt so nahe, so kann dieses W e n n eine wertvolle Fährte sein, wie fortzusetzen ist, und man sollte sich ganz darauf einstellen. Sehen wir, wie es in der vorliegenden Stellung angewandt werden kann. Schwarz bemerkt, daß er Matt in nicht einer, sondern drei Arten geben kann — w e n n : Matt A — w e n n kein wetßer Bauer auf e j stünde und w e n n der Lf8 nicht gefesselt wäre, könnte Schwarz LC5 Matt spielen. Matt B — w e n n der schwarze Springer gedeckt wäre, könnte Schwarz in zwei Zügen durch T b i f nebst T f i matt setzen. Matt C — w e n n der weiße Turm zieht, setzt T g 2 : in einem Zuge matt. Schwarz denkt auch an 31. . . . Se4, das Matt in einem Zuge droht, verwirft es jedoch, weil es nach 32. K f i keine scharfumrissene Fortsetzung gibt. Der weiße König hat einfach mehr Freiheit als zuvor. 9

Euro-Meiden, Meister gegen Amateur

Daher beschränkt sich Schwarz auf Matts A , B und C.

die

E r überlegt: Ich könnte 3 1 . . . . f 4 spielen und Matt in zwei Zügen drohen (Matt B). Dies erzwingt praktisch 32. ef, denn 32. D d i Le4 nebst T b l kostet die Dame. Spiele ich dann 32. . . K g 7 und drohe Lc5 (Matt A), antwortet Weiß 33. Dd4f und erobert meinen Turm. Darauf folgt jedoch 33. . . . Kh6 34. Dba: L e s t 35. D f 2 L f 2 : f . Das Endspiel Läufer und Springer gegen Turm könnte noch einige Schwierigkeiten machen Mal sehen, ob es nichts Besseres gibt. Das Hauptproblem hier besteht darin, wie der Lf8 beweglich zu machen ist. Gibt es einen Weg, den Lf8 zu entfesseln, ohne den König ziehen zu müssen? Man könnte 3 1 . . . . Tc2 spielen, um später Tc8 folgen zu lassen. Die direkte Drohung wäre 32. . . . f4 33. ef Tc8, gefolgt von L e s t (34. Dd4 Se2f oder Lc5). Auf 31. . . . Tc2 wäre der Rückzug 32. D d i wegen der Springergabel nach T c i 33. D c i : Se2t ungenügend. Die einzige Verteidigung gegen 3 1 . . . . TC2 scheint 32. b4 zu sein, das den Nachteil hat, das Feld C4 für den Lb7 frei zu machen, und nach 32. . . . L d j , das den e-Bauern deckt und den Lb7 wirkungsvoll ins Spiel bringt, muß etwas in der Stellung stecken. Angesichts des sehr beschränkten Raums, den der weiße König zur Verfügung hat, kann er sich gegen die gemeinsamen Angriffe aller schwarzen Figuren nicht halten. 31

Tb2—C2!

Weiß muß nun unter einer möglichen Antworten wählen.

Zahl

von

a) 32. Db8 (greift gleichzeitig Lb7 und S g 3 an) 32 f4! }}• et (33. Df4: S e 2 f ) 33. . . . Tc8 und Weiß kann L c j matt nur unter Preisgabe seiner Dame verhindern. b) 32. D d i T c i 33. D c i : Se2f. " 3

c) 32. Dd7 Ld5 33. Dd8 f4 34. ef Kg7 (nach einem Damenschach wird der schwarze König nach h6 gehen, wo ihm kein weiteres Schach geboten werden kann, und Weiß hat keine Abwehr gegen Lc5 matt). d) 32. h j (oder 32. a3) 32. . . . £4 33. ef und Schwarz führt seine Drohung Tc8, gefolgt von L c 5 f , aus (Matt A). e) 32. b4 L d j . Nun droht Schwarz eine Variante von Matt B : 33. . . . T c i f 34. K f z Se4t und a) 35. K f 3 T f i f 36. Ke2 Lc4f und gew., b) 35. Ke2 Lc4f 36. K f 3 T f i matt. Daher 33. e4 (auf jeden anderen Zug führt Schwarz die Drohung aus) 33. . . . £4!, und Schwarz kann nun Matt B ausführen, das sogar nach 34. T h j T c i t 35. Kh2 T h i matt funktioniert. Soweit scheint der Plan des Schwarzen zu gelingen. Weiß findet jedoch den einzigen Zug, der ein völlig neues Problem stellt. E r spielt 32. Dd8—e8 Dies ist in gewisser Hinsicht eine Verbesserung der Variante c) 32. Ddy. Man beachte, daß Weiß auf 32. . . . K g 7 (um den Läufer zu entfesseln und mit dem König zu entkommen) einfach 33. De6: spielen kann, weil Schwarz nun nicht „eine weitere Drohung" hat. Das bringt einen auf den Gedanken, die Reihenfolge der Züge zu ändern und 31. . . . f4 zuerst zu spielen, 32. ef zu erzwingen und erst dann 32. . . . Tc2 fortzufahren. Aber diese Variante geht nicht mehr: 33. b4', und wegen der veränderten Umstände hat der weiße König nun e3 als Fluchtfeld, und es gibt keine klare Entscheidung. Wir stehen nun vor einem ganz neuen Problem, denn wir können uns nicht leisten, unseren e-Bauern einzubüßen, weil dann viele Schachs auftauchen. Es bleibt praktisch nur der Zug

114

32. . . .

Lb7—d5

Die Entfesselung ist jetzt nur durch einen Königszug möglich. Im Augenblick hat Weiß eine Atempause, denn er hat jetzt nicht „noch eine weitere Drohung" zu fürchten. Weiß kann daher versuchen — und er hat praktisch nichts anderes —, seinen eingeschlafenen Turm in gewissem Maße zum Einsatz zu bringen. 33. h4—h5 Nicht 33. e4 wegen 33. . . . f4 nebst T c i f . 33. Db8 wird leicht mit 33. . . . (4 34. ef K g 7 35. De5f K t j ! begegnet, gefolgt von Matt A . 33

göxh5

Zwecklos wäre 33. . . . f4 34. ef nebst Entfesselung des Läufers durch 34. . . . K g j wegen 35. hö-j". Schwarz droht nun, den Springer mit 34. . . . h4 zu decken (35. Th4: Tg2: matt). 34. De8—d8 Der einzige Zug, aber ein guter, der sowohl angreift als auch verteidigt. E r droht 35. Dg5f nebst 36. Dg3: und verhindert hj—114. 34....

f5-f4!

35. D d 8 - g 5 f Wenn 35. ef K f 7 (droht Lc5 matc) 36. D d 7 | Kg6 37. DeSf (37. f j t Kh6!) 37. . . . K g 7 (eigenartiges Zickzack — lehrreich, zu beobachten, wie Schwarz dem weißen Schachgebot ausweicht) 38. Dd7t Kh6! und es gibt keine weiteren Schachs, so daß L c j entscheidet (39. Th5:f Shj: kostet zuviel Material). 35. . . .

Lf8—g7

36. D g 5 — d 8 t Wenn 36. Df4:? Se2|. Wenn 36. er? T c i f 37. K f 2 Se4f mit Damengew i m durch Springergabel.

Kg8—f 7

Matt A : 39. ef I A 4 matt.

37. Dd8—d"7t

Kf7—g6

Matt B : 59. D f y T c i f 40. K f 2 T f i matt.

38. Ddy—e8f

Kg6—h6!

36. . . .

Matt C : 39. T h j Tg2: matt.

und Schwarz sucht wieder Zuflucht auf einem

Feld,

Schachgebot

wo

ihn

erreichen

kein

vernünftiges

kann.

Alle

Matts sind noch in der Stellung.

Es gibt nur einen Z u g , das Matt zu verzögern: 39. Th2 X 115t

drei Weiß

Sg3 X h$.

Weiß gab auf, denn die Stellung ist weder schwierig noch lehrreich — nur amüsant.

kann wählen:

Partie 17 Die Natur des Gambits Ideen, die dem Gambitspiel 2ugrunde liegen Das Angriffsziel Schaffung von Stellungsschwächen zur Förderung des Angriffs Die Kraft eines direkten Königsangriffs mit Dame und Türmen Faustregel für Doppelbauern Ein Gambit ist im allgemeinen die Aufgabe eines Bauern oder einer Figur gegen ein oder mehrere Tempi, die verwendet werden, um Entwicklungsvorsprung zu erlangen, oder manchmal für eine Übermacht im Zentrum. Ein wirkliches Gambit führt die Partie in eine ganz neue Richtung, denn es erhebt sich die Frage, o b sich das Element der Zeit oder das Element der Materie durchsetzen wird. Man kann nie sagen, welches überlegen ist, denn es ist fast unmöglich, zwei Wesen, die ihrer Natur nach so verschieden sind, zu vergleichen. Man kann nur nachweisen, welche in einer gegebenen Stellung einer gegebenen Variante vorzuziehen ist. Ferner besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Auch wenn ein Gambit theoretisch nicht korrekt sein mag, bewährt es sich in der Praxis ziemlich gut, weil zwei sehr wichtige Faktoren mitsprechen: a) Die Aufgabe des Verteidigers ist im allgemeinen schwieriger als die des Angreifers; b) der Spieler, der das Gambit annimmt, ist mit einem psychologischen Problem behaftet — er hat Material gewonnen, so daß er glaubt, er habe die moralische Verpflichtung, auf Gewinn zu spielen. Die Praxis hat die Bedeutung dieses zweiten Faktors gleichfalls gezeigt. Wir weisen darauf hin, daß der Verteidiger des Gambits seine Ansprüche nicht zu hoch schrauben sollte. E r sollte

mit

Vereinfachung und Ausgleich zufrieden sein, denn nur auf diese Weise kann er von den schlimmen Folgen des psychologischen Nachteils befreit werden, die er mit der Annahme des Gambits auf sich genommen hat. Sobald der Gambitspieler ein Höchstmaß an Entwicklung erlangt hat, muß er diesen Entwicklungsvorteil im richtigen Zeitpunkt in eine Art Angriff umwandeln, denn überlegene Entwicklung ist von vorübergehender Natur, und die andere Partei wird in der Entwicklung gleichziehen, wenn sie Zeit bekommt. 8*

115

Erfolgreicher Angriff muß sich gewöhnlich auf Schwächen in der gegnerischen Stellung stützen. Hat der Gegner keine Schwächen, bietet daher kein Angriffsziel, so besteht der einzige Weg weiterzukommen darin, das Gleichgewicht zu behaupten, zu manövrieren, dem Gegner Probleme zu stellen und nach einer Gelegenheit zu suchen, in Vorteil zu kommen. Daher stellt sich für die Seite, die das Gambit anbietet, das Problem, ein Ziel für den Angriff zu finden, um wirksamen Gebrauch von ihrer überlegenen Entwicklung zu machen, während die Rolle des Verteidigers darin besteht, so zu spielen, daß keine Angriffsmarke geboten wird, und dann allmählich sein materielles Plus zur Geltung zu bringen. Skandinavisch Weiß: Amateur 1. e2—e4

Schwarz: Meister d7—dj

Wegen der Hauptvarianten teidigung siehe Partie 15. 2. e4 x d5

dieser

Ver-

C7—c6

Schwarz bietet dem Weißen einen Bauern für schnellere Entwicklung an. Im Schach ist dieses Vorgehen als „Gambit" bekannt. Ein Unterschied ist zu machen zwischen einem Gambit wie dem Damengambit (siehe Partien 9, 16, 19 und 20), wo Schwarz den angebotenen Bauern nehmen, aber nicht behalten kann, und einem echten Gambit wie dem Göring-Gambit, wo Schwarz den gewonnenen Bauern nehmen und behaupten kann, j. d5Xc6 Weiß nimmt den dargebotenen Bauern an, und die Schlacht zwischen Zeit und Material beginnt. Weiß brauchte das Gambit nicht anzunehmen. E r konnte 3. ¿4 und nach 3. . . . cd 4. C4 spielen (oder auch 3. 04 cd 4. d4) mit Ubergang in die Panov-Variante der CaroKann-Verteidigung. 3

S b 8 x c6

Wünscht nun der Weiße, eine feste Partie zu haben, in der Schwarz von seinem Zeitvorsprung am wenigsten profitieren könnte, antwortet er 4. d}. Das gibt ihm einen festen Halt, auf dem er seine Entwicklung aufIl6

bauen kann. Zwar sperrt 4. d j den L f i ein; Weiß spielt jedoch in diesem Fall eine Verteidigerrolle, und die eingeschränkte Verwendung des Läufers hat den Vorteil, daß er bei der Verteidigung hilft. Zu erwägen ist auch 4. g}. Die Fortsetzung könnte dann sein: 4. . . . Sf6 5. Lg2 Lg4 6. und Schwarz hätte einigen Gegenwert. 4. L f i — b 5 Weiß fesselt den schwarzen Springer und droht, die schwarzen Damenflügelbauern mit 5. Lc6: zu vereinzeln. Wenn Schwarz will, kann er die Vereinzelung seines Bauern vermeiden, indem er 4. . . . Db6 spielt und den weißen Läufer angreift. Ein Amateur spielt vielleicht 4. . . . Ld7; auch das würde die Vereinzelung seiner Bauern abwehren. Dieser Zug wäre jedoch außer Harmonie mit dem Geiste des Gambits, das Schwarz gewählt hat. 4. . . . Db6 droht und zwingt Weiß zu handeln, während 4. . . . Ld7 es nicht tut. Nach 4. . . . Ld7 denkt Weiß nicht daran, zu tauschen. Hat Schwarz ein Gambit gespielt, so tat er das, um rasche Entwicklung in einem Partietypus zu erhalten, wo der Stellungsnachteil vereinzelter Bauern unwesentlich ist. 4

er]—ej

Schwarz läßt sich von der Drohung des Weißen, die Bauern der Damenseite aufzureißen, nicht beeindrucken. Sein Anliegen ist es weit mehr, ein aktives Spiel zu er-

langen, um die Möglichkeiten auszuschöpfen, die ihm das Bauernopfer eröffnet hat. Mit anderen Worten, das Bauernopfer hat Schwarz ein Tempo zusätzlich gegeben, und das muß er zur Förderung seiner Entwicklung ausnutzen, wenn er seinen vorübergehenden Zeitvorsprung behalten will. 5. Lbs x c6t An dieser Stelle hätte Weiß 5. d j oder 5. SC3 oder 5. Se2 spielen können. Er ist jedoch praktisch gezwungen, auf c6 zu tauschen, so bald Schwarz rochiert hat, weil der Lb5 dann mit Zügen wie Sd4 angegriffen werden könnte. Weiß tauscht daher sofort, und das ist auch ganz richtig. 5. . . .

b7Xc6

7. d2—d 3 . Weiß mag 7. Df3 erwägen mit Angriff auf den schwachen Bc6. Es ist eine Frage des Systems, dem Weiß folgen will. E r hat bereits Material gewonnen und könnte weiteren Materialgewinn anstreben. Schwarz hätte dann 7. . . . Ld7 oder 7. . . . DC7 und später Lg4 spielen können. Dabei gewinnt er ein Tempo, indem er die weiße Dame angreift und sie zwingt, zu ziehen. 7

Lf8—b4

Gleicht wieder den Druck des Weißen auf e4 aus. Wenn nun z. B. 8. Sf3, könnte 8. . . . e4 gespielt werden: 9. de Lc3:t 10. bc Ddi:f 1 1 . K d i : Se4: und Schwarz hat eine gute Partie (12. Tel LC5 13. Sd4 0—0—o!). 8. L e i — d 2



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Als Gegenwert für seinen geopferten Bauern hat Schwarz nun die beiden Läufer, zwei offene Linien und offene Diagonalen. Der schwarze e-Bauer behindert die Freiheit des Weißen, sich zu entwickeln. Macht Weiß nun den natürlichen Zug 6. Sf3, so kann sein Springer durch 6. . . . e4 verjagt werden. Weiß beschließt daher, das Feld e4 zuerst durch Sc3, später durch Az—dj zu kontrollieren. 6. Sbi—C3 Sg8—f6 Schwarz drückt ebenfalls gegen e4. Weiß hält es daher für erforderlich, dieses Feld noch einmal zu schützen und spielt

Hebt die Fesselung auf und erneuert den Druck gegen e4. Eine andere Möglichkeit wäre 8. Sie2, wonach 8. . . . e4 nicht viel nützte: 9. de Ddi:f 10. K d i : und der e-Bauer ist gedeckt. 8

0—0

Schwarz verwirft 8. . . . LC3: an dieser Stelle, denn er möchte seinen guten Läufer nicht tauschen, auch wenn er den Vorstoß des e-Bauern nach dem Tausch durchsetzen könnte. Der Vorstoß hat nur dann Zweck, wenn er angreift. 9. S g i — f 3 ?

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117

Dieser Zug ist von äußerster Wichtigkeit in der Fortsetzung der Partie, weil er Schwarz ein Angriffsziel gibt und ein Gegengewicht für seinen geopferten Bauern. Bisher hatte er nur den Schatten eines Gegenwerts — die beiden Läufer und ein Tempo.

stellung, wenn der Königsläufer fehlt. Wäre der weißfeldrige Läufer noch auf dem Brett, hätte Weiß diese Schwächung niemals zu fürchten. Bisher hat Schwarz lediglich Figuren herausgebracht. Von hier an ist der strategische Plan des Schwarzen klar.

Nach 9. Sie2 hätte Schwarz nicht viele Chancen. Wäre es zum Endspiel gekommen, könnte er trotz des fehlenden Bauern auf Remis rechnen, aber er hätte im Höchstfalle Remis erzielen und darum kämpfen müssen. Gewiß hat Schwarz bewegliche Figuren, aber wie kann er sie verwenden? Ein Beispiel: 9. Sie2 Lg4 10. f j Le6 1 1 . o—o Db6f 12. K h i Tad8 15. Sa4 Db7 14. Lb4: Db4: 15. b3 und Schwarz hat keine Angriffsaussichten mehr.

Durch die Drohung e;—e4 wird der Weiße bewogen, kurz zu rochieren. Erst nach der kurzen Rochade hat Lg4 genügend Kraft. Vordem erreicht der Zug nicht viel. Auf sofortiges 9. . . . Lg4 käme 10. h j L h j ( L f j : bringt nichts zuwege, sondern gibt einfach das Läuferpaar auf) 1 1 . Se4 Se4: 12. de L f j : 13. gf, und obwohl Schwarz den weißen Königsflügel geschwächt hat, ist das für Weiß nicht besonders unbequem, weil er immer noch lang rochieren kann. In vielen gleichartigen Stellungen könnte Weiß den Angriff auf den Läufer mit 1 1 . g4 fortsetzen. In diesem Falle jedoch ist es vernünftig für Weiß, diesen Zug zu verzögern, weil der Läufer lediglich nach g6 getrieben wird, von wo er ein hochwichtiges Feld in der Schlacht, e4, kontrolliert. Andererseits wäre 9. . . . e4 nicht ganz unlogisch, z. B. 10. de LC3: 1 1 . LC3: Se4:, denn Schwarz spielt auf Angriff und behält die Initiative, und in vielen Fällen gibt C5—e4 die Initiative. Die taktischen Einzelheiten müssen jedoch untersucht und die Stellung, die sich aus der Fortsetzung ergibt, eingeschätzt werden. Nach 12. Dd8: Td8: 13. Ld4 Lg4 14. o—o—o hätte Schwarz noch immer einen Bauern weniger, ohne daß sich ein Angriff zeigt. Zwar hat er erreicht, Weiß einen vereinzelten Doppelbauern am Königsflügel nach 14. . . . Lf3: zu verschaffen, davon hat er jedoch in dieser Stellung nicht viel. Die Faustregel für Doppelbauern lautet wie folgt: die Verdoppelung am Flügel mit einer Bauernmehrheit s c h a d e t , weil sie die

Die wesentliche Schwierigkeit für Schwarz in dieser Art Stellungen besteht darin, daß jeder Tausch das weiße Spiel verbessert und die schwarzen Chancen verringert, Vorteil aus seiner Bewegungsfreiheit zu erzielen. Es gibt zwei Wege, eine Schachpartie zu führen: 1. durch herkömmliche, d. h. logische Züge; 2. durch ungewöhnliche Züge, wie Bauern- oder Figurenopfer oder die Ausführung gekünstelter, unlogischer Manöver. Bis zum 9. Zuge hat die weiße Stellung keine Schwächen, die einen direkten Angriff des Schwarzen zulassen würden. Der gewöhnliche Weg ist zu langsam, der ungewöhnliche hier nicht möglich. Spielt man ein Gambit, so wird man in vielen Fällen durch gewöhnliche, logische Züge eine aussichtsreiche Partie erhalten. In dieser Stellung kann Schwarz das nicht. Das bedeutet, daß das Gambit des Schwarzen doch nicht viel wert war. Mit 9. S f j ? zieht Weiß die spätere Fesselung durch Lg4 auf sich, und dies führt fast immer zu einer Schwächung der KönigsIl8

9

Tf8—e8

Freibauernbildung

unterbindet.

Die

si üi i i 1 • mm H f HR mm m isUp11.1-11

Ver-

m

doppelung am Flügel mit einer Minderheit dagegen

bedeutet

Verdoppelung

nicht viel,

am

Flügel

ebenso

mit

die

gleicher

Bauernzahl, wie sie der Gegner hat. Dies ist jedoch nur der Gesichtspunkt, der den

m Ä m& m

Doppelbauern im Hinblick auf die M ö g -



lichkeit, einen Freibauern zu bilden, angeht. Der andere Gesichtspunkt ist die Verwundbarkeit des vereinzelten Doppelbauern. 10. o—o Weiß rochiert kurz, und Schwarz kann nun angreifen. Sehen wir, ob es etwas Besseres gab: 10. Dez sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus, denn König und Dame stehen auf der vom schwarzen T u r m beherrschten Linie. Dennoch wäre es nicht leicht, die L a g e auszunützen, z. B.

10. . . .

Lc;:

e4 sieht tödlich aus. Darauf

wM

4M mm

nicht los werden, ohne eine andere

Un-

bequemlichkeit für sich in Kauf zu nehmen. Endlich

hat

Schwarz

ein

für den Gambitbauern.

Gegengewicht

O b es ausreicht,

bleibt abzuwarten. 11. T f i — e i Kein schlechter Z u g , wenn man die wichtige Rolle betrachtet, die das Feld e4 in dieser

a) i 2. de? Te4: gewinnt die Dame.

Partie spielt. D e r Z u g geschieht in der A b -

b) i ; . I.f6: ef 1 3 . L d 8 : T e z : t 14. K f i

sicht, Se4 vorzubereiten.

T c z : und Schwarz steht weit überlegen.

11. aj

c) 12. Se5! (der richtige Z u g ) 1 2 . . . . ed

L b 4 steht nicht so gut, daß er vertrieben

1 5 . D d j : D d j : 14. cd. Das sieht hoffnungs-

werden muß. Schwarz wäre ein solcher Z u g

kommt hier nicht in Betracht. Der

los für Weiß aus und ist es doch nicht.

willkommen, um seinen Läufer mit Tempo

Setzt Schwarz mit 1 4 . . . . Sd7 (oder Sg4,

nach f8 zurückzubringen.

in beiden Fällen in der Absicht, 1 5 . d4

1 1 . h 3 ist an dieser Stelle ein zweischneidiger

mit

Z u g . Nach 1 1 . . . . L h 5 ist die weiße Stellung

h — f 6 zu beantworten) fort, ant-

wortet Weiß 1 5 . o—o! 1. 1 5 .

...

Sej:

16.

nicht gebessert. Möchte Weiß wirklich die Tfei

und

Weiß

erobert die Figur zurück, wonach

er

gewiß nicht verlieren kann.

Fesselung beseitigen, muß er mit

Opferwendung

sehr gefährlich für Weiß sein kann.

es

entbrennt

ein

und

Springer

mit

harter

Lb7,

Kampf

ungefähr

gleichen

Chancen. bleibt

es

12. . . .

11. . . .

Sg4:

13. hg

Lg4:

Te8—e6

Früher oder später wird der weiße Königsflügel durch einen Doppelbauern oder einen

ein

Problem,

welches

bessere Z u g ist, 10. D e z oder 10. o—o. 10. . . .

g4

flügel geschwächt, so daß die wohlbekannte

f6 18. d 4 S g 6 19. T e 8 f K f 7 20. T a e i und

12.

fortsetzen, und dann hat er seinen Königs-

2. 15. . . . T e j : ! 16. L e j : S e j : 1 7 . T f e i

zwischen T u r m und Bauer gegen Läufer

So

Ä

Die Fesselung. Weiß kann diese Fesselung

(die nötige

Vorbereitung des folgenden Zuges) n . L c j :

"

Lc8—g4

der

vorgerückten

Bauern

oder

ähnliches

ge-

schwächt sein. Der T u r m wird bereit stehen, auf der 6. Reihe zum Angriff zu schwenken.

119

Das ist in den meisten Fällen sehr wirkungsvoll. Wenn z. B. nach 12.113 LI15 15. g4 Sg4: 14. hg Lg4: geschieht, steht der Turm bereit, einzugreifen und den Angriff mit Tg6 oder Tf6 zu verstärken. 12. Sc3—e4 Richtig. Durch Figurentausch hofft Weiß, die schwarzen Drohungen zu beseitigen, dann die schwarzen Einzelbauern anzugreifen und den eigenen Plusbauern fühlbar zu machen. 12. . . .

13. T e i x e 4

Zieht sich der schwarze Läufer zurück, so ist der weiße Läufer in der Verteidigung nicht schwächer als der schwarze Läufer im Angriff. 15. D d i x d 2 f ü

1

m

a) 13. . . . Sg5!, und Weiß kann die Verdoppelung seiner Bauern nicht mehr vermeiden, was ernsthafte Folgen nach sich zieht. Turm und Dame gegen den geschwächten Königsflügel können manchmal die Partie in wenigen Zügen entscheiden (siehe den Schluß dieses Spiels). b) 13 Sfz: 14. Kfz: Db6t nebst Db4:, mit Rückgewinn des Bauern. Es ist auffallend, daß schon nach einem schwachen Zuge sofort Kombinationen auftreten. Es ist die Eigenart des Gambits, daß sich Kombinationen entwickeln, sobald der Verteidiger den richtigen Zug verpaßt. Findet er jedoch stets den richtigen Zug, scheitern die meisten Gambiteröffnungen. Lg4Xf3

Schwarz setzt nun auf die einfachste Art fort. Durch den Tausch erhält Weiß einen vereinzelten Doppelbauern und öffnet die gLinie zum Angriff. 14. g 2 X f 3 . Erzwungen, weil 14. D f j : eine Figur kostet.

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Die gegebene Antwort. Nach 13. ü>4: käme

120

U 4 X d2

Sf6x e4

Schwarz sieht, daß er den weißen Königsflügel zwangsläufig schwächen und so die Partie wenigstens ausgleichen kann.

13....

14. . . .

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Nun kann Schwarz nur im Angriff gewinnen, denn er hat einen Bauern weniger, und nur schwere Figuren sind übriggeblieben. Überraschungen im offenen Felde sind kaum möglich. Ohne leichte Figuren gibt es kaum Doppelangriffe, Fesselungen usw. Angreifen bedeutet, so viele Figuren wie möglich auf das Schlachtfeld zu werfen, um den gegnerischen König überwältigen zu können. 15. . . . f7-f5 Zuerst versucht Schwarz, die weißen Verteidigungskräfte zu verringern, indem er den weißen Turm verjagt. Dann plant er fj—f4, um die weißen Figuren von der Verteidigung auszuschalten. 16. Te4—e2 ? Dies ist tödlich a) weil es der schwarzen Dame ermöglicht, in den Angriff direkt über h4 einzugreifen, d. h. ohne jede Vorbereitung; b) weil es dem König später das wichtige Fluchtfeld ez nimmt. Richtig war 16. Tc4. Dann kann Weiß bei genauem Spiel nicht unterliegen, weil Schwarz ein

Tempo mehr braucht, und gerade dieses eine T e m p o gibt Weiß Zeit, seine Verteidigung zu organisieren, d. h. die lebenswichtigen Felder h2, f3 und g2 zu schützen: 16. . . . {4 17. K h i Dh4 18. T g i , und falls nun a) 18. . . . Dh3 19. De2 (um f j zu decken) 19. . . . Th6 20. Tg2 und der Königsflügel ist gesichert; oder b) 18. . . . Tf8 19. Dez Tf5 20. De4 Df2: 21. Df5: D f j r f mit Remis, (oder 21. Tc6: TI15! 22. Tc8f K f 7 23. T c 7 f Kf6!). 16. . . .

Dd8—114!

Schwarz droht wie folgt zu gewinnen: 17 Tg6f a) 18. K f i D h j t 19. K e i T g i matt; b) 18. K h i DI13 19. T g i D f 3 : f nebst Matt. Daraus geht klar hervor, daß Weiß nicht in der Lage ist, f3 und g2 gleichzeitig zu schützen. 17. ij—£4 Nach 17. T2ei gewinnt Schwarz durch Dh3 (drohend T g 6 f ) 18. K h i Tg6 oder Th6. 17. . . .

Dh4—g4t

Gewinnt zwangsläufig, denn 18. K h i D f 3 f führt zum Matt.

18. K g i — f i

Te6—g6

19. T e 2 — e i Der König soll das Fluchtfeld e2 erhalten. 19. . . .

e5 x £4.

Weiß gab auf. Es gibt keine ausreichende Abwehr gegen 20. . . . f3 — der weiße König ist gefangen. Nach 20. f3 gewinnt Schwarz mit Dh3f und 21. . . . T g 2 f . Ein Gambit a) bringt Ihnen leichteres Spiel als Ihrem Gegner; b) nimmt das Risiko in Kauf, dem Gegner einen klaren Vorteil einzuräumen, wenn er alle Probleme löst. In dieser Partie ist das dem Weißen nicht gelungen (z. B. 9. Sf3?), und so erhält Schwarz eine gewisse Vorhand in der Stellung (sein Läufer auf g4), was unter allen Umständen zu einer Schwächung der weißen Königsstellung führen muß. Nun ist es für Schwarz nur noch eine Frage von Remis oder Gewinn: drei schwere Figuren gegen drei schwere Figuren. In die richtige Verteidigungsstellung gebracht, hätten die weißen Figuren die Balance halten können. In der Partie verdirbt der Te2 das weiße Verteidigungssystem.

Partie 18 Schottisch (Göring-Gambit) Beseitigung von Kräften durch Abtausch Auffinden von Angriffsmöglichkeiten Analysieren taktischer Abspiele Ein Höchstmaß aus gegnerischen Schwächen herausholen Der starke Läufer, der seine Strahlen in das Herz der gegnerischen Stellung sendet Eine der schwierigsten Aufgaben des Schachspielers besteht darin, die günstigste Variante in einer von taktischen Problemen strotzenden Stellung zu finden. Dazu gehört 1. Erfindungsgabe, um die verschiedenen spielbaren Abspiele zu entdecken; 2. die Befähigung, jedes Abspiel-so viele Züge wie erforderlich-im voraus zu berechnen; 3.Urteilskraft, um die Ergebnisse jeder verfügbaren Variante zuverlässig abzuschätzen.

121

In dieser Partie gelingt es dem Gambitspieler, durch ein doppeltes Bauernopfer einen starken Angriff aufzubauen. Sein Gegner ist willens, die Bauern zwecks Vereinfachung und Verringerung der Angriffsmittel des Gambitspielers zurückzugeben. E r wählt dazu jedoch eine unzureichende taktische Variante und verbleibt mit einem bloßgestellten König, sobald Materialgleichheit entstanden ist. Sein König steht in der Mitte nicht mehr sicher. E r kann nicht kurz rochieren, und indem er lang rochiert, schafft er eine ernsthafte Schwäche. A n dieser Stelle verpaßt er wiederum die beste Verteidigung, worauf der Gambitspieler ein Höchstmaß aus den Schwächen herausholt, die er in der Stellung seines Gegners hervorgerufen hat. Schottisch (Göring-Gambit) Weiß: Meister

Schwarz: Amateur

1 . e2—e4

e7—

2. S g l — f 3

Sb8—c6

3. d2—d4 Die schottische Partie. Weiß besitzt sofort das Zentrum und öffnet das Spiel. Nach 3. . . . ed 4. Sd4: hat Schwarz keine Mühe, auszugleichen. Daher taucht „Schottisch" nicht so häufig im Turnierspiel auf wie gewisse andere Eröffnungen, in denen Schwarz größere Schwierigkeiten hat, den Ausgleich herbeizuführen. 3. . . .

es x d4

Obwohl Schwarz durch das Schlagen ein Tempo verliert, bedeutet dies nicht unbedingt einen Zeitverlust, denn Weiß büßt ebenfalls einen Zug durch das Zurückschlagen ein. Schlägt Schwarz an dieser Stelle nicht, kann er nicht sd leicht ausgleichen. Untersuchen wir einige Abweichungen, um einen besseren Begriff von den Problemen zu bekommen, die mit der Erringung des Ausgleichs in der Eröffnungstheorie zusammenhängen. a) 3. . . . d6 4. de verliert einen Bauern oder das Rochaderecht nach 4. . . . de oder 4. . . . Se;:. Weiß kann auch 4. ü>5 spielen und in die spanische Partie überlenken. 122

b) 3. . . .£6? bringt eine Schwächung des Königsflügels mit sich. Nach 4. Lc4 kann Schwarz nicht rochieren. Andererseits befriedigt 4. de nicht, weil aus 4 . . . . fe nicht viel für Weiß herauskäme (dagegen verlöre 4. . . . Se5:? 5. Se5: fe 6. Dh5t sofort) c) 3. . . . Sf6 4. de Se4: 5. LC4. Das droht 6. Dd5. Weiß hat ein gutes Spiel. d) 3. . . . De7 hat den Nachteil, den Lf8 zu blockieren. Nach 3. . . . ed setzt Weiß gewöhnlich fort: a) Die schottische Partie: 4. Sd4: Sf6 (greift e4 an und bereitet d j — v o r ) 5. Sc3 Lb4 (erneuter Angriff auf e4) 6. Sc6: (praktisch erzwungen) 6. . . . bc 7. L d j d j und Schwarz hat ausgeglichen. b) Das schottische Gambit, in dem Weiß auf den Bauern zwecks rascherer Entwicklung verzichtet: 4. Lc4 Sf6 5. o—o. In dieser Partie wählt der Meister absichtlich eine Fortsetzung, die nicht ganz gesund ist. 4. C2—-C3 Das Göring-Gambit, das, obwohl nicht ganz korrekt, zu verwickeltem und interessantem Spiel führt. 4. . . .

d4X C3

Schwarz nimmt den Bauern an. E r hätte den angebotenen Bauern ablehnen und 4. . . . d j spielen können. Das ist durchaus nicht schlecht, z. B. 5. ed D d j : 6. cd Lg4 usw. Im gleichen Sinne war auch 4. . . . d j

möglich, um den Weißen daran zu hindern, mit c j x d4 ein ideales Zentrum aufzubauen und es zu beherrschen. Die letzte Variante schließt ein wichtiges Prinzp ein: muß oder will man einen Bauern aufgeben, so ist es ökonomisch, dies auf eine Weise zu tun, daß der Gegner irgendeinen Stellungsnachteil in Kauf nehmen muß, wenn er ihn nimmt. 5. S b i x 03

Lf8—b4

Hin unternehmender Zug, der Schwarz Möglichkeiten des Gegenangriffs offen läßt, der jedoch gewisse Gefahren verursacht. Man vergleiche Partie 8. Friedlicher ist die Fortsetzung 5. . . . d6. Schwarz versucht, eine feste Stellung aufzubauen, und falls es ihm gelingt, dem weißen Angriff zu widerstehen, so zählt am Ende der Plusbauer. Weiß ist jedoch in der Lage, die Dinge zu verwickeln. Zum Beispiel 6. Lc4 Le6 7. Le6: fe 8. D b j Dc8 9. Sg5 Sd8 10. 0—o Le7 1 1 . f4, und alles kann passieren. 6. L f i — 0 4 Das richtige Feld für den Läufer. Weiß droht D b j . 6. ... d 7 —d6 Um cj 2u kontrollieren und eine Schräge für der. Lc8 zu öffnen. Schwarz fürchtete e4—e5- Hätte Schwarz 6. . . . Sf6 gespielt, wäre 7. ej sehr stark gewesen: 7. . . . d; 8. Lb3 Se4 9. o—o LC3: 10. bc mit sehr schwierigen Verwicklungen. Der Amateur ist gut beraten, Abspiele zu vermeiden, die derart übermäßig komplizierte Probleme enthalten. 7. o—o (Siehe Diagramm rechts oben) 7. . . .

L b 4 X 03

Durch den Tausch will Schwarz den Entwicklungsvorsprung verringern, den Weiß als Gegenwert für den Gambitbauern erlangt hat. Der Tausch ist hier besonders berechtigt, weil der Springer nicht mehr

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lliSi

gefesselt ist und Schwarz daher mit Sd5 rechnen mußte. Hätte Schwarz z. B. 7. . . . Sf6 erwidert, dann hätte ihn 8. Sd5! in Schwierigkeiten gebracht, denn 8. . . . Sd5: kostete nach 9. ed Se7 10. Da4f eine Figur. Hätte Schwarz nun, nachdem Weiß rochiert hat, 7. . . . Lg4 gespielt und den Springer gefesselt, hätte es weitergehen können mit 8. Db3 Dd7 9. Sd5 L a ; 10. Db7: mit der Drohung L b j . Schwarz spielt daher 10. . . . Tb8, und nach 1 1 . Da6 L f 3 : 1 1 . gf haben bei Bauerngleichstand beide Seiten Chancen. An dieser Stelle wollen wir ein Beispiel einer typischen Amateur-Kombination geben, die auf dem ungesunden Opfer des weißen Königsläufers auf f7 beruht: 7. . . . Lg4 8. Lf7:f Kf7: 9. S g j f , und es sieht so aus, als ob Weiß Figur plus Bauer mit 10. Dg4: zurückgewinnt. Schwarz spielt jedoch 9. . . . Dg5:! und erobert nach 10. L g j : L d i : 1 1 . Tadi: eine Figur. 8.

b2XC3

Weiß hat nun einen vereinzelten Bauern, doch bedeutet dies unter den gegebenen Umständen nicht viel. Weiß hat einen Bauern weniger, und er muß einen Ausgleich dafür finden. Der Einzelbauer wird durch den Tatbestand ausgeglichen, daß Weiß nun das Läuferpaar gegen Läufer und Springer besitzt. Außerdem hat er offene Linien für Läufer und Türme. Am wichtigsten sind

123

hier die Angriffsmöglichkeiten des Weißen, nicht die besonderen Stellungsmerkmale, wie etwa das Bauernskelett. Ergibt sich eine allgemeine Auflösung, dann würden diese positioneilen Faktoren wieder zählen. Weiß hat jedoch alles darauf gegründet, im Angriff zu gewinnen. Gelingt das nicht, würde er sich mit ebenso wie ohne Einzelbauern im Nachteil befinden. 8. . . .

Sg8—f6

9. e4—e 5 Um das Spiel zu öffnen. Weiß versucht, einen Gegenwert für den geopferten Bauern in Angriffsmöglichkeiten zu finden. Mit diesem Zuge gibt Weiß einen zweiten Bauern. Die ruhigen Fortsetzungen 9. T e l und 9. Lg5 (obwohl Schwarz noch nicht rochiert hat, ist das spielbar, vgl. Partie 14) sind auch nicht übel, sie sind jedoch vielleicht weniger direkt. Schwächer scheint 9. La3 Lg4 zu sein, und Weiß hat keinen aussichtsreichen Angriff. 9. . . .

d6xe5

9. . . . Ses: 10. Se5: de 1 1 . D b j o—o 12. L a j kostet die Qualität, für die Schwarz zwei Bauern hat. Das mag in den meisten Fällen für Weiß ein zweifelhaftes Geschäft sein, hier jedoch scheint es mindestens Remis zu verbürgen. 10. S f 3 — g 5

124

Weiß verletzt das allgemeine Prinzip, jede Figur nur einmal zu ziehen, bis die anderen Figuren entwickelt sind. Hier jedoch rechtfertigen wiederum besondere Umstände einen solchen Zug. Weiß droht 1 1 . Sfy: oder 1 1 . L f 7 : f . Die Tatsache, daß die Abwehr dieser Drohung nicht einfach ist, rechtfertigt die Verletzung der erwähnten Regel. Spielt Schwarz 10. . . . o—o, so erobert 1 1 . La3 Material. Das bedeutet nicht, daß Weiß dann eine gewonnene Partie hätte, denn Schwarz kann ja zwei Bauern ins Geschäft stecken; in jedem Falle jedoch träte die Partie in eine neue Kampfphase ein mit all ihren Möglichkeiten und Chancen. 10.

Lc8—e6

Schwarz gibt einen Bauern, um seine Entwicklung zu beschleunigen. Nach 10. . . . D d i : 1 1 . L f 7 : t Kf8 12. Tadi: hätte Weiß immer noch einen Bauern weniger, droht jedoch 13. L a j f Se7 14. Td8 matt. Nach 12. . . . g6 13. La3t K g 7 14. Lb3 hat Weiß immer noch gute Chancen, obwohl die Damen sich nicht mehr auf dem Brett befinden. Mit Drohungen wie 15. Sf7 oder 15. Se6j% je nach dem Verhalten des Schwarzen, hat Weiß gewiß Chancen, die den Bauern wert sind. Mit dem Textzuge jedoch bietet Schwarz die Rückgabe der Gambitbauern an und hofft, so die gefährlichsten Figuren des Weißen zu beseitigen, ein Endspiel zu erreichen, in dem er gewiß nicht schlecht stünde. Das ist die richtige Taktik als Verteidiger eines Gambits, wie bei den ersten Zügen der Partie ausgeführt. Zum Beispiel: 1 1 . Le6: fe 12. Se6: D d i : 13. T d i : K f 7 14. SC7: Tad8 und Schwarz steht gut. Die Bauernzahl ist gleich, einer der weißen Läufer ist jedoch verschwunden und die vereinzelten Bauern mögen zugunsten von Schwarz sprechen.

ii. Sgsxeö Besondere taktische Möglichkeiten geben 1 1 . Se6: den Vorrang vor n . Le6:. Man kann nicht verallgemeinern in taktischen Stellungen wie dieser. Wenn nun i i . . . . D d i : 12. Sc7:f Kd7 13. T d i : | KC7: 14. Lfy:, so ist das Endspiel ein wenig besser für Weiß, weil er die zwei Läufer behalten hat. Zwar ist der weiße c-Bauer schwach, aber Weiß hat in dieser Variante vollen Gegenwert, weil auch der schwarze e-Bauer vereinzelt ist. Schwarz spielt daher 11. . . .

f7Xe6

Spielt Weiß nun einfach das offensichtliche 12. Le6:, so könnte folgen: 12. . . . D d i : 13. T d i : Ke7 14. Il>3 Thd8 und Weiß fände sich in einer vereinfachten Stellung mit einem Bauern weniger. E r muß daher nach einer stärkeren Antwort suchen. 12. D d i — b j .

unterschätzt jedoch die Tatsache, daß Weiß sogar nach der Vereinfachung eine starke Initiative behält. Es scheint, daß nach 12. . . . o—o 13. Le6:f Kh8 14. D b 7 : Dd6 15. Lb3 Tab8 16. Da6 Schwarz sich behaupten kann. Dieses Abspiel ist besser für Schwarz, als das wirklich gewählte — seine Figuren sind besser zentralisiert, arbeiten besser zusammen; aber Weiß hat die zwei Läufer und die Drohung L a j . Schwarz hatte jedoch noch Besseres. Nach 12. . . . Sd5 13. Db7: Sa5 14. Lb5f K f 7 15. Da6 C5 16. La3 Db6 ist Schwarz im Vorteil, weil die schwarzen Springer gut postiert sind und die weißen Läufer keine Linien haben. Dr. Tarrasch sagte: „Der Läufer ist nur dann stärker als der Springer, wenn er auf offenen Linien laufen kann". Wir schließen hieraus, daß hier 12. . . . S d j die stärkste Fortsetzung war und daß der Amateur an dieser Stelle zum erstenmal fehl griff. Dies ist um so beachtlicher, weil die Stellung sehr verwickelt war. 13. Db3—b5f

C7—c6

14. D b $ x e 5

Sajxc4

15. D e j x e ö f

Dd8—e.-j

16. D e 6 x c 4 Am Ende der Abwicklung, zu der Schwarz eingeladen hat, sind also die Parteien materiell gleich stark, und der weiße Einzelbauer, eine

X Greift b/ an und droht Le6: mit größerer Kraft, denn die Damen kann Schwarz nicht mehr tauschen (die materiell schwächere Seite sollte Damentausch vermeiden). 12....

Sc6—as(?)

Der Wendepunkt der Partie. Schwarz deckt seinen b-Bauern und hofft, mit einer Tauschserie den weißen Angriff zu verringern. E r

im

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125

Schwäche, wird durch offene Angriffslinien,

auf die Mitte zu drücken, möglicherweise

durch den Besitz des Läufers g e g e n

g e f o l g t v o n 19. . . . De4-

Springer

und

durch

einen

die Tatsache ausge-

glichen, daß Schwarz nicht kurz rochieren kann. W e i ß steht offensichtlich günstig.

19. h2—113. Schafft eine Z u f l u c h t , v o n der aus der Läufer weiter die Schräge beherrschen kann. 19. . . .

Obwohl

der

schwarze

Damenflügel

kein

besonders sicherer Platz für den schwarzen K ö n i g ist, w e n n man die offenen Linien betrachtet, die W e i ß besitzt, konnte der K ö n i g auch nicht in der M i t t e bleiben.

Schwarz

hätte die kurze R o c h a d e mit 16. . . .

Sd5

vorbereiten können.

g7—85

Schwarz m ö c h t e die Schwäche des h-Bauern ausnützen; aber W e i ß hat verschiedene A n griffsmöglichkeiten,

die

beachtet

werden

müssen. D e r T e x t z u g schwächt und bedeutet in gewisser Hinsicht einen unbegründeten A n g r i f f . I m m e r n o c h w a r 19. . . . The8 der Zentralisierungszug, vorzuziehen. A b e r W e i ß

17. L e i — { 4

hat auf jeden Fall schon einigen

Angriff.

N i m m t dem K ö n i g die Felder C7 und b8.

N a c h w e i ß e n Z ü g e n w i e D a 4 kann S c h w a r z

Das

seinen a-Bauern nicht mit K b 8 decken und

ermöglicht

überraschende

Kombina-

tionen, w i e w i r sehen werden. D e r schwarze

muß

K ö n i g steht unsicher.

schwächen. M a n sieht die erhebliche K r a f t

17. . . .

Sf6—d5

S c h w a r z hofft, den w e i ß e n A n g r i f f durch A b t a u s c h z u schwächen. D i e Idee ist richtig, aber die A u s f ü h r u n g ist u n g e n ü g e n d . T r o t z seiner zentralisierten Stellung gelingt es dem Springer nicht, den w e i ß e n L ä u f e r auszu-

daher

seine

Stellung

mit

des w e i ß e n Läufers entlang der Diagonalen.

.¡IV ls

schalten. U m Figurentausch z u erzwingen, wäre 17. . . . D e 4 richtig gewesen, u n d nach 18. D e 4 : (erzwungen) Se4: 19. Le5 stünde

• I

ü

J J

sierten Stellung seines Läufers (die m i t ii—{4

mmmmmf

Stellung des schwarzen K ö n i g , die immerhin nach d e m Damentausch nicht schwer w i e g t . Diese beiden Faktoren zählen mehr als der Nachteil des w e i ß e n Einzelbauern.

Ü J

¡¡I

• " w

äü

W e i ß ein w e n i g besser w e g e n der zentralibefestigt w e r d e n kann) und der unsicheren

ai—a6

20 T f i — e i . E n t w i c k l u n g mit T e m p o . W e g e n des überlegenen Raumbesitzes

18. L f 4 — g ? D e r Läufer steht auf g ; ebenso günstig w i e auf I4.

des

W e i ß e n und der offenen Linien, die er zur V e r f ü g u n g hat, ist die schwarze

Stellung

bereits gefährdet. O b w o h l es n o c h nichts 18. . . .

h7—hj

Bestimmtes gibt, kann W e i ß zuversichtlich

E i n V e r s u c h , den Läufer zu vertreiben, d e m

sein, daß sich aussichtsreiche M ö g l i c h k e i t e n

leicht z u

anbieten werden, und Schwarz m u ß

b e g e g n e n ist. V o r z u z i e h e n wäre

g e w e s e n , mit einem Z u g e w i e 18. . . . T h e 8

126

sorgfältig verfahren. Z u m Beispiel:

sehr

a) 20. . . . Dd7 21. Tabi The8 22. Tedi! Te6 23. Da6 ba? 24. Tb8 matt. b) 20. . . . Df7 21. Da4 a6 (erzwungen) 22. Tabi und 1. 22. . . . Scj:? 23. Dc6:f bc 24. Tb8t Kd7 25. Tb7f KC8 26. Tf 7 : Td7 27. Td 7 : Kd 7 : 28. Lej usw. 2. 22. . . . The8! Die beste Fortsetzung. Das Damenopfer führt nun nur zum Remis: 23. Dc6:f bc 24. Tb8f Kd7 25. Tb7f Kc8 26. Tb8| usw. Aber Weiß braucht nicht Remis zu machen; er kann etwa 23. Le5 spielen und die Initiative festhalten. 20. . . .

De 7 —a3 ?

Ein Fehler in sehr schwieriger Lage. Die Dame sollte den König nicht im Stich lassen. Ganz allgemein sollte man nicht auf Bauernjagd ausgehen, wenn der Gegner Angriff hat und die Lage kritisch ist. 21. DC4—64. Der Gewinnzug. Die Drohung ist 22. D f j f Td7 23. Des mit Doppeldrohung auf b8 und h8. 21. . . . D a j x C3 Schwarz bringt Dame und Turm auf die gleiche Schräge — ein Kombinationsmotiv, das der Läufer ausnützen kann. Untersuchen wir einige andere Möglichkeiten: a) 21. . . . The8? 22. D f j f nebst Matt. b) 21. . . . Df8 22. De5 und das Eindringen der Dame auf b8 ist katastrophal. c) 21. . . . SC7 22. D f 5 t Kb8 (Td7? 23. LC7: KC7: 24. De5f) 23. Df7 Tc8 24. Te7 Daj 25. Tdi Thf8 26. Lc7:t und gewinnt.

d) 21. . . . Sf6? 22. De5 gewinnt (22. . . . Sd7 23. DC7 matt; 22. . . . Dd6 23. Dd6: erobert den Turm). 22. De4—f5f Zwingt Schwarz, den Turm dazwischen zu stellen, so daß der Th8 ungedeckt bleibt. (Weiß konnte auch gleich 22. Le5 und einen Zug später 23. Df5f spielen). Man beachte, daß 80% all dieser Möglichkeiten von der phänomenalen Stellung des weißen Läufers abhängen, der die Felder b8, C7 und ej beherrscht. 22. . . .

Td8—d7

23. Lg3—e$. Erbeutet den Turm. Schwarz gab auf. In diesem Gambitspiel hatte Weiß von Beginn an Chancen auf Angriff, und Schwarz mußte unter einer Anzahl möglicher Verteidigungen wählen. Dies stellte Schwarz vor schwierige Aufgaben. Sowohl im Hinblick auf sein Verhalten als Verteidiger in einem Gambit als auch auf den psychologischen Faktor, den wir in der Einleitung zu Partie 17 erwähnten, hat Schwarz es in dieser Partie richtig gemacht. Er erstrebte fortgesetzt, den gewonnenen Bauern zurückzugeben und sein Glück im Endspiel zu suchen. Es gelang ihm nicht ganz; es wäre möglich gewesen, aber er mußte noch Schwierigkeiten in Stellungen überstehen, in denen das Material ausgeglichen war, Weiß jedoch über den besser postierten Läufer verfügte. Nachdem Schwarz die Gelegenheit verpaßte, den Damentausch zu erzwingen, konnte Weiß den Angriff festhalten, und dieser Angriff erwies sich dank des wohlpostierten Läufers als tödlich.

127

Partie 19 Die Marshall-Variante des Damengambits Aufgabe des Zentrums ohne Gegenwert Rochadeangriff mit allen Figuren Das Standardopfer Lhy:f. Eine der schillerndsten Spielweisen im Schach ist die, in der ein Partner seinen Gegner mit einem gewaltigen Mattangriff gegen die verhältnismäßig ungeschützte Rochadestellung überrascht. E r richtet eine Figur nach der anderen gegen den unglücklichen Monarchen und überwältigt den Feind, bevor dieser Gelegenheit zur Gegenwehr erhält. Von den Kombinationsangriffen gegen den rochierten König ist keiner leichter auszuführen als das wohlbekannte Läuferopfer auf hj. Dieser Angriff, der für Weiß (gegen I17) und Schwarz (gegen h2) möglich ist, kann jedesmal unternommen werden, wenn folgende Bedingungen auf dem Brett vorhanden sind: a) Der Angreifer muß Dame und Königsspringer bereit haben und seinen Königsläufer auf der richtigen Schrägen für das unmittelbare Opfer auf I17 (hi); b) sein Königsspringer muß in der Lage sein, sich auf g5 (g4) ohne Gefahr, abgetauscht zu werden, zu behaupten; c) gewöhnlich ist ein Vorpostenbauer auf e5 (e4) nützlich, um den feindlichen König am Entkommen zu hindern und einen feindlichen Springer vom Feld f6 (f3) abzuhalten; d) die Figuren des Verteidigers müssen weit genug vom Königsflügel entfernt sein, so daß sie nicht mehr rechtzeitig wirksam eingreifen können; e) der König des Verteidigers darf nicht über genügend Fluchtfelder zum Entkommen verfügen. Der Angriff beginnt meistens mit Lh7:f (Lh2:f). Ob der Verteidiger das Opfer nun annimmt oder nicht, seine Lage ist bedenklich. Um jedoch Erfolg zu haben, muß der Angreifer genau die richtigen Züge folgen lassen. Wählt er die genauen Züge, wird er entweder mattsetzen oder aus dem Angriff materiell überlegen hervorgehen. Findet er nicht die richtige Fortsetzung, fehlt ihm zum Schluß eine Figur, sein Angriff löst sich auf und er wird schließlich verlieren. Abgelehntes Damengambit (Marshall-Variante) Weiß: Meister 1. da—¿4

Schwarz: Amateur d7—dj

2. C 2 — C 4

Das Damengambit, dem wir bereits in den Partien 9 und 16 begegneten. 2. . . .

128

Sg8-f6(?)

Einer der Lieblingszüge des Amateurs. Scheinbar ist z. . . . S£6 ein Entwicklungszug, der den Bd5 ausreichend schützt. Tatsächlich ist Schwarz aber nach 3. cd die Stütze im Zentrum ohne Gegenwert losgeworden, d. h. ohne sich irgendeine Gegenchance zu verschaffen für einen Angriff auf das weiße Zentrum. Zwar findet man 2. . . . Sf6 in ganz seltenen Fällen auch in Meisterpartien (so wendete Marshall diesen Zug manchmal mit Erfolg an). Man muß unterscheiden zwischen 2. . . . Sf6 a) als den Zug eines Amateurs, der nicht erkennt, daß er einen strategischen Nachteil in Kauf nimmt, indem er Weiß Gelegenheit gibt, ein starkes Zentrum zu bilden; b) als einen Zug, der sehr selten von einem Meister im Geiste der Herausforderung gespielt wird mit dem Ziel, Weiß zu einem verfrühten Vorgehen (4. e4) zu verlocken. Im letzteren Falle könnten wir von taktischen Erwägungen sprechen. 3. 0 4 x 0 5 Weiß überlegt: auf 3. . . . Dd5: antworte ich 4. SC3 (vergleiche Partie 15), und die schwarze Dame ist gezwungen, wieder zu ziehen, so daß ich ein Tempo gewinne und außerdem drohe, das Zentrum mit 5. e4 zu besetzen. Auf 3. . . . Sdj: wird e2—e4 sehr bald möglich werden. 3

Sf6 x d j

Schwarz hat nun das Zentrum zeitweilig besetzt; aber er kann dort nicht bleiben, weil sein Springer durch e2—e4 verjagt werden kann. Ein sofortiges 4. e4 wäre jedoch verfrüht. Schwarz antwortet 4. . . . Sf6, und a) 5. SC3 e ; ! gibt ihm Gegenchancen, denn 1. 6. de Ddir-j- 7. K d i : Sg4 erobert den Bauern zurück, denn Weiß muß f2 schützen: 8. K e i Se5: 9. {4 Sg6, und 9

Euwe-Meiden, Meister gegen Amateur

Weiß hat zwar das Zentrum besetzt, aber sein König kann nicht mehr rochieren und ist in dieser offenen Stellung Angriffen ausgesetzt; 2. 6. d5 LC5 und Schwarz ist befriedigend entwickelt mit einem Tempo mehr als Weiß. (Am besten ist wohl 6. Sf3- Anm. d. Übers.) b) 5. Ld3 ist besser als 5. SC3, aber auch hier erhält Schwarz Chancen zum Angriff auf das weiße Zentrum: 5. . . . Sc6 (Schwarz kann nicht 5. . . . D d j : spielen wegen 6. L b j f mit Gewinn der Dame. Aber 5. . . . e5 6. de Sg4 kommt auch hier in Frage), und nun 1. 6. Sf3 Lg4; 2. 6. Se2 e5; 3. 6. d j Se5 7. Lc2 e6. 4. Sgl—f3Dieser einfache Zug hindert Schwarz im Augenblick an cj—e5 und erhält Weiß die Möglichkeit, selbst e2—e4 zu spielen. 4

ey—e6

Schwarz hätte 4. . . . L f j antworten können, um e2—e4 zu verhindern und die Figuren zentral aufzustellen. Weiß könnte dann antworten 5. Sid2 mit der starken Drohung 6. e4- Nach 5. . . . Sf6 6. Db3 Dc8 7. g3 e6 8. Lg2 droht Weiß 9. SI14, gefolgt von Lb7: mit überlegenem Spiel, weil er mehr Raum hat und mehr Zentralfelder bestreicht1). 5. e2—e4 Nun hat Schwarz das Zentrum vollständig besetzt und zwingt Schwarz zum Rückzug. 5

Sdj—16

Der Rückzug 5. . . . Sb6 war ebenfalls möglich (siehe Partie 20). 6. Sbi—03 ') Das geringste Übel ist 4. . . . g6 5. e4 Sb6 mit Einlenkung in eine moderne Variante der Grünfeld-Verteidigung. Anm. d. Übers. 129

Man sehe, wie schön Weiß bereits steht: Besitz des Zentrums, bewegliche Figuren, bessere Entwicklung usw. 6

Lf8—b4

Kampf um den Punkt e4. Die Fesselung des SC3 ist nicht sehr wirkungsvoll, denn Weiß wird früher oder später rochieren und so die Fesselung abschütteln. Weil der Tausch Lcy. nur das weiße Zentrum stärkt und Weiß das Läuferpaar überläßt, kann man allgemein feststellen, daß diese Fesselung nur wirkungsvoll ist, wenn Schwarz mit Erfolg gegen die Mittelfelder d5 und e4 drücken kann. Besser war vielleicht 6. . . . C5, ein gründlicherer Angriff auf das Zentrum. In diesem Falle hat Weiß die Möglichkeit von a) 7. d5; b) 7. e5; oder c) einen Zug wie 7. L d j (cd 8. Sd4: Dd4:?? 9. L b ; f und die Dame ist verloren). 7. L f i — d j Mit diesem Zuge wird der Königsläufer auf seine kräftigste Diagonale entwickelt, der Königsflügel ist für die Rochade bereit und der e-Bauer ist geschützt. 7

Sb8—d7

Ein schwacher Zug. Er tut sehr wenig gegen die überwältigende Überlegenheit des Weißen im Zentrum. Aber die Stellung ist bereits schwierig. Die folgenden Versuche beleuchten die Stärke des weißen Zentrums, das nicht einmal durch direkte Angriffe zerstört werden kann und für dessen Bedeutung diese Partie ein Beispiel ist. a) 7. . . . C5 8. o—o cd 9. Sd4: o—o (Dd4:?? 10. Lb5f wie bereits bekannt) 10. ej mit starkem Angriff für Weiß (wiederum Dd4:? 11. Lh7:'|' mit Damengewinn). b) 7. . . . Sc6 8. o—o o—o (Sd4:? 9. Sd4: Dd4:?? 10. Lb5f) 9. ej wie in der Partie.

130

Man betrachte diese Art von Angriff als unmittelbares Ergebnis der starken weißen Mitte. e4—e5 treibt die einzige Verteidigungsfigur des Schwarzen fort. 8. o—o o—o?

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1 MM • i üi iü §§ • • II

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p EMU IItq ÄB • II m n MM¡ÜB m Das ist tödlich! An diesem Punkte ist die schwarze Stellung bereits zum Auslöschen reif. Schwarz durfte niemals rochieren, wenn Weiß soviele Kräfte gegen den Königsflügel gerichtet hat und den Verteidigungsspringer durch Vorrücken des e-Bauern vertreiben kann. Untersuchen wir die Stellung. Die weiße Dame steht auf ihrem Ursprungsfeld, bereit nach h; zu gehen. Der Sf; steht auf dem Sprunge, das Feld g5 zu betreten. Der L d j ist bereit, sich auf I17 zu opfern. Der Lei schützt g5 von seiner Heimatbasis, und der e-Bauer kann nach e5 vorrücken und den Springer von f6 vertreiben. Sobald der Springer verjagt ist, ist der schwarze Königsflügel von Verteidigern geräumt und daher für den Angriff reif. Dieser Stellungstypus ergibt sich oft beim angenommenen Damengambit, in der französischen Verteidigung und in gewissen anderen Eröffnungen. Immer wenn der Rochadeflügel ohne Verteidiger ist, liegt der im folgenden vorgeführte Angriff in der Luft.

10. . . .

Schwarz hätte 8. . . . c j spielen sollen, um das weiße

Zentrum

aufzubrechen.

Nach

9. e j Sd5 10. Sd5: ed 11. S g ; t steht Weiß ebenfalls weit überlegen und drohend, etwa iz. D f j . Versuchen wir: 11. . . . h6 12. D h ;

K g 8 x h7

Schwarz erkennt nicht, daß er in tödlicher Gefahr schwebt, Ppfer eines Blitzangriffs zu werden und nimmt das Danaergeschenk an. E r glaubt irrtümlicherweise, daß die ge-

a) 12. . . . De7 13. Sij: o — o (Df7:? 14.

wonnene Figur ihm schließlich zum Siege

Lg6) 14. D g 6 usw.;

verhelfen wird. Figuren zählen nur, wenn

b) 12. . . . g6 13. Lg6: f g 14. D g 6 : f nebst

sie aktiv sind. In dieser besonderen Lage

matt;

können nur wenige der schwarzen Figuren

c) 12. . . . o — o 13. e6 Sf6 14. eff Kh8

überhaupt handeln, und keine kann eingreifen, solange Weiß schachbietet.

15. D g 6 De7 16. Shy!

A u c h wenn Schwarz den angebotenen Läufer

9. e 4 — e 5

abgelehnt hätte, schlüge der weiße Angriff

Der einfache Schlüsselzug. 9

durch, wie später gezeigt wird.

Sf6—d5

11. S f 3 — g 5 t

Nun steht alles für den Überfall bereit.

Bereitet 12. DI15 nebst Matt in wenigen Zügen vor. Man beachte, daß der Springer

1 i i l Iii ¡ü mm. m

vom L e i gedeckt ist. Bei gewaltsamen Angriffen, die das Opfer einer Figur einschließen, muß der Angreifer Züge finden, die die Felder beschränken, die dem

feindlichen K ö n i g

zugänglich

sind.

Hier nahm der Vorposten e5 dem K ö n i g

f tu M^MMM mfmmmm

gewissermaßen

schon

abgegriffene

Läuferopfer. Der

erste

Zug

Springer auch h7 und f711

einer

Kombination,

die

(die gleiche Antwort entscheidet auch auf De8) 14. Sd5: De6: 15. Sf4f mit Gewinn der Dame. 12. Sc3 x d5

entweder zum Matt führt oder zu einem überwältigenden

Khy—g8

Wenn 11. . . . Kg6, so 12. D d 3 f f j 13. Se6: (zwingt die Dame zum Ziehen) 13. . . . De7

10. L d 3 x h 7 f Das

bereits das Feld f6, und nun beherrscht der

Angriff,

der

mehr

als

Wenn sofort 12. D h j , so gibt Schwarz die

Ausgleich für Weiß ergibt.

Figur

Dennoch

weißen Angriff: 12. . . . S j f 6 13. ef Sf6:. Der

muß Weiß sorgfältig verfahren

zurück

und

stoppt zeitweise

den

und die Z ü g e gewissenhaft erwägen. Hat

Springer deckt I17 und beseitigt damit vor-

man einmal eine Figur geopfert, geht es um

läufig die Gefahr.

Alles oder Nichts. Kann Weiß seine Figuren nicht

heranbringen

und

den

Schwarzen

überfahren, läuft ihm das Matt durch die Finger, und dann fehlt eine Figur.

12. . . .

e6x d j

13. D d i — h $

Tf8—e8

Der einzige Z u g .

131

Die folgenden Zwangszüge zeigen, wie Weiß dem König planmäßig Felder nimmt, bis das Matt unvermeidbar wird. Beachten Sie, daß alle Züge erzwungen sind; Schwarz hat keine Zeit, irgendwelche Figuren zur Verteidigung heranzubringen. 14. DI15 x £7+

Kg8—h8

15. Df7—h5f

Kh8—g8

16. D h s — h r t

Kg8—f8

17. Dh7—h8f

Kf8—e7

18. D h 8 x g 7 matt. Zwei Faktoren sind bei diesem Matt von Bedeutung: a) die fortwährenden Schachgebote gaben Schwarz keine Gelegenheit, seine Figuren herauszubringen; b) der Bej und Sg5 hinderten den schwarzen König wirkungsvoll daran, aus dem Mattnetz herauszuschlüpfen.

A 1 1 . Lh7—c2 Weiß zieht den Läufer zurück, behält damit jede Möglichkeit für Weiß offen und verhindert unter anderem 1 1 . . . . Scj:, weil dann 12. bc LC3:? 13. D d j ! den Läufer eroberte (es droht gleichzeitig Matt auf I17 und das Schlagen des Lcj). A—1 11. .. .

C7—05

Schwarz führt endlich den wichtigen Zug (siehe Anmerkung zum 6. Zuge von Schwarz) aus. Jetzt war es jedoch dringlicher, den Königsflügel durch 1 1 . . . . g6 (siehe A—2) zu sichern, wenngleich auch dieser Zug nicht ausreicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange die Niederlage herausgezögert werden kann. 12. Lei—g5-

Schwarz lehnt den angebotenen Läufer ab Wir sehen uns nun an, was passiert wäre, wenn Schwarz das Läuferopfer nicht angenommen hätte. Die folgenden Varianten geben einen ausgezeichneten Eindruck vom reichen Inhalt dieser Art von Angriffsstellungen. — Weiß hat zwei sehr starke Fortsetzungen, A und B. 10

Kg8—h8

• • wmxrn, mmm,§Iii§ ¡1 m Äm*m M B HÜ H Iii m,r/ ,mr. •

mm

H ¡ 132

WM



Treibt die Dame vom Königsflügel fort. Der Witz ist, daß Schwarz nicht mehr 1 2 . . . . f6 antworten kann, weil darauf 13. Dd3 zum Matt in wenigen Zügen führt. Auch 12. Sg5 gewönne: 12. . . . g6 13. Sds: ed 14. Sfyi-JTf7: 15. e6. 12. . . .

Dd8—C7

12. . . . Da5? verliert eine Figur: 13. Sd5: ed 14. a3 und der Läufer hat keinen Rückzug. 12. . . . De8 13. Dd3 g6 14. Lh6 ist ebenfalls hoffnungslos (14. . . . Tg8 15. Sg5 nebst DI13). 13. S c 3 X d 5 Durch den Abtausch beseitigt Weiß einen gutstehenden Springer für einen nicht am Angriff beteiligten. 13. . . .

e6x d$

Eines der Grundprobleme in Stellungen dieser Art besteht darin, Felder frei zu machen, so daß die Schlüsselfiguren herauskommen und ihre Arbeit verrichten können.

Daher spielt Weiß 14. Lg;—e7

18. LC2 x g6f Tf8—e8

Die Hergabe der Qualität wäre gewiß besser. Vielleicht wäre die verhältnismäßig günstigste Fortsetzung gewesen (mit Qualität und Bauer weniger freilich vollständig hoffnungslos): 14. . . . Kg8 15. Sgj g6. Andere Züge sind schlechter und kosten mehr Material, 2. B. 14. . . . cd? 15. Lb4:; oder 14. . . . Se5: 15. Se5:! De7: 16. Dhsf nebst Matt. 15. Sfj—g5 g7—g6 Wenn i j . . . . Te7:, so 16. Dhsf Kg8 17. Dh7f Kf8 18. Dh8 matt. 16. Ddi—g4Droht Matt in drei Zügen, so daß Züge wie 16. . . . Se5:, mit Abzugsangriff auf die Dame, scheitern. 16 Kh8—g8 16. . . . Kg7 verliert ebenfalls nach 17. Se6f! fe 18. Dg6:f nebst Matt. 17. Dg4—h4

Weiß bringt ein Scheinopfer, um den schwarzen König ins Freie treiben zu können. 18 Sf8xg6 19. Dh6—h7t 20. Dh7 x göf

Kf7—e6 Ke6—d7

21. Sf3—e$ matt. B (siehe Diagramm S. 132) 1 1 . Sf 3 —g 5 Bringt den Springer ins Gefecht und droht 12. Dhst — ebenfalls ein durchschlagendes Vorgehen. 11

87—

Der einzige Zug. 11. . . . Sf6 verlöre eine Figur; 11. . . . f6 12. DI15 fg 13. Lg6f führt zum Matt. 12. Ddi—g4 B—1

Sd7—f8

Was sonst? 18. Le7—{6 nebst Matt. A—2 (siehe Diagramm mit Zug 11. Lc2) 11

g7—g6

12. Ddi—dx Erzwingt das Eindringen in die schwarze Königsstellung. 12

Tf8—e8

Macht Platz für den Springer. Kh8—g8

12

Kh8—g7

14. Lei—g5

Lb4—e7

13. Dg4—h4

Tf8—h8

15. Sc3Xd5

e6xdj

13. Ddi—h6f

16. ej—e6 Um den Bg6 zu unterminieren. 16

Sd7—f8

17. e 6 x f 7 t

Kg8 x Vj

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Schwarz es fertig gebracht hat, sich ausreichend zu schützen. Weiß kann jedoch durch ein Opfer Linien öffnen und die Überlegenheit seiner tätigen Streitkräfte fühlbar machen.

133

14. S g 5 X e 6 f

f7Xe6

15- D h 4 - h 6 f 16. D h 6 x g 6 f

Kg7-f7

b) 13. . . . f5 14. Sds: ed 15. Lg6:f Kg8 16. e6 S£6 17. Sf7 Tf 7 : 18. eff mit großem Materialgewinn.

und die Pattie endet: a) 16 Ke7 17. Dg7t Ke8 18. Lg6 matt. b) 16. . . . Kf8 17. Lh6t Ke 7 18. D g 7 t usw. B—2 (siehe Diagramm S. 133) 12.... Dd8—e7 13. Dg4—h4 und gewinnt, wie aus dem folgendem hervorgeht: a) 13. . . . Kg7 14. Se6:f Kh8 15. L g j f6 16. Lg6:f Kg8 17. Sd5: und gewinnt. Wenn 14. . . . De6:, so 15. Dh6f nebst I.g6:f und matt.

c) 13. . . . f6 14. Lg6:t Kg8 15. Lh7t Kg7 16. S5e4 und gewinnt durch D oder Lh6f. Diese Kombinationen sind sehr lehrreich, weil die schwarze Stellung so schlecht ist, daß Weiß eine große Anzahl von Möglichkeiten hat, und es gibt nur ein paar Varianten, wobei alle Züge fast erzwungen sind. Der Lernende sollte versuchen, den Kombinationen zu folgen, indem er zuerst die Züge am Brett ausarbeitet, später ihnen in Gedanken zu folgen sucht. Solche Übungen bringen kombinatorische Kraft.

Partie 20 Ausnützung einer Abweichung von der Theorie Erlangen eines Raumvorteils Zweckvoller Verstoß gegen Schach»regeln" Unsicherheit des Königs in der Mitte Zunutzemachen einer zeitweiligen Figurenüberlegenheit in einem gegebenen Raum Versammelter Angriff auf einen schwachen Punkt Es gibt eine Schachregel, die besagt, man solle eine Figur in der Eröffnung nur einmal ziehen, und eine andere stellt fest: „Unterlasse Angriffe oder andere Unternehmungen, bis deine Entwicklung beendet ist". Das sind ausgezeichnete allgemeine Richtlinien, denn ganz gewiß sind viele Partien verloren gegangen, weil die Spieler versäumten, genügend Figuren zur richtigen Zeit in die Schlacht zu werfen. Dies sind jedoch Verallgemeinerungen, die hauptsächlich auf strategische Stellungen anwendbar sind. Nur dort lassen sich die Regeln mehr oder weniger automatisch anwenden. Natürlich gibt es Stellungen, in denen diese Regeln gebrochen werden müssen, um die stärksten Züge machen zu können. Ein Meister kann nicht blindlings den Rezepten folgen, die für Lernende gelten, sondern muß jede Lage ihren Besonderheiten entsprechend einschätzen. Stellungsgemäß sind die Entwicklungsvorschriften zu verwerfen, wenn der strategische Plan eine andere Unternehmung erfordert. Zum Beispiel könnte es in einer Stellung, in der

134

ein Spielet unvollständig entwickelt ist, so aussehen, als ob das Herausbringen des Damenspringers, der sich noch auf bi befindet, offensichtlich ist. Dennoch kann es in jener Stellung einen zwingenden Grund geben, eine bereits im Spiel befindliche Figur ein zweitesmal zu ziehen, um ein wichtiges Feld zu beherrschen oder den Gegner daran zu hindern, dies zu tun. Die Regel „Entwicklung geht vor" kann auch gebrochen werden, wenn der Gegner einen schwachen Zug oder einen Fehler gemacht hat, aus dem sofort Vorteil gezogen werden muß. In solchen Fällen liegt das Augenmerk für die Weiterführung der Partie auf dem Fehler und nicht auf „strategischer Entwicklung wie üblich". Ist die taktische Lage klar, fällt es nicht schwer zu erkennen, daß die Entwicklungsregel zurückgestellt werden muß. Dies ist jedoch weit schwieriger, wenn es nötig ist, die gegnerische Schwäche genau zu bestimmen und dann zu untersuchen, wie man sie ausnützen könnte. In dieser Partie entwickelt sich Weiß nicht in der üblichen Weise Zug um Zug, sondern schaltet von Zeit zu Zeit einen schärferen Ausfall ein. Die Folge dieser wohlerwogenen Stellungsbehandlung ist, daß sehr bald das ganze Brett in Flammen steht und der Schwarze sich vor sehr schwierigen taktischen Aufgaben befindet. Abgelehntes Damengambit (Marshall-Variante) Weiß: Meister

Schwarz: Amateur

i . d2—d4

df—d5

z. C2—C4

Sg8—f6( ?)

Der Zug ist zwar fragwürdig (siehe Partie 19), man darf aber nicht vergessen, daß ein Meister von der Stärke Marshalls den Zug oft gespielt und einmal gegen Réti, ein andermal gegen Nimzowitsch damit gewonnen hat. 3- c 4 x d 5 Weiß muß sofort tauschen, um Vorteil aus der Abweichung des Schwarzen von der Theorie zu ziehen. Sonst kann Schwarz im nächsten Zuge seine Bauernmitte mit ej—e6 oder C7—c6 verteidigen. 3. . . .

Sf6xd5

4. Sgl—f3

e-j—e6

5. e2—e4 Sd5—b6 Günstiger als 5. . . . Sf6, wo der Springer dem Vorstoß e4—e 5 ausgesetzt ist (siehe Partie 19). 6. Lfi—d3

Obgleich es natürlicher zu sein scheint, zuerst 6. SC3 zu spielen (weil kein Zweifel besteht, daß dies der beste Platz für den Springer ist), zieht Weiß den Läuferzug vor. Er möchte den Damentausch vermeiden, der bei 6. SC3 C5 7. de möglich wäre. 6. ...

C7—C5

Dabei hat Schwarz folgendes überlegt: a) Er steht beengt, und das ändert sich erst, wenn Zugstraßen für seine Figuren geöffnet werden ; 6. . . . c j öffnet die schwarze Partie und stellt daher einen Befreiungszug dar, ohne den das Spiel weiterhin beengt bliebe, b) Schwarz möchte angreifen und so den starken weißen Zentrumsaufbau so bald wie möglich ausgleichen. 7. d4XC5 Um die Kontrolle von e5 behaupten zu können. So würde Schwarz nach 7. o—o cd 8. Sd4: e6—e5 spielen (aber nicht Dd4: 9. L b , f ) . •j. . . .

Lf8x05

Der Bauer auf e4 ist das einzige Plus, das Weiß erzielt hat. Käme Schwarz zu e6—ej, hätte er ausgeglichen.

135

Wie der Meister nun ein Höchstmaß aus diesem leichten Vorteil im weiteren Partieverlauf herausholt, ist äußerst interessant. 8. o—o Ein Amateur wählt hier vielleicht den naheliegenden Entwicklungszug 8. Scj. Der Meister dagegen sieht Möglichkeiten wie 8. . . . ej 9. Sej: Lfz:-f 10. K f 2 : Dd4t nebst De5:. Einer der großen Unterschiede zwischen dem geübten Amateur und dem Meister besteht darin, daß der letztere mehr sieht und mehr im voraus erkennt. 8. . . . Dd8—C7 Schwarz ist sich der Natur des weißen Vorteils bewußt und bereitet e6—ej mit Ausgleich vor. Darum ist der geschehene Zug besser als 8. . . . o—o, ein solider Entwicklungszug ohne besonderes Ziel. 9. e4—e 5 !

I



• 1

m

B •

SP mt i

m wfrn .JL mim, äH J m f#HJ •

Unbedingt notwendig, um den Ausgleich zu verhindern. Der Zug hat den Nachteil, Schwarz das Feld d j zugänglich zu machen; aber das wiegt nicht so schwer. 9. e5 hat ferner den Vorteil, eine Linie für den Ld3 zu öffnen. Ein Amateur, der darauf aus ist, Figuren zu entwickeln, mag einen Zug wie 9. Sc} erwarten und den Textzug als Zeitverlust verurteilen. 9. e5 hat jedoch ferner den Vorzug, die Entwicklung des Schwarzen zu

136

erschweren und seine Figuren vom Königsflügel fernzuhalten. 9

Sb8—c6

Schwarz greift den Vorposten des Weißen an. Versucht Weiß, ihn mit 10. U 4 zu verteidigen, spielt Schwarz Sd5, wonach die schwarzen Figuren ein vernünftiges Maß an Wirksamkeit entfalten. 10. Sbi—C3! Entwickelt den Springer auf sein natürliches Feld und übt Druck auf d5 aus, wohin Schwarz seinen Springer stellen möchte. Züge wie 10. De2 oder 10. Tei sind auch möglich, räumen aber Gegenchancen ein, z. B. 10. Tei Sb4 1 1 . Le4 IA-J 12. a j S4d5 13. b4 Le7 14. Lb2 Lc6 und Schwarz hat eine Art Gegengewicht. Der Textzug ist schärfer und beherrscht den Drehpunkt. E r bringt die Partie in die Gambitsphäre, die wegen seiner überlegenen Entwicklung für Weiß sehr annehmbar ist. 10. . . .

S c 6 x e$

Betrachten wir andere Züge: a) 1 0 . . . . o—o lädt zu 1 1 . Lhy:f ein. Die Folgen haben wir in Partie 19 gesehen. b) 10. . . . Ld7 1 1 . Lf4 und bereitet ein Vorgehen wie Scj—b5—d6f vor. c) 10. . . . Sdj 1 1 . Sdj: ed macht die Sache für Weiß leichter. Schwarz hätte einen Einzelbauern; Weiß könnte Züge wie 10. Tei spielen und Vorteil aus der Bauernmehrheit am Königsflügel ziehen. 1 1 . Lei—£4 Weiß hat nun einen Bauern weniger. Dafür hat er den schwarzen Springer gefesselt und ein Tempo gewonnen. Die Fesselung ist um so unangenehmer, weil Schwarz nicht Ld6 wegen 12. Sb5 antworten kann. Schwarz hat aber den Ausweg des Schlagens mit Schachgebot.

Ii....

Se5Xf3t

Erzwungen, denn auf n . . . . f6 käme 12. Se5: fe 13. Dhif. 12. Ddi x (}

Dc7—ey

Mmimumm mm mt m mm

Alle weißen Kräfte sind im Spiel, Weiß ist am Zuge, Schwarz hat noch nicht rochiert und ist nur teilweise entwickelt. Für einen Bauern hat Weiß drei Züge gewonnen. Die meisten weißen Figuren sind wohlpostiert, sehr drohend. Dennoch ist es nicht so leicht, Vorteil aus der Lage zu ziehen. Auf 13. Sb5 zum Beispiel (drohend Scyf) kann Schwarz Sd5 antworten und die Dinge liegen nicht einfach.

Wieder droht Weiß, den LC5 zu beseitigen. Schwarz kann zwar nun seinen Springer gegen den weißen Läufer tauschen, hat aber nach 14. . . . Sf4: 15. Df4: noch nicht das Problem seines bedrohten Läufers gelöst. Wieder kann 15. . . . Lb4 mit 16. a3 beantwortet werden, und wenn der Läufer die Diagonale verläßt, folgt Sd6f. Der Zwischenzug 16. . . . e5 ließe 17. Dg3 zu mit Angriff auf den Bg714. . . .

b7—b6

Schützt den Läufer ein zweitesmal und öffnet die Schräge für die Entwicklung des 1x8. Versucht Schwarz, durch Abtausch zu vereinfachen, wird die weiße Stellung so stark, daß er den Schwarzen überwältigen kann, z. B. 14. . . . Sf4: 15. Df4: Lb4 16. Tc7 (noch stärker als 16. 83) Ld7 18. Lbj Td8 18. Tfdi und gewinnt. 15. TCIXC5!

1

. £ • # 1 Mt mt • i ü 1

§§ •

13. Sc3—e4 Wieder bewegt der Meister eine entwickelte Figur, anstatt einen Entwicklungszug wie 13. Taci oder 13. Tfdi zu machen. Er will den Läufer von der Schrägen f8-a3 vertreiben. Sobald der Läufer diese Diagonale verlassen hat, dringt eine weiße Figur nach d6 ein. Zum Beispiel 13. . . . o—o 14. Taci Lb4 15. a; und Schwarz kann eine direkte Katastrophe nur mit 15. . . . f j vermeiden. Nach 16. ab fe 17. De4: stünde Schwarz hoffnungslos (es droht Dh7:j- und TC7). 13 14. Tai—ci

Sb6—dj

Die vorhergehende Partiephase kreiste um die Idee des Weißen, das Feld d6 zu erobern. Nun erhält er es mit Hilfe eines Opfers. Wenn nun 15. . . . bc, so entscheidet 16. Ld6, z. B. 16. . . . Dd7 17. Lc5: mit den beiden Drohungen 18. Lbj (Db5: 19. Sd6f) und 18. Sd6f. Man vergleiche den Plan 15. Tcj: mit dem oberflächlichen 15. SC5:, das auf den ver-

137

einzelten Bauern spielt. In diesem Falle gäbe Weiß seinen Angriff für einen geringen positioneilen Gegenwert auf. 15 Sd; x £4 Schwarz muß den gefährlichen Läufer abtauschen, um die mit 16. Ld6 beginnende Variante auszuschalten. 16. T c j x c8f Dieses Zwischenschach bringt Weiß eine Figur für die Qualität ein. 16 17. L d 3 — b 5 f

Ta8 x c8

Ein weiteres Zwischenschach dient dazu, den König in der Mitte zu belästigen und die Rochade zu verhindern. Man sehe, wie beweglich die weißen Figuren durch die Tauschserie geworden sind. 17. . . . Ke8—f8 Weiß ist aus dem Zusammenprall mit zwei Leichtfiguren im Tausch gegen einen Turm und Bauer hervorgegangen — kein großer materieller Vorteil. Im Hinblick auf die mangelhafte Entwicklung des Schwarzen (sein König behindert den Th8) steht Weiß jedoch auf Gewinn. 18. Di} x {4

e6—e5

Dies verschafft Weiß eine Gelegenheit, die f-Linie für den Turm zu öffnen und seine Angriffskräfte gegen den wichtigen Bf7 zu versammeln. Besser wäre 18. . . . h6, weil Schwarz damit keine neuen Schwächen verursacht und die Möglichkeit eröffnet, den Th8 nach Kf8—g8—h7 ins Spiel zu bringen. Dieses ganze Manöver nimmt immerhin drei Züge in Anspruch. In der Zwischenzeit verbessert auch Weiß seine Stellung durch Züge wie 19. I13 (um ein Fluchtfeld zu schaffen), dann Tel oder Tdi, gefolgt von tätigerer Mitarbeit des Turms. Hätte Schwarz versucht, mit 18. . . . Db4 die Initiative zu ergreifen, wäre 19. Ld7 nebst 20. Le6: die Folge gewesen.

138

19. Df4—£5

Tc8—07

20. fz—£4!

JJ m E Witt 'Mü m t m i y

mmm

¡¡¡¡_i.11 mm 11 ¡§¡^11 §j §§ 11 M ¿¡SS H IIS 8 n 11 ¡¡¡¡SIS

Wieder stark. Weiß muß fortgesetzt die besten Züge finden, damit der Angriff den Höhepunkt erreicht hat, bevor Schwarz seinen ausgesperrten Turm in den Kampf werfen kann. Gelänge ihm das, wäre der Vorteil des Weißen sehr gering. 20

e$ x {4

Erzwungen. Andere Züge kosten den eBauern. 21. Df5 x £4 Droht 22. Sd6 gefolgt von 23. Sf7: Df7: 24. DC7:. 21. . . .

I17—115

Pariert sehr schlau die erwähnte Drohung, wie 22. Sd6 Th6l 23. Sf7: Tf6 oder 23. Sfj D c j f zeigt. 22. Lb5—04!! Der einzige Zug, der zum raschen Siege führt. Jetzt genügt 22. . . . Th6 nicht mehr, denn nach 23. Lf7: kann der Turm wegen des Springers nicht nach f6. Wenn 22. . . . TC4:, so 23. Db8f De8 24. De8:f Ke8: 25. Sd6f. Wenn 22. . . . g5, so 23. Sgj: D c j f 24. Tf2! DC4: 25. DC7: DC7: 26. Se6f, in beiden Fällen bleibt Weiß im Mehrbesitz einer Figur. 22

Kf8—g8

Der einzige Z u g .

26

23. Se4—66 U m den ~B{j zu gewinnen.

27. h 2 — h 4 !

23

Th8—h6

24. L C 4 x f 7 f

Kg8—h8

Gibt dem weißen K ö n i g ein Fluchtfeld und bereitet außerdem den starken Vorposten für den Springer auf g5 v o r

25. Sd6—e4

27. . . .

Verhindert T f 6 . 25

Tc7—c8 weißen

Figuren

De7—e$ ?

Verliert sofort, aber Schwarz hat sowieso

Mit der Idee, T f 8 zu spielen und eine der wichtigen

Tc8—e8

Auf 26. . . . T d 8 käme 27. D f 5 .

keine guten Z ü g e .

unbeweglich

zu machen. 26. I X 7 — d 5

28. D £ 4 X e j

Te8xe5

29. T f i — f 8 f

Kh8—h7

30. S e 4 — g s t

Kh7—g6

31. Ld5—e4f.

E s ist wichtig, den Springer geschützt zu haben. A u f 26. L b ; wäre Te8 lästig, weil

Schwarz gab auf. E r muß die Qualität her-

27. S g ; mit T f 6 beantwortet wird.

geben und behält eine ganze Figur weniger.

Partie 21 D i e T h e o r i e der französischen V e r t e i d i g u n g D e r g u t e u n d der schlechte L ä u f e r D i e Bauernkette D a s starke F e l d D e r wohlpostierte S p r i n g e r g e g e n den schlechten L ä u f e r P l a n u n g f ü r das E n d s p i e l In dieser Partie treffen wir erstmals auf ein raffiniertes Element strategischen Spiels: das starke Feld in der Brettmitte. Die Felder des Schachbrettes haben nicht alle den gleichen Wert. Mittelfelder sind vorteilhafter als Seitenfelder. Sie sind besonders ideal als Punkte zum Festsetzen von Figuren, denn von einem Zentralfeld aus strahlt die Figur Druck aus auf alle Felder, auf die sie im gegebenen Augenblick ziehen kann. Der Springer steht in der Brettmitte besonders stark, weil dort am wenigsten spürbar wird, daß seine W i r k u n g nicht weit reicht. Steht er z. B. auf d4, drückt der Springer auf die Felder b j , c6, e6 und f j im gegnerischen Lager. Ein Springer kann auf d4 oder e4 sehr stark sein; wenn der Gegner jedoch in der L a g e ist, ihn mit einem Bauern zu vertreiben, dann bedeutet die vorübergehend gute SteUung des Springers nicht viel. In gewissen Fällen jedoch sind die Bauern des Gegners vorgerückt oder sind auf eine Weise getauscht worden, daß sie nicht mehr für das Vertreiben gegnerischer Figuren v o n einem gegebenen Feld verfügbar sind. Ein solches Feld wird für die Partei, die

139

dort eine Figur aufstellen kann, ein starkes Feld. Einen Springer auf einem starken Feld im Zentrum postieren zu können, ist im Schach von großem strategischem Wert. Eine der Fragen, die Schachspieler am häufigsten stellen, lautet: „Wer ist stärker, der Springer oder der Läufer?" Die Stärke dieser beiden Figuren ist relativ, nicht absolut. Im Falle der Springer hängt sie davon ab, wo sie stehen und ob sie in ihrer Stellung behauptet werden können. Im Falle der Läufer hängt ihre Kraft davon ab, ob sie auf offenen Diagonalen stehen und schwache Punkte des Gegners bedrohen können, in welchem Falle man vom „guten" Läufer spricht, oder auf Diagonalen, die von eigenen Bauern verstellt sind, in welchem Falle es sich um einen „schlechten" Läufer handelt. Diese Partie zeigt die Kraft eines gutstehenden Springers gegenüber der Wirkungslosigkeit des schlechten Läufers. Französische Verteidigung (Klassische Variante) Weiß: Meister 1 . c2—e4

Schwarz: Amateur erj—e6

i. . . . e6 ist der Beginn einer Eröffnung, die man „Französische Verteidigung" nennt. Französisch ist eine geschlossene Partie, das heißt ein Spiel, in dem die Mittellinien im allgemeinen geschlossen bleiben, so daß Schwarz in der Lage ist, eine feste Stellung in der Mitte aufzubauen, im Gegensatz zur schnelleren Entwicklung und der größeren Beweglichkeit der offenen Spiele, die mit i . e4 ej beginnen. In der französischen Verteidigung wird Schwarz mehr Zeit brauchen, seine Figuren ins Spiel zu bringen, weil sie von seiner festen Bauernkette eingeengt sind. 2. d2—d4 Weiß nimmt sofort vom Zentrum Besitz. 2. . . .

d7—d5

Schwarz bekämpft den Versuch des Weißen, das Zentrum zu beherrschen und droht j . . . . de, so daß Weiß gezwungen ist, etwas dagegen zu tun. 3. Sbr—03 Weiß macht wieder einen Zug, der auf das Zentrum einwirkt. Sein Damenspringer I40

drückt nun gegen d j und Die Spannung in der Mitte bleibt erhalten. Weiß hat verschiedene andere Möglichkeiten an dieser Stelle. a) Die Abtausch-Variante E r könnte die Spannung mit 3. ed aufheben, die Abtausch-Variante. Nach der Antwort 3. . . . ed neigt die Partie zum Remis, weil eine offene Linie vorhanden ist, die beide Spieler besetzen können. Die logische Folge ist, daß Türme und Damen auf dieser Linie getauscht werden. Überläßt man diese Linie dem Gegner, kann man in Schwierigkeiten geraten. b) Die Nimzowitsch-Variante Weiß könnte die Spannung auch mit 3. e; beenden. Das würde die Stellung und die Ziele der Spieler vollständig ändern. In dieser Variante erhalten wir eine Bauernkette: von Weiß d4 und e j , von Schwarz e6 und d ; . Die Basis der weißen Kette ist d4, die der schwarzen e6. Die Spitze der Kette des Weißen ist e5, die des Schwarzen d j . Hat man es mit einer Bauernkette zu tun, so besteht die Grundsatzstrategie darin, die Basis anzugreifen. In dieser Stellung wird Schwarz C7—C5 spielen, und Weiß f3—¡4—ij anstreben. Der nächste Plan ist, die Spitze der Kette anzutasten, wie später in der vorliegenden Partie gezeigt wird. Wir haben

schon in Partie 6 gesehen, wie ein Anfänger mit den weißen Steinen fehlgreifen kann. c) Die Tarrasch-Variante Weiß kann die Spannung aufrecht erhalten und e4 durch 3. Sd2 verteidigen. Verglichen mit dem Textzuge hat das den Nachteil, keinen Druck auf d5 auszuüben. Andererseits hat die Tarrasch-Variante die folgenden Vorteile gegenüber dem Textzuge: a) der Damenspringer kann vom Lf8 nicht gefesselt werden, denn U>4 wäre wegen 4. c j ganz nutzlos; b) auf d2 verstellt der Springer nicht den c-Bauern, den Weiß später nach C3 stellen möchte, besonders als Antwort auf c 7 c 53. . . .

Sg8—16

Entwickelt, schützt das Zentrum (d5 und e4) und bedroht den e-Bauern. Schwarz hätte auch 3.. . . Lb4 spielen können, die WinawerVariante, die wahrscheinlich sicherer ist. In dieser Variante schützt Schwarz seine Zentralfelder, indem er den Springer fesselt. Siehe Partie 23. 4. L e i — g 5 Mit dieser Fesselung droht Weiß unter gewissen Umständen 5. e y Er hebt ferner den Druck des Schwarzen auf das Zentrum auf. Gelingt es Weiß, an dieser Stelle Schwarz zur Aufgabe des Zentrums durch den Tausch auf e4 zu zwingen, erränge er Raumvorteil, denn er hat einen Mittelbauern auf der vierten, Schwarz nur auf der dritten Reihe (von der Grundlinie aus). An dieser Stelle spielen Amateure manchmal den plausiblen Zug 4. Ld3. Die folgende Analyse wird zeigen, daß der Zug dem Schwarzen Gegenchancen in der Mitte nach der Antwort 4. . . . C5 einräumt: a) 5. de de 6. Se4: Se4: 7. Le4: D d i . f 8. K d i : Lc5: b) 5. e5 cd 6. ef de

c) 5. ed Sd;: 6. Sdj: D d j : d) 5. Sf3 cd 6. Sd4: e5, gefolgt von d5—d44

Lf8—e7

Schwarz hebt seinerseits die Fesselung auf und droht wieder, einen Bauern zu gewinnen. Hier ist auch die Mac Cutcheon-Variante 4. . . . Lb4 gut spielbar. Nach 5. e j h6 (ein erzwungener Standardzug in solchen Stellungen) a) 6. ef hg 7. fg Tg8 8. D h j Df6 ist nicht gefährlich für Schwarz; b) 6. Ld2 LC3: 7. bc Se4 8. Dg4 g6 ist sehr scharf, mit Chancen für beide Seiten. 5. e4—c$ Schwarz drohte d5 X e4 oder Se4:. 5. Ld3 ist unzureichend, wie wir unten zeigen werden. Weiß hat keine weitere gute Verteidigung gegen den schwarzen Druck auf das Zentrum. Daher beschließt er, seinen Damenläufer gegen den schwarzen Königsläufer zu tauschen; dies geschieht im nächsten Zuge. Wie wir bald im einzelnen ausführen werden, nennt man den weißen Läufer, der auf der gleichen Farbe steht wie die weißen Mittelbauern, den „schlechten" Läufer, während der schwarze Läufer, der von der entgegengesetzten Farbe der schwarzen Mittelbauern ist, „guter" Läufer heißt. Es gibt neben 5. ej zwei plausible Möglichkeiten, deren zweite manchmal von Amateuren gespielt wird, denen oft nicht bewußt ist, warum eine Variante einer anderen überlegen ist. Eine Untersuchung dieser beiden folgenden Varianten und ein Vergleich der sich ergebenden Stellungen mit dem Hauptspiel wird das erläutern: a) 5. Lf6:. 5. Lf6: Lf6: 6. e5 Le7 macht die Sache ein wenig leichter für Schwarz, der das Läuferpaar hat. Das bedeutet, daß er seine beiden Läufer behalten hat, während Weiß entweder Läufer und Springer (wie in dieser Variante)

141

oder beide Springer hat. Der Besitz des Läuferpaares (wenn der Gegner es nicht hat) wird als günstig angesehen. Die Partie könnte weitergehen mit 7. Dg4 o—o 8. L d j l-j 9. ef e. p. Lf6: mit beträchtlichen Gegenchancen für Schwarz 1 ). Man beachte, daß die anscheinend starke Fortsetzung 10. Dh5 zum Bauernverlust für Weiß führt, denn nach io. . . . g6! reicht 1. das Opfer 1 1 . Lg6: hg 12. Dg6:f Lg7 nicht aus, weil der Angriff nicht weitergeht, während Schwarz in der Entwicklung voraus ist und bereits 13. . . . Df6 droht; 2. kann die weiße Dame nicht ohne Verlust des Bd4 zurückweichen, z. B. 1 1 . De2 Ld4:, oder 1 1 . Dg4 e5 Schwarz erlangt die Herrschaft über die Mitte und hat ein wichtiges Ziel erreicht, b) 5. L d j . Oberflächlich betrachtet sieht 5. Ld3 wie ein logischer Entwicklungszug aus, der Angriff einbringt. Man muß jedoch untersuchen, was nach 5. . . . de passiert: 1. 6. Se4: Se4: 7. Le7: De7: 8. Le4: Db4 und gewinnt einen B ; 2. 6. Le4: Se4: 7. Le7: De7: 8. Se4: Db4f mit Bauerngewinn; 3. 6. Lf6: Lf6: 7. Se4: Ld4:, wiederum mit Bauerngewinn. Sogar j . . . . Se4: 6. Le7: SC3: 7. Dg4 Ke7: ist günstig für Schwarz: 8. D g 5 t Kd7. 5

Sf6—d 7

6. L g 5 x e 7 Weiß tauscht hier seinen „schlechten" Läufer, weil es für ihn keine wichtige Arbeit zu leisten gibt. Wäre das der Fall, sollte Weiß nicht tauschen. Schaltet man z. B. die Züge 6. h4 h6 ein, dann tauscht Weiß nicht, sondern spielt richtiger 7. Le3l, denn der Läufer hat nun eine nützliche Funktion wegen des schwächenden Zuges von l ) Nach 9. Dh3 behält Weiß eine vollwertige Partie. Anm. d. Übers.

142

Schwarz I17—h6. Der weiße Läufer auf g5 ist nur relativ „schlecht", denn die Diagonale ci—h6 ist von weißen Bauern nicht verstellt. Nach 6. I14 entwickelt sich der Aljechin-Chatard-Angriff, den wir in Partie 23 besprechen. 6

Dd8 X e7

m mtmmmt ü Hl



11

W

Jö S Wi il f ' f l f 41 Weiß hat nun a) einen guten Läufer im Gegensatz zum unentwickelten schlechten Läufer von Schwarz, und b) mehr Raum. Schwarz hat dagegen die Möglichkeit, die Basis der weißen Bauernkette mit C7—05 leichter anzugreifen als Weiß das gleiche mit f 2 — f 4 — f j tun kann. Untersuchen wir nun die Lage des weißen und schwarzen Läufers. Der weiße Läufer kann sich frei bewegen, weil er nicht von eigenen Bauern gehemmt wird; der schwarze Läufer ist nicht nur unentwickelt, seine mögliche Entfaltung wird durch seine eigenen Bauern ernsthaft beschränkt. Daher nennt man den weißen Läufer den guten und den schwarzen den schlechten. In Eröffnung und Mittelspiel sind es besonders die Zentralfelder, die einen Läufer gut oder schlecht werden lassen. Spielt Weiß von der Grundstellung d2—d4, e2—e3 und Ld2, dann ist der Läufer „schlecht", weil er eingeengt ist. Spielt er vor e2—e3 Lf4, dann ist der Läufer immer

noch „schlecht", denn er kann seinem Damenflügel nicht zu Hilfe kommen, wenn Schwarz dort angreift. Blockierte Bauern können nicht ziehen; sie bestimmen daher in hohem Maße, ob ein Läufer „gut" oder „schlecht" ist. Ein Bauernzug läßt manchmal einen guten Läufer schlecht werden oder umgekehrt. Im Endspiel sind es die blockierten Bauern, deren Stellung über den Wert des Läufers bestimmen. 7. D d i — d 2 Dieser Zug hat in sich selbst keine tiefversteckte Bedeutung; er ist Teil eines Systems. Weiß kann sein vollständiges Zentrum nicht behaupten, nachdem Schwarz C7—C5 gezogen hat. Er will daher seinen e-Bauern durch {2—{4 schützen und seinen d-Bauern früher oder später auf c j tauschen 7. Dd2 bereitet die lange Rochade vor und deckt den Punkt f4. Dieses Feld (oder der Bauer, der bald auf dieses Feld ziehen wird) wird Schutz brauchen, sobald Schwarz f7—f6 zieht, das Weiß mit ej X f6 und Schwarz seinerseits mit Df6: beantworten wird. Andere Züge, wie 7. L d j , ermöglichen dem Schwarzen, das weiße Zentrum mit cj—c; und f7—f6 vollkommen aufzulösen. Untersuchen wir einige der gewöhnlichen Abwandlungen im 7. Zuge. a) 7. f 4 Dieser Zug ist ungefähr ebenso stark wie 7. Dd2. Die übliche Fortsetzung ist 7. . . . o—o 8. Sf3 C5 9. de Scj: 10. L d j {j 11. ef e. p. Df6: 12. g j Sc6 13. o—o. Weiß drückt gegen die schwarze Stellung, solange Schwarz nicht e 6 — d u r c h s e t z e n kann. b) 7. Sb 5 . Ein etwas verfrühter Angriff ohne viel Kraft. Schwarz antwortet 7. . . . Sb6, gefolgt von a7—a6 und treibt den Springer

zurück. Weiß erreicht jedoch eines seiner Ziele, nämlich die Festigung seines Zentrums (nach cj—C5) durch C2—C3. In der vorliegenden Partie ist dies nicht möglich, weil der Springer auf C3 bleibt. Weiß schlägt dann absichtlich mit dem d-Bauern aus dem Zentrum heraus, weil er das Feld 64 für einen Springer räumen will. Man sehe auch den Kommentar nach dem 7. Zuge von Schwarz. c) 7. Dg4Aggressiv wie er aussieht, hat der Zug, der in vielen Varianten der Französischen auftaucht, hier keinen Wert. Er zwingt Schwarz zu rochieren, was er sowieso getan hätte. Nach 7. . . . o—o 8. Ld3 könnte Schwarz entweder mit 8. . . . C5 oder 8. . . . fortsetzen. 7. . . .

o—o

Es ist lehrreich festzustellen, daß Schwarz nicht sofort C7—cj spielt, weil er damit das Feld d6 schwächt. Er büßt nach 8. Sbj 1 Sb6 9. Sd6f die Rochade ein 8. f2—£4

Der Zweck von 8. f4 liegt darin, das Feld e5 zu stärken. In vielen Varianten der Französischen geschieht zu irgend einer Zeit f7—f6 e5 X16 Df6:, wonach es für Weiß wichtig sein kann, daß der Punkt e5 verteidigt ist. Nach gewissen Vorbereitungen könnte Weiß dann den rückständigen eBauern auf e6 festhalten. Weiß kann e6—ej auf zwei Arten verhindern: a) Druck gegen e5; b) Druck gegen d5, also den schwarzen d-Bauern, so daß e6—ej mit Sd5: beantwortet wird. 8. . . .

C7—05

In der französischen Verteidigung besteht die Grundstrategie des Schwarzen darin, die Basis der weißen Bauernkette auf d 4 anzu-

143

greifen; dann, nachdem der weiße d-Bauer beseitigt ist, beginnt die nächstfolgende Strategie des Angriffs auf die Spitze der Bauernkette mit ii—f6. Der für Weiß mögliche Zug 9. Sb5 ist nun nicht so gefährlich, wie er einen Zug früher war, denn der schwarze König hat bereits sicher rochiert, z. B. 9. Sb5 Sc6 10. C3 16, und das Feld d6 wird bereits unterminiert. Nach 1 1 . ef Sf6: hätte Weiß nichts erreicht, und 1 1 . Sd6 ist ebenfalls nicht gut, denn 1 1 . cd 12. cd fe 13. fe? Dh4f, gefolgt von Dd4: kostet Material. Spielt Weiß 13. de, so geht wohl schon das Opfer 13. . . . Se5: 14. fe Se5: 15. Sc8: Tac8:, und Schwarz hat ein wunderbares Spiel. Seine ganze Armee ist einsatzbereit — man sehe diese Türme! Was ist der Grund, daß Schwarz plötzlich zum Spiel kommt, trotz der Tatsache, daß seine Eröffnung, die französische Verteidigung, einen ziemlich ruhigen Charakter aufweist ? Man muß das wie folgt sehen: die schwarze Haltung am Anfang bedeutet Passivität in der Mitte. Sobald er jedoch eine genügende Anzahl Figuren ins Spiel gebracht hat, wird Schwarz versuchen, die Initiative zu erhalten. Diese Strategie wird um so wirkungsvoller, wenn Weiß seine Entwicklung vernachlässigt, und dies ist nach 9. Sb; der Fall. Man erinnere sich an die Regel „In der Eröffnung spiele nie die gleiche Figur zweimal". Dies ist zwar keine Regel, die in allen Fällen anzuwenden ist, sie erleichtert jedoch, wie in der vorliegenden Stellung, das Auffinden des richtigen Zuges. Ein weiteres Beispiel für die Chancen, die Schwarz nach 9. Sb5 erlangen kann, zeigt die folgende Variante: 9. . . . a6 (noch stärker als 9. . . . Sc6, denn 10. Sc7 führt nach Ta7 zu nichts) 10. Sd6 cd 1 1 . Sf3 (11. Sc8: Tc8: 12. S f j Sc6 ändert nichts, während 1 1 . Dd4: Sc6 einige Tempi für Weiß ver-

144

liert) 11. . . . Sc6 12. Sd4: S7e5:! mit Bauerngewinn: 13. fe Dh4t u n d Dd4:. 9. S g i - f 3 Nach Tausch der Mittelbauern (d4 x cj oder cj x d4) ist es wichtig für Weiß, das Feld d4 zu beherrschen. Das Feld ist stark, weil es nicht von feindlichen Bauern angegriffen werden kann. Der Springer kontrolliert auch das Feld Das kann im Falle von f7—f6 e5 X16 D16: wichtig sein, um den e-Bauern zurückzuhalten (wie bereits erwähnt). Der ganze letzte Teil der Partie dreht sich um die Idee von der Kraft des starken Feldes ¿4. 9 10. g2

Sb8—c6 g3

*f 1 1ü Mm i mt HP11 Ü B §§¡¡1 rmwm • . . . m/M

¿ 8 SB

• f H

Die Idee von 10. g j ist, mit Lg2 (oder Lhj), ej x f6 (nach f7—f6) und o—0—o (Rubinsteins Zug) fortzusetzen, um Druck gegen das schwarze Zentrum zu richten. Spielt Weiß stattdessen sofort 10. o—-o—0, könnte Schwarz C5—C4, gefolgt von Tb8, b7—b5 und bj—b4 spielen und einen schweren Angriff einleiten. 10. . . .

05 x d4?

Schwarz schlägt, um die c-Linie zu öffnen und zu besetzen. Dabei übergibt er jedoch dem Weißen die Herrschaft über das starke Feld d4. Weiß hat dieses Feld vollständig

im Besitz, denn schwarze Bauern können es nicht erreichen, nur schwarze Figuren, und das bedeutet, daß Weiß auf die Dauer immer in der Lage sein wird, das Feld zu besetzen. Eine Figur auf diesem Felde ist wie eine Kanone im Hinterhalt. Sie schießt, und man kann sie nicht angreifen. Gewiß war 10. . . . f6, die zweitrangige Strategie des Schwarzen, hier stärker. Das zwingt Weiß, sein Zentrum vollständig aufzulösen. Allerdings können nach n . ef Sf6: 12. de D c j : 13. o — o — o die schwarzen Mittelbauern schwach werden. Weiß hat alle Figuren bereit und setzt mit Zügen wie LI13 und Thei fort. Sehen wir nun, wie Weiß sein starkes Feld d4 benützt. 11. S f } X d 4

Sc6xd4

12. D d 2 X d 4

De7—C5

In Übereinstimmung mit dem vorhergehenden Spiel des Schwarzen. 12. . . . f6 ist hier viel schwächer als vor zwei Zügen und bedeutet Zeitverlust; 12. . . . Sb6 läßt die weiße Dame in starker Stellung. Schwarz kann mit seiner halboffenen cLinie nicht viel anfangen, während Weiß im Gegenteil vollen Gebrauch von seinem starken Feld macht, indem er einen Springer dort postiert und so den schwarzen Läufer sehr einengt. 13. DCI4XC5

S D 7 X 05

14. S c j — b $ Nicht um den Springer nach d6 zu bringen, wie man denken könnte, denn er wäre dort leicht zu tauschen und seine Stellung könnte dort mit i~j—16 unterminiert werden, sondern um ihn nach d4 zu stellen und einen idealen Platz einzunehmen. Der Springer ist auf d4 ebenfalls zu tauschen, aber dann zieht der weiße König auf dieses Feld und wird ein entscheidender Faktor bei den 10

Euwe-Mciden, Meister gegen Amateur

Vereinfachungen, die sich ergeben und die zum Bauernendspiel führen. 14. . . .

bj—b6

Schwarz, der annahm, daß Weiß Sd6 plante, wünschte Sb7 und Sd6: spielen zu können.

1Ü Ü i.P ¡¡¡#11 m x " ÌHÌ S i iBf i r m iü ü È ü m m vf

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wm

Ein einfacher Entwicklungszug. Hätte Weiß sofort 15. Sd4 gespielt, könnte Schwarz möglicherweise versuchen, seinen schlechten Läufer mit 15. . . . Laß günstig loszuwerden und dann e4 als starkes Feld für seinen eigenen Springer zu erhalten. Mit dem Textzuge ist La6 im Augenblick wegen 16. SC7! verhindert. 15

Sc5—e4

Schwarz hat nun sein starkes Feld besetzt; aber dies ist hier nicht so wichtig, denn Weiß kann diesen Springer immer gegen seinen Läufer tauschen. Weiß muß jedoch die Drohung Sf2 beachten. Schwarz hätte 15. . . . a6 erwägen können. Der Z u g ist jedoch nicht gut, weil er dem Läufer das Feld a6 nimmt. 16. T h i — g l

a7—a6

Besser wäre 16. . . . L d j , was ein Tempo durch den Angriff auf den weißen Springer gewonnen hätte. Der Läufer steht zwar auf d7 nicht sehr aktiv, er schränkt aber den 145

weißen Springer ein, wenn er auf d4 steht. Auf

b7 stünde der Läufer weniger wir-

kungsvoll. Der Textzug schwächt zudem b6 und macht den Lc8 schlechter, weil sich noch mehr Bauern auf seiner Farbe befinden.

17. Sb5—d4 Der

Springer

hat

sich nun

auf

seinem

starken Felde niedergelassen, w o er eine große Macht entfaltet. E r beherrscht viele wichtige Felder im feindlichen L a g e r : b j , c6, e6 und f5 ; er kann den späteren Bauern-

A u c h 20. cd wäre gut. Der mögliche An-

sturm g2—g4 und f4—f5 unterstützen; er

griff des Schwarzen auf der c-Linie ist un-

deckt den Bc2 für den Fall, daß die schwarzen

bedeutend, denn Weiß kann seine eigenen

Türme sich auf der c-Linie verdoppeln.

Türme entgegenstellen. Wahrscheinlich ist

17. . . .

aber 20. T d 3 : besser wegen der Möglich-

Lc8—b7

keiten auf der 3. Reihe.

Schwarz läßt sich von allgemeinen Grundsätzen, nicht

von

der besonderen

Die L a g e ist nun klar. Der weiße Springer

Lage

steht auf seinem starken Feld und kann dort

leiten. Der Läufer steht auf b7 oft gut. Hier

für den Rest der Partie festgehalten werden.

aber, w o der Sd4 den Vorstoß des d-Bauern

Keine Macht auf dem Schachbrett kann ihn

blockiert, hat der

vertreiben.

Läufer auf

b7

keine

Zukunft, solange der weiße Springer auf seinem

Posten

bleibt.

Schwarz

konnte

1 7 . . . . Ld7 und 18. . . . f6 spielen, um die weiße Bauernstellung zu bekämpfen.

E i n so standhafter Springer ist die idealste Grundlage f ü r einen Plan, weil auf

ihn

Verlaß ist. E r wird immer auf seinem Platz bleiben. Die Frage lautet, wie aus diesem

18. Lfi—d3

Vorteil Nutzen zu ziehen, wie der Springer

E r will den Läufer gegen den

Springer

tauschen oder den Springer verjagen. Nach dem Tausch bliebe Weiß der starke Springer gegen den schlechten Läufer, und er könnte den Springer notfalls mit cz—cj

auf d4

behaupten. E s ist eine andere Frage, o b

in den strategischen Plan einzubeziehen ist. Wir haben bereits gesehen, daß der Springer a) auf dem Königsflügel arbeiten kann; b) auf dem Damenflügel einzusetzen ist; c) den c-Bauern verteidigt, so daß Schwarz keinen Schaden

durch

Turmverdoppelung

an-

Weiß in diesem Falle eben so viel Vorteil

richten kann.

v o n seinem starken Springer hätte wie in

Diese letzte Überlegung macht es im be-

der Partie.

sonderen möglich, ruhig fortzusetzen, ohne

18. . . .

Se4—{2

E s wäre besser, 18. . . . SC5 zu versuchen. Nachdem Schwarz seinen Springer tauscht, ist der weiße Vorteil zu klar.

19. Tdi—di 20. Td2Xdj.

146

Sf2 x djf

unangebrachte Eile, ohne durch Gegenspiel gestört zu werden. Dies ist im allgemeinen und besonders hier sehr wichtig, denn eine sorgfältige Untersuchung der Stellung wird zeigen, daß die weißen Pläne nicht sofort zu

verwirklichen

offenbar werden.

sind.

Dies

wird

bald

Im Augenblick müssen wir zwei Pläne erwägen: Plan A — auf dem Königsflügel Der Schlüsselzug ist f4—f;. Wie ist er zu erreichen? Und was ist sein Zweck? E r greift den schwarzen e-Bauern an und erlaubt unter bestimmten Umständen den erfolgreichen Vorstoß f 5—f6. In den meisten Fällen wird Schwarz den f-Bauern nehmen müssen ( e ö x f s ) . Kann Weiß dann g 4 X f 5 antworten, dann öffnet sich die g-Linie und außerdem kann der e-Bauer nach e6 vorrücken. Dieser Plan erscheint aussichtsreich, er ist aber nicht unbedingt entscheidend. Weiß muß daher ¡4—fj sehr sorgfältig vorbereiten und diesen Vorstoß nur durchsetzen, wenn er sich als entscheidend erweist; denn wenn er nicht entscheidend ist, könnte ein schwacher e-Bauer entstehen. Plan B •— auf dem Damenflügel. Hätte Weiß den Zug, könnte er sofort gewinnen mittels 21. Tb} b; 22. a4 usw. Schwarz kann diese Drohung leicht parieren, und dann gibt es keinen Weg, der ein Weiterkommen am Damenflügel verspräche. Daher liegen die weißen Chancen in noch einer anderen Richtung: Tausch der vier Türme, gefolgt von einem Kampf des mächtigen Springers gegen den eingeengten Läufer (Springer gegen schlechten Läufer). Weiß hat alle Arten von Chancen in einem solchen Duell. Der Gewinn ist aber n u r gesichert, w e n n sein K ö n i g in die gegnerische Stellung eindringen kann. Versuchen wir: 20. . . . Tfc8 2 1 . Tb3 b j (indem er diesen Zug erzwang, hat Weiß Löcher in der schwarzen Stellung geschaffen, in die später der König eindringen könnte) 22. T d i (22. a4? TC4! ) 22. . . . TC4 23. a3 (Weiß 10®

möchte b5—b4 nicht zulassen) 23. . . . Tac8 24. T i d 3 Kf8 25. Kd2 Ke7 26. Tbc3 Kd7 27. b3 TC3: 28. TC3: TC3: 29. Kc}: KC7 30. Kb4 Kb6 (der schwarze König ist gerade rechtzeitig gekommen, um den Einmarsch des weißen Königs zu verhindern). Weiß kann immer noch alle Arten von Manövern versuchen, der Gewinn ist jedoch fraglich. Weiß hat zu früh vereinfacht. Das bedeutet, daß weder eine direkte Unternehmung am Königsflügel (Plan A), noch ein gradliniges Vorgehen am Damenflügel (Plan B) den Erfolg garantieren kann. Weiß muß sein A u g e auf b e i d e M ö g l i c h k e i t e n g e r i c h t e t h a l t e n und die endgültige Wahl je nach den Gegenmaßnahmen des Schwarzen treffen. 20

Tf8—c8

21. K c i — d z E r folgt Plan B. Dieser Zug ist nötig für den Generalabtausch auf C3. 21

Kg8—f8

Um Plan B zu begegnen. g3—g4 Dieser Zug ist für beide Pläne nützlich. Für Plan A — f 4 — i s t besser vorbereitet — gibt die Möglichkeit von TI13 zusätzliche Angriffsmittel. Für Plan B — T i g 3 ist vorbereitet — gefolgt von dem Abtauschvorgang auf C3. Außerdem könnte Th} den schwarzen König nach g8 zurückzwingen und so den Erfolg der Tauschunternehmung begünstigen. 22. . . .

Tc8—C7

Ein farbloser Zug. 22. . . . Ke7 war vorzuziehen. 23. Tdj—113 Ein sehr wichtiger Zug. a) 23. . . . Kg8 würde nun Plan B begünstigen; b) 23. . . . h6 wäre gut für Plan A. Das würde sogar

147

dem Weißen erlauben, Plan A direkt durchzuführen: 23. . . . h6 24. f j ! und 1. 24. . . . Te8 25. f61 gf 26. ef e5 27. Th6: usw.; 2. 24. . . . ef 25. gf Te8 26. f6 g6 27. Th6: usw., nicht der geringste Zweifel; 3. 24. . . . Ke7 25. g5 mit wilden Verwicklungen, die schließlich zu überzeugendem Vorteil für Weiß führen. Andererseits entscheidet nach 23. . . . Kg8 der Vorstoß 24. f j n i c h t : 24. . . . ef (24. . . . Te8 kommt auch in Frage) 25. gf Te8 26. f6 g6 und nichts ist entschieden. 23

Kf8—g8

Noch besser als der Textzug wäre 23. . . . Tc4 gewesen, denn nach 24. C3 käme Plan B nicht mehr in Frage. Das bedeutet, daß Weiß sich vollständig auf Plan A verlassen mußte — mit Chancen, ohne jedoch ganz sicher zu sein. 24. T g i — g j Ohne die Möglichkeiten am Königsflügel aufzugeben, bereitet Weiß den späteren allgemeinen Abtausch vor (Plan B). 24 1

f

I

g7—g6?

m

Oder nehmen wir 24. . . . Tac8 an. Dann wählen wir Plan B, der den strategischen Wert des starken Springers zeigt: 25. Tb3 b j 26. a3 Tc4 27. Tbd3 (der andere Turm muß den König festhalten) 27. . . . h6 28. b3 T4C7 29. Tdc3 Kf8 30. TC7: TC7: 31. TC3 TC3: 32. KC3: Ke7 33. Kb4 Kd7 34. K a j (auch 34. K c j ist gut) 34. . . . Kc7 35. b4 Lc8 36. Sb3 Kb7 37. Sc5-f Ka7 38. C3, mit drei Varianten (siehe Diagramm): a) 3 8 - • • • 85 39- fg hg 40. Sb3 Lb7 41. Sd4 La8 42. Sf} d4 (I) 43. Sd4: L d ;

i m f mt• mm m, mt•

m>

HI

1

Dieser Zug, der eine weitere Schwäche schafft, gestattet die sofortige Ausführung von Plan A . Untersuchen wir, was nach dem besseren Zuge 24. . . . TC4 hätte geschehen können: 25. Td31 Tac8 26. b3 T4C7 27. T f y ! (Plan

148

A ; Turmtausch auf C3 würde nicht viel nützen, weil der König nicht eindringen kann — der b-Bauer steht noch auf b6. Zwar gäbe es Chancen, Plan A ist jedoch besser und entscheidet direkt.) 27. . . . h6 (wenn nicht, gewinnt Weiß durch 28. Tdh3 und 29. g j ) 28. Tdh3 Kf8 (Weiß drohte 2 9- B5) 29- f?! e f 5°- gf Te8 31. f6 und gewinnt. Besser für Schwarz ist 29. . . . Ke7, aber dann führt 30. g5 auf die Dauer zum Gewinn. Wieder entscheidet Plan A.

44. Sc2 winnt.

LI}

4 ; . Se3 I.e2 46. a4 und ge-

b) 38. . . . Lb7 39. f j Lc8 (39. . . . ef? 40. gf und 41. e6) 40. fe fe (Le6: 41. Sa6: Lg4: 42. SC7) 41. h4 g6 42. g5 h5 43. Sds nebst 44. Sf4.

c) 38. . . . g6 39. I13 Lb7 (39. . . . h5 40. gh gh 41. h4) 40. Sdy Lc8 41. Sf6 K b 7 42. Sg8 h5 43. gh gh 44. h4 und gewinnt einen Bauern. Der Zugzwang in diesem Endspiel nach dem 39. Zuge ist sehr wichtig. Wir bemerken ferner, daß der Abtausch aller Türme nur dann in Frage kommt, wenn die Bauernstellung am Damenflügel durch b6—b5 geschwächt worden ist. Der 26. Z u g von Weiß ist nötig, um b5—b4 nach Tc4 zu verhindern.

Andere Möglichkeiten sind: 27. . . . ef 28. gf und a) 28. . . . gf 29. S f 5 K g 8 30. Tb6: usw.; b) 28. . . . Lc8 29. f6+ Kg8 30. TC3. Weiß hat praktisch einen Turm mehr — wie in der Partie. 28. f 5 - f 6 f

29. TC3 wäre ebensogut. Weiß verfolgt jedoch einen anderen Plan, nämlich Sd4— f3—g5 zu spielen, und er möchte nicht durch Tc4 gestört werden.

Nun zurück zum Diagramm nach 24.. . . g6?. 25. T h 3 — h 6

26. Tg3—113

Ta8—h8

27. f 4 - f 5 ! Endlich Plan A ! 27. . . .

29. . . .

Kg8—g7

Der h-Bauer war in Gefahr.

Lb7—c8

Kg7-g8

29. b2—b3

Lc8—b7

30. Sd4—f 3 . Schwarz gab auf. Das Spiel hätte weitergehen können: 30. . . . d4 (Verzweiflung) 3 1 . Sg5 (trotzdem) 3 1 . . . . Tc5 32. T h 7 : Th7: 33. T h 7 : Te5: 34. T g 7 f Kf8 35. Tf 7 :j- Ke8 36. T e 7 f Kf8 37. S h 7 t Kg8 38. f 7 t und Matt im nächsten Zuge.

Partie 2 2 Französisch: Winawer-Variante Die schreckliche Selbstfesselung Das Erfordernis, eine Schwäche so früh wie möglich zu beseitigen Angriff mit überlegener Macht gegen unrochierten König Den ungeschützten König ins Mattnetz ziehen Wie im Kriege, ist es auch im Schach möglich, eine Schlacht an zwei Fronten zu schlagen und seine Streitkräfte in zwei getrennte Armeen zu teilen. Partien, in denen der Streit an mehr als einer Front ausgefochten wird, erfordern ein fortgesetztes Abwägen der Faktoren an den jeweiligen Fronten und sehr scharfe Berechnungen in bezug auf den relativen Wert der Fronten und ob es nützlich ist, die beiden Fronten beizubehalten. Dezentralisierung kann ihre Vorteile haben, sollte aber nicht zu lange währen. Zwei getrennte Armeen sollten Berührungspunkte behalten, so daß diese Armeen sich jederzeit wieder vereinigen können. Versäumt ein Spieler den richtigen Moment, seine Streitkräfte wieder zusammen zu führen, und behält er die Zersplitterung seiner Armee in zwei selbständige Heerlager bei, mag die Zeit kommen, da der Gegner erfolgreich eine dieser Armeen, die infolge Abwesenheit der anderen Kräfte geschwächt ist, angreifen kann.

149

Im Schach bilden sich mitunter getrennte Armeen durch Teilung der Streitkräfte auf der einen Seite in die mächtigste Figur, die Dame und auf der anderen in die übrigen Figuren. Eine Zeitlang kann die Dame auf eigene Faust auf Abenteuer ausgehen; es kommt jedoch immer die Zeit, da es für sie zweckmäßig ist, zu ihren Bundesgenossen zurückzukehren und die Zusammenarbeit der Figuren wieder herzustellen, die natürlich durch eine solche Einzelaktion gelitten hat. In der Partie wird die weiße Dame von den übrigen weißen Streitkräften getrennt und kehrt nie wieder zu ihnen zurück. Die Aufgabe des Schwarzen wird erleichtert durch a) die sehr schädliche Selbstfesselung, in die sich Weiß begibt; b) die Tatsache, daß Weiß seinen König nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt. Schwarz erhält eine außerordentlich günstige Gelegenheit, den Angriff kraftvoll gegen die weißen Streitkräfte einzufädeln, die durch Selbstfesselung gelähmt und durch Abwesenheit der Dame geschwächt sind und deren König sich noch im Zentrum eines verhältnismäßig offenen Brettes befindet. Französische Verteidigung (Winawer-Variante) Weiß: Amateur 1. e2—e4

Schwarz: Meister ey—e6

2. d2—d4

d7^d5

3. S b i — c j

Lf8—b4

Die Winawer-Variante. Schwarz fesselt den Springer und droht d j x e4. Das zwingt Weiß zu einer sofortigen Entscheidung, was er mit dem Zentrum zu tun gedenkt. In der Winawer-Variante plant Schwarz, das weiße Zentrum aufzubrechen und die Initiative auf Kosten einer zerrütteten Bauernstellung auf dem Königsflügel zu erringen. Diese Verteidigung verspricht dem Schwarzen etwas mehr Gegenspiel als andere Varianten der französischen Verteidigung. Botwinnik hat sie oft gespielt, wenn auch in letzter Zeit ohne rechten Erfolg. Die Spielweise vermeidet gewisse Probleme, die mit der Klassischen Verteidigung (3. . . . Sf6 — siehe Partie 21) zusammenhängen und schaltet die Möglichkeit des Weißen aus, den AljechinChatard-Angriff (siehe Partie 23) zu spielen. 4. a2—a)

150

Weiß befragt sofort den schwarzen Läufer. Wie sich zeigt, kostet das einen Bauern, aber nur vorübergehend. Außer dem Textzuge hat Weiß folgende Alternativen: a) 4. ej (am häufigsten gespielt); b) 4. ed; c) 4. Ld3; d) 4. Sie2; e) 4. Dg4-

4. . . .

Lb4X C3f

Schwarz tauscht seinen Läufer für einen Springer, ein geringer Nachteil. Dafür zersplittert er die weißen Bauern — ein Vorteil. Wenn 4. . . . La5, so 5. b4 Lb6, und die Fesselung des Schwarzen im 3. Zuge ist zwecklos gewesen, denn 6. ej oder 6. Sf3 engt Schwarz ein, der ganz außerstande ist, den Befreiungszug cj—C5 durchzusetzen. 5. b2XC3

d5Xe4

Den gewonnenen Bauern kann Schwarz nicht halten. 6. Ddi—g4 Der Angriff der Dame auf den schwarzen g-Bauern im frühen Partiestadium ist ein gewohntes Thema in Varianten der französischen Verteidigung, wo der Lf8 seinen Platz verlassen hat. Hier greift Weiß gleichzeitig g7 und e4 an. 6

Sg8—f6

Schwarz hat die Wahl, seinen g-Bauern durch Df6 oder seinen e-Bauern durch Sf6 zu verteidigen und zieht das letztere vor. E r entwickelt zugleich eine wichtige Figur und zwingt die weiße Dame zu ziehen. 7- D g 4 X g 7 Als Gegenwert für die aufgerissene Bauernstellung am Königsflügel erhält Schwarz eine halboffene Linie, auf der er unter bestimmten Umständen angreifen kann. Wichtig ist auch die zeitweilige Abwesenheit der weißen Dame vom Damenflügel, der schwach ist. 7

Th8—g8

Schwarz zwingt nicht nur die Dame, noch einmal zu ziehen, er drückt auch auf den Bg2 und hemmt damit den L f i . 8. Dg7—h6

c7—c5

das Feld c j nicht zu decken braucht, denn wenn Weiß 9. de spielt, wiegt der Nachteil seiner drei vereinzelten Bauern den Vorteil des gewonnenen Bauern auf. Der schwarze Bauer auf e4 übt bereits einen hemmenden Einfluß auf die Bewegungen des Weißen aus. E r verhindert die natürlichen Züge Ld3 und Sf 3. 9. Sgl—ez! Weiß beeilt sich den Springer nach e2 zu entwickeln, w o er den Bauern d4 und c j zusätzlichen Schutz gewährt. Außerdem kommen Züge wie Sf4 und S g j nun ins Bild. Hätte Weiß mit 9. de auf Bauerngewinn gespielt, so gäbe er damit nur dem Schwarzen mehr Aktionsfreiheit, und der gewonnene Bauer, der zu einem Tripelbauern gehört, wäre praktisch wertlos. Hätte er 9. L b ; f gegeben, fördert er nach 9. . . . Ldy 10. Ld7:f S8dy: lediglich die schwarze Entwicklung und tauscht seinen guten für den schlechten Läufer des Gegners. Auf 9. Lg5 hätte Schwarz die Drohung gegen den Springer mit 9 können.

Tg6 10. Dh4 Sbd7 abwehren

9

Schwarz führt an dieser Stelle den thematischen Zug der französischen Verteidigung aus. E r beabsichtigt, die weiße Mitte aufzubrechen und vielleicht den unrochierten König des Weißen anzugreifen. Der Textzug öffnet außerdem eine Diagonale für die Dame, die nach b6 oder aj kommen kann, wo sie den weißen Damenflügel erheblich beunruhigen kann. Mit diesem Zuge folgt Schwarz dem Rezept: „Ergreife die Initiative, wo der Gegner schwach ist". Man beachte, daß Schwarz

Sb8—c6

Schwarz entgegnet mit verstärktem Druck gegen d4. Dies ist weit besser als 9. . . . Sbd7 10. S g j ! Tg6 1 1 . D e j S d j 12. De4: Sc?: und Weiß steht besser (Aljechin-Euwe, Match 1935). Das Material ist gleich, aber Weiß hat das Läuferpaar und die Möglichkeit, sofort zu rochieren, während der schwarze Turm auf g6 verwundbar ist. 10. L e i — b 2 ? Ein typischer Amateurzug. Weiß versucht auf diese Weise, dem Bd4 zusätzlichen Schutz zu geben. Der Zug ist schlecht, weil der Läufer auf b2 angreifbar ist und Weiß auf ein späteres Lg5 verzichtet.

151

io. L g j ist jedoch für Schwarz ebenfalls gut, z. B. io. . . . Tg6 I i . DI14 cd 12. Sf4 Da5, und wenn 12. Lf6:, so 12. . . . Df6: 13. Df6: Tf6: 12. cd Ld7. Die Theorie gibt 10. de mit ungefähr gleichen Chancen, denn Weiß hat einen Bauern mehr und das Läuferpaar als Ausgleich für den Tripelbauern. 10

Dd8—b6

Greift den ungeschützten Läufer an und verstärkt zugleich den Druck gegen d4. 11. Tai—bi

1mm •1 i t IImm IIP ^ §§ 11 ¡ü • Sh JO-wm.f

sM

Weiß deckt seinen Läufer und fesselt ihn dabei selbst. Die Drohung des Turms gegen die Dame ist trügerisch, denn der Turm ist ungedeckt und der Läufer darf nicht wagen, zu ziehen. Wir haben in Partie 3 bereits eine Selbstfesselung gesehen; hier ist sie jedoch noch schlimmer. 1 1 . Df6: Db2: hätte mindestens einen Bauern gekostet. Am besten war 1 1 . D c i . 11

Tg8—g6

12. Dh6—114? Das hilft der Selbstfesselung nicht ab. Weiß sollte den Entfesselungszug 12. Dci machen. 12. . . .

C5 X d4

Durch diesen Tausch behält Schwarz die Vorhand, eine wichtige Überlegung. Ferner ist der weiße Springer nach der Antwort 13. cd an die Verteidigung von d4gebunden.

152

Tauscht Schwarz nicht zu diesem Zeitpunkt, könnte Weiß 13. de spielen, seinen Läufer entfesseln und sein Spiel befreien. 13. 03 x d4 Nach 13. Sd4: Ld7 hätte Schwarz beträchtlichen Vorteil im Hinblick auf die zersplitterte Bauernstellung am weißen Damenflügel. 13. . . . Lc8—d7 Obwohl der schwarze Läufer nicht weit ziehen kann, so räumt doch sein Zug den Weg für die Entwicklung des schwarzen Damenturms und bringt den Läufer selbst auf eine Diagonale, wo er später nützlich sein kann. 14. Se2—£4 Verfolgte Weiß damit nur die Absicht, den Turm anzugreifen, so war er zu materialistisch eingestellt. Man geht nicht auf Eroberung aus, wenn das eigene Haus in Flammen steht. Hat er aber den Zug gemacht, den Königsflügel zu entwickeln, dann ist der Zug gut. Im Augenblick steht Weiß unbequem, denn auf dem Königsflügel sind Turm und Läufer außer Spiel, auf dem Damenflügel sind die gleichen Figuren gebunden. Man kann keine Partie nur mit der Hälfte der Figuren spielen. Es muß daher für Schwarz eine günstige Wendung geben. 14....

Sc6xd4!

WM m, in i üi '4m±• ¿§1fü ¡ü M I

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Droht die Stellung mit 15. . . . Sc2:j- zu zertrümmern. Betrachten wir die mangelhafte Entwicklung des Weißen, ist es nicht überraschend, daß es für Schwarz diesen kühnen Zug gibt. 15. S f 4 X g 6 ? Der Amateur weiß, daß ein Turm normalerweise mehr wert ist als der Springer. Darum schlägt er selbstverständlich den Turm und hofft, mit diesem mechanisch ausgeführten Zug den Stand etwas auszugleichen. Weiß mußte hier a) Figuren entwickeln; b) den Läufer entfesseln und damit zwei oder mehr Figuren in Tätigkeit setzen: Läufer und Turm. Es gab für Weiß zwei bessere Züge: 15. Lc4 — um die Rochade vorzubereiten und so den Lb2 zu entfesseln. 15. Ld4: — die Qualität zu opfern, dabei jedoch das Problem der Fesselung in einem Zuge zu lösen. In beiden Fällen wird die Stellung ziemlich verwickelt, obwohl natürlich günstig für Schwarz. Wir geben eine Variante für jeden der beiden erwähnten Züge, um zu zeigen, wie die Partie hätte weitergehen können: a) 15. Lc4. Der Gedanke ist, daß Weiß seinen Gegner auf verschiedene Art gleichzeitig bedrohen kann, sobald er zur Rochade kommt. Als erstes hat er Sg6: (nun gut), gegolgt von Df6:. Das bedeutet, daß Schwarz etwas tun muß, um seine Stellung auf dem Königsflügel zu verbessern. Er könnte spielen: 15. . . . Sf5 16. D h j Th6 17. D c j ej ! und nun gewinnt Schwarz auf 18. o—o sehr schön durch 18. . . . eff a) 19. Tf2: D f 2 : f ! 20. Kf2: Se4f mit materiellem Vorteil für Schwarz, oder b) 19. Khi Se4 mit Mattdrohung auf g j . — Wenn Schwarz aber 15. . . . Sc2:f? antwortet, spielt er Weiß in die Hände, denn nach 16. Kd2 sind die weißen Türme verbunden und der Lb2 kann sich frei bewegen.

b) 15. Ld4: D b i : t 16. Kda. Weiß hat die Qualität preisgegeben, verfügt aber nun über Drohungen wie Sg6: und Lf6:. Schwarz muß wiederum zielbewußt handeln: 16. . . . e3f! (ein Räumungszug für den Springer) 17. Lej: (andere Züge sind nicht besser) 17. . . . Se4f 18. Ke2 Dc2:f 19. K f j S g ; f 20. K g j S f j f ! 21. K f j : Lc6f usw. Kehren wir nun zur Partie zurück. 15.... Sd4Xc2f Nicht wegen des Bauern, sondern um den König ins Freie zu treiben, wo er von den schwarzen Streitkräften umzingelt und gefangen werden kann. 16. K e i — d i 16. Ke2 fände die Entgegnung L b ; f , und Weiß wäre nicht besser dran. 16

Db6—d6f

Schwarz kann sich erlauben, Material zu opfern, um den König ins Mattnetz zu ziehen. Außerdem spielt es im Hinblick auf die bewegungsunfähigen oder weit vom Schlachtfeld entfernten weißen Figuren keine Rolle, daß Schwarz mehr als einen Turm preisgibt. 17. K d i X c2

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Wenn 17. K c i Tc8 und das Abzugsschach ist tödlich. Zum Beispiel:

153

a) 18. S e j (um auf C4 dazwischen zu gehen, wenn möglich) 18. . . . S e j f 19. LC4 (19. Sc4 D d i matt) SC4: usw.;

fähig, sich zu wehren. Gewöhnlich ist ein einzelner König gegen zwei schwere und eine leichte Figur machtlos. 18. KC2—C3

b) 18. Df6: Sd4f 19- K d 2 S f 3 f 20. K e j Dd2-|- 2 1 . Ke4: Lc6 matt; c) 18. Le5 S e j t 19. K b 2 T c 2 f 20. K b j (20. K a i Da3: matt) 20. . . . Db6f nebst matt. 17

Ta8—c8|

19. Lfi—C4. Der einzige Zug. Aber der dazwischengestellte Läufer ist gefesselt und hat nur einen Teil seiner normalen Kraft.

Ldy—34t

Die Einkreisung beginnt. Wegen seiner ungenügenden Entwicklung ist Weiß un-

19

Dd6—d3f

20. KC3—b4

Dd3 x 04t

21. Kb4—aj

D c 4 — b ; matt.

Partie 23 Der Aljechin-Chatard-Angriff Das Spiel nach den strategischen Erfordernissen der Eröffnung Auf das Zentrum drücken Im Zentrum durchbrechen E i n vollständiges System von Varianten in einer verwickelten Stellung Der Erfolg bestimmter Eröffnungen hängt davon ab, in welchem Grade die Spieler den grundsätzlichen Ideen folgen, auf denen die Eröffnung beruht. In der Aljechin-ChatardVariante der französischen Verteidigung strebt Schwarz den Aufbau eines starken Bauernzentrums an, das den Weißen hindert, Vorteil aus der Raumüberlegenheit zu ziehen, die ihm in dieser Eröffnung stets zufällt. Durch das Vorrücken seiner Mittelbauern wird es Schwarz manchmal möglich, den Raumgewinn seines Gegners zu verringern. Die vorliegende Partie gibt ein Beispiel, was passieren kann, wenn einem der Spieler die Grundidee der Eröffnung, die er spielt, nicht geläufig ist. Schwarz, der Amateur, spielt mechanisch und in Unkenntnis der strategischen Erfordernisse der Stellung. Zunächst gelingt es Weiß, das Zentrum des Schwarzen auszugleichen und dann eine furchtbare Machtzusammenballung gegen die Mitte aufzubauen. Die Partie ist ein schlagendes Beispiel dafür, wie man den Druck verstärkt, indem alle verfügbaren Figuren auf einen gegebenen Punkt gerichtet werden. Läuft dann der Angriff einmal, ist der Gegner gegen die Lawine von Kräften, die sich auf ihn herabsenkt, wehrlos. Es gibt keinen Ausweg I Französische Verteidigung (Aljechin-Qiatard-Variante) Weiß: Meister

Schwarz: Amateur

1. e2—e4 ey—e6 2. d2—d4 dy—d5 3. S b i — C3 Sg8—f6 4. L e i — g 5 Lf8—ey

154

Die klassische Variante der französischen Verteidigung, die wir in Partie 21 besprachen. Jahrelang galt hier 4. . . . Le7 als der logische Z u g . Wegen der Aljechin-Chatard-Variante wird dieser Z u g nicht mehr als so sicher angesehen wie früher. Dies ist einer der

Gründe für die Popularität von 3. . . . Lb4, der Winawer-Variante, die wir in Partie 22 gesehen haben. 5. e4—e5

Sf6—d7

6. h2—I14

S4d5: ginge auch; aber der Textzug ist stärker, weil die d-Linie für den Turm geöffnet wird) 13. . . . DC5: 14. Ld3 (droht 15. Lg6: fg 16. Sg6:) 14. . . . Df8 15. Le4, und nach de 16. Se4: ist der weiße Angriff übermächtig. Nimmt Schwarz den Läufer nicht, opfert ihn Weiß auf d ; . Das ist nur ein Beispiel, aus dem keine endgültigen Schlüsse zu ziehen sind. Es ist schwierig, in einer kurzen Erläuterung die volle Kraft der weißen Stellung zu zeigen. Mit bestem Spiel wird Weiß jedoch so viel Aktivität für seine Figuren entfalten, daß sein Angriff unwiderstehlich wird. 6

Der Aljechin-Chatard-Angriff. Weiß opfert einen Bauern, um die h-Linie für einen starken Angriff zu öffnen, bei dem der T h i eine tätige Rolle spielen wird. Nimmt Schwarz nun den Bauern an, erhält Weiß die halboffene h-Linie und Schwarz erhält keine Gelegenheit zum Gegenspiel, das im allgemeinen so wirkungsvoll in der französischen Verteidigung ist. Die weiße Stellung wird so stark, wenn Schwarz das Bauernopfer annimmt, daß man diese Spielweise in der Meisterpraxis selten antrifft. Die Partie könnte weitergehen: 6. . . . Lg5: 7. hg Dg5: 8. SI13 (entwickelt sich mit Tempo und läßt die Schräge d i — h ; für die Dame offen) 8. . . . De7 9. St4 und Weiß hat nun genügenden Gegenwert für den geopferten Bauern in der geöffneten hLinie, dem Tempogewinn und seiner größeren Beweglichkeit. Die Partie könnte nun fortgesetzt werden: 9. . . . a6 (um Sb5 zu verhindern) 10. Dg4 g6 1 1 . o—o—o C5 12. Dg3 (Weiß möchte das Opfer S4d5: bringen, das an dieser Stelle mit 12. . . . ed 13. Sdj: Sb6 mit Angriff auf die Dame, widerlegt wird.) 12. . . . Sb6 13. de (13.

f7—f6

Es ist sehr schwer, hier einen Zug für Schwarz zu finden, der zum Ausgleich genügt. Lange Zeit galt der Textzug als so stark, daß er als Widerlegung des AljechinChatard-Angriffs betrachtet wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall. Es gibt fünf gewöhnliche Fortsetzungen für Schwarz, die wir in der Reihenfolge ihrer vergleichbaren Stärke aufführen. Wenn man 50 für Ausgleich setzt, dann bedeutet die in Klammern stehende Zahl nach dem Zuge nach dem Stande der heutigen Theorie den Grad, zu dem Ausgleich erzielt wird: a) 6.. . . c j (48); b) 6. . . . a6, um 7. Sb5 zu verhindern (40); c) 6 h6 (35); d) 6 f6 (35); e) 6 0—0 (35)7. D d i — h s t Dieser starke Angriffszug ist es, der 6. . . . (6 fast widerlegt. Lange Zeit war es üblich 7. Ld3 fortzusetzen, aber 7. . . . fg 8. Dh5f Kf8 9. TI13 g6I 10. Lg6: Kg7 scheint Schwarz eine haltbare Stellung zu verschaffen. 7

Ke8—f8

In der französischen Verteidigung gibt Schwarz oft das Rochaderecht für eine Bauernmehrheit im Zentrum auf. Das ist der Grund, warum Weiß in dieser Partie

155

versucht, die Zentralmehrheit auszugleichen und Schwarz zu hindern, Vorteil daraus zu ziehen. Hat Weiß bei diesem Bemühen Erfolg, ist er im Vorteil, weil der schwarze König schlecht steht. Antwortet Schwarz 7. . . . g6, so folgt 8. ef! (dieser überraschende Zug war bis etwa 1950 unbekannt) 8. . . . gh 9. fe mit klarer Überlegenheit für Weiß, denn nach De7: 10. Le7: Ke7: hat Schwarz schwache h-Bauern, Weiß den guten Läufer. Weiß könnte wie folgt sofort einen Bauern gewinnen: 1 1 . Sie2 Sf6 12. Sg} Tg8 13. Le2, gefolgt von 14. K f i und 15. Shj:. 8.

x £6

Sobald es dem Weißen gelungen ist, den feindlichen König an der Rochade zu hindern, liegt es in seinem Interesse, das Spiel zu öffnen — was bedeutet, daß als Erstes die Mittelbauern zu verschwinden haben. 8

Sd7xf6

Strategisch wäre es die richtige Idee für Schwarz, sein Zentrum mit 8. . . . gf zu festigen. Das wäre aber taktisch falsch, weil dann 9. Lh6t Kg8 10. Dg4t gewinnt. 8. . . . Lf6: ist weniger gut, weil der Zug keine wirkungsvollen Drohungen enthält und der Sd7 die schwarze Entwicklung hemmt. Nach 9. o—0—o hat Weiß mehr Vorteil als in der Partie. 9. DI15—e2!

156

9. D{} wird hier auch gern gespielt. Der Textzug ist vielleicht noch besser, weil die Dame von e2 aus Druck gegen das Zentrum richtet. Von hier aus hindert sie Schwarz höchst wirksam daran, seinen Plan, Vorteil aus der Zentralmehrheit zu ziehen, auszuführen. Könnte Schwarz e6—e5 durchsetzen, wäre seine Stellung ausgezeichnet. Kann er es nicht, bleibt der Be6 eine Schwäche und Schwarz hat kein Gegengewicht für seine ungünstige Königsstellung. Obwohl 9. De2 den strategischen Zielen der Eröffnung entspricht, sieht der Zug seltsam aus, weil er die Entwicklung des L f i auf seiner natürlichen Schrägen verhindert. Dieser Läufer wird jedoch nach h j gehen, wo er ebenfalls gegen e6 drücken wird. 9

C7—C5

Antwortet Weiß nun 10. de, wird es Schwarz bald möglich sein, e6—e5 zu spielen und ein starkes Zentrum aufzubauen. Schwarz droht C5 X d4, was ihm ebenfalls zu e6—e5 verhelfen könnte. 10. S g l — f 3 Deckt den d-Bauern und beherrscht die wichtigen Mittelfelder d4 und ej. 10

Sb8—c6

Der schwarze Gegenzug kontrolliert die gleichen Felder. Nach 10. . . . cd 1 1 . Sd4: würde der Be6 einstehen.

Dieser Zug bringt den weißen König an eine geschütztere Stelle und den Turm zugleich auf eine Mittellinie, wo er den Bd4 deckt und damit das Zentrum behauptet. Schwarz hat immer noch seinen Trumpf, das Zentrum, in der Hand. Ein Trumpf ist jedoch wertlos, wenn er nicht ausgespielt wird. Der Weg, den Schwarz einschlagen sollte, um sein Zentrum auszunutzen, bestünde im Vorrücken des e-Bauern, wenn das ohne Nachteil möglich ist. Ist das möglich, erhält er Gegenchancen. An dieser Stelle war der Generalabtausch auf d4 notwendig. Nach 1 1 . . . . cd 12. Sd4: Sd4: 13. Td4: Dd6 kann Schwarz auf e6—e5 hoffen mit gutem Spiel. Das ist besonders deswegen so, weil Schwarz nach 14. T d i seine Stellung mit 14. . . . h6 (15. Lf6: Lf6: 16. Se4? D f 4 f ) verbessern könnte. Diese Variante zeigt aber die Lösung für Weiß. E r spielt 14. Td2, und in diesem Falle brächte 14. . . . h6 nichts ein wegen 15. Lf6: Lf6: 16. Se4 und Schwarz muß 16. . . . De7 spielen (oder 16. . . . L b 2 : f ? 17. Kb2: Db4f 18. K c i De4: 19. De4: de 20. Td8f und Schwarz verliert einen Turm). Jedenfalls hätte Schwarz nach 1 1 . . . . cd usw. eine Hoffnung, gelegentlich seinen Zentrumstrumpf auszuspielen; sein e-Bauer ist nicht auf die Dauer festgehalten wie in der Partie. 11

b7—b6?

Schwarz, der die strategischen Erfordernisse der Stellung nicht versteht und nicht erkennt, daß seine wahre Stärke in seinem Bauernzentrum liegt, macht einen Routinezug mit der Idee, seinen Läufer einfach nach b7 zu entwickeln oder (nach a7—aj) La6 zu spielen, um die Läufer zu tauschen. In der französischen Verteidigung wird der e-Bauer oft schwach, wenn f7—f6 gespielt worden ist. Das Fianchetto ist daher besonders deswegen nutzlos, weil der schwarze Damen-

läufer gebraucht wird, um e6 zu verteidigen. In Betracht kam 1 1 . . . . Db6. In diesem Falle setzt Weiß mit 12. de DC5: (LC5: 13. Sa4) 13. Sbj fort, gefolgt von 14. SC7 oder 14. Sbd4. 12. g2—g3 Weiß zieht aus der Schwäche des Be6 Nutzen und öffnet seinem Läufer den Weg nach h3. Das ist die logische Folge von 9. De2. Schwarz sieht sich nun dem Angriff gegenüber, ohne Gegenchancen zu haben. 12

Kf8—£7

Um den Be6 zu schützen und Te8 zu ermöglichen. 13. L f i — h 3 Durch den Angriff auf e6 macht Weiß den Lc8 unbeweglich und bereitet Thei vor, um den Punkt e6 zum drittenmal anzugreifen. 13. . . .

h7—h6

Damit hofft Schwarz, zum Tausch zu kommen und damit den Druck des Weißen und seine Angriffskräfte zu verringern. Eine andere Methode wäre die Verstärkung des schwachen Punktes eö durch 13. . . . Te8 gewesen. In diesem Falle setzt Weiß die Belagerung mit 14. Thei fort, worauf Lf8 an 15. S e j t Sej: 16. de h6 17. ef hg 18. Dhsf und 14. . . . Dd7 an 15. Sejj - Se5: 16. de Sg8 17. Sd5: scheitert. 14. T h i — e i . Weiß ignoriert den Angriff auf seinen Läufer. E r erhöht lieber den Druck auf der e-Linie und den Be6. Das Opfer ist gesund, weil es zwei Bauern für die Figur und direkten Angriff gegen den König bei Einsatz aller Figuren einbringt. 14

h6xg$

Hätte Schwarz statt dessen seinen e-Bauern mit 14. . . . Dd7 gedeckt, so entschiede 15. Db5 mit der Doppeldrohung 16. Le6:t und 16. Dc6:! (Dc6: 17. Sejt). 15. L h 3 X e 6 f

Kf7—£8

157

Wenn 15 Le6:16. De6:f Kf8 17. Dc6:und Weiß hat das Material mit Bauerngewinn und glänzender Angriffsstellung zurückerobert. 16. Sf3 x g ; Mit Drohungen wie 17. Sf7 oder 17. Lc8:, gefolgt von 18. Se6f. Die schwarze Stellung gerät ins Wanken, ein Ergebnis der nachteiligen Königsstellung und des Versäumnisses des Schwarzen, sein zahlenmäßiges Übergewicht in der Mitte zur Geltung zu bringen. 16....

Sc6xd4

Der einzige Zug. Gegen alle Drohungen kann Schwarz sich nicht verteidigen; er macht daher einen Zug, der angreift und zugleich verteidigt. 17. T d i x d4 Weiß braucht seinen Turm nicht für den Angriff und kann sich daher erlauben, die Qualität preiszugeben, um den Angriff auf die geradlinigste Weise fortzusetzen. 17. . . .

c j x d4

18. L e 6 x c 8 . Droht 19. Se6f mit Gewinn der Dame. Man vermerke wiederum die gewaltige Rolle, die die Drohung im Schach spielt. 18 Dd8—e8 E r kann den Läufer nicht mit der Dame nehmen wegen 19. De7:t, noch mit dem Turm wegen 19. Se6f. 19. S c j x d$ Droht 20. Se7:. 19. Se6f, gefolgt von 20. Sc7 mit Qualitätsgewinn, sieht gut aus, führt jedoch zu nichts. Man betrachte die Folge 19. Seöf Kg8 20. Sc7 Dc8: 21. Sa8: Da8: 22. De?:, und der weiße Angriff ist vorbei. Wenn man angreift, besteht ein zwingendes Gebot, den Angriff beizubehalten und sich nicht in eine Abtauschserie einzulassen, bei der viele Figuren verschwinden, so daß keine klare Entscheidung mehr möglich ist.

158

19. . . .

Le7—04!

19. . . . Sdj:? geht nicht wegen 20. D f 3 f , und wenn 20. . . . Sf6 21. Da8:, oder 20. . . . Kg8 21. Le6f. In vielen Varianten schließt der mächtige Springer auf g5 den König ein, so bei 19. . . . Tc8: 20. Se7: Tb8 (praktisch erzwungen) 21. DC4 und Weiß droht Damengewinn durch 22. Seöf, denn die Dame muß das Matt auf f7 abwehren und kann vor der Gefahr nicht fliehen. Mit dem Textzuge hofft Schwarz zum Damentausch auf Kosten von Material zu kommen, behält aber noch die Qualität für einige Bauern mehr. So hofft er, den Angriff abzuschwächen. Zum Beispiel 20. Sb4: De2: 21. Te2: Tc8:, und Weiß steht etwas besser: 22. Seöf, gefolgt von 23. Sd4:. 20. Sg5—e6f Um den Damentausch zu vermeiden und den Angriff fortzusetzen. Tausche nie die Damen beim Angriff, es sei denn, man erreicht damit klaren Gewinn oder es gibt sonst nichts anderes. Man sehe diese herrliche Stellung. Fast alle weißen Figuren „hängen". Das bedeutet, daß Weiß sehr genau rechnen und alle Möglichkeiten erwägen muß. Die geringste Unterlassung könnte tödlich sein. 20 Kf8—if 21. Sd5 x £6

Von 21. Sb4: Tc8: hätte Weiß nichts. Die Verwicklungen, die nun einsetzen, ziehen mehrere Folgerungen nach sich. Der Spieler hat stets einzubeziehen: a) die materiellen Verhältnisse, die während der Schlacht nicht so bedeutsam sein mögen, die jedoch die Entscheidung nach der Schlacht bestimmen; b) hängende oder einstehende Figuren (Es ist eine gute Sache, daß man

nur eine Figur auf einmal schlagen kann, und das erklärt, warum Weiß sich unter den gegebenen Umständen den Luxus erlauben kann, so viele Figuren einstehen zu lassen.); c) die Unbestimmtheit der Lage. Bei jedem Zuge kann Weiß ebenso wie Schwarz das Ruder vollständig herumwerfen. Das Gefecht findet auf des Messers Schneide statt.

Wir geben nun eine fast vollständige Tabelle der Möglichkeiten: 21

22

a) . . . :

b) • . . gf

2;

24

Kf7 Kg6 Ke 7

Dg7: matt Dg7=t bei. Sg7=t bei.

Tg8

Dh,t

Th7 Dg8

Sg5t Sg5t

2;

Dg5 matt Se8:.

Tg6 Ke 7 fg fg Kg6

Dh7+. Sc 7 t-

Kg 7

Sh 7 t? Le6

DfjtLe6tSf7t

Kh7 Kf 7 : Kh6I Df8 De8 Db8

Kf8

c)

Kg6

Kf6: d) . . . Lei:

Df, hjt

Df,t

gf Lei: Kh6 Kg 5 : Dfj Kg6

26

Df6:t Kg8 Ke8 Sdjf Sf 7 matt D e 5 t Df 5 Kh6 Te6 matt D f 7 t Kh6

Lf,t. Le6f. Sf 7 tS f 7 t Kh 7 Kf8 Sh 7 f Kh7: Kh6

Lf5 matt c 3 i). Lfjf. Sf6:.

D f 7 matt D f 7 t Kd8

De7

matt

«4tDe4

bei.

Dg6

matt

Hj

Dc6

Se6.

Se8:").

*} Weiß hat in dieser Stellung zwei Bauern für die Qualität und den Angriff. Ferner hat er Möglichkeiten, weiteres Material zu erobern. Eine Variante: 26. . . . Tg8 27. Dd4: Lcj (Le7 28. Sd6) 28. Df6: De7 30. D f j . 2 ) Mit entscheidendem Materialvorteil und Mattangriff.

159

Schlußfolgerung: Weiß hat eine gewonnene Stellung, auch wenn sich Schwarz vollendet verteidigt. Die Partie selbst nahm den Fortgang 21. . . . Dc8: usw. Der Lernende mag fragen, wie es dem Meister möglich ist, einen solchen Variantendschungel analytisch zu erfassen. Das tut er nicht. E r sieht einige Verwicklungen und weiß dann, ob es eine Gewinnfortsetzung geben wird. Fühlt er, daß eine vorhanden sein muß, begibt er sich in den Dschungel. Es ist eben eine Sache der Eingebung. Der Lernende sollte sorgfältig und mehrfach alle diese Möglichkeiten untersuchen, weil er dadurch seine Befähigung zu kombinieren steigert. Das erstemal wird er die Varianten nur kennenlernen, indem er die Züge auf dem Brett ausführt, später aber muß er versuchen, den Varianten zu folgen, ohne die Figuren zu

bewegen. Dies ist in der Tat ein glänzendes Training. 21....

De8 x c8

22. Se6—g5|

Kf7Xf6

Wir haben bereits gesehen, daß andere Züge, wie 22. . . . Kf8 und 22. . . . Kg6, ebenfalls zum Verlust führen. 23. De2—f3t

Kf6—g6

Nicht 23. . . . Df5 wegen 24. Te6 matt. 24. D f 3 — f 7 f

Kg6—h6

25. I14—hs! Dies ist noch stärker als 25. T e l — e 6 f , das „nur die Dame gewinnt", weil De6: erzwungen ist. Schwarz gab auf. Die einzige Verteidigung 25. . . . Dc6 wird mit 26. Te6 f De6: 27. Se6: nebst matt beantwortet.

Partie 24 Die Theorie des angenommenen Königsgambits Das Opfer einer Figur, um den schwarzen König in eine gefährliche Lage zu bringen Linien öffnen und Figuren auf die Szene bringen Der versammelte Schlußangriff gegen ungenügende Entwicklung Es gibt Gambite aller Schattierungen. In manchen muß man sehr sorgsam vorgehen, damit der Zeitgewinn, den man für das geopferte Material erzielt hat, auch zählt; in anderen, wo man viel geopfert hat, kann man die Vorsicht ruhig über Bord werfen, um den Gegner zu überwältigen, bevor er Atem geholt hat. Diese zwei Methoden des Vorgehens sind nicht nur auf verschiedene Gambite anwendbar, sondern auch auf verschiedene Varianten des gleichen Gambits. Im Königsgambit, dem König aller Gambite, gibt es Varianten wie das Kieseritzky- oder Philidor-Gambit die in gewisser Hinsicht positioneller Natur sind. Andererseits sind die ältesten Varianten des Königsgambits, wie das Allgaier- und Muzio-Gambit, hoch kombinatorisch und führen im allgemeinen zu den wildesten offenen Stellungen, die es gibt und in denen sich nur der sorglose Abenteurer ganz zu Hause fühlen kann. Solche Varianten sind nicht nur durch das Opfer eines Bauern für ein Tempo gekennzeichnet, sondern durch das zusätzliche Opfer einer Figur im frühen Partiestadium. Dieses Figurenopfer bezweckt, den IÖO

schwarzen König ins freie Feld zu ziehen, und Weiß kann aus der sich ergebenden Stellung nur Vorteil ziehen, wenn es ihm gelingt, ein Höchstmaß an Linien ohne Rücksicht auf Verluste zu öffnen. Das Königsgambit, das hier folgt, ist ein glänzendes Beispiel für diesen Vorgang. Bezeichnend für solche Fälle ist, daß Weiß entweder rasch oder überhaupt nicht gewinnt. Angenommenes Königsgambit (Allgaier-Gambit) Weiß: Meister 1 . e2—e4

Schwarz: Amateur ej—ef

2. £2—£4 Das Königsgambit. Wie in Partie 17 eingehend ausgeführt, besteht ein Gambit darin, dem Gegner einen Bauern für rasche Entwicklung anzubieten. Durch 2. f4 hofft Weiß, mittels Bauerntauschs die f-Linie zu öffnen. Ist diese Linie offen, ergibt sich die Möglichkeit eines Angriffs auf den Punkt i j . Man stelle sich die offene f-Linie vor, den Läufer auf C4, den Springer auf oder g5, die Dame auf f ; und den Turm auf f i , und man wird die Möglichkeiten des weißen Angriffs erkennen. Bei normalem gegnerischem Widerstand wird Weiß nie in der Lage sein, diese Stellung genau so zu erhalten, aber er wird sie anstreben. Wenn Schwarz das Gambit annimmt (2. . . . ef), hat Weiß es ferner leichter, ein starkes Zentrum durch gelegentliches d2—d4 zu bilden. 2. . . .

x £4

Schwarz nimmt den Bauern an und Weiß hat nun einen klaren Plan, die f-Linie entweder durch Zurückschlagen des schwarzen Bauern oder auf eine andere Art zu öffnen. Im Augenblick hat Schwarz einen Bauern mehr, und wie wir sehen werden, ist es nicht leicht für Weiß, diesen Bauern zurückzubekommen. Andererseits hat Schwarz mit seinem e-Bauern aus der Mitte herausgeschlagen und so die Kontrolle von d4 aufII Euwe-Meiden, Meister gegen Amateur

gegeben, so daß Weiß leichter zur Besetzung des Zentrums kommt. Schwarz kann das Gambit ablehnen, indem er einfach 2. . . . LC5 spielt. E r kann auch das interessante Gegengambit Falkbeers wählen mit der üblichen Fortsetzung 3. ed e4, bei der Schwarz für den preisgegebenen Bauern diese Werte eintauscht: 1. Weiß ist es nicht gelungen, die f-Linie zu öffnen; 2. der schwarze e-Bauer ist eine störende Kraft geworden, die den Weißen daran hindert, sich normal zu entwickeln. 3. S g l — 1 } Der Springer ist nun auf sein natürliches Feld entwickelt worden. Das schließt die Möglichkeit des Schwarzen aus, Dh4t z u spielen, was in gewissen Fällen vorteilhaft wäre, z. B. 3. SC3? Dh+t 4. Ke2 und der weiße König ist sehr bloßgestellt und behindert außerdem die weiße Entwicklung. 3. Lc4 Dh4f, im 19. Jahrhundert oft gespielt, führt zu heftigen Angriffen und Gegenangriffen, z. B. 4. K f i g5 5. d4 Lg7 6. SC3 Se7 7. g31 fg 8. Kg2l mit der Drohung, die schwarze Dame durch 9. hg zu erobern. Deswegen zieht man heutzutage 3. . . . Sf6 vor. 3. . . .

g7—85

Eine im 19. Jahrhundert gebräuchliche Spielweise, die drei Ziele anstrebt: 1. deckt den gewonnenen Bauern; 2. bezweckt, den Weißen daran zu hindern, die f-Linie zu öffnen; 3. droht g5—g4, gefolgt von Dh4t, an welcher Stelle das Damenschach größere Kraft hat als in anderen Varianten. 4. h2—J14 l6l

Weiß wendet sich unmittelbar gegen den Versuch des Schwarzen, den f-Bauern zu behaupten. Der Zug hat weitreichende

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HU.PH*H* HP mmm. HP SP HP HP

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ohne Schwarz einen Gegenangriff durch De7 zu ermöglichen. 5. S f 3 - g 5

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Folgen, wie aus der Partie selbst zu erkennen sein wird. Die Fortsetzung 4. LC4 g4 5. o—o gf wird Muzio-Gambit genannt. Weiß opfert eine Figur und erhält dafür einen starken Angriff auf der f-Linie. Schwarz wird daher, weil 4. LC4 ihm Zeit gibt sich zu befestigen, nicht 4. . . . g4, sondern 4. . . . Lg7 antworten, das sogenannte Philidor-HansteinGambit, wonach der Flügelangriff mit dem weißen h-Bauern (5.114) wegen der Antwort 5 . . . . h6 werdos ist.

Dies führt zum Allgaier-Gambit. Weiß greift den schwarzen f-Bauern an und will ihn mit 6. LC4 ein zweitesmal bedrohen. Es gibt dabei nur eine Schattenseite: der weiße Springer hat keinen Rückzug, und Weiß wird gezwungen ihn zu opfern, wenn Schwarz ihn angreift. 5. Se5 führt zum Kieseritzky-Gambit, das weniger riskant als das Allgaier-Gambit ist. Weiß kann ferner 5. Lc4 gf 6. D f j : spielen.

4- • • • 85—g4 Schwarz kann seinen Bauern nicht auf g5 behaupten und stößt ihn daher nach g4 vor mit Angriff auf den weißen Springer. Sehen wir, was passieren würde, falls Schwarz versucht, seinen Bauern auf g5 zu lassen, a) 4. . . . h6? 5. hg; b)4. . . . f6 ist ein schwächender Zug, dem auf verschiedene Weise zu begegnen ist. Im Hinblick auf die Angriffsmöglichkeiten entlang der Diagonalen d l — hj-eS ist am überzeugendsten $. S g j : fg 6. D h j t Ke7 7. D g 5 : t Ke8 (Sf6? 8. es) 8. Dhst Ke7 9. D e j f , gefolgt von Dh8:. Man beachte, wie Weiß in dieser Variante mit seiner Dame manipuliert, bis er in der Lage ist, den schwarzen Turm zu schlagen,

Schwarz greift den Springer sofort an, um den drohenden Ansturm des Weißen im Keime zu ersticken.

162

j. . . .

h 7 —h6

6. Sg5 x i-j Dieses Opfer paßt zur Gesamtstrategie des Königsgambits. Indem Weiß den schwarzen König aus dem Versteck holt, wird die fLinie für ihn noch nützlicher. Vom theoretischen Gesichtspunkt aus ist es schwierig zu beurteilen, ob seine Angriffsaussichten eine ganze Figur wert sind. Vom praktischen Standpunkt jedoch ist das Opfer berechtigt, weil der Verteidiger gewöhnlich eine schwierigere Rolle zu spielen hat als der Angreifer. 6. ...

Ke8xij

m imim 1mimgp ¡Ü §1 ¡Ü m • il§ • mm ü ¡ü

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Sil

Schwarz, seine Stellung auf

Kosten

des

Weißen zu befestigen. 1- . . .

d7—d5

Schwarz bietet einen Bauern an, um einen Z u g für die Verteidigung zu

gewinnen.

Das heißt, er spielt d 7 — ¿ 5 , um seinen Bg4 zu verteidigen und dem Lc8 die Entwicklung zu ermöglichen. Vorzuziehen war das angriffslustige 7. . . . denn nach 8. gf Le7 kann Weiß h4 nicht schützen. Das bedeutet, daß Schwarz Gegen-

Schwarz hat nun eine ganze Figur mehr;

chancen erhält.

dafür ist sein K ö n i g äußerst verwundbar! 7. S b i — 0 3

8. d 2 — d 4 Weiß öffnet Linien für seine eigene Entwick-

Das führt eine neue Figur ins Feld, eine

lung, droht, die f-Linie zu öffnen (9. Lf4:)

Figur, die Weiß zur Führung seines Angriffs

und hindert Schwarz an d5—d4.

braucht. In Stellungen wie dieser, w o der

8. . . .

Angreifer eine Figur preisgegeben hat, muß

Sg8—f6

er seine übrigen Figuren so schnell wie

8. . . . de hätte ein Tempo für Schwarz ver-

möglich ins Spiel bringen. Die Zusammen-

loren, zumal der Gewinn des weißen e-

arbeit jeder weißen Figur ist nötig, um Erfolg

Bauern für ihn nicht wichtig ist. Die weiße

zu haben.

Stellung wäre nicht geschädigt, sondern im

In dieser Stellung ist 7. Dg4: schwach, weil es die Entwicklung des Schwarzen fördert:

Gegenteil die Schräge C4—f7 für Weiß geöffnet. 9. L c i x f 4

7. . . . Sf6 8. Df4: Ld6 und Schwarz hat den Weiß

vermeiden, die Schwarz erlauben, sich mit

schwarze K ö n i g sich auf dieser Linie be-

Tempo zu entwickeln, d. h. den Weißen

findet,

zwingen, seine Dame zu ziehen. 7. Dg4:

Angriff entfalten.

wäre ein guter Zug, könnte Weiß mit der Dame allein angreifen. A b e r das geht nicht. Früher ist hier oft 7. Lc4f gespielt worden, aber nach 7.. . . d5 8. L d j :f K g 7 h a t Schwarz seine Stellung auf Kosten eines Bauern verstärkt; so ist auch sein g-Bauer vom Lc8 geschützt. Außerdem gibt die Möglichkeit des Schwarzen, Sf6 zu ziehen und den weißen Läufer auf

d5

anzugreifen, ihm

weitere

Gelegenheit, die Stellung zu festigen. Unter den möglichen Zügen scheint 7. Sc3 dem Weißen die beste Entwicklung zu gewähren und die geringste Gelegenheit für

öffnet nun

die

f-Linie.

Weil

der

Angriff an sich gerissen. Weiß muß Züge

muß sich dort bald ein heftiger 9. . . .

C7—c6 ?

JL m • # II Uli ¡Ü i HP ü % 11 §1 m §§f iü B S Ü i m. jp n Ü'lü r f 4



X

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t

163

Schwarz spielte diesen Zug, weil et undeutlich das Erfordernis verspürte, seinen Mittelbauern zu stärken. Der Zug verliert jedoch in einer Stellung ein Tempo, in der sich Schwarz Zeitverluste am wenigsten leisten kann, weil jeder Zug zählt. Schwarz hätte hier eine Figur entwickeln sollen. Entweder 9. . . . Le6 oder 9. . . . Lb4 wäre stärker gewesen. In beiden Fällen wäre Weiß der gleichen Strategie gefolgt, die er in der Partie benützt, das heißt Le2 gefolgt von o—o, um einen direkten Angriff gegen den schwarzen König zu eröffnen. Untersuchen wir diese Stellung ein wenig näher, um eben zu zeigen a) was ein Tempo in einer offenen Stellung wie dieser bedeutet; b) wie stark der weiße Angriff wirklich ist. a) 9. . . . Le6 10. D d j ? Sc6 1 1 . o—o—o de 12. Se4: Se.4: 13. De4: D d j und Schwarz hat den weißen Angriff widerlegt. Weiß hat Besseres: 10. Le2 Sc6 n . o—o K g j 12. e5 Se4 13. Lg4: SC3: 14. bc Ddy: oder 12. edl (anstelle von 12. e5) 12. . . . Sdj: 13. Sd5: Dd5: 14. C4! Dd4:f 15. Dd4: Sd4: 16. L e j f und Weiß ist nicht übel dran. b) 9. . . . Lb4 10. Le2 Lcjrf 1 1 . bc Sc6 (um das wichtige Feld ej zu verteidigen) 12. o—o K g 7 (Weiß drohte 13. ej) 13. C4I (um d4—d5 durchzusetzen und so die Herrschaft über e5 zu gewinnen) 1 3 . . . . Se4:14. cd SC3 (nach 1 4 . . . . DI14: i ; . d c g 3 16. L e j f K g ö geschieht 17. L h j f und gewinnt; ebenso nach 14. . . . D d j : 15. C4, gefolgt von 16. d5) 15. de!! (überwältigend) 15. . . . Sdi: 16. L e j f Kg6 17. L d 3 t K h 5 18. cb! Le6 (Lb 7 : 19. T f 5 f ) 19. baD Da8: 20. Tadi: Tf8 21. Tf8: Df8: 22. T f i De7 23. Tf6 und Weiß muß gewinnen. 10. L f i — e 2 Plant den Turm auf die offene f-Linie zu bringen, indem Weiß rochiert.

164

10. . . .

Lf8—b4

Durch die Fesselung des weißen Springers hofft Schwarz, den Druck in der Mitte zu verringern und durch Tausch des Läufers gegen den Springer die Anzahl der Figuren auf dem Brett zu vermindern. Schwarz meint, wenn er Figur auf Figur tauschen kann, wird ihm ein Vorteil bleiben, weil er ja einen Springer mehr besitzt. Weiß hat natürlich die bessere Entwicklung als Gegenwert für den verlorenen Springer. E r muß jedoch rasch handeln, oder Schwarz wird seine überlegene Zahl fühlbar machen. 1 1 . o—o

Weiß hat nun sein strategisches Ziel erreicht — die vollständige Beherrschung der f-Linie. Die Rochade bringt den weißen Turm in eine direkte Linie mit dem schwarzen König. Das bringt ein Element der Gefahr für Schwarz mit sich, obwohl eine eigene und eine fremde Figur dazwischen stehen. Weiß hat zwei direkte Drohungen: 12. ej und 12. L e j . 11. . . .

Kf7—e8

In Erkenntnis der gefährlichen Lage seines Königs bringt Schwarz ihn auf ein verhältnismäßig sicheres Feld, verliert dabei jedoch ein weiteres Tempo. E r hätte besser getan, zuerst LC3: zu spielen, denn 12. L e j bringt nach Sbd7 nicht viel ein.

12. e4—ej

Indem Weiß mehr Linien öffnet und mehr

U m den B g 4 zu erobern, nachdem der Sf6 gezogen hat, und u m mehr Figuren ins Spiel zu bringen. 12. . . .

tauscht nun, u m

Figuren

und

die Z a h l

die Angriffsgefahr zu

ver-

Verteidigung oder Entwicklung des Schwarden

L ä u f e r zurückzunehmen, und daher wäre Se4 besser gewesen, o b w o h l auf lange Sicht

. . . K e 7 1 7 . D g 8 T g 8 : 18. f g D ; oder c) 16. . . . K d 8 1 7 . D g 8 f u s w . ; oder d) 16

13. . . .

Offene Linien begünstigen den Angreifer. 15. . . . 16. D d i — g 4 spielen wegen 1 7 . L h 6 : f .

Schwarz, der nach allgemeinen Prinzipien von

der

besonderen

Stellung leiten zu lassen, ist erfreut, seine zwei L ä u f e r bewahrt zu haben. Das Läuferpaar hat jedoch in der gegebenen L a g e keine Bedeutung. Nichts geändert hätte

auch 1 3 . . . .

Lb2:

1 4 . T b l mit ungefähr ähnlichen Bildern wie in der Partie. N o c h stärker wäre in diesem Falle 14. L g 4 : gewesen, das nach 1 4 .

...

L a i : 1 5 . Lc8: D c 8 : 16. De2-f- zu baldigem Matt hätte führen können.

Ke8—f8

D r o h t Matt. Schwarz kann nicht 16. . . . T g 8

LC3—b4

g4

Lg4—h5f

Figuren entwickelt hat und Schwarz nicht.

WWW. I W m m m" mxmxm, m sich

Df7:

17. D c 8 f K e 7 18. Dh8: oder 18. T a e i t -

Schwarz. Das liegt daran, daß Weiß seine

H ÜB i SÜ Hü11 Ii ¡¡Hill JJ HiH

x

K f 8 1 7 . L h 6 : t Th6: 18. D g 8 f ; oder b) 16.

Linien. Diese Linien hat Weiß besetzt, nicht

mmum

14. L e 2

Weiß durch 16. f7~J-, gefolgt v o n a) 16. . . .

Weiß zieht nun Vorteil aus den weit offenen

13. e5Xf6

anstatt

Sb8—6.7

Auf 1 4 . . . . L g 4 : 1 5 . D g 4 : D d 7 gewinnt

ij.

ebenfalls nutzlos.

spielt,

stehen. D i e D r o h u n g lautet 1 5 . L h s f K f 8 14. . . .

der

ringern. A b e r solche Z ü g e tragen nicht zur zen bei. Weiß ist nicht gezwungen,

Hindernisse, die seinem Angriff im W e g e 16. D c i , gefolgt v o n 1 7 . L h 6 : f .

Lb4X cj

Schwarz

Figuren herausbringt, beseitigt er die letzten

1 \xm s Iii * /Ä B i B B m, • • *ß B m.m B Im B H BS 16....

Sd7 x f6

N u n ist auch die f-Linie vollständig offen. '7- Dg4—g6 D r o h t wiederum Matt. 17. . . .

Lc8—e6

165

Oder 17. . . . De7 18. Lej. 18. Lf 4 —d6f (Siehe nebenstehendes Diagramm) Hier führt auch 18. Le5 Le7 19. Tf6:f Lf6: 20. T f i zum Gewinn. Der Textzug ist noch hübscher. Schwarz gab auf, denn 18. . . . Ld6: 19. Tf6:f Ke7 20. Dg7f führt unmittelbar zum Matt.

Partie 25 Die Theorie der Italienischen Partie Der Befreiungszug zum Aufbrechen des Zentrums Bauernopfer für Entwicklungsvorsprung Wie wichtig es ist, tatkräftige statt unbedeutende Züge zu machen Das Scheinopfer Spiel gegen den König in der Mitte des offenen Brettes Das Endspiel Turm + Bauern gegen Turm + Bauern Tempoverlust im Endspiel Hat ein Spieler seinen Figuren die überlegene Beweglichkeit verschafft, muß er möglichst bald Nutzen daraus zu ziehen suchen, wenn der Vorteil nicht verloren gehen soll, ohne daß er etwas davon hat. Der beste Nutzen, der aus der Beweglichkeit zu ziehen ist, besteht oft darin, die gegnerischen Figuren in weniger günstige Stellungen zu zwingen und so Probleme für den Widersacher zu schaffen. Wie soll man gegen den König in der Mitte des offenen Brettes vorgehen, wenn man nur Türme und leichte Figuren zur Verfügung hat ? Höchst wichtig ist unter solchen Umständen die Erkenntnis, daß der Vorteil von Angriffsmöglichkeiten gegen den feindlichen König mit solchen Figuren sich leicht verflüchtigen kann. E r kann sich plötzlich auflösen. Es ist eine Ironie, daß nach dem Tausch der Türme und Leichtfiguren, wenn er keinen Angriff mehr zu fürchten hat, der König plötzlich besser als der gegnerische, auf der ersten Reihe sicher geschützte, steht. In solchen Fällen kann ein Nachteil sich leicht in Vorteil verwandeln und umgekehrt. In der Partie findet Schwarz die energischsten Züge gegen den weißen König, der in der Mitte des offenen Brettes geblieben ist. E r gewinnt schließlich einen Bauern, hat aber auch dann noch eine schwere Aufgabe vor sich, die Partie zum siegreichen Ende zu führen. Schwarz muß sehr sorgfältig vorgehen und alle Arten von Feinheiten anwenden, wie Zugzwang, Tempozug und das Fernhalten des feindlichen Königs von den eigenen Bauern, bis der Erfolg gesichert ist.

166

I t a l i e n i s c h e Partie

6. de kostet einen Bauern) 6. cd mit unumschränkter Kontrolle der Mitte.

(Giuoco Piano) W e i ß : Amateur i . ez—e4

5. d 2 — d 4

Schwarz: Meister

m • m im m• • • „ , •m mm m•

ü M 1 i ini JJ * ¡¡p fl n £ Än Ä 11 II SS s s ü#

2. S g l — { ) S b 8 — c 6

e-j—e5

3. L f i — 0 4 . Auf C4 trägt dieser Läufer z u m Einfluß auf die Mitte bei, übt D r u c k auf zwei wichtigen Diagonalen aus und beunruhigt den Punkt i j . Dennoch speichert 3. L b j mehr M ö g lichkeiten auf, weil es durch die bindende W i r k u n g auf den Sc6 einen größeren Einfluß auf das Zentrum ausübt; denn sobald der d-Baucr zieht, ist der Sc6 gefesselt. 3

Lf8—c$

D i e italienische Partie, eine der ältesten in der

Geschichte

des

Schachs.

Diese

Er-

öffnung ist durch rasche Figurenentwicklung

gekennzeichnet.

Für

den

Weiß vervollständigt seinen Anschlag auf die Herrschaft der Mitte. D u r c h Angriff auf den Läufer gewinnt er ein T e m p o . 5

letzten

e5xd4

schwarzen Z u g gilt dasselbe wie für den

Erzwungen. Nach dem Rückzüge 5. . . . L b 6

vorhergehenden weißen. A b e r 3. . . . Sf6 ist

hätte Weiß seine Vorherrschaft im Zentrum

vielleicht

mit 6. de verstärkt. W e n n dann 6. . . . Se4:,

vorzuziehen,

denn

außer

dem

D r u c k auf die Mittelfelder ist der Be4 an-

so 7. D d j mit der Doppeldrohung 8. D l j :

gegriffen, so daß W e i ß gezwungen ist, sich

matt

mit dieser D r o h u n g zu beschäftigen.

Springers.

Bereitet die Besetzung des Zentrums mit 5. d4 vor. Gelingt es Weiß, das Zentrum zu beherrschen, kann er die Handlungen seines Gegners in beträchtlichem Maße lähmen. Spielte W e i ß sofort 4. d4, verlöre er einen Bauern. N a c h 4. . . . ed 5. o — o entstünde eine berühmte Variante dieser Eröffnung, der Länge-Angriff,

in

der

Weiß

einen

Bauern für starken Angriff opfert. 4

8.

De4:

und

Eroberung

des

In Eröffnungen, in denen beide Seiten an-

4. c 2 - c 3

Max

und

Sg8—f6

Greift den Be4 an und richtet sich gegen das

streben, das Zentrum mit Bauern zu besetzen, ist es sehr wichtig zu bestimmen, o b die Bauern und damit die Spannung behauptet oder o b die Bauern getauscht werden müssen, um den Gegner daran zu hindern, übermächtig zu werden. Dies ist eines der wichtigsten Probleme in der Theorie der einzelnen Schacheröffnungen. D i e Bedeutung dieser A n m e r k u n g wird nach dem

8. Z u g e des Schwarzen

klarer

werden. 6. C 3 x d 4

LC5—b4f

Ziel des Weißen, das Zentrum vollständig •

D u r c h das Schachgebot zwingt er Weiß, zu

z u beherrschen. Spielt Schwarz stattdessen

reagieren und gewinnt so Zeit, Maßnahmen

passiv 4. . . . d6, käme 5. ¿4 ed (5. . . . Lb6

gegen das weiße Zentrum zu treffen, wie

167

wir bald sehen werden. Wenn Schwarz überleben will, muß er etwas gegen den Plan des Weißen, ein ideales Zentrum aufzubauen, unternehmen. Nehmen wir an, Schwarz hätte 6. . . . Lb6 gespielt. Weiß hat dann eine feste Mitte, die er wie folgt ausnutzen kann: 7. dj 1. 7. . . . Sa5 8. L d j mit der Drohung 9. b4 2. 7. . . . Sb8 8. ej 2a) 8. . . . Sg8? 9. o—o d6 10. Tei de 1 1 . Sej: Se7 12. Sfy: Kf7: 13. d6f. Auch 9. d6 ist stark. 2 b) 8.. . . Sg4 9. o—o (Auch hier kommt 9. d6 in Frage; z. B. 9. . . . Sf2: 10. De2 Shi: 11. L g j bzw. 10. . . . o—o 11. T f i Sg4 12. L g ; De8 15. Le7) 9. . . . d6 10. e£ fe 1 1 . de c6 (bereitet d6-d$ vor) 12. Sg5 Se5 13. Sf7 Sf7: 14. eff Kf8 15. Tel und gewinnt. 7. Lei—d2 Weiß könnte 7. Sc3 spielen. Nach 7. . . . Se4: sind das weiße Zentrum und damit die strategischen Pläne des Weißen zerstört. Er muß dann einem taktischen Wege folgen. Nach 8. o—o LC3: 9. d5 erhalten wir den Möller-Angriff, der sehr kompliziert und für keine der beiden Parteien entschieden günstig ist. 7. . . . Lb4Xd2f 8. S b i x d 2

d7—dj

Dies ist der Zug, der das weiße Zentrum aufbricht. Weiß muß Bauern tauschen (siehe Anmerkung zum 5. Zuge von Schwarz), und so bleibt von dem einst starken Zentrum nur ein vereinzelter Bauer übrig. Das bedeutet jedoch nicht, daß Weiß schlecht steht. Zwar ist sein d-Bauer vereinzelt, andererseits haben aber seine Figuren volle Wirksamkeit und bei vielen Gelegenheiten hat sich gezeigt, daß die Chancen des Weißen nicht unterschätzt werden dürfen. 8. . . . dj bekämpft nicht nur das weiße Zentrum, es öffnet auch die schwarze Mitte, so daß seine Figuren Raum haben, sich zu entfalten. Für Schwarz ist es ein Befreiungszug. 9. e4X d$ Denn 9. e5 de 10. ef Df6: ist sehr befriedigend für Schwarz. 9. . . . Sföxdj 10. Ddi—b3 Der unternehmendste Zug. Er stellt dem Schwarzen eine Aufgabe und ist daher stärker als 10. o—o. 10. . . . o—o Überraschenderweise ist das nicht ein Figurenopfer, sondern ein Bauernopfer, wie sich sofort zeigt. Gewöhnlich spielt man hier 10. . . . Sce7 1 1 . o—o o—o, und Weiß hat ein geringes Plus. Spielt Schwarz 10. . . . Sa5?, um den Angriff durch Abtausch zurückzuweisen, dann bleibt der Sa5 nach 11. Da4f c6 12. Ld} ungünstig postiert, besonders wegen der Drohung 13. b4. 1 1 . Lc4Xd5 Hätte Weiß an dieser Stelle rochiert, lautete die Antwort 1 1 . . . . Sa;, und nach dem Tausch des Springers gegen den Läufer hat Schwarz ein vielversprechendes Spiel. In diesem Falle gäbe es für die Schwäche des Einzelbauern d4 kein Gegengewicht in

168

Form größerer Wirksamkeit der weißen Figuren. Hat Weiß die Dame auf b j und den Läufer auf C4, so muß Schwarz, wenn er einen Springer auf c6 hat, stets versuchen zu Sa 5 zu kommen, um den Läufer zu tauschen und den Angriff zurückzuweisen. Weiß muß sich oft gegen diese Möglichkeit wehren (vgl. Partien 10 und 18). 11. . . .

Sc6—aj

Dies ist der Schlüsselzug der kleinen Kombination des Schwarzen. Nach einem Zuge der weißen Dame schlägt Schwarz den Läufer und hat eine schöne Partie wegen des Drucks, den er gegen den vereinzelten Bd4 richtet, während Weiß kein Gegenspiel hätte. 12. L d s x f r f Praktisch erzwungen. 12. bessert die Sache nicht. 12....

Db5

c6

ver-

Tf8xf7

13. Db3—C3 Tf7—erf. Dieser Zug ist in verschiedener Hinsicht lehrreich. Ein unbedeutender Zug wie 1 j . . . . Sc6 erlaubt Weiß zu rochieren, so daß Schwarz ohne Gegenwert einen Bauern weniger behielte. 13. . . . Teyf ist vor allem deswegen gut, weil Weiß gezwungen wird, zu reagieren. Ferner, weil er sich selbst schädigen muß. Wie sich in der Partie zeigt, fußt die ganze Strategie des Schwarzen auf der unvorteilhaften Stellung des weißen Königs, die, ihrer Natur nach vorübergehend, sofort ausgenutzt werden mußte. 14. S f 3 — e 5 . Wenn 14. K d i oder K f i , dann behält Weiß seinen Bauern, gerat jedoch in Schwierigkeiten, die nicht vorübergehender Art sind. So ist der König nach 14. K d i bloßgestellt; nach 14. K f i ist der T h i außer Spiel. 14. . . . Sa5—c6

Droht Sd4:. Weiß verliert nun seinen Bauern, kommt dafür jedoch zum Zusammenspiel seiner Figuren. Weiß möchte rochieren. Was geschieht, wenn er sofort rochiert? Nach 15. o—o Sd4: 16. T f e i hat Schwarz keinen Vorteil. Aber nach 15. . . . DcL(: 16. Dd4: Sd4: steht er doch etwas besser, denn 17. T f e i ? wird mit Sc2 beantwortet. Daher spielt Weiß: 15. Sd2—f3

Sc6xd4

Ein Scheinopfer. Schwarz erhält seine Figur sofort zurück. 16. D c 3 X d 4 ? Viel besser ist der Zwischenzug 16. Dc4t, denn 16. . . . Le6 kostet nach 17. Dd4: eine Figur für Schwarz, und auch 16. . . . Kh8 17. o—o—o wäre nicht viel besser für Schwarz. Daher ist er gezwungen, 16. . . . Se6 zu antworten, wobei Weiß nicht übel stünde. 16. . . . Dd8xd4 17. S f 3 X d 4

Te7Xe5f

Der König verliert nun sein Rochaderecht. Das ist im allgemeinen nach dem Damentausch nicht schlimm, noch weniger im Endspiel. Das bemerkenswerte an dieser Partie ist, daß der weiße König trotz Damentauschs und Abtauschs vieler Figuren ernsten Gefahren in der Brettmitte ausgesetzt ist. 18. K e i — d 2

169

Natürlich ist es äußerst wichtig, die Türme zu verbinden, und im Augenblick ist nicht zu sehen, daß der König auf der d-Linie zu viel wagt. 18. K f i ist nicht besser. Bei bestem Spiel hätte Weiß nach dem Textzuge unentschieden halten können. 18. . . .

cy—05

1.

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!

Dies ist die logische Fortsetzung. Schwarz muß irgendwie Vorteil aus der offenen Stellung des herausgebrachten Königs, der sonst im Endspiel stark wäre, zu ziehen suchen. Ein weniger genauer Zug, wie 18. . . . Ld7, hätte Weiß erlaubt, seine Türme ins Spiel zu bringen. 19. ScLj—c2 Weiß vermeidet 19. S f j , weil das dem Schwarzen einen Tempogewinn ermöglicht und ihm gestattet hätte, den zweiten Turm wie folgt eingreifen zu lassen: 19. . . . Td5f 20. K c j Lg4, und wenn Weiß die Zersplitterung seiner Bauern nach L f j : nicht zulassen möchte, muß der Springer ziehen, so daß Schwarz Gelegenheit zu Tad8 bekäme, drohend T d j f mit allen möglichen Aussichten. 19. . . .

Lc8—e6

Um einigen Druck gegen az auszuüben. 20. Sc2—e3 Weiß überlegt folgendes: 20. Se3 sieht wie der beste Zug aus, weil der Springer so gut

170

steht und mehrere Felder im Zentralbereich beherrscht. Aber dies ist mehr Schein als Wirklichkeit. Hätte Weiß hier 20. Thei gespielt, dann hätte er den Stellungsvorteil des Schwarzen auf ein mikroskopisches Ausmaß verringert. Nach 20. . . . Tei: 21. Sei: hätte Schwarz immer noch einen geringen Vorteil, weil er die Bauernmehrheit am Damenflügel und einen guten Läufer besäße. Im Hinblick auf das beschränkte Material ist es sehr zweifelhaft, ob dies zum Gewinn ausgereicht hätte. 20. . . .

Ta8—f8

Die Kraft dieses Zuges geht aus der Fortsetzung 21. f3? Td8f 22. K e i L c 4 f 2 3 . K f 2 Td2f 24. Kei Te2f mit Gewinn des Springers hervor. 21. T h i — f i Erzwungen. Schwarz hat so gespielt, daß beide Türme des Weißen an die Verteidigung von Bauern gebunden sind. Das ist natürlich nicht die richtige Art, Türme zu gebrauchen. 21. . . .

Le6—dy

Droht Bauerngewinn durch 22. . . . Lb5. 22. £2—f) 22. SC4? kostet auf höchst bemerkenswerte Weise einen Bauern: 22. . . . T g j , und der g-Bauer ist nicht zu halten, es sei denn, Weiß verzichtet auf seinen f-Bauern, nämlich 23. g3 L h j , oder 23. Sej L b ; . 22. . . .

Ld7—b5

23. T f i — e i Er muß seinen Springer decken wegen der Drohung Td8f. 23. . . .

Tf8—d8|

24. Kd2—02

Lbj—d3f

25. K C 2 — 0 3

LD3—G6

Macht Platz für den Turm, um T d j f zu drohen. 26. Se3—g4

Falls 26. T a d i , so entweder 27. T d i : oder

Schwarz hat schließlich einen Bauern ge-

sofort 27. T e j r f . Schwarz muß nun sehr

wonnen. In Anbetracht der ziemlich wirk-

sorgfältig

samen Aufstellung der weißen Figuren sind

spielen,

oder

Weiß

wird

aus-

gleichen.

jedoch noch einige Schwierigkeiten zu über-

a) 26. . . . T e i : 27. T e i : T d 3 f mit einer

winden. 32. S g 4 — e 5

Fortsetzung ähnlich wie in der Partie; b) 26. . . . Teds

2

Kg8—f8

3 3 . Se5 x g 6 f

7 ' Se5 und Schwarz

bleiben nicht mehr viele Chancen, z. B.

Die Alternative wäre hier 33. T b 7

2 7 . . . . T d 2 28. S g 6 : hg 29. T e 8 f mit

34. K d 6 b ; und es sieht nicht so aus, als ob

Ausgleich.

Weiß die schwarzen Bauern auf die Dauer

26. . . .

Td8—djf

27. K c 3 — 0 4

T e 5 x ei

28. T a i x e i

Tdj—d2

aufhalten kann. 33. . . .

h7xg6

34. T e 7 — b 7

g6—g5

Die Manöver haben schließlich dazu geführt,

Um

daß Schwarz die zweite Reihe erobert hat —

g 2 - g 4 - g 5 zu umgehen.

eine höchst wichtige Reihe, besonders im Endspiel, weil ein T u r m auf dieser Reihe die Bauern von der Seite angreift, und in dieser

die

Einschließung

des

Königs

35. K c 6 — d 6

Kf8—g8

36. K d 6 — e 6

Kg8—117

mit

37. K e 6 — ¡ 7

Richtung haben sie keine Macht, sich zu verteidigen.

Le8f

Droht 38. K f 8 mit Gewinn eines Bauern.

29. T e i — e 7

Schwarz fühlt sich daher verpflichtet zu ver-

Weiß wählt die gleiche Strategie, aber einen

einfachen. Tatsächlich ist die L a g e für eine

Z u g später. E i n T e m p o ist wichtig.

Vereinfachung

29. . . .

T d 2 x bi

30. K c 4 X C $

b7—b6f

günstig,

denn

der

weiße

K ö n i g ist v o n seinem heimatlichen Gebiet weit

entfernt,

insbesondere

ist

es

ihm

nicht möglich, seine Königsflügelbauern zu

Gewinnt wieder ein Tempo — der Bauer

schützen.

begibt sich aus dem Drohbereich des T u r m s

Was den Tausch der letzten Figur (in diesem

mit Schachgebot.

Falle des Turms) angeht, der ein reines

31. KC5—c6

Tb2Xa2

Bauernendspiel herbeiführt, so ist das eine

171

Frage der Erkenntnis, wie das Bauernend-

Schwarz nun 42. . . . Kh6, um später mit

spiel einzuschätzen ist. Das ist nicht allzu

87—g6 fortzufahren (nachdem der T f 6 ge-

schwierig, besondere Fälle ausgenommen.

zogen hat) und damit den Druck abzu-

In Bauernendspielen entscheidet der über-

schütteln, dann erwidert Weiß 43. T b 7 und

zählige Bauer in mehr als 90% der Fälle.

der schwarze Zugzwang

Wenn die Vereinfachung allerdings bedeutet,

a) 43. . . . Kg6 44. Ke4l; b) 43. . . . T zieht

daß ein oder mehrere Bauern gegen andere

auf der 6. Reihe 44. K f 4 ; c) 43. . . . T zieht

getauscht werden, ist es schwer, allgemeine

auf der f-Linie 44. Tb6:f.

Regeln zu geben. Im Turmendspiel sollte

Darum spielt Schwarz zuerst:

die stärkere Seite Bauern tauschen, wenn sie sicher ist, die Lage damit zu verbessern. In Zweifelsfällen vermeidet man den Tausch. 37....

Ta2 X g2

38. T b j x a - ?

Tg2—f2

39. T a 7 — b 7 Nicht 39. T a j wegen g j — g 4 . 39....

Tf2Xf3f

40. K f 7 — e 6

Tf3—fSf

42. . . .

ist vollständig:

KI17—g6

und setzt erst nach 43. T a 7 — b 7 fort mit 43. . . .

Kg6—h6!

Wir bemerken, daß Schwarz diese Stellung nur erreichen konnte, indem er von h 7 nach h6 in zwei Zügen ging, das heißt über g6. Nun ist Weiß endgültig im Zugzwang. E r

Typisch für Turmendspiele: der Turm ver-

muß den Druck aufheben: a) 44. Tb8 K g 5 ;

teidigt seinen verwundbarsten Bauern und

b) 44. T zieht auf der 7 . Reihe T f 2 ; c) 44.

hält den Feind von einem bestimmten Gebiet

Ke4 g6. Dies ist der Schlüssel und erklärt

ab.

den Unterschied zwischen 43. . . . Kg6 und 41. Ke6—e$

gf—g4

42. T b 7 — a 7

43

Kh6. 44. K e 5 — e 4

Wenn 44. Taj

T(z 45. Ta6 Th2: 46. Tb6:f

K g 5 ; wenn 44. Tb8 Kg5 45. T b 7 g6. 44- • • •

87—g6

45. Ke4—e 5

Kh6—g5

Schwarz ist ein wenig weiter gekommen. E r kann jetzt seinen b-Bauern für den weißen h-Bauern aufgeben. 46. Ke5—e4

T£6—{2

Diese Vereinfachung ist der rascheste Weg zum Siege. 47. T b 7 X b 6

Tf2—e2f

Eine Art gegenseitiger Zugzwang. Wenn

Eine sehr wichtige taktische Finesse — zu-

einer der beiden Spieler zieht, schwächt er

erst treibe den König fort. Je weiter der

seine Stellung. Schwarz muß seinen b-Bauern

weiße König von den Bauern ist, um so

und den B g 7 schützen. Weiß muß den Druck

besser ist es für Schwarz.

gegen diese Bauern aufrechterhalten. Spielt

172

48. Ke4—d3

Te2Xh2

Das Endspiel ist gewonnen, nur muß Schwarz genau spielen. Aus dem folgenden sehen wir, daß Schwarz den weißen König ständig daran hindert, zu nahe zu kommen. Solange Schwarz den gegnerischen König von seinen Bauern fernhalten kann, muß die Partie gewonnen sein. 49. K d j — e i

Th2—a2

50. Tb6—bi

Kg5—I14

$1. T b l — h i f

KI14—g3

In solchen Stellungen muß der König vor seine Bauern gelangen. 52. T h i — g i f

Kg3—h3

(Siehe nebenstehendes Diagramm) Nach 52. . . . Tg2 53. Thi muß Schwarz noch einen Zug mit dem Turm machen, damit der König vorrücken und die Bauern unterstützen kann. 53. T g i — h i f

Ta2—h2

• 1 B ,

fliB

Amtm

H H H

'ß.

54. Thi—ai

g4—gj

55. Tai—a8

Th2—f2

Auch 55. . . . g2 56. Kfz Thi war möglich. 56. Ta8—h8f

KJ13—g2

Weiß gab auf. Eine mögliche Fortsetzung, die zeigt, wie Schwarz ganz leicht gewinnt, ist: 57. Tg8 Tf6 58. Tg7 Te6f 59. Kf4 Kfz 60. Ta7 Te2 usw.

173

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