Amateur wird Meister [3., durchges. Aufl. Reprint 2019]
 9783111456287, 9783110096224

Table of contents :
Vorwort
Zur 2. Auflage
Vorwort Zur 3. Auflage
Inhaltsübersicht
Einleitung
Partie 1
Partie 2
Partie 3
Partie 4
Partie 5
Partie 6
Partie 7
Partie 8
Partie 9
Partie 10
Partie 11
Partie 12
Partie 13
Partie 14
Partie 15
Partie 16
Partie 17
Partie 18
Partie 19
Partie 20
Partie 21
Partie 22
Partie 23
Partie 24
Partie 25
Schlusswort

Citation preview

MAX EUWE • WALTER MEIDEN AMATEUR WIRD MEISTER 3. Auflage

MAX EUWE • WALTER MEIDEN

AMATEUR WIRD MEISTER M I T 179 D I A G R A M M E N 3., durchgesehene Auflage

w DE

G WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1983

Aus dem Englischen übertragen von Rudolf Teschner

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutseben

Bibliothek

Euwe, Max: Amateur wird Meister / Max Euwe ; Walter Meiden. [Aus d. Engl, übertr. von Rudolf Teschner], — 3. Aufl. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1983. Aus d. Ms. übers. ISBN 3-11-009622-6 N E : Meiden, Walter:

© Copyright 1964, 1971, 1983 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit & Comp., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Ubersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany. Satz und Druck: Arthur Collignon, Berlin Bindearbeiten: Franz Spiller, Berlin Einbandentwurf: Ulrich Hanisch, Berlin

VORWORT Kämpft ein erfahrener Amateur mit einem Meister, so entdeckt er sehr bald, daß er es mit einer anderen Spielweise zu tun hat, als säße er einem Amateur — sogar einem sehr starken Amateur — gegenüber. Es liegt etwas Uberwältigendes, oft sogar Gewalttätiges im Spiel des Meisters, das offenbar werden läßt, daß er besondere Einblicke und Fähigkeiten besitzt, die dem Amateur fehlen. Er verfügt sozusagen über eine gesonderte Dimension. Sicher spielt der Meister in taktischer Hinsicht tiefer und genauer, er sieht weiter und ist weniger als sein Amateurpartner Fehlern ausgesetzt, und hier wird der letztere es schwer haben, es dem Meister gleichzutun. Er hat aber auch ein überlegenes Gesamtkonzept der Schachstrategie und ein feines Verständnis gewisser Stellungstypen, deren Vorhandensein dem Amateur nicht einmal bewußt sein mag. Mit anderen Worten, der Meister kennt eine Anzahl von „Schach-Geheimnissen", die ihn befähigen, günstige Stellungen aufzubauen, die zum Gewinn führen. Wie diese typischen Stellungen zu behandeln sind, kann auch vom Amateur gelernt und angewandt werden, sobald ihm einmal die richtige Methode gezeigt worden ist. Das ist eins der wichtigen Dinge, die wir in diesem Werk zu tun beabsichtigen. In der Einführung zu diesem Buch beschreiben wir die Unterschiede zwischen Meister und Amateur in den verschiedenen Phasen und Gesichtspunkten der Schachpartie und zeigen, wie der Amateur sein Spiel auf jedem Gebiet verbessern kann. Dann erklären wir in einer Reihe von fünfundzwanzig Partien des Meisters gegen den Amateur, wie die Siege geplant und ausgeführt werden. In fast allen diesen Partien treten typische Stellungen hervor, und der Erfolg beruht oft in erheblichem Maße auf der größeren Vertrautheit des Meisters mit diesen typischen Stellungen. Aus mehreren Gründen verwenden wir Partien zwischen „Meister und Amateur". Erstens: Vor allem in dieser Art von Partien ist der vernichtende Stil des Meisters am offensichtlichsten, denn Amateure sind gewöhnlich nicht fähig, den Druck des Gegners während der ganzen Partie auszugleichen; zweitens: Amateur-Irrtümer sind schwerwiegender und hervorstechender als Meisterfehler und daher leichter auszunützen; drittens: es gibt wohl keinen besseren Weg, dem Lernenden zu zeigen, wie ein Spieler Amateurfehler ausnützen soll, als darzulegen, wie ein Meister sie tatsächlich auswertet. Die Partien sind ungefähr nach der Stärke des Amateurs geordnet, angefangen mit denjenigen des schwächeren Amateurs. Diese Anordnung ist freilich öfter durchbrochen worden, um Partien der gleichen Eröffnung gruppieren zu können. Eine Anzahl verschiedener Eröffnungen sind veranschaulicht; die modernen Eröffnungen und Verteidigungen herrschen jedoch vor. Je weiter wir mit den Partien fortschreiten, um so stärker wird der Amateur — tatsächlich gewinnt er die letzten drei Partien des Buches gegen den Meister. In diesen drei 5

Partien zeigen wir auf der einen Seite, in welcher Hinsicht der Amateur sich ausreichend verbessert hat, um den Meister zu besiegen, auf der anderen, warum der Meister verlor — und der Meister verliert aus anderen Gründen als der Amateur. Der laufende Kommentar der Partiezüge deutet die Motive an, die den Meister bewegen. Es sollte für den Leser nicht schwierig sein, mit dem vertraut zu werden, was vordem für ihn „Schach-Geheimnisse" waren. Wenn er dies Wissen, diese Pläne und Grundsätze, die er beim Studium erwirbt, anwendet, verbessert er sein eigenes Schach. Amsterdam und New York, Herbst 1964

Max Euwe/Walter

Meiden

Z U R 2 . AUFLAGE Die Partie 12 ist ausgewechselt worden. Außerdem wurden die Analysen überprüft und einige verbessert. Wir wünschen dieser Auflage den gleichen Erfolg, wie ihn die vorige aufzuweisen hatte. Amsterdam und New York, Herbst 1971

Max Euwe/Walter Meiden

V O R W O R T Z U R 3. A U F L A G E Dr. Euwe weilt nicht mehr unter uns, doch seine bedeutenden Beiträge zur Förderung des Schachspiels wirken fort. Es gibt nur wenige Schachmeister in der Geschichte des Spiels, die einen so klaren Einblick in die Gedankengänge hochklassiger Spieler zu geben vermochten, und die in der Lage waren, Partien so zu beschreiben, daß beide, Amateur und fortgeschrittener Spieler davon lernen können, wie es Dr. Euwe getan hat. „Amateur wird Meister" zeigt nicht nur, wie ein Meister die schwächeren Züge des Ungeübten ausnützt, das Buch ist außerdem eine wahre Fundgrube der Schachanalyse, in der für jede Partie Untersuchungen zahlreicher Variationen zu finden sind, die allen äußerst hilfreich sein können, die ihre taktischen Fähigkeiten schärfen wollen. Darum legen wir diese dritte Auflage von „Amateur wird Meister" in der Hoffnung vor, daß sie Schachspielern verschiedener Stärkegrade in hohem Maße nützlich sein möge. Columbus, Ohio, im Frühjahr 1983

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Walter Meiden

INHALTSÜBERSICHT Vorwort

Seite 5

Einleitung Partie

Eröffnung

Thema

i

Nimzowitsdi-Indisch

Ausnutzung von Vorteilen

25

2

Nimzowitsch-Indisch

Durchlöcherte F o r m a t i o n

33

3

Englisch

Ausnützung von Bauernschwächen

42

4

Ben-Oni

Geschwächte Felder

47

5

Spanisch (Offen)

Theorie der Spanischen Partie

52

6

Spanisch (Geschlossen)

Königsangriff

58

7

Spanisch (Steinitz-Verteidigung) Positionsspiel

65

8

Holländisch

Strategisches Planen

73

9

Grünfeld-Verteidigung

Verwundbares breites Zentrum

80

10

Zukertort-Réti-System

Hängende Bauern

86

11

Abgelehntes Damengambit

Ausnützung der offenen Linie

92

12

Abgelehntes Damengambit

Schwache Züge

101

i ]

Abgelehntes Damengambit

Minderheitsangriff

106

14

Abgelehntes Damengambit

Mittelspiel-Strategie

114

15

Caro-Kann

Finden eines Plans

123

16

Sizilianisch (Drachen)

Der Sinn der „Sizilianischen"

130

17

Sizilianisch (f2—f3)

Rochadeangriff

139

18

Sizilianisch (mit

Strategie und T a k t i k

143 149

ty—ej)

19

Königs-Indisch

Die

20

Königs-Indisch

Verfrühte Initiative

Bauernkette

158

21

Königs-Indisch

Austausch von Schwächen

162

22

Königs-Indisch

Spiel auf Remis

168

23

Italienisch

Behauptung des Zentrums

177

24

Damen-Indisch

Austausch von Vorteilen

186

Réti-System

Spiel an mehreren F r o n t e n

Schlußwort

(De7)

194 203

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EINLEITUNG Der Bereich der Schachamateure ist weit, und unter der großen Zahl von Gelegenheitsspielern gibt es diejenigen, die sich mit viel Übung im Kampf mit befähigten Gegnern, durch sorgfältiges Studium von Schachlehrbüchern und durch fleißiges Nachspielen von Meisterpartien viele Grundsätze der Schachtechnik angeeignet haben. Sie finden starke Züge, vermeiden ernsthafte Schwächen auf dem Schachbrett und haben den Punkt erreicht, w o sie keine offensichtlichen taktischen Irrtümer mehr begehen — kurz gesagt, die starken Spieler. Sie haben ein feineres Gefühl für manche Tiefgründigkeit des Positionsspiels als die meisten Spitzenkönner des 19. Jahrhunderts besaßen. Im allgemeinen bereiten sie schwächeren, weniger bewanderten Gegnern ohne Mühe Niederlagen. Im Turnierspiel jedoch unterliegen diese Amateure gewöhnlich den heutigen Meistern. Dieser Unterschied regt den ehrgeizigen Schachspieler an, darüber nachzudenken. Welche Eigenschaften besitzt ein Meister, die dem Amateur fehlen? Welche Grenze trennt den Meister v o m starken Amateur? Was kann ein Amateur tun, um es zum Meister zu bringen — oder wenigstens sein Schach zu verbessern? Was ist ein Meister? Der Meister ist gründlich bewandert mit der Technik der Eröffnung, des Mittel- und Endspiels. Er behandelt die Partie als Ganzes, wobei jeder Z u g Teil eines bestimmten strategischen oder taktischen Entwurfs ist. Er schätzt die Möglichkeiten aller Stellungen scharf ab. Er kann genau analysieren und mit erheblicher Genauigkeit die Folgen jedes Zuges vorhersehen. Er versteht die Grundsätze, die in allen möglichen Lagen anzuwenden sind. Sein taktisches Spiel ist zielbewußt, er macht weniger und unbedeutendere Fehler als andere Spieler. Er kennt eine große Menge Partien der Vergangenheit und ist auf dem laufenden, was die Eröffnungsvarianten der gegenwärtigen Turniere angeht. Der Meister und der Amateur sehen Schachstellungen von einem unterschiedlichen Gesichtspunkt aus an. Der Meister begreift und versteht eine Stellung und ihre Auswirkungen besser als der Amateur. Dem Meister sind die Wechselbeziehungen ververschiedener Schachgrundsätze gegenwärtig, von deren Vorhandensein der Amateur keinen Begriff haben mag. Untersuchen wir die verschiedenen Gesichtspunkte im Schach, bei denen die Unterschiede zwischen Meister und Amateur offensichtlich sind, mit einem Auge darauf, was der Amateur auf jedem der Gebiete tun muß, seine Partie zu verbessern und Fortschritte auf dem Wege zur Meisterschaft zu machen. § 1.

DIE ERÖFFNUNG

Bis zu einem gewissen Grade gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen Meister und Amateur in der Eröffnung, weil beide die gleichen theoretischen Varianten spielen. Der große Unterschied besteht darin, daß der eine die Züge mechanisch nachahmt, der andere sie versteht. Vom allerersten Zuge ab weiß der Meister, warum

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er jeden Zug macht, ob strategisch oder taktisch. Der Amateur andererseits lernt oft Varianten auswendig und leiert sie herunter. In solchen Fällen verliert der Amateur häufig den Ariadnefaden bei der ersten Abweichung vom „Buch", während der Meister, der den Hintergrund der Züge versteht, Vorteil aus dem unrichtigen Verhalten, wenn es eintritt, zieht. Der Meister behandelt gewöhnlich die Eröffnung in Obereinstimmung mit der Theorie; gelegentlich vermeidet er jedoch absichtlich die beste theoretische Fortsetzung, um einer zum Remis neigenden Spielweise zu entgehen oder eine Variante zu vermeiden, die ihm nicht liegt, die seinem Temperament nicht entspricht, oder einfach um seinen Gegner zu verwirren (siehe „Meister gegen Amateur", Partie 12, 10. Zug von Weiß). So kann ein zweifelhafter Zug, den ein Meister macht, eine ganz andere Bedeutung haben als der gleiche, von einem Amateur ausgeführte Zug. Der Meister hat noch andere Gründe, von einem theoretischen Abspiel abzuweichen. Beim Studium spezieller Eröffnungsvarianten entdedkt er manchmal Verbesserungen. Als starker Spieler ist er befähigt, kleine Irrtümer in gebräuchlichen Spielweisen zu finden. Verbesserungen zu finden ist vielleicht nicht so schwierig, wie es scheinen mag. Schließlich — was ist Theorie? Sie stammt aus zwei Quellen: der statistischen Sammlung von Varianten, die in Turnieren von Meistern und starken A m t teuren gespielt werden und den sorgfältigen Analysen der Eröffnungsvarianten der gleichen Spieler vor und nach den Turnieren. Die letztere A r t von Analyse ist natürlich verläßlicher, weil sie des Zeitdrudcs ledig ist, der in der Turnierpartie herrscht. Meister untersuchen oft gewisse Abspiele sehr genau, bevor sie sie erstmals im Turnier anwenden, um einen verhältnismäßig unvorbereiteten Gegner zu überraschen. Eröffnungsfachleute prüfen alle Partien, in denen ein besonderes Abspiel einer gegebenen Eröffnung gespielt worden ist zusammen mit allen verfügbaren theoretischen Analysen der Variante und erhalten aus ihrem Studium eine theoretische Einheit, die mehr ist als eine statistische Sammlung: sie begründet und fällt ein Urteil. Der Meister ist ferner befähigt, in diesen theoretischen Einheiten Verbesserungen zu finden; aber das ist viel schwieriger, weil das Feld schon von einem oder mehreren Fachleuten vor ihm gepflügt worden ist. In den Partien dieses Buches weicht der Amateur oft von der Theorie ab. In Partie t ist der 7. Zug von Schwarz ein theoretischer Fehler. In Partie 9 ist der 9. Zug von Weiß schlecht, weil er mit dem Charakter der Eröffnung nicht im Einklang steht. In Partie 10 begeht Schwarz im 6. Zuge einen strategischen Mißgriff. In Partie 20 verdirbt gleichfalls der 6. Zug des Schwarzen sein Spiel. In Partien wie der 2., 4., 1 1 . , 16. und 17. unterlaufen dem Amateur zwar in den ersten Zügen keine Irrtümer, sie zeigen einfach, daß er die Eröffnung nicht verstanden hat, und das hat gleichfalls ernste Folgen im Mittelspiel. Als theoretische Verbesserung kann die Widerlegung des Zuges 9. . . . Sc6—aj (Partie j ) betrachtet werden, der ebenfalls mangelndes Eröffnungswissen von Seiten des Amateurs zeigt. Wie der Amateur «eine Eröffnungstechnik verbessern kann Der Amateur sollte einigermaßen mit allen Haupteröffnungen vertraut sein und eine äußerst gründliche Kenntnis von zwei oder drei Eröffnungen aufweisen. Beabsichtigt er, in Turnieren zu spielen, sollten ihm Varianten, die jetzt vorherrschen, wohlbekannt sein. Es ist jedoch so gut wie unmöglich für jeden, der nicht Stunden um Stunden dem Schach widmet, mehr als eine flüchtige Kenntnis vieler Varianten häufig vorkommender Eröffnungen zu haben. Aus diesem Grunde kann man vielleicht sein Eröffnungsspiel am sichersten verbessern, indem man die Grundidee jeder 10

H a u p t e r ö f f n u n g studiert u n d sie b e i m Spiel i m m e r v o r A u g e n hat, w ä h r e n d m a n zugleich die taktischen Z u s a m m e n h ä n g e jeder S t e l l u n g s o r g f ä l t i g beachtet. M a n sollte d a n a d i s t r e b e n , die Ideen d e r einzelnen Z ü g e zu v e r s t e h e n , die zu den b e s t i m m t e n E r ö f f n u n g e n f ü h r e n u n d sich ein genaueres V e r s t ä n d n i s d a f ü r a n z u e i g n e n , w o r i n w ä h r e n d u n d am E n d e d e r E r ö f f n u n g s p h a s e eine g u t e Schachstellung besteht. D i e Ideen h i n t e r den E r ö f f n u n g e n sind in b e s t i m m t e n Schachlehrbüchern, in A r tikeln in Schachzeitschriften und o f t in e r l ä u t e r t e n P a r t i e n zu finden. In den P a r t i e n dieses Buches ist erhebliche A u f m e r k s a m k e i t d a r a u f v e r w e n d e t w o r d e n , den Sinn u n d das Z i e l der E r ö f f n u n g e n als G a n z e s u n d der Z ü g e , die diese E r ö f f n u n g e n bilden, zu e r k l ä r e n . O e r A m a t e u r w i r d es nützlich finden, eine A n z a h l v o n P a r t i e n einer gegebenen E r ö f f n u n g nachzuspielen. D a s gibt i h m eine Idee, w i e sich das Spiel e n t w i c k e l t , v o n den m i t i h r z u s a m m e n h ä n g e n d e n S t ä r k e n u n d Schwächen u n d v o n einigen d e r P r o b l e m e , die sich in i h r e m A b l a u f stellen. A u ß e r d e m k a n n d e r f o r t geschrittene A m a t e u r , der sich auf b e s t i m m t e n E r ö f f n u n g e n o d e r V a r i a n t e n spezialisiert, versuchen die T h e o r i e zu v e r b e s s e r n , genauso w i e es der M e i s t e r t u t . E r w i r d natürlich eher in T u r n i e r p a r t i e n k l e i n e I r r t ü m e r finden als in theoretischen A n a l y s e n . N e b e n dem K e n n e n l e r n e n theoretischer Z ü g e b e s t i m m t e r E r ö f f n u n g e n sollte d e r A m a t e u r i m m e r an die G r u n d l a g e n einer guten Schachstellung denken u n d versuchen, sooft ihm eine u n b e k a n n t e E r ö f f n u n g o d e r ein u n g e w ö h n l i c h e r Z u g in einer b e k a n n ten E r ö f f n u n g vorgesetzt w i r d , eine f e s t e Stellung durch s o r g f ä l t i g e A n a l y s e n zu erhalten.

§

2.

DIE

UBERLEITUNG

ZUM

MITTELSPIEL

W e n n die F i g u r e n e n t w i c k e l t sind u n d z u r o f f e n e n Feldschlacht b e r e i t s t e h e n , ist die E r ö f f n u n g v o r ü b e r , u n d das Mittelspiel beginnt. D i e s e r T e i l d e r Schachpartie ist vielleicht d e r j e n i g e v o n allen, der am schwierigsten zu b e h a n d e l n ist. Z u m T e i l , weil er nicht tabellarisch im Buch v o r l i e g t , z u m T e i l , weil die F i g u r e n noch nicht in u n m i t t e l b a r e n K o n t a k t m i t den gegnerischen S t r e i t k r ä f t e n g e k o m m e n sind ( w e n n gleich sie zum E i n s a t z bereitstehen); daher v e r l ä u f t das D e n k e n in rein strategischen, nicht taktischen K a n ä l e n . I n diesem T e i l der P a r t i e w i r d o f f e n b a r , ob d e r Spieler v e r s t e h t , was er in der E r ö f f n u n g getan h a t , o d e r o b er eben eine R e i h e v o n Z ü g e n a u s f ü h r t e , die er aus einem E r ö f f n u n g s b u c h a u s w e n d i g g e l e r n t hatte. In dieser Phase w e r d e n die Pläne f ü r die Z u k u n f t geschmiedet, die u m f a s s e n d e S t r a tegie e n t w o r f e n . D i e W a h l d e r richtigen Strategie ist äußerst b e d e u t s a m u n d k a n n auch sehr schwierig sein. I h r e W u r z e l n Stedten in d e r E r ö f f n u n g . D e r U n t e r s c h i e d zwischen A m a t e u r und M e i s t e r t r i t t hier deutlicher h e r v o r als in der E r ö f f n u n g . Es k o m m t v o r , daß d e r A m a t e u r v ö l l i g v e r w i r r t ist u n d nicht w e i ß , w a s er m i t der S t e l l u n g , die er sich a u f g e b a u t h a t , a n f a n g e n soll. E r spielt ziellos o d e r mindestens unentschlossen, w i e in den P a r t i e n 8, 1 1 u n d 1 4 . D e r M e i s t e r dagegen p l a n t seine S t r a t e g i e entsprechend dem D i k t a t seiner S t e l l u n g u n d legt den G r u n d f ü r eine e r f o l g r e i c h e F o r t s e t z u n g des Mittelspiels. I n den letzten acht P a r t i e n des Buches wissen beide P a r t e i e n g e n a u , was sie a n s t r e b e n , u n d in diesen Partien sehen w i r einen s p a n n e n d e n u n d heftigen Z u s a m m e n p r a l l zwischen den Z i e l e n der G e g n e r , bei d e m der M e i s t e r im allgemeinen, aber nicht i m m e r , d u r c h d r i n g t . Wie der Amateur sein Spiel beim Beginn des Mittelspiels verbessern kann Es gibt m e h r e r e A b h a n d l u n g e n ü b e r das M i t t e l s p i e l , die diese U b e r g a n g s p h a s e erö r t e r n , und es ist sehr nützlich, w e n n man bei d e m V e r s u c h , sich in diesem T e i l der

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Partie zu vervollkommnen, sorgfältig studiert, was der Meister in dieser Phase tut. Diese A r t Technik sehen wir oft in Turnierpartien, die man jedodi im Hinbiidt darauf studieren muß, herauszufinden, was unmittelbar nach der Eröffnung geschieht. Es ist besonders interessant, diese Phase der Partien Meister gegen Amateur zu untersuchen, um zu sehen, wie der Meister gegen die unentschlossenen Züge des Amateurs vorgeht, wie z. B. in den Partien 8 und 14 deutlich illustriert wird. Dieser Partiephase ist in dem vorliegenden Werk besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Ein zweckvolles Vorgehen beim Beginn des Mittelspiels ist vor allem eine Frage des Eröffnungsverständnisses. In Partie 9 z. B. weiß der Schwarze, daß die nach der Eröffnung erreichte Stellung ihm Chancen gibt, einen Angriff auf die weißen Mittelbauern zu beginnen. Aus der gleichen Quelle ist dem Weißen bekannt, daß er die Mitte stützen muß, und zu diesem Zweck bringt er sogar den König aufs Schlachtfeld und leistet einen heroischen Widerstand, der wohl gegen einen nur geringfügig schwächeren Spieler als den Meister erfolgreich gewesen wäre.

§

3.

DAS

MITTELSPIEL

Das Mittelspiel ist der Teil der Schachpartie, in dem überall auf dem Brett Figuren stehen können. Sein Charakter wird bestimmt durch das Gefüge der miteinander verflochtenen Beziehungen zwisdien den Figuren und durch die Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten. Dies ist die Phase, die die Erfindungskraft des Spielers am meisten herausfordert. Anders als die Eröffnung ist das Mittelspiel keiner erschöpfenden theoretischen Erforschung unterzogen worden; anders als das Endspiel ist es in keine Sammlung gefälliger Techniken zusammengepreßt worden. Weil deutliche Anzeichen dafür, wie vorzugehen ist, fehlen und wegen der ihm innewohnenden Schwierigkeit stellt es die schwersten Probleme in der Schachpartie. U m das Mittelspiel richtig zu spielen, muß man einerseits die Stellung als Ganzes sehen, um die korrekte Spielweise beurteilen zu können, andererseits alle die verschiedenen Einzelheiten erkennen und keinerlei Möglichkeiten übersehen, mögen sie offensichtlich oder versteckt sein. Im Mittelspiel kommen «He Arten allgemeiner strategischer Erwägungen ins Bild: ob Kräfte versammelt oder Figuren getauscht, ob die Spannung aufrechterhalten oder Bauern getauscht werden sollen, ob Linien zu öffnen oder f ü r immer zu schließen sind, ob ein Großangriff auf den feindlichen König begonnen werden, ob man auf Figurengewinn ausgehen, die feindlichen Bauern schwächen oder ein günstiges Endspiel durch allgemeinen Abtausch der Figuren anstreben soll. Zu all diesen Fragen kommen die allgegenwärtigen taktischen Probleme, die das Vorrecht v o r allen strategischen Erwägungen haben: hat der Gegner irgendwelche Drohungen, denen zu begegnen ist? Wenn ja, wie? Wenn nicht, kann man selbst drohen? Oder kann man eine unbequeme Lage f ü r den Gegner schaffen, die ihn zwingt, seinen eigenen A b sichten entgegenzuwirken? Im Schach wie im Leben sieht nicht jeder die gleiche Lage vom gleichen Gesichtspunkt aus. Man setze sechs verschiedenen Spielern die gleiche komplizierte Mittelspielstellung v o r , und man wird finden, daß diese Spieler die Lage in ihrer Suche nach dem besten Zuge von verschiedenen Seiten aus betrachten. Diese Elemente der Vielfalt und Unvorhersehbarkeit steigern den Reiz des Schachs und verhindern seine rein mechanische Ausübung, die auswendig gelernt oder einem Roboter beigebracht werden könnte.

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Im reinen Mittelspiel ist wie in der vorhergehenden Phase der Unterschied zwischen Amateur und Meister besonders merklich. Der Amateur hat gemeinhin einen weniger umfassenden Begriff v o n der Lage auf dem Brett; ihm sind die gesamten Möglichkeiten weniger klar bewußt. Ist die Lage stellungsmäßig zu erfassen, mißlingt es dem Amateur häufig, die richtige Strategie zu finden; ist die Lage taktisch betont, neigt der Amateur dazu, weniger zu sehen und die Analyse weniger weit auszudehnen oder weniger genau auszuführen als ein Meister. Wie der Amateur sidi im Mittelspiel verbessern kann Es gibt keine einfache Formel dafür, wie man die verwickelten Lagen, die im Mittelspiel auftreten, beherrschen kann. Einen guten Beginn bildet das eingehende Studium von Mittelspielen der Meister mit einem Auge darauf, jeden der einzelnen Züge und ihr Verhältnis zur Gesamtstrategie verstehen z u lernen. Unter T a k t i k werden wir zeigen, wie Amateure ihr taktisches Spiel vervollkommnen können; unter S t r a t e g i e , wie sie ihr Stellungsspiel verbessern können. Es ist eine gute Idee, das ganze Brett abzusuchen und Einfallsreichtum zu entwickeln, um Züge zu finden, die die Lage für uns günstig gestalten und für den Gegner ärgerlich sind. Der naheliegende Zug ist nicht immer der beste, und man darf nicht so leicht der Versuchung nachgeben, mechanisch zu spielen, wie einen Turm auf eine offene Linie zu stellen oder einen Springer auf f 3 oder C3 (bzw. (6 oder c6). Das mögen die gegebenen Züge sein, in der augenblicklichen Lage könnte es jedoch etwas viel Besseres geben. Manchmal sind stille Züge angebracht, ein Zug jedoch, der den Druck erhöht oder eine direkte oder indirekte Drohung aufstellt, kann den Gegner dazu verleiten, Züge zu tun, die seine Stellung bloßstellen oder wenigstens seine Aufgabe erschweren. Züge, die die Vorhand erhalten, sind immer wünschenswert. Manchmal läßt sich das Mittelspiel nach einem gradlinigen Plan führen, ö f t e r hingegen besteht es aus einer Reihe strategischer Phasen, von denen jede ihr eigenes Ziel hat, das, einmal erreicht, die Partie in eine neue Phase mit einem neuen Teilziel einmünden läßt. Immer wieder wird der Leser in den Partiebemerkungen, die folgen, lesen: „Die Partie tritt nun in eine neue Phase ein . . Amateure sollten die Fähigkeit entwickeln, diese Etappen zu erkennen und wünschenswerte Ziele für sie aufzustellen. O b w o h l das Mittelspiel nicht im gleichen Maße wie Eröffnung und Endspiel aufgeschlüsselt worden ist, gibt es gewisse typische Mittelspielstellungen, die sich zu einem Vorgehen nach bekanntem Schema anbieten. Das Spiel der Meister zeigt, daß gebräuchliche Bauernformationen wie in Partie 10, andere Schwächen in der Bauernstellung wie in den Partien 2 und 9, die Bauernmehrheit am Damenflügel wie in Partie 25 usw. auf vorgeschriebenen Wegen ausgenutzt werden können. In gewissen Stellungen, wie im Minderheitsangriff in Partie 13, Strategie der offenen Linie in den Partien 11 und 16, Damenflügelangriff in Partie 3, Königsflügelangriff in den Partien 17 und 19, Angriff gegen den König auf der offenen Linie in den Partien 6 und 22, Schlußangriff in den Partien 1, 20, 21, 24, vereinigter Druck entlang der Schrägen und der offenen Linie in Partie 23 und Bauernkettenstrategie in den Partien 19 und 21, kann nach einem Standardtypus gespielt werden, wenn nicht mit mathematischer Genauigkeit, so doch wenigstens innerhalb eines fest umrisscnen Rahmens. Der Amateur, der sich mit diesen immer wieder vorkommenden Mittelspiellagen vertraut macht und sie zu behandeln weiß, verbessert seine Fähigkeiten in der Behandlung dieses Partieteils.

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§ 4.

D A S ENDSPIEL

Das Endspiel ist der Teil der Schachpartie, in dem so viele Figuren durch Tausch v o m Brett verschwunden sind, daß die beiden Könige tätigen Anteil am Kampf nehmen können. Nicht alle Schachpartien erreichen dieses Stadium. Das Endspiel unterscheidet sidi v o n E r ö f f n u n g und Mittelspiel darin, daß hier im allgemeinen ein methodisdies und sorgfältig ausgearbeitetes Vorgehen, das man Technik nennt, anwendbar ist. Wegen der verringerten Zahl v o n Figuren auf dem Brett ist es möglich, mit viel größerer Genauigkeit was passieren wird genau vorher zu berechnen, und die Untersuchung der verschiedenen Stellungstypen hat zur A u f zeichnung der richtigen Behandlungsweisen der verschiedenen Endspiele geführt. Der Meister ist in der Endspieltechnik wohlbewandert. Ist einmal ein bestimmter Endspieltyp erreicht, kennt er innerhalb Grenzen die richtige A r t , es zu behandeln. Das genügt im allgemeinen, denn in Endspielen ist normalerweise kaum Neues zu finden (anders als in der Eröffnung), und es gibt kaum die unüberblickbaren Möglichkeiten, die das Mittelspiel charakterisieren. Nicht nur Endspieltechnik, sondern auch Kenntnis der Ergebnisse, zu denen typische Endspielstellungen führen, ist sehr nützlich. Man kann dann unter Umständen schon im Mittelspiel ein günstiges Endspiel anstreben und hat die Sicherheit, wenn die erwünschte Stellung im Endspiel erreidit ist, daß sie dann gewonnen ist. D e r Amateur ist natürlich viel weniger gut mit der Endspieltechnik bekannt als der Meister. Was f ü r den letzteren selbstverständlich erscheint, bedeutet f ü r den ersteren oft harte Arbeit, die sorgfältige Analyse erfordert und Anlaß zu Fehlern bietet, wie sie jeder Lage auf dem Schachbrett innewohnen. Wie der A m a t e u r sich im Endspiel verbessern kann Fortschritte im Endspiel gibt es in zwei verschiedenen Richtungen: a) ein größeres Wissen über die Ergebnisse der hauptsächlichen Endspieltypen; b) die spezifische Weise, die hauptsächlichen Endspieltypen zu behandeln. Es ist äußerst wichtig, den theoretischen Ausgang der regelmäßig vorkommenden Endspiele zu kennen, weil dieses Wissen als Führer f ü r die Richtung dienen kann, in die die Partie zu steuern ist, wenn die Stellung noch verwickelt genug ist und eine Auswahl möglich ist. Wenn man z . B . in einem Endspiel T + S + B gegen T + S weiß, unter welchen Umständen T + B gegen T gewinnt, hat man einen Hinweis, wann durch Abtausch der Springer vereinfacht werden kann. Ebenso wichtig ist es zu wissen, wie die Normalendspiele richtig zu behandeln sind. Es genügt z. B. nicht, K + B gegen K in einer Stellung aufzuweisen, in der die U m wandlung des Bauern möglich ist. Man muß auch wissen, wie das Spiel zu führen ist, um Patt zu vermeiden, und dies ist eine Technik, die man lernen kann. Lernt man sie aber nicht, läuft man G e f a h r , den Gewinn auszulassen, wenn immer sich eine solche Stellung ergibt. Sehr wichtig ist in solchen Endspielen auch ein Verständnis der Bedeutung und Anwendung des Begriffs der Opposition. Der Amateur sollte sich mit solchen Grundendspielen wie K + B gegen K , K + T + B gegen K + T , Bauernendspielen im allgemeinen, w o die Opposition eine Rolle spielt, Dame gegen v o r gerückte Bauern usw. vertraut machen, ferner mit Endspielen, die aus einem Kampf zwischen L ä u f e r und Bauern und Springer und Bauern bestehen, w o es Faktoren gibt, die den Springer begünstigen, wie Bauern nur auf einer Seite des Brettes, wie in Partie 2, oder festgelegte Bauern auf der Felderfarbe, die der feindliche (schlechte) L ä u f e r beherrscht, oder Faktoren, die den Läufer begünstigen, wie Bauern auf bei-

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den Seiten, oder festgelegte Bauern auf der Felderfarbe des eigenen (guten) Läufers. Bei der Arbeit mit dem Endspiel sollte man sich folgende allgemeinen Hinweise stets klar vor Augen halten: a) in mehr als 9 0 % der Fälle ist ein Bauer mehr in einem einfachen Bauernendspiel ausschlaggebend; b) in Formationen mit Figur(en) + Bauer(n) ist der Bauer mehr in vielleicht 50—60 °/o der Fälle entscheidend; er entscheidet endgültig, sobald der Spieler außer dem gewonnenen Bauern irgendeinen Stellungsvorteil besitzt. In Partie 2 z. B. steht Sdiwarz beweglicher und hat außerdem einen Bauern mehr. In Partie 9 ist der gegnerische König gefährdet. In den Partien 7, 10, 11, 13, 16 und 23 genießt der Besitzer des Materialvorteils außerdem die erheblich größere Wirksamkeit seiner Figuren; c) der König spielt eine wichtige Rolle im Endspiel. In Partie 14 z. B. kann der schwarze König über das ganze Brett Spazierengehen und die gegnerisdien Figuren in Verlegenheit bringen, während der weiße König an die Verteidigung der ihn umgebenden Bauern gebunden ist. Andererseits muß man audi im Endspiel die Gefährdung des Königs einberedinen; ein Beispiel bietet Partie 9; d) die Vorhand ist im Endspiel vielleicht noch wichtiger als in anderen Partiephasen. In Turmendspielen muß man den Besitz der Initiative mindestens so hoch wie einen Bauern einschätzen. In Partie 25 ist Sdiwarz im Besitz der Initiative beinahe in der Lage, das Fehlen von zwei Bauern auszugleichen; e) zwei verbundene Freibauern sind sehr stark, und wenn solche Bauern auf die 6. Reihe vordringen, wiegt ihre Kraft im allgemeinen so sdiwer wie ein Turm. Ist der König in der Nähe der beiden verbundenen Freibauern, können sidi zwei extreme Möglichkeiten ergeben: 1. kann der feindliche König vor den weniger weit vorgerückten der beiden verbundenen Freibauern gelangen, werden sie fast wertlos; jedodi 2. kann die Seite mit den zwei Bauern den feindlichen König angreifen — und diese Möglichkeit ist gewöhnlich vorhanden — übersteigt die Kraft der verbundenen Bauern sogar die eines Turmes, wie in Partie 24 gezeigt wird. K u r z gesagt, das Endspiel ist eine Phase, in der Kenntnisse mehr zählen als Einsidit und die in großem Maße durdi Studium zu erlernen ist. Nicht ohne Grund haben große Meister wie Capablanca geraten: „Studiere das Endspiel.*

§

5.

STRATEGIE, TAKTIK UND TAKTISCHE LAGEN

Liest man Erörterungen über die Sdiachtedinik, kann man nicht sehr weit kommen, ohne auf die Begriffe Strategie und Taktik zu stoßen, die manchmal sehr lose auf jede A r t von Schadimanöver angewendet werden, manchmal sehr genau, um zwei unterschiedliche Prozesse des Vorgehens auf dem Sdiadibrett zu bezeidinen. O b w o h l untersdieidbar, sind Strategie und Taktik manchmal so eng verflochten, daß man beim Ausarbeiten einer strategischen Idee mit taktisch bedingten Abwandlungen oder Änderungen des gesamten Planes rechnen muß, und manchmal hängt eine taktische Entscheidung von den strategischen Zielen des Spielers ab. V o r und über Strategie und Taktik rangiert das, was wir eine taktische Lage nennen werden, weil Rechnen erforderlich und doch, anders als bei dem, was man üblicherweise unter Taktik versteht, kein vorgefaßter strategischer Plan einzubeziehen ist. Was auch die genaue Bedeutung dieser Bezeichnungen sein mag, es ist von größter Wichtigkeit für erfolgreiches Spiel, jede von ihnen zur angemessenen Zeit anzuwenden. Im allgemeinen prüft jeder erfahrene Spieler taktische Einzelheiten; vielen Amateuren ist jedoch die Strategie und die wichtige Rolle, die sie bei erfolgreichem Schach spielt, teilweise oder vollständig unbewußt. Das gleiche gilt für die Taktik, soweit sie mit der Ausführung eines strategischen Planes zusammenhängt.

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§ 6.

STRATEGIE

Strategie bedeutet «umfassende Planung", um ein gegebenes Ziel in einer gegebenen Partiephase zu erreichen im Unterschied zum taktisdien Verhalten während der Unternehmung. Strategisches Denken ist zu Zeiten angebradit, wenn die Stellung ruhig ist und keine unmittelbaren taktisdien Probleme zu lösen sind. Die richtige Strategie läßt sidi aus der Charakteristik der Stellung entwickeln. Es gibt eine Anzahl verschiedener Lagetypen, die strategisches Denken erfordern: a) In der Eröffnungsphase gibt es immer irgendein Grundziel. Mag es sidi um K o n trolle der Mitte, die Aufstellung der Figuren auf wirkungsvolle Angriffsplätze oder wichtige Verteidigungsposten oder die Öffnung einer Linie handeln. Es ist wichtig, sich die strategischen Ziele in dieser Phase klar zu vergegenwärtigen. Einerseits können diese Ziele den Spieler leiten, wenn der Gegner v o n der Theorie abweicht, andererseits weisen sie auf den strategischen Plan zum Beginn des Mittelspiels hin. b) In allen ruhigen Stellungen, w o es keine taktisdien Probleme gibt, ist es angebracht, eine wirkungsvolle Strategie zu suchen und nicht ziellos zu spielen. Züge, die einen Zweck verfolgen, sind wirkungsvoller als zwecklose Züge. Die Anwendung von Druck auf bestimmte Punkte im gegnerischen Lager, den Gegner an der Rochade zu hindern, die Oberdedcung der eigenen Mitte sind einige Beispiele strategischen Denkens. Nach einer Reihe solcher zweckvoller Züge fällt manchmal die Stellung des Gegners infolge unserer Kräfteaufspeicherung auseinander. c) In manchen ruhigen Stellungen kann ein Spieler Züge finden, die taktische Probleme f ü r seinen Gegner schaffen und ihn zwingen, Antwortzüge zu machen, die ihm nidit genehm sind und ihn in der Folge nötigen, sidi mit bestimmten Schwächen abzufinden. d) Wenn im gegnerischen Lager bereits eine Schwäche besteht, dreht sidi unser strategischer Plan oft um die Ausnutzung dieser Schwäche. In Partie 2 z. B. nutzt Schwarz die vorgerückten Damenflügelbauern des Weißen aus, in Partie 3 macht sich Weiß die geschwächten Damenflügelbauern des Schwarzen zunutze und in Partie 4 beutet Weiß gleichzeitig die schwachen Felder des Schwarzen und die Stellung des unrodiierten Königs aus. e) Manchmal ist die Stellung reif, um einen weit ausgedehnteren Angriffsplan zu entwerfen. In Partie 1 z. B. zeigen die Beherrschung des Zentrums, der Besitz des Läuferpaares und eine Aufspeicherung von Kräften einen Großangriff am Königsflügel und gegen den König an; in Partie 1 1 plant Weiß einen Angriff entlang der offenen c-Linie und in der Folge auf der 7. Reihe; in Partie 1 3 ermöglicht die Formation der Bauern einen Minderheitsangriff; in Partie 17 verlangen drei Dinge nadi einem Angriff auf dem Königsflügel: die Kontrolle des Zentrums durch Weiß, der Aufbau seiner Königsflügelbauern und der leicht geschwächte Königsflügel des Schwarzen. Dem Meister ist das Erfordernis, mit einem Plan zu spielen, immer bewußt, und er weiß, welche Pläne f ü r die jeweilige Lage am besten geeignet sind. D e r Amateur spielt oft ohne irgendeinen Plan, wie in Partie 1 2 , oder wählt den falschen, wie in Partie 14, oder beginnt einen Plan und versäumt dann, ihn zu Ende zu führen, wie in Partie 8. Viele Amateurpartien bestehen aus verhältnismäßig zusammenhanglosen Zügen, die taktisch nicht schlecht zu sein brauchen, denen es aber am Zweck und am Zusammenhang mangelt. 16

Wie der Amateur sein strategisches Spiel verbessern kann Obwohl Schachkommentatoren ihre Aufmerksamkeit normalerweise mehr auf taktische Varianten als auf strategische Pläne legen, gibt es eine bestimmte Zahl von Schachabhandlungen, die besonders der Strategie gewidmet sind. Es gibt auch eine Anzahl von Schachmeistern, die in ihren Anmerkungen das strategische Denken hervorheben. Der Amateur kann sich aus solchen Werken Anregungen zu strategischem Denken holen. Sobald er einmal die Bedeutung des Denkens in strategischen Begriffen gelernt hat, wird er beim Nachspielen von Meisterpartien nach den strategischen Phasen Ausschau halten. In seinen Partien kann er sich in ruhigen Stellungen ständig zwingen, Züge zu suchen, die ein Ziel haben und einem Plan folgen. Es ist auch nützlich, Partien zu studieren, die unterschiedliche Arten von Strategie aufweisen, wie Königsflügelangriff, Zentrumsangriff, Minderheitsangriff usw., von denen eine Anzahl in diesem Buch zu finden sind. § 7.

TAKTIK

Sobald ein strategischer Plan beschlossen ist, wird man sich überlegen, mit welchen Mitteln dieser Plan auszuführen ist. Damit begeben wir uns auf das Gebiet der Taktik. Sie umfaßt die Berechnung der Züge, die erforderlich sind, um den Zweck zu erreichen und bezieht die vernünftigen Antworten des Gegners mit ein. In Partie i z. B., wo Weiß Kräfte angesammelt hat, besteht seine Strategie darin, den schwarzen Bauernwall zu durchbrechen, um diese Kräfte gebrauchen zu können, und das taktische Problem besteht darin, die Züge zu finden, die den Durchbruch ermöglichen. In Partie 2, wo Weiß seine Damenflügelbauern geschwächt hat, besteht das taktische Problem des Schwarzen darin, die Züge zu berechnen, durch die er Vorteil aus den Bauernschwächen ziehen kann. A m Ende der Partie 2 stoßen wir auf eine typische Lage in Form einer sogenannten „ewigen Fesselung*. Die Partie zeigt, wie die Fesselung auszunutzen ist und wie man mit dem Gewinn einer ganzen Figur den vollen Vorteil daraus zieht. In Partie 17, wo für Weiß ein Angriff am Königsflügel angezeigt ist, besteht das taktische Problem darin, die genaue Zugfolge festzulegen, mit der der Angriff ausgeführt wird. Der Angriff wird durch ein typisches Turmopfer gekrönt. In vielen anderen Partien sehen wir die gleiche enge Verbindung zwischen der voraufgegangenen Strategie und der daraus hervorgegangenen Taktik. Ebenso wie in Partie 1 sehen wir eine Anhäufung von Macht in den Partien 19, 20, 21, 22, 23 und 24. Das strategische Meisterstüdk des Zugzwanges auf vollem Brett in Partie 13 wird an einer Zahl von Zugfolgen gezeigt, deren Mehrzahl von einfacher, taktischer Art sind. Ein Sonderbegriff taktischen Spiels ist die Kombination, die einen kurzen Teil der Partie einnimmt und mittels deren ein bestimmter Zweck durch Gewalt erreicht wird. Ihre Zugfolge bildet eine logische Kette und kann nicht geteilt werden. Betrachtet man jeden einzelnen der Züge, scheinen sie sinnlos oder gar fehlerhaft zu sein, zusammengenommen bilden sie jedoch eine außerordentlich schöne Einheit. Auf eine Reihe von für sich selbst unverständlichen Zügen folgt plötzlich die Erleuchtung, und ihr wirklicher Zweck- wird klar. In Partie 15 sehen wir, wie Weiß Bedenken hat, daß rein strategische Mittel nur zu gleichem Spiel führen; er macht daher eine Kombination, die die Merkmale der Stellung zu seinen Gunsten ändert. Die Schwächung des schwarzen Königsflügels bedeutet den Anfang eines neuen, vielversprechenden Planes. In Partie 18 hat Schwarz eine schwierige Kombination auszuführen, um einen kleinen Vorteil zu behaupten. In den Partien 3 und 4 wird vorgeführt, wie ein unrodiierter König zu Opfer2

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kombinationen ermuntert. In Partie 1 1 gibt die G e f ä h r d u n g der 8. R e i h e Anlaß zu Kombinationen verschiedener A r t . In Partie $ ist eine verwundbare Figur der Gegenstand, um den sich Kombinationen beider Seiten drehen. Partie 22 zeigt uns die typische F o r m eines Scheinopfers in einer Stellung, in der König und schwere Figuren sich auf der gleichen Schrägen aufhalten. Wie der Amateur seine Taktik ausfeilen kann H a t der A m a t e u r einmal gelernt, in strategischen Begriffen zu denken und strategische Ziele zu formulieren, dann muß er versudien, sich die taktischen Schritte vorzustellen, die die Strategie verwirklidien sollen. Es gibt spezielle Bücher über die Schachkombination, die ihm helfen, sein Können im Planen und A u s f ü h r e n von Kombinationen zu entwickeln. Ein sorgfältiges Studium der taktischen Schritte, durch die die strategischen Pläne der Partien dieses Buches ausgeführt werden, w i r d sicherlich ebenfalls Früchte tragen.

§ 8.

D I E TAKTISCHE

LAGE

Wenn die Figuren beider Parteien auf eine Weise miteinander in Berührung kommen, daß eine D r o h u n g entsteht, oder wenn diese Lage unmittelbar bevorsteht, so daß eine Berechnung der Züge erforderlich w i r d , dann tritt eine taktische Lage auf, denn der Spieler muß das Ergebnis seiner Z ü g e daraufhin einschätzen, ob die D r o h u n g aus- oder nicht ausgeführt wird. Eine taktische L a g e entsteht entweder im L a u f e der A u s f ü h r u n g eines strategischen Planes oder an irgendeinem P u n k t in einer Reihe v o n zufälligen oder gar zwecklosen Zügen, wie sie oft in den Partien der Amateure v o r k o m m e n . Besteht eine solche taktische Lage, erfordert sie unverzügliche A u f m e r k s a m k e i t und ist gegenüber allen anderen Erwägungen vorrangig. In solcher Stellung könnte ein taktischer I r r t u m ernsthafte Folgen haben, wie die schlechtere Stellung, materielle Einbuße oder sogar Matt. Es ist v o n unschätzbarem Wert, wenn man eine taktische Lage wirkungsvoll zu behandeln versteht. Das mindeste, was angestrebt werden muß, ist, jeden Z u g zu vermeiden, der zum Nachteil f ü h r e n w ü r d e ; das meiste ist, einen Z u g zu finden, der dem Gegner einen Nachteil irgendeiner A r t aufbürdet. In diesem Zusammenhang kann man oft einen sogenannten „scharfen Z u g " machen, das ist ein gewaltsamer Z u g , der dem Gegner ein Problem stellt und ihn mit einer unmittelbaren D r o h u n g beschäftigt. Scharfe Züge sorgen f ü r eine lebhafte Partie und bringen den Gegner oft in alle möglidien Ungelegenheiten. Z u bemerken ist, daß scharfe Züge oft, jedoch nicht immer die besten sind. Ihr genauer Wert in der gegebenen Stellung muß durch die Analyse bestimmt (geprüft) werden. Jede vernünftige Möglichkeit muß untersucht und abgeschätzt werden, und der Spieler muß das Abspiel wählen, das ihm die meisten Hilfsmittel bietet. F ü r viele A m a t e u r e ist die A u f l ö s u n g taktischer Lagen durch Analyse das wahre Schach. Sie kennen keine andere Spielweise als die, eine gegebene Stellung auf dem Brett sorgfältig zu untersuchen und herauszufinden, wieviel sie herausholen können. Das ist in der Tat ein sehr wichtiger schachlicher Gesichtspunkt, den zu vernachlässigen ein Spieler sich nicht leisten kann. Wenn eine schachliche Fähigkeit allen anderen vorzuziehen wäre, könnte es wohl diejenige des bewanderten Taktikers sein. 18

Wie der Amateur sidi in der Behandlung taktischer Lagen ausbilden kann Die Varianten, die in Partieanmerkungen gegeben werden, zeigen, wie taktische Lagen zu behandeln sind und bezeichnen den Vorgang der taktischen Analyse, wie ihn Meister und Schachkommentatoren handhaben. Der Amateur könnte gut mit einer gegebenen taktischen Lage beginnen, seine eigenen taktischen Untersuchungen anstellen und sie dann mit denjenigen des Glossators vergleichen, wobei er sorgsam die Möglichkeiten festhält, die er in seiner Analyse übersehen hat. Für die Analyse kann eine gewisse Zahl von Grundsätzen aufgestellt werden: a) Prüfe jedes Schadi und jeden Sdilagfall. Sogar wenn ein Schach oder ein Sdilagfall offensichtlich falsch aussieht, könnte sich möglicherweise ein unerwartetes und wünschenswertes Ergebnis einstellen. b) Prüfe alle Möglichkeiten — unwahrscheinliche wie wahrscheinliche Züge. Was der Amateur am häufigsten versäumt, ist, den offensichtlich falschen Zug zu erwägen. Manchmal ist ein soldier Zug gerade der, der dem Gegner die meisten Sorgen bereitet. c) Führe die Analyse zu Ende. Eine Zugfolge, die an einer Stelle schlecht aussehen mag, geht manchmal vorteilhaft aus, wenn sie etwas weitergeführt wird. d) Unterschätze den Gegner nicht. Nimm nidit an, daß er die Erwiderung wählen wird, die für Dich am günstigsten ist. N i m m im Gegenteil an, daß er sidi jeder Mühe unterziehen wird, das Allerbeste für sich zu finden. e) Untersuche besonders aufmerksam Züge, die den Gegner einschränken, wie starke Drohungen, Doppeldrohungen, Angriffe auf die Dame usw. f) Man beachte genau die Reihenfolge der Züge, die eine strategische oder taktische Idee verwirklichen sollen. Die falsche Reihenfolge kann dem Gegner eine Gelegenheit eröffnen, aus den Schwierigkeiten herauszukommen; aber auch wenn das nicht möglidi ist, könnte die falsdie Reihenfolge die Wirkung der Züge verringern. Sie kann Zeit und Kraft kosten und den Spieler zwingen, unnötig viel Abspiele durchzurechnen. § 9.

DIE

INITIATIVE

Der Ausdruck „Initiative" beschreibt eine Lage im Schach, in der einer der Spieler auf eine solche Weise den Ton angibt, daß sein Partner entweder gezwungen ist, auf sein Spiel einzugehen, oder auf jede eigene Unternehmung zu verzichten. Die Initiative ist ein außerordentlich wertvoller Besitz an jedem Punkt einer Schachpartie, besonders jedoch im Mittel- und Endspiel. Im allgemeinen sollte ein Spieler immer die Initiative ergreifen, wenn er kann und sie behalten solange er kann. Das Geheimnis des Erlangens und Wiedererlangens der Initiative liegt darin, eher unternehmende als unbestimmte oder passive Züge zu machen. Der starke Spieler drückt ständig, zwingt seinen Gegner, nach seiner Flöte zu tanzen, wann und wo er immer kann. Jeder Schadispieler hat die Erfahrung gemadit, daß er das Spiel vollständig beherrscht, wenn er einen Anfänger vor sich hat, der nach wenigen Zügen so vollständig eingebaut war, daß er nichts mehr von Belang unternehmen konnte. Das geschah, weil der Anfänger nidits Angemessenes getan hat, um die kühnen Vorstöße seines Gegners aufzufangen, geschweige denn selbst die Initiative zu ergreifen. In ungefähr der gleichen Weise, wenn auch auf feinerer Stufe, gelingt es dem Meister, die Partie zu beherrschen, wenn er mit einem Amateur spielt. Der letztere erkennt T

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in der Regel die Lage nicht so überzeugend und in so kurzer Zeit, und es kommt oft vor, daß ein erfahrener Amateur gegen einen Meister nach einem gegebenen Punkt eine vollständig gebundene Marschroute hat. Partie 12 ist ein glänzendes Beispiel dafür. Die Initiative kann auf verschiedene Arten erlangt werden, deren offensichtlichste ist, einen aktiven Zug zu machen, der den Gegner zwingt, auf bestimmte Art zu antworten und so seine Auswahl beschränkt. Versäumt es der Gegner, von Zeit zu Zeit durch eigene unternehmende Züge auszugleichen, wird die Initiative des ersteren größer und größer und schließlich überwältigend. Dann gibt es die Methode, aktive Züge zu machen, die ein gewisses Maß an Drude auf die Stellung des Gegners ausüben. Mit Tempogewinn spielen, das heißt Züge zu machen, die Materialgewinn drohen, ist ein anderer Weg, die Initiative zu erobern. Um die Initiative zu behalten, vermeidet man den Tausch aktiver Figuren gegen passiv aufgestellte des Gegners. Tauschen, wenn Rüdezug Zeitverlust bedeuten würde, ist eine andere Form, die Initiative festzuhalten. Eine besondere Lage, in der die Initiative eine wichtige Rolle spielt, ist die, in der eine Seite Kräfte aufgespeichert hat, das heißt mehr Figuren für ein unmittelbares Eingreifen bereit hat als die andere. In soldien Fällen muß der Spieler mit der Machtansammlung etwas unternehmen. Wenn nötig, muß er opfern, um alle seine Figuren in Wirksamkeit zu setzen und eine Bresche in die gegnerische Stellung zu schlagen. Holt er nicht soviel wie möglich aus seiner Machtkonzentration heraus, kann er seines Vorteils verlustig gehen oder, noch schlimmer, in eine nachteilige Lage geraten. Das hätte in Partie 18 geschehen können, hätte Schwarz sich nach dem Einbringen der zwei Bauern auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Eine der Sonderformen der Initiative ist der Angriff, der nur dann ersprießlich ist, wenn der Gegner eine Schwäche hat und genügend Figuren zur Hand sind, diese Schwäche auszunutzen. In solchem Falle hat der Spieler die Pflicht, sofort zu handeln, bevor sein Gegner genügend Kräfte heranbringen kann, um wirksamen Widerstand zu leisten. Hat ein Spieler einmal die Initiative, ist es schwierig, sie ihm wieder zu entreißen. Der Amateur sollte immer danach streben, die Initiative festzuhalten, und wenn der Gegner sie zu ergreifen sucht, dessen Drohungen und seinen Drude auszugleichen. Gewöhnlich ist der Meister in der Lage, unternehmender aufzutreten, weil er weiß, wie man sich die Initiative verschaffen kann, und bei jedem Zuge versucht er die Antwort zu finden, die seinen Drude verstärkt. Wie der Amateur die Initiative ergreifen kann In den Partien des Buches hat der Spieler oft eine Auswahl an Zügen. Man wird sehen, daß der Meister normalerweise den unternehmendsten Zug wühlt. Der Amateur muß sich auch darin üben, seinen Blick dafür zu schärfen. In den Partien 3, 4, 9, 10, i i , 13, 16 und 17 ergreift der Meister von Anfang an die Initiative infolge seiner überlegenen Eröffnungsbehandlung. In Partie 12 sehen wir, wie Initiative in Form dauerhaften und zunehmenden Drudes schließlich zu einer Explosion führt. In den Partien 18, 2 1 , 22, 23, 24 und 2$ kämpfen beide Seiten während eines beträchtlichen Teils der Partie um die Initiative. Das Ergreifen der Vorhand ist nicht immer sichtbar. In Partie 7 z. B. gebraucht der Meister alle Arten von Mitteln, wie im 10. und 12. Zug von Schwarz, und plötzlich werden bei den Zügen 13 und 15 Manöver offenbar, die zwangsläufig zum Gewinn eines Bauern im 17. Zuge führen.

20

§

10.

DER

WIDERSTAND

H a t der Gegner die Vorhand, so muß das, audi wenn es eine sehr starke Initiative ist, nicht unbedingt bedeuten, daß man zum Untergang verurteilt ist. In den meisten Fällen — und das ist eine der anziehendsten Seiten des Schachs — gibt es einen Ausweg. Eine Stellung kann beklagenswert aussehen, zeigt man aber dem Meister die Aufstellung, so wird er, wenn sie nicht zu schlecht ist, einen Weg zeigen, der aus den Schwierigkeiten herausführt. Widerstand ist eine der wichtigsten Seiten des Schachs und ein Umstand, der den größten Einfluß auf die Ergebnisse hat. Im allgemeinen kann man sagen, daß ein Fehler — wenn er nicht zu groß ist — die Partie noch nicht entscheidet — und wenn ein Spieler befähigt ist, nach einem schlechten Zuge fortwährend die richtigen zu finden, wird er die Partie in den meisten Fällen retten können. Eine der wichtigsten Eigenschaften des Schachspielers ist die Zähigkeit. Meister besitzen sie meist in hohem Maße. Diese Zähigkeit hat auch psychologische Rüdewirkungen. Der Angreifer, der glaubt die Partie zu gewinnen oder wenigstens in einer Phase Erfolg zu haben, sieht sich immer neuen Problemen gegenüber und neuen Erschwernissen, die ihn ermüden oder erschöpfen mögen und ihn seine Geduld verlieren lassen. Es kommt nicht selten vor, daß der unnachgiebige Verteidiger die Partie nicht nur rettet, sondern sogar gewinnt. Der wichtigste Umstand bei erfolgreichem Widerstand ist der, die richtigen Verteidigungszüge zu finden. Der Amateur ist in der Verteidigung gewöhnlich nicht sehr stark. E r macht zwei oder drei Fehler, und dann wird die Sache f ü r seinen Gegner viel leichter. Ferner ist der Amateur zu bald überzeugt, daß er die Partie verlieren wird, und der Gedanke setzt sich fest: „Warum bis zum letzten versuchen? Ich verliere ja doch." U n d so spielt er oberflächlicher denn je, und die Partie geht rasch verloren. Wüßte der Amateur, daß die meisten Stellungen haltbar sind, neigte er dazu nachzudenken, und wüßte er, daß es der Mühe wert ist, Widerstand zu leisten, hielte er sich in vielen Fällen besser. Ein gutes Beispiel unnachgiebiger Verteidigung ist in Partie 2 j zu finden. Z w a r ist der Fehler manchmal zu schwer, wie in den Partien n , 16, 18 und n , w o der Widerstand erfolglos bleiben mußte; aber letzten Endes ist das zu erwarten, wenn der Sieger seine ganze Energie in die Partie gesteckt hat, immer den schärfsten Angriffszug macht, nicht zögert zu opfern und die Stellung im richtigen Augenblick zu festigen weiß, um den Widerstand des Gegners zu brechen. Wie der Amateur seine Verteidigung verbessern kann Wenn der Spieler in der Verteidigung ist, muß er die Stellung sorgfältig prüfen und alle Möglichkeiten finden, eine gegebene Lage zu halten und dabei auch solche berücksichtigen, die oberflächlich gesehen nicht in Betracht kommen. Er sollte auf diesem Gebiet ebensoviele Einfälle und Hilfsmittel entfalten wie im Angriff. Wenn ein Verteidiger überzeugt ist, daß seine Lage unhaltbar geworden ist, muß das seine Moral eher stärken als ihn entmutigen, denn das Gefühl „ich habe nichts zu verlieren" sollte ihn zu objektiver Analyse anhalten und ihn leiten, alle möglichen Opfer zu erwägen, die er zögern würde in Betracht zu ziehen, hielte er seine Stellung f ü r verteidigungsfähig. Ein paar allgemeine Grundsätze f ü r wirkungsvollen Widerstand wollen wir anführen: 21

a) Versuche soviele Figuren wie möglich zu tauschen, insbesondere die Angriffsfiguren des Gegners. Zögere nicht, sogar Material preiszugeben, um den Angriff zu schwächen. Dies gilt um so mehr, wenn der Gegner selbst geopfert hat, um Angriff zu erhalten. b) Madie keine Bauernzüge an der Front, wo der Gegner angreift, wenn sie nicht unbedingt notwendig sind. Es war der große Weltmeister Steinitz, der auf dieses Verteidigungsdetail hingewiesen hat. c) Behalte stets einen eventuellen Gegenangriff im Auge. Im allgemeinen ist eine aktive Verteidigung viel wirkungsvoller als eine passive. Bei der letzteren wachsen die Schwierigkeiten an, während der Gegenangriff der Partie ein neues Gesicht geben kann, w o der Verteidiger den Druck abzuschütteln vermag.

§

11.

DER

SCHACHSTIL

Eine Schachpartie wird nicht von jedem auf gleiche Weise gewonnen, und jeder Meister hat seinen charakteristischen Stil. Spieler wie M o r p h y ziehen das offene Spiel vor, andere wie Steinitz das geschlossene. Es gibt Meister wie Aljechin und Tal, die durdi taktische Finessen gewinnen und starke Angriffe, dann jene, die sich auf positionelles Spiel spezialisiert haben, wie Capablanca und Petrosjan. Wenn ein Meister f ü r einen Stil eine Vorliebe hat, bedeutet das nicht, daß er nicht auch anders kann. Welchen Stil er wählt, ist wahrscheinlich Sache des Temperaments, oder er läßt sich v o m Stil seines Gegners leiten. In der Eröffnung wie im Mittelspiel gibt es Stellungen, die auf deutlich zu unterscheidende Weise behandelt werden müssen. Z. B. f ü h r t nach i . d i — 2 4 d 7 — d j 2. 02—C4 e 7 — e i die Folge 3. S b i — c j Sg8—f6 usw., wie in den Partien n , 1 2 und 14, zu einer ganz anderen A r t von Partie als die Folge 3. C4Xd$ usw., wie in Partie 13 gespielt wurde. Es gibt zahllose Mittelspielstellungen, w o ein Spieler die Wahl hat, einen geringen Stellungsvorteil zu erhalten und vielleicht nach langem Kampf zu gewinnen, oder einen schneidigen Angriff zu führen, der einiges Wagnis mit sich bringen könnte. Der Amateur sollte den Stil wählen, der seinem Temperament am besten entspricht. Wenn er unternehmungslustig ist und gern kombiniert, sollte er die Partien Aljechins studieren. Zieht er ruhiges Sdiach v o r , das sich auf Anhäufung kleiner Vorteile gründet, könnte er aus dem Studium der Technik Capablancas großen Nutzen ziehen. Ein Irrtum wäre es jedoch, sich an den bevorzugten Stil zu sehr festzuklammern, besonders wenn die Lage anderes erfordert. Spielt man gegen Amateure, hat man es regelmäßig mit strategischen und taktischen Fehlern zu tun, die in der geeignetsten A r t auszunutzen sind, wobei der eigene Stil ohne Belang ist. Kann etwa ein A n griffsspieler einen Bauern gewinnen, indem er die Stellung vereinfacht und so ein Endspiel herbeiführt, muß er es tun, es sei denn, er ist ganz sicher, daß der Angriff noch mehr einbringen wird. Auch wenn er Endspiele nicht gut zu behandeln versteht, sogar wenn ihm der Gewinn aus der Hand gleitet, sollte er doch darauf eingehen und lernen, es erfolgreich zu führen. Tut er das nicht, wird sein Spielraum sogar im Angriff zu eng werden, denn er wird nur solche Angriffe führen können, die ihm die unbedingte Entscheidung bringen. Prozentual sind solche Unternehmungen jedoch nur ein geringer Teil des gesamten Angriffsrepertoires.

22

§

12.

DER

PSYCHOLOGISCHE G E S I C H T S P U N K T IM S C H A C H

Psychologie spielt eine weit größere R o l l e im Schach als man denken möchte, besonders auf den höheren Stufen. Es kann sogar festgestellt werden, daß der psychologische Gesichtspunkt in Weltmeisterschaftskämpfen wenigstens ebenso wichtig ist wie die wirklichen Fähigkeiten, wenn ein K ä m p f e r sich zu einem Z u g entscheidet. Auf der S t u f e des Amateurs k o m m e n verschiedenartige psychologische Haltungen ins Bild. Manche A m a t e u r e sind nur zufrieden, wenn sie angreifen können, und wenn man weiß, daß ein Spieler alles tun wird, u m den Angriff zu behalten, kann er ihn dazu verleiten, fragwürdige O p f e r zu bringen. Anderen hingegen ist das „ S a f e t y - F i r s t " - M o t t o fest eingewurzelt, so daß sie oft wegen Mangels an Initiative die Partie verlieren. Dies ist in Partie 7 der Fall, in der der A m a t e u r fest spielt, aber ohne Initiative und zu sehr auf seine Sicherheit bedacht. Viele seiner Züge sind zu zahm, und so bleiben die Sorgen nicht aus. D e r Meister, ohne etwas erzwingen zu wollen, baut ebenfalls eine feste Stellung auf, hält jedoch aggressive Waffen bereit, die er zur richtigen Zeit herausholt und so einen Bauern erobert. Dann gibt es den A m a t e u r , der ungeduldig ist und handeln will, und wenn sein Gegner lange genug wartet, wird er in seinem E i f e r , die Dinge ins Rollen zu bringen, irgendeinen Fehler begehen. Im Meisterschach ist eine der wichtigsten psychologischen Lagen die, in der einer der Spieler mit Remis zufrieden ist, der andere aber nicht. Diese Lage tritt entweder ein, wenn eine Seite entschieden schwächer ist als die andere und nicht mehr als Remis erhoffen kann, oder wenn im Match oder Turnier einer der Spieler nur noch einen halben P u n k t benötigt, u m das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Das Spiel auf Remis unterscheidet sich v o m Spiel auf Gewinn. Es enthält: a) Tausch v o n Figuren auf eine Weise, die keinen Zeitverlust nach sich zieht und keine der verbleibenden Figuren auf ungünstige Felder bringt; b) Unterlassung v o n Angriffszügen — man sieht zuerst auf die Sicherheit der eigenen wichtigen Felder, anstatt seine A u f m e r k s a m k e i t auf die Felder der feindlichen Stellung zu richten — , das könnte fast bedeuten „auf der eigenen Bretthälfte bleiben". c) Vermeiden v o n Verwicklungen, sobald sie aufzutauchen drohen, aber so, daß kein Stellungsnachteil eintritt (das ist nicht leicht, denn im allgemeinen muß man doch Nachteile in Kauf nehmen, wenn man Verwicklungen aus dem Wege geht). Schach ist so geartet, daß der G e w i n n einer Partie eine schwierige Sache sein k a n n ; sie kann sogar zehnmal so schwierig werden, wenn dem Gegner keinerlei Siegesbestrebungen innewohnen. Dann hat man es mit einem Gegner zu tun, der nicht willens ist, sich auf Unklarheiten einzulassen, der nicht das unternehmende Schach spielt, das eine gleiche Chance gibt, die Initiative zu ergreifen. Einige solcher Fälle treten in den Partien dieses Buches auf. In N r . 23 und 24 macht der fortgeschrittene A m a t e u r Züge, die auf ein Remis hinzielen. Besonders in Partie 23 befestigt der A m a t e u r einfach seine Stellung, und der Meister, im Bestreben zu gewinnen, muß sich Blößen geben, u m mehr oder weniger gefährliche M a n ö v e r zu unternehmen. Partie 24 ist ein Sonderfall der Psychologie im Schach. Weil der Meister ein R e m i s mit dem etwas schwächeren Gegner fürchtet, verlangt er zuviel v o n einer Remisstellung und verliert. U m gegen einen schwächeren oder auch einen ebenbürtigen Partner zu gewinnen, der nur das Unentschieden anstrebt, benutzen Meister oft besondere Mittel. Sie machen oft an einem Punkt der Partie absichtlich einen zweitrangigen Z u g und ver-

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suchen so, den Gegner zu einem wirklichen Kampf herauszufordern, indem sie den Eindruck erwecken, daß er echte Chancen hat. Natürlich muß der Meister in solchen Fällen sehr scharf urteilen, damit seine „Unachtsamkeit" nicht zu kostspielig wird. Der frühere Weltmeister Dr. Emanuel Lasker war in dieser Technik ein phantastischer Experte. E r wußte seine Wagnisse haarscharf abzuschätzen. Er war es, der erklärte, daß ein Fehler allein nie die Partie verlieren würde, wenn der Meister von da ab alle Register zöge und alle Hilfsmittel der Stellung ausschöpfte. Diese Lage tritt in Partie 25 auf, wo der Gegner nach der ersten Unachtsamkeit des Meisters einen echten Kampf inszeniert. Allerdings war hier der Meister zu sorglos. Er machte zwei schwächere Züge (den 4. und 9.), die jedoch keine ausgesprochenen Fehler waren. Oft ist der Amateur unfähig, solche Züge auszunutzen; in diesem Falle aber war er stark genug, schon „Experte", und hatte Erfolg. Eine andere psychologische Waffe des Meisters ist, dem Gegner in schwieriger Stellung die Wahl zu lassen. Dies wird in Partie 20 empfohlen, wo der Amateur einen solchen Zug hätte machen sollen, damit sein Gegner Zeit und Energie aufwenden mußte, einen Entschluß zu fassen; nadidem er die Wahl getroffen hatte, scheute er vielleicht die Verantwortung. Es ist gut möglich, daß zwei oder drei Züge später in ihm das Gefühl aufgekommen wäre, die falsche Wahl getroffen zu haben, ob zu Recht oder zu Unrecht. Solche psychologischen Taktiken geben dem Gegner das Gefühl der Ungewißheit, und je unsicherer man sich fühlt, um so schwächer spielt man. Früher betrachtete man solche bekannten psychologischen Methoden mehr oder weniger als Tricks, heute sind sie jedoch anerkannt als wichtiges Zubehör im Waffenarsenal jedes hervorragenden Schachspielers.

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Partie i Das ideale Zentrum: Bd4 und Be4 Ideen der Nimzowitsdi-Indischen Verteidigung Tausch eines Vorteils gegen einen anderen Initiative gegen passives Spiel Hervorrufen von Sdrwädien im Lager des Gegners Strategie gegen Taktik Herrschaft über die Mitte Gebrauch der Mitte in Verbindung mit den zwei Läufern Das Anhäufen von Energie Gebrauch der Macht, um Widerstand zu bredien Ist auf dem Schachbrett eine Lage eingetreten, die günstiger ist als der Durchschnitt, spricht man vom Vorteil. Es gibt viele Arten von Vorteilen: materielle (mehr Bauern oder Figuren), überlegene Entwicklung, größere Beweglichkeit, Raumvorteil, feste Bauernformation, sichere Königsstellung, Initiative, Angriff, Springer auf starkem Feld, das Läuferpaar usw. Vorteile können relativ dauerhaft oder ganz vorübergehend sein. Gegen einen guten Spieler ist es nicht möglich, alle Vorteile zu behaupten, die auf dem Schachbrett vorhanden sein können. Manchmal muß man bestimmte Vorteile aufgeben, erhält jedoch bei bestem Spiel dafür andere Vorteile als Gegenwert oder verschafft dem Gegner irgendeine Schwäche. Welche Vorteile man auch als Ausgleich erhält: es ist häufig erforderlich, so schnell wie möglich Nutzen aus ihnen zu ziehen; andernfalls lösen sie sich auf, und es bleibt nichts als der Nachteil. Die Idee, einen Vorteil für einen anderen aufzugeben und den eigenen Vorteil zu nutzen, bevor er verschwindet, ist im Schach von grundlegender Bedeutung. In der folgenden Partie verzichtet Schwarz, der Amateur, auf den Vorteil des Läuferpaars zugunsten der Initiative — einem sehr vorübergehenden Vorteil. Anstatt die Vorhand auszunutzen, spielt er passiv und erlaubt so dem Weißen, den ausgleichenden Vorteil des Läuferpaares in die Waagschale zu werfen. Weiß ist in der Lage, die ideale Verbindung zweier günstiger Schachmerkmale zu schaffen: die Mitte und die zwei Läufer. Die Läufer haben gewöhnlich ihre größte Wirkung, wenn ihr Besitzer ein starkes Zentrum hat, das den Gegner am Aufbau einer starken, die Läufer eindämmenden Bauernformation hindert. Als Ergebnis dieser beiden günstigen Tatbestände gelingt es Weiß in dieser Partie, eine gewaltige Übermacht an Kräften zu konzentrieren. Infolge der mangelhaften Entwicklung seines Gegners kann er sich ein Opfer leisten, um seine Figuren schleunigst an den Kampfesherd zu bringen. Er durchbricht die Barrieren des Schwarzen, der mattgesetzt wird, bevor er dazu kommt, neue Kräfte anzumustern.

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Nimzowitsdi-Indische Verteidigung (Variante

4. D d i — c i

W e i ß : Meister

dy—df)

Schwarz: Amateur

1. d l — ¿ 4 D i e v i e r Felder in d e r M i t t e des Brettes — d4, e4, d j , — bilden das sogenannte Z e n t r u m . W e r diese Felder beherrscht, ist im V o r t e i l , denn es ist f ü r den G e g n e r schwierig, unter solchen Umständen irgendeine erfolgversprechende H a n d l u n g z u u n t e r n e h m e n . Eine ideale Z e n t r u m s a u f s t e l l u n g ist Bd4/ Be4, denn W e i ß besetzt damit z w e i M i t telfelder u n d ü b t D r u c k auf die beiden anderen aus. K a n n ein Spieler diesen A u f b a u einnehmen, o h n e daß der G e g n e r ihn stören k a n n , genießt er die v o l l e Zentralherrschaft mit all ihren Vorteilen. In der vorliegenden Partie beginnt W e i ß s o f o r t damit, ein ideales Z e n t r u m a u f z u bauen u n d die M i t t e z u beherrschen. Es ist klar, daß er mit 1. d4 das Feld d4 k o n t r o l l i e r t , indem er es besetzt. W e n i ger offensichtlich, aber gleich wichtig ist die z w e i t e A r t , in der 1. d4 z u r H e r r schaft über die M i t t e beiträgt. Es ist z u b e m e r k e n , daß der Bd4 die Felder C5 und e j beherrscht, denn er d r o h t , jeden schwarzen Stein z u schlagen, der d o r t hinziehen mag. Diese z w e i t e A r t K o n trolle, die D r o h u n g z u schlagen, nennt man Druck. 1. . . .

Sg8—{6

Schwarz m u ß versuchen; den Z e n t r u m s bestrebungen des W e i ß e n e n t g e g e n z u t r e t e n und selbst Herrschaft in der M i t t e auszuüben. Das t u t er e n t w e d e r , i n d e m er selbst M i t t e l f e l d e r besetzt oder indem er D r u c k auf die M i t t e ausübt. In den meisten E r ö f f n u n g e n w e r d e n V e r suche der einen Seite, die M i t t e z u k o n trollieren, ausgeglichen durch eine R e i h e von Gegenmaßnahmen der anderen Partei. N a c h einer gewissen Z a h l v o n Z ü g e n pflegt dieser V o r g a n g dazu z u f ü h r e n , daß sich beide Seiten in die K o n trolle der M i t t e l f e l d e r teilen.

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In der Partie besetzt Schwarz das Z e n t r u m nicht mittels dj—dj, sondern erreicht die K o n t r o l l e der M i t t e durch 1. . . . S g 8 — f 6 , das auf die Felder d j und e4 D r u c k ausübt, W e i ß hindert, das ideale Z e n t r u m m i t e 2 — e 4 a u f z u b a u e n und d e m Nachziehenden eine breite Skala v o n späteren Z ü g e n v o r b e h ä l t . 1. . . . S g 8 — f 6 f ü h r t z u einer V i e l z a h l von E r ö f f n u n g e n , die als „Indische Verteidigungen" b e k a n n t sind. Sie w e r d e n v o n vielen Spielern b e v o r z u g t , weil sie elastischer sind als das D a m e n g a m b i t . 1. c i — C 4 D e r logische Z u g , u m m e h r M i t t e l f e l d e r zu beherrschen. Er b r i n g t Gegendruck auf das Feld d$. 2. . . .

ej—e6

Einer der V o r t e i l e dieser E r ö f f n u n g ist, daß Schwarz sich v o r b e h ä l t , in das D a m e n g a m b i t einzulenken oder, falls W e i ß seinen D a m e n s p r i n g e r nach 03 entwickelt, L f 8 — b 4 z u spielen, w o der L ä u f e r eine sehr wichtige R o l l e im K a m p f u m das Z e n t r u m spielt. A n dieser Stelle k a n n auch 2. . . . g 7 — g 6 gespielt w e r d e n , das z u den K ö n i g s i n d i schen V e r t e i d i g u n g e n (siehe Partien 19 bis 22) f ü h r t , oder 2. . . . d j — d 6 , das z u „Altindisch" ü b e r l e n k t . 3. S b i — C 3 D r o h t 4. e2—e4. 3. Sf3 an dieser Stelle k a n n z u r Damenindischen V e r t e i d i g u n g nach 3. . . . b6 f ü h r e n (siehe Partie 24). 3. . . .

Lf8—b4

D e r L ä u f e r geht auf ein Feld, w o er am K a m p f u m die M i t t e t e i l n i m m t und den Zug e2—e4 verhindert. In der N i m z o i n d i s c h e n Verteidigung tauscht Schwarz gewöhnlich diesen Läuf e r gegen den w e i ß e n D a m e n s p r i n g e r . A l s Ergebnis erhält W e i ß o f t einen D o p p e l bauern. Für diesen N a c h t e i l weist er als G e g e n w e r t das L ä u f e r p a a r a u f ; auch die

b-Linie öffnet sich — ein weiterer Vorteil. 4. D d i — C 2

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"Iii i

Die Dame erneuert die positioneile D r o hung ei—e4. Außerdem deckt sie den Springer und kann so eventuell einen Doppelbauern vermeiden, falls Schwarz auf 03 nimmt. Die Frage, ob Schwarz seinen Läufer gegen den weißen Springer tauschen soll oder nicht, ist von erheblicher theoretischer Bedeutung. Eine Anzahl vergleichbarer Werte sind in diese Frage vcrstrickt; das zeigt, auf welche feinen Überlegungen das Meisterschach manchmal gegründet ist. Spielt Schwarz freiwillig Lcj:f, ohne von Weiß mit 12—a} dazu aufgefordert worden zu sein, mag es die Sache nicht wert sein, das Läuferpaar aufzugeben, um Weiß die Bauern zu verdoppeln. Schwarz wird schon eher geneigt sein zu tauschen, wenn Weiß das Tempo a 1 — a 3 verloren hat. Darum ist 4. a3 L c 3 : f befriedigend f ü r Schwarz, während 4. e3 L c 3 : f nie gespielt wird, weil Weiß im letzteren Falle kein Tempo eingebüßt hat. An dieser Stelle kamen f ü r Weiß auch die Züge 4. Db3, 4. a3, 4. g3, 4. Sf3 und 4. e3 in Frage. Mit 4. e3, dem am häufigsten gespielten Zug, setzt Weiß einfach seine Entwicklung fort und überläßt es dem Schwarzen, ob er den Läufer gegen den Springer tauschen will. 4. . . .

d7—(d$

Schwarz wehrt wiederum die Drohung ei—e4 ab. Gut sind auch 4. . . . c j , das manche überraschenden Möglichkeiten enthält, die in Partie 2 gezeigt werden, und 4. . . . o—o. Man fragt sich, warum 4. . . . o—o gut sein soll, ein Zug, der das von Weiß geplante ei—e4 ohne weiteres zuläßt. e2—e4 ist zwar im positioneilen Sinne eine Drohung; Weiß beherrscht ja ein breites Zentrum. Während ein breites Zentrum in bestimmten Fällen f ü r den Besitzer einen Trumpf darstellt, kann es in anderen einen wunden P u n k t bedeuten. Z u m Beispiel: a) nach 4. . . . o—o j . e4 d j ! 6. e5 Se4 erhält Sdiwarz gute Gegenchancen wegen seines Entwicklungsvorsprungs. b) Nach 4. . . . b6 ist der Vorstoß 5. e4 viel stärker, denn die Antwort ¿ 7 — d j ist wegen 6. D a 4 f mit Verlust einer Figur nicht möglich. Mit anderen Worten, e2—e4 bringt V o r und Nachteile mit sich. $. 32—33 Weiß zwingt seinen Gegner zu einer Entscheidung. Er muß entweder den Drude gegen die Mitte aufgeben und den Läufer zurückziehen, oder den Läufer gegen den Springer tauschen, was, wie wir wissen, nicht immer empfehlenswert ist. Weiß kann auch j . cd spielen, das zu einer A r t Tauschvariante führt, wie sie in Partie 13 beschrieben ist. Es ist schwierig, den Wert dieses Abspiels mit dem von j . a3 zu vergleichen. Das ist häufig eine Frage des Temperaments und der Kenntnis spezieller Analysen. Wenn 5. L g j de 6. e3 D d j und es ist schwierig f ü r Weiß, den Bauern zurückzuerobern. j. . . .

Lb4xc3t

Wegen der Aufgabe des Läuferpaares wäre dieser Tausch ungünstig für Schwarz, es sei denn, er hielte eine

27

scharfe Variante bereit, die ihm Gegenwerte in die Hand gibt. Spielt Schwarz statt dessen j. . . . Le7, geht die Partie in eine Art orthodoxer Verteidigung des Damengambits über, wobei Weiß das Tempo für a.i—a3 geschenkt bekommen hätte. 6. D c i x c j Im Nimzoinder wird Weiß gewöhnlich die Doppelbauern vermeiden, wenn er die Wahl hat. An dieser Stelle würde audi 6. bc Weiß keinen Doppelbauern verschaffen, weil Weiß ihn jederzeit mit C4 x d j entdoppeln kann. Schwarz erhielte jedodi nach 6. bc gutes Gegenspiel in der Mitte, das die Aufgabe des Läuferpaares auszugleichen scheint: 6. . . . c j , z. B. 7. e3 D a ; 8. cd ed 9. L d i Se4, und Schwarz steht etwas besser, weil er ein freies Spiel hat und das weiße Läuferpaar jederzeit beseitigen kann. 6. ...

Sf6—e4
.

B JLES a cj—c6

notwendig

zum

8. L f i — d 3

ei—e3

. . .

Alf A

D r o h t 9. L f 6 : nebst 10. L h 7 : f mit B a u erngewinn.

In einer derartigen Stellung muß Schwarz zwei gefährliche A n g r i f f s a r t e n beachten: a) einen kombinatorischen Angriff gegen den schwarzen K - F l ü g e l , bei dem Weiß in der R e g e l lang rochiert; b) den M i n derheitsangriff wie in dieser Partie, der positioneller N a t u r ist. 6.

At

Früher oder später Sdiutze des B d j .

In der vorliegenden Stellung k a n n Weiß entlang der halboffenen c-Linie operieren, Schwarz entlang der halboffenen e-Linie. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß es f ü r Weiß weit einfacher ist, greifbare Ergebnisse zu erzielen. e6xd$

1

7. . . .

A J3L I MM,i A m • A §¡4 AA 1 Ii m ¡1 & 11«fm 11 §u gl H B st ¡1 &ü §§ ü & S Ä f§fA 13 s

3. . . .

c-Linie, sondern auch auf der Diagonalen bi/117.

der

Sb8—d7

Schwarz k o n n t e auch 8. . . . h6 spielen, um den bedrohten Bauern mit T e m p o gewinn zu sichern. D e r Z u g könnte sich allerdings einmal als Schwäche bemerkbar machen. 9. S g l — ( }

Tf8—e8

X mm I Ä AlSHi i . A % A I I A if Hf fü A ¡ j ¡S pgmmi ES i n B t S W l t if & Q f l Hl Sül Hl a Wenn sich Weiß nun f ü r den k o m b i n a torischen Angriff entscheidet, k ö n n t e er lang rochieren und dann mit den B a u ern am K - F l ü g e l vormarschieren. Die Fortsetzung k ö n n t e sein: 10. o — o — o und a) 10. . . . Sf8 1 1 . I14 Le6 12. T d g i Tc8 1 3 . L f 6 : L f 6 : 14. g4,

109

oder b) io. . . . h6 i i . Lh4 (auch n . Lf4 mit der Falle Shj? 12. S d j : ! cd 13. Lc7 bzw. 12. . . . Sf4: 13. Sf4: ist spielbar) 1 1 . . . . Se4 12. Lej: Dey: 13. Le4: de 14. Sd2 f j 15. g410. o—o

Weiß konnte seinen Damenläufer nidit erhalten; er hat jedoch noch immer einen kleinen Vorteil, weil ihm der „gute" Läufer, dem Schwarzen der „schledite" (auf der Farbe des Zentrumsbauern) verbleibt. 14. T a i — b i

Indem er kurz rochierte, ist klar, daß Weiß sich zum positioneilen Kurs entschieden hat. 10. . . .

h7—h6

Ein gesünderer Plan ist 10. . . . Sf8, gefolgt von g7—g6, Se6, Sg7 und S f j . 11. Lgj—(4. Auf 1 1 . IJ14 könnte sich Schwarz mit Se4 etwas befreien. Der Rückzug nach f4 ist im allgemeinen vorzuziehen, denn von diesem Felde aus kontrolliert der Läufer wichtige Felder am Damenflügel und kann sich am Minderheitsangriff beteiligen. Andererseits ist zu beachten, ob der Lf4 mittels S h j abgetauscht werden kann. Weiß spielt aus diesem Grunde oft vorbeugend h2—h3, um dem L den Rückzug nadi I12 zu öffnen. 11....

Sd7—f8

In diesem besonderen Falle spielt es keine Rolle, daß Weiß noch nicht h2—113 gespielt hat, denn S h j würde durch das schon beim 9. Zuge erwähnte Scheinopfer 12. S d j : widerlegt (12. . . . cd? 13. LC7 mit Damengewinn). 12. h2—h} Jetzt braucht der L ein Rückzugsfeld. 12. . . .

Le7—d6

Sdiwarz tut gut daran, die Läufer zu tauschen, einerseits um Platz zu schaffen und möglicherweise einen K-AngrifT zu beginnen, andererseits um den Lf4 zu beseitigen und den Druck gegen den Damenflügel zu erleichtern. i}. Lf«xd6

110

Dd8xd6

Bereitet den Minderheitsangriff vor! Der Ausdruck rührt von der Bauernminderheit, die auf eine Mehrheit losmarschiert, her. Bei diesem Angriff steht der schwarze c-Bauer stets auf c6. 14. . . . Lc8—d7 Schwarz hätte 14. . . . a j spielen können. Weiß hätte 15. a3 erwidert, und am Gesamtbild hätte sich nichts geändert. i j . b2—b4 Der erste Vorstoß gegen den Bc6. ij. . . .

Dd6—e7?

Schwarz will mehr Raum gewinnen und Se4 fortsetzen. Das verbände ein Befreiungsmanöver mit einem Angriff. Im allgemeinen ist gegen einen Minderheitsangriff wenig zu unternehmen. Ein Zug wie i j . . . . a6 wird mit 16. a4 beantwortet. Schwarz versäumt hier aber eine Gelegenheit, das weiße Vorgehen zu behindern und 1 j. . . . Tac8 zu spielen. In diesem Falle stünde die weiße Dame ungünstig auf der c-Linie gegenüber dem schwarzen Turm, und Vorbereitungszüge wie T f c i , Db3 wären vonnöten,

denn sofortiges 16. b j ? wäre wegen . . . cb 1 7 . L b j : Sc4 v e r f e h l t .

16.

16. b 4 — b j

D e r Zwedc des Vorgehens besteht darin, das feindliche Bauerngerüst zu schwächen. Es gibt nun vier Möglichkeiten: a) wenn Schwarz tauscht, vereinzelt er seinen d - B a u e r n ; b) wenn Weiß auf c6 tauscht und Schwarz nimmt mit seinem Bauern, behält Schwarz einen rückständigen Bauern auf der halboffenen c-Linie; c) nimmt S d i w a r z auf c6 mit dem L zurück, w i r d der B d j wie im Falle a) v e r einzelt; d) spielt Schwarz c 6 — c j , kann Weiß mit dem gleichen Ergebnis tauschen — ein vereinzelter Bd5 und ein starkes Feld d4 f ü r den weißen Springer. Was immer S d i w a r z also beschließt, ihm bleibt immer die minderwertige Bauernstcllung, eine S d i w ä d i e , die Weiß dann ausnützen kann. 16. . . .

Sf6—e4

Das isi kein sdilediter Zug. S d i w a r z will sidi befreien und etwas Druck auf die weiße Stellung ausüben D e r Z u g beschränkt die Handlungsfreiheit des Weißen, indem er ihn verpflichtet, den SC3 gedeckt zu halten. Vermutlich wäre aber c6—C5 doch das geringere Übel gewesen. 17. S f 3 — e j D r o h t G e w i n n eines Bauern auf e4 und n i m m t den widitigen Verteidigungsläufer d7 aufs K o r n . 17. . . .

Se4 x c j

Es gab nidits Besseres. Keine Erleichterung verschafft 1 7 . . . . f6, denn nach 18. Sd7: Sd7: 19. bc bc ist die Lage f ü r Weiß sehr günstig, der mit 20. Se4: de 2 1 . La6 fortsetzen k ö n n t e bei deutlicher Schwäche des Bc6. Oder wenn 18. . . D d 7 : 19. bc D c 6 : (19. . . . bc 20. Se4: kostet einen Bauern) 20. S d j : ebenfalls mit Bauerngewinn ( D d j : ? 2 1 . I.C4) 20. . . . DC2: 2 1 . LC2: Sd2 22. Sc7 und Weiß behauptet seine Beute. Weiß kann also entweder die Bauern schwächen oder einen Bauern gewinnen. Wenn 17. . . . Sd6 18. bc L c 6 : 19. Sc6: bc 20. Sa4, und der Angriff auf den geschwächten Bauern hat eingesetzt — gerade wie in der Partie. 18. DC2XC3

Schwarz hat jetzt mehrere Möglichkeiten: a) 18. . . . cb 19. S d / : Sd7: 20. T b j : Sb6 2 1 . D b j , gefolgt v o n a2—a4 und a 4 — a j mit allerlei Aussichten f ü r Weiß, denn b- und d-B bei Schwarz sind schwach; b) 18. . . . c j 19. Sd7: (19. D c j : ? D c j : kostet den S) 19. . . . S d 7 : 20. de. S d i w a r z hat einen vereinzelten d - B , steht aber sonst nicht so schlecht, weil alle seine Figuren m i t w i r k e n ; c) 18. . . . Tec8, der geschehene Z u g . 18. . . . TeS—c8 D r o h t c 6 — c j und c $ x d 4 und drängt so den Weißen, sich zu entscheiden. D e r v o n ihm gewählte Weg ist günstig, denn Schwarz bleibt mit einem rückständigen

111

c-B zurück: eines der Hauptziele Weißen im Minderheitsangriff. 19. b j x c 6

des

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A u f 19. . . . bc geschieht 20. T b 7 mit zusätzlichem Druck auf der 7. Reihe. 20. Se$ x c 6

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Erzwungen, denn 20. . . . Tc6: 21. D b j kostet einen B. Endlich haben w i r den bestimmten Bauernaufbau, den Weiß anstrebte. Schwarz hat einen rückständigen B auf c6. Eine neue Partiephase beginnt. Wie kann nun Weiß aus dem für Schwarz nachteiligen Stellungsmerkmal N u t z e n ziehen? Durch naheliegenden Angriff gegen c6 kann Weiß nicht viel erreichen, weil Schwarz genügend A b wehrkräfte hat. Das Spiel des Weißen m u ß sich gegen zwei Fronten richten. Er m u ß in der Lage sein, c6, den kritischen P u n k t , anzugreifen und außerdem etwas an anderer Stelle unternehmen. Das ist das Geheimnis, wie ein Stellungsvorteil ausgenutzt wird. Wenn es an zwei Stellen brennt, wird Schwarz es schwer haben, sich an beiden Fronten zu wehren und schließlich zusammenbrechen. 21. T f i — c i D e r logische Zug. Er verstärkt den Druck auf der c-Linie und verhindert c 6 — das die Schwäche auflösen würde. Durch den Drude gegen c6 ist es f ü r Schwarz auch schwieriger, einen T auf der b-Linie entgegenzustellen (wegen 21. . . . Tab8 22. Tb8: Tb8: 23. Dc6:). 21. . . .

112

Die D verläßt die 7. Reihe, u m den Bc6 zu schützen und bietet W e i ß so eine zweite Front an, den Besitz der 7. Reihe. Schwarz hätte 21. . . . T c 7 spielen sollen. Weiß hätte dann 22. D a j Dd6 23. Da6, drohend 24. T b 7 , fortgesetzt.

De7—e6?

22. D c 3 — C 2 D r o h t mit 23. L f j die Qualität zu erobern. Er hätte auch sofort 22. T b 7 spielen können (die A n t w o r t wäre 22. . . . Sd7). Weiß sucht vorher die Diagonale f j/c8 zu erringen. 22. . . .

De6—d6

Auch 22. . . . g6 23. T b 7 wäre nicht besser gewesen. 23. T b l — b 7 ! Ein ren Tc7 . . .

starker Zug, der alle schweren Figudes Schwarzen bindet, z. B. 23. . . . 24. TC7: DC7: 25. Dc6:, oder 23. Tab8 24. Ta7:. 23. . . .

SfS—e6

Der S ist die einzige Figur, die ziehen kann. Der T e x t z u g verfolgt den Gedanken, c6—C5 durchzusetzen und auf diese Weise die Schwäche loszuwerden. D e r Bc6 ist nidit nur eine Schwäche, sondern auch ein Hindernis. Seinetwegen können T ü r m e und die Dame sidi nicht frei bewegen. Kann Schwarz Bc6 auflösen, wird B d ; schwach, aber kein Hindernis sein. Nach 23. . . . a5 (oder 16) erobert Weiß den Bc6 mit 24. Tb6. Der Ausfall 24. . . . Da3 (mit Druck gegen Ld3 und Ba2) nützt wegen 2$. T c 6 : Tc6: 26. De6: nichts, und der Ta8 ist angegriffen. Schwarz könnte den sofortigen Ausfall 23. . . . Da3 erwägen. Darauf gibt es mehrere Erwiderungen f ü r W e i ß ; die einfachste ist 24. DC3! DC3: (Da2:? 25. T a i und die D hat keinen Rückzug) 25. TC3:, und wir erhalten Stellungen ähnlich der in der Partie, z . B . 25. . . . Se6 26. L f j Kf8 27. Le6: fe 28. g3 und Schwarz ist im Z u g z w a n g . Schließlich erleichtert auch 23. . . . Sd7 die Lage nidit wegen 24. L f 5 .

24-

2$.

Ldi—U

Lff—g4

M a c h t P l a t z f ü r die D u n d b e h ä l t eine A r t Z u g z w a n g bei, s o w e i t die s c h w a r z e n F i g u r e n b e t r o f f e n sind ( m i t A u s n a h m e des K ) . if. ...

Kg8-g

7

D e r e i n z i g e Z u g , w i e aus d e n verschiedenen, b e i m 24. Z u g a u f g e f ü h r t e n M ö g lichkeiten hervorgeht. 26. g 2 — g 3

H i n d e r t S c h w a r z d a r a n , seinen P l a n ausz u f ü h r e n (rückt S d i w a r z den c - B v o r , tauscht W e i ß den S p r i n g e r u n d e r o b e r t einen B). S c h w a r z ist n u n in einer A r t Z u g z w a n g bei v o l l e m B r e t t . D a s ist erstaunlich. Er k a n n k e i n e einzige F i g u r z i e h e n , o h n e w e n i g s t e n s einen B a u e r n einzubüßen. U n t e r s u c h e n w i r die S t e l l u n g i m einzelnen: a) 24. . . . K h 8 25. T f 7 : b) 24. . . . K f 8 25. L e 6 : , g e f o l g t v o n 16. D h 7 c) 24. . . . D a 3 D f 8 27. D e 6 : f

L e 6 : f e 26. D g 6

d) 24. . . . D d 8 (f8) L e i : f e 26. D g 6 Di6 27. D f 6 : gf 28. T e 7 f) 24. . . . TC7 2 5 . T C 7 : u n d 26. D c 6 : g) 24. . . . T c 8 anders 25. D c 6 : h) 24. . . . Se6 z i e h t 2$. L c 8 : i) 24. . . . 26 2 j . T b 6 De6:

(fe 26.

k ) 24. . . . {6 25. L e 6 : t D e 6 : 26. D g 6 1) 24. . . . g6 25. L g 6 : f g 26. Dgfi-.f m ) 24. . . . h j 25. I14 u n d S c h w a r z ist wieder im Z u g z w a n g n) 24. . . . g5 (der T e x t z u g ) 24. . . .

g7—g$

Der einzige Z u g , der unmittelbaren M a terialverlust

vermeidet.

Genau

genom-

m e n ist d e r Z u s t a n d des Z u g z w a n g e s a u f gehoben, weil der K

jetzt ziehen

16. ...

Kg7-g8

W i e d e r u m der e i n z i g e Z u g . 27. D c 2 — f 5

I ¡1 1 lü n HS i a PI s kB iü1p • • ¡Ü i w8IS JL 1! f§ s §S 0 A fü s m m p 8p KW. mm

e) 24. . . . T a b 8 25. T a 7 :

j) 24. . . . C5 25. Lei: D g 6 ) 26. de

W e i ß k o n n t e h i e r s o f o r t 26. D f j z i e h e n ; der Z u g g e w i n n t a b e r an K r a f t , w e n n der K auf g8 steht. D a h e r m a c h t W e i ß einen W a r t e z u g , d e r d e n G e g n e r in die w e n i g e r günstige S t e l l u n g z w i n g t .

kann.

W e i ß h e b t den D r u c k auf B c 6 auf, w e i l er e r k e n n t , d a ß er a m a n d e r e n F l ü g e l entscheidenden V o r t e i l erzielen kann. 27. . . .

Se6—d8

I n f o l g e der E n t l a s t u n g v o n c 6 w ä r e scheinbar 27. . . . T c 7 m ö g l i c h ; W e i ß gew i n n t aber d a r a u f auch j e t z t einen B m i t t e l s 28. 1*07: SC7: ( h o f f n u n g s l o s D C 7 : 29. D f 6 m i t der D o p p e l d r o h u n g 30. L e 6 : u n d 30. D h 6 : ) 29. Dd7-'. 28. n > 7 — ¿ 7

Dd6—e6

A n d e r e D a m e n z ü g e sind nicht besser, z . B . 28. . . . D a 3 29. TC2, o d e r 28. . . . D f 8 29. T d 5 : u s w .

113

34. T c i — C 7

29. D f 5 - f j Weiß hätte auch mittels 29. De6: einen B gewinnen können: 29. . . . fe 30. Tez K f 8 3 1 . Th7. Der gesdiehene Zug ist noch besser. 29. . . . De6—e4 Andere Züge kosten sofort einen Bauern (29. . . . Dg6 30. T d s : ) . 30. D f 3 — f 6 Greift h6 an und zwingt die D zurück. 30. . . . De4—g6 Nach 30. . . . Dh7 gewinnt Weiß mit 3 1 . Te7 gleich, weil nicht nur 32. T e 8 t , sondern auch 32. Lc8: droht. 31. D f 6 x g 6 t

f7Xg6

32. T d 7 x d j Möglich ist audi 32. Td6. 32. . . .

c6xd$

33. Lg4 x c8

SfPJLÄ 11 ¡r •¡üm fm §1 SUii •ü m 8Üüf SU fS&Sü s e m mm m• j j

Weiß geht dem Turmtausch aus dem Wege, weil sein T stärker ist als der feindliche. Im folgenden wird die K r a f t des weißen T deutlich. 33-

Ta8—b8

Die A n t w o r t 33. . . . K f 7 , um den K nicht einsperren zu lassen, hätte 34. T c 7 f K f 6 35. L b 7 Sb7: 36. T b 7 : zur Folge. Weiß steht weiterhin überlegen und wird nicht viel Schwierigkeiten haben, den gewonnenen Bauern zu verwerten. Dennodi wäre das gegenüber der Partiefortsetzung etwas besser gewesen. 114

Greift a7 an, so daß Schwarz nicht 34. . . . Tt>2 (wegen 35. Ta7:) spielen kann. 34. . . .

37—aj

Der S kann nicht ziehen, weil auf 34. . . . S f 7 35. Le6 folgt. Das geringste Übel wäre 34. . . . K f 8 gewesen (35. a4 usw.).

nM% pi•f s • Hü §! Bi 4 m mi • • • S f 11 SISÄ • P B 'S

35. Tc7—C5

1

T r o t z Angriffs auf zwei ungeschützte Bauern kann der T keinen v o n ihnen sdilagen, bevor der Lc8 in Sicherheit ist. Andererseits kann Schwarz (außer T b i f ) den T nicht von der 8. Reihe entfernen, ohne das Schlagen eines B zu ermöglichen. Auf einen Z u g wie 35. . . . Kg7 käme 36. Lg4 nebst T d j : oder Ta5:. 35. . . . aj—84 36. Lc8—d7 Beide Bauern sind nun ernstlich bedroht. 36. . . .

Tb8—b2

37. L d 7 x a 4

Tb2Xa2

38. La4—b3 Der Bd5 ist verloren. 38. . . . Ta2—aif 39. K g i — g 2

Kg8—f8

40. L b 3 x d j .

Schwarz gab auf.

Sein Springer ist vom weißen Läufer eingesperrt. Zieht er, wird er getauscht, und Weiß behält mit zwei verbundenen Freibauern ein leicht gewonnenes Endspiel.

W e n n ein Spieler ü b e r h a u p t k e i n e G e g e n c h a n c e n hat, b l e i b t i h m nichts anderes ü b r i g , als auf den Schlag z u w a r t e n u n d sich d a r a u f einzustellen. G e n a u das geschah in dieser Partie. M a n k a n n k a u m m i t Sicherheit sagen, o b ein M e i ster o d e r ein A m a t e u r die s c h w a r z e n

Steine g e f ü h r t h a t , a u ß e r b e i m 21. Z u g e v o n S c h w a r z , als er seinem G e g n e r eine zweite F r o n t anbot. Ein Meister hätte das g e w i ß nicht g e t a n . A b g e s e h e n d a v o n k a n n m a n es n u r als Pech f ü r d e n A m a t e u r b e z e i c h n e n , d a ß er in eine L a g e ger ä t , die so schwer z u v e r t e i d i g e n ist.

Partie 14 Die Theorie der Slawischen Verteidigung Das Auffinden eines Planes für das Mittelspiel Die Bedeutung der Zentralisierung Motive für den Tausdi von Figuren Die Nachteile einer „Figur außer Spiel" Löcher in der Stellung Turmtausch im Endspiel Lähmung der feindlichen Figuren im Endspiel Die Rolle des Königs im Endspiel Z u den dringlichsten P r o b l e m e n i m Schach g e h ö r t die W a h l einer w i r k u n g s v o l l e n Mittelspielstrategie. Sie m u ß auf S t e l l u n g s m e r k m a l e n b e r u h e n ; u n d w e n n es k e i n e feindlichen Schwächen z u m A n g r e i f e n gibt, m u ß sie sich einfach d a r a u f richten, die gegnerischen Versuche z u m A n h ä u f e n v o n M a c h t auszugleichen, die S t e l l u n g z u befreien u s w . Ein s t r a t e g i s c h e r U r t e i l s f e h l e r ist nicht so leicht z u b e s t r a f e n w i e ein taktischer I r r t u m . H a t ein Spieler an e i n e m g e g e b e n e n P u n k t nicht die beste strategische L i n i e g e w ä h l t , so ist er deswegen nicht u n b e d i n g t z w a n g s l ä u f i g v e r l o r e n . S e t z t er später richtig f o r t , k a n n er sich e r h o l e n u n d eine S t e l l u n g erreichen, in der sein leicht ü b e r l e g e n e r G e g n e r sich v o r die schwere A u f g a b e gestellt sieht, m e h r als ein R e m i s herauszuholen. D i e M ö g l i c h k e i t , eine e t w a s u n g ü n s t i g e S t e l l u n g i n n e r h a l b d e r R e m i s g r e n z e z u h a l t e n , bietet sich s o w o h l im M i t t e l - w i e i m E n d s p i e l an. D a s f o l g e n d e Spiel z e i g t , d a ß der A m a t e u r in der kritischen Phase der P a r t i e , als es einen P l a n z u fassen gilt, f e h l g r e i f t ; es zeigt aber auch, d a ß er in der gleichen P h a s e a n verschiedenen P u n k t e n die S t e l l u n g auf eine E b e n e b r i n g e n k o n n t e , in d e r es auch f ü r einen M e i s t e r s c h w i e r i g g e w e s e n w ä r e , m e h r als ein R e m i s z u erreichen. Abgelehntes Damengambit . , ,, ... Slawische V e r t e i d i g u n g Weiß: Amateur 1. d i — d 4 lm

C2

Schwarz: Meister

3- S g l — h N i m m t

S A

^

a r z

n u n

das

G a m b i t

an

u n d

d7—d$

spielt 3. . . . de, so g e w i n n t W e i ß d e n B

c

G l i c h e Weise z u r ü c k : 4. e3 b j 5. a4 e6 6. ab c b 7. b3 u s w . — H a t W e i ß 3. SC3 gespielt, so e r g e b e n sich nach der A n n a h m e des G a m b i t s a n d e r e

c6 c

L e i t e t die Slawische V e r t e i d i g u n g ein. I m G e g e n s a t z z u r klassischen V e r t e i d i g u n g 8*

( , e 7 ~ e 6 ) v e r m e i d e t S c h w a r z die E i n s p e r r u n g seines D a m e n l ä u f e r s .

115

Varianten. Schwarz kann auch in diesem Falle den Bauern nicht halten: 3. . . .

de

a) 4. eV 1) 4. . . . b j $. a4 b4 ( j . . . . afi? 6. ab cb 7. S b j : ) 6. Sa2 und gewinnt entweder den b- oder den c-B ;wenn 6 ... b3 7. SC3 La6, so erhält Weiß den B nach 8. S f 3 , gefolgt v o n 9. S e j bzw. S d i doch, und zwar unter noch günstigeren Umständen, zurück. 2) 4 e j 5. S f 3 ed 6. D d 4 : D d 4 : 7. Sd4: b$ 8. 34 b4 9. Sdi La6 10. Se3, immer mit Rückerhalt des Bauern. b) 4. e3 b5 j . a4 b4 6. Sa2 mit gleichem Ergebnis. 3. . . .

Sg8—f6

4. Sbi—C3

djxc4

Für die A u f g a b e des Zentrums hat Schwarz Gegenwerte. E r droht, den BC4 mit b 7 — b j zu verteidigen. U m den Bauern wiederzugewinnen, schwächt Weiß gewöhnlich seine Stellung mit 5. a4 und überläßt damit das Feld b4 dem Schwarzen. Mit spätcrem Lb4 wird Schwarz den SC3 fesseln und das Feld e4 kontrollieren. Amateure spielen an dieser Stelle (und bis um 1930 herum auch Meister) oft 4. . . . L f j : Der Nachteil, die Schwächung des Punktes b7, tritt sofort zutage, z. B. 5. cd cd (das geringere Übel wäre j . . . . Sd5:, ein Zug, der dem Weißen das Z e n t r u m überläßt) 6. D b 3 , und Schwarz hat Sorgen, denn der B b 7 ist angegriffen und der Bd5 unter Druck gesetzt. A m besten wäre noch 6. ... Lc8 (wie Capablanca gegen Aljechin spielte — N e w Y o r k 1927), aber das zeigt, wie schlecht 4. . . . L f j wirklich ist. Andere Züge 6. . . . Dd7 7. S e j und es fällt entweder der b- oder der d-B. Oder 6. . . . Db6 7. S d $ : D b 3 : 8. S f 6 : | ef 9. ab, und Weiß hat einen Bauern mehr (obwohl er noch einige Schwierigkeiten zu überwinden hat.

116

$. a i — » 4 Spielbar, wenngleich nicht besser, ist auch 5. e3 b ; 6. n b4 a) 7. S b i La6 und Schwarz hält den B f ü r eine Weile und erhält Gegenspiel durch c 6 — c j , nachdem Weiß den B zurückgewonnen hat; oder b) 7. Sa2 e6, und der Sa2 braucht zwei Züge, um wieder ins Spiel zurückzukehren. Ein Gambit ist j . e4 b5 (6. a4? b 4 ). 5. . . .

LcS—($

Gegen ei—e4

gerichtet.

6. ei—e3 H i e r wird auch 6. Se5 gespielt; ein brauchbarer Zug, der aber gegen das Prinzip verstößt, jede Figur in der E r öffnung nur einmal zu ziehen. Schwarz setzt 6. . . . e6 f o r t , z . B . 7. SC4: Lb4. Versucht Weiß, das Z e n t r u m mit Î 2 — Î 3 und e2—e4 zu besetzen, kann Schwarz opfern: 7. Î3 Lb4 8. e4 L e 4 : 8. f e Se4: mit schwierigem Spiel f ü r beide Seiten.

6. ...

rj—e6

7. Lf 1 x C4

Lf8—b4

Folgerichtig gegen den P u n k t e4 gespielt. A n dieser Stelle haben beide Parteien drei Figuren entwickelt, diesmal ist es jedoch der w e i ß e Damenläufer, der unentwickelt geblieben ist. Beide schwarzen Läufer sind gut herausgekommen, und das bedeutet ein gewisses Gegengewicht gegen die Mehrheit des Weißen in der Mitte. 8. o—0

1 m

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o—o M

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1 ift i •



A 3

:

11 II E) ¡3^11 B i l ü S s

MÉM3

pi B

Wir haben nun eine Mittelspielstellung erreicht, in der Weiß versuchen muß, einen guten Plan zu finden. Er kennt, daß der Lb4 hängt und der Bby ungedeckt ist und spielt 9. D d i — b 3 . In der Hoffnung, den Tausch des Lb4 zu erzwingen oder den Bb7 zu erobern. Weil das angestrebte Ziel nidit zu erreichen ist, wäre es richtig gewesen, nach dem allgemeinen strategischen Grundsatz zu spielen: Z e n t r a l i s i e r u n g in der E r ö f f n u n g s p h a s e . Weiß sollte daher entweder 9. De2 (gefolgt von e3—e4) oder 9. Sej (Vorbereitung von f 2 — f j und ej—e4) spielen. Der letzte Zug wird mit 9. . . . c j beantwortet mit Ausgleich des weißen Zentrums. Man vergleiche die Stellung am Ende dieser beiden Varianten: a) 9. Se$ c j 10. Sa2 L a ; 1 1 . de D d i : 12. T d i : LC7 mit gleichem Spiel. b) 9. De2. Nun kann Schwarz nicht auf die gleiche Weise ausgleichen: 9. . . . C5? (besser ist 9. . . . Lg4 oder 9. . . . Se4) 10. Sa2 L a ; 1 1 . de Sc6 12. T d i De7 13. Sd4 Tfd8 14. b4! und Weiß gewinnt: 1) 14. . . . Lb4: kostet nach 1$. Sc6: bc 16. Sb4: eine Figur.

deutsamen Erwägungen dafür sprechen. b) Stärke nicht das gegnerische Zentrum (9. . . . LC3: 10. bc! und Weiß hat eine stärkere Bauernmitte). c) ö f f n e keine Linien f ü r den Gegner (9. . . . LC3: 10. bc! und der L e i , bisher untätig, kann nun nach 33 ziehen! Später kann auch die offene b-Linie für den Turm wichtig sein.) Außerdem ist der Tausch aus taktischer Sicht, nämlich wegen 10. D b 7 : ! , verfehlt. 10. L e i — d a Die Zusammenhänge sind in dieser schwierigen Stellung für den Amateur nicht leicht zu erkennen. Nach der naheliegenden Antwort 10. . . . Sbd7 wäre 1 1 . e3—e4.' sehr stark, denn a) 1 1 . . . . Se4: kostet wegen 12. Se4: eine Figur; b) 1 1 . . . . Le4: würde ebenfalls nach 12. Se4: eine Figur einbüßen; c) 1 1 . . . . LC3: 12. ef I x h : 13. Sd2: ef 14. D b / : ist günstig für Weiß. An dieser Stelle würde 10. Sa2 nach dem Grundsatz der Zentralisierung mit 10. . . . Ld6 beantwortet werden. Schwarz kann jetzt so spielen, weil sein Bb7 geschützt ist. 10. . . .

a7—a;

2) 14. . . . Sb4: 1 j . Ld2 ist verwickelt; Schwarz verliert aber auch dabei Material, z . B . 15. . . . D c j : (1$. . . . Sc6 16. Sc6: bc 17. L a j : ) 16. S b j Db6 17. S a j : usw. 9. . . .

Dd8—e7

Schwarz verteidigt zugleich den Lb4 und den Bb7- Das ist notwendig, weil auf 9. . . . a$ 10. Sa2| stark wäre und den Tausch des Lb4 erzwänge. Weiß hat irrtümlich geglaubt, Schwarz müsse 9. . . . LC3: spielen. Es gibt eine Anzahl von Gründen f ü r Schwarz, hier nicht zu tauschen. Erstens aus strategischer Sicht: a) Man tausche nie einen Läufer gegen einen Springer, wenn keine be-

Sichert den Lb4 noch einmal und verhindert so e3—e411. Tfi—dii Einer der für den Amateur typischen Irrtümer. Er macht eben einen Warte117

zug ohne bestimmtes Ziel. Steht der T u r m auf d i besser als auf f i ? Das ist zweifelhaft. In manchen Abspielen könnte der Fesselungszug L g 4 f ü r Weiß Sorgen bringen. Die Stellung ist kritisch, und beide Parteien versuchen, die L a g e in der Mitte zu ihren Gunsten zu klären, n . T f d i ? erreicht nichts und ist daher nur Zeitverschwendung. In mandien Stellungen ist ein Wartezug zweckmäßig, um zu sehen, was der Gegner zu tun gedenkt; aber niemals ist das in einer k r i t i s c h e n Stellung der Fall, in der bestimmte Ziele verwirklicht werden müssen. H ä t t e Weiß n . T f e i mit der D r o h u n g e3—e4 gespielt, wäre die Sache ganz anders. O b gut oder schlecht, jedenfalls entspräche der Z u g den Stellungsmerkmalen. Nach i i . . . . S8d7 1 2 . e4 L g 4 1 3 . e j Sd5 14. L g j wäre es schwierig, die Aussichten abzuschätzen. Das bedeutet nicht, daß 1 1 . T f e i der riditige Z u g gewesen w ä r e — er wäre lediglich eine der Möglichkeiten und verdient untersucht zu werden. Eine nähere Untersuchung der Stellung f ü h r t zu dem Schluß, daß die folgende strategische Spielweise am besten ist:

in der vorliegenden Partie) gestattete dem Schwarzen höchstens ein R e m i s nach 14. . . . T f b 8 1 5 . D c 6 t Tc8 16. D b 5 Tab8 1 7 . Da6 usw. Schwarz w ü r d e nach 1 3 . LC3 fortsetzen mit 1 3 . . . . c$, gefolgt v o n 14. . . . Sc6. 11. . . .

Sb8—d7

Bereitet e6—ef v o r und verbindet die T ü r m e . Das ist nützlich f ü r Verteidigungs- und Angriffszwecke. 1 2 . SC3—a2(?) Das geschieht, um den Tausch der L ä u f e r herbeizuführen. D e r Sa2 ist aber nun vollständig außer Spiel. Viel besser w ä r e i m m e r noch 1 2 . Se2 L d 6 1 3 . Sg3 L g 4 14. D b 7 : und Schwarz ist gezwungen, mit 1 4 . . . . Tab8 1 5 . Da6 (15. Dc6:> T b 6 ! ) Ta8 usw. das R e m i s zu erzwingen. M a n vergleiche die Stellung des S auf a2 in der Partie mit der des gleichen S auf g3 nach 1 2 . Se2. 12. . . .

Lb4—d6

a) Weiß sollte planen, den SC3 nach g3 zu bringen, w o er ebenfalls auf e4 w i r k t , w o er nicht getauscht werden k a n n und w o er eine R e a k t i o n des L f j erzwingt; b) Weiß sollte seinen D a m e n l ä u f e r w i r k s a m e r nadi 03 stellen. Die strategischen Züge des Weißen wären also SC3—e2—g3 und LC3. M a n überzeuge sich, daß 1 1 . Se2 zu einer Stellung f ü h r t , in der Schwarz keinen Vorteil hat: a) Weiß erhält eine befriedigende Stellung nach 1 1 . . . . Ld6 12. Sg3 L g 6 (12. . . . L g 4 1 3 . S e j ist vorteilhaft f ü r Weiß wegen 1 3 . . . . L e j : 14. de S f d 7 15. D b 7 : ! ) 1 3 . LC3, denn 1 3 . . . . Sbd7 14. D b 7 : (man beachte den Unterschied zwischen diesem Z u g und 1 3 . D b 7 : nach 12. . . . L d 6 wie

118

Schwarz w i r d nun in der Lage sein, eine klare Überlegenheit in der Mitte zu erlangen. E r beherrscht e4, und Weiß kann ihn nicht daran hindern, e6—e5 zu spielen. Sein Vorteil ist jedoch geringfügig, wie so viele Stellungsvorteile in dieser Art Eröffnung. Weiß muß sich an dieser Stelle nach einem Weg zum Ausgleich umsehen. M a n beachte, daß 1 3 . D b 7 : ? (das nach 1 2 . Se2 zum R e m i s g e f ü h r t hätte, hier an 1 3 . . . . T f b 8 14. D c 6 : Le4 15. ¿ 5 L f 3 : 16. gf Se5 scheitert. Weil es keine Möglichkeit f ü r

Weiß gibt, das drohende e6—ej zu vermeiden, das den Sf3 beseitigen und den weißen K-Flügel einem starken Angriff aussetzen wird, beschließt Weiß, seinen verhältnismäßig wirkungslosen Lc4 nach d j zu bringen. Nach Abtausch auf käme die D zur Verteidigung in die Mitte und stärkt auch das Feld e4. 13. Lc4—dj Es wäre jedoch besser gewesen, den gleichfalls angreifenden Zug Lc3 zu machen, der nadi 13. . . . e j 14. de Se$: 15. Sej: L e j : 16. L e j : Dej: zu allgemeinem Abtausch geführt hätte, wonach nicht mehr viel in der Stellung ist. Um die erhebliche Vereinfachung zu vermeiden, könnte Schwarz 13. . . . Se4 spielen, um zuerst seinen S gegen den L zu tauschen und erst dann den e-B vorzustoßen. 13. . . .

L f j xd3

Schwarz tauscht aus mehreren Gründen: a) Nadi 13. . . . Lg4 oder 13. . . . Se4 lebt die Möglichkeit 14. Db/: wieder auf. Siehe das Abspiel beim 12. Zug unter 12. Se2. b) Schwarz möchten seinen Einfluß auf e4 nicht verlieren. c) Schwarz ist gern einverstanden, den guten Ld3 zu tauschen, nicht aber damit, den schlechten auf d2 gegen den Ld6 einzuhandeln. Man vergleiche das mit dem 12. Zug von Schwarz, als er seinen guten Läufer zurückzog. 14. D b 3 x d 3

e6—ej

Der Befreiungszug. Untersuchen wir seine Einwirkung auf die Stellung: a) Schwarz besetzt das Mittelfeld ej, während bis hierher nur Weiß einen B in der Mitte hatte, auf d4. b) Er erzwingt einen Tausch der Bauern und Figuren in der Mitte und erhöht so die Wirksamkeit der schwarzen Figuren. c) Er vergrößert den Raum des Schwarzen. d) Er schwächt die Verteidigung des Weißen, weil er zum Abtausch des Sf3 führt, der besten Verteidigungsfigur des weißen K-Flügels. Man beachte, daß Schwarz selbst tauschen kann, falls Weiß die Spannung aufrechterhält. Aber noch wirkungsvoller ist die Drohung ej—e4. Nach 15. De2 e4 16. Sei ist der Sf3 aus seiner starken Stellung vertrieben, und Schwarz kann einen überzeugenden Angriff aufbauen mit 16. . . . Sdj und etwa 17. . . . f j. Aus diesen Gründen ist Weiß gut beraten, zu tauschen. 1$. d4Xe$

Sd/xej

16. Sf3 x e j Vorzuziehen war wohl 16. De2 Sf3:f (bei 16. ... Tfd8 vereinfacht 17. LC3) 17. D f 3 : Se4 oder 17. . . . Dej 18. Dg3, und die Schwächung der weißen K-Stellung ist nicht zu erzwingen. 16. ..

De7xe$

Weiß ist nun genötigt, die B-Stellung vor seinem K auf irgendeine Art zu schwächen, entweder mit 17. f4 oder 17. g3- Spielt er 17. f4, antwortet Schwarz 17. . . . De7 und hält den Punkt e4 unter Kontrolle. Das ist schwerwiegend, denn Weiß hat den schlechten L, der durch die Bauern e3 und f4 eingesperrt ist, und solange Schwarz e4 beherrscht, kann Weiß den e-B nicht vorstoßen. Wir bemerken ferner, daß 17. f4 De7 18. L a j : beantwortet würde mit T a j : 19. Dd6: Dd6: 20. Td6: Ta4: und die Fesselung auf der a-Linie ist tödlich.

119

17- g * — S 3 W i e i m m e r in Stellungen dieser A r t , v e r ursacht dieser Z u g Löcher in der R o chadestellung. D i e Felder u n d h j sind so geschwächt, daß sie v o n schwarzen Figuren besetzt w e r d e n k ö n n t e n . In der v o r l i e g e n d e n Partie k ö n n t e Schwarz v e r suchen, die D nach I13 u n d den S nach g4 z u b e f ö r d e r n . M a n sehe, w i e z w e c k los der w e i ß e S auf t i ist. I m A u g e n b l i c k d r o h t W e i ß allerdings, m i t 18. LC3 eine F i g u r z u g e w i n n e n . Besonders i m Mittelspiel m u ß jeder Spieler sein H a u p t a u g e n m e r k darauf richten, welche Drohungen aufzustellen und welche z u parieren sind. 17....

Sf6—e4!

A u ß e r d e m geht er d e m Tausch aus strategischen G r ü n d e n aus d e m W e g e — der S ist nützlich w e g e n der geschwächten B - S t e l l u n g des W e i ß e n . D i e A l t e r n a t i v e 18. . . . Sg5 kostete w e g e n 19. f4 eine F i g u r : a) 19. . . . S f 3 f 20. K g 2 DI15 21. D e 2 (nicht 21. D d 6 : ? Tad8, g e f o l g t v o n Sd2:); b) 19. . . . Sh3"f 20. K g 2 D e 6 ( D h j 21. D d 6 : ) 21. f j D h 6 22. e4 D h ? 23. D d 6 : . Bitte beachten Sie, daß die w e i ß e n Felder in der w e i ß e n Stellung schwach sind; es sind Löcher auf beiden F l ü g e l n v o r handen. M a n f ü h l t hier d e n W e r t des guten L ä u f e r s z u m Schutze dieser w e i ß e n Felder. 19. D d 3 — C 2 W e i ß möchte den G e g n e r d a r a n h i n d e r n , b3 zu besetzen. H ä t t e W e i ß statt dessen 19. D f i gespielt, erreicht Schwarz sein Ziel, erheblichen D r u c k auf die w e i ß e Stellung auszuüben, nach 19. . . . Sb3- D i e Partie k ö n n t e w e i t e r g e h e n : 20. T a b i L b 4 21. DC4 D e 6 22. D e 6 : f e 23. Se4 T a d 8 24. L b 4 : ab 25. T d 8 : T d 8 : , u n d W e i ß ist so eingeengt, d a ß er k a u m atmen k a n n . 19. . . .

Ein besonders g u t e r Z u g , w e i l er v i e r e r lei v o l l b r i n g t : a) er pariert die D r o h u n g 18. I.C3; b) er bereitet S e 4 — g j — f j oder h j v o r ; c) er schützt den L d 6 u n d d) er r ä u m t das Feld f6 f ü r die schwarze D , v o n w o aus sie {2 angreifen k a n n . 18. Sa2—C3 D e r S soll in den K a m p f eingreifen. Es gibt jedoch eine schärfere Spielweise: 18. Lc3 SC3: 19. D d 6 : (19. SC3: L b 4 ist ein w e n i g günstiger f ü r Schwarz) 19. . . . D d 6 : 20. T d 6 : Sa2: 21. T a 2 : Tad8 m i t leicht ü b e r l e g e n e m Endspiel f ü r Schwarz, der die d - L i n i e beherrschen w i r d . 18. . . . Schwarz k a n n nicht nach SC3: 19. LC3:

120

Se4—cj tauschen, w e i l er den L d 6 v e r l ö r e .

Dej—ei

Schwarz beabsichtigt n u n , z u r Besetzung der Felder b3 oder d3 z u k o m m e n . D e r D r u c k auf die w e i ß e S t e l l u n g w i r d z u r Beherrschung der d - L i n i e o d e r z u r E r o b e r u n g eines B a u e r n f ü h r e n , w i e aus d e m Partieverlauf h e r v o r g e h t . 20. K g i — g 2 Er möchte DI13 nicht zulassen. Z w a r w a r das i m A u g e n b l i c k nicht das V o r h a b e n des Schwarzen, k ö n n t e es aber jederzeit w e r d e n . R ä u m t W e i ß die d - L i n i e m i t 20. L e i , a n t w o r t e t Schwarz 20. . . . T f d 8 u n d steht f ü r D e 6 — b 3 bereit. W e i ß k a n n das E i n d r i n g e n a m D a m e n f l ü g e l nicht v e r m e i d e n , sondern n u r versuchen, die Folgen zu m i l d e r n . A m besten w ä r e hier 20. Se2, u m den L auf das w i r k samere Feld C3 u n d den S nach d4 z u bringen.

10. . . .

Tf8—d8

Schwarz konnte sofort zo. .. . D b j spielen. E r zieht es v o r , zuerst auf der d-Linie Posten zu beziehen. 1 1 . ej—e4(?) In strategischer Hinsicht ermöglicht dieser Z u g dem Weißen, Schwächen am K - F l ü g e l zu beseitigen (dazu ist noch f 2 — f j nötig) und seinen L zu befreien. Wie jedoch aus dem Folgenden zu erkennen, f ü h r t er praktisch z u m Verlust eines Bauern. M i t 2 1 . L e i w a r das zu vermeiden, z. B. 2 1 . . . . D b j 22. De2. 21. . . .

• II1 t•i

22. D b i 1a)

Ld6xg3 L

24. h l x g3

S b j x d2

2$. T b l — e i

n X II 1 B zu

Lej

23. T a 3 DC4! i a i ) 24. f j LC3: nebst D e 2 f i a 2 ) 24. b3 D b 4 25. S b j

De 4 :t iaj)

24. Le3 T d i : 25. D d i : Se4: i b ) 23. {'4 LC3: r b i ) 24. LC3: T d i : 25. D d i : D d i : 26. T d i : Sa4: 27. L a j : Sb2:! i b 2 ) 24. bc D c 4 , und die Drohung De2f läßt eine Verteidigung des e-B nicht m e h r zu. 2)

23. T a i — b i

D e r Abzugsangriff auf den weißen bringt schließlich einen B ein.

S d i w a r z n i m m t nicht mit dem T u r m , weil er auf diese Weise die a k t i v e V e r wendung des T b l verhindert, die 24. . . . T d 2 : 2$. T d 2 : Sd2: 26. T d i zeigt.

' ii HS SU jj^gj §1 B fi B ÖWB B 11 fi ܧ ¡¡¡§

1)

Scjxbj

24. . . .

m

N u n scheint der Bauer nicht m e h r retten:

22. D c 2 x b 3

Z u erwägen w a r 24. L g j . Schwarz setzt mit 24. . . . T d i : 25. T d i : L e j f o r t .

De6—bj

mmm

. . . D c 2 : 24. T c 2 : Sb3 2 j . T d i LC3: 26. bc T d 3 27. T b 2 S c j und Schwarz bleibt um mindestens einen Bauern im V o r t e i l , z. B . 28. T a z Tad8 29. K f 3 Sa4:, oder 28. K f 2 Sa4: 29. T b 7 : ? SC3: usw. Daher spielt Weiß

22. T d c i L e j 23. f 3 (23. T a 3 D c 2 : 24. T c 2 : LC3: 2 j . LC3: Se4:) 23.

Sd2—b3

1

B T s B Ä P

B

B

CS ¡3

Hj

B

9* i

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B

B

p B Ä §ü B B

§f B S

B B

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PI

Weiß hat nun drei Möglichkeiten: a) U b e r h a u p t keinen T zu tauschen: 26. T b l K f 8 . Das ist wahrscheinlich am besten. b) Beide T ü r m e zu tauschen: 26. T d 8 : f T d 8 : 27. T d i T d i : 28. S d i : . Schwarz m u ß dieses Endspiel sehr sorgfältig spielen, w e n n er den gewonnenen B erfolgreich v e r w e r t e n will. Diese V a r i a n t e w i r d nach dem 27. Zuge u n t e r sucht.

121

c) Einen T zu tauschen; dies überläßt dem Schwarzen jedoch die d-Linie und verschafft ihm einen zusätzlichen Vorteil. In T-Endspielen wird die stärkere Seite die Türme tauschen, wenn im übrigbleibenden Endspiel mit leichten Figuren ihr König besser steht als der feindliche. Das wäre bestimmt der Fall, wenn ihr K in die feindliche Stellung eindringen kann, ein Vorgehen, das mit Türmen auf dem Brett selten möglich ist.

16. T d i x d8f

Ta8 x d8

Angenommen, Weiß erzwänge nun den Tausch der verbleibenden Türme durch die Drohung, die d-Linie zu beherrschen, 27. T d i T d i : 28. S d i : , so scheint es, daß der schwarze K auf geradem Wege vormarschieren kann. Untersuchen wir aber die Stellung etwas sorgfältiger. a) 28 Kf8 29. K f 3 ( ? ) K e 7 30. Ke3 Kd6, und der weiße K kann nicht mehr näher kommen, weil 3 1 . Kd3 einen weiteren Bauern verlöre (Sc5f), und Schwarz gewinnt leicht. Gleichwohl b) 28. . . . K f 8 29. Se3! (der Gegenangriff), z. B. 29. . . . Sc5 30. SC4! Sa4: 3 1 . S a j : Sb2: 32. Sb/:, oder 29. . . . Ke7 30. S f j f , und der K muß den g-B verteidigen, 30. . . . K f 6 , worauf 3 1 . Sd6 folgt. Der Bauernaustausch führt nicht zu einem klaren Gewinn. c) 28 S c j ! 29. Sc3 K f 8 (erst nachdem er den weißen S festgebunden hat; Schwarz könnte allerdings auch 29. . . . Sd3 30. Sdi einschalten) 30. K f 3 Ke7 31. Ke3 Kd6 32. Kd4 Se6f 33. KC4. Der weiße K muß sich zu weit vom K-Flügel entfernen, um das Eindringen des Schwarzen am D-Flügel zu verhindern. Man beachte, wie schlecht der weiße S f ü r den Gegenangriff postiert ist (als Ergebnis des 28. Zuges). 33. . . . g j ! (Droht I17—hj, gefolgt von hj—h4). In Springerendspielen entscheidet oft der entfernte Freibauer. Nach 34. g4 kann

122

der schwarze K am K-Flügel eindringen, Ke5 usw. Alles in allem hätte Schwarz nach dem Tausch aller Türme noch „technische" Schwierigkeiten zu überwinden. Weiß wählt jedoch die ungünstigste der drei Möglichkeiten und spielt 27. Tel—C2 Wichtig ist die Feststellung, daß Schwarz nun z w e i Vorteile aufweist: er hat einen Bauern mehr und beherrscht eine offene Linie mit dem Turm. Es ist schwierig, sich gegen zwei Waffen gleichzeitig zu verteidigen. Im Schach bedeutet a + a > 2 a , das heißt, zwei Vorteile sind größer als zweimal ein Vorteil. 17. ...

f7-f6

28. f 2 — f 3

Td8—dj

Droht Bauerngewinn durch die Wendung 29. . . . T f 3 : 30. K f 3 : S d 4 f . 29. T c 2 — f i

Sb3—d2

p Hü II 11 AII B mA ISk • • ISmm §j §§ &• 1ü §3I 'Zs a b 0 % • Y\ p H m

»

Schwarz hat einen sehr einfachen Plan: zuerst will er so viele weiße Figuren wie möglich an Aufgaben binden und dann soll sein K vorrücken. Der geschehene Zug greift f 3 an und eröffnet Aussichten wie Sd2—C4—e3f. Der weiße S kann nur nach a2 ziehen, w o er wirkungslos steht. jo- g3—84 Hätte Weiß diesen Zug nicht gemacht, könnte Schwarz mit h 7 — h j und g 7 — g j

fortsetzen, um sich nach weiterer einfachung einen Freibauern zu schaffen. jo. . . .

Sdi—C4

JI. Kgi—g3

Sc4—ej

Verver-

Der schwarze S steht auf dem Zentralfeld besser, w o er die weißen Figuren bindet und eventuell die Besetzung v o n f 4 vorbereitet. Schwarz darf nicht J I . . . . Sbz: 32. T b 2 : TC3: 33. T b 7 : spielen. Das würde das weiße Spiel befreien und ihm Gegenthancen einräumen. Das Geheimnis f ü r den schwächeren Teil im Endspiel heißt G e g e n a n g r i f f ! In Stellungen wie dieser ist sogar ein erheblicher Vorteil stark entwertet, wenn man dem Gegner irgendeine Initiative gewährt. 32. K g 3 — g 2

g7—gj

Schwarz sichert sich das Feld f4- E r denkt an S e j — g 6 — f 4 f . Ist dann der weiße K nach g3 gezwungen, ergeben sich Mattgefahren, wie später offensichtlich wird. 33. K g 2 — g 3

Sej—g6

Schwarz hätte sofort seinen K nach vorn bringen können; das bedeutet jedoch keinen großen Unterschied. Es ist gleich, ob der weiße T durch Angriff gegen f 3 gebunden w i r d oder wegen M a t t d r o h u n gen auf indirekte Weise. 34. SC3—a2 Weiß ist hilflos. E r muß abwarten, was der Gegner unternimmt. 34. . . .

m H H Ji • i' B p B 4 S B H H B B HP 11 % Ä¡ü M ¡1 SS Wk ÄS O ¡ü • il p B e v o r er seinen K in die Mitte bewegt, mußte Schwarz 37. T h 2 K e j ! 38. T h 7 : Td2 39. T h 2 S e 2 t 40. K h 3 (sonst 40. . . . S e i f ) 40. . . . T b 2 : 4 1 . SC3 S g i | 42- K g 3 T h 2 : 43. K h 2 : S f 3 : und gewinnt in seine Berechnungen einbeziehen. 37. Sai—C3

Sf4—g6

U m 38. T h 2 mit Sh4 beantworten zu können. Wenn 37. . . . K e j ( ? ) 38. T h i Kd4 39. T h 7 : T d 2 (analog der v o r h e r gehenden Variante), so ist der Rettungszug 40. T d 7 f möglich. 38. SC3—a2

Ke6—ej

Jetzt kann der K vorrücken. 39. Sa2—C3 Kej—d4 40. S c 3 — a 2

Kd4—C4

Man-bemerke, daß der T allzeit mittelbar gebunden ist, denn jeder Z u g des weißen T könnte mit Sh4 oder S e j beantwortet werden. 40. . . . K e 3 fände die Erwiderung 4 1 . S e i , und Weiß bekäme einige Gegenchancen.

41. Sa2—cj

Kc4—b3

42. K g 3 — g 2

Sg6—e$

43. K g 2 — g 3

Sej—C4

Sgi—f4

Solange der S hier steht, kann der weiße T nie zu einem Gegenangriff k o m m e n , weil T d 3 — d 2 — g 2 matt droht. 3 f . Sa2—C3

Kg8—fy

D e m K sind nun, da der weiße K unbeweglich ist, keine Steine mehr in den Weg zu rollen. 36. S c 3 — a 2

Kf7—e6

123

N u n fällt der Bb2 und anschließend auch a4. Weiß gab auf. N u r eine Variante, um zu zeigen, wie nahe Gewinn und Remis beieinander stehen: 44. H 1 2 Sb2: 45. Se2 a) 4$. . . . Sa4:?? 46. S e c i f b) 45. . . . Td2? 46. S e i f K c 2 47. T d i : t K d 2 : 48. S b j t mit Remisdiancen c) 45. . . . Ka4:? 46. Sei T d i 47. T b 2 : T c i : 48. T b 7 : mit Remisdiancen d) 4 J . . . . T d 2 ! mit leichtem Gewinn, denn Schwarz hat den Gegen-

angriff auf der h-Linie vermieden. Weiß kann den Verlust des a-B nicht mehr abwenden (46. S e i f K a j ) , und Schwarz behält drei verbundenen Freibauern mehr am Damenflügel. Der hauptsächliche Unterschied zwischen A m a t e u r und Meister in dieser Partie liegt in dem Grade, wie jeder v o n ihnen die Stellung unmittelbar nach der E r öffnung behandelt. D e r A m a t e u r v e r säumt, eigene Pläne zu fassen, erkennt die Pläne des Meisters nicht und begegnet ihnen nicht auf die richtige Weise.

Partie 15 Die Theorie der Caro-Kann-Verteidigung Das Mittelspiel planen Ausnützung einer hängenden Figur Scharf berechnete Taktik, um die Führung festzuhalten Schwächung der feindlichen Königsstellung Planen des Mattnetzes Ablenken einer Figur von einer kritischen offenen Linie In fast jeder Schachpartie kommt die Zeit, da eine Phase der Partie vorüber ist und eine andere beginnen soll, da keine dringenden taktischen Probleme bestehen und der Spieler sich fragen muß: »Was soll ich als nächstes tun? In welcher Richtung soll die Partie weitergehen?" Ein solcher Zeitpunkt könnte „Augenblick der Entscheidung" genannt werden, ein Zeitpunkt, an dem ein Plan beschlossen werden muß, ein Plan, der oft rein strategisch, manchmal aber audi taktisch ist. M i t Entscheidung meinen wir das Entwerfen eines allgemeinen Plans, wie das Spiel fortzusetzen ist. Die Entscheidung w i r d gewöhnlich gefällt, wenn die Dinge verhältnismäßig ruhig verlaufen, wenn keine Figuren e i n s t e h e n , keine feindlichen D r o h u n gen, keine angespannte taktische Lage, die den Vorrang beansprucht, bestehen. Manchmal ist es möglich, einen Plan f ü r die ganze Partie zu fassen, gewöhnlich aber wird die Entscheidung nur f ü r eine gegebene Phase der Partie getroffen, die, sagen wir, fünf bis zehn Züge umfaßt. Sobald sich ein Spieler klar geworden ist, daß der Augenblick der Entscheidung gekommen ist, muß er die Stellung sorgfältig v o n allen Seiten aus untersuchen. E r muß seine eigenen Stärken und Schwächen und die seines Gegners abschätzen und die 124

Einzelheiten der Stellung wägen, wie Bauernverteilung, Platz des gegnerischen Königs, Vorhandensein offener und halboffener Linien usw. Der Plan wird auf einer oder mehreren allgemeinen Ideen fußen — Ziele, die anzustreben sind. Ein zielbewußtes Vorgehen ist nur möglich, wenn ein Spieler ein bestimmtes Ergebnis vor Augen hat. Wer es versäumt, einen Plan zu fassen, wandert ziellos von Zug zu Zug oder verläßt sich auf rein taktische Augenblicks-Gelegenheiten, die ihm Vorteil einbringen könnten. Nicht daß ein Plan unabänderlich ist, wenn man ihn einmal gefaßt hat. Was der Gegner tut und die taktischen Erfordernisse des Augenblicks können die Lage ändern, so daß ein Spieler immer bereit sein muß, seinen Plan zu überprüfen, zu ändern oder ihn vollständig zu wechseln, falls die Umstände es erfordern. Wichtig ist, Ziele zu haben und einen Plan, sie zu erreichen. Manchmal ist die Stellung so, daß ein einziger Plan sich aufdrängt — keine andere Fortsetzung wäre ebenso logisch. Ein anderes Mal — und das ist natürlich der kompliziertere Fall — mögen mehrere Pläne brauchbar sein. In diesem Falle ist der schließlich gewählte Plan teils vom verhältnismäßigen Wert der verschiedenen Möglichkeiten abhängig, teils vom Temperament des Spielers: ob er zum Beispiel ein Angriffsspiel mit Risiken und Opfern vorzieht oder eine positioneile Lösung, die den Gegner langsamer, dafür um so sicherer zu Boden wirft. Caro-Kann-Verteidigung Weiß: Meister

Schwarz: Amateur

i. e»—e4 Schwarz hat nun die Auswahl. Er kann a) ebenfalls die Mitte besetzen und i. . . . e5 antworten (das Vorspiel vieler Eröffnungen) b) nach passender Vorbereitung dz—dj ansteuern (Französisch, Caro-Kann) c) den weißen e-B beunruhigen (i. . . . Sf6, Aljechin-Verteidigung) d) eine unabhängige Gegenaktion am Damenflügel beginnen mit i. . . . c j (Sizilianisch) e) sich gar nicht um die Besetzung des Zentrums kümmern (Fianchetto-Verteidigung) i. ...

C7—c6

Schwarz bereitet einen Stoß gegen das weiße Zentrum mit d7—dj vor. Er könnte auch sofort d7—dj spielen (Skandinavisch), jedoch nicht ohne einen gewissen Nachteil in Kauf nehmen zu müssen. Oder er bereitet den Vorstoß mit

einem Zug wie e7—e6 (Französisch) oder 1. ... c6 (Caro-Kann) vor. Der letztere Zug hat den Vorteil gegenüber der Französischen Verteidigung, daß nach dem nächsten Zug der Lc8 nicht eingesperrt bleibt. Er hat den Nachteil, dem SbS das natürliche Feld c6 zu nehmen und ein Tempo für die Entwicklung zu verlieren. Unter Entwicklung versteht man eine der folgenden Zugarten: a) Herausbringen einer Figur; b) die Rochade; c) ein Bauernzug, der eine Linie für einen Läufer öffnet. Daher ist ej—e6 ein Entwicklungszug, C7—c6 nicht. 2. Sbi—03 Der traditionelle Zug ist 2. d4, der Besitz vom Zentrum ergreift. Die neuere Variante 2. SC3 beruht auf dem Gedanken, daß Weiß im Augenblick den Punkt d4 nicht zu besetzen braucht. Wenn er den Zug d2—d4 aufschiebt, erhält er einen beträchtlichen Entwicklungsvorsprung, der ihm eine baldige Aktivität verheißt und in manchen Fällen ein sehr wichtiges Tempo gewinnt (siehe Bemerkung nach 4. Se4:). 1. ...

¿7—df

3. Sgl—f3 125

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•III % ¡1 • i ¡1 1 p B 11 I I 1 j§ Ü HS • 11 i

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• H8P¡1 m wm Ä 2?

Diese F o r t s e t z u n g ist vielseitiger als das klassische A b s p i e l , das i m m e r n o d i m i t j . d4 zu e r r e i d i e n w a r . W i e nach d e m 4. Z u g des S d i w a r z e n gezeigt w i r d , v e r h i n d e r t der geschehene Z u g den s d i w a r zen L ä u f e r nadi f j zu k o m m e n , ein Z u g , d e r einen wichtigen Z w e i g des klassischen A b s p i e l s bildet. Setzt S c h w a r z n u n m i t 3. . . . d4 f o r t , so f o l g t 4. Se2 c j 5. d 3 , g e f o l g t v o n 6. g3 u s w . Weiß spielt dann Königsindisch mit vertauschten Farben und mit zwei T e m p i mehr: a) weil er d e r A n z i e h e n d e ist; b) w e g e n des durch C 7 — c 6 — c j v e r u r s a c h t e n Z e i t verlustes. S c h w a r z sieht sich n u n nach einer a n nehmbaren Fortsetzung um. E r überlegt: a) 3. . . . S f 6 ist m ö g l i d i , aber nicht leicht n a d i 4. e j Se4; b) 3. . . . L g 4 ist b e f r i e d i g e n d ; n a d i 4. 113 (nicht 4. . . . L h j 5. g4 L g 6 6. ed cd 7. I14! hfi 8. S e j u s w . — sehr lehrreich, s o n d e r n ) 4. . . . L f 3 : 5. D f 3 : , u n d Weiß h a t die z w e i L ä u f e r , doch dies ist keine o f f e n e P a r t i e , in der die beiden L ä u f e r a m brauchbarsten sind; die C h a n c e n sind gleich; c) 3. . . . e6 h e m m t den L c 8 ; d) 3. . . . de bricht die S p a n n u n g , b r i n g t jedoch den SC3 in eine bessere Stellung. I m allgemeinen lieb e n A m a t e u r e keine ungelösten S p a n n u n g e n auf dem B r e t t . D a h e r w ä h l t er 3. . . .

d$xe4

4. SC3 x e4 Was soll S d i w a r z nun spielen? I m klassischen A b s p i e l ( 1 . e4 c6 1 . ¿ 4 d$ 3. SC3 de 4. Se4:) setzt S c h w a r z oft w i r -

126

k u n g s v o l l m i t 4. . . . L f j u n d d a n n j . Sg3 L g 6 6. I14 h6 7. S f 3 Sd7.' f o r t u n d v e r h i n d e r t d a m i t 8. S e j . I m T e x t jedoch w ä r e 4. . . . L f j an dieser Stelle f r a g w ü r d i g , w e i l Weiß schon seinen S nach f 3 e n t w i c k e l t h a t , d e r in d e r e r w ä h n t e n klassischen V a r i a n t e noch auf g i stünde. Es w ü r d e d a n n w e i t e r g e h e n : 5. Sg3 L g 6 (gerade noch spielbar ist j . . . . L g 4 ) 6. I14 h6 7. S e ; (das k a n n S d i w a r z im klassischen A b s p i e l , w i e o b e n gezeigt, v e r h i n d e r n ) 7. . . . L h 7 8. D h j g6 9. LC4! m i t M a t t d r o h u n g . W e i ß h a t eine mächtige E n t w i c k l u n g , d e r s d i w a r z e L ist auf h7 n u t z l o s , u n d W e i ß h a t a n d e r e D r o h u n g e n , die die s c h w a r z e S t e l l u n g w e i t e r behelligen. D i e T h e o r i e gibt u n t e r a n d e r e m 4. . . . L g 4 an ( j . h3 L f 3 : usw.). Sie gibt auch die T e x t f o r t s e t z u n g : 4. . . .

Sb8—d7

Dies ist die Idee S a l o F l o h r s , u n d eine gute. S c h w a r z w i l l S g 8 — f 6 fortsetzen und die V e r d o p p e l u n g der B a u e r n auf f 6 v e r m e i d e n . D a s P r o b l e m des u n e n t w i c k e l t e n L c 8 w i r d gelöst durch ein baldiges c 6 — c j und b7—b6. j. Lfi—C4 O d e r j . d4, g e f o l g t v o n 6. L d 3 D e r T e x t z u g w e n d e t sidi gegen den w u n den P u n k t f7- W e n n S d i w a r z nicht e 7 — e 6 spielt, k a n n er f r ü h e r o d e r später auf den P u n k t e n f 7 o d e r e6 ins G e d r ä n g e k o m m e n ; z. B . 5. . . . b6?? 6. L f 7 1 t K f 7 : 7. S 3 g $ t K e 8 8. Se6 u n d e r o b e r t die D a m e . D e r Z u g j . . . . Sb6 k ö n n t e wie folgt Schwierigkeiten bringen: 6. Lfy.-f K f 7 : 7. S e j t K e 8 8. D h j f g6 9. S g 6 : u n d a) 9. . . . h g 1 0 . D h 8 : o d e r b) 9. . . . S 8 f 6 1 0 . S f 6 : t ef 1 1 . S h 8 : t A u c h auf 5. . . . S 8 f 6 h a t W e i ß die C h a n c e , einen A n g r i f f zu s t a r t e n m i t 6. S 3 g j e6 7. S f 7 : K f 7 : 8. S g j f . E s ist nicht s i d i e r , o b der w e i ß e A n g r i f f durchd r i n g e n w i r d , aber der s d i w a r z e K ö n i g steht u n b e q u e m , so daß S c h w a r z m a n c h e P r o b l e m e zu lösen h a t .

A l s o erzwingt der Z u g L c 4 mehr oder weniger die Einschließung des Lc8. j. . . .

e7—e6

6. o—o

Sg8—f6

7• S e 4 — g j Weiß mußte, bevor er diesen Z u g machte, die V o r - und Nachteile abwägen. D a f ü r : der Abtausch w ä r e f ü r Schwarz günstig gewesen, der weniger R a u m beherrscht. D a g e g e n : der Z u g verliert ein T e m p o , denn der S steht auf g3 gewiß nicht besser als auf e47. . . .

Lf8—e7

8. d i — d 4 D e r richtige Z u g zur rechten Zeit. Weiß entwickelt diesen wichtigen Bauern, besetzt die Mitte, erlangt K o n t r o l l e über c j und e j und befreit den L e i . Z u v o r w a r es wichtig, eine A n z a h l Figuren in den K a m p f zu w e r f e n . N u n ist es Zeit, die Mitte zu besetzen. Ein gutes Beispiel modernen Sdiachdenkens. 8. . . .

o—o

9. D d i — e i Die D übt Druck auf der e-Linie aus, schützt die zweite R e i h e , macht die erste R e i h e frei f ü r freie Bewegung der T ü r m e und räumt das Feld d i f ü r einen T u r m . 9. . . .

c6—cj

S d i w a r z hat den c - B ein zweites Mal gezogen; dieser Zeitverlust w a r jedoch un? vermeidbar. Das ursprüngliche C7—c6 w a r nötig, um d 7 — d j v o r z u b e r e i t e n ; jetzt ist c6—05 erforderlich, u m das weiße Z e n t r u m auszugleichen. Ein T e m p o im Mittelspiel ist im allgemeinen weniger bedeutsam als in der E r ö f f n u n g . Wenn der zweiteilige D o p p e l zug zwei verschiedenen Gesichtspunkten folgt, sollte man ihn in E r w ä g u n g ziehen. M a n sollte sich vergegenwärtigen, daß dieser Zug den Gegner auf bestimmte Weise zwingt, und man könnte sich vorstellen, daß er unter gewissen

Umständen eher zum G e w i n n als zum Verlust eines Tempos f ü h r t . Versuchen w i r , diesen G e d a n k e n zu illustrieren. V o n der Ausgangsstellung spiele man 1 . d4 d j 2. 04 Sc6 3. Sc3 e5 4. cd Sd4:. Weiß ist nun am Zuge. Vergleichen Sie die Fortsetzungen a) und b): a) 5. e4; b) j . e3 S f y 6. e4 Sd4. Die Stellung nach a) ist genau die gleiche wie nadi b) mit dem wesentlichen U n t e r schied der L a g e : nach a) ist Schwarz am Zuge, nach b) jedoch Weiß. Wir stellen daher fest, daß in a), w o Weiß ez—e4 in einem Z u g e gespielt hat, er ein T e m p o v e r l o r e n , w ä h r e n d er in b), w o e 2 — e 3 — e 4 geschehen ist, eins g e w o n n e n hat. 10. T f i — d i D e r T k a n n starken D r u c k auf der d-Linie ausüben, u m so mehr, als die schwarze D sich noch auf dieser Linie befindet. 10. . . .

—b6

X AP M * 11 s H * mi M i 4 j§ 1 M a §§ ü§ 11 81 SUAB ¡1 H ¡u II ¿h S SkMj & Äü s ä ü n Bfi H SS Entsprechend dem Flohr-Plan, den w i r nach dem 4. Z u g e v o n S d i w a r z erwähnten. D i e Entwicklung des Weißen ist p r a k tisch beendet. Das Mittelspiel ist erreidit. H i e r liegt einer der schwierigsten Punkte in der Schachpartie. M a n d l m a l kann Weiß seinen nächsten Z u g sich auf einen wohldurchdachten, langfristigen Plan gründen lassen, manchmal muß er seinen Z u g auf der Grundlage allgemeiner 127

Prinzipien wählen. In jedem Falle jedoch m u ß er im Geiste eine A n z a h l v o n Schritten durchdenken, u m den besten oder weingstens einen spielbaren Z u g zu finden.

T) 13. D e 6 : f Ke8 (Kg6 14. D f j matt) 14. Sf 5 ist lästig f ü r Schwarz, denn es droht m a t t : 14. . . . Sb8 15. L b j f Kd8 16. d e f usw.

Zunächst fragt er sich: „ H a t Schwarz irgendwelche taktischen Drohungen?" In der vorliegenden Stellung hat Schwarz nidits weiter als c$ x A l s zweites fragt er: „Wie wird w o h l die Strategie des Schwarzen aussehen?" Offenbar wird er die Entwicklung mit D c 7 und L b ? f o r t setzen. Drittens erwägt er: „Was sind die offensichtlich besten Züge f ü r mich und wohin werden sie führen?" In dieser Stellung erwägt er die folgenden M ö g lichkeiten:

3) Ein wenig besser wäre der Springertausch: 11. . . . Ses: 12. de Sd7 ( S d j 13. Sf 5 ist unbequem für Schwarz) 13. Se4 DC7 14. Sd6 Ld6: ij. ed oder 15. T d 6 : und W e i ß hält den Druck, der mit dem in der Partie vergleichbar ist, fest.

a) Ii. L f 4 Lbj 12. de Lc5: 13. Se5 De7. Das sdieint z u einem befriedigenden Spiel für Schwarz zu führen. b) 11. Lg5, um zu versuchen, im H i n blick auf Lf6: L f 6 : Druck gegen d7 auszuüben (dem Sd7 wird die Deckung des Sf6 geraubt). Als Beispiel: 11. . . . Lb7 12. de bc 13. S e j und Schwarz ist in großen Schwierigkeiten. Weiß droht 14. L f 6 : und 1$. Sd7:. Auch 13. . . . D c 7 würde eine Figur kosten durch 14. Sd7:, und 13. . . . De8 trifft auf die Entgegnung 14. L b j oder auch 14. Sd7: Sd7: 15. Le6:, ein Scheinopfer, das einen Bauern gewinnt. U m den Druck zu erleichtern, spielt Schwarz am besten 11. . . . h6, w o nach 12. Lf6: Lf6: 13. de bc 14. Lb5 D e 7 die Sorgen zu bannen sdieint. c) I i . Se5 ist ebenfalls ein starker Versuch. Er droht den Druck mit 12. Sc6 zu verstärken und den Le7 zu tauschen. Einige der naheliegenden A n t w o r t e n scheinen nicht auszureichen: 1) 11. . . . Lb7 12. de bc (oder L c j : ) 13. L b j und gewinnt; 2) 11. . . . D c 7 sieht gut aus. A b e r 12. Sf7: ! eine der Absichten des letzten Zuges v o n Weiß) K f 7 : (Tf7: 13. De6: und gewinnt den

128

4) Die beste A n t w o r t für Schwarz nach 11. Se5 ist wohl 11. . . . Ld6, wonach a) 12. Sfy. nicht z u genügen scheint: 12. . . . T f 7 : 13. De6: De7 (T + 2B f ü r L + S, aber Schwarz hat danach eine gute Entwicklung); b) 12. de bringt auch nichts ein: 12. . . . L e j : , und c) 12. Sd7: L d 7 : festigt das schwarze Spiel (13. de L c j : 14. L g j Le7). d) 11. de scheint v o n allen am günstigsten zu sein, denn nun k o m m t der Druck des T auf der d-Linie zur Geltung und schafft unmittelbar taktische Möglichkeiten. 11. d4 x c$

Le7 x c j

Auch 11. . . . bc wäre nicht so schlecht, weil der Le7 dann die Kontrolle über f6 behielte. In vielen Spielweisen leistet der L auf e j größere Dienste für die V e r teidigung als auf c j für den Angriff. Wie sich in der Partie zeigt, braucht Schwarz den Schutz v o n f6. D a ß Schwarz nach 11. . . . bc zwei vereinzelte Bauern auf dem D-Flügel behält, ist höchstens im Endspiel, kaum aber im Mittelspiel v o n Belang. 12. S f 3 — e j Die Kraft des vorangegangenen Tausches wird nun klarer. Er öffnete die d-Linie und gestattete Weiß, seinen R a u m v o r t e i l und die Fesselung des Sd7 auszunutzen. 12. . . .

Dd8—C7

Schwarz muß die Fesselung sofort abschütteln, sonst geht er unter (Lb7? 1 3 . L b j ) . E r wählt das beste Feld f ü r die D , v o n dem aus sie c6 v o r einem Einbruch des Se$ schützt, den S angreift und den P u n k t b7 beherrscht, so daß ein eventuelles D f 3 mit L b 7 beantwortet werden kann. 13. Lei—(4 Die schwarze D ist nun einem indirekten A n g r i f f ausgesetzt, der die D o p p e l d r o hung 14. Sd7: und 14. Sg6 beinhaltet. Man beachte die Fehlkombination 1 3 . S f 7 : T f 7 : 14. De6:? S e j ! . ij. . . .

Sd7xe$

14. L f 4 X e ;

Dc7—t-j

1 §§-1| n 8 11 ^ Mi A® f fjf A % §j % H ¡1 i:„(J ¡ff ' in §f ¡1 H s Aff A¡IWB Alf ff fHs i ! \p Weiß hatte viele Wege, die schwarze Stellung anzugreifen, und es w a r das P r o b l e m des Schwarzen, sie auf ein M i n destmaß zu verringern. V o n verschiedenen Gesichtspunkten aus gesehen hat er gute A r b e i t geleistet — nur ein v e r w u n d barer P u n k t bleibt — f6, wie sich in der Fortsetzung zeigt. Die jetzige Stellung ist wichtig und lehrreich f ü r die Methode der Schachanalyse. Betrachten w i r sie. Ließe Weiß ihm Zeit, spielt Schwarz L c 8 — b 7 , bestreitet die Herrschaft des Weißen über die offene d-Linie mit einem seiner T ü r m e , und was hätte Weiß dann? Wahrscheinlich nicht m e h r als Ausgleich. Sein Vorteil hätte sich aufgelöst. E r muß daher nach irgendeinem 9

Mittel Ausschau halten, aus seiner überlegenen Entwicklung Kapital zu schlagen, b e v o r Schwarz gleichziehen kann. Wie muß er vorgehen? In allen Stellungen, in denen eine Seite die überlegene Entwicklung hat, ist es f ü r diesen Spieler wichtig, sorgfältig nach Wegen zu suchen, seinen Vorteil nutzbringend zu v e r w e n d e n , ehe sein G e g n e r die Entwicklung beendet oder ausgeglichen hat. In der vorliegenden Stellung steht ein schwarzer T u r m u n g e d e c k t , er „ h ä n g t " . Eine hängende F i g u r ist immer ein Zeichen d a f ü r , nach einer K o m bination zu suchen. Auch wenn die hängende F i g u r geschützt werden kann, w i r d es Zeit kosten, die dem A n g r e i f e r ein T e m p o zusätzlich einbringt. Weiß untersucht nun das folgende A b spiel: I J . D f 3 (greift a8 an) 1 5 . . . . L b 7 16. L f 6 : L f 3 : 17. L e 7 : L d i : 18. L f 8 : und Weiß hat eine Figur mehr. Weiß erkennt, daß er dabei gewinnt und setzt seine Untersuchungen f o r t , denn Schwarz hat sicher günstigere Varianten. E r überlegt: „ M i t 1 5 . D f 3 L b 7 16. L f 6 : zwinge ich Schwarz zu 16. . . . gf, reiße ihm die Rochadestellung auf und erhalte C h a n cen auf K ö n i g s a n g r i f f . " 1 $. D e i — f 3

Lc8—b7

16. L e j x f 6

g7*f6



X

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s A II Hi 11 11 iü 11 11 PS ¡¡s ffl ¡§fHiB Ao AII n nff H w zm

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Weiß hat nun sein strategisches Ziel, den f - B zu verdoppeln, erreicht. N u n erhebt sich die Frage: „ W a r seine Strategie gesund? Wird die aufgerissene Königsstel129

lung einen erfolgreichen Mattangriff zur Folge haben, oder wird Schwarz die halboffene g-Linie seinerseits für einen Gegenangriff auswerten können, insbesondere in Verbindung mit seinem L auf b 7 ?" Das Problem des Weißen besteht darin, die Schwächen des Schwarzen auszunützen, die aus einem gefährdeten K und dem verwundbaren Bf6 bestehen. Der Angriff gegen diese beiden Schwächen muß miteinander verbunden werden. Weiß sieht zwei Wege, den Angriff fortzusetzen: a) 17. D h j und b) 17. Df4Untersuchen wir zunädist 17. Dh5- Ein paar Möglichkeiten: a) 17. . . . Kh8? 18. Ld3 f j 19. S f j : ef 20. L f j : f6 21. Td7 und gewinnt. b) 17. ... tie;

f j 18. Dh6 führt zur Par-

c) 17 Tfd8! 18. Dh6 Kh8 19. Sh 5 Tg8 und Schwarz hat Gegenchancen. Beim Vergleich dieser Varianten mit dem Partieverlauf kommen wir zum Schluß, daß 17. Df4 tatsächlich vorzuziehen ist. 17. D f 3 - f 4 Behält den Druck gegen f6 bei und überläßt das Feld h$ dem S. 17. . . .

Kg8—h8

Andere Möglichkeiten sind weniger gut: a) 17. . . . ej? 18. Dh6 (droht 19. S h j und 19. S f j ) b) 17. . . . Tfd8 18. S h j (droht 19. Dg3f nebst matt) 18. . . . Kh8 19. Sf6: Df8 (um 20. Dh6 zu verhindern) 20. g j . Weiß hat gute Angriffschancen und außerdem einen Bauern mehr. Verglichen mit c) beim 16. Zuge des Schwarzen sehen wir, daß 17. D f 4 (statt 17. D h j ) diese Verteidigung weniger wirkungsvoll gemacht hat. c) 17. . . . f j 18. SI15 Kh8 19. De5t f6 20. De6: mit materiellem Vorteil.

130

• • *A Ä¡ ÜWkg* i ¡11 J l • Ä'Ä s w

I M ¡ULI

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B S M

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Der Königszug dient dazu, 18. Sh5 mit Tg8 und Gegenchancen auf der g-Linie beantworten zu können. Damit ist noch einmal eine kritische Stellung erreicht. Weiß muß eine zwingende Antwort jetzt und keinen Zug später finden, denn wenn Schwarz einen Zug Zeit hat, festigt er sich mit Tad8 oder Tg8. Betrachten wir die Kombination 18. Td7 D d 7 : 19. D f 6 : f Kg8 20. S h j mit Mattdrohung. Aber Schwarz kann sich retten mit 20. . . . D d 4 oder 20. . . . Ld 4 . Das erklärt den folgenden Zug: 18. b i — b 4 ! Um den L vom Zugang zu d 4 abzulenken. 18. . . .

Lcj x b4

19. Tdi—d7! Weiß möchte mit 20. D f 6 : f und 21. S h j fortsetzen. Schwarz hat keine Wahl. 19. . . .

De 7 X ¿7

20. D f 4 X (6 t

Kh8—g8

21. Sg3—hj

Lb 4 —C3

Das einzige. 22. D(6 x C3

{7—f6

Alles erzwungen. 23.

LC4

x e6f

Lenkt die D von g7 ab.

2j. . . .

Dd7 x e6

24- D c j - g j f

Kg8-f/

25. D g j - g / f

Kf7-e8

26.

Dg7xb7!

Schwarz gab auf. E r ist verloren, weil nicht nur 27. S g 7 f , sondern auch 27. D a 8 : f d r o h t , z. B. 26. . . . D e j 27. S g 7 t Kd8 28. T d i f usw., oder 26. . . . Dc8 27. T e i f . Wie in vielen vorhergehenden Partien verlor der A m a t e u r , weil er im A u g e n blick der Entscheidung, der meistens unmittelbar nach der E r ö f f n u n g k o m m t , nicht tief genug sah.

In dieser Partie können w i r den 1 1 . Z u g des Schwarzen bemängeln, nicht dagegen sein planloses Spiel. I m Gegenteil, seine Strategie w a r sehr k l a r : zuerst entwickeln, dann das Z e n t r u m des Gegners ausgleichen, dann alle Figuren zu einem Höchstmaß an W i r k u n g bringen. Es erwies sich als äußerst schwierig f ü r den Meister, diesen Plänen zu begegnen und die Pläne auszuführen, die er selbst e n t w o r f e n hat. Auf die D a u e r jedoch blieb der Widerstand des A m a t e u r s , der sich t a p f e r und zäh verteidigte, hoffnungslos gegenüber den vielen brillanten Zügen des meisterhaft spielenden Partners.

Partie 16 Die Theorie der Sizilianischen Verteidigung Die Drachenvariante des Sizilianers Eröffnungsvarianten Inbesitznahme der offenen Linien Der Drude des sdiwarzen Königsläufers auf den weißen Damenflügel Fortgesetzter Angriff auf den weißen Damenflügel Das Ausgleichen gegnerischer Züge Beherrschen der

7.

(bzw. 2.) Reihe

Abschneiden gegnerischer Verbindungslinien Der unwiderstehliche Freibauer Keine Schacheröffnung ist so stark, daß die gegnerische Seite nicht mit den richtigen Zügen zum Ausgleich k o m m e n könnte. U m das aber zu erreichen, m u ß m a n die Ideen hinter der E r ö f f n u n g verstehen und wissen, w o n a d i der Gegner strebt. Dies trifft insbesondere im Falle der Sizilianischen Verteidigung zu, die zu den tiefsten E r ö f f n u n g e n gehört. In den meisten Varianten des Sizilianers ist Schwarz nicht auf direkte Beherrschung des Zentrums aus, und er versucht fast nie einen A n g r i f f auf den K , wenn er k u r z rochiert hat. H i n t e r der Sizilianischen Verteidigung scheinen sich geheimnisvolle Ideen zu v e r bergen; in Wirklichkeit sind sie jedoch deutlich umrissen. Schwarz geht auf wenig ins A u g e fallende, aber nichtsdestoweniger wirksame Vorteile am D a m e n f l ü g e l aus. 9*

131

Zuerst öffnet er die c-Linie, dann sucht er gewöhnlich auf dieser halboffenen Linie Druck mit D a m e und einem der T ü r m e auszuüben. O f t bringt er den Sb8 über c6 nach a$, u m auf den Punkt C4 zu drücken oder ihn zu besetzen. In der Drachenvariante des Sizilianers flankiert er den L f 8 nach g7, w o er entlang der ganzen Diagonalen drückt und besonders stark ist, weil er gegen die P u n k t e a i , b2 und c j wirkt. Diese Strategie ist so tief, daß sie oft den Zusammenbruch der weißen Damenseite zustande bringt, ohne daß Weiß etwas dagegen zu tun vermag und obwohl er genau weiß, was sich ereignet. Sizilianisch: Drachenvariante Weiß: A m a t e u r 1 . e2—e4

Schwarz: Meister C7—cj

Eine der verwickeltsten A n t w o r t e n auf 1 . e4. Sizilianisdi hat einen modernen Charakter. Die weiße Partie erhält ein anderes Gesicht als das, das normalerweise bei den 1 . e4-Eröffnungen zu sehen ist. Schwarz will dem Vorgehen des Weißen in der Mitte nicht am gleichen Ort, sondern zunächst am Damenflügel entgegentreten. Mit 1. . . . C5 kontrolliert er den P u n k t d4 und ist vorbereitet, die c-Linie f ü r das Gegenspiel am D-Flügel zu ö f f nen, nachdem Weiß d2—d4 spielt. 2. S g i — f j Das sofortige d2—d4 würde mit 2. . . . cd 3. D d 4 : Sc6 beantwortet werden mit G e w i n n eines Tempos f ü r Schwarz. 2. . . .

Sb8—c6

A n dieser Stelle w i r d auch oft 2. . . . d6 gespielt, ein Zug, der den Zweck verfolgt, gelegentliches e4—ef zu verhindern. Es ist interessant, den Unterschied zwischen den Zügen Sc6 und d7—d6 zu untersuchen. a) 2. . . . Sc6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. Sc3 d6 6. Lg5 b) 2. . . . d6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. S c 3 g6 In a) kann Schwarz das Fianchetto des L f 8 im 5. Zuge nicht verwirklichen, weil j . . . . g6? mit 6. Sc6:, gefolgt v o n e 4 — e j , beantwortet würde und die schwarzen Figuren ins Gedränge gerieten. E r kann auch

132

nicht g7—g6 im 6. Zuge spielen, denn 7. L f 6 : ef w ü r d e eine ernstliche Schwächung des Bauerngerüsts bedeuten; in b) kann Schwarz die Flankierung seines Läufers durchsetzen, weil er die Entwicklung des Sb8 verschoben hat. 3. d2—d4 Weiß besetzt d4. Wenn jetzt 3. . . . cd 4. Sd4: Sd4: 5. D d 4 : und Weiß verliert kein T e m p o , weil der Sb8 bereits abgetauscht ist. 3. . . .

c$xd4

N i m m t Schwarz nicht, könnte 4. d 4 — d j mit R a u m g e w i n n folgen. D e r wichtigste P u n k t des Sizilianischen A u f b a u s besteht gerade darin, daß er einen Flügelbauern f ü r einen Mittelbauern abtauschen und so eine potentielle Mehrheit im Z e n t r u m schaffen kann. Nach dem Tausch besitzt Schwarz den e- und den d - B , während Weiß nur noch den e-B hat. Die Frage, wann die Spannung im Z e n trum aufrechterhalten werden und wann man tauschen soll, ist im Schach wichtig. Im allgemeinen wird man tauschen, wenn a) man durch Ablehnen des Tausches ein T e m p o verlöre, z. B. 1 . e4 d5, 2. e5? mit Zeitverlust, während 2. ed D d j : 3. Sc3 ein T e m p o gewönne; oder b) man anderen Schwierigkeiten aus dem Wege gehen möchte; z. B. 1. e4 d j 2. SC3 d44. S f j x d 4 D e r weiße S steht nun in der Brettmitte; Schwarz kann ihn jedoch mitunter mit e7—ef verjagen (siehe Partie 18).

4- • • •

Sg8-fi

Greift den Be4 an und zwingt Weiß, ihn zu decken. Weiß wird ihn am zweckmäßigsten mit $. Sc3 verteidigen. Damit hat Schwarz aber erreicht, daß Weiß nicht so leicht zu cz—04 kommt, womit er ein Gegenspiel in der c-Linie erschweren und den Punkt d j stark in den Griff bekommen würde. 5. Sbi—C3 Wie schon beim zweiten Zuge von Schwarz erwähnt, droht Weiß nun 6. Sc6:, gefolgt von e 4 — M a n beachte, daß der Bauernvorstoß einen Zug vorher nicht möglich war, weil nach 4. Sc6: bc 5. ej? D a 5 t der e-B verloren ginge. ...

d7—d6

Ein anderes System, den Lf8 zu entwickeln, beginnt mit j. . . . e6. Wenn nun 6. Sc6: bc 7. ej, so ist 7. . . . Sdj möglich. Die übliche Fortsetzung ist daher 6. Sd4—bj (am besten, um den Auswirkungen der kommenden Fesselung zu begegnen) 6. . . . Lb4 7. a3 Lc3:f 8. SC3: d$ 9. ed ed, und obgleich Sdiwarz jetzt einen vereinzelten B hat, sind seine Chancen nidit schlecht, weil Weiß den Vorstoß des d-B nach d4 nicht verhindern kann, der Sdiwarz einigen Raum als Ausgleich für das weiße L-Paar verschafft. 6. L f i — e i

1 A K IlPA H A M PI WÄ 11 u ¡¡ff S A H ms üf £3 B ÜB &Ö & B Ä H A B ü W S WH a m

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In der Sizilianischen Verteidigung ist e2 ein gutes Feld für den weißfeldrigen

weißen L. Von hier aus deckt er g4 zur Vorbeugung gegen einen Springerausfall. Ein anderes gutes Feld ist C4, das gerade in letzter Zeit für den L bevorzugt wird: 6. LC4 g6? 7. Sc6: bc 8. e j ! In einer Partie Sdilechter-Dr. Em. Lasker, Berlin 1910, folgte 8. . . . Sg4 (nicht 8. . . . de?? 9. Lf7:f!) 9. e6 f j und Schwarz konnte die Stellung nur mit größter Mühe halten. Das Feld d3 ist im Sizilianer für den L nicht immer gut, teils weil der Be4 im Wege steht, teils weil der Sd4 den Schutz der weißen D benötigt. Der Richter-Angriff 6. L g j zwingt Sdiwarz in das ey—e6-System: 6. ... e6 7. Dd2 Le7 8. 0—0—0 und Weiß hat ein schönes Spiel, doch ist Schwarz nicht ohne Gegendiancen. 6. ...

87—g

Die Drachenvariante. Schwarz will den L nadi g7 entwickeln, wo er den K nach der Rochade schützt und Druck auf der langen Schrägen ausüben soll. Zum Scheveninger System f ü h r t 6. ... e6. Die Idee besteht darin, auf der c-Linie zu manövrieren und eventuell im Zentrum vorzugehen. Zum Boleslavsky-System f ü h r t 6. . . . e j (siehe Partie 18). 7. Lei— e3 Der L geht auf ein Feld, wo er den Punkt d4 verstärkt. Nach der Antwort des Schwarzen, einem indirekten Angriff auf d4, zeigt sidi der Nutzen. An dieser Stelle wird auch 7. Sbj gespielt, sogar bevor Sdiwarz Lg7 gezogen hat. Die Idee ist, einem Vorstoß d 6 — d j entgegenzuwirken und nach ausreichender Vorbereitung (Weiß muß zuerst e4 decken) Sc3—dj nebst cz—C4 folgen zu lassen mit Einschnürung des sdiwarzen Spiels. 7. . . .

Lf8-g7

Im Laufe der Partie muß Weiß dafür sorgen, daß der Druck des L entlang der Diagonalen h8/ai ausgeglichen wird. Er

133

muß auch den T a i im Auge behalten, der zwar vom Lg7 durch mehrere Steine getrennt ist, sich aber nie sicher fühlen kann, solange er sidi auf ai befindet. 8. o—o

9.

o—o

h2-h3(?)

U m Sf6—g4 zu verhindern mit Tausch eines L gegen einen S; heutzutage hält man das aber f ü r überflüssig. Nach 9. Dd2 Sg4 10. Lg4: Lg4: bietet 1 1 . S d j gute Aussichten, z. B. 1 1 . . . . Tc8 12. C4 Sd4: 13. Ld4: TC4: 14. L g 7 : Kg7: 15. Se3 Te4: 16. f 3 , während 1 1 . f4 die Remiswendung 1 1 . . . . Sd4: 12. Ld4: e j ! 13. Le3 ef usw. zuläßt. 9. . . . Lc8—d7 Entwickelt den L und macht Platz f ü r den Ta8. Von d7 aus kann der L einmal nach b$ oder a4 gehen; er deckt außerdem den Sc6, so daß a7—a6 nebst b7— möglich wird. 10. D d i — d 2

a7—a£

Ein thematischer Zug im Sizilianer — der Anfang eines Angriffs am D-Flügel mit b7—bj—b4 oder b 7 — b j nebst Sc6—a5Außerdem verhindert er Sd4—b5 und bereitet so den Zug Dc7 vor. 134

Um die weiße Überlegenheit im Zentrum zu erhöhen und ein späteres Sc6—e5 zu vermeiden. Der Bf4 dient teils dazu, das Feld e j zu kontrollieren, teils dazu, L f 3 vorzubereiten, ohne den f - B zu verstellen. Außerdem ist unter bestimmten Umständen der weiße Vorstoß g2—g4, f 4 — f j , g4—gj für Schwarz sehr gefährlich. Andererseits wird die weiße Stellung verwundbarer, wie wir später sehen werden. Der Punkt e4 kann nicht mehr vom f-B verteidigt werden. Man beachte, daß der BI13 zwar dem positiven Zweck dient, Sg4 zu verhindern, dafür jedoch ein Loch auf g3 geschaffen hat. Dieses Loch wird in den meisten Fällen keine ernsten Folgen haben, gibt aber dem Gegner immer zusätzliche Chancen (abgesehen von der Möglichkeit, eventuell auf I13 zu opfern). Man beachte ferner, daß an dieser Stelle 1 1 . Lh6 eine Figur gekostet hätte, weil die weiße D nicht gleichzeitig den Lh6 und den Sd4 schützen kann. 11. . . .

Ta8—c8

Im Sizilianer geht der Ta8 normalerweise nadi c8, einmal um mit dem Druck auf der halboffenen c-Linie zu beginnen, aber auch um aus der langen Diagonalen fortzukommen, wo er dem Einfluß eines auf f 3 auftauchenden Läufers ausgesetzt wäre. 12. L e 2 — f j

Macht die erste Reihe frei und ermöglicht ein späteres Le3—h6, um den starken Lg7 abzutauschen und schwache Felder in der schwarzen Stellung zu schaffen. 10. . . .

II. f2—f4

Dd8—07

„ H.Ä

Im mmi S A B Ii §§ §5 Kl A l l A M 11 & 11 — i1 KX • B H S

Sdiwarz verstärkt seinen Druck auf der c-Linie. Der Zweck wird bald ersichtlich. Der Entwicklungsplan des Weißen sieht sehr harmonisch aus: De4 + Bf4, und hinter diesen Bauern die L und S bereit zum Losschlagen, und die D d 2 vervollständigt diesen Wohlklang. Man hat ein halbes Jahrhundert gebraucht, um herauszufinden, daß dieser A u f b a u nicht harmonisch, sondern im Gegenteil sehr verwundbar ist. 13. T a i — e i ( ? ) Besser wäre 13. T a d i , weil nach 13. . . . S a j (drohend SC4) 14. Dd3 SC4 15. L e i (wie auch in der Partie) ein zusätzlicher Schutz des Sd4 wichtig wäre. 13. S d j wäre gewaltig, falls cz ausreichend geschützt wäre. A n dieser Stelle kostet der Z u g jedoch einen B: 13. . . . S d j : 14. ed Sd4: 15. Ld4: L d 4 : f 16. D d 4 : Dca:. 13. T a c i sieht gut aus als Vorbereitung v o n 14. S d j . In diesem Falle antwortet Schwarz jedoch 13. . . . S a ; 14. S d j S d j : i j . ed Sc4 16. De2 Se3: oder 16. ... Sb2:. 13. . . .

Sc6—aj

Ebenfalls ein thematischer Zug, der SC4 droht mit beherrschender Stellung des S. Mit 14. b3 ist die D r o h u n g nicht abzuwehren, weil ein S verloren ginge. Der S a ; hat die Bahn der schweren Figuren auf der c-Linie freigegeben. 14. D d i — d 3 In Erwartung v o n SC4. Zöge Weiß die D jetzt nicht, so würde Schwarz nach 14. . . . SC4 z u m Tausch des S gegen den Le3 kommen. Das wäre sehr unbequem für Weiß, denn der Le3 schützt das bedeutsame Feld d4, und der Lg7 gewönne an Kraft. A u ß e r d e m hätte Schwarz die Möglichkeit IJ. . . . Sb2:. Besser wäre vielleicht 14. D f 2 Sc4 IJ. L e i und Schwarz kann auf b6 mit der D fesseln, wie in der Partie. 14. . . .

1 W PS1 HA 4. IM 1 A S H % i in ¡1 11 P H 'S'B B w 'W II Pfjp Äs ¿ ü 11 RK H H Schwarz hat eine f ü r den Sizilianer ideale Stellung erreicht. Er hat a) die H e r r schaft über die halboffene c-Linie; b) einen Angriff gegen b2; c) die D r o hung des Drucks gegen C3, denn um den SC4 zu vertreiben, müßte Weiß b 2 — b 3 spielen und der SC3 wäre ungenügend gedeckt; d) die Möglichkeit by—bj—b4; e) die Möglichkeit ey—e6, gefolgt v o n d6—dj. IJ.

LE3—EI

Versucht Weiß sich mit i j . b3 zu verteidigen, erobert Schwarz mit i j . . . . Sb2 16. Dd2 DC3: 17. DC3: TC3: 18. L e i S h j , gefolgt v o n a) 19. L h j : L d 4 : t 20. Kh2 TC2: oder b) 19. T d i L d 4 : f 20. T d 4 : T c 2 : eine Figur. 1$. ...

DC7—b6

Mit der Doppeldrohung Sb2: und e 7 — e j . A u ß e r d e m gibt es noch die indirekte Bedrohung des Sd4 durch den L g 7 ! 16. b 2 — b 3

Saj—C4

135

D i e S t e l l u n g sieht n u n p r a c h t v o l l f ü r S c h w a r z aus, w e i l der Sd4 nicht z i e h e n und jederzeit einem zusätzlichen A n griff d u r c h d e n L g 7 a u s g e s e t z t sein k a n n . D e n n o c h g i b t es n u r e i n e n e i n z i g e n W e g , der e i n e n auch n u r g e r i n g e n V o r teil e i n b r i n g t . E r w ä g e n w i r die M ö g lichkeiten: a) 16. . . . Se4:? 17. T e 4 : {5 18. T e 7 : D d 4 : t 19- D d 4 : L d 4 : t 20. K h i L C 3 : 2 1 . T d 7 : Sa5 22. L a j u n d W e i ß h a t nichts z u f ü r c h t e n . b) 16. . . . S e j ? 17. f e de 18. L e 3 ed 19. L d 4 : u n d W e i ß s t e h t g u t . c) 16. . . . e j ? 17. bc ed 18. S d f W e i ß k a n n z u f r i e d e n sein.

und

d) 16. . . . Sg4?. Es scheint, als k ö n n e es sich S c h w a r z leisten, seinen S einz u s t e l l e n , w e i l das auf d e n Sd4 e b e n falls z u t r i f f t . N a c h 17. S ) e 2 sind a b e r zwei schwarze Springer bedroht. D e r V e r s u c h , die L a g e m i t 17. . . . Sge5 18. f e S e 5 : z u r e t t e n , s d i e i t e r t an 19. D e 3 (entfesselt) 19. . . . S f j : t 20. S f j : . In v e r w i c k e l t e n M i t t e l s p i e l s t e l l u n g e n m u ß man alle Möglichkeiten untersuchen, m a n k a n n a b e r nicht sicher sein, e t w a s K l a r e s z u e n t d e c k e n . Es g i b t g l e i c h w o h l o f t e i n M o t i v , das a n z e i g t , auf w e l c h e r L i n i e der beste Z u g l i e g e n k ö n n t e . H i e r liegt das M o t i v in der K o m b i n a t i o n z w e i e r Ü b e r l e g u n g e n : a) d a ß die s c h w a r z e D d e n Sd4 fesselt; b) d a ß sich d e r L g 7 e b e n f a l l s a u f der D i a g o n a l e m i t d e m S b e f i n d e t . S c h w a r z spielt d a h e r 16. . . .

Sf6—115

I n d e m er die Schräge f r e i m a c h t , g r e i f t er n u n d 4 z u m z w e i t e n M a l an. 17.

Sc3—ei!

D e c k t z w a r , a b e r die ärgerliche Fessel u n g b l e i b t . E i g e n a r t i g ist, d a ß t r o t z eins t e h e n d e m SC4 W e i ß eine F i g u r v e r l ö r e , schlüge er diesen S: 17. b c ? D d 4 : f u s w . 17

S h j — g3!

G r e i f t d e n V e r t e i d i g e r e2 an, d e r ü b e r b e a n s p r u c h t ist (d4 u n d g3). A n d e r e

136

F o r t s e t z u n g e n e r g e b e n nichts: 17. . . . e j 18. b c ed 19. L h j : g h , u n d S c h w a r z h a t nichts e r r e i c h t . 18.

Seixg3

Wenn 18. b c Sfi:? 19. K f i : S c h w a r z M a t e r i a l . R i c h t i g ist

kostet 18. . . .

S e i : t n e b s t D d 4 : ' f m i t G e w i n n eines B. 18. . . . 19.

Db6xd4t

Dd3xd4

V o r z u z i e h e n w a r 19. K h i D d 3 : 20. cd S a j u n d S c h w a r z s t e h t e t w a s besser, w e i l sein T die o f f e n e L i n i e b e h e r r s c h t u n d die L w i r k u n g s v o l l stehen. 19. . . .

Lg7Xd4f

20. K g i — h i

Sc4—»f

¡1ü•I§§ k ff1 1 iH 1® Ü ¡ ffn ¡1lüÜ A (1 k A f & & P p Ss¡p •

E i n e P h a s e des M i t t e l s p i e l s ist z u E n d e g e g a n g e n ; eine n e u e s e t z t j e t z t ein. Die weiße Stellung wird charakterisiert d u r c h die V e r l e t z b a r k e i t seiner B a u e r n des D - F l ü g e l s u n d die U n m ö g l i c h k e i t , seine S t e l l u n g d u r c h C 2 — C 4 z u f e s t i g e n , w i e die P a r t i e z e i g e n w i r d . D i e s c h w a r z e S t e l l u n g z e i c h n e t sich d u r c h die A n s a m m l u n g v o n F i g u r e n a m D - F l ü g e l aus. 21.

ci—C4

W e i ß ist z u d i e s e m Z u g e p r a k t i s c h g e z w u n g e n . I m a l l g e m e i n e n w ä r e ein s o l cher Z u g f ü r W e i ß sehr g u t ; in d i e s e m besonderen Falle ihn ausnützen.

jedoch

kann

Schwarz

V e r s u c h t W e i ß , C2 m i t 2 1 . T e 2 z u s c h ü t z e n , so k a n n 2 1 . . . . LC3 m i t d e r D r o -

hung Lb5 kommen, oder 21. . . . b j , und B e i bleibt schwach. 21. . . .

by—bj!

Ein sehr wichtiger strategischer Zug. Er öffnet Linien und Schrägen. Der Bc4 ist dreimal angegriffen, nur einmal gedeckt, ö f f n e t ein Spieler eine Linie, muß er sich vergewissern, daß er mehr Nutzen daraus zieht als sein Gegner. Hier ist ein typisches Beispiel der Besitzergreifung der halboffenen Linie — ein überwältigender Angriff gegen den feindlichen B, der die Linie schließt. Das strategische Ziel ist fast immer das Eindringen des Turms auf die 2. (bzw. 7.) Reihe. 22. C4xb$ 22. Ld2 kann Schwarz mit Lb6 beantworten und Weiß stünde wieder vor dem gleichen Problem. 23. La5: L a j : 24. T c i wäre kein befriedigender Ausweg wegen 24. . . . Ld2 nebst L f 4 : . 22. . . .

Ld/xbj

Schwarz beherrscht nun die c-Linie mit seinem T und die wichtigen Diagonalen mit seinem Läuferpaar. Weiß beherrscht überhaupt nidits. Dennoch geht es nidit ganz nach dem Kopf des Schwarzen. 23. L f j — e 2 Natürlich ist Weiß bestrebt, den Einfluß des Schwarzen zu verringern. Durch Tausdi eines L, der keine Wirkung ausübt, gegen einen L, der wichtige Felder beherrscht, verringert Weiß seinen Nachteil. 23. . . . Tc8—C2 Schwarz kann den Läufertausch nicht vermeiden, sondern vergrößert seinen Einfluß auf' die Stellung von einer anderen Seite her: Kontrolle der 2. Reihe — der eigentliche Sinn einer offenen Linie. Nach 23. . . . Le2: 24. Te2: hätte Weiß zwei Ziele erreicht: a) Beseitigung eines der Läufer; b) Schutz der zweiten Reihe. 24. L e 2 x b j

a6xb5

2 j . Tei—e2 Weiß setzt die Strategie fort, den Griff des Schwarzen auf den offenen Linien und Reihen zu lösen. 2j. . . .

Tf8—c8

Durch die Turmverdoppelung behauptet Schwarz die 2. Reihe. 26. L e i — a 3

Ld4—87!

1 HÜ P f ül k i pp8 ü 11 ^ 11 m i 8 JJ PI §j Bf Ä SÄ Hü P &• 1 II E S AS n UM Jetzt droht 27. . . . T e i : 28. Se2: Tc2, weil jetzt der L nicht mehr auf d4 steht, wo er vom Se2 angegriffen wäre. Zum Remis würde 16. . . . Lb6 27. Lb4 Te2: 28. Se2: Tc2 29. La5: L a j : 30. Sei Ld2 31. Sd3! Ta2: 32. T f 2 führen. Nadi einigen Zügen wird klar, warum 26. . . . La7 mehr leistet als Lb6. 27. La3—b4 Wenn 27. T f e i L f 2 28. T c 2 : T c i : Te2 L g 3 : f und gewinnt. 27. . . .

Tc2 x e2

28. Sg3Xe2

Tc8—C2!

29.

Statt 28. . . . Sb7, das den S auf ein unwirksames Feld brächte, tauscht Schwarz den S gegen den aktiveren weißen. Sdiwarz hätte lieber 28. . . . Sc6 gezogen, aber dann verfügte Weiß über den Ausgleichszug 29. T c i . Falls nach 28. . . . Tc2, dem Partiezuge, der Se2 gehalten wird, kann Sc6 sehr gut geschehen. 29. L b ^ x a f

137

Wenn 29. S e i , so erobert Sc6 nach 30. Sd3 T a 2 : einen B. 29. . . .

JL

m 10 4 ff A AIi P

T c 2 x e2

n

ti

* HÜ n §j 4 11 1 8 I A 8 Pf I I 11 A RH1 PI A K! aa W-4 IS 4

Bedroht zugleidi z i und e4. M a n beachte, daß der T den S nicht hätte nehmen k ö n n e n , befände sich der L auf b6. Schwarz hätte auf a j zurücknehmen müssen, wonach 30. Sd4 ein Gegenspiel verspräche. Das Gesamtergebnis des schwarzen Spiels besteht im G e w i n n eines B , das unmittelbare Ergebnis der Herrschaft über die offene Linie und des Eindringens auf die 2. R e i h e .

D e r e-B ist nicht zu verteidigen. D a r u m eignet sich der T die c-Linie an. 30. e j hätte Schwarz am besten mit d 6 x e 5 3 1 . f 4 X e 5 L b 8 ! beantwortet. T e 2 x e4

Ein Zentralisierungszug, der Schwarz einen Freibauern und einen halbfreien Bauern verschafft. 30. . . . T a 2 : hätte dem Schwarzen ebenfalls einen Bauernvorteil gegeben, der G e w i n n der Partie w ä r e jedoch technisch erheblich schwieriger gewesen. Die taktischen Gegebenheiten hätten dem Weißen m e h r Gegenspiel eingeräumt: 30. . . . T a 2 : 3 1 . T c 8 f K g 7 32. L c 3 f f6 33. e j de 34. f e und Weiß hat die D r o h u n g 35. efj" und 36. T c 7 f . Nach 34. . . . f e 3$. L e 5 : t K f 7 36. Th8 ist die Lage nicht klar. Besonders in Endspielen mit T und leichteren Figuren sollte man es vermeiden,

138

31. T c i - c 8 f

Kg8-g;

32. L a j — c 3 t

f7—f6

33. K h 2 — g 3 Auf 33. g3 k ä m e T e z f und T a 2 : . 33....

Te4—e3t

34. K g 3 — h i Der K darf nicht ins offene Feld und in feindliches Gebiet marschieren. Wenn 3 4 . Kg4? h 5 f 3 5 . K h 4 T c 3 : 36. T c 3 : L f 2 + 37. g3 K h 6 , gefolgt v o n g 6 — g j f nebst matt. 34. . . .

La7—cf

U m die Verbindung zum weißen T abzuschneiden und den L a 7 v o n einer v e r w u n d b a r e n Stelle zu entfernen, denn TC7 k ö n n t e lästig sein. 35. L c 3 — a j Nach 3$. L d 2 oder L b 2 ginge durch T e 2 der Ba2 verloren. 3f. . . .

30. T f i — c i

30. . . .

dem Gegner die Führung zu überlassen. Im allgemeinen ist die Initiative fast einen Bauern wert.

b 5 — b4

Der weiße L ist v o m Feld ei abgeschnitten und die Stellung des schwarzen L gestärkt, denn Weiß k a n n nicht mehr b 3 — b 4 spielen. A u ß e r d e m ist der Ba2 bewegungsunfähig und Schwarz droht seine E r o b e r u n g durch Te2. M a n beachte, wie die Figuren des Weißen nun ernstlich beschränkt sind. 36. T c 8 — b 8

«s s A ff

Te3—e4

iy-',

H

M

4

JL

4 m1 A ÜS ymt. •

M

M

Hl % 44

WM

WSA

Sf

1 A

Verteidigt den Bb4 und greift Bf4 an. 37. K h i — g 3 Wenn 37. g3, so gewinnt 37. . . . Te2t 38. Khi Ta2: 39. Lb4: L f i 40. g4 Lg3 41. f j gf 42. gf Tf2; oder 37. . . . h j , um die weißen Bauern mit h j — h 4 zu lähmen. In all diesen Fällen behält Schwarz nidit nur zwei Bauern mehr, sondern der weiße K steht außerdem sehr unsicher. 37. . . .

Kg7—(7

Beide Parteien werden versuchen, ihre Könige in die Mitte zu bringen. Besonders Weiß ist daran gelegen, den Te4 von seinem zentralen Standort zu vertreiben. 38. Tb8—b7 Ein Zug ohne besonderes Ziel, Weiß muß aber irgend etwas tun. Versucht er, mit seinem König näher zu kommen, kommen wieder einige sehr hübsche Kombinationen ans Tageslicht: 38. Kf3 T e j f 39. Kg4 hyf 4°. Kh4 Tiy 41- g3 ( b e i 41. gf fiele Weiß in die Mattfalle 41. . . . t.f2 matt) 41. . . . Tf4:f 42- gf Lfz matt. 38. . . .

Kf7—e6

39. Laj—d8

d6—d$

Schwarz kann den Punkt e j auf einfache Weise decken. Außerdem ermöglicht er LC5—d6 und rückt ferner den Freibauern vor. 40. Ld8—C7

dj—d4!

41. T b 7 — b j

d4—d3!

Schwarz kann es sich hier schon leisten, den L zu opfern, weil der d-B nach 42. T c j : d2 nicht mehr aufzuhalten wäre.

42. f 4 — f î t Um das Feld Î4 für den Läufer freizumachen und den Bauern aufzuhalten. 42. . . . 43. Lc7—f4

gixfs Te4 x f4.

Weiß gab auf. Nichts kann den Freibauern an der Umwandlung hindern. Schwarz kam durch den gewonnenen Bauern, seine Zentralisierung, die größere Beweglichkeit seines T und L und die unsichere Stellung des weißen K zum Erfolg. Der Amateur läßt in dieser Partie keine der typischen Mängel, die in den vorangegangenen Spielen auftraten, erkennen. Er entwickelt strategische Pläne unmittelbar nach der Eröffnung, er zeigt Unternehmungslust, er entdeckt feindliche Drohungen, die er so gut wie möglich abwehrt, und sein Widerstand läßt nicht nach, auch nachdem er begonnen hat, infolge des gleichbleibend starken Spiels seines meisterlichen Gegners Terrain zu verlieren. Die einzige Schwäche, die im Spiel des Amateurs zu finden ist, taucht um den 10. Zug herum auf, als er ein wenig zu zuversichtlich im Hinblick auf die Chancen seines Angriffs ist. Das ist jedoch in einer Eröffnung wie Sizilianisch leicht verständlich, bei der die schwarzen Streitkräfte lange im Hintergrund bleiben und erst viel später hervorbrechen, so daß Weiß leicht zur Auffassung kommen kann, besser zu stehen. In einer Partie zwischen zwei starken Gegnern, in der der eine seine Stellung überschätzt, ist es leicht, gleichwohl aber gefährlich f ü r ihn, die Remisvarianten zu umgehen, die unter den gegebenen Umständen die besten gewesen wären.

139

Partie 1 7 Der Wert der f i — f j - V a r i a n t e im Sizilianer Der Königsangriff des Weißen Erzwingen einer offenen Turmlinie Das Standardopfer, das den feindlichen König dem Angriff der schweren Figuren aussetzt A n g r i f f e auf Königsbastionen, die keine Schwäche aufweisen, erfordern normalerweise weit mehr Vorbereitungszeit als A n g r i f f e auf geschwächte Königsstellungen. Wenn beide Seiten versuchen, den rochierten König anzufallen, so ist die Zeit gewöhnlich der entscheidende F a k t o r . I m Hinblick auf das Gesagte können Schwächen in der Königsstellung schwer wiegen. Während der Schwarze im Sizilianer die f ü r den Angriff am Damenflügel nötigen Züge macht, die in der vorhergehenden Partie beschrieben worden sind, setzt Weiß oft eine schwere Attacke am Königsflügel in Bewegung. Ein solcher Königsangriff hat gute Aussichten, zu einer G e f a h r zu werden, besonders in der Drachenvariante des Sizilianers, in der Schwarz seine Bauernphalanx am Königsflügel etwas schwächen mußte, um den L ä u f e r fianchettieren zu können. Der Bg6 gibt dabei dem Weißen eine Angriffsmarke. Dem weißen V o r gehen kann Schwarz nur mit energischem Spiel entgegentreten, das entweder auf die Entwicklung eines eigenen A n g r i f f s gerichtet ist oder auf einen Gegenstoß in der Mitte. Sonst dringt der weiße Angriff durch, bevor Schwarz dazu gekommen ist, den Gegner zu beschäftigen. Diese Partie ist ein Beispiel f ü r den weißen Königsangriff und dem Vorgehen des Schwarzen am Damenflügel. Die Verteidigungs- und Angriffskraft des Zuges i i — k o m m t zum Vorschein, das verhängnisvolle Ergebnis des Versäumnisses des Schwarzen, aktives Gegenspiel zu suchen und schließlich die Methode des Weißen, die Bauernbarriere um den schwarzen König aufzubrechen, die h-Linie zu öffnen und zum Mattsetzen auszunützen. Sizilianisdi — Moderne Drachenvariante Weiß: Meister 1. ei—e4 1. S g l — f j

Schwarz: Amateur C7—cj ¿7—d6

Wegen des Unterschiedes gegenüber 2. . . . Sc6 siehe Partie 16. 3. d l — ¿ 4

c j x d4

4. Sf$ x d4

Sg8—16

5. S b i — c j

g7—g6

6. L e i — e j Stellt den Läufer auf wichtige Diagonalen, unterstützt den Sd4 und hilft die

140

erste Reihe machen.

für

6. . . .

die

Rochade

freizu-

Lf8—g7

Nicht etwa 6. ... Sg4 wegen L b j t mit entscheidendem Materialgewinn f ü r Weiß. 7.

fi-f J

Dieser Zug hat eine ganz besondere Bedeutung: er unterbindet den A u s f a l l Sg4, stärkt die Mitte und läßt erkennen, daß der strategische Plan des Weißen die lange Rochade einschließt und einen Königsangriff beabsichtigt, der mit g i — g 4 eingeleitet wird. 7. ...

Sb8—c6

8. D d i — d i Macht den Weg für die lange Rochade frei und erlaubt gelegentliches Lh6, um den schwarzen K einer widitigen Verteidigungsfigur zu berauben. 8. . . .

o—o

Der schwarze K kann nicht in der Mitte bleiben. Die. lange Rochade ist hier nicht anwendbar, unter anderem, weil der Bc7 fehlt. Trotz des zu erwartenden Angriffs dürfte es keinen besseren Zug für Schwarz geben als die Rochade. 9. o—o—o Weiß vervollständigt so seine Entwicklung. Er ist nun bereit, seinen Plan auszuführen: a) Vorstoß des h- und g-B; b) Öffnung der h-Linie; c) Abtausch des Lg7 durch Lh6 oder Ld4; Entfaltung eines Mattangriffs gegen den schwarzen K. 9. . . .

Lc8—d7

Die Theorie sagt, daß Schwarz nicht untätig bleiben darf. Er sollte 9. . . . Sd4: spielen, gefolgt von Le6. Das Spiel könnte weitergehen: 9. . . . Sd4: 10. Le6 1 1 . I14 D a ; (bedroht a2) 12. K b i Tfc8 (droht T c j : nebst D a i f ) 13. a j a6 nebst b7—bj. Beide Seiten haben hier Spiel, während in der Partie nur Weiß spielt. 10. gl—g4 Weiß beginnt den Angriff, der sich auf den schwächenden Zug g7—g6 und auf die „heterogenen Rochaden" gründet. Durch Vorstoß der g- und h-Bauern wird Weiß eine Linie öffnen, auf der die Türme und die Dame zur Geltung kommen.

10. ...

»7—26

Der thematische Zug in den meisten Varianten des Sizilianers. Schwarz strebt b7—bj und eventuell b;—b4 an. Hier fruchtet diese Damenflügel-Demonstration nichts, denn der weiße Angriff ist zu scharf und die schwarze Antwort zu

langsam. Gegenüber der im 9. Zuge empfohlenen Fortsetzung hat Schwarz aber bereits ein Tempo verloren, das im Kampf um die Vorherrschaft von Angriff und Gegenangriff äußerst bedeutsam ist. 1 1 . hi—h4

+

§§ 1 1 I §P V I I I §Ü I . |§ 1 H T ܧ I Ü *m I Ä N I F ¡FF ¡ 3 A B A ES Ü HP 3 IX I S 1 A0 AÜ SS WM& Miß ¡ 1 SP S m ii. ...

bj—bj

Ohne auf den weißen Plan Bedacht zu nehmen, führt Schwarz seine Geschäfte am Damenflügel weiter. An Stelle seines zu langsamen Vorgehens hätte er hier auf Verteidigung umschalten sollen. Das war bis zu einem gewissen Grade möglidi durch den seltsam aussehenden Zug 1 1 . . . . h j , der die K-Stellung freiwillig durch Vorrücken eines Schutzbauern weiter schwächt. Nach einiger Überlegung wird man sehen, daß 12. gh Sh 5: dem Schwarzen ein neues Bollwerk gibt und auch 12. g$ den weißen Angriff nicht fördert. Weiß müßte nadi 1 1 . . . . h j seine Strategie ändern: bevor er auf h j tauscht, muß der Sf6, ein mächtiger Verteidiger, beseitigt werden. Die Fortsetzung könnte sein: 12. Sdj, gefolgt von a) 12. . . . S d j : 13. ed Sd4: 14. Ld4. hd^: 15. Dd4: hg 16. fg, und Weiß kann seinen heftigen Flügelangriff in aller Ruhe mit Zügen wie g4—gj, gefolgt von h4—h; (sofort h4—hj blockiert die Stellung) wieder aufnehmen; b) 12. . . . hg 13. Sf6:f Lf6: 14. Sc6: bi) 14. . . . bc 15. h j gf 16. hg und Weiß hat einen starken Angriff, z. B.

141

i6. . . . f g 1 7 . L c 4 f e6 1 8 . D d 6 : T f 7 19. D g j ! und gewinnt; b 2 ) 1 4 . . . . L c 6 : 1 5 . h j gf 1 6 . h g u n d w i e d e r ist d e r w e i ß e A n g r i f f ü b e r w ä l t i g e n d , z. B . 1 6 . . . . L e 4 : 1 7 . D I 1 2 L g 6 : 18. L d j , oder 16. . . . fg 17. Lc4t. I n allen diesen A b s p i e l e n scheint die Ö f f n u n g d e r h - L i n i e e n t s c h e i d e n d zu sein. 12.

I14—hj

D a s erste E r g e b n i s d e r w e i ß e n S t r a t e g i e : S c h w a r z k a n n d e n W e i ß e n nicht d a r a n h i n d e r n , die h - L i n i e zu ö f f n e n . W e n n j e t z t 1 2 . . . . g h , so 1 3 . g $ , u m die h - L i n i e e h e r als die g - L i n i e z u ö f f n e n . A l l e r d i n g s w ä r e auch 1 3 . g h s e h r s t a r k , z . B . 1 3 . . . . T e 8 1 4 . T g i K h 8 1 5 . h6 L f 8 , u n d d i e s c h w a r z e P a r t i e ist nicht b e neidenswert. Vielleicht hätte der Weiße es doch s c h w e r e r als in d e r P a r t i e , z u m E r f o l g zu k o m m e n . 12. . . .

bj—b4

S c h w a r z setzt scheinbar eines s e i n e r s t r a tegischen Z i e l e d u r c h : d e n SC3 z u v e r t r e i b e n , eine d e r a l l g e m e i n a n e r k a n n t e n A b s i c h t e n des S c h w a r z e n in d e r S i z i l i a nischen V e r t e i d i g u n g . I n dieser P a r t i e s p i e l t S c h w a r z z w a r nach a l l g e m e i n e n G r u n d s ä t z e n , o h n e j e d o c h die b e s o n d e r e L a g e zu b e r ü c k s i c h t i g e n . D a s E r g e b n i s ist, daß d e r SC3 nach d j g e h t , u n d dieser Z u g g e h ö r t in m a n c h e r H i n s i c h t z u m P l a n e des W e i ß e n , die V e r t e i d i g e r des K - F l ü g e l s a b z u t a u s c h e n u n d so d e n A n griff zu v e r s t ä r k e n . 13.

Sc3—dj

I | i n * 3 hätte die gleiche Antwort erfahren. Warum sdilägt Schwarz den Bg6 nicht sofort? Weil der G e g n e r dann die restlichen Schutzbauern beseitigt und den K glatt ü b e r f a h r e n hätte (ähnlidi wie in der Partie): 30. L e 5 : f e 3 1 . D d 6 f K g 7 32. T e j : , und der weiße A n g r i f f w ä r e unwiderstehlich. Mit dem T e x t z u g versucht Schwarz, eine neue Widerstandslinie mit dem L zu errichten. Es hilft jedoch nichts.

1

s

¡§

1 ÜB B 11 &

11 M 1! ¡1 §f A B S All Hf 0 JLHS H §ü *j§ 11 11 B Q P

Weiß kann sich dieses beträchtliche O p f e r leisten, weil die schweren Figuren des Gegners v o n ihrem K getrennt sind. D i e Folgen der A n n a h m e des O p f e r s müssen sorgsam untersucht werden. Sie zeigen die Hilflosigkeit eines K ohne B a u e r n schutz, der v o n den A n g r e i f e r n eingek r t . s t w i r d : 3 1 . . . . fe 32. L e 5 : t a) 32. . . . K f 8 ? 33. g 7 t usw. b) 32. . . . Kg8 33. L h 8 : b i ) 33. . . . K h 8 : 34. D h j t K g 7 35. D h 7 f K f C 36. D f 7 f K g 5 37. T c j ! bindet fast alle schwarzen F i g u r e n 37. . . . Tb8 38. g7, und gegen 39. g8D-|- nebst D oder T f j : t gibt es keine Verteidigung m e h r .

b i ) 33. . . . L g 6 : . Weiß hat zwei B a u ern mehr, abgesehen v o n seinen A n griffsdiancen, z. B. 34. D d 4 D c 7 35. T c 6 : D f 7 16. Dg4. c) 32. . . . Tc6:t

Kg6:

33. L h 8 : D h 8 :

34.

c i ) 34- • • • K g 5 3 j . f 4 m a u ; C2) 34. . . . K f 7 3 J . D d j f - Erobert den L und m e h r ; c j ) 34- . . . K g 7 35. D d 4 t K h 7 36. D h 4 f K g 8 37. D g 5 mit R ü c k g e w i n n des L . d) 32. . . . K h 6 33. D d 2 f K h s ( K g 6 : 34. L h 8 : f ü h r t zu c) 34. L f 6 mit M a t t d r o h u n g auf g j . N a d i dieser A n a l y s e beschließt Schwarz, das O p f e r abzulehnen. 31....

Kg7xg6

Etwas längeren Widerstand leistete . . . L g 6 : 32. T e 7 f L f 7 . 32. T e j — e 7

31.

Th8—h3

In der H o f f n u n g auf 33. . . . D h 8 ; aber auch andere Z ü g e helfen nicht. Wenn 32. . . . T h 7 33. T h 7 : K h 7 : 34. D h 5 f K g 7 35- T e r Le6 36. U 4 ! und gewinnt — die weiße Dame dringt ein. Wenn

33. . . . Te8, so 34. Tc7 und ein zweiter Bauer fällt. 33. T c i — C 4 . Schwarz gab auf. Weiß droht 34. g4 Le6 3 j . D c 2 f . Zieht S d i w a r z 33. . . . D h 8 , so entscheidet 34. T g 4 f L g 4 : 35. D g 4 : f K h 6 36. L f 4 matt. V o n Seiten des Meisters eine sehr gute Partie, und auch der angehende Meister hat sich gut geschlagen. E r v e r l o r die Partie als Folge der v o n ihm gewählten E r ö f f n u n g s v a r i a n t e . A l s die Partie gespielt w u r d e , w a r theoretisch noch nicht bekannt, daß 8. . . . e6 wegen des Lochs auf 16 f r a g w ü r d i g sei, wie beispielsweise eine Partie D r . E u w e — Lupi, L o n d o n 1946 bewiesen hat. Kein Wunder, daß der Nachziehende nichts Unmögliches vollbringen konnte. I m geeigneten Augenblick u n t e r n i m m t er eine Gegenaktion in der Mitte, bricht durch und v e r h i n d e r t auf diese Weise indirekt das D e b a k e l am Königsflügel. E r findet die richtigen Verteidigungszüge an v e r schiedenen Stellen, k a n n aber nichts daran ändern, daß er schließlich v o r unlösbaren P r o b l e m e n steht. Ebenso wie in den Partien 5 und 1 7 ist die Spielweise des A m a t e u r s v o n der des Meisters k a u m zu unterscheiden.

Partie 22 Die Theorie des Zuges g l — g 3 im Königsinder Die Verwendung des Sgl Bauernkettentedinik Spannungen Einschränken der Beweglichkeit des Gegners Das Versäumnis, im richtigen Moment zu vereinfachen Die Gefahr schematischer Themazüge Schaffung des Drucks auf einer offenen Linie Das Scheinopfer

169

Einer der V o r z ü g e des Meisters besteht darin, daß er weiß, wonach er streben m u ß und daß er stets einen objektiveren Maßstab d a f ü r hat, was auf dem B r e t t geschieht. D e m A m a t e u r f e h l t dieses Gesamtbild und er ist o f t zu optimistisch. Wenn D i n g e sich auf einer Seite des Brettes günstig entwickeln, blickt er mit übertriebener Zuversicht in die Z u k u n f t . D e r A m a t e u r läuft G e f a h r , zu dem Z e i t p u n k t in eine schwierige L a g e zu geraten, wenn seine Initiative sich verlangsamt. T r o t z des Wechsels im T e m p o neigt er dazu, weiter v o m E r f o l g zu träumen. D e r günstige Ausgang ist z w a r zu diesem Z e i t p u n k t nicht in Sicht, der A m a t e u r neigt jedoch dazu, dies als ganz zufällig anzusehen und erwartet zuversichtlich das baldige Wiederansteigen seiner A k t i e n . E r u n t e r w i r f t die geänderte L a g e nicht einmal einer neuen Einschätzung, erstens weil ihm eine richtige und ins Einzelne gehende Einschätzung nicht gelingen w ü r d e , zweitens weil er die Entdeckung scheut, daß sidi die Dinge nicht so aussichtsreich gestaltet haben wie er hoffte — seine Einstellung ist ein Beispiel f ü r eine typische Schwäche: er geht schlechten Nachrichten aus dem Wege. Wenn die Initiative in kritischen Fällen abgebröckelt ist und der Meister erkennt, daß nur sofortiges Spiel auf R e m i s eine andernfalls verlorene Partie retten k ö n n t e , wählt er im allgemeinen die geeignete Fortsetzung und gibt sich mit der P u n k t e teilung zufrieden. D e r A m a t e u r h o f f t jedoch oft auf das Unmögliche — daß die Initiative irgendwie aus dem Nichts wiedererstehen und ihn zum G e w i n n f ü h r e n werde. Dieses psychologische Schachmotiv finden w i r in der vorliegenden Partie. D e r A m a t e u r hat im ersten Teil der Partie ziemlich stark gespielt, die Initiative ergriffen und versucht, die Frontlinie des Gegners zu durchbrechen. Diese Linie w a r allerdings sehr gut befestigt, u n d dem Meister gelang es, Nachteil zu vermeiden. O h n e einzusehen, daß er höchstens auf ein R e m i s h o f f e n k o n n t e , hielt der A m a t e u r an seiner unternehmenden T a k t i k fest, und der Meister nützt das u n m o t i v i e r t e Spiel seines Gegners aus und ü b e r n i m m t die F ü h r u n g der Partie. D e r Schlußteil der Partie ist durch hübsche taktische Wendungen gekennzeichnet; t r o t z zähen Widerstandes gelingt es dem A m a t e u r auf die D a u e r nicht, den kräftigen Streichen des Meisters standzuhalten. Die verschiedenen Scheinopfer sind bemerkenswert, die in der Partie und in den V a r i a n t e n logisch hervortreten. Königsindische Verteidigung H a u p t v a r i a n t e mit Fianchetto des weißen

Königsläufers

Weiß: Meisteranwärter

Schwarz: Meister

i. da—¿4

Sg8—fi

i . ei—C4

g7—gti

j. Sbi—cj

Lf8—g7

4. ei—e4

¿7—d6

Z u r E r ö f f n u n g siehe Partie 19. 5- g i — S i

170

Näheres zu diesem Z u g e siehe Partien 20 und 2 1 . Weiß stellt die Entwicklung des S g l noch zurück, weil er eventuell nach e2 gehen soll. D o r t vermeidet er die Verstellung des L g 2 und, was wichtiger ist, des B f 2 , der nach f 4 v o r r ü c k e n soll. G e g e n diesen Entwicklungsmodus hat Schwarz T r ü m p f e — ein frühzeitiges ty—ej (denn Weiß hat den S g l nicht nach (y gebracht) und eine V e r s t ä r k u n g des Drucks durch Sb8—c6 (nach ey—ef). D e r S k a n n auf d 4 — d j nach 67 ausweichen, wie der Partieverlauf zeigt. f. . . .

o—o

6. L f i — g i

ty—e$

Die Grundidee des Schwarzen im Königsinder bestehe darin, die Wirksamkeit des Fiandiettoläufers zu erhöhen. Ein Mittel dazu ist cy—C5, ein anderes tj—ej: Verstärkung des Druckes gegen das Zentrum. Schwarz könnte dem Zuge e y — e j vorausschicken: a) 6. ... Sbd7; doch dann kommt der S nicht nach ey wie in der Partie, in der sich zeigt, warum der S hier so gut steht, oder b) 6. . . . Sc6, das den Weißen zu sofortigem y. df anregen könnte, z. B. y. d5 Se5 8. De2 nebst 9. h3 (um Lg4 zu verhindern) und 10. f2—{4 mit Vertreibung des Springers. 7. S g l — f j

Weiß entschließt sich f ü r dieses Feld, damit der S gegen e j und d4 zu drücken vermag. Möglich und ebenfalls recht gut war 7. Sie2 mit den beim j . Zuge von Weiß unterstrichenen Vorteilen. Außer 7. Sie2 waren drei weitere Züge zu untersuchen: a) 7. de de 8. Dd8: Td8: und Schwarz beherrscht die d-Linie, während der Lg2 auf einer geschlossenen Schrägen stünde. Außerdem könnte das Feld d4 f ü r Schwarz stark werden. b) 7. d j , das ziemlich gut ist; immerhin würde Schwarz unmittelbar 7. . . . Se8 spielen, gefolgt von 8. . . . f j .

Das ist die richtige Strategie gegen die Bauernkette (vergleiche Partie 19). In dieser Variante hat der Druck des Schwarzen gegen den Bd4 den Weißen bewogen, die Mitte abzuschließen. Schwarz kann sofort den Kampf um die Bauernkette aufnehmen, der ihm jederzeit Chancen gibt, besonders unter den gegenwärtigen U m ständen (Entwiddungsvorsprung f ü r Schwarz). c) 7. LC3, wegen 7. . . . Sg4 weniger günstig. Auch 7. Lg 5 wäre zweifellos weniger empfehlenswert, denn nach 7. . . . h6 müßte sich der L gegen den Sf6 abtauschen oder mit Zeitverlust zu einem Rückzug bequemen. 7. . . .

Sb8—c6

Verstärkt den Druck gegen d4. Zu einem ganz anderen Partietypus f ü h r t 7. . . . ed. Obwohl Schwarz seinen Mittelbauern abtauscht, ist das nicht schlecht, weil sich nun der Druck des L g 7 bis a i hin auswirkt. Ein Beispiel: 8. Sd4: Te8 9. o—o Sbd7 10. b}? (die weiße Bauernkette wird nun einem schwarzen Angriff mit a 7 — a j — a 4 ausgesetzt. Vorzuziehen ist 10. h j ) 10. . . . c6 1 1 . Lb2 Db6 12. D d 2 S c ; 13. T f e i a$ 14. T a b i a4 1 5 . L a i ab 16. ab Sg4! 17. 1>3 T a i : ! 18. T a i : S f 2 : und Schwarz gewinnt, denn er erhält das geopferte Material mit Zinsen zurück: 19. D f 2 : Sd3, oder 19. K f 2 : Sb3: (Zita— Bronstein, Budapest 1946). 8. d 4 — d j Weiß hat diesen thematischen Zug bis jetzt aufgeschoben, weil er die Spannung so lange wie möglich aufrechterhalten wollte. Andere Möglichkeiten: a) 8. o—o ed 9. Sd4: und Schwarz kann das Scheinopfer 9. . . . Se4:! 10. Sc6: SC3: 1 1 . Sd8: S d i : 12. Sb7: bringen mit der Folge a i ) 12. . . . I.b7: 13. L b 7 : Tab8 14. T d i : T b 7 : und Schwarz ist bestimmt nicht schlecht dran; oder a2) Schwarz kann sogar

171

mit 12. . . . S b i : einen B gewinnen, dodi wird die Sache dann etwas kompliziert. Ein Beispiel: 13. Sd6: cd 14. La8: SC4: 15. T b l L f j 16. Tb4 Ta8: 17. TC4: L d j . Das zeigt, wie weit man mitunter redinen muß. A u d i die Kraft eines indirekten Angriffs (9. . . . S«4:!) ist daraus ersichtlich, wenn die Angriffslinie einer Figur durch den Abzug einer eigenen Figur freigelegt wird. b) 8. Le3 wäre an dieser Stelle spielbar (während 7. Le3 durch Sg4 praktisch widerlegt wird), denn nadi 8. . . . Sg4 9. L g ; f6 10. L e i hat der L zwar einige Züge verloren, andererseits hat Schwarz 1. durdi f 7 — f 6 den Lg7 behindert; 2. wäre ein späteres f6—f$ nidit mehr so erstrebenswert, weil Weiß nicht d 4 — d j gespielt hat; 3. der Sg4 wird mit Tempogewinn (h2—hj) zurückgetrieben. 8. . . .

Sc6—tj

Der Springer unterstützt den Vorstoß des B nach f f im Kampf der Bauernketten, der bald beginnen wird. 9. o—0

Xw AB p n1 s m m A §§ ü SI ¡¡Ü §§ Ag B AB a h ¡1 ¥% 0 • Q Q Aü HA B fi SS In diesem Moment haben beide Seiten die gleiche Anzahl Figuren entwickelt; der Damenläufer ist bei beiden noch „ungezogen". Dies ist die Stelle, an der beide mit der Kettenstrategie beginnen 172

müssen, die wir in Partie 19 erläutert haben. Das erste Ziel ist der Angriff gegen die Basis der Kette: ein Bauer stößt vor, bis er in Berührung mit dem untersten (dem Basis-)Bauern gerät und einen „Hebel" (siehe Hans Kmoch, Die Kunst der Bauernführung, Verlag Siegfried Engelhardt, Berlin) bildet. Dieser Hebel führt eine Lage herbei, in der jede der beiden Parteien tauschen könnte. Die Bedeutung des Tauschs liegt in der Tatsadie, daß durch ihn eine Linie teilweise oder ganz geöffnet und den Türmen ein neuer Wirkungskreis eröffnet wird. Sdiwarz strebt jedodi nicht unbedingt nach der Öffnung der Linie in der vorliegenden Position, sondern eher nach einer Erweiterung des von ihm beherrschten Raumes am K-Flügel. N a d i f 7 — f j muß Weiß zwar mit f ; x e 4 rechnen, im Plan des Schwarzen f5-f4. 9. . . .

liegt

hingegen

häufig

Sf6—e8

Im allgemeinen ist es nidit erwünscht, den S auf die Grundlinie zurückzuziehen und ihn „rüdczuentwickeln". Hier aber ist der Zug erforderlich, um den Vorstoß des f - B zu ermöglichen. Der Zug 9. . . . Sh$ zu dem gleichen Zweck hat den Naditeil, daß der S hier in Gefahr geraten kann. So müßte Sdiwarz nach f 7 — f j immer mit e 4 x f j g ö x f j S f j x e j nebst D d i x h j redinen. Weiß steht nun vor dem Problem, ob er etwas gegen die schwarze Bauernkettenstrategie unternehmen soll oder nicht. Folgt Weiß seinem Hauptziel und spielt als Vorbereitung von C4—cj 10. b4, geriete er ins Gedränge, denn Sdiwarz antwortet 10. . . . a j . Weiß kann nicht 1 1 . a3 spielen, weil sein T a i ungedeckt ist, sondern müßte zu La3, b 4 — b j oder b4Xa$ greifen. Jedenfalls wären seine Aussichten, C4—05 durchzusetzen, erheblich verringert. Warum spielt Weiß dann nidit 10. Le3, wonach der T a i gedeckt ist und b2—b4 ins Bild

rückt? Analysieren wir etwas weiter: 10. L e j ff i i . b4, gefolgt von a) I I . . . . ii,, 12. gf ef 13. Ld4 und Weiß steht gut — er kann mit dem geplanten C4—cj fortfahren. In dieser Variante stünde der SeS erheblich besser auf d7, von wo aus er sofort e j besetzen und den Vormarsch seiner K-Flügelbauern wirksam unterstützen könnte. b) 11. . . . h6 (umsichtiger und daher stärker — Schwarz bereitet den Vormarsch des g-B vor) 12. c j f4 (hier besser als in a) 13. gf ef 14. Ld4 g j . Sdiwarz droht g5—g4 nebst f4—f3 und 1$. . . . Sg6 nebst Se5 mit Besetzung des starken Zentralfeldes. Daher spielt Weiß 10. Sf3—114 Anstatt das Hauptziel der Bauernkettenstrategie, den Angriff auf die Basis (hier d6) anzustreben, geht er auf das Nebenziel aus und nimmt den Spitzenbauern der Kette aufs Korn. Er bereitet den ebenfalls angängigen Zug f2—f4 vor. Die Gefahr des Vorgehens gegen den Spitzenbauern liegt darin, daß der Gegner nach dem Bauerntausdi ein starkes Feld erhalten könnte. So wäre hier nach etwaigem (2—f4 und f4 x e j Lg7 x ef der L auf einem starken Feld. Audi 11. f4 ef 12. Tf4:? ist gut für Sdiwarz, der das Feld ef beherrscht. Die Folgerungen, die wir aus dem Angriff auf den Spitzenbauern der Kette ziehen, sind: a) Weiß wird f2—f4 nur spielen, wenn er e 5 x f 4 mit g 3 x f 4 beantworten und so das Feld e$ beherrschen kann; b) im allgemeinen wird die Idee von fz—{4 weniger im Tausch auf ej, als im weiteren Vorgehen f 4 — f f liegen. Im folgenden Partieverlauf finden wir einige dieser Punkte illustriert. 10. . . .

{7—f j

Audi für diesen Zug gilt, daß er im allgemeinen nur gemacht werden sollte,

wenn der g-B zurücknehmen kann, weil sonst das Feld e4 in die Hand der weißen Figuren fiele. 11. Lei—g$! Ein guter Zug des Amateurs, der zeigt, daß er die Möglichkeiten, die die Lage bietet, verstanden hat. Der Zug schränkt die Bewegungsfreiheit des Schwarzen ein, z. B. a) 11. . . . h6 ist nun unmöglich, denn es käme 12. Ley: nebst 13. Sg6:; b) Schwarz muß auf ff xe4 nebst Sf 5 verzichten (später wird die Bedeutung des Springerzuges deutlich), weil der S gefesselt ist. Der Zug scheint im Widerspruch mit der früher erörterten Idee, auf ff mit einem Bauern zurückzunehmen, zu stehen. Der Zug geschieht hier aber im Hinblick auf die Anwesenheit des weißen S auf I14: 1. Sf j : gf wäre gut für Sdiwarz, 2. Sf3 (Zeitverlust) und später geht der Sf j nach d4. 11. . . .

SeS—fÄ

Um den S zu entfesseln. Wenn a) 11. . . . f4, so 12. D d i (12. gf ef 13. Dd2 Lej mit dem L auf einem starken Feld wäre gut für Schwarz) 12. . . . fg 13. fg und Weiß steht überlegen, weil er besser entwickelt ist und mehr Raum besitzt. Die Öffnung derf-Linie ist nur für die besser entwickelte Seite vorteilhaft. b) 11. . . . fe führt zu nichts. Der Zug eilt nicht. Weiß wird nicht freiwillig die schwarze Stellung durch Tausch auf ff verstärken. Das Spannungsverhältnis c4/fj stellt eine schwere Aufgabe. Für Sdiwarz ist e ^ x f f im allgemeinen günstig und für Weiß f ; x e 4 , wenn Sdiwarz nicht S e 7 — f f folgen lassen kann. Es besteht also eine Art Schwebezustand, eine gegenseitige Spannung. 12. D d i — d i

173

I ¡¡pj ¡B •

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Hü £f Äü S B

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in gfjtjj jgp H

Um h7—h6 zu verhindern und auch ein eventuelles f j—(4. Weiß kann nun auch Lh6 ziehen, wann immer er es wünsdit. 12. . . .

Sf6xe4

Der Anfang eines Plans. Schwarz gibt dem Weißen mit Bedacht das Feld e4 als Gegenwert f ü r Vorteile, die bald ersichtlidi werden. Es ist schwierig f ü r Schwarz, länger zu warten, denn Weiß kann seine Lage eher verbessern als Schwarz — er hat Züge wie T f i — e i , f i — [ 4 oder sogar b2—b4 und C4—cj. Schwarz hat weniger Raum für seine Manöver. 13. S c j x e 4

hxe4

14. T f i — e i l Weiß zeigt hier seine Fortschritte auf dem Wege zur Meisterschaft, indem er die Aufgabe des Schwarzen erschwert. Weiß konnte, und der durchschnittliche Amateur hätte es sicher getan, auch 14. L«4: erwidern; es wäre aber dann für Schwarz leichter gewesen, seine Partie zu befreien und die Abwesenheit des Läufers von g2 auszunützen, indem er 14. . . . L h j mit Tempo spielt, z. B. 1 j. T f e i Ddj und danach S f j mit verschiedenen Chancen. Bei 14. Taei wäre der T f i eingeschlossen; das könnte lästig sein. 14. . . .

Lc8—ff

Um die Entwicklung mit Ddz fortzusetzen, den S erneut zu entfesseln und

174

Tac8 folgen zu lassen. Schwarz braucht S f j : nicht zu fürchten, weil der g-B zurücknähme; Weiß wollte ja den Be4 nur vorübergehend preisgeben. 1$. L g 2 X e 4

Dd8—dj

Der Tausdi 1 j. . . . Le4: gäbe Weiß mehr Manövrierfreiheit; von sich aus würde er ja nie auf f$ tauschen. 16. f2—f4(?) Weiß greift die Spitze der Bauernkette an. Ein unternehmender Zug, der vielleicht auf 16. . . . ef 17. Le7: De7: 18. L f 5 : mit Gewinn einer Figur spekuliert und die e-Linie zu öffnen versucht. Der Zug beseitigt außerdem den weißen f-B als mögliches Angriffsziel des Schwarzen. Er öffnet jedoch die f-Linie, auf der Schwarz Herr ist, vollends und vergrößert außerdem den Einflußbereich des Lg7Von hier ab wird eine verkehrte Einstellung von Seiten des Weißen erkennbar, der krampfhaft die Führung der Partie zu bewahren sucht, anstatt sich mit einer ruhigeren oder sogar vereinfachenden Fortsetzung, wie unter a) und b) ausgeführt, zufrieden zu geben. Es gibt verschiedene Wege: a) Der weniger unternehmende Zug 16. f j mußte erwogen werden. b) Befriedigend und vorzuziehen ist 16. Ley. Dey: 17. f4 L h i 18. Dg2. Manchmal ist der weniger energische Zug der bessere. c) 16. Lf 5: gf gäbe Schwarz, wie mehrfach ausgeführt, ein starkes Bauernzentrum. 16. . . .

L f j xe4

Es war schon immer die Absicht des Schwarzen, die Läufer zu tauschen und Sf? folgen zu lassen, damit dieser S am Kampf teilnehmen kann. 17. T e i x e 4

SC7—fj

19. . . .

Der Plan ist schließlich verwirklicht. Die Folgen sind: a) 18. S f j : gf ist nicht zu fürchten; b) v o n f j aus kann der S nach d4 h ü p f e n , w o er w i r k s a m postiert w ä r e ; c) Schwarz droht 18. . . . h6 mit Materialgewinn. 18. f4 x ej A m besten — der L g j erhält eine R ü c k zugstraße im Falle v o n h y — h 6 . Nicht empfehlenswert wäre i8. S f j : gf 19. T 4 e i e4. 18. . . .

Lg7xej

19. S h 4 x f ; Jetzt braucht Weiß das Zurückschlagen mit dem Bauern nicht mehr zu befürchten, weil sich keine Bauernphalanx auf e j und f j mehr ergäbe. Der Amateur versteht den Unterschied, der im Tausch an der jetzigen Stelle gegenüber früheren Gelegenheiten liegt. a) 19. Sg2 w ä r e ebenfalls gut gewesen. Schlecht dagegen w ä r e 19. S f 3 wegen S g 3 : 20. S e j : Se4: 2 1 . Sd7: S d i : 22. S f 8 : S f j f nebst T f 8 : und S d i w a r z hat einen Bauern gewonnen; eine hübsdie, mit einem Scheinopfer eingeleitete Abwicklung. b) Nach 19. T a e i SI14: und b i ) 20. T h 4 : D f j oder b2) 20. L h 4 : D f j steht Schwarz etwas besser, weil er wie in der Partie die f - L i n i e beherrscht, w ä h r e n d die e-Linie, die dem Weißen zustehen sollte, verstopft ist.

Tf8xfj

Bei 19. . . . gf hätte Schwarz einen v e r einzelten Bauern. 20. T a i — e i ? D e r einzige ernsthafte Fehler des A m a teurs. Z u s a m m e n mit dem f r a g w ü r d i g e n 16. Z u g e genügt das, seine Position unhaltbar zu machen. D e r Z u g ist zu schablonenhaft — die T ü r m e zu verdoppeln ohne bestimmtes Ziel und die Folgen der Verdoppelung der schwarzen T ü r m e im nächsten Zuge zu übersehen, ist schlechtes Schachdenken. Es gibt ein lateinisches Sprichwort, das sagt: „Wenn zwei dasselbe tun, so ist das nicht dasselbe."*) Schlecht wäre 20. T a f i T f i : f 2 1 . K f i : D f 5 f und falls dann 22. T f 4 , so D g 5 : , und wenn dann 23. T f 8 f , so T f 8 : f ! , und nicht die schwarze, sondern die weiße D a m e ginge verloren. Weiß sollte 20. U 4 L f 4 : 2 1 . T f 4 : T a f 8 22. T f j : D f j : und a) 23. T e l oder vielleicht einfacher b) 23. D e 2 gefolgt v o n 24. T f i mit weiterer Vereinfachung fortsetzen mit R e m i s . Es bleibt zu wenig Material übrig, und beide Seiten v e r f ü g e n über eine offene Linie. 20. . . .

Ta8—f8

Schwarz beherrscht jetzt die f - L i n i e und droht bereits auf f 2 einzudringen ( 2 1 . . . . T f 2 22. D f 2 : ? T f 2 : 23. K f 2 : D f j f ) . *) „Duo cum faciunt idem, idem." Nach Terenz.

non

est

175

Dbi?

26. T e 4 : T f 2 t und gewinnt unter günstigen U m s t ä n d e n einen B.

Wehrt die D r o h u n g ab. Es ist deutlich, daß Weiß sich bereits in der Verteidigung befindet. Dennoch findet der A m a teur hier und später die richtigen Züge. A n dieser Stelle w ü r d e 2 1 . U 4 die Stellung schwächen: 2 1 . . . . L f ^ i a) 22. T f 4 : ? T f 4 : 23. gf D g 4 f und Schwarz erobert einen B a u e r n ; oder b) 22. gf T ^ f y , um 23. T e j zu verhindern und das Feld f ü r die D freizumachen, die jetzt auch nach g4 oder h3 zu gehen droht. D e r B f 4 w i r d auf die Dauer verloren gehen.

Wieder ein sehr guter Verteidigungszug, der neue Möglichkeiten für die nahe Z u kunft schafft. Der Z u g vertreibt den T f 8 v o n der 8. R e i h e , so daß Schwarz v o n nun an mit dem Schach auf e8 rechnen muß, wenn er den Le5 bewegen will.

Schlecht wäre T g $ : 23. T e 7 !

21.

...

Lb2:

22.

24. L g j — h 6 !

2 1 . Te4—e2

21. . . .

Dd7—f7

N u n beginnt der Meister Druckmittel anzuwenden. E r droht 2 1 . . . . T f i f 22. K g 2 (22. T f i : t ? D f i : matt) 22. . . . D f 3 t 23. K h 3 T f j und die Lage des Weißen ist p r e k ä r , denn Schwarz d r o h t 24. . . . h6 und auch 24. . . . D h 5 t mit L ä u f e r fang. 22. K g i — g 2 ! Gute Verteidigung des Amateurs, der der erwähnten Drohung ausweicht. So wäre 22. D e 3 ? (um dem späteren D f 3 f vorzubeugen) wegen 22. . . . T f 3 23. De4 T f i f unzureichend gewesen: 24. K g 2 T e i : 25. T e r : D f 2 t 26. K h 3 D b 2 : mit Bauerngewinn oder auch 26. . . . T f j mit Druck. 22....

24. . . .

Tf8—(7

25. b 2 — b 4 Der Amateur findet nicht nur die beste Verteidigung, sondern hält auch nach Gegenchancen Ausschau. Der Z u g ändert die Stellung nicht wesentlich, bringt jedoch den Bb2 aus der Linie des Le5 und verstärkt ein späteres 04—C5. E r überläßt dem Schwarzen die Wahl. Wenn 2 j . c j T f 3 a) 26. D d 2 T d 3 27. Dg5 D g 5 : 28. L g 5 : T d j : ; b) 26. D e 4 De4: 27. T e 4 : T f 2 t ; c) 26. D g j T f 2 f . 25. . . .

Tfi-f

3

26. D e 3 — d 2

Tf j — f i

Erneuert die D r o h u n g . 23. D d 2 — e j ! Pariert und plant zugleich ein eventuelles C 4 — c j , um die Stellung des L e j zu unterminieren. Jedenfalls könnte Schwarz nicht d ö x c j antworten. 23....

Df

7

-fj

Auf sofortiges T f 3 w ä r e 24. D d 2 gut und auch 24. De4 möglich. J e t z t hingegen droht 24. . . . T f 3 2 j . De4 D e 4 :

176

D e r einzige Z u g , denn a) 26. D g j ? T f 2 f 27. K g i T e 2 : gewinnt s o f o r t : 28. T e 2 : D f i matt oder 28. D f j : T e i : f . b) 26. De4 kostet mindestens einen B wegen 26. . . . DC4: 27. Te4: T f 2 f . 26. . . .

Tf7—16

Schwarz verhindert 27. C5 auf k o m p l i zierte Weise: 27. C5 T d 3 28. D g j (man

erkennt, wie wichtig T f 6 war — der Drohung D d 8 f ist vorgebaut) 28. . . . D f j t 29. K h 3 ! T d 5 : 30. cd Ld6: 3 1 . T e 8 f Lf8. Das f ü h r t f ü r Weiß zum Verlust. Ohne diesen starken Zug hätte Weiß die Partie vielleicht halten können. a) Nicht 26. . . . Lc 3 ?? wegen 27. Te8f usw. (siehe 24. Zug von Weiß); b) A u d i nicht 26. . . . T d 3 27. D g j und Schwarz hat nichts: 27. . . . D f 3 t 28. Kh3 und Weiß droht wiederum Dd8f. c) Ebensowenig nützt 26. . . . TC3 etwas wegen 27. DC3:! LC3: 28. Te8f T f 8 29. L f 8 : ! (vielbesser als 29. T f 8 : t ) 29. . . . L e i : 30. L h 6 f K f 7 3 1 . T f 8 f Ke7 32. T f j : gf, und Weiß ist etwas günstiger dran, weil Schwarz zwei vereinzelte Bauern hat.

Entfesselung, die das Remis erzwingt. Dies ist ein feines, verborgenes Hilfsmittel des Amateurs. Schwarz geht jedoch nicht in die Falle. E r spielt das einfache 28. . . . 29. T e i — c i Wenn 29. L f 2 T f 2 : 30. T f 2 : Ld4. Man achte auf dieses Scheinopfer, das sich bei der Stellung des K auf gl stets auf e3 oder f 2 anbietet. Wie in der A n m e r k u n g zum 28. Zuge von Weiß gezeigt, schlägt es jedoch nicht in jedem Falle durch.

29. . . . lü ¡Nf

27. L h 6 — e j

Df j — e 4

D r o h t Matt durch das Doppelschach des T auf g3 ! 28. K g i — g i Wenn nun 28. . . . Te3:? 29. T e 3 : Ld4 30. D f 2 Ü , eine höchst bemerkenswerte

12

à

DC 4 —g4





-

1 1 1

B

Verhältnismäßig am besten. Schwarz hat keine direkten Drohungen; aber jeder weiße Zug kann die Stellung schwächen. Man erinnere sich, daß 27. L g j nach 27. . . . Td3 28. Dc2 D f 3 t 29. K h 3 T f j verliert: a) zieht der L g ; auf der Schrägen ci/h6, setzt T h j matt; b) spielt Weiß 30. Le7, folgt Matt in drei Zügen, beginnend m i t T h j f 3 1 . Lh4 T h 4 : f ; c) nach 30. Lh4 erobert g6—g 5 entweder eine Figur oder setzt matt; d) 30. D c i gibt die Berührung mit dem Td3 auf, so daß die D sich frei bewegen kann: 30. . . . D h j f 3 1 . LI14 g j . Beachtlich in dieser Variante ist, daß der gut aussehende Zug 30. . . . L g 3 : wegen 3 1 . Te8f zu Verwicklungen führen würde. 27. . . .

De4Xc4

ü A

H

f. ?

S I I

W

B 1

A f l

m

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P i

B



S

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m

a) Schützt das Feld c8; das ist f ü r das kommende Abspiel wichtig. Wenn jetzt 30. TC7: T f i f 3 1 . K g 2 L g 3 : 32. hg D f 3 f 33. K h j T h i f 34Th2 D h j t usw. b) D r o h t das Scheinopfer T e 3 : nebst Ld4. c) D r o h t eventuell L g 3 : . jo. Te2—f2

Tf3 x e j !

Wieder das Scheinopfer. Weiß gab auf, denn 3 1 . T f 6 : L f 6 : 32. D e 3 : Ld4 erobert die D bzw. 3 1 . D e 3 : T f 2 : 32. K f 2 : (oder 32. D f 2 : Ld4) 32. . . . Ld4 mit dem gleichen Ergebnis. Das Scheinopferthema hat die ganze Schlußphase der Partie beherrscht.

177

Partie 23 Die Theorie der 4. . . . Dej-Variante Behauptung

des

der Italienischen Partie

Zentrumsbauern

Vermeiden des Tauscht: a) wenn der Gegner beengt ist, b) um das Läuferpaar zu behalten und c) um eine Angriffsfigur zu bewahren Tausch einer starken feindlichen Figur A u f g e b e n des Zentrumsbauern Finden des richtigen Plans Kräfte auf Linien und Schrägen ansammeln

M a n c h m a l k o m m t es v o r , d a ß ein A m a t e u r einen Meister o d e r sogar einen G r o ß meister schlägt. D a n n s t e h t zunächst fest, d a ß der A m a t e u r ausgezeichnetes Schach spielt u n d sich auf d e m besten Wege b e f i n d e t , selbst ein Meister zu w e r d e n ; f e r n e r , d a ß der besiegte Meister sidi i r g e n d w i e v e r r e c h n e t h a t . I m allgemeinen h a n d e l t es sich bei den F e h l e r n des Meisters u m a n d e r e als die, die der A m a t e u r zu begehen pflegt, so d a ß eine v o m Meister gegen einen A m a t e u r v e r l o r e n e P a r t i e auf a n d e r e Weise lehrreich ist als es bei P a r t i e n d e r Fall ist, in denen A m a t e u r e gegen Meister unterliegen. I n der f o l g e n d e n P a r t i e h a n d e l t es sich u m die ' B e h a u p t u n g des Z e n t r u m s b a u e r n , eines der g r o ß e n P r o b l e m e i m Schach. D e r Besitz der M i t t e b e d e u t e t gewöhnlich einen erheblichen V o r t e i l , u n d das gilt b e s o n d e r s f ü r die G r u p p e der klassischen E r ö f f n u n g e n m i t d e m e - B a u e r n , weil h i e r die Beherrschung des Z e n t r u m s g e m e i n h i n K ö n i g s a n g r i f f e ermöglicht. M a n findet d a h e r in der Spanischen, der Italienischen P a r t i e u n d a n d e r e n K ö n i g s b a u e r - E r ö f f n u n g e n b e s t i m m t e Abspiele, die in der H a u p t sache auf die B e h a u p t u n g des Z e n t r u m s b a u e r n seitens des N a c h z i e h e n d e n gerichtet sind. D a s soll nicht h e i ß e n , d a ß es k e i n e A l t e r n a t i v e gibt. D e r Schachspieler sollte s t ä n d i g nach Möglichkeiten Ausschau h a l t e n , den Z e n t r u m s b a u e r n auf günstige A r t a b z u t a u s c h e n . Spielt m a n hingegen eine V a r i a n t e , d e r e n ausgesprochener Sinn es ist, diesen B a u e r n auf seinem P l a t z f e s t z u h a l t e n , m u ß m a n vollständig sicher sein, einen e n t s p r e c h e n d e n G e g e n w e r t f ü r die „ A u f g a b e des Z e n t r u m s " in d e r einen o d e r a n d e r e n R i c h t u n g zu e r h a l t e n , b e v o r m a n sich d a z u entschließt. D a s ist eine Frage der Einschätzung. Tauscht m a n den Z e n t r u m s b a u e r n ab, w i r d die S p a n n u n g a u f g e h o b e n . Eine neue Lage e n t s t e h t , in der die Ü b e r l e g e n h e i t des Gegners in der M i t t e l zone durch bestimmte andere Stellungsvorteile aufgewogen w e r d e n m u ß . I n der b e s p r o c h e n e n P a r t i e gibt der Meister das Z e n t r u m o h n e g e n ü g e n d e n G e g e n w e r t auf, Seine E i n s c h ä t z u n g ist f e h l e r h a f t , u n d er z a h l t die Strafe. M a n k a n n sein Spiel gleichwohl nicht zu sehr b e m ä n g e l n , weil er sich in einer Lage b e f a n d , die technische u n d psychologische F r a g e n zugleich a u f w a r f . Sobald die Z ü g e in einer a n g e s p a n n t e n Stellung a u s z u g e h e n b e g i n n e n , m a g der V e r t e i d i g e r f ü r c h t e n , die S p a n n u n g zu lange a u f r e c h t e r h a l t e n zu h a b e n . D a n n liegt der Versuch n a h e , eine a n n e h m b a r e V a r i a n t e zu finden, bei der die S p a n n u n g a u f g e h o b e n w i r d . V o n dieser E i n s c h ä t z u n g b e a n s p r u c h t , fällt es n i d i t leicht, ein o b j e k t i v e s U r t e i l zu fällen. So e r k l ä r t es sich, d a ß auch ein Meister u n t e r schwierigen U m s t ä n d e n f e h l g r e i f e n k a n n . Beim Z u s a m m e n t r e f f e n v o n Meister u n d A m a t e u r t r i t t n o d i ein a n d e r e r psycho-

178

logischer F a k t o r a u f , nämlich die V e r p f l i c h t u n g des M e i s t e r s , zu g e w i n n e n . E r w i r d sich m i t einer passiven H a l t u n g nicht abfinden w o l l e n , s o n d e r n lieber G e f a h r e n in K a u f n e h m e n , u m zu g e w i n n e n . U n t e r solchen U m s t ä n d e n ist es f ü r den A m a t e u r eine k l u g e P o l i t i k , einfache u n d feste Z ü g e zu machen. D e r G e g n e r soll nicht d a r a n g e h i n d e r t w e r d e n , in seinem E i f e r , die F ü h r u n g zu ü b e r n e h m e n , zu s t o l p e r n . Italienische P a r t i e Weiß: Meisteranwärter

S c h w a r z : Meister

1. e2—e4

e7—ej

2. S g l — I i

Sb8—c6

j. Lfi—C4

Lf8—cj

4- « — C 3 D a s klassische A b s p i e l . Weiß p l a n t , das s d i w a r z e Z e n t r u m a n z u g r e i f e n u n d die ü b e r l e g e n e Z e n t r a l f o r m a t i o n zu erhalten. 4. . . .

Dd8—ej

Statt des gebräuchlichen G e g e n a n g r i f f s S f 6 v e r t e i d i g t S c h w a r z sein Z e n t r u m m i t der D , u m den A b t a u s c h auf d4 v e r meiden zu k ö n n e n . 5. d i — d 4

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s

A u f 5. o — o setzt S c h w a r z die E n t w i c k lung m i t d 7 — d 6 f o r t . j. . . .

Lcj—b6

M i t 5. . . . ed w ü r d e S c h w a r z seiner A b sicht, e j zu b e h a u p t e n , u n t r e u w e r d e n . 12*

Weiß a n t w o r t e t 6. o — o (6. c d D e 4 : f 7. L e j L b 4 t 8. S c j d j ! v e r l ö r e einen B a u e r n u n t e r w e n i g e r günstigen U m ständen), u n d S c h w a r z h ä t t e d a n n die W a h l zwischen a) 6. ... d6 o d e r 6. ... S f 6 7. cd u n d S c h w a r z h ä t t e das Z e n t r u m ohne G e g e n w e r t a u f g e g e b e n ; seine D steht auf e7 schlecht, w e i l sie e i n e m späteren A n g r i f f durch S b i — c } — a u s gesetzt w ä r e . b) D i e A n n a h m e des G a m b i t s m i t 6. . . . de 7. S c 3 : , u n d Weiß h ä t t e einen beträchtlichen Entwicklungsvorsprung. E i n B e i s p i e l : 7. . . . d6 8. S d s D d 8 9. b4! L b 4 : 1 0 . S b 4 : S b 4 : 1 1 . D b i Sc6 1 2 . L f 7 : f m i t s t a r k e m A n g r i f f auf K o s t e n eines einzigen B a u e r n . c) 6. . . . S e j 7. S e j : D e s : 8. f 4 d e t 9. K h i cb (besser D d 4 , a b e r nach 1 0 . D b j Sh6 1 1 . SC3: v e r f ü g t Weiß w i e d e r u m ü b e r ausreichenden Gegenw e r t ) 1 0 . f e b a D 1 1 . D d j u n d gew i n n t : 1 1 . . . . c6 (gibt d e m K ein Fluditfeld) 12. D f 7 : f Kd8 13. L g j t K c 7 14. D g 7 : usw. d) 6. . . . d3 — eine solide, a b e r nicht ganz ausreichende F o r t s e t z u n g — solid, w e i l Weiß den B n u r m i t Z e i t v e r l u s t z u r ü c k b e k o m m t u n d nicht die erstrebte ideale Z e n t r u m s f o r m a t i o n a u f b a u e n k a n n : 7. e j ! ¿6 8. L g j f 6 9. ef S f 6 : 1 0 . S i d 2 ( 1 0 . T e i S e j ) 1 0 . . . . L g 4 1 1 . b4 L b 6 1 2 . a4 a j 1 3 . I13 u n d W e i ß steht ein w e n i g besser, w e i l er s d i o n rochiert hat u n d den g e o p f e r t e n B a u e r n jederzeit z u r ü c k g e w i n nen k a n n , w ä h r e n d d e r s d i w a r z e K u n d die D auf der e - L i n i e G e f a h r e n ausgesetzt sind. 6.

0—o

179

Eine wichtige Alternative ist 6. d5 Sb8 (oder Sd8) 7. d6 D d 6 : 8. D d 6 : cd und Schwarz hat ein beengtes Spiel. Bei 6. ... Sd8 scheint es aber, als ob Schwarz den B nun mit Se6 behaupten und v e r w e r t e n kann.

8. . . . h6 (um mit g 7 — g j gegen die A n g r i f f s m a r k e I13 vorzugehen) 9. Sa3 g5 10. Sc2 g4 1 1 . SI14 gh 1 2 . g3 Tg8 und Schwarz steht besser. Vorzuziehen w a r jedoch 1 1 . hg L g 4 : 12. S e j und Weiß steht nicht übel.

Z u 6. de Se5: 7. S e j : De5 - . vergleiche den zweiten Teil der Bemerkungen zum nächsten Z u g e v o n Weiß.

Nicht gut ist 8. L g j (wie im vorherigen Zuge). Wenn 8. Le3 Lg4.

6. . . .

Sg8—16

D i e Fesselung 7. L g j wäre zwecklos, weil Weiß bereits rochiert hat, Schwarz aber nicht. Schwarz kann sich darum mit h 7 — h 6 und g7—g5 gefahrlos entfesseln und zugleich eine Angriffsstellung a u f bauen. Die Frage drängt sich auf, ob nicht 7. de dem Schwarzen das Z e n t r u m entwindet. Die Stellung ist jedoch f ü r Weiß weniger vorteilhaft, wenn er auf e5 tauscht, als wenn Schwarz zum N e h men auf d4 gezwungen ist, wobei sich der B e j gegen die weißen BC3 abtauscht und Weiß das ideale Zentrum erhielte. Nach 7. de S e j : 8. S e j : D e s : 9. K h i (bereitet f 2 — f 4 v o r ) 9. . . . d6 io. {4 D e 7 steht Schwarz befriedigend, denn sein Lb6 ist sehr stark. Weiß ist im Z e n t r u m nur wenig überlegen, während die schwarzen Figuren recht w i r k u n g s v o l l aufgestellt sind. Schwarz droht 1 1 . . . . Se4: und auch 1 1 . . . . Sg4 und hat günstige Aussichten, z . B . 1 1 . Sg4 1 2 . D f 3 S h 2 : 1 3 . K h 2 : D h 4 f , oder 1 1 . es de 1 2 . fe D e s : 1 3 . T e i Se4 14. De2 L f j 1 $ . Sd2 0 — o — o usw. d7—d6

8. h i — h j U m den Fesselungszug L g 4 zu v e r h i n dern. Das ist hier wichtig, weil der S zur A b w e h r des Drucks gegen d4 benötigt w i r d und der Vorstoß d4—d5 im Hinbiidt auf ein späteres f 7 — f j v e r mieden werden soll. D e r Z u g 8. h3 schwächt. So geschah in der Partie Reilstab—Sämisch, Kiel 1949,

180

0—0

9. S b i — a 3 !

7. T f i — e i

7. . . .

8. . . .

Der Springer soll über C2 und e3 nach d j g e f ü h r t werden, möglicherweise k a n n auch L d 3 nebst Sc4 f o l g e n ; man sehe 9. . . . Sd8 (um C7—c6 vorzubereiten) 10. L f i Se8?(um den P u n k t e j mit f 7 — f 6 verstärken zu können) 1 1 . Sc4 ¡6 11. c6 1 3 . S b 6 : ab 14. D b j f und erobert einen Bauern. 9. ...

Kg8—h8

Schwarz muß das Z e n t r u m halten — sobald er den Mittelbauern tauscht, steht seine D schlecht, und es taudien D r o hungen wie e4—e$ auf. D e r geschehene Z u g bereitet Sf6—g8 oder e8, gefolgt von f 7 — f 6 , v o r . Außerdem muß Weiß jetzt mit e 5 x d 4 C 3 x d 4 Se4: rechnen, weil der Stützungszug f 7 — f j nach dem Wegzug des K möglich ist. 10. S a j — C 2 Aus dem eben erwähnten G r u n d e 10. L f i nicht angängig, und 10. kostet den Bd4. 10. . . .

war Ldj

Sc6—d8

U m den L nach e6 spielen und mit dem Springer eventuell zurückschlagen zu können. D e r Zug ermöglicht auch C7—c6, damit der weiße S v o n d j abgehalten werden kann. H i e r geht 10. . . . ed 1 1 . cd Se4: wegen 12. Sg5 f j 1 3 . SI17: K h 7 : 14. Dh5 matt nicht. 11.

bi—bj

sein Zentrum gegen d4Xe5 gesichert und kann mit f ö x e j antworten mit Öffnung der f-Linie, so daß er schon höhere Ziele anstreben kann. Kurz gesagt: das Thema der ganzen Eröffnung ist: zuerst befestigen, dann nach Initiative streben. 13. Sc2—e3

Ermöglicht 12. La3 und stellt Schwarz vor neue Probleme. 11....

Lc8—e bereit. 6. L g j — 1 1 4 a) Nach 6. L f 6 : D f f i : 7. e4 hat Weiß das Zentrum, Schwarz die zwei Läufer, eines so wertvoll wie das andere, denn die Stellung ist nicht offen (in einer offenen Stellung wären die Läufer vorzuziehen). b) 6, L f 4 bedeutet den Verlust eines halben Tempos, d. h. man muß sich fragen: „Warum nicht schon im 5. Zuge L f 4 , denn h j — h 6 bedeutet ja hier keine Schwäche?" Außerdem ist das Feld f4 hier kein so wirkungsvolles Feld wie in gewissen anderen Varianten. D e r Zug S b j ist wegen der A n t w o r t d7—dfi nie gefährlich. 6. . . .

Lf8—e7

Ebensogut ist 6. ... Lb4. Damit das gleiche erreicht, nämlich der gleich des Drucks gegen e4-

wird Aus-

7- « — « 3 Der beste Zug für rasche Entwicklung. Ein logischer Zug ist ferner 7. Sd2, weil Weiß dann e4 ebensooft beherrscht wie Schwarz. In dieser Variante ist dieses Feld so wichtig, daß seine Beherrschung die Preisgabe eines Tempos wert ist. Vielleicht erwidert Schwarz mit 7. d j , um 8. e4 zu verhindern, oder 7. . . . c j , um das Zentrum zu unterminieren. Daraus ist zu erkennen, daß die Variante 2. S f } ein nachteiliges Element in sich birgt wegen der Antwort 2. ... b6, die es Schwarz ermöglicht, den Punkt «4 unter Feuer zu nehmen. Der Zug 2. S f } schaltet ein eventuelles f 2 — a u s . Dagegen hat 2. S f } den Vorteil, den Punkt e j zu beherrschen, und f 2 — f j ist nicht immer günstig in seinen Auswirkungen. 7. . . .

d7—d6

Bereitet Sb8—d7, gefolgt von e6—ej, vor. Der Zug schafft ein Loch auf c6. Solange aber der Lb7 vorhanden ist, hat das keine ernsten Folgen. Die zurückhaltende Aufstellung des Schwarzen in der Mitte kann ergeben: a) e6—ej, das am besten ist, oder b) d6—d5, das den Nachteil hat, den Lb7 auf der langen Schrägen einzuschließen. Schwarz hätte hier 7. . . . o—o spielen können. Er plant aber g7—g5 und schiebt deswegen die Rochade auf. 8. L f i — d 3 ?

Zweifelhaft, weil Bg2 seinen Schutz einbüßt und Schwarz in der Lage ist, einen Bauern zu erobern. Besser war 8. Dc2 oder 8. Sd2, gefolgt von f 2 — f y . Das Ziel der nächsten Züge des Schwarzen ist: a) den Druck gegen das Feld e4 zu verstärken; b) die lange Schräge auszunützen. • • •

%7—if

Das Folgende zeigt, daß dieser Zug Teil der Strategie ist, die Diagonale a8/hi zu verwerten. Man beachte das Zusammenwirken des flankierten Läufers mit den Bauern auf dem anderen Flügel. 9• L h 4 — g j

g$—g4

Ein ziemlich kühner Zug, der jedoch einen Bauern erobert. Außerdem braucht Schwarz die Schwächung seiner Bauern am K-Flügel nicht zu sehr zu fürchten, weil er die lange Rochade plant. Soll Weiß nun seinen Bg2 mit SI14 retten und seinen S abseits stellen? Oder soll er seinen B aufgeben und ein Gegenspiel auf fester strategischer Grundlage anstreben? Weiß muß sich natürlich fragen, was wichtiger ist: den S für Unternehmungen bereit zu haben oder den B zu verteidigen. E r entschließt sich f ü r das erstere und spielt 10. S f j — d 2 Der Amateur zeigt seinen Fortschritt, indem er die Wahl eines Meisters trifft. Soll Schwarz nun den B nehmen? Nach dem schwächenden Zuge g j — g 4 ist es r i c h t i g , seiner Absicht treu zu bleiben und die Beute einzuheimsen. Er sollte sich aber diese Frage stellen, b e v o r er g j — g 4 zog. Wird Weiß genügendes Gegenspiel für den B haben? Weiß wird immer einen Zeitgewinn verzeichnen können, eventuell aber auch einen Raumvorteil und ein besseres Zentrum, auch wenn Schwarz den B nicht nimmt. Es handelt sich also nicht um einen Fall von „Bauernraub", der auf-

189

tritt, wenn ein Spieler auf Bauerngewinn spielt, wenn seine ganze Stellung gefährdet ist. 10. . . .

Lb/xgi

11. Thi—gi

Lgi—b7

Wie wird Weiß nun seine Möglichkeiten am besten wahrnehmen? Ein Teil des Gegengewichts besteht darin, daß er nun das Feld e4 beherrscht.

m Ü 1 % Wie n & 4 §§ ü % Ü ¡jm mm m &1ÜS i§ 1 ¡8 ]M £B m B D m

n

i i . ej—e4! Der Amateur beweist wiederum das Ansteigen seiner Spielstärke, indem er beim Verlust eines B seinen Kopf behält und zuversichtlich mit einem Zug fortfährt, der auf soliden strategischen Erwägungen beruht. Weiß hat nun das Zentrum im Besitz, wenn auch nicht endgültig, weil Schwarz ja mit seinen Mittelbauern die Felder und e5 kontrolliert und mittels e6—ej ebenfalls einen ausreichenden Einfluß auf die Mitte ausübt. u.

...

e6—ef

Schwarz beugt einem eventuellen e4—e$ vor. Dagegen sieht 12. . . . 13. cd ed 1 j. e5 jetzt gut für Weiß aus. Erwägenswert ist auch 12. . . . Sc6, denn 13. Sb3 e5 14. d5 Sb4 15. Le2 h j 16. a3 Sa6 ließe den S am Damenflügel ziemlich wirksam werden. Schwarz hätte e6— auch mit Sb8—¿7 vorbereiten können. Falls möglich, sollte aber e6—unmittelbar ohne Vorbereitungen gespielt werden, weil Schwarz so mehr Auswahl hat, wohin der Sb8 gehen soll, abhängig von dem Vorgehen des Weißen. Der Textzug hat den Vorteil, Weiß zu einer Erklärung zu nötigen ( d 4 X e j oder d4—dj). Daß der Be5 jetzt zweimal angegriffen und nur einmal geschützt ist, will nichts besagen, weil der Ld3 nach dem Tausch angegriffen und nicht gedeckt wäre. Außerdem hätte Weiß nach 13. de de 14. LC2 Sc6 ein schlimmes Loch auf d4. 13. d4—df

190

Weiß beherrscht nun mehr Raum, aber Schwarz hat einen Bauern mehr. Die Strategie des Schwarzen muß darin bestehen, sein Plus so bald wie möglich zu verwerten. Ein Weg wäre, den Bf7 nach f j vorzurücken. Das ist keine leichte Aufgabe, zumal Weiß bei den kommenden Zügen die richtige Strategie findet, seinen Gegner an der Verwirklichung seiner Ziele zu hindern. 13. . . .

Sb8—d7

Recht gut sieht 13. . . . c j aus, ein Versuch, die ganze Stellung abzuriegeln. Weiß stünde vor einer schwierigen Wahl: nimmt er e n p a s s a n t , nähme der Sb8 zurück mit Ausblick auf d4; nimmt er nicht, sind seine Aussichten, einen so starken K-Angriff wie in der Partie zu erhalten, erheblich geringer. 14.

ii—f3!

Durch den Tausch des f-B öffnet Weiß die f-Linie, und das bedeutet strategisch, daß es für Schwarz lange Zeit unmöglich sein wird, seinen Plan f 7 — f j auszuführen. Mit anderen Worten, das Bauernplus des Schwarzen ist nach 14. . . . gf 15. D f 3 : entwertet, weil ein rückständiger f-B auf einer offenen Linie übrigbleibt. Weiß, der Amateur, zeigt Initiative und Positionsgefühl. Schwarz wird jedoch nicht 14. . . . gf spielen, weil er dem Weißen nicht entgegenkommen will. 14. . . .

h6—h$

N u n zwingt aber Weiß seinen Gegner zum Tausch und damit zur E n t w e r t u n g seines Mehrbauern wie f o l g t : 15. L d j — e i !

g4xfj

Denn nach 1 $ . . . . Tg8 16. f g hg 17. U 1 4 gewönne Weiß den verlorenen Bauern zurück und Schwarz verbliebe mit dem rückständigen Bauern. 16. L e i x f j Auch 16. S f 3 : verdiente E r w ä g u n g , um den S über I14 nach f j zu bringen. 16. . . .

Sd7—f8

Macht Platz f ü r die D als Vorbereitung zur langen Rochade. In Betracht kam hier audi 16. . . . S c ; , doch hat der S hier keine Z u k u n f t . Weiß spielt 1 7 . D e i und später eventuell b2—b4Wie sollte der Plan des Weißen nach dem Textzuge aussehen? E r k ö n n t e das M a növer S d 2 — f i — e 3 — f j ins A u g e fassen, zieht es aber v o r , ebenfalls rasch zur langen Rochade zu k o m m e n . 17. D d i — e i F ü r Schwarz günstig wäre 1 7 . L h 4 Sg6 18. Lt'6: L f 6 : 19. LI15: L h 4 + 20. K f i Sf4Den B hätte Weiß zurück, aber sein K stünde hoffnungslos schlecht. 17. . . .

Sf8—g6

Schwarz will das Feld f4 besetzen und so die f - L i n i e schließen in der H o f f n u n g , hinter dem Rücken des Sf4 doch noch zu f 7 — f j zu k o m m e n .

Richtig w a r 18. . . . D & j nebst 19. . . . o — o — o . Schwarz hätte seinen M e h r bauern behalten, hätte freilich im H i n blick auf die Umstände nur geringe Aussichten auf Sieg. 19. S d i — f i

18. o — o — 0 Die Tatsache, daß der c - B vorgerückt ist, kann in diesem Falle nicht als Schwächung der K - S t e l l u n g betrachtet werden. Weiß braucht seinen K nur nach b i zu stellen, w o er vollständig sicher ist. Auch das wäre im Augenblick überflüssig, weil keine der schwarzen Figuren am D - F l ü gel eine D r o h u n g aufstellen kann. 18. . . .

Soweit hat der Meister den G a n g des V e r f a h r e n s vorgeschrieben. E r hat einen Bauern gewonnen und d a f ü r den Nachteil einer beengten Stellung am D-Flügel und in der Mitte in K a u f genommen. Jet7t aber verlangt er zuviel v o n seiner Stellung. E r überlegt, wie er das Äußerste aus dem gewonnenen Bauern herausholen kann. D a h e r bereitet er die U b e r f ü h r u n g des L auf den K - F l ü g e l v o r , unterschätzt aber den G r a d der Schwächung, den dieses Vorgehen f ü r den D - F l ü g e l nach sich zieht, w o der schwarze K einen sicheren Platz braucht. Die Tatsache, daß ein Meister immer auf G e w i n n spielt, in die Z u k u n f t blickt, nach zuviel Initiative strebt, w e n n die Initiative und der G e w i n n nicht in der Stellung stecken, ist f ü r ihn manchmal ein Handicap.

U>7—c8?

V o n ey aus soll der S das Feld f j kontrollieren. 19. . . .

hj—h4

Schwarz hoift, auf dem K - F l ü g e l einen zusätzlichen Druck auszuüben. E r w i r d f o r t f a h r e n , S und L auf starke Plätze zu bringen. Diese M a n ö v e r haben jedoch geringen Wert, weil sich der H a u p t kampf am D - F l ü g e l abspielen wird.

191

20. Lg3—ei Ginge der L nach f2, würde nach Sg6—¡4 schon S f 4 — h j drohen. 20. . . .

Sg6—¡4

i i . De2—C2 Schwarz strebt nach der langen Rochade. Die D kann er erst herausziehen, nachdem der L aus dem Wege ist. 21....

Lc8—h}

22. S f i — e j !

Dd8—dy

23. L e i — ( 1 Um die Türme zu verbinden. Außerdem zielt der L auf die K-Stellung, nachdem Schwarz lang rochiert hat. 23. . . .

o—o—o

Ein wichtiger Punkt in der Partie. Nachdem Schwarz rodiiert hat, beginnt ein fürditerlicher Angriff. Man ginge jedodi zu weit, wollte man die Rodiade als schweren Fehler brandmarken. Einerseits ist die Rochade wünschenswert, damit der Ta8 in den Kampf eingreifen kann; Schwarz hat also nur die Wahl zwischen zwei Übeln. Rochiert Schwarz nicht, wird es ihm nie gelingen, die Partie zu gewinnen, weil er die Stellung nicht öffnen kann. Sein K steht in der Mitte des Brettes unsicher. Daß Schwarz sich hier zur Rochade entschließt, muß als eine Art Uberoptimismus betrachtet werden, daß es ihm irgendwie gelingen werde, den Sturm zu überstehen. 24.

11—a4

Der Angriff gegen die geschwächte Königsstellung beginnt. Es spielt keine wesentliche Rolle, ob man hier zuerst den a- oder den b-B vorrückt. Ein Bauernvorstoß gegen den feindlichen K ist gerechtfertigt durch a) einen geschwächten Bauernschutz des feindlichen Königs (hier infolge des Bb6); die Schwäche wird durch den auf b7 fehlenden L noch vergrößert; b) gutstehende Angriffsfiguren; c) Raumvorteil (Weiß 192

beherrscht fünf, Schwarz nur drei Reihen). Der Fortschritt des Amateurs zur M e i s t e r s c h a f t geht d a r a u s h e r v o r , daß er ü b e r die richtige Strategie im B i l d e ist, die hier a n z u w e n den ist. 24. . . .

Kc8—bj

Zu versuchen war a7—aj. 25. b2—b4!

C7—cj

Abwarten wäre ebenfalls sehr gefährlich. Man betrachte die Kraft der weißen Züge b4—b5, SC3—a2—b4—c6. Sdiwarz hatte keine große Wahl, denn nach 25. . . . a j 16. ba ba 27. c$ de ist 28. Sc4 fast tödlich. Zu erwägen war 25. . . . Ta8. In diesem Falle setzt Weiß am besten fort mit 26. a j , denn 26. b j könnte mit 16. . . . a5 beantwortet werden, womit dem S das Feld b4 genommen ist. Schwarz beschließt, tapfer zu sein. Er geht mitten in die Feuerlinie hinein und hofft, den Folgen begegnen zu können. 26. d j x c6-f (en passant) Natürlich nimmt Weiß die Gelegenheit wahr, die Stellung zu öffnen. Der Textzug macht die d-Linie und den Punkt d j für einen der Springer frei. Auf diese Weise kann er den starken Sf4 auf eine Weise angreifen, die praktisch den Abtausch erzwingt, der für Sdiwarz ernste Folgen haben wird, denn der Be4 wechselt nach d5 über, und der L f 3 erhöht infolgedessen seine Wirkungskraft. 26. . . .

Dd7Xc6

27. Se3—dj!

Sfixdj

28. SC3 x d j

Sf4xd$

29. e 4 x d $

Dc6—c8

Unterstützt den L h j , der nun nach f j gehen könnte. Schwarz macht so aktive Züge wie möglich. Man beachte, daß das Problem des rückständigen B f 7 plötzlich vollkommen ge-

löst ist, denn sein Weg nach f j ist frei. Schwarz hat sogar zwei verbundene Freibauern. D e r A m a t e u r hat das offenbar alles d u r d i d a d n und die A b w a n d l u n g e n genau erwogen. E r hat den Wert des Freibauernpaars mit der K r a f t seines A n griffs auf den schwarzen K verglichen. Solche Vergleiche gehören zu den schwierigsten Problemen im Schach, und auch in dieser Hinsicht hat der A m a t e u r beträchtliche Fortschritte gemacht. I h m ist vollständig klar, daß sein Angriff durchdringen muß und die Vorteile des Sdiwarzen am anderen Flügel nicht zählen. 30. C 4 — c j !

durch a 4 — a j — wenn nötig nach v o r aufgegangenem b 4 — b j — ist gesichert. Eine gute A l t e r n a t i v e gab es übrigens nicht. Tausch auf d6 hätte zum Abtausch der D a m e n und zur A u f l ö s u n g des weißen A n g r i f f s g e f ü h r t . 31. . . .

Kb7—C7

32. 3 4 — a j

Schwächt den P u n k t b6 und bereitet die Ö f f n u n g der a-Linie v o r . 32. . . .

Weiß schätzt die Stärke des L f i in V e r bindung mit dem c- und b - B richtig ein. Der A m a t e u r zeigt nicht nur P o s i t i o n s g e f ü h l , sondern auch ein feines Angriffsgefühl. 30. . . .

Td8—g8

Ein Versuch, die gegnerischen Streitkräfte zu verringern und dem K ein weiteres F l u d i t f e l d einzuräumen. E t w a gleichwertig w a r 30. . . . L f 5 3 1 . c 6 f . Wenn 30. . . . bc?, so 3 1 . bc, und der K stünde noch offener, und ein weiteres 3 1 . . . . de ist natürlich wegen 32. d6f ausgeschlossen. 31. cj—c6t Weiß erhält so einen mächtigen Freibauern. Weitere Ö f f n u n g der Stellung 13

b6xa$?

Schwarz hofft auf 33. ba D a 6 ; aber Weiß k o m m t ihm z u v o r . Besser w a r 32. . . . D f j , doch scheint das Spiel auch dann nicht haltbar zu sein, z . B . 33. D a 4 D f 3 : 34. abf und gewinnt, oder 33. . . . b j ! 34. D b j : Tb8 3 J . D d 3 (oder auch 35. Daß, das noch verwickeitere Folgen hat: 3 j . . . . D f 3 : 36. D a 7 = t Kc8 37. T d 2 , und die L a g e ist schwierig, vermutlich aber f ü r Weiß gewonnen) 35. . . . D f 4 t 36. Td2. Das f ü h r t zu einer komplizierten Stellung, die schwer zu beurteilen ist. Alles hängt v o n zufälligen Einzelheiten ab. Angesichts der enormen K r a f t des L f 2 müssen die C h a n c e n des Weißen als überlegen angesehen werden. Diese K r a f t ist dauerhaft und k o m m t i m m e r wieder zum Vorschein, sobald der schwarze Gegenangriff zu Ende ist. Z w e i mögliche Fortsetzungen sind: a) 36. . . . D b 4 : 37. T a 2 f j 38. T g 7 C4 39. T e 7 : t K d 8 40. T d 7 f Ke8 4 1 . DC2 ef 42. Ta4 D b 3 43. T e 4 f und gewinnt; b) 36. . . . Lg5 37. T g 5 :

193

Dg5: 38. L t y . Tb.»: 39. L b 6 t Tb6: (Kb8 40. Da6) 40. abt Kb6: 41. D b 3 t und gewinnt. 33. D m — a 4 ! Erneut stellt der Amateur seine Fortschritte unter Beweis. Er behandelt diesen Teil der Angriffsführung mit Präzision. 33. . . .

Kc7—b8

Wenn 33. . . . ab? 34. D a j t Kb8 3J. Da/: matt. 34. D a 4 x a ;

Dc8—C7

35. D a j x c 7 t Weiß strebt nach zwei verbundenen Freibauern. Vermeidet er den Damentausch, behält Schwarz den Mehrbauern und verteidigt sich: 3$. D b j f Ka8 usw. 35. . . .

Besser war 36. . . . Ta8 37. Le3 Thb8. Sowohl 38. Ld2 (zum Schutz von Bb4, Behauptung der verbundenen Bauern und mit der Drohung 39. Tg7) als auch gleich 38. Tg7 gewinnt für Weiß. 37. T g i x g j ! Schnellstes Vormarschieren der Freibauern ist mehr wert als die Qualität. Der A m a t e u r ist b e r e i t zu o p f e r n — ein M e r k m a l meis t e r h a f t e n Spiels. 37....

TgSxgj

38. b4—bs

Lh3—g4

Wenn 38. . . . Tb8 39. L b 8 : f b6 und gewinnt. 39. L f 3 X g 4

Tg$xg4

40. b j — b < t

KC7—c8

Kb8: 40.

Kb8x07

Nachdem die Damen vom Brett verschwunden sind, gibt der A m a t e u r ein Beispiel seines erhöhten Könn e n s in g e n a u e r B e h a n d l u n g des E n d s p i e l s . 36. L f a x a 7

Spielt Weiß nun 41. erreicht er nicht viel; die Partie ginge weiter: 41. . . . KC7 42. b8Dt Tb8: 43. Lb8:f Kb8:. Aber sobald der weiße Turm eingreift, ist die Partie entschieden. 41. T d i — f i

Beide Parteien haben ein Paar verbundene Freibauern; jedoch die weißen sind erheblich weiter vorgerückt. Er droht jetzt b4—b5—b6. 36. . . .

194

Le7—g$t

Tg4—g7

Oder a) 41. . . . Tf8 42. b z t K.C7 43. T f 7 : f ! , oder b) 41. . . . Tf4, ein sehr lehrreiches Abspiel: 42. T f 4 : ef 43. b7f KC7 44. Kd2 und Weiß holt sich alle Bauern am K-Flügel. 42. T f i — f 6

Th8—g8

Wenn 42. . . . Td8, so 43. Td6:. 43. T f f i x d f i .

46. K c j — C 3

Nun droht 44. b7f Kc7 4$. Tdz matt. 43. . . . 44. Td6

£7—fj

Tgixhi

Hofft auf ein ewiges Schach, beginnend mit Tg3f. Aber der weiße Angriff ist bereits überwältigend.

16

Droht 4$. d6 usw.

47.

b6—b7f

Kc8—C7

44. • • •

Tg7-git

48. T f 6 - f 7 t

Kc7-d6

45. Kci—C2

Tgi—gif

49. T f 7 — d 7 matt.

Partie 25 Die Bauernmehrheit am Damenflügel Wie die Bauern vorzustoßen sind Wie man die Mehrheit als Waffe einsetzt, ohne sie zu früh zu benützen Spiel an zwei Fronten Gegenangriff auf Kotten zweier Bauern Die beengte Königsstellung Durch genaue Berechnung aus einer schwierigen Lage herauskommen Ausnützung eines materiellen Vorteils in einem Endspiel mit leichten Figuren In vielen Schachpartien wird die Schlad« nur an einem Teil des Brettes ausgefoditen; in manchen Partien gibt es aber mehrere Fronten. Partien, in denen alle Teile des Brettes eine Rolle spielen, sind sehr interessant, wenn auch sehr schwierig zu behandeln. Die Tatsache, daß der Spieler nur einen Zug auf einmal machen kann, bedeutet, daß auch bei Vorhandensein mehrerer Kampffronten die Stellung jeweils nur an einer Front verbessert werden kann. Taudien an mehr als einer Front Gefahren auf, muß er sich entscheiden, wo er «ich zuerst verteidigen will. Das gleiche gilt, wenn er an mehreren Teilen des Breies Chancen hat: der Spieler muß ein Urteil fällen, wo die Aussichten am besten sein werden. In solchen Partien besteht die Stellungsbehandlung in einem fortwährenden Vergleichen der verhältnismäßigen Bedeutung der augenblicklichen Möglichkeiten an den verschiedenen Fronten und dem gültigen Entschluß, wo es zu handeln gilt. Partien mit mehreren Fronten erfordern ein Höchstmaß an Können. Manchmal erringt der Amateur den Sieg über einen Meister infolge einer einzigen glücklidien Eingebung, durch eine zufällige Kombination oder einen besonders günstigen Spielverlauf. Wenn es aber dem Amateur gelingt, den sich über das ganze Brett erstreckenden Kampf zu beherrschen ohne die Übersicht über die einzelnen Teile zu verlieren, so kann das ohne Übertreibung als eine Meisterleistung angesehen werden. In Partien mit mehreren Fronten können nur Amateure von Meisterstärke ihren Weg durch das Labyrinth der Varianten finden, ohne den Faden zu 13*

195

verlieren. Diese letzte Partie unserer Serie zeigt den A m a t e u r , der volle Meisterschaft auf vielen Gebieten e r w o r b e n hat: in seinem positionellen Erfindungsreichtum, ohne indessen diese Eigenschaft überzubetonen, in seinen kombinatorischen F ä h i g keiten, seiner fehlerfreien Berechnung der genauen Folgen eines O p f e r s , seiner Verteidigungskunst, w e n n sein G e g n e r mit H i l f e einiger B a u e r n o p f e r starken Gegendrude ausübt, und schließlich in seiner Endspieltechnik. Réti-System Weiß: Meisteranwärter

S d i w a r z : Meister

I. C2—C4 Die Ideen, die hinter diesem Z u g stecken, sind bei Partie 3 nachzulesen. 1. . . .

e7—e6

E i n neutraler Z u g , der viele Obergänge o f f e n hält. Noch gebräuchlicher ist 1 . . . . Sf6 mit Einlenken in eine Indische Verteidigung. 82—83

¿7—dj

Schwarz strebt nach K o n t r o l l e der Mitte mit H i l f e der Bauern, die logische Folge seines ersten Zuges. Spielt Weiß nun 3. ¿ 4 , geht die Partie in die Katalanische E r ö f f n u n g über. S d i w a r z könnte auch 2. . . . f $ spielen ähnlich der H o l l ä n d i sdien Verteidigung. Anders als dort, w o i . d4 geschehen ist, könnte Weiß aber den K a m p f um den P u n k t e4 nun mit d 2 — d 3 führen. 3. L f i — g i Der R o u t i n e z u g 3. b3 würde nach 3. . . . de 4. bc D d 4 einen Bauern kosten, während jetzt 3. . . . de wegen 4. D a 4 t nicht zu fürchten ist. Als Faustregel kann dienen, daß man in einem Falle wie diesem erst dann auf d j tauscht, wenn das Schlagen auf 04 ernstlich d r o h t , weil man sonst den Lc8 befreit. 3. . . .

dj—d4

Üblicher sind neutrale Z ü g e wie 3. . . . Sf6 oder 3. . . . c6. Mit dem T e x t z u g e gewinnt S d i w a r z etwas R a u m , andererseits gibt er jedoch dem Weißen eine H a n d h a b e zur Linien-

196

ö f f n u n g . W i r d der Vorposten d4 a u f g e löst, k a n n sich unter U m s t ä n d e n der Zeitverlust des Bauernvorstoßes bem e r k b a r machen. Einen entsprechenden Z u g finden w i r mandimal in der Folge 1 . S f 3 d j 2. C4 d4, bei der Weiß über die starke A n t w o r t 3. b4 v e r f ü g t . In der Partie ist 4. b4 verhindert, und vermutlich entschloß sich Schwarz deswegen zu diesem Vorgehen. 4. C 2 — e j Weiß greift den Vorposten sofort an. E r kann dies gefahrlos tun, denn a) 4. . . . de j . fe gibt Weiß ein glänzendes Z e n t r u m mit d 2 — d 4 in V e r b i n d u n g mit der offenen f - L i n i e , und b) 4. . . . d3 behindert die weiße Entwicklung keineswegs; sein S geht nach C3 und sein L nach b2. Außerdem w i r d der Bd3 später schwach und auf die Dauer unhaltbar, denn nach beendeter Entwicklung hat Weiß Z ü g e wie L f i , S e i und D b 3 zur V e r f ü g u n g . Weiß k ö n n t e auch 4. S f 3 oder 4. d3 spielen; im allgemeinen ist jedoch das sof o r t i g e Vorgehen gegen den Vorposten gegeben. Fürchtet der Weiße aber unnötigerweise d 4 — d 3 , mag er 4. d3 einflediten.

4. ...

C7—cj(?)

Das hat einen Nachteil, wie aus der Folge ersichtlich. W a r u m hat der Meister diesen etwas f r a g w ü r d i g e n Z u g gewählt? Vielleicht wollte er absichtlich einen problematischen Zug machen. Nach allgemeiner M e i n u n g f ü h r t ein geringer Fehler allein nicht zum V e r l u s t ; erst der zweite Fehler verliert. Es gibt Spieler, die bewußt den ersten Fehler begehen und d a f ü r psychologische G r ü n d e haben.

Gelingt es dann dem Gegenspieler nicht, in Vorteil zu k o m m e n , weil es keinen zweiten Fehler gibt, w i r d er vielleicht mut- oder auch sorglos werden. A n d e r e Möglichkeiten sind: a) 4. . . . de (siehe 4. Z u g v o n Weiß) b) 4. . . . Sc6, um Weiß v o n 5. ed abzuhalten. A u f c6 hemmt der S jedoch das Vorgehen des BC7. Es könnte weitergehen: 5. Se2 e j , gefolgt v o n der Bauernkettenstrategie mit 6. d j und 7. e4. c) 4. . . . e ; (am besten), das den V o r teil hat, den R a u m v o r t e i l zu behaupten, d a f ü r den Nachteil eines Tempoverlustes in Kauf nimmt. j . e j x ¿4 Weiß schlägt in diesem Augenblick, um eine Bauernmehrheit am D - F l ü g e l zu entwickeln. Wenn Schwarz erst Sc6 gespielt hat, ist das N e h m e n auf d4 nicht mehr so zweckmäßig, weil der Springer wiedernehmen könnte. Spielbar sind Züge wie 5. S f 3 , 5. Se2 und 5. b 3 , Routinezüge, die keinen bestimmten Zweck verfolgen. 5. . . .

C$x64

j . . . . D d 4 : liegt nahe. D e r weiße d-B ist nur vorübergehend rückständig. Weiß wird durch d 2 — d 3 , S f 3 , Le3 immer die Ubermacht über den P u n k t d4 gewinnen und d j — d 4 durchdrücken können. E r erhält dann ebenfalls die Bauernmehrheit am D - F l ü g e l , aber ohne den störenden schwarzen Bauern auf d4. 6. d i — d 3

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Weiß hat nun die Damenflügelmehrheit und dazu den Druck des L g 2 auf der langen Schrägen, der sie unterstützt — ein ideales Z u s a m m e n w i r k e n . Schwarz hingegen v e r f ü g t über die Mehrheit im Zentrum.

6. . . .

Lf8—b4f(?J

Vielleicht ein wenig gedankenlos. Schwarz hoffte auf 7. L d 2 L d 2 : f mit Tausch seines schwarzfeldrigen L , der mehr oder weniger gehemmt w a r durch den Bd4- Etwas besser w a r 6. ... Sc6 oder 6. ... Sf6. 7. K e i — f i ! ! Der M e i s t e r e r w a c h t i m Amat e u r ! E r schlägt einen originellen Weg zur V o r b e r e i t u n g des Vorstoßes der Bauern des D-Flügels ein und beweist damit ein gutes Positionsurteil. Weiß droht jetzt a) strategisch a 2 — a 3

nebst b 2 — b 4 und

b) taktisch D a 4 f mit G e w i n n des L ä u fers. Die taktische D r o h u n g m u ß auf jeden Fall beachtet werden. Gleichzeitig die strategische D r o h u n g zu parieren, ist schwierig. Stünde der Lb4 auf f8 oder ey, k ö n n t e Schwarz a 2 — a 3 mit a7—a5 unschädlich machen. Wenn möglich, läßt Schwarz b 2 — b 4 erst gar nicht zu. H i e r genügt jedoch 7. . . . Le7 nicht, denn Weiß zieht sofort 8. b4! D e r einzige Versuch ist das unnatürliche 7. . . . Darauf bringt 8. D g 4 den Nachziehenden ins Gedränge — er muß seinen D - F l ü g e l mit g7—g6 schwächen, denn 8. . . . D f 6 9. Se2 L c 5 (Sc6? 10. L c 6 : f bc 1 1 . Sd4:) 10. Lg5 D f 5 (Dg6 1 1 . Sf4) 1 1 . D f 5 : ef gäbe Schwarz ein ungünstiges Endspiel mit zerrissenen Bauern. Diese Varianten deuten an, w a r u m der Meister keinen kräftigen Versuch unternimmt, den Vorstoß der weißen Bauern aufzuhalten. H ä t t e Weiß 7. L d 2 anstatt 7. K f i gespielt, w ä r e es nach 7. . . . a j nicht möglich gewesen, die Bauern v o r wärts zu bringen, z. B. 8. a 3 L d 2 : f 9. Sd2: a4, oder 8. D a 4 f L d 7 9. D b 3 Lc6.

197

D e r Z u g 7. K f i ist d a h e r strategisch a n gezeigt. 7. ...

Sg8-e7

W e h r t die D r o h u n g 8. D a 4 t ab, d e n n 8. . . . S8c6 v e r t e i d i g t d a n n den L b 4 . 8.

ai—83.

Die V e r w e r t u n g der Bauernmehrheit am D-Flügel begir-;. 8. . . .

Lb4—d6

9. b i —

G r e i f t d4 an u n d hält die Schräge des L g 2 o f f e n . S o bleibt d e r L c 8 an die V e r t e i d i g u n g des B b 7 g e b u n d e n . 10. . . .

Ld6—C7

Z u diesem Z u g e ist S c h w a r z beinahe gez w u n g e n , u m den B d 4 zu v e r t e i d i g e n . E r braucht jetzt w e n i g s t e n s nicht i m m e r m i t 0 4 — c j zu rechnen u n d k a n n n u n v i e l leicht a 7 — a j ins A u g e fassen. 11. Lei—bi ii.

e6—ej

Sbi—di

E i n einfacher E n t w i c k l u n g s z u g , der Weiß eine V i e l z a h l v o n M ö g l i c h k e i t e n einr ä u m t : a) er schützt die M i t t e gegen einen möglichen Durchbruch ej—e4; b) der S k a n n nach b3 gehen u n d den Vormarsch am D-Flügel unterstützen; c) nach C 4 — c j steht i h m auch das F e l d C4 o f f e n ; d) er k a n n auch nach f 3 u n d e v e n t u e l l g j gebracht w e r d e n , w i e es tatsächlich in der P a r t i e geschieht. 12.... 9. . . .

o—o

D e r L e s e r , d e r sich an P a r t i e 2 e r i n n e r t , als der Meister m i t den schwarzen Steinen einen ähnlichen V o r s t o ß zunichte machte, mag sich f r a g e n : W a r u m nicht 9. . . . a j h i e r : Weiß setzt m i t 1 0 . c j L c 7 1 1 . b j f o r t , u n d die M e h r h e i t h ä t t e nichts v o n i h r e m W e r t e i n g e b ü ß t . D i e gleiche L a g e t r i t t später in der P a r t i e ein. D e r kritische U n t e r s c h i e d zwischen dieser u n d der z w e i t e n P a r t i e zeigt sich d a r i n : K a n n Weiß die F o r m a t i o n b j / c j erreichen, o h n e einen B a u e r n zu v e r l i e ren, ist die M e h r h e i t gesichert, denn d e r schwarze G e g e n z u g ¡37—b6 w i r d m i t C 5 — c 6 b e a n t w o r t e t . A n d e r e r s e i t s ist die S t r u k t u r b $ / c 4 nicht g u t f ü r Weiß, w e n n er C 4 — c j nicht durchsetzen k a n n , weil S c h w a r z das F e l d c j e r h ä l t . A u c h die A u f s t e l l u n g b 4 / c j k a n n nach b 7 — b 6 05 x b6 D b 6 : nebst a.y—aj n—aj a j x b4 &} x b4 zu einem v e r e i n z e l t e n B a u e r n führen. 10.

198

Sgl—ei

f

7

-f

5

U m ein G e g e n g e w i c h t in d e r M i t t e zu erlangen u n d in der H o f f n u n g , e v e n t u e l l e j — e 4 o d e r f j — f 4 spielen zu k ö n n e n . D e r Z u g schwächt jedoch d e n B e j u n d die Schräge a2/g8, u n d das erweist sich zehn Z ü g e später als f a s t tödlich. K o m m e n t a t o r e n pflegen solche Z ü g e als e n t scheidende F e h l e r zu b r a n d m a r k e n ; das ist U n s i n n . H i e r handelt es sich n u r u m einen G e s i c h t s p u n k t , der z u f ä l l i g z e h n Z ü g e später in den V o r d e r g r u n d rückt. 13.

a3—a4

Mit Ausnahme seines T h i stehen alle weißen Figuren zweckvoll. Die Verwertung der Bauernmehrheit kann nun mit voller Kraft betrieben werden. 13. . . .

37—a$

Hält den Vormarsch nicht auf, sondern versucht, eine Bresche zu schlagen. Weiß ist praktisch genötigt, b4—b5 zu spielen und hat danach eine 2:i-Mehrheit (bund c-B gegen b-B). Die 2:i-Mehrheit ist nicht so leicht zu verwerten wie die 3:2-Mehrheit, weil nach dem späteren Vorstoß des c-B ein Einzelbauer entsteht. Außerdem schafft der Zug b4—b5 ein Loch in der weißen Phalanx auf c j und theoretisch auch auf b4. Das letztere ist allerdings nebensächlich, weil kein schwarzer'Springer ohne weiteres das Feld b4 besetzen kann.

Der Tausch auf a5 würde zur Untätigkeit und fast zur Lähmung des D-Flügels führen (Weiß hätte nur noch die Chance eines Drucks auf der b-Linie). Sb8—dj

Käme Schwarz noch zu Sc 5, hätte er eine gute Stellung, weil die weiße Mehrheit mindestens vorläufig ausgeschaltet und das Ubergewicht des schwarzen Zentrums bald zu merken wäre. 15. L b i — 3 3

16....

Kg8—h8

Gibt dem Gegner Gelegenheit zu dem verfrühten Zuge C4—cj. Schwarz hätte hier auch Sf6 spielen können, doch hätte Weiß n i c h t 17. c j f geantwortet (wegen 17. . . . S7d5), sondern etwa 17. T e i ; danach ist Le6 wegen 18. Sf4 nicht angebracht: 18. . . . ef 19. Te6: fg 20. hg. Weiß hätte das Läuferpaar, die offene h-Linie, Druck gegen b7 usw. Nach 16. . . . Sf6 17. T e i hätte früher oder später doch Kh8 kommen müssen, denn Züge wie 17. . . . Tb8 sind unmöglich, solange der K auf g8 steht (Tb8 18. c j f nebst 19. b6 und der LC7 ist verloren). 17. S d i — f 3

14. b 4 — b j

14. . . .

Damenseite ist blockiert und die Diagonale des Lg2 versperrt, während Schwarz zum Gegenspiel in der Mitte bereit ist.

Tf8—e8

Entfesselt den Se716. D d i — b 3 Diese Phase der Partie ist außerordentlich wichtig. Weiß zieht nicht C4—C5, sondern droht den Zug und hindert so den Schwarzen daran, Maßnahmen zur Besetzung des Punktes c ; zu treffen. Bei dem Zuge C4—es muß Weiß berücksichtigen, daß der Gegner eventuell das Feld ds in die Hand bekäme, z. B. 16. c j Sf6 17. D b 3 f S 7 d j , gefolgt von Leß, und das weiße Unternehmen auf der

Droht 18. S g j nebst eventuell 19. S f 7 f Ein spätere; C4—cj könnte wegen Kombinationen in Verbindung mit S f 7 t und Abzugsschach sehr kräftig werden. Das sofortige 17. c j Sf6 gäbe Schwarz Vorteil, weil er mehr Gegenspiel hätte als Weiß. D i e T a t s a c h e , d a ß d e r A m a t e u r n i c h t s o f o r t 17. c j f o l g e n l ä ß t , b e w e i s t , daß er g e w a c h s e n ist. E r k e n n t n i c h t nur die B e d e u t u n g der M e h r h e i t 1 am Damenflügel, er w e i ß sie a u c h zu n u t z e n u n d , noch wichtiger, ihm ist k l a r , d a ß es U m s t ä n d e gibt, die die Ausführung eines P l a n e s v e r z ö g e r n . Um mit Tarrasch zu reden: „Die Drohung ist oft stärker als die Ausführung." Man beachte, daß die unsichere Stellung des weißen K mitspielen könnte, wenn ihm die aktiven Züge ausgehen. 17. . . .

I17—h6

Er will S g j nicht zulassen. 18. h2—114!

199

„Schränke die gegnerisdien Figuren ein." Mit anderen Worten, Weiß hat keine eigentliche Drohung, dodi alle seine Streitkräfte stehen bereit, so daß sich Schwarz fast mit jedem Zuge selbst schädigt. 19. T a i — e i !

Ein feiner Z u g , der wieder Sg5 d r o h t und den Amateur als scharfen Rechner ausweist. Zum Beispiel 18. . . . Sf6 19. S g j und a) 19. . . . hg 20. hgf Sh7 2 1 . Le7:, gefolgt von 22. g6; b) 19. . . . Tf8 20. C5 und 1) 20. . . . S 7 d j 2 1 . c6 mit Eroberung der Qualität, denn der T muß f 7 verteidigen: 21. . . . Ld6 22. L d j : L a j : 23. S f 7 + ; 2) 20. . . . S6dj 21. b6 Lb8 22. c6! bc 23. b7; 3) 20. . . . hg 21. h g t Sh7 22. c6! bc 23. Le7: De7: 24. g6 Le6 2 j . T h 7 : f Kg8 16. D c 2 T f 6 ! 27. Dc6: T g 6 : 28. T g 7 : f K g 7 : 29. Da8: mit Bauerngewinn. 18. . . .

Sd7—f8

Stoppt das Opfer S g j und so den Königsangriff. Wenn jetzt 19. S g j ? hg 20. hgf Kg8 21. c j f Le6. Im Hinblick darauf liegt 19. c j nahe mit der erneuten Drohung 20. S g j , nach 19. . . . Le6 hätte Weiß jedoch nichts außer einer schlechten Partie. In dieser Stellung hat Schwarz einen feststehenden Weg, seine Stellung zu stärken, nämlich mit Le6 und anschließendem Versuch, den Punkt c j zu besetzen. Wie verhindert Weiß das? Eines der M e r k m a l e meisterlichen Spiels besteht darin, sich nicht nur zu fragen: „Was ist mein stärkster Z u g ? " sondern auch: „Wie k a n n ich meinen Gegner daran hindern, seinen stärksten Zug zu machen?" Man denke an Tarrasdis

200

Volle Meisterschaft des A m a t e u r s ! Weiß wird nun an einer dritten Front tätig: außer beiden Flügeln auch im Zentrum. Was er hier unternimmt, wird keine unmittelbaren Ergebnisse bringen, aber jede kleine Änderung der Stellung könnte eines der verborgenen Abspiele zur Wirklichkeit werden lassen. Untersuchen wir einige der Möglichkeiten und erinnern wir uns, daß die Abspiele unter a) sehr günstig für Weiß sind, weil er die Bauernmehrheit am Damenflügel hat, die bereit ist vorzumarschieren, aber erst dann vorgeht, wenn damit klarer Vorteil verbunden ist. a) 19. . . . Tb8 (um b7—b6 spielen zu können und den strategischen Kampf um das Feld c j zu gewinnen) 20. b6! (benützt die Tatsache, daß das Feld b8 nun besetzt ist; sonst bedeutete der Zug b j — b 6 nur eine Schwächung der Bauernstruktur) 20. . . . Lb6: 2 1 . S e j : und gewinnt: 1) 21. . . . KI17 22. S f 7 D C 7 (der Lb6 muß gedeckt bleiben) 23. Ld6 usw., oder 2) 2 1 . . . . Le6 22. Sf4 (droht 23. Se6: und 24. S f 7 f ) und 2a) 22. . . . Kg8 23. Se6: Se6: 24. c j usw., oder 2b) 22. . . . Kh7 23. Se6: Se6: 24. Sf7 mit Gewinn einer Figur, weil die D nicht gleichzeitig L und S verteidigen kann. b) 19. . . . Ta7 20. b6 führt zu gleichartigem Spiel. c) 19. . . . Le6 20. S 2 g i ! erobert einen B nach 20. . . . Sd7 2 1 . Sd4: oder 20. . . . S7g6 21. h j . Man beachte, wie nützlich die Flügeltruppen des Weißen sind. d) 19. . . . Se6 20. Sei und der e-B muß fallen.

19- •••

Lcj—d6

E r will den Vorstoß des c - B herausf o r d e r n und dann Le6 mit A n g r i f f auf die D einschalten. M a n sieht nun, wie umsichtig Weiß handelte, als er den V o r stoß aufschob. E r gewinnt nun mit dem Bauernzug zwei T e m p i . 20. C 4 — c j

Lc8—ei

Nicht sogleid] L c j wegen 2 1 . S g j (Unternehmungen an beiden Flügeln) 2 1 . . . . hg (erzwungen) 22. h g t Sh7, und die Partie w i r d mit 23. D f 7 nebst D h j entschieden. 21. D b j — b i

Ld6—C7

22. S e 2 — g l

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Amateur

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scharf

berech-

Festzustellen ist, daß E i n w ä n d e gegen 22. S e i bestehen: 22. . . . L d j 23. S e j : (jetzt oder nie) 23. . . . L g z : t 24. K g 2 : D d j f 25. S f 3 Tad8 (deckt d4), und die Stellung wäre weit besser, w e n n der S e i auf e j stünde, weil f 3 ein zweites Mal geschützt ist (siehe unten). Wie setzt Schwarz auf den geschehenen Z u g f o r t ? 22. . . . L d j f ü h r t nun zu nichts. Ein Beispiel: 23. S e j : L g 2 : f 24. K g 2 : D d j f 2 5- S i f 3 (fesselt selbst den S — der Unterschied gegenüber der obigen Variante ist aber deutlich zu sehen, etwa a) 2$. . . . Sg8 26. SC4 Se6 27. Sb6! L b 6 : 28. cb, und die D r o h u n g 29. Te5, gefolgt v o n T h e i , möglicherweise T r i p lierung mit De2, zwingt Schwarz, einen weiteren Bauern herzugeben; b) 25. . . .

Tad8 26. Te2 Sg8 27. T h e i S f 6 28. Sc4 T e 2 : 29. T e z : Se4 30. Sb6 L b 6 : 3 1 . cb Sc3 32. Te5 D d 7 33. D b 3 , und Weiß beherrscht die See. Dies sind „ M e i s t e r v a r i a n t e n " , die zeigen, daß Schwarz aus der Fesselung D d j — S f 3 — K g 2 nichts herausholen k a n n , weil er immer auf den Bd4 achten und deswegen Zeit verlieren muß, die Weiß benützt um das M a n ö v e r Se 5—C4—b6 auszuführen. 22. . . .

ej—e4

Eine der in der Stellung lauernden M ö g lichkeiten, die Ressource des Meisters. Nach 23. de L c 4 f 24. Se2 d3 hätte Schwarz das R u d e r herumgerissen. Ohne den Z u g C 4 — c j w ä r e das nicht möglich gewesen. M a n bemerke, daß die unsichere Stellung des weißen K schließlich eine R o l l e spielt. 23. S f 3 x d 4 D e r Fesselungszug 23. . . . L e j ist nicht zu fürchten, denn 24. Se6: L b z : 25. Sd8: L » 3 : 26. Sb7: bedeutete die sichere N i e derlage des Schwarzen. 23. . . .

Le6—dj

J e t z t aber ist 24. . . . Le5 eine g e f ä h r liche D r o h u n g . Weiß muß auf zwei D i n g e achten: a) der Sd4 k a n n gefesselt werden, weil er auf der gleichen D i a g o nalen steht wie die weiße D ; b) die U n beweglichkeit des weißen K als Folge v o n S e 2 — g i , eines Zuges, der Vorteile hatte, aber, wie jetzt ersichtlich, auch Nachteile. 24. d 3 X C 4

Ldj—C4f

2 f. Sd4—c2 Weiß schaltet so die eine Fesselung aus und begibt sich in eine andere. A n d e r e r seits ist der ganze Block — K f i , T h i , Se2, L g 2 und B f 2 — untätig und verw u n d b a r . D e r Z u g 25. S i e 2 verliert wegen Le525. . . .

fjxe4

26. L g 2 x e4

201

So k o m m t der L in die Feuerlinie des T e 8 ; Weiß muß jedoch versuchen, standzuhalten. D e r geschehene Z u g hat eine gute Seite — er macht Platz f ü r den K ö n i g und bereitet eine U m g r u p p i e r u n g v o r , etwa K g 2 , S2C3 und S i f j . In drei Z ü g e n könnte Weiß ein glänzendes Spiel haben und hat außerdem zwei Bauern mehr. 26. . . .

Se7—d$

E r läßt so viele Figuren wie möglich gegen das weiße B o l l w e r k a u f f a h r e n . D e r Z u g hat einen Nachteil — der L c 4 ist abgeschnitten. 27. D b i — d 4 Wenn nun 27. . . . L b 3 28. D d 3 , und der L müßte sich entschließen (28. . . . La4:?? 29. L d j : ) . 27. . . .

Dd8—fi!

I ¡ 1 mxm n s§ 1 n B ül §§ Hü W ¡u % &B m H I

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Ein meisterhafter A u s w e g . Die weiße Stellung wäre nach 28. D f 6 : gf erheblich gefährdet, weil der Gegner überlegene K r ä f t e v e r f ü g b a r hat, w ä h r e n d die Weißen ungenügend entfaltet sind. A m wichtigsten ist die weiße D a m e , die Schwarz darum abtauscht. T r o t z t der natürlichen V e r r i n g e r u n g der Möglichkeiten ohne D a m e n droht Schwarz mit den verbleibenden Figuren einen überwältigenden Druck auszuüben. Wenn z. B. (nach Damentausch) 29. L c 2 L g 3 : , oder L d 5 : L d y . 30. f 3 Te6 3 1 . K f 2 Tae8. 28. K f i — g 2 !

202

Endlich ist der K dem Visavis des L entronnen. Das ist einer der drei erwähnten Befreiungszüge. D e r A m a t e u r hat w ä h rend der Zeit des Gegenangriffs seinen K o p f behalten und eine ausgezeichnete Verteidigung gefunden. Nicht 28. DC4:? wegen Se3 m a t t ! 28. . . .

Dfixd4

Weiß drohte 29. DC4:. M i t dem geschehenen Z u g e hofft Schwarz die Fesselung auf der e-Linie ( T e i ist ungedeckt) ausnützen zu können. 29. S e 2 x d 4

Sd5—16

A l l e Z ü g e drehen sich nun u m die neue Fesselung. Schwarz hatte noch eine andere Möglichkeit: 29. . . . Ld3- Die A n a lyse ergibt, daß der T e x t z u g der beste ist, weil Weiß die Qualität o p f e r n k ö n n t e , z. B. L d 3 30. L d j : T e i : 3 1 . L b 7 : und die verbundenen Freibauern entscheiden. 30. f 2 — f j D e r einzige Z u g . 30. . . .

Sf6xe4

Wenn 30. . . . L d j , so 3 1 . b6! und Weiß ist im Vorteil, denn er treibt den L auf ein schlechtes Feld (auf e j hebt er die Fesselung auf, auf b8 oder d8 unterbricht er die V e r b i n d u n g der T ü r m e . 31. f3Xe4

LC4—d3

32. S g l — f 3 Weiß muß einen der gewonnenen Bauern wieder hergeben. E r hofft, daß der übrigbleibende Plusbauer ausreichen wird. A u f 32. K f 3 Tad8 bliebe Weiß in Nöten. 32. . . . L d 3 x e4 Verhindert die V e r d o p p e l u n g der T ü r m e , z . B . 33. Te3 L f 3 : f 34. K f 3 : T e 3 : f nebst L g 3 : , oder 34. T f 3 : Te4 und Schwarz hat die Linie. Bei 32. . . . T e 4 : 33. T e 4 : Le4: 34. T e i besäße Weiß die Linie und hätte außerdem die gleichen Möglichkeiten wie in der Partie, d. h. b j — b 6 nebst S b j . 33. b j — b 6 !

Oberflächlich gesehen ein stellungsw i d r i g e r Z u g , der den Wert des eigenen L ä u f e r s herabzumindern und die M e h r heit in gewissem G r a d e unbeweglich zu machen scheint. E r zwingt jedoch den schwarzen L auf einen ungünstigen Platz. 33. . . .

Lc7—d8

m Ü 1m M B 38 n 8 am B 3 m • H i m fi IIS

38. c j — c 6 ! 38. T e i — e 8 D e r Turmtausch stellt die einfachste G e winnmethode dar. Die Verteidigung des Damenflügels bricht zusammen, zumal der schwarze K ö n i g sich weit v o m Sdiuß befindet. 38. . . . 39. Sd6 x e8

Tb8xe8 Sf8—dj

1

34. S d 4 — b j D r o h t kräftig 3 ; . Sd6. 34. . . .

Ld8—f6

U m die T ü r m e zu verbinden und der D r o h u n g so gut wie möglich entgegenzutreten. 3$. Sbj—d6

Le4xf3t

36. K g i x f 3

Te8xei

37. T h i x e i

Ta8—b8

Es drohte 40. c6. 39. . . . Se6 hätte nichts geändert. 40. Se8 x (6

g7 x f6

41. Kf3—e4! Schwarz gab auf, denn gegen die K ö n i g s wanderung nach b7 (über d j , d6 und C7) ist nichts zu erfinden.

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Die Schlußstellung

203

SCHLUSSWORT Die Anzeichen, die zur Stärke eines Schachspielers beitragen, haben wir in der Einleitung aufgeführt und besprochen. Wenden Sie sie auf Ihr eigenes Spiel an, werden Sie fast mit Sicherheit stärker spielen als zuvor. Die Meisterschaft zu erringen, ist eine andere Sache. Schachmeister zu werden erfordert viel harte Arbeit, ausgedehntes Wissen und großes Können, Anforderungen, die auch bei anderen Spielen und Sportarten, wie Bridge, Tennis und Boxen, gestellt werden. Nicht jeder kann Schadimeister werden. Außer den erwähnten Dingen gehört eine bestimmte natürliche Einsicht, ein Talent für das Spiel, ein angeborenes Gefühl f ü r das richtige Vorgehen in einer gegebenen Lage dazu. Vielleicht haben Sie diese Eigenschaften; aber auch wenn das nicht der Fall ist und keine große Hoffnung besteht, daß Sie ein wirklicher Meister werden, können Sie Ihre gegenwärtige Spielstärke beträchtlich steigern, wenn Sie sich auf jedem Teilgebiet des Schachspiels systematisch verbessern.

204

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