Kompilation in arabischen Chroniken: Die Überlieferung vom Aufstand der Zang zwischen Geschichtlichkeit und Intertextualität vom 9. bis ins 15. Jahrhundert [Reprint 2012 ed.] 3110182114, 9783110182118

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Kompilation in arabischen Chroniken: Die Überlieferung vom Aufstand der Zang zwischen Geschichtlichkeit und Intertextualität vom 9. bis ins 15. Jahrhundert [Reprint 2012 ed.]
 3110182114, 9783110182118

Table of contents :
Siglen und Zeichen
Umschrift, Kalender und Belegweise
Erster Teil. Einleitung
1. Geschichtsschreibung und Kompilation
Die ältere Forschung
Die jüngere Forschung
Eingrenzung
Compilatio in der Geschichtsschreibung des lateinischen Mittelalters
Ausgangsüberlegungen
2. Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang?
Ereignisgeschichte und Problematik
Zur Vorgeschichte des Aufstandes
Zur Herkunft und Einwanderungszeit der Zang?
Zweiter Teil. Quellen und Methode
3. Quellen
Das Korpus
Die Quellen
Deperdita
Zur syrischen Chronistik
Situation und quellenkritische Vorarbeiten
4. Methode
Dritter Teil. Der Aufstand der Zanǧ im Kompilationsprozeß
5. Wege und Stufen der Überlieferung
Der Beginn der Hauptüberlieferung
Kompilationen zweiten Grades
Kompilationen dritten Grades
Nebenüberlieferungen
Varia
Stemma
6. Der lsnād
Eigentliche Isnāde
Anonyme Überlieferungsangaben
Kritischer Wert
Intention
7. Umfangsentwicklung und Kompilationsausweise
Absolute Überlieferungsquanta
Ausweise von Übernahmen oder Weglassungen
Ausweise von Hinzufügungen und Querverweise
8. Numerisches und nominales Gut
Kalendarisches
Anderes numerisches Gut
Eigennamen
9. Topoi und Subtexte
Topoi
Subtexte
10. Sozialgeschichtlicher Gehalt
Soziale Gruppen
Soziale Konstellationen
Vierter Teil. Ergebnis
11. Intertextualität und Überlieferungsschicksal
Kompilieren als schriftstellerische Tätigkeit
Kompilationen als textuelle Produkte
Der Kompilationsprozeß
Anhang
Auswahlkonkordanz
Der Aufstandsbericht aṭ-Ṭabarīs
Additamenta
Schriftenverzeichnis
Quellen
Sekundärliteratur
Register
Historisch-geographisches Register
Literarisches Register

Citation preview

Kurt Franz Kompilation in arabischen Chroniken

W DE G

Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients Beihefte zur Zeitschrift „Der Islam"

Herausgegeben von

Lawrence I. Conrad

Neue Folge

Band 15

Walter de Gruyter · Berlin · New York

Kurt Franz

Kompilation in arabischen Chroniken Die Überlieferung vom Aufstand der Zang zwischen Geschichtlichkeit und Intertextualität vom 9. bis ins 15. Jahrhundert

Walter de Gruyter · Berlin · New York

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN 3 - 1 1 - 0 1 8 2 1 1 - 4 Bibliografische

Information

Der Deutschen

Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Copyright 2004 by Walter de Gruyter G m b H & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin

Vorwort des Herausgebers Die Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients / Studies in the History and Culture of the Islamic Orient (STIO) bilden die Reihe der »Beihefte« zur Zeitschrift Der Islam. Beide werden von der Abteilung für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg herausgegeben. Die Abteilung, im Jahre 1908 noch vor der Universität Hamburg ins Leben gerufen, war unter ihrem Gründungsdirektor C. H. Becker das erste wissenschaftliche Zentrum in Deutschland, in dem Lehre und Forschung sich auf die historischen und kulturwissenschaftlichen und nicht allein die philologischen Aspekte bei der Erforschung der islamischen Welt konzentrierten. Viele führende Vertreter der deutschsprachigen Islamwissenschaft haben hier gelehrt und/oder studiert. Mit dem gleichen hohen Anspruch und der gleichen Güte wie Der Islam haben die »Beihefte« zahlreiche Arbeiten über die Geschichte und Kultur der islamischen Welt versammelt, die jeweils zu Meilensteinen in ihrem Feld wurden. Die 1965 begonnene neue Folge baut auf dieser Tradition auf und bietet eine Plattform für die Publikation von Studien zur Geschichte und Kultur der islamischen Welt vom Beginn des Islams bis in die heutige Zeit. Wir freuen uns, als ersten Titel unter neuer Herausgeberschaft Dr. Kurt Franz' Kompilation in arabischen Chroniken vorlegen zu können. Anhand des repräsentativen Korpus der Berichte vom Aufstand der Zang untersucht er das chronikale Kompilationswesen, entwickelt umfassende Kriterien zu dessen Beurteilung und schafft mit ihnen die Grundlage dafür, daß die Bedeutung von Autorschaft, Textindividualität und Disziplinarität für die kompilatorische Chronistik erst kenntlich wird. Im Spannungsbogen zwischen historischem Ereigniskern und der intertextuellen Neubestimmung des Überliefernswerten erschließt er der literatur- und geschichtswissenschaftlichen Quellenarbeit ein neues Feld. LAWRENCE C O N R A D

Asien-Afrika-Institut Universität Hamburg

Dem Andenken an Albrecht Noth

Danksagung Die ersten Vorüberlegungen zur Kompilation bei den arabischen Geschichtsschreibern nahmen im Winter 1996/97 Gestalt an und fanden bald das Interesse von Professor Albrecht Noth am Hamburger Seminar für Kultur und Geschichte des Vorderen Orients. Mit seinem Vermögen, die treffenden Fragen zu stellen, hat er den Grund für diese Arbeit zu legen geholfen und mir in vielem die Richtung gewiesen, bevor schwere Krankheit ihn davon abhielt, das Vorhaben des näheren zu begleiten. Sein Verlust ist unermessen. Daß die Arbeit gleichwohl fortgeführt werden konnte und am Hamburger Seminar, nun dem Asien-Afrika-Institut der Universität zugehörig, angesiedelt blieb, verdanke ich der schirmenden Hand von Professor Gernot Rotter. Er hat die Betreuung ohne Zögern übernommen und mit reichem Rat, ermutigender Kritik und uneingeschränkter Unterstützung das Gedeihen der Untersuchung ermöglicht. Ich bin ihm dafür tief verpflichtet. Besonderer Dank gebührt meinem Göttinger akademischen Lehrer Professor Peter Bachmann, der weit über das zu erhoffende Maß hinaus Sorge um das Ganze wie um viele Feinheiten getragen hat und in Ergänzung der historisch arbeitenden Kollegen insbesondere die literarische Seite der Untersuchung betreut hat. Von vielen habe ich während einzelner Phasen Hilfe empfangen. Genannt sei Professor Angelika Neuwirth, die als Direktorin des OrientInstituts der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Beirut die Weichen dafür stellte, daß ich von einem zuerst ins Auge gefaßten Thema abgekehrt bin und Muße hatte, die Fragen des Kompilationswesens für mich zu entdecken. Dr. Margarete van Ess, Deutsches Archäologisches Institut, sowie Professor Walter Sommerfeld, Philipps-Universität Marburg, unterstützten mich bei der Vorbereitung von Recherchen im Irak, und Adel al-Baqqal, Bagdad, ließ mich bei der mehrfachen Rückkehr dorthin an seiner Landeskenntnis teilhaben. Anspornende Gespräche über Text und Leser sowie Gastfreundschaft in London fand ich bei PD Dr. Nikolai Serikoff, Wellcome Institute for the History of Medicine. Außerdem stellten sich mir die Kolleginnen und Kollegen an den Seminaren und Instituten in Hamburg und Göttingen, Beirut und jüngst Halle zur Verfügung und spendeten immer wieder wichtige Anregungen. Zahllose wertvolle Dienste leisteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliotheken in Göttingen, Hamburg, Halle, Bagdad, Cambridge und an der Sorbonne, der Biblio-

χ

Danksagung

thek des Orient-Instituts Beirut und der Handschriftenabteilungen der Bibliothèque nationale de France, der British Library, der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und der Forschungsbibliothek Gotha. Schließlich ging mir cand. phil. Isabelle Wöhler beim Registermachen aufs sorgfaltigste zur Hand. Ihnen und allen, die sonst zum Gelingen beigetragen haben, sage ich Dank. Über die Jahre haben mich Dr. Wiebke Kirleis und Jürgen Ehbrecht unentwegt mit Korrekturen bedacht und mich von nichtislamwissenschaftlicher Warte um Denkanstöße bereichert, wofür ich ihnen herzlich verbunden bin. Allererste Bedeutung für die Verwirklichung des Vorhabens kommt der Gerda-Henkel-Stifung zu, die mir vom Sommer 1998 bis in den Herbst 2000 ein großzügiges Stipendium gewährt, Bibliotheksreisen ermöglicht und zuletzt eine Beihilfe zur Herstellung der Register geleistet hat. Ich danke der Stiftung und den mich betreuenden Mitarbeiterinnen für die vorzügliche Unterstützung. Die Arbeit wurde im Juni 2002 vom Fachbereich Orientalistik der Universität Hamburg als Dissertation angenommen. Mein Dank für die abschließende Begleitung des Promotionsverfahrens und sodann die Aufnahme in diese Reihe, die ich mich freue wiedereröffnen zu dürfen, gilt Professor Lawrence Conrad. Ohne die freigebigen Beiträge vieler würde dieses Buch nicht zustande gekommen sein. Für Fehler und Ungenauigkeiten bin ich jedoch allein verantwortlich. Göttingen, im Juli 2004

KURT FRANZ

Inhalt Siglen und Zeichen Umschrift, Kalender und Belegweise

xv XDC

Erster Teil Einleitung ι. Geschichtsschreibung und Kompilation Die ältere Forschung Die jüngere Forschung Eingrenzung Compilatio in der Geschichtsschreibung des lateinischen Mittelalters Ausgangsüberlegungen

3 4 9 16 17 22

2. Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

26

Ereignisgeschichte und Problematik Zur Vorgeschichte des Aufstandes

26 30

Die Binnenkolonisierung des südlichen 'Iräqs 31 • Der Mangel an autochthoner Arbeitskraft 41 · Zutt 44 · Zang 47 · Besonderheiten der Arbeit der Zang 53

Zur Herkunft und Einwanderungszeit der Zang

58

Wort und Begriff Zan¿ 59 · Herkunftshypothesen: Äthiopier, Nubier und Garamanten, Ostafrikaner 68 · Voraussetzungen frühislamischer Sklaveneinfuhr aus Ostafrika 75

Zweiter Teil Quellen u n d Methode 3. Qyellen Das Korpus Die Quellen

83

83 84 1. at-Tabarï, Γα'lib ar-rusul wal-mulük 84 · 2. al-Mas'ûdï, Murüg addahab 88 · 3. Miskawaih, Tagärib al-umam 89 · 4. Anonymus, al-'Uyün

XII

Inhalt

wal-hadä'iq 91 • 5. Ibn al-öauzi, al-Munta¡¡am 92 · 6. Ibn al-Atir, alKämil fi t-ta'rih 93 · 7. Ibn A b i 1-Hadïd, ¿arh Nah¿ al-baläga 94 · 8. Sibt Ibn al-öauzi, Mir'ät az-zamän 96 · 9. al-Makln, al-Ma&mu almubärak 97 · 10. Baibars al-Mansüri, Zubdat al-fikra 99 · 11. an-Nuwairl, Nihäyat al-arab 100 · 12. ad-Dahabï, Ta 'rth al-isläm 101 · 13. Ibn Katir, al-Bidäya wan-nihäya 102 · 14. Ibn Haldün, Kitäb al-'Ibar 103 · 15. Ibn Tagrïbirdï, an-Nugüm az-z&hira 104

Deperdita

106

1. M u h a m m a d b. Hammäd, o. T. 107 · 2. Sailama, Ahbär Sähib azZan¿ wa-waqä'i'ibt 107 · 3. §ailama, Rasä'il Sähib az-Zang 112 · 4. Sailama, Schriften über die Mubayiditen 112 · 5. Schriften der Mubaiyiditen 112 · 6. Asad al-'Ammî, Ahbâr Sähib az-Zan¿ 113 • 7. Ibn Bassäm, az-Zangiyün (?) 113 • 8. al-Wassä', Ahbär Sähib az-Zan¿ 114 • 9. al-öalüdl, Ahbär as-südän 114 · 10. al-Mas'üdi, al-Kitäb al-ausat 114 · 11. asSüli, o. T. 114 · 12. A b ü Bisr Amml, Ahbär Sähib az-Zan¿ 115

Zur syrischen Chronistik Situation und quellenkritische Vorarbeiten 4. Methode

116 117 124

Dritter Teil

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß j . Wege und Stufen der Überlieferung

135

Der Beginn der Hauptüberlieferung Kompilationen zweiten Grades . . Kompilationen dritten Grades . . Nebenüberlieferungen Varia Stemma

135 138 140

6. Der Isnäd Eigentliche Isnäde Anonyme Uberlieferungsangaben Kritischer Wert Intention

147 150 155

m 160 162 166 167

7. Umfangsentwicklung und Kompilationsausweise

171

Absolute Überlieferungsquanta Ausweise von Übernahmen oder Weglassungen Ausweise von Hinzufügungen und Querverweise

173

171 177

Inhalt 8. N u m e r i s c h e s u n d nominales G u t

XIII 182

Kalendarisches

182

Anderes numerisches G u t

194

Eigennamen

198

9. T o p o i u n d Subtexte

201

Topoi

201

Greueltaten 202 · Die entehrte Muslimin 205 · Göttliche Einwirkung 211 · Der Gnadenerweis 213 · Topoi der frühislamischen Geschichtsüberlieferung 216 Subtexte

218

Logistik 219 · Landwirtschaft 222 · Sklaverei 224 10. Sozialgeschichtlicher Gehalt

228

Soziale G r u p p e n

230

Die mawâlï 231 · Schwarze Sklaven 233 · Autochthone ländliche Bevölkerung 236 · Beduinen und sedentarisierte Stammesaraber 237 · Städtische Bevölkerung 238 Soziale Konstellationen

240

Zang, Schwarze und Sklaven 240 · Ländliche Bevölkerung 1: Stete Kooperation mit den Aufständischen 240 · Ländliche Bevölkerung π : Stete Konfrontation mit den Aufständischen 244 · Ländliche Bevölkerung m: Wechselnde Stellung 245 · Ländliche Bevölkerung iv: Neutralität oder unbestimmte Stellung 248 · Beduinen oder sedentarisierte Stammesaraber und Aufständische 250 • Städtische Bevölkerung und Aufständische 252 · Bevölkerung und Regierungstruppen 256 · Tendenzen und Charakter der Nachrichtenauswahl 258

Vierter Teil Ergebnis 11. Intertextualität u n d Überlieferungsschicksal

265

K o m p i l i e r e n als schriftstellerische Tätigkeit

265

K o m p i l a t i o n e n als textuelle Produkte

269

Der Kompilationsprozeß

272

Inhalt

XIV

Anhang Auswahlkonkordanz

279

Der Aufstandsbericht at-Tabarïs Additamenta

279 284

Schriftenverzeichnis

287

Quellen Sekundärliteratur

287 297

Register

3x9

Historisch-geographisches Register Literarisches Register

319 331

»

Abbildungsverzeichnis Abb. Abb. Abb. Abb.

1: 2: 3: 4:

Berichtsumfänge und zeitliche Verteilung Überlieferungsschema gemäß H A L M innerhalb des Korpus Wege der Überlieferung von Sailama her Quanta der Überlieferung von Sailama her

.

118 122 156 172

Siglen und Zeichen Bidäya BSOAS Buldän cod. G CSCO Ar. CSCO Syr. EI1

EP

Fibrist Futüh GAU GAS 'Ibar

IC Iriäd

JA

JESHO JRAS

Ibn Katîr, al-Btdäya wan-nihäya, 14 Bde., Kairo 1351-58/ 1932-39. Bulletin of the School of African and Oriental Studies. Yäqüt, Geographisches Wörterbuch [= Mu gam al-Buldän], 6 Bde., Hg.: F. WÜSTENFELD, Leipzig 1866-73. Gotha, Forschungsbibliothek, Ms. orient. A1558. Corpus scriptorum Christianorum orientalium. Scriptores Arabici, Paris/Leipzig/Löwen 1903^ Corpus scriptorum Christianorum orientalium. Scriptores Syri, Paris/Leipzig/Löwen 1903^ Enzyklopaedie des Isiàm. Geographisches, ethnographisches und biographisches Wörterbuch der mohammedanischen Völker, 4 Bde. nebst Suppl., Leiden/Leipzig 1913-38. The Encyclopaedia of Islam. New Edition, 11 Bde. nebst Suppl. und Indices, Leiden/London i96off. Ibn an-Nadlm, Kitäb al-Fihrist, 2 Bde., Hg.: G. FLÜGEL, Leipzig 1871/72. al-Baläduri, Liber expugnationis regionum [= Futüh al-buldän], Hg.: M. J. DE G O E J E , Leiden 1866. C. BROCKELMANN, Geschichte der arabischen Litteratur, 2 Bde., Leiden '1943/49, nebst 3 Suppl., ebd. 1937-42. F. S E Z G I N , Geschichte des arabischen Schrifttums, 12 Bde. nebst Index, Leiden/Frankfurt a. M. 1967-2000. Ibn Haldün, Tärib al-'alläma Ibn Haldün. Kitäb al-'Ibar wadiwän al-mubtada' wal-habarβ aiyäm al-'Arab wal-'A¿am wal-Barbar wa-man 'äsarahum min däwt s-sultän al-akbarwahuwa târîb wabïd 'asribi, 7 Bde., Hg.: Y. A. D Ä G I R , Beirut 1956-59. Islamic Culture. Yäqüt, The Irshád al-Aríb ilá Ma'rifat al-Adíb or Dictionary of Learned Men, 7 Bde., Hg.: D. S. MARGOLIOUTH, Leiden/London 1907-28 (E. J. W. Gibb Memorial Series 6). Journal Asiatique. Journal of the Economic and Social History of the Orient. The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland.

XVI

Siglen und Zeichen

Kämil

Ibn al-Atïr, Chronicon quod Perfectissimum inscribitur [= al-Kämilfi t-ta'rih], 14 Bde. nebst Suppl., Hg.: C . J. TORNBERG, Uppsala/Leiden 1851-76. Ma¿mü' al-Makln, Ta'rih al-muslimïn min sähib ¡an at al-isläm Abi lQäsim Muhammad ilä d-daula al-atäbakiya [= al-Ma¿mü' almubärak] id est Historia saracenica ..., Hg./Ü.: ERPENIUS (d. i. T. VAN ERPE), Leiden 1625. Mir'äh Sibt Ibn al-öauzi, Mir'ät az-zamän fï ta'rih al-a'yän, London, British Library, Ms. or. 4618. MSOS As. Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. Abt. n: Westasiatische Studien. Muntagam Ibn al-öauzl, al-Muntagam fi ta'rih al-mulük wal-umam, Bde. 5.2-10 nebst 2 Indices, Hg.: F. KRENKOW, Haiderabad i357-6°/i938-4i· Muntala m q. ¿. Ibn al-CauzI, Qit'a gadïda min al-Muntaçam fi ta 'rih almulük wal-umam. Al-fatra min auwal hawädit sanat 233 h. hattä targamat al-Hasan b. 'Abdal'azil al-öudämi, 2 Bde., Hg.: Μ. Ά . FADL, Kairo 1405/1985. Murüfc al-Mas'üdl, Murüfc ad-dahab wa-ma'ädin al-gauhar, 7 Bde., Hg.:

C.

BARBIER DE M E Y N A R D / A .

PAVET DE

COURTEILLE,

Bearb.: C. PELLAT, Beirut ^1965-79 {Maniürät al-¿ámi'a allubnäniya. Qism ad-diräsät at-tärihiya 11). Nihäya an-Nuwairl, Nihäyat al-arab fifunün al-adab, 33 Bde., Kairo 1342-1419/1923-98. Nugum Ibn Tagrïbirdï, Kitäb an-Nu¿üm az-zähirafimulük Misr walQähira, Bde. 1-12, Kairo 1348-75/1929-56; Bde. 13-16, Hg.: F. Μ. ¿ A L T Ü T / Ö . AS-5AIYÂL, ebd. 1390-92/1970-72 (Turätunä). Éarh Ibn Abi 1-Hadid, Éarh Nah¿ al-baläga, 20 Bde., Hg.: ~M. A. 2 IBRÀHÏM, Kairo I385—87/1965-67. Ta¿arib Miskawaih, Ta¿árib al-umam wa-'awäqib al-himam, Paris, Bibliothèque nationale de France, Arabe 5838. Ta'rih at-Tabarl, Annales [= Ta'rih ar-rusul wal-mulük], 3 Serien nebst 2 Suppl., Hg.: M. J. DE G O E J E u. a., Leiden 1879-1901. Ta 'rih al-isläm ad-Dahabl, Ta 'rih al-isläm wa-wafayät al-mafähtr wal-a 'läm, 52 Bde., Hg.: 'U. Ά . TADMURI, Beirut 1407-21/1987-2000. 'Uyän Kitäb al-'Uyün wal-hadä'iq fi ahbär al-haqä'iq. Chronique anonyme. Tome iv: 256/870-350/961, 2 Tie., Hg: O. SA'IDI, Diss., Damaskus 1972/73. ZDMG Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.

Siglen und Zeichen

Zubda

Baibars al-Mansürl, Zubdat al-fikra fi ta 'rïh al-hi¿ra, Paris, Bibliothèque nationale de France, Arabe 1572.

*

#

add#
Θ *

/ /

fol. h. h. s. Hs., Hss. r s. a. s. V. ν

XVII

Überlieferungsgut im Korpus Sondergut im Korpus gegen at-Tabarl ist abhängig von wird überliefert durch ist parallel zu hat im Korpus keine weitere Parallele rekonstruierte Form phonologische Transkription (Notation: IPA) folio, Blatt, foliis, Blätter hi¿ñ (qamarí), nach der Hedschra (lunar) hi¿rí íamst, nach der Hedschra (solar) Handschrift, Handschriften recto, Vorderseite sub anno, unter dem Jahre sub verbo, unter dem Wort verso, Rückseite

Umschrift, Kalender und Belegweise Die T r a n s l i t e r a t i o n des Arabischen folgt den Regeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für Prosatexte. Darüber hinaus werden die Flexionsendungen der finiten Verbformen und die vokalischen Auslaute der Pronomen und Partikeln wiedergegeben. Grapheme und Transliterationszeichen: tb t t

o

c c t

J

Ì h h "d d r

J» J»

ζ s / s d t β

L t

g

j o* w



ô Δ

J Γ ù β

t

J

4 k l m η h w

y

\ j

9 »1

ä ü, Diphtong au ï, Diphtong ai a, St. cstr. at äh, St. cstr. ät

f

Namensformen und einige häufig gebrauchte Begriffe werden in deutschsprachigem Kontext wie deutsche Wörter behandelt, beispielsweise >'abbäsidischHadit< und >IsnädTochtersohn von Ibn al-6auzlWesirSchia< und >Basra< bleiben unverändert, desgleichen die in der zitierten Literatur vorgefundenen Umschriften.

*

Jahreszahlen u n d S ä k u l a werden für die islamische und die christliche Ära zugleich geboten. Von den beiden Teiläquivalenten des islamischen Kalenderjahres in der christlichen Zeitrechnung k o m m t nur das umfangreichere zum Ansatz. W o allein die islamische Jahreszahl interessiert, steht >h.< für hi¿rt (nach der Hedschra). Daten werden diplomatisch wiedergegeben, auch wenn der Wochentag nicht mit dem aus den »WÜSTENFELD-

Umschrift, Kalender und Belegweise

XX

MAHLER'schen Vergleichungstabellen« zu ermittelnden Wert übereinstimmt. Diese Fälle werden eigens vermerkt.

*

Q u e i l e n b e l e g e aus dem Korpus der Berichte über den Aufstand der Zang erfolgen anhand der laufenden Nummer, unter der das betreffende Überlieferungsgut in der Datenbasis verzeichnet ist. Vergleiche die Auswahlkonkordanz im Anhang. Dabei umfaßt eine erste Zählreihe das v o n atTabari gebotene Gut und dessen Überlieferung (#), eine zweite Zählreihe enthält die Additamenta, das bei den späteren Schriftstellern hinzutretende Sondergut ( add #). Sodann folgt der Beleg der Stelle nach Werksigel, Band und Seite oder Blatt. Ferner kann das Abhängigkeitsverhältnis angezeigt werden: Das Zeichen für aufsteigende Überlieferungslinien (wird überliefert durchist parallel zugehörten< Überlieferung) zu erhellen. Da wir diese Untersuchung nirgends unmittelbar anschließen lassen können, wird die genaue Zielsetzung und Vorgehensweise erst nach der Sichtung etwaiger Vorarbeiten auch zum frühen Islam sowie nach einem Seitenblick in die fernerliegende, aber fortgeschrittene Kompilationsforschung der europäischen Geschichtswissenschaft zu bestimmen sein.

Die ältere Forschung Unter den wenigen einschlägigen Beiträgen macht C . BROCKELMANNS Dissertation aus dem Jahre 1890 den Anfang. Er untersuchte, aus welchen Quellen Ibn al-Atlr (st. 630/1233) seine Chronik al-Kämilft t-ta'rîb speiste, wie seine Übernahmen beschaffen sind und wie sich insbesondere das Verhältnis zur hauptsächlichen Vorlage, dem Ta 'rìh ar-rusul wal-mulük von atTabarï (st. 310/923), gestaltet. Er stellt dabei fest, daß der Jüngere den Älteren nicht einfach im Sinne einer Epitome anführte, sondern daneben auch zahlreiche stoffliche Ergänzungen vornahm und das Material narrativ umarbeitete. Wider Ibn al-Atlrs Selbstbescheidung, daß er nur ihtisár (Kürzung) betreibe, werden mehrere hauptsächliche Verfahren unterschieden: Minderung von Redundanz durch die Ausscheidung von Überlieferungen einerseits und die Harmonisierung paralleler Überlieferungen zu einer einzigen andererseits; Auffüllung eklatanter Lücken aus dritten Quellen; Zusatz von Erläuterungen zu Berichten, deren Sachverhalt durch den gewachsenen zeitlichen Abstand unverständlich geworden war; schließlich Anpassung von Vokabular und Stilhöhe an die gewandelten Gepflogenheiten des nachklassischen Arabisch. 1 Dergestalt bot der Kämil eine systematischere, für die Zeitgenossen faßlichere Geschichtsdarstellung als die Vorlage und konnte eigenständig neben sie treten, ja sie allmählich sogar ersetzen.2 BROCKELMANN berührte damit schon die besonderen Methoden und Modalitäten des Kompilierens. Er stellte jedoch keine Grundsatzbetrachtung darüber an, da sie ihn nur mittelbar interessierten. An erster Stelle war es ihm um die O r i g i n a l i t ä t von Ibn al-Atïrs Chronik für die historische Forschung zu tun, die man ihr als einer zumindest teilweise über at-Tabarl hinausreichenden Quelle zuerkennen müsse; dies in der Absicht, zu verhindern, daß sie durch die damals gerade im Druck befindliche Leidener

1

2

C . BROCKELMANN, Das Verhältnis von Ibn-el-atîrs Kâmil fit-ta'rîh zu Tabaris Ahbâr errusul walmulûk, Diss., Straßburg 1 8 9 0 , 3 - 6 , 8 - 2 0 . Ebd., 6, i6f.

Geschichtsschreibung und Kompilation

5

Edition des Ta'rih in Vergessenheit gerate.3 Kompilation wird nur einmal direkt angesprochen und dabei allein auf at-Tabarî bezogen: B R O C K E L M A N N meinte die »rein kompilierende Art seiner Arbeit« als zeitbedingt entschuldigen zu müssen, bemängelte aber zugleich die damit gepaarte Kritiklosigkeit.4 Sofern sein Kompilationsbegriff also negativ konnotiert ist, verwundert es nicht, daß er ihn von Ibn al-Atïr fernhielt. Die Betrachtung der Quellen vorrangig unter dem Gesichtspunkt ihrer Originalität war in der Orientalistik insgesamt üblich und stand einer Hinwendung zur Kompilation entgegen. Sofern sie nach B R O C K E L M A N N überhaupt ein Echo fand, kam dieses meist einem Anathema gleich. Man scheint gleichzeitig übersehen zu haben, daß ein anderes Fach, die Geschichte des römischen Rechts, in der historisch-philologischen Untersuchung des Kompilationswesens schon lange eine dringende Aufgabe erkannt hatte. Im Mittelpunkt stand dabei das justinianische Corpus iuris civilis, welches im Begriff war, seine Rechtswirksamkeit an das Bürgerliche Gesetzbuch zu verlieren, und sich folglich um so klarer als ein von Kompilatoren erzeugter vielschichtiger Text begreifen ließ. Die im Jahre 1820 von F. B L U H M E begonnene Forschung regte quellenkundliche, sachliche und methodische Fortentwicklungen an, die mit O. LENELS »Palingenesia iuris civilis« 1879, also gerade ein Jahr vor BROCKELMANNS Doktorschrift, einen gewissen Höhepunkt erreichten und bis heute nicht abgeschlossen sind.5 Doch wurde offensichtlich die Orientalistik davon nicht berührt. Stellvertretend für viele sei wiedergegeben, wie G . G A B R I E L I im Jahre 1916 über den Großteil der Chronik Tagärib al-umam von Miskawaih (st. 421/1030) urteilte: I m allgemeinen - was die v o n at-Tabaris Annalen abgedeckte Zeitspanne, das heißt bis 302 h., betrifft - beschränkt Miskawaih sich darauf, den großen C h r o nisten wiederzugeben u n d zu kürzen, ohne ihn zu nennen, u n d zwar i n d e m er den isnäd

streicht oder reduziert, nachrangige H a n d l u n g e n ausläßt, zu den

hauptsächlichen die bekanntesten oder glaubwürdigsten Versionen auswählt, die E r z ä h l u n g überwiegend u n d beinahe ausschließlich auf die Ereignisse im

'Iräq

begrenzt u n d insbesondere fast alle Gedichtzeilen wegläßt, die at-Tabari zur Bezeugung der Ereignisse anzufügen pflegt. Seine Varianten i m A u s d r u c k sind meist unbedeutend.

3

Ebd., 1-3,58. Ebd., 3. ' Vgl. G . D U L C K E I T / F . S C H W A R Z / W . W A L D S T E I N , Römische Rechtsgeschichte, München '1995,308-317. Weiter M . K Ä S E R , Ein Jahrhundert Interpolationenforschung an den römischen Rechtsquellen, in: Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Philos.-hist. Kl. 116 (1979), 83-113. Initial F. B L U H M E , Die Ordnung der Fragmente in den Pandectentiteln, in: Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft 4 (1820), 257-472. Für Hinweise danke ich M A R T I N A V E N A R I U S .

4

6

Einleitung

Die Wertigkeit dieses Katalogs von Veränderungen ist unmißverständlich: Beschränken, Kürzen, Streichen, Reduzieren, Aus- und Weglassen sowie Begrenzen - solche Tätigkeiten charakterisieren Miskawaihs Auswahl aus der Vorlage stofflich als Verarmung, und auch sprachlich scheint er ganz im Schatten des Vorgängers zu stehen. Lagen die Tagärib damals nur erst bruchstückhaft veröffentlicht vor, so war G A B R I E L I S Geringschätzung der von at-Tabarl abhängigen Partien geeignet - gegen seine Absicht - , die Editionslücke dauerhaft zu rechtfertigen. Tatsächlich sind die Berichtsjahre 104-197 und 252-283 h. heute immer noch nur in Handschriften zugänglich. Auch bei anderen namhaften arabischen Chronisten wie etwa Ibn alôauzï (st. 597/1201) oder Sibt Ibn al-ôauzî (st. 654/1256) verhält es sich so, daß die kompilatorischen Abschnitte ihrer Werke gerade zur 'abbäsidischen Geschichte lange nur teilweise veröffentlicht waren oder bis heute fehlen.7 Da der Wert eines Geschichtswerkes üblicherweise danach bemessen wurde, ob und in welchem Maße es primär oder sekundär, selbständig oder unselbständig sei, wurden kompilatorische Werke als zweigeteilt betrachtet. So verkündete E . BLOCHET 1912 - ebenfalls von der Vorhaltung an Miskawaih ausgehend, dieser habe seine Vorlage lediglich gekürzt und um alle Überliefererketten (asänld, sg. isnäd) geschmälert - das allgemeine Verdikt: Dergestalt sind [..] die muslimischen C h r o n i k e n insgesamt beschaffen, die n u r zu Lebzeiten des Verfassers u n d in den Jahren, die ihnen unmittelbar vorangehen, wertvoll sind. [ . . . ] Es ist eben diese einfache u n d rasche Arbeitsweise, die man bei den meisten muslimischen Chronisten u n d zu allen Zeiten wiederfindet, u n d die einen beträchtlichen Teil der islamischen Literatur nutzlos macht, welche sich lediglich aus Abschriften oder Kurzfassungen früherer Werke zusammensetzt.

Hier zeigt sich exemplarisch, daß Chroniken danach beurteilt wurden, ob und in welchem Maß sie N e u e s mitteilen, statt zu überliefern. Gewiß entsprach (und entspricht) das der Notwendigkeit, überhaupt erst einmal das Ereignisgerüst der islamischen Geschichte zu erarbeiten, um den Grund für die weitere Forschung zu legen. Uber lauter Geschichtsfakten wurde die Geschichtsschreibung nur selten als literarische Gattung wahrgenommen und die Entwicklung methodischer Fragestellungen bis auf Ausnahmen hintangestellt. Solche Bevorzugung des Neuen barg eine fragwürdige Vorannahme: Unausgesprochen wurde nur dasjenige als neu anerkannt, was

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G . G A B R I E L I , Appunti descrittivi e critici su alcune manoscritti arabi di contenuto storico, in: Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta 25 (1916), 1144 (dt. K. F.). S. u., 18 Anm. 60.

E.

Rezension: The Tajârib al-Umam or History of Miskawayh, Bd. 1 (Hg.: L. Leiden/London 1909), in: JRAS 1912,1229,1331 (dt. K. F.).

BLOCHET,

CASTANI,

Geschichtsschreibung und Kompilation

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nach dem kumulierten Kenntnisstand der m o d e r n e n Wissenschaft nicht schon aus früheren Quellen geläufig war - daher auch das Phänomen, daß selbst ein an sich für unoriginell erachteter Auszug quellenkundliches Ansehen genießen kann, sofern er nur den ältesten erhaltenen Zeugen eines Werkes darstellt, welches in selbständiger Form verlorengegangen ist.9 M a n hielt sich nicht immer hinreichend vor Augen, daß das heutige Wissen nicht gleichgesetzt werden darf mit dem, was zu einem gegebenen historischen Zeitpunkt gewußt werden konnte. Denn die gelehrte arabische Leserschaft des Mittelalters, die nicht über unser entwickeltes Druck- und Distributionswesen verfügte, konnte nicht oder nur mit ungleich größerer Schwierigkeit zwischen primärer und sekundärer Quelle, Erstbeleg und Überlieferung wählen, da der Literaturzugang im Handschriftenzeitalter vielfaltigen, auch v o m Zufall abhängigen Beschränkungen unterlag. 10 Daher konnten Zeitgenossen durchaus unterschiedliches Gut aus unterschiedlichen Uberlieferungsstufen als f ü r s i e spezifisch Neues erfahren, zumal wenn sie an weit auseinanderliegenden Orten lebten, und eine heute als sekundär erkannte kompilatorische Schrift konnte von primärem Wert sein. Im Rahmen ereignisorientierter Geschichtsforschung ließen (und lassen) sich der Wert von Quellen in der Zeit und der autochthone Leser als historische Person von je besonderem Geschichtshorizont freilich kaum sinnvoll würdigen. BLOCHETS Zweiteilung der Chroniken fußt auf dem Unterschied zwischen den beiden Wissensquellen der Geschichtsschreiber, der auch am Anfang dieser Arbeit stand: einerseits eigene Anschauung und zeitgenössische Berichte, andererseits Überlieferung. Wenn man auf pejorative Begriffe zu verzichten bereit ist, läßt sich mit dem Historiker F.-J. SCHMALE besser die Unterscheidung zwischen >Zeitgeschichte< und >Vergangenheitsgeschichte< treffen." Es zeigt sich dann, daß arabische Chroniken die Forschung nur

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Vgl. E. BERNHEIM, Lehrbuch der historischen Methode und der Geschichtsphilosophie, Leipzig '^1908, 413; C . CAHEN, Editing Arabic Chronicles, in: Islamic Studies 1 (1962), 2 Í (Repr. in: DERS., Les peuples musulmans dans l'histoire médiévale, Damaskus 1977,13). F. ROSENTHAL, The Technique and Approach of Muslim Scholarship, R o m 1947, i8a-2ob. V g l . C . CAHEN, H i s t o r y a n d H i s t o r i a n s , i n : M . J . L . Y O U N G / J . D . L A T H A M / R . B . SERJEANT

(Hg.), The Cambridge History of Arabic Literature. Religion and Science in the 'Abbasid Period, Cambridge 1990, 208. Zu den Mängeln der arabischen Begrifflichkeit E. L. PETERSEN, 'Ali and Mu'äwiya in Early Arabic Tradition, Diss., Kopenhagen, 1964, 185; G. ScHOELER, Die Frage der schriftlichen oder mündlichen Überlieferung der Wissenschaften im frühen Islam, in: Der Islam 62 (198;), 219. F.-J. SCHMALE, Formen und Funktionen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, Darmstadt 1985, 24-27; DERS., Mentalität und Berichtshorizont, Absicht und Situation hochmittelalterlicher Geschichtsschreiber, in: Historische Zeitschrift 226 (1978), 5-10. Vgl. die Gegenüberstellung von >mündlicher Geschichte« und >mündlicher Tradition« bei G. SCHOELER, Charakter und Authentic der muslimischen Überlieferung über das Leben

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Einleitung

in der Teileigenschaft von Zeitgeschichten interessiert haben. Diese Abschnitte machen aber, wie gesagt, typischerweise nur einen kleinen Teil der Werke aus, so daß die eigentliche Berichtsmasse der Chroniken, die doch überwiegend aus vergangenheitsgeschichtlichem Material bestehen, verkannt wurde. Ein Beispiel: Setzt man die Spanne der Zeitgeschichte mit der Augenzeugenschaft des ältesten persönlichen Informanten eines Schriftstellers gleich, welche selten mehr als zwei Generationen hinaufreichen kann, so bedeutet das etwa im Fall von Miskawaihs Chronik, daß sechs Siebtel des Werkes aus der Betrachtung auszuscheiden wären!" Ein solches Urteil ist offensichtlich haltlos, besonders wenn man an die Chronisten vor Miskawaih denkt, die sich der Gegenwart nur mit nachlassender Aufmerksamkeit näherten oder die Zeitgeschichte gar nicht aufnahmen. 1 3 Selbstverständlich bediente man sich in der Forschungspraxis immer auch kompilatorischer vergangenheitsgeschichtlicher Werkabschnitte. Insgesamt verhält es sich mit der hier als die ältere angesprochenen Literatur so, daß Kompilation zwar unzählige Male berührt wird, sobald nämlich Fragen der Uberlieferung zu behandeln sind. Schlechterdings jeder Beitrag zur Quellenkritik ist damit befaßt, zumal mit I. GOLDZIHER und J . WELLHAUSEN auch zwei der größten Gelehrten in ihren Grundlagenwerken zum Hadït bzw. zur frühesten Kalifatsgeschichte darüber gearbeitet und viele andere angeregt haben.' 4 Für die vorliegende Untersuchung ist jedoch allein maßgeblich, daß dabei nur wenig auf die Kompilationstätigkeit der Geschichtsschreiber späterer Jahrhunderte im besondern geachtet wurde und dieses Wenige wiederum vornehmlich deren Darstellung der Prophetenvita und der Frühzeit betrifft; 1 ' es ist außerdem mittlerweile in den Ar-

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Mohammeds, Berlin 1996,3f, 2 2 , 5 5 , 1 6 4 ^ gestützt auf J. VANSINA, Oral Tradition as History, London 1 9 8 5 , 1 2 Í , 192. Überschlag aufgrund der Hs. Istanbul, Süleymaniye Kütüphanesi, Ayasofya 3116-3121: Bde. l - j (bis 326 h.) mit 1 473 Blättern gegenüber Bd. 6 (326-369 h.) mit 260 Blättern. PETERSEN, 'All and Mu'äwiya, 181. Vgl. F. ROSENTHAL, A History o f Muslim Historiography, Leiden '1968,172. Vgl. I. GOLDZIHER, Ueber die E n t w i c k l u n g des Hadîth, in: DERS., Muhammedanische Studien, Bd. 2, Halle a. d. S. 1 8 9 0 , 1 - 2 7 4 ; J- WELLHAUSEN, Prolegomena zur ältesten Geschichte des Islams, in: DERS., Skizzen und Vorarbeiten, Bd. 6, Berlin 1 8 9 9 , 1 - 1 6 0 ; DERS., Das arabische Reich und sein Sturz, Berlin 1902. Dabei wurden o f t die späteren Fälschungen oder Verunechtungen (partielle Fälschungen) betont. Dieser Vorwurf im Verein mit dem mangelnder Originalität geriet leicht polemisch; so heißt es bspw., die islamische Ablehnung jeder bid'a (Neuerung) als Ketzerei habe bei den Geschichtsschreibern »das fortwährende Wiederkäuen des Vergangenen« bewirkt, bezichtigt als »die historische Krankheit«, »dieser so krankhaft ausgebildete Geschichtssinn«; I. FRIEDLAENDER, Muhammedanische Geschichtskonstruktionen, in: Beiträge zur Kenntnis des Orients 9 (1911), 18, 33f. Vgl. J . DE SOMOGYI, The Development of Arabic Historiography, in: Journal of Semitic Studies 3 (1958), 385.

Geschichtsschreibung und Kompilation

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beiten jüngerer Forschergenerationen aufgegangen und mithin vielfach berichtigt worden.

Die jüngere Forschung In seiner Studie zur islamischen Gelehrsamkeit streift F. ROSENTHAL (1947) auch die K o m p i l a t i o n bei historischen Schriftstellern. E r gibt Beispiele f ü r ihren hohen Anspruch an genaue Zitierweise u n d Quellenangabe wie auch f ü r ihr Bewußtsein, f ü r den Wahrheitsgehalt der Zitate selbst keine verfassermäßige Verantwortung ('uhda) zu tragen; die dennoch auftretenden und teils schon zeitgenössisch erkannten Unzulänglichkeiten der Quellenwiedergabe erhellt er aus den großen Schwierigkeiten, denen die Beschaffung, Benutzung u n d Bearbeitung v o n Handschriften gelehrten Inhalts unweigerlich unterworfen war.' 6 A u c h in seiner Historiographiegeschichte (1952, ^1968) betont er die prinzipielle Achtung der Geschichtsschreiber vor dem überlieferten Wort; dieses habe ihnen von vornherein kraft Alters und der Gewährsleute f ü r faktisch wahrhaftig gegolten, so daß sie es nicht zu verändern oder auszulegen, sondern lediglich durch wechselnde Zusammenstellung, Weglassung oder Ergänzung u m anderes Material zu gewichten wagten. In bezug auf die annalistische Geschichtsschreibung pflichtet er der A u f f a s s u n g bei, ihr größter Wert liege in den zeitgeschichtlichen Abschnitten.' 7 Erst ein 1966 in Bratislava erschienener kurzer Artikel v o n J . PAULINY befaßt sich eigens mit dem >Kompilationscharakter< der arabischen Geschichtsliteratur. Ihm zufolge beschränkte sich diese Literatur aufgrund jahrhundertelanger Abhängigkeit v o m Hadlt, der Überlieferung v o n Taten und Aussprüchen des Propheten und seiner Gefährten, auf die Weitergabe v o n zuverlässigen, weil glaubwürdig bezeugten und ehedem schon durch S a m m l u n g sanktionierten Tatsachenberichten, weshalb sie dokumentarische u n d unpersönliche, konventionell-gleichförmige Züge annahm.' 8 Die seitens der Gelehrten geforderte >Wahrheit< der Berichte bemaß sich dabei wie im H a d ï t nach indisponiblen vorgängigen Kriterien wie Berichtsalter und Güte der Überliefererkette, so daß keine erklärende Geschichtsbetrachtung oder kritische Analyse a u f k o m m e n konnte. D a auch die Leserschaft nach anerkannten Wahrheiten verlangte, konnte »eine selbständige Wer-

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Rosenthal, Technique, 423-443, vgl. i8a-2ob: Handschriftenwesen, 223-243: Achtung der Handschriftenüberlieferung, 29b: Umgang mit fehlerhafter Überlieferung, 643: Originalität. Ders., Historiography, 62-65,83. J. Pauliny, Zur Frage des sogenannten »Kompilationscharakters« der arabischen historischen Literatur des Mittelalters, in: Sbornik Filozofickej Fakulty Univerzity Komenského [Bratislava], Histórica 17 (1966), 122Í.

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Einleitung

tung des Historikers [...] sich nur in der Auswahl und der Zusammenstellung der im Buche enthaltenen Berichte äussern«.'9 PAULINY blickt also nicht mehr nur auf die mangelnde Originalität kompilatorischer Geschichtswerke, sondern es kommt ihm das Verdienst zu, mehrere dafür ursächliche Probleme aufgeworfen zu haben: Gattungsbezug, Wahrheitsgebot, Materialbeschränkung bei gleichzeitiger Auswahlmöglichkeit, Lesererwartung - Probleme, die im Fortgang dieser Untersuchung sämtlich wieder begegnen werden. Schließlich lehnt er es jedoch ab, den Begriff der Kompilation tatsächlich auf die arabische Geschichtsschreibung des Mittelalters anzuwenden, solange man, wie er zuletzt obenhin formuliert, deren »konkreten, sozialen Kontext [...] und damaligen Inhalt« nicht kenne. 10 Damit läßt auch er die Auffassung erkennen, daß der Kompilationsbegriff notwendig einen Anwurf bedeute, vor dem es die Geschichtsliteratur in Schutz zu nehmen gelte, und so versteht er sich ebenfalls nicht zu einer Würdigung der näheren Umstände des Kompilationswesens. Die Auffassung von allgemeiner weitgehender Überlieferungstreue läßt sich jedoch nicht mehr halten, seit ab den sechziger Jahren eine Reihe von Forschern mit Studien zum Charakter und zur Echtheit der f r ü h islamischen Geschichtsüberlieferung die kritische Nachfolge WELLHAUSENS in der Quellenkritik angetreten hat. Sie haben den Nachweis geführt, daß im Zuge des Kompilierens oft starke inhaltliche und darstellerische Veränderungen auftraten und daher den Sammlungen großes Eigengewicht zukommt. Einige Beiträge, die die Zuverlässigkeit der Uberlieferung ganz ausgesprochen skeptisch beurteilten,21 haben eine mitunter sehr scharf geführte Kontroverse hervorgerufen, welche sich bei G. SCHOELER skizziert findet.22 Sofern sie sich auf Ereignisse des 1./7. Jahrhunderts bezieht und bei der Quellenkritik nicht über at-Taban hinausgeht, darf hier der Hinweis auf die Ergebnisse genügen, die auch für die nachfolgende Chronistik von Belang sind. Wie von E. L. PETERSEN anhand der ersten fitna (sog. Bürgerkrieg 35— 4 0 / 6 5 6 - 6 6 0 ) dargelegt, entwickelte die unter dem Einfluß der Kämpfe um das Kalifat entstehende Geschichtsschreibung einen gleichermaßen sakralen wie profanen Gegenstandsbezug, aufgrund dessen ihre anfänglichen Stoffe auch unter den religiösen, politischen und sozialen Bedingungen späterer Zeiten beständig neuerzählt und reinterpretiert werden konnten; dieser fromme Betrug wird für die prominentesten Sammelwerke nachge-

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Ebd., 123. Ebd., 124. Besonders P. CRONE/M. A. COOK, Hagarism, Cambridge 1977; J. WANSBROUGH, The Sectarian Milieu, Oxford 1978. Initial, zum Koran, DERS., Quranic Studies, Oxford 1977. SCHOELER, Charakter, 9-19. Vgl. F. M. DONNER, Narratives o f Islamic Origins, Princeton 1998, j - 3 1 .

Geschichtsschreibung und Kompilation

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zeichnet/ 3 Da sich die ältesten Geschichtsquellen typischerweise nicht in selbständiger Form, sondern in Überlieferung durch spätere Sammelwerke erhalten haben, richtet sich die Aufmerksamkeit der Forschung außerdem darauf, Filiationsverhältnisse und Überlieferungsweisen zu rekonstruieren. Dabei ist die Frage nach den etwaigen Tendenzen meist zurückhaltend beantwortet worden. Exemplarisch hierfür kann G. ROTTERS Beitrag zur Wiedergabe al-Madà'inïs (st. 228/843?) durch at-Tabari stehen. Er führt eine Bestandsaufnahme der wichtigsten nach Inhalt und Form homogenen Überlieferungskomplexe durch und erschließt daraus umrißweise die zugrundeliegenden verlorenen Werke samt deren Abhängigkeit. Al-Madâ'inïs Rolle war demzufolge die eines Sammlers und Ordners, der zwar Wortlautveränderungen und kompositorische Eingriffe vornahm, aber keine tendenziös systematisierende Bearbeitung des Materials bezweckte/ 4 Das Ausmaß solcher redaktionellen Tätigkeit ist sodann von A. N O T H mit Blick auf große Teile der frühislamischen Geschichtsüberlieferung ausgeschritten worden. Er stellt einen richtiggehenden Katalog von Fehlerquellen auf, die unwillkürlich unterlaufen konnten, zuweilen aber auch bewußt eingesetzt wurden: Zusammenfassung und Systematisierung, Erweiterung und Kürzung, verunechtende chronologische und sachliche Anordnung, Auslassung, schließlich Eingriffe im Interesse tendenziöser Umgestaltung bis hin zu schierer Erfindung. 2 ' Um so dringender ist die Frage nach angemessenen Echtheitskriterien. Sein richtungweisend gewordener Ansatz besteht darin, die Überlieferung nicht mehr getrennt nach vermeintlich einheitlichen Werken oder Schulen zu untersuchen, sondern sachlich zusammengehörige Komplexe von Einzelüberlieferungen über mehrere Stufen des Überlieferungsprozesses hinweg zu verfolgen/ 6 Erstens unterscheidet er auf diesem Weg ursprüngliche Themen der Überlieferung von späteren, so daß sichtbar wird, was von den Sammlern als >überlieferungswürdig< empfunden worden sein muß/ 7 Zweitens untersucht er, wie die ursprünglichen Themen durch Topoi und andere literarische Mittel geformt wurden. Ihm

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PETERSEN, 'Ali and Mu'äwiya, 1 8 - 2 0 , 1 7 7 , i8jf und passim. G. ROTTER, Zur Überlieferung einiger historischer Werke Madä'inis in Tabarïs Annalen, in: Oriens 23/24 (1974), 1 1 4 , 1 2 7 , 1 3 2 . A. NOTH, Quellenkritische Studien zu Themen, Formen und Tendenzen frühislamischer Geschichtsüberlieferung, Tl. 1: Themen und Formen, Habil., Bonn 1973, i2f, vgl. 7of (überarbeitet: The Early Arabic Historical Tradition, in Verb, mit L. I. CONRAD, Princeton 1994, 6, 7jf). Eine vergleichsweise aggregierte Liste von vier Strategien der Kompilation« bietet kürzlich F. M. DONNER. S. u., 12. NOTH, Studien, 2if, 2 j ( ("1994: i6f, 23Î). Vgl. DERS., Isfahän-Nihäwand. Eine quellenkritische Studie zur frühislamischen Historiographie, in: Z D M G 118 (1968), 295^ DERS., Der Charakter der ersten großen Sammlungen von Nachrichten zur frühen Kalifenzeit, in: Der Islam 47 (1971), 198. DERS., Studien, 27, 29,57 ("1994: 22f, 26, 61).

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Einleitung

gelingt dabei der Nachweis, daß viele - nicht alle - Überlieferungen aus schablonenhaften Gemeinplätzen komponiert wurden, ihren besonderen sachlichen und chronologischen Ort erst sekundär erhielten und folglich der historischen Aussagekraft entbehren.38 Derartige Geschichtsfiktionen führt auch er in der Hauptsache nicht auf vorsätzliche weltanschauliche Färbung zurück, da die Sammelwerke je für sich uneinheitlich sind und sich daher schlecht gegeneinander abgrenzen lassen, sondern auf redaktionelle Manipulationen im Bemühen um die »Zeichnung ansprechender und einprägsamer Bilder«.29 Auch E . L A N D A U - T A S S E R O N weist am Beispiel von Hadlten auf das Übergewicht von in gutem Glauben vorgenommenen redaktionellen Veränderungen hin. 3 ° Immerhin gehen mit der Sammlungstätigkeit so starke Eingriffe einher, daß sie einem späteren Schriftsteller wie Ibn 'Asäkir (st. 571/1176) zur Möglichkeit gereichen, die eigene Tendenz, so F. M. D O N N E R , nur schon durch Strategien der Auswahl, Wiederholung und Plazierung von Überlieferungsgut zu befördern, ohne die erwählten Texte wesentlich anzutasten.3' S C H O E L E R macht in einer Artikelserie und einer abschließenden Monographie zur frühislamischen Überlieferung, vorzugsweise zum Hadït, die Prüfung der Echtheit von Quellen abhängig von der Frage ihres Charakters zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Er stellt Klarheit darüber her, daß der Hadït, der ursprünglich rein auswendig vorgetragen wurde, erst allmählich eine Entwicklung zu immer stärkerer Schriftunterstützung durchlief. Schon in der zweiten Hälfte des 1./7. Jahrhunderts fertigten die Lehrer der Überlieferung zum Zweck des imlä' (Diktat) im maglis (Kolleg) persönliche mnemotechnische Notizen von eher unsystematischer Art an; sie wurden später zu einfachen Kollegheften zusammengestellt, und diese gingen bis in die zweite Hälfte des 2./8. Jahrhunderts in schriftliche Sammelwerke über, nunmehr eine >Literatur der Schule für die Schule< darstellend. Indem die Verschriftlichung unausgesetzt dem Vorlesungsbetrieb zwischen Lehrern und Schülern diente, zählt sie zur riwäya masmü'a (gehörte Überlieferung). Aus diesem Grund hält er die Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit für unangemessen und spricht statt dessen übergreifend von >KollegtraditionZwillingsdisziplinBinnenkolonisierung< dieser Region bezeichne. Bemerkenswerterweise wurde dieser Zusammenhang weniger von der auf den großen Aufstand konzentrierten Zang-Forschung angesprochen als vielmehr v o n systematisch weitergespannten Beiträgen zur Sklaverei (G. ROTTER) u n d z u r S i e d l u n g s g e s c h i c h t e ( M . G . MORONY u n d I. M . LAPIDUS). 8

Sie gilt es zusammenzuführen, um der zweihundertjährigen Vorgeschichte des von ' A l l b. M u h a m m a d initiierten Aufstandes die gebührende Geltung einzuräumen.

Die Binnenkolonisierung des südlichen 'Iräqs Die Schwemmebene am Unterlauf von Euphrat und Tigris, das antike Sumer und spätere Babylonien, war von alters her Kulturland. Die arabischen Eroberer nannten es as-Sawäd (das Schwarze Land), weil sein dichter Palmenbestand es ihnen, die aus der Arabischen Halbinsel herankamen, im Kontrast zu den hellen Farben der Wüsten schwarz erscheinen ließ. 9 Hier verschränkten sich naturräumliche Gegebenheiten und die landwirtschaftliche Tätigkeit des Menschen aufs engste, denn Relief und Bodenbeschaffenheit im Binnendelta der beiden Ströme und an ihrem gemeinsamen Mündungslauf, dem Digla al-'Aura' (heute Satt al-'Arab), waren in jährli-

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G. R O T T E R , Die Stellung des Negers in der islamisch-arabischen Gesellschaft bis zum xvi. Jahrhundert, Diss., Bonn 1967; M . G. M O R O N Y , Landholding in Seventh Century Iraq, in: A. L. U D O V I T C H (Hg.), The Islamic Middle East, 700-1900, Princeton 1981, 135-175; I. M. L A P I D U S , Arab Settlement and Economic Development of Iraq and Iran in the Age of the Umayyad and Early Abbasid Caliphs, ebd., 177-208; M. G. M O R O N Y , Landholding and Social Change, in: T. K H A L I D I (Hg.), Land Tenure and Social Transformation in the Middle East, Beirut 1984, 209-222. Al-Cähiz, Kitäb al-Hayawän, 7 Bde., Hg.: Ά . M . H Ä R Ü N , Kairo 1938-45, hier 3, 246; asSäbi', The Historical Remains of Hilâl al-Sâbi [= Tuhfat al-umarä ' f i ta 'rih al-wuzarä ], Hg.: H. F. A M E D R O Z , Leiden 1904, 68; Buldän 3, 174. Der Ausdruck umfaßte nach der arabischen Eroberung die gesamte Provinz al-'lräq al-'Arabi, welche bis Takrït reichte. Ferner kann auch ein bestimmtes Kulturland gemeint sein, namentlich der Sawäd al-Küfa. Vgl. M. S T R E C K , Die alte Landschaft Babylonien nach den arabischen Geographen, Bd. 1, Leiden 1900, 2-5; H. Q. E L - S Ä M A R R Ä I E , Agriculture in Iraq during the 3rd Century A.H., Diss., Beirut 1972, 2f.

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Einleitung

cher Veränderung begriffen. 1 0 Die Schneeschmelze im Quellgebirge, dem Taurus, ließ die beiden Ströme im sehr flachen Tiefland südlich von Bagdad über die Ufer treten und ein stets neues dynamisches Wassersystem aus saisonalen Flutgebieten, nahezu stehenden Zu- und Abflüssen und permanenten Seen entstehen. Während der Flut in den Monaten März und April führte Sedimentumlagerung zu Flußlaufverschiebungen und stellenweise zu Versumpfung. Sehr rasch nach dem Rückgang des Hochwassers setzte die Sommerhitze ein und bewirkte Austrocknung und Versalzung. Seit dem letzten Drittel des 3. Jahrtausends v. Chr. wurden Maßnahmen zum Schutz der Böden ergriffen, sei es in Form periodischer Brachen, sei es durch Deich-, Damm- und Kanalbau zur Flutregulierung. Allerdings zeitigte auch der Bewässerungsfeldbau selbst lang anhaltende Schäden: Indem er die selbsttätige Entwässerung der Böden verhinderte und das Grundwasser versalzen ließ, drohten immer wieder Böden unfruchtbar zu werden. Diese Wechselwirkung bedingte, daß agrarische Blütephasen mit Zeiten der Erschöpfung und geringer Besiedelung abwechselten, zumal in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Unbeständigkeit. Auch die in vorislamischer Zeit unter der Herrschaft der Säsäniden (226-651) betriebene, bis dato ungekannt intensive Wasserwirtschaft wirkte mitunter zerstörerisch, indem Deiche und D ä m m e den Strömungskräften des Wassers nicht immer standhielten." Außer dem Bruch eines Tigrisdeiches zur Zeit des Königs Wahräm v . (arab. Bahräm, 421-439) hatte vor allem ein Deichbruch zur Zeit Kawäds 1. (arab. Qubäd, 488-496, 499-531) bei Kaskar (Kaskar in der Nähe des späteren Wäsit) verheerende Wirkung. Der Fluß überflutete weite Landstriche, verlagerte seinen Lauf um 50 bis 100 km nach Westen in ein neues Flußbett, das des heutigen Dugaila und des Satt al-Ahdar (Satt al-Hadar), und ergoß sich schließlich in die dort seit alters bestehenden Sümpfe. Abgeschlossene Wasserflächen am Rande dieser Region, der Batïha, sowie längs des Flußlaufes trockneten zu Salzseen aus, und die Anbauflächen am Altlauf versteppten. Die versuchte Wiedergewinnung dieser Böden zur Zeit Husraus 1. (arab. Kisrä Anüsirwän, 531-579) glückte mancherorts, wurde jedoch nicht fortgeführt. Unter Husrau n. (arab. Kisrä Abarwlz, 590—628) stieg der landwirtschaftliche Ertrag wieder an, brach je10

Ich folge T . J A C O B S E N / R . M . A D A M S , Salt and Silt in Ancient Mesopotamian Agriculture, in: Science 128 (1958), 1251-1258; A D A M S , Historie Patterns of Mesopotamian Irrigation Agriculture, in: T. E. D O W N I N G / M . G I B S O N (Hg.), Irrigation's Impact on Society, Tucson 1974, 1-6. Vgl. aber M. G I B S O N , Violation of Fallow and Engineered Disaster in Mesopotamian Civilization, ebd., ìja-iyb. Aus der Zang-Forschung hierzu N Ö L D E K E , Skizzen, 157; A S - S Ä M I R , Taurat az-Zang, 25f; K H A L I F A , Sources, vnf; P O P O V I C , Révolte, 49-53, 64-66; ' U LABÏ, Taurat al-'abid, 112-114; DERS., Taurat az-Zang, 94-99,107-ni. R. M. A D A M S , Agriculture and Urban Life in Early Southwestern Iran, in: Science 136 (1962), 116; J A C O B S E N / A D A M S , Salt and Silt, I2J6C-i257b; L A P I D U S , Arab Settlement, 178; P . C H R I S T E N S E N , The Decline of Iranshahr, Diss., Kopenhagen 1993, 67-72.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

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d o c h i m J a h r e 7 / 6 2 8 ( o d e r 6 / 6 2 7 ) erneut ab, als eine n o c h g r ö ß e r e Flutkatas t r o p h e d i e U f e r b e f e s t i g u n g e n v o n Tigris u n d E u p h r a t b r e c h e n ließ u n d ganze D i s t r i k t e v e r s c h l a n g . A u c h u n t e r d e m D r u c k d e r futüh,

der arabi-

schen E r o b e r u n g s z ü g e 1 2 - 1 6 / 6 3 3 - 6 3 7 , w u r d e die Pflege der D e i c h e v e r n a c h lässigt, u n d d a der niedere L a n d a d e l (dahâqïn, v o n pers. sg. dihgän)

allein sie

n i c h t i n s t a n d z u h a l t e n v e r m o c h t e , breitete sich die B a t ï h a weiter aus. 1 2 D i e s ä s ä n i d i s c h e L a n d w i r t s c h a f t f a n d i n f r ü h i s l a m i s c h e r Z e i t eine folgenreiche F o r t s e t z u n g . D u r c h die K r i e g s w i r r e n w a r e n f r u c h t b a r e A c k e r f l ä c h e n v e r l o r e n g e g a n g e n , a n d e r e lagen i n f o l g e der F l u c h t der S ä s ä n i d e n verlassen d a u n d w u r d e n n i c h t bestellt. G l e i c h z e i t i g s a n n e n viele

futüh-Kämp-

fer d a r a u f , G r u n d zu erwerben u n d sich die G r u n d r e n t e a n z u e i g n e n , statt allein v o n d e n P e n s i o n e n (sg. 'aß',

G a b e ) zu leben, die v o n d e r Heeresver-

w a l t u n g a u s g e z a h l t w u r d e n . In der T a t k a m es rasch u n d i n b e t r ä c h t l i c h e m U m f a n g z u p r i v a t e m a r a b i s c h e m G r u n d b e s i t z , wie W . SCHMUCKER u n d A . NOTH i n W i d e r l e g u n g der Rechtslehre v o m fai'

(Beute) gezeigt h a b e n : D i e s e

i m 2./8. J a h r h u n d e r t e n t s t a n d e n e , p s e u d o h i s t o r i s c h a u f ' U m a r 1. z u r ü c k projizierte L e h r e b e h a u p t e t e zu U n r e c h t , der gesamte ' I r ä q sei n o c h während der E r o b e r u n g E i g e n t u m der i s l a m i s c h e n G e m e i n d e i m S i n n e i m m o bilen (mahhüs) Staatslandes geworden.' 3 "

13

Futüh, 292 (engl.: The Origins of the Islamic State, 2 Bde., Ü.: P. Κ. Hirri/F. C. M U R G O T TEN, New York 1916/24, hier 2, 453O; Ihn Rusta, Kitâb al-A'lâk an-nafìsa νπ ..., Hg.: MICHAEL J A N DE G O E J E , Leiden '1892, 94Í (frz.: Les atours précieux, Ü.: G . W I E T , Kairo 1955, lojf); Qudäma, Kitäb al-Harâg iea-sinâ'at al-kitäba, Facs., Hg.: F. S E Z G I N , Frankfurt a. M. 1986,124, i28f (frz. in: Ibn Hurradädbih, Kitâb al-Masâlik wa'l-mamâlik, Hg./Ü.: M. J. DE G O E J E , Leiden 1889, 179-181); Murüg, § 237 (frz. Ü. mit harmonierender Paragraphenzählung, daher hier und im weiteren nicht eigens angeführt); Buldän 1, 668f. Vgl. G. LE S T R A N G E , The Lands of the Eastern Caliphate, Cambridge 1905, 26-29; Ε Γ 1, 1094a (M. S T R E C K / S . A. E L - A L I , al-Batlha); ebd. 6, 919b (M. S T R E C K / M . G. M O R O N Y , Maysän); W. N Ü T Z E L , The End of the South Mesopotamian Civilizations Caused by Bursting of Dykes of the Euphrates and Tigris in 629 A.D., in: Sumer 38 (1982), 144-148; P. C H R I S T E N S E N , Iranshahr, Der westliche Lauf des Tigris ist nicht mit dem rund 20 km westlich davon gelegenen Satt al-Haiy (nun Satt al-Carräf) zu verwechseln; heute fließt er wieder im östlichen Bett; HALM, Traditionen, i27f. Abu Yüsuf, Kitäb al-Haräg, Büläq 1302/1885,14, 125 (engl, in: Taxation in Islam, Bd. 3, Ü.: A. B E N SHEMESH, Leiden/London 1969, 80, 64); Yahyä b. Adam, Le livre de l'impôt foncier [= al-Harägl, Hg.: T. W. J U Y N B O L L , Leiden 1896, 27-34 (engl· in: Taxation in Islam, Bd. 1, U.: A. B E N SHEMESH, Leiden '1967, 40-46); Futüh 266, 268, 384 (1, 422f, 426; 2, 122); Qudäma, Haräg, 162 (engl, in: Taxation in Islam, Bd. 2, Hg./Ü.: A. B E N S H E M E S H , Leiden/ London 1965, 25). Vgl. kritisch dazu W. S C H M U C K E R , Untersuchungen zu einigen wichtigen bodenrechtlichen Konsequenzen der islamischen Eroberungsbewegung, Habil., Bonn 1972, 86-187; A. NOTH, Zum Verhältnis von kalifaler Zentralgewalt und Provinzen in umayyadischer Zeit, in: Die Welt des Islams. N.S. 14 (1973), bes. 159-162; M O R O N Y , Landholding, 135, i4of, 153-156; ferner Α. N. POLIAK, Classification of Lands in the Islamic Law and Its Technical Terms, in: The American Journal of Semitic Languages and Literature 57 (1940), 52, 61; F. L B K K E G A A R D , Islamic Taxation in the Classic Period, Diss., Kopenhagen 1950, 39-44; D. C. D E N N E T T , Conversion and the Poll Tax in Early Islam, Cambridge,

Einleitung

34

Der Kalif 'Umar i. b. al-Hattäb (13-23/634-644) und seine Feldherren im 'Iraq bewahrten wesentlich den Status quo ante des Altsiedeilandes, indem sie pragmatische, von Ort zu Ort unterschiedliche Kapitulationsverträge (sg. 'ahi, 'aqi, später sulh) mit den Eroberten schlossen und dabei drei Arten von Grundbesitz zuließen:14 (1) städtisches Land im Geltungsbereich eines Kapitulationsvertrages als privates Eigentum der ansässigen Andersgläubigen, das von ihnen nur untereinander, nicht aber an Muslime verkauft werden sollte, (2) vertragsloses Land im Besitz einer Schutzbefohlenen Gemeinschaft von Andersgläubigen (iimma), das nominell der Hoheit des Kalifen unterstand und unveräußerlich sein sollte. Dabei wurden die iabâqïn, die mehrheitlich nicht vor den Eroberern geflohen waren, mit Rücksicht auf ihr unverzichtbares Verwaltungswissen in ihrer Stellung belassen und zudem mit der örtlichen Steueraufsicht betraut, was sie zu den eigentlichen Grundherren machte.15 Auch die Pacht und das Abhängigkeitsverhältnis der autochthonen, meist christlich-aramäischen Kleinbauern, von den Arabern Nabat oder Anbät (Nabatäer) genannt, bestand fort. 16 Wollte nun ein arabischer Neuankömmling Land erwerben, konnte er zwar unter der Hand doch 'ahi- oder iimma-Land kaufen, kam aber auf diesem Wege nicht in den Genuß des Wr, der niedrigeren Grundsteuerpflicht der Muslime (Zehnt), sondern mußte wie ein einheimischer Nichtmuslim den haräg (Fünft) entrichten.17 Allerdings bestand noch eine andere Möglichkeit. 'Umar 1. und besonders 'Utmän (23-35/644-656) pflegten verdiente futüh-Kämpfer dadurch zu begünstigen, daß sie ihnen eine Konzession (iqß') über ein Landgut (,qatt'a) erteilten.18 Nun kam für diesen förmlichen Akt nur Land in Frage, das keiner der genannten Besitzstandsgarantien unterlag, und das waren (3) die sawäfl. Dieser Terminus (sg. säftya) bezeichnet im 'iräqischen Zusammenhang Land, das für die Gemeinschaft der Gläubigen konfisziert wurde und dem Kalifen in seiner Eigenschaft als Imam zur treuhänderischen VerwalMa. 1950,

22-26;

Ά.

AD-DÛRÏ,

Landlord and Peasant in Early Islam, in: Der Islam 56

(»979). 99. »02· SCHMUCKER, U n t e r s u c h u n g e n , $6f, 1 0 1 - 1 3 4 . V g l . DENNETT, C o n v e r s i o n , 22Í,

17

41; Ζ . HAQUE,

Landlord and Peasant in Early Islam, Islamabad 1977, 200. LOKKEGAARD, Taxation, 111,168; DENNETT, Conversion, 22Í, 30-33; MORONY, Landholding, 140,148-152. Vgl. Α. CHRISTENSEN, L'Iran sous les Sassanides, Kopenhagen 1936,112Γ Α. CHRISTENSEN, L'Iran, 316; M. A. J. BEG, The Social History of the Labouring Classes in 'Iraq under the 'Abbäsids (Pre-Saljuq Period, 750-1055 A.D.), unveröff. Diss., Cambridge 1971, 4; MORONY, Landholding, 163-167; DERS., Social Change, 210; LAPIDUS, Settlement, 179. Zu den Nabat C. PELLAT, Le milieu basrien et la formation de Gähiz, Diss., Paris 1953, 22; BEG, Social History, 23-36; Ε Γ 7, 836b (T. FAHD, Nabat N). SCHMUCKER, Untersuchungen, 102,161-163,170. Vgl. DENNETT, Conversion, 37. Futüh, 2J4Í (1, 43if); Ta'rib 1, 2376 (engl. Ü. mit Seitenkordanz zur Edition, daher hier und im weiteren nicht eigens angeführt). Vgl. DENNETT, Conversion, 31; NOTH, Studien, 76f ('1994:83).

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

35

tung oblag, auch wenn zuerst noch an Aufteilung unter den Eroberern gedacht worden war. 19 'Umar ι. soll im Jahre 16/637 zehnerlei Land des Sawäd konfisziert haben, wovon die Quellen je sechs oder sieben in unterschiedlicher Zusammensetzung nennen: das Land des Säsänidenkönigs und seines Hauses, das der im Kampfe Gefallenen oder Geflohenen, Feuertempel, Münzprägestätten, Poststationen, Mühlen, Zisternen, ägäm (Schilfröhrichte), magäyid al-mä' (Versickerungen) und Deichanlagen. 20 Nur ein kleiner Teil davon war erschlossenes Land, das wie die ehemaligen säsänidischen Krongüter lediglich zeitweilig herrenlos und unbestellt (¿ämir) dalag, der Großteil war >totes Land< (mawät oder ard mawät, ard maiyita)·. Flächen, die sumpfig, salzig oder aus sonst einem Grund unfruchtbar waren und, wie es später hieß, »niemandem gehörten und auf die niemand Erbansprüche hatte«.21 Ihre Zuteilung war an die Bedingung geknüpft, daß der Boden urbar gemacht und kultiviert werde (ihyä' al-mawät). Den Präzedenzfall eines solchen iqtä' schuf 'Umar 1. im Safar 17/Februar/März 638, also noch im ersten Jahr nach Abschluß der Eroberung, als er seinem Statthalter in der soeben gegründeten Garnisonsstadt Basra, Abü Müsä al-As'arï (17-29/ 638-659), erlaubte, dem Abü 'Abdallah N ä f i ' b. al-Härit Land am Tigrisufer zur Pferdezucht zu geben. 22 Fortan bildete die Urbarmachung von mawät das wichtigste Mittel zu privater arabischer Landnahme im 'Iraq. Das Bemühen um Urbarmachung hatte einiges für sich. Es stand mit Koransuren im Einklang, in denen es heißt, Gott lasse es regnen, um verdorrtes Land wiederzubeleben, und verheiße damit den Gläubigen die dereinstige Auferstehung von den Toten. 23 Außerdem mußten zwei rechtliche Besonderheiten verlockend erscheinen. Erstens war ein steuerlicher Vorteil an die Urbarmachung geknüpft. Da das Land anfangs noch keine Ernte tragen konnte, war es drei, bisweilen auch nur zwei Jahre lang von jeder Steuer eximiert; gelang schließlich die Urbarmachung, etwa weil ein Brunnen gebohrt oder ein Bewässerungskanal ausgehoben worden war, so rechtfertigte

15

SCHMUCKER, Untersuchungen, 124-131, 142-144, iJ3f. Vgl. HAQUE, Landlord, 84, 134, 139^ E. W. L A N E , An Arabic-English Lexicon, London 1863-93, s. v., vgl. s. v. ;afiya, pl. safäyä.

Abü Yüsuf, Haräg, 32 (75); Yahyä, Haräg, tfí(j3Í); Futüb, 272 (1, 431); Ta'rih 1, 2371; Qudäma, Haräg, 17fojf). Vgl. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 127; M O R O N Y , Landholding,

23

Abü Yusuf, Harag, 36 (118; dt. nach C. H. B E C K E R , Die Entstehung von 'Usr- und Haräg Land in Aegypten, in: Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete 18 [1904/05], 306 [Repr. in: DERS., Islamstudien, Bd. 1, Leipzig 1924, 222]). Vgl. ebd., 36f, 58 (118-120); Yahyä, Haräg, 44-46, 61—65 (52—54, 65-68); Qudäma, Haräg, i68f (31Q; S C H M U C K E R , Untersuchungen, 125,130,151-155; LBKKEGAARD, Taxation, 59; MORONY, Landholding, 157. Yahyä, Haräg, 11, 57f (30, 6af); Futüh, 35of (2, 67Q. Vgl. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 153— 155; LÖKKEGAARD, Taxation, 5of; HAQUE, Landlord, 248-254; MORONY, Landholding, 157. Sure 16.65, v g'· 7·5 6 . 2 9 - 6 3 . 3 0 1 9 . 3 ° · 2 4 . 3 ° 5 ° . 35-9.57 17·

36

Einleitung

das die Zuerkennung des günstigen «/r-Status.24 Genauer gesagt, war allein der mit der Urbarmachung befaßte muqta' (Konzessionär) davon befreit, den haräg an den Staatsschatz abzuführen, während er ihn seinerseits von der hinzuziehenden Landbevölkerung freilich doch erhob und die Differenz zum «/r für sich behielt/ 5 Zweitens stellte die Konzessionierung von Ödland die Besonderheit eines iqtä' tamlïk, einer Landvergabe als milk (vererbliches Eigentum), dar. Diesbezüglich wurden später sogar Hadlte auf Muhammad zurückgeführt. 16 Mit Urbarmachung ließ sich also nicht nur ein außergewöhnlich hoher Anteil an der Grundrente erzielen, sondern ihre Rechtsform begünstigte auch die Verstetigung privaten Vermögens über eine Generation hinaus. Dabei sollte die Verfügungsgewalt des Kalifen über das mawät-Land in dieser frühen, noch kaum von staatlichem Zentralismus geprägten Zeit nicht wörtlich verstanden werden. Sie dürfte in der Praxis eher der Legalisierung selbständiger Landnahme denn einem herrscherlichen Gunsterweis nahegekommen sein. Es ist nur ein Fall bezeugt, daß ein iqtä' dem Konzessionär nach Ablauf der Dreijahresfrist aberkannt wurde.27 Sonst trat stets das Gegenteil ein: Der Begünstigte behielt das Land, und die Teilexemtion blieb in Kraft. Es erscheint fraglich, ob auch nur der 'usr ordentlich entrichtet wurde. Wie besonders M O R O N Y gezeigt hat, bot die Urbarmachung mit ihren außergewöhnlichen Anreizen den Ausgangspunkt zur Bildung einer Elite privater arabischer Grundeigentümer und bald ganzer Dynastien von Latifundisten, die auf diese Weise ihren 'aß' günstig anlegen konnten und bald einen immer größeren Teil des Sawäd kontrollierten: »The paradox of early Islamic economic history is that the growth areas in the economy were never effectively taxed and that if they had been taxed effectively they would not have been areas of growth«.28 Daß dabei die Kalifen zumindest nicht übervorteilt wurden, geht aus dem Umstand hervor, daß der aus dieser Quelle stammende 'usr, so er denn entrichtet wurde, mitunter am Staatsschatz (bait mal al-'ämma) vorbei in

24

^ 2

27

Abü Yüsuf, Haräg, 36, j 2 f , 58 (u8f, 122t); Yahyä, Haräg, 15, 65-68 (32^ 68-70); Futüh, 448 (2, 238f); Qudäma, Haräg, 160, 169F (23, }2Í). Vgl. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 153; L0KKEGAARD, Taxation, i6f; M O R O N Y , Landholding, 157; DERS., Social Change, 2iof, 213. Zum Prinzip Ε Γ 3,1088a (C. CAHEN, Iktä'). Abü Yüsuf, Haräg, 36 (118O; Yahyä, Haräg, 6¡\{ (6jf); Abü 'Ubaid, Kitäb al-Amwäl, Hg.: Ά . Ά . M U H A N N Ä , Beirut 1988, 287-289 Nrn. 703-708; Qiidäma, Haräg, i68f foif). Vgl. A. J . W E N S I N C K U. a., Concordance et indices de la tradition musulmane, Bd. 1, Leiden 1936, 56a; L Ö K K E G A A R D , Taxation, 59. Abü Yüsuf, Haräg, 35 (76t); Yahyä, Haräg, 65-68 (68f); Qudäma, Haräg, 170 (33). MORONY, Social Change, 218, vgl. 209, 220 und passim; DERS., Landholding, 157-162. Das widerlegt die Auffassung, der Großgrundbesitz gehe aus Handelskapital hervor; 'ULABÏ, Taurat az-Zang, 98.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

37

den Privatschatz des Kalifen (bait mäl al-hässa) flöß.29 A u c h begünstigten einige K a l i f e n die U r b a r m a c h u n g , indem sie aus der ersteren Kasse die Anlage v o n Kanälen bezahlten. 3 0 So n i m m t man an, daß die ersten M ü n z e n mit teilweise islamischen Legenden, die arabo-säsänidischen D i r h a m s , zur Finanzierung des N a h r M a ' q i l auf Geheiß ' U m a r s i. geprägt wurden. 3 ' Außerdem betrieben K a l i f e n , Prinzen u n d Statthalter privatim ebenfalls Landerschließung, u m sich eine v o n den Pflichten gegenüber Heer und Stämmen freie Einkommensquelle zu erschließen; sie strebten nach »möglichst viel Grundbesitz u n d möglichst wenig Abgaben« (C. H . BECKER).32 Der Begriff der Binnenkolonisierung bezeichnet also eine v o n der Urbarmachung und Besiedelung des süd'iräqischen Ödlands (ihyä' al-mawät) ausgehende neue, wesentlich nicht-fiskalische agrarische U n t e r n e h m u n g . Ihre grundsätzliche Funktionsweise blieb über Jahrhunderte hinweg gleich; einzelne Entwicklungen bis in die Zeit des Aufstandes der Z a n g müssen d a n k d e r A r b e i t e n v o n MORONY u n d LAPIDUS n u r u m r i s s e n w e r d e n .

D a s 1./7. J a h r h u n d e r t war die Zeit der intensivsten und umfangreichsten Landerschließung im 'Iraq, als deren wichtigste Förderer 'Utm ä n u n d M u ' ä w i y a (41-60/661-680), ihre basrischen Statthalter ' A b d a l l a h b. ' A m i r (29—35/649-655) bzw. Z i y ä d b. A b i S u f y ä n (45-55/665-675) und der Direktor des diwärt al-haräg (Grundsteuerverwaltung) ' A b d a l l a h b. Darräg (ab 41/661) zu gelten haben. 33 Die neuen Grundeigentümer waren Araber, nur in Basra waren auch mawäli unter ihnen zu finden, jedoch nicht in führender Stellung. 3 4 A u c h die staatlichen Anstrengungen nahmen zu. So gründete der Statthalter al-Haggäg b. Y ü s u f (75-95/694-714) im Jahre 83/ 702 die Stadt Wäsit u n d ließ zu ihrer Versorgung Teile der Batlha trockenlegen. 35 Das ging mit der Entmachtung der dahäqtn einher, indem er den bis dahin noch in persischer Sprache gehaltenen diwän arabisierte (78/ 697)^ u n d ihre Ländereien, die v o n dem A u f s t a n d des Ibn al-As'at (82/701)

1 9

30 31

32

33

34 3

'

L O K K E G A A R D , Taxation, 52; L A P I D U S , Settlement, 184. Futüh, 356—358 (2,77-81); Ta 'rih 1,2380. Vgl. L E S T R A N G E , Lands, 44, ¿\6{\ 182. Al-Maqrizï, an-Nuqüd al-islämtya al-musammä bi-Sudür al-'uqüdβ dikr an-nuqüd, Hg.: M. AS-S. Ά . B A H R A L - ' U L Û M , Nadschaf'1387/1967, 7f (frz.: Traité des monnoies musulmanes, U.: S . DE S A C Y , Paris 1797,12f). Vgl. H. G A U B E , Numismatik, in: W. F I S C H E R (Hg.), Grundriß der Arabischen Philologie, Bd. 1, Wiesbaden 1982, 228f. B E C K E R , 'Usr, 319 (Repr. 233). Vgl. M O R O N Y , Landholding, 211-217; L A P I D U S , Settlement, 189,191. Yahyä, Haräg, 58 (63); Futüh, 273^ 359F (1, 43if; 2, 82); Qudäma, Haräg, 172 (35). Vgl. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 92f, 135, i42f, ljif; A D - D Ü R I , Landlord and Peasant, 100; M O R O N Y , Landholding, 157-162; DERS., Social Change, 2iif. Ebd., 217; L A P I D U S , Settlement, 190. Futüh, 290-292 (1, 449-452); M O R O N Y , Social Change, 213; L A P I D U S , Settlement, 184-186. AL-ûahsiyârï, Kitäb al-Wuzarä' wal-kutläb, Hg.: M . A S - S A Q Ä / I . A L - A B Y À R Ï / ' A . S A L A B Í , Kairo 1357/1938, 38 (dt.: Das Buch der Wesire und Staatssekretäre, U . : J . L A T Z , Walldorf-Hessen

Einleitung

38

in Mitleidenschaft gezogen waren, weiter benachteiligte. 37 Den deutlichsten Ausdruck fand die Binnenkolonisierung des 'Iräqs in der Anlage zahlreicher Be- und Entwässerungskanäle zwischen Euphrat und Tigris und von ihrem Zusammenfluß bis zur Mündung; es wurde gar kolportiert, daß es ihrer 100 ooo gegeben habe.' 8 Das genaue Verhältnis von privatem und staatlichem Anteil an der Binnenkolonisierung ebenso wie das Ausmaß des Landgewinns und die tatsächliche Besteuerungspraxis entziehen sich allerdings der Kenntnis. 39 Aus den Quellen geht auch nicht eindeutig hervor, wie das Neusiedelland bestellt wurde. Indessen herrscht Einigkeit darüber, daß auch hier ein neuer Weg eingeschlagen wurde. Baumwolle (Gossypium arboreum bzw. herbaceum) und Zuckerrohr (Saccharum officinarium), zwei Kulturpflanzen, die seit langer Zeit allmählich von Indien her nach Westen Verbreitung fanden - das Land östlich des Unterlaufs des Tigris hieß pers. Hüzistän (Land des Zuckerrohrs) - , wurden nun auch im 'Iraq heimisch gemacht, denn da sie aufgrund großer Salztoleranz auch auf Grenzertragsböden gedeihen, ermöglichten sie die Nutzung des gerade erst urbar gemachten Landes. 40 Bekanntlich ist ihr Anbau nur auf gewissermaßen agrarindustriellem Weg wirtschaftlich, da er großflächigen Anbau, hohe Investitionen, intensiven Arbeitseinsatz und eine stark arbeitsteilige Weiterverarbeitung der Ernten etwa in Zuckermühlen erfordert. All das hatte nicht in der Kraft der herkömmlichen Landwirtschaft gestanden, wurde aber in frühislamischer Zeit vom Großgrundbesitz und Geldvermögen zahlreicher arabischer futühKämpfer begünstigt. So konnte es auf den ihyä -Gütern zu einer für diesen Raum neuen plantagenartigen Wirtschaft kommen. 4 '

37

1958, 8jf). Vgl. Ta'rib 2, 29; M. G . M O R O N Y , The Effects of the Muslim Conquest on the Persian Population of Iraq, in: Iran 14 (1976), 46t, j i f , bes. j6f.

Futûh,

294 (ι, 4jj). Vgl. P E L L A T , Milieu basrien, 22; M O R O N Y , Landholding, 140, 153, 162, 166. Weiterführend R. SAYED, Die Revolte des Ibn al-As'at und die Koranleser, Diss., Freiburg i. Br. 1977. Al-Istahri, Viae regnorum [= al-Masälik wal-mamälik], Hg.: M . J . DE G O E J E , Leiden 1870, 80; Futüh, 356-372 (2, 77-101). Vgl. S T R E C K , Babylonien, 22-42; L E S T R A N G E , Lands, 30-73; AD-DÛRÏ, Landlord and Peasant, 100; MORONY, Social Change, 211-217; LAPIDUS, Settlement, 182-189.

39

L A P I D U S , S e t t l e m e n t , I9OF.

40

A. M. WATSON, Agricultural Innovation in the Early Islamic World, Cambridge 1983, 26, 4 0 , 7 8 , 1 2 7 . Vgl. Ν. DEERR, The History of Sugar, Bd. 1, London 1949,69^ 72; S. HAMÄRNA, Zirâ'at qasab as-sukkar wa-sinä'atuhü 'inda ¡-'Arab al-muslimtn, in: Annual o f the Department of Antiquities of Jordan 22 (1977/78), 12-19. Vgl. kritisch zur Datierung P. CHRI-

41

Ε Γ 4,551a Q. RUSKA, Sukkar); CAHEN, Leçons 2, 23; E. ASHTOR, A Social and Economic History of the Near East in the Middle Ages, London 1976, ij6f; WATSON, Innovation, 128; MORONY, Social Change, 210. Allgemein DEERR, History of Sugar 2, 289.

STENSEN, I r a n s h a h r , 7 i f .

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

39

D a s 2./8. J a h r h u n d e r t zeigte, daß die Flutschäden des letzten vorislamischen Jahrhunderts doch nicht auf Dauer wettgemacht werden konnten. 4 3 Außerdem führte die Urbarmachung bald zu landwirtschaftlicher Überentwicklung, die die Böden erschöpfte, und im Gebiet von Basra kam hinzu, daß das enger werdende Netz von Kanälen die Gezeiten des Persischen Golfes immer weiter ins Inland vordringen ließ und die Versalzung durch Meerwasser nicht länger zu korrigieren war. 43 In der Folge stiegen die Kosten der Erhaltung des Neusiedeilandes und verringerte sich die Grundrente, so daß andere Unternehmungen einträglicher geworden sein dürften; insbesondere der Wasserbau diente immer weniger der Landgew i n n u n g als vielmehr der Frischwasserversorgung der ständig wachsenden Städte. Z u d e m bedingten steigende Kosten, daß umfangreiche Maßnahmen immer mehr nur vom Staat zu leisten waren, der sich aber auch durch Konfiskationen in den Stand dazu setzte und so das private Grundeigentum zurückdrängte. 44 Drittens erschütterten, wie noch zu sehen sein wird, Aufstände der zur Landerschließung herangezogenen Arbeitskräfte die Wirtschaftsverhältnisse. Die Binnenkolonisierung stieß also an selbstgeschaffene Grenzen. Der 'abbäsidischen Dynastie (ab 132/750) war offensichtlich wenig an einem Umschwung gelegen. Wasserbau wurde nun seltener und vorzugsweise in der Nähe Bagdads oder einer der Residenzstädte unternommen. 4 5 Die Instandsetzung des Nahr ar-Raiyän (Nahr Mahdüd) am Mündungslauf des Tigris auf Betreiben der Kalifengemahlin und -mutter Haizurän (st. 173/789) war wohl eine der letzten großen Anstrengungen dieser Art im südlichen 'Iraq. 46 D a s 3-/9. J a h r h u n d e r t bietet nach wie vor das Bild einer vielfältigen, arbeitsteiligen Landwirtschaft und anhaltender Bemühung, die Versalzung der Böden aufzuhalten. 47 Mindestens f ü n f schlimme Fluten erschwerten dies. 48 Private und staatliche Landwirtschaft bestanden neben42

43

44

45

46 47

g

R. M. ADAMS, Land Behind Baghdad, Chicago 1965, 97^ 103; DERS., Heartland of Cities, ebd. 1981,184, 205, ί\η{, Abb. 44-50; P. CHRISTENSEN, Iranshahr, 72. Futüh, 371 (2, 99); Murüg, § 2483; Ibn Rusta, A 'läq, 95 (106). Vgl. PELLAT, Milieu basrien, i 7 f. ' Futüh, 371 (2, 99); al-Istahri, Masälik, 80. Vgl. MORONY, Social Change, 216-218; LAPIDUS, Settlement, 187. Ebd., 188; EL-SAMARRÄIE, Agriculture, 104-106, ii6f; D. WAINES, The Third Century Internal Crisis of the Abbasids, in: JESHO 20 (1977), 295^ P. CHRISTENSEN, Iranshahr, 85-87. Futüh, 274 (1, 433). Vgl. MORONY, Social Change, 217; LAPIDUS, Settlement, 187-190. EL-SÄMARRÄIE, Agriculture, 25, io7f; M. A. J. BEG, Agricultural and Irrigation Labourers in Social and Economic Life of'Iraq during the Umayyad and 'Abbäsid Caliphates, in: IC 47 (x973). 2 5 _ 3°! M. SHATZMILLER, Labour in the Medieval Islamic World, Leiden 1994, 183-186. Im Frühling der Jahre 205/821, 206/822, 215/830, 232/847 und 271/885; EL-SÄMARRÄIE, Agriculture, 10-12.

Einleitung



einander, u n d Wasserwirtschaftsbehörde (diwän al-mä') und Grundsteuerbehörde dienten als Vorsorge- und Regulierungsinstanzen, 4 9 d o c h waren die privaten Güter wie schon im 1./7. Jahrhundert wirtschaftlich ergiebiger. 50 Indessen scheint in der ersten Hälfte des Jahrhunderts bis z u m Beginn des Aufstandes im Jahre 255/869 keine Landerschließung größeren Ausmaßes stattgefunden zu haben, wenn m a n nach dem Schweigen der Quellen urteilt. D a ß dieser Schluß statthaft ist, mag daraus hervorgehen, daß die Schriftsteller sowohl v o n Urbarmachungen u n d Kanalbau im nördlichen Teil des 'Iräqs während dieser Zeit als auch v o n ihrer Wiedera u f n a h m e im Süden u n d der Existenz einer Behörde f ü r Erschließungsland (dtwän al-mustahdata) nach dem A u f s t a n d berichten, daß sie also diesen Angelegenheiten ungebrochen Aufmerksamkeit schenkten.' 1 Was n u n den A n b a u betrifft, so zeichnen sich zwei W a n d l u n g e n ab: Z u m einen wurde durch den Verlust guter Böden die N u t z u n g überschwemmter Flächen wie der Randseen der Batlha wichtiger, wozu sich besonders die Reiskultur eignete. War Asiatischer Reis {Oiyza sativa) schon in vorislamischer Zeit in den 'Iraq gekommen, so wurde er n u n weithin zu einem Grundnahrungsmittel, das höher geschätzten, aber teureren Getreidesorten den R a n g ablief. 5 * Z u m anderen ging m a n bei der Landerschließung zumindest im U m l a n d v o n Basra v o n der Trockenlegung v o n S u m p f land zur U r b a r m a c h u n g v o n versalzenen Flächen u n d G e w i n n u n g v o n Salpeter (sürag) über. A u c h diese Erd- und Feldarbeiten neuen Stils waren das Geschäft privater, zumeist stadtsässiger Grundeigentümer, wie beispielsweise des Philologen al-Mubarrad (st. 286/900), der auch Haiyän asSüragt genannt wurde. 53 V o r allem durch at-Tabarî kennen wir die N a m e n weiterer Grundbesitzer, weil sie die Herren der hierzu verwendeten, dann revoltierenden Zang-Sklaven waren: al-'Attär, al-Bustänl, as-Slräfl, Ismä'll,

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Labourers, 27; L A P I D U S , Settlement, 190. Vgl. E L - S Ä M A R R Ä I E , Agriculture, ioj-119. Agriculture, 43,2ay{\ M O R O N Y , Social Change, 209, 218. Futüh, 293, 297 (1, 45J, 460); # 3478 = Ta'rib 3, 2097; Ta 'rib 3, 2153; Qudâma, Haräg, 129 (frz. 182); at-Tanühl, Nihiär al-muhiiara wa-abbär al-mudäkara, 8 Bde., Hg.: Ά . A S - S Â L G Ï , Beirut 1391-93/1971-73, Hier 8,154 Nr. 67 (engl.: The Table-Talk of a Mesopotamian Judge. Volume 8, U.: D. S. M A R G O L I O U T H , in: IC 4 [1930], 233 Nr. 55); Miskawaih, The Concluding Portion of The Experiences of Nations [= Tagârib al-umam], in: The Eclipse of the 'Abbasid Caliphate, Bd. 1, Hg.: H. F. A M E D R O Z , Oxford 1920,59, 71, 295 (engl, ebd., Bd. 4, Ü.: D. S. M A R G O L I O U T H , ebd. 1921, 64, 77, 333); as-Säbi', Wuzard', 314; Buldärt 4, 686. Auffallig das Schweigen etwa von al-Ya'qübl, Kitáb al-Boldán, Hg.: M . J. DE G O E J E , Leiden 1892, 263-267. Vgl. L A P I D U S , Settlement, 189. EP 1, 1095a ( M . S T R E C K / S . A. E L - A L I , al-Batïha); M . C A N A R D , Le riz dans le Proche Orient aux premiers siècles de l'islam, in: Arabica 6 (1959), 121-125, 131; E L - S Â M A R R Â I E , Agriculture, 36, 61, 88f; M . M . A H S A N , Social Life under the Abbasids, Diss., London/New York 1979, 90; W A T S O N , Innovation, 15-17; D. W A I N E S , Cereals, Bread and Society, in: JESHO 30 (1987), 272Í, 281. Fibrist 1, J9 (128): as-Sürabi lies: aS-Éüragí, min as-sämbiyin lies: min ai-iüragiyin. S. u., 49. BEG,

EL-SÂMARRÂIE,

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

41

Untergebener v o n Sahl at-Tahhän, Ibn 'Atä', 'Abdallah Karihä, Bulbul und ö a ' f a r b. Sulaimän b. 'All al-Häsimi.' 4 Der Mangel an autochthoner Arbeitskraft Bekanntlich standen die zur Urbarmachung entschlossenen arabischen Herren von A n f a n g an vor der Schwierigkeit, daß sie nicht über genügend Arbeitskräfte verfügten, um Wasserbau und Feldwirtschaft ohne weiteres ins Werk zu setzen." M a n halte sich vor Augen, daß Sümpfe und Salzseen nicht nur wegen ihrer Unfruchtbarkeit >tot< waren, sondern auch, weil sie unbewohnt waren. Neue Arbeitskräfte mußten herbeigeholt werden. Es war nun aber nicht möglich, diesen Bedarf durch die autochthone Bevölkerung zu decken, denn die ansässigen Kleinbauern waren de facto wie in säsänidischer Zeit gewissermaßen Leibeigene der dahâqïn, also an die Scholle gebunden.' 6 Die arabische Führung festigte diesen Zustand noch — entgegen der späteren islamischen Auffassung, derzufolge sie aus der Unfreiheit der säsänidischen Zeit entlassen worden seien57 - , da eine Auflösung der hergebrachten Siedlungs- und Wirtschaftsweise das Steuereinkommen aus dem Altsiedeiland zu mindern drohte, ohne daß die Neuerschließungen, die nur Wr-pflichtig oder eximiert waren, dies hätten ausgleichen können.' 8 Die arabischen Neuankömmlinge wiederum wurden zur Niederlassung in den eben gegründeten Garnisonsstädten verpflichtet und per 'aß' als nicht-produktive Militärklasse ausgehalten;' 9 also waren auch keine arabischen Arbeitskräfte f ü r die Landarbeit abkömmlich. M a n muß sich den Mangel an bäuerlicher Arbeitskraft als um so schwerer vorstellen, als der rasche Aufschwung der Garnisonsstädte, insbesondere von Basra, in den umliegenden Gebieten Landflucht auslöste. 60 Diese Bewegung dürfte durch die im Jahre 17/638 - dem Jahr des ersten bezeugten iqtä' bei Basra - (oder 18/639) im 'Iraq herrschende Hungersnot noch verstärkt worden sein. 6 ' Die arabische Führung versuchte, dem Übel

# 0084, 0087, οίοι, oioy, 0111, 0112 = Ta'rth 3,1749 (al-Bustäni aus as-Sanâ'/; Emendanda, Sarh 8,133). # 0119 = ebd., 1750. # oiji = ebd., 1 7 5 2 . # 0174, 0177 = ebd., 1754. ' ' C A H E N , Leçons 2, 6; DEUS., Évolution sociale, 456. c 57 S o ·', 3 4 · . DCCLXXXV;

'8

Abu 'Ubaid,AmwäI, 68f Nr. L J I ; Futüb, 266, 447 (1, 423; 2, 237). Vgl. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 110,149. Abü Yüsuf, Haräg, 22 (99); Futüh, 266, 447 ( Ι , 423; 2, 237); Vgl. P O L I A K , Classification, y¡(\ L O K K E G A A R D , Taxation, 172, 176-179; P . G. F O R A N D , The Status of the Land and Inhabitants of the Sawäd during the First Two Centuries of Islam, in: JESHO 14 (1971), bes. 3 0 36; E L - S À M A R R À I E , Agriculture, 40-42, 49-53; M O R O N Y , Landholding, i63f. S C H M U C K E R , Untersuchungen, 117,132f; L A P I D U S , Settlement, 179. A D A M S , Agriculture, 120; L A P I D U S , Settlement, i?8f, i8if, 189. M. W. D O L S , The Black Death in the Middle East, Princeton 1977, 20, 24, vgl. 162.

42

Einleitung

zu steuern; beispielsweise ließ der erste Landvermesser und Steuerdirektor des 'Iräqs, ' U t m ä n b. H u n a i f , auf Geheiß ' U m a r s i. 550 0 0 0 Bauern der dimma mit bleiernen Halssiegeln markieren, solange bis ein neuer Kataster erstellt u n d dadurch ihre Ortsbindung bekräftigt war. 62 Als während des Aufstandes des Ibn al-As'at im Jahre 82/701 die L a n d f l u c h t ein besonderes A u s m a ß a n n a h m , g r i f f al-Haggäg ebenfalls zum Mittel der Markierung und ließ ergriffene Landflüchtige gewaltsam repatriieren. 63 MORONY f ü h r t die L a n d f l u c h t mittelbar auch auf die Urbarmachungen selbst zurück, da der dïwân die ihretwegen ausbleibenden Steuern durch weitere Belastung des Äara^-Landes zu ersetzen suchte und folglich das A u s k o m m e n der Bauern dort weiter erschwerte. 64 Im 2./8. Jahrhundert trat ein weiterer Abwanderungsgrund hinzu, indem viele bäuerliche N e u m u s l i m e , die sich in der H o f f n u n g a u f steuerlichen Vorteil zum Islam bekehrten hatten, darin enttäuscht wurden u n d in die Städte auswichen. 6 ' Andererseits weiß m a n aus späterer Zeit, daß es in begrenztem A u s m a ß d o c h möglich war, Arbeitskräfte anzuwerben, die nicht grundsätzlich ortsgebunden waren. Hierzu zählten die akara, landlose Bauern, die nur die ungünstigsten Pachtverträge erhielten, 66 und Feldarbeiter, die f ü r L o h n bestimmte Arbeiten verrichteten, so die hawâsïd (Schnitter). 67 Beipielsweise ließ sich der U m a i y a d e n p r i n z Maslama b. ' A b d a l m a l i k v o n al-Walld 1. (8696/705-715) ausgedehnte mawät-¥\ic\itn zur Erschließung geben, nachdem al-Haggäg gerade erst viel Land der dahâqïn hatte untergehen lassen, und rief Bauern als Pächter herbei. 68 'All, ein S o h n H ä r ü n ar-Raslds ( 1 7 0 - 1 9 3 / 786—809), holte eine G r u p p e namens as-SU' aibïya v o m Euphrat a u f seine Güter; ihre Bereitschaft zum U m z u g versetzte sie allerdings in die Lage,

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64

^

β

Abu Yüsuf, Haräg, ηι{ (87, 93); Futüh, 270-272 (1, 428, 430); Ta 'rih 2, 1425. Vgl. SCHMUKKER, Untersuchungen, 172. Al-Baliduri, Anonyme Arabische Chronik, Band xi [= Ansah al-airäf], Hg.: W. AHLWARDT, Greifswald 1883, 336f; Ta'rih 2,1122,143J. Vgl. Abü Yüsuf, Haräg, 72 93); LOKKEGAARD, Taxation, 139Í DENNETT, Conversion, 38f; FORAND, Status, 28; SCHMUCKER, Untersuchungen, 172. MORONY, Social Change, 218. SCHMUCKER, Untersuchungen, 163, 172. Vgl. LÖKKEGAARD, Taxation, 129, 140; DENNETT, Conversion, 36, 40. BEG, Social History, 39, 4if; DERS.. Labourers, 16, 20-22. Akara bedeutete auch >Nabatäer< im allgemeinen. Vgl. S. FRAENKEL, Die aramäischen Fremdwörter im Arabischen, Leiden 1886, i28f. Vgl. hebr. ikkär (Bauer), Jer. ji.23 u. ö., und syr. akkärä (Pflüger); R. PAYNE SMITH (Hg.), Thesaurus Syriacus, Bd. 1, Oxford 1879,190b. Al-Muqaddasï, Descriptio imperii moslemici [= Ahrnn at-taqäsim β ma'rifat al-aqälim], Hg.: M. J. DE GOEJE, Leiden 1877, 138 (engl.: The Best Divisions for Knowledge of the Regions, Ü.: Β. Α. COLLINS, Reading 1994.127); Futüh, 276 (1, 433)· Vgl. LBKKEGAARD, Taxation, i78f, 261; BEG, Labourers, 23f. Futüh, 293,374 (1, 455; 2,107). Vgl. L0KKEGAARD, Taxation, 178; MORONY, Landholding, 153, 162,166.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

43

sich von 'Ali die Herabsetzung der Steuer auf die Höhe des Zehnt auszubedingen.69 Da diese Beispiele für eine gewisse Mobilität nur die Zeit nach dem Niedergang der Grundherrschaft der dahâqïn betreffen, dürfen sie nicht dazu führen, den Mangel an Arbeitskraft zu Beginn der arabischen Binnenkolonisierung des 'Iräqs zu unterschätzen, denn aus den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung ist kein vergleichbarer Fall bekannt. Die Beispiele zeigen außerdem, daß die Mobilität bäuerlicher Gruppen nicht erzwungen, sondern vereinbart wurde und beiden Vertragsseiten einen Vorteil geboten haben muß. Nun ist aber diese Vorbedingung schlecht damit zu vereinbaren, daß man sich Urbarmachung im Vergleich zum Feldbau als eine schwere und vor allem nicht selbstgenügsame Arbeit vorzustellen hat: Neuankömmlinge auf dem noch unfruchtbaren Land können während der Dauer des ihyä' unmöglich autark gewesen sein, sondern müssen sich von außerhalb versorgt haben oder versorgt worden sein, was sie in Abhängigkeit von Dritten bringt und wohl keine Verbesserung gegenüber ihrem vorigen Stand darstellt. Wenig anziehend war offensichtlich auch die von alHaggäg bei Wäsit betriebene Landerschließung, denn wir wissen zuverlässig, daß er zum Mittel der Zwangsarbeit griff, indem er nämlich bei der Aushebung des Nahr as-Sln die Erdarbeiter aneinanderketten ließ, damit sie nicht fliehen konnten. 70 Auch die Umstände dieses ihyä' lassen also nicht an eine ausgeprägte Bereitschaft der Landbevölkerung zum Umzug auf Erschließungsland denken. Statt dessen wäre zu überlegen, ob einheimische bäuerliche Gruppen erst dann herbeigeholt wurden, wenn die Urbarmachung im wesentlichen abgeschlossen war und das Neusiedeiland bestellt werden konnte. Die oben angeführten Fälle würden sich gut in einen solchen Ablauf fügen, und für einen Gegenbeweis, daß nämlich wirklich bäuerliche Gruppen die Urbarmachung von Ödland in arabischem Besitz durchgeführt hätten, fehlt in den Quellen der Anhalt. Freilich darf die Überlegung damit noch nicht als gesichert gelten, doch ist im Augenblick nichts anderes bezweckt, als auf die Fragwürdigkeit der Verbindung >freier< bäuerlicher Bevölkerungsgruppen mit den grundlegenden Erfordernissen der Binnenkolonisierung in früher Zeit hinzuweisen. Die Frage der Freiheit oder Unfreiheit wird uns weiter beschäftigen. Wenn nun die Binnenkolonisierung des 'Iräqs im allgemeinen nicht von der autochthonen Bevölkerung ausgeführt wurde, wir also nicht von einer hinreichenden Binnenmigration ausgehen dürfen, müssen Arbeitskräfte von außerhalb zugeführt worden sein. Eben das ist in der Tat ge-

69 70

Futüh, yj\ (2, 99). Vgl. LOKKEGAARD, Taxation, 187. Futüh, 290 (1, 450). Vgl. L0KKEGAAKD, Taxation, 176-178.

Einleitung

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schehen, wie die Forschung gezeigt hat. 7 ' Das Auftreten neuer Bevölkerungsgruppen im Z u g e des ihyä' und die daraus erwachsenden Auseinandersetzungen während zweier Jahrhunderte bilden die Vorgeschichte des Aufstandes der Zang, dessen Bedeutung erst teilweise gewürdigt wurde.

Zutt Al-Balädurl (st. 279/892) zufolge hielten sich im 'Iräq zur Zeit der arabischen Eroberung zwei Bevölkerungsgruppen auf, die aus dem Sind am unteren Indus stammten: die Sayäbiga und die Zutt. Sie waren v o n den Säsäniden als Militärsklaven verschleppt worden. Z u m Islam konvertiert und v o n den B a n ü Hanzala als Klienten angenommen, wandten sie sich an den schon erwähnten basrischen Statthalter A b ü M ü s ä al-As'arï, denselben, der auch den ersten ihyä' al-mawät bewilligte, und wurden v o n i h m in Basra angesiedelt. E i n Teil der Sayäbiga diente sodann als Kerkermeister, als Wächter des Schatzamtes, angeführt v o n einem Sälima az-Zuttï, oder sonst im Militär. 7 3 Historisch einigermaßen deutlich ist indes die Anwesenheit der Zutt (urdu öät')P Außer der ersten Ansiedlung in säsänidischer Zeit 7 4 ist eine weitere E i n w a n d e r u n g in frühislamischer Zeit bekannt: Der arabische Eroberer des Sind, M u h a m m a d b. al-Qäsim at-Taqafï (93/711), brachte v o n dort eine Z a h l v o n Zutt-Familien in den 'Iraq, sein O n k e l u n d Schwiegervater al-Haggäg siedelte sie in der schilfbestandenen Gegend (ägäm) v o n Kaskar an, sie ergriffen Besitz v o n der Batïha u n d vermehrten sich. 75 Ihr Gedeihen erstaunt nicht, denn sie waren schon im Sind als Hirtennomaden erfahren darin, S u m p f l a n d zu bewirtschaften, 7 6 u n d brachten Tausende v o n B ü f f e l n (gawämts) mit, die in der Batïha v o n großem N u t z e n waren. 71 72

73

74 75

Zentral M. G. MORONY, Iraq after the Muslim Conquest, Princeton 1984, 272Í. Futüh, 373f, 37jf, 391 (2, io6f, îoçf, 137); Ta 'rih ι, 1961, 3125, 3134, 3i8if; Murüg, §§ 506,1629; al-Mas'ûdï, Kitâb at-Tanbîh wa'l-Ischrâf, Hg.: M. J. DE GOEJE, Leiden 1894, 355 (frz.: Le livre de l'avertissement et de la révision, U.: B. C A R R A DE V A U X , Paris 1896, 455). Die Sayäbiga waren vielleicht malaiischen Ursprungs. Vgl. M. J. DE GOEJE, Mémoire sur les migrations des Tsiganes à travers l'Asie, Leiden 1903, 86-91; PELLAT, Milieu basrien, 4of; El* 9, 97b (C. E . BOSWORTH, Sayäbidja); K . A. N I Z A M I , Early Arab Contact with South Asia, in: Journal of Islamic Studies j (1994), 57. S. W E S T P H A L - H E L L B U S C H / H . WESTPHAL, Zur Kultur und Geschichte der Jat, Berlin 1968, 11-54. Vgl. DE G O E J E , Tsiganes, 17-33; EI1 4,1336)5—13378 (G. F E R R A N D , Zott); E. H E R Z F E L D , Geschichte der Stadt Samarra, Hamburg 1948, 49; PELLAT, Milieu basrien, 37-40; M O R O N Y , Iraq, 27if; EP 2, 4883-4893 ( A . S. B A Z M E E A N S A R I , Diät); ebd. 11, j74a~57jb (C. E. BOSWORTH, Zutt). Vgl. Murüg, § 1119: öatt, Tanbih, 90 (129): öatt, Lesart öatt. Ta 'rih 1,1961 s. a. 11 h., vgl. 3i8of s. a. 36 h.; 'Ibar 3, J39 s. a. j h., vgl. 913 s. aa. 89-94 hFutüh, 162, i67f, 37J, 438 ( 1 , 2jo, 259; 2,109, 219). Vgl. M O R O N Y , Social Change, 214. Al-Istahrï, Masälik, 180. Vgl. DE G O E J E , Tsiganes, 9, 21; W E S T P H A L - H E L L B U S C H / H E L L B U S C H ,

Jat, 15-18.

Fallbeispiel: Oer Aufstand der Zang

45

Laut al-Balädurl wurde eine Hälfte davon, 4 000 Büffel, bei der Urbarmachung der Sümpfe unter dem Statthalter Yazld b. al-Muhallab (96—99/715— 718) eingesetzt.77 Vermutlich bauten die Zutt dort Reis an.78 Ihre Urbarmachungs- und Siedlungstätigkeit muß sehr erfolgreich gewesen sein,79 so daß noch im späten 3-/9. Jahrhundert ein Kanal in der Batïha den Namen der Zutt trug, ebenso ein Landstrich und eine Ortschaft im östlichen Hüzistän. 8 ° Auch der Büffel {Bubalus bubalis, Asiatischer Wasserbüffel) war heimisch geworden.81 In mehreren Schüben gelangten die Zutt als Kolonisten weiter nach Westen in die Grenzlande (tugür) zum Byzantinischen Reich. Die noch aus säsänidischer Zeit ansässigen Zutt und Sayäbiga wurden im Jahre 49/669 oder 50/670 von dem Kalifen Mu'äwiya nach Antäkiya (Antiocheia, heute Hatay) umgesiedelt, und zwar auf friedliche Weise {balaran)·, später ließ alWalld ι. einen Teil der von al-Haggäg angesiedelten Zutt mit 4 000 Büffeln ebenfalls nach Antäkiya und ins kilikische al-Massîsa (Mopsou hestia beim heutigen Adana) ziehen.82 Zum dritten schickte Yazld n. (101-105/720—724) auch die zu al-Muhallab gehörigen Zutt und ihre Büffel dorthin, als dieser im Jahre 102/721 ermordet wurde.83 Obschon im 'Iraq stark dezimiert, scheinen sie sich rasch erholt und binnen eines Jahrhunderts sogar stark vermehrt zu haben. Sie sind hier später immer noch anzutreffen, wie aus der Erwähnung mehrerer Zutt-Unruhen hervorgeht: Nachdem sie schon einige Zeit Wege und Schiffahrt unsicher gemacht und Abgaben erpreßt hatten, griffen sie im späten 2./8. Jahrhundert zu den Waffen, offenbar angestiftet durch zu ihnen geflohene schwarze Sklaven, mawâlï (hier: Klienten) der Banü Bähila und haüla (Knechte) des basrischen Statthalters Muhammad b. Sulaimän (146-173/763-789 mit Unterbrechungen). Im Jahre 205/820 gingen sie zum offenen Aufstand und zur völligen Blockade des Wasserweges von Basra nach Bagdad über. Sie hielten sich über ein Jahrzehnt und wurden zuletzt von einem Araber namens Muhammad b. 'Ut77 78

Futüh, i68f, 369 2 1 4

(1,

259; 2, 96); al-Mas'üdl, Tanbth, 355 (45jf)· Vgl.

Morony,

Social Change,

·

Ebd., 211; DERs., Iraq, 27if. ' Futüh, 171 (i, 264); al-Mas'üdl, Tanbth, 355 (455). Futüh, 382 (2, 120); Ibn Rusta, A'läq, i88f (217-219); al-Istahri, Masälik, 91-93; Buldän 2, 79 1 . 93°· Vgl. L e S t r a n g e , Lands, 244. g Murüg, § 870. Büffel gelangten erstmals mit den Zutt in den 'Iräq; W e s t p h a l - H e l l b u s c h / H e l l b u s c h , Jat, 16; J. H e n n i n g e r , Pariastämme in Arabien, in: ders., Arabica varia, Fribourg/Göttingen 1989, 262. Dagegen schon antikes Vorkommen laut A. S ü s a , ar-Raiy walhadära fi Wädt r-Räfidain, Diss., Bagdad 1969, 49 (mir nicht zugänglich), nach e l - S ä m a r r ä i e , Agriculture, 63. Futüh, 162 (as-Sabätiga lies: as-Sayäbiga), 376 (1, 250; 2, nof), vgl. 167 (1, 259). Zu al-Massisa Buldän 4, j j 7 f ; L e S t r a n g e , Lands, i28f. Futüh, 167f ( 1 , 259); al-Mas'üdi, Tanbih, 3 5 5 (455); Kämil6,315. Vgl. M o r o n y , Social Change,

7

214.

46

Einleitung

m a n geführt, bis sie im Jahre 219/834 nach siebenmonatiger Belagerung in der Batlha kapitulierten. D a r a u f h i n wurden 27 0 0 0 Zutt, darunter 1 2 0 0 0 wehrfähige M ä n n e r , nach ' A i n Zarbä (Anazarba, heute Anavarza) bei alMassïsa u n d in die zerstörte Stadt al-Kanïsa as-Saudä' umgesiedelt, die zur Wehr gegen B y z a n z wiederbevölkern sollten; einige gelangten nach Häniqïn am Fuße des Zagros. 8 4 Aber wiederum wurden nicht alle Z u t t aus der Batïha fortgeschafft. Laut al-öähiz (st. 255/868) traten sie erneut als räuberische Banden auf, und Ibn Rusta (sehr, u m 300/913) zufolge lebten sie in den S ü m p f e n auf flutgeschützten A n h ö h e n wie ' A q r as-Said. 8 ' Es steht insgesamt außer Frage, daß büffelzüchtende Z u t t als Siedlungspioniere geeignet waren, und daß bei der Inanspruchnahme dieser Eigenschaft wiederholt das Interesse v o n Kalifen und Statthaltern waltete. W i r gewinnen daraus einen weiteren Anhaltspunkt f ü r die Fähigkeit der arabischen F ü h r u n g in frühislamischer Zeit, die B i n n e n k o l o n i s i e r u n g des 'Iräqs als zusammenhängende Unternehmung zu überblicken u n d geeignete M a ß n a h m e n zur Lenkung der Arbeitskraft v o n M e n s c h u n d Tier in großem Maßstab zu ergreifen. Dabei ist die Frage nach dem Zwangscharakter dieser M a ß n a h m e n nicht einfach zu beantworten. Einerseits liegt es nahe, die Umsiedelung aus dem Sind im Z u s a m m e n h a n g mit der arabischen Eroberung so zu verstehen, daß sie Kriegsgefangene waren und daher rechtlich als Sklaven galten, 86 und auch die späteren Umsiedelungen nach Syrien weisen eher auf Unfreiheit hin. Andererseits findet keine der üblichen

4

85

Futüh, 171, 37J (1, 264; 2, 109Í). Vgl. al-Cähiz, al-Bayän wal-tabyin, 4 Bde., Hg.: Ά . M. HARUN, Kairo/Beirut/Kuwait '1967/68, hier 1,38; Ta'rfh 3,1044^ 1167-1170,1426; al-Mas'ùdï, Tanbth, 355 (455); Kämil 6, 256, 269, 313, vgl. 7, 52; Buldan 3, 761; 4, 314; DE G O E J E , Tsiganes, 2J-31; P E L L A T , Milieu basrien, 38F; W E S T P H A L - H E L L B U S C H / H E L L B U S C H , Jat, 33-41; M O R O N Y , Social Change, 219; M. ZAKERI, Säsänid Soldiers in Early Muslim Society, Diss., Wiesbaden 1995,120-124, 12 7Í> 1 Î9.189-191. Al-Gähiz, Kitäb al-Buhalâ', Hg.: T. A L - H À G I R Ï , Kairo 1948, 49F(frz.: Le livre des avares, Ü.: C. PELLAT, Paris 19J1, 70); Ibn Rusta, A'läq, 9j (106). 'Aqr as-Said als 'Uqr bei Ibn Sarâbiyùn, Description of Mesopotamia and Baghdad Written about the Year 900 A.D. by Ibn Serapion [= 'Agä'ib al-aqälim as-sab'a], Hg./Ü.: G. L E S T R A N G E , in: JRAS 189J, 270 (274), vgl. 276 Anm. 6; als 'Aqr as-sadan in Buldärt 3, 275, 697. Für das Jahr 390/1000 sind Zutt-Soldaten in Färs und für 392/1002 Zutt an den Küsten des Persischen Golfes und in Bagdad im Dienst des Wesirs Abu Gälib al-Hasan b. Mansür bezeugt; as-Säbi', Ta 'rib, in: The Eclipse of the 'Abbasid Caliphate, Bd. 3, Hg.: H. F. A M E D R O Z / D . S. M A R G O L I O U T H , Oxford 1921, 349, 358, 4ijf, 4J7 (engl, ebd., Bd. 6, Ü.: D. S. M A R G O L I O U T H , ebd. 1921, 374, 385, 44if, 486); es mag sich dabei um einen erneuten Zuzug von Osten her entlang dem Persischen Golf handeln. Ein Übergang der Zutt zu den Ma'dän (engl, marsh arabs), die erstmals im frühen 7./13. Jahrhundert erwähnt wurden und bis in die jüngste Zeit im Binnendelta des Tigris leben, wird heute nicht mehr gesehen; H E N N I N G E R , Pariastämme, 26J. Vgl. ΕΓ 1, 26a, 31b (R. B R U N S C H V I G , 'Abd); H. M Ü L L E R , Sklaven, in: Wirtschaftsgeschichte des Vorderen Orients in islamischer Zeit, Bd. 1, Leiden 1977, J9.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

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Bezeichnungen für Sklaven {raqïq, 'abïd, riqäb, gilmänf7 Anwendung auf sie, auch scheinen sie bei der Inbesitznahme von Teilen der Batïha freie Hand gehabt zu haben. Genaues ist nicht bekannt. Wir treffen hier auf die grundsätzliche Schwierigkeit, daß die historischen Quellen nicht auf mögliche Abstufungen von Unfreiheit achten, sondern ganz dem Postulat des islamischen Rechts folgen, daß die beiden Status Freiheit (bumya) und Sklaverei (riq^, 'ubüdiya) unvereinbare Gegensätze seien und dritte Formen ausschließen. Die Ungewißheit über den Status der Zutt rührt also nicht nur von der Dürftigkeit der Uberlieferung her. Zang Die zweite für die Binnenkolonisierung des 'Iräqs wichtige allochthone Bevölkerungsgruppe waren Schwarze, die Zang genannt wurden, von denen aber nirgends ausdrücklich gesagt wird, welches Volk oder welche Völker darunter zu verstehen sind und wie und wann sie ins Land kamen. Bevor wir uns diesen Fragen zuwenden, interessieren zunächst die Zeugnisse ihres Auftretens im 'Iraq. Für die frühe Zeit spreche ich noch unbestimmt von Zang statt von d e n Zang. Den Terminus ante quem stellt ein bei al-Balâdurï erwähnter Aufstand von Zang im Jahre 70/689 im Distrikt Furät al-Basra dar, der lokal begrenzt blieb und noch vor dem Eintreffen eines eigens gegen sie aufgestellten Heeres endete.89 Über die Lebensumstände dieser Zang erfahren wir nichts, indes legt der Schauplatz am Digla al-'Aura' einen Zusammenhang mit dem dortigen Bewässerungsfeldbau nahe. Ein weiterer Aufstand von Zang im

7

V g l . E I ' 1, 2 4 b ( R . BRUNSCHVIG, ' A b d ) ; MÜLLER, S k l a v e n , 61; D . PIPES, Slave S o l d i e r s a n d

Islam, Diss., New Haven 1981,195. MÜLLER, Sklaven, j8, vgl. 67: Normativität der Haussklaverei. Vgl. EI 1 1, 26a (R. BRUNSCHVIG, 'Abd); F. ROSENTHAL, The Muslim Concept of Freedom Prior to the Nineteenth Century, Leiden i960, 33^ vgl. 77-81; Β. LEWIS, Race and Slavery in the Middle East, New York 1990, 6. Ferner M. RODINSON, Histoire économique et histoire des classes sociales dans le monde musulman, in: M. A. COOK (Hg.), Studies in the Economic History of the Middle East, London 1970,143F. Auch bei der Militärsklaverei geht eine praktische Erfordernis - die Rekrutierung nichtarabischer Soldaten - der Zuschreibung des Sklavenstatus voraus; PIPES, Slave Soldiers, 92f.

Al-Balâdurï, Ansâb 11, jojf (engl, von H. S H U R A Y D I in: G. W. I R W I N [Hg.], Africans Abroad, New York 1977, 75); Kämil 4, 3i4f. Vgl. zu diesem und den beiden späteren Aufständen ROTTER, Stellung, 105-107; HALM, Traditionen, 72-74; POPOVIC, Révolte, 62-64; MORONY, Social Change, 2i8f. Auch der Hauptort des Bezirks hieß Furät al-Basra (mpers. Wahman-Ardahilr, arab. Bahman Ardaslr); Buldän 1, 770; 4, 862. Er ist identisch mit Maglüb, 30 km nördlich von al-Ubulla; J. HANSMAN, Charax and the Karkheh, in: Iranica antiqua 7 (1967), 2 j f , J2f. Die ältere Gleichsetzung mit al-Ubulla oder mit at-Tanüma gegenüber al-Ubulla (Ta'rih 1, 687; É . Q U A T R E M È R E , Notes sur divers sujets orientaux vi, in: JA. f série 17 [1861], 154; HALM, Traditionen, 60) ist damit widerlegt.

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Einleitung

Jahre 75/694 an gleicher Stelle bringt drei Hinweise: 90 Ihr Anführer Rabäh oder Riyäh stammte aus ihren Reihen und wurde Sïr(a)zangï, àârazangï oder 5âr az-Zangï genannt (Löwe der Zang, wohl eine Kombination aus pers. *Sïr-i Zang

u n d *Sîr zangf).

E r b e a n s p r u c h t e d e n T i t e l amïr

al-mu

'mi-

niti und damit die Würde des Imam-Kalifen. Das läßt darauf schließen, daß die Verweildauer dieser Zang im Lande lang genug war, ihre Islamisierung zu erlauben - welche in so früher Zeit keineswegs selbstverständlich war - , und gewiß eher in Jahrzehnten als in Jahren zu schätzen ist. Ferner ist überliefert, daß sich die Bewohner des basrischen Marktviertels al-Kallä', 9 ' nämlich Araber und Perser, sowie nicht näher bezeichnete andere Weiße an dem Aufstand beteiligten, woraus folgt, daß Zang kein isoliertes Element der 'iräqischen Bevölkerung waren. Das Bündnis war stark genug, den Tigris-Distrikt samt al-Ubulla zu erobern und eine erste umaiyadische Gegenoffensive abzuwehren, bevor al-Haggäg obsiegte. Besonders wichtig ist der Auszug aus einer Ansprache al-Haggägs an die Basrenser, worin erstmals die Tätigkeit v o n Zang begegnet, denn er bezeichnet sie als 'abïdakum wa-kassähikum (eure Sklaven und Feger).92 Wir kommen gleich darauf zurück. Es sei aber noch der letzte Auftritt von Zang vor der Zeit 'Ali b. M u h a m m a d s erwähnt, der im Jahre 143/760 liegt, da sie sich in Furät al-Basra zum drittenmal erhoben. Dabei liefern die wenigen Quellen keine neuen Hinweise auf ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Al-öähiz und Wakl' geben an, die Aufständischen seien zu vierzigst gewesen, doch ist das keinesfalls streng numerisch zu verstehen, da sonst die Evakuierung des Bezirks und ein in al-Ubulla angerichtetes Blutbad nicht erklärlich wären, sondern in der bekannten topischen Bedeutung von Vollkommenheit und Vielheit. 93

90

91 92 93

Al-Gähiz, Fahr as-südän 'alä l-bldän, in: DERS., Tria Opuscula, Hg.: G. V A N V L O T E N , Leiden 1903, 6j (dt.: Ueber die Vorzüge der Schwarzen, U.: O. R E S C H E R , in: DERS., Orientalistische Miszellen 2, Stuttgart 1926, ljjf); al-Balädurl, Ansäb 11, 304-308 (75O; Wakl", Ahbär alqudäh 3 Bde., Hg.: Ά . M . A L - M A R Â G Ï , Kairo 1366-69/1947-50, hier 2, jyf; Kämil 4, 314Γ Vgl. R O T T E R , Stellung, 106; H A L M , Traditionen, 72-74. Der zu Lebzeiten von Garir b. Hatafä (st. 110/728) wirkende schwarze Dichter Subaih b. Riyäh Särazangl (?) scheint ein Sohn des Anführers des Aufstandes von 75/694 gewesen zu sein. Verse von ihm bei alCähiz, Fahr, 64f (ljjf)· Vgl. weiterführend J . F Ü C K , Arabiya, Berlin 1950,21. Vgl. Buldän 4, 293; A . J . N A J I / Y . N . A L I , The Suqs of Basrah, in: JESHO 24 (1981), 304-306. Al-Baläduri, Ansäb 11,305 (76). Al-öäh iz, Fahr, 66f (ij8); al-Wakï', Ahbär al-qudah 2, J7f. Dieser Aufstand wird von J. S. T R I M I N G H A M , The Arab Geographers and the East African Coast, in: Ν. C H I T T I C K / R . 1 . R O T B E R G (Hg.), East Africa and the Orient, New York 1975, 116 Anm. 3, den Zutt zugeschrieben. Zu der Vierzigzahl W . Η . R O S C H E R , Die Zahl 40 im Glauben, Brauch und Schrifttum der Semiten, in: Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Philol.-hist. Kl. 27 (1909), Teil rv passim, bes. 128, vgl. 97; F. C. E N D R E S / A . S C H I M M E L , Das Mysterium der Zahl, Stuttgart 1984, 260-267; L. I. C O N R A D , Abraha and Muhammad, in: BSOAS j o (1987), 230-232, 236.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

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Zurück zu dem Begriff *kassähürt (Feger). Die von al-Baladurï bezeichnete Tätigkeit ist dieselbe, von der at-Tabari und andere aus dem 3-/9. Jahrhundert berichten, als 'All b. Muhammads Agitation einsetzte. Wir haben keinen Anlaß zu befürchten, daß al-Baläduri den Ausdruck kasaha in das 1./3. Jahrhundert nur zurückübertragen hat. Die Aufgabe der Sklaven bestand nun darin, von den versalzenen Böden und Salzseen (sibäh, sg. sab[a]ha) den am stärksten salzhaltigen Oberboden abzufegen (kasaha).94 Die Mächtigkeit dieser Deckschicht betrug wohl nur 5-20 cm, ergab aber, auf großer Fläche abgetragen, Millionen Kubikmeter von Abraum. 95 Dieser hieß kash, kusüh (pl.) oder, der chemischen Zusammensetzung nach, sürag (pers. iura, Salpeter).'6 Leider ist das davon abgeleitete Wort iüragiyün oft fälschlich auf die mit den Erdarbeiten befaßten Sklaven bezogen worden, wohl aus dem Grunde, daß nur die pluralische Form belegt ist. Richtig aber bezeichnet es die Sklavenhalter und ist als >die Salpeterunternehmer< zu verstehen, etwa wenn es heißt damina lahü ai-iüraglyün 'alä radd gilmänihim li-küll guläm hamsat danäntr (die Salpeterunternehmer sicherten ihm für die Rückgabe eines jeden Sklaven fünf Dinar zu) oder fa-andara as-iüraglyln li-yahruzü gilmänahum (er mahnte die Salpeterunternehmer, sie sollten ihre Sklaven bewachen).97 Dagegen meint das Wort als Rectum in der häufigen Prägung gilmän ai-iûragïyïn >die Sklaven der Salpeterunternehmer Tagârib, fol. 31V · Muntapim q. g., 681 · Kämil 7,139 Anm. 2 · ¿arh 8,126.

ADD

# 0069 = Tagârib, fol. 32V > 'Uyûtt 4 , 1 6 a Θ. Außerdem al-Balädur\,Ansâb 1 1 , 3 0 5

(76). Vgl. Ta'rih, Glossar, s. v. kasaha·, ΕΓ 4,1313a (L. MASSIGNON, Zandj). NB: Angaben zu stemmatischen Verhältnissen vermittels der Zeichen < , > , · und Θ (s. ο., χνπ, χχ). beruhen auf den Ergebnissen von Kap. j . Der Vorgriff beschränkt sich auf den Fußnotenapparat. 95

96

97

99

H. S. NELSON, An Abandoned Irrigation System in Southern Iraq, in: Sumer 18 (1962), 69b. Zu kash ad-Dahabl laut Ta'rih, Glossar, s. v. kasaha. Zu kusüh ebd., s. w . iüragt und kasaha. idd # 0069 = Tagârib, fol. 32V > 'Uyün 4,16 Θ. Ta'rih 3, 893, 947f. ¡üra¿. # 007J = ebd., 1748 > Tagärib, fol. 32r · Sarh 8,132 o. # 0154 = Ta 'rih 3,17J3 > Tagârib, fol. 33Γ · ¿arh 8,135 Θ. Salpeter ist der Populärname der Nitrate, das heißt der Metallsalze der Salpetersäure HNO,. # 0269 = Ta'rih 3, 1759 Θ. # 0121 = ebd., 1750. Ebenso # 0083 = ebd., 1749 > Sarh 8, 134 ©. # 0151 = Ta'rih 3, 17J2 > Kämil 7, 143 Θ. # 0154 = Ta'rih 3, 17J3 > Sarh 8, 135 Θ. Die Verwechslung geht wohl auf DE GOEJE (Ta'rih 3, Glossar, s.v. iüragj) zurück. Sie findet sich noch bei D. WAINES, Ta'rih (engl.) 36, 35 Anm. 143. Irreführend ist außerdem die ausschließliche Verwendung der obliquen Formen »Shürajiyyin slaves«, ebd., 36, und »Kossähin«, EI 1 4,1313a (Zandj), und SHATZMILLER, Labour, 145. # 0256 = Ta'rih 3, 1759 ©. # 0068 = ebd., 1747. Ebenso # 0074 = ebd., 1748. # 0113 = ebd., 1749. # 0240 = ebd., 17J7 Θ. # 0343a = ebd., 1762 Θ.

5o

Einleitung

räum wurde zu Halden aufgeworfen und in geringer Konzentration als sibäh oder samäd (eine Art Nitratdünger) weiterverwendet.100 Laut einem von ad-Dahabl überlieferten Bericht des Niftawaih (st. 322/935) waren die Zang auch mit der Düngung befaßt. 101 Noch E. H E R Z F E L D will in einem Hügelgelände bei Basra solche Halden erkannt haben. 101 Er dürfte damit die östlich von Basra am Nahr Abi 1Haslb gelegenen Bodenwellen gemeint haben, die von H. S. N E L S O N durch Luftbilder nachgewiesen und in die Zeit vor 255/869 datiert wurden. Die Erhebungen wurden aus den zwischen ihnen liegenden, ungefähr 200 χ ι ooo m messenden Aushubbecken aufgeworfen und erreichen eine Höhe von 2 - 4 m und eine Breite von 75 m an der Basis.103 Ein weiteres solches Gelände ist von J . H A N S M A N 20 km unterhalb des Zusammenflusses von Tigris und Euphrat am öabal Hayäbir erkannt worden, wo der Flurname Naisän noch vom alten Karh Maisän (dem seleukidischen Charax Spasinou) zeugt.104 Allerdings scheint es sich in beiden Fällen nicht oder nicht allein um Überreste der Salpetergewinnung, sondern um Rückhaltebecken für den Bewässerungsfeldbau am Digla al-'Aura' zu handeln; hierzu wären pollenanalytische und archäobotanische Untersuchungen aufschlußreich. Wie auch immer stellen diese gewiß zu Recht mit den Halden der Zang identifzierten Gelände die einzigen archäologischen Realien ihrer Anwesenheit im 'Iraq dar; gerade auch von ihrer späteren Hauptstadt al-Muhtära fehlt mit Ausnahme einiger externer Münzfunde jede Spur. 10 ' Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Salpetersklaven auf den Baustellen waren at-Tabari und vor allem Miskawaih zufolge äußerst elend, denn Verpflegung mußte erst herangeschafft werden und bestand für gewöhnlich nur aus Mehl, sawtq (Weizen- oder Gerstengries als Breigrundla100

103 104

105

# 0003 = ebd., 1742; # 0067 = ebd., 1747: sibäh. In Ägypten auch als >Kompost< gebraucht für das ebenfalls zur Düngung dienende Zersetzungsprodukt aus den städtischen Hausmülldeponien, außerdem sabäha (Dungerde); A. G R O H M A N N , Einführung und Chrestomathie zur arabischen Papyruskunde, Bd. i, Prag ^954, 10. Vgl. # 0124 = Ta 'rib 3, 1750: samad. Weiteres bei A S - S Ä M I R , Taurat az-Zang, 34. Zu landsässigen iüragiyün s. u., 247. Ad-Dahabl, Siyar a'läm an-nubalä', 2 5 Bde., Hg.: 5. A L - A R N A ' Ü T U. a., Beirut 1401-09/198188, hier 13, ebd. ''1406/1986, 130 Nr. 66:yazbilüna. Zu Abu 'Abdallah Ibrahim b. Muhammad b. 'Arafa Niftawaih P O P O V I C , Révolte, 174; ΕΓ 8, i4a-ijb (O. B E N C H E I K H , Niftawayh). H E R Z F E L D , Samarra, 262. N E L S O N , Irrigation System, 67a, Taf. vi. H A N S M A N , Charax, 24,38, 42f, Taf. M-v. Vgl. P O P O V I C , Révolte, 169; M.-O. R O U S S E T , L'archéologie islamique en Iraq, Damaskus 1992. Zu N E L S O N S Prospektion am Nahr Abï 1-Hasïb ebd., 75 Nr. 18. Al-Muhtära hieß erst Mu'askar al-lmäm (Heerlager des Imams); G . C . M I L E S , Trésor de dirhems du Κ ' siècle, in: R . G Ö D L U. a.. Numismatique susienne, Paris i960, 73, 113, 133, Taf. κ Nr. 585; P O P O V I C , Révolte, 9 J Anm. 3. Zur Lage der Stadt Ε Γ 7, j26ab (A. P O P O V I C , al-Mukhtâra). Zur Problematik des nahegelegenen Ortes Furät al-Basra (# 2513 = Ta'rth 3,1987 Θ; # 2544a = ebd., 1989) s. o., 47 Anm. 89.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

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ge) und Datteln. 106 Ein kleinerer Teil der Sklaven, der den Transport des Proviants und des Abraums besorgte, hatte gewiß ein leichteres Los.'° 7 Weiter unten kommen wir noch auf at-Tabarls Wort von den >freien< Zang zu sprechen. Die Sterblichkeit dürfte hoch gewesen sein. Erst die Berichte über den von ' A l l b. M u h a m m a d initiierten Aufstand sprechen auch von weiblichen Zang und lassen an die Möglichkeit der Fortpflanzung der Zang denken. Auch diese Frage wird noch behandelt werden. 108 So könnte es auch durchaus seine Richtigkeit mit der von Miskawaih angegeben Bevölkerungsstärke v o n einigen Zehntausend haben; alleine in Hüzistän östlich des Dugail arbeiteten at-Tabarl zufolge 15 000 Zang. 109 Auch wenn man derartige Angaben der Chronisten nicht streng numerisch nehmen darf, ist doch die zum Ausdruck kommende Größenordnung in der Forschung akzeptiert. 110 Bedurfte es im späten 3-/9. Jahrhundert wohl nicht eines ständigen Nachschubs von Zang aus ihrem Herkunftsland, so läßt sich über die Art ihrer Reproduktion in früherer Zeit keine begründete Vermutung anstellen. Jedoch fragt sich, wann die Zang-Bevölkerung den U m f a n g erreichte, den sie zuletzt hatte. Interpretiert man mangels zuverlässiger Angaben den Umstand, daß ihre frühen Aufstände eng begrenzt blieben, als den Ausdruck einer noch geringen Anzahl, dann dürfte es erst während der rund einhundertundzehn Jahre zwischen 143/760 und 255/869 zu starker Zunahme gekommen sein. Diese Annahme fügt sich übrigens gut in die oben umrissene Entwicklung der süd'iräqischen Landerschließung, welche sich zumindest im Umland von Basra mit Beginn der 'abbäsidischen Zeit aus dem Sumpfland zu den versalzenen Flächen hin verlagerte und die Salpetergewinnung wichtiger werden ließ. Das entspricht zugleich dem nahezu völligen Verschwinden der Zutt, von denen, wie erinnerlich, zuletzt durch al-Mu'tasim 27 000 Seelen aus dem 'Iraq gewiesen wurden. Insofern läßt sich das Bild gewinnen, daß im Einklang mit räumlichen und agrarischen Veränderungen die Stellung der Zutt als der wichtigsten allochthonen und

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108 109

# 0074 = Ta 'rih 3, »748. ídd # 0072 = Tagärib, fol. 32V > 'Uyûn 4, 16 Θ. Vgl. 'ULABÏ, Taurat az-Zang, 108-ui. # 0069 = Ta'rih 3, 1748. Vgl. # 0124 = ebd., 1750: Transportschiffe. # 0153 = ebd., 1752^ Maultiere. _

S. u., 210. # 0122 = ebd., 17J0. add # 0071 = Tagärib, fol. 32V > 'Uyiin 4, 16 Θ. Zur Landwirtschaft in Hüzistän P. C H R I S T E N S E N , Iranshahr, ioj-114. Nur kurz bemerkt sei die Ansicht von M. A. SHABAN, Islamic History, Bd. 2, Cambridge 1976, 100-102, vgl. io8f, daß es sich bei den aufständischen Schwarzen um aus freien Stücken zugewanderte Ostafrikaner und um entlaufene Haussklaven gehandelt habe. Die Belege dafür bleibt er schuldig, und die Urbarmachungsarbeit der kassahün übergeht er. Vgl. W A I N E S in Ta'rih (engl.), 3 6 , 3 8 Anm. i j 6 . H. D E S C H A M P S , Histoire de la traite des noirs de l'antiquité ¿ nos jours, Paris 1971, 286, schätzt bis zu 100 000 Zang. Für die Zahlenangaben der Quellen s. u., i94f, 196.

Einleitung

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daher leidlich dirigierbaren ländlichen Arbeitskraft großen Maßstabs nun von Zang eingenommen wurde. Die Urbarmachung versalzener Böden hat als das beständige und hauptsächliche Merkmal der Anwesenheit von Zang im südlichen 'Iräq zu gelten. Nichts spricht dafür, daß sie auch für die anschließende Besiedelung und Bewirtschaftung der Böden vorgesehen waren. Die mehrfach geäußerte Annahme, ein Teil der Zang habe als dabbäsün (Dattelsaftpresser) gearbeitet, ist nicht haltbar, denn bei dem einzigen hierfür angeführten Sklaven §ibl b. Sälim (käna min gilmän ad-dabbâsïn) deutet nichts darauf hin, daß er zu den Zang gehörte.111 Grundlos ist auch die Vermutung, einige Zang seien tammärün (Dattelpalmpflanzer) gewesen, da der einzig in Betracht gezogene Muhammad b. öa'far al-Muraidl aus dem basrischen Marktviertel al-Kallä' doch nach Ausweis seines Namens Araber war.112 Es bleibt also dabei, daß die einzige bezeugte und anzunehmende Tätigkeit der Zang im südlichen 'Iraq die Urbarmachung versalzener Böden war und unter den Bedingungen der Sklaverei stattfand - mit einer Schwierigkeit: Das Gesagte scheint nicht für jene 4 000 Zang zu gelten, die bei der Niederwerfung eines Aufstandes in Mossul im Jahre 132/750 oder 133/751 im 'abbäsidischen Heer gestanden haben sollen, wie al-Azdï (st. 334/945) und spätere sagen."3 Die Nachricht stimmt nicht zu aller sonstigen Kenntnis von Zang und hat sich folglich historisch nicht einordnen lassen. Überdies steht ihre sachliche Richtigkeit in Zweifel, denn der ältere Historiker al-Ya'qübl (st. nach 292/ 905) spricht an derselben Stelle von 4 000 Huräsänern." 4 Der Widerspruch läßt keine sichere Einordnung zu. Ansonsten schweigen die Quellen über Zang" 5 und setzen erst mit 'All b. Muhammad wieder ein. Freie Zang sind überhaupt nicht bezeugt. 111

113

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Ta 'rih 3,1748. Vgl. H A L M , Traditionen, 70; ' U L A B Ï , Taurat az-Zang, 107. Ta 'rih 3 , 1 7 7 4 - gegen Muntaçam Gruppensklave< mit den Zang als dem einzigen historisch zuverlässigen Beispiel." 8 In der Tat fehlten f ü r massenhafte Agrarsklaverei (Präsidialsklaverei), wie man sie von der römischen Latifundien- und der neuzeitlichen amerikanischen Plantagenwirtschaft kennt, im Islam fast überall die Voraussetzungen. Z u d e m war sie nicht mit der islamischen Einrichtung der Sklaverei vereinbar. Sowohl Haussklaven als auch Waffensklaschließend heißt, kinderlose männliche Sklaven waren. Zum zweiten konnten auch Frauen Land besitzen und Sklaven darauf arbeiten lassen. Vgl. MORONY, Social Change, 217. Die Verwendung von Zang als Haussklaven wird ferner von BEG, Social History, 403, behauptet; er führt zum Beleg, gestützt auf Fihrist 1,132 (288), die Tätigkeit von Abu 'Abdallah Muhammad b. Ismà'ïl, genannt Ibn Zangï (st. 334/946), als kätib (Sekretär) an. Es ist aber weder gesagt, daß dieser versklavt war, noch, daß er ein ethnischer Zangï war, denn dem Fihrist zufolge stellte >Ibn Zangï< einen laqab (Beinamen) dar, nicht etwa einen nasab (Abstammungsnamen). Zudem würde ein solcher *lbn az-Zangt gelautet haben. Vgl. GAS 1, 377. Auch durch die Verwendung von zangi als Farbadjektiv kann ein laqab Zustandekommen, so im Falle des Juristen Muslim b. Hälid b. Sa'id b. Qarqara al-Quraiï al-Mahzümi al-Makkï az-Zangî (st. 179/795 oder 180/796) laut Ibn al-Qaisaräni, Homonyma inter nomina relativa [= Kitäb al-Ansäb al-muttafiqa fil-hatt al-mutamätila fi n-nuqat wad-dubat], H g . : P. DE JONG, L e i d e n 1865, 68. V g l . MOTZKI, A n f ä n g e , 2 6 0 . 117

Vgl. ROTTER, Stellung, 37. Zu Mekka s. u., 64 Anm. 169. Bspw. NÖLDEKE, Skizzen, ij8; ΕΓ 1, 33ab (R. BRUNSCHVIG, 'Abd); CAHEN, Leçons 2, 23; Popovic, Révolte, 15, 6j; MÜLLER, Sklaven, 75; D. A. AGIUS, A Selfish Pursuit in a Slave Uprising of Third/Ninth Century Iraq, in: Slavery and Abolition 4 (1983), 10, 13; Ζ. I. OSENI, The Revolt of Black Slaves in Iraq under the 'Abbäsid Administration in 869-883 C.E., in: Hamdard Islamicus 12 (1989) 2, 60; F. RENAULT, La traite des noirs au Proche-Orient médiéval, vn'-xiv' siècles, Paris 1989, 43-59; LEWIS, Race and Slavery, 14. ROTTER, Stellung, 52, 61-65, V S'· 1%2·

Einleitung

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ven (ROTTERS andere T y p e n ) dienten der Befriedigung individueller Reproduirions-, Luxus- oder Schutzbedürfnisse, waren persönlich an ihre Herren gebunden u n d genossen im Gegenzug eine gewisse Fürsorge v o n deren Seite, die nicht n u r zu erträglichen Lebensbedingungen, sondern häufig auch zur - gottgefälligen - Freilassung ('itq, testamentarisch tadbir) oder z u m Freikauf (kitäba) mit anschließender A u f n a h m e in ein agnatisches Klientenverhältnis ( w a l ä ' ) führte." 9 Was die Waffensklaven betrifft, so sei daran erinnert, daß sie nur während ihrer Ausbildungszeit tatsächlich Sklaven waren, hernach aber freigelassen wurden. 1 2 0 D i e Z a n g dagegen verrichteten der Uberlieferung zufolge u n p e r s ö n l i c h e p r o d u k t i v e Arbeit, die weder dem unmittelbaren Konsum durch den jeweiligen Herren diente noch in Hausgemeinschaft mit i h m stattfand. Sie lebten statt dessen fernab in großen G r u p p e n , geführt v o n Geschäftsführern, und entbehrten somit der Aussicht auf Besserung. Sie lebten zudem in materiellem Elend. Freie Zang gab es im 'Iraq nicht, und v o n den im Jahre 1333/751 bei M o s s u l als Soldaten aufgetretenen Z a n g " 1 wissen wir zu wenig. Wenn at-Tabarl an einer einzigen Stelle davon spricht, daß neben Sklaven auch Freie (ahrär) auf den Salpeterböden arbeiteten, 122 d a n n sind damit w o h l die Geschäftsführer gemeint, die nicht zum A u f s t a n d aufgerufen waren, sondern gefangengenommen oder getötet wurden. 1 2 3 Z u r Sklaverei der Z a n g lassen sich im mittelalterlichen Islam k a u m echte Parallelen erkennen. M . TALBI hat G r ü n d e f ü r die A n n a h m e v o n Sklavenarbeit auf Großgrundbesitz in Ifrlqiya (Tunesien) im 3-/9. J a h r h u n d e r t

119

MÜLLER, Sklaven, 72, 74; M. A. J . BEG, The >Serfs< o f Islamic Society under the 'Abbäsid Regime, in: I C 49 (1975), 1 1 4 - 1 1 8 . Vgl. B. LASKER, Sklaverei, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 9, Stuttgart/Tübingen/Göttingen 1962, 282. Z u r Haussklaverei ROTTER, Stellung, 53-61; S. D. GOITEIN, A Mediterranean Society, Bd. 1, Berkeley 1967, 130-147; RENAULT, Traite des noirs, 55—60. Z u r Militärsklaverei ROTTER, Stellung, 65-74; HUNWICK, Black Africans, 30-33; J . L. BACHARACH, African Military Slaves in the Medieval Middle East, in: International J o u r n a l o f Middle East Studies 13 (1981), passim; LEWIS, Race and Slavery, 6 2 - 7 1 . Z u r Freilassung Ε Γ ι, 2^-26»,

29b-3ia, 33a

( R . BRUNSCHVIG,

'Abd);

ROT-

TER, Stellung, 85-89. Z u m Freikauf und zur Patronage P. G. FORAND, The Relation of the Slave and the Client to the Master or Patron in Medieval Islam, in: International Journal of Middle East Studies 2 (1971), 59-66; MÜLLER, Sklaven 64-67, 72; P. CRONE, R o m a n , Provincial and Islamic Law, Cambridge 1987, 64-76; U. MITTER, Das frühislamische Patronat, Diss., Nimwegen 1999,19-24. PIPES, Slave Soldiers, 15^ vgl. 18-23. S. o., 52. # 0075 = Ta'rih 3 , 1 7 4 8 . Anders beispielsweise D. 123

WAINES,

Ta 'rih (engl.) 36,36 A n m . 143.

# 0085, 0090 = Ta'ñh 3, 1749. # 0117b = ebd., 1750 Θ. # 0176 = ebd., 1754 > Tagärib, fol. 33V ©. # 0540 = Ta'rib 3, 1773 Θ. # 0597 = ebd., 1776 Θ. Einen Sklaven als Verwalter haben wir in Raihän b. Sälih, der mit der Lieferung von Mehl an die Zang betraut war; # 0068 = ebd., 1747.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

55

vorgelegt," 4 und im Jahre 443/1051 will der persische Reisende Näsir-i Husrau 30 000 negride und äthiopide Sklaven (zangt wa habait) im Feld- und Gartenbau der von den sogenannten Qarämita (Qarmaten, dynastisch: Abüsa'ldiden) beherrschten Oasengruppe al-Ahsä' gesehen haben.125 Indes sind beide Gruppen historisch nicht näher zu erweisen und entfalteten keine politische Wirkung. Auch Sklaven im Bergbau bieten keine wirkliche Parallele, da diese nicht in den islamischen Ländern, sondern nur bei den Nachbarn in großem Maßstab zum Einsatz kamen, so etwa in den Goldminen der Buga im Wâdl l-'Allâqï, südlich von Assuan." 6 Es ballen sich im Auftreten der Zang so viele Besonderheiten, daß es widersinnig erscheint, darin, wie vielfach geschehen, eine solitäre Episode und zugleich doch das mustergültige Beispiel einer eigenständigen Kategorie von Sklaverei zu sehen. Ich möchte statt dessen eine stimmigere Betrachtung vorschlagen, die von der Feststellung des Althistorikers M. I. FINLEY ausgeht: »Slavery is a species of dependant labor and not the genus.«" 7 Das Auftreten der Zang im frühislamischen 'Iraq stellt sich weniger ausnahmshaft dar, wenn man es nicht unter dem Gesichtspunkt des Rechtsinstituts der Sklaverei, sondern unter dem der landwirtschaftlichen Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnisse betrachtet. Gerade Feldarbeit wurde in der Geschichte sehr oft von Unfreien verrichtet, und so auch im 'Iraq. Ausgesprochene Zwangsarbeit auf dem Land gab es hier schon unter den Säsäniden: Bei Edessa (heute Urfa) arbeiteten 70 000 römische Kriegsgefangene auf Gütern Sähpuhrs 1. (arab. Säbür, 241-272), und zum gleichen Zweck deportierte Husrau 1. in den Jahren 542 und 573 syrische Bauern in die Gegenden von Kaskar und Bäbil (Babylon); ihre Arbeit war wie die der ebenfalls unfreien autochthonen Bauern auf die Vergrößerung der beackerten Fläche und damit die Mehrung des absoluten Ertrags gerichtet." 8 Die arabischen Eroberer des 'Iräqs erhielten diese agrarische Ordnung de facto M.

Law and Economy in Ifrlqiya (Tunisia) in the Third Islamic Century, in: U D O (Hg.), The Islamic Middle East, 215-217. Dazu und zu weiteren Beiträgen zur Frage agrarischer Sklavenarbeit M . G. M O R O N Y , Introduction, in: DERS. (Hg.), Manufacturing and Labour, Aldershot 2003, xxi-xxv. Näsir-i Husrau, Safar-näma, Hg.: M . D. S I Y Ä Q I , Teheran 1354 h. s./1975, 148 (dt.: Safarnäme, Ü . : U. VON M E L Z E R , Graz 1993, 96). Seine Zahlenangabe gerät dadurch in Zweifel, daß er auch die Stärke eines Korps schwarzer Soldaten (zunüg) im fätimidischen Kairo mit 30 000 beziffert; ebd., 83 (59). Al-Ya'qübl, Buldärt, 334 (190). Vgl. M . L O M B A R D , Études d'économie médiévale 2, Paris 1974, 203f. Freie arabische und persische Bergleute dagegen in der jemenitischen Silbermine ar-Radräd; D . M . D U N L O P , Sources of Gold and Silver in Islam According to alHamdänl, in: Studia Islamica 8 (19J7), 41Γ Zur nichthäuslichen Verwendung von Sklaven M Ü L L E R , Sklaven, 73f; L E W I S , Race and Slavery, j6; S H A T Z M I L L E R , Labour, 38. M. I. F I N L E Y , Slavery, in: D. L. S I L L S (Hg.), International Encyclopedia of the Social Sciences, Bd. 14, New York 1968,308. A D A M S , Agriculture, 116; M O R O N Y , Iraq, 266f, 273; P . C H R I S T E N S E N , Iranshahr, 6çif. TALBI,

VITCH

"'

4

"7

Einleitung

erst einmal aufrecht; doch auf neuen, durch die schon dargestellte Binnenkolonisierung gewonnenen Flächen entstand noch eine andere Ordnung, die sich in technischer Hinsicht durch neue Fruchtwahl, neue Anbaumethoden, stark arbeitsteilige Weiterverarbeitung und insgesamt die I n t e n s i v i e r u n g des Ertrags je Flächeneinheit auszeichnete." 9 Dazu bedurften die neuen arabischen Grundbesitzer, wie erinnerlich, außer geeignetem Erschließungsland und der nötigen Investitionsmasse auch einer beträchtlichen Menge von Arbeitskräften. Während die einheimische Bevölkerung im Altsiedelland größtenteils unabkömmlich war, konnten die Zutt und die Zang als allochthone Gruppen keine angestammten Rechte geltend machen und waren als Unfreie vergleichsweise beweglich und gut zu dirigieren. Von den Zang wissen wir sicher - und dürfen es f ü r die Zutt zumindest annehmen - , daß sie einer auf Zwang beruhenden, ungekannt planmäßigen und massenhaften Arbeitsorganisation unterlagen, unter deren Anforderungen sie ohne Rücksicht auf die sonst für Sklaven gültigen Personenrechte verschlissen werden konnten. Gerade die Massenhaftigkeit barg indessen ein ungeahntes soziales Moment, das f ü r den Arbeitszweck dysfunktional war, weil es ihnen ihre Gemeinsamkeit zeigte und die Aufnahme von Beziehungen zu anderen ländlichen wie städtischen Bevölkerungsgruppen erlaubte. Die Tragweite dieses sozialen Moments wurde von den Sklavenhaltern und den Instanzen der Zentralregierung entweder nicht erkannt, oder es standen ihnen keine geeigneten Mittel zu seiner dauerhaften Beherrschung zu Gebote. Die daraus entstehenden horizontalen Verknüpfungen mit anderen sozialen Gruppen sind nicht zuletzt für die Erschütterung der Binnenkolonisierung von innen und ihren schließlichen Umsturz verantwortlich zu machen. 130 Es ist also möglich, die mit dem Auftreten der Zang verbundenen Besonderheiten aus der Rationalität einer Arbeitsorganisation zu erklären, die eigens auf die Dienstbarmachung der Zang zum Zweck der Binnenkolonisierung zugeschnitten war. Das Auftreten der Zang stellt eine bestimmte, äußerst zugespitzte Ausprägung unfreier agrarischer Arbeit dar, die es auch sonst im Islam gab, wenngleich in milderer Form und ohne rechtliche Anerkennung.' 31 Das Rechtsinstitut der Sklaverei ist dabei nur der negativen Abgrenzung halber anzusprechen, zum wesentlichen Verständnis des Gegenstandes trägt es nicht bei. U m so auffälliger ist die Schwäche derjenigen Darstellungen, die den Sklavenstatus der Zang in den Mittelpunkt stellen: Sie vermögen weder die agrarische Verwendung der Zang noch das Fehlen der Herr-Sklave-Beziehung, weder die massenhafte Konzentrierung noch MORONY, Iraq, 274; DERS., Social Change, 210. Vgl. WATSON, Agricultural Innovation, if, 1 1 6 , 1 2 3 - 1 2 8 ; SHATZMILLER, Labour, 49. 130 131

Vgl. MORONY, Social Change, 219. ROSENTHAL, Freedom, 14-34,77~8I·

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

57

die Produktivität ihrer Arbeit zu erklären. Durch die Betonung ihrer Ausnahmshaftigkeit wird vielmehr verdeckt, daß die Verwendung der Zang in jeder genannten Hinsicht im Gegensatz zur üblichen Sklaverei stand und zugleich doch keinerlei verändernde Wirkung auf diese ausübte. Die Konsequenz ist leicht zu sehen: Der Sklavenstatus der Zang läßt sich weniger als systematische Voraussetzung ihres Auftretens im 'Iraq denn als Anpassung der schon bestehenden Praxis an das islamische Recht begreifen. Da im Recht stets die Auffassung herrschte, daß Freiheit und Sklaverei unvereinbare Gegensätze seien,' 32 war es nicht tunlich, spezifische Begriffe f ü r das Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnis der Zang aufzustellen oder es gar gesondert von der Sklaverei zu institutionalisieren. Wie schon bei den Zutt haben wir es also nicht etwa mit dem Ausfall von Überlieferungen zu tun. Die Auseinandersetzung mit der islamischen Indifferenz gegen die möglichen Abstufungen von Unfreiheit halte ich f ü r ein dringendes Desiderat, sie ist aber nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.' 3 3 Daher möchte ich die Kritiken der Anwendung des Konzeptes >Sklaverei< auf die Zang bewenden lassen, ohne die Begriffe >Gruppensklave< (ROTTER), M a s sensklaverei im Wirtschaftleben< (MÜLLER) und >massed slave labor< (LAPIDUS)'34 durch einen Terminus technicus für die Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnisse der Zang zu ersetzen, und beschreibe sie lediglich als u n freie agrarische Massenarbeit. Zumindest ein Kriterium der Sklaverei erfüllten die Zang: Sie waren das Eigentum dritter im Sinne von Sachen und konnten verkauft und gekauft werden. So versuchten Sklavenhalter zweimal, ihre Sklaven von 'All b. M u h a m m a d zurückzukaufen.' 35 In diesem eingeschränkten Sinne ist es auch weiterhin möglich, die Zang als Sklaven zu bezeichnen, solange ein neuer systematischer Begriff fehlt, und sofern damit keine Aussage über die historischen Bedingungen und Wirkungen des Auftretens der Zang getroffen werden soll. Auch der Aufstand der Jahre 255-270/869-883 erscheint nun in neuem Licht. Zwar bleibt es im sklavenrechtlichen Sinne richtig, daß er der Mehrzahl der Aufständischen nach ein >Sklavenaufstand< war, doch f ü r seine sozial· und wirtschaftsgeschichtliche Einordnung ist mit dieser Benennung aus den genannten Gründen nichts gewonnen. Außerdem k o m m t im mit135 133

134

135

S. o., 47 Anm. 88. Besonders die Bauarbeit wird man berücksichtigen müssen. Leider nur hypothetisch sind die Bemerkungen zu »Forced Labor in Early Islamic Architecture. The Case of ar-Raqqa/ ar-Ràfiqa on the Euphrates« von M . M E I N E C K E , Patterns and Stylistic Changes in Islamic Architecture, New York 1996, 2/\f, vgl. π. R O T T E R , Stellung, 52, 61; M Ü L L E R , Sklaven, $4; L A P I D U S , Settlement, 189. Von der Anbahnung einer »colonial-type slavery« spricht jüngst E I 1 1 1 , 446b (A. POPOVIC, Zand] 2.) # 0117 = Ta'rth 3,1750. # 0219 = ebd., 1756 > Tagärib, fol. 34Γ • Nihâya 2j, 107 O. Vgl. EP 1, 26b (R. B R U N S C H V I G , 'Abd); M Ü L L E R , Sklaven, 58; allgemein F I N L E Y , Slavery, 307^



Einleitung

telalterlichen Islam neben den vier Erhebungen der Zang nur noch ein weiteres Ereignis als Sklavenaufstand in Betracht: der Zusammenschluß der schwarzen Bevölkerung von Medina im Jahre 145/762. Gegen dessen Bewertung als (Sklaven-)Aufstand hat ROTTER einschränkend geltend gemacht, daß er gleichermaßen von Sklaven und Freigelassenen getragen wurde, und daß er sich nicht gegen die Sklavenhalter, sondern gegen äußere Aggressoren richtete.'36 Sofern also die Kategorie der S k l a v e n aufstände mit den Zang steht oder fällt, sollte man nach Maßgabe der obigen Begriffskritik ganz auf sie verzichten. Die Zuschreibung des Sklavenstatus wird uns weiter beschäftigen (Kap. 9), desgleichen das Verhältnis zwischen den Zang und den anderen sozialen Gruppen im südlichen 'Iraq (Kap. 10).

Zur Herkunft und Einwanderungszeit der Zang Die zweite Untersuchung richtet sich ebenfalls auf die zweihundertjährige Vorgeschichte des Aufstandes der Zang, denn die bis heute strittige Frage ihrer Herkunft wirft auch die Frage der Datierung ihrer Ankunft im 'Iraq auf. Mit Rücksicht auf ihr erstes belegtes Auftreten im Jahre 70/689 liegt die Schwierigkeit darin, daß ein zweckmäßiger frühislamischer Handel mit schwarzen Sklaven vorausgesetzt werden muß, für den aber jeder positive Beweis fehlt. Die meisten Autoren weichen der Schwierigkeit aus und verlassen sich auf die in den späteren arabischen Quellen übliche Herleitung der 'iräqischen Zang von den Bewohnern des an der ostafrikanischen Küste sich hinziehenden Biläd az-Zang (Land der Zang),'37 ohne zu beachten, daß die Forschung lange Zeit überhaupt keinen Verkehr mit Ostafrika während der ersten drei islamischen Jahrhunderte als gesichert anerkannt hat. Nur ROTTERS und H A L M S Annahme einer Sklaveneinfuhr schon in säsänidischer Zeit wollten der Erklärungsnot gerecht werden. Die weithin unbeirrte Gleichsetzung 'iräqischer und ostafrikanischer Zang ist 1977 von der Afrikanistin G. H. TALHAMI einer scharfen Kritik unterzogen und dahingehend zusammengefaßt worden, daß es grundsätzlich unzulässig sei, anhand der Darstellungen des Aufstandes der Zang unter 'Ali b. Muhammad Mutmaßungen über einen vorgängigen Sklavenhandel anzustellen. Zur Begründung führt sie zum einen an, der Ausdruck Zang sei zu unbestimmt, um allein die Bewohner Ostafrikas zu meinen, zum anderen, der Aufstand sei zuvörderst von versklavten Nubiern und >Garamanten< ausgegangen.138 Der

13

137

ROTTER, Stellung, 111-113. Vgl. PIPES, Slave Soldiers, 133F. Selbst R o m sah nur drei Sklavenaufstände; FINLEY, Slavery, 311. S. u., 229 Anm. 6. Stellvertretend f ü r viele Quellen 'Ibar6, 410 (frz. in: J. M. CUOQ. [Hg.], Recueil des sources arabes concernant l'Afrique occidentale du vm e au xvi e siècle, Paris ^1985, § 573). In Europa zuerst Β. D'HERBELOT DE MOLAINVILLE, Bibliothèque orientale, Paris 1697, 6i8ab. TALHAMI, Zanj Rebellion, 451, 459-461. S. u., 69-71.

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

59

Abstand von über dreißig Jahren zur Behandlung der Zang durch H A L M , ROTTER, ' U L A B ! und POPOVIC und die seither vorgelegten Beiträge zumal zur Archäologie Ostafrikas erfordern die neuerliche Prüfung der genannten Fragen. Wort und Begriff Zang Keiner der zahlreichen Versuche, die Herkunft der 'iräqischen Zang auf etymologischem Weg zu erschließen, brachte Gewißheit.'39 Das Wort Zang (selten Zing, heute auch /zundj, zund3/, pl. Zunüg, selten Aznug oder Aznäg) ist Nomen gentilicium, es bildet die Nomina relativa zangï (m.) und zangtya (f.).14° Obwohl es dreiradikalig zu sein scheint, hat die gelegentliche Zurückführung auf arabische Wurzeln14' nicht überzeugt. Ebenso konnten ältere Überlegungen eines indischen oder äthiopischen Ursprungs142 sich nicht durchsetzen. Vielfach hervorgehoben wurde die lautliche Ähnlichkeit mit einigen griechischen Toponymen, insbesondere mit Azania, dem Namen eines Landstriches, der nach Ausweis des anonymen Seespiegels »Periplus des Erythräischen Meeres« (1. Jh. n. Chr.) zwischen den Handelshäfen Opônë und Rhapta liegt, das heißt an der Küste zwischen dem heute somalischen Xaafuun und einem noch unbestimmten Punkt in Tansania südlich von Sansibar.143 Anklänge bieten auch das von Ptolemaios (um 90168) erwähnte Vorgebirge Zingisa akra oder Zingis akra jenseits der Spitze des Horns von Afrika.144 Bei Kosmas (sehr, um 550) steht to Zingion für ein Land oder ein Seegebiet, das im Anschluß an die Barbaria, das Weihrauchland an der Nordküste des Horns, liegt.145 Da die Wortbedeutungen dun139

1 4 0

141

142 143

144

145

Außer der nachfolgend zitierten Literatur W. H. I N G R A M S , Zanzibar, London 1931, 24-26, 54-72; J. D O R E S S E , Histoire sommaire de la Corne orientale de l'Afrique, Paris 1971, 78f, 96f, 121-123; POPOVIC, Révolte, 54—56. L A N E , Lexicon, 1256b; M . U L L M A N N , Der Neger in der Bildersprache der arabischen Dichter, Wiesbaden 1998, 2if. F . S T O K B E C K , Die Berichte der arabischen Geographen des Mittelalters über Ostafrika, in: MSOS As. 17 (1914), 97, 123, vgl. 100-113; G. W. B. H U N T I N G F O R D , Azania, in: Anthropos 35/36 (1940/41), 209; ohne Argument AS-SÄMIR, Taurai az-Zang, 42 Anm. 44. Vgl. G. W. F R E Y T A G , Lexicon Arabico-Latinum, Bd. 2, Halle a. d. S . 1833, s. v.; Β . K R U M M , Wörter und Wortformen orientalischen Ursprungs im Suaheli, Hamburg 1932, 80. L.-M. D E V I C , Le pays des Zendjs, Paris 1883,16, vgl. 15-24; S T O R B E C K , Geographen, 97. The Periplus Maris Erythraei [= Periplous tés Erythros Thalassis\, Hg./Ü.: L . C A S S O N , Princeton 1989, §§ í j f , 18. Opônë ist arab. Hafünä oder Hafüni·, Murig, § 245; DERS., Tanbih, j8 (86f). Vgl. weiterführend L . P. K I R W A N , Rhapta, in: Azania 12 (1986), 99-104; M . C . H O R T O N , Rez. von C A S S O N S Ausgabe des Periplous, ebd. 25 (1990), 95-99. Ptolemaios, Gcögraphiki bypbtgcsis, 2 Bde., Hg.: C. H. M Ü L L E R , Paris 1883/1901, ijcvn.5, IV .vu .4. Kosmas Indikopleustes, Topographie chrétienne [= Christianiké Topographia], 3 Bde., Hg./U.: W. W0LSKA-C0NUS, Paris 1968-73, N.29F, N.50.

Einleitung

6o

kel bleiben — die vorgeschlagene Herleitung v o n azanein (austrocknen)' 4 6 wurde nicht anerkannt - , u n d außerdem ein Hiatus zwischen der geographischen u n d nautischen Literatur der Antike und der des frühen Islams gegen eine E n t l e h n u n g ins Arabische spricht, muß es bei der Feststellung v o n Ähnlichkeiten bleiben. Viele neigen statt dessen mit G. FERRAND dazu, Zang v o n pers. Zangt (sg. Äthiopier, Neger) herzuleiten; diese Erklärung stützt sich auf die Annahme, daß ein angenommenes Ursprungsphonem * / g / bei der Entlehn u n g ins vorklassische Arabische durch den Buchstaben ^ wiedergegeben wurde, der erst später durch / à ^ / realisiert wurde.' 4 7 Dagegen ist einzuwenden, daß der älteste ausdrücklich auf A f r i k a bezogene Beleg in persischer Sprache sich erst in der a n o n y m e n Geographie Hudüd al-'älam (372/ 982) findet'48 u n d somit rund zwei Jahrhunderte jünger als die älteste einschlägige E r w ä h n u n g im Arabischen ist, welche al-Mas'üdí v o n dem Astron o m e n al-Fazârï (um 172/788) überliefert.' 49 N o c h weiter h i n a u f reichen arabische Belege in anderen Zusammenhängen, nämlich in einem Korank o m m e n t a r v o n Qatäda b. D i ' â m a (st. 117/735), 1 5 0 einer Bibelanleihe bei W a h b b. M u n a b b i h (st. v o r 110/728)' 5 1 u n d in Versüberlieferungen, die w o h l aus dem späten 1./7. Jahrhundert stammen.' 5 1 Außerdem bezeichnet

146

HUNTINGFORD,

'47

G . FERRAND

Azania, 2 1 J . (Hg.), Relations de voyages et textes géographiques arabes, persans et turks relatifs à l'Extrême-Orient du vme au xvn' siècles, 2 Bde., Paris 1 9 1 3 / 1 4 , in, v, 2 , 7f. Vgl. KRUMM, Wörter, 82; G . S. P. FREEMAN-GRENVILLE, The Medieval History of the Coast of Tanganyika, Berlin 1 9 6 2 , 2 9 ; 'ULABÎ, Taurat az-Zang, 1 0 3 f Anm. 1. Hudüd al-'älem, Facs., Hg.: V. V. BARTOL'D, Leningrad 1 9 3 0 , 7 , 7 7 (engl.: >The Regions of the World«, U.: V. F. MINORSKY, London 1 9 3 7 , j 6 , 1 6 3 ) . Darin auch erstmals Zangistân; fol. 4. 5> 2Î> 77 (ji. i2> 83, 163f, vgl. 472). Arab. Zangibär erst in Buldân s. v. Marka. Zur Bildung aus pers. *Zang-i bar und Wandlung zu swah. Zanzibar KRUMM, Wörter, 82f. Daher Çanghibar bei Marco Polo ( 1 2 5 4 - 1 3 2 4 ) , Il milione, Hg.: L. F. BENEDETTO, Florenz 1 9 2 8 , Kap. cxcn, 2 0 6 , Kap. cxcm, 2 0 8 (dt.: Il milione, U.: E. GUIGNARD, Zürich 1 9 8 3 , 363^ 3 6 6 O , vgl. Introduzione, ccxn Anm. 3, und schließlich dt. Sansibar. '49 Murüg, § 1367. Vgl. D. PINGREE, The Fragments of the Works of al-Fazärl, in: Journal of Near Eastern Studies 2 9 ( 1 9 7 0 ) , 1 1 7 . 150 Sure 1 8 . 9 0 : Der Zwiegehörnte (Alexander von Makedonien) findet dort, wo die Sonne aufgeht, ein Volk, das Gott ohne Schutz vor ihr schuf. Vgl. Qatäda bei at-Tabarï, ódmi' albayän 'an ta'wil äy al-Qur'än, 3 0 Bde., Kairo ' 1 3 8 8 / 1 9 6 8 , hier 1 6 , 1 4 : Die sich des Tags vor ihr in Höhlen verbergen und nur nachts ihren Geschäften nachgehen, sind die Zang. Den Hinweis darauf verdanke ich MICHAEL M A R X . ' ' ' Überliefert von Ibn Qutaiba, al-Ma'ärif, Hg.: T. 'UKASA, Kairo 1 3 7 9 / 1 9 6 0 , 2 6 . 152 (Pseudo-)Abü Mihnaf, Maqtal al-Husain, bei S. S. A. Rizvi, »Zenj«, in: Azania 2 ( 1 9 6 7 ) , 200f (dt.: Der Tod des Husein ben 'Ali und die Rache, Ü.: F. WÜSTENFELD, in: Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen. Hist.-philol. Cl. 30 [ 1 8 8 3 ] , 1 2 8 ) . Dabei handelt es sich aber laut U. SEZGIN, Abu Mihnaf, Leiden 1 9 7 1 , 1 2 3 , um eine spätere Bearbeitung. Ferner al-Isfahänl, Kitäb al-Agänt, 2 0 Bde., Büläq 1 2 8 5 / 1 8 6 8 , hier 9 , 1 7 2 ; 1 3 , 5 1 ; 1 9 , 2 1 ; nach ROTTER, Stellung, 2 1 .

61

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

pers. Zang die Bevölkerung der Küste des Roten Meeres, während arab. Zang diejenige am Indischen Ozean meint, 1 ' 3 was eher mit den antiken Quellen harmoniert. Schließlich ist mittelpersisches zangïg in der allgemeinen Bedeutung >Neger< lexikalisiert und läßt sich nicht hinter die griechischen Toponyme zurückverfolgen; 154 die Annahme eines persischen Hinweises auf ein Königreich von Sansibar im 3. Jahrhundert n. Chr. ist widerlegt. 155 Aus diesen Gründen ist eine Ableitung aus dem Persischen wenig wahrscheinlich, und eine gemeinsame persische Wurzel des arabischen und der griechischen Ausdrücke mit Sicherheit ausgeschlossen. Die mit allen Quellen am besten zu vereinbarende Etymologie scheinen mir F. ALTHEIM und R. STIEHL ZU bieten: Die vermutete älteste arabische Aussprache * / z ε η / entspricht gr. Zingis, doch da nicht diese auf -is endende Form ins Arabische einging, ist ein gemeinsamer Ursprung beider in einem einheimischen Namen anzunehmen. 156 Indes sind sämtliche Vorschläge zu seiner Rekonstruktion verworfen worden. 157 Als eigensprachlicher Ausdruck eines afrikanischen Volkes ging er offenkundig schon früh verloren. Da also über die Etymologie von Zang keine Einigkeit erzielt wurde und die Wortbedeutung dunkel bleibt, läßt sich die Frage der Herkunft der 'iräqischen Zang nur verfolgen, indem man sich um so sorgfältiger an den Gebrauch des Namens in den Quellen hält. Dabei müssen die frühen und möglichst noch zeitgenössischen Quellen bis zum 4./10. Jahrhundert den Vorzug genießen vor jenen, die nach der dann einsetzenden zweihundertjährigen Beleglücke entstanden sind. Diese späteren lokalisieren zwar das Land der Zang einhellig an der ostafrikanischen Küste südlich des Aqua-

Toward a Definition of the Term

Zanj,

in: Azania 21 (1986), 112.

153

TOLMACHEVA,

154

Vgl. D. N . MACKENZIE, A Concise Pahlavi Dictionary, London 1971,98.

155

Die Königsinschrift v o n Narsë (293-302) nennt laut E. HERZFELD, Paikuli, Bd. 1, Berlin 1924,119 Z. 45/42', 243b-244a Nr. 969^ einen »zandafrik SAH«, das heißt K ö n i g v o n

afrik

»¿and-

»Zand in Africa< or »the African Z a n d s ί· e. Zanzibar«. Nach W. Β. H E N N I N G , A

Farewell to the Khagan o f the Aq-Aqatärän, in: B S O A S 14 (1952), j i j samt A n m . 6, ist jedoch

Windafarnak

zu lesen, d. i. »Gundofarrak the King«, wohl ein Nachfahre des indo-

parthischen Königs Gondophares (um 20-46). Eine vorsichtigere Neubewertung beläßt es bei dem nicht identifizierten parthischen Eigennamen »King Pndplnk«; H . HUMBACH, Sir Henry Rawlinson's Copies of the Paikuli Inscription, in: P. GIGNOUX/A. TAFAZZOLI (Hg.), M e m o r i a l J E A N DE M E N A S C E , L ö w e n 1 9 7 4 , 2 0 3 ^ u n d H . H U M B A C H / P . O . S K ; « R V 0 , T h e S a s -

sanian Inscription o f Paikuli, Bd. 3.1, Wiesbaden, 1983, 71 Ζ. 44/41; vgl. 1, 25; 3.1,125. Irrige Datierung der Inschrift auf 293 v o r

Chr. verleitet HALM, Traditionen, 64 A n m . 1, zu

der Vermutung, die griechischen Namen seien dem Persischen entlehnt. Das verneint schon G. F. HOURANI, Arab Seafaring in the Indian Ocean in Ancient and Early Medieval Times, Princeton 19JI, 39 A n m . 40. 156

F . A L T H E I M / R . STIEHL,

Die Araber in der Alten Welt, Bd. 1, Berlin 1964,138:

Notation Κ. F.). 157

TOLMACHEVA, D e f i n i t i o n , t u f .

»*zäng«

(obige

62

Einleitung

tors - im ι. Klima, 7. Sektion infolge al-Idrîsïs (um 549/1154)158 - , kennen aber gar keine 'iräqischen Zang mehr. So kommt für uns die meiste geographische und Reiseliteratur sowie die gesamte Sklavenkaufliteratur nicht in Betracht, ebenso der vom Eigennamen gelöste und pejorative Gebrauch von zangt für »dummer Schwarzer< oder »fauler NegerMogadischu-Nil< und wird heute mit dem Webi Shabeelle im südlichen Somalia gleichgesetzt;1'2 as-Sufäla erscheint um 1506-08 in einem anonymen lateinischen Reisebericht als Saphalle bzw. Safallem und hat sich bis in die Gegenwart in den Namen der mosambikanischen Küstenstadt Nova Sofala südlich von Beira und der dortigen Bucht Baia Sofala erhalten.1'4 Al-Mas'üdl verfügte also über eine recht genaue Vorstellung von der relativen und absoluten Lage des Landes der Zang, die jedenfalls hinreichte, Verwechslungen mit benachbarten Völkerschaften auszuschließen. Die arabische Kenntnis Ostafrikas insgesamt befand sich im 4./10. Jahrhundert auf dem Höhepunkt und wurde bis ins 9./15. Jahrhunderte kaum noch ergänzt. Im Gegenteil, sie geriet unter dem Einfluß ptolemäischer Konzeptionen teilweise wieder in Vergessenheit, und es kam zur Verwechslung von Zang mit dem nach Indonesien weisenden Namen Zäbagn und sogar mit dem westafrikanischen Volk der Zagai (Songhai).1'6

J8' Mumg, §§

844,847,867.

Ibn al-Faqlh, Buldän, 78 (95): Imklwglw. Weiteres Wortgut bei G. S . P . F R E E M A N - G R E N V I L L E , Medieval Evidences for Swahili, in: Swahili 29 (19J9), 10-23; M- TOLMACHEVA, The Zanj Language, in: Kiswahili 45 (1975), 20-24; T. MASAO/H. W. MUTORO, The East African Coast and the C o m o r o Islands, in: General History of Africa, Bd. 3, M. EL FASI (Hg.) Paris/London 1988, 598. 191 Murüg, § 847, vgl. §§ 243-246, 2J7, 844. Vgl. ders., Tanbih, j i (j&f), j8 (86f). 193 DORESSE, Histoire sommaire, io6f. Quellen bei Cuoci (Hg.), Recueil, §§ 352, 401 u. ö. 193 Relatio Balthasaris Springer de maxima sua marina peregratione [Holzschnitt von H. BURGKMAIR D. Ä., O. O., o. J.], in: W. HIRSCHBERG (Hg.), Schwarzafrika, Graz 1962, 7, vgl. 1,0

195

DEVIO, Zendjs, 86-88; STORBECK, Geographen, 14; TRIMINGHAM, Arab Geographers, i2if, 142. Den Widerspruch von M. TOLMACEVA (unveröff. Diss., Leningrad 1970) konnte ich nicht prüfen. FERRAND (Hg.), Relations, mf, 2, 8, Textbeispiele: 26,117, ij8, 206 u. ö., vgl. Index s. v. >DjawägaGaramanten< aus dem Gebiet Libyens zurück. 2 0 4 Anlaß dazu gibt at-Tabarls A u f z ä h l u n g bestimmter G r u p p e n in ' A l l b. M u h a m m a d s Anhängerschaft; diese sind einerseits die des Arabischen nicht mächtigen Zang, andererseits die arab o p h o n e n Furätiya, Qarmätiyün und Nüba.2°5 Keiner der N a m e n tritt im Laufe des Aufstandsberichts wieder auf oder wird v o n späteren K o m p i l a t o ren überliefert; auch k o m m t die Zusammensetzung der Aufständischen an keiner anderen Stelle zur Sprache. D i e Lesung v o n Furätiya ist nicht gesichert, und die Übertragung als >die v o m Euphrat< steht dahin. 2 0 6 Nüba bezeichnet in der arabischen Literatur Angehörige der Bevölkerung der schwarzafrikanischen Königreiche am mittleren Nil. Sie lieferten aufgrund eines im Jahre 31/652 mit den Arabern geschlossenen Vertrages (baqt) durchaus Sklaven an die ägyptischen Muslime. 2 0 7 Die daran anknüpfende Vermutung der nubischen H e r k u n f t

202 203

204

Ta'rth 1, 955, 957. Zur Geschichte und Quellenlage insgesamt I. SHAHÎD, Byzantium and the Arabs in the Sixth Century, Bd. 1, Washington 199J, 364-372. Vgl. NOTH, Studien, 72 ('1994: 77), zu Ta'rth ι, 946: Korrespondenz Wahriz-Husrau 1. r

o., JJ. MORONY, Iraq, ι η ι ϊ . Vgl. P. CHRISTENSEN, Iranshahr, 368f. Weiterführend zur Seefahrt in säsänidischer Zeit H. HASAN, A History of Persian Navigation, London 1928, 59-94. HALM, T r a d i t i o n e n , 6 6 - 6 9 ; TALHAMI, Z a n j R e b e l l i o n , 4 5 8 - 4 6 ; RENAULT, T r a i t e des n o i r s ,

25, 6î{. Flüchtig schon NÖLDEKE, Skizzen, 162; AS-SÄMIR, Taurai az-Zang, 36. 205

6

# 0 2 3 2 , 0233 = Ta'rth 3, I 7 j 6 f Θ. # 0 2 3 5 - 0 2 3 7 = ebd., 1757 o . Z u D o l m e t s c h e r n # 0 1 3 0 =

ebd., 1 7 5 1 . V g l . AS-SÄMIR, Taurat az-Zang, WANSBROUGH, A f r i c a , 98f.

36; HALM, T r a d i t i o n e n , 60, 69; ROTTER, S t e l l u n g , 63 A n m . 3;

Einleitung

7o

etlicher 'iräqischer Zang entbehrt indessen jeder Quellengrundlage. Vielmehr liegen Gegenargumente nahe. Nomenklatorisch ist geltend zu machen, daß die Trennschärfe von Nüba zu keiner Zeit die Vermischung oder Verwechslung mit anderen afrikanischen Völkernamen zuließ. Zugleich ist nicht einzusehen, warum die 'iräqischen Schwarzen, wenn sie großenteils Nüba gewesen sein sollen, dann nicht auch so genannt wurden. Ferner hätte es hinsichtlich des Sklavenhandels nicht in der Konsequenz des baqt gelegen, wenn eine nennenswerte Zahl von Nüba aus Ägypten ausgeführt worden wäre; 208 zudem befriedigten die nubischen Sklavenlieferungen nicht einmal den ägyptischen Bedarf. 209 Gegen die Möglichkeit eines unabhängig davon in den 'Iräq führenden Handelsweges steht die Eigentümlichkeiten des islamischen Sklavenhandels, daß jede Herkunftsregion nur eine Bestimmungsregion belieferte.210 Es ist also ganz unwahrscheinlich, daß eine erhebliche Anzahl von Nüba in den 'Iräq gelangte. Einzelfälle sind wie immer nicht ausgeschlossen und aufgrund der bewußten Stelle bei at-Tabarl auch anzunehmen, doch sie erklären nicht die Tatsache, daß die rebellierenden Sklaven in toto Zang genannt wurden. Dem fügt sich, daß der einzige von at-Tabarï persönlich erwähnte Nubier, Abü Sälih Mufarrig an-Nübl der Jüngere, dank seines Ranges als ragul min ru'asä' az-Zang (eines der Oberhäupter der Zang) und kraft seines Namens aus der Menge der anonymen Schwarzen herausragt und nicht zu den gemeinen Salpetersklaven zählt. 211 Der Zusatz al-qasïr bzw. as-sagir (der Jüngere) verrät die Existenz einer ganzen Familie. Er könnte einer der über die Zang Aufsicht führenden Geschäftsführer (wukalä') gewesen sein. Vollends obskur sind die Qarmättyün. D E G O E J E führt sie anhand von al-Muqaddas! (st. nach 380/990) auf Herodots Garamantës zurück, ein in der Antike im Fazzän im heutigen Libyen lebendes Volk; ebenso argumentieren A S - S Ä M I R , H A L M , noch al-Hwârizmï (st. um 232/847) beiziehend, T A L 212 H A M I und andere. Zieht man allerdings die sehr große Entfernung zwi207

209

RENAULT, T r a i t e des n o i r s , 1 1 - 4 2 ; ROTTER, Stellung, 3 7 - 4 0 ; Y . F. HASAN, T h e A r a b s and the

Sudan from the Seventh to the Early Sixteenth Century, Edinburgh 1967, 20-28. RENAULT, Traite des noirs, 24f, 62, begeht einen Zirkelschluß, wenn er die beiden Aufstände der Zang im 1./7. Jahrhundert zur Begründung heranzieht. Ohne Belege TALHAMI, Zanj Rebellion, 460. ROTTER, Stellung, 39Í Y. F. HASAN, Arabs and Sudan, 44. V g l . ROTTER, S t e l l u n g , 2 9 - J 2 ; MÜLLER, S k l a v e n , 6 8 - 7 1 ; HUNWICK, B l a c k A f r i c a n s , 2 1 , 25;

LEWIS, Race and Slavery, 11. # 0 1 3 4 = Ta'rih 3 , 1 7 5 1 . # 0 1 4 8 = EBD., 1 7 J 2 . # 0 1 6 1 = EBD., 1752 > Tagärib,

FOL. 33V Θ. # 0 1 8 7

= Ta'rih 3,1754 Θ. # 0199 = EBD., 1755 > Tagärib, FOL. 34Γ Θ. DE GOEJE im Glossar zum Ta'rih, s. v. süragt\ AS-SÄMIR, Taurat az-Zang, 35; HALM, Traditionen, 67f; TRIMINGHAM, Arab Geographers, 117; TALHAMI, Zanj Rebellion, 45gf. Nicht so ROTTER, Stellung, 63 Anm. 3. Vgl. Herodotos, Historien [= Histories apodexis], 2 Bde., Hg./ Ü.: J. FEIX, München 1963, iv.174, iv.i83f; al-Muqaddasï, Ahsan at-laqäsim, 242 (216); alHwärizml, Afrika nach der arabischen Bearbeitung der Γεωγραφική ύφήγησις des Claudius

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

71

sehen diesem Gebiet und dem 'Iräq und die folglich hohen Verkehrskosten in Betracht, so müssen solche Sklaven bei der Ankunft im 'Iräq ausnehmend wertvoll gewesen sein. Falls sie wirklich im 'Iräq zum Verkauf kamen, so mit Sicherheit nicht in großer, gar nach >Zehntausenden< zählender Menge und nicht zum Zwecke der einfachen, schweren und verzehrenden Arbeit, wie sie die gemeinen Salpetersklaven leisteten. Ein Sklavenhandel großen Maßstabs aus dem Fazzän ist auch aus dem Grunde unwahrscheinlich, daß die Dynastie der Aglabiden in Ifrlqiya (184-296/800-909) den Sklavenhandel gen Osten zu verhindern bemüht war, um dem 'abbäsidischen Heer keine Rekruten zu liefern." 3 Denkbar ist allenfalls, daß eine kleine Zahl von Sklaven zentralsaharischer Herkunft in den 'Iräq gelangte und dort aufgrund ihrer Seltenheit und ihres Preises in herausgehobener Stellung eingesetzt wurde. So ließe sich der Fall des einzigen bekannten Angehörigen dieser Gruppe verstehen: Aus einer Gruppe von über achtzig Sklaven, die auf einer der Baustellen von den Aufständischen aufgegriffen werden, wird von vieren der Name überliefert, darunter der von Räsid al-Qarmätl.2'4 Die namentliche Erwähnung stellt eine Auszeichnung dar, die, so die Überlegung, einer Sonderstellung gegenüber der Menge der Zang Rechnung trägt. Dasselbe trifft auf den oben genannten Abü Sälih Mufarrig an-Nübl zu, und auch bei allen anderen mit nisba (Herkunftsname) bezeichneten aufständischen Sklaven verhält es sich so: Räsid al-Magribl, dessen Nisba nach dem Magrib, dem islamischen Westen, weist, gehört in dieselbe Vierergruppe;215 Sälim az-ZagäwI, der offensichtlich von den Zagäwa im westlichen Sudan stammte, führte ein militärisches Kommando; 2 ' 6 ebenso 'Atä' al-Barbarï, dessen Nisba sowohl das berberische Nordafrika wie auch das Land Barbara am Horn von Afrika meinen kann; 2 ' 7 'Anbar al-Barbarï war mit 'All b. Muhammad persönlich bekannt;2'8 Raihän b. Sälih al-Magribl schließlich zählt zu den obersten Heerführern der Aufständischen und diente 'All b. Muhammads Sohn Ankaläy als Kammerherr;2'9 um den verwundeten schwarzen Sklaven

213

214

219

Ptolemaeus [= Kitäb Süral al-ard, Auszug], H g . / Ü . : H . VON M Z I K , in: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos.-hist. Kl. 59 (1917) 4, 39Í: ¿ j ' h · ' . lies: Agramantis oder óàramantis, vgl. 23. PIPES, Black Soldiers, 94; B A C H A R A C H , African Military Slaves, 473. # 0110 = Ta'rth 3,1749 > Sarb 8,133 o. # 0109 = Ta'rth 3,1749 > Sarh 8,133 Θ. # 0258 = Ta'rth 3, 1758 Θ . H A L M , Traditionen, 68, vermutet grundlos eine größere Zahl von Zagäwa. # 0691 = Ta 'rih 3,1780 > Sarh 8,137 Θ. Zu Ard al-Barbar und Barbara Murüg, § 244. # 07J1 = Ta 'rih 3,1782 Θ. # 2762 = ebd., 2007 > Tagärib, fol. 62r > 'Uyün 4, 50; Kämil η, 2ji > Zubda, fol. J9r · Nihäya 25, 160 · 'Ibar 3, 680; Sarh 8, 193 Θ. # 2770 = Ta 'rih 3, 2008 > Kämil 7, 251 > Zubda, fol. 59a · Nihäya 2j, 160; Sarh 8, 194 Θ. Als Gewährsmann wird er anfanglich ohne Nisba

Einleitung

72

Dìnàr bekümmerte sich 'Ali b. Muhammad persönlich.220 Drei Anführer der Aufständischen tragen die Nisba az-Zangï, bei zweien bezeichnet sie aber nicht die Herkunft: Az-Zangï b. Mahrubän (oder Mihrän) scheint vom Nahr Mihrän (Indus) zu stammen, dessen Anrainer in den Augen der Araber ebenfalls von schwarzer Hautfarbe waren,221 und Darmawaih (pers. Darmüya) az-Zangï muß ausweislich seines Eigennamens als Perser identifiziert werden.222 Die Bezeichnung als Zangï dürfte eine Synekdoche für die ihnen unterstehenden Zang-Truppen sein und führt gerade so in die Irre, wie wenn man, was geschehen ist, 'Ali b. Muhammad einen Zangï nennte.223 Das gilt erst recht für Anführer der Zang, die wie Zuraiq 224 keine Nisba besitzen, oder deren Nisba anderweitig bedeutsam ist; so bei Riyäh al-Qindali, der offenbar vom Nahr al-Qindal kam.225 Als Beispiel für eine solche Übertragung kann 'Abdallah al-Mudauwab dienen, der bei Ibn Abi l-Hadid unter dem Namen Abü 'Abdallah az-Zangï al-Mudauwab wiederkehrt.226 Es ist zwar möglich, daß es sich bei Nadir al-Aswad, dessen Beiname al-Haffär (der Kanalschaufler) seine ursprünglich niedrige Tätigkeit verrät, um einen Zangï handelt.227 Aber allein im Falle eines gewissen Sandal az-Zangï ist wirklich gewiß, daß einer, den wir als Zangï gelten lassen können, eine Offiziersposition innehatte.228

genannt. S. u., 109, 136. Zur Familie 'Ali b. Muhammads Ibn Hazm, öamharat ansah al'Arab, Hg.: Ά . M . HÄRÜN, Kairo 1382/1962,57, 283. # 0497 = Ta'rih 3 , 1 7 7 1 Θ. Z u v o r # 0483 = ebd., 1770 O. 22

# 179J = ebd., 1926 - gegen Sarh 8, 164: Mahrubän az-Zangï Θ. # 1831 = Ta 'rih 3, 1928 Θ. Vgl. ebd., 1926 Anm. a, 1928 Anm. o. Zur Betrachtung der Inder als aswad (schwarz) alöähiz, Fahr, 79 (177); Murüg, § 170; ULLMANN, Neger, 2if. Der Name ist dennoch erstaunlich. '

223

Ε Γ 1,

# 3442 = Ta'rih 3, 209J. O h n e Nisba: # 3458 = ebd., 2096. # 3469 = ebd., 2097.

3893b

( B . LEWIS,

'All b. Muhammad al-Zandjl);

F . DAFTARY,

The Ismä'ilis, Cam-

bridge 1 9 9 0 , 1 1 7 . 224

Zu Zuraiq # 0103 = Ta'rih 3, 1748 > Tagârib, fol. 32V • Muntaçam q. ¿, 684 · Sarh 8, 133 Θ. # o 6 6 j = Ta'rih

225

3 , 1 7 7 9 Θ. # 0 7 6 6 = e b d . , 1 7 8 2 > Sarh 8 , 1 3 8 Θ. Z u # 0 7 8 6 s. u., 1 4 4 A n m . J 9 .

Ferner # 1553 = Ta'rih 3,1905 > Tagârib, fol. 51V: Abü n-Nidä' Θ. # 2142 = Ta'rih 3, 19J7 > Kämil7, 237 > Zubda, fol. 52V · Nihäya 25,143: Täbit b. Abi Dulaf Θ. # 2665-2667 = Ta'rih 3, 1999: Madbad, Ibn Ankalwaih und Manina - gegen Sarh 8, 190: Marbadä, Bar Naküba und Bailawaih Θ. # 2143 = Ta'rih 3,1957 > Kämil η, 237 > Nihäya 25,143: Lu'lu' Θ. # 1097 = Ta'rih 3, 1901 - gegen Tagârib, fol. jir: Rabäh Θ. Vgl. Buldän 4, 183; Karte bei HALM, Traditionen, 129.

# 1789 = Ta 'rih 3 , 1 9 2 J > iarh 8,163 o . 227 g

# 3410 = Ta'rih 3, 2092 > Sarh 8, 210 Θ. Er ist möglicherweise mit Abu Na'ga Nadir identisch; # 0 7 4 0 = Ta 'rih 3 , 1 7 8 2 o .

# 2598, 2599 = ebd., 1992 > Sarh 8, 187 · Kämil 7, 246 > Nihäya 25, 155 Θ. S. u., 207. Nicht ersichtlich ist, warum E P 7 , 5 2 6 b (A. POPOVIC, al-Mukhtära) den Aufständischen Muslih mit der Nisba az-Zangi belegt. Sie fehlt in # 0701 = Ta'rih 3, 1780. # 079J = ebd., 1784. # 1 2 3 2 = ebd., 1 8 6 1 .

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

73

Offensichtlich verhielt es sich gemeinhin so, daß die Zang die Menge der einfachen Aufständischen und mithin die Fußtruppe des Aufständischenheeres stellten, ihre Anführer aber nicht aus ihren Reihen kamen. Wir können daraus schließen, daß die Hinweise auf aus Nubien, Nord- oder Westafrika stammende Sklaven zwar nicht gegenstandslos sind, daß sie aber stets höherstehende Personen mit Führungsaufgaben bezeichnen und sich folglich verzerrend auf das Bild von der herkunftsmäßigen Zusammensetzung der Sklaven auswirken. Auch die nubisch-garamantische Hypothese erklärt also anderes als die Herkunft der Zang. 3. O s t a f r i k a n i s c h e Hypothese: Sie ist in der Literatur am weitesten verbreitet und wird von H A L M zumindest für einige Individuen, »die eigentlichen Zang«, angenommen. 329 Anders als bei den vorigen Hypothesen fehlen Nisben, die auf das Biläd az-Zang hinweisen.230 Statt dessen wird die Herkunft der 'iräqischen Zang aus der geographischen Literatur und Reisebeschreibungen begründet, ergänzt durch fremdsprachliche Lautanalogien. Gegen TALHAMIS Behauptung von der Austauschbarkeit von südän und Zang wurde oben ein technischer Gebrauch von Zang aufgezeigt. Das beantwortet jedoch nicht die historische Frage, ob, wann und wie tatsächlich Zang aus Ostafrika in den 'Iraq gelangt sein sollen. Eine befriedigende Antwort hierauf muß vor den Terminus ante quem, den Aufstand von 70/ 689, hinaufreichen. Aufgrund eines Hiatus zwischen den antiken Quellen und der arabischen Literatur, die erst ab dem späten 3-/9. Jahrhundert über die Seefahrt im Indischen Ozean handelt, scheint ein Tatsachenbeweis nicht möglich. Man darf allerdings nicht übersehen, daß dieser Hiatus keine Besonderheit der Ostafrikafahrt ist, sondern daß der frühislamische Seehandelsverkehr im Indischen Ozean überhaupt nur in Spuren überliefert ist; auch die seit dem 3-/9. Jahrhundert regelmäßig von Muslimen befahrene Chinaroute erschließt sich erst aus Quellen des 4./10. Jahrhunderts. 231 Im einzelnen wissen wir immerhin, daß der Seeweg von Südarabien nach Ostafrika schon in vorislamischer Zeit bestand,232 und daß die dafür unerläßliche Kenntnis der Monsunwinde von den Griechen auf die arabischen und per-

2 2 9

230 231

232

H A L M , Traditionen, 69. Vgl. as-Säbi', Wuzarä 12: Unter den schwarzen Soldaten al-Mu'tadids sind neben den aus Ägypten und Mekka angekauften Zagäwa und Nüba auch azZang al-'agam al-musta'amina min 'askar al-härigi bil-Basra wa-hum gutm qtthhya'kulüna luhüm an-näs (die in den amän gekommenen östlichen Zang aus dem Heer des Rebellen zu Basra, echte Barbaren, die Menschenfleisch und Aas verspeisen). Zu Muslim b. Hälid az-Zangl s. o., 53 Anm. 115. H O U R A N I , Arab Seafaring, 46-yo, 66; M A S A O / M U T O R O , East African Coast, 566. Weiterführend T. L E W I C K I , Les premiers commerçants arabes en Chine, in: Rocznik orientalistyczny » (1935). 1 7 3 - 1 8 6 · Periplous, § 16.

74

Einleitung

sischen Seefahrer übergegangen war. 333 Die schon erwähnte säsänidische Eroberung Südarabiens hatte den Seeweg aus dem Mittelmeerraum durch das Rote Meer nach Ostafrika unterbrochen und dort einerseits den Niedergang des Handels, andererseits eine leidliche Umorientierung auf den vorderasiatischen und indischen Raum bewirkt. 534 Die arabischen Quellen des 3-/9. und 4./10. Jahrhunderts weisen viele Handelswaren aus Ostafrika aus/ 3 5 darunter auch eine Holzart namens därzangt ,2ib Sklaven kommen auffallend selten vor — in der noch zu erwähnenden Lobrede v o n al-ôâhiz, in der Mirabiliensammlung von Buzurg b. Sahriyär (sehr. 342/953) in 337 dem Geschichtswerk von al-Mutahhar b. Tähir al-Maqdisï (st. 35/966). Der sonst so kenntnisreiche al-Mas'üdl erwähnt keinen einschlägigen Sklavenhandel. 238 Erneut ist vor einem Argumentum e silentio zu warnen. Wie man im allgemeinen v o n der Existenz eines Sklavenfernhandels während der ersten islamischen Jahrhunderte ausgeht, obwohl er sich erst im 4./10. Jahrhundert in den frühesten Sklavenkaufratgebern niederzuschlagen beginnt, so darf man auch die Möglichkeit eines Handels mit Ostafrika im besonderen nicht grundsätzlich verneinen. Dies um so weniger, als sich zeitgenössische Ursachen der aus unserer Sicht so nachteiligen Nachrichtenlage erkennen lassen: Die Quellen zur Sklaverei, gerade auch die späteren Sklavenkaufratgeber, behandeln zwar des längeren Aussehen, Gestalt, Herkunft, Eigenschaften und Eignungen von Sklaven, schweigen aber über alle praktischen Belange und Erfahrungen der berufsmäßigen Sklavenfönger, -treiber und -händler einschließlich der Methoden der Sklavenbeschaffung und der benutzten Handelsrouten. 2 3 9 Sklaven waren offensichtlich erst interessant, sobald sie auf dem Markt feilgeboten wurden. 240 Damit hängt außerdem zusammen, daß Sklaven vor allem in Verbindung mit dem Herrn, mit dem sie in häuslicher Gemeinschaft leben, erwähnt werden, und zwar desto eher, je höher ihr Preis, ihre Befähigung oder ihr häuslicher Rang sind. So über233

Murüg, § 258. DORESSE, Histoire sommaire, 105,113-115; I. HRBEK, Egypt, Nubia and the Eastern Deserts, in: R. OLIVER (Hg.), The Cambridge History of Africa, Bd. 3, Cambridge 1977, 84^ P. CRONE, Meccan Trade and the Rise of Islam, Princeton 1987,79. 235 Al-Ya'qübí, Ta 'rib ι, 207; ders., Buldän, }66f (237O; Ibn Hurradâdbih, Masâlik, 61 (41); Sulaimän/Abü Zaid, Ahbär, 138 (2, 144); al-Istahrï, Masälik, 127; Murüg, §§ 363, 365, 367, 849; 6 Ibn Hauqal, Sürat al-ari, 281 (277). Murüg, § 256; wohl von pers. *dâr-zangi (Negerholz). 237 Buzurg, 'Agä'ib, 53, 175; al-Maqdisï, Kitäb al-Bad' wat-ta'rih, 6 Bde., Hg.: C. HUART, Paris 1899-1919, hier 4, 70 (frz.: Le livre de la création et de l'histoire, 6 Bde., Ü . : DERS., ebd. g 1899-1919. hier 4, 6j). So TALHAMI, Zanj Rebellion, 448F. 239 Vgl. H . MÜLLER, Die Kunst des Sklavenkaufs, Freiburg i. Br. 1980,15—18, 31, 209-211. 240 Eine Ausnahme bildet die im baqt geregelte Sklaveneinfuhr Ägyptens von den Nüba. S. o., 6 9 f. 234

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

75

rascht es nicht, daß selbst der am Vorabend des Aufstandes der Zang in Basra gestorbene Literat al-öähiz, der eine ganze Abhandlung eigens über die dem Luxus dienenden Gesangssklavinnen verfaßte, 241 die vor den Toren der Stadt lebenden Zang völlig übergeht. 342 Der Blickwinkel der freien Muslime war der Überlieferung von Nachrichten über Sklaven um ihrer selbst willen äußerst abträglich. Wir sollten daher dem Fehlen von Nachrichten über die Versklavung ostafrikanischer Zang und ihre Verwendung als anonyme Agrarsklaven keine historische Beweiskraft zumessen. Versuchen wir statt dessen, in den Grenzen einer Wahrscheinlichkeitsdiskussion die Frage zu klären, ob die Voraussetzungen eines ostafrikanisch-'iräqischen Sklavenhandels in der Mitte des 1./7. Jahrhunderts als gegeben angenommen werden dürfen oder nicht. Der Abstand von rund fünfunddreißig Jahren zur Abfassung der wichtigsten Zang-Studien gibt hierzu einigen Anlaß. Voraussetzungen frühislamischer Sklaveneinfuhr aus Ostafrika Die meisten Autoren gehen aufgrund der Quellen zum Aufstand der Zang von 70/689 davon aus, daß die Einfuhr von Zang-Sklaven einige Zeit zuvor begann, unterlassen es aber, die Schwierigkeit dieser Annahme angesichts des Mangels an Zeugnissen eines solchen Sklavenhandels näher zu erörtern. 243 TALHAMI dagegen knüpft eine etwaige Sklaveneinfuhr aus Ostafrika an die Voraussetzung eines Seehandels mit dem 'Iraq: Da ein stetiger und siedlungsarchäologisch nachweisbarer Handel erst ab dem späten 5./11. Jahrhundert durch die von persischen Einwanderern in Ostafrika gegründete Sïrâzï-Kultur aufgekommen sei, dessen unregelmäßige Anfänge nicht vor dem 3 / 9 . Jahrhundert lägen, sei es chronologisch ausgeschlossen, daß die 'iräqischen Zang von dort eingeführt wurden. 244 Sie legt damit zu Recht eine Schwäche in der Mehrheitsauffassung bloß. Allerdings übergeht

241

242

243

244

Al-Cähiz, Risila!al-Qiyän, in: Rasä'ilal-öähiz,, Bd. 2, Hg.: Ά . M. HARUN, Kairo 1964,143182 (engl.: The Epistle on Singing-Girls of Jähiz, Ü.: Α. F. L. BEESTON, Warminster 1980). Bemerkt sei jedoch die Stelle im Fahr, 77, wo es heißt läyabqä walad az-Zangiyain ba'da lbaid (U. RESCHER, 1736 »Die Nachkommen der Zendsch aber bleiben freilich nach Erlangung ihrer Mannbarkeit zumeist nicht im Lande [?]«). Der Grund ihres Verschwindens bleibt ungenannt. Bspw. STORBECK, Geographen, 164; AS-SÄMIR, Taurat az-Zang, 22, 24; CAHEN, Leçons 2, 6, 23; ROTTER, Stellung, îojf, und HALM, Traditionen, 49, 69, 72, beide aber der Erklärung aufgrund der äthiopischen Hypothese ein Stück enthoben, vgl. 24f bzw. 6jf; DORESSE, Histoire sommaire, 124, 135; Popovic, Révolte, 6of; MORONY, Iraq, 272f; 'ULABÏ, Taurat azZang, 104-106. TALHAMI, Zanj Rebellion, 444, gestützt auf N. CHITTICK, The >Shirazi< Colonization of East Africa, in: J. D. FAGE/R. OLIVER (Hg.), Papers on African Prehistory, London 1970, 274-276.

Einleitung

76

sie ihrerseits die Aufstände der Zang im 1./7. Jahrhundert, durch die ihre Kritik in Erklärungsnot gebracht würde. So schließen die Positionen einander scheinbar aus, ohne sich zu widerlegen. Der Widerspruch verliert sich, wenn stärker als bisher die materiellen Befunde der Archäologie Ostafrikas berücksichtigt werden. Hielt man lange Zeit eine arabische Inschrift in der Moschee von Kizimkazi auf Sansibar aus dem Jahre 500/1107 2 4 5 für das älteste sichere Zeugnis muslimischen Einflusses, sind zunehmend Gründe für eine frühere Datierung aufgetreten. Maßgeblich sind die Grabungen auf der tansanischen Insel Kilwa, welche säsänidisch-islamische und islamische Keramik aus der Zeit zwischen 800 und 1 0 0 0 n. Chr. zutage brachte (Kilwa 1a), 246 und in Shanga auf der Insel Pate im kenianischen Lamu-Archipel, wo dieselbe Ware schon um 760 n. Chr. auftritt (Shanga A) und ein Moscheebau bis gegen 780 n. Chr. zurückverfolgt werden kann (Shanga B). 247 Diese Befunde zeigen, daß der Seeweg aus dem Persischen G o l f nicht erst zur Zeit der sogenannten SïrâzïKultur (Kilwa n, spätes 12. bis spätes 13. Jahrhundert n. Chr.) befahren wurde. Unterstrichen wird dies durch die seit den achtziger Jahren wachsende Einsicht in die vornehmlich autochthonen Wurzeln der SwahiliZivilisation, welche man nunmehr auf vorchristliche Zeit zurückgehen sieht. Sie dürfte den Handelsverkehr in frühislamischer Zeit in stärkerem Maße angezogen haben als ursprünglich angenommen. In dieser Frage sind weitere Erträge zu erwarten, zumal die Erforschung der Beziehungen zwischen Küste und Hinterland andauert. Islamischer Einfluß gilt nun f ü r das 2./8. Jahrhundert als gesichert. 248 2 4 5

2 4 6

247

The Kufic Inscriptions of the Kisimkazi Mosque. Zanzibar. 500 H . (A.D. 1107), in: JRAS 1922, 257-264. Offenbar aus dem Jahre 498/noj datiert ein arabisches Epitaph im somalischen Baraawe, das aus zweiter Hand mitgeteilt wird von E . C E R U L L I , Somalia, Bd. ι, Rom 1957,37 Nr. 8. N. C H I T T I C K , Kilwa. An Islamic Trading City on the East African Coast, Bd. ι, Nairobi 1974, 18, 27f, näher 31-33. Für weitere Grabungsberichte mit Töpferwarefunden des >Samarra-Horizonts< in Ostafrika D. W H I T E H O U S E , Abbasid Maritime Trade, in: T. M I K A S A (Hg.), Cultural and Economic Relations between East and West, Wiesbaden 1988, (η{ Anm. 8. Rein legendär sind die Überlieferungen von der Gründung der SlräzI-Kultur durch zwei aus Oman geflohene Noble im Jahre 69/689 und von anderen frühen Einwanderungen in den einheimischen Chroniken von Kilwa, Lamu und Pate sowie in dem somalischen Kitäb az-Zunüg, J. DE V. A L L E N , The »Shirazi« Problem in East African Coastal History, in: Paideuma 28 (1982), 9-16, 25. Weiterführend zur afrikanischen Quellenlage C. H. S T I G A N D , The Land of Zinj, London 1913, 29-102; I N G R A M S , Zanzibar, 73-77; G. R O T T E R , Muslimische Inseln vor Ostafrika, Stuttgart 1976, 26f. M. C. H O R T O N , Early Muslim Trading Settlements on the East African Coast. New Evidence from Shanga, in: Antiquaries Journal 67 (1987), 3iif; DERS., Shanga. The Archaeology of a Muslim Trading Community on the Coast of East Africa, London 1996, 274a277a, 397b-398b, 420a. Zu der ungefähr gleich alten Moschee in Mbui auf Pate kurz DERS., Settlements, 297; DERS., Shanga, 24b. S. FLURY,

Fallbeispiel: Der Aufstand der Zang

77

Zu nennen sind außerdem numismatische Befunde. Auf Sansibar wurden drei parthische und zwei säsänidische Münzen des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. gefunden. 249 In Kiomani bei Tanga an der tansanischen Küste nördlich von Sansibar grub man zwei umaiyadische Kupfermünzen aus, die in die erste Hälfte des 2-/8. Jahrhunderts gehören. 2 ' 0 Aus Unguja Ukuu auf Sansibar weiß man von einem im Jahre 182/798, also ungefáhr zu Beginn der Periode Kilwa ia, geprägten Dinar des barmakidischen Wesirs öa c far b. Yahyä. 2 ' 1 Die Fundsituationen sind meist unzureichend dokumentiert,252 doch die Streuung der Fundorte und Provenienzen läßt nicht vermuten, daß die Münzen durchweg lange nach der Prägung nach Ostafrika gelangten. Hingewiesen sei auch auf die Erwähnung von Zang-Sklaven in chinesischen Qyellen des späten 8. und frühen 9. Jahrhunderts, und zwar für das Jahr 614 auf Java, für die Ta-Li-Periode (766-779) in China und für das Jahr 813 und die Zeit der Tang-Dynastie im allgemeinen (618-906),253 sowie auf die Erwähnung von Zang in javanischen Inschriften ab 860.254 Obwohl 24

Ebd., 421a; F . A. C H A M I , A Review of Swahili Archaeology, in: African Archaeological Review LJ (1998), 20Normseiten< von standardisierter Zeilenzahl und -länge handelt. Zur Frage früher bzw. später endender Fassungen F. ROSENTHAL, Translator's Foreword, in: Ta'rth (engl.) 38, xiv-xix; DERS., General Introduction, in: Ta'rih (engl.) 1,133. # 1240 = Ta'rih 3, 1862. Zu at-Tabarï in Bagdad ROSENTHAL, General Introduction, 31-44; E P io, 11b (C. E. BOSWORTH, al-Tabarï).

Quellen

wohner Bagdads vielfach Kriegsfolgen erlebte, beispielsweise die Ankunft von Flüchtlingen aus dem etwa 90 km entfernt am Tigris liegenden Ort öargaräyä, nachdem die Aufständischen dorthin vorgestoßen waren.7 Anderes mag ihn durch Hörensagen erreicht haben, aber es scheint sich nichts davon niedergeschlagen zu haben. Ungeachtet möglicher lebendiger Eindrücke und tagesaktueller Informationen, die at-Tabarïs Aufstandsbericht als primäre Quelle hätten qualifizieren können, ist dieser doch sekundär, denn er folgt bekanntlich - mit Ausnahme einer einzigen Passage8 - einem schon fertig vorliegenden Bericht, dem Kitäb Ahbär Sähib az-Zang wa-waqä'i'iht. Hier sei nur kurz rekapituliert, daß sein Verfasser der gebildete persischstämmige Schiit Muhammad b. al-Hasan b. Sahl, genannt Sailama (st. 280/893), war, der selbst bis fast zuletzt an dem Aufstand teilnahm und somit Augenzeuge im Inneren der Ereignisse Wurde. Kurz vor der endgültigen Niederwerfung des Aufstandes lief er auf die Regierungsseite über und verbrachte dann zehn Jahre am Kalifenhof in Sämarrä', wo er seine Kenntnisse um Augenzeugenberichte von Dritten ergänzte und die genannte Monographie und anderes mehr niederschrieb (Deperdita 2—4). In selbständiger Form sind die Ahbär verloren, doch at-Tabarl überliefert sie im Ta'rìh, seiner monumentalen, später gewissermaßen kanonisch gewordenen Universalchronik.9 Dies begründet die Hauptüberlieferung des Aufstandsberichtes. Allerdings ist die Wiedergabe lückenhaft, wie H A L M feststellt.10 At-Tabarï nennt die Vorlage zwar nicht beim Titel, doch die auf áailama zurückgehenden Isnäde zusammen mit Angaben bei al-Mas'üdl und in der biobibliographischen Literatur lassen keinen Zweifel an der Identifizierung. Zwischen der Niederschrift der Ahbär (nach 270/883) und ihrer Aufnahme in den Ta'rìh (bis 302/915) liegen höchstens drei Jahrzehnte.

General Introduction, 2if, 36. Diese Familie war von der Aktivität des nachmaligen Herrn der Zang schon vor Beginn des Aufstandes betroffen, indem zwei Sklaven von Yahyä b. 'Abdarrahmän b. Häqän, einem Vetter des erwähnten Wesirs, zu 'All b. Muhammad stießen, als dieser 254-255/868-869 in Bagdad auftrat; # 0053, 0054 = Ta'rìh 3, 1747fr Musriq und Rafiq, umbenannt in Abu Ahmad Hamza bzw. Abü 1-Fadl Ca'far. # 1847,1848 = ebd., 1932. # 3516-3521 = ebd., 2130 < N. N. < silf Zikrawaihs < Hamdän Qarmat Θ. S. u., 151. Die Begriffe >Universal-< und >Weltchronik< werden oft ungenau oder gar nicht unterschieden. Im folgenden gelten Werke, die Schöpfungsgeschichte und Kosmologie einschließen, als Universalchroniken, rein menschheitsgeschichtliche Werke dagegen als Weltchroniken. Vgl. Ε Γ S , 253a (H. A . R. G I B B , Ta'rlkh). Unabhängig von dieser Unterscheidung ist der räumliche Rahmen der meisten Chroniken de facto auf die Länder des Islams und oft auf den islamischen Osten allein beschränkt. Vgl. C A L A S S O , Universal History, 207. Zu Sailama grundlegend H A L M , Traditionen, 8-11: Person, 11, 78, 114fr Überlieferungslükken, n f , 2 9 , 1 2 2 Í Verlust. Vgl. P O P O V I C , Révolte, 171Γ S. u., 107-112. ROSENTHAL,

7

9

86

Quellen und Methode

Hinsichtlich der überlieferungspraktischen Beziehung zwischen atTabarï u n d Sailama bestanden nie Zweifel daran, daß sie rein schriftlicher Art war. Es wird ihm ein Exemplar von Sailamas Aufstandsbericht vorgelegen haben, aus dem er Textteile auswählte und seiner C h r o n i k inkorporierte. Indes lohnt es sich, einige Selbstverständlichkeiten näher darzulegen, als es bisher geschehen ist, damit deutlich wird, warum andere Arten der Übermittlung nicht in Betracht k o m m e n , obwohl die beiden Schriftsteller Zeitgenossen waren u n d zehn Jahre lang nur etwa 1 2 0 km voneinander entfernt lebten. Zunächst darf man nicht davon ausgehen, daß at-Tabarï áailamas Bericht auf dem Weg eines Lehrdiktates erhielt. In keinem seiner Isnäde (Kap. 6) treten Ausdrücke auf, wie sie in der Traditionswissenschaft typischerweise gebraucht werden, u m autoritative personale Überlieferung anzuzeigen oder doch zu behaupten (etwa haddatanï, ahbaranï, qara 'a 'alaiya, kataba ilaiya oder igdzatan); vielmehr stehen Ausdrücke, die v o n der nichtpersonalen, nichtautorisierten Hadltüberlieferung her bekannt sind: qäla (er sagte) und dakara (er berichtete)." Natürlich kennt auch der traditionalistische Begriffsgebrauch Schwankungen, aber angesichts der bekanntermaßen gleichmäßigen Arbeitsweise at-Tabarïs darf seine Wortwahl aufs Ganze als stichhaltig gelten, solange keine gegenteiligen Anhaltspunkte auftreten. Ferner ist es höchst unwahrscheinlich, daß at-Tabarï u n d Sailama sich überhaupt im R a h m e n eines Diktatkollegs hätten begegnen können, denn in diesem Fall hätte at-Tabarï der Schüler und Sailama der Lehrer sein müssen. Hält man sich v o r Augen, daß ersterer als Rechtsgelehrter, Koranexeget und Traditionarier ein Saih v o n hohem Rang war, ganz der Wissenschaft lebte u n d sich v o n öffentlichen und H o f ä m t e r n fernhielt, 1 3 während letzterer keine religiöse Lehrautorität besaß und als Literat zur Entourage des Kalifen gehörte, so ist eine solche Begegnung schwer vorstellbar. M i r wäre auch kein vergleichbarer Fall aus den zeitgenössischen Abschnitten v o n at-Tabarïs C h r o n i k bekannt. M a n darf endlich ausschließen, daß Sailamas Bericht postum durch mündliche Überlieferung im R a h m e n von Kollegs an at-Tabarï gelangt sein könnte. O h n e Frage kamen die Ahbär auf schriftlichem Wege in at-Tabarïs H a n d und wurden v o n ihm unautorisiert überliefert. In der Terminologie der Traditionswissenschaft, die von at-Tabarï auch auf sein historisches Werk angewendet wurde, heißt dieser Vorgang wigäda ( A u f f i n d u n g , Ent-

Allgemein GAS 1, J9F, ηη{, 240-243, 324f; GUNTHER, Quellenuntersuchungen, 44-48. Zu at-Tabarï im besonderen M. J. DE GOEJES Introductio in den Ta'rih, n; ROTTER, Überlieferung, io6f; ROSENTHAL, General Introduction, 5—7, 53. Später wird ihm baddatani untergeschoben; s. u., 134 Anm. 4. Vgl. ebd., 36-38, 61-63; C· GILLIOT, Exégèse, langue et théologie en Islam. L'exégèse coranique de Tabari (m. 311/923), Diss., Paris 1990,19-37; E l 1 1 0 , 1 2 b (C. E. BOSWORTH, al-Tabari).

Quellen

87

lehnung).13 Im Hadït ist damit eine Überlieferung minderer Güte gemeint, in unserem Fall aber schließen zwei entgegengesetzte Folgerungen an. Erstens können wir angesichts der großen zeitlichen und räumlichen Nähe beider Schriftsteller sicher sein, daß Sailamas Buch die Vorlage der Kompilation bildet und keine Zwischenglieder zu erwägen sind; nur at-Tabarl selber kommt als textverändernde Instanz in Betracht. Gerade von ihm wissen wir allerdings, wie sehr er im allgemeinen auf die Sicherung seines Materials in der vorgefundenen Form bedacht war und dessen innere Widersprüche bestehen ließ, damit der Leser sich ein eigenes Urteil bilde.' 4 Folglich geht zweitens unsere Erwartung dahin, daß er auch in $ailamas Text nicht entscheidend eingriff. In der Tat scheint er vor allem Auswahl und Weglassung betrieben zu haben, wobei die Überlieferung, H A L M zufolge, streckenweise eine ziemlich gedrängte Paraphrase darstellt.'5 Damit ist freilich noch nichts über inhaltliche Abweichungen gesagt, denn es war, wie schon erwähnt, in der Geschichtsschreibung im Unterschied zum Hadxt stets üblich und zulässig, sinngemäß zu überliefern (ar-riwäya bil-ma'nä) statt wortgetreu (ar-riwäya bil-lafy)^ Gerade auch die von H A L M erkannte nachträgliche Einfügung von Schimpfnamen für 'All b. Muhammad wie al-Habtt (der Schlechte)'7 bleibt oberflächlich und beeinträchtigt den historischen Wert des Materials nicht. Wir können daher die Einschätzung treffen, daß die Überlieferungslinie at-Tabarï < Sailama kurz, unmittelbar und von schriftlicher Art ist und sich nicht weit vom Ausgangstext entfernt. Die annalistische Gliederung des Berichts und die - nicht ins Gewicht fallende - Unterteilung nach Kalifen sind selbstverständlich Zutaten atTabarïs, ebenso der am Schluß jedes Jahreskapitels auftretende Abschnitt mit Nekrolog, Vermischtem und der Nennung des Leiters der Pilgerfahrt. Quantitativ gesehen, nehmen die Auszüge aus den Ahbär rund drei Viertel der betreffenden fünfzehn Jahreskapitel ein, so daß der Aufstand das bestimmende Geschehen dieses Geschichtsintervalls im Ta'rib darstellt. Das verbleibende Viertel behandelt Interna des Kalifenhofes und das Machtstreben der türkischen Garden, die Usurpation des ersten Saffäriden in den iranischen Provinzen, Nekrologe und gelegentlich Vermischtes. Mit 13

Vgl. GAS 1, J9f, 78f, 24of, 243; ROTTER, Überlieferung, io6f, 122-124; GÜNTHER, Quellenuntersuchungen, 48; auch schon R. P. A. Dozr, Supplément aux dictionnaires arabes, 2 Bde., Leiden/Paris i88i, s. v. '4 Ta'rih 1, 6f, j6. Vgl. R O S E N T H A L , General Introduction, J 4 f , vgl. j6: Kritik am Urteil in G A L ' 1, 148; CAHEN, History, 200; T. KHALIDI, Arabic Historical Thought in the Classical Period, Cambridge 1994, η(>(, 8of; Ε Γ 1 0 , 1 3 b - i 4 a (C. E. BOSWORTH, al-Tabari). HALM, Traditionen, lif, 75, 78, ii4f. ABBOTT, S t u d i e s , 1, 9; ROTTER, U b e r l i e f e r u n g , 1 0 8 , 1 1 4 ; SCHOELER, R e z . WERKMEISTER,

DERS., C h a r a k t e r , 7 ; . '7

HALM,

238.

Traditionen, 114.

AI-Habit erstmals Ta'rib

3, 1785. Vgl.

Ta'rib

i2j;

(engl.) 36, 66 Anm.

Quellen und Methode

88

rund 265 Druckseiten gestaltet sich der Aufstandsbericht sehr ausführlich, wobei der größte Teil auf die Jahreskapitel 255, 267 und 269 h. entfällt; sie zählen zu den am besten dokumentierten Abschnitten der 'abbäsidischen Geschichte bei at-Tabarl. 2. al-Mas'üdi (st. 345/956), Murüg ad-dahab wa-ma 'ädin al-gauhar (Die Goldwiesen und Edelsteingruben) ENTST.:

3 3 2 / 9 4 4 in K a i r o , überarbeitet bis 336/947 ( u n d 345/956, verloren).

SPANNE: S c h ö p f u n g - 3 3 6 / 9 4 7 (345/956?). TEXT:

Ed.

BARBIES,

DE

MEYNARD/PAVET lé2 1

§§ 3107> 3125> 3 1 44Í

3

DE

COURTEILLE,

Bearb.:

PELLAT,

· 3 79~3l86. 3 l8 9. 3!96> 3 2 7 8 ~3 2 8 ° (Um-

f a n g ca. 6 S.). UBERS.:

L e s p r a i r i e s d ' o r (DIES.), § § w i e E d .

Die Murüg, ein enzyklopädisches Werk mit chronikalen, geographischen und vergnüglich literarischen Anteilen, das insgesamt zur unterhaltenden Bildungsliteratur (adab) zählt, bieten keinen geschlossenen Aufstandsbericht, sondern nur einige bruchstückhafte und teils anekdotische Nachrichten, die locker in die Kapitel zu den Kalifen al-Muhtadl (255-256/869-870), al-Mu'tamid (256-279/870-892) und al-Mu'tadid (279-289/892-902) eingestreut sind. Sie wurden dennoch in das Quellenkorpus aufgenommen, denn zum einen faßt al-Mas'üdi sich ausdrücklich nur aus dem Grunde kurz, daß er die Geschichte des Aufstandes früher schon einmal, und zwar in seinem verlorengegangenen Kitäb al-ausat (Deperditum 10), ausführlich behandelt hat. Zum anderen bieten die Murüg einige singuläre Nachrichten. 'Ali b. Muhammad wird in religiös-politischer Hinsicht erstmals nicht als schiitischer Prätendent behandelt, sondern den Härigiten und dabei der besonders übel beleumundeten Richtung der Azäriqa (Azraqiten) zugerechnet.'8 Weiter werden Kenntnisse von Leben und Sprache der Zang in Ostafrika geboten, die al-Mas'üdi auf einer Reise, welche ihn eigenen Angaben zufolge im Jahre 304/916 dorthin führte, gewonnen haben mag.'9 Es ist möglich, daß auch al-Mas'üdi unmittelbar aus Sailamas Ahbär schöpfte, denn er nennt ihren Titel und bezeichnet sie als die älteste Quelle zur Aufstandsgeschichte;JO ferner teilt er mit, daß Sailama auch in einem Buch über die sogenannte Mubaiyiditen-Sekte zu 'All b. Muhammad Stellung nahm (Deperditum 4). Der fragmentarische Charakter der Stellen läßt keine Aussage darüber zu, ob oder wie weit er tatsächlich auf diesen Schrif# o o o j = Murüg, § 3 1 4 4 . ADD # 0 0 3 8 = ebd., § 3 1 8 0 . Al-Mas'üdi war wohl imämitischer Schiit; T. KHALIDI, Islamic Historiography. The Histories of al-Mas'üdi, Diss., Albany idd

1975. >36-142. Murüg, §§ 4, 246.

# 0014 = ebd., § 314J O. ADD# 0061 = ebd., § 3278 Θ. In seiner Literaturliste am Werkanfang (§§ 8-13) sind diese Schriften nicht aufgeführt.

89

Quellen

ten fußt, jedenfalls war ihm - ein Dreivierteljahrhundert nach dem Aufstand - bewußt, daß es eine Mehrzahl von Quellen zu 'Ali b. Muhammad

gab: wa-qad sannafa an-näs fi ahbärihi wa-hurübiht wa-mä käna min amriht kutuban kattra (es wurden über ihn, seine Kriege und alles, was mit ihm zusammenhing, viele Bücher verfaßt). 21 Auch die Existenz von Nachrichten, die auf Ibrahim b. Muhammad b. al-Mudabbir, einen Gefangenen der Aufständischen, zurückgingen, war ihm zumindest dem Hörensagen nach bekannt. 22 Das sind erste Anhaltspunkte dafür, daß al-Mas'üdls Aufstandsnotizen von der Hauptüberlieferungslinie nach at-Tabarï unabhängig sind - wenngleich er at-Tabarï als autoritativen Schriftsteller sehr schätzte 33 und selbst bei ihm gehört hat. 24 Teile von al-Mas'üdls Sondergut und Varianten gegenüber dem Ta'ñh finden sich bei einigen späteren Kompilatoren wieder, so daß hier der Beginn einer Nebenüberlieferung zu sehen ist.

3. Miskawaih (st. 421/1030), Tagärib al-umam (Die Erfahrungen der Völker) ENTST.:

Um

SPANNE:

Sintflut—369/980.

TEXT:

370-372/981-983

Paris, Ms. arabe

5838,

in Bagdad. fol. 3 1 V - 3 J V ,

41V-42V,

43r-47r,

47V,

48v-49r,

49V,

5ov~52r, J2V-J3V, J4r, j4v-6jv, 66v-6jr, 71V, 72V (Umfang ca. 51 S.). Mit Miskawaih beginnt die lange Reihe der Chronisten, die at-Tabarï unanfechtbare Autorität für den von ihm behandelten Berichtszeitraum zumaßen und keine Anstrengung mehr unternahmen (oder unternehmen konnten), auf das vor ihm liegende Material zurückzugreifen. 2 ' Miskawaih, der wohl imämitischer Schiit war, 26 besaß durch den Richter, Traditionarier, at-Tabarl-Schüler und -Biographen Abu Bakr Ahmad b. Kämil (st. 350/961) die igäza (Uberlieferungsrecht) für den Ta'ñh, woraus er bis ins Jahr 302/ 914 kompilierte, davon bis 295/908 ohne Zusätze. 27 So enthalten die Tagärib — eine annalistisch, mitunter auch thematisch gegliederte Weltchronik — den ersten Aufstandsbericht in der von at-Tabarï ausgehenden Hauptüberlieferungslinie. Blockweise Weglassungen gehen einher mit meist nur ge21

add

# 0013 = ebd., § 3145 Θ.

22

ldd

23

# 0004 = ebd., § 3125 Θ. S. u., 150.

Murüg, § 11. Vgl. ROSENTHAL, Historiography, jo8. Al-Mas'üdi, Tanbth, 267 (352); Murüg, §§ 1766,1794. Vgl.

24

KHALIDI, Islamic Historiography,

148; ROSENTHAL, General Introduction, 136. 25

6

Ε Γ S, 254a (H. A. R. GIBB, Ta'rikh): ROSENTHAL, Historiography, 83^ CAHEN, History, 2 0 1

M . ARKOUN, Contribution à l'étude de l'humanisme arabe au i v ' / x ' siècle, Paris 1970,96f. 27

Miskawaih,

Tagärib,

in: Eclipse 2, 184 (;, 199). Vgl. G A L S 1, 583; G A S 1, 523^ ARKOUN,

Contribution, 79; M . S. KHAN, Studies in Miskawayh's Contemporary History (340-369 A.H.), Diss., A n n A r b o r 1980, 1 7 - 2 0 , 153^ 204; J . L. KRAEMER, H u m a n i s m in the Renaissance o f Islam, Leiden 1986,123,223, 229.

9o

Quellen und Methode

ringfügig verminderten und häufig wörtlichen Übernahmen; mitunter erscheint erzählender Text in direkter Rede. Wie bei den meisten späteren Schriftstellern begegnet hier schon der weitgehende Verzicht auf den Isnäd. Nur einmal läßt sich die Autorität Sailama erschließen, und einmal ist einer von dessen Gewährsleuten genannt.28 Miskawaih hörte auch bei dem von dem Aufstand berichtenden as-Sûlï (st. 335/947; Deperditum 11),29 weist ihn aber weder diesbezüglich noch irgend sonst als Autorität aus. Als erster Schriftsteller unseres Korpus hatte Miskawaih - dank seiner Stellung als Regierungsfunktionär und Bibliothekar und zeitweilig auch Schatzmeister des büyidischen Oberemirs 'Adudaddaula (367-372/978-983) - Zugang zu Regierungsakten und Urkunden; indes läßt sein Aufstandsbericht nirgends ahnen, daß ihm hierzu irgendwelches archivalische Material vorgelegen hätte. Was er gelegentlich an Sondergut aufweist, sind frei erläuternde Einschübe, die den historischen Zusammenhang des je betreffenden Sachverhaltes aufzeigen und seine ethische Bedeutung hervorheben gemäß seinem paränetischen Vorsatz, historische Erfahrungen (tagärib, sg. tagriba) zu sammeln, die für verständige Lebens- und Regierungsführung instruktiv sein können. 30 Von herausragender Bedeutung ist eine bis dato beispiellose Passage zur Arbeit und zu den Lebensbedingungen der Zang-Sklaven vor Beginn des Aufstandes. 31 Der Bericht beläuft sich auf rund ein Fünftel des Ausgangstextes. Die Verringerung gegenüber der Vorlage wird damit begründet, daß auch eine breitere Darstellung der Schandtaten der Zang keine größere tagriba erwarten lasse.33 Aufgrund einer eklatanten Editionslücke33 ist der Aufstandsbericht dieses bedeutenden Schriftstellers weder von H A L M noch POPOVIC oder anderen benutzt worden.34 Er kommt hier auf der Grundlage einer Handschrift35 erstmals zur Auswertung.36 # 2 1 6 7 = Ta 'rih 3 , 1 9 6 0 > Tagärib, > Tagârib, fol. 32Γ: Raihân. 39

30

fol. 57V: Muhammad (b. Sahl) Θ. # 0 0 6 8 =

Ta'rfb 3 , 1 7 4 7

Vgl. B. H . SIDDIQUI, Miskawayh. Life and Works, in: Journal of the Regional Cultural Institute (Iran, Pakistan, Turkey) 7 (1974), 98. Vorrede zu den Tagärib, in: M . ARKOUN, Textes inédits de Miskawayh (M. 4 2 1 ) , in: Annales i s l a m o l o g i q u e s 5 (1963), 2 0 3 - 2 0 5 ( f r z . e b d . , 1 8 7 - 1 9 0 ) . V g l . ROSENTHAL, H i s t o r i o g r a p h y ,

I3J)f. Z u r Verwendung büyidenzeitlicher Dokumente KHAN, Studies, 4 1 - 4 9 , 1 7 1 - 1 7 9 . # 0 0 6 7 - 0 0 7 2 = Tagärib, fol. 32V.

31

ID

33

IDD

33

2 5 2 - 2 8 3 / 8 6 6 - 8 9 7 , e i n e w e i t e r e L ü c k e 1 0 4 - 1 9 7 / 7 2 2 - 8 1 3 . D i e E d i t i o n v o n A . AL-Q. IMÂMÏ ist

# 0 0 7 5 = e b d . , f o l . 34V Θ. V g l . " " # 0 0 7 3 = e b d . Θ. ' D ¿ # 0 0 8 4 = e b d . , f o l . 53V.

nicht über das Jahr 1 0 3 / 7 2 1 hinaus gediehen 1366 h . J . / 1 9 8 7 ) .

34

(Tagärib al-umam,

bislang 2 Bde., Teheran

Einzig bekannt und vielfach wiederholt ist eine Marginalglosse zu den Tagärib, fol. 31V, die der 'alidischen Genealogie 'Ali b. Muhammads beipflichtet: HALM, Traditionen, 115, folgt A. POPOVIC, ' A l i b. Muhammad et la révolte des esclaves à Basra. 869-883/255-270, Diss., Paris 1965, 25, 123 (DERS., Révolte, 25, 190), dieser wiederum folgt KHALIFA, Sources,

Quellen

91

4. Anonymus (5.-6./11.-12. Jh.), al- 'Uyün wal-hadä 'iqft ahbär al-haqä 'iq (Die Quellen und Gärten, betreffend die Nachrichten von den wahren Begebenheiten) ENTST.:

Spätes 5./11. oder 6./12. J h . in N o r d a f r i k a ?

SPANNE: 8 6 - 2 2 7 / 7 0 5 - 8 4 2 , 256 (s. a. 2 J 4 ) ~ 3 J O / 8 7 O - 9 6 I , m e h r n i c h t ü b e r l i e f e r t . TEXT:

E d . SAÏDI, B d . 1 , 1 4 - 2 5 , 2 7 , 2 9 , 3 o f , 3 2 ^ 36, 38, 39, 4 0 - 4 9 , 5 0 - 5 5 , ^ η ί ( U m f a n g ca. 3 1 S . ) . 3 7

Wie nur wenige andere Kalifen- und Reichsgeschichten umfassen die anonymen 'Uyün die Länder des Islams in der gesamten Ausdehnung. Da auch den Fätimiden und den Ereignissen im islamischen Westen großer Platz eingeräumt wird, prägte M. J. DE G O E J E die Auffassung, die 'Uyün seien das Werk eines in Kairuan ansässigen Parteigängers dieser Dynastie.38 Das wurde nie weiter erhärtet, und eine neuere Überlegung richtet sich auch auf eine mögliche ägyptische Herkunft.39 Zur Entstehungszeit ist lediglich gesichert, daß der Beginn des Kalifats von al-Muqtadl im Jahre 467/ 1075 den Terminus post quem40 und die Datierung des Kolophons in der Paris 1954, XXXVIf, dieser schließlich nach M . J . DE GOEJE, Mémoire sur les Carmathes du Bahrain et les Fatimides, Leiden '1886, 26 A n m . 4 - ein moderner Isnäd, der v o r allem v o n der Unkenntnis des Quellentextes zeugt. 35

Paris, Ms. arabe 5838: Papier, 183 Blätter zu 330 χ 2 j o mm. A n o n y m e undatierte K o p i e ( 9 . / 1 5 . Jh.?). Akephaler, laut K o l o p h o n dritter Band der

Tagärib mit

dem Bericht über die

Jahre 249-315/863-927, fol. 182V zum vierten Band. Schriftspiegel 260 Χ 1 7 0 m m , tçzeilig. Großer, rascher, dabei deutlicher « Kämil 7, 242 (Hs. B ) : al-Kamabä'igegen den Textus editus: al-Kirmänt. Β steht zeitlich nach C und Ρ und vor A; B R O C K E L M A N N , Verhältnis, 24. # 1813 = Ta 'rih 3,1928: 'alä infäd karyihi ila Sawäd al-Küfa (für den Aushub seines von dort in das Kulturland von al-Küfa führenden Kanals) - gegen Kämil 7, 223: fa-nfada ilaihl Nakrawaih (er schickte Nakrawaih dorthin).

95

Quellen

sehen Weltsicht, die viele Wissenschaften und besonders die Geschichte umfaßt. Ibn Abï 1-Hadld widmet dem Aufstand eine lange geschlossene Darstellung, die sich geradezu als Buch im Buch lesen läßt. Die Plazierung im Anschluß an Abhandlungen über die Schlacht von S i f f l n , die Härigiten und die C u l ä h drückt eine schiitisch-häresiographische Auffassung aus, welche die Zang zu den großen von der Schia abweichenden Bewegungen rechnet. Dem entspricht der Hinweis, die 'alïdische Prätention 'All b. Muhammads werde besonders von den Schiiten zurückgewiesen." Als Aufhänger dient ein visionärer Ausspruch 'Alls über einen bei Basra auftretenden übernatürlichen Heerführer, von as-5arlf ar-Radï als Vorahnung des Herrn der Zang interpretiert.' 6 Der Text stützt sich sehr oft ausdrücklich auf at-Tabarï (ôçjmal),57 Sailama (achtmal)' 8 oder dessen Gewährsleute (dreimal) 59 und folgt der Vorlage stets nahezu wörtlich. Die Isnäde sind zugleich das einzige Mittel der Gliederung, da annalistische und sachliche Abgrenzungen fehlen. Obwohl der Bericht unmittelbar v o m Ta rib abhängig sein muß, da alle anderen Texte deutlich weniger Material haben, weist er zuletzt ausdrücklich auf die Existenz anderer Kompilationen i n d e r H a u p t ü b e r l i e f e r u n g s l i n i e h i n : hâdihï

Hwâyat Abï

öa'far

wa-aktar

an-

nus (dies war die Überlieferung von Abu ö a ' f a r [at-Tabarï] und der meisten Leute) und ähnliches mehr. 60 Bemerkenswert ist ferner, daß ein kritischer Anhang aus mehreren anderslautenden Nebenüberlieferungen anschließt. Darin erscheinen mit Quellenangabe Zitate aus den Murüg1 sowie dem Niiwär

al-muhädara

v o n a t - T a n ü h l (st. 3 8 4 / 9 9 4 ) u n d d e m Natr

ad-durr ν o n

al-Àbï (st. 42i/io3o). 6 i Zudem äußert sich Ibn Abi 1-Hadld auch in der ersten Person über die Fehlerhaftigkeit von Überlieferungen. 63 Schließlich zeigt er die einschlägigen Dichtungen von al-Buhturï (st. 284/897) und Ibn

''

>dd

# 0193 = Sarh 8,126: Konsens der Genealogen, daß er ein 'Abdalqais sei O. Ebd., 125. add # 0198 = ebd., 136 o. Vgl. das Hadit von 'Ali b. Abï Tälib bei Abü l-'Alä' alMa'arri; s. u., 98. ,7 Sarh 8, passim. Zuerst í d d # 019J = ebd., 129 Θ; zuletzt ' d d # 0265 = ebd., 211 Θ. # looj = Ta 'rih 3,1848 > Sarh 8,145; Nihäya 2j, 107: Sailama O. # 1076 = ebd., 147. # 1162 = ebd., 148. # 1243 = ebd., 152. # 1276 = ebd., l j j . # 1325,1329 = ebd., ij8. # 2212 = ebd., 172. 59 # 0068 = Ta 'rih 3, 1747 > Tagärib, fol. 32r · Kämil 7, 142 · Sarh 8, 132: Raihän. # 1077 = ebd., 147. # 1330 = Ta 'rih 3,1871 > Tagärib, fol. 46Γ · Sarh 8,158: Muhammad b. Sim'än Θ. # 2213 = Ta 'rih 3,1964 > Sarh 8,172: Abü Wätila Θ. 0 idd # 0265 = ebd., 211 O. Ferner i d d # 0193 = ebd"., 126 Θ und l d d # 0285 = ebd., 213 Θ. add # 0193c = Sarh 8,128 Θ. add# 0207 = ebd., 150 Θ. ldd # 0266 = ebd., 211 Θ. add ' # 0269, 0272 = ebd., 212: auf Autorität von al-'Alä' b. Sa'îd b. Mahlad Θ. S. u., i j i . idd # 0266-0268 = ebd., 211: Hinweis auf al-Mas'üdis Verwechslung von 'All b. Muhammad und Qirtäs Θ. Daß Qirtäs in den Murüg, wie wir sie kennen, gar nicht erwähnt ist, muß keine Schwäche der Edition sein, denn Ibn Abi 1-Hadld wirft Qirtäs und Sailama durcheinander. Vgl. i d d # 0066 = Murüg, § 3280 > Sarh 8, 212. i d d # 0283, 0284 = ebd., 213: Kritik zweier anderer fehlerbehafteter Überlieferungen Θ. 56

Quellen und Methode

96

ar-Rüml (st. 283/896) an. 64 Nirgends sonst im K o r p u s findet sich ein gleich expliziter u n d gewissenhafter U m g a n g mit den Quellen der eigenen Arbeit. A u c h das Sondergut Ibn A b i 1-Hadïds ist umfangreicher u n d v o n größerem historischem Neuigkeitswert als das der v o r i g e n . 5 8. Sibt Ibn al-öauzl (st. 654/1256), Mir'ät az-zamân fi ta 'rib al-a'yän (Der Spiegel der Zeit, betreffend die C h r o n i k der Großen) Entst.:

Bis

Spanne:

Schöpfung-654/1256.

Text:

654/1256

in Damaskus.

London, Ms. or.

4618,

fol.

202V,

213V,

214Γ,

205V,

212Γ,

190V-1911·, 21JRV,

225V, 2261-V, 2 2 7 Γ , 2 2 8 V - 2 2 9 V , 231V,

ca.

20

ÎÇJV-içér,

1971,

I97v-I98R,

201V,

2l8r, 2I9V, 220r-223V, 224V2 3 7 Γ - 2 3 9 Γ , 2 4 I V - 2 4 2 R , 2 5 0 V (Umfang 217V,

S.).

Y ü s u f b. K i z o g l u war der S o h n einer Tochter {sibt) v o n Ibn al-öauzl und wie dieser ein berühmter Prediger (jedoch hanafitischer Richtung) u n d Geschichtsschreiber. Er stand im Dienste dreier aiyübidischer Sultane. Er folgte der im Muntaçam v o n seinem Großvater eingeschlagenen R i c h t u n g und schuf mit der Mir'äh ein noch umfangreicheres universalgeschichtlich-biographisches Werk. D e r Aufstandsbericht setzt erst mit Geschehnissen des Jahres 256 h. ein, die zudem sub anno 257 h. berichtet werden. D a er mehr als doppelt so lang wie der des Vorgängers ausfällt, sich nämlich auf k n a p p ein Zehntel v o n at-Tabarls Bericht beläuft, liegt es nahe, die den Ta'rih nennenden Isnäde tatsächlich als Ausdruck unmittelbarer U b e r n a h m e n anzusehen. 66 Zwei Nachrichten gehen ausdrücklich auf as-Süli zurück. 6 7 Nennenswerte historischen Neuigkeiten bietet er indessen nicht. D i e Gliederung ist zuoberst dynastisch, wobei die Kapitel entsprechend der dynastischen (hier: 'abbäsidischen) Herrscherfolge numeriert sind. Der Aufstandsbericht steht daher im 15., das Kalifat al-Mu'tamids umfassenden Kapitel. Darunter, den Lesefluß aber bestimmend, vollzieht sich die annalistische Gliederung. Ferner werden gelegentlich innerhalb eines Jahres thematische Einheiten, Nekrologe oder Dichtungseinschübe durch den Ausdruck fasi (Abschnitt) markiert. Das Werk ist größerenteils unveröffentlicht. Für die Jahre 2 5 5 - 2 7 0 / 869-883 ist die hier verwendete Handschrift 6 8 der einzige nachgewiesene 64

ldd

6

# 0 2 8 6 , 0 2 8 7 = e b d . , 2 1 4 Θ.

' Bspw. *dd# 0215-0237 = ebd., 164fr Herrschaft 'All b. Muhammads Θ. add# 0264 = ebd., 210: Tod Θ. 66 add # oi8j = Mir'äh, fol. 22jr Θ. add# 0188b = ebd., fol. 228v Θ. add # 0138a = Munta&tm 5.2, 75 · Mir'äh, fol. 238Γ · Ta'rih al-isläm 20, 36 · Nugüm 3, 48 o. ^

add

# 0 1 8 7 = e b d . , f o l . 2 2 6 V Θ.

London, Ms. or. 4618: Papier, 254 Blätter zu 28J χ 190 mm. Anonyme unbetitelte und undatierte Kopie (13./19. Jh.). Enthält den Bericht über die Jahre 218-279/833-892. Bricht 279 h. nach zwei Seiten ab; zwischen fol. 246/247 fehlt ein Blatt zu 276-277/890. Schrift-

Quellen

Textzeuge.6' Sie ist von worden.70

POPOVIC

sporadisch, von

97 HALM

nicht einbezogen

9. al-Makïn (st. 672/1273), al-Magmü'al-mubärak (Die gesegnete Sammlung) ENTST.: 660-666/1262-68 in Damaskus. SPANNE: Schöpfung-658/1260. 7 1 TEXT: Ed. ERPENIUS (arab.-lat. Ausg.), 162^ 164^ i6jf, 169-171, 172F (Umfang ca. 5 S.). UBERS.: Ebd., synoptisch. Hiernach L'histoire Mahometane (VATTIER), 173, i 7 j f , 1 7 7 , 1 7 8 - 1 8 0 , 1 8 1 , sowie The Saracenical Historie (PURCHAS), 1032^

Al-Makïn (latin. Elmacinus), genannt Ibn al-'Amld, entstammte einer vom 'iräqischen Takrlt nach Ägypten ausgewanderten Familie jakobitischer Christen. In der Mitte seines Lebens ging im Dienste der Aiyübiden nach Damaskus, bekleidete sodann eine hohe Stellung in der Kairoer Heeresverwaltung, die ihn auch einige Zeit ins Gefängnis brachte, und kehrte im Alter nach Damaskus zurück. Wenngleich selbst kein Kopte, steht seine Universalchronik al-Magmü' doch eng bei den prominentesten Geschichtswerken der Blütezeit der koptisch-arabischen Literatur des Mittelalters. Der zweite Werkteil, der vom Propheten Muhammad bis in die Gegenwart führt, gegliedert nach Kalifen und Jahren, wurde dank der Editionstätigkeit Leidener Humanisten als erste arabische Chronik in Europa bekannt (Historia saracenica, 1625). Wenngleich seine Bedeutung als Geschichtsquelle zur voraiyübidischen Zeit vollständig verlorenging, als ältere Chroniken zugänglich wurden, bleibt seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung bestehen.72 Spiegel 210 χ 110 mm, sjzeilig. Kleiner, deutlicher »/»¿(-Duktus in schwarzer Tinte mit Rubrizierungen, fast vollständig punktiert, doch unvokalisiert. Einige Kopistenkorrekturen am Rande. Vormalige Signatur: 668. Vgl. C. RIEU, Supplement to the Catalogue of the Arabic Manuscripts in the British Museum, London 1894, 82jf Nr. 1270. Nicht zu verwechseln mit der weitverbreiteten Epitome von Qutbaddîn al-Yunînl alBa'labakki (st. 726/1326). Vgl. C. CAHEN, Les chroniques arabes concernant la Syrie, l'Égypte et la Mésopotamie de la conquête arabe à la conquête ottomane dans les bibliothèques d'Istanbul, in: Revue des études islamiques 10 (1936), 339^ Ά . AL-'AZZÂWÏ, Sibt Ibn al-öauzi-al-Qutb al-Yunîni au Mir'ât az-zamän wa-dailuhu, in: Magallat ai-magma.' al-'ilmï al-'arabî 22 (1366/1947), 372f. Al-Yunînls Aufstandsbericht umfaßt ausweislich der Berliner Hs. nur wenige Zeilen; al-Muhtär min Mir'ât az-zamän, Ms. or. Wetzstein 1.130, fol. i69r, 170V, ιβ3Γ. Vgl. AHLWARDT, Verzeichniss 9, 48f Nr. 9442. 70

71

72

Editonslücke 1 - 4 4 7 / 6 2 2 - 1 0 5 5 . HALM, Traditionen, 116, verweist auf POPOVIC, Ά Η b. M u -

hammad, 145,153 (= DERS., Révolte, 95 Anm. 7, îoof Anm. 5; vgl. 135 Anm. 2,154 Anm. 3). Vgl. C. CAHEN, La »Chronique des Ayyoubides« d'al-Makïn b. al-'Amld, in: Bulletin d'études orientales 15 (1955-57 [>958]). 109, darin erstmalig der Schlußteil ab dem Jahre 602/1205-6 ediert. Vgl. ROSENTHAL, General Introduction, 137.

98

Quellen und Methode

Der Aufstandsbericht ist äußerst gerafft und dabei sehr schematisch, häufig begegnen lakonische Zusammenfassungen wie fa-garat bainahum waqa'ät katlra (und es kam zwischen ihnen zu vielen Schlachten).73 Die vielfach monierten defekten Namensformen sind vor allem der Edition anzulasten. Beispielsweise hat der edierte Text statt al-Habït Sahib az-Zang stets die Form al-Habïb Sähib ar-Rth\ in Handschriften dagegen erscheint das Epitheton al-Habït nur teilweise entstellt oder lediglich sparsam punktiert,74 und Zattg ist fehlerfrei.75 Indes hat es mit der Verschreibung in anderem Zusammenhang doch seine Bewandtnis, denn laut Ibn al-Qärih und Abü l-'Alä' al-Ma'arri (st. 449/1058) wird folgendes behauptet: 'Ali b. Abi Tälib habe die Zerstörung Basras durch die Zang prophezeit (tahliku alBasra biz-Zang), nur hätten die Traditionarier den Ausspruch falsch punktiert, so daß statt dessen bir-rìh »durch den Sturmwind« überliefert werde.76 Während al-Ma'arri sich weigert, das zu glauben, bedarf die Möglichkeit einer bloßen Verschreibung offensichtlich keiner Erwähnung. Der islamische Werkteil ist gemäß der Kalifenfolge unterteilt. Je Dynastie fortzählend, handelt es sich hier um das 14. und 15. Kalifenkapitel in 'abbäsidischer Zeit (n.15-16 der Ed.). Die Annalistik ist in den laufenden Text integriert. Während al-Makln zu Beginn des islamischen Teils angibt, daß er sich auf at-Tabari stütze, benutzt er C . C A H E N zufolge nur eine Kompilation des Ta'ñh, was noch zu diskutieren sein wird.77 Isnäde fehlen völlig.

73

74

75

77

Magmü', 166 (frz. und engl. Ü. nach dem Lateinischen, daher im weiteren nicht angeführt). Berlin, Ms. or. Petermann n.127 (vgl. AHLWARDT, Verzeichniss 9, 48a-j2a Nr. 9443): J-l neben ; London, Or. 7564 (at-Ta 'rih al-muhtasar, vgl. A. G. ELLIS/E. EDWARDS, A Descriptive List of Arabic Manuscripts Acquired by the Trustees of the British Museum since 1894, London 1912, 33), fol. 99V: , îoir: , îoiv: •_ -Li ; die Hs. bietet fol. 99v-iojr den gesamten Aufstandsbericht des Magmü' und ist entgegen CAHEN, »Chronique des Ayyoubides«, 111, während dieses Intervalls nicht kurzgefaßt, sondern vollständig. Vgl. cod. G, fol. ijv-i9r: . S. u., 143 Anm. 53. Berlin, Ms. or. Petermann n.127; c °d. G richtig; London, Or. 7564, fol. 99V, îoir: ^J>\, loiv: . Die der Edition zugrundeliegende Hs. Oxford, Marsh 309, konnte ich nicht prüfen. Vgl. J. URI, Bibliothecae Bodleianae codicum manuscriptorum orientalium catalogus 1, Oxford 1787,161 Nr. 735. Al-Ma'arri, Risälat al-Cufràn, Hg.: Ά . BINT AS-SÄTI', Kairo 1 9 J 0 , 3 1 , 4 4 2 (frz.: L'épître du pardon, Ü.: V.-M. MONTEIL, Paris 1984, J4, 220). Kritisch auch Ibn al-'Iräq (10./16. Jh.), Kitäb Ma'din al-gawähir bi-ta'rih al-Bafra wal-gazä'ir, Hg.: M. HAMIDALLÄH, Islamabad 1393/ 1973,33f. Vgl. das Hadit von 'Ali b. Abi Tälib im Sarh; s. o., 95. Ibn Wäsil, at-Ta'rih as-$äliht. Das Werk wurde nicht in das Korpus aufgenommen, weil es bis auf die aiyübidische Geschichte unveröffentlicht ist und keine Handschrift verfügbar war. S. u., 143f.

Quellen

io. Baibars al-Mansürl (st. 725/1325), Zubdat

99 al-fikra ft ta 'uh

al-higra

(Der Rahm des Nachdenkens, betreffend die Chronik seit der Hedschra) 725/1325 in Kairo.

ENTST.:

Bis

SPANNE:

Muhammad-724/1324.

TEXT:

Paris, M s . arabe

1572, fol. i 5 v - i 6 r , i6v-i8r, i 8 v - i 9 v , 2ir-22r, 2 3 ^ 26r, 26V 27Γ, 32r-33V, 38rv, 4ov~42r, 44V-45V, 47r, 47v-49r, ¿ov-μτ, 6ir-62r, 64^ 64V-70V, 73V-77V, 86rv, 103V (Umfang ca. 60 S.).

Mit der Zubda setzt die Reihe der Aufstandsberichte aus mamlükischer Zeit ein. Baibars war ein Mamlüke im Dienste Qaläwüns (678-689/127990), unter dem er die Statthalterschaft im palästinischen Karak innehatte. Unter den folgenden Sultanen erfuhr er jedoch im Laufe mehrerer Absetzungen und Neuernennungen ein wechselvolles Geschick. Als Historiker zeichnet ihn vor allem seine Darstellung der Mamlükengeschichte aus. D i e Zubda

ist eine n a c h J a h r h u n d e r t e n {qurün, sg. qarn, Lebensalter), in

zweiter Linie annalistisch und gelegentlich noch thematisch gegliederte Chronik der islamischen Geschichte. Wie bei Sibt Ibn al-ôauzï setzt der Aufstandsbericht erst 256 h. ein, gibt dann allerdings recht umfänglich Auskunft. Ungeachtet fehlender Isnäde kommen angesichts des Berichtsu m f a n g e s n u r der Ta 'rih, Kämil

oder Èarh als Vorlagen in Betracht, wobei

das Werk im allgemeinen stets in Abhängigkeit von Ibn al-Atlrs Kämil gesehen wird. 78 Bisher liegen lediglich die historisch wertvollsten, die mamlükische Zeit betreffenden Abschnitte gedruckt vor. 79 Die Pariser Handschrift ist der einzige bekannte Werkzeuge, der die Aufstandsjahre umfaßt. 8 ° H A L M erwähnt sie nicht, P O P O V I C verwendet sie an einer Stelle.81

7

79 g

g

S 2, 43; E I J 1 , 1 1 2 8 b (E. A S H T O R , Baybars al-Mansüri). Editionslücken Muhammad-649/1252 und 710-724/1310-24, falls Zubda nicht früher endet. Ms. arabe 1572: Papier, 234 Blätter zu 260 χ 175 mm. Anonyme undatierte Kopie (8-/14. Jh.). Fünfter von elf Bänden mit dem Bericht über die Jahre 252-322/866-933. Lacunae zwischen fol. 180/181, 219/220 und 227/228. Schriftspiegel 195 χ i2o mm, i7zeilig. Großer, flüssiger, deutlicher »ajAi-Duktus in brauner Tinte mit Rubrizierungen. Fast vollständig punktiert und weitgehend vokalisiert. Korrekturen und Glossen am Rande sowie ein Teil der Reklamanten von anderer Hand, möglicherweise der des Verfassers selbst, in schwarzer Tinte. Vgl. W . M. D E S L A N E , Catalogue des manuscrits arabes, Paris 1883-95, 296b; Y . S A U V A N / M . - G . B A L T Y - G U E S D O N , Catalogue des mansucrits arabes 2.5, Paris 1995, i2of. Zur Identifizierung des Korrektors kritisch D . S. R I C H A R D S , Introduction, in: Baibars, Zubdat al-fikra ñ ta'rîkh al-hijra. History of the Early Mamluk Period, Hg.: DERS., Berlin 1998, xxvnf. GAL

POPOVIC,

Révolte, 149 Anm. 1.

Quellen und Methode

loo

i l . a n - N u w a i r i (st. 733/1333), Nihayat

al-arabfi

funun

al-adab

(Das höchste Ziel in den Sparten der Bildung) ENTST.:

714-731/1314-31 in Kairo.

SPANNE:

Schöpfung-700/1301.

TEXT:

E d . K a i r o , B d . 2 2 , 3 2 1 , 328, 329, 332, 334, 335, 337, 339, 3 4 7 ; B d . 25, 1 0 4 -

186 (Umfang: ca. 2 + 83 S.).

V o n dem h o h e n m a m l ü k i s c h e n Beamten u n d Polyhistor an-Nuwairi liegt u n s der n a c h al-Mas'üdl u n d Ibn Abi 1-Hadld dritte Aufstandsbericht vor, der Teil eines größeren, n i c h t durchweg historiographischen, enzyklopädischen Werkes ist. Wie die Murüg gehört es dem adab an, ist aber einer strengeren Systematik unterworfen. Es u m f a ß t f ü n f Wissensgebiete (furtün, sg. fann): K o s m o g r a p h i e nebst Geographie, A n t h r o p o l o g i e u n d Verwaltung, Zoologie, Botanik u n d schließlich Universalgeschichte. Diese n i m m t nahezu d o p p e l t so großen R a u m ein wie die anderen vier Gebiete z u s a m m e n u n d bildet den Schwerpunkt des Werkes. Die Geschichtserzählung selbst gliedert sich in f ü n f prophetengeschichtliche Hauptteile (aqsäm, sg. qism) zu jeweils mehreren Kapiteln (abwäb, sg. bäb). Im letzten, m i t M u h a m m a d beginnenden H a u p t t e i l verfährt die E r z ä h l u n g dreigeteilt: Zunächst folgt sie in chronikaler, annalistischer F o r m dem linearen allgemeinen Geschichtsablauf (v.i.i-v.v.4 = Bde. 16-23 der Ed.) u n d b r i n g t dabei einige verstreute A u f s t a n d s n a c h r i c h t e n (Bd. 22), die o f t m i t d e m Verweis auf spätere A u s f ü h r u n g an geeigneter Stelle verb u n d e n sind. 8 2 S o d a n n folgen Einzeldarstellungen ( V . V . 5 - V . V . 1 1 = Bde. 2 3 27), die regionalgeschichtlich-dynastisch b e s t i m m t sind; hierzu gehören als ein Kapitel drei gewissermaßen m o n o g r a p h i s c h e A b h a n d l u n g e n über die Q a r m a t e n , die Härigiten v o n Mossul u n d an erster Stelle die Zang,* 3 welche n u n m e h r z u s a m m e n h ä n g e n d u n d ausführlich b e h a n d e l t werden (v.v.8 in Bd. 25). Für die innere Gliederung des Aufstandsberichts sorgen thematische Kapitel, die m i t dikr (Bericht) überschrieben sind, u n d deren richtige chronologische Abfolge o h n e formelle Annalistik a u s k o m m t . A u f diese Art aus dem linearen Geschichtsablauf herausgelöst, ist die Plazierung des Aufstandsberichts im Kontext von Q a r m a t e n u n d Härigiten ähnlich wie bei Ibn Abï 1-Hadld häresiographisch zu begreifen. D e n Abschluß des Werkes bildet eine detailreiche Annalistik der m a m l ü k i s c h e n Zeitgeschichte (v.v.12 = Bde.

28-31).

Bspw. Nihäya 22, 321 s. a. 255 h.: käna ntinhü mä nadkuruhü in iä'a lläh fi ahbärihv, ebd., 337 s. a. 267 h.: 'alä mä nüridu dähka kullahü fi mawädi'ihi in iä'a lläh ta'âlâ; ebd. s. a. 268 h. nur ein Satz: lam lakun fi hädihi ssana illä ahbär az-Zang wa-hurübihim wal-Hawärig •wa-yaridu dälika fi maudi'ihi. Die einzige längere Passage, 347 s. a. 280 h., behandelt Sailamas Tod. Die Beiordnung der drei wird ausführlich begründet; Nihäya 25,103.

Quellen

ΙΟΙ

An zwei Stellen werden Gewährsleute Sailamas genannt, er selbst aber nicht.84 Dem Umfang nach kann der Aufstandsbericht nur vom Ta'rih oder Kämil abhängen, ein einziger Isnäd weist auf at-Tabarl zurück. 8 ' Daß sich die Forschung meines Wissens nicht zur Abhängigkeit des Berichts geäußert hat,86 liegt wohl nicht zuletzt daran, daß die beiden den Aufstand betreffenden Bände des Werkes erst seit 1984 gedruckt vorliegen. Da an-Nuwairl selbst der kunstfertige erste Kopist seines Werkes war, ließe der Bericht besondere Texttreue und daher Aufschluß über seine Kenntnis etwa von Namensformen erwarten. Jedoch ist der paläographische Bestand häufig durch unnötige Anpassung an die Formen des Ta'rih und des Kämil entstellt.87 12. ad-Dahabï (st. 748/1348), Ta'rih al-isläm wa-wafayät al-maiählr wal-a'läm (Chronik des Islams und der Todesfälle der Bekannten und Berühmten) ENTST.:

SPANNE: TEXT:

Bis

741/1340

in Damaskus.

Muhammad-700/1301. E d . T A D M U R Î , B d . 1 9 , 1 3 , 1 9 , 22, 2 4 , 2 7 F , 2 9 , 3 2 ; B d . 2 0 , 6 , 2 2 0 , 2 1 - 2 5 , 6 f . 3 0 , 33f, 35-37 (Umfang ca. 3 + 1 0 S.).

9,10,14,17,19,

Dem Muster des Muntayam folgend, verfaßte der berühmte Traditionarier, Rechtsgelehrte und Historiker ad-Dahabï eine wiederum beispiellos umfangreiche biographisch-historische Kompilation, in der das biographische Element nun vollends die Oberhand gewinnt. Dabei konzentriert er sich ganz auf die islamische Ära. Anders als in den vorgenannten Werken wird das Material in >Klassen< (tabaqät, sg. tabaqa) gegliedert, das sind siebzig Zeitintervalle von zehn Jahren. Eine Besonderheit in der Anwendung des schon länger gebräuchlichen Klassenprinzips besteht in der doppelten chronologischen Reihung: Zu jedem Dezennium wird erst ein knapper annalistischer Uberblick über die allgemeine politische Geschichte geboten, sodann sind in einem neuerlichen, nekrologischen Durchgang die Biographien der in diesem Dezennium verstorbenen Persönlichkeiten, meist der Gelehrten, verzeichnet, und zwar jahrweise alphabetisch. Der Aufstandsbericht liegt größerenteils in den historischen Einleitungen zur 26. und 27. Klasse (250er und 260er Jahre h.), worin aber Nachrichten vom Hofe und den türkischen Garden im Vordergrund stehen; die Bio4

^

87

# 0068 = Ta 'rfh 3,1747 > Tagärib, fol. 32Γ · Sarh 8,132 · Kämil 7,142 > Nihäya 25,107: Raihän 0. # 2149 = Ta 'rih 3,1958 > Kämil 7, 237 > Nihäya 25,144: Muhammad b. Su'aib o. ' i é # 0148 = Kämil 7,139 > Nihäya 25,104 · Ibar 3, 687; Bidäya 11,18 Θ. M. C H A P O U T O T - R E M A D I , An-Nuwayrî, encyclopédiste et chroniqueur de l'époque mamlûke, in: C. A. J U L I E N U. a. (Hg.), Les Africains, Bd. 10, Paris 1978, 333b: An-Nuwairl kompilierte je Epoche e i η autoritatives Werk. S. u., 144Í.

102

Quellen und Methode

graphien tragen nur wenig bei. An Neuigkeiten sind nur eine Zahlenangabe und etliche Fluchformeln festzustellen, die ganz offensichtlich eigene Zutat sind. 88 So gehört der Bericht zum Drittel der kürzesten Texte. Der darstellende Teil während der ersten dreißig Jahrzehnte gilt bisher als Aufguß des Ta'rth,8' doch obwohl ad-Dahabi nach dem Vorbild Ibn al-ôauzîs sonst großen Wert auf Quellenangaben legt, entschlägt er sich darin der Nennung at-Tabarïs.9° Die eigentliche stemmatische Stellung ad-Dahabls wird noch zu zeigen sein. Die gegenwärtig von ' U . Ά . TADMUR! veranstaltete erste Gesamtausgabe des Ta'rih al-isläm (hier Bde. 19-20, 1412/1992) erübrigt endlich die Benutzung von Handschriften und der von ad-Dahabï selbst besorgten Kurzfass u n g e n Duwal

al-isläm

u n d al-'Ibar fi ahbär

al-basar

mimman

'abar,

deren

sich HALM und POPOVIC bedienten. 9 ' Beachtung verdient hingegen noch die Vita 'All b. Muhammads in ad-Dahabls Siyara'läm an-nubalä'.9J 13. Ibn Katlr (st. 774/1373), al-Bidäya

wan-nihäya

(Der Anfang und das Ende) ENTST.: Wohl bis 767/1365 in Damaskus. SPANNE: Schöpfung-767/1365 (ab 738/1338 von anderer Hand bearbeitet?). TEXT: Ed. Kairo, Bd. 11, i8f, 24, 28f, 30, 3 1 Í 3jf, 37^ 39, 4of, 42f, 43-45, 50, 63, ίηΐ (Umfang ca. 10 S).

Ebenfalls im mamlükischen Damaskus entstand die Universalchronik des Rechtsgelehrten, Traditionariers und Historikers Ibn Katlr, eines Schülers von ad-Dahabï. Anders als bei diesem vollzieht sich die Geschichtserzählung in der Bidäya93 wieder linear, entsprechend der Jahres- und Kalifenfolge. Insofern annalistische und kalifale Kapitelüberschriften einander gleichberechtigt abwechseln und der Nekrolog stets am Ende der Jahreskapitel eingeordnet ist, wird der seit Ibn al-ôauzl zu beobachtende Hang zur Biographisierung und Enzyklopädisierung zugunsten des herkömmlichen Geschehens- und Leseflusses revidiert. add

90

91

92 93

# 0304 = ebd., 29: 40 000 Gefangene in al-Ahwäz Θ. °dd# 0299, 0301, 0307, 0308, 0316, 0318 = ebd., 24, 27, i9f, 36: Flüche O. E I 1 2, 215a ( M . B E N C H E N E B [ J . DE SOMOGYI], al-Dhahabi). J . DE S O M O G Y I , The Ta 'rtkh al-isläm of adh-Dhahabï, in: J R A S 1932,831^ 849. S . u., i46f. Ad-Dahabï, Kitäb Duwal al-isläm fi t-la 'rib, 2 Bde., Haiderabad a 1364/65/1944/55; al- 'Ibar fi habar man gabar, 5 Bde., Hg.: S . A L - M U N A G G I D / F . S A I Y I D , Kuwait 1960-66. Vgl. J . DE SOMOGYI, Ein arabisches Kompendium der Weltgeschichte. Das Kitäb duwal al-isläm des adDahabï, in: Islamica 5 (1932), bes. 339-344. Ad-Dahabï, Siyar 13,129-137 Nr. 66. Bidäya, eigentlich der Titel der Einleitung, steht hier auch für den mittleren, umfangreichsten Teil, der die islamische Geschichte behandelt; der eschatologische Schluß (nibäya) ist nicht ediert. Vgl. H . LAOUST, Ibn Katlr historien, in: Arabica 2 (1955), 64. Zur Datierung ebd., 65-67.

Quellen

Auch dieser Bericht zählt zum Drittel der kürzesten Texte im Korpus und tritt, lose über die betreffenden Jahreskapitel verstreut, hinter die sonstigen Ereignisse der Zeit zurück. An Quellen nennt Ibn Katlr mehrfach den Ta'ñh, den auch H A L M als maßgeblich ansieht,94 sowie den Kamill daneben stammen zwei Notizen von dem Biographen Ibn Hallikän (st. 681/1282).96 Sailama bleibt ungenannt, ist aber an einer Stelle als Autorität at-Tabarls gemeint.97 14. Ibn Haldün (st. 808/1406), Kitäb al-'Ibar wa-diwän al-mubtada wal-habarfi aiyäm al-'Arab wal-'Agam wal-Barbar wa-man 'äsarahum min däwi s-sultän al-akbar (Das Buch der Beispiele und die vollständige Darstellung, betreffend die Tage der Araber, fremden Völker und Berber und der großen Machthaber ihrer Zeit) ENTST.:

SPANNE: TEXT:

776-779/1375-78 in Qasr Ibn Saläma, 780-784/1378-82 in Tunis, bis 807/1405 in Kairo. Schöpfung-807/1405. Ed. D Ä G I R , Bd. 3, 636-641, 646-648, 648-651, 655, 6 5 8 F , 660-662, 6 6 7 ^ 670, 671-691, 711, 713, 714, 715, 716, 717, 718, 720; Bd. 4, 19, 36-43, 183, 249, 64of, 648f, 69if, 693,694, 696F (Umfang ca. 34 + 10 S.).

Angesichts der Brillianz von Ibn Haldüns geschichtsphilosophisch-soziologischem Vorwort (al-Muqaddima) wird der historisch darstellende Hauptteil seiner Universalchronik in der Forschung zumeist als enttäuschend uninspiriert und konventionell empfunden.98 In der Tat wartet er bei der Behandlung des Aufstandes nicht mit besonderen historischen Betrachtungen auf. Es wird jedoch Sache des Schlußkapitels sein, festzustellen, wie sich seine Darstellungsweise zu der der anderen Schriftsteller verhält. Das Berichtsmaterial wird in den 'Ibar dreifach aufgegriffen: 1. als längerer und nur geringfügig unterbrochener Bericht mit detaillierter sachlicher Kapitelgliederung (3, 636 ... 691), 2. in Gestalt einzelner wiederholender Einschübe in einem Kapitel, das den beginnenden Zerfall der 'abbäsidischen Reichseinheit darstellt (3, 711 ... 720),

94

>dd

# 0148 = Kämil 7, 139 > Nihäya 25, 104 · Bidäya 11, 18 Θ. ÄDD # 0326 = ebd., 29 • 'Ibar 3, 367 Θ. ADD # 0337 = Bidäya, 38 Θ. ldd # 0341 = ebd., 40 Θ. add# 0347 = ebd., 47 Θ. Vgl. HALM, Traditionen, 116. Vgl. LAOUST, Ibn Katîr, 77-80: historische Quellen ad-Dahabis im allgemeinen, 83-85: biographischen Quellen. 9 ' idd # 0337a = Bidäya 11, 38 Θ. LDD # 0340 = ebd., 40 Θ. ldd # 0348 = ebd., 43 Θ. 9 idd # 0329 = ebd., 29 Θ. ' dd # 0355 = ebd., 47 O. 97 S. u., 161,164. 98 Bspw. D. P. LITTLE, An Introduction to Mamlük Historiography, Diss., Wiesbaden 1970, 7j; ΕΓ 3, 829a (M. TALBI, Ibn Khaldün).

Quellen und Methode

104

3. als sehr gedrängter, ebenfalls rein wiederholender Abriß, der den Zusammenhang der Einzelnachrichten kaum noch nachvollziehen läßt, indessen mitunter über den ersten Bericht hinausgeht (4,36-43). Außerdem treten weit verstreut bei der Behandlung der schiitischen, qarmatischen, tulünidischen und saffäridischen Usurpationen einige Querverweise auf den Aufstand auf. Gliederungsprinzip des Werkes ist die daula, als >Dynastie< oder auch Intervall im zyklischen Ablauf der Zivilisationsentwicklung zu verstehen und daher von begrenzter zeitlicher wie räumlicher Ausdehnung. Die datilat az-Zang gibt einen solchen regionalgeschichtlichen Hauptteil ab, und dieser bildet den eigentlichen Aufstandsbericht. Seine Binnengliederung wird wegen der kurzen Geltungsdauer dieser daula nicht von einer Regentenfolge bestimmt, sondern ist sachlich an den herausragenden Ereignissen orientiert; Jahresangaben sind einfacher Bestandteil des laufenden Textes. Im Kapitel über den Niedergang der Reichseinheit dagegen unterliegt das Material der annalistischen Gliederung. Der Abriß in Band 4 schließlich ist nicht weiter unterteilt. Der erste Bericht hat vergleichsweise durchschnittliche Länge. Er enthält insgesamt vier Quellenangaben, betreffend at-Tabari, al-Mas'üdi und Ibn Hazm (st. 456/1064), wovon drei auch im Abriß in Band 4 wiederholt werden." H A L M sieht den Bericht in erster Linie in Abhängigkeit von atTabarl; POPOVIC äußert sich dazu nicht, moniert aber die vielen entstellten Namensformen.' 00 Bei al-Mas'üdi ist daran zu erinnern, daß er Ibn Haldüns besondere Wertschätzung als historische Quelle genießt, trotz einiger methodologischer Kritik, und von ihm allgemein am häufigsten zitiert • J 101 wird. 15. Ibn Tagribirdl (st. 874/1470), an-Nugüm az-zähira ft mulük Mur walQäbira (Die leuchtenden Sterne, betreffend die Könige von Ägypten und Kairo)

99

ENTST.:

B i s 8 7 4 / 1 4 6 9 in K a i r o .

SPANNE:

20-872/641-1468.

add

# 0148 =

= 'Ibar·),

Kämil 7 , 1 3 9

> Nihdya 2 5 , 1 0 4 · Β i Jaya 1 1 , 1 8 · 'Ibar 3, 637: at-Tabarï Θ. ädd#. 0359 637; 4, 36: al-Mas'üdl O . l d # 0361, 0362 = 'Ibarι, 637; 4, 36f: Ibn l i a z m Θ.

H A L M , T r a d i t i o n e n , u 8 ; POPOVIC, R é v o l t e , 3 1 .

Ibn Haldün, Prolégomènes, 3 Bde., Hg.: É. QUATREMÈRE, Paris 1858, hier 1, j i , 157 (engl.: The Muqaddimah, 3 Bde., Ü.: F. ROSENTHAL, New York 1958, hier 1, 63f, 175^. Vgl. W. J . FiscHEL, I b n K h a l d ü n a n d a l - M a s ' ü d i , in: S. MAQBUL AHMAD/A. RAHMAN (Hg.), A l - M a s ' ü d i

Millenary Commemoration Volume, Aligarh i960, bes. 54-56; M . MAHDI, Ibn Khaldûn's Philosophy o f History, London 1957,153,164.

Quellen TEXT:

Ed. Kairo, Bd. 3, 2if, ιηϊ, 28f, 30,31,33,3JF, 38, 40, 4if, 42t, 45, 47, 48, 67 (Umfang ca. 4 S.).

Der jüngste und kürzeste Bericht im Korpus stammt von dem Offizier und Historiker Abü 1-Mahäsin (so der ältere Zitiername) b. Tagrïbirdî. Er stand mit Barsbäy (825-841/1422-38) und weiteren mamlûkischen Sultanen auf vertrautem Fuße und legte die Nugüm als eine in der Mamlükenherrschaft gipfelnde Regionalgeschichte des islamischen Ägyptens an. Doch greift das Werk auch auf Ereignisse in anderen Ländern aus, so auf den Aufstand im 'Iraq, der zur Zeit des 'abbäsidischen Statthalters von Kairo und nachmaligen Dynastiebegründers Ahmad b. Tülün (254-270/868-884) stattfand interessanterweise ohne den ägyptischen guläm (Militärsklaven) Lu'lü' zu erwähnen, der mit seiner Armee von Ibn Tülün abgefallen war und in den Jahren 269-270/883 maßgeblichen Anteil an der Niederwerfung des Aufstandes hatte.102 Ibn Tagrïbirdî gliedert zuvörderst dynastisch, so daß der Aufstandsbericht in das Kapitel über die Herrschaft Ahmad b. Tülüns über Ägypten fällt. 103 Innerhalb dessen geht er annalistisch vor, nach dem Vorbild Ibn alÔauzîs Ereignisberichte und Nekrolog trennend. Eine Besonderheit stellt die Angabe über den niedrigsten und den höchsten Pegelstand des Nils am Ende eines jedes Jahreskapitels dar. Der Aufstandsbericht ist durch äußerste Kürze und Zerrissenheit so beeinträchtigt, daß er nur aufgrund der dichten Aufeinanderfolge der Einzelstellen - eine Erwähnung auf fast jeder Seite - noch als zusammenhängender geschichtlicher Stoff zu erkennen ist. Auch setzt er erst im Jahre 257/ 871 ein. Das wenige Sondergut besteht vor allem aus Verfluchungen 'All b. Muhammads. 104 Die einzige Quellenangabe betrifft as-Süll, allerdings steht sie an gleicher Stelle schon bei Ibn al-öauzi, Sibt Ibn al-ôauzï und ad-Dahabl. 10 ' H A L M ordnet Ibn Tagrïbirdî der von al-Mas'üdi ausgehenden Nebenüberlieferungslinie zu, P O P O V I C macht fallweise Ibn al-Atlr und Ibn al-öauzi als Vorlagen namhaft. 106 Dies sind die arabischen chronikalen Quellen bis ins 9./15. Jahrhundert, die den Aufstand der Zang in voller oder doch nahezu voller zeitlicher Ausdehnung behandeln und lang genug sind, um, wie gefordert, eine in sich zusammenhängende historische Darstellung zu ergeben. Insofern strebt das Korpus Vollständigkeit an. Daß diese nicht mit Sicherheit festgestellt wer102 103 104

# 33x2 = Ta 'rih 3, 2180 u. ö. Nugüm 3,1-49. M # 0414 = ebd., 42 Θ. M # 0415-0417 = ebd., 47f Θ.

•°5 »dd^ 0 1 j g a _ Mufiiaçajfj j. 2> y j . Mir'äh, fol. 238Γ > Ta 'rih al-isläm 19,36 · Nugüm 3, 48 Θ. HALM,

Traditionen, u8; POPOVIC, Révolte, 110 Anm. y, 154 Anm. 3,187.

Quellen und Methode

ιο6

den kann, liegt zum einen an der allgemeinen Schwierigkeit, jemals umfassenden Überblick über die Handschriftenüberlieferung zu gewinnen; indes ist nicht anzunehmen, daß gesteigerter Aufwand in diesem Bereich die Untersuchung verbessern würde.107 Zum anderen konnte die Entscheidung darüber, in welchen Chroniken die Aufstandsnachrichten allzu spärlich und isoliert sind, um eine Darstellung in unserem Sinne zu formen, nicht ohne subjektive Auffassung von Textgestalt und Aussage getroffen werden. Die Einbeziehung dieser oder jener Schrift, deren Fehlen man jetzt vielleicht bedauert, auch wenn sich darin nur auf zwei, drei oder vier Seiten einige Stellen finden,108 würde schwerlich das Ergebnis beeinflussen, aber leicht erhielte man ein Korpus, das mit der arabischen Geschichtsliteratur koextensiv ist. Kommen wir nun zu den Einbußen, soweit bekannt.

Deperdita Wenngleich Sailamas Ahbär die einzige wenigstens mittelbar überlieferte monographische Quelle zum Aufstand der Zang sind, kennen wir doch dank H A L M und POPOVIC aus den biobibliographischen Quellen auch die Titel verlorengegangener Abhandlungen oder sonst einschlägiger Schriften. Sie seien hier rekapituliert und ergänzt (Deperdita 1, 3, 6-9). Bei den technischen Angaben stehen nun auch die Referenzen aus der Primär- und Sekundärliteratur.10'

107

g

So verzichte ich auf die ebd., 31, angezeigten Pariser Hss. Arabe 1514 (Pseudo-al-MaqrizI,

Munlahab al-tadkirafit-ta'rib, vgl. S A U V A N / B A L T V - G U E S D O N , Catalogue 2.5, 6 j f ) und 5761 (al-'Ainî, Ta'rth daulat Bant l-'Abbäs waf-Tülüniyln wal-Fätimiyin [= 'Iqd al-gumänfita'rth ahi az-zamän]·, vgl. B L O C H E T , Nouvelles acquisitions, 108). Das gilt für al-Ya'qübl, Ta'rth, Ibn ad-Dawädäri, Kanz ad-durar wa-gämi' al-gurar, Ibn atTiqtaqä, al-Fahrifi l-ädäb as-sultäniya wad-duwal al-islämiya, al-Yunïnï, Muhtasar Mir'ät azzamän, A b u 1-Fidä', al-Muhiasarfi ahbär al-baiar, Ibn al-Wardl, Tatimmal al-Muhtasarfi all· bäral-baiar, und al-YafiMir'ät al-ganän, sämtlich aus dem 8.—9./14.—15. Jahrhundert. Vgl. POPOVIC, Révolte, Bibliographie.

109

Mehrfach verwiesen wird im folgenden noch auf at-Tüsí, DIQ.ÀL,

Nadschaf'1380/1960; an-NagäS,

ar-ruwäh 'alä anbäh an-nuhäh, 4

Kitäb ar-Rigäl,

Fihrist kutub ai-ii'a,

Hg.: M.

B o m b a y 1317/1900; al-Qifti,

SÄ-

Inbäh

Bde., Hg.: M. A. AL-F. IBRAHIM, Kairo 1950-73; Das biogra-

al-Wäfi bil-wafayät], bislang Man hag al-maqäl, Teheran 1307/1890; ISMAIL PA§A, Idäh al-maknänfid-dail 'alä Kaif a^unün 'an asämi l-kutub wal-funän, 2 Bde., Istanbul 1945/47; DEUS·. Hadîyat al-'árifin, 2 Bde., Istanbul 1951/55; ' U . R. K A H H Ä L A , Mu'gam almu'allifin, 15 Bde., Damaskus 1376-81/1957-61; Ä . B. A T - T I H R Â N Î , ad-Dari'a ila tasäntf aiphische Lexikon des Salähaddin Halli Ibn Aibak as-Safadï [= 29 Bde., Istanbul usw. I93iff; al-Astaräbädl,

ii'a,

25 Bde., Nadschaf/Teheran 1355-98/1936-78, nebst Bd. 26: Index v o n AS-S. A. AL-

HUSAINÏ, Meschhed 1405/1985.

Quellen

107

1. Muhammad b. Hammad (st. 276/889), ο. T. ENTST.: SPANNE: REF.:

Zwischen 267/880 und 276/889. Überliefert 267-268/880-881. # 1999, 2004 = Ta 'rîh 3,1947Í I 9 4 7 F ©· # 2222 = ebd., 1949 Θ . # 2235a = ebd., 1966 Θ. # 2252, 2270 = ebd., I968f Θ. # 2413 = ebd., 1978 Θ. # 2466 = ebd., 1981 Θ. # 2725 = ebd., 2005 Θ. # 2880 = ebd., 2016 Θ. # 2918 = ebd., 2020 Θ . - Vgl. H A L M , Traditionen, 11; N Ä G I , Tärih at-Tabarì, 58a59a; H . K E N N E D Y , Caliphs and Their Chroniclers, 29-33.

Muhammad b. Hammäd al-Azdl war ein Vertrauter al-Muwaffaqs, nahm spätestens ab 267/880 und zumindest bis 268/881 an seiner Seite am Kampfe gegen die Aufständischen teil und wurde von ihm nach dem Sieg zum Richter von Basra, al-Ubulla, den Tigris-Distrikten und Wäsit ernannt. 110 Er ist der bedeutendste ursprünglichen Gewährsmann Sailamas für diese beiden Jahre. Einige Isnäde Sailamas führen über ihn hinauf zu drei anderen Augenzeugen des Geschehens, nämlich zu seinem Bruder Ishäq, zu Ibrählm b. Muhammad b. Ismâ'ïl al-Hâsimî, genannt Buraih, und zu Muhammad b. Su'aib al-Istiyäm. 111 Soeben weist H. KENNEDY darauf hin, daß der Bericht, dem Stil nach zu urteilen, nicht in mündlicher, sondern schriftlicher Form an Sailama gelangte. Es mag sich dabei um ein Feldtagebuch gehandelt haben. Ungewiß ist, ob die Aufzeichnungen schon von Muhammad b. Hammäd selbst veröffentlicht worden waren oder ob erst Sailama sie redigierte; im ersten Fall käme der Titel Ahbär Sähib az-Zang wawaqä'i'ihl dem Buche Muhammad b. Hammäds zu. 1 " Im übrigen ist die Schriftlichkeit von Muhammad b. Hammäds Bericht, kenntlich auch an der Verwendung eines Sammelisnäds," 3 ein Indiz dafür, daß die Nachrichten der drei vorgenannten Gewährsleute allein durch seine Vermittlung und nicht auch in direkter Linie auf Sailama gekommen sind. 2. Sailama (st. 280/893), Ahbär Sähib az-Zang wa-waqä 'i 'ihï (Nachrichten vom Herrn der Zang und seinen Schlachten) ENTST.:

SPANNE:

110

Zwischen 255/869 oder später und 262/875 im südlichen 'Iraq, 262267/875-883 in al-Ahwäz, 267-270/880-883 in al-Muhtära, erweitert und redigiert spätestens 280/893 in Sämarrä'. 249-270/863-883.

# 3481 = Ta 'rtb 3, 2 0 9 7 . S. U., 137Í".

113

H. KENNEDY, Caliphs and Their Chroniclers in the Middle Abbasid Period (Third/Ninth Century), in: C. F. ROBINSON (Hg.), Texts, Documents and Artefacts. Islamic Studies in Honour of D. S. RICHARDS, Leiden 2003, 29, 33. Ich danke dem Verfasser für die Gelegenheit, das Manuskript des Aufsatzes zu benutzen. # 2 0 0 5 - 2 0 0 7 = Ta'ñb·), 1948: Ishäq b. Hammäd, Buraih, Muhammad b. äu'aib und ungenannte andere mehr Θ.

ιο8

Quellen und Methode REF.:

M

# 0014 = Murüg, § 3145 Θ.

add

# 0061 = e b d , § 3278 Θ. Fihrist 1, 127

(279). Irtäd 6, 494. J3mal ohne Titelangabe im Ta 'rib: # 0491 = ebd. 3, 1770, und weitere 43mal 0 . # î o o j = ebd., 1848 > Harb 8,145 Θ. # 1076 = Ta 'rih 3, 1851 > Èarh 8, 147 Θ. # 1162 = Τα 'rib 3, 1856 > ¿arh 8, 148 Θ. # 1243 = Ta'rih 3,1862 > Sarh 8, ij2 Θ. # 1276 = Ta 'rib 3, i86j > Èarh 8, 1J5 ©. # 1325, 1329 = Ta'rih 3, 1870F> Sarh 8, ij8 Θ. # 2212 = Ta'rih 3, 1964 > ¿arh 8,172 Θ. # 2167 = Ta 'rib 3, i960 > Tagârib, fol. 57V: Muhamm a d Θ. -

V g l . Í S M A Í L P A J A , Hadíya

2,

20;

K A H H Â L A , Mu

gam

9,

194a;

HALM, Traditionen, 8f; POPOVIC, Révolte, 171 (145); NÀGÏ, Tärib atTabari, 46b-47a,

48a-j2a.

Wie erinnerlich, ist dies der früheste und auch der einzige primäre buchförmig redigierte Aufstandsbericht, aus dem nennenswerte Abschnitte überliefert sind. Abü 1-Hasan (?) Muhammad b. al-Hasan b. Sahl, genannt Sailama (Taumellolch)," 4 kam aus einer persischstämmigen Familie hoher Regierungsbeamter; sein Vater und sein Onkel und Schwiegervater al-Fadl b. Sahl Dü r-Ri'äsatain waren Wesire, und er selbst versah bei der Regierung die Dienste eines kätib (Sekretärs)," 5 so daß man ihn sich als administrativ gewandten wie auch literarisch bewanderten Kopf vorstellen muß. Er hing zwar der Schia an, doch war das nicht notwendig die Ursache seines Auftauchens auf der Seite der Aufständischen. H A L M zufolge ist er wahrscheinlich mit jenem Muhammad b. al-Hasan al-Bagdädl identisch, der sich im Jahre 255/869 ohne Gegenwehr von den Aufständischen gefangennehmen ließ und daraufhin verschont wurde. Er blieb dann auf ihrer Seite, aber nicht als Kämpfer, sondern vermutlich in einer seinen Fähigkeiten gemäßen Position, denn er gehörte längere Zeit zur Entourage 'Ali b. Muhammads." 6 Sein Hausstand zählte schließlich mehrere Frauen und Kinder." 7 Nachdem er in letzter Minute auf die Regierungsseite übergewechselt war und von al-Muwaffaq den aman (Schutzgarantie) erhalten hatte," 8 lebte er

Der Taumellolch ist ein einjähriges Gras, das als Kulturpflanzenbegleiter in Getreideäkkern steht und häufig von einem Pilz befallen ist. Sein Verzehr ruft dann bei Mensch und Tier zahlreiche Vergiftungserscheinungen wie Schwindel und Zittern hervor; P. PALSSON/ O . WASSERMANN, Appendix 1: Zur Art und Herkunft der Giftwirkung des Grases Lolium temulentum, Taumellolch, in: H. J. KROLL, Kastanas. Ausgrabungen in einem Siedlungshügel der Bronze- und Eisenzeit Makedoniens 197J-1979· Die Pflanzenfunde, Berlin 1983, ij8-i6o. Für diesen Hinweis danke ich WIEBKE KIRLEIS. Wie Sailama zu dem Namen kam, ist nicht bekannt. Der Namensbestandteil Abü l-Hasan findet sich nur bei L. MASSIGNON, La passion d'al-Hosayn-Ibn-Mansour al-Hallaj, Bd. 1, Paris 1922,145 Anm. 3; auch ist unklar, warum er ebd. der schiitischen Sippe an-Naubahtl zugerechnet wird. Ferner wird er falschlich im Index zu Ta'rih (engl.) 37,190a, mit dem den 'Abbäsiden verpflichteten Muhammad b. al-Hasan al-'Anbarï identifiziert; vgl. # 2864 = Ta 'rih 3, 2016 Θ. »5 add# OOJ9 = Murüg, § 3278 Θ. Fihrist i, 127 (279); Irfäd 6, 494t HALM, Traditionen, 9F. Vgl. # 0275 = Ta 'rih 3,1759 Θ. "g * 3048 = Ta 'rih 3, 2043 Θ. # 3 5 3 1 = e b d . , 2 1 3 J . V g l . # 3 0 4 8 = e b d . , 2 0 4 3 Θ.

Quellen

109

noch zehn Jahre am Hofe in Sâmarrâ'," 9 bis er schließlich im Jahre 280/ 893 von dessen Sohn und Nachfolger al-Mu'tadid der Beteiligung an einem schiitischen (oder härigitischen) Komplott zum Sturz des Kalifen bezichtigt, eingekerkert und hingerichtet wurde; sein Leichnam wurde in Bagdad zur Schau gestellt." 0 Nach H A L M lassen sich vier Phasen der Textentstehung unterscheiden:" 1 1. die sieben Jahre bis 262/875, i n denen Sailama sich häufig im Kreise 'Ali b. Muhammads aufhielt, selbst Augenzeuge der Geschehnisse wurde oder doch Berichte aus erster Hand erhielt, etwa von Raihän, dem ersten rebellierenden Sklaven," 2 2. die rund fünfjährige Phase bis 267/880, die er in der eroberten Provinz al-Ahwäz bei dem dortigen Statthalter 'Ali b. Abän" 3 verbrachte, wo sein Zugang zu Nachrichten aus anderen Regionen sich verschlechterte, 3. der Rückzug von dort" 4 und die drei Jahre der Verteidigung in der belagerten Hauptstadt al-Muhtära bis 270/883, wo er zwar wieder bei 'Ali b. Muhammad im Zentrum der Kampfhandlungen war, doch kaum noch Nachrichten von außen erhielt, weswegen er 4. in den Jahren nach dem lebensrettenden Seitenwechsel zur Niederschrift des Buches in Sämarrä' Auskünfte von Kombattanten aus dem Regierungsheer einholte, die er benötigte, um auch von dem Geschehen auf Seiten der Belagerer berichten zu können, darunter besonders die Aufzeichnungen Muhammad b. Hammäds (Deperditum 1)," 5 den er wiederum als Autorität für drei andere Augenzeugen aus den 'abbäsidischen Reihen anführt. Sailama kombinierte seine eigene Anschauung der Ereignisse mit den Berichten von sechzehn ursprünglichen Gewährsleuten, die selbst am Geschehen beteiligt waren, um, H A L M zufolge, Lücken zu schließen und nach" 9 At-Tauhîdï, al-Baß'irwad-dahä'ir, 4 Bde., Hg.: I. AL-KAILÂNÏ, Damaskus 1964, hier 3, 505. # 3527-3543 = Ta 'rih 3, 2I3JF. "dd# 0059, 0062-0063 = Murüg, § 3278 Θ. Laut Fihrisl 1, 127 (279), eine härigitische Verschwörung, dagegen nach l r i ä i 6, 495, die häSimitische (lies: schiitische) Konspiration eines Sohnes des Kalifen al-Wätiq (227-232/842-847), als dessen Wesir Sailama vorgesehen gewesen sei. HALM, Traditionen, lof. Zu Sailamas Gewährsleuten ferner ebd., 88,91, 96, io2f. # 0068 = Ta'rih 3,1747 u. ö. Vgl. den jüngst erschienen Beitrag von KENNEDY, Caliphs and Their Chroniclers, 33, der aufgrund der augenfälligen Nachrichtenlücke der Jahre 260 und 261 h. den originären Bericht Sailamas nur bis 259/873 entstehen sieht. " 3 # 1602 = Ta'rih3,1910 o. " 4 # 2338 = ebd., 1975 > íarh 8,177 Θ. " ' S. o., 107; s. u., 137. Entgegen HALM, Traditionen, i02f, überliefert Sailama durchaus auch aus der Belagerungszeit Berichte von Aufständischen (# 2213 = Ta 'rih 3,1964 > Sarh 8,172: Abü Wätilao, und #2266, 2267 = Ta'rih 3, 1969: Abu Wätila und Muhammad b. Sim'än Θ), weswegen es nicht zutrifft, daß er in dieser Phase keine Aufzeichnungen machte.

lio

Quellen und Methode

träglich den Blickwinkel der Regierungsseite einzuführen." 6 Anfangs flogen ihm die Berichte als Tagesneuigkeiten zu, später bemühte er sich um retrospektive, erinnernde Auskünfte. Abgesehen von Muhammad b. Hammäd wird man nicht fehlgehen, sich die Auskunftserteilung in personalen, interviewartigen Situationen vorzustellen, denn keiner von ihnen ist selbst als Schriftsteller bekannt geworden, und niemand beruft sich später unabhängig von Sailama auf sie. So wirken in den Ahbär mehrere literarische Tätigkeiten zusammen: Sailama ist (a) Verfasser des eigenen Augenzeugenberichts, (b) Sammler und Bearbeiter, also >Überlieferer-VerfasserQarmaten< vermengt. Der zweite Hinweis besagt, daß der langjährige Abwehrkampf gegen die Rebellen im Süden al-Mu'tamid oblag; das trifft die Tatsachen nicht, indem die Rolle al-Muwaffaqs verkannt wird. Die später verfertigte arabische Fassung der Chronik behebt beide Ungenauigkeiten, indem nunmehr die Verantwortung al-Muwaffaqs herausgestellt wird und die >Qarmaten< an der betreffenden Stelle weggelassen werden.'48 Man bemerke noch, daß die Zang im Syrischen Küsäye (Kuschiten) heißen.'49

Situation und quellenkritische Vorarbeiten Da wir nun fünfzehn chronikale Aufstandsberichte anhand äußerer Merkmale überblicken, lassen sich erste allgemeine Feststellungen treffen. Gehen wir zunächst vom U m f a n g der Berichte aus. Abbildung 1 veranschau-

147

149

bä d-Maktbänütä zabne\, 4 Bde. nebst Index, Hg.: J.-B. CHABOT, Paris 1899-1924, hier 4, 548 (frz. Ü. DERS., ebd. 3,117). Ta'rih 3, 2124, 2219. Vgl. H. H A L M , Das Reich des Mahdi, München 1991, 35—37, 72 (engl.: The Empire of the Mahdi, Leiden 1996, 27-30, 71). Die Begegnung zwischen Hamdän Qarmat und "All b. Muhammad (Ta'rih3,2130) ist legendär. Bar 'Ebräyä, Ktäbä d-Maktbänüt zahne. Chronicon Syriacum, Hg.: P. BEDJAN, Paris 1890, i6if (lat.: Chronicon Syriacum, 2 Bde., Ü.: P. J. BRUNS/G. W. KIRSCH, Leipzig 1789, hier 2, 172t): Der Aufstandsführer maßte sich 'alldische Abstammung an, um ihn scharten sich KüSäyi w-Arbäyi w-etqriw Qarmâtâyi (Zang, Araber und sogenannte Qarmaten), und sie eroberten Städte im Süden (des 'Iräq), in Syrien und in Sen'är (Sinear, der südliche und mittlere 'Iräq). Ebd., 163 (2,174): Al-Mu'tamid führte Krieg gegen Rebellen im Süden, solange er regierte (das hieße von 256/870 bis 279/892, während die Zang doch 270/883 niedergeworfen wurden). In der arabischen Fassung fehlen diese Notizen, statt dessen wird allein von al-Muwaffaqs Kampf gegen Zang und Härigiten gesprochen; Ta'rih muhtasar ad-duwal, Hg.: A. SÂLIHÂNÏ, Beirut 1890, 258 (dt.: Kurze Geschichte der Dynastien, 2 Bde., Ü.: G. L. BAUER, Leipzig 1783/85, hier 2, i6f). Außerdem wird beiläufig die Belagerung der Zang durch al-Muwaffaq erwähnt; ebd., 258 (2,17). Bar 'Ebräyä, Maktbänüt zabni, 161 (2,173). Vgl. die Wiedergabe von hebr. Zxrah hak-Küii (Serach der Kuschiter; 2 Chr 14.8) bei Mikäel 1., Maktbänütä zabnt 4, 38 linker Rand (3, 66a), und Bar 'Ebräyä, Maktbänüt zabne, 20 (2, 20), durch syr. Zäräh malkä Küiäyä sowie in dessen Muhtasar, 57 (1, 52), durch arab. Zarah malik az-Zunüg. Zur Abstammung der Kuschiten nach der Völkertafel (Gen 10.6) s. o., 62.

ιι8

Quellen und Methode

Seiten

I ι

883 900

1

1000

1

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1

1200

1

1300

1

1400

1

1470 n. Chr.

Abb. 1: Berichtsumfange und zeitliche Verteilung

licht, daß der Umfang von at-Tabarls Text von keiner späteren Kompilation auch nur annähernd wieder erreicht wurde. Der nächstlängere Text beläuft sich auf ein Drittel (ca. 89 gegenüber 265 Seiten), fünf weitere bleiben immerhin oberhalb eines Sechstels (bis ungefähr 45 Seiten); eine mittlere Gruppe von fünf Texten liegt zwischen einem Zehntel und einem Dreißigstel (bis rund zehn Seiten) und drei Berichte schließlich reduzieren sich auf fünf Seiten oder weniger. Die Umfánge variieren also sehr stark und sind nur in wenigen Fällen gleichauf.1'0 Auch in zeitlicher Hinsicht ist keine stete Entwicklung zu erkennen. Da es sich also um quantitativ unterschiedliche Kompilationen handelt, können sie nicht durch gleichförmige und gewissermaßen mechanische Reproduktion einer oder mehrerer gemeinsamer Vorlagen entstanden sein. Wir werden durch Abbildung 4 (S. 172) daran anschließen. Nimmt man den Gesichtspunkt der G l i e d e r u n g der Berichte hinzu, zeigt sich, daß das Material in unterschiedliche, oft mehrgliedrige Systeme eingepaßt wurde: Kalifensukzession, Annalistik, anlaßbezogene sachliche Ordnung (dikr), Teilung in politische Geschichte und Nekrolog, Jahrhundert· oder Jahrzehntordnung (qarn, tabaqa), traditionale Ordnung nach Isnäden, enzyklopädische Systematik oder regionalgeschichtlich-dynasti150

Kleinere Schwankungen sind vernachlässigbar. Zur Ermittlungsweise s. o., 74 Anm. 3.

Quellen

119

sehe Zyklik (daula). Keines dieser Prinzipien läßt sich mit dem Umfang der Berichte korrelieren und als eigentümlich für die historische Kompilation hervorheben. Für die Tätigkeit der Kompilatoren bedeutet das, daß sie fast immer die Gliederung der Vorlage aufgaben oder veränderten, um das Material gemäß dem jeweils eigenen Prinzip neu zu organisieren. Neben der Materialauswahl bildet also die Anordnung die zweite Eigenleistung der Kompilatoren. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, daß diese Leistungen gedanklicher Natur sind, Ergebnis überlegter Setzung, und keineswegs Zufalls- oder Flüchtigkeitsprodukte. Jedoch ist diese Feststellung geeignet zu zeigen, daß die ältere Auffassung, der zufolge die mittelalterliche arabische Chronistik an einem Mangel an historischer Kritik und pragmatischer Methode kranke und sich folglich in »bloßem Aneinanderreihen« erschöpfe,1'1 der Tätigkeit der Geschichtsschreiber nicht gerecht wird. Im Gegenteil läßt sich folgende Formel aufstellen: Wenn Kompilationen an demselben historischen Gegenstand und mit demselben Ausgangsmaterial sich nach Umfang und Gliederung unterscheiden, kommen sie nicht durch stereotype, von der Auffassung und Einwirkung der Kompilatoren unbeeinflußte Reproduktion zustande und dürfen nicht von vornherein wie Transkripte mit dem Text der Vorlage gleichgesetzt werden. Sie sind vielmehr als Bearbeitungen zu verstehen, über deren Abhängigkeit oder aber Eigenständigkeit als distinkte Texte allerdings noch zu befinden ist. Die Erörterung ist systematisch zu unterscheiden von der Untersuchung der Fragen, inwiefern Kompilationen stofflich originell und authentisch sind, und welcher Wert als historische Quelle ihnen folglich zukommt, sei es aus der Sicht des zeitgenössischen Lesers oder aus der der modernen Forschung. Was die z e i t l i c h e V e r t e i l u n g der Kompilationen betrifft, so fällt ihre Häufung in spät'abbäsidischer und mamlükischer Zeit ins Auge (6.-8./12.-14. Jh.). Das steht ganz im Einklang mit der Entfaltung der biographischen Enzyklopädik und der Wiederbelebung der Weltchronistik ab dem 6./12. Jahrhundert.1'2 Die rasche Aufeinanderfolge langer und kurzer Berichte sowie unterschiedlicher Gliederungsprinzipien zeigt indes, daß die zeitliche Ferne vom Berichtsgegenstand sich nicht auf den Berichtsumfang auswirkt. Es gibt soweit keinen Anlaß, Epocheneinflüsse auf die Kompilationstätigkeit der Schriftsteller geltend zu machen. Schließlich besagen die I s η â d e, daß außer der Kompilation at-Tabarls auch sekundär darauf aufbauende Kompilationen wie besonders die von Ibn al-Atlr ihrerseits zur Grundlage späterer Kompilationen geworden sind, so daß wir es mit einfachen, vermittelten und doppelt (vielleicht auch noch öfter) vermittelten Bearbeitungen zu tun haben. Unbeschadet der Frage der

151 152

D e Somogyi, Kompendium, 335. S. o., 8 Anm. 15. ΕΓ S, 255b, 257a (H. A. R. Gibb, Ta'rikh); Rosenthal, Historiography, i48f.

120

Quellen und Methode

Echtheit der Isnäde - sie könnten sich auch als unrichtig herausstellen, so unvollständig und ungleich verteilt sie ohnehin sein werden - , muß man grundsätzlich die Möglichkeit gestaffelter Überlieferungsverhältnisse, die durch intermediäre Texte kompliziert sind, in Betracht ziehen. Das zu prüfen wird Aufgabe der textvergleichenden Untersuchung sein. Es ist aber schon an dieser Stelle aufschlußreich zu sehen, in welcher Weise die Forschung bisher auf die Tatsache einer über at-Tabarl hinausreichenden Uberlieferung eingegangen ist. Eine erste Würdigung dieses Zusammenhanges versprach die Dissertation von Α . K . KHALIFA »Les sources de la révolte du Zendj. Collecte des textes avec traduction annotée et une introduction sur ce mouvement révolutionnaire« (Paris 1954). Tatsächlich aber widmet sie sich in erster Linie der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Aufstandes und k o m m t kaum auf die Quellenproblematik zu sprechen. Immerhin hebt KHALIFA als erster ausdrücklich die Pluralität der Quellen hervor und weist in den Anmerkungen zu seiner Ubersetzung von at-Tabarïs Bericht auf die Uberlieferung bei alMas'ûdï, Ibn al-Atlr, Ibn Abi l-Hadid und einigen anderen hin, ohne allerdings Abhängigkeiten zu besprechen. Trotz vieler Beschränkungen hätte die Arbeit anregend wirken können, da sie jedoch unveröffentlicht geblieben und nur in einem Exemplar der Sorbonne zugänglich ist, hat die Forschung kaum Notiz von ihr genommen. 1 ' 3 Sie ist ohnedies durch zwei Arbeiten aus den sechziger Jahren überholt. Zunächst ist POPOVICS Dissertation »'Ali b. M u h a m m a d et la révolte des esclaves à Basra. 869-883/255-270« (Paris 1965) zu nennen, welche 1976 unverändert unter dem Titel »La révolte des esclaves en Iraq au m c /ix e siècle« veröffentlicht wurde. Sie bietet das besagte Quellen- und Literaturverzeichnis, das nahezu lückenlos und sehr zuverlässig ist, und dessen kurze Kommentare vielfach Angaben zu Abhängigkeiten, zur Qualität von Kompilationen und zu den nach at-Tabarï neu aufgetretenen Nachrichten enthalten. 1 ' 4 POPOVIC steht dem Gros der Überlieferer allerdings ablehnend gegenüber: »La plupart d'entre eux ne transmettent que des indications compilées et abregées tirées des ouvrages de prédécesseurs, et ne présentent de ce fait aucun intérêt.« 1 " Folgerichtig findet die Quellenkritik im darstellenden Teil der Arbeit kaum Beachtung, vielmehr dienen die Quellen dazu, das Aufstandsgeschehen - »préférant signaler les faits« - lediglich zu rekapitulieren. 1 ' 6 Obwohl beständig Parallelstellen versammelt und Lesarten un-

153

Bibliothèque interuniversitaire de la Sorbonne, Signatur: W Univ 1954 (19) 4°, darin IV-L: Einleitung, 1-183: Übersetzung aus dem Ta'rth, 183-214: Indices. Dazu kritisch A. 'ULABÏ, Taurat al-'abtdfi l-Basra, in: at-Tañq 29 (1970) 2, io6; POPOVIC, Révolte, i6f (4F). *' 4 POPOVIC, Révolte, 21-32 (159-188 samt Fortführung bis 1992), 1 7 2 Í Deperdita. 1J ' Ebd., 18, lediglich noch al-Mas'üdl und Ibn al-Atir hervorhebend. " 6 Ebd., 11.

Quellen

121

terschieden werden, zielt die Arbeit insgesamt doch auf die Nachstellung eines plausiblen positiven Ereignisablaufes. Unter dem alleinigen Gesichtspunkt des authentischen primären Nachrichtengehaltes wird jedoch die Komplexität der Überlieferung eingeebnet. Eine zweite, nur wenig jüngere Arbeit ist für die Phänomene der Kompilation um so ertragreicher, H A L M S Dissertation »Die Traditionen über den Aufstand 'All ibn Muhammads, des >Herrn der Zang«. Eine quellenkritische Untersuchung« (Bonn 1967). Er behandelt die Quellen zum Aufstand der Zang nicht mehr als bloße Behältnisse historischer Information, sondern als Glieder eines anhaltenden Überlieferungsprozesses. Zum einen greift er hinter at-Tabarl zurück und arbeitet die gewissermaßen archetypische Bedeutung von Sailamas verlorenem Aufstandsbericht und dessen Zusammensetzung auch aus Berichten dritter Gewährsleute heraus, zum anderen zeigt er die Abhängigkeit der späteren Berichte auf, die indessen »nicht nur in der Darstellung und Auswahl der Fakten, sondern auch in der Beurteilung der Ziele des Aufstandes« erheblich abweichen.'57 Ohne Kenntnis dieser Untersuchung gelangt Ά . NAG! in seinem Aufsatz Tärth at-Tabari masdaran 'ahd taurat az-Zang ft l-qarn at-tälit lil-higra (1978) zu derselben Auffassung, indem er ausführlich sowohl die Quellen at-Tabarls als auch die spätere Fortüberlieferung darlegt und sorgfältig das jeweilige Sondergut und die Isnäde verzeichnet.1'8 Während er die vielfältige Nachwirkung atTabarls und auch as-Sülls und al-Mas'üdis bis ins 11./17. Jahrhundert aufweist, verkennt er die Bedeutung Ibn al-Atïrs und entgehen ihm Miskawaih, Sibt Ibn al-ôauzï und mehrere andere gänzlich, auch fehlen ihm Kriterien zur Unterscheidung zwischen unmittelbarer und mittelbarer Abhängigkeit. Er zielt denn auch nicht auf ein Gesamtbild der Überlieferung, sondern schließt mit einer Interpretation der Konzeption von at-Tabarls Bericht. Seine Einzeldarstellungen der Gewährsleute und Schriftsteller bleiben gültig, und im folgenden Kapitel wird auf sie verwiesen werden, doch mit Blick auf den Kompilationsprozeß gehen wir von dem differenzierteren Verständnis H A L M S aus. Nun teilt dieser die späteren Schriftsteller, deren Authentie und Tendenz er anhand des jeweiligen Sondergutes untersucht, in sieben Überlieferungsgruppen:159 1.

áailama > at-Tabarî > Miskawaih, Ibn al-öauzl (einzelnes > Ibn Tagrîbirdï, as-Suyûtï), Ibn al-Atir (»keinerlei neue Nachrichten«, > Ibn Katïr), Ibn A b i 1H a d i d (folgt »sklavisch«), Sibt Ibn al-ôauzï (einzelnes > ad-Dahabl, al-Yâfi'ï, Ibn al-'Imäd, al-Makîn?, al-'Aini?), Ibn at-Tiqtaqä, A b ü 1-Fidä', ad-Dahabl,

157

159

HALM, T r a d i t i o n e n , 1 1 4 .

NAGÏ, Tärth at-Tabari, in: al-Maurid 7 (1978) 2,4jb-6ia, 78b-86a. HALM, Traditionen, 114-117: erste Gruppe, 117-126: folgende Gruppen.

122

Quellen und Methode Ibn al-Wardi (letztere drei »bringen nichts Neues«), Ibn Katîr, Ibn Tagribirdi, as-Suyüti, 2.

al-Mas'ûdî > al-Malati, Ibn H a l d ü n , Ibn Abî l-Hadid, Ibn Tagribirdi?, as-Suyütí?,

3.

Ibn al-Mu'tazz,

4.

al-Bírünl > al-Bagdâdî, at-Tâ'âlibl, N i z â m a l m u l k ,

j.

Ibn H a z m ,

6.

áailama? > as-Safadï,

7.

Ibn A b i 1-Azhar > as-Süli > al-Husrî, Ibn Tagnbirdï.

Lassen wir die nicht zu unserem chronikalen Korpus gehörigen Gruppen 3 bis 5 außer acht, läßt sich ein schematisches Stemma zeichnen (Abb. 2). Die erste Gruppe, die Hauptüberlieferung, interessiert uns angesichts des oben konstituierten Korpus vor allem. Dabei ist anzumerken, daß HALM sich nicht um die Spezifizierung der Abhängigkeitsverhältnisse unter den auf atTabarl folgenden Schriftstellern bemüht, so daß es scheint, als stützten sie sich allesamt geradewegs auf ihn. Hiernach wäre at-Tabarî im Rahmen unseres Korpus das Gemeinsame Glied von acht Kompilatoren; ferner überlieferten drei, möglicherweise vier von ihnen stellenweise zusätzlich noch je einen früheren aus dieser Gruppe. Daneben hätten im Rahmen unseres Korpus zwei, vielleicht drei Kompilatoren al-Mas'üdl zum Teilgemeinglied in der Nebenüberlieferung. Einer überlieferte außerdem Material auf Autorität von as-Süli. Soweit ich mich im folgenden im Rahmen von HALMS Fragestellung und Material bewege, werde ich mich an seiner Quellenkritik orientieren, wenngleich im Ergebnis nicht immer zustimmend. Die Würdigung der kardinalen Überlieferungslinie at-Tabarî < áailama hat zwar eine umrißartige Kenntnis der davon abhängigen Fortüberlieferung gebracht, jedoch noch kaum die Frage berührt, wie sich die späteren Abhängigkeitsverhältnisse im einzelnen gestalten und welcher Art die literargeschichtlichen Beziehungen zwischen den nachgeordneten Kompilationen tatsächlich sind. Außerdem ist gegenüber den sechziger Jahren die Quellenlage soweit um Editionen bereichert worden, daß erst jetzt daran zu denken ist, die wichtigsten der noch verbleibenden bekannten Lücken durch die Beiziehung v o n Hand-

A u g e n z e u g e n Sailama at-Tabari

s p ä t e r e

Ibn Abi 1-Azhar al-Mas'üdi

as-Süli

K o m p i l a t o r e n

Abb. 2: Uberlieferungsscheftia gemäß

HALM

innerhalb des Korpus

Quellen

123

Schriften mehr als nur behelfsweise zu schließen. Dieses Korpus erlaubt die stichhaltige Untersuchung eines langen und vielgliedrigen, für die Geschichtsschreibung in 'abbäsidischer und mamlükischer Zeit repräsentativen Kompilationsprozesses. Halten wir schließlich noch drei Punkte im Vergleich mit dem zur mittelalterlichen lateinischen compilatio Gesagten fest. (1) Die Quellen lassen keinen einheitlichen didaktischen Zweck erkennen, denn es sind alle wichtigen Strömungen der arabischen Geschichtsschreibung vertreten: AtTabarï, Ibn al-Atîr und Ibn Katlr stehen beispielhaft für ihre heilsgeschichtliche Ausprägung im Rahmen des sunnitischen Islams, Ibn Abi 1-Hadld für ein schiitisches sowie al-Makïn für ein christliches Äquivalent dazu; bei alMas'üdl und an-Nuwairl erscheint Geschichte als Teil des adab\ Miskawaih, Ibn Haldün und Ibn Tagnbirdl stehen für politische Geschichte und Ibn al-ôauzï, Sibt Ibn al-öauzl und ad-Dahabi für biographische Geschichte. (2) Die Seltenheit und Unvollständigkeit der Isnäde zeigt, daß kein vergleichbares Zitierverhalten gegeben ist; Kompilation ist wesentlich Praxis und nur bedingt äußere Form. Daraus ergibt sich (3) die Schwierigkeit, die Grenze zwischen den Texten zu erkennen und abwägen zu müssen, wann und zu welchen Anteilen Autorschaft, bloße Uberlieferung, bearbeitende Kompilation oder Plagiat gegeben sind.

Viertes Kapitel

Methode Es gilt nun, die Texte auf eine Weise zu erschließen, die ihre kompilatorische Beschaffenheit hervortreten läßt. Ich lehne mich dazu an ein vor allem in der empirischen Sozialforschung und Psychologie verwendetes Verfahren an, die q u a l i t a t i v e I n h a l t s a n a l y s e , wie sie von P. M A Y R I N G vertreten wird. 1 Ihr Zweck besteht darin, symbolisches, zumeist sprachliches Material, das durch qualitative empirische Erhebung etwa mittels Fragebögen und Interviews gewonnen wurde, dergestalt zu einer Datenbasis zusammenzuführen, daß die Anzahl und die Komplexität der in den Ausgangstexten enthaltenen manifesten Informationen nach festen Regeln reduziert und theoriegeleitet geordnet werden kann; sodann können systematische Analysen durchgeführt werden. In abgewandelter Form ist dieses Verfahren auch geeignet, unsere fünfzehn Aufstandsberichte vergleichbar zu machen. Vier Schritte sind zu tun. l. B e g r i f f s b i l d u n g : Auf drei Abstraktionsniveaus wird ein Apparat erkenntnisleitender Begriffe aufgestellt. Allgemeine Ausgangspunkte sind die in Kapitel 2 dargelegten Probleme der Forschung: In sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Hinsicht interessieren Umstände und Bedeutung des Aufstandes der Zang, in historiographiegeschichtlicher Hinsicht soll Kompilation als literarische Tätigkeit, textuelles Produkt und intertextueller Prozeß verstanden werden. Um diesen Problemen bestimmte Strukturierungsdimensionen zu verleihen, ordne ich ihnen sechs bzw. fünf Begriffe auf mittlerem Abstraktionsniveau zu. So meint >Aufstand< im folgenden: soziale Gruppe, soziale Konstellation, Wirtschaftstätigkeit, Arbeit und Arbeitsteilung, Räumlichkeit, innere Ordnung des Aufstandes. >Kompilation< meint: Abhängigkeit, Umfang, Exaktheit, Topik, Subtext. Dies wird im einzelnen zu begründen sein. Obwohl diese Begriffe die Fragestellung bereits ein Stück weit auffächern, sollen sie nicht unmittelbar an das Textmaterial herangetragen werden, da sie als freie konzeptionelle Setzungen allein anachronistisch wären. 1

P. MAYRING, Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, Weinheim '1995, bes. 11-23, 42-89. Vgl. S. LAMNEK, Qualitative Sozialforschung, Bd. 2, Weinheim '1995,197-238, bes. 205-218. Ein früher Ansatz in der Islamwissenschaft bei LITTLE, Mamlük Historiography, j , 137-142. Clusteranalyse von halbstandardisierten Interviews bei R. PANZER, Identität und Geschichtsbewußtsein. Griechisch-orthodoxe Christen im Vorderen Orient zwischen Byzanz und Arabertum, Diss., Hamburg 1998,124-126,1J3, i6of, 196-207.

Methode

125

Sie bedürfen vielmehr der Operationalisierung, das heißt der technischen Zurichtung durch Kategorien auf niedrigem Abstraktionsniveau, V a r i a b 1 e genannt. Eine Variable ist zu verstehen als ein Merkmal, das eine Mehrzahl konkreter und unverwechselbarer Ausprägungen besitzt, welche sich im Textmaterial selbst feststellen lassen. Ein Beispiel: U m den Begriff >soziale Konstellation zu erfragen, wähle ich eine Variable >VerhaIten der Aufständischen gegenüber einer Bevölkerungsgruppeörtlichkeit< die Menge der Eigennamen 'iräqischer Dörfer, Flüsse, Wasserläufe und so weiter nicht vorab erschöpfend annehmen können, sondern im Zuge der Quellenlektüre ermitteln müssen. Daher ist es (2) nicht möglich, alle denkbaren Zuordnungen zwischen Variablen und Ausprägungen in einem vollständigen Kategoriensystem zu erfassen und die Ausprägungen numerisch zu codieren. Dies wäre aber (3) zur Durchführung rechnergestützter statistischer Analyseverfahren wie Indexund Skalenbildung unabdingbar, und so wird hier auf diese Instrumente verzichtet. Sie sind indes auch nicht wünschenswert, solange es an einer wichtigen technischen Voraussetzung mangelt, nämlich an der Verfügbarkeit des Quellenkorpus in Form einer maschinenlesbaren Datenbasis. Dazu wären Volltexteditionen der arabischen Geschichtsquellen etwa auf C D - R O M erforderlich, doch liegen solche gegenwärtig erst in wenigen Fällen vor, die zudem nicht wissenschaftlicher, sondern kommerzieller Art sind. Aus diesen Gründen wurde die Datenbasis der vorliegenden Untersuchung handschriftlich mittels Formblättern angelegt. S. u., 129. Vgl. G. WEDEL, Zur Terminologie der islamischen Wissenstradierung. Möglichkeiten der computergestützten Untersuchung von Bedeutungsebenen in Ibn Hallikäns biographischem Lexikon, in: S. WILD/H. SCHILD (Hg.), Akten des 27. Deutschen Orientalistentages, Würzburg 2001, 259^ 264. Weiterführend W. Bos/C. TARNAI (Hg.), Computerunterstützte Inhaltsanalyse in den Empirischen Sozialwissenschaften, Münster 1996.

4

Vgl. MAYRING, Qualitative Inhaltsanalyse, 54^ 76-79. Zur Wahrung des engsten Kontextes kann sich die Paraphrase auch auf kurze darüber hinausgehende Textstellen erstrecken, längere derartige Abschnitte bleiben aber auf jeden Fall außer Betracht.

'

Quellen und Methode

128

ment die kleinste Untersuchungseinheit, ein Überlieferungsgut. Jedes solche Gut erhält eine N u m m e r (#), die zu seiner Identifizierung im Kompilationsprozeß und zur Lokalisierung in der Datenbasis dient. 6 Das sei am Beispiel v o n Ta 'rib 3,1766 1; _, 7 veranschaulicht: fa-qäla anä Sairän b. 'Afwalläh ataitu sähibakum bi-kutub min ü'atihi bil-Basra wakäna Sairän hädä ahad min sahb Sähib az-Zang aiyäm maqämihi bil-Basra Er sagte: »Ich b i n Sairän 7 b. ' A f w a l l ä h . Ich habe eurem H e r r n Briefe v o n seiner G e f o l g s c h a f t in Basra gebracht.« Dieser Sairän war einer der A n h ä n g e r des Herrn der Z a n g w ä h r e n d seines A u f e n t h a l t e s in Basra gewesen.

Daraus das Exzerpt in der Reihenfolge der Arbeitsschritte: Beleg

Textsegment

Paraphrase

Variable

Nr.

1766,,

Sairän b. Ά/wallâh

Sairän b. 'Afwalläh

Unterstützer des Aufstandes

0404

(>c) 1766,6

ataitu sähibakum bikutub

bringt Ali b. Muhammad Briefe

Logistik (5 c, 11 a)

0405

1766,4

min H'atihi bil-Basra

von seiner Gefolgschaft in Basra

Bevölkerungsgruppe (1 a), Verhalten einer solchen gegenüber den Aufständischen (2 a), Topographisches (5 a)

0406

U m R e d u n d a n z zu vermeiden, wird Gut, das im selben Kontext wiederkehrt - das sind zumeist Personennamen - , nur bei der ersten N e n n u n g notiert. Die N e n n u n g ' A l l b. M u h a m m a d s und der Zang wird ganz übergangen. Das Exzerpt aus dem Ta 'rih wird auf einem Formblatt festgehalten. Der Übersicht halber steht darin der Numerus currens vor der Paraphrase. Es folgen eine Spalte für freie Notizen und eine weitere zur Wiedergabe chronologischer Angaben. M i t der Belegstelle ist die Erfassung des Referenztextes abgeschlossen. Alle späteren Aufstandsberichte brauchen nicht eigens paraphrasiert zu werden, da wir ja v o n ihrem kompilatorischen Charakter ausgehen, sondern lassen sich durch die Synopse der Belegstellen hinreichend erfassen. Sie stehen in chronologischer Folge gemäß Kapitel 3. Als Beispiel diene an dieser Stelle der häufig überlieferte Text zur Eroberung v o n Süq al-Hamîs/al-Manï'a durch Regierungstruppen unter A b ü l-'Abbäs im Jahre 267/880 aus Ta 'rib 3,1963,7..,,:

7

Um eine möglichst rasche visuelle Auffassung der Datenbasis zu ermöglichen, wurden auf den Formblättern den Variablen ideographische Siglen beigegeben. Ich übergehe sie hier. Arabisierte Form von pers. ¡irán; HALM, Traditionen, jo.

129

Methode

wa-qad istanqada min al-muslimät zuhä'a hamsat äläf irnra'a siwä man zafira bihï min az-zangiyät aUawâtï kunna fi Süq al-Hamîs fa-amara Abu Ahmad bi-hiyälat an-nisä'gamt'an wa-hamlihinna ilä Wäsit li-yudfa'na ilä auliyä'ihinna E r hatte gegen f ü n f t a u s e n d m u s l i m i s c h e F r a u e n b e f r e i t , n i c h t g e r e c h n e t d i e Erg r e i f u n g d e r Z a n g - F r a u e n , die sich in S ü q a l - H a m l s b e f a n d e n . A b u A h m a d [alM u w a f f a q ] g a b A n w e i s u n g , f ü r alle F r a u e n S o r g e z u tragen u n d sie n a c h W ä s i t z u b r i n g e n , d a m i t sie z u ihren F a m i l i e n z u r ü c k g e b r a c h t w e r d e n k ö n n t e n .

Exzerpt daraus anhand des Formblattes:

2 2 0 0 ca.

.

. 1963,,

.

j8r,,

43,,

58g

2 3 9 , , 171,0 2 2 1 V , , 1 7 0 , , j 3 r , o 146«

2201 Zang. Frauen ergriffen

. 1963,8

.

j 8 r u 43,, 58,, 239,6 171,,

2202 Musli-

. 1963,,

.

22,

40,,

67},

.

5 000

Musliminnen befreit

.

.

.

.

.

239,6 171,, 2 2 1 V , ,

170,, j3r 1 0 146,

.

5 3 r „ 146,0

.

.

.

.

.

40,,

minnen nach Wäsit gebracht (N. = Notizen, C. = Chronologie)

Erst wird ein Ausschnitt aus at-Tabaris Aufstandsbericht einem Probedurchgang unterzogen, um Mängel der Operationalisierung zu beheben die obenstehende Aufstellung zeigt schon die verbesserte Fassung - , sodann wird das vollständige Quellenexzerpt hergestellt. Da es dem Erzählgang des Ta'rth folgt, schreitet es ohne weiteres Zutun ebenfalls chronologisch voran. Nun weisen die späteren Berichte zwar wenig von at-Taban unabhängiges Uberlieferungsgut auf, doch ist es in systematischer Hinsicht erforderlich, dieses in einem separaten Ergänzungsexzerpt zu führen. Zu diesem Zweck kann das Formblatt unverändert beibehalten werden, nur folgen die Berichte nun auch vertikal aufeinander: Nach den Hinzufügungen aus alMas'ûdïs Murüg stehen die von Miskawaih und allen Späteren in der bekannten Abfolge. Diese Additamenta bilden eine eigene fortlaufende Zählreihe ( add #). Zu beachten ist, daß Überlieferungsgüter stets unter der laufenden Nummer des ersten Auftretens belegt sind, um die synoptische Funk-

130

Quellen und Methode

tion des Exzerptes zu erhalten; daher steht das Material eines bestimmten Schriftstellers nicht notwendigerweise en bloc, sondern es kann auch einiges unter den Additamenta seiner Vorgänger zu finden sein. 3. D a t e n p f l e g e : Diese Phase dient in der empirisch-sozialwissenschaftlichen Forschung der Aufbereitung der Datenbasis für die rechnergestützte statistische Analyse, auf die hier aus den genannten Gründen verzichtet wird. Daher beschränkt sich dieser Schritt auf die Bereinigung von Ungleichmäßigkeiten, Zählfehlern und dergleichen. Dabei wurden sowohl Positionen aus den Zählreihen gestrichen als auch Nachträge aufgenommen, letztere in alphanumerischer Form, so beipielsweise # 1756 a.8 Als Ergebnis läßt sich festhalten: Das strukturierte synoptische Quellenexzerpt verzeichnet für die genannten 35 Variablen gegen 3 780 Ausprägungen in at-Tabarls Aufstandsbericht, je Druckseite des Ta'ñh also durchschnittlich 14, sowie noch einmal reichlich doppelt so viele Belege in den späteren Berichten. Zusammen mit den ungefähr 530 Additamenta nebst 190 späteren Belegen der zweiten Zählreihe steht eine Datenbasis von insgesamt über 4 300 Überlieferungsgütern in geschätzten 12 000 Belegen zur Auswertung bereit (Auswahlkonkordanz im Anhang). 4. A η a 1 y s e : Die Datenbasis wird auf zweierlei Art aufgeschlüsselt. a. Längsschnitt: Aus der Datenbasis werden Datensätze herausgelöst, die die Uberlieferung des Gutes bestimmter Variablen während des gesamten Kompilationsprozesses verfolgen lassen. Diese korpusübergreifenden stoffspezifischen Datensätze dienen der Feststellung, welche Stoffe bevorzugt, nachrangig oder gar nicht überliefert werden, inwiefern sie bewahrt oder verändert werden, und ob dabei Regelmäßigkeiten auftreten, die auf die Eignung dieser Stoffe, überliefert zu werden, schließen lassen (Kap. 6 8). b. Längs- und Querschnitt: Unter Berücksichtigung der Abhängigkeitsverhältnisse werden sodann Datensätze im Zusammenhang betrachtet und auf die Bedeutung der Güter im Kontext der Geschichtserzählung befragt. Diese überlieferungsspezifische stoffkombinierende Untersuchung soll gestalterische Eingriffe und ihr mögliches Zusammenspiel über die Überlieferungsstufen hinweg sichtbar machen. Hier schließt die Frage an, welche Wirkung fortschreitende quantitative Reduzierung auf das Auswahlverhalten der Kompilatoren und den Charakter der Kompilationen ausübt (Kap. 9,10). Es sei noch eine Einschränkung vorausgeschickt, die meines Erachtens gegenwärtig nicht zu vermeiden ist. Sie folgt aus der Überlegung (Kap. 1), daß wir die Frage der Kompilation nicht anhand der isnädgestützten Einzelüberlieferung wie dem hadït oder habar zu behandeln haben, sondern

8

S. u., 145 Anm. 63.

Methode

131

eine feinere Aufgliederung vornehmen und kleinsten Überlieferungsgütern nachspüren, und handle es sich dabei >nur< um einen Personennamen oder eine Maßangabe. Dem gilt es durch möglichst eingehende materiale Betrachtung der Überlieferungsgüter Rechnung zu tragen. Der genaue Wortlaut der Überlieferungsgüter kann daher nicht Gegenstand der Untersuchung sein. Eine literarkritische Erörterung wäre zwar wünschenswert, und sie wird im Einzelfall auch stattfinden, etwa wenn die Prüfung der Echtheit eines Isnäds erforderlich ist, doch steht ihrer steten Durchführung ein praktisches Hindernis entgegen: Das Korpus enthält neben zuverlässigen Editionen notgedrungen auch mangelhafte Drucke und selbst einige Inedita, so daß die Textgrundlage nur in sehr ungleichem Maß als gesichert betrachtet werden kann - ein Mangel, der bei der heutigen Editionslage auch allen anderen vielfältig zusammengesetzten und zeitlich weitgespannten Korpora anhaften würde.9 Auch aus diesem Grunde empfiehlt es sich, Kompilation zuvörderst in stofflicher Hinsicht zu untersuchen.

9

S. o., 127 Anm. 3, Punkt 3.

Dritter Teil

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozess

Fünftes Kapitel

Wege und Stufen der Überlieferung Für die qualitative Untersuchung des Kompilationsprozesses benötigen wir ein Stemma, das die bisherige Quellenkritik insbesondere hinsichtlich der Abhängigkeitsverhältnisse unter den Aufstandsberichten nach at-Tabarl ergänzt und, wo nötig, berichtigt. Erstmals sollen auch die handschriftlichen Aufstandsberichte von Miskawaih, Baibars al-Mansürl und Sibt Ibn al-öauzï sowie die erst in jüngerer Zeit edierten Berichte in den anonymen 'Uyün, von an-Nuwairï, ad-Dahabl (Ta'rìh al-isläm) und Ibn al-öauzl (Muntaçam q. ¿., Jahreskapitel 255-256 h.) berücksichtigt werden. Das fertige Stemma wird Abbildung 3 zeigen. In systematischer Hinsicht enthält dieses Kapitel den ersten Teil der Untersuchung des Begriffes »Abhängigkeit und der zugehörigen Variable 7 a (Überlieferungsglied), ausgeprägt als Name eines Gewährsmannes, Buchtitel oder anonyme Angabe. Die Analyse gestaltet sich diachron und korpusübergreifend. Sofern nur wenige Quellen isnädgestützt sind - oder äußerlich so erscheinen — und wir außerdem nicht darauf angewiesen sind, die Isnäde sine studio für echt zu nehmen,1 bedienen wir uns zunächst noch des gesamten Variablenapparates. NB: Zur Belegweise siehe Seite xx. Außerdem finden die bekannten stemmatischen Begriffe der Textkritik Anwendung.3 Wenn die Isnäde eines Aufstandsberichtes schon in der Quellenkunde in Kapitel 3 belegt sind, wird in Klammern auf die betreffende Seite verwiesen.

Der Beginn der Hauptüberlieferung Die Hauptüberlieferung beruht bekanntlich isnädgemäß auf der Linie: at-Tabarl < Sailama < Augenzeugen At-Tabarls Ta 'rih (S. 75-78) nennt 53mal Sailama und 73mal dritte Augenzeugen als Gewährsleute. Sie führt er 3imal auf Autorität Sailamas an; alle übrigen Nennungen sind Folgenennungen, für die Sailama als Zwischen1

Auch im Bereich des H ad it gilt jetzt ein isnädgestütztes Stemma nur dann als echt, wenn es, wo möglich, durch Textvergleiche bestätigt wird. Maßgeblich dafür SCHOELER, Charakter, 24. Vgl. P. MAAS, Textkritik, Leipzig ^1960; M. L. WEST, Textual Criticism and Editorial Technique Applicable to Greek and Latin Texts, Stuttgart 1973.

i36

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

glied anzunehmen ist.3 Er ist mit einer Ausnahme at-Tabarls einzige Autorität. Nichts deutet daraufhin, daß weitere Überlieferungslinien direkt, das heißt ohne Vermittlung durch at-Tabari zu Sailama hinaufführen könnten. S ai lama berichtet in seinen Ahbär (S. 96-99) sowohl aus eigener Anschauung wie auch auf Autorität von zumindest fünfzehn Augenzeugen. Acht von ihnen waren an dem Aufstand beteiligt. Es sind dies: Raihän b. Sälih al-Magribï, der erste Sklave, der 'All b. Muhammad folgte, und auch sein erster Agitator unter den Salpetersklaven; mit dreizehn Nennungen ist er der meistbezeugte Gewährsmann.4 Er berichtet vom Aufstandsbeginn Ende Ramadan 255/Anfang September 869. Danach tritt er nicht mehr als Augenzeuge in Erscheinung, obgleich er noch bis zu seinem Überlaufen im Jahre 267/881 als Heerführer und Kammerherr von Ankaläy einen hohen Rang bekleidete. Sofern die schon erwähnte HALMsche Gleichsetzung von Sailama mit dem Mitte Sauwäl 255/Ende September 269 auftretenden Muhammad b. al-Hasan al-Bagdädi den Tatsachen entspricht, beschränkt sich die vollständige Abhängigkeit Sailamas von Raihän auf die ersten drei Aufstandswochen. Des weiteren berichten: $ibl b. Sälim, Dattelpressersklave, über 255 h., die Eroberung Basras 257 h. und über 258 h.,5 al-Fadl b. 'Adi ad-Däriml aus Basra, erst noch Parteigänger der dortigen Sa'diten-Partei, über 255 h., die Eroberung von Basra 257 h. und die Kriegsführung des Aufständischengenerals 'All b. Abän in al-Ahwäz 262 h.,6 Muhammad b. Sim'än al-Kätib aus Basra über 255-258 h.,7 al-Hasan b. 'Utmän al-Muhallabl aus Basra, genannt Mundaliqa (?), ebenfalls über die Eroberung der Stadt 257 h.,8 Muhammad b. 'Utmän al-'Abbädänl über die Kriegsführung des Aufständischengenerals Sulaimän b. 6ämi' in al-Hawänlt 262 h.,9 3

4

5 6

7

9

Vgl. die Aufstellung der Sailama-Isnäde mit Jahr und Sichworten zum matn bei NÄGI, Tarif) at-Tabari, 88-92, die mitsamt sieben anonymen Folgeangaben (qala) 60 Positionen umfaßt ' # 0068 = Ta 'rih 3,1747 > Tagârib, fol. 321 • Sarh 8, 132 · Kami! 7, 142 > Nihäya 25, 107 Θ. # 0396, 0401 = Ta 'rib 3, 1765F o. # 0428 = ebd., 1767 Θ. # 0485 = ebd., 1770 Θ. # 0544 = ebd., 1773 Θ. # Ο6Ι4, 0632 = ebd., 1777F Θ. # 0703, 0715, 0725 = ebd., i78of Θ. # 0735 = ebd., 1782 O. Vgl. NÄGI, Tärih at-Tabari, J2A-J3B. # 0626,0645a = Ta'rih 3,1777FΘ. # 1023 = ebd., 1849 Θ. # 1145 = ebd., 1855 Θ. # ιι86 = ebd., 1858 Θ. # 1230 = ebd., 1861 Θ. Vgl. NÄGI, Tärib at-Tabari, j 4 b - j j b . # 0628 = Ta'rih 3, 1777 o. # 0757a = ebd., 1782 Θ. # 1043 = ebd., 1850 Θ. # 1610 = ebd., 1911 Θ. Vgl. NÄGI, Tärih at-Tabari, 56ab. # 0770 = Ta'rih 3,1783 Θ. # 1077 = ebd., 1851 Θ. # 1105, 1124 = ebd., 1853FΘ. # 1282 = ebd., 1866 Θ. # 1312 = ebd., 1868 Θ. # 1330 = ebd., 1871 > Sarh 8,158 Θ. # 2267 = Ta'rih 3,1969 Θ. Vgl. NÄGI, Tärih at-Tabari, 53b—J4B. # 1125,1135 = Ta 'rih 3,1854F O. Vgl. NÄGI, Tärih at-Tabari, 56B~57A # 1465,1478 = Ta'rih 3, 1900 Θ. # 1512 = ebd., 1902 Θ. # 1568 = ebd., 1906 Θ. Vgl. NÄGI, Tärih at-Tabari, 57a.

Wege und Stufen der Überlieferung

137

öabbäs al-Hädim (der Eunuch) ebenfalls über Sulaimän b. ö ä m i ' in alHawänlt und überhaupt das Geschehen in den Tigrissümpfen 262 h., 264 h. und 265 h.,'° und Abü Wätila Muhammad b. Hisäm al-Kirmänl über 'Ali b. Muhammad und die Verteidigung von al-Muhtära 267 h." áailamas Stellung als Zwischenglied der Überlieferung von öabbäs und Abü Wätila ist durch at-Tabarls Isnäde bezeugt. Bei Sibl, ad-Därimi und Ibn Sim'än stehen vollständige Isnäde neben solchen, die Sailamas Namen auslassen. Von Mundaliqa hört Sailama aus zweiter Hand durch Ibn Sim'än, weshalb Sailama als Zwischenglied zu ergänzen ist. Allein bei öabbäs liegt die Sache anders: Er wird einmal in der Linie Sailama < Muhammad b. 'Utmän al-'Abbädäni überliefert," aber achtmal unmittelbar auf Autorität §ailamas. Da zudem drei Stellen auf einen ausdrücklichen Widerspruch öabbäss gegen Berichte al-'Abbädanis hinweisen, kann man jenen nicht durchweg als Zwischenglied einsetzen;'3 es gibt sowohl eine unmittelbare als auch eine mittelbare Linie zwischen öabbäs und Sailama. Bei Raihän und Ibn 'Utmän fehlt Sailama ganz, muß aber in Analogie zu den vorigen angenommen werden. Sieben weitere Augenzeugen standen im Regierungsheer. Es berichten: al-Hasan b. Hartama as-Sär, der dem Türken Asgagün unterstellt war, über die Eroberung von al-Ahwäz 259 h., wo er in Gefangenschaft geriet,'4 Muhammad b. Dlnär über al-Ahwäz 265-266 h.,'5 Muhammad b. 'Abdalläh b. al-Hasan b. 'All al-Ma'münl al-Bâdgïsï, der dem Türken Takln al-Buhärl unterstellt war, desgleichen,'6 Muhammad b. Hammäd, der erwähnte Vertraute al-Muwaffaqs und Urheber schriftlicher Aufzeichnungen (Deperditum 1), über Abü l-'Abbäs' Eingreifen und al-Muwaffaqs Eroberung von Tahitä/al-Mansüra 267 h. sowie die erste Belagerung von al-Muhtära 267-268 h.,'7 Ishäq b. Hammäd, Bruder des Vorgenannten, über Abü l-'Abbäs im Jahre 267 h.,'8

# 1479 = Ta'rih 3,1900 O. # 1569 = ebd., 1906 Θ. # 1728, 1738, 1761 = ebd., 1923ÍO. # 1769, 1780,1805 = ebd., I 9 2 J F O . # 1836 = ebd., 1929 Θ . Vgl. N Â G Ï , Tärih at-Tabari, J7ab. # 2213 = Ta 'rih 3,1964 > íarh 8,172 Θ . # 2266 = Ta 'ríh 3,1969 Θ . Vgl. N Â G Ï , Tärth at-Tabari,

u

Î5b-j6a.

# 1567-1569 = Ta 'rih 3,1906 O. ' 3 # 1479 = ebd., 1900 Θ. # 1569 = ebd., 1906 Θ. # 1738 = ebd., 1923 Θ. Divergente Bericht von Gabbäs ohne ausdrücklichen Bezug auf Muhammad b. 'Utmän al-'Abbädäni: # 1761 = ebd., 1924 Θ . # 1769 = ebd., 1925 Θ . # 180J = ebd., 1926 Θ . 1836 = ebd., 1929 Θ . 14 # 1367 = Ta 'rih 3,1876 Θ. Vgl. H A L M , Traditionen, 91. ^ # 1885 = Ta'rihi, 1934 Θ. # 1886,1894 = ebd., 1934Í O. 17 S. o., 107,10 Kami! 7, 237 > Nihâya 2j, 144 Θ. # 2236 = Ta'rib 3, 1966 Θ. Târih at-Tabari, J9ab.

Vgl. N Â G Î , S. o., 109.

V g l . BERNHEIM, L e h r b u c h , 419.

Wege und Stufen der Überlieferung

139

der jüngere dieser beiden nach dem gezeigten Muster von dem älteren abhängig, so besteht entweder mittelbare Abhängigkeit (C < Β < A) oder aber mittelbare neben unmittelbarer Abhängigkeit (C < Β < A neben C < A). Es kann dann C stofflich kontaminiert sein. Mit Sicherheit liegt Kontamination vor, wenn C in zwei Berichten aufgeht, deren älterer weniger Uberlieferungsgüter umfaßt als der jüngere und folglich nicht dessen ausschließliche Vorlage sein kann (C < A neben C < B). Unmittelbare Abhängigkeit von at-Tabari liegt demnach in fünf Fällen vor: Sibt Ibn al-öauzi · Ibn Abi l-Hadid · Ibn al-Atir · Ibn al-ôauzi · Miskawaih < at-Tabari Miskawaihs Tagärib (S. 8of) gibt einzig at-Tabaris Bericht wieder. Überschneidungen mit al-Mas'üdi treten nicht auf. Ibn al-ôauzïs Muntagam (S. 82Í) übernimmt trotz der besonders starken Raffung auf kaum ein Zwanzigstel der Vorlage vieles, was Miskawaih übergeht, kann also nicht von diesem abgeleitet sein. Dessen Sondergut und das von al-Mas'üdi nimmt er nicht zur Kenntnis, bietet aber Überlieferungsgut von al-Hatib und as-Süli. Auf Nebenüberlieferungen und anderes Gut kommen wir später. Ibn al-Atirs Kam il ist schon oben (S. 83^ als unmittelbar von at-Tabaris Bericht abhängig beschrieben worden. Andere Quellen sind nicht zu erkennen. Ibn Abi 1-Hadïds Sarh (S. 84f) muß wegen der nächst at-Tabari größten Materialfülle unmittelbar von diesem abhängen, zumal er ihn in 69 Isnäden anführt und zahlreiche chronologische Angaben auftreten, die vor ihm nur at-Tabari bietet.23 Eine Schwierigkeit besteht darin, daß zahlreiches Sondergut inmitten von sorgsam auf at-Tabari zurückgeführten Überlieferungen auftritt. 14 Denkbar ist zum einen, POPOVIC zufolge, daß Ibn Abi 1Hadid einen Ausgabe des Ta 'rìh vor sich hatte, die über die uns bekannten Textzeugen hinausgeht.25 Es gab wohl wirklich mehrere Fassungen des Ta rìh, doch scheinen sich diese vor allem durch die Ausdehnung der Berichtszeiträume (bis 295/908 oder 302/915 oder 309/921) unterschieden zu haben.26 Ich halte es zum anderen für denkbar, daß Ibn Abi l-Hadid noch

23

24

Bspw. # 1004a = Ta'rih 3,1848 > Sarh 8,145:14. Sauwäl 257/4. September 87t Θ. # 1344b = Ta'rih 3, 1872 > Sarh 8, 159: Sa' bän 258/Juni-Juli 872. # 3023a = Ta 'rth 3, 2036 > Sarh 8, 200: äa'bän 269/Februar-März 883. # 3515a = Ta'rih 3, 2111 > Sarh 8, 214: 22. Sauwäl 272/ 1. April 886 o. Bspw. l d d # 0209, 0210 = ebd., 155 o. ldd # 0215-0237 = ebd., i64f Θ. add # 0261 = ebd., 207 Θ. " w # 0264 = ebd., 210 Θ. POPOVIC, R é v o l t e , 2 9 .

S. o., 84 Anm. 4.

140

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

eine von at-Tabarï unabhängige, vielleicht aber mit i h m gemeinsame Q u e l l e (oder mehrere solche) kannte, denn er sagt hädihi riwäyat Abt öa'far waaktar an-näs (dies war die Überlieferung von Abü ö a ' f a r [at-Tabarï] u n d der meisten Leute) u n d häkadä rawähu an-näs kulluhum (so überlieferten die Leute allesamt). 2 7 D a m i t können nicht die Schriftsteller unseres K o r p u s gemeint sein, da sie nicht für Ibn Abï 1-Hadïds Sondergut verantwortlich sind. Demgegenüber fragt sich, ob die angezeigte Mehrheitsüberlieferung a u f áailamas Ahbâr oder eine andere frühe Zang-Monographie zurückgeht. 2 8 D a allerdings nicht klar ist, wie weit Ibn Abï 1-Hadïds Kenntnis reichte u n d o b er sich ihrer überhaupt bediente, bleibt die Frage offen. Außerdem sei noch a u f die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Ibn al-Atïrs Aufstandsbericht hingewiesen: Beide treffen eine weitgehend parallele Auswahl aus der gemeinsamen Vorlage und erreichen annähernd die gleiche Stofffülle. Sibt Ibn al-ôauzïs Mir'âh (S. 86) bietet zahlreiches Überlieferungsgut von at-Tabarï, das in allen K o m p i l a t i o n e n vor ihm ausfällt. 2 9 Der Bericht seines Großvaters Ibn al-öauzi stand ihm zwar zur Verfügung, d o c h er ü b e r n i m m t kein Sondergut von ihm, und wo er Nachrichten v o n as-Süli mit ihm u n d mit al-Mas'üdi gemeinsam hat, überliefert er diese selbständig, doch dazu später mehr. Der Hauptüberlieferung stellt er zweimal abweichende Nachrichten mit der unbestimmten Einleitung qïîa (es wurde gesagt) gegenüber. 3 0

Kompilationen dritten Grades Sobald drei oder mehr Berichte als alleinige oder teilweise Vorlage in Frage k o m m e n u n d also mehrfache K o n t a m i n a t i o n möglich ist, gilt es nach gem e i n s a m e m Sondergut oder nach gemeinsamen Sonderfehlern gegen at-Tabarî zu suchen, denn nur das von ihm unabhängige Material kann Abhängigkeiten unter den späteren in reiner Form anzeigen. Von den vorigen Berichten hängen K o m p i l a t i o n e n dritten Grades ab. 'Uyün < Miskawaih Die a n o n y m e n 'Uyün (S. 8if) werden bislang im Berichtszeitraum bis 294/ 907 als A u s z u g aus at-Tabarï u n d hernach als A u s z u g aus Miskawaih gese' d d # 026J = Sarb 8, 211 Θ. >dd # 0285 = ebd., 213 Θ. Zu 29

HALMS

Abbâr

Bspw. # 2934-2939 = Ta 'rib 3, 2 0 2 i f > Mir'äb, Mir'âh,

30

A n n a h m e der Erhaltung der

fol. 2 2 j r Θ. # 3313-3318 = Ta 'rib 3, 2080 >

fol. 229V o . # 3492-3499 = Ta'rib 3, 2099-2102 > Mir'äb,

' d d # o i 8 2 - o i 8 2 a = Mir'äb, ídd

bis ins 8./14. Jahrhundert s. o., 1 1 0 A n m .

fol. 2 3 8 ^ 2 3 9 ^

fol. 22or © - gegen # 1991 = Ta 'rib 3, 1946 > Mir'âh,

# 0186 = ebd., fol. 22JV Θ - gegen # 2971 = Ta'rih 3, 2029 > Mir'äb,

fol. 225V.

fol. 220V.

Wege und Stufen der Überlieferung

141

hen.31 Dabei wird übersehen, daß diese Jahreszahl nur die Abkehr Miskawaihs von der Autorität at-Tabarï markiert. Nun zeigt der Vergleich des Aufstandsberichts der 'Uyün mit dem von Miskawaih, daß er nicht bloß vollständig in diesem aufgeht,32 sondern auch Sondergut von ihm übernimmt, darunter eine Darstellung der Lage der Zang bei Aufstandsbeginn 33 und eine Erklärung für al-Muwaffaqs Befehl zum Rückzug von Lu'lu's Truppen. 34 Des weiteren wiederholt er einige von Miskawaihs Lesarten und Fehler gegen at-Tabarls Text.35 Der Anonymus selbst nimmt nur wenige Interpolationen vor, die auch mit Ausnahme eines abschließenden häresiographischen Urteils36 unwesentlich sind. Die Übereinstimmung reicht so weit, daß sich unklare Stellen im edierten Text der 'Uyün anhand von Miskawaihs Bericht sichern lassen.37 Einige wenige Stellen, an denen der Anonymus doch eher mit at-Tabarï übereinstimmt, legen den Gedanken nahe, daß ihm vielleicht eine bessere Kopie der Tagärib zur Verfügung stand als der hier zugrunde gelegte Codex Parisinus;3 zu einer genaueren Aussage bedürfte es der Sichtung der Handschriften. 39 al-Makln < Ibn al-ôauzï al-Makïn < Ibn Wäsil? < Ibn al-Atlr? Al-Maklns Magmu (S. 87Í) stützt sich im ersten Teil des Werkes, der die Geschichte der vorislamischen Zeit behandelt, auf drei christliche Quellen,

31 32

33

34

S. o., 92 Anm. 4 2 . Vgl. Ibn al-Atîr, al-Kámilfi t-ta'rih, 9 Bde., Hg.: Ά . ΛΝ-NAGGÀR, Kairo 1348-57/1929-38, hier 2,204 Anm. 2,302 Anm. 1. LDD # 0 0 6 7 - 0 0 7 2 - Tagârib, fol. 321-v > 'Uyün 4 , 1 6 : Lage der Zang ©. Diese Stelle auch zitiert in Ta'rih, Glossar s. v. kasaha (nach 'Uyün, Berlin, Ms. or. Wetzstein n.342, vero fol.

7')·

AD

# 0093 = Tagdrib, fol. 6jv > 'Uyün 4, jy Θ. Diese Ableitung beantwortet die Frage von POPOVIC, Encore quelques détails, 369, nach Quelle und Wert der Stelle: Es handelt sich um eine freie Interpolation Miskawaihs. Weitere Übernahmen bspw. >dd# 0076, 0077 = Tagärib, fol. 3JR > 'Uyün 4, 18 Θ. ' D D # 0 0 9 4 - 0 0 9 6 = Tagârib, fol. 66v > 'Uyün 4, 57 Θ. ,DD # 0097 = Tagärib, fol. 67V > 'Uyün 4, J8 ©. 35 Bspw. # 2240 = Ta'rih 3, 1966: al-Man$üra - gegen Tagârib, fol. j8v > 'Uyün 4, 44: al-Ma'müra. # 2243 = Ta'rih, ebd.: al-'ummäl - gegen Tagârib, ebd. > 'Uyün, ebd.: as-sunmi'©. Aber auch eine Emendation: >id # 0076 = Tagärib, fol. 3jv: Sälih az-Zangi > 'Uyün 4,18: Sä^ hib az-Zang Θ. # 0111-0117 = 'Uyün 4, J8: Nähe des 'Alawiz-Zang zu Bäbak al-Hurrami, Qarmaten und Bätiniten Θ. 37 Bspw. 'Uyün 4, 4 9 I : « y . ....JJ < Tagärib, fol. 6IV 1 7 : wa-tasannamühu (und sie erklommen sie). So # 0 1 3 6 = Ta'rih 3 , 1 7 J I > Tagärib? > 'Uyün 4 , 1 7 . # 1 3 8 1 - 1 3 8 3 = Ta'rih 3 , 1 8 7 7 > Tagärib? > 'Uyün 4,2J. 39 S. o., 91 Anm. 36. 7

142

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

die sämtlich bis in die Zeit des Aufstandes reichen.40 Zwei von ihnen scheiden als Vorlagen seines Aufstandsberichts im zweiten Teil aus: Sa'ïd b. alBitrlq (Eutychios von Alexandria, st. 328/940), da er nur wenige Zeilen zum Aufstand hat, 4 ' und Ibn ar-Rähib (st. zwischen 689/1290 und 694/1295 oder später), da er ihn nur mit einem Wort erwähnt.42 Ob der dritte, Mahbüb b. Qustantln al-Manbigl (Agapius von Mabbug, st. nach 330/942), von dem Aufstand berichtete, ist unbekannt, da sein Kitäb al-'Unwän nur bis ins Jahr 159/776 erhalten ist.43 Der Umstand, daß der beständig aus ihm schöpfende Ibn ar-Rähib hier schweigt, läßt eine in sich geschlossene Darstellung nicht für wahrscheinlich gelten. Der zweite Werkteil zur islamischen Geschichte bietet keine Isnäde, geht aber laut al-Makln im allgemeinen auf at-Tabarl zurück. 44 Doch spricht einiges dafür, daß er dessen Aufstandsbericht nicht auf direktem Weg empfangen hat: Al-Makln folgt stellenweise der Chronik von Ibn alôauzï, indem er Sondergut von diesem wiedergibt45 und mit ihm auch Sonderfehler der Chronologie teilt.46 Davon abgesehen, geht der Bericht fast vollständig in dem von Ibn al-Atïr auf und weicht nirgends zusammenhängend von ihm ab.47 Lediglich Verschreibung bzw. Interpolation von Zahlenangaben 48 und die Verwirrung von Namens- und Jahresangaben sind zu bemerken.49 Ein positiver Abhängigkeitsbeweis fehlt allerdings, da er kein Sondergut von Ibn al-Atïr hat.

4

° Α. Y. SIDARUS, Ibn ar-Rähibs Leben und Werk, Diss., Freiburg i. Br. 1975, 28,44F. Sa'ïd b. al-Bitrîq, Annales [= * Kitäb al-Ta'rih oder *Νιψη al-gawähir], 2 Bde., Hg.: L.

41

CHEI-

KHO, P a r i s / L e i p z i g 1 9 0 6 / 0 9 , h i e r 2 , 6 8 f (it.: G l i a n n a l i , 0 . : Β . PIRONE, K a i r o 1 9 8 7 , 4 1 7 ) . 42

Ibn ar-Rähib, Kitäb at-Tawärih, Berlin, Mf. 434, fol. i64r. Vgl.

AHLWARDT,

Verzeichniss j ,

2 2 i a - 2 2 3 b N r . 5 7 8 2 . E i n e a n g e k ü n d i g t e E d i t i o n ( Ε Γ 6 , 1 4 4 a [ C . C A H E N / R . G . C O Q U I N , al43

Makln b. al-'Amld]) ist bislang nicht erschienen. Vgl. G. GRAF, Geschichte der christlichen arabischen Literatur, Bd. 2, Rom 1947, 39-41; G A S 1,338.

44

Magmü', 1. So auch der Titel von al-Makins Chronik in der Hs. Oxford, Laud 161: Muhtasar Ta'rfh af-Tabari, laut U R I , Catalogus 1 , 1 6 0 Nr. 7 1 5 ; dazu AHLWARDT, Verzeichniss 9, jia Nr· 9443· # # 0 1 2 6 = Muntagam 765/Muntagam j . 2 , 8 > Magmü', i 6 j ; Kämil η, \ηη o . i d d # 0 1 2 8 = Muntagam j . 2 , 1 9 > Mir'äh, fol. 2 0 1 V · Magmü', i 6 6 · Ta 'rih al-isläm 1 9 , 2 9 Θ. > d d # 0 1 2 9 =

Muntaçam j.2, 4j >Magmü', 170 Θ. *dd# 0130 = Muntagam j.2, j6 >Magmü', 170 o.

Bspw. # 1194 = Ta 'rih 3,1858 > Sarh 8,151 · Kämil 7 , 1 7 0 > Nihäya 25,120 · 'Ibar 3,647: s. a.

257 h. - gegen Muntaptm j.2, 8 > Magmu, 165: s. a. 2j8 h. Θ. idd # 0126 = Muntagam q.g., 76J > Magmu, i6j: s. a. 257 h. - gegen Muntaçam ¡.2, 8 · Kämil 7,177 · Mir'äh, fol. 197V: 47

49

s. a. 2 5 8 h. O. Vgl. DE SLANE, Catalogue, 296b Nr. 1572; C. CAHEN, La Syrie du nord à l'époque des croisades et la principauté franque d'Antioche, Paris 1940, 69; GAL S 2, 43. d # 2 0 0 2 , s. u., 1 4 3 Anm. 54. ' # 0 2 9 0 = Magmü', i 6 j o . ldd Bspw. # 0292a = Magmü', 170: Tod Ibn as-Sa'ràbîs (sic) 267 h. in Tahiti o - gegen # 3 2 4 0 , 3 2 4 3 = Ta'ríh 3, 2 0 6 9 > Kämil-j, 2 7 2 : Sulaimân b. Mûsâ as-Sa'rânî noch 2 6 9 h. in al-Muhtära, und #3506 = Ta'rih 3, 2111 > Kämil 7, 294: Hinrichtung in Wàsit 272 h.

Wege und Stufen der Überlieferung

143

C A H E N zufolge erlangte al-Makln nur durch Ibn al-Atïr oder durch eine mit ihm gemeinsame Quelle Kenntnis von at-Tabarl, welche am ehesten in der Universalchronik at-Ta'rih as-Sälihi ν on Ibn Wäsil aus Hamäh (sehr. 648/1250, st. 697/1298) zu sehen ist.50 Die Prüfung dieser Auffassung würde Einsicht in die Handschriften zu Istanbul und St. Petersburg erfordert haben/ 1 was nicht im Rahmen dieser Arbeit lag. Leicht zugänglich war indessen eine anonyme Gothaer Handschrift, die offenbar das fragliche Werk wiedergibt und bis ins Jahr 671/1273 fortsetzt.52 Die Kollation des darin enthaltenen Aufstandsberichts mit dem geringfügig älteren Bericht alMaklns zeigte ihre fast durchweg wörtliche Ubereinstimmung. Sie sind in keiner Richtung voneinander abhängig, denn einerseits ist der Codex Gothanus gelegentlich doch etwas reichhaltiger als der Magmu, andererseits geht dieser durch eine Einleitung in den annalistischen Aufstandsbericht und einige verstreute Nachrichten über jenen hinaus.53 Beleg ihrer Verwandtschaft ist der gemeinsame Sonderfehler, daß die Stärke eines Heeres, welches bei at-Tabarï und allen anderen 10 000 Soldaten zählt, mit 100 000 beziffert wird.54 Die beiden Berichte hängen also mit großer Wahrscheinlichkeit von einer gemeinsamen Quelle, und zwar, dem Codex Gothanus nach zu urteilen, der Chronik Ibn Wäsils ab. Schließlich liegt es nahe, Ibn Wäsil in Abhängigkeit von Ibn al-Atlr zu sehen, so wie es sich mit dem Abschnitt zur mamlükischen Geschichte verhält55 - al-Makîns Bericht würde

idd

50

«

53

53

54

55

# 0292b = Magmu, 170: Tod Ibn Cämi's 267 h. in Tahiti Θ - gegen # 3380 = Ta'rih 3, 2088 > Kämil 7, 281: Sulaimän b. Gämi' 270 h. nach al-Muwaffaqiya gebracht, und # 3J06 = Ta 'rih 3, 2111 > Kämil 7, 294: Hinrichtung in Wäsit 272 h. CAHEN, »Chronique des Ayyoubides«, 110 nebst Anm. 1, 113 Anm. 1. Vgl. DERS., al-Makln ibn al-'Amid et l'historiographie musulmane, in: J. M. BARRAI. (Hg.), Orientalia Hispánica, Bd. M , Leiden 1974,160; Ε Γ 6,144a ( C . C A H E N / R . G. C O Q U I N , al-Makln); GAL' 1, 393; S l,î

"· Hss. für die Aufstandsjahre: Süleymaniye Kütüphanesi, Fatih 4224 (vgl. CAHEN, Chroniques arabes, 339); Aziatskij Muzej, J20 (vgl. V. ROSEN, Notices sommaires des manuscrits arabes du Musée Asiatique, Bd. 1, St. Petersburg 1881, 99-102 Nr. 163). Ms. orient. A ijj8, hier: cod. G. Vgl. W . P E R T S C H , Die arabischen Handschrifen der Herzoglichen Bibliohek zu Gotha, Bd. 3, Gotha 1881, i9of; CAHEN, al-Makln, 160 Anm. 3. Konkordanz der Aufstandsberichte: Magmi', 162,0-1634: ohne Parallele in cod. G; Magrnü', 1 6 4 , 5 - 1 6 5 , , = cod. G, fol. ijv,o-i6r,; i6j,,-i66, = fol. i6rn_,,; i66,7_,, = fol. ι 6 ν , _ 1 0 ; i 6 6 3 < > - „ = fol. I 6 V M _ 1 ( S ; 1 6 6 , « _ „ = fol. I6V19_jo; 169,3-58 = fol. I7R12-i7v,¡ 1 7 0 , - 1 7 1 , 0 = fol. I7v,-i8r,„; 1 7 2 , 6 - 1 7 3 , = fol. 19Γ».,,. Cod. G ist in diesen Abschnitten äußerst schadhaft. Die Toponyme al-Mani'a und al-Muhtära (fol. 17V) sowie die Formel al-Habit Sähib az-Zang (fol. 15Vi9r) sind nicht wie im Magmu entstellt. S. o., 98 Anm. 74. Allerdings heißt es ebd., fol. ljv: Wj>- statt wie in Magmu', 170: Gargaräyä. Alleiniges Sondergut al-Maklns ist bspw. ' # 0 2 9 3 = Magrnü', 1 7 0 : Zurschaustellung von 'Ali b. Muhammads Kopf Θ. # 2 0 0 2 = Ta 'rih 3 , 1 9 4 8 > Tagärib, fol. j6r · Muntaptm 5 . 2 , 5 8 · Kämil 7 , 2 3 4 · Sarh 8 , i6j · Mir'âh, fol. 22ον: 10 000 Soldaten - gegen Magmu , 170 - cod. G, fol. 17V: 100 000 Soldaten Θ. H . L . G O T T S C H A L K , Al-Malik al-Kämil von Egypten und seine Zeit, Wiesbaden 1958,7F.

144

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

dann eine Kompilation vierten Grades darstellen. Doch solange die Recensio der Handschriften aussteht, darf diese Linie nicht für gesichert gelten. Unmittelbare Abhängigkeit von at-Tabari scheint jedenfalls ausgeschlossen. Ibn Tagrïbirdï? · Ibn Haldün · Ibn Katïr · an-Nuwairl · Baibars < Ibn al-Atlr Baibars al-Mansürls Zubda (S. 88f) ist nach allgemeiner Auffassung von Ibn al-Atïrs Kämil abgeleitet. Das gilt auch für den Aufstandsbericht, wie das gemeinsame Sondergut56 und die gemeinsamen Sonderfehler und chronologischen Abweichungen gegen at-Tabarl zeigen, wobei Baibars offensichtlich eine mit den Lesarten der Handschrift A übereinstimmende Rezension des Kämil benutzte.57 Übernahmen aus dem einzigen anderen umfangreicheren Bericht, Ibn Abï 1-Hadïds Èarh, sind nicht zu bemerken. Zu besprechen ist später noch Sibt Ibn al-öauzls Einfluß. Trotz des beträchtlichen Berichtsumfanges findet sich kein neues Material. An-Nuwairïs Nihäya (S. 89^ hängt treu und ausschließlich von Ibn alAtlrs Bericht ab, dessen Umfang, Stoff und Wortlaut nahezu unverändert beibehalten wird. Sondergut wird genauso übernommen' 8 wie Sonderfehler und charakteristische chronologische Angaben.59 Zusätzliches Material tritt nicht auf. Als einziger Bericht des Korpus geht er durch bloße Abschrift aus der Vorlage hervor. Dabei ähnelt die Stoffauswahl sehr stark der des etwas kürzeren Berichts von Baibars;60 die Parallelität zwischen ihnen ist die deutlichste im ganzen Korpus. Es sei noch eine Schwierigkeit im Umgang mit der Edition der Nihäya angemerkt: Vielfach werden Konjekturen mit at-Tabarl bzw. mit Ibn al-Atlr vorgenommen, ohne daß Verderbnisse im Handschriftenbefund dies erforderten. Offensichtlich dienen die

5

57

g

59

6

Bspw. ' dd # 0167-0170 = Kämil 7, 201 > Zubda, fol. 32Γ. add# 0174 = Kämil 7, 241 > Zubda, fol. J3v. i Zubda, fol. 69V. Bspw. # 1793 = Ta 'rih 3,1925: Kangür - gegen Kämil 7, 2i8 (Hs. A) > Zubda, fol. 41V: Ibn Mankagür. # 3292 = Ta 'rih 3, 2077: 100 Personen - gegen Kämil 7, 275 > Zubda, fol. 70η 20 Personen. # 3371 = Ta 'rib 3, 2087: Montag - gegen Kämil 7, 281 (Hs. A) > Zubda, fol. 5ir: Dienstag. # 3387 = Ta'rih 3, 2089: Nahr Masäwän - gegen Kämil 7, 282 (Hs. A) > Zubda, fol. 74V: Nahr Häqän. add# 0121a = Muntafam 5.2, 5: Tod ar-Riyâsîs s. a. 2J7 h. - gegen Kämil 7, 228 > Zubda, fol. 47V: s. a. 265 h. Bspw. "dd# 0 1 4 9 = Kämil 7 , 1 4 2 > Nihäya 2 j , 1 0 7 . a d d # 0 1 7 1 = Kämil 7 , 2 2 3 > Nihäya 2 5 , 1 3 6 . # 0175b = Kämil η, 274 > Nihäya 2j, 178. Bspw. #0479 = Ta'rih 3, 1769: hawal - gegen Kämil 7, 144 > Nihäya 25, 110: huyülΘ. # 0679 = Ta'rih 3, 1779: Nahr Katlr - gegen Kämil 7, 146 > Nihäya 2j, 111: Nahr Kabïr Θ. # 0786, 0787 = Ta'rih 3,1783 > Sarh 8,139: Zuraiq und Abü 1-Lait al-Isbahänl - gegen Kämil 7, 146 > Nihäya 2j, 112: Zuraiq al-Isbahänl Θ. # 1141 = Ta'rih 3, 1855: min al-habl ilä lgisr - gegen Kämil 7, 170 > Nihäya 2j, 119: min al-gabal ilä l-gabal. Zu # 1793, 3292, 3387 s. o., Anm. 57, ergänze Kämil > Nihäya 2j, 135 bzw. 179 bzw. 184. Ergänze Anm. y¡ in Übereinstimmung mit Kämil und Zubda gegen Ta'rih: # 1793 = Nihäya 2 j , 135. # 3292 = ebd., 179. # 3371 = ebd., 182. # 3387 = ebd., 183.

idd#

0121 f e h l t .

Wege und Stufen der Überlieferung

145

Konjekturen dazu, Abweichungen von den Texten der Vorgänger zu eliminieren. 61 Derartige Eingriffe sind unzulässig, denn sie verschleiern Überlieferungsfehler zugunsten künstlich gealterter Lesungen, und so droht ein wertvolles Merkmal des Kompilationsprozesses und insbesondere der darin herrschenden Abhängigkeitsverhältnisse verloren zu gehen. Es steht zu befürchten, daß mitunter stillschweigend konjiziert wurde. Ibn Katlrs Bidäya (S. 9if) steht fast ganz in der Linie v o n at-Tabarl über Ibn al-Atïr. Gegen unmittelbare Abhängigkeit v o n dem ersten spricht, daß bei aller Kürze des Berichts doch Sondergut aus dem Kämil auftritt. 62 Die anderen Übernahmen stammen v o n Ibn A b i 1-Hadld. Ibn Haldüns 'Ibar(S. 92t) gehen nahezu vollständig in dem Bericht Ibn al-Atlrs auf und geben auch viel Sondergut v o n ihm wieder, darunter Angaben zur C h r o n o l o g i e und Verschreibungen von Eigennamen. 6 3 In dem langen und zusammenhängenden ersten seiner drei Berichte n i m m t er häufig Umstellungen und Zusammenfassungen vor, wohl u m trotz der erheblichen Verringerung des Materials den Sinnzusammenhang zu bewahren. Seinem geschichtsphilosophischen Interesse entsprechend, besteht der wichtigste eigene Beitrag in historischen Bewertungen. 64 Ibn H a l d u n ist anderweitig auch zu al-Makln in Beziehung gesetzt worden, 6 ' doch ihre Aufstandsberichte stützen das nicht: Ibn Haldüns Bericht ist weit umfangreicher als der al-Makïns, stimmt nur selten mit seinem Stoffausschnitt überein und folgt selbst dann nicht seinen Eigentümlichkeiten. Statt dessen tritt Material v o n al-Mas'üdi und Ibn H a z m auf. Ibn Tagrlbirdls Nugüm (S. 93Q geben aufgrund der besonderen Kürze des Aufstandsberichts, des fast völligen Verzichts auf chronologische An-

6

6

Siehe die Fußnoten der Edition passim, bspw. # 0799 = Nihäya 25, wy.yaum ai-iadä (wie Ta 'rth 3,1785) - gegen Hss.:yaum al-baidä ' < Kämil 7, 147. # 2608 = Ta 'rih 3,1993: j 0 0 0 ¿»¿«-Suchende - gegen Kämil 7, 246 > Bidäya 11, 41: 50 000. ldd # 0121 = Muntaçam j.2, ; > Mir'âh, fol. i97r · Ta 'rth al-isläm 19, 24: Tod ar-Riyäsis 257 h. - gegen Kämil 7, 228 > Zubda, fol. 47V · Bidäya 11, 29, 38 · Nugüm 3, 27: 265 h. Θ. add# 0148

= Kämil 7 , 1 4 9 > Nihäya 2 5 , 1 0 4 · Bidäya 1 1 , 1 8 · 'lbar 3, 637 o . a d d # 0172 = Kämil 7, 233f > Zubda, fol. jor/jiv · Bidäya 11,39 Θ. Bspw. # 0 4 7 4 = Ta 'rth 3 , 1 7 7 0 : Yahyä b. Muhammad - gegen Kämil 7 , 1 4 4 > Nihäya 2 5 , 1 1 0 • 'lbar 3, 639: 'Ali b. Abän Θ. # 1682a, »709a, 1756a = Ta'rth 3 , 1 9 2 0 , 1 9 2 2 , 1 9 2 4 : 264 h. > Kämil 7 , 2i7f > 'lbar 3, 667fr 263 h. Zu # 1793 s. o., 144 Anm. 57, 60, ergänze 'lbar 3, 668: Mankagür. # 2010 = Ta'rth 3, 1948: al-Gubbä'i > Mir'âh, fol. 220V: al-Hätl · Kämil 7, 234: alHaiyâtï (Hs. P: al-ûaiyâbï) > 'lbar 3, 673; 4, 41: al-ôannânï. Zu # 2608, 3292 s. o., 144 Anm. 57, 60, ergänze 'lbar3, 678 bzw. 688: 50 0 0 0 «»¿»-Suchende. # 2662 = Ta'rih 3,1999: al-Bardä'i > Kämil 7, 248 (Hss.) > 'lbar 3, 678: al-Yarbü'L ädd# 0159 = Kämil 7, 143 > 'lbar 3, 6j)9 Θ. l d d # 0 1 6 7 - 0 1 7 0 = Kämil7, 2oof > Nihäya 25,32Γ · 'lbar·}, 660; 4 , 6 9 4 o . # 0383-0387 = ' l b a r 3, 711: historische Möglichkeit des Aufstandes angesichts der Auflösung der Reichseinheit o. ldd # 0390 = ebd. 4, 37: Scheitern aufgrund der Falschheit der 'alldischen Prätention.

Sidamjs, Ibn ar-Rähib, 28 Anm. J; ΕΓ S, 396a (ders., Ibn al-Rähib).

146

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

gaben und der durch vielfache Z u s a m m e n f a s s u n g veränderten Textgestalt k a u m Hinweise auf die Vorlage. Einerseits folgt der Bericht an einigen Stellen Sibt Ibn al-Ôauzï, 66 andererseits geht er über ihn hinaus, so daß mindestens eine weitere Vorlage anzunehmen ist. Weitgehende Ü b e r e i n s t i m m u n g besteht auch mit Ibn al-Atlrs Bericht/ 7 ohne daß allerdings gemeinsames Sondergut vorliegt. D a n u n Ibn Tagrïbirdïs gesamtes Uberlieferungsgut entweder in dem einen oder dem anderen und meist in beiden zugleich aufgeht, ist es wahrscheinlich, daß er sie ineinanderschrieb. Ibn Tagrïbirdï · ad-Dahabl · Baibars < Sibt Ibn al-ôauzï Baibars al-Mansürls Zubda (S. 88f) gibt einmal eine Passage v o n Sibt Ibn alÖauzl wieder, w o r i n auseinanderliegendes G u t v o n at-Tabarï zusammengezogen und durch Sondergut ergänzt wird, sowie ganz zuletzt einige Verse. 68 Ad-Dahabls Ta 'rih al-isläm (S. ç o f ) wird bisher über die ersten drei Jahrhunderte seines Bericht hinweg ausschließlich auf at-Tabarï zurückgeführt, doch sein Aufstandsbericht steht fast ganz in der N a c h f o l g e v o n Sibt Ibn al-ôauzï. Er n i m m t viel v o n dessen Sondergut gegen at-Tabarï mit herüber, insbesondere zur C h r o n o l o g i e , 6 ' wiederholt die Verwechslung zwischen ' A l i b. M u h a m m a d u n d B a h b ü d sowie anderes Sondergut mehr. 7 0 Etliches v o n ad-Dahabis Material wird zuvor ausschließlich v o n Sibt Ibn al-öauzi überliefert, wobei auch die chronologischen Besonderheiten übereinstimmen. 7 ' Insgesamt bietet er nicht ganz die Hälfte der Vorlage. Angesichts

S . u., A n m . 7 0 , 1 4 7 A n m . 7 2 , 1 4 8 A n m . 8 0 u n d 8 3 , 1 4 9 A n m . 8 7 .

70

71

Bspw. # 1225 = Kämil 7,173 > Nugüm 3, 28 - gegen Mir'äh: fehlt. Auch Ibn Wäsil könnte dazwischenstehen. Vgl. GOTTSCHALK, Al-Malik al-Kämil, 1 8 . # 1007, 1166a, 1332 und >dd# 0176a = Mir'äh, fol. îçôr > Zubda, fol. ι6ν Θ. Vgl. Ta 'rih 3, 1848, I8J7, 1871. Bspw. # 1029, 1029a = Ta 'rih 3, 1849: Eroberung von Basra am 16. Sauwäl 257 h. - gegen Mir'äh, fol. 1 9 0 V > Ta 'rih al-isläm 1 9 , 2 2 : im Ragab 2j6 h. # 1 3 4 8 - 1 3 5 0 = Ta 'rih 3 , 1 8 7 5 : Eroberung von al-Ahwäz durch 'Ali b. Abän und Yahyä b. Halaf- gegen Mir'äh, fol. 201V > Ta 'rih al-isläm 1 9 , 2 9 : durch al-Habtt. # 2 6 0 7 a = Ta'rih 3 , 1 9 9 3 : j 0 0 0 Überläufer bis Ende Ramadan > Kämil 7 , 2 4 6 : jo 0 0 0 bis Ende Ramadan - gegen Mir'äh, fol. 2 2 3 Π y 0 0 0 von Ragab bis Ramadan > Ta'rih al-isläm 20, 24: jo 000fiïahrain (die Übereinstimmung mit der Zahlenangabe des Kämil halte ich angesichts der unterschiedlichen Zeitangaben für zufallig). # 2 9 6 5 , 2 9 6 6 = Ta 'rih 3, 2 0 2 5 : 'Ali b. Muhammad tötet ihn malik az-Zang - gegen Mir'äh, fol. 22JV > Ta 'rih al-isläm 1 9 , 2 7 : ibnahü Θ. # 3 3 5 8 = Ta 'rih 3 , 2 0 8 6 : jo 0 0 0 Soldaten - jjegen Mir'äh, fol. 2yjT > Ta 'rih al-isläm 20,36:300 000 Freiwillige und Soldaten. ad # 0181a = Mir'äh, fol. 220Γ > Ta'rih al-isläm 19, 20 · Nugüm 3, 42: Plünderung von Rämhurmuz Θ. 'dd# 0183 = Mir'äh, fol. 220b > Ta'rih al-isläm 20, 21 · Nugüm 3, 42: Morden und Brennen in Wäsit, berichtet s. a. 267 h. O. Zu Bahbüd s. u., 148. Bspw. >dd# 0029, 0030, 0035, 0036 = Murüg, § 3180 > Sarh 8, 149: 300 000 Todesopfer in Basra sowie Verfluchungen in 'All b. Abäns hutba, berichtet s. a. 257 h. - gegen Mir'äh, fol. 238r > Ta'rih al-isläm 19, 48 · Nugüm 3, 48: ebenfalls 300 000 Tote, aber Verfluchung auch von az-Zubair und 'Ä'isa, nicht jedoch von "Amr b. al-'Äs, berichtet s. a. 270 h. Θ.

Wege und Stufen der Überlieferung

147

des sehr geringen Berichtsumfang ist es unwahrscheinlich, daß ad-Dahabi sich zusätzlich auch unmittelbar auf at-Tabari stützte. Ibn Tagrlbirdis Nugüm (S. 93Q enthalten einige Besonderheiten der Chronologie, die besagte Verwechslung und anderes Sondergut von Sibt Ibn al-ôauzï. 72 Ibn Katir < Ibn Abi 1-Hadld Ibn Katlrs Bidäya (S. 91t) ergänzt die Auswahl aus Ibn al-Atir um einige Nachrichten von Ibn Abi 1-Hadld, vor allem solche zur Chronologie. 73 Nebenüberlieferungen Fragmente von Sailamas Material werden unabhängig von at-Tabari überliefert. al-Mas'üdl · as-Süli < Sailama? Al-Mas'üdi (S. -¡%{, 102) und as-Süli (S. 102), von dem zumindest einige Überlieferungen vorliegen, haben vielfach Sondergut gegen at-Tabarï gemeinsam: Beide nennen die Zahl von 300 000 Todesopfern an einem einzigen Schlachtentag bei Basra,74 berichten von einer hutba 'Ali b. Abäns gegen Prophetengefährten und Kalifen,75 von der Zugehörigkeit 'Ali b. Muhammads zu den Azraqiten76 sowie von der Versklavung und weiteren Herabwürdigung gefangener 'Alidinnen durch die Aufständischen. 77 Man weiß, daß as-Süli (geb. um 257/874) großen Einfluß auf den ungefähr zwanzig Jahre jüngeren Mas'üdl (geb. vor 280/893) ausübte/8 welcher dessen Kitäb al-Auräq zu seinen Quellen zählt und nach eigenem Zeugnis selbst bei 72

73

74

75

76 77

78

Bspw. # 3483a = Ta 'rth 3, 2098: 'Ali b. Muhammads Herrschaft dauerte 14 Jahre + 4 Monate + 6 Tage > Mir'âh, fol. 2$r > Nugüm 3, 48: + 10 Tage - gegen Ta 'rih al-isläm 20, 36: Tagesangabe fehlt Θ. ldd # 0138a = Muntazam $.2, 74 • Mir'âh, fol. 238t > Nugüm 3, 48. Zu ^ ê 0181a, 0183 s. o., Anm. 66. Zu 0029, 0030, 0035, 0036 s. o., 146 Anm. 71, s. u., Anm. 7j. Zu " ld # 0134 s. u., 148 Anm. 80. Bspw. # 0164 = Ta 'rth 3,1753 > Sarh 8,136 > Bidäya 11,19 ©. # o8iia-o8i4 = Ta 'rth 3,1786 > Sarh 8,141 > Bidäya 11,19. # 1344 = Ta'rih 3,1872 > Sarh 8,159 > Zubda, fol. 19V · Bidäya 11, 30: Sa'bän 258 h. - gegen Mir'âh, fol. 2j8r: Ramadan 258 h. 'd ad-Dahabl, Duwal 1, 119 · as-Suyüti, Ta'rih alhulafä', Beirut o. J . [ca. 1990], 337 (engl.: History of the Caliphs, Ü . : H. S. J A R R E T T , Kalkutta 1881,380). add # 0035, 0036 = Murüg, § 3180 > Sarh 8,149: s. a. 257 h. - gegen as-Süli > ad-Dahabl, Duwal 1,119 · as-Suyütl, Hulafä', 337 (380): s. a. 270 h. ldd # 0038 = Murüg, § 3180 · as-Süli > ad-Dahabl, Duwal ι, 120. idd # 0047, 0048 = Murüg, § 3183 · as-Süli > as-Suyüti, Hulafä', 337 (381) · ad-Dahabl, Duwal 1,120. Murüg, § li, 3364 u. ö., vgl. Index s. v. Muhammad b. Yahyä as-Süli. Vgl. EP 6, 784b (C. P E L L A T , al-Mas'üdi); S H B O U L , Al-Mas'üdl, j2f.

148

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

i h m gehört hat. Al-Mas'üdls Aufstandsbericht hängt jedoch nicht v o n ihm ab, wie m a n zunächst an den Unterschieden der besagten Schmährede ablesen kann: Laut den Murüg richtete sie sich gegen ' U t m ä n b. ' A f f ä n , ' A l l b. A b i Tälib, die 'Abbäsiden in toto, A b ü M ü s ä al-As'arï, ' U m a r b. al-'Äs und M u ' ä w i y a ; hingegen werden in den auf as-Süll gestützten Uberlieferungen dieser hutba auch az-Zubair, 'Ä'isa und mitunter Talhä genannt, während ' U m a r b. al-'Äs fehlt. 7 9 Sofern es unwahrscheinlich ist, daß al-Mas'üdl eine etwaige Vorlage as-Sülls gekürzt und zugleich interpoliert habe, sollten wir parallele Abhängigkeit v o n einer gemeinsamen Quelle annehmen. Außerdem steht die B e h a n d l u n g des B a h b ü d trennend zwischen ihnen: Während as-Suyütl ihn im K o n t e x t der Übernahmen v o n as-Süll mit ' A l i b. M u h a m m a d verwechselt, kennt al-Mas'üdl dessen wahren N a m e n u n d hält den Heerführer B a h b ü d ganz heraus. D a es abwegig wäre, hierin eine Emendation al-Mas'üdis sehen zu wollen, muß es sich u m zwei voneinander unabhängige Uberlieferungswege handeln, deren Spaltung bei einer ihnen beiden gemeinsamen Quelle geschah. Das bedeutet z u m einen, daß der in Rede stehende Fehler nicht, wie stets zu lesen, auf Ibn al-öauzi zurückgeht, sondern daß vielmehr dieser ihn v o n as-Süli ü b e r n o m m e n hat. 80 Z u m anderen dürfen wir als die gemeinsame Quelle den Bericht §ailamas vermuten, denn möglicherweise war as-Süll persönlich mit i h m bekannt, 8 ' und al-Mas'üdl geht als einziger näher auf sein literarisches S c h a f f e n ein. 8 2 Die Textgrundlage ist freilich schmal und erlaubt kein sicheres Urteil. Ibn Tagrïbirdï · ad-Dahabï < Sibt Ibn al-CauzI < as-Süll < Sailama? Ibn al-öauzi < as-Süll < Sailama? Vier Berichte unseres K o r p u s und andere mehr teilen auf Autorität as-Sülls mit, daß die Z a h l der Todesopfer während ' A l i b. M u h a m m a d s Herrschaft 1 500 0 0 0 betragen habe. 83 Ibn Tagrïbirdï hängt dabei v o n Sibt Ibn alö a u z i ab, da er eine Besonderheit in dessen Angabe der Dauer dieser Herr-

79 0

g 2 3

Zu ldd# 003J, 0036 s. o., 146 Anm. 71,147 Anm. 75. # 0134 = as-Süll > Munta^am 5.2, 69 · Mir'äh, fol. 237Γ > Ta 'rih al-isläm 19, 36: Bahbüd · Nugüm 3, 48: Nahyüd Θ; as-Suyütl, Hulafä', 337 (380). * u # 0138 = as-Süll > Muntaçam 5.2, 74 Θ. Richtig dagegen >d,l# 0002, 0005 = Murig, § 3144. Vgl. Popovic, Révolte, 187. Verwechslung mit 'Ali b. Muhammad auch bei ad-Dùrï, Diräsät, 8of; ΕΓ 1, 389a (B. Lewis, 'Ali b. Muhammad al-Zandji). S. o., 108,115. 'ddi 0014 = Murüg, § 3145 Θ. ldd# 0017 = Murüg, § 3145 Θ. >dd# 0061 = ebd., § 3278 Θ. add # 0138a, 0139 = as-Süll > Munta$am j.2, 74f · Mir'äh, fol. 238r > Ta 'rih al-isläm 20, 36 · Nugüm 3, 48 Θ; as-Süll > al-Husrï, Zahr al-ädäb wa-tamar al-albäb, 2 Bde., Hg.: Ά . M. alBagàwï, Kairo 1372/1953, hier 1, 288 · as-Suyütl, Hulafä', 337 (380) · ad-Dahabï, Duwal l, 119. Vgl. 'dd# 0140, 0141 = Muntaçam 5.2, 74f • Mir'äh, fol. 238Γ: l j 000 «œân-Suchende; ebenso ad-Dahabl, Duwal 1,119. add

Wege und Stufen der Überlieferung

149

schaft wiederholt, 84 und für ad-Dahabï, der die Dauer übergeht, ist nach dem oben Gesagten dasselbe wahrscheinlich. 85 Die Unabhängigkeit Sibt Ibn al-öauzls von dem Bericht seines Großvaters ergibt sich daraus, daß er as-Süll anderswo eigenständig anführt 8 6 und mit al-Mas'üdl Sondergut gegen Ibn al-öauzi gemeinsam hat, dessen Herkunft von as-Süll nach Zeugnissen außerhalb unseres Korpus gewiß ist. 87 Auch die Gemeinsamkeit zwischen Großvater und Enkel in der Verwechslung 'All b. Muhammads mit Bahbüd kann nur eine Parallele sein. 88 Ibn Abï 1-Hadxd < al-Mas'üdi < Sailama? Ibn Abi 1-Hadïds Èarh (S. 84f) gibt etliches Sondergut von al-Mas'üdl zusammenhängend wieder, darunter auch, aber nicht ausschließlich Abschnitte, die wir parallel zu as-Süll in Abhängigkeit von §ailama sahen. Die Zuordnung 'All b. Muhammads zu den Azraqiten findet sich auch bei Ibn Haldün, was aber alleine nicht hinreicht, Verwandtschaft anzunehmen. 8 9 Ibn Haldün < al-Mas'üdl Ibn Haldüns 'Ibar (S. Ç2f) bringt auf Autorität von al-Mas'üdl eine 'alïdische Genealogie 'All b. Muhammads. 9 0 Sie findet sich nicht im edierten 84

# 3483a, s. o., 147 Anm. 72. Die Londoner Handschrift der Mir'äh scheint lückenhaft bei

add

# 0038 = Murüg, § 3180 ·

Sarh 8, 150 · Ta'rth al-isläm 20, 36 · Nugüm 3, 48: Zugehörigkeit 'All b. Muhammads zu den Azraqiten Θ. Ad-Dahabï und Ibn Tagrîbirdî hatten wohl bessere Kopien vor sich, denn es ist unwahrscheinlich, daß sie erst parallel zueinander Sibt Ibn al-Gauzi folgen ( i d d # 0029, 0030, 003J, 0036, s. u., Anm. 87), dann aber zufallig auf dieselbe Interpolation unmittelbar aus as-Süll verfallen ( i d d # 0038, s. o.). Gegen al-Mas'üdl und Ibn al-Atir haben sie Besonderheiten der Datierung bzw. hinsichtlich 'Ali b. Abäns hutba gemeinsam. S. o., 122 Anm. 67. Vgl. DE S0M0GYI, The Ta 'rikb al-isläm, 815-855. ' DD # 0187 = Mir'äh, fol. 22Öv Θ. Daher auch

idd

# 0132 = as-Süll > Munta^am 5.2, 67 · Mir-

'äh, f o l . 2 2 6 V . 87

' d d # 0029, 0030 = Murüg, § 3179 > Sarh 8, 48; Mir'äh, fol. 238Γ > Ta 'rih al-isläm 20,36 · Nugüm 3, 48 Θ. Vgl. as-Süll > as-Suyüti, Hulafä', 337 (380) · ad-Dahabï, Duwal 1,119. a d # 0035, 0036 = Murüg, § 3180 > Sarh 8, 149; Mir'äh, fol. 238r > Ta'rth al-isläm 20, 36 · Nugüm 3, 48 Θ. Vgl. as-Süll > as-Suyüti, Hulafä', 337 (380Í) · ad-Dahabï, Duwal 1,119. ' d d # 0047, 0048 = Murüg, § 3183 > Sarh 8, ljo; Mir'äh, fol. 238Γ > Ta'rth al-isläm 20, 37 o . Vgl. as-Süll > as-

gg

Suyüti, Hulafä', 337 (381) · ad-Dahabï, Duwal 1,120. S. o., 148 Anm. 80; AS-SÄMIR, Taurai az-Zang, 52; 'ULABÏ, Taurat az-Zang, 24; Porovic, Révolte, 187.

89

ídd

# o o o j = Murüg, § 3144 > Sarh 8, 218; 'Ibar 3, 637; 4, 37 O.

Sarh 8, 218 o .

idd#

>dd #

0006 = Murüg, § 3144 >

0007-0009 = Murüg, § 3144 > Sarh 8, 219 Θ. , d d # 0029-0031, 0034-0038,

0041-00J0 = Murüg, §§ 3179-3183 > Sarh 8, I49f (größerenteils o).

add

# 0058 = Murüg,

§ 3196 > Sarh 8, 209 Θ. Einmal stimmen al-Mas'üdi und Ibn Abï l-Hadld ohne Verwandtschaft überein:

idd

# 0066 = Murüg, § 3280; Sarh 8, 212 < at-Tanühi, Nifwär al-muhädara Θ.

S. o., 9 j Anm. 63. Eine von Ibn Abï l-Hadld auf al-Mas'üdi zurückgeführte Angabe konnte in den Murüg nicht lokalisiert werden. S. o., 95 Anm. 63. 9° add^

0360 = 'Ibar 3, 637; 4, 36 O. Zur Wiedergabe von Ibn Hazm s. u., 154.

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Text der Murüg, mag aber einem der verlorenen Werke entnommen sein. Indem Ibn Haldün die Angabe des Älteren kritisiert und ihr eine Genealogie nach Ibn Hazm gegenüberstellt, wird deutlich, daß er die Autorität alMas'üdls nicht leichtfertig bemüht, sondern daß ihm wirklich eine von dessen Schriften vorgelegen hat.

Varia Einige Nachrichten stammen nicht von Sailama, wobei Übernahmen aus biographischen Quellen überwiegen. Sie sind im folgenden nach dem Alter geordnet, so erkennbar. Ibrahim b. al-Mudabbir Der Regierungssekretär und Schriftsteller Abü Ishäq Ibrahim b. Muhammad b. al-Mudabbir (st. 279/893) befand sich in den Jahren 256-257/870871 in der Gefangenschaft der Aufständischen, worüber al-Mas'üdl zufolge ahbär im Umlauf waren (S. 79).'' Vielleicht stammten sie von ihm selbst, der ja auch als Schriftsteller hervortrat,92 doch kennen wir kein solches Werk. Eher dürfte die zeitgenössische dichterische Behandlung seiner Geschichte durch Ibn ar-Rüml (st. 282/985) und al-Buhturl (st. 284/897?) gemeint sein.93 Al-Mas'üdl läßt dem Uberlieferungshinweis keinen matn folgen. Bücher der Mubayiditen Die Mubayiditen (S. 100) sollen al-Mas'üdi zufolge Bücher hervorgebracht haben, die auch den Aufstand behandeln.94 Der Hinweis gehört zu einem Quellenüberblick nach Art des Hörensagens und wird nicht von einem matn gefolgt. So es diese Schriften gab, waren sie wohl ein zeitgenössischer Aufgriff der Ereignisse.

91

92

# 0004 = Murüg, § 3125 o. Vgl. # 0891 = Ta 'rih 3,1837. # 0934 = ebd., 1843. Ir!âd 1, 292-294; al-Isfahânî, Agâni 19,114-127. Vgl. Ε Γ 3, 88oa (H. L. G O T T S C H A L K ,

idd

Mudabbir 2.).

93

94

Ibn al-

Ibn ar-Rüml, Dtwän, Hg.: Κ. K A I L Â N Ï , Kairo o. J . [1924], 458 Nr. 492; al-Buhturl, Dlwân, j Bde., Hg.: Κ. A S - S A I R A F Ï , Kairo 1963-64, 292F Nr. 102 > as-Süli, Ahbär al-Buhturt, Hg.: S . A L - A S T A R , Damaskus 1378/1958, Î Y F Nr. 59 > al-Husrï, Zahr 1, 286f. Vgl. P O F O V I C , Révolte, 96 Anm. 4. S. o., 82. ,dd # 0019. Die Bewegung der Mubayida war noch im 6./12. Jahrhundert nicht erloschen, von ihren Schriften ist aber nichts bekannt. Ihr Initiator (st. 166/783) hieß al-Muqanna', weil er sein Gesicht hinter einem qinä' (Schleier, Maske) verbarg; Murüg, Index s. v. alMubaiyida-, H A L M , Traditionen, 36; POPOVIC, Révolte, 187^ Ε Γ η, j o o a (al-Mukanna'); ebd. j , 64a ( W . MADELUNG, a l - K h u r r a m i w a ) .

Wege und Stufen der Überlieferung

at-Tabari < N. N. < silf Zikrawaihs < Hamdän Qarmat Von Hamdän b. As'at (st. nach 286/999), genannt Qarmat, dem unfreiwilligen Namenspatron der >Qarmaten Zubda, fol. 47V; Mir'äh, fol. i97r; Ta'rih alisläm J9, 24; Nugüm 3, 27; Bidäya n, 29, 38 < Ibn Hallikän Θ. Zu dem letzteren s. u., 154.

Vgl. die biographischen Nachweise zu ar-Riyâsî in: Ta'rih al-isläm 19, i7if Anm. 5.

Abu Bakr M u h a m m a d (b. Ahmad?) b. Mazyad b. Abi 1-Azhar al-Huzä'l al-Büsangl (al-Büsangi?). Vgl. Fihrist 1, i47f (323O; al-Hatïb, Ta 'rib Bagdad 3, 2 8 8 - 2 9 1 Nr. 1 3 7 6 ; as-Suyüti, Bugyat al-wu'ähftt-tabaqät al-lugawtyin wan-nuhäb, 2 Bde., Hg.: M. A. AL-F. IBRAHIM, Kairo 1 3 8 4 / 1 9 6 4 - 6 5 , h i e r 1, 2 4 2 N r . 4 4 3 ; G A L S 1, 2 5 0 ; ROSENTHAL, H i s t o r i o g r a p h y , 7 3 A n m . 1,

507 samt Anm. 2; HALM, Traditionen, 124; GÜNTHER, Quellenuntersuchungen, i86f. S. o., π,

9δ· Al-Husrl, Zahr 1, 2 8 7 ; ders., öatn' al-gawähirft l-mulah wart-nawädir. Hg.: Ά . M. AL-BAGÄwï, Kairo 1372/1953,190. »3 aJd^ 02(¡ Sarb 8, 2 1 2 o . Ibn Abï 1-Hadld verwechselt Qirtäs mit Sailama und stimmt einmal mit al-Mas'üdl statt mit at-Tanühl überein. S. o., 95 A n m . 63,149 Anm. 89. " 4 Vgl. al-Hatlb, Ta'rih Bagdad5, 2 2 i f Nr. 2 6 9 7 ; Munta&im 7 , 136. Vgl. GAS 1, 180; H . FÄHNDRICH, at-Tanûhî, in: Cahiers d'onomastique arabe 1985-87 (1989), 27 Nr. 4 c. Zur Familienüberlieferung ebd., 2 Mir'dh, fol. 23er · Kämil 7, 285 > Zubda, fol. 76V · Bidäya 11, 44 Θ. # 3491 = al-Aslamî > Ta 'rib 3, 2099 > Kämil η, 28j > Zubda, fol. 76V · Bidâya il, 45 o. # 3492 = al-Aslamï > Ta 'rib 3, 2099 > Mir'âb, fol. 238V > Zubda, fol. 76V Θ. # 3JOO = al-Aslamï > Ta'rib 3, 2102 Θ. # 3493-3499 = Yahyä b. Hälid > Ta'rih 3, 2099-2102

Wege und Stufen der Überlieferung

155

Stemma Die Abhängigkeitsverhältnisse im Korpus lassen sich nun schematisch darstellen. Abbildung 3 (S. 156) umfaßt die auf Sailama und seine Gewährsleute zurückgehenden Überlieferungslinien; die leicht auseinanderzuhaltenden anderen Linien werden nicht eigens abgebildet. Es sei daran erinnert, daß die von áailama absteigenden Linien stofflich ermittelt wurden und keine Isnäde zum Ausdruck bringen. Gegenüber der älteren Auffassung (Abb. 2, S. 122) halten wir zunächst fest, daß at-Tabarls Aufstandsbericht n i c h t als zentrale Vorlage der gesamten Überlieferung gelten darf, da er von nur fünf Schriftstellern unmittelbar ausgeschrieben wurde und seine Bedeutung als Quelle für den Zeitraum 255-270 h. nach rund 350 Jahren mit Sibt Ibn al-öauzl, der in der Mitte des 7./13. Jahrhunderts schrieb, erlosch. Ferner bedienten sich manche Schriftsteller vor und alle nach Sibt Ibn al-öauzl für ihre Berichte einer oder mehrerer Kompilationen zweiten Grades, so daß in der Tat ein Kompilations ρ r ο ζ e ß vorliegt. Wie zu sehen war, wurden alle Kompilationen zweiten Grades von mindestens einem Späteren ausgeschrieben. Der größten Nachwirkung erfreute sich dabei Ibn al-Atlr, dessen Bericht vier, fünf oder sechs Schriftstellern als Vorlage diente. Wie sein weitreichender Einfluß von B R O C K E L M A N N im allgemeinen festgestellt wurde, so zeigt sich nun auch an unserem Fallbeispiel, daß er an at-Tabarls Stelle in der Überlieferung trat und selbst einen bedeutenden Verzweigungspunkt darstellt: Zum einen beschränkt seine Stoffauswahl die Auswahlmöglichkeiten der auf ihn folgenden Schriftsteller, vergleichbar einem Filter, zum anderen terminiert er ihre unmittelbare Überlieferungstiefe. Die tatsächliche Abhängigkeit von Ibn al-Atlr kommt allerdings allein bei Ibn Katlr durch einen Teil seiner Isnäde zum Ausdruck, während alle anderen Schriftsteller - auch Ibn Katïr an anderen Stellen - von at-Tabarï her zu überliefern behaupten, sofern sie uns über ihre Vorlage nicht ganz im Unklaren lassen. Wir finden also den anfänglichen Vorbehalt gegen die Echtheit der Isnide bestätigt und werden ihren Wert noch eigens zu kritisieren haben (Kap. 6). Die Untersuchung wies ferner auf den unabhängigen Gebrauch von Sailamas Monographie durch as-Süli und al-Mas'üdl hin, so daß wir Anlaß haben, Sailama selbst als den ersten Verzweigungspunkt der Überlieferung

> Mir'ah, fol. 238V-239V > Zubda, fol. 7 7 r v Θ - gegen # 3498 = Mir'äh, fol 238b: 'Isä b. Mahlad b. Marwàn. # 0193b = 'All b. Muhammad > (?) > Sari 8,128 Θ. idd # 0305 = 'Ali b. Muhammad > (?) > Ta 'rib al-isläm 19, 3 2 O. a d ( l # 0 0 2 4 = Murüg, § 3 1 6 2 : al-Ya'qüb b. alLait o. '¿d# 0286, 0287 = Sarb 8, 214: al-Buhtun, Ibn ar-ROmi o. Zu den letzteren s. o., 154. Weitere Verse 'All b. Muhammads bei Schriftstellern des Korpus: al-Mas'üdl, Tanbth, 393 (498f); ad-Dahabi, Siyar 13, i3jf. Vgl. zur Versüberlieferung FRANZ, Dichtung.

ι *

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

zu betrachten. D i e bisherige A u f f a s s u n g v o n at-Tabarïs s t e m m a t i s c h e r Bed e u t u n g f ü r den K o m p i l a t i o n s p r o z e ß w i r d also z w e i f a c h eingeschränkt: in absteigender R i c h t u n g d u r c h die S a i l a m a - V e r z w e i g u n g u n d i n aufsteigender R i c h t u n g d u r c h die Ibn-al-Atïr-Verzweigung. üabbäs Ishäq b. Muh. b. al-BädMundaliqa al-Hädim Hammäd Buraih Su'aib gïsl I Raihän Sibl b. ad- Muh. b. Muh. b. Abü Muh. b. Muh. b. b. Sälih Sälim Därimi Sim'än "Utmän Wätila Hammäd aJ-Sär Dinar

Sailama at-Tabarï as-Süll al-Mas'üdi

Sibt Ibn al-CauzI

/ Ibn al-Makin

ad-Dahabi Ibn Haldün

Ibn Tagribirdi

Abb. 3: Wege der Überlieferung von Sailama her

Hauptüberlieferung „ vermutet Nebenüberlieferung „ vermutet

Wege und Stufen der Überlieferung

157

Da außerdem einige Linien innerhalb der Hauptüberlieferung wie auch zwischen dieser und Nebenüberlieferungen wieder zusammenführen, können wir aufs Ganze fünf Stufen des Überlieferungsprozesses unterscheiden: 1. Augenzeugenberichte ursprünglicher Gewährsleute, teils zweiter Hand, 2. Sailamas Sammlung und Bearbeitung als Archetyp der Überlieferung, 3. drei Kompilationen ersten Grades, 4. fünf Kompilationen zweiten Grades, davon einige kontaminiert, 5. acht Kompilationen dritten Grades, davon einige kontaminiert. Die Abhängigkeitsverhältnisse unter den nach at-Tabarl entstandenen Kompilationen gestalten sich also komplizierter als früher vermutet. Aus dem bereits Gesagten sei noch einmal das Wichtigste herausgegriffen: Die 'Uyün gehen nicht auf at-Tabarl, sondern auf Miskawaih zurück; Sondergut Ibn al-ôauzîs hat sich als solches von as-Süll und damit als Eindringen einer Neben- in die Hauptüberlieferung herausgestellt; Ibn al-öauzls Enkel überliefert nicht dessen Bericht, sondern folgt auf at-Tabarî und as-Süll; der letztere erscheint auch sonst als Gewährsmann von Sondergut und mag durchaus einen zusammenhängenden Aufstandsbericht gegeben haben; zwischen seinen Fragmenten und dem aus anderen Gründen stückwerkartigen Bericht von al-Mas'üdl besteht enge Verwandtschaft, die am ehesten als gemeinsame Abhängigkeit von Sailama zu deuten ist; Ibn al-Atïrs Bericht ist die meistbenutzte direkte Quelle der Späteren, doch es überrascht, daß Baibars und Ibn Tagrlbirdl daneben stellenweise von Sibt Ibn al-öauzl abhängen und ad-Dahabl zur Gänze. Vielleicht ist nun auch schon ein erstes Urteil über den inneren Wert der Kompilationen möglich. Ungefähr die Hälfte der Schriftsteller schreibt eine einzige Vorlage aus; die andere Hälfte schöpft zwar aus zwei oder mehr Vorlagen, stützt sich dabei aber auf eine hauptsächliche Vorlage und zieht eine oder mehrere nebensächliche Vorlagen bloß dann und wann heran. Von keinem Schriftsteller im Korpus werden verschiedene Vorlagen zu vergleichbar großen Teilen oder zu ungleichen Teilen, aber immerhin über einen längeren Berichtszeitraum hinweg, aneinandergereiht oder ineinandergearbeitet. Berücksichtigt man zudem, daß das der hauptsächlichen Vorlage hinzugefügte Material stets nur geringen Umfang besitzt und zumeist biographischer, genealogischer oder anekdotischer Art ist, so kommt man zu folgendem Bild: Die Kompilationstätigkeit der historischen Schriftsteller im untersuchten Fallbeispiel besteht in der Ausschreibung je einer allgemeingeschichtlich-chronistischen Vorlage, die allenfalls gelegentlich um Einschiebsel aus Werken anderer Provenienz, insbesondere der Personalgeschichte und ¿//¿¿-Literatur, vermehrt wird. Das wird durch die überragende Bedeutung der Linie at-Tabarl < Sailama keineswegs präjudiziert, denn da das Aufstandsgeschehen mehrfach zeitgenössisch bezeugt wurde, sind grundsätzlich auch andere Kompilationsverläufe denkbar.

158

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Will man den Befund verallgemeinern - und unser Fallbeispiel darf aufgrund der Prominenz der besprochen Schriftsteller, der beträchtlichen Dauer des Berichtszeitraumes und der Fülle und historischen Bedeutung des Materials Repräsentativität zumindest für die arabische Geschichtsschreibung über das 'abbäsidische Kalifat beanspruchen - , so gehe man davon aus, daß die Schriftsteller sich bei der Behandlung jedes zeitlich und stofflich eng umrissenen Geschichtsabschnittes an eine ausschließliche oder doch hauptsächliche Vorlage gehalten und erst in Überschreitung ihres chronikalen Materials mehrere Vorlagen zu kombinieren begonnen haben. Die historiographische Kompilation besteht demnach typischerweise aus einer A b f o l g e v o n s e p a r a t e n A u s z ü g e n . U m hingegen Kompilation als Zusammenstellung zu begreifen, muß man den engen historischen Bezug außer acht lassen; man findet sie dann auf der Ebene der Darstellung mehrerer Geschichtsabschnitte oder der historischen Gesamtdarstellung angesiedelt - doch ist die Komposition der Chroniken als Werkganzes nicht Gegenstand dieser Arbeit. Nachdem wir am Ende von Kapitel 3 gesehen haben, daß die Vielfalt der Aufstandsberichte an U m f a n g und Gliederung es verbietet, das Kompilieren als gewissermaßen mechanische Reproduktion vorzustellen, so zeigt sich nun, daß die einzelnen Berichte sich außerdem durch unverwechselbare Materialauswahl, stoffliche Besonderheiten und literarische Freiheiten gegen die Vorlage auszeichnen. Da ein je nachdem größeres oder geringeres Maß an Individualität die Berichte außer einem über eine bloße Abschrift (nash) der Vorlage hinaushebt, ist es angemessen, die Schriftsteller typischerweise als Bearbeiter und als Verfasser" 9 zu bezeichnen: Sie leiten ihren Bericht zu dem gegebenen Gegenstand zwar vollständig oder doch ganz überwiegend aus einer Vorlage ab, unterziehen sich dabei aber der Aufgabe, diese zu sichten und eine Auswahl daraus zu treffen. Aus diesem Grund könnten ihre Berichte - anders als bloß getreue Überlieferungen und als Codices descripti in der Textkritik 120 - nicht ohne Schaden für unser materielles Verständnis der Überlieferung wie auch der Eigenart des Kompilationswesens eliminiert werden. Eine Ausnahme bildet insbesondere an-Nuwairïs Bericht, der stofflich wie literarisch nahezu ganz mit dem v o n Ibn alAtïr übereinstimmt. N u r von ihm können wir sagen, daß es f ü r etwaige spätere Kompilatoren nahezu gleichgültig gewesen wäre, ob sie seinen Bericht oder aber seine Vorlage ausgeschrieben hätten.

119

V g l . SCHOELER, R e z . WERKMEISTER, 124Î

S . O., I2F.

Vgl. MAAS, Textkritik, 5; WEST, Textual Criticism, 33.

Sechstes Kapitel

Isnäd Nachdem wir die Abhängigkeitsverhältnisse der Aufstandsberichte aus dem matn geschlossen und die literarischen Angaben zur Überlieferung bisher nur bei den von Sailama ab- oder aufsteigenden Linien beachtetet haben, fragen wir nun erstens nach den Isnäden, ob sie nämlich tatsächlich sind, was sie im Wortlaut zu sein behaupten, zweitens nach den im Korpus außerdem enthaltenen anonymen Uberlieferungsangaben und drittens nach dem Wert beider für das Verständnis des Kompilationsprozesses; viertens sollen Anhaltspunkte für den intentionalen Gehalt der Isnäde zusammengeführt werden. Dies setzt die Untersuchung des Begriffes >Abhängigkeit< anhand der Variable 7 a (Überlieferungsglied) fort, vermehrt um 7 b (Reflexion). Wie FUAT S E Z G I N sagt, wird der Historiker, der den Wert des Isnäds recht erkannt hat, »sich bei den Büchern mit Isnäden viel sicherer fühlen als bei denjenigen ohne Isnäde«.1 Deshalb sei an die in Kapitel 1 getroffene Eingrenzung erinnert, daß die chronikale Geschichtsschreibung des Mittelalters den Isnäd zwar kennt, sich aber typischerweise nicht darauf stützt; Kapitel 3 Schloß mit der Feststellung, daß Kompilation wesentlich praktischer Art ist und kaum an der äußeren Form ausgerichtet ist. Zudem fehlen eine allgemeinverbindliche zeitgenössische Überlieferungsterminologie und eine den tnaSyaha (Autoritäten) der Geschichtsschreibung gewidmete Spezialliteratur, wie sie aus der Traditions- und anderen Wissenschaften bekannt ist.3 Dies vorausgeschickt, sollte man weder die Aussagekraft des Isnäds für das historiographische Kompilationswesen überschätzen noch die Auffassung, die man sich von ihm macht, von der Isnädmethode der Traditionswissenschaft ableiten.

1

G A S 1,243. ROTTER, Überlieferung, 107; E. LANDAU-TASSERON, Sayf Ibn ' U m a r in Medieval and Modern Scholarship, in: Der Islam 67 (1990), n . Monographien zur Methodik der Geschichtsschreibung setzen erst im 8./14. Jahrhundert ein. Vgl. ROSENTHAL, Historiography, 40; Teile Π und M: Quellen. Zur Systematik kritischer Begriffe GÜNTHER, Assessing the Sources (zuvor DERS.: Quellenuntersuchungen, 74-91). Dazu am Beispiel al-lsfahänis DERs., »... nor have 1 learned it from any book of theirs«.

ι6ο

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Eigentliche Isnade Betrachten wir zunächst den U m f a n g der eigentlichen, das heißt namentlichen, Isnäde. Sie treten nur in den wenigsten Fällen als Überlieferer k e t t e n auf. D i e längsten sind dreigliedrig. Zwei davon finden sich bei atTabarl: qäla Muhammad b. al-Hasan fa-haddatani Muhammad b. Dinar qäla haddatani Muhammad b. 'Abdallah b. al-Hasan b. 'Ali ai-Ma 'munì al-Bädgisi (Sailama < Muhammad b. Dinar < al-Bâdglsî), in na ba'd ashäbinä dakara 'an silf Zikrawaih innahü qäla qäla Ii Qarmat (Ν. Ν. < silf Zikrawaihs < Hamdän Qarmat),3 drei weitere stehen bei Ibn A b i 1-Hadïd: rawä Abu öa'far qäla haddatani Muhammad b. al-Hasan b. Sahl qäla haddatani Muhammadb. Sim'än (at-Tabarl < Sailama < Ibn Sim'än), qäla Abu öa'far wa-dakara Muhammad b. al-Hasan inna Muhammad b. Sim'än haddatahü (dito), qäla Abu öa'farfa-haddatani Muhammad b. al-Hasan b. Sahl qäla haddatani Muhammad b. HiSäm al-Karnabä'ial-ma'rüf bi-Abi Wätila qäla (at-Tabarl < Sailama < Abu Wätila).4 Alle anderen Isnäde sind entweder zweigliedrig oder bestehen, häufiger n o c h , aus n u r einem Gewährsmann. Wir haben es also zumeist mit Isnäden zu tun, die den Kompilationsprozeß, wie wir ihn zuvor ermittelt haben, auf die eine oder andere Art u n v o l l s t ä n d i g zum Ausdruck bringen. Verfolgen wir das n u n Stufe f ü r Stufe. D i e uns überlieferten Isnäde konzentrieren sich bei at-Tabari im ersten Viertel des Berichts in den Jahreskapiteln 255-259 h., u m hernach nur noch weit verstreut aufzutreten. Diese Ungleichmäßigkeit rührt vermutlich nicht v o n der Vorlage her. Bei den späteren Schriftstellern verhält es sich mit Notwendigkeit ebenso oder ist der Schwund des Isnäds im Laufe des Berichts sogar n o c h deutlicher ausgeprägt. Die Weglassung v o n Uberlieferungsgliedern betrifft in erster Linie die f ü n f z e h n namentlich bekannten ursprünglichen Gewährsleute ¿ailamas: N a c h at-Tabarl fallen elf dieser Gewährsleute vollständig aus, und lediglich v o n vieren werden die N a m e n weiter überliefert: R a i h ä n (vier Nennungen), M u h a m m a d b. S i m ' ä n (eine), A b ü Wätila (zwei) u n d M u h a m m a d b. S u ' a i b (zwei). 5

3

# 1884-1886 = Ta 'rib 3,1934. # 3519-3521 = ebd., 2130. *dd# 0202a, # 1076, 1077 = Sarh 8, 147. idd# 0212a, # 1329, 1330 = ebd., ij8. 'dd# 0240a, # 2212, 2213 = ebd., 172. Ibn al-Atlrs Angabe, daß at-Tabarl Sailama mit dem Wort haddatani anführe, trifft nicht zu; tatsächlich heißt es # 1076, 1077 = Ta'rih 3, 1851: qäla bzw. # 2212, 2213 = ebd., 1964: fa-dakara. ' # 0068 = Ta 'rth 3,1747 > Tagârib, fol. 32r · Sarh 8,132 · Kämil 7,142 > Nihäya 25,107: Raihän Q. # 1330 = Ta'rih 3, 1871 > Sarh 8, ij8: Muhammad b. Sim'än o. # 2213 = Ta'rih 3,

4

Der Isnäd

l6l

Was Sailama betrifft, so haben wir schon zu Beginn des vorigen Kapitels festgestellt, daß er von at-Tabarl des öfteren übergangen wird, wenn dieser einen der ursprünglichen Gewährsleute anführt, daß aber der Zusammenhang es ohne weiteres erlaubt, ihn zu erkennen. Bei Überlieferungsgut, das Sailama selbst nur aus zweiter Hand hat, entfallt mitunter auch dieser Mittelsmann. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, daß at-Tabarl weitere Autoritäten gänzlich ausgespart hat. Ibn Abi 1-Hadld bewahrt an acht Stellen Sailamas Namen, 6 alle anderen lassen ihn wegfallen. Indem selbst Ibn Abi I-Hadld die Stelle außer acht läßt, da Sailama begründet, warum er selbst nicht wie viele andere aus al-Muhtära geflohen sei — weil er nämlich seine Frauen dort hätte zurücklassen und 'All b. Muhammad preisgeben müssen 7 - , wird die apologetische Absicht eines Teiles des ursprünglichen Aufstandsberichts durchweg verkannt. Nurmehr rudimentär ist die Angabe qäla Muhammad bei Miskawaih, was seinen Lesern kryptisch erschienen sein muß und in den 'Uyün auf die vollends unpersönliche Form qïla (es wurde gesagt) gestutzt wird;8 sonst läßt Miskawaih den Namen stets vollständig wegfallen. An anderer Stelle ersetzt er einen Isnäd Sailama < Ibn Sim'än durch die kollektivische Wendung käna ashäbuhü yahküna 'anhu (seine Gefolgsleute erzählten des öfteren von ihm ['All b. Muhammad]). 9 Getilgt wird Sailamas Name auch durch die aus sich selbst nicht verständliche Angabe 'an man sami'ahü (auf Autorität dessen, den er hörte) bei Ibn Katlr und durch das zweimalige bloße qäla bei an-Nuwairl.10 Bemerkenswert ist noch die folgende Entstellung: At-Tabarls Isnäd Sailama < Ibn Sim'än wird von Miskawaih ersetzt durch fa-hakä Sälih az-Zangï - ein solcher Sälih ist unbekannt - , was schließlich von dem Anonymus der 'Uyün falsch emendiert wird zu fa-hakä Sähib az-Zang\ falsch deswegen, weil auf diese Art 'All b. Muhammad selbst als Gewährsmann erscheint." Ohne erfindlichen Grund wird übrigens einmal auch der Regent al-Muwaffaq sekundär in den Rang eines Berichterstatters gesetzt: Ein Überläufer verrät alMuwaffaq die Vorbereitung eines Überraschungsangriffs der Aufständi-

6

7

9

1964 > Tagärib, fol. j8r · Sarh 8,172: Abu Wätila o. # 2149 = Ta'rih 3,1958 > Kämil 7, 237 > Nihäya 25,144: Muhammad b. Su'aib o. S. o. 92. Nicht von at-Tabarl abhängig sind die Nennungen Sailamas bei al-Mas'üdi. S. o., 108,112. #3047,3048 = Ta 'rih 3, 2043 0. # 2 1 6 7 = ebd., i 9 6 0 > Tagärib, fol. 5 7 V 0. # 1329,1330 = Ta 'rih 3,1871 > Tagârib, fol. 46r · Sarh 8,158 o. " dd # 0326a = Bidäya 11, 29 O. # 2221 = Ta 'rib 3, 1965 > Nihäya j, 146 Θ. # 3087 = Ta'rih 3, 2049 > Nihäya 2j, 170 O; hierbei zeigt die Übereinstimmung in der Reihenfolge der Überlieferungsgüter, daß ¡jäla entgegen Anm. 1 der Edition der Nihäya nicht auf Ibn al-Atlr hinweist. # 0769, 0770 = Ta'rih 3,1783 G. add # 0076 = Tagärib, fol. 35Γ > 'Uyün 4,18 Θ.

1Ó2

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

sehen, wozu Ibn Haldün anmerkt wa-namä ilaihï al-habar bi-dälika (man schrieb ihm den Bericht davon zu)." At-Tabarl selbst wird einerseits von Sibt Ibn al-ôauzï, Ibn al-Atlr und Ibn Abi 1-Hadld zu Recht unmittelbar als Autorität angeführt/3 während die ebenfalls von ihm abhängigen Schriftsteller Miskawaih und Ibn alôauzï ihn ungenannt lassen. Andererseits führen an-Nuwairl, Ibn Katïr und Ibn Haldün ihn zu Unrecht unmittelbar als Autorität an, indem sie das Zwischenglied Ibn al-Atlr übergehen.'4 Ahnlich verhält es sich mit asSüll: Von den vier ihn ausschreibenden Schriftstellern tun dies Ibn alôauzï und sein Enkel in Übereinstimmung mit den Isnäden unmittelbar, dagegen unterschlagen die Isnäde ad-Dahabïs und Ibn Tagrïbirdïs das Zwischenglied Sibt Ibn al-ôauzï.' 5 Aus al-Mas'üdl schöpft nur Ibn Abi 1-Hadïd, der dies auch dreimal durch Isnäd bezeugt.'6 Aufs Ganze gesehen, bestätigt unser Material den schon oft erkannten Funktionsverlust des Isnäds in der Zeit nach at-Tabarï.'7 Die Kompilationen zweiten Grades bleiben in den später aus ihnen schöpfenden Berichten unerwähnt, allein Ibn al-Atïr wird an drei Stellen von Ibn Katïr genannt.' 8 Die terminologisch aufschlußreichste dieser Stellen besprechen wir abschließend. Die 'Uyün, al-Makïn, Baibars, an-Nuwairï, ad-Dahabï und Ibn Tagrïbirdï verzichten überhaupt auf Überlieferungsangaben. Damit haben wir auch schon die Stufe der Kompilationen dritten Grades behandelt. Es sei noch bemerkt, daß an keiner Stelle die Erfindung eines Isnäds oder eines Überlieferungsgliedes in einem Isnäd festzustellen oder begründet zu vermuten ist. Das zeigt einmal mehr den Unterschied zum Hadït, wo die moderne Forschung beständig mit der Möglichkeit von wad', der Fälschung eines Hadïtes oder eines Isnäds, zu rechnen hat.'9 A n o n y m e Uberlieferungsangaben Beachtung verdienen sodann die Angaben, die an die Stelle namentlicher Isnäde treten oder neu hinzukommen. Hierzu gehören unpersönliche, pas-

"

13

'4

M

# 0380 = 'Ibar 3,678 - gegen # 2611 = Ta 'rib 3,1993: fl-mä balagani (wie ich erfuhr). # 0148 = Kdmil 7, 139. id3 # 0185 = Mir'dhjol 22jr o. add# 0188b = ebd., fol. 226V ©. Zu Ibn al-Atlr B R O C K E L M A N N , Verhältnis, 9. Zu Ibn Abi 1-Hadîd s. o., 9J Anm. 57. add # 0148 = Nihäya 25,104 · Biddy a 11,18 · 'Ibar 3,637. ídd # 0326 = Bidâya 11, 29 o. ldd # 0337 = ebd., 3j Θ. ,dd # 0341 = ebd., 40 Θ. " ,d # 0347 = ebd., 43 Θ. 0 y g a 5 0 i j^g Anm. 83.

,dd

S. o., 9j Anm. 6i, 149,153 Anm. 113. J7 Vgl. bspw. K H A L I D I , Islamic Historiography, 24f; C A H E N , History, 208. S. u., 170 Anm. ji. ' 9 Vgl. G. H. A. J U Y N B O L L , Muslim Tradition, Cambridge 1983, Index s. v.

Der Isnâd

163

sivische und kollektivische Angaben. 2 0 Wir beginnen mit at-Taban. Die häufigste anonyme Angabe lautet dukira (es wurde berichtet). Sie erscheint insgesamt 22mal, und zwar auffälligerweise fast ausschließlich im letzten Fünftel des Aufstandsberichts in den Jahreskapiteln 2 6 7 - 2 7 0 h., worin fast keine Isnäde mehr auftreten. 21 Zwei andere Angaben sind näher bestimmt: 'amman lä yuttahamu (auf Autorität eines über jeden Zweifel Erhabenen [im Umkreis des Regenten]) und 'an ru'asä' min ashäb al-Fäsiq (auf Autorität der höchsten Gefolgsleute des Frevlers ['Ali b. Muhammad]). 2 2 Da die anonymen Angaben zu ungefähr gleichen Teilen mit Nachrichten über die Aufständischen und mit solchen über die Regierungsseite verbunden sind, lassen sie keinen anderen Überlieferungshintergund erkennen als eben die über beide Seiten handelnde Monographie Sailamas. Des weiteren treten zwei kollektivische Angaben auf: za'ama qaum (manche behaupteten) und fi-mä dakarü (demzufolge, was sie [die Geschichtsüberlieferer] berichteten). 23 Außerdem k o m m t einmal unpersönliches fi-mä balagani (wie ich erfuhr) und dreimal passivisches fi-mä qila (wie es heißt) vor. 24 A u c h diese Angaben finden sich im Schlußteil des Berichts. Uber die Gründe der Vernachlässigung des Isnäds zugunsten anonymer Wendungen läßt sich nichts sicher sagen, doch mögen die immergleiche Wiederkehr v o n áailamas Autorität und at-Tabarls nicht übermäßige Wertschätzung seiner dazu beigetragen haben. Überdies galt, R O S E N T H A L zufolge, die oftmalige Wiederholung einer Autorität als schlechter Stil. 25 Wenn wir auch keine letzte Sicherheit über den Ursprung der anonym eingeleiteten Nachrichten haben, wäre es doch übertrieben, allein aus diesem Grunde zu vermuten, daß at-Tabarï neben Sailamas Bericht noch andere veritable Quellen zur Verfügung hatte und lediglich ihre Identität verschleierte. In den späteren Aufstandsberichten werden die anonymen Überlieferungsangaben großenteils ausgemerzt, jedoch kommen Belege für dukira und qïla hinzu. 2 6 Auch steigt die Zahl kollektivischer Angaben mit an-näs, 20

Dazu kurz schon

NAGÏ,

# 1 3 2 4 a = Ta'rih

3, 1 8 7 0 Θ. # 2 1 3 9 = e b d . , 1 9 5 7 Θ. # 2 6 5 7 = e b d . , 1 9 9 8 Θ. # 2 6 9 2 = e b d . ,

Tärih at-Tabari, 6oa-6ia.

2 0 0 0 Θ. # 2 7 J 0 = e b d . , 2 0 0 7 Θ. # 2 7 7 5 = e b d . , 2 0 0 9 Θ. # 2 7 8 7 = e b d . , 2 0 1 1 Θ. # 2 8 0 8 = e l y i . , 2 0 1 3 Θ. # 2 9 7 3 = e b d . , 2 0 2 9 Θ. # 3 1 0 8 = e b d . , 2 0 5 3 Θ. # 3 1 2 1 = e b d . Θ. # 3 2 3 9 = e b d . , 2 0 6 9 Θ. # 3 1 8 3 = e b d . , 2 0 6 0 O. # 3 2 6 5 = e b d . , 2 0 7 3 ©. # 3 3 4 3 = e b d . , 2 0 7 4 Θ. # 3 3 5 2 = e b d . , 2 O 8 j o .

# 3416 = ebd., 2093 > Sarh 8, 210 • Mir'äh, fol. 237V > Ta'rih al-isläm 19, 36 Θ. # 3429 = Ta'rih

3, 2 0 9 4 o . # 3 4 4 4 = e b d . , 2 0 9 J Θ. # 3 4 6 8 = e b d . , 2 0 9 7 > Tagärib,

Ta'rih

3, 2 0 9 6 Θ. # 3 5 3 6 = e b d . , 2 1 3 6 ©.

f o l . 6 7 r ©. # 3 4 5 7 =

# 2 1 3 9 = Ta'rih 3 , 1 9 5 7 o . # 2 6 9 2 = e b d . , 2 0 0 0 o . 23

# 1 3 2 3 = e b d . , 1 8 7 0 0 . # 2 J 9 7 = e b d . , >992 Θ.

24

# 2 6 1 1 = e b d . , 1 9 9 3 o . # 2 6 6 3 = e b d . , 1 9 9 9 o . # 2 7 7 9 = e b d . , 2 0 1 0 ©. # 3 3 0 9 = e b d . , 2 0 7 9 ©. R O S E N T H A L , Technique, 4 4 a . dukira: add# 0043 = Muriti, § 3182 > Sarh 8, ljo ©. "dd# oo6j = Murüg, § 3280 ©. qila: ídd # oui = 'Uyün 4, j8 ©. add# 0182 = Mir'âh, fol. 220V o. ' dd # 0186 = ebd., fol. 225V ©. φ·. add

# 0 3 1 7 = Ta 'rih al-isläm

2 0 , 3 6 ©.

164

Der A u f s t a n d der Zang im K o m p i l a t i o n s p r o z e ß

auf die wir gleich zurückkommen. Wie sich leicht beobachten läßt, geht der Schwund des Isnäds nach at-Tabarï mit weitgehender Einschränkung der verbalen Vielfalt einher: dakara, haddata, hakä und rawä fallen fast ganz aus, so daß fast nur noch qäla (er sagte) übrigbleibt. 27 Dieses Wort steht in Übereinstimmung mit dem, was B R O C K E L M A N N bei Ibn al-Atlr fand 5 8 sowohl in vollständigen als auch in unvollständigen Isnäden; es stellt daher keinen Terminus technicus dar, der uns helfen könnte zu prüfen, ob ein Überlieferungsglied zu Recht als Vorlage angezeigt wird. Wo längere Isnäde auftreten, sind die Glieder in aufsteigender Richtung öfter durch verbale Fügungen der Art qäla haddatant (er sagte: Es erzählte mir) als durch die Partikel 'an (auf Autorität von) verbunden. 39 Anders als es im Hadït vielfach angehen mag, ist es hier nicht möglich, qäla und haddata als Termini technici zu verstehen, von denen der erstere für nichtautoritative impersonale, buchförmige Überlieferung und der letztere für autoritative personale, >gehörte< Überlieferung stehe.30 Das zeigen die drei zu Anfang des Kapitels gebrachten Zitate von Ibn Abî 1-Hadïd, worin der Isnäd at-Tabarï < Sailama mit haddatant gebildet wird. Sollte daraus nämlich wirklich die Vorstellung einer personalen Überlieferung zwischen den beiden sprechen, dann hätte Ibn Abï 1-Hadïd dies im Widerspruch zu seiner Vorlage nur fingiert, denn at-Tabarï selbst leitet die Wiedergabe von Berichtsabschnitten Sailamas stets durch qäla oder, seltener, dakara ein. Dabei müssen wir aus den bereits genannten Gründen von der Schriftlichkeit dieser Überlieferungslinie ausgehen. 3 ' Ibn Abï 1-Hadïd könnte die Absicht verfolgt haben, Einklang mit der in den islamischen Wissenschaften herrschenden Idealvorstellung des satnä', der Audition eines Lehrdiktates im Kolleg, herzustellen; deutlich zeigt sich das auch bei Ibn Katïr durch die Bildung des schon zitierten Isnäds at-Tabarï < Ν. Ν. (Sailama) mittels 'an man santi'ahü?2 Jedoch erscheint es angesichts von Ibn Abï 1-Hadïds Augenmerk auf den Isnäd unwahrscheinlich, daß er seine Vorlage dergestalt würde verändert haben, wenn er den Begriff tatsächlich in technischem Sinne gebraucht hätte. Die Verbindung beider Argumente bringt uns dem Sachverhalt vielleicht am

21

Bspw. nur f ü n f Belege f ü r rawä,yarwt idd

u n d riwäya, d a v o n vier allein bei Ibn Abï 1-Hadïd:

# 0202a = Sarh 8 , 1 4 7 o . * dd # 0265 = ebd., 211 o .

213 Θ. D a n e b e n

add

# 0326 = Bidäya

,dd

# 0278 = ebd., 213 Θ. i d d # 0 2 8 ; = ebd.,

II, 29 Θ. Zur Durchsetzung v o n qäla LEDER, al-Haitam,

5 5 , 1 1 1 , Index 3 s. v. Z u hakä s. o., 161. BROCKELMANN, Verhältnis, 34. Für die frühe «Mär-Literatur LEDER, al-Haitam, 41, Index 3 s. V. 29

S. o., i59f. Z u 'an im H a d i t G A S 1 , 7 8 .

30

Z u m H a d i t hier u n d im folgenden s. o., 1 2 - 1 4 , 86f. Z u einem anderen Ergebnis k o m m t GÜNTHER, » . . . nor have I learned it f r o m any b o o k o f theirs«, 148, anhand v o n alIsfahänis

31

S. o., 86.

12

S. o., 161.

Maqätil.

Der Isnäd

165

nächsten: Ibn Abi 1-Hadld mag geglaubt haben, dem Isnäd durch die namentliche Nennung der Autoritäten Genüge zu tun, und setzte sie nur obenhin zueinander in Beziehung. Die geringe Zahl der in Betracht stehenden Belege erlaubt indes keine allgemeingültige Aussage. Mehrfach tritt an Stelle von Überlieferernamen sowie darüber hinaus im Sondergut kollektives an-näs auf. Im allgemeinen bedeutet es >die Leuteerinnernanonymer Sammelisnäd* bezeichnet werden.

33

34

},

6

37

# 0799 = Ta 'rih 3, 1785 > Tagärib, fol. 35r > 'Uyün 4, 18; Kämil 7, 147 > Nihäya 25, 13; Sarh 8, 140 Θ. Dazu der Isnäd: # 0769, 0770, 0785, 0793 = Ta'rih 3, 1783FΘ. Die Schlacht der Basrenser und der Aufstandischen am 14. Du 1-Qa'da 255/23. Oktober 869 endete mit der vernichtenden Niederlage der ersteren und hatte die Preisgabe des Landes am Tigris zur Folge. add # 0013 = Murüg, § 3145 o. S. 0., 89. idd # 0265 = Sarh 8, 211 Θ, und add# 0285 = ebd., 213 Θ. S. o., 9j, 140. id Tagdrib, fol. 3 j v > 'Uyün 4 , 1 7 ; Munta$am q. ¿., 6 8 7 ; Kam il 7 , 1 4 4 > Nibäya 2 j , 1 0 9 : Greueltaten o. # 0 3 9 3 = Ta 'rih 3 , 1 7 6 5 : Weglassung ©. ,dd # 0 0 7 3 , 0 0 7 j = Tagdrib,fol.3 4 V (wie oben zitiert) > 'Uyün 4 , 1 7 : kânat waqa'ät 'apma sabara fihä iqdäm az-Zang bi-gahlihim wa-tama'ihim wa-sü' niyät al-gund lahum Θ . Vgl. SA'I'DI, Introduction, xxivf.

Umfangsentwicklung und Kompilationsausweise

175

Hier ist also die in Miskawaihs Augen fehlende paränetische Wirkung (tagriba) der Vorlage maßgeblich. In diesem Sinne sagt er auch an anderer Stelle, wobei ihm der Anonymus wieder mit geringfügiger Abweichung folgt: tumma känat li-'All b. Abän wal-ôitbba'î wa-gairibï min ashäb al-Habil waqa'ät munkarät wa-umür ha ila mä katabtuhä li-bulüwihä mirnrnä banaitu ilaibl kitäbi hädä Es gingen dann noch scheußliche Schlachten und gräßliche Dinge von 'All b. Abän, al-Gubba'I [lies: al-(jubbä'l] und anderen Anhängern des Schlechten aus, die ich nicht aufgeschrieben habe, da sie all dessen entbehren, worauf ich dieses mein Buch gegründet habe. 10

Indem der Anonymus den Weglassungsvermerk mit herübernimmt, verunechtet er ihn, da ja nicht er selbst etwas streicht. Bei Ibn al-öauzl und Sibt Ibn al-öauzl steht die Kürze des Berichts als solche im Vordergrund: qämat bainahü wa-bainahum hurübyatülu dikruhäfi bid'a 'aiariabran Zwischen ihm [al-Muwaffaq] und ihnen kam es während mehr als zehn Monaten zu Kämpfen, wovon zu berichten sich lange hinzöge."

Auch hierbei handelt es sich nur um eine scheinbare Weglassung, denn atTabarï bietet an dieser Stelle gar keine Schilderung. Noch deutlicher auf die Ökonomie des Berichts ausgerichtet ist Ibn ad-Dawâdârï (st. nach 736/1335) - der außerhalb unseres Korpus steht, weil er fast ausschließlich über den Aufstandsbeginn und die Eroberung Basras im Jahre 257/871 handelt - , und zwar bemerkt er: lam yazil amr al-mal'ün mutazäyidan fi ahwäl tawîlat ai-ïarh qad dakarabä gamä'al al-mu 'arribin fi sä 'ir tawärthihim fa-htasartuhä ila sanat sab'in wa-mi'atain Die Sache der Verfluchten wuchs sich unter Umständen, die ausführlicher Erklärung bedürften, so wie viele Geschichtsschreiber in all ihren Chroniken davon berichtet haben, immer weiter aus, und so habe ich sie bis zum Jahre 270 weggelassen."

Das Verb ihtasara ist uns schon in der Bedeutung >kürzen< begegnet.'3 Hier kündigt es den vollständigen Ausfall des Berichts bis zur Niederwerfung des Aufstandes im Jahre 270 h. an. Sonst stand für rein negative Auswahl # 0 0 8 3 , 0 0 8 4 = Tagärib, fol. 53V > 'Uyün 4 , 3 6 : känat fi hädiht s-sana li-'Ali b. Abän walöannäbi wa-gairihimä min ashäb al-Habit waqa'ät 'atfma wa-umür hä'ila adrabnä 'an tafetlibä ([...] schreckliche Schlachten und gräßliche Dinge, deren Ausführung wir uns entschlagen haben) Θ. 1 Mir'äb, fol. 20iv: garat bainahü wa-baina l-Habit hurübyatülu dikrubä Θ. Die Chronik des Ibn ad-Dawädärl [= Kanz ad-durar wa-gämi' al-gurar\, 9 Bde., Hg.: H. R. R O E M E K U. a., Kairo/Wiesbaden/Stuttgart 1 9 6 0 - 9 8 , Bd. j, Hg.: D. K R A W U L S K I , Wiesbaden 1 9 9 2 , 2 6 7 . Er folgt hier Ibn Abi d-Dam (st. 6 4 2 / 1 2 4 4 ) , von dessen at-Ta'rth al-Mufaffart nur eine Epitome überliefert ist. Vgl. EI2 3 , 6 8 3 b (F. R O S E N T H A L , Ibn Abi Ί-Dam); GAL 2 1,

10

ldd

13

S. o.,

423Í S 1,588. 170.

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

176

meist taraka. Schließlich finden wir bei an-Nuwairl aus Anlaß der Zerstörung von ' A l i b. Muhammads Festung durch al-Muwaffaq die Feststellung: hadama

qasrahü fi hurüb tawila lä fä 'idaβ

dikrihä

Er zerstörte seine Festung in langen Kämpfen, wovon zu berichten nutzlos wäre.

14

Alle diese Vermerke zeigen, daß die Weglassung v o n Überlieferungsgut nicht aus Versehen oder Willkür, sondern überlegt und zu einem je besonderen Darstellungszweck geschah.' 5 Zwar unterscheiden sich die Beweggründe, aber sie lassen gleichermaßen einen Vorbehalt gegen die Fülle der militärischen Fakten und, damit verbunden, gegen den Namensreichtum der Vorlage erkennen. Stellt man in Rechnung, daß das Bemühen der Geschichtsschreiber um Heraushaltung der eigenen Person zugunsten der Autorität des ererbten Materials derartigen Vermerken abträglich sein mußte, dann haben diese wenigen Belege durchaus exemplarischen Wert. Etliche andere Weglassungen sind nicht minder überlegt, auch wenn sie keine in der ersten Person gesprochene Begründung aufweisen und statt dessen von einer Wendung angezeigt oder angedeutet werden, die je nach Ausführlichkeit auch den Charakter einer Zusammenfassung haben kann. Wir sollten dabei vermeiden, von Kürzung zu sprechen, weil sonst die Besonderheit der ersatzlosen Weglassung nicht deutlich würde. Beispielsweise faßt Miskawaih einen in der Vorlage über eine Seite gehenden Berichts wie folgt zusammen: tumma

waqa'at

waqa'ät

katirn

bada

dälika

wa-ba'duhä

liz-Zang

wa-ba'duhä

lil-

Muwaffaq Danach kam es zu vielen Schlachten, teils zugunsten der Zang und teils zugunsten al-Muwaffaqs.

Uberhaupt werden die ausgedehnten Schlachtenschilderungen at-Tabarls selten in extenso übernommen, und besonders die Darstellung von Heeresaufstellungen - ein beliebtes Erzählmoment schon der frühislamischen Geschichtsüberlieferung' 7 - wird zusammengestrichen oder entfällt ersatzlos. Beispielsweise steht statt fünfzehn Zeilen der Vorlage, worin außer al-Muwaffaq die Namen von elf Personen sowie von neun Kanälen genannt werden, bei Miskawaih lediglich ein Satz: wakkala

bi-kull rukn quwwädan

wa-qawwähum

bir-rigäl wal-amwäl

wal-älät

Jeder Bastion [der Festung "All b. Muhammads] wies er [al-MuwaffaqJ Heerführer zu, und er stattete sie mit Männern, Rüstung und Maschinen aus.1

14

17 17 18

add

# 0295 = Nihäya 22,337 Θ. Zu Ibn al-Atïrs Kürzungen BROCKELMANN, Verhältnis, 3-6. S. o., 4. Tagärib, fol. 62r - statt # 2945-2950 = Ta 'rih 3,2022f Θ. S. u , 216. Χ Tagärib, fol. 6ov - statt # 2514-2540 = Ta'rih 3,1987F > Sarh 8,185 Θ.

Umfangsentwicklung und Kompilationsausweise

177

Oft erübrigen die Schriftsteller für das Kampfgeschehen eines ganzen Berichtsjahres nur eine summarische Wendung. So faßt Ibn Katïr den bei Ibn al-Atlr drei Seiten umfassenden Bericht über das Jahr 262 h. in den Satz: wa-fihä känat hurüb katira baina Sähib az-Zang wa-gaü al-halïfa In diesem Jahr kam es zu vielen Schlachten zwischen dem Herrn der Zang und dem Heer des Kalifen. 1 9

Noch des öfteren finden sich Zusammenfassungen, 20 die den Eindruck vermitteln, der Schriftsteller habe schnell weiter gewollt und die Vorlage für zu weitschweifig erachtet. Bei al-Makln verkehrt jedoch sich einmal das Resümee ins Gegenteil, indem er auf die schon bekannte Weise von den waqaat des Jahres 260 h. spricht, als gäbe es zahlreiche Nachrichten, während in Wirklichkeit nicht einmal at-Tabarï etwas davon mitteilt.21 Das soll fürs erste an Beispielen für die Zusammenfassung von Überlieferungsgut genügen. Weitere folgen in den nächsten Kapiteln.

Ausweise von Hinzufügungen und Querverweise Als letztes elementares Verfahren bleibt die Hinzufügung neuen Gutes zur Überlieferung zu nennen. Drei Fälle sind denkbar. Hinzugefügtes Gut kann durch Isnäd als Ergänzung der hauptsächlichen Vorlage aus einer zusätzlichen Quelle gekennzeichnet sein. Das geschieht nur selten.22 Hinzugefügtes Gut kann ferner durch Rede in der ersten Person als freier Zusatz des Schriftstellers ausgewiesen oder aus sich selbst heraus unmißverständlich als solcher zu erkennen sein. Es liegt dann eine nicht der Täuschung verdächtige Glosse vor. Die Suche danach im Korpus fällt nicht ganz so enttäuschend aus wie im Hinblick auf die Übernahme von Überlieferungsgut, wie gleich zu sehen ist. Am häufigsten handelt es sich jedoch um Interpolationen,23 das heißt um stillschweigende Einschiebsel, die dem Leser nicht kenntlich waren und ihn das Eingeschobene zu Unrecht nach Herkunft und Wert der hauptsächlichen Vorlage zuordnen ließen.24 Damit er 19

22 23

24

Bidâya ii, 35 - statt # 14408-1625 = Ta 'rih 3,1898-1907,1908-1991 > Kätnil 7, 202-204. Bspw. 'Uyütt 4,32,40. S. o., 174,Anm. 9,175 Anm. 10. Vgl. Bidäya n, 14,43. ïdd # 0291a, 0291b = Magmu, 166: fi sanai sillín wa-mi'atain qätala ai-Habib Sâbib ar-Rïb [sic] wa-fihâ kânat waqaâl baina umarâ'al-Mu'tamid wa-baina l-Hablb [sic] ¡¡ulilafihâ halq katïr (im Jahre 260 focht al-Habib [...]; im selben Jahr kam es zu Schlachten zwischen alMu'tamids Heerführern und al-Habïb, in denen viele getötet wurden). Für al-Habib Sähib ar-Rih lies: al-Habit Sähib az-Zang (der Schlechte, der Herr der Zang). S. o., 98 Anm. 74. Vgl. Ta'rih 3,1883. S. o., 147-1 jo. Zum Begriff der Interpolation und der Glosse B E R N H E I M , Lehrbuch, 373F. Vgl. K Ä S E R , Interpolationenforschung, 83f; J U Y N D O L L , Muslim Tradition, Index s. v. idräg. Bspw. idd # 0067-0072 = Tagärib, fol. 32rv > 'Uyün 4,16: Erläuterung der Tätigkeit und sozialen Lage der Zang zu Beginn des Aufstandes Θ.

i78

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

im einzelnen zwischen Nebenüberlieferung und freiem Zusatz des Schriftstellers unterschieden haben könnte, würde es eingehender Quellenkritik bedurft haben, f ü r die jedoch die Handhabe fehlte. Die erkennbaren freien Zusätze der Schriftsteller betreffend, lassen sich die wenigen einschlägigen Stellen rasch überblicken. At-Tabarl bekräftigt den Bericht v o m Auszug von al-Muwaffaqs und Muflihs Heer aus Bagdad im Jahre 258/872 durch sein Zeugnis wa-anäyauma'idin hunäka (und ich war damals selbst zugegen); die Beibehaltung dieser Aussage at-Tabarls durch Ibn A b i 1-Hadld wirkt dank der umgebenden Isnäde nicht verfälschend. 2 ' At-Tabarls eigene Meinung drückt sich außerdem in der anonymen Überlieferungsangabe 'amman lä yuttahamu (auf Autorität eines über jeden Zweifel Erhabenen) aus. 26 Überhaupt scheint die Persönlichkeit des Schriftstellers in allen kritischen Aussagen auf. Ibn Abi 1-Hadld verteidigt at-Tabarï gegen al-Mas'üdl bzw. gegen das, was er diesem jenseits unserer Kenntnis zuschreibt, indem er sagt ar-rìwàya al-ulä hiya as-sahïha (die erste Überlieferung ist die richtige). Auch gewichtet er anonyme Überlieferungen durch was-sahth annahü (richtig dagegen ist, daß) oder bätil maudu [...] lä asl bihï (eine unwahre Geschichte ohne jede Grundlage). 27 Die Einschiebung eines zu Beginn seines Berichts schon angeführten Hadltes v o n 'All b. Abi Tälib kennzeichnet er durch qultu (ich sagte).28 Ibn Haldün sagt zur Genealogie 'All b. Muhammads gegen al-Mas'üdl apinnuhü al-Husain b. Tähir ... (ich aber halte ihn für al-Husain b. T ä h i r . . . ) und nennt at-Tabari, Ibn Hazm und unbestimmte andere min al-muhaqqiqïn (etwa: kritische Überlieferer). 29 Al-Makln verleiht seiner annalistischen Gliederungsabsicht die Worte sa-nadkuru fi kull sana mä garä lahü fihä (wir werden von jedem Jahr berichten, was währenddessen von ihm angerichtet wurde). 30 Erinnert sei schließlich noch einmal an das in der dritten Person gebotene Selbstzeugnis wa-htasarahü Ibn Kaffr?1 Die Verwendung der Ich- bzw. Wir-Form ist grundsätzlich bemerkenswert, denn sie belegt zum einen, daß das empfangene Überlieferungsgut bewußt redigiert wurde, und zum anderen, daß der Schriftsteller vor dem Leser die eigene Person nicht völlig hinter die Überlieferung zurücktreten lassen wollte.

# 1 2 4 0 = Ta 'rth 3 , 1 8 6 2 > Sarh 8, i j 2 O. S. o., 86. 27

29

# 2139 = Ta 'rih 3,19J7 ©. 0267 = Sarh 8, 211: Todesumstände von 'Ali b. Muhammad bzw. Qirtäs Θ. S. o., 95 Anm. 63. add # 0284 = ebd., 213: Ausdehnung von 'All b. Muhammads Eroberungen Θ, und add # 0283 = ebd., 213: Überfall auf die vom Wein berauschten Aufständischen Θ. S. o., 141 Anm. 42. id Kämil 7, 279: qad dakarnä Θ . # 3099 = Ta 'rib 3, 2051 > Kämil 7, 266 Θ . # 3176 = Ta'rih 3, 2 0 J 9 Θ . # 3 3 4 1 = ebd., 2085 > Mir'äb, fol. 2yjt Θ . # 3388 = Ta 'rih 3, 2089 Θ . # 340J = ebd., 2092 Θ. Vgl. ferner # 2611 = ebd., 1993:fi-mäbalagant (wie ich erfuhr) Θ. # 3518 = ebd., 2130: ba'dajhäbinä (einer unserer Kollegen). Verunechtet ist # 3341, echt sind # 1898,3099,3356. S. vorige Anm. " l d # 0189a = Mir'äh, fol. 2 3 1 V o. Ferner zu den Schlachten des Jahres 257 h. >dd # 0294a = Nihäya 22,328: nadkuruhä in iä'a llähfiahbärihim Θ. add # 0295 = Nihäya 22,337 Θ . Ferner s. a. 268 h. ' d d # 0295b = ebd.: lam takunfi hädihi s-sana illä ahbär az-Zang wa-hurübihim wal-Hawärig wayaridu dälikufimaudi'ihi (über dieses Jahr gibt es nur die Nachrichten von den Zang und ihren Kämpfen sowie von den Härigiten; dies wird an seinem Platze erwähnt werden).

l8o

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

ferung treten allein bei al-Mas'üdl auf. Der klarste betrifft 'All b. Muhammad und seinen Tod: sa-nüradu fi hädä l-kitäb fi l-maudi' al-mustahiqq lahü luma'an käna min amnhïfi

min dikrihï

wa-mä

maqtalihl

D o c h wir werden in diesem Buch an der gebührenden Stelle noch einiges aus dem Bericht v o n ihm und den Umständen seines Todes anführen. 3 6

Da wir nun sowohl die absoluten Überlieferungsquanta als auch die Selbstzeugnisse der Schriftsteller von ihren Eingriffen dahinein überblicken, stellen wir mehrere allgemeine Merkmale des Kompilierens im Rahmen unseres Korpus fest: (1) Die Kompilationstätigkeit der Geschichtsschreiber besteht in quantitativer Hinsicht zuvörderst in der Weglassung von Überlieferungsgut, was weder durch nennenswerte epische Ausschmückung noch durch H i n z u f ü g u n g v o n Sondergut, geschweige durch Fälschung, ausgeglichen wird. Indem der anfängliche Aufstandsbericht im Kompilationsprozeß Stufe um Stufe verengt wird, verhalten sich die Berichte in absteigender zeitlicher Folge gewissermaßen k o n z e n t r i s c h zueinander. 37 Es wird daher noch zu fragen sein, ob sich im Zuge schrumpfender Auswahlmöglichkeiten auch darstellerische Tendenzen herausgeschält und verstärkt haben. (2) Die Schriftsteller machen durchweg kein Aufhebens von der Übernahme v o n Überlieferungsgut, fast alle weisen aber dann und wann auf Weglassungen oder Hinzufügungen hin, kennzeichnen Zusammenfassungen oder fügen Querverweise auf andere Abschnitte ihres Berichtes ein. Die große Mehrzahl all dieser Vermerke ist in der ersten Person gehalten und stellt ein beabsichtigtes Selbstzeugnis der Schriftsteller dar. Daraus geht zum einen hervor, daß sie zwischen der Stufe des kompilierten Textes und der Stufe der Vorlage unterschieden haben. Z u m anderen zeigt es, daß sie dies dem Leser - unbeschadet der Problematik des Isnäds — nicht verhehlten, sondern ihm ihre verstandesmäßige Auswahl- und Ordnungstätigkeit als Leistung aus e i g e n e m Recht gegenüber der Vorlage kundtaten. Darin drückt sich zugleich auch die Anerkennung der Belange des Lesers aus, der den Bericht überblicken und gebrauchen können soll. (3) Dergestalt sprechende Vermerke treten nicht regelmäßig und nicht bei allen Schrift3

37

add

# 0023 = Murüg, § 3145 Θ, verweist auf § 3278. Zwei andere, rückwärtsgerichtete Querverweise entziehen sich der Prüfung, weil sie zwar innerhalb der Murüg gegenstandslos sind, aber auf eines der verlorenen Vorgängerwerke, al-Kitäb al-ausal oder Ahbär az-zamän, zielen mögen. Zu den Verfluchungen in 'Ali b. Abäns hutba idd # 0037 = ebd., § 3180: 'ala mä qaddamnä min qaulihtfl hädä l-kitäb (gemäß dem, was wir von seinen Aussprüchen in diesem Buch bereits gebracht haben) > Sarh 8, 150: qala hädäyu'akkidu mä dakarnähu wahakainähu min ra'yihi (er [al-Mas'ûdï] sagte: Das bestätigt, was wir von seiner ['Ali b. Muhammads] Glaubensrichtung schon berichtet und erzählt haben) Θ. Zu Sailamas mutmaßlichem Aufbegehren gegen al-Mu'tadid >dd# 0016 = ebd.: ¡¡ad dakarnähu ©, verweist vielleicht aber voraus auf § 3278. Zu al-Mas'ûdïs älteren Werken s. o., 88,114. So auch D O N N E R , Narratives, 281, für die frühislamische Geschichtsschreibung.

Umfangsentwicklung und Kompilationsausweise

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stellern auf, aber häufig und vorbehaltlos genug, um als grundsätzlich zulässige Äußerungen zu gelten, zumal angesichts der unterschiedlichen Provenienz und Entstehungszeit der Berichte. Ohne daß die Schriftsteller ihren jeweiligen Anteil am Kompilationsprozeß geflissentlich hervorheben und zu einem Selbstbewußtsein ähnlich dem der Kompilatoren des lateinischen Mittelalters gelangen würden, besteht doch dreifache Übereinstimmung: über die Tatsache des Prozesses selbst, über die Authentie des Überlieferungsgutes und über die Nutzanwendung durch den Leser. Diese Gemeinsamkeiten sind ein wesentlich d i s z i p l i n ä r e r Zug des Kompilierens in der arabischen Geschichtsschreibung.

Achtes Kapitel

Numerisches und nominales Gut Das M a ß der Vorlagentreue eines Schriftstellers bedingt den Wert seiner K o m p i l a t i o n f ü r den historischen Leser, und es läßt möglicherweise auf das Selbstverständnis des Schriftstellers gegenüber der oder den Autoritäten schließen. Ü b e r beides brauchen wir Klarheit, u m später die Frage der Autorschaft angemessen zu behandeln zu können. Dies i m Blick, k o m m e n wir n u n v o n den äußeren Merkmalen zu einem ersten inneren M e r k m a l der K o m p i l a t i o n , indem wir untersuchen, wie mehr oder minder sorgfältig die Schriftsteller ihre Vorlage ausschrieben. Als Material eignen sich dazu besonders alle numerischen u n d nominalen Angaben, weil sie als e x a k t e s Überlieferungsgut am ehesten urkundlichen Wert nur aus sich selbst statt aus dem K o n t e x t besitzen und folglich am empfindlichsten gegen Entstellung sind. W i r erschließen sie unter dem Begriff >Exaktheit< durch die Variablen 9 a (Kalendarisches), 9 b (Strecken- oder Zeitmaß), 9 c (Anzahl v o n Personen) und 9 d (Anzahl v o n Sachen). Daneben bedienen wir uns der onomastischen Variablen 1 b (Aufständischer), 1 c (Unterstützer des Aufstandes) und 1 d (Gegner des Aufstandes), ferner der Variable 5 a (Topographisches). Weibliche Eigennamen werden noch eigens besprochen (Kap. 9). D i e Eigennamen v o n Überlieferungsgliedern werden nicht behandelt, da sie der äußeren Kritik zugehören (Kap. 6).

Kalendarisches D e m Gattungsnamen der chronikalen arabischen Geschichtsschreibung, ta'fth, liegt die Bedeutung >Datierung< zugrunde, zu verstehen als epochale, auf die Hedschra bezogene Zeitrechnung. Chronologische Daten stellen Marken im linearen heilsgeschichtlichen Zeitablauf »nach der HedschraTag der Barken< auf M o n t a g , den 4. D û l - Q a ' d a 255/14. O k t o b e r 869, der rechnerisch ein Freitag war; gewiß hat er at-Tabarïs Angabe li-arba' 'aira lailatan halat (am vierzehnten Tag) versehentlich zu li-arba' halauna (am vierten Tag) verkürzt. 1 6 Sibt Ibn alô a u z ï notiert, anders als at-Tabarï, f ü r die Eroberung Basras n i c h t Freitag, den 16. Sauwäl 257/6. September 871 (rechnerisch war Freitag der 17. Sauwäl/7. September 1 7 ), s o n d e r n Freitag, den 20. Ragab 256/23. J u n i 87o.18 Ibn Abi 1-Hadïd verlegt die Verstärkung der Regierungstruppen d u r c h das Heer des ägyptischen Feldherren Lu'lu', der v o n A h m a d b. T ü l ü n abgefallen war, auf den M o n a t D ü l-Qa'da 269/Mai-Juni 883 zurück, während at-Tabarï zufolge L u ' l u ' erst am Donnerstag, dem 2. M u h a r r a m 270/12. Juli 883 (rechnerisch war D o n n e r s t a g der 1. Muharram/10. Juli) anlangte. 1 9 Ad0001a = Muräg, § 3107: 252/866 O. a d d # 0011a = ebd., § 3144 o. S. u., 189 Anm. 34. # 0214a = Sarh 8, 163; Zubda, fol. 169; Nihäya 2}, 132; 'Ibar 4, 41: Du 1-Higga 264/ August-September 878 Θ. Vgl. # 1791 = Ta 'rih 3,1925. Bspw. add # 0249a = Sarh 8, 197: Fortdauer der Blockade al-Muhtäras bis Ende 268/Mitte 882 Θ. " dd # oi2ia = Muntaçam 5.2, 5: Sauwäl 257/August-September 871 ©. Vgl. al-Hatib, Ta 'rih Bagdad 12,140 Nr. 6591. S. o., 152 Anm. 108. add # 0768a = Ta 'rib 3,1783 > Kämil 7, 146. Zu # 0121a s. o., 144 Anm. 57. Alle Berechnungen verstehen sich auf die Epoche 16 bezogen, wenn nicht anders angegeben. Dazu und zum Vorrang der Rechnung nach dem Wochentag statt dem Kalendertag

12

add#

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add

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18

s.u.,i9if.

Ta 'rih 3,1849 > Mir'äh, fol. 190V. "d'l# 0261a = Sarh 8, 207 © - gegen # 3318a = Ta'rih 3, 2080 > Mir'äh, fol. 2 2 9 V · Ta 'rih alisläm 20, 3j. Vgl. # 3306a = Ta'rih 3, 2079: briefliche Absichtserklärung Lu'lu's am Mittwoch, 2. Dü 1-Higga 269/12. Juni 883. Ferner # 1345a = Ta'rih 3, 1874: Freitag, 26. Rabi' 1 259/30. Januar 873 - gegen Sarh 8,159: Rabi' 1 259/Januar-Februar 873. # 1029a =

19

Numerisches und nominales Gut

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Dahabl berichtet die Eroberung und Zerstörung von al-Ubulla um ein Jahr zu spät sub anno 257 h. ein zweites Mal, 20 und Ibn Tagrïbirdî zeigt die Eroberung von Wäsit gar erst um drei Jahre verschoben sub anno 267 h. an. 51 Einige Datierungen bleiben eingestandenermaßen fraglich. So ist sich Sibt Ibn al-öauzl unsicher in der Frage, ob al-Muwaffaq die Pfeilwunde, der er fast erlegen wäre, im Jahre 268 h. oder im Jahre 269 h. erhielt - ein Ereignis, das at-Taban unstrittig unter Montag, dem 25. ö u m ä d ä 1 269/10. Dezember 882 verzeichnet. 32 Unentschieden zeigt sich auch der Anonymus der 'Uyürt, indem er den Aufstand entweder 254/868 oder (wa-qïla) 255/869 beginnen läßt. 23 Naturgemäß treten auch Verschreibungen auf, die aus der Mehrdeutigkeit des unpunktierten arabischen Schriftbildes oder flüchtiger Lesung herrühren, beispielsweise wenn li-lailatain halatä (am zweiten) zu litalättn halatä (am dreißigsten) wird und dieses zum einen wiederum als lilailatain halatä, zum anderen jedoch als tällt (der Dritte) wiedergegeben wird. 24 All diese Vereinfachungen und Trübungen sind zweifelsohne unbeabsichtigt. In der Zusammenschau stellt sich übrigens der Bericht Ibn Haldüns als der proportional am stärksten fehlerbehaftete heraus. 25 Die ausnehmend große Aufmerksamkeit dieses Schriftstellers für die Belange der Chronologie scheint von einer unzuverlässigen Vorlage irregeleitet worden zu sein. So wenig ergiebig das chronologische Gut in historischer Hinsicht ausfällt, ist es mitunter durch seine Fehlerhaftigkeit geeignet, die Abhängigkeitsverhältnisse der Aufstandsberichte zu verdeutlichen. Einige Leitfehler kalendarischer Art haben wir schon kennengelernt. Sie belegten die Linien

2

° >dd# 0297a = Ta 'rib al-isläm 19, 24 O. Vgl. # 0862 = Ta'rih 3, 1836 > Ta'rih al-isläm 19, 22: ^ 2jj. Ragab 256/28. Juni 870-gegen Ta'rih al-isläm 19,22: s. a. 256 h. * # 0414a = Nugüm 3, 42: 267/881 Θ. # 3021b = Ta'rih 3, 2036 > Mir'äh, fol. 225V. "**# 0186a = ebd. ©. Ferner # 1344a = Ta'rih 3, 1872: Sa'bän 258/Juni-Juli 872 - gegen Mir'âh, fol. 198Π Ramadan 258/Juli-August 872. 23 # 3483b = Ta 'rib 3, 2098 > Tagärib, fol. 67V > 'Uyün 4, j8 Θ. 24 # 3401a = Ta'rih 3, 2091 > Muntagam 5.2, 70 · Sarh 8, 209 · Mir'ät, fol. 237b > Ta'rih alisläm 20, 36: Samstag, 2. Safar 270/11. August 883 (rechnerisch war Samstag der 1. Safar/ 10. August) - gegen Kämil 7, 282: Samstag, 30. Safar (dieser Monat hat regelmäßig 29 Tage) - gegen Zubda, fol. 75V: Samstag, 2. Safar/11. August - gegen 'Ibar 3, 690: 3. Safar/ 12. August o. 25 # 0914a = Ta 'rib 3,1838: Ragab 2j6/Juni-Juli 870 - gegen Kami17,166: fibä (256/870) - gegen 'Ibar3, 640: 257/871. # 2001a = Ta'rih3,1947 > Kämil7, 234: Rabí" π 266/NovemberDezember 879 - gegen 'Ibar 3, 673: Rabi' (sie) 266/Oktober-Dezember 879 - gegen 'Ibar 4, 41: 266/879. # 2186a = Ta'rih 3,1961: Donnerstag, 28. Rabi' 1 267/6. November 880 - gegen Kämil 7, 238 > 'Ibar 3, 675: Rabí' 1 267/6. November 880 - gegen 'Ibar 4, 42: Rabi' (sie) 267/Oktober-Dezember 880. # 3483a = Ta'rih 3, 2097 > Kämil 7, 284: Samstag, 18. Cumädä ι 270/23. November 883 - gegen 'Ibar 3, 690: mutiIafi/( 15.) öumädä 1 270/20. November 883; ebd. 4, 41: üumädä (sie) 270/November 883-Januar 884. Zu den von Ibn al-Atir übernommenen Fehlern s. nächste Anm.

ι88

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Ibn Abï 1-Hadïd < at-Tabarï, Sibt Ibn al-ôauzï < at-Tabarï, Baibars < Ibn alAtlr, an-Nuwairl < Ibn al-Atlr und Ibn Haldün < Ibn al-Atïr.26 Weitere Leitfehler dieser und anderer Linien bekräftigen die dargelegte Auffassung der stemmatischen Verhältnisse.' 7 Die Problematik der Trübung chronologischer Angaben durch die Überlieferung war den Schriftstellern nicht unbekannt, aber wir finden wenige Belege dafür. Von kritischem Bewußtsein zeugt beispielsweise Ibn Hallikäns Widerspruch gegen Ibn al-Atïr, der besagt, daß ar-Riyäs! nicht im Jahre 265, sondern 257 h. von den Aufständischen getötet wurde. Ibn Katlr nimmt einerseits diese Korrektur zur Kenntnis und folgt ihr im betreffenden Jahreskapitel stillschweigend, andererseits gibt er sub anno 265 h. dann doch Ibn Al-Atïrs Überlieferungsfehler wieder.28 Offenbar vermeidet er es, den Chronisten zu tadeln, dem er so getreulich anhängt. Überhaupt werden Zweifel an einer chronologischen Angabe nicht offen geäußert. 29 Auch scheinen die Schriftsteller keine Kontrollrechnungen angestellt zu haben, die sie auf die Unstimmigkeit zwischen dem Kalendertag und dem Wochentag vieler Daten hingewiesen und deren Fortüberlieferung verhindert haben würden. Lediglich einmal läßt sich eine stillschweigende Emendation vermuten: Der 7. Dü 1-Qa'da 269 h., an welchem Tag al-Muwaffaq gegen al-Muhtära zog, war laut at-Tabarï ein Montag, doch hätte dieser rechnerisch auf den 9. des Monats datieren müssen (18. bzw. 20. Mai 883), und gerade so steht es bei Sibt Ibn al-öauzl. 3 ° Außerdem ersetzen Ibn al-Atïr und Ibn Abi 1-Hadïd einmal durch Konjektur einen Wochentag durch den Kalendertag. 3 ' Damit sind die Beispiele einer sorgfältigen und eigenständigen Handhabung chronologischer Angaben auch schon genannt.

2

Zu # 1682a, 1709a, 1756a s. o., 145 Anm. 63. Zu ldd # 0121a s. o., 121 Anm. 53. Zu # 3483d s. u., 189 Anm. 33. # 2499b = Ta 'rib 3,1985: Samstag, 14. Sa' bän 267/20. März 881 (rechnerisch war Samstag der 12. §a'bän/i8. März) - gegen Kämil 7, 24J > Zubda, fol. j6r · Nihäya 2j, 153 · Bidäya 11, 41 · 'lbar 3, 677: munlasif bzw. ttisf (15.) Sa'ban/21. März. # 3043a = Ta'rih 3, 2043: Freitag, 17. Sa'bän 269/1. März 883 - gegen Kamill, 264 > Nihäya 2J, 166: 10. Sa'bän 269/22. Februar 883. a(W# 0034a = Murüg, § 3180 > Sarh 8, 149: Freitag (17. oder 24. Sauwàl 257/7. oder 14. September 871?) 0. Zu ad-Dahabl < Sibt Ibn al-Cauzi s. o., 146 Anm. 69-71. Zu Ibn al-Atirs Nachfolgern s. u., 160 Anm. 30,32. idd # 0121a = Bidäya 11, 29 < Ibn Hallikän, Wafayät 3, 27f Nr. 320 - letzerer gegen Kämil 7, 228. 1 , i d # 0329 = Bidäya u , 38. 29 Ein Beispiel für die Möglichkeit kritischen Bewußseins gibt — außerhalb des Korpus - asSäbi', Ta 'rib, in: Eclipse 3,375 (6, 402). 30 # 3281a = Ta'rib 3, 2075 > Mir'äh, fol. 229η Die Ausführlichkeit der Wiedergabe spricht für die Güte der Stelle und macht eine Verschreibung von durch ^ ' unwahrscheinlich. 3 * # 3371 = Ta'rih 3, 2087: Montag, 27. Muharram 270/6. August 883 (rechnerisch war Montag der 26. Muharram/j. August) - gegen Kämil 7, 281 (Hs. A) > Zubda, fol. 74V · Nihäya 2j, 182 (Hss.): Dienstag 27. Muharram 270/6. August 883. Vgl. # 2473a = Ta'rih 3, 1982:

Numerisches und nominales Gut

189

Auch Zeitrechnung stellt innerhalb des Korpus kein nennenswertes Anliegen dar. Als Ausnahme fallt die nicht zum Aufstandsbericht gehörige Beobachtung at-Tabarïs auf, daß der Ramadan 268 h. ein kalendarisches Kuriosum darstellt, da er fünf Sonntage zählte: den Monatsersten, Palmsonntag, das Osterfest, das persische Neujahrsfest Nairüz (pers. Naurüz) und den Monatsletzten; dies greifen hernach nur zwei Schriftsteller wieder auf.32 Außerdem treten nirgendwo Synchronismen oder Umrechnungen zwischen den verschiedenen im Orient gebräuchlichen Kalendern auf, auch nicht bei dem unter Kopten lebenden Jakobiten al-Makïn. Die einzige komputistische Leistung besteht in der Berechnung der Wirkungsdauer "All b. Muhammads als Aufstandsführer, die at-Tabarl zufolge vierzehn Jahre, vier Monate und sechs Tage betrug.33 Obwohl seine widersprüchlichen Datierungen des Aufstandsbeginns 34 diese Angabe obskur erscheinen lassen, wird sie von den Späteren mit wenigen Ausnahmen kolportiert; Sibt Ibn al-ôauzï und nach ihm auch Ibn Tagrïbirdï rechnen sogar noch vier Tage hinzu, ohne dies eigens zu begründen oder mit einer der möglichen Rechenweisen übereinzustimmen. 35

32

33

34

35

Donnerstag (20. Ragab 267/24. Feburar 881) - gegen Sarh 8, 182 · Kämil 7, 244 > Zubda, fol. j j r · Nihäya 25, 152: 20. Ragab (267)724. Feburar (881) Θ. Ta 'rib 3, 2024 > Muntaçam 5.2, 64 · Mir'âh, fol. 22jr Θ. Daß dieser Ramadan an einem Sonntag endete, bedeutet, daß er 29 statt der zu erwartenden 30 Tage hatte. Das ist dadurch möglich, daß der Eintritt des Neumonds, der den Beginn des darauffolgenden Monats ¿auwäl und damit die Eröffnung des 'id al-fitr (Fest des Fastenbrechens) bedeutet, durch Beobachtung, das heißt lokal, festgestellt wurde. Das historische Äquivalent der christlichen Ära - 2j. März bis 22. April 882 - ist also um einen Tag kürzer als das rechnerische, welches bis Montag, 23. April, reicht. Keine Notiz davon nimmt FIELDS, Ta'rih (engl.) 37, 77f. Zum Neumond s. u., 192. # 3483d = Mu rüg, § 3179 · Ta 'rib 3, 2098 > Munlapim 5.2, 75 · Magmu, 172; Kämil 7, 285 > Zubda, fol. 76V · Nihäya 25, 186 · Bidäya 11, 44 • 'Ibar 3, 691 - gegen Mir'âh, fol. 238r > Nugüm 3, 10: ... und 10 Tage o. Nicht überliefern Tagärib, 'Uyün, Sarh und Ta'rih al-isläm. Vielleicht aber kommt 1 d # 0117a = Ta'rih al-isläm 19, 22: Herrschaft bis 270/883, durch Konjektur mit # 3483c zustande, wenn nicht eine Lücke in der Londoner Handschrift der Mir'âh die eigentliche Abhängigkeit verdeckt. # 0001a = Ta'rih 3, 1742: nisf (15.) Sauwäl 255/26. September 869. Unrichtig al-Mas'udï, Tanbih, 368 (472): nisf (15.) Sauwäl 254/7. Oktober 868. # 0083a = Ta 'rih 3, 1749: frühmorgens am Samstag, 28. Ramadan 255/9. September 869 (rechnerisch ist Samstag der 29. Ramadän/10. September). # 3483b = ebd., 2098: Mittwoch, 26. Ramadan 255/7. September 269 - gegen a # 0011a = Murüg, § 3144: in der Nacht zum Donnerstag, 27. Ramadan 255/ 8. August 869 ©. Widersprüchlich ist auch die Datierung der Eroberung von al-Ahwäz: # 0907a = Ta'rih 3,1838: Montag, 12. Ramadan 256/13. August 870 (rechnerisch war Montag der 13. Ramadän/14. August) - gegen #34843 = ebd., 2098: 17. Ramadan 256/18. August 870 Θ. S. o., 189 Anm. 33. Der Aufstand dürfte am 26. Ramadan 255 h. begonnen haben. Dieses Datum paßt am besten zu der von at-Tabari genannten, am 2. Safar 270/11. August 883 endenden Periode von vierzehn Jahren, vier Monaten und sechs Tagen, wenn man nämlich entweder geneigt ist, die im Ramadan 255 h. liegende Spanne als viereinhalb Tage

190

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Angemerkt sei noch, daß der Aufstand später selbst als Anhaltspunkt für relative Chronologien diente.' 6 4. Das eingangs dieses Kapitel zum Ziel gesetzte Urteil über die Umstände und den Wert der Überlieferung exakter Daten muß am Beispiel chronologischer Angaben denkbar ungünstig ausfallen. Aufs Ganze gesehen, wählen die Schriftsteller nach at-Tabarï derlei Gut nicht seltener zur Überlieferung aus als anderes Material, aber sie entkleiden es häufig der Angabe des Kalendertags, Wochentags oder Monats; wo nicht, unterlassen sie eigene Prüfung, und einmal wird selbst ein erkannter Fehler nicht ausgemerzt. Der Kompilationsprozeß zeitigt zunehmend mehr Abweichungen, die einer sachlichen Begründung oder einer alternativen Herkunftsangabe entbehren, und verschlechtert so den historischen Nachrichtenwert. Dabei sollte man die quantitativen wie qualitativen Schwankungen zwischen den Schriftstellern nicht allein auf unterschiedliche Neigungen und Fertigkeiten zurückführen, sondern auch die Fährnisse der Handschriftenüberliefe-

und die im Safar 270 h. als eineinhalb Tage anzusetzen, oder wenn man, nur ganze Tage zählend, berücksichtigt, daß der 2. Safar auf einen Samstag gefallen sein soll, dieser aber rechnerisch der 1. Safar war, mit welchem Datum man auf fünf Tage und einen kommt. Der von al-Mas'üdl angezeigte 27. Ramadan kommt nur in Frage, wenn man den eben genannten Umstand übergeht, weil er, auf diese Datierung angewendet, nur vier Tage und einen anzusetzen erlaubte. Immerhin stimmen bei beiden Datierungsvarianten die gegebenen Wochentage mit den rechnerisch geforderten Wochentagen überein. Im Fall des dritten, wiederum von at-Tabarï genannten Datums, 28. Ramadan, beliefe sich die Periode auf einen Rest von nur fünf Tagen, und bedenkt man zudem, daß er auf einen Samstag gefallen sein soll, dieser aber rechnerisch der 29. Ramadàn war, so bliebe ein Rest von bloß vier Tagen, selbst wenn voll gezählt wird. Zum fiktiven Charakter der RamadänDaten im Anklang an Muhammads iailat al-qadr (Nacht der Bestimmung) HALM, Traditionen, 76. Vgl. POPOVIC, Révolte, η Sarh 8,149; Mir'äh, fol. 238r > Ta 'rih al-isläm 2 0 , 3 6 · Nugüm 3, 48 O. ' d # 0054 = ebd., 3184 Θ. i d d # 0177b = Munlaçam q. g., 763. 19.

add

# 0139 = ebd., 7J.

idd

add

# 0128 = Munlaçam $.2,

# 0176, 0176b = Mir'äh, fol. I96r > Ta'rih al-isläm 19, 24 Θ. Vgl.

HALM, Traditionen, 116. add ad

# 0 1 4 0 = M untala m 5.2, 75 > Mir'äh, fol. 238r Θ. # 0261 = Sarh 8, 207 Θ.

29 Θ.

add

ad

add

# 0176b = Mir'äh,

# 0189 = Mir'äh, fol. 198V G.

# o 2 j 8 = Mir'äh, fol. 229V Θ.

add

add

fol. i98r Θ.

# 0304 = Ta'rih al-isläm 19,

# 0290 = Magmü', i 6 j o .

a d

# 0126 =

Muntayim

1- S> 765/'Muntaçam 5.2, 8; Kam il 7 , 1 7 7 - gegen Magmü', i6j: 20 0 0 0 Tote infolge des A u f standes. a d d # 0334 = Bidäya 11, 30 Θ.

Numerisches und nominales Gut

197

opfer spricht. 6 ' D i e Angaben der Späteren zeigen indes den Reiz positiver Angaben u n d treiben Blüten. So sagt as-Saizari (st. 626/1299), e s s e ' e n m i ' a t alfalf (einhundert M i l l i o n e n ) Menschen umgekommen. 6 2 So sehr die hohen u n d nie durch Isnäd beglaubigten Beträge des numerischen Sondergutes einerseits unser Mißtrauen erregen, stellen wir d o c h auch fest, daß ein einmal vorliegender Zahlausdruck später zumeist fehlerfrei wiedergegeben wurde. W o nicht, sind die Beträge eher höher als in der Vorlage. 6 3 Dabei bieten sich uns auch wieder aufschlußreiche Leitfehler dar. 64 A u f s Ganze gesehen, waltet jedoch beträchtliche Sorgfalt. Das spricht einerseits f ü r die literargeschichtliche Güte der K o m p i l a t i o n e n , andererseits geht es mit Indifferenz selbst gegenüber dem überzogensten Überlieferungsgut einher. Des weiteren enthält das K o r p u s Strecken- und Zeitmaße sowie gegenständliche Mengenangaben. Gegenüber den soeben behandelten Angaben fallen sie jedoch nicht ins Gewicht und bringen nichts Neues. Bei den ersteren handelt es sich u m 16 Angaben mit den Einheiten J a h r , M o n a t und bzw. oder Tag sowie u m 13 Angaben mit farsah, mil, habí oder dirà ' (Parasange, Meile, >Seil Zubda, fol. 7or · Nibäya 25,179 · 'Ibar 3, 688: 20. # 3358 = Ta 'rib 3, 2086: 50 000 Regierungssoldaten - gegen Mir'âh, fol. 237r > Ta'· rth al-isläm 2 0 , 3 6 : 3 0 0 0 0 0 . # 2557 = Ta 'rth 3,1989 > Tagärib, fol. 6or: 10 Jahre - gegen 'Uyün 4, 48: 2 Jahre. 'DD# 0117C = Muntaçam q.g, 763: dreitägige Dauer der Eroberung von al-Ahwäz Θ. IDD # 0238 = Sarb 8,166: Standort des Feldherrn Nusair 4 Parasangen von Wäsit Θ.

198

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Bei den Sachangaben schließlich handelt es sich in 24 v o n 31 Fällen u m die A n z a h l v o n B o o t e n u n d Schiffen, die erbeutet, in die Schlacht gefahren oder zerstört wurden. 6 7 D i e Beträge sind fast ausschließlich ein- oder zweistellig, 68 lassen keinerlei Schematismus erkennen und stellen w o h l authentische Zeugnisse dar. Ihrer Überlieferung war das offensichtlich nicht förderlich, denn wiederum sind es gerade die umfangreichsten Berichte, die solche A n g a b e n v o n at-Taban übernehmen; sie tun es übrigens völlig fehlerfrei. 6 ' A n Sondergut ist einzig auf eine G e l d s u m m e in Ibn al-öauzls Bericht hinzuweisen. 7 0

Eigennamen Z u m N a m e n s g u t genügen einige Hinweise. At-Tabarï f ü h r t an 891 Stellen Orts- oder Gewässernamen in den Aufstandsbericht ein, m i t h i n durchschnittlich wenigstens drei bis vier N a m e n je Druckseite. 7 1 Es versteht sich, daß sie in erster Linie in den Jahreskapiteln bis einschließlich 266 h. stehen, bevor das Geschehen sich auf die belagerte Hauptstadt al-Muhtära konzentriert. D i e schiere Menge der Angaben belegt zum einen Sailamas intime, auf eigener A n s c h a u u n g beruhende Kenntnis der räumlichen Situation des Aufstandes u n d zum anderen die - keineswegs untypische - Namensversessenheit at-Tabarls, die nicht daran denken läßt, daß er innerhalb der übern o m m e n e n Abschnitte Ortsnamen weggelassen haben könnte. Der R ü c k g a n g des toponymischen Gutes im K o m p i l a t i o n s p r o z e ß gestaltet sich in quantitativer Hinsicht etwas deutlicher als in anderen Bereichen, insofern als beispielsweise Ibn al-Atlr, der im Durchschnitt rund ein Drittel der Vorlage ü b e r n i m m t , nur 169 v o n 891 N a m e n , also weniger als

7

# 0432 = Ta'rih 3 , 1 7 6 8 . # 0526 = ebd., 1772. # 1401 = ebd., 1878. # 1403 = ebd., 1879. # 1566 = ebd., 1906. # 1569a = ebd. Θ. # 1717 = ebd., 1921 Θ. # 1726 = ebd., 1923. # 1729, 1729a = ebd. Θ. # 1767a = ebd., 1924 Θ. # 1771 = ebd., 1 9 2 J Θ. # 1834, 1834a = ebd., 1929 Θ. # 1842, 1844 = ebd., 1932. # 2 0 J 1 = ebd., 1951. # 2067, 2069 = ebd., 1953. # 2086 = ebd., 19J4. # 2439 = ebd., 1980. # 2639 = ebd., 1996. # 2690 = ebd., 2000. # 2893a = ebd., 2 0 1 7 Θ. # 3286 =

70

71

ebd., 2076. Andere Sachangaben: # 1344 = Ta'rih 3,1752: 3 Schwerter. # 0219 = ebd., 1755 > Tagdrib, fol. 34Γ: 768 und # 0269 = Ta'rib 3,1759 Θ: j Dinar Kaufgebot je Sklave Θ. # 0507 = Ta'rib 3, 1771: 30 Fahnen O. #1717 = ebd., 1922: 24 Pferde Θ. #2976 = ebd., 2029: 200 000 Dinar > Kämil 7, 260 > Zubda, fol. 64V · Nibäya 25,163; Sarh 8,197 - gegen Tagärib, fol. 62V: 1 000 Θ. # 3π; = ebd·, 2053:10 Dirham je rati Weizen O. Ausnahmen: # 0432 = Ta'rih 3, 1768: 1 900 Boote Θ. # 2690 = ebd., 2000: rund 400 Gefährte. Beachte nur # 2086 = Ta'rih 3,1954 > Kämil7, 236:31 sumairiyät > 'Ibar 3, 674: rund 30. add # 0 1 3 2 a = Muntagam 5.2, 6 7 : 3 0 0 0 0 Dirham Almosenspende für al-Muwaffaqs Genesung Θ. Diese Nachricht geht auf as-Süli zurück, wie die Quellenangabe der Parallele zeigt: id 'Uyün 4, 14: Taranguk - gegen Murüg, § 3144: B i ' r Nahl; Tanbih, 368 (472): bmbl.

72

add

# 0099-0109 =

73

add

# 0102 =

74 75 76

200

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

späteren Schriftstellern zu verzeichnen, doch auch hier machen sich vor allem Umstellungen, Verwechslungen 77 und Verschmelzungen bemerkbar. 78 Andere Fehler sind geringfügig und können ebensogut späterer Kopistenhand oder der Edition entstammen. 79 Neuigkeitswert im Rahmen des Korpus besitzen nur die Namen von Hidr b. 'Anbar, einem zeitweiligen Statthalter as-Saffärs in Hüzistän, und von Ahmad b. Kaitüna, dem Statthalter der 'Abbäsiden in Wasit, sowie die Namen einiger prominenter Todesopfer in Basra. 80 Mehr noch als bei at-Tabarl dominiert die Nennung des Herrn der Zang, des Regenten und seines Sohnes, die mit grober Vernachlässigung der historischen Namensvielfalt einhergeht. Die zunehmende Konzentration der Darstellung auf die drei Exponenten des Geschehens stellt ein allgemeines Merkmal des Kompilationsprozesses dar und weist auf eine Gemeinsamkeit der Schriftsteller beim Aufgriff der Vorlage hin. Daher ist etwa die Äußerung von BROCKELMANN über Ibn al-Atïrs Umgang mit Namen, daß er nämlich »im einzelnen Fall mehr nach Lust und Laune als nach Überlegung verfahren« sei,81 im Rahmen des Aufstandsberichts nicht haltbar. Anders als bei der Überlieferung kalendarischer und anderer exakter Daten tritt uns bei den Personennamen neben Umfangseinbußen auch eine Gestaltungsabsicht entgegen. Beides erlaubt nicht, die Erwägung recentiores non deteriores geltend zu machen.

77

Zu Bahbüd s. o., 146. Z u Qirtäs s. o., 95 Anm. 63. Zu Sälih az-Zangi s. o., 161. Ferner # 1348,1349 = Ta 'rih 3,1875: ( Ά ΐ ϊ b. Abän) al-Muhallabl und Yahyä b. Halaf an-Nahrabatti - gegen Mir'äh, fol. 2 0 1 V > Ta'rih al-isläm 1 9 , 2 9 : 'All b. Muhammad. adWirtschaftstätigkeitArbeit und

Arbeitsteilungc

4 a (Lebensunterhalt),

4 b/6 b/i e

(Personenstand),

u n d 4 c/6 e ( I n s t i t u t i o n ) . Statt isolierter V a r i a b l e n s o l l e n n u n m e h r K o m b i nationen v o n Variablen i m erzählerischen K o n t e x t erfaßt werden.

Topoi D i e U n t e r s u c h u n g v o n T o p o i stellt i n s b e s o n d e r e seit NOTH e i n e n der bev o r z u g t e n Z u g ä n g e z u r literarischen Ü b e r p r ä g u n g n i c h t f i k t i o n a l e r Q u e l l e n d a r u n d ist a u c h f ü r diesen A b s c h n i t t m a ß g e b l i c h . 2 I m H i n b l i c k a u f at-Tabarïs A u f s t a n d s b e r i c h t h a t HALM bereits die t o p i s c h e B e s c h a f f e n h e i t der

1

S. o., 172,180. NOTH, I s f a h ä n - N i h ä w a n d , 287-293; DERS., Studien, ΙΟΊ ('1994:109F). Besonders erfolgreich angewendet auch v o n CONRAD, A r w ä d ; DERS., A b r a h a and M u h a m m a d ; k u r z auch DONNER, Narratives, 268-271. Kritiken an NOTHS A n s a t z sichtet C . F. ROBINSON, T h e S t u d y o f Islamic H i s t o r i o g r a p h y , in: J R A S . T h i r d Series 7 (1997), 225-227. D e r A n s a t z s c h o n bei E. STETTER, T o p o i u n d Schemata i m H a d i t , Diss., T ü b i n g e n 1965, 4-34.

202

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Darstellung 'All b. Muhammads als Propheten- und Erlösergestalt herausgearbeitet. 3 Unter einem Topos versteht man üblicherweise ein in verschiedenen Verfasserwerken wiederkehrendes Klischee, das heißt Denk- und Ausdrucksschema, das auf typische Situationen Anwendung findet.4 Was nun die vorliegende Untersuchung angeht, gehört der Befund darüber, inwiefern wir es mit einer Mehrzahl von Texten oder aber mit Fassungen desselben Textes zu tun haben, nicht zu den Voraussetzungen, sondern zu den Zielen. Streng genommen sollte daher der Begriff des Topos noch vermieden werden. Wenn er im folgenden mangels eines geeigneteren Begriffes dennoch verwendet wird, dann nur in pragmatischer Weise, nämlich ohne einer Antwort auf die Frage der Individualität oder Identität der Aufstandsberichte vorzugreifen. Ebenso gehen wir davon aus, daß der Begriff des Topos in das Studium der arabischen Geschichtsschreibung erfolgreich eingeführt ist, wenn er auch in der Literaturwissenschaft, wo er zuerst Geltung hatte, längst kontrovers diskutiert wird.

Greueltaten Gewaltakte an der ländlichen und städtischen Bevölkerung sowie an gegnerischen Kombattanten sind in at-Tabarls Aufstandsbericht io4mal erwähnt. In lockerer Folge, aber ohne längere Unterbrechung über die Kapitel bis zum Jahre 267 h. verteilt, da die Aufständischen sich aus dem Land auf ihre Hauptstadt al-Muhtära zurückzogen, sind vor allem sie es, die dem Leser die Verwerflichkeit des Aufstandes vor Augen führen. Ich habe dies mit Blick auf at-Tabarl schon einmal in einem gesonderten Beitrag dargelegt 5 und beschränke mich folglich hier und in dem die Logistik betreffenden Abschnitt auf einen kurzen Abriß der Ergebnisse, ergänzt um die Betrachtung der späteren Berichte. Die häufigsten Zeugnisse von Gewaltakten sind die 56 Nachrichten von der Verwüstung bestimmter Siedlungen oder Landstriche im südlichen 'Iräq und in Hüzistän, die in wechselnder Zusammensetzung die Elemente

duhül (Eroberung), qatl (Totschlag, gar Massaker), nahb bzw. intibäb (Plünderung) und ihräq (Brandstiftung) aufweisen. 6 Der Ortsbezug ist fast im-

3 c 4

S . U., 2 1 1 .

E. R. CURTIUS, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern 1948, -¡-¡f, 87-113.

* K. FRANZ, Plünderungen und Logistik. Ein Subtext in at-Tabaris Bericht vom Aufstand der Zang, in: Akten des 27. Deutschen Orientalistentages, Hg.: S. WILD/H. SCHILD, Würzbürg 2001, 413-424. Bspw. die Ortschaft Gubbä betreffend: # 0897, 0898 = Ta'rih 3, 1838: fa-dahalü fa-qatalü •wa-ahraqü wa-nahabü wa-ahrabü md warä'ahä (und sie drangen ein, töteten, brannten und plünderten und zerstörten auch ihr Umland) > Tagärib, fol. 42r · Kämil 7,164 Θ.

203

Topoi und Subtexte

mer unmittelbar gegeben oder geht doch aus dem Kontext hervor. Dabei sind die Berichte im einzelnen so wenig voneinander unterschieden, daß sie stereotyp erscheinen und am historischen Gehalt zweifeln lassen. Einige wenige Stellen sind summarisch: Einmal heißt es miti al-ladï asâba al-muslimïn

minhü

min

ad-du'r

wal-galä'

wa-taïtït

aï-laml

wal-musïba

fi

l-ahl

wal-wuld

(so wie durch ihn die Muslime Angst und Vertreibung, Zerrüttung des Zusammenhaltes und Verlust an Frauen und Kindern erlitten hatten), ein andermal 'äda lil-'ait (er begann erneut zu wüten, hier: zu plündern). 7 Das Wort 'ait (Greueltat, Verheerung) wird verschiedentlich zur Zusammenfassung aller Arten von Gewalttaten verwendet.8 Die Überlieferung dieser Nachrichten durch die späteren Schriftsteller zerfallt in zwei Gruppen: Auf der einen Seite ist Ibn al-Atïr zu nennen, der rund die Hälfte des Gutes bewahrt, sowie die von ihm abhängigen Baibars, an-Nuwairl und Ibn Haldün. Alle übrigen hingegen beschränken sich auf Nachrichten über das Los der großen Städte Basra, al-Ubulla, al-Ahwäz, Rämhurmuz und Wäsit, während die kleineren Ortschaften und Dörfer fast durchweg unerwähnt bleiben. Der Topos bleibt in beiden Fällen intakt bzw. wird durch den Verzicht auf als unwichtig Empfundenes eher noch verstärkt. An Sondergut kommen Betrachtungen neu hinzu, die keinen historischen Nachrichtenkern besitzen, sondern Zusammenfassungen, wenn nicht gar frei hinzugefügte Werturteile darstellen. So heißt es beispielsweise bei

al-Makïn

gäba

al-biläd

wa-qawiyat

fi

n-nufüs

haibatuhü

(das

Land

schwand dahin, und in den Seelen wuchs die Furcht vor ihm), und bei Ibn Tagrïbirdï

'açuma

amruhü

wa-fa'ala

lil-muslimïn

al-'afä'Ü

(seine H e r r s c h a f t

lastete schwer, und er beging Missetaten an den Muslimen). 9 Noch die kürzesten Berichte versäumen es nicht, auf die Plünderungen hinzuweisen. 10 Zu den Greueltaten sind des weiteren die Enthauptung von Gefangenen und die Zurschaustellung ihrer Köpfe zu zählen. Vierzehnmal ist davon bei at-Tabarl zu lesen, und die Hälfte davon wird von späteren Schriftstellern übernommen."

1

# 3071 = Ta 'rih 3, 2046 > Kämil η, 26} Θ. # 1353 = Ta 'rih 3, 1875 > Sarh 8, 160 Θ. Allgemein gehalten sind natürlich auch die Dichtungszitate: # 3490 = Ta'rih 3, 2098. # 3496 = ebd., 2 1 0 1 . # 3498a = ebd.

9

S. o., 147. Ferner # 1378 = Ta 'rih 3,1877. # 26J1 = ebd., 1998 Θ. idd # 0217 = Sarh 8,164 Θ. # 0288 = Magmü', 163 Θ (gàba sic). *dd# 0408 = Nugüm 3, 22 Θ. Weiter add# 0074 = Tagärib, fol. 34V > 'Uyün 4, i7f Θ. ' dd # 0083 = Tagärib, fol. 53V > 'Uyün 4, 36 Θ. S. o., 17J Anm. 10. ' d d # 0289 = Magmü', 164. Das übrige einschlägige Sondergut kommt durch Transposition zustande. Bspw. bei Sa'id b. al-Bitriq, Ta'rih 2, 68 (417).

idd

# 0 1 J 3 = Ta 'rih 3 , 1 7 J 3 . # 0 1 6 0 = e b d . > Tagärib,

f o l . 33V o . # 0 2 7 4 = Ta 'rih 3 , 1 7 5 9 Θ. # 0 3 1 2

= ebd., 1761 Θ. # 0318 = ebd., 1761 > Tagärib, fol. 34Γ Θ. # 034J = Ta'rih 3, 1763 > Tagärib, f o l . 3 4 r ©. # 0 3 7 1 = Ta'rih

3, 1 7 6 4 Θ. # 0 4 4 0 = e b d . , 1 7 6 6 . # 0 J 1 3 = e b d . , 1 7 7 2 Θ. # 0 8 0 2 =

Ta'rih 3, 1785 > Tagärib, fol. 35ν · Kämil 7, 147 > Nihäya 25, 113; Sarh 8, 140 ©. # 0955 =

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

204

Ausnehmend gut überliefert sind auch alle Hinweise auf Menschenfresserei. Teilten die Aufständischen anfangs einmal das Fleisch gefallener Gegner unter sich auf und beschenkten sich d a m i t , " als die K ö p f e der Gegner sich in jeder Ecke stapelten, so sollen sie später, unter der Belagerung, aus Hunger einander umgebracht und sogar Leichen exhumiert haben. 13 Al-Mas'üdl verbindet einiges davon mit der neuen Nachricht, daß nach dem Rückzug der Aufständischen aus Basra im Jahre 257 h. sich dort noch einige versteckt hielten. Vor Hunger begannen sie, Hunde, Ratten und Katzen zu verspeisen, und der Stärkere gewärtigte den Tod des Schwächeren oder half ihm nach: Eine besonders schauerliche Episode handelt v o n einer Frau, die wehklagt, daß man ihr von ihrer sterbenden Schwester den K o p f gelassen, sie aber um das Fleisch betrogen habe.' 4 Es ist vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die N o t in al-Muhtära oder in Basra Kannibalismus hervorgebracht haben mag, dennoch ist der topische Charakter dieser Überlieferungen augenfällig: Ptolemaios kündet von Anthropophagen in Ostafrika südlich von Rhapta, der mutmaßlichen Herkunft der Zang, und auch in der arabischen wie persischen Literatur erfreut sich die Vorstellung von kannibalischen Zang bzw. Schwarzen allgemeiner Beliebtheit. 15

Ta'rib 3, 1845 > Tagärib, fol. 43V · ¿arh 8, 144 · Zubda, fol. l j r Θ. # 1521 = Ta'rib 3, 1902 > Kâmil 7, 202 Θ. # 1559 = Τα 'rib 3 , 1 9 0 6 Θ. # 1638 = ebd., 1913 Θ.

13

# 1264 = ebd., 1864 > Tagärib, fol. 45Γ · Mir'äb, fol. 197V · Sarb 8,154 · Kami! 7,175 > Nibäya 2 j , 1 2 2 Θ. I. GOLDZIHER, Kannibalismus aus orientalischen Quellen, in: Globus 7 0 (1896), 241a (Repr. in: DERS., Gesammelte Schriften, Bd. 4, Hildesheim 1970, 30a), räumt dieser Stelle historische Richtigkeit ein, während er sonst nur Metaphern kennt. Vgl. T. NÖLDEKE, Rezension: W. ROBERTSON SMITH, Kinship & Marriage in Early Arabia (Cambridge i 8 8 j ) , in: Z D M G 4 0 ( 1 8 8 6 ) , i j 6 ; G. LEVI DELLA VIDA, Il motivo del cannibalismo simulato, in: Rivista degli studi orientali 3 2 ( 1 9 5 7 ) , 7 4 1 - 7 4 8 . # 3117 = Ta'rib 3, 2053 > Tagârib, fol. 64V > 'Uyün 4, 53; Muntaçam 5.2, 64 · Mir'äb, fol. 228V · Sarb 8, 203 · Kämil 7, 267 > Zubda, fol. (>ηι • Nibáya 25, 171 · Bidäya 11, 33 • 'Ibar 3, 683 Θ. # 3119 = Ta'rib 3, 2053 > Tagärib, fol. 64V > 'Uyün 4, 53; Muntagam 5.2, 64 · Mir'äb, fol. 224V · Sarb 8, 203 ©.

14

>dd

15

Ptolemaios, Geögrapbike bypbcgcsis, iv.vm.2. Vgl. al-Hwàrizmï, Das Kitáb sürat al-ard, Hg.: H. VON Μζικ, Leipzig 1926, 99; al-Gähiz, Bayärt 1, 60; Murüg, § 848; al-MaqdisI, Bad' 4, 96 (4, 91); at-Ta'àlibi, Yatimat ad-dabrflüu'arä' abl al-'asr, 4 Bde., Damaskus o. J. [1302/1885], hier 2 , 9 2 ; al-Qazwîni, Kosmographie, Bd. 2 [ = Ätär al-biläd\, Hg.: F. WÜSTENFELD, Göttingen 1848, 14; Kosmographie, Bd. 1 [= 'Agä'ib al-mablüqät\, Hg.: DERS., ebd. 1849, 109 (dt.: El-Kazwîni's Kosmographie. Die Wunder der Schöpfung, Bd. 1, Ü.: H. ETHÊ, Leipzig 1868, 223); Ibn Battuta, Voyages [= Tub/at an-nuffärßgarä'ib al-antfär wa-'agä'ib al-as/är], j Bde., H g . / U . : C . D E F R É M E R Y / B . R . SANGUINETTI, Paris ' 1 8 7 4 - 9 3 , hier 4 , 4 2 8 . Persische Belege vom 6./12. bis ins 8./14. Jahrhundert (Nizämi, Saraf-näma, Tarsüsl, Däräb-näma, und das anonyme lskandar-näma) bei SOUTHGATE, Negative Image, 2 o f . D E V I C , Zendjs, 1 3 3 ^ bietet allen Ernstes eine Menschenfressergeschichte aus dem 19. Jahrhundert.

# 0 0 4 1 , 0 0 4 2 = Murüg,

§ 3 i 8 i f > Sarb 8, 1 5 0 Θ.

Τοροί und Subtexte

205

Die Erzählung von Greueltaten speist sich fast ausschließlich aus diesen drei Topoi: Plünderung und Zerstörung, Enthauptung sowie Menschenfresserei. Einschlägige Ereignisse, die nur einmal vorkommen, sind nur selten bezeugt und werden noch seltener übernommen.' 6 Übersichtlichkeit, häufige Wiederkehr und die fast völlige Abwesenheit von Berichten über Gewaltakte seitens der Regierungstruppen' 7 machen diese Topoi dem Leser eingängig. Die entehrte Muslimin Die Zusammensetzung der Aufständischen nach Geschlechtern bildet eines der sozialgeschichtlich bedeutsamsten Probleme der Zang-Forschung. Die Frage, ob, in welcher Eigenschaft und aus welchem Grund auch Frauen an dem Aufstand beteiligt waren, verspricht Aufschluß darüber, ob es schon vor dem Aufstand Frauen unter den Salpetersklaven gab und diese sich zumindest zu einem Teil im Lande reproduzierten. Es wäre in diesem Fall gewiß, daß die Zang eine ethnische oder quasi ethnische Bevölkerungsgruppe - vergessen wir nicht die Sammelbedeutung des Namens - bildeten und mithin über Generationen hin innere und äußere soziale Beziehungen besaßen, welche sie zu der wiederholten Auflehnung und Verbindung mit anderen Gruppen in den Stand setzten. Das unterstriche ihre historische Einordnung als agrarische Zwangsarbeiterbevölkerung. 18 At-Tabarl erwähnt Frauen oder, was dem gleichkommt, Familien bei 52 Gelegenheiten, rechnerisch also auf jeder fünften Druckseite. Bei den späteren Schriftstellern finden sich insgesamt 190 Ubernahmen. Außerdem kommen acht Erwähnungen neu hinzu, zumeist durch al-Mas'üdi, die später an zwanzig Stellen wiederkehren. Es lassen sich nun zwei Gruppen von Nachrichten unterscheiden. Einerseits treten Frauen auf Seiten der Aufständischen auf. Siebenmal werden die Frauen, Konkubinen und Kinder 'All b. Muhammads bezeugt, v o n de-

# 0180 = Ta 'rih 3,1754 > Tagärib, fol. 33V · Sarh 8, 136: Erpressung von Geld Θ. # 0220 = Ta 'rib 3,1756 > Tagärib, fol. 34Γ: 'All b. Muhammads Schwur der Gewalt gegen die Basrenser Θ. # 0 4 8 9 = Ta'rib

17

3, 1 7 7 0 : e i n e K a m p f s i t u a t i o n Θ. # 0 4 9 6 = e b d . , 1 7 7 1 Θ. # 0 9 0 6 =

ebd., 1838 > Tagärib, fol. 42r · Sarh 8,143: Beraubung und Gefangennahme von Ibrahim b. Muhammad b. al-Mudabbir O. S. o., 76,124. Ausgenommen # 2655 = Ta 'rih 3, 1998: Hinrichtung von Gefangenen ©. Zu # 0380 s. u., 2 0 8 Anm. 33. ROTTER, Stellung, 62, und HALM, Traditionen, 66, gehen von der Fortpflanzung der Zang im Lande aus; HALM erklärt außerdem durch gleichzeitig stattfindende Einfuhr weiterer Sklaven die Unterteilung der Zang in eine arabophone und eine nichtarabophone Gruppe. S. o., 60. Der Einwand von TALHAMI, Zanj Rebellion, 4J0, geschieht e silentio. 'ULABÏ, Taurat az-Zang, nof, bestreitet die Fortpflanzung im Lande anhand der nicht triftigen Stelle bei Ibn Abi 1-Hadid. S. u.t 208 Anm. 33.

2o6

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

nen einige ihm schon zu Beginn des Aufstandes angehörten und sicher arabischer Herkunft waren, doch die Schar seiner Frauen und Kinder soll zuletzt einhundert Personen umfaßt haben, darunter ein großer Anteil geraubter Frauen aus den eroberten Gebieten, also sowohl Aramäerinnen als auch Araberinnen. 19 Neunmal ist von den Familien anderer hochrangiger Anführer die Rede. 50 Dagegen treten an nur fünf Stellen Frauen unter der M a s s e der A u f s t ä n d i s c h e n a u f ; sie w e r d e n nisä' al-gilmän

b z w . nisä'

az-Zang

(die Frauen der Sklaven, der Zang) oder einfach an-rtisä' genannt. 11 Das drückt eine enge und innere Zugehörigkeit aus, die nicht an geraubte Frauen denken läßt. Auch haben wir drei Zeugnisse davon, daß sie sich am Kampfgeschehen beteiligten, indem sie nämlich bei einer Flußschlacht an Bord der Schiffe waren, den Kämpfenden Ziegelsteine als Wurfgeschoße brachten oder sie anfeuerten.22 Einmal steht ausdrücklich az-Zangiyät (die Zang-Frauen),23 jedoch ohne ihre Anzahl oder Stellung zu bezeichnen. Um so häufiger begegnen andererseits Frauen als Gefangene, Sklavinnen und Konkubinen der Aufständischen. An sechzehn Stellen erfahren wir rückblickend davon, indem at-Tabarl berichtet, daß al-Muwaffaq oder ein anderer Heerführer nach siegreichem Kampf Frauen aus den Händen der Aufständischen befreite.24 Außerdem wird fünfmal die Gefangennahme von Frauen in der Sache selbst geschildert oder erwähnt.25 Die Auf-

19

23

# 0039 = Ta 'rib 3,1746. # 3069, 3070 = ebd. 2046 > Kämil 7, 265 Θ. # 3111 = Ta 'rib 3, 20J3. # 319J = ebd., 2062 Θ. # 3281 = ebd., 207J > Tagârib, fol. 64V > 'Uyün 4, J3 o. # 3291 = Ta'rib 3, 2077: einhundert Personen. # 3337 = ebd., 2083 > Tagârib, fol. 6jv > 'Uyün 4, j j . Zu 'Ali b. Muhammads Frauen und Kindern Ibn Hazm, öamhara, yj{, 283. # 2285 = Ta'rth 3, 1791, und # 3380 = ebd., 2088: Sulaimän b. Cämi'. # 2660 = ebd., 1999: Muhammad b. al-Härit. # 2977 = ebd., 2029: Bahbüd. # 3046a = ebd., 2043: Muhammad b. Sim'än. # 3048 = ebd., 2043: ¿ailama Θ. # 3243 - ebd., 2069: Sulaimän b. Müsä. # 3250 = ebd., 2070: Sibl. # 3377-3379 = ebd., 2088: 'All b. Abàn, Halli b. Abän und Muhammad b. Abän. # 0676 = ebd., 1779 Θ. # 0791 = ebd., 1784 > Tagârib, fol. 35r Θ. # 1271 = Ta'rth 3, i8j6 Θ. # 2J04 = ebd., 1987 > Sarb 8,184 · Kämil 7, 24J > Nihäya 2j, 153 ©. # 0676, 0791, 2J04. S. vorige Anm. Ohne Anteil am Geschehen sind die Ehefrauen einiger in Basra ansässiger Nachfahren des Imams 'Ali, die von ihnen auf 'Ali b. Muhammads Seite hinüber mitgenommen werden; # 1173 = Ta'rth3,1857.

# 2201 = ebd., 1963 > Tagârib, fol. J4r > 'Uyün 4, 43; Muntaçam 5.2, j8 · Sarb 8,171 · Kämil Magmü', 170 · Zubda, fol. J3r · Nihäya 2j, 146 Θ. Ebenso idd # 0049 = Murüg, § 3183. S. u., 210. # 0920 = Ta'rih 3,1842. # 1340 = ebd., 1872. # 214J = ebd., 19J7. # 2200 = ebd., 1963. # 2279

7, 239 > (?) 24

= ebd., 1971. # 3033 = ebd., 2041. # 30J9 = ebd., 204J. # 3070 = ebd., 2046 > Kämil7,

Ta'ril> 3, 20JJ. # 3179 = ebd., 2060. # 3192 = ebd., 2062 > Kämil7, # 3220 = Ta'rth 3, 2067. # 3227 = ebd., 2068. # 3296 = ebd., 2078. #

# 3131 = 17J Θ.

265 Θ.

Nihäya 25, = ebd., 2079.

270 > 3301

# 3376 = e b d . , 2088. 25

# 0342

gârib,

= ebd., 1762 > Tagârib, fol. 34r > Muntapim q. g., 687 o. # î j o j = Ta 'rih 3,1902 > Tajir o. # 3071 = Ta'rth 3, 2046 > Kämil η, 26j Θ. # 3297 = Ta'rth 3, 2078 Θ. # 3462

fol.

Topoi und Subtexte ständischen haben sie o f f e n b a r übel behandelt: Ein gewisser Sandal azZangl pflegte M u s l i m i n n e n zu entschleiern und zu itnä ' (Mägden, Sklavinnen) zu machen; wer sich i h m widersetzte, wurde ins Gesicht geschlagen und an einen gemeinen Zangî verkauft, überdies zu einem beschämend geringen Preis/ 6 Versklavung und Verkauf auf dem Markt war übrigens auch das Schicksal der Frau des Aufstandsführers M u h a m m a d b. al-Härit, der sie bei seiner Desertion zurückgelassen hatte, u n d die Familie des desertierten B a h b ü d wurde eingesperrt und gepeitscht. 5 7 D i e geraubten Frauen im Hausstand ' A l i b. A b ä n s wurden v o n ihm geschwängert und gebaren Kinder. 28 D i e anderen A u f s t a n d s f ü h r e r dürften ebenso verfahren sein. Außerdem scheinen in erster Linie Frauen und K i n d e r dem K a n n i b a l i s m u s unter der Belagerung erlegen zu sein/ 9 Frauen erlitten also vielfältige M i ß h a n d lungen, die dadurch, daß die Täter nicht als M u s l i m e anerkannt waren, eine u m so stärkere Entehrung darstellen. Eine A u s n a h m e besteht in der Nachricht, daß v o r der Eroberung v o n Basra die dort ansässigen Banü S a ' d Gelegenheit erhielten, ihre Frauen und Kinder rechtzeitig in Schutz zu bringen - vielleicht, weil ' A l l b. M u h a m m a d bei einer früheren Agitation in al-Bahrain v o n einer G r u p p e der Banü S a ' d a u f g e n o m m e n worden war. 30 Das Augenmerk at-Tabarïs liegt o f f e n k u n d i g nicht auf den Zang-Frauen, sondern auf dem Schicksal der gefangenen Frauen aus den eroberten Gebieten. Z u r Unterscheidung nennt er sie einfach >Musliminnen Sarh 8,187 · Kämil 7, 246 > Nihäya 2J, LJJ Θ. # 2600 = Ta 'rih 3,

27

8 29

30

1992 > Sarh 8, 187 o. Dichterisch bezeugt sind die itnä' bei Ibn ar-Rûmî, Diwan, 423 Nr. 441 (engl, in: A. J. ARBERRY [Hg.], Arabic Poetry, Cambridge 1965, 66). # 2660, 2661 = Ta 'rih 3, 1999 > Sarh 8, 189 • Kämil η, 248 > Zubia, fol. J7v · Nihäya 25, 156 Θ. # 2 9 7 7 = Ta'rth 3 , 2 0 2 9 > Sarh 8 , 1 9 7 • Mir'äh, fol. 225V, 226Γ · Kämil 7 , 2 6 0 > Zubda, fol. 64r · Nihäya 2J, 164 Θ. # 3297 = Ta 'rth 3,2078: huram al-muslimin wa-aulädihi minhinna. # 1054a = ebd., i8jo O. # 3117a = Ta'rth 3, 2053 > Tagärib, fol. 64V > 'Uyün 4,53; Mir'âh, fol. 228V · Sarh 8, 203 > Bidäya n, 33 Θ. Vgl. # 0010 = Ta 'rth 3,1743. Das historische al-Bahrain erstreckte sich an der Golfküste der Arabischen Halbinsel von der Mündung des Tigris bis zum heutigen Katar. Zu 'All b. Muhammads dortigem Wirken AS-SÄMIR, Taurat az-Zang, 5jf, 74; HALM, Traditionen, 43f; 'ULABÏ, Taurat az-Zang, 29-32.

2o8

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

bzw. was-sibyän (und er befreite dort viele Frauen und Kinder, Knaben) gekleidet. Mitunter wird die Menge der Befreiten beziffert, wobei die Zahlen von 5 000 und von 10 000 Frauen und Kinder sicher hergesucht sind. 3 ' At-Tabari insinuiert, daß auch die meisten Frauen 'Ali b. Muhammads und seiner Anhänger solche Gefangene waren. Er berichtet außerdem mehrfach, wie al-Muwaffaq sich um die Wohlbehandlung von befreiten Frauen in al-Muwaffaqïya und die Rückkehr zu ihren Familien sorgt.32 Lediglich drei Nachrichten fügen sich dem Topos nicht. 33

auläd

Die beiden Gruppen von Mitteilungen über Frauen fallen also nach zwei Seiten auseinander: Die wenigen Nachrichten von Frauen unter den Aufständischen bleiben unbewertet und an den allerengsten Kontext gebunden, so daß sich keine Wirkung auf den Leser entfaltet. Die sehr viel zahlreicheren und gegen Ende des Berichts sich ballenden Nachrichten über Frauen als Opfer der Aufständischen fügen sich dagegen zu dem leicht wiederzuerkennenden Topos der entehrten Muslimin. Er dient indessen nicht in erster Linie dazu, über das Schicksal der Frauen um ihrer selbst willen zu unterrichten; wir erfahren nur wenig von der Stellung und dem Handeln von Frauen im Aufstandsgebiet, und dieses Wenige ist historisch wenig stichhaltig. Der Topos veranschaulicht vielmehr die Siege und Verdienste al-Muwaffaqs und mitunter auch seines Sohnes A b ü 1-'Abb äs. Dazu tragen selbst diejenigen Erwähnungen von Musliminnen bei, die nicht mit dem Auftritt eines Vertreters der Regierungsseite einhergehen, sondern Frauenraub und Mißhandlung seitens bestimmter Aufständischer zeigen, denn indem sie die Verwerflichkeit des Aufstandes unterstreichen, vertiefen sie den Gegensatz zwischen den Kriegsparteien. So stehen hie die Aufständischen, deren Usurpation Unterjochung und Gewalt bringt, hie die legitime Staatsgewalt, verkörpert durch al-Muwaffaq, die Figur des Retters aus der Not, der die Frauen zu ihren Familien zurückkehren läßt und die Restitution der islamischen Ordnung ins Werk setzt. Der Topos und die ihm innewohnende Tendenz gehen wohl nicht auf Sailama zurück. Während wir davon ausgehen können, daß dieser im allgemeinen annähernd gleich gute Kenntnisse von beiden Parteien hatte und sein Bericht erst im Schlußteil 'abbäsidenfreundlich gefärbt ist, haben wir zwischen den beiden Gruppen von Mitteilungen über Frauen doch ein 31

# 2200 = Ta 'rth 3,1963. # 2282 = ebd., 1971. S. o., 196 A n m . j8.

33

# 2202 = ebd., 1963. # 2145 = ebd., 1957. # 2282 = ebd., 1971. # 3227 = ebd., 2068. # 3301 = ebd., 2079.

33

# 0267 = ebd., 1759, und # 0380 = ebd., 1765: Zwangsrekrutierung durch Geiselnahme von Frauen o . # 0928 = ebd., 1842: eine Frau aus der Bevölkerung am Tigris liefert einen verirrten Zangi den Regierungstruppen aus. Außerdem gibt Ibn A b i l-Hadid vor dem eigentlichen Aufstandsbericht den auf einen Ausspruch des Imams ' A l l bezogenen Kommentar von as-Sarîf ar-Radï wieder, daß die Zang-Sklaven weder Frauen noch Kinder gehabt hätten; iarh 8,126.

Topoi und Subtexte

209

deutliches Ungleichgewicht festgestellt, und zwar sowohl in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht. Dabei ist die dreifache Erwähnung der Beteiligung von Zang-Frauen am Kampfgeschehen ein deutlicher Beleg dafür, daß er ihnen keinesfalls indifferent begegnete. Die geringe Zahl derartiger Nachrichten deutet vielmehr auf Weglassungen durch at-Tabarï hin. Will man dennoch Sailama als möglichen Urheber in Betracht ziehen, muß man zugleich anerkennen, daß at-Tabarï den Topos nicht allein durch Zufall bewahrt haben kann, denn im Zuge der von ihm vorgenommenen Verringerung des Berichtsumfanges wäre er nur allzu leicht auseinandergerissen worden. Wahrscheinlicher ist, daß at-Tabarï ihn wahrnahm und durch geeignete Materialauswahl oder vielleicht gar unverringerte Materialübernahme zu bewahren suchte. Es wäre dies eine kaum minder bewußte Maßnahme als die Einführung des Topos. Die Überlieferung von Nachrichten von Frauen durch die späteren Schriftsteller gestaltet sich schon auf den ersten Blick ungewöhnlich umfangreich. 34 Ausgenommen ist Ibn Tagrïbirdï, der nur eine einzige solche Nachricht wiedergibt, was aber in Anbetracht des Umstands, daß er den kürzesten aller untersuchten Berichte bietet, nicht ins Gewicht fällt.35 Sonst stießen Nachrichten von Frauen auf die besondere Aufmerksamkeit der Schriftsteller. Dabei vertieft sich der Unterschied zwischen dem topisch gewandeten und dem anderen Gut. Die Uberlieferung wird zusehends auf die Befreiung von Frauen eingeengt. Dagegen gehen die Mitteilungen über Frauen aus der ländlichen Bevölkerung und über Frauen auf Seiten der Aufständischen fast völlig verloren,36 sofern nicht die Familien namentlich bekannter Aufstandsführer berührt sind. Es läßt sich daher unschwer festhalten, daß die anfänglich nicht widerspruchsfreie Berichtslage vereinfacht wird und der Topos der entehrten, dann aber glücklich befreiten Muslimin weiter hervortritt. Gleichzeitig wird al-Muwaffaq immer deutlicher als Retterfigur gezeichnet. Auf den zweiten Blick ist zu bemerken, daß auch das Sondergut sich ganz in diese Entwicklung fügt. Es stammt vor allem von al-Mas'üdi und handelt ausschließlich von Frauen als Opfern von Versklavung, Erniedrigung, Totschlag und Kannibalismus. Ihnen ist eine Passage gewidmet, in der es heißt, daß selbst Frauen aus der Familie der 'Alïden und aus der der 34

3

'

Dreizehn Belege für # 2 2 0 0 = Ta'rib 3, 1 9 6 3 > Tagärib, fol. j8r > 'Uyitn 4 , 4 3 ; Munta&tm 5.2, j8 · Sarh 8,171 · Mir'äh, fol. 221V > Ta'rib al-isläm 20, 22; Kämil η, 239 > (?) Magmu, 1 7 0 • Zubda, fol. J3r · Nihäya 2 5 , 1 4 6 · Bidäya 11, 4 0 · 'Ibar 3, 6 7 5 : Befreiung von Musliminnen Θ. Zwölf Belege für # 3 2 9 1 = Ta'rib 3, 2 0 7 7 > Tagärib, fol. 6 4 V > 'Uyün 4 , J4; Muntagam J . 2 , 6 7 · Sarh 8 , 2 0 6 · Mir'äb, fol. 2 2 9 V > Ta'rib al-idäm 2 0 , 3 4 ; Kämil 7 , 2 7 J > Zubda, fol. 7or • Nihäya 2j, 179 • Bidäya 11, 43 · 'Ibar 3, 688: (einhundert) Frauen und Kinder 'Ali b. Muhammads Θ. # 0 9 2 0 = Ta'rib 3 , 1 8 4 2 > Kämil η, \(η > Nugüm 3 , 2 7 . Ausnahme: # 2 2 0 1 = Ta'rib 3 , 1 9 6 3 : az-Zangiyät. S. o., 2 0 6 Anm. 2 3 .

210

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

'Abbäsiden feilgeboten wurden, daß aber für keine mehr als zwei oder drei Dirham erlöst wurden, obwohl sie mit dem nasab (Abstammungsnamen) angepriesen wurden; ein jeder Zang! habe zehn, zwanzig oder gar dreißig Frauen besessen, die er als Konkubinen hielt oder seiner Zang-Frau als Dienerinnen und Zofen gab. 37 Fassen wir nun erstens zusammen, was das Gesagte in Hinsicht auf den Kompilationsprozeß bedeutet: Nachrichten über Frauen sind zwar nicht an sich, jedoch in Abhängigkeit von einem Topos, dem der entehrten, dann befreiten Muslimin, gut geeignet, überliefert zu werden. Anderweitige, den Topos schwächende Nachrichten werden zumeist ausgeschaltet. Obwohl die Schriftsteller ganz unterschiedlich viel v o n der Vorlage abstreichen, betreiben sie die Auswahl vermittels eines gemeinsamen Kriteriums, der Verstärkung des Kontrastes zwischen den Kriegsparteien. Sie gelangen so zu einer gleichgerichteten Darstellungsweise, die über mehrere Uberlieferungsstufen hinweg die Verengung der Überlieferung und die Verdeutlichung des Topos bewirkt. Zweitens überblicken wir nun die Anhaltspunkte f ü r das historische Problem der Existenz weiblicher Zang. Es sind Frauen der Zang bezeugt, zu verstehen als Zang-Frauen, was darauf schließen läßt, daß die Zang im südlichen 'Iräq schon vor dem Beginn des Aufstandes Nachkommen zeugten. Allerdings fehlt jeder Aufschluß über das Zahlenverhältnis beider Geschlechter, so daß wir keine Gewißheit über den U m f a n g der Fortpflanzung der Sklaven und damit über ihre Beständigkeit als Bevölkerungsgruppe haben. Während des Aufstandes lebte außerdem eine vorgeblich nach Tausenden zählende Menge von Frauen unter den Aufständischen, die in den eroberten Gebieten geraubt worden waren und in der Gefangenschaft Kinder zur Welt brachten. Die Umstände dieser erzwungenen Fortpflanzung sind uns nicht bekannt. Die erhofften indirekten Hinweise auf die Zusammensetzung und Stellung der Zang zumindest am Ende ihrer zweihundertjährigen Anwesenheit im Lande haben sich also nicht gewinnen lassen. Immerhin verstehen wir nun, da wir schon einige topische Züge von at-Tabarls Aufstandsbericht kennen, daß ihre Wirkung auf den Leser der historischen Unterrichtung über die Zang zuwiderläuft und, vermutlich, mit Abstrichen an Sailamas Monographie einherging.

37

ldd

# oo^j-0049 = Murig, § 3183 > Mir'äh, fol. 23er > Ta 'rih al-isläm 20, 37 (letztere beide ohne * # 0046); aus unklarer Quelle auch Sarh 8, l j o Θ. Das weitere Sondergut: idd # 0006 = Murüg, § 3144 > Sarh 8, 218: Totschlag Θ. "dd# 0028 = Murüg, § 3179: dito o. Zu alid # 0044 (Kannibalismus) s. o., 204 Anm. 14. M # oi6j = Kämil 7, 167: Musliminnen befreit Θ. add # 0189 = Mir'âh, fol. 229V: 500 Musliminnen befreit O. ° dd # 0248 = Sarh 8, 187: Musliminnen auf dem Sklavenmarkt verkauft o. Vgl. # 3227 = Ta 'rih 3, 2068: eingesperrte Ά ΐ ΐ dinnen.

T o p o i und Subtexte

211

Göttliche Einwirkung Nach den vorangehenden Untersuchungen zweier häufiger Topoi sollen nun in kürzerer Form weitere, weniger reiche Topoi zur Sprache kommen. Wir beginnen mit der Darstellung 'All b. Muhammads und seiner Anhänger in religiösen Begriffen. Man muß wissen, daß 'Ali b. Muhammad anfangs erfolgreich einen millenaristischen Islam verkündete - über dessen dogmatische Zuordnung die Forschung viel gestritten, aber wenig Handfestes herausgefunden hat38 - und überdies als nabïy (Prophet) und mahdt (messianisch Rechtgeleiteter) aufgetreten zu sein scheint. HALM erkennt die um ihn sich rankenden Geschichten von Berufung und göttlicher Lenkung, von Visionen, Auditionen, Wunderzeichen, Theomantie und eschatologischen Verheißungen als legendäre Überhöhung, welche Topoi der Vita Muhammads und mitunter auch alttestamentarischer Prophetengeschichten nachempfindet. 39 Der Propheten- und der mahdï-Topos gehen auf áailama zurück; das betreffende Gut wird von at-Tabarl nicht vollständig wiedergegeben und versiegt, als mit dem Jahreskapitel 267 h. die 'abbäsidenfreundliche Tendenz einsetzt. 40 V o n der Forschung bislang unbemerkt, tritt statt dessen ab diesem Kapitel ein neuer Topos auf, der Gottes Einwirkung auf die Ereignisse zugunsten der Regierungsseite zum Inhalt hat. An 30 Stellen lenkt Gott das Handeln des Regenten oder seines Sohnes, schenkt ihnen den Sieg oder ist gar selbst das Handlungssubjekt: manaha lläh Abä l-'Abbäs wa-ashäbahü aktäfahum (Gott ließ sie vor Abü l-'Abbäs und seinen Gefolgsleuten fliehen), daraba lläh wugühahum (Gott traf sie schwer), kafä lläh amrahum waraddahum (Gott wehrte ihnen mühelos und warf sie zurück), arfara llâhAbâ l-Abbäs bi-sitt sumairiyät (Gott ließ A b ü l-'Abbäs den Sieg über sechs Sumairîya-Boote davontragen), qatala lläh minhum ft dälika l-yaum mä lä yuhïtu bihï (Gott tötete an diesem Tage eine unfaßbar große Anzahl) und so weiter; auch der Tod 'Ali b. Muhammads scheint unmittelbar die Tat Gottes zu sein, denn es heißt ilä an qatalahü lläh (bis Gott ihn tötete). 4 ' Wie un38

c ί>. o., 29.

39

HALM, Traditionen, 22-35.

40

Ebd., 23, vgl. 28f. Einen letzten Nachklang bringt # 2264 = Ta'rih 3, 1969 > Tagärib, fol. 58V > 'Uyün 4, 4J · Harb 8,147 Θ.

41

# 2020 = Ta 'rib 3,1949 > Mir'äh, fol. 22or · Sarh 8,166 Θ. # 2025 = Ta 'rib 3,1949 > Tagärib, fol. 56V · Sarh 8,166 o . # 2105 = Ta'rih 3,1955 o . # 2168 = ebd., i960 > Mir'äh, fol. 221V o . # 3166 = Ta'rih 3, 2058 Θ. # 3374 = ebd., 2088 Θ. Ferner # 2031 = ebd., 1950. # 2085 = ebd., 1954. # 2435 = ebd., 1980. # 2627 = ebd., 1995. # 2653 = ebd., 1998 Θ. # 2689 = ebd., 2000. # 2959 = ebd., 2024. # 3023 = ebd., 2036. # 3027 = ebd., 2042 Θ. # 3055 = ebd., 2044 Θ. # 3063 = ebd., 2045 o . # 3103 = ebd., 2051. # 3154 = ebd., 2056 Θ. # 3166 = ebd., 2058 o. #3175, 3179 = ebd., 2059 Θ. #3259 = ebd., 2072. #3280 = ebd., 2075 Θ. #3284 = ebd., 2076 o . # 3288 = ebd., 2079 o . # 3373,3374 = ebd., 2088. # 3389 = ebd., 2089. # 3392,3393 = ebd., 2090. # 3415 = ebd., 2093.

212

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

schwer zu erkennen ist, erhält auf diese Weise der für die 'Abbäsiden siegreiche Ausgang der Kämpfe eine heilsgeschichtliche Note,42 die eine neuerliche Überhöhung der Ereignisse bewirkt, nun aber unter umgekehrtem Vorzeichen: Sie setzt die prophetische und messianische Darstellung 'All b. Muhammads im frühen und mittleren Berichtsteil ins Unrecht und tritt ihr als Antitopos gegenüber. Als Urheber ist nun eher at-Tabarï als Sailama anzunehmen, denn außer dem Umschwung der Tendenz tritt auch ein stilistischer Bruch ein. Bestand die Zeichnung 'All b. Muhammads noch aus beziehungsreichen, feinen und die Vorstellungskraft anregenden Anspielungen, die in den Stoff eingebettet waren und als Pseudo-causae43 die Erzählung beförderten, so macht sich der Topos vom tätigen Gott durch knappe, unzweideutige und formelhafte Wendungen bemerkbar. Diese entbehren literarischer Tiefe und tragen nicht zum Fortgang des Berichts bei, sondern sind ihm äußerlich. Der Topos dürfte also, gleich den Epitheta ornantia wie al-Habït oder al-Fäsiq für 'All b. Muhammad, 44 dem Bericht nachträglich hinzugefügt worden sein. Dies einmal angenommen, fällt der Umstand auf, daß einerseits ab dem Jahreskapitel 267 h. dem Eingriff originales Gut zum Opfer fiel, andererseits aber die davor liegenden Berichtsabschnitte offensichtlich nicht oder nicht in großem Umfang bereinigt wurden.45 Ein solches unvermitteltes Nacheinander widerstreitender Topoi ist bei at-Tabarï angesichts seines vom Hadlt inspirierten reihenden Uberlieferungsverfahrens recht wohl vorstellbar. Es wäre dagegen nur schwer mit áailamas Erzählweise und der monographischen Form seines Berichts in Einklang zu bringen. Vielmehr ist anzunehmen, daß darin der Übergang von der Perspektive des Partisanen 'All b. Muhammads zu der des höfischen Panegyrikers apologetisch ausgeführt wurde.46 Doch gerade der dafür maßgebliche Mittelteil des Berichts ist bei at-Tabarï nur fragmentarisch überliefert. Obwohl mutmaßlich at-Tabarï selbst den Topos von Gottes Einwirkung einführt, bleibt sein Tonfall im allgemeinen nüchtern und läßt keinen Zweifel an der Ansiedlung der Ereignisse im Bereich menschlichen Handelns aufkommen. Darin folgen ihm die späteren Schriftsteller. Indem sie das betreffende Gut entweder gar nicht oder in geringer Auswahl wie41

43 44 45

46

Vgl. Radtke, Weltgeschichte, 163; ders., Versuch einer Grundsatzbetrachtung über das Allgemeine und das Individuelle in der arabischen Historiografie, in: W. Diem/A. F a l a t u r i (Hg.), 24. Deutscher Orientalistentag vom 26. bis 28. September 1988 in Köln. Ausgewählte Vorträge, Stuttgart 1990, 268f. Vgl. N o t h , Studien, 158-168 ('1994:177-189). S.o.,87. Ausnahmen: die Epitheta und # 0804 = Ta'rih 3,1786: 'adüw Alläh (der Feind Gottes) s. a. 2

W

h

o

·

Einen Hinweis gibt vielleicht # 3 0 4 8 = ebd., 2043: Sorge um seine Familie verhindert die Flucht Θ.

213

T o p o i und Subtexte

dergeben, wird der T o p o s unkenntlich, außer vielleicht bei Ibn A b i 1-Hadïd. Einschlägiges Sondergut k o m m t kaum hinzu, 4 7 und anderweitige freie Z u t a t e n d e r A r t wa-lä

sakk

anna

hädä

käna

ma 'ahü Saitän yübätibuhü

(ohne

Zweifel war es ein Teufel, zu dem er sprach) sind historisch wertlos. 48 Aber auch der Propheten- und der mahdï-Topos verblassen. Die einzigen weithin übernommenen Nachrichten betreffen die da'wa ( A u f r u f z u m Islam) alMuwaffaqs an ' A l l b. M u h a m m a d , in der er ihn zur Reue und A b k e h r v o m Anspruch auf nubüwa (Prophetenwürde) und risàia (Gottesgesandtentum) mahnt, ferner die Schleifung der Moschee von al-Muhtära sowie die Prosternation des Regenten und der Heerführer, nachdem die Nachricht v o m T o d ' A l l b. M u h a m m a d s eingetroffen ist.49 M a n kann auf dieser Grundlage nicht sagen, daß die späteren Schriftsteller die religiösen T o p o i gewürdigt hätten und es dem Leser ermöglichten, sich v o n der zeitgenössischen Geltung des Aufstandsführers und seiner Lehre ein Bild zu machen. Bemerkt sei noch, daß das N u m i n o s e bei drei der spätesten Schriftsteller, ad-Dahabï, Ibn Katlr und Ibn Tagrîbirdï, neuen Ausdruck durch Fluchformeln erhält, darunter la'anahum Alläh (möge Gott sie verfluchen), 'aggala llâh bi-ruhihï ilä n-när (möge Gott seine Seele rasch ins Höllenfeuer stoßen) oder qabbaha lläh hädä l-la'în (möge Gott diesen Verfluchten entstellen).50 Sie sind, anders als at-Tabarls Antitopos, nicht im Erzähl-Perfekt, sondern im Wunsch-Perfekt gehalten, wünschen also Gottes künftiges Walten herbei. So scheint unter einem religiösen Firnis nur u m so deutlicher der für profan erachtete Charakter der Ereignisse zu ihrem gegebenen Zeitpunkt hervor.

Der Gnadenerweis Seit der Rückeroberung von Tahltä/al-Mansüra im Jahre 267 h. verfolgte alM u w a f f a q eine doppelte Strategie: Neben seiner militärischen Anstrengung 47

add #

0175 = Kämil 7, 246 > Nihäya 2j, l j j Θ.

sdd #

0184 = Mir'äh, fol. 220V ©. l d d # o2j6 =

Sarh 8, 202 ©. i d d # 0301 = Ta 'rih al-isläm 19, 27 Θ. add # 0342 = Bidäya 11, 40 Θ.

add #

0410 =

Nugüm 3, 29 Θ. 4

add #

49

# 2468, 2470 = Ta 'rih 3,1961 > Tagärib, fol. 6or > 'Uyün 4, 46; Muntaçam j.2, j8 · Kämil 7,

0327 = Bidäya 11,29 o .

243 > Zubda, fol. 55r · Nihäya 2j, 151 · Bidäya 11, 41 · 'Ibar 4, 42 (ohne # 2470: nubüwa und risala)·, Sarh 8,182 · Mir'äh, fol. 222V > Ta 'rih al-isläm 20, 23 Θ. # 3017 = Ta 'rih 3, 2035 > Tagärib, fol. 63r > 'Uyün 4, j i ; Kämil 7, 262 > Zubda, fol. 6jr · Nihäya 25, 165 · 'Ibar 3, 682; Mir'äh, fol. 226r Θ. # 3145 = Ta 'rih 3, 2093 > Muntaçam J.2, 70; Kämil 7, 283 > Zubda, fol. 7JV · Nihäya 25,188 · Bidäya 11, 44; Sarh 8, 210 - Mir'äh, fol. 237V > Ta 'rih al-isläm 20,36 Θ. Z u r da'wa s. u., 2i6f. ' d d # 0307 = Ta'rih al-isläm 20,19 O. i d d # 0316 = ebd., 36 Θ. add # 0328 = Bidäya 11, 29 Θ. Ferner add #

ad

# 0299 = Ta'rth al-isläm 19, 24 O. ' d d # 0323 = Bidäya 11,19 Θ.

0336 = ebd., 3j o". >dd # 0339 = ebd., 39 o .

idd#

0345 = ebd., 41 o .

' d d # 0353 = ebd., 44 Θ. a d d # 0416, 0417 = Nugüm 3, 47f Θ.

ídd#

0330 = ebd., 30 Θ.

add #

0351 = ebd., 43 Θ.

214

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

suchte er nun auch den Kampfgeist der Aufständischen zu untergraben und sie durch die Versprechung des amän (Pardon)/1 einer hil'a (Ehrenkleid)52 und seines ihsän (Wohltätigkeit) auf seine Seite zu locken; die Überläufer gliederte er seinen Truppen ein.53 Anders als vor ihm seine Heerführer54 gewährte er den Pardon nicht in Erwiderung des isti'män (Schutzgesuch) seitens bestimmter Uberläufer oder Kapitulanten, sondern verkündete ihn vorauseilend als eine Generalamnestie, von der nur 'All b. Muhammad ausgenommen war, und schließlich fand der amän sogar Anwendung auf alle, die gewaltsam besiegt wurden.55 Die beabsichtigte Zersetzung gelang und zeitigte rasch eine massenhafte Absetzung, die entscheidend zum Fall von al-Muhtära beitrug.56 Man liest bei at-Tabarl 75mal von dem von al-Muwaffaq oder einem seiner Heerführer gewährten amän oder von den musta 'minün oder musta 'mina (^«¿«-Suchende), oft sogar auf einer Druckseite mehrmals. Die dichte Folge und die gleichförmige Wiederkehr der Elemente Desertion, Gnadenerweis und Belohnung rufen den Eindruck eines seriellen, in seiner Folgerichtigkeit zwingenden Geschehens hervor. Die einzige stoffliche Variation besteht in der Person des oder der Überläufer. Angesichts des Umstands, daß nahezu alle bis dato namentlich bekannten Heerführer als musta'minün die Seite wechselten,57 steht jedoch nicht 51

52 53

54

55

56

57

Das Rechtsinstiut des amän findet üblicherweise auf die Reise des Nichtmuslims durch islamisches Gebiet oder seinen vorübergehenden Aufenthalt darin Anwendung, stellt also eine zeitweilige Schutzgarantie im Sinne freien Geleits dar; Ε Γ 1,429b (J. SCHACHT, Aman). Dagegen handelt es sich im vorliegenden Fall um die dauerhafte Wiederaufnahme von Abtrünnigen in den Islam. Vgl. Ε Γ j , 6a-7a (N. A. STILLMAN, Khil'a); AHSAN, Social Life, 75. Präzedenzfall: # 2289 = Ta 'rih 3,1972 > Tagdrib, fol. j8v > 'Uyütt 4, 45; Kämil 7, 242 > Zubda, fol. J4r · Nihäya 25,149 • Bidäya 11,41; Sarh 8,175 · Mir'äh, fol. 222r O. # 0926 = Ta'rih 3, 1842: Bugräg. # 1893 = ebd., 193J: Masrür. # 2023 = ebd., 1949, # 2239 = ebd., 1966, und # 2446 = ebd., 1980: Abu Hamza auf Geheiß von Abu l-'Abbäs. # 2JOJ = ebd., 1987. # 2J79 = ebd., 1990. # 3431a = ebd., 2094. ' d d # 0096 = Tagärib, fol. 66v > 'Uyün 4, 57 Θ. Anfangs sollte der amän auch für 'Ali b. Muhammad gelten: # 2471 = Ta 'rih 3,1982. Desertion ganzer Truppenkontingente: # 2382 = ebd., 1977. # 2446 = ebd., 1980. # 2485, 248ja = ebd., 1983F. # 2491, 2493 = ebd., 1985. # 2485 ) ebd., 1983. # 2509 = ebd., 1987. # 2542 = ebd., 1988. # 2j8o = ebd., 1991. # 2601 = ebd., 1992. # 2607 = ebd., 1993. # 2656 = ebd., 1998. # 2701 = ebd., 2001. # 2760 = ebd., 2007. # 2770 = ebd., 2008. # 2786 = ebd., 2011. # 2914 = ebd., 2020. # 2949 = ebd., 2023 Θ. # 2979 = ebd., 2029. # 3100 = ebd., 2051. # 3133 = ebd., 20JJ. Der amän in anderen Zusammenhängen: # 1620 = ebd., 1911. # 2352 = ebd., 1975. # 2582 = ebd., 1991. # 2620 = ebd., 1994. # 2693 = ebd., 2000. # 2911 = ebd., 2019. #2953 - ebd., 2023 O. # 3141 = ebd., 2055 Θ. # 3 2 0 1 = ebd., 2064. #3252 = ebd., 2071. # 32J8 = ebd., 2072. # 3260 = ebd., 2073. # 3414 = ebd., 2093. Eine frühe Desertion ohne vorausgehendes Angebot des amän·. # 0721 = ebd., 1781. Als Präzedenzfall gekennzeichnet: # 2460, 2462 = Ta'rih 3, 1981: Desertion von Muntäb. Ferner bspw. # 2662 = ebd., 1999: Ahmad al-Bardä'l. # 2762 = ebd., 2007, und # 2777 = ebd., 2010: Raihän. # 2774 = ebd., 2009: Ga'far b. Ibrählm as-Saggän. # 3041 = ebd., 2043: Muhammad b. Sim'än. # 3238 = ebd., 2068: Ankaläys Fluchtversuch. # 3242 = ebd., 2069:

T o p o i und Subtexte

21*

der historische Einzelfall, sondern die Vollständigkeit und Einheitlichkeit des Berichts im Vordergrund. Ähnlich dem, was wir am Gegenstand der Heeresstärken und der Frauenbefreiungen gesehen haben, dient auch der amän-Topos dem Lobe alMuwaffaqs, der ihm eigenen Verstandeskraft, Weitsicht und Entscheidungsgabe sowie seiner Gnade gegenüber den Reumütigen. Diese Paarung strategischen Geschicks auch jenseits der Belange der Kriegsführung mit der vorbildlichen Anwendung eines islamischen Rechtsinstituts weist auf seine besondere Befähigung zum Reichsverweser hin. Nebenbei wird auch der Reichtum deutlich, der ihm die vielen Ehrungen und Geschenke zu geben erlaubt. Die Häufigkeit und Kenntlichkeit des amän-Topos bei at-Tabarl hat seine Bewahrung im Kompilationsprozeß sehr begünstigt. Ibn al-Atlr übernimmt 52 der 75 Stellen, also weit mehr als das durchschnittlich zu erwartende Drittel der Vorlage, und Baibars und an-Nuwairl folgen ihm fast ohne Abstriche. Bei Sibt Ibn al-ôauzï und Ibn Abi 1-Hadld ist der Topos ebenfalls sehr deutlich ausgeprägt, und als Beispiel für kürzere Aufstandsberichte sei Miskawaih genannt, der 29 Stellen wiedergibt, obwohl der Umfang seines Berichts ein Fünftel der Vorlage beträgt, sowie Ibn Haldün, dessen Bericht ein Sechstel der Vorlage ausmacht, während er 34 Stellen übernimmt. Nur sieben Stellen at-Tabaris fallen ganz weg. Wie man also sieht, erfährt der amän-lopos bei den späteren Schriftstellern große Beachtung. Er unterliegt nicht der allgemeinen Verengung des Überlieferungsgutes, sondern nimmt im Verhältnis zum jeweiligen Berichtsumfang größeren Raum ein und prägt die Aussage des Berichts stärker als bei at-Tabarl. Es ist bezeichnend, daß er gerade bei al-Mas'üdl und Ibn Tagrxbirdl fehlt, deren Berichte ob der fragmentarischen Form und äußersten Kürze den losesten narrativen Zusammenhang besitzen. At-Tabarl bezeugt im ersten Berichtsteil, daß 'Ali b. Muhammad seinerseits einem Beduinen den amän gewährte, und daß sein Heerführer Yahyä b. Muhammad den Basrensern dasselbe versprach, wenngleich in der Absicht, ihn zu brechen.' 8 Beides entspricht der anfänglichen aufstandsfreundlichen Tendenz und ist daher bei den Späteren nicht zufällig entfallen. Die Aufmerksamkeit für den Topos geht außerdem mit besonderer Überlieferungsgüte und Zurückhaltung gegenüber freien Zusätzen einher. Es findet sich eine neue Nachricht, die aus der Regierungszeit von Abu 1'Abbäs, nunmehr al-Mu'tadid genannt, stammt und gewiß nicht auf Sulaimän b. M ü s ä

a'rânï. # 3 2 4 8 = ebd., 2070:

Siti

b. Sälim. Gleichzeitige Desertion

mehrerer Heerführer: # 2665-2667 = ebd., 1999. # 269J = ebd., 2001. # 2741 = ebd., 2006. # 2781 = ebd., 2010. # 3200 = ebd., 2063. # 3246 = ebd., 2069. # 3328 = ebd., 2082. # 3466 = ebd., 2097. # 0313 = ebd., 1761 O. # 1123 = ebd., 1854 O.

2i6

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

áailama, sondern auf eine Bagdader Quelle zurückgeht.59 Wenig weiteres Sondergut kommt durch Wiederholung oder Umstellung zustande; die Zahl von 15 000 Überläufern scheint erfunden.60 Topoi der frühislamischen Geschichtsüberlieferung Es sei nun noch auf Übereinstimmungen mit der ältesten, die Ereignisse des 1./8. Jahrhunderts behandelnden islamischen Überlieferung hingewiesen. Dabei sollen uns einige der Topoi genügen, die den von N O T H aufgezeigten drei hauptsächlichen Themen ridda (Abfall der Stämme nach dem Tod des Propheten), futüh (Eroberungen) und fitna (sog. Bürgerkrieg) entlehnt sind. Zum Grundbestand der frühislamischen Überlieferung gehört der Topos der Heeresaufstellung, also die Kunde davon, welcher Anführer welchen Truppenteil befehligte und in welcher Anordnung diese aufgestellt waren; er tritt am Anfang längerer Schlachtenschilderungen auf.6' Solche Listen bietet auch at-Tabarls Aufstandsbericht, und zwar beide Parteien betreffend, wobei die Personennamen oft mit den Namen der Stationierungsorte - Dörfer oder Wasserläufe - verbunden sind.62 Sie werden von den Späteren weder auffallend selten noch auffallend häufig übernommen, selten aber vollständig. Ferner begegnet die da'wa. In der frühislamischen Überlieferung enthält sie den Aufruf zum Islam sowie die Aufforderung zur Zahlung einer Abgabe und die Androhung einer Entscheidungsschlacht.63 Im Fall von alMuwaffaqs Appell an 'Ali b. Muhammad hingegen werden an der Stelle 59

0

63

# 0146 = Muntaçam 5.2, 136: al-Mu'tadid begegnet in Bagdad einem Schwarzen, dem sein Vater den amän zu Unrecht gewährt haben soll, und läßt ihn enthaupten Θ. add # 0095 = Tagârib, fol. 66v > 'Uyün 4, 57: mehrfaches «»»¿«-Angebot an 'Ali b. Muhammad o. Zu add# 0096 s. o., 214 Anm. 55. # 0113 = Munta^am $.2, 75 • Mir'âh, fol. 238η LJ 000 «»»¿»-Suchende Θ. Zu a d # 0141 s. o., 123 Anm. 78. # 0175c = ebd., 281 > Zubia, fol. 74Ν · Nihäya 25, 182 · 'Ibar 3, 689: Überläufer werden S ibi unterstellt Θ. # 0239 = Éarh 8, 169. # 0356 = Bidäya 11, 50: Ankaläy, Abän b. 'All (lies: 'Ali b. Abän), Sulaimän b. Cämi' und andere in al-Muwaffaqs Heer Θ. N O T H , Studien, 101-105 ('1994:111-114). Bspw. #0786-0790 = Ta'rih 3, 1784: am Nahr Saitän. #0971-0976 = ebd., 1846, und # 1091-1104 = ebd., 18526 in Basra Θ. # 1355-1359 = ebd., 1875: vor al-Ahwäz. # 1794-1797 = ebd., 1926 > Kämil7,164: vor Wäsit Θ. # 2008-2013 = Ta'rih3,1948: bei Bardüdä. # 20742082 = ebd., 1953 Θ. # 2118-2125 = ebd., 1956: bei as-Siniya. # 2187-2192 = ebd., 1962: am Bardüdä und am Bar Musäwir. # 2514-2540 = ebd., 1988: bei Furät al-Basra und dem späteren al-Muwaffaqiya. # 2569-2576 = ebd., 1990 > Éarh 8,186: in Mayän Rüdän Θ. # 29862990 = Ta'rih 3, 2030 > Ûarh 8,1976 in al-Muhtära Θ. Die Regierungstruppen vor al-Muhtära: # 2788-2797 = Ta'rih 3, 2011 O. # 3124-3128 = ebd., 2054. # 3211-3218 = ebd., 2o65f. # 3268-3274 = ebd., 2074. # 3331-3335 = ebd., 2o82f O. # 3348-3371 = ebd., 2087. N O T H , Studien, 131-149 ('1994:146-167). Vgl. DERS., Isfahän-Nihäwand, 289-291.

Topoi und Subtexte

217

der beiden letzteren Elemente die Missetaten aufgeführt, v o n denen er ablassen soll. 64 Diese da'wa wird v o n fast allen späteren Schriftstellern übern o m m e n u n d fehlt lediglich bei denen, die auch den amän-Topos nicht übernahmen, sowie bei Ibn H a l d ü n . Wie die da'wa B r i e f f o r m besitzt, so gehören Briefe überhaupt zu den bevorzugten literarischen Formen der frühislamischen Uberlieferung, wobei es sich o f t u m die nachträgliche Systematisierung eines vielfältigen Geschehens handelt, der Wortlaut also erfunden ist. 6 ' A u c h die Aufstandsberichte erwähnen Briefe unter den Heerführern der Aufständischen sowie zwischen ihnen und einigen gegnerischen Heerführern in großer Zahl, so daß der Eindruck einer regen Korrespondenz und mitunter auch einer wahren Briefdiplomatie entsteht. 66 D a n u n in der Regel der Wortlaut nicht dokumentiert wird, besteht keine Notwendigkeit, die Nachrichten v o n Briefen f ü r fiktiv zu halten. A u c h die Bitte u m den amän wird sehr h ä u f i g brieflich gestellt. 67 D i e ausführlicheren Aufstandsberichte bewahren die Nachrichten v o n Briefen weitgehend, während sie in den kürzeren zumeist fehlen. In den Aufstandsberichten ist ferner der istamadda-amadda-Topos wiederzufinden, der zum Inhalt hat, daß nämlich H i l f s t r u p p e n angefordert und schließlich auch entsandt werden, 68 des weiteren der awä'il-Topos, der die erste Person, die etwas Bestimmtes getan hat, oder das erste Mal, da ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist, hervorhebt, 6 ' sodann der T o p o s des Pfeiles, dem ein ¿»/¿»-Angebot angeheftet 1st; 70 den topischen Charakter

4

^

6

6g

70

# 2468-2472 = Ta 'rih 3,1982. S. o., 213. NOTH, Studien, 71-80 ('1994: 76-87). Vgl. DERS., Isfahân-Nihâwand, 288. Bspw. # 040J = Ta 'rih 3,1766: basrische Anhänger an 'All b. Muhammad Θ. # 1578 = ebd., 1908: Briefwechsel zwischen 'All b. Muhammad und Muhammad b. 'Ubaidallâh al-Kurdl seit Beginn des Aufstandes. # i6jo, 1651 = ebd., 1915: Briefwechsel zwischen 'All b. Abän und Ya'qüb b. al-Lait as-Saffär. # 1687 = ebd., 1921: Dorfvolk an al-Gubbä'i Θ. # 1880 = ebd., 1934: Briefwechsel zwischen 'All b. Abän und Takln al-Buhäri. # 1945, 1947, 1952, 1954,1955, 1961-1963, 1967,1969,1970, 1972, 1974,1976-1978, 1980,1984,1985, 1994 = ebd., 1943-1947: Briefwechsel zwischen 'Ali b. Abän, Ankaläy, 'All b. Muhammad, Muhammad b. 'Ubaidallâh al-Kurdl und Muhammad b. Yahyä al-Kirmäni. # 2217, 2219 = ebd., 1965. add # 0170 = Kämil 7, 201 > Zubda, fol. 32r · 'Ibar 3, 660; 4, 695: 'All b. Muhammad an Yaq'üb b. al-Lait as-Saffär unter Anführung von Sure io9.if. Bspw. # 2351 = Ta'rih 3, 197J, # 2379 = ebd., 1977, und # 269J = ebd., 2001: ungenannte Aufständische an al-Muwaffaq. # 2765 = ebd., 2007: Raihän an al-Muwaffaq. Bspw. # 1400 = ebd., 1878. # 1786 = ebd., 1925. # 2067 = ebd., 1953. Vgl. NOTH, Studien, 114-117 ('1994:123-129). Bspw. # 0068 = Ta 'rih 3,1747: Raihän ist der erste Anhänger von den Zang. # 0180 = ebd., 1754: das erste erbeutete Geld. # 0342 = Ta'rih 3, 1763 > Tagärib, fol. 34η die ersten in einem Dorf gefangengenommenen Frauen und Sklaven. Vgl. NOTH, Studien, 97-100 ('1994: 104-108). # 2507 = Ta 'rih 3, 2507. Vgl. NOTH, Charakter, 197.

218

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

vieler Zahlenangaben haben wir schon im vorigen Kapitel angesprochen.71 Auch diese Topoi sind im Kompilationsprozeß überdurchschnittlich gut erhalten geblieben. Die aus der frühislamischen Überlieferung stammenden Topoi sind fließend in den Aufstandsbericht eingearbeitet. Sie treten jedoch vergleichsweise selten auf und entfalten je für sich wie auch insgesamt nicht dieselbe prägende Wirkung wie die Topoi der Greueltaten, der entehrten Muslimin, des tätigen Gottes und des Gnadenerweises. Als Anklänge an die Darstellungsweise der Historia sacra sind sie aber auch ohnedies unübersehbar. Wie die Mehrzahl von jenen gehen sie mit Sicherheit auf Sailama zurück, dem sie dazu gedient haben dürften, sein Buch trotz der abschnittsweise darin niedergelegten Perspektive der Aufständischen vor dem Hofe von Sämarrä' in ein angenehmes Licht zu rücken und die Rehabilitation seiner Person als musta 'min zu rechtfertigen. Die Schriftsteller der späteren Überlieferungsstufen waren für diese topische Gewandung empfanglich und haben sie durch die Weglassung weniger leicht wiederzuerkennenden Gutes noch hervortreten lassen. Subtexte Gestalten Topoi einen Teil des Überlieferungsgutes auf eindrückliche Weise vor den Augen des Lesers, so kann anderes Gut in einem losen und kaum bemerkbaren Zusammenhang stehen, welcher der Gestaltungsabsicht des Schriftstellers entzogen ist oder ihr gar untergründig zuwiderläuft. Hierfür hat sich in der poststrukturalistischen Literaturtheorie und Textinterpretation die Unterscheidung zwischen dem expliziten Text einerseits und einem oder mehreren ihm innewohnenden Subtexten andererseits eingebürgert. Subtexte stellen >das Unbewußte des Textes selbst< dar, dessen verstreute Bestandteile gewissermaßen hinter dem Rücken des Schriftstellers erst durch den Leser zusammengefügt werden.72 Subtexte lassen sich nicht durch vorab aufgestellte, dem Vorverständnis des Textes entspringende Kategorien entdecken, sondern durch Lektüre >gegen den Text«. Man wird aber sehen, daß Subtexte mit bestimmten Topoi verknüpft sein können. Ich habe dieses Konzept bereits an anderer Stelle auf den Aufstandsbericht at-Tabarls angewendet und den darin enthaltenen logistischen Subtext aufgezeigt.73 Er wird im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse als Variable formuliert, die es nun noch im Verlauf des Kom71 71

73

S. o., 19J samt Anm. j j . Vgl. T. EAGLETON, Einführung in die Literaturtheorie, Stuttgart 1988,169; J. HAWTHORNE, A Glossary of Literary Theory, London '1994, s. v.; A. NÜNNING (Hg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, Stuttgart 1998, s. v. S. o., 202 Anm. j .

Topoi und Subtexte

219

pilationsprozesses zu verfolgen gilt. Hernach werden zwei weitere Beispiele vorgestellt. Logistik At-Tabans Aufstandsbericht enthält 193 Nachrichten über die Versorgung der beiden Heere mit Proviant (mira, pl. miyar), Nahrungsmitteln (ta'äm, pl. at'ima, oder qüt, pl. aqwät) und Versorgungsgütern im allgemeinen (mawädi). Sie konzentrieren sich in den Jahreskapiteln 256 und 257 sowie 267 bis 269 h. und betreffen vier Sachverhalte: bestimmte Versorgungsgüter,74 Requirierungen und Plünderungen,75 Verkehrswege und deren Schutz oder Unterbrechung 76 sowie Versorgungseinrichtungen und Märkte. 77 Nun gibt das diesbezügliche Gut zwar regelmäßig und vielfältig Auskunft über die Logistik der Aufständischen und in zweiter Linie auch über die der regulären Streitkräfte, aber bis ins Jahr 268 h. ist es in sich unverbunden und läßt keine Wirkung auf oder Beeinflussung durch das sonstige Gut erkennen. Dies zeugt zum einen von Sailamas genauer, auf eigene Anschauung gestützter Kenntnis des Aufstandes und zum anderen von der beiläufigen Übernahme durch at-Tabarl. Die Nachrichten werden offensichtlich nicht um ihrer selbst willen geboten, sondern hängen von der Nennung von Toponymen ab, die ihrerseits zum größten Teil durch den Greueltaten-Topos

74

75

76

77

Bspw. # 0390 = Ta 'rih 3,1765: Datteln O. # 0527 = ebd., 1772 > Kam il 7, 14J > Nihäya 2j, 110 · 'Ibar 3, 639: Mehl Θ. # oj86 = Ta 'rib 3,1775 > Kam il 7, 145 > Nihäya 25, 111: Kleinvieh und Kühe Θ. # 2098 = Ta'rib 3,1955: Gerste Θ. # 2099a ebd., 1955 > Kämil 7, 236 > Nihäya 2j, 143: Kleinvieh O. # 2116 = Ta'rih 3, 1956 > Mir'äh, fol. 2211: gallât (Ernteerträge) O. # 2132 = Ta'rih 3,1956: Reis. # 2206 = ebd., 1964: Weizen, Gerste und Reis. # 2340, 2345 = ebd., 1975: Getreide, Datteln und Vieh. # 2831 = ebd., 2014 > Mir'âh, fol. 19J - Tagärib, fol. 62r > 'Uyün 4, jo: Fisch. # 3116 = Ta 'rih 3, 20J3: Gerste. Erstmals # 0340 = ebd., 1762 > Tagärib, fol. 34r - Muntaçam q.g., 687: al-Qâdisïya, aï-Sïfiyä Θ. Erstmals # 09J3 = Ta'rih 3, 1844, und # 1000 = ebd., 1848: Schiffahrt nach Basra. Ferner bspw. # 181J = ebd., 1928: Ausheben eines Kanals zur Verschiffung von Proviant. Zu # 1813 s. o., 81 Anm. J4. # 2370, 2377, 2379 = ebd., 1976F > Tagärib, fol. 59V · Mir'äh, fol. 222V · Sarh 8,179: Eine zerstörte Brücke verzögert das Eintreffen der qawäfd bil-mira (Versorgungszüge) Θ. # 2JJ0 = Ta'rih 3, 1989: al-Muwaffaqs Entscheidung zur Unterbrechung der Versorgung von al-Muhtira. # 258J = ebd., 1991: Versorgungswege von al-Muwaffaqïya. Vgl. Ta'rih 3,2013-2023 passim. Erstmals # 1J43 = ebd., 1904: Vorratss Θ. Ferner bspw. # 2303 = ebd., 1973 > Kämil 7, 242 · Sarh 8,176 Θ, und # 2368 = Ta'rih 3,1976 > Tagärib, fol. J9r · Mir'äh, fol. 222V • Sarh 8,178: Bevorratung®. # 2397, 2399 = Ta 'rih 3,1978 > Tagärib, fol. 59V · Sarh 8, 179: Brunnen und Vorratsdepots Θ. #2401 = Ta'rih 3, 1978 > Sarh 8, 179: Regenwasserbecken Θ. #3014 = Ta'rih 3, 2034 > Kämil7, 262 > Nihäya 2j, i6j: Magazine Θ. # 3303 = Ta'rih 3, 2079 > Kämil 7, 275 > Nihäya 25,180: Dreschtennen Θ. Zu den Markplätzen in al-Muhtära s. u., 222 Anm. 87.

220

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

verbunden sind. Während dieses langen Berichtszeitraumes bilden die logistischen Nachrichten also einen dem Leser schwer zugänglichen Subtext. Mit Beginn des Jahreskapitels 269 h. dagegen beginnt die Logistik einen wesentlichen Bestandteil des Geschehens zu bilden, indem nunmehr die Ursachen und Wirkungen von Versorgungsschwierigkeiten, Belagerung und Belagerungsbruch, Hunger und Desertion in extenso dargestellt werden und schließlich kriegsentscheidende Bedeutung beigelegt bekommen. 78 Gleichzeitig treten die räumlichen Bezüge zurück - alleiniger Schauplatz ist jetzt al-Muhtära - , und es tritt die Figur al-Muwaffaqs hervor, da dieser den Aufständischen den Nachschub abzuschneiden und ihn in seine eigene Heerstadt umzuleiten versteht. Indem die Belange der Logistik in den Mittelpunkt des Textes rücken, drängen sie sich dem Leser als unverzichtbarer, den gesamten verbleibenden Stoff integrierender Erschließungsgesichtspunkt auf. Zudem tragen sie zu der schon mehrfach beschriebenen 'abbäsidenfreundlichen Tendenz bei. Der Subtext gibt Anlaß zu einer konterkarierenden Anschauung: Es ist bezeugt, daß auch die Regierungstruppen Dörfer und Städte zu Versorgungsleistungen zwangen 79 und außerdem Vorräte erbeuteten, die zur Soldzahlung verkauft wurden. 80 Gleichzeitig wissen wir, daß die Aufständischen mitunter auch ohne Gewaltanwendung von Dörfern verproviantiert wurden, die einen silm (Friedensvertrag) mit ihnen geschlossen hatten,8* daß sie einzelne Dörfer gezielt umgingen, um Plünderungen vorzubeugen,83 und daß al-Muhtära regelmäßige Handelsbeziehungen mit Fischern in der Batlha und mit Beduinen unterhielt. 8 ' Nimmt man alle derartigen Nachrichten zusammen, wird deutlich, daß b e i d e Heere sich aufgrund ihrer schieren Zahlenstärke nicht ohne Zwangsmittel versorgen konnten und infolgedessen mit der Bevölkerung in Konflikt gerieten. Der Subtext handelt also auch von der Gewalthaftigkeit des Krieges überhaupt. Dabei sollte uns die ungleichmäßige Verteilung der Plünderungsberichte nicht beeindrucken. At-Tabans polarisierender Gebrauch der Topoi verbietet es

78 79

80

Vgl. a d - D ù r ì , Diräsät, ì o j . # 0460 = Ta 'rib 3,1769: al-Ubulla Θ. # 2099a = ebd., 1955 > Kämil 7, 236 > Nihäya 25,143, und # 2106 = Ta'rih 3,1955: bei al-Haggägiya Θ. Zu Zwangsrekrutierungen s. o., 208 Anm. 3 3

"

*

# 2206 = ebd., 1964: Dörfer im Gebiet von Sulaimän b. Musa aü-Sa'ränl. # 2283 = ebd., 1971: Tahltä/al-Mansüra. S. u., 241-244, 245-248. S. u., 246. Bspw. # 2806a, 2807 = Ta'rib 3, 2013 > Kämil 7, 2$5 > Zubda, fol. 6iv · Nihäya 25, 162 · Eidaya il, 42 · 'Ibar 3, 681 Θ . # 2812-2814, 2 8 2 4 , 282J = Ta'rih 3, 2013 Θ . # 2834, 2835 = e b d . , 2014 > Tagärib, fol. 62r > 'Uyün 4, jo O. # 2841, 2842, 2851, 2852 = Ta'rih 3, 201J Θ. # 2865, 2869, 2870 = ebd., 2016 Θ. # 2900, 2902 = ebd., 2018 > Kämil 7, 255 > Zubda, fol. 6iv · Nihäya 2j, 162 Θ.

Topoi und Subtexte

221

nicht nur, davon auf die historischen Verhältnisse zu schließen, sondern legt auch die Vermutung nahe, daß bereits seine Auswahl aus der Vorlage die Beschaffungsmaßnahmen des Regierungsheeres beschönigt. Betrachten wir nun die Überlieferung der logistischen Nachrichten durch die späteren Schriftsteller. Das den Subtext bildende Gut hat sich in den Berichten großen und mittleren Umfanges leidlich erhalten: Miskawaih, Ibn al-Atlr, Sibt Ibn al-Öauz! und Ibn Abi 1-Hadid geben es im gleichen Verhältnis wieder, wie sie den Gesamtumfang des Aufstandsberichts verringern, und unter den von ihnen abhängigen Schriftstellern gilt gleiches für den Anonymus der 'Uyün, Baibars und an-Nuwairl. Logistisches Gut bleibt nie erhalten, wenn der engere Kontext wegfällt; indessen ist die Nachbarschaft zu einem anderen Gut, dem die Überlieferung recht eigentlich gilt, für die Übernahme unabdingbar. Offensichtlich haben auch at-Tabarls Nachfolger die Logistik nicht als überliefernswerten historischen Sachverhalt aufgefaßt, sondern sie bloß beiläufig von der Weglassung ausgenommen. Die kurzen Aufstandsberichte bieten fast gar keine logistische Nachricht mehr. Erstaunlicherweise wird die Aufwertung der Logistik zu einem Bestandteil des expliziten Textes von den späteren Schriftstellern nicht nur nicht nachvollzogen, sondern hat vermehrte Weglassung zur Folge. Besonders deutlich zeigt sich das an jenem Teil von at-Tabarls Bericht, der die Logistik am weitesten in den Vordergrund stellt. Er schildert über zehn Seiten des Jahreskapitels 268 h. hinweg mit großer Lebendigkeit die Unterbrechung der Nachschublieferungen nach al-Muhtära, die stets vereitelten Ausweichversuche der Aufständischen und ihre folglichen Entbehrungen. Von 25 diesbezüglichen Nachrichten84 bewahrt Ibn al-Atlr sechs, Ibn Abi l-Hadld vier und Sibt Ibn al-öauzl gerade noch drei.8' Die ausnehmend starke Raffung gerade dieses Abschnittes können wir nur so verstehen, daß der logistische Hintergrund des Aufstandes und der 'abbäsidischen Feldzüge den späteren Schriftstellern nicht überliefernswert erschien. Die meisten teilen lediglich das Ergebnis mit, die schließliche Hungersnot in al-Muhtära; der Bericht hiervon mündet sogleich in den Topos des amän und eilt überdies den späteren Nachrichten von Kannibalismus voraus.86 Wir bemerken also eine Zäsur im Berichtsgang: Stoßen logistische Nachrichten während des

84

Ta 'rib 3, 2013-2023. # 2912, 2913 = ebd., 2019 > Tagärib, fol. 62Γ > 'Uyün 4, jo; Muntafam j.2, 64; Kämil 7, 2 j j > Zubda, fol. 6iv (# 2912) • Nibdya 25,162 · Ta 'rih al-isläm 20, 21; Sarh 8,195 · Mir'äh, fol. 224v/22jr: Blockade von al-Muhtära, völliger Mangel an Brot Θ. # 291 j = Ta'rih 3, 2020 > Muntaçam 5.2, 64; Kämil η, 2 j j > Zubda, fol. 6iv · Nibäya 2j, 162 · 'Ibar 3, 681; Sarh 8,195: Nahrungsmittelsuche fern der Stadt Θ. # 29J4 = Ta 'rib 3, 2023 > Mir'äh, fol. 22jr O. # 2914 = Ta'rih 3, 2019 > M u n t a $ a m j.2, 64 · Kämil7, 2j6 > Zubda, fol. 6iv · Nibäya 25,162 • 'Ibar 3, 681: Bitte um den amän o. Zur Menschenfresserei s. o., 20J Anm. 15.

222

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

langen Berichtszeitraumes bis ins Jahr 268 h. auf Achtlosigkeit, welche immerhin die zufällige Erhaltung einer durchschnittlichen Anzahl von Nachrichten begünstigt, so ist in den beiden letzten Jahreskapiteln - im Gegensatz zu der sonst festgestellten Verengung der Überlieferung und der Akzentuierung topisierter Stoffe - eine allem Anschein nach absichtsvolle Abwendung davon festzustellen. Sie bedeutet zugleich eine Abkehr v o n at-Tabarïs Darstellungsweise, die nicht zuletzt der Abneigung gegen seine zum Ende hin wachsende Redundanz zuzuschreiben sein dürfte. Es kann schließlich nicht verwundern, daß die späteren Schriftsteller kaum einschlägiges Sondergut haben, und daß dieses wenige keinerlei neue Erkenntnis birgt. 87

Landwirtschaft Z u den v o n der arabischen Chronistik üblicherweise vernachlässigten Sachverhalten gehören die Landwirtschaft und das Leben der bäuerlichen Bevölkerung. A u c h in at-Tabarïs Aufstandsbericht kommt ihnen obenhin keine Geltung zu. Indes führen uns die Nachrichten von Plünderungen, der Belagerung al-Muhtäras und den Belangen der Logistik vor Augen, daß beide Parteien der Verfügung über Getreide, Reis, Datteln und Schlachtvieh bedurften. 88 Wenden wir uns daher auch den anderen Mitteilungen über die Wirtschaftstätigkeit während des Aufstandes zu. Was zunächst mögliche Nachrichten über den Lebensunterhalt von Personen oder Bevölkerungsgruppen betrifft, entspricht das Ergebnis der geringen Erwartung: Weder bei at-Tabarï noch einem der späteren Schriftsteller ist ausdrücklich von Bauern, Landarbeitern oder anderen agrarischen Gruppen die Rede, lediglich zeigt kollektives ahi in Verbindung mit einem Ortsnamen (das Volk von ...) ihren Anteil am Geschehen. Allein die agrarische Tätigkeit der Zang-Sklaven vor Aufstandsbeginn liegt offen zutage. 8 ' Hingegen n i m m t at-Tabarl des öfteren das Wirtschaftsleben in den Städten und größeren Ortschaften des Aufstandsgebietes zur Kenntnis, indem er v o n tuggär (Kaufleuten, Markthändlern), 90 süq und aswäq (Markt, Märkten), 9 ' süqa (Marktgesindel), 92 amti'a und tigärät (Waren) 93 und ei-

7

gg g 90 91

>dd

# 0041, 0042 s. o., 204 Anm. 14. 'dd# 0079 = Tagärib, fol. 44V > 'Uyün 4, 23: ista'kalübä (die Aufständischen zehren die Erträge des Landes auf) Θ. ad # 0088a = Tagärib, fol. 6ir > 'Uyün 4, 49: Mangel in al-Muhtâra O. ' dd # 0090, 0091 = Tagärib, fol. 62V: Aufständische befördern Proviant auf Schiffen und erbeuten weiteren Proviant O. >dd# 0377 = 'Ibar 3, 674: Abü l-'Abbäs will die Versorgung von Süq al-Hamïs/al-Manï'a unterbrechen O. S. o., 2 1 9 Anm. 7 4 . S. o., 48f. Zu der behaupteten Tätigkeit als dabbäsün und tämmärün s. o., j2. # 0444 = Ta 'rib 3,1768. # 2591 = ebd., 1991. # 31J1 = ebd., 20j6. # 1846 = ebd., 1932: an-Nu'mânîya. # 2 j j j = ebd., 1989: al-Muwaffaqlya. # 2866 = ebd., 2016: Basra O. Zu al-Muhtära: # 2740 = ebd., 2006. # 3009 = ebd., 2034. # 3016 = ebd.,

223

T o p o i und Subtexte

nem qairawân (Karawane)94 spricht. Diese Nachrichten werden von den Späteren durchschnittlich gut überliefert, bei Ibn Abi 1-Hadld kommen gar einige Hinweise auf Märkte und Händler hinzu. 95 Auch in der Forschung wurde dem Handel schon früh Aufmerksamkeit zuteil 96 Hinweise auf die Landwirtschaft begegnen ebenfalls. An 14 Stellen spricht at-Tabarl von nahl (Palmenhainen), 'imärät, mazäri' oder ard fi ΖΛΤ (Pflanzungen), dem sawâd (Kulturland) eines Ortes oder von diyä' (Landgütern); 97 einmal werden gawâmïs (Wasserbüffel) erwähnt, die wichtigsten Zugtiere in den Sumpfgebieten. 98 Wiederum fallt das meiste davon bei den späteren Schriftstellern weg. Selbst Ibn al-Atir und, ihm folgend, an-Nuwairï geben nur vier Stellen wieder. Infolgedessen übergehen die meisten auch zwei Mitteilungen über den von 'All b. Muhammad eingezogenen harägP Das ist merkwürdig, denn dieser wichtigste Terminus technicus des islamischen Grundsteuerrechts, der unmißverständlich eine gewisse territoriale und administrative Festigkeit der Herrschaft 'All b. Muhammads anzeigt, kann den Schriftstellern nicht entgangen sein. Vermutlich liegt die Vernachlässigung dieses Überlieferungsgutes an der Parteilichkeit der Schriftsteller. Das gilt nicht für Ibn Abi 1-Hadld, der auf die Beibehaltung des betrag durch die Aufständischen hinweist.100 At-Tabarl spricht außerdem davon, daß die Aufständischen einen Kanal anlegten, der dem Nahrungsmitteltransport diente. Die Schonung der Anrainer und ihrer Vorräte währenddessen sowie die Zuführung von fa 'ala (Arbeitern) zeigt den friedlichen Charakter der Unternehmung und legt die Annahme nahe, daß der Kanal auch dem Bewässerungsfeldbau dienen sollte. Diese Nachricht wird von Ibn al-Atir nur in entstellter Form überlie-

2035 Θ. # 3112 = ebd., 2053. # 3136,3138 = ebd., 20JJ. # 3149,31J3 = ebd., 2056. # 3219 = ebd., 2067. # 3299 = ebd., 2078 Θ. 92

# 3152 = ebd., 2056 Θ.

93

# 2554 = ebd., 1989. # 2585 = ebd., 1991 Θ. # 2588 = ebd., 1991. # 2814 = ebd., 2013 Θ.

94

# 2j88 = ebd., 1991.

9, $

idd#

0202 = Sarh 8,146 Θ. M * 0248 = ebd., 187 Θ. i d d # 02J3 = ebd. 200 Θ.

N ö l d e k e , Skizzen, i6jf; ad-Düri, Diräsät, l o j . 97

# 047J = Ta'rib3,1769.

# o j 8 j = ebd., 1775. # 0820 = ebd., 1786. # 0835 = ebd., 1834. # 0898

= ebd., 1838: mä ward 'aha (das Umland von Gubbä). # 1321 = ebd., 1869. # 2426 = ebd., 1979. # 2589 = ebd., 1991. # 2618 = ebd., 1994. # 2984 = ebd., 2030 > Sarh 8, 197 · Kämil 261 > Nihäya

7,

2j, 164 · 'Ibar 3, 681 O. # 3023e = Ta'rib 3, 2040 Θ. # 3173 = ebd., 2059 Θ.

# 3321 = ebd., 2081. # 3329 = ebd., 2082. # 3336 = ebd., 2083. Vgl. diyä' Θ. " w # 0174 = Kämil7,146

> Zubda,

fol. 53V · Nihäya

idd#

0052 = Murüg, § 3184:

2j, 148: 'imärälihä

Θ.

# 2106 = Ta 'rib 3,1955 ©. 99

# ιι66 = ebd., 1857 > Sarh 8,118 Θ. # 1946 = Ta 'rib 3,1943 > Kämil Nihäya

Muhtära. S. o., 219 A n m . 77. i Zubda,

fol. 48Γ •

25,138 · 'Ibar 3, 672 Θ. Ebenso bei der Nachricht von bayädir (Dreschtennen) in al-

0232, 0237 = Sarh 8, i 6 j Θ.

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

224

fert.101 Wieder einmal verdanken wir also einer einzigen Nachricht eine grundsätzlich wichtige Einsicht, daß nämlich die Aufständischen nicht nur plünderten und zerstörten, sondern auch zu einer konstruktiven Unternehmung imstande waren. Aufs Ganze gesehen, weist das spärliche und dabei stofflich aufgefächerte Gut zur Landwirtschaft und bäuerlichen Bevölkerung keinen Schematismus auf, der mit dem des logistischen Uberlieferungsgutes vergleichbar wäre. Jedoch sind die Nachrichten von bestimmten Feldfrüchten, von Kulturland, Grundsteuer und Wasserbau symptomatisch dafür, daß ein gewisses Verständnis der Landwirtschaft als Vorbedingung sowohl der Versorgung der Heere als auch des Handelsverkehrs und der Märkte von alMuhtära und al-Muwaffaqlya gegeben war. Dieses Verständnis ist gewiß áailamas persönlicher Anschauung der Ereignisse und seinem Standort innerhalb des Aufstandsbewegung zu danken. Sein Bericht wird zumindest einen agrarischen Subtext geborgen haben, wenn nicht gar eine hauptsächliche Betrachtung der Landwirtschaft an der Oberfläche des Textes. Wie untergründig auch immer, sind davon bei at-Tabarl und bei Ibn Abi 1Hadld 102 nurmehr disiecta membra zu erkennen, und bei den von diesen abhängigen Aufstandsberichte entbehren sie vollends des Zusammenhangs.

Sklaverei Abschließend sei ein dritter untergründiger Zusammenhang kurz erwähnt, der sich aus den Nachrichten von der Versklavung von Gefangenen durch die Aufständischen ergibt. Bekanntlich war das Institut der Sklaverei fest im islamischen Recht verankert und begegnete bis in die Neuzeit keiner grundsätzlichen Kritik.103 Um so auffälliger ist das Nebeneinander von Abscheu und Indifferenz einiger, nicht aller Schriftsteller vor der von den Aufständischen geübten Sklavenhaltung. Wir erinnern uns, daß die Verworfenheit der Aufständischen besonders daraus erhellt, daß sie in den eroberten Ortschaften muslimische Frauen und Kinder zu Tausenden raubten, zu Mägden oder Konkubinen machten und schwängerten, selbst wenn 'alîdische Abstammung sie adelte, und auf dem Markt verhandelten, 104 so daß 'All b. Muhammads anfängliches Versprechen an die Adresse der Zangyuridu an \..\yumallikahum al-'abtd(daß er ihnen Besitz an Sklaven verschaffen

# 1813 = Ta 'rib 3, 1928 > Kämil 7, 223 > Zubda, FOL. 44V · Nthäya 25, I3JF · 'Ibar 3, 670 Θ. S. o., 94 A n m . 54, 219 A n m . 76. # 1827 = Ta'rih 3,1928 o .

Von ihm stammt auch das meiste Sondergut: Zu add# 0202, 0248, 0253 s. o., 223 Anm. 95. Zu i Sarh 8 , 1 3 4 Θ. # 3 1 9 1 = Ta'rih 3 , 2 0 6 2 > Kämil η, ιηο > Zubda, FOL. 68R • Nihäya 2 5 , 1 7 5 Θ. # 3 2 2 9 = Ta'rih 3 , 2 0 6 8 > Kämil 7 , 2 7 2 > Nihäya 2 J , 1 7 6 ; Mir'äh, FOL. 2 2 9 Γ > Ta 'ñh al-isläm 2 0 , 3 3 Θ. # 3 2 2 7 = Ta 'rih 3 , 2 0 6 8 > Kämil 7 , 2 7 2 > Nihäya 2 5 , 1 7 6 > 'Ibar 3 , 6 8 7 ; Mir'äh, FOL. 2 2 9 R Θ. # 0129A =

6

107

Nihäya

Ta'rih3,1751

25,108;

c

0. o., 1JO. 1. SCHNEIDER, Imprisonment in Pre-Classical and Classical Islamic Law, in: Islamic Law and Society 2 (199J), 158-166,169^ 172.

226

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

sie i h m mit Zwangsmitteln nicht b e i k o m m e n konnten, offerierten sie bei gleich drei Gelegenheiten den R ü c k k a u f der Sklaven. Dabei behandelten sie ihn wie ihresgleichen, indem sie ihn gemahnten, die Z a n g würden i h m genauso entlaufen, wie sie ihnen entliefen. 1 0 9 Zweimal boten sie i h m f ü r jeden v o n diesen f ü n f Dinar. 1 1 0 Das verfehlte nicht seine W i r k u n g auf die Zang, die n u n fürchteten, an ihre alten Herren zurückgegeben zu werden. 1 " A u c h diese Nachrichten haben sich nur ausnahmsweise erhalten. Das f ü h r t uns zuletzt zu den Mitteilungen darüber, was mit den Sklaven geschah, wenn sie auf die eine oder andere Weise wieder unter die alte Herrschaft fielen. V o m Beginn des Aufstandes bis ins J a h r 267 h. scheinen nur sehr wenige Z a n g lebend überwältigt worden zu sein. Bis auf einen v o r Ort Hingerichteten 1 1 3 wurden sie eigens nach S ä m a r r ä ' gebracht, damit sie coram p u b l i c o gemartert würden. Offensichtlich trug m a n damit einer allgemeinen E m p ö r u n g über die Z a n g Rechnung; einmal kam die 'ämma (Plebs) sogar dem Spektakel zuvor und lynchte sie." 3 So k n a p p diese Nachrichten schon bei at-Tabarl gehalten sind, fallen sie bei den meisten späteren Schriftstellern ganz weg. Ausnehmend gut erhalten sind hingegen Berichte über die Marterungen namhafter Heerführer, die keine Z a n g waren." 4 Als d a n n al-Muwaffaq sich auf die Strategie des amän besonnen hatte, wurden die gefangenen ebenso wie die freiwillig übergelaufenen Z a n g geehrt, beschenkt u n d seinen Offizieren unterstellt." 5 Folgerichtig hören wir nichts davon, daß bei A b ü l-'Abbäs' schließlichem T r i u m p h z u g in Bagdad besiegte Z a n g zur Schau gestellt worden wären," 6 und »natürlich dachte niemand daran, Ansprüche der früheren Herren auf ihre Sklaven irgend in Erwägung zu ziehen«, wie schon N Ö L D E K E bemerkte." 7 Anders erging es et-

109

113

1,4

"

7

# 0117 = Ta 'rib 3,17J0 > Tagärib, fol. 32V > 'Uyün 4,16; Muntaçam q. g, 685 · Kämt! 7, 142 · Sarh 8,134 O. # 0219 = Ta 'rih 3,1756 > Tagärib, fol. 34r; Nihäya 2j, 107 o. # 0269a = Ta 'rib 3,1759 Θ. # 0230 = Ta 'rib 3, 17j6 > Muntagam q. ¿., 686 Θ. # 2600a = Τα 'rib 3,1993 > Sarh 8,187: Sandal az-Zangï Θ. Vgl. ldd# 0026 = Murüg, § 3179 Θ. # 1207a = Ta 'rih 3, i8j9 > Muntagam j.2, 8 · Kämil 7, 178 > 'Ibar 4, 30: vierzehn Zang Θ. # 1418 = Ta'rih 3,1880 > Muntaçam 5.2,19; Zubda, fol. 22r; Bidäya 11,31: eine Gruppe von Zang aus al-Ahwäz gelyncht Θ. #1324 = Ta'rib 3, 1870: Zerstückelung von Yahyä b. Muhammad al-Azraq al-Bahräni. # 1206: Enthauptung des qädi der Aufständischen von 'Abbädän. # 3440 = ebd., 209J: Marterung von Qirtäs. Vgl. #3535 = ebd., 2136: Verbrennung und Enthauptung Sailamas s. a. 280 h. Zu den Verwechslungen zwischen den Hinrichtungen dieser beiden und dem Tod 'Ali b. Muhammads s. o., 95 Anm. 63,178 Anm. 27. S. o., 213-216. Vgl. # 2916 = ebd., 2020 > Muntayim 5.2, 64 · Kämil 7, 255: Hinrichtung von Zang, die den amän ablehnen Θ. Nicht näher identitifiziert # 265J = Ta'rib 3, 1998: Hinrichtung zweier Schiffsbesatzungen Θ, und # 3289 = ebd., 2077: Hinrichtung von Aufständischen. Gezeigt wird nur der Kopf'All b. Muhammads; # 3483 = ebd., 2097. N Ö L D E K E , Skizzen, 176.

Topoi und Subtexte

227

lichen in den letzten Tagen des Kampfes versprengten Zang, die in die Hände von Beduinen fielen und erneut versklavt wurden; die kurze Notiz davon findet sich nur bei Miskawaih und Ibn Abi 1-Hadld wieder." 8 Unter diesen Umständen erregt die Tatsache der Erhebung gegen die Sklaverei weder bei at-Tabarï noch einem der Späteren Anstoß. Wir können somit festhalten, daß die Nachrichten vom Ausbruch der Sklaven aus der Sklaverei und ihrer eigenen Sklavenhaltung trotz der zeitgenössischen Empörung hierüber sich in keinem der Aufstandsberichte zu einem den Text integrierenden Erschließungsgesichtpunkt verbinden. Wie die Landwirtschaft war die Sklaverei kein der Geschichtsschreibung würdiger Sachverhalt.

11

# 3436 = Ta 'rih 3, 2094 > Tagärib, fol. 66v · Sarh 8, 212 O. Vielleicht sind sie die Vorfahren jener 6000 >Zang< - wenn man den Namen gelten läßt - , die im Jahre 355/966 in Oman im abüsa'ididischen Heer dienten; Miskawaih, Tagärib, in: Eclipse 2, 217 (5, 230). Vgl. die Erwähnung von 30 000 schwarzen Sklaven in al-Ahsä' im Jahre 443/1051 durch Näsir-i Husrau; s. o., 55 Anm. 125.

Zehntes Kapitel

Sozialgeschichtlicher Gehalt Die letzte Untersuchung gilt dem Betragen der Aufständischen gegenüber der Bevölkerung des Aufstandsgebietes und dieser gegen jene. Sie soll einerseits in der Sache über den gesellschaftlichen Ort des Aufstandes A u f s c h l u ß geben, weil hierüber die Zang-Forschung uneins ist, u n d andererseits im H i n b l i c k a u f den Kompilationsprozeß den Wert oder Unwert der A u f standsberichte als sozialgeschichtliche Quellen erweisen. V o r dem methodischen Ansatz sei auf die vier vorliegenden historischen Deutungen hingewiesen. In der älteren Forschung, die das M o m e n t der Erhebung v o n Sklaven gegen die Sklaverei hervorhob, erscheinen die Aufständischen als Zerstörer des Landes und der Städte und M ö r d e r an der Bevölkerung. So urteilte G. FLÜGEL, der »Wüterich Ali« habe mit H i l f e der Zang, die »gleich wilden Tieren hausten«, »vierzehn J a h r die blutige Geißel geschwungen«, 1 C . LANG brandmarkte die »Mordgier u n d Zerstörungswuth der Zeng«, die » M o r d w u t h der Bluthunde« in ihrer »viehischen Roheit«, 2 und NÖLDEKE, mit dessen meisterlicher A b h a n d l u n g die Zang-Forschung recht eigentlich begann, schrieb: »Die rohen Negersklaven wateten im Blut der Freien«. 3 Solch pejorative Darstellungen findet m a n mitunter heute noch. In einem 1990 veröffentlichten Artikel der »Encyclopaedia Iranica« erscheinen sie als »the rebellious black slaves w h o f o r fifteen years (255-70/ 869—83) terrorized Southern 'Iraq«. 4 Indes n a h m schon NÖLDEKE eine wichtige Differenzierung vor: Es scheint, als habe er ['Ali b. M u h a m m a d ] sich M ü h e gegeben, auch die Bewohner der D ö r f e r , die z u m großen Theil, wenn nicht sämmtlich, in Abhängigkeit v o n v o r n e h m e n oder reichen Herren standen, f ü r sich zu gewinnen. Vielleicht hatte er damit mehr Erfolg, als unsre Nachrichten aussagen. Freilich ließ er gar 1

3 4

G. F L Ü G E L , Geschichte der Araber bis auf den Sturz des Chalifats von Bagdad, Bd. 3, Leipzig 1840, 185, 188. Die noch ältere Literatur verzeichnet P O P O V I C , Révolte, 32f Nrn. 103107. C. L A N G , Mu'tadid als Prinz und Regent [aus Ibn al-Mu'tazz' Diwan], in: Z D M G 40 (1886), 6o8f. N Ö L D E K E , Skizzen, 167, vgl. 184. F . D A F T A R Y , Carmatians, in: E. Y A R S H A T E R (Hg.), Encyclopaedia Iranica, Bd. 4, London 1990, 824a. Ebenso DERS., Ismä'llls, 116. Im Vorgriff auf den Zang-Artikel der Encyclopaedia of Islam übernommen von E. V A N D O N Z E L (Hg.), Islamic Desk Reference, Leiden 1994, 488. Der jüngst erschienene Enzyklopädieartikel urteilt hingegen ausgewogen; E I 2 1 1 , 44jb-446b (A. P O P O V I C , Zand] 2.)

Sozialgeschichtlicher Gehalt

229

manches Dorf als feindlich ausplündern, aber die Verpflegung seiner großen Massen ist doch wahrscheinlich in ziemlichem Maaße durch Connivenz [Duldung] der Bauern erleichtert worden.5 Diese Vermutung k o m m t seit den fünfziger Jahren vor allem durch arabische Forscher, namentlich AS-SÄMIR, K H A L I F A und ' U L A B I , zur Geltung. Sie verstehen den Aufstand - analog dem des Spartacus (73-71 v. Chr.) - als den Ausbruch einer geknechteten gesellschaftlichen Klasse, der sich nicht grundsätzlich gegen andere Depravierte richtete, sondern v o n ihnen Zustrom erhielt. 6 Auch H A L M bestätigt die den Aufstand teilweise unterstützende Rolle der Landbevölkerung. Als treibende Kraft des Aufstandes sieht er jedoch die nach gesellschaftlicher Anerkennung strebenden mawäli, welche die Zang als »Waffe gegen die arabische Stammesaristokratie« in Stellung brachten. 7 Er weist damit sowohl den Sklaven wie auch der beteiligten Landbevölkerung lediglich eine dienende Stellung zu. Schließlich haben ROTTER, MORONY u n d LAPIDUS gezeigt, d a ß d i e V e r b i n d u n g v o n

Sklaven-

und Landbevölkerung auf agrar- und siedlungsgeschichtlichem Hintergrund zustandekam, bestehend in der seit dem 1./7. Jahrhundert geübten Landerschließung und innovativen Landwirtschaft mit Hilfe allochthoner, doch nie ganz botmäßiger Arbeitskräfte. 8 Die vorangegangenen Untersuchungen zur Versorgung der Heere und der Lagerstädte haben Anhalt für die Richtigkeit der letztgenannten Deutung gegeben, daß nämlich die Bevölkerung weder in toto der Bedrohung durch die Aufständischen ohnmächtig ausgesetzt noch in ständiger Konfrontation mit ihnen begriffen war, sondern daß sie allenthalben zwischen Duldung, Unterstützung und Abwehr der Aufständischen zu wählen vermochte. N u n gilt es festzustellen, welche von at-Tabarïs Auskünften über die sozialen Beziehungen im Aufstandsgebiet später zur Überlieferung ausgewählt wurden. Z u diesem Zweck betrachten wir zunächst unter dem Begriff >soziale Gruppe< die Nachrichten der Variablen 1 a, c und d, betreffend personale Akteure. Sodann betrachten wir anhand der Variablen 2 a - d , wie die sozialen Gruppen sich zu den Aufständischen und wie diese sich zu ih-

I

7

N Ö L D E K E , Skizzen, 163. Zu A S - S Ä M I R , K H A L I F A und ' U L A B Ï S. O., 29 Anm. 5. Zurückhaltender A D - D Ü R I , Diräsät, j6(, 83, 105. Vgl. die Dramatisierung von Ί . A L - M A D A N Ï , Taurat az-Zang, Tunis 1974 (mir nur in Übersetzung zugänglich: The Zanj Revolution, in: S . K H . J A Y Y U S I / R . A L L E N [Hg.], Modern Arabic Drama, Bloomington 199}, 159-185). Der Vergleich mit Spartacus bei T. HuS A I N , Tauratän, in: al-Kâtib al-misrt 2 (1946/47), 553-574 (Repr. in: DERS., Alwin, Kairo '1958, 164-187); EI' 1, 1313a ( L . M A S S I G N O N , Zandj); C A H E N , Évolution sociale, 456; DERS., Leçons 2, 23; ' U L A B Ï , Taurat al-'abid, 43-63. Implizit schon bei N Ö L D E K E , Skizzen, 158. Näher liegt der Vergleich mit dem von Eunus geführten Aufstand (136-132 v. Chr.), den aber nur M A S S I G N O N bemerkt hat. H A L M , Traditionen, 52, vgl. 6, 42, 46. Kritik an der älteren Deutung ebd., 42. S. o., 31 Anm. 8,36 Anm. 28.

230

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

nen verhielten, und ferner, welcher Art die Beziehungen zwischen den Bevölkerungsgruppen und den Regierungstruppen waren. Dabei sprechen wir von sozialen Konstellationen und unterscheiden drei grundsätzliche Möglichkeiten: Konfrontation, Kooperation und Neutralität.

Soziale Gruppen Bei der Frage nach historischen Verhältnissen, die uns durch die europäische Wissenschaftsentwicklung seit dem 19. Jahrhundert als genuin gesellschaftliche erscheinen, müssen wir uns vor Augen halten, daß das Konzept >Gesellschaft< dem mittelalterlichen arabisch-islamischen Denken fremd ist und sich weder mit umma (Gemeinde) noch sonst einem eigensprachlichen Ausdruck ineinssetzen läßt. 9 Daher finden sich im Schrifttum auch keine Begriffe zur Untergliederung der Gesellschaft, die uns dazu dienen könnten, soziale Akteure unter einem e i n h e i t l i c h e n Gesichtspunkt zu bestimmen. So hat M . RODINSON gezeigt, welch schwache Korrespondenz etwa zwischen tabaqa und dem Konzept der sozialen Klasse besteht. 10 Obwohl - und weil - auch seither kein methodisch sicherer Weg zu einer historischen Sozialstrukturanalyse gefunden wurde," herrscht weithin Beliebigkeit im Umgang mit Begriffen wie >Klasse< und >Schicht Mir'âh, fol. 22jv; Bidâya il, 42 Θ. # 3021 = Ta 'rih 3, 2036. # 3439 = ebd., 209J.

23

Z u Yahyä b. Muhammad # 0015 = ebd., 1744 > Kämil 7 , 1 4 0 · Sarh 8,129: ragul kaiyäl (ein Kornmesser) Θ. Z u Muhammad b. Salm al-Hagari und einem 'Ali # 0029,0032 = Ta 'rih 3, 1745 > Sarh 8,131: al-Qassäb (der Fleischer) bzw. ad-Darräb (der Münzer) Θ. Z u Fath # 01 j o = Ta 'rih 3 , 1 7 5 2 > Tagärib, fol. 33Γ · Kämil η, 143 > Nihäya 2J, 108; Sarh 8, 135, # 0466 = Ta'rih 3, 1769, und # 0482 = ebd. > Kämil 7, 144 · Nihäya 25, 110: al-Haggäm (der Bader) Θ. Desgleichen zu einem Anonymus # 0 2 7 1 = Ta'rih 3, 1759 Θ. Z u öabbäs # 1 4 7 9 = ebd., 1900, # 1569 = ebd., 1906, und # 1728 = ebd., 1923: al-Hädim (der Eunuch) o. Z u 'Ali b. "Umar # 2838 = ebd., 2014: an-Naqqäb (der Bergmann) Θ. Zu Nadir al-Aswad # 3410 = ebd., 2092 > Sarh 8, 210: al-Haffär (laut HALM, Traditionen, 45: der Steinmetz, wohl eher: der Kanalschaufler; vgl. SHATZMILLER, Labour, 101) o. Nädir ist möglicherweise mit Abu Na'ga Nadir identisch; # 0740 = ebd., 1782 Θ. Häufiger übernommen wird die Berufsbezeichnung eines 'Abbäd: # 1320 = Ta 'rih 3,1869 > Tagärib, fol. 45V · Sarh 8,157: mutatabbib (Quacksalber) - gegen Kämil 7 , 1 7 6 > Nihäya 25,123 · 'Ibar 3, 649: tabib (Arzt) Θ. Sehr häufig kehrt die Angabe zu Ca'far b. Ibrählm wieder: # 2772 = Ta 'rih 3, 2009: as-Saggän (der Kerkermeister).

Sozialgeschichtlicher

233

Gehalt

leute 'All b. Muhammads mit Namen zu, die auf persische Herkunft hindeuten,54 und ebenso verhält es sich mit dem einzigen bekannten Anhänger von anscheinend indischer Herkunft, Nasr as-Sindï,' 5 sowie mit zwei Anhängern von anscheinend byzantinischer Herkunft, Nasr ar-Rüml 26 und Wasïf ar-Rüml/ 7 die ausweislich ihrer arabischen Eigennamen Muslime waren. Die Beschränkung der Schriftsteller auf die bedeutendsten Heerführer läßt nicht an ein ausgeprägtes Gespür für den Anteil der mawâlï an dem Aufstand denken. Ibn Abi 1-Hadïd bringt noch die größte Aufmerksamkeit für sie auf. Gelegentlich der ethnisch-geographischen Herkunftsbezeichnungen sei auch der Jude Mändawaih bemerkt, der aus der Oase Haibar im fernen alHigäz stammte, welche im Jahre 7/628 vom Propheten erobert worden war. Mändawaih soll zu Beginn des Aufstandes einen Abend lang mit 'All b. Muhammad über die Ankündigung seines Kommens durch die Thora, über Male an seinem Körper und andere, von H A L M als messianisch erkannte Zeichen disputiert haben.28 Die Figur ist daher schwerlich für historisch zu nehmen. Auch sie wird von nahezu allen späteren Schriftstellern übergangen/ 9 Schwarze Sklaven Die meistgenannte Gruppe überhaupt sind die den Aufstand hauptsächlich tragenden Salpetersklaven. Sie werden von at-Tabari und allen späteren Schriftstellern unzählige Male mit dem Sammelnamen Zang oder Zunüg belegt, dessen gentile Bedeutung und dessen Bindung an eine grob umrissene ostafrikanische Herkunft und mithin an schwarze Hautfarbe wir in Kapitel 2 zustimmend diskutiert haben. Die auf ihre Tätigkeit und ihre Unfreiheit hinweisende Bezeichnung gilmän aS-sürag (Salpetersklaven) oder gilmän aï-ïûragïyïn (Sklaven der Salpeterunternehmer) findet sich bei at-Tabarl dagegen nur achtmal, und zwar ausschließlich im ersten Jahreskapitel. Die ersten vier Nennungen werden von Miskawaih, Ibn Abi 1-Hadïd und 24

# 0404 = ebd., 1766: Sairän b. ' A f w a l l ä h Θ. S. o., 127 A n m . j . # 2213 = ebd., 1964 > Sarh 172, # 2266 =

Ta'rih % 1969, u n d

8,

# 2328 = ebd., 1974: A b u W ä t i l a M u h a m m a d b. H i s ä m al-

K i r m â n ï Θ. # 2328 = ebd., 1974: dessen S o h n ' A b d a l l a h o . # 2638 = ebd., 1996: A h m a d b. az-Zarangi Θ. # 2114 = e b d . , 1955 Θ. # 1625 = ebd., 1911 >

Tagärib, fol. j 2 r Θ. # 2637 = Ta'rih3,1996 Θ. Kämil 7, 224 > Zubda, fol. 4 j r • Nibäya 2 j , 137: Ν .

# 1865 = ebd., 1934 - gegen

Ν. o.

HALM, T r a d i t i o n e n , 33Í. S. o., 2iif. 29

# 0286 = w a i h Θ.

Ta 'rib 3 , 1 7 6 0 : M ä n d a w a i h

- gegen

Muntaçam q. ¿,

687: Ν . N . ·

Sarh

8,141: Mära-

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

234

ein, zwei bzw. drei weiteren übernommen, die anderen vier fallen vollständig weg.3" Einige Schriftsteller wie Ibn al-ôauzï, Sibt Ibn al-öauzl, Baibars und ad-Dahabl teilen dem Leser gar nichts über die Verwendung der Sklaven und die Salpeterwirtschaft mit. Auch von gilmän im allgemeinen spricht at-Tabarl hernach nur noch wenige Male, und die anderen lassen den Ausdruck ganz fallen. 3 ' Das mag daher kommen, daß es galt, Verwechslungen mit den später am Kampf beteiligten schwarzen Gardisten al-Muwaffaqs oder Lu'lu's, die gleichfalls gilmän, gilmän as-südän oder südän genannt wurden, zu vermeiden. 33 Eine derartige Verwechslung unterläuft Ibn Abi 1-Hadld hinsichtlich des Gardisten Tâbit. 33 Möglicherweise heißen die Zang aus demselben Grund nur ganz zu Anfang südän (Schwarze).34 Andere Schwarze, die von den Zang geschieden werden, an-Nüba und al-Qarmätiyün, treten bei at-Tabarl nur einmal zu Beginn auf,35 so daß der Leser glauben muß, daß sie eine verschwindend kleine Minderheit gegenüber den Zang darstellten. Die späteren Schriftsteller verzichten auf ihre Erwähnung. Zusätzliche Verwirrung können die auf eine afrikanische Herkunft weisenden Nisben einiger Einzelpersonen stiften, die vermuten lassen, daß es sich bei ihnen um Sklaven handelte. Mit wenigen Ausnahmen fehlen auch sie bei den Späteren.36 Als letzte gezielte Weglassung eines schwer verständlichen Gruppennamens sei auf den Wegfall der Erwähnung 30

# 0068 =

Ta 'rih 3,

1747 >

Tagârib,

fol. 32r ·

Kâmil 7 , 1 4 2

>

Nihâya

25,107 ·

7bar 3, 638;

4,

38; Sarh 8, 132 Θ. # 0074 = Ta'rib 3, 1748 > Tagârib, fol. 32r · Kâmil 7, 142 · Sarh 8, 132 Θ. # 0084 = Ta 'rib 3, 1749 > Tagârib, fol. 32r > 'Uyün 4, 16; Sarh 8, 132 o. # 0103 = Ta 'rib 3, 1749 > Tagârib, fol. 32V > 'Uyün 4, 16; Kâmil 7, 142 · Sarh 8, 132 ©. # 0240 = Ta 'rih 3, 31 32

1757 Θ. # 02j6 = ebd., 1758 Θ. # 0343a = ebd., 1762 O. # OJ96 = ebd., 1776 Θ. # 0678 = ebd., 1779 o . # 0722 = ebd., 1781 O. # 0739 = ebd., 1782 Θ. Bspw. # 2 3 7 5 = ebd., 1 9 7 7 > Tagârib, fol. 5 9 V · Mir'âh, fol. 2 2 2 V · Sarh Ta'rib 3 , 1 9 9 J > Sarh 8,188 ©. # 2 9 1 6 = Ta'rib 3 , 2 0 2 0 > Munlapim j . 2 , 6 4

8, 1 7 9 ©. # 2 6 2 4 ·

Kâmil 7 ,

255

=

Θ.

# 2922 = Ta'rib 3, 2020 > Sarh 8,19J o. # 29J9 = Ta'rib 3, 2024 > Kâmil 7, 256 > Zubda, fol. 62 · Nihâya 2j, 163 -'Ibarj, 681; Mir'âh, fol. 22; Θ. # 3084 = ebd., 2047 Θ. # 3144 = ebd., 2 o j 6 θ . # 3 i 6 8 = ebd., 2058 Θ . # 3317 = ebd., 2080 >

33

Mir'âh, fol. 229V o . # 3335 = Ta'rib 3, 2083 Θ. # 3399 = ebd., 2091 Θ. # 345J = ebd., 2096 Θ. Vgl. R o t t e r , Stellung, 67; B a c h a r a c h , African Military Slaves, 474, 478. Mit Sicherheit meint südän nicht sudanesische Herkunft, sondern wie sud die Hautfarbe. Vgl. # 3335 = Ta'rib 3, 2083: min gilmânibi al-bidân wa-südän (seiner weißen und schwarzen Gardisten) Θ. # 2624 = ebd., 199J: wa-amara [al-Muwaffaq] gulâman min gilmânibiyuqälu lahü Tâbit gegen Sarh 8, 188: wa-arsala al-Muwaffatj gulämahü al-amad az-zangi al-ladi yuqälu

lahü

Tâbit o. 34

Bspw. # 0127 = Ta 'rib 3 , 1 7 J 0 > Tagârib, fol. 3 2 V > 'Uyün 4,16; Muntaçam q. g., 68j · Kâmil 7 , 1 4 2 > Nihâya 25,108 · 'Ibar 3, 639; Sarh 8 , 1 3 4 Θ. # 0353 = Ta 'rih 3,1763 Θ. # 0398a = ebd., 1766 > Tagârib, fol. 3 4 V > 'Uyün 4,17; Kâmil 7,144 > Nihâya 25,109 O. # 0402a = Ta 'rih 3, 1766 Θ. # 0614 = ebd., 1777 Θ. 3 ' # 023J-0237 = ebd., 1757 o. S. o., ógf. Ausgenommen Raihän b. Sälih al-Magribl. S. o. 62 Anm. 21J.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

235

jener Unterstützer der Aufständischen min al-öühäniyin hingewiesen. Miskawaih, der den betreffenden Abschnitt sonst sinngetreu und nahezu wörtlich übernimmt, geht gerade über diese Angabe hinweg.37 Schlecht überliefert sind ferner die Berichte davon, daß die Aufständischen in den eroberten Städten 'abtd, mamälik bzw. raqïq (Sklaven) einfingen, deren Herkunft und Hautfarbe unbekannt bleibt,38 und daß sie einhundert Schwarze aus den gegnerischen Reihen aufnahmen, die wohl einem Kontingent bewaffneter hawal (Sklaven) angehörten, und deren Herkunft gleichfalls fraglich ist.39 Bei zwei Gruppen von Regierungssoldaten haben wir es mit freigelassenen, in den walä' (Klientenverhältnis) übernommenen Militärsklaven zu tun, nämlich bei den Magäriba, einem Korps aus ägyptischen - vielleicht allgemein: nordafrikanischen - Beduinen und Schwarzen, 40 und den Dabtlä, deren Name von der im Arabischen ad-Daibul genannten Hafenstadt im Sind kommt. 41 In den späteren Berichten treten sie nicht mehr auf. Das gilt auch für die zu Lu'lu's Heer gehörigen 41 südän (Schwarzen) und Barbar (die aus Barbara am Horn von Afrika). Offensichtlich hatten die späteren Schriftsteller zwischen zwei Schwierigkeiten zu wählen: Zum einen konnte die alleinige Rede von den Zang dem Leser keine Klarheit geben, ob die Rubrik Schwarze sich in den Zang erschöpfte, und inwiefern nur sie Sklaven waren oder ob nicht auch andere neben ihnen versklavt waren; zum anderen vergrößerten die von at-Tabarï gebotenen Nachrichten von anderen Schwarzen und Sklaven die Ungewißheit. Angesichts dessen gaben die Schriftsteller der Beschränkung auf die Zang als einer amorphen, mit den Aufständischen vage gleichzusetzenden Gruppe den Vorzug vor der Bewahrung einer Vielzahl dunkler fragmentarischer Angaben. Man wird nicht fehlgehen zu vermuten, daß schon at-Tabarl manches von dem, was er in 5ailamas Bericht fand, nicht zu verstehen vermochte und vor allem um einer generellen Gewissenhaftigkeit willen

37

# i486 = Ta'rib 3, 1901 O. Vgl. Tagärib, fol. jov. Zu den öühäniyün Ta'rih, Glossar, s. v.; H A L M , T r a d i t i o n e n , 61.

In 'Abbädän: # 0888 = Ta'rih 3, 1837 > Munla^am q.g, 730 · Kämil 7, 164 > Zubia, FOL. IJV/i6r · Nihâya 2J, 115 · 'Ibar·}, 640; Mir'äh, FOL. i Sarh 8, 143 Θ. # 0425 = Ta 'rib 3,1767 > Kämil 7,144 > Nihäya 2J, 109 · 'Ibar 3, 639 Θ. Zu DEN hawal s. u.,

2J4# O J 0 4 = Ta 'rib 3 , 1 7 7 1 > Kämil

7 , 1 4 5 • Sarh 8 , 1 1 0 Θ. # 2 5 2 8 = Ta 'rib 3 , 1 9 8 8 > Sarh 8 , 1 8 5 Θ.

V g l . ROTTER, Stellung, 6 7 . 41

4 1

# 0299 = Ta 'rib 3,1760: ad-Dabllä - gegen Tagärib, fol. 34V: ad-Danilä Θ. # 0363 = Ta 'rih 3, 1763. # 0381 = ebd., 176J Θ. # 2526 = ebd., 1988 > Sarh 8, 185 Θ. Vgl. al-Istahrl, Masälik, 35, 180; Buldän 2, 38; LE STRANGE, Lands, 331. # 3 3 1 6 , 3 3 1 7 = Ta 'rih 3, 2 0 8 0 > Mir'äh,

fol. 2 2 9 V Θ.

236

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

überlieferte - ein am Hadit geschultes Gebaren, dem die Späteren nicht im gleichen Maße verpflichtet waren. Autochthone ländliche Bevölkerung Das von einem Ortsnamen gefolgte Kollektivum ahi bezeichnet die Gesamtheit der Einwohner einer Siedlung ohne Beachtung ihrer Zahl und Zusammensetzung. Beispielsweise meint ahí al-öa'fanya >das Volk von al-öa'farlya Nihâya 2 5 , 1 6 3 Θ. # 2 4 9 8 = Ta 'rih 3 , 1 9 8 6 Θ. # 2 7 6 8 = ebd., 2 0 0 7 # 2 8 4 5 = ebd., 2 0 1 J Θ. # 2 9 4 2 = ebd., 2 0 2 2 > Tagärib, fol. 62V Θ. M . T. AL-KÄTIB, Satt al-'Arab wa-Satt al-Basra wat-târth, Basra 1 3 9 1 / 1 9 7 1 , 3 0 A n m . 1. # 0206 =

5

°

51 52

53

# 1468 =

# 0 0 0 7 - 0 0 2 1 = Ta 'rih 3 , 1 7 4 3 Γ S . o . , 2 0 7 A n m . 3 0 .

Al-Mas'ûdî, Tanbih, 392F ( 4 9 8 ) . Gegen 'All b. Muhammad standen die Banü 'Abdalqais, ' Ä m i r , Muhärib und ungenannte andere; ebd., 392f (498).

θ.

238

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

wann, die hernach den innersten Zirkel von Aufstandsführern bilden sollten. Die an den 'Iraq angrenzenden Steppengebiete am Rande der Arabischen Halbinsel waren von dem im Jahre 255/869 beginnenden Aufstandsgeschehen nicht berührt, doch 'All b. Muhammad gewann gleich im ersten Jahr und erneut vor dem Angriff auf Basra die Unterstützung von Beduinen. Sie stellten die Kavallerie der Aufständischen. Andere, in Basra ansässig gewordene Stammesaraber spielten bei der Eroberung der Stadt eine doppeldeutige Rolle. Später belieferten Beduinen die Märkte von alMuhtära mit Proviant und Vieh, was zumal in den Jahren der Belagerung für die Eingeschlossenen lebensnotwendig war. Schließlich gaben sie aber dem Werben al-Muwaffaqs nach, da der Handel mit dessen Stadt al-Muwaffaqlya ihnen vorteilhafter schien. Neben den nomadisch lebenden a'räb erwähnt at-Tabarï auch Stammesgruppen, die sich in Basra oder der Batïha niedergelassen hatten; letztere nutzten die Unruhe dieser Jahre, um Wegelagerei zu betreiben. Insgesamt zeichnen sich die Beduinen durch Selbständigkeit gegenüber der mit ihnen jeweils verbündeten Kriegspartei aus und dadurch, daß sie die Aufstandsjahre offenbar unbeschadet überstanden. In der Forschung wurde daher ihr oft räuberischer Eigennutz unterstrichen.54 Aus den späteren Berichten geht ihre Bedeutung für den Aufstand und auch die der sedentarisierten Gruppen nur sehr unvollständig hervor. Städtische Bevölkerung Die Gesamtheit der Bewohner einer Stadt wird wie die eines Dorfes als ahi bezeichnet. Die Bevölkerung der Städte und zumal von Basra, von der wir durch C . PELLAT das genaueste Bild besitzen, setzte sich vielfältig zusammen und war nicht mehr in erster Linie ethnisch und konfessionell, sondern sozioökonomisch geordnet." Durch die Aufstandsberichte erfahren wir davon aber kaum etwas. Zu dem wenigen gehört at-Tabarïs Bericht von der basrischen Streitmacht, die am 14. Dü 1-Qa'da 255/24. Oktober 869, dem yaum ai-sadä (Tag der Barken), von den Aufständischen geschlagen wurde: Sie umfaßte mutatauwi'a (Freiwillige), rumät al-ahdäf (Bogenschützen), ahi al-masgid al-gämt (Volk der Freitagsmoschee), Angehörige der hizbai l-Bilältya was-Sa 'dïya, zweier rivalisierender, vermutlich politisch aufzufassender basrischer Parteien, sodann Schaulustige min al-Hâsimïyïn walQuraïïyïn wa-sä'ir asnäf an-näs (von den Häsimiten, Quraisiten und weiteren Gruppierungen des Volkes) sowie Bewaffnete und Gaffer aus dem gumhür an-näs (Volkshaufen). Neun der späteren Schriftsteller übergehen diese Liste zur Gänze, Miskawaih, Ibn al-Atlr und je einer ihrer Nachfolger

54

B s p w . NÖLDEKE, S k i z z e n , 168; HALM, T r a d i t i o n e n , 61.

"

PELLAT, Milieu basrien, 224-234, bes. 228. Vgl. BEG, Social History, Teile Π und m passim.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

239

übernehmen lediglich die Namen al-Bilätiya und al-Sa'dïya, und allein Ibn Abï l-Hadid bewahrt die gesamte Aufstellung.' 6 Die Beachtung der beiden Parteien hat einen äußeren Grund, und zwar haben dieselben Schriftsteller sie schon einmal sub anno 254 h. erwähnt, als sie die Adressaten von 'All b. Muhammads erstem, gescheitertem Agitationsversuch in Basra waren. 57 Anläßlich der Eroberung von Basra im übernächsten Jahr erwähnt atTabari die Namen mehrerer arabischer Stämme, die in Basra ansässig waren und in Vierteln beisammenlebten. Bis auf eine Nennung der Banü Sa'd fehlen sie bei allen Späteren außer Ibn Abi l-Hadid, bedingt durch die Weglassung von zweien oder gar dreien der fünf bei at-Tabarl aufeinanderfolgenden Augenzeugenberichte von der Eroberung.' 8 Die Biläliten und die Sa'diten finden sich ebenfalls nur in den nach at-Tabari nicht mehr beachteten Augenzeugenberichten.' 9 Hingegen werden die Ausdrücke an-näs (die Leute) und ahi al-Basra an einigen Stellen geflissentlich übernommen. 6 0 Sie genügen freilich nicht, um dem Leser einen Eindruck von der Haltung der Basrenser zu verschaffen. Man muß die diesbezügliche Unaufmerksamkeit der späteren Schriftsteller mit ihrer Tendenz zur Übernahme - und Steigerung oder Erfindung - von Angaben zur Zahl der Todesopfer unter der Bevölkerung 6 ' in Verbindung bringen, um recht zu verstehen, daß diese in ihren Augen keinen Akteur darstellte, und daß Hinweise darauf, daß sie es vielleicht doch war, möglicherweise absichtlich ausgelassen wurden. Uber die Zusammensetzung der Bevölkerung der anderen eroberten Städte wird von at-Tabari nichts mitgeteilt, so daß es auch nichts wegzulassen gab. Konfessionelle Gruppen scheinen keinen Einfluß auf die Ereignisse gehabt zu haben. Die einzige einschlägige Nachricht bei at-Tabarl und etlichen Späteren betrifft eine Gruppe von Nachfahren des 'Ali b. Abi Tälib in Basra, die sich 'Ali b. Muhammad anschlossen. Hatte er bis dato ihrer Ab'

Ta 'rih 3, 1783 > Tagärib, fol. 35 r > 'Uyitn 4, 18; Kam il 7 , 1 4 6 > Nihâya 25, ¿ Sarh 8, 139 o . Vgl. ' # 0 0 0 1 - 0 0 0 3 = Murüg, § 3 1 0 7 : die Zwistigkeiten von Biläliten und Sa'diten seit dem Jahre 252/866 bereiteten dem Aufstand den Weg 0. # 0027, 0028 = Ta 'rih 3,1745. Vgl. # 0073a, 0073b = ebd. 3,1748. # 1044, 1052, 1054a = ebd., 1850: Banü Sa'd Θ. # 1049, 1058, 1063, 1065 = ebd.: Banü Tamim Θ. # 1049 = ebd.: Banü Asad O. # 1053a = ebd.: Al al-Muhallab Θ. Daneben je einmal überliefert: # 1132 = ebd., 1855 > Sarh 8, 147: Al al-Muhallab (vierter Bericht) Θ. # 1153 = Ta'rih 3,1856 > Sarh 8,148: Banü Sa'd (fünfter Bericht) o. Häufig überliefert: # 1017 = Ta'rih 3,1849: Banü Sa'd (erster Bericht). Mit dem dritten Bericht fallt außerdem weg: # 1114 = Ta'rih 3, 1854: an-näs min ra'ä' ahi al-Basra (welche vom jugendlichen Abschaum des Volkes von Basra) ©. # 1059 = ebd., 1850: einige von den Sa'diten O. # 1088,1089 = ebd., 1851: Biläliten und Sa'diten 0. # 1103 = ebd., 1853: Sa'diten o. # 1J15,1116 = ebd., 1854: Biläliten und Sa'diten o. Bspw. # 1 0 2 6 = ebd., 1 8 4 9 > Tagärib, fol. 44Γ · Kämil 7 , 1 4 9 > Nihäya 25, 1 1 8 : an-näs O. # 1 0 3 5 , 1 0 3 8 = Ta 'rih 3 , 1 8 4 9 > Tagärib, fol. 44r > 'Uyän 4, 2 1 ; Kämil 7 , 1 6 9 > Zubda, fol. 17V · Nihâya 2 5 , 1 1 9 · ΒiJäya 1 1 , 28 · 'Ibar 3, 646 (nur # 1035); Sarh 8 , 1 4 6 : ahi al-Basra O. S. o., i96f. # 0777-0780 =

112;

57

'8

" 4

6

240

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

stammungslinie anzugehören behauptet, wich er nun, um den Konflikt mit ihnen zu vermeiden, auf eine andere Genealogie aus.63 Sowohl die Beweggründe dieser 'Alïden als auch ihre weitere Haltung ihm gegenüber bleiben unbekannt. Soziale Konstellationen Mit der Frage nach der Stellung der sozialen Gruppen zueinander und danach, in welchem Maße Fälle von Konfrontation, Kooperation oder Neutralität in die Überlieferung eingehen, verbindet sich die zurückhaltende Erwartung, in den Aufstandsberichten vorwiegend Mitteilungen über einzelne Situationen zu finden. Nur wenn Gruppen mehrfach in Erscheinung treten, werden günstigenfalls Entwicklungen zu erkennen sein. Zang, Schwarze und Sklaven Bei der Behandlung der Zang besteht völlige Übereinstimmung unter den Schriftstellern. At-Tabarls Darstellung, daß die im südlichen 'Iraq und im westlichen Hüzistän befindlichen Zang dem Aufruf zum Aufstand unverzüglich und geschlossen folgten und somit von Anfang an die Mehrheit der Aufständischen bildeten, wird von den Späteren unverändert beibehalten. Die Zang stehen dabei für die Aufständischen insgesamt; wo at-Tabarl zwischen az-Zang wa-gairuhum (die Zang und andere) unterscheidet, gehen die Späteren darüber hinweg.63 Dies und die schon in Kapitel 9 bemerkte bevorzugte Übernahme von Plünderungs- und Greuelberichten ruft den Eindruck hervor, daß die Zang, will sagen: die Aufständischen, in toto der Bevölkerung feindselig begegneten. Dem einheitlichen Bild kommt außerdem zupaß, daß at-Tabarls Hinweise auf die oben schon bemerkte vielfältige Zusammensetzung der Schwarzen sowie auf Spannungen zwischen ihnen und 'All b. Muhammad nahezu vollständig wegfallen. 4

1

3

# 1169,1170 = Ta 'ríh 3, i8j7 > Kämil 7 , 1 7 0 > Zubda, fol. i8r · Nihäya 25,119 · Bidäya 11, 29; Mir'äh, fol. i96r (fragmentarisch) · Sarh 8, 148 Θ. # 1174 = Ta'rth 3, 1857 > Kämil 7, 170 > Zubda, fol. i8r · Nihäya 25,119 · '¡bar3,637; 4,19,36; Mir'äh, fol. i Tagârib, fol. 33V · Sarh 8 , 1 3 6 ; Bidäya 1 9 , 1 2 : G u b b ä Θ. # 0285, 0293, 0294 = Ta'rih 3,1760: al-Karh Θ. # 0J24 = ebd., \j72: Cubbä Θ. # 0 1 6 8 = ebd., 1 7 5 3 > Munlapm q. g., 6 8 6 · Tagârib, fol. 33V · Sarh 8 , 1 3 6 ; Bidäya 1 9 , 1 2 : 'Ali b. Muhammad erhält in öubbä ein ungezäumtes Pferd Θ. Vgl. HALM, Traditionen, 30-32. Zu dem Juden Mändawaih in al-Karh s. o., 233. # 0968 = Ta 'rih 3, 1846 > Kämil 7, 168 > Zubda, fol. 17Γ · Nihäya 25, 117 · 'Ibär 3, 646 Θ. # 0988a = Ta 'rih 3,1847 > Kämil 7,168 > Nihäya 2j, 117 · 'Ibär 3, 646 Θ. # 1211a = Ta 'rih 3, i860 > Kämil 7,173 > Zubda, fol. i8v · Nihäya 2j, 120: öubbä - gegen 'Ibär 3, 647: öaiy Θ. # 1248 = Ta'rih 3, 1862 > Kämil 7, 174 > Nihäya 25, 121 • 'Ibär 3, 648; 4, 39; Sarh 8, 152 Θ. # 2339 = Ta'rih 3,197J o. # 2J76 = ebd., 1990 Θ. Zuerst # 1454 = ebd., 1899 > Tagârib, fol. jov · Sarh 8, 163 Θ. Sein Name ist später häufig entstellt, so # 1 6 6 3 = Ta'rih 3 , 1 9 1 7 : al-ûubbâ'ï - gegen Tagârib, fol. j 2 v : al-üubba'I · Kämil 7, 216: al-Haiyäti > Zubda, fol. 40V: al-Habbänl · Nihäya 2j, 132 (Hss.): al-öannäbl Θ. S. o., 1 3 0 Anm. 63. Zu # 2 0 1 0 s. o., 1 4 5 Anm. 63. # 0126 =

3,1761 >

242

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

für ein einvernehmliches Verhältnis scheint es befremdlich, daß im Jahre 256/870 ein Teil der Bevölkerung vor den Aufständischen geflohen und der Ort von diesen geplündert und zerstört worden sein soll.7' Jedenfalls sollte es unser Mißtrauen erregen, daß diese Mitteilung im unmittelbaren Kontext der Nachrichten von der Verheerung von al-Ubulla, 'Abbädän und alAhwäz steht und mit den Schreckensbildern davon ausnehmend gut harmoniert; es ist daher vorstellbar, daß diese Stelle von at-Tabari tendenziös verändert wurde. Unter den späteren Schriftstellern ist es vor allem Ibn alAtlr, der noch über öubbä berichtet, was, wie nicht anders zu erwarten, sich bei Baibars, an-Nuwairl und Ibn Haldün niederschlägt. Die zutreffende Namensform geht allerdings mit wenigen Ausnahmen gleich nach at-Tabarï verloren.72 Miskawaih und Ibn Abi 1-Hadld bieten weniger, lassen aber die exponierte Stellung öubbäs deutlich erkennen. Von der Hälfte der Schriftsteller wird öubbä übergangen. Das Dorf al-Haggäglya, unweit des Nahr al-Amîr, neigte ebenfalls den Aufständischen zu. Von hier stammte und hier waltete der von Sulaimän b. öämi* eingesetzte Richter Sa'ïd b. Saiyid al-'Adawï, und hierhin flohen im Jahre 264/878 diejenigen, die beim Fall von Tahltä/al-Mansüra entkommen waren. Die Übernahme dieser Nachrichten beschränkt sich strenger noch als bei al-Karh und öubbä auf Ibn al-Atlr und die genannten drei Nachfolger, wobei die Nachricht durch eine Namensverwechslung wertlos wird.73 Vollends unbeachtet bleibt, daß die Ortschaft drei Jahre später wiederum in der Hand der Aufständischen war.74 Nicht übernommen werden ferner die Mitteilung, daß die Leute aus Mayän Rüdän und aus Sulaimänän zu Beginn des Aufstandes 'Ali b. Muhammad huldigten,75 daß die letzteren sich ein andermal über den Nahr Bayän hinweg mit den Aufständischen austauschten und dabei aus ihrer Mitte Husain as-Saidanânï, ein Parteigänger 'All b. Muhammads aus Bahrainer Tagen, zu ihm stieß/6 und daß ahi alqaiya, die Bewohner eines ungenannten Ortes, den Aufstandsführer alöubbä'i im Jahre 264/878 brieflich über gegnerische Truppenbewegungen und die Zerstörung von Tahltä/al-Mansüra unterrichteten.77 Schließlich wurde im Jahre 265/879 der Ort Husrü Säbür geschont, und die Aufständi-

71

72 73

74 7

'

# 0896 = Ta 'rih 3 , 1 8 3 8 > Tagärib, fol. 42Γ: Cubbä - gegen Kämil 7, 1 6 4 : gy (Hss. CP: hyy) Θ. Vgl. Buldän 2,3OF; 4, 253; LE STRANGE, Lands, 243. S. vorige Anm. 69-71. # 1748 = Ta 'rib 3, 1924 > Kämil 7, 218 > Zubda, fol. 41V · Nihäya 25, 134 · 'Ibar 3, 668 O. # 1692 = Ta'rib 3, 1921: al-Haggägiya Zufluchtsort der Aufständischen aus Tahltä - gegen Kämil 7, 217 > Zubda, fol. 41Γ · Nihäya 2J, 133 · 'Ibar 3, 667: al-Haggägiya das Marschziel gegnerischer Truppen (an Stelle von Tahltä). # 2 0 9 7 = Ta 'rih 3 , 1 9 5 5 Θ. # 0 2 2 5 , 0 2 2 6 = e b d . , 1 7 5 6 Θ. # 0 4 4 9 = ebd., 1 7 6 8 Θ.

77

# 1688 = ebd., 1920 Θ. WAINES zufolge mag der Ort Marwän bei Tahltä gemeint sein; Ta'· rib (engl.) 3 6 , 1 9 3 A n m . 553. # 0 2 2 J , 0 2 2 6 = Ta 'rih 3 , 1 7 5 6 Θ. # 0 4 4 7 - 0 4 J 0 = e b d . , 1 7 6 9 Θ.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

243

sehen erhielten Proviant aus der Gegend von as-Sïn, was ebenfalls nicht übernommen wird. 78 Wir sehen nun, daß at-Tabarls Kenntnis von Dörfern, die durchweg den Aufständischen Unterstützung gewährten und von ihnen nicht geschädigt wurden - wenn man die zweifelhafte letzte Erwähnung Cubbäs einmal außer acht läßt - , fast nur durch Ibn al-Atlr an den Leser und die Kompilatoren dritten Grades weitergegeben werden. Noch stärkere Mißachtung erfahren die Nachrichten von den Diensten einzelner Dorfbewohner für die Aufständischen. Im Jahre 255/869 stand ihnen in dem Dorf al-'Abbâsï al-'Atïq ein dalïl (Führer) zur Verfügung, der sie nach al-ôa'farïya brachte,79 und bald darauf diente ba'd al-akara (ein einfacher Pachtbauer) ihnen als Bote.80 Zwei Jahre später obsiegten die Aufständischen einmal vor allem aus dem Grund, daß ein Mann vom Nähr Müsä und ein weiterer muhbir (Informant) sie frühzeitig vor dem Herannahen gegnerischer Truppen warnten. 8 ' Vermutlich ebenfalls den Autochthonen zuzurechnen sind die im Jahreskapitel 258 h. erwähnten btdän ( W e i ß e n ) a u f d e n B a r k e n 8 2 u n d j e n e r ragul min al-muqätila

al-bïdân

(einer der weißen Kombattanten), der eine sumairiya, ein großes Flußschiff, befehligte.83 Aufständische unter 'Ali b. Abän verdankten im Jahre 259/873 ortskundigen Führern, daß sie nach mehreren Niederlagen auf Schleichwegen durch das Schilf entkamen,84 und 262/876 schickten sie in Barangän talä'i' (Kundschafter) aus; auch diese dürften Einheimische gewesen sein.8' Außerdem hielt sich eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Weißen in al-Muhtära auf, wie wir anläßlich der Desertion von 5 000 Mann min baina abyad wa-aswad (Weiße und Schwarze) im Ramadan 267/April-Mai 881 erfahren, 86 und noch 269/883 kämpften dort weiße Infanteristen. 87 Als im Jahre 268/882 die Versorgung der in der Stadt Eingeschlossenen knapp wurde, oblag der Fischfang in den Sümpfen zwei Aufständischen namens Raiyän und al-Halll aus dem Dorfe Basmä in der Batiha; da sie zugleich den Transport des Fanges in die belagerte Stadt auf den engsten, den Schiffen der Regierung unzugänglichen Kanälen bewerkstelligten, werden ihnen andere Einheimische zur Seite gestanden haben.88 Wiederum sind nur die Ubernahmen durch Ibn al-Atlr nennenswert, während die ursprüngliche

78

# # # g # # # 4 # # # gg # # 7

'

1821,1822 = ebd., 1928 O 0171 = ebd., 1754 > Tagârib, fol. 33V Θ. 0330 = Ta 'rìh 3,1762 Θ. 0977 = ebd., J846 > Kämil η, i68 > Nihäya 2j, 117 Θ. # 0983 = Ta 'rìh 3,1846 o . 1219 = ebd., i860 - gegen Kämil 7,173: baid Θ. 1319 = Ta 'rìh 3,1869 > Kämil 7,176 · Nihäya 25,123 O. 1393 = Ta 'rìh 3,1878 > Kämil 7,179 O. 1616 = Ta 'rìh 3,1911 Θ. 2609 = ebd., 1993 > Mir'äh, fol. 2231 > Ta 'rìh al-isläm 20, 24 Θ. 3 2 56 = Ta 'rìh 3, 2072 > Sarh 8, 20J O. 2828, 2829 = Ta 'rìh 3, 2014 O.

244

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Kenntnis von der bisweilen wirkungsreichen Parteinahme der Landbevölkerung für die Aufständischen sich fast vollständig verliert. Ländliche Bevölkerung n: Stete Konfrontation mit den Aufständischen Etliche Dörfer werden bei at-Tabarï nur einmal anläßlich ihrer Plünderung oder bzw. und ihrer Zerstörung durch die Aufständischen genannt. Das gilt 255/869 für al-Muhallablya, auch tngt genannt, 8 ' Palmpflanzungen am Nahr Mädiyän, 90 Mundirän 9 ' und Dörfer in der Gegend des Salzsumpfes Abü Qurrä, 92 257/871 für Dörfer in dem al-öämida genannten Gebiet,93 262/876 für Dörfer am Nahr Abän, von wo auch Frauen und Kinder verschleppt wurden,94 264/878 für Tall Rumânâ 95 sowie für Qaryat Hassan 96 und ar-Rusäfa, 97 wo Re|ierungstruppen standen, sowie 264/878 für Dörfer im Distrikt Ôunbulâ'. 9 Ar-Rusäfa erscheint 267/881 noch einmal, allerdings ohne daß dabei die Konstellation deutlich würde.99 Das Ziel von Angriffen oder Plünderungen wurden ferner im Jahre 266/880 der befestigte Ort Mattüt 100 und 267/881 das Umland von as-Slnlya.101 Mit wenigen Ausnahmen treten die Namen dieser Lokalitäten bei Ibn al-Atïr und nach ihm bei Baibars, an-Nuwairî und Ibn Haldün wieder auf. Ibn Abï 1-Hadîd übernimmt einen Teil, die anderen schweigen. Im Jahre 265/879 erreichten die Aufständischen den nördlichsten Punkt ihrer Ausbreitung, als sie an-Nu'mänlya und öargaräyä plünderten und Einwohner verschleppten, woraufhin die Bevölkerung nach Bagdad floh. Dies findet sich - möglicherweise aufgrund der besonderen Nähe zu

9

9

# 0387 = ebd., 1765 > Kämil7,

°

# 0389 = Ta 'rih 3 , 1 7 6 J Θ.

91 92

93

144 > Nihâya 2 5 , 1 0 9 Θ.

# 055o = ebd., 1773F- gegen Kämil 7,145 > Nihâya 25, no: Maizarän (nebst Lesarten) Θ. # o8i7 = Ta 'rih 3, 1786F > Tagârib, fol. 35V > 'Uyùn 4, 19; Kämil 7, 147 > Nihäya 25, 114; Sarh 8,141 Θ. # 1198 = Ta 'rih 3, i8j8 > Kämil 7, 171 > Nihâya 25, 120 · Ίbar 3, 647; Sarh 8, 151 Θ. Die Gämida war neugewonnenes Land in der Nähe von Wäsit; Fulüh, 293 (1, 455).

94

# IJ04 = Ta 'rih 3 , 1 9 0 2 Θ.

95

# 1718 = ebd., 1922 - gegen Kämil 7, 217 > Zubda, fol. 41Γ · Nihäya 25, 134 · 'Ibar 3, 668: anonym 0. # 1709 = Ta 'rih 3,1922 > Kämil 7,217 > Zubda, f o l c i r · Nihäya 25,134 · 'Ibar 3, 667 Θ. # 1743 = Ta 'rih 3,1924 > Kämil 7, 218 > Zubda, fol. 41Γ · Nihäya 25,134 · 'Ibar 3,668 Θ. # 1798 = Ta 'rih 3, 1926 > Kämil 7, 218 > Zubda, fol. 42r · Nihäya 2j, 135 · 'Ibar 3, 668; Sarh

96 97

8 , 1 6 4 Θ. 99

# 2058 = Ta 'rih 3,1951 > Sarh 8,168 o .

# 1986 = Ta 'rih 3, 1946 > Tagârib, fol. j j v · Mir'äh, fol. 220V · Kämil 7, 230 > Zubda, fol. 48V · Nihäya 25,140 - gegen 'Ibar·}, 672: Mu'ta; 4, 41: anonym Θ. # 2113 = Ta 'rih 3,1955 > Mir'äh, fol. 22ir · Kämil 7, 237 > Nihâya 25,143 Θ.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

245

Bagdad — bei allen Schriftstellern, al-Mas'üdl ausgenommen. 102 Außerordentlich häufig werden auch at-Tabarls Mitteilungen über bandenmäßiges Marodieren übernommen. So unterrichten die meisten Schriftsteller im Jahreskapitel 268/882 über die Verunsicherung des Schiffsverkehrs und Wegelagerei am Tigris durch Bahbüd'° 3 und fast ganz zuletzt über die Beutezüge des Darmawaih in der Batïha, die neben dem Fernhandel auch die Bevölkerung trafen. 104 Feindseligkeiten gegen die Aufständischen begegnen später kaum mehr. Z u n e n n e n ist v o r allem die Beteiligung der ahi al-Maftah wal-qurä al-latl tat-

tasilu bihä (des Volkes von al-Maftah und der benachbarten Dörfer) sowie eines gam' min ahi al-Furät (einer Abteilung des Volkes v o m Euphrat) an dem Heereszug der Ubullenser und der Dabllä-Truppe gegen das Lager der Aufständischen bei al-Karh 255/869·'05 Im Jahre 257/871 lieferte eine Frau von den Tigris-Anrainern den Regierungstruppen einen versprengten Zangl aus,106 außerdem wurde 267/881 eine Regierungstruppe von an-näs, womit Einheimische gemeint sein dürften, vor dem Angriff der Aufständischen gewarnt, woraufhin deren Anführer Sandal az-Zangl in Gefangenschaft geriet und hingerichtet wurde. 1 " 7 Der erstgenannte Bericht wird späterhin nur von Ibn al-Atlr, aber keinem seiner Nachfolger übernommen, der zweite findet vier, darunter drei voneinander unabhängige Wiedergaben, und der letztgenannte fallt ganz weg. So häufig also der Leser die Landbevölkerung als Opfer der Aufständischen kennenlernt, so selten erfährt er von ihrer tätigen Parteinahme gegen sie. Ländliche Bevölkerung m: Wechselnde Stellung Der Ort al-QädisIya in der Batïha tritt in vier unterschiedlichen Konstellationen in Erscheinung. Im Jahre 255/869 bewahrte 'All b. Muhammad ihn vor der Plünderung durch seine schwarzen Anhänger, welche auf Vergeltung für die Tötung eines der ihren durch einen dort ansässigen maulä

# 1845,1847 = Ta 'rih 3,1932F- gegen Ta 'rih al-isläm 20,17 (ohne Gargaräyä). S. o., 8j. 103

# 2927 = Ta'rih 3, 2021 > Tagärib, fol. 62V > 'Uyün 4, 50; Kämil 7, 256 > Zubda, fol. 62r • Nihäya

25,163 ·

Ta 'rih al-isläm

20, 27 ·

Bidäya π ,

42 ·

'Ibar

3, 6 8 1 ;

Mir'âh, fol. 22jr · Sarh

196 Θ. # 2929 = Ta'rih 3, 2021 > Kämil 7, 256 > Nihäya 2j, 163; Mir'äh, 196

Θ.

# 2938 =

Ta'rib

3, 2 0 2 1 >

Mir'äb, fol.

225Γ •

Sarh

8, 1 9 6

Θ. Vgl.

#

8,

fol. 22jr; Sarh 8, 2975, 2976 =

Ta'rth

3, 2 0 2 9 . 104

# 3 4 4 2 , 3 4 4 9 = ebd., 2 0 9 J > Tagärib, fol. (ηχ • Kämil 7 , 2 8 4 > Zubda, fol. 7 5 V · Nihäya 2 5 , 185 - gegen 'Ibar 3, 690: Wazmüna; 4, 43: Darmüna Θ. # 3450 = Ta'rth 3, 2095 > Tagärib,

f o l . 67r · Kämil

7, 284 > Nihäya 25,185 · 'Ibar 3, 690 Θ. # 3453 = Ta 'rih 3, 2096 Θ.

# 0296, 0301 = ebd., 1760 Θ. # 0928 107

= ebd.,

# 2596 =

Ta 'rih

1842 >

Tagärib,

3,1992 >

Kämil

fol. 43r · Kämil 7, 246 o .

η,

167 >

Nihäya

25,116;

Sarh

8,144

Θ.

246

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

drängten, indessen die Bevölkerung die Auslieferung des Beschuldigten ablehnte.108 Später im Jahr gab 'All b. Muhammad al-Qädislya und den Nachbarort as-Sifiyä der Plünderung preis, weil dessen Bewohner aus Furcht vor der häsimitischen Familie, der jener maulä einmal angehörte, die Auslieferung ebenfalls verweigerten hatten. Die erbeuteten Gold- und Silbermünzen, Juwelen und edlen Gefäße sowie die Gefangennahme von Frauen und vierzehn Salpetersklaven zeigen nicht nur den Reichtum einiger Einwohner, sondern auch deren Beteiligung am Salpetergeschäft.109 Außerdem scheint es sich bei derjenigen Ortschaft, die einen silm (Friedensvertrag) mit 'All b. Muhammad geschlossen hatte und im Jahre 262/876 von Regierungstruppen unter Abbä at-Turkl zerstört wurde, um al-Qâdisïya oder um das nahegelegene al-Hawânît zu handeln. 110 Diese mehrteilige, wechselhafte und darum mit großer Wahrscheinlichkeit ungetrübte Berichterstattung muß für den Leser besonders aufschlußreich sein, bleibt indes bei keinem der späteren Schriftsteller erhalten; die Wiedergabe von höchstens zwei der vier Abschnitte, die weitgehende Weglassung der Ortsnamen und erst gar des silm verhindern dies. Völlig unbeachtet bleibt außerdem die Bemerkung, daß 'Ali b. Muhammad seine Anhänger einen Bogen um Dörfer schlagen zu lassen pflegte, 111 woraus zum gegebenen Zeitpunkt keinesfalls militärische Schwäche, vielleicht aber das Bemühen spricht, sich die Landbevölkerung nicht zum Feind zu machen. Grundsätzlich bemerkenswert ist ferner die inmitten von agama (Sumpf- und Schilfland) gelegene Ortschaft al-ôa'farïya, wo ebenfalls reiche Grundbesitzer und deren wukalä' (Verwalter) lebten. Hier ergriff im Jahre 255/869 die Bevölkerung die Flucht vor den Aufständischen, und den großen Familien wurden Pferde, Geld und Waffen geraubt; tags darauf kehrte die Bevölkerung, offensichtlich aus freien Stücken, zurück und wurde von 'Ali b. Muhammad zur Neutralität verpflichtet. 1 " Es muß bei dieser Gelegenheit gewesen sein, daß sie al-aimän al-mugallaça (die heiligen Eide)

108

109

# 0 1 5 6 , 0 1 5 8 a = Ta 'rih 3 , 1 7 5 3 > Tagärib, fol. 33ab · Kämil 7 , 1 4 3 > Nibäya 2j, 1 0 8 · 'Ibar 3, 639; 4,38; Sarh 8,136 O. # 0331, 0332, 0334 = Ta'rib 3, 1763: Ortsnamen Θ. # θ335-°339· °343a> °344 = e bd. > Tagärib, fol. 34a: Verhandlung und Plünderung Θ. # 0340-0342 = Ta'rih 3,1763 > Tagärib, fol. 34a · Munta^am q. g., 687: Beute und Gefangene Θ. # 1 4 6 9 = Ta 'rib 3 , 1 9 0 0 > Kämil 7 , 2 θ 2 > Zubda, fol. 32V · Nibäya 2 j, 1 2 8 • 'lbar 3 , 6 6 1 ; 4 , 4 0 : al-Qâdisïya ο. # 1 4 7 0 = Ta 'rih 3 , 1 9 0 0 > Sarh 8 , 1 6 3 : al-Hawânït o. # 1 4 7 4 = Ta 'rih 3, 1 9 0 0 : silm Θ. # 147J = ebd., 1900 > Kämil 7, 2θ2 > Zubda, fol. 32V: Zerstörung Θ.

# 0333 = Ta'rtb3,1762

Θ.

# 0172 = Ta'rib 3,1754 > Tagärib, fol. 33V: Ortsname Θ. # 0180, 0181, 0186 = Ta'rih·}, 1754 > Tagärib, fol. 33V · Sarh 8,1366 Geld und Pferde Θ. # 0186 = Ta 'rih 3,1754 > Tagärib, fol. 33V # Muntaçam q.g., 6 8 6 · Sarh 8 , 1 3 7 · Kämil 7 , 1 4 3 > Nibäya 2 5 , 1 0 8 : Waffen Θ. # 0 2 0 4 = Ta'rib 3, 1755: Neutralitätserklärung O. Zur Besiedlung von al-Ga'fariya durch Mandäer H A L M , Traditionen, j8f.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

247

schwuren, wie es später im Rückblick heißt, als sie sich an einem Zug gegen die Aufständischen beteiligten. Im Kampfe unterlegen, wurden sie und der Ort gleichwohl geschont. Wie 'Ali b. Muhammad sodann von Gefangenen erfuhr, hatten die iüra^Lyün des Ortes zwei Kommandeure zum Kampf angestachelt, indem sie für jeden gefangenen Salpetersklaven ein Kopfgeld von fünf Dinar ausgesetzt hatten." 3 Gleich ob dies gelang oder nicht, waren noch im selben Jahr Regierungstruppen dort unterwegs."4 Wir verdanken der Sprunghaftigkeit dieser Nachrichten, der engen zeitlichen Folge all dies handelt im Sauwäl und Dü 1-Qa'da 255 h. (September—Oktober 869) - und der Kenntlichkeit der antreibenden Gruppe einen besseren Einblick als sonst je in die Rolle der Landbevölkerung während des Aufstandes. Es zeigt sich, daß wechselnde Parteinahme nicht zuletzt auf den Gegensatz zwischen einfacher Bevölkerung und Grundbesitzern zurückzuführen ist. Freilich geben die späteren Schriftsteller auch hier wieder nur bruchstückhaft Rechenschaft, wobei einmal mehr Miskawaih und Ibn Abi 1-Hadid den genauesten Blick für den Zusammenhang der Nachrichten beweisen. Um so auffälliger ist andererseits, daß auch sie die Neutralitätserklärung und die Eide wegfallen lassen, auf diese Weise den Gegensatz verwischend. Der Vollständigkeit halber sei noch die Nennung al-òa'farìyas sub anno 267 h. erwähnt, als nämlich al-Muwaffaq dort lagerte und Brunnen vorfand, die er schon in früherer Zeit hatte graben lassen."5 Außer diesen beiden ergiebigsten Abfolgen von Nennungen sind nur wenige Ortschaften in unterschiedlichen Konstellationen erwähnt. Einen wenig schlüssigen Fall stellen die Nachrichten von ad-Dubbä dar. Es wurde im Jahre 255/869 geplündert, nachdem ein dort ergriffener waktl sein Versprechen, aus dem Nachbarort Bursän Geld herbeizuschaffen, gebrochen hatte; hernach hielten sich Aufständische dort auf, und 268/882 lief ihr Nachschubweg daran vorbei." 6 Ibn al-Atïr und an-Nuwain ausgenommen, verschwindet ad-Dubbä aus den Aufstandsberichten. Aufschlußreicher sind hingegen Mitteilungen über Dörfer, die einen silm mit 'All b. Muhammad geschlossen hatten, wobei wir aber bezeichnenderweise keine Ortsnamen erfahren. Das gilt für ein Dorf am Tigris, das im Jahre 262/876 von Regierungstruppen zerstört wurde," 7 und für Dörfer an der Strecke zwischen alAhwäz und al-Muhtära, die trotz des silm von den Truppen 'Ali b. Abäns

113

# 0248, 0259 = Ta 'rib 3, 1758 > Kämil 7, 143 > Nihäya 25, 109: Ortsname und Veschonung O. # 0249 = Ta'rth 3, 1758: Erinnerung an die Eide Θ. # 0269, 0269a = ebd., 1759: Kopfgeld der ¡üraglyün Θ. # 0611 = ebd., 1777 > Èarh 8,137 Θ. # 2396, 2397 = Ta 'rib 3,1978 > Tagárib, fol. J9v · Sarh 8,179 o. # 0538 = Ta'rth 3, 1773 Θ. # oj84 = ebd., 1775 > Kâmil η, 145 > Nihäya 2j, 111 O. # 2894 = Ta'rihx, 2017 Θ. "7 c r S. o., "246.

248

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

geplündert wurden, als diese sich im Jahre 267/881 überstürzt aus Hüzistän zurückzogen und keinen Proviant mitnehmen konnten." 8 Der Zeitpunkt des Vertragsbruches, der den Beginn der Niederwerfung des Aufstandes markiert, läßt darauf schließen, daß der silrrt zuvor lange Zeit in Kraft gewesen war. Allein Ibn A b i 1-Hadïd übernimmt diese Nachricht. Wir können nun festhalten, daß Nachrichten von Dörfern, deren Stellung at-Tabarï zufolge wechselte, von den späteren Schriftstellern nicht nur insgesamt erheblich seltener übernommen werden als Nachrichten von Dörfern, die ausschließlich auf der Seite der Aufständischen oder auf der Gegenseite in Erscheinung treten, sondern daß sie gerade im Falle der mehrfach bezeugten Dörfer so unvollständig übernommen wurden, daß die Abfolge von Konstellationen auch dem aufmerksamsten Leser nicht mehr kenntlich ist.

Ländliche Bevölkerung iv: Neutralität oder unbestimmte Stellung Zahlreiche Ortsnamen dienen der Lokalisierung von Schlachten, Marschzielen und Heerlagern, ohne mit Aussagen über die Bevölkerung einherzugehen, sei es, daß diese zum gegebenen Zeitpunkt neutral war, sei es, daß ihre Stellung schon von den ursprünglichen Berichterstattern nicht angezeigt worden war. Zu diesen Orten gehören 255/869 al-Yahüd" 9 und ein D o r f im Besitz eines gewissen al-Mu'allä b. Aiyüb,"° sodann 259/873 adDakar und Nasühä (sie?),"' 262/876 Qaryat Marwän 1 " und ô u n d a i Säbür," 3 264/878 at-Taff" 4 und as-Sadïdïya," 5 265^879 Barrtumartä (sie?),"6 266/880 Masruqän" 7 sowie 267/881 "AbdasI," Mäzarwän," 9 Quss Hata,130 al-Madär131 und andere mehr. Angesichts der Beiläufigkeit der Angaben ist es nicht erstaunlich, daß die späteren Schriftsteller ihnen weder be-

" 119

"3 "4

lr>

"9 130 131

# 2350 = Ta 'rih 3,1975 > Sarh 8,177 Θ. Zu 'Askar Mukram s. u., 2jj. # 0206 = Ta 'rih 3,1755 > Kämil 7,143 > Nihäya 25,109 Θ. # OJ3J, 0536 = Ta 'rih 3,1773 > Kämil 7,143 > Nihäya 2j, 110 Θ. # 1391 = Ta 'rib 3,1878 > Tagärib, fol. 46V - gegen Kämil 7, 143: ad-Dakka (Hs. A: Adraka) > Nihäya 23,126: Adraka Θ. # 1397 = Ta 'rib 3,1878 > Sarh 8,161; Zubda, fol. 21V Θ. # i J32 = Ta 'rib 3,1903 > Kämil 7, 202 > Nihäya 2% 129 • 'Ibar 3, 661 Θ. # 1586 = Ta 'rib 3,1909 > Kämil 7, 204 - gegen Zubda, fol. 33r · Nihäya 25,130: Säbür ©. # 1706 = Ta 'rih 3,1921 o. # 1807 = ebd, 1926 o. # 1830 = ebd., 1928 Θ. Erneut 267/876: # 2041 = ebd., 19J0 > Sarh 8,167 Θ. # 1913 = Ta 'rih 3,1937 > Kämil 7, 228 > Zubda, fol. 47V · Nihäya 25,137 • 'Ibar 3,671 o. # 1997 = Ta 'rih 3,1947 Θ. # 2141 = ebd., 1957 Θ. # 2044 = ebd., 19J0 > Sarh 8,167 Θ. # 2092 = Ta 'rih 3,195J > Kämil η, 236 > Zubda, fol. j2r # Nihäya 2j, 142 Θ. # 2050 = Ta 'rih 3,1951 > Sarh 8,168 0. # 2210 = Ta 'rib 3,1964; Nihäya 25,146; Ta 'rih al-isläm 20, 22 - gegen Kämil 7, 239 > Zubda, fol. 53Γ: al-Maräz o.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

249

sondere Aufmerksamkeit schenken noch einen auffallend großen Teil davon weglassen. So werden sie in den umfangreichsten Aufstandsberichten, also denen von Ibn al-Atlr und Ibn Abï 1-Hadïd, sowie in den von dem letzteren abhängigen Berichten ungefähr in dem Ausmaß bewahrt, das ihrem jeweiligen Gesamtumfang nach zu erwarten ist. Gleichzeitig läßt sich aus der Unbedeutendheit der Orte erklären, weshalb sie bei den Schriftstellern, die in Syrien oder Nordafrika heimisch waren, fehlen. Es sei noch bemerkt, daß es von besonderer Bedeutung wäre, die Haltung der Bevölkerung von Tahltä/al-Mansüra und Süq al-Hamîs/al-Manï'a zu kennen, denn man darf vermuten, daß sie den Aufstieg beider Orte zu Zentren der Aufständischen begünstigte. Die einzigen Anhaltspunkte betreffen den ersteren Ort und stehen im Widerspruch zueinander: Einerseits gab es dort ahi (Volk), das nicht vor den Aufständischen geflohen war, andererseits soll nach der Vertreibung der Aufständischen ahi dorthin zurückgekehrt sein. Nur die Nachricht von der Rückkehr findet sich später mehrfach wieder. 1 ' 2 In Verbindung mit den Ergebnissen der Untersuchung der Nachrichten, die die stete Parteinahme von Dörfern für oder gegen die Aufständischen bezeugen, werden nun vier Umstände deutlich. (1) Die Aussagekraft der Ortsangaben hinsichtlich sozialer Konstellationen ist bei at-Tabarl in der ersten Aufstandsphase am größten, hernach wächst der Anteil indifferenter Erwähnungen. (2) Diese Entwicklung fällt mit der Entfernung Sailamas aus dem Kampfgeschehen und der Abhängigkeit seiner Berichterstattung von Gewährsleuten, darunter etliche Regierungssoldaten, zusammen; der wertvolle Einblick in das bewegliche Bündnisverhalten der Landbevölkerung verdankt sich demnach Sailamas eigener wacher Beobachtung. Die Unergiebigkeit der letzten Phase tut hier nichts zur Sache, weil sie durch die räumliche Begrenzung des Geschehens auf die Gegend von al-Muhtara bedingt ist. (3) At-Tabarl teilt Sailamas Aufmerksamkeit für die Landbevölkerung zwar nicht, übernimmt das diesbezügliche Gut aber doch in großem Umfang, und zwar auch dann, wenn es sich nicht in die Verurteilung der Aufständischen als Zerstörer des Landes fügt. (4) Die späteren Schriftsteller hingegen bieten die Nachrichten der ersten Phase gerade so spärlich und unzusammenhängend, wie es die der mittleren Phase ohnehin sind, so daß eine eingehende Betrachtung der Landbevölkerung unmöglich wird und die Mitteilungen über die von den Aufständischen erlittenen Schädigungen über Gebühr hervortreten. Es sieht ganz so aus, als werde mittels der Verengung des Materials die Tendenz verfolgt, die Anzeichen der Eigen-

132

# 2208 = Ta'rih 3,1964 > Sarh 8,171 o. # 2307 = Ta'rih 3,1973 > Kätnil 7, 241 > Zubda, fol. 54r · Nihäya 2j, 149; Sarh 8,176 Θ.

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

250

Willigkeit der Landbevölkerung und ihres Einflusses auf das Geschehen zu tilgen. Beduinen oder sedentarisierte Stammesaraber u n d Aufständische A u c h at-Tabarïs Erwähnungen v o n a'räb werden später nur selten wiedergegeben. Ein ragul min ahi al-bädiya (Steppenbewohner) namens N ä s i h , genannt ar-Ramlî, führte ' A l l b. M u h a m m a d zu einer Furt u n d berichtete i h m v o n der Feindseligkeit der umliegenden Dörfer. 1 3 3 Ebenso wie er werden zunächst auch die Beduinen, die im ersten J a h r des Aufstandes und v o r dem A n g r i f f auf Basra als Reitertruppe angeworben wurden, keinem S t a m m zugeordnet. 1 3 4 Das gilt ebenfalls f ü r die A n f ü h r e r einer Beduinenstreitmacht ' A n t a r a b. Haganä u n d T u m ä l , die an einer Kriegslist gegen ' A l i b. M u h a m m a d beteiligt waren,' 35 und f ü r die zu einer basrischen Streitmacht gehörenden Beduinen.' 3 6 Die späteren Schriftsteller übergehen sie denn auch fast ausnahmslos. D i e einzigen Stammesnamen gehen erst aus einem sub a n n o 268 h. stehenden Rückblick hervor, wo es heißt, daß dieselben B a n ü T a m ï m , die zu dieser Zeit die in al-Muhtära eingeschlossenen Aufständischen mit Schlachtkamelen, Schafen u n d anderem versorgten, schon an der Eroberung Basras beteiligt gewesen waren.' 3 7 Es ist möglich, daß die Parteinahme dieser Banü T a m i m mit der Gefolgschaft der B a n ü s-Sammäs, einer Untergruppe dieses Stammes, während ' A l l b. Muh a m m a d s Zeit in al-Bahrain in Verbindung steht, was aber angesichts der weiten Verzweigung dieses Stammes nur vermutet werden kann.' 3 8 Im Jahreskapitel 267 h. erfahren wir v o n der Desertion einer gamä'a min al-'arab (Gruppe v o n Beduinen), die sich bis dato in al-Muhtära aufgehalten hatten.' 39 Ä h n l i c h dem logistischen Subtext (Kap. 9), werden die Hinweise auf die beduinischen Unterstützer des Aufstandes v o n den späteren Schriftstel133

# 0 3 1 6 = Ta 'rih 3 , 1 7 6 1 Θ.

' 3 4 # 0576 = EBD., 1774 Θ. # 1009,1009a = EBD., 1848 > Tagärib, FOL. 44R > 'Uyün 4, 21; Kämil η, 169 > Zubda, FOL. 17V · Nihäya 25,118 · Ίbar 3, 646; Sarh 8,14J Θ. # 1061 = Ta 'rih 3,1850 Θ. # ΙΟ8Ο, 1081 = ebd., 1851 Θ. Spätere Angaben ZU ihrer Zahlenstärke: # 1287 = Ta'rih 3,1866: 120 Berittene s. a. 258 h. Θ. # IJ88 = ebd., 1909: 300 Berittene s. a. 262 h. Θ. # 1788 = ebd.,

1925 > Kämil 7, 218 > Zubda, fol. 41V · Nihäya 25,135 · '¡bar 3, 668; Sarh 8,163:1 500 Berittene s. a. 264 h. Θ. 136 137 8

139

* °

5 7 7 , 0 5 7 8

=

TA

3

·1775

Θ

·

# 0617 = EBD., 1778 > Kämil7,145 > Nihäya 2J, 111 O. # 2900-2902 = Ta'rih 3, 2018 > Kämil 7, 2JY > Zubda, fol. 6IV · Nihäya 25, 162 s . # 2906, 2 9 0 7 = Ta 'rih 3, 2 0 1 9 O.

# 0010 = ebd., 1743 > Muntaçam q.g., 682 > Magmu , 162; Kämil 7, 140 > Nihäya 2J, 105 · 'lbar\, 638; Sarh 8 , 1 2 9 Θ. # 0 0 1 1 = Ta'rih 3 , 1 7 4 3 > Kämil7,140 > Nihäya 2 5 , 1 0 5 · 'Ibar 3, 638; Sarh 8, 129 Θ. Zur Verzweigung der Banü Tamim PELLAT, Milieu basrien, 26 Taf. 2. # 2758 = Ta 'rih 3, 2007 > Kämil 7, 251 · Zubda, FOL. J9R · Nihäya 25,160 · 'Ibar 3, 680; Sarh 8 , 1 9 3 O.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

251

lern in geringem Umfang übernommen, Ibn Abi 1-Hadld und die über Ibn al-Atïr führende Linie ausgenommen.140 Großer Beliebtheit erfreut sich einzig die Nachricht, daß ein Teil der Beduinen, die 266/880 die kiswa, die Umhüllung der Ka'ba, raubten, bei 'Ali b. Muhammad Aufnahme fand.' 4 ' Häufiger als nomadisierende Stämme nennt at-Tabarl Stämme, die in Basra oder in der Batïha seßhaft geworden waren. So berichtet er von der Unterstützung der nach Basra eindringenden Aufständischen durch einen Teil der Banü Tamïm sowie durch die Banü Asad, außerdem von der Schonung der Banü Sa'd.'4* Ferner zeigt er, daß die städtischen Banü Tamlm uneins waren, denn manche verteidigten die Stadt, während andere, einem Gerücht unter der Bevölkerung zufolge, einen silm mit 'All b. Muhammad eingingen.'43 Um eine Einigung mit ihm bemühten sich offensichtlich auch die Banü Sa'd, die eine Abordnung zu ihm schickten, wenngleich vergebens.'44 Weitere Stammesnamen treten als Teil von Ortsangaben auf, ohne die Stellung des Stammes zu verdeutlichen. Sie werden ebenfalls kaum je übernommen.'45 Was die sedentarisierten Stämme betrifft, erfahren wir zunächst von den Banü 'Igl. Sie hießen im Jahre 255/869 die Aufständischen willkommen und überantworteten sich und ihren Besitz 'All b. Muhammad.' 46 Al-Haisam al-'Igll befehligte später eine Truppe von Aufständischen und erwarb Reichtum und Grundbesitz.'47 Die Späteren nehmen keine Notiz von ihnen. Die in der Batïha heimisch gewordenen Banü Bähila, die das Gebiet seit der Umsiedelung der Zutt im Jahre 220/835 kontrollierten,'48 waren auch 255/869 und zumindest bis 257/871 die Herren der Sümpfe und machten, unabhängig von den Aufständischen, die Verkehrswege dort unsicher.'49 Im Jahre 262/876 ließ sich Sulaimän b. 6ämi' von einem ihrer An' 4 ° S. o., 22oAnm. 83.

' 4 ' # 1938 = Ta'rth 3, 1941 > Muntafam 5.2, 56; Kämil 7, 233 > Zubia, fol. jov · Bidâya 11, 39; Mir'äh, fol. 22or > Nugüm 3, 42 O. Vgl. Porovic, Révolte, 120 Anm. 1. ' 4 Î # 1048,1049,10J4,1054a, 10J7 = Ta 'rib 3, i8jo Θ. # i i j 2 = ebd., 1856 > íarh 8,148 0. 143

144 145

6 147

149

# 1058,1063,1065 = Ta 'rih 3, i8jo o. # 1130 = ebd., 1855 Θ. # 1153 = ebd., i8j6 > Sarh 8,148 Θ. # 1017 = Τα 'rib 3, 1849: Zug der Beduinen gegen Basra durch das Gebiet der Banü Sa'd. # 10J4 = Ta'rth 3, i8jo: Viertel der Al al-Muhallab in Basra O. # ioj8 = ebd., und # 1108 = ebd., 1853: Graben und Viertel Banü Himmän O. # 1052 = ebd., i8jo, und # 1091, 1096, 1102a = ebd., i8j2: Viertel der Banü Sa'd Θ. # 1073 = ebd., 1851: Friedhof der Banü Saibän Θ. # 1118 = ebd., 1854: Viertel der Banü Hisn. # 1126 = ebd.: Friedhof der Banü YaSkur Θ. # 1129 = ebd.: Viertel der Banü Tamlm Θ. # 0282 = ebd., 1759 Θ. # 2633 = ebd., 1996 Θ. # 3023c = ebd., 2040 Θ. Derselbe al-Haisam (?) ebd., 2126 s. a. 278 h. Futüh, 375 (2,109). S. o., 4J. # 1202 = Ta'rth3,1858 >Muntafam 5.2, 8 Θ. Vgl. H A L M , Traditionen, 62; POPOVIC, Révolte, 112 Anm. 3.

2J2

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

führer, Ahmad b. Sarik, und von dem maulä 'Umair b. 'Ammär al-Bâhilï bei der Verlegung des Lagerplatzes von al-Hawànït an den besser geschützten, im Schilf versteckt liegenden Ort Tahïtâ, das spätere al-Mansüra, beraten; Sulaimäns Abzug veranlaßte die Banü Bähila zu der Befürchtung, die nachrückenden Regierungstruppen würden sie wegen ihrer Parteinahme für die Aufständischen strafen. 1 ' 0 Wohl um dem zu entgehen, suchten die Bewohner eines Dorfes namens al-Bâhiliyïn, die zuerst 'All b. Abän unterstützt hatten, bei dem einrückenden 'abbäsidischen Offizier Ahmad b. Laitawaih um den amän nach. 1 ' 1 Der einzige Stamm, der mit den Aufständischen in Konflikt geriet, waren die Banü Saibän. Diese kämpften gegen sie im Jahre 264/878 bei Tall Fahhär, ein Sohn ihres Anführers wurde gefangengenommen, und auf dem Weg zwischen diesem Dorf und al-Bazzäq kam es zu einer weiteren Auseinandersetzung. 1 ' 2 Später ist davon nichts mehr zu lesen. Schließlich erregt die Nachricht, daß 1 000 Zang, die während der Eroberung von al-Muhtära auf das offene Land geflohen waren, entweder verdursteten oder von Beduinen versklavt wurden, nur die Aufmerksamkeit von Miskawaih und Ibn Abi 1-Hadld.' 53 Insgesamt gehen at-Tabarîs Nachrichten von den seßhaft gewordenen Stammesarabern also fast völlig verloren. Städtische Bevölkerung und Aufständische Die Bevölkerung der Städte hatte bekanntlich im großen Ganzen schwer unter dem Aufstand zu leiden, was auch den späteren Aufstandsberichten umstandslos zu entnehmen ist. Außer dem Schreckensbericht von der Eroberung Basras 1 ' 4 werden auch die Mitteilungen über die im Jahre 256/870 1,0

151 152

153 154

# 1522, 1J33, 1J27 = Ta'rih 3, 1902 > Kämil 7, 202 > Nihäya 2j, 129 o. # 1524 = Ta'rih 3, 1902 Θ. Zu 'Umair b. 'Ammär ferner # 0044 = Ta'rih 3, 1746 > Kämil 7, 141 Θ. # 1462, 1463 = Ta 'rih 3,1899 > Tagärib, fol. jov Θ. # 170J = Ta 'rih 3,1921 Θ. # 1617 = ebd., 1911 - gegen Tagârib, fol. jiv: al-Bähiliyün Θ. # 1630 = Ta'rih 3,1913 Θ. # 1699 = ebd., 1921: Tallafahhär Θ (zu lesen wie al-Mas'üdl, Tanbih, 391). # 1701 = ebd., 1921 Θ. S.O.,226f. # 1029 = Ta 'rih 3,1849 > Muntaytm 5.2, 4, 6 · Kämil 7,169 > Zubda, fol. ljv, i6r, 17V • Nihäya 25,118 · Ta'rih al-isläm 19, 22, 24 · Bidäya 11, 28 · 'Ihar 3, 646; Mir'äh, fol. 1901Ύ, 11)61 > Nugüm 3, 27; tarh 8,146 o. # 1039 = Ta'rih 3, i8jo > Tagärib, fol. 44r > 'Uyün 4, 21; Kämil 7,170 > Zubda, fol. 17V · Nihäya 2j, 119 · Bidäya 11, 28 · 'Ihar 3, 646; Sarh 8,146 Θ. # 1070 = Ta'rih 3, 1851 ©. # 1119 = ebd., 1854 Θ. # 1133 = ebd., i8jj > Munta&im q.g., 765 · Sarh 8, 147 O. # 1139 = Ta'rih 3, 1855 > Tagärib, fol. 44r > 'Uyün 4, 22; Muntaçam q.g., 765 · Kämil 7,170 > Zubda, fol. i6v · Nihäya 2j, 119 · Bidäya 11, 28 · 'Ihar 3, 646; 4,39; Mir'äh, fol. 196Γ > Ta 'rih al-isläm 19, 24; ¿ärh 8,147 Θ. # 1147 = Ta 'rih 3, i8jj > Tagärib, fol. 44r > 'Uyün 4, 22; Kämil 7 , 1 7 0 > Nihäya 2j, 119 · 'Ibar 3, 647 Θ. # liji = Ta'rih 3, i8j6 > Kämil 7, 170 > Nihäya 25,119; Sarh 8,148 O. # 1160 = Ta'rih3,1856 > Tagärib, fol. 44V > 'Uyün 4, 22; Sarh 8,148 Θ. Vgl. # 0908, 0909 = Ta'rih 3,1838 > Tagärib, fol. 42r · Muntala m q.g., 731 · Kämil

Sozialgeschichtlicher Gehalt

geschehene Kapitulation der 'Abbädäner und die Übergabe der Zitadelle 1 " sowie über die kampflose Ö f f n u n g v o n al-Ahwäz, 1 ' 6 ferner über die Eroberung und Plünderung v o n al-Ahwäz 259/8731'7 und schließlich über das dritte Eindringen in al-Ahwäz im Jahre 261/875 s a m t Plünderung und Zerstörung 1 ' 8 fast durchweg übernommen. Der Hinweis auf den vierten Aufenthalt der Aufständischen dort im Jahre 266/880 wird weniger häufig wiedergegeben, vielleicht weil at-Tabarl, anders als bei den vorangehenden Gelegenheiten, v o n keiner Plünderung weiß. 1 " Große Aufmerksamkeit erfahren die bei der Eroberung v o n Wäsit im Jahre 264/878 verübten Gewalttaten 160 sowie die zwei Jahre darauf in R ä m h u r m u z stattgehabte Plünde161 rung. Die Bevölkerung erscheint dabei nahezu amorph. Allein aus Basra sind die N a m e n zweier Gruppierungen, der Biläliya und der Sa'dlya, bekannt. 163 Die Biläliten leisteten den Aufständischen mehrheitlich Widerstand. Im ersten Jahr des Aufstandes stellten sie ' A l i b. M u h a m m a d durch das schriftliche A n g e b o t ihrer Gefolgschaft eine Falle,163 und im selben Jahr sowie 256/ 870 zogen sie an der Seite der Sa'diten ins Feld gegen ihn; mehrfach liest 7,164 > (?) Magmü', 165 · Nihäya 2j, 116 • Bidäya n, 24 · 'Ibar 3, 640; Mir'âh, fol. 1961·; Sarh 8,143: vorsorgliche Evakuierung Basras s. a. 256 h. Θ. Zu der von at-Tabarl nicht erwähnten Verschleppung des Gelehrten Abü Ya'qüb Yüsuf b. 'Abdallah aS-äahhäm (st. um 280/893) a ' s Antwort auf die ablehnende Haltung der basrischen Mu'tazila POPOVIC, Révolte, 2j, 122; VAN Ess, Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra, Bd. 4, Berlin 1997,47. # 0884, o88j = Ta 'rib 3, 1837 > Tagärib, fol. 42Γ · Muntagam q.g., 730 · KämiI 7, 164 > (?) Magmu, 165 · Zubda, fol. î j v · Nihäya 25,115 • Bidäya il, 24 · 'Ibar 3, 640; Mir'âh, fol. îgér ·

Sarh 8,143 Θ.

157

# 0890 = Ta 'rih 3,1837 > Tagärib, fol. 42r · Munta^am q. g, 731 · Kam il 7,164 > (?) Magmu , 16$ · Zubda, fol. î j v · Nihäya 2j, ny · Bidäya π , 24 · 'Ibar·}, 640; 4,38; Mir'âh, fol. îçir, i96r > Ta'rih al-isläm 19,22; Sarh 8,143 Θ. # 1378 = Ta 'rih 3, 1877 > Tagärib, fol. φτ > 'Uyün 4, 2j; Kämil 7, 178 > Nihäya 25, 125 · 7bar 3,650; 4,38; Mir'âh, fol. 201V > Ta 'rih al-isläm 19, 29 O. # 1431,1432 = Ta 'rih 3,1889 > Tagärib, fol. 49r > 'Uyün 4,29; Kämil 7,190 > Zubda, fol. 26r # Nihäya 2j, 127 · Bidäya 11,32 · 'Ibar3, 6jj; 4, 692; Mir'âh, fol 2ojv > Ta'rih al-isläm 20, 6;

Sarh 8,163 Θ. 1,9 6

# 1928 = Ta'rih 3,1939 > Kämil 7, 228 > Zubda, fol. 48r · Nihäya 2j, 138 · 'Ibar 3, 672; Mir'äh, fol. 219V > Nugüm 3, 42 Θ. # 1791,1792 = Ta'rih 3,192J, 1926 > Kämil7, 218 > (?) Magmü', 169 · Zubda, fol. 41V · Nihäya 2j, 135 ·'Ibar 3, 668; 4, 41; Sarh 8, 163 Θ. *dd# 0129 = Muntagam y.2, 45 > Magmü', 169 ©. l d d # 0183 = Mir'âh, fol. 220Γ > Ta'rih al-isläm 20,14, 21 · Nugüm 3, 42: Eroberung von Wä-

4

6

sit s. a. 267 h. Θ. # 1939, J949 = Ta'rih 3,1943 > Tagärib, fol. j j r · Muntaçam j.2, 56 · Kämil 7, 229 > Zubda, fol. 48r · Nihäya 2j, 138 · Bidäya 11, 39 · 'Ibar 3, 672 (# 1939 kurz auch ebd., 718, und 4, 41); Mir'âh, fol. 22or > Ta'rth al-isläm 20, 20 · Nugüm 3, 42 Θ. id Magmü', 170: Brand der Moschee Θ. Zu i d d # 0181a s. o., 146 Anm. 70. # 0073a = Ta 'rih 3,1747 > Tagärib, fol. 32r · Sarh 8,132 o. # 0563 = Ta 'rih 3,1774 - gegen Muntayim Kämil 7,144 > Nihäya 25,109 · 'Ibar 3, 639 ©. # 0618 = Ta'rih 3, 1777 Θ. # 0643, 0644, 0648 = ebd., 1778 > Kämil 7,145 · Nihäya 25, 111: die Biläliten Abu 1Lait al-Qawäriri und 'Abdän al-Kasibi o. # 0653 = Ta'rih 3, 1778: der Bilälit Muhammad al-Azraq al-Qawärlrl Θ. # 0777 = ebd., 1783 > Tagärib, fol. 3jr > 'Uyütt 4,18; Kämil 7,146 > Nihäya 2j, 112; Sarh 8,139 o. # 0841 = Ta'rih 3,1835 > Kämil 7,163 > Zubda, fol. îjv · Nihäya 2j, 114; Sarh 8,142 O. # i n j = Ta'rih 3, i8j4 O. # 0411 = ebd., 1767 > Kämil 7, 14 > Nihäya 2j, 109 Θ. # 0619 = Ta'rih 3, 1777 Θ. # 0778 = ebd., 1783 > Tagärib, fol. 3jr > 'Uyüti 4, 18; Kämil 7, 146 > Nihäya 2j, 112; Sarh 8, 139 Θ. # 0842 = Ta'rih 3, 1835 > Kämil 7, 163 > Zubda, fol. ljv · Nihäya 25, 114; Sarh 8, 142 Θ. # IOJ9 = Ta 'rih 3, i8jo o. # 1103 = ebd., 1853 Θ. # 1116 = ebd., 1854 Θ. # 0409= ebd., 1767: bawal - gegen Kämil 7, 144: huyül (Pferde) Θ. #0453 = Ta'rih 3, 1769 Θ. # 0479 = ebd., 1770 O. # 049J, 0J09 = ebd., 1771 Θ. # 0J93 = ebd., 1775 O. # 0684 = ebd., 1779 Θ. # ioj6 = ebd., i8jo ©. # 0410 = Ta'rih3,1767 > Kämil7,144 > Nihäya 25,109 · 'Ibar·}, 639 O. # 1491,1493 = Ta'rih3,1901 > Tagärib, fol. jov-jir · Kämil7, 202 > Zubda, fol. 32V · Nihäya 2j, 129 Θ. # 040J, 0406 = Ta'rih3,1766 Θ. # 0637, 0638 = ebd., 1778 Θ. # io8j = ebd., 1852 Θ. Vgl. HALM, Traditionen, 42. Das von ihm angezeigte Urteil Ibn Katlrs fa-tabi'ahü 'alä dälikagahala min al-lagäm wa-tä'ifa min ar-ra'ä'al-'awämm (»es folgten ihm [daraufhin] die Unwissenden aus dem niederen Volk und ein Haufe gemeinen Pöbels«; dt. HALM) bezieht sich realiter auf'Ali b. Muhammads Agitation in Bagdad im Jahr vor dem Aufstand; add# 0350 = Bidäya 11,19 O.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

der Bevölkerung 'All b. Muhammad, wie wir daher wissen, daß er sie schriftlich an ihre Loyalität gemahnte, als sie hernach doch gegen ihn ins Feld zogen.' 72 Wieder etwas später kam es zu Beschimpfungen zwischen den Ubullensern und den basrischen Truppen; diese schmähten gar den Statthalter Muhammad b. Abi 'Aun (252-255/866-869).173 Der wechselnde Kurs verhinderte nicht, daß al-Ubulla im Jahre 256/870 als erste größere Stadt angegriffen wurde und, nach längerem Kampf, Schauplatz eines Massakers, von Plünderung und Brandstiftung wurde.174 Von dieser mehrdeutigen Berichtslage bleibt später einzig das Wüten der Aufständischen in der Stadt übrig. Außerdem verschwinden die Nachrichten von der Huldigung durch das Volk von 'Abbädän und der Unterstützung seitens einer Abteilung der basrischen Biläliten im Jahre 255/869,175 sowie die Erwähnung des aus 'Abbädän stammenden as-Saqr b. al-Husain, der 264/874 den Befehl über zehn Boote der Aufständischen führte. 176 Die Nachricht von dem silm zwischen der Stadt 'Askar Mukram und 'Ali b. Muhammad, von dem wir rückblickend, nämlich anläßlich seines Bruchs durch die Aufständischen sub anno 262 h. erfahren, wird immerhin von Ibn al-Atlr und seinen drei treuesten Nachfolgern übernommen.' 77 Sonst wird noch eine zu 'All b. Muhammad übergehende gamä'a min al-'Alawtya (Gruppe von 'Allden) des öfteren berücksichtigt.' 78 Außer diesen Bevölkerungsgruppen finden sich bei at-Tabarl die Namen einzelner Basrenser auf der Seite der Aufständischen: Muhammad b. ö a ' f a r al-Muraidl min at-tammärin (ein Dattelverkäufer) aus dem Marktvolk von al-KalläV 79 der aus Isfahan gebürtige Abü 1-Lait Muhammad b. 'Abdalläh,' 80 al-Fadl b. 'Adi ad-Däriml, der sich während der Eroberung von Basra bei den Sa'diten aufgehalten hatte,'8' Muhammad b. Sim'än, der

172

# 0328 = Ta 'rih 3,1762 Θ. Zu ' Aqïl s. u., 256. ' 7 3 # 04J9, 0460 = ebd., 1769 o. Zu Muhammad b. Abi 'Aun vgl. # 0045 = ebd., 1746: läßt Anhänger von 'All b. Muhammad frei. # 0246 = ebd., 17J8: wird dafür weniger später nicht von ihm behelligt Θ. 174 # 0862, 0863 = ebd., 1836 > Tagärib, fol. 42η Kämil 7, 163 > (?) Magmi', 165 · Zubda, fol. îjv, i6v · Nihäya 25, n j · Ta 'rih al-isläm 19, 22 · Bidäya ii, 24 · '¡bar 3,640; 4,38; Mir'äh, fol. 19JV · Sarh 8,142 Θ. # 0879,0880a = Ta'rih 3,1837. >75 # 0224, 0227 = ebd., 1756 Θ. In diesem Kontext stehen auch die Huldigungen der Dörfer Mayän Rüdän und Sulaimänän. S. o., 242. '76 JL L J 1923 Θ. # 1724,1725 = ebd., 177 # 1603-160J = ebd., 1910 > Kämil 7, 204 > Zubda, fol. 33V · Nihäya 25,131 Θ. # 1169 = Ta 'rih 3,1857 > Kämil 7,170 > Zubda, fol. i8r · Nihäya 2j, 119 · Bidäya 11, 29; Sarh 8,149 Θ.

179

# 05J9 = Ta 'rih 3, 1774 - gegen Muntaçam q.¿, 687: Ν. Ν. ©. Vgl. Halm, Traditionen, 49: al-Mirbadî. # 0640 = Ta 'rih 3,1778 Θ. # 0628 = ebd., 1777 ©· Sonst ohne Hinweis auf die Sa'diten. S. o., 136.

256

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

ebenfalls in der Stadt gewesen war, 183 A h m a d b. M ü s ä b. Sa'ld al-Basrï, gen a n n t al-Qalüs,' 83 u n d dessen Schwestersohn M ä l i k b. Bisrän.' 8 4 Allein Ibn A b i 1-Hadïd nennt zumindest zwei v o n ihnen, Ibn S i m ' ä n u n d al-Qalüs, während die anderen Schriftstellern die basrische Anhängerschaft völlig übergehen. Während also der K o n f l i k t zwischen Aufständischen u n d Städtern in allen Aufstandsberichten unzweideutig zum Ausdruck k o m m t , gehen at-Tabaris o h n e h i n spärliche Nachrichten über die Zusammensetzung der städtischen Bevölkerung zum Teil und die Kenntnis v o n der K o o p e r a t i o n einzelner G r u p p e n mit den Aufständischen fast ganz verloren. Daran zeigt sich eine Verengung des Überlieferungsgutes, welche, wie v o n dem Plünderungstopos vorgezeichnet, die Städter einseitig als Leidtragende erscheinen läßt u n d m i t h i n sowohl ihre Uneinigkeit untereinander wie auch ihre Fähigkeit zur aktiven Parteinahme f ü r die eine oder andere Kriegspartei verschweigt. Bevölkerung und Regierungstruppen A m schlechtesten bezeugt sind die Beziehungen zwischen der einheimischen Bevölkerung u n d den Regierungstruppen. Vier Nachrichten haben wir oben schon angeführt, betreffend die Teilnahme v o n Leuten aus der Gegend v o n al-Maftah und v o m Euphrat an dem Z u g gegen die Aufständischen im ersten J a h r , die Auslieferung eines Zangi durch eine Frau v o m Tigris im J a h r e 257/871 u n d die Warnung v o r einem A n g r i f f der Aufständischen im J a h r e 267/881, 1 8 5 außerdem den o f f e n k u n d i g friedlichen Aufenthalt al-Muwaffaqs in a l - ö a ' f a r l y a im selben J a h r u n d zuvor.' 8 6 Darüber hinaus erfahren wir, daß im ersten Aufstandsjahr der O f f i z i e r ' A q ï l alU b u l l l Frauen als Geiseln n a h m , u m ihre Ehemänner als Ruderer zu pressen,' 87 daß A b b ä at-Turkl 262/876 einen Ort zerstörte, der mit den Aufständischen paktiert hatte,' 88 u n d daß A b ü l-'Abbäs 267/881 die Dienste v o n adillä' (Führer) u n d eines muhbir (Informanten) beanspruchte.' 8 ' Sie waren aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls Einheimische. Wiederum sind es v o r allem Miskawaih, Ibn al-Atïr und Ibn A b i 1-Hadld, die diese Mitteilun1 1

# 1077 = ebd., i8ji > Sarh 8,147 Θ. Sonst ohne Hinweis auf Basra. S. o., 136 Anm. 7. # 2324 = Ta'rih 3,1974 > Sarh 8,177 Θ. Ferner ohne Nisba: # 2810 = Ta'rih 3, 2013 O. # 3110 = ebd., 20J3 o. # 3222 = ebd., 2067 Θ. # 2 8 1 7 = e b d . , 2 0 1 3 Θ. # 2 8 3 9 = e b d . , 2 0 1 4 Θ. # 0296, 0301

= ebd., 1 7 6 0 o . # 0 9 2 8 = ebd., 1 8 4 2 > Tagârih, fol. 43r · Kämil 7 , 1 6 7 > Nihäya

25,116; Sarh 8 , 1 4 4 Θ. # 2596 = Ta 'rih 3 , 1 9 9 2 > Kämil 7, 246 Θ. S. o., 245. # 2396, 2 3 9 4 = 188

* °379·

e

Ta'rih 3,

J978 >

Tagârih, fol. 59V · Sarh 8 , 1 7 9 Θ. S. o.,

= Ta 'rih 3 , 1 7 6 4 F Θ.

247.

# 1475 = bd-, 1900 > Kämil 7, 202 > Zubda, fol. 32V: Zerstörung Θ. S. o., 246. # 2 4 0 7 = Ta 'rih 3 , 1 9 5 1 > Tagârih, fol. j 6 v · Sarh 8 , 1 6 7 O.

Sozialgeschichtlicher Gehalt

257

gen übernehmen. Dasselbe gilt für die Erwähnung der 'ummäl bzw. fa 'ala (Arbeiter) und der naggärün (Zimmerleute), die von al-Muwaffaq ab dem Jahre 267/881 bei Geländearbeiten und beim Sturm auf die Schanzen von al-Muhtära eingesetzt wurden; vermutlich waren erstere unter der ländlichen und letztere unter der städtischen Bevölkerung rekrutiert worden.' 90 Auffallend häufig kehrt später allein die Erwähnung der in al-Muwaffaqlya zusammengekommenen säkinühä (ihre Einwohner) und ra'tya (Volksmenge) wieder, die gewiß ländlicher Provenienz waren.'91 Nachrichten von den Beduinen finden ungleichmäßig Beachtung. Die Flucht beduinischer Parteigänger 'All b. Muhammads nach Basra und in al-Muwaffaqs arnän, aber auch der Kampf Abü l-'Abbäs' gegen eine andere beduinische Gruppe im Jahre 268/881 werden von Ibn al-Atlr und vier seiner Nachfolger wiedergegeben.'92 Die weiteren Scharmützel' 93 bleiben weitgehend unbeachtet, und vor allem die wichtige Mitteilung, daß al-Muwaffaq sie kurz darauf bewog, die Seite zu wechseln, indem er ihnen die Märkte von Basra öffnete und sie dort Datteln verkaufen ließ, wird ganz übergangen.'94 Regierungstruppen und städtische Bevölkerung begegneten einander mitunter feindselig. So wurden die ersteren in al-Ubulla, wie erwähnt, beschimpft, und in dem von den Aufständischen aufgegebenen Ort Tahltä, dem vormaligen al-Mansüra, richtete der Offizier ö u ' l ä n 264/878 ein Blutbad an und legte Feuer. Beides findet sich später nirgends mehr, die letztere Nachricht wird von Ibn al-Atlr sogar gezielt ausgeschieden, während er den Kontext behält.'95

190

# 2243 = Ta'rib 3, 1966: fa'ala - gegen Tagärib, fol. j8v > 'Uyûn 4, 44: sunnâ' Θ. # 2985 = Ta 'rih 3, 2030 > Kami! 7, 261 > Zubda, fol. 64V; Sarh 8,197 Θ. # 3016 = Ta 'rih 3, 203J: fa 'ala - gegen Kämil η, 262 > Zubda, fol. 6jr · Nihäya 2j, 165: fu'ûl Θ. # 3028 = Ta'rih 3, 2041 > Kâmil 7, 263 > Nihâya 2% 166 Θ. #3093, 3094 = Ta'rih 3, 20J0: an-naggärin wal-fa'ala o. # 3 1 0 J = ebd., 20J2 Θ. # 3 1 2 6 = ebd., 2 0 5 2 Θ. # 3 1 2 8 = ebd., 2 0 J 2 > Kämil 7 , 2 6 7 > Zubda, fol. 6 7 Γ · Nihäya 2 j , 1 7 1 Θ. # 3 1 6 7 = Ta 'rih 3 , 2 0 j 8 © . # 3 3 2 7 = ebd., 2 0 8 1 > Tagärib, fol. 6jv · Kämil 7 , 2 8 0 9 > Nihäya 2 5 , 1 8 1 Θ . ' 9 ' # 2560 = Ta 'rih 3,1989 > Tagärib, fol. 6ir > 'Uyün 4, 48; Kämil 7, 246 > Zubda, fol. j6v · Nihäya 2j, 1J4 · Ta'rih al-isläm 20, 24 · Bidäya 11, 41 · 'Ibar 3, 677; Mir'äh, fol. 223r • Sarh 8, 186 o . # 3022 = Ta 'rib 3, 2036 > Tagärib, fol. 63t > 'Uyün 4, j i ; Kämil 7, 262 > Zubda, fol. Zubda, fol. 6jv · Nihäya 2j, 166 · 'lbar 3, 682; Mir'äh, fol. 2 2 6 V • ¿arh 8, 200 Θ. '92 # 27j8 = Ta 'rih 3, 2007 > Kämil 7, 2ji > Zubda, fol. J9r · Nihäya 2j, 160 · 'Ibar 3, 680; Sarh 8,193 Θ. # 2806a = Ta 'rih 3, 2013 > Kämil 7, 2 j j > Zubda, fol. 6iv · Nihäya 25,162 · Bidäya il, 42 · 'Ibar 3, 681 Θ. '93 # 2 8 2 4 = Ta 'rih 3 , 2 0 1 3 O. # 2 8 5 1 , 2 8 5 3 = ebd., 2 0 1 5 Θ. # 2 9 0 0 = ebd., 2 0 1 8 > Kämil 7 , 2 j j > Zubda, fol. 61V · Nihâya 2j, 162 ©. 194

# 2 8 6 5 , 2 8 6 7 , 2 8 6 9 = Ta 'rih 3 , 2 0 1 6 Θ .

# 04J9,0460 = ebd., 1769 Θ. S. o., 2jj. # 1691 = ebd., 1920 Θ. Vgl. Kämil 7, 217 > Zubda, fol. 41Γ • Nihäya 2j, 133 · 'Ibar 3, 667.

258

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Die Nachrichten von den Konstellationen der Bevölkerung und der Regierungstruppen erfahren also einerseits im allgemeinen sehr geringe Aufmerksamkeit, andererseits besteht bei den dafür halbwegs aufgeschlossenen Schriftstellern die Neigung zu einseitiger Vernachlässigung der Konflikte zwischen ihnen und folglich zur Beschönigung des Verhältnisses. Tendenzen und Charakter der Nachrichtenauswahl Stellen wir abschließend einen Uberblick über at-Tabarïs Kenntnis von den sozialen Konstellationen während des Aufstandes dem gegenüber, was die späteren Schriftsteller davon behalten. Wie wir gesehen haben, entnimmt at-Tabarï seiner Vorlage, der Monographie Sailamas, reiches Wissen um die Vielfalt der den Aufstand tragenden sozialen Gruppen und um die Mannigfaltigkeit der Beziehungen zwischen Kriegsparteien und sozialen Gruppen. Die Einzelheiten fügen sich aber oft nicht zu einer historisch plausiblen Darstellung und erscheinen mitunter, wo mehrere Nachrichten von einer bestimmten Gruppe sich reihen lassen, unstimmig oder gar widersprüchlich. So zeichnet sein Bericht einerseits das deutliche Bild einer nahezu unentwegten Feindseligkeit zwischen den Aufständischen und der städtischen Bevölkerung, andererseits kommt im ländlichen Bereich eine Gemengelage zum Ausdruck, welche ihren Grund sowohl in der Gewaltanwendung beider Heere gegen die ländlichen Gruppen im Zuge von Requirierungen als auch in dem beiderseitigen Bemühen um die Unterstützung der ländlichen Gruppen und seinem wechselndem Erfolg hat. Aus den besonders zahlreichen Nachrichten von ländlichen Siedlungsverbänden erhellt das Eigengewicht dieser Gruppen, denn es wird deutlich, daß sie ihre Parteinahme situativ und mithin widerruflich selbst zu entscheiden vermochten; einige stellten sich gar ganz auf die Seite der Aufständischen stellten. Hieran vor allem zeigt sich, daß at-Tabarïs Bericht zahlreiche Nachrichten birgt, die der in 'abbäsidenfreundlicher Absicht betriebenen und in die oben bemerkten Topoi gekleideten Brandmarkung der Aufständischen als blindwütige Marodeure zuwiderlaufen und die Subsumtion der Aufständischen unter den Sammelnamen Zang unrichtig erscheinen lassen. In narrativer Hinsicht bedeutet das, daß der Bericht nur zurückhaltend geglättet ist und ungefüge - und darum um so eher für ursprünglich und authentisch zu haltende - Nachrichten bestehen läßt. So stellt at-Tabarïs Bericht, nolens volens, eine ungleichmäßig beschaffene, mehrenteils nur oberflächlich bearbeitete Sammlung von Überlieferungsgütern dar, deren Vielgliedrigkeit es dem interessierten Leser ermöglicht, zu einem eigenen Urteil über die gesellschaftlichen Züge des Aufstandes zu gelangen. Dabei bildet der große Wert des Berichts als sozialgeschichtliche Quelle wohl nur die Kehrseite des Umstands, daß at-Tabarï einen erklecklichen Teil des vor ihm lie-

Sozialgeschichtlicher Gehalt

259

genden Gutes zwar getreulich, aber ohne kompositorische Absicht nur beiläufig und unverstanden wiedergibt. Die späteren Schriftsteller weichen in vieler Hinsicht so gleichförmig von at-Tabarï ab, daß zunächst die allgemeinen Merkmale ihrer Nachrichtenauswahl beschrieben und die Unterschiede hintangestellt seien. Von den mawält werden vor allem diejenigen später wieder genannt, die, zu militärischen Führern aufgestiegen, prominenten Anteil an der Ereignisgeschichte des Aufstandes haben; hingegen werden ihre Berufsbezeichnungen sowie die Namen derer von niedrigem Rang oder mutmaßlich persischer bzw. byzantinischer Abstammung zumeist weggelassen. Die vielen ethnonymischen und Tätigkeitsbezeichnungen für Sklaven werden von den Ausdrükken Zang und, seltener, südän verdrängt, so daß sowohl das Wissen um die Salpetersklaven und bestimmte, nicht zu den Zang gehörige Gruppen als auch die Kenntnis von Personen mit afrikanischer oder einer dafür gehaltenen Nisba verlorengeht. Besonders starke Einbußen erleidet das die ländliche Bevölkerung betreffende Gut: Es verschwinden fast sämtliche Nachrichten von den Ortschaften, die den Aufständischen einmal oder mehrmals, aber jedenfalls ausnahmslos Unterstützung gewährten, ferner die Nachrichten von den Ortschaften, deren Parteilichkeit wechselte, darunter auch jene, die einen silrn mit den Aufständischen geschlossen hatten, sowie von denen, die den Regierungstruppen Dienste erwiesen. Die Vernachlässigung der Parteigänger 'Ali b. Muhammads unter den ländlichen Gruppen erstreckt sich des weiteren auf Beduinen und sedentarisierte Stammesaraber. Auffällig häufig erhalten sich hingegen sowohl die Nennungen von Ortschaften, die von den Aufständischen geplündert und teils auch zerstört wurden, selbst wenn es sich dabei um die einzige Erwähnung des Ortes handelt, als auch die Mitteilungen über die beiden von Aufständischen gebildeten Räuberbanden. Lediglich die Namen der Ortschaften, die nicht die Haltung der Bevölkerung berühren, sondern offenbar zur Lokalisierung anderweitig bedeutsamer Ereignisse dienen, werden - von den 'iräqischen Schriftstellern - je nach Berichtsumfang durchschnittlich häufig übernommen; die fernab beheimateten Schriftsteller übergehen sie. Die Erwähnungen der städtischen Bevölkerung schließlich werden besonders häufig wiedergegeben. Dabei handelt es sich ganz überwiegend um Berichte über ihr Leiden unter den Aufständischen, da die wenigen Nachrichten von den Huldigungen 'All b. Muhammads, von Diensten für die Aufständischen, die Nisben einzeln auftretender Städter sowie die gelegentlichen Hinweise auf die Zusammensetzung der Städter, die beiden basrischen Parteien ausgenommen, zumeist übergangen werden. Dergestalt sind bei der Übernahme und Weglassung von Mitteilungen über soziale Gruppen und ihre Konstellationen drei Tendenzen wirksam: (1) Die Gemengelage wird dahingehend v e r e i n f a c h t , daß die Aufständischen, gemeinhin Zang oder südän genannt, eine von der sie umgebenden

26ο

Der Aufstand der Zang im Kompilationsprozeß

Bevölkerung geschiedene Einheit bilden und jener nurmehr feindselig und gewalttätig begegnen, daß ferner die ländliche wie auch die städtische Bevölkerung ihnen ohnmächtig unterworfen ist und daß schließlich allein von der Regierung Gegenwehr ausgeht. Diese Tendenz hat auch die ältere Forschungsliteratur geprägt. (2) Indem das Geschehen seiner gesellschaftlichen Züge entkleidet und als Kampf zweier feindlicher Streitkräfte vorgestellt wird, werden die Aufstandsberichte m i l i t a r i s i e r t . (3) Die Vernachlässigung der namentlich bekannten niederrangigen Aufständischen sowie der Verbündeten und Opponenten in anderen Gruppen mehrt das Gewicht der kleinen Zahl der wichtigsten Heerführer 'All b. Muhammads und führt dazu, daß die Darstellung in engem Rahmen p e r s o n a l i s i e r t wird, zumal dem bei der Darstellung der Regierungsseite eine überhöhend wirkende Konzentration auf den 'abbäsidischen Regenten und seinen Sohn entgegenkommt. Diese Tendenzen sind in den einzelnen Aufstandsberichten unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei sich die Abhängigkeitsverhältnisse im Korpus und die Entwicklung der Berichtsumfánge (Abb. 4, S. 172) bemerkbar machen, nicht aber der zeitliche Abstand zum Geschehen. Was zunächst die Urheber der drei umfangreicheren Kompilationen zweiten Grades, nämlich Miskawaih, Ibn al-Atlr und Ibn Abi 1-Hadld, betrifft, so bewahren sie vergleichsweise viele Nachrichten von Parteigängern des Aufstandes in der Bevölkerung, Fällen des silm und der wechselnden Stellung einzelner Ortschaften, so daß der Leser die gesellschaftlichen Züge des Aufstandes zu erfassen vermag; bei Ibn Abï 1-Hadld erhält er gar Aufschluß darüber, daß der Reichtum an diesbezüglichen Nachrichten von der Zeitzeugenschaft und dem parteiischen Blickwinkel Sailamas herrührt. Die auf gleicher Stufe stehenden und weit knapperen Berichte Ibn alôauzïs und Sibt Ibn al-öauzls hingegen entbehren der meisten sozialgeschichtlich aufschlußreichen Nachrichten, und zwar über das Maß hinaus, das aufgrund des Umfanges ihrer Berichte zu erwarten wäre. Es versteht sich daher, daß die allein von dem letzteren abhängigen Schriftsteller der dritten Stufe bestenfalls im Stande waren, das wenige Gut zu bewahren. Tatsächlich jedoch erscheint es sowohl bei ad-Dahabï als auch bei Ibn Tagrlbirdl im Zuge der nochmaligen Verringerung des Berichtumfanges einmal mehr tendenziös verengt. Das trifft auch auf die von Miskawaih abhängigen anonymen 'Uyün zu, deren ergiebige Vorlage und gar nicht geringer Berichtsumfang zahlreichere Übernahmen erlaubt haben würden, und ebenso gilt es für al-Makln und Ibn Katxr, obwohl ihnen der Bericht von Ibn alAtlr vorlag. Bei diesen sieben Schriftstellern ist das anfängliche, von at-Tabarï gebotene differenzierte Bild des Aufstandes gänzlich verwischt. Es wäre indes überzogen, zu meinen, sie hätten auf die Herstellung einer versio castigata gezielt, denn um die Vorlage verständig zu zensieren, wären dezidierte Begriffe für die Sphäre des Gesellschaftlichen erforderlich gewesen, an de-

Sozialgeschichtlicher Gehalt

261

nen es jedoch fehlte. Vielmehr dürfte sich eine vorsätzliche Unterschlagung vielen Gutes dadurch erübrigt haben, daß es mangels solcher Begriffe von vornherein übersehen wurde. Im Unterschied zu diesen sieben führen drei Kompilationen dritten Grades dem Leser eine gegenüber der vorigen Stufe nur wenig verminderte Nachrichtenlage vor Augen. Bei an-Nuwairïs Bericht ist das nicht anders zu erwarten, stellt er doch eine nahezu lückenlose Abschrift v o n Ibn al-Atlrs Bericht dar, weshalb wir gar nicht recht von einer Auswahl sprechen können. Dagegen zeigen die Berichte von Baibars und Ibn Haldün, die den U m f a n g der Vorlage um nur ein Viertel bzw. ein Drittel unterschreiten und eine um dieses Maß beschnittene, aber nach wie vor vielgliedrige Nachrichtenlage bewahren, daß die Auswahl mit Bedacht getroffen worden sein muß. Zusammenfassend läßt sich nun fünferlei feststellen. (1) Den Berichten wohnen g e m e i n s a m e T e n d e n z e n der Übernahme oder Weglassung sozialgeschichtlich aussagekräftiger Nachrichten inne. (2) Sie ermöglichen es, das Auswahlverhalten der Schriftsteller dahingehend zu charakterisieren, daß zwar zunächst der an der religiösen Traditionswissenschaft geschulte at-Tabarï eine extensive und überwiegend gleichmütig-getreuliche Nachrichtenauswahl traf, die áailamas wohlunterrichtete Innenansicht des Aufstandes und der stattgehabten sozialen Konstellationen durchscheinen läßt, statt sie einer umfassenden kompositorischen Zurichtung zu unterwerfen, daß jedoch im weiteren Verlauf des Kompilationsprozesses stets eine stark v e r e n g e n d e A u s w a h l getroffen wurde. Diese bringt die bereits bei at-Tabarï angelegte Konzentration und Topisierung des Stoffes zu voller Geltung. (3) Daran und an der Bereinigung der Vorlage um unverständliche, als belanglos erachtete oder offenkundig aufstandsfreundliche Nachrichten macht sich nicht das Belieben des je einzelnen Schriftstellers bemerkbar, sondern d i s z i p l i n a r e s B e m ü h e n um stimmige, eingängige Geschichtserzählung. (4) Gleichwohl besteht nicht völlige Konformität. Die Tendenzen der Nachrichtenauswahl treten unterschiedlich stark zu Tage und bewirken, daß die Berichte a u c h i n d i v i d u e l l e Züge besitzen. Diese lassen sich nicht vollständig auf die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den Berichten, ihre zeitliche Verteilung, ihren unterschiedlichen U m f a n g oder einen anderen äußeren Umstand zurückführen. Sie gründen ebenso in der Person und diachronen Situation des einzelnen Schriftstellers, seiner Empfänglichkeit für bestimmte Uberlieferungsgüter und seiner Weise des Kompilierens. (5) Dem Leser als historischer Person bietet sich also einerseits stets eine typische Grundauffassung des Aufstandes und seiner gesellschaftlichen Bedeutung, andererseits wird ihm v o n jedem gegebenen Bericht ein größerer oder geringerer Einblick dahinein und mithin ein j e b e s o n d e r e r G e s c h i c h t s h o r i z o n t mitgeteilt.

Vierter Teil

Ergebnis

Elftes Kapitel

Intertextualität und Überlieferungsschicksal Stand am Anfang dieser Arbeit das Unbehagen an dem herkömmlichen Verdikt über die arabische kompilatorische Geschichtsschreibung, das zumal angesichts der jüngeren Forschung zur compilatio in der Geschichtsliteratur des lateinischen Mittelalters - nach einer vorbehaltlosen Prüfung verlangte (Kap. i), so überblicken wir nun an einem bedeutenden historischen Gegenstand, dem Aufstand der Zang (Kap. 2), ein vollständiges, zeitlich langgestrecktes und für das arabische historische Schrifttum bis ans Ende des 9./16. Jahrhunderts repräsentatives Korpus von chronikalen Berichten (Kap. 3). Wir haben dieses einer qualitativen Inhaltsanalyse (Kap. 4) unterzogen und so die Abhängigkeitsverhältnisse und den Gebrauch der Isnäde (Kap. 5, 6), die Überlieferungsquanta und die Behandlung exakten Gutes (Kap. 7, 8) sowie ausgewählte Merkmale der inneren Form und des stofflichen Zuschnittes (Kap. 9,10) in feiner diachroner Aufgliederung kennengelernt. Resümieren wir nun die einzelnen Ergebnisse im Hinblick auf die eingangs getroffene Unterscheidung zwischen dem Kompilieren, den Kompilationen und dem Kompilationsprozeß. Dabei sollen auch Antworten auf die bis hierher zurückgestellten Fragen der Autorschaft, der Identifizierung des Textes und der Einheit des arabischen historiographischen Kompilationswesens versucht werden.

Kompilieren als schriftstellerische Tätigkeit Die Tätigkeit des Kompilierens bildet einen Bestandteil der wissenschaftlichen Uberlieferung, hier: der Geschichtsüberlieferung. Sie ist grundsätzlich auf bestimmte historische Gegenstände oder Intervalle gerichtet und besteht darin, eine A u s w a h l an Uberlieferungsgütern aus einer oder mehreren Vorlagen zu treffen, und zwar sowohl mittels Weglassung als auch mittels Übernahme. Übernommenes kann wortgetreu wiedergegeben oder textlich und stofflich verändert werden. Wird hauptsächlich aus einer Vorlage kompiliert, erscheint Gut aus nachrangigen Vorlagen als Hinzufügung zu jener; der Tätigkeit nach handelt es sich gleichwohl um Übernahme. Damit einhergehen kann die eigentliche H i n z u f ü g u n g , die neues Gut bringt, das entweder von bis dato nicht an der Überlieferung beteiligten Gewährsleuten stammt oder einen freien Zusatz des Schriftstellers darstellt. Zu letzterem gehört die Rede in der ersten Person und die stillschweigende

266

Ergebnis

Interpolation eigener Einlassungen sowie die Fortschreibung und die Anonymisierung von Isnäden. Kompilieren umfaßt außerdem die A n o r d n u n g des Gutes in neuer Abfolge und, möglicherweise, unter einem oder mehreren neuen Gliederungsgesichtspunkten. Schließlich ließe sich ein ganzes Feld von Tätigkeiten in der Einrichtung der äußeren Form erblikken, wenn Register angelegt werden oder die synoptische Darbietung mehrerer Texte einen neuen Umbruch erfordert, 1 wofür unser Korpus allerdings kein Beispiel liefert. Diese Unterscheidung von Teiltätigkeiten des Kompilierens ist analytischer Art und bildet nicht die individuelle Arbeit des Schriftstellers im Sinne sukzessiver Arbeitsschritte ab. Immerhin legt die Regel, daß die Aufmerksamkeit des Schriftstellers bei der Behandlung eines bestimmten Gegenstandes oder Intervalls auf eine hauptsächliche Vorlage gerichtet ist, zu deren Ergänzung er nur dann und wann eine, selten mehrere andere Vorlagen heranzieht, die Auffassung nahe, daß die einzelnen Tätigkeiten in engster Verknüpfung ausgeübt und, dem chronologischen Gang der Vorlage folgend, fortwährend wiederholt werden. Die Übernahme oder Weglassung von Uberlieferungsgut wird von A u s w a h l k r i t e r i e n geleitet. An unserem Korpus war insbesondere die vergleichsweise häufige Wiedergabe von Uberlieferungsangaben, chronologischen und anderen exakten Angaben abzulesen, die die gattungsmäßige Zugehörigkeit der Aufstandsberichte zur Chronistik unterstreichen; sodann die Verengung des Orts- und Personennamengutes und Konzentration auf bestimmte Kriegsschauplätze und zu überhöhende Führergestalten unter großen Abstrichen am sozialgeschichtlichen Gehalt; ferner die Bevorzugung von toposdienlichem Gut, die die stoffliche Redundanz und Komplexität mindert, die Erzählung literarisiert und das moralisch-religiöse Werturteil dichotomisiert. Das bedeutet zum einen, daß dem Auswahlverhalten der Schriftsteller eine wesentlich gemeinsame Auffassung, welches Material überliefernswert sei, innewohnt, die von individuellen Besonderheiten und zeitlich-räumlichen Umständen lediglich variiert wird. Zum anderen wird deutlich, daß Kompilieren in aller Regel, anders als oft vermeint, weder mechanisch noch regellos vonstatten geht, sondern eine geistige Verarbeitung des Materials darstellt. Als l i t e r a r i s c h e Leistung ist sie von der rein skriptorischen Tätigkeit, wie sie der berufsmäßige nassäh oder warräq (Kopist) verrichtet, grundsätzlich zu trennen. Das sollte zwar nicht überraschen, sei aber mit Nachdruck festgestellt, weil die augenfällige Übereinstimmung zwischen der Kompilation und Teilen der Vorlage dazu verführt, die Nichtübereinstimmung, die doch zumeist weitaus überwiegt, zu verkennen.

Vgl. PARKES, Influence, 131; MELVILLE, Geschichte in graphischer Gestalt, passim.

Intertextualität und Überlieferungsschicksal

267

So sind gerade die in vielen Definitionen verwendeten Begriffe des Zusammentragens oder der Zusammenstellung 3 unzulänglich, denn indem sie das konstruktive Moment des Kompilierens herausstellen, vernachlässigen sie das selektive Moment; sie bezeichnen folglich weniger das tätige Kompilieren als vielmehr dessen Produkt. In Anbetracht der Unterschiede zwischen den Berichtsumfängen ist es jedoch vordringlich, den großen systematischen Stellenwert der negativen Auswahl zu erkennen. Die Hervorhebung der literarischen Leistung wirft die Frage nach Maß und Art der Eingriffe in das übernommene Gut auf. Ausweislich unseres Korpus bewegen sich die Veränderungen zumeist im Rahmen der riwäya bil-ma'nä (sinngemäße Überlieferung). Diese zeitigt zwar die im Handschriftenzeitalter unumgänglichen und bisweilen sinnentstellenden Texttrübungen und Fehler, geht aber offensichtlich kaum je mit vorsätzlicher Fälschung oder Erfindung einher. Einzig die Verunechtung von Isnäden ist mit gewisser Häufigkeit zu bemerken. Insgesamt legen die Schriftsteller beträchtliche textliche und noch mehr stoffliche Vorlagentreue an den Tag und enthalten sich weltanschaulicher Einfärbung; hierin liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen unserem, die 'abbäsidische Zeit betreffenden Korpus und der die frühislamische Geschichte behandelnden Überlieferung. Hingegen finden in großem Umfang Veränderungen in der Aufeinanderfolge der Stoffe statt. Sie erschöpfen sich weitgehend darin, daß durch Weglassung zwei zuvor getrennte Abschnitte aneinanderrücken. Obwohl die Möglichkeit wirklicher Neuanordnung durchaus im Ermessen der Schriftsteller steht, läßt sie sich aufgrund des Festhaltens an der Annalistik bzw. der Befolgung eines oder mehrerer anderer chronologischer Gliederungsprinzipien kaum nutzen, so daß Umstellungen sich auf kleinere Transpositionen im engsten Kontext oder aber ganz an den Berichtsanfang oder das Berichtsende beschränken. Es stellt sich also nicht mit gleicher Dringlichkeit die Frage des ¿(««¿/"(systematische Anordnung) wie bei Hadltsammlungen 3 bzw. der ordinatio partium wie bei den mittellateinischen Kompilationen. 4 Allein bei der Bemessung der Weglassungen sind die Schriftsteller völlig frei, weshalb sie zu sehr unterschiedlichen Überlieferungsquanta gelangen. Dies ist der wesentliche Grund dafür, daß sich die allgemeinen Merkmale des Kompilierens verschieden ausprägen. In Abhängigkeit vom Berichtsumfang lassen sich drei Weisen des Kompilierens unterscheiden. A. Im Falle umfänglicher Auswahl - in unserem Korpus belaufen sich die ausführlicheren der auf at-Tabarl folgenden Berichte auf ein Sechstel bis

J

3 4

S . O . , 18. Vgl. SCHOELER, Charakter, 29 Anm. 19; Ε Γ 7,622(3-6634 (G. H. A. JUYNBOLL, Musannaf). Vgl. PARKES, Influence, 115-127,129.

268

Ergebnis

ein Drittel der Vorlage, Ibn H a l d ü n bringt es auf die H ä l f t e v o n Ibn al-Atir 5 - besteht K o m p i l i e r e n in der B e a r b e i t u n g der Vorlage: D i e Schriftsteller gehen z u m Zweck der Auswahl den gesamten Text der Vorlage durch u n d folgen dabei vergleichsweise deutlich zu erkennenden Auswahlkriterien. Sie nehmen mitunter durch Paraphrase weitgehende textliche u n d gestalterische E i n g r i f f e v o r und stellen durch Rede in der ersten Person oder auf andere Weise Distanz zur Vorlage her, geben sie aber in stofflicher Hinsicht getreulich wieder u n d bewahren den H a n d l u n g s z u s a m m e n h a n g . Hier sind die Voraussetzungen zu Verdichtung und Systematisierung gegeben u n d wird bei allen Weglassungen doch wieder eine narrative Geschichtsdarstellung erzielt. W e n n zu einem Gegenstand oder Intervall mehrere Vorlagen herangezogen werden, werden die Ubernahmen eher gereiht als ineinandergearbeitet. B. Bei den Berichten, die ihre Vorlage sehr stark zusammenstreichen u n d nur wenige Seiten zählen — das trifft auf die H ä l f t e der untersuchten Berichte zu 6 - , gestaltet sich Kompilieren als S t e l l e n s a m m l u n g : Das Material der Vorlage wird fragmentarisch ü b e r n o m m e n u n d steht o f t unverbunden nebeneinander oder wird, zumal in den biographisch ausgerichteten Werken, v o n anderweitigen Berichten unterbrochen, so daß wenig Gelegenheit zu literarischer Bearbeitung besteht. D e r Wortlaut wird häufig unbearbeitet ü b e r n o m m e n und ist dabei besonders anfällig f ü r Flüchtigkeits- u n d Verständnisfehler. Die Abhängigkeitsverhältnisse k ö n n e n durch lückenhafte Isnäde verschleiert sein. C . Berichte, die den U m f a n g der Vorlage annähernd beibehalten - wir haben nur zwei, vielleicht drei im Korpus 7 - , k o m m e n v o r allem durch A b s c h r i f t zustande: Sie übernehmen die Vorlage großenteils wörtlich u n d greifen k a u m in die Gliederung ein, bewahren die stoffliche Zusammensetzung u n d innere F o r m also weithin ungestört. D i e wenigen Weglassungen betreffen außer dem Isnäd in der Regel nur ganze Abschnitte. Neben den beiden den U m f a n g verringernden Verfahrensweisen und der ihn k a u m verändernden Verfahrensweise ist eine vierte Möglichkeit des Kompilierens nicht auszuschließen, daß nämlich mehrere Vorlagen in extenso ü b e r n o m m e n oder bearbeitet werden, so daß die K o m p i l a t i o n den '

7

Es sind das die Aufstandsberichte von Miskawaih, Ibn al-Atir und Ibn Abi 1-Hadid sowie der erste von Ibn Haldüns drei Aufgriffen. Auch at-Tabaris eigener Bericht gehört hierher und vermutlich auch der von al-Mas'üdi, wenn davon mehr als die Fragmente in den Murüg erhalten wäre. So die Berichte des Anonymus der 'Uyün, von Ibn al-Gauzï, Sibt Ibn al-öauzi, Ibn Katlr, und Ibn Tagrïbirdî sowie Ibn Haldüns zweiter und dritter Aufgriff. Ad-Dahabis Bericht weist Merkmale dieser und der folgenden Kompilationsweise auf. So der Bericht von an-Nuwairi und näherungsweise auch der von Baibars. Der Bericht alMaklns dürfte ebenfalls hierher gehören, weil die Ubereinstimung mit cod. G für die enge Anlehnung beider an eine gemeinsame Vorlage spricht. S. o., 143.

Intertextualität und Überlieferungsschicksal

269

U m f a n g jeder einzelnen Vorlage übersteigt. Eine solche gegenstands- oder intervallbezogene Sammeltätigkeit, sei es auf dem Weg der Reihung oder der Kontamination, ist uns jedoch im Korpus nicht begegnet und entspricht auch nicht der Entwicklung der Geschichtsschreibung nach at-Tabarl.

Kompilationen als textuelle Produkte Ausgehend von diesen Weisen des Kompilierens, lassen sich drei Formen von Kompilationen und Typen von Kompilatoren unterscheiden. Z u A. Bearbeitungen, die gegenüber der Vorlage zu einem ausgeprägt individuellen Ergebnis hinsichtlich der stofflichen Zusammensetzung, des Umfanges und des Wortlautes gelangen, 8 stellen N e u b e a r b e i t u n g e n dar. Ungeachtet der stemmatischen Abhängigkeit und etwaigen tendenziösen Ubereinstimmung mit der Vorlage, stellt jede v o n ihnen einen Text f ü r sich dar. Die Rolle der mittelalterlichen Schriftsteller erschöpft sich nicht wie im Falle der von SCHOELER als Bearbeiter bezeichneten Überlieferer-Verfasser (Redaktoren gehörter Uberlieferung) der frühislamischen Geschichtsüberlieferung 9 in redaktionellen Eingriffen, da die Schriftsteller, in der Regel außerhalb von personalen Lehrer-Schüler-Verhältnissen stehend, in Auswahl und Anordnung freier sind. 10 Zugleich sind sie aufgrund der Literalität der Vorlagen weniger selbständig als die von SCHOELER SO genannten echten Verfasser, das heißt Kompilatoren im Sinne v o n Urhebern abschließend redigierter Sammlungen. Vielmehr treten die Schriftsteller bei den Neubearbeitungen als B e a r b e i t e r - V e r f a s s e r auf. Streng genommen, sollte daher beispielsweise der von Ibn al-Atir oder Ibn Haldün gebotene Aufstandsbericht keinesfalls als Rezension des Textes von atTabarï bezeichnet werden; dieser Begriff bleibe, ebenso wie der der Filiation, auf die Textkritik beschränkt oder werde allenfalls unter diesem Vorbehalt verwendet. Z u B. Die S a m m l e r einzelner Stellen entfernen sich durch die Weglassung des allermeisten Gutes zwar weiter von der Vorlage als die Vorgenannten, zeigen sich jedoch bei den Ubernahmen literarisch unselbständig. Verringerung des Umfanges wird nicht durch stofflich und sprachlich gedrängte Zusammenfassung, sondern durch Fragmentierung und Exzerpt erzielt. M a n kann hier auch von A n a l e k t e n sprechen. Sie genügen dem am A n f a n g von Kapitel 3 aufgestellten Kriterium eines zusammenhängenden Berichts vor allem dadurch, daß sie die eröffnenden und abschließen8 9

Vgl. den Begriff >Überlieferungsprofil< bei MOTZKI, Anfange, y ¡ . S. o., 13. Vgl. N o r a , Charakter, 173,198. S . o . , 9 f : Z i t a t v o n PAULINY, » K o m p i l a t i o n s c h a r a k t e r « , 1 2 3 . V g l . PETERSEN, ' A l l a n d

wiya, i8j; ROSENTHAL, Historiography, 6j.

Mu'à-

Ergebnis

den Ereignisse des Berichtszeitraumes markieren und so zumindest vom aufmerksamen Leser zu einem Bericht verbunden werden können. Der Übergang zu noch sporadischerer und vollends zusammenhangsloser Auswahl dürfte indes fließend sein. Z u C . Bei den näherungsweise als A b s c h r i f t e n zu beschreibenden Kompilationen ist das selektive Moment so schwach ausgeprägt, daß es sich um umfangreiche, wenn nicht umfassende lineare Wiedergaben einer alleinigen Vorlage handelt, hinter dessen Urheber die Schriftsteller in literargeschichtlicher Hinsicht fast ganz zurücktreten. Während sie in praxi weitgehend unbeteiligte Ü b e r l i e f e r e r sind - wenn auch nicht bloße Überlieferer im ScHOELERSchen Sinne" - , wirken mangelnder oder irreführender Quellenausweis sowie die Tatsache, daß die Abschrift unter dem Namen und Werktitel des abhängigen Schriftstellers firmiert, der Traditionsf o r m entgegen und sind geeignet, äußerlich den Eindruck von Verantwortung für den Text zu erwecken. Im Unterschied dazu kann beispielsweise ein Schriftsteller, der ausdrücklich nur den Abriß eines bestimmten Werkes bietet und das geistige Eigentum am Überlieferten ganz dem Vorgänger zuschreibt, aufgrund selbständiger Auswahl und Gestaltung viel größere Verantwortung tragen. Es ist eben der äußere Umstand, daß ein Werkganzes als Verfasserwerk deklariert ist, der Kompilationen von Formen der Überlieferung im textgeschichtlichen Sinne trennt. Auch das hindert uns daran, hier von Versionen oder Rezensionen und von Rezensenten zu sprechen. Haben wir bislang mit Rücksicht auf die Unvoreingenommenheit der Analyse nur von Schriftstellern und von Aufstandsberichten im allgemeinsten Sinne, aber nicht von Verfassern, Texten und Werken als Verfasserwerken gesprochen - außer wenn Chroniken als Gesamtwerke samt originellem zeitgeschichtlichen Beitrag gemeint waren —, können wir schließlich diese Vorsicht teilweise aufgeben. Aufgrund der obigen Unterscheidung von Neubearbeitungen, Analekten und Abschriften stellt sich uns das Korpus von Aufstandsberichten als M e h r z a h l i n d i v i d u e l l e r Text e dar. Methode und Begriffe der Textkritik lassen sich deshalb nur in Analogie anwenden, nämlich a l s o b Vorlage und Kompilation ein Textkontinuum bildeten. Der Befund der Individualität darf sich dabei weder an den vorgefundenen Überlieferungsangaben noch an der ermittelten stemmatischen Abhängigkeit orientieren; er ist statt dessen an der Verantwortung des Schriftstellers f ü r den U m f a n g , die stoffliche Zusammensetzung, innere Form und Tendenz des Textes zu bemessen. Da nun einerseits keiner v o n ihnen als alleiniger Autor aufrtritt und mithin plagiieren würde, andererseits der Bogen zwischen Bearbeiter-Verfassern und weitgehend unbeteiligten Über-

"

S. o., 13 A n m . 33.

Intertextualität und Oberlieferungsschicksal

271

lieferern recht weit gespannt ist, empfiehlt es sich, auch künftig im allgemeinen die neutralste Benennung beizubehalten und von S c h r i f t s t e l l e r n oder, wenn jeder pejorative Klang vermieden werden kann, von Kompilatoren zu sprechen. Im besonderen gilt es zu spezifizieren, welche Stellung der Schriftsteller nach Ausweis seiner Kompilationsweise einnimmt. In der Frage der Autorschaft ist weiterhin Vorsicht geboten. Alle Schriftsteller weisen sich gleichermaßen durch die Wahl eines unverwechselbaren Titels als Urheber ihres Werkganzen aus. Während aber gerade einige der Bearbeiter-Verfasser und Sammler im Bewußtsein des Uberlieferungszusammenhanges ausdrücklich nicht das volle geistige Eigentum an dem kompilierten Text beanspruchen, geben die wenigen weitgehend unbeteiligten Überlieferer ihre Unselbständigkeit nicht oder nur mit trügerischem Isnäd zu erkennen. Dieser Disproportionalität wegen können die Eigenaussagen zur Autorschaft, die sich inmitten des kompilierten Textes gewinnen lassen, zumal sie nicht zahlreich sind, nicht genügen. Daher ist eine begriffsgeschichtliche Studie, die von den Prolegomena der Chroniken und von methodologischen Schriften zur Geschichtsschreibung ausgeht, ein dringendes Desiderat. Allerdings sei noch der Ausdruck muhtasar (Abriß, Epitome) bemerkt, weil man vielleicht zuerst darin ein arabisches Äquivalent für compilatio vermuten wird." Er ist es mitnichten. Da er lediglich die Verringerung von Material bedeutet und nichts über die Qualität der Tätigkeit und ihres Produktes sagt, ist es möglich, daß er zumeist auf Kurzfassungen einzelner Werke, das heißt auf Schriften, die in erklärter und ausschließlicher Abhängigkeit von einer Vorlage stehen, angewendet wird, gleichzeitig jedoch Kompilationen, die mehrere Vorlagen zusammenführen, 13 nicht ausschließt. Indem der Ausdruck indifferent hinsichtlich der Beschaffenheit des Textes ist, kann er dem Schriftsteller nicht zur Selbstvergewisserung über seine Eigenschaft und Stellung gegenüber dem Verfasser der Vorlage dienen. Daher verwundert es nicht, daß neben der passivischen keine aktivische Wortform geläufig ist, die den Gedanken an eine Entsprechung zu compilator zuließe. Für einen generischen Begriff ist muhtasar also zu umfassend, weil allein durch ein äußerliches Merkmal bestimmt. Ebenso wenig taugt er im Bereich des historiographischen Kompilierens zu einem Teilbegriff für Kürzung, weil ihm hier die qualitative Benennung des je besonderen Kürzungsverfahrens vorzuziehen ist. Wohl ist zu wünschen, daß die ei-

"

Z u Formen von

t

174-176·

ihtasara und lahhafa s. o., 4, 98 Anm.

So bspw. Abu 1-Fidä',

al-Muhtasarfl ahbär αί-baíar.

7 4 , 1 0 6 Anm. 108,142 Anm. 44,170,

272

Ergebnis

gentliche muhtasar-LiteratuT noch näher untersucht werde,' 4 u n d zu erwarten, daß dies auch A u f s c h l u ß über das Kompilationswesen bringen wird; sie einstweilen begrifflich getrennt zu halten, sollte beide zu erhellen helfen.

Der Kompilationsprozeß K o m p i l i e r e n stellt ein Verhältnis in der Zeit her. Im einfachen Fall verbindet es einen Schriftsteller u n d seinen Text mit einem oder mehreren früheren Schriftstellern u n d deren unmittelbar v o r ihm liegenden Texten, wiew o h l er davon im Isnäd möglicherweise unvollständig Zeugnis ablegt. Mehrere einfache Fälle k ö n n e n aufeinanderfolgen u n d sich zu einem komplexen, n ä m l i c h mehrstufigen, auch verzweigten und wieder z u s a m m e n f ü h renden K o m p i l a t i o n s p r o z e ß ergänzen, wobei tatsächliche, bewußte u n d bezeugte oder behauptete Abhängigkeit auseinanderfallen k ö n n e n . D e r Text ist dann den Tatsachen nach zumindest mittelbar mit allen früheren Texten derselben Abhängigkeitslinie verbunden, während der Schriftsteller sich nur mit den Vorgängern verbunden sieht, v o n denen er selbst K e n n t n i s erhält. Bedingt durch vielfältige Ursachen - hierzu zählen die Fährnisse der Wissensüberlieferung im Handschriftenzeitalter, die zeitgenössische Unmöglichkeit kritischer Geschichtsforschung, die folgliche N o t der Wiedergabe älterer Texte sowie der Bedeutungsverlust des Isnäds - , gestaltet sich K o m p i l i e r e n t y p i s c h e r w e i s e k o m p l e x . W o dem so ist, kann ein ursprünglicher Verfasser - wie Sailama - in Vergessenheit geraten, ein primärer Bearbeiter-Verfasser - wie at-Tabarl - auf unzutreffende Weise unmittelbar als Autorität angeführt und ein einflußreicher intermediärer Bearbeiter-Verfasser - wie Ibn al-Atïr - verschwiegen werden. Das zeitliche Verhältnis ist dabei Gegenstand v o n Manipulationen z u m Zweck der Alterung oder Verjüngung der Uberlieferungslinie v o r dem Leser. A n die D i a c h r o n i e ist ein Spannungsverhältnis zwischen Abhängigkeit u n d Selbständigkeit geknüpft, das der riwäya (Uberlieferung) i m allgemeinen innewohnt. Während aber die frühislamische, n o c h in der Kollegtradition stehende Geschichtsüberlieferung aufgrund der Selbstverleugnung der Bearbeiter u n d der U n a u f f i n d b a r k e i t vieler der angeführten Quelle passenderweise als autorenlos gekennzeichnet worden ist, 15 erlaubt die mittelalterliche und spätmittelalterliche kompilatorische C h r o n i s t i k die Unterscheid u n g v o n geistigem Urheber und Rezipient, das heißt v o n A u t o r u n d K o m p i l a t o r . D i e Umstände, die dies begünstigen, sind der während des 14

15

Grundlegend C. E. FARAH, The Dhavl in Medieval Arabie Historiography, New Haven 1967; exemplarisch G. GRAF, Die Epitome der Universalchronik Ibn ad-Dawidäris im Verhältnis zur Langfassung, Diss., Berlin 1990; ΕΓ 7, 536a-54oa (A. ARAZI/H. BEN SHAMMAI. Mukhtasar); jüngst kurz ROBINSON, Islamic Historiography, 178!". S. o., íj, 2 0 .

Intertextualität und Überlieferungsschicksal

273

4./10. Jahrhunderts abgeschlossene Übergang der Geschichtsüberlieferung zur Schriftlichkeit und die vergleichsweise gute Erhaltung vieler der später als Vorlage dienenden Chroniken. Der Kompilationsprozeß zeichnet sich im Unterschied zu kollektiven Überlieferungsformen nicht durch ein Textkontinuum, sondern durch I n t e r t e x t u a l i t ä t aus.' 6 W o es möglich ist, vollständige oder doch sehr umfassende Korpora zu konstituieren, lassen sich Kompilationsprozesse sowohl im Positiven wie auch im Negativen mit größter Exaktheit erfassen, sofern ein dafür grundsätzlich geeignetes Instrument - etwa die qualitative Inhaltsanalyse - zweckdienlich eingerichtet wird. Wertvoll ist insbesondere die Feststellung der sonst meist nur zu erahnenden Weglassungen, weil sie den alles beherrschenden reduktiven Zug dieser Prozesse begründen und somit das Auswahlverhalten der Schriftsteller besser zu erkennen geben als die Übernahmen allein. 17 Davon ausgehend, eröffnen sich vor allem zwei Ausblicke. Z u m ersten können wir der Auflösung des habar (Einzeltradition) während anhaltender Kompilationsprozesse dadurch gerecht werden, daß wir die anfangs darin enthaltenen kleinsten stofflichen Einheiten, die Überlieferungsgüter, als den eigentlichen Gegenstand der geschichtsschreiberischen Tätigkeit verstehen und, technisch gesprochen, die sie tragenden Textsegmente als Untersuchungseinheit nehmen. A u f diese Weise wird das tatsächliche Ü b e r l i e f e r u n g s s c h i c k s a l d e r G ü t e r f ü r sich kenntlich, und günstigenfalls zeigt sich auch die Überlieferungschance bestimmter Arten von Gütern. 18 Z u m zweiten gilt es, aus der Diachronie wieder hinauszutreten und das positive Kompilationsergebnis einzelner Schriftsteller ins Auge zu fassen. Vielen Heutigen erscheinen die vergangenheitsgeschichtlichen Abschnitte von Universalchroniken als wertlose, von der N o t der Wiederholung diktierte Anschwellung des zeitgeschichtlichen Teils; daher rührt der Gedanke, daß sich ein Referenzwerk, die davon abhängigen Chroniken und die duyül (Fortsetzungen, sg. dail) zu einer Kette von Primärquellen aneinanderreihen ließen. 19 Anders als der moderne hat der historische Leser aber in der Regel nicht über eine Bibliothek verfügt, die ihm gestattete, sich über jeden Geschichtsabschnitt aus der jeweils für autoritativ erachteten Quelle zu unterrichten. O f t genug wird er - mangels oder in Unkenntnis des Originals,

'

Zur Intertextualität in einem nicht an Überlieferung orientierten Bereich des Schrifttums B. EMBALÓ, Intertextuelle Bezüge zeitgenössischer arabischer Poesie zur arabischen Dichtungstradition, in: V. KLEMM/B. GRÜNDLER (Hg.), Understanding Near Eastern Literatures, Wiesbaden 2000,37-57. 'g Vgl. NOTH, Studien, 29 ("1994: 26).

19

Vgl. Α. ESCH, Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, in: Historische Zeitschrift 240 (1985), 535, 569, vgl. 537, 548, 557. Bspw. ROSENTHAL, Muslim Historiography, 83F.

274

Ergebnis

aus Bequemlichkeit oder einem anderen G r u n d - Schriften auch zu den Intervallen konsultiert haben, die darin bloß unoriginell dargestellt sind. D i e Geschichtsschreiber in der Eigenschaft als Leser machen davon keine Ausnahme, was sich daran zeigt, daß die Schriftsteller nach der Mitte des 7./13. Jahrhunderts sich an Stelle v o n at-Tabarîs Aufstandsbericht auf die K o m p i lationen zweiten Grades stützen und nurmehr aus deren Auswahl schöpfen. S o leistet jede K o m p i l a t i o n eine N e u b e s t i m m u n g des Überliefernsund Wissenswerten u n d entfaltet v o r dem zeitgenössischen Leser einen je besonderen Geschichtshorizont, freilich in sich verengenden Grenzen. K o m p i l a t i o n e n besitzen also in den stofflich unselbständigen vergangenheitsgeschichtlichen Abschnitten den Wert v o n relikthaften P r i m ä r quellen zum Stand der G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g und, was die selbst nicht schreibenden Leser anlangt, der h i s t o r i s c h e n B i l d u n g zu einer gegebenen Zeit. Reichen A u f s c h l u ß verspricht hier zumal die U n t e r s u c h u n g der spätmittelalterlichen Geschichtsschreibung. D u r c h Vergleichung mehrerer, je synchron gefaßter Niveaus mögen sodann wissenschafts- u n d bildungsgeschichtliche Fragestellungen anschließen. 2 0 Es sei n o c h bemerkt, daß die synchrone Betrachtung selbstverständlich Zeitlichkeit u n d Standortbindung der Schriftsteller einbegreift. M a n darf jedoch nicht v o n vornherein annehmen, daß sie durchweg v o n weltanschaulicher Warte aus kompiliert hätten und folglich jeder K o m p i l a t i o n s prozeß in einer Kette widerstreitender Parteinahmen bestehe, wie es bei der Darstellung der frühislamischen Geschichte der Fall ist. Literatursoziologische Schlüsse auf die Situation und das Geschichtsbewußtsein der Schriftsteller sollte m a n nur sehr behutsam, wenn überhaupt alsbald zu ziehen wagen. U m so mehr ist jeder Beitrag zur Rezeption der Geschichtsschreib u n g durch den Leser als historische Person zu begrüßen. Das Gesagte zusammenfassend, läßt sich ein Begriff v o n K o m p i l a t i o n bilden, der Gültigkeit f ü r das untersuchte K o r p u s beansprucht u n d sich im R a h m e n der ta'ñh genannten arabischen chronikalen Geschichtsschreibung des Mittelalters, sofern sie Vergangenheitsgeschichte, aber nicht den frühen Islam behandelt, näherungsweise verallgemeinern läßt: Historiographisches K o m p i l i e r e n meint im einfachen Fall die reduktive, s t o f f l i c h abhängige und hinsichtlich der Stoffauswahl, Anordnung u n d Textgestalt mehr oder weniger selbständige Überlieferung v o n G u t zu einem bestimmten Gegenstand oder Intervall aus mindestens einer, meist n u r einer identifizierbaren schriftlichen Vorlage durch einen sich selbst identifizierenden Schriftsteller innerhalb einer C h r o n i k oder eines chronikalen Werkteiles neben anderen solchen Überlieferungen.

1 0

V g l . MELVILLE, G e s c h i c h t s k o m p e n d i e n , 53, j 6 .

Intertextualität u n d Überlieferungsschicksal

275

Die daraus hervorgehende K o m p i l a t i o n bildet einen individuellen Text, der, gemäß der Tätigkeit des Kompilators als BearbeiterVerfasser, Sammler oder Überlieferer, eine Neubearbeitung oder Analekten darstellt oder einer Abschrift gleichkommt. Die kompilatorische Chronik setzt sich typischerweise aus einer Abfolge von sich gegenständlich wie zeitlich nicht überschneidenden Texten zusammen. Grundsätzlich bemüht sich der Schriftsteller um sachliche Überlieferungstreue und enthält sich vorsätzlicher Sinnentstellungen oder Erfindungen, beeinträchtigt aber bisweilen den urkundlichen Wert von Uberlieferungsangaben. Die Aufeinanderfolge mehrerer Stufen solcher Überlieferung in mindestens einer Abhängigkeitslinie ergibt einen intertextuellen Κ o m ρ i l a t i o n s p r o z e ß . Infolge räumlicher Entfernung vom Schauplatz des Berichtsgegenstandes, zunehmender zeitlicher Entfernung von der ursprünglichen Vorlage und wachsender Komplexität des Kompilationsprozesses leidet die sachliche Richtigkeit einzelner Überlieferungsgüter und trübt sich das Verhältnis von tatsächlicher und behaupteter Abhängigkeit. Das solchermaßen geübte Kompilieren unterscheidet sich von den Verfahren in Hadlt und frühislamischer Geschichtsüberlieferung dadurch, daß sie die Geschichtlichkeit der berichteten Ereignisse weitgehend bewahrt, statt das Überlieferungsgut als willkürlich oder in parteiischer Absicht kombinierbares Material zu behandeln, und gleichzeitig die Einwirkung des Kompilators auf den empfangenen Text und seine Teilurheberschaft am Text der Kompilation nicht systematisch verhehlt. Kompilation erschöpft sich nicht in einer leidigen Praxis der Materialbeschaffung und Bearbeitung, sondern verbindet die Geschichtsschreiber während Jahrhunderten in disziplinärer Weise und prägt ihrem Schrifttum einen eigentümlichen Charakter auf. Das berechtigt dazu, Tätigkeit, textuelles Produkt und Prozeß als die Momente eines der arabischen chronikalen Geschichtsschreibung des Mittelalters integralen Kompilationswesens anzusehen. Diesem aufmerksamer zu begegnen als bisher verhelfe dazu, die Werkstatt der Geschichtsschreiber weiter zu erkunden, und zeige noch andere Abschnitte der arabisch-islamischen Geschichte als den Aufstand der Zang im Lichte und im Schatten der Chronistik.

Anhang

Auswahlkonkordanz Die folgenden Aufstellungen geben eine repräsentative Auswahl aus der Datenbasis (Kap. 4). A n Stelle der Paraphrase wird das betreffende arabische Textsegment wiedergegeben, zusätzlich ist das Berichtsjahr vermerkt. Der ersten Konkordanz liegen die schon von at-Tabarl gebrachten Überlieferungsgüter zugrunde, wobei ungefähr jedes zwanzigste Gut als Einsprungpunkt dient. A u f diese Weise ist nahezu jede Druckseite von at-Tabarls Aufstandsbericht wenigstens einmal vertreten. Der Zwanzigerschritt bezieht sich auf die anfangliche fortlaufende Zählreihe vor Streichungen und alphanumerisch gekennzeichneten Nachträgen; folglich fällt der Betrag der höchsten N u m m e r etwas geringer aus als die Gesamtzahl der tatsächlichen Erfassungen (S. 130). Bei den Additamenta wird unter derselben Maßgabe ungefähr jeder zehnte Eintrag berücksichtigt.

Der Aufstandsbericht at-Tabarïs

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# 0001 0020 0040 0060 0080 0100 0120 0140 0160 0180 0200 0220

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Textsegment auwai burú¿ 'Aïawi ¡-Basra ar-Kadm Muh. b. Salm Sulaimdn b. ôdmi'a iiwa ' NabralMukdtir Du¿ailan ai-Himyari bir-ru 'us bi-darb' unuqihi wa-silàban fa-la-yabquranna batn ¡mra 'alibi ¿ulàman min aJ-iüra¿íyin min garb aïSîb

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Auswahlkonkordanz

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0820 0840 0860 0880 0900 0920 0940 0960 0980 1000 1020 1040

1786,4 1835, 1836, 1837, 1838, 1842,o 1843,, 1845,, 1846, 1848, 1849, 1850,

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16v, 116, 17r, 117, 17r,o 117. 17v, 17v, 118,, 18r,

281

Der Aufstandsbericht at-Tabarîs •βό

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Register Die beiden Abteilungen des Registers dienen unterschiedlichen Zwecken. Das h i s t o r i s c h - g e o g r a p h i s c h e Register wendet sich an Leser, die am exemplarischen Überlieferungsgegenstand, dem Aufstand der Zang, interessiert sind. Es umfaßt Stich- und Schlagwörter aus der Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Rechtsgeschichte und verzeichnet die Namen von Personen, Völkern, Stämmen, Berufs- und anderen kollektivisch bezeichneten Gruppen sowie von Ländern, Orten und Gewässern. Personen, die unter mehreren Namensbestandteilen genannt worden sind, werden per ism angesetzt. Für Stammesnamen siehe Banä, für die Namen von Flüssen und Kanälen siehe Nähr. Das l i t e r a r i s c h e Register bietet sich Lesern, die Fragen des Kompilations- und allgemein des Überlieferungswesens verfolgen, dazu an, wie ein Text für sich gelesen zu werden. Sie überschauen so die behandelten Bezüge und mögen sich zu weiteren Verknüpfungen anregen lassen. Enthalten sind literatur- und historiographiegeschichtliche Stich- und Schlagwörter, Schriftstellernamen und Quellentitel. Einige Lemmata gehören beiden Rubriken an. So wird Sailama in der ersten Abteilung als handelnde Person und Teil des Ereigniszusammenhanges verzeichnet, in der zweiten in der Eigenschaft als Schriftsteller und Glied des Überlieferungszusammenhanges. An beiden Stellen wird auf das jeweils andere Register hingewiesen. Für die alphabetische Ordnung gilt das auf Seite 287 zum Schriftenverzeichnis Gesagte. Kursive verweisen auf Fußnoten.

Historisch-geographisches Register Abän b. 'Ali 216, siehe 'Ali b. 'Abän Abbâ at-Turkï 246, 255 "Abbäd 232 'Abbädän 27, 226,23;, 242, 253, 2jj

al-'Abbisi al-'Atîq 243

'Abbäsiden 28f, 39,103-105,119,14J, 148, 200, 210, 212,260, siehe auch Heer 'Abbäsidinnen 210 'Abdallah b. Abi Wätila 233 'Abdallah b. 'Amir 37 'Abdallah b. Darräg 37 'Abdallah Karihä 41

'Abdallah al-Mudauwab 72 'Abdalqais 95 'Abdän al-Kasibi 254 'Abdasi 248 'abtd 47Í, 235 Abrshä (Abraha) 68 Abu l-'Abbäs (später al-Mu'tadid) 28f, 7J, 88,93,109-111,128,137,180,19J, i99f, 208, 211, 214-216, 222, 226, 2JJ, 2J7, 2J9 Abü Hamza 214 Abu 1-Hasan 190 Abü n-Nidä' 72

Register

320

' A l i b. M u h a m m a d (Forts.)

A b ü Q u r r ä 244 A b u Wätila, siehe M u h a m m a d b. H i J â m

Prophetic 213 az-Zangi 72

al-Kirmâni Abùsa'ïdiden 55, 227, siehe auch Ismâ'ïliten,

Herrschaftsdauer 189 Hausstand 1 9 7 , 2 o j f , 208

Qarmaten ' A d n ä n 64

T o d 29,168, tj8,179,180,

Adraka, siehe ad-Dakka

siebe auch Register 2

2 i i f , 226

' A d u d a d d a u l a 90

' A l l b. ' U m a r an-Naqqäb 232

Ägypten 50, 55, 69^ y t f 9 1 , 9 7 , 105, 154,186

'Aliden 239^ 255

Äthiopier 55, 60, 63, 68f, siehe auch al-Habaüa

'Alldinnen 1 4 7 , 2 0 6 , 2 0 9 , 2 t o , 224t

Aglabiden 71

Altsiedeiland 34, 4 1 , 5 6

Agrarsklaven, siehe Sklaverei

aman 2 8 , 1 0 8 , 1 1 1 , 1 2 5 ^ 1 4 5 , 1 4 8 , 1 9 4 , 1 9 6 , 1 9 7 ,

'ahd 34

2 1 4 f 216, 217, 221, 226, 252, 2 J 7

ahi 222, 236, 238, 249, siehe auch Siedlungsverband ahial-bàdiya ahlal-qarya

A m i d 199 'ämma 226, 230

250, siehe auch a'rdb, Beduinen 242

am ir al-mu 'minin 28, 48 ' A m r b. al-'Äs 146

A h m a d al-Bardä'l 214

Anazarba, siehe ' A i n Zarbä

A h m a d b. ö a ' f a r Gahza al-Barmaki 190

' A n b a r al-Barbari 71

A h m a d b. Kaitüna

al-Anbät 3 4 , 4 2

200

A h m a d b. Laitawaih 252

Andersgläubige, Schutzbefohlene, siehe

A h m a d b. M a h d ! al-Cubbä'i 241 A h m a d b. M ü s ä b. Sa'ld al-Basri, al-Qalüs 255

dimma Ankaläy

71,136,199,214,2i6f

Anlagevermögen 36,38

A h m a d b. Sarîk 252

Antäkiya 45

A h m a d b. T ü l ü n 2 8 , 1 0 ; , 186,190

'Antara b. Haganä 250

A h m a d az-Zarangi 233

'aqd 34

al-Ahsä' 55, 227

'Aqïl al-Ubulll

al-Ahwäz ιηί, io2,111,

136C

146,185,189,197,

203, 216, 2 2 J , 226, 235, 242, 247, 2J3

2J4f

' A q r as-Said 46 a'räb

231,237^250

' A i n Zarbä 46

Araberinnen

'Ä'lia

Arabische Halbinsel 207, 238

146,148

2o6f

Aiyübiden -}{ Analekten 269^ 27J Anciennität 169 annales 22 Annalistik 22,184,191,267, siehe auch Gliederung Anordnung 2of, 2j, 109,119, 266t, 274 Kitäb al-Ansäb 152 Kitäb al-Ansäb al-muttafiqa fi l-hatt al-mutamätilafi n-nuqat wad-dubat 53 Anschauung, eigene 3, 7,111,136,198, 224, 249, 261 Antitopos 212 arada 'an dikrihä 174 Archetyp 110,121,157, 272 Asad b. (al)-Mu'allä al-'Amml 113,115 al-Asadl, siehe Ahmad b. Muhammad al-AsIami, siehe Yahyä b. Muhammad al-Astaräbädi 106,113-nj Kitäb al-Atär al-bäqiya 'an al-qurün al-häliya 112, i9f. 172,174, 176-179,183-195,198, 200-202,205f, 208212, 214-216, 2i8f, 222-226, 232-240, 242245, 248-256, 258, 261, 267-269,272, 274

341

Kitäb Tagärib al-umam j f , 8, 89^ 94 tagriba 90,174^ siehe auch ifäda takallama 165 ta'ltq 166 Kitäb at-Tanbih 44-46,59,67, 89,155,1S9,197, '99.237- 3S2 at-Tanühl, siehe auch Ahmad b. Yüsuf, al-Muhassin b. 'All, Yüsuf b. Ya'qüb taraka 174,176 ta 'rih 4,22,182,191 Kitäb at-Ta'rth von al-Ya'qübi ¡2, 63,74,106 von Niftawaih 116 von Ibn Abi 1-Azhar 153 von Sa'ïd b. al-Bitriq 142,203 von einem Ahmad b. Ibrahim 115 Kitäb Ta'rih Bagdäd 152-154,186 Kitäb Ta 'rih daulat Bant l-'Abbäs watTülüniyin wal-Fätimiytn 106 Kitäb Ta'rih al-hulafä' i/fj Kitäb Ta'rthal-isläm wa-wafayätal-maiähir wal-a'lâm îoif Kitäb Ta'rih al-Mausil 52 Kitäb at-Ta 'rih al-muhtasar, siehe Kitäb al-Magmü ' al-mubärak Kitäb Ta 'rih muhtasar ad-duwal 117 Kitäb Ta 'ñh al-muslimXn, siehe Kitäb al-Magmü ' al-mubärak Kitäb at-Ta 'rih al-Mu$affari iy¡ Kitäb Ta 'rth ar-rusul wal-mulük wal-hulafä ' 4, 5, 84-88,174 Kitäb Ta'rihas-Säbi' 46,188 Kitäb at-Ta 'rih af-$älihi 98 Kitäb Tatimmat al-Muhtasarfl ahbär al-baiar 106 Kitäb at-Tawärih 142 Tarsüsi 204 tasnif 112, 267, siehe auch sannafa at-Tauhïdï 109 »Tausendundeine Nacht«, siehe Kitäb Alf laila wa-laila Tendenz darstellerische 12, 25,180, 200f, 2o8f, 211, 22of, 223, 239, 242, 249Í 258, 266, 270 weltanschauliche 11,13,25,110,121, 212, 215,220,270, 274Í Text autorenloser 15 kollektiver 22 intermediärer 4, 94,119-121,138,155,157, 162, 272, 274

342

Register

Text (Forts.) individueller oder kontinuierlicher 119, 123,158, 202, 261, 269^ 273-275 expliziter 218, 224 Verantwortung des Autors 9,19,170,270 Teilurheberschaft des Kompilators 27J literarische Gestalt 201,266,268, 274 siehe auch Autor, Intertextualität, Subtext, Überlieferung Textkritik 110,132, 158, 269F Textsegment 127,273,279 Topoi Formung von Themen Ii, 20if Heeresaufstellung 176, 216 des Lebens Muhammads 211 frühislamische 216 Tausendmann (hazärmard) 19; az-Zang 62 Befreiung von Musliminnen 206-208 göttliche Einwirkung 211-213, 2 1 " Gnadenerweis (amän) 213-217,221 amd»-Pfei¡ 217 Verstärkung (istamadda-amadda) 217 Prophet und mahdl 202,2uf, 233, 241 Greueltaten 202-205, 2i8f, 240, 242 entehrte Musliminnen 20;, 218,225 Enthauptung 203-205, 226,241 Kannibalismus 204f Plünderung 202f, 20;, 220, 222, 224, 240, 256,258,259 da'wa 2i6f Stereotypie 203 Bewahrung 203-205, 209^ 215, 2i7f Verblassen 212 Verstärkung 218, 222 Authentie 210 Widersprüchlichkeit 212 Urheberschaft 209, 2iif, 218 und Uberlieferungsschicksal 266 Tradition, siehe riwäya Traditionsquelle 3 Traditionswissenschaft, siehe Hadit Transkript 116,119 Transposition 168,186,199^ 203, 267 Kitäb Tuhfat an-nu&ärfi garä 'ib al-amfär wa-'agä'ib al-asfär 204 Kitäb Tuhfat al-umarâ ' f i ta 'rih al-wuzarâ ' 31 at-TûsI ii4f

'Ubaidallâh b. Abl 1-Fath as-Sawâd! al-Azharï ij2 'Ubaidallâh b. Ahmad b. Abï Tâhir Taifür ¡16 'Ubaidallâh b. Muhammad b. Ahmad b. Hamdân 152 Überlieferer 13,15,17,22,122,27of, 275, siehe auch ba'd ajhäbinä, näs, qaum, räwi Überlieferer-Verfasser 110,269 Überlieferung Terminologie 7,13,17,22f, 86f, 159-165, 170

frühislamische 1 0 , 1 2 - 1 5 , 2 6 7 , 272, 274f personale i2f, 17,86,89,110,164, 269 nichtpersonale 86 mündliche 4,12,14, 86,109,111,113 gehörte 4, i2f, 15,17,164, 269 schriftliche 12,14,17, 8jf, 107,164 autoritative 9,13,19, 2if, 86, 89^ 92, 94, 104,110,164,176, 273 autorisierte 14 nichtautorisierte 14, 86 autorenlose 15,272 zugeschriebene 161 buchförmige 1,18,164 religiöse 8-17 säkulare 10,17 sinngemäße 22,173, 267 sorgfältige i82f, 197,199, 215, 235, 259, 261, 2 67 f. 275 wörtliche 9f, 21, 89^ 94^ 144,158, 265, 268f beiläufige 211,219, 248,259 echte nf, 15,199 urkundliche 3, 90,182 verunechtete 8, nf, 25,12,169,175,179, 267 getrübte 182,187^ 191,241, 267 erfundene 169,172 sinnentstellende 169 unvollständige 184F dublette 185 parallele 4,14,173,184^ 239 widersprüchliche 258 harmonisierende 4 fehlerhafte 11, 93-95,98,104, i4if, 145-149, 161,168,183, i87f, 190, i92f, i99f, 242, 267^ wort- oder sinnentstellende 21, 98,101, 104,161,167,182, 223, 267, 275 verjüngte 272 gealterte 272

Literarisches Register Überlieferung (Forts.) fragmentarische 88,100,104,106,110,114, 157,212, 21J, 224,268f vereinfachte 260 verzweigte 155-157 siehe auch igäza, Isnäd, Kompilation, Kompilationsprozeß, Kompilieren, maqtu, masmü'a, raf, riwäya, ta'liq, Text, wad', fahíh, wigâda Überlieferungsangabe anonyme IJ9,161-167, 1 78, 266 anonymer Sammelisnäd 165 unpersönliche 161,163 passivische 163 kollektivische 163 kritischer Wert 159,167, 270, 275 Notwendigkeit 168, 266 verunechtete 275 siehe auch igäza, Isnäd Überlieferungsgut Belegweise xx als Untersuchungseinheit 128, 273 Anzahl im Korpus 130 siehe auch Hauptüberlieferungslinie, Nebenüberlieferungslinie, beglaubigendes, chronologisches, exaktes, nominales, numerisches Überlieferungsgut, Varia Überlieferungsprofil 269 Überlieferungsprozeß Stufen 157 Überlieferungsschicksal 130, 265, 273 Überlieferungsumfang absolute Quanta 25, 84,117-119,171-173, 265, 267 Überlieferungsgüter im Korpus 130 quantifiziertes Stemma 171 Beibehaltung 173, 261, 268 Erweiterung 11, 25,126,173,177,179,265, 268f Verringerung 4-6,11, 90,139,145,171-173, 1

75~177» »79. l 8 ° . 2 6 ° . 2 6 8 f . 27> Überlieferungswürdigkeit 11, 221,227, 266, 274 'uhda 9 al-'ükbari, siebe al-Hasan b. Sihäb Kitäb al-'Unwän 142 Kitäb al-'Uyün wal-badä 'iqfi abbär al-haqä 'i¡¡ 9if, 115,129,140, ij6f, i6if, 172, I74f, 185,187,199,221,260,268

343

Varia 173 Verfasser 13,19, 22,110,158,170,269^ 272, siebe aucb Archetyp, Autor, 'uhda Verfasserwerk 20,170,202,270, 273, siehe auch originalia Vergangenheitsgeschichte 7,8, 273, siehe auch Zeitgeschichte Verschmelzung 142,145,168,187,200 Version, siehe Fassung Verunechtung 8, nf, 25,155,162, i66f, 168-170,175,179,267,275 Verwechslung 146-149,168,200, 242 Vierzigzahl 48 Vinzenz von Beauvais 18 Völkertafel 62,65^ ιιγ

wad' 162 Kitäb Wafayät al-a'yän wa-anbä'abnä' az-zamän 154 Kitäb al-Wäfi bil-wafayät 240 Wahb b. Munabbih 60, 62 Wahrheitsgebot 9f Wakï' 48 wanäq 266 wafa/a 179 al-Wassä' 114 Weglassung 9,11,25,62,8j, 87, 89,111,118, 119,126,165,174-177,180,245, 267^ 273 Werk für sich 21 Werktitel 2jof Werkeinheit 20, 23 Werkganzes 158, 27of Wiederholung 12,19,103,104,174, siehe auch i'äda, recitatio wigäda 86 Kitäbal-Wuzarä'wal-kuttäb yj

al-Yafi'l 106,121 yahkü 161 Yahyä b. Ädam al-Quraîï 33 Yahyä b. Hälid b. Marwän 154 Yahyä b. Muhammad al-Aslaml 154 Ya'qüb b. al-Lait, siehe as-Saffär 154 al-Ya'qübi 52,55,63,79,106 Yäqüt 31,33,40,45-48,60,7a, 235,242 yaridu dälikafi maudi'ihi 179 yarwl 164 Kitäb Yatimat ad-dahrfi !u 'arä ' ahi al- 'asr 204 yatülu dikrubä 175

Register

344

Zeitzeuge 8j, 113-115, 260, siebe auch

al-Yunïnî al-Ba'labakkî 97,106

Augenzeuge, Berichterstatter,

Y ü s u f b . Y a ' q ü b at-Tanühí 153

Gewährsmann Sailamas Zensur 111,261 za'ama

Zitat 9,14Í, 95,123,167

163

Zitatensammlung 19, 22

Zahlenangaben, siehe numerisches

Zitierweise 9

Überlieferungsgut Kitäb Zahr al-ädäb wa-tamar al-albäb

ιΐήί,

¡48, ¡so, 1S3

az-Zubaidi Kitäb Zubdat al-fikraβ ta 'rth al-higra 99

Kitäb az-Zangiyin wa-hum al-mu 'äqirün 113

Kitäb az-Zunüg

Zeitgeschichte 3, 7 - 9 , 270, 273, siehe auch

Zusammenfassung 11, 93f, 98,126,145^ 173,

Vergangenheitsgeschichte Zeitrechnung, siehe K o m p u t i s t i k

76

i76f, 180, 203 Zusammenstellung 9f, 18, 267