Die Vorstellung von Salomo als weisem Konig und Begrunder des Jerusalemer Tempels gehort zum festen Inventar der judisch
177 107 41MB
German Pages [374] Year 2020
Table of contents :
Cover
Titelei
Inhalt
Vorwort
Abkürzungen und Abbildungen
Teil I Einleitung, Quellen und historischer Hintergrund
Kapitel I: Einleitung
I Stand der Forschung
II Zielsetzung
III Methoden
IV Aufbau
Kapitel II: Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
I Das Vorhandensein epigraphischer Belege
II Archäologische Funde
III Biblische Quellen
1 Die Samuel- und Königebücher
2 Das Chronikbuch
3 Anspielungen auf Salomo in den Hagiographa (Ketubim)
IV Zusammenfassung
Kapitel III: Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel Gegen die jüngsten Zurückweisungen
I Einleitung
II Garbinis Ablehnung der Existenz der Vereinigten Monarchie
III Andere minimalistische bzw. revisionistische Theorien
IV Gibt es eine tragfähige Grundlage für die minimalistischen/ revisionistischen Ansätze?
V Zusammenfassung
Kapitel IV: Salomos Königreich Historische Bewertungen und Fallstudien
I Historische Bewertung
II Fallstudien
1 Die Historizität von Salomos Tempel
2 Jerusalem zur Zeit Davids und Salomos
3 Die Größe des Davidisch-Salomonischen Königreichs
4 König Salomos Harem
III Zusammenfassung
Teil II Salomos Geburt, Aufstieg und Tempelbau Literarische und historiographische Beobachtungen
Kapitel V: Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10-12 Redaktionsgeschichte versus
I Einleitung
II Das historische Setting der Geburtsgeschichte Salomos
III Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit
A Redaktionsgeschichte
B Die Einheit der Komposition und ihre literarischen und theologischen Strukturen
1 Die Komposition
2 Literarische Strukturen
3 Weitere literarische Methoden
4 Rhetorischer Gegensatz: Das namenlose erste - das doppelt benannte zweite Kind
IV Zusammenfassung
V Exkurs: Wer nannte das zweite Kind „Schlomo“?
Kapitel VI: Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
I Einleitung
II „Salomo“ und „Jedidja“: Der biblische Text und die wissenschaftliche Forschung
III Zum besseren Verständnis von „Salomo“ und „Jedidja“ - der Geliebte des Herrn
IV Neue Namen, Gottes Liebe und königliche Apologie: Die biblischen und altorientalischen Quellen
A Biblische Quellen
B Altorientalische Quellen
1 Mesopotamien: Sargon von Akkad und Sargon II. von Aššur
2 Anatolien: König Ḫattušili III. von Ḫatti
3 Ägypten: Königin Hatschepsut und andere Pharaonen
4 Persien: Xerxes I.
V Das Konzept göttlicher Liebe in 2. Samuel 12 und in der altorientalischen Literatur
VI Zusammenfassung
Kapitel VII: Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
I Einleitung
II Salomos Geburt und seine Stellung unter Batsebas Söhnen in der Chronik
III Salomos Geburt in der Weisheit Salomos
IV Salomos Namen in der Literatur der Zweiten-Tempel-Epoche
1 Die Bedeutungen von „Schlomo“ in der Chronik
2 Der Name „Jedidja“ in den Psalmen und in Nehemia und sein Fehlen in der Literatur der Zweiten-
3 Wortspiele mit den Namen „Schlomo“ und „Jedidja“ bei Ben Sira
4 War „Kohelet“ Salomos dritter Name?
V Zusammenfassung: Salomos Ambiguität
Kapitel VIII: Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
I Einleitung
II Salomo: Von der Geburt bis zur Thronbesteigung
1 War Nathan Salomos Erzieher?
2 Salomos Alter und sein Familienstand zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung
III Zusammenfassung
Kapitel IX: Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle in der biblischen His
I Salomos Erscheinungsbild
II Wird in Hohelied 5,10-16 Salomos Aussehen beschrieben?
III Zusammenfassung
Kapitel X: Salomos Thronfolge: Geschichte und gegensätzliche Historiographien
I Einleitung
II Salomos Thronfolge aus historischer Perspektive
1 Die letzten Tage König Davids: Persönliche und politische Krise
2 Rebellierte Adonia gegen seinen Vater David?
3 Verschwörung am Hof: Nathan und Batseba treten David gegenüber
III Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos nach dem Königebuch
1 Die literarische Einheit der Thronfolgeerzählung
2 Apologetische Merkmale der Thronfolgeerzählung
IV Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos in der Chronik
V Zusammenfassung
Kapitel XI: Die Krönung Salomos Davids Testament und seine Erfüllung
I Die Krönungszeremonie: Könige versus Chronik
II Gab es zwei Krönungen?
III Salomo auf dem „Thron des Herrn“
IV Die Etablierung der Herrschaft Salomos: Die abschließenden Worte
V Das „Testament Davids“
1 Erstes Buch der Könige 2,1-9
2 Das Chronistische Geschichtswerk
VI Die Erfüllung von Davids Testament: Salomos erste Handlungen als König
VII Zusammenfassung
Kapitel XII: „Warum hört man die Stadt so lärmen?“ - Die Erzählung von Salomos Krönung in ihrem bi
I Einleitung
II Laute Geräusche, die von weit entfernt gehört werden bei Salomos Krönung und an anderen Stellen
1 Salomos Krönung
2 Joaschs Krönung
3 Die Ladeerzählung
III Vorkommen des Motivs anderenorts in der Hebräischen Bibel
1 Die spätbiblische Geschichtsschreibung: Chronik und Esra
2 Anspielung auf das Motiv in der Josefsgeschichte
3 Ein Gegenbeispiel: Das Buch Esther
IV Zwischen literarischer Überleitung und Typusszene
V Zusammenfassung
Kapitel XIII: Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung in der biblischen Geschichtsschreibung
I Einleitung: Eine literarische Untersuchung
II David, Salomo und die Erlaubnis zum Tempelbau
III Das Zusammenwirken himmlisch-irdischer Dimension und von Vater-Sohn
IV Der Ort des Tempelbaus in Salomos Erzählungen
V Die Überarbeitung der Beschreibung von Salomos Tempel nach den Vorbildern der Stiftshütte des Mo
VI Gottes Zustimmung zum Tempel und dessen ewiger Fortbestand
1 Gottes Zustimmung zum Tempel
2 Der ewige Fortbestand des Tempels
VII Zusammenfassung
Kapitel XIV: König Salomo - Mensch und Mythos Das Schreiben und Umschreiben der Geschichte Salomos
I Zusammenfassung und Synthese
II Mensch und Mythos: Salomo in Geschichte und Geschichtsschreibung
Bibliographie
Autorenregister
Quellenregister
Sachregister
Biblische Geschichtsschreibung im Wandel
Isaac Kalimi
König Salomo: Mensch und Mythos
Harrassowitz
Kalimi · König Salomo
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Isaac Kalimi
König Salomo: Mensch und Mythos Biblische Geschichtsschreibung im Wandel
2020
Harrassowitz Verlag · Wiesbaden
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Abbildung auf dem Umschlag zeigt Die Krönung Salomos von Jean Pichore (1503), Paris, Bibliothèque Mazarine Ms. 1581 folio 154. Englischer Originaltitel: Writing and Rewriting the Story of Solomo in Ancient Israel, Cambridge University Press 2018
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at https://www.dnb.de.
Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter https://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISBN 978-3-447-11104-1 E-Book ISBN 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
לאחי היקר, ציון ,הי"ו, באהבה ובברכת יֹוסיפּו לָ ְך, ּוׁשנֹות ַחּיִ ים וְ ָׁשלֹום ִ "ּכִ י א ֶֹרְך יָ ִמים ְ ל-לּוח לִ ֶּבָך, ַ רֹותיָך ּכָ ְת ֵבם ַע ֶח ֶסד וֶ ֱא ֶמת ַאל-יַ ַע ֻזְבָך ָק ְׁש ֵרם ַעלּ-גַ ְרּגְ ֶ ֹלהים וְ ָא ָדם". א-חן וְ ֵשֹכֶ ל-טֹוב ְּב ֵעינֵ י ֱא ִ ּומצָ ֵ ְ (משלי ג ,ב-ד)
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Inhalt Vorwort............................................................................................................................................ XI Allgemeine Abkürzungen.............................................................................................................. XIII Biblische Bücher.............................................................................................................................. XIII Zeitschriften, Reihen, Lexika......................................................................................................... XIV Abbildungen.................................................................................................................................... XV TEIL I: Einleitung, Quellen und historischer Hintergrund Kapitel I: Einleitung....................................................................................................................... 3 I Stand der Forschung............................................................................................................... 5 II Zielsetzung............................................................................................................................... 8 III Methoden................................................................................................................................ 10 IV Aufbau..................................................................................................................................... 12 Kapitel II: Epigraphische, archäologische und biblische Quellen............................................ 17 I Das Vorhandensein epigraphischer Belege............................................................................ 17 II Archäologische Funde............................................................................................................ 22 III Biblische Quellen.................................................................................................................... 29 1 Die Samuel- und Königebücher......................................................................................... 30 2 Das Chronikbuch............................................................................................................... 34 3 Anspielungen auf Salomo in den Hagiographa (Ketubim)............................................. 35 IV Zusammenfassung.................................................................................................................. 36 Kapitel III: Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel: Gegen die jüngsten Zurückweisungen eines langjährigen Konsenses................................... 37 I Einleitung................................................................................................................................ 37 II Garbinis Ablehnung der Existenz der Vereinigten Monarchie........................................... 38 III Andere minimalistische bzw. revisionistische Theorien...................................................... 42 IV Gibt es eine tragfähige Grundlage für die minimalistischen/ revisionistischen Ansätze?...................................................................................................... 46 V Zusammenfassung................................................................................................................... 59 Kapitel IV: Salomos Königreich: Historische Bewertungen und Fallstudien........................ 61 I Historische Bewertung........................................................................................................... 61 II Fallstudien............................................................................................................................... 64 1 Die Historizität von Salomos Tempel............................................................................... 64 2 Jerusalem zur Zeit Davids und Salomos............................................................................ 70 3 Die Größe des Davidisch-Salomonischen Königreichs.................................................... 75 4 König Salomos Harem........................................................................................................ 83 III Zusammenfassung.................................................................................................................. 85
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
VIII
Inhalt
TEIL II: Salomos Geburt, Aufstieg und Tempelbau: Literarische und historiographische Beobachtungen Kapitel V: .Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12: Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit........................................... 89 I Einleitung................................................................................................................................ 89 II Das historische Setting der Geburtsgeschichte Salomos...................................................... 90 III Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit........................................................ 93 A Redaktionsgeschichte........................................................................................................ 93 B Die Einheit der Komposition und ihre literarischen und theologischen Strukturen... 103 1 Die Komposition................................................................................................................. 103 2 Literarische Strukturen...................................................................................................... 104 3 Weitere literarische Methoden........................................................................................... 107 4 Rhetorischer Gegensatz: Das namenlose erste – das doppelt benannte zweite Kind....... 110 5 Die theologische Struktur.................................................................................................. 111 IV Zusammenfassung.................................................................................................................. 112 V Exkurs: Wer nannte das zweite Kind „Schlomo“?................................................................ 113 Kapitel VI: .Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext........................................................................................................................ 115 I Einleitung................................................................................................................................ 115 II „Salomo“ und „Jedidja“: Der biblische Text und die wissenschaftliche Forschung.............. 117 III Zum besseren Verständnis von „Salomo“ und „Jedidja“ – der Geliebte des Herrn.............. 122 IV Neue Namen, Gottes Liebe und königliche Apologie: Die biblischen und altorientalischen Quellen ....................................................................................................... 127 A Biblische Quellen............................................................................................................... 127 B Altorientalische Quellen.................................................................................................... 127 1 Mesopotamien: Sargon von Akkad und Sargon II. von Aššur....................................... 129 2 Anatolien: König Ḫattušili III. von Ḫatti........................................................................ 137 3 Ägypten: Königin Hatschepsut und andere Pharaonen................................................... 139 4 Persien: Xerxes I.................................................................................................................. 143 V Das Konzept göttlicher Liebe in 2. Samuel 12 und in der altorientalischen Literatur...... 144 VI Zusammenfassung.................................................................................................................. 147 Kapitel VII:. Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche............................................................................................ 151 I Einleitung................................................................................................................................ 151 II Salomos Geburt und seine Stellung unter Batsebas Söhnen in der Chronik..................... 151 III Salomos Geburt in der Weisheit Salomos.............................................................................. 159 IV Salomos Namen in der Literatur der Zweiten-Tempel-Epoche........................................... 160 1 Die Bedeutungen von „Schlomo“ in der Chronik........................................................... 160 2 Der Name „Jedidja“ in den Psalmen und in Nehemia und sein Fehlen in der Literatur der Zweiten-Tempel-Epoche.................................................................... 162 3 Wortspiele mit den Namen „Schlomo“ und „Jedidja“ bei Ben Sira.................................... 163 4 War „Kohelet“ Salomos dritter Name?............................................................................. 165 V Zusammenfassung: Salomos Ambiguität............................................................................. 166
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Inhalt
IX
Kapitel VIII: Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie..... 169 I Einleitung .............................................................................................................................. 169 II Salomo: Von der Geburt bis zur Thronbesteigung.............................................................. 169 1 War Nathan Salomos Erzieher?......................................................................................... 170 2 Salomos Alter und sein Familienstand zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung......... 172 III Zusammenfassung.................................................................................................................. 174 Kapitel IX: Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle in der biblischen Historiographie................................................................................................. 175 I Salomos Erscheinungsbild ..................................................................................................... 175 II Wird in Hohelied 5,10–16 Salomos Aussehen beschrieben?............................................... 179 III Zusammenfassung.................................................................................................................. 181 Kapitel X: Salomos Thronfolge: Geschichte und gegensätzliche Historiographien................. 183 I Einleitung................................................................................................................................ 183 II Salomos Thronfolge aus historischer Perspektive................................................................ 184 1 Die letzten Tage König Davids: Persönliche und politische Krise.................................. 184 2 Rebellierte Adonia gegen seinen Vater David?...................................................................... 187 3 Verschwörung am Hof: Nathan und Batseba treten David gegenüber............................ 192 III Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos nach dem Königebuch............................... 197 1 Die literarische Einheit der Thronfolgeerzählung........................................................... 198 2 Apologetische Merkmale der Thronfolgeerzählung........................................................ 206 IV Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos in der Chronik............................................ 209 V Zusammenfassung.................................................................................................................. 213 Kapitel XI: Die Krönung Salomos. Davids Testament und seine Erfüllung.......................... 215 I Die Krönungszeremonie: Könige versus Chronik................................................................ 215 II Gab es zwei Krönungen?........................................................................................................ 217 III Salomo auf dem „Thron des Herrn“...................................................................................... 220 IV Die Etablierung der Herrschaft Salomos: Die abschließenden Worte................................ 221 V Das „Testament Davids“......................................................................................................... 222 1 Erstes Buch der Könige 2,1–9............................................................................................ 222 2 Das Chronistische Geschichtswerk................................................................................... 229 VI Die Erfüllung von Davids Testament: Salomos erste Handlungen als König.................... 232 VII Zusammenfassung.................................................................................................................. 233 Kapitel XII: „Warum hört man die Stadt so lärmen?“– Die Erzählung von Salomos Krönung in ihrem biblischen Kontext........................................... 235 I Einleitung................................................................................................................................ 235 II Laute Geräusche, die von weit entfernt gehört werden bei Salomos Krönung und an anderen Stellen in Samuel-Könige.................................................................................... 235 1 Salomos Krönung............................................................................................................... 235 2 Joaschs Krönung................................................................................................................. 236 3 Die Ladeerzählung.............................................................................................................. 238 III Vorkommen des Motivs anderenorts in der Hebräischen Bibel.......................................... 240 1 Die spätbiblische Geschichtsschreibung: Chronik und Esra.......................................... 240 2 Anspielung auf das Motiv in der Josefsgeschichte........................................................... 241 3 Ein Gegenbeispiel: Das Buch Esther................................................................................. 242
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
X
Inhalt
IV Zwischen literarischer Überleitung und Typusszene........................................................... 242 V Zusammenfassung.................................................................................................................. 245 Kapitel XIII:.Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung in der biblischen Geschichtsschreibung............................................................................................ 247 I Einleitung: Eine literarische Untersuchung.......................................................................... 247 II David, Salomo und die Erlaubnis zum Tempelbau.............................................................. 248 III Das Zusammenwirken himmlisch-irdischer Dimension und von Vater-Sohn.................. 251 IV Der Ort des Tempelbaus in Salomos Erzählungen............................................................... 252 V Die Überarbeitung der Beschreibung von Salomos Tempel nach den Vorbildern der Stiftshütte des Mose und des Tempels Serubbabels .................................. 253 VI Gottes Zustimmung zum Tempel und dessen ewiger Fortbestand.................................... 262 1 Gottes Zustimmung zum Tempel..................................................................................... 262 2 Der ewige Fortbestand des Tempels.................................................................................. 265 VII Zusammenfassung.................................................................................................................. 265 Kapitel XIV: König Salomo – Mensch und Mythos. Das Schreiben und Umschreiben der Geschichte Salomos ......................................................................................... 267 I Zusammenfassung und Synthese.......................................................................................... 267 II Mensch und Mythos: Salomo in Geschichte und Geschichtsschreibung.......................... 276 Bibliographie.................................................................................................................................... 285 Autorenregister................................................................................................................................ 313 Quellenregister................................................................................................................................ 319 Sachregister...................................................................................................................................... 337
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Vorwort Das Bild Salomos als weiser König und Begründer des Jerusalemer Tempels ist integra ler Bestandteil in der Literatur der monotheistischen Religionen. Doch obwohl Salomo einen sehr guten Ruf genießt, weichen die ihn porträtierenden Beschreibungen in der Hebräischen Bibel/ im Alten Testament stark voneinander ab. In König Salomo: Mensch und Mythos analysiere ich die Differenzen in den Darstellun gen Salomos, die auf unterschiedliche historische Kontexte, theologische und didaktische Konzepte, stilistische und literarische Techniken und kompositorische Methoden zurückzuführen sind. Die Besonderheit einer jeden Darstellung wird mithilfe genauer Ver gleiche der Merkmale bei den früh- und spätbiblischen Autoren herausgestellt. Darüber hinaus untersuche ich die unterschiedliche Gestaltung von Salomo in den Samuel- und Königsbüchern und in der Chronik: Im Gegensatz zu den frühen Texten, die sich norma lerweise dicht an ihren Quellen orientieren und eine Art Apologie für Salomos Königtum – eingeschlossen fragwürdigerer Aspekte – vorlegen, weichen die späteren Texte groß zügig von den Quellen ab, um Salomos Leben so darzustellen, wie es der Wunschvorstel lung des späteren Geschichtsschreibers entsprach. Die vorliegende Untersuchung bietet neue Impulse, die ich über viele Jahre während meiner Forschung und Reflexion über den legendären israelischen König gewonnen habe und präsentiert einen umfassenden Überblick über verschiedene Themen aus archäologi scher, historischer, literarischer, historiographischer und theologischer Perspektive. Da bei lasse ich die Quellen aus sich heraus sprechen, ohne diesen voreingenommen zu begeg nen. Gleichzeitig möchte ich einen Weg vorschlagen, wie Geschichtsschreibung Israels in der Zeit der Bibel aussehen könnte. Die Studie entstand in meiner Zeit als Fulbright Distinguished Professor an der Salz burger Universität (2011), als Mitglied der Royal Flemish Academy of Belgium for Science and the Arts (Brüssel, 2013) und als Mitglied des Swedish Collegium for Advanced Study (Uppsala, 2014/15). Zahlreiche Vorträge zum Thema an Universitäten im In- und Aus land sowie auf internationalen Konferenzen haben meine Forschung kontinuierlich begleitet und mich in meinem Vorhaben bestätigt. Die endgültige Fassung des Buches entstand während meines Dienstes als Universitäts-Forschungsprofessor für Hebräische Bibel / Altes Testament und Geschichte Israels sowie als Mitglied des Forschungskollegs an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. An dieser Stelle möchte ich all den vorge nannten Institutionen, insbesondere der Johannes Gutenberg-Universität Mainz dafür danken, dass sie optimale Bedingungen für meine Forschungsarbeit geschaffen haben. Die überaus positive Aufnahme der englischen Version Writing and Rewriting the Story of Solomon in Ancient Israel (Cambridge: Cambridge University Press, 2018) in der Welt der Wissenschaft und die Ermutigungen vieler Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen im deutschsprachigen Raum haben mich dazu bewogen, das Buch nun leicht revidiert in
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
XII
Vorwort
deutscher Übersetzung vorzulegen. Dies wäre nicht möglich gewesen ohne die tätkräfti ge Hilfe meiner geschätzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Marlen Bleiholder für den größten Teil der Übersetzung aus dem Englischen und Dr. Alexander Müller, der sein fun diertes grammatikalisches Wissen eingebracht hat. Ich danke ferner Kirstin Rosenzweig, die sich passioniert mit Verstand und Scharfsinn am Text verdient gemacht und diesem durch ihr Engagement zu seiner endgültigen Gestalt verholfen hat. Mein Dank richtet sich auch an die Verlagsleiterin Dr. Barbara Krauß für die Aufnahme des Buches ins Programm des Harrassowitz-Verlages sowie an die Lektorin Julia Guthmüller für ihren Einsatz bei der Verwirklichung meines Manuskriptes auf dessen Weg in den Druck. Mainz, im Frühling 2020
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Isaac Kalimi
Abkürzungen und Abbildungen Allgemeine Abkürzungen Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe Bd(e). Band (Bände) ca. circa d. i. das ist ders. derselbe dies. dieselbe durchges. durchgesehen Erstausg. Erstausgabe et al. et alii Hg(g.) Herausgeber hg. herausgegeben i. e. id est insb. insbesondere MT Masoretischer Text
LXX Septuaginta LXX luk Lukianische Rezension der Septuaginta n. Chr. nach Christus S. Seite(n) überarb. überarbeitet übers. übersetzt u. Z. unserer Zeitrechnung v. von V. Vers v. Chr. vor Christus v. u. Z. vor unserer Zeitrechnung vgl. vergleiche Z. Zeile z. B. zum Beispiel
Biblische Bücher Gen Genesis (1. Mose) Ex Exodus (2. Mose) Lev Leviticus (3. Mose) Num Numeri (4. Mose) Dtn Deuteronomium (5. Mose) Jos Josua Ri Richter 1.–2. Sam 1.–2. Samuel 1.–2. Kön 1.–2. Könige Jes Jesaja Jer Jeremia Ez Ezechiel (Hesekiel) Hos Hosea Joel Joel Am Amos Obd Obadja Jona Jona Mi Micha
Nah Nahum Hab Habakuk Zeph Zephanja Hag Haggai Sach Sacharja Mal Maleachi Pss Psalmen Spr Sprüche (Sprichwörter, Proverbia) Hi Hiob (Ijob) Hhld Hohelied Ruth Ruth Klgl Klagelieder Koh Kohelet (Prediger) Est Esther / Ester Dan Daniel Esra Esra Neh Nehemia
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
XIV
Abkürzungen und Abbildungen
1.–2. Chr 1.–2. Chronik 1.–4. Makk 1.–4. Makkabäer 3.–4. Esr 3.–4. Esra Sir Sirach (Ecclesiasticus) Weisheit Weisheit Salomos (Sapientia Salomonis) Mt Matthäus Mk Markus Lk Lukas Joh Johannes Apg Apostelgeschichte Röm Römer 1.–2. Kor 1.–2. Korinther Gal Galater
Eph Epheser Phil Philipper Kol Kolosser 1.–2. Thess 1.–2. Thessalonicher 1.–2. Tim 1.–2. Timotheus Tit Titus Phlm Philemon Heb Hebräer Jak Jakobus 1.–2. Pet 1.–2. Petrus 1.–3. Joh 1.–3. Johannes Jud Judas Offb Offenbarung
Zeitschriften, Reihen, Lexika ABR Australian Biblical Review AfO Archiv für Orientforschung AJSL The American Journal of Semitic Languages and Literatures ANET J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament, 3. Aufl. mit Ergänzungen (Princeton: Princeton University Press, 1969) BA The Biblical Archaeologist BAR Biblical Archaeology Review BASOR Bulletin of the American Schools of Oriental Research Beit Mikra Beit Mikra – Quarterly Founded by the Israel Society for Biblical Research BZ Biblische Zeitschrift CAD I. J. Gelb et al. (Hgg.), The Assyrian Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago (Chicago: Oriental Institute of Chicago; Glückstadt: J. und J. Augustin, 1956–2010). CBQ Catholic Biblical Quarterly CurBR Currents in Biblical Research CurBS Currents in Research: Biblical Studies ExpTim The Expository Times HTR Harvard Theological Review HUCA Hebrew Union College Annual IEJ Israel Exploration Journal IOS Israel Oriental Studies JANESCU Journal of the Ancient Near Eastern Society of Columbia University JAOS Journal of the American Oriental Society JBL Journal of Biblical Literature JCS Journal of Cuneiform Studies JNES Journal of Near Eastern Studies JS Journal for Semitics
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Abkürzungen und Abbildungen
JSIJ JSOR JSOT JTS NEA PEQ RB RSO SJOT ST TRu TUAT VT WTJ ZA ZÄS ZAW ZAH ZDPV
XV
Jewish Studies, an Internet Journal Journal of the Society of Oriental Research Journal for the Study of the Old Testament Journal of Theological Studies Near Eastern Archaeology (formerly Biblical Archaeologist) Palestine Exploration Quarterly Revue biblique Rivista degli studi orientali Scandinavian Journal of the Old Testament Studia Theologica: Nordic Journal of Theology Theologische Rundschau Kaiser, O. (Hg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, 3 Bde. (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1982–1997). Vetus Testamentum Westminster Theological Journal Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Zeitschrift für Althebraistik Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins
Abbildungen Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4 Abbildung 5
Urteil des Königs Salomo, Detail eines Farbglasfensters in der Katharinenkirche, Oppenheim (Rheinland-Pfalz, Deutschland; private Fotografie). Schischak-Inschrift in Karnak: Bild von Olaf Tausch (2009), lizenziert unter Creative Commons 3.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karnak_Tempel_19.jpg Tel Dan-Inschrift: Bild von Oren Rozen (2016), lizenziert unter Creative Commons 4.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/ File: JRSLM_300116_Tel_Dan_Stele_01.jpg Krönung Salomos, Jean Pichore (1503), Paris, Bibliothèque Mazarine Ms. 1581 folio 154. König Salomo, Kathedrale von Monreale, Monreale (Sizilien, Italien); Copyright: Melvyn Longhurst / Alamy Stock Photo.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
TEIL I Einleitung, Quellen und historischer Hintergrund
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel I: Einleitung „Und der König sprach: Schneidet das lebende Kind entzwei!“ (1. Kön 3,25). Mit diesem erschreckenden Urteil und seinen bedeutungsschweren Folgen führte König Salomo eine rasche Beilegung des Streits zweier Prostituierter um die Identität ihrer Kinder herbei und wurde so als Inbegriff eines gerechten und ausgezeichneten Richters verewigt. Die Erzählung in 1. Kön 3,16–27 wird als überragendes Beispiel für Salomos außergewöhnli che Weisheit präsentiert, die der Herr ihm ausgerechnet in einem prophetischen Traum verliehen hatte, während er in Gibeon war, und von dem unmittelbar vor dieser Erzäh lung berichtet wurde (1. Kön 3,4–15). Die Erzählung betont: „Ich [i. e. Gott] habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, so dass es vor dir keinen wie dich gegeben hat und auch nach dir keiner wie du aufstehen wird“ (1. Kön 3,12 // 2 . Chr 1,12). Der biblische Verfasser bzw. Redaktor verbindet die beiden Erzählungen durch die Schlussfolgerung: „Und ganz Israel hörte von dem Urteil des Königs, und sie fürchteten den König, denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, um Gerechtigkeit zu schaffen“ (1. Kön 3,28; siehe auch 1. Kön 5,9–14). Salomos Weisheit wird auch durch andere biblische Passagen hervorgehoben, so zum Beispiel: „Und der Herr machte Salomo überaus groß vor den Augen von ganz Israel, und er verlieh ihm die Majestät der Königswürde, wie sie bei keinem König über Israel vor ihm war“ (1. Chr 29,25). Nehemia geht sogar noch weiter, indem er versichert: „[…] einen König wie ihn hat es unter den vielen Nationen nicht gegeben“ (Neh 13,26).1 Darüber hinaus wird Salomos Ruf als weiser Mann, eifriger Gelehrter und Dichter in verschiedenen biblischen Büchern beispielsweise im Buch der Sprüche, in Kohelet, im Hohelied und in später entstandenen Schriften verherrlicht, so in der Weisheit Salomos, im Testament Salomos und in den Psalmen Salomos, aber auch in zahlreichen rabbinischen k 11,31; siehe auch Mt 6,28–30) Midraschim,2 im Neuen Testament (z. B. Mt 12,42 // L und in verschiedenen Volksmärchen. In der Folge wurde Salomo in der jüdischen und christlichen Kultur, aber auch im Islam als der weiseste und großartigste König des Alten Israel angesehen und wurde zu einer der bedeutendsten, bekanntesten und am meisten bewunderten Figuren der antiken Geschichte. König Salomos Ansehen als Bauherr des Tempels in Jerusalem ist ebenfalls wohlbekannt, und die Beschreibungen seines Urteils über die beiden Prostituierten sowie sein Besuch, den ihm die Königin von Saba abstattete, gehören zum festen Inventar jüdischer und christlicher Literatur, Musik und Kunst, insbesondere in Abbildungen an den Wänden zahlreicher alter Synagogen und Kirchen.3 1 Siehe auch 2. Chronik 1,1 und die Worte, mit denen die Königin von Saba in 1. Kön 10,3–9 (// 2. Chr 9,2–8) Salomos Weisheit lobpreist. 2 Siehe z. B. Babylonischer Talmud, Berachot 57b; Hohelied Rabbah 1,1.5–8.11; und Kohelet Rabbah 1, 2–3; 2,5. 3 Siehe z. B. das Fresko an den Wänden der Synagoge von Dura-Europos; I. Kalimi, The Retelling
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
4
Einleitung
Abbildung 1 – Salomos Urteil. Ein Ausschnitt eines Fensters der Katharinenkirche in Oppenheim/ Rheinland-Pfalz, Deutschland, Foto von privat.
In Europa und Amerika nimmt Salomo sogar in gerichtlichen Kontexten eine wichtige Position unter den ruhmreichen Figuren der antiken Welt ein. So ist die Darstellung von Salomos Richterspruch beispielsweise im Amsterdamer Rathaus aus dem 17. Jh., aber of Chronicles in Jewish Tradition and Literature: A Historical Journey (Winona Lake: Eisenbrauns, 2009), S. 123–132; ders., Das Chronikbuch und seine Chronik: Zur Entstehung und Rezeption eines biblischen Buches, Fuldaer Studien 17 (Freiburg i. Br.: Herder, 2013), S. 149–157. Vgl. auch das Porträt Salomos in den „David und Salomo“-Mosaiken in der Basilika San Marco (Markusdom) in Venedig, Italien, die aus dem 14. Jh. stammen: www.gettyimages.co.uk/license/152207864; und das Mosaik von König Salomo in der Kathedrale von Monreale in der Nähe von Palermo auf Sizilien, Italien: http://01varvara.files.wordpress.com/2011/08/01-anonymousking-solomon-duomo-di-monrealemonreale-sicily-it.jpg (beide abgerufen am 2.11.2016). Das Urteil im Fall der beiden Prostituierten (1. Kön 3,16–28) war in Europa besonders beliebt. Es ist beispielsweise auf einem wunderschönen Fenster der Katharinenkirche in Oppenheim am Rhein, Deutschland, gestaltet. Außerdem ist es – zusammen mit anderen Szenen aus Salomos Leben – in einer Reihe von Fresken von Raffael im Vatikan – bekannt als die „Loggia Raffaels“; ca. 1519 – zu sehen, die Antoon Claeissens (Belgien, 1538–1613) und Nicolas Poussin (Frankreich, 1594–1665) beeinflussten; für weitere Beispiele siehe den Artikel „Solomon“ in F. Skolnik und M. Berenbaum (Hgg.), Encyclopaedia Judaica (2. Aufl.; Detroit: Thomson Gale/ Jerusalem: Keter, 2007), Bd. 18, S. 755–764, insb. 761–762 („in Art“, un terzeichnet vom Herausgeber) und S. 762–763 („in Music“, B. Bayer). Als Beispiele für Rückgriffe auf Salomo in der Musik sollten vor allem die erfolgreiche Oper des jüdischen Komponisten Carl Goldmark (1830–1915) aus dem Jahr 1875, Die Königin von Saba, Paul Heyses Die Weisheit Salo mos (1886) und James B. Alexanders King Solomon (1899) genannt werden. Für weitere musikalische Werke, die sich mit Salomo befassen, und bibliographische Verweise siehe M. Stern, Bible & Music: Influences of the Old Testament on Western Music (Jersey City: Ktav, 2011), S. 232–233, 249–258 (zu Texten aus Samuel und Könige) und S. 481–483 (zu Texten aus der Chronik). Es gibt außerdem zahlreiche musikalische Werke, die auf den biblischen Büchern Hohelied, Kohelet und Sprüche basieren, die Salomo zugeschrieben werden.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
5
auch in den Rathäusern von vielen anderen niederländischen und belgischen Städten, direkt hinter der Richterbank zu finden.4 Darüber hinaus erscheint Salomo neben Mose, Hammurabi, Solon und anderen Gesetzgebern der Antike im Fries an der Südwand des Obersten Gerichtsgebäudes der Vereinigten Staaten, das 1935 vollendet wurde.5 Trotz all dieser ruhmreichen Reputation und der allgemeinen Bekanntheit wird jedoch die Geschichte von Salomo nicht einheitlich erzählt. Es gibt gravierende Unter schiede zwischen den Darstellungen von Salomo bei den frühen und den späten Ge schichtsschreibern des Alten Israel, ebenso wie bei späteren jüdischen, christlichen und muslimischen Verfassern und bei modernen Historikern. Das Hauptziel des vorliegenden Buches ist in erster Linie, die Unterschiede zwischen der frühen und der späten biblischen Geschichtsschreibung, also in den Samuel- und Königebüchern, respektive in der Chro nik, zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Erzählungen von Salomos Geburt, seinem Aufstieg und seiner Königsherrschaft. I Stand der Forschung In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Büchern veröffentlicht, die sich mit verschie denen Aspekten von Salomos Leben, seinem Vermächtnis und vor allem der Frage seiner Historizität auseinandersetzten.6 Diese Studien werden in den folgenden Kapiteln an der jeweils passenden Stelle erörtert. Keine von ihnen bietet jedoch eine ausführliche Untersuchung oder einen Vergleich der literarischen und historiographischen Darstellun gen Salomos in Samuel-Könige und der Chronik oder betrachtet diese Darstellungen im 4 Siehe K. Fremantle, „The Open Vierschaar of Amsterdam’s Seventeenth-Century Town Hall as Set ting for the City’s Justice“, Oud Holland 77 (1962), S. 206–234, insb. 211, 215, 227. 5 Siehe „Courtroom Friezes: South and North Walls: Information Sheet“ (Büro des Kurators, Supreme Court of the United States, 8. Mai 2003: www.supremecourt.gov/about/northandsouthwalls.pdf [abgerufen am 15.9.2015]). 6 Siehe z. B. L. K . Handy (Hg.), The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 (Leiden: E. J. Brill, 1997); M. Pietsch, „Dieser ist der Sproß Davids…“: Studien zur Rezeptionsgeschichte der Nathanverheißung im alttestamentlichen, zwischentestamentlichen und neutestamentlichen Schrifttum, Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 100 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2003); R. Lux (Hg.), Ideales Königtum: Studien zu David und Salomo, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 16 (Leip zig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005); P. S. F. van Keulen, Two Versions of the Solomon Narrative: An Inquiry into the Relationship between MT 1 Kgs. 2–11 and LXX 3 Reg. 2–11, Vetus Testamentum Supplement 104 (Leiden: E. J. Brill, 2005); I. Finkelstein and N. A. Silberman, David and Solomon: In Search of the Bible’s Sacred Kings and the Roots of the Western Tradition (New York: Free Press, 2006); T. A . Rudnig, Davids Thron: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thronnach folge Davids, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 358 (Berlin: W. de Gruyter, 2006); W. Oswald, Nathan der Prophet: Eine Untersuchung zu 2. Samuel 7 und 12 und 1. Könige 1, Abhandlungen zur Theologie des Alten Testaments 94 (Zürich: Theologischer Verlag, 2008); P. James und P. G. van der Veen (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Perspectives from Ar chaeology, Epigraphy, History and Chronology: Proceedings of the Third BICANE Colloquium Held at Sidney Sussex College, Cambridge, 26–27 March, 2011, BAR International Series 2732 (Oxford: Archaeopress, 2015); Y. Garfinkel und M. Mumcuoglu, Solomon’s Temple and Palace: New Archaeol ogical Discoveries [Hebräisch] (Jerusalem: Koren, 2015).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
6
Einleitung
Kontext der Parallelen in der Hebräischen Bibel und der Geschichte des Alten Orients.7 Beispielsweise hat Thilo Rudnig die Redaktionsgeschichte der Thronfolgeerzählung in Samuel-Könige analysiert, vor allem 2. Sam 7.11–19 und 1. Könige 1–2, er zieht aber keinen Vergleich zur Chronik und sagt nur wenig zu der ausgefeilten literarischen und theologischen Gestaltung des Materials oder zu seinen vorderorientalischen Parallelen.8 Pekka Särkiö führt eine ähnliche Art der Analyse von 1. Könige 3–5 und 9–11 durch, schenkt allerdings dem Vergleich mit der Chronik ebenfalls nur wenig Aufmerksamkeit.9 Andrew Knapp hat die Erzählungen, die in Samuel-Könige über Davids und Salomos Aufstieg zur Macht zu finden sind, mit königlichen Apologien aus anderen Regionen des Alten Orients verglichen. Er übersieht jedoch einige Schlüsselaspekte dieses Vergleichs hinsichtlich 2. Samuel 11–12 und stellt diese Darstellungen auch nicht dem Bericht in der Chronik gegenüber, der große Unterschiede dazu aufweist.10 Viele Studien befassen sich auch mit Salomos späterer Rezeption in der jüdischen, christlichen und muslimischen Literatur, deren Behandlung den Rahmen des vorliegenden Buches sprengen würde. Diese sagen jedoch verhältnismäßig wenig darüber aus, wie er in den biblischen Texten selbst dargestellt wird.11
7 Für eine umfassende Erörterung dieser Quellen siehe Kapitel II. Auch wenn Samuel und Könige im hebräischen Kanon zwei getrennte Bücher sind, ist es umstritten, inwiefern sie tatsächlich unter schiedlichen Ursprungs sind (siehe auch Kapitel X, Fußnote 57). Das vorliegende Buch bezeichnet sie jedenfalls durchgehend als „Samuel-Könige“ bzw. „Samuel und Könige“ im Sinne eines zusam menhängenden Komplexes. Dieser steht für die frühe biblische Geschichtsschreibung im Gegen satz zu der späteren Geschichtsschreibung im Chronikbuch. Dieser Sprachgebrauch sollte nicht so verstanden werden, als wären Samuel und Könige notwendigerweise vollständig miteinander ver schmolzen. 8 Siehe Rudnig, Davids Thron: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thronnachfolge Davids. Ausführliche Kritiken von Rudnigs Untersuchung siehe Kapitel V, § III,A und Kapitel X, § I II,1. 9 Siehe P. Särkiö, Die Weisheit und Macht Salomos in der israelitischen Historiographie: Eine Traditionsund redaktionskritische Untersuchung über 1 Kön 3–5 und 9–11, Schriften der Finnischen Exegeti schen Gesellschaft 60 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1994). Es zeigt sich übrigens, dass die Teile von Salomos Leben, auf die ich hier den Fokus lege, genau diejenigen sind, die Särkiö auslässt. 10 Siehe A. Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, Writings from the Ancient World Supple ment Series 4 (Atlanta: SBL Press, 2015); darüber hinaus siehe Kapitel VI. 11 So findet sich in P. A . Torijano, Solomon the Esoteric King: From King to Magus, Development of a Tradition, Supplements to the Journal for the Study of Judaism 73 (Leiden: E. J. Brill, 2002), nur ein kurzes Kapitel zur gesamten Hebräischen Bibel (S. 8–25); G. Sasson, „In the Footsteps of the Tradi tion about Solomon the Magician in the Literature of the Sages“, JSIJ 6 (2007), S. 37–53. In ähnlicher Weise befassen sich in J. Verheyden (Hg.), The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition: King, Sage and Architect, Themes in Biblical Narrative 16 (Leiden: E. J. Brill, 2013) nur die Aufsätze von I. Kalimi, „The Rise of Solomon in the Ancient Israelite Historiography“, S. 7–44, P. Särkiö, „Solomon in Histor y and Tradition“, S. 45–56 und W. Zwickel, „Der Tempel Salomos im Kontext der Ikonographie und der archäologischen Funde“, S. 57–84 (siehe dazu Kapitel IV, § II,A und Kapitel XIII) mit den biblischen Berichten. Die übrigen Aufsätze untersuchen die Darstellung Salomos in der späteren Literatur, zum Beispiel bei Josephus, im Neuen Testament, in der rabbinischen Literatur und in muslimischen Quellen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
7
Darüber hinaus sind einige mehr oder weniger populär- oder semipopulärwissen schaftliche Bücher über Salomo und seinen Vater David veröffentlicht worden.12 Leider paraphrasieren sie entweder nur die biblischen Berichte, oder sie schreiben sie selektiv um, ohne sich ausreichend mit der kritischen Forschung zu diesen Texten auseinanderzusetzen. Mit detaillierten Vergleichen zwischen Samuel-Könige einerseits und der Chronik andererseits beschäftigen sie sich nur selten.13 Hinzu kommt, dass Kommentare zum Chronikbuch zwar das Bild, das Samuel-Köni ge von Salomo zeichnen, mit demjenigen in der Chronik vergleichen, sie tun dies jedoch nicht ausführlich und nur im Hinblick auf bestimmte Passagen.14 Wie es dem Format eines Kommentars angemessen ist, sind diese Vergleiche weder systematisch noch umfassend, und vielen der spezifischen Texte und Fragestellungen, auf denen im vorliegenden Buch der Fokus liegt, wurde – wenn überhaupt – bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Monographie bietet also nicht nur neue und innovative Beobachtungen zu einzel nen Details des Textes, sondern auch eine tiefgreifende Analyse und kohärente Synthese der Bilder, die die frühe und späte biblische Geschichtsschreibung von Salomo zeichnen.
12 Siehe A. Kunz-Lübcke, Salomo: Von der Weisheit eines Frauenliebhabers, Biblische Gestalten 8 (Leip zig: Evangelische Verlagsanstalt, 2004); A. Schick, Irrt die Bibel? Auf der Suche nach König David und Salomo: Mythos oder Wahrheit? (Hammerbrücke: Jota, 2004); W. Brueggemann, Solomon: Israel’s Ironic Icon of Human Achievement, Studies on Personalities of the Old Testament (Columbia: Uni versity of South Carolina Press, 2005); S. Weitzman, Solomon: The Lure of Wisdom (New Haven: Yale University Press, 2011); J. Baden, The Historical David: The Real Life of an Invented Hero (New York: HarperCollins, 2013), und J. L . Wright, David, King of Israel, and Caleb in Biblical Memory (New York: Cambridge University Press, 2014). Für weitere Abhandlungen über Salomo und seine Herrschaft siehe Kapitel III. 13 Siehe allerdings z. B. Kunz-Lübcke, Salomo, S. 151–156, Brueggemann, Solomon, S. 160–180 und Wright, David, King of Israel, S. 148–166. 14 So hat unter den aktuelleren Kommentaren beispielsweise Sara Japhet in ihrer Einleitung einen Ab schnitt zur Quellennutzung des Chronisten geschrieben, der einen einzigen Absatz zu den Quellen über Salomo enthält (S. Japhet, I & II Chronicles: A Commentary, Old Testament Library [Louis ville: Westminster/ John Knox, 1993], S. 14–23, insb. 16–17). Sie beginnt auch jedes Kapitel ihres Kommentars mit einem kurzen Absatz zu „Struktur, Quellen und Form“ („Structure, Sources and Form“) des Textes, aber diese Zusammenfassungen leisten kaum mehr als die Parallelen, Auslassun gen und Hinzufügungen zwischen Samuel-Könige und der Chronik aufzulisten, jeweils mit einer kurzen Erörterung (z. B. S. 522–524 zu 2. Chronik 1). Hugh Williamson gibt dem Thema sogar noch weniger Raum, indem er den Quellen der Chronik drei Seiten in der Einleitung widmet, die Frage stellung im restlichen Kommentar jedoch nur gelegentlich anschneidet; so beispielsweise eine Seite zur Verwendung der Texte über Salomo aus Könige in der Chronik (H. G. M. Williamson, 1 and 2 Chronicles, New Century Bible Commentary [Grand Rapids: W. B. Eerdmans/ London: Mar shall, Morgan & Scott, 1982], S. 21–23, 192–193). Vgl. auch beispielsweise R. B. Dillard, 2 Chron icles, Word Biblical Commentary (Waco, TX: Word Books, 1987); S. L. McKenzie, 1–2 Chronicles, Abingdon Old Testament Commentaries (Nashville: Abingdon, 2004); R. W. Klein, 2 Chronicles: A Commentary, Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 2012). John Jarick geht sogar so weit, den Vergleich zwischen Chronik und Samuel-Könige (die er als „ihre Rivalen“ [„its rivals“] bezeichnet) „beisei te zu lassen“ („set aside“; J. Jarick, 2 Chronicles, Readings: A New Biblical Commentary [Sheff ield: Sheffield Phoenix Press, 2007], S. 2).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
8
Einleitung
II Zielsetzung Das Hauptziel des vorliegenden Buches ist nicht, „den historischen Salomo“ und seine Zeit zu rekonstruieren, sondern die verschiedenen biblischen Berichte über Salomo zu analysieren und zu vergleichen. Diese frühen und späten biblischen Historiographien sind die einzigen erhaltenen historischen Schriften des Alten Israel über diesen König und seine Zeit. Sie wurden in verschiedenen Epochen verfasst und damit zu unterschied lichen Rahmenbedingungen. Des Weiteren reflektieren sie differierende historische und theologische Ansätze sowie nutzen verschiedene Stile, literarische Techniken und Me thoden. Dieses Buch versucht daher, die Einzigartigkeit jeder Darstellung von „Salomo“ durch eine sorgfältige Lektüre dieser geschichtlichen Texte herauszuarbeiten, die nicht nur die jeweiligen theologischen, ideologischen und didaktischen Konzepte berücksichtigt, sondern auch die literarischen Merkmale und kompositionellen Methoden sowie die angenommenen Zeiten, Orte und Bedingungen ihrer Entstehung. Ziel dieser Studie ist, zu beleuchten, wie Salomos Geburt, seine Namensgebung, sein frühes Leben, sein Auf stieg zur Macht und sein Tempelbau in jedem dieser Berichte dargestellt werden und wie er selbst beschrieben und charakterisiert wird. Eine systematische Untersuchung der Salomo-Erzählungen in Samuel-Könige und den Chronikbüchern kann nur auf der Grundlage einer solchen detaillierten Analyse je des Textes für sich einerseits sowie eines sorgfältigen Vergleiches der verschiedenen Texte untereinander andererseits erfolgen. Eine solche Gegenüberstellung streicht die jewei ligen Besonderheiten der beiden Textkomplexe heraus und zeigt letztlich zwei inkom patible, nicht miteinander in Einklang zu bringende Porträts oder, bildlich ausgedrückt „Masken“ von König Salomo, vor allem hinsichtlich seiner Geburt, seines Aufstiegs und des Tempelbaus. Ein jedes übermittelt das Bild Salomos, das der jeweilige Verfasser seinem zeitgenössischen und zukünftigen Publikum präsentieren wollte. Diese Analyse betont auch die unterschiedlichen Arten, wie die früh- und die spätbi blischen Geschichtsschreiber mit ihren Quellen umgegangen sind. Gleichzeitig werden Ansätze der jüngeren Forschung entkräftet, die abstreiten, dass Samuel-Könige als literarische Grundlage der Chronik dienten. A. Graeme Auld hat beispielsweise versucht, den Konsens zu erschüttern, demzufolge Samuel-Könige die wichtigste Quelle der Chronik sind und sie daher als historisch verlässlicher betrachtet werden können.15 Dieser Ansatz ist jedoch allzu vereinfachend und ignoriert die Erkenntnisse von zwei Jahrhunderten 15 Siehe sein Buch, A. G. Auld, Kings without Privilege: David and Moses in the Story of the Bible’s Kings (Edinburgh: T. & T. Clark, 1994). Basierend auf Aulds These hat Raymond F. Person vor kurzem ar gumentiert, dass „das Deuteronomistische Geschichtswerk und das Buch der Chronik Geschichts werke der Perserzeit [seien], die von zwei konkurrierenden Schreiberschulen verfasst wurden, der Deuteronomistischen Schule und der Chronistischen Schule, dass diese beiden Geschichtswerke trotzdem auf derselben allgemeinen Überlieferung beruhen, zu der auch eine gemeinsame Quelle aus der Exilszeit gehört“ („the Deuteronomistic history and the book of Chronicles are Persianperiod historiographies produced by two competing scribal guilds, the Deuteronomistic school and the Chronistic school, but that these historiographies are nevertheless based on the same broader trad ition, including a common exilic source“; The Deuteronomistic History and the Book of Chronicles: Scribal Works in an Oral World, Ancient Israel and Its Literature 6 [Atlanta: Society of Biblical Li terature, 2010], S. 163).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
9
diachroner Forschung. Daher wurde er auch aus unterschiedlichsten Perspektiven von zahlreichen Wissenschaftlern scharf kritisiert und sollte unbedingt abgelehnt werden.16 Im Gegensatz dazu schließt sich das vorliegende Buch der in der biblischen Forschung etablierten und allgemein akzeptierten Ansicht an, dass Samuel-Könige zu einem früheren Zeitpunkt verfasst wurden als das Buch der Chronik und dass sie die primäre Vorlage des Chronisten für die parallelen Textstellen bildeten.17 Der Chronist schrieb häufig das Material um, das er in Samuel-Könige zu Salomo fand, wohingegen deren Verfasser bzw. Redaktor(en) im Allgemeinen deutlich mehr Wert darauf legten, in ihre Quellen so wenig wie möglich einzugreifen. In früheren Publikationen habe ich minutiös die verschiedenen Methoden untersucht, die der Chronist anwendet, um seine Quellen in Samuel-Könige und andernorts umzuschreiben und aufzuarbeiten. Im vorliegenden Buch zeige ich, wie diese Methoden in einem bestimmten Fall durchgehend angewendet werden. Dazu untersuche ich umfassend, wie Salomo in jedem der beiden Geschichtswerke dargestellt wird – sowohl mit Blick auf jeden Textkomplex für sich genommen als auch im Vergleich und im Gegensatz zueinander. Das bedeutet, dass jeder Vergleich mit einer gründlichen Auswertung des jeweiligen Textbefundes in seinem historischen und literarischen Kontext beginnen muss, dass letztlich aber auch keiner der einzelnen Texte für sich allein vollständig verstanden werden kann. Nur durch einen Vergleich dessen, was jeder der Texte aussagt, was jeweils ausgelassen oder verändert wurde, können wir sowohl ihre literarischen und historiogra phischen Methoden in ihrer ganzen Bandbreite sehen, als auch ihre einzigartigen theo logischen Anliegen und Schwerpunkte. Das ist die einzig sinnvolle Grundlage für jede Schlussfolgerung zur historischen Verlässlichkeit der jeweiligen Berichte. Für ein angemessenes Verständnis der Beschreibungen dieser biblischen Bücher müssen sie in ihrem eigenen historischen Zusammenhang gelesen werden. Man kann die lite rarischen und theologischen Methoden von Samuel-Könige also weder sinnvoll analysieren noch vollständig verstehen, wie die Chronik ihre Vorlage überarbeitet hat, wenn man davon ausgeht, dass die gesamte Geschichte von Salomos Königreich fiktiv ist. Wie in den folgenden Kapiteln gezeigt wird, ergeben viele Aussagen über Salomo in Samuel-Könige am meisten Sinn, wenn man sie als eine Reaktion auf mutmaßliche Ereignisse in Salomos Leben versteht. Das gilt insbesondere an jenen Stellen, an denen der Erzähler versucht, problematischere Handlungen Davids oder Salomos – wie zum Beispiel Davids Affäre mit Bathseba in 2. Samuel 11–12 oder Salomos widerrechtliche Aneignung des Throns 16 Siehe die ausführliche Diskussion und Bibliographie bei I. Kalimi, „Kings with Privilege: The Core Source(s) of the Parallel Texts between the Deuteronomistic and Chronistic Histories“, RB 119 (2012), S. 498–517; eine leicht überarbeitete deutsche Fassung ist „Die Quelle(n) der Textparallelen zwischen Samuel-Könige und Chronik“, in U. Becker und H. Bezzel (Hgg.), Rereading the Relecture? The Question of (Post)chronistic Influence in the Latest Redactions of the Books of Samuel, Forschungen zum Alten Testament 2/66 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014), S. 11–30. Siehe auch Kapitel III und Kapitel XIII, § V. 17 Für einen ausführlichen Überblick über die Forschungsgeschichte zum Verhältnis zwischen SamuelKönige und der Chronik siehe I. Kalimi, The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles (Wino na Lake, IN: Eisenbrauns, 2005; Neudruck 2012), S. 2–11; ders., „Kings with Privilege“, S. 499–505.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
10
Einleitung
in 1. Könige 1–2 – positiv darzustellen. Diese apologetische Funktion biblischer Berichte über Salomo kann am besten vor dem historischen Hintergrund seiner eigenen Zeit – so weit diese rekonstruiert werden kann – und im Licht des weiteren Kontextes des Alten Orients verstanden werden. Im Gegensatz dazu lässt der Chronist diese Erzählungen häu fig aus, oder er schreibt sie radikal um, was wiederum die späteren und ganz anderen his torischen Zusammenhänge spiegelt, in denen er sein Werk verfasste. III Methoden In den letzten Jahren haben sich die Bereiche der biblischen und historischen Studien stark verändert – was immer noch der Fall ist – mit unterschiedlichen Perspektiven auf die biblischen Texte, die viele neue Fragestellungen und Forschungsansätze aufkommen ließen. Die Texte selbst gehen in diesem Umbruch häufig unter. Das vorliegende Buch versucht den Fokus auf die überlieferten Darstellungen von Salomo zu legen. Dabei werden einige frühere spekulative Vorannahmen und methodologische Ansätze hinterfragt und die biblischen Texte um ihrer selbst willen neu bewertet und verglichen, indem sie in ihre jeweiligen historischen Zusammenhänge gestellt werden. Dieses Buch versucht eine vernünftige Balance zu halten zwischen dem übermäßigen Skeptizismus der so genann ten Minimalisten, Revisionisten und Nihilisten einerseits – die der Hebräischen Bibel a priori ihre Historizität absprechen, sofern diese nicht durch außerbiblisches Material belegt ist – und dem übermäßig naiven Verständnis der so genannten Fundamentalisten sowie Positivisten – die von einer umfassenden Historizität der Hebräischen Bibel aus gehen – und Maximalisten, die nur diejenigen Texte als unhistorisch ablehnen, die von verlässlichem außerbiblischem Material unmittelbar widerlegt werden. Um solche Extreme zu vermeiden, muss jeder einzelne Text sorgfältig bewertet und in seinen Kontext gestellt werden. Das geschieht durch genaue Untersuchung und einen gründlichen Vergleich mit allem, was über die sprachlichen, religiösen, historischen und geographischen Hintergründe der Gesellschaften und Einzelpersonen bekannt ist, die hinter dem Text stehen. Eine kritische Analyse der biblischen Texte ist dabei ebenso erforderlich wie die Auswertung der epigraphischen und archäologischen Funde aus verschiedenen Blickwinkeln, mit dem Ziel, alle zu einem stimmigen Gesamtbild zu ver schmelzen. Von keiner Quelle sollte angenommen werden, dass sie einen ungetrübten Blick auf die Geschichte oder die Wahrheit bietet. Stattdessen muss jede Aussage eines Textes auf einer sprachlichen Ebene (Philologie, Syntax etc.) analysiert und mit relevan ten literarischen Parallelen anderer Stellen der Hebräischen Bibel oder dem historischen, kulturellen und religiösen Kontext des Vorderen Orients und weiter gefasst des Mit telmeerraums in der Antike verglichen werden. Jede Quelle sollte mit dem abgeglichen werden, was durch Archäologie und Anthropologie von der Kultur, dem Ort und der allgemeinen Situation bekannt ist, in der der Text entstanden ist bzw. die er zu beschrei ben versucht. Außerdem müssen die Aussagen jedes Textes sowohl mit Blick auf dessen literarischen Gesamtzusammenhang als auch auf rhetorische, theologische und ideologi sche Zielsetzungen und Voraussetzungen untersucht werden. Das bedeutet auch, dass Textelemente, die uns unplausibel, übertrieben oder legen denhaft erscheinen, nicht einfach ausgeklammert werden dürfen. Vielmehr sollte berück
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
11
sichtigt werden, dass jeder Text den Versuch seines Verfassers bzw. seiner Verfasserin wi derspiegelt, das, was er/ sie weiß oder denkt, seinem/ ihrem Publikum in einer Sprache zu präsentieren, die dieses versteht. Um ein – wenn auch nur bruchstückhaftes – Bild der Situation zu rekonstruieren, die ein Text beschreiben möchte, sollten deshalb nicht nur diejenigen Details herangezogen werden, die uns vor dem Hintergrund solcher weitrei chender Untersuchungen plausibel erscheinen. Auch diejenigen Elemente, die die Aus richtung des Verfassers und seine Vorurteile spiegeln, können wertvolle Hinweise auf die je eigenen Ziele und Methoden eines Textes liefern. Daher kann die historische Analyse einer Quelle auch nicht völlig losgelöst werden von deren literarischen, sprachlichen, theologischen und ideologischen Auswertungen, auch wenn sie sich mit unterschiedlichen Aspekten des Textes befassen. Ein solcher Ansatz stimmt mit der mehrheitlichen Forschungsmeinung („der Mittel weg“ bzw. „der goldene Weg“) überein, derzufolge die Historizität des Textes eine Frage ist, die sorgf ältig von Fall zu Fall einzeln beantwortet und dann zu dem stimmigen Ge samtbild eines Ereignisses, einer Figur oder einer Idee zusammengefügt werden sollte. Dieses Vorgehen ist diachron und interdisziplinär orientiert, berücksichtigt die relevan ten archäologischen Befunde nach ihrem derzeitigen Stand unvoreingenommen und ohne ein zu großes Gewicht darauf zu legen, während zugleich der biblische Text in seiner eigenen Komplexität untersucht wird. Wissenschaftliche Standards im Bereich der bibli schen Literatur, der Geschichte des Alten Israel und seiner Geschichtsschreibung werden so eingehalten und gestärkt, wie es zahlreiche etablierte Bibelwissenschaftler, Historiker und Archäologen verfechten.18 Auf diese Weise werden die hebräischen Texte und verwandte Texte und Funde, die möglicherweise einen Bezug zu Salomo haben, multidiszi plinär, umfassend und verantwortlich bearbeitet. Einige Teile dieser Untersuchung – zum Beispiel Kapitel VI – setzen die biblischen Texte in Beziehung zu außerbiblischen Schriftquellen aus dem Alten Orient, sofern diese vorhanden und relevant sind. Andere Stellen, wie beispielsweise Kapitel V, X und XI, kombinieren philologische und historisch-kritische Ansätze mit literarischen und verglei chenden Methoden, ohne dabei wichtige theologische Einsichten zu vernachlässigen. Die vorliegende Studie wendet all diese Methoden auf jeden der verschiedenen Berichte über Salomo in der frühen – vor allem Samuel-Könige – und in der spätbiblischen Literatur – besonders in der Chronik – an. Dabei wird jeder Text zunächst für sich ausgewertet, als Grundlage für einen tiefgreifenden Vergleich und eine umfassende Analyse jeder Darstel lung mit den anderen Texten. Das vorliegende Buch unterscheidet deutlich zwischen der Ereignisgeschichte und der Ideengeschichte wie auch zwischen „Geschichte“ im Sinne dessen, was wirklich geschehen ist und wie es geschehen ist – mit Leopold von Rankes Worten gesprochen: „wie es eigentlich gewessen [ist]“),19 und „Geschichtsschreibung“ („Historiographie“) oder „Li teratur“, sprich, wie Ereignisse, Personen und Institutionen von Autoren, insbesondere 18 Für weitere Details und Verweise auf die Arbeit anderer Forscher siehe Kapitel II und Kapitel IV. 19 Für eine Diskussion dieser Frage und den Verweis auf von Ranke siehe I. Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context: A Closer Examination“, JNES 68 (2009), S. 179–192, insb. 185.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
12
Einleitung
Geschichtsschreibern, dargestellt wurden, die zu verschiedenen Zeiten und unter ver schiedenen Rahmenbedingungen über die Vergangenheit Israels schrieben und dabei unterschiedliche Methoden anwendeten. Darüber hinaus unterscheidet dieses Buch ver schiedene Gattungen der biblischen und nicht-biblischen Literatur. Schließlich müssen Historiographie, Erzählungen und Poesie aus unterschiedlichen Perspektiven gelesen werden, und man sollte ihnen nicht allen dasselbe Maß an Historizität zuschreiben. Das vorliegende Buch zieht Beiträge der klassischen jüdischen und christlichen Exe gese heran, ohne dabei die Erkenntnisse der modernen kritischen Bibelwissenschaft zu vernachlässigen. Das Ziel ist es, unser Wissen und Verständnis der Werke und Methoden der Historiker des Alten Israel zu vertiefen und zu bereichern, die verschiedenen Dar stellungen von Salomo in den biblischen Geschichtsbüchern zu erforschen und – sofern dies möglich ist – diese Darstellungen mit biblischen und nicht-biblischen Quellen und Befunden zu vergleichen. IV Aufbau Dieses Buch besteht aus zwei Hauptteilen: Teil I, „Einleitung, Quellen und historischer Hintergrund“, umreißt in seinen Kapiteln I bis IV den Forschungskontext, in dem die Untersuchung steht, während das Herzstück des Buches in Teil II, „Salomos Geburt, Aufstieg und Tempelbau: Literarische und historiographische Beobachtungen“ in den Kapiteln V bis XIII zu finden ist. Schließlich fasst Kapitel XIV, „Salomos Geschichte wird geschrieben und umgeschrieben“, die gesamte Untersuchung zusammen, liefert eine Synthese und präsentiert „Mensch und Mythos: Salomo in Geschichte und Geschichts schreibung“. Da das Material über Salomo in Samuel-Könige und in der Chronik nur an bestimm ten Punkten seines Lebens wirklich parallel ist, ist es nicht immer möglich, einen aus führlichen Vergleich anzustellen, wie das mit Blick auf Salomos Aufstieg zur Macht, seine Krönung und die Gründung des Tempels in den Kapiteln X, XI und XIII geschieht. Zu den Umständen von Salomos Geburt und den Intrigen im Zusammenhang mit sei ner Thronfolge lässt die Chronik beinahe alles aus, was in 2. Samuel 11–12 und 1. Köni ge 1–2 berichtet wird. Deshalb müssen wir den Rahmen etwas erweitern und den Text von Samuel-Könige mit entfernteren typologischen Quellen aus der Hebräischen Bibel und außerbiblischen jüdischen Schriften – vor allem Kapitel V, VII und XII – und dem Alten Orient – vor allem Kapitel VI – vergleichen. Obwohl der Hauptzweck des Buches die Analyse der Porträts von Salomo in der He bräischen Bibel vom literarischen Standpunkt aus ist, kann ein richtiges Verständnis der kompositionellen Methoden besonders der frühen biblischen Geschichtsschreiber die Frage nach Salomos Historizität nicht außer Acht lassen. Deshalb behandelt Kapitel II, „Epigraphische, archäologische und biblische Quellen“, das Problem, dass es weder direkte epigraphische Belege gibt noch archäologische und literarische Befunde zu Salomo und seiner Zeit. Es zeigt auf, dass der Bericht in Samuel-Könige die einzigen überlieferten frühen Quellen enthält, die für eine Rekonstruktion der groben Umrisse von Salomos Leben und Herrschaft herangezogen werden können, und dass es keinen überzeugenden
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
13
Grund gibt, die Verlässlichkeit dieser Darstellung a priori abzustreiten – auch wenn natürlich eine sorgfältige Untersuchung nötig ist, wie später erläutert wird. In Kapitel III, „Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel. Gegen die jüngsten Zurückweisungen eines langjährigen Konsenses“, werden vor allem die aktuellen mi nimalistischen/ revisionistischen/ nihilistischen Denkansätze zur Geschichte des Alten Israel im Allgemeinen und zur Vereinigten Monarchie im Besonderen vorgestellt und werden kritisch betrachtet, ohne dabei in das andere Extrem zu verfallen, naiv und un hinterfragt alle Aussagen der biblischen Texte für wahr zu halten. Stattdessen werden im Kapitel IV, „Salomos Königreich: Historische Bewertung und Fallstudien“, eine histo rische Evaluierung verschiedener Quellen und vier spezifischer Fallstudien geboten. In diesem Kapitel plädiere ich für eine ausgewogene Sicht auf die historische Verlässlichkeit der biblischen Texte über Salomo und seinen Vater David, unter Berücksichtigung aller vorhandenen Quellen, seien sie literarischer, epigraphischer oder archäologischer Natur. Dieses Vorgehen wird beispielhaft an der Diskussion über die Historizität des Salomoni schen Tempels, die Größe Jerusalems unter der Herrschaft von David und Salomo, die Gestalt ihres Königreichs und Salomos Harem gezeigt. Kapitel V, „Die Erzählung von Salomos Geburt und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12 – Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit“, ist eine innerbiblische Unter suchung der Erzählung – der Bekanntgabe bzw. des Berichts – von Salomos Geburt in 2. Sam 12,24–25 im Rahmen der Komposition und der Struktur von 2. Samuel 10–12. In diesem Kapitel werden einige frühere und aktuelle redaktionskritische Ansätze überprüft, denen zufolge 2. Samuel 10–12 das Produkt eines langwierigen redaktionellen Pro zesses ist, dagegen wird vorgeschlagen, dass eine sorgfältige Auslegung des Textes dessen kompositionelle Einheit offenbart. Kapitel VI, „Die Liebe Gottes und eine Apologie für einen König: Salomo als der von Gott geliebte König im biblischen und altorientalischen Kontext“, vergleicht Salo mos zusätzlichen theophoren Namen, „Jedidja“ und die Aussage „der Herr liebte ihn“ in 2. Sam 12,24–25 mit Parallelen in der Hebräischen Bibel und antiken mesopotamischen, anatolischen, ägyptischen und persischen Schriften. Die Aussagen in 2. Samuel dienen gemäß dieser Argumentation als eine Form der königlichen Legitimation, die in der Antike von Usurpatoren im gesamten Alten Orient häufiger angewandt wurde. Des halb sind der Name „Jedidja“ und die Bekräftigung von der Liebe des Herrn ein wesent licher Bestandteil der Erzählung von Salomos Thronfolge, die in 1. Könige 1–2 ihren Höhepunkt erreicht. Wissenschaftlichen Hypothesen, die den Text als ein eigenartiges Fragment ohne Verbindung zum Kontext abweisen, in dem es steht, ist damit der Boden entzogen. Im Gegensatz dazu hat die spätbiblische Geschichtsschreibung kein Interesse daran, Salomos Usurpation des Throns zu rechtfertigen, und nutzt die Berichte über Salomos Geburt und seine Namen für andere Zwecke. Kapitel VII, „Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zeit des Zweiten Tempels“, untersucht, auf welche Weise Salomo in der Chronik eingeführt wird. Dort wird der Name „Jedidja“ nicht erwähnt und Salomos Geburt von allen negativen Elementen befreit. Der Name „Jedidja“ wird auch im Testament Salomos, in den historischen Schriften von Josephus und in der Weisheit Salo
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
14
Einleitung
mos nicht aufgeführt. Allerdings nennt Letztere auch keine anderen Eigennamen; in den Psalmen und bei Nehemia sind jedoch Anspielungen auf diesen Namen zu finden. Das Kapitel untersucht auch die Wortspiele mit den Namen Schlomo und Jedidja bei Ben Sira (Jesus Sirach/ Sirach) und diskutiert, ob „Kohelet“ ein dritter Name Salomos war. Kapitel VIII, „Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Geschichts schreibung“, schließt die Lücke zwischen der Darstellung von Salomos Geburt in 2. Sa muel 12 und seiner Thronfolge in 1. Könige 1–2. Hierin wird sein prämonarchisches Leben untersucht sowie die Zeit zwischen seiner Geburt und seiner Thronbesteig ung. Dabei wird zum einen reflektiert, ob Nathan zu Salomos Erzieher gemacht wurde, zum anderen werden Überlegungen angestellt zu seinem Alter und seinem Familienstand zu dem Zeitpunkt, als er David auf den Thron folgte. In Kapitel IX, „Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Rolle als Anführer in der biblischen Geschichtsschreibung“, wird der Tatsache nachgegangen, dass keine einzige Beschreibung vom Aussehen des Königs existiert, angesichts der Beschreibungen vom Aussehen früherer israelitischer Könige in Samuel-Könige, einiger Brüder Salomos und einiger Frauen am Königshof. Dies deutet darauf hin, dass das Schweigen über Salo mos äußeres Erscheinungsbild dem Zweck diente, Salomos Qualitäten als Anführer und seine außergewöhnliche Weisheit als die entscheidenden Charakteristika und Qualif ika tionen für die Königsherrschaft hervorzuheben. Kapitel X, „Salomos Thronfolge: Geschichte und unterschiedliche Geschichtsschrei bungen“, kehrt zum ausführlichen Vergleich zwischen den Berichten über Salomo in der früh- und spätbiblischen Historiographie zurück. Nach einer Darstellung dessen, wie Salomos Thronfolge sich historisch abgespielt haben könnte, wird gezeigt, dass sich die biblischen Berichte zu diesem Ereignis über Salomos Aufstieg hinsichtlich des Erzählstils, des historischen Kontextes und der historischen Verlässlichkeit wie auch den theologi schen Implikationen deutlich voneinander unterscheiden. Gemäß dem Buch der Könige war Salomos Thronbesteigung das Ergebnis von Machtkämpfen und Intrigen am Hof in den letzten Tagen des gealterten, kranken und schwachen David, der von seiner Frau Bathseba und dem Propheten Nathan manipuliert wurde; das Buch präsentiert das alles jedoch als die Erfüllung des göttlichen Willens (z. B. 2. Sam 12,25; 1. Kön 2,15). In der Chronik wird Salomos Thronfolge ebenfalls als die Verwirklichung von Gottes Willen dargestellt; alle Elemente hingegen, die ein schlechtes Licht auf David, Bathseba, Nathan und Salomo werfen könnten (2. Samuel 11–12; 1. Könige 1–2), werden jedoch wegge lassen. Salomo wird als der rechtmäßige König und Bauherr des Tempels vorgestellt: Er wurde nicht nur von seinem Vater David erwählt, sondern auch vom Herrn, und das bereits im Mutterleib. Alle Brüder Salomos sowie alle Beamten der israelitischen Monarchie unterstützten seine Thronbesteigung gern. In Kapitel XI werden „Die Krönung Salomos, Davids Testament und seine Umset zung“ nach dem Königebuch und der Parallelstelle in der Chronik diskutiert. Hierin wird gezeigt, dass beide Berichte Salomos Handlungen dadurch legitimieren, dass sie Da vid ein Testament zuschreiben, in dem dieser seinem Sohn die Aufgaben auferlegt, die Salomo am Beginn seiner Herrschaft erfüllt. Während das Testament in Könige sowohl religiöse als auch politische Anweisungen umfasst, legt David laut der Chronik den Fokus
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Einleitung
15
ausschließlich auf Salomos religiöse Pflichten und die Errichtung des Tempels. Hier symbolisiert seine Königsherrschaft die Kombination von Theokratie und Monarchie, da er der Repräsentant Gottes auf Erden und zugleich der König und Repräsentant des Volkes vor Gott ist. Im Gegensatz zu seinem Vater war Salomo auf den Tempelbau vorbereitet und dafür geeignet, da er nicht durch Blut oder Sünde befleckt war. Diese Erklärung widerspricht entschieden dem Bericht über Salomos gewaltsame Beseitigung seiner möglichen Rivalen in 1. Könige 2, was erklärt, warum diese in der Darstellung des Chronisten weggelassen wird. Kapitel XII, „Was soll das Geschrei und Getümmel der Stadt?“ – Die Erzählung von Salomos Krönung in ihrem biblischen Kontext“, greift ein Detail aus der Krönungserzäh lung in 1. Kön 1,38–41 heraus und vergleicht es mit ähnlichen Motiven in den früh- und spätbiblischen literarischen und historiographischen Schriften. Die übereilte Krönung Salomos bringt eine gewaltige Dramatik in die kurze Geschichte, die durch den Lärm des Volkes verdeutlicht wird, aber auch durch die Musik, mit der es durch die Stadt zieht und die von Salomos Rivalen gehört wird. Das ist einer von mehreren Fällen in der biblischen Literatur, in denen Klänge lauter Musikinstrumente und/ oder emotional aufgeladener Stimmen, die an einem anderen Ort gehört, als literarisches Mittel genutzt werden, um dem Publikum einen Orts- oder Personenwechsel in der Erzählung zu vermitteln. Dabei scheint es sich nicht nur um ein „technisches“ literarisches Mittel zu handeln, sondern auch um ein bedeutsames Motiv, das an einigen wichtigen Wendepunkten der israeli tischen Geschichte vorkommt. Dass es in 1. Könige 1 verwendet wird, nicht aber im Be richt des Chronisten über Salomos Krönung, zeigt noch einmal, wie gegensätzlich die beiden Bücher den Ablauf der Thronbesteigung schildern. Der Bau des Tempels und Gottes Zustimmung dazu gelten in beiden biblischen Ge schichtswerken als die größten Errungenschaften König Salomos, in der Chronik jedoch noch deutlich prägnanter als in Könige. Kapitel XIII, „Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung in der früh- und spätbiblischen Geschichtsschreibung“, untersucht dieses zentrale Thema der Erzählungen von Salomo in Samuel-Könige sowie in der Chro nik und betont, dass die Chronik in zahlreichen Details wesentlich von der Vorlage in Samuel-Könige abweicht. Vor allem integriert der Chronist in seine Beschreibung des Salomonischen Tempels zum einen Elemente des Zweiten Tempels, d. h. Serubbabels Tempels, seiner eigenen Epoche, zum anderen Beschreibungen über das Zeltheiligtum von Mose aus der Tora. Dadurch versucht der Chronist, dem Tempel Zeichen des hohen Alters und der Heiligkeit zuzuschreiben, die zur Zeit Moses begannen und sich sowohl in Salomos Tempel als auch in seinem eigenen zeitgenössischen Tempel fortsetzten. So beschreibt er einen völlig anderen Salomonischen Tempel, der in dieser Form in der Ge schichte des Alten Israel nie existierte. Kapitel XIV, „Salomos Geschichte wird geschrieben und umgeschrieben“, fasst schließlich die Ergebnisse beider Teile dieser Untersuchung zusammen, stellt eine Syn these her und zieht einige Schlussfolgerungen hinsichtlich der Rekonstruktion der Ge schichte und Kultur des Alten Israel auf der Grundlage biblischer und außerbiblischer Quellen und hinsichtlich der scharfen Gegensätze, die die historiographischen Schriften der Hebräischen Bibel in ihren Darstellungen Salomos aufweisen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
16
Einleitung
In summa zeigt das vorliegende Buch die vielen Gesichter von König Salomo auf, wie sie in der frühen und späten Geschichtsschreibung konstruiert und rekonstruiert wurden. Infolgedessen werden die Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Schreibmethoden und -techniken wie auch der historiographischen und theologischen Betrachtungsweisen hervorgehoben, die diese unterschiedlichen Geschichtswerke in ihren je eigenen zeitlichen Kontexten charakterisieren. Das geschieht, indem die Darstellungen verschiedener Aspekte von Salomos Geschichte untersucht werden, sowohl in jedem dieser historiographischen Bücher für sich – vor allem in den Kapiteln IV bis IX – als auch im direkten Vergleich ihrer Schilderungen bezüglich jener Abschnitte von Salomos Leben, von denen beide berichten – vor allem in den Kapiteln X bis XIII. So werden verschiedene Einsichten in die Beschreibungen Salomos und das Verhältnis zwischen Samuel-Könige und der Chronik zusammengeführt. Durch den Schwerpunkt auf den gegensätzlichen Berichten über Salomos Geburt, seinen Aufstieg an die Macht und seinen Auftrag zum Tempelbau werden dabei einige Elemente besonders hervorgehoben, die in der Forschung bisher nicht berücksichtigt wurden.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel II: Epigraphische, archäologische und biblische Quellen Dieses Kapitel gibt einen kritischen Überblick über die Quellen, die uns zu König Salo mo und seiner Epoche zur Verfügung stehen. Des Weiteren setzt es sich mit möglichen Gründen für das Fehlen – sowie dessen mutmaßlichen Ursachen – direkter epigraphischer Belege auseinander, bietet einen kritischen Überblick über die vorhandenen archäologischen und literarischen Quellen, einschließlich der biblisch-historiographischen Texte, aber auch einige andere biblische Texte, die sich auf Salomo beziehen könnten. In den beiden folgenden Kapiteln wird die Bedeutung dieses Materials für die Möglichkeit einer Rekonstruktion der Zeit Salomos im Allgemeinen erörtert. I Das Vorhandensein epigraphischer Belege Obwohl einige andere Könige Israels und Judas in der Bibel beschrieben, aber auch in außerbiblischen Quellen aus der Antike erwähnt werden – einschließlich David, Omri, Ahab, Joram, Jehu, Menahem, Hiskia, Manasse und Jojachin (Jechonia) –, wird Salo mo in den biblischen Texten mehr Aufmerksamkeit zuteil als allen späteren Königen. Es existiert jedoch kein direkter oder indirekter Bezug zu ihn in irgendeiner erhaltenen zeitgenössischen außerbiblischen Quelle. Bis heute wurde im Land Israel1 und im gesamten Alten Orient keine einzige Inschrift oder epigraphische Quelle von oder über Salomo gefunden.
1 Der Begriff ( ארץ ישראלEretz-Jisra’el, das heißt „das Land Israel“) ist ein biblischer Ausdruck, um das Heimatland der Israeliten/ Juden im Nahen Osten genau zu bezeichnen (vgl. Jos 11,22 [ ;]ארץ בני ישראל1. Sam 13,19; 2. Kön 5,2.4; 6,23; Ez 27,17; 40,2; 47,18; 1. Chr 22,2; 2. Chr 2,16; 30,25;34,7). Er ist gleichbedeutend mit den Begriffen „Heiliges Land“ oder „Verheißenes Land“ und wurde über Jahrtausende hinweg in der gesamten jüdischen Geschichte verwendet. Die Bezeich nung „Palästina“, die einige – vor allem christliche und muslimische – Forscher verwenden, wird hier bewusst nicht benutzt, da sie sowohl für die biblische Zeit anachronistisch als auch eine Weiter führung und Konkretion der römischen Bemühungen ist, den Namen der Juden aus ihrer Heimat zu tilgen. Als erster verwendete Kaiser Hadrian diesen Begriff nach dem Scheitern des Bar-Kochba- Aufstandes gegen Rom (135 u. Z .). Einige frühere griechische und hellenistische Historiker hatten zwar bereits das Wort Παλαιστίνη gebraucht. Sie bezeichneten damit jedoch die ehemaligen Gebiete der Philister (die Pentapolis; [ פלשתz. B. Jes 14,29.31] bzw. [ ארץ פלשתים1. Sam 27,1; 29,11; 31,9] oder das assyrische Palastu/ Pilišta/ Piliste) im südlichen Küstengebiet des Landes; siehe z. B. He rodot, Historia 1,105; 2,104, 106; 3,91; 4,39. Für weitere Verweise und eine Bibliographie siehe auch M. Noth, „Zur Geschichte des Namens Palästina“, ZDPV 62 (1939), S. 125–144, insb. 134–135; M. Stern, Greek and Latin Authors on Jews and Judaism (Jerusalem: Israel Academy of Sciences and Humanities, 1976), Bd. 1, S. 3, 7. Einige Wissenschaftler benutzen den Begriff „Palästina“ auch mit eindeutig politischer Intention, so beispielsweise K. M. Whitelam, The Invention of Ancient Israel: The Silencing of Palestinian History (London: Routledge, 1996); siehe auch Kapitel III, Anm. 39.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
18
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
Im Land Israel wurden in der Tat überhaupt nur sehr wenige Inschriften entdeckt, die auf das 11. oder 10. Jh. v. u. Z. datiert werden können. Die meisten von ihnen bestehen aus wenig mehr als einzelnen Namen.2 Die einzigen wirklichen Ausnahmen sind der GeserKalender und das Khirbet Qeiyafa-Ostrakon, wobei keines der beiden Fundstücke sich auf die politische Situation dieser Zeit bezieht.3 Das sollte allerdings nicht als Beweis dafür verstanden werden, dass Salomo nicht existiert hat, denn ein argumentum ex silentio, das auf dem Fehlen epigraphischer Befunde basiert, hat nur geringes Gewicht, vor allem im Hinblick auf Regionen und Städte, wie z. B. Jerusalem, die über mehrere Jahrtausende hinweg immer wieder aufgebaut, zerstört und wieder aufgebaut wurden.4 Das trifft besonders auf David und Salomo zu, die zu einer Zeit herrschten, als die direkten und entfernteren Nachbarn Israels geschwächt waren und insgesamt nur wenige epigraphische Spuren hinterließen. Von den unmittelbaren Nachbarvölkern Israels und Judas in der Levante sind keine Inschriften erhalten geblieben, die auf internationale Ereignisse im 10. Jh. v. u. Z. Bezug nehmen. Zugleich befassen sich die erhaltenen ägyptischen und mesopotamischen Aufzeichnungen aus den ersten drei Vierteln dieses Jahrhunderts fast gar nicht mit außenpolitischen Angelegenheiten im Allgemeinen und noch viel weniger mit Kanaan/ dem Land Israel im Besonderen. Daher sollte man nicht erwarten, dass Bezüge zu David oder Salomo zu finden sind.5 Es ist also nicht so, als stünden uns Berichte aus 2 Siehe die Zusammenfassung mit Bibliographie bei A. Lemaire, „Levantine Literacy ca. 1000/750 BCE“, in B. B. Schmidt (Hg.), Contextualizing Israel’s Sacred Writings: Ancient Literacy, Orality, and Literary Production, Ancient Israel and Its Literature 22 (Atlanta: SBL Press, 2015), S. 11–45, insb. 15–23 und 33. 3 Zu dem Khirbet Qeiyafa-Ostrakon siehe z. B. H. Misgav, Y. Garfinkel und S. Ganor, „The Ostra con“, A. Yardeni, „Further Observations on the Ostracon“, und G. Bearman und W. A. ChristenBarry, „Imaging the Ostracon“, in Y. Garfinkel und S. Ganor (Hgg.), Khirbet Qeiyafa Volume 1: Excavation Report 2007–2008 (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2009), S. 243–257, 259–260, 261–270; C.[A.] Rollston, „The Khirbet Qeiyafa Ostracon: Methodological Musings and Caveats“, Tel Aviv 38 (2011), S. 67–82; Y. Garfinkel, I. Kreimerman und P. Zilberg, Debating Khirbet Qeiyafa: A Fortified City in Judah from the Time of King David (Jerusalem: Israel Exploration Society and the Hebrew University of Jerusalem, 2016), insb. S. 157–172, mit Verweisen auf die frühere Litera tur. Für eine Zusammenstellung über die vereinzelten epigraphischen Funde aus dem 11. bis 10. Jh. v. u. Z ., mit einer Bibliographie, siehe A. R . Millard, „The Ostracon from the Days of David Found at Khirbet Qeiyafa“, TynBul 62 (2011), S. 1–13, insb. 1–2. 4 Hinzu kommt, dass die Israeliten, wie einige biblische Texte berichten und auch außerbiblisches Ma terial zeigt, anscheinend häufig auf Papyrus geschrieben haben, das außerhalb von Wüstenregionen nicht lange erhalten blieb. Auch wenn diese Texte und Materialien aus späterer Zeit stammen, könn ten sie möglicherweise doch als ein Hinweis auf die Fortführung eines älteren Brauches gewertet werden. Zu diesem Thema siehe z. B. die Erzählung in Jeremia 36 und vgl. A. R. Millard, „An Assessment of the Evidence for Writing in Ancient Israel“, Biblical Archaeology Today: Proceedings of the Internatio nal Congress on Biblical Archaeology, Jerusalem, April 1984 (Jerusalem: Israel Exploration Society, 1985), S. 301–312, insb. 303–305; ders., „Texts and Archaeology: Weighing the Evidence – The Case for King Solomon“, PEQ 123 (1991), S. 19–27, insb. 25; C. A. Rollston, Writing and Literacy in the World of Ancient Israel: Epigraphic Evidence from the Iron Age, Archaeology and Biblical Studies 11 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2010), insb. S. 74–79, der auch weitere Literatur auflistet. 5 Das wird betont von P. James, „Kings of Jerusalem at the Late Bronze to Iron Age Transition: Forerunners or Doubles of David and Solomon?“, in P. James und P. G. van der Veen (Hgg.), Solomon
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
19
der Levante im 10. Jh. v. u. Z. zur Verfügung, die David und Salomo nicht erwähnen, sondern es fehlt jeglicher zeitgenössische außerbiblische Bericht aus dieser Epoche, der ihre Existenz bestätigen oder widerlegen könnte. Während der gesamten Ära der Vereinigten Monarchie gab es nämlich keine Feldzüge aus Ägypten, Mesopotamien oder Anatolien gegen das Land Israel, Syrien oder die phönizischen Stadtstaaten an der Küste, und deshalb existieren auch keine Berichte über die Herrscher dieser oder anderer Königreiche.6 Die einzige Ausnahme ist möglicherweise die Inschrift von Pharao Schischak I. (oder Schoschenq/ Scheschonq, 931–910 v. u. Z. oder 945–924 v. u. Z.) aus der 22. Dynastie. Im Amun-Tempel in Karnak, Ägypten, listet eine Inschrift alle Städte auf, die Schischak auf seinem Kriegszug nach Kanaan eroberte. Außerdem wurde in Megiddo ein Fragment einer Stele gefunden, das Schischak erwähnt. Allerdings ist dessen ursprünglicher strati graphischer Kontext leider nicht bekannt.7 Aus diesem Grund und wegen der generellen Unsicherheiten bezüglich der Chronologie der Dritten Zwischenzeit in Ägypten kann die Datierung von Schischaks Kriegszug nicht aus unabhängigen Quellen verifiziert werden. Gemäß 1. Könige 14,25–28 fand er jedoch im fünften Jahr der Herrschaft Rehabeams (925 v. u. Z.) statt. Wenn das stimmt, liefern uns diese beiden Inschriften über Schischak die einzigen epigraphischen Hinweise auf die geopolitische Lage in der Region im letzten Viertel des 10. Jh. v. u. Z. Selbst diese listen nur die Orte auf, die der Kriegszug erreichte, und nennen nicht die Herrscher oder Königreiche, zu denen die Orte gehörten.8 Daher stellt Nadav Na’aman fest: Ausführliche Berichte über innerstaatliche Ereignis se des ersten Jahrtausends erscheinen erstmals im 9. Jh. v. u. Z. Alle syro-palästinischen Inschriften aus dem 10. Jh. beziehen sich auf lokale Angelegenheiten und geben keinen Einblick in die internationalen Verhältnisse. Selbst wenn David und Salomo tatsächlich die Taten vollbrachten, die ihnen die Bibel zuschreibt, hätte trotzdem keine Quelle ihre Namen erwähnt. Das Schweigen der Quellen aus dem 10. Jh. kann die biblische Darstel lung des geeinten Königreichs weder beweisen noch widerlegen.9
6 7 8
9
and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology, Proceedings of the Third BICANE Colloquium held at Sidney Sussex College, Cambridge 26–27 March, 2011, BAR International Series 2732 (Oxford: Archaeopress, 2015), S. 236–257, insb. 236–240, mit Hinweisen auf Primärliteratur. James fährt jedoch damit fort, dass er, ohne dafür Belege anzuführen, den bizarren Vorschlag macht, der wahre Salomo sei eigentlich ein lokaler Anführer gewesen, der unter Merenptah oder dessen Sohn Sethos II. als ägyptischer Vizekönig fungiert habe, was keiner Quelle zu entnehmen ist und eine Revision sowohl der ägyptischen als auch der levantinischen Chronolog ie um zweieinhalb Jahrhunderte nötig machen würde! Zur geopolitischen Lage des Alten Orients Ende des 11. und während des 10. Jh. v. u. Z. siehe die Diskussion in Kapitel IV, § I I, 3. Das Fragment wurde in einem Grabungshaufen von Gottlieb Schumacher aus dem 19. Jahrhundert entdeckt; siehe Y. Levin, „Did Pharao Sheshonq Attack Jerusalem?“, BAR (Juli/ August 2012), S. 42–52, 66, insb. 48–49, 52. Zu Schischaks Feldzug und den Inschriften siehe z. B. B. Mazar, „Shishak’s campaign to the Land of Israel“, Canaan and Israel: Historical Essays [Hebräisch] (Jerusalem: Bialik Institute and Israel Exploration Society, 1974), S. 234–244; K. A . Kitchen, On the Reliability of the Old Testament (Grand Rapids: W. B. Eerdmans, 2003), S. 32–34; ders., The Third Intermediate Period in Egypt (1100–650 B. C .), 2. Aufl. (Warminster: Aris & Phillips, 1995), S. 293–300, § § 252–258. „Detailed accounts of first millennium intra-state events appear for the first time in the ninth cen�� -
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
20
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
Abbildung 2 – Schischak-Inschrift in Karnak: Bild von Olaf Tausch (2009), Creative Commons
Selbst Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman, die den biblischen Berichten über David und Salomo skeptisch gegenüberstehen,10 geben zu, dass „das Fehlen von Hinweisen auf David und Salomo in alten Inschriften durchaus verständlich [sei], denn schließlich hätten sich die Großreiche Ägypten und Mesopotamien in der Zeit, in die ihre [i. e. Davids und Salomos] Regierungszeit gelegt wird (ca. 1005–930 v. Chr.), im Niedergang befun tury BCE. All Syro-Palestinian inscriptions of the tenth century refer to local affairs and shed no light on international affairs. Even if David and Solomon accomplished the deeds attributed to them in the Bible, no source would have mentioned their names. The silence of tenth century sources neither proves nor disproves the biblical account of the United Monarchy“; N. Na’aman, „Sources and Composition in the Histor y of David“, in V. Fritz und P. R. Davies (Hgg.), The Origins of the Ancient Israelite States, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 228 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1996), S. 170–186, insb. 170. Wie Na’aman selbst bemerkt, stellt das die Behauptungen in Frage von G. Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, übers. v. J. Bowden (New York: Crossroad, 1988), S. 16, und E. A . Knauf, „King Solomon’s Copper Supply“, in E. Li pińsk i (Hg.), Phoenicia and the Bible, Orientalia Lovaniensia Analecta 44 (Leuven: Peeters, 1991), S. 167–186, insb. 171–172. 10 Siehe Kapitel III, § § I II–IV.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
21
den.“11 Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass einige zeitgenössische Hinweise auf Salomo erhalten geblieben sind, da immer wieder neue Fundstücke gefunden werden und weiterhin zu Tage treten können. Das rätselhafte Ostrakon aus Khirbet Qeiyafa zum Beispiel wurde – unabhängig davon, worum es in der Inschrift genau geht – erst 2008 entdeckt. Die noch bedeutendere TelAbbildung 3 – Dan-Stele wurde 1993 (Fragment A) und Tel Dan-Inschrift: 1994 (Fragmente B1 und B2) ausgegraben.12 Bild von Oren Rozen (2016), Zeile 9 von Fragment A erwähnt bjtdwd. Die Creative Commons überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler kam zu dem Schluss, dass dwd sich hier auf den biblischen David als den Gründer der Davidischen Dynastie bezieht, so dass bjtdwd entweder so viel bedeutet wie „die Herr schaft Davids“ oder „das Haus [i. e. die Dynastie] Davids“.13 Somit ist es vergleichbar mit dem Ausdruck Bît Ꜧumrî („Haus Omris“), der in einigen assyrischen Königsinschriften für das Königreich Israel verwendet wird.14 11 I. Finkelstein und N. A . Silberman, Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel (München: C. H. Beck, 2002, dtv 2004), S. 145. 12 Siehe A. Biran und J. Naveh, „An Aramaic Stele Fragment from Tel Dan“, IEJ 43 (1993), S. 81–98; dies., „The Tel Dan Inscription: A New Fragment“, IEJ 45 (1995), S. 1–18. 13 Siehe die ausführliche Übersicht und die umfassende Bibliographie bei H. Hagelia, The Dan Debate: The Tel Dan Inscription in Recent Research, Recent Research in Biblical Studies 4 (Sheffield: Sheffield Phoenix, 2009), S. 44–56. Hagelia auf S. 72 kommt zu dem Schluss: „Nach dieser ganzen Debatte ist es wohl wahrscheinlich, dass bjtdwd als bjt dwd gelesen werden sollte, und dass der Ausdruck als „Haus Davids“ im Sinne einer dynastischen Bezeichnung mit Bezug auf das Südreich Juda verstan den werden sollte… Dieser Interpretation folgen die meisten Wissenschaftler, die sich an der Debatte beteiligen“ („After all this debate, it seems probable that bytdwd should be read as byt dwd, and that it should refer to ‚House of David‘ as a dynastic designation with reference to the Southern Kingdom of Judah… This interpretation is followed by most scholars engaged in the debate“). Siehe auch sein vorheriges Buch, H. Hagelia, The Tel Dan Inscription: A Critical Investigation of Recent Research on its Palaeography and Philology, Studia Semitica Upsaliensia 22 (Uppsala: Uppsala University Library, 2006) sowie aktuell C. Frevel, Geschichte Israels, Studienbücher Theologie (Stuttgart: Kohlhammer, 2016), S. 110. Einige Wissenschaftler haben versucht, bjtdwd als ein Toponym zu erklären, oder haben die Ansicht vertreten, dass bjt den Tempel in Jerusalem meine, während dwd ein Epitheton für den Gott Israels oder eine andere Gottheit sei. Diese Vorschläge sind jedoch alle abzulehnen, siehe ausf ührlich Hagelia, The Dan Debate, S. 56–69. Darüber hinaus sind einige Forscher der Mei nung, wie z. B. A . Lemaire („‚House of David‘ Restored in Moabite Inscription“, BAR 20,3 [1994], S. 30–37) und M. Weippert (Historisches Textbuch zum Alten Testament, Grundrisse zum Alten Tes tament 10 [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010], Nr. 105, S. 248), dass sich Zeile 31 der Me scha-Inschrift ebenfalls auf bt [. D]wd („Haus Davids“) bezieht. Diese Lesart ist jedoch umstritten. 14 Ausführliche Verweise auf die Originaltexte und die Forschungsdiskussion bietet M. Weippert, „Jau(a) Mār Ḫumrî: Joram oder Jehu von Israel?“, VT 28 (1978), S. 113–118. Auch wenn uns bislang keine direkten epigraphischen Belege für König Salomo vorliegen, gibt es eine außerbiblische Quelle,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
22
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
II Archäologische Funde Da es keine epigraphischen Dokumente aus jener Zeit über Salomo gibt, sind die anderen archäologischen Materialien, die mit dessen Herrschaft in Verbindung gebracht werden können, von entscheidender Bedeutung. Die Ergebnisse sind jedoch interpretationsbe dürftig und in den letzten Jahrzehnten unter Archäologen hitzig debattiert worden, gerade auch bezüglich grundlegender Fragen wie die Datierung dieser Funde. So wurde bei spielsweise diskutiert, wem die monumentalen Funde – vor allem die Stadttore – in den strategisch wichtigen Städten Hazor, Megiddo und Geser zugeschrieben und auf welche Zeit sie datiert werden sollten: auf die Salomonische Ära Mitte des 10. Jh. v. u. Z ., gemäß der High Chronology, wie es 1. Kön 9,15.17 zu entnehmen ist, oder, entsprechend der Low Chronology, in die erste Hälfte des 9. Jh. v. u. Z ., als die Omriden über Israel herrschten. Die letztere Position wird von Finkelstein, Silberman und anderen vertreten, die behaupten, dass die eisenzeitliche Bautätigkeit in diesen Städten nicht früher als ins 9. Jh. datiert werden kann und die Zweifel an den biblischen Berichten über Salomos Reich hegen.15 Im Gegensatz dazu vertreten Amihai Mazar und andere die Ansicht, dass die Ausgrabungen in diesen Städten Beweise für Monumentalbauten aus Salomonischer Zeit lieferten.16 Die Debatte ist überaus komplex: Die Archäologen stimmen nicht einmal in der grund legenden Bezeichnung verschiedener archäologischer bzw. historischer Epochen überein. Vor allem bei der Datierung der Zeit, die als Eisenzeit IIA bezeichnet wird, gehen die die in diesem Zusammenhang relevant sein könnte, obwohl sie leider aus dritter Hand überliefert ist: In Contra Apionem 1,118–120 zitiert Flavius Josephus Befunde zum judäischen Altertum von verschiedenen nichtjüdischen Historikern, beispielsweise Manetho, Berossos und Menander. Letzterer berichtet: „Während seiner [i. e. Eiromos’, d. h. Hirams] Regierung [in Tyros] lebte ein jüngerer Sohn des Abdemon, der in dem von Solomon, dem Könige zu Jerusalem, angeregten Rätselwettstreit den Sieg errang“ (1,120; Übersetzung von H. Clementz, Flavius Josephus, Geschichte des jüdischen Krie ges. Kleinere Schriften [neu gesetzte und überarb. Ausg. Wiesbaden: Marix, 2005; nach der Ausgabe Berlin 1900], S. 605). Falls Menander, wie Josephus behauptet, diese Information alten tyrischen Annalen aus der Zeit Hirams und Salomos entnommen hat, wäre das ein Zeugnis aus einer außerbi blischen zeitgenössischen Quelle für Salomo und seine Weisheit. Josephus zitiert auch einen Hinweis auf Salomo von Dios, „einen Mann, dem man eine besondere Kenntnis der phönizischen Geschichte zutraut“ (Contra Apionem 1,112–115, insb. 112; Übers. von Clementz, Flavius Josephus, Geschich te des jüdischen Krieges. Kleinere Schriften, S. 604); vgl. H.St.J. Thackeray, Josephus with an English Translation, Loeb Classical Library (Cambridge: Harvard University Press, 1926), Bd. 1, S. 210–211; siehe auch W. Zwickel, „Die tyrische Königsliste und die Annalenangaben des Alten Testaments“, in J. M. Robker et al. (Hgg.), Text – Textgeschichte – Textwirkung: Festschrift zum 65. Geburtstag von Siegfried Kreuzer, Alter Orient und Altes Testament (Münster: Ugarit-Verlag, 2014), S. 83–92, insb. 91–92. 15 Siehe Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 188–210; dies., David und Salomo; I. Finkelstein, „King Solomon’s Golden Age: Histor y or Myth?“, in I. Finkelstein und A. Mazar, The Quest for the Historical Israel: Debating Archaeology and the History of Early Israel, hg. v. B. Schmidt (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2007), S. 107–116. 16 Siehe A. Mazar, Archaeology of the Land of the Bible, 10,000–586 B.C.E., The Anchor Bible Refer ence Library (New York: Doubleday, 1990), S. 375–402; ders., „The Search for David and Solomon: An Archaeological Perspective“, in I. Finkelstein und A. Mazar, The Quest for the Historical Israel: Debating Archaeology and the History of Israel, hg. v. B. Schmidt (Atlanta: Society of Biblical Litera ture, 2007), S. 117–139.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
23
Ansichten der Forscher erheblich auseinander, selbst bei denjenigen, die grundsätzlich das konventionelle Modell befürworten. Unter den Verfechtern dieses Ansatzes datier te zum Beispiel Ernest Wright (1961) die Eisenzeit IIA auf 900–800 v. u. Z., während er die Zeit der Vereinigten Monarchie Eisenzeit IC nannte und auf 1000–918 v. u. Z. datier te; Yohanan Aharoni und Ruth Amiran (1958) bezeichneten die Zeit von 1000 bis 840 v. u. Z. als „Israelite II“; später datierten Aharoni (1982) wie auch Larry G. Herr (1997), Zeev Herzog (1997) und Amihai Mazar (1990) die Eisenzeit IIA auf die Jahre 1000–925 v. u. Z.; Gabriel Barkay (1992) und Amnon Ben-Tor (1992) definieren die Eisenzeit IIA als 1000–800 v. u. Z.; aktuell geht Amihai Mazar (2005) davon aus, dass sie von ca. 980 bis ca. 840/830 v. u. Z. dauerte.17 Demgegenüber sind Finkelstein und seine Anhänger der Meinung, dass die Eisenzeit IIA erst nach Salomo, im späten 10. oder frühen 9. Jh. v. u. Z., begonnen habe.18 Die Debatte in der gegenwärtigen Forschung dreht sich also weniger um die archäologische Epoche – die Eisenzeit IIA –, sondern vielmehr um ihre genaue Datierung innerhalb der Königszeit. Die Meinungsverschiedenheiten spiegeln jedoch mehr als eine rein terminologische Debatte wider, denn die als Eisenzeit IIA bezeichnete Epoche wird mit Monumentalarchi tektur assoziiert, die an verschiedenen Orten im Land Israel, unter anderem in Hazor, Me giddo, Geser und Jerusalem, freigelegt wurde, und deren Errichtung nur unter einer starken zentralisierten Herrschaft denkbar ist. So vertreten Amihai Mazar und die meisten israelischen und amerikanischen Archäologen, die der High Chronology folgen, die Ansicht, dass nach Davids Eroberungen um 1000 v. u. Z. mit der Errichtung der Monumentalbauten begonnen wurde – auch wenn sich die Meinungen dieser Wissenschaftler zu der Frage, wann die Eisenzeit IIA endete, erheblich voneinander unterscheiden. Finkelstein und seine Anhänger, die an der Low Chronology festhalten, glauben hingegen, dass die Zeit der Monumentalarchitektur erst nach dem Einmarsch des ägyptischen Pharao Schischak be gann, der meist auf 925 v. u. Z. – also fünf Jahre nach dem Ende von Salomos Herrschaft – datiert wird, demzufolge diese Bauwerke aus der Zeit des geteilten Königreichs stammten. 17 Details finden sich bei A. Mazar, „The Debate over the Chronology of the Iron Age in the Southern Levant“, in T. E . Levy und T. Higham (Hgg.), The Bible and Radiocarbon Dating: Archaeology, Text and Science (London: Equinox, 2005), S. 15–30, insb. 15–17. 18 In seinem ersten Artikel über „The Archaeology of the United Monarchy: An Alternative View“ (Levant 28 [1996], S. 177–187) kam I. Finkelstein zu dem Schluss: „die Grenze zwischen Eisenzeit I und Eisenzeit II, die durch das Vorkommen von Monumentalbauten, zunehmende Hinweise auf Schriftlichkeit, einen Übergang zur Massenproduktion von Keramik und eine wachsende Besied lung des Berglands gekennzeichnet ist, sollte eher in das frühe 9. Jahrhundert als um 1000 v. u. Z. da tiert werden“ („the line between the Iron I and the Iron II, characterized by the appearance of mon� umental building activity, growing evidence for writing, a shift to mass production of pottery, and a growing wave of settlement in the highlands, should be put in the early ninth century rather than c. 1000 B.C.E.“, ebd., S. 185). In jüngerer Zeit hat er sich jedoch der konventionellen Sichtweise ange nähert; siehe z. B. ders., „A Low Chronology Update: Archaeology, Histor y and Bible“, in T. E. Levy und T. Higham (Hgg.), The Bible and Radiocarbon Dating: Archaeology, Text and Science (London: Equinox, 2005), S. 31–42, insb. 39: „der Übergang zwischen der späten Eisenzeit I und der frühen Eisenzeit IIA [ist] auf das späte 10. Jh. v. u. Z . festgesetzt“ („the late Iron I/ early Iron IIA transition [is] fixed in the late 10th century B.C.E.“).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
24
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
Argumente für und gegen diese beiden Positionen stützen sich auf zahlreiche verschiedene Arten von archäologischen Beweisen, unter anderem die Verteilung bestimmter Ke ramiktypen an verschiedenen Fundstätten und seit kurzem auch die Radiokarbon- oder C14 -Datierung von Samen aus Zerstörungsschichten. Leider sind alle diese Beweismittel mehrdeutig und interpretationsbedürftig, weshalb die Debatte anhält. In Hazor, Geser und Megiddo wurden zum Beispiel Überreste eines bestimmten Typs des Sechs-KammerTores freigelegt. Yigael Yadin, der die Ausgrabung in Megiddo von 1960 bis 1971 leitete, hat unter anderem auf der Grundlage von 1. Kön 9,15 argumentiert, dass alle drei auf die Salomonische Zeit zu datieren sind, während Finkelstein und seine Anhänger die Mei nung vertreten, die Tore stammten aus späterer Zeit.19 In Hazor wurde die letzte kanaanäische Stadt offenbar im 13. Jh. v. u. Z. zerstört, und der Ort erst einige Jahrhunderte später in deutlich geringerem Umfang wieder besiedelt (Strata XII/XI), während die ersten bedeutenden Befestigungsanlagen der Eisenzeit, unter anderem das Sechs-Kammer-Tor, erst später (Stratum X) entstanden. Der aktuelle Lei ter der Grabung in Hazor, Amnon Ben-Tor, kommt zu dem Schluss, dass die erste israeli tische Siedlung die Strata XII/XI umfasst und auf das späte 11. und frühe 10. Jh. v. u. Z. zu datieren ist. Er stimmt mit Yadin darin überein, dass Stratum X mit seinem Stadttor aus der zweiten Hälfte des 10. Jh. stammt, also aus Salomos Regierungszeit.20 Ähnlich wie in Hazor gehören in Geser das Stadttor und die dazugehörigen Struktu ren zu Stratum VIII, über das der Ausgräber William G. Dever schlussfolgert: Dieses Stratum, das das mittlere und späte 10. Jh. v. u. Z. umfasst, weist große Verän derungen auf, vor allem in den Feldern II und III. In Feld III, Macalisters „Makkabäer burg“, wurde eine Nachgrabung durchgeführt; Yigael Yadin hatte es bereits unbesehen als Stadttor mit vier Durchgängen [i. e. Sechs-Kammer-Tor] und Teil einer Kasematten mauer interpretiert, ähnlich denen in Hazor und Megiddo. Er zitiert die Anspielung auf Verteidigungsanlagen aus Salomonischer Zeit an allen drei Orten aus 1. Kön 9,15–17. Es stellte sich heraus, dass Yadin recht hatte, wobei die Datierung in Geser durch mit ro ter Engobe überzogene und handpolierte Keramik bestätigt wird, die man in den tiefen Gräben gefunden hat, die für den Bau der Mauern und der ersten Straße erstellt wur den.21An anderer Stelle fasst Dever die Ergebnisse verschiedener Grabungen zusammen 19 Für eine kurze Zusammenfassung der Debatte, Yadins Ansicht und zum aktuellen Stand der Dis kussion siehe Mazar, „The Debate over the Chronology of the Iron Age“, S. 15–30, insb. 17–18. 20 Siehe A. Ben-Tor, Hazor: Canaanite Metropolis, Israelite City (Jerusalem: Israel Exploration Society and Biblical Archaeology Society, 2016), insb. S. 19–20, 126–146; A. Ben-Tor, D. Ben-Ami und D. Sandhaus, Hazor VI: The 1990–2009 Excavations. The Iron Age (Jerusalem: Israel Exploration Societ y, 2012), insb. S. 1–3, 52–153. 21 „This stratum spanning the mid- to late tenth century B.C.E., sees major changes, especially in Fields II and III. In Field III, Macalister’s ‚Maccabean Castle‘ was re-excavated; Yigael Yadin had already interpreted it, sight unseen, as a four-entryway [i. e., six-chambered] city gate and stretch of casemate wall, like those at Hazor and Megiddo. He cited the reference in 1 Kings 9:15–17 to Solomonic defenses at all three sites. Yadin turned out to be correct, the Gezer date confirmed by red-slipped and hand-burnished pottery in the deep constructional fills underlying the walls and first roadway“; W. G. Dever, „Gezer“, in E. M. Meyers (Hg.), The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East (Oxford: Oxford University Press, 1997), Bd. 2, S. 396–400, insb. 399; vgl. auch
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
25
und kommt in der Tat zu dem Schluss: „Wenn wir nie von einem ‚Salomo‘ in den bibli schen Texten gehört hätten, müssten wir einen israelitischen König des 10. Jh. v. u. Z. mit einem anderen Namen erfinden.“22 Die jüngsten Ausgrabungen in Geser wurden von Steven Ortiz und Samuel Wolff geleitet, die die Mauer und die Toranlage ebenfalls in das 10. Jh. v. u. Z. datieren und folgern: „Diese Bautätigkeit passt vermutlich zu der biblischen Überlieferung, nach der Salomo Geser befestigte, oder zumindest zu einer Epoche, als Juda in der Lage war, westwärts und über die Gebirgsausläufer hinaus bis an den Rand der Küstenebene zu expandieren.“23 In ähnlicher Weise kommt Yadin nach seinen Ausgrabungen in Megiddo zu dem Schluss, Stratum VB sei als die erste israelitische Siedlung zu identifizieren, Stratum VA/ IVB seien auf die Regierungszeit Davids zu datieren und Stratum IVA mit dem SechsKammer-Tor stamme aus Salomonischer Zeit.24 Entsprechend datierte Yadin die Stadt mauer 325 und „die Pferdeställe Salomos“ in das 10. Jh. v. u. Z.25 Im Gegensatz dazu hat Finkelstein, der die Grabungen in Megiddo seit 1990 leitet, argumentiert, dass die mo numentalen Überreste aus der Eisenzeit IIA, die in den Strata VA/IVB und IVA – einschließlich des Stadttors – freigelegt wurden, auf die Zeit nach 920 v. u. Z. zu datieren sind und dass die gleichartigen Bauten in Hazor und Geser daher vermutlich erst nach Salomos Herrschaft entstanden seien.26 So folgert er: „Das bedeutet, dass David und Salomo über ein begrenztes Territorium im südlichen Bergland herrschten und nicht über ein riesiges Reich, zu dem diese Städte gehörten. Das bedeutet auch, dass die Monumentalbauten, die bisher in die Zeit Salomos datiert wurden, beinahe ein Jahrhundert später errichtet wurden, in den Tagen der Omridenherrschaft über das Nordreich.“27 Bezüglich Jerusalem ders., „Gezer“, in E. Stern, A. Lewison-Gilboa und J. Aviram (Hgg.), The New Encyclopedia of Ar chaeological Excavations in the Holy Land (Jerusalem: Israel Exploration Society/ New York: Simon & Schuster, 1993), Bd. 2, S. 496–506, insb. 504–505. 22 „If we had never heard of a ‚Solomon‘ in the biblical texts, we should have to invent a 10th century B.C.E. Israelite king by another name“ (W. G. Dever, „Archaeology and the ‚Age of Solomon‘: A Case Study in Archaeology and Historiography“, in L. K. Handy (Hg.), The Age of Solomon: Scholar ship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 217–251, insb. 251). 23 „This building activity probably corresponds to the biblical tradition of Solomon fortifying Gezer, at least to a period where Judah was able to expand westward or down the foothills to the edge of the coastal plain“ (S. Ortiz und S. Wolff, „Guarding the Border to Jerusalem: The Iron Age City of Gezer“, NEA 75 (2012), S. 4–19, insb. 16, 18. 24 Siehe die Zusammenfassung von Yadins Ansicht bei D. Ussishkin, „Megiddo“, in E. M. Meyers (Hg.), The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East (Oxford: Oxford University Press, 1997), Bd. 3, S. 460–469, insb. 464–465, der Y. Aharoni, The Archaeology of the Land of Israel, übers. v. A. F. Rainey (Philadelphia: Westminster, 1982), S. 195–212, folgt; vgl. K. M. Kenyon, „Megiddo, Ha zor, Samaria, and Chronology“, Bulletin of the Institute of Archaeology 4 (1964), S. 143–155; G. J. Wight man, „Megiddo VIA-III: Associated Structures and Chronology“, Levant 17 (1985), S. 117–129. 25 Y. Yadin, „Megiddo of the Kings of Israel“, BAR 33 (1970), S. 66–96. 26 Siehe z. B. I. Finkelstein und E. Piasetzky, „Radiocarbon Dating the Iron Age in the Levant: A Bayes ian Model for Six Ceramic Phases and Six Transitions“, Antiquity 84 (2010), S. 374–385, insb. 381. 27 „This means that David and Solomon ruled over a limited territory in the southern highlands rather than a vast empire which included these cities. It also means that the monuments previously assigned to the time of King Solomon were built almost a century after his time, in the days of the Omride
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
26
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
schließt sich Eilat Mazar – den Forschungsergebnissen ihres Großvaters Benjamin Mazar an, die Überreste einer Mauer und eines Torhauskomplexes im Norden der Davidsstadt ebenfalls Salomo zuzuschreiben.28 Darüber hinaus hat sie auf der Grundlage von „ar chitektonischen Überresten und bestätigt durch die dazugehörige Keramik und andere Kleinfunde“ vorgeschlagen, „die sogenannte ‚Large Stone Structure‘ [in der Davidsstadt] als den Palast anzusehen, den König David erbaute. Auch wenn bisher nur ein kleiner Teil der Struktur ausgegraben wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie als Palastfestung errichtet wurde.“ Ihrer Meinung nach wurde „wenig später, unter Salomo, … die Bautä tigkeit im Norden des Osthügels wieder aufgenommen, und das erste Gebäude, das an dieser Stelle errichtet wurde, war nichts anderes als der Tempel selbst.“29 Auch hier gibt es jedoch stark differierende Ansichten zu der Frage, ob diese monumentalen Strukturen tatsächlich auf die Zeit der Vereinigten Monarchie datiert werden können.30 In jedem Fall muss bedacht sein, dass der Tempelberg in Jerusalem – mit Sicherheit die bedeutendste archäologische Stätte der Salomonischen Zeit – nie wirklich ausgegraben wurde und dass es aufgrund der gegenwärtig heiklen religiösen und politischen Situation vermutlich auch in Zukunft nicht möglich sein wird, dort Ausgrabungen durchzuführen.31 Das lässt jede Argumentation aufgrund des Fehlens von Beweisen bestenfalls fragwürdig erscheinen. Bis vor kurzem drehten sich solche Diskussionen über die Datierung und Bedeutung bestimmter archäologischer Stätten meist um die Interpretation bestimmter Keramikstile, dynasty of the Northern Kingdom“ (Finkelstein und Piasetzky, „Radiocarbon Dating the Iron Age in the Levant“, S. 383). 28 Siehe E. Mazar, Discovering the Solomonic Wall in Jerusalem: A Remarkable Archaeological Adventure (Jerusalem: Shoham Academic Research and Publication, 2011), insb. S. 144–150. Siehe auch z. B. E . Mazar und B. Mazar, Excavations in the South of the Temple Mount: The Ophel of Biblical Je rusalem, Qedem: Monographs of the Institute of Archaeology of the Hebrew University of Jer usa lem 29 (Jerusalem: Keter, 1989), insb. S. 58–60. 29 „In light of these architectural remains, and supported by the corresponding pottery and other small finds, I have proposed to identify the Large Stone Structure as the palace built by King David. Though to date only a small part of the structure has been excavated, it seems highly probable that it was built as a palace-fortress“; „shortly after, under Solomon, construction on the northern part of the Eastern Hill was resumed, the first structure built at that spot being none other than the Temple itself“; siehe E. Mazar, „The Solomonic (Early Iron Age IIA) Royal Quarter of the Ophel“, The Ophel Excavations to the South of the Temple Mount 2009–2013: Final Reports Volume I (Jerusalem: Shoham Academic Research and Publication, 2015), S. 459–474, insb. 460. Eine ausführliche Diskussion der archäologischen Befunde aus Jerusalem aus der Zeit der Vereinigten Monarchie bietet J. M. Cahill, „Jerusalem at the Time of the United Monarchy: The Archaeological Evidence“, in A. G. Vaughn und A. E. Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2003), S. 13–80. Siehe auch Kapitel IV, § II, 2. 30 Siehe A. G. Vaughn und A. E . Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2003), S. 1–180; I. Finkelstein, L. Singer-Avitz, Z. Herzog und D. Ussishkin, „Has King David’s Palace in Jerusalem Been Found?“, Tel Aviv 34 (2007), S. 142–164; und vgl. A. Mazar, „Archaeology and the Biblical Narrative: The Case of the United Monarchy“, in R. G. Kratz und H. Spieckermann, One God – One Cult – One Nation: Archaeological and Biblical Perspectives, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 405 (Berlin: W. de Gruyter, 2010), S. 29–58, insb. 34–49. 31 Siehe auch Kapitel IV, § I I, 1 und die Literaturangaben in Kapitel XIII, § I, Anm. 1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
27
die in den Schichten dieser Siedlungen gefunden wurden. Da sich die Töpferstile im Laufe der Zeit veränderten, ist dieses Verfahren ein wertvolles Mittel, um eine relative Chrono logie zu erstellen und die Schichten verschiedener Ortslagen miteinander in Beziehung zu setzen. Es ist jedoch von Natur aus subjektiv und nur schwer mit spezifischen absoluten Zeitangaben zu verknüpfen. Deshalb sind Archäologen in den letzten Jahren dazu übergegangen, Radiokarbondatierungen als mögliches Mittel heranzuziehen, vor allem von Samen, die in Zerstörungsschichten erhalten geblieben sind, um ihre Rekonstruktionen unabhängig verifizieren zu können. Leider sind die Ergebnisse uneinheitlich und können unterschiedlich interpretiert werden. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung zog zum Beispiel 78 Proben aus zehn verschiedenen Fundorten in Megiddo für eine Radiokarbondatierung heran und kam zu dem Ergebnis, dass der Beginn der Eisenzeit IIA irgendwann zwischen 985 und 935 v. u. Z. angesetzt werden kann, was das Ende der Regierungszeit Davids ebenso umfasst wie einen Großteil derjenigen Salomos.32 Mittlerweile wurde Monumentalarchitektur aus der Eisenzeit auch in Khirbet Qeiya fa ausgegraben, einer großen Stadt im Elah-Tal in Juda. Aktuelle Radiokarbon- oder C14 Untersuchungen von Olivenkernen, die dort gefunden wurden, legen laut Yosef Garf in kel ebenfalls nahe, dass „Khirbet Qeiyafa… höchstwahrscheinlich irgendwann im ersten Drittel des 10. Jh. v. u. Z. zerstört [wurde].“33 Da die Stadt selbstverständlich zunächst einmal erbaut werden musste, bevor sie zerstört werden konnte – und zwar nicht erst einen Tag vor der Zerstörung –, ist die Gründung auf nicht später als den Anfang des 10. Jh. v. u. Z. anzusetzen, also in die Zeit Davids.34 Garfinkel betont, dass die C14 -Daten aus Khirbet Qeiyafa… eindeutig [zeigen], dass der Prozess der Staats bildung und der Urbanisierung im Königreich Juda bereits im späten 11. Jh. v. u. Z . begann. Selbst wenn man zögert, die Darstellung des goldenen Zeitalters der „Ver 32 Siehe M. B. Toffolo, E. Arie, M. A. S. Martin, E. Boaretto und I. Finkelstein, „Absolute Chronology of Megiddo, Israel, in the Late Bronze and Iron Ages: High Resolution Radiocarbon Dating“, Radio carbon 56 (2014), S. 221–244, insb. 241. Die frühere Untersuchung einer anderen, kleineren Probe von Olivenkernen aus Megiddo bestätigte ebenfalls bezüglich der Datierung ungefähr den Übergang von der Eisenzeit IIA auf die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts; siehe A. Gilboa, I. Sharon und E. Boaretto, „Radiocarbon Dating of the Iron Age Levels“, in I. Finkelstein, D. Ussishkin, E. H. Cline et al. (Hgg.), Megiddo V: The 2004–2008 Seasons, Tel Aviv University Sonia and Marco Nadler Institute of Archae ology Monograph Series 31 (Winona Lake: Eisenbrauns, 2013), Bd. 3, S. 1117–1127. 33 „Khirbet Qeiyafa was most likely destroyed somewhere in the first third of the 10th century BC.“ II Proben von Olivenkernen wurden der Radiokarbondatierung unterzogen: Die erste bestand aus einzelnen Kernen, die von verschiedenen Stellen in der Zerstörungsschicht stammten, die zweite stammt aus einem verbrannten Krug aus derselben Zerstörungsschicht; siehe Y. Garfinkel, K. Streit, S. Ganor und P. J. Reimer, „King David’s City at Khirbet Qeiyafa: Results of the Second Radiocarbon Dating Project“, Radiocarbon 57 (2015), S. 881–890. Beide Tests ergaben für die Zerstörung eine vermutete Zeitspanne zwischen dem Ende des 11. und der Mitte des 10. Jh. v. u. Z .: Die erste Untersuchung ergab, dass die Zerstörung bei einem Konfidenzniveau von 68,3 % zwischen 1012 und 967 v. u. Z . stattfand; siehe ebd., S. 883 mit Literaturangaben. Die zweite Untersuchung datierte die Zerstörung bei einem Konfidenzniveau von 68,3 % auf die Zeit zwischen 1006 und 961 v. u. Z . und bei einem Konfidenzniveau von 95,4 % auf die Zeit zwischen 1011 und 921 v. u. Z .; siehe ebd., S. 887–888. 34 Siehe Garfinkel, Streit, Ganor und Reimer, „King David’s City at Khirbet Qeiyafa“, S. 887–889.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
28
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen einigten Monarchie“ in den biblischen Erzählungen für zweifelsfrei historisch ver lässlich zu halten, so scheint zu dieser Zeit doch ein Königreich in Juda gegründet worden zu sein.35
Abschließend sollen noch die Kupferminen im Timna-Tal – die Nelson Glueck als „Kö nig Salomos Kupferminen“ bezeichnet hat – erwähnt werden.36 Archäologische Ausgra bungen im letzten Jahrzehnt haben bestätigt, dass die Verhüttung von Kupfer in Timna und Faynan im 10. Jh. v. u. Z. (Eisenzeit IIA) ihren Höhepunkt erreichte.37 Die materielle Kultur dieser Siedlungen deutet darauf hin, dass dort Edomiter lebten und arbeiteten.38 Dem biblischen Text zufolge stand Edom jedoch, zumindest über große Teile der Zeit des geeinten Königreichs hinweg, unter israelitischer Kontrolle (1. Sam 14,47; 2. Sam 8,11– 14; 1. Kön 9,26; 11,14–22). Alles in allem bilden weder die traditionellen Datierungs methoden der Archäologie – meist auf Grundlage von Keramiktypen – noch die neue ren Radiokarbondatierungen eine gesicherte Grundlage dafür, die Existenz Salomos zu beweisen oder zu widerlegen bzw. Aussagen über die Ausdehnung seines Königreichs zu machen. Und sie bieten auch keinen Grund, den biblischen Bericht über seine Herrschaft a priori anzuzweifeln. Ebenso wenig sollte das Fehlen epigraphischer Zeugnisse zu Salo mo an sich als ein Beweis gesehen werden, dass er nicht existierte. In vielen verschiedenen Siedlungen der Eisenzeit IIA in Israel und Juda gibt es Monumentalarchitektur; die Frage ist nur, ob sie in das 10. oder in das 9. Jh. zu datieren ist. Das bedeutet, dass sie, falls die frühere Datierung zutrifft, zumindest einen potenziellen Beweis für Salomos Bautätig keit liefert. Auch wenn die Beweislage also noch keine Gewissheit erlaubt, ist es gut mög
35 „[T]he 14C data from Khirbet Qeiyafa clearly indicate that the process of state formation and urbanization started in the kingdom of Judah as early as the late 11th century BC. Even if one hesitates to accept unequivocally the historicity of the golden age of the ‚United Monarchy‘ as portrayed in the biblical narrative, it does appear that a kingdom was established at that time in Judah“; siehe Garfinkel, Streit, Ganor und Reimer, „King David’s City at Khirbet Qeiyafa“, S. 888. Auf derselben Seite weisen die Autoren darauf hin, dass „[d]iese Ergebnisse… gut zu der aktuellen C14 -Sequenz und dem daran anschließenden Modell der eisenzeitlichen Schichten in Megiddo (Gilboa et al., 2013 [siehe Anm. 32 in diesem Kapitel, I. K .]) [passen]. Ein Bayes’sches Modell der bekannten Daten be rechnet – nachdem die Ausreißer aussortiert wurden – den Übergang von der Eisenzeit IB zur Eisen zeit IIA in Megiddo für 990–945 v. u. Z . bei 68,3 % [Konfidenzniveau] und für 1000–925 v. u. Z. bei 95,4 % [Konfidenzniveau]. Diese Berechnung beruht jedoch auf nur drei Proben aus der Eisen zeit IIA“ („These results fit well with the recent 14C sequence and subsequent modeling of the Iron Age levels at Megiddo (Gilboa et al., 2013). A Bayesian model of the available data (after removal of outlying samples) calculates the transition of Iron IB to Iron IIA at Megiddo as 990–945 B.C.E. at 68.3 % and 1000–925 at 95.4 % . This, however, is based on only three Iron Age IIA samples“). Siehe auch Kapitel IV, § I I, 3. 36 Siehe N. Glueck, „The Copper Mines of King Solomon“, The Other Side of the Jordan [Hebräisch] (Jer usalem: Bialik Institute, 1954), S. 58–85. 37 Siehe E. Ben-Yosef et al., „A New Chronological Framework for Iron Age Copper Production at Timna (Israel)“, BASOR 367 (2012), S. 31–71, insb. 32–33, 65. 38 Siehe E. Ben-Yosef et al., „A New Chronological Framework for Iron Age Copper Production at Timna (Israel)“, insb. S. 64–65.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
29
lich, dass künftige weitere Funde oder ausgefeiltere Methoden die Frage möglicherweise klären könnten. Angesichts dieser Debatte unter Archäologen über so grundlegende Fragen der Da tierung und Terminologie ist es dennoch erstaunlich, wie oft archäologische Funde als „unwiderlegbarer Beweis“ für oder gegen die Historizität Salomos herangezogen wer den. Tatsächlich ist der archäologische Befund nicht weniger mehrdeutig und interpre tationsbedürftig als die biblischen Texte selbst. Deshalb können weder archäologische noch textuelle Informationsquellen unkritisch akzeptiert werden, und keiner der beiden Quellen sollte eine grundsätzliche Priorität gegenüber der anderen zugeschrieben werden. Sie müssen sorgfältig gesichtet und gewichtet werden, und keine sollte dazu genutzt werden, um der anderen fundamental ihren historischen Wert abzusprechen. Die Texte müssen daher aus sich selbst heraus auf Grundlage ihrer eigenen Bedingungen evaluiert werden, ohne dass die nach wie vor hoch umstrittenen archäologischen Befunde unsere Lesart verzerren dürfen. III Biblische Quellen Grundsätzlich können die erhaltenen außerbiblischen Quellen unser Wissen über eini ge Ereignisse, die in der Hebräischen Bibel erwähnt werden, und andere, dort nicht beschriebene, bereichern sowie verschiedene Aspekte der Kultur, Religion, Politik und des alltäglichen Lebens erhellen. Sie ermöglichen jedoch für sich genommen nicht einmal eine grundlegende Schilderung der großen Züge der Geschichte Israels.39 Keine zeitge nössische außerbiblische Quelle berichtet über die politische Situation in Israel und Juda während des 10. Jh. v. u. Z., und wie wir gesehen haben, können auch die archäologischen Funde keinen eindeutigen Hinweis auf die Ereignisse geben. Selbst archäologische Spu ren von Baumaßnahmen sind interpretationsbedürftig. Kein in situ-Fund aus dem Land Israel hat einen direkten epigraphischen Hinweis auf einen Herrscher oder eine politische Entität des 10. Jh. in diesem Teil des Alten Orients geliefert. Das Fragment der SchischakStele aus Megiddo hätte eine Ausnahme sein können, wurde aber nicht in situ aufgefun den. Deshalb bleiben die biblischen Texte, auch wenn sie quantitativ relativ begrenzt und teilweise qualitativ problematisch sind, die einzigen Quellen, die uns zur Verfügung stehen, um die kontinuierliche Entwicklung der Geschichte des Alten Israel im Allgemeinen und der Ära Salomos im Besonderen nachzuzeichnen. Fast alles, was wir über Salomo und seine Zeit sagen können, beruht unweigerlich auf den biblischen Texten. Allerdings ist es auch hier nicht immer möglich, schlüssig zu beweisen, dass eine bestimmte Passage die tatsächliche historische Situation im 10. Jh. v. u. Z. widerspiegelt. Man kann nur ar gumentieren, dass die Beschreibung mehr oder weniger plausibel ist. Das Material über Salomo ist in verschiedenen Teilen der Hebräischen Bibel zu finden, die vor allem drei größeren Blöcken zuzuordnen sind.
39 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 324–325; siehe auch ders., „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 179–192.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
30
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
1 Die Samuel- und Königebücher Der erste und wichtigste Block von Textquellen über Salomo befindet sich in der frühbi blischen Geschichtsschreibung, in Samuel-Könige, und ist folgendermaßen strukturiert: (a) Die Auslegung und das historische Setting von Salomos Geburt während Davids Krieg gegen die Ammoniter und die aramäische Koalition sowie sein Ehebruch mit Batseba werden in 2. Samuel 10–12 als Teil der „Thronfolgeerzählung“ (ungef ähr: 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2) erzählt.40 Diese Umstände brachten Salomos Mut ter Batseba in Davids Palast, was schließlich zu Salomos Geburt und Namen geführt hat (2. Sam 12,24–25). (b) Die Erzählung von Salomos Herrschaft in 1. Könige 1–11, die mit dem letzten Teil der Thronfolgeerzählung (ungefähr: 1. Könige 1–2) beginnt,41 beschreibt seinen Aufstieg auf den Thron und die Festigung seiner Macht. Danach führt 1. Könige 3–11 ver schiedene ältere Quellen und legendenhafte Geschichten sowie historische Bewertun gen und theologische Hinzufügungen in Form von Gebeten und Reden zusammen. (c) Neben diesen größeren Textkomplexen sollte auch Salomos kurze Erwähnung vermerkt werden, zum einen in der Liste von Davids Söhnen (2. Sam 5,13–16), zum anderen im Hinweis aus der Geschichte der josianischen Reform beinahe 300 Jahre später, im Zuge deren die Kultstätten von Salomos Fremdkulten zerstört wurden (2. Kön 23,13–14; vgl. 1. Kön 11,7–8). Alle diese Texte stehen im Kontext des sogenannten „Deuteronomistischen Geschichts werks“, das die Geschichte Israels bis zum babylonischen Exil überliefert und damit endet, dass König Ewil-Merodach von Babylon Jojachin aus dem Gefängnis befreit (561 v. u. Z.). Da dies das letzte Ereignis ist, von dem das Buch berichtet (2. Kön 25,27–30) und es kei nen Hinweis auf das wichtige Edikt von Kyros von Persien aus dem Jahr 538 v. u. Z. gibt (Esra 1,1–3 // 2 . Chr 36,22–23), erhielt das Deuteronomistische Geschichtswerk seine endgültige Gestalt im Wesentlichen höchstwahrscheinlich zwischen diesen beiden Ereig nissen.42 Der Großteil des Materials wurde allerdings vermutlich schon deutlich früher nie dergeschrieben und gesammelt. Gemäß der Theorie von Frank Moore Cross, die vor allem in Nordamerika und Israel weitgehend anerkannt ist,43 scheint das Deuteronomistische Ge 40 Über die Thronfolgeerzählung, die einige der schönsten Beispiele für die Kunst des dramatischen Erzählens in der Hebräischen Bibel enthält, siehe Kapitel X, § III. 41 Über die Trennung zwischen den Samuel- und Königebüchern im Masoretischen Text (MT) im Gegensatz zur Aufteilung in der Septuaginta, siehe Kapitel X, Anm. 57. 42 Die Auffassung, dass die Bücher Deuteronomium bis Könige als eine zusammenhängende Kom position erstellt wurden, wurde zuerst von M. Noth dargelegt, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 2. Aufl. (Tübingen: M. Niemeyer, 1957), S. 12–18. 43 Für Untersuchungen über gegenwärtige, darunter europäische, Forschungspositionen siehe S. L . McKenzie, „Deuteronomistic Histor y“, in D. N. Freedman (Hg.), The Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992), Bd. 2, S. 160–168; ders., „Deuteronomistic Histor y“, in K. D. Saken feld (Hg.), The New Interpreter’s Dictionary of the Bible (Nashville: Abingdon Press, 2007), Bd. 2, S. 106–108, insb. 107; M. Cogan, „1 and 2 Kings“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 1, S. 537–556, insb. 538–540. V. a. in Kapitel V, VI, X und XI des vorliegenden Buches finden sich meine kritischen Erwiderungen
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
31
schichtswerk wenigstens zwei Redaktionsstufen durchlaufen zu haben, von denen mindestens eine in die vorexilische Zeit (deren Großteil vermutlich unter Hiskia, Josia oder beiden bearbeitet wurde; Dtr1) und mindestens eine weitere in die Exilszeit (Dtr2) zu datieren ist.44 Doch die Redaktoren dieser Versionen verarbeiteten verschiedene frühere Quellen unterschiedlichen Ursprungs, unter anderem ältere Erzählungen wie die Thronfolgeerzählung (siehe Kapitel X) und Material, das aus Palast- und Tempelarchiven stammt. Es ist nicht das Ziel dieses Buches, ausführlich die Redaktionsgeschichte des Deute ronomistischen Geschichtswerks im Ganzen oder auch nur des Materials über Salomo nachzuzeichnen. Dennoch wird in den folgenden Kapiteln argumentiert, dass diese Zu sammenstellung relativ unabhängiger Quellen durch einen oder mehrere deuteronomistische Redaktoren das ergebnisreichste Modell bietet, um die Darstellungen Salomos in Samuel-Könige zu verstehen. Bestimmte Vorschläge zur Rekonstruktion, beispielsweise von Timo Veijola und Thilo A. Rudnig, werden in den nächsten Kapiteln untersucht und kritisch hinterfragt. Dabei wird gezeigt, dass der/ die Verfasser bzw. Editor(en) der Salo mo-Erzählung, abgesehen davon, dass sie an verschiedenen Stellen Reden und redaktio nelle Zusammenfassungen und Überleitungen eingefügt haben, auf ihre Quellen im All gemeinen nur minimalen direkten Einfluss genommen haben. So geht zumindest ein Teil des Materials über Salomo vermutlich auf ältere Quellen zurück, die dem/ den Autor(en) bzw. Redaktor(en) von Samuel-Könige zur Verfügung standen.45 Dazu gehören zum Beispiel der Bericht über den Krieg gegen die Ammoniter und Aramäer (2. Sam 10,1–11,1a; 12,26–31), die Listen von Salomos Beamten (1. Kön 4,1–6), seinen Distrikten und Verwaltungsbeamten (1. Kön 4,7–19), die ausführliche Beschrei bung des Tempelgebäudes und der Kultgeräte (1. Könige 6; 7,13–51), die Städte, die Salo mo Hiram, dem König von Tyros, übereignete (1. Kön 9,10–13a), und Salomos Fernhan del (1. Kön 10,11–12). Hier wurden die alten Materialien, falls überhaupt, dann nur mit zu verschiedenen alternativen Rekonstruktionen der Redaktionsgeschichte von Samuel-Könige, vor allem zu 2. Samuel 10–12 und 1. Könige 1–2. 44 F. M. Cross, „The Themes of the Book of Kings and the Structure of the Deuteronomistic Histor y“, Canaanite Myth and Hebrew Epic: Essays in the History of the Religion of Israel (Cambridge: Harvard University Press, 1973), S. 274–289, insb. 287–289. Ihm folgen z. B. R. D. Nelson, The Double Redac tion of the Deuteronomistic History, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 18 (Sheffield: JSOT Press, 1981), S. 13–14, 128; B. Peckham, The Composition of the Deuteronomistic History, Harvard Semitic Monographs 35 (Atlanta: Scholars Press, 1985), S. 1. Sie alle gehen davon aus, dass das Deuteronomistische Geschichtswerk auf den „Tetrateuch“ (Genesis-Numeri) folge, der im Wesentlichen eine priesterliche Komposition ist. Einige frühere Forscher waren der Meinung, dass das Deuteronomistische Geschichtswerk nur die Bücher Richter bis 2. Könige umfasse, während Genesis-Josua einen „Hexateuch“ bilden würden, so z. B. A. Kuenen, An Historico-Critical In quiry into the Origin and Composition of the Hexateuch (London: MacMillan, 1886), S. 2–16, insb. 3; J. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels, 6. Aufl. (Berlin: W. de Gruyter, 1927; Neudruck 2001), S. 223–360, insb. 291–293, 358–360; S. R . Driver, An Introduction to the Literature of the Old Testament, International Theological Library, 9. Aufl. (Edinburgh: T. & T. Clark, 1913), S. 4–5. Alle stimmen darin überein, dass die Samuelbücher Teil des Deuteronomistischen Geschichtswerks sind. 45 Das heißt: Die Person oder Personen, die die Salomo-Stoffe in Samuel-Könige in ihrer Endform er zeugten, können als deren Verfasser bezeichnet werden, doch er (/sie) ging(en) im Wesentlichen so vor, dass er (/sie) bestehendes Material mit minimalen Eingriffen kompilierte(n).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
32
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
minimalen Eingriffen oder redaktionellen Akzentuierungen mit der in die „biblische“ Geschichtsschreibung von Samuel-Könige verwoben.46 Allgemein gesagt übernahmen die Autoren bzw. Editoren von Samuel-Könige häufig sogar Quellen, die den grundlegenden theologischen Lehren des deuteronomistischen Ansatzes zuwiderliefen. So wird zum Beispiel in 2. Sam 12,13–23 Davids Sohn zur Strafe für dessen Sünden getötet, was Dtn 24,16 und 2. Kön 14,6 widerspricht.47 Ferner nimmt David in 2. Sam 5,21 im Gegensatz zu Dtn 7,25 die Götzenbilder der Philister an sich, statt sie zu zerstören. In ähnlicher Weise handelt Elia im Widerspruch zum Beharren in Deuteronomium auf einen einzigen Kultort (z. B. Dtn 12,4–14), wenn er die Zerstörung der Altäre Gottes beklagt (1. Kön 19,10.14) und den Altar auf dem Karmel wieder aufbaut (1. Kön 18,30–32).48 Daher ist zumindest einiges Material über Salomo älter als die deuteronomistischen Redaktionen, und es ist gut möglich, dass manches davon auf Originalquellen „aus erster Hand“ wie beispielsweise Schriftstücke aus dem Tempel- und Palastarchiv zurückgeht oder aufbaut. Einiges könnte aus einer Schrift stammen, die möglicherweise die Haupt quelle des Verfassers bzw. Editors war – „( ספר דברי שלמהdas Buch der Taten Salomos“/ „Chronik der Könige von Israel“; 1. Kön 11,41).49 Hierin konnte seine Leserschaft auch Ergänzungen finden, die über das hinausgingen, was der biblische Historiker über diesen König berichten wollte, unter anderem über „alles, was er getan hat, und seine Weisheit“. Obwohl „Die Chronik Salomos“ keine archivalische Quelle war, weil die Öffentlichkeit Zugang zu dieser hatte, hat sie vermutlich dennoch reiches Material über die offiziellen Aktivitäten des Königs enthalten, ebenso wie einige folkloristische Legenden über seine Weisheit, wie zum Beispiel das Urteil über die beiden Prostituierten (1. Kön 3,16–27) und die Erzählung über Salomo und die Königin von Saba (1. Kön 10,1–10). Dieses Buch ist vergleichbar mit „( ספר דברי הימים למלכי ישראלBuch der Taten der Könige von Israel“/ „Chronik der Könige von Israel“; z. B. 1. Kön 14,19; 15,31) und ספר דברי הימים „( למלכי יהודהBuch der Taten der Könige von Juda“/ „Chronik der Könige von Juda“; z. B. 1. Kön 14,29; 15,7). 46 Überblicke über die historischen Quellen zu Salomo siehe z. B. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, S. 66–72; N. M. Sarna, „The Biblical Sources for the Histor y of Monarchic Period“, in A. Malamat (Hg.), The Age of the Monarchies: Political History [Hebräisch] (Jerusalem: Am Oved und Alexander Pelie, 1982), S. 7–20. Hier sind auch biblisch-historische Quellen für die Königszeit im All gemeinen aufgeführt; T. Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, Studies in the His tor y and Culture of the Ancient Near East 16 (Leiden: E. J. Brill, 1999), S. 102–136, insb. 135–136; Kitchen, On the Reliability of the Old Testament, S. 107–137, mit zusätzlichen Literaturverweisen. 47 Auch wenn Deuteronomium 24,16 menschliche und nicht göttliche Gerechtigkeit thematisiert und es daher nicht zwingend einen Widerspruch zu 2. Sam 12,13–23 gibt, stellen doch Jeremia und Eze chiel die Verbindung zu Gottes Gerechtigkeit her, die im Deuteronomium fehlt. Daher widerspricht die Passage in 2. Samuel 12 zumindest Vorstellungen, die für eine spätere Zeit belegt sind. Siehe auch Kapitel V, § I II, A, (9). 48 Zu den beiden letzten Beispielen siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 127–128. 49 Zu dieser Quelle siehe J. Liver, „The Book of the Acts of Solomon“, Studies in Bible and Judean Desert Scrolls (Jerusalem: Bialik Institute, 1971), S. 83–105 (Hebräisch); M. Cogan, 1 Kings: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 10 (New York: Doubleday, 2000), S. 91–92, 342–343.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
33
Dagegen stammen einige andere Teile der Beschreibung von Salomos Herrschaft aus der Hand des deuteronomistischen Historikers. Dazu gehören zum Beispiel Gebete und Reden (1. Kön 2,2–4; 8,13–61; 9,1–9; 11,10–13.29–39), die Zusammenfassung der Über tretungen, die dem König vorgeworfen werden (1. Kön 11,1–9),50 einige redaktionelle Formulierungen sowie historische und theologische Anmerkungen, Beurteilungen und Verk nüpfungen (z. B. 1. Kön 2,11–12.46b; 3,3.4b; 11,2.4.6.41–43), schließlich die An spielungen darauf, dass Gott Jerusalem erwählt habe (z. B. 1. Kön 8,16.44.48; 11,13.32.36; vgl. z. B. Dtn 12,14.23–25; 15,20; 17,8.10). Darüber hinaus gibt es aufgrund der kom plexen Zusammenfügung der Quellen einige innere Widersprüche,51 ungenaue Aussa gen52 und Übertreibungen.53 Außerdem sind in Könige auch einige Anachronismen zu finden, zum Beispiel in 1. Kön 5,4 (siehe Kapitel IV, § II, 3). Während gemäß den biblischen Quellen sowohl David als auch Salomo je 40 Jahre lang regierten (2. Sam 5,5; 1. Kön 2,11; 11,42),54 ist das Material über Salomo insgesamt deutlich weniger umfangreich als dasjenige über David (ungefähr: 1. Sam 16,1–28,2; 29,1–30,31; 2. Samuel 1–24). Zugleich sind die Texte zu Salomo sehr viel umfangreicher 50 Zum deuteronomistischen Charakter von 1. Kön 2,2–4 und 11,9–13 siehe Kapitel XI, § V, 1 (b). Zu 1. Könige 8,14–61 siehe z. B. E . Talstra, Solomon’s Prayer: Synchrony and Diachrony in the Composition of 1 Kings 8, 14–61 (Kampen: Kok, 1993) und kritische Kommentare zu Könige, wie beispielsweise M. J. Mulder, 1 Kings 1–11, Historical Commentary on the Old Testament (Leuven: Peeters, 1998), S. 375–459; Cogan, 1 Kings, S. 274–293, der davon ausgeht, dass nur wenige Verse aus der frühen Königszeit stammen. 51 Vgl. z. B. 1. Könige 5,27–32 mit 1. Kön 9,20–22; siehe dazu die Diskussion bei Kalimi, Zur Geschichts schreibung des Chronisten, S. 37–38, 64–65. Ein anderes Beispiel ist der chronologische Widerspruch hinsichtlich Zeit des Königs Hiram von Tyros in den biblischen Texten zu den Angaben, die Flav ius Josephus aus einem Werk Menanders zitiert. Siehe J. Liver, „On the Question of the Chronology of Hiram King of Tyre“, Studies in Bible and Judean Desert Scrolls (Jerusalem: Bialik Institute, 1971; Hebräisch), S. 189–197; Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 22–24. 52 So ist zum Beispiel der Umfang des ehernen Meeres in 1. Kön 7,23 mathematisch ungenau: Bei einem angegebenen Durchmesser des Beckens von 10 Ellen, müsste der Umfang 31,4 Ellen betragen und nicht 30 Ellen, wie im Text angegeben. Das wird bereits im Babylonischen Talmud, Erubin 14a-b, von Gersonides (Rabbi Levi ben Gershon; ca. 1288–1344) in seinem Kommentar zu der Passage und von Baruch (Benedikt) Spinoza im 17. Jahrhundert im zweiten Kapitel seines Tractatus TheologicoPoliticus angemerkt. 53 Beispielsweise im Hinblick auf die tägliche Nahrungsmittelversorgung in Salomos Palast, seinen Reichtum und seinen Harem; 1. Kön 5,2–3; 10,14.27; 11,3. 54 Die „40“ wird in der biblischen Literatur als typologische Zahl verwendet (z. B. Gen 7,12; 8,6; Ex 24,18; Num 13,25; 14,33; Ri 5,31; 8,28; 13,1; 1. Sam 4,18; 1. Kön 19,8; Jona 3,4; Ps 95,10). Es kann sich allerdings hin und wieder auch um eine präzise Angabe handeln. Überhaupt ist die „40“ nur eine von mehreren Zahlen, die immer wieder typologisch verwendet werden (z. B. „3“, „7“, „10“ und „12“), und man sollte nicht von vornherein davon ausgehen, dass es sich dabei nie um eine historisch verlässliche Angabe handelt. Wenn sie 40 Jahre lang regierten, wie hätte der Erzähler das anders ausdrücken sollen? Um diesen Punkt mithilfe eines Beispiels von einem anderen Ort und aus einer anderen Kultur und Zeit zu illustrieren: Kaiserin Maria Theresia aus der Habsburger Dynastie herrschte 40 Jahre lang (1740–1780). Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass diese Anga be eine typologische Zahl ist! Ich möchte damit nicht sagen, dass David und Salomo notwendiger weise genau 40 Jahre lang regierten. Aber es kann nicht automatisch die Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass diese Zahl zumindest annäherungsweise die Wirklichkeit widerspiegelt.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
34
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
als diejenigen über alle Könige nach ihm. So regiert beispielsweise König Joasch von Juda ebenfalls 40 Jahre lang, aber Könige widmet ihm nur 22 Verse (2. Kön 12,1–22; allerdings beschreibt 2. Kön 11,1–21 auch seine Rettung vor Atalja und seine Krönung); König Usia von Juda herrschte 52 Jahre lang, aber nur sieben Verse handeln von ihm (2. Kön 15,1–7); Manasse regierte 55 Jahre, uns liegen jedoch nur 18 Verse über ihn vor (2. Kön 21,1–18); und König Jerobeam II. von Israel herrschte 41 Jahre lang, aber es gibt nur sieben Verse über ihn (2. Kön 14,23–29). Das könnte natürlich einfach den Umfang des Materials widerspiegeln, das dem biblischen Historiker zur Verfügung stand. Es könnte aber auch ein Beleg für die große Bedeutung sein, die Salomo in seinen Augen hatte. 2 Das Chronikbuch Der zweite Textkomplex, der sich mit Salomo befasst, ist in der spätbiblischen Geschichts schreibung zu finden, vor allem in der Chronik, die auch als „Chronistisches Geschichts werk“ bezeichnet wird und in der Perserzeit zusammengestellt wurde, ca. 400–375 v. u. Z.55 Ungefähr die zweite Hälfte von 1. Chronik handelt von Salomo und 2. Chronik 1–9 ist ihm gewidmet. Die Kapitel in 2. Chronik sind mehr oder weniger parallel zu den Texten über Salomo in 1. Könige 3–11. Deshalb wirkt es auf den ersten Blick so, als sei die Version von Salomos Geschichte, die der Chronist in 2. Chronik 1–9 überliefert, etwa um ein Viertel kürzer als die Parallele in 1. Könige. Es gibt jedoch in den genealogischen und erzählenden Texten von 1. Chronik weitere Texte über Salomo (1. Chr 3,5; 22,5–19; 32,1 und die Kapitel 28 und 29). Die meisten davon haben keine Parallele in biblischen oder außerbiblischen Quellen (Sondergut oder Zusatz/ Hinzufügungen). Es ist umstritten, ob der Chronist diese Texte von Grund auf neu verfasst hat oder ob sie auf frühere Quellen zurückgehen, die ihm zwar zur Verfügung standen, uns aber nicht überliefert sind. Letzteres scheint für weiteres Sondergut in der Chronik zuzutreffen, deshalb könnte es auch bei demjenigen über Salomo der Fall sein.56 Der Chronist bearbeitete die Texte zu Salomo, die er von Samuel-Könige übernahm, in verschiedener Hinsicht intensiv. Dazu gehören sprachliche, stilistische und literarische Überarbeitungen, die gewiss den Inhalt der Texte, aber auch die historiographische Auf bereitung widersprüchlicher Daten aus seiner Vorlage sowie historische und theologische Bewertungen beeinflussen.57 An einigen Stellen steht der Text der Chronik im Wider spruch zu seiner Parallele in Könige (vgl. z. B. 2. Chr 8,2 mit 1. Kön 9,11–13). Offenbar greift der Historiker regelmäßig in seine Quellen ein und formt sie um. Der Ansatz des Chronisten zeigt sich zum Beispiel darin, dass Samuel-Könige an einigen Stellen berichten, wie Schlüsselfiguren der Geschichte Israels wichtige Gebote der Tora verletzen, wäh55 Zur Datierung des Chronistischen Geschichtswerks siehe I. Kalimi, An Ancient Israelite Historian: Studies in the Chronicler, His Time, Place, and Writing, Studia Semitica Neerlandica 46 (Assen: Royal Van Gorcum [jetzt: E. J. Brill, Leiden], 2005), S. 41–65; ders., „1 and 2 Chronicles“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 1, S. 120–132, insb. 125. 56 Siehe Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 179–192. 57 Zu diesem Phänomen in der Chronik allgemein siehe die vielen Beispiele mit ausführlicher Diskus sion und Verweisen auf Sekundärliteratur in Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
35
rend der Chronist solche Widersprüche fast immer verschweigt oder harmonisiert.58 Die Materialien in der Chronik sind umgeschriebene Quellen, solche aus dritter oder gar vierter Hand. Zweifellos hatte der Chronist seine eigenen ideologischen, theologischen und didaktischen Ansichten, die sich in seiner Auswahl und Darstellung der Texte aus älteren biblischen Schriften widerspiegeln. Zudem gibt es zahlreiche weitere Anachronismen in den Geschichten der Chronik über Salomo und seinen Tempel. Zum Beispiel: (a) Der Chronist berichtet, dass die Israeliten zur Zeit Davids zehntausend Goldmünzen ( ;אדרכנים1. Chr 29,7) für den Bau des Tempels gaben, wobei er für die Goldmünzen den Begriff der Perserzeit benutzt, Dareikos. (b) Dem Chronisten zufolge bestand ein Zweck des Salomonischen Tempels darin, die „Brandopfer morgens und abends“ darzubringen (2. Chr 2,3, Sondergut zu 1. Kön 5,19); darin widerspiegelt sich das tāmîd-Brandopfer aus der Zeit des Zweiten Tem pels, das zweimal täglich erfolgte.59 (c) In 2. Chronik 3,14 (Hinzufügung) beschreibt der Chronist einen Schleier/ Vorhang ( )פרכתim Salomonischen Tempel, der den Hauptraum vom Allerheiligsten trennte. Diesen gab es zwar im Zweiten Tempel aus der Zeit des Chronisten, nicht aber in Sa lomos Tempel.60 (d) Der Chronist schreibt in 2. Chr 7,9 – ebenfalls einer Hinzufügung – anachronistisch Salomo zu, das Azeret-Fest ( ;עצרת2. Chr 7,9, Hinzufügung) gefeiert zu haben, und zwar am achten Tag des Laubhüttenfestes, gemäß den Anordnungen des priester lichen Gesetzes (Lev 23,33–36; Num 29,35–36). Das regelte zwar in Jehud Medinta, der persischen Provinz Juda, zur Zeit des Chronisten den Kult, nicht aber zur Zeit Salomos im 10. Jh. v. u. Z.61 3 Anspielungen auf Salomo in den Hagiographa (Ketubim) Der dritte Materialkomplex besteht aus Bezugnahmen und Anspielungen auf Salomo, die sich in einigen Büchern der Ketubim, auch mit „Hagiographa“ oder „Ketubim“ bezeichnet, an verschiedenen Stellen finden. Dazu gehören die Memoiren Nehemias (Neh 13,26), die weisheitliche Literatur, zum Beispiel das Buch der Sprüche (1,1; 10,1; 25,1), und möglicherweise Kohelet (1,1) sowie die poetische Literatur, beispielsweise Hoheslied (1,1; siehe auch 1,5; 3,7–11; 8,11–12) und einige Psalmen (72 und 127). Es ist unwahrscheinlich, dass viele Textstellen – falls überhaupt irgendwelche – in diesen Psal men und Weisheitsbüchern, die Salomo zugeschrieben werden, auch tatsächlich aus sei ner Feder stammen. Dasselbe gilt für den späteren apokryphen oder deuterokanonischen Text, der als Weisheit Salomos bekannt ist, und die Pseudepigraphen, zum Beispiel das Testament Salomos. Auch wenn diese Texte auf verlässlichen historischen Daten beruh ten – was zweifelhaft ist – sind sie für einen modernen Historiker keine große Hilfe zum Verständnis der groben Linien der Geschichte Salomos. Solche Texte sind hingegen eine 58 Dazu und für weitere Beispiele siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 127–143. 59 Zu diesem Thema siehe Kapitel XIII, § V, (1). 60 Siehe ausführlich Kapitel XIII, § V (5). 61 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 134–135.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
36
Epigraphische, archäologische und biblische Quellen
wertvolle Quelle, wenn es darum geht, einige Merkmale der Salomo-Tradition über Ge nerationen hinweg nachzuzeichnen. IV Zusammenfassung Derzeit stehen uns keine direkten epigraphischen Belege zu Salomo zur Verfügung, und die Bedeutung der archäologischen Funde an verschiedenen Orten des Landes Israel ist unklar und stark umstritten. Die Archäologen debattieren selbst über die grundlegende Terminologie zur Bezeichnung verschiedener archäologischer Epochen. Vor allem die Datierung der als Eisenzeit IIA bezeichneten Periode variiert von Forscher zu Forscher erheblich – selbst unter den Wissenschaftlern, die dem konservativen Datierungsmodell folgen, und noch mehr unter denjenigen, die dieses Modell ablehnen. Gewiss ist die Ar chäologie auf Interpretationen angewiesen, und oft sind sich die Archäologen nicht einig über die richtige Interpretation der archäologischen Daten. Allerdings sind die archäologischen Befunde, die auf die Salomonische Zeit datiert werden können, problematisch und die großen Meinungsverschiedenheiten über diese Epoche unter den Wissenschaft lern erlauben es nicht, zuversichtlich diesen zu vertrauen. Die vorhandenen Daten reichen nicht aus, um die Historizität Salomos oder die wichtigsten Grundzüge der biblischen Erzählungen über seine Herrschaft zu beweisen oder zu widerlegen. Selbst wenn die Low Chronology sich als zutreffend erweisen sollte und gezeigt werden könnte, dass zum Beispiel Salomo die Städte Hazor, Megiddo und Geser gar nicht befestigt haben kann, wäre das noch kein Beweis dafür, dass er nicht über ein großes Reich herrschte – aus dem einfachen Grund, weil er die Region auch dann beherrscht haben könnte, wenn er die Städte nicht befestigt hatte. Noch viel weniger wäre dadurch widerlegt, dass er überhaupt existiert hat oder dass zumindest einige der Ereignisse während seiner Herrschaft, von denen die biblischen Texte berichten, auf historische Begebenheiten zurückgehen. Ebenso wäre, falls die High Chronology zuträfe, dadurch jedoch nur bewiesen, dass die fraglichen Städte irgendwann im 10. Jh. befestigt wurden, nicht aber, dass der gesamte biblische Bericht über Salomos Herrschaft und sein Königreich präzise ist. In jedem Fall bleiben die biblischen Texte die einzigen expliziten Berichte über einen König namens Salomo, die Ausdehnung seines Reichs und sein Wirken, die uns zur Ver füg ung stehen. Da diese Berichte durch unabhängige Beweise weder eindeutig verifiziert noch widerlegt werden können, bleibt nur die sorgfältige Auswertung der Texte selbst, um so fundiert wie möglich bestimmen zu können, welche Details plausibel sind und welche eher spätere oder nicht historische Zustände widerspiegeln. Im Falle Salomos ist eine solche sorgfältige Untersuchung der Texte in der biblischen Geschichtsschreibung weiterhin die Hauptgrundlage für jede historische Beschreibung seines Lebens und seiner Zeit. Obwohl diese Texte zwar nicht frei von Übertreibungen und späten redaktionellen, theologischen und ideologischen Elementen sind, und ihre Interpretation kaum weniger kontrovers diskutiert wird als die Deutung der archäolo gischen Befunde, können sie möglicherweise wertvolle historische Informationen enthalten, die sorgfältig herauszuarbeiten und zu untersuchen sind. Keinesfalls sollten sie einfach als unzuverlässig abgelehnt werden.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel III: Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel Gegen die jüngsten Zurückweisungen eines langjährigen Konsenses I Einleitung Wie bereits in Kapitel I, § II, erwähnt, ist es nicht das vorrangige Ziel dieses Buches, eine umfassende Rekonstruktion der Geschichte König Salomos und seiner Herrschaft vorzulegen. Vielmehr werden die verschiedenen biblisch-literarischen und historiographischen Berichte über diesen König eingehend untersucht und miteinander verglichen. Trotzdem kann dieses Thema nicht kommentarlos übergangen werden, insbesondere im Lichte einiger jüngerer Tendenzen, die den überwiegenden Teil von Salomos Wirken und der Er rungenschaften seiner Regentschaft als nicht historisch ansehen, oder sogar leugnen, dass es jemals ein Vereinigtes Königreich überhaupt gegeben hat. Bis in die letzten Jahrzehnte bestand ein breiter kritischer Konsens in Bezug auf die Historizität der Vereinigten Monarchie unter Saul, David und Salomo sowie ihrer Auftei lung in Israel und Juda. Dieser Konsens beruhte hauptsächlich auf den biblischen Texten selbst, man sah ihn aber auch gestützt durch eine große Bandbreite externer Belege, unter anderem außerbiblische Quellen und archäologische Funde, die auf die Ära der Vereinig ten Monarchie datiert wurden.1 In den letzten Jahrzehnten wurde jedoch die historische Verlässlichkeit der biblischen Berichte aufgrund fortgesetzter exegetischer und archäologischer Forschungen und durch Veränderungen in deren Methodik zunehmend in Frage gestellt. Auf dieser Grundlage leugneten eine Reihe von Vertretern sogenannter „minimalistischer“, „revisionistischer“, „dekonstruktivistischer“ oder „nihilistischer“ Ansätze die Möglichkeit, dass die bibli schen Erzählungen durch archäologische Belege gestützt werden könnten. Sie versuchten, im Hinblick auf die Geschichte des Alten Israel im Allgemeinen und die Vereinigte Monarchie im Besonderen die gesamte moderne historisch-kritische Bibelforschung von mehr als zwei Jahrhunderten auf den Kopf zu stellen. Aber sind ihre Schlussfolgerungen gerechtfertigt? Sind die Beschreibungen des Salomonischen Reichs, wie sie in der bibli schen Tradition erhalten sind – im Ganzen oder in ihren wesentlichen Grundzügen –, wirklich nur das Produkt der blühenden Vorstellungskraft späterer judäischer bzw. jüdischer Autoren oder beruhen die Berichte über Salomo trotz einiger späterer redaktioneller Schichten und legendenhafter Elemente auf echten historischen Quellen über einen wirklichen König und sein Königreich? Reichen die gegenwärtigen archäologischen und 1 Für eine Zusammenfassung dieses Konsenses und eine Diskussion einiger Infragestellungen davon siehe G. N. Knoppers, „The Vanishing Solomon: The Disappearance of the United Monarchy from Recent Histories of Ancient Israel“, JBL 116 (1997), S. 19–44.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
38
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
die begrenzten epigraphischen Funde tatsächlich aus – wie beispielsweise die Tel-DanInschrift und die Inschriften von Pharao Schischak vom Amon-Tempel in Karnak sowie des Fragments seiner Stele in Megiddo –2, um die Existenz Salomos und die Grundzüge der biblischen Berichte über seine Regentschaft entweder zu beweisen oder zu widerle gen? Sollte dem archäologischen Quellenmaterial – unabhängig davon, wie unklar und umstritten es ist – tatsächlich automatisch Priorität vor allen anderen Quellen eingeräumt werden, einschließlich der biblischen Texte? Sollten die biblischen Materialien a priori als unzuverlässig abgelehnt werden oder enthalten sie zumindest teilweise wertvolles historisches Quellenmaterial? Gibt es irgendeinen Weg, zu einer vernünftigen Balance zwischen den verfügbaren archäologischen und historiographischen Quellen zu kommen, die ja alle recht komplex sind? Das vorliegende und folgende Kapitel gehen diesen Fragen nach, indem sie die Vor annahmen und Argumente einiger sogenannter Minimalisten oder Revisionisten einer kritischen Überprüfung unterziehen, darunter G. Garbini, P. R. Davies, N. P. Lemche, T. L. Thompson, I. Finkelstein, E. A. Knauf und A. G. Auld. Im Lichte einer sorgf älti gen Analyse und Synthese aller verfügbaren Daten zum Zeitalter Salomos – schriftlicher Quellen ebenso wie archäologischer Funde (siehe Kapitel II) – wird gezeigt, dass deren Annahme, die biblischen Texte, insbesondere jene, die die Vereinigte Monarchie thema tisieren, seien historisch nicht verlässlich, auf mehreren unbegründeten Behauptungen und oberf lächlichen Argumenten beruht. II Garbinis Ablehnung der Existenz der Vereinigten Monarchie Um die Methoden der Minimalisten/ Revisionisten zu verdeutlichen, lohnt es sich, ein konkretes Beispiel im Detail zu erläutern, insbesondere einen der frühesten Forschungs ansätze, der im Vergleich zu anderen Vertretern dieser Strömung verhältnismäßig mo derat ist. In seinem 1988 erschienenen Buch „Histor y and Ideology in Ancient Israel“ (italienisches Original von 1986) führt Giovanni Garbini die folgenden Argumente gegen die historische Zuverlässigkeit der Berichte über die Vereinigte Monarchie in Sa muel-Könige an: (1) Er behauptet, dass die Beschreibungen von Salomos Königreich in 1. Kön 5,1.4 späte Übertreibungen seien.3 (2) Er stellt fest, dass einige Texte einander widersprechen, vor allem die Erzählung von Davids Sieg über Goliath in 1. Samuel 17 im Gegensatz zu der Behauptung in 2. Sam 21,19, dass Goliath von Elhanan getötet worden sei.4 (3) Garbini widerspricht den Aussagen, dass Hiram, der König von Tyros, sowohl „ein Freund Davids alle Tage [seines Lebens?]“ (2. Sam 5,11; 1. Kön 5,15) als auch in dieser ganzen Zeit ein Handelspartner Salomos (1. Kön 5,15–26; 7,13.40.45; 9,11–14.27; 10, 11.22) gewesen sei. Nach Garbinis Schätzung würden diese Angaben bedeuten, dass 2 Zur Inschrift von Tel Dan sowie zu Schischaks Feldzug und seinen Inschriften siehe Kapitel II, § I. 3 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 21; Garbini folgt in seinen Ausführungen J. A. Mont gomery und H. S. Gehman, A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Kings, International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1951), S. 126–129. 4 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 22; darüber hinaus sieht er einen Widerspruch zwi schen 1. Sam 27,2–7; 2. Sam 8,1 und 1. Kön 2,39 im Hinblick auf die Herrschaft in Gath.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
39
Hiram mindestens 54 Jahre geherrscht habe, was er für unwahrscheinlich hält.5 (4) Es gibt Spannungen zwischen der Liste der Taten von Davids „tapferen Helden“ in 2. Sam 23, 8–39 und einigen Berichten über Davids Kriege, insbesondere in 2. Samuel 8.10, die in Garbinis Augen die Verlässlichkeit der Letzteren in Frage stellen.6 (5) Salomos Heirat mit der Tochter des Pharao und der Empfang von Geser als Mitgift (1. Kön 3,1; 9,16) stehen nach Garbini im Widerspruch zur Behauptung, dass David die Philistergebiete erobert habe, und zur damals gängigen ägyptischen Praxis.7 (6) Die Aussage, dass der Feldzug des Pharao Schischak im fünften Regierungsjahr Rehabeams stattgefunden habe (1. Kön 14,25) und nicht während der Herrschaft Salomos, erachtet er für unwahr scheinlich.8 (7) Die Behauptung in 1. Kön 9,15, wonach Salomo Geser, Hazor und Me giddo befestigt habe, kann durch die Archäologie nicht untermauert werden.9 (8) Die Erzählungen von Salomos internationalem Handel (z. B. 1. Könige 10) sieht Garbini im Widerspruch zum Fehlen von Importgütern in Strata des 10. Jh. und der „Tatsache“, dass Tyros und Syrien ihre Handelskontakte nicht vor dem 9. oder 8. Jh. v. u. Z. ausgedehnt hätten.10 Auf der Grundlage dieser Argumente kommt Garbini zu folgendem Schluss: David tötete niemals Goliath, kannte niemals Hiram von Tyros, kämpfte niemals ge gen die Idumäer, Ammoniter, Amalekiter und Aramäer und schuf kein Reich. Wenn wir dem biblischen Text glauben wollen, dann kämpfte er nur gegen die Philister und Moabiter und schaffte es, sich als Herrscher in Jerusalem zu etablieren, nach dem er gegen Saul gekämpft hatte… Sein Sohn Salomo, der das kleine Reich seines Vaters erfolgreich erhalten konnte, baute sich einen Palast, an den ein kleiner Tempel für den Dynastiegott angebaut war…; aber er heiratete keine Tochter Pharaos, be reicherte sich nicht durch internationalen Handel und musste sehr wahrscheinlich den Kriegszug des Pharao Schischak ertragen. Das ist es, was dem biblischen Text im Licht der Frage, „was wirklich geschah“, bestenfalls an Historizität zugestanden werden kann (schlimmstenfalls müsste man davon ausgehen, dass es sich um eine komplette Erfindung handelt); alles andere ist Teil der Geschichte der hebräischen Ideologie.11 5 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 22–24. Garbini ist jedoch in Unkenntnis der Stu die von Liver, „On the Chronological Question of Hiram King of Tyre“, S. 189–197, in der Liver zu dem Schluss kommt, dass Hirams Regentschaft im Jahr 979/8 v. u. Z. begonnen habe, während Salomos Tempel elf Jahre später – 968/7 v. u. Z . – erbaut worden sei. Das entspräche dem vierten Re gier ungsjahr Salomos, dessen Herrschaft 971/0 v. u. Z . begonnen hat. 6 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 25–27. Insbesondere berichtet 2. Sam 23,8-39 lediglich von Kriegen mit den Philistern und Moabitern, während die Kapitel 2. Samuel 8 und 10 auch Auseinandersetzungen mit den Aramäern, Edomitern und anderen enthalten. 7 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, ebd., S. 27–28, 30. 8 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, ebd., S. 28–30. 9 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, ebd., S. 30–31. 10 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, ebd., S. 31. 11 „David never killed Goliath, never knew Hiram of Tyre, never fought against the Idumaeans, Am monites, Amalekites and Aramaeans and did not create an empire. If we are to believe the biblical text, he fought only the Philistines and the Moabites and managed to establish himself as a ruler in Jerusalem after fighting against Saul… His son Solomon, who succeeded in preserving his father’s
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
40
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
Bei näherer Betrachtung sind jedoch einige von Garbinis Argumenten zu bezweifeln, zum Beispiel: „[U]nbedeutende archäologische Überreste können mit Sicherheit mit [dem 10.] Jahrhundert in Verbindung gebracht werden“. Oder: „[D]as Monopol auf Eisen und seine Verarbeitung bei den Philistern zur Zeit Sauls [1. Sam 13,19–21; sprich im letzten Viertel des 11. Jh. v. u. Z .] bestätigen die allgemeine Situation im 10. Jahrhundert und die Unwahr scheinlichkeit eines starken hebräischen Staates in dieser Zeit“ (Hervorhebung I. K.).12 Außerdem verleiht Garbinis allumfassende Schlussfolgerung seiner eigenen Arg u mentation ein zu großes Gewicht: Obwohl er recht hat, dass es Spannungen zwischen bestimmten biblischen Texten gibt – am bemerkenswertesten ist der Fall der verschiede nen Berichte über Davids Sieg über Goliath –, übertreibt er, was die Bedeutung dieser Einzelf älle angeht, als ob sie kennzeichnend für die gesamte Geschichtsschreibung über Davids und Salomos Epoche seien. So erhebt Garbini beispielsweise Widerspruch gegen die Berichte über Davids Kriege in 2. Samuel 8 und 10, die seine Siege über die Philister, Moabiter, Aramäer, Ammoniter, Amalekiter und Edomiter beschreiben. Das begründet er damit, dass sich die Erzählung von Davids Helden in 2. Samuel 23 lediglich auf Siege über die Philister und in einem Fall über die Moabiter, nicht jedoch auf die anderen Völker beziehe. Das beweist jedoch lediglich, dass die Liste von Davids mächtigen Männern in 2. Samuel 23 auf eine andere Quelle zurückgreift als die Kriegsberichte, und bestätigt, dass der Redaktor von Samuel seine Quellen nicht modifiziert hat, um sie einander anzugleichen, geschweige denn, dass er sie komplett neu geschaffen hätte. Dies beweist keinesfalls, dass 2. Samuel 23 historisch und 2. Samuel 8 nicht historisch ist; es könnte einfach sein, dass die beiden Quellen aus verschiedenen Lebensphasen Davids stammen oder sich auf unterschiedliche Zeiten in seinem Leben beziehen. Darüber hinaus stellt Garbini fest, 1. Kön 11,14–25 räume ein, dass „sowohl die Edomiter als auch die Aramäer ihre Unabhängigkeit unter Salomo zurückgewannen.“ Er sieht dies jedoch lediglich als weiteren Beweis für die geringe Ausdehnung von Davids Königreich; dabei bestätigt der Text in Wirklichkeit, dass David tatsächlich die Aramäer und Edomiter besiegte – andernfalls würde es keinen Sinn ergeben, von ihrer Rebellion zu berichten –, was Garbinis Schlussfolgerung widerlegt. Garbinis andere Argumente sind noch weniger überzeugend, da sie nicht einmal Wi dersprüche aufzeigen, sondern lediglich Details, die er aus verschiedenen Gründen für „unplausibel“ hält. So bestreitet er beispielsweise, dass der Pharao seine Tochter einem so wenig bedeutenden König wie Salomo zur Frau gegeben hätte. Vielmehr sei es so gewesen, small state, built a palace for himself with a small temple for the dynastic god as an annexe [sic]…; but he did not marry any daughter of Pharaoh, did not enrich himself with international trade and was also in all probability forced to suffer the military expedition of Pharaoh Sheshonk. This is the most that can be conceded to the history of the biblical text (the least is to consider it a complete invention) from the point of view of a record of ‚what actually happened‘; all the rest is part of the story of Hebrew ideology“; Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 31–32. 12 „Insignificant archaeological remains can certainly be related to this [i. e., the tenth] century…“; „the monopoly of iron and its working among the Philistines in the time of Saul confirm the general situation in the tenth century and the improbability of a strong Hebrew state in that period“; Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 32.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
41
dass „die Pharaonen die einzigen Herrscher waren, die zwar Prinzessinnen aus anderen Ländern heirateten, aber niemals ägyptische Prinzessinnen mit ausländischen Herr schern verheirateten“ (Hervorhebung im Original).13 Kenneth A. Kitchen hat jedoch ge zeigt, dass es durchaus Beispiele von diplomatischen Ehen ausländischer Herrscher mit Mitgliedern der ägyptischen Königsfamilie gibt.14 In 1. Könige 14,25 wird berichtet, dass Pharao Schischak im fünften Regierungsjahr Rehabeams, des Sohnes Salomos, in Israel eingefallen sei, was mit der Beschreibung eines Feldzugs Pharao Schischaks I. auf einer Siegesstele in Karnak aus dem 21. Jahr seiner Herrschaft übereinzustimmen scheint. Garbini argumentiert, dass die ägyptische Chro nologie dieser Zeit unsicher sei und daher nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden könne, dass Schischaks Feldzug wirklich erst so spät stattfand, wie der biblische Text es darstellt. Obwohl er eingesteht, dass die Chronologie hier nicht ganz zuverlässig ist, behauptet Garbini mit Nachdruck jedoch, dass der fragliche Feldzug aller Wahrscheinlichkeit nach während Salomos Herrschaft stattgefunden habe, ohne konkrete Beweise für diese Datierung zu nennen.15 Er gesteht zwar zu, dass seine Annahme „ungefähr“ („approximate“) und „recht vernünftig“ („quite reasonable“) sei, kommt auf dieser Basis jedoch zu der Schlussfolgerung, dass sie den biblischen Bericht vollständig diskreditiere („completely discredits“).16 Das ist schlicht und ergreifend ungenau. Bestenfalls hat Garbini hier einen Aspekt des biblischen Berichts in Frage gestellt, mehr jedoch nicht. Dasselbe gilt für seine Behauptung, dass Geser, Hazor und Megiddo, insbesondere der Bau ihrer Befestig ungsanlagen, nicht abschließend mit Salomo in Verbindung gebracht werden könnten17 und dass die Archäologie nur wenig belastbare Beweise für internationalen Handel im 10. Jh. v. u. Z. zutage gefördert habe. Je nachdem, ob man sich nach der High Chronology oder nach der Low Chronology richtet, unterstützen die archäologischen Funde entweder die Annahme von Bautätigkeiten Salomos oder unterhöhlen bestimmte Details der biblischen Texte. Keinesfalls aber widerlegen sie zweifelsfrei die Historizität der Bautätigkeit Salomos oder gar des gesamten Salomonischen Reichs. Folglich muss Garbinis Schlussfolgerung, dass bestenfalls davon ausgegangen werden könne, dass David und Salomo lediglich über ein kleines Territorium geherrscht hätten, umgekehrt werden: Diese Feststellung ist das Mindeste, was als Tatsache angesehen werden muss, sogar wenn alle von Garbini vorgebrachten „Beweise“ akzeptiert würden. Keiner seiner aufgeführten Punkte kann belegen, dass die gesamte biblische Erzählung falsch ist. Dennoch nutzt er die behaupteten Unwahrscheinlichkeiten als Grund dafür, das gesamte restliche Textma 13 „[T]he Pharaohs were the only rulers to marry foreign princesses but never to give Egyptian prin cesses to foreign rulers“ (Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 27). 14 Kitchen, On the Reliability of the Old Testament, S. 110–112. Darüber hinaus siehe Kapitel IV, § II, 4. 15 Garbini, History and Ideology in Ancient Israel, S. 30. 16 Ebd., S. 30. Demgegenüber siehe Na’aman, „Sources and Composition in the Histor y of David“, S. 170–171, der für die Historizität von Schischaks Feldzug in der Zeit Rehabeams plädiert. Einige an dere Forschungsansätze zu der Frage, wie dieser Feldzug mit der Geschichte des Alten Israel in Eink lang gebracht werden kann, bietet aktuell James und van der Veen (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology. 17 Zu den Debatten über diese Fundstätten und die mit ihnen verbundenen archäologischen Unsicher heiten siehe Kapitel II, § I I.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
42
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
terial über David und Salomo außer Acht zu lassen – obwohl ein Großteil dieses Materials von den angeführten Argumenten überhaupt nicht betroffen ist. Tatsächlich richten sich Kritiken dieser Art auf eine bemerkenswert kleine Anzahl von Versen aus dem Gesamtkorpus der Texte über die Vereinigte Monarchie, die zudem groß teils aus zusammenfassenden Bemerkungen und isolierten Verweisen bestehen. Selbst wenn jeder einzelne von Garbinis Kritikpunkten schlüssig wäre, so hätte doch kein einzi ger eine direkte Auswirkung auf die Mehrzahl der Erzählungen über David und Salomo. So weist er den gesamten Bericht von Davids Eroberungen mit der Begründung zurück, 2. Samuel 23 bestätige 2. Samuel 8 nicht vollumfänglich, ohne sich auch nur mit den zahlreichen anderen Erzählungen in 2. Samuel auseinanderzusetzen, die ebenfalls Da vids Kriege beschreiben. Sicherlich gibt es einige Inkonsistenzen, die es erfordern, dass wir die entsprechenden Berichte mit Vorsicht behandeln und kritisch auswerten. Aber gerade diese Inkonsistenzen sollten uns dazu veranlassen, uns mit der Frage zu beschäfti gen, welches ältere Quellenmaterial hinter den Texten stehen könnte. Garbini zeigt jedoch kein Interesse daran. Die Widersprüche dienen ihm lediglich als Grund, das Ganze abzulehnen. Darüber hinaus ist festzuhalten: Auch wenn Garbinis Kritik bezüglich des Groß reichs Davids und Salomos schlüssig wäre, gibt es zahlreiche Geschichten über diese beiden Könige, die in keinerlei Zusammenhang mit der Größe ihres Reichs stehen. So ist beispielsweise kein einziger Teil der Thronfolgeerzählung Salomos in 1. Könige 1–2 abhängig von irgendeiner Schlussfolgerung über die Größe von Davids und Salomos Reich bzw. Hauptstadt. Die Geschichte spielt ausschließlich in der Davidsstadt und an der Gihonquelle; an ihr sind keine fremden Mächte beteiligt, und es werden darin keine Behauptungen aufgestellt, die von der Archäologie bisher widerlegt wurden. Folglich ist ihre historische Verlässlichkeit von Garbinis Thesen nicht beeinträchtigt und muss auf einer anderen Grundlage bewertet werden. Letztlich gilt das für die meisten biblischen Erzählungen über die Vereinigte Monarchie. Uns stehen schlicht keine außerbiblischen Berichte über diese Ereignisse zur Verfügung, die bestätigen oder widerlegen könnten, dass die geschilderten Begebenheiten so stattgefunden haben. Daher bleibt uns nur, jeden einzelnen Text sorgfältig zu analysieren und – sofern möglich – mit verfügbaren Funden aus der Welt des Alten Orients zu vergleichen. Das gesamte vorhandene Textmaterial einfach a priori als „Hebräische Ideologie“ abzulehnen, ist dagegen nicht sinnvoll, wie weiter unten gezeigt werden wird. III Andere minimalistische bzw. revisionistische Theorien Zumindest beschäftigt sich Garbini mit einigen biblischen Texten und archäologischen Funden, so unschlüssig und übertrieben seine Argumente auch sein mögen. Viele Mini malisten/ Revisionisten, die seinen Ansätzen gefolgt sind, haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Beweise ausführlich zu diskutieren. Dennoch ließen sie sich zu Theo rien über die Entwicklung der biblischen Tradition inspirieren, die noch extremer sind als Garbinis Thesen. Hier einige Beispiele:
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
43
Philip R. Davies vertritt die Ansicht, dass die gesamte biblische Literatur in „der Zeit zwischen dem sechsten und dem dritten Jahrhundert v. u. Z. … zusammengestellt“18 worden sei. So behauptet er, dass „bereits die Beamten des Ministeriums für Geschichte in Jehud den Anspruch erhoben, dass ihre winzige Provinz das Überbleibsel eines ehemals mächtigen Reichs sei, … über das David und Salomo geherrscht hatten. Bildete dieser fiktionale Anspruch, den niemand Geringerer als ein persischer König bestätigen sollte, … möglicherweise die Grundlage dafür, dass sich spätere judäische Könige, die Hasmo näer, das Ziel setzten, das Territorium zurückzuerobern, das sie für das historische Israel hielten…?“19. Auch wenn Davies nicht behaupten will, dass „der gesamte Inhalt dieser Literatur erst zu dieser Zeit entstand“, insistiert er darauf, dass „die ideologische Struktur der biblischen Literatur in der letzten Analyse nur als ein Produkt der Perserzeit erklärt werden kann.“20 In ähnlicher Weise sehen auch Niels Peter Lemche und Thomas L. Thompson alle biblischen Berichte über die Vereinigte Monarchie als erfundene Geschichten, also als historisch unzuverlässig an. Sie stellen kategorisch fest: „In der Geschichte Palästinas, die wir vorgestellt haben, gibt es keinen Platz für eine historische Vereinigte Monarchie oder für Könige, wie sie die biblischen Erzählungen von Saul, David und Salomo präsentieren. Die Frühzeit, in der die Überlieferungen ihre Erzählungen verankert haben, ist eine imaginäre Welt in grauer Vorzeit, die so niemals existiert hat.“21 An anderer Stelle geht Thompson sogar noch weiter und kommt zu dem Schluss: „Die Erzählungen von dem goldenen Zeitalter der Vereinigten Monarchie widerspiegeln die Fantasie und die Am bitionen Jerusalems in der Makkabäerzeit“, also im 2. Jh. v. u. Z.22 Er fährt fort: „Es ist
18 „…the period between the sixth and third centuries BCE, during which, I believe, the biblical literature was composed“; P. R . Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 148 (Sheffield: JSOT Press, 1992), S. 105. 19 „[T]he clerks of the Ministry of Histor y in Yehud were already claiming their tiny province to be the relic of a once mighty empire… ruled over by David and Solomon. Was it perhaps on the basis of this fictional claim, which a Persian king, no less, has been made to endorse…, that latter Judean kings, the Hasmonaeans, set about recreating what they believed to be the boundaries of historical Israel…?“ (Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 90). Auf S. 94 kommt Davies zu dem Schluss, dass „die Gesellschaft, die in Jehud während der Perserzeit heranwuchs, die Matrix für die Erschaffung des biblischen Israel“ gewesen sei („the society which grew up in Yehud in the Persian period is the matrix for the production of the biblical Israel“). Siehe auch ebd., S. 24, 95. 20 „[A]lthough the ideological structure of the biblical literature can only be explained in the last analysis as a product of the Persian period, it need not follow that all the content of this literature arose only at this time“; Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 94 (Hervorhebungen im Original). 21 „In the history of Palestine that we have presented, there is no room for a historical United Monarchy, or for such kings as those presented in the biblical stories of Saul, David and Solomon. The early period in which the traditions have set their narratives is an imaginary world of long ago that never existed as such“; N. P. Lemche und T. L . Thompson, „Did Biran Kill David? The Bible in the Light of Archaeology“, JSOT 64 (1994), S. 3–22, insb. 19; vgl. T. L. Thompson, The Mythic Past: Biblical Archaeology and the Myth of Israel (London: Basic Books, 1999), S. 206. 22 „The stories of the golden age of the United Monarchy reflect the fantasy and ambitions of Jerusalem of the Maccabees“ (Thompson, The Mythic Past, S. 206).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
44
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
genau diese größere politische Welt des zweiten Jahrhunderts v. u. Z., an die sich die natio nalen Epen von Samuel-Könige und Chronik richteten.“23 Eine etwas andere Theorie, aber mit ähnlichen Ergebnissen wie bei Davies, Lemches und Thompsons, wird von einigen anderen Forschern vertreten, beispielsweise von Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman. Teilweise aufgrund der Entdeckung der Tel-DanInschrift, die ihrer Meinung nach – wie auch in den Augen der meisten anderen Wissen schaftler, abgesehen von Lemche und Thompson – das „Haus Davids“ erwähnt, erkennen Finkelstein und Silberman an, dass David und Salomo tatsächlich existiert haben, wovon auch Garbini überzeugt war. Allerdings basierend auf „Einblicken in die zugrundeliegende archäologische Realität“24, wurden einige Feldbegehungen im Judäischen Bergland und Untersuchungen über die vermutete Größe Jerusalems des 10. Jh. v. u. Z. durchgeführt. Hierbei kamen sie zu dem Schluss, dass David und Salomo lediglich relativ unbedeutende Herrscher gewesen sein konnten, die Jerusalem kontrollierten, das zu dieser Zeit „kaum mehr als ein typisches Dorf im Bergland gewesen“ sei.25 Sie folgern, dass es sich bei dem Reich, über das David und Salomo herrschten, lediglich um „knapp 5000 Menschen über Jerusalem, Hebron und ungefähr zwanzig kleine Dörfer in Juda verstreut [sc. gehandelt haben dürfte], während zusätzliche Gruppen möglicherweise auch weiterhin Hirten blieben.“26 Somit hatten die beiden Könige ihrer Meinung nach weder über ein ausgedehntes Königreich verfügt, wie es in der Hebräischen Bibel beschrieben ist, noch über nennenswerten geopolitischen Einfluss. Die Bezugnahmen auf ihren internationa len Handel „spiegeln zweifellos Judas Beteiligung am lukrativen arabischen Handel [des siebten Jahrhunderts] wider“ (Hervorhebung I. K.).27 Bei den Erzählungen über David und Salomo handle es sich lediglich um Legenden und volkstümliche Erzählungen, die „ein mythisches Goldenes Zeitalter“28 widerspiegelten und mehrere Jahrhunderte später, in der Zeit König Josias von Juda, im 7. Jh. v. u. Z., zusammengestellt worden seien. Da raus folgern sie: In der späten Königszeit hatte sich in Juda und Jerusalem eine ausgearbeitete Theo logie entwickelt, die die Verbindung zwischen dem Erben Davids und dem Schicksal des gesamten Volkes Israel beglaubigen sollte… Das ruhmreiche Epos von der Ver einigten Monarchie war…29 eine eindrückliche Komposition, in der alte Heldenge schichten und Sagen zu einer kohärenten, überzeugenden Prophezeiung für das Volk Israel im 7. Jahrhundert v. u. Z. miteinander verflochten wurden… Das war Josia, 23 „It is to just this larger political world of the second century BCE that the national epics of SamuelKings and Chronicles were addressed“ (Thompson, The Mythic Past, S. 209). 24 Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 163. 25 Ebd., S. 160. 26 Ebd. 27 Ebd., S. 161. 28 Ebd. 29 An dieser Stelle ziehen Finkelstein und Silberman einen Vergleich zwischen der biblischen Ge schichtsschreibung über die Königszeit in Samuel-Könige und den Erzählungen über die Vorge schichte Israels. Sie vertreten die Auffassung, dass Erstere „wie die Erzählungen über die Erzväter und die Geschichten vom Auszug und der Landnahme“ sei (Keine Posaunen vor Jericho, S. 162).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
45
… der fähig [war], die Geschichte seiner eigenen Zeit bis zur Zeit der sagenumwobe nen Vereinigten Monarchie zurückzuverfolgen.30
Ernst Axel Knauf und Philippe Guillaume vertreten eine andere Theorie: Die Geschichte Salomos (1. Könige 1–11) ist der Auftakt zur Geschichte der Kö nigreiche Israel und Juda, die den ganzen Ruhm des assyrischen Reichs in eine sa genhafte Vergangenheit projiziert, um so zu zeigen, dass ein solches Reich nur un tergehen kann. Der Wohlstand Israels zur Zeit der Omriden im neunten Jh. v. u. Z . wurde auf Salomo übertragen, einschließlich der Schiffe, die nach Ophir gesandt wurden, des mächtigen Palastes und der Liste der zwölf Distrikte (1. Könige 4). Das Porträt des Kriegers David und des Bauherrn Salomo entspricht, mit einigen Über treibungen, dem Dynastiegründer Omri und seinem Sohn Ahab.31 Der biblische Salomo erbte die Erbauung Hazors, Megiddos und Gesers sowie den Pferdehandel zwischen Ägypten und Assyrien von Jerobeam II.32
Aus einem anderen Blickwinkel bestreitet A. Graeme Auld, dass Samuel-Könige als eine ältere Komposition und als historisch genauer angesehen werden sollten als die Chro nik, da alle genannten Bücher nachexilisch entstanden seien.33 Er geht davon aus, dass der Chronist Samuel-Könige nicht als Vorlage nutzte, vielmehr habe er, ebenso wie deren Ver fasser, auf einen beiden „gemeinsamen überlieferten [kürzeren] Text“34 zurückgegriffen. Bei diesem handle es sich um eine nichtdeuteronomistische Quelle, in der die Geschichte Judas vom Tode Sauls bis zur Zerstörung Jerusalems und zum babylonischen Exil nacherzählt worden sei. Der jeweilige Autor von Samuel-Könige und Chronik habe diese gemeinsame Quelle genutzt und entsprechend seinen eigenen theologischen Ansichten und zur Untermauerung seiner spezifischen Version der Geschichte Judas erweitert. Folglich, so Auld, gingen die textlichen Parallelen zwischen der Chronik einerseits und SamuelKönige andererseits auf eine frühere gemeinsame Quelle zurück, und seien nicht durch eine Abhängigkeit der Chronik von Samuel-Könige zu erklären. Demgegenüber seien die 30 Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 161–162. 31 Knauf und Guillaume beziehen sich hier auf H. M. Niemann, „The Socio-political Shadow Cast by Biblical Solomon“, in L. K . Handy (Hg.), Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 252–299. 32 „The Story of Solomon (1 Kings 1–11) is the overture to the history of the kingdoms of Israel and Judah, projecting all the glory of the Assyrian Empire onto a fabulous past to show how such an empire can only lead to ruin. The prosperity of Israel in the time of the Omrides in the ninth century BCE was transferred to Solomon, including the boats sent to Ophir, the mighty palace, and the list of 12 districts (1 Kings 4). The portrayal of David the warrior and Solomon the builder corresponds, with some exaggeration, to Omri the founder of the dynasty and to Ahab his son. The biblical Solomon inherited from Jeroboam II the building of Hazor, Megiddo, and Gezer and the horse trade from Egypt to Assyria.“; E. A. Knauf und P. Guillaume, A History of Biblical Israel: The Fate of the Tribes and Kingdoms from Merenptah to Bar Kochba (Sheffield and Bristol: Equinox, 2016), S. 76. Wenn bereits die Existenz eines Vereinigten Königreichs abgelehnt wird, ist es evident, zugleich auch die Teilung dieses Königreichs zu bestreiten, wie sie in 1. Könige 12 (// 2. Chronik 10) beschrieben ist. 33 Auld, Kings without Privilege. 34 „[C]ommon inherited text“; ebd., S. 4.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
46
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
Textstellen, die keine Parallelitäten aufwiesen, Erweiterungen dieser Quelle durch die jeweiligen Autoren in der Perserzeit. Konsequenterweise betrachtet Auld Könige und Chronik „nicht als Geschichte und revidierte Geschichte und auch nicht als Text und Kommentar, sondern als alternative oder konkurrierende Aneignungen einer früheren Erzählung über die Könige Judas. Das Deuteronomium, dessen Fertigstellung unaufhaltsam immer später datiert wird, erscheint als von der darauf folgenden Erzählung beeinflusst und nicht nur als die Quelle von Ideen und Sprache.“35 Auf diese Weise bemüht sich Auld, die historische Glaubwürdigkeit von Samuel-Könige gleichzusetzen mit dem, was er ohne zu zögern als die „historische Unzuverlässigkeit und Künstlichkeit der Chro nikbücher“36 bezeichnet. Er versucht, die Historizität von Samuel-Könige so weit wie möglich zu demontieren oder wenigstens zu minimieren.37 Eine solche Theorie würde – sofern man sie akzeptiert – implizieren, dass beinahe die gesamte Thronfolgeerzählung in 2. Samuel 9–10 und 1. Könige 1–2, einschließlich der Umstände der Geburt Salomos und seines Aufstiegs zum König, eine späte Komposition aus der nachexilischen Zeit wäre, weil die Texte in dieser Form nicht in den Chronikbüchern erscheinen. IV Gibt es eine tragfähige Grundlage für die minimalistischen/ revisionistischen Ansätze? Trotz ihrer überzeugten Ablehnung der biblischen Tradition geben die Methoden und Ar gumente der Minimalisten/ Revisionisten Anlass zu ernsthaften Fragen. Da bereits sehr viele ausgezeichnete Bibelwissenschaftler, Historiker, Archäologen, Paläographen und Philologen umfangreiche Kritik geübt haben,38 ist es nicht notwendig, alle Argumente 35 „[N]ot as history and revised history, nor as text and commentary, but as alternative or competing appropriations of an earlier story of Judah’s kings. Deuteronomy, the date of its completion pushed inexorably later, emerges as influenced by the story that follows, and not simply the source of ideas and language“; Auld, Kings without Privilege, S. viii. Auld geht davon aus, dass das Deuteronomium nach seinem imaginären Buch namens „Geschichte Judas“ verfasst und dadurch beeinflusst worden sei. Er weist auch zurück, dass das Buch der Könige als solches ein deuteronomistisches Werk sei; siehe ebd., S. 154, 173–174. 36 „[H]istorical unreliability and artificiality of the books of Chronicles“ (Auld, Kings without Privilege, S. 3). Es ist jedoch keineswegs nur wahrscheinlich, dass große Teile des nicht parallelen Textmaterials in Samuel-Könige auf ältere historische Quellen zurückgehen, sondern auch einige der nicht paral lelen Textstellen in der Chronik historisch verlässliche Daten enthalten, siehe Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 179–192. 37 Auld, Kings without Privilege, S. 4. 38 Untersuchungen und Zurückweisungen minimalistischer/ nihilistischer Ansätze bieten z. B. I. Provan, „Ideologies, Literary and Critical: Reflections on Recent Writing on the Histor y of Israel“, JBL 114 (1995), S. 585–606; A. F. Rainey, „Uncritical Criticism“, JAOS 115 (1995), S. 101–104; J. Pasto, „When the End is the Beginning? Or When the Biblical Past is the Political Present: Some Thoughts on Ancient Israel, ‚Post-Exilic Judaism‘, and the Politics of Biblical Scholarship“, SJOT 12 (1998), S. 157–202. Pasto argumentiert, dass eine antizionistische Agenda in den Werken einiger Forscher wie z. B. Niels Peter Lemche und Thomas L. Thompson feststellbar sei, die „ihr[e Vorstellung vom] nachexilische[n] Judentum, die von Widersprüchen und Unterdrückung geprägt ist, als eine Meta pher für die zionistische Bewegung, den modernen Staat Israel und die Unterdrückung palästinensi scher Nationalisten darstellen“ („present their post-exilic Judaism of contradiction and repression as a metaphor for the Zionist movement, the State of Israel, and the repression of Palestinian national-
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
47
hier zu wiederholen, sondern nur einige entscheidende Einwände gegen ihre Methoden und Ansätze. Nicht jeder der im Folgenden genannten Punkte trifft auf jeden der oben erwähnten Forscher zu, aber alle stellen wesentliche Annahmen in Frage, die von den meisten dieser Wissenschaftler geteilt werden: 1. Die revisionistischen/ minimalistischen Theorien weisen sämtliche biblische Texte leichtfertig als ahistorisch und unzuverlässig zurück, während sie etablierte Forscher dafür kritisieren, diese Texte für historisch verlässlich zu halten, obwohl sie nicht durch außerbiblische Beweise gestützt werden. Thompson äußerst sich hierzu wie folgt: „Der Charakter der Erzählungen [über die Vereinigte Monarchie, I. K.] selbst ist nicht historisch, und ihre Historizität – ja, sogar ihre historische Relevanz – sollte nicht von vornherein angenommen werden. ‚Außerbiblische Belege‘ sind nicht länger ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, und ohne sie können wir einfach keine Geschichte Israels schreiben.“39 Solche Ablehnungen stützen sich jedoch nicht auf eine ausführliche Analyse der biblischen Texte, insbesondere der historiographischen Literatur, sondern lediglich auf eine extrem selektive und äußerst skeptische Lesart einer Handvoll Passagen, falls der Textbefund überhaupt erörtert wird. So umfasst beispielsweise der Abschnitt „The United Monarchy and the Origin of Israel“ aus ists“; ebd., S. 180–202, insb. 196; vgl. auch 197). Einige Seiten später widerspricht sich Pasto jedoch selbst wie folgt: „Das soll nicht heißen, dass Lemche, Thompson, Davies und andere antizionistisch, antibiblisch oder antisemitisch sind, und ich würde sie gegen solche Vorwürfe verteidigen“ („This is not to say that Lemche, Thompson, Davies, and others are anti-Zionist, anti-Biblical, or anti-Semitic, and I would defend them against such charges“; ebd., S. 200). Siehe auch K. L . Younger, Jr., „Early Israel in Recent Biblical Scholarship“, in D. W. Baker et al. (Hgg.), The Face of Old Testament Studies (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1999), S. 176–206; L. L . Grabbe, „Writing Israel’s Histor y at the End of the Twentieth Century“, in A. Lemaire und M. Sæbø (Hgg.), Congress Volume Oslo 1998 (Leiden: E. J. Brill, 2000), S. 203–218; ders., „Hat die Bibel doch Recht? A Review of T. L . Thompson’s ‚The Bible in Histor y‘“, SJOT 14 (2000), S. 117– 139; Z. Talshir, „Textual and Literary Criticism of the Bible in Post-Modern Times: The Untimely Demise of Classical Biblical Philology“, Henoch 21 (1999), S. 235–252; ders., „When Has the Bible Been Written?“, Beit Mikra 49 (2004), S. 15–30 (Hebräisch); A. Ben-Tor, „Archaeology – Bible – Histor y“, in I. L . Levin und A. Mazar (Hgg.), The Dispute Regarding the Historical Truth in the He brew Bible (Jerusalem: Yad Ben Zvi, 2001), S. 17–25 (Hebräisch); B. Oded, „The People of Israel in the Biblical Period: Histor y or Myth?“, Beit Mikra 47 (2002), S. 25–32 (Hebräisch); Kitchen, On the Reliability of the Old Testament, S. 452–464; Kalimi, „Kings with Privilege“, S. 498–517; ders., „Die Quelle(n) der Textparallelen zwischen Samuel-Könige und Chronik“, S. 11–30; A. Frisch, Torn Asunder: The Division of the Kingdom Narrative in the Book of Kings (Beer Sheva: Ben-Gurion Uni versit y of the Negev Press, 2013), S. 19–25 (Hebräisch). Auch Frisch bezieht sich auf die politische Agenda der Minimalisten (ebd., S. 21–25), wie dies einige andere Forscher bereits festgestellt haben, z. B. J. Lassner and S. I. Troen, „Jews, Arabs, and Modern Biblical Scholarship“, Jews and Muslims in the Arab World: Haunted by Pasts Real and Imagined (Lanham, Maryland: Rowman & Littlefield, 2007), S. 217–242, insb. 230–242 und die dort aufgeführte weitere Literatur. 39 „The character of the narratives [über die Vereinigte Monarchie, I. K.] themselves is not historical, and historicity – even historical relevance – cannot be assumed of them. ‚External evidence‘ is no longer a luxury but a necessity, and without it we simply cannot write a history of Israel“; T. L . Thompson, Early History of the Israelite People: From the Written and Archaeological Sources, Studies in the Histor y of the Ancient Near East 4 (Leiden: E. J. Brill, 1994), S. 110.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
48
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
Thompsons Buch, dem das oben stehende Zitat entnommen ist, nur fünf Seiten, und es wird kein einziger biblischer Text zitiert oder diskutiert.40 Ähnlich verhält es sich mit Davies’ Buch, In Search of ‚Ancient Israel‘, dessen gesamter Index biblischer Textstellen – der anscheinend vollständig ist – gerade einmal knapp eineinhalb Seiten füllt.41 Darüber hinaus findet selbst an den Stellen, an denen Davies sich auf bestimmte Texte bezieht, keine vertiefte Auseinandersetzung mit ihren Details statt, weder auf philologischer noch auf quellen-, redaktions- oder historisch-k ritischer Ebene. So besteht eine der inhaltlich dichtesten Diskussionen von Bibeltexten im Vergleich der biblischen und der assyrischen Berichte über Sanheribs Feldzug in Juda im Jahr 701 v. u. Z., über den Davies explizit schreibt: „Ich bin nicht wirklich daran interessiert, die biblischen und die assyrischen Berichte einander gegenüberzustellen.“42 Eine fundierte geschichtswissenschaftliche Methodik erfordert jedoch genau das: eine vergleichende Analyse, die Davies als uninteressant ablehnt. Wie ist es möglich, ein Werk über die Geschichte einer bestimmten Epoche zu schreiben, ohne sich im Detail mit den überlieferten Texten zu befassen, die diese Epoche beschreiben – unabhängig davon, ob man diese Texte für historisch verlässlich hält oder nicht? Davies legt eine Schlussfolgerung vor, ohne eine detaillierte Quellenanalyse durchzuführen, die 40 Thompson, Early History of the Israelite People, S. 108–112, bezieht sich an einer Stelle auf „die Re konstruktion der Traditionen von Genesis–2. Könige“ („the reconstructions of the Genesis–2 Kings traditions“), die er als „für die Aufgabe, eine Geschichte der Anfänge Israels zu schreiben, sowohl ungeeignet als auch von begrenztem Nutzen“ („both inappropriate and of limited use to the task of writing a history of Israel’s origins“; ebd., S. 111) abweist. Davon abgesehen spricht er ausschließlich abstrakt von biblischen Texten, die er an keiner Stelle zitiert oder diskutiert. Tatsächlich erscheinen in seiner ausführlichen Diskussion des Übergangs von der Bronze- zur Eisenzeit (ebd., S. 146–170, 215–300) lediglich drei Bezüge auf biblische Texte: In einer Anmerkung weist er einen „Versuch, 2. Samuel und 1. Könige mit den Grabungsberichten aus Megiddo in Einklang zu bringen“ („ef�fort to harmonize 2 Samuel and 1 Kings with the excavation reports from Megiddo“; ebd., S. 255, Anm. 114), zurück; in einem Satz stellt er die Behauptung auf, dass die „Philister“, auf die in den Erzählungen von Richter und 1–2 Samuel… Bezug genommen wird, „abgesehen von der späten, ethnozentrischen Perspektive der biblischen Überlieferung, als Volk nicht existieren“ („do not exist as a people apart from the biblical tradition’s late ethno-centric perspective“; ebd., S. 272); und in zwei Sätzen lehnt er einige Versuche ab, Richter 5 als einen Beleg für ein frühes „Israel“ heranzuziehen (ebd., S. 275). Keine der angeführten Passagen wird wirklich erörtert, noch werden andere biblische Texte auch nur erwähnt, die relevant wären, um die Ursprünge des Königtums zu erhellen. Scheinbar wird dies jedoch als ausreichend erachtet, um den historischen Wert der gesamten bibli schen Geschichtsschreibung zu negieren! Das Buch, das immerhin 482 Seiten umfasst, enthält nicht einmal ein Verzeichnis der Bibelstellen. Kaum besser verhält es sich in Thompsons späterem Buch, The Mythic Past, das in seiner Abhandlung über „den historischen David“ zumindest auf einige wenige biblische Texte (nämlich 1. Samuel 24–26; 1. Kön 9,15; 11; 15,16–20; 2. Könige; 2. Chronik 9–10; siehe ebd., S. 200–210) Bezug nimmt. Keiner dieser Texte wird ausführlich erörert, stattdessen werden sie lediglich dazu benutzt, die Teile der biblischen Tradition zu illustrieren, die Thompson ablehnt. Auch hier wird in Thompsons langatmiger Nacherzählung der Geschichte „Palästinas“ von den frühesten Anfängen bis zum Exil kaum ein biblischer Text erwähnt (vgl. ebd., S. 103–225). 41 Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 171–172. 42 „I am not really interested in contrasting the biblical and Assyrian accounts“; Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 33–35, insb. 34.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
49
diese untermauern würde. Stattdessen bietet er nicht mehr als eine grobe Darstellung jedes Textes, bevor er erklärt, dass die Berichte zwar vermutlich Bezug nehmen auf „etwas, das geschah“ („something that happened“) – ohne dieses „something“ näher zu spezifizieren: Was? – Wann? – Wie? – Wo? –, dass aber dennoch jeder einzelne ein „literarisches Konstrukt“ („literally construct“) sei, das primär ideologischen Zwecken diene. Folglich hätten historische Rekonstruktionen, die auf diesen Texten aufbauten, nicht mehr Gültigkeit als ein Versuch, auf der Basis von Shakespeares Julius Caesar zu erschließen, „was wirklich geschah“ („what really happened“).43 Thompson stellt bezüglich der Vereinigten Monarchie dieselbe Behauptung auf, zieht jedoch eine andere Parallele: „Die biblischen Texte über David mit dem Palästina der frühen Eisenzeit zu vergleichen, wäre, als ob man das Gilgamesch-Epos mit dem bronzezeitlichen Uruk, Achilles mit dem antiken Mykene oder Artus mit dem frühmittelalterlichen England vergleichen würde.“44 Diese Argumente sind in keiner Weise überzeugend. Thompson und Davies haben weder einen detaillierten Vergleich der relevanten Textstellen geliefert, der schlüssig beweisen könnte, dass die biblischen Texte über David oder Hiskia einem ähnlichen Genre zugerechnet werden, noch haben sie eine vergleichbare Datierung bezogen auf die Ereignisse beschrieben, oder eine annähernd gleichwertige Einstellung zu ihren Quellen wie diese in Shakespeares Dramen oder die Mythen von Gilgamesch, Achilles oder König Artus gefunden werden können. Gerade weil es möglich ist, Mythen und historische Fiktion zu verfassen, beweist nicht, dass die biblischen Autoren genau das getan haben. Wo ist der Beleg dafür, dass die Verfasser der biblischen Texte eine solche literarische Fiktion geschaffen haben? Weder beweiskräftige Vergleiche noch überhaupt irgendwelche detaillierten Argumente sind je von Davies, Thompson oder den 43 Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 35. Für eine ausführliche Erörterung dessen, was im Hin blick auf Sanheribs Feldzug und die verschiedenen antiken Berichte darüber tatsächlich rekon struiert werden kann, und für einen Überblick über die archäologischen Funde siehe I. Kalimi und S. Richardson (Hgg.), Sennacherib at the Gate of Jerusalem: Story, History and Historiography, Cul ture and Histor y of the Ancient Near East 71 (Leiden: E. J. Brill, 2014). 44 „To compare the Bible’s stories about David with early Iron Age Palestine is like comparing the story of Gilgamesh with Bronze Age Uruk, Achilles with ancient Mycenae or Arthur with early medieval England“; Thompson, The Mythic Past, S. 205–206, insb. 206; vgl. auch S. 11–15. Hier weist er die Behauptung zurück, außerbiblische Erwähnungen aus der Zeit der Königsdynastie der Omriden könnten Gründe für die Annahme sein, die biblischen Erzählungen als historisch verlässlich zu be werten, wieder mit einem Verweis auf Shakespeare: „Die Belege legen nahe, dass sich die Bibel, ähn lich wie Shakespeare, häufig auf fiktive Könige beruft, wenn sie ihre Geschichten herstellt“ („evidence suggests that the Bible, like Shakespeare, often invokes fictional kings in confecting its stories“; ebd., S. 15). Vgl. dazu auch Grabbes Kritik an diesem Punkt: „Hat die Bibel doch Recht?“, S. 121–122, der einwendet: Wenn man die Könige der Vereinigten Monarchie ausschließt – da es ein Zirkelschluss wäre, sich darauf zu berufen, dass sie erfunden seien –, „finde ich keinen Beweis dafür, dass irgendeiner der Könige Israels oder Judas erfunden ist. … T[hompson] führt keine Beispiele für irgendwelche erfundenen Könige in den Erzählungen der Königebücher an, abgesehen vielleicht von der Existenz der beiden Jerobeams“ („I find no evidence that any of the Israelite or Judean kings were invented. … T[hompson] gives no examples to show any invented kings in the Kings narrative except perhaps the existence of two Jeroboams“; ebd., S. 122, mit Bezug auf Thompson, The Mythic Past, S. 23).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
50
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
anderen Minimalisten vorgebracht worden. Ihre anachronistischen Analogien werden einfach ohne konkrete Belege oder eine präzise Untersuchung der biblischen Texte in den Raum gestellt; sie dienen lediglich dazu, die a priori erfolgte Ablehnung ihrer Historizität zu rechtfertigen. Obwohl es keinen Zweifel daran geben kann, dass die biblischen Texte – wie jede Ge schichtsschreibung – von ideologischen Interessen geprägt sind, sind solche Pauschal urteile vollkommen ungenügend, da sie lediglich etwas behaupten, ohne detaillierte Belege beizubringen, statt nachzuweisen, dass die biblischen Texte unhistorisch sind.45 Nur weil diese biblischen Texte ihre je eigene theologische Agenda verfolgen, bedeutet das noch nicht, dass sie keinerlei historischen Wert haben. Die biblischen Dokumente sind selbst Beweise, zumindest für die Zeit, in der sie geschrieben, zusam mengestellt und bearbeitet wurden. Daher können Rückschlüsse auf die historische Verlässlichkeit einzelner Details ausschließlich auf der Basis einer gründlichen Ana lyse der entsprechenden Texte erfolgen, was Davies, Thompson und die anderen Mini malisten völlig ignoriert haben bzw. eine Auseinandersetzung damit meiden. Gewiss gibt es, wie die meisten Forscher mittlerweile eingestehen, einige Elemente innerhalb der biblischen Texte, die vermutlich relativ jung, legendenhaft, übertrieben oder interpretativ sind. Die Argumente, die gegen den biblischen Text als Ganzes vorgebracht werden, halten jedoch einer genauen Untersuchung nicht stand. Wird der gesamten Bibel der historische Quellenwert abgesprochen, so muss selbstverständlich auch jede Schlussfolgerung, die auf ihren Texten basiert, abgelehnt werden. Dies ist jedoch kein methodisch sinnvoller Ansatz – weder bezüglich der kritischen Auswertung bibli scher Literatur noch mit Blick auf die historische Rekonstruktion der Geschichte des Alten Israel. 2. Die biblischen Berichte sind die einzige uns zur Verfügung stehende antike Quelle, die eine kontinuierliche Erzählung der Geschichte Israels im Allgemeinen und der Vereinigten Monarchie im Besonderen bietet. Die Minimalisten/ Revisionisten be haupten nicht einmal, dass ihnen verlässlichere historische Quellen aus jener Zeit zur Verfüg ung stünden, die den biblischen Berichten etwa widersprechen. Warum also sollte man ihre Ablehnung der biblischen Quellen akzeptieren? Darüber hinaus gesteht Davies selbst zu, dass „wir… zwar aus den Erkenntnissen der Archäologie manches über die gesellschaftlichen Zustände in Palästina während der Eisenzeit lernen [können]“, dass die Archäologie jedoch nichts anbietet, das vergleichbar wäre mit „dem vereinfachten und doch dramatischen Bild“, das die Bibel, wie „alle großartigen künstlerischen Werke“, zeichnet.46 Ohne eine solche Erzählung, so 45 Zu diesem Punkt siehe auch Grabbe, „Hat die Bibel doch recht?“, S. 120–123, 127–129, 136–137. 46 „We can learn from the results of archaeology something of the social conditions of Iron Age Pales tine. But the literary Israel offers the kind of simplified yet dramatic portrayal that characterizes all great artistic products“; Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 30. Er räumt ferner ein: „[F]ür jede solche Spekulation [darüber, was „wirklich“ geschah] ist irgendeine Art historischer Abriss nötig, und zwar nicht nur eine Abfolge von Daten, sondern eine Gestalt, das Bild einer Gesellschaft, in der bestimmte Vorstellungen und Verhaltensweisen vorherrschen. Ein so überaus detailliertes Porträt kann aus keiner anderen Quelle [als den biblischen Texten] rekonstruiert werden“ („Necessary to
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
51
arg umentieren Davies und die anderen Minimalisten, seien wir nicht in der Lage, die damalige Zeit überhaupt zu rekonstruieren. Tatsächlich sei es nur auf der Basis einer solchen Struktur überhaupt möglich, einzelne Daten in den größeren Zusammenhang der Geschichte einzuordnen – unabhängig davon, ob sie aus archäologischen, epigra phischen oder anderen Quellen stammen – oder den erzählerischen Rahmen mit vorhandenen externen Informationen abzugleichen, um zu sehen, welche Elemente zusammenpassen und welche nicht. Im Fall der Vereinigten Monarchie bleibt den Minimalisten/ Revisionisten also nichts, worauf sie ihren eigenen, alternativen narrativen Rahmen aufbauen könnten, da sie ja die einzigen zur Verfügung stehenden antiken Erzählungen und den dazu gehörigen historischen Rahmen – nämlich den bi blischen – ablehnen. Infolgedessen leugnen sie die Historizität der gesamten Epoche, statt den Versuch einer Rekonstruktion zu unternehmen. Selbstverständlich sollten Abweichungen zwischen den biblischen Erzählungen und den verfügbaren außerbi blischen Daten auf der Basis eines detaillierten Vergleichs aufgezeigt werden. Wenn jemand diese Texte jedoch a priori von der Untersuchung ausschließt, ohne überhaupt durch einen solchen Vergleich den Ausschluss zu rechtfertigen, gibt es keine Dis kussionsgrundlage. 3. Zwar behaupten die Minimalisten/ Revisionisten, ihre ablehnende Haltung sei die notwendige Schlussfolgerung aus der kritischen Analyse allen zur Verfügung stehenden Belegmaterials, einschließlich der archäologischen Befunde, doch ihre Dis kussionen weisen einen erschreckenden Mangel an konkreten Daten auf. Obwohl sie vehement darauf insistieren, die Archäologie habe die biblischen Berichte gründlich „disk reditiert“, greifen sie, selbst wenn sie sich auf archäologische Befunde beziehen, fast immer zu vagen Generalisierungen, wobei sie kaum oder gar nicht auf Primäroder Sekundärquellen verweisen. So erklärt beispielsweise Davies: „Aufgrund der Belege für den Siedlungsprozess im judäischen Bergland (der ein separater Prozess der Besiedlung des nördlicheren Berglands war) erscheint eine Staatenbildung vor der Eisenzeit IIB (900–800 v. u. Z.) schwer vorstellbar und die Bildung eines Reichs, egal welcher Größe, völlig unmöglich.“47 Zur Untermauerung dieser Schlussfolgerung liefert Davies jedoch keinerlei Daten, nicht einmal einen Verweis auf Sekundärliteratur. In ähnlicher Weise behauptet Thompson in seiner Diskussion der Besiedlung der früheisenzeitlichen Territorien von Benjamin und Juda, dass „[e]ine Ausdehnung des Einf lusses von Jerusalem nach Süden, … die vor dem 7. Jh. v. u. Z. stattgefunden hätte, all such speculation is some kind of historical outline, and not just a sequence of dates but a Gestalt, an image of a society in which certain beliefs and certain kinds of behavior govern. Such a lavishly detailed portrait is impossible to construct from elsewhere“). Für detaillierte Ausführungen siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 324–325; ders., „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 179–192. Dieses Argument wurde bereits in meiner Dissertation vor gebracht (Hebrew University of Jerusalem, 1989), S. 17, 324–325; vgl. auch Na’aman, „Sources and Composition in Histor y of David“, S. 170. 47 „Evidence of the process of settlement in the Judaean highlands (which was a separate process from settlement in the highlands further north) makes it extremely difficult to conceive of the formation of a state until Iron IIB (900–800 BCE), and the formation of an empire of any size looks out of the question“; Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 67.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
52
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
von den Ausgrabungen in Jerusalem und den archäologischen Feldbegehungen im Ju däischen Bergland nicht eindeutig belegt [wird]“, ohne jedoch irgendwelche Details zu nennen, außer einer einzelnen Feldbegehung aus den Jahren 1967–1968.48 In einem späteren Buch nimmt Thompson auf überhaupt keine Primär- oder Sekundärliteratur Bezug und erklärt stattdessen lediglich: „In der Wirklichkeit unserer Chronologie ver sorgten nur einige Dutzend sehr kleine und weit verstreute Weiler und Dörfer Bauern im gesamten judäischen Bergland.“49 Sogar Finkelstein und Silberman, die selbst Archäologen sind, geben einfach an, dass die Bevölkerungszahl lediglich „knapp fünftausend Menschen [betrug, die] über Je rusalem, Hebron und ungefähr zwanzig kleine Dörfer in Juda verstreut“ gewesen sein dürften, ohne eine Begründung für diese Schätzung zu nennen, die über einen ein zigen bibliographischen Hinweis auf eine Diskussion der archäologischen Feldbege hungen hinausgehen würde.50 Selbst wenn es zu archäologischen Beweisen kommt, die ihrer Überzeugung nach die einzige gesicherte Grundlage für eine genuine Ge schichte der Eisenzeit bieten, setzen sie sich nicht vertieft mit den Quellen auseinander, vielmehr verweisen sie – falls sie sich überhaupt auf etwas beziehen – auf bruchstückhafte Erkenntnisse aus Survey-Projekten, die, wie später gezeigt wird, selbst hoch problematisch sind. 51 4. Selbst in den Fällen, in denen es tatsächlich konkrete epigraphische Beweise gibt, die die Aspekte der biblischen Berichte bestätigen, versuchen die Minimalisten, diese zu 48 „An extension of Jerusalem’s political influence southwards… is not clearly supported by the excavations of Jerusalem and the archaeological surveys of the Judaean hills at any point earlier than the seventh-century B. C.“; Thompson, Early History of the Israelite People, S. 291 (Hervorhebungen im Original); er zitiert M. Kochavi (Hg.), Judaea, Samaria, and the Golan: Archaeological Survey 1967– 1968 (Jerusalem: Karta, 1972; Hebräisch), ohne eine Seitenzahl anzugeben. 49 „In the real world of our chronology, only a few dozen very small scattered hamlets and villages supported farmers in all of the Judean highlands“; Thompson, The Mythic Past, S. 206; siehe auch die ähnlich vagen und unbelegten Behauptungen auf S. 204–209, 214. Es finden sich im gesamten Buch so gut wie keine Fußnoten oder expliziten Verweise auf Sekundärliteratur, nur eine zweieinhalb Seiten umfassende allgemeine Bibliographie (ebd., S. xvii–xix). 50 Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 160; wie im gesamten Buch – abgesehen von einer allgemeinen Bibliographie dieses Kapitels (ebd., S. 356–358) – gibt es auch hier kaum Fuß noten oder explizite Quellenverweise im Text. Die Bibliographie nennt lediglich eine Quelle, die sich mit der „Siedlungsstruktur in Juda“ befasst: A. Ofer, „‚All the Hill Country of Judah‘: From Settlement Fringe to a Prosperous Monarchy“, in I. Finkelstein und N. Na’aman (Hgg.), From No madism to Monarchy: Archaeological and Historical Aspects of Early Israel (Jerusalem: Yad Izhak Ben-Zvi, 1994), S. 92–121. Ofer selbst gibt jedoch keine explizite Schätzung der Bevölkerungszahl in Juda für die entsprechenden Epochen ab; für die Eisenzeit I, die er ungefähr auf das 12. bis Mitte des 11. Jh. v. u. Z . datiert, listet er 18 Ortslagen im judäischen Bergland auf, für die Eisenzeit IIA – Mitte des 11. bis 10. Jh. v. u. Z . – sind es 34 Ortslagen (ebd., S. 102–104). Somit richtet sich Ofer nach der High Chronology und führt aus: „Im Allgemeinen stellt die Eisenzeit I-IIA den bedeutendsten Umbruch in der Siedlungsgeschichte des judäischen Berglandes dar“ („In general, Iron I-IIA constitutes the most significant breakthrough in the settlement history of the Judean Hills“; ebd., S. 102, 104). Daher bleibt unklar, woher Finkelstein und Silberman ihre Schätzung der Bevölkerungszahl beziehen. 51 Siehe Kapitel IV, § I I, 3.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
53
verwerfen oder zu leugnen. So erwähnt beispielsweise die aramäische Inschrift von Tel Dan das „Haus Davids“. Diese Formulierung und das mögliche Vorkommen desselben Ausdrucks in der Mescha-Inschrift aus Moab unterstützen nachdrücklich die Existenz eines historischen David. Um angesichts dessen ihre Theorie aufrecht erhalten zu können, dass David lediglich eine literarische Figur sei, der in der späten persisch-hellenistischen Epoche erfunden wurde, behaupten Thompson und andere Minimalisten ohne jeden Beweis, die Inschrift sei eine Fälschung oder sie versuchen diese zu lesen, als ob sie sich auf den unbekannten Tempel einer anderweitig erwähnten Gottheit beziehe.52 Außerdem datieren sie die Inschrift König Hiskias von Juda (8. Jh. v. u. Z .) aus dem Siloah-Tunnel in tendenziöser Weise auf die Hasmonäerzeit in das 2. Jh. v. u. Z .53 Ähnlich verfahren sie mit einigen anderen hebräischen und assyrischen Königsinschriften.54 So verdrehen die Revisionisten, wann immer ein zeitgenössisches epigraphisches Dokument nicht zu ihren phantasievollen Theorien passt, einfach die historischen Belege so lange, bis sie zur Theorie passen, und ignorieren dabei den ursprünglichen Kontext sowie faktisch vorhandene linguistische und paläographische Tatsachen der betreffenden Funde. Möglicherweise übernehmen sie – bewusst oder unbewusst – das Diktum, das Hegel zugeschrieben wird: „Wenn die Wirklichkeit [oder: die Tatsachen] nicht mit der Theorie übereinstimmt – umso [oder: desto] schlimmer für die Wirklichkeit [oder: die Tatsachen].“55 5. Während alle Minimalisten den historischen Wert der biblischen Berichte über die Vereinigte Monarchie ablehnen, gehen einige von ihnen sogar noch weiter, verwerfen die diachrone Entwicklung der biblischen Literatur als Ganzes und nehmen stattdessen an, das gesamte Textkorpus sei in der persischen oder hellenistischen Zeit verfasst worden. So behauptet Davies: „Die Literatur selbst wurde deutlich nach dieser ‚bi blischen Zeit‘, während der Herrschaft der Perser und dann in den hellenistischen Königreichen, mindestens zu großen Teilen in ihrer jetzigen Form zusammengestellt, 52 Zur Tel-Dan-Inschrift siehe beispielsweise Thompson, The Mythic Past, S. 203–205; vgl. die zusätzlichen Literaturhinweise in Kapitel II, Anm. 12–13. 53 Siehe P. R . Davies und J. W. Rogerson, „Was the Siloam Tunnel Built by Hezekiah?“, BA 59 (1996), S. 138–149 und kritische Rezensionen, wie z. B. R . S. Hendel, „The Date of the Siloam Inscription: Rejoinder to Rogerson and Davies“, BA 59 (1996), S. 233–237, darüber hinaus einige andere For scher im Rahmen des Artikels „Defusing Pseudo-Scholarship“, BAR 23/2 (1997), S. 41–50, u. a. J. A . Hackett, „Spelling Differences and Letter Shape are Telltale Signs“ (S. 42–44); F. M. Cross, „Because They Cannot See a Difference, They Assert No One Can“ (S. 44–45); P. K. McCarter, „No Trained Epig raphist Would Confuse the Two“ (S. 45–46); A. Yardeni, „They would Change the Dates of Clearly Stratified Inscriptions: Impossible!“ (S. 47); A. Lemaire, „Are We Prepared to Raze the Edifice?“ (S. 47–48); E. Eshel, „Some Paleographic Success Stories“ (S. 48–49); A. Hurvitz, „Philology Recapitulates Paleography“ (S. 49–50). 54 Siehe z. B. Oded, „The People of Israel in the Biblical Period: Histor y or Myth?“, S. 27–28; Talshir, „Textual and Literary Criticism“, S. 229–241; ders., „When Has the Bible Been Written?“, S. 19–20. 55 Diese Redensart wird im Allgemeinen G. W. F. Hegel zugeschrieben. Er hat sie jedoch nie publiziert, und sie wird in verschiedenen Varianten zitiert, nie in Verbindung mit einem konkreten Verweis auf ein Werk Hegels, vgl. z. B. F. Mauthner, Wörterbuch der Philosophie: Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache (Zürich: Diogenes, 1910–1911; Neuauflage 1980), Bd. 1, S. 390.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
54
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
eventuell jedoch sogar fast vollständig geschrieben.“56 Gleichermaßen geht Thompson davon aus, dass die Erzählungen über die Vereinigte Monarchie ursprünglich das Ziel gehabt hätten, die Machtbestrebungen der Hasmonäer im 2. Jh. v. u. Z. zu unterstützen.57 Diese Annahme ist ein Hauptelement in ihrer Argumentation, dass die biblischen Texte historisch nicht verlässlich seien. Doch was ist die Grundlage für eine solche Spätdatierung? Da sie die Texte an keiner Stelle im Detail erörtern, versuchen sie nicht einmal den Versuch zu unternehmen, zu belegen, dass sie tatsächlich aus der persischen oder hellenistischen Zeit stammen. Stattdessen behaupten sie einfach, dass dem so sei.58 Sie deklarieren dies, ohne auch nur einen einzigen Hinweis auf späte Anachronismen aufzuzeigen wie beispielsweise die Verwendung persischer oder griechischer Lehnwörter, Anspielungen zu späteren historischen Geschehnissen oder unverkennbare Ideen oder Namen der entsprechenden Epochen. Sie geben noch nicht einmal Unterschiede zwischen früherer und späterer biblischer Geschichtsschreibung zu, ganz zu schweigen von einer Diskussion über das Verhältnis zwischen beiden. Die Entstehung des gesamten Textkorpus wird einfach auf eine einzige Epoche reduziert, während die kritische Arbeit von Generationen von biblischen Forschern völlig ignoriert wird. Auch wenn Davies zugibt, dass wahrscheinlich zumindest für einige Teile des biblischen Textes ältere Quellen existieren,59 macht er sich nicht die Mühe, der Frage nachzugehen, worum es sich bei diesen Quellen handeln könnte oder in welchem Ausmaß sie dazu beitragen könnten, die Geschichte der vorexilischen Zeit zu erhellen. Er behauptet stattdessen lediglich – da der Gesamtrahmen dieser Literatur aus der persischen Zeit oder einer späteren Epoche stamme – dass keinem der einzelnen Bestandteile Glaubwürdigkeit geschenkt werden könne.60 Dieser Ansatz versäumt es nicht nur, sich intensiv mit den Quellen auseinanderzusetzen, die so herablassend außer Acht gelassen werden, sondern ignoriert auch die Tatsache, dass es präzise dieser Gegenstand ist, den die frühe und späte biblische Ge schichtsschreibung stark unterscheidet: Der Verfasser der Chronik stammt tatsächlich aus der Perserzeit und greift massiv in seine Quellen ein, mit dem Ziel, ein konsistentes und einheitliches Narrativ zu schaffen, das die theologische und ideologische Bot schaft untermauert, die er an seine zeitgenössische nachexilische Gemeinschaft rich56 „The literature itself was at least largely compiled into its present form, and at most almost entirely written, at a time later than this ‚biblical period‘, during the rule of the Persians and then the Hellenistic monarchies“; Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 24. 57 Siehe z. B. Thompson, The Mythic Past, S. 206–209. 58 So erklärt z. B. Thompson: „Die Geschichten über das goldene Zeitalter des Vereinigten Königreichs widerspiegeln die Fantasie und die Ambitionen im Jerusalem der Makkabäer“ („The stories of the golden age of the United Monarchy reflect the fantasy and ambitions of Jerusalem of the Macca bees“; The Mythic Past, S. 207; vgl. auch S. 208–209), ohne dass jedoch auch nur ein einziges ana chronistisches Detail des Textes konkret benannt wird, das unweigerlich einen hasmonäischen Entstehungskontext verlangen und somit diese kühne Annahme einer extrem späten Datierung rechtfertigen würde. 59 Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 94. 60 Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 35.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
55
tet.61 Die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige verfolgten jedoch keinen solchen Ansatz, obwohl sie ebenfalls von ihren eigenen Theologien und Ideologien geprägt waren. Im Deuteronomistischen Geschichtswerk findet sich im Gegenteil keine einheitliche Nacherzählung der Geschichte Israels, sondern vielmehr ein Geflecht verschiedener Quellen, die durch redaktionelle Verk nüpfungen sowie gelegentlich hinzugefügte Reden, Gebete oder Kommentare miteinander verbunden wurden.62 Obwohl die übergreifende Struktur des Deuteronomistischen Geschichtswerks sehr wohl re daktionelle Überarbeitungen in der späten Königs- und der Exilszeit widerspiegelt, wurden die zahlreichen einzelnen Erzählungen und Quellen definitiv nicht alle erst zu diesem Zeitpunkt verfasst, wie wir noch anhand verschiedener Aspekte des Ma terials über Salomo in späteren Kapiteln detaillierter sehen werden. Forscher können durchaus unterschiedlicher Ansicht darüber sein, wie früh diese Quellen zu datieren sind, ob und wie sie sich möglicherweise entwickelten; aber diesen gesamten Kom plex einfach zu ignorieren und alle Texte unterschiedslos einer späteren Epoche zuzu schreiben, ohne wenigstens auf Details einzugehen, ist weder methodisch verantwort lich noch überzeugend. Da der Schwerpunkt des vorliegenden Buches darauf liegt, die differenzierte Nutzung der Quellen und redaktionellen Methoden zwischen den frühen und den späten biblischen Berichten über Salomo aufzuzeigen, ist es nicht er forderlich, an hiesiger Stelle näher auf diesen Punkt einzugehen (siehe dazu die Dis kussion insb. in den Kapiteln V, IX, XI und XIII). 6. Die Minimalisten ignorieren oder negieren die diachronen linguistischen Unterschie de zwischen den verschiedenen biblischen Texten. So ist beispielsweise die Behaup tung von Knauf – die von anderen Minimalisten ohne zu zögern geteilt wird –, hoch gradig spekulativ, nämlich dass „‚Biblisch-Hebräisch‘ keine Sprache des 10. bis 6. Jh.s v. u. Z. ist“63, sondern eine statische, künstliche Sprache, die in der Perserzeit – wenn auch in Ank nüpfung an das epigraphisch belegte Judäische des 8.–6. Jh.s – erfunden wurde. Die enormen sprachlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Büchern und sogar einzelnen Passagen der Hebräischen Bibel werden hierbei einfach außer Acht gelassen. Die weitere Hypothese der Minimalisten, die jüdischen Schriftgelehrten der Perserzeit seien mit zwei verschiedenen hebräischen Dialekten geschult worden und hätten verschiedene biblische Bücher simultan in beiden Dialekten verfasst, entbehrt jeglicher Grundlage. Vielmehr ist es so, dass sorgfältige philologische Analysen der biblischen und epigraphischen Texte deutlich auf eine diachrone Entwicklung des bi blischen Hebräisch hinweisen: Es gibt klare Unterschiede zwischen dem vorexilischen Frühen bzw. dem Klassischen Biblischen Hebräisch und dem nachexilischen Spätbi 61 Siehe v. a. Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles. 62 Siehe Kapitel II, § I II, 1 und v. a. Kapitel V, X und XI. 63 E. A . Knauf, „War ‚Biblisch-Hebräisch‘ eine Sprache? Empirische Gesichtspunkte zur linguistischen Annäherung an die Sprache der althebräischen Literatur“, ZAH 3 (1990), S. 11–23, insb. 23. Für die neuere Kritik an dem sogenannten „Spätbiblischen Hebräisch“ von Ian Young, Robert Rezetko und Martin Ehrensvärd siehe die Bibliographie in S. E . Fassberg, „What is Late Biblical Hebrew?“, ZAW 128 (2016), S. 1–15, insb. 9, Anm. 40.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
56
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
blischen Hebräisch – hinsichtlich des Wortschatzes, der Syntax, der Orthographie und des Stils.64 Die Sprache von Samuel-Könige ist Frühbiblisches Hebräisch, das lange vor der Perserzeit (539–330 v. u. Z.) in Gebrauch war und enge Parallelen aufweist mit den bekannten hebräischen und moabitischen Inschriften, die aus der Zeit des Ersten Tempels stammen.65 Im Gegensatz dazu sind Bücher wie zum Beispiel die Chronik, Esra-Nehemia und Esther in Spätbiblischem Hebräisch verfasst, das durch starken aramäischen Einfluss gekennzeichnet ist, persische Namen, Wörter und Be griffe enthält und wesentliche Verbindungen zu postbiblischer hebräischer Literatur aufweist, wie sie aus Qumran, Masada und anderen Orten bekannt ist. Die Texte beziehen sich außerdem explizit auf Ereignisse aus der Perserzeit, was bei der früheren biblischen Literatur nicht der Fall ist.66 Demgegenüber möchte Knauf das biblische Hebräisch von allen anderen semitischen Sprachen des Alten Orients isolieren, indem er es als künstliches Konstrukt behandelt. Er übersieht dabei die vielen vorhandenen Verbindungen mit anderen semitischen Sprachen, die sich ebenfalls über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt haben. Darüber hinaus versäumt es Knauf, wie Ian Young betont, zwischen dem Hebräisch der hohen Literatur und der Sprache administrativer Belege zu unterscheiden, die sich in dem epigraphischen Material finden, ebenso wie zwischen verschiedenen Dia lekten, die im Land Israel in der vorexilischen Zeit existierten, abgesehen von der Stan dardliteratur Hebräisch: „Der Unterschied liegt im Genre, es ist nicht so, dass der bi blische Text ganz neu geschrieben wurde.“67 7. In Bezug auf Aulds Theorie von einer „gemeinsamen geerbten Quelle“ („common inherited source“) ist es sehr schwer zu akzeptieren, dass die Quellen, die dem Ver fasser der Chronik zur Verfügung standen, das einzigartige Material aus Samuel-Kö nige nicht enthalten hätten. Im Gegenteil ist es sogar äußerst wahrscheinlich, dass der Verfasser der Chronik Material heranzog, das den bereits existierenden „biblischen“ Büchern Samuel-Könige inhaltlich sehr nahe kam. Das zeigt sich nicht nur an der – teilweise wörtlichen – Wiederholung vieler Passagen dieser Bücher in der Chronik, sondern auch an vielen Hinweisen darauf, dass der Autor die Texte, die er in seinem Werk ausließ, tatsächlich kannte. In den meisten Fällen ist es offensichtlich, dass der 64 Vgl. Kalimi, „Kings with Privilege“, S. 507. Darüber hinaus vgl. v. a. die Werke von A. Kropat, R. Pol zin und A. Hurvitz nebst vielen anderen. Für ausführliche Literaturangaben zu den Werken dieser und anderer Forscher siehe I. Kalimi, The Books of Chronicles: A Classified Bibliography, Simor Bible Bibliography 1 (Jerusalem: Simor, 1990), S. 66–72, die Einträge Nr. 303–362; ebenso A. Hurvitz, „The Recent Debate on Late Biblical Hebrew: Solid Data, Experts’ Opinions, and Inconclusive Ar guments“, Hebrew Studies 47 (2006), S. 191–210; Fassberg, „What is Late Biblical Hebrew?“, S. 9–10. 65 Siehe z. B. J. C. L . Gibson, Textbook of Syrian Semitic Inscriptions, Bd. 1: Hebrew and Moabite Inscrip tions, 2.. Aufl. (Oxford: Clarendon Press, 1973), S. 7, 22, 27. 66 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 1, Anm. 3; ders., „The Date of the Book Chronicles“, An Ancient Israelite Historian, S. 41, Anm. 1; Fassberg, „What is Late Biblical He brew?“, S. 10. 67 „The difference is genre, not wholesale rewriting of the Biblical text“; I. Young, Diversity in PreExilic Hebrew, Forschungen zum Alten Testament 5 (Tübingen: J. C. B. Mohr [Paul Siebeck], 1993), S. 203–205, insb. 205.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
57
Chronist schwerwiegende Gründe für die entsprechenden Auslassungen hatte, da die jeweiligen Texte in der Regel seinen eigenen theologischen Überzeugungen widerspra chen.68 Zugleich ist die Annahme einer vermeintlichen „gemeinsamen Quelle (Text/ Vorlage)“ („common source [text/ Vorlage]“, die nicht erhalten geblieben ist, speku lativ und problematisch und bietet keine praktikable Alternative zu der nahezu allge mein akzeptierten Theorie, dass der Chronist Samuel-Könige als Vorlage verwendete. Aulds These wurde daher auch von der überwiegenden Mehrheit der Forscher abgesehen von einigen wenigen nicht akzeptiert, wobei die meisten dieser wenigen seine eigenen Studenten gewesen sein werden.69 Wie in den folgenden Kapiteln gezeigt wird, gibt es auch mit Blick auf die Berichte von Salomos Geburt, seinem Aufstieg und dem Tempelbau viele Anzeichen dafür, dass die Version dieser Ereignisse in der Chronik gegenüber den entsprechenden Texten in Samuel-Könige als sekundär einzustufen ist. Ebenso kann gezeigt werden, dass sich diese beiden Werke hinsichtlich ihres histo rischen Wertes und ihrer kompositionellen Methoden erheblich voneinander unterscheiden. 8. Das grundlegendste Problem des minimalistischen/ revisionistischen Paradigmas ist sein Mangel an konsistenter Methodik. Während seine Verfechter zwar behaupten, sie verfolgten eine einfache und angemessene Methode, indem sie ihre Version der Geschichte ausschließlich auf verifizierbare archäologische Daten und zeitgenössische epigraphische Quellen für die beschriebenen Ereignisse stützen,70 strafen ihre tatsächlichen Rekonstruktionen diese Behauptung Lügen. So erschaffen die hier erwähnten Forscher ein Modell der Geschichte von dem, was sie „Palästina“ nennen und ignorieren fast vollständig den biblischen Text zugunsten archäologischer Funde. Dabei bleibt selbst ihre Verwendung archäologischer Belege häufig oberflächlich und selektiv. Ferner werden nicht nur die biblischen Texte en masse abgelehnt, sondern auch diejenigen archäologischen Funde, die bestimmte Aspekte der Texte belegen, wie beispielsweise die Inschrift Pharao Schischaks sowie die Mescha- und die Tel-Dan-Inschrift.71 Diese Forscher behaupten, eine objektivere und vernünftigere Rekonstruktion der Geschichte zu bieten als diejenige der Wissenschaftler, die zur Hauptströmung der Forschung gehören. In Wirklichkeit aber schreiben sie die Ge schichte selektiv um auf der Grundlage von allem, was ihre Agenda unterstützt, das 68 Für Beispiele siehe v. a. Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 80–91. 69 Siehe Kalimi, „Kings with Privilege“, S. 503–516. 70 Vgl. z. B. Thompson, Early History of the Israelite People, S. 111: „Damit soll der biblisch überlieferten historiographischen Literatur keineswegs jegliche historische Relevanz und Historizität abge sprochen werden… Ich wünsche vielmehr zu betonen, dass historische Belege, die entweder von der in Frage stehenden Überlieferung unabhängig sind, oder – zumindest – aus dem zeitlichen Kontext der Überlieferung stammen, notwendig sind“ („This is not to deny all historical relevance and his�toricity to this biblically derived historiographical body of literature… I wish, rather, to stress the need for corroborating historical evidence, either in sources independent of the specific tradition, or, minimally, from a context contemporary with the tradition´s formation“). 71 Siehe z. B. Thompson, The Mythic Past, S. 11–15 – hier wird der historische Wert der Mescha-In schrift in Zweifel gezogen – und S. 203–205 – Ablehnung der Tel-Dan-Inschrift. Zu Letzterer siehe darüber hinaus Lemche und Thompson, „Did Biran Kill David?“, S. 3–22, und siehe Kapitel II, § I.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
58
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
sie nur auffinden können, ohne eine detaillierte Analyse der gesamten Bandbreite des Quellenmaterials evidenzbasiert vorzunehmen. Dieses Fehlen einer tiefgehenden Prüfung der Quellen betrifft nicht nur die Erzäh lungen von der Vereinigten Monarchie, sondern auch die spätere persische und helle nistische Epoche, auf die sie den Großteil der Hebräischen Bibel datieren möchten. So weist zum Beispiel Lester Grabbe auf die Inkonsistenz von Thompsons Ablehnung der historischen Glaubwürdigkeit ideologisch motivierter Erzählungen wie derjenigen in Samuel-Könige hin, da diese – laut Thompson – erst Jahrhunderte später entstanden seien. Thompson selbst allerdings bezieht sich an zahlreichen Stellen auf die Eroberungen Alexanders des Großen, obwohl nahezu alle Informationen, die über ihn zur Verfügung stehen, ebenso aus ideologisch motivierter Literatur stammen, die erst Jahrhunderte nach seinem Tod entstand.72 Desgleichen spricht Thompson einerseits den Makkabäerbüchern und Josephus´ Schriften ihren historischen Quel lenwert ab, verlässt sich jedoch bei der Rekonstruktion der Geschichte des hellenistischen Judentums andererseits weitgehend auf sie – in der Regel, ohne dies deutlich zu machen.73 Grabbe geht sogar so weit zu folgern, dass „T[hompson]s Lesart von 1. und 2. Makkabäer, Josephus und anderen… den Eindruck [vermittelt], dass seine Arg umentation überhaupt nicht auf Primärquellen beruht, sondern auf seiner In terpretation einer, möglicherweise älteren, Sekundärquelle, und ich bin nicht sicher, ob er die Quellen zur Geschichte dieser Zeit überhaupt kennt.“74 Angesichts der Tat sache, dass es sich hier genau um diejenige Epoche handelt, auf die Thompson die gesamte biblische Literatur datieren möchte, ist diese Unkenntnis geradezu schockie rend. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass jede Rekonstruktion von Geschich te, egal ob sie sich auf die hellenistische Zeit oder auf das 10. Jh. v. u. Z. bezieht, auf der kritischen Auswertung aller Quellen aufbauen muss, auch derjenigen mit einer 72 Siehe Grabbe, „Hat die Bibel doch recht?“, S. 128–129; Grabbe weist außerdem allgemein auf die erschütternde Ironie von Thompsons offensichtlich mangelnder Kenntnis der hellenistischen Zeit hin: „[F]ür jemanden, der die Bibel auf die hellenistische Zeit oder noch später datieren möchte, macht T. überraschende Fehler im Hinblick auf diese Zeit, und ich habe den starken Eindruck, dass die Fehler, die er bezüglich der Zeit des Zweiten Tempels macht, häufig eher auf Unwissen als auf einem Versehen beruhen“ („[F]or one who wants to date the Bible to the Hellenistic period or later, T. makes some surprising errors about this period, and I have the distinct impression that his errors relating to Second Temple Judaism are often those of ignorance rather than oversight“, S. 123). Thompson fasst die Eroberungen Alexanders in The Mythic Past, S. 196, zusammen, ohne eine einzige Quelle zu nennen. 73 Vgl. Grabbe, „Hat die Bibel doch recht?“, S. 126–127. 74 „T[hompson]’s reading of 1 and 2 Maccabees, Josephus, and the like… [gives] the strong impression that his discussion is not based on primary sources at all but on his interpretation of a secondary source, probably an older one, and I am not sure he is even aware of the sources on which the history of that period is based“; Grabbe, „Hat die Bibel doch Recht?“, S. 126. Grabbe bezieht sich hier v. a. auf Thompson, The Mythic Past, S. 196–199. Darüber hinaus bemerkt Grabbe: „Wenn T. sagt, dass Josephus ‚beinahe nichts über „die Vergangenheit“ weiß, das wir nicht bereits aus anderen Quellen wissen‘, dann weiß er schlicht und ergreifend nicht, wovon er redet“ („When T. says that Josephus ‚knows almost nothing about „the past“ that we ourselves do not already know from other sources‘ (S. 10 [von The Mythic Past]), he simply does not know what he is talking about“; ebd., S. 123–124).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
59
offensichtlichen ideologischen Prägung. Die literarischen Quellen von vornherein von der Untersuchung auszuschließen und sich stattdessen auf eine allzu selektive Darstel lung archäologischer Befunde zu stützen, ist keine methodische Verfeinerung, sondern schlichtweg tendenziös. Die eigentliche Arbeit der geschichtlichen Rekonstruk tion muss noch geleistet werden. V Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde es für notwendig erachtet, zu einer Erhellung durch kritisches Untersuchen aktueller Ansätze beizutragen, die die bloße Plausibilität einer Vereinigten Monarchie abstreiten, die derjenigen in der Hebräischen Bibel ähnlich ist. Jedes der hier besprochenen Argumente wurde wiederholt von verschiedenen revisionistischen/ minimalistischen Forschern vorgebracht, häufig ohne dass sie sich die Mühe gemacht hätten, sich darin explizit auf Quellen und Belege zu beziehen. Doch jeder Gelehrte verzerrt die Tatsachen, um eine vereinfachende Ablehnung der biblischen Berichte zu unterstützen, ohne die Texte selbst in ihrer ganzen Komplexität sorgfältig genug zu erfassen. Diese Forscher unternehmen große Anstrengungen, die Geschichte Israels in bibli scher Zeit zu destruieren; nicht nur, indem sie einige Details hinterfragen, sondern indem sie ihre wichtigsten Säulen, ihren hauptsächlichen Rahmen und ihren durchgehenden chronologischen Abriss ins Wanken bringen, die im Wesentlichen auf der Hebräischen Bibel in Verbindung mit epigraphischem und archäologischem Material beruhen. In den meisten extremen Fällen erklären diese Forscher, das gesamte biblische Korpus sei erst in der Perserzeit oder gar in der hellenistischen Zeit verfasst, nicht nur zusammen gestellt oder redaktionell überarbeitet – worden.75 Zur selben Zeit hätten angeblich judäische Schriftsteller das Alte Israel erfunden, sprich: die gesamte Geschichte der bibli schen Epoche. Revisionistische/ minimalistische Gelehrte leugnen sogar die Existenz sowie die diachrone Entwicklung des Biblischen Hebräisch als Sprache zwischen dem 10. und dem 6. Jh. v. u. Z., und ignorieren sämtliche Parallelen zwischen der biblischen Literatur und zahlreichen anderen altorientalischen Quellen. Sie verdrehen das zeitgenössische epigraphische Material, das im Original erhalten geblieben ist, wann immer es die biblischen Berichte untermauert, oder sie lehnen es gar von vornherein ab. Umstrittene archäologische Funde werden selektiv herangezogen, und Geschichtsrekonstruktionen werden auf den Ergebnissen von hochgradig spekulativen und problematischen archäologischen Feldbegehungen („surveys“) aufgebaut. Zumindest einige der betreffenden Forscher setzen voraus, dass alle biblischen Berichte über die Vereinigte Monarchie vollständig erfundene Geschichten und daher als ahistorisch und nicht verlässlich anzusehen seien. Stattdessen bieten diese revisionistischen Gelehrten entweder überhaupt keine alternative „Geschichte“ des Alten Israel oder sie entwickeln Modelle auf der Basis einer überaus selektiven Lesart einiger weniger Quellen, die mit ihren eigenen, unbegründeten Annahmen und künstlichen Rekonstruktionen übereinstimmen. Ihre Dekonstruktion der Hebräischen Bibel aus sich selbst heraus sowie ihre eigenen phantasievollen Rekon 75 Höchstwahrscheinlich bleiben sie in der hellenistischen Zeit stehen, weil einige der biblischen Handschriften aus den Schriftrollen vom Toten Meer auf diese Epoche datiert werden!
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
60
Die Historizität des Vereinigten Königreichs Israel
struktionen werden jedoch nicht durch sachgemäße wissenschaftliche Methodik gestützt. Vielmehr basieren diese Rekonstruktionen auf nicht beweisbaren hypothetischen Argumenten, die zwar in moderne Terminologie verpackt werden, aber keinerlei grundlegenden direkten Beweis auf ihrer Seite haben. So entwickeln Revisionisten ein vollkommen neues Narrativ, das nirgendwo in der antiken Literatur so Bestätigung findet, und ignorieren zugleich all diejenigen Berichte vollkommen, die tatsächlich aus der antiken Welt erhalten geblieben sind. Die Ablehnung dieses Quellenmaterials durch die Minimalisten/ Revisionisten ist nicht das Ergebnis sorgfältiger Methodik, professioneller Forschung oder angemessener Skepsis. Sie ist ganz einfach eine unbegründete Ablehnung aller Befunde, die möglicherweise die historische Verlässlichkeit der biblischen Texte über die Vereinigte Monarchie des Alten Israel stützen könnten. Es kann daher nicht verwundern, dass die auf dieser Basis gezogenen Schlussfolgerungen scharfe Reaktionen einiger Forscher nach sich gezogen haben. Um nur einige zu nennen: Anson F. Rainey kritisiert Davies’ In Search of ‚Ancient Israel‘ harsch und schlussfolgert: „Es liegt nicht in der Macht von Skeptikern des späten 20. Jahrhunderts, dieses Zeugnis [1. Kön 4,7–19, I. K.] mit einer sarkastischen Handbeweg ung beiseite zu wischen. Kurz gesagt: Davies’ Buch verdient es, vergessen zu werden.“76 Bustenai Oded schließt seine Rezension von Thompsons Buch The Mythic Past mit den Worten: „[D]ieses Buch verdient weder eine Rezension noch eine Kritik… es enthält massenhaft Spekulationen, Bauchgefühl [ ]סברות כרסund tendenziöse Fiktion.“77 William G. Dever bemerkt, „dass das Unwissen oder der wissentliche Missbrauch der Archäologie durch die ‚Revisionisten‘ nicht unwidersprochen bleiben darf.“78 Zipora Talshir stellt fest: „Die Minimalisten haben keine Methoden und keine systematischen Doktrinen“79 und schlussfolgert in einem anderen Artikel: „Das klassische Studium des Sachverhalts wird zugunsten von Fragestellungen vernachlässigt, die bestenfalls von pe ripherer Bedeutung sind und zu dem Thema höchstens künstlich beitragen.“80 Es ist also an der Zeit, diese „unkritische Kritik“ der Revisionisten/ Minimalisten ein für alle Mal von der akademischen Agenda zu streichen und zu der deutlich fruchtbareren und methodisch verifizierten wissenschaftlichen Untersuchung des historischen Quel lenmaterials im Ganzen zurückzukehren – durch sorgfältigen und kritischen Vergleich und nicht durch blanke Ablehnung. 76 „It is not in the power of late twentieth-century skeptics to dismiss this testimony [1. Kön 4,7–19, I. K .] with the wave of a sarcastic hand. To conclude, Davies’ book deserves to be forgotten“; Rainey, „Uncritical Criticism“, S. 103. 77 „This book does not deserve any review or critics … it contains a mass of speculations, gut-feelings [ ]סברות כרסand tendentious fictions“; Oded, „The People of Israel in the Biblical Period: Histor y or Myth?“, S. 32. 78 „[T]hat the ‚revisionist‘ ignorance or deliberate abuse of archaeology must not be allowed to go unchallenged“; W. G. Dever, „Biblical and Syro-Palestinian Archaeology: A State-of-the-Art Assess ment at the Turn of the Millennium“, CurBS 8 (2000), S. 91–116, insb. 106. 79 Talshir, „When Has the Bible Been Written?“, S. 29–30. 80 Talshir, “When Has the Bible Been Written?“ S. 29-30; ebd., „Textual and Literary Criticism“, S. 251. Darüber hinaus siehe § I V, (4), Anm. 56, mit Blick auf die überaus kritischen Reaktionen einiger Forscher auf Davies’ und Rogersons Datierung der Siloah-Inschrift auf die Hasmonäerzeit.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel IV: Salomos Königreich Historische Bewertungen und Fallstudien I Historische Bewertung In Kapitel III habe ich die Ansätze der Dekonstruktivisten dargestellt und kritisiert, die ihre Negation der bloßen Existenz der Vereinigten Monarchie gründen auf einer Ab lehnung der biblischen Texte, einer unkritischen Akzeptanz problematischer archäolo gischer Feldbegehungen und höchst umstrittener Interpretationen von Überresten archäologischer Ausgrabungen und ihren eigenen, nicht verifizierbaren „modernen“ Vor annahmen und Rekonstruktionen. Im Gegensatz dazu verfolge ich einen völlig anderen Ansatz, wenn ich in diesem Buch gelegentlich die Historizität einiger Sachverhalte disku tiere: Ich bewerte sorgfältig und minutiös die Plausibilität der Texte über Davids und Salomos Königtum, die uns tatsächlich vorliegen. Ich versuche, potentiell zeitgenössisches Material, das in Samuel-Könige überliefert ist, zu isolieren, und es vor dem Hintergrund der Umgebung des literarischen und kulturellen Kontextes des Alten Orients zu verstehen, zu dessen integralem Bestandteil die israelische Geschichte, Kultur, Literatur und Sprache gehören. Selbstverständlich berücksichtige ich in diesem Zusammenhang auch die epigraphischen Funde und die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen im Land Israel und dessen Nachbarländern, die zum Verständnis und zur Bewertung der Histori zität biblischer Texte beitragen können. Nun kann der Plausibilität bestimmter Details zugestimmt oder widersprochen wer den, die tatsächlich überlieferten antiken Berichte gehören jedoch sorgfältig evaluiert und kritisch untersucht. Kein solider Forscher behauptet, dass die Berichte der Vereinigten Monarchie absolut zutreffend seien und keinerlei ideologische Tendenzen zeigten. Den noch muss jeder Einzelfall sorgfältig im Lichte aller verfügbaren Befunde geprüft werden. Die betreffenden Texte bieten immerhin gute Gründe, ihnen einen Vertrauensbonus einzuräumen bei unseren Versuchen, ein Bild von Salomo und seiner Epoche zu rekon struieren. Und letztlich liefern sie die einzigen expliziten Beweise, die uns vorliegen.1 Wie Jimmy J. M. Roberts richtig betont: Finkelstein gibt vor, dass man diese literarischen Dokumente [sprich: Samuel-Köni ge, Erster Jesaja und die Zionspsalmen, I. K.] einfach ignorieren könne, da sie nicht in Inschriften erhalten geblieben sind, die aus derselben Zeit stammen wie die Er eignisse, die sie beschreiben. Er möchte die Geschichte Israels lediglich auf der Basis zeitgenössischer archäologischer Überreste neu schreiben. Tatsächlich kritisiert er andere Archäologen scharf für angebliche methodische Fehler, wenn sie diesen 1 Zu meinem Ansatz im Umgang mit biblischen Quellen siehe im Detail Kapitel I, § III.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
62
Salomos Königreich Dokumenten auch nur den geringsten Einfluss auf ihre archäologischen Beurtei lungen zugestehen. Diese literarischen Dokumente können jedoch in keiner ernst zunehmenden Rekonstruktion der Geschichte Israels ignoriert werden.2
J. J. M. Roberts stellt fest, dass die Ansätze, die die bloße Existenz oder die Bedeutung der Vereinigten Monarchie abstreiten, die verhältnismäßig große Genauigkeit ignorieren, die die Berichte in Samuel-Könige an den Stellen aufweisen, für die tatsächlich außerbi blische Zeugnisse vorliegen. Darüber hinaus verschleiern sie die frappierenden linguisti schen, stilistischen und theologischen Unterschiede zwischen diesen frühen Texten und denjenigen, die unzweifelhaft aus exilischer oder nachexilischer Zeit stammen,3 und sie übersehen die Tatsache, dass sich der offensichtliche apologetische Zug der Erzählungen in Samuel-Könige „gegen Personen und auf Situationen richtet, die in der späteren Zeit, der sie [i. e. die Minimalisten] die Entstehung dieser Erzählungen zuschreiben, für niemanden mehr eine Gefahr darstellten.“4 Wie wir bereits in Kapitel II gesehen haben, weisen zumindest einige der biblischen Texte eine redaktionelle, ideologische und theologische Färbung auf; manche beinhal ten auch legendarisches Material und späte Hinzufügungen. Jede der biblischen Kom positionen, die in diesem Buch in den Blick genommen werden – Samuel-Könige und Chronik – verfügt über eigene Absichten, theologische Vorannahmen, Methoden der Geschichtsschreibung, Sprache und Stil. In Samuel-Könige jedoch bieten weder die deuteronomistischen Passagen der Geschichte Salomos noch die gelegentlichen Anachro nismen, inneren Widersprüche, ungenauen Aussagen oder legendarischen Zusätze eine ausreichende Grundlage dafür, die bloße Existenz Salomos und die Faktizität seiner wichtigsten Aktivitäten abzustreiten, wie sie in den Überlieferungen der frühen biblischen Be richte bezeugt sind. Wie ich in Kapitel III gezeigt habe, sind die Zweifel der Minimalisten an der Glaubwürdigkeit der biblischen Aufzeichnungen im Ganzen – insbesondere in Samuel-Könige – unbegründet. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die entsprechenden Berichte für bare Münze nehmen kann oder sollte, ohne sie zu hinterfragen. Vergleichbar 2 „Finkelstein pretends that one can simply ignore these literary documents, since they have not been preserved as inscriptions contemporary with the events they describe. He wants to rewrite Israel’s history simply on the basis of contemporary archaeological remains. Indeed, he excoriates other archaeologists as methodologically flawed if they allow these documents the slightest influence on their archaeological judgments. However, these literary documents cannot be ignored in any serious reconstruction of Israelite history“; J. J. M. Roberts, „Solomon’s Jerusalem and Zion Tradition“, in A. G. Vaughn und A. E . Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Pe riod, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 163–170, insb. 169. 3 Dieser Punkt wird auch betont bei R. E . Friedman, „Solomon and the Great Histories“, in A. G. Vaughn und A. E . Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Pe riod, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 171–179, insb. 171–172; siehe außerdem Kapitel III, § IV. 4 „… is directed against persons and to situations that no longer constituted any threat to anyone in the later period to which they assign the composition of these narratives“; J. J. M. Roberts, „Solomon’s Jerusalem and Zion Tradition“, S. 169.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
63
mit archäologischem „Rohmaterial“ müssen biblische Quellen – wie im vorliegenden Buch gezeigt wird – kritisch bewertet und sorgfältig interpretiert werden. Sie liefern jedoch die einzigen expliziten Informationen über Salomo, die aus der antiken Welt über liefert sind, und müssen daher im Mittelpunkt jeder Diskussion über diesen König und seine Regierungszeit stehen. Es gibt keinen Grund, a priori die Möglichkeit auszuschließen, dass in diesen Dokumenten einige historisch verlässliche Angaben über Salomos Geburt, seinen Aufstieg und seine Herrschaft erhalten geblieben sind, auch wenn man darüber streiten kann, wie viele es sind. Abgesehen von den extremsten Minimalisten wie beispielsweise Davies, Lemche und Thompson ist es ja tatsächlich so, dass die meisten Forscher, die an der historischen Verlässlichkeit der biblischen Berichte zweifeln, dennoch davon ausgehen, dass Salomo existierte. Sie hinterfragen lediglich die Beschaffenheit seines Königreichs und seiner Aktivitäten als Herrscher.5 Die oben beschriebenen Charakteristika der biblischen und außerbiblischen Quel len über Salomo geben den Inhalt, die Merkmale und die Grenzen jeder vernünftigen historischen Beschreibung Salomos und seiner Zeit vor. Es versteht sich von selbst, dass dadurch die Herausforderung eines modernen Historikers extrem erschwert und kompliziert wird; andererseits ist sie aber auch nicht völlig unmöglich. Die Herausforderun gen, die mit einer solchen Rekonstruktion einhergehen, sollten uns nicht dazu verleiten, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Obwohl die Interpretation des biblischen und archäologischen Materials über Salomo und seine Herrschaft unter gegenwärtigen Wis senschaftlern sehr umstritten ist,6 mehren sich mittlerweile Befunde, die Hinweise zu Umfang und Eigenart eines israelitischen Königtums im 10. Jh. v. u. Z. geben können. 5 Siehe beispielsweise Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 144–146, und sogar Knauf und Guillaume, A History of Biblical Israel, S. 63–64; siehe auch aktuell Frevel, Geschichte Israels, S. 148; W. Dietrich, „David and the Philistines: Literature and Histor y“, in G. Galil et al. (Hgg.), The Ancient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and History, Proceedings of the International Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010, Alter Orient und Altes Testament 392 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 79–98, insb. 98; L. L. Grabbe, „The Mighty Men of Israel: 1–2 Samuel and Historicity“, in W. Dietrich et al., (Hgg.), The Books of Samuel: Stories – History – Reception History, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 284 (Leuven: Peeters, 2016), S. 83–104. 6 Zusätzlich zu den bibliographischen Angaben in diesem und den vorhergehenden Kapiteln siehe bei spielsweise die Beschreibung von Salomos Herrschaft bei M. Noth, Geschichte Israels, 10. Aufl. (Göt tingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011), S. 187–205; J. Bright, A History of Israel, 4. Aufl. (Louis ville, KY und London: Westminster John Knox, 2000), S. 211–228; B. Mazar, „The Time of David and Solomon“, in A. Malamat (Hg.), The History of the Jewish People: The Age of the Monarchies – Volume I: Political History (Jerusalem: Am Oved & Alexander Pelie, 1982), S. 62–81, insb. 74–80 (Hebräisch); A. Malamat, Israel in Biblical Times: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute and Israel Exploration Society, 1983), S. 167–222 (Hebräisch); Kitchen, On the Reliability of the Old Testament, S. 81–158, siehe auch die Rezension von B. A. Levine in RB 112 (2005), S. 267–273, insb. 269, wo er schreibt: „Ich stimme mit Kitchens grundlegender Rekonstruktion der Richterzeit, der frühen Königszeit und der Herrschaft von Saul, David und Salomo überein“ („I agree with Kitchen’s basic reconstruction of the period of the Judges, and of the early monarchy, of the reigns of Saul, David and Solomon“); Knoppers, „The Vanishing Solomon“, S. 19–44; G. Hentschel, „Auf der Suche nach dem geschichtlichen Salomo“, in R. Lux (Hg.), Ideales Königtum: Studien zu David und Salomo, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 16 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005),
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
64
Salomos Königreich
II Fallstudien Ziel dieser Diskussion ist es nicht, eine umfassende Rekonstruktion des „historischen Sa lomo“ und seiner Herrschaft zu bieten. Um jedoch meinen Ansatz und meine Methoden zu verdeutlichen, werden im Folgenden vier Bereiche beispielhaft rekonstruiert: Salomos Tempel, Jerusalem unter der Herrschaft Davids und Salomos, die Größe ihres König reichs und Salomos Harem. 1 Die Historizität von Salomos Tempel In der Forschungsdiskussion über die Historizität des Salomonischen Tempels werden im Wesentlichen drei grundlegende Positionen vertreten: 1. Diejenigen, die die bloße Existenz Salomos abstreiten, wie beispielsweise Davis, Lem che und Thompson (s. Kap. 3), leugnen selbstverständlich auch, dass Salomo einen Tempel gebaut habe. Ebenso gehen einige Wissenschaftler, wie zum Beispiel Finkel stein und Silberman, davon aus, dass Salomo zwar tatsächlich gelebt habe, dass man ihm jedoch keine monumentalen Bauten in Jerusalem zuschreiben könne, weil keine entsprechenden archäologischen Befunde vorlägen.7 Dieses argumentum ex silentio kann jedoch nicht überzeugen, da der Ort, an dem der Tempel in Jerusalem stand, aufgrund politischer und religiöser Befindlichkeiten nie umfassend archäologisch er schlossen wurde – was aller Wahrscheinlichkeit nach auch so bleiben wird. Außerdem ist es, selbst wenn irgendwann einmal Ausgrabungen auf dem Tempelberg stattf in den würden, „sehr unwahrscheinlich, dass an dieser Stelle irgendwelche versiegelten Schichten aus der Eisenzeit, die mit Salomos Tempel oder Palast in Verbindung stehen, zutage gefördert werden, und zwar aufgrund der umfangreichen Zerstörungen durch die Babylonier, die Römer und die Kreuzfahrer“ wie auch durch die Muslime.8 Außer dem ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche substanziellen Überreste des Salo monischen Tempels die umfangreichen Umbaumaßnahmen überstanden haben, die Herodes der Große (37–4 v. u. Z.) auf dem Tempelberg durchführen ließ, sehr gering. S. 91–105; A. E . Gardner, „The Narratives of Solomon’s Reign in the Light of the Historiography of other Ancient Civilizations“, ABR 56 (2008), S. 1–18. 7 Siehe Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 148; vgl. auch D. Ussishkin, „Sol omon’s Jerusalem: The Text and the Facts on the Ground“, in A. G. Vaughn und A. E. Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 103–115, insb. 112–114, der der Möglichkeit ebenfalls skeptisch gegenübersteht, dass im 10. Jh. auf dem Tempelberg Monu mentalbauten existiert haben könnten. Allerdings lässt er die Frage offen zur weiteren Diskussion durch die Historiker, da die archäologischen Befunde keine ausreichende Basis für ein abschließendes Urteil bilden. 8 „[I]t is very unlikely that any sealed Iron Age layers connected to Solomon’s Temple or palace will be found at this spot, because of the many destructions caused by the Babylonians, the Romans and the Crusaders“; W. Zwickel, „Solomon’s Temple, Its Cultic Implements and the Historicity of Solomon’s Kingdom“, in P. James und P. G. van der Veen (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology, BAR International Series 2732 (Oxford: British Ar chaeological Reports, 2015), S. 148–154, insb. 148. Darüber hinaus siehe Kapitel II, § II und Kapi tel XIII, Anm. 1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
65
Falls David und Salomo darüber hinaus tatsächlich existierten, kann die Tatsache, dass der Tempelbau nicht dem Dynastiegründer David zugeschrieben wird,9 als star ker Hinweis darauf angesehen werden, dass der Tempel erst nach Davids Tod errichtet wurde. Außerdem existierte zweifelsohne während der restlichen weiteren Königszeit in Juda ein Tempel in Jerusalem. Keine antike Quelle schreibt den Bau dieses Tempels einem späteren König zu, sondern Salomo wird immer und ausschließlich als Bauherr genannt. Daher gibt es gute Gründe davon auszugehen, dass diese Quellen einen his torischen Kern enthalten. 2. Andere Forscher, die die Bedeutung der Vereinigten Monarchie zu minimieren ver suchen, räumen ein, dass es zwar im 10. Jh. wahrscheinlich einen Tempel in Jerusa lem gegeben hat, behaupten jedoch, dass Salomo diesen lediglich renoviert und nicht etwa selbst gebaut habe. Diese Theorie wurde bereits von Konrad Rupprecht10 ver treten und neuerdings von Knauf und Guillaume aufgegriffen, die davon ausgehen, dass „[d]er Baubericht in 1. Könige 6… sich mit der Ausgestaltung eines existierenden Tempels befasst, was darauf hindeutet, dass Salomo die judäische und israelitische Stammesgottheit JHWH neben einem der Götter Jerusalems, El oder Amon (1. Kön 8,12–13 LXX), in dem bereits vorher existierenden Tempel einführte“ (Hervorhebung I. K.).11 Diese Schlussfolgerung entbehrt jedoch jeglicher Grundlage, da sie auf einem Missverständnis von 1. Könige 6 basiert. Dieser Text beschreibt nicht nur die Dekora tion eines existierenden Tempels, sondern stellt explizit fest, dass Salomo den Tempel „gebaut“ ( )בנהhabe (1. Kön 6,1–3.7.9.14); dass er Fenster eingebaut habe (6,4); dass er einen Anbau gegen die Wand und um alle Seitenräume „gebaut“ ( )בנהhabe (6,5, vgl. V. 10); dass er Wände aus Zedernholz innerhalb des Tempels für das innere Heilig tum „gebaut“ ( )בנהhabe (6,15–17) und außerdem umfangreiche Dekorationen und Ausstattungen erstellen ließ (6,18–38). Es ist falsch, zwar den Bericht über die von Salomo in Auftrag gegebenen Dekorationen in diesem Kapitel als historisch verlässlich anzusehen, nicht jedoch die expliziten Hinweise auf seine Bautätigkeit. Ebenso ist es falsch, zu behaupten, dass 1. Könige 6 lediglich die Dekorationen beschreiben würde, da explizit auf beides – die Dekorationen und Baumaßnahmen – Bezug genommen wird. Obwohl בנהauch „wieder aufbauen“ bedeuten kann, vor allem, wenn 9 Die Tatsache, dass der Tempelbau nicht dem Dynastiegründer David zugeschrieben wird, wird in der Tradition ausführlich erk lärt und gerechtfertigt, vor allem in 2. Samuel 7, siehe aber auch 1. Kön 5,16–19 und 1. Chr 22,7–10; 29,1–10. 10 K. Rupprecht, Der Tempel von Jerusalem: Gründung Salomos oder jebusitisches Erbe? Beihefte zur Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft 144 (Berlin: W. de Gruyter, 1977). Allerdings betont Cogan (1 Kings, S. 252, Anm. 6): „Rupprechts hoch spekulative These… lässt die einhellige Sicht aller biblischen Texte bezüglich der Originalität von Salomos Vorhaben außer Acht“ („Rupprecht’s highly speculative thesis… discounts the unanimous view of all biblical texts concerning the originality of Solomon’s undertaking“). 11 „The building report in 1 Kings 6 deals with the decoration of an existing temple, which indicates that Solomon introduced the Judean and Israelite tribal deity YHWH, next to one of the Jerusalemite gods, El or Amon (1 Kön 8,12–13 LXX), into the pre-existing temple“; (Knauf und Guillaume, A History of Biblical Israel, S. 78); ähnlich auch E. A . Knauf, „Jerusalem in the Late Bronze and Early Iron Ages: A Proposal“, Tel Aviv 27 (2000), S. 75–90.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
66
Salomos Königreich
es etwas beschreibt, das zerstört oder beschädigt wurde,12 bezeichnet es doch in der Regel einen Neubau (siehe z. B. Gen 4,17; 8,20; 11,4–5; 1. Kön 2,36; 3,1–2; 5,17.19.32; 7,1; Ps 127,1). So wird בנהbeispielsweise an anderer Stelle in 1. Könige benutzt, um zu betonen, dass zuvor noch kein Tempel „gebaut“ worden war: רק העם מזבחים בבמות כי לא־נבנה בית לׁשם יהוה עד הימים ההם Aber das Volk opferte noch auf den Höhen, weil bis zu dieser Zeit noch kein Haus für den Namen des Herrn gebaut worden war (1. Kön 3,2).
Unabhängig davon, ob diese Aussage historisch verlässlich ist, setzt sie doch voraus, dass „ בנהbauen“ bedeutet und nicht „renovieren“. Wenn Salomo überhaupt nur einen bereits existierenden jebusitischen Tempel wiederaufbaute, ist es fraglich, warum er dann solche Massen an Arbeitskräften benötigt haben sollte, ganz zu schweigen von den enormen Mengen an Steinen und Holz aus dem Libanon, und warum die Bau zeit sechs Jahre betrug (1. Kön 5,29–32; 6,37–38)? Selbst wenn diese Details (z. B. die große Anzahl Arbeiter in 1. Kön 5,29) für übertrieben oder legendarisch gehalten werden, setzt die Tatsache, dass sie überhaupt beschrieben werden, doch voraus, dass der oder die Verfasser von einem Neubau ausgingen. An einer anderen Stelle versucht Knauf, seine These dadurch zu untermauern, dass er auf 2. Sam 12,20 verweist, wonach David zum „( בית יהוהHaus des Herrn“) ging. Knauf interpretiert diese Stelle als Beweis dafür, dass bereits vor Salomo ein Tempel in Jerusalem existierte, den David lediglich dem Gott Israels geweiht habe.13 Das ist jedoch nicht zwingend aus dem biblischen Text zu folgern. Es gibt explizite Hinweise zu David, der die Bundeslade in dem „Zelt“ aufstellte, das er eigens dafür errichtet hatte (2. Sam 6,17; vgl. 7,2). Wenn David tatsächlich den jebusitischen Tempel zu einem JHWH-Tempel umfunktioniert hatte, warum brachte er dann die Lade nicht dorthin, anstatt extra ein Zelt für sie aufzustellen? Tatsächlich wird dieses Zelt auch in 1. Kön 2,28–29 als das „( אהל יהוהZelt des Herrn“) erwähnt, in das Joab floh und seine Hände die Hörner des Altars ergriffen.14 Außerdem wird berichtet, dass nach dem Bau des Tempels unter Salomo neben der Bundeslade auch das Zelt der Begegnung 12 Siehe z. B. Josua 6,26; Ez 36,36; Am 9,14; L. Koehler und W. Baumgartner et al., The Hebrew and Aramaic Lexicon of the Old Testament: Study Edition, übersetzt und herausgegeben von M. E . J. Richardson (Leiden: E. J. Brill, 2001), Bd. 1, S. 777–778, insb. 139; W. Dietrich und S. Arnet (Hgg.), Konzise und aktualisierte Ausgabe des hebräischen und aramäischen Lexikons zum Alten Testa ment von Koehler und Baumgartner (Leiden: E. J. Brill, 2013), S. 72, obwohl die primäre Bedeutung des Verbs „bauen“ ist; vgl. E. L . Greenstein, „Methodological Principles in Determining that the So-Called Jehoash Inscription is Inauthentic“, in M. J. Lundberg, S. Fine und W. T. Pitard (Hgg.), Puzzling Out the Past: Studies in Northwest Semitic Languages and Literatures in Honor of Bruce Zuckerman, Culture and Histor y of the Ancient Near East 55 (Leiden: E. J. Brill, 2012), S. 83–92, insb. 89, mit Beispielen u. a. aus der Mescha-Inschrift. 13 Knauf, „Jerusalem in the Late Bronze and Early Iron Ages“, S. 78. 14 Obwohl die Lesart des MT in 1. Kön 1,50 lediglich berichtet, dass Adonia geflohen sei und die Hör ner des Altars berührt habe, ohne das Zelt zu erwähnen, nennen sowohl die lukianische Rezension der Septuaginta als auch einige Vulgata-Manuskripte hier ebenfalls das „Zelt des Herrn“. Entweder
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
67
sowie „alle heiligen Geräte, die in dem Zelt waren“ (1. Kön 8,4; vgl. 2. Sam 7,2), in den Tempel gebracht wurden. Beachte: Dieser Text unterscheidet zwar vermutlich zwischen „dem Zelt“, das David errichtet hatte und dem „Zelt der Begegnung“, aber in jedem Fall wird impliziert, dass es keinen monumentalen JHWH-Tempel in Jerusalem gab, bevor Salomo einen bauen ließ. Darüber hinaus gibt es einen Präzedenzfall bezüglich eines Zeltes, das als „Haus des Herrn“ bezeichnet wird. In 1. Samuel 1,7.24; 3,15 wird beispielsweise der Ausdruck „( בית יהוהHaus des Herrn“; in Ri 18,31, wo stattdessen בית האלהיםsteht) für das Hei ligtum in Schilo verwendet (vgl. „ – היכל יהוהTempel des Herrn“ in 1. Sam 1,9; 3,3), während an anderer Stelle dasselbe Heiligtum einfach als „Zelt der Begegnung“ bezeichnet wird (vgl. z. B. 1. Sam 2,22).15 Psalm 78,60 nennt das Heiligtum אהלund verwendet den Begriff parallel zu משכן: אהל שכן באדם/ „( ויטש משכן שלוEr verließ seine Wohnung in Schilo/ das Zelt, in dem er unter den Menschen wohnte“ (oder: „an [dem Ort namens] Adam“).16 Zudem werden die Begriffe משכן, אהלund ביתin der gesamten biblischen Literatur parallel verwendet, so zum Beispiel fordert Mose die Israeliten in Num 16,26–27.32 auf: „( סורו נא מעל אהלי האנשים הרשעים האלהGeht weg von den Zelten dieser bösen Menschen!“; 16,26). Im folgenden Vers wird berichtet, dass die Israeliten der Aufforderung Folge leisteten: „( ויעלו מעל משכן קרח דתן ואבירםDa entfernten sie sich von der Wohnung Korachs, Datans und Abirams“). Und schließlich lesen wir in Vers 32: ותפתח הארץ את פיה ותבלע אתם ואת בתיהם, „Und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang sie und ihre Häuser [d. h. Zelte].“ Alternativ ist es möglich, dass der Begriff בית יהוהin diesen Texten anachronistisch ist und von einem Autor oder Editor aus Sa lomos Zeit oder danach verwendet wurde. Die Verwendung eines anachronistischen Begriffs ist für sich genommen jedoch kein Beleg dafür, dass der beschriebene Vorgang selbst anachronistisch war. Das bedeutet, dass David tatsächlich das Zelt besucht haben kann, in dem er die Bundeslade aufgestellt hatte, und dass dieses Zelt lediglich in anachronistischer Weise als „Haus des Herrn“ bezeichnet wurde. So oder so gibt es keinen Grund, aus dieser einen Textstelle zu schließen, dass der Tempel bereits vor Salomo existiert habe. Abgesehen davon möchte ich hier nicht abstreiten, dass es möglicherweise bereits vor Salomo ein jebusitisches Heiligtum in Jerusalem gegeben hat. Die Stadt und ihre Bewohner gab es schließlich schon vor David, und mit Sicherheit hätten sie ihr eigenes Heiligtum gehabt, auch wenn dieses in keinem biblischen Text erwähnt wird. Diese Tatsache schmälert jedoch nicht die Wahrscheinlichkeit, dass Sa lomo einen neuen Tempel – außerhalb der früheren Stadtgrenze – für die Israeliten errichtete. Ob David diesen Tempelbau bereits plante, wie Samuel-Könige und Chro nik betonen, ist umstitten, ist aber nicht völlig unplausibel.
spiegelt sich darin eine antike hebräische Vorlage oder die Information wurde in Angleichung zur Parallele in 1. Kön 2,28–29 hinzugefügt. 15 Zum Fehlen dieses Hinweises in LXX-B und 4QSama, siehe McCarter, I Samuel, S. 81. 16 Zur Kritik an der Vorstellung, dass באדםin Ps 78,60 eine Stadt meint, in der die Stiftshütte früher gestanden habe, siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 132–133, Anm. 62.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
68
Salomos Königreich
3. Die meisten Forscher gehen grundsätzlich davon aus, dass Salomo einen Tempel bau te, wobei man sicherlich darüber streiten kann, ob und in welchem Ausmaß die bibli schen Beschreibungen seiner Größe und Dekoration sowie seines Reichtums wirklich die Zustände zur Zeit Salomos widerspiegeln.17 In diesem Zusammenhang sollten verschiedene Dinge erwähnt werden: (a) Archäologische und ikonographische Unterstützung: Hier hat beispielsweise Wolfgang Zwickel einige überzeugende Argumente zusammengestellt, insbeson dere verschiedene archäologische Parallelen aus der alten Levante und Mesopota mien, die nahelegen, dass der Tempel in Jerusalem aller Voraussicht nach im 10. Jh. v. u. Z. errichtet wurde.18 Auch Victor A. Hurowitz argumentiert, dass Gestaltung und Symbolik des Tempels, wie sie in den Königebüchern beschrieben sind, viele Parallelen im Alten Orient haben.19 Ohne behaupten zu wollen, dass die Beschrei bungen in 1. Könige 6–7 in jedem Detail korrekt sind, scheinen der grobe Grund riss und die innere Aufteilung des Salomonischen Tempels für das 10. Jh. v. u. Z. historisch plausibel zu sein. Darauf deuten insbesondere die vielen architektoni schen Ähnlichkeiten zu anderen Tempeln aus dieser Zeit hin, die in der Levante ausgegraben wurden. Zudem gibt es zahlreiche andere Details in der Beschreibung, wobei es unwahrscheinlich ist, dass sie in der Zeit der geteilten Monarchie hinzugefügt wurden.20 (b) Hurowitz hat auch gezeigt, dass die Grobstruktur des Tempelbauberichts in 1. Kö nige 5–9 trotz der offensichtlichen Bezugnahme verschiedener Quellen große Ähnlichkeiten mit der typischen Struktur solcher Berichte in zeitgenössischen alt orientalischen Quellen aufweist.21 (c) Gershon Galil untersucht die biblische Beschreibung von Salomos Tempel in den Königebüchern im Lichte altorientalischer Bauberichte und kommt zu dem 17 Siehe beispielsweise V. A . Hurowitz, „Yhwh’s Exalted House: Aspects of the Design and Symbolism of Solomon’s Temple“, in J. Day (Hg.), Temple and Worship in Biblical Israel, Library of Hebrew Bible/ Old Testament Studies 422 (London: T. & T. Clark International, 2005), S. 63–110, mit ausführlicher Bibliographie. Vgl. auch aktuell Frevel, Geschichte Israels, S. 125–132. Für weitere Literaturhinweise und einen Überblick über die drei wichtigsten Forschungsansätze zur Literargeschichte von 1. Kön 5,15–9,9 siehe G. Galil, „Solomon’s Temple: Fiction or Reality?“ in G. Galil et al. (Hgg.), The Ancient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and Histo ry, Proceedings of the International Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010 (Alter Orient und Altes Testament 392; Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 137–148, insb. 137–138. 18 Siehe Zwickel, „Solomon’s Temple, Its Cultic Implements and the Historicity of Solomon’s King dom“, S. 148–154. Siehe auch Knoppers, „The Vanishing Solomon“, S. 24, Anm. 29. 19 Hurowitz, „Yhwh’s Exalted House: Aspects of the Design and Symbolism of Solomon’s Temple“, S. 63–110. 20 Zwickel, „Solomon’s Temple, Its Cultic Implements and the Historicity of Solomon’s Kingdom“, S. 150–151. Zur reichen Ausstattung des Salomonischen Tempels und der Verwendung gigantischer Mengen an Gold mögen bei Millard, „The Case for King Solomon“, S. 23–24, verschiedene Parallel funde aus dem gesamten Alten Orient verglichen werden. 21 V.[A.] Hurowitz, I Have Built You an Exalted House: Temple Building in the Bible in the Light of Mes opotamian and Northwest Semitic Writings, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 115 (Sheffield: JSOT Press, 1992), insb. S. 106–110, 126, 131–321.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
69
Schluss, dass es naheliege, dass „[der] Tempel zur Zeit Salomos gebaut [wurde] und der Baubericht… von Salomos Schreibern verfasst [wurde]: Kein König des Alten Orients ließ seine Schreiber einen Baubericht oder eine Bauinschrift zu Ehren eines anderen Königs schreiben… Es ist noch weniger vorstellbar, dass ein König einen Tempel oder einen Palast bauen und ihn dann einem seiner Vorgänger zuschreiben würde.“22 Galil führt dagegen zahlreiche Beispiele an, in denen altorientalische Herrscher Tempelbaumaßnahmen ihrer Vorgänger gezielt in ein schlechtes Licht rückten, um ihre eigenen Aktivitäten als besonders positiv hervorzuheben. Die Vorstellung, dass ein späterer König von Juda den Tempel gebaut, diesen Bau dann aber Salomo zugeschrieben haben sollte, wird folglich nicht nur durch keinen biblischen Text belegt, sondern es findet sich auch nichts Vergleichbares in den Bauberichten aus dem Alten Orient. Man könnte auch fragen, ob ein späterer ju däischer König, wenn er den Wunsch hatte, den von ihm gebauten Tempel einem seiner Vorgänger zuzuschreiben, in diesem Fall nicht eher David statt Salomo ge wählt hätte. Stattdessen betont sowohl die ältere als auch die jüngere biblische Geschichtsschreibung, dass David nicht in der Lage gewesen sei, den Tempel zu bauen, während Salomo dieses Vorhaben ausführte. In ähnlicher Weise kontrastieren auch zahlreiche vergleichbare Texte aus dem Alten Orient den Bauherrn eines Tempels mit seinen Vorgängern. (d) Garfinkel und Madeleine Mumcuoglu vertreten die Ansicht, dass ein Gebäude modell, das in Khirbet Qeiyafa ausgegraben wurde und Triglyphen sowie zurückge setzte Türrahmen zeigt, die biblische Beschreibung von Salomos Palast und Tempel untermauere.23 Einerseits hinterfragen einige Wissenschaftler die archäologischen Methoden und Schlussfolgerungen Garfinkels, einschließlich die Datierung der Siedlung und die ihr zugeschriebene Zugehörigkeit zur judäischen/ israelitischen Monarchie.24 Andere Forscher haben hervorgehoben, dass ähnliche Modelle auch an anderen Orten in der Südlevante belegt sind (auch wenn die Stücke aus Khirbet Qeiyafa die ältesten bisher bekannten sind) und dass sie daher nicht als schlagk räf tiger Beweis speziell für Salomos Tempel gelten können (auch wenn unbestreitbar die Möglichkeit besteht, dass sie diesen Tempel darstellen).25 Andererseits kann die 22 „[The] Temple was built in the days of Solomon, and the building story was composed by Solomon’s scribes: no king in the ancient Near East caused his scribes to compose a building story or inscription in honor of another king… it is even less conceivable that a king would build a temple or a palace and attribute it to one of his predecessors“; Galil, „Solomon’s Temple: Fiction or Reality?“, S. 141–146, insb. 146. 23 Siehe Y. Garfinkel und M. Mumcuoglu, „Triglyphs and Recessed Doorframes on a Building Model from Khirbet Qeiyafa: New Light on Two Technical Terms in Biblical Descriptions of Solomon’s Palace and Temple“, IEJ 63 (2009), S. 135–163; siehe auch dies., Solomon’s Temple and Palace: New Archaeological Discoveries und ihre Argumente gegen die Minimalisten, S. 15–24. 24 Siehe I. Finkelstein und A. Fantalkin, „Khirbet Qeiyafa: An Unsensational Archaeological and Historical Interpretation“, Tel Aviv 39 (2012), S. 38–63. 25 Siehe z. B. Frevel, Geschichte Israels, S. 125–132, insb. 131, obwohl er immer noch davon ausgeht, dass Salomo höchstwahrscheinlich eine Art Heiligtum in Jerusalem gebaut – oder zumindest renov iert – habe.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
70
Salomos Königreich
bloße Existenz dieses Gebäudemodells zumindest als eine weitere Bestätigung dafür dienen, dass die Ausgestaltung des Salomonischen Tempels, wie sie im bibli schen Text beschrieben wird, zeitgenössische Parallelen hatte. Auch wenn sicher nicht alle Details von Salomos Tempel verifizierbar sind,26 ist die An nahme, dass er tatsächlich ein Heiligtum auf dem Tempelberg gegründet hat, überaus plausibel. Diese Möglichkeit sollte nicht ausgeschlossen werden, nur weil auf dem ent sprechenden Areal keine archäologischen Ausgrabungen durchgeführt werden können. Diese Fragestellung kann jedoch nicht von einer anderen, damit zusammenhängenden Problematik getrennt werden: War Jerusalem als Ganzes im 10. Jh. v. u. Z. wirklich die Hauptstadt eines Königreichs, so dass dann davon ausgegangen werden müsste, dass es dort auch einen Tempel und einen Palast irgendwelcher Art gab, oder lediglich ein kleines Dorf, wie die Minimalisten immer wieder behaupten? 2 Jerusalem zur Zeit Davids und Salomos Einige Wissenschaftler versuchen, den biblischen Beschreibungen von Jerusalem unter Salomos Herrschaft die spärlichen archäologischen Funde aus der Davidsstadt entgegen zusetzen, ganz so, als würden Letztere den Ersteren widersprechen. David Ussishkin schreibt beispielsweise: „Der biblische Text ist die einzige schriftliche Quelle, die König Salomos ruhmreiche Herrschaft und seine Hauptstadt Jerusalem beschreibt. Er stellt das Jerusalem dieser Zeit als eine große und reiche Stadt dar, wie es sich für die Hauptstadt eines großartigen und wohlhabenden Königreichs und seines Königs geziemt“ (Hervor hebung I. K.).27 Obwohl einige biblische Texte Salomo unermessliche Reichtümer zu schreiben (1. Kön 6,28–35; 9,14.28; 10,10–27), wird nichts über die exakte Größe Jeru salems im 10. Jh. gesagt. Der Text schreibt Salomo nur den Bau zu vom „Haus des Herrn und sein eigenes Haus, den Millo und die Mauer Jerusalems“ (1. Kön 9,15a; vgl. 1. Kön 11,27). An anderer Stelle werden Tempel und Palast ausführlich beschrieben (1. Köni ge 6–7), aber auch dort wird nichts über die genaue Größe der Stadt Jerusalem, ihrer Wohn- und Verwaltungsviertel oder dergleichen gesagt. Abgesehen von diesen Passagen findet sich lediglich noch eine Notiz darüber, dass Salomo die Breschen in der Mauer der 26 Zur Frühdatierung und Historizität von 1. Kön 6,1.37–38 siehe Kalimi, „Kings with Privilege“, S. 512. 27 „The biblical text is the sole written source describing King Solomon’s glorious reign and his capital, Jerusalem. It presents Jerusalem of that time as a large and rich city, befitting its role as the capital of a great and prosperous kingdom and king“; Ussishkin, „Solomon’s Jerusalem“, S. 103. Auch Gun nar Lehmann behauptet: „Was einst als herrliche Hauptstadt angesehen wurde, die die Pracht des mächtigen Vereinigten Königreichs repräsentierte, wird mittlerweile von einigen Forschern ange zweifelt, die davon ausgehen, dass Jerusalem im 10. Jh. v. u. Z. nicht mehr als eine kleine dörfliche Siedlung war“ („What was once viewed as a magnificent capital, displaying the splendor of the mighty united monarchy, is now challenged by some claiming that Jerusalem during the tenth century B. C. E . was no more than a village-like, small settlement“; G. Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside: Jerusalem, Judah, and the Shephelah during the Tenth Century B. C. E.“, in A. Vaughn und A. E . Killebrew [Hgg.], Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 [Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003], S. 117–162, insb. 117).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
71
Davidsstadt reparierte (1. Kön 11,27), die vermutlich seit der Eroberung der Stadt durch David (2. Sam 5,6–8) bestanden hatten. Kurzum: Die Teile Jerusalems, deren Ausbau Salomo zugeschrieben werden, sind der Tempelberg und seine unmittelbare Umgebung, wo sich auch der Palast befand. Es gibt in keinem Text einen Hinweis darauf, dass Salomo Wohnviertel außerhalb der Stadt Davids erschlossen hätte. Die einzige andere Bezugnahme auf die Größe Jerusalems ist die Passage 1. Kön 11,1–3, in der behauptet wird, dass Salomo 700 Haupt- und 300 Nebenfrauen gehabt habe. Auch wenn es durchaus wahrscheinlich ist, dass Salomo über einen großen Harem verfügt hat, ist doch offensichtlich, dass diese Zahlen übertrieben sind und nicht als glaubwürdige Quelle für die Frage nach der Einwohnerzahl Jerusalems herangezogen werden können, wie weiter unten noch ausführlicher gezeigt wird.28 Auch die Listen von Davids und Sa lomos Beamten sind mit jeweils weniger als einem Dutzend genannten Personen nicht besonders umfangreich (vgl. 2. Sam 8,17–18; 1. Kön 4,2–6; hinzu kommen noch Salo mos zwölf Provinzgouverneure, die jedoch nicht in Jerusalem lebten). Wie groß muss eine Stadt tatsächlich sein, um einen solchen Verwaltungsapparat unterzubringen? Zwar beschreibt 1. Kön 9,23 eine deutlich umfangreichere Administration, bestehend aus 550 „obersten Amtsleuten“ ( ;)ׂשרי הנצבים1. Kön 5,30 erwähnt sogar 3.300 dieser Beamten, selbst wenn diese nicht notwendigerweise in Jerusalem ansässig waren. Doch auch diese Angaben sind, wie bereits erwähnt, übertrieben. Beachte, dass der Paralleltext zu 1. Kön 9,23 nur von 200 „obersten Amtsleuten“ spricht (2. Chr 8,10). Aus dem biblischen Text folgt also gar nicht zwingend, dass man sich Jerusalem unter Salomos Herrschaft als eine große Stadt mit ähnlichen Ausmaßen wie Ninive oder Babylon vorstellen muss; vielmehr zeichnen die Berichte das Bild eines mäßig großen, ummauerten Areals auf dem Südosthügel – die Stadt Davids –, in unmittelbarer Nach barschaft zu dem neu errichteten Tempel- und Palastbezirk auf dem Tempelberg. Diese Darstellung der Größe und Befestigung Jerusalems ist weder phantastisch noch grund sätzlich unplausibel, und obwohl die archäologischen Befunde unvollständig und umstritten sind – wie in Kapitel II (§ II) erläutert wird –, könnten sie doch mit den hier ge nannten biblischen Texten übereinstimmen. Ungeachtet dessen gehen einige Forscher komplett über diese biblischen Texte hinweg und bestreiten die bloße Existenz der Stadt Jerusalem im 10. Jh. v. u. Z. So erklären bei spielsweise Lemche und Thompson: „Jerusalem kann zu dieser Zeit kaum als Stadt be zeichnet werden. Die Stadt war noch Jahrhunderte davon entfernt, die Macht zu erreichen, um irgendeine der Dutzende von mächtigeren unabhängigen kleinen Städten Palästinas herausfordern zu können“ (Hervorhebungen I. K.).29 Desgleichen erklären Finkelstein und Silberman, dass die Grabungen in Jerusalem
28 Zu Salomos Harem siehe § I I, 4. 29 „Jerusalem at this time can hardly be spoken of as a city. It was yet centuries from having the capacity of challenging any of the dozens of more powerful small autonomous towns of Palestine“; Lemche und Thompson, „Did Biran Kill David?“, S. 19. Dieselben Behauptungen werden wiederholt in Thompson, The Mythic Past, S. 206.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
72
Salomos Königreich weder dort [i. e. in der Davidsstadt] noch in anderen Teilen des biblischen Jerusalems nennenswerte Beweise für eine Besiedlung im 10. Jahrhundert zutage [beförderten]. Es fehlte nicht nur jegliches Anzeichen einer monumentalen Architektur, auch einfa che Tonscherben fand man nicht. Funde, die an anderen Orten für das 10. Jahrhun dert so typisch sind, sind in Jerusalem selten. Einige Gelehrte vertraten die Ansicht, durch spätere, umfassende Bautätigkeit in Jerusalem seien alle Spuren der früheren Stadt vernichtet worden. Aber Ausgrabungen in der Davidstadt brachten eindrucks volle Funde aus der mittleren Bronzezeit und aus späteren Jahrhunderten der Eisen zeit zutage – nur nicht aus dem 10. Jahrhundert BCE. Am optimistischsten können diese negativen Beweise noch gedeutet werden, indem man annimmt, daß Jerusalem im 10. Jahrhundert in seinem Umfang ziemlich begrenzt war, vielleicht war es nicht mehr als ein typisches Bergdorf (Hervorhebungen I. K.).30
Diese Schlussfolgerung ist äußerst fragwürdig. Sie verwirft ungerechtfertigt zweierlei: Zum einen die Tatsache, dass es gegenwärtig unmöglich ist, Salomos Bauprojekte auf dem Tempelberg archäologisch zu beweisen oder zu widerlegen, zum anderen unterschätzt sie die Belege für die Besiedlung und Bautätigkeit in der Stadt Davids im 10. Jh. v. u. Z. Diese Problematik wurde bereits in Kapitel II, § II dargelegt und muss hier nicht noch einmal diskutiert werden. Zumindest ist zu vermerken, dass die Behauptung Finkelsteins und Silbermans schlicht falsch ist, in Jerusalem seien nicht einmal „einfache Tonscherben“ aus dem 10. Jh. ausgegraben worden. Wie Jane Cahill betont, wurde Keramik aus dem 10. Jh. in Stratum 14 in der Stadt Davids freigelegt, einer Schicht, die auch die Überreste einiger Gebäude, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Befestig ungsmauer, enthält.31 Auch wenn archäologische Untersuchungen bisher also nicht den vollen Umfang der Stadt im 10. Jh. erschließen konnten, scheint sie zu dieser Zeit besiedelt gewesen zu sein. Es ist auch eine beträchtliche Bautätigkeit in der Stadt Davids anzunehmen. Und das ist – abgesehen davon, dass der Tempelberg für Ausgrabungen nicht zugänglich ist – auch genau das, was die biblischen Texte behaupten. 30 Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 150. Knauf geht sogar so weit zu behaup ten, dass „Jerusalem… aus archäologischer Perspektive zwischen dem 17. und dem 14. Jh. sowie im 10. Jh. v. u. Z . (nach traditioneller Chronolog ie) nicht [existierte]“ („Archaeologically, Jerusalem did not exist between the 17th and the 14th centuries nor in the 10th century [traditional chronology] B. C. E .“; Knauf, „Jerusalem in the Late Bronze and Early Iron Ages: A Proposal“, S. 75). Obwohl nur wenige Überreste gefunden wurden, gesteht er zu, dass wohl trotzdem irgendeine Art von Stadt an diesem Ort gestanden haben müsse – er schlägt vor, dass diese Siedlung im Großen und Ganzen auf den Tempelberg begrenzt war –, und kommt zu dem Schluss: „Jerusalem hat wohl weniger als 2.000 Einwohner gehabt, als David an die Macht kam“ („Jerusalem would have had less than 2000 inhabitants when David came to power“; ebd., 79). 31 Cahill, „Jerusalem at the Time of the United Monarchy“, S. 56–72. Zu diesen bedeutenden Überres ten kommen noch die beachtlichen Befestigungsanlagen aus der Spätbronzezeit, die offenbar auch in der Eisenzeit I und IIA noch erhalten waren und genutzt wurden, wie beispielsweise die Gihon quelle mit ihren Wachtürmen, die mittelbronzezeitliche Befestigungsmauer, die später in die Mauer aus der Eisenzeit II integriert wurde, und möglicherweise die sogenannte „Stepped Stone Structure“, eine steile, mit Steinen befestigte Fortifikation des Abhangs, deren Errichtung Cahill vollständig auf das 12. Jh. datiert (ebd., S. 71–72).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
73
Zu dem Argument, Jerusalem sei – auch wenn es besiedelt war – zu klein gewesen, um die Hauptstadt eines Reichs zu sein,32 ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die Verwaltung eines großen Herrschaftsgebiets, wie es David und Salomo von den bibli schen Texten zugeschrieben wird (z. B. 2. Sam 8,1–14, 1. Kön 5,1), in der frühen Eisenzeit keineswegs eine gewaltige Hauptstadt von der Größe Ninives oder Babylons erforderte. Wie Menachem Haran bereits gezeigt hat, bedeutete Herrschaftsausübung über ein großes Territorium bis zur Perserzeit nicht bürokratische Kontrolle, was einen großen Hof und eine große Hauptstadt erfordert hätte, sondern einen entscheidenden militärischen Sieg, der zu Tributzahlungen von lokalen Anführern (Vasallen) aus den eroberten oder besiegten Gebieten führte (vgl. 2. Sam 8,2.6.14; 10,19; 1. Kön 10,24–25). Vor diesem Hintergrund kann die Größe Jerusalems den Umfang des Davidisch-Salomonischen Kö nigreichs weder beweisen noch widerlegen.33 Na’aman betont außerdem, dass sich an anderen Orten im Alten Orient Parallelen fänden, die zeigten, dass „[i]n einer so instabilen Situation… ein talentierter und erfolgreicher Anführer riesige Gebiete erobern [konnte]. Es war nicht einmal nötig, für diesen Erfolg eine dauerhafte städtische Basis zu haben. Die historische Bewährungsprobe bestand darin, ob der Eroberer und seine Erben in der Lage waren, die eroberten Gebiete zu behalten und eine dauerhafte Verwaltung aufzu bauen… In dem Bericht von Davids Eroberungen findet sich nichts, was unmöglich gewesen wäre – die einzige Frage ist, ob es wirklich geschah oder nicht.“34 Tatsächlich muss sogar Finkelstein anerkennen, dass es selbst im Raum der südlichen Levante vergleichbare Fälle gibt, in denen große Territorien „von einer bescheidenen Siedlung aus beherrscht wurden, die keine Anzeichen von monumentalen Gebäuden auf wies.“35 Dennoch akzeptiert er diese Parallelen nur für die Möglichkeit eines vor-omri 32 Siehe z. B. Thompson, Early History of the Israelite People, S. 331–332. 33 Siehe M. Haran, „The Bible and Archaeology as Testimony for Israelite Histor y“, Beit Mikra 176 (2004), S. 31–46, insb. 41–46 (Hebräisch). 34 „In such a fluid situation, a talented and successful leader may conquer vast areas. It was not even necessary to have a permanent urban basis for such an achievement. The historical test is whether the conqueror and his heirs were able to keep the conquered areas and establish a permanent administration… There is nothing impossible about the account of David’s conquests – the only problem is whether or not it really happened“; Na’aman, „Sources and Composition in the Histor y of David“, S. 183. Er erwähnt die Königreiche, die im späten 19. und frühen 18. Jh. v. u. Z. von Jahdunlim, Schamschi-Addu und Zimrilim im Norden Mesopotamiens errichtet wurden (ebd., S. 182–183), und kommt zu dem Schluss, dass die Quellen kein abschließendes Urteil darüber erlauben, ob Davids Eroberung wirklich stattgefunden hat oder nicht, aber auch das wirkt übertrieben skeptisch. 35 „…were ruled from a modest settlement with no evidence of monumental buildings“; I. Finkelstein, „Stages in the Territorial Expansion of the Northern Kingdom“, VT 61 (2011), S. 227–242, insb. 234–235. Namentlich erwähnt er als Beispiel Sichem, das in der Amarnazeit relativ klein war, und dennoch „über den Norden des zentralen Berglandes, Teile des Jordantals und möglicherweise Ge biete im Bergland östlich des Jordans herrschte; seine Manöver, von denen die Tafeln berichten, ziel ten darauf, [seine Herrschaft] in die Jesreelebene auszudehnen“ („ruled over the northern part of the central highlands, part of the Jordan Valley and possibly areas in the highlands to the east of the Jordan; its maneuvers, as recorded in the tablets, were aimed at expanding into the Jezreel Valley“). Im Folgenden beschreibt er auch Fälle aus deutlich jüngerer Zeit: „Sowohl Sichem in der Amarnazeit als auch Israel in der frühen Eisenzeit IIA können als expandierende frühe Territorialstaaten beschrieben
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
74
Salomos Königreich
dischen Nordreichs, ohne in Erwägung zu ziehen, dass diese zugleich seine Argumente gegen die Historizität der Vereinigten Monarchie untergräbt. Darüber hinaus schlägt Baruch Halpern vor, dass die relativ geringe Größe Jerusalems sogar „eine bewusste Politik der Ausgrenzung der Bevölkerung von staatlichen Zentren“36 widerspiegeln könnte. Diese Möglichkeit wird durch die Befunde zur Eisenzeit IIA aus Megiddo (Strata VA–IVB) und Hazor (Strata X–IX) bestätigt, wo monumentale öffentliche Gebäude und Befestigungsanlagen errichtet wurden, jedoch zugleich lediglich eine bescheidene Zunahme der Wohnhäuser – die Halpern „domestic architecture“ nennt – zu verzeichnen ist.37 So führt auch Ze’ev Herzog aus, dass diese Entwicklung eine größere Verschiebung widerspiegle, die über die gesamte Eisenzeit II hinweg stattgefunden habe: „Die alte Ordnung [aus der Bronzezeit] mit einem königlichen Palast-Hof auf der Akropolis, die von großen Wohnvierteln umgeben war, wurde durch eine Hierarchie verschiedener administrativer Zentren abgelöst, die alle Regierungszwecken dienten. Dementsprechend wurden die Städte der dritten urbanen Phase [i. e. Eisenzeit II] nach und nach mit Gebäuden gefüllt, die keine Wohnhäuser waren, weswegen die meisten Ein wohner die Städte verließen.“38 Volkmar Fritz bekräftigt auch, dass einige Städte aus der Eisenzeit vorwiegend administrativen Zwecken und weniger als Wohnorte dienten, unter werden. Ähnliche Phänomene – einer neu entstehenden territorial-politischen Entität, die von einer bescheidenen ländlichen Siedlung im Bergland aus beherrscht wird – sind auch aus der späteren Ge schichte der Levante bekannt, beispielsweise im Fall von Dhar el-Omar im unteren Galiläa und Fakhr ed-Din im Libanongebirge“ („The nature of both Shechem of the Amarna period and Israel in the early Iron IIA can be described as an expanding, early territorial formation. Similar phenomena – of an emerging territorio-political entity ruled from a modest rural settlement in the highlands – are known in the later history of the Levant, for instance in the case of Dhar el-Omar in the Lower Galilee and Fakhr ed-Din in the mountains of Lebanon“; ebd., S. 235, mit Literaturangaben). 36 „[A] deliberate policy of distancing domestic population from state centers“; B. Halpern, „The Con struction of the Davidic State: An Exercise in Historiography“, in V. Fritz und P. R. Davies (Hgg.), The Origins of the Ancient Israelite States, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 228 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1996), S. 44–75, insb. 72–73. Diese Argumente werden ausf ührlicher dargelegt in seinem Buch David’s Secret Demons: Messiah, Murderer, Traitor, King (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans, 2001), S. 211–222. 37 Halpern, „The Construction of the Davidic State“, S. 73. 38 „The old order [in der Bronzezeit] of a royal palace-court on the acropolis surrounded by large resi��dential quarters was replaced by a hierarchy of administrative centers serving governmental needs. Consequently, the cities of the third urban phase [i. e. Eisenzeit II] were gradually filled up by non-residential structures, and vacated of most of their inhabitants“; Z. Herzog, Archaeology of the City: Urban Planning in Ancient Israel and Its Social Implications, Tel Aviv University Sonia and Marco Nadler Institute of Archaeology Monograph Series 13 (Jerusalem: Emery and Claire Yass Archaeol ogy Press, 1997), S. 276, vgl. S. 211–220, 275–277). Trotz dieser grundsätzlichen Schlussfolgerung akzeptiert Herzog jedoch die Low Chronology und nimmt für Megiddo an, dass dieser Prozess erst nach Salomo begonnen habe, während im 10. Jh. „[e]in Großteil des Areals im Inneren der Stadt… von Wohnvierteln belegt [war] („[m]ost of the area exposed inside the city is occupied by residential units“), die vermutlich etwa 75 % der Siedlung ausmachten (ebd., S. 212–213). Nichtsdestotrotz – unabhängig davon, ob man der High Chronology oder der Low Chronology folgt – ging in diesen Städten der Bau von Monumentalarchitektur nicht mit einer Ausdehnung der Wohngebiete einher.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
75
anderem Megiddo Stratum IVB.39 Halpern argumentiert, dass Davids Entscheidung, die nicht israelitische Stadt Jerusalem zu seiner Hauptstadt zu machen, eine solche Politik widerspiegle, ebenso wie Salomos Verwaltungszentren, die in 1. Kön 4,7–19 aufgelistet sind und von denen viele nicht traditionell israelitisch waren, so zum Beispiel Beth-Sche mesch, Dor, Taanach, Megiddo und Beth-Schean.40 Das Ziel dieser Politik könnte gewesen sein, durch die Trennung von Verwaltungs- und Bevölkerungszentren die Macht der traditionellen Stammesführer zu begrenzen.41 Sollte das der Fall gewesen sein, dann wäre eine relativ kleine Hauptstadt auf dem Areal der Stadt Davids kein Beweis mangelnder Bedeutung, sondern eine bewusste politische Entscheidung. Das würde bedeuten, dass Jerusalem im 10. Jh. weder deshalb klein war, weil Davids Königreich klein war, noch, weil er überhaupt kein Königreich hatte; vielmehr ist es gut möglich, dass Jerusalem klein war, weil es von Anfang an als befestigter Verwaltungssitz diente. 3 Die Größe des Davidisch-Salomonischen Königreichs Das Kernland, in dem die israelitischen Stämme lebten, erstreckte sich von „Dan bis Beer-Scheba“ (2. Sam 24,2.15; 1. Kön 5,5b). Hinzu kamen einige Gebiete östlich des Jor dans (z. B. Ri 11,1–12,7; 1. Sam 11; 31,11–13; vgl. auch Num 21,21–35). Der Kern von Salomos Reich ist nichts anderes als die Standardisierung der Verwaltung dieses israeli tischen Kernlandes durch die Ernennung von Gouverneuren (1. Kön 4,7–19). Die Mi nimalisten beharren darauf, dass selbst die Annahme, dass David und Salomo über den Norden Israels geherrscht hätten, nicht historisch sei und eher die Ideologie späterer judäischer Könige als die tatsächliche Situation im 10. Jh. widerspiegle.42 Die Liste von Sa lomos Statthaltern in 1. Kön 4,7–19 hat jedoch nicht den Charakter einer ideologischen Erk lärung, sondern scheint eher auf eine ursprüngliche archivarische Quelle zurückzugehen, was die meisten Bibelwissenschaftler anerkennen.43 Es handelt sich dabei um eine nüchterne Auflistung von Namen und Regionen ohne theologischen Inhalt oder 39 Siehe V. Fritz, Die Stadt im Alten Israel, Beck´s Archäologische Bibliothek (München: C. H. Beck, 1990), S. 97–98; auch wenn Fritz für Megiddo der Low Chronology folgt und die betreffende Schicht daher nicht Salomo zuschreibt, bleibt seine Beobachtung bezüglich der Stadtplanung gültig (vgl. ebd., S. 71–78). 40 Halpern, „The Construction of the Davidic State“, S. 73, der A. Alt, „Israels Gaue unter Salomo“, Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (München: C. H. Beck, 1964), Bd. 2, S. 76–89, folgt. 41 Halpern, „The Construction of the Davidic State“, S. 73–74. 42 Siehe z. B. Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 160–163. 43 So z. B. J. Gray, I & II Kings: A Commentary, 2.. überarb. Aufl., Old Testament Library (Philadel phia: Westminster, 1970), S. 24, 134–140; T. N. D. Mettinger, Solomonic State Officials: A Study of the Civil Government Officials of the Israelite Monarchy (Lund: CWK Gleerup, 1971), S. 111–127; E. Würthwein, Das Erste Buch der Könige: Kapitel 1–16 übersetzt und erklärt, Das Alte Testament Deutsch (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977), S. 41–46, insb. 43; Sarna, „The Biblical Sources for the Histor y of Monarchic Period“, S. 11; S. J. DeVries, 1 Kings, Word Biblical Commen tary 12 (Waco, TX: Word, 1985), S. 66–68; vgl. H. M. Niemann, „The Socio-political Shadow Cast by Biblical Solomon“, in L. K . Handy (Hg.), The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Mil lennium (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 252–299, insb. 280–288; Mulder, 1 Kings, S. 168–186; Cogan, I Kings, S. 216; obwohl er die Meinung vertritt, die Liste sei im Laufe der Zeit überarbeitet worden, geht ihr Kernbestand wohl auf einen alten Verwaltungstext zurück.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
76
Salomos Königreich
offensichtliche Verbindungen zu der traditionellen Landverteilung unter den Stämmen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein späterer Autor die Liste erfunden hat, nur um zu zeigen, dass Salomos Königreich ganz Israel umfasst habe. Weder gibt es eine Grundlage für die Behauptung, die Liste habe sich ursprünglich auf einen anderen König – wie beispielsweise Omri – bezogen und sei erst sekundär mit Salomo in Verbindung gebracht worden,44 noch sollte man den Rest der biblischen Erzählungen in Samuel-Könige vernachlässigen, die eindeutig die Herrschaft Sauls, Davids und Salomos über die nordisraelitischen Stämme widerspiegeln. Das bedeutet, dass sowohl die Erzählungen als auch die Verwaltungslisten, die in Samuel-Könige der Vereinigten Monarchie zugeschrieben werden, durchgehend auf eine Herrschaft über nördliche und südliche Stämme hinweisen. 1. Könige 5,1 beschreibt eine noch größere Ausdehnung des Salomonischen Reichs: „So herrschte Salomo über alle Königreiche, vom [Euphrat-] Strom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens“. Ein so großes Königreich setzt nicht nur die Herrschaft über Israeliten und Judäer voraus, sondern auch über ihre Nachbarvölker. Da Salomo selbst keine bedeutenderen Kriege zugeschrieben werden, ist die Frage, wie ein solcher Machtbereich möglich war. Obwohl nur von einem einzigen militärischen Sieg Salomos berichtet wird – die Eroberung von Hamath-Zoba in 2. Chr 8,3 als Hinzufügung zu 1. Kön 9,18 –, heißt es, er habe die Territorien Davids geerbt, dem eine Vielzahl verschiedener Texte wiederum zahlreiche Kriege zuschreiben. Folglich basiert die Annahme eines großen Salomonischen Reichs nicht allein auf 1. Kön 5,1, sondern auch auf einer großen Bandbreite an Texten über Davids Eroberungen, die mit diesen Reichsgrenzen über einstimmen (z. B. 2. Sam 8,1–14). Auch wenn Salomo während seiner Regierungszeit auf Widerstand gegen seine Herrschaft über diese Gebiete stieß (1. Kön 11,14–28), der möglicherweise von Pharao Schischak I. (931–910 v. u. Z. oder 945–924 v. u. Z.) unterstützt wurde,45 setzen die Berichte über diese Widerstände bereits voraus, dass sich das Reich, das Salomo erbte, deutlich über die Grenzen Israels und Judas hinaus erstreckte. Ein ähnlicher Anspruch wie in 1. Kön 5,1 wird – mit anderen Begrifflichkeiten – auch in 1. Kön 5,4 erhoben: „Denn er herrschte über alle [Gebiete] jenseits-des-Flusses [עבר הנהר, sprich: des Euphrats], von Tifsach bis Gaza, über alle Könige jenseits-des-Flusses; und er hatte Frieden auf allen Seiten.“ Die Phrase „jenseits-des-Flusses“ ist in diesem Zusammen hang problematisch: Sie passt nicht zur Perspektive eines Verfassers, der sich in Jerusa lem befindet, sondern eher zu jemandem, der sich östlich des Euphrats aufhält und einen 44 So N. Na’aman, „Solomon’s District System (1 Kings 4:7–19) and the Assyrian Province System in Palestine“, Ancient Israel’s History and Historiography: The First Temple Period, Collected Essays (Wi nona Lake, IN: Eisenbrauns, 2006), Bd. 3, S. 102–119; Finkelstein, „Stages in the Territorial Expan sion of the Northern Kingdom“, S. 240; Knauf und Guillaume, A History of Biblical Israel, S. 76, 78. Letzterer Behauptung folgt Niemann, „The Socio-political Shadow Cast by Biblical Solomon“, S. 252–299. Aber während Niemann einräumt, dass 1. Kön 4,7–19 möglicherweise unter Omri oder später entstand (S. 287–288), verteidigt der Großteil seiner Diskussion dieses Textes eher die Plausi bilität der Annahme, dass die Liste die tatsächlichen Zustände unter Salomos Herrschaft beschreibt (S. 280–288). 45 Der explizite Bezug zu Schischaks Feldzug in 1. Kön 14,25–28, der auch in einer zeitgenössischen Ortsnamensliste aus Ägypten bezeugt ist, legt die Verwendung von Archivmaterial aus dem 10. Jh. nahe, vgl. Na’aman, „Sources and Composition in Histor y of David“, S. 170–171.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
77
Ausdruck benutzt, der ansonsten erstmals in assyrischen Quellen aus dem 8. Jh. belegt ist (ebir-nāri).46 Allerdings stellt der Begriff „jenseits-des-Flusses“ hier eine Wiederaufnahme dar: Er wird sowohl vor den Worten „er herrschte über alle [Gebiete] von Tifsach [am oberen Euphrat] bis Gaza [die wichtigste Philisterstadt]“ als auch direkt im Anschluss daran verwendet. Folglich handelt es sich bei dem kompletten Vers 5,4a, כי הוא רדה בכל עבר הנהר מתפסח ועד עזה בכל מלכי עבר הנהר, um den Einschub eines späten Glossators, der entweder östlich des Euphrats lebte oder den akkadischen Ausdruck kannte und ihn anachronis tisch verwendete. Tatsächlich fungiert die Phrase auch als interpretierende Parallele zu dem Begriff „von Tifsach bis Gaza“.47 Jedenfalls ist sie kein Bestandteil der ursprüng lichen Beschreibung, die eine Liste von Salomos Beamten und Provinzgouverneuren enthält, die über die israelitischen Stämme eingesetzt waren (1. Kön 4,1–19).48 Tatsächlich sehen viele Wissenschaftler 1. Kön 5,4 als Ganzes oder in Teilen als eine späte Glosse zu 5,1 an, die ähnliche Grenzverläufe von Salomos Reich mit unterschiedlichen Begriffen beschreibt und vermutlich auf eine frühere Tradition zurückgeht.49 Doch ist die Annahme eines solch ausgedehnten Reichs plausibel? Finkelstein und Sil berman, wie auch einige andere Revisionisten/ Minimalisten, streiten ab, dass die Größe und Einwohnerzahl von Juda und Jerusalem ausgereicht hätten, um ein erweitertes Reich unterstützen zu können, wie es in den biblischen Texten beschrieben ist: Diese Annahme [i. e. die bescheidene Einschätzung der Größe Jerusalems, I. K.] paßt gut zum eher dürftigen Besiedlungsmuster des restlichen Juda zur gleichen Zeit, das nur ungefähr 20 kleine Dörfer mit einigen tausend Bewohnern umfaßte, viele davon umherziehende Hirten. Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, daß diese dünn besiedelte Region Juda und mit ihr das kleine Dorf Jerusalem das Zentrum eines 46 Der akkadische Begriff ebir-nāri bezeichnet ein Gebiet westlich des Euphrats und erscheint erstmals in einem Brief aus der Regierungszeit des assyrischen Königs Sargon II. (722–705 v. u. Z.); siehe S. Parpola, The Correspondence of Sargon II, Part 1: Letters from Assyria and the West, State Archives of Assyria 1 (Helsinki: University of Helsinki Press, 1987), S. 160, Nr. 204, Zeile 10. Für eine aus führliche Diskussion und Literaturangaben zu diesem Thema siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 101–102. 47 Die Worte מתפסח ועד עזה בכל מלכי עבר הנהרfehlen sowohl in dem Codex Vaticanus und der lukianischen Septuaginta-Rezension als auch in einigen hebräischen Handschriften. 48 Die relative große Zahl von Ausländern in den Verwaltungslisten, wie auch die regelmäßigen und vielf ältigen Hinweise auf Davids und Salomos politische Bündnisse mit Nachbarvölkern – z. B. Ty ros oder Ägypten vor Schischak I. –, könnten ebenfalls die Vorstellung eines erweiterten politischen Einf lusses stützen. Es ist unwahrscheinlich, dass es sich um eine Erfindung späterer judäischer, is raelitischer oder jüdischer Schreiber handelt; siehe A. Rofé, „The Reliability of the Sources about David’s Reign: An Outlook from Political Theory“, in E. Blum (Hg.), Mincha: Festgabe für Rolf Rendtorff zum 75. Geburtstag (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2000), S. 217–227, insb. 222–227. Rofé diskutiert diese Frage besonders im Hinblick auf David, und seine Schlussfolgerungen treffen nicht weniger auf Salomo zu. 49 Siehe z. B. Cogan, 1 Kings, S. 213: „Dieser Vers wirkt wie eine Glosse zu V. 1, die das Staatsgebiet unter Salomos Herrschaft in geographischen Begriffen beschreibt, von denen die meisten anachronis tische, späte Bezeichnungen sind“ („This verse looks like a gloss on v. 1, defining the territory under Solomon’s rule in geographical terms, most of which are anachronistic, late designations“); vgl. Gray, I & II Kings, S. 140–143, insb. 143; Mulder, 1 Kings 1–11, S. 188–193, insb. 192.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
78
Salomos Königreich großen Reichs hätte werden können, das sich vom Roten Meer im Süden bis nach Syrien im Norden erstreckt… Es gibt absolut keine archäologischen Hinweise auf den Reichtum, die militärische Stärke und das Organisationsniveau, die erforder lich gewesen wären, um große Armeen – und sei es für kurze Zeit – unter Waffen zu halten. Selbst wenn die relativ wenigen Bewohner Judas schnelle Angriffe auf Nach barregionen ausführen konnten, wie wären sie fähig gewesen, das riesige und weitaus ehrgeizigere Reich von Davids Sohn Salomo zu verwalten?“50
Trotz dieser zuversichtlichen Behauptung unterlassen es Finkelstein und Silberman jedoch, anzugeben, wie ihre Schätzungen der Größe und Einwohnerzahl Judas zustande kommen.51 Ähnliche Überlegungen wurden von Gunnar Lehmann geäußert, der sich auf unpu blizierte Surveys von Yehudah Dagan und Avi Ofer beruft und schätzt, dass es in der Eisen zeit IIA neben Jerusalem vermutlich nur 32 bewohnte Ortslagen in Juda gab.52 Anders als in dem Artikel von Ofer, den Finkelstein und Silberman zitieren, versucht Lehmann jedoch, die Einwohnerzahl zu schätzen, indem er ein Modell von Ferdinand Braudel auf das gesamte „bebaute Gebiet im judäischen Bergland“ anwendet. Lehmann kommt zu dem Schluss, dass in der Eisenzeit IIA etwa 2.880–5.760 Menschen in Jerusalem und den Gebieten unmittelbar nördlich der Stadt gelebt hätten, 5.055–10.110 Menschen im ju däischen Bergland südlich von Jerusalem und 14.250–28.500 Menschen in der Schefela, wobei ein Großteil davon Einwohner der Philisterstädte Gath und Ekron gewesen seien.53 50 Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 150–151, siehe auch 160–161; ähnlich äußern sich auch Davies, In Search of ‚Ancient Israel‘, S. 67; Thompson, Early History of the Israelite People, S. 291; ders., The Mythic Past, S. 206. 51 Wie im gesamten Buch Keine Posaunen vor Jericho bieten Finkelstein und Silberman keine Fußno ten oder expliziten Verweise auf ihre Quellen für die Größe Jerusalems, siehe S. 149–151, 160–163. Wie bereits angemerkt, verweist ihre allgemeine Kapitel-Bibliographie (S. 356–358) lediglich auf eine einzige Quelle zur Siedlungsstruktur in Juda, nämlich Ofer, „‚All the Hill Country of Judah‘“, S. 92–121. Dort findet sich aber überhaupt keine explizite Schätzung der Einwohnerzahl Judas, siehe Kapitel III, § I V (3), Anm. 51. 52 Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside“, S. 146. Genauer gesagt geht er davon aus, dass es während der Eisenzeit I 18 und während der Eisenzeit IIA 32 Ortslagen in Juda – außer Jer usalem – gegeben habe, während die Zahl der Ortslagen nördlich von Jerusalem – inklusive Je rusalem – in der Eisenzeit I 19 und in der Eisenzeit IIA 15, „in der Schefela“ in der Eisenzeit I 6 und in der Eisenzeit IIA 19 betragen habe (ebd.). Lehmann entnimmt diese Zahlen den unpublizierten Dissertationen von Dagan und Ofer und bezieht weitere Hinweise auf Siedlungen, sofern vorhanden, ein, siehe ebd., S. 118–119. Ofers eigene Schätzungen sind ähnlich: 18 Ortslagen im judäischen Bergland in der Eisenzeit I und 34 in der Eisenzeit IIA (Ofer, „‚All the Hill Country of Judah‘“, S. 102–104). Während Lehmann jedoch der Low Chronology folgt und daher davon ausgeht, dass das 10. Jh. durch die Zahlen zur Eisenzeit I repräsentiert wird, geht Ofer von der High Chronology aus und nimmt an, dass die höheren Zahlen zur Eisenzeit IIA sich auf das 10. Jh. beziehen. 53 Siehe Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside“, S. 133. Lehmann, der der Low Chro nology folgt, datiert die Vereinigte Monarchie auf die Eisenzeit I, für die er sogar noch nied rigere Bevölkerungszahlen schätzt: 18 Siedlungen in Juda außer Jerusalem (ebd., S. 146) mit ca. 1.185– 2.370 Einwohnern Jerusalems und der nördlich davon gelegenen Bergregionen, 2.715–5.430 Ein wohnern des südlichen Berglandes und 5.985–11.970 Shefela-Bewohnern (ebd., S. 133).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
79
Diese Zahlen eröffnen bereits die Möglichkeit einer deutlich zahlreicheren Bevölke rung als die „einigen tausend“, die Finkelstein und Silberman angeben. Knauf und Guil laume sind an anderer Stelle sogar noch großzügiger – zumindest im Hinblick auf Saul: Sie nehmen an, dass sein Königreich „ein Land, das um 1.000 v. u. Z. eine Gesamtbevöl kerung von 100.000–120.000 umfasste“, gewesen sei, und fügen hinzu, dieser Umstand „rechtfertigte es, ihm eine Krone aufzusetzen“.54 Alle diese Schätzungen sollten jedoch mit einer gesunden Skepsis betrachtet werden, da sie vorwiegend auf Survey-Daten ba sieren. Sie setzen ohne Weiteres voraus, dass Oberflächenforschungen ein verlässliches Bild der eisenzeitlichen Bevölkerungszahlen liefern können – aber wie sollte das mög lich sein? Wie viele Überreste wurden in den 3.000 Jahren seit der Herrschaft Davids und Salomos durch Erosion zerstört? Wie viele tausend Male hat es seitdem geregnet? Wie viele Menschen und Tiere, Truppen und Eroberer haben dieses Land durchquert und Veränderungen und Zerstörungen hinterlassen? Wie kann man annehmen, dass eine Schätzung aufgrund der an der Oberfläche erhaltenen Überreste nach drei Jahrtausen den eine verlässliche Basis dafür bildet, die antiken Berichte über die Größe des König reichs abzulehnen? Selbst Lehmann gesteht sogar ein, dass Daten aus Feldbegehungen problematisch, interpretationsbedürftig, derzeit nicht verifizierbar und jegliche Schät zungen von mehreren umstrittenen Prämissen abhängig sind: „Sicherlich sind Siedlungs karten aufgrund von Survey-Daten unvollständig. Einige Ortslagen wurden übersehen, und die Schätzung der Siedlungsgröße ist manchmal unpräzise… Juda und die Schefela sind Gebiete mit dünnen Alluvium- oder äolischen Sedimentschichten wie etwa Löß, die eine antike Siedlung bedecken könnten. Hier beschädigt die Erosion die Ortslagen und legt Artefakte frei.“55 Überraschenderweise schließt Lehmann jedoch daraus nur, dass „die Voraussetzungen für die Wahrnehmbarkeit von antiken Überresten im Gelände gut sind… Daher gibt es eine verlässliche Auswahl an eisenzeitlichen Ortslagen in der unter suchten Region.“56 Wenn Lehmann jedoch recht hat, die Feldbegehungen unvollständig sind und Erosion ein signifikantes Problem darstellt, dann ist keinesfalls davon auszugehen, dass alle eisen zeitlichen Siedlungen nach ca. 3.000 Jahren erhalten und als solche erkennbar geblieben sind. Vor diesem Hintergrund kann jede Feldbegehung vielleicht ein Minimum der ge schätzten Siedlungszahl liefern, keinesfalls jedoch die maximale Anzahl von Ortslagen. Daher ist Lehmanns Schlussfolgerung – wie diejenigen von Finkelstein, Silberman und anderen Minimalisten auch – unangemessen zuversichtlich: „Egal, welcher Chronologie man folgt, war die Einwohnerzahl in der Heimat von David und Salomo sehr niedrig… 54 „a country that numbered a total population of 100,000–120,000 by 1,000 BCE… [this] justified putting a crown on his head“; Knauf und Guillaume, A History of Biblical Israel, S. 67. 55 „Certainly, settlement maps drawn with survey data are incomplete. A number of sites have been overlooked, and the estimate of the settlement size is sometimes imprecise… Judah and the Shephelah are regions with limited alluvium or Aeolian sediments such as loess, which may cover an ancient site. Here erosion damages the sites and exposes artifacts“; Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside“, S. 123. 56 „[C]onditions are good for what has been called ‚site visibility‘… Thus, there is a reliable sample of Iron Age sites in the area of investigation“; Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside“, S. 123.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
80
Salomos Königreich
Es ist zu bezweifeln, dass die 3.000 (Minimum) oder 10.000 (Maximum) Einwohner Ju das ganz Palästina hätten unterwerfen können, ganz zu schweigen von Syrien.“57 Wenn die Survey-Daten, auf denen diese Schätzungen basieren, tatsächlich unvollständig und überaus problematisch sind, dann kann die tatsächliche Bevölkerung durchaus deutlich zahlreicher gewesen sein, auch wenn man die genaue Zahl nicht eruieren kann. Selbst wenn aus Gründen der Vollständigkeit alle Schätzungen von Lehmann akzep tiert würden, kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine solche Bevölkerung, die von einem charismatischen Anführer wie David geeint wurde, unfähig zu militärischen Eroberungen gewesen wäre. Das gilt besonders dann, wenn die Streitkräfte Judas mit denen der Nordstämme zusammengeschlossen worden wären. Schließlich behaupten die biblischen Texte an keiner Stelle, David und Salomo hätten über die Levante allein mit den Männern Judas geherrscht; sie bestätigen, dass sie die Treue beider hatten, der Südund Nordstämme unter einem gemeinsamen Banner. Das war sicher nicht das Resultat eines Sieges Davids und der Judäer über die Nordstämme; stattdessen akzeptierten Letz tere David einträchtig als ihren König (2. Sam 5,1–3; siehe auch 2. Sam 3,17–27), unter stützten seine Herrschaft und kämpften an seiner Seite. Sogar die Minimalisten gestehen zu, dass die Nordstämme sich zu dieser Zeit einer deutlich größeren Bevölkerung rühmen konnten als Juda.58 Daher ist jede Schlussfolgerung bezüglich der Größe des Davidischen Reichs, die ausschließlich auf Schätzungen zur Bevölkerung Judas beruht – unabhängig davon, wie niedrig diese genau ausfallen –, irrelevant und irreführend. Wenn David und Salomo tatsächlich die Loyalität der Nordstämme gewonnen hätten, hätten sie gemäß der biblischen Texte nicht nur bereits einen großen Teil der südlichen Levante kontrol liert, sondern auch über ausreichend Schlagkraft verfügt, um beachtlichen Druck auf alle angrenzenden, feindlichen Königtümer auszuüben. Daher ist die Schlüsselfrage im Hinblick auf die Plausibilität von Davids und Salomos Königreich nicht, wie viele Men schen im judäischen Bergland lebten, sondern ob die biblischen Berichte über die Gefolg schaftstreue plausibel sind, die die Nordstämme David und Salomo geleistet haben sollen. Darüber hinaus ergibt Davids Wahl Jerusalems als Hauptstadt (2. Sam 5,4–9), die historisch unstrittig ist, nur Sinn im Rahmen einer Vereinigten Monarchie. Als alleinige Hauptstadt von Juda liegt die Stadt zu weit nördlich; daher war eine solche Wahl nur für einen Anführer sinnvoll, der sowohl über die Nord- als auch die Südstämme herrschte. Mit Sicherheit hätte kein späterer König von Juda an diesem Ort seine Hauptstadt er richtet, wenn nicht David und Salomo bereits von Jerusalem aus regiert hätten. Daher 57 „No matter which chronology one follows, the population in the homeland of David and Solomon was very low… It is doubtful that the three thousand (minimum) or ten thousand (maximum) in habitants of Judah could have subjugated all of Palestine, not to speak of Syria as well“; Lehmann, „The United Monarchy in the Countryside“, S. 157, vgl. S. 156–162. 58 So versichern beispielsweise Finkelstein und Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, S. 160, dass „[v]on insgesamt 45 000 Menschen, die im Bergland wohnten… wohl 90 Prozent in den Dörfern im Norden [lebten]. Damit dürften knapp 5000 Menschen über Jerusalem, Hebron und ungef ähr zwanzig kleine Dörfer in Juda verstreut gewesen sein“. Auch diese Zahlen werden nicht explizit durch Quellen belegt, aber auch falls sie ungefähr stimmen, hätte jeder König, dem es gelungen wä re, diese nördlichen Stämme zu vereinigen, eine wesentlich größere Armee zur Verfügung gehabt, als Juda allein hätte unterhalten können.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
81
impliziert bereits die unbestreitbare Tatsache mit Jerusalem – und nicht Hebron – als ju däischer Hauptstadt, dass es sich dabei um ein Relikt eines ehemals größeren Vereinigten Königreichs handelt. Auch eine ganze Reihe von biblischen Texten außerhalb der frühen Geschichtsschrei bung in Samuel-Könige stützt die Existenz und die militärischen Erfolge einer Vereinig ten Monarchie mit Sitz in Jerusalem. Jimmy J. M. Roberts hebt zu Recht hervor, dass sich insbesondere Jesaja schon im 8. Jh. auf die Zionstraditionen beruft, die auch in einigen Psalmen (z. B. Psalmen 2.7.23.68.78.89.132) überliefert sind. Das bedeutet, dass eine solche Tradition bereits vor der Zeit König Hiskias von Juda existierte. Roberts argumen tiert, dass die Entstehung einer solchen Überlieferung – die Gottes Inthronisation als Herrscher in Zion über alle Nationen, die Wahl Jerusalems als seinen Wohnsitz und die besondere Erhöhung Davids und seiner Dynastie bekräftigt – nur im Kontext politi scher Stärke Sinn ergibt, wie dies auch zahlreiche Parallelen aus dem Alten Orient zeigen.59 Er schreibt: „Der Aufstieg von Gottheiten zu nationaler Bedeutung ist im Alten Orient meistens verbunden mit dem tatsächlichen politischen Aufstieg der Stadt oder des Landes der jeweiligen Gottheit… Nationale Ideologien entstehen leicht in Zeiten des politischen Erfolgs und können noch lange aufrechterhalten werden, nachdem diese ruhmreichen Zeiten zu Ende gingen; doch man hätte gern irgendeinen Beweis dafür, dass solche Ideologien im Alten Orient jemals in einer Phase kläglicher Schwäche geschaffen wurden.“60 Wenn eine solche imperiale Theologie in Juda vor der Zeit Jesajas und Hisk ias entstand – für die diese Vorstellung bereits traditionell gewesen zu sein scheint –, ist der plausibelste Zeitpunkt für ihre Entstehung die Epoche Davids und Salomos, mit denen sie jedenfalls explizit verbunden ist.61 Nun handelt es sich bei den genannten Beispielen zugegebenermaßen um poetische Texte und nicht um historiographische Berichte, deren Ideologie jedoch nicht im luft leeren Raum entstand. Sie muss vielmehr vor einem spezifischen geschichtlichen Hin tergrund verstanden werden, bei der die Etablierung der Davidischen Hegemonie über Judas und Israels Nachbarvölker sich dafür eher anbietet als die Phase relativer Schwäche Jerusalems zwischen Salomo und Hiskia. Diese Tradition impliziert also, dass Jerusalem bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Hauptstadt eines oder mehrerer Monarchen war, der bzw. die ihre Nachbarn erfolgreich unterwarf(en). Die einzige Epoche in der vor exilischen Ära, in dem die Entstehung einer solchen Ideologie denkbar ist, ist die Regie rungszeit Davids oder Salomos. .
59 Er verweist auf die Beispiele von Marduks Verherrlichung durch Hammurabi von Babylon und Sar gon von Akkads Lobeshymne auf Inanna; siehe J. J. M. Roberts, „Solomon’s Jerusalem and Zion Trad ition“, S. 169. 60 „The rise of deities to imperial prominence in the ancient Near East is usually associated with the actual political rise of the deity’s city or country… Imperial ideologies are easily created in times of political success, and they may be maintained long after those glory days have passed, but one would like some proof that such ideologies were ever created in the ancient Near East in a period of abject weakness“; J. J. M. Roberts, „Solomon’s Jerusalem and Zion Tradition“, S. 169. 61 Siehe J. J. M. Roberts, „Solomon’s Jerusalem and Zion Tradition“, S. 164–170.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
82
Salomos Königreich
Darüber hinaus bot die politische Großwetterlage in der südlichen Levante im 10. Jh. keine unüberwindlichen Hindernisse für Eroberungszüge eines Königs, dem die Südund Nordstämme folgten. James A. Montgomery und Henry S. Gehman stellen zu Recht fest: „Salomo war zweifelsohne der mächtigste Monarch in der Region; in seinen frühen Jahren hatte Damaskus unter den neuen aramäischen Herrschern noch keine politische Bedeutung gewonnen, obwohl es später Unabhängigkeit erlangte“ 62 (1. Kön 11,23–25). Auch Israels verhältnismäßig kleine Nachbarn – Edom, Moab und Ammon – dürften kaum in der Lage gewesen sein, Davids vereinten Streitkräften etwas entgegenzusetzen. Zudem war die geopolitische Lage in weiten Teilen des Alten Orients am Ende des 11. und während eines Großteils des 10. Jh. v. u. Z. eine besondere: Es war eine Zeit relati ver Schwäche der Großmächte Ägypten, Mesopotamien und Anatolien, was ein – histo risch sehr selten eingetretenes – Machtvakuum zur Folge hatte, da keine fremden Mächte die militärische Kontrolle über die Südlevante ausübten. Es ist also durchaus möglich, dass dieses Vakuum durch das vereinigte judäisch-israelitische Königreich gefüllt werden konnte, wie es auch die sorgfältige Analyse der biblischen Berichte nahelegt. Abraham Malamat fasst treffend zusammen: Tatsächlich war die nie dagewesene territoriale und wirtschaftliche Expansion des ge einten Königreichs ein natürliches Resultat der damaligen geopolitischen Lage. Jahr hundertelang stand das Gebiet Syriens und Palästinas im Spannungsfeld zwischen den Ambitionen Ägyptens und Mitannis sowie später besonders der Hethiter… Der Zusammenbruch dieser Konstellation führte zu einem politischen Vakuum auf der syro-palästinischen Landbrücke – bis Ägypten sich, gegen Ende der Herrschaft Sa lomos, wieder erholte und einige Jahrzehnte später Assur auf der Bildfläche erschien. Dieser seltene Moment der Ruhe, frei von dem Einfluss aller „Supermächte“, bot eine einzigartige Chance für diejenige Nation in der Region, die das Intermezzo am erfolgreichsten für sich ausnutzen konnte und auf diese Weise die Hegemonie über ein Gebiet, das normalerweise als Pufferzone diente, erlangte. Von all den Völkern, die zwischen Nil und Euphrat lebten und nun versuchten, sich durchzusetzen – vor allem Tyros an der Küste, Aram im Norden und Israel im Süden – … war es David, der dieses Schicksal schließlich erfüllte.63 62 „Solomon was doubtless the most potent monarch in the area; Damascus under its fresh Aramaean rulers had not in his early years achieved a political importance, although it later gained autonomy“; Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 128. 63 „Actually, the unprecedented expansion of the United Monarchy, territorial and economic, was a natural outcome of the geo-political situation prevailing at that time. For centuries, the region of Syria and Palestine had been caught between Egyptian ambitions and those of Mitanni and especially, later, the Ḫittites… The collapse of this constellation led to a political vacuum in the SyroPalestinian sphere – till the resurgence of Egypt, toward the end of Solomon’s reign, and the rise of Assyria, several decades later. This rare moment of calm, free of all ‚super-power‘ interference, provided a unique opportunity for the one nation in this region which would most successfully exploit the interlude, and who would thus gain hegemony over what was normally a buffer region. Of all the nations living between the Nile and the Euphrates and now seeking to assert themselves were, foremost, Tyre on the coast, Aram in the north, and Israel to the south… It was David who ultimately fulfilled this destiny“; A. Malamat, „A Political Look at the Kingdom of David and Solomon and
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
83
4 König Salomos Harem Eine andere Art der Illustration der in diesem Buch vorgeschlagenen Methodik betrifft ein relativ unbedeutendes und exotisches Thema, das in einer deuteronomistischen Passa ge behandelt wird: 1. Könige 11,3 schreibt Salomo 700 Hauptfrauen [Prinzessinnen] und 300 Nebenfrauen zu, und es wäre eine grobe Vereinfachung, diesen Vers schlicht als un historische Übertreibung abzulehnen. Vielmehr sollte dessen Intention verstanden werden. Einerseits ist es richtig, dass solche übertriebenen Zahlen nicht nur phantastisch und typologisch,64 sondern auch unrealistisch sind – vor allem angesichts der kleinen und un bedeutenden Größe Jerusalems im 10. Jh., die es unmöglich gemacht hätte, einen Harem von 1.000 Frauen zu unterhalten.65 Andererseits kann es nicht dabei bewendet bleiben. Auch der Hintergrund des Verses, sein Kontext und seine Aussageintention müssen betrachtet und mit ähnlichen Aussagen verglichen werden, die über andere altorientalische Könige vorhanden sind. Trotz übertriebener und symbolisch gerundeter Zahlen waren große Harems an altorientalischen Herrscherhöfen keine Seltenheit, wurden jedoch auch häufig genug übertrieben dargestellt. Beispiele hierfür gibt es aus einer langen Zeitspanne vor bis weit nach Salomos Zeit.66 So nennt beispielsweise ein Gedenkskarabäus aus dem 10. Jahr des Pharao Amenophis III., im 14. Jh. v. u. Z., 317 Frauen, die gemeinsam mit einer seiner ausländischen Frauen zum Pharao gebracht wurden.67 Darüber hinaus werden jedem von Salomos Vorgängern und Nachfolgern zahlreiche Haupt- und Neben frauen zugeschrieben, allerdings in deutlich bescheidenerem Ausmaß. Das schließt Its Relations with Egypt“, History of Biblical Israel: Major Problems and Minor Issues, Culture and Histor y of the Ancient Near East 7 (Leiden: E. J. Brill, 2001), S. 189–207, insb. 192. Eine frühere Version findet sich in ders., „Kingdom of David and Solomon and Its Relations with Egypt“, Israel in Biblical Times: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute and Israel Exploration Society, 1983), S. 167–194, insb. 172–173 (Hebräisch). Siehe auch Y. Aharoni, The Land of Israel in Biblical Times: A Historical Geography (Jerusalem: Bialik Institute, 1962), S. 245 (Hebräisch); ders., The Archaeology of the Land of Israel, S. 192; Liver, „On the Chronological Question of Hiram King of Tyre“, S. 189; Millard, „The Case for King Solomon“, S. 25–26; Knoppers, „The Vanishing Solomon“, S. 25. 64 Zur Zahlentypologie ist anzumerken: 7x10x10 plus 3x10x10 ergibt 1.000 bzw. 10x10x10 – alles Zah len, die an vielen Orten der Hebräischen Bibel für Vollkommenheit sehen. So hatte beispielsweise Hiob sieben Söhne und drei Töchter, 7.000 Schafe und 3.000 Kamele (Hi 1,2–3; vgl. auch 42,12–13. Hier wird die Anzahl der Tiere noch verdoppelt). Zur Bedeutung der Zahl „drei“ siehe z. B. Ex 3,18; 5,3; 15,22; Num 10,33; 33,8; zur Zahl „sieben“ siehe Gen 2,2–3; Lev 12,2; 15,4.8; 26,18; Num 23,1; Est 1,5.10; 2,9. Beachte: Auch „zehn“ ist eine symbolische Zahl und die Summe aus 7+3. 65 Siehe § I I, 2. 66 Siehe A. K. Grayson, „Assyrian Civilization“, The Cambridge Ancient History, herausgegeben von J. Boardman et al. (Cambridge: Cambridge University Press, 1991), S. 194–228, insb. 197–198 und weitere Literaturhinweise; R. de Vaux, Ancient Israel: Its Life and Institutions, übersetzt von J. McHugh (New York/ Toronto/ London: McGraw-Hill Book Company, 1961), S. 115–117; Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 234–235, mit vielen zusätzlichen Beispielen; Würthwein, Das Erste Buch der Könige I: Kapitel 1–16, S. 132–133; Cogan, 1 Kings, S. 326–327. 67 Vgl. de Vaux, Ancient Israel, S. 116; A. Dodson, Amarna Sunrise: Egypt from Golden Age to Age of Heresy (Cairo: The American University in Cairo Press, 2014), S. 51 und 186, Anm. 91; C. Blan kenberg-van Delden, The Large Commemorative Scarabs of Amenhotep III, Documenta et Monu menta Orientis Antiqui 15 (Leiden: E. J. Brill, 1969), S. 18 (Übersetzung), S. 129–133 (erhaltene Exemplare).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
84
Salomos Königreich
sowohl Saul ein, dessen Haupt- und Nebenfrauen in 2. Sam 3,7; 12,8; 21,11 erwähnt wer den, als auch Salomos Vater David, von dem gesagt wird, er habe bereits sechs Frauen geheiratet, bevor er nach Jerusalem zog (2. Sam 3,2–5) und auch Batseba heiratete (2. Sa muel 11–12). Außerdem soll er nach Aussage der Hebräischen Bibel zehn Nebenfrauen zurückgelassen haben, als er vor Absalom floh (2 Sam 15,16). Auch von Salomos Sohn Rehabeam wird gesagt, dass er achtzehn Frauen und sechzig Nebenfrauen gehabt habe (2. Chr 11,21); seinem Enkel Abia werden vierzehn Frauen zugeschrieben (2. Chr 13,21).68 Daher ist es vollkommen plausibel, dass auch Salomo über eine große Anzahl Haupt- und Nebenfrauen verfügte, auch wenn die tatsächlichen Zahlen in Wirklichkeit vermutlich näher bei denjenigen lagen, die David und Rehabeam nachgesagt werden. Die Aussage, Salomo habe viele ausländische Frauen gehabt, ist also durchaus historisch plausibel und spiegelt eine Politik der diplomatischen Heirat wider mit Angehörigen weit entfernter und benachbarter Königshäuser sowie Frauen aus Vasallenstaaten. Diese Politik sollte dazu beitragen, Frieden und Stabilität im Königtum zu erhalten (1. Kön 11,1–2), und ist insofern vergleichbar mit den diplomatischen Ehen anderer altorientalischer Könige. Ein Beispiel hierfür ist die königliche Eheschließung von Ramses II. von Ägypten mit der Tochter Hattušilis III. von Hatti in der Folge des Friedensvertrages zwischen beiden Ländern nach der Schlacht von Kadesch (ca. 1285 v. u. Z .).69 Diese Überlegungen zeigen, dass die Zahlen aus 1. Kön 11,3 zwar definitiv nicht wörtlich verstanden werden sollten – was vermutlich auch nie beabsichtigt war –, dass es sich aber auch nicht um reine Erfindung handeln muss. Der Harem war nicht zwingend eine spätere Projektion, denn gerade das oben angeführte Beispiel Amenophis III. aus dem 14. Jh. stammt aus einer Zeit lange vor Saul, David und Salomo. Dennoch ist das Ziel, das der biblische Autor bzw. Redaktor mit der Nennung dieser großen Zahlen verfolgt, kein rein historisches, sondern eher ein rhetorisches: Entweder sollte so die Größe und Fruchtbarkeit des Königs veranschaulicht werden oder seine Extravaganz und Großzügigkeit. In der Endfassung des Textes ist der Vers Bestandteil einer Verurteilung Salomos in überspitzter Ausdrucksweise. Vor diesem Hintergrund muss er im Licht des deuteronomistischen Gesetzes verstanden werden, das Königen verbietet, „viele Frauen“ (Dtn 17,17) zu nehmen. Diese Bewertung von Salomos Eheschließungen spiegelt die theologischen Intentionen des deuteronomistischen Redaktors und damit auch seine religiöse und kulturelle Situation – möglicherweise das 7. (?) Jh. v. u. Z. – wider. Dennoch zeigt sich in der wesentlichen Information, die hier übermittelt wird, auch eini ges von der Realität der Zeit, die er beschreibt (10. Jh. v. u. Z.). Tatsächlich konnte sich 68 Siehe auch 2. Samuel 5,13; 16,21–22; 20,3; Hhld 6,8; Est 2,3.9.10.13; daneben auch Plutarch, Vitae: Artaxerxes 27,1–2; Diodorus Siculus, Bibliotheca Historica 17,77.5–6. 69 Siehe J. A . Wilson, „Egyptian Historical Texts“, in J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (= ANET; 3. Aufl. mit Ergänzungen; Princeton: Princeton University Press, 1969), S. 256b–258a; vgl. S. Roth, Gebieterin aller Länder. Die Rolle der königlichen Frauen in der fiktiven und realen Aussenpolitik des ägyptischen Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 185 (Freiburg/ Schweiz und Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002), S. 50–54. Für weitere Beispie le siehe auch H. G. Güterbock, „The Deeds of Šuppiluliuma as Told by his Son, Muršili II“, JCS 10 (1956), S. 41–68, 75–98, insb. 94–98; siehe außerdem Kapitel III, § II.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Königreich
85
der deuteronomistische Redaktor angesichts dessen, wie verbreitet diese Praxis war, gewiss auf ältere Quellen über Salomo und andere Könige stützen, die er als Bestandteil einer historischen und theologischen Erklärung für die Reichsteilung (1. Kön 11,1–13) anführte. Statt sich auf wirtschaftliche, politische oder soziologische Faktoren zu berufen, die zur Trennung zwischen den Nord- und den Südstämmen führte, bietet er eine theologische Erklärung an. Doch die Situation, die der Deuteronomist erklären möchte – nämlich, dass Salomo über eine große Anzahl Haupt- und Nebenfrauen verfügte, und dass das Königreich nach seiner Herrschaft geteilt wurde –, hat er nicht erfunden. Beide Umstände hat er vermutlich seinen Quellen oder deutlich älteren Überlieferungen ent nommen. Lediglich ihre Verknüpfung als Ursache und Wirkung wurde vom Deuterono misten stilisiert. III Zusammenfassung Derzeit gibt es keine direkten außerbiblischen Quellen über Salomo und die Ereignisse seiner Regentschaft. Die archäologischen Funde haben – abgesehen davon, dass sie sehr umstritten sind – nur wenige Hinweise zur politischen Situation der Südlevante wäh rend des 10. Jh. geliefert. Daher bleiben die biblischen Texte, ebenso wie die indirekten Hinweise aus der Schischak- und der Tel-Dan-Inschrift, die wichtigsten uns zur Verfü gung stehenden Quellen. Das stimmt mit der geopolitischen Lage der altorientalischen Großmächte zwischen dem Ende des 11. Jh. und dem letzten Viertel des 10. Jh. v. u. Z. überein. Daher können Rekonstruktionen des Lebens König Salomos, seiner Herrschaft, seines Tempels, der königlichen Hauptstadt, der Größe seines Reichs wie auch der politi schen Situation seiner Zeit die indirekten epigraphischen und aus archäologischen Aus grabungen stammenden Belege zwar unterstützend heranziehen, sie müssen aber derzeit im Wesentlichen auf den biblischen Texten aufbauen. Die Verwendung dieser Texte als Quellen ist davon abhängig, welche ihrer Details man in welchem Ausmaß als historisch verlässlich oder plausibel bewertet und wie man die verschiedenen Teile der Texte litera risch und theologisch zueinander in Beziehung setzt. Lässt man die übertriebenen Zahlen und legendarischen Aspekte beiseite, so zeichnen die biblischen Texte über Salomo das Bild eines Königs, der einen neuen Tempel errichte te – und damit nicht nur ein bereits existierendes Heiligtum renovierte oder umbaute –, in seiner Hauptstadt, Jerusalem, in der er zwar mit einem bescheidenen Hof, aber vermut lich mit einer relativ großen Familie und seinem Harem residierte. Er besaß die Loyali tät sowohl Judas als auch der nordisraelitischen Stämme und herrschte auch auf irgend eine Weise über einige der benachbarten Königtümer, wie beispielsweise Edom, Moab, Ammon und die Aramäer – zumindest während eines Großteils seiner Regierungszeit. Gegen Ende seines Lebens sah er sich jedoch mit verstärkten Widerständen konfrontiert, und nach seinem Tod war sein Sohn Rehabeam nicht in der Lage, das Reich zusammenzuhalten. Die derzeit vorhandenen Befunde können dieses Gesamtbild zwar nicht zweifelsfrei belegen, es ist jedoch historisch plausibel. Es gibt keine antiken Quellen, die es widerlegen würden, aber es gibt zahlreiche Indizien, die verschiedene Aspekte dieser Rekonstruk tion stützen. Trotz häufiger Einwände der Minimalisten/ Revisionisten, die biblischen
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
86
Salomos Königreich
Berichte über die Vereinigte Monarchie seien historisch unzuverlässig, ermangeln ihre Argumente einer tragfähigen Basis. Sie fußen auf selektiven und übermäßig skeptischen Lesarten der biblischen Texte und verwerfen dabei die einzigen tatsächlich überlieferten antiken Quellen zu dieser Epoche. Ihre wiederholten Verweise auf die Größe Jerusalems und die geschätzte Einwohnerzahl des judäischen Berglands, die auf unvollständigen und problematischen archäologischen Befunden beruhen, reichen nicht aus, um das grundsätzliche biblische Zeugnis zu diesen Punkten zurückzuweisen. Auch wenn die biblischen Texte weder monolithisch noch unstrittig sind, führt eine sorgfältige und kritische Auswertung ihrer Zeugnisse – insbesondere der frühen bibli schen Geschichtsschreibung, die in Samuel-Könige erhalten ist – zu einem im Großen und Ganzen plausiblen Bild eines Vereinigten Königreichs mit Zentrum in Jerusalem im 10. Jh. v. u. Z., das durchaus mit der geopolitischen Situation im Alten Orient zu jener Zeit und den uns zur Verfügung stehenden begrenzten epigraphischen und archäologi schen Befunden in Einklang gebracht werden kann. Das heißt nicht, dass jedes Detail der biblischen Berichte über Salomo unkritisch akzeptiert werden sollte; es sollte im Gegen teil jedes Detail sorgfältig analysiert und die Berichte weder im Ganzen akzeptiert noch im Ganzen abgelehnt werden. Es gibt jedoch gute Gründe, prinzipiell von der grundsätzlichen Verlässlichkeit der Texte auszugehen und sie als einen Versuch anzusehen, die wichtigsten Merkmale und bedeutendsten Taten eines historischen Königs namens Salo mo zu beschreiben. Ziel der folgenden Kapitel ist es, die literarischen Porträts Salomos miteinander zu vergleichen, die sich in der Hebräischen Bibel, insbesondere in Samuel-Könige und Chronik, finden. Es wird sich zeigen, dass das Wesen dieser literarischen Porträts wie auch ihre Unterschiede nicht vollumfänglich verstanden werden können, wenn sie als rein fiktive, erfundene Geschichten über eine längst vergangene Epoche betrachtet werden, die erst viel später – während der spätmonarchischen Ära oder Perser- bzw. hellenistischen Zeit – verfasst wurden. Stattdessen ist ein deutlicher Unterschied erkennbar zwischen der Me thode des Chronisten einerseits, der seine Quellen in der Perserzeit relativ frei umschreibt und miteinander harmonisiert, und dem Vorgehen der früheren Autoren und Editoren von Samuel-Könige andererseits, die ein deutlich größeres Interesse daran zeigen, ihre Quellen zu bewahren und zu verbinden, selbst wenn diese sich gegenseitig widersprechen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
TEIL II Salomos Geburt, Aufstieg und Tempelbau Literarische und historiographische Beobachtungen
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel V: Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12 Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit I Einleitung Die Geburt Salomos wird in 2. Sam 12,24–25 relativ kurz berichtet, dennoch bildet sie den Höhepunkt der gesamten Erzählung in 2. Samuel 10–12. Diese Gesamterzählung verbindet zwei Hauptgeschichten und einige untergeordnete Erzählungen miteinander, die zunächst den Anschein erwecken, als stünden sie zusammenhangslos nebeneinander: Israels Krieg mit den Ammonitern und ihren Verbündeten einerseits, Davids Affäre mit Batseba und deren Folgen andererseits. Diese Geschichten werden nicht stringent chro nologisch erzählt, vielmehr springt die Erzählung zwischen beiden Handlungssträngen hin und her. Viele Forscher stellen daher die Einheitlichkeit des Textes in Frage. Insbeson dere die Verurteilung des Ehebruchs von David mit Batseba durch den Propheten Nathan und die Geburt ihrer beiden Kinder (ungefähr: 2. Sam 11,27b; 12,1–25) wurden häufig als sekundäre Einfügungen – sei es durch einen oder mehrere Ergänzer – angesehen, was zu einer Vielfalt historischer Rekonstruktionen der Umstände von Salomos Geburt führte, die grundlegend von der Erzählung in 2. Samuel 12 abweichen. Dieses Kapitel untersucht die Theorien, nach denen 2. Samuel 10–12 das Produkt meh rerer redaktioneller Überarbeitungen ist. Im Gegensatz zum sogenannten redaktionsge schichtlichen Ansatz soll in diesem Kapitel eine sorgfältige Lektüre des Textes erfolgen, die dessen kompositionelle Einheit aufzeigt anhand seiner literarischen Struktur, den stilistischen Techniken und dem theologischen Rahmen. So soll dargelegt werden, wie der Verfasser die verschiedenen Quellen, möglicherweise u. a. Archivmaterial und litera rische Texte, zusammengefügt, verbunden und zu einem kunstvollen Ganzen geformt hat. Darüber hinaus werden in diesem Kapitel das historische Setting der Erzählung (des Berichts, der Verlautbarung) von Salomos Geburt, ihre innere Einheit und Einbindung in die benachbarten Textpassagen untersucht. Um methodische Klarheit zu schaffen, möchte ich zuallererst die Begrifflichkeiten de finieren, die ich in dieser Untersuchung verwende. 1. Der Terminus „Gesamterzählung“ bezieht sich auf 2. Samuel 10–12, die selbst wiede rum im Kontext der sogenannten „Thronfolgeerzählung Davids“ steht und nach gän giger Auffassung 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2 umfasst;1 1 Bei der „Gesamterzählung“ handelt es sich um eine (semi-)unabhängige literarische Einheit, die ihre eigenen Eröffnungsworte hat: „( ויהי אחרי כןUnd es geschah danach“, 2. Sam 10,1a). Dieselbe Eröff nungsformel erscheint zu Beginn der nachfolgenden Geschichte von Amnon, Tamar und Absalom
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
90
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
2. Der Terminus „David-Batseba-Erzählung“ bezieht sich auf 2. Sam 11,1c–12,25; 3. Der Terminus „Geburtsgeschichte“ bezieht sich auf die literarische Einheit 2. Sam 12,24–25; 4. Der Terminus „Episode“ bezieht sich auf kleinere literarische Einheiten innerhalb des Textes. II Das historische Setting der Geburtsgeschichte Salomos Wie im Folgenden deutlich wird, stellt die Geburtsgeschichte Salomos (2. Sam 12,24–25) den Höhepunkt sowohl der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12) als auch der „DavidBatseba-Erzählung“ (2. Sam 11,1c–12,25) dar. Die beiden Verse berichten davon, dass David Batseba tröstete; darüber hinaus werden die beiden Namen Salomos genannt: .וינחם דוד את בת שבע אשתו ויבא אליה וישכב עמה ותלד בן ויקרא את שמו שלמה ויהוה אהבו .וישלח ביד נתן הנביא ויקרא את שמו ידידיה בעבור יהוה Und David tröstete Batseba, seine Frau, und er kam zu ihr und schlief mit ihr. Und sie gebar einen Sohn, und er [Qerê: sie] gab ihm den Namen [ ְשלמֹ ֹהSchlomo/ Salo mo].2 Und der Herr liebte ihn. Und [deshalb] sandte er eine Botschaft durch Na than, den Propheten [wörtlich: durch die Hand Nathans, des Propheten], und er gab ihm den Namen Jedidja um des Herrn willen []בעבור יהוה.3 (2. Sam 13,1a; vgl. auch z. B. 2. Sam 2,1a; 8,1a). Zur Thronfolgeerzählung Davids siehe ausf ührlich Kapitel X, § I II. 2 Der Eigenname „Schlomo“ wird für keine andere Figur der Hebräischen Bibel verwendet. Er erscheint jedoch in einem Dokument aus der „Stadt Judas“ (d.i. [Neu-]Jerusalem) in Babylonien aus dem Jahr 561 v. u. Z .; siehe W. Horowitz, Y. Greenberg und P. Zilberg, By the Rivers of Babylon: Cuneiform Documents from the Beginning of the Babylonian Diaspora (Jerusalem: Bible Lands Museum/ Israel Exploration Society, 2015), S. 38–39 (Hebräisch). Ein Name mit denselben Konsonanten, jedoch mit anderer Vokalisierung findet sich in Ruth 4,20: ש ְֹל ָמה. ַ Obwohl der Name Salomo in der bibli schen Literatur exklusiv für den Sohn Davids verwendet wird, sind in der semitischen Welt einige Männer mit ähnlichem Namen bekannt. Zu den Varianten des Namens siehe J. J. Stamm, „Der Na me des Königs Salomo“, TZ 16 (1960), S. 285–297, insb. 285–286. Zum Auftreten verschiedener Namen mit der Wurzel שלםsiehe M. R . Golub, „The Element שלםin Hebrew Personal Names in the Land of Israel during the Iron Age II Period“, VT 65 (2015), S. 567–587. 3 Der Begriff בעבור, der in der Hebräischen Bibel 49 Mal vorkommt (z. B. in Gen 8,21; 18,29.31–32; Ex 9,16; 13,8; 1. Sam 12,22; 2. Sam 5,12; 6,12; 9,1.7; 12,21; 13,2), bedeutet „um… willen“. So über setzt auch der Targum Jonathan: „( בדיל ייum des Herrn willen“). Einige Handschriften des Masoreti schen Textes und der lukianischen Rezension der Septuaginta sowie die Vetus Latina lesen hier בדבר, „durch das Wort von“. Darin spiegelt sich entweder eine verderbte hebräische Vorlage oder eine späte Korrektur oder Interpretation von ( בעבורwelch Letzteres die lectio difficilior darstellt) wider. Zur Übersetzung der Phrase mit „um des Herrn willen“, der ihn liebte, siehe die Kommentare von Raschi und Rabbi Jesaja von Trani zu 2. Sam 12,25. Dennoch ist es auch möglich, בעבור יהוהals „durch die Gnade/ Gunst des Herrn“ zu verstehen, wie dies in der phönizischen Inschrift Azitawaddas aus Karatepe (um 720 v. u. Z .; KAI 26,8) belegt ist; siehe H. Donner und W. Röllig, Kanaanäische und Aramäische Inschriften [= KAI], Bd. 1: Texte (3. Aufl.; Wiesbaden: O. Harrassowitz, 1971), S. 5; Bd. 2: Kommentar (Wiesbaden: O. Harrassowitz, 1973), S. 40. Interessanterweise bieten weder die aktuelle Ausgabe von Koehler und Baumgartner et al. (Dietrich und Arnet, Konzise und aktualisierte Ausgabe des hebräischen und aramäischen Lexikons zum Alten Testament von Koehler und Baumgart
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
91
Diese Verse sind vollständig eingebettet in die Gesamterzählung von König Davids mili tärischen Erfolgen und seinen moralischen Vergehen in 2. Samuel 10–12. Auch wenn der Schwerpunkt dieser Kapitel auf David und nicht auf Salomo liegt, sind die beiden The men eng miteinander verbunden. In der späteren biblischen Geschichtsschreibung erwähnt der Chronist lediglich, dass Salomo als Sohn Davids und Batsebas geboren worden sei, ohne jedoch etwas zum histori schen Hintergrund dieses Ereignisses zu bieten (1. Chr 3,5; 14,4 // 2 . Sam 5,14).4 Im Ge gensatz dazu bietet der Verfasser der Gesamterzählung in Samuel die kurze Erzählung von Salomos Geburt,5 die besonderen Umstände, die dazu führten, und den größeren histori schen Kontext der Ereignisse. Hier erscheint die Geburtsgeschichte als das letzte Glied in der David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25), die mit der Affäre zwischen David und Batseba beginnt und dann zu ihrer unerwarteten Ehe führt.6 Davids und Batsebas Beziehung, deren fürchterliche Konsequenzen und schließlich ihre Heirat werden vor dem Hintergrund der blutigen Auseinandersetzungen Israels mit seinen östlichen Nachbarn, den Ammonitern, und ihren Verbündeten – Aram-Bet-Rehob, Aram-Zoba, dem König von Maacha und den Männern von Tob (2. Sam 10,1–19 + 11,17 + 12,26–31) – geschildert und
4 5 6
7
ner, S. 386–387) noch diejenige von W. Gesenius et al. (Hebräisches und Aramäisches Handwörter buch über das Alte Testament [18. Aufl., Berlin und Heidelberg: Springer, 2013], S. 912–913) diese Übersetzung für die fragliche Phrase. Siehe Kapitel VII, § I I. Zur Einzigartigkeit dieser Erzählung in der biblischen Literatur und ihrem altorientalischen Kon text siehe Kapitel VI. 2. Samuel 11,2 berichtet: „Und es geschah, als David zur Abendzeit aufstand von seinem Bett [das im Palast, an seinem üblichen Platz, stand, I. K .] und auf dem Dach des königlichen Hauses umherging, da sah er vom Dach aus eine Frau, die sich wusch.“ Dieser Text suggeriert weder, dass David absichtlich auf das Dach stieg, um nach einer Frau im Allgemeinen oder Batseba im Besonderen Ausschau zu halten, noch, dass Batseba sich so wusch, dass sie vom König oder sonst jemandem gesehen werden konnte – auch wenn die „Beziehung“ Davids und Batsebas, nachdem der König sie beobachtet hatte, nicht zufällig war. Es wäre also falsch, mit Steven L. McKenzie zu behaupten: „Da ist erstens die Tatsache, dass sie an einer Stelle badete, wo der König sie sehen konnte. Er hatte eine Couch oder ein Bett auf seinem Dach und hielt dort öfters ein Schläfchen. Batseba wusste, wann und wo er schlief. Die Tatsache, dass er sie baden sah, war kein reiner Zufall“ („There is, first of all, the fact that she was bathing where the king could see her. He had a couch or bed on his roof and often took naps there. Bathsheba knew when and where he slept. The fact that he saw her bathing was no mere coincidence“; King David: A Biography [Oxford: Oxford University Press, 2000], S. 182, Hervorhebungen I. K .). Es ist nicht klar, woher McKenzie all diese „Tatsachen“ kennt. Welche bibli sche oder außerbiblische Quelle deutet darauf hin, dass David „eine Couch oder ein Bett auf seinem Dach“ hatte und „dort öfters ein Schläfchen“ hielt? Ich bin mir nicht sicher, auf welcher Grundlage McKenzies Argument beruht – falls es überhaupt eine gibt –, weswegen es mir schwerfällt, die Stich haltigkeit seiner Argumente zu beurteilen. Ähnlich spekulativ argumentiert George G. Nicol, dass Batseba möglicherweise bewusst versucht habe, den König zu verführen; immerhin erwähnt er, dass der Text an dieser Stelle mehrdeutig sei; G. G. Nicol, „Bathsheba, a Clever Woman?“, ExpTim 99 (1988), S. 360–363, insb. 360–361; vgl. ders., „The Alleged Rape of Bathsheba: Some Observations on Ambiguity in Biblical Narrative“, JSOT 73 (1997), S. 43–54. Zur Funktion von 2. Sam 11,1a-b und der Verbindung dieser Stelle zu 12,26 siehe ausführlich § I II, 2, B, (c) und § I II, 2, C.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
92
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
sind mit diesen Ereignissen verbunden. Um diesen Hintergrund bzw. diese Exposition zu betonen, hat der Erzähler den Bericht über die Auseinandersetzungen in zwei Teile gespal ten und die David-Batseba-Erzählung – 2. Sam 11,1c–12,25 – dazwischen eingeschoben. Ein Blick auf den ersten Teil zeigt, dass der casus belli des Konflikts in erzählendem Stil dargelegt wird (2. Sam 10,1–5). Die sachliche und auf Informationen bedachte Beschrei bung der militärischen Auseinandersetzung selbst legt jedoch nahe, dass sie möglicher weise auf offiziellen Kriegsberichten basiert, die im königlichen Archiv aufbewahrt wurden.8 Die Konfrontation lief in drei Phasen ab : 1. 2. Samuel 10,6–14 berichtet von der ersten Schlacht zwischen Israel und der ammo nitisch-aramäischen Allianz, die wahrscheinlich in der Ebene von Madaba stattfand (1. Chr 19,7). Obwohl die Verbündeten die Schlacht verloren, waren sie nicht gänzlich besiegt. 2. 2. Samuel 10,15–19 beschreibt eine zweite Schlacht bei Ḥelam, bei der die verbündeten Aramäer vollständig geschlagen wurden und den Ammonitern infolgedessen nicht mehr zu Hilfe kommen konnten.9 3. 2. Samuel 11,1a-b und 12,26–31 handeln von der Belagerung und Eroberung von Rabba, der Hauptstadt der Ammoniter, „im Frühling des Jahres, zu der Zeit, da die Könige zum Kampf ausziehen“ ( ;ויהי לתשובת הׁשנה לעת צאת המלאכים2. Sam 11,1a; vgl. 1. Kön 20,26a; 2. Chr 36,10). Diese Militäroperation gipfelt in Davids entscheidenden und endgültigen Sieg über die Ammoniter. Erst nach dem vollständigen Sieg über die Aramäer bei Ḥelam, als sie keine Bedrohung mehr darstellten, konnten die israelitischen Streitkräfte sich gegen die Ammoniter wenden, Rabba belagern und die Stadt schließlich erobern: „Als alle Könige, die Knechte [i. e. Vasallen] von Hadadeser waren, sahen, dass sie von Israel geschlagen waren, machten sie Frieden mit Israel und wurden ihnen untertan. Und die Aramäer fürchteten sich da 8 Diese Sicht wird von der überwiegenden Mehrheit der Kommentatoren und Historiker geteilt, siehe z. B. L . Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids, Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 42 (Stuttgart: Kohlhammer, 1926), S. 74–83; B. Luther, „Die Novelle von Juda und Tamar und andere israelitische Novellen“, in E. Meyer (Hg.), Die Israeliten und ihre Nachbarstämme: Alttestamentliche Untersuchungen (Halle, M. Niemeyer, 1906; Neudruck Darm stadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1967), S. 175–206, insb. 184–186; P. K. McCarter, Jr., II Samuel: A New Translation with Introduction, Notes and Commentary, Anchor Bible 9 (Garden City, NY: Doubleday, 1984), S. 275–276. Darüber hinaus anerkennt sogar Nadav Na’aman, der einigen Details der Schlacht Davids gegen die Aramäer – wie sie in 2. Samuel 10 beschrieben wird – skeptisch gegenübersteht, dass „der Name von Davids wichtigstem Gegner, sein Königreich, die Namen seines Generals (Schobach) und seiner Verbündeten, die Standorte der Schlachtfelder und der endgültige Erfolg der Israeliten in der Schlacht… auf die Zeit Davids zurückgehen [könnten]“ („the name of David’s major enemy, his kingdom, the names of his general [Schobach] and his allies, the location of the battlefields, and the ultimate Israelite success in battle, may date back to the time of David“; siehe Na’aman, „Sources and Composition in the Histor y of David“, S. 175). 9 Für einen historischen Überblick über diese Ereignisse siehe z. B. A. Malamat, „Aspects of the For eign Policies of David and Solomon“, History of Biblical Israel: Major Problems and Minor Issues, S. 208–233, insb. 208–215 (Hebräische Version: Israel in Biblical Times: Historical Essays, S. 195– 222, insb. 195–203).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
93
vor, den Ammonitern weiterhin zu helfen“ (2. Sam 10,19). Zu beachten ist, dass 2. Sam 10,15–19 nicht eine weitere Phase derselben Schlacht ist, die in 10,6–14 geschildert wird,10 sondern dass es sich vielmehr um die Erzählung einer zweiten Kampfhandlung zwischen Israel und der Koalition der transjordanischen Königtümer bei Ḥelam handelt. Somit ist unklar, worauf die Behauptung von John Van Seters beruht, 2. Sam 10,15–19 sei ein deuteronomistischer Text, während 2. Sam 10,6–14 aus der „späten Perserzeit“11 stamme. Ebenso wenig überzeugend ist Lienhart Delekats Vorschlag, 2. Sam 10,15–19 als einen „Zusatz“ anzusehen.12 III Redaktionsgeschichte versus kompositionelle Einheit A Redaktionsgeschichte Seit der Veröffentlichung der kurzen Notiz von Friedrich Schwally 189213 haben einige Forscher die Ansicht vertreten, dass 2. Sam 11,27b + 12,1–15a – insbesondere die Zurecht weisung Davids durch Nathan – eine späte, sekundäre Hinzufügung zur ursprünglichen 10 So z. B. A . A . Fischer, Von Hebron nach Jerusalem: Eine Redaktionsgeschichtliche Studie zur Erzählung von König David in II Sam 1–5, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 335 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 2004), S. 301. 11 Van Seters begründet seine Behauptung damit, die Tatsache, dass die Ammoniter Söldner in die Schlacht schicken, sei „typisch für die Kriegsführung der Perserzeit, wie sie von Xenophon in seiner Anabasis beschrieben wird“ („is typical of warfare in the Persian period as described by Xenophon in his Anabasis“); siehe J. Van Seters, The Biblical Saga of King David (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2009), S. 228. Dieses Argument ist unbegründet: David selbst führte philistäische Söldner in die Schlacht – „Krethi und Plethi“, wie in 2. Sam 8,18; 15,18; 20,7.23; 1. Kön 1,28.44 berichtet wird. Handelt es sich bei all diesen Passagen ebenfalls um Quellen aus der „späten Perserzeit“? Tatsächlich wurden bereits lange vor der Perserzeit Söldner angeheuert: „[A]usländische Söldner stießen zum mesopotamischen Heer, worauf bereits (wenn auch abschätzig) im 25. Jh. [v. u. Z .] angespielt wird“ („[F]oreign mercenaries also joined on to Mesopotamian militaries, alluded to (albeit disparagingly) as early as the 25th century“, siehe S. F. C. Richardson, „Mesopotamia and the ‚New‘ Military Histor y“, in L. L . Brice und J. T. Roberts [Hgg.], Recent Directions in the Military History of the Ancient World, Publications of the Association of Ancient Historians 10 (Claremont, CA: Regina Books, 2011), S. 11– 51, insb. 25–26); in Anm. 69 zitiert Richardson eine Quelle aus Mesopotamien, die sich auf „ange heuerte Söldner aus fremden Ländern“ („hired mercenaries of foreign lands“) bezieht. Darüber hinaus wird ein früher Bericht über Söldner in der ägyptischen Armee auf das 13. Jh. v. u. Z . datiert, der be zeugt, dass Pharao Ramses II. (1279–1213 v. u. Z .) für die Schlacht von Kadesch (1274 v. u. Z .) 11.000 nubische Söldner dingte. Söldner aus Sardinien mit charakteristischen gehörnten Helmen kommen in Wandgemälden als Leibwache desselben Pharaos vor. Hilfstruppen, die außerhalb des ägyptischen Kernlandes rekrutiert wurden, schlossen im Neuen Reich Kanaanäer und Kontingente aus Syrien mit ein sowie „Nubier, Libyer und die berühmten Scherden, von denen eine Infanterieeinheit als Elitegarde Ramses II. diente“ („Nubians, Libyans and the famous Sherden, one contingent of which was em�ployed as an élite guard infantry unit by Ramesses II“; siehe M. Healy, New Kingdom Egypt, Elite Series 40 (London: Osprey, 1992), S. 24); Richardson, „Mesopotamia and the ‚New‘ Military Histor y“, S. 13. 12 Siehe L. Delekat, „Tendenz und Theologie der David-Salomo-Erzählung“, in F. Maass (Hg.), Das ferne und nahe Wort: Festschrift für Leonhard Rost zur Vollendung seines 70. Lebensjahres am 30. No vember 1966 gewidmet, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 105 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1967), S. 26–36, insb. 28, Anm. 4. 13 Siehe F. Schwally, „Zur Quellenkritik der historischen Bücher“, ZAW 12 (1892), S. 153–161, insb. 153–155.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
94
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
Erzählung sei.14 Ihr Argument ist, dass der Zorn Gottes über die Geburt des ersten Kin des von David und Batseba (siehe 11,27b), dem Schlag Gottes gegen David in 12,15b vorausgehe. Smith erklärt den Einschub folgendermaßen: „Ein späterer Schreiber war damit [sprich: mit der Bestrafung in 1. Kön 12,15b] nicht zufrieden, sondern hatte das Gefühl, dass eine ausdrückliche Zurechtweisung durch unmittelbare Offenbarung nötig sei.“15 Einige Jahrzehnte später interpretierten sowohl Walter Dietrich als auch Timo Veijola die Passage als „ein[en] Einschub des DtrP [= deuteronomistische Prophetenrede]“.16 Im Jahr 1900 vertrat Stanley A. Cook die These, dass nicht nur 2. Sam 11,27b + 12,1–15a ein später Einschub seien – wie Schwally vorgeschlagen hatte –, sondern dass „der gesamte Text 11,27b–12,24a.25 geschrieben [wurde], um Salomos Geburt so makel los wie möglich darzustellen. Der Einschub ist zweigeteilt: (α) 11,27b; 12,15[b]–24a, (β) 12,1–15a.25“.17 Das heißt: (β) ist eine spätere Hinzufügung zu (α), die ihrerseits früher se kundär interpoliert worden war. Laut Cook folgte auf 11,27a ursprünglich 12,24b: „Und als die Trauerzeit vorüber war, sandte David hin und holte sie in sein Haus; und sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn, und er gab ihm den Namen Salomo.“ Der Original text der David-Batseba-Erzählung bestand also im Ganzen aus den Textstellen 11,2–27a + 14 Siehe z. B. H. P. Smith, A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Samuel, International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1899), S. 321–322, 325; K. Budde, Die Bücher Sa muel: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 8 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Sie beck], 1902), S. 254; W. Nowack, Richter, Ruth und Bücher Samuelis, Handkommentar zum Alten Testament I, 4 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1902), S. 194; E. P. Dhorme, Les livres de Sa muel, Études bibliques (Paris: Gabalda, 1910), S. 360–363. 15 „A later writer was not satisfied with this, but felt that there must be a specific rebuke by direct revelation“ (H. P. Smith, The Books of Samuel, S. 322). 16 Das Zitat stammt aus T. Veijola, Die ewige Dynastie: David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deuteronomistischen Darstellung, Annales Academiae Scientiarum Fennicae B.193 (Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia, 1975), S. 113, Anm. 43; siehe auch seinen Aufsatz „Salomo – der Erst geborene Bathsebas“, in J. A . Emerton (Hg.), Studies in the Historical Books of the Old Testament, Supplements to Vetus Testamentum 30 (Leiden: E. J. Brill, 1979), S. 230–250, insb. 237–241 (= ders., David: Gesammelte Studien zu den Davidüberlieferungen des Alten Testaments, Schriften der Finnischen Exegetischen Gesellschaft 52 [Helsinki: Finnische Exegetische Gesellschaft/ Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1990], S. 84–105, insb. 90–94). Siehe auch W. Dietrich, Prophetie und Geschichte: Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung zum deuteronomistischen Geschichtswerk, For schungen zur Relig ion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 108 (Göttingen: Vanden hoeck & Ruprecht, 1972), S. 127–132, insb. 132 („DtrP [hat] die gesamte Nathan-David-Szene V. 1–14 eingeschoben“; er kommt auch zu dem Schluss, dass „11,27b aller Wahrscheinlichkeit nach von DtrP verfasst“ worden sei). Einige Wissenschaftler machen sogar innerhalb des Komplexes 2. Sam 11,27b + 12,1–15a zwei spätere Schichten aus. So sieht beispielsweise L. Rost – dem H. W. Hertz berg und R. Smend folgen – 12,7–12 mit Ausnahme der Wörter אתה האישin 12,7a als eine sekundäre Erweiterung in zwei Stufen an: Zunächst seien die Verse 11–12 eingefügt worden, später die Verse 7b–10. Dietrich folgt dieser Annahme und versucht, sie zu untermauern (Prophetie und Geschichte, S. 127–128; auf S. 127, Anm. 74 finden sich die Verweise auf die oben genannten Forscher). 17 „[T]he whole 11:27b–12:24a, 25 has been written to render Solomon’s birth as stainless as possible. The insertion is twofold: (α) 11:27b; 12:15[b]–24a, (β) 12:1–15a, 25“ (S. A. Cook, „Notes on the Composition of 2 Samuel“, AJSL 16 (1900), S. 145–177, insb. 156–157). Gemäß Cook sind diese Einschübe Teil einer größeren Einfügung durch einen Glossator: 11,2–12,25. Zu letzterer Ansicht von Cook siehe die kritischen Anmerkungen von Budde, Die Bücher Samuel, S. 254–255.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
95
12,24b. Folglich war Salomo der erste Sohn von David und Batseba, der während ihrer ehebrecherischen Affäre gezeugt wurde, als Batseba noch die Frau Urias war. Somit war Salomo ein illegitimer Sohn, ein Bastard. In der Folge stimmten einige Forscher Cooks Schlussfolgerung zu, wie beispielsweise Elias Auerbach und Ernst Würthwein.18 1979 schloss sich ihnen Timo Veijola an und folgerte ebenfalls, dass die Geschichte vom Tod des ersten und der Geburt des zweiten Kindes (12,15b–24a.25) eine späte fiktive Hinzufügung sei. Veijola versuchte, diese An nahme folgendermaßen zu begründen: (a) Die Erzählung von der Geburt des ersten – illegitimen – Kindes (11,27a) konnte an dieser Stelle nicht enden, sondern schließt erst mit der Namensgebung in 12,24b. (b) Die Geschichte von der Geburt Salomos als zweitem Sohn fällt aus dem chronologi schen Rahmen der Gesamterzählung in 2. Samuel 10–12, da als Zeitraum, innerhalb dessen zwei Kinder geboren werden, in der Regel 18–20 Monate anzusetzen sind und es unwahrscheinlich ist, dass die Belagerung Rabbas so lange angedauert hat (siehe unten). Dieser späte Einschub von 2. Sam 12,15b–24a diente laut diesen Exegeten dazu, die Tat sache zu verschleiern, dass Salomo in Wirklichkeit das erste Kind Batsebas und das Re sultat ihrer ehebrecherischen Affäre war.19 Veijola kommt zu dem Schluss, dass „Salomos Stellung als Bathsebas Erstgeborener nicht mehr in den Bereich bloßer Vermutungen [gehört]. Vielmehr scheint sie mir das historisch Wahrscheinliche zu sein“.20 Zuletzt hat Thilo A. Rudnig erneut konstatiert, dass es sich bei den Texten in 2. Sam 12,1–15a (die er als „Nathanperikope“ bezeichnet) und in 12,15b–24a (die Passage über den Tod des ersten Kindes) um späte Einschübe handle. Rudnig wiederholt die bereits bekannten Argumente, die in der Forschungsdiskussion immer wieder für diese These, die seiner Überzeugung nach mittlerweile „breiter Konsens“ sei, ins Feld geführt werden: Mit der Heirat von David und Batseba (2. Sam 11,27a) sei die Erzählung beinahe abge schlossen; üblicherweise sei nach dem Bericht von der Geburt eines Kindes die Nennung des Namens zu erwarten, die in 12,24b schließlich erfolgt. Rudnig folgert dementspre18 Siehe E. Auerbach, Wüste und Gelobtes Land. Bd. I: Geschichte Israels von den Anfängen bis zum Tode Salomos (Berlin: Kurt Wolff Verlag, 1932), S. 241, Anm. 1; E. Würthwein, Die Erzählung von der Thronfolge Davids: Theologische oder politische Geschichtsschreibung?, Theologische Studien 115 (Zü rich: Theologischer Verlag, 1974), S. 31–32. 19 Siehe Veijola, „Salomo: der Erstgeborene Bathsebas“, S. 230–250, insb. 241 (ders., David: Gesammel te Studien zu den Davidüberlieferungen des Alten Testaments, S. 84–105). S. A. Nitsche, König David: Sein Leben, seine Zeit, seine Welt (Gütersloh: Chr. Kaiser/ Gütersloher Verlag, 2002), S. 220–223, schließt sich Veijola an. 20 Veijola, „Salomo: der Erstgeborene Bathsebas“, S. 248; Hervorhebung I. K. Einige Exegeten folgen dieser Überzeugung, als ob sie eine selbstverständliche historische Tatsache wäre. Ernst Axel Knauf erklärt beispielsweise schlicht: „Da Salomo Bathsebas Erstgeborener war…“ („As Solomon was Bathsheba’s first born…“ [Hervorhebung I. K .]; siehe E. A . Knauf, „Le roi est mort, vive le roi! A Bibli cal Argument for the Historicity of Solomon“, in L. K . Handy [Hg.], The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 [Lei den: E. J. Brill, 1997], S. 81–95, insb. 89); Knauf und Guillaume, A History of Biblical Israel, S. 77.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
96
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
chend, dass 12,24bα – „und er gab ihm den Namen Salomo“ – eine direkte Fortsetzung von 11,27a „und sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn“ sei und die Passage zwischen diesen Versen (11,27b + 12,1–24a) spät und sekundär.21 In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass der Name eines Kindes nicht immer unmittelbar nach seiner Geburt bekanntgegeben wird, wie beispielsweise bei Mose in Ex 2,1–10. Darüber hinaus hat Hugo Greßmann bereits 1910 derartige Thesen aus folgenden Gründen zurückgewiesen: (a) Es ist unmöglich, 11,27a und 12,24b direkt zusammenzufügen, weil der Leser zunächst erfahren muss, wie der Erzähler den Umgang Davids mit den problematischen Konsequenzen seiner Affäre bewertet: Batsebas Schwangerschaft, während Uria auf dem Schlachtfeld war. Daher ist die Fortsetzung in 11,27b–12,14 absolut notwendig. (b) Die Episode mit Nathan (12,1–14) ist ein klares Resultat der Handlung in Kapitel 11, wonach David kein gnadenloser und brutaler König war, sondern vielmehr alles tat, um Uria nicht töten zu müssen. (c) Die Nathan-Episode ist in demselben romanhaften Stil geschrieben wie die Erzählung von David und Batseba in Kapitel 11.22 Greßmanns Einwände wurden aus welchen Gründen auch immer ignoriert, aber tatsäch lich gibt es noch einige weitere und viel bessere Gründe, daran zu zweifeln, dass 11,27b– 12,24a eine späte Hinzufügung ist. Diese lauten wie folgt: 1. Diese Exegeten nennen keinen einzigen positiven Textbeleg für ihre Schlussfolgerung. Sie finden im Text selbst an keiner anderen Stelle einen Hinweis darauf, dass Salomo jemals als illegitim angesehen wurde.
21 Siehe T. A . Rudnig, „‚Ausser in der Sache mit Uria, dem Ḫethiter‘ (1 Reg 15,5): Jahwes und Davids Gerechtigkeit in 2 Sam 10–12“, in A. G. Auld und E. Eynikel (Hgg.), For and against David: Story and History in the Books of Samuel, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 232 (Leuven: Peeters, 2010), S. 273–292, insb. 275–283. Rudnig hat diesen Sachverhalt bereits in seinem Buch, Davids Thron, behandelt: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thronnachfolge Davids, S. 55–60, 351. Siehe auch Fischer, Von Hebron nach Jerusalem, S. 199–200, der von „[der] ältere[n] David-Batscheba-Erzählung 11,2–27 + 12,4bα [Qerê]“ spricht. 22 „Das ist aus mancherlei Gründen unmöglich, vor allem aber deshalb, weil man zuvor noch erfahren muss, wie der Erzähler über die Handlungsweise Davids denkt und nach welcher Richtung hin er seine Hörer beeinflussen will… Darum ist eine Fortsetzung unbedingt notwendig. Da 12,15b sich scheinbar glatt an 11,27 anfügt, sieht eine Anzahl Forscher die Nathan-Episode als nicht ursprünglich an und entfernt sie als einen späten Zusatz. Aber auch das ist schwerlich richtig. Denn gerade in der Nathan-Episode klingt derselbe Gedanke, nur lauter, hindurch, der schon im Vorhergehen den leise angeschlagen ist: David soll nicht als völlig gewissenloser Despot vorgestellt werden! Sonst hätte der Erzähler ihm nicht die Versuche zugeschrieben, sich Urias ohne Mord zu entledigen. Erst als alles Andere vergeblich ist, lässt sich der König zum Äussersten drängen. Überdies eignet der Nathan-Geschichte derselbe novellistische Charakter, der auch der Bathsheba-Episode das Geprä ge verleiht“ (H. Greßmann, Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels, Die Schriften des Alten Testaments 2/1, 2. Aufl. [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1921], S. 158–159).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
97
2. Ihre Thesen entbehren auch jeglicher philologischer Grundlage. Die Texte, die als sekundäre, späte Hinzufügungen interpretiert werden, zeigen keine spezifischen lin guistischen oder stilistischen Merkmale, die eine Spätdatierung nahelegen.23 3. Keiner der hier genannten Forscher liefert Beweise dafür, dass Nathans Parabel und seine Zurechtweisung (12,1–10) „deuteronomistisch“ sind. Genau genommen finden sich in dieser Passage keine eindeutige deuteronomistische Phraseologie, Stilmerkma le oder Vorstellungen. Die Phrase „( לעשות הרע בעיניBöses tun in meinen Augen“) in 12,9b ist nicht notwendigerweise deuteronomistisch.24 Hans-Joachim Stoebe betont völlig zu Recht, dass jeder, der diese Phrase als spezifisch deuteronomistisch ansieht, seine häufige Verwendung in nichtdeuteronomistischen Texten übersieht.25 Selbst wenn man jedoch diese Phrase als deuteronomistisch einstuft, bedeutet das noch nicht, dass automatisch auch die gesamte restliche Passage 12,1–10 eine späte deute ronomistische Hinzufügung ist. Die Verse 12,11–12 beinhalten tatsächlich eine post eventum-Aussage, die auf Absaloms Revolte und Missbrauch von Davids Neben frauen anspielt, worüber in 2. Sam 16,22 berichtet wird.26 Diese Aussage verlangt je doch keine über das Ende von Davids Herrschaft hinausgehenden Kenntnisse, erfor dert auch nicht, dass sie ein Redaktor Jahrhunderte später verfasste. Es gibt andere Hinweise darauf, dass die Thronfolgeerzählung als Ganzes nicht früher als in der Sa lomonischen Zeit entstanden ist. Zu diesem Zeitpunkt hätte eine post eventum-Anspie lung auf Absalom problemlos gemacht werden können.27 Dementsprechend besteht keine Notwendigkeit, sich Moshe Weinfelds Schlussfolgerung anzuschließen: Auch wenn „die Prophezeiung… möglicherweise auf eine vor-deuteronomistische Tradi tion zurückgeht, ist sie doch von dem Deuteronomisten in den Text eingegliedert und offenbar redaktionell überarbeitet [worden].“28 Ebenso wenig gibt es einen Grund, 23 Um dieses Hindernis zu überwinden, liefert Nitsche eine weitere Theorie, derzufolge die „späte(n) Hinzufügung(en)“ („late addition[s]“) bereits in der Zeit des Erzählers gemacht worden sei(en), und zwar von einem Schreiber der Weisheitsschule, der am Salomonischen Hof tätig war („Der frühen Weisheitsschule am salomonischen Hof ist ein solcherart ‚aufgeklärter‘ Text durchaus zuzutrauen“); siehe Nitsche, König David, S. 222. Dieser Annahme fehlt jedoch eine solide Basis. 24 Gegen Dietrich, Prophetie und Geschichte, S. 131. Der Kontext von 2. Sam 12,9 ist eine literarische Form des Prinzips „‚speziell[er]‘ (Ausdruck) folgt auf ‚allgemein[en]‘ (Ausdruck)“: In den Phrasen ( ואתו הרגת בחרב בני עמון12,9d) und ( את אוריה החתי הכית בחרב12,9b) formuliert jeweils ein Teil das detailliert, was im anderen „allgemein“ ausgedrückt ist: ואתו > את אוריה החתיund הכית בחרב > הרגת בחרב בני עמון. Dieses Merkmal kommt häufig in verschiedenen Schichten der biblischen Literatur vor; siehe ausführlich Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 311–318. Siehe auch § III, B, 3, Anm. 67. 25 „[D]er Verweis auf überwiegend deuteronomistisch belegte Vorkommen der Formel עשה הרע בעיני יהוהübersieht den Verwendungsumfang des Begriffs“; H.-J. Stoebe, Das zweite Buch Samuelis, Kom mentar zum Alten Testament 8/2 (Gütersloh: Gütersloher Verlaghaus, 1994), S. 283. 26 Vgl. J. Wellhausen, Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, 4. Aufl. (Berlin: W. de Gruyter, 1899; Neudruck 1963), S. 256 (aus nicht genannten Gründen hält Wellhausen 12,10 ebenfalls für einen späten Einschub); H. P. Smith, The Books of Samuel, S. 324 (ohne Bezug auf Wellhausen). 27 Siehe Kapitel X, § I II. 28 „Though the prophecy may derive from pre-deuteronomic tradition, it was incorporated into the text
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
98
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
2. Sam 12,13–14 als „später hinzugefügte deuteronomistische Überleitung“ einzu stufen, wie es Veijola tut,29 ohne eine Erklärung zu liefern, was an den beiden Versen deuteronomistisch ist. 4. Die Schilderung der Ereignisse in 2. Samuel 10–12 ist durchgehend achronologisch, auch ohne eine späte redaktionelle Überarbeitung. 2. Samuel 12,26–31 ist die Fortset zung der Geschichte, die in 10,1–19 und 11,1a-b erzählt wird.30 Dementsprechend gilt: (a) Die nicht chronologische Erzählweise der David-Batseba-Erzählung (11,1c– 12,25) ist kein Beleg dafür, dass es sich um einen späten Einschub eines Glos sators in „den Bericht über einen Krieg gegen Rabba-Ammon, von dem sie ur sprünglich unabhängig war“, handelt, wie Cook behauptet.31 Es ist zwar gut möglich, dass der ursprüngliche Autor einen unabhängigen Bericht über die Kriege als Rahmen für die David-Batseba-Erzählung benutzte, aber es gibt we der einen Grund für die Annahme, dass Letztere erst Jahrhunderte nach dem Kriegsbericht entstand, noch für die Auffassung, dass beide erstmals durch den Deuteronomisten miteinander verbunden wurden. (b) Die chronologische Berechnung von Gelehrten wie Veijola und anderen, bei spielsweise Stefan A. Nitsche,32 derzufolge es nicht zwei Schwangerschaften Batsebas gegeben haben kann, da die Belagerung dann etwa zwei Jahre gedauert hätte – was nicht plausibel ist –, beruht auf der Reihenfolge der Ereignisse, wie sie im Text in 2. Samuel 10–12 dargestellt wird; das ist jedoch keine verlässliche Grundlage, da die biblische Beschreibung der Ereignisse achronologisch ist. 5. Wie später gezeigt wird, belegt eine sorgfältige literarische Analyse von 2. Samuel 10– 12, dass alle Texte, die von diesen Exegeten als späte Hinzufügungen/ Einschübe dar gestellt werden, tatsächlich sowohl feste Bestandteile der David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25) als auch der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12) sind. Sie stehen im Einklang mit den einzelnen Teilen der Gesamterzählung und sind mit dieser kohärent. Zusammen bilden sie eine kunstvoll-hochkomplexe konzentrische Form, die in der wissenschaftlichen Diskussion bisher übersehen wurde. Die vermuteten „Einschübe“ sind diesem Komplex literarischer Strukturen wesenhaft und können nicht von den anderen Texten getrennt und als „spätere Hinzufügung(en)“ betrachtet werden.33 6. Die wiederkehrenden Worte von Nathans Parabel und seiner Zurechtweisung sowie der Geburtsgeschichte des zweiten Kindes in 12,24 sind maßgeblich abhängig von der David-Batseba-Erzählung und derjenigen über die Geburt des ersten Kindes in and apparently redacted by the Deuteronomist“; M. Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School (Oxford: Oxford University Press, 1972; Neudruck Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1992), S. 130, Anm. 4. 29 Siehe Veijola, „Salomo: Der Erstgeborene Bathsebas“, S. 234: „später hinzugefügte deuteronomistische Überleitung.“ 30 Siehe ausführlich § I II, B, 3. 31 „[T]he account of a war against Rabbah-Ammon of which it was originally independent“; Cook, „Notes on the Composition of 2 Samuel“, S. 156. 32 Siehe Veijola, „Salomo – der Erstgeborene Bathsebas“, S. 237–241 (ders., David: Gesammelte Studien zu den Davidüberlieferungen des Alten Testaments, S. 90–94); Nitsche, König David, S. 221–222. 33 Siehe § I II, B, 2 (a)–(b).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
99
11,27 und stehen in einem engen Verhältnis zu diesen Passagen. 12,24 stellt dabei das Ergebnis von 11,27 dar.34 7. Der Erzähler hält es nicht für notwendig, den Namen des ersten Kindes in 2. Sam 11,27b zu nennen, weil es kurz nach der Geburt starb und keine weitere Bedeutung hatte (12,15b–23; siehe § III, B, 4). 8. Die Phrasen „ – ותלד לו בן … ותלד בןund sie gebar ihm einen Sohn… und sie gebar einen Sohn“ – in 11,27b und 12,24b sind nicht zwingend Rahmenverse oder eine Wieder aufnahme, wie Veijola meint.35 Diese Phrasen sind ein integraler Bestandteil der Er zählung, durch die der Erzähler einen deutlichen Kontrast zwischen der Geburt des ersten, illegitimen und der des zweiten, legitimen Kindes ausdrückt (siehe § III, B, 4). Abgesehen davon: Wie hätte der Erzähler seine Leser anders über ein derartiges Ereig nis – die Geburt eines zweiten Kindes von derselben Mutter (12,24b) – informieren sollen, wenn nicht durch den Gebrauch der feststehenden, geradezu in Stein gemeißel te Phrase ?ותלד בןTatsächlich erscheint genau diese Phrase in beinahe jedem anderen Geburtsbericht der biblischen Literatur. 9. Selbst wenn 2. Samuel 12,15b für die Fortsetzung von 11,27b gehalten wird, bedeu tet das nicht unbedingt, dass alle Verse dazwischen als späte Hinzufügung anzusehen sind.36 Mit der Art und Weise wie der Erzähler die Themen in 11,27 und 12,1–15 dar stellt, wollte er vermutlich zeigen, dass Krankheit und Tod des ersten Kindes eine gött liche Strafe für David und Batseba waren, die er direkt in Bezug setzt zu Nathans Zu rechtweisung und dessen Prophetie (12,1–15a). Obwohl Davids Taten in den Augen des Herrn böse waren (וירע הדבר אשר עשה דוד בעיני יהוה, 11,27b), vergab ihm der Herr wegen Davids Reue ( ;ויאמר דוד אל נתן חטאתי ליהוה12,13),37 und wegen Gottes grund legender Liebe zu ihm. Daher entschied Gott, dass David zwar nicht sterben sollte (גם ;יהוה העביר חטאתך לא תמות12,13b), aber sein Kind infolge der Taten Davids krank werden und sterben würde ( ;גם הבן הילוד לך מות ימות12,14b). So wurde die Strafe für Davids Sünden nicht vollständig aufgehoben, sondern auf sein Kind umgelenkt.38 Aus theologischer Sicht steht der Tod des Kindes für Davids Taten im Widerspruch zu dem 34 Siehe § I II, B, 2 (b). Obwohl gemäß 2. Samuel 19,6–7 Joab David für dessen Reaktion auf Absa loms Tod getadelt hat, sind die bloße Existenz der Erzählung von der Affäre zwischen David und Batseba und die scharfe Zurechtweisung Nathans am König mit dem eindeutigen Verweis „Du bist der Mann!“ (12,7) innerhalb der gesamten altorientalischen Literatur bemerkenswert. 35 Veijola, „Salomo – der Erstgeborene Bathsebas“, S. 233; siehe auch Rudnig, „‚Ausser in der Sache mit Uria, dem Ḫethiter‘“, S. 276. 36 Siehe Stoebe, Das zweite Buch Samuelis, S. 301. 37 David übernimmt die Verantwortung für seine Sünden nicht nur in diesem Fall, sondern auch für die Schuld, die er auf sich lädt, indem er eine Volkszählung durchführen lässt; siehe 2. Samuel 24,10.17: „( ויאמר דוד אל יהוה חטאתי מאוד אשר עשיתי…ויאמר הנה אנכי חטאתי ואנכי העויתיUnd David sprach zum Herrn: ‚Ich habe schwer gesündigt mit dem, was ich getan habe‘… sprach er zum Herrn: ‚Ich allein habe gesündigt, und ich allein habe die Missetat begangen‘“). Im Gegensatz dazu versucht Saul, die Schuld für seinen Fehler seinem Volk zuzuschieben; siehe 1. Sam 15,15: ויאמר שאול מעמלקי „( …הביאום אשר חמל העם על מיטב הצאון והבקרUnd Saul sprach: ‚Sie haben sie von den Amalekitern hergebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder…‘“). 38 Vgl. Jesaja 53,4–11.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
100
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
Vergeltungsprinzip, das sowohl in der deuteronomistischen als auch in der prophe tischen Literatur proklamiert wird.39 Das schwächt Veijolas Behauptung, 12,13–14 sei eine „später hinzugefügte deuteronomistische Überleitung“.40 Zwar ist die Bestrafung Davids theologisch problematisch, zeigt diese jedoch zumindest, dass in gewisser Hinsicht Gerechtigkeit geübt wird: Seine Verbrechen bleiben nicht ungesühnt. 10. Ohne die Erzählung von der Geburt und dem Tod des ersten Kindes (2. Sam 11,27; 12,15b–23) ergibt die Phrase „dann tröstete David Batseba“ (12,24a) keinen Sinn. Wa rum sollte David seine Frau trösten, wenn nicht wegen des Todes ihres41 Kindes? Es wäre problematisch anzunehmen, dass David Batseba in ihrer Trauer um ihren früheren Ehe mann Uria Trost gespendet hat, zu dessen Ermordung David selbst den Befehl gegeben hatte (11,14–25) – zumal das Verbrechen bereits bekannt war (12,1–10). Daher beharren diese Exegeten darauf, dass auch 12,24a eine späte Hinzufügung sei. Wie aber später noch gezeigt wird, dient dieser Vers jedoch gemeinsam mit 2. Sam 10,2 als rahmendes Element, das die Gesamterzählung als Ganzes zusammenhält (siehe § III, B, 2, c). 11. Ohne die Erzählung von der Geburt und dem Tod des ersten Kindes fehlt ein pas sender Kontext oder eine Erklärung zu den Worten „Und der Herr liebte ihn. Und [deshalb] sandte er eine Botschaft durch Nathan, den Propheten, und er gab ihm den Namen Jedidja um des Herrn willen“ (12,24d–25): Wenn Salomo tatsächlich der Erst geborene war, warum liebte der Herr dann dieses Kind, das aus einer ehebrecherischen Affäre hervorging und in gewisser Hinsicht den Tod einer unschuldigen Person (Uria) verursacht hatte? Andererseits bildet 12,24b – „( ויהוה אהבוder Herr liebte ihn“) einen sinnvollen Kontrast zu 11,27b – ([„( וירע הדבר אשר עשה דוד (בעיני יהוהdie Sache, die David getan hatte,] missfiel dem Herrn“; siehe § III, B, 4). 12. Der Samuel-Erzähler erklärt nicht die Bedeutung des Namens שלמה, als dieser erstmals genannt wird (2. Sam 12,24). Später wird die Namensbedeutung indirekt durch das Wortspiel, der Paronomasie, ( שלמה – שלוםSchlomo – Schalom = „Frieden“) sug geriert, das in 1. Kön 5,4–5 vorkommt.42 Üblicherweise wird jedoch angenommen, dass der Name שלמהvon der Wurzel ( שלםschillem [Pi.], i. e. „vergüten/ entschädigen, ersetzen“) abgeleitet ist und etwa mit „sein Ersatz“ wiedergegeben werden kann. Das heißt, der zweite neugeborene Sohn ist der „Ersatz“ für den ersten, der gestor ben war.43 Die letztgenannte Erklärung ist deutlich einleuchtender als die vorherige, die in 1. Kön 5,4–5 angeboten wird. David respektive Batseba gab dem Kind doch 39 Siehe Deuteronomium 24,16; 2. Kön 14,6; Jer 31,28–29; Ez 18,2.20; 2. Chr 25,4. Siehe auch Kapi tel II, § I II, 1, Anm. 47. 40 Siehe Veijola, „Salomo: Der Erstgeborene Bathsebas“, S. 234. 41 “ihres” bezieht sich auf Batsebas bzw. Batsebas und Davids Kind. 42 Für eine ausführliche Erörterung siehe Kapitel VII, § IV, 1, und die Diskussion zur Erklärung des Namens im Chronistischen Geschichtswerk an dieser Stelle. 43 Siehe Stamm, „Der Name des Königs Salomo“, S. 285–297. Unter den Samuel-Kommentatoren siehe z. B. F. Stolz, Das erste und zweite Buch Samuel, Zürcher Bibelkommentare: Altes Testament 9 (Zü rich, Theologischer Verlag Zürich, 1981), S. 242. Zu den verschiedenen möglichen Bedeutungen der Wurzel šlm siehe Stamm, ebd.; G. Gerleman, „Die Wurzel šlm“, ZAW 85 (1973), S. 1–14. Allgemein gesprochen bildet der biblische Name „Schlomo“ eine Parallele zum assyrischen Namen „Sanherib“ (Sîn-aḥḥē-erība, i. e. „der Gott Sin hat meine [toten] Brüder ersetzt“).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
101
wohl eher einen Namen, der ihre derzeitige Lebensrealität widerspiegelte, als einen, der eine mögliche, nicht absehbare Zukunft des Kindes ausdrückte. Darüber hinaus passt die wissenschaftliche Erklärung sehr gut zum Kontext von 2. Sam 12,24, in dem Davids Absicht ausgedrückt ist, Batseba über den Tod ihres ersten Kindes hinwegzutrösten und den Willen, dieses durch ein neues zu ersetzen (siehe § III, B, 2, d). In einer ähnlichen Situation drückt tatsächlich ein anderer biblischer Erzähler klar und deutlich aus, dass Eva ihren dritten Sohn Set nannte, „[d]enn Gott hat mir einen anderen Samen gesetzt für Abel, den Kain erschlagen hat“ (Gen 4,25). So nannte auch David bzw. Batseba sein bzw. ihr zweites Kind „Schlomo“, abgeleitet von schillem, bedeutet es, er sollte den verlorenen Bruder „entschädigen“ oder ihn „ersetzen“. Dieser Name wurde demnach dem zweiten Kind mit Bezug auf den Tod des ersten Kindes gegeben. Es gilt also dasselbe wie für die Aussage „David tröstete Batseba“ (wie in Nr. 10 erwähnt): Die Geschichte von der Geburt und dem Tod des ersten Kindes (2. Sam 11,27b; 12,15b–23) ist notwendig, um die Namensgebung zu verstehen. 13. Der Vorschlag einiger Exegeten wie Veijola, dass Batseba ihr zweites Kind „seinen Er satz“ nannte und auf Uria bezogen hätte,44 ist äußerst unwahrscheinlich. Aus dem biblischen Text geht nicht eindeutig hervor, wer dem Kind tatsächlich den Namen „Schlomo“ gab: David oder Batseba (siehe § V). Würde Batseba Namensgeberin gewe sen sein, könnte sie als die Frau von König David unmöglich dran interessiert sein, mit dem Namen einen Bezug zu ihrem vorherigen Ehemann herzustellen,45 den David hatte umbringen lassen – insbesondere, weil sie genau wusste, dass das Kind von David war und nicht von Uria (2. Sam 11,5). Würde hingegen David selbst den Namen gewählt haben, würde er mit Sicherheit nicht so unvernünftig handeln und seinen eigenen Sohn „Ersatz“ für denjenigen zu nennen, zu dessen Tod er den Befehl gegeben hatte. Im Ge gensatz zu Steven L. McKenzie, der im Wesentlichen Veijola folgt, ist das keine plausible Interpretation des biblischen Textes: „Er [sprich: der Name „Salomo“, I. K.] könnte als ‚Ersatz für Uria‘ und somit als weitere Bemühung, die Sünde zu vertuschen, verstanden werden. Außerdem könnte er natürlich auch ‚Ersatz für David‘ bedeuten.“46 Ein etwas anderer Ansatz stammt von Baruch Halpern.47 Er schreibt: Von dem Tod [des ersten Sohnes, I. K.] wurde nicht berichtet, um Salomo vor der Unterstellung zu schützen, er sei das Produkt einer ehebrecherischen Beziehung. Stattdessen beweist der Tod des Sohnes ohne jeden Zweifel, dass Salomo tatsächlich Dav ids, und nicht Urias, Kind war. Allein die Tatsache, dass der Text bemüht ist, 44 Siehe Veijola, „Salomo: Der Erstgeborene Bathsebas“, S. 234–236, 248. 45 Vgl. McCarter, II Samuel, S. 303. 46 „It could be taken as ‚Uriah’s replacement‘ in a continuation of the attempt to cover up the sin. Then of course, it could also be ‚David’s replacement‘“; McKenzie, King David: A Biography, S. 182. 47 Siehe B. Halpern, David’s Secret Demons: Messiah, Murderer, Traitor, King (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans, 2001), S. 401–404; ders., „‚Path of Glory‘, Shame and Guilt – The Uriah Story as the Hinge of Fate“, in Ch. Schäfer-Lichtenberger (Hg.), Die Samuelbücher und die Deuteronomisten, Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 188 (Stuttgart: Kohlhammer, 2010), S. 76–91, insb. 84.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
102
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12 diese Unterstellung zu entkräften, ist jedoch Grund genug, zu fragen, ob Salomo wirklich Davids Sohn war.48
Halpern kommt zu dem Schluss, dass Salomo zwar tatsächlich Batsebas erster Sohn nach dem Tod Urias gewesen sei, nicht jedoch Davids Sohn, und zwar aus folgenden Grün den: (a) „[D]er Name Salomo [„sein Ersatz“; I. K.] stellt eine Verbindung zu dem toten Helden Uria her.“49 (b) Salomo wurde von Adonias Bankett ausgeschlossen. Allerdings betont Halpern: „Ausländische Vorfahren, zum Beispiel ḫethitische, würden ebenfalls erk lären, warum Salomo nicht eingeladen wurde“.50 (c) „Der dritte Hinweis darauf, dass Salomo nicht Davids Sohn war, ist das Handeln von Achitofel, Salomos Urgroßvater… In jedem Fall würde der Name Salomo, ‚sein Ersatz‘, dann auf den toten Absalom verweisen, und von der Geburt würde im falschen zeitlichen Zusammenhang erzählt.“51 Schließlich kommt Halpern zu dem Schluss: „[W]ahrscheinlicher… ist, dass Salomo einfach Urias Sohn war… Salomo erhielt seinen Namen in diesem Fall in Erinnerung an Uria.“52 Trotzdem ist Halperns Interpretationsvorschlag, abgesehen von den bereits dargeleg ten Argumenten gegen Veijola und andere, aufgrund der zahlreichen spekulativen Prä missen, auf denen er beruht, extrem hypothetisch und dadurch inakzeptabel. Darüber hinaus zeigt eine sorgfältige Analyse des biblischen Textes in Samuel die Unwahrschein lichkeit von Halperns Annahme: Als David Batseba sah, reinigte sie sich gerade, sprich, sie hatte gerade ihre Periode gehabt und vollzog die danach vorgeschriebene rituelle Rei nig ung – sie konnte also nicht schwanger sein. Darüber hinaus schlief Uria in der Fol gezeit nicht mit ihr, ja 2. Sam 11,8–13 bekräftigt gar Urias Weigerung, in sein Haus zu gehen und mit seiner Frau zusammen zu sein. Wie sollte es also möglich sein, dass Uria der Vater von Batsebas Sohn war? Halpern deutet an, dass all dies nur Teil der Vertu schung sei, wobei der Text überhaupt nicht versucht, Davids Sünden zu verschleiern; er offenbart dagegen, wie David versuchte, seine Schuld zu verschweigen. Wie können über haupt die beiden Tatsachen zusammengedacht werden, dass derselbe Erzähler, der kein Problem damit hatte, einerseits von Davids Ehebruch und Mordauftrag zu berichten, ja der sogar Nathan auftreten ließ, um Davids Vertuschung mit den Worten „Du bist der Mann!“ aufzudecken, andererseits aber die „Tatsache“ – die in Wirklichkeit lediglich eine unbeweisbare Theorie ist – zu verschleiern versucht haben soll, dass Salomo nicht wirk 48 „The death was not reported to protect Solomon from the allegation that he was the product of an adulterous relationship. Instead, the son’s death proves beyond a doubt that Solomon was really David’s, not Uriah’s child. But the very fact that the narrative takes the trouble to combat the allegation is a reason to ask whether Solomon was really David’s son“; Halpern, David’s Secret Demons, S. 401. 49 „[T]he name Solomon ties him to the dead hero Uriah“; Halpern, David’s Secret Demons, S. 402. 50 „A foreign ancestry, say from a Ḫittite, would also explain why Solomon was not invited“ (Halpern, David’s Secret Demons, S. 402). 51 „The third indication that Solomon was not David’s son is the activity of Ahitophel, Solomon’s great-grandfather… In either case, the name Solomon, ‚his replacement‘, would then refer to the dead Absalom, and the actual birth would be narrated out of sequence“; Halpern, David’s Secret Demons, S. 402. 52 „[M]ore likely… is simply that Solomon was Uriah’s son… Solomon, then, was named for Uriah“; Halpern, David’s Secret Demons, S. 403 (Hervorhebung I. K.).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
103
lich Davids Sohn war? Der biblische Text ist die einzige maßgebliche Quelle, die uns zur Klärung dieser Fragen zur Verfügung steht. Es gibt keine unabhängige Quelle für diese Ereignisse, anhand derer wir entscheiden könnten, welche Teile als Fiktion oder „Vertu schung“ zu verwerfen und welche als verlässliche Wiedergabe des Geschehens akzeptiert werden sollten. Davids Versuch, Uria nach Hause zu schicken, war tatsächlich ein Ver such, seine Sünde zu verschleiern. Aber dass Batseba eine rituelle Reinigung vollzog, als David sie sah, ist nicht Teil dieser Vertuschung, genau so wenig wie der Erzähler daran beteiligt ist; im Gegenteil deckt er diese explizit auf. Wenn wir daher die Aussagen des Textes zurückweisen – egal, ob es sich um die Reinigung Batsebas handelt, um den Tod des ersten Kindes oder um die Affäre im Ganzen –, müssen gute Gründe für diese Ent scheidung vorliegen, die bislang niemand präsentiert hat. B Die Einheit der Komposition und ihre literarischen und theologischen Strukturen 1 Die Komposition Veijola zieht in Betracht, dass die gesamte Erzählung der ehebrecherischen Affäre von David und Batseba „eine nur im Volksmund entstandene, historisch wertlose Anekdote sei… Diese Möglichkeit ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber ebenso wenig auch zu beweisen“ (Hervorhebung I. K.), wie er selbst eingesteht.53 Außerdem ist fraglich, wer eine solche skandalöse Geschichte von Ehebruch und Mord hätte schreiben sollen, die das religiöse und moralische Ansehen König Davids und seiner königlichen Herrschaftsführung empfindlich befleckte. Warum sollte ein beliebiger biblischer Erzähler eine „Anekdote“ in seine Schriften aufnehmen, die so schwere Anschuldigungen erhob, die Reputation eines der bewundernswertesten israelitischen Könige massiv zu verreißen, der letztlich der wichtigste Gründer der Davidischen Dynastie geworden war? Wenn jedoch die Geschichte von Davids Ehebruch mit Batseba und vom Mord an Uria bereits öffentlich bekannt war,54 dann wäre die Funktion der Komposition von 2. Sam 11,1c–12,25 klar: Es sollte gezeigt werden, dass Salomo – trotz Davids und Batsebas Un treue – Davids legitimer Sohn war und von Anfang an von Gott geliebt wurde. Wie im nächsten Kapitel gezeigt wird, ist der Bericht von Salomos Geburt und Namensgebung am besten als eine königliche Apologie zu verstehen, wie es sie im gesamten Alten Orient recht häufig gab.55 Königliche Apologien entstehen nicht aus dem Nichts; sie sind eine Reaktion auf spezifische Zweifel an der Legitimität der Thronfolge eines Königs.56 Vor 53 Veijola, „Salomo: Der Erstgeborene Bathsebas“, S. 248. 54 Siehe Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 156–157. Er schreibt: „Offensichtlich wurde bewusst kein Versuch unternommen, die Batseba-Affäre zu vertuschen. Vielleicht war der Skandal zu bekannt, als dass er hätte übergangen werden können“ („Evidently, no attempt was inten tionally made to conceal the Bathsheba affair. Perhaps, the scandal was too well-known to be omitted“, ebd., S. 156). 55 Siehe Kapitel VI. 56 Siehe Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 25–26: „Apologetik ist rhetorisch; man verfasst eine Apologie, um [jemanden] zu überzeugen (im Gegensatz zu Texten, die beispielsweise der Unterhaltung oder der Verwaltung dienen). Rhetorische Werke entstehen nicht in einem Va kuum, sondern sie erfordern einen relationalen Kontext, um eine Bedeutung zu haben… Für die
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
104
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
diesem Hintergrund impliziert 2. Sam 11,1c–12,25 möglicherweise, dass es Zweifel daran gab, wer Salomos Eltern waren, und dass die Erzählung diese ausräumen wollte. Dieser Vorgang wäre einfacher zu erklären gewesen, wenn der Text relativ kurz nach den Er eignissen verfasst worden wäre, die er beschreibt, wie zum Beispiel zu jenem Zeitpunkt, zu dem Gerüchte bezüglich Salomos Legitimität noch im Umlauf waren und nicht erst Jahrhunderte später. 2 Literarische Strukturen (a) Von Außen (Peripherie) nach Innen (Zentrum) Eine sorgfältige Lektüre der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12) macht deren Struktur deutlich, bei der die Ereignisse von den äußeren Themen an der Peripherie des israeliti schen Königreichs zu den inneren und intimen Themen im Zentrum des Reichs über gehen.57 Die Erzählung beginnt mit den politischen und militärischen Aktivitäten Da vids außerhalb seines Königreichs, nämlich mit der Delegation, die er zu Ḥanun schickt, dem König der Ammoniter, und mit den Kriegen mit den Ammonitern und Aramäern im Ostjordanland. Dann wechselt sie zur Beschreibung des Geschehens im Königreich, in dessen Hauptstadt Jerusalem, sprich zu Batsebas und Davids ehebrecherischer Affäre und dessen mörderischen Folgen. In Jerusalem wechselt sie in den Königspalast, zu Batseba in Davids Haus, handelt zudem von Nathans Zurechtweisung und Geburt und Tod des ersten Kindes. Schließlich endet sie mit der Rehabilitation der intimen Beziehung des Königs zu Batseba, die nun seine Frau ist, und erreicht ihren Höhepunkt in der Geburt ihres zweiten Kindes, Salomo, in 12,24–25.58 Die kurze Erzählung von Salomos Geburt ist also der Schlussteil der David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25), die wiederum Teil der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12) ist, die die Kriege zwischen Israel und den ostjordanischen Königreichen miteinschließt. (b) Erzählungen in konzentrischen Kreisen Die Gesamterzählung ist zudem in fünf Geschichten untergliedert, die im Ganzen eine konzentrische Struktur aufweisen. Sie beginnen an der Peripherie von Davids Reich und bewegen sich auf dessen Zentrum zu. Jede Erzählung führt zu einer anderen bzw. ist das Resultat einer anderen. Der äußerste Kreis (1) erzählt von Davids diplomatischer Delega tion, deren Auftrag es ist, Ḥanun, den neuen König der Ammoniter, zu trösten (וישלח דוד ;לנחמו10,1–5).59 Die Demütigung der Abgesandten durch Ḥanun, die sich aus unbekann Apologetik steht diese spezifische Situation (oder Notlage) in Verbindung mit Anschuldigungen, die zurückgewiesen werden müssen“ („Apologetic is rhetorical; one composes an apology for the purpose of persuasion [as opposed to, for example, purposes such as entertainment or administration]. Rhetorical composition does not arise in a vacuum but requires a relational context in order to have meaning…. For apologetic, the specific situation [or exigence] involves accusations that demand a rebuttal“, ebd., S. 25; Knapp bezieht sich nicht auf die David-Batseba-Erzählung). 57 Wie noch gezeigt werden wird, wechselt die Erzählung am Ende in 2. Sam 12,26–31 zurück an die Peripherie; siehe unten. 58 Eine andere Sicht auf 2. Samuel 10–12 – meines Erachtens deutlich weniger überzeugend – bietet McCarter, II Samuel, S. 307–308. 59 In ähnlicher Weise sendet Hiram, der König von Tyros, nach Davids Tod eine diplomatische Delega
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
105
ten Gründen ereignete, führt zum zweiten Kreis (2), zu den Kriegen zwischen Israel und der ammonitisch-aramäischen Allianz sowie der Belagerung und Eroberung von Rabba (10,6–19; [11,1]; 12,26–31).60 Diese Kriege bilden den historischen Hintergrund bzw. die Exposition des dritten Kreises (3), der von der ehebrecherischen Affäre zwischen David und Urias Frau, Batseba, dem Mord an Uria, der Geburt von Batsebas ersten Kind und der Zurechtweisung durch den Propheten berichtet (11,1c–12,15a). Diese Ereignisse führen zu Kreis (4), der die Krankheit von Batsebas ersten Kind, Davids Trauer und den Tod des Kindes darstellt (12,15b–23). Diese Umstände führen zum abschließenden Kreis (5), wo David seine gramgebeugte Frau tröstet: Er schläft mit ihr, was zur Geburt des zweiten Kindes führt, das Salomo genannt wird (שבע אשתו ויבא אליה וישכב עמה ותלד-וינחם דוד את בת ;בן ויקרא את שמו שלמה12,24–25). Die Geburtsgeschichte Salomos steht also im Herzen der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12). Sie bildet den Höhepunkt sowohl dieser als auch der David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25). Strukturell gesehen bildet 12,24–25 einen eigenen Kreis innerhalb des konzentrischen Gefüges, zugleich fungieren die beiden Verse als Abschluss von 2. Samuel 10–12. Diese Struktur und die besondere Position, die 12,24–25 darin einnimmt, heben den Stellenwert der Geburt Salomos durch Davids – jetzt legitime – Ehefrau hervor. Es fällt auf, dass der Erzähler an dieser Stelle erstmals den Vornamen der Ehefrau respektive Mutter – „Batseba“ – nennt, während er sie davor lediglich als [„( )ה)אשהdie] Frau“, 2. Sam 11,2.5) oder („( אשת אוריה (החתיdie Ehefrau Urias [des Ḫethiters]“, 11,26; 12,10.15) bezeichnet. Sie wird zwar in 2. Sam 11,3 folgen dermaßen eingeführt: „( הלוא זאת בת שבע בת אליעם אשת אוריה החתיIst das nicht Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Ḫethiters?“). Diese Worte werden jedoch dem Bo ten zugeschrieben, der sie David vorstellt; das bedeutet, dass es sich dabei nicht um eine Aussage des Erzählers handelt. (c) Inclusio Es gibt zwei verschiedene Arten der Inclusio, die die Gesamterzählung rahmen. Die erste ist eine allgemeine, die mit den Kriegen zwischen Israel und den Ammonitern beginnt und endet. Es beginnt mit einem Bericht über die beiden Schlachten Davids gegen die Ammoniter und ihre Verbündeten (2. Sam 10,1–11,1a–b), und endet mit der Belagerung und Eroberung von Rabba, der Hauptstadt Ammons (12,26–31). Zwischen diese beiden Teile der Kämpfe mit Feinden östlich des Jordans (die verbunden sind durch die Wieder aufnahme in 2. Sam 11,1a–b und 12,26; siehe § III, B, 3), schiebt der Verfasser bzw. Editor die vollständige David-Batseba-Erzählung und all ihre Konsequenzen, sprich: Geburt und Tod des ersten Kindes, die Zurechtweisung Davids durch den Propheten Nathan und die Geburt des zweiten Kindes, Salomos, ein. Der Verfasser bzw. Editor ordnete also sein Ma terial in dieser Reihenfolge an, obwohl die Geburten der beiden Kinder vermutlich nach der Belagerung und Eroberung Rabbas stattfanden und nicht währenddessen. tion nach Jerusalem zu Davids Nachfolger, Salomo, um die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Königtümern zu erneuern (1. Kön 5,15). Für einige Beispiele dieser Sitte im Alten Orient siehe W. L . Moran, „The Ancient Near Eastern Background of the Love of God in Deuteronomy“, CBQ 25 (1963), S. 77–87, insb. 80–81. 60 Zur literarischen Funktion von 2. Sam 11,1, siehe § I II, B, 3.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
106
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
Die zweite Inclusio findet sich in 2. Sam 10,2 und 12,24. Hier beginnt die Gesamter zählung mit der Tröstung des fremden Königs in dessen Palast: „Und David sandte [seine Boten], um ihn [i. e. Ḥanun] zu trösten“ (וישלח דוד לנחמו, 10,2), weil sein Vater Naḥasch gestorben war. Eine vergleichbare Tröstung eröffnet die kurze Erzählung von der zweiten Geburt, die den Abschluss der David-Batseba-Erzählung bildet. Dieses Mal jedoch richtet sie sich an seine Ehefrau in seinem eigenen Palast: „Und David tröstete Batseba“ (וינחם דוד שבע-את בת, 12,24), weil ihr (gemeinsames) Kind gestorben war. In beiden Episoden wird das Verb „( נחםtrösten“) gebraucht.61 Beide Male wird es nach dem Tod eines Verwandten – Ḥanuns Vater und Batsebas Kind – verwendet und drückt Anteilnahme aus.62 Der Ver fasser der Gesamterzählung verbindet diese Episoden also mithilfe der literarischen Form einer Inclusio miteinander, indem sie mit ähnlichen Worten beginnen und enden. (d) Gegenüberstellung der Handlungen Davids Nach dem Tod seines ersten Sohnes mit Batseba wollte David diesem nicht in den Scheol folgen, wie das bei Jakob nach dem vermeintlichen Tod Josefs der Fall gewesen war (Gen 37,31–35). Vielmehr ging er zu Batseba und schlief mit ihr: „Und David tröstete Batseba, seine Frau, und er ging zu ihr ein und lag ihr bei“ (12,24). Da der Ausdruck וישכב עמה („und er lag ihr bei“) bedeutungsgleich mit „( ויבא אליהund er ging zu ihr ein“, mit anderen Worten war er sexuell intim mit ihr geworden) ist, handelt es sich bei der Phrase ויבא אליה וישכב עמהum eine Tautologie. Offenbar war der Erzähler bemüht, einen Kontrast herzustellen zwischen Davids Handlungsweise in dieser Situation und seinem früheren Verhalten, von dem in 11,4 berichtet wurde: „( ותבוא אליו ויׁשכב עמהund sie kam zu ihm, und er lag ihr bei“63). Im ersten Fall (11,4) ging es David allein um sich selbst und die Befriedigung seiner unkontrollierten sexuellen Wünsche, während von ihr, Urias Frau, erwartet wurde, dass sie dem König gehorchte und Ehebruch mit ihm beging. Im zweiten Fall (12,24) hatte David dagegen ihre – Batsebas – Bedürfnisse im Blick, da er seine – jetzt rechtmäßig angetraute – Ehefrau in ihrer Trauer um ihr Kind trösten wollte. Die 61 Davids Trost für Ḥanun nach dem Tod von dessen Vater ist – selbstverständlich – von anderer Art und Qualität als sein Trost für Batseba nach dem Tod ihres ersten Sohnes. Dennoch verwendet der Erzähler in beiden Fällen dasselbe Wort und verbindet sie dadurch implizit. Zur Bedeutung des Verbs siehe H. Simian-Yofre, „נחם, nḥm,“ in G. J. Botterweck, H. Ringgren und H.-J. Fabry (Hgg.), Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament (Stuttgart: Kohlhammer, 1986), Bd. 5, S. 366–384. 62 Vgl. Genesis 38,12: וינחם יהודה, „Und Juda wurde [nach dem Tod seiner Frau, der Tochter Schuas] getröstet“. In diesem Fall, wie auch in 2. Sam 12,24, tröstet ein Mann sich selbst oder jemand an deren dadurch, dass er mit einer Frau schläft: Juda schläft mit Tamar, David mit Batseba. Carol Newsom merkt an, dass Geschlechtsverkehr das häufigste Zeichen für das Ende der Trauerzeit in den biblischen Texten darstellt. Es findet sich ebenfalls in Bezug auf Isaak (Gen 24,67), Ephraim (1. Chr 7,22–23) und – implizit – Hiob (Hi 42,11–13); darüber hinaus finden sich weitere Parallelen im Alten Orient; siehe C. A . Newsom, „‚The Consolations of God‘: Assessing Job´s Friends across a Cultural Abyss“, in C. Exum und H. G. M. Williamson (Hgg.), Reading from Right to Left: Essays on the Hebrew Bible in Honour of David J. A. Clines, Journal for the Study of the Old Testament Supple ment Series 373 (Sheffield: Sheffield Academic, 2003), S. 347–358, insb. 349–350, Anm. 3. 63 Auch wenn jeweils ähnliche Formulierungen gebraucht werden, ist die Bedeutung der Phrase ויבא „( אליהund er ging zu ihr ein“: sexuell) nicht identisch mit „( ותבוא אליוund sie kam zu ihm“: physisch). Dennoch wird die Phrase in beiden Fällen möglicherweise bewusst doppeldeutig eingesetzt.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
107
Phrase וישכב עמהin 12,24 ist folglich ein integraler Bestandteil des ursprünglichen Textes und keine späte Glosse, wie Arnold B. Ehrlich annahm.64 Es ist schwer nachvollziehbar, warum ein späterer Glossator/ Redaktor es für notwendig gehalten haben sollte, eine solche Glosse einzufügen. In jedem Fall beendete die zweite Begegnung zwischen David und Batseba den Kreislauf tragischer Ereignisse und führte zur Geburt eines zweiten, dieses Mal legitimen Kindes, nämlich der Geburt Salomos, der das erste, illegitime Kind ersetzte, das gestorben war. Dementsprechend ist die Geburtsgeschichte Salomos in 2. Sam 12,24–25 kein „Postskriptum“, und sie ist auch nicht „ein Anhang an die größere Geschichte, die ihr vorausgeht“, sprich: 11,2–12,23. Ebensowenig wurde diese „aus einem Pflichtgefühl des Autors [der Textstelle] 11,2–12,23“ hinzugefügt, „für die sie keinerlei spezielle thematische Bedeutung hat“, wie P. Kyle McCarter behauptet.65 Vielmehr handelt es sich dabei um die natürliche Folge – oder, wenn man so will, das „Happy End“ – der David-Batseba-Erzählung und demnach um einen integralen Bestandteil derselben. 3 Weitere literarische Methoden Die Beschreibung der Ereignisse orientiert sich in 2. Samuel 10–12 nicht an der chronologischen Reihenfolge. Der Bericht von der Eroberung Rabbas in 2. Sam 12,26–31 ist unzweifelhaft die Fortsetzung der Geschichte, die in 10,1–19 und 11,1a-b erzählt wird. Das zeigt der Inhalt der Verse 11,1b („David sandte Joab und seine Knechte mit ihm und ganz Israel. Und sie töteten die Ammoniter und belagerten Rabba“) und 12,26 („Und Joab kämpfte gegen Rabba und die Ammoniter und er nahm die Königsstadt ein“). Diese Wiederholung kann als ein Beispiel für die weit verbreitete literarische Technik der Wie deraufnahme angesehen werden, auch wenn sie nicht der klassischen Form entspricht, weil 2. Sam 12,26 nicht alle Wörter aus 2. Sam 11,1b wiederholt.66 Da der Abschnitt zwischen einem Textelement und dessen Wiederaufnahme häufig ein Einschub ist, könnte das so verstanden werden, dass 2. Sam 11,1c–12,25 eine „späte Hinzufügung“ zu einem früheren Bericht über den Krieg sei. Eine Wiederaufnahme kennzeichnet jedoch nicht in jedem Fall eine späte Hinzufügung; es ist ebenso möglich, dass sie darauf zurückzuführen ist, dass ein einziger Autor bzw. Editor verschiedene Quel len miteinander verbunden hat. Das bedeutet, dass der Text dazwischen in einigen Fällen nicht jünger ist als der ihn umgebende Text, sondern lediglich einen anderen Ursprung hat: Entweder wurde er vom Autor selbst verfasst oder er stammt aus einer anderen Quel le, die diesem zur Verfügung stand. Der Verfasser bzw. Editor nutzt in diesen Fällen die Wiederaufnahme, um das Material zu einem harmonischen Ganzen zu verweben. Im Fall von 2. Samuel 10–12 ist die David-Batseba-Erzählung eine integrierte Einheit, die theo 64 Siehe A. B. Ehrlich, Mikrâ ki-Pheschutô, II. Divrei Soferim (Berlin: M. Poppelauer’s Buchhandlung, 1900; Neudruck: Library of Biblical Studies; New York: Ktav, 1969), S. 216 (Hebräisch). 65 „[2 Sam 12:24–25] stands as an appendix to the larger story that precedes it… [It] may have been added as a matter of obligation by the author of 11:2–12:23, to which it seems to have had no special thematic significance“; McCarter, II Samuel, S. 308, vgl. 307. 66 Eine ausführliche Diskussion dieser literarischen Methode und Beispiele aus der frühen und späten biblischen Literatur finden sich in Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 235–248, wie auch weitere Verweise auf Sekundärliteratur.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
108
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
retisch aus einer anderen Quelle stammen könnte als der Kriegsbericht, der sie in der uns überlieferten Fassung einrahmt. Sie wäre dann durch diese Wiederaufnahme sekundär mit dem Rest der Gesamterzählung verbunden worden, der sich mit den Kriegen gegen die Ammoniter befasst. Sollte dies der Fall sein, würde die nichtchronologische Erzähl weise lediglich die Verknüpfung verschiedener Quellen widerspiegeln. Es ist jedoch nicht zwingend, diese Wiederholung als das Produkt der Kombination verschiedener Schichten oder Quellen schlusszufolgern. In diesem speziellen Fall weist das Material innerhalb der Wiederaufnahme dieselben Motive, dieselbe Sprache und denselben Stil auf wie die es umgebenden Passagen, und beide verbindet mehr als nur die rahmenden Verse. So wird beispielsweise der Krieg gegen die Ammoniter auch im gesamten Kapitel 11 immer wieder erwähnt. Daher sollte die Wiederaufnahme von Elementen des Verses 2. Sam 11,1b in 12,26a im Sinne der Anwendung einer literarischen Technik verstanden werden, die eher eine Rückkehr zum vorangegangenen Thema darstellt als eine redaktionelle Nahtstelle. Tatsächlich bezieht sich 11,1a–b sowohl auf 10,1–19 als auch auf 12,26–31. 11,1c führt den Leser von den Beschreibungen der Kämpfe mit den Feinden östlich des Jordans, und damit außerhalb des Königreichs, zu den Handlungen Davids im Inneren des Reichs, in Jerusalem. Der Vers deutet an, dass David in Jerusalem blieb und eine Affäre mit der Frau Urias unterhielt, während dieser für ihn bei der Belagerung Rabbas kämpfte. Das impli ziert, dass die Belagerung und Eroberung Rabbas (11,1a–b.17) vor der Geburt sowohl des ersten, namenlosen Kindes als auch des zweiten Kindes, Salomos (12,13–23 bzw. 12,24– 25), stattfanden. Beide Kinder wurden demzufolge nach der Belagerung und Eroberung Rabbas – die möglicherweise einige Monate, aber sicherlich nicht zwei Jahre lang gedauert hat – geboren, doch der Erzähler entschied sich, zunächst die Geschichte von David und Batseba zu Ende zu erzählen, bevor er sich noch einmal dem – chronologisch früheren – Kriegsbericht zuwandte. Entsprechend markierte er diesen nichtchronologischen, the matischen Übergang, indem er die literarische Technik der Wiederaufnahme anwendete und so die beiden Berichte miteinander verknüpfte. Zugleich konnte er so dem Leser sig nalisieren, dass er nun zum Abschluss der früheren Erzählung über den Krieg mit den Ammonitern zurückkehrte. Folgende Aspekte unterstützen diese Schlussfolgerung: (a) Der Erzähler bezieht sich im Verlauf der David-Batseba-Erzählung explizit auf die Krie ge mit den Ammonitern, und zwar in 2. Sam 11,7.11.15–18.20–21.23–24 sowie in 12,9. Das heißt: Als er 2. Samuel 11,1c–12,25 schrieb, dienten ihm der Krieg gegen die Ammoniter und die Belagerung Rabbas als historischer Hintergrund für die DavidBatseba-Affäre. Die Geschichte von David und Batseba konnte nicht unabhängig von ihrem jetzigen Kontext bestehen, sie wurde vielmehr als Teil der Gesamterzählung verfasst. Ohne diesen historischen Hintergrund ist die David-Batseba-Erzählung unverständlich. Er erklärt, warum David in Jerusalem blieb, während Uria abwesend war, was David überhaupt erst ermöglichte, mit Batseba zu schlafen; warum Uria sich weigerte, nach Hause zu seiner Frau zu gehen, als David ihn rief; und schließlich, wie Uria bei der Belagerung der ammonitischen Hauptstadt getötet wurde. In all diesen Fällen verknüpft der Erzähler die Handlungen seiner Charaktere explizit mit den Umständen während der Belagerung von Rabba.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
109
(b) In der David-Batseba-Erzählung finden sich zahlreiche Wiederholungen von Wörtern und Phrasen, die die verschiedenen Teile des literarischen Komplexes miteinander und mit der Gesamterzählung verbinden. Abgesehen von den Bezügen auf den Krieg mit den Ammonitern, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der David-Batseba-Erzäh lung vorkommen, sind folgende Beispiele zu nennen: 1. Die Phrase שבע- וינחם דוד את בתin 2. Sam 12,24 ist mit 10,2 ( )וישלח דוד לנחמוzusammenhängend, wie bereits dargelegt wurde (§ III, B, 2, c). 2. Die Phrase ויבא אליה וישכב עמהin 12,24 bildet einen Kontrast zu der Handlung, von der in 11,4 berichtet wird ( ;ותבוא אליו וישכב עמהsiehe § III, B, 2, d). 3. Die Phrase in 2. Sam 12,1, „( וישלח יהוה את נתן אל דוד ויבא אליוUnd der Herr sandte Nathan zu David, und er kam zu ihm“), ist verknüpft mit 11,4 – וישלח דוד מלאכים „( ויקחה ותבוא אליוUnd David sandte Boten und ließ sie holen. Und sie kam zu ihm“). Darüber hinaus erinnert die Formulierung in 12,1 an 11,6 – וישלח דוד אל יואב שלח „( אלי את אוריה החתי וישלח יואב את אוריה אל דודUnd David sandte [eine Nachricht] zu Joab: ‚Sende mir Uria, den Ḫethiter.‘ Und Joab sandte Uria zu David“) – und ist auch mit diesem Vers verbunden. 4. Die Phrase in 12,3, „( מפתו תאכל ומכסו תשתה ובחיקו תשכבes [das Lamm] aß von sei nem Brot und trank aus seinem Becher und schlief auf seinem Schoß“), ist verknüpft mit den Worten Urias in 11,11, „( לאכל ולשתות ולשכב עם אשתיum zu essen und zu trinken und mit meiner Frau zu schlafen“). 5. Die Phrase in 2. Sam 12,9b67 – – לעשות הרע בעיניhat ihr Gegenstück in וירע הדבר … בעיני יהוהin 11,27b und ist, wie bereits [§ III, A, 3] gezeigt wurde, nicht zwingend deuteronomistisch. 6. Die Phrase in 2. Sam 12,10b, „( ותקח את אשת אוריה החתי להיות לך לאשהund du hast die Frau Urias, des Ḫethiters, genommen, damit sie deine Frau sei“, vgl. 12,9),68 hat ihr Pendant in 11,27a, „( וישלח דוד ויאספה אל ביתו ותהי לו לאשהDavid sandte hin und holte sie in sein Haus und sie wurde seine Frau“). 7. Die Formulierung „( מקים עליךIch werde dafür sorgen, dass sich… gegen dich erhebt“) in 12,11 erinnert „( ויקם דודund David erhob sich“) in 11,2, wobei man zu gestehen muss, dass קוםein relativ häufiges Verb ist. 8. Die Geburt des zweiten Kindes endet mit den Worten „( ותלד בן … ויהוה אהבוund sie gebar einen Sohn… Und der Herr liebte ihn“, 12,24b), wodurch ein Kontrast zur Beschreibung der Geburt des ersten Kindes entsteht, die mit den Worten ותלד לו בן „( וירע הדבר … בעיני יהוהUnd sie gebar ihm einen Sohn. Aber die Sache… missfiel dem Herrn“, 11,27b) endet. Theoretisch können Wiederholungen auf sprachlicher Ebene als eine redaktionelle Tech nik angewandt werden, die in einem disparaten Ganzen den Eindruck von Einheitlichkeit erwecken soll. Die wiederkehrenden Worte und Phrasen, die hier diskutiert wurden – ins 67 Die Form בעיניist Qerê, das Ketib lautet: בעינו. Targum Jonathan und Vulgata geben בעיני יהוהwieder. 68 2. Samuel 12,10b, ותקח את אשת אוריה החתי להיות לך לאשה, ist eine „spezifische“ Variante der „allge meinen“ Formulierung in 12,9, ואת אשתו לקחת לך לאשה, und keine störende Doppelung, wie von Dietrich, Prophetie und Geschichte, S. 127–128 vertreten.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
110
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
besondere ihre große Zahl, literarische Qualität, ihr ähnlicher Stil, der bei jedem Autor ein zigartig ist, und die Tatsache, dass zumindest einige von ihnen recht speziell sind, so zum Beispiel die Phrasen in Nr. 4 und Nr. 8, unterstützen jedoch die Annahme, dass die DavidBatseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25) als Teil der Gesamterzählung (2. Samuel 10–12) eine kompositionelle Einheit aus der Feder eines ausgeklügelten Autors bzw. Editors ist. 4 Rhetorischer Gegensatz: Das namenlose erste – das doppelt benannte zweite Kind August Klostermanns Spekulation, „Jedidja“ sei der Name des ersten Kindes gewesen,69 ist unbegründet. Der Erzähler in Samuel berichtet weder, ob das erste Kind überhaupt einen Namen bekam, noch nennt er irgendeinen Namen. Er bezeichnet es entweder als „( הילדdas Kind“, 2. Sam 12,15.18.19.21–22), als „( הבןden Sohn“, 12,14) oder als הנער („den Knaben“, 12,16). Das Phänomen, ein neugeborenes Kind als הילדoder הנערzu be zeichnen, und diese Begriffe abwechselnd zu gebrauchen, ist in der Hebräischen Bibel nicht unüblich. Vergleichsstellen sind beispielsweise Gen 21,12.17.18.19.20 ( )הנערgegen über Gen 21,14.15.16 ( ;)הילדEx 2,3.6a.7.9.10 ( )הילדgegenüber Ex 2,6b ()הנער. Derselbe Austausch der Begriffe kommt auch in der Erzählung vom Sohn der Schunemiterin in 2. Kön 4,17–18.32–36 vor. Während in Genesis und Exodus der/ die Verfasser den Namen des „Kindes“/ „Jungen“ (Ismael und Mose) im weiteren Verlauf der Erzählung nennen, bleibt das Kind beim Erzähler in Samuel anonym. Ebenfalls bleiben die Namen der Kinder der beiden Prostituierten (1. Kön 3,16–27), des Sohnes der Herrin des Hauses, in dem Elia lebte (1. Kön 17,17–24), und des Sohnes der Schunemiterin anonym. Es könnte also sein, dass das erste Kind Davids und Batsebas bei der Geburt einen Namen bekam, ähnlich zu anderen biblischen Fällen wie beispielsweise in Gen 4,1– 2.17.22.25–26. Es gibt jedoch keinen zuverlässigen Anhaltspunkt dafür, dass dieser Na me Jedidja war. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Erzähler in Samuel den Namen des ersten Kindes einfach nicht erwähnt, weil er für die Fortführung der Geschichte nicht relevant ist. Letztlich starb das Kind nach nur sieben Tagen (unabhängig davon, ob es sich dabei um eine typologische oder um eine reale Zahl handelt; 2. Sam 12,18).70 Es lebte also nur sehr kurze Zeit, und war für den weiteren Verlauf der Handlung unerheblich. Im Gegensatz dazu werden die zukünftige Bedeutung und der Einfluss des zweiten Kindes auf die Davidische Dynastie durch die doppelte Namensgebung – Schlomo (von einem Elternteil) und Jedidja (von Nathan, 12,24d–25)71 – von Anfang an betont. Höchstwahr scheinlich wurden die Erzählungen über das erste (2. Sam 11,27a + 12,15b–23) und das zweite Kind (12,24–25) schon im Hinblick aufeinander verfasst, mit dem Ziel, einen 69 Siehe A. Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige in H. Strack und O. Zöckler (Hgg.), Kurzgefaßter Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments 3 (Nördlingen: C. H. Beck, 1887), S. 182. 70 Der Grund seines Todes wird nicht genannt, was jedoch nicht unüblich ist. Historisch betrachtet war die Kindersterblichkeit vor der Entwicklung der modernen Medizin sehr hoch; siehe z. B. 1. Kön 3,19; 14,17. 71 Zu den beiden Namen des zweiten Kindes, zu denjenigen, die ihm diese Namen gaben, zum Zweck des Namens „Jedidja“ und zur Diskussion der biblischen und altorientalischen Konventionen in Be zug auf Thronnamen, siehe § V und das nächste Kapitel.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
111
Kontrast zu erzeugen. Die beiden Geschichten stehen also – da sie auf denselben Verfas ser zurückgehen – in Beziehung zueinander, und beleuchten einander gegenseitig, da sie in kontrastierende Settings eingebettet sind. 5 Die theologische Struktur Aus theologischer Sicht ist die David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c–12,25) eine ho mogene literarische Einheit, die folgendermaßen konstruiert ist: 1. Davids Verfehlungen (Ehebruch und Mord; 11,2–27a); 2. Nathans prophetische Zurechtweisung (11,27b–12,10); 3. Göttliche Bestrafung (12,11–12.14–15); 4. Davids Reaktion in drei Stufen: (a) Unmittelbares Schuldeingeständnis: „( חטאתי ליהוהIch habe gegen den Herrn ge sündigt“, 12,13); (b) Versuch, die sofortige Bestrafung – die Krankheit des Kindes – abzuwenden (12,16–17.20–23); (c) Tod des Kindes (12,18–19) und Davids erfolgreicher Neuanfang mit Batseba (12,24–25). Diese Struktur ist kohärent: Jeder Punkt wird als logisches Ergebnis von dem vorhergehenden oder als Reaktion auf diesen dargestellt, und die Struktur endet mit der Geburt eines neuen Kindes, Salomo, die Hoffnung und Zuversicht aufkommen lässt. Interessanterweise findet sich diese Struktur der Erzählung von Davids Fehltritt mit Batseba auch an einer anderen Stelle in den Samuelbüchern, nämlich im Bericht von Sauls Übertretung beim Umgang mit der Beute, die er bei seinem Sieg über die Amalek iter gemacht hatte (1. Samuel 15): 1. Sauls Verfehlung (Zuwiderhandlung gegen Gottes Befehl; 15,8–9); 2. Samuels prophetische Zurechtweisung (15,16–19.22–23a); 3. Göttliche Bestrafung (15,23b.26–29); 4. Sauls Reaktion in drei Stufen: (a) Versuch, seine Sünde zu vertuschen (15,13–15.20–21); (b) Bekenntnis: „( חטאתי כי־עברתי את־פי־יהוה ואת־דבריךIch habe gesündigt, denn ich habe verstoßen gegen das Wort des Herrn und gegen deine Worte“; 15,24, vgl. 15,25.30a); (c) Sauls Versuch eines Neuanfangs (15,30b–33), der scheitert (15,34–35). Darüber hinaus beginnen beide Erzählungen – diejenige von Saul und den Amalekitern ebenso wie die David-Batseba-Erzählung – mit einer geschichtlichen Exposition (1. Sam 15,1–3; 2. Sam 10,1–19; [11,1]; 12,26–31). Beide Erzählungen berichten, dass die Könige Israels ihre Feinde besiegten und Beute machten: Saul bei den Amalekitern (was er nicht hätte tun sollen; 1. Sam 15,3.9.19.21), David bei den Ammonitern (2. Sam 12,30). Des Weiteren finden sich auch stilistische Ähnlichkeiten zwischen den beiden Geschichten. Vergleiche zum Beispiel Samuels Rede an Saul: אתי שלח יהוה למשחך למלך על עמו על ישראל …„( וימשחך יהוה למלך על ישראלDer Herr hat mich gesandt, um dich zum König zu salben
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
112
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
über sein Volk, über Israel… Der Herr hat dich zum König über Israel gesalbt“; 1. Sam 15,1a.17b) mit Nathans prophetischer Zurechtweisung: כה אמר יהוה אלהי ישראל אנכי משחתיך „( למלך על ישראלSo spricht der Herr, der Gott Israels: ‚Ich habe dich zum König über Israel gesalbt‘“, 2. Sam 12,7); ebenso Sauls Schuldeingeständnis: „( חטאתי כי עברתי את פי יהוהIch habe gesündigt, denn ich habe verstoßen gegen das Wort des Herrn“; 1. Sam 15,24) mit Davids Bekenntnis: „( חטאתי ליהוהIch habe gegen den Herrn gesündigt“; 2. Sam 12,13).72 Die theologischen und stilistischen Parallelen zwischen 1. Samuel 15 und 2. Samuel 11–12 zeigen, dass die komplexe Struktur beider Texte aus der Feder eines einzelnen Autors stammt und nicht auf die Arbeit zahlreicher Redaktoren im Verlauf mehrerer Jahrhunderte zurückgeht. Alles in allem beweisen sowohl die verschiedenen literarischen Strukturen und Me thoden, unter anderem wiederkehrende Wörter und Phrasen, wie auch der fixe theologische Rahmen die durch und durch stimmige, kunstvolle kompositionelle Einheit der David-Batseba-Erzählung innerhalb der Gesamterzählung als Ganzes. Das bedeutet etwa nicht, dass dem Verfasser bzw. Editor keine mündlichen oder schriftlichen Quellen zur Verfügung standen. Wahrscheinlich lagen ihm vor allem aus einem königlichen Archiv über den Krieg gegen die Ammoniter und ihre Verbündeten Informationen vor. Entschei dend ist vielmehr, dass ein einzelner Verfasser bzw. Editor – welche Quellen auch immer er genutzt haben mag – eine einheitliche Komposition anfertigte, und zwar mehr oder weniger in der Gestalt, die uns überliefert ist; dies ist nicht das Ergebnis eines jahrhundertelangen Bearbeitungsprozesses mit kurzen oder langen Ergänzungen zu einem Text, der sich ursprünglich substantiell von der uns heute vorliegenden Fassung unterschied. IV Zusammenfassung Salomos Geburt bildet den Höhepunkt des biblischen Berichts in 2. Samuel 10–12. Diese Tatsache wurde in der Vergangenheit zu häufig davon überschattet, dass diverse Exegeten versuchten, die Erzählung in verschiedene Fragmente oder Schichten zu unterteilen. Dieses Kapitel hinterfragt die redaktionskritischen Rekonstruktionen von 2. Samuel 10–12, der „Gesamterzählung“, indem sowohl ihre zahlreichen Schwachstellen als auch ihre unangemessene Argumentation aufgezeigt werden. Vielmehr wird hier die Ansicht vertreten, dass die „Gesamterzählung“ und die „David-Batseba-Erzählung“ (2. Sam 11,1– 12,25) eine einheitliche Komposition darstellen, ja genau genommen ein literarisches Meisterwerk sind. Die innere Geschlossenheit dieser Einheit wird anhand von literarischstrukturellen, stilistischen und theologischen Merkmalen deutlich, die den gesamten Textkomplex durchziehen. Es wird für eine komplexe konzentrische Struktur argumentiert, die die Absicht des Verfassers demonstriert, Wörter, Phrasen und Stilmerkmale herauszuarbeiten, die in verschiedenen Teilen der Gesamterzählung vorkommen und so eine thematische Einheit erzeugen. Darüber hinaus liefert die Untersuchung zahlreiche neue Beobachtungen zur literarischen Form von 2. Samuel 10–12 insgesamt und bespricht einige spezifische Sachverhalte. 72 Zusätzliche sprachliche und thematische Verknüpfungen zwischen 2. Samuel 12 und 1. Samuel 15 nennt McCarter, II Samuel, S. 300; er übersieht allerdings strukturelle Parallelen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
113
Nun etwas ausführlichere Bemerkungen: Der Erzähler dieses Samuel-Textes infor miert den Leser über die besonderen Umstände, die zu Salomos Geburt geführt haben. Er erzählt von der Geburt als letztes Glied der David-Batseba-Erzählung (2. Sam 11,1c– 12,25), die während der blutigen Kämpfe zwischen Israel und seinen östlichen Nachbarn – den Ammonitern und Aramäern – spielt, und verbindet so beides. Die Gesamterzäh lung (2. Samuel 10–12) ist so strukturiert, dass sie von den äußeren Belangen an der Pe ripherie des Königreichs zu den inneren und vertraulichen Dingen in seinem Zentrum führt. Der Erzähler betont die Bedeutung der Geburt Salomos, indem er sie im Zentrum und auf dem Höhepunkt der David-Batseba-Erzählung platziert, die wiederum selbst eingebunden ist in die Gesamterzählung. Letztere erhält ihren inneren Zusammenhalt durch vielfältige Inclusiones und ist in fünf konzentrisch angeordneten Geschichten strukturiert, von denen jede aus einer anderen resultiert bzw. zu einer anderen führt. Die Eröffnung bildet der Bericht von einer Delegation, die David zum Trost Ḥanuns aussendet (10,2), und schließt mit der Tröstung Batsebas durch David (12,24). Diese letztere Trostspendung schließt mit der Geburt Salomos als eines legitimen Kindes eines verheirateten Paars, das das illegitime, verstorbene Kind ersetzt. Die Erzählung von Salomos Geburt ist als natürliche Folge der David-Batseba-Erzählung zu verstehen und ein wesent licher Bestandteil derselben. Letztere kann nur im Kontext der Gesamterzählung über den Krieg gegen die Ammoniter verstanden werden. Salomos Geburt ist der Höhepunkt der gesamten theologischen Spannungskurve des Berichts, die implizit einen Gegensatz aufbaut zwischen Davids Sünde und seiner Rehabilitation in 2. Sam 11,12 einerseits und Sauls Sünde und Verwerfung in 1. Samuel 15 andererseits. Beide Texte berichten von der Verfehlung eines Königs, auf die jeweils die Zurechtweisung durch einen Propheten und eine göttliche Bestrafung folgen; beide Texte enden mit der Reaktion des jeweiligen Königs und deren Konsequenzen. Während jedoch Saul zunächst versucht, seinen Fehler zu vertuschen und schließlich zurückgewiesen wird, gesteht David sofort und wird am Ende rehabilitiert. Folglich ist 2. Sam 11,27b–12,25a ein essentieller Bestandteil der ursprünglichen „David-Batseba-Erzählung“ (11,1c–12,25) und nicht eine um Jahrhunderte jüngere, sekundäre Hinzufügung. V Exkurs: Wer nannte das zweite Kind „Schlomo“? Gemäß dem Ketib von 2. Sam 12,24 erhielt das neugeborene Kind den Namen „Schlomo“ ( ;שלמהLXX: Σαλωμών = Salomon = Salomo)73 bei seiner Geburt, und zwar von David: „Und David tröstete Batseba, seine Frau… und sie gebar einen Sohn und er nannte []ויקרא ihn Salomo.“ Tatsächlich ist David die Hauptfigur der gesamten David-Batseba-Erzäh lung, einschließlich der Geburtsgeschichte; es wäre also nicht verwunderlich, wenn er dem Kind auch den Namen gegeben hätte. Das Phänomen, dass ein Vater seinem Sohn den Namen gibt, ist nicht unüblich in der biblischen Literatur: Unter anderem gab Abraham seinen Söhnen von Hagar und Sara ihre Namen – Ismael und Isaak (Gen 16,15; 17,19; 21,3). Ex 2,22 berichtet über den Sohn von Mose: „Und sie gebar ihm einen Sohn 73 Bei Flavius Josephus ( Jüdische Altertümer 7,158) steht die Form Σoλoμών = Solomon, die mit der Form identisch ist, die auf Englisch verwendet wird.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
114
Salomos Geburtsgeschichte und ihr Kontext in 2. Samuel 10–12
und er [i. e. Mose] nannte ihn Gerschom; denn, sagte er, ich bin ein Fremder geworden in einem fremden Land.“74 Das Qerê in 2. Sam 12,24 überliefert jedoch, ebenso wie einige masoretische Handschriften, der Targum Jonathan und die Peschiṭta, die Lesart: „und sie [d. h. Batseba] nannte []ותקרא.“ Tatsächlich gab üblicherweise die Mutter oder mitunter eine nahe weibliche Verwandte einem neugeborenen Kind den Namen, wie es an vielen Stellen der Hebräischen Bibel berichtet wird.75 Ein ähnlicher Fall erscheint bei der Namensgebung von Set, allerdings in entgegenge setzter Richtung: Laut Genesis 4,25 empfing Eva einen Sohn, „und sie nannte [ ]ותקראihn Set.“ Die Samaritanische Tora überliefert jedoch „und er [i. e. Adam] nannte [ ]ויקראihn Set.“ Zudem berichtet Gen 5,3, dass Adam einen Sohn zeugte, „und er nannte ihn Set.“76 In diesem Fall ist es möglich, dass die Samaritanische Tora Gen 4,25 mit Gen 5,3 har monisiert. Im Fall von Salomo ist es jedoch schwierig festzustellen, ob der Schreiber des Qerê und die aramäischen Übersetzer den Text von 2. Sam 12,24 gemäß dem in der Bibel verbreiteten Brauch, dass die Mutter den Namen des Kindes bestimmte, „korrigierten“, oder ob sie eine ursprüngliche Variante des hebräischen Textes wiedergeben. In jedem Fall ist die Lesart des Qerê und der aramäischen Übersetzer weder „ohne Zweifel die ältere Textform“ (Hervorhebung I. K.), wie Veijola meint,77 noch ist sicher, dass „sie ihn Salomo nannte“, wie andere Exegeten behaupten.78 Während das Kind indessen von einem seiner Elternteile – entweder David oder Batse ba – Salomo genannt wurde, bekam es den Namen „Jedidja“ auf Befehl des Herrn hin von einem göttlichen Boten, dem Propheten Nathan. Im nächsten Kapitel diskutiere ich diesen Namen Jedidja, seine Bedeutung und die Absicht, die hinter dieser Benennung steht.79 An dieser Stelle soll lediglich kurz erwähnt werden, dass 2. Sam 12,24–25 den gesetzlichen und göttlich autorisierten Status des „zukünftigen Königs“ etabliert, der Da vid anstelle seines älteren Halbbruders, Adonia, auf den Thron folgen wird.
74 Siehe auch Gen 4,26; 5,28–29; 35,18; 41,51–52; Ri 8,31; Jes 8,3; Hos 1,4.6.9; Hi 42,14; 1. Chr 7,22– 23; und in neutestamentlichen Quellen: Mt 1,21.25; Lk 2,21. 75 Siehe z. B. Genesis 4,1; 29,32–35; 30,6.8.11–13.18–20.24; 35,18; Ex 2,10; 1. Sam 1,20; 4,21. 76 Vgl. auch Genesis 38,3: „Und sie [Judas Frau] empfing und gebar einen Sohn; und er [i. e. Juda] nannte ihn Er“; die folgenden Verse (38,4–5) berichten: „Und sie empfing erneut und gebar einen Sohn; und sie [Judas Frau] nannte ihn Onan. Und sie empfing noch einmal und gebar einen Sohn; und sie nannte ihn Schela.“ 77 Veijola, „Salomo: Der Erstgeborene Bathsebas“, S. 234. 78 Siehe z. B. W. Caspari, Die Samuelbücher mit Sacherklärungen versehen, Kommentar zum Alten Tes tament 7 (Leipzig: A. Deichert, 1926), S. 545; R. de Vaux, Ancient Israel, S. 108: „[D]as Kind von Dav id und Batseba erhielt den Namen Salomo von seiner Mutter“ („the child of David and Bathshe ba received the name of Solomon from his mother“); McCarter, II Samuel, S. 293, 303: „[S]ie nannte ihn…“ („she called him…“); die Herder-Übersetzung: „Sie empfing und gebar einen Sohn; und sie gab ihm den Namen Salomo“; und erst kürzlich Knauf, „Le Roi est Mort, Vive le Roi!“, S. 89: „Sa lomo erhielt seinen Namen von der Mutter“ („Solomon’s name was given by the mother“); Halpern, „‚Path of Glory‘, Shame and Guilt“, S. 84: „Sie nannte ihren zweiten Sohn…“ („She named her second son…“); siehe auch ders., David’s Secret Demons, S. 401. Alle Hervorhebungen I. K. 79 Siehe ausführlich Kapitel VI, insb. § § I I–III.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel VI: Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext I Einleitung Die kurze Erzählung – oder Bericht/ Verlautbarung – von Salomos Geburt in 2. Sam 12,24–25 ist in der gesamten Geschichtsschreibung der Königreiche des Alten Israel und Juda einzigartig. Es gibt zwar Geburtsgeschichten von Richtern oder Anführern, bei spielsweise von Simson (Richter 13) oder Samuel (1. Samuel 1), nicht jedoch von einem anderen König – es sei denn, man teilt die Ansicht einiger Exegeten, dass die Erzählung in 1. Samuel 1 entweder ursprünglich nicht von der Geburt des Propheten Samuel, sondern von derjenigen des Königs Saul berichtete1 oder dass sie aus Material über Sauls Geburt und nasiräisches Gelübde zusammengestellt wurde.2 Es existiert keine einzige Erzählung über die Geburt Davids oder irgendeines anderen Königs von Juda oder Israel. Darüber hinaus hatte David einige Söhne von seinen verschiedenen Frauen, aber bei keinem von ihnen ist über die Umstände seiner Geburt berichtet worden. Daher stellt sich die Frage, 1 Die Wurzel שאלerscheint in 1. Sam 1,17.20.27 und insb. in 1,28, unter anderem als Etymologie für Samuels Namen, siehe auch 2,20. Obwohl alle drei Konsonanten von שאלauch in Samuels Namen ( )שמואלvorhanden sind, weist der Name Saul ( )שאולeine größere Nähe zu dieser Wurzel auf. Siehe J. Dus, „Die Geburtslegende Samuels, I. Sam. 1: Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung zu I. Sam. 1–3“, RSO 43 (1968), S. 163–194; M. M. Buber, „Samuel and the Sequence of the Israelite Authorities“, Way of the Bible (Jerusalem: Bialik Institute, 1978), S. 238–269, insb. 246–247 (He bräisch), und dort, in den Anmerkungen 19–20, Verweise auf frühere Literatur; Stolz, Das erste und zweite Buch Samuel, S. 25 („Ursprünglich handelte diese Erzählung von Saul, nicht von Samuel“); M.[Z.] Brettler, „The composition of 1 Samuel 1–2“, JBL 116 (1997), S. 601–612, insb. 602; M. White, „‚The Histor y of Saul’s Rise‘: Saulide State Propaganda in 1 Samuel 1–14“, in S. M. Olyan und R. C. Culley (Hgg.), „A Wise and Discerning Mind“: Essays in Honor of Burke O. Long, Brown Judaic Studies 325 (Providence, RI: Brown University Press, 2000), S. 271–292, insb. 287–288; W. Dietrich, 1 Samuel 1–12, Biblischer Kommentar Altes Testament 7/1 (Neukirchen-Vluyn: Neu kirchener, 2010), S. 29; R. Gilmour, Representing the Past: A Literary Analysis of Narrative Histo riography in the Book of Samuel, Supplements to Vetus Testamentum 143 (Leiden: E. J. Brill, 2011), S. 47–49. Auffällig ist, dass das Motiv des Nasiräers sowohl in 1. Sam 1,11 als auch in der Erzählung von Simsons Geburt (Ri 13,5.7.14) erscheint; siehe auch Num 6,1–21; Am 2,12. 2 „Aber der gesamte Bericht wurde überlagert von den persönlichen Details zu Samuels Kindheit – dem Namen seines Vaters, dem Namen seiner Mutter, dem Namen seines Geburtsortes“ („But the entire account has been overlaid with the personal details of Samuel’s childhood – his father’s name, his mother’s name, the name of his native village“; siehe P. K. McCarter, Jr., I Samuel: A New Translation with Introduction, Notes and Commentary, Anchor Bible 8 [Garden City, NY: Doubleday, 1980], S. 65–66). Darüber hinaus ist Kessler davon überzeugt, dass der Verfasser von 1. Samuel 1 bewusst ein Wortspiel zwischen den Namen Schemuel und Schaul geschaffen hat; siehe R. Kessler, Samuel: Priester und Richter, Königsmacher und Prophet, Biblische Gestalten 18 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2007), S. 44–46.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
116
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
ob die Geschichte von der Geburt ausgerechnet Salomos mitten unter allen Söhnen Da vids und allen israelitischen und judäischen Königen ein besonderes Ziel verfolgt. Im vorigen Kapitel wurden der Name „Salomo“ ( )ׁשלמהund das biblisch-historische Setting von Salomos Geburtsgeschichte, wie es in seinem literarischen Rahmen dargestellt wird, diskutiert. Dort argumentiere ich, dass diese Erzählung in den literarischen Rah men der „David-Batseba-Erzählung“ (2. Sam 11,1c–12,25) integriert und Teil der noch größeren „Gesamterzählung“ (2. Samuel 10–12) ist. Diese steht jedoch selbst wiederum im Kontext der so genannten „Thronfolgeerzählung“ (2. Samuel 9–20 + 1. Könige 1–2), die sich mit Fragen wie „Wer wird David auf den Thron folgen?“ oder präziser „Warum sollte Salomo den Thron seines Vaters bestiegen haben?“ befasst.3 Wie noch gezeigt wird, stehen diese Fragen in direkter Verbindung mit einigen anderen: Wie ist das Verhältnis der beiden Namen Salomo und Jedidja (?)ידידיה4 Was bedeuten oder repräsentieren sie? Warum gab der göttliche Bote, der Prophet Nathan,5 dem Kind den zweiten Namen Jedidja und warum wurde die Zusicherung „und der Herr liebte ihn“ beigefügt? Das Ziel dieses Kapitels ist es, diese Fragen zu diskutieren und die Motive der Geburtsge schichte – insbesondere die Aussage der Vorliebe Gottes und die Verleihung eines zweiten Namens – in ihren historio-politischen, religiösen und literarischen Kontext aufeinander zu beziehen. Dies geschieht vor allem in Bezug auf vergleichbare Geburtserzählungen aus dem antiken Mesopotamien, Anatolien, Ägypten und Persien und in Bezug auf Thron folgetraditionen. Ich werde zeigen, dass Salomos Geburtsgeschichte nicht nur in 2. Sa muel 10–12 als Teil der Thronfolgeerzählung Davids (2. Samuel 9–20, 1. Könige 1–2) tief verw urzelt ist, sondern dass die Stelle – wenn sie vor dem Hintergrund von 1. Könige 1–2 und dem kulturellen Setting des Alten Orients gelesen wird – auch als Geburtsgeschichte eines Usurpator-Königs (Salomos) verstanden werden sollte.6 3 Zur „Thronfolgeerzählung Davids“ siehe Kapitel X, § III. 4 Siehe J. A . Soggin, „King Solomon“, in C. Cohen et al. (Hgg.), Birkat Shalom: Studies in the Bible, Ancient Near Eastern Literature, and Postbiblical Judaism Presented to Shalom M. Paul on the Occasion of his Seventieth Birthday (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2008), Bd. 1, S. 169–174, insb. 169. 5 Gegen McKenzie, der schreibt: „[E]s ist auffallend, dass Vers 25 berichtet, dass David den Jungen Jed idja (‚Liebling Jahwes‘) nannte“ („it is striking that verse 25 reports that David called the boy Jed id iah [‚beloved of Yahweh‘]“; siehe McKenzie, King David: A Biography, S. 182; Hervorhebung I. K .). Dass Salomo diesen Namen von dem Propheten Nathan erhielt, steht eindeutig im biblischen Vers: „( ויהוה אהבו׃ וישלח ביד נתן הנביא ויקרא את שמו ידידיהUnd der Herr liebte ihn. Und er sandte eine Botschaft durch Nathan, den Propheten; und er gab ihm den Namen Jedidja“). 6 Nachdem dieses Kapitel abgeschlossen war, erschien Andrew Knapps Studie Royal Apologetic in the Ancient Near East, die sich mit einigen der hier genannten und weiteren Quellen befasst. Al lerd ings wird der Leser leicht erkennen, dass sich unsere Schwerpunkte, Bewertungen, Interpreta tionen und Schlussfolgerungen deutlich voneinander unterscheiden, wie es auch in der gesamten Diskussion weiter unten jeweils explizit vermerkt wird. Darüber hinaus ist mein Hauptanliegen die Interpretation von 2. Sam 12,24–25, während Knapp diese Verse kaum berücksichtigt (siehe ebd., S. 253). Auch die sumerischen, altbabylonischen und neuassyrischen Quellen über Sargon den Großen von Akkad und Sargon II. von Assyrien diskutiert Knapp nicht. In den ḫethitischen Texten über Ḫattušili III. übersieht Knapp die Verbindung zwischen der Apologie dieses Königs und derjenigen in der Legende von Sargon dem Großen. Auch diskutiert er nicht die ägyptischen Schriften über Hatschepsut und einige andere Pharaonen sowie den Fall Xerxesʼ I. von Persien.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
117
Die Vorstellung eines göttlichen Ursprungs des Königtums und der Erwählung der Könige von Israel und Juda durch Gott stehen im Zentrum der antiken israelitischen Geschichtsschreibung. Tatsächlich gibt es einige eindeutige Berichte über die göttliche Erwählung von und Unterstützung für die Thronbesteigung Sauls (1. Samuel 10–12; 15,1.17) wie auch Davids (1. Sam 16,1–13; 2. Sam 3,9–10; 5,2; 7,8–9; Ps 78,70–72; 89,4– 38; siehe auch 2. Sam 22,51 // P s 18,51; 2. Sam 23,1–3) sowie über die göttliche Verwer fung Sauls vom Königtum (1. Sam 15,10–11.26–28; 16,1a.14; 28,15–18). In der Wissen schaft wurde diese Konzeption in den Schriften der großen Zivilisationen des Alten Orients diskutiert.7 Einige Exegeten haben sich auch mit dem apologetischen Charakter der Erzählungen von David und Salomo befasst.8 Bis heute gibt es jedoch keinen umfas senden, vergleichenden und detaillierten Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion, der dem Zweck und der Bedeutung der Benennung „Jedidja“ sowie der Phrase „und der Herr liebte ihn“ in ihrem biblischen und altorientalischen Kontext und entsprechenden Pa rallelen gewidmet ist. Die vorliegende Untersuchung wird zeigen, dass 2. Sam 12,24–25 auf einzigartige Weise zwei Motive miteinander verbindet, die in zahlreichen königlichen Apologien des Alten Orients vorkommen: göttliche Legitimation und die Annahme eines neuen Namens durch Usurpator-Könige. II „Salomo“ und „Jedidja“: Der biblische Text und die wissenschaftliche Forschung Der biblische Erzähler betont von Anfang an die Bedeutung Salomos und seinen zu künftigen Einfluss auf die Davidische Dynastie und die Geschichte Israels. Wie bereits erwähnt, wird Salomo als zweitgeborenes Kind Davids und Batsebas vorgestellt. Wäh rend das erstgeborene Kind ohne Namen erscheint, erhält das zweite Kind gleich zwei Namen – Salomo und Jedidja.9 Dazu kommt, dass der Name Salomo dem Neugeborenen 7 Siehe z. B. T. Ishida, The Royal Dynasties in Ancient Israel, Beihefte zur Zeitschrift für die alttesta mentliche Wissenschaft 142 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1977), S. 6–25, 55–80; N. Brisch (Hg.), Religion and Power: Divine Kingship in the Ancient World and Beyond, Oriental Institute Seminars 4 (Chicago: Oriental Institute of the University of Chicago, 2008); Knapp, Royal Apologet ic in the Ancient Near East. Zusätzlich zu den Beispielen, die im Folgenden diskutiert werden und die Ishida und Knapp anführen, soll an dieser Stelle König Darius I. („der Große“, 522–486 v. u. Z.) von Persien erwähnt werden. Darius I. war weder der direkte Nachkomme von Kyros II. noch von dessen Sohn Kambyses, sondern ein illegitimer König. So behauptet er in seiner Behistun-Inschrift, er habe den Thron bestiegen, indem er den Usurpator Gaumāta gestürzt habe, und „nach dem Willen Ahu ramazd ās wurde ich König; Ahuramazdā hat mir das Königtum gegeben“; siehe R. Schmitt, Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden (Wiesbaden: Reichert, 2009), S. 42–45, insb. 45 und vgl. S. 38 (§ 5), 40 (§ 9). 8 Siehe z. B. P. K . McCarter, Jr., „The Apology of David“, JBL 99 (1980), S. 489–504; Ishida, The Royal Dynasties in Ancient Israel, S. 55–80, insb. 70–80; ders., History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 107–110, 151–157; Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 161–276. Knapp diskutiert 2. Samuel 11–12 nur am Rande (siehe ebd., S. 198–199, 253–254), während Ishida die Dav id-Batseba-Erzählung mit Nathans Prophetie vergleicht. Er kommt zu dem artifiziellen Schluss: „[Die] David-Batseba-Erzählung ist strukturell identisch mit der Prophezeiung Nathans“ („[The] Dav id-Bathsheba story is identical with Nathan’s Prophecy in the structure“, S. 152–154, insb. 154). 9 Siehe dazu Kapitel V, § I II, B, 4.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
118
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
von einem Elternteil verliehen wurde, während der Prophet Nathan es Jedidja genannt hat, und zwar auf Befehl Gottes: Und der Herr liebte ihn. Und [deshalb] sandte er eine Botschaft durch [wörtlich: die Hand des] Nathan, den[/des] Propheten, und er gab ihm den Namen Jedidja um des Herrn willen (בעבור יהוה, 2. Sam 12,24d–25).10
Die Phrase „und der Herr liebte ihn“ ( )ויהוה אהבוin 12,24d erklärt den Namen, gibt ihm einen tieferen Sinn und verdeutlicht durch die chiastische Anordnung seiner Elemente, warum das Kind diesen Namen erhalten sollte: „Jedidja“ ()ידידיה, „Geliebter des Herrn“.11 Die Wörter אהבund ידידwerden in diesem Zusammenhang synonym gebraucht.12 Im Grunde genommen hätte das Kind אהוביהheißen oder 12,24 hätte ויהוה ידידוlauten können: Der Effekt wäre derselbe gewesen. Dennoch entschied der Namensgeber sich, ידידיה anstelle von אהוביהzu verwenden, während der Autor den gebräuchlicheren Begriff אהב vorzog, um den Namen zu erklären. Darüber hinaus macht der Erzähler keine Angabe dazu, wann genau Salomo den Na men Jedidja erhielt, auch wenn der Text den Gesamteindruck vermittelt, dass dies bald nach der Geburt des Kindes geschah.13 Ebensowenig nennt er Gründe für eine solche Liebe Gottes zu diesem wimmernden Säugling, der bis dahin noch gar keine nennenswerten Taten vollbracht hatte. So stellt sich naturgemäß die Frage, zu welchem Zweck dem Kind ein zweiter Name gegeben wurde. Die exegetische Diskussion hat eine ganze Reihe an Vorschlägen hervorgebracht, beispielsweise: 1. Moshe Zvi Segal erklärt den Namen Jedidja nur als „Ehrentitel“, ähnlich der Phrase in Dtn 33,12: „Zu Benjamin sagte er: Geliebter des Herrn“ ()לבנימן אמר ידיד יהוה. Daher sei dieser Name laut Segal nicht im Alltagsleben des Königs gebraucht14 und deshalb auch an keiner anderen Stelle in Samuel-Könige benutzt worden. Tatsächlich ist es rätselhaft, dass der Name Jedidja weder von Salomo noch von irgendjemand anderem in der gesamten biblischen Literatur explizit verwendet wurde. Es gibt jedoch keine Beispiele für einen Brauch in Israel oder irgendeiner anderen Kultur des Alten Orients, demgemäß einem Neugeborenen durch eine Gottheit oder durch die Eltern ein „Ehrentitel“ verliehen worden wäre.
10 Zu dem Begriff בעבור, seinem Vorkommen in der Hebräischen Bibel, seiner Bedeutung („um… willen“) und seiner Wiedergabe in einigen Handschriften des Masoretischen Textes, der lukianischen LXX und der Vetus Latina siehe Kapitel V, Anm. 3. 11 Für ein besseres Verständnis des Textes sollte daher die letzte Phrase des vorigen Verses, 2. Sam 12,24d, zusammen mit 12,25 gelesen werden. Dann gibt es auch keine Notwendigkeit, den Text in 2. Sam 12,25 zu „korrigieren“, wie Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 182 vorschlägt. 12 Als Beispiel, dass „ ידידGeliebter“ bedeutet und gemeinsam mit דֹודauftritt, ist Jes 5,1 zu nennen: „( אשירה נא לידידי שירת דודי לכרמוSingen will ich von meinem Geliebten, das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg“). Zu diesem Vers in Jesaja siehe die Diskussion bei N. Wyatt, „‚Jedidiah‘ and Cognate Forms as a Title of Royal Legitimation“, Biblica 66 (1985), S. 112–125, insb. 115–116. 13 Siehe Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 156. 14 Siehe M. Z . Segal, The Books of Samuel (Jerusalem: Kiryat Sefer, 1976), S. 308 (Hebräisch).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
119
2. Fritz Stolz kommt zu dem Schluss, dass der Name Salomo soviel bedeute wie „Ersatz“, weil er das erste Kind ersetzt habe, das gestorben war. Nathan habe diesen Namen abgelehnt, da seiner Meinung nach das erste Kind nicht als menschliches Wesen ange sehen und daher auch überhaupt nicht ersetzt werden sollte. Dementsprechend gab er Salomo einen neuen Namen: Jedidja.15 Es gibt in der biblischen Literatur jedoch keinen Hinweis darauf, dass Nathan das erste Kind als nicht menschlich betrachtet oder dass er den Namen des Zweitgeborenen abgelehnt habe. Es ist zutreffend, dass das erste Kind als Bastard galt und daher einen niedrigen Sozialstatus innehatte,16 aber es würde zu weit gehen, anzunehmen, dass der Säugling aufgrund der ehebrecherischen Affäre seiner Eltern als nicht menschlich betrachtet wurde. 3. Nicolas Wyatt sieht Jedidja als einen Beinamen an gemäß einem Spitznamen oder einem Familiennamen, der gleichbedeutend mit „David“ im Sinne von „( דֹודgeliebt“) ist. Nach Ansicht dieses Gelehrten wurde „die göttliche Erwählung judäischer Köni ge… dadurch angezeigt, dass sie einen Beinamen erhielten, der meistens derselbe war.“17 Dafür macht er geltend, dass sich einige andere Nennungen von דֹודoder ידדin der Hebräischen Bibel auf den Davidischen König bezögen (z. B. Ps 60,7; 108,7; 127,2; Jes 5,1) und dass dieser Name oder Titel benutzt worden sei, um den legitimen Thronfol ger der Davidischen Dynastie zu identifizieren.18 Wenn die Annahme zutrifft, dass Jedidja den Davidischen Thronfolger bezeichnet, würde dies meine Argumentation stützen, dass dieser Name ein Terminus der königlichen Legitimation ist, den der Verfasser des biblischen Textes in die Zeit von Salomos Geburt zurückprojiziert hat. Wyatts Arg ument ist jedoch philologisch fragwürdig, und ohne konkreten Beweis für dessen Richtigkeit. Erstens wird weder klar, was er genau unter einem „Beinamen“ versteht, noch von welchem Namen – David, Jedidja oder einfach irgendeiner Form von דֹודoder – ידדer eigentlich glaubt, dass er in dieser Weise verwendet worden sei. Zweitens gibt es weder in Israel noch sonst einer semitischen Kultur, anders als bei 15 „Dass Nathan dieser Name [i. e. Salomo] missfällt, ist verständlich; das erste Kind ist in seinen Augen ein Un-Mensch, für den es keinen Ersatz geben kann und darf“; siehe Stolz, Das erste und zweite Buch Samuel, S. 242. 16 Zum rechtlichen und sozialen Status von Bastarden im Alten Israel siehe Dtn 23,3: „Ein Bastard darf nicht in die Versammlung des Herrn kommen; selbst in der zehnten Generation darf keiner sei ner Nachkommen in die Versammlung des Herrn kommen.“ Siehe auch Sach 9,6. Leider befasst sich N. Avrahams Studie Marginal People in Biblical Times: Lawbreakers and Banished Persons, Lepers and Gonorrhea Sufferers, Homosexuals and Transsexuals, Prostitutes and Temple-Prostitutes, The Bib lical Encyclopaedia Library 27 (Jerusalem: Bialik Institute, 2011; Hebräisch) nicht mit dem Status von Bastarden. 17 „[The] divine choice of kings of Judah was indicated by the giving to them of a cognomen, which tended to be the same one“; siehe Wyatt, „‚Jedidiah‘ and Cognate Forms as a Title of Royal Leg itima tion“, S. 117, vgl. 112. 18 In einem anderen Aufsatz spekuliert Wyatt ferner, dass Uria und Batseba tatsächlich König und Königin von Jerusalem gewesen seien, bevor David die Stadt eroberte, und dass dessen Heirat mit Batseba seinen Anspruch auf den Thron zeige. Daher müsse ihr gemeinsamer Sohn Salomo der Erbe sein, wie es auch durch das Orakel, das an Nathan erging, bestätigt worden sei; siehe N. Wyatt, „‚Araunah the Jebusite‘ and the Throne of David“, ST 39 (1985), S. 39–53. Diese fantasievolle Re konstruktion entbehrt allerdings jeglicher Grundlage.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
120
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
den Römern, irgendeinen Hinweis auf den Brauch, Beinamen zu geben oder innezuhaben. Vielmehr wurde der Name einer Person im semitischen Sprachraum übli cherweise entweder in Verbindung mit dem Namen des Vaters/ der Mutter bzw. der Angabe ihrer Familie/ ihres Stammes bzw. ihrer Herkunft genannt, also: „X, Sohn/ Tochter von Y aus Familie/ Stamm Z bzw. Herkunftsort.“19 Drittens geht Wyatt von der Annahme aus, dass David genau genommen kein Eigenname, sondern vielmehr eine Art von Titel oder Thronname sei. Dieses Argument, das bereits andere Exege ten vor ihm angeführt haben20, ist insbesondere fragwürdig: Es erklärt nicht, warum Salomo und eben nicht David „Jedidja“ genannt wird, noch gibt es Belege dafür, dass David jemals als Beiname oder Thronname verwendet wurde. Der Name David wird in der gesamten biblischen Literatur, wie auch in der Inschrift der Tel-Dan-Stele (Zeile 9: bjtdwd – „das Haus Davids“), als Eigenname benutzt.21 Infolgedessen heißt es auch, als David sich Saul vorstellte: „Und David sprach: ‚Ich bin der Sohn… Isais, des Bethlehemiters‘“ (1. Sam 17,58).22 Auch gibt es keine Grundlage für die Schluss folgerung, dass es sich bei Jedidja um einen Beinamen handle, der von den Davidi schen Königen regelmäßig benutzt worden sei, da er an keiner Stelle wiederholt wird. Interessanter ist dagegen Wyatts Vorschlag, dass Jedidja sowohl in den Titeln, die den kanaanäischen Gottheiten Jam und Mot (mdd il bzw. jdd il) zugeschrieben werden, als auch in den Legitimationsformeln ägyptischer Könige Parallelen habe: Mer-(n)[Name der Gottheit], das „Geliebter von [Name der Gottheit]“ bedeutet. Die ugari tischen Texte zeigen enge sprachliche und konzeptionelle Parallelen, beziehen sich je doch nicht spezifisch auf menschliche Könige oder Usurpatoren. Wyatts Diskussion der ägyptischen Dynastielisten und der Fall von Ḥaremḥab können jedoch als Ergän zung zu den Beispielen von Hatschepsut und anderen Pharaonen gesehen werden, die weiter unten behandelt werden (§ IV, B, 3). 4. Robert Alter schlägt vor: „Vielleicht widerspiegelt der zweite Name, der auf einen besonderen Zugang zur Gunst Gottes hindeutet, politisches Kalkül auf Seiten Nathans: Er richtet sich bereits auf Salomo (und Batseba) aus, weil er darauf spekuliert, dass es sich langfristig auszahlen wird, wenn ein Thronfolger Davids ihm verpflichtet ist“23 19 So verknüpften Personen ihren Namen beispielsweise (1) mit dem Namen ihres Vaters/ ihrer Mutter: „Joab, der Sohn der Zeruja“; „Abner, der Sohn Ners“; „Amasa, der Sohn Jeters“ (1. Kön 2,5); (2) mit dem Namen ihres Herkunftsortes/ -landes: „Barsillai, der Gileaditer“ (1. Kön 2,7), „Ruth, die Moa biterin“ (Ruth 2,2); (3) oder mit dem Namen der Familie ihres Vaters und ihrem Stammes- und Ortsnamen: „Schimi, der Sohn von Gera, ein Benjaminiter aus Bachurim“ (1. Kön 2,8), „Mordechai, der Sohn Jairs, der Sohn Schimis, der Sohn Kischs, ein Benjaminiter, der aus Jerusalem deportiert worden war“ (Est 2,5). 20 Siehe Nr. 5; vgl. Kap. II, § I hinsichtlich der Tel Dan-Inschrift. 21 Siehe Biran und Naveh, „An Aramaic Stele Fragment from Tel Dan“, S. 81–98; vgl. dies., „The Tel Dan Inscription: A New Fragment“, S. 1–18; zur Inschrift aus Tel Dan siehe auch Kapitel II, § I. 22 Bezeichnenderweise stellt der Chronist den neuen König als „Salomo, Sohn Davids“ vor (2. Chr 1,1; vgl. 1. Chr 29,1; 2. Chr 13,6; 35,3). 23 „[P]erhaps the second name, indicating special access to divine favor, reflects a political calculation on the part of Nathan: he is already aligning himself with Solomon (and Bathsheba), figuring that in the long run it will be best to have a successor to David under some obligation to him“; siehe R. Alter,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
121
(Hervorhebungen I. K.). Wie bereits betont, vermittelt der biblische Text jedoch den Eindruck, als habe das neugeborene Kind den zweiten Namen schon kurz nach sei ner Geburt auf Geheiß des Herrn erhalten. Es ist problematisch, Nathan – oder sonst jemandem – ein dermaßen langfristiges persönliches Kalkül zu unterstellen. Abge sehen davon erklärt Alter nicht, warum Nathan dem Kind genau diesen Namen gab und nicht einen anderen, der ebenfalls eine positive Einstellung zu dem Kind widerge spiegelt hätte, wie zum Beispiel ברוךoder „( מבורךBaruch“ oder „Meborach“), die beide „der Gesegnete“ bedeuten. 5. Einige Exegeten, wie zum Beispiel Alexander M. Honeyman, Roland de Vaux, P. Kyle McCarter Jr., interpretieren den Namen Jedidja als den privaten Namen oder auch Ge burtsnamen, Salomo hingegen als Thronnamen oder Krönungs- bzw. Regierungsna men.24 So vergleicht beispielsweise de Vaux den Fall mit den Beispielen judäischer Könige, die zwei Namen hatten: „Usia – Asarja“ und „Joahas – Schallum“.25 Allerdings gesteht de Vaux selbst ein: „[I]n jedem Fall bewegen wir uns hier im Reich der Spekulation: Man kann bestenfalls sagen, dass es wahrscheinlich, wenn auch nicht gesichert ist, dass die Könige von Juda einen neuen Namen annahmen, wenn sie den Thron bestiegen.“26
The David Story: A Translation with Commentary of 1 & 2 Samuel (New York: Norton, 1999), S. 263. Ähnlich wie Alter – jedoch ohne auf ihn zu verweisen – erklärt John Van Seters: „Er [der Text 2. Sam 12,24; I. K.] stellt lediglich eine enge Verbindung her zwischen Salomo und dem Propheten, der den Namen ‚Jedidja‘ offenbar als Ausdruck seiner Zuneigung zu dem Kind gebrauchte, und beweist die Tatsache, dass Nathan im Streit um die Thronfolge zu Salomos Unterstützern gehörte“ („It merely es tablishes a close link between Solomon and the prophet, who apparently used the name ‚Jedidiah‘ as a term of affection for the child, and accounts for the fact that Nathan is a member of the Solomon part y in the fight for succession“; siehe Van Seters, The Biblical Saga of King David, S. 300–301, insb. 301). 24 Siehe A. M. Honeyman, „The Evidence of Regnal Names among the Hebrews“, JBL 67 (1948), S. 13–25, insb. 22–23; de Vaux, Ancient Israel, S. 107–108, insb. 108 (dort finden sich auch ausführli che Verweise auf biblische Quellen); McCarter, II Samuel, S. 303, 308. 25 In den Fällen von „Eljakim – Jojachin“ und „Mattanja – Zedekia“ wurde der zweite Name dem Kö nig jeweils von einem fremdländischen Despoten gegeben; siehe de Vaux, Ancient Israel, S. 108. Zu „Usia – Asarja“ siehe auch die Diskussion bei Honeyman, „The Evidence of Regnal Names among the Hebrews“, S. 20–22. Auf S. 23–24 diskutiert Honeyman außerdem: „David (Thronname) – El chanan (privater Name; 2. Sam 21,19b)“. Zu Letzterem siehe L. M. von Pákozdy, „Elhanan – der frühere Name Davids?“, ZAW 68 (1956), S. 257–259. Vermutlich sind jedoch David und Elchanan nicht zwei unterschiedliche Namen ein und derselben Person – wie einige Forscher dies zu harmo nisieren versuchen –, sondern es handelt sich um die Bezeichnungen zweier verschiedener Perso nen: Gemäß der Überlieferung in 1. Samuel 17 wurde der philistäische Held Goliath von Dav id erschlagen, während Goliath laut einer anderen Überlieferung in 2. Sam 21,19b von einem Mann namens Elchanan besiegt wurde. Der Chronist harmonisiert diese beiden widersprüchlichen Sa muel-Überlieferungen, indem er eine dritte Version erfindet, die besagt, dass „Elchanan, der Sohn Jaïrs, Lachmi, den Bruder Goliaths, des Gathiters“ erschlug (1. Chr 20,5b). David tötete Goliath, und Elchanan tötete demnach Lachmi, den Bruder Goliaths. 26 „[I]n every instance, we are still in the realm of hypothesis: the most one can say is that it is probable, though not certain, that the kings of Judah took a new name when they succeeded to the throne“; de Vaux, Ancient Israel, S. 108. Über den altorientalischen Brauch, einen Thronnamen zu verleihen, siehe H. Frankfort, Kingship and the Gods (Chicago: Chicago University Press, 1948), S. 238, 246.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
122
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
III Zum besseren Verständnis von „Salomo“ und „Jedidja“ – der Geliebte des Herrn In Wirklichkeit trifft genau das Gegenteil dessen zu, was de Vaux und andere Exegeten vorgeschlagen haben: Salomo war ein Geburtsname und kein Krönungsname. Der bibli sche Erzähler erwähnt explizit, dass ein Elternteil dem Kind diesen Namen unmittelbar nach der Geburt gab (2. Sam 12,24).27 Darüber hinaus gibt es in diesem Fall – unabhän gig davon, ob ein Krönungsname im Königreich Israel bzw. Juda ebenso gebräuchlich war wie in Ägypten – gute Gründe, davon auszugehen, dass Jedidja ein Regierungs- oder Königsname war. Der Zweck und die Bedeutung dieses Namens wie auch die Phrase „und der Herr liebte ihn“ sind in drei einander ergänzenden Kontexten zu verstehen: (a) in dem unmittelbaren Kontext, in dem sie stehen, also 2. Samuel 10–12; (b) im Setting der gesamten Geschichte Salomos, die 1. Könige 1–2 mit einschließt; und (c) in dem weiteren literarischen und historischen Kontext des Alten Orients, innerhalb dessen sich die frühe biblische Literatur entwickelte und von dem sie nicht gelöst werden kann. Betrachten wir diese Kontexte einmal genauer. (a) Bei der Geburt des ersten Kindes spricht der Erzähler von dem „Kind, das die Frau Urias David geboren hatte“ (2. Sam 12,15). Das bedeutet, dass Batseba mit Davids Kind schwanger war, als sie noch die Frau Urias war. Das erste Kind war das Produkt einer ehebrecherischen Affäre und folglich ein Bastard. Bei der Geburt des zweiten Kindes nennt der Erzähler sie jedoch „Batseba, seine [Davids] Frau“ (2. Sam 12,24). Sie empfing das Kind als Davids legitime Ehefrau,28 und daher war Salomo ein legitimes Kind und kein Bastard.29 Dementsprechend ist die vordringliche Intention der Berichte in 2. Sam 12,15 und 12,24d–25, den Fall des erstgeborenen Kindes – das Resultat einer ehebrecherischen Affäre war, krank wurde und starb, wie von Nathan prophezeit (2. Sam 12,14–23) – dem des zweitgeborenen legitimen Kindes, Salomos, gegenüberzustellen. Der Salomo, wiederum durch Nathan, dem Propheten, zusätzlich verliehene theophore Name Jedidja, der ihn als von Gott besonders geliebt erklärt, ver deutlichte allen, dass er ein legitimes Kind war, durch göttliche Fürsorge privilegiert, und dass er überleben würde (2. Sam 12,24d–25).30 Obwohl Nathan ankündigte, dass „das Schwert auf ewig nicht von deinem [i. e. Davids] Haus weichen“ (2. Sam 12,10) solle, würde dieser neugeborene Sohn leben – trotz aller kommenden Krisen. (b) Gleichzeitig sollte der zusätzliche Name Jedidja, zusammen mit der Aussage „und der Herr liebte ihn“, Salomos Thronbesteigung eine von Gott verbürgte politische und re ligiöse Legitimation verleihen und die zahlreichen gegen ihn erhobenen Anschuldig un 27 Zu der Frage, welcher Elternteil dem Kind diesen Namen gab, siehe Kapitel V, § V. 28 Vgl. dazu David Kimchis Kommentar zu 2. Sam 12,24. 29 Ist das der Grund, warum der Erzähler die wohlbekannte Tatsache hervorhebt, dass „Batseba die Mutter Salomos“ ( ;בת־שבע אם־שלמה1. Kön 1,11) war? Batseba, die die Ehefrau Davids ist, ist danach auch die Mutter Salomos. Das impliziert, dass König David Salomos Vater war und dass dieser von königlicher Abstammung war. 30 Vgl. z. B. H. W. Hertzberg, Die Samuelbücher, Das Alte Testament Deutsch 10, 4. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968), S. 260.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
123
gen, dass er ein Usurpator sei, zurückweisen.31 In diesem Sinn fungiert der Name Je didja als eine Art Königs- bzw. Regierungsname. Die Erzählung von Salomos Aufstieg zur Macht in 1. Könige 1–2 tritt vor dem Hintergrund von 2. Sam 12,24–25 deutlich hervor. Gemäß dem Masoretischen Text unterstützte Nathan Salomo als Erben des Throns, gemeinsam mit dessen Mutter, Davids geliebter Ehefrau Batseba, die sich aktiv beteiligte (1. Kön 1,11–31).32 Vor dem Hintergrund der dramatischen Ausein andersetzung zwischen Salomo und Adonia (1. Kön 1,1–53; 2,13–25) muss der Name Jedidja, gemeinsam mit der Phrase „der Herr liebte ihn“, so interpretiert werden: „der Herr bevorzugte [oder, wenn man so will, erwählte] ihn“33 bei seiner Geburt als legitimen Nachfolger Davids. Salomo war also der Geliebte und Bevorzugte von Gott selbst, seines Boten (i. e. Nathan) und Königs (i. e. David). Als solcher kam Salomo nicht ille gitim mit Nathans Hilfe als Usurpator an die Macht, sondern Gott selbst erwählte ihn bereits bei seiner Geburt und zeichnete verantwortlich für seine Thronbesteig ung. Diese Sicht wird fernerhin in 1. Kön 2,15 bekundet, wo der Erzähler Adonia folgende Worte in den Mund legt: „[D]as Königtum hat sich von mir gewandt und ist meinem Bruder zuteil geworden; denn es war von dem Herrn für ihn bestimmt.“34 Als wäre das nicht genug, legte der Erzähler dieselbe Vorstellung auch Salomo in den Mund, als dieser entschied, Adonia hinrichten zu lassen, weil er Davids Nebenfrau Abischag, die Schunemiterin, als Ehefrau verlangte.35 Hier gesteht Salomo ein, dass Adonia sein „älterer Bruder“ ist. Im selben Atemzug betont er jedoch, dass der Herr derjenige ist, 31 Ein Hinweis in diese Richtung ist in der Notiz des Erzählers zu finden: „Seine [Adonias] Mutter hatte ihn nach Absalom geboren“ (1. Kön 1,6) und in der Salomo in den Mund gelegten Phrase „Er [Adonia] ist mein älterer Bruder“ (1. Kön 2,22). Das impliziert, dass Salomo, obwohl er zur königli chen Familie gehörte, nicht thronfolgeberechtigt war. Wesentlich deutlicher als diese Aussagen war die direkte Anschuldigung, die Schimi, der Sohn des Gera, David entgegenschleuderte: „Hinaus! Hinaus! Blutmensch! Ruchloser! Der Herr hat das ganze Blut des Hauses Sauls auf dich zurück gebracht, an dessen Stelle du König geworden bist“ (2. Sam 16,7–8a, vgl. 16,5–8). Eine ausführlichere Diskussion findet sich im Kapitel X, § I I. 32 Siehe Kapitel X, § I I. 33 Das Verb „( בחרerwählte“) wird auch an anderen Stellen der Hebräischen Bibel gemeinsam mit אהב („liebte“) verwendet, siehe z. B. Dtn 7,6–8: …כי עם קדוש אתה ליהוה אלהיך בך בחר יהוה אלהיך להיות לו לעם „( סגלה… לא מרבכם מכל העמים חשק יהוה בכם ויבחר בכם… כי מאהבת יהוה אתכםdenn du bist dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk; der Herr, dein Gott, hat dich erwählt, dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst… Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt…, sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch“). Zur Liebe Gottes im Deuteronomium und ihrem biblischen und altorientalischen Hintergrund siehe Moran, „The Ancient Near Eastern Background of the Love of God in Deuteronomy“, S. 77–87, und weitere Literaturangaben dort. 34 Siehe auch § I V, B, 1 (a) zu Sargon von Akkad und Kapitel X, § III, 2. Die Ansicht, dass Salomo ein legitimer Thronerbe – und kein Usurpator – war, wurde später explizit von dem Chronisten for muliert (z. B. 1. Chr 28,4–5; 2. Chr 1,9b), der berichtet, dass Salomo von Gott erwählt wurde. Eine detaillierte Diskussion und weitere Literaturverweise finden sich im Kapitel X, § IV. 35 Das Recht auf die Nebenfrau(en) des vorigen Königs war dessen Nachfolger vorbehalten, siehe 2. Sam 3,7–8; 12,8b; 16,21; siehe auch Gen 35,22. Daher ruft Salomo gegenüber seiner Mutter aus: „War um bittest du um Abischag, die Schunemiterin, für Adonia? Bitte doch gleich um das König tum für ihn!“
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
124
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
„der mich bestätigt hat und mich auf den Thron meines Vaters David gesetzt hat und der mir ein Haus gemacht hat, wie er versprochen hat“ (1. Kön 2,24).36 (c) Wie bereits erwähnt, liefert der biblische Erzähler dem Leser keine explizite Erklärung, warum der Herr das neugeborene Kind geliebt haben sollte, noch bevor es irgendetwas vollbracht hatte. Einerseits wurden der Name und die Phrase in die Geburtsgeschich te eingearbeitet, als ob damit ausgesagt werden sollte, dass das Kind aufgrund seiner außergewöhnlichen potenziellen Qualitäten erwählt wurde, nämlich seiner bevorstehenden Rolle als Anführer und seiner zukünftigen Leistungen, nämlich seiner großen Weisheit, der Erbauung des Tempels, seines Reichtums, seines erfolgreichen Handels und seiner international agierenden Diplomatie (grob 1. Könige 3–10). Andererseits berichtet die Erzählung von der Krönung Salomos (1. Kön 1,11–40) nicht, dass er einen zusätzlichen Thron- bzw. Krönungsnamen erhalten hatte. Tatsächlich wäre die politische Intention einer solchen Aussage für das Publikum mehr als offensichtlich gewesen, wenn der biblische Erzähler in der Krönungserzählung erwähnt hätte, dass der neue König den Namen Jedidja erhalten habe. Obwohl der Erzähler in 1. Könige 1–2 den Namen Jedidja jedoch nicht explizit nennt oder daran erinnert, dass „der Herr ihn liebte“, sind die beiden Texte dadurch eng miteinander verknüpft, dass es Nathan war, der Salomo in 2. Sam 12,24d–25 im Auftrag Gottes den Namen verlieh und Salo mos Usurpation des Throns in 1. Kön 1,11–40 initiierte und unterstützte.37 Indem der Verfasser berichtet, Salomo habe den göttlichen Segen und den Namen Jedidja als Säugling erhalten, macht er deutlich, dass Salomo bereits in der frühesten Phase seines Lebens zum König erwählt wurde.38 Darüber hinaus wird die Aussage Salomos in 1. Kön 2,24, ויוׁשיבני] על־כסא דוד אבי ואׁשר עׂשה־לי בית כאׁשר/[ חי־יהוה אׁשר הכינני ויוׁשיביני „( דברSo wahr der Herr lebt, der mich gefestigt hat und mich auf den Thron meines Vaters David gesetzt hat und der mir ein Haus gemacht hat, wie er versprochen hat“) als eine Anspielung auf Nathans Prophezeiung und zugleich deren Erfüllung in 2. Sam 7,11c–13 präsentiert: והגיד לך יהוה כי־בית יעׂשה־לך יהוה כי ימלאו ימיך וׁשכבת את־אבתיך והקימתי את־זרעך „( אחריך אׁשר יצא ממעיך והכינתי את־ממלכתו הוא יבנה בית לשמי וכננתי את כסא ממלכתו עד־עולםDer Herr verkündigt dir, dass der Herr dir ein Haus machen wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, werde ich nach dir deinen Nachkommen erstehen lassen, der aus deinem Leib kommt, und ich werde sein Königtum festigen. Er wird meinem Namen ein Haus bauen und ich werde den Thron seines Königtums festigen für immer“).39 Das bedeutet, dass der Erzähler Nathans Prophezeiung über den Fortbestand 36 Zu diesem Vers siehe auch im folgenden und vgl. 1. Kön 1,48; 3,7a und 1. Kön 5,19, wo Nathans Pro phezeiung explizit im Hinblick auf Salomo als Erbauer des Tempels interpretiert wird; und 1. Kön 10,9. 37 Ob der Name Jedidja Salomo tatsächlich bei seiner Krönung oder bei seiner Geburt – wie 2. Sam 12,24–25 impliziert – verliehen wurde oder erst nach Beginn seiner Herrschaft, was wahrscheinli cher ist, ist schwer zu sagen, da es dazu keine anderen Quellen innerhalb und außerhalb der Bibel gibt. Der Fokus liegt hier jedoch vor allem auf einer literarischen und historiographischen Analyse. 38 Vgl. Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 156. 39 Die Phrase הוא יבנה בית לשמיscheint deuteronomistisch zu sein und ist möglicherweise eine späte
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
125
des Hauses Davids in der Retrospektive als eine Anspielung auf Salomo interpretiert; er war bereits vor seiner Geburt von Gott erwählt worden, um seinem Vater auf den Thron nachzufolgen.40 Daher verweisen der Name Jedidja und der Hinweis, von Gott besonders geliebt zu sein, auf diese vorangegangene Erwählung. Dieses Phänomen ist vergleichbar mit Aussagen in assyrischen Königsinschriften, in denen Könige im Rahmen einer Apologie betonen, dass sie von einer Gottheit oder mehreren erwählt worden seien, als sie sehr jung oder noch im Mutterleib waren. So wird beispielsweise Aššur-rēš-iši I. (1132–1115 v. u. Z.) als derjenige bezeichnet, „den die großen Götter, Anu, Enlil und Ea, wahrhaftig erwählt haben im Inneren seiner Mutter (wörtl.: verlangt haben, als er noch im Inneren seiner Mutter war)“.41 Asarhaddon (681–669 v. u. Z.) beschreibt sich selbst als jemanden, „den schon in seiner Jugend Aššur, Šamaš, Bêl und Nabû, Ištar von Ninive und Ištar von Arbela zum Königtum über Assyrien berufen haben (ultu ṣe-ḫe-ri-šú)“ (Ninive A I,5–7).42 Weiter schreibt er: „Obgleich ich jünger war als meine älteren Brüder, hat mein Vater, der mich erzeugte, auf Befehl von Aššur, Sin, Hinzufügung; siehe Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School, S. 325, und die Diskus sion bei S. Ahituv, „Designation of Solomon to the Kingdom in the Biblical Historiography“, in M. V. Fox et al. (Hgg.), Texts, Temples, and Traditions: A Tribute to Menahem Haran (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1996), S. 1*–10*, insb. 3* (Hebräisch). Auch das Wort ליin der Phrase ואׁשר עׂשה־לי ( בית כאׁשר דבר1. Kön 2,24) ist schwierig, da Salomo gerade erst den Thron bestiegen hat und es daher kaum Sinn ergäbe, wenn er schon von seiner Dynastie spräche. Daher ist der Vorschlag von Ahituv (ebd., S. 6*) plausibel, an dieser Stelle לוzu lesen – Austausch von וund י, die graphisch ähnlich sind –, so dass der Satz sich auf David beziehen würde. 40 Vgl. S. Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne: Studies in the Books of Kings and Chronicles (Jeru salem: Marcus, 1981), S. 27 (Hebräisch); Ahituv, „Designation of Solomon to the Kingdom in the Biblical Historiography“, S. 6*, 8*. Diese Auffassung wird sowohl von dem späten Geschichtsschrei ber in 1. Chr 22,6–11 (Sondergut) als auch in anderen Quellen explizit formuliert; siehe ausführ lich Kapitel X, § I V. Dieses Phänomen kann auch beim Propheten Jeremia (Jer 1,4–5) und dem sogenannten Deuterojesaja (Jes 49,1) beobachtet werden; siehe I. Kalimi, „The Lord Called me from the Womb, Singled me out from my Mother’s Bowels (Isa 49:1)“, in Y. Hoffman (Hg.), Companion to the Biblical World: The Book of Isaiah (Ramat Gan: Revivim, 1986), Bd. 10, S. 231–232 (Hebräisch); D. M. Pike, „Before Jeremiah Was: Divine Election in the Ancient Near East“, in K. P. Jackson und A. C. Skinner (Hgg.), A Witness for the Restoration: Essays in Honor of Robert J. Matthews (Provo, UT: Religious Studies Center, Brigham Young University, 2007), S. 33–59. 41 Vgl. CAD, Bd. 1 (A), Teil I, S. 146a, Nr. 2. 42 R. Borger, Die Inschriften Asarhaddons Königs von Assyrien, Archiv für Orientforschung, Beiheft 9 (Graz: E. Weidner, 1956), S. 39–40, § 27 (Episode 1); siehe auch die aktuelle englische Ausgabe in E. Leichty, The Royal Inscriptions of Esarhaddon, King of Assyria (680–669 BC), The Royal In scriptions of the Neo-Assyrian Period 4 (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2011), S. 11; vgl. auch A. L . Oppenheim, „Babylonian and Assyrian Historical Texts“, in J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (= ANET), 3. Aufl. mit Ergänzungen (Princeton: Princeton University Press, 1969), S. 265–317, insb. 289a. Einen ähnlichen Anspruch erhoben z. B. auch Adad-nīrārī III. und Nabonid; vgl. H. Tadmor, „Autobiographical Apology in the Royal As syrian Literature“, in H. Tadmor und M. Weinfeld (Hgg.), History, Historiography and Interpreta tion: Studies in Biblical and Cuneiform Literatures (Jerusalem: Magnes/ Leiden: E. J. Brill, 1983), S. 36–57, insb. 39–40, 48–49 (Neudruck: ders., „With My Many Chariots I Have Gone up the Heights of Mountains“: Historical and Literary Studies on Ancient Mesopotamia and Israel [M. Cogan (Hg.); Jer usalem: Israel Exploration Society, 2011], S. 63–85); Ishida, History and Historical Writing in An
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
126
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
Šamaš, Bêl und Nabû, Ištar von Ninive und Ištar von Arbela, inmitten meiner Brüder gerade mein Haupt treulich emporgehoben [i. e. mich erwählt, I. K.], mit den Worten: ‚Dieser sei mein Erbprinz.‘“ (Ninive A I,8–12).43 An einer anderen Stelle erklärt er: „Die großen Götter haben (mich) bestimmt zum König über die oberen und unteren Lande… (bereits) im Leib meiner Mutter, die mich geboren hat… zur Herrschaft über alle Lande.“44 Aššurbanipal (668–627 v. u. Z.) verkündete: „Ich (bin) Aššurbanipal, …dessen Namen Aššur, Sin, der Herr der Königsmütze, seit fernen Tagen zur Königsherrschaft beriefen und schon im Mutterleibe zum Hirtentum über Assyrien schufen.“45 In ähnlicher Weise berichtet auch die biblische Erzählung, dass Nathan kurz nach der Geburt des Kindes von Gott gesandt wurde, um dem Kind den Namen Jedidja zu geben. Aus historischer Sicht sind der Name und die erklärende Phrase jedoch als eine göttlich autorisierte Apologie Salomos zu verstehen mit dem Ziel, dessen Usurpation zu legitimieren. Daher sind 2. Samuel 12,24d–25 und die Aussagen Adonias und Salomos in 1. Kön 2,15.24 post eventum-Beschreibungen. Das Beispiel Salomos korreliert im All gemeinen gut mit der biblisch-historiographischen Methode, bei der häufig eine göttliche Erwählung post eventum beansprucht wird, um entweder die Usurpation oder die proble matische Thronfolge eines Königs zu rechtfertigen. So erwählte beispielsweise der Pro phet Samuel David unter seinen Brüdern, um König Saul zu ersetzen (1. Sam 16,1–13).46 Davids Usurpation wurde gerechtfertigt, indem sie als eine göttliche Erwählung beschrie ben wurde, die erst nach der Verwerfung Sauls durch Gott aufgrund seiner Sünden statt fand (1. Sam 15,19.23b.26–28; 16,1; siehe auch 1. Chr 10,13–14). Darüber hinaus legiti cient Israel, S. 145; siehe auch Kapitel X, § I V. Zu Asarhaddons und Nabonids Apologien siehe ak tuell Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 301–357. 43 Borger, Die Inschriften Asarhaddons Königs von Assyrien, S. 40, § 27 (Episode 2); vgl. Leichty, The Royal Inscriptions of Asarhaddon, S. 11–12; Oppenheim, „Babylonian and Assyrian Historical Texts“, ANET, S. 289a. 44 Siehe Borger, Die Inschriften Asarhaddons König von Assyrien, S. 115, § 82,7–10; vgl. D. D. Lucken bill, Ancient Records of Assyria and Babylonia (Chicago: University of Chicago Press, 1927), Bd. 2, S. 223, § 571; Leichty, The Royal Inscriptions of Esarhaddon, S. 91. 45 M. Streck, Aššurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergange Nineveh’s, Vordera sia tische Bibliothek (Leipzig: J. C. Hinrichs, 1916), Bd. 2, I,1–5; S. 2 (Text) und S. 3 (Übersetzung). Weitere Beispiele und mehr Details finden sich bei G. Cooke, „The Israelite King as Son of God“, ZAW 73 (1961), S. 202–225; S. M. Paul, „Deutero-Isaiah and Cuneiform Royal Inscriptions“, JAOS 88 (1968), S. 181–186 (Neudruck in ders., Divrei Shalom: Collected Studies of Shalom M. Paul on the Bible and the Ancient Near East, 1967–2005, Culture and Histor y of the Ancient Near East 23 [Leiden: Brill, 2005], S. 11–22); Kalimi, „The Lord Called me from the Womb, Singled me out from my Mother’s Bowels (Isa 49:1)“, S. 231–232; Pike, „Before Jeremiah Was: Divine Election in the Ancient Near East“, S. 33–59. Später wurde dieses Phänomen von dem Evangelisten Matthäus im Hinblick auf Jesus verwendet: „Sie [i. e. Maria] wird einen Sohn gebären, und du sollst ihn Jesus nennen, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden“ (Mt 1,21; vgl. Lk 2,21). Die Rabbinen betonten ebenfalls, dass der Name des Messias eines von „sieben Dingen…, die erschaffen wurden vor der Schöpfung der Welt“ gewesen sei (vgl. Babylonischer Talmud, Pesachim 54a); siehe I. Kalimi, Fighting Over the Bible: Jewish Interpretation and Polemic from Temple to Talmud and Beyond, Brill Reference Library of Judaism 54 (Leiden: E. J. Brill, 2017), S. 26, Anm. 23. 46 Siehe auch die unten aufgelisteten Textstellen aus der Hebräischen Bibel, Kapitel VII, § I, S. 194, Anm. 1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
127
mierte die Prophezeiung Ahijas, dem Schiloniten, Jerobeam I. (ben Nebat) als König über die Nordstämme Israels (1. Könige 11–12; 14). Die Prophezeiungen Elisas bestätigten die militärischen Anführer Jehu als König von Israel anstelle Jorams (2. Könige 9–10) und ferner Hasael als König von Aram anstelle Ben-Hadads II. (i. e. Hadadeser; 2. Kön 8,7– 13).47 Grundsätzlich entsprechen die Verleihung des zweiten Namens an Salomo und die Anmerkung, dass Gott ihn liebte, wie auch weitere Aussagen in 1. Könige, dass Gott Sa lomo erwählt habe, anderen Berichten über eine göttliche Erwählung von Königen. Solche königlichen Apologien sind also üblich in der Bibel und im Alten Orient, aber wir können auch noch weiter gehen. Nicht nur das allgemeine Motiv göttlicher Erwäh lung, sondern auch die spezifischen Elemente der göttlichen Liebe und der Verleihung eines neuen Namens, die in 2. Sam 12,24d–25 vorkommen, haben zahlreiche Parallelen in biblischen und altorientalischen Quellen. In dieser Hinsicht betonen sowohl der zweite Name als auch die Hervorhebung der Liebe Gottes den Status Salomos nicht nur als eines legitimen Kindes seiner Eltern (i. e. kein Bastard), sondern auch als eines göttlich legitimierten Monarchen und damit keines brutalen Usurpators. Der folgende Abschnitt befasst sich mit weiteren Beispielen. IV Neue Namen, Gottes Liebe und königliche Apologie: Die biblischen und altorientalischen Quellen A Biblische Quellen Auch wenn es keine biblischen Belege für Gottes „Liebe“ zu einem anderen König Israels oder Judas außer Salomo gibt (vgl. Neh 13,26),48 existiert doch mindestens ein anderes Beispiel eines Königs, der einen neuen Namen erhielt, als er den Thron unter ungewöhnlichen Umständen bestieg: Etwas mehr als ein Jahrzehnt vor der Zerstörung Jerusalems 587/6 v. u. Z. ersetzte Nebukadnezar II., König von Babylonien, Jojachin, den legitimen König von Juda, den er nach Babylon ins Exil hatte bringen lassen (598 v. u. Z.), nebst seinem Onkel Mattanja, den dritten Sohn Josias (1. Chr 3,15). Da Mattanja nicht der legitime König war, änderte Nebukadnezar seinen Namen in „Zedekia“, was so viel bedeutet wie „der Herr hat gerecht gemacht“ oder „der Herr ist meine Legitimation, mein Recht“ (2. Kön 24,8–17). B Altorientalische Quellen Obwohl Kommentatoren des 2. Samuelbuches sich im Allgemeinen bemüht haben, die Be deutung des Namens Jedidja und seine Funktion im Text zu verstehen, übersehen sie, dass der Name Verbindungen zu verschiedenen Epitheta aufweist, die die Liebe von Gott/ Göt tern zu einem König in antiken mesopotamischen und ägyptischen Inschriften ausdrü47 Auch wenn die Tel-Dan-Inschrift nicht explizit auf den Verdacht der Illegitimität antwortet, so im pliziert ihre Aussage über Hasael „[Da] machte Hadad mich zum König. Da ging Hadad vor mir her“ (Zeilen 4–5) doch eine ähnliche göttliche Legitimation für diesen – gemäß biblischen Quel len – Usurpator. Siehe Weippert, Historisches Textbuch zum Alten Testament, S. 266–269, insb. 268; Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 276–300. 48 Dieser Beleg sowie der umgeschriebene Gegen-Bericht von Salomos Geburt und seinen Namen in der Chronik werden in Kapitel VII diskutiert.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
128
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
cken. So wird beispielsweise der Ausdruck „Geliebter von [Name einer Gottheit]“ (ki.ágDN oder narām-DN) seit der sumerischen Zeit an verwendet, um zahlreiche mesopotamische Könige zu bezeichnen,49 während eine vergleichbare Formulierung (mr-[n]-DN) – wie bereits erwähnt – auch für die meisten ägyptischen Könige verwendet wurde. Vor diesem Hintergrund spiegelt die Interpretation von „Jedidja“ als „Geliebter des Herrn“ eine im Alten Orient weit verbreitete Art und Weise, die göttliche Patronage von Königen auszudrücken. Diese Titel wurden sowohl legitimen Thronfolgern verliehen als auch solchen, die den Thron auf ungewöhnliche Art und Weise erbten. Darüber hinaus hat die Verortung des Namens Jedidja und die Phrase „der Herr liebte ihn“ im Kontext der Thronfolge Salomos – obwohl dieser nicht der nächste Thronan wärter innerhalb der königlichen Familie war –50 sowohl inhaltlich als auch in der For mulierung Parallelen zu einigen Erzählungen von altorientalischen Königen, die durch gewaltsame Usurpation oder Putsch an die Macht kamen, oder König wurden, obwohl sie nicht direkte Thronanwärter waren. Letztere versuchten, ihre Königsherrschaft durch literarische Werke zu legitimieren, die verschiedene Merkmale mit der Erzählung von Salomos Thronfolge gemeinsam haben. In seiner Untersuchung „Autobiograph ical Apology in the Royal Assyrian Literature“ legt Hayim Tadmor den Schwerpunkt auf die Apologien neuassyrischer Könige, insbesondere auf die autobiographischen Dichtungen Asarhaddons (681–669 v. u. Z.; oben erörtert), seines Sohnes Aššurbanipal (668–627 v. u. Z.) und Šamši-Adads V. (824–811 v. u. Z.; in dieser Reihenfolge!). Er stellt fest, in allen drei Fällen habe „der assyrische König… seine Thronbesteigung zu einer Zeit [beschrieben], als er seinen Nachfolger bestimmen sollte… eine mächtige Königinmut ter scheint sich in die Frage der Thronfolge eingemischt und als Co-Regentin agiert zu haben“.51 Tadmor verweist auch auf die kurze Apologie des persischen Königs Xerxesʼ I. – vermutlich der in der Hebräischen Bibel erwähnte Ahasveros; 485–465 v. u. Z.52 Darü ber hinaus lohnt es sich, die Usurpatoren der nordwestsemitischen Welt zu erwähnen, die sich in ihren autobiographischen Berichten mit der Behauptung rechtfertigten, verschie dene Gottheiten hätten sie auf ihren jeweiligen Thron berufen, so beispielsweise Idrimi, König von Alalaḫ (ca. 1450–1400 v. u. Z.), Kilamuwa, König von Ja’udi/ Sam’al (das heutige Zincirli/ Zinjirli; ca. 850 v. u. Z.), Zakkur, König von Hamath und Luʽasch (ca. 780 v. u. Z.),53 sowie der bereits oben erwähnte Hasael von Damaskus. 49 Siehe vor allem W. W. Hallo, Early Mesopotamian Royal Titles: A Philologic and Historical Analysis, American Oriental Series 43 (New Haven, CT: American Oriental Society, 1957), S. 132–142; M.-J. Seux, Épithètes Royales Akkadiennes et Sumériennes (Paris: Letouzey et Ané, 1967), S. 189–197. 50 Siehe ausführlich Kapitel X, § § I I–III. 51 „[T]he Assyrian king was describing his accession at a time he was about to appoint his successor… a powerful queen-mother seems to have meddled in the issue of succession and acted as co-regent“; Tadmor, „Autobiographical Apology in the Royal Assyrian Literature“, S. 36–57, insb. 54, 57. 52 Siehe Tadmor, „Autobiographical Apology in the Royal Assyrian Literature“, S. 57; vgl. Oppenheim, „Babylonian and Assyrian Historical Texts“, ANET, S. 315b. 53 Siehe Donner und Röllig, kanaanäische und aramäische Inschriften, Bd. 1, Nr. 24 (S. 4–5; Kilamuwa), Nr. 202 (S. 37; Zakkur); M. Dietrich und O. Loretz, „Historisch-chronologische Texte aus Alalaḫ, Ugarit, Kamid el-Loz/Kumidi und den Amarna-Briefen“ in O. Kaiser (Hg.), TUAT, Bd. 1, S. 496– 520, insb. 501–504 (Idrimi), H.-P. Müller, „Phönizische historische Inschriften“, ebd., S. 638–645,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
129
Die folgenden Abschnitte konzentrieren sich vor allem auf die Beispiele, die die engsten Parallelen zu 2. Sam 12,24d–25 und 1. Kön 2,15.24 haben und von Tadmor, Knapp und anderen übersehen werden.54 Dazu gehören Texte aus Mesopotamien über König Sargon von Akkad (Akkade/ Agade; siehe § IV, B, 1, a) und höchstwahrscheinlich auch über den neuassyrischen König Sargon II. (§ IV, B, 1, b). Ähnliche Motive erscheinen auch in zeitgenössischen Quellen aus benachbarten, nichtsemitischen Kulturen, und zwar in der Apologie des ḫethitischen Königs Ḫattušili III. (§ IV, B, 2), in Quellen über die ägyptische Königin Hatschepsut und zahlreiche andere Pharaonen (§ IV, B, 3)55 und in der Inschrift von Xerxes I. von Persien (§ IV, B, 4). Wenden wir uns nun explizit diesen Fällen zu: 1 Mesopotamien: Sargon von Akkad und Sargon II. von Aššur Die biblische Nominalform „( סרגוןSargon“; Jes 20,1) ist mittlerweile ein anerkannter Be griff in der Forschung zu dem assyrischen König Šarru-kīn II. (722/1–705 v. u. Z.),56 dem Gründer der neuassyrischen Sargoniden-Dynastie, dessen Geburtsname unbekannt ist. Diese Namensform ist ebenfalls wissenschaftlich akzeptiert für Šarru-kīn57 von Akkad insb. 638–640 (Kilamuwa), W. C. Delsman, „Aramäische historische Inschriften“, in O. Kaiser (Hg.), TUAT, Bd. 1, S. 625–637, insb. 626–628 (Zakkur). 54 Beispielsweise T. Longman III, Fictional Akkadian Autobiography: A Generic and Comparative Study (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1991), S. 53–60, 215–216. 55 Zu parallelen apologetischen Biographien und Pseudo-Autobiographien in griechischen Quellen siehe A. Momigliano, The Development of Greek Biography (Cambridge, MA: Harvard University Press, 1971), S. 58–60. 56 Zu dem Namen des neuassyrischen Königs siehe A. Fuchs, „Šarru-kēnu, Šarru-kīn, Šarru-ukīn“, in H. Baker (Hg.), The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire, Publications of the Foundation for Finnish Assyriological Research 4 (Helsinki: The Neo-Assyrian Text Corpus Project, 2011), Bd. 3/II, S. 1239–1247, insb. 1239. Ein aramäisches Siegel aus der Zeit Sargons II. erwähnt den Na men des Königs in der Form srgn, siehe ders., „Sargon II.“, in E. Ebeling, B. Meissner et al. (Hgg.) Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (Berlin: W. de Gruyter, 2009–2011), Bd. 12, S. 51–61, insb. 52. 57 Die Transkription von Sargons Namen ist nicht in der üblichen Schreibweise gehalten. In sumeri schen Dokumenten wird der Name Šar-um-GI geschrieben, in akkadischen Texten steht Śar-ruGI; in Ur-III-Quellen lautet die Schreibweise d Šar-ru-gin7, siehe J. G. Westenholz, „The Memory of Sargonic Kings under the Third Dynasty of Ur“, in P. Michalowski (Hg.), On the Third Dynasty of Ur: Studies in Honor of Marcel Sigrist (Boston: American Schools of Oriental Research, 2008), S. 251–260, insb. 253–254, und weitere Literaturverweise dort. Westenholz kommt zu dem Schluss, dass die Schreibung des Namens „keine gebildete Schreibweise, sondern vielmehr eine phonetische Wiedergabe“ („a phonetic rendering rather than learned lettering“) widerspiegle. Tatsächlich ändert sich die Schreibung des Namens von Narām-Sîns Vater, Maništūsu, ebenfalls (ebd., S. 253, 254). Dennoch sollte die Antwort auf die Frage, „[w]arum sein Name in sumerischen Quellen sar-umGI geschrieben wurde“ („Why his name was written sar-um-GI in Sumerian sources“), nicht als „ein Rätsel“ („a mystery“) bezeichnet wird; dagegen W. Sallaberger und A. Westenholz, Mesopota mien: Akkade-Zeit und Ur III-Zeit, Orbis Biblicus et Orientalis 160/3 (Fribourg: Universitätsverlag/ Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1999), S. 34. Siehe außerdem W. Sommerfeld, „Sargon“, in E. Ebeling, B. Meissner et al. (Hgg.), Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (Berlin: W. de Gruyter, 2009–2011), Bd. 12, S. 44–49, insb. 44–45.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
130
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
(ca. 2334–2279 v. u. Z.),58 den Gründer der altakkadischen Sargoniden-Dynastie. Die Herkunft sowie der Geburtsname des Letzteren sind ebenfalls unbekannt.59 Der Name Šarru-kīn bedeutet so viel wie „der König ist legitim“ oder „der legitime/ wahre König“. Es wird angenommen, dass es sich dabei um einen Thronnamen handelt, den der neue König angenommen hatte, der faktisch ein Usurpator ohne legitimen An spruch auf den Thron war oder der eigentlich nicht an erster Stelle der Thronfolge stand und dessen Legitimität daher zweifelhaft war. Indem er einen solchen Namen annahm, wollte der neue König sein Recht stärken, die Königsherrschaft zu beanspruchen.60 (a) Sargon von Akkad Der historische Hintergrund Sargons von Akkad ist sehr unsicher. Die engsten Paralle len zur Erzählung von Salomos Geburt sind in einer poetischen akkadischen Erzählung mit (pseudo-)autobiographischen oder apologetischen Zügen zu finden, die als Geburts legende Sargons bekannt ist.61 Die vorhandenen Kopien der Geburtslegende sind relativ jung: II (Text A und B) sind in neuassyrischer Schrift geschrieben und stammen aus der Bi bliothek des Aššurbanipal (668–627 v. u. Z .); eine (Text C), die die ersten sechs Zeilen der Legende enthält – eine Übungstafel –, könnte auf eine neuassyrische Kopie zurückgehen; und ein Fragment (Text D) ist im standardbabylonischen Dialekt in neuassyrischer Schrift abgefasst.62 Obwohl die Spätdatierung der Fragmente nicht zwingend darauf schließen 58 Zur Datierung und der langen Regierungszeit Sargons von Akkad (55 Jahre) siehe W. von Soden, Ein führung in die Altorientalistik, Orientalistische Einführungen (Darmstadt: Wissenschaftliche Buch gesellschaft, 1985), S. 45. Einen anderen Vorschlag bietet A. L. Oppenheim, Ancient Mesopotamia: Portrait of a Dead Civilization (Chicago: University of Chicago Press, 1977), S. 398. 59 Zu Sargon von Akkad, seinen militärischen und politischen Errungenschaften sowie seinem Ein fluss auf mesopotamische Literatur, Geschichte und politische Konzepte siehe A. K. Grayson, „The Empire of Sargon of Akkad“, AfO 25 (1974–1977), S. 56–64; Oppenheim, Ancient Mesopotamia, S. 398–399 (Akkad), 413; D. O. Edzard, Geschichte Mesopotamiens: Von den Sumerern bis zu Alexan der dem Großen (München: C. H. Beck, 2004), S. 77–83; M. Heinz, „Sargon of Akkad: Rebel and Usurper in Kish“, Representation of Political Power: Case Histories from Times of Change and Dissolving Order in the Ancient Near East (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2007), S. 67–86. 60 Vgl. Edzard, Geschichte Mesopotamiens, S. 78. Sallaberger und A. Westenholz (Mesopotamien: Akka de-Zeit und Ur III-Zeit, S. 34) erklären jedoch: „Sargon mag durchaus schon von Geburt an Sargon genannt worden sein“ („Sargon may well have been called Sargon from his birth“). 61 Zur Legende siehe B. Lewis, The Sargon Legend: A Study of the Akkadian Text and the Tale of the Hero Who Was Exposed at Birth, American Society of Oriental Research Dissertation Series 4 (Cambridge, MA: American Schools of Oriental Research, 1980); E. A. Speiser, „The Legend of Sargon“, ANET, S. 119a-b; B. R . Foster, „The Birth Legend of Sargon of Akkad“, in W. W. Hallo und K. L . Younger, Jr. (Hgg.), The Context of Scripture (Leiden: E. J. Brill, 1997), Bd. I, S. 461. Für eine Besprechung des hier behandelten Textes siehe Lewis, The Sargon Legend, S. 87–93, mit einer Bibliographie der bis dahin erschienenen Literatur. 62 Siehe Lewis, The Sargon Legend, S. 11–23; Longman, Fictional Akkadian Autobiography, S. 53–54, und vgl. Speiser, „The Legend of Sargon“, S. 119a. J. G. Westenholz ist der Meinung, dass „die baby lonische Überlieferung die Grundlage für die Kopien der Legende in Aššurbanipals Bibliothek [bil dete] – die meisten seiner Texte gingen auf babylonische Originale zurück“ („it was the Babylonian tradition that formed the basis for the copies of the Legend in Aššurbanipal’s library – most of his texts were derived from Babylonian originals“); siehe J. G. Westenholz, „Review of The Sargon
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
131
lässt, dass das ursprüngliche Werk ebenfalls erst spät verfasst wurde, gibt es keine ver lässlichen Hinweise für eine Datierung der Originalversion. Dementsprechend datieren zahlreiche Forscher die Legende ungefähr auf die erste Hälfte des zweiten Jahrtausends v. u. Z . – allgemein auf die altbabylonische Zeit –, während andere diese später datieren, nämlich in die neuassyrische Zeit.63 Ohne weitere Hinweise wird es schwierig sein, zu einer verlässlichen Antwort zu kommen; es ist jedoch keineswegs unmöglich, dass die Geburts legende Sargons eine viel ältere Tradition widerspiegelt als die überlieferten Kopien. Gemäß der Geburtslegende wurde Sargon von einer Priesterin (i. e. ēntu) geboren,64 und zwar in der Stadt Azupiranu, die am Ufer des Euphrats liegt; die genaue Lage ist aller dings unbekannt. Die Legende erzählt weiter, dass Sargon als Säugling ausgesetzt und anschließend auf wundersame Weise von einem Wasserträger namens Aqqi (Akki) aus dem im Euphrat schwimmenden Korb gerettet wurde. Aqqi zog Sargon aus dem Fluss, adoptierte ihn und machte ihn zum Gärtner (Zeilen 2–12, der Prolog). Der sumerische Text, der am Ende dieses Abschnitts erörtert wird, berichtet, dass Sargon auf mysteriö se Weise zum Mundschenk von Urzababa, dem König von Kisch (ca. 80 km südlich von Bagdad),65 wurde. Von dieser Position aus rebellierte er gegen Urzababa und wurde dessen Nachfolger.66 Das Motiv des ausgesetzten Kindes von niedriger sozialer Herkunft, das zu einer hohen politischen Position aufsteigt, ist weit verbreitet und kündigt aller Voraussicht nach den Legend by B. Lewis“, JNES 43 (1984), S. 73–79, insb. 74. Außerdem schreibt er: „[Ein] sumerisches literarisches Fragment aus Uruk (TCL 16 73) enthält ebenfalls einen Hinweis auf eine ähnliche Geburtserzählung Sargons; leider ist es schwer beschädigt“ („[A] Sumerian literary fragment from Uruk [TCL 16 73], also contains a reference to some similar birth story of Sargon, unfortunately badly broken“; ebd., S. 75); zu diesem Text siehe unten. 63 Siehe Lewis, The Sargon Legend, S. 97–101, und dort weitere Literaturverweise. 64 Childs erklärt, dass „Sargons Behauptung, seine Mutter sei eine ēntu gewesen, automatisch impli zierte, dass sein Vater ein König war (… was auf eine Form des hieros gamos hindeutet)… Sie sollte Sargon Legitimität verleihen, indem ihm königliche Vorfahren zugeschrieben wurden“ („Sargon’s claim of an ēntu as a mother automatically implied that his father was a king (… which point[s] to some form of hieros gamos)… It functions to legitimize Sargon by claiming a royal ancestry“); B. S. Childs, „The Birth of Moses“, JBL 84 (1965), S. 109–122, insb. 109–110; ders., The Book of Exodus: A Critical, Theological Commentary, Old Testament Library (Philadelphia: Westminster John Knox, 1974), S. 9–11, insb. 9. In diesem Zusammenhang zitiert Childs auch einen Aufsatz von H. G. Güterbock, „Die historische Tradition und ihre literarische Gestaltung bei Babyloniern und Hethitern bis 1200“, ZA 42 (1934), S. 1–91; Teil 2: 44 (1938), S. 45–145. Vgl. C. Cohen, „Hebrew tbh: Proposed Etymologies“, JAN ESCU 4 (1972), S. 37–51, insb. 46–51 (Exkurs: „The Legend of Sar gon and the Birth of Moses“). Sargon selbst bekennt jedoch, dass er der „Sohn von niemandem“ (mār lā mammānim) sei; siehe Ishida, The Royal Dynasties in Ancient Israel, S. 7 und die dort zitierte Lite ratur. Darüber hinaus zeigen Sargons Aussagen, seine Mutter habe ihn „im Geheimen“ geboren und „meinen Vater kannte ich nicht“, dass er ein illegitimes Kind war und seine Existenz daher geheim gehalten wurde. 65 Zu Kisch siehe die umfassende Untersuchung von M. Gibson, The City and Area of Kish (Coconut Grove, FL: Field Research Projects, 1972), und P. R . S. Moorey, Kish Excavations 1923–1933: With a Microfiche Catalogue of the Objects in Oxford Excavated by the Oxford – Field Museum, Chicago Expe dition to Kish in Iraq, 1923–1933 (Oxford: Clarendon, 1978). 66 Vgl. Heinz, „Sargon of Akkad: Rebel and Usurper in Kish“, S. 67.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
132
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
Aufstieg eines überregionalen Anführers an. Ein ähnliches Ereignis erscheint auch in den Legenden um die Rettung Moses: „Sie nahm ein Kästchen aus Schilfrohr und verklebte es mit Bitumen und Pech; sie legte das Kind hinein und setzte es in das Schilf am Ufer des Flusses [i. e. des Nil].“ Später wurde Mose der Anführer und Gesetzgeber der Israeliten (Ex 2,1–10, insb. 2,3);67 auch über Kyros II. (den Großen; 559–530 v. u. Z.), den Grün der des persisch-achämenidischen Reichs, wird Ähnliches erzählt (Herodot, Historia 1,108; Nikolaos von Damaskus, Fragment 66,2–4).68 Der Aufstieg eines Gärtners zum König war ein beliebtes Thema der mesopotamischen Schreiber.69 Die Bemerkung, die den Prolog der Geburtslegende Sargons abschließt (Spalte i, Zeilen 12–13), ist jedoch für diese Untersuchung von besonderem Interesse: Als ich Gärtner war, liebte mich Ischtar [d Iš-tar lu-u i-ra-man-ni-(ma)], so dass ich 55 Jahre als König regierte.70
In Anlehnung an diese Aussage berichtet die Legende von den Taten und Errungen schaften Sargons (Zeilen 14–32): Er gründete das erste Reich, vom „oberen Meer“ (dem 67 Zu diesem Thema siehe die ausführliche Diskussion bei M. Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose, Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 109 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2006), S. 149–249. 68 Siehe F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (Berlin: Weidmannsche Buchhandlung, 1926), Bd. 2, S. 361–362 (Nr. 90: „Nikolaos von Damaskos“). Robert Drews betont: „Das Grundge rüst von Nikolaos’ Erzählung über Kyros muss eine ursprünglich babylonische Tradition widerspie geln… Kyros war ein heimatloses Kind, wurde Gärtner auf dem Anwesen des Königs, dann Mund schenk des Königs und schließlich König“ („The bare bones of Nicolaus’s story of Cyrus must reflect a genuine Babylonian tradition… Cyrus was a homeless child, became a gardener on the king’s estate, then a cupbearer to the king, and then king“); siehe R. Drews, „Sargon, Cyrus and Mesopotamian Folk Histor y“, JNES 33 (1974), S. 387–393, insb. 391–392. Das Motiv, dass ein Kind oder Kinder in einen Korb gelegt wurden, der auf dem Fluss davonschwimmt, ist auch aus der ḫethitischen Litera tur bekannt: Es wird berichtet, dass die Königin von Kanisch ihre dreißig Söhne in Körbe gesetzt und diese auf dem Fluss, einem Nebenarm des Flusses Halys, ausgesetzt habe und dass Götter die Kinder gerettet und adoptiert hätten. Siehe I. Singer, The Hittites and Their Civilization, Biblical Encyclopedia Library 26 (Jerusalem: Bialik Institute, 2009), S. 245–246 (Hebräisch), mit weiteren Literaturverweisen. 69 Weitere Beispiele: „Der König Irra-imitti setzte den Gärtner Bel-ibni als stellvertretendes Bild [d. h. Ersatzkönig, I. K .] auf seinen Thron“ (Übersetzung von J. Scharbert, „Stellvertretendes Sühnelei den in den Ebed-Jahwe-Liedern und in altorientalischen Ritualtexten“, Biblische Zeitschrift 2 [1959], S. 190–213, insb. 204). Bel-ibni (besser bekannt als Enlil-bani) war ein König der ersten Dynastie von Isin; siehe Oppenheim, „Babylonian and Assyrian Historical Texts“, ANET, S. 267; zu Kyros als Gärtner am Königshof siehe Drews, „Sargon, Cyrus and Mesopotamian Folk Histor y“, S. 387–393, insb. 389–390, der sowohl eine Diskussion des Themas als auch weitere Literaturverweise bietet. In ähnlicher Weise wird berichtet, dass Saul Kühe hütete (1. Sam 11,5) und David ein Schafhirte war (1. Sam 16,11.19; Ps 78,70: „Er erwählte David, seinen Knecht, und nahm ihn weg von den Schafhürden“), bevor sie König wurden. 70 Siehe Lewis, The Sargon Legend, S. 25; Speiser, „The Legend of Sargon“, S. 119b; Foster, „The Birth Legend of Sargon of Akkad“, S. 461a. Eine abweichende Übersetzung siehe K. Hecker, „Akkadische Texte“, in Kaiser, TUAT, Ergänzungslieferung (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2001), S. 11– 60, insb. 56.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
133
Mittelmeer) zum „unteren Meer“ (dem Persischen Golf).71 Die Nachfolge von Urzababa durch Sargon war also gerechtfertigt oder legitimiert durch die Aussage „Ischtar liebte mich“. Die Königsherrschaft wurde Sargon demnach von den Göttern verliehen, vor allem von seiner göttlichen Beschützerin, Inanna/ Ištar, der Hauptgöttin von Kisch, und später auch von Agade, der Hauptstadt des akkadischen Reichs.72 Tatsächlich erscheint die Beschreibung Sargons als „Geliebter von Inanna“ bereits in einer altbabylonischen Inschrift, die besagt: „Ich, Sargon, Geliebter von Inanna [narām-dINANNA], der durch alle vier Viertel gewandert ist“.73 Inannas/ Ištars Liebe zu Sargon ist der Grund für die Legitimität seiner Thronfolge, Macht und Autorität.74 Vor uns liegt also eines der eindeutigsten Beispiele einer apologetischen Erzählung über einen Usurpator, der Legitimität beanspruchte, indem er auf göttliche Liebe und Erwäh lung verwies. Dieses Motiv hat enge Parallelen zu den Aussagen über Salomo in der Thron folgeerzählung: Er wurde Jedidja, d. h. „Geliebter des Herrn“, genannt und „der Herr liebte ihn“. Er folgte David auf den Thron, obwohl er nicht an erster Stelle der Thronfolge stand. Dass ähnliche Geschichten über Sargon schon lange vor der neuassyrischen Zeit existierten, wird durch eine sumerische Legende gestützt, die von Sargons Aufstieg zur 71 Vgl. Psalm 72,8, „Und er möge herrschen von Meer zu Meer“, bezüglich der Grenzen der Herrschaft Salomos; siehe auch Sach 9,10. 72 Die sumerische Göttin Inan(n)a, die zugunsten Sargons in das Geschehen eingriff, war eine kosmische Gottheit, die von dem Planeten Venus repräsentiert wurde, und die Hauptgöttin von Kisch, Uruk und später auch Agade. Sie „war in der ganzen mesopotamischen Welt bekannt. Die Akka dier (und später die Assyro-Babylonier) nannten sie Ištar. Sowohl für die Sumerer als auch für die Akkadier war sie die wichtigste Göttin des jeweiligen Pantheons. Inannas/ Ištars nächste Entspre chungen im Westen waren die kanaanäische Astarte und die spätere griechische und römische Göt tin Aphrodite/ Venus“ („[She] was known throughout the Mesopotamian world. The Akkadians (and later the Assyro-Babylonians) called her Ištar. For both, the Sumerians and the Akkadians, she was the principal goddess in their respective pantheons. Inanna/ Ištar’s closest counterparts to the west are the Canaanite Astarte and later goddess of Greece and Rome, Aphrodite and Venus“), G. Pettinato, „Inanna“, in L. Jones (Hg.), Encyclopedia of Religion, 2. Aufl. (Detroit: Macmillan, 2005), S. 4402–4406, insb. 4402; siehe D. Wolkstein und S. N. Kramer, Inanna: Queen of Heaven and Earth, Her Stories and Hymns from Sumer (New York: Harper & Row, 1983); W. Meinhold, Ištar in Aššur: Untersuchung eines Lokalkultes von ca. 2500 bis 614 v. Chr., Alter Orient und Altes Testament 367 (Münster: Ugarit-Verlag, 2009); siehe auch J. S. Cooper und W. Heimpel, „The Su merian Sargon Legend“, JAOS 103 (1983), S. 67–82, insb. 79, Anm. 7. 73 J. G. Westenholz, Legends of the Kings of Akkade: The Texts, Mesopotamian Civilizations 7 (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1997), S. 34–35. Zu dem Ausdruck „Geliebter von [Name der Gottheit]“ siehe § I V, B. 74 J. G. Westenholz („Review of The Sargon Legend by B. Lewis“, S. 78–79) interpretiert Ištars Liebe als einen Ausdruck militärischer Erfolge in Schlachten, ohne weitere Bedeutungsmöglichkeiten zu nennen. Im Gegensatz dazu passt meine Interpretation von Ištars Liebe in der Sargon-Legende besser zu dem Kontext, in dem die Phrase steht, und wird gestützt durch vergleichbare Literatur aus den benachbarten altorientalischen Kulturen. Mit Sicherheit sollte Ištars Liebe zu Sargon nicht als sexuelle Liebe gedeutet werden, wie Lewis glaubt (The Sargon Legend, S. 59, 95–96). Wie J. G. Westenholz (ebd., S. 79) korrekt feststellt: „Ein sexueller Unterton kann höchstens in den Text hineingelesen, nicht aber aus ihm herausgelesen werden“ („Any sexual overtones can only be read into the text but cannot be read out of it“).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
134
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
Macht erzählt. Diese bekräftigt, dass die Götter, vor allem Inanna, das Ende von Urzaba bas Herrschaft über Kisch angekündigt und ihren neuen Favoriten – Sargon – präsentiert hätten. Die Erzählung sagt den Tod Urzababas voraus und betont Sargons Protektion durch Inanna, bricht jedoch leider vor dem Ende ab.75 Jerrold S. Cooper und Wolfgang Heimpel folgern richtigerweise, dass diese Geschichte, wie viele – wenn nicht sogar alle – historisch-literarischen Texte der Sumerer, eine didaktische Absicht habe. Diese lautet: „Das Schicksal, das von den Göttern vorherbestimmt ist, ist unausweichlich, und man soll nicht dagegen ankämpfen.“76 Tatsächlich wurde Sargon König von Kisch, trotz aller Versuche Urzababas, dies zu verhindern und trotz des Krieges, den Lugalzagesi gegen ihn führte. In jedem Fall handelt es sich hier eindeutig um eine apologetische Erzählung, die versucht, Sargons Usurpation zu legitimieren. Die implizite Botschaft der Sargon-Legen de ähnelt demnach der expliziten Aussage im biblischen Text, die Adonia nach seiner Niederlage gegen Salomo, der eigentlich nicht Davids Thronfolger war, in den Mund gelegt wird (siehe § III, b): „Das Königtum stand mir zu… aber das Königtum hat sich von mir gewandt und ist meinem Bruder zuteil geworden; denn es war von dem Herrn für ihn bestimmt“ (1. Kön 2,15).77 (b) Sargon II. von Aššur Wie bereits erwähnt (§ IV, B. 1, a), sind die Kopien der Geburtslegende Sargons relativ jung. Wenn die Geburtslegende erst in der neuassyrischen Zeit entstand, wäre ihr Hauptziel gewesen, die Legitimität des gegenwärtigen Usurpators, Sargons II. (722/1–705 v. u. Z.), zu betonen, indem er mit einem der bedeutendsten Könige Mesopotamiens gleichgesetzt wurde, der noch dazu denselben Namen trug und dessen eigene königliche Herkunft ebenfalls unklar war. Diese Intention würde auch erklären, warum Sargon II. den ungewöhnlichen Thronnamen Šarru-kīn mit all seinen Konnotationen und tief verwurzelten Assoziationen annahm. Sie alle passten zu Sargon II., dessen Thronbesteigung unter mysteriösen Umständen stattfand und dessen Anspruch auf den assyrischen Thron sehr zweifelhaft war,78 da er höchstwahrscheinlich keinen unmittelbaren Platz in der 75 Siehe Cooper und Heimpel, „The Sumerian Sargon Legend“, S. 67–82. 76 „[D]estiny determined by the gods, is unavoidable, and not to be resisted“, Cooper und Heimpel, „The Sumerian Sargon Legend“, S. 74. 77 Interessanterweise erscheint ein ähnlicher Gedanke später auch in der griechischen Geschichts schreibung. Herodot schreibt: „Niemand kann seinem vorherbestimmten Los entrinnen, nicht einmal ein Gott“ (Historia 1,91; vgl. 1,7–13). 78 Siehe Lewis, The Sargon Legend, S. 103, und vgl. S. Smith, „The Supremacy of Assyria“, The Cambridge Ancient History, 1. Aufl. (Cambridge: Cambridge University Press, 1925), Bd. 3/1, S. 32– 60, insb. 46; Foster, „The Birth Legend of Sargon of Akkad“, S. 461; M. van de Mieroop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, Studi Micenei ed Egeo-Anatolici 42 (2000), S. 133–159, insb. 133–134: „[D]ie Assyrer stellten in ihrer gesamten Geschichte immer wieder Bezüge zu Sargon her. Das kann einfach als ein Aspekt der kulturellen Tradition verstanden werden, die Mesopotamien einte und die es einem assyrischen König im siebten [sic; leg.: achten] Jahrhundert, Sargon II., ermöglichte, sich seinen Untertanen als würdiger Namensvetter eines früheren Herrschers zu präsentieren“ („[T]he Assyrians referred to Sargon throughout their history. This may be easily understood as an aspect of the cultural tradition that unified Mesopotamia, which enabled a king of Assyria in the
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
135
Thronfolge einnahm. Wie Sidney Smith bereits vor längerer Zeit betonte, gehörte Sargon zwar möglicherweise „zu einer Familie, die von Königen abstammte, wie Asarhaddon ja tatsächlich behauptet“, es gibt jedoch zahlreiche gute Gründe, ihn für einen Usurpator zu halten.79 Sargon wurde unmittelbar nach einem Aufstand assyrischer Bürger gegen Salmanassar V. (727–722 v. u. Z.) und dessen Ermordung König. In der so genannten „Aššur-Charta“ berichtet Sargon, dass Salmanassar V. „von der Stadt Aššur unrechtmäßigerweise Fronarbeit verlangt hatte, mit dem Ergebnis, dass die Götter ihn absetzten und Sargon als legitimen König einsetzten.“80 Wie bereits erwähnt, ist es jedoch wahrscheinlich, dass die Legenden über Sargon aus Traditionen hervorgegangen sind, die bis in das 2. Jahrtausend v. u. Z. zurückreichen, und dass sie nicht vollständig neu erfunden wurden, um Sargon II. als König zu legitimieren. Dennoch – selbst wenn die Legenden tatsächlich ursprünglich in altbabylonischer Zeit abgefasst wurden – dienten die kontinuierlichen Abschriften und die häufige Verwendung zur Zeit Sargons II. auch zur Legitimierung dieses neuassyrischen Monarchen. Um Marc van de Mieroop zu zitieren: „Wenn wir nicht davon ausgehen, dass die Texte [der Geburtslegende Sargons, I. K.] stupide aus antiquarischem Interesse kopiert wurden, müssen sie zu der Zeit, in der sie geschrieben wurden, relevant gewesen sein.“81 Es gibt noch ein weiteres Merkmal, das Sargon von Akkad und Sargon den II. miteinander verbindet: Keiner der beiden Könige wollte sich mit der alten Hauptstadt identi fizieren, in der ihre jeweilige Usurpation begonnen hatte. Daher gründeten beide einen neuen Regierungssitz: Sargon der Große verlegte seine Hauptstadt von Kisch in die von ihm neu errichtete Stadt Agade (oder Akkad).82 Von diesem Zeitpunkt an nannte er sich selbst „Sargon, König von Agade/ Akkad“.83 Sargon II. gründete eine neue Hauptstadt seventh century [sic; leg.: eighth], Sargon II, to portray himself to his subject as a worthy namesake of an ancient ruler“). 79 „[T]o a family descended from kings, as Asarhaddon actually claims“ (S. Smith, „The Supremacy of Assyria“, S. 45); aktueller: Fuchs, „Šarru-kēnu, Šarru-kīn, Šarru-ukīn“, S. 1240. Zu den verschiedenen möglichen Verbindungen Sargons II. zur assyrischen Königsfamilie siehe Fuchs, „Sargon II.“, S. 53. Siehe auch A. K . Grayson, „Assyria: Tiglath-pileser III to Sargon II (744–705 B. C.)“, in J. Board man et al. (Hgg.), The Cambridge Ancient History, 2. Aufl. (Cambridge: Cambridge University Press, 1991), Bd. 3/2, S. 71–102, insb. 87–88. 80 „[Salmanassar V] wrongfully imposed corvée on the city of Ashur, with the result that the gods deposed him and appointed Sargon as legitimate king“; Grayson, „Assyria: Tiglath-pileser III to Sar gon II (744–705 B. C.)“, S. 87 (Hervorhebung I. K .). 81 „Unless we believe that there was a mindless copying of the texts because of antiquarian interests, there should have been a relevance to them when they were written“; M. van de Mieroop, „Litera ture and Political Discourse in Ancient Mesopotamia: Sargon II of Assyria and Sargon of Agade“, in B. Böck, E. Cancik-Kirschbaum und T. Richter (Hgg.), Minuscula Mesopotamica, Festschrift für Johannes Renger, Alter Orient und Altes Testament 267 (Münster: Ugarit Verlag, 1999), S. 327–339, insb. 329. Es ist erwähnenswert, dass möglicherweise andere Usurpatoren, zum Beispiel Sargon I. von Assyrien (frühes zweites Jahrtausend), ebenfalls Sargon von Akkad imitierten; siehe van de Mie roop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, S. 144–145. 82 Akkad nach der biblisch-hebräischen Schreibweise in Gen 10,10. Die genaue Lage der Stadt ist unbe kannt. 83 Die sumerische Königsliste nennt „Sargon, den König von Akkad, den Mann, der Akkad erbaut hat“;
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
136
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
an einer Stelle, die niemals zuvor besiedelt gewesen war, und benannte sie nach sich selbst, Dūr-Šarru-kīn, „Festung Sargons“ (das heutige Khorsabad).84 Tatsächlich war die Grün dung neuer Hauptstädte nicht ausschließlich ein Prärogativ von Usurpatoren. Ein solches Vorgehen war aber in anderen Teilen der altorientalischen Welt typisch für einige von ihnen. So eroberte beispielsweise David Jerusalem, baute die Stadt wieder auf, benannte sie neu nach sich selbst und machte sie zur Hauptstadt der Vereinigten Monarchie Israels. Omri, König von Israel, gründete Samaria; Kyros II. von Persien gründete Pasargadae und Darius I. errichtete Persepolis. Alle diese Könige waren Usurpatoren.85 Es gibt einen Punkt, an dem Salomo von dem bekannten Motiv abweicht. Möglicherweise gründete er keine neue Hauptstadt, um die Kontinuität zu David zu betonen, statt einen radikalen Bruch zu vollziehen – eine Motivation, die sich ebenfalls in „Davids Testament“ sowie in siehe J.-J. Glassner, Chroniques mésopotamiennes (Paris: Les Belles Lettres, 1993), S. 140; S. Franke, Kö nigsinschriften und Königsideologie: Die Könige von Akkade zwischen Tradition und Neuerung (Ham burg: LIT Verlag, 1995), S. 94; Heinz, „Sargon of Akkad: Rebel and Usurper in Kish“, S. 68, 74–75. 84 Siehe z. B. A . Fuchs, Die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad (Göttingen: Cuvillier, 1994), S. 37–38, 292–293, Zeilen 34–43; S. Parpola, „The Construction of Dūr-Šarru-kīn in the Assyrian Royal Correspondence“, in A. Caubet (Hg.), Khorsabad: le palais de Sargon II, roi d’Assyrie (Paris: Docu mentation française, 1995), S. 47–77; van de Mieroop, „Literature and Political Discourse in An cient Mesopotamia“, S. 334–339; V. A . Hurowitz, „Fort Sargon (Dūr-Šarru-kīn): A Portrait of the Royal Builder“, in I. Eph’al und N. Na’aman (Hgg.), Royal Assyrian Inscriptions: History, Historiog raphy and Ideology (Jerusalem: The Israel Academy of Science and Humanities, 2009), S. 25–52 (Hebräisch). Wahrscheinlich sollte Dūr-Šarru-kīn als das biblische „Resen“ (Gen 10,12) identifiziert werden, siehe V. A . Hurowitz, „In Search of Resen (Genesis 10:12): Dūr-Šarru-kīn“, in C. Cohen et al. (Hgg.), Birkat Shalom: Studies in the Bible, Ancient Near Eastern Literature, and Postbiblical Judaism Presented to Shalom M. Paul on the Occasion of his Seventieth Birthday (Winona Lake, IN, Eisenbrauns, 2008), Bd. 1, S. 511–524; A. van der Kooij, „‚Nimrod, A Mighty Hunter before the Lord!‘: Assyrian Royal Ideology as Perceived in the Hebrew Bible“, JS 21 (2012), S. 1–27, insb. 7. 85 Im Detail: David, Usurpator auf dem Thron König Sauls, eroberte Jerusalem, baute die Stadt wie der auf, benannte sie nach sich selbst in „Davidsstadt“ um, und verlegte seine Hauptstadt von He bron nach Jerusalem (2. Sam 5,4–9); allerdings war Hebron nicht die politische Residenz des vorigen Königs, sondern eine heilige Stadt des Stammes Juda, wo David sich etabliert hatte. Omri, König von Israel, war mit Sicherheit nicht thronfolgeberechtigt. Gemäß 1. Könige 16,15–20 war er ein General des legitimen Königs, Ela, und beanspruchte die Herrschaft für sich, nachdem Ela und seine gesamte Familie von Simri ermordet worden waren, der es wiederum vorzog, Selbstmord zu begehen, statt sich Omris Vergeltung zu stellen (1. Kön 16,8–20). Omri besiegte in der Folge einen weiteren Thronrivalen (Tibni; 1. Kön 16,21–22), gründete dann Samaria und verlegte seine Hauptstadt von Tirza dorthin (1. Kön 16,23–29). Kyros II. (der Große), der König von Anschan, war ein Vasall des Königs Astyages von Medien. Er rebellierte gegen diesen (553 v. u. Z.) und wurde schließlich an seiner Stelle König (550 v. u. Z .), gründete eine neue Stadt – Pasargadae – und verlegte wenig später die Hauptstadt dorthin. Darius I. (der Große; 522–485 v. u. Z.) bestieg den persischen Thron, nach dem er den sogenannten Magus, Usurpator des Throns Bardiyas (i. e. Sohn Kyrosʼ des Großen und jüngerer Bruder von Kambyses II.) besiegt hatte. Um 518 v. u. Z. gründete er zusätzlich zu den vier bereits existierenden Hauptstädten des Achämenidenreichs eine neue Hauptstadt, Persepolis; siehe T. C. Young, „The Early Histor y of the Medes and the Persians and the Achaemenid Empire to the Death of Cambyses“, in J. Boardman et al. (Hgg.), The Cambridge Ancient Histor y, 2. Aufl. (Cam bridge: Cambridge University Press, 1988), Bd. 4, S. 1–52, insb. 28–30; I. Kalimi, „Persepolis“, The New Interpreter’s Dictionary of the Bible (K. D. Sakenfeld [Hg.]; Nashville, TN: Abingdon, 2009), Bd. 4, S. 450–451.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
137
Davids Vorbereitungen für den Tempelbau widerspiegelt, wie sie vor allem in der Chro nik niedergeschrieben sind. 2 Anatolien: König Ḫattušili III. von Ḫatti Die Autobiographie – oder sogenannte Apologie – des ḫethitischen Königs Ḫattušili III. (1267 – ca. 1240 v. u. Z.) wurde innerhalb eines Jahrzehnts nach der Thronbesteig ung seines Nachfolgers verfasst –86 einige Zeit nach dem Friedensvertrag zwischen Ḫattušili und dem zeitgleich regierenden ägyptischen Pharao Ramses II. aus dem Jahr 1259 v. u. Z. (§ 12b).87 In seiner Apologie berichtet Ḫattušili detailliert, wie er an die Macht kam, und führt für seine Usurpation des ḫethitischen Throns eine göttliche Legitimation ins Feld. Er gibt an, sein Vater Muršili II. habe drei Söhne und eine Tochter gehabt. Obwohl Ḫat tušili der dritte Sohn und das vierte und somit jüngste Kind war, sei er aufgrund von „Ištars göttlicher Vorsehung“ König von Ḫatti geworden. Gemäß dem Text rettete Ištar sein Leben, indem sie ihn zu ihrem Priester machte: Und solange ich noch ein Knabe war… schickte Ištar, meine Herrin, zu Mursili, mei nem Vater, im Traume den Muwatalli, meinen Bruder [mit den Worten]: „Für Hat tusili sind die Jahre [nur noch] kurz, er wird nicht [lange] leben. So übergib ihn mir [i. e. Ištar], er soll mein Priester sein, und er wird [am] Leben [bleiben].“ Da nahm mich, den Knaben, mein Vater auf und gab mich der Gottheit zum Dienst. Und als Priester brachte ich der Gottheit [Trank-]Opfer dar. Und ich sah Wohlergehen in der Hand der Ištar, meiner Herrin. Und Ištar, meine Herrin, nahm mich bei der Hand und leitete mich auf rechtem Wege (§ § 2–3; Hervorhebungen I. K.).88
Weiter berichtet Ḫattušili: „Ištar, meine Herrin, gab mir das Königtum über das Land Hatti. Und ich wurde Großkönig. [Denn] sie nahm mich, den Prinzen, und Ištar, meine Herrin, ließ mich zur Königsherrschaft [gelangen]“ (§ 12a-b; Hervorhebungen I. K.). Einen 86 Zu diesem König siehe A. Ünal, Ḫattušili III. (Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag, 1974); T. P. J. van den Hout, „Ḫattušili III, King of Hittites“, in J. M. Sasson (Hg.), Civilizations of the An cient Near East (New York: Scribner, 1995), Bd. 2, S. 1107–1120. 87 Siehe E. Laroche, Catalogue des Textes Hittites (Paris: Klincksieck, 1971), Nr. 81; T. P. J. van den Hout, „Apology of Ḫattušili III“, in W. W. Hallo und K. L . Younger, Jr. (Hgg.), The Context of Scripture (Leiden: E. J. Brill, 1997), Bd. 1, S. 199–204; Singer, The Hittites and Their Civilization, S. 86–93; Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 119–159, siehe auch seine Diskussion des früheren ḫethitischen Königs Telipinu, ebd., S. 73–117. Die deutschen Zitate in der vorliegenden Unter suchung stammen aus H. Otten, Die Apologie Hattusilis III. Das Bild der Überlieferung, Stud ien zu den Boğazköy-Texten 24 (Wiesbaden: O. Harrassowitz, 1981), S. 5 und 27. 88 „Auf vielen Reliefs und Siegelabdrücken ist zu sehen, wie der König von seiner persönlichen Gottheit an der Hand genommen wird. Solche Darstellungen sind von Muwatalli II., Muršili III./ Urhitešub und Tuthaliya IV. bekannt; von Ḫattušili III. kennen wir nur eine Beschreibung der Szene auf den Siegeln, die auf einer Silbertafel mit dessen Friedensvertrag mit Ramses II. steht“ („The king being taken by the hand of his personal deity is illustrated on many reliefs and seal impressions. Such representations are known for Muwatalli II, Muršili III/ Urhitešub and Tuthaliya IV; for Ḫattušili III we only have the description of such a scene on the seal on the silver tablet containing the peace treaty with Ramesses II“; siehe van den Hout, „Apology of Ḫattušili III“, S. 199, Anm. 5).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
138
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
weiteren Beleg für die Protektion Ḫattušilis durch Ištar liefert eine Akkadische Bulle, die ihn als „Lieblin[g… der Išta]r von Šamuḫa“ (na-ra-a[m… d Išta]r URUŠa-mu-ḫa) beschreibt.89 Die Apologie Ḫattušilis ist ein weiteres Beispiel für das weit verbreitete literarische Motiv des jüngsten Sohnes, der durch göttliche Protektion an die Macht kommt. Ähn liche Motive finden sich auch in der biblischen Literatur, beispielsweise in den Erzäh lungen von Isaak und Ismael, Jakob und Esau, David und seinen Brüdern sowie Salomo und Adonia.90 Wie im Fall des Sargon von Akkad (und, indirekt, Sargons II.) spielt die Göttin Ištar in Ḫattušilis Legitimierung seiner Usurpation eine wichtige Rolle. Dank Ištars Wohlwollen, so stellt Ḫattušili es dar, wurde er Großkönig von Ḫatti, obwohl er das jüngste Kind seines Vaters war. Auch hier war der legitime König, sein Neffe Urhi-Tešub, der Sohn König Muwatallis – des älteren Bruders Ḫattušilis, der gestorben war –, am Le ben und übte noch eine gewisse Macht aus (§ 10b-c). Diese beiden Elemente erscheinen auch in der biblischen Erzählung von Salomo, der zu einem Zeitpunkt an die Macht kam, als sein älterer Bruder Adonia noch lebte, obwohl er einer der jüngeren Söhne Davids war, weil „der Herr ihn liebte“, wie Ištar Ḫattušili liebte.91 Die Legenden über Sargon den Großen von Akkad und seinen Enkel Narām-Sîn, des sen Name „Geliebter von Sin“ bedeutet, waren in Ḫatti bekannt.92 Wie van de Mieroop schreibt: „In ihrer gesamten Geschichte, vom achtzehnten bis zum dreizehnten Jahrhun dert, überlieferten die Ḫethiter Zentral-Anatoliens die Erinnerung an diese Könige. Die Kontexte, in denen sie vorkommen, sind ganz unterschiedlich, sie reichen von historischen Texten bis hin zu Ritualen, und die Eigenschaften, die ihnen zugeschrieben werden, sind ebenfalls vielfältig.“93 So vergleicht beispielsweise König Ḫattušili I. seine Militärschläge gegen die Stadt Hahhum mit denjenigen Sargon von Akkads.94 Die Vorstellung einer be 89 Siehe H. G. Güterbock, Siegel aus Boğazköy: Erster Teil, Die Königssiegel der Grabungen bis 1938 (Archiv für Orientforschung, Beiheft 5; Osnabrück, Biblio-Verlag, 1967), S. 28 (Nr. 45). In Šamuḫa stand der Tempel, in dem Ḫattušili als Priester der Ištar diente. 90 Siehe Genesis 21,9–13; 25,23; 27,29.37.40; 1. Sam 16,10–13; 1. Kön 1,5–40; 1. Chr 3,5. 91 Mehr zu Ḫattušili III. bei Singer, The Hittites and Their Civilization, S. 81–93; siehe auch die Biblio graphie auf S. 92–93. 92 Siehe z. B. bereits W. F. Albright, „The Epic of the King of Battle: Sargon of Akkad in Cappadocia“, JSOR 7 (1923), S. 1–20; H. G. Güterbock, „Sargon of Akkad Mentioned by Ḫattušili I of Ḫatti“, JCS 18 (1964), S. 1–6, insb. 5–6; H. A . Hoffner, „Remarks on the Hittite Version of the NaramSin Legend“, JCS 23 (1970), S. 17–22; van de Mieroop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, S. 133–159. In diesem Zusammenhang soll auf die wichtige Untersuchung von G. Beck man, „Mesopotamians and Mesopotamian Learning at Ḫattuša“, JCS 35 (1983), S. 97–114, hin gew iesen werden, die sich mit der ḫethitischen Aufnahme des kulturellen Erbes Mesopotamiens, seiner Literatur und Schreibkunst befasst. Zu diesem Thema siehe aktuell Y. Cohen, „Review of An De Vos: Die Lebermodelle aus Boğazköy, Studien zu den Boğazköy-Texten Beihefte 5 (Wiesbaden: Harrassow itz, 2013)“, ZA 105 (2015), S. 121–126 mit weiteren Literaturangaben. 93 „Throughout their history, from the eighteenth to the thirteenth centuries, the Hittite of Central Anatolia preserved the memory of these kings. The contexts in which they appear are varied, from historical texts to rituals, and characteristics associated with them are wide-ranging as well“; van de Mieroop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, S. 134. 94 Siehe z. B. Güterbock, „Sargon of Akkad Mentioned by Ḫattušili I of Ḫatti“, S. 1–6; van de Mie roop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, S. 134–136. Einige Wissenschaftler haben
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
139
sonderen Zuwendung der Göttin Ištar zu Ḫattušili III. könnte daher jener ähnlich sein, die diesem – oder den ḫethitischen Schreibern – über Ištars Protektion Sargons von Ak kad bekannt waren. Das könnte erklären, warum Ḫattušili III. ausgerechnet die akkadi sche Göttin Ištar anstelle einer anderen ḫethitischen oder mesopotamischen Gottheit als seine Patronin wählte.95 Tatsächlich weist Harry Hoffner vorsichtig darauf hin, dass „es… nicht unmöglich [ist], von einer Tradition königlicher Apologien im ḫethitischen König reich zu sprechen, oder sogar von einer bestimmten freien literarischen Form.“96 Unab hängig davon, ob es tatsächlich eine direkte Verbindung zwischen den beiden Verweisen auf Ištars Legitimierung Sargons des Großen und Ḫattušilis III. gibt oder nicht, ist dies zumindest ein weiteres deutliches Beispiel göttlicher Erwählung, die in der Apologie eines Königs beansprucht wird, der nicht an erster Stelle der Thronfolge stand, wie dies auch bei König Salomo der Fall war. 3 Ägypten: Königin Hatschepsut und andere Pharaonen Ein ägyptischer Text berichtet von dem Gott Amon-Re – der als der wahre Vater des Pha raos angesehen wurde –, dass er den König aus der Gruppe seiner Brüder erwählte: Dann legten sie die königlichen Brüder nieder vor dem Gott, aber er erwählte keinen von ihnen. Sie legten den königlichen Bruder, den Sohn Amons, geboren von Mut, der Herrin des Himmels, den Sohn Res, Aselta, der ewig lebte, nieder. Dann sagte dieser Gott Amon-Re, Herr des Throns der beiden Länder [Ober- und Unterägyp angef ührt, dass es sich bei dem Sargon, auf den sich Ḫattušili I. bezieht, nicht um Sargon von Ak kad handle, sondern um Sargon I. von Assyrien im 19. Jh. Van de Mieroop betont jedoch: „[D]as erscheint jedoch äußerst unwahrscheinlich, da es, abgesehen von Šamši-adad I., kaum Beweise für Kriegszüge der Altbabylonier gibt, und spätere ḫethitische Überlieferungen zeigen, dass Sargon von Akkad dort sehr bekannt war“ („[T]his seems highly unlikely, as there is barely evidence of Old Assyrian military campaigning, except for Šamši-adad I, and as later Hittite traditions clearly show that Sargon of Agade was well-known there“; ebd., S. 136 und weitere Literaturhinweise dort). 95 Zum ḫethitischen Pantheon siehe z. B. E . Laroche, „The Pantheon of Asia Minor: The Organization of the Hittite Gods“, in Y. Bonnefoy (Hg.), Mythologies I (Chicago: University of Chicago Press, 1991), S. 218–222; I. Singer, „‚The Thousand Gods of Ḫatti‘: The Limits of an Expanding Pan theon“, Israel Oriental Studies 14 (1994), S. 81–102; D. Schwemer, „Das hethitische Reichspantheon: Überleg ungen zu Struktur und Genese“, in R. G. Kratz und H. Spieckermann (Hgg.), Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder, Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike, Forschungen zum Alten Testament 2/17 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2006), S. 241–265; B. J. Collins, The Hittites and Their World, Archaeology and Biblical Studies 7 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2007), S. 157–195. 96 „[I]t is not impossible to speak of a tradition of royal apologies in the Ḫittite kingdom, or even of certain loose literary form“; H. A . Hoffner, „Propaganda and Political Justification in Hittite His toriography“, in H. Goedicke und J. J. M. Roberts (Hgg.), Unity and Diversity: Essays in the History, Literature, and Religion of the Ancient Near East (Baltimore: John Hopkins University Press, 1975), S. 49–62, insb. 50. Hoffner unterscheidet Apologien im Sinne von „Verteidigung von Usurpatio nen“ („defenses of usurpations“) von „andere[n] Verteidigungen, die von ḫethitischen Königen vor gebracht wurden“ („other defenses made by Ḫittite kings“) und liefert einige Beispiele der zweiten Kategorie. Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 119–120, weist Hoffners Ansatz in diesem Punkt zurück, lässt jedoch die Parallelen mit den Sargon-Legenden außer Acht.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
140
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext ten]: „Er ist es, der euer König und euer Herr ist. Er ist es, der euch beleben wird… Er ist es, der euer Herr ist.“97
Dieser Vorgang erinnert an biblische Geschichten von Königen, die aus der Gruppe ihrer Brüder erwählt wurden, wie zum Beispiel David (1. Sam 16,1–13) und Salomo gemäß der Darstellung des Chronisten in 1. Chr 28,5. Aus dem ägyptischen Text geht nicht eindeutig hervor, ob der Erwählte ursprünglich ein legitimer Thronfolger war oder nicht. Nichts destotrotz gab es einige Fälle von unkonventioneller Thronfolge in der ägyptischen Ge schichte, darunter die ersten drei Könige der Fünften Dynastie sowie einige Herrscher des Neuen Reichs (18.–20. Dynastie): Königin Hatschepsut (1479–1458 v. u. Z .) und Ameno phis III. (1391–1353 oder 1388–1351 v. u. Z .) aus der 18. Dynastie, Ramses II. (1279–1213 v. u. Z .) aus der 19. Dynastie und, deutlich später, Alexander der Große von Makedonien (336–323 v. u. Z .) – keiner von ihnen galt bei der Geburt als Thronerbe. Die Legitimität ihres Anspruchs auf den ägyptischen Thron war also von Beginn an zweifelhaft.98 So regierte beispielsweise Hatschepsut als weiblicher Pharao etwa 22 Jahre de facto in Ägypten, obwohl eigentlich Thutmosis (Thutmose) III. an erster Stelle der Thronfolge stand (18. Dynastie; 1479–1425 v. u. Z.; das schließt die ca. 22 Jahre mit ein, in denen er Kö nigin Hatschepsuts Ko-Regent war). Sie war diejenige, die tatsächlich die Macht ausübte, und Thutmosis III. war lediglich eine Repräsentationsf ig ur,99 nicht mehr als ein nominel ler Ko-Regent. Um Ineny von Theben zu zitieren: „Hatschepsut regiert(e) das Land, die 97 „Then they placed the royal brethren in the presence of this god, but he did not take one of them. There was placed a second time the royal brother, the son of Amon, born of Mut, the Lady of heaven, the Son of Re, [Aspalta], living forever. Then this god, Amon-Re, Lord of the Thrones of the Two Lands [Upper and Lower Egypt], resident in Gebel Barkal, said: ‚He is the king, your lord. It is he who will vivify you… He is your lord‘“; R. K . Ritner, The Libyan Anarchy: Inscriptions from Egypt’s Third Intermediate Period, Writings from the Ancient World 21 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2009), S. 451 (Altägyptisch), 454 (Englisch); vgl. den ähnlichen Text in H. Schä fer (Hg.), Urkunden der älteren Äthiopenkönige. Zweites Heft, Urkunden des aegyptischen Alter tums, Dritte Abteilung, Heft 2 (Leipzig: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, 1908), S. 94–95. 98 Siehe K. Sethe, „Altes und Neues zur Geschichte der Thronstreitigkeiten unter den Nachfolgern Thutmosisʼ I.“, ZÄS 36 (1898), S. 24–81, insb. 63–68 („VII. Makere’s Berufung zur Königsw ürde“); ders., Das Hatschepsut-Problem noch einmal untersucht (Berlin: Verlag der Akademie der Wissen schaft, 1932); W. F. Edgerton, The Thutmosid Succession, Studies in Ancient Oriental Civilization 8 (Chicago: University of Chicago Press, 1933), S. 31; S. Schott, „Zum Krönungstag der König in Hat schepsût“, in Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: Philologisch-Historis che Klasse Nr. 6 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1955), S. 195–219; W. C. Hayes, „Egypt: Internal Affairs from Thutmose I to the Death of Amenophis III“, in L. E. S. Edwards (Hg.), The Cambridge Ancient History, 3. Aufl. (Cambridge: Cambridge University Press, 1973), Bd. 2, Teil 1, S. 313–416, insb. 317–319; H. Brunner, Die Geburt des Gottkönigs: Studien Zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos, 2. Aufl., Ägyptologische Abhandlungen 10 (Wiesbaden: O. Harrassowitz, 1986), S. 195, Anm. 1; E. Hornung, „The Pharaoh“, in S. Donadoni (Hg.), The Egyptians (Chicago: University of Chicago Press, 1997), S. 283–314, insb. 296–297. 99 Siehe J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt (Chicago: University of Chicago Press, 1906; Neu druck: Urbana and Chicago: University of Illinois Press, 2001), Bd. 2: The Eighteenth Dynasty, § 340 (S. 142), und siehe auch § 341 (S. 142–143).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
141
beiden Länder sind (bzw. waren) auf ihren Plänen, man dient(e) ihr“.100 Wie in ihren In schriften dargestellt, versuchte Hatschepsut wiederholt, ihre Herrschaft auf verschiedene Arten zu legitimieren. Sie behauptete, ihr irdischer Vater, Thutmosis I., habe sie als seine Erbin erwählt, weil sie die Tochter seiner Hauptfrau, Ahmes, war und als solche den Vor zug verdient habe gegenüber seinem Enkel Thutmosis III., dem Sohn einer Nebenfrau Thutmosis’ II. Wie jedoch Kurt Sethe gezeigt hat, ist Hatschepsuts Behauptung historisch unwahr, dass sie von ihrem Vater gekrönt worden sei. Thutmosis I. hatte zahlreiche Söhne. Einer von ihnen, Thutmosis II. – und nicht seine Tochter Hatschepsut –, folgte ihm auf den Thron.101 Ein anderer Versuch Hatschepsuts, ihre Regentschaft zu legitimieren, ist von besonde rem Interesse für diese Untersuchung: ihre Behauptung, die Tochter des Gottes Amuns (Amons/ Amens)102 zu sein und diejenige, die von Amun geliebt wird. Das bedeutet, sie wurde zwar von einer irdischen Königin geboren, jedoch von einem göttlichen Vater gezeugt.103 Eine Inschrift berichtet, wie der Gott Chnum die Anweisungen wiederholt, die er von Amun im Hinblick auf Hatschepsut erhalten hat. Diese lauten – nun in der 1. Per son formuliert – folgendermaßen: Ich gebe dir [i. e. Hatschepsut], zu sein an der Spitze der Kas aller Lebenden, indem du erscheinst als König von Ober- und Unterägypten, wie dein Vater Amun-Re, der dich liebt, befohlen hat.104
Eine andere Inschrift lautet: Amuns Makere [i. e. Hatschepsut], die er [i. e. Amun] liebt, die auf seinem Thron ist, für die er blühen ließ das Erbe der Beiden Länder, das Königreich des Südens und Nordens.105
100 Siehe Hayes, “Egypt: Internal Affairs from Thutmose I to the Death of Amenophis III,” S. 317 und dem dortigen literarischen Bezug. 101 Siehe Sethe, „Altes und Neues zur Geschichte der Thronstreitigkeiten unter den Nachfolgern Thutmosis’ I.“, S. 63–68; ders., Das Hatschepsut-Problem, S. 18–28. 102 Vgl. die biblische Parallele in Ps 2,7, wo über den König gesagt wird: אני היום/ יהוה אמר אלי בני אתה „( ילדתךDer Herr sprach zu mir: ‚Mein Sohn bist du/ ich habe dich heute gezeugt‘“). 103 „Dieser Mythos ist in ihrem Tempel in Deir al-Bahri in einer detaillierten Folge von 17 Bildern doku mentiert, die beschreiben, wie Amun zur Königin kommt, wie der Gott Chnum das Kind formt, wie das Kind geboren wird und seinen Namen erhält, in die Obhut göttlicher Ammen kommt und wie Amun sie schließlich feierlich erkennt. Ein zweiter, vollständiger Zyklus, von Amenophis III., ist im Tempel von Luxor erhalten“ („This myth is documented in a detailed sequence of seventeen pictures in her temple at Deir al-Bahri, which describes Amun’s encounter with the queen, the god Khnum forming the child, the birth, her naming, the child in the care of divine nurses, and, finally, her solemn recognition by Amun. A second complete cycle is preserved in the temple of Luxor by Amenophis III.“; siehe Hornung, „The Pharaoh“, S. 296–297; Hervorhebung I. K.). 104 Vgl. Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 82 (§ 203). 105 Vgl. Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 116 (§ 285).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
142
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
Weiter ist zu lesen: Ausspruch von Amun-Re, dem Herrn von Theben: „Willkommen! Meine süße Tochter, mein Geliebter, der König von Ober- und Unterägypten, Makere (Hatschep sut), die meine schönen Monumente macht, die den Sitz der großen Enneade der Götter als mein Zuhause reinigt, als ein Denkmal ihrer Liebe.“106
Dieses Thema wird auch in der Inschrift auf der Basis des Obelisken wiederholt: „Hat schepsut-chenemet-Amun [i. e. „vereint mit Amun/ die Amun umarmt“], Geliebte von Amun-Re, König der Götter, die ewiges Leben bekam wie Re.“107 An Hatschepsuts Obe lisk, in Amons Tempel bei Karnak, steht an der Südseite der Schachtinschrift geschrieben: „Hatschepsut-chenemet-Amun, die ewig lebt, Tochter des Amun-Re, seine Geliebte, die Einzige, die aus ihm entstanden ist, die Amun selbst auf dem Thron des südlichen On erscheinen ließ; die er als Beschützerin Ägyptens erwählte“.108 Dann folgt ein Abschnitt, als „Rede der Königin“ bezeichnet, in der Königin Hatschepsut erk lärt: „Ich schwöre, so wahr ich die Geliebte des Re bin; so wahr Amun, mein Vater, mich begünstigt; so wahr meine Nasenlöcher erfrischt werden mit Leben und Herrschaft; so wahr ich die weiße Krone trage; so wahr ich mit der roten Krone erscheine“.109 Tatsächlich kam bereits James H. Breasted zu dem Schluss, dass ab der Vierten Dynastie jeder ägyptische König den Titel „Sohn des Re“, des Son nengottes, tragen konnte. Es ist daher kein Zufall, dass das interessante Volksmär chen, das im Papyrus Westcar110 erhalten ist, erzählt, die drei Kinder der Ehefrau eines Priesters, die sie von Re empfangen hatte und die unter erstaunlichen Wundern geboren wurden, seien die ersten drei Könige der Fünften Dynastie geworden… aber wörtlich genommen deutete der Titel an, dass der König unmittelbar und physisch der Nachkomme des Gottes und einer sterblichen Mutter war. Es ist wahrscheinlich, dass zunächst nur Könige auf dieser Interpretation bestanden, deren Ansprüche auf den 106 Vgl. Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 116–117 (§ 286). Es ist bemerkenswert, dass Hatschepsut versuchte, ihre Regentschaft zusätzlich „durch eine Orakelzeremonie [zu legitimie ren], während der der Gott Amun seine Entscheidung verkündete, dass Hatschepsut König wer den sollte. Szenen zeigen ihn, wie er Hatschepsut, die vor ihm kniet, krönt und ihr so die Kö nigsw ürde verleiht“ („through an oracle ceremony during which the god Amun proclaimed his decision that Hatshepsut was to become king. Scenes show him crowning Hatshepsut, who is kneeling before him, and thereby bestowing the kingship on her“; siehe Hornung, „The Pharaoh“, S. 297). Ähnliche Behauptungen, dass ein Orakel die Herrschaft eines Königs legitimiert habe, sind auch von David (1. Sam 16,1–13) und – nach der Darstellung des Chronisten – von Salomo (1. Chr 22,9; 28,5) bekannt; zu Letzterem siehe Kapitel VII, § IV, 1. 107 Vgl. M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature: A Book of Readings (Berkeley: University of California Press, 1976), Bd. 2, S. 25–29, insb. 25–26. Zu verschiedenen Inschriften Hatschepsuts siehe auch M. Dessoudeix, Lettres égyptiennes II: L’apogée du Nouvel Empire – Hatshepsout, Thoutmosis III, Amenhotep II et Thoutmosis IV (Paris: Actes Sud, 2012), S. 129–156. 108 Vgl. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature, Bd. 2, S. 26. 109 Vgl. ebd., S. 27–28, insb. 28. 110 Papyrus Westcar ist ca. 700 bis 1000 Jahre später datiert als die Geburt der drei Könige, von der er berichtet; siehe Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 76, Anm. b (§ 187).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
143
Thron über ihre sterblichen Eltern zweifelhaft waren… Später behauptete jeder König, dass Amun (der Nachfolger von Re) sein physischer Vater sei (Hervorhebung I. K.).111
Breasted verweist auch auf das bekannteste Beispiel aus späterer Zeit: „Alexander der Große, der zur Oase des Amun reiste, um als Sohn des Gottes anerkannt zu werden, han delte also lediglich in Übereinstimmung mit einer staatlichen Fiktion, die auf die Fünfte Dynastie zurückging. So wurde er auf die einzig mögliche Weise König von Ägypten.“112 4 Persien: Xerxes I. Xerxes I. (der Große) von Persien (486/5–465 v. u. Z.) war nicht der älteste Sohn Da riusʼ I. Er war der erstgeborene der vier Söhne von Darius’ Ehefrau Atossa, der Tochter Kyros’ des Großen. Allerdings hatte Darius bereits andere Söhne von einer früheren Ehe frau. Trotzdem lehnte Darius seinen älteren Sohn Artobazenes, den Sohn seiner früheren Ehefrau, als Thronfolger ab und wählte stattdessen Xerxes aufgrund des großen Einflus ses, den Atossa auf ihn hatte und wegen ihrer besonderen Stellung am achämenidischen Königshof.113 Herodot berichtet wie folgt: Nun hatte Dareios aus der Zeit vor seiner Thronbesteigung drei Söhne…, und während seiner Regierung hatte ihm Atossa, die Tochter des Kyros, noch vier Söhne ge boren. Der älteste der früheren Söhne hieß Artobazanes, der älteste der nachgeborenen hieß Xerxes. Als Söhne verschiedener Mütter machten sie beide Ansprüche auf die Königswürde, Artobazanes als der älteste aller Söhne, weil bei allen Völkern die Herrschaft an den ältesten zu kommen pflegt, Xerxes als Sohn der Tochter des Kyros, weil Kyros den Persern die Freiheit gebracht hätte (Historia 7,2).114
Auf den Rat des Demaratus von Sparta hin brachte Xerxes einen weiteren Einwand vor und sagte, „daß er der Sohn des wirklichen Königs und Herren der Perser sei, während 111 „[B]eginning with the Fourth Dynasty, every Egyptian king might bear the title, ‘Son of Re’, the sun-god. It is not an accident therefore, that the interesting folk-tale preserved to us in the Papyrus Westcar narrates that the three children of a priest’s wife, begotten by Re, and born among astonishing prodigies, became the first three kings of the Fifth Dynasty… but in its strictest sense the title indicated that the king was immediately and physically the offspring of the god and a mortal mother. It is probable that this interpretation was pressed at first only by kings whose claims to the throne through their mortal parents were questionable… Later every king claimed Amon (successor of Re) as his physical father“; Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 75–76 (§ 187), S. 77 (§ 189). 112 „Alexander the Great, who journeyed to the Oasis of Amon that he might be recognized as the god’s son, was therefore merely acting in harmony with a state fiction as old as the Fifth Dynasty. He thus became the legitimate king of Egypt by the only possible means“; Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, S. 77 (§ 189). Zu der abweichenden Darstellung, dass Alexander von dem Propheten Amuns als „Sohn Gottes“ angesprochen wurde, siehe Plutarch, Alexander 27. 113 Vgl. R. Schmitt, „Atossa“, Encyclopaedia Iranica (New York: Encyclopaedia Iranica Foundation, 1989), Bd. 3, S. 13–14 (online: http://www.iranicaonline.org/articles/atossa-achaemenid-queen, Update am 17. August 2011; aufgerufen am 21. Mai 2019). 114 Die deutschen Herodot-Zitate stammen aus A. Horneffer (Übers.), Herodot, Historien; neu herausgegeben und erläutert von H. W. Haussig; Kröners Taschenausgabe 224 (Stuttgart: A. Kröner, 1955), S. 435, 436.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
144
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
Artobazanes nur der Sohn des Untertanen Dareios sei… Dareios, der diesen Grund als richtig erkannte, ernannte ihn zum König. Freilich glaube ich,“, schreibt Herodot, „daß Xerxes auch ohne jenen Rat König geworden wäre, denn Atossa setzte alles durch, was sie wollte“ (Historia 7,2–3). Dementsprechend versucht Xerxes in seiner Inschrift, seine Thronbesteigung zu legitimieren, indem er angibt, dies sei der Wille Ahuramazdās gewesen: „Es kündet Xerxes, der König: Dareios hatte auch andere Söhne; (aber) Ahuramazdā war es so der Wunsch: … Als mein Vater Dareios sich zu seinem Platz (im Jenseits) begeben hatte, nach dem Wil len Ahuramazdās bin ich König geworden anstelle meines Vaters.“115 Auch in diesem Fall werden weder die Liebe der Gottheit noch ein neuer Name explizit genannt, aber wie andere Usurpatoren des Alten Orients beansprucht Xerxes eine göttliche Vorliebe seiner Schutzgottheit. Wie Ḫattušili als das vierte Kind seines Vaters – allerdings als dritter Sohn – bezeichnet wird, so wird Xerxes der vierte Sohn seines Vaters genannt. In ähn licher Weise wurde gemäß der Thronfolgeerzählung Salomo König – nachdem Davids ältere Söhne Amnon (2. Samuel 13), Absalom (2. Samuel 14–18) und Adonia (1. Könige 1–2) zurückgewiesen worden waren – ebenso als vierter Sohn.116 Herodots Verweis auf die drei älteren Brüder des Xerxes ist jedoch wahrscheinlich nur ein Zufall und nicht die Aufnahme eines bekannten Tropus. V Das Konzept göttlicher Liebe in 2. Samuel 12 und in der altorientalischen Literatur Land und Bevölkerung des antiken Israel hatten verschiedene kulturelle, ökonomische und politische Kontakte mit Mesopotamien, dem Land Ḫatti und Ägypten. Daher könnte sich die Vorstellung einer besonderen Zuneigung Gottes zu Salomo (2. Sam 12,24d–25) zwar unabhängig entwickelt haben, sie könnte aber auch – auf die eine oder andere Wei se – von mehreren oder allen der zuvor beschriebenen Kulturen beeinflusst worden sein. Die kulturellen Interaktionen zwischen Israel und Mesopotamien einerseits sowie zwischen Israel und Ägypten andererseits sind besonders bemerkenswert. Ägypten und die Ägypter werden in der Hebräischen Bibel häufiger erwähnt als jedes andere Land und seine Bevölkerung. Es gibt unzählige Belege für die literarischen und kulturellen Verbindungen zwischen Ägypten und Israel.117 Vor allem im Fall Salomos bekräftigen die biblischen Texte, dass er eine ägyptische Prinzessin geheiratet (1. Kön 3,1; 9,16) und Handel mit den Ägyptern getrieben habe (1. Kön 10,28–29). Die Erzählungen bzw. Legenden von Sar gon und von seinem Enkel Narām-Sîn waren auch jenseits der Grenzen Mesopotamiens bekannt, beispielsweise in Ḫatti.118 Sie wurden auch in hurritischen rituellen Texten119 er115 Siehe Schmitt, Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden, S. 162 (XPf, § 4, Zeilen A-K). 116 Zu dem Zahlenmuster „drei-vier“ und seiner Anwendung auf den Fall Salomos siehe Kapitel VII, § I I und Kapitel X, § I II. Die Übersetzung ins Englische geht auf mich zurück. 117 Siehe ausführlich I. Kalimi, Review von Rivka Ulmer, „Egyptian Cultural Icons in Midrash“, JNES 71 (2012), S. 351–354. 118 Siehe § I V, B, 2 und die Literaturverweise in den Anmerkungen 93-94. 119 Siehe van de Mieroop, „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, S. 140–141.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
145
wähnt, und Sargons Epos wurde im Archiv von Tel el-Amarna in Ägypten gefunden.120 Darüber hinaus sind die kulturellen Kontakte zwischen der mesopotamischen Welt und dem Land und der Bevölkerung Israels eine anerkannte Tatsache, die eine große Anzahl von Texten aus beinahe jedem Genre der biblischen Literatur bezeugt.121 Auch archäologische Funde, wie beispielsweise ein Fragment des Gilgamesch-Epos, das in Megiddo gefunden wurde,122 und ein Stelenfragment Sargons II. aus Aschdod123 spiegeln diese Kontakte wider. Obwohl die Möglichkeit einer Weitergabe verschiedener Traditionen an das biblische Israel durchaus gegeben ist, gerät man in Schwierigkeiten, wenn man versucht, Vorgänge dieser Art bestimmten Momenten der Geschichte Israels zuzuordnen. So ist beispielsweise die Stele Sargons II. offensichtlich deutlich später als die Salo monische Zeit zu datieren; das Gilgamesch-Fragment stammt aus dem 14. Jh. v. u. Z. und ist daher vorisraelitisch. Keiner der beiden Funde liefert einen direkten Beweis dafür, dass die Sargon-Traditionen im Israel der frühen Königszeit bekannt waren. Darüber hinaus waren die mesopotamischen Reiche nach heutigem Wissensstand in der Zeit Salomos in der Levante nicht aktiv. Die neuassyrische und die neubabylonische Oberherrschaft über das Land Israel im Allgemeinen und über die Königreiche Israel und Juda im Besonderen hatten mit Sicherheit zwischen dem 9. und dem 6. Jh. v. u. Z. einen großen Einfluss auf die israelitische Literatur und Vorstellungswelt, wie verschiedene akkadische und bibli sche Quellen aus der Zeit des Ersten Tempels belegen.124 Im folgenden sollen lediglich zwei Traditionen genannt werden, die von besonderer Bedeutung für unsere Diskussion sind: (a) Die Völkertafel berichtet von der Erbauung der Stadt Akkad durch Nimrod (Gen 10,8–10), der entweder mit Sargon von Akkad oder seinem Enkel Narām-Sîn oder mit dem späteren assyrischen König Tukulti-Ninurta I. (1243–1207 v. u. Z.) identifiziert werden kann.125 (b) Auch wenn der Name „Mose“ wahrscheinlich die Abkürzung eines 120 Siehe Albright, „The Epic of the King of Battle: Sargon of Akkad in Cappadocia“, S. 1–20; J. G. Westenholz, Legends of the Kings of Akkade: The Texts, S. 102–139. 121 Siehe z. B. W. W. Hallo, B. W. Jones und G. L . Mattingly (Hgg.), The Bible in the Light of Cuneiform Literature, Ancient Near Eastern Texts and Studies 8 (Lewiston, NY: E. Mellen, 1990). 122 A. Goetze und S. Levy, „Fragment of Gilgamesh Epic from Megiddo“, Atiqot 2 (1959), S. 121–128. 123 Siehe H. Tadmor, „Fragments of an Assyrian Stela of Sargon II“, in M. Cogan (Hg.), „With My Many Chariots I Have Gone up the Heights of Mountains“: Historical and Literary Studies on Ancient Mesopotamia and Israel (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2011), S. 495–504. 124 Ein Beispiel von vielen sind die Flüche, die in Deuteronomium 28 aufgelistet sind und die Ähnlichkeiten mit Flüchen aus den „Vasallenverträgen Asarhaddons“ aufweisen, die König Asarhaddon von Assyrien mit seinen Vasallen schloss und die seine Nachfolge durch seinen Sohn Aššurbanipal regelten; siehe S. Parpola und K. Watanabe (Hgg.), Neo-Assyrian Treaties and Loyalty Oaths, State Archives of Assyria 2 (Helsinki: Helsinki University Press, 1988). 125 Zur Identifikation von Nimrod und Akkad in Gen 10,8–10 mit Sargon selbst oder seinem Enkel Narām-Sîn und Agade siehe z. B. Y. Levin, „Nimrod the Mighty, King of Kish, King of Sumer and Akkad“, VT 52 (2002), S. 350–366. Siehe auch Micha 5,5, wo ארץ נמרודparallel zu ארץ אשורgenannt wird. Obwohl Nimrod an dieser Stelle jedoch nicht als ein Gott, sondern vielmehr als ein mächtiger menschlicher Jäger beschrieben wird, gibt es einige Forscher, die ihn mit dem akkadischen Kriegsgott Ninurta identifizieren und die große Macht Nimrods als mesopotamischen König unterstreichen; siehe van der Kooij, „‚Nimrod, A Mighty Hunter before the Lord!‘“, S. 2–8. Andere Wissenschaftler sind jedoch der Meinung, dass der biblische Nimrod wohl eher eine Erinnerung
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
146
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
ägyptischen theophoren Namens (mes bedeutet „Kind“) ist,126 stellt die Erzählung von seiner Rettung aus dem Körbchen, das im Nil schwamm (Ex 2,1–10), doch eine enge Pa rallele zu der Rettung Sargons von Akkad aus einem auf dem Euphrat dahintreibenden Körbchen dar, wie sie in der Geburtslegende Sargons aus der Zeit Sargons II. (letztes Vier tel des 8. Jh. v. u. Z.; siehe § IV, B, 1) beschrieben wird.127 Nun ist der biblische Name Jedidja politisch – oder typologisch, jedoch nicht lexika lisch – gleichbedeutend mit dem Namen Šarru-kīn, und die biblische Phrase „der Herr liebte ihn“ ist äquivalent zu „Ischtar liebte mich.“ Auch wenn diese Beispiele von ver schiedenen Orten und aus verschiedenen Zeiten stammen, so ist ihre Intention doch ein und dieselbe, nämlich dass ein Usurpator auf religiöser Ebene legitimiert werden soll, sei dies Sargon von Akkad, Sargon II. von Aššur oder Salomo. Möglicherweise waren die Le genden von Sargon und Narām-Sîn im Alten Israel ebenso bekannt wie im Land Ḫatti. Daher kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Verfasser von 2. Sam 12,24d–25 die Geburtslegende Sargons kannte und den Satz „Ischtar liebte mich“ als Vorbild für seine Bemerkung über Salomo, dass „der Herr ihn liebte“ nutzte, während er Letzterem den Namen Jedidja als politisches Äquivalent zu dem Namen Šarru-kīn zuschrieb. Es sollte jedoch anerkannt werden, dass Šarru-kīn der einzige Name ist, der für Sar gon – für beide Herrscher dieses Namens – belegt ist, während der Name Jedidja in der Geschichtsschreibung des Alten Israel im Allgemeinen nicht verwendet wurde. Beide Geschichtswerke, sowohl das frühe (Deuteronomistische), als auch das späte (Chronis tische), verwendeten systematisch den Geburtsnamen Salomo und nicht den Namen Je didja.128 Es bleibt daher unsicher, wann und wie häufig dieser Name tatsächlich für Sa lomo verwendet wurde. Dennoch sollten die politischen und religiösen Konnotationen des Namens klar sein: Er legitimiert den zukünftigen König Salomo in derselben Weise, wie ähnliche Namen und Ansprüche auf die besondere Liebe einer Gottheit andere an Tukulti-Ninurta darstelle, siehe E. A. Speiser, „In Search of Nimrod“, Eretz-Israel 5 (Benjamin Mazar Volume, 1958), S. 32*–36*; K. van der Toorn und P. W. van der Horst, „Nimrod Before and After the Bible“, HTR 83 (1990), S. 1–29, insb. 7. 126 Siehe J. G. Griffiths, „The Egyptian Derivation of the Name Moses“, JNES 12 (1953), S. 225–231, insb. 231 und dort Verweise auf frühere Literatur; C. Houtman, Exodus, übersetzt von J. Rebel und S. Woudstra; Historical Commentary on the Old Testament (Kampen: Kok, 1993), Bd. 1, S. 83–86, insb. 83–84. Dort findet sich auch ein Überblick über die Geschichte der Interpretation dieses Textes, u. a. durch Philon und Josephus, die die griechische Version des Namens auf der Grundlage der zeitgenössischen ägyptischen Sprache erklärten. In der biblischen Erzählung wird der Name gemäß einer volkstümlichen Etymologie aus der Midraschliteratur erklärt, die mit dem Klang der Wörter משהund משיתהוspielt: „Und sie nannte ihn Mose ()משה, und sie sagte: Ich habe ihn ja aus dem Wasser gezogen (( “)משיתהוEx 2,10); diese Worte werden der Tochter des Pharao in den Mund gelegt, als ob sie die hebräische Sprache kennen würde. 127 Die hypothetische Möglichkeit, dass beiden Erzählungen ein folkloristisches Thema oder Mär chenmotiv gemeinsam war, kann allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden; siehe H. Greß mann, Moses und seine Zeit: Ein Kommentar zu den Mose-Sagen (Göttingen: Vandenhoeck & Ru precht, 1913), S. 1–16. 128 Es gibt jedoch eine Anspielung auf den Namen Jedidja im Buch Nehemia. Dazu und zu dem völli gen Fehlen von „Jedidja“ in den Chronikbüchern siehe Kapitel VII, § IV, 2. Zu weiteren Ähnlich keiten zwischen der Sargon-Legende und der Salomo-Erzählung siehe oben, § IV, B, 1 (a).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
147
Usurpatoren des Alten Orients legitimierten. Dennoch gibt es im Fall Salomos etwas ein zigartiges: Während sich zwar im gesamten Alten Orient Usurpatoren finden, die für sich in Anspruch nehmen, von einer Gottheit besonders geliebt zu sein, haben diese Könige teilweise auch neue königliche Namen angenommen. In keiner der erhaltenen Parallelen werden diese beiden Motive jedoch kombiniert. Nur in 2. Samuel 12,24d–25 wird der neue Name selbst durch die Gottheit verliehen und unmittelbar als ein Ausdruck göttlicher Liebe beschrieben: Salomo wird von beiden durch den Herrn geliebt und bevorzugt, gleichzeitig ist ihm vom Herrn ein neuer Name gegeben, der sich auf diese Liebe bezieht. VI Zusammenfassung Die Erzählung von der Geburt Salomos (2. Sam 12,24–25) ist einzigartig in der Ge schichtsschreibung des Alten Israel über die Königszeit. Obwohl der Geburtsname des neugeborenen Kindes Salomo war, erhielt er von dem göttlichen Boten Nathan einen weiteren Namen: Jedidja, wodurch betont wird, dass „der Herr ihn liebte“. Der Zweck und die Bedeutung dieses Namens und der Phrase sollten vor dem Hintergrund drei sich ergänzender Zusammenhänge verstanden werden: erstens in ihrem unmittelbaren Text zusammenhang (2. Samuel 10–12); zweitens im weiteren Kontext der Erzählung über Salomos Aufstieg an die Macht (1. Könige 1–2); und drittens im Zusammenhang der Pa rallelen in vergleichbaren altorientalischen Texten, die davon berichten, wie Usurpatoren und Könige, die eigentlich nicht thronfolgeberechtigt waren, den Thron für sich beanspruchten. Letztere versuchten, ihre Königsherrschaft zu legitimieren, indem sie sich selbst als Geliebte oder Erwählte bestimmter Schutzgottheiten präsentierten, teilweise in Verbindung damit, dass sie einen neuen Thronnamen annahmen, der ihren Status besonderer Nähe zu einem oder mehreren Göttern widerspiegelte. Dieses historische und literarische Phänomen zeigt sich eindeutig in mesopotamischen, anatolischen, ägyptischen und persischen Schriften verschiedener Epochen. Es erscheint in sumerischen, altbabylo nischen und neuassyrischen Quellen (über Sargon den Großen von Akkad und Sargon II. von Assyrien); in ḫethitischen Texten (über Ḫattušili III.); in ägyptischen Schriften (über Hatschepsut und einige andere Pharaonen); und in gewissem Ausmaß auch in Texten über Xerxes I. von Persien, auch wenn dieser weder einen neuen Namen noch göttliche Liebe für sich in Anspruch nimmt. Diese vergleichende historische Diskussion zeigt, dass Usurpatoren im Alten Israel und in den Nachbarkulturen – sowohl den semitischen als auch den nichtsemitischen – eine Legitimierung ihrer Herrschaft durch Götter ins Feld führten. Im Gegensatz zu Knapps Ansicht, dass die Ähnlichkeiten zwischen diesen Apologien aus verschiedenen altorien talischen Kulturen ähnliche Ausgangssituationen widerspiegelten und kein Hinweis auf ein gemeinsames literarisches Erbe seien,129 ist es wohl wahrscheinlicher, dass es tatsäch 129 Siehe Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 45–46: „Ich vertrete die Auffassung, dass die Wiederholung dieser Motive nicht das Werk späterer Autoren war, die bewusst auf frühere Apologien zurückgriffen; es ist unwahrscheinlich, dass der Inhalt der meisten Apologien auch außerhalb der Kulturen, in denen sie entstanden waren, verbreitet war… Diese Motive sind also nicht exklusiv einer bestimmten Kultur des Alten Orients vorbehalten; sie entstanden aus den kulturellen und ideologischen Ähnlichkeiten zwischen diesen Gesellschaften“ („I contend that the
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
148
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
lich eine Tradition dieser königlichen Apologien mit gemeinsamen Kernmerkmalen gab, die altorientalischen Kulturen gemeinsam war. Das zeigt sich besonders deutlich in den Fällen von Sargon dem Großen und Ḫattušili III., die beide betonen, dass sie unter dem Schutz der Ištar stehen, obwohl Ištar ursprünglich keine gebürtige ḫethitische Gottheit war. Dass Traditionen über Sargon den Großen im Land Ḫatti weit verbreitet waren, un terstützt die Schlussfolgerung, dass die Bezüge bewusst hergestellt wurden, und zeigt eine grobe Parallele zu dem ähnlichen Motiv in 2. Sam 12,24d–25. Das spricht gegen Knapps Schlussfolgerung, dass die Erzählung von Salomos Thronfolge im Alten Orient ungewöhnlich gewesen sei, weil sie zwar Salomos Handlungen rechtfertige, seine Thron besteig ung selbst aber nicht legitimiere.130 Vor dem Hintergrund dieser altorientalischen Parallelen sollten die Erzählung von Salomos Geburt, die Verleihung seines zweiten Namens – Jedidja – und auch die Bemer kung, er sei von Gott geliebt worden, in 2. Sam 12,24d–25 in enger Verbindung zu Salo mos Thronbesteigung in 1. Könige 1–2 gesehen werden. Tatsächlich fungiert die frühere Erzählung in Samuel als Hintergrund, Legitimierung und Rechtfertigung für die letz tere, und beide stammen vermutlich aus einer Hand. Darüber hinaus rahmen die Erzäh lungen von Salomos Geburt in 2. Samuel 10–12 einerseits und von seiner Krönung in 1. Könige 1–2 andererseits die gesamte Thronfolgeerzählung. Es ist außerdem auffällig, dass Nathan, der Salomo in seiner Auseinandersetzung mit Adonia unterstützte (1. Kö nige 1), auch derjenige war, der Batsebas zweitgeborenem Sohn den Namen Jedidja verlieh und diesem die Liebe und den Schutz Gottes übermittelte (2. Sam 12,24d–25). Theoretisch könnte die hier zugrundeliegende Vorstellung göttlicher Bevorzugung und die damit verbundene Art und Weise, einen Usurpator auf dem Thron zu legitimieren, entweder in Israel selbst unabhängig von den Nachbarkulturen entwickelt worden sein oder – was wahrscheinlicher ist – unter dem Einfluss einer oder mehrerer der oben genannten Kultur(en). Falls Letzteres zutrifft, ist es am plausibelsten, anzunehmen, dass die Idee ihren Weg von Mesopotamien nach Israel fand. Zudem ähnelt die Usurpation Salomos, die durch die Bevorzugung durch Gott („denn es war von dem Herrn für ihn bestimmt“, 1. Kön 2,15) gerechtfertigt wird, sehr stark der von Sargon dem Großen, die ebenfalls als Ausdruck einer Vorliebe der Götter, vor allem Inannas/ Ištars, erklärt wird. Darüber hinaus ist der Name Jedidja in politischer und ideologischer Hinsicht vergleichbar mit dem Namen Šarru-kīn (Sargon), und die Phrase „der Herr liebte ihn“ ist eine Pa rallele zu der Phrase „Ischtar liebte mich“ in der Geburtslegende Sargons. In beiden Fällen ist die Intention, dem Usurpator eine göttliche Legitimation zu verleihen. Das bedeutet nicht zwingend, dass sich die Thronfolgeerzählung auf genau diese Texte bezieht, sondern eher, dass sie dieselben oder ähnliche Traditionen aufgreift. Grundsätzlich könnten recurrence of these motifs is not a product of later authors consciously drawing on the work of the earlier apologies; it seems unlikely that the content of most apologies diffused outside of the societies in which they originate… These motifs, then, are not exclusive to any one society of the ancient Near East; they sprung up from the cultural and ideological similarities shared by these societies“). 130 Siehe Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 264–267, vgl. 28–30. Er schließt sowohl 2. Samuel 11–12 als auch 1. Könige 2,15.22–24 – die sich ebenfalls auf die Erwählung Salomos durch Gott beziehen – aus der Thronfolgeerzählung aus.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomo als Gottes geliebter König im biblischen und altorientalischen Kontext
149
diese auch aus Ägypten nach Israel gekommen sein oder durch die ḫethitische Apologie Ḫattušilis III., die wiederum selbst durch die mesopotamischen Vorbilder beeinflusst war – wobei die ḫethitische Apologie jedoch nicht explizit die Liebe einer Gottheit oder einen neuen Namen erwähnt. In jedem Fall stimmt die Legitimierung Salomos in den biblischen Texten mit den altorientalischen Traditionen überein und ist kein fremdartiges Fragment ohne jede Verbindung zu ihrem Kontext. Die Verleihung des Namens Jedidja an Salomo und die Bek räftigung, dass „der Herr ihn liebte“, bilden einen wesentlichen Bestandteil der Er zählung von Salomos Thronfolge. Diese beansprucht eine göttliche Legitimation seiner Usurpation, die 1. Könige 1–2 beschreibt, in denen auch die Vorstellung einer Erwählung durch Gott noch einmal bekräftigt wird (1. Könige 2,15.24).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel VII: Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche I Einleitung Es ist bekannt, dass David und Salomo in den Schriften der Vorderen Propheten, vor allem in den Samuel- und Königebüchern, eine bedeutende Rolle spielen. Während jedoch David auch in zahlreichen Texten erwähnt wird, die zu den Hinteren Propheten gehören,1 wird Salomos Name dort an keiner Stelle aufgeführt. Stattdessen wird er in einigen Büchern genannt, die zu den Schriften (Hebr.: Ketubim) gehören. Diese umfassen zuvorderst die späten historischen Bücher, die Chronik – einige Erwähnungen in 1. Chro nik und vor allem in 2. Chronik 1–9 // 1. Könige 1–11 – und Nehemia (13,26) sowie in der poetischen und weisheitlichen Literatur, im Besonderen die Psalmen (72,1; 127,1), das Hohelied (1,1.5; 3,7–11; 8,11–12) und die Sprüche (1,1; 25,1). Kohelet bzw. Prediger wurde traditionell ebenfalls Salomo zugeschrieben, wie auch das apokryphe oder deute rokanonische Buch der Weisheit Salomos (Sapientia Salomonis), und das pseudepigraphi sche Testament Salomos. Das Ziel dieses Kapitels ist nicht eine Diskussion der Rolle Salomos in den gesamten Ketubim und der jüdischen Literatur aus der Zeit des Zweiten Tempels. Vielmehr sollen einige besonders charakteristische Fälle behandelt werden. Dazu gehört die Einführung Salomos in der Chronik (seine Geburt, sein Name und seine Position unter Batsebas Söhnen) mit einer kritischen Übersicht über aktuelle Forschungsmeinungen zu dieser Frage. Das Kapitel diskutiert außerdem den Namen „Jedidja“, der weder in der Chronik noch in der Weisheit Salomos, dem Testament Salomos oder den Schriften des Josephus erwähnt, auf den jedoch in den Psalmen und in Nehemia angespielt wird. Das übergrei fende Ziel dieses Kapitels ist es, diese zwei Tendenzen in der Rezeption von Salomos Ge burt und Namensgebung nachzuzeichnen, die in der Literatur nach Samuel-Könige fest zustellen sind. Darüber hinaus werden Wortspiele mit den Namen Schlomo und Jedidja aus dem Buch Ben Sira (Jesus Sirach) untersucht, und es wird diskutiert, ob „Kohelet“ (Koh 1,1) tatsächlich ein dritter Name Salomos war. II Salomos Geburt und seine Stellung unter Batsebas Söhnen in der Chronik Im Chronistischen Geschichtswerk erzählt der Chronist die Geschichte der Kriege zwischen den Israeliten und den ostjordanischen Königreichen – den Ammonitern und den Aramäern – im Wesentlichen so, wie sie in seiner Vorlage, dem Samuelbuch, zu finden
1 Siehe z. B. Jes 9,6; 16,5; 29,1; Jer 17,25; 22,2.30; 36,30; Ez 34,24; 37, 24; Hos 3,5; Am 9,11; Sach 12,7.8; 13,1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
152
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
ist (1. Chr 19,1–20,3 // 2 . Sam 10,1–19 + 11,1a-b + 12,26–31).2 In seinem Werk lässt er jedoch die Erzählung von Davids Affäre mit Urias Frau, den Mord an Uria und Davids Hochzeit mit Batseba, die zu Salomos Geburt führte (2. Sam 11,1c–12,25), aus. Diese gesamte meisterhafte, literarisch strukturierte Erzählung aus dem Samuelbuch3 wurde den potenziellen Lesern der Chronik vollständig vorenthalten. Mehr noch, der Chronist lässt nicht nur die ausführliche Erzählung aus 2. Sam 11,1c–12,25 aus, sondern bezieht sich auch an keiner einzigen Stelle darauf. Als er zum ersten Mal in seinem Buch Salo mo und seine Mutter vorstellt, schreibt er: „Batschua, die Tochter Amiëls“ (1. Chr 3,5) anstelle von „Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Ḫethiters“, wie es in seiner Vorlage (2. Sam 11,3.26) steht.4 Die Intention des Chronisten ist offensichtlich: Er will sowohl David als auch Salomos Mutter von der Besudelung durch ihre ehebrecherische Affäre „reinigen“ und jeden Hinweis darauf vermeiden. Darüber hinaus lässt der Chro nist in seinem Werk auch den theophoren Namen Jedidja (i. e. „Geliebter des Herrn“) unerwähnt. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Benennung Salomos als Jedidja in 2. Sam 12,24–25 mit der Erzählung vom Ehebruch verbunden ist. Während der erste Sohn also starb, wurde der zweite – Salomo – von Gott geliebt. Deshalb zog es vermut lich der Chronist vor, den Namen ebenso wie die restliche Erzählung wegzulassen.5 Tat sächlich würde jeder Hinweis auf dieses Thema die idealisierte Darstellung der Gründer der Davidischen Dynastie – David und Salomo – beeinträchtigen, die er in seinem Werk präsentiert.6 Diese Intention des Chronisten wird sowohl in der vormodernen als auch in der modernen Bibelwissenschaft adäquat und persistent behandelt. So bemerkt beispiels weise der Autor des Kommentars, der Raschi zugeschrieben wird (Pseudo-Raschi), bereits im 12. Jh. zu einigen Versen der Chronik: „In diesem Buch will er (i. e. der Chronist) nichts sagen, was das Davidische Haus (i. e. die Davidische Dynastie) verletzen könnte.“7 2 Im Gegensatz zu einigen anderen Exegeten (beispielsweise A. G. Auld) bin ich der Meinung, dass Samuel-Könige die grundlegende Quelle des Chronisten war. Zu diesem Thema siehe ausführlich Kalimi, „Kings with Privilege“ und außerdem Kapitel III, § III. 3 Siehe Kapitel V. 4 Die Versionen von 1. Chr 3,5 in der Septuaginta und der Vulgata setzen eine Vorlage voraus, in der שבע- בתstatt בת־ׁשועstand. Der Targum zur Chronik setzt beide explizit gleich: „Batschua, die Batse ba ist.“ Die Variation שוע- בת/ שבע- בתgeht auf die Homophonie von בund וzurück, vgl. E. L. Curtis und A. A . Madsen, A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Chronicles, The International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1910), S. 99. Zu der Form Batschua vgl. 1. Chr 2,3; Gen 38,2.12 (Judas Frau). Der Name Amiël, der in der Chronik anstelle von Eliam in Samuel steht, geht auf eine Umstellung des theophoren Elements zurück, vgl. אליהו/יכניה יואל/יהויכין. In seinem Kommentar zu 1. Chr 3,5 geht David Kimchi tatsächlich auch davon aus, dass Batschua/ Batseba ebenso wie Amiël/ Eliam Varianten desselben Namens sind. Die Septuaginta bietet in 2. Sam 11,3 „die Tochter von Eliab“ (Austausch von מund ;)בdie Peschițta liest „die Tochter von Ahinoam“ (vgl. 1. Chr 3,1). Für eine ausführliche Diskussion der Identität Batsebas siehe A. E. Gardner, „The Identity of Bath-Sheba“, RB 112 (2005), S. 521–535. 5 Zu einer anderen möglichen Erklärung für das Fehlen des Namens Jedidja in der Chronik siehe § I V, 2. 6 Dementsprechend lässt der Chronist auch die Anspielung auf die Affäre von David und Batseba weg, die in 1. Kön 15,5 steht; siehe die Textparallelen zwischen 1. Kön 15,1–6 und 2. Chr 13,1–3. 7 Das Zitat stammt aus Pseudo-Raschis Kommentar zu 1. Chr 17,13. Siehe Kalimi, The Retelling of
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
153
Falls der Chronist die Erzählung aus 2. Samuel 12 tatsächlich aus seinem Buch ausschließen wollte, wäre es aus dem zuvor genannten Grund für ihn sehr kompliziert ge wesen, die Erzählung über die Geburt und den Tod von Davids und Batsebas erstem Sohn (2. Sam 11,27; 12,14–23) zu integrieren. Er scheint jedoch noch einen weiteren Beweggrund gehabt zu haben, diese Erzählung auszuschließen – einen Grund, den die Forschung bisher völlig übersehen hat. Der Sohn wurde als Folge des Ehebruchs geboren und starb wegen der Sünden seiner Eltern. Das bedeutet, dass die Strafe vom Vater auf seinen Nachkommen übertragen wurde.8 Daher steht das Grundprinzip der Erzählung im Widerspruch zu dem elementaren theologischen Konzept des Chronisten, dass jeder aufgrund seiner eigenen Sünde(n) stirbt.9 Der Chronist hat das Prinzip von Gerechtigkeit und Vergeltung übernommen, das in Dtn 24,16 deutlich formuliert wird und auch bei den Propheten Jeremia und Ezechiel zu finden ist: „Es sollen nicht Eltern um der Kinder willen getötet werden, und Kinder sollen nicht um der Eltern willen getötet werden; ein jeder soll für seine eigene Sünde getötet werden“. Jeremia kündigt an: „In jenen Tagen werden sie nicht mehr sagen: Die Eltern haben saure Trauben gegessen, und die Zähne der Kinder sind stumpf geworden; sondern jeder wird wegen seiner eigenen Schuld sterben; jeder Mensch, der saure Trauben isst, dessen Zähne sollen stumpf werden“ (Jer 31,29–30; vgl. Ez 18,2). Ezechiel drückt dies unmissverständlich aus: „Die Seele, die sündigt, sie soll sterben. Ein Kind soll nicht die Schuld der Eltern tragen, noch sollen die Eltern die Schuld des Kindes tragen; die Gerechtigkeit des Gerechten soll auf ihm sein, und die Gottlosig keit des Gottlosen soll auf ihm sein“ (Ez 18,20; siehe auch 2. Kön 14,6 // 2 . Chr 25,4).10 Aufgrund der Auslassung des Textabschnitts 2. Sam 11,1c–12,25 wird der Leser der Chronik zwar über die Geburt Salomos informiert, er erfährt jedoch nichts über die näheren Umstände im Vorfeld dieser Geburt.11 Die Nennung Salomos in der Liste der Söh ne Davids, die in Jerusalem geboren wurden (1. Chr 3,5–9), suggeriert dem Leser, dass Salomo unter normalen Umständen geboren worden sei, wie auch Davids andere Söhne und die vielen anderen Personen, die in den genealogischen Listen vor dem Abschnitt Chronicles in Jewish Tradition and Literature, S. 199–209, insb. 204–205 und weitere Verweise auf Pseudo-Raschis Kommentar sowie die Diskussion des Themas an dieser Stelle. 8 Zu diesem Thema siehe Kapitel V, § I II, A (9). 9 In ähnlicher Weise verursachten Salomos Sünden die Teilung seines Königreichs (1. Kön 11,11–13). Das aber geschah nicht zu seinen Lebzeiten, sondern erst nach seinem Tod, so dass sein Sohn Re habeam die Konsequenzen zu tragen hatte; siehe auch 1. Kön 15,29–30; 16,12–13. Auch diesen Um stand schließt der Chronist aus. 10 Zu diesem theologischen Konzept in der Chronik siehe z. B. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels, S. 197–205; R. B. Dillard, „Reward and Punishment in Chronicles: The Theology of Imme diate Retribution“, WTJ 46 (1984), S. 164–172. Für weitere bibliographische Hinweise zu diesem Thema siehe I. Kalimi, The Books of Chronicles: A Classified Bibliography, Simor Bible Bibliography 1 (Jerusalem: Simor, 1990), S. 95–96. Dennoch muss eingestanden werden, dass der Chronist diese Methode in seinem Werk nicht systematisch anwendet; siehe z. B. 1. Chr 21,1–17; 2. Chronik 25.32; vgl. auch W. Rudolph, Chronikbücher, Handbuch zum Alten Testament 21 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1955), S. xix. 11 In ähnlicher Weise lässt der Chronist auch die „Hof-Erzählung“ von Salomos Thronfolge aus seinem Werk aus, die in 1. Könige 1–2 steht. Siehe ausführlich Kapitel X und XI.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
154
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
1. Chr 3,5–9 und nach den Abschnitten 1. Chr 1,1–3,4 und 1. Chr 3,10–9,44 genannt werden. Wie bereits erwähnt, verzeichnet der Chronist nicht die Geburt und den Tod des ersten Kindes Batsebas (2. Sam 11,27; 12,13–23), genauso wenig die Geburt des zweiten Kindes, Salomos (12,24–25). Stattdessen liefert er eine Liste der Söhne Davids, wie sie in 2. Sam 5,14 steht, und fügt an deren Ende hinzu: „Vier von Batschua, der Tochter Amiëls“ (1. Chr 3,5c): 2. Sam 5,14–15
1. Chr 3,5–6 a. Diese wurden ihm in Jerusalem geboren:
[D]ies sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden:
5
Schammua und Schobab und Nathan und Salomo
b. Schimea und Schobab und Nathan a und Salomo, c. ( diese) vier von Bat-Schua, der Tochter Amiëls; 6 und Jibhar und Elischama … b
14
15
und Jibhar und Elischua …
a Interessanterweise führt die Geneaologie Jesu in Lk 3,31 ihn auf Nathan zurück und nicht, wie in Mt 1,6– 16, auf Salomo; siehe die Diskussion bei Kalimi, The Retelling of Chronicles in Jewish Tradition and Lit erature: A Historical Journey, S. 66; ders., Das Chronikbuch und seine Chronik, S. 87–88. Steht das „Haus Nathans“, das in Sach 12,12 erwähnt wird, in Verbindung zu dem Nathan, der in den hier diskutierten Texten genannt wird? b Diese Namen tauchen nur hier und in 1. Chr 14,4–6 (// 2. Sam 5,14–16) auf.
Die Informationen über die Namen von Davids Söhnen in 1. Chronik 3 stammen aus 2. Sam 5,14–16. Der Chronist wiederholt die Liste noch einmal wortgetreu in 1. Chr 14,4–7, einer Parallelstelle zu 2. Sam 5,14–16.12 Obwohl jedoch die Namen „Schimea [i. e. Schammua] und Schobab und Nathan und Salomo“ in 2. Samuel 5,14 aufgelistet werden und Salomo dort an vierter Stelle unter den elf Söhnen Davids genannt wird, würde niemand aus 1. Chronik 14 schließen, dass Batseba vier Söhne hatte. Dass Batseba David vier Söhne gebar und Salomo der vierte und jüngste von ihnen war, geht nur aus 1. Chr 3,5 hervor. Diese Darstellung steht im Widerspruch zu dem, was in 2. Samuel über die Kinder gesagt wird, die Batseba gebar, dass sie nämlich deren zwei zur Welt brachte: Das erste starb, das zweite war Salomo – das älteste und einzig überlebende Kind. Darü ber hinaus finden sich in keinem frühen Text weitere Informationen zu der Zahl der Kin der Batsebas. Nirgends findet sich ein weiterer Beleg für die Behauptung, dass Salomo 12 Diese Wiederholung in der Chronik soll vermutlich Salomos Geburtsort hervorheben, insbesondere die Tatsache, dass Salomo in der Stadt geboren wurde, die in der Zeit des Chronisten zum spirituel len und kulturellen Zentrum des jüdischen Volkes geworden war; siehe Kalimi, An Ancient Israelite Historian, S. 88.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
155
Batsebas vierter und jüngster Sohn gewesen sei. Die folgenden Abschnitte bieten einen kritischen Überblick über verschiedene antike und moderne Erklärungsansätze zu diesen Themen. Als Abschluss präsentiere ich meinen eigenen Vorschlag. Die einfachste Lösung ist, 1. Chr 3,5c wegzulassen oder zu ignorieren, wie es beispiels weise in der altsyrischen Übersetzung der Fall ist – vermutlich, um die skizzierten Proble me zu umgehen. Das heißt, anstatt sich mit den Problemen zu befassen, hat der Übersetzer die Probleme nicht-existent gemacht. So findet sich auch in der Talmud- und Midrasch literatur kein Anzeichen dafür, dass die Rabbinen sich mit diesem Thema befasst hätten. Entweder waren sie sich der Widersprüche nicht bewusst, oder sie konnten sie einfach nicht erklären. Später schrieben die Masoretischen Schriftgelehrten den disjunktiven Ak zent Sakef katan über das Wort „vier“, um die Zahl von dem Namen „Batseba“ zu trennen, als ob sie ausdrücken wollten, dass nicht alle vier Söhne von Batseba waren.13 Im Mittelalter versuchte David Kimchi (1160–1235), die verschiedenen Widersprü che zwischen Samuel-Könige und der Chronik aufzulösen. So schlägt er in seinem Kom mentar zu 1. Chr 3,5 vor, dass die Namen der vier Söhne in 3,5b nicht in chronologi scher Reihenfolge ihres Geburtsdatums aufgelistet seien, sondern dass die Liste mit dem jüngsten Sohn beginne und mit dem ältesten – Salomo – ende. Aber selbst wenn Kimchi recht hätte, löst sein Vorschlag nur einen Teil des Problems, dass nämlich Salomo Batse bas ältester Sohn war. Es löst nicht das Problem, dass Samuel nur von einem überlebenden Sohn Batsebas berichtet, während der Chronist vier auflistet. Des Weiteren ist un klar, warum davon ausgegangen werden sollte, dass die Söhne in 3,5b in einer anderen Reihenfolge aufgelistet wurden als in 3,1–3 und 3,15–16 oder an jeder anderen Stelle in der Chronik und der gesamten Hebräischen Bibel, wo die Namen, wie üblich, in chrono logischer Reihenfolge genannt werden. In der modernen biblischen Wissenschaft haben viele Exegeten entweder die hier dis kutierten Widersprüche nicht anerkannt,14 oder sie waren nicht in der Lage, sie aufzulö sen. So gesteht beispielsweise Sara Japhet zu: „Dass Salomo hier als Batsebas vierter Sohn erscheint, während er laut allen unseren Quellen ihr erster war, ist in der Tat schwierig.“15 Sie bietet aber keine Lösung für dieses oder das zweite Problem an, dass Batseba nur zwei und nicht vier Söhne geboren hatte. Abgesehen davon war Salomo gemäß 2. Samuel 12 13 Vgl. T. Willi, Chronik: 1. Teilband – 1. Chronik 1,1–10,14, Biblischer Kommentar Altes Testament 24/1 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2009), S. 111. 14 Siehe z. B. S. Oettli und J. Meinhold, Die geschichtlichen Hagiographen (Chronika, Esra, Nehemia, Ruth und Esther) und das Buch Daniel, Kurzgefasster Kommentar zu den heiligen Schriften Al ten und Neuen Testaments sowie zu den Apokryphen 8 (Nördlingen: C. H. Beck, 1889), S. 22; W. E . Barnes, The Books of Chronicles, The Cambridge Bible for Schools and Colleges (Cambridge: Cambridge University Press, 1899), S. 16; I. Benzinger, Die Bücher der Chronik: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 20 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1901), S. 11; Curtis und Madsen, A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Chronicles, S. 99–100; Wil liamson, 1 and 2 Chronicles, S. 56; R. L . Braun, 1 Chronicles, Word Biblical Commentary 14 (Waco, TX: Word Books, 1986), S. 50 und zahlreiche andere. 15 „The appearance here of Solomon as Bathsheba’s fourth son, while according to all our sources he was clearly her first, is indeed difficult“; S. Japhet, I & II Chronicles: A Commentary, Old Testament Library (Louisville, KT: Westminster/ John Knox Press, 1993), S. 96.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
156
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
Batsebas zweiter Sohn und nicht „ihr erster“. Einige Gelehrte jedoch versuchen, diese Wi dersprüche aufzulösen. Beispielsweise behauptet Rudolf Kittel einfach: „Besonders sind über die Vorlage hinaus die 4 ersten als Söhne der Bathseba bezeichnet. Die Erweiterung der Liste um 2 [sic] Namen wird auf Textfehlern ruhen.“16 Wilhelm Rudolph geht davon aus, dass die gesamte Liste der Nachkommen Davids in 1. Chronik 3 eine späte post chronistische Hinzufügung sei, die seiner Meinung nach auf außerbiblischen Quellen basiere.17 In ähnlicher Weise betrachtet Rudolf Mosis die Worte „vier von Batschua, der Tochter Amiëls“ zusammen mit dem gesamten Abschnitt 3,5–9 als sekundären Einschub eines späten Redaktors der Chronik, der den Angaben aus 1. Chr 14,4–7 folgte.18 Dieser Ansatz scheint eine einfache Antwort zu bieten, die jedoch eine ganze Reihe neuer Pro bleme nach sich zieht. Warum sollte der postchronistische Schreiber diese Worte oder dieses Kapitel in den Text einfügen und damit die Widersprüche zwischen Chronik und Samuel überhaupt erst erzeugen? Wie zuvor erwähnt, wiederholte der Chronist die Liste an zwei Stellen (1. Chr 3,5–9 und 14,4–7), um den Geburtsort Salomos hervorzuheben. Was wäre das Ziel gewesen, das der späte Redaktor mit der Wiederholung in 1. Chr 3,5–9 verfolgte? Darüber hinaus gibt es keine textliche oder philologische Grundlage für die Annahme, 3,5c sei eine späte Hinzufügung. Während der Chronist in 1. Chr 14,4–7 keine Zahlen nennt, fügt er in 1. Chr 3,5c die Zahl „vier“ und in Vers 8 desselben Kapitels die Zahl „neun“ hinzu. Es ist plausibel, anzunehmen, dass diese Zahlen eher auf den Chronisten zurückgehen als dass es sich um „eine spätere Glosse [handelt], die jemand ergänzt hat, der die Gesamtzahl der Kinder an dieser Stelle und am Ende des Verses (‚neun‘) hinzufügte“, wie Ralph W. Klein behaup tet.19 Es ist angebracht, in Erinnerung zu rufen, dass die Nennung einer numerischen Summe am Ende einer genealogischen Auflistung von Namen ein häufiges literarischkompositionelles Merkmal der Chronik ist – siehe z. B. 1. Chr 2,3–4 mit einer ähnlichen Struktur wie 3,1–5; 3,4a.22–24; 5,13; 7,1. Es ist unwahrscheinlich, davon auszugehen, dass all diese Summenangaben späte Glossen seien. Diese Summenangaben wurden vom Chronisten offenbar gemacht, um durch gewollte oder fehlerhafte Interpretation das bew usste Hinzufügen oder Streichen aus der Liste zu verhindern. So zeigt beispielswei se die Zahl „IX“ am Ende der Liste der Söhne, die David in Jerusalem geboren wurden (1. Chr 3,5), dass die Wiederholung der Namen אלישמעund אליפלטkein Fehler ist und die Namen nicht gestrichen werden dürfen.20 16 R. Kittel, Die Bücher der Chronik übersetzt und erklärt, Handkommentar zum Alten Testament 6/1 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1902), S. 22. In seinem Kommentar zu Vers 8 versucht Kittel – meines Erachtens erfolglos – zu erklären, wie es zu diesen Textfehlern kam. 17 Siehe Rudolph, Chronikbücher, S. 26. Es ist auffällig, dass Rudolph 1. Chronik 3 nicht in seiner „Gliederung der Chronikbücher“ nennt, siehe S. 1–5, insb. 1. Zu der Möglichkeit, dass dem Chro nisten eine außerbiblische Quelle zur Verfügung stand, siehe weiter unten im Abschnitt. 18 Siehe R. Mosis, Untersuchungen zur Theologie des chronistischen Geschichtswerkes, Freiburger theologische Studien 92 (Freiburg im Breisgau/ Basel/ Wien: Herder, 1973), S. 77–78, Anm. 86. 19 „[A] later gloss made by someone who added the total number of children here and at the end of the verse (‚nine‘)“; R. W. Klein, 1 Chronicles: A Commentary, Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 2006), S. 115. 20 Vgl. Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 250; siehe auch das Beispiel und die Diskussion auf den Seiten 266–273; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles, S. 296, 315–324.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
157
Andere Gelehrte wie beispielsweise Frederick E. Greenspahn, fragen sich: „Es ist schwer vorstellbar, was den Chronisten dazu bewegt haben könnte, seinen [i. e. Salomos] Namen an das Ende einer solchen Liste zu verschieben.“21 Doch der Chronist veränder te die Position Salomos in der Liste nicht, er fügte die Bemerkung hinzu, dass alle vier Batschuas Söhne waren. Die Namen stehen in derselben Reihenfolge wie in 2. Sam 5,14 und in 1. Chr 14,4, wobei sich in der Samuel-Textstelle kein Hinweis darauf findet, dass alle vier Söhne von Batseba waren. In ähnlicher Weise stellt ein Jahrzehnt später Gary N. Knoppers fest: „Es ist unklar, warum der Verfasser [i. e. der Chronist] diese Behaup tung [d. h., „vier von Batschua“] aufstellte.“22 Ungefähr zur selben Zeit schlägt Steven L. McKenzie vor, „[e]s [sei] möglich, dass der Chronist eine Übereinstimmung mit dem Muster der Verse 1–3 herstellen wollte, wo die Mütter genannt werden. Da Batseba die einzige Mutter aus Jerusalem ist, die in 2. Samuel erwähnt wird und Salomo eindeutig ihr Sohn war, schrieb der Chronist die ersten vier Namen auf der Liste (bis einschließlich Salomo) ihr zu.“23 Aber falls es tatsächlich zutrifft, dass „der Chronist eine Übereinstim mung mit dem Muster der Verse 1–3 herstellen wollte“, dann hätte er sich genau an die Fakten gehalten, nur Salomo als Sohn Batsebas zu bezeichnen und den oder die Namen einer oder mehrerer anderer Mütter für die verbleibenden drei Söhne zu nennen. Darüber hinaus stellt McKenzies Vorschlag den Chronisten als schlechten Schreiber dar, der bereit war, „einen zu hohen Preis für einen zu niedrigen Ertrag zu bezahlen“. Der Chro nist war demnach bereit, unpräzise und widersprüchliche Angaben – allerdings nicht innerhalb der Chronik als Ganzes – zu machen, indem er zum einen Batseba vier Söhne zuschrieb, obwohl sie lediglich einen überlebenden Sohn hatte, zum anderen Salomo an vierter Stelle nannte, obwohl er der erste überlebende Sohn war. So ging er vor, nur um eine „Übereinstimmung mit dem Muster“ seiner Vorlage zu erreichen, selbst dann, wenn damit nicht einmal eine substanzielle Botschaft an seine potenziellen Leser verbunden war. Und selbst wenn McKenzies Vorschlag zuträfe: Warum nannte der Chronist nicht die Namen der Mutter bzw. Mütter von Davids anderen neun Söhnen (3,6–8), ganz zu schweigen von den namenlosen Söhnen namenloser Konkubinen (3,9)? Vor einigen Jah ren hat sich Thomas Willi ebenfalls mit diesem Problem befasst. Er vertritt die Ansicht, dass die Tatsache von dem Chronisten nicht übersehen werden konnte, dass Salomo der erste überlebende Sohn seiner Mutter war. Die Reihenfolge der Namen in seiner Vorlage (2. Samuel 5) sei jedoch für den Chronisten bindend gewesen. Obwohl man nicht um hin kann, dem ersten Teil von Willis Aussage zuzustimmen, ist seine zweite Annahme jedoch zweifelhaft: Wenn sie tatsächlich zutrifft, warum hält sich der Chronist dann 21 „It is hard to imagine what could have motivated the Chronicler to have moved his name to the end of such a list“; F. E . Greenspahn, When Brothers Dwell Together: The Preeminence of Younger Siblings in the Hebrew Bible (Oxford: Oxford University Press, 1994), S. 78. 22 „It is unclear why the author makes this claim“; G. N. Knoppers, I Chronicles 1–9. A Translation with Introduction and Commentary, The Anchor Bible 12 (New York: Doubleday, 2004), S. 325. 23 „It may be that the Chronicler sought conformity with the pattern in verses 1–3 of naming the mo��thers. Since Bathsheba is the only Jerusalem mother mentioned in 2 Samuel and since Solomon was clearly her son, the Chronicler assigned the first four names on the list (that is, up to Solomon inclusive) to her“; McKenzie, 1–2 Chronicles, S. 76.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
158
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
an zahlreichen anderen Stellen nicht an die Reihenfolge der Namen, die seine Vorlage vorgibt (vgl. z. B. 1. Chr 21,2 mit 2. Sam 24,2; 2. Chr 9,28 mit 1. Kön 10,28; 2. Chr 8,7 mit 1. Kön 9,20)? Trotzdem behauptet Willi: „Schwierig ist die Frage zu beantworten, ob ihm [i. e. dem Chronisten] Batschua nur als Mutter Salomos gilt oder auch als die der drei erstgenannten Söhne Schima, Schobab und Natan.“24 Aber wie hätte der Chronist diese Frage deutlicher beantworten können als durch die Formulierung: „Schimea und Schobab und Nathan und Salomo, (diese) vier von Batschua, der Tochter Amiëls“? Meiner Meinung nach stammt 1. Chr 3,5c aus der Hand des Chronisten. Ich habe das bereits andernorts kurz diskutiert, aber dies ist offenbar – aus welchen Gründen auch immer – einigen Gelehrten nicht bewusst.25 Es lohnt sich daher, meine Argumentation noch einmal explizit darzulegen. Sehr wahrscheinlich wusste der Chronist, dass Salomo der erste überlebende Sohn von Batseba war. Dennoch wiederholte er die Liste der vier in Jerusalem geborenen Söhne Davids, wie sie ihm in 2. Samuel 5 vorlag, und interpretierte sie gemäß dem literarisch-numerischen Muster „drei-vier“ (oder „drei + eins“). In dieser neuen Interpretation/ Umformung erscheint Salomo als der vierte und letzte Sohn Batse bas. Der Chronist wollte die Bedeutung Salomos aufzeigen, indem er zum einen betonte, dass Salomo in Jerusalem geboren wurde, zum anderen ihn an vierter und letzter Stelle der Liste positionierte. Obwohl also Salomo der jüngste Sohn von Batseba war, war er – vor allen anderen – erwählt worden, um den Thron König Davids zu erben. Der Autor wollte andeuten, dass die drei älteren Söhne Batsebas der Königswürde nicht würdig waren, wohingegen ihrem jüngsten Sohn, Salomo, dieses Privileg zuerkannt wurde. Tatsächlich ist dieses literarische Merkmal in der Hebräischen Bibel weit verbreitet im Allgemeinen und an anderen Stellen der Chronik im Besonderen.26 So beschreibt der Chronist Salomo beispielsweise in 1. Chr 28,4–5 (Sondergut) als Gottes erwählten Kö nig. Und auch dort formt er seine Beschreibung nach dem literarisch-numerischen Mus ter „drei-vier“, indem er Salomo an vierter und letzter Stelle positioniert. Dieses literarische Merkmal erscheint darüber hinaus auch bei der Strukturierung der Listen der Söhne Josias in 1. Chr 3,15 und der Söhne Sauls in 1. Chr 8,33 (= 9,39). In beiden Fällen wird der Sohn als letzter genannt, der nach seinem Vater König wurde, obwohl beide früher geboren wurden. Keine dieser Umstellungen wird von dem Chronisten explizit vermerkt, und sie werden erst durch den Vergleich mit den Parallelen in Samuel-Könige deutlich.27 Dasselbe Muster wird in einem nicht genealogischen Zusammenhang in 2. Chr 20,25–26 explizit angewendet: „Drei Tage verbrachten sie mit dem Einsammeln der Beute, denn sie war groß. Und am vierten Tag sammelten sie sich im Tal Beracha. Denn dort dankten sie dem Herrn.“ Um nur ein Beispiel außerhalb der Chronik zu nennen: Juda wird ebenfalls an vierter Stelle unter den Söhnen Jakobs genannt: Nachdem die ersten drei Söhne 24 Siehe Willi, Chronik, S. 111. 25 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 306; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History, S. 365. 26 Für eine ausführliche Diskussion siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 305–310, insb. 305–307; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles, S. 362–368, insb. 362–364. 27 Für eine ausführliche Diskussion dieser Listen in der Chronik siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 306–307; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History, S. 364.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
159
– Ruben, Simeon und Levi – wegen ihrer bösen Taten zurückgewiesen wurden, rückte Juda an die bevorzugte Stelle, und das Königtum wird ihm verliehen (Gen 49,3–12, vgl. Genesis 34; 35,22–23). Überdies wird Salomos Bedeutung durch seine Platzierung in der Liste der Söhne Da vids zusätzlich betont, wie Klein richtig bemerkt: „Von den neunzehn Söhnen Davids, die in 1. Chr 3,1–8 genannt werden, nimmt Salomo die zehnte Stelle ein, exakt in der Mitte, mit neun vor ihm und neun nach ihm.“28 Es ist daher fraglich, ob der Chronist tatsächlich „Zugang zu Quellen [hatte], die dem Deuteronomisten nicht bekannt waren,“29 zumindest im Hinblick auf den vorliegenden Fall. Abgesehen davon ist – selbst wenn der Chronist Zugang zu einer solchen Quelle hatte – nicht automatisch davon auszugehen, dass diese Quelle historisch verlässlich ist und der alten Tradition aus dem Buch Samuel vorgezogen werden sollte. Es wäre daher ein Fehler, eine historische Schlussfolgerung auf der Basis des Textes von 1. Chr 3,5c zu ziehen, angesichts des sehr bekannten literarischen Motivs des jüngsten Sohnes, der an die Macht kommt, sowie der literarischen Gestaltung der Samuel-Vorlage gemäß der numerischen Struktur „drei-vier“ und die Einbindung in eine längere Sequenz, in der Salomo die ehrenvolle „zehnte“ Position – eine typologische Zahl – einnimmt (vgl. z. B. Gen 31,7.41; Lev 26,26; Num 14,22; Hi 19,3; Dan 1,20).30 III Salomos Geburt in der Weisheit Salomos Das apokryphe Buch der Weisheit Salomos wurde in der Spätzeit des Zweiten Tempels, ungefähr zwischen 220 v. u. Z . und 50 u. Z ., verfasst.31 Dieses jüdische Werk wird Salomo zugeschrieben, was allerdings bereits in vormoderner Zeit angezweifelt wurde. So beinhal ten einige Manuskripte der altsyrischen Peschițta die Überschrift: „Das Buch der Großen Weisheit Salomos, des Sohnes Davids, von dem nicht sicher ist, ob ein anderer weiser Mann der Hebräer es in prophetischem Geist schrieb, obwohl er es im Namen Salomos verfasste.“32 28 „Of the nineteen sons of David mentioned in 1 Chr 3:1–8, Solomon occupies position number ten, the exact center, with nine before him and nine after him“; Klein, 1 Chronicles, S. 116. 29 „[Had a]ccess to sources unknown to the Deuteronomist“; contra B. Mazar, „The Time of David and Solomon“, in Malamat (Hg.), The History of the Jewish People: The Age of the Monarchies, S. 74; S. S. Tuell, First and Second Chronicles, Interpretation (Louisville, KT: Westminster John Knox, 2001), S. 25. Vgl. Rudolph, Chronikbücher, S. 26, der davon ausgeht, dass der post-chronistische Schreiber dieses Kapitel (d. h. 1. Chronik 3) zur Chronik hinzugefügt habe und dass dieses auf außer biblischen Quellen basiere. 30 Zu diesem Thema siehe ausführlich Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 306–307; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles, S. 363–364, mit Verweisen auf andere Wissenschaftler, die diesem Text historische Glaubwürdigkeit attestieren (z. B. S. Yeivin und ähnlich auch Ahituv, „Designation of Solomon to the Kingdom in the biblical Historiography“, S. 5*). 31 Siehe z. B. D. Winston, The Wisdom of Solomon: A New Translation with Introduction and Commen tary, Anchor Bible 43 (Garden City, NY: Doubleday, 1979), S. 20–25; R. D. Chesnutt, „Wisdom of Solomon“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 2, S. 457–464, insb. 457; A. T. Glicksman, The Wisdom of Solomon 10: A Jewish Hellenistic Reinterpretation of Early Israelite History through Sapiential Lenses; Deuterocanon ical and Cognate Literature Studies 9 (Berlin: W. de Gruyter, 2011), S. 14–24. 32 Already some manuscripts of the Syriac Peshițta include the following superscription: “The book
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
160
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
Interessanterweise bietet eine Passage dieses Buches die einzige detaillierte Beschreibung von Salomos Geburt in der gesamten Literatur aus der Zeit des Zweiten Tempels: Auch ich [i. e. Salomo] bin ein sterblicher Mensch wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde geschaffenen Menschen, und bin Fleisch, im Mutterleib zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammengeronnen aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam. Auch ich habe, als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft, die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die Erde, die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen war wie bei allen mein erster Laut; und ich bin in Windeln gelegt und voll Fürsorge aufgezogen worden. Denn selbst ein König hatte niemals einen andern Anfang seines Lebens, sondern alle haben denselben Eingang in das Leben und auch den gleichen Ausgang (Weisheit 7,1–6).33
Salomos Name wird an keiner Stelle der Weisheit explizit erwähnt, aber es ist offensicht lich, dass er der implizite Sprecher ist, da dieser „König“ mit seinem Gebet um Weisheit (Weisheit 7,7–9,18; vgl. 1. Könige 3) und dem Bau seines Tempels (Weisheit 9,8) beschrieben ist. Die Passage ist jedoch weder ein historischer Bericht über Salomos Geburt noch eine Interpretation der Erzählung in 2. Samuel 12. Stattdessen beschreibt sie denselben Vorgang, der allen natürlichen Geburten auf der ganzen Welt eigen ist. Der Sinn dieses Abschnittes ist zu betonen, dass Salomo allen anderen Sterblichen gleicht. IV Salomos Namen in der Literatur der Zweiten-Tempel-Epoche 1 Die Bedeutungen von „Schlomo“ in der Chronik Während Batsebas Sohn im Samuelbuch bzw. im Deuteronomistischen Geschichtswerk zwei Namen erhielt – Schlomo und Jedidja (2. Sam 12,24–25), bekam das Kind in der Chronik bzw. im Chronistischen Geschichtswerk, nur den Namen Schlomo. Gemäß 1. Chronik 22,8–9 gab ihm weder David noch Batseba diesen Namen (2. Sam 12,24),34 sondern der Herr selbst, und zwar noch vor seiner Geburt: …ויהי עלי דבר יהוה לאמור הנה בן נולד לך הוא יהיה איש מנוחה והניחותי לו מכל אויביו מסביב כי שלמה יהיה שמו ושלום ושקט אתן על ישראל בימיו. Und das Wort des Herrn kam zu mir: Siehe, ein Sohn soll dir geboren werden, der wird ein Mann der Ruhe sein; und ich werde ihm Ruhe schaffen vor allen seinen Feinden ringsum. Denn Schlomo soll sein Name sein, und Schalom [i. e. Frieden] und Ruhe werde ich Israel geben in seinen Tagen.35 of the Great Wisdom of Solomon, son of David, of which there is uncertainty whether another wise man of the Hebrews wrote it in a prophetic spirit, while (putting it) in the name of Solomon”; Glicksman, The Wisdom of Solomon 10, S. 6–7. 33 Luther, M. (Übers.), Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung: Lutherbibel, herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Deutschland, revidiert 2017. 34 Zu dieser Frage siehe Kapitel V, § V. 35 In seinem Kommentar zu 2. Sam 12,24 stellt David Kimchi fest, dass der Herr – und nicht David – das Kind Salomo nannte. So harmonisiert er die widersprüchlichen Texte in Samuel und Chronik.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
161
Obwohl der Name Schlomo in der Nathan-Prophezeiung (1. Chronik 17 // 2 . Samuel 7) nicht erwähnt oder noch nicht einmal auf diesen angespielt wird, scheint es so, als ob der Chronist in der Retrospektive (post eventum) Salomos Geburt, Herrschaft und Tempel bau als Erfüllung der Vorhersage Nathans interpretierte (1. Chr 17,11–12 // 2 . Sam 7,12– 13).36 Daher ging der Chronist noch einen Schritt weiter und folgerte, dass Salomo seinen Namen ebenfalls vom Herrn selbst bekommen habe. Gemäß seiner Darstellung wurde das Kind Schlomo genannt, noch bevor es geboren war, vor dem Hintergrund der zu künftigen Friedenszeit seiner Herrschaft. Es fällt auf, dass sich die Phrase in 1. Chr 22,9, והנחותי לו מכל אויביו מסביב, in chiastischer Anordnung auf 2. Sam 7,1b bezieht: ויהוה הניח לו מסביב מכל איביו,37 falls sie nicht 1. Kön 5,4 entnommen ist. Dort ist diese in ähnlichem Wortlaut zu finden: ושלום היה לו מכל־עבריו מסביבund könnte ebenfalls eine chiastische Anspielung auf 2. Sam 7,1b sein; vgl. auch 1. Kön 5,18. Das Phänomen, dass Gott oder ein göttlicher Bote einem Kind noch vor dessen Ge burt einen Namen gibt, war dem Chronisten vermutlich aus anderen Fällen in früheren „biblischen“ Schriften bekannt, beispielsweise von Ismael und Isaak (Gen 16,11; 17,19), sowie aus dem Bericht über König Josia von Juda in 1. Kön 13,2 oder von dem Kind der jungen Frau in Jes 7,14, das „Immanuel“ genannt werden soll.38 Auch das Phänomen, dass jemandem schon im Mutterleib eine wichtige Position vorherbestimmt wird, ist in der bi blischen und der altorientalischen Literatur weit verbreitet (z. B. Jer 1,4–5 und Jes 49,1).39 Der chronistische Geschichtsschreiber bietet zwei Erklärungen für den Namen Schlo mo an, die beide Male in Texten stehen, die keine Parallele in der Hebräischen Bibel oder an anderer Stelle haben: Die erste Erklärung leitet den Namen Schlomo von dem Wort Schalom ab, das in 1. Chr 22,9 steht. Wie bereits dargelegt wurde, interpretierte der Chronist den Namen Schlomo möglicherweise vor dem Hintergrund seiner von Frieden geprägten Regierungs zeit. Gleichzeitig ist es aber auch möglich, dass der Chronist diese Erklärung früheren Schriften entnommen hat, beispielsweise 1. Kön 5,4–5: וישב יהודה וישראל לבטח איש תחת גפנו ותחת תאנתו מדן ועד.ושלום היה לו מכל עבריו מסביב באר שבע כל ימי שלמה Und er hatte Schalom [Frieden] auf allen Seiten ringsumher. Und Juda und Israel wohnten sicher, jeder Mann unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba, alle Tage Schlomos.
36 Zu diesem Thema siehe Kapitel XI, § V I. 37 Obwohl sich die Phrase dort auf David bezieht, liess sie der Chronist aus nur ihm selbst bekannten Gründen weg; siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 35–37; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles, S. 36–39. Zum Verhältnis dieser Verse in der Chronik zur Nathan-Prophezeiung (2. Samuel 7 // 1. Chronik 17) siehe auch Kapitel XIII, § II. 38 Siehe auch Matthäus 1,21; Lk 1,13.31. 39 Siehe ausführlich Kapitel VI, § I II (c).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
162
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
Auch in Ps 72, der Salomo zugeschrieben wird, wird das Wort Schalom betont (siehe vor allem 72,3 und 72,7). Trotz alledem hat der Chronist seine Erklärung klar und deutlich vollzogen. Die zweite Erklärung leitet den Namen Schlomo von dem Wort schalem (i. e. „vollständig“, „perfekt“) ab. Diese Erklärung bezieht sich auf den König selbst. Sie kommt zweimal in der Chronik vor, beide Male im Rahmen eines Wortspiels: das erste Mal in 1. Chr. 28,9, „( ואתה שלמה בני דע את אלהי אביך ועבדהו בלב שלם ובנפש חפצהUnd du, Schlomo, mein Sohn, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit schalem [perfektem] Herzen und williger Seele“). Und das zweite Mal in 1. Chr 29,19: ולשלמה בני תן לבב שלם לשמור „( מצותיךUnd meinem Sohn Schlomo, gib ihm ein schalem [perfektes] Herz, dass er deine Gebote beachte“).40 2 Der Name „Jedidja“ in den Psalmen und in Nehemia und sein Fehlen in der Literatur der Zweiten-Tempel-Epoche Abgesehen von der Geburtsgeschichte Salomos in 2. Sam 12,25 erscheint der Name Je didja nirgendwo in der Hebräischen Bibel als männlicher und ein einziges Mal als weib licher Name – als Name der Mutter König Josias in 2. Kön 22,1. Es scheint jedoch, als würde an einigen Stellen in der spätbiblischen Literatur auf ihn angespielt. Obwohl der genaue Zeitpunkt der Komposition von Psalm 127 nicht bekannt ist, wurde er irgend wann König Salomo zugeschrieben (127,1a). Die Worte „( כן יתן לידידו שנאSo viel gibt er seinem Geliebten im Schlaf“)41 in 127,2 spielen möglicherweise auf den Namen Jedidja in 2. Sam 12,25 an. Auch in Nehemia wird auf den Namen Jedidja angespielt. Anders als der Chronist, der jeden Hinweis auf Salomos Sünden auslässt, berichtet der Verfasser dieser spätbi blischen Schrift, dass König Salomo von fremdländischen Frauen auf Abwege geführt wurde (Neh 13,26a), wie es auch im Deuteronomistischen Geschichtswerk beschrieben wird (1. Kön 11,1–13; 2. Kön 23,13).42 Gemäß diesem Vers in Nehemia sündigte Salomo, obwohl er der „Geliebte seines Gottes“ war (ואהוב לאלהיו היה, Neh 13,26b). Diese Phrase bezieht sich eindeutig auf „( ויהוה אהבוund der Herr liebte ihn“) und den Namen Jedidja (i. e. „der Herr liebte ihn“) in 2. Sam 12,24–25, auch wenn der Name selbst im Nehemia buch nicht erscheint. Wie bereits erwähnt (siehe § II), verwendet der Chronist in seinem Buch den theopho ren Namen Jedidja nicht, möglicherweise um Anspielungen auf die Erzählung von Da 40 Zur Erklärung des Namens Salomo in den Büchern der Könige und der Chronik, vgl. Kalimi, An Ancient Israelite Historian, S. 77–78, 79. 41 Zu dem Wort שנאsiehe die Diskussion in F. L . Hossfeld und E. Zenger, Psalmen 101–150, Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament (Freiburg i. Br.: Herder, 2008), S. 528–529. 42 Der Verfasser von Neh 13,26 kann sich nur auf das Deuteronomistische Geschichtswerk beziehen, das in diesem Fall seinem Konzept entsprach. In jedem Fall konnte er nicht die Chronik heranziehen, da das Chronistische Geschichtswerk zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte. Dessen ungeachtet: Selbst wenn davon ausgegangen würde, dass die Chronik bereits geschrieben war, erwähnt der Chro nist dennoch keine einzige Sünde Salomos; siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 7–9; ders., An Ancient Israelite Historian, S. 54–56.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
163
vids Ehebruch mit Batseba zu vermeiden. Für den Chronisten hatte das vierte Kind von David und Batseba nur einen Namen: Salomo. Diesen Namen hatte das Kind direkt vom Herrn bekommen, gemeinsam mit dessen besonderem Segen, und zwar noch vor seiner Geburt. Deshalb gab es für den Chronisten keine Notwendigkeit, auf den Namen Jedidja zu verweisen, der dem neugeborenen Kind vom Propheten Nathan gegeben worden war (2. Sam 12,25). Darüber hinaus hatte der Chronist besonderes Interesse daran, Salomo mit Schalom zu verbinden und so Salomos friedliche Herrschaft als Begründung für seine Berechtigung zum Tempelbau – im Gegensatz zu Davids Kriegen und Blutvergießen – zu betonen (1. Chr 22,7–10, siehe auch 28,1–7, beides Sondergut).43 Interessanterweise erwähnen die Weisheit Salomos, das Testament Salomos und auch Josephus den Namen Jedidja nicht. Wie bereits angemerkt, bezieht sich die Weisheit auf Salomo nur in ihrer Überschrift, die vermutlich sekundär ist. Abgesehen davon erwähnt das Buch allgemein keine Eigennamen. Das Testament Salomos nennt ihn jedoch wieder holt, und zwar unter dem Namen Salomo (z. B. 1,3.5.13). In seinem Werk Jüdische Al tertümer, 7,158, schreibt Josephus: „[Sie] ward hierauf wieder von ihm schwanger und nannte den Sohn, den sie gebar, auf Anraten des Propheten Nathan Salomo.“ Gemäß 2. Samuel 12,25 nannte jedoch Nathan das Kind Jedidja, während David oder Batseba ihm den Namen Salomo gab. Wurde Josephus von dem Chronisten beeinflusst, der berichtet, es sei der Herr selbst gewesen, der dem Kind den Namen Salomo gab, und erwähnt er deshalb nirgends den Namen Jedidja? 3 Wortspiele mit den Namen „Schlomo“ und „Jedidja“ bei Ben Sira Im letzten Teil seines Buches, dem Lob der Vorfahren (Ben Sira 44–50), erwähnt Josua Ben Sira (ca. 180 v. u. Z.) einige Könige Israels, darunter auch Salomo. Der Verfasser lobt Salomo, tadelt ihn jedoch im selben Atemzug.44 Er widmet Salomo einen verhältnismäßig langen Abschnitt (47,12–23), der vergleichbar lang ist wie der Text, den er seinen Vater David (47,1–11) gewidmet hat.45 Für unser Thema von Bedeutung sind vor allem Ben Siras Wortspiele mit den beiden Namen Schlomo und Jedidja. In Ben Sira 47,13 verbindet der Verfasser den Namen Schlomo mit dem Substantiv Schalwa („Frieden“, „Ruhe“, „Sicherheit“): ואל הניח לו מסביב/ „( שלמה מלך בימי שלוהSalo mo herrschte in einer Zeit des Friedens/ denn Gott gab ihm Ruhe [von seinen Feinden] ringsumher“). Das ähnelt der Herleitung des Chronisten (Schlomo – Schalom) in 1. Chr. 43 Siehe ausführlich Kapitel XIII, § I I. 44 Zu Salomo im Buch Ben Sira siehe Torijano, Solomon the Esoteric King, S. 33–35; P. C. Beentjes, “‘The Countries Marveled at You.’ King Solomon in Ben Sira 47, 12–22”, “Happy the One Who Meditates on Wisdom” (Sir. 14,20). Collected Essays on the Book of Ben Sira, Contributions to Biblical Exegesis and Theology 43 (Leuven: Peeters, 2006), S. 135–144 (= Bijdragen 45 [1984], S. 6–14); B. G. Wright III, “Solomon in Chronicles and Ben Sira: A Study in Contrasts”, in J. Corley und H. van Grol (Hgg.), Rewriting Biblical History: Essays on Chronicles and Ben Sira in Honor of Pancratius C. Beentjes, Deuterocanonical and Cognate Literature Studies 7 (Berlin: W. de Gruyter, 2011), S. 139–157. 45 Der hebräische Text von Ben Sira 47 ist in Manuskript B erhalten, das auf das 12. Jh. u. Z. datiert wird, so P. C. Beentjes, The Book of Ben Sira in Hebrew: A Text Edition of All Extant Hebrew Manuscripts and a Synopsis of All Parallel Hebrew Ben Sira Texts, Supplements to Vetus Testamentum 68 (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 5, ohne Diskussion; der Text findet sich ebd., S. 83–85.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
164
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
22,8–9 (siehe § IV,1). Weiter unten im hebräischen Text, in Ben Sira 47,18, verbindet der Verfasser Salomos Namen mit dem Gottesnamen, möglicherweise in Anklang an den Namen Jedidja in 2. Sam 12,25: הנקרא על ישראל/ „( נקראת בשם הנכבדDu wurdest bei dem ehrenvollen Namen gerufen, der über Israel gerufen wird“).46 Tatsächlich wird Israel in einigen Schriften ebenfalls bezeichnet als Jedid (Geliebter) Gottes oder als derjenige, den Gott liebt (z. B. Jer 11,15; Jes 63,9, Ps 60,7; 108,7; siehe auch Jer 14,9 und Dtn 28,10, wo von Israel gesagt wird, es sei „bei deinem [i. e. Gottes] Namen gerufen“ worden). Die Interpretation von Moshe Zvi Segal, gemäß der sich die Worte „Du wurdest bei dem ehrenvollen Namen gerufen“ ebenfalls auf den Namen Schlomo, in Verbindung mit dem Wort Schalom,47 beziehen, ist wahrscheinlich nicht zutreffend. Auch wenn das Wort Schalom in der rabbinischen Literatur als Gottesname gebraucht wird (z. B. Sifre zu Num 6,24; Dtn 28,10), ist nicht klar, ob es in den biblischen Schriften ebenfalls in dieser Weise verwendet wurde. Segal bezieht sich auf den Gedenknamen יהוה שלוםin dem Ausspruch Gideons über den Altar, den er gebaut hatte (Ri 6,24): ויבן שם גדעון מזבח ליהוה ויקרא לו יהוה שלום. Aber selbst wenn man diesen Vers als „der Herr ist Frieden/ Sicherheit“ liest, bedeutet das nicht zwingend, dass Schalom ein Gottesname ist. Die Formulierung könnte auch einfach bedeuten „[Altar des] Herrn des Friedens/ der Sicherheit“, da einige Exegeten das Substantiv שלוםals Genitiv deuten.48 Tatsächlich gibt es einige Beispiele von Altären mit Gedenknamen: Gen 33,20, ( ויצב שם מזבח ויקרא לו אל אלהי ישראלUnd er richtete daselbst einen Altar zu und rief an den Namen des starken Gottes Israels) Gen 35,7, ( ויבן שם מזבח ויקרא למקום אל בית־אלUnd baute daselbst einen Altar und hieß die Stätte El-Beth-El) Ex 17,15, ( ויבן משה מזבח ויקרא שמו יהוה נסיUnd Mose baute einen Altar und hieß ihn: Der Herr ist mein Panier)
Ähnliche Namen sind beispielsweise ( יהוה יראהGen 22,14: Der Herr sieht), יהוה צדקנו (Jer 33,16: Der Herr, unsre Gerechtigkeit), ( יהוה שמהEz 48,35: Hier [i. e. die Stadt] ist der Herr). Niemand geht davon aus, dass צדקנו, יראהoder שמהGottesnamen seien; warum sollten wir also das Wort שלוםin Ri 6,24 als solchen interpretieren? Es ist daher am wahr scheinlichsten, dass der Verfasser von Ben Sira 47,18 mit seiner Verbindung von Salomos Namen mit dem Gottesnamen ein weiteres Mal auf den Namen Jedidja anspielte.
46 Vgl. z. B. P. W. Skehan und A. A . Di Lella, The Wisdom of Ben Sira: A New Translation with Notes, In troduction and Commentary, Anchor Bible 39 (New York: Doubleday, 1987), S. 527. Die griechische Version bietet eine andere Interpretation. 47 Siehe M. Z . Segal, The Complete Book of Ben Sira (Jerusalem: Bialik Institute, 1972), S. 328 (Hebräisch). 48 Vgl. G. F. Moore, A Critical and Exegetical Commentary on Judges, The International Critical Com mentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1895), S. 189; Y. Kaufmann, The Book of Judges (Jerusalem: Kiryat Sepher, 1973), S. 162 (Hebräisch).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
165
4 War „Kohelet“ Salomos dritter Name? Das Buch Kohelet, auch Prediger genannt, behauptet, dass sein Verfasser ein gewisser „Kohelet“ gewesen sei, stellt ihn als „den Sohn Davids, König in Jerusalem“ (Koh 1,1) vor und beschreibt ihn, wie Salomo, als jemanden, der Weisheit sucht (vgl. Koh 1,12–13 mit 1. Kön 3,6–9). Ähnlich wie Salomo war Kohelet nicht nur sehr weise, sondern auch sehr reich (Koh 1,16–18; 2,4–9). Kohelet kann deshalb als Anspielung auf Salomo angesehen werden und wurde auch von den Talmudgelehrten so verstanden, die annahmen, dass Salomo – zusätzlich zu den Namen Schlomo und Jedidja – den Namen Kohelet trug. Die Rabbinen erklären darüber hinaus, dass Salomo Kohelet genannt wurde (von qhl, „der jenige, der versammelt“), weil er in Versammlungen lehrte, wie geschrieben steht: „Da mals versammelte Salomo“ (1. Kön 8,1).49 Eine ähnliche Meinung vertraten auch einige jüdische Kommentatoren des Mittelalters, beispielsweise Raschi ( ;שקיהל חכמות הרבהwört lich: „er versammelte zahlreiche Weisheiten“) und Rabbi Abraham ibn Esra,50 sowie einige moderne Exegeten, zum Beispiel Mordechai Zer-Kabod.51 Wie jedoch bereits andere Wissenschaftler angemerkt haben, sind die Ähnlichkeiten zwischen Salomo und Kohelet lediglich eine Fiktion in den ersten Kapiteln des Buches Kohelet, die „der nüchtern ein gestellte Redaktor als Verfasserschaft missverstand“.52 Es ist unwahrscheinlich, dass der Name Kohelet ein Name oder Spitzname Salomos war.53 Tatsächlich erscheint der Name Salomo nirgends im Buch Kohelet, und es findet, trotz allem, was zuvor gesagt wurde, keine explizite Gleichsetzung von Kohelet mit Salomo statt, weder in diesem noch in einem anderen biblischen Buch. Dass Salomo nicht der Verfasser von Kohelet gewesen sein konnte, ist aufgrund des nachexilischen Hebräisch, in dem das Buch geschrieben ist, offensichtlich. Der Sprache nach wurde das Werk, wie einige Exegeten annehmen, erst relativ spät geschrieben, in der Perserzeit oder sogar in der frühen hellenistischen Zeit.54 Darüber hinaus verwendet der Verfasser von Koh 6,2 einen Ausdruck aus der Chronik (2. Chr 1,11b),55 die in der Perserzeit entstand. Daher widersprechen die Sprache und die 49 Siehe Midrasch Kohelet Rabba 1,1; Midrasch Hohelied Rabba 1,1; Seder Olam Rabba 15; Babyloni scher Talmud, Baba Batra 15a. 50 Siehe ihre Kommentare zu Koh 1,1. 51 Siehe M. Zer-Kabod, Qoheleth, Daat Mikra (Jerusalem: Mosad Harav Kook, 1973), S. 3–4, ( אHe bräisch). 52 „[T]he prosaically minded editor mistook for authorship“; G. A. Barton, A Critical and Exeget ical Commentary on the Book of Ecclesiastes, The International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1908), S. 58–59, 67; siehe auch R. E . Murphy, Ecclesiastes, Word Biblical Commentary 23A (Dallas: Word Books, 1992), S. 1–2; B. Willmes, Menschliches Schicksal und ironische Weisheits kritik im Koheletbuch, Biblisch-Theologische Studien 39 (Neukirchen-Vluyn: Neuk irchener, 2000), S. 80–82; L. Schwienhorst-Schönberger, Kohelet, Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament (Freiburg i. Br.: Herder, 2004), S. 140–141. 53 Siehe auch R. Gordis, Koheleth – The Man and His Word: A Study of Ecclesiastes, 3. Aufl. (New York: Schocken, 1968), S. 75–78; J. L . Crenshaw, „Ecclesiastes, Book of“, D. N. Freedman et al. (Hgg.), The Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992), Bd. 2, S. 271–280, insb. 271. 54 Zu diesem Thema siehe die Sekundärliteratur, die bei Kalimi, An Ancient Israelite Historian, S. 51, Anm. 52, aufgelistet ist. 55 Siehe Kalimi, The Retelling of Chronicles in Jewish Tradition and Literature, S. 17; idem., Das Chronik buch und seine Chronik, S. 37–38.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
166
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
späte Entstehung des Buches einer Identifikation des Verfassers von Kohelet mit Salomo. Vermutlich war es das Ziel der Rabbinen, den unbekannten Sprecher des Buches mit dem bekannten biblischen Prototypen der Weisheit – Salomo – gleichzusetzen, durch diese Zuschreibung die umstrittene Heiligkeit des Buches Kohelet (Babylonischer Talmud, Sabbat 30b; Abot deRabbi Nathan, Text A, I)56 zu unterstreichen und so seine Aufnahme in den jüdischen/ hebräischen Kanon zu erreichen. Es ist bemerkenswert, dass auch die Integration der Sprüche und des Hohelieds in den hebräischen Kanon bei den Rabbinen umstritten war. Sie wurden schließlich aufgrund ihrer Zuschreibung an Salomo als Teil des Kanons akzeptiert. Ein typologisches Beispiel für einen solchen Vorgang lässt sich am christlichen Kanon des Neuen Testaments illustrieren: Der Verfasser des Hebräerbriefs gehört nicht zur ersten Generation der Christen. Vielmehr wurde dieser Brief ungefähr um 80 u. Z. verfasst und „ab Ende des zweiten Jahrhunderts schrieben einige den Hebräerbrief Paulus zu“, mit dem Ziel, die Aufnahme des Briefs in den christlichen Kanon zu erreichen. In den kanonischen Listen des späten 4. und frühen 5. Jh. u. Z. schließlich „[wurde] Hebräer zu den 14 paulinischen Briefen [des christlichen Kanons] gezählt.“57 V Zusammenfassung: Salomos Ambiguität Dieses Kapitel behandelt die Geburt und die Namen von Salomo in der spätbiblischen historiographischen Literatur, vor allem im Chronistischen Geschichtswerk, im Zusam menhang der Literatur über Salomo aus der Zeit des Zweiten Tempels. Im Gegensatz zur frühbiblischen Geschichtsschreibung interessiert sich die spätere nicht für Salo mos Usurpation und nutzt Berichte über Salomos Geburt und seine Namen für andere Zwecke. So wird Salomo in der Chronik als jemand dargestellt, der unter normalen Um ständen geboren wurde, der vierte und jüngste Sohn Batsebas, und trotzdem den Thron bestieg. Auch in der Weisheit Salomos wird der normale, natürliche Charakter seiner Ge burt stark betont. Die Platzierung Salomos in der Liste von Davids Söhnen, die der Chro nist vornimmt, spielt jedoch nicht nur die ungewöhnlichen Umstände seiner Geburt herunter; sie passt auch zu der literarischen Form „drei-vier“, mittels derer zukünftige Anführer häufig als vierte Söhne dargestellt werden, nachdem die drei älteren Söhne zu rückgewiesen wurden (siehe z. B. Gen 49,3–12; 1. Chr 28,4–5 und den Gebrauch dieses Motivs in der Thronfolgeerzählung in Samuel-Könige). Indem der Chronist Salomo an die vierte und letzte Stelle der Söhne Batsebas setzt, spielt er auf dessen zukünftige Rolle an. Gleichzeitig steht Salomo an zehnter Stelle, in der Mitte der 19 Namen von Davids Söhnen, was seine Bedeutung zeigt. Darüber hinaus klammerte der Chronist jeden Hinweis auf die Erzählung von Davids Affäre mit Batseba und die Geburt und den Tod ihres ersten Sohnes aus seinem Werk aus. Diese Erzählungen stimmen nicht mit den allgemein positiven Beschreibungen der wich56 Zu Abot deRabbi Nathan, Text A, I, siehe J. Goldin (Hg.), The Fathers according to Rabbi Nathan, Yale Judaica Series 10 (New Haven: Yale University Press, 1955), S. 5. 57 “[B]y the end of the second century some were attributing Hebrews to Paul”; “Hebrews was counted within the fourteen Pauline letters”; z. B. R . E . Brown, An Introduction to the New Testament, The Anchor Bible Reference Library; New York: Doubleday, 1997, S. 693–697, insb. 693.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zweiten Tempelepoche
167
tigsten israelitischen Helden überein, die der Chronist verfasste. Außerdem stehen die Geburt und der Tod des ersten Sohnes Batsebas im Widerspruch zu dem strikten theolo gischen Konzept des Chronisten zur Frage von Belohnung und Bestrafung, demzufolge niemand für die Sünden eines anderen bestraft werden darf. Gemäß dem Verfasser der Chronik bestimmte Gott Salomo zu seinem erwählten König und gab ihm selbst diesen Namen, nicht jedoch den Namen Jedidja wie in 2. Sam 12,25. Zwei Mal interpretiert er Salomos Namen und erklärt dessen Wurzel jeweils unterschiedlich: Schlomo – Schalom und Schlomo – schalem. Er hielt es nicht für notwendig, den Namen Jedidja zu erwähnen, da dieser auf Davids Ehebruch mit Batseba hindeuten könnte und weil der Name Salomo dem Kind sogar schon vor dessen Geburt von Gott gegeben worden war. Im Gegensatz dazu spielen sowohl die Psalmen als auch das Buch Nehemia auf den Namen Jedidja an, obwohl sie ihn nicht explizit erwähnen. Im Lob der Vorfahren leitet Ben Sira den Namen Schlomo von dem Substantiv Schalwa („Frieden“) ab und folgt der Erklärung für den Namen Jedidja aus 2. Sam 12,25. „Ko helet, Sohn Davids“ ist jedoch nicht identisch mit Salomo. Diese Gleichsetzung wird in den ersten Kapiteln des gleichnamigen Buches angedeutet und später von der jüdischen nachbiblischen Tradition explizit behauptet, um die Aufnahme des Buches Kohelet in den hebräischen Kanon zu rechtfertigen. In der jüdischen Literatur aus der Zeit des Zweiten Tempels sind zwei eindeutige Rich tungen zu erkennen: Die eine – vor allem in Chronik und Kohelet vertreten, der später auch die Rabbinen und die Weisheit Salomos folgten – lobt König Salomo ausschließlich. Der Chronist verwendet allein den Namen „Salomo“, während der Verfasser der ersten Kapitel des Kohelet-Buches ihn als Kohelet bezeichnet. Sowohl diese beiden wie auch die Weisheit Salomos, das Testament Salomos und Josephus übergehen den theophoren Na men Jedidja. Die andere Richtung – die sich vor allem in Nehemia und Ben Sira und im Testament Salomos findet – lobt den König zwar, tadelt ihn jedoch zugleich. Obwohl er den Namen Jedidja („Geliebter des Herrn“) erhielt, sündigte der König. Es scheint, als ob beide Richtungen ein didaktisches Ziel verfolgten: Die erste präsentiert das Vorbild eines vollkommen gerechten Königs. Im Gegensatz dazu zeigt die zweite auf, dass sogar der „Geliebte des Herrn“ versagte, trotz seiner großen Weisheit. So betonen diese Texte, dass man stets sorgfältig darauf achten sollte, die göttlichen Gebote zu befolgen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel VIII: Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie I Einleitung Weder Samuel-Könige noch die Chronik liefern direkte Informationen über Salomos Leben vor seiner Thronbesteigung oder über sein körperliches Erscheinungsbild. Daher kann über diese Aspekte des Mannes auf historischer Ebene nur wenig gesagt werden. Mein Focus liegt in diesem und im nächsten Kapitel auf den kompositorischen und re daktionellen Methoden der biblischen Geschichtsschreiber, insbesondere auf der Frage, wie und warum Salomos Leben vor der Thronbesteigung und sein Aussehen so dargestellt werden. Da die Thronfolgeerzählung (grob: 2. Samuel 9–20 + 1. Könige 1–2) von Salomos Geburt und seiner Thronbesteigung berichtet, stellt sich die Frage, was zwischen diesen beiden Ereignissen geschah und warum keine Informationen darüber weitergegeben wurden. Dieses Kapitel versucht, die Lücke zwischen Geburt und Thronbesteigung zu schließen, und untersucht dabei die Spekulationen einiger Exegeten über Salomos Leben, bevor er König wurde. II Salomo: Von der Geburt bis zur Thronbesteigung Nach dem kurzen Bericht über Salomos Geburt in 2. Sam 12,24–251 findet sich nicht der geringste Hinweis auf ihn im gesamten Text von 2. Samuel 13–24. Erst in der Thron folgeerzählung in 1. Könige 1 werden wir wieder etwas über Salomo hören. In dieser teilt uns der Erzähler mit, dass Salomo nicht zu denjenigen gehörte, die zu dem Fest seines Bru ders Adonia eingeladen wurden (1. Kön 1,9–10), bei dem dieser sich selbst zum zukünfti gen König ausrufen ließ. Selbst in der Erzählung von Salomos eigener Krönung bleibt er stumm und passiv und lässt Nathan, Batseba und andere für sich handeln (1. Kön 1,11– 40). Im Gegensatz zu seinen Halbbrüdern, Absalom und Adonia, äußerte Salomo nie den Wunsch nach seines Vaters Krone, noch tat er irgendetwas, um sie zu erben. Das erste Mal, dass wir Salomos Stimme hören, ist nach seiner Krönung, als er aufgefordert wird, über das Schicksal Adonias zu entscheiden, der im Heiligtum in Jerusalem Zuf lucht gesucht hatte (1. Kön 1,52–53). Im Gegensatz zu Saul, über den einige biographische Erzählungen über die Zeit vor seiner Krönung existieren (1. Sam 9,1–10,16), und zu David, von dem eine ganze Reihe von Ereignissen berichtet wird, bevor er Sauls Thron bestieg (1. Sam 16,11–30,31), existieren solche Erzählungen über Salomo nicht. Selbst Davids andere Söhne, zum Beispiel 1 Diese ereignete sich vermutlich einige Monate, nachdem David die ammonitische Hauptstadt Rab ba belagert hatte; siehe Kapitel V, § I II, B, 3.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
170
Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
Amnon, Absalom und Adonia, erscheinen in verschiedenen Geschichten in Samuel-Kö nige (2. Samuel 13–19; 1. Kön 1,5–10), aber über Salomo wird nichts gesagt. Der Leser erhält keine Informationen über Salomos Verhältnis zu seinen Eltern, Halbbrüdern und Schwestern, wie es – zumindest teilweise – bei Amnon und Tamar, Amnon und Absa lom, Adonia und seinen anderen Brüdern der Fall ist (2. Sam 13,1–33; 1. Kön 1,9.25).2 1 War Nathan Salomos Erzieher? Trotz der Lücke im biblischen Text, die im Hinblick auf Salomos Kindheit und sein Le ben vor der Thronbesteigung klafft, haben einige Exegeten die Phrase in 2. Sam 12,25 (MT), „ וישלח ביד נתן הנביאund er [i. e. der Herr] sandte hin durch die Hand von Nathan, dem Propheten“ so verstanden, als würde er lauten: „und er [i. e. David] übergab ihn [i. e. Salomo] der Obhut [wörtl.: in die Hand] von Nathan, dem Propheten.“ Daher folgern sie, dass Nathan zum Betreuer Salomos gemacht wurde und als sein Erzieher diente. So meint beispielsweise Otto Thenius, dass David und nicht der Herr, das Subjekt zu dem Verb וישלחsei, und zieht als Beleg die Vulgata heran, die er folgendermaßen zitiert: „misitque eum in manu Nathan prophetae“, „und er (Dav[id]) übergab ihn (…) in die Hand N[athans] des Pr[opheten]. (zur Erziehung).“3 Tatsächlich liest die Vulgata jedoch „et Dominus dilexit eum misitque in manu Nathan prophetae“ („und der Herr liebte ihn und sandte in [oder durch] die Hand des Propheten Nathan“); das bedeutet, eum ist das direkte Objekt von dilexit („er liebte“) und nicht von misit („er sandte“). Obwohl die Lesart der Vulgata eine wortgetreue Wiedergabe des hebräischen Textes ist, folgen Julius Wellhausen und Karl Budde dieser Interpretation.4 Letzterer akzeptiert Wellhausens Vorschlag, das Wort וישלחaus dem MT in וישלםoder וישלמהוzu korrigieren, übersetzt den Satz mit „und er übergab ihn an Natan“ und schließt: „Es wird sich um die Erziehung des jungen Prinzen handeln, und durch diese Thätigkeit gewann Natan die Stellung, die er in I Reg 1 einnimmt.“5 Dieser Interpretationsansatz wird von einigen weiteren Exegeten verfolgt. Tryggve N. D. Mettinger kommt beispielsweise, ohne sich auf frühere Literatur zu beziehen, zu dem Schluss, dass Nathan „vielleicht für die Erziehung Salomos verantwortlich [war] (2. Sam 12,25 text. emend.).“6 In ähnlicher Weise behauptet auch John Mauchline, dass 2. Sam 12,25 2 Siehe auch die ähnlichen Geschichten über Josef und seine Brüder in Genesis 37–50. 3 O. Thenius, Die Bücher Samuels, Kurzgefasstes exegetisches Handbuch zum Alten Testament 4; 2. Aufl. (Leipzig: S. Hirzel, 1864), S. 199: „‚[U]nd er sandte durch Nathan, den Propheten, und nannte seinen Namen u. s. w.‘; nach dem Texte ganz richtig; allein David ist Subj[ekt] des vorigen V[erses]. Vulg[ata] hat: misitque eum in manu N[athan], also וישלח, woraus sich der ganz passende Sinn ergibt: und er (Dav[id]) übergab ihn (…) in die Hand N[athans] des Pr[opheten]. (zur Erziehung). Für die Richtigkeit dieser LA. [= Lesart] bürgt die allgemeine Annahme, dass Nathan Erzieher Sal[o mo]s gewesen sei“. 4 J. Wellhausen, Der Text der Bücher Samuelis untersucht (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1871), S. 185; K. Budde, Die Bücher Samuel: Erklärt (Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 8; Tübingen und Leipzig: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1902), S. 257–258. 5 Budde, Die Bücher Samuel: Erklärt, S. 257–258. 6 Mettinger, Solomonic State Officials, S. 152.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
171
mit „und übergab ihn der Fürsorge Nathans, des Propheten“ übersetzt werden könne. Er folgert, dass dies „implizieren würde, dass Nathan sein [i. e. Salomos] Tutor sein sollte.“7 Tatsächlich würde eine solche Notiz uns interessante biographische Hinweise lie fern, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies die intendierte Aussage von 2. Sam 12,25 ist, wie bereits einige Exegeten festgestellt haben, beispielsweise Samuel R. Driver, Alexan der F. Kirkpatrick, Wilhelm Caspari, Hans Wilhelm Hertzberg und Hans-Joachim Stoebe.8 Stattdessen sollte die Formulierung ׁשלח בידanalog zu anderen Stellen in der Hebräischen Bibel übersetzt werden mit „etwas durch einen Boten senden“ (z. B. 2. Sam 11,14; 15,36; siehe auch Ex 4,13; Jer 29,3; Spr 26,6; Est 3,13).9 Daher sollte weder dieser Vers noch irgend eine andere Stelle in Samuel-Könige als Information über Salomos Erziehung verstanden werden. Der Text springt einfach von seiner Geburt bis ins Erwachsenenalter ohne zu berücksichtigen, was in der Zeitspanne dazwischen geschah. Das ist auch nicht unüblich: Salomo ist nicht der einzige Anführer in der Hebräischen Bibel, über den zwischen seiner Geburt und seinem Aufstieg an die Macht eine Informationslücke besteht. Auch über Mose gibt es beispielsweise keine biographischen oder sonstigen Informationen aus der Zeit seiner Geburt und der Rettung durch die Tochter Pharaos (Ex 2,1–10) bis zu dem Zeitpunkt, als er als Erwachsener die Unterdrückung der Israeliten erkannte (Ex 2,11). Die ausführliche Geburtsgeschichte des Anführers („Richters“) Simson (Ri 13,1–24) endet wie folgt: „Und die Frau gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Simson; und das Kind wuchs heran, und der Herr segnete ihn“ (13,24). Außer dem Satz „Und der Geist des Herrn begann ihn umzutreiben in Machane-Dan, zwischen Zora und Eschtaol“ (13,25), der die Aussage „und der Herr segnete ihn“ verdeutlicht und erklärt, existieren keinerlei biographische Informationen über Simsons Leben zwischen seiner Geburt und seiner Hochzeit bzw. seinen Taten als Anführer (Richter 14–16). Ähnlich verhält es sich auch mit Erzählungen über die Kindheit späterer Könige: Sie sind äußerst selten in der bibli schen Literatur und wurden nur dann überliefert, wenn etwas Wichtiges geschah, das für die Schilderung der künftigen Geschichte des Königs von Bedeutung war, wie beispielsweise im Fall des Königs Joasch von Juda.10 7 „‚[A]nd committed him to the care of Nathan the prophet‘… would imply that Nathan was to be his [i. e. Solomon’s] tutor“; J. Mauchline, 1 and 2 Samuel, New Century Bible (London: Oliphants, 1971), S. 256. 8 „ Jemandem etwas vollständig übergeben [ וישלםor ]וישלמהו, überlassen, ist eine aram[äische] Bedeutung von ( השליםz. B. Dtn 32,30 Onk[elos] אשלימינוןfür )…הסגירם, in Heb[räisch] höchstens in der späten Poesie zu finden (Jes 38,12.13 LXX…); daher ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass dieses Wort hier verwendet wurde“ („[T]o make wholly over to [ וישלםor ]וישלמהו, to deliver up, is an Aram[aic] sense of ( השליםe.g., Dt. 32:30 Onk[elos] אשלימינוןfür )…הסגירם, in Heb[rew] found at most in late poetry (Is. 38:12, 13 LXX…); so it is not a very likely word to have been used here“). S. R. Driver, Notes on the Hebrew Text and the Topography of the Books of Samuel, 2. Aufl. (Oxford: Clarendon, 1913), S. 293. Hertzberg (Die Samuelbücher, S. 260) merkt richtigerweise an: „Doch ist der Text ohnedies sinnvoll.“ Caspari (Die Samuelbücher, S. 545) lehnt diesen Interpretationsansatz ohne explizite Erklär ung ab. Siehe auch A. F. Kirkpatrick, The Second Book of Samuel with Notes and Introduction (Cambridge: Cambridge University Press, 1919), S. 132; Stoebe, Das zweite Buch Samuelis, S. 300, 311–312. 9 Vgl. Stoebe, Das zweite Buch Samuelis, S. 300, und frühere Literatur dort. 10 Siehe Kapitel XII, § I I, 2.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
172
Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
Die Frage, ob der bzw. die Verfasser bzw. Editor(en) von Samuel-Könige (und jene ihrer Quellen, beispielsweise der Thronfolgeerzählung) schlicht keine zusätzlichen oder relevanten Informationen über Salomos Taten zwischen seiner Geburt und seinem Auf stieg zur Macht hatten oder ob sie solche hatten, sich aber entschieden, sie nicht für die Nachwelt festzuhalten, ist nach wie vor ungeklärt. Letzten Endes wurden Informationen dieser Art in der Regel nicht in königlichen Archiven aufgezeichnet, sondern in Form von Geschichten anekdotisch weitergegeben. Welche Quellen auch immer dem Verfas ser bzw. Editor der Thronfolgeerzählung zur Verfügung gestanden haben, die Erzählung legt ihren Schwerpunkt auf den Gegensatz zwischen Salomo und drei seiner erwachse nen Brüder als potenzielle Nachfolger – Amnon, Absalom und Adonia. Was den bzw. die Verfasser bzw. Editor(en) angeht, die Samuel-Könige als Gesamtwerk zusammengestellt haben, so haben sie über die Informationen aus der Thronfolgeerzählung hinaus nichts über Salomos Kindheit überliefert – vermutlich deshalb, weil ihnen keine anderen erzählerischen Quellen über Salomos Leben vor seiner Thronbesteigung zur Verfüg ung gestanden haben. Auch wenn ihnen möglicherweise eine andere Informationsquelle vorlag, die sie als nicht erwähnenswert erachteten, gibt es dafür keine Beweise. Daher ist die weitreichendste historische Schlussfolgerung, die gezogen werden kann, dass Salomo als Prinz in Jerusalem aufwuchs und seine Kindheit sich vermutlich im Wesentlichen nicht von derjenigen anderer Kinder Davids unterschied, von denen wir nur die Namen kennen. Da sich weder Samuel-Könige noch die Chronik mit diesen Fragen befassen, gibt es keine Textgrundlage, anhand derer über irgendwelche weitergehenden Aspekte von Salo mos Kindheit spekuliert werden könnte. 2 Salomos Alter und sein Familienstand zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung Salomo war jung, als er Davids Thron bestieg. Die Rabbinen des Talmud gingen davon aus, dass er erst zwölf Jahre alt war, als er König von Israel wurde (Seder Olam Rabba 14). Das einzige, was wir jedoch mit Sicherheit wissen, ist, dass er zu diesem Zeitpunkt noch jung war, wie 1. Kön 3,7 (נער קטן, „ein kleiner [oder: junger] Knabe“) und 1. Chr 29,1 (נער )ורך, „jung und unerfahren“) betonen. Einige Wissenschaftler argumentieren, er sei vermutlich zwischen 16 und 19 Jahre alt gewesen.11 Gemäß 1. Könige 1,48 und 11,42 regierte Salomo 40 Jahre lang, einschließlich dreier Jahre, in denen er als Ko-Regent seines Vaters diente. Erste Könige 14,21 berichtet, dass Rehabeam, der Sohn Salomos und Naamas, der Ammoniterin, 41 Jahre alt war, als er den Thron seines Vaters bestieg. Wenn die 40 Jahre der Regentschaft Salomos nicht geschätzt oder typologisch sind, war Rehabeam schon ein Jahr alt, als Salomo König wurde. Das bedeutet, dass Salomo bereits mit Naama verheiratet und Vater eines Sohnes gewesen wäre, bevor er den Thron bestieg. Falls Salomo vor der Thronbesteigung verheiratet war, wird das jedoch nirgends in Sa muel-Könige explizit erwähnt. Dort finden sich über die bloße Erwähnung seiner Hoch zeit mit der Tochter Pharaos (1. Kön 3,1; 7,8) und nicht weniger als „300“ anderen Frauen 11 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 44–45, und die Diskussion sowie Verweise auf frühere Literatur dort, insb. Anm. 42; idem, The Reshaping of Ancient Israelite History in Chron icles, S. 45–46, insb. Anm. 40.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
173
(1. Kön 11,1–4) hinaus keine Informationen zu diesem Thema.12 Der einzige Abschnitt in der Hebräischen Bibel, der einen Bericht über Salomos Hochzeit und vielleicht seine Krönung zu enthalten scheint, ist Hohelied 3,6–11. Er ruft die „Töchter Zions“ dazu auf, „den König Salomo [zu betrachten,] mit der Krone, mit der ihn seine Mutter gekrönt hat am Tag seiner Hochzeit und am Tag der Freude seines Herzens“ (צאינה וראינה בנות ציון במלך ;ׁשלמה בעטרה ׁשעטרה־לו אמו ביום חתנתו וביום ׂשמחת לבוHhld 3,11). Der Ursprung dieser Pas sage ist umstritten.13 Auch wenn jedoch diese Anspielung auf Salomos „Krone“14 zu implizieren scheint, dass er an seinem Hochzeitstag gekrönt wurde, ist dies keineswegs sicher. Wie Roland E. Murphy bemerkt: „Das kann entweder eine Königskrone sein oder eine Art Hochzeitskranz (vgl. Jes 61,10). Über eine Praxis, derzufolge die Königinmutter ihren Sohn gekrönt hätte, sei dies bei seiner Krönung oder am Tag seiner Hochzeit, ist nichts bekannt. Es gibt also keinen direkten Hinweis darauf, ob es sich um eine Königskrone handelt. Ebensowenig kann man die Möglichkeit ausschließen, dass dieses Detail nur eine poetische Ausschmückung ist.“15 Dass sich der Text primär mit Salomos Hochzeit und nicht mit seiner Krönung befasst, wird von Hhld 3,7–10 bestätigt: Während 1. Könige 10,18–20 (// 2. Chr 9,17–19) den wunderbaren Thron Salomos beschreibt, widmet sich die Liebeslyrik im Hohelied der Beschreibung seines Bettes: „[S]ein Inneres ist ausgelegt mit Liebe von den Töchtern Jerusalems“ ( ;תוכו רצוף אהבה מבנות ירושלםHhld 3,10), und es wird begleitet von „sechzig Helden Israels“ (Hhld 3,7).16 12 Zu diesem Thema siehe Kapitel IV, § I I, 4. 13 Siehe z. B. M. H. Pope, Song of Songs: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 7C (Garden City, NY: Doubleday, 1977), S. 428–431; R. E. Murphy, The Song of Songs. Her meneia (Minneapolis, MN: Fortress, 1990), S. 151–152; Y. Zakovitch, Das Hohelied, übersetzt von D. Mach; Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament (Freiburg i. Br.: Herder, 2004), S. 173–174; J. C. Exum, Song of Songs, Old Testament Library (Louisville, KT: Westminster John Knox, 2005), S. 140–145. 14 In der Hebräischen Bibel gibt es nur wenige Erwähnungen der Krone eines israelitischen oder ju däischen Königs, und die meisten dieser Erwähnungen verwenden eine andere Terminologie als Hhld 3,11. Das Verb עטרin Hhld 3,11 erscheint nirgends sonst in der Hebräischen Bibel in Bezug auf eine Krönung (vgl. aber in Jes 61,10 den Hinweis darauf, dass ein Bräutigam gekrönt [ ]יעטwird). Das Substantiv עטרה, das ebenfalls in Hhld 3,11 verwendet wird, kommt in Samuel-Könige nur ein einziges Mal vor – mit einer Parallelstelle in der Chronik –, und zwar im Hinblick auf die Krone, die Dav id „Milkom“ wegnahm ( )עטרת־מלכםund sich selbst auf den Kopf setzte, nachdem er die Ammo niter besiegt hatte (2. Sam 12,30 // 1. Chr 20,2). Die einzige andere Erwähnung eines israelitischen oder judäischen Königs, dem eine „Krone“ ( )נזרauf den Kopf gesetzt wurde, bezieht sich auf Joasch (2. Kön 11,12 // 2 . Chr 23,11); allerdings könnte dieser Brauch weiter verbreitet gewesen sein (vgl. 2. Sam 1,10; Ps 89,40; 132,17–18; in allen diesen Fällen wird das Wort נזרfür „Krone“ benutzt und nicht )עטרה. Sowohl עטרהals auch נזרsind in der frühen und spätbiblischen Literatur in verschiedenen Kontexten belegt. 15 „This can be either a royal crown or some kind of wedding garland (cf. Isa 61:10). Nothing is known about any practice in which the queen mother would have crowned her son, whether at his coronation or on his wedding day. Hence there is no direct evidence to identify the crown as royal or not. Neither can one eliminate the possibility that this detail may be only a poetic flourish“; Murphy, The Song of Songs, S. 152. 16 Der Text beschreibt auch Salomos einzigartigen אפריון, den er sich selbst aus Gold, Silber und Holz
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
174
Salomos Leben vor der Thronbesteigung in der biblischen Historiographie
Solche Vergleiche sollten jedoch nicht überstrapaziert werden, da es sich bei Hhld 3,6– 11 um einen poetischen Text handelt und nicht um Geschichtsschreibung wie im Kö nigebuch. Wie J. Cheryl Exum schreibt: „[D]ies ist keine Beschreibung einer ‚echten‘ Pro zession, sondern vielmehr das Produkt einer blühenden poetischen Vorstellungskraft.“17 Es wäre also problematisch, Hhld 3,6–11 als eine Beschreibung von Salomos Krönung anzusehen, die derjenigen in 1. Kön 1,38–40 und derjenigen in 2. Chr 29,20–25 widerspricht. Selbst der Wert der Passage als Beschreibung von Salomos Hochzeit ist fraglich. Dennoch ist bemerkenswert, dass sowohl 1. Könige 1–2 als auch Hhld 3,11 erwähnen, dass Salomos Mutter ihren erwachsenen Sohn unterstützt, wenn auch in verschiedenen Rollen. Demgegenüber schreibt die Chronik Batseba überhaupt keine Rolle zu. III Zusammenfassung Offenbar war Salomos Leben zwischen seiner Geburt bis zu seinem Aufstieg zum Kö nig nicht außergewöhnlich – zumindest stand den biblischen Verfassern entweder keine Quelle über diese Zeit zur Verfügung, oder sie hielten es nicht für nötig, eine Beschrei bung derselben zu liefern, da sie für den Fortgang der Erzählung keine Bedeutung hatte. Es scheint, als wäre Salomo nicht politisch tätig gewesen, und die Thronfolgeerzählung betont, dass er selbst nichts unternahm, um seinen Vater als König zu beerben. Vermutlich heiratete er noch im Jugendalter, was in biblischer Zeit ebenfalls nicht ungewöhnlich war, und zeugte seinen ältesten Sohn Rehabeam, bevor er den Thron sicherte. Es gibt keinen verlässlichen Beweis für die Annahme einiger Gelehrter, dass David Salomo in die Obhut Nathans, des Propheten, übergab, der zum Erzieher oder Vormund Salomos bestimmt wurde oder für die Ausbildung des Kindes zuständig war. Zu diesen Sachverhalten stehen uns weder verlässliche biblische noch außerbiblische Informationen zur Verfügung.
aus dem Libanon gemacht hat (Hhld 3,9–10). Das Wort אפריוןist ein hapax legomenon in der Hebräi schen Bibel. Seine genaue Bedeutung ist unsicher, auch ob es vom Griechischen φορεῖον oder vom Persischen aparyān abgeleitet wird. Es wird jedoch üblicherweise als eine Art spezielles Sofa, als eine Sänfte oder ein besonderer Stuhl gedeutet. Unabhängig vom Ursprung von Hhld 3,6–11 bezieht sich die Stelle wahrscheinlich eher auf eine spätere Hochzeit als diejenige mit Naama, da Salomo zu der Zeit, auf die sich der Text bezieht, bereits „König“ ist. 17 „[T]his is not a description of any ‚real‘ procession but rather the product of a fruitful poetic imagination“; Exum, Song of Songs, S. 142; vgl. auch Zakovitch, Das Hohelied, S. 34–35.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel IX: Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle in der biblischen Historiographie Die Thronfolgeerzählung hat ein deutlich größeres Interesse am körperlichen Erschei nungsbild ihrer Figuren als die meisten anderen biblischen Erzählungen. Sie liefert explizite Informationen über das Aussehen der Vorgänger Salomos auf dem Thron und seinen rivalisierenden Brüdern wie auch von verschiedenen anderen Mitgliedern von Davids Familie, darunter Saul, David, Absalom und Adonia wie auch Tamar, Abigail, Batseba und Abischag. Im Gegensatz dazu widmet sie der Beschreibung von Salomos Aussehen kein einziges Wort. Liegt das daran, dass die Informationen nicht überliefert wurden, oder steht hinter diesem Schweigen eine bestimmte Absicht? In diesem Kapitel wird die Arg umentation vertreten, dass dies ein Teil der Strategie des Textes ist, um Salomos ein zigartige Weisheit als sein hervorstechendstes Merkmal und seine Hauptqualifikation als König hervorzuheben. Es wird dargelegt, dass der Fokus durch den Verzicht auf jede äußere, körperliche Beschreibung Salomos auf seine inneren Werte – seine Weisheit oder Frömmigkeit – gelenkt und er dadurch im Text als rechtmäßiger Erbe Davids identifiziert wird. I Salomos Erscheinungsbild Die frühe biblische Geschichtsschreibung liefert keinerlei Information über Salomos Aussehen zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens. Wie im Fall des Fehlens einer Be schreibung von Salomos Kindheit ist dies im Kontext der biblischen Literatur insgesamt durchaus nicht unüblich. Im Gegensatz zu anderen antiken Autoren wie zum Beispiel Homer, der detaillierte Beschreibungen seiner Figuren liefert – wie sie aussahen, was sie in dieser oder jener Situation fühlten –,1 gehen die biblischen Erzähler im Allgemeinen sehr sparsam mit solchen Informationen um.2 Tatsächlich beschreiben die biblischen Historiker, einmal abgesehen von den ersten Königen der Vereinigten Monarchie, Saul und David, das Aussehen keines einzigen Königs von Israel oder Juda. Die Erzählungen über die frühe Monarchie im Samuelbuch und in 1. Könige 1–2 sind in dieser Hinsicht jedoch außergewöhnlich, wird doch dort das Aussehen einiger anderer Figuren beschrieben, einschließlich von Königen und Thronanwärtern. So wird beispielsweise von Saul – im Gegensatz zu dem jungen Salomo, über den diesbezüglich nichts erwähnt wird – gesagt: Er war „ein junger Mann und stattlich [ ;]בחור וטובund keiner von den Söhnen Israels war schöner als er; von seiner Schulter an aufwärts war 1 Siehe E. Auerbach, Mimesis: Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur, 10. Aufl. (Tü bingen: Francke, 2001 [Erstausg. 1946]), S. 5–27, insb. 12–16. 2 Vgl. S. Bar-Efrat, Narrative Art in the Bible, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 70 (Sheffield: Almond Press, 1989), S. 48–53; Alter, The Art of Biblical Narrative (New York: Basic Books, 1981), S. 114–130.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
176
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
er größer als alles Volk“ (1. Sam 9,2 und in chiastischer Reihenfolge in 10,23c). Davids Erscheinungsbild wird an drei Stellen beschrieben (1. Sam 16,12.18; 17,42). Um die erste Stelle – 1. Sam 16,12 – zu zitieren: Er war „rothaarig, mit schönen Augen und gut aussehend“ ( ;אדמוני עם יפה עינים וטוב ראיvgl. 17,42: „rothaarig und gut aussehend [)“]יפה מראה. Der biblische Erzähler berichtet außerdem, dass Davids Ehefrauen Abigail (1. Sam 25,1) und Batseba (2. Sam 11,2) sowie seine Tochter Tamar (2. Sam 13,1) „schön“ waren. Über Salomos Halbbruder Absalom heißt es: „[I]n ganz Israel gab es keinen Mann so schön wie Absalom und so sehr zu rühmen. Von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel war kein Makel an ihm. Und wenn er seinen Kopf rasierte, denn es geschah am Ende jedes Jahres, dass er ihn rasierte, denn das Haar war ihm zu schwer, dann wog sein Haar 200 Schekel [ca. 2 Kilo] nach dem Gewicht des Königs“ (2. Sam 14,25–26). Schließlich wird in 1. Kön 1,4 Davids Dienerin Abischag, die Schunemiterin, als „überaus schön“ be schrieben, und Adonia „war auch sehr schön von Gestalt“ (1,6). Während also Beschreibungen körperlicher Merkmale an anderen Stellen der Hebräi schen Bibel selten vorkommen, sind die Beschreibungen von Saul und David vor ihrer jeweiligen Thronbesteigung und von Absalom und Adonia in der Thronfolgeerzählung Ausnahmen, die das Fehlen einer solchen Darstellung von Salomo überraschend erscheinen lassen: Warum wurden sie alle beschrieben, nur Salomo nicht? In den meisten Fällen dienen die Beschreibungen von Salomos Vorgängern als Exposi tion für das, was später von ihnen berichtet werden soll. So wird Sauls gutes Aussehen in 1. Sam 9,2 als Hintergrund für die Szene beschrieben, in der er mit den jungen Mädchen am Brunnen plaudert (1. Sam 9,11–13). Vermutlich dient die Schilderung ebenfalls als Vorgeschichte für die Erzählung in 1. Samuel 10, wo Saul sich bei dem Gepäck versteckt, vielleicht, weil er zu groß war, um in der Menge zu verschwinden (1. Sam 10,23c). Es war die Schönheit Batsebas, die als „von sehr gutem Aussehen“ ( ; והאשה טובת מראה מאד2. Sam 11,2b) beschrieben wird, die Davids Aufmerksamkeit auf sie lenkte, und zu ihrer Affäre mit all ihren Konsequenzen führte. Ähnlich wird in 2. Sam 13,1 auf Tamars Schönheit hingewiesen, als Begründung für die Liebe, die ihr Halbbruder Amnon für sie empfindet und die zu der gesamten folgenden Erzählung von Absaloms Mord an Amnon führt (2. Sam 13,1–39). Dieser wiederum sorgte für Spannungen mit David, die letztlich mit Absaloms gescheiterter Rebellion und seinem Tod endeten (2. Samuel 14–19). Die Information über Absaloms Schönheit ist möglicherweise der Hintergrund dafür, dass er so einfach die Herzen des Volkes gewann (2. Sam 15,1–12). Sein schweres Haar spielt bereits auf die Erzählung von seinem Tod an, von dem in 2. Sam 18,9–15 berichtet wird. Gemäß dieser Passage verfing sich sein Haar in einer Eiche, so dass er sich nicht ver teidigen konnte und von Joab getötet wurde. Die biblischen Autoren übermitteln demnach typischerweise diese Art von Informa tionen nur dann, wenn sie für den Fortgang der Erzählung wichtig sind.3 Das ist jedoch 3 So ist auch die Beschreibung des Aussehens von Mefi-Boschet, dem Sohn Jonathans, der „an beiden Füßen gelähmt“ war (2. Sam 9,3; siehe auch 9,13), die Hinführung zu der Erzählung in 2. Sam 16,1– 4. Siehe auch die Beschreibungen von Esau als Kind, der „rötlich, ganz und gar wie ein haariger Mantel“ ( ַ;א ְדמֹונִ י ּכֻ ּלֹו ּכְ ַא ֶּד ֶרת ֵש ָֹערGen 25,25, vgl. 27,11b) geboren wurde, und von Jakob, der als „ein glatter Mann“ (Gen 27,11c) beschrieben wird. Diese bereiten die Erzählung von Isaaks Segnung der
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
177
nicht immer der Grund. Im Fall von David hat die Beschreibung seiner Schönheit mög licherweise den Zweck, seine Popularität bei der Bevölkerung zu erklären; sie dient nicht als Hintergrund für eine bestimmte Erzählung. Da David jedoch als sehr attraktiver Mann dargestellt wird und es von Batseba heißt, sie sei mit außergewöhnlicher Schönheit gesegnet gewesen (2. Sam 11,2), ist es plausibel, dass auch ihr Sohn Salomo gutaussehend war, wie auch mindestens zwei seiner Halbbrüder, Absalom und Adonia, und seine Halbschwester Tamar. Es ist jedenfalls überraschend, dass Salomo nicht in dieser Weise explizit beschrieben wird. Warum wird das also nicht erwähnt, obwohl er doch vermutlich außergewöhnlich hübsch gewesen sein mag? Vielleicht hängt die Antwort mit der Tatsache zusammen, dass ein attraktives Äußeres zu den Eigenschaften eines potenziellen Königs gehört, die man von ihm erwartete. Das zeigt sich schon daran, dass dieser Umstand bei allen vier Vorgängern Salomos betont wird: Saul und David, die tatsächlich König waren, sowie Absalom und Adonia, die den Thron für sich beanspruchten, alle werden sie, kurz bevor sie die Herrschaft antraten oder es zumindest versuchten, als überaus gutaussehende Männer beschrieben. Als Sa muel ausgesandt wurde, um einen von Isais Söhnen an Sauls Stelle zum neuen König zu salben, fiel sein Blick zuerst auf Eliab, der offenbar groß und attraktiv war. Samuel war sofort überzeugt, dass er der erwählte König sei, und erklärte: „Gewiss, da steht sein Ge salbter vor dem Herrn“ (אך נגד יהוה משיחו, 1. Sam 16,6). Selbst der Prophet Samuel beur teilt also Eliab allein auf der Grundlage seines Aussehens als zum König geeignet; vielleicht, weil Eliab ihn an Saul erinnerte, der ebenfalls attraktiv und groß war; 1. Sam 9,1; 10,23–24. Der Herr lehnt dieses Kriterium jedoch vollständig ab (1. Sam 16,7): ויאמר יהוה אל שמואל אל תבט אל מראהו ואל גבה קומתו כי מאסתיהו 4 . כי האדם יראה לעינים ויהוה יראה ללבב,כי לא אשר יראה האדם Aber der Herr sagte zu Samuel: Schau nicht auf sein Aussehen und auf seinen hohen Wuchs, denn ich habe ihn verworfen; der Herr schaut nicht auf das, worauf der Mensch schaut; der Mensch schaut auf das, was vor Augen ist, aber der Herr schaut auf das Herz.5 beiden in Gen 27,1–40 vor. Darüber hinaus bildet die Beschreibung „( ַא ְדמֹונִ י ּכֻ ּלֹו ּכְ ַא ֶּד ֶרת ֵש ָֹערEr war rötlich, ganz rauh wie ein Fell“, Gen 25,25) den Hintergrund für die folkloristische Erklärung für die Namen ( ֱאדֹוםEdom) und ( ֵש ִֹעירSeïr; vgl. Gen 36,8). 4 Auffällig ist die chiastische Anordnung der Phrasen: כי לא אשר יראה האדם כי האדם יראה לעינים 5 Um Hiobs rhetorische Frage, אם כראות אנוש תראה/ „( העיני בשר לךHast du Augen des Fleisches?/ Siehst du, wie ein Mensch sieht?“, Hi 10,4) zu paraphrasieren, die dieselbe Vorstellung ausdrückt: Gott hat keine fleischlichen Augen, und er schaut auf Anderes als die Menschen. Im Gegensatz zu Samuels enthusiastischer Reaktion auf Eliabs Schönheit betont Ben Sira 11,2 (MS A, IV r.; vgl. MS B, I r.): „Lobe einen Mann nicht für sein Aussehen, und verabscheue einen Mann nicht für die Hässlichkeit seiner Erscheinung“ ()אל תהלל אדם בתארו ואל תתעב אדם מכ[ער] במראהו. Siehe Segal, The Complete Book of Ben Sira, S. 65; Beentjes, The Book of Ben Sira in Hebrew, S. 36, 50. Die Zeile, wie sie
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
178
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
Vor diesem Hintergrund könnte der Verzicht jeglicher Beschreibung des Erscheinungs bildes von Salomo bedeuten, dass seine Qualifikation für die Königsherrschaft – anders als bei Eliab, Absalom und Adonia – nicht in seiner körperlichen Schönheit bestand. Stattdessen beruhte sie auf seinen inneren Werten als weiser Anführer, was ein weiterer Grund dafür sein könnte, weshalb „der Herr ihn liebte“, warum er ihn erwählte und Je didja nannte (2. Sam 12,24–25).6 Gott sah ihn aus einer anderen Perspektive als der phy sischen: Er legte den Schwerpunkt auf Salomos Weisheit und seine Fähigkeit, ein guter Anführer für Israel zu sein. Demnach könnte der Verzicht auf eine Beschreibung des Aussehens von Salomo dazu gedient haben, seine Weisheit und seine Qualifikation als Anführer zu betonen. Tatsächlich werden Salomos Gaben bereits in der Schilderung der ersten Offenbarung hervorgehoben, die Gott ihm in Gibeon zuteil werden ließ: Als Gott ihm anbietet, ihn zu segnen, bittet Salomo ihn nicht um ein langes Leben, Reichtum oder militärische Siege gegen seine Gegner, sondern um die Weisheit, das Volk Israel führen zu können: „Gib also deinem Diener ein hörendes Herz, um dein Volk zu richten, und zu unterscheiden zwischen Gut und Böse“. Und tatsächlich „war es gut in den Augen des Herrn, dass Salomo um diese Sache gebeten hatte“ (1. Kön 3,5–14, insb. 3,9–10). Salomos legendäre Weisheit wurde zu seiner hervorstechendsten Eigenschaft. Sie wird an mehreren Stellen in den Königebüchern betont, in der Beschreibung seiner zahlrei chen Werke und seines großen Wissens, aufgrund dessen Menschen aus „allen Ländern“ kamen, um „die Weisheit Salomos zu hören“ (1. Kön 5,9–14, insb. 5,14; vgl. 5,21.26), explizit erwähnt. Die Vorstellung, dass seine Weisheit sein wichtigstes Charakteristikum war, wird beispielhaft veranschaulicht in der Erzählung von den beiden Prostituierten (1. Kön 3,16–28) , wie auch in der Episode mit der Königin von Saba (1. Kön 10,1–13), die von den Enden der Erde anreiste, um Salomos Weisheit zu hören, nicht um seine äußer liche Schönheit zu sehen. Abgesehen von diesen intellektuellen Qualitäten findet sich kei ne Beschreibung seiner mentalen oder emotionalen Eigenschaften. Trotz seiner großen Weisheit sündigte und versagte Salomo sogar nach dem Buch der Könige (1. Könige 11). Derweil entspricht die Beschreibung Adonias als gutaussehend (1. Kön 1,6) der Dar stellung, dass er der offensichtliche Kandidat für die Königsherrschaft war, da Saul, Da vid und Absalom alle attraktiv waren. Unmittelbar auf diese Aussage folgt eine Erinne rung daran, dass er nach Absalom an nächster Stelle in der Thronfolge stand, die auch dazu dienen könnte, Zweifel an Adonias Charakter zu wecken. Zu diesem Zweck wird suggeriert, dass sein Anspruch auf den Thron – ebenso wie derjenige Absaloms – in den Augen des Erzählers nicht legitim, wenn er auch in Wirklichkeit vermutlich berechtigt war. Im Gegensatz dazu könnte das Fehlen einer solchen äußerlichen Beschreibung Salo mos auch Teil der allgemeinen Erzählstrategie sein, dessen Rolle in der Thronfolge herun oben übersetzt ist, ist in Manuskript A (IV r.) überliefert, während sie in Manuskript B (I r.) geringfügig anders lautet und das letzte Wort beschädigt ist: ואל תתעב אדם מעזב ב[…]ו/ אל תהלל אדם בתארו. Es fällt auf, dass die Wörter בתארוund במראהוeine literarische Metathese bilden; siehe I. Kalimi, Metathesis in the Hebrew Bible. Wordplay as a Literary and Exegetical Device (Peabody, MA: Hen dricksen, 2018), S. 137–138 (Nr. 5). 6 Siehe die ausführliche Diskussion dieses Themas in den Kapiteln V und VI.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
179
terzuspielen. Das bedeutet, dass – selbst wenn Salomo, wie einige seiner Familienmitglie der, durchaus attraktiv und gutaussehend gewesen sein kann – diese Eigenschaft nicht der Grund für seine Thronbesteigung war. Obwohl nun der Chronist Samuel-Könige darin folgt, dass er keine Informationen über Salomos Aussehen gibt, nimmt er im Hinblick auf Salomos Weisheit eine andere Position ein: Er lässt sie weniger groß erscheinen, indem er die Erzählung von den beiden Prostituierten in 1. Kön 3,16–28 und die Aussage „Gott gab Salomo Weisheit“ in 1. Kön 5,26 weglässt. Für den Chronisten ist Salomos hervorstechendste Eigenschaft we der sein äußeres Erscheinungsbild noch seine Weisheit, sondern die Tatsache, dass er der von Gott erwählte König und Tempelbauherr ist, der sich durch Gehorsam und Loyalität gegenüber Gott auszeichnet. Anscheinend sah auch der Chronist Weisheit nicht als Ga rantie für den Erfolg eines Königs an. II Wird in Hohelied 5,10–16 Salomos Aussehen beschrieben? Während weder Samuel-Könige noch die Chronik Salomos Erscheinungsbild beschreiben, gibt es in der Hebräischen Bibel eine Passage, die bisweilen in diese Richtung in terpretiert wurde: die metaphorische Beschreibung des Geliebten in Hhld 5,10–16. Da die Überschrift des Buches שיר הׁשירים אשר לשלמהlautet („Das Hohelied für/ von/ an Sa lomo“; 1,1) und sich einige spätere Verse auf Salomo beziehen (1,5; 3,7.9.11; 8,11–12), ging man traditionellerweise davon aus, dass das Buch von Salomo verfasst wurde. Auf dieser Grundlage wurden die Schilderungen des Liebespaares gelegentlich als ein Bericht von Salomos Beziehung zu einer bestimmten Frau interpretiert, genau genommen zu „Sula mith“ in Hhld 7,1, die hin und wieder mit der in 1. Kön 3,1 erwähnten Tochter Pharaos gleichgesetzt wird, oder zu Abischag, der Schunemiterin in 1. Kön 1,4, oder zu verschie denen anderen Frauen. Solche „wörtlichen“ Interpretationen des Hohelieds reichen bis auf Theodor von Mopsuestia (350–428 u. Z.) zurück, auch wenn sie auf dem fünften Ökumenischen Konzil (553 u. Z.) verworfen wurden. Einige anonyme rabbinische Kom mentare aus dem Mittelalter vertraten ähnliche Deutungen, desgleichen Sebastian Cas tellio (1515–1563 u. Z.), ein Zeitgenosse Johannes Calvins.7 Wenn man eine solche In terpretation akzeptiert, könnte die Schilderung des Geliebten in Hhld 5,10–16 als eine Beschreibung Salomos mithilfe von Metaphern und Vergleichen gelesen werden:
7 Eine Bibliographie bietet H. H. Rowley, „The Interpretation of the Song of Songs“, JTS 38 (1937), S. 337–363, insb. 352–353. Siehe G. Gerleman, Ruth, Das Hohelied, Biblischer Kommentar Altes Testament 18 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1965), S. 45, 48–51; O. Keel, Das Hohelied, Zürcher Bibelkommentare 18 (Zürich: Theologischer Verlag Zürich, 1986), S. 9–12; T. Long man III, Song of Songs, New International Commentary on the Old Testament (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans, 2001), S. 38–41.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
180
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle Mein Freund ist weiß und rot, auserkoren unter vielen Tausenden. Sein Haupt ist das feinste Gold. Seine Locken sind Rispen, schwarz wie ein Rabe. Seine Augen sind wie Tauben an den Wasserbächen, sie baden in Milch und sitzen an reichen Wassern. Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Gewürzkräuter wachsen. Seine Lip pen sind wie Lotosblüten, die von fließender Myrrhe triefen. Seine Arme sind wie goldene Stäbe, voller Türkise. Sein Leib ist wie aus Elfenbein, mit Saphiren geschmückt. Seine Beine sind wie Marmorsäulen, gegründet auf goldenen Füßen. Seine Gestalt ist wie der Libanon, auserwählt wie Zedern. Sein Mund ist voll Süße und alles an ihm ist lieblich. – So ist mein Freund, so ist mein Geliebter, ihr Töchter Jerusalems!8
Selbst die meisten der Exegeten, die Salomo als den Verfasser des Buches ansehen, haben diese Passage nicht als eine Beschreibung Salomos verstanden,9 wie jene, die den Gelieb ten mit Salomo gleichsetzen, ihn nicht als den Verfasser ansehen.10 Dennoch wird die An sicht, dass das Hohelied Salomo und eine seiner Geliebten beschreiben soll, von einigen Exegeten verteidigt.11 Ist das plausibel? Abgesehen von der Tatsache, dass Hohelied 5 größtenteils metaphorisch und nicht wörtlich zu verstehen ist, bezweifeln die meisten Kommentatoren gegenwärtig die tra ditionelle Identifikation Salomos als Autors des Buches wie auch die Idee, dass der Ge liebte auf ihn hindeuten soll.12 Tatsächlich bestreiten viele sogar, dass das Buch über 8 Die deutsche Übersetzung folgt gewöhnlich Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung: Lutherbibel, herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Deutschland, revidiert 2017. 9 Vgl. z. B. aktuell D. Garrett, Song of Songs, Word Biblical Commentary 23b (Nashville: T. Nelson, 2004), S. 22–25. Obwohl er annimmt, dass das Hohelied an Salomos Hof, wenn nicht sogar von Salomo selbst geschrieben wurde, sieht er Versuche, die Figuren mit Salomo und einer bestimmten Frau gleichzusetzen, als „reines Rätselraten“ („mere guesswork“) an. Gerleman, Ruth, Das Hohelied, S. 75–77, datiert das Buch in die frühe Königszeit, unternimmt aber keinen Versuch, das Buch oder die darin enthaltenen Beschreibungen mit Salomo in Verbindung zu bringen (vgl. S. 171–178). 10 Beispielsweise V. Sasson, „King Solomon and the Dark Lady in the Song of Songs“, VT 39 (1989), S. 407–414. 11 So z. B. O. Zöckler, Das Hohelied und der Prediger, Theologisch-homiletisches Bibelwerk, AT 13 (Bielefeld und Leipzig: Velhagen und Klasing, 1868), S. 1–2, 8–9, 71; F. Delitzsch, Biblischer Com mentar über die Poetischen Bücher des Alten Testaments, Vierter Band: Hoheslied und Koheleth (Leip zig: Dörffling und Franke, 1875), S. 5–7; W. Volck und S. Oettli, Die poetischen Hagiographen (Buch Hiob, Prediger Salomo, Hohelied und Klagelieder), Kurzgefaßter Kommentar zu den heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments sowie zu den Apokryphen 7 (Nördlingen, C. H. Beck, 1889), S. 15–171; A. Miller, Das Hohe Lied, Die Heilige Schrift des Alten Testaments 6/3 (Bonn: P. Hanstein, 1927), S. 56, der Salomos Autorschaft als „literarische Fiktion“ (ebd., S. 18) ansieht; H. H. Rowley, „The Meaning of the Shulammite“, AJSL 59 (1939), S. 84–91; V. Sasson, „King Solomon and the Dark Lady in the Song of Songs“, S. 407–414. 12 Z. B. Murphy, The Song of Songs, S. 3–7, 120–122; Zakovitch, Das Hohelied, S. 41–43; Exum, Song of Songs, S. 89–91; dies., „Song of Solomon“, in M. D. Coogan, The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 2, S. 335–339.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
181
haupt eine einheitliche Geschichte erzählt, und sehen es stattdessen als eine Sammlung ursprünglich unabhängiger Liebespoesie an.13 Da Salomo in Hhld 5,10–16 nicht explizit erwähnt wird, muss jede Verbindung zu ihm aufgrund von Hinweisen an anderen Stellen des Buches hergestellt werden, beispielsweise in Hhld 3,6–11. Dieser Sachverhalt ist nicht allein wegen der Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Interpretation von Hhld 3,6–11 problematisch, wie bereits dargelegt, sondern auch wegen des unklaren Verhältnisses verschiedener Teile des Buches untereinander. Während es zwar plausibel ist, dass Hhld 3,6–11 Salomos Hochzeit beschreibt, kann allerdings nicht ohne Weiteres geschlossen werden, dass sich Hhld 5,10–16 ebenfalls auf Salomo bezieht. Exum vertritt beispielsweise die Auffassung, dass der Geliebte im Hohelied als Ganzem nicht Salomo ist, sondern lediglich in Hhld 3,6–11 beschrieben wird, als ob er Salomo wäre.14 Allerdings: Selbst wenn Hhld 5,10–16 oder irgendein anderer Text des Hohelieds das Aussehen Salomos beschreibt – was ich für unwahrscheinlich halte –, würde dadurch höchstens die naheliegende Annahme bestätigt werden, dass Salomo ein attraktiver Mann war. Der Text bietet jedoch definitiv nicht mehr Informationen darüber, wie Sa lomo, in konventioneller Sprache beschrieben, tatsächlich aussah, als das, was uns über seinen Vater, seine Mutter und andere Mitglieder von Davids Familie überliefert ist. Fer ner ist erneut zu betonen, dass die Schilderungen des Hohelieds poetischer Natur sind, anders als die biblisch-historiographischen Texte von Samuel-Könige. Diesen Darstel lungen im Hohelied sollte daher, unabhängig von ihrer Datierung und der Frage, auf wen sie sich beziehen, in der historischen Analyse nicht dasselbe Gewicht beigemessen werden wie den historiographischen Texten der Hebräischen Bibel, in denen keine äußerliche Beschreibung Salomos erscheint und stattdessen seine Weisheit und seine Rolle als An führer betont werden. III Zusammenfassung Es gibt keine verlässlichen Hinweise auf Salomos äußeres Erscheinungsbild. Plausibel ist es jedoch, davon auszugehen, dass er – wie seine Eltern, David und Batseba, und zu mindest einige seiner Halbgeschwister wie Absalom, Adonia, Tamar – gutaussehend war. Dies aber wird von keinem historiographischen Text aus dem Alten Israel bestätigt. Der Verzicht der biblischen Verfasser auf jede Beschreibung seines Aussehens im pliziert möglicherweise, dass seine Berechtigung zur Königsherrschaft nicht auf seiner körperlichen Schönheit beruhte – im Gegensatz zu Eliab, Absalom und Adonia –, sondern auf seinen Qualitäten als Anführer. Salomos Fähigkeiten werden bereits in Gibeon herausgestellt, im Zusammenhang mit der ersten Offenbarung Gottes an ihn, als Salo mo um „ein hörendes Herz, um dein Volk zu richten“ (1. Kön 3,5–14) bittet. Salomos legendäre Weisheit wird von dem Verfasser von 1. Könige 3–10 an einigen Stellen betont (1. Kön 5,9–14.21.26) und wurde anstelle seines äußeren Erscheinungsbildes zu seinem hervorstechendsten Merkmal. Doch sogar diese Weisheit kommt in der Chronik deutlich 13 Z. B. Gerleman, Ruth, Das Hohelied, S. 50, 59–62, bezeichnet es als „eine lose Sammlung unzusam menhängender Lieder“ (ebd., S. 59); ähnlich auch Zakovitch, Das Hohelied, S. 30. Das wird beispielsweise von Exum, Song of Songs, S. 33–37, bestritten. 14 Exum, Song of Songs, S. 140–141.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
182
Salomos körperliches Erscheinungsbild und seine Führungsrolle
weniger zur Sprache. Stattdessen liegt hier der Schwerpunkt auf der Gerechtigkeit des Königs und seinem Gehorsam gegenüber dem Herrn. Die Beschreibungen des Hohelieds – vor allem Hhld 5,10–16 – können nicht ohne Weiteres trotz Hhld 3,6–11 als Hinweise auf das Aussehen König Salomos interpretiert werden. In jedem Fall können solche poetischen Darstellungen nicht einfach wörtlich genommen oder, wie es bei den Texten in Samuel-Könige möglich ist, als historiographische Schilderungen gelesen werden.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel X: Salomos Thronfolge: Geschichte und gegensätzliche Historiographien I Einleitung Die Bücher Könige und Chronik präsentieren zwei überaus kontrastreiche Darstellungen dessen, wie Salomo David auf den Thron folgte. Sie widersprechen sich sogar in einigen Kernpunkten. Während Salomo den Thron in 1. Könige 1–2 als Folge politischer Hofintrigen erlangt und er seine Macht durch die Beseitigung einiger seiner potentiellen Rivalen festigt, wird er in der Chronik ohne jeden Widerspruch gekrönt; die Krönung wird von allen seinen Brüdern, von Davids Beamten und von ganz Israel begrüßt, und er übernimmt die Macht ohne jegliche Gewalt. Trotz dieser signifikanten Unterschiede haben beide Berichte im Wesentlichen dasselbe Ziel: Salomo als den von Gott erwählten Nachfolger Davids als König über Israel zu legitimieren. Wie sie das tun, kann man nur umfassend erkennen, wenn man beide Berichte sorgfältig miteinander und mit dem vergleicht, was man über die historischen Ereignisse im Hintergrund rekonstruieren kann. Wie jedoch bereits in Kapitel II angemerkt wurde, sind die Texte der Hebräischen Bibel, vor allem die frühe israelitische Geschichtsschreibung in Samuel-Könige, die einzi gen Quellen für eine Rekonstruktion von Ereignissen aus der Zeit des geeinten König reichs, die erhalten geblieben sind. Sie sollten also sehr sorgfältig ausgewertet werden, um ihre apologetischen und theologischen Elemente von den historischen Informationen, die sie möglicherweise enthalten, trennen zu können. Dementsprechend besteht dieses Kapitel aus drei Teilen: Zuerst wird ein Vorschlag für die Rekonstruktion der historischen Situation am Ende von Davids Regierungszeit gemacht, vor allem auf der Grundlage von Samuel-Könige; zweitens folgt eine Analyse dessen, wie 1. Könige 1 als Teil von Davids Thronfolgeerzählung diese Situation darstellt, um zu zeigen, dass es sich um einen einheitlichen Text handelt, der Salomos Recht auf den Thron verteidigen soll; drittens wird diese Passage mit der völlig anderen Version des Chronisten verglichen, der ebenfalls Salomos Thronfolge zu legitimieren versucht. Dieses Kapitel befasst sich hauptsächlich mit den Ereignissen, die zu Salomos Thronbe steig ung führten, während das nächste seine Krönung und die ersten Handlungen nach der Machtübernahme behandelt.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
184
Salomos Thronfolge
II Salomos Thronfolge aus historischer Perspektive 1 Die letzten Tage König Davids: Persönliche und politische Krise In 1. Könige 1,1–4 gibt der Erzähler seinem potenziellen Publikum die Hinterg rundin formationen zu der Geschichte, die er erzählen wird, und ermöglicht seinen Adressaten so, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Der Erzähler deutet an, dass David sich am Ende seines Lebens in einer sehr beklagenswerten körperlichen und geistigen Verfassung befand.1 Der König war etwa 70 Jahre alt2 – was für die damalige Zeit ziemlich alt war;3 tatsächlich wäre er damit der älteste König in der Geschichte Judas gewesen.4 David war krank und schwach, ans Bett gefesselt und von der ihm umgebenden Welt abgeschnit ten. Obwohl er mit mehreren Decken ( )בגדיםzugedeckt war,5 konnte er seinen Körper nicht mehr warm halten.6 Davids Beamte oder „Ärzte“, wie Josephus sie nennt ( Jüdische 1 Einige Wissenschaftler streiten ab, dass diese Beschreibung von David ursprünglich zu der nach folgenden Erzählung in 1. Kön 1,5–53 gehörte, und stellen stattdessen eine Verbindung zu 1. Kön 2,13–25 her; diese Annahme ist alles andere als gut begründet, siehe die Diskussion am Ende dieses Abschnittes. 2 2. Samuel 5,4–5 und 1. Könige 2,11 berichten, dass David im Alter von 30 Jahren König wurde und 40 Jahre lang regierte. Folglich war er etwa 70 Jahre alt, als er starb; vgl. Josephus, Jüdische Altertümer 7,389; David Kimchi zu 1. Kön 1,1; E. Würthwein, Das Erste Buch der Könige: Kapitel 1–16 – übersetzt und erklärt, Das Alte Testament Deutsch (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977), S. 9. Die Erzählung, die hier untersucht wird, spielt kurz vor Davids Tod. Bezüglich der „40“ als typolo gische Zahl und zu der Tatsache, dass sie gelegentlich auch eine verlässliche historische Information darstellen kann, siehe Kapitel II, § I II, 1, Anm. 54. 3 Es fällt auf, dass der Erzähler David folgendermaßen beschreibt: „König David war alt und hochbe tagt“ (1. Kön 1,1a), während es von Barsillai heißt, er sei „ein sehr alter Mann, achtzig Jahre alt“ ge wesen (2. Sam 19,33). Der Verfasser scheint also jemanden mit 70 Jahren als „alt“ und mit 80 Jahren als „sehr alt“ zu bezeichnen. 4 Siehe die Tabelle mit dem Alter der Könige von Juda bei Ishida, The Royal Dynasties in Ancient Israel, S. 153–154. 5 Das Wort בגדיםbedeutet in diesem Zusammenhang nicht einfach „Kleider“ (clothes), wie dies einige Exegeten zu übersetzen pflegen (z. B. Lutherbibel; Elberfelder, King James Version, Revised Stan dard Version), sondern eher „Decken“, die auf dem Bett lagen. 6 Es gibt einige Vorschläge dazu, worum es sich bei Davids Krankheit gehandelt haben könnte. Der Babylonische Talmud, Berachot 62b, etwa gibt eine ethische Erklärung: David wurde für sein Fehl verhalten gegenüber Saul, als er einen Zipfel von dessen Gewand abschnitt (1. Sam 24,5), bestraft: „Rabbi Jose ben Rabbi Chanina sagte: Wer Kleider geringschätzig behandelt, wird am Ende keinen Nutzen von ihnen haben; denn es heißt: ‚Nun war König David alt und hochbetagt; und sie bedeckten ihn mit Decken, aber er konnte keine Wärme bekommen.‘“ Diese Interpretation wird von den jüdischen Exegeten des Mittelalters, beispielsweise Raschi und David Kimchi, in ihren Kom mentaren zu 1. Kön 1,1 übernommen. Sie zitieren auch einen Midrasch, der ihrer Meinung nach „näher“ an der einfachen Bedeutung der Schrift liegt. Dieser stellt eine Verbindung her zwischen Davids kaltem Körper und der Erzählung in 2. Sam 24,17 (// 1. Chr 21,17): Als David den Engel mit dem Schwert in der Hand sah, fürchtete er sich, und das Blut gefror in seinen Adern. Kimchi fügt noch hinzu, dass die vielen Kriege, die David führte, ihn vorzeitig alt und schwach werden ließen „und der alte Mensch, je älter er wird, desto kälter wird auch sein Blut mit der Zeit“. Jose phus ( Jüdische Altertümer 7,343) nennt ebenfalls einen körperlichen Grund: Davids hohes Alter habe seine Krankheit verursacht. Einige moderne Mediziner gehen jedoch darüber hinaus und versuchen, eine exakte medizinische Diagnose für Davids Krankheit zu stellen. Liubov (Louba) Ben-Noun vom Soroka University Medical Center der Ben-Gurion University of the Negev (Beer
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
185
Altertümer 7,343),7 gaben ihm den Rat, dass „ein Mädchen, eine Jungfrau“ zu ihm gebracht werden sollte, das ihn pflegen und mit ihm schlafen sollte, um seinen Körper warm zu halten (1. Kön 1,2).8 David wurde jedoch, anders als sein früheres Selbst (gemäß dem Samuelbuch hatte er 17 Kinder; 2. Sam 3,2–5; 5,14; 1. Chr 3,1–9 listen überdies 19 Kinder auf),9 sogar von der schönsten Jungfrau in Israel, Abischag der Schunemiterin, nicht erregt.10 Die ausführliche Beschreibung vom Zustand des Königs und Abischags Schönheit sowie ihrer Aufgabe (1. Kön 1,1–4b) endet mit einer kurzen, antiklimaktischen Phrase: „( והמלך לא ידעהaber der König erkannte sie nicht [sexuell]“, 1. Kön 1,4c).11 Tatsächlich dient die starke Betonung von Abischags Schönheit dazu, die völlige Impotenz König Davids aufzuzeigen. So erfüllte sie nur den ersten, weniger wichtigen Teil von dem doppelten Auftrag, mit dem sie zum König geschickt worden war: „( ותהי לו סכנת ושכבה בחיקךlasst sie seine Dienerin [oder Pflegerin] sein, lasst sie in deinem Schoß liegen“; 1. Kön 1,2d–e), „( ותהי למלך סכנת ותשרתהוsie wurde die Dienerin des Sheva, Israel) vertritt die Meinung, 1. Kön 1,1 deute darauf hin, dass David an Hypothermie litt. „Von den verschiedenen Krankheiten, die Lähmungen und Hypothermie verursachen, kommen vor allem Demenz, senile Osteoporose, Hyperparathyreoidismus oder bösartige Tumore in Frage. Von diesen Möglichkeiten ist ein bösartiger Tumor die wahrscheinlichste“ („Among various diseases, the most likely to cause immobility and subsequent hypothermia are dementia, senile osteoporosis, hyperparathyroidism, or malignancy. Among these diseases, malignancy is the most acceptable“; L. Ben-Noun, „Was the Biblical King David Affected by Hypothermia?“, Journal of Gerontology 57 [2002], S. 364–367, insb. 364). In einem anderen Artikel, „Mental Disorder that Afflicted King David the Great“, History of Psychiatry 15 (2004), S. 467–476, kommt Ben-Noun zu einem anderen Schluss: „Eine Analyse der Passagen, die sich auf König David beziehen, deutet darauf hin, dass er unter einer psychischen Krankheit litt, und von den vielen Möglichkeiten kommen am ehesten eine schwere Depression, Dysthymie oder eine leichtere Depression in Frage. Von diesen Möglichkeiten scheint eine schwere Depression die wahrscheinlichste zu sein“ („Evaluation of the passages referring to King David indicates that he was afflicted by some mental disorder, and among the many possibilities, major depression, dysthymia and minor depression are the most likely. Of these diagnoses, major depression seems the most acceptable“; ebd., S. 467). 7 Das Wort עבדיוbedeutet hier nicht „seine Sklaven“ („his slaves“) oder „Edelleute des Schlafgemachs“ („gentlemen of the bedchamber“), wie beispielsweise J. A. Montgomery und H. S. Gehman, A Crit ical and Exegetical Commentary on the Books of Kings, International Critical Commentary (Edin burgh: T. & T. Clark, 1951), S. 71, übersetzen; diese wären mit Sicherheit weder in der Lage gewesen, dem König irgendwelche Ratschläge zu erteilen, noch wäre es ihnen erlaubt worden. 8 Das ist ein gutes Beispiel dafür, was der Verfasser meinte, als er Samuels Warnung vor der absoluten Macht des Königs anführte: „Und eure Töchter wird er… nehmen“ (1. Sam 8,13) – letztlich für alles, was er wollte! 9 Siehe Kapitel VII, § I I. 10 Die syrische (Peschițta) und arabische Übersetzung identifizieren „Abischag, die Schunemiterin“ mit „Sulamith“ aus Hhld 7,1 und schreiben „Abischag, die Sulamiterin“. Die Bezeichnung „Schu nemiterin“ deutet jedoch auf Abischags Heimatstadt Schunem hin, die im Territorium von Issachar in der östlichen Jesreel-Ebene liegt (Jos 19,18, siehe auch 1. Sam 28,4; 2. Kön 4,8). In ähnlicher Weise wurde auch die „wohlhabende Frau“ aus Schunem (2. Kön 4,8) als „die Schunemiterin“ bezeichnet (2. Kön 4,12.25.36). Für einen Überblick über frühere Diskussionen zu diesem Namen siehe Mont gomery und Gehman, The Books of Kings, S. 81–82; Mulder, 1 Kings 1–11, S. 35–36. 11 Zu dem Begriff („ ידעeine Frau) erkennen“ vgl. Gen 4,1; 24,16; 38,26.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
186
Salomos Thronfolge
Königs und pflegte ihn“; 1. Kön 1,4b).12 Der Hauptzweck, warum Abischag zum König gebracht wurde – – ושכבה בחיקך, konnte nicht erfüllt werden, weil der König so schwach geworden war. Es wären genug Diener dagewesen, die den König hätten bedienen bzw. pflegen können, aber offenbar war niemand in der Lage, seinen Körper auf intime Weise zu wärmen. Einige Wissenschaftler haben abgestritten, dass dieser Bericht über Davids Zustand ursprünglich zu 1. Könige 1 gehörte, übersehen dabei aber die Tatsache, dass die Infor mation aus den Versen 1–4 die notwendige Grundlage für die ganze nachfolgende Er zählung von Nathans und Batsebas Intrige ist, die schließlich dazu führte, dass Salomo die Thronfolge antrat (1. Kön 1,5–53). Diese Erörterung dient nicht nur, wie einige In terpreten meinen, als Einleitung von 1. Kön 2,13–25, wo Adonia bittet, dass Abischag seine Frau werden möge.13 So trennte beispielsweise Martin Noth 1. Kön 1,1a von den darauffolgenden Versen 1b–4 und betrachtete letztere als ursprünglichen Teil der Erzäh lung aus 1. Kön 2,13–25.14 Ähnlich argumentierte auch Saul Zalewski, dass 1. Kön 1,1–4 in keiner Verbindung zu der nachfolgenden Geschichte in 1. Kön 1,5–8 stehe.15 Davids schlechte körperliche und geistige Verfassung ist jedoch nötig, um viele Aspekte der darauffolgenden Erzählung zu verstehen, darunter auch wie er auf die Intrige hereinfal len konnte. So wird später in 1. Könige 1 berichtet, dass das Schlafzimmer des Königs in einen Raum verwandelt wurde, in dem er nicht nur seine geliebte Ehefrau Batseba empf ing (1. Kön 1,15–16.28–31), sondern auch seine religiösen, militärischen und zivilen Würdenträger (1. Kön 1,22–23.32.47).16 Als Batseba darüber hinaus das Schlafzimmer betritt, reagiert David distanziert, als würde sie eine Fremde sein, nämlich mit den glei12 Vgl. 1. König 1,15c. Es scheint, dass der Begriff ותשרתהוdie Phrase ותהי למלך סכנתinterpretiert. Verse 15b+c sind jedoch keine „unnötige Wiederholung“ von Versen 1–4 und daher auch keine spätere Hinzufügung, wie einige Kommentatoren vorschlagen, z. B. Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 264; Greßmann, Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels, S. 188. Vielmehr handelt es sich um einen kurzen Rückblick, der an Davids Zustand erinnert, der vorher ausführlich beschrieben worden war; vgl. Würthwein, Das Erste Buch der Könige, S. 14; S. J. DeVries, 1 Kings, Word Biblical Commentary 12 (Waco, TX: Word, 1985), S. 11. Meiner Meinung nach ist die Inter pretation David Kimchis (der sich Cogan, I Kings, S. 159–160 anschließt) unannehmbar, derzufolge dieser Vers berichtet, wie „Batseba die Kammer betrat, obwohl der König im Bett intim war mit Abischag, und es war niemandem gestattet, ohne Erlaubnis einzutreten, außer ihr, denn sie war seine Frau.“ Nathan habe dieselbe Kammer betreten, als „sie noch mit dem König sprach“ (1,23), und ihm folgten Zadok und Benaja auf dem Fuß (1,32). Es ist geradezu unvorstellbar, dass diese Würdenträger den Raum betraten, „obwohl der König im Bett intim war mit Abischag“. 13 Siehe z. B. Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 71; M. Noth, Könige, Biblischer Kom mentar Altes Testament 9/1 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1968), S. 13–14; Würth wein, Das Erste Buch der Könige, S. 10. 14 Siehe Noth, Könige, S. 13–14. 15 Siehe Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne, S. 44. Vgl. auch Gray, I & II Kings, S. 76: „Es könnte sich dabei [1. Kön 1,1–4], wie auch bei 2,13ff., um eine sekundäre Ausschmückung der Erzählung von der davidischen Thronfolge handeln“ („It may, like 2:13ff., be a secondary elaboration of the Story of the Davidic Succession“). 16 Anders als Veijola und Würthwein annehmen, gibt es keinen Grund, 1. Kön 1,46–48 als eine späte Hinzufügung anzusehen; siehe Würthwein, Das Erste Buch der Könige, S. 8 (und dort den Verweis auf Veijola).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
187
chen Worten wie bei der Frau aus Tekoa (2. Sam 14,5). Er spricht sie geradeheraus an: „Was willst du?“ (מה לך, 1. Kön 1,16b).17 Man kann dieses Verhalten mit Salomos Reaktion ver gleichen, als Batseba zu ihm kam, um in Adonias Namen mit ihm zu sprechen: „Der König stand auf und ging ihr entgegen und verbeugte sich vor ihr; dann setzte er sich auf seinen Thron und ließ einen Thron für die Königsmutter bringen, und sie setzte sich zu seiner Rechten. Dann sagte sie: ‚Ich habe eine einzige kleine Bitte an dich; weise mich nicht ab.‘ Und der König sprach zu ihr: ‚Bring deine Bitte vor, meine Mutter; denn ich werde dich nicht abweisen‘“ (1. Kön 2,19–20). Ein anderes Beispiel aus einem späteren literarischen Werk ist die Reaktion König Ahasveros auf Esther: „Dann sagte der König zu ihr: Was möchtest du, Königin Esther, und was ist dein Wunsch? Er soll dir gewährt werden, bis zur Hälfte des Königreichs!“ (Est 5,3). Im Gegensatz dazu bestätigt Davids kühle und harsche Reaktion auf Batseba seine schlechte körperliche und geistige Verfassung. David war also im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr er selbst. Er konnte nicht einmal mehr die grundlegendsten Vorgaben des königlichen Protokolls einhalten, und es scheint, als sei er nicht in der Lage gewesen, sich vernünftig mit der Frage zu befassen, wer das Königreich in Zukunft als sein Nachfolger beherrschen sollte. Nur im Licht dieser Informationen ist es möglich, die nachfolgende Erzählung zu verstehen, die schließlich zu Salomos Krönung führt. 2 Rebellierte Adonia gegen seinen Vater David? Die sorgfältige Lektüre von Samuel-Könige legt folgende historische Schlussfolgerungen nahe: 1. Am Ende von Davids Herrschaft war die politische Situation unklar: Es gab gute Gründe anzunehmen, dass einer der Söhne Davids seinen Thron erben und König über Juda, d. h. die Südstämme, sein würde, aber würde er auch über Israel, also die Nordstämme, herrschen?18 Mit letzteren hatte David einen speziellen Bund „vor dem Herrn“ geschlossen, um über sie zu herrschen (2. Sam 5,1–3). Es handelte sich dabei, wie Albrecht Alt bemerkte, um eine „Personalunion zwischen Nachbarreichen“.19 Die beiden Königreiche standen unter der Herrschaft ein und desselben Königs, der von beiden akzeptiert wurde.20 In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass nach Salo 17 Es gibt keinen Grund, מה לךin 2. Sam 14,5 mit „Was hast du?“ zu übersetzen und in 1. Kön 1,16b mit „Was willst du?“, wie dies etwa in der Lutherbibel 2017 der Fall ist. Ähnlich übersetzt Klostermann in 2. Sam 14,5 „Was fehlt dir?“, aber in 1. Kön 1,16b „Was ist dir?“; siehe Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 191 und 264. Die King James Version übersetzt in 2. Sam 14,5 „What aileth thee?“, in 1. Kön 1,16b jedoch „What wouldest thou?“. In der Revised Standard Version wird der Satz in 1. Kön 1,16b mit „What do you desire?“ wiedergegeben, in 2. Sam 14,5 aber mit „What is your trouble?“. Diese Übersetzungen übersehen offenbar die Tatsache, dass in beiden Versen derselbe hebräische Ausdruck verwendet wird. 18 Vgl. Würthwein, Das Erste Buch der Könige, S. 9–10. 19 Siehe A. Alt, „Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina“, in Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (München: C. H. Beck, 1964), Bd. 2, S. 1–65, insb. 45–47. 20 Ein anderes Beispiel für eine solche Personalunion vom Beginn des 8. Jh. v. u. Z. ist der Fall von König Zkr von Hamath und La’asch – zwei Staatswesen, die damit einverstanden waren, von einem König regiert zu werden, wie David und Salomo Könige von Israel und Juda waren (2. Sam 5,5;
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
188
Salomos Thronfolge
mos Tod sein Sohn Rehabeam König über die Südstämme wurde (1. Kön 11,43; 12,17). Als er aber auch über die Nordstämme herrschen wollte, kamen deren Repräsentanten nicht nach Jerusalem. Stattdessen kam er zu ihnen nach Sichem, um ihre Zustimmung zu erlangen. Da sich der neue König jedoch weigerte, die Bedingungen der Stämme zu erfüllen, verliefen die Verhandlungen erfolglos, und es kam zur Teilung des geeinten Königreichs (1. Kön 12,1–16). 2. Gemäß 1. Könige 1,20 bereitete David keinen seiner Söhne darauf vor, sein Nachfol ger als König von Juda und Israel zu werden, und ernannte auch keinen von ihnen für dieses Amt. Nachdem er alt, krank und schwach geworden sowie isoliert war, konnte oder wollte er in dieser Frage keine Stellung mehr beziehen. Außerdem gab es vermut lich nicht einmal eine festgelegte Verfahrensweise für die Thronfolge, da das König tum in Israel noch relativ jung war. 3. Ein Blick auf die Thronfolgeerzählungen der Dynastien im Alten Israel zeigt, dass in der Regel der erstgeborene Sohn21 oder der älteste überlebende Sohn des Königs22 der Thronfolger war. Wenn der König jedoch noch lebte, lag die Entscheidung darüber, wer sein Nachfolger sein sollte, bei ihm (1. Kön 1,20.27b).23 1. Kön 1,35); siehe M. Noth, „La’asch und Hazrak“, Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertums kunde (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1971), Bd. 2, S. 135–147, insb. 136. Es gibt weitere Beispiele aus verschiedenen Epochen aus Europa, etwa die Personalunion Englands und Schottlands 1603, als König James VI. von Schottland in England die Thronfolge antrat und die Herrschaft über beide Länder unter einer Krone vereinte. Ein anderes bekanntes Beispiel ist die österreichisch-un garische Personalunion 1867 unter dem Habsburger Franz Josef I., der „Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn“ wurde; siehe H. W. Steed, The Habsburg Monarchy (New York: H. Fertig, 1969), S. 28–39, insb. 32. 21 Siehe z. B. 2. Chronik 21,3 (Sondergut): „Und ihr Vater gab ihnen viele Gaben an Silber und Gold und wertvollen Dingen, auch befestigte Städte in Juda; aber das Königtum gab er Joram; denn er war der Erstgeborene.“ Obwohl diese Information nur in der Chronik vorkommt, gibt es keinen Grund, ihre historische Verlässlichkeit anzuzweifeln. Der Brauch, dass der erstgeborene Sohn den Thron erbte, ist auch von anderen Kulturen des Alten Orients im Umfeld Israels bekannt. Dennoch gab es einige Ausnahmen; siehe Anm. 23. 22 Siehe Nr. (4) und Ishida, The Royal Dynasties in Ancient Israel, S. 152, 154–155. 23 Zu diesem Thema siehe de Vaux, Ancient Israel, S. 100–102. So bestimmte beispielsweise Rehabeam Abia zu seinem Nachfolger, obwohl Jëusch sein ältester Sohn war (2. Chr 11,18–23, insb. 11,22, Son derg ut). Es gibt kein vernünftiges Argument dafür, die Historizität dieser Informationen in der Chro nik anzuzweifeln. Wie bereits Kittel feststellte: „Sie scheinen aus einer alten Quelle zu stammen“; siehe Kittel, Die Bücher der Chronik, S. 126. Auf jeden Fall gibt es keine Möglichkeit festzustellen, ob dieser Text auf der Vorlage des Chronisten basiert, wie Benzinger, Die Bücher der Chronik, S. 97, annimmt. Im Prinzip ist die Erzählung in der Chronik nicht außergewöhnlich. In ähnlicher Weise be stimmte auch Sanherib, der König von Assyrien, nicht seinen ältesten Sohn als Thronerben, sondern einen jüngeren, Asarhaddon (Aššur-aḥ -iddina), den Sohn seiner geliebten Königin Naqî’a (= „die Reine“, so lautete der Name auf Aramäisch; auf Assyrisch wird er als Zakûtum wiedergegeben); siehe H. Lewy, „Nitokris-Naqî’a“, JNES 11 (1952), S. 264–286, insb. 271–272. Im Jahr 672 v. u. Z . machte Asarhaddon seinen jüngeren Sohn Aššurbanipal (668–627 v. u. Z .) zum Herrscher über das assyrische Reich, während er seinen erstgeborenen Sohn Schamasch-schum-ukin zum Herrscher von Babylonien ernannte; siehe E. Weidner und S. Parpola, Letters from Assyrian Scholars to the Kings Esar haddon and Aššurbanipal: Part I – Texts, Alter Orient und Altes Testament 5/1 (Neuk irchen-Vluyn: Neuk irchener Verlag, 1970), Nr. 129,3–13 (der Text steht auf S. 102, die Übersetzung auf 103).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
189
4. Nachdem Amnon, Absalom und vermutlich Kilab (vgl. 2. Sam 3,3; 13,1–30; 18,9–15) gestorben waren,24 war Adonia Davids ältester überlebender Sohn (1. Kön 1,6c) und daher der rechtmäßige Kronprinz und potenzielle Thronfolger. Das wird erstmals aus Adonias Aussage gegenüber Batseba deutlich: „Du weißt, dass das Königtum mir zustand und dass ganz Israel sein Gesicht auf mich gerichtet hatte, dass ich herrschen sollte“ (1. Kön 2,15a). Es wird bekräftigt durch Salomos Antwort an sie: „Und warum bittest du Abischag, die Schunemiterin, für Adonia? Erbitte doch gleich das Königtum für ihn; denn er ist mein älterer Bruder“ (1. Kön 2,22). Auch wenn der letzte Teil von 2,15b, כי „( מיהוה היתה לוdenn es war von dem Herrn bestimmt für ihn“), Teil der Bemühungen des Verfassers ist, Salomo als den von Gott erwählten, rechtmäßigen König darzustellen, setzen diese Verse voraus, dass Adonia der erwartete Thronfolger war. 5. Adonia versuchte, Aufmerksamkeit zu erregen und zugleich seine hohe Stellung hervorzuheben. Er umgab sich mit einem zeremoniellen Leibwächter: „ein[em] Wagen und Reitern25 und fünfzig Männern, die vor ihm herliefen“ (1. Kön 1,5b).26 Dieses Vorgehen war an sich harmlos, und deshalb tadelte David ihn nicht (1. Kön 1,6a). In dem er sich so verhielt, handelte Adonia ähnlich wie sein verstorbener älterer Bruder Absalom (2. Sam 15,1), der von seinem Vater ebenfalls nicht gerügt wurde, da sein Verhalten nicht zu tadeln war.27 Bedeutet diese Anspielung jedoch, angesichts der Tatsache, dass Absalom später gegen David rebellierte, dass Adonia dasselbe tat?28 24 Wir haben keine Informationen über Kilab, Davids zweitältesten Sohn. Wahrscheinlich starb er jung. In 1. Chronik 3,1 wird er „Daniel“ genannt; siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronis ten, S. 92–99, insb. 99. 25 In 1. König 1,5 steht ( רכב ופרשיםvgl. 1. Kön 9,19; 10,26), während sich Absalom in 2. Sam 15,1 mit מרכבה וססיםumgibt (vgl. 1. Kön 5,6; 10,28–29). Beide Ausdrücke erscheinen auch andernorts in Berichten über Salomos Herrschaft. Tatsächlich sind sie synonym und bezeichnen dieselben Dinge (siehe z. B. Ex 14,9.17–18.23.25.28; 15,4.19; Ez 26,7). Es ist daher nicht nötig, den Text von 1. Kön 1,5 gemäß 2. Sam 15,1 zu „korrigieren“, wie Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 263, vorschlägt. Ihm folgt I. Benzinger, Die Bücher der Könige: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Al ten Testament 9 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1899), S. 2–3; siehe auch Cogan, 1 Kings, S. 157. 26 Siehe auch 1. Samuel 8,11 und vgl. mit „( הרציםLäufer“) in 1. Sam 22,17; 1. Kön 14,27–28 und 2. Kön 10,25; 11,4.6.11; siehe auch Vers 19: „( שער הרציםdas Läufertor“). Interessanterweise ehrte Elia den König von Israel und „lief vor Ahab her“ (1. Kön 18,46). Barrakib, der Sohn Panammus, des Königs von Sam’al, bezeugt (730 v. u. Z .): „Und ich lief am Rade meines Herrn, des Königs von Assur [i. e. Tiglath-Pileser III.]“, siehe Delsman, „Aramäische historische Inschriften“, S. 625–637, insb. 631; F. Rosenthal, “Barrakab of Y’DY-SAM’AL,” in J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (ANET), 3. Aufl. mit Ergänzungen (Princeton: Princeton University Press, 1969), S. 655A. Wie Cogan (I Kings, S. 157) richtigerweise feststellt: „Neben oder vor dem Wa gen des Königs herzulaufen, zeigte Verehrung und Gehorsam gegenüber dem Oberherren“ („Run ning by or in front of the king’s chariot signified honor and obeisance to one’s overlord“). 27 Obwohl 2. Samuel 15,6 Absaloms Verhalten zu Beginn des Berichts über seine Rebellion mit den Worten „( ויגנב אבׁשלום את־לב אנׁשי יׂשראלUnd Absalom stahl die Herzen der Männer Israels“) beschreibt, scheint damit nur gemeint zu sein, dass er am Tor saß und die Rolle des Königs als Streitschlichter einnahm (2. Sam 15,2–5), nicht aber, dass er einen Wagen und Läufer hatte (2. Sam 15,1). Möglicherweise hätten die Dinge anders gelegen, wenn Absalom (bzw. Adonia) ohne Erlaub nis auf dem Maultier des Königs geritten wäre(n) (vgl. 1. Kön 1,38), doch das tat er nicht. 28 Siehe z. B. Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 115–116, insb. 116: „Der salo
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
190
Salomos Thronfolge
Dass der Erzähler etwas in diese Richtung andeuten wollte, kann nicht völlig ausge schlossen werden. Die Erzählung im Ganzen unterstützt diese Schlussfolgerung jedoch nicht: Trotz der physischen Ähnlichkeit zwischen den beiden Brüdern und den Parallelen in ihrem Vorgehen (1. Kön 1,5b.6b)29 ergibt der Vergleich mehr Unter schiede als Gemeinsamkeiten. Der Text sagt explizit: „Sein Vater hatte ihm [i. e. Ado nia] nie etwas verwehrt (oder ihn getadelt), dass er gesagt hätte: Warum handelst du so?“ (1. Kön 1,6a). Ebensowenig rebellierte Adonia gegen seinen Vater, indem er sich so verhalten hätte wie Absalom (2. Sam 15,7–13).30 6. Selbst wenn die explizite Erwähnung von Absalom in 1. Kön 1,6 als Hinweis verstanden werden könnte, dass der Erzähler Adonias Anspruch auf den Thron für unrechtmäßig hielt, so war er es in Wirklichkeit vermutlich doch. Adonia stellte sich gut mit allen seinen Brüdern außer mit Salomo, mit den hohen Beamten des Königreichs, vor allem mit Joab, dem Oberbefehlshaber des Heeres, und dem bekannten Priester Abja tar, und er gewann ihre Unterstützung (1. Kön 1,7.9). Auch in diesem Fall tat Adonia nichts Illegales. Er rebellierte nicht gegen seinen Vater, wie es Absalom getan hatte (2. Sam 15,2–18,17). Der Erzähler spielt darauf an, wenn er bemerkt: „Adonia, der Sohn der Haggit, erhob sich und sagte: Ich bin es, der König wird“ (חגית-ואדוניה בן ;מתנשא לאמר אני אמלך1. Kön 1,5a). Adonias Erklärung bezieht sich auf die Zukunft, auf die Zeit nach dem Tod seines Vaters David. Er sagte nicht zu Lebzeiten seines Va ters: „Ich bin König“, wie Absalom das getan hatte: „Absalom ist König in Hebron!“ (מלַ ְך אבשלום בחברון, ָ 2. Sam 15,10). Obwohl Nathan dies mit den Worten „Adonia, der Sohn von Haggit, ist König“ (חגית-מלַ ְך אדניהּו בן, ָ 1. Kön 1,11) wiedergibt, entspricht das nicht dem, was wirklich bei Adonias Bankett gesagt wurde. Sie bliesen nicht das Schofar-Horn und riefen nicht „Lang lebe König Adonia!“, wie das später bei Salomo und Joasch (1. Kön 1,39; 2. Kön 11,12) der Fall war. Es gibt in der Thronfolgeerzählung auch keine anderen Hinweise darauf, dass Adonia bei dem Bankett in En-Rogel zum König ausgerufen wurde (1. Kön 1,9–10).31 Höchstwahrscheinlich handelte es sich um eine Versammlung von Adonias engsten Verbündeten und allen Beamten Judas (כל אנשי יהודה עבדי המלך, 1. Kön 1,9c), um Zusammenhalt untereinander und Solida rität zu dem Kronprinzen zu demonstrieren.32 Unter diesen Umständen und mit der monische Geschichtsschreiber [wollte] den Leser täuschen, indem er die falsche Vorstellung vermit telte, dass Adonia nicht nur in Absaloms Fußstapfen trat, sondern auch den entscheidenden Schritt in Richtung einer Rebellion tat, indem er Streitkräfte um sich sammelte“ („[T]he Solomonic his toriographer [wanted to] mislead the reader with the false idea that Adonijah not only had followed in the footsteps of Absalom but also had made the decisive step toward a rebellion by gathering a military force“). 29 Vgl. mit 2. Samuel 14,25 bzw. mit 2. Sam 15,1. 30 Dagegen Ishida (History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 117), der davon ausgeht, dass „die Darstellung von Adonia in 1. Kön 1,5–6 aus einer durchgehend feindlichen Perspektive der Par tei [geschrieben wurde], die gegen Adonia war“ („the portrayal of Adonijah in 1 Kgs 1:5–6 was made from the consistently inimical viewpoint of the party opposing Adonijah“). 31 Dagegen Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne, S. 45–46; siehe dort auch die Hinweise auf an dere Wissenschaftler, die eine ähnliche Meinung vertreten haben. 32 Es fällt auf, dass der Erzähler die Menschen, die zu Adonias Bankett eingeladen waren, als קראים
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
191
massiven Unterstützung seiner Brüder, der Beamten des Königreichs – darunter die Schlüsselfiguren – und des Volkes, hatte Adonia überhaupt keinen Grund zu rebel lieren. Stattdessen wartete er gelassen darauf, dass David, dessen Tage gezählt waren, starb und er den Thron erben würde. 7. Nachdem er seinen Bruder Amnon getötet hatte, hatte Absalom ein kompliziertes Verhältnis zu seinem Vater (2. Sam 13,24–39). Selbst nach seiner Rückkehr aus Geschur war die Beziehung angespannt, und David wollte ihn nicht sehen (2. Sam 14,24). Er hatte einen guten Grund, um seine Stellung als Nachfolger seines Vaters zu bangen, und usurpierte deshalb den Thron (2. Samuel 15). Soweit wir aus den Quel len wissen, hatte Adonia im Gegensatz dazu keinen Konflikt mit seinem Vater (vgl. 1. Kön 1,6). Er musste also nicht fürchten, dass sein Vater ihn als zukünftigen Nach folger ablehnen würde, und hatte daher keinen Grund, gegen David zu rebellieren. 8. Die rasche Auflösung der Partei von Adonias Unterstützern (1. Kön 1,49) „zeigt, dass sie keine Vorbereitungen für eine Revolte getroffen hatten und von der Hofintrige der Fraktion Salomos überrascht wurden. Andernfalls hätten sie David und Salomo bewaffneten Widerstand entgegengesetzt.“33 9. Gemäß dem „Testament Davids“ beschuldigte David Joab, dass er Abner, den Sohn Ners, und Amasa, den Sohn Jeters, getötet habe (1. Kön 2,5–6). Er beschuldigte Joab jedoch nicht, das „aufrührerische“ Handeln Adonias unterstützt zu haben, sprich, ihn zu Lebzeiten seines Vaters zum König ausgerufen zu haben, ohne dass dieser davon wusste. 10. Andererseits verlangte Adonia nach der Nebenfrau seines Vaters (1. Kön 2,17). Das erinnert an eine von Absaloms ersten Handlungen, nachdem David aus Jerusalem geflohen war: Er schlief mit Davids Nebenfrauen (2. Sam 16,21–22; vgl. 2. Sam 12,11). Deshalb könnte Adonias Wunsch als ein Akt der Rebellion interpretiert werden, der demjenigen von Absalom glich. Neben den bereits erwähnten Aspekten muss jedoch hervorgehoben werden, dass Adonia diesen Wunsch erst nach Davids Tod äußerte. Obwohl sein Wunsch mit Sicherheit einen Anspruch auf den Thron impliziert, was Salomo auch erkannte (1. Kön 2,22; vgl. auch 2. Sam 12,8), war David bereits tot. Er stellt damit also Salomos Position infrage, nicht diejenige Davids. Tatsächlich hatte Adonia vermutlich nie vor, den Thron seines Vaters zu usurpieren; er widersetzte sich lediglich Salomos Anspruch, David nachzufolgen. 11. Auch Abjatar wurde im Testament Davids nicht beschuldigt, eine Rebellion unterstützt zu haben. Stattdessen wurde seine Loyalität gegenüber David selbst von Salo mo hervorgehoben, der ihn ansonsten dafür verurteilte, dass er Adonia unterstützt („die Gäste“, 1. Kön 1,41.49) bezeichnet. Derselbe Begriff erscheint auch in 2. Sam 15,11 in der Er zählung von Absalom. Während die קראיםim Falle Absaloms jedoch keine Ahnung davon hatten, dass er gegen seinen Vater rebellieren würde )הלכים) לתמם ולא ידעו כל דבר, war im Falle Adonias alles eindeutig: Er hatte bereits erklärt: „Ich werde König sein!“ 33 „The easy collapse of Adonijah’s party shows that they had made no preparation for revolt and were taken by surprise by the court intrigue of Solomon’s factions. Otherwise, they would have offered armed resistance to David and Solomon“; Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 118.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
192
Salomos Thronfolge
hatte: „Ich will dich am heutigen Tag nicht hinrichten, denn du hast die Lade []ארון34 Gottes, des Herrn, vor meinem Vater David hergetragen und du hast gelitten in allem, worin mein Vater gelitten hat“ (1. Kön 2,26). 12. Da Joab und Abjatar erst nach Davids Tod aus ihren Machtpositionen entfernt wurden, bedeutet das, dass sie ihre Stellung während der Ko-Regentschaft von David und Salomo (1. Kön 1,48) behalten durften. Das wäre sehr unwahrscheinlich, falls sie sich tatsächlich mit Adonia gegen David verbündet hätten.35 Alle diese Informationen über die historische Situation basieren unvermeidlich auf dem Bericht in Samuel-Könige. Da die darin enthaltenen Belege aber keine Tendenz zur Un terstützung von Adonias Handeln erkennen lassen – er scheint im Gegenteil eher Salomo zu bevorzugen –, sollte den darin enthaltenen Hinweisen, dass Adonias Verhalten für einen Kronprinzen angemessen war, eine hohe Glaubwürdigkeit beigemessen werden. Als ältester überlebender Sohn Davids und dessen erwarteter Nachfolger scheint Adonia auf die gebrechliche Verfassung des kranken und betagten David reagiert zu haben, indem er seine Unterstützer in der Erwartung von Davids nahem Tod verstärkte. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er rebellierte, doch sein Thronanspruch blieb nicht unangefochten. 3 Verschwörung am Hof: Nathan und Batseba treten David gegenüber Auch wenn die vorherige Erörterung stark darauf hindeutet, dass Adonia nicht gegen sei nen Vater rebellierte, wusste David von diesen Ereignissen nur aus zweiter Hand, da er wegen seiner schlechten körperlichen und geistigen Verfassung offenbar ans Bett gefesselt war. Es scheint, dass Nathan, der David als Hofprophet diente,36 aus dieser Situation einen Vorteil zog, um Adonias Thronfolge dadurch zu verhindern, dass er diesen vor dem König als Rebellen darstellte und David drängte, stattdessen Salomo als Nachfolger zu wählen. In Samuel-Könige wird Nathan als weiser Mann dargestellt, der David Gottes Worte übermittelte (2. Samuel 7.12) und Batseba Ratschläge gab, wie sie ihren Sohn Salomo auf den Thron bringen könnte (1. Könige 1). Wolfgang Oswald streitet jedoch jegliche Existenz eines historischen Nathan im 10. Jh. v. u. Z. ab. Seiner Meinung nach ist der Na than, der in 2. Samuel 7.12 und 1. Könige 1 beschrieben wird, eine literarische Figur, die im 7. und 6. Jh. v. u. Z. geschaffen wurde.37 Oswalds These basiert jedoch auf einer sehr dünnen literaturgeschichtlichen Grundlage und wirft eine ganze Reihe ernster Probleme auf, wie Walter Dietrich überzeugend gezeigt hat.38 Tatsächlich beruht der Bericht über die beiden Parteien, die in 1. Könige 1–2 um die Thronfolge Davids ringen – darunter 34 Wahrscheinlich ist das Wort ארוןeine verderbte Form von ;אפודsiehe ausführlich Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 271; Gray, I & II Kings, S. 108–109. 35 Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 118. 36 Interessanterweise wird Davids anderer Hofprophet – Gad (1. Sam 22,5; 2. Sam 24,11–19; 1. Chr 21,9; 29,29; 2. Chr 29,25) – in der Thronfolgeerzählung nicht erwähnt. 37 Siehe Oswald, Nathan der Prophet, insb. S. 11, 236–275. 38 Siehe W. Dietrich, „Von den ersten Königen Israels: Forschung an den Samuelbüchern im neuen Jahrtausend. Zweiter Teil“, TRu 77 (2012), S. 263–316, insb. 277; siehe auch die kritischen Fragen in der Rezension, die B. Biberger zu Oswalds Buch verfasst hat, in BZ 54 (2010), S. 119–120, insb. 120.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
193
nicht nur Nathan, sondern auch Adonia, Batseba, Abischag, Joab, Benaja, Zadok und Schimi – sehr viel wahrscheinlicher auf alten Informationsquellen, als dass es sich um eine reine Erfindung aus der späten judäischen Königszeit handelt. Außerdem ist nicht klar, von wem und zu welchem Zweck diese Figuren hätten erfunden werden sollen, und warum genau zu dieser Zeit. Es gibt daher keinen Grund anzuzweifeln, dass Nathan eine historische Figur war, die unter David und Salomo diente, wie es der biblische Text bekräftigt. Auf dieser Grundlage hoffte Nathan vermutlich, dass er, da er in der Gunst Davids stand, auch Einfluss auf dessen Nachfolger haben würde. Aus irgendeinem Grund schaffte er es jedoch nicht, sich mit Adonia gut zu stellen. Wir wissen nicht, was genau zu den Spannungen zwischen den beiden und ihren Anhängern führte,39 aber gemäß 1. Kön 1,8–10.26 war Nathan nicht unter den Gästen bei Adonias Bankett. Stattdessen initiierte er eine Verschwörung gegen Adonia, während er zugleich Salomos Thronbe steig ung aktiv unterstützte.40 Damit nutzte Nathan Davids körperlichen und geistigen Zustand aus und manipulierte ihn. Ebenso machte er sich Batsebas passiven Charakter zunutze und setzte sie als Werkzeug ein,41 um David dazu zu bringen, seinen ältesten le39 Einige Exegeten (z. B. G. W. Ahlström, „Der Prophet Nathan und der Tempelbau“, VT 11 [1961], S. 113–127) haben vorgeschlagen, dass es sich um einen Konflikt zwischen Jahwisten – repräsentiert von Abjatar als dem Anführer von Adonias Unterstützern – und Vertretern der jebusitisch-kanaanäischen Religion – repräsentiert von Zadok als dem Anführer der Anhänger Salomos – gehandelt habe. Dieser Vorschlag entbehrt jeglicher Grundlage, „Berge, die an einem Haar hängen“. Siehe auch Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 111–112. 40 Dennoch ist die Behauptung unwahrscheinlich, Nathan sei Salomos „Sponsor“ gewesen und habe ihn deshalb unterstützt, so Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 75. Obwohl 2. Samuel 12 erzählt, dass es Nathan gewesen sei, der dem Kind Salomo den Namen Jedidja gegeben habe, was eine Art königliche Legitimation war, projiziert diese Erzählung vermutlich eher eine Vorstellung in die Zeit von Salomos Geburt, die tatsächlich erst während seiner Herrschaft entstand. Es kann weder davon ausgegangen werden, dass Nathan Salomo diesen Namen tatsächlich bei dessen Geburt gab, noch, dass er irgendeine andere Rolle in Salomos Leben vor den Ereignissen von 1. Könige 1 spielte; zu diesen Fragen siehe Kapitel VI, § I II (c) und Kapitel VIII, § II, 1. Darüber hinaus vermitteln der Name und die erläuternde Phrase in ihrem gegenwärtigen Kontext eine Botschaft der Hoffnung, dass das zweite Kind Davids und Batsebas – anders als das erste, illegitime – überleben und sogar unter Gottes Segen stehen würde; siehe Kapitel VI, § I II (a). 41 Batseba wird in den biblischen Erzählungen als jemand dargestellt, die keine eigene „Persönlichkeit“ hat, sondern nur eine passive Figur ist: David ruft sie zu sich und schläft mit ihr, obwohl sie mit Uria, dem Hethiter, verheiratet ist (2. Sam 11,3–4), aber sie schweigt. Nach dem Mord an ihrem Mann trauert sie um ihn, das heißt, sie vollzog die vorgeschriebenen Trauerriten. Aber als David „nach ihr schickte und sie in sein Haus brachte“ und sie seine Frau wurde (2. Sam 11,27), hören wir nicht ihre eigenen Gedanken zu diesem Thema, obwohl „das, was David getan hatte, falsch war in den Augen des Herrn“ (2. Sam 11,27). Nathan schickt sie, David zu besuchen, und sie kooperiert einfach mit ihm (1. Kön 1,11–14). Ihre Reaktion auf Adonias Wunsch, Abischag zu heiraten, und ihre Bitte an Salomo, diesen Wunsch, mit dem Adonia letztlich einen Anspruch auf das Königtum erhob, zu erfüllen (1. Kön 2,13–25; vgl. Gen 35,22; 2. Sam 3,7–8; 12,8; 16,21–22), sind nur weitere Beweise für ihre naive und leicht zu manipulierende Persönlichkeit. Man könnte natürlich einwenden, dass es der Erzähler der Thronfolgeerzählung ist, der sie als eine nicht besonders kluge Person darstellt. Die Häufung von Fällen führt jedoch zur Schlussfolgerung, dass sie höchstwahrscheinlich eine passive und naive Persönlichkeit war, ein Mensch, der von anderen leicht und häufig manipuliert werden
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
194
Salomos Thronfolge
benden Sohn – Adonia – den Thron zu verweigern und stattdessen seinen jüngeren Sohn – Salomo – als Thronfolger zu wählen.42 Eine sorgfältige Untersuchung von 1. Kön 1,5– 27 liefert folgende Beweise dafür, dass Nathan ein Komplott schmiedete, um Salomo auf den Thron zu bringen: 1. Nathans Frage an Batseba, „Hast du nicht gehört, dass Adonia, der Sohn der Hag git, König geworden ist, und unser Herr David weiß nichts davon?“ (1. Kön 1,11), ist unpräzise. Wie bereits gezeigt wurde, hat Adonia sich nicht selbst zum König erklärt. Folglich sind sowohl die Behauptung Nathans (1. Kön 1,11.13.24–25) als auch diejenige von Batseba, die auf Nathans Aussage beruht (1. Kön 1,18), falsch. Das ist Teil einer Verschwörung, die einen Vorteil aus Davids miserablem Gesundheitszustand zieht. 2. Nathan warnt Batseba, dass ihr und Salomos Leben in Gefahr seien (1. Kön 1,12, siehe auch 1,21), falls Adonia König werden sollte. Obwohl es im Alten Orient nicht un üblich war, dass ein neuer König seine potenziellen Rivalen tötete,43 haben wir kei nen Beweis dafür, dass Adonia das wirklich vorhatte.44 Adonia lud Salomo nicht zu seinem Bankett ein, was allerdings viele verschiedene Gründe gehabt haben könnte: vielleicht weil er einen Jüngling nicht für wichtig genug hielt oder wegen der Skandale, die zu seiner Geburt führten (2. Sam 11,1c–12,24). Dass Salomo nicht eingeladen war, bedeutet nicht unbedingt, dass Adonia ihn ermorden wollte. Deshalb ist Nathans Behauptung fragwürdig und scheint vor allem dem Zweck gedient zu haben, seinem Appell an Batseba Nachdruck zu verleihen, dass sie sich seiner Verschwörung gegen Adonia anschließen solle. 3. Nathan und Batseba präsentieren Joab und Abjatar als Unterstützer einer von Ado nia angeführten Rebellion. Auf diese Weise versuchen sie, den alten, schwachen und kranken David, der bereits die verheerende Rebellion Absaloms erlebt hat (2. Samuel 15–18), in Angst und Schrecken zu versetzen. Sie tun sich zusammen, um ihm das Gefühl zu geben, dass die Lage überaus gefährlich und sofortiges Handeln absolut notwendig sei (1. Kön 1,18–19). 4. Nathan rät Batseba, den alten und kranken David zu manipulieren, dessen Erinne rung nicht länger verlässlich war, indem sie zu ihm sagen sollte: „Hast du, mein Herr, o König, nicht deiner Magd geschworen: ‚Gewiss soll Salomo, dein Sohn, nach mir herr schen und er soll auf meinem Thron sitzen?‘“ (1. Kön 1,13, siehe auch 1,17). Die For derung, Salomo zum König zu machen, beruht auf Davids Schwur bzw. Versprechen. Aber ein solches Versprechen wurde an keiner Stelle erwähnt. Wenn David Batseba konnte. Zu anderen Lesarten von Batsebas Charakter siehe Nicol, „Bathsheba, a Clever Woman?“, S. 360–363; A. Bach, „Signs of the Flesh: Observations on Characterization in the Bible“, Semeia 63 (1993), S. 61–79, insb. 70–77. 42 Es handelt sich dabei nicht um eine beispiellose Hofintrige. Es gibt vergleichbare Fälle in der Ge schichte der antiken und modernen Welt. Siehe die Beispiele, die Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 74–75, gesammelt haben. 43 Siehe z. B. 1. Könige 15,28–29a; 16,10–12; 2. Kön 9,11–10,14. 44 Dagegen Gray, I & II Kings, S. 96, der annimmt, dass „Adonia… selbst vermutlich darauf vorbereitet [war], gegen seinen Rivalen [= Salomo] vorzugehen, wenn er erfolgreich gewesen wäre“ („Adonijah… himself was probably prepared to mete out to his rival [i. e. Solomon] had he been successful“).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
195
tatsächlich ein so wichtiges Versprechen gegeben hätte, hätte das aller Wahrschein lichkeit nach in den Erzählungen über David im Samuelbuch eine Spur hinterlassen. Es wäre zumindest Davids Neffen und langjährigem Oberbefehlshaber Joab – der Davids Geheimnis über Uria bewahrte – und seinem Freund und Priester Abjatar bekannt gewesen. Auch Batsebas Worte bestätigen, wie unwahrscheinlich es ist, dass David ihr ein solches Versprechen gegeben hatte: „Aber du, mein Herr und König, die Augen von ganz Israel sind auf dich gerichtet, damit du ihnen sagst, wer auf dem Thron meines Herrn, des Königs, nach ihm sitzen soll“ (1. Kön 1,20). Diese Worte widersprechen ihrer Behauptung in Vers 17 über das Versprechen, das David ihr gegeben haben soll. Wenn David ihr bereits geschworen oder versprochen hatte, dass Salomo nach ihm regieren sollte, warum weiß dann niemand in Israel davon? 5. Nathan stellt seine Worte gegenüber Batseba als „Rat“ (עצה, 1. Kön 1,12a) dar. Er fügt hinzu, dass er ihr helfen und sie unterstützen wird: „Während du noch dort mit dem König redest, werde ich nach dir hineinkommen und deine Worte bekräftigen“ ( ;ומלאתי את דבריך1. Kön 1,14). Wenn es einen solchen Schwur bzw. ein solches Ver sprechen gegeben hat, warum sollte er ihr „raten“, das zu sagen, und sie nicht einfach an den Schwur oder das Versprechen erinnern, den bzw. das der König ihr gegeben hatte?45 Und warum wäre es dann nötig gewesen, dass Nathan das bekräftigte? Nathan hätte so etwas sagen müssen wie „Geh hin und erinnere den König“ und nicht „Geh hin und sag dem König“.46 Außerdem erwähnt Nathan bei dem Treffen mit David kein Versprechen, das der König Batseba angeblich gegeben habe (1. Kön 1,23–27).47 6. Das Verhalten Batsebas und Nathans gegenüber David ist unüblich: Nathans Beneh men unterscheidet sich völlig von dem in 2. Samuel 12, als er vor David stand und klar machte: „Du [= David] bist der [böse] Mann!“ (2. Sam 12,7a). Hier jedoch „warf er sich vor dem König zur Erde nieder auf sein Angesicht“ (1. Kön 1,23b), als er die Kammer betrat. Wie bereits von Arnold B. Ehrlich angemerkt, ist „der Prophet, der vor dem König stand und Recht und Wahrheit im Namen Gottes sprach, … [von seinem Ver halten her] ein Anderer als der Prophet, der zu seinem König sprach und dessen Sohn
45 Siehe A. B. Ehrlich, Randglossen zur Hebräischen Bibel (Leipzig: Hinrichs, 1908–1914), Bd. 7, S. 215. 46 Siehe Ehrlich, Mikrâ ki-Pheschutô, II. Divre Sofrim, S. 264; vgl. ders., Randglossen zur Hebräischen Bibel, Bd. 7, S. 215. 47 Einige Exegeten hinterfragen Nathans „Rat“ nicht und nehmen an, dass es Davids Versprechen an Batseba tatsächlich gab, so z. B. Y. Kaufmann, Mekibshunah shel Hayitzira Hamikrait (Tel Aviv: Dvir, 1966), S. 180–184 (Hebräisch); J. Robinson, The First Book of Kings, The Cambridge Bible Commentary (Cambridge: Cambridge University Press, 1972), S. 28: „Es wird als ein feierlicher Schwur beschrieben, obwohl wir denken könnten, dass es sich um etwas von der Art handelt, wie es ein König zu seiner Lieblingsfrau sagt“ („It is described as a solemn oath, though we might think it to have been the kind of thing that a king would say to his favourite wife“); Bright, A History of Israel, S. 210; Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne, S. 46–57. Einige dieser Forscher streiten ab, dass Dav id sich am Ende seines Lebens in einer schlechten geistigen Verfassung befand, und glauben, dass er Batseba sein Versprechen im Privaten, sogar „streng vertraulich“, gegeben habe; deshalb habe niemand davon gewusst. Kaufmann (ebd., insb. S. 182–184) und Zalewski (ebd., insb. S. 54–55) haben sogar versucht, die beschädigte Würde Nathans „wiederherzustellen“.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
196
Salomos Thronfolge
lobte.“48 Martin Noth bemerkt treffend: „Nathan aber erscheint in der Erzählung als ein Intrigant, der es sehr gut versteht, sich in Kreisen des königlichen Hofes zu bewegen und alles so zu arrangieren, daß das von ihm erstrebte Ziel erreicht wird.“49 Yehezkel Kauf manns Vorschlag, dass Nathan in 2. Samuel 12 vor David als ein Bote Gottes auftrat, während er in 1. Könige 1 privat als einer der Beamten des Königs agierte,50 ändert die in Widerspruch stehenden Persönlichkeiten Nathans nicht. Auch das Verhalten von Batse ba, die sich „vor dem König verneigte und sich vor ihm niederwarf“ (1. Kön 1,16), spie gelt eine von Schmeicheleien geprägte Beziehung zwischen den beiden wider. Alles in allem gelingt es Nathan und Batseba, David glauben zu machen, dass er Batseba feierlich geschworen bzw. versprochen habe, dass ihr Sohn König werden sollte. Sie ver setzen den sterbenden König in Alarmbereitschaft, und er reagiert unmittelbar zugunsten Salomos (1. Kön 1,28–35). Schließlich machen die schmeichelhaften Worte des An führers der Söldnerwache, der ebenfalls nicht zu Adonias Bankett eingeladen war und vermutlich den Oberbefehlshaber Joab ablösen wollte, die Verschwörung komplett: „Und Benaja, der Sohn Jojadas, antwortete dem König und sprach: Amen; so spreche der Herr, der Gott meines Herrn, des Königs. Wie der Herr mit meinem Herrn, dem König war, so möge er mit Salomo sein und er möge seinen Thron größer machen als den Thron meines Herrn, des Königs David“ (1. Kön 1,36–37, vgl. 1,47). Bis zu diesem Zeitpunkt trat Salomo die Thronfolge nicht mithilfe von Gewalt und Blutvergießen an – das sollte später kommen, nach dem Tod seines Vaters –, aber er bewirkte sie auch nicht auf gerechte und anständige Weise. Er wurde nicht vom Volk gewählt und erhob erst im Nachhinein den Anspruch, vom König oder von Gott auserwählt worden zu sein, wie noch gezeigt werden wird. Salomo wurde König aufgrund der Intrige einer mächtigen Fraktion am Königshof, die Davids schlechte gesundheitliche Verfassung ausnutzte. Nach Salomos Thronbesteigung hören wir nichts mehr von oder über Nathan. Offenbar hatte er weiterhin sein Amt als Hofprophet inne. Auch seine Söhne erhielten wichtige Ämter von Salomo: „Asarja, der Sohn Nathans, war über die Gouverneure [der Distrikte; על הנצביםeingesetzt;51 und Sabud [LXX Luk: Ζαχουρ oder Ζακχουρ; Peschițta: Sbwr],52 der Sohn Nathans, war ein Beamter, der Freund [i. e. Ratgeber;53 ]כהן רעה המלך 48 „[T]he prophet who stood in front of the king and spoke justice and truth in the name of the Lord is not similar [in behavior] to the prophet who spoke to his king and praised his son“ (vgl. Ehrlich, Mikrâ ki-Pheschutô, II. Divre Sofrim, S. 265). 49 Siehe Noth, Könige, S. 40. 50 Kaufmann, Mekibshunah shel Hayitzira Hamikrait, S. 180–184. 51 Höchstwahrscheinlich war im Nordreich נצביםder Parallelbegriff zu ;שרי המדינותsiehe Mettinger, Solomonic State Officials, S. 124. 52 Die Varianten in der Schreibung des Namens ergeben sich aus dem Austausch der hebräischen Buch staben כ/ בund ר/ד, die graphisch ähnlich sind. Zu diesem Phänomen in der hebräischen Sprache, in biblischen Handschriften und Übersetzungen siehe A. Sperber, „Hebrew Based upon Biblical Pas sages in Parallel Transmission“, HUCA 14 (1939), S. 153–249, insb. 167 (§ 21) und 168 (§ 23). 53 In den wichtigsten Handschriften der Septuaginta erscheint nirgends ein Äquivalent zu dem Begriff כהן. Üblicherweise wird angenommen, dass es sich um eine späte Glosse handelt (siehe z. B. de Vaux, Ancient Israel, S. 128). Vermutlich meint כהןin diesem Zusammenhang eher einen „(Verwaltungs-)
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
197
des Königs“ (1. Kön 4,5).54 Darüber hinaus nahmen die Unterstützer von Nathan und Salomo die wichtigen Positionen derer ein, die Adonia unterstützt hatten: Zadok ersetzte Abjatar, Benaja ersetzte Joab (1. Kön 2,35). Es scheint daher, als ob Salomo durch Intrige und Verschwörung auf den Thron kam: Der oberste Verschwörer, Nathan, unterstützte den jungen Sohn Batsebas, um die bedeutende Position zu sichern, die er zu diesem Zeitpunkt einnahm, und um seinen Söhnen wichtige Ämter zu verschaffen. Zadok und Benaja unterstützten ihn, um bessere und höhere Stellungen zu erhalten. Batseba wollte, dass ihr Sohn König wurde und sie selbst „Königinmutter“ ( ;הגבירה1. Kön 2,19, siehe auch 1. Kön 15,13 [// 2. Chr 15,16]; 2. Kön 10,13; 2. Kön 24,15 [„Mutter des Kö nigs“] // Jer 29,2 [ ;]גבירהJer 13,18).55 III Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos nach dem Königebuch Auf der Grundlage der Quellen, die einem modernen Historiker zur Verfügung stehen, sind folgende Ausführungen das Maximum dessen, was über die historische Situation am Ende von Davids Herrschaft rekonstruiert werden kann: dass Adonias Vorbereitungen, die Königsherrschaft zu übernehmen, zwar vielleicht voreilig waren, aber an sich nicht gesetzeswidrig oder rebellisch. Nathans Maßnahmen dagegen, die darauf abzielten, den Thron für Salomo zu sichern, stellten eindeutig eine politische Intrige dar. Wenn dies jedoch mehr oder weniger der historischen Situation entspricht, die sich dem Verfasser von 1. Könige 1 auftat, wie hat dieser dann selbst jene Ereignisse bewertet und dargestellt? Welches Bild von Salomo sollen wir aus seinem Bericht erhalten? Einige Exegeten haben argumentiert, dass 1. Könige 1–2 ein zusammengesetzter Text sei, in dem ein älterer Kern um verschiedene deuteronomistische und nachdeuteronomistische Schichten aus deutlich jüngerer Zeit erweitert wurde. Diese Rekonstruktionen sind jedoch nicht überzeugend, denn sie überbewerten die Hinweise auf deuteronomistische Überarbeitungen und ignorieren die Art und Weise, wie bereits der Kerntext Salomo als den legitimen Nachfolger Davids präsentiert, nachdem seine drei älteren Brüder Amnon, Absalom und Adonia gescheitert sind. Das entspricht dem weit verbreiteten literarischen Beamten“ oder „Staatsbediensteten“ und nicht, wie sonst üblicherweise, einen „Priester“. Mögli cherweise könnte das Wort am Rand des Textes hinzugefügt worden sein, um den ungewöhnlichen Titel רעה המלךzu erläutern, der den Lesern nicht mehr geläufig war. Vgl. Benzinger, Die Bücher der Könige, S. 18. Eine andere – aber weniger wahrscheinliche – Erklärung: Ein Glossator identifizierte den zweiten Namen in diesem Text, „Nathan“, mit Nathan, dem Sohn Davids, der ein כהןwar (2. Sam 5,14). Entsprechend fügte er hier das Wort כהןein. 54 Vgl. Ehrlich, Mikrâ ki-Pheschutô, II. Divre Sofrim, S. 276; gegen Würthwein, Das Erste Buch der Könige, S. 40, der bezweifelt, dass Asarja und Sabud Brüder waren und zudem Söhne von Nathan, dem Propheten. Der Chronist erwähnt nur einen von Nathans Söhnen, „Sabad, den Sohn Nathans“ (1. Chr 2,36), ohne seinen offiziellen Titel „Priester [und] Freund des Königs“. Wahrscheinlich ist das deshalb so, weil das Priestertum Aaron und seinen Söhnen verliehen worden war und Nathan dieser Sippe nicht angehörte – falls das Wort כהןin seiner Vorlage überhaupt vorkam, siehe die vorangehende Anmerkung. Nathan selbst wird einige Male in 1. Chronik 17 und in 1. Chr 29,29 erwähnt. 55 Zur „Königinmutter“ in der Hebräischen Bibel und in den Kulturen des Alten Orients siehe H. J. Marsman, Women in Ugarit and Israel: The Social and Religious Position in the Context of the Ancient Near East, Oudtestamentische Studien 49 (Leiden: E. J. Brill, 2003), S. 345–370.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
198
Salomos Thronfolge
„drei-vier“-Muster, in dem die vierte Figur als die entscheidende dargestellt wird, ergänzt durch explizite Verweise auf Salomos göttliche Erwählung. Diese wurden entweder vom Autor der Thronfolgeerzählung als Ganzem hinzugefügt oder kurz danach. Aus mehreren Gründen ergibt diese apologetische Tendenz des Textes mehr Sinn, wenn sie als einheitliches Bemühen angesehen wird, Salomo gegen den Vorwurf der Illegitimität zu verteidigen, und nicht als eine späte, fiktive Geschichte. Vermutlich wurde der Text relativ kurz nach den tatsächlichen Ereignissen verfasst. Wenden wir uns nun diesen Themen etwas ausführlicher zu: 1 Die literarische Einheit der Thronfolgeerzählung Die beiden ersten Kapitel des Königebuches sind eng miteinander verbunden: Der Be richt von Salomos Thronfolge in 1. Könige 1 wurde durch die Erfüllung vom sogenann ten Testament Davids und die Beseitigung seiner möglichen Rivalen in 1. Kön 2,1–46a abgeschlossen. Wie wir in Kapitel XII (§ V, 1) sehen werden, ist der Text in 1. Könige 2 nicht ganz einheitlich und enthält einige relativ kurze sekundäre (deuteronomistische) Hinzufügungen. Die beiden Kapitel sind jedoch voneinander abhängig, und keines kann vom vorangehenden Teil der Thronfolgeerzählung in 2. Samuel 9–20 getrennt werden.56 Die Erzählungen in 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2 sind weithin als unabhängiger Bericht über Davids Familie anerkannt, der irgendwann in den großen Komplex Sa muel-Könige (bzw. LXX: βασιλείων = „Königtümer“) eingegliedert wurde. Noch später wurden aus unbekannten Gründen sechs Anhänge über David (2. Samuel 21–24) zwischen die beiden Blöcke eingeschoben.57 Seit der Arbeit von Leonhard Rost im Jahr 56 Hingegen gibt es „nichts in [1. Kön] Kapitel 3, das als Fortsetzung von Kapitel 2 dient“ („there is nothing in chapter 3 to serve as chapter 2’s continuation“; DeVries, I Kings, S. 29). 57 Siehe z. B. Wellhausen, Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, S. 259. Zur gegenwärtigen Platzierung von 2. Samuel 21–24 (eine vielfältige Zusammenstellung von Poesie, Beamtenlisten und Erzählungen) im heutigen Samuelbuch siehe beispielsweise Budde, Die Bü cher Samuel, S. 304; H. P. Smith, The Books of Samuel, S. 373; Segal, The Books of Samuel, S. 363–364; Hertzberg, Die Samuelbücher, S. 342–343; Stoebe, Das zweite Buch Samuelis, S. 36–38; A. Rofé, Intro duction to the Literature of the Hebrew Bible, Jerusalem Biblical Studies 9 (Jerusalem: Simor, 2009), S. 66–69. Rofé weist auch auf die chiastische Struktur der sechs Anhänge hin: a, b, c – c, b, a (ebd., S. 67). Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Masoretischen Text (= MT) von 1. Könige 1 und LXX 3. Königtümer liegt außerhalb des Rahmens der vorliegenden Untersuchung. Dennoch ist es bemer kenswert, dass die traditionelle Trennung zwischen den Büchern Samuel und Könige im Masore tischen Text nicht mit der in der Septuaginta übereinstimmt, die Samuel-Könige als eine umfas sende Komposition – βασιλείων – versteht. Diese ist aufgrund ihrer Länge in vier Teile gegliedert: βασιλείων α-δ/ 1.–4. Königtümer. Dem schließt sich später auch die Vulgata (Liber Regum) an. Außerdem gehört in der Lukianischen Version der Septuaginta MT 1. Kön 1,1–2,11 zu βασιλείων β (= 2. Königtümer, was etwa MT 2. Samuel entspricht), und βασιλείων γ (= 3. Königtümer, was etwa MT 1. Könige entspricht) beginnt mit dem Vers, der im MT als 1. Kön 2,12 bezeichnet ist. Der Grund dafür, dass 3. Königtümer in LXX Luk mit MT 1. Kön 2,12 beginnt, hängt offenbar mit dem Wunsch zusammen, 2. Königtümer mit dem Tod Davids enden zu lassen und einen Neubeginn für Salomos Herrschaft zu schaffen. MT Könige beginnt jedoch mit den Ereignissen, die dazu führten, dass Salomo König wurde, unter anderem der Ko-Regentschaft mit seinem Vater. Ohne ins Detail zu gehen, könnte diese Struktur der Septuaginta bedeuten, dass die Aufspaltung
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
199
1926 werden 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2 als die „Thronfolgeerzählung (Davids)“ bezeichnet.58 Während diese Theorie von vielen Exegeten akzeptiert wird,59 blieb sie jedoch nicht ohne Widerspruch, und zugegebenermaßen scheinen alle Definitionen der Thronfolgeerzählung auf die eine oder andere Weise problematisch zu sein.60 Einige Wissenschaftler bezweifeln sogar ihre Existenz.61 So ist beispielsweise gemäß Yehezkel Kaufmann 1. Könige 1–2 die einzige Erzählung, die wirklich als Thronfolgeerzählung Davids bezeichnet werden kann. Diese sieht er als unabhängige literarische Einheit, die nicht direkt mit den Erzählungen in 2. Samuel 9–20 verbunden ist.62 Kaufmann ignoriert jedoch die Tatsache, dass der Stil von 1. Könige 1–2, vor allem von 1. Könige 1, in literarischer Hinsicht sehr stark demjenigen von 2. Samuel 9–20 ähnelt. Außerdem spielen alle Figuren, deren Leben oder Amtsposition in 1. Könige 2 endet, in 2. Samuel 9–20 eine herausragende Rolle, so z. B. David, Joab, Adonia, Abjatar und Schimi, der Sohn Geras; die anderen wie Batseba, Nathan und die Söhne Barsillais, des Gileaditers werden zwar in den Königebüchern nicht mehr erwähnt, wohl aber in 2. Samuel 9–20. Steven L. McKenzie stellt die beiden Passagen ebenfalls einander gegenüber, und zwar auf der Grundlage, dass „1. Kön 1–2 kein einziges Ereignis und keine einzige Figur aus 2. Sam 11–12 voraussetzt“ (Hervorhebung I. K.).63 Entsprechend hält er 2. Samuel 11–12 für später verfasst („post-deuteronomistisch“) im Vergleich zu 1. Könige 1–2, da die Passage über Salomos Thronfolge in 1. Könige 1–2 vorwegnehme, während sich von Samuel-Könige in unterschiedliche Bücher eine späte Entwicklung war – wie spät genau, ist schwer zu sagen – und dass die Verbindungen zwischen dem Material von 2. Samuel und 1. Könige für frühe Leser offensichtlich waren. So beginnt auch das Buch VIII über Salomo bei Josephus, Jü dische Altertümer, mit dem Tod Davids in 1. Kön 2,12; siehe E. Tov, Textual Criticism of the Hebrew Bible, 3. Aufl. (Minneapolis: Fortress, 2012), S. 147, 308–309 mit Bibliographie. Gleichzeitig zerstört jedoch die lukianische Teilung nach 1. Kön 2,11 die Verbindungen zwischen 1. Kön 1,1–2,11 und 1. Kön 2,12–46. Es gibt noch weitere wichtige Unterschiede zwischen dem Masoretischen Text der Salomo-Erzählung in 1. Könige 2–11 und der Version in der Septuaginta; siehe van Keulen, Two Versions of the Solomon Narrative. 58 Siehe Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids. 59 Siehe z. B. Rofé, Introduction to the Literature of the Hebrew Bible, S. 24 (und weitere Verweise in Anm. 16), 45, 67. 60 Für einen kritischen Überblick über die verschiedenen Ansätze zur und Definitionen der Thronfol geerzählung siehe Kaufmann, Mekibshunah shel Hayitzira Hamikrait, S. 169–179; R. N. Whybray, The Succession Narrative: A Study of II Samuel 9–20, [and] I Kings 1 and 2, Studies in Biblical Theol ogy (Naperville: A. R . Allenson, 1968); Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 102–107; Rofé, Introduction to the Literature of the Hebrew Bible, S. 23–30. 61 Für Listen mit Literaturverweisen siehe Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 103, Anm. 7–8, und Rudnig, Davids Thron: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thronnachfolge Davids, S. 1–14. 62 Siehe Kaufmann, Mekibshunah shel Hayitzira Hamikrait, S. 169–179. Aktuell wird diese Ansicht von Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 252–253, vgl. auch 195–200, wieder behauptet, ohne dass dieser sich auf Kaufmanns Arbeit bezieht. 63 „1 Kgs 1–2 does not presuppose any of the events or characters of 2 Sam 11–12“, S. L. McKenzie, „The So-Called Succession Narrative in the Deuteronomistic Histor y“, in A. de Pury und T. Römer (Hgg.), Die Sogenannte Thronfolgegeschichte Davids: Neue Einsichten und Anfragen (Freiburg: Univer sitätsverlag, 2000), S. 123–135, insb. 133.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
200
Salomos Thronfolge
letztere Kapitel weder auf 2. Samuel 11–12 bezögen noch von ihnen abhängig seien. Außerdem geht McKenzie davon aus, dass die beiden Passagen von verschiedenen Ver fassern stammen, da sich ihre Darstellungen von Nathan stark unterscheiden. Diesen Arg umenten folgt neuerdings Andrew Knapp.64 Beide Argumente sind jedoch schwach. Die Vorstellung, eine Person müsse sich in völlig unterschiedlichen Situationen exakt gleich verhalten, ignoriert die Komplexität allen menschlichen Lebens und Handelns in verschiedenen Zusammenhängen bzw. ist sich über diese nicht bewusst. Die Situation am Ende der Herrschaft Davids (1. Könige 1–2) war eine vollkommen andere als die, von der 2. Samuel 10–12 berichtete. Deshalb sollte man nicht davon ausgehen, dass die Charaktere an beiden Stellen genau gleich handeln. Noch wichtiger ist die Tatsache, wenn 2. Samuel 11–12 als später eingestuft wird, 1. Könige 1–2 völlig ohne Exposition bleibt: Denn nur in 2. Samuel 11–12 werden uns Batseba, deren Sohn Salomo sowie ihre einzigartige Beziehung zum König vorgestellt.65 Es gibt keine Möglichkeit, Nathans Ver halten gegenüber Batseba ohne Kenntnis von 2. Samuel 11–12 zu verstehen. Tatsächlich gibt Knapp zu, dass Salomos Auftreten in 1. Könige 1–2 nirgendwo in 2. Samuel 9–20 vorweggenommen wird außer in 2. Samuel 11–12. Er merkt jedoch nicht, dass das seine ganze Argumentation schwächt. Denn falls Salomo und Batseba tatsächlich vorher nicht erwähnt wurden, gibt es keine Einleitung oder Erklärung für die plötzliche Einführung von „Batseba, der Mutter Salomos“ in 1. Kön 1,11. Daher scheint die Thronfolgeerzäh lung als Ganzes – abgesehen von einigen wenigen späten Hinzufügungen – kohärent zu sein. Zudem gibt es eine eindeutige Verbindung zwischen 2. Sam 12,24–25, einem zentralen Bestandteil des Textkomplexes 2. Samuel 10–12, und 1. Könige 1–2. Keiner dieser Blöcke kann ohne den anderen umfassend verstanden werden. Darüber hinaus war Adonia gemäß der Liste von Davids Söhnen in 2. Sam 3,2–5 Da vids vierter Sohn und wurde in Hebron geboren, während Salomo erst später zur Welt kam, als vierter der in Jerusalem geborenen Söhne (2. Sam 5,14). Die Thronfolgeerzäh lung nennt jedoch nur vier Söhne überhaupt beim Namen, ohne zu erwähnen, wo und in welcher Reihenfolge sie geboren wurden. Sie nennt Salomo, und nicht Adonia, an vierter Stelle: Die Geschichte beginnt mit Amnon, dem Erstgeborenen, der seine Halbschwes ter Tamar vergewaltigt und dann von ihrem Bruder Absalom getötet wird (2. Samuel 13). Dann rebellierte Absalom gegen seinen Vater und wurde ebenfalls getötet (2. Samuel 14–19). Hierauf wurde Adonia abgelehnt, der nach Absalom geboren worden war und an der nächsten Stelle in der Thronfolge stand (1. Kön 1,6). Schließlich trat Salomo, der Vier te, die Nachfolge seines Vaters als König an.66 Daher formt das literarische Zahlenschema 64 Siehe Knapp, Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 252–257. 65 Der einzige andere Verweis auf Salomo ist in 2. Sam 5,14 zu finden, wo weder seine Mutter erwähnt noch sonst eine Information über seinen Hintergrund gegeben wird, abgesehen davon, dass er in Jerusalem geboren wurde. 66 Zu diesem Muster in der Thronfolgeerzählung und einigen anderen Beispielen siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 305–310; Y. Zakovitch, The Pattern of the Numerical Sequence Three-Four in the Bible (Dissertation, Hebrew University of Jerusalem, 1977; Hebräisch), S. 49–60. Für eine weiterführende Diskussion des Zahlenschemas „drei-vier“, das in der Literatur der Hebräi schen Bibel sehr verbreitet ist, siehe Kapitel VII, § I I und im vorliegenden Kapitel X, § III, 2.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
201
„drei-vier“ die gesamte Thronfolgeerzählung mit Salomo als Höhepunkt: Die ersten drei Söhne wurden zurückgewiesen, der vierte wurde König. Außerdem bilden die Erzäh lungen von Salomos Geburt (2. Samuel 10–12) und seiner Thronbesteigung (1. Könige 1–2) eine Inclusio um dieses ganze „drei-vier“-Schema und halten es zusammen.67 Deshalb stellen 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2 gesamthaft eine einheitliche Legitimation der Thronfolge Salomos dar und können nicht voneinander getrennt werden. Ähnliches gilt für die späten Hinzufügungen in diesen Kapiteln: Obwohl zahlreiche Versuche unternommen wurden, spätere Ergänzungen oder Schichten zu identifizieren, ist die Menge des eindeutig späten Materials deutlich geringer, als oft behauptet wird. Das zeigen die folgenden Beispiele: Timo Veijola hat versucht, die deuteronomistischen und post-deuteronomistischen Re daktionsschichten in 1. Könige 1–2 zu rekonstruieren, und zwar auf der Grundlage des sen, was er als eine gewisse Unebenheit des Textes ansieht, in Verbindung mit bestimmten Ausdrücken, die in seinen Augen deuteronomistisch sind. Er unterscheidet drei Schichten:68 1. Eine vordeuteronomistische Quelle, die in 1. Kön 1,1–29.31–34.38–45.49–53; 2,13– 23.25–26a.28–31a.34–37a.38–41.42b.43b.46 erhalten geblieben ist.69 Der Großteil des Textes, 71,5 von 99 Versen in 1. Könige 1–2, gehört also zu dieser Grundschicht und damit zur urspünglichen Erzählung. 2. Eine deuteronomistische Redaktionsschicht, die in 1. Kön 1,30.35–37.46–48; 2,1– 2.4aα–11.24.26b–27.31b–33.37b.44–45 widergespiegelt wird.70 Veijola findet in diesen Versen Vokabular, das er als „sekundäre“ oder „späte Hinzufügungen“ be schreibt, zum Beispiel: den Gebrauch von תחתיanstatt אחריin Bezug auf die Nach folge (1. Kön 1,30.35); den parallelen Gebrauch von ישראלund יהודהanstelle der aus schließlichen Verwendung von ( ישראל1. Kön 1,35); das Wort ( נגיד1. Kön 1,35); die Ausdrücke „( אׁשר נתן היום יׁשב על־כסאיder heute [einem meiner Nachkommen] erlaubt hat, auf meinem Thron zu sitzen“; 1. Kön 1,48, vgl. 3,6), „( ועיני ראותund meine Augen haben gesehen“; 1. Kön 1,48; vgl. Jos 23,14) und „( למלא את־דבר יהוהum das Wort des Herrn zu erfüllen“; 1. Kön 2,27, vgl. 2,4; Dtn 9,5; 1. Sam 3,12; 2. Sam 7,25; 1. Kön 6,12; 8,20; 12,15; Jer 29,10). Er merkt außerdem an, dass der Text 1. Kön 2,1–9, der weitere deuteronomistische Begriffe enthält, mit der Struktur von Jos 1,1–6 übereinstimmt.71 3. Einige post-deuteronomistische Hinzufügungen: 1. Kön 2,3–4aβ.12 und Ergänzun gen zu 1. Kön 1,30; 2,42a.43a.72 Gemäß Veijola war es das Ziel all dieser sekundären Phrasen und der deuteronomistischen und post-deuteronomistischen Hinzufügungen, die göttliche Erwählung und Legitimie 67 Der einzige Teil der Thronfolgeerzählung, der außerhalb dieses Rahmens steht, ist der Bericht über Davids Freundlichkeit gegenüber Mefi-Boschet in 2. Samuel 9, der als Hintergrund und Exposition zu der Erzählung von Mefi-Boschet und Ziba in 2. Sam 19,15–31 dient. 68 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 16–30. 69 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 18 und S. 23. 70 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 16–17, 18, 19, 23. 71 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 27–29. 72 Veijola, Die ewige Dynastie, S. 23–24.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
202
Salomos Thronfolge
rung von Salomo als dem berufenen Erben der Davidischen Dynastie zu bestätigen und sein Handeln zu rechtfertigen.73 Ohne auf eine detaillierte Analyse jener Stellen einzugehen, die Veijola als deuteronomistische und postdeuteronomistische Hinzufügungen einstuft, bleibt die Tatsache bestehen, dass er sich nur wenig mit dem Inhalt dessen befasst, was er als Grundschicht oder Originalquelle ansieht, obwohl es sich dabei um den Großteil des Textes handelt. Seiner Meinung nach rechtfertigte der Text Salomos Handeln weder moralisch noch theologisch und zeigt daher eine „antisalomonische“ Tendenz.74 Veijola nimmt an, dass es sich um eine vorexilische Quelle handelt, was bedeutet, dass sie irgendwann zwischen dem 10. und dem 6. Jh. v. u. Z. entstand, ohne dass eine genauere Datierung vorgenom men wird. Er nennt außerdem keine überzeugenden Gründe, warum die Originalquel le „antisalomonisch“ sein sollte. Diese Schlussfolgerung beruht offenbar allein darauf, dass er die prosalomonischen Aussagen als spät einstuft. Selbst wenn Veijola jedoch damit recht hat, dass die meisten oder alle Aussagen, die Salomos Handeln moralisch oder theologisch rechtfertigen, sekundär sind – und man kann das in einigen Fällen durchaus bestreiten –, beweist das nicht – und Veijola hat das auch nicht explizit argumentativ belegt –, dass die Grundschicht antisalomonisch ist. Sie kann auch einfach als ein neutraler und realistischer Bericht darüber gelesen werden, wie Salomo sich den Thron sicherte. Ich bin jedoch nicht überzeugt davon, dass alle Bezugnahmen auf Salomos Erwählung spät zu datieren sind. Während die Begründung im Wesentlichen überzeugt, dass 1. Kön 2,2–4 deuteronomistisch ist,75 sind die Argumente hinsichtlich der anderen vorgeschla genen Hinzufügungen sehr viel weniger zwingend. Warum muss man davon ausgehen, dass alle Rechtfertigungen der Legitimität Salomos als einem von Gott Erwählten spät oder insbesondere „deuteronomistisch“ sind? Wie wir bereits in Kapitel VI gesehen haben, ist die göttliche Legitimierung von Usurpatoren im gesamten Alten Orient bereits deutlich vor der Salomonischen Zeit und auch in anderer frühbiblischer Literatur weithin belegt. Darüber hinaus haben wir bereits in diesem Kapitel gesehen, dass es gewisse Spannungen zwischen der Perspektive des Erzählers und der historischen Situation gibt, die er beschreibt. Der Erzähler scheint also auf der Seite Salomos zu sein und kritisiert implizit Adonia, der ehrgeizig, selbstherrlich ( )מתנשאund nicht in der Lage ist, geduldig den Tod seines Vaters abzuwarten (1. Kön 1,5–6).76 Es gibt innerhalb des Textes jedoch viele Anzeichen dafür, dass Adonia an sich nicht unangemessen handelte, da er tatsächlich der rechtmäßige Thronfolger war, der nur aufgrund zwielichtiger politischer Intrigen von Salomo verdrängt wurde, wie der Erzähler kunstvoll beschreibt. Solche Spannungen müssen nicht aufeinanderfolgenden Redaktionsschichten ent stammen. Sie können ebenso gut als das Werk eines frühen prosalomonischen Verfassers gedeutet werden, der versuchte, eine Situation zu erklären, die er nicht verleugnen konnte, dass nämlich Adonia der erwartete Thronfolger war – vielleicht weil es Augenzeugen die73 Veijola, Die ewige Dynastie, S. 18 („es geht in der Bearbeitung um die theologische Legitimierung der Dav iddynastie“) und 24–30. 74 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 26: „tendenziell antisalomonische Darstellung“. 75 Siehe Kapitel XI, § V, 1. 76 Vgl. Mulder, 1 Kings, S. 43; Cogan, 1 Kings, S. 157.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
203
ser Ereignisse gab, die noch lebten, oder weil überdies Berichte über diese Begebenheiten verfügbar waren. Gleichzeitig stellt er Salomo als jemanden dar, der – ebenso wie David selbst – von Gott erwählt wurde, wie ich im nächsten Abschnitt ausführen werde (§ III, 2). Darüber hinaus handelt es sich bei Veijolas Gedankengang offensichtlich um einen Zirkelschluss: Ohne ein vernünftiges Argument basierend auf unabhängigen Beweisen zu nennen, behauptet Veijola, dass die Rechtfertigungen von Salomos Legitimität spät zuzuordnen seien, weil – wie er weiter behauptet – andere Rechtfertigungen der Davi dischen Dynastie mit einem ähnlichen Sprachgebrauch, wie z. B. 2. Samuel 7, ebenfalls spät zu datieren seien. Veijola nimmt beispielsweise an, dass der Begriff כסאim Sinne von „Königtum“ oder „Dynastie“ (1. Kön 1,37.47; 2,33.45; nicht einfach „Thron“, wie in 1. Kön 1,13.17.20.24.27.30.35.46.48; 2,4.12.19.24) als spät einzustufen sei, und zwar auf der Grundlage, dass er nur in Passagen vorkommt, die er selbst ebenfalls als spät beurteilt. Er liefert jedoch keinen einzigen unabhängigen Beleg dafür, dass eine solche Bedeutung tatsächlich „spät“ ist. Worauf also basiert seine Überzeugung? Einmal abgesehen von der Frage, ob die Bedeutung „Königtum“ oder „Dynastie“ für den Begriff כסאfrüh (z. B. 2. Sam 3,10) oder spät ist, ist diese Methode fehlerhaft: Wie kann die Verwendung des Begriffes mit dieser Bedeutung ein Beweis dafür sein, dass die entsprechenden Texte spät sind, wenn er nur auf der Grundlage dieser Texte schlussfolgert, dass diese Bedeutung des Begriffes spät ist?77 Was macht in ähnlicher Weise den Begriff נגידin 1. Kön 1,35 zu einer späten redaktionellen Hinzufügung?78 Tatsächlich erscheint er sowohl in der frühen als auch in der späten biblischen Literatur. Dieser Begriff wird für Saul, David, Salomo und andere Könige von Juda, Israel und anderen Ländern gebraucht, wie z. B. auch für den Herrscher von Tyros.79 Sind alle diese Stellen redaktionelle und späte Ergänzungen? Sollte die Verwendung der Phrase ( על ישראל ועל יהודה1. Kön 1,35b) wirklich als spät eingestuft werden, wie Veijola meint,80 oder könnte er sich – wie bereits Albrecht Alt erklärt, was Veijola selbst eingesteht – auf die beiden Königreiche beziehen, die unter David (2. Sam 5,5) und Salomo vereint waren?81 Und warum muss der Erzähler immer יהוהverwenden? Hat er nicht die literarische Freiheit, auch יהוה אלהי ישראלzu nutzen?82 Thilo A. Rudnig hat vorgeschlagen, eine sehr kurze ursprüngliche Version der Er zählung in 1. Könige 1 stamme aus der Zeit Salomos (10. Jh. v. u. Z.) und habe mehr als dreizehn redaktionelle Überarbeitungen durchlaufen, darunter einige Hinzufügungen, umfassende Neubearbeitungen und zahlreiche sehr späte Glossen. Dieser ganze Prozess spielte sich ihm zufolge vor allem in der persischen und der hellenistischen Epoche ab, bis
77 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 26, 60, 75–76. 78 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 17 und dort Anm. 8. 79 Siehe z. B. 1. Sam. 9,16; 10,1; 13,14; 25,30; 2. Sam 5,2; 6,21; 7,8; 1. Kön 14,7; 16,2; 20,5; Ez 28,2. 80 Siehe Veijola, Die ewige Dynastie, S. 17–18. 81 Siehe Alt, „Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina“, Bd. 2, S. 1–65, insb. 44–45 („Das Reich Davids und Salomos“), und siehe § I I, 2 (1). Diese Phrase erscheint auch in 1. Kön 5,5; 2. Sam 24,1; vgl. auch 1. Sam 15,4; 2. Sam 24,9. 82 Dagegen Veijola, Die ewige Dynastie, S. 17. Zu den Worten מלכותוund ממלכהin 1. Kön 2,12.46 siehe Kapitel XI, § I V, Anm. 25.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
204
Salomos Thronfolge
ins 3. Jh. v. u. Z .83 Glücklicherweise waren unter den Schriftrollen vom Toten Meer – von denen die frühesten üblicherweise auf die Mitte des 3. Jh. v. u. Z . datiert werden – auch einige Fragmente von Samuel-Könige, was wohl der Grund ist, dass Rudnig an dieser Stelle aufhört. Wer weiß, wie weit diese „kontinuierlichen Überarbeitungen“ andernfalls aus gedehnt worden wären – möglicherweise noch bis in mischnische und talmudische Zeit? Die Vorstellung, wir könnten ohne konkrete Beweise aus Handschriften jede einzelne Bearbeitung dieser Texte rekonstruieren, lässt ein Vorhaben wie dasjenige Rudnigs übermäßig selbstsicher und hochgradig spekulativ erscheinen. Die Rekonstruktion von dreizehn einzelnen, unterscheidbaren Schichten innerhalb eines einzigen Textes führt die „Wissenschaft“ ad absurdum und ist beinahe unerträglich. Man kann sich durchaus fragen, ob es in der antiken oder sonstigen Weltliteratur auch nur ein weiteres Beispiel für eine solche überflüssige literarische Entwicklung einer Erzählung gibt, die etwa 700 Jahre für ihre Fertigstellung erforderte. Gibt es in der fraglichen Geschichte einen Anachronismus, einen Namen, eine Institution oder eine spezifische Vorstellung aus der Perserzeit oder der hellenistischen Zeit? Gibt es ein einziges sprachlich spätes Element, wie z. B. Worte, Syntax oder Ähnliches aus dem spätbiblischen Hebräisch, dem Aramäischen, Persischen oder Griechischen? Warum sollten diese angeblichen redaktionellen Schichten ausgerechnet auf die persische und hellenistische Zeit datiert werden? Welche Notwendigkeit hätte es in dieser oben vorgeschlagenen Zeit gegeben, um eine solche Geschichte zu verfassen? Wie sollte es möglich sein, dass eines der schönsten und großartigsten historischen und literarischen Werke des Alten Israel durch einen solchen Prozess entstanden sein soll? Wie ein Chirurg mit einem Skalpell, so sind die Werkzeuge der Redaktionskritik vorsichtig einzusetzen, um bei Bedarf einen Appendix zu entfernen, wo es nötig ist. Den Patienten jedoch in Stücke zu schneiden, hinterlässt kein gesünderes Ganzes, sondern einfach nur einen toten Körper. Wenn Redaktionskritik also so auf die Spitze getrieben wird, wie Rudnig das tut, und wenn dieses Vorgehen noch nicht einmal auf verlässlichen Daten beruht, dann ist das Ergebnis nicht die Wiederherstellung des Textes, sondern seine Zerstörung. Warum wenden einige Exegeten solche nicht verifizierbaren und unverantwortlichen Methoden an, wenn es um das literarische Erbe des Alten Israel geht?84 Bereits vor über einem Jahrhundert hat Julius Wellhausen erkannt: „Daß wir in 2. Sam. 9–20. 1. Reg. 1. 2 [i. e. 2. Samuel 9–20 und 1. Könige 1–2] eine sehr gute histori sche Quelle besitzen, bedarf keines Beweises. Bei aller Parteinahme für David und Salo mo wird doch der Hergang der Dinge mit sichtlicher Objektivität und mit großem Inte resse für das stoffliche Detail berichtet.“85 Für das hohe Alter dieser Texte spricht, dass es einige Ähnlichkeiten zwischen der Thronfolgeerzählung der Hebräischen Bibel (deren konstitutiver Teil 1. Könige 1–2 ist) und einigen königlichen Geschichtstexten des Alten Orients gibt. Das stellt die biblische Erzählung in ihren natürlichen – mehr oder weniger zeitgenössischen oder zumindest zeitlich sehr nahen – altorientalischen Kontext mit den 83 Siehe Rudnig, Davids Thron: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thronnachfolge Davids. 84 Zu anderen Ansätzen, die methodisch ähnlich sind wie derjenige Rudnigs, siehe Kapitel V, § III, A. Eine weitere kritische Rezension von Rudnigs Buch bietet Dietrich, „Von den ersten Königen Israels“, S. 267–272. 85 Wellhausen, Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, S. 259.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
205
engsten Parallelen in neuassyrischer Zeit und nicht in eine viel spätere Epoche, wie zum Beispiel die der persischen oder hellenistischen Zeit.86 Abgesehen vom ersten Teil des Tes taments Davids in 1. Kön 2,2–4, der vermutlich von einem deuteronomistischen Histo riker hinzugefügt wurde, betrachte ich 1. Kön 1,1–53 und 2,1.5–46a als eine literarische Einheit. Da der Erzähler außerdem ein umfangreiches Wissen über die Details und die Gesamtsituation zu Beginn von Salomos Herrschaft besitzt, ist es möglich, wenn auch nicht zwangsläufig, dass der Verfasser entweder selbst bei den Ereignissen zugegen war oder auf Augenzeugenberichte zurückgreift. In jedem Fall macht die Tatsache, dass Ele mente im Text erhalten geblieben sind, die der eigentlich prosalomonischen Einstellung zu widersprechen scheinen, es sehr unwahrscheinlich, dass der Verfasser die Erzählung als Ganzes erfunden hat. Keinesfalls folgt daraus die Notwendigkeit, auf eine Entwicklung über viele Generationen hinweg zu schließen. Dass die Thronfolgeerzählung in Salomonischer Zeit oder nur wenig später verfasst worden sein könnte, steht im Widerspruch zu der Annahme einiger Wissenschaftler wie z. B. Walter Dietrichs, dass „[d]as 10. und das beginnende 9. Jahrhundert v. Chr. [im Alten Israel]… noch keine Epoche breiten literarischen Schaffens und differenzierter Geistigkeit“87 waren, die ein literarisches Werk wie die Thronfolgeerzählung auf solch hohem Niveau hätte hervorbringen können. War unter den Israeliten in dieser lang andauernden Epoche aber wirklich kein einziger begabter Autor bzw. Schriftgelehrter? Eine solche Annahme wäre schlicht und ergreifend ein haltloser, künstlicher Versuch, die Alten Israeliten als kulturell rückständig und abgeschnitten von den weit verbreiteten literarischen Aktivitäten darzustellen, die es im Alten Orient lange vor dem 10. Jh. v. u. Z. gegeben hatte. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass der Königshof nicht wenigstens über ein paar talentierte Schreiber mit einer professionellen Ausbildung und Erfahrung verfügte, die mit den multikulturellen und literarischen Traditionen vieler Generationen von Schreibern in Kanaan und den benachbarten altorientalischen Kulturen vertraut waren.88 Zusammengefasst verbindet die Thronfolgeerzählung zwar viele unterschiedliche Be standteile, darunter offensichtlich Textquellen aus den königlichen Archiven, aber auch andere Geschichten über David und seine Söhne. Diese wurden zu einer einheitlichen Komposition in einer bestimmten Zeit und nicht ad hoc zu unterschiedlichen Zeiten von 86 Siehe ausführlich z. B. Kapitel VI und Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 107–136. 87 W. Dietrich, Die frühe Königszeit in Israel: 10. Jahrhundert v. Chr., Biblische Enzyklopädie 3 (Stutt gart: W. Kohlhammer, 1997), S. 229 und Anm. 7 auf S. 229–230, mit Verweisen auf die Arbeiten von D. W. Jamieson-Drake und H. M. Niemann. 88 Siehe die ausführliche Diskussion bei A. Demsky, Literacy in Ancient Israel, Biblical Encyclopedia Library 28 (Jerusalem: Bialik Institute, 2012), S. 26–41, insb. 31–33 (Hebräisch). Dort sind auch eine kritische Rezension einiger Wissenschaftler, darunter D. W. Jamieson-Drake und N. Na’aman, sowie Verweise auf frühere Bibliographie zu finden. Zur Schriftkultur im Alten Orient und zu den israelitischen Schriftgelehrten und den Literaten der oberen Gesellschaftsschichten siehe Demsky, ebd., S. 61–93, insb. 67, 131–168. Siehe auch U. Cassuto, The Goddess Anath: Canaanite Epics of the Patriarch Age, übers. v. I. Abrahams (Jerusalem: Magnes, 1971), S. 18–20 (= S. 19–21 im hebräischen Original), der überzeugend zeigt, dass die Literatur des Alten Israel in direkter Kontinuität zur kanaanäischen Literatur steht, die viele Jahrhunderte vorher entstanden war.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
206
Salomos Thronfolge
diversen Verfassern über Jahrhunderte hinweg aneinandergefügt. Abgesehen von einigen relativ kleinen Ergänzungen ist die wahrscheinlichste Zeit, in der diese Zusammenstellung der Quellen stattgefunden haben könnte, jene während Salomos Herrschaft, dessen Thronfolge der Text rechtfertigt. Dass eine solche Apologie kurz nach den darin beschriebenen Ereignissen verfasst worden sein könnte, wird durch die Beispiele Ḫattušilis III. und Hasaels bestätigt, deren Apologien während der Regierungszeit dieser beiden offen sichtlichen Usurpatoren geschrieben wurden.89 Auch viele andere Usurpatoren-Könige jener Zeit versuchten ihre Herrschaft im Alten Orient zu Lebzeiten auf diese Weise zu legitimieren, wie im Kapitel VI dargestellt. 2 Apologetische Merkmale der Thronfolgeerzählung Offenbar enthält 1. Könige 1–2 eine ähnliche Art königlicher Apologie wie 2. Sam 12,24– 25. Tatsächlich zeigt sich 1. Könige nicht weniger um die Rechtfertigung des Königs bemüht als die Chronik (siehe § IV). Der Unterschied besteht darin, dass die Chronik Salomo als von der ersten Minute an göttlich erwählt darstellt, ohne den geringsten Ma kel an seiner Abstammung oder seinem Charakter zuzugeben. Dagegen beschreibt Sa muel-Könige ihn als jemanden, der unter skandalösen Umständen geboren wurde und den Thron aufgrund einer Hofintrige bestieg, betont aber dennoch, dass er von Gott er wählt wurde. In dieser Hinsicht bildet die Thronfolgeerzählung von Salomos göttlicher Ernennung eine Parallele zu den königlichen Apologien anderer Usurpatoren im ganzen Alten Orient, wie wir in Kapitel VI gesehen haben. Dass sie jedoch die fragwürdigen Ta ten aufgreift, die andere in erster Linie an Salomos Legitimität hatten zweifeln lassen, macht die Thronfolgeerzählung einzigartig unter den königlichen Apologien der Nach barkulturen, von denen keine irgendwelche negativen Handlungen des usurpierenden Königs eingesteht. Während Könige außerdem versucht, Salomo vom Vorwurf der Illegitimität und der Usurpation freizusprechen, gibt die Chronik an keiner Stelle zu, dass es solche Unterstel lungen überhaupt gab. Deshalb sollten die prosalomonischen Elemente in der Erzählung über seinen Aufstieg in 1. Könige 1–2 nicht als späte Rechtfertigungsversuche für sein Handeln angesehen werden, sondern als elementarer Bestandteil des ursprünglichen Be richts, der Salomos Rolle in diesen Geschehnissen darstellt, aber versucht, ihn zu verteidigen. In diesem Zusammenhang wendet der Verfasser der Thronfolgeerzählung einige wichtige Strategien an, um Salomo von dem Vorwurf der Usurpation freizusprechen: Erstens betont die Struktur der Erzählung als Ganzem, dass Salomo keine aktive Rolle bei dem Komplott spielte, das ihn auf den Thron brachte. Die Verschwörung wurde von Nathan initiiert und von Batseba und einigen anderen unterstützt. Der Erzähler deutet jedoch nirgends an, dass Salomo selbst etwas sagte oder tat, wodurch er sich an der Verschwörung beteiligt oder sie ermutigt hätte. Es wird nicht einmal gesagt, dass er davon wusste, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als David auf das Komplott hereingefallen war und Salomo zu seinem Nachfolger erklärt hatte. Dessen erste Handlung erfolgt erst, nachdem er den Königsthron bestiegen hatte und gemeinsam mit seinem Vater als Ko89 Zu diesen Beispielen siehe Kapitel VI, § I II (c) und § IV, B, 2.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
207
Regent fungierte (1. Kön 1,46). Zu diesem Zeitpunkt schickte er Adonia nach Hause, ohne ihn für seine Taten zu verurteilen (1. Kön 1,50–53). Erst später, nach Davids Tod, übernimmt Salomo eine aktivere Rolle bei der Sicherung seiner Macht, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden. Zweitens ist die ganze Thronfolgeerzählung, wie bereits erwähnt, gemäß dem literarischen Muster „drei-vier“ gerahmt, mit Salomo als klimaktischer vierter Figur. Die besonderen Merkmale dieser Verwendung des Schemas erfordern allerdings eine ausführlichere Diskussion. Zum einen ist allein die Tatsache, dass Salomo als der Vierte dargestellt wird, kein Beweis dafür, dass die anderen drei illegitim waren. Absalom rebellierte offensichtlich und wurde deshalb von der Thronfolge ausgeschlossen. Amnon wurde getötet, weil er Tamar vergewaltigt hatte, aber Adonia wird weder in dieser noch in jener Weise verurteilt. Wie bereits erwähnt, behauptet der biblische Text an keiner Stelle, er sei ein Usurpator gewesen, wohingegen viele Details des Berichts darauf hindeuten, dass er tatsächlich der erwartete Nachfolger Davids war, der nie gegen ihn rebellierte. Vor diesem Hintergrund dienen die Verweise und Anspielungen auf Absalom in 1. Könige 1–2 nicht dazu, Adonia als Rebellen darzustellen, wie sein Bruder einer war. Sie sollten stattdessen jedoch eher so verstanden werden, dass Adonia Absalom gegenübergestellt werden sollte, um zu zeigen, dass er abgelehnt wurde, obwohl er einen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron hatte. Gemäß der Thronfolgeerzählung wurde Salomo also nicht etwa Davids Nachfolger, weil er bereits von Beginn an der rechtmäßige Thronfolger gewesen wäre, sondern eher trotz seiner Stellung als spätgeborener Sohn, durch die Gunst Gottes. Diese Strategie zur Verteidigung eines Usurpators ist in den königlichen Apologien des Alten Orients zwar nicht beispiellos,90 sie ist jedoch charakteristisch für die biblische Tradition, wie sie sich auch in den Erzvätererzählungen der Genesis widerspiegelt. Dort wird von einigen spätgeborenen Söhnen berichtet, dass sie schließlich zu den erwählten Erben ihres Vaters wurden, nicht etwa weil sie Usurpationsversuche ihrer Brüder zurückgeschlagen hätten, sondern weil sie unerwartet deren Platz einnahmen. Gemäß Genesis 25,27 war Esau zum Beispiel der erstgeborene Sohn und Liebling seines Vaters Isaak, doch Jakob wurde durch eine Mischung aus Betrug und göttlicher Gunst zum Erben.91 Obwohl von Esau behauptet wird, er habe sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkauft, macht der Text deutlich, dass er sein rechtmäßiges Erbe verlor und Jakob es nur durch zweifelhafte Methoden erlangte.92 Dasselbe Muster scheint auf Salomo angewendet worden zu sein: Weder war er der Erstgeborene noch der erwartete Thronerbe seines 90 Siehe Kapitel VI, § I II (c) und § I V, B, 4 zu Asarhaddon von Assyrien und Xerxes I. von Persien. 91 Siehe dazu z. B. J. E . Anderson, Jacob and the Divine Trickster: A Theology of Deception and YHWH’s Fidelity to the Ancestral Promise in the Jacob Cycle, Siphrut: Literature and Theology of the Hebrew Scriptures 5 (Winona Lake: Eisenbrauns, 2011). Andere Beispiele für spätgeborene Söhne, die in den höchsten Rang aufstiegen, ohne dass behauptet würde, ihre Vorgänger seien Usurpatoren gewesen, sind u. a. Isaak, Juda, Josef und David, die alle ihren älteren Brüdern vorgezogen wurden. 92 Es gibt noch viele weitere Beispiele, z. B. Kain und Abel (Gen 4,1–5); Isaak und Ismael (Gen 16– 18.21); Manasse und Ephraim (Gen 49,11–20); Ruben und Juda (Gen 49,2–12; 1. Chr 5,1–2); Mose und Aaron (Ex 3–4); David und seine Brüder (1. Sam 16,6–13); siehe auch Greenspahn, When Brothers Dwell Together.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
208
Salomos Thronfolge
Vaters, dennoch kam er mit zwielichtigen und möglicherweise betrügerischen Methoden an die Macht.93 In beiden Fällen integriert der Erzähler zwar viele Details in den Bericht, die darauf hindeuten, dass der Nachfolger des Vaters nichts anderes als ein Usurpator war, dennoch betont er ausdrücklich, dass dies Gottes Willen entsprach. In Jakobs Fall wird die Tatsache bekräftigt, dass er von Gott erwählt wurde, sowohl bevor als auch nachdem er seinem Bruder auf betrügerische Weise den Segen gestohlen hat, unter anderem bei seiner Geburt (siehe Gen 25,23; 26,23–24; 28,12–15). Ebenso erkennt auch Könige an, dass Adonia der erwartete Nachfolger Davids auf dem Thron war, aber betont dennoch, dass Salomo nicht nur von David als Ergebnis einer Palastintrige ausgewählt wurde, sondern auch und vor allem von Gott selbst. Wir haben bereits gesehen, wie dieser Umstand in 2. Sam 12,24–25 dadurch angedeutet wird, dass Salomo Jedidja genannt und von ihm gesagt wird „der Herr liebte ihn“ (siehe Kapitel VI). Es gibt in 1. Könige 1–2 aber noch weitere Hinweise auf Salomos Erwählung durch Gott: 1. An späterer Stelle sagt sogar Salomos Rivale Adonia: „Ich sollte herrschen; doch das Königtum wurde mir genommen und ist meinem Bruder [= Salomo] zuteil geworden; denn es war sein von dem Herrn“ (1. Kön 2,15b). 2. Salomos Reaktion auf Adonia beinhaltet die Aussage: „[S]o wahr der Herr lebt, der mich bestätigt hat und mich auf den Thron meines Vaters David gesetzt hat, und der ein Haus [= eine Familie, Dynastie] für mich gemacht hat,94 wie er es versprochen hatte“ (1. Kön 2,24).95 3. Davids Zustimmung zu Salomo als seinem Nachfolger in 1. Kön 1,48 spiegelt dieselbe Vorstellung wider: „Gesegnet sei der Herr, der König Israels, der heute einem meiner Nachkommen erlaubt hat, auf meinem Thron zu sitzen und der es meinen Augen erlaubt hat, es zu sehen.“ Hinweise auf Salomos göttliche Erwählung sind auch in zwei Geschichten außerhalb der Thronfolgeerzählung zu finden: Einmal in Gibeon, als Salomo Gott antwortet: „Und nun, o Herr, mein Gott, hast du deinen Knecht zum König gemacht anstelle von David, meinem Vater“ (1. Kön 3,7a). Ferner gehört die Aussage der Königin von Saba in Erinnerung gerufen: „Möge der Herr, dein Gott, gesegnet sein, der dich erwählt hat, um dich auf den Thron Israels zu setzen. Weil der Herr Israel für immer liebt, hat er dich zum König gemacht“ (יהי יהוה אלהיך ברוך אשר חפץ בך לתתך על כסא ישראל …באהבת יהוה את ישראל לעלם וישימך למלך, 1. Kön 10,9–10). 93 Eine weitere Parallele zwischen diesen Erzählungen ist, dass in beiden Fällen die Mutter eine Schlüs selrolle für ihren Sohn spielt, wenn auch auf jeweils unterschiedliche Weise. In Genesis 27,6–13 drängt Rebekka Jakob ausdrücklich dazu, seinen Vater – ihren Ehemann – zu täuschen, um sich den Segen anstelle seines Bruders zu sichern. 94 Zu dem Ausdruck „( אשר עשה לי ביתder ein Haus für mich gemacht hat“) vgl. Ex 1,21; 2. Sam 7,11 und siehe S. M. Paul, „Exodus 1:21: ‘To Found a Family’ – A Biblical and Akkadian Idiom“, Divrei Shalom, Culture and Histor y of the Ancient Near East 23 (Leiden: E. J. Brill, 2005), S. 177–180. 95 Wie bereits in Kapitel VI, § I II (c) diskutiert wurde, bezieht sich dieser Vers auf Nathans Prophe zeiung an David in 2. Sam 7,11–12. Dieser Geschichtsschreiber versucht zu zeigen, dass Gottes Wort durch seinen Propheten erfüllt wurde; siehe auch Kapitel XI, § V, 1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
209
Man muss nicht notwendigerweise zu dem Schluss kommen, dass diese Vorstellung eine späte Hinzufügung zur Thronfolgeerzählung ist. Wie wir gesehen haben, rahmt sie den ganzen Bericht in 2. Sam 12,24–25 und 1. Kön 2,15.24. Es darf aber auch nicht davon ausgegangen werden, dass diese Idee – wie es der Text in 2. Sam 12,25 andeutet – Salomos Aufstieg zur Macht vorausgeht. Im Gegenteil scheint es sich um einen Versuch post eventum zu handeln, Salomos Thronfolge zu rechtfertigen, indem göttliche Legitimierung in Anspruch genommen, während zugleich zugegeben wurde, dass er nicht der erwartete Thronfolger gewesen war. Auf diese Weise greifen in der Thronfolgeerzählung als Ganzem die umfassende „drei-vier“-Struktur und die expliziten Verweise auf Gottes Liebe zu Salomo sowie dessen Erwählung ineinander, um damit seinen ansonsten fragwürdigen Aufstieg an die Macht anstelle seiner älteren Brüder zu rechtfertigen. IV Die Rechtmäßigkeit der Thronfolge Salomos in der Chronik Der Chronist stimmt mit dem Verfasser bzw. Editor von Samuel-Könige – oder genauer gesagt: der Thronfolgeerzählung – voll und ganz darin überein, dass Salomo der von Gott erwählte Nachfolger Davids war. Er betont dies jedoch noch stärker, indem er die gesamte Erzählung von Nathans Verschwörung mit Batseba gegen den rechtmäßigen Thronfolger Adonia (1. Kön 1,11–53) ausklammert. Um Nathans Spuren vollständig zu verwischen, lässt er sogar den Hinweis darauf aus, dass Nathan Salomo in 2. Sam 12,24– 25 den Namen Jedidja gab – in Verbindung mit der ganzen David-Batseba-Erzählung in 2. Sam 11,1–12,25 –, ebenso wie die Liste von Salomos Verwaltungsbeamten (1. Köni ge 4), die auch Nathans Söhne nennt (4,5). Gemäß dem Chronisten war Nathan nicht aktiv an der Wahl und Krönung Salomos beteiligt. Nathans Rolle ist auf seine frühere Prophezeiung über den Tempelbau und die Davidische Dynastie (1. Chronik 17 // 2 . Sa muel 7) begrenzt. Der Chronist wollte den Boten Gottes nicht in ein schlechtes Licht rücken. Ebensowenig wünschte er ans Licht zu bringen, dass der Erbauer des Tempels den Thron aufgrund von Hofintrigen und Manipulationen bestiegen hatte. Da der Chronist den Hauptteil der Erzählung (1. Kön 1,5–53) ausließ, verzichtete er auch auf den Schauplatz bzw. die Exposition zu dieser Erzählung (1. Kön 1,1–4). Das Auslassen von 1. Kön 1,1–4 passt auch gut zu dem Vergeltungsprinzip,96 das das Chro nistische Geschichtswerk leitet: Da Gesundheit und Krankheit als Belohnung bzw. Strafe angesehen wurden, hätte die Beschreibung Davids als krank, schwach und bettlägerig so interpretiert werden können, dass er für seine Verfehlung(en) bestraft wurde.97 Da er eine solche Interpretation vermeiden wollte, beschrieb der Chronist David als einen gealterten Mann (1. Chr 23,1), der aber immer noch gesund, voller Energie und tatkräftig war. David veranlasst eine Zählung der Leviten und teilt sie in Abteilungen ein (1. Chr 23,1– 32), ebenso die Priester (1. Chr 24,1–19), Sänger (1. Chr 25,1–31), Torwächter und dergleichen (1. Chr 26,1–32). David versammelt das Volk in Jerusalem, erhebt sich und hält 96 Zu Krankheit als Strafe siehe z. B. 2. Chr 16,7–12 (vgl. mit 1. Kön 15,12); 2. Chr 21,18–19; 26,16–21; 32,24–26; Ex 15,26; Dtn 7,15 (Gesundheit als Belohnung für die Einhaltung von Gottes Geboten); 28,27.35 (Krankheit, wenn die Gebote nicht eingehalten werden). 97 Bereits die Gelehrten des Talmud und des Mittelalters hielten Davids Krankheit und Schwäche für eine Strafe für sein früheres Fehlverhalten; siehe Anm. 6.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
210
Salomos Thronfolge
eine lange und beeindruckende Rede.98 Er betet, ernennt Salomo zum König und feiert diesen Anlass mit ganz Israel (1. Chronik 28–29). So wird das Setting des Königebuches in der Chronik ersetzt durch eine Beschreibung der zahlreichen Aktivitäten des gea lter ten David und der friedlichen, reibungslos verlaufenden Krönung Salomos durch seinen Vater, seine Brüder, die Beamten des Königreichs und ganz Israel. Der Chronist, der so gut wie alle negativen Geschichten über David (z. B. 2. Sam 11,1–12,25) verschweigt und ihn als Vorbild für alle zukünftigen Könige darstellt (z. B. 2. Chr 11,17 (Sonderg ut); 2. Chr 7,10 // 1. Kön 8,66), beschreibt ihn hier als rechtschaffenen Menschen, der seine letzten Tage ohne jegliche körperliche oder geistige Beeinträchtigung und ohne politische Krisen zubrachte. David war in seinen letzten Jahren nicht krank und schwach, weil er nicht gesündigt hatte: Er war gesund und tatkräftig, weil er getan hatte, was in Gottes Augen richtig war, und weil er sich ganz darauf konzentriert hatte, seinen Erben zu benennen und ihn auf den Tempelbau vorzubereiten. Der Chronist präsentiert auch eine neue Erzählung über Salomos Thronbesteigung, die die Ausgeklammerte aus 1. Kön 1,5–53 ersetzt. Gemäß seiner Neufassung einiger frü herer Texte war das, was geschah, die Erfüllung des göttlichen Plans. Die Entscheidung darüber, wer der nächste König von Israel werden sollte, lag nicht allein bei David (1. Kön 1,20.27.43). Vielmehr war es zuerst und vor allem Gottes Entscheidung, denn eigentlich gehört der Thron ihm.99 Salomo wurde von Gott selbst dazu erwählt, über Israel zu herr schen, und David folgte nur dem Befehl Gottes, statt eine Entscheidung im letzten Mo ment zu treffen, zu der ihn die Umstände zwangen (1. Kön 1,32–35). Erfand der Chronist diese Geschichte vollkommen neu oder ließ er sich von früheren biblischen Texten inspirieren? Offensichtlich widerspricht seine Darstellung der Hauptlinie der Geschichte in 1. Könige 1, in der Nathan eine Verschwörung anzettelt und privat agiert, statt in Gottes Namen oder mit prophetischer Autorität aufzutreten. Überraschender vielleicht ist die Tatsache, dass der Chronist keine einzige der Anspielun gen wiederholt, die in der Thronfolgeerzählung auf Salomos Erwählung hindeuten (v. a. 2. Sam 12,24–25; 1. Kön 2,15.24; vgl. 1. Kön 1,48), obwohl er sie mit Sicherheit kannte und auf sie aufbaute. Darüber hinaus knüpft er direkt an andere Texte an, die Salomos Thronfolge rechtfertigen sollten: 1. Gemäß 1. Könige 3,7a antwortet Salomo Gott in Gibeon: „Und nun, Herr, mein Gott, hast du deinen Knecht zum König gemacht anstelle von David, meinem Vater.“ Der Chronist übernimmt nicht nur diese Information (2. Chr 1,8b), sondern verstärkt die Aussage des Königs noch, indem er den Satz hinzufügt: „Denn du [= Gott] hast mich zum König gemacht über ein Volk, das so zahlreich ist wie der Staub der Erde“ (כי אתה ; המלכתני על עם רב כעפר הארץ2. Chr 1,9b). 2. In 2. Chronik 9,8 zitiert der Chronist den Text aus 1. Kön 10,9–10, der der Königin von Saba die Aussage in den Mund legt, dass Gott Salomo erwählt und ihn auf den Thron Israels gesetzt habe: „Weil der Herr Israel ewig liebt, hat er dich zum König ernannt.“ 98 Das steht in eindeutigem Gegensatz zu dem kurzen Segenswunsch an den Herrn, den er gemäß 1. Kön 1,47b–48 von seinem Bett aus spricht. 99 Siehe 1. Chronik 17,14; 29,11; 2. Chr 13,8 und unten im vorliegenden Kapitel.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
211
3. Der Chronist verwendete an einigen Stellen Passagen aus Esra-Nehemia.100 Er kannte vermutlich auch Nehemias Aussage über Salomos Thronbesteigung: „[U]nd Gott machte ihn zum König über ganz Israel“ ( ;ויתנהו אלהים מלך על כל ישראלNeh 13,26). Darüber hinaus stellt der Chronist Salomo auch in einigen anderen Passagen als von Gott erwählten König dar, in denen selbst in Samuel-Könige ein solcher Anspruch nicht zu finden ist. Er formuliert das sehr klar und direkt und bereitet sein Publikum schon in seiner Beschreibung von Davids Herrschaft darauf vor: 1. Der Chronist beschreibt den König als einen, der einen Namen von Gott erhalten hat, aber statt dass er nach seiner Geburt Jedidja genannt wird (2. Sam 12,25), gab Gott ihm den Namen Salomo bereits, bevor er geboren wurde (1. Chr 22,5–11, Sondergut):101 „Das Wort des Herrn erging an mich [= David], und er sprach… ein Sohn soll Dir gebo ren werden, der soll ein Mann der Ruhe sein; und ich werde ihm Ruhe verschaffen von all seinen Feinden ringsumher; denn sein Name soll Salomo sein… Er soll ein Haus für meinen Namen bauen; und er soll mein Sohn sein, und ich werde sein Vater sein; und ich werde den Thron seiner Königsherrschaft über Israel festigen für ewig‘“ (1. Chr 22,8–10). Das Motiv, dass jemand schon im Mutterleib von Gott für ein Amt erwählt wird, ist aus der prophetischen Literatur wie beispielsweise in Jer 1,4–5 und Jes 49,1 bekannt, von denen der Chronist diese Vorstellung vermutlich übernommen hat. Aber auch verschiedene altorientalische Königsinschriften bezeugen dieses Motiv, wie die an früherer Stelle bereits behandelten Beispiele von Aššur-rēš-iši I., Adad-nirari III., Asar haddon, Aššurbanipal und Nabonid.102 2. Der Chronist definiert Salomos Verhältnis zu Gott metaphorisch in der Adoptions formel: „Er soll mein Sohn sein und ich werde sein Vater sein.“103 Er bekräftigt: „Und er [= Gott] sagte zu mir [= David]: ‚Salomo, dein Sohn, soll mein Haus und meine Höfe bauen; denn ich habe ihn erwählt, mein Sohn zu sein, und ich werde sein Vater sein‘“ (1. Chr 28,6; siehe auch 1. Chr 22,10). In diesen Versen verknüpft der Chronist die Aussagen, die er David in den Mund legt, mit Nathans Prophezeiung aus 1. Chr 17,11–13 (// 2. Sam 7,12–14) und zeigt so, dass sie eine Erfüllung dieser prophetischen Verheißung sind: והיה כי מלאו ימיך ללכת עם אבתיך והקימותי את זרעך אחריך אשר יהיה מבניך אני אהיה לו לאב והוא. הוא יבנה לי בית וכננתי את כסאו עד עולם.והכינותי את מלכותו .יהיה לי לבן Und es wird geschehen, wenn deine Tage erfüllt sind, wenn du zu deinen Vätern gehst, dann werde ich deinen Nachkommen [wörtl.: deinen Samen] nach dir erstehen 100 Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 7–9, 118, 128, 270–271; ders, An Ancient Israelite Historian, S. 90–92. 101 Zu diesem Thema siehe auch Kapitel V, § I II, B, 4; Kapitel VI, § III (b) und Kapitel VII, § IV, 1. 102 Siehe Kapitel VI, § I II (c), S. 162–163. 103 Zur Adoptionsformel siehe die ausführliche Diskussion und Literaturverweise in Cooke, „The Israelite King as Son of God“, S. 202–225; Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 225– 226.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
212
Salomos Thronfolge lassen, der von deinen Söhnen sein wird; und ich werde seine Königsherrschaft festigen. Er soll mir ein Haus [= den Tempel] bauen, und ich werde seinen Thron für ewig festigen. Ich werde sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein.
3. Indem er die Erzählungen von Amnon, Absalom und Adonia auslässt, verschleiert der Chronist das übergreifende „drei-vier“-Schema, das die Thronfolgeerzählung struk turiert. Er verwendet dieses literarische Motiv jedoch an zwei Stellen ebenfalls, wenn auch in einer anderen Weise: in 1. Chr 28,4–5 als Hinzufügung und in 1. Chr 3,5–6 als einer Modifikation von 2. Sam 5,14–15. Letztere Passage, die Salomo als den vier ten Sohn Batsebas identifiziert, wurde bereits diskutiert.104 1. Chronik 28,4–5 spiegelt das Motiv jedoch sogar noch deutlicher wider. An dieser Stelle hält David eine Rede, in der er Salomo als von Gott erwählten König beschreibt, und die Salomo explizit an vierter und letzter Stelle nennt (1. Chr 28,4–5):105 כי ביהודה בחר לנגיד.1 ובבית יהודה בית אבי.2 ובבני אבי בי רצה להמליך על כל ישראל.3 ומכל בני כי רבים בנים נתן לי יהוה ויבחר בשלמה בני לשבת על כסא מלכות יהוה על.4 .ישראל Und der Herr, der Gott Israels, hat mich erwählt aus dem ganzen Haus meines Vaters, König über Israel zu sein für ewig. 1. Denn er erwählte Juda zum Fürsten,106 2. und im Haus Judas das Haus meines Vaters [= meine Familie], 3. von den Söhnen meines Vaters wollte er mich als König über ganz Israel einsetzen. 4. Und von allen meinen Söhnen – denn der Herr hat mir viele Söhne geschenkt – hat er meinen Sohn Salomo erwählt, auf dem Thron der Königsherrschaft des Herrn über Israel zu sitzen.107
4. Der Verfasser der Chronik betont auch, dass die göttlichen Verheißungen tatsächlich erfüllt wurden: וכל השרים והגברים.וישב שלמה על כסא יהוה למלך תחת דויד אביו ויצלח וישמעו אליו כל ישראל ויגדל יהוה את שלמה למעלה לעיני כל ישראל ויתן.וגם כל בני המלך דויד נתנו יד תחת שלמה המלך .עליו הוד מלכות אשר לא היה על כל מלך לפניו על ישראל Und Salomo setzte sich auf den Thron des Herrn als König anstelle seines Vaters Da vid und Gott gab ihm Gelingen; und ganz Israel gehorchte ihm. Und alle Beamten 104 Siehe Kapitel VII, § I I. 105 Siehe ausführlich bei Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 307–308 und § III, 1, im vorliegenden Kapitel. 106 Tatsächlich wird auch Juda unter Jakobs Söhnen an vierter Stelle genannt: Nachdem die ersten drei Söhne – Ruben, Simeon und Levi – wegen ihrer bösen Taten zurückgewiesen worden waren, nahm Juda die beste Stelle ein (Gen 49,3–12; siehe auch Gen 34; 35,22). 107 Eine ähnliche literarische Struktur zeigt sich bereits bei der Erwählung Sauls in 1. Sam 10,20–21. In diesem Fall handelt es sich allerdings um ein „zwei-drei“-Schema (Benjamin, Mitri, Saul) und nicht um ein „drei-vier“-Schema.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Thronfolge
213
und die mächtigen Männer und ebenso alle Söhne König Davids unterwarfen sich König Salomo. Und der Herr machte Salomo überaus groß in den Augen von ganz Israel und er gab ihm Majestät der Königsherrschaft, wie sie kein König vor ihm in Israel je gehabt hatte (1. Chr 29,23–25; vgl. 2. Chr 1,1, beides Sondergut.)
So betont der Chronist eindeutig den Status Salomos als eines von Gott erwählten Königs, wie es auch Saul und David vor ihm gewesen waren.108 Im Gegensatz zu 1. Kö nige 1–2 und vielleicht um Salomos skandalöse Thronbesteigung zu vertuschen, stellt der Chronist den neuen König als vollkommen legitimen, von Gott und König David erwählten Herrscher dar. Die Thronfolge verlief völlig harmonisch. Die Mächte des Himmels und der Erde wirkten zusammen, damit alles erfolgreich vonstatten gehen konnte: Gott selbst gab ihm den Namen Salomo und bestimmte ihn – schon im Mut terleib – zum König über Israel und zum Bauherrn seines Tempels. Diese Vorstellung wurde von David und dem ganzen Volk Israel übernommen und unterstützt, ebenso von allen Beamten und mächtigen Personen des Königreichs und allen Söhnen Davids ( )כל בני המלך דוידinklusive Adonias und seiner Unterstützer (1. Kön 1,9.19.25).109 Die Vorstellung von Salomo als einem von Gott erwählten König stellt automatisch den Bericht in 1. Könige in Frage. Wer könnte sich gegen jemanden stellen, der von Gott selbst erwählt wurde, und darüber hinaus auch von David, seinen Söhnen und Beam ten und von ganz Israel? Dementsprechend lässt der Chronist diese Erzählung aus dem Königebuch vollständig aus. V Zusammenfassung Eine sorgfältige Untersuchung von 1. Könige 1 zeigt, dass Salomo nicht der rechtmäßige Thronerbe war: Adonia war älter und stand in der Thronfolge an erster Stelle, um den Thron seines Vaters zu erben. Er wurde von einem Großteil von Davids Söhnen und seinen obersten Amtsträgern sowie den Beamten Judas unterstützt, und ganz Israel erwar tete, dass er den Thron besteigen würde. Salomo kam an die Macht im Zuge von Macht kämpfen und Intrigen innerhalb des Palastes am Lebensende Davids, der von Nathan und Batseba manipuliert wurde. Trotz alledem stellt die Thronfolgeerzählung in Samuel-Könige Salomo als den von Gott erwählten König dar. Der gesamte Bericht wird durch das literarische Muster „dreivier“ strukturiert und gerahmt durch Hinweise auf Gottes Liebe zu und Erwählung von Salomo. Gemäß der Thronfolgeerzählung wurde Salomo von Gott dazu erwählt, David auf den Thron zu folgen, obwohl er nicht an erster Stelle der Thronfolge stand, und sogar trotz der politischen Intrige, die ihn auf den Thron brachte. So sehr Genesis 25–27 Jakob als jüngeren Sohn präsentiert, der gleichzeitig von Gott erwählt wurde und sich trügerisch den Segen des Erstgeborenen erschlich, stellt die Thronfolgeerzählung Salomo 108 Siehe 1. Samuel 9,16–10,1; 15,1.11.35 (Saul); 1. Sam 16,1–13; 2. Sam 7,8 // 1. Chr 17,7; Ps 89,4 (Da vid). Tatsächlich war das Motiv, dass eine Gottheit einen König erwählt, auch in anderen Kulturen des Alten Orients verbreitet; siehe Kapitel VI. 109 Adonia wird nur an einer Stelle in der genealogischen Liste der Davidischen Dynastie erwähnt; 1. Chr 3,2 // 2 . Sam 3,4.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
214
Salomos Thronfolge
sowohl als den Erwählten Gottes als auch als Usurpator dar. Wie wir in Kapitel VI gesehen haben, ist der Anspruch, dass ein Usurpator in der besonderen Gunst einer Gottheit stünde, in königlichen Apologien des gesamten Alten Orients weit verbreitet. Er dient als eine Form königlicher Legitimation, nimmt in diesem Fall jedoch einen typisch israeli tischen Blickwinkel ein, indem das verbreitete Motiv des jüngeren Sohnes aufgegriffen wird, den Gott seinen älteren Brüdern vorzieht. Auch das Chronistische Geschichtswerk teilt das Anliegen, Salomo als den von Gott erwählten König Israels zu zeigen, setzt dafür jedoch ganz andere Mittel ein. Hier werden beinahe alle Elemente ausgeklammert, die ein schlechtes Licht auf David, Batseba und Sa lomo werfen könnten (2. Samuel 11–12; 1. Könige 1–2). Auf der Grundlage von Aussagen aus früheren „biblischen“ Texten bekräftigt der Chronist, dass Salomo der rechtmäßige Herrscher und Erbauer des Tempels war, erwählt von David und vor allem von Gott. Diese Erwählung wird sogar noch vor seine Geburt zurückprojiziert (1. Chr 22,7–10). Der Bericht widerspricht der Darstellung des Brüderkonfliktes aus Samuel-Könige und behauptet, dass alle Brüder Salomos sowie die Beamten des Königreichs die Thronbestei gung Salomos unterstützten. Dieser Kontrast wird in der chronistischen Neufassung der Erzählung von Salomos Krönung und der Ausführung des Testaments seines Vaters noch weiter betont, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel XI: Die Krönung Salomos Davids Testament und seine Erfüllung I Die Krönungszeremonie: Könige versus Chronik Der Verfasser der Thronfolgeerzählung berichtet in dramatischer Weise von Salomos Krönung. Nach den Intrigen, die in Davids Palast gemäß 1. Kön 1,11–37 gesponnen wurden, wurde die überstürzte Krönung Salomos nicht von den wichtigsten Beamten des Königs durchgeführt – dem Oberhaupt der Streitkräfte (Joab) oder dem Hohepriester (Abjatar), die beide Adonia unterstützten (1. Kön 1,7; 2,22.28) –, sondern von den relativ niedrig stehenden Beamten Benaja, dem Söldnerführer, dem Priester Zadok und dem Hofpropheten Nathan (1. Kön 1,32; vgl. 1,8.10.38.44). Die Geschichte spielt sich folgendermaßen ab: Der Priester Zadok, der Prophet Nathan und einige andere setzen Salomo auf ein königliches Maultier – das David gehörte1 – und reiten hinunter zur Gihon-Quelle. Aus Sicherheitsgründen werden sie von Benaja und seinen Söldnern begleitet, vermutlich für den Fall einer unerwarteten Störung durch Ado nias Unterstützer oder sonst jemanden. An der Gihon-Quelle salben Nathan und Zadok Salomo zum König über Israel,2 und zwar mit Öl aus einem Horn, das in „dem Zelt“ aufbewahrt wurde.3 Sie stoßen in die Hörner und rufen „Lang lebe König Salomo!“4. Dann spielen die Leute, die ihnen folgen, auf Flöten, sie erheben ihre Stimmen und jubeln so laut, dass „die Erde“ bei diesem Klang „barst“ und der Lärm auf der anderen Seite der Stadt gehört wird (1. Kön 1,38–41).5 Salomo kehrt dann in den Palast zurück und setzt sich auf Davids Thron, um als Ko-Regent zu herrschen, allerdings mit dem Plan, ihm nachzufolgen (1. Kön 1,46; 2,12a).6 Diese wesentlichen Merkmale der Erzählung werden 1 Zu der Vorstellung, dass der König ein spezielles Maultier/ Pferd besaß, siehe auch Est 6,8b und 6,9–11, wo von einem besonderen Pferd – „dem Pferd“ ( – )הסוסgesprochen wird. 2 Im Alten Israel wurde der König von einem Priester und/ oder einem Propheten gesalbt. So salbte Samuel, der Prophet und Priester, Saul (1. Sam 10,1) und David (1. Sam 16,13); der Schüler des Pro pheten Elisa salbte Jehu zum König von Israel (2. Kön 9,1–14); der Hohepriester Jojada salbte Joasch (2. Kön 11,12–14); der Prophet Ahija von Schilo salbte Jerobeam, den Sohn des Nebat, nicht im eigentlichen Sinne; er zerriss sein Gewand in zwölf Stücke und gab Jerobeam zehn davon (1. Kön 11,29–31). 3 Dieses Zelt ist dasjenige, das David für die Bundeslade errichtete (2. Sam 6,17); es wird auch später, in 1. Kön 2,28; 8,4 (// 2. Chr 5,5), nochmals erwähnt. 4 Vgl. 1. Sam 10,24 (Saul); 2. Sam 16,16 (der Arkiter Huschai zu Absalom), 1. Kön 1,25 (Adonia); 2. Kön 11,12 (Joasch). 5 Zu dem Motiv, dass etwas aus großer Distanz gehört wird, seiner Bedeutung im Zusammenhang mit Salomos Krönung und seinem biblischen Kontext siehe Kapitel XII. 6 Vermutlich vollzog sich die Krönung nach einem festen Protokoll; siehe Kapitel XII, § II, 2.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
216
Die Krönung Salomos
dreimal wiederholt: einmal in Davids Befehl zur Krönung Salomos (1. Kön 1,32–35), ein mal in der Durchführung des Befehls (1. Kön 1,38–40) und ein drittes Mal in dem Be richt Jonathans, des Sohnes Abjatars, an Adonia und Joab (1. Kön 1,44–48).7 In der Chronik wird ein anderes Bild gezeichnet: 1. Chronik 23,1 berichtet allgemein: „Als David alt war und der Tage satt, machte er seinen Sohn Salomo zum König über Israel“, ohne genauer auszuführen, wann, wo oder wie das vonstatten ging. In 1. Chronik 29,20–25 beantwortet der Chronist diese Fragen akribisch: „Und sie aßen und tranken vor dem Herrn an diesem Tag mit großer Freude. Und sie machten Salomo, den Sohn Davids, zum zweiten Mal []שנית8 zum König. Und ihn salbten sie dem Herrn zum König [“…]לנגיד9 Das Essen und Trinken wird ausschließlich in der Chronik erwähnt, war aber wahrscheinlich ebenfalls Teil der Feierlichkeiten, die im Buch der Könige geschildert werden. Dessen Verfasser war daran interessiert, Salomos Salbung und den Jubel des Volkes zu betonen, und die Freude, die in diesem Ereignis zum Ausdruck kam. Für den Chronisten ist der wichtigste Punkt, dass Salomo Gottes erwählter und gesalbter König war; andere Details der Krönungszeremonie konnten ausgespart werden, da sie überflüssig waren. Offensichtlich kannte er das Protokoll nicht, dem die Krönung eines Monarchen in der Königszeit folgte. Die Chronik stimmt mit Könige nur im Hinblick auf die wesentlichen 7 Eine solche Wiederholung von Elementen einer Geschichte kommt sowohl in der biblischen als auch in der ugaritischen Literatur häufig vor. So wird beispielsweise die Erzählung von Rebekkas Treffen mit Abrahams Diener viermal wiederholt (Gen 24,12–14.17–21.42–44.45–46). In ähnlicher Weise werden auch Pharaos Träume mehrfach wiedergegeben (Gen 41,1–7.17–24), ebenso die Beschrei bung der Stiftshütte: einmal, als Gott Mose mit dem Bau beauftragt (Ex 25,1–31,11), und einmal, als Mose den Auftrag ausführt (Ex 35,4–39,43). Die Weihegaben der israelitischen Häuptlinge werden zwölfmal wiederholt (Num 7,12–83). In dem ugaritischen Aqhat-Epos kommt eine lange Liste mit Vorschriften, wie man den eigenen Vater ehren soll, viermal vor (Aqhat 1,26–33; 1,44–48; 2,1–8; 2,16–23); S. B. Parker, „Aqhat“, in S. B. Parker (Hg.), Ugaritic Narrative Poetry, Writings from the Ancient World (Atlanta: Society of Biblical Literature, 1997), S. 49–88, insb. 53–56; siehe auch Cas suto, The Goddess Anath, S. 41–44 (im hebräischen Original S. 34–36). Im späten 1. Jh. u. Z. war Josephus möglicherweise nicht mehr vertraut mit dieser Eigenschaft der biblischen und altorienta lischen Literatur oder er fand die mehrfache Wiedergabe mancher Elemente überflüssig. Deshalb ließ er die detaillierten Wiederholungen weg und schrieb nur: „Sie [i. e. Bathsheba] erzählte ihm [i. e. Dav id] alles, was der Prophet ihm vorgeschlagen hatte” ( Jüdische Altertümer 7,350). Daher verzich tete er auf ausführliche Wiederholungen (siehe z. B. Jüdische Altertümer 7,347–352, insb. 348); teilweise strich er sie auch ganz, beispielsweise in 7,360: „Als dieser [i. e. Jonathan] aber erzählte, was sich mit Solomon nach Davids Willen zugetragen hatte…“; deutsche Übersetzung von H. Clementz, Flavius Josephus, Jüdische Altertümer (neu gesetzte und überarbeitete Ausgabe, Wiesbaden: Marix, 2004; nach der Ausgabe Halle an der Saale, 1899), S. 351; vgl. 349–351; siehe H.St.J. Thackeray und R. Marcus, Josephus with an English Translation: Jewish Antiquities Books V–VIII, Loeb Classical Li brary (Cambridge, MA: Harvard University Press/ London: William Heinemann, 1934), S. 548– 549, 552–555. 8 Zu dem Wort „( שניתzum zweiten Mal“) siehe die Diskussion im nächsten Abschnitt. 9 Das Wort נגידbedeutet hier wie auch im folgenden Vers (1. Chr 29,23) „König“; es wurde in der Sep tuag inta korrekt übersetzt (βασιλέα); siehe auch 1. Chr 11,2 und vgl. Ps 76,13, wo נגידals Synonym zu מלךverwendet wird; vgl. auch 1. Sam 9,16; 10,1; 13,14; 25,30; 2. Sam 6,21; 1. Kön 1,35; 2. Kön 20,5; Ez 28,2.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
217
Handlungen überein: die Salbung und Krönung Salomos, die damit endete, dass Salomo auf dem Thron saß. Er bemerkte jedoch die zahlreichen Opfer, die zu diesem wichtigen Anlass dem Herrn dargebracht wurden (1. Chr 29,21),10 die auch in Könige vorkommen: Für den Chronisten und seine Tempelgemeinde kommt der frommen Opferhandlung besondere Bedeutung zu. II Gab es zwei Krönungen? Es wird nur von zwei anderen Monarchen berichtet, dass sie mehr als einmal zum König gesalbt wurden: (a) 1. Samuel 9,27–10,1 erzählt, dass der Prophet Samuel Saul insgeheim gesalbt habe (10,1). Später präsentierte er Saul dem Volk, das in Mizpa versammelt war, als den erwählten König; und die Menschen bekräftigten lauthals: „Lang lebe der König!“ (10,17–24). Es gab jedoch einige Leute, die von Sauls Führungsqualitäten unbeeindruckt waren (10,27). Deshalb versammelte Samuel das ganze Volk nach Sauls Sieg über die Ammoniter in Gilgal, und „sie machten dort Saul zum König“ (11,14–15). (b) 1. Samuel 16,1–13 berichtet, dass der Prophet Samuel David heimlich salbte. Nach dem Tod Sauls wurde David noch zweimal gesalbt: von den Judäern (2. Sam 2,4a) und zwei Jahre später von den Ältesten der Nordstämme Israels (2. Sam 5,1–3). Beide Male fand die Salbung in Hebron statt. Gab es auch in Salomos Fall zwei Krönungen? Auf der Grundlage des Masoretischen Textes von 1. Chr 29,22: „und sie machten Salomo, den Sohn Davids, zum zweiten Mal [ ]שניתzum König“, vertreten einige antike, mittelalterliche und moderne Exegeten die Meinung, dass dies tatsächlich der Fall war. Flavius Josephus versichert beispielsweise, dass die erste Krönung Salomos vor der Bevölkerung Jerusalems vollzogen wurde, wie in 1. Könige 1 ausführlich berichtet wird ( Jüdische Altertümer 7,354–358). Später folgt Josephus der Beschreibung in 1. Chr. 29,20–25 und beschreibt die zweite Krönung, die in Anwesenheit der Beamten aller israelitischen Stämme stattfand: „[U]nd der König wie das Volk vergnügten sich bei festlichen Schmausereien. Solomon aber wurde aufs Neue mit Öl gesalbt und zum Könige erwählt“ ( Jüdische Altertümer, 7,382).11 Dieselbe Meinung findet sich auch bei einigen jüdischen Exegeten des Mittelalters, beispielsweise bei PseudoRaschi und David Kimchi, in ihren Kommentaren zu 1. Chr 29,22. In der modernen Forschung wurde ein ähnlich harmonisierender Ansatz von einigen Gelehrten vertreten, die davon ausgehen, dass sich der frühe Text in 1. Könige 1 und der spätere Text in 1. Chronik 29 auf zwei verschiedene Krönungen Salomos beziehen. So erklärte beispielsweise am Ende des 19. Jh. William E. Barnes: „Das erste Mal wird in 1. Kön 1,39 beschrieben (Salomo wurde hastig gesalbt, um seinen Anspruch auf den 10 Dabei fällt die chiastische Struktur auf, die der Chronist im ersten Teil des Verses anwendet: ויזבחו ויעלו עלות ליהוה/ „( ליהוה זבחיםsie brachten dem Herrn Opfer dar/ und sie opferten Brandopfer dem Herrn“). Diese literarische Form ist in den Schriften der Chronik weit verbreitet, siehe Kalimi, Zur Geschichtschreibung des Chronisten, S. 191–204 (vgl. auch 205–234). 11 Deutsche Übersetzung von Clementz, Jüdische Altertümer, S. 354; vgl. 350–351; siehe Thackeray und Marcus, Jewish Antiquities Books V–VIII, S. 550–553, 564–565.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
218
Die Krönung Salomos
Thron gegenüber seinem Bruder Adonia zu sichern).“12 Acht Jahrzehnte später führte Benjamin Mazar aus: „In der Bibel gibt es zwei Beschreibungen von Salomos Krönung (1. Kön 1,35–40; 1. Chr 29,22–24), und es ist deutlich geworden, dass er wirklich zweimal gek rönt wurde.“13 Saul Zalewski erklärte die Notwendigkeit zweier Krönungen folgendermaßen: Die erste war eine private „schnelle Krönung“, wie sie in 1. Chr 23,1 erwähnt wird; die zweite fand mit großen Feierlichkeiten in der Öffentlichkeit statt, wie ausführlich in 1. Chr 29,20–25 ausgeführt wird.14 Hugh G. M. Williamsons Überlegungen gingen in eine andere Richtung, und er kam zu dem Schluss, dass 1. Chr 23,1 nur eine literarische Überschrift sei, während „der Chronist [1. Chr 29,20–25] mit 1. Kön 1 als Vorlage schrieb“; das bedeutet, dass die „zweite“ Krönung in der Chronik als Gegensatz zu der ersten verfasst wurde, die in 1. Könige 1 beschrieben wird.15 Es ist jedoch zweifelhaft, ob der Chronist, der die Könige-Version von Salomos Thronfolge leugnete und beträchtlichen literarischen Aufwand in die Rekonstruktion einer neuen Erzählung investierte, einen solchen Hinweis auf Könige platziert hat. Wie dem auch sei: In der frühen biblischen Geschichtsschreibung gibt es keinen Hinweis auf zwei Krönungen Salomos. Einerseits ist es schwer vorstellbar, dass Salomo zweimal gekrönt wurde und der Verfasser der Salomo-Erzählung oder der Deuterono mistische Geschichtsschreiber eine der beiden einfach wegließ. Warum sollte er eine Krö nung – insbesondere die zweite – aus seinem Werk weglassen? Wir haben bereits gesehen, dass der bzw. die Historiker des Alten Israel vorbehaltlos von den zwei Krönungen Sauls wie auch von den dreien Davids berichten. Andererseits: Warum sollte der Chronist eine zusätzliche Krönung Salomos erfinden? Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass er das getan hat. Vermutlich ist das Wort שניתin 1. Chr 29,22 eine Glosse, tatsächlich ist es in der Septuaginta (B; Codex Vaticanus) und in der Peschițta nicht repräsentiert.16 Der Glos sator wollte wahrscheinlich 1. Chronik 28–29, vor allem 28,1–10; 29,20–25, mit 1. Chr 23,1 in Einklang bringen, wo berichtet wird, dass David Salomo zum König über Israel gemacht habe. Diese nachvollziehbare Erklärung, die auf den Textvarianten der Chronik basiert, wurde von einigen Exegeten vorgebracht.17 Ich möchte sie aus einem literarischen 12 „The first time is described in 1 Kgs 1:39 (Solomon was hastily anointed in order to assert his claim to the throne against his brother Adonijah)“; Barnes, The Books of Chronicles, S. 140. 13 B. Mazar, „The Time of David and Solomon“, in Malamat (Hg.), The History of the Jewish People: The Age of the Monarchies, S. 74 (Hebräisch). 14 Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne, S. 224–225. 15 „[T]he Chronicler was writing [1. Chr 29,20–25] with 1 Kings 1 in mind“ (Williamson, 1 and 2 Chronicles, S. 187). Williamson verweist weder auf Josephus noch auf einen der mittelalterlichen Kommentare oder auf moderne Exegeten, abgesehen von Arieh Bartel. Ähnlich bezog auch Barnes diese früheren Ausleger nicht in seine Arbeit ein. Zu dieser Tendenz, die ältere, vor allem vormoderne, biblische Exegese zu ignorieren siehe Kalimi, The Retelling of Chronicles in Jewish Tradition and Literature, S. 6–7; ders. Das Chronikbuch und seine Chronik, S. 23–27. 16 Die Wörter καὶ ἐβασίλευσαν ἐκ δευτέρου erscheinen in einigen anderen Manuskripten der LXX, beispielsweise im Codex Alexandrinus. 17 Siehe z. B. Kittel, Die Bücher der Chronik, S. 104; Curtis und Madsen. A critical and exegetical Com mentary on the books of Chronicles, S. 307; K. Galling, Die Bücher der Chronik, Esra, Nehemia – übersetzt und erklärt, Das Alte Testament Deutsch 12 (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1954), S. 77;
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
219
Abbildung 4 – Krönung Salomos, Jean Pichore (1503), Paris, Bibliothèque Mazarine Ms. 1581 folio 154.
Blickwinkel bestärken: 1. Chronik 23,1 ist eine allgemeine Aussage, die in 1. Chronik 28–29 detaillierter ausgeführt wird. Dieses literarische Muster „allgemein – spezifisch“ ist üblich in der Geschichtsschreibung des Chronisten.18
P. B. Dirksen, 1 Chronicles, Historical Commentary on the Old Testament (Leuven: Peeters, 2005), S. 352; Klein, 1 Chronicles, S. 530, 541. 18 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 311–318, insb. 311–316.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
220
Die Krönung Salomos
III Salomo auf dem „Thron des Herrn“ Der Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks erklärt, dass Salomo sich auf den „Thron seines Vaters David“ setzte (1. Kön 2,12a, vgl. 1,46). Der Chronist hat jedoch eine spezifische Vorstellung: Salomo setzte sich nicht auf einen irdischen Thron, sondern auf den „Thron des Herrn als König [ ]למלךanstelle seines Vaters David“ (1. Chr 29,23, Sondergut).19 Das war tatsächlich die Erfüllung des göttlichen Willens, wie er von David verkündet wurde: „Er hat Salomo erwählt, dass er auf dem Thron der Königsherrschaft des Herrn über Israel sitze“ (1. Chr 28,5, Sondergut). Diese Vorstellung erscheint noch ein drittes Mal in den Worten, die der Chronist der Königin von Saba in den Mund legt: „Gelobt sei der Herr, dein Gott, der Gefallen an dir [i. e. Salomo] gehabt hat, dich auf seinen [i. e. Gottes] Thron zu setzen als König für den Herrn deinen Gott“ (2. Chr 9,8), im Gegensatz zu der Parallelstelle in dem früheren Text, 1. Kön 10,9: „… dich auf den Thron Israels zu setzen.“ Wie ist das zu verstehen? Mehrmals sagt der Chronist in seinem Werk, dass der Thron Gottes Eigentum sei. In 1. Chronik 17,14 schreibt er: „in meinem [i. e. Gottes] Haus und meinem Königreich“ anstelle der Formulierung „dein [i. e. Davids] Haus und Königreich“ im parallelen Text 2. Sam 7,16.20 Gemäß 1. Chronik 29,11 (Sondergut) erklärt David in seinem Gebet: „[D]enn dein [i. e. Gottes] ist das Königreich.“ So setzt der Herr, da das Königreich und der Thron (wie auch das Land, Lev 25,23) ihm gehören, denjenigen auf den Thron, den er erwählt: In diesem Fall wählte er Salomo. Tatsächlich betrachtet 2. Chr 13,8 (Sonderg ut) das Kö nigreich Juda als „das Königreich des Herrn in der Hand der Söhne Davids“ (ממלכת יהוה ביד )בני דויד. Nun ist klar: Wenn Juda „das Königreich des Herrn“ ist, dann ist der Thron dieses Königreichs „der Thron (des Königreichs) des Herrn.“21 Daher ist der irdische König – Salo mo – der Repräsentant des himmlischen Königs – Gottes – auf Erden. Er verbindet den Herrn und sein Volk, Israel, und repräsentiert Letzteres vor Ersterem. In der Chronik sind demzufolge Theokratie und Monarchie miteinander verwoben.22 Diese Vorstellung findet sich nicht allein in der Chronik. Sie ist bereits in den vorchronistischen „biblischen“ Schriften (Ri 8,22–23; 1. Sam 8,4–22; Hos 3,5; Ez 20,33 und 37,22–25; Jes 41,21; 43,15; 44,6; 52,7; Ps 98,6) weit verbreitet, und dem Chronisten war das vermutlich bew usst. Er brachte dieses alte Konzept lediglich sehr klar zum Ausdruck. Da das Motiv der Kö 19 Um eine Personifizierung des Herrn zu vermeiden, „korrigierte“ der griechische Übersetzer den Text und schrieb wie in 1. Kön 2,12a: „[U]nd Salomo setzte sich auf den Thron seines Vaters David.“ 20 So verlagerte der Chronist den Focus „Haus und Königreich Davids“ durch „Haus und Königreich Gottes“, weil zu seiner Zeit das Haus Davids nicht mehr existierte, das Haus Gottes (i. e. der Zweite Tempel) und sein Königtum aber für immer bestehen würden. Der Verfasser der Chronik interpre tierte 2. Sam 7,16 nicht als etwas, das in der Zukunft erfüllt werden würde. 21 Interessanterweise kündigt Jer 3,17 an, dass die Menschen Jerusalem in Zukunft „ – כסא יהוהThron des Herrn“ – nennen würden. 22 Zu diesen Texten und der Art und Weise, wie sie bewusst Salomo im Besonderen und die David ische Monarchie im Allgemeinen mit der Oberherrschaft Gottes verbinden, siehe jetzt auch M. Lynch, Monotheism and Institutions in the Book of Chronicles: Temple, Priesthood, and Kingship in Post-Exilic Perspective, Studies of the Sofja Kovalevskaja Research Group on Early Jewish Monotheism 1, For schungen zum Alten Testament 2/64 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014), S. 209–260, insb. 209–211 und 237–241.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
221
nigsherrschaft Gottes in verschiedenen frühen und späten Schriften erscheint, ist die ver breitete Ansicht unter Bibelwissenschaftlern wie zum Beispiel von C. R. North, dass „die Lehre vom Königtum Jahwes… in jeder Ausprägung eine verhältnismäßig späte Entwick lung [war],“23 äußerst zweifelhaft. IV Die Etablierung der Herrschaft Salomos: Die abschließenden Worte Nachdem beschrieben wurde, wie Salomos Rivalen eliminiert und beiseite geschafft wurden (1. Kön 2,13–46a: Adonia in 2,13–25, Abjatar in 2,26–27, Joab in 2,28–35 und Schimi in 2,36–46a), schließt der Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks die Thronfolgeerzählung mit folgenden Worten ab: „Und das Königreich war fest ge gründet in der Hand Salomos“ ( ;והממלכה נכונה בידי שלמה1. Kön 2,46b).24 Ähnliche Worte wahrscheinlich vom selben Verfasser stehen auch am Ende der Herrschaft Davids und am Beginn des Aufstiegs Salomos in 1. Kön 2,12: „Und Salomo setzte sich auf den Thron Da vids, seines Vaters, und sein Königtum war fest gegründet“ (ושלמה ישב על כסא דוד אביו ותכן )מלכתו מאד. Der Bericht in 1. Kön 2,13–46a ist demnach von einer Inclusio gerahmt, die mit den Worten ( ותכן מלכתו מאד1. Kön 2,12b) öffnet und mit ähnlichen Worten schließt: ( והממלכה נכונה בידי שלמה1. Kön 2,46b).25 Entsprechend ist die Entscheidung August Klostermanns, den Abschnitt mit 1. Kön 3,2 enden zu lassen, willkürlich und nicht ak zeptabel.26 23 „[T]he doctrine of kingship of Yahweh, in any pronounced form, was a comparatively late develop ment“; C. R . North, „The Religious Aspects of Hebrew Kingship“, ZAW 9 (1932), S. 8–38, insb. 28; siehe auch G. Wilda, Das Königsbild des Chronistischen Geschichtswerkes (Dissertation; Rheinische Fried rich-Wilhelms-Universität Bonn, 1959), S. 32; N. Poulssen, König und Tempel im Glaubens zeugnis des Alten Testaments, Stuttgarter Biblische Monographien 3 (Stuttgart: Katholisches Bibel werk, 1967), S. 167–182, insb. 170, 172. 24 Mit den Worten M. J. Mulders: „Die Stabilität der davidischen Dynastie wird um den Preis von Blut und Tränen erkauft“ („The stability of the Davidic dynasty is purchased at the price of blood and tears“; siehe Mulder, 1 Kings 1–11, S. 86). 25 Dagegen Veijola, Die ewige Dynastie, S. 23, der 1. Kön 2,12 als eine post-deuteronomistische Hin zuf üg ung aus der nachexilischen Zeit ansieht. Tatsächlich ist das Wort מלכתוeine Abstraktion, die üblicherweise in spätbiblischen Texten verwendet wird (siehe A. Hurvitz, The Transition Period in Biblical Hebrew: A Study in Post-Exilic Hebrew and Its Implications for Dating of Psalms [Jerusalem: Bialik Institute, 1972], S. 80–83 (Hebräisch). Dass es in 1. Kön 2,12 vorkommt, könnte jedoch ein fach als eine Verderbnis des ursprünglichen Wortes ממלכתוdurch einen späteren Abschreiber erk lärt werden. Veijolas Beobachtung, 1. Kön 2,12 weise nicht die üblichen deuteronomistischen Formulie rungen auf, kann sowohl heißen, dass es sich um eine vor- als auch um eine post-deuteronomistische Passage handelt. Zur Verwendung von Inclusiones in der biblischen Literatur im Allgemeinen und in der Chronik im Besonderen siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 249–273. In jedem Fall ist 1. Kön 2,46b keine Wiederaufnahme („resumptive repetition“), wie Cogan vorschlägt (1 Kings, S. 180). Es handelt sich vielmehr um die zweite „Klammer“ der Inclusio, die – wie er richtig bemerkt – „die Erzählungen von den politischen Rivalen des Königs umschließt“ („brackets the stories of the king’s political rivals“). Zur Definition des Terminus ‚Wiederaufnahme‘ siehe Kalimi, Zur Ge schichtsschreibung des Chronisten, S. 235–248, mit einigen Beispielen. 26 Siehe Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, S. 269.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
222
Die Krönung Salomos
Der parallele Abschluss in der Chronik ist wesentlich stärker. Hier folgen die Schluss worte zu Salomos Thronfolge unmittelbar auf seine friedliche Krönung: „[U]nd der Herr machte Salomo überaus groß [ ]ויגדל יהוה את שלמה למעלהvor den Augen von ganz Israel, und er verlieh ihm königliche Majestät, wie sie kein König vor ihm gehabt hatte“ (1. Chr 29,25).27 Salomos Königsherrschaft ist fest etabliert, und das ist letztlich die Er füllung einer Segnung durch Gott (vgl. 2. Chr 1,12b). Dies ist bedeutungsvoller als der Segen des Volkes in 1. Kön 1,37.47. Im Gegensatz zu der Auslegung, die einige Exegeten des Mittelalters und der Neuzeit vertreten,28 spielen diese Worte jedoch nicht auf Salomos Auseinandersetzung mit Adonia, Joab und anderen an – ein Thema, das der Chronist in seinem Werk nicht behandeln wollte. V Das „Testament Davids“ 1 Erstes Buch der Könige 2,1–9 Im Anschluss an die einleitenden Worte in 1. Kön 2,1 enthält der Befehl, den David Sa lomo auf dem Sterbebett erteilt – der üblicherweise als „Testament Davids“ bezeichnet wird, 1. Kön 2,2–9 –, zwei wesentliche Teile: (a) Einer ist politischer Natur (2,5–9) und enthält Davids Anordnung, Joab, den Sohn der Zeruja (2,5–6), und Schimi, den Sohn Geras (2,8–9), für die bösen Taten zu bestrafen, die sie viele Jahre zuvor begangen hatten. Außerdem sollen die Söhne von Barsillai, dem Gileaditer, für die Freundlichkeit ihres Vaters belohnt werden, die dieser David zuteil werden ließ, als er vor Absalom fliehen musste (2,7). (b) Der zweite ist religiöser Natur und bezieht sich auf Salomos zukünftiges spirituelles Verhalten, das auch weiterhin die Zuwendung des Herrn gewährleisten soll. Wenden wir uns diesen Punkten im Einzelnen zu: (a) Der politische Teil des Testaments hat zwei Aspekte: einen historischen und einen lite rarischen. Aus der literarischen Perspektive fungiert der Abschnitt als Paradigma, und zeigt zum einen, dass Loyalität und Freundlichkeit gegenüber dem König belohnt (so bei Barsillai, 2. Sam 17,27–29; 19,32–40) und zum anderen wie umgekehrt feindliches Verhalten wie im Fall Schimis (2. Sam 16,5–13; 19,19–24) als auch böswillige Taten wie die Tötung Abners und Amasas durch Joab, die gegen Davids Willen verstieß (2. Sam 3,26–30; 20,8–10), bestraft werden.29 27 Der Eröffnungsvers in 2. Chr 1,1 – ( ויתחזק שלמה בן דויד על מלכותו ויהוה אלהיו עמו ויגדלהו למעלהUnd Salomo, der Sohn Davids, erstarkte in seinem Königtum, und der Herr, sein Gott, war mit ihm und machte ihn größer) stellt wegen der eingeschobenen Worte von 1. Chr 29,26–28 – deren Grundlage 1. Kön 2,11–12a ist – eine Wiederaufnahme von 1. Chr 29,25 dar: ;ויגדל יהוה את שלמה למעלהsiehe ausführlich Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 242–244. Tatsächlich liegt dies, wie David es in seinem Gebet ausdrückt, in der Macht des Herrn: „ – ובידך לגדל ולחזק לכלes ist in deiner Macht [wörtl. Hand], jeden zu erhöhen und stark zu machen“ (1. Chr 29,12; der Chronist bezieht sich in 2. Chr 1,1 in chiastischer Struktur auf diese Worte). 28 Siehe z. B. Gersonides (Rabbi Levi ben Gerschon) in seinem Kommentar zu 1. Chr 29,22; J. M. Myers, II Chronicles: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 13 (Garden City, NY: Doubleday, 1965), S. 5; Zalewski, Solomon’s Ascension to the Throne, S. 229. 29 Interessanterweise wird an dieser Stelle die Tötung Absaloms durch Joab (2. Sam 18,9–15) nicht erwähnt, die gegen Davids eindeutigen Befehl (2. Sam 18,5.12; 19,1–5) verstieß. Offenbar kann im Fall von Absalom nicht gesagt werden, Joab habe einen gerechten und guten Mann getötet – wie es
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
223
Aus historischer Perspektive scheint es eher unplausibel zu sein, dass sich die letzten Gedanken und Worte des gealterten, schwachen und kranken David auf seinem Ster bebett (1. Kön 1,1–4) auf die Rache an seinem Neffen und lebenslang loyalen Heer führer Joab richteten, noch dazu für Vergehen, die er viele Jahre zuvor begangen hatte.30 Dasselbe gilt für den machtlosen Schimi, der David einige Jahre zuvor verflucht hatte, als dieser vor Absalom fliehen musste, mittlerweile aber das Königtum nicht mehr gefährdete.31 James A. Montgomery und Henry S. Gehman sind der Meinung, dass David Salomo für damalige Verhältnisse angemessen unterrichtet habe bezüglich der Verantwor tungsbereiche eines Königs, um „die Blutschuld [siehe 1. Kön 2,31, I. K.] zu beseitigen, gemäß dem uralten Prinzip von ‚Leben um Leben‘ (Ex 21,24), einem Prinzip, dem David gefolgt war, indem er Sauls Enkel für dessen Mord an den Gibeonitern (2. Samuel 21) bestrafte.“32 Im Hinblick auf Schimi schreiben sie: „[D]er Fluch gegen ‚einen Prinzen‘ war ein Schwerverbrechen; vgl. [1. Kön] 21,9ff; Ex 22,27.“33 Daher, so meinen sie, klinge die Art und Weise, wie David angeblich mit Joab und Schimi verfuhr, glaubwürdig und sollte als authentische Äußerung Davids angesehen werden. Hinsichtlich Schimis rückt das Testament David jedoch in ein sehr schlechtes Licht: Nachdem er ihm bereits vergeben und beim Namen Gottes geschworen hatte, dass er ihn nicht töten würde, ist er nun auf Vergeltung aus, die sein Sohn Salomo ausführen soll. Ein solcher Rachedurst scheint Davids sonstigem Naturell zu widersprechen. Er wird in den Samuelbüchern nicht als rachsüchtiger, sondern als barmherziger Mensch beschrieben. Obwohl er dem Verlangen der Gibeoniter nach Rache an sieben Enkeln Sauls nachgegeben hatte (2. Sam 21,1–14), war „David… barmherzig zu MefiBoschet“ und verschonte ihn (21,7). David hatte zuvor auch Sauls Leben einige Male geschont (1. Sam 24,4–20; 26,3–25), trotz dessen wiederholten Versuchen, ihn zu töten (1. Sam 18,10–11.17–29; 19,1–24,3; 26,1–2). Er versuchte, seinen Sohn Absalom zu schützen (2. Sam 18,5.12.29.32; 19,1), obwohl dieser seinen weiteren Sohn Amnon getötet hatte, gegen David rebellierte und mit seinen Nebenfrauen schlief (2. Sam 13,23–39; 15,7–17,29).34 Deshalb sei es untypisch für Davids letztem Willen, Rache Abner und Amasa waren (2. Sam 2,32). Immerhin ermordete Absalom seinen Bruder und rebellierte gegen seinen Vater. 30 Der Mord an Abner, Sohn des Ner, wurde 38 Jahre vorher begangen, kurz vor der Vereinigung des Nord- und Südreichs (2. Sam 2,23–3,39). Amasa, der Sohn Jeters, wurde nach dem Scheitern von Absaloms Rebellion ermordet (2. Sam 20,8–10). In beiden Fällen wollte Joab seine Position als oberster Heerführer sichern. 31 Dagegen Gray (I & II Kings, S. 98–99), der davon überzeugt ist, dass „David Salomo durchaus den Auftrag erteilt haben könnte, Schimi zu eliminieren“ („David might well have given Solomon the charge to eliminate Shimei“). 32 „[T]o remove the blood-guilt, according to the ancient principle of ‚life for life‘ (Ex 21:24), a principle that David had followed in visiting upon Saul’s grandchildren his murder of the Gibeonites (2 Sam. 21)“; Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 89–90. 33 „[T]he curse against ‚a prince‘ was high crime; cf. [1. Kön] 21:9ff.; Ex 22:27“; Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 90. 34 Das stellt zudem ein klares Vergehen gegen das fundamentale ethische Prinzip der Israeliten dar, das
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
224
Die Krönung Salomos
zu üben für Taten, die weit in der Vergangenheit lagen. Auch wenn wir keine verlässlichen Hinweise darauf haben, was David auf dem Sterbebett dachte, erscheint es unwahrscheinlich, dass seine Gedanken Barsillais Söhnen statt seinen eigenen sowie anderen nahen Verwandten gegolten haben sollten, wie es bei Abraham, Isaak und Jakob der Fall war (Gen 24,1–9; 27,1–28,5; 49). Bis auf die Zusammenfassung von Davids Herrschaft durch den Geschichtsschreiber (1. Kön 2,10–12),35 handelt der folgende Abschnitt (2, 13–46a)36 von Salomos Kampf gegen seinen Rivalen Adonia und dessen Unterstützer. Dieser berichtet über eine Reihe von Hinrichtungen – von Adonia, Joab und Schimi – und den Ausschluss Abjatars aus der Jerusalemer Priesterschaft, jeweils auf Befehl Salomos. Das Testament ist daher keine Apologie für Dinge, die vor langer Zeit geschahen, sondern zielt vielmehr auf die gegenwärtige politische Situation: Es erklärt und rechtfertigt – zumindest im Hinblick auf Joab und Schimi – Salomos Gewaltanwendung, um seine Macht zu erhalten und vollständige Kontrolle über das Königreich zu erlangen. Tatsächlich weist der Erzähler genau auf diesen politischen Aspekt hin, indem er bemerkt: „[D]enn Joab hatte Adonia unterstützt – Absalom aber hatte er nicht unterstützt“ (2,28). Salomo selbst verbindet die Hinrichtung von Joab, wie es auch in Davids Testament festgehalten ist (2,5–6), mit Ereignissen in der Vergangenheit (2,31–33), als ob gezeigt werden sollte, dass er die Befehle seines Vaters um setzte (siehe auch 1. Kön 2,44 mit Blick auf Schimi und vgl. 2,8–9). Timo Veijola geht davon aus, dass 1. Kön 2,31b–33 eine späte, sekundäre Hinzufü gung sei, weil die Verse auf 2,5–9 anspielen, die er als Teil des Abschnitts 2,1–12 ebenfalls als späte, deuteronomistische Hinzufügung ansieht.37 Statt jedoch Argumente für sei ne Meinung anzuführen, schreibt er lediglich, dies sei „so evident, dass es eigentlich kei ner Beweisführung mehr bedürfte.“38 Unter anderem verweist er auf Hugo Greßmann, der jedoch nur feststellt, dass 1. Kön 2,1–12 (einschließlich 2,5–9), und 2,31b–33.44–45 allesamt „ein jüngerer Zusatz im Stil des Deuteronomiums (= V. Mose)“39 seien. Diese an verschiedenen Stellen der Hebräischen Bibel zum Ausdruck kommt: „Du sollst nicht deinen Bru der hassen in deinem Herzen… Du sollst dich nicht rächen und keinen Groll hegen gegen die Kinder deines Volkes, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev 19,17–18; siehe auch Spr 24,29, vgl. 20,22). Tatsächlich erklärten viele Jahrzehnte später die Beamten des aramäischen Königs Ben-Hadad II.: „Sieh doch, wir haben gehört, dass die Könige des Hauses Israel barmherzige Könige sind“ (1. Kön 20,31). 35 Tatsächlich ähnelt diese Zusammenfassung sehr derjenigen in 2. Sam 5,4–5. Beide formen gemeinsam eine Inclusio um Davids Königsherrschaft über Israel und Juda. Trotz einiger Unterschiede stammen vermutlich beide von ein und demselben Redaktor – dem Deuteronomisten, der die Ge schichte Davids als König über Israel und Juda als eine Einheit mit ähnlichem Anfang und Ende formen wollte. Dagegen DeVries (1 Kings, S. 30), der die literarischen Stilmittel des Textes nicht wahrnimmt und daher die beiden Zusammenfassungen in Könige „verschiedenen Redaktoren“ („different redactors“) zuschreibt. 36 Wie bereits in § I V erwähnt, bilden 1. Kön 2,12b und 2,46b eine Inclusio um 2,13–46a. 37 Veijola, Die ewige Dynastie, S. 19–20, 23. 38 Ebd., S. 19, wo er sich auch auf Greßmann, Mildenberger, Würthwein und Eissfeldt beruft (S. 19, Anm. 17). 39 Greßmann, Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels, S. 191.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
225
Annahme ist problematisch, weil weder 2,5–9 noch 2,31–33 spezifisch deuteronomistische Sprache enthalten. Selbst Ernst Würthwein – auf den sich Veijola ebenfalls beruft – stimmt zu, dass in 1. Kön 2,5–9 keine deuteronomistischen Elemente enthalten sind.40 Tatsächlich gibt es auch keinen besonderen Grund, davon auszugehen, dass entweder 1. Kön 2,5–9 oder 2,31b–33 spät oder deuteronomistisch sind. Im Gegenteil ergebe die Erzählung mehr Sinn als apologetischer Text, der kurz nach dem Beginn der Herrschaft Salomos verfasst wurde und nicht erst einige Jahrhunderte später. Wie Montgomery und Gehman richtig aufzeigen: „Warum die Erzählung in deutlich späterer (deuteronomischer) Zeit erfunden worden sein sollte, um Salomos Tugend zu verteidigen, indem der Hass auf David gerichtet wurde, ist mit Blick auf dessen Kanonisierung unverständlich.“41 Obwohl jedoch Montgomery und Gehman das Testament daher für authentisch halten, ist das aus den genannten Gründen eher unwahrscheinlich. Die Notwendigkeit, den Tod der Gegner Salomos zu rechtfertigen, wie dies in 1. Könige 2 geschieht, deutet eher auf eine Entstehung als „Vertuschungs-Geschichte“ an Salomos Hof hin, die zwar nach Da vids Tod verfasst, ihm jedoch zugeschrieben wurde. Die Erzählung versucht also, Salomos Maßnahmen zur Festigung seiner Königsherrschaft durch die Hinrichtung seiner Rivalen zu legitimieren und ihn als jemanden darzustellen, der lediglich den letzten Willen seines Vaters erfüllte. Daher ist 1. Könige 2,5–9 ein wesentlicher Bestandteil der ursprünglichen Version der Thronfolgeerzählung42 und dient demselben Ziel wie der Rest dieser Quelle auch: der Rechtfertigung der unkonventionellen Thronbesteigung Salomos. Darüber hinaus zeigt die Erzählung, dass Salomos Gegner „sich in einer Weise verhal ten hatten, die ihnen zum Verhängnis wurde.“43 Andernfalls wäre ihre Ermordung als unnötig angesehen worden, und dadurch wäre ein dunkler Schatten auf Salomos begin nende Herrschaft gefallen.44 Um dieses Element der Rache in Davids Testament auszu gleichen und es so glaubwürdig wie möglich erscheinen zu lassen, wurde auch ein positi ver Aspekt eingefügt: die Belohnung von Barsillais Söhnen.45 Das soll bedeuten, dass 40 Siehe Würthwein, Das erste Buch Könige. Kapitel 1–16, S. 20. 41 „[W]hy a much later age (Deuteronomic) should have invented the story to save Solomon’s virtue by throwing the odium upon David is unintelligible in view of the latter’s canonization“ (Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 88). 42 Vgl. Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 87; Gray, I & II Kings, S. 15–16; dagegen Mul der (1 Kings 1–11, S. 86), der bemerkt: „[D]er Abschnitt V. 1b–9 wurde aus einer anderen Quelle in die Erzählung übernommen“ („the section of vvs. 1b–9 has been added to the story from another source“). 43 „[H]ad behaved in a manner that led to their own doom“; Cogan, 1 Kings, S. 180. 44 Dagegen Benzinger, Die Bücher der Könige, S. 8, der „für [einen] späten Ursprung“ plädiert. 45 Dagegen Knapp (Royal Apologetic in the Ancient Near East, S. 272–273; im Anschluss an Halpern, David’s Secret Demons, S. 302), der davon ausgeht, dass Barsillais Söhne am Königshof als Geiseln gehalten wurden. Das ist eine spekulative Schlußfolgerung, die vor allem auf der geforderten Gleichsetzung von „Barsillai, dem Gileaditer“, der David auf der Flucht vor Absalom half (2. Sam 17,29; 19,32–40), und „Barsillai, dem Meholatiter“ in 2. Sam 21,8 beruht, dessen Enkelsöhne an geblich von David an die Gibeoniter zur Hinrichtung übergeben wurden. Im Text von 1. Könige 2 findet sich jedoch kein Hinweis darauf, dass die Söhne „Barsillais, des Gileaditers“ Geiseln waren. Abgesehen davon stammte dieser Barsillai aus Rogelim in der Gebirgsregion von Gilead, während „Barsillai, der Meholatiter“ vermutlich aus Abel-Mehola stammte, das westlich des Jordangrabens und
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
226
Die Krönung Salomos
David nicht nur an die bösen Männer dachte, sondern auch an die, die ihm freundlich gesinnt waren.46 Es findet sich jedoch in den Quellen kein Hinweis darauf, ob Salomo auch diesen Teil von Davids Testament erfüllte. Die Weise, wie David nach den Schilderungen seines Testaments mit Joab und Schimi verfuhr, erscheint im kulturellen und religiösen Kontext der Zeit Salomos glaubw ürdig.47 Allerdings werden zwei der Personen, die Salomo laut 1. Könige 2 ausschaltete, in Davids Testament nicht erwähnt: Adonia und Abjatar. Warum wurden sie nicht auch genannt, wenn das Testament an Salomos Hof verfasst wurde? In Anbetracht seiner großen Liebe zu seinen Kindern konnte David nicht als derjenige dargestellt werden, der die Hinrichtung seines Sohnes anordnete, der letztlich nicht gegen ihn rebelliert hatte. Selbst im Fall von Absalom, der Amnon ermordete, gegen seinen Vater rebellierte und mit dessen Nebenfrauen geschlafen hatte, versuchte David, ihn zu schützen: „Geht um meinetwillen schonend um mit dem jungen Mann, mit Absalom“ (2. Sam 18,5, vgl. 18,12). Als Absalom von Joab getötet wurde (2. Sam 18,14–15), habe David um diesen bitterlich getrauert (2. Sam 19,1–2.5). Es wäre daher nicht überzeugend gewesen, wenn der Erzähler der Thronfolgeerzählung David den Befehl zur Tötung Adonias zugeschrieben hätte. Außerdem gab es keinen Grund, eine solche Behauptung aufzustellen, da bereits eine viel überzeugendere Erk lärung dafür vorhanden war, dass Adonia hingerichtet werden musste: Seine Bitte, Davids Pflegerin bzw. Nebenfrau Abischag zur Frau haben zu dürfen. Dieser Wunsch war mit Sicherheit nicht naiv, sondern spiegelt vermutlich eine verbreitete Praxis wider, nach der ein neuer König die Nebenfrauen seines Vorgängers übernahm – wie das auch Absalom in 2. Sam 16,21–22 tat. Der Ausschluss Abjatars aus der Jerusalemer Priesterschaft wird von Salomo folgen dermaßen gerechtfertigt: „Gehe nach Anatot, auf dein Feld, denn ein Mann des Todes bist du“ (1. Kön 2,26). Salomo sagt nicht, warum Abjatar den Tod verdient, obwohl der tatsächliche Grund sicherlich der ist, dass er Adonia unterstützt hatte. Dieser Befehl konnte jedoch nicht David in den Mund gelegt werden, wie Salomo selbst bemerkt: „[D]enn du hast die Lade Gottes, des Herrn, vor meinem Vater David hergetragen und du hast gelitten in allem, worin mein Vater gelitten hat“ (1. Kön 2,26). Später fügte der Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks an dieser Stelle hinzu: „um das Wort des Herrn zu erfüllen, das er über das Haus Elis in Schilo gesprochen hatte“ (1. Kön 2,27b), was sich nicht in Gilead liegt (vgl. Ri 7,22; 1. Kön 4,12; siehe D. V. Edelman, „Abel-Meholah“, in D. N. Freed man et al. [Hgg.], Anchor Bible Dictionary [New York: Doubleday, 1992], Bd. 1, S. 11–12; dagegen Halpern, David’s Secret Demons, S. 302; Knapp, ebd., S. 272, Anm. 64, der behauptet, dass AbelMehola in der Region Gilead lag. 46 Dagegen Gray (I & II Kings, S. 102), der die Meinung vertritt, dass „die Vorkehrungen für die Söhne Barsillais durchaus von David getroffen worden sein könnten“ („the provision for the sons of Bar zillai may well have been made by David“). Montgomery und Gehmans Zitate aus biblischen und außerbiblischen Quellen (The Books of Kings, S. 90), die die Bedeutung des Essens an der königlichen Tafel „als eine Möglichkeit der Altersversorgung“ („as a method of pensioning“) zeigen, belegen nicht zwingend, dass dieser Vers „von David gemacht wurde“ („has been made by David“). 47 Siehe Davids Verhalten nach Abners Tod und seine Beschwerde über die Söhne der Zeruja in 2. Sam 3,31–39 siehe auch Montgomery und Gehman, The Books of Kings, S. 89–90.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
227
auf die Prophezeiungen in 1. Sam 2,35–36; 3,12–13 bezieht.48 Hier wird die Erfüllung von Gottes Wort in gleicher Weise gezeigt, wie das auch in 1. Kön 2,24 im Hinblick auf die Erfüllung der Prophezeiung Nathans an David in 2. Sam 7,11b–12 geschah. (b) Der religiöse Teil des Testaments, der sich mit Salomos zukünftigem Verhalten befasst (1. Kön 2,2–4), ist zweifellos eine Komposition aus der Hand des Verfassers des Deu teronomistischen Geschichtswerks:49 1. Die Verse enthalten zahlreiche Ausdrücke, die charakteristisch für die deuterono mistische Phraseologie sind. So ist Vers 2a, „( אנכי הלך בדרך כל הארץIch gehe den Weg aller Welt“), beinahe identisch mit Jos 23,14a. Ähnlich kann auch 23,2b, „( וחזקת והיית לאישsei stark und erweise dich als [mutiger] Mann“) mit der Plural- Formulierung in 1. Sam 4,9a, ( התחזקו והיו לאנשיםvgl. auch Dtn 31,23; Jos 1,6a.7a. 9a.18b: )חזק ואמץ, verglichen werden. Vers 2,3, ושמרת את משמרת יהוה אלהיך ללכת „( בדרכיו לשמר חקתיו מצותיו ומשפטיו ועדותיוBewahre, was zu bewahren der Herr, dein Gott, geboten hat, dass du auf seinen Wegen gehst, seine Ordnungen, Gebote und Rechtsordnungen und seine Zeugnisse bewahrst“) ist eine Variante der stereo typen Formulierung in Dtn 4,6; 7,12; 11,1; 16,12; 23,24; 24,8; 26,16; 28,13; 29,8 (vgl. Jos 22,3.5). Zu dem Ausdruck „wie es in der Tora des Mose geschrieben steht“ vgl. Jos 1,8; 2. Kön 22,8a. Die Phrasen in Vers 2,4b, אם ישמרו בניך את דרכם ללכת „( לפני באמת בכל לבבם ובכל נפשם לאמר לא יכרת לך איש מעל כסא ישראלWenn deine Söhne auf ihren Weg achten, so dass sie in Treue vor mir gehen mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele, dann soll es dir auf dem Thron Israels nie an einem Nachfolger fehlen“), kommen im Deuteronomium (4,29; 6,5; 10,12; 11,13; 13,4; 26,16; 30,2.6.14) und in der deuteronomistischen Literatur sehr häufig vor (z. B. 1. Kön 8,25; 9,5–7). Darüber hinaus ähnelt die Phrase in Vers 4a, למען יקים „( יהוה את דברוdamit der Herr sein Wort aufrecht erhält“), mit ihrer Parallele in 1. Sam 1,23b ( )אך יקם יהוה את דברוeinem Ausdruck, der an verschiedenen Stellen 48 Das ist tatsächlich ein verbreitetes Phänomen im Deuteronomistischen Geschichtswerk. Für weitere Beispiele siehe 1. Kön 12,15 (Erfüllung der Prophezeiung des Ahija von Schilo); 2. Kön 10,10.17 (Erf üllung der Prophezeiung Elisas über das Haus Ahabs); 2. Kön 9,36–37 (Prophezeiung Elias über Isebel); Jos 6,26 im Vergleich zu 1. Kön 16,34 (über den Bau von Jericho); 1. Kön 13,1–2.29–32 mit 2. Kön 23,16–18 (Prophezeiung des Propheten aus Juda über die Zerstörung des Tempels in Bethel). Siehe auch die Diskussion bei G. von Rad, „Die deuteronomistische Geschichtstheologie in den Königsbüchern“, Deuteronomium-Studien, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 58; 2. durchgesehene Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1948), S. 52–64. Diese Methode des vaticinium ex eventu („Prophezeiung nach dem Ereignis“) ist auch aus einer Inschrift Aššurbanipals bekannt, des Königs von Assyrien; siehe Tadmor, „Autobiographical Apology in the Assyrian Royal Literature“, S. 50–51. 49 Dagegen Benzinger, Die Bücher der Könige, S. 8, der argumentiert, dass 1. Kön 2,2–4 „mit Sicher heit post-deuteronomistisch“ sei; ähnlich Veijola, Die ewige Dynastie, S. 22, 24–26. Wenn in diesen Versen deuteronomistische Sprache und Redewendungen vorliegen (siehe unten), warum sollten sie dann als „post-deuteronomistisch“ und nicht einfach als „deuteronomistisch“ eingestuft werden? Es ist jedoch allgemein anerkannt, dass die Verse von dem deuteronomistischen Historiker stammen; siehe z. B. Gray, I & II Kings, S. 99–100.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
228
Die Krönung Salomos
der Hebräischen Bibel – sowohl in deuteronomistischen als auch in nicht deuteronomistischen Texten – erscheint.50 2. Dass dieser Teil des Testaments aus der Hand des Deuteronomisten stammt, ist auch an dem Konditionalsatz in 1. Kön 2,4b zu erkennen: „Wenn deine Söhne auf ihren Weg achten, so dass sie in Treue… soll es dir auf dem Thron Israels nie an einem Nachfolger fehlen.“ Da er diesen Text in der Exilszeit (ca. 550 v. u. Z.) schrieb bzw. bearbeitete und von dem Untergang des Davidischen Königreichs wuss te, knüpfte er die Fortdauer der Dynastie an die Bedingung, dass die Gebote des Herrn gehalten werden sollten. Im Gegensatz dazu ist die Fortdauer der Davidi schen Dynastie in Nathans Prophezeiung, die vermutlich in Salomonischer Zeit verfasst wurde,51 absolut und bedingungslos: „Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen, den ich vor dir weggetan habe. Und dein Haus und dein Königtum sollen vor mir Bestand haben für ewig;52 dein Thron soll fest stehen für ewig“ (2. Sam 7,15–16). Wahrscheinlich erschien es dem Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks als unangemessen, dass Davids Testament nur säkulare politische und keine religiösen Botschaften enthielt. Daher versuchte er, das harsche Testament, das er vermutlich in der Thronfolgeerzählung vorfand (die wiederum Teil des „Buches der Begebenheiten Salomos“ war; 1. Kön 11,41), abzumildern, indem er Davids Worten eine zusätzliche religiöse Konnotation hinzufügte. Tatsächlich kommt das Phänomen, dass ein späterer Historiker eine Rede oder auch ein Gebet oder einen Brief verfasste und diese einem früheren Anführer zuschrieb – insbesondere in einer Situation, in der dieser Anführer kurz vor seinem Tod steht – an verschiedenen Stellen sowohl im Deuterono mistischen als auch im Chronistischen Geschichtswerk vor und ist auch in der griechischen, hellenistischen und römischen Geschichtsschreibung belegt.53 50 Siehe z. B. Dtn 9,5c; 1. Kön 8,20a; 12,15c. In der nicht deuteronomistischen Literatur siehe z. B. Num 23,19; 1. Sam 1,23; 3,12; 2. Sam 7,25; 1. Kön 6,12 (priesterliche Passage). Weinfeld stellt fest, dass die Phrase הקים דבר יהוהin der deuteronomischen Literatur „immer in Verbindung mit der Erf üllung eines Versprechens Gottes für das Land“ („always in connection with the fulfillment of a divine promise of a national nature“) steht; siehe Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School, S. 350. 51 Siehe Ishida, History and Historical Writing in Ancient Israel, S. 137–150, insb. 149: „Auch wenn, oberflächlich betrachtet, David derjenige war, an den die Prophezeiung erging, ist die Erzählung von Nathans Prophezeiung ein Werk, das eine Interpretation der Geschichte von der Festigung von Salo mos Herrschaft in Verbindung mit dem Bau des Jerusalemer Tempels aus salomonischer Perspektive anbietet“ („The narrative of Nathan’s prophecy is a composition to give an interpretation of the course of history concerning the establishment of Solomon’s kingship linking with the building of [the] Jerusalem Temple from [a] Solomonic point of view, although, on the surface, David was the person to whom the prophecy was delivered“). 52 In „( לפניךvor dir“) ist der Buchstabe ךeine Dittographie des ersten Buchstabens ( )כdes nächsten Wortes, כסאך, „dein Thron“. 53 Siehe z. B. Dtn 31,24–32,47. Tatsächlich wird das gesamte Deuteronomium als eine einzige lange Rede Moses vor seinem Tod präsentiert; Jos 23 und 24,1–28; 1. Sam 12; siehe auch Ri 2,1–5 und 2. Kön 17,7–23; 1. Chr 22,7–19; 28,2–29,20; 2. Chr 13,4–12. Siehe Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 179–192.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
229
Zusammenfassend kann festgehalten werden: Das Testament Davids in 1. Kön 2,2–9 besteht aus zwei wesentlichen Teilen: Einer ist politischer Natur (2,5–9) und befasst sich mit der Tötung Joabs und Schimis für deren frühere verübte Verbrechen, und mit der Belohnung von Barsillais Söhnen für die Freundlichkeit deren Vaters gegenüber David. Dieser Abschnitt des Testaments enthält keine deuteronomistischen oder anderen späten Elemente und könnte an Salomos Hof geschrieben worden sein, um dessen Eliminierung seiner Rivalen zu rechtfertigen. Die Belohnung der Söhne Barsillais soll dabei die moralische Ausgewogenheit Davids bezeugen, der nicht nur die Bestrafung der Übeltäter, sondern auch die Belohnung der guten Menschen anordnete. Der andere Teil des Testa ments ist religiöser Natur (2,2–4) und bezieht sich auf Salomos zukünftiges religiöses Ver halten. Er wurde von dem Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks hinzu gefügt, um Davids letzte Worte im Sinne eines religiösen Bekenntnisses in einen neuen Zusammenhang zu stellen. 2 Das Chronistische Geschichtswerk Höchstwahrscheinlich enthielt die Vorlage des Chronisten eine vollständige Version von Davids Testament, wie es in 1. Kön 2,1–9 zu finden ist. Wie andernorts hat der Chronist wohl nicht zwischen frühen und späten Phasen des Abschnitts unterschieden. Jedenfalls lässt die Chronik alle Befehle Davids bezüglich Joab, Schimi und Barsillais Söhnen weg und verschweigt die Hinrichtungen Adonias, Joabs und Schimis sowie den Ausschluss Abjatars aus der Jerusalemer Priesterschaft. Zweifellos erschien die Idee, dass David sein Leben in Rachsucht beendet haben sollte, wie dies in Könige dargestellt wird, dem Chro nisten unwahrscheinlich und inakzeptabel. Stattdessen präsentiert er Salomo als den vom Herrn erwählten König, der die volle Unterstützung Davids und aller seiner Söh ne genoss – einschließlich Adonias und seiner Unterstützer, obwohl er nicht namentlich genannt wird –, sowie aller Beamten des Königs, der Mächtigen und ganz Israels. Dem entsprechend hatte Salomo in der Darstellung des Chronisten keine Rivalen, die er töten oder an denen er Vergeltung üben musste: Er richtete niemanden hin und ganz gewiss auch nicht als seine erste königliche Handlung. Da der Chronist die Erzählung aus 1. Kö nige 1 in seinem Werk weglässt, übergeht er auch die Ereignisse, die daraus in 1. Könige 2 folgen, abgesehen von dem wesentlichen Inhalt von 1. Kön 2,2–4. Unabhängig davon, ob David tatsächlich selbst das Testament angeordnet hat oder nicht, hätte die Einbindung der Erzählungen aus 1. Könige 2 dem Konzept des Chro nisten widersprochen, dass Salomo von Gott zum Erbauer des Tempels erwählt wurde, weil er ein Mann der Ruhe bzw. des Friedens ( )איש מנוחהwar und kein Blut an den Hän den hatte. 1. Chronik 22,7–10 und 28,3 betonen, dass Gott zu David sprach: „Du sollst meinem Namen kein Haus bauen, denn du bist ein Krieger und hast Blut vergossen.“54 Das zweite Kapitel von 1. Könige deutet klar darauf hin, dass Salomo Blut vergoss – unabhängig davon, ob das gerechtfertigt war oder nicht –, sogar auf dem heiligen Altar im Zelt des
54 Zu diesem Thema siehe auch P. B. Dirksen, „Why Was David Disqualified as Temple Builder? The Meaning of 1 Chronicles 22.8“, JSOT 70 (1996), S. 51–56.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
230
Die Krönung Salomos
Herrn (1. Kön 2,28–34).55 Das würde der Grundauffassung des Chronisten widerspre chen, wem erlaubt wurde, einen Tempel zu bauen – Salomo –, und wem es verboten wurde – David; daher ließ er die Texte weg.56 Nichtsdestotrotz behielt der Chronist die religiösen und spirituellen Anweisungen Davids an seinen Sohn bei, in denen er ihn da zu aufforderte, Gottes Gesetz einzuhalten. Tatsächlich spiegeln die Formulierungen in 1. Chr 22,11c–13 (vgl. 1. Chr 28,9–10.20)57 diejenigen aus 1. Kön 2,2b–4 wider, wie aus folgender Tabelle deutlich hervorgeht:
55 Offenbar suchte Joab – wie auch Adonia (1. Kön 1,50–53) – politisches Asyl, als er in das heilige Zelt floh und die Hörner des Altars festhielt. Während es jedoch keinen Hinweis darauf gibt, dass Ado nia jemanden ermordet hatte, gab es in Joabs Fall eine offene Blutschuld, auch wenn diese weit in der Vergangenheit lag (1. Kön 2,5–6.31–33). Höchstwahrscheinlich hat der Fall Adonias nichts mit dem Strafgesetz in Ex 21,12–14 zu tun: „Wer einen Mann schlägt, so dass er stirbt, der soll des Todes sterben… Wenn ein Mann an seinem Nächsten Frevel tut und ihn mit Hinterlist umbringt, dann sollst du ihn von meinem Altar wegreißen, dass man ihn töte.“ Im Gegensatz dazu ist es möglich, dass Joabs Hinrichtung in Verbindung mit diesem Gesetz steht. Zu anderen Forschungsmeinun gen zum Verhältnis der beiden Fälle und Ex 21,14 siehe den detaillierten Überblick bei J. Burnside, „Flight of the Fugitives: Rethinking the Relationship between Biblical Law (Exodus 21:12–14) and the Davidic Succession Narrative (1 Kings 1–2)“, JBL 129 (2010), S. 418–431. Nichtsdestotrotz steht die Tatsache, dass Salomo Joab im Zelt des Herrn tötete, im Gegensatz zu dem Vorgehen des Hohe priesters Jojada, dem befohlen wurde, die böse Königin Atalja nicht im „Hause des Herrn“ zu töten, in dem sie Asyl gesucht hatte (2. Kön 11,15–16 // 2 . Chr 23,14–15). Andererseits gab König Joasch von Juda Befehl, den Hohepriester und Propheten Secharja im Hof des Tempels zu steinigen (2. Chr 24,20–22, Sondergut). 56 Aus demselben Grund verwendet der Chronist eine ungewöhnliche, sehr vage Phrase, um von Sa lomos Belagerung Hamath-Zobas zu berichten: „( וילך שלמה חמת צובה ויחזק עליהUnd Salomo zog nach Hamath-Zoba und überwältigte es“; 2. Chr 8,3, Zusatz zu 1. Kön 9,18). Die Historizität dieser Handlung, die Salomo zugeschrieben wird, ist äußerst zweifelhaft. In den frühen biblischen Ge schichtsbüchern sind Hamath und Zoba zwei unterschiedliche Orte (2. Sam 8,3 [// 1. Chr 18,3]; 1. Kön 8,65 [// 2. Chr 7,8]). Wahrscheinlich gehörte Zoba in der Perserzeit zur Provinz Hamath; vgl. Rudolph, Chronikbücher, S. 219. An dieser Stelle Verweise auf W. F. Albright und M. Noth. 57 Obwohl die folgerichtige Fortsetzung von 1. Chr 22,11 („Nun, mein Sohn, möge der Herr mit dir sein, so dass es dir gelingen möge und du das Haus des Herrn bauen mögest“) 22,14 zu sein scheint („Und siehe, durch meine Bemühung habe ich bereitgestellt für das Haus des Herrn“), besteht keine Vera nlassung anzunehmen, dass 22,12–13 eine späte Hinzufügung ist. Der Chronist selbst könnte diese Verse als ein post scriptum hinzugefügt haben. Letztlich sind Salomos Weisheit und sein Tem pelbau sowohl im Deuteronomistischen Geschichtswerk als auch im Chronistischen Geschichts werk eng miteinander verknüpft; siehe z. B. 1. Kön 5,9–32, insb. 5,9–19.26–28; 2. Chr 2,2–11. Darüber hinaus wiederholt der Chronist den Inhalt und die Formulierung von 1. Chr 22,13b in 1. Chr 28,20a. Contra Mosis, Untersuchungen zur Theologie des chronistischen Geschichtswerkes, S. 90– 91; E. M. Dörrfuss, Mose in den Chronikbüchern: Garant theokratischer Zukunftserwartung. Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 219 (Berlin: W. de Gruyter, 1994), S. 155–159. Zu einigen anderen syntaktischen und inhaltlichen Schwierigkeiten in diesen Versen und deren möglicher Interpretation siehe Dirksen, 1 Chronicles, S. 267–268.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
231
Die Krönung Salomos 1. Könige 2,2b–4
1. Chronik 22,10c–13
וחזקת והיית לאיש ושמרת את משמרת יהוה אלהיך ללכת בדרכיו לשמר חקתיו מצותיו ומשפטיו ועדותיו ככתוב בתורת משה למען תשכיל את כל־אשר …תעשה אם ישמרו בניך את דרכם ללכת לפני באמת בכל לבבם ובכל־נפשם לאמר לא יכרת לך איש מעל כסא ישראל
והכינותי כסא מלכותו על ישראל עד עולם … אך יתן לך יהוה שכל ובינה ויצוך על ישראל ולשמור את תורת יהוה אלהיך. אז תצליח אם תשמור לעשות את החקים ואת המשפטים אשר צוה יהוה את משה על־ישראל
Sei stark und erweise dich als Mann; und beachte, was der Herr, dein Gott, dir zu beachten geboten hat, dass du auf seinen Wegen gehst, dass du seine Ordnungen und seine Gebote und seine Rechts bestimmungen und seine Zeugnisse beachtest, wie es in der Tora des Mose geschrieben steht, damit du Erfolg hast in allem, was du tust, und überall, wohin du dich wendest … Wenn deine Kinder auf ihren Weg achten, dass sie vor mir gehen in Treue mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Seele, dann soll es dir auf dem Thron Israels nie an einem Nachfolger fehlen.
Und ich werde den Thron seines Königtums über Israel für immer festigen… Auch dir wird der Herr Einsicht und Verstand geben, wenn er dich über Israel setzt, dass du die Tora des Herrn, deines Gottes, beachtest. Dann soll es dir gelingen,a wenn du darauf achtest, die Ordnungen und Rechtsbestimmungen zu halten, die der Herr Mose für Israel geboten hat;b sei stark und guten Mutes, fürchte dich nicht und sei nicht niedergeschlagen.
חזק ואמץ אל־תירא ואל תחת
a Vgl. Jos 1,8. Gemäß dem Chronisten ist die Fähigkeit, Gottes Gebote einzuhalten, ein Segen und vergleich bar mit dem von Gott geschenkten Segen der Weisheit und der Herrschaft; siehe Rudolph, Chronikbücher, S. 150, Anm. 1. Zudem bittet David Gott in seinem Gebet, seinem Volk und seinem Sohn Salomo zu helfen, Gottes Gebote einzuhalten (1. Chr 29,18–19). b Vgl. Dtn 17,18–19.
Alles in allem sind durchaus Einflüsse von Davids Testament aus 1. Könige 2 in der Chro nik feststellbar. Hier steht das Testament (1. Chr 22,5–19) jedoch vor Salomos Inthro nisierung (1. Chr 23,1; 29,20–24) und enthält ausschließlich positive und konstruktive Bestandteile: (a) spirituelle und religiöse Anweisungen, Anleitung und Ermutigung des in die Jahre gekommenen Vaters an seinen jungen Sohn; und (b) die Bitte, den erw ünsch ten Tempel für den Herrn zu bauen (1. Chr 22,2–19; 28,10–29,5), die in der Version des Testaments aus 1. Kön 2,1–9 überhaupt nicht erwähnt wird.58 Gemäß der Chronik übergab David Salomo auch die Einteilung des Tempelpersonals, die er vorbereitet hatte – Einheiten von Priestern, Leviten, Torhütern und Sängern –, die Baupläne wie auch die gigantischen Mengen an Material, die er zu diesem Zweck gesammelt hatte, um seinen jugendlichen Sohn in der Durchführung des Plans zu unterstützen: „Nun, mein Sohn, 58 Siehe auch Kapitel XIII, § I I.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
232
Die Krönung Salomos
möge der Herr mit dir sein; und möge es dir gelingen und mögest du das Haus des Herrn, deines Gottes, bauen, wie er es über dich gesagt hat“ (1. Chr 22,11). Und, noch einmal detaillierter, in 1. Chr 28,10–19: „Sieh nun zu; denn der Herr hat dich erwählt, ihm ein Haus zu bauen als Heiligtum; sei stark und handle. Dann gab David Salomo, seinem Sohn, den Plan für die Vorhalle des Tempels und seiner Gebäude und seiner Schatzkammern und seiner Obergemächer… All dies [sagte er] wurde geschrieben durch die Hand des Herrn, der mich angewiesen hat, alle Arbeiten dieses Plans.“59 VI Die Erfüllung von Davids Testament: Salomos erste Handlungen als König Sowohl Könige als auch die Chronik stellen Salomo als jemanden dar, der das Testament seines Vaters in seiner ersten Amtshandlung als König vollumfänglich umsetzte. In Kö nige besteht die Erfüllung des Testaments in der Hinrichtung seiner wichtigsten Gegner beziehungsweise darin, dass sie aus ihrer Machtposition entfernt wurden (1. Kön 2,13– 46). Nach diesen Taten, die seine Macht von innen her sichern sollten, festigte Salomo seine Beziehungen zu einer wichtigen äußeren Macht, nämlich Ägypten: Er schloss eine politische Ehe mit der Tochter Pharaos und brachte sie in die Stadt Davids (1. Kön 3,1– 2).60 Danach besuchte er das Heiligtum in Gibeon, brachte Gott ein Opfer dar und bat um eine göttliche Offenbarung (1. Kön 3,3–15). Tatsächlich begann er erst vier Jahre nach seiner Thronbesteigung mit dem Tempelbau (1. Kön 6,37–38). Gemäß der Chro nik besuchte Salomo jedoch zuerst das Heiligtum in Gibeon, brachte Gott ein Opfer dar und bat um eine Offenbarung (2. Chr 1,1–13). Tatsächlich bestand keine Notwendig keit, Beziehungen im Inneren des Königreichs oder nach außen zu stärken, da „der Herr Salomo überaus groß machte vor den Augen von ganz Israel, und er ihm Majestät der Königsherrschaft gab, wie sie vor ihm bei keinem König [einschließlich David] über Israel gewesen war“ (1. Chr 29,25, siehe auch 29,23–24). Daher lässt der Chronist die Passage über Salomos Heirat mit Pharaos Tochter an dieser Stelle aus und erwähnt sie nur kurz zu einem späteren Zeitpunkt der Herrschaft Salomos (2. Chr 8,11a // 1. Kön 9,24a).61 Nach seinem Besuch in Gibeon verleiht Salomo seinem Wunsch Ausdruck, den Tempel zu bauen, und erst danach seinen Palast (2. Chr 1,18). Das Projekt wird als die 59 Vgl. Ex 25,9.40; 26,30 über die Stiftshütte. 60 Gewiss stammte der Pharao aus unserer Untersuchung aus der 21. Dynastie. Es ist jedoch umstritten, ob es sich dabei um Psusennes II. oder um Siamun handelte; siehe den Überblick über verschie dene Meinungen zu dieser Frage bei Särkiö, Die Weisheit und Macht Salomos in der israelitischen Historiographie, S. 16–17. Zur Ehe Salomos mit der Tochter Pharaos und zum Verhältnis zwischen Salomo und Ägypten siehe Malamat, Israel in Biblical Times, S. 182–191. 61 Obwohl der Chronist den Bericht über das Haus weglässt, das Salomo für die Tochter Pharaos errichtete – 1. Kön 7,8b, ein Vers, der zu dem Abschnitt 1. Kön 7,1–12 gehört, den der Chronist vollständig gestrichen hat –, erklärt er doch, warum Salomo ein separates Haus/ einen separaten Palast für Pharaos Tochter baute: „[D]enn er sprach: meine Frau soll nicht wohnen im Haus Davids, des Königs von Israel, denn die Räume sind ein Heiligtum, weil die Lade des Herrn gekommen ist“ (2. Chr 8,11b). Offenbar favorisiert diese Erklärung nicht Pharaos Tochter. Tatsächlich spielt der Chro nist dieses Thema herunter und reduziert seine Bedeutung so weit wie möglich: Im Gegensatz zu den fünf Erwähnungen der Tochter des Pharaos in Könige (1. Kön 3,1; 7,8b; 9,16.24; 11,1) nennt er sie im 2. Buch der Chronik nur an einer einzigen Stelle: in 2. Chr 8,11.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Die Krönung Salomos
233
Erfüllung der Prophezeiung Nathans (1. Chr 17,11–12 // 2 . Sam 7,12–13) und Davids Testament dargestellt.62 Dementsprechend lässt der Chronist 1. Kön 6,37–38 weg, wo berichtet wird, dass Salomo den Tempelbau erst nach vier Jahren begann. Salomo ver schwendete keine Zeit, noch nicht einmal, um zwischen den beiden Prostituierten zu schlichten (1. Kön 3,16–28). Der Chronist verschweigt diese Episode, obwohl sie zu dem guten Ruf des Königs als weiser Mann hätte beitragen können, ebenso wie Salomos Lis te von Beamten und die Schilderung seiner Reichtümer (1. Kön 4,1–5,14). Stattdessen berichtet die Chronik, dass Salomo, nachdem er in Gibeon geopfert hatte, ohne weitere Verzögerung Arbeiter im Königreich einteilte (2. Chr 2,1) und Kontakt zu König Hiram von Tyros aufnahm, um für den Tempelbau Fachleute sowie Holz und andere Materialien aus dem Libanon zu beschaffen (2. Chr 2,2–15). Außerdem war, gemäß dem Chronisten, Salomo derjenige, der die Beziehung zwischen den beiden Königreichen ini tiierte, indem er eine diplomatische Gesandtschaft zu Hiram schickte (2. Chr 2,3).63 Das widerspricht dem, was in 1. Kön 5,15–28 berichtet wird, als Hiram Salomo kontaktiert und dieser nur auf Hirams Delegation nach Jerusalem reagiert. Jedenfalls führte die erfolgreiche diplomatische Handelsbeziehung zum Bau des Tempels in Jerusalem (2. Chr 3,1–5,1 // 1. Kön 6,1–7,51), mit dem sich Nathans Prophezeiung und das Testament Da vids erfüllten.64 VII Zusammenfassung Während Salomos Aufstieg an die Macht in 1. Könige 1–2 durch politische Intrigen und wohlkalkulierte Hinrichtungen potenzieller Rivalen zustande kam, verläuft seine Thron folge in der Chronik vollkommen friedlich. Entsprechend nutzen zwar beide – 1. Könige und 1. Chronik – das „Testament Davids“, um ihre Darstellung von Salomos Wahl zum König zu stützen; sie tun das jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Der Kö nige-Text scheint anzuerkennen, dass die Thronbesteigung durch einen Plan zustande kam, der ein maßgebendes Urteil über andere erforderte, um Salomos Macht zu konsolidieren. Könige versucht, Salomo von diesen Handlungen freizusprechen, indem sie so 62 Gemäß 2. Samuel 7 äußerte David seinen Wunsch, einen Tempel für Gott bauen zu wollen, aber die Aufgabe wurde aufgeschoben und seinem Nachfolger übertragen. In Samuel-Könige gibt es keinen Hinweis darauf, dass David irgendwelches Material für den Tempelbau vorbereitete oder Salomo da rum bat, den Tempel zu bauen. Der Chronist integriert 2. Samuel 7 in seinen Bericht (1. Chronik 17). Er fügt jedoch auch ausführlichere Details bezüglich dieser Fragen hinzu (1. Chr 22.28; 29,20–21). 63 Vielleicht versucht der Chronist das Hilfsgesuch des fremden Königs zu rechtfertigen, einen Tempel für Gott zu bauen, indem er zum Text aus 1. Kön 5,19–20 einen neuen Abschnitt in 2. Chr 2,4–8 mit einer Inclusio hinzufügt: „Und das Haus, das ich bauen will, soll groß sein… das Haus, das ich bauen will, soll groß und wunderbar sein“, 2,4a und 2,8b. Siehe auch den Kommentar, der Raschi zugeschrieben wird, zu 2. Chr 2,4; S. Japhet, The Ideology of the Book of Chronicles and its Place in Biblical Thought, 2. Aufl.; Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Juden tums 9 (Frankfurt am Main: P. Lang, 1997), S. 479–480. Allerdings sprach schon David von der enormen Größe und Qualität des geplanten Tempels: „Das Haus aber, das dem Herrn gebaut werden soll, soll überaus groß sein, zum Preis und Ruhm in allen Ländern“ (1. Chr 22,5). Daher knüpft Sa lomo nur an seines Vaters Vision vom Tempel an. 64 Details zu diesem Thema siehe Kapitel XIII.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
234
Die Krönung Salomos
weit wie möglich als die bloße Erfüllung des Testaments seines Vaters dargestellt werden. Außerdem wird behauptet, dass Salomos Gegner – wie Adonia und Schimi – durch ihr unkluges Verhalten selbst ihren Tod verursacht hätten. Erst später fügte der Verfasser des Deuteronomistischen Geschichtswerks ein religiöses Element zu Davids Testament hinzu. Im Gegensatz dazu bestätigt die Chronik nirgends, dass es Rivalen oder Widerstand gegen Salomo als Nachfolger Davids gab. Alle Hinrichtungen werden weggelassen und müssen daher auch nicht gerechtfertigt werden. Die Thronfolge wird als ein von Gott inspirierter, friedlicher und weitgehend zeremonieller Vorgang dargestellt, ohne Kampf oder Verschwörungen. Daher werden dem Testament Davids ausschließlich religiöse und moralische Vorschriften, beispielsweise im Hinblick auf den Tempelbau und die Einhal tung der Gebote Gottes, zugeschrieben. Höchstwahrscheinlich geht keines der beiden Testamente auf den historischen David zurück. Beide spiegeln sekundäre Bemühungen wider, Salomos Handlungen zu rechtfertigen, aber in beiden beauftragt David Salomo feierlich mit der Erfüllung bestimmter Pflichten, denen dieser anschließend gleich zu Beginn seiner Herrschaft nachkommt: In 1. Könige 2 lässt Salomo Joab und Schimi hinrichten, gemeinsam mit Adonia, seinem Bruder und Rivalen um den Thron. Er heiratet außerdem Pharaos Tochter, eine eindeutig politisch motivierte Heirat, um seine Stellung von außen zu stärken. Erst danach besucht Salomo das Höhenheiligtum in Gibeon, um Opfer darzubringen und eine göttliche Offenbarung zu erhalten. Er beginnt vier Jahre nach seiner Thronbesteigung damit, den Tempel zu bauen (1. Kön 6,37–38). Im Chronistischen Geschichtswerk ist Salomo jedoch von Anfang an unbestritten der legitime König, und seine ersten Handlungen bestehen darin, „das Begegnungszelt Got tes, das Mose, der Knecht des Herrn, gebaut hatte“, zu besuchen, das in Gibeon stand (2. Chr 1,3, Sondergut). Dann beginnt er die Arbeit an dem Tempel (2. Chr 2,1–5,1). Zudem ist Salomos Königtum in der Chronik mehr als ein politisches: Es symbolisiert die Einheit von Theokratie und Monarchie. Salomo ist sowohl der Repräsentant Gottes auf Erden als auch der König des Volkes und dessen Repräsentant vor Gott. Er hat das Testament seines Vaters erfüllt, indem er der Einhaltung der Gebote Gottes und dem Tempelbau oberste Priorität einräumt. Während David – unabhängig von Schuld oder Unschuld – Blut an den Händen hatte, war Salomo friedvoll und rein, ohne Makel oder Sünde.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel XII: „Warum hört man die Stadt so lärmen?“ – Die Erzählung von Salomos Krönung in ihrem biblischen Kontext I Einleitung Die Erzählung von Salomos Krönung in 1. Kön 1,38–41 birgt große Dramatik auf be grenztem Raum. Der junge Prinz wird an der Gihonquelle in aller Eile zum König gesalbt, um zu verhindern, dass sein Bruder Adonia den Thron für sich beansprucht. Als Gestaltungsmittel zur Erhöhung der Dramatik dienen die Freudenschreie des Volkes auf grund von Salomos Krönung, die in der ganzen Stadt zu vernehmen sind, und insbeson dere auch von seinen Rivalen gehört werden. Dieser Text ist einer von mehreren, in denen biblische Erzähler den Lärm lauter Musikinstrumente bzw. emotional aufgeladener Stimmen, die an einem anderen Ort gehört werden, als literarisches Mittel einsetzen, mit dem der Leser von einer Örtlichkeit oder einer Personengruppe zu einer anderen versetzt wird. Dieses Gestaltungsmittel scheint mehr als nur ein rein technisches literarisches Hilfsmittel genutzt worden zu sein. Vielmehr wurde es als ein wichtiges Motiv eingesetzt, das an vielen bedeutenden Wendepunkten der Geschichte Israels wiederkehrt, etwa bei Führungswechseln, oder am Beginn einer neuen Epoche des Volkes. Dieses literarische Stilmittel und Motiv wurde nicht unbedingt von dem Erzähler der Thronfolgeerzählung erfunden, sondern erscheint auch in einigen anderen Geschichten der Hebräischen Bibel, vor allem in den frühen und späten historiographischen Schriften. Dieser Hintergrund wirft ein neues Licht auf die Erzählung von Salomos Krönung in 1. Könige 1 und erweitert deren Gegensätze zu 1. Chronik, die in den vorangegangenen Kapiteln dieses Buches herausgearbeitet wurden. II Laute Geräusche, die von weit entfernt gehört werden bei Salomos Krönung und an anderen Stellen in Samuel-Könige 1 Salomos Krönung In der Erzählung von Salomos Thronfolge in 1. Könige 1 kommt dieses Phänomen in der Beschreibung seiner Krönung vor, in der der Verfasser berichtet (1. Kön 1,38–41):
וירד צדוק הכהן ונתן הנביא ובניהו בן־יהוידע והכרתי והפלתי וירכבו את־שלמה על־פרדת המלך ויקח צדוק הכהן את־קרן השמן מן־האהל וימשח את־שלמה ויתקעו בשופר.דוד וילכו אתו על־גחון ויעלו כל־העם אחריו והעם מחללים בחללים ושמחים שמחה.ויאמרו כל־העם יחי המלך שלמה וישמע אדניהו וכל־הקראים אשר אתו והם כלו לאכל וישמע יואב את־.גדולה ותבקע הארץ בקולם ?קול השופר ויאמר מדוע קול־הקריה הומה
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
236
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“ Und Zadok, der Priester, und Nathan der Prophet und Benaja, der Sohn Jojadas und die Kreter und Plether stiegen hinab und sie ließen Salomo auf der Mauleselin von König David reiten und führten ihn zur Gihonquelle. Und Zadok holte das Horn mit dem Öl aus dem Zelt der Begegnung und er salbte Salomo. Dann bliesen sie in das Schofar [das ist das Horn eines Widders, das wie eine Trompete benutzt wurde] und das ganze Volk rief:1 „Lang lebe König Salomo!“. Und das ganze Volk zog hinauf, hinter ihm her, und das Volk blies auf Flöten und sie freuten sich mit großer Freude, so dass die Erde barst von ihrem Geschrei. Und Adonia und alle seine Gäste, die bei ihm waren, hörten es, als sie aufgehört hatten zu essen. Und als Joab den Klang des Schofars hörte, da sagte er: „Warum hört man die Stadt so lärmen?“
In dieser Geschichte weist der Erzähler darauf hin, dass „das ganze Volk rief: ‚Lang lebe König Salomo!‘“. Dann zogen sie hinter ihm her, „blies[en] auf Flöten und sie freuten sich mit großer Freude, so dass die Erde barst von ihrem Geschrei“ (1. Kön 1,40). Der Erzähler nutzt hier die musikalischen Klänge und die Freudenschreie, um den Leser von der Partei Salomos zur gegnerischen Partei um Adonia zu überführen: „Und Adonia und alle seine Gäste, die bei ihm waren, hörten es“ (1. Kön 1,41). Ab diesem Zeitpunkt beschreibt der Erzähler die Ereignisse, die sich im Umfeld Adonias zutragen. Aus erzähleri scher Perspektive dient das Motiv, dass Musik und Stimmen an einem anderen Ort gehört werden, also dazu, einen geographischen Übergang in der Geschichte zu markieren, und leitet elegant von der Szene an der Gihonquelle zu dem Festmahl über, das Adonia, der Rivale Salomos um die Königswürde, veranstaltet. Der Übergang spielt sich jedoch mehr als nur auf der literarischen Ebene ab, denn mit diesem Gestaltungsmittel markiert der Erzähler auch den Wechsel von der Erhöhung Salomos und seiner Unterstützer einerseits zum Sturz Adonias und seiner Gefolgsleute andererseits. Das literarische Gestaltungs mittel wird also auch dazu verwendet, eine Verbindung zwischen zwei Konf liktpar teien herzustellen, die nicht nur in geographischer Hinsicht voneinander getrennt sind. So wird ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte Israels im Allgemeinen und in der Geschichte der Davidischen Dynastie im Besonderen hervorgehoben. Dass dies bewusst geschieht, ist naheliegend, wenn die hier diskutierte Passage mit anderen Stellen in bibli schen Erzählungen verglichen wird, an denen dasselbe Motiv erscheint: 2 Joaschs Krönung Die unmittelbarste Parallele ist in der Erzählung von der Krönung König Joaschs von Juda in 2. Könige 11 zu finden. Hier berichtet der Erzähler, dass der Hohepriester Jojada den Königssohn Joasch aus dem Palast brachte, ihm die Krone aufsetzte und ihm eine Ordnung (עדות, des Bundes) gab. Dann „klatschten die Leute in die Hände und riefen: Lang lebe der König!“ (ויוצא את־בן־המלך ויתן עליו את־הנזר ואת־העדות וימלכו אתו וימשחהו ויכו־ ;כף ויאמרו יחי המלך2. Kön 11,12), wie dies in 1. Kön 1,39 geschildert wird. Mit diesen lau
1 Auch wenn der hebräische Text lautet: ויאמרו כל־העם, impliziert der Kontext doch, dass das Volk nicht nur „sprach“, sondern eher „rief“.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
237
ten Freudenschreien versetzt der Erzähler sein Publikum zur gegnerischen Partei um Kö nigin Atalja (2. Kön 11,13–14): … ותרא והנה המלך עמד על־העמוד.ותשמע עתליה את־קול הרצין העם ותבא אל־העם בית יהוה !וכל־עם הארץ שמח ותקע בחצצרות ותקרע עתליה את־בגדיה ותקרא קשר קשר Und als Atalja das Geschrei des Volkes hörte, das herzulief, kam sie zum Volk in das Haus des Herrn und sah, und siehe, da stand der König an der Säule... Und alles Volk des Landes war fröhlich und blies die Trompeten. Atalja aber zerriss ihre Kleider und rief: Verrat! Verrat!
Zumindest einige der Elemente von Salomos Krönung kommen auch in dieser Beschrei bung der Krönung Joaschs von Juda (2. Kön 11,12–14) vor: Jojada, der Hohepriester, salbt ihn in Begleitung der Obersten der Streitkräfte zum König, das Volk klatscht und ruft: „Lang lebe der König!“. Die Leute spielen auf Trompeten und jubeln.2 Vermutlich folg ten beide Krönungen einem festgelegten Protokoll für die Krönung eines Königs in Juda, das sich von denjenigen unterschied, die aus Mesopotamien bekannt sind.3 Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass einer dieser beiden Berichte nur die Kopie des anderen ist, denn es gibt wegen der je eigenen besonderen Umstände, unter denen sie stattfanden, auch Unterschiede in der Beschreibung der beiden Krönungen: Salomo wird an der Gihon quelle gesalbt, während Joasch, vermutlich aus Angst vor Atalja, in den Tempel gebracht wird. Außerdem wird Joasch eine Krone aufgesetzt und er erhält eine Abschrift des Bun des („Ordnung“), der wenig vorher von Jojada geschlossen worden war. Diese beiden letzteren Elemente fehlen in dem Bericht über Salomo, auch wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass Salomo ebenfalls gekrönt wurde, allerdings zu einem anderen Zeitpunkt. Nichtsdestotrotz wird auch in dieser Erzählung ein wichtiger Wendepunkt in der Ge schichte des Königreichs Juda und der Davidischen Dynastie hervorgehoben. Joasch war der letzte überlebende Nachkomme der Davidischen Königsfamilie, weil er im Tempel versteckt worden war, als Atalja versuchte, das Haus Davids auszulöschen. Deshalb markiert diese Szene die Wiederherstellung der Davidischen Herrschaft nach Ataljas katastro phalem Staatsstreich. Einmal mehr wird hier das Motiv des Hörens aus der Ferne eingesetzt, um nicht nur einen geographischen Wechsel der Handlung, sondern auch einen wichtigen Übergang in der Geschichte der judäischen Monarchie zu markieren. 2 Für einen ausführlicheren Vergleich der beiden Erzählungen siehe de Vaux, Ancient Israel, S. 102–107. 3 Zum Beispiel die Beschreibung der Krönung aus Erech: „Er (der Herrscher) betrat Eanna [i. e. den Ištar-Tempel]. Er trat an das prächtige Thronpodest. Er nahm das strahlende Zepter in die Hand. Er trat an das Thronpodest von Nin-men-na (i. e. „Herrin der Krone“). Er setze sich die goldene Krone auf den Kopf. Er trat an das Thronpodest von Nin-PA (i. e. „Herrin des Zepters“). Nin-PA, reif für den Himmel und die Erde… Nachdem sie [i. e. Nin-PA] seinen ‚Namen (der) Kleinheit‘ verworfen hatte, nannte sie nicht seinen bur-gi-Namen, sondern sie nannte seinen ‚Namen (der) Herrschaft‘“; („He entered into Eanna. He drew near the resplendent throne dais. He placed the bright scepter in his hand. He drew near the throne dais of Nin-men-na [„Lady of the Crown“]. He fastened the golden crown upon his head. He drew near to the throne dais of Nin-PA [„Lady of the Scepter“]. Nin-PA, fit for heaven and earth… After she had discarded his ‚name [of ] smallness‘, she did not call his bur-gi name, but called his „name [of ] rulership“); Frankfort, Kingship and the Gods, S. 245–246.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
238
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
3 Die Ladeerzählung Dieses Gestaltungsmittel wird auch an zwei Stellen in der Ladeerzählung (1. Samuel 4–6 + 2. Samuel 6) angewendet, die in das Deuteronomistische Geschichtswerk eingearbeitet wurde:4 (a) Die Schlacht bei Eben-Eser In der Beschreibung der Schlacht, in der die Israeliten bei Eben-Eser gegen die Philister kämpften (1. Samuel 4), berichtet der Erzähler, dass die Israeliten einige Leute nach Schilo schickten, um die Bundeslade von dort in das Feldlager der Israeliten zu bringen. Plötzlich „jubelte ganz Israel mit lautem Jubel, so dass die Erde zitterte. Und als die Philister den lauten Jubel hörten, da sagten sie: ‚Was bedeutet der Lärm dieser gewaltigen Rufe im Lager der Hebräer?‘“ (1. Sam 4,4–6a). Von diesem Punkt an beschreibt der Erzähler die Ereignisse im Feldlager der Philister (1. Sam 4,6b–9). Der vollständige Text von 1. Sam 4,4–8a lautet:
וישלח העם שלה וישאו מׁשם את ארון ברית־יהוה צבאות יׁשב הכרבים וׁשם ׁשני בני־עלי עם־ ויהי כבוא ארון ברית־יהוה אל־המחנה וירעו כל־ישראל תרועה.ארון ברית האלהים חפני ופינחס וישמעו פלשתים את־קול התרועה ויאמרו מה קול התרועה הגדולה הזאת במחנה.גדולה ותהם הארץ ויראו הפלשתים כי אמרו בא אלהים אל־המחנה ויאמרו.העברים וידעו כי ארון יהוה בא אל־המחנה … אוי לנו מי יצילנו מיד האלהים האדירים האלה.אוי לנו כי לא היתה כזאת אתמול שלשם
Und das Volk sandte nach Schilo, und sie brachten von dort die Lade des Bundes des Herrn Zebaoth, der über den Cherubim thront. Und die beiden Söhne von Eli, Hof ni und Pinhas, waren dort bei der Lade. Und es geschah, als die Lade des Herrn in das Lager kam, da jubelte ganz Israel mit großem Jubel, so dass die Erde zitterte. Und als die Philister den Jubel hörten, da sagten sie: „Was bedeutet der Schall dieses ge waltigen Jubels im Lager der Hebräer?“ Und sie erkannten, dass die Lade des Herrn in das Lager gekommen war. Und die Philister fürchteten sich, denn sie sprachen: Göt ter sind in das Lager gekommen. Und sie sagten auch: „Wehe uns! Denn so etwas ist bisher noch nie geschehen. Wehe uns! Wer kann uns aus der Hand dieser mächtigen Götter retten?“
Obwohl die Ankunft der Lade das Selbstvertrauen im Lager gestärkt hatte, verloren die Israeliten in diesem Fall jedoch sowohl die Schlacht als auch die Lade . Die beiden Söhne Elis wurden getötet (1. Sam 4,10–11). Dennoch ist das nicht das Ende der Geschichte. (b) Von Schilo zum Haus Elis In der nachfolgenden Passage – 1. Sam 4,12–18 – wird das Motiv und literarische Mittel des Hörens aus der Ferne noch einmal eingesetzt. Hier erzählt der Verfasser, wie die Mel dung von der Niederlage des israelitischen Heeres bei Eben-Eser, von dem Verlust der 4 Zur Ladeerzählung siehe z. B. J. Gutman, „The Histor y of the Ark“, ZAW 83 (1971), S. 22–30; A. F. Campbell, The Ark Narrative (1 Sam 4–6; 2 Sam 6): A Form-Critical and Traditio-Historical Study, Society of Biblical Literature Dissertation Series 16 (Missoula, MN: Scholars Press, 1975); K. Bodner, „Ark-Eology: Shifting Emphases in ‚Ark Narrative‘ Scholarship“, CurBR 4 (2006), S. 169–197.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
239
Bundeslade und dem Tod von Hofni und Pinhas den Hohepriester Eli erreicht. Der Er zähler versetzt den Leser von der Bevölkerung Schilos zum Haus Elis wie folgt: „[D]a schrie die ganze Stadt um Hilfe. Und als Eli den Lärm der Schreie hörte, da sagte er: ‚Was ist das für ein großer Lärm?‘“ (1. Sam 4,13–14a). Als Nächstes berichtet der Erzähler, was in Elis Haus mit dem Priester selbst und seiner Schwiegertochter geschah (1. Sam 4,14b– 22). Der zentrale Übergang findet am Ende von 4,12 und am Beginn von 4,13 statt. Im Ganzen lautet die Passage 1. Sam 4,12–18 folgendermaßen: ויבוא והנה עלי5.וירץ איש בנימן מהמערכה ויבא שלה ביום ההוא ומדיו קרעים ואדמה על־ראשו ישב על הכסא יך דרך מצפה כי היה לבו חרד על ארון האלהים והאיש בא להגיד בעיר ותזעק כל ועלי בן־. וישמע עלי את קול הצעקה ויאמר מה קול ההמון הזה והאיש מהר ויבא ויגד לעלי.העיר ויאמר האיש אל עלי אנכי הבא מן המערכה ואני.תשעים ושמנה שנה ועיניו קמה ולא יכול לראות ויען המבשר ויאמר נס ישראל לפני פלשתים וגם. ויאמר מה־היה הדבר בני.מן־המערכה נסתי היום ויהי כהזכירו את־ארון.מגפה גדולה היתה בעם וגם־שני בניך מתו חפני ופינחס וארון האלהים נלקחה האלהים ויפל מעל הכסא אחרנית בעד יד השער ותשבר מפרקתו וימת כי־זקן האיש וכבד והוא שפט .את־ישראל ארבעים שנה Und ein Mann von Benjamin lief vom Schlachtfeld und er kam noch am selben Tag nach Schilo, die Kleider zerrissen und Erde auf seinem Kopf. Und als er ankam, siehe, da saß Eli auf einem Stuhl am Weg und hielt Ausschau, denn sein Herz fürchtete um die Lade Gottes. Und als der Mann kam, um es in der Stadt zu berichten, da schrie die ganze Stadt. Und als Eli den Lärm der Schreie hörte, da sagte er: „Was ist das für ein großer Lärm?“. Und der Mann kam eilig und erzählte es Eli. Eli aber war schon achtundneunzig Jahre alt und seine Augen waren starr geworden, so dass er nicht mehr sehen konnte. Und der Mann sprach zu Eli: „Ich bin derjenige, der vom Schlachtfeld gekommen ist; und ich bin heute erst von der Schlacht geflohen.“ Und er [i. e. Eli] sprach: „Wie ist es gegangen, mein Sohn?“. Und der Bote antwortete und sprach: „Israel ist geflohen vor den Philistern und es hat sich eine große Niederlage unter dem Volk ereignet und auch deine beiden Söhne, Hofni und Pinhas, sind tot und die Lade Gottes ist weggenommen worden.“ Und es geschah, als er die Lade Gottes erwähnte, da fiel er [i. e. Eli] rückwärts von seinem Stuhl bei der Tür; und sein Genick war gebrochen und er starb, denn der Mann war alt und schwer. Er hatte Israel vierzig Jahre lang gerichtet.
Auch wenn diese Erzählungen aus 1. Samuel 4 keine Krönungsszenen wie die in 1. Köni ge 1 und 2. Könige 11 enthalten, so dient hier doch ebenfalls das Motiv des Hörens aus der Ferne als geographischer und politischer Übergang: Die Israeliten verlieren nicht nur ihre Souveränität an die Philister, sondern auch ihre Führung unter Eli und seinen Söhnen. Besonders der zweite Fall ist in gewisser Weise besser vergleichbar mit 1. Kön 1,38–41.6 5 Vergleiche die Phrase ומדיו קרעים ואדמה על־ראשוmit ובגדיו קרעים ואדמה על ראשוin 2. Sam 1,2. 6 Interessanterweise werden in der Szene, die die Ankunft der Bundeslade im Feldlager schildert, die Worte „so dass die Erde zitterte“ ( )ותהם הארץgenutzt, die der Wendung „die Erde barst“ ()ותבקע הארץ in 1. Kön 1,40 gleicht. Das Verb ist in 1. Kön 1,40 zwar ein anderes, doch die Wörter הומהund תהם kommen in dieser Passage ebenfalls vor, nämlich in den Worten Joabs und Jonathans (1,41.45).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
240
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
Ein hervorstechendes Merkmal, das in drei der vier Beispiele in Samuel-Könige erscheint, ist, dass Mitglieder der zweiten Gruppe nach der Bedeutung des Lärms oder Geräusches ( )קולfragen. In 1. Samuel 4,6 lautet die entsprechende Formulierung: „Und als die Phi lister den Jubel hörten, da sagten sie: Was bedeutet der Schall dieses gewaltigen Jubels im Lager der Hebräer?“; in 1. Sam 4,14: „Und als Eli den Lärm der Schreie hörte, da sagte er: Was ist das für ein großer Lärm?“ und in 1. Kön 1,41b: „Und als Joab den Klang des Scho fars hörte, da sagte er: Warum hört man die Stadt so lärmen?“. In den letzten beiden Fällen wird von der expliziten Antwort eines Boten ( ;מבשרsiehe 1. Sam 4,17; 1. Kön 1,42–43) berichtet. Bei Joaschs Krönung reagiert Atalja nicht mit einer Frage – vermutlich war die Bedeutung in diesem Fall klar! Stattdessen „kam sie zu dem Volk im Tempel des Herrn… und Atalja zerriss ihre Kleider und rief: ‚Verrat! Verrat!‘“ (2. Kön 11,13–14). III Vorkommen des Motivs anderenorts in der Hebräischen Bibel 1 Die spätbiblische Geschichtsschreibung: Chronik und Esra Dieses literarische Stilmittel erscheint auch an zwei Stellen in der spätbiblischen Geschichts schreibung: zum einen in 2. Chr 23,11–13, in der der Chronist den Text seiner Vorlage in 2. Kön 11,12–14 über die Krönung von Joasch abschreibt, zum anderen im Bericht über die Grundsteinlegung des Zweiten Tempels, der in Esra 3,10–4,3 beschrieben ist. Der zentrale Wendepunkt findet in den Versen 3,13 und 4,1 statt. Die Passage Esra 3,10b–13 lautet: ויעמידו הכהנים מלבשים בחצצרות והלוים בני אסף במצלתים להלל את יהוה… ויענו בהלל ובהודת ליהוה כי טוב כי לעולם חסדו על ישראל וכל העם הריעו תרועה גדולה בהלל ליהוה על הוסד בית יהוה ורבים מהכהנים והלוים וראשי האבות הזקנים אשר ראו את הבית הראשון ביסדו זה הבית בעיניהם ואין העם מכירים קול תרועת השמחה לקול בכי.בכים בקול גדול ורבים בתרועה בשמחה להרים קול .העם כי העם מריעים תרועה גדולה והקול נשמע עד למרחוק Und die Priester traten an in ihrer Amtskleidung mit Trompeten, und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit Zimbeln, um den Herrn zu loben… Und sie sangen im Wechsel mit Lob und Dank für den Herrn: „Denn er ist gut, denn ewig währt seine Gnade über Israel!“. Und das ganze Volk jubelte mit lautem Jubel beim Lob des Herrn, weil das Fundament für das Haus des Herrn gelegt wurde. Aber viele von den Priestern und den Leviten und den Familienoberhäuptern, die Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als das Fundament dieses Hauses vor ihren Augen gelegt wurde,7 obwohl viele laut jubelten vor Freude. Und das Volk konnte den Lärm der Freudenrufe nicht unterscheiden von den Menschen, die weinten,8 denn das Volk jubelte laut und der Lärm war weit entfernt zu hören. 7 Siehe auch Haggai 2,3–9 und die Diskussion bei Kalimi, Untersuchungen zur Jüdischen Schriftausle gung und Theologie, S. 47–54. 8 Man beachte die chiastische Struktur, die der Verfasser zwischen den Versen erstellt: weinten mit lauter Stimme, als das Fundament dieses Hauses vor ihren Augen gelegt wurde (b) obwohl viele laut jubelten vor Freude. (c) Und das Volk konnte… nicht unterscheiden (b‘) den Lärm der Freudenrufe (a‘) von den Menschen, die weinten.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
241
Hier fährt der Verfasser mit der Beschreibung der Wirkung fort, die die Grundsteinlegung des Tempels und die Feier in Juda auf ihre Gegner hatte. In Esra 4,1–3 wird berichtet: וישמעו צרי יהודה ובנימן כי בני הגולה בונים היכל ליהוה אלהי ישראל ויגשו אל זרבבל ואל ראשי האבות ויאמרו להם נבנה עמכם… ויאמר להם זרבבל וישוע ושאר ראשי האבות לישראל לא לכם .ולנו לבנות בית לאלהינו כי אנחנו יחד נבנה ליהוה אלהי ישראל כאשר צונו המלך כורש מלך פרס Als aber die Gegner Judas und Benjamins hörten, dass die Söhne des Exils einen Tem pel bauten für den Herrn, den Gott Israels, da kamen sie zu Serubbabel und zu den Familienoberhäuptern und sie sprachen: „Lasst uns mit euch bauen!“… Und Serub babel und Jeschua und die Familienoberhäupter Israels sagten zu ihnen: „Ihr habt nichts mit uns zu tun bei der Aufgabe, ein Haus für unseren Gott zu bauen; sondern wir allein werden dem Herrn, dem Gott Israels, bauen, wie es uns Kyros, der König von Persien, befohlen hat.“
Natürlich bedeutet das Verb וישמעוin Esra 4,1, „[a]ls aber die Gegner Judas und Benja mins hörten, dass die Söhne des Exils einen Tempel bauten“, nicht zwingend, dass sie die echten Klänge der Musikinstrumente hörten sowie den Jubel und das Weinen des Volkes im physischen Sinne. Durch die literarische Nähe des Verbs zu der Schilderung, wie das Volk lärmte, vermittelt der Verfasser jedoch den Eindruck, dass das tatsächlich der Fall war. 2 Anspielung auf das Motiv in der Josefsgeschichte Ein vergleichbares literarisches Phänomen ist auch in der Josefsgeschichte (Genesis 37– 50)9 zu finden, in der der biblische Erzähler den Leser vom Haus Josefs, in dem das Tref fen zwischen Josef und seinen Brüdern stattgefunden hat, zum Haus des Pharao wie folgt versetzt: „Da konnte sich Josef nicht mehr beherrschen vor allen, die bei ihm standen und er rief: ‚Lasst jeden Mann von mir hinausgehen!‘… Und er erhob seine Stimme mit Weinen,10 und die Ägypter und das Haus Pharaos hörten es“ (ולא־יכל יוסף להתאפק לכל הנצבים ;עליו ויקרא הוציאו כל־איש מעלי … ויתן את־קלו בבכי וישמעו מצרים וישמע בית פרעהGen 45,1–2).11 Der Gebrauch des literarischen Stilmittels wird noch deutlicher in Gen 45,14–20: „Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte; und Benjamin weinte an seinem Hals. Und er küsste alle seine Brüder und weinte bei ihnen; und danach redeten seine Brüder mit ihm. Und die Stimme wurde gehört im Haus Pharaos und man sagte: Josefs Brüder sind gekommen; und es war gut in den Augen Pharaos und in den Augen 9 Zur Josefs-Geschichte siehe C. Westermann, Die Joseph-Erzählung, Calwer Taschenbibliothek 1 (Stutt gart: Calwer Verlag, 1990); Kalimi, Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie, S. 141–194; F. W. Golka, „Genesis 37–50: Joseph Story or Israel-Joseph Story?“, CurBR 2 (2004), S. 153–177, und dort weitere Verweise auf die frühere Sekundärliteratur. 10 Die Phrase נתן את קלוkann so viel bedeuten wie „er erhob seine Stimme [laut]“, vgl. z. B. Jer 22,20; 48,34. 11 Das ist der dritte und der stärkste Schrei Josefs, der in der Erzählung erwähnt wird. Die beiden ersten Schreie, die in Gen 42,24 und 43,30–31 beschrieben werden, ereignen sich im privaten Rahmen, nicht laut, vor seinen Brüdern oder anderen Menschen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
242
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
seiner Diener“ (Gen 45,14–16). Dann fährt der Erzähler damit fort, dass er von den Ereignissen in Pharaos Haus berichtet: „Und Pharao sagte zu Josef: ‚Sage deinen Brüdern: Tut dies: beladet eure Tiere und zieht hin, geht in das Land Kanaan‘“ (Gen 45,17–20). Mit Ausnahme von 1. Sam 4,13–14 unterscheidet sich der Gebrauch des Motivs in der Josefsgeschichte von den anderen Beispielen darin, dass hier das Publikum zwar von der Personengruppe der Hebräer zu der der Ägypter versetzt wird, es sich jedoch nicht um zwei konkurrierende Gruppen handelt. Wie in allen anderen Fällen dient es jedoch auch hier nicht nur zum Wechsel zwischen zwei Handlungsorten: Zum einen gibt sich Josef seinen Brüdern zu erkennen, zum anderen wird das Geschehen in Pharaos Haus gehört, was ein weiterer wichtiger Wendepunkt im Leben des Volkes Israel ist: Die Erfüllung von Josefs Traum wird hier markiert, demzufolge er Macht über seine Brüder haben würde (Gen 37,5–12). Die Erzählung signalisiert zudem den Beginn des Umzugs der ganzen Familie Jakobs nach Ägypten, wo sie bis zu den Ereignissen des Exodus (Exodus 1–15) bleiben sollten. Damit erfüllt sich auch die Verheißung an Abraham, von der Gen 15,7– 21 berichtet. 3 Ein Gegenbeispiel: Das Buch Esther Schließlich ist es bemerkenswert, dass der Erzähler in mindestens einer Episode der bibli schen Literatur das Stilmittel nicht anwendet, obwohl er das hätte tun können: Im Buch Esther hätte hierfür eine gute Gelegenheit bestanden. Die Leser hätten von Mordechai auf der Straße zu Esther versetzt werden können, die im Palast zurückgeblieben war. Über das Stilmittel hätte er Mordechais laute Schreie hören lassen können, von denen in Est 4,1 die Rede ist: „Als Mordechai alles erkannte, was getan worden war, da zerriss Mordechai seine Kleider und kleidete sich in Sack und Asche, und er ging hinaus mitten in die Stadt und er stimmte ein lautes und bitterliches Klagegeschrei an.“ Der Erzähler kannte dieses literarische Mittel jedoch entweder nicht, oder er zog es aus welchem Grund auch immer vor, die Erzählung auf einfache Weise folgendermaßen weiterzuführen: „Als Esthers Mägde und ihre Eunuchen kamen und es ihr erzählten, da war sie sehr verstört“ (Est 4,4). Der Erzähler hätte etwas Ähnliches schreiben können wie: „Mordechai stimmte ein lautes und bitterliches Klagegeschrei an… und Esther hörte den Lärm des bitterlichen Klagens und…“ – aber er tat es nicht. Es ist nicht unbedingt so, dass sich der Verfasser des Esther buches bewusst gegen die Verwendung des Stilmittels entschieden hat. Die Tatsache, dass er sein Publikum nicht an den neuen Handlungsort transferierte und auf dieses literarische Stilmittel verzichtete, zeigt jedoch, dass dessen Verwendung nicht erforderlich war. IV Zwischen literarischer Überleitung und Typusszene Die in diesem Kapitel untersuchten Beispiele aus verschiedenen biblischen Erzählungen zeigen, dass es bestimmte Situationen gibt, in denen ein biblischer Erzähler die Töne von Musikinstrumenten und Stimmen einsetzt, um die Aufmerksamkeit seines Publikums von einer Örtlichkeit bzw. Personengruppe auf ihr Gegenstück zu lenken. Das Muster besteht in allen Fällen aus den folgenden Elementen, auch wenn es kleine Nuancen zwischen ihnen gibt:
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
243
1. An einem Ort wird von einer Gruppe großer Lärm gemacht; 2. Dieser Lärm wird von einer anderen Gruppe an einem anderen Ort gehört; 3. Die zweite Gruppe reagiert auf den Lärm; 4. Die Szene wird am letztgenannten Ort fortgesetzt.12 Eine der offensichtlichsten Nuancen ist, dass die erste Reaktion des bzw. der Hörenden in drei Fällen – alle davon stehen in Samuel-Könige – darin besteht, nach der Bedeutung des Lärms zu fragen (1. Sam 4,6; 4,14; 1. Kön 1,41b). In weiteren Fällen gibt es andere Reaktionen: „Und es war gut in den Augen Pharaos und in den Augen seiner Diener“ (Gen 45,16), während Atalja rief: „Verrat! Verrat!“ (2. Kön 11,13–14 // 2 . Chr 23,12–13). Dieses literarische Stilmittel sollte von den Typusszenen unterschieden werden, die in der homerischen Literatur häufig vorkommen,13 und auch von denjenigen in der Hebräi schen Bibel, auf die Robert Alter und andere aufmerksam gemacht haben.14 So bemerkt beispielsweise Matthew Clark, dass in vier verschiedenen Szenen der Ilias beschrieben wird, wie sich ein Krieger für die Schlacht bewaffnet. Dabei unterscheiden sich zwar einzelne Details, die Reihenfolge ist jedoch immer gleich: Er legt Beinschienen, Brust panzer, Schwert, Schild, Helm und Speer an, immer genau in dieser Reihenfolge.15 In ähnlicher Weise handelt die bekannteste Typusszene aus der Hebräischen Bibel von einem „Mann, der in ein fremdes Land reist und eine junge Frau an einem Brunnen trifft. Es wird Wasser aus dem Brunnen geholt, entweder von dem Mann oder von der Frau. Die junge Frau läuft dann nach Hause, um ihrer Familie von der Ankunft des Mannes zu erzählen. Der Mann wird in ihr Haus eingeladen, um dort zu essen und zu schlafen, eine Verlobung wird ausgehandelt, und es folgt eine Hochzeit.“16 Eine solche Geschich te wird von Jakob und Rahel (Gen 29,1–13), Mose und Zippora (Ex 2,15–22) sowie von Abrahams Diener auf der Suche nach einer Braut für Isaak (Gen 24,11–65) erzählt. Alter schlägt vor: „[Wenn] ein biblischer Erzähler – und es könnte sich dabei ursprünglich um eine mündliche Erzählsituation gehandelt haben, wobei das Spekulation bleibt – an den Punkt kam, an dem die Verlobung seines Helden stattfand, dann war sowohl ihm selbst 12 Allerdings bleibt die Partei, die den Lärm hört, bei den Ereignissen um Atalja in 2. Kön 11,13– 14 // 2 . Chr 23,12–13 und im Fall der „Gegner von Juda und Benjamin“ in Esra 4,1–3 nicht an dem entfernten Ort, sondern geht an die Stelle, wo der Lärm herkommt. 13 Siehe W. Arend, Die typischen Scenen bei Homer (Berlin: Weidmann, 1933); B. Fenik, Typical Battle Scenes in the Iliad: Studies in the Narrative Technique of Homeric Battle Descriptions, Hermes Einzel schriften 21 (Wiesbaden: Steiner, 1968); C. Niens, Struktur und Dynamik in den Kampfszenen der Ilias (Heidelberg: Groos, 1987); M. Clark, „Formulas, Metre and Type-Scenes“, in R. Fowler (Hg.), The Cambridge Companion to Homer (Cambridge: Cambridge University Press, 2004), S. 117–138, mit Beispielen und Bibliographie. 14 Siehe Alter, The Art of Biblical Narrative, S. 47–62 („Biblical Type-Scenes and the Uses of Conven tion“). 15 Siehe Clark, „Formulas, Metre and Type-Scenes“, S. 134–135. 16 „[A] man traveling to a foreign land who meets a young woman at a well. Water is drawn from the well, either by the man or the woman. The young woman then rushes home to tell her family of the man’s arrival. The man is invited to her home for a meal and lodging, a betrothal is arranged, and a wedding ensues“ (D. N. Fewell und G. A . Phillips, „Drawn to Excess, or Reading beyond Betrotha l“, Semeia 77 (1997), S. 23–58, insb. 27.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
244
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
als auch seinem Publikum klar, dass sich die Szene auf eine bestimmte Weise abspielen musste, nach einem festgelegten Ablauf.“17 Sowohl die Typusszenen in der homerischen Literatur als auch diejenigen in der biblischen Literatur bestehen also aus einer Abfolge von Handlungen in einer festen Reihenfolge. Tatsächlich wusste der Leser bei diesen Sze nen genau, was als nächstes passieren würde, und erwartete jeweils die nächste Handlung entsprechend dem fixen Rahmen der Typusszene, auch wenn sich die Details in jeder Sze ne ändern. Im Gegensatz dazu ist das literarische Stilmittel, das wir hier untersuchen, weder so detailliert wie diese Typusszenen noch ist es an eine festgelegte Reihe von Handlun gen gebunden. Auch wenn es im Fall der Krönungen Salomos und Joaschs einige sich wiederholende Elemente gibt, spiegeln diese vermutlich eher ein Krönungsprotokoll wider denn ein literarisches Motiv. In allen Beispielen, in denen Lärm aus der Ferne gehört wird, scheint das Motiv jedoch vor allem ein technisches Mittel zu sein, das dem Erzähler dazu dient, den Leser von einer Partei zu einer anderen oder von einem Ort zu einem anderen zu führen. Indem er musikalische Klänge bzw. dramatisch erhobene Stimmen einsetzt, die zudem von jemandem an einem anderen Ort gehört werden, schafft er einen literarischen Übergang. Das heißt, dass das literarische Motiv weniger eine festgelegte Abfolge von Ereignissen darstellt, sondern vielmehr ein festgelegtes Mittel, um einen Übergang von einem geographischen Ort zu einem anderen und von einer Personengruppe zu einer anderen zu markieren. Dies erlaubte dem Verfasser, verschiedene Erzählstränge so kunstvoll miteinander zu verk nüpfen, dass ihre literarische Qualität gesteigert wurde, ohne die Informationen zu verf älschen. Darüber hinaus ist das Motiv oder Stilmittel, da es einen Wendepunkt markiert, in der Regel deutlich kürzer als eine Typusszene, die häufig den Rahmen für eine ganze, eigenständige Erzählung bildet. Statt eine explizite Überleitung wie etwa „Nun wollen wir sehen, was an dem anderen Ort bzw. in der anderen Gruppe geschah“ zu verwenden, nutzt der Erzähler die verschiedenen Geräusche und Stimmen als literarisches Mittel, um seinen Leser zu einer anderen Partei bzw. an einen anderen Ort zu verset zen. Das erlaubt dem Verfasser auch, den Übergang hervorzuheben, der in den meisten Fällen nicht einfach nur ein Wechsel der geografischen Lage ist, sondern vielmehr ein Wechsel der politischen Situation oder sogar ein Wendepunkt in der Geschichte Israels.18 17 „[When a] biblical narrator – and he might have originally been an oral storyteller, though that remains a matter of conjecture – came to the moment of his hero’s betrothal, both he and his audience were aware that the scene had to unfold in particular circumstances, according to a fixed order“; Alter, The Art of Biblical Narrative, S. 51–52. 18 Das bedeutet dennoch nicht, dass immer dann, wenn ein biblischer Erzähler dieses Stilmittel einsetzt, dessen Inhalt automatisch fiktiv ist und es sich um unzuverlässige Informationen handelt; dass es also in Wirklichkeit keine musikalischen Klänge bzw. menschlichen Stimmen gab oder dass die wichtigen Übergänge, die auf diese Weise angezeigt werden, nicht stattgefunden haben. Letztlich ist anspruchsvolles Geschichtenerzählen durchaus vereinbar damit, präzise über historische Ereignisse zu berichten. Tatsächlich trifft es auch auf type scenes zu, dass sie mehr damit zu tun haben, wie eine Geschichte erzählt wird, als damit, ob sie sich tatsächlich so ereignet hat. Ein type scene kann, wie jedes andere literarische Motiv auch, in fiktionalen Texten und Sachliteratur eingesetzt werden, sofern diese Kategorien überhaupt auf antike Literatur angewendet werden können.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
„Warum hört man die Stadt so lärmen?“
245
V Zusammenfassung Von den hier behandelten Erzählungen, die dieses literarische Stilmittel und Motiv einsetzen, können einige allgemeine Schlüsse gezogen werden: Vier der sieben Erzählungen spielen in königlichen Kontexten: Salomo und Adonia in 1. Könige, Joasch und Atalja in 2. Könige und 2. Chronik sowie Josef, seine Brüder und das Haus des Pharao in Genesis. Die anderen drei stehen im Zusammenhang mit Konflikten zwischen Israel und seinen umliegenden Nachbarn: Die Schlacht bei Eben-Eser und ihre furchtbaren Konsequenzen (Israeliten und Philister, die Bevölkerung von Schilo und das Haus Elis) sowie die Rück kehrer aus dem Exil in Juda und ihre Nachbarvölker. Alle diese Erzählungen sind außerdem mit einem Wechsel des Anführers bzw. der politischen Situation in Israel oder Juda verbunden: Josefs Anerkennung durch seine Brüder und der Umzug nach Ägypten in Genesis; Israels Unterordnung unter die Philister und der Tod der Familie des Hohepriesters in Samuel; im Königebuch finden zwei wichtige Übergänge innerhalb der Davidischen Dynastie statt, deren zweiter in der Chronik wiederholt wird. In Esra gibt es zwar keinen Herrscherwechsel, es handelt sich aber trotzdem um einen wichtigen Wendepunkt im Leben Israels: Hier werden die Wiedererrichtung des Tempels nach dem Exil, ebenso wie der Beginn des Konflikts zwischen den Judäern und deren Nachbarn, der daraus entstand, hervorgehoben. Es ist daher wahrscheinlich, dass dieses literarische Stilmittel und Motiv unter den Verfassern des Alten Israel bekannt waren, die diese Texte schrieben bzw. herausgaben und dass sie es bewusst einsetzten, um die verschiedenen Umbrüche in der israelitischen Geschichte hervorzuheben. Das trifft besonders auf die Texte in Samuel-Könige zu, die vier wichtige Übergänge in der Geschichte Israels verknüpfen. Die Beispiele aus Esra und Genesis sind ein wenig anders, stammen jedoch aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Verfassern, deshalb müssen sie auch nicht zwingend bis ins Detail über einstimmen. Trotzdem markieren auch sie wichtige Übergänge in der Geschichte Israels, nämlich den Umzug nach Ägypten, die Wiederherstellung des Tempels und einen Wan del in den Beziehungen zu den Nachbarn. Angesichts dessen ist es bemerkenswert, dass der Chronist dieses Motiv aus 2. Könige 11 zwar übernimmt, die Erzählung von der Krönung aus 1. Kön 1,38–41 aber aus seiner Darstellung von Salomos Aufstieg auslässt. Setzt man die enge Verbindung des Motivs zu wichtigen Wendepunkten im Leben Israels voraus, so kann diese Auslassung auch als wesentlicher Bestandteil der Bemühungen des Chronisten um eine Glättung des Übergangs von David zu Salomo interpretiert werden. Für den bzw. die Verfasser bzw. Herausgeber des Könige-Textes war Salomos Krönung ein wichtiger Umbruch, der mit dem Ende von Elis Hohepriesterschaft – das den Weg sowohl für Samuel als auch später für die Monarchie ebnete – vergleichbar war und mit der Wiederherstellung der Davidischen Herrschaft, nachdem Atalja die Königsfamilie beinahe ausgelöscht hatte. Für den Chronisten hingegen war Salomos Krönung kaum ein einschneidender Umbruch: Es gab keine Gegner, denn alle Söhne Davids (inklusive Ado nia) und Beamten (inklusive Joab) unterstützten Salomo bereitwillig (1. Chr 29,24). Seine Thronbesteigung stand in vollkommener Kontinuität mit den vorhergehenden Ereignis sen und war umfassend geplant und vorbereitet, sowohl von Gott als auch von David.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel XIII: Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung in der biblischen Geschichtsschreibung I Einleitung: Eine literarische Untersuchung Im Hinblick auf sein literarisches und kulturelles Erbe ist der Tempel, den König Salomo in Jerusalem baute, mit Sicherheit das berühmteste Heiligtum des Alten Israel und im weiteren Sinne eines der bedeutendsten Bauwerke des Alten Orients. Er wird am ausführlichsten in den frühen und späten biblisch-historischen Texten, das heisst in den Büchern der Könige und der Chronik, beschrieben. Höchstwahrscheinlich diente dieser Tempel als Vorbild sowohl für die Beschreibung der reichen Ausstattung von Moses´ Zeltheiligtum in der Wüste, wie sie in Exodus 25–31 und 35–40 (Priesterschrift) zu finden ist, als auch für die Vision des zukünftigen Tempels, die in Ezechiel 40–48 dargestellt wird. Die Beschreibungen des Zeltheiligtums beeinflussten sogar die Art und Weise, wie der Tempel in der Chronik dargestellt wurde. Die Verwendung des Salomonischen Tem pels als Paradigma in den Büchern Exodus und Ezechiel, seine Historizität und Ähn lichkeit zu verschiedenen Tempeln im Alten Orient, die archäologisch erschlossen sind, wurden in der modernen Forschung von Generationen von Bibelwissenschaftlern, Histo rikern und Archäologen umfassend erforscht und können derzeit, falls überhaupt, durch so gut wie keine innovativen Informationen ergänzt werden.1 Da der Tempel in der Hebräischen Bibel selbst und in allen nachfolgenden Überliefe rungen als die wichtigste Errungenschaft König Salomos angesehen wird, ist es fast un umgänglich, dieses Thema in einem Salomo gewidmeten Buch nicht zu behandeln. In diesem Kapitel soll nicht der Versuch unternommen werden, die Historizität einzelner Details in den biblischen Berichten zu bewerten. Stattdessen liegt der Schwerpunkt vor allem darauf, zu vergleichen, wie und warum die Bücher der Könige und der Chronik jeweils Salomos Tempelbau beschreiben in der ihr eigenen Weise. Das Kapitel bietet eine neue Erk lärung, warum Gott David für untauglich erklärte, den Tempel zu bauen, und es 1 Siehe zum Beispiel die klassische Monographie von Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels, S. 37–38; V. A . Hurowitz, „Yhwh’s Exalted House Revisited: New Comparative Light on the Bib lical Image of Solomon’s Temple“, in G. Galil et al. (Hgg.), The Ancient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and History, Proceedings of the International Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010, Alter Orient und Altes Testament 392 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 229–239; W. Zwickel, Der Tempelkult in Kanaan und Israel: Studien zur Kultgeschichte Palästinas von der Mittelbronzezeit bis zum Untergang, Forschungen zum Alten Testament 10 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1994); ders., Der salomonische Tempel, Kulturgeschichte der antiken Welt 83 (Mainz: Phi lipp von Zabern, 1999); ders., „Der Tempel Salomos im Kontext der Ikonographie und der archäo log ischen Funde“, in Verheyden, The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition, S. 57–84, und die vielen Verweise auf frühere Forschungen, die dort aufgelistet sind. Zur Frage der Historizität von Salomos Tempel siehe auch Kapitel IV, § II, 1.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
248
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
präsentiert eine Begründung für den Ort, an dem Salomo den Tempel errichtete, und für die Zustimmung Gottes dazu im Buch der Könige und in dessen jüngeren Parallelen in der Chronik. Es wird außerdem gezeigt, dass der modifizierte Bericht von Salomos Tem pel in der Chronik der priesterschriftlichen Beschreibung des Zeltheiligtums von Mose und dem wieder aufgebauten Zweiten Tempel des Serubbabel folgt – dem Tempel, der zur Zeit des Chronisten stand.2 Auf diese Weise bietet dieses Kapitel zusätzliche Illustra tionen der literarischen und historiographischen Methoden des Chronisten. Aufbauend auf meine Untersuchungen der Bücher Samuel, Könige und Chronik, in denen jeweils ausführlichere Argumente und Verweise zu finden sind, sowie in Erweite rung meiner bisherigen Forschung werden diese Fragen von komperativen und historiographischen Standpunkten aus beleuchtet. Gleichzeitig werden die mit ihnen verbundenen grundlegenden theologischen Konzepte in den Blick genommen. II David, Salomo und die Erlaubnis zum Tempelbau Gemäß Nathans Prophezeiung in 2. Samuel 7 verlieh David seinem Wunsch Ausdruck, einen Tempel als bleibende Wohnstatt für den Herrn zu bauen, doch letzterer lehnte das Angebot ohne nähere Begründung ab. Er übertrug die Aufgabe auf Davids Nachfolger mit den Worten: „Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, werde ich nach dir deinen Nachkommen erstehen lassen, der aus deinem Leib kommt… Er wird meinem Namen ein Haus bauen“ (2. Sam 7,1–17, insb. 7,12–13). Der Ursprung und die Datierung der Prophezeiung Nathans sind weitgehend umstritten.3 Diese Diskussionen würden den Rahmen dieses Buches sprengen. Moshe Weinfeld bemerkt jedoch richtigerweise, dass das einzige nachweisbar deuteronomistische Element in Nathans Weissagung der Bezug auf den „Namen“ Gottes im Zusammenhang mit dem Tempel (2. Sam 7,13) ist.4 Der wahrscheinlichste terminus post quem der ältesten Fassung 2 Vor kurzem hat Matthew Lynch „The Temple and Divine Supremacy“ in der Chronik diskutiert (Lynch, Monotheism and Institutions in the Book of Chronicles, S. 72–136, insb. 81–86, 105–130). Sein Schwerpunkt liegt jedoch darauf, wie der Tempel in der Chronik an der Einzigartigkeit und Vorherrschaft Gottes teilhat, und nicht darauf, wie der Chronist die Darstellung von Salomos Tem pelbau umformt, wie das im vorliegenden Buch der Fall ist. 3 Für eine Bibliographie siehe z. B. die Liste einiger Forscher in Veijola, Die ewige Dynastie, S. 68, Anm. 135, und den Überblick bei Oswald, Nathan der Prophet, S. 17–31. Jörg Jeremias kam bei spielsweise kürzlich zu dem Schluss, dass Nathans Prophezeiung vermutlich im Kern auf einer alten Überlieferung basiere, dass aber die früheste literarische Version des Textes aus der späten Königszeit stamme; siehe J. Jeremias, Theologie des Alten Testaments, Grundrisse zum Alten Testament 6 (Göt tingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015), S. 120–122, anknüpfend an Pietsch, „Dieser ist der Sproß Davids…“, S. 15–53. 4 Vgl. z. B. Dtn 12,5.11.21; 14,23.24; 16,2.6.11; 26,2; 1. Kön 5,17.19; 8,16–20.29.44.49; Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School, S. 15, Anm. 5, vgl. auch S. 23, 194, Anm. 1 und S. 325 im Anschluss an D. J. McCarthy, „II Samuel 7 and the Structure of the Deuteronomistic Histor y“, JBL 84 (1965), S. 131–138, insb. 132, 135–136. Die einzigen anderen Abschnitte, die mit Sicherheit Hinzufügungen zu dem Kapitel (aber nicht zu der Prophezeiung) sind, erscheinen in 2. Sam 7,22b– 24, einem Teil von Davids Gebet, der die deuteronomistischen Formulierungen אין כמוך ואין אלהים ( זולתך7,22), ( עמך ישראל7,23) ( הגדולה ונראות7,23), ( פדית לך7,23) und ( ואתה יהוה היית להם לאלהים7,24) enthält (vgl. Weinfeld, ebd., S. 37–38, Anm. 4, 326–329, 331, 350). Weniger eindeutig deuteronomis
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
249
des Textes ist die Zeit Salomos, wobei Salomo nicht genannt wird, auf den 2. Sam 7,12–15 aber eindeutig anspielt. Darüber hinaus wird die Prophezeiung in 1. Kön 5,19 als Hin weis auf ihn interpretiert. Aus einer historiographischen Perspektive gibt es für die Not wendigkeit, Gott um Erlaubnis für einen Tempelbau in 2 Samuel 7 zu bitten, in altorien talischen Quellen zahlreiche Parallelen, vor allem in mesopotamischen Texten. Auch die Zurückweisung einer solchen Bitte hat Vorläufer spätestens von „den Dynastien von Akkad und Ur III an und bis in die neubabylonische Zeit.“5 Nach 2. Samuel 7 kommt jedoch keine weitere Diskussion oder auch nur ein Hinweis auf den Tempel im gesamten Samuelbuch vor, abgesehen von dem hieros logos (ἰερὸς λόγος, „heilige Legende“ [oder heiliges Wort]) über den Altar, den David auf der Tenne des Je busiters Arauna/ Ornan baute, und durch den eine Seuche endete, die Israel befallen hatte (2. Sam 24,18–25). Darüber hinaus beauftragt David im sogenannten „Testament Davids“ (1. Kön 2,1–9) Salomo mit verschiedenen Dingen, nicht jedoch mit dem Tem pelbau. Das überrascht besonders im deuteronomistischen Teil des Testaments (1. Kön 2,2–4), in dem durchaus die Anweisung zum Tempelbau erwartet werden könnte. In beiden Fällen hatte der Deuteronomist die Möglichkeit, Hinweise auf den Tempel hin zuzufügen, aber entschied sich, das nicht zu tun. Dies wird durch den Vergleich mit dem Ansatz hervorgehoben, den der Chronist einige Zeit später wählte, die Erzählung über die Volkszählung um einen expliziten Bezug auf den Tempel mit den Worten zu ergän zen: „Dies hier ist das Haus Gottes, des Herrn, und dies hier ist der Altar des Brandopfers für Israel“ (1. Chr 22,1, Sondergut zu 2. Sam 24,25). Der Chronist fügt in seiner Version von Davids Testament auch den ausführlichen Auftrag an Salomo hinzu, den Tempel zu bauen (vor allem 1. Chr 22,11; 28,10–19).6 Im Gegensatz dazu wird Nathans Prophezeiung in Samuel-Könige erst später aus drücklich auf Salomo hin gedeutet, und zwar in 1. Kön 5,17–19, „Und siehe, ich will ein Haus bauen dem Namen des Herrn, meines Gottes, wie der Herr zu David, meinem Vater, gesprochen hat, als er sprach: ‚Dein Sohn, den ich an deiner Stelle auf den Thron setzen werde, er soll das Haus bauen für meinen Namen.‘“7 Hier erklärt der Verfasser, dass Da tisch sind der Bezug auf „meinen Knecht David“ (2. Sam 7,5; vgl. Jos 1,2.7; McCarthy, „II Samuel 7“, S. 132; Weinfeld, ebd., S. 194), das Hifil von ( נוח2. Sam 7,1.11; vgl. z. B. Dtn 3,20; 12,10; 25,19; Jos 1, 13.15; 21,44; 22,4; 23,1; 1. Kön 5,18; Weinfeld, ebd., S. 343) und ( להיות נגיד2. Sam 7,8; vgl. 2. Sam 5,2; 1. Kön 1,35; Weinfeld, ebd., S. 355, der bemerkt, dass die deuteronomistische Phrase, die zu erwarten wäre, ואתנך נגיד על עמי יׂשראלlauten würde; vgl. z. B. 1. Kön 14,7; 16,2), aber diese Stellen sind nicht sicher deuteronomistisch, und selbst wenn sie es wären, könnten sie doch nicht belegen, dass die gesamte Prophezeiung spät zu datieren ist. Abgesehen von 2. Sam 7,13.22b–24 ist Weinfeld daher vermutlich darin recht zu geben, dass es sich um „eine alte prophetische Vision“ („an ancient pro phetic vision“) handelt (ebd., S. 23). 5 „[T]he Dynasties of Akkade and Ur III until the Neo-Babylonian period“; Hurowitz, I Have Built You an Exalted House: Temple Building in the Bible in Light of Mesopotamian and Northwest Semitic Writings, S. 163–167, insb. 164. 6 Siehe die ausführliche Diskussion in Kapitel XI, § § V, 2 und VI. 7 Vgl. 2. Sam 7,12–13, „Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, werde ich nach dir deinen Nachkommen erstehen lassen, der aus deinem Leib kommt, und ich werde sein Königtum festigen. Er wird meinem Namen ein Haus bauen“.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
250
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
vid den Tempel „wegen der Kriege, mit denen sie ihn umringten auf allen Seiten“ (1. Kön 5,17) nicht bauen konnte, wodurch ihm weder ausreichend Zeit noch Energie bzw. Res sourcen blieben, um ein so großes Bauprojekt an die Hand zu nehmen. Diese Aussage steht offensichtlich in einem Gegensatz zu 2. Sam 7,1–2, wo deutlich formuliert wird: „Und es geschah, als der König in seinem Haus saß und der Herr ihm Ruhe gegeben hatte von allen seinen Feinden ringsumher, da sprach der König zu Nathan, dem Propheten: ‚Ich wohne in einem Haus aus Zedern, aber die Lade Gottes wohnt unter einer Zeltdecke.‘“ Es gibt jedoch eine Übereinstimmung zwischen 1. Kön 5,17 und 2. Sam 7,11, die bekräf tigt: „Ich werde dir Ruhe verschaffen vor allen deinen Feinden. Außerdem verkündigt dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus machen wird“. Ähnliche Aussagen sind in 2. Sam 8,1–15; 10,1–11,1; 12,26–31 zu finden.8 Als der Chronist Nathans Prophezeiung in der Perserzeit neu erzählt (1. Chr 17,1–15), folgt er im Wesentlichen dem Inhalt seiner Vorlage, macht jedoch einige bedeutende Kor rekturen. So streicht er beispielsweise die einleitende Aussage „der Herr hatte ihm Ruhe gegeben vor allen seinen Feinden.“9 Erst später liefert der Chronist an zwei Stellen eine Erk lärung dafür, warum David den ersehnten Tempel nicht bauen durfte: Und das Wort des Herrn erging an mich [i. e. David]: „Du hast Blut fließen lassen in Menge und hast große Kriege geführt; du sollst kein Haus bauen für meinen Namen, denn du hast vor mir viel Blut auf die Erde fließen lassen“ (1. Chr 22,8, siehe auch 1. Chr 28,3; beides Sondergut). Gemäß dem Chronisten war es also nicht nur eine unpassende Zeit, um einen Tempel zu bauen (1. Chr 22,9a); vielmehr disqualifizierte die Tatsache, dass David Blut vergossen hatte – ob gerechtfertigt oder ungerechtfertigt –, ihn als Bauherrn des Tempels. Nach der Meinung des Chronisten befleckt Blutvergießen in jedem Fall – selbst in Kriegszeiten – die Person, die es verursacht hat. Daher konnte David, der für das Blutvergießen verantwortlich war, nicht der Erbauer des Tempels sein. Darüber hinaus hatte die jüdische Gemeinde von Jehud Medinta (der Provinz Juda) zur Zeit des Chronisten weder eine monarchische Regierung noch eine bedeutende Ar mee. In diesen fernen Tagen der Perserzeit musste man auf Gott vertrauen, nicht auf das Fleisch und Blut militärischer Schlagkraft. Da es keine Option mehr gab, Krieg zu führen, konnte man sich nur noch Gott unterwerfen, der bereits als ein Krieger (יהוה איש ;מלחמהEx 15,3; vgl. Jes 42,13) dargestellt wurde, der für Israel kämpft,10 „denn der Krieg ist des Herrn“ ( ;כי ליהוה המלחמה1. Sam 17,47)11, oder um den Chronisten selbst zu zitie 8 Zu dem Widerspruch zwischen 2. Sam 7,1 und den hier genannten anderen Texten siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 37. 9 Zu den Korrekturen, die der Chronist an Nathans Prophezeiung vorgenommen hat, siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 37, 87–88, 119–120, 124–125, 159–161, 214, 220–221, 225. 10 Siehe z. B. Exodus 14,14, יהוה ילחם לכם, „der Herr wird für euch kämpfen“ (vgl. Dtn 3,22); Jos 10,14, יהוה נלחם לישראל, „der Herr kämpfte für Israel“; Jos 23,10; Sach 14,3, ויצא יהוה ונלחם בגוים ההם כיום הלחמו ביום קרב, „Dann wird der Herr ausziehen und gegen jene Völker kämpfen, wie er am Tag der Schlacht gekämpft hat.“ 11 Siehe auch Jesaja 42,13 und Ps 24,8. Zu der Möglichkeit, 1. Samuel 17 in die Zeit des Zweiten Tem pels zu datieren, siehe A. Rofé, „The Battle of David and Goliath: Folklore, Theology, Eschatology“,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
251
ren: „Der Krieg ist nicht eure Sache, sondern diejenige Gottes“ (;לא לכם המלחמה כי לאלהים 2. Chr 20,15; Sondergut). Im Lichte dieser chronistischen Perspektive wundert es nicht, dass der Kriegsherr David wegen seiner Kriege vom Bau des Tempels ausgeschlossen wurde, während der „Mann der Ruhe/ des Friedens“ ( ;איש מנוחה1. Chr 22,9a), Salomo, die Erlaubnis erhielt, ein „Haus der Ruhe ( )בית מנוחהfür die Lade des Bundes des Herrn“ (1. Chr 28,2) zu errichten.12 Tatsächlich leitet der Chronist den Namen שלמהebenfalls von שלוםab (1. Chr 22,9b): „( כי שלמה יהיה שמו ושלום ושקט אתן על־ישראל בימיוdenn Salomo [Schlomo] soll sein Name sein, und Frieden [Schalom] und Ruhe werde ich Israel geben in seinen Tagen“).13 Krieg ist nichts Wünschenswertes und sollte Gott vorbehalten sein.14 Offensichtlich besteht jedoch ein Spannungsverhältnis zwischen dieser Theologie des Chronisten und seinen detaillierten Beschreibungen der militärischen Siege Davids über die feindlichen Nachbarvölker Israels (1. Chr 11,4–7.11–25 // 2 . Sam 5,6–9; 23,8–23; 1. Chr 18,1–14 // 2 . Sam 8,1–15), und sein Lob dieser Siege spiegelt sich in Aussagen wie folgender wider: „( וילך דויד הלוך וגדול ויהוה צבאות עמוDavid wurde immer größer, denn der Herr der Heerscharen war mit ihm“, 1. Chr 11,9 // 2 . Sam 5,10) und ויצא שם־דויד בכל־ „( הארצות ויהוה נתן את־פחדו על־כל־הגויםUnd der Name Davids ging hinaus in alle Länder, und der Herr legte Furcht vor ihm auf alle Völker“, 1. Chr 14,17, Zusatz zu 2. Sam 5,25).15 Der Chronist hegte offenbar Bewunderung für die glorreichen Siege Davids über die Feinde Israels in der frühen Königszeit. Er entwickelte jedoch, gewissermaßen im selben Atemzug, seine pragmatische Anti-Kriegs-Theologie vor dem Hintergrund der politischen Realität seiner eigenen Epoche, der Perserzeit. III Das Zusammenwirken himmlisch-irdischer Dimension und von Vater-Sohn Obwohl David gemäß 2. Sam 8,10c–12 eine immense Menge an Kriegsbeute „dem Herrn“ überliess und in 2. Sam 24,25 einen Altar am zukünftigen Standort des Tempels baute, wird dort nichts weiter über seine Vorbereitungen für den Tempelbau gesagt. Im Gegensatz dazu widmet der Chronist diesem Thema große Teile in mehreren Kapiteln. Dadurch entsteht ein Gleichgewicht zwischen den Taten Davids, des Vaters, und denen Salomos, seines Sohnes. Der Chronist schafft auch eine Balance zwischen himmlischem und irdischem Mitwirken bei der Errichtung des Tempels. Gemäß dem Chronisten erhielt David einen detaillierten Plan des Tempels und dessen Ausstattung, den der Herr selbst geschrieben hatte (1. Chr 28,11–19; Sondergut). Die irdische Durchführung des Bauprojekts blieb jedoch Sache des Menschen, des Nachfolgers Davids. Auch wenn David gehindert wurde, den eigentlichen Tempel selbst zu errichten, so tat er doch, was immer
12 13 14 15
in J. Neusner, B. A . Levine und E. S. Frerichs (Hgg.), Judaic Perspectives on Ancient Israel (Philadel phia: Fortress, 1987), S. 117–151. Siehe auch 2. Chr 6,41 ( )קומה יהוה אלהים לנוחך// Ps 132,8 ( ;)קומה יהוה למנוחתךJes 66,1, (אי־זה בית אשר )תבנו־לי ואי־זה מקום מנוחתי. Vgl. Ben Sira 47,13, der den Namen שלמהmit dem Substantiv „( שלוהGelassenheit“, „Ruhe“) verknüpft; siehe Kapitel VII, § I V, 3. Für eine ausführliche Diskussion dieses Themas siehe I. Kalimi, „Chronicles“, in The Oxford Ency clopedia of the Bible and Ethics (Oxford: Oxford University Press, 2014), Bd. 1, S. 86–94, insb. 92. Siehe auch 1. Chr 18,14 // 2 . Sam 8,15.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
252
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
er konnte, um an der Aufgabe teilzuhaben. So steuerte er nicht nur eine große Menge an Kriegsbeute bei (1. Chr 18,8b; Zusatz zu 2. Sam 8,8; 1. Chr 18,10–11 // 2 . Sam 8,10–12), sondern traf auch umfangreiche und bedeutende Vorbereitungen für den Bau. David sam melte die nötigen Baumaterialien – wie Stein, Holz, Gold, Silber, Kupfer, Eisen usw. –, und organisierte das Tempelpersonal – dem Priester, Leviten, Sänger und Torhüter ange hörten –, das für die alltäglichen Abläufe im Tempel notwendig war (1. Chronik 22–29, Sondergut). Außerdem beauftragte er explizit seinen Nachfolger, Salomo, den Tempel zu bauen, und forderte seine Beamten und ganz Israel dazu auf, seinen jungen Sohn bei der Ausführung dieser nationalen Aufgabe zu unterstützen (1. Chr 22,16b–19; 28,21). Zu dem betont der Chronist an einigen Stellen, dass Salomo von seinem Vater wie auch vom Herrn selbst dazu bestimmt wurde, dieses Vorhaben umzusetzen. In der Chronik begann Salomo mit dem eigentlichen Bau des Tempels unmittelbar nach dem Tod seines Vaters und seiner Rückkehr aus Gibeon (2. Chr 1,18–5,1), während in Könige von einigen Angelegenheiten berichtet wird, die zwischen diesen beiden Ereig nissen liegen (1. Kön 3,16–5,15).16 So stellt der Chronist klar, dass das Vorhaben des Tem pelbaus ohne den Beitrag beider Männer – Davids und Salomos – nicht kurz nach Davids Tod so schnell und erfolgreich hätte abgeschlossen werden können. In der Tat ergänzten sich die Handlungen von Vater und Sohn.17 IV Der Ort des Tempelbaus in Salomos Erzählungen Der Tempelbau steht sowohl im Deuteronomistischen als auch im Chronistischen Ge schichtswerk im Zentrum der Berichte über Salomos Regierungszeit. Beide sehen die Errichtung des Tempels als die bedeutendste Errungenschaft Salomos an. Beide platzieren sie an zentraler Stelle ihrer Erzählungen und beschreiben sie ausführlich. Der Tempel nimmt einen Großteil der Texte ein, die sich den 40 Jahren der Herrschaft Salomos widmen (1. Kön 5,16–9,9 // 2 . Chr 1,18–7,22). Beide Geschichtsschreiber geben dem Wirken Salomos in anderen wichtigen Bereichen, beispielsweise seinem internationalen Handel und seinen diplomatischen Beziehungen oder auch seinen wirtschaftlichen und politischen Errungenschaften, im Verhältnis deutlich weniger Raum als den Vorbereitungen für den Bau, den Baumaßnahmen und der feierlichen Einweihung des Tempels. Das ist vor allem in der Chronik der Fall, wo das Tempelprojekt sogar eine noch wichtigere Position einnimmt als im Buch der Könige. Letzteres widmet dem Tempel weniger als die Hälfte des gesamten Berichts über Salomo, während dieses Thema in der Chronik ganze zwei Drittel der Gesamtlänge einnimmt.18 Da der Tempelbau sieben Jahre dauerte (1. Kön 6,37–38), deckt der Chronist die restlichen 33 Jahre der Regierungszeit Salomos 16 Siehe Kapitel XI, § V I. 17 Zu diesem Thema siehe H. G. M. Williamson, „The Accession of Solomon in the Books of Chronicles“, Studies in Persian Period History and Historiography, Forschungen zum Alten Testament 38 (Tübin gen: Mohr Siebeck, 2004), S. 141–149; Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 13–16. 18 In 1. Könige befassen sich ungefähr 5 Kapitel (180 Verse; 1. Kön 5,16–9,9) von insgesamt 11 Kapi teln (428 Verse; 1. Kön 1,1–5,15; 9,10–11,43) mit dem Tempel. Das sind ungefähr 42 % des gesamten Berichts über Salomo. Der Chronist widmet jedoch 6 seiner 9 Kapitel über Salomos Herrschaft dem Tempelbau (2. Chr 1,18–7,22), also 135 der insgesamt 201 Verse – ca. 67 %.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
253
mit nur drei Kapiteln ab – zusammen 66 Verse –, die so gut wie nichts über dessen persönliche Eigenschaften berichten und kein Beispiel seiner außergewöhnlichen Weisheit (z. B. die Geschichte von den beiden Prostituierten) anführen.19 Der Verfasser bzw. He rausgeber des Deuteronomistischen Geschichtswerks wendet immerhin sechs Kapitel – zusammen 248 Verse – für die restlichen 33 Jahre von Salomos Herrschaft auf, das sind beinahe viermal so viele Verse wie in der Chronik.20 Zusätzlich beschreibt der Chronist die Vorbereitungen für den Tempelbau im Rahmen der Geschichte Davids, die sich über sieben Kapitel (1. Chr 21,24–30; 22,1–26,32; 28,1–29,25) erstreckt. Wie bereits beschrieben, umfassten diese Vorbereitungen nicht nur die Sammlung von Baumaterialien und die Verteilung des zukünftigen Tempelpersonals, sondern auch die königliche Einsetzung und öffentliche Verkündigung des zukünftigen Tempelbauers, Salomo. Alles in allem widmet der Chronist dem Tempel ungefähr 13 Kapitel, insgesamt 332 Verse, während die Beschreibung des Zeltheiligtums in der Tora etwas umfangreicher ist: ebenfalls etwa 13 Kapitel, aber 447 Verse. Die Schilderung des Tempels in Könige (unge fähr 5 Kapitel bzw. 180 Verse) und die Vision des Heiligtums bei Ezechiel (ungefähr 9 Ka pitel bzw. 212 Verse) sind hingegen wesentlich kürzer. Der Chronist widmet folglich dem Tempel etwa 75 % des Raums, den das Zeltheiligtum in der Tora einnimmt, beinahe doppelt so viel, wie demselben Thema in Könige dediziert wird, und 50 % mehr als Ezechiel. V Die Überarbeitung der Beschreibung von Salomos Tempel nach den Vorbildern der Stiftshütte des Mose und des Tempels Serubbabels Im Licht des sehr starken Interesses des Chronisten an dem Heiligtum ist es überraschend, dass die Beschreibung des eigentlichen Tempelbaus in 2. Chronik beinahe zwei Drittel kürzer ist als der frühere Text in 1. Könige. Die Chronik beschreibt den Bau in nur 14 Versen (2. Chr 3,1–14), während Könige demselben Thema 38 Verse widmet (1. Kön 6,1–38). Wie ist das zu erklären? Einige Exegeten haben diese Tatsache als Beleg dafür genommen, dass die Vorlage des Chronisten kürzer gewesen sei als die heutige Version des Königebuches.21 Dieser Ansatz ignoriert jedoch nicht nur die allgemeinen Tendenzen, wie die Chronik mit Samuel-Könige als Quelle umgeht, die ich bereits an anderer Stelle hervorgehoben habe, er übersieht auch die Art und Weise, in der die Auslas sungen, Hinzufügungen und Abänderungen im Bericht des Chronisten über den Salo monischen Tempel alle ein einheitliches Vorgehen widerspiegeln: Neben den drei großen Abschnitten 1. Kön 6,4–18.25–27a.28–38, die der Chronist nicht in sein Werk aufge19 Der Chronist lässt die Geschichte in 1. Kön 3,16–28 weg, wie auch den Bericht über Salomos Weis heit und seine intellektuelle Kreativität in 1. Kön 5,9–14. Hinsichtlich dieses Themas zitiert er nur die Erzählung von der Königin von Saba (2. Chr 9,1–12 // 1. Kön 10,1–13). 20 Es ist bemerkenswert, dass die ersten beiden dieser sechs Kapitel, nämlich 1. Kön 1,1–2,46, Salomos Thronfolge und die Konsolidierung seiner Herrschaft beschreiben, die nur wenige Jahre andauerten. 21 Siehe z. B. Auld, Kings without Privilege, S. 22–29, insb. 22–24; aktuell schließt sich ihm – mit einiger Vorsicht – D. M. Carr, The Formation of the Hebrew Bible: A New Reconstruction (Oxford: Oxford University Press, 2011), S. 76–78, an, ignoriert jedoch grundlegende Untersuchungen zu den kompo sitionellen Methoden der Chronik wie z. B. Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten; ders., The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles; siehe auch ders., „Kings with Privilege“, S. 498–517.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
254
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
nommen hat („Auslassungen“), fügt er seiner Vorlage auch einige kurze, aber bedeutsame Elemente hinzu: 2. Chr 2,3–8.12–13; 3,1.5–7.14 (Hinzufügungen); außerdem korrigiert er einige weitere bedeutsame Details der Vorlage. Die meisten dieser Auslassungen, Hinzufügungen und Abänderungen können so interpretiert werden, dass der Chronist einerseits die Beschreibung des Salomonischen Tempels in Einklang mit derjenigen des zeitgenössischen Tempels von Serubbabel und andererseits Beschreibungen der Stifts hütte des Mose abänderte. Betrachten wir diese Veränderungen nun ausführlich: 1. Der Verfasser bzw. Herausgeber von Könige beschreibt die Umstände, die Salomo – und nicht seinen Vater David – zum Bauherrn des Tempels machten. In seiner Botschaft an Hiram, den König von Tyros, erklärt Salomo, dass David wegen der Kriege, die er gegen seine Nachbarn führte, nicht in der Lage war, den ersehnten Tempel zu bauen. Nun jedoch, sagt Salomo, „hat der Herr, mein Gott, mir Ruhe gegeben auf allen Seiten, so dass da weder ein Widersacher ist noch ein schlimmes Geschick. Und siehe, ich will ein Haus bauen dem Namen des Herrn, meines Gottes“ (1. Kön 5,16–19). Da der Chronist dieses Thema bereits ausführlich aus verschiedenen Perspektiven behandelt hat (1. Chr 17,4– 6; 22,7–10 und 28,3 Sondergut),22 nimmt er diesen Text aus Könige nicht an der parallelen Stelle in seinem Werk auf. Stattdessen trägt Salomo den Zweck des Tempelbaus vor und legt seine theologischen Konzepte von Gott, Tempel und kultischer Anbetung über die Botschaft an den heidnischen König Hiram (in Chronik: Huram; 2. Chr 2,2– 9) dar. Er erklärt, dass das Haus nicht als Wohnstatt Gottes dient, sondern als Sitz seines Namens.23 Der Zweck des Tempels ist es, „wohlriechendes Räucherwerk als Rauchopfer vor ihm darzubringen, und das ständige Schaubrot aufzulegen und morgens und abends Brandopfer darzubringen, an den Sabbaten und den Neumonden und an den Festen des Herrn, unseres Gottes“ (2. Chr 2,3, Zusatz zu 1. Kön 5,19). Der kultische Brauch, zweimal am Tag ein tāmîd-Brandopfer darzubringen, wird im Priesterkodex (Ex 29,38–42; Lev 6,12–16; Num 28,3–8) beschrieben, den die Exegeten üblicherweise auf die nachexilische Zeit datieren. In der Königszeit brachten die Israeliten das Brandopfer nur einmal am Tag – morgens – dar, wie 2. Kön 16,15 und Ez 46,13–15 zeigen.24 So schreibt dieser Anachronismus in der Chronik Salomo eine kultische Vorstellung zu, die sowohl dem zeitgenössischen Kult in der Zeit des Zweiten Tempels als auch der Überlieferung von der Stiftshütte des Mose entsprach. 2. In ähnlicher Weise bezeichnet der Chronist den Tempel an einer späteren Stelle als „Haus des Opfers“ ( ;בית זבח2. Chr 7,12, Zusatz zu 1. Kön 9,3) – ein Ausdruck, der 22 Eine Diskussion dieses Themas findet sich in § I I. 23 Dieser Text ist eine Parallele zu 1. Kön 5,19a; vgl. auch 2. Chr 1,18. Dass der Tempel nur den Namen Gottes beherbergt, ist eine weit verbreitete Vorstellung in der deuteronomistischen Theologie; siehe z. B. auch Dtn 12,5.11; 1. Kön 8,16 // 2 . Chr 6,5–6; 1. Kön 9,3 // 2 . Chr 7,16. In Jer 7,10.14 spricht der Prophet von „( הבית אשר נקרא שמי עליוdas Haus, über dem mein Name ausgerufen ist“). 24 Siehe auch 2. Könige 3,20. Dieselbe anachronistische Vorstellung erscheint auch in 1. Chr 16,40, wo der Chronist den Text von 2. Sam 6,13.17–18 ändert: Er schreibt, dass David Zadok, den Priester, anw ies, „dem Herrn regelmäßig Brandopfer… darzubringen am Morgen und am Abend“, zweimal am Tag. Vgl. B. A . Levine, Numbers 21–36: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 4A (New York: Doubleday, 2000), S. 397–398.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
255
in der gesamten Hebräischen Bibel nur hier vorkommt.25 Genau das war der wichtigste Zweck der Stiftshütte, wie er in Leviticus 1–7; 23 und in Numeri 28–29 formuliert wird. Indem der Chronist diesen Bezug einfügt, versucht er, eine Kontinuität des Salomonischen Tempels zur Stiftshütte des Mose und zum Tempel seiner eigenen Zeit herzustellen, der letztlich genau denselben Zweck erfüllte (z. B. Esra 3,1–6; 6,3; Neh 10,33–34).26 Tatsächlich ist das „für ewig Israel auferlegt“ (;לעולם זאת על ישראל 2. Chr 2,3) – zur Zeit des Mose und Salomos ebenso wie zur Zeit des Chronisten. An dieser Stelle nutzt der Chronist die Gelegenheit, die Größe des Herrn und seines im Bau befindlichen Tempels zu rühmen: „Und das Haus, das ich bauen werde, ist groß, denn groß ist unser Gott über allen Göttern. Aber wer kann ihm ein Haus bauen? Denn der Himmel und die Himmel der Himmel können ihn nicht fassen. Und wer bin ich, ihm ein Haus zu bauen, außer [als einen Ort] um Rauchopfer vor ihm darzubringen?“ (2. Chr 2,4–5, Sondergut). Hier bekräftigt der Chronist die kultischen Funktionen des Tempels, die typisch sind für die Gesellschaften Israels und des Alten Orients. Zugleich weist er den in der Antike verbreiteten Glauben zurück, der Tempel sei der Wohnsitz eines Gottes oder einer Göttin (z. B. Ex 15,17).27 Diese theologische Ansicht ähnelt Ex 15,11 und Ps 86,8 und ist vermutlich von diesen Texten beeinflusst, in denen Poeten die Größe Gottes rühmen. Außerdem greift der Text eine Vorstellung aus 1. Kön 8,27 auf – eine Passage, die der Chronist in seinem Werk abgeschrieben hat: כי האמנם ישב אלהים על־הארץ הנה השמים ושמי השמים לא יכלכלוך אף כי־הבית הזה אשר „( בניתיAber wird Gott [2. Chr 6,18 fügt hinzu: „bei dem Menschen“] auf der Erde wohnen? Selbst der Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen. Wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe“); der sogenannte Tritojesaja formuliert ähnlich: כה אמר יהוה השמים כסאי והארץ הדם רגלי אי־זה בית אשר תבנו־לי ואי־זה מקום „( מנוחתיSo spricht der Herr: Die Himmel sind mein Thron, und die Erde ist mein Fußschemel; wo wäre denn das Haus, das ihr für mich bauen könntet? Und wo wäre der Ort meiner Ruhe?“; Jes 66,1). 3. Wie bei der Stiftshütte in der Wüste, deren Pläne, Maße und Ausstattungsgegenstän de Gott selbst detailliert vorgab (Exodus 25–30), so erhielt gemäß dem Chronisten auch David die detaillierten Pläne für den Salomonischen Tempel und seine Ausstat tung von Gott und gab sie an Salomo weiter, wie bereits erwähnt (1. Chr 28,11–19). Ein solcher Anspruch wird in Samuel-Könige nicht erhoben; stattdessen benutzt der Chronist dasselbe Wort „( ַת ְבנִ יתModell“, „Bild“, „Muster“) für den Plan des Tem pels (1. Chr 28,11.12.18.19), das auch in Ex 25,9 (zweimal) und in Ex 25,40 für die 25 Interessanterweise verwendet der Verfasser einer samaritanischen Inschrift auf dem Berg Garizim (Nr. 199) den entsprechenden aramäischen Ausdruck: ;בית דבחאsiehe B. Becking, „Do the Earliest Samaritan Inscriptions Already Indicate a Parting of the Ways?“, in O. Lipschitz, G. N. Knoppers, R. Albertz (Hgg.), Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E. (Winona Lake, IN: Eisen brauns, 2007), S. 213–222, insb. 217, Nr. 2. 26 Vgl. R. W. Klein, 2 Chronicles: A Commentary, Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 2012), S. 33–34. 27 Zu diesem Vers und seinem Verhältnis zu Salomos Tempel siehe N. M. Sarna, Exploring Exodus: The Heritage of Biblical Israel (New York: Schocken, 1986), S. 100–101.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
256
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
Stiftshütte gebraucht wird.28 Der Begriff wird in der gesamten Hebräischen Bibel spe ziell nur in diesen beiden Kontexten für den Plan der Stiftshütte oder des Tempels gebraucht.29 Darüber hinaus verwenden 2. Chr 2,12 und Ex 31,4; 35,32.33.35 beide dasselbe Wort „( מחשבתVorhaben“, „Plan“). 4. Die Beschreibung der Fähigkeiten, die dem erfahrenen Handwerker in 2. Chr 2,6 zu geschrieben werden, stimmt mit der Auflistung überein, die in Ex 31,2–5 (vgl. auch 35,30–35) von den Fähigkeiten von Bezalel, Sohn des Uri, Sohn des Hur gegeben wird, dem obersten Handwerker, der, mit göttlicher Weisheit ausgestattet, Moses Stiftshütte errichtete. Der Chronist legte diese Worte über Bezalel aus der Tora König Hiram von Tyros – in chiastischer Reihenfolge – in den Mund, der so die Fähigkeiten von Huram-Abi beschreibt:30 Exodus 31,2–5 בצלאל בן־אורי בן־חור למטה יהודה ואמלא אתו רוח אלהים לחשב מחשבת ובנחשת ובחרשת אבן למלאת ובחרשת עץ לעשות בכל־מלאכה Siehe, ich habe mit Namen berufen Bezalel, Sohn des Uri, Sohn des Hur, aus dem Stamm Juda. Und ich habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Kunstfertigkeit, Einsicht und Können in jeglicher Arbeit, um Entwürfe zu ersinnen, um in Gold, Silber und Bronze zu arbeiten und um Steine zum Einsetzen zu schneiden und um Holz zu schnitzen, damit er in jedem Handwerk arbeiten kann.a
2. Chronik 2,12–13 לחורם אבי בן־אשה מן־בנות דן ואביו איש־צרי יודע לעשות בזהב־ובכסף בנחשת …בברזל באבנים ובעצים ולחשב כל־ מחשבת אשר ינתן־לו
Nun sende ich dir einen kunstfertigen und einsichtsvollen Mann, Huram-Abi, den Sohn einer danitischen Fraub, und sein Vater war ein Tyrer; er versteht es zu arbeiten in Gold und Silber, Bronze, Eisen, Stein und Holz… und jeden Entwurf zu ersinnen, der ihm aufgegeben wird.
a Man beachte, dass Salomos Brief an Hiram folgendermaßen lautet (2. Chr 2,6): „Nun sende mir einen kunstfertigen Mann in der Bearbeitung von Gold… rotem Purpur, Karmesin und blauem Purpur.“ Hirams Antwort an Salomo (2,12–13) lautet in chiastischer Reihenfolge: „Nun sende ich dir einen kunstfertigen Mann…, der zu arbeiten versteht in Gold… rotem Purpur, blauem Purpur, feinem Leinen und Karmesin.“
28 Vgl. H. G. M. Williamson, „The Temple in the Books of Chronicles“, Studies in Persian Period His tory and Historiography, Forschungen zum Alten Testament 38 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2004), S. 150–161, insb. 157–158. 29 ַת ְבנִ יתkommt jedoch noch an anderen Stellen vor und bezieht sich dort auf das Modell des Altars für Gott in Jos 22,28, auf das Vorbild des Altars von Tiglath-Pileser, den Ahas nachbaute (2. Kön 16,10), den ( היכלin diesem Kontext „Palast“) in Ps 144,12; an anderen Stellen bezeichnet das Wort Kultbilder oder andere Abbilder. 30 Zu der Methode der Geschichtsschreiber, ihre eigenen Ansichten durch eine Rede, ein Gebet oder einen Brief auszudrücken, siehe Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 182–183.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
257
b Über den Wechsel von “Hiram” in Könige zu “Huram-Abi” in 2. Chr 2,13–14 (2,14–15), und über die Zu schreibung von Huram-Abis Mutter an Dan und nicht an Naphtali wie in 1. Kön 7,13–14, siehe die wert vollen Erkenntnisse von Williamson, “The Temple in the Books of Chronicles,” Studies in Persian Period History and Historiography, S. 158. Beachte, dass einige חורם אביmit “meine Meisterin Huram” übersetzen.
Das bedeutet, dass das künstlerische Werk, das Huram-Abi an Salomos Tempel vollbrachte, demjenigen ähnelte und entsprach, das Bezalel an der Stiftshütte des Mose geschaffen hatte.31 5. Der Chronist nimmt den Text von 1. Kön 6,31–32 nicht auf, der die Türen beschreibt, die den Hauptraum des Tempels von dem eingebauten Schrein, dem „Allerheiligsten“ ()דביר, trennten. Stattdessen fügt er – anachronistisch – die Angabe hinzu, dass Salo mos Tempel einen Schleier bzw. Vorhang ( ;פרכת2. Chr 3,14) hatte, der den Haupt raum vom „Allerheiligsten“ trennte. Das spiegelt einerseits die Beschreibung der Tora von der Stiftshütte (Ex 26,31–33; 36,35) wider und andererseits die tatsächlichen Ge gebenheiten im Zweiten Tempel.32 So stellt der Chronist eine Kontinuität und Bestän digkeit zwischen den israelitischen Heiligtümern aller Zeiten her und legt nahe, dass alle einen Vorhang hatten: die Stiftshütte in der Zeit der Wüstenwanderung, der Erste Tempel während der Königszeit und der Zweite Tempel in seiner eigenen Epoche, der Perserzeit. Es ist jedoch anzumerken, dass der Chronist an einer späteren Stelle, aus welchem Grund auch immer, doch noch einen Hinweis auf die eben erwähnten Türen aus seiner Vorlage übernimmt: Ähnlich dem Bericht aus 1. Kön 7,50b, והפתות לדלתות הבית „( הפנימי לקדש הקדשים לדלתי הבית להיכל זהבund die Angeln für die Türen des inneren Hauses, des Allerheiligsten und für die Türen des Tempelhauses waren aus Gold“), schreibt der Chronist in 2. Chr 4,22b: ופתח הבית דלתותיו הפנימיות לקדש הקדשים ודלתי „( הבית להיכל זהבund der Eingang des Hauses, die inneren Türen des Allerheiligsten und die Türen des Tempelhauses waren aus Gold“). Daher gehen einige Exegeten wie beispielsweise Immanuel Benzinger, Wilhelm Rudolph und Rudolph Mosis davon aus, dass 2. Chr 4,22b die sekundäre Hinzufügung eines „Zweiten Chronisten“33 sei, sie erklären aber nicht, warum der hypothetische „Zweite Chronist“ an dieser Stelle eine so widersprüchliche Phrase hätte einfügen sollen. Wie ich bereits an anderer Stelle ausführlich dargelegt habe, ging der Chronist bei seiner Umformung der Geschichte des Alten Israel in gewisser Hinsicht nicht so systematisch vor, wie westliche Forscher es erwarten würden, die vom griechisch-römischen Bedürfnis nach vollkommener Konsistenz geprägt sind.34 6. Der genaue Standort des Tempels in Jerusalem wird in 1. Kön 6 nicht genannt. Der Chronist fügt den Ort hinzu und identifiziert ihn mit der Stelle, an der Isaak 31 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 218, 219–220, 335–336. 32 Siehe 1. Makk 1,22; 4,51; Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 5, 5,5–6; Mischna, Joma 5,1; Mt 27,51 // Lk 23,45; Mk 15,38 und die ausführliche Diskussion mit Verweisen auf Primär- und Sekundärquel len bei Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 335–336. 33 Siehe Benzinger, Die Bücher der Chronik: Erklärt, S. 88–89; Rudolph, Chronikbücher, S. 205; Mosis, Untersuchungen zur Theologie des chronistischen Geschichtswerkes, S. 137, Anm. 38. 34 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 327–330.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
258
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
geopfert werden sollte (Gen 22,2) und an der David seinen Altar errichtete (2. Sam 24,25 // 1. Chr 21,26–22,1): „Dann begann Salomo, das Haus des Herrn zu bauen in Jerusalem, auf dem Berg Morija, wo der Herr David, seinem Vater, erschienen war, an dem Ort, den David vorbereitet hatte, auf der Tenne von Ornan, dem Jebusiter“ (2. Chr 3,1). Vermutlich war es das Ziel des Chronisten, dem Salomonischen Tempel ein besonderes Alter und spezielle Heiligkeit zu verleihen, um den Tempel seiner eige nen Zeit aufzuwerten, der an demselben Ort gebaut worden war. Darüber hinaus setzt er sich hier möglicherweise mit den Samaritanern bezüglich der Frage nach dem höheren Alter und der größeren Heiligkeit des Tempelberges in Jerusalem – des Berges Morija – gegenüber dem Berg Garizim auseinander.35 7. Gemäß 1. Könige 5,23 kam König Hiram von Tyros Salomos Bitte nach und lieferte ihm Zedern- und Zypressenholz für den Bau des Tempels in Jerusalem. Er sagte Salo mo, dass er die Bäume über den Seeweg von Phönizien ins Land Israel transportieren lassen würde: „Ich werde auf dem Meer Flöße aus ihnen [den Baumstämmen] machen und sie an den Ort bringen lassen, den du bestimmst. Ich werde sie dort auseinander nehmen lassen, und du kannst sie abholen lassen.“ In diesem Text wird kein Name eines bestimmten Hafens an der Küste Israels genannt, wo die Bäume abgeladen werden sollten. Der Chronist hat jedoch einen Ortsnamen eingefügt: Das Holz wird „auf dem Meer nach Jafo“ (2. Chr 2,15) gebracht, offenbar in Anklang an die Textstelle in Esra 3,7, die die Vorbereitungen für den Bau des Tempels von Serubbabel beschreibt.36 Außerdem berichtet 1. Kön 5,24–25, dass Salomo im Austausch für das Bauholz, das Hiram ihm lieferte, diesem „Weizen als Nahrung für seinen Haushalt und… Öl“ gab.37 Der Chronist erweiterte die Liste landwirtschaftlicher Produkte, die Salomo an Hiram lieferte, und fügte „Wein“ ( ;יין2. Chr 2,9.14)38 hinzu, vermutlich ebenfalls auf 35 An anderer Stelle habe ich dieses Thema bereits ausführlich diskutiert; siehe I. Kalimi, „The Land of Moriah, Mount Moriah and the Site of Solomon’s Temple in Biblical Historiography“, HTR 83 (1990), S. 345–362 (eine überarbeitete Version des Aufsatzes ist in meinem Buch Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie, S. 27–55, zu finden). 36 Die Hinzufügung der Ortsangabe an dieser Stelle war nicht nur eine technische Vervollständi gung, die dadurch entstand, dass eine Erzählung an den ähnlichen Kontext einer anderen Schrift angeglichen wurde. Es ist durchaus sinnvoll, anzunehmen, dass sie auf die geographische Nähe des Hafens von Jafo zu Jerusalem zurückgeht; der Hafen liegt immerhin näher als jeder andere an der Küste Israels. Es ist auch möglich, dass diese Korrektur einen gewissen Anachronismus beinhaltet, der die geopolitische Realität zur Zeit des Chronisten (ca. 400–375 v. u. Z.) widerspiegelt, da Jafo in der Perserzeit von Sidon kontrolliert wurde. Siehe ausführlich Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 74–75. 37 Das ähnelt den Angaben des ägyptischen Beamten Wenamun (ca. 1100 v. u. Z.), der berichtet, dass Tjeker-baal, der Herrscher von Byblos, als Wenamun ihn um Zedernholz für die Barke Amuns bat, aus seinem Hofarchiv die Schriftrollen holte, in denen die Bezahlungen und Geschenke aufgelistet waren, die ägyptische Könige seinen Vorfahren im Austausch für phönizisches Zedernholz und andere Waren gegeben hatten; siehe G. Moers, „Die Reiseerzählung des Wenamun“, in Kaiser, TUAT, Bd. 3, S. 912–921, insb. 915–917. 38 Der Chronist wiederholt die Liste der gelieferten Güter auch in 2. Chr 2,14, und zwar in chiastischer Anordnung: „Und nun: Den Weizen und die Gerste, das Öl und den Wein, von denen mein Herr gesprochen hat – er möge das seinen Knechten senden.“
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
259
der Grundlage der Erzählung von der Errichtung des Tempels Serubbabels in Esra 3,7 ()משתה:39 1. Könige 5,22–25 Ich werde alle deine Wünsche nach Zedern- und Zypressen holz erfüllen. Meine Diener werden es aus dem Libanon hinunter zum Meer bringen, und ich werde daraus Flöße machen und sie auf dem Meer an den Ort bringen lassen, den du mir nennen wirst. Ich werde sie dort auseinan dernehmen lassen, damit du sie holen kannst… So gab Hi ram Salomo Zedernholz und Zypressenholz… und Salomo gab Hiram… Weizen als Nah rung für seinen Haushalt und… gestoßenes Öl.
2. Chronik 2,9.15 Ich werde deinen Knechten… geschlagenen Weizen… Gerste… Wein… und Öl… geben. Wir werden das Holz hauen auf dem Libanon, und werden es auf Flößen übers Meer nach Jafo bringen. Von da musst du es hinauf nach Jerusalem schaffen.
Esra 3,7 Und sie gaben den Stein hauern und den Zimmerleu ten Geld; und Nahrung, Ge tränk und Öl gaben sie den Sidoniern und den Tyrern, damit sie Zedernbäume aus dem Libanon zum Meer, nach Jafo brachten, gemäß der Vollmacht, die Kyros, der König von Persien, ihnen gegeben hatte.
Diese Hinzufügungen und Veränderungen in 2. Chr 2,9.14–15 verstärken die Ana logie zwischen den Texten in Bezug auf die Vorbereitungen für die Errichtung des Salomonischen Tempels und für den Bau von Serubbabels Tempel. Das bedeutet, dass das, was später bei dem Bau des Zweiten Tempels geschah, sich bereits früher so bei der Errichtung des Ersten Tempels zugetragen hatte.40 39 Manchmal wird das Wort ייןgemeinsam mit משתהgenannt; siehe Jes 5,12; Dan 1,5.8.16; Est 5,6; 7,2.7.8. Auf der Grundlage der LXX-Version des Königebuches schlägt Williamson vor, dass „der Chronist an diesem Punkt möglicherweise einer anderen Vorlage folgte“ („the Chronicler may have been following a different Vorlage at this point“; siehe Williamson, 1 and 2 Chronicles, S. 200). Da jedoch die LXX an dieser Stelle weder den „Wein“ noch die „Gerste“ nennt, die im MT der Chronik stehen, scheint die gleichlautende Mengenangabe für das Öl in der LXX-Übersetzung von Könige und im MT der Chronik keine ausreichende Basis für eine solche Schlussfolgerung zu sein. 40 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 59–60, 74–75, siehe auch 220, 316. William son vertritt die gegenteilige Ansicht, dass 2. Chr 2,9.14–15 von dem Autor der Stelle Esra 3,7 als Vor lage benutzt wurde; siehe H. G. M. Williamson, „The Composition of Ezra 1–6“, Studies in Persian Period History and Historiography, S. 244–270, insb. 265. Ich bin jedoch überzeugt, dass Esra und Nehemia kompiliert und angeordnet wurden, bevor die Chronik entstand, und dass der Verfasser der Chronik Esra und Nehemia als Vorlagen heranzog; siehe ausführlich Kalimi, ebd., S. 7–9. Zur Unterstützung dieser Annahme kann angeführt werden, dass es plausibler ist, anzunehmen, der Chronist habe den weniger gebräuchlichen Begriff ( מׁשתהder 46 Mal in der Hebräischen Bibel vorkommt) durch den verbreiteteren Terminus ( יין114 Nennungen in der Hebräischen Bibel) ersetzt als andersherum.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
260
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
8. Der Chronist verändert seine Vorlage im Hinblick auf die Cherubim, die in 1. Kön 6,23–29 erwähnt werden. Seine Beschreibung der Cherubim in 2. Chr 3,10–13 ist im Vergleich zum Könige-Text deutlich gekürzt. Vor allem die Größe ihrer Flügel (1. Kön 6,24–25.27) ändert er gemäß dem literarischen Muster „generell – speziell – generell“, einem typischen Merkmal seines Schreibstils.41 Möglicherweise erschien es dem Chronisten unnötig, jedes Detail der Kapporet und der Cherubim aus Könige zu übernehmen, da beide in der Zweiten Tempel-Zeit nicht existierten. Die Formu lierung „( בית הכפרתder Raum der/ mit der Kapporet“) in 1. Chr 28,11, die der Chro nist zutreffenderweise für den Hauptraum des Salomonischen Tempels benutzt, bezieht sich nicht auf den Inhalt des Raums im Tempel aus der Zeit des Chronisten, wie Ralph W. Klein annimmt.42 Stattdessen versuchte der Chronist möglicherweise, mit diesem Wort eine Verbindung zwischen Salomos Tempel und Moses Stiftshütte herzustellen;43 oder denkbar wäre auch, dass בית הכפרתnur eine textliche Abwandlung von „( בית הפרכתder Raum hinter dem Vorhang“) ist, was das Allerheiligste meint (vgl. Ex 26,33; Lev 16,2; Ben Sira 50,5). Eine solche unabsichtliche Buchstaben-Metathese ist in der Überlieferung der Hebräischen Bibel nicht selten.44 9. Im Hauptraum des Zweiten Tempels stand die Bundeslade nicht mehr.45 Demzufol ge ließ der Chronist in 2. Chr 3,8 die Informationen über die Lade weg, die gemäß 1. Kön 6,19b im Hauptraum stand: „Und das Heiligtum bereitete er im Inneren des Hauses vor, um dort die Bundeslade des Herrn aufzustellen.“ In der Parallelstelle 2. Chr 3,8 schreibt er: „Und er machte das Haus des Allerheiligsten, seine Länge war…“. Höchstwahrscheinlich konnte der Chronist den heiligsten Gegenstand des Tempels – die Bundeslade – nicht völlig ignorieren, wollte jedoch gleichzeitig auch nicht alle Details dieses Gegenstandes nennen, der im Tempel seiner Zeit nicht mehr vorhanden war. Alle Details der Lade zu beschreiben, hätte ihr Fehlen im Tempel nur noch stärker hervorgehoben. Daher hielt der Chronist ihre Erwähnung in seinem Werk einfach so kurz wie möglich. 10. Um den scharfen Kontrast zwischen dem armselig gebauten Zweiten Tempel und dem prächtigen, luxuriösen Gebäude des Ersten bzw. Salomonischen Tempels (Hag 2, 1–9; Esra 3,12–13) zu vermeiden,46 lässt der Chronist einige Beschreibungen aus seiner Vorlage aus. Beispielsweise berücksichtigt er nicht die Texte in 1. Kön 6,4–10.14– 18.28–30, die den Reichtum von Salomos Tempel mit Gold und Zedern- bzw. Zy pressenholz sowie die anspruchsvolle Bauart seiner Wände und Fenster beschreibt. Abgesehen von der Fülle an Gold waren diese Elemente auch nicht in der Stiftshütte
41 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 317–318. 42 Siehe Klein, 1 Chronicles: A Commentary, S. 525. 43 Vgl. Dirksen, 1 Chronicles, S. 339. 44 Für eine Diskussion des Phänomens und Beispiele siehe Kalimi, Metathesis in the Hebrew Bible, insb. S. 23–27. 45 Siehe Kalimi, Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie, S. 51–52; ders., Fighting Over the Bible, S. 191, 208–211. 46 Siehe ausführlich Kalimi, Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie, S. 49–50.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
261
des Mose vorhanden. Daher steht die Tatsache, dass sie weggelassen werden, im Einklang mit dem Fokus des Chronisten auf der Kontinuität dieser drei Heiligtümer. 11. Der Chronist klammert den Text von 1. Kön 6,7 aus, „Und als das Haus gebaut wurde, wurde es aus Steinen gebaut, die bearbeitet wurden, bevor sie dorthin gebracht wurden, so dass weder Hammer noch Meißel noch irgendein Werkzeug aus Eisen in dem Haus gehört wurden, während es gebaut wurde.“ Wenn er diesen Text in seinem Buch zitieren würde, würde dies seinen eigenen Anmerkungen über die Ansammlung von Eisen und Nägeln für den Tempelbau widersprechen, wie sie an Stellen wie beispiels weise in 1. Chr 22,2–3 zu finden sind: „Und David stellte Eisen in großer Menge bereit für die Nägel für die Torflügel und für die Klammern und so viel Bronze, dass es nicht zu wiegen war“ (siehe auch 2. Chr 3,9). Außerdem wird gemäß 2. Chr 2,12–13 Hu ram-Abi erwähnt, der daran arbeitete, verschiedene Dinge für Salomos Tempel zu ent werfen, und der auch versiert war im Umgang mit Eisen. Dies erscheint jedoch nicht im Paralleltext in Ex 31,2–5, der die Fähigkeiten von Bezalel beschreibt (siehe § V, 4). 12. Die Errichtung von Salomos Palast dauerte 13 Jahre, annähernd doppelt so lang wie die sieben Jahre des Tempelbaus (1. Kön 6,38; 7,1). Das wirft jedoch einen Schatten auf die zentrale Bedeutung des Tempels im Vergleich zu Salomos anderen Bauprojekten – ein Thema, das der Chronist höchstwahrscheinlich vermeiden wollte. Obwohl er den Palast Salomos erwähnt (2. Chr 7,11; 8,1 // 1. Kön 9,1.10; „Libanonwaldhaus“, 2. Chr 9,16.20 // 1. Kön 10,17.21), verzichtet er aber auf eine ausführliche Darstellung der 13 Jahre, die der Bau dauerte (1. Kön 7,1–12), um die sieben Jahre hervorzuheben, die für den Tempelbau benötigt wurden. Letztlich wurde der Zweite Tempel in Jehud Medinta in Kontinuität zum Ersten Tempel und seinem Kult gesehen, der königliche Palast jedoch existierte zur Zeit des Chronisten nicht mehr, obwohl immer noch Nachkommen von David – wie zum Beispiel Anani (1. Chr 3,24) – lebten und sogar wichtige Ämter bekleideten.47Alles in allem ist es unzutreffend, festzustellen, dass „mit Sicherheit höchstens gesagt werden kann, dass die Details des Tempelbaus, die weggelassen wurden, die den Chronisten aus irgendeinem Grund nicht interessieren.“48 Der Chronist hatte offensichtlich ein sehr großes Interesse am Tempel, dem er enorme Aufmerksamkeit widmet. Die Auslassungen wie auch die Hinzufügungen und Ab änderungen dienen dazu, die Berichte über den Salomonischen Tempel in Einklang zu bringen mit jenen über die Stiftshütte des Mose in der Tora und über Serubbabels Tempel in der Perserzeit. Auf diese Weise erhöht er zugleich die Heiligkeit und das Alter des Heiligtums seiner eigenen Epoche. In zwei Fällen stand er jedoch vor schwierigen Entscheidungen, nämlich bezüglich der Erwähnung der Cherubim und der Bundeslade (siehe Nr. 8 und 9). Beide werden in den Berichten über die Stiftshüt te des Mose ausführlich beschrieben und standen im Salomonischen Tempel, fehlten jedoch im Zweiten Tempel. Er konnte diese wichtigen Kultgegenstände des Tempels nicht völlig ignorieren, spielte jedoch ihre Bedeutung herunter, um diesen Bruch in 47 Siehe Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 186, 189–190. 48 „The most that can be said for certain is that the omitted details of the Temple building lie somehow outside of [the] Chr[onicler]’s interests“; S. L . McKenzie, The Chronicler’s Use of the Deuteronomistic Histo ry, Harvard Semitic Monographs 33 (Atlanta, GA: Scholars Press, 1985), S. 85 (Hervorhebung I. K.).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
262
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
der Kontinuität zwischen den drei Heiligtümern nicht zu sehr hervorzuheben. Dabei handelt es sich weder um zufällige Auslassungen in der Chronik noch um späte Hin zufüg ungen zu Könige; vielmehr spiegelt dieses Vorgehen ein konsistentes theologisches Konzept des Chronisten vor dem historischen Hintergrund seiner eigenen Zeit, der Zeit des Zweiten Tempels.49 VI Gottes Zustimmung zum Tempel und dessen ewiger Fortbestand 1 Gottes Zustimmung zum Tempel Bevor die Stiftshütte in der Wüste gebaut wurde, wohnte „die Herrlichkeit des Herrn“ auf dem Berg Sinai, und von dort rief Gott Mose und sprach zu ihm: „Die Herrlichkeit des Herrn ließ sich nieder auf dem Berg Sinai, und die Wolke bedeckte ihn sechs Tage lang; am siebten Tag rief er Mose aus der Wolke heraus“ (וישכן כבוד־יהוה על־הר סיני ויכסהו הענן ;ששת ימים ויקרא אל־משה ביום השביעי מתוך הענןEx 24,16). 50 Als die Stiftshütte fertiggestellt war, „bedeckte die Wolke das Zelt der Begegnung, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Stiftshütte“ ( ;ויכס הענן את־אהל מועד וכבוד יהוה ָמלֵ א את־המשכןEx 40,34), und von dort aus rief der Herr „Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Begegnung und sprach…“ ( ;ויקרא אל־משה וידבר יהוה אליו מאהל מועד לאמרLev 1,1). Und als der Tempel gebaut war, „da erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn“, und „die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn“, wie es in 1. Kön 8,10–11 dargestellt wird. Tatsächlich beschreibt dieser Text in Könige ein unzweifelhaftes Zeichen für Gottes Annahme von und Zustimmung zu Salomos Tempel: יהוה את בית יהוה. והענן ָמלֵ א את בית יהוה ולא יכלו הכהנים לעמוד לשרת מפני הענן כי ָמלֵ א כבוד Und die Wolke erfüllte das Haus des Herrn und die Priester konnten nicht herankom men, um Dienst zu tun wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn hatte das Haus des Herrn ausgefüllt.“
Diese Beschreibung der Theophanie ähnelt besonders derjenigen, von der in Ex 40,33b– 35 berichtet wird – also der Annahme Gottes von und seiner Zustimmung zur Stiftshütte des Mose: ולא יכל משה לבוא אל. ויכס הענן את אהל מועד וכבוד יהוה ָמלֵ א את המשכן.ויכל משה את המלאכה .אהל מועד כי שכן עליו הענן וכבוד יהוה ָמלֵ א את המשכן So vollendete Mose die Arbeit. Dann bedeckte die Wolke das Zelt der Begegnung, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Stiftshütte. Und Mose konnte nicht hineingehen in das Zelt der Begegnung, denn die Wolke hatte sich darauf niedergelassen, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Stiftshütte. 49 Zu anderen theologisch motivierten Auslassungen, vor allem im Hinblick auf Salomos Sünden in 1. Könige, siehe § V I, 2. 50 Zur „Herrlichkeit“ ( )כבודGottes in der Hebräischen Bibel siehe S. Z . Aster, The Unbeatable Light: Melammu and Its Biblical Parallels, Alter Orient und Altes Testament 384 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 258–336; P. de Vries, The Kābôd of Yhwh in the Old Testament: With Particular Reference to the Book of Ezekiel, übersetzt von A. Thomson; Studia Semitica Neerlandica 65 (Leiden: E. J. Brill, 2016).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
263
In 2. Chronik 5,13d–14 kopierte der Chronist den Text von 1. Kön 8,10–11 mit nur ge ringfügigen Änderungen. Es scheint aber, als ob dieses eindeutige Zeichen göttlicher Zu stimmung und Annahme dem Chronisten nicht ausgereicht hätte. Er geht noch einen Schritt weiter und präsentiert ein weiteres Zeichen der Zustimmung Gottes zu dem Tem pel. Am Ende von Salomos Gebet fügt er den folgenden Text zu seiner Vorlage in Könige hinzu: וככלות שלמה להתפלל והאש ירדה מהשמים ותאכל העלה והזבחים וכבוד יהוה מלא את־הבית ולא יכלו הכהנים לבוא אל־בית יהוה כי־מלא כבוד־יהוה את־בית יהוה וכל בני יׂשראל ראים ברדת האש וכבוד .יהוה על־הבית ויכרעו אפים ארצה על־הרצפה וישתחוו והודות ליהוה כי טוב כי לעולם חסדו Als nun Salomo sein Gebet beendet hatte, kam Feuer vom Himmel herunter und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer; und die Herrlichkeit des Herrn erfüll te das Haus. Und die Priester konnten das Haus des Herrn nicht betreten, denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Und das ganze Volk Israel sah das Feuer herabkommen und die Herrlichkeit des Herrn über dem Haus, und sie knieten nieder mit dem Gesicht zur Erde auf das Pflaster und beteten den Herrn an und priesen ihn und sprachen: „Denn er ist gütig; denn seine Gnade währt ewig“ (2. Chr 7,1–3; abgesehen von 7,1a, der eine Parallele von 1. Kön 8,54 ist, sind 7,1b–3 Zusätze).
Gemäß der Chronik erhält der Salomonische Tempel damit eine doppelte Zustimmung Gottes: zum einen durch die Wolke bzw. die Herrlichkeit des Herrn, die den Tempel erfüllte (2. Chr 5,13b–14), zum anderen durch das Feuer vom Himmel, das die Opfergaben verzehrte (2. Chr 7,1–3). Insgesamt gibt es drei wichtige zusätzliche Elemente in 2. Chr 7,1–3, die in der Vorlage nicht enthalten sind: (a) Der Einschub des Chronisten, dass „Feuer vom Himmel herabkam und die Brandopfer und die Schlachtopfer verzehrte“ (2. Chr 7,1b), stellt eine weitere Analogie her zwischen der Heiligkeit des Salomonischen Tempels und seiner Annahme durch Gott und der der Stiftshütte des Mose, wie sie in Lev 9,24 beschrieben werden: .ותצא אש מלפני יהוה ותאכל על־המזבח את־העלה ואת־החלבים וירא כל־העם וירנו ויפלו על־פניהם Und ein Feuer ging von dem Herrn aus und verzehrte das Brandopfer und das Fett auf dem Altar; als das ganze Volk das sah, jubelten sie und fielen auf ihr Angesicht.
Diese Vision eines himmlischen Feuers, das eine weitere Form der Theophanie ist, ist ein Zeichen der Zustimmung Gottes. Diese Vorstellung geht auch aus dem Zusatz des Chronisten in 1. Chr 21,26 zu seiner Vorlage aus 2. Sam 24,25 hervor, in der er er zählt, dass David dem Herrn einen Altar errichtete auf der Tenne vom Jebusiter Arau na, dem Standort des zukünftigen Tempels, und dort Brand- und Friedensopfer dar brachte und zum Herrn betete. Dann „antwortete er [i. e. der Herr] ihm durch ein Feuer aus dem Himmel, [das] auf den Altar des Brandopfers [fiel]“ (ויענהו באש מן השמים על – )מזבח העלהeine eindeutige Angabe des zukünftigen Standorts des Tempels. Auch im Fall des Propheten Elia auf dem Berg Karmel geht hervor, dass das Feuer, das aus dem Himmel auf ein Opfer herabkommt, ein Zeichen dafür ist, dass Gott es annimmt
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
264
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
(1. Kön 18,36–39): „Dann fiel das Feuer des Herrn herab und verzehrte das Brand opfer, das Holz, die Steine und die Erde, und es leckte das Wasser auf, das in dem Graben war“ (ותפל אש־יהוה ותאכל את־העלה ואת־העצים ואת־האבנים ואת־העפר ואת־המים ;אשר־בתעלה לחכה18,38). Auf diese Weise vergleicht der Chronist Gottes Annahme des Tempels Salomos und dessen Heiligkeit mit derjenigen der Stiftshütte des Mose; und die Zustimmung Got tes zu Salomos Altar wird verglichen mit derjenigen zu den Altären von Mose, David und Elia. Das ist tatsächlich die höchste Stufe von Heiligkeit, die einem heiligen Ort verliehen werden kann. Indem der Chronist diese Analogien herstellt, spricht er of fensichtlich auch dem Ort seines eigenen (Zweiten) Tempels diese herausragende Hei ligkeit zu.51 (b) Der Chronist wiederholt in chiastischer Reihenfolge die Aussagen über die Herr lichkeit Gottes, die den Tempel erfüllte, in 2. Chr 5,13b–14 (// 1. Kön 8,10–11) und 2. Chr 7,1–2: „Und die Priester konnten das Haus des Herrn nicht betreten, denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn.“ Durch diese Wiederholung ent steht in der Chronik eine Inclusio, die alle Teile zwischen den Rahmenversen 2. Chr 5,13b–14 und 7,1–2 miteinander verbindet.52 Da die „Form nie ohne Gehalt [ist]“,53 betont diese Wiederholung auch die gesamte Analogie zwischen dem Salomonischen Tempel und der Stiftshütte des Mose – wie sie in Ex 40,33b–35 und Lev 9,24 dargestellt wird – in der sich die soeben erwähnten Bibelstellen auf die Stiftshütte beziehen und einander ergänzen. (c) In 2. Chronik 7,3 berichtet der Chronist, dass „alle Söhne Israels“, als sie das Feuer und die Herrlichkeit Gottes sahen, niederknieten „mit dem Gesicht zur Erde auf das Pflas ter und beteten den Herrn an und priesen ihn und sprachen: ‚Denn er ist gütig; denn seine Gnade währt ewig‘“ (וכל בני ישראל ראים… ויכרעו אפים ארצה על הרצפה וישתחוו והודות )ליהוה כי טוב כי לעולם חסדו. (d) Das ist ein Zusatz zu 1. Kön 8,54, wo allein Salomo zum Gebet „nieder(ge)kniet“ hat ()כרע: Diese Aussage fehlt in 2. Chr 7,3, die stattdessen bekräftigt, dass das Volk „niederkniete“ ( )כרעmit dem Gesicht (wörtlich: „Nase“; )אפיםzur Erde, als Reaktion auf das Feuer und die Herrlichkeit. Dazu gibt es in 1. Könige 8 keine Parallele, aber es entspricht der Reaktion des Volkes auf das Feuer in Lev 9,24: וירא כל העם וירנו ויפלו על פניהם („als das ganze Volk das sah, riefen sie vor Freude und fielen auf ihr Angesicht“). Eine 51 Zu Salomos Einweihung des Tempels siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 134– 135, 330–331. Es ist bemerkenswert, dass 2. Chr 7,9 auch die „Einweihung des Altars“ ()חנכת המזבח erwähnt, eine Formulierung, die außer hier nur in einem einzigen anderen Zusammenhang in der Hebräischen Bibel vorkommt, nämlich in Num 7,10.11.84.88 (vgl. Ex 29,37; beide Priesterschrift), und zwar im Hinblick auf die Stiftshütte des Mose. Die Wortwahl des Chronisten könnte also von der priesterlichen Literatur beeinflusst worden sein. Möglicherweise wollte er betonen, dass die Ein weihung des Altars der wichtigste Teil der Einweihung des Tempels und seiner Kultgeräte war. 52 Siehe ausführlich Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 252–254. Diese „chiastische Struktur“ bemerkt auch de Vries, The Kābôd of Yhwh in the Old Testament, S. 230, ohne auf Kalimi zu verweisen. 53 Siehe J. W. von Goethe, „Paralipomena“, Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche (hg. von E. Beutler; Zürich: Artemis, 1949), Bd. 5, S. 539–619, insb. 541.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
265
ähnliche Beschreibung erscheint in der Erzählung von Elia auf dem Berg Karmel: וירא „( כל העם ויפלו על פניהם ויאמרו יהוה הוא האלהים יהוה הוא האלהיםUnd als das ganze Volk das sah, fielen sie auf ihr Angesicht; und sie sprachen: Der Herr, er ist Gott, der Herr, er ist Gott“). In allen drei Fällen reagiert das Volk auf das Feuer, indem es sich niederwirft und Gott anbetet. 2 Der ewige Fortbestand des Tempels Der Chronist lässt den Text von 1. Kön 6,11–13 aus, in dem der ewige Fortbestand des Tempels an Salomos religiöses Verhalten geknüpft wird: Und das Wort des Herrn erging an Salomo, indem er sprach: Was dieses Haus angeht, das du baust, wenn du in meinen Satzungen wandelst und meine Rechtsbestimmungen ausführst und alle meine Gebote einhältst, dass du in ihnen lebst, dann werde ich mein Wort erfüllen an dir, das ich zu David, deinem Vater, gesprochen habe; und ich will wohnen inmitten der Söhne Israels und werde mein Volk Israel nicht verlassen.
Seit der Zerstörung des Ersten Tempels durch den babylonischen König Nebukadnezar II. 587/6 v. u. Z. (2. Kön 25,9 // Jer 52,13; 2. Chr 36,19) impliziert dieser Text, dass Salomo sündigte und nicht die Gesetze des Herrn befolgte. Der Chronist übernimmt diesen Text nicht. Seiner Meinung nach verhielt sich Salomo in den Augen Gottes sein Leben lang tadellos oder zumindest möchte er, dass Salomo auf diese Weise in Erinnerung bleibt. Er war in der Königszeit ein bewundernswerter, frommer König, ohne jede Sünde. Dement sprechend erwähnt der Chronist in seinem gesamten Werk weder, dass Salomos Thronbe steig ung das Ergebnis von Hofintrigen war, wie in 1. Könige 1 berichtet wird, noch seine brutalen Taten, um seine Herrschaft zu festigen, wie sie in 1. Kön 2,13–3,2 überliefert sind, ebenso wenig seine Sünden, die in 1. Kön 11,1–41 aufgelistet werden. Er lässt selbst den kleinsten Hinweis darauf aus. Konsequenterweise verschweigt er auch die an eine Be ding ung geknüpfte Verheißung Gottes, Salomo ein langes Leben zu schenken – der in der Tat nicht außergewöhnlich lang gelebt hat (2. Chr 1,12 im Vergleich zu 1. Kön 3,12–14) –, und den Hinweis auf Salomos Sünden, der in Nathans Prophezeiung erscheint (1. Chr 17,13 im Vergleich zu 2. Sam 7,14).54 Die einzige Ausnahme bildet 2. Chr 7,17–22, wo der Chronist mit einigen Änderungen den parallelen Text von 1. Kön 9,4–9 zitiert, der eine Verbindung herstellt zwischen dem Fortbestand des Davidischen Königtums und des Tempels einerseits und dem religiösen Verhalten Salomos und der Israeliten andererseits. VII Zusammenfassung Sowohl Samuel-Könige als auch die Chronik diskutieren die Tatsache, dass Gott Davids Vorhaben ablehnte, einen Tempel zu bauen, erklären dies jedoch unterschiedlich. In bei den historiographischen Werken bilden Gottes Zustimmung zum Bau des Tempels durch Salomo, dessen Fertigstellung und Einweihung den Kern von Salomos Geschichte. So wohl Könige als auch die Chronik widmen einen Großteil ihrer Berichte über Salomos Herrschaft der detaillierten Beschreibung der Vorbereitungen zum Bau des Tempels, sei54 Siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 44–45.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
266
Salomos Tempelbau und Gottes Anerkennung
ner Errichtung, seiner Anerkennung durch Gott und seiner Einweihung. Das vorliegende Kapitel zeigt die wesentlichen Merkmale dieser Themen, wie sie in Samuel-Könige und Chronik aus einer historiographischen Perspektive beschrieben sind, und erwägt die jeweiligen theologischen Implikationen. Der Chronist widmet dem Tempel im Ganzen ungefähr 14 Kapitel. Im Allgemeinen beruht seine Darstellung des Tempelbaus auf dem Buch der Könige, aber die Beschreibung des eigentlichen Gebäudes – insgesamt 14 Verse – fällt deutlich kürzer aus als in der Vor lage. Er verbindet den Standort des Tempels mit dem Ort der Bindung Isaaks in der Ge nesis. Der Chronist integriert in seine Beschreibung einerseits einige Elemente des Tem pels seiner eigenen Zeit (i. e. Serubbabels Tempel bzw. der Zweite Tempel), mit dem er vertraut war; andererseits harmonisiert und kombiniert er diese mit der Beschreibung der Stiftshütte des Mose in der Tora.55 Dadurch entwirft der Chronist einen anderen, völlig neuen Tempel, der in der historischen Realität der israelitischen Königszeit nie existiert hat. Da der Tempel in Jehud Medinta der Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde und zugleich ihre wichtigste Institution während der Perserzeit war, versucht der Chronist, ihm Zeichen eines hohen Alters und von Heiligkeit zuzuschreiben, die bereits in mosaischer Zeit ihren Anfang genommen hatten und sich, über den Tempel Salomos, bis in seine eigene Zeit im ersten Viertel des 4. Jh. v. u. Z. fortsetzten. Gemäß dem Chronisten erfüllte Salomo vollkommen sowohl den Auftrag Gottes als auch das Testament seines Vaters im Hinblick auf den Tempel. Er hatte Erfolg, wo sein Vater versagte, und baute einen Tem pel, dessen Heiligkeit vergleichbar war mit derjenigen der Stiftshütte. Der Tempelbau und seine Zustimmung durch Gott wurden in beiden biblischen Geschichtsschreibungen als die größte Errungenschaft König Salomos betrachtet. In der Chronik wurde diese Dar stellung jedoch noch kühner, als sie bereits in Könige beschrieben war. Die folgenden Generationen sollten sich an Salomo nicht nur wegen seiner großen Weisheit und seines Reichtums erinnern, sondern primär an ihn als Erbauer des ersten permanenten Tempels für den Herrn. Salomo wurde mit Weisheit und Reichtum nicht nur um ihrer selbst willen oder zu Herrschaftszwecken beschenkt, sondern vor allem um in der Lage zu sein, den Tempel zu bauen. Diese Leistung sicherte Salomo einen festen Platz in der israelitischen bzw. jüdischen Kultur sowie später auch in der christlichen und muslimischen Tradition.
55 Gemäß 1. Könige 8,4 und der Parallelstelle 2. Chr 5,5 wurde das Zelt der Begegnung letztlich im Salomonischen Tempel aufgestellt.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Kapitel XIV: König Salomo – Mensch und Mythos Das Schreiben und Umschreiben der Geschichte Salomos In dieser Schlussbetrachtung werden zunächst die vorangegangenen Kapitel zusammengefasst und aus diesen eine Synthese gebildet (§ I). Sodann werden weitere Konklusionen gezogen in Bezug auf die Darstellungen Salomos in der biblischen Geschichtsschreibung, die Übereinstimmungen und Unterschiede in den frühen und späten historiographi schen Texten und die allgemeineren Differenzen hinsichtlich der Methoden und Ansätze dieser Geschichtswerke (§ II). I Zusammenfassung und Synthese Im Anschluss an die Einleitung, die ausführlich auf den aktuellen Forschungsstand sowie die Ziele und Methoden dieses Buches eingeht, erörtert Kapitel II das Vorhandensein und das Wesen der Quellen über Salomo. Bisher wurden keine direkten epigraphischen Zeug nisse gefunden, die sich explizit auf Salomo oder seine Herrschaft beziehen, während die archäologischen Befunde höchst umstritten sind. Vor allem wird kontrovers diskutiert, ob die Monumentalbauten aus der Eisenzeit II, die an diversen Orten im Land Israel aus gegraben wurden, auf die Zeit Salomos (das 10. Jh. v. u. Z.) oder auf die spätere Epoche des geteilten Reichs (9. Jh. v. u. Z.) zu datieren sind. Die archäologischen Daten sind grund sätzlich problematisch, und die biblischen Texte bleiben die wesentliche Grundlage für jede Beschreibung König Salomos und seiner Zeit. Einige Forscher haben, teilweise wegen der dürftigen außerbiblischen Belege, die Legi timität der Rekonstruktion von Geschichte, Kultur und Literatur des Alten Israel auf der Grundlage von biblischen Quellen angezweifelt. Daher fasst Kapitel III die Arg umente zusammen, die eine Gruppe von Gelehrten – die sogenannten Minimalisten, Revisionis ten, Nihilisten oder Dekonstruktivisten – vorbringt, und unterzieht sie einer kritischen Bewertung. Diese Wissenschaftler lehnen die Existenz einer Vereinigten Monarchie unter David und Salomo ab, leugnen, dass diese beiden Könige – falls sie überhaupt jemals existiert haben – tatsächlich über ein ausgedehntes Reich herrschten und kommen zu dem Schluss, dass die meisten oder alle biblischen Berichte über ihr Leben und ihre Herrschaft späte ideologische Erfindungen seien, die erst lange nach dem 10. Jh. verfasst worden waren. Auch wenn das Hauptziel dieses Buches nicht die Rekonstruktion des „historischen Salomo“ ist, können solche grundsätzlichen Fragestellungen nicht ignoriert werden. Dieses Kapitel bietet ausführlich dar, weshalb die Hypothesen, Methoden und Schlussfolgerungen der Minimalisten abzulehnen sind. Kapitel IV befasst sich dann mit der historischen Bewertung von Salomos Königreich mit einem Schwerpunkt auf vier Fallstudien: über Salomos Tempel, die Größe Jerusalems
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
268
König Salomo – Mensch und Mythos
im 10. Jh. v. u. Z., die Gestalt des Davidisch-Salomonischen Reichs und den Bezug von Salomos Harem. Es untersucht, wie ein sinnvoller und ausgewogener Ansatz zum Um gang mit den biblischen Quellen aussehen sollte. Letztendlich beinhalten die biblischen Texte zwar sicherlich teilweise auch spätes und legendenhaftes Material und sollten daher in jedem Fall sorgfältig und kritisch bewertet werden. Das allgemeine Bild Salomos, das die frühbiblische Geschichtsschreibung (Samuel-Könige) zeichnet, ist jedoch im Wesent lichen plausibel, und die pauschale Annahme, diese Texte seien historisch unzuverlässig, ist unbegründet. Außerdem zeigen die übrigen Kapitel – auch wenn die Diskussion in diesem Buch nicht von dieser Schlussfolgerung abhängig ist –, dass verschiedene Aspekte des Berichts über Salomo in Samuel-Könige besser verständlich sind, wenn dieser Bericht als eine Zu sammenstellung früherer Quellen verstanden wird, als wenn man ihn als frei erfundene Fiktion eines späteren Zeitalters interpretiert. Daher liegt der Schwerpunkt der restlichen neun Kapitel des Buches darauf, wie Salomo in bestimmten Texten der Hebräischen Bi bel dargestellt wird – insbesondere im Vergleich der Texte untereinander und, sofern vor handen, mit den überlieferten außerbiblischen Quellen aus dem Alten Orient. Die Dis kussion in Kapitel VII, „Salomos Geburt und seine Namen in der Literatur aus der Zeit der Zweiten-Tempel-Epoche “, bezieht sich ebenfalls auf einige außerbiblische jüdische Quellen aus dieser Zeit. Die Kapitel V und VI befassen sich mit Salomos Geburtsgeschichte und seinen beiden Namen (2. Sam 12,24–25) in ihrem biblischen und altorientalischen Kontext. Kapitel V zeigt, dass diese Verse ein wesentlicher Bestandteil der Gesamterzählung in 2. Samuel 10–12 sind. Obwohl der eigentliche Schwerpunkt dieser Kapitel auf König David und nicht auf Salomo liegt, sind ihre Geschichten doch nicht voneinander zu trennen. Die übergreifende Erzählung steht im Kontext der sogenannten „Thronfolgeerzählung“ (2. Samuel 9–20 + 1. Könige 1–2) und ist eng verbunden mit ihrem politisch-historischen Hintergrund im 10. Jh. v. u. Z. Daher untersucht dieses Kapitel minutiös das biblisch-historische Setting von Salomos Geburtsgeschichte, deren Einheit und Eingliederung in die benachbarten Textkomplexe der Hebräischen Bibel. Zugleich werden einige unbestätigte Hypothesen der Bibelwissenschaft hinterfragt: dass der Bericht in 2. Samuel 10–12 in der späten Königszeit oder sogar deutlich später umfassend überarbeitet worden sei und dass Salomo eigentlich das erste Kind von Batseba, und nicht wie der biblische Text es darstellt, ihr zweitgeborenes gewesen sei. Kurzum: Sowohl der Bericht von Davids Ehebruch mit Batseba und seine Verurteilung durch Nathan als auch die Geburt der beiden Söhne von Batseba (2. Sam 11,1c–12,25) bereiteten den Kommentatoren und Historikern lange Zeit Schwierigkeiten. Exegeten, die den redaktionsgeschichtlichen Ansatz wählen, haben oft die Einheit des Textes ge leugnet, und sogar seine Kohärenz in Frage gestellt. Sie haben häufig versucht, 2. Samuel 10–12 in mehrere Schichten aus der Hand verschiedener Verfasser zuzuteilen, und kamen zu dem Schluss, dass Salomo ursprünglich nicht Batsebas zweiter Sohn gewesen sei, sondern ihr Erstgeborener und daher illegitim, ein Bastard. Die Erzählung von der Geburt und dem Tod des ersten Sohnes, so behaupten diese Exegeten, sei nur ein späterer Ver such, diese „Tatsache“ zu verschleiern.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
269
Während jedoch die vorliegende Textgestalt vermutlich von früheren Quellen beeinflusst wurde (z. B. jener über den Krieg gegen die Ammoniter), sind solche redaktionellen Rekonstruktionen nicht nur unbegründet, sondern übersehen auch zahlreiche thematische, literarische, strukturelle, stilistische und theologische Merkmale, die sich über den gesamten Komplex von 2. Samuel 10–12 erstrecken, die Absicht des Autors aufzeigen und den Hauptkern der Erzählung zu einer Einheit verschmelzen. Zu diesen Merkmalen gehören die literarische und theologische Rahmung der einzelnen Einheiten wie auch die verschiedenen literarischen Techniken und Strukturen, durch die der Autor bzw. der Edi tor diese Einheiten im Rahmen der übergreifenden Erzählung als Ganzem anspruchsvoll miteinander verband. Insbesondere ist die Erzählung in einer Weise strukturiert, die sich von den äußeren Belangen an der Peripherie des israelitischen Königreichs zu den inne ren und vertraulichen Angelegenheiten in seinem Kern – der Hauptstadt Jerusalem und dem Palast des Königs – bewegt. Dadurch wird die Geburt Salomos zum Zentrum und Höhepunkt der Gesamterzählung. Diese wird gerahmt von verschiedenen Formen der Inclusio und ist strukturiert in fünf, in konzentrischen Kreisen angeordneten, Geschich ten, von denen jede zur nächsten überleitet oder das Ergebnis der vorhergehenden ist. Schließlich ist der gesamte Abschnitt 2. Sam 11,1–12,25 in einen Rahmen eingebettet, der mit Kriegsberichten beginnt und abschließt (2. Sam 10,1–19 und 12,26–31). Dieser Abschnitt stimmt mit der theologischen Struktur von 1. Samuel 15 stark überein, kehrt diese aber um, wodurch ein starker Kontrast zwischen Sauls Versagen und Davids Re habilitierung geschaffen wird. Dadurch werden die essenzielle Einheit des Textes, die Absicht des Autors und die theologische Kohärenz untermauert. Die Erzählung (oder der Bericht bzw. die Verlautbarung) von Salomos Geburt im Samuelbuch ist einzigartig in der gesamten Geschichtsschreibung der Königreiche des Alten Israel: Es gibt keinen expliziten Bericht von Sauls Geburt und überhaupt keine Angaben über die Geburt Davids oder eines der späteren Könige von Juda oder Israel. David hatte außerdem zahlreiche andere Söhne von verschiedenen Frauen, aber von keinem gibt es einen Bericht über seine Geburt. Gab es einen besonderen Grund, warum ausgerechnet die Geschichte von der Geburt Salomos – von allen Söhnen Davids und allen israelitischen und judäischen Königen – erzählt wurde? Obwohl der Geburtsname des neugeborenen Kindes Schlomo bzw. war, erhielt er durch Nathan, den Boten Gottes, einen zusätzlichen Namen: Jedidja, der mit der Phrase „und der Herr liebte ihn“ (2. Sam 12,24–25) verbunden ist. Was waren der Zweck und die Bedeutung dieses Namens und der begleitenden Phrase? Kapitel VI untersucht diese Fragen in drei einander ergänzenden Zusammenhängen: ihren unmittelbaren Textzusammenhang (2. Samuel 10–12), ihren weiteren Kontext der Erzählung von Salomos Aufstieg an die Macht (1. Könige 1–2) und ihren Parallelen in vergleichbaren altorientalischen Texten, die von den Thronan sprüchen von Usurpatoren und Königen außerhalb der königlichen Linie erzählen. Letz tere versuchten, ihr Königtum zu legitimieren, indem sie sich als Geliebte oder Erwählte von Gottheiten präsentierten, die sie förderten. Teilweise nahmen sie auch einen neuen Thronnamen an. Dieses historische und literarische Phänomen kommt in mesopota mischen, anatolischen, ägyptischen und persischen Schriften vor. Es ist in sumerischen, altbabylonischen und neuassyrischen Quellen (über Sargon den Großen von Akkad und
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
270
König Salomo – Mensch und Mythos
Sargon II. von Assyrien), in ḫethitischen Texten (über Ḫattušili III.), in ägyptischen Schriften (über Hatschepsut und andere Pharaonen) und in persischen Inschriften (über Xerxes I. – zu finden. Die vergleichende historische Diskussion in diesem Kapitel zeigt, dass im Alten Israel und in den semitischen als auch nicht-semitischen Kulturen der Umgebung die Behaup tung, bereits sehr früh im Leben von einer Gottheit auserwählt worden zu sein, für Usur patoren ein Mittel zur Selbstlegitimierung war. Offenbar gab es eine Tradition dieser kö niglichen Apologien mit gemeinsamen Wesensmerkmalen, die die Kulturen des Alten Orients teilten. Das ist besonders in den Fällen von Sargon dem Großen bzw. Sargon II. und Ḫattušili III. erkennbar, die beide die Protektion durch Ištar („Ištar liebte mich“) für sich beanspruchten, obwohl diese ursprünglich keine ḫethitische Gottheit war. Dass Traditionen betreffend Sargon den Großen in Ḫatti weit verbreitet waren, unterstützt die Annahme, dass diese Verbindung bewusst hergestellt wurde, und stellt eine entfernte Parallele zum ähnlichen Motiv in 2. Samuel („der Herr liebte ihn“) dar. Vor dem Hintergrund dieser altorientalischen Parallelen wird deutlich, dass die Erzäh lung von Salomos Geburt und sein zusätzlicher Name – Jedidja – in 2. Sam 12,24d–25 in enger Verbindung zu Salomos Thronbesteigung stehen, die in 1. Könige 1–2 geschildert wird. Tatsächlich dient die erste Erzählung in Samuel als Exposition, Legitimierung und Rechtfertigung letzterer Erzählung in Könige, die ebenfalls die göttliche Erwählung Sa lomos erwähnt. Darüber hinaus rahmen die Erzählung von Salomos Geburt in 2. Samuel 10–12 und seine Krönung und Etablierung auf dem Thron in 1. Könige 1–2 die Thron folgeerzählung, die mit Geschichten von Salomo beginnt und schließt.1 Es war derselbe Nathan, der Batsebas zweitem Sohn den Namen Jedidja gab, ihm als erster die Liebe und die Protektion Gottes übermittelte (2. Sam 12,24d–25) und der Salomo später gegen dessen Rivalen Adonia unterstützte (1. Könige 1). Tatsächlich erscheinen Batseba, Nathan und Salomo nur an diesen beiden Stellen in der Thronfolgeerzählung. Die Vorstellung von der Liebe Gottes und diese Art und Weise, einen Usurpator in Is rael zu rechtfertigen, könnte im Alten Israel entweder unabhängig entstanden sein oder – was deutlich wahrscheinlicher ist – unter dem Einfluss einer der zuvor genannten Kultu ren der Umgebung, was die Übereinstimmung dieser Erzählung mit den Vorstellungen der altorientalischen Kulturen widerspiegelt. Wenn diese Methode zur Legitimierung eines Usurpators in Israel tatsächlich von einer oder mehreren anderen Kultur(en) beein flusst war, hat die Vorstellung vermutlich ihren Weg aus Mesopotamien nach Israel ge funden: Die Usurpation Salomos, die als Vorzugsbehandlung durch Gott erklärt wird („denn es war für ihn bestimmt von dem Herrn“, 1. Kön 2,15, siehe auch 2,24), ist weitge hend parallel zu der Erklärung der Usurpation von Sargon dem Großen, die ebenfalls als Bevorzug ung durch die Götter, vor allem durch Inanna/ Ištar, interpretiert wurde. Außerdem ist der Name Jedidja politisch und ideologisch vergleichbar mit dem Namen Šarru-kīn (Sargon), und die Phrase „und der Herr liebte ihn“ hat eine Parallele in der Phra 1 Das 9. Kapitel des zweiten Samuel-Buches dient als Exposition für das Verhältnis von David und Mefi-Boschet, wie es auch bei der Erzählung von Ziba und Mefi-Boschet im Rahmen der AbsalomErzählung in 2. Sam 16,1–4; 19,25–31 der Fall ist.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
271
se „Ištar liebte mich“ in der Geburtslegende Sargons. In beiden Fällen ist es das Ziel, dem Usurpator (Salomo, Sargon dem Großen bzw. Sargon II.) eine göttliche Legitimation zu verleihen. Folglich soll das nicht unbedingt heißen, dass die Thronfolgeerzählung genau auf diesen spezifischen Texten basiert, sondern eher, dass sie dieselben oder ähnliche, weit verbreitete Traditionen widerspiegelt. Im Prinzip hätten diese auch durch die ḫethitische Apologie von Ḫattušili III. nach Israel kommen können, die wiederum selbst von den mesopotamischen Vorbildern beeinflusst war, aber die ḫethitische Apologie bezieht sich nicht explizit auf einen neuen Namen. In jedem Fall steht die Legitimierung Salomos in 2. Sam 12,24d–25 völlig im Einklang mit den Traditionen des Alten Orients und ist kein fremdartiges Fragment ohne Bezug zu seinem jetzigen Kontext. Die Verleihung des Na mens Jedidja an Salomo und die Bekräftigung, dass „der Herr ihn liebte“, sind wesentliche Bestandteile der Erzählung von Salomos Thronfolge, die seiner in den beiden ersten Ka piteln des Königebuches beschriebenen Usurpation eine göttliche Legitimation verleihen. In einer Reihe biblischer Schriften aus der Zeit des Zweiten Tempels wie auch in eini gen apokryphen und pseudepigraphischen Schriften und in den Werken des Flavius Josephus gibt es ganz andere Darstellungen von Salomos Geburt und seinen Namen. Wie in Kapitel VII diskutiert, erwähnt die Chronik den Namen Jedidja an keiner Stelle. Auch erscheint der Name weder in der Weisheit Salomos noch im Testament Salomos, oder gar in Josephus’ Schriften. Im Gegensatz dazu spielen die Psalmen und Nehemia auf diesen Na men an; in Ben Sira sind Wortspiele mit Jedidja und mit dem Namen Schlomo zu finden. Darüber hinaus behandelt die Chronik auch die Geburt Salomos nicht. Dort wird er lediglich mit den anderen Söhnen von Batseba (die hier „Bat-Schua“ genannt wird) aufgelistet, was andeutet, dass er seinem Vater David unter normalen Umständen geboren wurde. Die Liste von Batsebas Kindern ist hier nach dem literarischen Schema „drei-vier“ gerahmt, mit Salomo an vierter Position, dem Höhepunkt. Er steht zudem exakt in der Mitte der 19 Namen von Davids Söhnen, das heißt an der symbolischen zehnten Stelle. Der Chronist verzichtete auf jeden Hinweis auf die Geschichte von David und Batseba, der nicht zu seiner allgemein positiven Beschreibung dieser wichtigen israelitischen Ge stalten passte. Dazu gehörten die Geburt und der Tod von Batsebas erstem Sohn, die dem Verständnis des Chronisten von strikter Belohnung und Bestrafung zuwiderliefen. Gemäß dem Chronisten gab Gott selbst dem Kind den Namen Schlomo noch vor dessen Geburt – eine Vorstellung, die auch in manchen prophetischen Büchern und einigen alt orientalischen Texten zu finden ist. In der Chronik wurde Salomo vom Herrn selbst zum König von Israel erwählt. Der Chronist interpretiert den Namen Salomo an zwei Stellen, indem er seine Wurzel erklärt. Die Kapitel VIII und IX befassen sich dann mit der Tatsache, dass sich die biblische Geschichtsschreibung weder über Salomos Kindheit und sein Leben vor der Thronbe steig ung noch über seine äußerliche oder körperliche Erscheinung auslässt. Diese Lücken sind umso überraschender, da die frühbiblischen historiographischen Texte durchaus über Salomos Geburt und seinen Konflikt mit seinem Bruder bezüglich der Thronfolge berichten, jedoch nichts über die Zeit zwischen diesen Ereignissen sagen. Noch schwerer wiegt sogar, dass Samuel-Könige sowohl das physische Erscheinungsbild jedes von Sa lomos königlichen Vorgängern – Saul und David – und seiner Konkurrenten um den
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
272
König Salomo – Mensch und Mythos
Thron – Absalom und Adonia – als auch einiger anderer Mitglieder von Davids Familie beschreiben, aber nichts darüber sagen, wie Salomo aussah. Diese beiden Kapitel fragen daher nach dem Grund dafür, dass der Autor bzw. Editor diese Information nicht anbot, und ob aus den Texten irgendetwas zu diesen Themen abgeleitet werden kann. In Bezug auf Salomos Leben vor der Thronbesteigung ist es wahrscheinlich, dass der bzw. die Editor(en), der bzw. die Samuel-Könige zusammenstellte(n), seine bzw. ihre In formationen aus der Thronfolgeerzählung bezog(en). Da diese Salomos Kindheit nicht beschrieb, gab es dafür vermutlich keine verfügbare andere Quelle. Das ist verständlich und in der gesamten biblischen Epoche üblich, in der nur sehr selten etwas über das Le ben eines Königs vor dessen Thronbesteigung berichtet wurde. Vermutlich hatte Salo mo eine typische Kindheit am Hof; aber alles, was mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass er als Jugendlicher Naama, die Ammoniterin, heiratete – was in biblischer Zeit nicht unüblich war – und dass sein ältester Sohn, Rehabeam (1. Kön 14,21) anscheinend vor Salomos Thronbesteigung geboren wurde. Es gibt keine verlässlichen Beweise für die Schlussfolgerung einiger Exegeten, dass David Salomo der Fürsorge Nathans übergeben hatte, dass dieser zu Salomos Vormund gemacht wurde oder für Salomos Erziehung verantwortlich war. Im Hinblick auf Salomos Aussehen ergibt die Erörterung in Kapitel IX, dass es zwar möglich ist, dass er wie seine Eltern, David und Batseba und zumindest einige seiner Halbgeschwister – wie z. B. Absalom, Adonia und Tamar – attraktiv war, dass dies aber nirgends in Samuel, Könige oder Chronik explizit gesagt wird. Das Fehlen jeder Beschrei bung von Salomos physischem Erscheinungsbild, so wird argumentiert, könnte dazu gedient haben, aufzuzeigen, dass seine Fähigkeiten als König nicht von seiner körperlichen Schönheit abhingen – im Gegensatz zu Eliab, Absalom und Adonia. Stattdessen beruhten sie auf seinen inneren Qualitäten als weiser Anführer und Gelehrter. Salomos Fähigkeiten werden bereits in der ersten Offenbarung Gottes hervorgehoben, die ihm in Gibeon zuteil wird, als er „ein hörendes Herz, um dein Volk zu richten“, erbat (1. Kön 3,5–14, insbesondere 3,9 // 2 . Chr 1,10, „Gib mir nun Weisheit und Erkenntnis, um vor diesem Volk aus- und einzugehen“). Salomos legendäre Weisheit wird in Könige an einigen Stellen sowohl betont als auch veranschaulicht (1. Kön 5,9–14.21.26; 10,1–10), und wurde anstelle seines physischen Aussehens zu seinem bestimmenden Merkmal. Trotz seiner Weisheit sündigte er jedoch gemäß dieser Darstellung (1. Könige 11). Obwohl der Chronist Samuel-Könige folgt und keine Informationen über Salomos Erscheinungsbild gibt, schlägt er selbst im Hinblick auf dessen Weisheit einen anderen Weg ein und spielt sie sogar herunter. Das diente vermutlich dazu, die Gerechtigkeit des Königs als Bauherr des Tempels sowie seinen Gehorsam und seine Treue gegenüber dem Gott Israels zu betonen, wie dies sein Vater ihm in seinem Testament befohlen hatte. Anscheinend beziehen sich die poetischen Beschreibungen des Hohelieds – vor allem Hhld 5,10–16 – nicht auf das tatsächliche Aussehen König Salomos (trotz Hhld 3,6–11). In jedem Fall sollte eine solche poetische Metaphorik nicht so ohne weiteres wörtlich oder historiographisch verstanden werden, wie das bei den Texten über Salomo in Samuel-Kö nige möglich ist.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
273
Kapitel X untersucht, wie Salomo David auf den Thron folgte. Zuerst wird der Ver such unternommen, die historische Situation so gut wie möglich zu rekonstruieren, sofern diese aus der einzigen überlieferten Quelle zu den entsprechenden Ereignissen, der Thronfolgeerzählung, abgeleitet werden kann. Anschließend wird der Schwerpunkt darauf gelegt, wie die Thronfolge in Samuel-Könige einerseits und in der Chronik andererseits dargestellt wird. Der Versuch, die historische Situation zu rekonstruieren, ist in diesem Fall nötig, um die unterschiedlichen historiographischen Methoden der jeweiligen Verfasser angemessen verstehen zu können. In diesem Kapitel wird erörtert, dass beide Berichte zwar versuchen, Salomo als den von Gott erwählten König über Israel zu legitimieren, dass sie hierfür aber zweifellos gegensätzliche Mittel und Methoden benutzen. Die ersten beiden Kapitel von Könige sind sehr eng miteinander verbunden; keines der beiden kann für sich allein stehen. Tatsächlich war Salomos Thronfolge mit der Er füllung dessen, was als das „Testament Davids“ bezeichnet wird (1. Kön 2,1–9), und der Beseitigung seiner potenziellen Rivalen (1. Kön 2,10–46a) abgeschlossen. Gemeinsam setzen beide Teile der Thronfolgeerzählung in 1. Könige 1–2 voraus, dass Salomo nicht der legitime Thronerbe war: Adonia war der Ältere, als nächstes in der Thronfolge vorgesehen, und er wurde von den meisten Söhnen Davids und seinen höchsten Beamten sowie von anderen Anführern Judas unterstützt. Das erste Buch der Könige beschreibt Salomos Aufstieg zum König als das Ergebnis von Machtkämpfen und Intrigen am Hof, die in den letzten Tagen des alten, kranken und schwachen Davids stattfanden, der von Nathan und Batseba manipuliert wurde. Die Thronfolgeerzählung unternimmt in der Form, in der sie in Samuel-Könige eingearbeitet wurde, keinen Versuch, die zweifelhaften Mittel auszublenden, mit denen Salomo auf den Thron gelangte, sondern präsentiert die Abfolge dieser Ereignisse als die Erfüllung des Willens Gottes. Das ist vergleichbar mit anderen biblischen Geschichten, in denen spätgeborene Söhne anstelle ihrer älteren Brüder erwählt werden. Am dichtesten dran ist die Erzählung von Jakob und Esau, in der Jakob durch eine Mischung aus göttlichem Willen und menschlichem Betrug das Erbe seines Vaters erlangt. In gleicher Weise erkennt auch die Thronfolgeerzählung an, dass Salomo den Thron aufgrund politischer Intrigen bestiegen hat, bestätigt aber zugleich, dass dieser Erfolg „vom Herrn“ kam. Zudem nutzt diese Erzählung ebenfalls das literarische Muster „drei-vier“, um den gesamten Bericht zu strukturieren, indem sie drei Söhne Davids – Amnon, Absalom und Adonia – präsentiert, die scheitern, um dann Salomo an der bevorzugten vierten Stelle zu platzieren, während explizite Bezüge auf Gottes Liebe zu Salomo und seine Erwählung zum König das Geschehen rahmen. Im Chronistischen Geschichtswerk werden jedoch beinahe alle Elemente weggelassen, die ein schlechtes Licht auf David, Nathan, Batseba und Salomo werfen könnten, während die Erwählung Salomos von Gott noch unmittelbarer und stärker betont wird: Er wurde nicht nur von David erwählt, sondern vor allem vom Herrn bereits im Mutterleib (1. Chr 22,7–10, Sondergut). Obwohl der Chronist die gesamte Thronfolgeerzählung, einschließlich ihrer Hinweise auf Gottes Liebe zu Salomo in 2. Sam 12,25, auslässt, baut er seinen eigenen, alternativen Bericht nicht nur auf ihrer Grundlage auf, sondern auch auf Elementen, die er verschiedenen anderen früheren biblischen Texten entnommen hat – zum Beispiel der Prophezeiung Nathans in 2. Samuel 7 und den Stellen in 1. Könige 3
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
274
König Salomo – Mensch und Mythos
und 10, die Gottes Bevorzugung Salomos erwähnen. Auch der Chronist platziert Salomo an vierter Stelle unter Davids Söhnen, aber in einer völlig anderen Weise (1. Chr 3,5–6; 28,4–5, Sondergut). Auf diese Weise erschafft der Chronist eine deutlich andere Ge schichte, gemäß jener Salomo von Beginn an der rechtmäßige Herrscher und berufene Bauherr des Tempels war. Es gab keinen Konflikt und keine Auseinandersetzung darü ber, dass er Davids Nachfolger sein sollte, und auch keinen Kampf gegen seinen Bruder Adonia. Im Gegenteil unterstützten alle Brüder Salomos und die Beamten des König reichs seine Thronbesteigung. Dass die beiden Berichte über Salomos Aufstieg völlig unterschiedlich sind, zeigt noch einmal Kapitel XI, das Salomos Krönung, Davids Testament und Salomos erste Hand lungen als König untersucht. Während in 1. Könige 1–2 Salomos Weg an die Macht als Ergebnis von politischer Konfrontation und wohlkalkulierten Hinrichtungen möglicher Rivalen dargestellt wird, verläuft Salomos Thronfolge in der Chronik vollkommen friedlich. Beide Berichte versuchen, seine Handlungen durch ein Testament zu rechtfertigen, das sie David zuschreiben, in dem dieser Salomo feierlich beauftragt, diejenigen Aufgaben zu erfüllen, die er anschließend am Beginn seiner Herrschaft tatsächlich durchführt (1. Kön 2,1–9; 1. Chr 22,5–19; 28,1–29,5). Bei keinem der beiden Testamen te ist es wahrscheinlich, dass es auf den historischen David zurückgeht; beide spiegeln sekundäre Versuche, Salomos Handlungen zu rechtfertigen. Aber beide unterscheiden sich im Inhalt erheblich voneinander: In 1. Könige 2 umfasst das Testament sowohl re ligiöse Anweisungen (den Auftrag, Gottes Gebote zu halten) als auch politische Rat schläge (Joab und Schimi hinzurichten). In der Chronik legt David den Schwerpunkt ausschließlich auf Salomos religiöse Pflichten und fügt einen ausführlichen Auftrag zum Bau des Jerusalemer Tempels hinzu. Während also die Version von Davids Testament in Könige Rachea kte und die Beseitigung von Personen anordnet, die Salomos Autorität in Gefahr bringen könnten, führt die Version in der Chronik Bauprojekte näher aus, die den fließenden Übergang von Davids Herrschaft zu Salomos Königtum widerspiegeln. Die frühen Jahre von Salomos Herrschaft passen in jedem Bericht zu den Anordnungen aus dem Testament: Gemäß diesem lässt Salomo in 1. Könige 2 Joab und Schimi hinrichten. Dass auch Adonia getötet wird, wird dadurch gerechtfertigt, dass er Abischag zu sich nehmen wollte (was Salomo unangemessen und illegitim fand), und der Ausschluss Abjatars aus der Priesterschaft in Jerusalem wird dargestellt als Erfüllung des Wortes „des Herrn, das er gesprochen hatte über das Haus Elis in Schilo“ (1. Kön 2,27b). Salomo heiratet außerdem Pharaos Tochter – eine eindeutig politisch motivierte Ehe –, um seine Po sition von außen zu festigen (1. Kön 3,1). In keinem dieser Fälle wird Salomo explizit für seine Handlungen verurteilt, doch die frühen biblischen Geschichtsschreiber versuchen auch nicht, sie zu verschweigen. Erst nach all diesen Taten besucht Salomo das Höhen heiligtum in Gibeon, um zu opfern und eine Offenbarung Gottes zu erhalten (1. Kön 3,4–15). Den Tempelbau begann er erst vier Jahre nach seiner Thronbesteigung (1. Kön 6,1.37). Im chronistischen Geschichtswerk ist Salomo jedoch unbestritten von Beginn an der legitime König. Seine ersten Handlungen bestehen darin, „Gottes Zelt der Begegnung zu besuchen, das Mose, der Diener des Herrn, gemacht hatte“ und das in Gibeon aufbe-
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
275
wahrt wurde (2. Chr 1,1–13, v. a. der Zusatz in 1,3), und ferner mit der Arbeit am Tempel zu beginnen (2. Chr 2,1–5,1). So soll auch gezeigt werden, dass es einen reibungslosen und idealen Übergang von David zu Salomo gab, der ein Königreich übernahm, das nicht – wie in Könige – von politischer Rivalität gekennzeichnet war, sondern von Frieden und Wohlstand. David hatte bereits Unmengen an Baumaterial gesammelt, und Salomo hatte Frieden – sowohl im Inneren des Königreichs als auch nach außen hin – und die religiöse und politische Autorität von Gott und David, die notwendig waren, um das Material unmittelbar für den Tempelbau einsetzen zu können. Er erfüllte das Testament seines Vaters, indem er die Gebote des Herrn einhielt und der Errichtung des Tempels oberste Priorität einräumte. Während David (unabhängig von Schuld oder Unschuld) Blut an den Händen hatte, war Salomo rein und makellos, ohne jeden Fehler und jede Bosheit. Zudem ist Salomos Königtum in der Chronik mehr nur ein politisches: Es symbolisiert die Einheit von Theokratie und Monarchie. Der König ist der Repräsentant Gottes auf Erden und zugleich der König des Volkes, das er wiederum vor Gott vertritt. So erfüllt Salomo in beiden Geschichtsdarstellungen Davids Testament vollständig; dies wird aber von jedem Historiker auf jeweils radikal unterschiedliche Weise dargestellt. Kapitel XII behandelt den Bericht von Salomos Krönung in 1. Könige 1 und beson ders ein literarisches Merkmal dieses Textes, das zusätzlich die gegensätzlichen Selbstbild nisse in Könige und Chronik verdeutlicht: In der Thronfolgeerzählung in 1. Könige 1 wird der Klang von Musikinstrumenten und Stimmen, der anderswo gehört wird, als ein literarisches Mittel gebraucht, um für den Leser einen Übergang von Salomos Krönung zu Adonias Gefolge zu schaffen (1. Kön 1,40). Dieses Phänomen tritt auch in einer Reihe anderer Erzählungen in der Hebräischen Bibel auf, vor allem in der Ladeerzählung (im Samuelbuch), bei der Krönung Joaschs zum König von Juda (im Buch der Könige und in der Chronik) sowie – in etwas anderer Form – in der Josefsgeschichte und im Buch Esra. Vor allem in Samuel-Könige scheint das Motiv nicht nur als stilistisches Element einge setzt zu werden, sondern auch, um verschiedene wichtige Übergänge in der Geschichte Israels zu kennzeichnen. Dass es in der Erzählung von Salomos Thronbesteigung in der Chronik gestrichen wurde, könnte daher ein Hinweis auf einen weiteren Aspekt sein, wie der Chronist den Übergang von David zu Salomo „glättete“, was in diesem Buch wiederholt nachgezeichnet wurde. Wie in Kapitel XIII betont wird, war Salomo in beiden Geschichtswerken der Erbauer des Ersten Tempels in der von Gott erwählten Stadt – Jerusalem –, ein Auftrag, der von seinem Vater David nicht erfüllt werden konnte. Obwohl letzterer in beiden Berichten zwar Materialien beschaffte, die für den Tempelbau benötigt wurden (2. Sam 8,7–11 // 1. Chr 18,8–11), wird dies in der Chronik sehr ausführlich geschildert, klar und deutlich. Dort wird Davids zusätzlichen Vorbereitungen für den Tempel überwältigende Aufmerk samkeit und viel Raum gewidmet (grob: 1. Chr 22,2–29,25), was impliziert, dass David wesentlichen Anteil bei der Errichtung des Tempels hatte. Während sowohl Samuel-Kö nige als auch die Chronik die Gründung des Jerusalemer Tempels als den Höhepunkt von Salomos Herrschaft und als seine bedeutendste Errungenschaft darstellen, geht der Chro nist jedoch noch deutlich weiter und präsentiert dieses Projekt als Salomos Schicksal und von Anfang an angestrebtes Ziel. Die Gemeinde des Chronisten hatte ihr Zentrum im
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
276
König Salomo – Mensch und Mythos
Abbildung 5 – König Salomo, Kathedrale von Monreale, Monreale (Sizilien, Italien)
Tempel Serubbabels (der an derselben Stelle stand wie zuvor Salomos Tempel und als dessen Ersatz angesehen wurde),2 und entsprechend spielt der Bauherr des Tempels, Salomo, die wichtigste Rolle in seinem Bericht über die Königszeit. Für den Chronisten eröffnete der Salomonische Tempel einen neuen Zugang des Dienstes an Gott und zugleich eine neue Ära in der jüdischen Geschichte und Religion. Entsprechend schrieb er Salomo eine einzigartige Position unter allen Söhnen Davids sowie unter den „vier“ Söhnen Batsebas/ Bat-Schuas zu (1. Chr 3,5, Zusatz). Er war schon vor seiner Geburt dazu erwählt worden, den Ersten Tempel zu bauen, und begann damit beinahe unmittelbar, nachdem er den Thron bestiegen hatte. Anders als in Könige lassen die Beschreibungen des Chronisten alle Sünden des Tempelbauers weg, und der Salomonische Tempel wird mit dem Zwei ten Tempel einerseits und mit der ruhmreichen Stiftshütte des Mose andererseits harmo nisiert. Das spiegelt sowohl seinen nachexilischen Hintergrund als auch die Autorität der Tora für seine Generation. II Mensch und Mythos: Salomo in Geschichte und Geschichtsschreibung Im Gegensatz zu einigen anderen israelitischen und judäischen Königen wird Salomo in keiner erhaltenen Inschrift oder außerbiblischen Quelle erwähnt, zudem lassen die archäologischen Befunde von verschiedenen Orten im Land Israel, die mit ihm in Verbin dung gebracht werden könnten, verschiedene Interpretationen zu. So hat beispielsweise 2 Siehe Kalimi, Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie, S. 27–55, insb. 35–54.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
277
die Entdeckung monumentaler antiker Bauten in Städten wie Jerusalem, Hazor, Megiddo und Geser – die die biblischen Texte mit Salomos Bautätigkeit in Verbindung bringen – in den letzten Jahrzehnten unter Archäologen zu hitzigen Diskussionen geführt, selbst über so grundlegende Fragen wie deren Alter und Funktion. Folgt man bei der Datierung der Funde der High Chronology, können sie aus der Zeit Salomos stammen; folgt man jedoch der Low Chronology, so können sie keinesfalls mit ihm in Verbindung gebracht werden. Dementsprechend bleibt umstritten, ob die archäologischen Befunde die bibli schen Berichte über Salomos Bautätigkeit eher unterstützen oder widerlegen. Was jedoch Salomos andere Taten und seine Zeit im Allgemeinen angeht, so bleiben nach derzeitigem Stand die biblischen Texte die einzigen Quellen, die uns zur Verfügung stehen, um zu rekonstruieren, wer Salomo war und wie wir uns die Grundzüge seines Lebens und seines Königreichs vorzustellen haben. Abgesehen von David wird Salomo in der biblischen Literatur (und auch in der späteren jüdischen, christlichen und muslimischen Kultur) mehr Aufmerksamkeit zuteil als jedem anderen König von Juda und Israel.3 Salomos einzigartige Weisheit und sein Urteilsvermögen wurden oft gepriesen, und er wurde als einer der größten Könige und Gelehrten des Alten Israel verehrt. Doch trotz dieses glorreichen Rufes und der kollektiven Anerkennung haben wir gesehen, dass die Darstellungen Salomos in der Hebräischen Bibel komplex und zum Teil sogar widersprüchlich sind: Die Texte, die in den Büchern Samuel, Könige und Chronik über seine Geburt, seinen Aufstieg, seine Herrschaft und den Tempelbau zu finden sind, sind überaus facettenreich. Einige der Informationen, die diese Texte liefern, wurden durch die ideologischen und theologischen Ansichten ihrer Verfasser und Editoren geformt und umgeformt, und sie enthalten unhistorisches Material, späte Hinzufügungen und Glossen, gelegentliche Anachronismen, innere Widersprüche, ungenaue Aussagen und sogar legendenhafte Zusätze. Diese problematischen Daten über Salomo bestimmen offensichtlich den Inhalt, die Gestalt und die Grenzen einer historischen Beschreibung dieses Königs und seiner Zeit. Es versteht sich allerdings von selbst, dass sie einen modernen Historiker vor große Probleme stellen, aber nicht vor unüberwindbare. Auch wenn die Verlässlichkeit und die Interpretation der biblischen und archäologischen Befunde zu Salomo und seiner Herrschaft in der gegenwärtigen Forschung umstritten sind, gibt es keinen Grund a priori seine Existenz und seine wichtigsten Taten (oder diejenigen von Saul und David) abzustreiten, wie sie in den Samuel- und Königebüchern bezeugt sind. Ebenso sollte auch die allgemeine Glaubwürdigkeit der frühen biblischen Berichte nicht generell abgelehnt werden. Die in diesem Buch vorgestellte systematische Untersuchung und der Vergleich der biblischen Erzählungen verortet diese in ihren jeweiligen Kontexten innerhalb der Hebräischen Bibel und – sofern die Quellen das zulassen – im Licht der als wahrscheinlich angenommenen ihnen zugrunde liegenden historischen Situation, sowie ihres ur3 Das könnte an den Quellen liegen, die den biblischen Autoren bzw. Editoren zur Verfügung standen, oder deren Präferenz bzw. den Grad der Bedeutung widerspiegeln, den sie diesen Königen jeweils beimaßen; möglicherweise aber sind beide Gründe in Betracht zu ziehen.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
278
König Salomo – Mensch und Mythos
sprünglichen und umliegenden kulturellen, literarischen und religiösen Kontextes im Alten Israel und im Alten Orient. So wird die Verbindung deutlich, die zwischen der biblischen Erzählung von Salomos Geburt, seinen Namen und seiner Legitimierung durch Gott einerseits und jener, die in anderen Thronfolgeberichten benachbarter Kul turen andererseits vorgefunden wurde. Dieses Buch zeigt die umfassende Einheit der bi blischen Texte und ihres Inhalts, ihrer Form, der angewendeten literarischen Techniken sowie der zugrundeliegenden ideologischen und theologischen Konzepte. Das entkräftet die Versuche einiger Exegeten, die Texte in zahllose winzige Fragmente zu zerlegen, die von vielen Editoren über eine unglaubliche Zeitspanne von mehreren Jahrhunderten ge schrieben wurden. Es wird gezeigt, dass der Kern der Berichte über Salomo in der frühen biblischen Geschichtsschreibung (d. h. in Samuel-Könige) der Königszeit und ihren alt orientalischen Kontext zu verorten ist und nicht in späteren Phasen der Geschichte Is raels, wie einige Gelehrte argumentiert haben. Darüber hinaus zeigt dieses Buch auch, wie der Chronist in der Zeit des Zweiten Tempels einige der frühen historiographischen Schriften Israels im Sinne seiner eigenen zeitgenössischen Situation, seiner theologischen Konzepte, literarischen Methoden und sprachlichen Konventionen umschrieb. Es wurde gezeigt, dass die Selbstbildnisse von Salomo in diesen beiden biblischen Schriften deutliche Unterschiede aufweisen. Samuel-Könige und die Chronik unterschei den sich in ihrem literarischen Stil, den von ihnen verwendeten Überlieferungen, theolo gischen Zielen und Implikationen sowie in ihrer historischen Verlässlichkeit. Obwohl sie zwar viele Themen gemeinsam haben und in einigen Fällen dieselben Aspekte von Salomos Leben beschreiben, weichen sie jedoch in vielen wichtigen Details voneinander ab. Wie wir gesehen haben, stellen beide Salomo als den von Gott erwählten Nachfolger Davids dar, aber sie tun das mit äußerst unterschiedlichen literarischen Mitteln. Gemäß beiden Berichten erhielt der König seinen Namen vom Herrn. Sie differieren jedoch im Zeitpunkt des Geschehens und in der Namensgebung. Beide Historiker nennen Salomo an der vierten Stelle unter Davids Söhnen, aber in völlig unterschiedlichen Zusammen hängen. Während gemäß Könige David in seinen letzten Tagen alt, krank und bettläge rig war und eine instabile politische Situation zurückließ, war David gemäß der Chronik zwar tatsächlich alt, aber überaus energiegeladen und kümmerte sich aktiv darum, seinem Nachfolger Salomo den Weg zu ebnen. So berichtet Könige, dass Salomos Thronnach folge von Hofintrigen und blutigen Kämpfen geprägt war, während die Chronik eine friedliche und harmonische Thronfolge präsentiert. Beide schreiben David ein „Testa ment“ zu, das Salomo umsetzte: Während es in Könige jedoch nicht nur religiöse, sondern auch politische Anweisungen umfasst, sind Letztere in der Chronik nicht vorhanden und Erstere dafür deutlich detaillierter ausgeführt. In beiden Geschichtsdarstellungen bildet Salomos Tempelbau den Höhepunkt seiner Herrschaft. In Könige widmet er sich dieser Aufgabe jedoch erst vier Jahre nach der Thronbesteigung, während David in der Chro nik bereits alles für den Bau Notwendige vorbereitet hat und Salomo mit der Umsetzung des Projektes beginnt, unmittelbar nachdem er den Thron bestiegen und in Gibeon eine Offenbarung Gottes erhalten hat. Schließlich ist der Salomonische Tempel in der Darstel lung der Chronik gekennzeichnet durch verschiedene Elemente, die auch in Berichten von
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
279
Moses Zeltheiligtum und dem Zweiten Tempel vorkommen, der zur Zeit des Chronisten existierte. Diese Merkmale fehlen in der Beschreibung von Salomos Tempel in Könige. Trotz dieser Variationen im Hinblick auf die religiösen und politischen Ereignisse liegt der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Darstellungen von Salomo in dem Ziel, das die Verfasser jeweils mit ihren Berichten verfolgen. Die frühe israelitische Geschichtsschreibung bildet „den Mann“ ab, liefert ein plausibles, menschliches Porträt von König Salomo und den wichtigsten Grundzügen seiner Herrschaft, das im Wesent lichen nahe an der Realität ist. Demgegenüber spiegelt die späte israelitische Geschichts schreibung – in der Chronik – „den Mythos“, einen utopischen König Salomo, der sehr weit von der Realität entfernt ist und so nie existiert hat. Das bedeutet weder, dass die Chronik als Ganzes keine historischen Informationen beinhaltet, noch, dass Samuel-Kö nige keine legendenhaften Elemente aufweist. Es zeigt aber den grundsätzlich anderen Ansatz, den die beiden Werke jeweils verfolgen. Im Allgemeinen haben die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige keine geziel ten Bemühungen unternommen, ihre Quellen in Übereinstimmung mit ihren Ansichten davon umzuschreiben, wie Salomo sich hätte verhalten sollen. Obwohl sie zwar einiges an apologetischem und legendenhaftem Material enthalten (zum Beispiel, dass Salomo bei seiner Geburt Jedidja genannt wurde, und die Berichte über seine phantastische Weisheit, seinen Reichtum und seinen Harem), behielten sie aber auch problematischere Elemen te aus ihren Quellen bei, selbst wenn diese ihren eigenen Ansichten widersprachen. Das ermöglicht uns einen unverstellteren Blick auf den Mann selbst. Im Gegensatz dazu ist die Chronik deutlich freier in ihrem Umgang mit ihren Quellen und glättet diese, um ein konsistentes, positives Bild zu zeichnen. Die beiden Berichte sind daher nicht mitein ander vereinbar. Beide sind Produkte ihrer jeweiligen Zeit, des Ortes und der Umstände, unter denen sie geschrieben wurden.4 Jeder Historiker präsentiert ein Porträt Salomos, das zu seiner eigenen Generation passte: Der frühe Geschichtsschreiber aus der Zeit des Ersten Tempels folgte im Wesentlichen einigen Quellen, die ihm zur Verfügung standen und die vermutlich auch seinen Adressaten bekannt waren, und nahm nur kleinere Hinzufügungen und Klärungen vor, meistens am Rand der Quellen platziert, häufig in Form von Notizen oder Reden, die jemandem in den Mund gelegt wurden. Der Chro nist der Zweiten-Tempel-Epoche gestaltete die Texte aus Samuel-Könige massiv nach den religiösen und gesellschaftlichen Zuständen seiner Zeit (ca. 400–375 v. u. Z.) und seinem Ort (Jerusalem) um. Dazu gehörte auch die Bindung an die Autorität der vollständigen Tora, die zu diesem Zeitpunkt bereits etabliert war. Samuel-Könige beschreiben insbesondere die skandalösen Umstände, die zur Geburt des zweiten Sohnes Batsebas führten, der von einem Elternteil den Namen Schlomo erhielt; ferner die Hofintrigen, die zu seiner Thronfolge beitrugen und die blutige Eli minierung seiner potenziellen Rivalen, die seine Herrschaft konsolidierten. Wie in ver gleichbaren Texten aus anderen Kulturen des Alten Orients wurden all diese Ereignisse sowohl durch die Aussage legitimiert, dass der Herr Salomo vom Beginn seines Lebens an liebte und seinen Boten Nathan sandte, um ihn Jedidja zu nennen, als auch durch die ent 4 Siehe ausführlich Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 189–192.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
280
König Salomo – Mensch und Mythos
sprechenden Erklärungen, die Adonia und Salomo vom Autor bzw. Editor zugeschrieben werden (1. Kön 2,15.24; vgl. 3,7; 10,9 und siehe auch 1,48). Außerdem nennt die Thron folgeerzählung Salomo an der vierten und bevorzugten Stelle unter Davids Söhnen und macht so seine Thronbesteigung zum Höhepunkt eines langwierigen Konflikts um die Thronfolge und zugleich zu dessen Lösung. Darüber hinaus werden die Taten Salomos, die dazu dienten, den Thron zu erlangen, wahlweise als Reaktion auf den unangemessenen Wunsch seines Rivalen (Adonia), als Erfüllung von Gottes Wort (Abjatar) oder des „Testament Davids“ (Joab und Schimi) dargestellt. Der restliche Bericht über Salomos Herrschaft in Könige präsentiert ihn ebenfalls wirklichkeitsgetreu als Richter, Staatsmann, Bauherrn, Händler und Sünder. Hier sind Salomo und sein Königtum durch einen Höhepunkt, aber auch durch Verfehlungen und Abstieg gekennzeichnet. Der Herr gewährte Salomo Weisheit und Reichtum, aber diese blieben nicht bei ihm am Ende seines Lebens. Er schloss viele politische Ehen mit aus ländischen Frauen, die ihn zur Apostasie verführten (1. Könige 11). Entsprechend zeigt das Salomo-Porträt in Könige sowohl den frommen und verehrten Bauherrn des heiligen Tempels in Jerusalem als auch den weisen, aber letztlich unvollkommenen König, einen Menschen wie jeden anderen (vgl. z. B. Koh 7,20; Ps 19,13). Als solcher trug Salomo zur Teilung des Königreichs ebenso bei wie zum Sturz des Hauses Davids und schließlich zur Zerstörung des Königreichs Juda und Jerusalems sowie zur Vertreibung der Israeliten aus ihrem Land. So nennt auch Nehemia, der Könige folgt (die Chronik war noch nicht geschrieben),5 König Salomo als ein negatives Beispiel, von dem man lernen kann, wie man sich nicht verhalten soll (Neh 13,26). Im Gegensatz dazu wurde Salomo laut der Chronik unter normalen Umständen als der vierte Sohn Batsebas und als zehnter der neunzehn Söhne Davids geboren. Er bekam seinen einzigen Namen – Schlomo – vom Herrn selbst schon im Mutterleib, und wurde noch vor seiner Geburt zum Nachfolger Davids auserkoren. Später wurde er unter allen seinen Brüdern von Gott selbst und von David erwählt, um seinem Vater friedlich und in allseitigem Einverständnis auf den Thron zu folgen. Salomo wurde von all seinen Brüdern, von Davids Beamten und von ganz Israel unterstützt, und es gab keinerlei Konkurrenz. Stattdessen waren sich alle einig, dass Salomo König über Israel sein sollte. Deshalb musste er auch keine internen oder externen Feinde beseitigen. Er festigte sofort seine Herrschaft und hielt sich vollständig an das Testament seines Vaters, demzufolge er den Tempel bauen und die Gebote der Tora einhalten sollte. Gott schenkte ihm Weisheit und Reichtum, und diese blieben ihm sein Leben lang erhalten. Weder verhielt er sich im Inneren seines Königreichs oder nach außen hin unangemessen, noch beging er eine Sünde oder ein Verbrechen. Daher verursachte er weder den Sturz seines Reichs noch die Teilung des Vereinigten Königreichs Israel; vielmehr trugen die unklugen Handlungen seines Nachfolgers Rehabeam die Schuld daran (2. Chronik 10 // 1. Könige 12). Er hatte auch keinen Anteil an dem späteren Sturz des Königreichs Juda, nicht nur, weil er nie einen Fehler machte, sondern auch, weil die Theologie des Chronisten das Ansammeln 5 Zu diesem Thema siehe Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 7–9, 270–271; ders., An Ancient Israelite Historian, S. 90–92.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
281
von Sünden über Generationen hinweg nicht zulässt. Als Ergebnis erschuf der Chronist einen neuen Salomo, eine vollkommene Person, die er sich anstelle derjenigen wünschte, die in Wirklichkeit existiert hatte. Die Darstellung Salomos in der Chronik ist deutlich idealistischer als die Beschreibungen jedes anderen Königs im Alten Israel, einschließlich König David. Als er im ersten Viertel des 4. Jh. v. u. Z. im ärmlichen Jerusalem sein Werk verfasste, und die Provinz Jehud unter persischer Kontrolle stand, blickte der Chronist sehnsüchtig zurück auf den Bauherrn des ersten, heiligen, reich ausgestatteten und großen Tempels und auf die Gründer des Vereinigten Königreichs Israel, David und Salomo. Er idealisierte sie als nachahmenswerte Vorbilder, die es verdienten, dass jeder Jude ihnen nacheiferte und folgte (vgl. z. B. 2. Chr 11,17b). In der Chronik wurde Salomo zum Zeichen und Symbol von Ruhm, Frömmigkeit, Wohlstand und Glück. Ihm sollte man über Ge nerationen hinweg nachahmen und seiner gedenken: „Und es war eine große Freude in Jerusalem; denn seit der Zeit Salomos, dem Sohn Davids, König Israels, hatte es Derartiges nicht gegeben“ (2. Chr 30,26, Sondergut). Das bestätigt noch einmal meine Schlussfolgerung an anderer Stelle, dass Geschichts schreibung unausweichlich von den spezifischen Bedingungen der Zeit, des Ortes und der Umstände geprägt wird, in denen sie verankert ist.6 Die frühen und späten biblischhistoriographischen Schriften präsentieren, wie alle historischen Erzählungen, bestimm te Vorstellungen von Salomo, die nach den Anforderungen ihrer eigenen Zeit, den Ideo logien und Theologien umgeformt wurden. Das bedeutet, dass keiner von beiden einfach ein „objektiver“ Bericht dessen ist, was wirklich geschah, denn jede Geschichtsschreibung beruht auf Auswahl, Bewertung, Interpretation und Synthese: Von den zahllosen Er eignissen in Salomos Leben muss jeder Historiker auswählen, welche er beschreibt, welche ihrer Aspekte er betont und wie sie zu verstehen sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Entscheidungen subjektiv sind. Das auf diese Weise entstehende Bild von Sa lomo wird dadurch entscheidend geprägt. Für sich genommen sagt diese Auswahl wenig aus über die Wahrheit oder Unwahrheit der Geschichten, die auf diese Weise gesammelt und wiedergegeben werden, und auch nicht über die Authentizität des Gesamtbildes von Salomo, das durch sie vermittelt wird; das ist jeweils eine andere Frage. Es ist einfach notwendigerweise Bestandteil des Versuchs, die Vergangenheit in einem überschaubaren Bericht zusammenzufassen, der die Bedürfnisse der Zeitgenossen des Historikers erfüllt. Nur weil Samuel-Könige und die Chronik jeweils unterschiedliche, aber doch mehr oder weniger komparable Vorstellungen von Salomo präsentieren, bedeutet das nicht, dass beide im Umgang mit den historischen „Fakten“ oder ihren Quellen denselben Ansatz verfolgen. Im Gegenteil scheinen die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige eine völlig andere Haltung zu diesen Themen gehabt zu haben als der Chronist. Während insbesondere die Samuel- und Königebücher sicherlich nicht frei von Interpretationen sind und sogar einige späte Anachronismen, Legenden und tendenziöse Hinzufügungen beinhalten, versuchen sie aber im Großen und Ganzen, ein mehr oder weniger authenti6 Siehe ausführlich Kalimi, „Placing the Chronicler in His Own Historical Context“, S. 189–192.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
282
König Salomo – Mensch und Mythos
sches Bild von David und Salomo zu vermitteln, das nahe an der Wirklichkeit liegt – mit ihren guten und schlechten Taten, wie dies jedem menschlichen Wesen natürlich ist. Im Allgemeinen haben die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige weder die Spannungen und Widersprüche zwischen ihren Quellen geglättet, noch haben sie konsis tent irgendeinen Versuch unternommen, deren Berichte zu beschönigen. So wird bei spielsweise nicht versucht, Davids Affäre mit Batseba, seinen Mord an Uria oder die ver schiedenen Rebellionen am Ende seiner Herrschaft zu vertuschen. Auch werden Davids Krankheit vor seinem Tod, die Hofintrigen und die Gewalt, die Salomo die Übernahme des Throns anstelle von Adonia ermöglichten, von Samuel-Könige nicht ausgelassen. Stattdessen benutzt der Verfasser bzw. Editor der Thronfolgeerzählung relativ geringfü gige – aber sehr bedeutsame – Hinzufügungen, um deutlich zu machen, dass Salomo trotz und mittels dieser Umstände den Thron besteigen konnte, weil der Herr ihn liebte und ihn erwählt hatte. Letzteres kann durchaus eine sekundäre post eventum-Recht fertigung für Salomos Usurpation sein, aber sie wird zusätzlich als eine Anerkennung der fragwürdigsten Handlungen Davids und Salomos präsentiert und nicht stattdessen. Salo mo wird, wie auch David, Jakob und viele andere Helden aus Israels Vermächtnis und Ge schichte, nicht als vollkommene Person dargestellt, sondern als eine, die von Gott geliebt und bevorzugt wurde, um sein Volk, trotz der zweifelhaften Umstände seiner Geburt und seines Aufstiegs an die Macht, anzuführen. So bestätigt die Thronfolgeerzählung die Erwählung Salomos durch Gott, wie das auch die königlichen Apologien von vielen anderen Usurpatoren im Alten Orient tun, allerdings ohne die fragwürdigen Handlun gen auszulassen, die andere dazu führten, seine Legitimität überhaupt erst anzuzweifeln. Das macht sie einzigartig unter ihnen. Die Chronik treibt andererseits das selektive Wesen der Geschichtsschreibung im All gemeinen auf die Spitze, indem sie nicht nur die Tatsache noch stärker betont, dass Gott Salomo von Geburt an und sogar zuvor schon erwählte und ihm seinen Namen gab, son dern auch jeden Hinweis auf ein Fehlverhalten in den Geschichten über David und Salo mo weglässt. Der Chronist verändert die Erzählung von Salomos Aufstieg radikal und in einer Weise, die den Quellen in Samuel-Könige direkt widerspricht und glättet regelmäßig die Widersprüche und Schwierigkeiten, die in den Quellen vorhanden sind oder die zwischen ihnen und der Tora bestehen. So werden der gesamte Bericht von Davids Affäre mit Batseba, sein Mord an Uria und Salomos Geburt inmitten dieser Umstände, Davids Krankheit und der Konflikt zwischen Adonia und Salomo – neben vielen anderen ähn lichen Fällen – nicht nur weggelassen, sondern ersetzt mit vollkommen anderen, positiven Geschichten. Indem er versichert, dass Salomo von Anfang an der ersehnte Thronfol ger war, erwählt von Gott und seinem Vater, und akzeptiert von allen seinen Brüdern, allen königlichen Beamten und ganz Israel, geht der Chronist weit über die rein selektive Präsentation und Ausarbeitung der Geschichte hinaus. Er schafft ein Ideal („Mythos“) von Salomo, das in direktem Kontrast zum tatsächlichen, aber unvollkommenen Mann steht, den Samuel-Könige zu beschreiben versucht. In ähnlicher Weise vermittelt zwar jeder der hier diskutierten biblischen Texte ein Bild von König Salomo, das zu seiner jeweiligen Zeit passt. Das wird jedoch auf unterschiedli che Weise und mit verschiedenen Methoden erreicht, auch die Gründe dafür unterschei
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
König Salomo – Mensch und Mythos
283
den sich erheblich: Die frühen Geschichtsschreiber, die ihr Werk vermutlich verhältnis mäßig kurz nach den geschilderten Ereignissen und vor der umfassenden Etablierung der Tora verfassten, folgten im Wesentlichen den verlässlichen Quellen, die ihnen zur Verfü gung standen, nämlich jenen, die Salomo als das zweite Kind von David und Batseba beschreiben, das nach deren Hochzeit zur Welt kam. Sie bemühten sich so, Salomo von der Anschuldigung, dass sein Königtum illegitim sei, freizusprechen – eine Anschuldi gung, die zu dieser Zeit offenbar noch im Umlauf war. Diese Texte präsentieren also eine umfangreiche Apologie seiner göttlichen Erwählung und schreiben ihren Quellen sogar ein „Testament“ und Reden zu, aber sie harmonisieren in der Regel ihre Quellen nicht mit irgendwelchen Gesetzestexten oder Geboten. Im Gegensatz dazu schrieb der Chronist in der Zeit des Zweiten Tempels, zu einer Zeit, als der Gehorsam gegenüber der Autorität der Tora zwingend geworden war und die Kontroversen am Beginn von Salomos Herrschaft nicht mehr als eine verblassende Erinnerung waren. Sein Ziel war daher nicht nur die Rechtfertigung von Salomos Hand lungen, sondern auch, ihn zum perfekten Bauherrn des Tempels zu erheben, der Gottes Gebote in der Tora treu befolgte. Er war ein legitimer König und eine moralisch unge wöhnlich hochstehende Person, für kommende Generationen ein vorbildlicher König und Mann (dagegen Neh 13,26). So formte der Chronist seine Quellen – die Texte, die er Samuel-Könige entnommen hatte – gemäß den religiösen und sozialen Bedingungen seiner Zeit und seiner Umgebung in großem Umfang neu, und zwar auf eine Weise, die in den Werken der frühen biblischen Geschichtsschreiber einfach nicht ersichtlich ist. Da ja der Chronist seine Quellen frei umgeschrieben hat, gehen demzufolge einige Exegeten davon aus, dass auch ohne direkte Beweise abgeleitet werden könne, dass die Autoren bzw. Editoren von Samuel-Könige dasselbe oder Ähnliches getan haben, um ihren eigenen „Mythos“ von Salomo und sein Leben zu schaffen. Das ist jedoch ein Trug schluss! Der Vergleich zwischen der Chronik mit ihren Quellen in Samuel-Könige bietet einen Einblick in die historiographischen Methoden, die von Verfassern bzw. Editoren des Altertums im Allgemeinen angewendet werden konnten, einschließlich jener von Samuel-Könige.7 Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass alle biblischen Geschichtsschreiber von denselben Methoden oder in demselben Ausmaß Gebrauch machten. Das würde nämlich die großen Unterschiede in den literarischen, historiogra phischen, theologischen und didaktischen Konzepten dieser Schriften missachten und eine Einheitlichkeit der Methodik und Perspektive bei den biblischen Geschichtsschrei bern voraussetzen, die keiner Prüfung standhalten kann. Angesichts dessen sind verallge meinernde Behauptungen, Samuel-Könige stellten einen Versuch dar, die beschämends ten Aspekte der Geschichte Salomos zu verschleiern, nicht zu rechtfertigen: So zum Beispiel die unbegründete Annahme, dass Salomo eigentlich Batsebas Erstgeborener und daher ein Bastard gewesen sei.8 Weder gibt es eine Grundlage für die Annahme 7 Siehe Kalimi, The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles, S. 409–410. 8 Weitere Beispiele für die inhaltliche Harmonisierung in der Chronik, in der peinliche Details über David und Salomo und andere, zum Beispiel Elia, in Samuel-Könige überliefert wurden, siehe die Diskussion in Kalimi, Zur Geschichtsschreibung des Chronisten, S. 127–148.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
284
König Salomo – Mensch und Mythos
einiger Exegeten, dass 2. Samuel 10–12 oder 1. Könige 1–2 über mehrere Jahrhunderte entstanden seien – ungeachtet einiger kurzer später Hinzufügungen –, noch für die Be hauptungen der sogenannten „Minimalisten“, denen zufolge der ganze Bericht über die Vereinigte Monarchie eine literarische Fiktion sei. Es ist nicht zu leugnen, dass die Bücher von Samuel-Könige als Ganzes ihre endgültige Form erst lange nach Salomos Zeit – bis in die Exilszeit hinein – erhalten haben, sondern es soll vielmehr bekräftigt werden, dass die Verfasser bzw. Editoren deutlich ältere Quellen heranzogen, die sie im Allgemeinen mehr oder weniger unverändert miteinander verknüpften, statt sie umzuschreiben oder zu harmonisieren. Nicht selten haben die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige sogar Quellen integriert, die grundlegenden theologischen Bekenntnissen der deutero nomistischen Schule widersprechen.9 In scharfem Kontrast zum Chronisten lassen die Verfasser bzw. Editoren von Samuel-Könige die problematischeren Passagen ihrer Quel len nicht nur aus, sondern verurteilen teilweise direkt die Vergehen derjenigen, die Gott bevorzugt – so zum Beispiel die Missetaten von David und Salomo (z. B. 2. Sam 12,1–12; 1. Kön 11,1–10). Das alles bietet nicht nur eine solide Grundlage dafür, von der grundsätzlichen Zu verlässigkeit der frühen biblischen Geschichtsschreibung auszugehen, sondern spiegelt auch die tiefgreifenden Unterschiede in der Herangehensweise der frühen biblischen Ge schichtsschreiber gegenüber derjenigen der späten: Beide präsentieren Salomo als den von Gott erwählten Nachfolger Davids und Erbauer des Tempels. Wie sie das jedoch tun, unterscheidet sich erheblich hinsichtlich der literarischen und redaktionellen Methoden, der theologischen Implikationen, sowie der Sprache und des Stils. Während die Verfasser bzw. Redaktoren von Samuel-Könige danach streben, diejenigen Aspekte Salomos, die problematisch erscheinen könnten, entweder rechtfertigen (1. Könige 2) oder kritisieren (1. Könige 11), lässt der Chronist alles aus, was nicht zu seiner Perspektive passt, und ersetzt es mit den idealisierten Merkmalen, die er präsentieren möchte. So richten die Ver fasser der frühen biblischen historiographischen Schriften ihre Aufmerksamkeit meistens auf „den Mann“, während die späteren Geschichtsschreiber eher dem „Mythos“ vor der Wirklichkeit den Vorzug geben.
9 Vgl. z. B. 2. Sam 5,21 mit Dtn 7,25; 2. Sam 12,13–23 mit Dtn 24,16; 2. Kön 14,6; sowie 1. Kön 18,30– 32; 19,10.14 mit Dtn 12,4–14; siehe Kapitel II, § I II, 1, S. 30–31.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie Aharoni, Y., The Archaeology of the Land of Israel, übers. v. A. F. Rainey (Philadelphia: Westminster, 1982). – The Land of Israel in Biblical Times: A Historical Geography (Jerusalem: Bialik Insti tute, 1962; Hebräisch). Ahituv, S., „Designation of Solomon to the Kingdom in the Biblical Historiography“, in M. V. Fox et al. (Hgg.), Texts, Temples, and Traditions: A Tribute to Menahem Haran (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1996), S. 1*–10* (Hebräisch). Ahlström, G. W., „Der Prophet Nathan und der Tempelbau“, VT 11 (1961), S. 113–127. Albright, W. F., „The Epic of the King of Battle: Sargon of Akkad in Cappadocia“, JSOR 7 (1923), S. 1–20. Alt, A., „Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina“, in Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (München: C. H. Beck, 1964), Bd. 2, S. 1–65. – „Israels Gaue unter Salomo“, in Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (Mün chen: C. H. Beck, 1964), Bd. 2, S. 76–89. Alter, R., The Art of Biblical Narrative (New York: Basic Books, 1981). – The David Story: A Translation with Commentary of 1 & 2 Samuel (New York: Norton, 1999). Anderson, J. E., Jacob and the Divine Trickster: A Theology of Deception and YHWH’s Fidelity to the Ancestral Promise in the Jacob Cycle, Siphrut 5 (Winona Lake: Eisenbrauns, 2011). Arend, W., Die typischen Scenen bei Homer (Berlin: Weidmann, 1933). Aster, S. Z., The Unbeatable Light: Melammu and Its Biblical Parallels, Alter Orient und Altes Testament 384 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 258–336. Auerbach, E., Mimesis: Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur, 10. Aufl. (Tübingen: Francke, 2001 [Erstausg. 1946]). – Wüste und Gelobtes Land. Band 1: Geschichte Israels von den Anfängen bis zum Tode Salomos (Berlin: K. Wolff Verlag, 1932). Auld, A. G., Kings without Privilege: David and Moses in the Story of the Bible’s Kings (Edinburgh: T. & T. Clark, 1994). Avraham, N., Marginal People in Biblical Times: Lawbreakers and Banished Persons, Lepers and Gonorrhea Sufferers, Homosexuals and Transsexuals, Prostitutes and Temple-Prostitutes, The Biblical Encyclopaedia Library 27 (Jerusalem: Bialik Institute, 2011; Hebräisch). Bach, A., „Signs of the Flesh: Observations on Characterization in the Bible“, Semeia 63 (1993), S. 61–79. Baden, J., The Historical David: The Real Life of an Invented Hero (New York: HarperCol lins, 2013).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
286
Bibliographie
Bar-Efrat, S., Narrative Art in the Bible, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 70 (Sheffield: Almond Press, 1989). Barnes, W. E., The Books of Chronicles, The Cambridge Bible for Schools and Colleges (Cambridge: Cambridge University Press, 1899). Barton, G. A., A Critical and Exegetical Commentary on the Book of Ecclesiastes, The Inter national Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1908). Bearman, G. und Christen-Barry, W. A., „Imaging the Ostracon“, in Y. Garfinkel und S. Ganor (Hgg.), Khirbet Qeiyafa Volume 1: Excavation Report 2007–2008 (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2009), S. 261–270. Becking, B., „Do the Earliest Samaritan Inscriptions Already Indicate a Parting of the Ways?“ in O. Lipschitz, G. N. Knoppers, R. Albertz (Hgg), Judah and the Judeans in the Fourth Century B. C. E. (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2007), S. 213–222. Beckman, G., „Mesopotamians and Mesopotamian Learning at Ḫattuša“, JCS 35 (1983), S. 97–114. Beentjes, P. C., The Book of Ben Sira in Hebrew: A Text Edition of All Extant Hebrew Man uscripts and a Synopsis of All Parallel Hebrew Ben Sira Texts, Supplements to Vetus Testamentum 68 (Leiden: E. J. Brill, 1997). – „‚The Countries Marveled at You‘. King Solomon in Ben Sira 47,12–22“, in „Happy the One Who Meditates on Wisdom“ (Sir. 14,20). Collected Essays on the Book of Ben Sira, Contributions to Biblical Exegesis and Theology 43 (Leuven: Peeters, 2006), S. 135– 144 (= Bijdragen 45 [1984], S. 6–14). Ben-Noun, L., „Mental Disorder that Afflicted King David the Great“, History of Psy chiatry 15 (2004), S. 467–476. – „Was the Biblical King David Affected by Hypothermia?“, Journal of Gerontology 57 (2002), S. 364–367. Ben-Tor, A., „Archaeology – Bible – Histor y“, in I. L. Levin und A. Mazar (Hgg.), The Dispute Regarding the Historical Truth in the Hebrew Bible (Jerusalem: Yad Ben Zvi, 2001), S. 17–25 (Hebräisch). – Hazor: Canaanite Metropolis, Israelite City (Jerusalem: Israel Exploration Society and Biblical Archaeology Society, 2016). Ben-Tor, A., Ben-Ami, D. und Sandhaus, D., Hazor VI. The 1990–2009 Excavations. The Iron Age (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2012). Ben-Yosef, E. et al., „A New Chronological Framework for Iron Age Copper Production at Timna (Israel)“, BASOR 367 (2012), S. 31–71. Benzinger, I., Die Bücher der Chronik: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 20 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1901). – Die Bücher der Könige: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 9 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1899). Biran, A. und Naveh, J., „An Aramaic Stele Fragment from Tel Dan“, IEJ 43 (1993), S. 81–98. – „The Tel Dan Inscription: A New Fragment“, IEJ 45 (1995), S. 1–18. Blankenberg-van Delden, C., The Large Commemorative Scarabs of Amenhotep III, Docu menta et Monumenta Orientis Antiqui 15 (Leiden: E. J. Brill, 1969).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
287
Bodner, K., „Ark-Eology: Shifting Emphases in ‚Ark Narrative‘ Scholarship“, CurBR 4 (2006), S. 169–197. Borger, R., Die Inschriften Asarhaddons Königs von Assyrien, Archiv für Orientforschung, Beiheft 9 (Graz: E. Weidner, 1956). Braun, R. L ., 1 Chronicles, Word Biblical Commentary 14 (Waco, TX: Word Books, 1986). Breasted, J. H., Ancient Records of Egypt (Chicago: University of Chicago Press, 1906; Neudruck: Urbana und Chicago: University of Illinois Press, 2001). Brettler, M. [Z.], „The composition of 1 Samuel 1–2“, JBL 116 (1997), S. 601–612. Bright, J., A History of Israel, 4. Aufl. (Louisville, KY und London: Westminster John Knox, 2000). Brisch, N., (Hg.), Religion and Power: Divine Kingship in the Ancient World and Beyond, Oriental Institute Seminars 4 (Chicago: Oriental Institute of the University of Chicago, 2008). Brown, R. E., An Introduction to the New Testament, The Anchor Bible Reference Library (New York: Doubleday, 1997). Brueggemann, W., Solomon: Israel’s Ironic Icon of Human Achievement, Studies on Person alities of the Old Testament (Columbia, SC: University of South Carolina Press, 2005). Brunner, H., Die Geburt des Gottkönigs: Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos, Ägyptologische Abhandlungen 10, 2. Aufl. (Wiesbaden: Otto Harrassowitz, 1986). Buber, M. M., „Samuel and the Sequence of the Israelite Authorities“, Way of the Bible (Jerusalem: Bialik Institute, 1978), S. 238–269 (Hebräisch). Budde, K., Die Bücher Samuel: Erklärt, Kurzer Hand-Commentar zum Alten Testament 8 (Tübingen und Leipzig: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1902). Burnside, J., „Flight of the Fugitives: Rethinking the Relationship between Biblical Law (Exodus 21:12–14) and the Davidic Succession Narrative (1 Kings 1–2)“, JBL 129 (2010), S. 418–431. Cahill, J. M., „Jerusalem at the Time of the United Monarchy: The Archaeological Evi dence“, in A. Vaughn und A. E. Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 13–80. Campbell, A. F., The Ark Narrative (1 Sam 4–6; 2 Sam 6): A Form-Critical and TraditioHistorical Study, Society of Biblical Literature Dissertation Series 16 (Missoula, MT: Scholars Press, 1975). Carr, D. M., The Formation of the Hebrew Bible: A New Reconstruction (Oxford: Oxford University Press, 2011). Caspari, W., Die Samuelbücher mit Sacherklärungen versehen, Kommentar zum Alten Tes tament 7 (Leipzig: A. Deichert, 1926). Cassuto, U., The Goddess Anath: Canaanite Epics of the Patriarch Age, übers. v. I. Abrahams (Jerusalem: Magnes, 1971). Chesnutt, R. D., „Wisdom of Solomon“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 2, S. 457–464.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
288
Bibliographie
Childs, B. S., „The Birth of Moses“, JBL 84 (1965), S. 109–122. – The Book of Exodus: A Critical, Theological Commentary, Old Testament Library (Phil adelphia: Westminster John Knox, 1974). Clark, M., „Formulas, Metre and Type-Scenes“, in R. Fowler (Hg.), The Cambridge Com panion to Homer (Cambridge: Cambridge University Press, 2004), S. 117–138. Clementz, H. (Hg.), Flavius Josephus, Geschichte des jüdischen Krieges. Kleinere Schriften (neu gesetzte und überarb. Ausg. Wiesbaden: Marix, 2005; nach der Ausgabe Berlin 1900). – (Hg.), Flavius Josephus, Jüdische Altertümer (neu gesetzte und überarb. Ausg. Wiesba den: Marix, 2004; nach der Ausgabe Halle an der Saale, 1899). Cogan, M., „1 and 2 Kings“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 1, S. 537–556. – 1 Kings: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 10 (New York: Doubleday, 2000). Cohen, C., „Hebrew tbh: Proposed Etymologies“, JANESCU 4 (1972), S. 37–51. Cohen, Y., „Review of An De Vos: Die Lebermodelle aus Boğazköy, Studien zu den Boğaz köy-Texten Beihefte 5 (Wiesbaden: Harrassowitz, 2013)“, ZA 105 (2015), S. 121–26. Collins, B. J., The Hittites and Their World, Archaeology and Biblical Studies 7 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2007). Coogan, M. D., (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible, 2 Bde. (Oxford: Oxford University Press, 2011). Cook, S. A., „Notes on the Composition of 2 Samuel“, AJSL 16 (1900), S. 145–177. Cooke, G., „The Israelite King as Son of God“, ZAW 73 (1961), S. 202–225. Cooper, J. S. und Heimpel, W., „The Sumerian Sargon Legend“, JAOS 103 (1983), S. 67–82. Crenshaw, J. L., „Ecclesiastes, Book of“, in D. N. Freedman et al. (Hgg.), The Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992), Bd. 2, S. 271–280. Cross, F. M., „Because They Cannot See a Difference, They Assert No One Can“, BAR 23/ 2 (1997), S. 44–45. – „The Themes of the Book of Kings and the Structure of the Deuteronomistic His tor y“, Canaanite Myth and Hebrew Epic: Essays in the History of the Religion of Israel (Cambridge, MA: Harvard University Press, 1973), S. 274–289. Curtis, E. L. und Madsen, A. A., A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Chronicles, The International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1910). Davies, P. R., In Search of ‚Ancient Israel‘, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 148; (Sheffield: JSOT Press, 1992). Davies, P. R. und Rogerson, J. W., „Was the Siloam Tunnel Built by Hezekiah?“, BA 59 (1996), S. 138–149. Delekat, L., „Tendenz und Theologie der David-Salomo-Erzählung“, in F. Maass (Hg.), Das ferne und nahe Wort: Festschrift für Leonhard Rost zur Vollendung seines 70. Le bensjahres am 30. November 1966 gewidmet, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 105 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1967), S. 26–36. Delitzsch, F., Biblischer Commentar über die Poetischen Bücher des Alten Testaments, Vierter Band: Hoheslied und Koheleth (Leipzig: Dörffling und Franke, 1875).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
289
Delsman, W. C., „Aramäische historische Inschriften“, in O. Kaiser (Hg.), TUAT, Bd. 1, S. 625–637. Demsky, A., Literacy in Ancient Israel, Biblical Encyclopedia Library 28 (Jerusalem: Bia lik Institute, 2012; Hebräisch). Dessoudeix, M., Lettres égyptiennes II: L’apogée du Nouvel Empire – Hatshepsout, Thoutmo sis III, Amenhotep II et Thoutmosis IV (Paris: Actes Sud, 2012). Dever, W. G., „Archaeology and the ‚Age of Solomon‘: A Case Study in Archaeology and Historiography“, in L. K. Handy (Hg.). The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 217–251. – „Gezer“, in E. M. Meyers (Hg.), The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East (New York and Oxford: Oxford University Press, 1997), Bd. 2, S. 396–400. – „Gezer“, in E. Stern, A. Lewison-Gilboa und J. Aviram (Hgg.), The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land (Jerusalem: Israel Exploration Socie ty / New York: Simon & Schuster, 1993), Bd. 2, S. 496–506. DeVries, S. J., 1 Kings, Word Biblical Commentary 12 (Waco, TX: Word, 1985). Dhorme, E. P., Les livres de Samuel, Études bibliques (Paris: Gabalda, 1910). Dietrich, M. und Loretz, O., „Historisch-chronologische Texte aus Alalah, Ugarit, Kamid el-Loz/Kumidi und den Amarna-Briefen“ in O. Kaiser (Hg.), TUAT, Bd. 1, S. 496–520. Dietrich, W., 1 Samuel 1–12, Biblischer Kommentar Altes Testament 7/1 (NeukirchenVluyn: Neuk irchener Verlag, 2010). – „David and the Philistines: Literature and Histor y“, in G. Galil et al. (Hgg.), The An cient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and History, Proceedings of the International Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010, Alter Orient und Altes Testament 392 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 79–98. – Prophetie und Geschichte: Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung zum deuteronomis tischen Geschichtswerk, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 108 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1972). – „Von den ersten Königen Israels: Forschung an den Samuelbüchern im neuen Jahrtau send. Zweiter Teil“, TRu 77 (2012), S. 263–316. Dietrich, W. und Arnet, S. (Hgg.), Konzise und aktualisierte Ausgabe des hebräischen und aramäischen Lexikons zum Alten Testament von Koehler und Baumgartner (Leiden / Boston: E. J. Brill, 2013). Dillard, R. B., 2 Chronicles, Word Biblical Commentary (Waco, TX: Word Books, 1987). – „Reward and Punishment in Chronicles: The Theology of Immediate Retribution“, WTJ 46 (1984), S. 164–172. Dirksen, P. B., 1 Chronicles, Historical Commentary on the Old Testament (Leuven: Peeters, 2005). – „Why Was David Disqualified as Temple Builder? The Meaning of 1 Chronicles 22.8“, JSOT 70 (1996), S. 51–56. Dodson, A., Amarna Sunrise: Egypt from Golden Age to Age of Heresy (Cairo and New York: The American University in Cairo Press, 2014).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
290
Bibliographie
Donner, H. und Röllig, W., Kanaanäische und Aramäische Inschriften [= KAI], Band 1: Texte, 3. Aufl. (Wiesbaden: Otto Harrassowitz, 1966); Band 2: Kommentar (Wiesba den: Otto Harrassowitz, 1973). Dörrfuss, E. M., Mose in den Chronikbüchern: Garant theokratischer Zukunftserwartung, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 219 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1994). Drews, R., „Sargon, Cyrus and Mesopotamian Folk Histor y“, JNES 33 (1974), S. 387–393. Driver, S. R., An Introduction to the Literature of the Old Testament, International Theo logical Library (9. Aufl.; Edinburgh: T. & T. Clark, 1913). Dus, J., „Die Geburtslegende Samuels, I. Sam. 1: Eine traditionsgeschichtliche Untersu chung zu I. Sam. 1–3“, RSO 43 (1968), S. 163–194. Edelman, D. V., „Abel-Meholah“, in D. N. Freedman et al. (Hgg.), Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992), Bd. 1, S. 11–12. Edgerton, W. F., The Thutmosid Succession, Studies in Ancient Oriental Civilization 8 (Chicago: University of Chicago Press, 1933). Edzard, D. O., Geschichte Mesopotamiens: Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen (München: C. H. Beck, 2004). Ehrlich, A. B., Mikrâ ki-Pheschutô, II. Divrei Soferim (Berlin: M. Poppelauer’s Buchhand lung, 1900; Neudruck: Library of Biblical Studies; New York: Ktav, 1969; Hebräisch). Eshel, E., „Some Paleographic Success Stories“, BAR 23/2 (1997), S. 48–49. Exum, J. C., „Song of Solomon“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 2, S. 335–339. – Song of Songs, Old Testament Library (Louisville, KT: Westminster John Knox, 2005). Fassberg, S. E., „What is Late Biblical Hebrew?“, ZAW 128 (2016), S. 1–15. Fenik, B., Typical Battle Scenes in the Iliad: Studies in the Narrative Technique of Homeric Battle Descriptions, Hermes Einzelschriften 21 (Wiesbaden: Steiner, 1968). Fewell, D. N. und Phillips, G. A., „Drawn to Excess, or Reading beyond Betrothal“, Se meia 77 (1997), S. 23–58. Finkelstein, I., „A Low Chronology Update: Archaeology, Histor y and Bible“, in T. E. Levy und T. Higham (Hgg.), The Bible and Radiocarbon Dating: Archaeology, Text and Science (London: Equinox, 2005), S. 31–42. – „King Solomon’s Golden Age: Histor y or Myth?“, in I. Finkelstein und A. Mazar, The Quest for the Historical Israel: Debating Archaeology and the History of Israel, hg. v. B. Schmidt (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2007), S. 107–116. – „The Archaeology of the United Monarchy: An Alternative View“, Levant 28 (1996), S. 177–187. Finkelstein, I. und Fantalkin, A., „Khirbet Qeiyafa: An Unsensational Archaeological and Historical Interpretation“, Tel Aviv 39 (2012), S. 38–63. Finkelstein, I. und Piasetzky, E., „Radiocarbon Dating the Iron Age in the Levant: A Bayesian Model for Six Ceramic Phases and Six Transitions“, Antiquity 84 (2010), S. 374–385.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
291
Finkelstein, I. und Silberman, N. A., David und Salomo: Archäologen entschlüsseln einen Mythos (München: C. H. Beck, 2006). – Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel (München: C. H. Beck, 2002, dtv 2004). Finkelstein I., Singer-Avitz, L., Herzog, Z. und Ussishkin, D., „Has King David’s Palace in Jerusalem been Found?“, Tel Aviv 34 (2007), S. 142–164. Fischer, A. A., Von Hebron nach Jerusalem: Eine redaktionsgeschichtliche Studie zur Erzäh lung von König David in II Sam 1–5, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 335 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 2004). Foster, B. R., „The Birth Legend of Sargon of Akkad“, in W. W. Hallo und K. L. Younger, Jr. (Hgg.), The Context of Scripture (Leiden: E. J. Brill, 1997), Bd. I, S. 461. Franke, S., Königsinschriften und Königsideologie: Die Könige von Akkade zwischen Tradi tion und Neuerung (Hamburg: LIT Verlag, 1995). Frankfort, H., Kingship and the Gods (Chicago: Chicago University Press, 1948). Fremantle, K., „The Open Vierschaar of Amsterdam’s Seventeenth-Century Town Hall as a Setting for the City’s Justice“, Oud Holland 77 (1962), S. 206–234. Frevel, C., Geschichte Israels, Studienbücher Theologie (Stuttgart: Kohlhammer, 2016). Frisch, A., Torn Asunder: The Division of the Kingdom Narrative in the Book of Kings (Beer Sheva: Ben-Gurion University of the Negev Press, 2013), S. 19–25 (Hebräisch). Fritz, V., Die Stadt im Alten Israel, Beckʼs Archäologische Bibliothek (München: C. H. Beck, 1990). Fuchs, A., Die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad (Göttingen: Cuvillier, 1994). – „Sargon II“, in E. Ebeling, B. Meissner et al. (Hgg.) Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (Berlin: W. de Gruyter, 2009–2011), Bd. 12, S. 51–61. – „Šarru-kēnu, Šarru-kīn, Šarru-ukīn“, in H. Baker (Hg.), The Prosopography of the NeoAssyrian Empire, Publications of the Foundation for Finnish Assyriological Research 4 (Helsinki: The Neo-Assyrian Text Corpus Project, 2011), Bd. 3/II, S. 1239–1247. Galil, G., „Solomon’s Temple: Fiction or Reality?“, in G. Galil et al. (Hgg.), The Ancient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and History, Proceedings of the Inter national Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010, Alter Orient und Altes Testament 392 (Münster: Ugarit-Verlag, 2012), S. 137–148. Galling, K., Die Bücher der Chronik, Esra, Nehemia – übersetzt und erklärt, Das Alte Tes tament Deutsch 12 (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1954). Garbini, G., History and Ideology in Ancient Israel, übers. v. J. Bowden (New York: Cross road, 1988). Gardner, A. E., „The Identity of Bath-Sheba“, RB 112 (2005), S. 521–535. _ „The Narratives of Solomon’s Reign in the Light of the Historiography of other An cient Civilizations“, ABR 56 (2008), S. 1–18. Garfinkel, Y. und Mumcuoglu, M., Solomon’s Temple and Palace: New Archaeological Dis coveries (Jerusalem: Koren, 2015; Hebräisch).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
292
Bibliographie
– „Triglyphs and Recessed Doorframes on a Building Model from Khirbet Qeiyafa: New Light on Two Technical Terms in Biblical Descriptions of Solomon’s Palace and Temple“, IEJ 63 (2009), S. 135–163. Garfinkel, Y. und Ganor, S., (Hgg.), Khirbet Qeiyafa Volume 1: Excavation Report 2007– 2008 (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2009). Garfinkel, Y., Kreimerman, I. und Zilberg, P., Debating Khirbet Qeiyafa: A Fortified City in Judah from the Time of King David (Jerusalem: Israel Exploration Society und Hebrew University of Jerusalem, 2016). Garfinkel, Y., Streit, K., Ganor, S. und Reimer, P. J., „King David’s City at Khirbet Qeiyafa: Results of the Second Radiocarbon Dating Project“, Radiocarbon 57 (2015), S. 881–890. Garrett, D., Song of Songs, Word Biblical Commentary 23b (Nashville: T. Nelson, 2004). Gerhards, M., Die Aussetzungsgeschichte des Mose, Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 109 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2006). Gerleman, G., Ruth, Das Hohelied, Biblischer Kommentar Altes Testament 18 (Neuk ir chen-V luyn: Neukirchener Verlag, 1965). – „Die Wurzel šlm“, ZAW 85 (1973), S. 1–14. Gibson, J. C. L., Textbook of Syrian Semitic Inscriptions, Band 1: Hebrew and Moabite In scriptions, 2. Aufl. (Oxford: Clarendon Press, 1973). Gesenius, W. et al., Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, 18. Aufl. (Berlin und Heidelberg: Springer, 2013). Gibson, M., The City and Area of Kish (Coconut Grove, FL: Field Research Projects, 1972). Gilboa, A., Sharon, I. und Boaretto, E. „Radiocarbon Dating of the Iron Age Levels“, in I. Finkelstein, D. Ussishkin, E. H. Cline et al. (Hgg.), Megiddo V: The 2004–2008 Seasons, Tel Aviv University Sonia and Marco Nadler Institute of Archaeology Mono graph Series 31 (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2013), Bd. 3, S. 1117–1127. Gilmour, R., Representing the Past: A Literary Analysis of Narrative Historiography in the Book of Samuel, Supplements to Vetus Testamentum 143 (Leiden: E. J. Brill, 2011). Glassner, J.-J., Chroniques mésopotamiennes (Paris: Les Belles Lettres, 1993). Glicksman, A. T., The Wisdom of Solomon 10: A Jewish Hellenistic Reinterpretation of Early Israelite History through Sapiential Lenses, Deuterocanonical and Cognate Lite rature Studies 9 (Berlin und Boston: W. de Gruyter, 2011). Glueck, N., „The Copper Mines of King Solomon“, The Other Side of the Jordan (Jerusa lem: Bialik Institute, 1954), S. 58–85 (Hebräisch). Godley, A. D., Herodotus with an English Translation, Bd. 3, Loeb Classical Library (London: W. Heinemann / New York: G. P. Putnam’s Sons, 1922). Goethe, J. W. von, „Paralipomena“, Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, hg. v. E. Beutler (Zürich: Artemis, 1949), Bd. 5, S. 539–619. Goetze, A. und Levy, S., „Fragment of Gilgamesh Epic from Megiddo“, Atiqot 2 (1959), S. 121–128. Goldin, J. (Hg.), The Fathers according to Rabbi Nathan, Yale Judaica Series 10 (New Haven: Yale University Press, 1955).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
293
Golka, F. W., „Genesis 37–50: Joseph Story or Israel-Joseph Story?“, CurBR 2 (2004), S. 153–177. Golub, M. R., „The Element שלםin Hebrew Personal Names in the Land of Israel during the Iron Age II Period“, VT 65 (2015), S. 567–587. Gordis, R., Koheleth – The Man and His Word: A Study of Ecclesiastes, 3. Aufl (New York: Schocken, 1968). Grabbe, L. L., „Hat die Bibel Doch Recht? A Review of T. L. Thompson’s ‚The Bible in Histor y‘“, SJOT 14 (2000), S. 117–139. – „The Mighty Men of Israel: 1–2 Samuel and Histor y“, in W. Dietrich et al., (Hgg.), The Books of Samuel: Stories – History – Reception History, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 284 (Leuven: Peeters, 2016), S. 83–104. – „Writing Israel’s Histor y at the End of the Twentieth Century“, in A. Lemaire und M. Sæbø (Hgg.), Congress Volume Oslo 1998 (Leiden: E. J. Brill, 2000), S. 203–218. Gray, J., I & II Kings: A Commentary, 2. Aufl., Old Testament Library (Philadelphia, PA: Westminster, 1970). Grayson, A. K., „The Empire of Sargon of Akkad“, AfO 25 (1974–1977), S. 56–64. – „Assyria: Tiglath-pileser III to Sargon II (744–705 B. C.)“, in J. Boardman et al. (Hgg.), The Cambridge Ancient History, 2. Aufl. (Cambridge: Cambridge University Press, 1991), Bd. 3/2, S. 71–102. – „Assyrian Civilization“, in The Cambridge Ancient History, hg. v. J. Boardman et al. (Cambridge: Cambridge University Press, 1991), S. 194–228. Greenspahn, F. E., When Brothers Dwell Together: The Preeminence of Younger Siblings in the Hebrew Bible (Oxford: Oxford University Press, 1994). Greenstein, E. L., „Methodological Principles in Determining that the So-Called Je hoash Inscription is Inauthentic“, in M. J. Lundberg, S. Fine und W. T. Pitard (Hgg.), Puzzling Out the Past: Studies in Northwest Semitic Languages and Literatures in Hon or of Bruce Zuckerman, Culture and Histor y of the Ancient Near East 55 (Leiden: E. J. Brill, 2012), S. 83–92. Greßmann, H., Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels (von Samuel bis Amos und Hosea), Die Schriften des Alten Testaments 2/1, 2. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1921). – Moses und seine Zeit: Ein Kommentar zu den Mose-Sagen (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1913). Griffiths, J. G., „The Egyptian Derivation of the Name Moses“, JNES 12 (1953), S. 225–231. Güterbock, H. G., „Die historische Tradition und ihre literarische Gestaltung bei Babylo niern und Hethitern bis 1200“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäo logie 42 (1934), S. 1–91; Teil 2: 44 (1938), S. 45–145. – „Sargon of Akkad Mentioned by Ḫattušili I of Ḫatti“, JCS 18 (1964), S. 1–6. – Siegel aus Boğazköy: Erster Teil, Die Königssiegel der Grabungen bis 1938, Archiv für Orientforschung, Beiheft 5 (Osnabrück, Biblio-Verlag, 1967). – „The Deeds of Šuppiluliuma as Told by his Son, Muršili II“, JCS 10 (1956), S. 41–68, 75–98. Gutman, J., „The Histor y of the Ark“, ZAW 83 (1971), S. 22–30.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
294
Bibliographie
Hackett, J. A., „Spelling Differences and Letter Shape are Telltale Signs“, BAR 23/2 (1997), S. 42–44. Hagelia, H., The Dan Debate: The Tel Dan Inscription in Recent Research, Recent Research in Biblical Studies 4 (Sheffield: Sheffield Phoenix, 2009). – The Tel Dan Inscription: A Critical Investigation of Recent Research on its Palaeography and Philology, Studia Semitica Upsaliensia 22 (Uppsala: Uppsala University Library, 2006). Hallo, W. W., Early Mesopotamian Royal Titles: A Philologic and Historical Analysis, American Oriental Series 43 (New Haven, CT: American Oriental Society, 1957). Hallo, W. W., Jones, B. W. und Mattingly, G. L. (Hgg.), The Bible in the Light of Cuneiform Literature, Ancient Near Eastern Texts and Studies 8 (Lewiston, NY: E. Mellen, 1990). Halpern, B., David’s Secret Demons: Messiah, Murderer, Traitor, King (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans, 2001). – „‚Path of Glory‘, Shame and Guilt – The Uriah Story as the Hinge of Fate“, in Ch. Schä fer-Lichtenberger (Hg.), Die Samuelbücher und die Deuteronomisten, Beiträge zur Wissen schaft vom Alten und Neuen Testament 188 (Stuttgart: Kohlhammer, 2010), S. 76–91. – „The Construction of the Davidic State: An Exercise in Historiography“, in V. Fritz und P. R. Davies (Hgg.), The Origins of the Ancient Israelite States, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 228 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1996), S. 44–75. Handy, L. K., (Hg.), The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 (Leiden: E. J. Brill, 1997). Haran, M., „The Bible and Archaeology as Testimony for Israelite Histor y“, Beit Mi kra 176 (2004), S. 31–46 (Hebräisch). Hayes, W. C., „Egypt: Internal Affairs from Thutmose I to the Death of Amenophis III“, in L. E. S. Edwards, et al. (Hgg.), The Cambridge Ancient History, 3. Aufl. (Cambridge: Cambridge University Press, 1973), Bd. 2/1, S. 313–416. Healy, M., New Kingdom Egypt, Elite Series 40 (London: Osprey, 1992). Heinz, M., „Sargon of Akkad: Rebel and Usurper in Kish“, in M. H. Feldman und M. Heinz (Hgg.), Representation of Political Power: Case Histories from Times of Change and Dissolving Order in the Ancient Near East (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2007), S. 67–86. Hendel, R. S., „The Date of the Siloam Inscription: Rejoinder to Rogerson and Davies“, BA 59 (1996), S. 233–237. Hentschel, G. „Auf der Suche nach dem geschichtlichen Salomo“, in R. Lux (Hg.), Ideales Königtum: Studien zu David und Salomo, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 16 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005), S. 91–105. Hertzberg, H. W., Die Samuelbücher, Das Alte Testament Deutsch 10, 4. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968). Herzog, Z., Archaeology of the City: Urban Planning in Ancient Israel and Its Social Im plications, Tel Aviv University Sonia and Marco Nadler Institute of Archaeology Monograph Series 13 (Jerusalem: Emery and Claire Yass Archaeology Press, 1997).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
295
Hoffner, H. A.. „Propaganda and Political Justification in Hittite Historiography“, in H. Goedicke und J. J. M. Roberts (Hgg.), Unity and Diversity: Essays in the History, Li terature, and Religion of the Ancient Near East (Baltimore und London: John Hopk ins University Press, 1975), S. 49–62. – „Remarks on the Hittite Version of the Naram-Sin Legend“, JCS 23 (1970), S. 17–22. Honeyman, A. M., „The Evidence of Regnal Names among the Hebrews“, JBL 67 (1948), S. 13–25. Horneffer, A., (Übers.), Herodot, Historien, neu herausgegeben und erläutert von H. W. Haus sig, Kröners Taschenausgabe 224 (Stuttgart: A. Kröner, 1955). Hornung, E., „The Pharaoh“, in S. Donadoni (Hg.), The Egyptians (Chicago: University of Chicago Press, 1997), S. 283–314. Horowitz, W., Greenberg, Y. und Zilberg, P., By the Rivers of Babylon: Cuneiform Docu ments from the Beginning of the Babylonian Diaspora (Jerusalem: Bible Lands Mu seum / Israel Exploration Society, 2015). Hossfeld, F. L. und Zenger, E., Psalmen 101–150 (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament; Freiburg i. Br. / Basel / Wien: Herder, 2008). Hout, T. P. J. van den, „Apology of Ḫattušili III“, in W. W. Hallo und K. L. Younger, Jr. (Hgg.), The Context of Scripture (Leiden: E. J. Brill, 1997), Bd. 1, S. 199–204. – „Ḫattušili III, King of Hittites“, in J. M. Sasson (Hg.), Civilizations of the Ancient Near East (New York: Scribner, 1995), Bd. 2, S. 1107–1120. Houtman, C., Exodus, Bd. 1, übers. v. J. Rebel und S. Woudstra, Historical Commentary on the Old Testament (Kampen: Kok, 1993). Hurowitz, V. A., „Fort Sargon (Dūr-Šarru-kīn): A Portrait of the Royal Builder“, in I. Eph’al und N. Na’aman (Hgg.), Royal Assyrian Inscriptions: History, Historiography and Ideology (Jerusalem: The Israel Academy of Science and Humanities, 2009), S. 25– 52 (Hebräisch). – I Have Built You an Exalted House: Temple Building in the Bible in Light of Mesopo tamian and Northwest Semitic Writings, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 115 (Sheffield: JSOT Press, 1992). – „In Search of Resen (Genesis 10:12): Dūr-Šarru-kīn?“, in C. Cohen et al. (Hgg.), Birkat Shalom: Studies in the Bible, Ancient Near Eastern Literature, and Postbiblical Judaism Presented to Shalom M. Paul on the Occasion of his Seventieth Birthday (Winona Lake, IN, Eisenbrauns, 2008), Bd. 1, S. 511–524. – „Yhwh’s Exalted House – Aspects of the Design and Symbolism of Solomon’s Temple“, in J. Day (Hg.), Temple and Worship in Biblical Israel: Proceedings of the Oxford Old Testament Seminar, Library of Hebrew Bible / Old Testament Studies 422 (London: T. & T. Clark International, 2005), S. 63–110. – „Yhwh’s Exalted House Revisited: New Comparative Light on the Biblical Image of Solomon’s Temple“, in G. Galil et al. (Hgg.), The Ancient Near East in the 12th–10th Centuries BCE: Culture and History, Proceedings of the International Conference held at the University of Haifa, 2–5 May, 2010, Alter Orient und Altes Testament 392 (Müns ter: Ugarit-Verlag, 2012), S. 229–239.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
296
Bibliographie
Hurvitz, A., „The Recent Debate on Late Biblical Hebrew: Solid Data, Experts’ Opinions, and Inconclusive Arguments“, Hebrew Studies 47 (2006), S. 191–210. – „Philology Recapitulates Paleography“, BAR 23/2 (1997), S. 49–50. – The Transition Period in Biblical Hebrew: A Study in Post-Exilic Hebrew and Its Impli cations for the Dating of Psalms (Jerusalem: Bialik Institute, 1972; Hebräisch). Ishida, T., History and Historical Writing in Ancient Israel, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 16 (Leiden: E. J. Brill, 1999). – The Royal Dynasties in Ancient Israel, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 142 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1977). Jacoby, F., Die Fragmente der griechischen Historiker, Bd. 2 (Berlin: Weidmannsche Buch handlung, 1926). James, P., „Kings of Jerusalem at the Late Bronze to Iron Age Transition: Forerunners or Doubles of David and Solomon?“, in P. James und P. G. van der Veen (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology, Proceedings of the Third BICANE Colloquium Held at Sidney Sussex College, Cambridge 26–27 March, 2011, BAR International Series 2732 (Oxford: Archaeopress, 2015), S. 236–257. James, P. und van der Veen, P. G. (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology, Proceedings of the Third BICANE Colloquium Held at Sidney Sussex College, Cambridge 26–27 March, 2011, BAR Inter national Series 2732 (Oxford: Archaeopress, 2015). Japhet, S., I & II Chronicles: A Commentary, Old Testament Library (Louisville, KT: Westminster John Knox, 1993). – The Ideology of the Book of Chronicles and its Place in Biblical Thought, 2. Aufl., Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Judentums 9 (Frankfurt am Main: P. Lang, 1997). Jarick, J., 2 Chronicles, Readings: A New Biblical Commentary (Sheffield: Sheffield Phoe nix Press, 2007). Jeremias, J., Theologie des Alten Testaments, Grundrisse zum Alten Testament 6 (Göttin gen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015). Kaiser, O. (Hg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (= TUAT), 3 Bde. (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1982–1997). Kalimi, I., „1 and 2 Chronicles“, in M. D. Coogan (Hg.), The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible (Oxford: Oxford University Press, 2011), Bd. 1, S. 120–132. – An Ancient Israelite Historian: Studies in the Chronicler, His Time, Place, and Writing, Studia Semitica Neerlandica 46 (Assen: Royal Van Gorcum [jetzt bei E. J. Brill, Lei den], 2005). – „Chronicles“, in The Oxford Encyclopedia of the Bible and Ethics (Oxford: Oxford University Press, 2014), Bd. 1, S. 86–94. – Das Chronikbuch und seine Chronik: Zur Entstehung und Rezeption eines biblischen Bu ches, Fuldaer Studien 17 (Freiburg i. Brsg. / Basel / Wien: Herder, 2013).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
297
– „Die Quelle(n) der Textparallelen zwischen Samuel-Könige und Chronik“, in U. Becker und H. Bezzel (Hgg.), Rereading the Relecture? The Question of (Post)chronis tic Influence in the Latest Redactions of the Books of Samuel, Forschungen zum Alten Testament, 2. Reihe 66 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014), S. 11–30. – Fighting Over the Bible: Jewish Interpretation and Polemic from Temple to Talmud and Beyond, Brill Reference Library of Judaism 54 (Leiden und Boston: E. J. Brill, 2017). – „Kings with Privilege: The Core Source(s) of the Parallel Texts between the Deuteron omistic and Chronistic Histories“, RB 119 (2012), S. 498–517. – Metathesis in the Hebrew Bible: Wordplay as a Literary and Exegetical Device (Peabody, MA: Hendrickson Publishers, 2018). – „Persepolis“, in The New Interpreter’s Dictionary of the Bible, hg. v. K. D. Sakenfeld (Nashville, TN: Abingdon, 2009), Bd. 4, S. 450–451. – „Placing the Chronicler in His Own Historical Context: A Closer Examination“, JNES 68 (2009), S. 179–192. – The Books of Chronicles: A Classified Bibliography, Simor Bible Bibliography 1 (Jerusa lem: Simor, 1990). – „The Land of Moriah, Mount Moriah and the Site of Solomon’s Temple in Biblical Historiography“, HTR 83 (1990), S. 345–362. – „The Lord Called me from the Womb, Singled me out from my Mother’s Bowels (Isa 49:1)“, in Y. Hoffman (Hg.), Companion to the Biblical World: The Book of Isaiah (Ramat Gan: Revivim, 1986), Bd. 10, S. 231–232 (Hebräisch). – The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2005; Neudruck: 2012). – The Retelling of Chronicles in Jewish Tradition and Literature: A Historical Journey (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2009). – „The Rise of Solomon in the Ancient Israelite Historiography“, in J. Verheyden (Hg.), The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition: King, Sage and Archi tect, Themes in Biblical Narrative 16 (Leiden: E. J. Brill, 2013), S. 7–44. – „Review of Rivka Ulmer, Egyptian Cultural Icons in Midrash“, JNES 71 (2012), S. 351–354. – Untersuchungen zur Jüdischen Schriftauslegung und Theologie. Bindung Isaaks, Geschich te Josefs und Biblische Theologie (Würzburg: Echter Verlag, 2018). – Zur Geschichtsschreibung des Chronisten: Literarisch-historiographische Abweichungen der Chronik von ihren Paralleltexten in den Samuel- und Königsbüchern, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 226 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1995). Kalimi, I. und Richardson, S. (Hgg.), Sennacherib at the Gate of Jerusalem: Story, His tory and Historiography, Culture and Histor y of the Ancient Near East 71 (Leiden: E. J. Brill, 2014). Kaufmann, Y., Mekibshunah shel Hayitzira Hamikrait (Tel Aviv: Dvir, 1966; Hebräisch). – The Book of Judges (Jerusalem: Kiryat Sepher, 1973; Hebräisch). Keel, O., Das Hohelied, Zürcher Bibelkommentare 18 (Zürich: Theologischer Verlag Zü rich, 1986).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
298
Bibliographie
Kenyon, K. M., „Megiddo, Hazor, Samaria, and Chronology“, Bulletin of the Institute of Archaeology 4 (1964), S. 143–155. Kessler, R., Samuel: Priester und Richter, Königsmacher und Prophet, Biblische Gestal ten 18 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2007). Keulen, P. S. F. van, Two Versions of the Solomon Narrative: An Inquiry into the Relationship between MT 1 Kgs. 2–11 and LXX 3 Reg. 2–11, Vetus Testamentum Supplement 104 (Leiden: E. J. Brill, 2005). Kirkpatrick, A. F., The Second Book of Samuel with Notes and Introduction (Cambridge: Cambridge University Press, 1919). Kitchen, K. A., On the Reliability of the Old Testament (Grand Rapids, MI und Cam bridge: W. B. Eerdmans, 2003). – The Third Intermediate Period in Egypt (1100–650 B. C .), 2. Aufl. (Warminster, UK: Aris & Phillips, 1995). Kittel, R., Die Bücher der Chronik übersetzt und erklärt, Handkommentar zum Alten Tes tament 6/1 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1902). Klein, R. W., 1 Chronicles: A Commentary; Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 2006). Klein, R. W. 2 Chronicles: A Commentary; Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 2012). Klostermann, A. Die Bücher Samuelis und der Könige in H. Strack und O. Zöckler (Hgg.), Kurzgefasster Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments 3 (Nördlingen: C. H. Beck, 1887). Knapp, A., Royal Apologetic in the Ancient Near East, Writings from the Ancient World Supplement Series 4 (Atlanta: SBL Press, 2015). Knauf, E. A., „Jerusalem in the Late Bronze and Early Iron Ages: A Proposal“, Tel Aviv 27 (2000), S. 75–90. – „King Solomon’s Copper Supply“, in E. Lipiński (Hg.), Phoenicia and the Bible, Orien talia Lovaniensia Analecta 44 (Leuven: Peeters, 1991), S. 167–186. – „Le roi est mort, vive le roi! A Biblical Argument for the Historicity of Solomon“, in L. K. Handy (Hg.), The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium, Studies in the Histor y and Culture of the Ancient Near East 11 (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 81–95. – „War ‚Biblisch-Hebräisch‘ eine Sprache? Empirische Gesichtspunkte zur linguistischen Annäherung an die Sprache der althebräischen Literatur“, ZAH 3 (1990), S. 11–23. Knauf, E. A. und Guillaume, P., A History of Biblical Israel: The Fate of the Tribes and Kingdoms from Merenptah to Bar Kochba (Sheffield und Bristol: Equinox, 2016). Knoppers, G. N., I Chronicles 1–9. A Translation with Introduction and Commentary, The Anchor Bible 12 (New York: Doubleday, 2004). – „The Vanishing Solomon: The Disappearance of the United Monarchy from Recent Histories of Ancient Israel“, JBL 116 (1997), S. 19–44. Kochavi, M., (Hg.), Judaea, Samaria, and the Golan: Archaeological Survey 1967–1968 (Jerusalem: Karta, 1972; Hebräisch). Kooij, A. van der, „‚Nimrod, A Mighty Hunter before the Lord!‘: Assyrian Royal Ideol ogy as Perceived in the Hebrew Bible“, JS 21 (2012), S. 1–27.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
299
Kuenen, A., An Historico-Critical Inquiry into the Origin and Composition of the Hexateuch (London: MacMillan, 1886). Kunz-Lübcke, A., Salomo: Von der Weisheit eines Frauenliebhabers, Biblische Gestalten 8 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2004). Laroche, E., Catalogue des Textes Hittites (Paris: Klincksieck, 1971). – „The Pantheon of Asia Minor: The Organization of the Hittite Gods“, in Y. Bonnefoy (Hg.), Mythologies I (Chicago: University of Chicago Press, 1991), S. 218–222. Lassner, J. und Troen, S. I., „Jews, Arabs, and Modern Biblical Scholarship“, Jews and Muslims in the Arab Word: Haunted by Pasts Real and Imagined (Lanham, Maryland: Rowman & Littlef ield, 2007), S. 217–242. Lehmann, G., „The United Monarchy in the Countryside: Jerusalem, Judah, and the Shephelah during the Tenth Century B. C. E.“, in A. Vaughn und A. E. Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 117–162. Leichty, E., The Royal Inscriptions of Esarhaddon, King of Assyria (680–669 BC), The Roy al Inscriptions of the Neo-Assyrian Period 4 (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2011). Lemaire, A., „Are We Prepared to Raze the Edifice?“, BAR 23/2 (1997), S. 47–48. – „‚House of David‘ Restored in Moabite Inscription“, BAR 20/3 (1994), S. 30–37. – „Levantine Literacy ca. 1000/750 BCE“, in B. B. Schmidt (Hg.), Contextualizing Is rael’s Sacred Writings: Ancient Literacy, Orality, and Literary Production, Ancient Is rael and Its Literature 22 (Atlanta: SBL Press, 2015), S. 11–45. Lemche, N. P. und Thompson, T. L., „Did Biran Kill David? The Bible in the Light of Archaeology“, JSOT 64 (1994), S. 3–22. Levin, Y., „Nimrod the Mighty, King of Kish, King of Sumer and Akkad“, VT 52 (2002), S. 350–366. Levine, B. A., Numbers 21–36: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 4A (New York: Doubleday, 2000). – „Review of K. A. Kitchen, On the Reliability of the Old Testament“, RB 112 (2005), S. 267–273. Lewis, B., The Sargon Legend: A Study of the Akkadian Text and the Tale of the Hero Who Was Exposed at Birth, American Society of Oriental Research Dissertation Series 4 (Cambridge, MA: American Schools of Oriental Research, 1980). Lewy, H., „Nitokris-Naqî’a“, JNES 11 (1952), S. 264–286. Lichtheim, M., Ancient Egyptian Literature: A Book of Readings, Bd. 2 (Berkeley: Univer sity of California Press, 1976). Liver, J., „On the Question of the Chronology of Hiram King of Tyre“, Studies in Bible and Judean Desert Scrolls (Jerusalem: Bialik Institute, 1971), S. 189–197 (Hebräisch). – „The Book of the Acts of Solomon“, Studies in Bible and Judean Desert Scrolls (Jerusa lem: Bialik Institute, 1971), S. 83–105 (Hebräisch). Longman, T. III, Fictional Akkadian Autobiography: A Generic and Comparative Study (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1991).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
300
Bibliographie
– Song of Songs, New International Commentary on the Old Testament (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans, 2001). Luckenbill, D. D., Ancient Records of Assyria and Babylonia (Chicago: University of Chi cago Press, 1927). Luther, B., „Die Novelle von Juda und Tamar und andere israelitische Novellen“, in E. Meyer (Hg.), Die Israeliten und ihre Nachbarstämme: Alttestamentliche Untersuchun gen (Halle, M. Niemeyer, 1906; Neudruck: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesell schaft, 1967), S. 175–206. Lux, R., (Hg.), Ideales Königtum: Studien zu David und Salomo, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 16 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005). Lynch, M., Monotheism and Institutions in the Book of Chronicles: Temple, Priesthood, and Kingship in Post-Exilic Perspective, Studies of the Sofja Kovalevskaja Research Group on Early Jewish Monotheism 1; Forschungen zum Alten Testament 2/64 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014). Malamat, A., „Aspects of the Foreign Policies of David and Solomon“, Israel in Biblical Times: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute und Israel Exploration Society, 1983), S. 195–222 (Hebräisch). – „A Political Look at the Kingdom of David and Solomon and Its Relations with Egypt“, in ders. (Hg.), History of Biblical Israel: Major Problems and Minor Issues, Cul ture and Histor y of the Ancient Near East 7 (Leiden: E. J. Brill, 2001), S. 189–207. – Israel in Biblical Times: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute und Israel Explo ration Society, 1983; Hebräisch). – „Kingdom of David and Solomon and Its Relations with Egypt“, in ders. (Hg.), Israel in Biblical Times: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute und Israel Exploration Society, 1983), S. 167–194 (Hebräisch). Marsman, H. J., Women in Ugarit and Israel: The Social and Religious Position in the Con text of the Ancient Near East, Oudtestamentische Studiën 49 (Leiden: E. J. Brill, 2003). Mauchline, J. 1 and 2 Samuel, New Century Bible (London: Oliphants, 1971). Mazar, A. „Archaeology and the Biblical Narrative: The Case of the United Monarchy“, in R. G. Kratz und H. Spieckermann, One God – One Cult – One Nation: Archaeological and Biblical Perspectives, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissen schaft 405 (Berlin: W. de Gruyter, 2010), S. 29–58. – Archaeology of the Land of the Bible, 10,000–586 B. C. E., The Anchor Bible Reference Library (New York: Doubleday, 1990). – „The Debate over the Chronology of the Iron Age in the Southern Levant“, in T. E. Levy und T. Higham (Hgg.), The Bible and Radiocarbon Dating: Archaeology, Text and Science (London: Equinox, 2005), S. 15–30. – „The Search for David and Solomon: An Archaeological Perspective“, in I. Finkelstein und A. Mazar, The Quest for the Historical Israel: Debating Archaeology and the His tory of Israel, hg. v. B. Schmidt (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2007), S. 117–139.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
301
Mazar, B., „Shishak’s campaign to the Land of Israel“, in ders. (Hg.), Canaan and Israel: Historical Essays (Jerusalem: Bialik Institute und Israel Exploration Society, 1974), S. 234–244 (Hebräisch). – „The Time of David and Solomon“, in A. Malamat (Hg.), The History of the Jewish People: The Age of the Monarchies – Volume I: Political History (Jerusalem: Am Oved und Alexander Pelie, 1982), S. 62–81 (Hebräisch). Mazar, E., Discovering the Solomonic Wall in Jerusalem (Jerusalem: Shoham Academic Research and Publication, 2011). – „The Solomonic (Early Iron Age IIA) Royal Quarter of the Ophel“, The Ophel Excava tions to the South of the Temple Mount 2009–2013: Final Reports Volume I (Jerusalem: Shoham Academic Research and Publication, 2015), S. 459–474. Mazar, E. und Mazar, B., Excavations in the South of the Temple Mount: The Ophel of Bib lical Jerusalem, Qedem – Monographs of the Institute of Archaeology the Hebrew University of Jerusalem 29 (Jerusalem: Keter, 1989). McCarter, P. K. Jr., I Samuel: A New Translation with Introduction, Notes and Commentary, Anchor Bible 8 (Garden City, NY: Doubleday, 1980). – II Samuel: A New Translation with Introduction, Notes and Commentary, Anchor Bible 9 (Garden City, NY: Doubleday, 1984). – „No Trained Epigraphist Would Confuse the Two“, BAR 23/2 (1997), S. 45–46. – „The Apology of David“, JBL 99 (1980), S. 489–504. McCarthy, D. J., „II Samuel 7 and the Structure of the Deuteronomistic Histor y“, JBL 84 (1965), S. 131–138. McKenzie, S. L., 1–2 Chronicles, Abingdon Old Testament Commentaries (Nashville, TN: Abingdon, 2004). – „Deuteronomistic Histor y“, in D. N. Freedman (Hg.), The Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992), Bd. 2, S. 160–168. – „Deuteronomistic Histor y“, in K. D. Sakenfeld (Hg.), The New Interpreter’s Dictionary of the Bible (Nashville, TN: Abingdon Press, 2007), Bd. 2, S. 106–108. – King David: A Biography (Oxford: Oxford University Press, 2000). – The Chronicler’s Use of the Deuteronomistic History, Harvard Semitic Monographs 33 (Atlanta, GA: Scholars Press, 1985). – „The So-Called Succession Narrative in the Deuteronomistic Histor y“, in A. de Pury und T. Römer (Hgg.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte Davids: Neue Einsichten und Anfragen (Freiburg: Universitätsverlag, 2000), S. 123–135. Meinhold, W., Ištar in Aššur: Untersuchung eines Lokalkultes von ca. 2500 bis 614 v. Chr., Alter Orient und Altes Testament 367 (Münster: Ugarit-Verlag, 2009). Mettinger, T. N. D., Solomonic State Officials: A Study of the Civil Government Officials of the Israelite Monarchy (Lund: CWK Gleerup, 1971). Mieroop, M. van de, „Literature and Political Discourse in Ancient Mesopotamia: Sar gon II of Assyria and Sargon of Agade“, in B. Böck, E. Cancik-Kirschbaum und T. Richter (Hgg.), Minuscula Mesopotamica, Festschrift für Johannes Renger, Alter Orient und Altes Testament 267 (Münster: Ugarit Verlag, 1999), S. 327–339.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
302
Bibliographie
– „Sargon of Akkad and His Successors in Anatolia“, in Studi Micenei ed Egeo-Anatoli ci 42 (2000), S. 133–159. Millard, A. R., „An Assessment of the Evidence for Writing in Ancient Israel“, in Biblical Archaeology Today: Proceedings of the International Congress on Biblical Archaeology, Je rusalem, April 1984 (Jerusalem: Israel Exploration Society, 1985), S. 301–312. – „Texts and Archaeology: Weighing the Evidence – The Case for King Solomon“, PEQ 123 (1991), S. 19–27. – „The Ostracon from the Days of David Found at Khirbet Qeiyafa“, TynBul 62 (2011), S. 1–13. Miller, A. Das Hohe Lied, Die Heilige Schrift des Alten Testaments 6/3 (Bonn: P. Han stein, 1927). Misgav, H., Garfinkel, Y. und Ganor, S. „The Ostracon“, in Y. Garfinkel und S. Ganor (Hgg.), Khirbet Qeiyafa Volume 1: Excavation Report 2007–2008 (Jerusalem: Israel Ex ploration Society, 2009), S. 243–257. Moers, G., „Die Reiseerzählung des Wenamun“, in O. Kaiser (Hg.), TUAT, Bd. 3, S. 912– 921. Momigliano, A., The Development of Greek Biography (Cambridge, MA: Harvard Uni versity Press, 1971). Montgomery, J. A. und Gehman, H. S., A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Kings, The International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1951). Moore, G. F., A Critical and Exegetical Commentary on Judges, The International Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1895). Moorey, P. R. S., Kish Excavations 1923–1933: With a Microfiche Catalogue of the Objects in Oxford Excavated by the Oxford-Field Museum, Chicago Expedition to Kish in Iraq, 1923–1933 (Oxford: Clarendon, 1978). Moran, W. L., „The Ancient Near Eastern Background of the Love of God in Deuteron omy“, CBQ 25 (1963), S. 77–87. Mosis, R., Untersuchungen zur Theologie des chronistischen Geschichtswerkes, Freiburger theo logische Studien 92 (Freiburg i. Br. / Basel / Wien: Herder, 1973). Mauthner, F., Wörterbuch der Philosophie: Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache (Zü rich: Diogenes, 1910–1911; Neudruck 1980). Mulder, M. J., 1 Kings 1–11, Historical Commentary on the Old Testament (Leuven: Peeters, 1998). Murphy, R. E., The Song of Songs; Hermeneia (Minneapolis, MN: Fortress, 1990). – Ecclesiastes, Word Biblical Commentary 23A (Dallas: Word Books, 1992). Myers, J. M., II Chronicles: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 13 (Garden City, NY: Doubleday, 1965). Na’aman, N., „Solomon’s District System (1 Kings 4:7–19) and the Assyrian Province System in Palestine“, Ancient Israel’s History and Historiography: The First Temple Peri od, Collected Essays (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2006), Bd. 3, S. 102–119.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
303
– „Sources and Composition in the Histor y of David“, in V. Fritz und P. R. Davies (Hgg.), The Origins of the Ancient Israelite States, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 228 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1996), S. 170–186. Nadig, P. Hatschepsut, Gestalten der Antike (Darmstadt: P. von Zabern, 2014). Nelson, R. D., The Double Redaction of the Deuteronomistic History, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 18 (Sheffield: JSOT Press, 1981). Newsom, C. A., „‚The Consolations of God‘: Assessing Job’s Friends across a Cultural Abyss“, in C. Exum und H. G. M. Williamson (Hgg.), Reading from Right to Left: Essays on the Hebrew Bible in Honour of David J. A. Clines, Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 373 (Sheffield: Sheffield Academic, 2003), S. 347–358. Nicol, G. G., „Bathsheba, a Clever Woman?“, ExpTim 99 (1988), S. 360–363. – „The Alleged Rape of Bathsheba: Some Observations on Ambiguity in Biblical Nar rative“, JSOT 73 (1997), S. 43–54. Niemann, M. H., „The Socio-political Shadow Cast by Biblical Solomon“, in L. K. Handy (Hg.), Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millennium (Leiden: E. J. Brill, 1997), S. 252–299. Niens, C., Struktur und Dynamik in den Kampfszenen der Ilias (Heidelberg: Groos, 1987). Nitsche, S. A., König David: Sein Leben, seine Zeit, seine Welt (Gütersloh: Chr. Kaiser / Gütersloher Verlag, 2002). North, C. R., „The Religious Aspects of Hebrew Kingship“, ZAW 9 (1932), S. 8–38. Noth, M., Geschichte Israels, 10. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011). – Könige, Biblischer Kommentar Altes Testament 9/1; (Neukirchen-Vluyn: Neuk irche ner Verlag, 1968). – „La’asch und Hazrak“, Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertumskunde (Neuk ir chen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1971), Bd. 2, S. 135–147. – Überlieferungsgeschichtliche Studien, 2. Aufl. (Tübingen: Max Niemeyer, 1957). – „Zur Geschichte des Namens Palästina“, ZDPV 62 (1939), S. 125–144. Nowack, W., Richter, Ruth und Bücher Samuelis, Handkommentar zum Alten Testa ment I,4 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1902). Oded, B., „The People of Israel in the Biblical Period: Histor y or Myth?“, Beit Mikra 47 (2002), S. 25–32 (Hebräisch). Oettli, S. und Meinhold, J., Die geschichtlichen Hagiographen (Chronika, Esra, Nehemia, Ruth und Esther) und das Buch Daniel, Kurzgefasster Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments sowie zu den Apokryphen 8 (Nördlingen: C. H. Beck, 1889). Ofer, A., „‚All the Hill Country of Judah‘: From Settlement Fringe to a Prosperous Mon archy“, in I. Finkelstein und N. Na’aman (Hgg.), From Nomadism to Monarchy: Ar chaeological and Historical Aspects of Early Israel (Jerusalem: Yad Izhak Ben-Zvi, 1994), S. 92–121. Oppenheim, A. L., Ancient Mesopotamia: Portrait of a Dead Civilization (Chicago: Uni versity of Chicago Press, 1977).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
304
Bibliographie
– „Babylonian and Assyrian Historical Texts“, in J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (= ANET), 3. Aufl. mit Ergänzungen (Princeton: Princeton University Press, 1969), S. 265–317. Ortiz, S. und Wolff, S., „Guarding the Border to Jerusalem: The Iron Age City of Gezer“, NEA 75 (2012), S. 4–19. Oswald, W., Nathan der Prophet: Eine Untersuchung zu 2 Samuel 7 und 12 und 1 Köni ge 1, Abhandlungen zur Theologie des Alten Testaments 94 (Zürich: Theologischer Verlag, 2008). Otten, H., Die Apologie Hattusilis III. Das Bild der Überlieferung (Studien zu den Boğaz köy-Texten 24 (Wiesbaden: O. Harrassowitz, 1981). Pákozdy, L. M. von, „Elhanan – der frühere Name Davids?“, ZAW 68 (1956), S. 257–259. Parker, S. B., „Aqhat“, in S. B. Parker (Hg.), Ugaritic Narrative Poetry; Writings from the Ancient World (Atlanta: Society of Biblical Literature, 1997), S. 49–88. Parpola, S., „The Construction of Dūr-Šarru-kīn in the Assyrian Royal Correspon dence“, in A. Caubet (Hg.), Khorsabad: le palais de Sargon II, roi d’Assyrie (Paris: Do cumentation française, 1995), S. 47–77. – The Correspondence of Sargon II, Part 1: Letters from Assyria and the West; State Ar chives of Assyria 1; (Helsinki: University of Helsinki Press, 1987). Parpola, S. und Watanabe, K. (Hgg.), Neo-Assyrian Treaties and Loyalty Oaths; State Ar chives of Assyria 2 (Helsinki: Helsinki University Press, 1988). Pasto, J., „When the End is the Beginning? Or When the Biblical Past is the Political Present: Some Thoughts on Ancient Israel, ‚Post-Exilic Judaism‘, and the Politics of Biblical Scholarship“, SJOT 12 (1998), S. 157–202. Paul, S. M., „Deutero-Isaiah and Cuneiform Royal Inscriptions“, JAOS 88 (1968), S. 181– 186 (Neudruck in ders., Divrei Shalom: Collected Studies of Shalom M. Paul on the Bible and the Ancient Near East, 1967–2005 [Culture and Histor y of the Ancient Near East 23; Leiden: E. J. Brill, 2005], S. 11–22). – „Exodus 1:21: ‚To Found a Family‘ – A Biblical and Akkadian Idiom“, in Divrei Shalom (Culture and Histor y of the Ancient Near East 23; Leiden: E J. Brill, 2005), S. 177–180. Peckham, B., The Composition of the Deuteronomistic History, Harvard Semitic Mono graphs 35 (Atlanta, GA: Scholars Press, 1985). Person, R. F., The Deuteronomistic History and the Book of Chronicles: Scribal Works in an Oral World; Ancient Israel and Its Literature 6 (Atlanta, GA: Society of Biblical Lite rature, 2010). Pettinato, G., „Inanna“, in L. Jones (Hg.), Encyclopedia of Religion, 2. Aufl. (Detroit: Macmillan, 2005), S. 4402–4406. Pietsch, M., „Dieser ist der Sproß Davids…“: Studien zur Rezeptionsgeschichte der Nathan ver heißung im alttestamentlichen, zwischentestamentlichen und neutestamentlichen Schrifttum, Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 100 (Neuk irchen-Vluyn: Neuk irchener Verlag, 2003).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
305
Pike, D. M., „Before Jeremiah Was: Divine Election in the Ancient Near East“, in K. P. Jackson und A. C. Skinner (Hgg.), A Witness for the Restoration: Essays in Honor of Robert J. Matthews (Provo, UT: Religious Studies Center, Brigham Young University, 2007), S. 33–59. Pope, M. H., Song of Songs: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 7C (Garden City, NY: Doubleday, 1977). Poulssen, N., König und Tempel im Glaubenszeugnis des Alten Testaments, Stuttgarter Bi blische Monographien 3 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 1967). Pritchard, J. B. (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (= ANET), 3. Aufl. mit Ergänzungen (Princeton: Princeton University Press, 1969). Provan, I., „Ideologies, Literary and Critical: Reflections on Recent Writing on the His tor y of Israel“, JBL 114 (1995), S. 585–606. Rad, G. von, „Die deuteronomistische Geschichtstheologie in den Königsbüchern“, in ders., Deuteronomium-Studien, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 58, 2., durchges. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ru precht, 1948), S. 52–64. Rainey, A. F., „Uncritical Criticism“, JAOS 115 (1995), S. 101–104. Richardson, S. F. C., „Mesopotamia and the ‚New‘ Military Histor y“, in L. L. Brice und J. T. Roberts (Hgg.), Recent Directions in the Military History of the Ancient World, Publications of the Association of Ancient Historians 10 (Claremont, CA: Regina Books, 2011), S. 11–51. Ritner, R. K., The Libyan Anarchy: Inscriptions from Egyptʼs Third Intermediate Period, hg. v. E. F. Wente, Writings from the Ancient World 21 (Atlanta, GA: Society of Biblical Li terature, 2009). Roberts, J. J. M., „Solomon’s Jerusalem and Zion Tradition“, in A. Vaughn und A. E. Kille brew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 163–170. Robinson, J., The First Book of Kings, The Cambridge Bible Commentary (Cambridge: Cambridge University Press, 1972). Rofé, A., Introduction to the Literature of the Hebrew Bible, Jerusalem Biblical Studies 9 (Jerusalem: Simor, 2009). Rofé, A., „The Battle of David and Goliath: Folklore, Theology, Eschatology“, in J. Neus ner, B. A. Levine und E. S. Frerichs (Hgg.), Judaic Perspectives on Ancient Israel (Phila delphia: Fortress, 1987), S. 117–151. Rofé, A., „The Reliability of the Sources about David’s Reign: An Outlook from Political Theor y“, in E. Blum (Hg.), Mincha: Festgabe für Rolf Rendtorff zum 75. Geburtstag (Neuk irchen-Vluyn: Neuk irchener Verlag, 2000), S. 217–227. Rollston, C.[A.], „The Khirbet Qeiyafa Ostracon: Methodological Musings and Ca veats“, Tel Aviv 38 (2011), S. 67–82. – Writing and Literacy in the World of Ancient Israel: Epigraphic Evidence from the Iron Age; Archaeology and Biblical Studies 11 (Atlanta: Society of Biblical Literature, 2010).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
306
Bibliographie
Rost, L., Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids, Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 42 (Stuttgart: Kohlhammer, 1926). Roth, S., Gebieterin aller Länder. Die Rolle der königlichen Frauen in der fiktiven und rea len Aussenpolitik des ägyptischen Neuen Reiches, Orbis Biblicus et Orientalis 185 (Frei burg / Schweiz und Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002). Rowley, H. H., „The Interpretation of the Song of Songs“, JTS 38 (1937), S. 337–363. – „The Meaning of the Shulammite“, AJSL 59 (1939), S. 84–91. Rudnig, T. A., „‚Außer in der Sache mit Uria, dem Hethiter‘ (1 Reg 15,5): Jahwes und Davids Gerechtigkeit in 2 Sam 10–12“, in A. G. Auld und E. Eynikel (Hgg.), For and against David: Story and History in the Books of Samuel, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 232 (Leuven: Peeters, 2010), S. 273–292. Rudnig, T. A., Davids Thron: Redaktionskritische Studien zur Geschichte von der Thron nachfolge Davids, Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 358 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 2006). Rudolph, W., Chronikbücher, Handbuch zum Alten Testament 21 (Tübingen: J. C. B. Mohr [P. Siebeck], 1955). Rupprecht, K., Der Tempel von Jerusalem: Gründung Salomos oder jebusitisches Erbe? Bei hefte zur Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft 144 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 1977). Sallaberger, W. und Westenholz, A., Mesopotamien: Akkade-Zeit und Ur III-Zeit, Orbis Biblicus et Orientalis 160/3 (Fribourg: Universitätsverlag / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1999). Särkiö, P., Die Weisheit und Macht Salomos in der israelitischen Historiographie: Eine tra ditions- und redaktionskritische Untersuchung über 1 Kön 3–5 und 9–11, Schriften der Finnischen Exegetischen Gesellschaft 60 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1994). – „Solomon in Histor y and Tradition“, in J. Verheyden (Hg.), The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition: King, Sage and Architect, Themes in Biblical Narrative 16 (Leiden: E. J. Brill, 2013), S. 45–56. Sarna, N. M., Exploring Exodus: The Heritage of Biblical Israel (New York: Schocken, 1986). – „The Biblical Sources for the Histor y of Monarchic Period“, in A. Malamat (Hg.), The Age of the Monarchies – Political History (Jerusalem: Am Oved und Alexander Pelie, 1982), S. 7–20 (Hebräisch). Sasson, G., „In the Footsteps of the Tradition about Solomon the Magician in the Litera ture of the Sages“, JSIJ 6 (2007), S. 37–53. Sasson, V., „King Solomon and the Dark Lady in the Song of Songs“, VT 39 (1989), S. 407–414. Schäfer, H. (Hg.), Urkunden der älteren Äthiopenkönige. Zweites Heft, Urkunden des aegyptischen Altertums, Dritte Abteilung, Heft 2 (Leipzig: J. C. Hinrichs’sche Buch handlung, 1908). Scharbert, J., „Stellvertretendes Sühneleiden in den Ebed-Jahwe-Liedern und in altorientalischen Ritualtexten“, Biblische Zeitschrift 2 (1959), S. 190–213.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
307
Schick, A., Irrt die Bibel? Auf der Suche nach König David und Salomo – Mythos oder Wahrheit? (Hammerbrücke: Jota, 2004). Schmitt, R., „Atossa“, in Encyclopaedia Iranica (New York: Encyclopaedia Iranica Foun dation, 1989), Bd. 3, S. 13–14 (online: http://www.iranicaonline.org/articles/atossaachaemenid-queen, Update 17. August 2011; aufgerufen am 21. Mai 2019. – Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden (Wiesbaden: Reichert, 2009). Schott, S., „Zum Krönungstag der Königin Hatschepsût“, in Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: Philologisch-Historische Klasse Nr. 6 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1955), S. 195–219. Schwally, F., „Zur Quellenkritik der historischen Bücher“, ZAW 12 (1892), S. 153–161. Schwemer, D., „Das hethitische Reichspantheon: Überlegungen zu Struktur und Gene se“, in R. G. Kratz und H. Spieckermann (Hgg.), Götterbilder – Gottesbilder – Weltbil der, Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike, Forschungen zum Alten Testament 2/17 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2006), S. 241–265. Schwienhorst-Schönberger, L., Kohelet, Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament (Freiburg i. Brsg.: Herder, 2004). Segal, M. Z., The Books of Samuel (Jerusalem: Kiryat Sefer, 1976; Hebräisch). – The Complete Book of Ben Sira (Jerusalem: Bialik Institute, 1972; Hebräisch). Seters, J. van, The Biblical Saga of King David (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2009). Sethe, K., „Altes und Neues zur Geschichte der Thronstreitigkeiten unter den Nachfol gern Thutmosis’ I.“, ZÄS 36 (1898), S. 24–81. – Das Hatschepsut-Problem noch einmal untersucht (Berlin: Verlag der Akademie der Wis senschaften, 1932). Seux, M.-J., Épithètes Royales Akkadiennes et Sumériennes (Paris: Letouzey et Ané, 1967). Simian-Yofre, H., „נחם, nḥm“, in G. J. Botterweck, H. Ringgren und H.-J. Fabry (Hgg.), Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. 5 (Stuttgart: Kohlhammer, 1986), S. 366–384. Singer, I., The Hittites and Their Civilization, Biblical Encyclopedia Library 26 (Jerusalem: Bialik Institute, 2009; Hebräisch). – „‚The Thousand Gods of Ḫatti‘: The Limits of an Expanding Pantheon“, IOS 14 (1994), S. 81–102. Skehan, P. W. und Di Lella, A. A., The Wisdom of Ben Sira: A New Translation with Notes, Introduction and Commentary, Anchor Bible 39 (New York: Doubleday, 1987). Skolnik, F. und Berenbaum, M. (Hgg.), Encyclopaedia Judaica, 2. Aufl. (Detroit: Thom son Gale / Jerusalem: Keter, 2007). Smith, H. P., A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Samuel, The Interna tional Critical Commentary (Edinburgh: T. & T. Clark, 1899). Smith, S., „The Supremacy of Assyria“, in The Cambridge Ancient History, 1. Aufl. (Cam bridge: Cambridge University Press, 1925), Bd. 3/1, S. 32–60. Soden, W. von, Einführung in die Altorientalistik, Orientalistische Einführungen (Darm stadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1985). Soggin, J. A., „King Solomon“, in C. Cohen et al. (Hgg.), Birkat Shalom: Studies in the Bible, Ancient Near Eastern Literature, and Postbiblical Judaism Presented to Shalom
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
308
Bibliographie
M. Paul on the Occasion of his Seventieth Birthday (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2008), Bd. 1, S. 169–174. Sommerfeld, W., „Sargon“, in E. Ebeling, B. Meissner et al. (Hgg.), Reallexikon der Assy riologie und Vorderasiatischen Archäologie (Berlin: W. de Gruyter, 2009–2011), Bd. 12, S. 44–49. Speiser, E. A., „In Search of Nimrod“, Eretz-Israel 5 (Benjamin Mazar Volume, 1958), S. 32*–36*. Sperber, A., „Hebrew Based upon Biblical Passages in Parallel Transmission“, HUCA 14 (1939), S. 153–249. Stamm, J. J., „Der Name des Königs Salomo“, TZ 16 (1960), S. 285–297. Steed, H. W., The Habsburg Monarchy (New York: H. Fertig, 1969). Stern, M., Bible & Music: Influences of the Old Testament on Western Music (Jersey City, NJ: Ktav, 2011). – Greek and Latin Authors on Jews and Judaism (Jerusalem: Israel Academy of Sciences and Humanities, 1976). Stoebe, H.-J., Das zweite Buch Samuelis, Kommentar zum Alten Testament 8/2 (Güters loh: Gütersloher Verlaghaus, 1994). Stolz, F., Das erste und zweite Buch Samuel, Zürcher Bibelkommentare: Altes Testament 9 (Zürich, Theologischer Verlag Zürich, 1981). Streck, M., Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergange Nineveh’s, Vorderasiatische Bibliothek (Leipzig: J. C. Hinrichs, 1916). Tadmor, H., „Autobiographical Apology in the Royal Assyrian Literature“, in H. Tad mor und M. Weinfeld (Hgg.), History, Historiography and Interpretation: Studies in Biblical and Cuneiform Literatures (Jerusalem: Magnes / Leiden: E. J. Brill, 1983), S. 36–57. Neudruck in H. Tadmor, „With My Many Chariots I Have Gone up the Heights of Mountains“: Historical and Literary Studies on Ancient Mesopotamia and Is rael (M. Cogan [Hg.]; Jerusalem: Israel Exploration Societ y, 2011), S. 63–85. – „Fragments of an Assyrian Stela of Sargon II“, in M. Cogan (Hg.), „With My Many Chariots I Have Gone up the Heights of Mountains“: Historical and Literary Studies on An cient Mesopotamia and Israel (Jerusalem: Israel Exploration Society, 2011), S. 495–504. Talshir, Z., „Textual and Literary Criticism of the Bible in Post-Modern Times: The Un timely Demise of Classical Biblical Philology“, Henoch 21 (1999), S. 235–252. – „When Has the Bible Been Written?“, Beit Mikra 49 (2004), S. 15–30 (Hebräisch). Talstra, E., Solomon’s Prayer: Synchrony and Diachrony in the Composition of 1Kings 8, 14–61 (Kampen: Kok, 1993). Thackeray, H. St. J., Josephus with an English Translation (9 Bde.; Loeb Classical Library; London: William Heinemann / Cambridge, MA: Harvard University Press, 1926). Thackeray, H. St. J. und Marcus, R., Josephus with an English Translation: Jewish Antiquities Books V-VIII (Loeb Classical Library; Cambridge, MA: Harvard Universi ty Press / London: William Heinemann, 1934). Thenius, O., Die Bücher Samuels, Kurzgefasstes exegetisches Handbuch zum Alten Tes tament 4, 2. Aufl. (Leipzig: S. Hirzel, 1864).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
309
Thompson, T. L., Early History of the Israelite People: From the Written & Archaeological Sources (Leiden: E. J. Brill, 1994). – The Mythic Past: Biblical Archaeology and the Myth of Israel (London: Basic Books, 1999). Toffolo, M. B., Arie, E., Martin, M. A. S., Boaretto, E. und Finkelstein, I. „Absolute Chron ology of Megiddo, Israel, in the Late Bronze and Iron Ages: High Resolution Radio carbon Dating“, Radiocarbon 56 (2014), S. 221–244. Toorn, K. van der und Horst, P. W. van der, „Nimrod Before and After the Bible“, HTR 83 (1990), S. 1–29. Torijano, P. A., Solomon, the Esoteric King: From King to Magus, Development of a Tradi tion, Supplements to the Journal for the Study of Judaism 73 (Leiden: E. J. Brill, 2002). Tov, E., Textual Criticism of the Hebrew Bible, 3. Aufl. (Minneapolis, MN: Fortress, 2012). Tuell, S. S., First and Second Chronicles; Interpretation (Louisville, KT: Westminster John Knox, 2001). Ünal, A., Ḫattušili III. (Heidelberg: C. Winter Universitätsverlag, 1974). Ussishkin, D., „Megiddo“, in E. M. Meyers (Hg.), The Oxford Encyclopedia of Archaeol ogy in the Near East (New York und Oxford: Oxford University Press, 1997), Bd. 3, S. 460–469. – „Solomon’s Jerusalem: The Text and the Facts on the Ground“, in A. G. Vaughn und A. E. Killebrew (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period (Society of Biblical Literature Symposium Series 18; Atlanta, GA: Society of Biblical Literature, 2003), S. 103–115. Vaux, R. de, Ancient Israel: Its Life and Institutions (übers. v. J. McHugh; New York: McGraw-Hill, 1961). Vaughn, A. G. und Killebrew, A. E. (Hgg.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period, Society of Biblical Literature Symposium Series 18 (Atlanta, GA: So ciety of Biblical Literature, 2003). Veijola, T., David: Gesammelte Studien zu den Davidüberlieferungen des Alten Testaments, Schriften der Finnischen Exegetischen Gesellschaft 52 (Helsinki: Finnische Exegeti sche Gesellschaft /Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1990). – Die ewige Dynastie: David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deuteronomisti schen Darstellung, Annales Academiae Scientiarum Fennicae B 193 (Helsinki: Suoma lainen Tiedeakatemia, 1975). – „Salomo – der Erstgeborene Bathsebas“, in J. A. Emerton (Hg.), Studies in the Historical Books of the Old Testament, Supplements to Vetus Testamentum 30 (Leiden: E. J. Brill, 1979), S. 230–250. Verheyden, J. (Hg.), The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition: King, Sage and Architect, Themes in Biblical Narrative 16 (Leiden: E. J. Brill, 2013). Volck, W. und Oettli, S., Die poetischen Hagiographen (Buch Hiob, Prediger Salomo, Hohe lied und Klagelieder), Kurzgefaßter Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments sowie zu den Apokryphen 7 (Nördlingen, C. H. Beck, 1889).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
310
Bibliographie
Vries, P. de, The Kābôd of Yhwh in the Old Testament: With Particular Reference to the Book of Ezekiel, übers. v.A. Thomson; Studia Semitica Neerlandica 65 (Leiden: E. J. Brill, 2016). Weidner, E. und Parpola, S., Letters from Assyrian Scholars to the Kings Esarhaddon and Assurbanipal: Part I – Texts, Alter Orient und Altes Testament 5/1 (NeukirchenVluyn: Neukirchener Verlag, 1970). Weinfeld, M., Deuteronomy and the Deuteronomic School (Oxford: Oxford University Press, 1972; Neudruck: Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1992). Weippert, M., Historisches Textbuch zum Alten Testament; Grundrisse zum Alten Testa ment 10 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010). – „Jau(a) Mār Ḫumrî – Joram oder Jehu von Israel?“, VT 28 (1978), S. 113–118. Weitzman, S., Solomon: The Lure of Wisdom (New Haven, CT und London: Yale Univer sity Press, 2011). Wellhausen, J., Der Text der Bücher Samuelis untersucht (Göttingen: Vandenhoeck & Ru precht, 1871). – Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, 4. Aufl. (Berlin: W. de Gruyter, 1899; Neudruck 1963). – Prolegomena zur Geschichte Israels, 6. Aufl. (Berlin: W. de Gruyter, 1927; Neudruck 2001). Westenholz, J. G., Legends of the Kings of Akkade: The Texts, Mesopotamian Civilizations 7 (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1997). – „Review of The Sargon Legend by B. Lewis“, JNES 43 (1984), S. 73–79. – „The Memory of Sargonic Kings under the Third Dynasty of Ur“, in P. Michalowski (Hg.), On the Third Dynasty of Ur: Studies in Honor of Marcel Sigrist (Boston: American Schools of Oriental Research, 2008), S. 251–260. Westermann, C., Die Joseph-Erzählung, Calwer taschenbibliothek 1 (Stuttgart: Calwer Ver lag, 1990). White, M., „‚The Histor y of Saul’s Rise‘: Saulide State Propaganda in 1 Samuel 1–14“, in S. M. Olyan und R. C. Culley (Hgg.), „A Wise and Discerning Mind:“ Essays in Honor of Burke O. Long, Brown Judaic Studies 325 (Providence, RI: Brown University Press, 2000), S. 271–292. Whybray, R. N., The Succession Narrative: A Study of II Samuel 9–20, [and] I Kings 1 and 2, Studies in Biblical Theology (Naperville, IL: A. R. Allenson, 1968). Wightman, G. J., „Megiddo VIA-III: Associated Structures and Chronology“, Levant 17 (1985), S. 117–129. Wilda, G., Das Königsbild des Chronistischen Geschichtswerkes (Dissertation; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1959). Willi, T., Chronik: 1. Teilband – 1. Chr. 1,1–10,14, Biblischer Kommentar Altes Testa ment 24/1 (Neuk irchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2009). Williamson, H. G. M., 1 and 2 Chronicles, The New Century Bible Commentary (Grand Rapids, MI: W. B. Eerdmans / London: Marshall, Morgan & Scott, 1982).
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Bibliographie
311
– „The Accession of Solomon in the Books of Chronicles“, in Studies in Persian Period History and Historiography, Forschungen zum Alten Testament 38 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2004), S. 141–149. – „The Composition of Ezra 1–6“, in ders. (Hg.) Studies in Persian Period History and Historiography, Forschungen zum Alten Testament 38 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2004), S. 244–270. – „The Temple in the Books of Chronicles“, in ders. (Hg.) Studies in Persian Period His tory and Historiography, Forschungen zum Alten Testament 38 (Tübingen: Mohr Sie beck, 2004), S. 150–161. Willmes, B., Menschliches Schicksal und ironische Weisheitskritik im Koheletbuch, BiblischTheologische Studien 39 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2000). Wilson, J. A., „Egyptian Historical Texts“, in J. B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament (= ANET; 3. Aufl. mit Ergänzungen; Princeton: Princeton Universit y Press, 1969), S. 256b–258a. Winston, D., The Wisdom of Solomon: A New Translation with Introduction and Commen tary, Anchor Bible 43 (Garden City, New York: Doubleday, 1979). Whitelam, K. M., The Invention of Ancient Israel: The Silencing of Palestinian History (London: Routledge, 1996). Wolkstein, D. und Kramer, S. N., Inanna: Queen of Heaven and Earth, Her Stories and Hymns from Sumer (New York: Harper & Row, 1983). Wright III, B. G., „Solomon in Chronicles and Ben Sira: A Study in Contrasts“, in J. Corley und H. van Grol (Hgg.), Rewriting Biblical History: Essays on Chronicles and Ben Sira in Honor of Pancratius C. Beentjes, Deuterocanonical and Cognate Literature Studies 7 (Berlin und New York: W. de Gruyter, 2011), S. 139–157. Wright, J. L., David, King of Israel, and Caleb in Biblical Memory (New York: Cambridge Universit y Press, 2014). Würthwein, E., Das Erste Buch der Könige: Kapitel 1–16 – übersetzt und erklärt, Das Alte Testament Deutsch (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977). – Die Erzählung von der Thronfolge Davids: Theologische oder politische Geschichtsschrei bung? Theologische Studien 115 (Zürich: Theologischer Verlag, 1974). Wyatt, N., „‚Araunah the Jebusite‘ and the Throne of David“, ST 39 (1985), S. 39–53. – „‚Jedidiah‘and Cognate Forms as a Title of Royal Legitimation“, Biblica 66 (1985), S. 112–125. Yadin, Y., „Megiddo of the Kings of Israel“, BAR 33 (1970), S. 66–96. – „Did Pharaoh Sheshonq Attack Jerusalem?“, BAR (July / Aug. 2012), S. 42–52. Yardeni, A., „Further Observations on the Ostracon“, in Y. Garfinkel und S. Ganor (Hgg.), Khirbet Qeiyafa Volume 1: Excavation Report 2007–2008 (Jerusalem: Israel Ex ploration Society, 2009), S. 259–260. – „They would Change the Dates of Clearly Stratified Inscriptions: Impossible!“, BAR 23/2 (1997), S. 47.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
312
Bibliographie
Younger, K. L. Jr., „Early Israel in Recent Biblical Scholarship“, in D. W. Baker et al. (Hgg.), The Face of Old Testament Studies (Grand Rapids, MI.: W. B. Eerdmans, 1999), S. 176–206. Young, I., Diversity in Pre-Exilic Hebrew (Forschungen zum Alten Testament 5; Tübin gen: J. C. B. Mohr [Paul Siebeck], 1993). Young, T. C., „The Early Histor y of the Medes and the Persians and the Achaemenid Em pire to the Death of Cambyses“, in The Cambridge Ancient Histor y, 2. Aufl. (Cam bridge: Cambridge University Press, 1988), Bd. 4, S. 1–52. Zakovitch, Y., Das Hohelied, übers. v. D. Mach, Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament (Freiburg i. Brsg.: Herder, 2004). – The Pattern of the Numerical Sequence Three-Four in the Bible, (Ph. D. Dissertation; Hebrew University of Jerusalem, 1977; Hebräisch). Zalewski, S., Solomon’s Ascension to the Throne: Studies in the Books of Kings and Chronicles (Jerusalem: Marcus, 1981; Hebräisch). Zer-Kabod, M., Qoheleth (Daat Mikra; Jerusalem: Mosad Harav Kook, 1973; Hebräisch). Zöckler, O., Das Hohelied und der Prediger, Theologisch-homiletisches Bibelwerk, AT 13 (Bielefeld und Leipzig: Velhagen und Klasing, 1868). Zwickel, W., Der salomonische Tempel, Kulturgeschichte der antiken Welt 83 (Mainz: P. von Zabern, 1999). – Der Tempelkult in Kanaan und Israel: Studien zur Kultgeschichte Palästinas von der Mittelbronzezeit bis zum Untergang, Forschungen zum Alten Testament 10 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1994). – „Der Tempel Salomos im Kontext der Ikonographie und der archäologischen Funde“, in J. Verheyden (Hg.), The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition: King, Sage and Architect, Themes in Biblical Narrative 16 (Leiden: E. J. Brill, 2013), S. 57–84. – „Die tyrische Königsliste und die Annalenangaben des Alten Testaments“, in J. M. Robker et al. (Hgg.), Text – Textgeschichte – Textwirkung: Festschrift zum 65. Ge burtstag von Siegfried Kreuzer, Alter Orient und Altes Testament (Münster: UgaritVerlag, 2014), S. 83–92. – „Solomon’s Temple, Its Cultic Implements and the Historicity of Solomon’s King dom“, in P. James und P. G. van der Veen (Hgg.), Solomon and Shishak: Current Per spectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology, Proceedings of the Third BICANE Colloquium Held at Sidney Sussex College, Cambridge 26–27 March, 2011, BAR International Series 2732 (Oxford: Archaeopress, 2015), S. 148–154.
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Autorenregister Aharoni, Y. .................................. 23, 25, 83 Ahituv, S. ....................................... 125, 159 Ahlström, G. W. .................................... 193 Albright, W. F. ....................... 138, 145, 230 Alexander, J. B. .......................................... 4 Alt, A. ...................................... 75, 187, 203 Alter, R. ................ 120, 121, 175, 243, 244 Amiran, R. .............................................. 23 Anderson, J. E. ....................................... 207 Arend, W. .............................................. 243 Arie, E. ..................................................... 27 Aster, S. Z. ............................................. 262 Auerbach, E. .................................... 95, 175 Auld, A. G. .................... 8, 38, 45, 46, 96, 152, 253 Aviram, J. ................................................. 25 Avraham, N. .......................................... 119 Bach, A. ................................................. 194 Baden, J. ..................................................... 7 Baker, D. W. ............................................. 47 Baker, H. ................................................ 129 Bar-Efrat, S. ........................................... 175 Barkay, G. ................................................ 23 Barnes, W. E. ......................... 155, 217, 218, Bartel, A. ............................................... 218 Barton, G. A. ......................................... 165 Baumgartner, W. .............................. 66, 90 Bayer, B. ..................................................... 4 Bearman, G. ............................................ 18 Becker, U. .................................................. 9 Becking, B. ............................................ 255 Beckman, G. .......................................... 138 Beentjes, P. C. ................................ 163, 177 Ben-Ami, D. ............................................ 24 Ben-Noun, L. ................................ 184, 185 Ben-Tor, A. .................................. 23, 24, 47 Ben-Yosef, E. ............................................ 28
Benzinger, I. ................ 155, 188, 189, 197, 225, 227, 257 Berenbaum, M. ......................................... 4 Bezzel, H. ................................................... 9 Biberger, B. ............................................ 192 Biran, A. .......................................... 21, 120 Blankenberg-van Delden, C. .................. 83 Blum, E. ................................................... 77 Boardman, J. ................................. 135, 136 Boaretto, E. ............................................. 27 Böck, B. ................................................. 135 Bodner, K. ............................................. 238 Bonnefoy, Y. .......................................... 139 Borger, R. ...................................... 125, 126 Botterweck, G. J. ................................... 106 Braudel, F. ................................................ 78 Braun, R. L. ........................................... 155 Breasted, J. H. ................ 140, 141, 142, 143 Brettler, M. Z. ........................................ 115 Brice, L. L. ............................................... 93 Bright, J. ........................................... 63, 195 Brisch, N. ............................................... 117 Brown, R. E. .......................................... 166 Brueggemann, W. ..................................... 7 Brunner, H. ........................................... 140 Buber, M. M. ......................................... 115 Budde, K. ................................. 94, 170, 198 Burnside, J. ............................................ 230 Cahill, J. M. ....................................... 26, 72 Campbell, A. F. ..................................... 238 Cancik-Kirschbaum, E. ........................ 135 Carr, D. M. ............................................ 253 Caspari, W. .................................... 114, 171 Cassuto, U. ............................................ 205 Caubet, A. ............................................. 136 Chesnutt, R. D. ..................................... 159 Childs, B. S. ........................................... 131
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
314
Autorenregister
Christen-Barry, W. A. ............................. 18 Clark, M. ............................................... 243 Cline, E. H. .............................................. 27 Cogan, M. .............. 30, 32, 33, 65, 75, 77, 83, 125, 145, 186, 189, 202, 221, 225 Cohen, C. .............................. 116, 131, 136 Cohen, Y. ............................................... 138 Collins, B. J. ........................................... 139 Coogan, M. D. ................... 30, 34, 159, 180 Cook, S. A. ................................... 94, 95, 98 Cooke, G. ...................................... 126, 211 Cooper, J. S. ................................... 133, 134 Corley, J. ................................................ 163 Crenshaw, J. L. ...................................... 165 Cross, F. M. .................................. 30, 31, 53 Culley, R. C. .......................................... 115 Curtis, E. L. ................................... 152, 218 Davies, P. R. ........................ 20, 38, 43, 44, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 54, 60, 63, 74, 78 Day, J. ....................................................... 68 Delekat, L. ............................................... 93 Delitzsch, F. ........................................... 180 Demsky, A. ............................................ 205 Dessoudeix, M. ..................................... 142 Dever, W. G. ................................ 24, 25, 60 DeVries, S. J. .................. 75, 186, 198, 224 Dhorme, E. P. .......................................... 94 Di Lella, A. A. ....................................... 164 Dietrich, M. ........................................... 128 Dietrich, W............................................. 63, 66, 90, 94, 97, 192, 204, 205 Dillard, R. B. ..................................... 7, 153 Dirksen, P. B. ........................ 229, 230, 260 Dodson, A. .............................................. 83 Donadoni, S. ......................................... 140 Donner, H. ..................................... 90, 128 Dörrfuss, E. M. ..................................... 230 Drews, R. ............................................... 132 Driver, S. R. ..................................... 31, 171 Dus, J. .................................................... 115 Ebeling, E. ............................................. 129 Edgerton, W. F. ...................................... 140 Edwards, L. E.S. .................................... 140 Edzard, D. O. ......................................... 130
Ehrensvärd, M. ........................................ 55 Ehrlich, A. B. ................. 107, 195, 196, 197 Eissfeldt, O. ........................................... 224 Emerton, J. A. .......................................... 94 Eph’al, I. ................................................ 136 Eshel, E. ................................................... 53 Exum, J. C. ............ 106, 173, 174, 180, 181 Eynikel, E. ............................................... 96 Fabry, H.-J. ............................................ 106 Fantalkin, A. ........................................... 69 Fassberg, S. E. .................................... 55, 56 Fenik, B. ................................................. 243 Fewell, D. N. ......................................... 243 Fine, S. ..................................................... 66 Finkelstein, I. ....... 5, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 38, 44, 45, 52, 61, 62, 63, 64, 69, 71, 72, 73, 75, 76, 77, 78, 78, 80 Fischer, A. A. ..................................... 93, 96 Foster, B. R. .......................... 130, 132, 134 Fowler, R. .............................................. 243 Fox, M. V. ............................................... 125 Franke, S. ............................................... 180 Frankfort, H. ................................. 121, 237 Freedman, D. N. ...................... 30, 165, 226 Fremantle, K. ........................................... 15 Frerichs, E. S. ......................................... 251 Frevel, C. ........................ 21, 63, 68, 69, 230 Friedman, R. E. ....................................... 62 Frisch, A. ................................................. 47 Fuchs, A. ................................ 129, 135, 136 Galil, G. ............................... 63, 68, 69, 247 Galling, K. ............................................. 218 Ganor, S. ...................................... 18, 27, 28 Garbini, G. ............................................. 20, 33, 38, 39, 40, 41, 42, 44 Gardner, A. E. .................................. 64, 152 Garfinkel, Y. ...................... 5, 18, 27, 28, 69 Garrett, D. ............................................. 180 Gehman, H. S. ........................................ 38, 82, 185, 186, 193, 194, 223, 225, 226 Gerhards, M. ........................................ 132 Gerleman, G. ................ 100, 179, 180, 181 Gesenius, W. ........................................... 91 Gibson, J. C.L. ......................................... 56
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Autorenregister
Gibson, M. ............................................ 131 Gilboa, A. .......................................... 27, 28 Gilmour, R. ........................................... 115 Glassner, J. J. .......................................... 136 Glicksman, A. T. ........................... 159, 160 Glueck, N. ............................................... 28 Goedicke, H. ......................................... 139 Goethe, J. W. von .................................. 264 Goetze, A. .............................................. 145 Goldin, J. ............................................... 166 Goldmark, C. ............................................ 4 Golka, F. W. ........................................... 241 Golub, M. R. .......................................... 90 Gordis, R. ............................................. 165 Grabbe, L. L. ......................... 49, 50, 58, 63 Gray, J. ................................................... 75, 77, 186, 192, 194, 223, 225, 226, 227 Grayson, A. K. ......................... 83, 130, 135 Greenberg, Y. ........................................... 90 Greenspahn, F. E. .......................... 157, 207 Greenstein, E. L. ...................................... 66 Greßmann, H. ................ 96, 146, 186, 224 Griffiths, J. G. ....................................... 146 Grol, H. van ........................................... 163 Guillaume, P. ............. 45, 63, 65, 76, 79, 95 Güterbock, H. G. ............................ 84, 138 Gutman, J. ............................................. 238 Hackett, A. .............................................. 53 Hagelia, H. .............................................. 21 Hallo, W. W. .................. 128, 130, 137, 145 Halpern, B. ........ 74, 75, 101, 102, 114, 225 Handy, L. K. ...................... 5, 25, 45, 75, 95 Haran, M. ................................................ 73 Hayes, W. C. .................................. 140, 141 Healy, M. ................................................. 93 Hegel, G. W.F. ......................................... 53 Heinz, M. .............................. 130, 131, 136 Hentschel, G. .......................................... 63 Herr, L. G. ............................................... 23 Hertzberg, H. W. ............ 94, 122, 171, 198 Herzog, Z. ......................................... 26, 74 Heyse, P. .................................................... 4 Higham, T. .............................................. 23
315
Hoffman, Y. .......................................... 125 Hoffner, H. A. ............................... 138, 139 Honeyman, M. ...................................... 121 Hornung, E. .......................... 140, 141, 142 Horowitz, W. ........................................... 90 Horst, P. W. van der .............................. 146 Hossfeld, F. L. ........................................ 162 Hout, T. P.J. van den ............................. 137 Houtman, C. ......................................... 146 Hurowitz, V. A. .............. 68, 136, 247, 249 Hurvitz, A. ................................ 53, 56, 221 Ishida, T ............................................... 32, 103, 117, 118, 124, 125, 184, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 199, 205, 228 Jackson, K. P. ......................................... 125 Jacoby, F. ................................................ 132 James, P. ............................. 4, 5, 7, 8, 41, 64 Jamieson-Drake, D. W. ......................... 205 Japhet, S. .................................... 7, 155, 233 Jarick, J. ...................................................... 7 Jeremias, J. ............................................. 248 Jones, B. W. ............................................ 145 Jones, L. ................................................. 133 Kalimi, I. ......................................... 3, 6, 9, 11, 29, 32, 33, 34, 35, 46, 47, 49, 51, 55, 56, 57, 67, 70, 77, 97, 107, 125, 126, 136, 144, 152, 153, 154, 156, 158, 159, 161, 162, 165, 172, 189, 200, 211, 212, 217, 218, 219, 221, 222, 228, 240, 241, 250, 251, 252, 253, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 264, 265, 276, 279, 280, 281, 283 Kaufman, Y. ................ 164, 195, 196, 199 Keel, O. .................................................. 179 Kenyon, K. M. ......................................... 25 Kessler, R. .............................................. 115 Keulen, S. F. Van ............................... 5, 199 Killebrew, A. E. .................... 26, 62, 64, 70 Kirkpatrick, A. F. .................................. 171 Kitchen, K. A. .................. 19, 32, 41, 47, 63 Kittel, R. ................................ 156, 188, 218 Klein, R. W. ....... 7, 156, 159, 219, 255, 260 Klostermann, A. ................................. 110, 118, 186, 187, 189, 192, 221
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
316
Autorenregister
Knapp, A....................................................... 6, 103, 104, 116, 117, 126, 127, 129, 137, 139, 147, 148, 199, 200, 225, 226 Knauf, E. A. .................. 20, 38, 45, 55, 56, 63, 65, 66, 72, 76, 79, 95, 114 Knoppers, G. N. ..... 37, 63, 68, 83, 157, 255 Kochavi, M. ............................................. 52 Koehler, L. ........................................ 66, 90 Kooij, A. van der ........................... 136, 145 Kramer, S. N. ......................................... 133 Kratz, R. G. ..................................... 26, 139 Kreimerman, I. ........................................ 18 Kropat, A. ................................................ 56 Kuenen, A. .............................................. 31 Kunz-Lübcke, A. ..................................... 7 Laroche, E. .................................... 137, 139 Lassner, J. ................................................. 47 Lehmann, G. ........................ 70, 78, 79, 80 Leichty, E. ...................................... 125, 126 Lemaire, A. ............................ 18, 21, 47, 53 Lemche, N. P. ...... 43, 44, 46, 47, 57, 63, 71 Levin, I. L. ............................................... 47 Levin, Y. ........................................... 19, 145 Levine, B. A. ........................... 63, 251, 254 Levy, S. .................................................. 145 Levy, T. E. ................................................ 23 Lewis, B. ....................... 131, 132, 133, 134 Lewison-Gilboa, A. ................................ 25 Lewy, H. ................................................ 188 Lichtheim, M. ....................................... 142 Lipiński, E. .............................................. 20 Liver, J. ................................... 32, 33, 39, 83 Longman, T. ........................ 129, 130, 179 Luckenbill, D. D. ................................... 126 Lundberg, M. J. ....................................... 66 Luther, B. ................................................. 92 Lux, R. ................................................. 5, 63 Lynch, M. ..................................... 220, 248 Maass, F. .................................................. 93 Madsen, A. A. ........................ 152, 155, 218 Malamat, A. ....... 63, 82, 92, 159, 218, 232 Marcus, R. ............................................. 217 Marsman, H. J. ...................................... 197 Martin, M. A.S. ....................................... 27
Mattingly, G. L. ..................................... 145 Mauchline, J. ................................. 170, 171 Mauthner, F. ............................................ 53 Mazar, A. ........................ 22, 23, 24, 26, 47 Mazar, B. ..................... 19, 26, 63, 159, 218 Mazar, E. ................................................. 26 McCarter, P. K., Jr. .................... 53, 67, 92, 101,104, 107, 112, 114, 115, 117, 121 McCarthy, D. J. ........................... 248, 249 McKenzie, S. L. ................. 7, 91, 101, 116, 157, 199, 200, 261 Meinhold, J. ........................................... 155 Meinhold, W. ........................................ 133 Meissner, B. ........................................... 129 Mettinger, T. N.D. .................. 75, 170, 196 Meyer, E. .................................................. 92 Meyers, E. M. ..................................... 24, 25 Mieroop, M. van de ........... 134, 135, 136, 138, 139, 144 Mildenberger, F. .................................... 224 Millard, A. R. .............................. 18, 68, 83 Miller, A. ............................................... 180 Misgav, H. ............................................... 18 Momigliano, A. ..................................... 129 Montgomery, J. A. ................ 82, 185, 186, 193, 194, 223, 225, 226 Moore, G. F. ........................................... 164 Moorey, P. R.S. ...................................... 131 Moran, W. L. ................................. 105, 123 Mosis, R. ............................... 156, 230, 257 Mulder, M. J. ....... 33, 75, 77, 185, 202, 221 Mumcuoglu, M. .................................. 5, 69 Murphy, R. E. ........................ 165, 173, 180 Myers, J. M. ............................................ 222 Na’aman, N. .................. 19, 20, 41, 51, 52, 73, 76, 92, 136, 205 Naveh, J. .......................................... 21, 120 Nelson, R. D. ........................................... 31 Neusner, J. ............................................. 251 Newsom, C. .......................................... 106 Nicol, G. G. ...................................... 91, 194 Niemann, H. M. .................. 45, 75, 76, 205 Niens, C. ................................................ 243 Nitsche, S. A. ............................... 95, 97, 98
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Autorenregister
North, C. R. .......................................... 221 Noth, M. .................................................. 17, 30, 32, 63, 186, 188, 196, 230 Nowack, W. ............................................ 94 Oded, B. ....................................... 47, 53, 60 Oettli, S. ........................................ 155, 180 Ofer, A. ............................................. 52, 78 Olyan, S. M. .......................................... 115 Oppenheim, A. L. ........ 126, 128, 130, 132 Ortiz, S. ................................................... 25 Oswald, W. ............................... 5, 192, 248 Pákozdy, L. M. von ................................ 121 Parker, S. B. ............................................ 216 Parpola, S. .............................. 136, 145, 188 Pasto, J. .............................................. 46, 47 Paul, S. M. ..................... 116, 126, 136, 208 Peckham, B. ............................................. 31 Person, R. F. ............................................... 8 Pettinato, G. .......................................... 133 Phillips, G. A. ........................................ 243 Piasetzky, E. ....................................... 25, 26 Pietsch, M. ......................................... 5, 248 Pike, D. M. ..................................... 125, 126 Pitard, W. T. ............................................ 66 Polzin, R. ................................................. 56 Pope, M. H. ........................................... 173 Poulssen, N. .......................................... 221 Pritchard, J. B. ......................... 84, 125, 189 Provan, I. ................................................. 46 Pury, A. de ............................................. 199 Rad, G. von .......................................... 227 Rainey, A. F. ..................................... 46, 60 Reimer, P. J. ....................................... 27, 28 Rezetko, R. .............................................. 55 Richardson, S. F.C. ..................... 49, 66, 93 Richter, T. ............................................. 135 Ringgren, H. ......................................... 106 Roberts, J. J.M. .................... 61, 62, 81, 139 Roberts, J. T. ............................................ 93 Robinson, J. .......................................... 195 Robker, J. M. ........................................... 22 Rofé, A. ........................... 77, 198, 199, 250 Rogerson, J. W. .................................. 53, 60 Röllig, W. ....................................... 90, 128
317
Rollston, C. ............................................. 18 Römer, T. ............................................... 199 Rosenthal, F. ......................................... 189 Rost, L. ....................... 92, 93, 94, 198, 199 Rowley, H. H. ................................ 179, 180 Rudnig, T. A. ................... 5, 6, 31, 95, 96, 99, 199, 203, 204 Rudolph, W. .......... 153, 156, 159, 231, 257 Rupprecht, K. ......................................... 65 Sæbø, M. .................................................. 47 Sakenfeld, K. D. ............................... 30, 136 Sallaberger, W. ............................... 129, 130 Sandhaus, D. ........................................... 24 Särkiö, P. ............................................ 6, 232 Sarna, N. M. ............................ 32, 75, 255 Sasson, G. .................................................. 6 Sasson, J. M. ........................................... 137 Sasson, V. ............................................... 180 Schäfer, H. ............................................. 140 Schäfer-Lichtenberger, Ch. .................. 101 Schick, A. ................................................... 7 Schmidt, B. B. .................................... 18, 22 Schmitt, R. ............................ 117, 143, 144 Schott, S. ................................................ 140 Schwally, F. ........................................ 93, 94 Schwemer, D. ......................................... 139 Schwienhorst-Schönberger, L. ............. 165 Segal, M. Z. .................... 118, 164, 177, 198 Seters, J. van .................................... 93, 121 Sethe, K. ........................................ 140, 141 Seux, M.-J. ............................................. 128 Shakespeare, W. ...................................... 49 Sharon, I. ................................................. 27 Silberman, N. A. ............ 5, 20, 21, 22, 44, 45, 52, 63, 64, 72, 75, 78, 79, 80 Simian-Yofre, H. ................................... 106 Singer, I. ......................... 132, 137, 138, 139 Singer-Avitz, L. ....................................... 26 Skehan, P. W. ......................................... 164 Skinner, A. C. ........................................ 125 Skolnik, F. .................................................. 4 Smend, R. ................................................ 94 Smith, H. P. ............................... 94, 97, 198 Smith, S. ........................................ 134, 135
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
318
Autorenregister
Soden, W. Von ...................................... 130 Soggin, J. A. ........................................... 116 Sommerfeld, W. .................................... 129 Speiser, E. A. .................................. 130, 132 Sperber, A. ............................................. 196 Spieckermann, H. ................................. 139 Spinoza, B. ............................................... 33 Stamm, J. J. ...................................... 90, 100 Steed, H. W. ........................................... 188 Stefan, M. ................................................. 4 Stern, E. ................................................... 25 Stern, M. .............................................. 4, 17 Stoebe, H.-J. ...................... 97, 99, 171, 198 Stolz, F. .................................. 100, 115, 119 Strack, H. ............................................... 110 Streck, M. .............................................. 126 Streit, K. ............................................. 27, 28 Tadmor, H. ........... 125, 128, 129, 145, 227 Talshir, Z. .......................................... 53, 60 Talstra, E. ................................................ 33 Thackeray, H. St.J. .................. 22, 216, 217 Thenius, O. ........................................... 170 Thompson, T. L. .......... 43, 44, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 57, 58, 63, 64, 71, 73, 78 Toffolo, M. B. .......................................... 27 Toorn, K. van der ................................. 146 Torijano, P. A. .................................... 6, 163 Tov, E. .................................................... 199 Troen, S. I. ............................................... 47 Tuell, S. S. .............................................. 159 Ünal, A. ................................................. 137 Ussishkin, D. ................... 25, 26, 27, 64, 70 Vaughn, A. G. ....................... 26, 62, 64, 70 Vaux, R. de ............... 83, 114, 121, 122, 188, 196, 237 Veen, P. G. van der ................... 5, 18, 41, 64 Veijola, T. ...................... 31, 94, 95, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 114, 186, 201, 202, 203, 221, 224, 225, 227, 248 Verheyden, J. .................................... 16, 247 Volck, W. ............................................... 180 Vries, P. de ............................................. 262
Watanabe, K. ......................................... 145 Weidner, E. .................................... 125, 188 Weinfeld, M. ............ 97, 98, 125, 228, 248 Weippert, M. ................................... 21, 127 Weitzman, S. ............................................. 7 Wellhausen, J. ........................................ 97, 153, 170, 198, 204, 247 Westenholz, A. .............................. 129, 130 Westenholz, J. G. ........... 129, 130, 133, 145 Westermann, C. .................................... 241 White, M. .............................................. 115 Whitelam, K. M. ..................................... 17 Whybray, R. N. ..................................... 199 Wightman, G. J. ...................................... 25 Wilda, G. ............................................... 221 Willi, T. .................................. 155, 157, 158 Williamson, H. G. M. ...................... 7, 106, 218, 252, 256, 257, 259 Willmes, B. ............................................ 165 Wilson, J. A. ............................................. 84 Winston, D. ........................................... 159 Wolff, S. ................................................... 25 Wolkstein, D. ........................................ 133 Wright, B. G., III ................................... 163 Wright, E. ................................................ 23 Wright, J. L. ............................................... 7 Würthwein, E. ............... 95, 184, 186, 187, 197, 224, 225 Wyatt, N. ............................... 118, 119, 120 Yadin, Y. ............................................. 24, 25 Yardeni, A. ......................................... 18, 53 Yeivin, S. ................................................ 159 Young, I. ............................................ 55, 56 Young, T. C. .......................................... 136 Younger, K. L., Jr. .................... 47, 130, 137 Zakovitch, Y. ......... 173, 174, 180, 181, 200 Zalewski, S. .... 125, 186, 190,195, 218, 222 Zer-Kabod, M. ...................................... 165 Zilberg, P. .......................................... 18, 90 Zöckler, O. ..................................... 110, 180 Zwickel, W. ..................... 6, 22, 64, 68, 247
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Quellenregister Unspezifische Verweise auf Samuel, Könige, Samuel-Könige und die Chronik kommen auf fast jeder Seite dieses Buches vor und werden deshalb in diesem Register nicht erfasst. Sofern nichts anderes angegeben ist, beziehen sich alle Stellenangaben auf den Masoreti schen Text gemäß der Zählung in der BHS. Hebräische Bibel/ Altes Testament Genesis 2,2–3 ...................... 83, 261 21,16 ............................. 110 4,1–2 ............................ 110 21,17 ............................. 110 4,1–5 ............................ 207 21,18 ............................. 110 4,25 ............................... 114 21,19 ............................ 110 4,26 ............................... 114 21,20 ............................ 110 5,3 ................................. 114 22,2 .............................. 258 5,28–29 ......................... 114 22,14 ............................ 164 7,12 ................................. 33 24,1–9 .......................... 224 8,6 .................................. 33 24,11–65 ...................... 243 8,20 ................................ 66 24,12–14 ...................... 216 8,21 ................................ 90 24,17–21 ...................... 216 10,8–10 ........................ 145 24,42–44 ..................... 216 10,10 ............................. 135 24,45–46 ..................... 216 10,12 ............................ 136 24,67 ............................ 106 11,4–5 ............................ 66 25–27 ........................... 213 15,7–21 ........................ 242 25,23 .................... 138, 208 16–18,21 ...................... 207 25,25 .................... 176, 177 16,11 ............................. 161 26,23–24 ..................... 208 16,15 ............................ 113 27,1–40 ........................ 177 17,19 ..................... 113, 161 27,1–28,5 ..................... 224 18,29 .............................. 90 27,11b ............................ 176 18,31–32 ........................ 90 27,11c ............................ 176 21 . ................................ 138 27,6-13 ......................... 208 21,3 .............................. 113 27,29 ............................. 138 21,9–13 ........................ 138 27,37 ............................. 138 21,12 ............................ 110 27,40 ............................. 138 21,14 ............................. 110 28,12–15 ...................... 208 21,15 ............................. 110 29,1–13 ........................ 243
29,32–35 ....................... 114 30,6 ............................... 114 30,8 ............................... 114 30,11–13 ....................... 114 30,18–20 ....................... 114 30,24 ............................. 114 31,7 ................................ 159 31,41 .............................. 159 33,20 ............................ 164 34 . ......................... 159, 212 35,7 ............................... 164 35,18 .............................. 114 35,22–23 ....................... 159 35,22 ............ 123, 193, 212 37–50 ................... 170, 241 37,5–12 ........................ 242 37,31–35 ....................... 106 38,2 ...................... 152, 185 38,3 ............................... 114 38,4–5 ........................... 114 38,12 ............................ 106 38,26 ............................ 185 41,1–7 .......................... 216 41,51–52 ....................... 114 42,24 ............................ 241 43,30–31 ...................... 241 45,1–2 .......................... 241 45,14–16 ...................... 242
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
320
Quellenregister
45,14–20 ...................... 241 45,16 ............................. 243 45,17–20 ...................... 242 49 . ................................ 224 49,2–12 ........................ 207 49,3–12 ........ 159, 166, 212 49,11–20 ...................... 207 Exodus 1–15 ............................. 242 1,21 .............................. 208 2,1–10 .... 96, 132, 146, 171 2,3 ........................ 110, 132 2,6a .............................. 110 2,6b .............................. 110 2,7 ................................ 110 2,9 ................................ 110 2,10 .............................. 110 2,11 .............................. 171 2,15–22 ........................ 243 2,22 .............................. 113 3–4 ............................... 207 3,18 ................................. 83 4,13 .............................. 171 5,3 .................................. 83 9,16 ................................. 90 13,8 ................................ 90 14,9 .............................. 189 14,14 ............................. 250 14,17–18 ....................... 189 14,23 ............................ 189 14,25 ............................ 189 14,28 ............................ 189 15,3 .............................. 250 15,4 .............................. 189 15,11 ............................. 255 15,17 ............................. 255 15,19 ............................ 189 15,22 .............................. 83 15,26 ............................ 209 17,15 ............................. 164 21,12–14 ...................... 230 21,14 ............................. 230
21,24 ............................ 223 22,27 ............................ 223 24,16 ............................ 262 24,18 .............................. 33 25–31 ........................... 247 25,1–31,11 .................... 216 25,9 .............................. 232 25,40 .................... 232, 255 26,30 ............................ 232 26,31–33 ...................... 257 26,33 ............................ 260 29,37 ............................ 264 29,38–42 ..................... 254 31,2–5 .................. 256, 261 35–40 ........................... 247 35,4–39,43 ................... 216 35,30–35 ...................... 256 35,32 ............................ 256 35,33 ............................ 256 35,35 ............................. 256 40,33b–35 ............ 262, 264 40,34 ............................ 262 Leviticus 1–7 ............................... 255 1,1 ................................. 262 6,12–16 ........................ 254 9,24 ...................... 263, 264 12,2 ................................ 83 15,4 ................................ 83 15,8 ................................ 83 16,2 .............................. 260 19,17–18 ....................... 224 23 . ................................ 255 23,33–36 ........................ 35 25,23 ............................ 220 26,18 .............................. 83 26,26 ............................. 159 Numeri 6,1–21 .......................... 115 6,24 .............................. 164 7,10 ............................... 264
7,11 ............................... 264 7,12–83 ........................ 216 7,84 ............................... 264 7,88 ............................... 288 10,33-34 ................. 83, 255 13,25 .............................. 33 14,22 ............................. 159 14,33 .............................. 33 16,26–27 ........................ 67 16,26 .............................. 67 16,32 .............................. 67 21,21–35 ........................ 75 23,1 ................................ 83 23,19 ............................ 228 28–29 ........................... 255 28,3–8 .......................... 254 29,35–36 ........................ 35 33,8 ................................ 83 Deuteronomium 3,20 .............................. 249 3,22 .............................. 250 4,6 ................................ 227 4,29 .............................. 227 6,5 ................................ 227 7,6–8 ............................ 123 7,12 ............................... 227 7,15 ............................... 209 7,25 ......................... 32, 284 9,5 ................................. 201 9,5c ............................... 228 10,12 ............................ 227 11,1 ............................... 227 11,13 ............................. 227 12,4–14 .................. 32, 284 12,5 ...................... 248, 254 12,10 ............................ 249 12,11 .................... 248, 254 12,14 .............................. 33 12,21 ............................ 248 12,23–25 ....................... 33 13,4 .............................. 227 14,23 ............................ 248
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
321
Quellenregister
14,24 ............................ 248 15,20 .............................. 33 16,2 .............................. 248 16,6 .............................. 248 16,11 ............................ 248 16,12 ............................ 227 17,8 ................................. 33 17,10 ............................... 33 17,17 ............................... 84 17,18–19 ....................... 231 23,3 .............................. 119 23,24 ............................ 227 24,8 .............................. 227 24,16 ............................ 284 25,19 ............................ 249 26,2 .............................. 248 26,16 ............................ 227 28,10 ............................ 164 28,13 ............................ 227 28,27 ............................ 209 28,35 ............................ 209 29,8 .............................. 227 30,2 .............................. 227 30,6 .............................. 227 30,14 ............................ 227 31,23 ............................ 227 31,24–32,47 ................. 228 33,12 ............................ 118 Josua 1,1–6 ............................ 201 1,2 ................................ 249 1,6a ............................... 227 1,7 ................................. 249 1,7a ............................... 227 1,8 ......................... 227, 231 1,13 ............................... 249 1,15 ............................... 249 6,26 ........................ 66, 227 11,22 .............................. 17 19,18 ............................. 185 21,44 ............................ 249 22,3 .............................. 227
22,4 .............................. 22,5 .............................. 22,28 ............................ 23 . ................................ 23,1 .............................. 23,10 ............................ 23,14 ............................ 23,14a ........................... 24,1–28 ........................
249 227 256 228 249 250 201 227 228
Richter 2,1–5 ............................ 228 5 . .................................. 48 5,31 ................................. 33 6,24 .............................. 164 7,22 ............................... 226 8,28 ................................ 33 8,22–23 ........................ 220 8,31 ......................... 67, 114 11,1–12,7 ....................... 75 13 . ................................ 115 13,1 ................................ 33 13,1–24 ........................ 171 13,5 .............................. 115 13,7 .............................. 115 13,14 ............................. 115 13,24 ............................ 171 13,25 ............................ 171 14–16 ........................... 171 18,31 .............................. 67 1. Samuel 1 . ................................ 115 1,7 ........................... 67, 190 1,9 ........................... 67, 190 1,17 .......................... 67, 115 1,20 .............................. 115 1,23 .............................. 228 1,24 ................................ 67 1,27 ....................... 114, 115 1,28 .............................. 115 2,20 ....................... 115jer1. 2,22 ................................ 67
2,35–36 ........................ 227 3,3 .................................. 67 3,12-13 ......................... 227 3,12 .............................. 228 3,15 ................................ 67 4 . ........................ 238, 239 4–6 ............................... 238 4,4–6a .......................... 238 4,4–8a .......................... 238 4,6 ........................ 240, 243 4,6b–9 .......................... 238 4,9a ............................... 227 4,10–11 ........................ 238 4,12 .............................. 239 4,12–18 ................ 238, 239 4,13 .............................. 239 4,13–14 ................ 239, 242 4,14 ....................... 240, 243 4,14b–22 ...................... 239 4,17 .............................. 240 4,18 ................................ 33 4,21 ............................... 114 6 . ................................ 238 8,4–22 .......................... 220 8,11 .............................. 189 9,1–10,16 ....................... 169 9,1 ................................. 177 9,2 ................................. 176 9,11–13 ......................... 176 9,16 ....................... 203, 216 9,16–10,1 ..................... 213 9,27–10,1 ..................... 217 10 . ................................. 176 10,1 ............... 203, 216, 217 10,17–24 ...................... 217 10,20–21 ...................... 212 10,23–24 ...................... 177 10,23c ........................... 176 10,24 ............................ 215 10,27 ............................ 217 11 . .................................. 75 11,5 ............................... 132 11,14–15 ...................... 217
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
322
Quellenregister
12 . ................................ 228 12,22 .............................. 90 13,14 ..................... 203, 216 13,19 .............................. 17 13,19–21 ........................ 40 14,47 .............................. 28 15 . ........ 111, 112, 113, 269 15,1 ........................ 117, 213 15,1–3 .......................... 111 15,1a ............................. 112 15,4 .............................. 203 15,8–9 .......................... 111 15,9 .............................. 111 15,10–11 ...................... 117 15,11 ............................. 213 15,13–15 ...................... 111 15,15 ............................... 99 15,16–19 ...................... 111 15,17 ............................. 117 15,17b .......................... 112 15,19 ............................ 111 15,20–21 ...................... 111 15,21 ............................ 111 15,23b .......................... 111 15,24 .................... 111, 112 15,25 ............................ 111 15,26–28 ..................... 117 15,26–29 ...................... 111 15,30a .......................... 111 15,30b–33 .................... 111 15,34–35 ...................... 111 15,35 ............................ 213 16,1–28,2 ....................... 33 16,1–13 ....................... 117, 126, 140, 142, 213, 217 16,1a ............................. 117 16,14 ............................. 117 16,6 .............................. 177 16,6–13 ........................ 207 16,10–13 ...................... 138 16,11 ............................ 132 16,11–30,31 .................. 169 16,12 ............................. 176
16,13 ............................ 215 16,18 .............................. 176 16,19 ............................ 132 17 . .................. 38, 121, 250 17,42 .............................. 176 17,47 ............................. 250 17,58 ............................. 120 18,10–11 ...................... 223 18,17–29 ...................... 223 19,1–24,3 ..................... 223 22,5 .............................. 192 22,17 ............................ 189 24–26 ............................. 48 24,4–20 ....................... 223 24,5 ...................... 184, 192 25,1 ............................... 176 25,30 .................... 203, 216 26,1–2 .......................... 223 26,3–25 ........................ 223 27,1 ................................. 17 27,2–7 ............................ 38 28,4 .............................. 185 28,15–18 ...................... 117 29,1–30,31 ..................... 33 29,11 ............................... 17 31,9 ................................. 17 31,11–13 ......................... 75 2. Samuel 1–24 ............................... 33 1,2 ................................ 239 2,1a ................................. 90 2,4a .............................. 217 2,23–3,39 .................... 223 2,32 .............................. 223 3,2–5 .............. 84, 185, 200 3,3 ................................ 189 3,4 ................................ 213 3,7 .................................. 84 3,2–5 .............................. 84 3,7–8 .................... 123, 193 3,9–10 .......................... 117 3,17–27 .......................... 80
3,26–30 ........................ 222 3,31–39 ........................ 226 5 . ......................... 157, 158 5,1–3 ............................ 217 5,2 ......................... 117, 203 5,4–9 ...................... 80, 136 5,4–5 ............................ 184 5,5 ................... 33, 187, 203 5,6–8 .............................. 71 5,6–9 ............................. 251 5,10 ....................... 190, 251 5,11 ......................... 38, 191 5,12 ................................ 90 5,13 ................................ 84 5,13–16 .......................... 30 5,14 ............................... 154 5,14–15 ........................ 154 5,14–16 ........................ 154 5,21 ........................ 32, 281 5,25 ............................... 251 6 . ................................ 238 6,12 ................................ 90 6,13 .............................. 254 6,17 ........................ 66, 215 6,17–18 ........................ 254 6,21–22 ......................... 84, 6,21 ...................... 203, 216 7 . ............................... 161, 203, 233, 248, 249, 273 7,1–17 ........................... 248 7,1 ......................... 249, 250 7,1–2 ............................. 250 7,1b ................................ 161 7,2 ................................... 66 7,5 ................................. 249 7,8 ................................. 203 7,8–9 ............................ 117 7,11 ............... 208, 249, 250 7,11–12 ......................... 208 7,11b–12 ...................... 227 7,11c–13 ....................... 124 7,12–13 .161, 233, 248, 249 7,12–14 ......................... 211
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
323
Quellenregister
7,12–15 ........................ 249 7,12 ............................... 192 7,13 ....................... 248, 249 7,14 ............................... 265 7,15–16 ......................... 228 7,16 ............................... 220 7,22 ............................... 248 7,22b–24 .............. 248, 249 7,23 ............................... 248 7,24 ............................... 248 7,25 ....................... 201, 228 8 . ...................... 39, 40, 42 8,1 .................................. 38 8,1–14 ...................... 73, 76 8,1–15 .................. 250, 251 8,1a ................................. 90 8,2 .................................. 73 8,3 ................................ 230 8,6 .................................. 73 8,7–11 .......................... 275 8,8 ................................ 252 8,10–12 ........................ 252 8,10c–12 ....................... 251 8,11–14 .............. 28, 73, 76 8,14 ................................. 73 8,15 ............................... 251 8,17–18 .......................... 71 8,18 ................................ 93 9–20 ...... 89, 116, 169, 198, 199, 200, 201, 204 9–10 ............................... 46 9,1 ................................... 90 9,3 .................................. 176 9,7 ................................... 90 10 . ............................ 39, 40 10–12 ..................... 13, 30, 31, 84, 89, 90, 91, 95, 96, 98, 104, 105, 107, 112, 113, 116, 117, 122, 147, 148, 200, 201, 268, 269, 270, 284 10,1–11,1a ....................... 31 10,1–5 ............................ 92
10,1–19 .. 91, 111, 152, 269 10,1–11,1a–b ............... 105 10,1-11 .......................... 250 10,2 ...... 100, 106, 109, 113 10,6–14 .................... 92, 93 10,6–19 ........................ 105 10,15–19 .................. 92, 93 10,19 .............................. 73 11–12 ... 6, 9, 12, 112, 199, 200, 214 11,1 .................. 91, 111, 105 11,1–12,25 ... 209, 210, 269 11,1a ............................... 92 11,1a–b .... 91, 92, 98, 105, 107, 108, 152 11,1b ..................... 107, 108 11,1c ............................. 108 11,1c–12,15a ................ 105 11,1c–12,24 ................. 194 11,1c–12,25 ........... 90, 91, 92, 98, 103, 104, 105, 107, 108, 110, 111, 112, 113, 116, 152, 153, 268 11,2 . 91, 105, 176, 177, 109 11,2–27 .................. 94, 111 11,2–12,23 .................. 107 11,2–12,25 .................... 94 11,2b ............................. 176 11,3 ...................... 105, 152 11,3–4 .......................... 193 11,4 ....................... 106, 109 11,5 ........................ 101, 105 11,6 .............................. 109 11,7 ............................... 108 11,8–13 ........................ 102 11,11 ............................. 108 11,14 ............................. 171 11,14–25 ...................... 100 11,15–18 ...................... 108 11,17 ............................. 193 11,20–21 ...................... 108 11,23–24 ...................... 108 11,26 .................... 105, 152
11,27 .............. 96, 99, 100, 153, 154 11,27a ........................... 109 11,27a+12,15b-23 ........ 110 11,27b .............. 89, 93, 94, 99, 100, 109 11,27b–12,10 .............. 111 11,27b–12,24a ........ 94, 96 11,27b–12,25a ............ 113 12 . .............. 12, 14, 32, 89, 112; 144, 153, 169, 193, 195, 196 12,1 .............................. 109 12,1–12 ........................ 284 12,1–15 .......................... 95 12,1–15a .................. 93, 95 12,1–24a ........................ 96 12,1–25 .......................... 89 12,3 .............................. 109 12,4b .............................. 96 12,7 ........................ 99, 112 12,7–12 .......................... 94 12,7a ....................... 94, 195 12,8 ........................ 84, 193 12,8b ............................ 123 12,9 ................................ 97 12,9b ............................ 109 12,10 .................... 105, 122 12,10b .......................... 109 12,11 ..................... 109, 191 12,11–12 .............. 111, 284 12,13 ............................ 112 12,13–14 ................ 98, 122 12,13–23 ................ 32, 95, 154, 284 12,14–15 ...................... 111 12,14–23 .............. 122, 153 12,15 ............ 105, 110, 122 12,15b ............................ 99 12,15b–23 ................... 100 12,15[b]–24a ................. 94 12,16 ............................ 110 12,18 ............................ 110
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
324
Quellenregister
12,18–19 ...................... 111 12,19 ............................ 110 12,20 .............................. 66 12,21 .............................. 90 12,21–22 ................ 90, 110 12,24 .............. 98, 99, 100, 101, 106, 107, 109, 113, 114, 118, 121, 122, 160 12,24–25 ..................... 13, 30, 89, 90, 104, 105, 107, 108, 110, 111, 114, 115, 116, 117, 123, 124, 147, 152, 154, 160, 162, 169, 178, 200, 206, 208, 209, 210, 268, 269, 271 12,24a ...................... 94, 96 12,24b .............. 94, 95, 96, 99, 100, 109 12,24bα ......................... 96 12,24d ......................... 118 12,24d–25 ......... 100, 110, 118, 122, 124, 126, 127, 129, 144, 147, 148, 270 12,25 .......... 14, 90, 94, 98, 118, 162, 163, 164, 167, 170, 171, 211, 273 12,26 .............. 91, 105, 107, 12,26–31 .... 31, 91, 92, 98, 104, 105, 107, 108, 111, 152, 250, 269 12,26a .......................... 108 12,30 ............................ 111 13 . ........................ 144, 200 13–19 ........................... 170 13–24 ............................ 169 13,1 ............................... 176 13,1–30 ........................ 189 13,1–33 ........................ 170 13,1–39 ......................... 176 13,1a ............................... 90 13,2 ................................ 90 13,23–39 ...................... 223 13,24–39 ...................... 191
14–18 ........................... 144 14–19 ................... 176, 200 14,5 ............................... 187 14,24 ............................ 191 14,25–26 ....................... 176 14,25 ............................ 190 15 . ................................ 191 15–18 ........................... 194 15,1 ....................... 189, 190 15,1–12 ......................... 176 15,2–5 .......................... 189 15,2–18,17 ................... 190 15,6 .............................. 189 15,7–13 ........................ 190 15,7–17,29 .................... 223 15,10 ............................. 190 15,11 ............................. 191 15,16 ............................... 84 15,18 ............................... 93 15,19 ............................ 126 15,23b .......................... 111 15,26–29 ...................... 111 15,36 ............................ 171 16,1–4 .................. 176, 270 16,5–8 .......................... 123 16,5–13 ........................ 222 16,7–8a ........................ 123 16,16 ............................. 215 16,21 ............................ 123 16,21–22 ...................... 84, 191, 193, 226 16,22 ............................ 197 17,27–29 ...................... 222 17,29 ............................. 225 18,5 ............. 222, 223, 226 18,9–15 ........................ 189 18,12 ........... 222, 223, 226 18,14–15 ...................... 226 18,29 ............................ 223 18,32 ............................ 223 19-20 ............................ 116 19,1 ............................... 223 19,1–2 .......................... 226
19,5 ............................... 226 19,1–5 .......................... 222 19,6–7 ............................ 99 19,19–24 ...................... 222 19,25–31 ...................... 270 19,32–40 ............. 222, 225 19,33 ............................. 184 20,3 ................................ 84 20,7 ................................ 93 20,8–10 ........................ 222 20,23 .............................. 93 21–24 ........................... 188 21,1–14 ......................... 223 21,7 .............................. 223 21,8 .............................. 225 21,11 ............................... 84 21,19 .............................. 38 21,19b .......................... 121 22,51 ............................ 117 23 . ............................ 40, 42 23,1–3 .......................... 117 23,8–23 ......................... 251 23,8–39 .......................... 39 24,1 .............................. 203 24,2 ........................ 75, 158 24,9 .............................. 203 24,10 .............................. 99 24,11–19 ...................... 192 24,17 ....................... 99, 185 24,18–25 ...................... 249 24,25 .... 249, 251, 258, 263 1. Könige 1 . ................. 15, 169, 183, 186, 192, 193, 196, 197, 198, 199, 203, 204, 210, 213, 214, 217, 218, 235, 239, 265, 270, 275 1–2 ....... 10, 12, 14, 31, 42, 46, 116, 122, 123, 124, 144, 147, 149, 153, 169, 174, 175, 183, 192, 197, 198, 199, 200, 201, 206,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
325
Quellenregister
207, 208, 233, 268, 269, 270, 273, 274, 284 1–11 ................. 30, 45, 150 1,1 ......................... 184, 185 1,1–4 ............................ 184 1,1–4b .......................... 185 1,1–29 .......................... 201 1,1–53 .................. 123, 205 1,1–2,11 ............... 198, 199 1,1–5,15 ....................... 252 1,1a ....................... 184, 186 1,2 ................................ 185 1,2d–e .......................... 185 1,4 ................................ 179 1,4b .............................. 186 1,4c ............................... 185 1,5 ................................. 189 1,5–6 .................... 190, 202 1,5–8 ............................ 186 1,5–10 .......................... 170 1,5–27 .......................... 194 1,5–40 .......................... 138 1,5–53 .. 184, 186, 209, 210 1,5a ............................... 190 1,5b ...................... 189, 190 1,6 ................................ 190 1,6a ............... 189, 190, 227 1,6b .............................. 190 1,6c ............................... 189 1,7 ................................. 215 1,7a ............................... 227 1,8 ................................ 215 1,8–10 .......................... 193 1,9–10 .................. 169, 190 1,9a ............................... 227 1,10 ............................... 215 1,11 ...... 122, 190, 194, 200 1,11b ............................. 165 1,11–14 ......................... 193 1,11–31 ......................... 123 1,11–37 ........................ 215 1,11–40 ................ 124, 169 1,11–53 ......................... 209
1,12 .............................. 194 1,12a ............................. 195 1,13 ....................... 194, 203 1,14 ............................... 195 1,15–16 ........................ 186 1,15c ............................. 186 1,16 ............................... 196 1,16b ............................ 187 1,17 ....................... 194, 203 1,18-31 ......................... 186 1,18–19 ........................ 194 1,18b ............................ 227 1,20 ...... 188, 195, 203, 210 1,21 .............................. 194 1,22–23 ........................ 186 1,23 .............................. 186 1,23–27 ........................ 195 1,23b ............................ 195 1,24 .............................. 203 1,25 .............................. 215 1,26 .............................. 193 1,27 ...................... 203, 210 1,27b ............................ 188 1,28–35 ........................ 196 1,28 ................................ 93 1,30 .............................. 203 1,31–34 ........................ 201 1,32 .............................. 186 1,32–35 ........................ 216 1,35 ....................... 203, 216 1,35–40 ........................ 218 1,35b ............................ 203 1,36–37 ........................ 196 1,37 .............................. 203 1,38 .............................. 215 1,38–40 ................ 174, 216 1,38–41 ........................ 235 1,38–45 ........................ 201 1,39 ...................... 190, 236 1,40 .............. 190, 217, 236 1,41 .............. 32, 191, 228, 236, 239 1,41b .................... 240, 243
1,42–43 ....................... 240 1,43 .............................. 210 1,44 ........................ 93, 215 1,44–48 ....................... 216 1,45 .............................. 239 1,46 .............................. 203 1,46–48 ....................... 186 1,47 .............. 186, 196, 203 1,47b–48 ..................... 210 1,48 ..... 124, 172, 203, 280 1,49 .............................. 191 1,49–53 ........................ 201 1,50 ................................ 66 1,50–53 ................ 207, 230 1,52–53 ......................... 169 2 . ........................ 15, 198, 225, 226, 229, 231, 234, 274 2–11 ............................. 199 2,1 ................................ 205 2,1–2 ............................ 201 2,1–9 ............................ 273 2,1–12 .......................... 224 2,1–46a ........................ 198 2,2–4 ........... 33, 202, 205, 227, 229, 249 2,2b–4 ......................... 231 2,2–9 .................... 222, 229 2,2 .................................. 33 2,3 ................................ 227 2,3–4aβ ....................... 201 2,4 ................................ 203 2,4aα-11 ....................... 201 2,4b ...................... 227, 228 2,5 ................................ 120 2,5–6 ... 191, 222, 224, 230 2,5–9 ... 222, 224, 225, 229 2,5–46a ........................ 205 2,7 ........................ 120, 222 2,8 ................................ 120 2,8–9 ............................ 224 2,10–12 ........................ 224 2,10–46a ...................... 273
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
326
Quellenregister
2,11 ................ 33, 184, 199 2,11–12,46b .................. 33 2,11–12a ...................... 222 2,12 ...................... 201, 203 2,12–46 ....................... 199 2,12a .................... 215, 220 2,12b .................... 221, 224 2,13–23 ........................ 201 2,13–25 ...... 123, 184, 186, 193, 201, 221, 284 2,13–46 ....................... 232 2,13–46a .............. 221, 224 2,13–3,2 ....................... 265 2,15 .............. 148, 149, 280 2,15a ............................. 189 2,15b .............. 94, 189, 208 2,17 ...................... 188, 191 2,19 .............................. 203 2,19–20 ........................ 187 2,22 ...... 123, 189, 191, 215 2,22–24 ....................... 148 2,24 ...... 149, 201, 203, 280 2,25–26a ...................... 201 2,26 ...................... 192, 226 2,26b–27 ..................... 221 2,27 .............................. 201 2,27b .................... 226, 274 2,28 .............................. 215 2,28–29 ................... 66, 67 2,28–31a ...................... 201 2,28–34 ....................... 230 2,28–35 ........................ 221 2,31 .............................. 223 2,31–33 ................ 225, 230 2,31b–33 ...... 201, 224, 225 2,33 .............................. 203 2,34–37a ...................... 201 2,35 .............................. 197 2,36 ................................ 66 2,36–46a ..................... 221 2,38–41 ....................... 201 2,39 ................................ 38 2,42a ............................ 201
2,42b ............................ 201 2,43a ............................ 201 2,44-45 ........................ 201 2,44 .............................. 224 2,45 .............................. 203 2,46 .............................. 201 2,46b .............................. 33 3 . ........................ 160, 273 3–5 ................................... 6 3–10 ..................... 124, 181 3–11 ......................... 30, 34 3,1 ................................ 179 3,1–2 .............................. 66 3,2 .................................. 66 3,3 .................................. 33 3,3–15 .......................... 232 3,4–15 ...................... 3, 274 3,4b ................................ 33 3,5–14 ........................... 181 3,6 ................................ 201 3,6–9 ............................. 165 3,7 ........................ 172, 280 3,7a ............... 124, 208, 210 3,9 ................................ 272 3,9–10 .......................... 178 3,12 .................................. 3 3,12–14 ........................ 265 3,16–27 ........................ 110 3,16–28 .......... 4, 178, 179, 233. 253 3,16–5,15 ..................... 252 3,19 .............................. 110 3,25 .................................. 3 3,28 .................................. 3 4 . .......................... 45, 209 4,1–6 ............................... 31 4,1–19 ............................ 77 4,1–5,14 ....................... 233 4,2–6 .............................. 71 4,5 ........................ 197, 209 4,7–19 ........... 31, 60, 75, 76 4,12 .............................. 226 5–9 ................................. 68
5,1 .................................. 76 5,2–3 .............................. 33 5,4 ............... 33, 76, 77, 161 5,4–5 .................... 100, 161 5,4a ................................. 77 5,5 ................................ 203 5,5b ................................ 75 5,6 ................................ 189 5,9–14 .......................... 178 5,9–19 .......................... 230 5,9–32 .......................... 230 5,14 ............................... 178 5,15 ................................. 38 5,15–26 .......................... 38 5,15–28 ........................ 233 5,15–9,9 ......................... 68 5,16–19 .................. 65, 254 5,16-9,9 ........................ 252 5,17 ................................. 66 5,17–19 ........................ 249 5,18 ................................ 161 5,19 ........................ 66, 124 5,19a ............................. 254 5,19–20 ........................ 233 5,21 .............................. 178 5,22–25 ........................ 259 5,23 .............................. 258 5,24–25 ........................ 258 5,26 .............................. 178 5,27–32 .......................... 33 5,29 ................................ 66 5,29–32 .......................... 66 5,30 ................................ 71 5,32 ................................ 66 6 . ............................. 31, 65 6–7 ................................. 68 6,1 .................................. 70 6,1–3 .............................. 65 6,1–7,51 ........................ 233 6,4 .................................. 65 6,4–10 .......................... 260 6,4–18 .......................... 253 6,5 .................................. 65
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
327
Quellenregister
6,7 .................................. 65 6,9 .................................. 65 6,10-12 ......................... 194 6,11–13 ........................ 265 6,12 .............................. 201 6,14 ................................. 65 6,14–18 ........................ 260 6,15–17 .......................... 65 6,18–38 .......................... 65 6,19b ............................ 260 6,23–29 ................ 136, 260 6,24–25 ....................... 260 6,25–27a ...................... 253 6,27 .............................. 260 6,28–30 ........................ 260 6,28–35 ................ 136, 260 6,28–38 ........................ 253 6,31–32 ........................ 257 6,37 .............. 232, 233, 252 6,37–38 .......................... 66 6,38 .............................. 261 7,1-12 ............................ 232 7,1 ................... 66, 161, 261 7,8 ................................. 172 7,8b ............................... 232 7,11–12 ......................... 208 7,11 ............................... 208 7,13 ......................... 38, 257 7,12-13 ........................... 161 7,13–14 ......................... 257 7,13–51 ............................ 31 7,23 ................................. 33 7,40 ................................. 38 7,45 ................................. 38 7,50b ............................ 257 8 . ................................ 264 8,1 ................................. 165 8,4 ................................ 266 8,10–11 ....... 262, 263, 264 8,13–61 .......................... 33 8,16 ........................ 33, 254 8,16–20 ........................ 248 8,20 .............................. 201
8,20a ............................ 228 8,25 .............................. 227 8,27 .............................. 255 8,29 .............................. 248 8,44 ........................ 33, 248 8,48 ................................ 33 8,49 .............................. 248 8,54 ...................... 263, 264 8,65 .............................. 230 8,66 .............................. 210 9–11 ................................. 6 9–10 ............................. 127 9,1 ................................. 261 9,1–9 .............................. 33 9,3 ................................. 254 9,4–9 ............................ 265 9,5–7 ............................ 227 9,10 ............................... 261 9,10–13a ......................... 31 9,10–11,43 ................... 252 9,11-14,27 ...................... 38 9,11–13 .......................... 34 9,11–14 ........................... 38 9,14 ................................. 70 9,15 ............... 22, 24, 39, 48 9,15–17 .......................... 24 9,15a ............................... 70 9,16 ................. 39, 144, 232 9,17 ................................. 22 9,18 ......................... 76, 230 9,19 ............................... 189 9,20 .............................. 158 9,20–22 .......................... 33 9,23 ................................ 71 9,24 .............................. 232 9,24a ............................ 232 9,26 ................................ 28 9,27 ................................ 38 9,28 ................................ 70 10 . .................................. 39 10,1–10 .................. 32, 272 10,1–13 ................ 178, 253 10,3–9 .............................. 3
10,9 ...................... 124, 280 10,9–10 ................ 208, 210 10,10–27 ........................ 70 10,11 ............................... 38 10,11–12 ......................... 31 10,13 ............................ 197 10,14 ............................... 33 10,17-24 ....................... 217 10,17 ...................... 217, 261 10,18–20 ...................... 173 10,21 ............................ 261 10,22 .............................. 38 10,24–25 ........................ 73 10,26 ............................ 189 10,27 .............................. 33 10,28 ............................ 158 10,28–29 .............. 144, 189 11.................................. 48, 178, 272, 280, 284 11–12 ........................... 127 11,1 ............................... 232 11,1–2 ............................ 84 11,1–3 ............................ 71 11,1–4 .......................... 173 11,4-5 ............................. 66 11,1–9 ............................ 33 11,1–10 ......................... 284 11,1–13 .................. 85, 162 11,1–41 ........................ 265 11,2 ................................ 22 11,3 .................... 33, 83, 84 11,4 ....................... 106, 189 11,6 ........................ 33, 189 11,7–8 ............................ 30 11,9 ................................. 33 11,9–13 .......................... 33 11,10–13 ........................ 33 11,11–13 ...................... 153 11,1–11 ........................ 189 11,13 ............................... 33 11,14–22 ........................ 28 11,14–25 ................ 40, 100 11,14–28 ........................ 76
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
328
Quellenregister
11,15-16 ....................... 230 11,23–25 ........................ 82 11,27 .................. 70, 71, 94 11,29-39 ......................... 33 11,29–31 ...................... 215 11,32 .............................. 33 11,36 .............................. 33 11,41 ...................... 32, 228 11,41–43 ........................ 33 11,42 ...................... 33, 172 11,43 ............................ 188 12 . .......................... 45, 280 12,1–16 ........................ 188 12,15 ...................... 94, 201 12,15c .......................... 228 12,17 ............................ 188 13,1–2 .......................... 227 13,2 ............................... 161 13,29–32 ...................... 227 14 . ................................ 127 14,7 .............................. 202 14,17 ............................. 110 14,19 ............................... 32 14,21 .................... 172, 272 14,25 .............................. 41 14,25–28 ........................ 19 14,27–28 ...................... 189 14,29 .............................. 32 15,5 .............................. 152 15,7 ................................ 32 15,13 ............................ 197 15,16–20 ........................ 48 15,28–29a .................... 194 15,29–30 ...................... 153 15,31 ............................... 32 16,2 ............. 203, 226, 249 16,6 .............................. 226 16,8–20 ........................ 136 16,10–12 ...................... 194 16,11 ............................ 226 16,12-13 ....................... 153 16,15 ............................ 254 16,15–20 ...................... 136
16,21–22 ...... 136, 191, 226 16,23–29 ...................... 136 16,34 ............................ 227 17,17–24 ....................... 110 18,30–32 ................ 32, 284 18,36–39 ...................... 264 18,38 ............................ 264 18,46 ............................ 189 19,8 ................................ 33 19,10 ....................... 32, 284 19,14 ............................. 284 20,5 .............................. 203 20,26a ............................ 92 20,31 ............................ 224 21,9 .............................. 223 2. Könige 3,20 .............................. 254 4,8 ................................ 185 4,12 .............................. 185 4,17–18 ........................ 110 4,25 .............................. 185 4,32–36 ........................ 110 4,36 .............................. 185 5,2 .................................. 17 5,4 .................................. 17 6,23 ................................ 17 8,7-13 ........................... 127 9-10 .............................. 127 9,1–14 ........................... 215 9,11–10,14 .................... 194 9,36–37 ........................ 227 10,10 ............................. 227 10,13 ............................ 197 10,17 ............................. 227 10,25 ............................ 189 11 . ................ 236, 239, 245 11,1–21 .......................... 34 11,4 ............................... 189 11,6 .............................. 189 11,11 ............................. 189 11,12 .... 173, 190, 215, 236 11,12–14 ...... 215, 237, 240
11,13–14 ...... 237, 240, 243 11,15–16 ...................... 230 12,1–22 .......................... 34 14,6 ........ 32, 100, 153, 284 14,17–18 ....................... 110 14,23–29 ........................ 34 14, 3–-36 ...................... 110 15,1–7 ............................ 34 16,10 ............................. 256 16,15 ............................ 254 17,7–23 ......................... 228 20,5 .............................. 216 21,1–18 .......................... 34 22,1 .............................. 162 22,8a ............................ 227 23,13 ............................ 162 23,13–14 ........................ 30 23,16–18 ...................... 227 23,17 ............................ 162 24,8–17 ........................ 127 24,15 ............................ 197 25,9 .............................. 265 25,27–30 ........................ 30 Jesaja 5,1 ......................... 118, 119 5,12 .............................. 259 7,14 ................................ 161 8,3 ................................. 114 9,6 .................................. 151 14,29 .............................. 17 14,31 ............................... 17 16,5 ............................... 151 20,1 .............................. 129 29,1 ................................ 151 41,21 ............................ 220 42,13 ............................ 250 43,15 ............................ 220 44,6 .............................. 220 49,1 ................ 125, 161, 211 52,7 .............................. 220 53,4–11 .......................... 99 61,10 ............................. 173
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
329
Quellenregister
63,9 .............................. 164 66,1 ....................... 251, 255 Jeremia 1,4–5 ............. 125, 161, 211 3,17 ............................... 220 7,10 ............................... 254 7,14 ............................... 254 11,15 ............................. 164 13,18 ............................ 197 14,9 .............................. 164 17,25 .............................. 151 22,2 ............................... 151 22,20 ............................ 241 22,30 ............................. 151 29,2 .............................. 197 29,3 .............................. 171 29,10 ............................. 201 31,28–29 ...................... 100 31,29–30 ...................... 153 33,16 ............................. 164 36 . .................................. 18 36,30 ............................. 151 52,13 ............................ 265 Ezechiel 18,2 ...................... 100, 153 18,20 .............. 66, 100, 153 20,33 ............................ 220 26,7 .............................. 189 27,17 ............................... 17 28,2 ...................... 203, 216 34,24 ............................ 152 36,36 .............................. 66 37,22–25 ...................... 220 37,24 ............................ 152 40–48 .......................... 247 40,2 ................................ 17 46,13–15 ...................... 254 47,18 ............................... 17 48,35 ............................ 164
Hosea 1,4 ................................. 114 1,6 ................................. 114 1,9 .................................. 114 3,5 ........................ 151, 220 Amos 2,12 .............................. 115 9,11 ................................ 151 9,14 ................................. 66 Jona 3,4 .................................. 33 Micha 5,5 ................................ 145 Haggai 2,1–9 ............................ 260 2,3–9 ............................ 240 Sacharja 9,6 ................................. 119 9,10 ............................... 133 12,7 ............................... 151 12,8 ............................... 151 12,12 ............................ 154 13,1 ............................... 151 14,3 .............................. 250 Psalmen 2 . .................................. 81 2,7 ................................ 141 7 . .................................. 81 18,51 ............................ 117 19,13 ............................. 280 23 . .................................. 81 24,8 .............................. 250 60,7 .............................. 164 68 . .................................. 81 72 . .................................. 35 72,1 ............................... 151 72,8 .............................. 133
76,13 ............................ 216 78 . .................................. 81 78,60 .............................. 67 78,70–72 ...................... 117 86,8 .............................. 255 89 . .................................. 81 89,4–38 ........................ 117 89,4 ............................... 213 89,40 ............................ 173 95,10 .............................. 33 98,6 .............................. 220 108,7 ............................ 164 127 ......................... 35, 162 127,1 ....................... 66, 151 127,1a ........................... 162 132 ................................. 81 132,8 ............................. 251 132,17–18 .................... 173 144,12 .......................... 256 Sprüche 1,1 ............................ 35, 151 10,1 ................................. 35 20,22 ............................ 224 24,29 ............................ 224 25,1 ......................... 35, 151 26,6 .............................. 171 Hiob 1,2–3 .............................. 83 10,4 .............................. 177 19,3 ................................ 159 42,11–13 ...................... 106 42,12–13 ........................ 83 42,14 ............................. 114 Hohelied 1,1 .................... 35, 151, 179 1,5 .................... 35, 151, 179 3,6–11 ........................... 174 3,7 ........................ 173, 179 3,7–11 ..................... 35, 151 3,7–10 .......................... 173
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
330
Quellenregister
3,9 ................................ 179 3,9-10 ............................ 174 3,10 ............................... 173 3,11 .............................. 179 5 . ................................ 180 5,10–16 ............... 179, 181, 182, 272 6,8 .................................. 84 7,1 .......................... 179, 185 8,11–12 ........... 35, 151, 179 Ruth 2,2 ................................ 120 4,20 ................................ 90 Kohelet/ Prediger 1,1 ................................... 35 1,12–13 ......................... 165 1,16–18 ......................... 165 2,4–9 ............................. 165 6,2 ................................. 165 7,20 ............................... 280 Esther 1,5 ................................... 83 1,10 ................................. 83 2,3 .................................. 84 2,5 ................................ 120 2,9 ............................ 83, 84 2,10 ................................ 84 2,13 ................................ 84 3,13 .............................. 171 4,1 ................................ 242 4,4 ................................ 242 5,3 ................................ 187 5,6 ................................ 259 6,8b .............................. 215 6,9–11 .......................... 215 7,2 ................................. 259 7,7 ................................. 259 7,8 ................................. 259
Daniel 1,5 ................................. 259 1,8 ................................ 259 1,16 ............................... 259 1,20 ............................... 159 Esra 1,1–3 .............................. 30 3,1–6 ............................ 255 3,7 ........................ 258, 259 3,10–4,3 ....................... 240 3,10b–13 ...................... 240 3,12–13 ........................ 260 4,1 ........................ 240, 241 4,1–3 .................... 241, 243 6,3 ................................ 255 Nehemia 10,33–34 ...................... 255 13,26 ......... 3, 35, 127, 151, 162, 211, 280, 283 13,26a .......................... 162 13,26b .......................... 162 1. Chronik 1,1–3,4 ......................... 154 2,3 ........................ 152, 156 2,3-4 ............................. 156 2,36 .............................. 197 3,1 ................................. 151 3,1–3 ............................. 155 3,1–5 ............................ 156 3,1–8 ............................. 159 3,1–9 ............................ 185 3,2 ................................ 213 3,4a ............................... 156 3,5–6 ............ 154, 212, 274 3,5–9 ............ 153, 154, 156 3,5 .................. 34, 138, 155 3,5b ............................... 155 3,5c ............................. 154, 155, 156, 158, 159 3,6–8 ............................ 157
3,8 ................................ 220 3,9 ................................ 157 3,10–9,44 ..................... 154 3,1–15 .......................... 156 5,13 .............................. 156 3,15 .............................. 127 3,15–16 ......................... 155 3,22–24 ....................... 156 5,1–2 ............................ 207 5,13 .............................. 156 7,1 ................................. 156 7,22–23 ................ 106, 114 8,33 .............................. 158 9,23 .............................. 220 9,39 ............................... 158 10,13–14 ...................... 126 11,2 .............................. 217 11,4–7 ........................... 251 11,9 ................................ 251 11,11 .............................. 251 11,11–25 ....................... 251 14,4 ....................... 157, 251 14,4–6 .......................... 154 14,4–7 .......................... 156 14,17 .............................. 251 16,40 ............................ 254 17 . ................................. 161 17,1–15 ......................... 250 17,7 ............................... 213 17,11–12 ....................... 233 17,11–13 ....................... 211 17,13 ............................. 152 17,14 ..................... 210, 220 18,1–14 ......................... 251 18,3 .............................. 230 18,8–11 ........................ 275 18,8b ............................ 252 18,10–11 ...................... 252 18,14 .............................. 251 19,1–20,3 ..................... 152 19,7 ................................. 92 20,2 .............................. 173 20,5b ............................ 121
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
331
Quellenregister
20,22 ............................ 224 21,1–17 ........................ 153 21,2 .............................. 158 21,9 .............................. 192 21,17 ............................. 185 21,24–30 ...................... 253 21,26 ............................ 263 21,26–22,1 ................ 158, 258, 263 22,1–26,32 .................. 253 22,1 .............................. 249 22,2 ................................ 17 22,2–3 .......................... 261 22,2–19 .................. 34, 231 22,2–29,25 .................. 275 22,5 .............................. 233 22,5–11 ................. 211, 274 22,5–19 ........................ 231 22,6–11 ........................ 125 22,7–10 ................ 65, 163, 214, 229, 254, 273 22,7–19 ........................ 228 22,8 .............................. 250 22,8–9 ........... 160, 163-164 22,8–10 ........................ 211 22,9 ...................... 142, 161 22,9a .................... 250, 251 22,9b ............................ 252 22,10 ............................ 221 22,10c–13 .................... 231 22,11 ........... 230, 232, 249 22,11c–13 .................... 230 22,12–13 ...................... 230 22,13b .......................... 230 22,14 ............................ 230 22,16b–19 ................... 252 22,28 ............................ 233 22,29 ............................ 233 22,32 ............................ 253 23,1 ...................... 218, 231 23,1–32 ........................ 209 24,1–19 ........................ 209 25,1–31 ........................ 209
26,1–32 ........................ 209 28 . 34 28–29 ........... 210, 218, 219 28,1–7 .......................... 163 28,1–10 ........................ 218 28,1–29,5 ..................... 274 28,1–29,25 ................... 253 28,2 ...................... 228, 251 28,2–29,20 .................. 228 28,3 .............. 229, 250, 254 28,4–5 ........ 123, 158, 166, 212, 274 28,5 .............................. 142 28,6 .............................. 211 28,9–10 ........................ 230 28,10–19 ...................... 249 28,10–29,5 ................... 231 28,11 .................... 255, 260 28,11–19 ............... 251, 255 28,12 ............................ 255 28,18 ............................ 255 28,19 ............................ 255 28,20 ............................ 230 28,20a .......................... 230 28,21 ............................ 252 29 . .................................. 34 29,1 ....................... 120, 172 29,1–10 ........................... 65 29,7 ................................. 35 29,11 ............................. 210 29,12 ............................ 222 29,18–19 ...................... 231 29,19 ............................. 162 29,20–21 ...................... 233 29,20–24 .............. 231, 232 29,20–25 ....... 216, 217, 218 29,21 ............................ 217 29,22 ............ 217, 218, 222 29,22–24 .............. 218, 232 29,23 .................... 216, 220 29,23–24 ...................... 232 29,23–25 ...................... 213 29,24 ............................ 245
29,25 ................ 3, 222, 232 29,26–28 ...................... 222 29,29 .................... 192, 197 2. Chronik 1–9 ......................... 34, 151 1,1 ..................... 3, 213, 222 1,1–13 .................. 232, 275 1,3 ........................ 234, 275 1,8b .............................. 210 1,9b .............................. 123 1,10 ............................... 272 1,11b ............................. 165 1,12 .......................... 3, 265 1,12b ............................ 222 1,18 ....................... 232, 254 1,18–5,1 ....................... 252 1,18–7,22 ..................... 252 2,1 ................................ 233 2,1–5,1 ................. 228, 275 2,2–9 ............................ 254 2,2–11 .......................... 230 2,2–15 .......................... 233 2,3 .......... 35, 233, 254, 255 2,3–8 ............................ 254 2,4–5 ............................ 255 2,4–8 ............................ 233 2,4a .............................. 233 2,6 ................................ 256 2,8b .............................. 233 2,9 ........................ 258, 259 2,12–13 ....... 254, 256, 261 2,12 .............................. 256 2,13–14 ........................ 257 2,14 ........................ 35, 258 2,14–15 ........................ 257 2,15 ...................... 258, 259 2,16 ................................ 17 3,1 ................................ 254 3,1–14 .......................... 253 3,1–5,1 ......................... 233 3,5–7 ............................ 254 3,6-8 ............................. 157
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
332
Quellenregister
3,8 ................................ 260 3,9 ......................... 157, 261 3,10–13 ........................ 260 3,14 ............................... 254 4,22b ............................ 257 5,5 ........................ 215, 265 5,13d–14 ...................... 263 6,5–6 ............................ 254 6,18 .............................. 255 7,1–12 ........................... 261 7,1–2 ............................. 264 7,1–3 ............................. 263 7,1b–3 .......................... 263 7,1a ............................... 263 7,1b ............................... 263 7,3 ................................. 264 7,17–22 ......................... 265 7,8 ................................. 230 7,9 ........................... 35, 264 7,10 ............................... 210 7,11 ....................... 261, 264 7,12 ............................... 254 7,16 ............................... 254 8,1 ................................ 261 8,2 .................................. 34 8,3 .......................... 76, 230
8,7 ................................ 158 8,10 ................................ 71 8,11 .............................. 232 8,11a ............................. 232 8,11b ............................ 232 9–10 ............................... 48 9,1–12 .......................... 253 9,2–8 ................................ 3 9,8 ......................... 210, 220 9,16 ............................... 261 9,17–19 ......................... 173 9,20 .............................. 261 9,28 .............................. 158 11,17 ............................. 210 11,17b .......................... 281 11,18–23 ...................... 188 11,21 .............................. 84 11,22 ............................ 188 13,1-3 ........................... 152 13,4–12 ........................ 228 13,6 .............................. 120 13,8 .............. 210, 220, 260 13,21 .............................. 84 15,16 ............................. 197 16,7–12 ........................ 209 20,15 ............................. 251
Deuterokanonische Literatur 47,12–23 ...................... 163 Apokryphen 1.–2. Makkabäer ........... 58 47,13 ...................... 163, 251 1. Makkabäer 47,18 ............................. 164 1,22 .............................. 257 50,5 .............................. 260 4,51 ............................... 257 Weisheit Salomos/ Sirach/ Ben Sira Sapientia Salomonis 11,2 .............................. 177 7,1–6 ............................ 160 44–50 ........................... 163 7,7–9,18 ........................ 160 47,1–11 ......................... 163 9,8 ................................. 160
20,25–26 ..................... 158 21,3 .............................. 188 21,18–19 ...................... 209 22,10 ............................ 211 23,11 ............................ 173 23,11–13 ...................... 240 23,12–13 ...................... 243 23,14–15 ...................... 230 24,20–22 ..................... 230 25 . ................................ 153 25,4 ...................... 100, 153 26,16–21 ...................... 209 28,27 ............................ 209 28,35 ............................ 209 29,20–25 ....................... 174 29,25 ............................ 192 30,25 .............................. 17 30,26 ............................ 281 32 ................................. 153 32,24–26 ..................... 209 34,7 ................................ 17 35,3 .............................. 120 36,10 .............................. 92 36,19 ............................ 265 36,22–23 ....................... 30
Pseudepigraphen Psalmen Salomos ............. 3 Testament Salomos 1,3 ................................ 163 1,5 ................................. 163 1,13 ............................... 163
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
333
Quellenregister
Neues Testament Matthäus 1,6–16 .......................... 154 1,21 .............. 114, 126, 161 1,25 ...................... 114, 126 6,28–30 ............................ 3 12,42 ................................ 3 27,51 ............................. 257
Markus 15,38 ............................ 257 Lukas 1,13 ................................ 161 1,31 ................................ 161 2,21 ...................... 114, 126
Antike Bibelübersetzungen Schriftrollen vom Toten Codex Alexandrinus Meer (LXX A) a 4QSam 1. Samuel 2,22 . 67 1. Chronik 29,22 ............................ 218 Samaritanischer Pentateuch (SP) Codex Vaticanus (LXX B) Genesis 1. Königtümer 4,25 ............................... 114 2,22 ................................ 67 5,3 ................................. 114 1. Chronik Septuaginta (LXX) 29,22 ............................ 218 1.–4. Königtümer ....... 198 Lukianische Rezension der 1. Königtümer .................... LXX (LXXL) 2,22 ................................ 67 2. Königtümer 12,25 .............................. 90 2. Königtümer ............. 198 11,3 .............................. 152 3. Königtümer 12,24 ............................ 113 1,1 ................................. 199 1,50 ................................ 66 3. Königtümer ............. 198 4,5 ................................ 196 4,5 ......................... 196-197 5,22–25 ........................ 259 Peschiṭta 8,12–13 .......................... 65 2. Samuel 11,3 .............................. 152 Jesaja 12,24 ............................. 114 38,12 ............................ 171 38,13 ............................ 171 1. Könige 1,3 ................................ 185 1. Chronik 5,4 ........................ 196–197 3,5 ................................ 152 29,22 ............................ 218
3,31 .............................. 154 11,31 ................................. 3 23,45 ............................ 257 Hebräerbrief ................ 166
1. Chronik 3,5 ................................ 152 29,22 ............................ 218 Weisheit Salomos Überschrift ................... 159 Vetus Latina 1.–4. Liber Regum ..... 198 2. Königtümer 12,25 .............................. 90 Vulgata 1.–4. Königtümer ....... 198 2. Königtümer 12,9b .............................. 97 12,25 .............................. 90 3. Königtümer 1,50 ......................... 66–67 1. Chronik 3,5 ................................ 152 Arabisch 1. Könige 1,3 ............... 185
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
334
Quellenregister
Altorientalische Quellen Kleinasien Inschrift Azitawaddas aus Karatepe (KAI 26,8) ... 90 Ḫattušili III. Apologie (Otten, Die Apolo gie Hattusilis III., S. 5 und 27) ......... 137, 138 §§2–3 ............................ 137 §10b–c ......................... 138 §12a–b ......................... 137 §12b .............................. 137 Güterbock, Siegel aus Boğazköy: Erster Teil, S. 28, Nr. 45 ............... 138 Land Israel/Südlevante Geser-Kalender .............. 18 Khirbet Qēiyafa-Ostrakon ......................... 18, 21 Tel-Dan-Inschrift ....... 38, 44, 53, 57, 85, 127 Fragment A, Zeilen 4–5 ................... 127 Fragment A, Zeile 9 ........................ 120 Mescha-Inschrift ......... 21, 53, 66 Zeile 31 .......................... 21 Siloah-Tunnel Inschrift . 60 Ägypten Amarna Tafeln .73–74, 145 Pharao Amenophis III. .... 83, 84, 140, 141
Gedenkskarabäus Delden, The Large Comme morative Scarabs of Amen hotep, S. 18 ..................... 83 Hatschepsut Breasted, Ancient Records of Egypt, Bd. 2, §187 (S. 75–76) .... 142, 143 §189 (S. 77) .................. 143 §203 (S. 82) .................. 141 §285 (S. 116) ................ 141 §286 (S. 116–117) ........ 142 §340 (S. 142) ................ 140 §341 (S. 142–143) ........ 140 Lichtheim, Ancient Egyp tian Literature, Bd. 2, S. 25–26 ..................... 142 S. 26 ............................. 142 S. 28 ............................. 142 Schäfer, Urkunden der älteren Äthiopenkönige, S. 94–95 ....................... 140 Die Reiseerzählung des Wenamun Kaiser, TUAT, Bd. 3, S. 912–921 ....... 258 Pharao Schischak I. Inschrift in Karnak ..... 19, 20, 38, 41, 142 Stele in Megiddo ........... 38 Mesopotamien und Persien Krönungsbeschreibung aus Erech, Frankfort, King ship and the Gods, S. 245–246 ........... 121, 237
Aššurbanipal Streck, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige, Bd. 2, I,1–5; S. 2–3 ......................... 126 Tadmor, „Autobio graphical Apology“, S. 50–51 ...................... 125 Aššur-rēš-iši I. CAD, Bd. 1 (A), Teil I, S. 146a, Nr. 2 .............. 125 Kyros Pritchard, ANET, S. 267 .......................... 132 Darius I. Behistun-Inschrift ...... 117 Dokument aus der „Stadt Judas“ Horowitz, Greenberg and Zilberg, By the Rivers of Babylon, S. 38–39 ......... 90 Asarhaddon Borger, Die Inschriften Asarhaddons Ninive A I 5–7 §27, S. 39–40 ...................... 125 Ninive A I 8–12 §27, S. 40 ............................. 126 S. 115, §82,7–10 ........... 126 Parpola und Watanabe, Neo-Assyrian Treaties and Loyalty Oaths ............... 145
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
335
Quellenregister
Gilgamesch-Epos Goetze and Levy, „Frag ment of Gilgamesh Epic from Megiddo“, S. 121–128 .................. 145
Cooper und Heimpel, „The Sumerian Sargon Legend“, S. 67–82 ..................... 134 Sargon II., AssurCharta ......................... 135
Idrimi, König von Alalaḫ Kaiser, TUAT, Bd. 1, S. 501–504 .................. 128
Fuchs, Die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad, S. 37–38 und 292–293 Zeilen 34–43 .............. 136
Kilamuwa, König von Ja’udi/Sam’al Donner und Röllig, KAI, Bd. 1, Nr. 24, S. 4–5 ...........................128 Sargon I. Lewis, The Sargon Legend Zeilen 2–12 .................. 131 Zeilen 12–13 ............... 132 Zeilen 14–32 ........ 132–133 Westenholz, Legends of the Kings of Akkade S. 34–35 ....................... 133 S. 102–139 ................... 145
Parpola, Letters… to Esarhaddonand Aššurbanipal, Nr. 129,3–13 .............. 188 Parpola, The Correspon dence of Sargon II, S. 160), Brief 204 Zeile 10 ......... 77 Tadmor, „Fragments of an Assyrian Stela of Sar gon II“, S. 495–504 .... 145 The Deeds of Šuppilu liuma ............................. 84
Jüdische Quellen aus der Zeit des Zweiten Tempels 7,343 ............................ Flavius Josephus 7,347 ............................. Contra Apionem 1,112–115 ...................... 22 7,350 ............................. 1,118–120 ...................... 22 7,354–358 .................... 7,360 ............................. Jüdische Altertümer 7,382 ............................. 7,158 ............................. 113 7,389 .............................
184 216 216 217 216 217 184
Griechisch-römische Quellen Diodorus Siculus, Herodot, Historia Bibliotheca Historica 1,7–13 .......................... 134 17,77,5–6 ....................... 84 1,91 ............................... 134 1,105 ............................... 17
Xerxes I. Pritchard, ANET, S. 315b ....................... 128 Schmitt, Die altpersischen Inschriften der Achaimeni den, S. 162 (XPf, §4, Zeilen A–K) .............. 144 Nordlevante Zakkur, König von Hamath und Luʽasch Donner and Röllig, KAI, Bd. 1, Nr. 202, S. 47–48 ..................... 128 Barrakib, König von Sam’al Kaiser, TUAT, Bd. 1, S. 631 ........................... 189 Ugarit Aqhat 1,26–33 ....................... 1,44–48 ....................... 2,1–8 ............................ 2,16–23 ........................
216 216 216 216
Der Jüdische Krieg 5,5,5–6 ......................... 257 Samaritanische Inschrift Nr. 199 ........................ 255
1,108 ............................ 132 2,104 .............................. 17 2,106 .............................. 17 3,91 ................................ 17
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
336
Quellenregister
4,39 ................................ 17 7,2 ................................. 143 7,2–3 ............................ 144 Rabbinische Literatur Targum Onqelos Dtn 32,30 .................... 171 Targum Jonathan 2. Sam 12,9b ................ 112 2. Sam 12,24 ................. 114 2. Sam 12,25 .................. 90 Targum Chronik 1. Chr 3,5 ..................... 152 Abot deRabbi Nathan Text A, I ....................... 166 Hohelied Rabba 1,1 .............................. 3, 165 1,5–8 ................................ 3 1,11 ................................... 3
Homerische Literatur Ilias .............................. 243 Nikolaos von Damaskus Fragment 66,2–4 ........ 132
Plutarch Alexander 27 ................ 143 Artaxerxes 27,1–2 .......... 84
Kohelet Rabba 1,1 .................................. 165 1,2–3 ................................ 3 2,5 .................................... 3
Babylonischer Talmud Berachot 57b ................................... 3 62b ............................... 184
Seder Olam Rabba 14 . ................................. 172 15 . ................................. 165
Sabbat 30b ............................... 166
Sifre Num 6,24 .................... 164 Dtn 28,10 .................... 164 Mischna Joma 5,1 ................................. 257
Mittelalterliche Kommentare Rabbi Jesaja von Trani Rabbi Abraham ibn Esra Kommentar (Raaba) 2. Sam 12,25 ................. 90 Kommentar Koh 1,1 ........................ 165 Rabbi Levi ben Gerschon Rabbi David Kimchi (Gersonides) (RaDaK) Kommentar Kommentar 1. Kön 7,23 ................... 33 2. Sam 12,24 ....... 122, 160 1. Chr 29,22 ................ 222 1. Kön 1,1 ................... 184 1. Kön 1,15 ................. 186 1. Chr 3,5 ............ 152, 155 1. Chr 29,22 ................ 217
Erubin 14a–b ............................. 33 Pesachim 54a ................................ 126 Baba Batra 15a ................................. 165
Rabbi Schlomo Jitzchaki (Raschi) Kommentar 2. Sam 12,25 ................. 90 1. Kön 1 ...................... 184 Koh 1,1 ........................ 165 Pseudo-Raschi Kommentar zur Chronik .. 1 Chr 17,13 ................. 152 1. Chr 29,22 ................ 217 2. Chr 2,4 ................... 233
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister Aaron ............................................. 197, 207 Abel ............................................... 101, 207 Abigail ........................................... 175, 176 Abischag, die Schunemiterin ............. 110, 123, 175, 176, 179, 185, 186, 189, 193, 226, 274 Abjatar .................. 191, 199, 216, 226, 280 –. durch Zadok ersetzt ......................... 197 –. Hinrichtung .................... 192, 221, 226 –. Jahwist .............................................. 193 . Priester .......................................... 190, 195, 215, 224, 226, 229, 274 –. unterstützte Adonia ...................... 191, 192, 193, 194, 226 – Vertreibung aus Jerusalem .............. 226 Abner, Sohn Ners ................ 120, 191, 223 Abraham ...................... 113, 216, 224, 242 Absalom .84, 123, 144, 170, 175, 212, 215, 224, 270, 273 –. Charakter ......................................... 178 –. ermordete Amnon ................... 176, 223 –. erstrebte das Königtum . 169, 172, 177, 197, 200, 207 –. körperliche Erscheinung .176, 177, 178, 181, 272 –. Legitimität .............................. 190, 207 –. Rebellion .. 97, 176, 189, 190, 191, 194, 200, 207, 223, 226 –. schlief mit Davids Nebenfrauen ..... 97, 191, 223, 226 –. Tod ................... 102, 189, 200, 222, 226 –. Verhältnis zu David ....................... 191, 223, 225, 226 –. vom Chronisten ausgelassen ........... 272 –. zum König ausgerufen .................... 190 achämenidisches Reich ......................... 132 Achilles .................................................... 49
Adad-nīrārī III. ............................. 125, 211 Adam ............................................... 67, 114 Adonia .................................................. 66, 102, 126, 196, 199, 216, 221, 222, 230, 245, 280 –. Absalom ......................... 123, 169, 170, 172, 175, 176, 177, 178, 181, 189, 190, 191, 197, 200, 207, 212, 224, 272, 273 –. Auseinandersetzung mit Salomo . 123, 134, 148, 222, 224, 270 –. Charakter .123, 169, 177, 178, 189, 190, 191, 192, 193, 202, 274 –. Ehrgeiz .............................................. 202 –. Entscheidung über sein Schicksal ....169 –. erbat sich Abischag zur Frau ........ 123, 186, 189, 193, 226, 274 –. erstrebte das Königtum ................. 169, 177, 190, 191, 193, 197, 235 –. erwarteter Thronfolger ................. 114, 189, 190, 192, 194, 202, 207, 208, 209, 213, 217–218, 234, 273, 282 –. Flucht ................................................. 66 –. Gefolgsleute .......................... 189, 190, 191, 193, 213, 215, 224, 229, 236, 275 –. Gegensatz zu Absalom ............ 191, 207 –. Hinrichtung .................................. 123, 224, 226, 229, 234, 274 –. körperliche Erscheinung .............. 175, 176, 177, 178, 181, 271–272, 272 –. Kronprinz ......................... 189, 190, 192 –. Legitimität ....................................... 202 –. rebellierte nicht ....... 190, 191, 192, 197 –. Rebellion ........................................ 187, 189, 190, 191 192, 194 –. stellte Salomos Position infrage ...... 191 –. Sturz ................................................. 236 –. suchte Asyl .............................. 169, 230
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
338
Sachregister
–. Thronfolge ............ 114, 123, 134, 138, 144, 169, 172, 178, 189, 190, 192–193, 194, 197, 200, 202, 207, 208, 209, 213, 217–218, 234, 235, 271–272, 273, 282 –. trotz rechtmäßigem Anspruch abgelehnt ......................................... 200, 207 –. vierter Sohn Davids ......................... 200 –. von Salomo verdrängt ..................... 202 –. zum König ausgerufen ............ 190, 191 Agade, siehe Akkad (/ Agade) Ägypten ................................................. 19, 45, 76, 77, 82, 116, 122, 149, 245 –. Könige .............................................. 19, 84, 139, 140, 141, 142, 143 –. kulturelle Verbindungen ......... 144, 232 Ahab .................................. 17, 45, 189, 227 Ahasveros, siehe Xerxes I. (Ahasveros) Ahija von Schilo .................... 127, 215, 227 Ahinoam ............................................... 152 Ahuramazdā .................................. 117, 144 Akkad (/ Agade) .... 77, 81, 116, 123, 128, 129, 130, 132, 133, 134, 135, 136, 138, 139, 144, 145, 146, 147, 208, 249, 269 Alalaḫ .................................................... 128 Alexander der Große ..... 58, 130, 140, 143 Altar ........................ 32, 66, 164, 229, 230, 249, 251, 256, 258, 263, 264 Amalekiter ........................... 39, 40, 99, 111 Amarnazeit/ Amarna period ........... 73, 74 Amasa, Sohn Jeters ...... 120, 191, 222, 223 Amenhotep III. ....................................... 83 Amiël ............................ 152, 154, 156, 158 Ammon ..................................... 82, 85, 105 Ammoniter .......................... 30, 31, 39, 40, 89, 92, 93, 104, 105, 107, 108, 109, 111, 112, 113, 151, 217, 269 ammonitisch-aramäische Allianz .. 92, 105 Amnon ..................................... 23, 24, 89, 144, 170, 172, 197, 212, 273 –. Erstgeborener Davids ...................... 200 –. Tod ............ 176, 189, 191, 200, 207, 226 –. vergewaltigte Tamar ............... 200, 207
–. von Absalom ermordet ................. 176, 191, 200, 226 Amon ....................... 65, 139, 140, 141, 143 Amon-Tempel ................................. 38, 142 Amon-/Amun-Re ......... 139, 140, 141, 142 Amun-Tempel ......................................... 19 Anachronismus/Anachronismen ........ 17, 33, 35, 50, 54, 67, 77, 204, 254, 257, 258, 277, 281 Anani ..................................................... 261 Anatolien ................... 19, 82, 116, 137, 138 Anatot .................................................... 226 Ansammeln von Sünden über Generatio nen hinweg ...................................... 32, 99, 153, 167, 280/281 Anschan ................................................ 136 Anthropologie ........................................ 10 antisalomonische Tendenz ................... 202 Antoon Claeissens .................................... 4 Anu ........................................................ 125 arabischer Handel ................................... 44 Aram ............................................... 82, 127 –. Bet-Rehob .......................................... 91 –. Zoba .................................................... 91 Aramäer ......................... 39, 40, 85, 92, 113 Aramäisch .................... 30, 53, 56, 66, 82, 90, 91, 92, 105, 114, 128, 129, 188, 189, 204, 224, 255 aramäisch-amonitische Allianz, siehe amonitisch-aramäische Allianz Arauna, siehe Ornan (Arauna) Arbela ............................................ 125, 126 Archäologie ........................................... 10, 28, 39, 41, 42, 50, 51, 129 –. archäologische Feldbegehungen/ Sur veys/ Oberf lächenforschungen ..... 44, 52, 59, 61, 78, 79 Arthur ..................................................... 49 Artobazanes .................................. 143, 144 Asaph ..................................................... 240 Asarhaddon ........................................ 125, 126, 128, 135, 145, 188, 207 Asarja siehe Usia (Asarja) ..... 121, 196, 197
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Aššur/Assur ................................. 82, 125, 126, 129, 133, 134, 135, 146, 189 Aššurbanipal/Assurbanipal ...... 126, 128, 130, 145, 188, 211, 227 –. Bibliothek ................................ 126, 130 Aššur-rēš-iši I. ................................ 125, 211 Assyrien/Assyria/d´Assyrie .................. 45, 77, 82, 116, 125, 126, 134, 135, 136, 139, 145, 147, 188, 207, 227, 270 –. assyrische Königsinschriften .... 53, 125 –. assyrische Quellen ...... 77, 116, 147, 269 –. assyrisches Reich ........................ 45, 188 Astyages ................................................. 136 Atalja ....................... 34, 237, 240, 243, 245 Atossa ............................................ 143, 144 Azeret-Fest ............................................... 35 Azupiranu ............................................. 131 Babylon ......................... 30, 73, 81, 90, 127 –. altbabylonische Inschrift ................ 133 –. altbabylonische Zeit ......................... 131 Babylonien ....................................... 90, 127 –. Babylonier/Babylonians .................... 64 –. babylonisches Exil ........ 30, 45, 90, 127 –. neubabylonische Zeit ...................... 249 Bardiya ................................................... 136 Barsillai .120, 184, 199, 222, 224, 225, 226, 229 –. Belohnung ....................... 222, 225, 229 –. in der Thronfolgeerzählung ........ 184, 199, 222, 225 Basilika San Marco ................................... 4 Batschua (siehe auch Batseba) ........... 152, 154, 156, 157, 158 Batseba .................... 92, 96, 102, 108, 109, 112, 116, 119, 153, 156, 158, 169, 174, 177, 181, 186, 189, 195, 196, 199, 206, 212, 214, 272, 273, 276, 282, 283 –. Charakter ................................. 193, 194 –. Einführung .............................. 105, 200 –. erstes Kind ..... 94, 95, 98–99, 100, 101, 103, 104, 105, 110, 117, 122, 154, 268 –. Geburt Salomos ............ 30, 89, 90, 91, 94, 107, 113, 151, 154, 268, 279, 280
339
–. in der Thronfolgeerzählung ........ 166, 176, 190, 192, 200, 209, 210, 270, 275 –. Kinder ............. 89, 94, 95, 98, 99, 100, 101, 103, 105, 106, 107, 110, 111, 113, 117, 122, 154, 160, 163, 193, 268, 271 –. Königinmutter/ Königsmutter ...... 187, 197 –. manipulierte David ......................... 14, 194, 213, 273 –. Name ........................................ 152, 155 –. Name des Kindes .... 30, 101, 102, 110, 113, 114, 117, 120, 148, 151, 157, 160, 163, 167, 193, 209, 270, 279 –. Persönlichkeit .................................. 193 –. Vater .................................................. 102 –. Verschwörerin ................. 194, 206, 209 –. von David getröstet ......................... 90, 100, 101 105, 106, 113 –. von Nathan ausgenutzt ................... 194 Beerscheba ............................................. 161 Behistun-Inschrift ................................ 117 Beinamen ....................................... 119, 120 Bēl .................................................. 125, 126 Bel-ibni .................................................. 132 Benaja ............ 186, 193, 196, 197, 215, 236 Ben-Hadad II. (Hadadeser) ... 92, 127, 224 Benjamin ....................................... 118, 241 –. Region ........................................ 51, 241 –. Stamm ............................. 120, 239, 243 Berg Garizim ................................. 255, 258 Berg Karmel ........................... 32, 263, 265 Berg Morija ............................................ 258 Berg Sinai ............................................... 262 Berossos ................................................... 22 Bethel ..................................................... 227 Beth-Schean ............................................ 75 Beth-Schemesch ...................................... 75 Bezalel .................................... 256, 257, 261 Bindung Isaaks ..................... 257–258, 266 Blutschuld .................................... 223, 230 Blutvergießen ........................ 163, 196, 250 Brandopfer ..... 35, 217, 249, 254, 263, 264 Buch der Begebenheiten Salomos ....... 228
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
340
Sachregister
Bund .............................. 187, 236, 237, 251 Bundeslade ....... 66, 67, 215, 238, 239, 260 Bündnisse ................................................ 77 Byblos .................................................... 258 Cherubim ............................. 238, 260, 261 Chiasmus ..... 118, 161, 176, 177, 198, 217, 222, 240, 256, 258, 264 Chnum .................................................. 141 christlicher Kanon ................................ 166 Chronik(bücher) –. Anachronismen ......... 35, 254, 257, 277 –. Anti-Kriegs-Theologie .................... 251 –. Auslassungen ................... 57, 153, 162, 212, 245, 253–254, 261, 262, 273 –. drei-vier-Muster/-Schema ............. 158, 159, 166, 212, 271 –. Harmonisierung .............................. 35, 86, 121, 160, 217, 266, 283 –. Hinzufügungen ........................... 7, 34, 35, 76, 156, 210, 212, 230, 233, 253, 254, 257, 258, 259, 261, 277 –. literarische Methoden ....................... 9, 11, 107, 248, 278, 284 –. Mythos ............................................ 12, 276, 279, 281, 282, 283, 284 –. Quellen ..................... 7, 8, 9, 12, 15, 34, 35, 45, 46, 54, 56, 57, 86, 152, 156, 159, 188, 253, 279, 281, 282, 283, 284 –. selektiv .............................................. 282 –. zentrale Bedeutung des Tempels ... 261, 275 –. Theologie ..................... 6, 9, 11, 35, 45, 54, 57, 62, 153, 248, 251, 254, 255, 262, 266, 277, 278, 280–281, 283 –. Überarbeitung von Samuel. König .......... 9, 34, 215–222, 229–231, 232–234, 253 –. Verlässlichkeit ................................... 8, 9, 14, 46, 56, 86, 159, 188, 278 –. Vorlage .................................... 9, 15, 34, 45, 57, 151, 152, 157, 158, 188, 197, 218, 229, 250, 253–254, 257, 259, 260, 263
–. widerspricht Samuel-Könige .......... 32, 174, 210, 214, 233, 282 –. Ziel ............................. 54, 156, 258, 283 –. Zweiter Chronist .............................. 257 Chronik der Könige von Israel ............... 32 Chronik der Könige von Juda ................ 32 Damaskus ............................... 82, 128, 132 Dan .......................................... 75, 161, 257 –. Machane-Dan .................................. 171 Dareikos ................................................... 35 Dareios/Darius I. .......................... 143, 144 David –. Affäre mit Batseba ............................ 9, 89, 91, 95, 96, 99, 103, 104, 105, 108, 122, 152, 166, 176, 282 –. als Bauherr des Tempels disquali. fiziert ................................................ 69, 229, 248–251, 254, 265, 275 –. Anweisung, den Tempel zu bauen ... 249 –. außerbiblische Belege .......... 17, 19, 29, 42, 91, 156, 174, 226, 267, 268 –. Beamte ....................... 14, 71, 183, 184, 190–191, 198, 210, 212, 213, 214, 215, 217, 229, 245, 252, 273, 274, 280, 282 –. beweinte Absalom ........................... 226 –. Brüder ...................... 126, 138, 140, 207 –. Dynastie ............... 21, 65, 81, 103, 110, 117, 119, 124, 125, 152, 202, 203, 208, 209, 213, 221, 228, 236, 237, 245 –. erfunden ............................................. 53 –. Erhöhung ........................................... 81 –. ernennt Salomo zum König ......... 194, 210, 218 –. Eroberungen ..... 23, 39, 42, 71, 73, 76, 119, 136 –. Jerusalem ............................. 13, 39, 44, 64, 67, 70, 71, 72, 73, 75, 80, 84, 104, 105, 108, 119, 136, 153, 154, 156, 165, 191, 200, 209, 257–258, 275 –. erteilte Salomo Anordnungen ..... 222, 274 –. Existenz ................... 19, 43, 44, 53, 267 –. floh aus Jerusalem ............................ 191
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
–. Frauen ........................ 84, 97, 115, 123, 176, 191, 223, 226, 269 –. Geburt ...................................... 115, 269 –. geistiger Zustand ... 184, 186, 187, 192, 193, 195, 210 –. geliebt ............................................... 119 –. Gesundheit ...................... 194, 196, 209 –. göttliche Erwählung .117, 126, 203, 213 –. Haus (siehe auch Dynastie) ............. 21, 44, 53, 66, 94, 104, 109, 120, 122, 124, 125, 152, 193, 208, 220, 228, 232, 237, 249–250, 261, 280 –. Helden .................................. 39, 40, 282 –. Historizität .44, 48, 53, 65, 234, 267, 274 –. Impotenz .......................................... 185 –. in den Hinteren Propheten ............. 151 –. Kind/ Kinder/ Sohn/ Söhne ... 14, 30, 32, 39, 78, 89–91, 94–96, 98–111, 113– 117, 120, 122, 138, 153, 154, 156–160, 163, 165–167, 169, 172, 185, 187–189, 192, 193, 197, 200, 211, 213, 216, 217, 220, 222, 224, 226, 229, 230, 232, 245, 269, 271, 273, 274, 276, 278, 280, 283 –. Königreich(e) ...................... 13, 40, 44, 75, 80, 92, 104, 203, 220, 275, 281 –. körperliche Erscheinung ...... 175–178, 181, 271–272 –. körperlicher Zustand .................... 184, 185, 186, 187, 192, 193, 195 –. Krankheit ................ 14, 184, 185, 188, 192, 194, 209, 210, 223, 273, 278, 282 –. Kriege ............................ 30, 39, 40, 42, 45, 76, 98, 104, 105, 107, 108, 109, 112, 113, 163, 184, 229, 250, 251, 254, 269 –. Krönung ........................................... 218 –. Leben vor dem Königtum .............. 40, 84, 115, 157, 169, 176, 184, 185, 198, 215, 217, 223, 269 –. Liebe zu seinen Kindern ................. 226 –. Maultier ............................................ 215 –. Mord an Uria .................................. 96, 100, 103, 105, 111, 152, 282
341
–. Nachkommen ................................ 153, 156, 201, 208, 237, 261 –. Name .......... 19, 101, 120, 119, 121, 251 –. namenloser Sohn/ Kind .. 108, 110, 157 –. politische Aktivitäten ...................... 14, 44, 75, 104, 187, 210, 222, 224, 228, 229, 268, 274, 278 –. Rache ................................ 223, 225, 274 –. Rechtfertigung ............... 126, 203, 250 –. Reich siehe Königreich(e) –. regierte 40 Jahre ......................... 33, 184 –. Schuldeingeständnis ..................... 111 –. seinen Brüdern vorgezogen ............. 207 –. Söhne ....................... 30, 115, 116, 138, 144, 153, 154, 156, 157, 158, 159, 166, 169, 187, 188, 200, 205, 213, 220, 229, 245, 269, 271, 273, 274, 276, 278, 280 –. Strafe ................................... 99, 153, 209 –. Sünde ... 15, 32, 99, 101, 102, 103, 112, 113, 153, 162, 234 –. sündlos ............................................. 210 –. tadelte Adonia nicht ................ 189, 190 –. Thronfolge ...................... 186, 192, 213 –. Thronfolger ............ 119, 120, 134, 194 –. Thronname ...................................... 120 –. Tod ........... 65, 104, 184, 190, 191, 192, 196, 198, 199, 202, 207, 225, 252, 282 –. tröstete Batseba ............................... 90, 100, 101, 105, 106, 113 –. tröstete Ḥanun ................ 104, 106, 113 –. Usurpator ......................................... 136 –. Versprechen an Batseba ........ 194–195, 196 –. Vertuschungsaktion ..................... 102, 103, 113, 225, 282 –. Volkszählung ..................................... 99 –. von Gott erwählt ..... 117, 126, 203, 213 –. von Schimi verflucht ....................... 223 –. weihte dem Herrn Kriegsbeute ....... 251 –. Wunsch, den Tempel zu bauen ..... 231, 233, 248 Davidisch-Salomonisches (König-)Reich –. siehe Vereinigte Monarchie ............. 268
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
342
Sachregister
Davidsstadt ..................................... 42, 136 –. Archäologie ........................... 26, 70, 72 Salomo ließ Breschen schließen ...... 70, 71 Davids Testament ................ 14, 136, 191, 198, 205, 214, 215, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 231, 232, 233, 234, 249, 266, 272, 273, 274, 275, 278, 280 –. deuteronomistische Elemente ..... 198, 214, 224, 225, 227–228, 229, 249 –. politische Elemente ................. 14, 222, 224, 228, 229, 232, 233, 234, 274, 278 –. Rache ....................... 223–224, 225, 274 –. rechtfertigt Salomo ....................... 224, 225, 229, 234, 274, 284 –. religiöse Elemente ... 14, 222, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 234, 274, 278, 279 –. Vertuschungsaktion ........................ 225 Dekonstruktionisten, siehe Minimalisten Demaratus von Sparta .......................... 143 Deuteronomistisches Geschichtswerk –. Hinzufügungen ................... 55, 97, 98, 100, 113, 124–125, 201, 202, 205, 224, 228, 229, 234, 248, 249 –. historische Verlässlichkeit ................. 85 –. Legenden ...................................... 30, 32 –. Quellen .................................. 8, 30–31, 32, 33, 55, 85, 86, 172, 183, 204, 268, 269, 273, 279, 281, 282, 283, 284 –. realistisch/ unrealistisch ............. 83, 84 –. redaktionelle Hinzufügungen .. 30–31, 33, 84, 97–98, 124–125 –. Theologie ........................................ 32, 33, 55, 84, 249, 254, 284 –. Übertreibungen ........................... 33, 83 –. vordeuteronomistische Quelle ........ 201 –. Widersprüche ............................ 32, 284 deuteronomistisches Gesetz ................... 84 diplomatische Ehen .......................... 41, 84 Dor ........................................................... 75 Dūr-Šarru-kīn ....................................... 136 Ea ........................................................... 125 Eben-Eser ...................................... 238, 245 Edom .................................. 28, 82, 85, 177
Edomiter ...................................... 28, 39, 40 Eisenzeit IIA .................................. 22, 23, 25, 26, 27, 28, 36, 52, 72, 73, 74, 87 Eisenzeit IIB ............................................ 51 Ekron ....................................................... 78 Ela .......................................................... 136 Elah-Tal .................................................... 27 Eli .................. 226, 238, 239, 240, 245, 274 Elia ........................................................ 32, 95, 110, 189, 227, 263, 264, 265, 283 Eliab ....................... 152, 177, 178, 181, 272 Eliam .............................................. 105, 152 Elisa ...................................... 127, 215, 227 England ........................................... 49, 188 Enlil ....................................................... 125 Enlil-bani ............................................... 132 En-Rogel ................................................ 190 Ephraim ........................................ 106, 207 Epigraphie ......... 10, 12, 13, 17, 18, 19, 35, 41, 52, 53, 55, 56, 57, 59, 64, 85, 86, 271 Fehlen von Belegen aus dem 10. Jahrhun dert ....................................................... 12, 17, 18, 21, 22, 28, 29, 36, 38, 267 Er . .......................................................... 114 Erech ...................................................... 237 Erzvätererzählungen ...................... 44, 207 Esau ................................ 138, 176, 207, 273 Eschtaol ................................................. 171 Esra ................. 30, 56, 155, 211, 218, 240, 241, 243, 245, 255, 258, 259, 260, 275 Esther ............................... 56, 155, 187, 242 Euphrat ........................ 76, 77, 82, 131, 146 Eva .................................................. 101, 114 Ewil-Merodach ........................................ 30 Familie des Hohepriesters .................... 245 Faynan ..................................................... 28 Feigenbaum ........................................... 161 Feste ............................................... 169, 254 Feuer vom Himmel ...................... 263, 264 Franz Josef I. .......................................... 188 Frau aus Tekoa ....................................... 187 fünftes Ökumenisches Konzil ............. 179 Gärtner .......................................... 131, 132
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Gath ................................................... 38, 78 Gaumāta ................................................ 117 Gaza ................................................... 76, 77 Geburtsgeschichte/ bericht/ Geburtsle gende .............................. 89, 90, 91, 98, 105, 107, 113, 115, 116, 130, 131, 132, 134, 135, 146, 148, 162, 171, 268, 271 Gegenüberstellung –. Samuel-Könige und Chronik ......... 6, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 34–35, 45, 46, 56, 57, 62, 67, 86, 90–91, 121, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 160, 161, 162, 163, 167, 169, 172, 173, 174, 179, 183, 206, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 220, 222, 229, 230, 231, 232, 233, 235, 240, 247, 248, 249, 251, 252, 253, 254, 255, 257, 258, 260, 261, 263, 264, 265, 266, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284 Gemeinsame Quelle ................ 8, 45, 56, 57 Genre ......................................... 49, 56, 145 Gerechtigkeit ........................................... 3, 32, 96, 100, 153, 164, 182, 272 gerichtliche Kontexte in Europa und Ame rika ......................................................... 4 Gerschom .............................................. 114 Geschichte ............................... 11, 183, 267 Geschur ................................................. 191 Geser .... 22, 23, 24, 25, 36, 39, 41, 45, 277 –. Kalender ............................................. 18 –. Mitgift ................................................ 39 –. Stadttor .................................. 22, 24, 25 Gibeon .... 3, 178, 181, 208, 210, 232, 233, 234, 252, 274, 278 Gibeoniter .................................... 223, 225 Gideon ................................................... 164 Gihonquelle ................................... 235, 236 Gileaditer ...................... 120, 199, 222, 225 Gilgal ..................................................... 217 Gilgamesch ...................................... 49, 145 Glossen ......................... 156, 195, 203, 277 Goliath ......................... 38, 39, 40, 121, 250 Gott
–. –. –. –.
343
altorientalische Parallelen ....... 127–144 an eine Bedingung geknüpft ... 228, 265 Dynastiegott ...................................... 39 Erfüllung ......... 14, 201, 208, 210, 212, 220, 226, 227, 242, 266, 273, 274, 280 –. geliebter König ......................... 115–149 –. Gnade ........................ 90, 240, 263, 264 –. göttliche Erwählung .................. 14, 33, 117, 119, 123, 124, 125, 126, 127, 139, 148, 149, 158, 167, 178, 179, 183, 189, 196, 198, 201, 202, 203, 206, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 216, 217, 220, 229, 232, 269, 270, 271, 273, 275, 276, 278, 280, 282, 283, 284 –. göttliche Liebe .......... 13, 99, 118, 123, 127, 133, 144, 147, 148, 213, 270, 273 –. göttlicher Name ... 13–14, 90, 100, 114, 116, 118, 121, 122, 124, 125, 126, 127, 128, 146–147, 152, 164, 167, 210, 211, 213, 248, 268, 269, 270–271, 278, 280 –. göttliche Offenbarung .................. 181, 232, 234, 272, 274 –. göttliche Verheißungen ................... 17, 211–212, 242, 265 –. Größe ................................................ 255 –. kämpft für Israel .............................. 250 –. Königtum ................................. 117, 221 –. spätgeborene Söhne ................. 207, 273 Götzenbilder ........................................... 32 Griechisch .............. 17, 54, 129, 132, 133, 134, 146, 164, 174, 204, 220, 228, 257 Habsburger Dynastie ..................... 33, 188 Hadadeser, siehe Ben-Hadad II. (Hadadeser) Hagar ..................................................... 113 Hahhum ................................................ 138 Hamath ................................. 128, 187, 230 Hamath-Zoba ................................. 76, 230 Hammurabi ......................................... 5, 81 Ḥanun .................................. 104, 106, 113 Harem ................................................... 13, 33, 64, 71, 83, 84, 85, 268, 279 Ḥaremḥab ............................................. 120
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
344
Sachregister
Hasael .................................. 127, 128, 206, Hasmonäer/Hasmonaeans ............... 43, 54 –. Hasmonäerzeit ............................. 53, 60 Hatschepsut ........................................ 116, 120, 129, 139, 140, 141, 142, 270 –. geliebt von Amun-Re .............. 141, 142 –. Tochter Amun-Res .................. 141, 142 Ḫatti/ Ḫatti Land ................................ 84, 137, 138, 144, 146, 148, 270 Ḫattušili I. ..................................... 138, 139 Ḫattušili III. .................. 84, 116, 129, 137, 138, 139, 147, 148, 206, 270, 271 Haus des Herrn/ Haus für den Namen des Herrn, siehe Tempel Hazor .... 23, 24, 25, 36, 39, 41, 45, 74, 277 –. Stadttor .................................. 22, 24, 25 Hebräer ................. 159, 166, 238, 240, 242 Hebron ..................................... 44, 52, 80, 81, 93, 96, 136, 190, 200, 217 Ḥelam ................................................ 92, 93 Helden ................................... 167, 243, 282 –. Davids ........................................... 39, 40 hellenistische(s) –. Geschichtsschreibung ..................... 228 –. Historiker ........................................... 17 –. Judentum ........................................... 58 –. Königreich .......................................... 53 –. Zeit/ Epoche .................................... 53, 54, 58, 59, 165, 203, 204, 205 Herodes der Große .................................. 64 Herodot ........................ 132, 134, 143, 144 Herrlichkeit des Herrn ........ 262, 263, 264 Hethiter ................................................... 82, 96, 99, 105, 109, 138, 152, 193 hieros logos .............................................. 249 High Chronology ................................ 22, 23, 36, 41, 52, 74, 78, 277 Hinzufügungen ................... 7, 30, 34, 62, 97, 98, 200, 201, 202, 203, 248, 253, 254, 259, 261, 277, 279, 281, 282, 284 Hiob ................................. 83, 106, 177, 180 Hiram ................................. 22, 31, 33, 38, 39, 83, 104, 233, 254, 256, 257, 258, 259
Hiskia ............................... 17, 31, 49, 53, 81 Historiographie ............ 5, 6, 8, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 34, 37, 38, 47, 57, 81, 87, 124, 126, 166, 169, 175, 181, 182, 183, 235, 249, 265, 266, 271, 272, 284 historiographische Methoden ........... 248, 273, 283 historische Fiktion .................................. 49 historische(r) ................................................ –. Analyse ....................................... 11, 181 –. Bewährungsprobe ............................. 73 –. Bewertung ......... 13, 30, 33, 34, 61, 267 –. David ........................... 48, 53, 234, 274 –. Epochen ...................................... 22, 54 –. Herausforderungen ................... 63, 281 –. Hintergrund .................................. 1, 8, 10, 91, 105, 108, 130, 262, 268 –. Israel ................................................... 43 –. Kontext ................. X, 9, 10, 14, 91, 122 –. Nathan .................................... 192, 193 –. Perspektive ........... 7, 126, 169, 184, 223 Quellen ....... 32, 37, 38, 46, 50, 60, 93, 159 Rahmen ............................... 51, 59, 80, 253 –. Rekonstruktionen ............................. 89 –. Salomo ..................................... 8, 64, 86 –. Schriften ......................................... 8, 13 –. Setting .............................. 30, 89, 90, 92 –. Studien ............................................... 10 –. Situation .... 29, 183, 192, 197, 202, 273 –. Vereinigte Monarchie ............ 43, 85, 86 –. Verlässlichkeit biblischer .Berichte .................................. 9, 13, 14, 28, 35, 36, 37, 38, 39, 41, 42, 46, 47, 48, 49, 50, 54, 59, 60, 63, 65, 66, 75, 85, 86, 95, 130–131, 159, 174, 184, 188, 244, 268, 277, 278, 282, 283, 284 –. Wert ...................... 29, 48, 50, 53, 57, 58 historisch-kritische –. Ansätze ............................................... 11 –. Bibelforschung ................................... 37 Historizität ............................................ 10, 11, 12, 13, 29, 36, 37, 41, 46, 47, 50, 57, 61, 64, 70, 74, 188, 230, 247
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Hochzeit ................ 173, 174, 181, 243, 283 Hof ...... 14, 73, 85, 192, 211, 230, 272, 273 –. Herrscherhöfe .................................... 83 –. Hofarchiv ......................................... 258 –. Hof-Erzählung ................................. 153 –. Hofintrigen ................... 183, 191, 194, 206, 209, 265, 273, 278, 279, 282 –. Hofprophet ..................... 192, 196, 215 –. Königshof .. 14, 132, 143, 196, 205, 225 –. Palasthof ............................................. 74 –. Salomos Hof .......... 14, 74, 85, 97, 180, 192–197, 205, 225, 226, 229 Hofni ..................................................... 239 Hohelied .................................................. 3, 4, 166, 173, 179, 180, 181, 182 –. Metaphorisch (Auslegung) .......... 173, 174, 179, 180, 181, 182, 272 Höhen ...................................................... 66 Homer ................................................... 243 Hur ........................................................ 256 Huram .......................................... 254, 257 Huram-Abi ............................ 256, 257, 261 Ideologie ............ 39, 42, 46, 55, 75, 81, 136 Idrimi ..................................................... 128 Idumäer ................................................... 39 Ikonographie .............................. 6, 68, 247 Immanuel .............................................. 161 Inanna, siehe Ištar, Hauptgöttin von Kisch Inclusio ................................................ 105, 106, 113, 201, 221, 224, 233, 264, 269 Inschriften, siehe Epigraphie Intrige ..................... 12, 14, 183, 186, 194, 196, 197, 202, 206, 208, 209, 213, 215, 233, 265, 273, 278, 279, 282 Isaak ............................................ 106, 113, 138, 161, 176, 207, 224, 243, 257 Isai ................................................. 120, 177 Isebel ...................................................... 227 islamische Tradition ..................... 3, 6, 247 Ismael ..................... 110, 113, 138, 161, 207 Israel –. Archäologie ............. 10, 12, 13, 22, 24, 26, 28, 29, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44,
345
49, 50, 51, 52, 57, 59, 61, 62, 63, 64, 68, 69, 70, 71, 72, 78, 85, 86, 145, 267, 277 –. Bevölkerungszahl .................. 52, 78, 79 –. Exil ..................................... 30, 241, 245 –. historische Wendepunkte ............... 15, 236, 237, 242, 244, 245 –. im 10. Jahrhundert .......................... 18, 19, 24, 25, 29, 63, 65, 75, 205, 267 –. Kernland ............................................ 75 –. König/ Könige ................... 3, 8, 14, 17, 25, 32, 49, 103, 112, 115, 116, 117, 127, 136, 163, 172, 173, 175, 183, 187, 188, 189, 195, 203, 208, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 224, 232, 269, 271, 273, 276, 277, 280, 281 –. (König-)Reich ..................................... 13, 19, 21, 37, 76, 82, 104, 115, 122, 145, 183, 187, 269, 280, 281 –. Monarchie ............................ 13, 14, 15, 23, 26, 28, 37, 38, 42, 43, 44, 45, 47, 49, 50, 51, 53, 54, 58, 59, 60, 61, 62, 65, 74, 76, 78, 80, 81, 82, 86, 136, 175, 220, 234, 237, 245, 275, 284 –. Nachbarn ......................................... 18, 61, 76, 77, 81, 82, 84, 85, 147, 148, 187, 205, 245, 251, 254, 278 –. Nordstämme ................................... 80, 82, 85, 127, 187, 188, 217 –. Stämme ........... 75, 76, 77, 120, 188, 217 –. Trennung von Juda ............................ 37, 85, 153, 188, 280 –. Vereinigte Monarchie .... 13, 14, 15, 37, 38, 47, 49, 50, 59, 60, 136, 175 –. Wohlstand .................................. 45, 281 Ištar ........ 133, 137, 138, 139, 148, 270, 271 –. Ištar von Arbela ....................... 125, 126 –. Ištar von Ninive ....................... 125, 126 –. Tempel ...................................... 138, 237 Jafo ................................................. 258, 259 Jair ................................................. 120, 121 Jakob ........................... 106, 138, 158, 176, 207, 208, 212, 224, 242, 243, 273, 282 Jam ......................................................... 120
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
346
Sachregister
James VI. von Schottland in England .. 188 Ja’udi/ Sam’al ................................ 128, 189 Jebusiter/ Jebusitisch ........................... 66, 67, 193, 258, 263 Jechonia, siehe auch Jojachin ............... 17, 30, 121, 127 Jedidja .............. 13, 90, 110, 114, 117, 118, 120, 123, 124, 127, 128, 133, 148, 146, 151, 152, 162, 163, 167, 209 –. Beiname ...... 13, 90, 100, 114, 116, 117, 118, 119, 120, 122, 126, 148, 149, 152, 160, 165, 167, 208, 269, 270, 271, 279 –. Ehrentitel .......................................... 118 –. Geburtsname ................................. 118, 121, 124, 147, 211, 279 –. Gottesname ...................................... 164 –. Königsname ............................ 122, 123 –. politische Legitimation .......... 122, 193 –. politische und ideologische . Dimension ........................................ 270 –. religiöse/ göttliche Legitimation ... 122, 125, 167 –. Wortspiel .................... 14, 151, 163, 271 Jehu ..................................... 17, 21, 127, 215 Jehud Medinta ................ 35, 250, 261, 266 jenseits-des-Flusses (Provinz) ........... 76, 77 Jericho ....................................... 21, 22, 44, 45, 52, 63, 64, 72, 75, 78, 80, 227 Jerobeam I. .............................. 49, 127, 215 Jerobeam II. ................................. 34, 45, 49 Jerobeam (ben Nebat/ der Sohn des Nebat) siehe Jerobeam I. Jerusalem ................................... 3, 4, 5, 17, 19, 21, 22, 23, 24, 25, 32, 39, 43, 47, 49, 51, 54, 56, 62, 63, 65, 66, 67, 69, 80, 84, 90, 93, 96, 104, 105, 108, 115, 118, 119, 120, 125, 132, 136, 145, 153, 154, 156, 157, 158, 164, 165, 169, 188, 191, 198, 200, 205, 209, 217, 220, 221, 228, 233, 247, 257, 258, 269, 279, 281 –. administratives Zentrum ........... 71, 74 –. Archäologie ......................... 13, 26, 42, 44, 52, 64, 68, 70, 71, 72, 85, 86, 277
–. Bevölkerungszahl ........................... 52, 71, 72, 74, 75, 77, 78 –. Größe ......................................... 13, 42, 44, 70, 71, 73, 74, 77, 78, 83, 86, 267 –. im 10. Jahrhundert v.u.Z. ............... 44, 68, 70, 71, 72, 83, 86 –. Priesterschaft .......... 224, 226, 229, 274 –. Schwäche ............................................ 81 –. Töchter ..................................... 173, 180 –. von Gott erwählt ....................... 33, 275 –. Zerstörung ................... 18, 45, 127, 280 Jesaja von Jerusalem .................. 61, 81, 118 Jeschua, Hohepriester .......................... 241 Joab ......... 66, 99, 107, 109, 120, 192, 193, 194, 195, 196, 199, 216, 221, 223, 236, 239, 240, 245, 280 durch Benaja ersetzt .............................. 197 Hinrichtung ......... 224, 229, 230, 234, 274 suchte Asyl ............................................ 230 tötete Absalom ..................... 176, 222, 226 unterstützte Adonia ..... 190, 191, 215, 224 Joahas (Schallum) ................................. 121 Joasch .................................................... 34, 171, 190, 215, 230, 236, 237, 245 Krönung ....... 173, 236, 237, 240, 244, 275 Johannes Calvin .................................... 179 Jojachin .............................. 17, 30, 121, 127 Jojada .................... 196, 215, 230, 236, 237 Joram .................................. 17, 21, 127, 188 Josef .............................. 207, 241, 242, 245 Josefs-Geschichte .......................... 241, 275 Josia ...................... 30, 31, 44, 127, 161, 162 Juda –. Archäologie ................ 28, 37, 44, 51, 52 –. Beamte ............................. 190, 213, 273 –. Bergland .............. 44, 51, 52, 78, 80, 86 –. Bevölkerungszahl ............ 52, 78, 79, 80 –. Dörfer ............................... 44, 52, 77, 80 –. Frau ................................... 106, 114, 152 –. Hauptstadt ................................... 80, 81 –. im 7. Jahrhundert .............................. 44 –. im 10. Jahrhundert ...................... 18, 52
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
–. Könige ................................................. 17, 32, 37, 43, 44, 46, 49, 69, 80, 115, 116, 117, 119, 121, 127, 175, 184, 187, 188, 203, 224, 237, 269, 276, 277 –. (König-)Reich ................ 21, 27, 28, 37, 44, 45, 76, 77, 78, 80, 82, 115, 122, 145, 220, 237, 280 –. Krönungsprotokoll .................. 237, 244 –. militärische Eroberungen ................. 80 –. Nachbarn ....................... 18, 76, 81, 245 –. nationale Ideologie ............................ 81 –. Region .............................. 35, 77, 78, 79 –. Sanheribs Feldzug ........................ 48, 49 –. Siedlungsstruktur ............ 52, 77, 78, 79 –. unter Söhnen Jakobs ................ 158, 212 –. Stadt (Babylonien) ..................... 90, 127 –. Stamm, Stämme ......... 80, 136, 187, 256 –. Zerstörung ....................................... 280 jüdischer/hebräischer Kanon ... 6, 166, 167 Julius Caesar ............................................ 49 Kadesch, Schlacht von ...................... 84, 93 Kain ............................................... 101, 207 Kambyses ............................................... 117 Kambyses II. .......................................... 136 Kanaan ..................... 18, 19, 205, 242, 247 Kanaanäer ............................................... 93 Kanaanäisch ..... 24, 90, 128, 133, 193, 205 Kapporet ................................................ 260 Karnak ........................... 19, 20, 38, 41, 142 Katharinenkirche, Oppenheim am . Rhein ................................................... 4 Kathedrale von Monreale ................. 4, 276 Ketubim (Hagiographen, Schriften) ..... 3, 8, 13, 35, 151, 155 Khirbet Qeiyafa .......................... 18, 28, 69 –. Archäologie .................................. 27, 28 –. Gebäudemodell .................................. 69 –. Ostrakon ...................................... 18, 21 Kilab ...................................................... 189 Kilamuwa ..................................... 128, 129 Kind/ Kinder ....................... 3, 63, 89, 94, 95, 96, 98, 99, 100, 101, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 113, 114,
347
116, 117, 118, 119, 121, 122, 124, 126, 127, 131, 132, 137, 138, 141, 142, 144, 146, 147, 153, 154, 156, 160, 161, 163, 167, 171, 172, 174, 176, 185, 193, 224, 226, 231, 268, 269, 271, 283 Kindersterblichkeit ............................... 110 Kisch ..................... 120, 131, 133, 134, 135 Klassisches Biblisches Hebräisch ......... 55, 56, 59, 165, 204 Kohelet .3, 4, 14, 35, 151, 165, 166, 167, 180 –. Ähnlichkeiten mit Salomo eine . Fiktion .............................................. 165 –. Aufnahme in den Kanon ........ 166, 167 –. Name Salomos ........... 14, 151, 165–166 kompositionelle Einheit ................ 5, 13, 89, 90, 93, 103, 107, 110, 111, 112, 183, 198, 199, 201, 205, 224, 253, 268, 269, 278 kompositionelle Methoden ........ 8, 57, 283 Königin von Saba .................................... 3, 4, 32, 178, 208, 210, 220, 253 königliche Apologie .................................. 6, 13, 103, 116, 125, 127, 137, 139, 148, 206, 207, 214, 270, 282 –. altorientalische Kulturen ............. 147, 207, 214, 282 –. Asarhaddons .................................... 126 –. Hasaels .............................................. 206 –. Ḫattušilis .................................. 137, 138 –. Ḫattušili III. ................... 129, 137, 206 –. ḫethitische ........................ 139, 149, 271 –. Nabonids .......................................... 126 –. Salomos ....................................... X, 126 –. Xerxes I. ............................................ 128 königliche Archive ....................... 172, 205 königliches Maultier ..................... 189, 215 Königsherrschaft des Herrn ................. 212 konzentrische Struktur ..................... 104, 105, 112, 113, 269 körperliche Beschreibung ..................... 175 körperliche Erscheinung ....................... 14, 169, 175, 271 –. Qualifikation für Königsherrschaft ...... 14, 175, 178, 181–182
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
348
Sachregister
Kreter / Krethi und Plethi .............. 93, 236 Kreuzfahrer ............................................. 64 Krieg ..... 22, 30, 31, 39, 40, 42, 76, 89, 98, 104, 105, 107, 108, 109, 112, 113, 134, 151, 163, 184, 250, 251, 254, 257, 269 Krieger ............................ 45, 229, 243, 250 Kriegsbericht .................... 92, 98, 108, 269 Kriegsbeute ................................... 251, 252 Kriegsführung ........................................ 93 Kriegsgott .............................................. 145 Kriegsherr .............................................. 251 Kiegszeiten ............................................ 250 Kriegszug ............................................... 139 Krone ...... 79, 142, 169, 173, 188, 236, 237 Krönungsname ............................ 122, 124 Krönungsprotokoll .............................. 244 Kultur des Alten Israel ... 15, 61, 116, 118, 147, 188, 197, 205, 213, 247, 267, 270, 278 –. des Alten Orients ..................... 278, 279 –. christliche ............................ 3, 266, 277 –. islamische ............................ 3, 266, 277 –. jüdische ........................ 3, 154, 266, 277 –. kulturelle Kontakte mit . Mesopotamien ......................... 144, 145 Kupferminen ........................................... 28 Kyros II. (der Große) .... 30, 117, 132, 136, 143, 241, 259 La’asch ........................................... 187, 188 Ladeerzählung .............................. 238, 275 Land Israel (Eretz-Jisra’el) ............... 17, 18, 19, 23, 56, 145, 146, 258, 267, 276 Laubhüttenfest ....................................... 35 Legenden ........................................ 30, 32, 37, 44, 50, 116, 130, 131, 132, 133, 135, 138, 139, 144, 249, 268, 277, 279, 281 –. Geburtslegende ..................... 115, 130, 131, 132, 134, 135, 146, 148, 271 Lehnwörter .............................................. 54 Leibwache/ Leibwächter ................ 93, 189 Levante .................................................. 18, 19, 68, 69, 74, 80, 82, 85, 145 Levi ................................................ 159, 212
Leviten .......................... 209, 231, 240, 252 Libanon ..... 66, 74, 174, 180, 233, 259, 261 Libyer ....................................................... 93 literarische(s) –. Analyse .......................................... 6, 8, 9, 10, 11, 12, 42, 43, 48, 51, 55, 58, 82, 86, 98, 102, 124, 181, 185, 202 –. Form ............ 13, 30, 31, 34, 46, 53, 89, 97, 98, 106, 107, 112, 139, 158, 166, 172, 200, 217, 273, 275, 278, 279, 283, 284 –. Motive ........ 15, 116, 117, 129, 138, 147 –. Merkmal ...... 8, 97, 112, 128, 156, 158, 215–216, 260, 269, 275 –. Perspektive ..................... X, 10, 12, 76, 202, 222, 236, 249, 266, 283 –. Strukturen ................ 13, 30, 43, 51, 55, 68, 98, 103, 104, 105, 111, 112, 113, 117, 152, 159, 198, 201, 206, 209, 212, 213, 217, 222, 240, 269, 273 –. Wiederaufnahme ......... 8, 107, 108, 269 Lob der Vorfahren ........................ 163, 167 lokale Anführer ................................ 19, 73 Low Chronology .................................. 22, 23, 36, 41, 74, 75, 78, 277 Luʽasch ................................................... 128 Lugalzagesi ............................................ 134 Maacha .................................................... 91 Machane-Dan ....................................... 171 mächtige Männer ............................ 40, 213 Madaba-Ebene ........................................ 92 Magus ................................................ 6, 136 Majestät der Königsherrschaft ............. 232 Makere ................................... 140, 141, 142 Makkabäer, siehe Hasmonäer ................ 54 –. Makkabäerbücher .............................. 58 –. Makkabäerzeit ................................... 43 Manasse ..................................... 17, 34, 207 Manetho .................................................. 22 Maria Theresia ........................................ 33 Masoretische Schriftgelehrte ............... 155 Masoretischer Text .............................. 30, 114, 118, 123, 198, 199, 217 Mattanja (Zedekia) ....................... 121, 127
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Maximalisten .......................................... 10 Makedonien .......................................... 140 Mazedonien, siehe Makedonien Medien ................................................... 136 Mefi-Boschet ................ 176, 201, 223, 270 Megiddo ........... 19, 22, 23, 24, 25, 27, 28, 29, 36, 38, 41, 45, 48, 74, 75, 145, 277 Stadttor ............................................. 22, 24 Menahem ......................................... 17, 125 Menander .......................................... 22, 33 Mescha-Inschrift ......................... 53, 57, 66 Mesopotamien ................... 19, 20, 82, 93, 116, 129, 130, 134, 144, 148, 237, 270 –. Krönungsprotokolle ........................ 237 –. kulturelle Verbindungen .............. 134, 144, 145, 148, 270 Metathese/ Metathesis .................. 178, 260 Methodologie ........................ 10, 18, 62, 66 Minimalisten .......... 10, 38, 46, 50, 51, 52, 53, 55, 60, 62, 69, 70, 77, 79, 85, 267, 284 Mitanni ................................................... 82 Mittelmeer ............................................. 133 Mittelmeerraum ...................................... 10 Mizpa ..................................................... 217 Moab ............................................ 53, 82, 85 Moabitischen Inschriften ................. 21, 56 Moabiter ............................................ 39, 40 Monreale, Kathedrale .............. XIV, 4, 276 Mordechai .................................... 120, 242 Mose .................. 5, 8, 15, 67, 96, 110, 113, 114, 131, 132, 145, 146, 164, 171, 207, 216, 224, 227, 228, 230, 231, 234, 243, 247, 253, 254, 255, 256, 257, 260, 261, 262, 263, 264, 266, 274, 276, 279 Mot ........................................................ 120 Motiv des ausgesetzten Kindes .... 131, 132 Muršili ............................................. 84, 137 Musik ....................................... 3, 4, 15, 236 –. Musikinstrumente ........................... 15, 235, 241, 242, 275 –. musikalische Klänge ............... 236, 244 –. musikalische Werke ............................. 4 Muslime ............................................. 17, 47
349
Mutterleib ..................................... 14, 125, 126, 160, 161, 211, 273, 280 Muwatalli ...................................... 137, 138 Mykene .................................................... 49 Mythos .......................................... X, 7, 12, 140, 141, 267, 276, 279, 282, 283, 284 Naama ........................................... 172, 174 Nabonid ............................... 125, 126, 211 Nabû .............................................. 125, 126 nachexilische Gemeinschaft .................. 54, Naḥasch ................................................. 106 Narām-Sîn ............ 129, 138, 144, 145, 146 nasiräisches Gelübde ............................. 115 Nathan, der Prophet –. Bote Gottes .................................... 114, 116, 123, 196, 269, 279 –. gab Batseba Ratschläge ... 192, 194, 195 –. gab Salomo den Namen Jedidja ..... 90, 100, 110, 114, 116, 118, 119, 120–121, 122, 124, 126, 147, 148, 163, 193, 209, 269, 270, 271, 279 –. Historizität .............................. 192, 193 –. in der Thronfolgeerzählung .......... 93, 96, 100, 109, 110, 114, 116, 118, 122, 123, 124, 126, 147, 148, 154, 163, 169, 170, 186, 190, 192–197, 199, 200, 206, 209, 210, 213, 215, 235–236, 268–270, 279–280 –. manipulierte David ......................... 14, 193, 194, 213, 273 –. nicht bei Adonias Bankett .............. 193 –. Parabel .......................................... 97, 98 –. politisches Kalkül ............................ 120 –. Salomos Erzieher ........ 14, 170, 174, 272 –. setzte Batseba als Werkzeug ein ...... 193 –. Söhne ................................ 196, 197, 209 –. Unterschied zwischen Samuel und . Könige .................... 196, 199, 200, 209 –. unterstützte Salomo ..................... 121, 123, 124, 148, 193, 197 –. Zurechtweisung Davids .93–94, 97, 98, 99, 104, 105, 111, 112, 113 Nathan, Sohn Davids ........................... 197
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
350
Sachregister
Nathans Prophezeiung . 99, 100, 111, 112, 117, 124, 161, 208, 209, 211, 227, 228, 233, 248, 249, 250, 265, 273 –. Datierung ................................ 248, 249 –. David .99, 117, 124, 208, 211, 227, 228, 248, 249 –. davidische Dynastie ................. 209, 228 –. Erfüllung .. 124, 161, 208, 211, 227, 233 –. in Chronik ................ 161, 211, 250, 265 –. Salomo .. 100, 124, 161, 228, 249, 265, 273–274 –. Tempel ..... 124, 233, 248, 249, 250, 265 nationale Ideologie .................................. 81 Nebukadnezar ............................... 127, 265 Neumond .............................................. 254 Nicolas Poussin ......................................... 4 Nihilisten, siehe Minimalisten .10, 38, 46, 50, 51, 52, 53, 55, 60, 62, 69, 70, 77, 79, 85, 267, 284 Nil ........................................... 82, 132, 146 Nimrod .................................. 136, 145, 146 Ninive ............................... 71, 73, 125, 126 Nin-men-na ........................................... 237 Nordisrael .......................................... 76, 85 Nubier ..................................................... 93 Oase des Amun ..................................... 143 Offenbarung .. 94, 181, 232, 234, 272, 274 Omri ...... 17, 21, 22, 25, 45, 49, 73, 76, 136 –. Dynastie .................... 21, 25–26, 45, 49 –. gründete Samaria ............................. 136 –. vor-omridisches Nordreich ......... 73–74 Onan ...................................................... 114 Opfer .... 66, 137, 217, 232, 233, 234, 254, 258, 263, 274 Ophir ....................................................... 45 Ornan (Arauna) ............ 119, 249, 258, 263 Österreich .............................................. 188 Ostjordanland ............................... 104, 151 Paläographie ...................................... 46, 53 Palästina .................................... 17, 43, 48, 49, 50, 57, 71, 80, 82, 187, 203 Palermo ...................................................... 4
Parallelen ........... 6, 7, 9, 10, 13, 45, 47, 56, 59, 68, 70, 73, 81, 106, 112, 120, 127, 128, 129, 133, 139, 148, 152, 158, 190, 205, 248, 249, 269, 270 –. altorientalische/ Alter Orient .... 6, 13, 59, 68, 73, 81, 106, 117, 127, 128, 148, 206, 249, 269, 270 –. Mittelmeerraum ................................ 10 –. vorderorientalische ........................ 6, 10 Paranomasie .......................................... 100 Pasargadae ............................................. 136 Paulus .................................................... 166 Persepolis ............................................... 136 Perserzeit ....... 8, 34, 35, 43, 46, 55, 56, 59, 73, 86, 93, 165, 204, 230, 250, 251, 257, 258, 261, 266 Persischer Golf ...................................... 133 persische(r) –. Inschriften ....................................... 270 –. König ......................................... 43, 128 –. Lehnwörter ........................................ 54 –. persisch-achämenidisches Reich .... 132 –. persisch-hellenistische Epoche/ .Zeit ................. 53, 54, 58, 203, 204, 205 –. Schriften ............................. 13, 147, 269 –. Thron ............................................... 136 –. Zeit ...................................................... 54 Personalunion ............................... 187, 188 Pferdeställe Salomos ............................... 25 Pharao ........... 41, 116, 120, 129, 139, 140, 142, 147, 216, 232, 241, 242, 243, 270 –. Amenophis III. .................................. 83 –. Hatschepsut .................................. 120, 129, 139, 140, 147, 270 –. Haus des .......................... 241, 242, 245 –. Pharaos Tochter ....................... 39, 146, 172, 232, 234, 274 –. Ramses II. .................................. 93, 137 –. Schischak I. ........... 19, 38, 39, 41, 57, 76 –. Sheshonq/ Sheshonk siehe Schischak I. Philister ... 17, 32, 39, 40, 48, 238, 239, 245 –. Philistergebiete ................................... 39 –. Philisterland ....................................... 76
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
–. Philisterstadt ................................ 77, 78 Phönizien ............................................... 258 –. Geschichte .......................................... 22 –. Inschrift .................................... 90, 128 –. Stadtstaaten ........................................ 19 Pinhas ............................................ 238, 239 Plether .................................................... 236 Positivisten .............................................. 10 post eventum-Anspielung/ Aussage ...... 97 post eventum-Beschreibungen ............. 126 post eventum- Erfüllung ...................... 161 post eventum-Erwählung ..................... 126 post eventum-Prophezeiung ................ 227 post eventum-Rechtfertigung ..... 209, 282 Priester ......................................... 115, 137, 138, 142, 197, 209, 215, 231, 239, 240, 252, 254, 262, 263, 264 Priesterin ............................................... 131 Priesterschaft ................ 224, 226, 229, 274 Priesterkodex ......................................... 254 Priesterschrift ....................... 247, 248, 264 Prostituierte ................................. 3, 4, 32, 110, 178, 179, 233, 253 Quelle aus Archiven ................. 31, 32, 75, 76, 89, 92, 145, 172, 205, 258 Rabba ................ 92, 95, 105, 107, 108, 169 Radiokarbon(C14)-Datierung ... 24, 27, 28 Raffael ....................................................... 4 Rahel ...................................................... 243 Ramses II. ....................................... 93, 137 Redaktion ................................ 5, 6, 13, 31, 32, 33, 36, 37, 48, 55, 59, 62, 89, 93, 94, 96, 97, 98, 108, 109, 112, 169, 199, 201, 202, 203, 204, 268, 269, 284 –. -geschichte ................. 6, 31, 89, 93, 268 –. -kritik ......................... 13, 112, 204, 284 –. redaktionelle Methoden ............ 55, 284 Rehabeam ..... 19, 39, 41, 84, 85, 172, 174, 188, 272, 280 Reichsteilung .......................................... 85 relative Chronologie ............................... 27 Revisionisten, siehe Minimalisten Rezeption ...................................... 4, 6, 151
351
–. Geschichte ............................................ 5 Römer .................................................... 120 Ruben .................................... 159, 207, 212 Sabbat ............................................ 166, 254 Sabud ............................................ 196, 197 Salmanassar V. ....................................... 135 Salomo .......................................................... –. Abstieg ............................................. 280 –. ähnlich wie Jakob ........................ 207–208, 213–214, 282 –. Alter bei Krönung ........................... 172 –. Anweisung zum Tempelbau ... 249, 274 –. Apostasie .......................................... 280 –. Aufstieg an die Macht ........ 5, 6, 8, 12, 14, 16, 46, 57, 63, 87, 171, 174, 206, 209, 221, 233, 245, 269, 273, 274, 277, 282 –. ausländische Frauen .......... 84, 162, 280 –. Auslassungen ................................... 153, 162, 245, 262, 271, 273 –. außerbiblische Belege .......... 15, 17, 19, 21, 22, 34, 37, 63, 85, 174, 268, 276 –. Bauherr ................................. 45, 65, 280 –. Bauherr des Tempels ............. 3, 14, 65, 66, 68, 69, 70, 72, 85, 87, 124, 160, 161, 163, 179, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 247, 248, 249, 252, 253, 254, 258, 261, 265, 266, 272, 274, 275, 276, 277, 278, 280, 281, 283, 284 –. Beamte ............................ 14, 31, 71, 77, 183, 209, 210, 212–213, 214, 215, 217, 229, 233, 245, 252, 273, 274, 280, 282 –. biblische Quellen ................. 12, 17, 30, 31–32, 33, 34, 35–36, 37, 38, 55, 63, 70, 85, 86, 89, 102–103, 127, 145, 155–156, 159, 172, 174, 197, 202, 204, 225, 267, 268, 272, 273, 277, 281, 282, 283, 284 –. Buch der Begebenheiten Salomos ... 228 –. Charakter ............................ 8, 178, 206 –. Charakteristikum/ -a .......... 14, 63, 178 –. Dichter ................................................. 3 –. diplomatische Ehen ........................... 84 –. Distrikte ............................... 31, 45, 196
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
352
Sachregister
–. Ehe mit Naama ................ 172, 174, 272 –. Ehen ........................... 39, 84, 144, 172, 173, 174, 181, 232, 234, 274, 280 –. Eliminierung von Rivalen .............. 15, 183, 198, 221, 223, 224, 229, 233, 234, 273, 274, 279 –. Erbe Davids ..... 44, 119, 123, 158, 169, 174, 175, 202, 213, 273 –. Erhöhung ......................................... 236 –. Erscheinungsbild ............................. 14, 169, 175, 179, 181, 271–272 –. erwarteter Thronfolger bzw. . -erbe ................................. 207–208, 209 –. Erziehung ........... 14, 170, 171, 174, 272 –. Existenz .............. 17, 18, 19, 28, 36, 38, 44, 62, 63, 64, 267, 277, 279, 281 –. Frauen ............................................... 14, 71, 83, 84, 85, 162, 172, 280 –. Friede .......................... 84, 229, 251, 275 –. Gebete .......................................... 30, 33 –. Geburt ................... 5, 8, 12, 13, 14, 16, 30, 46, 57, 63, 69, 87, 89, 91, 94, 95, 103, 104, 105, 107, 112, 113, 115, 116, 119, 127, 130, 147, 148, 151, 152, 153, 154, 159, 160, 161, 166, 169, 193, 201, 263, 268, 269, 270, 271, 278, 282 –. Gegensatz zu Brüdern .... 169, 172, 175 –. Gelehrter ............................. 3, 272, 277 –. gerecht/ Gerechtigkeit ....................... 3, 167, 182, 196, 272 –. göttliche Erwählung ........................ 14, 123, 124, 125, 126, 127, 133, 139, 140, 148, 149, 158, 167, 178, 179, 183, 189, 196, 198, 201, 202, 203, 206, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 216, 217, 220, 229, 232, 270, 271, 273, 276, 278, 280, 282, 283, 284 –. großartigster/ größter König............. 3, 213, 222, 232, 277 –. Harem ................................................... 13, 33, 64, 71, 83, 84, 85, 268, 279 –. heiratete ägyptische Prinzessin ....... 39, 40, 41, 144, 172, 232
–. herrschte über die Aramäer ............... 85 –. hethitische Vorfahren ...................... 102 –. historische Rekonstruktion ............. 8, 183, 273, 277 –. Historizität ................... 5, 12, 29, 36, 41 –. Hochzeit ................... 172, 173, 174, 181 –. Hof ............................... 14, 85, 97, 153, 180, 225, 226, 229, 272, 273 –. Höhepunkt der Thronfolge. erzählung ............................ 13, 201, 280 –. im Deuteronomistischen Geschichts werk ............................ 55, 160, 162, 230 –. in Chronik ................................ 167, 254 –. internationaler Handel .. 39, 41, 44, 252 –. keine aktive Rolle bei . Verschwörung .................................. 206 –. Kindheit .......... 170, 172, 175, 271, 272 –. (König-)Reich ..... 9, 13, 22, 25, 28, 36, 37, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 61, 63, 64, 70, 73, 75, 76, 77, 78, 80, 85, 153, 203, 220, 221, 224, 232, 233, 267, 268, 275, 277, 280, 281 –. Ko-Regent Davids ... 172, 192, 198, 215 –. körperliche Erscheinung . 175, 178, 271 –. Kriege ......................................... 76, 229 –. Krone ........................................ 169, 173 –. Krönung .............................. 12, 14, 15, 124, 148, 169, 173, 174, 183, 187, 209, 210, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 222, 235, 237, 244, 245, 270, 274, 275 –. Länge der Regierungszeit .......... 20, 252 –. Leben vor der Thronbesteigung ..... 14, 169, 170, 172, 272 –. Legitimation/Legitimität ......... 13, 14, 103–104, 117, 119, 122, 133, 146, 148, 149, 183, 193, 197, 201, 202, 203, 206, 209, 213–214, 225, 271, 278, 282, 283 –. Monumentalbauten ........................ 22, 23, 25, 26, 64, 67, 267, 277 –. Mutter ..... 30, 105, 114, 122, 123, 152, 157, 158, 173, 174, 181, 187, 197, 200 –. Namen ........... 8, 13, 14, 30, 36, 86, 90, 94, 96, 100, 101, 102, 103, 110, 113,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
–. –. –. –. . –. –. –. –. –. –. –. –.
–.
–. –.
–. –. –. –.
114, 116, 117, 118, 119, 121, 122–123, 124, 125, 126, 127, 128, 146, 147, 148, 149, 151, 152, 157, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 193, 209, 211, 213, 251, 268, 269, 270, 271, 278, 279, 280 Nebenfrauen .................... 71, 83, 84, 85 negatives Beispiel ............................. 280 Palast ............................. 33, 39, 45, 64, 69, 70, 71, 213, 215, 232, 261 Qualifikationen für Königsherrschaft .......... 14, 124, 175, 178, 272 Reden ............................. 30, 31, 33, 283 Regierte 40 Jahre ............... 33, 172, 252 Reichtum ............................ 33, 68, 70, 124, 178, 233, 260, 266, 279, 280 Richter ...................................... 3, 4, 280 schickte Adonia nach Hause ........... 207 Staatsmann ....................................... 280 Sünden ..... 15, 101, 153, 162, 167, 178, 234, 262, 265, 280 Thron ....................... 9, 13, 14, 30, 116, 123–124, 125, 133, 158, 166, 172, 173, 174, 175, 183, 191, 192, 194, 196, 197, 202, 206, 208, 210, 211, 212, 213, 215, 217–218, 220, 221, 234, 235, 249, 270, 271–272, 273, 276, 278, 280, 282 Thronfolge .... 12, 13, 14, 30, 103, 116, 121, 123, 125, 126, 128, 134, 139, 148, 149, 153, 178, 183, 184, 186, 191, 192, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 206, 207, 208, 209, 210, 213, 215, 218, 222, 233, 234, 235, 252, 253, 271, 273, 274, 275, 278, 279, 280, 282, 284 Urteil ................. 3, 4, 32, 191, 233, 277 Usurpator ......................... 13, 116, 117, 122–123, 124, 126, 127, 128, 130, 133, 134, 135, 136, 144, 146–147, 148, 149, 166, 202, 206, 213–214, 270, 271, 282 Verfasser des Hohelieds .................... 4, 35, 151, 166, 179, 180 Verhältnis zu seiner Familie ............ 170 Verschwörung .......................... 197, 206 vierter Sohn Batsebas ................... 154, 155, 166, 212, 280
353
–. vierter Sohn Davids ...................... 144, 154, 200–201, 274, 278, 280 –. von Adonia ausgeschlossen ............. 102 –. von allen unterstützt ....................... 14, 123, 214, 229, 245, 274, 280 –. von Gott erwählt .... 14, 123, 124, 125, 126, 127, 140, 148, 149, 158, 167, 178, 179, 183, 189, 196, 198, 201–202, 203, 206, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 216, 217, 220, 229, 232, 270, 271, 273, 276, 278, 280, 282, 283, 284 –. von Gott geliebt .............................. 13, 90, 100, 103, 109, 115, 116, 117, 118, 120, 122, 123, 124, 125, 127, 128, 133, 138, 146, 147, 148, 149, 152, 162, 164, 167, 170, 178, 208, 209, 213, 269, 270, 271, 273, 279, 282 –. vorbildlicher König .......... 167, 281, 283 –. Weisheit .................................. 3, 14, 22, 32, 124, 165, 166, 167, 175, 178, 179, 181, 230, 253, 266, 272, 277, 279, 280 –. Wortspiel .... 14, 100, 151, 162, 163, 271 –. Wunsch, den Tempel zu bauen ....... 232 –. zweimal gekrönt ....................... 217, 218 Samaria ...................................... 25, 52, 136 Šamaš ............................................. 125, 126 Šamši-Adad I. ........................................ 139 Šamši-Adad V. ....................................... 128 Samuel ................................. 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 25, 30, 31, 32, 33, 34, 38, 39, 40, 42, 44, 45, 46, 47, 48, 55, 56, 57, 58, 61, 62, 63, 65, 67, 76, 81, 84, 86, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 104, 105, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 121, 122, 126, 127, 144, 147, 148, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 163, 166, 169, 170, 171, 172, 173, 175, 176, 177, 179, 181, 182, 183, 184, 185, 187, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 206, 209, 211, 213, 214, 215, 217, 221, 223, 233, 235, 238, 239, 240, 243, 245, 248, 249, 250, 253, 255,
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
354
Sachregister
265, 266, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 275, 277, 278, 279, 281, 282, 283, 284 Sänger .................................... 209, 231, 252 Sanherib ............................. 48, 49, 100, 188 Sara ......................................................... 113 Sardinien ................................................. 93 Sargon von Akkad ...... 116, 123 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 138, 139, 144, 145, 146, 147, 148, 269, 270, 271 Sargon-Legende .... 130, 131, 132, 133, 134 Sargon I. von Assyrien .......................... 139 Sargon II. Von Assur/Assyrien ............ 77, 116, 129, 134, 135, 136, 138, 145, 146, 147, 270, 271 –. Aschdod-Stele .................................. 145 Šarru-kīn ............................................. 129, 130, 134, 135, 146, 148, 270 Šarru-kīn II. .......................................... 129 Saul ............................... 39, 120, 123, 126, 132, 177, 203, 212, 215, 223, 228, 269 –. Enkel ................................................. 223 –. Existenz ............................................ 277 –. Frauen ................................................. 84 –. Geburtsgeschichte ................... 115, 269 –. Geständnis ....................................... 112 –. göttliche Erwählung ........................ 213 –. göttliche Verwerfung ...... 117, 123, 126 –. Herrschaft .......................... 76, 111, 115 –. Historizität ............... 37, 45, 63, 84, 111 –. (König-)Reich .............................. 43, 79 –. körperliche Erscheinung ............... 175, 176, 177, 178, 271 –. Krönung ................................... 169, 218 –. Name ................................................ 115 –. Leben vor der Thronbesteigung .... 169 –. Sünde/ Schuld .................................. 99, 111, 112, 113, 126, 184, 223 –. Thronfolge ....... 117, 136, 158, 177, 217 –. Tod .............................................. 45, 217 –. Zeit ...................................................... 40 Schefela .............................................. 78, 79 Schela ..................................................... 114 Scheol ..................................................... 106
Scherden .................................................. 93 Schilo .............. 67, 226, 238, 239, 245, 274 Schimea ......................................... 154, 158 Schimi, Sohn Geras .... 120, 123, 193, 199, 222, 223, 224, 226, 229, 234, 274, 280 –. Bestrafung ........................................ 222 –. Hinrichtung ............ 224, 229, 234, 274 Schimi, Sohn Kischs ............................. 120 Schischak I. (/ Schoschenq / . Scheschonq) .......................... 19, 76, 77 –. Kriegszug/ Feldzug .... 19, 38, 39, 41, 76 –. Karnak-Inschrift .......................... 19, 38 –. Megiddo-Inschrift ............................. 38 Schischak-Inschrift ..................... 19, 20, 85 –. in Karnak ..................................... 20, 38 –. in Megiddo ......................................... 19 Schlomo, siehe Salomo: Namen Schobab ......................................... 154, 158 Schofar .................................. 190, 236, 240 Schottland ............................................. 188 Schreiber ...................... 5, 8, 69, 77, 94, 97, 114, 125, 132, 139, 156, 157, 205, 221 Schriftrollen vom Toten Meer ....... 59, 204 Schua ..................................................... 106 Schunemiterin, siehe Abischag . des Sohnes ....................................... 110 Sebastian Castellio ................................ 179 semitische Sprachen .............................. 120 Septuaginta .................................... 30, 66, 77, 90, 152, 196, 198, 199, 218 Serubbabel .......................................... 241, 248, 253, 254, 258, 259, 261, 266, 276 Set .................................................. 101, 114 Sethos II. .................................................. 19 Seuche .................................................... 249 Shakespeare ............................................. 49 Sichem ..................................................... 73 Sidon ...................................................... 258 Siedlungsstruktur ............................. 52, 78 Siloah-Inschrift ....................................... 60 Simeon ................................................... 212 Simri ...................................................... 136 Simson ........................................... 115, 171
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Sin ................................. 100, 125, 126, 138 Skeptizismus ............................................ 10 Söldner ..................................... 93, 196, 215 Solon .......................................................... 5 Stiftshütte ..... 67, 216, 232, 253, 255, 256, 257, 260, 261, 262, 263, 264, 266, 276 –. Gottes Anerkennung ....................... 262, 263, 264, 266 Strafe .................... 32, 57, 99, 153, 209, 222 Sulamith ................................................ 185 Supreme Court ......................................... 5 Survey-Projekte ....................................... 52 Survey-Daten ........................................... 80 Synagogen .................................................. 3 Syrien .............................. 19, 39, 80, 82, 93 Taanach ................................................... 75 Tamar ................................ 89, 92, 106, 170 –. körperliche Erscheinung ............... 175, 176, 177, 181, 272 –. von Amnon vergewaltigt ........ 200, 207 tāmîd-Brandopfer ........................... 35, 254 Tel Dan-Inschrift .................................. 21, 38, 44, 53, 57, 85, 120, 127 Tel el-Amarna ........................................ 145 Tempelbau –. Davids ............................................... 15, 137, 232, 251, 252, 253, 258, 275, 278 –. göttliche Erlaubnis zum ............... 230, 248, 249, 251 –. Salomos ..................... 8, 12, 15, 16, 65, 71, 72, 87, 163, 210, 233, 249, 251, 253, 258, 259, 261, 265, 266, 275, 278 –. Verheißung ............................... 211–212 –. Vorbereitungen zum ........ 15, 137, 233, 251, 252, 253, 258, 259, 265, 275, 278 –. Zweck ......................... 35, 231, 254, 255 Tempel in Jerusalem/ Salomonischer Tempel –. Allerheiligstes ..................... 35, 257, 260 –. altorientalische Parallelen .............. 68, 69, 247, 255 –. Archive ......................................... 31, 32 –. Baubericht ............................. 65, 68–69
–. –. –. –. –. –. –. –. –. –. –. –. –.
355
Baumaterial ...... 231, 233, 252, 253, 275 -berg ................... 26, 64, 70, 71, 72, 258 Einweihung ............. 252, 264, 265, 266 Eisen ................................ 252, 256, 261 ewiger Fortbestand ................ 262, 265, existierte vor Salomo .................... 66, 67 -gebäude .............. 26, 31, 232, 260, 266 göttliche Anerkennung ..... 15, 247, 266 Größe .................................. 68, 233, 255 Handwerker ..................................... 256 Hauptraum ........................ 35, 257, 260 Haus des Opfers ............................... 254 Heiligkeit ........................ 15, 69, 70, 85, 169, 232, 247, 253, 257, 258, 260, 261, 262, 263, 264, 266, 280, 281 –. Historizität .................... 13, 64, 68, 247 –. Hof ................................................... 230 –. idealer ............................................... 266 –. im 10. Jahrhundert v.u.Z. errichtet ... 65, 68 –. in Einklang gebracht mit Stiftshütte ..... 254, 255, 257, 261, 276 –. jebusitischer ................................. 66, 67 –. kleiner ................................................. 39 –. Kontinuität .............. 255, 257, 261, 262 –. (Kult-)Geräte ....................... 31, 67, 264 –. kultische Funktion .................. 254, 255 –. luxuriös ............................................ 260 –. nach dem Vorbild des Zeltheilig.tums .................... 15, 247, 248, 253, 279 –. nicht Wohnstatt Gottes ... 248, 254, 255 –. Ort ................................... 64, 248, 251, 252, 255, 257, 258, 263, 264, 266 –. -personal ........................... 231, 252, 253 –. Pläne ......................................... 231, 255 –. Reichtum .......................... 68, 260, 266 –. Schleier / Vorhang ............. 35, 257, 260 –. Serubbabels ...................................... 15, 253, 259, 261, 266, 276 –. Sitz des Namens Gottes ................... 254 –. Symbolik ............................................ 68 –. Türen ................................................ 257 –. von Nebukadnezar zerstört ............. 265
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
356
Sachregister
–. von Salomo errichtet ................ 3, 8, 14, 15, 16, 35, 65–70, 85, 124, 160, 163, 179, 209, 213, 214, 229–234, 247, 248, 251–254, 265, 266, 272, 274–275, 276, 277, 278, 283, 284 –. von Salomo renoviert ....... 65, 66, 69, 85 –. Vorbild für Zeltheiligtum ............... 15, 247, 248, 253, 254, 255–256, 257, 260, 261, 263, 264, 266, 276, 278–279 –. Wiederherstellung ............................ 245 –. Zusammenwirken von Himmel und . Erde ........................................... 251–252 –. Zusammenwirken von Vater und . Sohn .......................................... 251–252 –. Zweiter Tempel ............. 13, 15, 35, 58, 151, 159, 160, 166, 167, 220, 240, 248, 250, 254, 257, 259, 260, 261, 262, 264, 266, 271, 276, 278, 279, 283 Testament Davids, siehe Davids Testament Theben .......................................... 140, 142 Theodor von Mopsuestia ..................... 179 Theokratie ...................... 15, 220, 234, 275 Theologie ............................... 5, 21, 55, 81, 93, 156, 227, 230, 240, 248, 251, 254, 257, 258, 260, 276, 280, 281 Theophanie .................................. 262, 263 Thron Davids ........................................ 221 Thron des Herrn .......................... 212, 220 Thronfolgeerzählung(en) –. altorientalische Parallelen ....... 6, 10, 11, 12, 13, 103, 116, 117, 118, 121, 122, 127, 128, 136, 144, 147, 148, 149, 161, 194, 202, 204, 206, 207, 211, 213, 214, 268, 269, 270, 271, 277–278, 279–280, 282 –. apologetische Merkmale ............. 9–10, 62, 116, 117, 133, 198, 206, 279 –. Augenzeugenberichte ...................... 205 –. Definition ........................................ 199 –. der Dynastien ................................... 188 –. drei-vier-Muster/-Schema ..... 144, 166, 198, 200, 201, 207, 209, 212, 213, 273 –. Fehlen in Chronik .......................... 46, 209, 210, 212, 229, 245, 265, 273
–. historische Quelle ............... 32, 37, 46, 63, 86, 102–103, 107–108, 112, 127, 172, 183, 191, 197, 201, 204, 206, 225, 253, 267, 268, 269, 272, 273, 277–278, 279, 281, 282, 283, 284 –. Legitimation Salomos ............. 13, 117, 119, 122, 148, 149, 193, 201, 213–214, 270–271 –. literarische Einheit ..................... 13, 89, 90, 107, 110, 111, 112, 183, 198, 199, 201, 205, 268, 269, 278 –. literarische Merkmale ....................... 8, 112, 128,158, 207, 269, 275 –. Parallelen ....................................... 112, 127–129, 133, 148, 173, 190, 269, 270 –. prosalomonische . Einstellung ............. 202–203, 205, 206 –. Quellen ..... 30, 31, 172, 192–193, 204, 205, 206, 225, 272, 273, 282 –. späte Hinzufügungen .................... 93, 94, 96, 98, 99, 100, 107, 186, 201, 203, 209, 224, 277, 284 –. Struktur ............................... 13, 30, 98, 104, 105, 111, 112, 113, 117, 152, 198– 199, 201, 206, 209, 212, 213, 269, 273 –. unabhängige Quelle .................. 31, 103 –. Zeitpunkt der Abfassung .... 46, 97, 205 Thron Israels ........ 208, 210, 220, 228, 231 Thutmosis I. .......................................... 141 Thutmosis II. ........................................ 141 Thutmosis (Thutmose) III. .................. 140 Tifsach ............................................... 76, 77 Timna ...................................................... 28 Tirza ....................................................... 136 Tjeker-baal ............................................. 258 Tob ........................................................... 91 Tonscherben ............................................ 72 Tora ......... 15, 34, 114, 227, 231, 253, 256, 257, 261, 266, 276, 279, 280, 282, 283 Torhüter ................................................ 231 Töten der Rivalen ........ 15, 183, 194, 198, 221, 224, 229, 233, 234, 273, 274, 279 Traum ................................ 3, 137, 216, 242
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4
Sachregister
Triglyphen/ Triglyphs ............................ 69 Trompete, siehe Schofar ...... 236, 237, 240 Tukulti-Ninurta I. ........................ 145, 146 type scenes ...................................... 243, 244 typologische Zahlen ............... 33, 110, 159 tyrische Annalen ..................................... 22 Tyros ......... 22, 31, 203, 233, 254, 256, 258 Übertreibung .............................. 33, 38, 83 ugaritische Literatur ............................. 216 Ungarn ................................................... 188 Ungenauigkeiten ................ 33, 41, 62, 277 Ur-III .................................... 129, 130, 249 Uria, der Hethiter ................................ 95, 96, 99, 100, 101, 102, 103, 105, 106, 108, 109, 119, 122, 152, 193, 195, 282 Urteil ..... 3, 4, 32, 64, 73, 91, 184, 233, 277 Uruk ........................................ 49, 131, 133 Urzababa, der König von Kisch ......... 131, 133, 134 Usia (Asarja) ................... 34, 121, 196, 197 Usurpator ........................................... 120, 130, 134, 137–139, 207, 208, 269 vaticinium ex eventu, siehe post eventumProphezeiung Vatikan ...................................................... 4 Vereinigte Monarchie –. außerbiblische Belege ................ 47, 267 –. biblischen Berichte/ Texte ............. 38, 42, 43, 53, 59, 60 –. Eisenzeit I ........................................... 78 –. Existenz .............. 38, 45, 61, 62, 81, 267 –. fiktional ........................................ 43, 59 –. Hasmonäer ......................................... 54 –. Historizität ................................... 43, 47 –. kontinuierliche Erzählung ................ 50 –. politische Situation .......................... 19, 26, 54, 76, 80, 82, 86, 136, 280 –. Teilung unter Rehabeam ................ 85, 153, 188, 280 Vergeltung ............ 136, 153, 209, 223, 229 Verlässlichkeit der biblischen Texte .. 9, 13, 14, 37, 39, 42, 60, 63, 86, 188, 277, 278 Verlobung .............................................. 243
357
Verurteilung ... 84, 191, 207, 268, 274, 284 Volksmärchen .................................... 3, 142 Volkszählung ................................... 99, 249 Vulgata ............................. 66, 109, 152, 170 Weisheit .................... 3, 4, 6, 7, 14, 22, 32, 35, 97, 151, 159, 160, 163, 165, 166, 167, 175, 178, 179, 181, 230, 231, 232, 253, 256, 266, 271, 272, 277, 280 Wenamun .............................................. 258 Widersprüche ........................................ 35, 42, 46, 62, 155, 156, 277, 282 Wiederaufnahme .......... 107, 108, 221, 222 Wortspiel . 14, 100, 115, 151, 162, 163, 271 Xenophon ................................................ 93 Xerxes I. (/ Ahasveros) ........................ 116, 128, 129, 143, 144, 147, 187, 207, 270 Zadok ............ 186, 193, 197, 215, 236, 254 –. ersetzte Abjatar ................................ 197 –. jebusitisch-kanaanäisch ................... 193 –. Priester ...................................... 215, 236 Zakkur .......................................... 128, 129 Zedekia (Mattanja) ....................... 121, 127 Zedernholz .............................. 65, 258, 259 Zeit des Ersten Tempels .......... 56, 145, 279 Zeit des Zweiten Tempels/ Zweite TempelEpoche ................................. 13, 35, 58, 151, 159, 160, 162, 166, 167, 250, 254, 260, 262, 268, 271, 278, 279, 283 Zelt Davids ........................ 66, 67, 215, 229 Zelt der Begegnung .............................. 66, 67, 234, 236, 262, 266 Zelt des Herrn ........................ 66, 229, 230 Zeltheiligtum, siehe Stiftshütte Zincirli/ Zinjirli .................................... 128 Zionstraditionen ..................................... 81 Zippora .................................................. 243 Zkr ......................................................... 187 Zoba ........................................... 76, 91, 230 Zora ........................................................ 171 Zypressenholz ....................................... 258
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11104-1 - ISBN E-Book: 978-3-447-19798-4