Joachim von Watt (Vadianus) - Bartholomäus Schobinger - Melchior Goldast: Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock [Reprint 2013 ed.] 9783110842463, 9783110042917

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Joachim von Watt (Vadianus) - Bartholomäus Schobinger - Melchior Goldast: Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock [Reprint 2013 ed.]
 9783110842463, 9783110042917

Table of contents :
Einführung
Quellen und Quellensiglen
Sekundärliteratur und Periodika
Grundsätze für die Umschrift von Quellen
1. Joachim von Watt (Vadianus) 1484—1551
1.1. Vadian und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen
1.2. Vadian und die deutsche Sprache
1.2.1. Vadians Deutsch und dessen Erforschung
1.2.2. Vadians Sicht einer Geschichte der deutschen Sprache
1.3. Vadian und das Althochdeutsche von St. Gallen
1.3.1. Die Überlieferung der althochdeutschen Sprachdenkmäler von St. Gallen durch Vadian
1.3.2. Vadians Beschäftigung mit althochdeutschen Namen, Sach- wörtern und Glossen
1.3.3. Vadian und Notkers des Deutschen Psalter
1.3.4. Alemannischer Glauben und Beichte
2. Bartholomäus Schobinger 1566—1604
2.1. Zur Biographie Schobingers
2.2. Schobinger als Wissenschafter
2.2.1. Editionen und Pläne
2.2.2. Schobinger und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen
2.2.3. Schobingers Beitrag żur Überlieferung und Erschließung der althochdeutschen Sprachdenkmäler von St. Gallen
3. Melchior Goldast 1576—1635
3.1. Zur Goldastforschung
3.2. Zur Biographie Goldasts bis 1606
3.3. Briefwechsel und Beziehungen zu Gelehrten
3.4. Mittelalterlich-Sanktgallisches in Goldasts Editionen
3.5. Goldast und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen
3.6. Goldast und das Althochdeutsche von St. Gallen
3.6.1. Namenquellen
3.6.2. Sachwörter und Glossen
3.6.3. Monats- und Windnamen
3.6.4. Althochdeutsche Benediktinerregel
3.6.5. St. Galler Schularbeit
3.6.6. Notkers des Deutschen Psalter
3.6.7. Alemannischer Glauben und Beichte
4. Zur Rekonstruktion des verschollenen Codex S von Notkers Psalter (Textedition)
4.1. Vadian, Farrago (1537/38); Konzept 1
4.2. Vadian, Farrago (1537/38); Konzept 2
4.3. Joachim von Watt, Von dem Mönchsstand (vor 1545/46); Konzept
4.4. Joachim von Watt, Von dem Mönchsstand (1545/46); Reinschrift
4.5. Johannes Stumpf, ,Eydgnoschafft‘ (1545/46); Druckmanuskript
4.6. Johannes Stumpf, Eydgnoschafft, Zürich 1548, I, f. 295 v
4.7. Conrad Gessner, Mithridates, Zürich 1555, f. 41 rv
4.8. Vadian, Farrago; Abschrift Bartholomäus Schobingers (um 1600)
4.9. Vadian, Farrago; Abdruck nach Schobingers Abschrift
4.9.1. Druck: Goldast, Scriptores III1 (1606)
4.9.2. Druck: Goldast, Scriptores III2 (1661)
4.9.3. Druck: Goldast, Scriptores III3 (1730)
4.10. Bartholomäus Schobinger, Additiones ad Vadiani Farraginem
4.10.1. Druck: Goldast, Scriptores III1 (1606)
4.10.2. Druck: Goldast, Scriptores III2 (1661)
4.10.3. Druck: Goldast, Scriptores III3 (1730)
4.11. Zitate aus dem verschollenen Codex S von Notkers des Deutschen Psalter, überliefert in Handschriften und Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts
4.12. Joachim von Watt, Kleinere Aebtechronik (vor 1545/46); Konzept
4.13. Joachim von Watt, Kleinere Aebtechronik (vor 1545/46); Reinschrift
Register
Abbildungen

Citation preview

Bernhard Hettenstein Joachim von Watt (Vadianus) Bartholomäus Schobinger Melchior Goldast

Das Althochdeutsche von St. Gallen

Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert

Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

3

w DE

G Walter de Gruyter · Berlin · New York 1975

Bernhard Hertenstein

Joachim von Watt (Vadianus) Bartholomäus Schobinger Melchior Goldast Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock

w G DE

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1975

ISBN 3 11 004291 6 Library of Congress Catalog Card Number: 73-88299 © Copyright 1975 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin Bindeaibciten: Lüderitz & Bauer, Berlin

MEINER FAMILIE

Qui nescit scribere non putat esse laborer.η Tres enim digiti scribunt, sed totum corpus laborat (Codex Sangallensis 243, pagina 254J

Vorwort Die vorliegende Untersuchung stellt einen Beitrag zur Geschichte der Wissenschaft von deutscher Sprache und Literatur dar. Die Beschäftigung mit althochdeutschen Denkmälern seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist bekannt. Wie aber steht es im Zeitalter von Aufklärung und Barock? Wer hat sich in Humanismus und Reformation mit den frühesten deutschsprachigen Texten befaßt? Auf diese Fragen möchte ich für das 16. und 17. Jahrhundert im Hinblick auf St. Gallen eine Antwort geben. Der Weg dazu war lang und führte mich beinahe durch ganz Europa. Zwar weist St. Gallen einen bewundernswert geschlossenen mittelalterlichen Handschriftenbestand auf, wenn man an andere Hauptorte althochdeutscher Überlieferung wie Fulda, Murbach oder Reichenau denkt. Verschiedene Codices und Urkunden sind aber auch St. Gallen — seit althochdeutscher Zeit — entfremdet worden. Insbesondere die Staatsbibliothek Bremen (BRD), die Universitätsbibliothek Leiden (Niederlande) und die Vatikanische Bibliothek sowie die Deutsche Staatsbibliothek Berlin (DDR) bewahren Handschriften sanktgallischer Provenienz auf. Ich habe sie alle anhand von Mikrofilmaufnahmen benutzt. Die Originale selbst konnte ich auf einer längeren, von der Kommission für Studienbeiträge des Kantons Zürich und der Forschungskommission des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Zürich mitfinanzierten Bibliotheksreise einsehen. Für reichen wissenschaftlichen Rat geht mein Dank zuerst an die Betreuer der Handschriften: an Frau Jeanne Odier Bignami (Rom), an die Herren Dr. Bernhard Bruch (Bremen), Dr. K. A. de Meyier (Leiden), Dr. Hans-Erich Teitge (Berlin), Dr. Alfons Schönherr (Zentralbibliothek Zürich) sowie an Monsignore Prof. Dr. Johannes Duft (Leiter der Stiftsbibliothek St. Gallen) und Herrn Dr. Peter Wegelin (Leiter der Stadtbibliothek Vadiana St. Gallen). In Einzelfragen durfte ich auf die stets freundliche Hilfe von Herrn Dr. Rudolf Steiger (Zollikon), Herrn Prof. Dr. Bernhard Stettier (Zürich) und Herrn Dr. Peter Stotz (Zürich) zählen. Von allem Anfang an stand mir indessen mein Lehrer, Herr Prof. Dr. Stefan Sonderegger (Universität Zürich), mit Rat und Tat zur Seite. Unter seiner Leitung steht auch meine Mitarbeit am Forschungsprogramm „Althochdeutsch in St. Gallen", das vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung

νπι

Vorwort

der wissenschaftlichen Forschung unterstützt wird. Der Kommission für Studienbeiträge des Kantons Zürich gilt mein besonderer Dank für den großzügigen Druckkostenbeitrag. Wertvolle Hilfe bei der Drucklegung leisteten mir in verdankenswerter Weise Herr Dr. Conradin Bonorand (Chur) und Herr Dr. Christoph Koch (Beinwil/Freiamt). Auch dem Personal aller genannten Bibliotheken bin ich für unzählige Hilfeleistungen dankbar. Uzwil und St. Gallen, im Herbst 1974

Bernhard Hertenstein

Inhalt Einführung Quellen und Quellensiglen Sekundärliteratur und Periodika Grundsätze für die Umschrift von Quellen

1 5 9 15

1. Joachim von Watt (Vadianus) 1484—1551 1.1. Vadian und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen 1.2. Vadian und die deutsche Sprache 1.2.1. Vadians Deutsch und dessen Erforschung 1.2.2. Vadians Sicht einer Geschichte der deutschen Sprache . . . 1.3. Vadian und das Althochdeutsche von St. Gallen 1.3.1. Die Uberlieferung der althochdeutschen Sprachdenkmäler von St. Gallen durch Vadian 1.3.2. Vadians Beschäftigung mit althochdeutschen Namen, Sachwörtern und Glossen 1.3.3. Vadian und Notkers des Deutschen Psalter 1.3.4. Alemannischer Glauben und Beichte

19 40 40 42 53 53 56 70 85

2. Bartholomäus Schobinger 1566—1604 2.1. Zur Biographie Schobingers 91 2.2. Schobinger als Wissenschafter 97 2.2.1. Editionen und Pläne 97 2.2.2. Schobinger und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen 100 2.2.3. Schobingers Beitrag zur Überlieferung und Erschließung der althochdeutschen Sprachdenkmäler von St. Gallen. . . . 1 0 5 3. Melchior Goldast 1576—1635 3.1. Zur Goldastforschung 3.2. Zur Biographie Goldasts bis 1606

115 119

3.3. Briefwechsel und Beziehungen zu Gelehrten 3.4. Mittelalterlich-Sanktgallisches in Goldasts Editionen 3.5. Goldast und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen 3.6. Goldast und das Althochdeutsche von St. Gallen 3.6.1. Namenquellen 3.6.2. Sachwörter und Glossen 3.6.3. Monats- und Windnamen 3.6.4. Althochdeutsche Benediktinerregel 3.6.5. St. Galler Schularbeit 3.6.6. Notkers des Deutschen Psalter 3.6.7. Alemannischer Glauben und Beichte

126 136 145 166 172 178 182 185 194 195 198

4. Zur Rekonstruktion des verschollenen Codex S von Notkers Psalter (Textedition) 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 4.7. 4.8. 4.9.

4.10.

4.11.

4.12. 4.13.

Vadian, Farrago (1537/38); Konzept 1 Vadian, Farrago (1537/38); Konzept 2 Joachim von Watt, Von dem Mönchsstand (vor 1545/46); Konzept Joachim von Watt, Von dem Mönchsstand (1545/46); Reinschrift Johannes Stumpf, .Eydgnoschafft' (1545/46); Druckmanuskript. . Johannes Stumpf, Eydgnoschafft, Zürich 1548,1, f. 295 ν . . . . Conrad Gessner, Mithridates, Zürich 1555, f. 41 rv Vadian, Farrago; Abschrift Bartholomäus Schobingers (um 1600) . Vadian, Farrago; Abdruck nach Schobingers Abschrift 4.9.1. Druck: Goldast, Scriptores III 1 (1606) 4.9.2. Druck: Goldast, Scriptores III2 (1661) 4.9.3. Druck: Goldast, Scriptores III3 (1730) Bartholomäus Schobinger, Additiones ad Vadiani Farraginem . . 4.10.1. Druck: Goldast, Scriptores III 1 (1606) 4.10.2. Druck: Goldast, Scriptores IIIa (1661) 4.10.3. Druck: Goldast, Scriptores III3 (1730) Zitate aus dem verschollenen Codex S von Notkers des Deutschen Psalter, überliefert in Handschriften und Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts Joachim von Watt, Kleinere Aebtechronik (vor 1545/46); Konzept Joachim von Watt, Kleinere Aebtechronik (vor 1545/46); Reinschrift

Register

202 203 206 207 212 213 215 217 220 220 222 223 224 224 226 227

229 266 267 270

Inhalt

XI

Abbildungen 1 2 3 4 5 6/7 8 9 10 11/12

Sangallensis 397, pag. 26 Sangallensis 397, pag. 22 Sangallensis 397, pag. 42 Sangallensis 915, pag. 241 Reginensis Latinus 339, fol. 7r Vossianus Mise. 21, fol. 136rv Reginensis Latinus 1569, fol. 76r Sangallensis 21, pag. 501 UBLeiden, Cod. Vulc. 106/1 (Goldast an Vulcanius 7.3.1600) Sangallensis 21, pag. 565/566

Einführung Unter Althochdeutsch versteht man die älteste, durch schriftliche Zeugnisse aus dem Gebiete der Langobarden, Alemannen, Baiern und Franken belegte Stufe der deutschen Sprache zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert. Diese erste Epoche deutschen Schrifttums endet in St. Gallen mit dem Tode von NOTKER dem Deutschen (1022) und seines Schülers EKKEHARTIV. (um 1060). Die kulturelle Hochblüte des Gallusklosters ist damit zu Ende, und die folgenden Jahrhunderte sind hier wie anderswo geprägt von weltlicher und geistlicher Politik, später auch von Auseinandersetzungen zwischen Kloster und aufstrebender Stadt. So kann beispielsweise die um 1230 entstandene Vita Notkeri Balbuli die Mönche NOTKER BALBULUS (gest. 912) und NOTKER LABEO (der Deutsche) schon nicht mehr auseinanderhalten; •jährend die lateinisch schreibenden Fortsetzer der Casus sancti Galli noch dem Konvent angehören, beendet mit Christian KUCHIMEISTER ein deutsch schreibender Stadtbürger im 14. Jahrhundert dieses große Geschichtswerk. Und die frühmittelalterlichen Handschriften verbleiben bis ins 15./16. Jahrhundert hinein ohne große Beachtung im Kloster — was sie allerdings auch vor Schaden und Entfremdung rettet. Die Beschäftigung mit althochdeutschen Sprachdenkmälern setzt im deutschen Humanismus ein. Gelehrte durchstöbern auf ihrer Suche nach der eigenen Vergangenheit Bibliotheken und stoßen dabei auch auf mittelalterliche Zeugnisse ihrer Muttersprache. Sie versuchen Ortsnamen zu erklären und beschreiben die Geschichte der deutschen Sprache im Zusammenhang mit germanisch-deutscher Geschichte. So berichtet etwa Johannes TRITHEMIUS in seinem Catalogus illustrium virorum (1495) von OTFRIDs Evangelienbuch; Beatus RHENANUS veröffentlicht daraus einige Proben in seinen Rerum Germanicarum libri tres (1531), und 1571 erscheint die editio princeps nach Bemühungen von Achilles Pirmin GASSER und Matthias FLACIUS ILLYRICUS. Die St. Galler Handschrift mit der althochdeutschen Ubersetzung von Tatians Evangelienharmonie erwähnt Aegidius TSCHUDI in seiner Rhetia (1548), und Wolf gang LAZIUS ediert in seinen De migratione gentium libri (1557) erstmals den althochdeutschen Psalm 138. 1 Hertenstein

2

Einführung

Mit St. Galler althochdeutschen Sprachdenkmälern beschäftigt sich — mehr als ein halbes Jahrtausend naqh ihrer Entstehung — erstmals JOACHIM VON WATT (auch VADIANUS genannt), der Bürgermeister, Reformator und Geschichtsschreiber der Stadt St. Gallen. Neben Namen, Glossen, Sachwörtern und einem Alemannischen Glauben mit Beichte interessiert ihn vor allem NOTKERs des Deutschen Psalterübersetzung. Er kann sie in einer noch im 11. Jahrhundert entstandenen Handschrift benutzen (sog. Codex S, seit 1609 verschollen). Aus St. Galler Stiftsarchiv und Stiftsbibliothek dienen VADIAN zahlreiche mittelalterliche Urkunden und Codices als Quellen für seine zwischen 1530 und 1550 entstanden historischen Werke. Daraus stellt er einiges Johannes STUMPF für dessen Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, landen und völckeren chronickwirdiger thaaten beschreybung (1548) zur Verfügung. Da erscheint als editio princeps aus NOTKERs Schriften dessen Vaterunser. Fünfzig Jahre nach VADIANs Tod plant der St. Galler Jurist BARTHOLOMAEUS SCHOBINGER eine Veröffentlichung von VADIANs historischen Schriften und zieht dafür den jungen Bischofszeller Gelehrten MELCHIOR GOLDAST bei. Sie werten neben SCHOBINGERs Privatbibliothek auch die Stadtbibliothek — wo VADIANs Schriften liegen — und die Stiftsbibliothek für verschiedene Editionen aus. Die Verbindung zur klösterlichen Handschriftensammlung besorgt der Stiftsbibliothekar Jodokus METZLER. Auf dem Korrespondenzweg orientiert GOLDAST gelehrte Freunde und Bekannte über die Funde von Handschriften mittellateinischen wie alt- und mittelhochdeutschen Inhalts, so etwa Bonaventura VULCANIUS in Leiden, Paulus MELISSUS SCHEDE und Marquard FREHER in Heidelberg. Die Tätigkeit von SCHOBINGER und GOLDAST gipfelt in der 1606 erschienenen dreibändigen Quellenedition Alamannicarum rerum scriptores (2. Aufl. 1661, 3. Aufl. 1730). Da ist auch VADIANs Farrago antiquitatum Alamannicarum eingerückt. Leider bricht die hoffnungsvoll begonnene Zusammenarbeit zwischen Jurist und Historiker/Philologe unversehens ab: SCHOBINGER stirbt schon 1604, GOLD AST zieht 1606 nach Norddeutschland. Ihre Beschäftigung mit althochdeutschem Schrifttum erstreckt sich beinahe über das ganze Spektrum der St. Galler Quellen: Namen, Glossen, SachWörter, Benediktinerregel, St. Galler Schularbeit, Alemannischer Glauben mit Beichte, besonders aber wieder NOTKERs Psalter. SCHOBINGER war während seiner Arbeit an VADIANs Schriften auf den Psaltercodex gestoßen und vermittelte diesen an Marquard FREHER, der sich eine Abschrift anfertigte. In FREHERs germanistischen Untersuchungen erscheinen denn auch zahlreiche längere und kürzere Zitate aus NOTKERs Psalter. Zusammen mit den durch VADIAN, SCHOBINGER und GOLDAST überlieferten Stellen sind damit

Einführung

3

gegen 90 Zitate aus einer verschollenen Handschrift des 11. Jahrhunderts erhalten geblieben. Sie werden in Abschnitt 4 der vorliegenden Untersuchung parallel mit entsprechenden Stellen aus dem Sangallensis 21 und aus den Fragmenten vorgelegt. In der Barockzeit interessierten sich vornehmlich Juristen und Philologen für althochdeutsche Handschriften und Texte: neben den für St. Gallen bedeutungsvoll gewordenen Gelehrten insbesondere Bonaventura VTJLCANIUS, Justus LIPSIUS, Franciscus JUNIUS und Peter LAMBECK. Auch Gottfried Wilhelm LEIBNIZ ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Simon de la LOUBÈRE und Friedrich ROSTGAARD sind vor allem wegen ihrer Arbeit an NOTKERS Psalter bekannt. Sie leiten über zu den vorwiegend editorisch tätigen Gelehrten des 18. Jahrhunderts wie Johannes SCHILTER mit seinen Schülern SCHERZ und FRICK, zu Bernhard FRANK (St. Galler Stiftsbibliothekar 1722—1729, später Abt von Disentís), Johann Philipp PALTHEN, Johann Georg von ECKHART und Bernhard PEZ. Die St. Galler Stiftsbibliothekare stoßen bei ihrer Arbeit an den Handschriften häufig auf muttersprachliche Zeugnisse, welche sie zu entziffern und zu verstehen suchen: neben METZLER und FRANCK vor allem Pius KOLB (Stiftsbibliothekar 1748—1762) und Ildefons von ARX (1824—1833, aber schon seit 1781 mit der Bibliothek eng verbunden durch den Freund und Bibliothekar Nepomuk HAUNTINGER). Die wissenschaftliche und systematische Erschließung der althochdeutschen Sprachdenkmäler beginnt indessen erst in den Jahren 1800/1850 mit Jacob GRIMM, Bernhard Joseph DOCEN, Eberhard Gottlieb GRAFF, Johann Andreas SCHMELLER und anderen. Im Hinblick auf St. Galler Quellen sind vor allem die germanistischen Studien von Leonz FÜGLISTALLER (zwischen 1812 und 1819) und Heinrich HATTEMERs Edition Denkmahle des Mittelalters, Sanct Gallens altteut sehe Sprachschaet^e (1844—1849) von Bedeutung. Die Stellung von VADIAN, SCHOBINGER und GOLDAST im Rahmen einer Frühgeschichte der deutschen Philologie läßt sich folgendermaßen zusammenfassen : — Sie beschäftigen sich als erste mit dem althochdeutschen St. Galler Schrifttum. — Ihr Interesse an den althochdeutschen Sprachdenkmälern ist auf dem Hintergrund ihres Interesses an der mittelalterlichen kulturellen Entwicklung zu sehen. 1»

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Einfährung

— Sie stehen unter sich in engem Zusammenhang : die Schriften VADIANs führen SCHOBINGER und GOLDAST ans Althochdeutsche heran. — Es stehen ihnen auch Handschriften 2ur Verfügung, welche später verlorengingen. Die daraus angefertigten Abschriften können uns heute — mit gewissen Einschränkungen — als Ersatz für die verschollenen Originale dienen. — Ihre Beschäftigung mit NOTKERs Psalter ist besonders hervorzuheben. Damit beginnt das seither nie erloschene Interesse an Leben und Werk dieses überragenden Sprachschöpfers aus althochdeutscher Zeit. Das Bild der ersten Beschäftigung mit althochdeutschen St. Galler Sprachdenkmälern trägt somit zur Kenntnis der Textüberlieferung bei, dient zugleich der Texterschließung und erhellt die Frühgeschichte der Wissenschaft von deutscher Sprache und Literatur.

Quellen und Quellensiglen Ungedruckte Quellen benutzte ich aus folgenden Archiven und Bibliotheken : Universitätsbibliothek Basel (UB Basel) Deutsche Staatsbibliothek Berlin/DDR Staatsbibliothek Bremen Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano Bibliotheek der Rijksuniversiteli te Leiden (UB Leiden) Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main (UB Frankfurt) Stiftsarchiv St. Gallen Stiftsbibliothek St. Gallen Stadtarchiv St. Gallen Stadtbibliothek Vadiana St. Gallen Bayerische Staatsbibliothek München Staatsarchiv Zürich Zentralbibliothek Zürich (ZB Zürich)

Quellensiglen Cod. Sang.

Codex der Stiftsbibliothek St. Gallen

Cod. Vad./Ms. Vad.

Codex der Stadtbibliothek Vadiana St. Gallen

Cod. Reg.

Codex des Fondo Reginense in der Biblioteca Apostolica Vaticana

UBr (Ungedruckte BriefSammlungen ; siehe Kap. 3.3)

2: Stadt- u. Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Ms. Ff. Goldast 5: Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 10389 (Collectio Camerariana vol. 39) 12: Staatsbibliothek Bremen, Ms. a 15, Ms. a 201 13: Privatarchiv Heinrich Laurenz Custer, St. Gallen (seit 1974 in der Stadtbibliothek Vadiana St. Gallen)

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Quellen und Quellensiglen

Aus Bremen, Berlin, Leiden und Città del Vaticano standen mir Mikrofilmaufnahmen zur Verfügung, welche ich im Sommer 1972 an den Originalen überprüfen konnte. Den Bibliothekaren Bernhard Bruch (Bremen), Frau Jeanne Bignami Odier (Rom) und K. A. de Meyier (Leiden) verdanke ich unzählige briefliche und mündliche Auskünfte mit wertvollen Hinweisen.

Gedruckte Quellen (Verzeichnis der Siglen) Ahd. Gl.

Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, Die althochdeutschen Glossen, 5 Bde. Berlin 1879—1922. Bibl. Gold. Bibliotheca Goldastiana sive Librorum excusorum et manuscriptorum omnium et singulorum a . . . Melchior Goldasto ab Haimensfeld . . . relictorum catalogue classicus . . . , Frankfurt a. M. 1641. Bibl. Vad. Bibliotheca Vadiani. Die Bibliothek des Humanisten Joachim von Watt nach dem Katalog des Josua Kessler von 1553. Unter Mitwirkung von Hans Fehrlin und Helen Thurnheer bearbeitet von Verena Schenker-Frei, St. Gallen 1974 (Vadian-Studien Bd. 9). BUB Bündner Urkundenbuch, Bd. Iff., Chur 1947ff. ClavadetscherjStaerkle Die Dorsualnotizen der älteren St. Galler Urkunden, bearbeitet von Otto P. Clavadetscher und Paul Staerkle, Faksimile-Ausgabe (Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, 2. Ergänzungsheft), St. Gallen 1970. DHS Ep.

Ejdgnoschafft

siehe Vadian, DHS. Virorum eil. et doctorum ad Melchiorem Goldastum JC et Polyhistorem celebratissimum Epistolae ex bibliotheca Henrici Günteri Thülemarii JC. editae . . Frankfurt a. M. 1688. siehe Stumpf, Eydgnoschafft.

Freher, Decalogi Decalogi, orationis et symboli Saxonica versio vetustissima M[arquardi] F[reheri] notis expósita . . Typis Gotthardt Voegelini o. O. 1610. Freher, De secretis De secretis iudieiis olim in Westphalia aliisque Germaniae partibus usitatis, postea abolitis Commentariolus, Typis Gotthardt Voegelini, o. O. o. J. [1610]. Freher, Formulae Formulae foederis Ludovici Germaniae et Karoli Galliae regum . . ., nunc vero demum ex Archetypis restitutum et parallelos Notis expositum studio Marq. Freheri, o. O. 1611.

Quellen und Quellensiglen

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Freher, Notae

In Willerami Abbatis Ebersbergensis expositionem super Canticum canticorum A. 1598 Lugduni Bat. editam Notae, Variaelectiones, Supplementa Marquardi Freheri, transm. a G. Voegelino, Worms 1631.

Freher, Oratio Orationis Dominicae et Symboli Apostolici Alamannica versio vetustissima Marq. Freheri notis expósita, o. 0.1609. Freher, Williram Uhralte verdolmetschung dess Hohen lieds Salomonis: Auss Abt Walrams zu Ebersperg etc. berühmbter Teütschen Auslegung . . . abgedruckt . . . von Gotthard Vögelin, Worms 1631. Goldast, Einhard Melchioris Hamenveltonis Goldasti Animadversiones in Einhardum, in: Eginhartus de vita et gestis Caroli Magni, curante Joh. Hermanno Schminckio, Trajecti ad Rhen. 1711,149—219. Goldast, Paraenetica Paraeneticorum veterum pars I. in qua producuntur scriptores VIII. . . . , cum notis Melchioris Haiminsfeldi Goldasti ex bibüotheca et sumtibus Bartholomaei Schobingeri IC. . . . , Insulam, Ad lacum Acronium, Anno 1604. Goldast, Scriptores Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti . . . , 3 Bde., Frankfurt am Main 1606. Goldast, Valerian S. Valeriani Cimelensis Episcopi De bono disciplinae Sermo . . . Melior Hamenvelto Goldastus dedit cum collectaneis . . ., Genève 1601. MGH Libr. confrat. Libri confraternitatum Sancii Galli, Augiensis, Fabariensis, edidit Paulus Piper (Monumenta Germaniae Histórica Libri confraternitatum Sancii Galli . . . ) , Berlin 1884. MGH Necr. I Necrologia Germaniae Tom. I, Dioeceses Augustensis, Constantiensis, Curiensis, edidit Franciscus Ludovicus Baumann (Monumenta Germaniae Histórica Necrologia Germaniae Tomus I), Berlin 1888. MSD Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII.—XII. Jahrhundert, hrg. v. Karl Müllenhoff u. Wilhelm Scherer, 2 Bde., 3. Aufl., hrg. v. Elias Steinmeyer, Berlin 1892. Ρ Die Schriften Notkers und seiner Schule, hrg. v. Paul Piper, Bd. II : Psalmen und Katechetische Denkmäler nach der St. Galler Handschriftengruppe, 2. Aufl. 1895. Paraenetica Phil, epist.

siehe Goldast, Paraenetica. Philologicarum epistolarum centuria una . . ., ex Bibliotheca Melchioris Haiminsfeldii Goldasti, Frankfurt 1610.

8

Quellen und Quellensiglen

Piper, St. Galler Hss. //// Paul Piper, Aus St. Galler Handschriften I. u. II, ZfdPh 11 (1880), 275—85, u. 13 (1882), 305—37, 445—79. QW

Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hrg. von der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz, Iff., Aarau 1933ff.

S

Notkers des Deutschen Werke nach den Handschriften neu hrgg. ν. Ε. H. Sehrt u. Taylor Starck, Bd. III/l—3: Der Psalter, hrg. v. Edward H. Sehrt (ATB 40, 42, 43), Halle/Saale 1952—55.

Schw. Id.

Schweizerisches Idiotikon, Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache . . . , Bd. Iff., Frauenfeld 1881 ff.

Scriptores

siehe Goldast, Scriptores.

Steinmeyer Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler, hrg. von Elias von Steinmeyer, Berlin 1916. Stumpf, Eydgnoschafft Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, landen und völckeren chronickwirdiger thaaten beschreybung, Zürich 1548. UBSG

Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen, bearb. v. Hermann Wartmann, Teile I—III, Zürich u. St. Gallen 1863—82.

UBSG Süd Urkundenbuch der südlichen Teile des Kantons St. Gallen, bearb. v. Franz Perret, Bd. Iff. Rorschach 1961 ff. Vad. Br.

Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen, hrg. v. Emil Arbenz und Hermann Wartmann, I—VII, in MVG X X I V . . . X X X , St. Gallen 1890—1913.

Vadian, DHS Joachim von Watt, Deutsche historische Schriften, hrg. v. Ernst Götzinger, 3 Bde. St. Gallen 1875—79. Vadian, Farrago Farrago Antiquitatum Alamannicarum sive De collegiis et monasteriis Germaniae veteribus . . . libri II, in: Goldast, Scriptores III (1606), 1—111. ZUB

Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Zürich 1888 ff.

Sekundärliteratur und Periodika AA

Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde . . ., Bd. 1—12, Frankfurt 1819—22, Hannover 1824—74.

ADB

Allgemeine Deutsche Biographie, 56 Bde. Leipzig 1875—1912.

AfdA

Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Bd. 1 ff., Berlin, heute Wiesbaden 1876ff.

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Grundsätze für die Umschrift von Quellen

A

. . .A

*. . .*

zum Text gehörende Randbemerkung Randkorrektur, mit Verweiszeichen

+ . . . + + . . . + zwischenzeilige Korrektur (einzelner Buchstabe bzw. ganzes Wort) /

Zeilende (nur in althochdeutschen Zitaten berücksichtigt)

//

Seitenende

[.. .]

Zusatz des Herausgebers

Die Interpunktion wurde vorsichtig dem heutigen Stand angenähert. Die beiden Zeichen für ,s' j· und J in der Überlieferung von althochdeutschen Texten im 16. und 17. Jahrhundert wurden zu s vereinheitlicht außer in jenen Fällen, da Korrekturen von einem ins andere Zeichen vorlagen. u-Zeichen û wurden nur bei diphthongischem Wert berücksichtigt: nicht aber %ur. i im Anlaut wurde bei konsonantischem Wert zu j korrigiert.

1. Joachim von Watt (Vadianus) 1484 — 1551

1.1. Vadian und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen Joachim von Watt — auch unter seinem Humanistennamen ,Vadianus' oder ,Vadian' bekannt — war sowohl als Professor in Wien wie als St. Galler Reformator und Geschichtsschreiber eng mit Archiv und Bibliothek der Abtei St. Gallen verbunden; er nennt sie in seinen Schriften .unser closter, monasterium nostrum'. Schon als Lateinschüler wird er die Büchersammlung oft besucht und ihre Schätze bewundert haben. Als er 1509 mit dem Grad des Baccalaureus der Universität Wien für kurze Zeit in seiner Heimat weilte, durchstöberte er die Bibliothek und fand jene Schrift Walahfrid Strabos, die er wenig später unter dem Titel ,Hortulus' herausgab. Beim Klostersturm von 1531 rettete er die Dokumente vor der Zerstörung durch Jugendliche und gilt deswegen zu Recht als Retter des ältesten Urkundenbestandes des Stiftsarchivs1. Stiftsanktgallische Dokumente und Handschriften verwendete er danach als Grundlage für seine lateinischen und deutschen historischen Schriften. Trotz dieser lebenslangen, eindrücklichen geistigen Beziehungen gibt es über Vadians Verhältnis zur Stiftsbibliothek von St. Gallen noch keine umfassende Untersuchung. Einzelne Fragenkomplexe haben verschiedene Gelehrte seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit unterschiedlichem Gewinn angeschnitten. Ernst Götzinger stellte die von Vadian in den Deutschen Historischen Schriften zitierten St. Galler Quellen zusammen2. Hermann Wartmann teilte daraus fünf Zitate von heute verlorenen Urkunden mit3. In den von ihm herausgegebenen ersten drei Bänden des St. Galler Urkundenbuches für die Jahre 700 bis 1360 ist dem Abdruck eines Dokumentes manchmal ein Hinweis auf den Druck in Vadians Farrago durch Goldast beigegeben4. Werner Näf ist in seiner Vadian-Biographie oft auf die Beziehungen des St. Galler Reformators und Geschichtsschreibers zum Kloster eingegangen. In neuerer Zeit 1 2 3

4

Paul Staerkle, Rezensionen von Näf II, in ZSK 51 (1957, 2 4 6 - 4 9 ) , 247. DHS ΙΙ/ΙΠ, Einl. Hermann Wartmann, Urkundliches aus St. Gallen II, in ASG NF Bd. 2, Jg. 5 (1876), If. (abgedr. in UBSG III, p. Vnf.). Der Nachweis einer in Goldasts ,Chartarum et instrumentorum . . . Centuria' (Scriptores 11,35—86) gedruckten Urkunde erfolgt immer, der Hinweis auf Vadians Farrago (a.a.O. ΠΙ, 1—111) nur sporadisch. 2»

20

Joachim von Watt (Vadtarms)

1484—1551

hat sich Paul Staerkle mit Vadians Stellung in der Uberlieferungsgeschichte der älteren St. Galler Urkunden befaßt5. Im Folgenden gebe ich einen chronologischen Überblick zu Vadians Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Scriptorium des Klosters St. Gallen®. Schon als Lateinschüler muß Vadian die Bibliothek benützt haben; die Quellen schweigen allerdings darüber. Die Lateinschule befand sich neben dem Hartmut-Turm, in welchem seit J ahrhunderten Bücher auf bewahrt wurden 7 . Von 1510—1518 lehrt Vadian an der Universität Wien. Erstes Zeugnis für seine verehrende Benutzung der St. Galler Stiftsbibliothek sollte zugleich seine erste Veröffentlichung werden: die Edition von Walahfrid Strabos ,De cultura hortorum' im Jahre 1510 aus einer Handschrift des 9. Jahrhunderts. Der Titel der zweiten Auflage (1512) vermerkt ausdrücklich ,nuper apud Helvetios in S. Galli monasterio repertus'8. Heute liegt der Codex, der aus dem Nachlaß Goldasts im 17. Jahrhundert nach Rom gekommen ist, im Fondo Reginense der Biblioteca Apostolica Vaticana (Reg.Lat. 469)9. Unter den drei noch erhaltenen Überlieferungen ist sie die älteste ; in St. Gallen liegt keine mehr. Der ersten Auflage von Vadians Edition sind als Proben einer nicht zustande gekommenen Ausgabe zwei Stücke aus Aldhelms Aenigmata beigegeben; welcher Codex — doch wohl sanktgallischer Herkunft — als Vorlage diente, ist noch nicht untersucht10. In zwei den Hortulus-Ausgaben vorangestellten Dedikationsepisteln an seinen Wiener Lehrer Georg Collimitius/Tannstetter vom 20. 8. 1509 (aus St. Gallen) und 29. 10. 1510 (aus Wien) äußert sich Vadian auch über seinen Besuch der sanktgallischen Stiftsbibliothek im Sommer 1509 und über die Fundumstände: ,Quem ego . . . in vetustissima cenobii Sancti Galli bibliotheca atque antiquorum codicum refertissima . . . labore subcisivo et tumultuario discursu sum expiscatus dedique, ut potui, operam, quatenus polychronius ipse et trisecli Nestori senior, ángulo situoso decerptus, elimacior aliquantulo vultuque sereniore in lucem prodiret. . . . Quantus autem lepore fuerit [WalahStaerkle, Rückvermerke 18—26. « Zu Benutzung der Stiftsbibliothek St. Gallen im 1 5 . - 1 7 . Jh. vgl. MBK I, 59—62, über Vadians Beziehungen zu ihr vgl. Weidmann S. 2, 58 u. passim. 7 Über Vadian als Lateinschüler orientieren Paul Staerkle, Beiträge zur spätmittelalterlichen Bildungsgeschichte St. Gallens (MVG XL), St. Gallen 1939, 32f. und Näf I, 111—17. 8 Vadians Editio princeps erwähnt schon Goldast im Autorenverzeichnis zum zweiten Band seiner Scriptores unter der Rubrik ,Walafridus Strabus' (Scriptores II, 13). Vgl. Walahfrid Strabo, Hortulus, Vom Gartenbau, Erstmals veröffentlicht von Joachim von Watt (Vadianus), hrg., übersetzt u. eingeleitet v. Werner Näf und Mathäus Gabathuler, St. Gallen 1942 (2. Aufl. 1957), und Näf I, 255—57. 9 Die Handschrift zeigt keine Spuren von Vadians Benutzung. Zu ihrer Wanderung vgl. Näf/Gabathuler (Anm. 8), 131 f.; siehe auch S. 154, Nr. 8. 10 Hortulus (1510), f. 4r. Vgl. Näf I, 285. 5

Vadian und das mittelalterliche Scriptorium des Klosters St. Gallen

21

frid] . . . hortulus ecce presens indicai, ex amplissimo certe suorum carminum quasi campo subtractus, . . . Exscribendi enim cetera, que vetusto exemplari agminatim nanciscebar, tametsi summe placèrent, ocium non suppeditabat; quamquam et nihil hie sit, quod me, si velim, non sperem aliquando habiturum. Tanta est et Francisci abbatis observandissimi et cenobitarum monasterii divi Galli in me minus merentem benevolentia et humanitas. . . . < u . In der zweiten Epistel heißt es : ,Pogius Florentinus, . . . cum anno hinc 92. vel circiter . . . concilio Constanciensi interfuisset, . . . patriae meae, hoc est sancii Galli, bibliothecam (quae illic in coenobio est) vetustissimam et codicum antiquissimorum tunc praesertim refertissimam ingressus, multa cum voluptate perlustravit.. . . Eandem ego, dum anno iam acto essem in patria, vetustatis amore percitus, ex dominorum illic impetrata benevolentia saepius ingressus, vidi inter alia Prudentii Clementis opus elimatissimum; cuius cum mihi fieret copia, hincque et illinc legissem non segniter pleraque, oblatus est ex voto versiculus, quem in Aldi [Manutii] exemplaribus, quae viderim, desideratum esse nec tarnen inventum animadverti . . . quod tum ex integro sic reperi: Electus Christo locus est. . . i12i. Prudentio post haec reddito, dum alia disquiro curiosius, libellus iste Strabi . . . multivariis epigrammatibus refertus . . . in manus venit. Eiusque exscribendi cum me coepisset desiderium neque omnia possem occupatus, quod luce potissime dignum videbatur excerpsi, opusculum videlicet Hortuli sui. . . Quod cum nuper ad te Viennam ex patria miserim, neque adhuc editum, quod tarnen cupiebam, cognoverim, coepta rursum est opera. . . Qua in re rem gratam facere visus sum cum tibi . . . tum praecipue Strabo, cuius opus luce porro privari flagiciosum erat atque impium, quippe quod sexcentis retro annis tarn crassae turris carcerem sustinuerit . . . ,Abschburg' ableitet123. Daß sich im 8. Jahrhundert noch viele Romanen aus der Umgebung im St. Galler Konvent befanden, war auch Vadian bewußt. E r führt viele geographische Namen im Appenzellischen auf das Romanische als ,zerbrochen latein' zurück, ζ. B. Kamor / ,die zwen bergspitz oder flùyen Under Gaunor und Ober-Gaunor [korr. aus: obergaunor], das ist der under stein oder fels und der ober stein, oder die under flû und die ober flü : Dan (Gaun) den alten Galliern (wie ouch Rhenanus geschriben) ein Stein oder fels und flû gheyssen haben sol. Jetz nendt mans under Gamor und obergamor', Gais / ,(Casa), das man jetz Gaß [gestr. Gays] nendt, villi cht al Casa, ad Casam, zû dem hauß gheyssen', und Gonten / ,Canton oder Gonten . . ., mit welchem wörtlin die provintzisch oder altweltsche sprach ein end oder außgang bedeüt habe. Dann nach disem dörfly khein wonungen mer sind, sonder allein weyden, alpen und wäld biß an den alpstein genützet werdend' 124 . Vadian denkt dabei an roman, cant-/ italien. cantone, Ecke, Winkel, Landstrich (aus dem schweizerdt. ,kxantön' geflossen ist), vgl. etwa Malcantone, der früher unwegsame Land128

124

Mönch < monachus: Von dem Mönchsstand, Vad. Ms. 45, p. 4 ( = DHS I, 3,13—19); Bischof < episcopus, Pfarrer < parochia, Pfaffen < papa: a.a.O., p. 53—56 ( = DHS I, 39—42); Kloster < claustrum: Von dem frommen einsidel Sanct Gallen, Vad. Ms. 45, p. 152 (DHS I, 113, 37—43); Münster < monasterium: Von dem Mönchsstand, Vad. Ms. 45, p. 6 ( = DHS 1, 5, 12—20) und Epistola de obscuris Alemannicorum verborum significationibus (: Goldast, Scriptores Π, 82f.). Prätigau: Historische Kollektaneen, Vad. Ms. 42, p. 159 ( = DHS ΙΠ, 226,21) und schon in den Scholien zu Pomponius Mela (1518, 97 = 1522, 177) ,Pretikeuu ρ litera addita, ut facile corrumpuntur vocabula, alias Rhetikeuu, hoc est Rhetico' (zu Tschudis Beifall siehe a.a.O. [Anm. 137]); Bergell: Brief Vadians an Johannes Stumpf vom 29. 8. 1545 (Vad. Br. VI, 1410); Kärnten: Gesch. d. frk. Könige, Vad. Ms. 28a, f. 47 ( = DHS III, 145, 19—31); Turbental: Kleinere Aebtechronik, Vad. Ms. 44, p. 70 ( = DHS I, 197, 40—42); Windisch: Von dem Mönchsstand, Vad. Ms. 45, p. 52 ( = DHS I, 39, 6—9). Von dem frommen einsidel Sanct Gallen, Vad. Ms. 45, p. 143 ( = DHS I, 107, 4—21). Zum Namen Gonten und Gais vgl. auch in der Größeren Aebtechronik (Vad. Ms. 43, f. 309v = DHS II, 50, 4f.): ,uf Gayss, al Casa, zum hus' und ,Gonta, Conton, das ist amm egg oder an der Egg' ; zu Agaunum/St. Maurice VS vgl. Beatus Rhenanus, Rerum germanicarum libri tres, Basel 1532, 129 u. 132.Ueber diese Ortsnamen vgl. Stefan Sonderegger, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell, Bd. I, Grammatische Darstellung (BSM VIII), Frauenfeld 1958, 420f. (Kamor < roman, ganda mora, schwarzer Fels), 314—17 (Gais < ahd. geiz, Ziege), 107—09 (Gonten, zu Schweizerdeutsch gunte, Pfütze, < roman. Lehnwort gallischer Herkunft *cumbitta, Talkessel).

Vadian und die deutsche Sprache

47

strich westlich von Lugano, und das mit dem nhd. Lehnwort ,Kante' zusammenhängt. Die romanischen Ortsnamen im St. Galler Rheintal und Oberland erklärt Vadian zwar zum größten Teil falsch, erkannte indessen den sprachgeschichtlichen Hintergrund der Tatsache, daß die Bewohner von Dörfern mit romanischen Namen wie Gams, Grabs, Vaduz, Sargans und Amden Deutsch sprachen. In diesem Gebiet waren früher ,die Lombarder gesessen . . ., die man Walhen ghaissen hat, dannenhar die Churwalhen und das stettly Walhenstad und der walhen see, den man den Wesersee nempt, die namen tragend. Nachmals aber hatt sich der tütschen volk und sprach . . . über den Ryn in ünsere land gestrekt, und ist die wëltsch sprach hindersich getriben und geschwaindt worden . . . bis gen Chur den Rin uf. Die namen aber der weltschen sprach sind blyben den Stetten, fleken und schlossen, die von inen erbuwen worden sind e inerbo alfo in pimele. Vnfertagofa&e íetJtuqñ tf:ot Fib t?nô í)tnto. unbe vnfere fculbe i?ela$ ώfineabó urtò/alò (am 4$*ifiiirft einigun / vnfern £erre.$er t>o> ne tertio ¿eiligen geifîe infangen uuart. ne tfhria %er magebe gebom uuart. 2\eno> tj>a(tot uuart pi pontto Pilato : tmbe Si imo an croce gefiactyet ir fiarb : tmbe Gegraben uuart : je tjello fuo: : an 9emo 9:itten tage vone tobe erfiuont : 5e jámele fuo: : $a fiçct 3e (Sotte ¿efunne 9ee almac^tigen fater. $an nafunffttger $e trteilene Sie ermanne finbet lebenbe albe tote. ÏUloubo an 9en [»eiligen jjeifï. Seloubo ^eiltga $ie al!eltrfîenbe,Xeloubo euui* gen lib.Hmtn.Qaó φυοη ί φ Beunato/etc. Audio SC Piâltcrium facrum fîmiliter tranf' latum co tempore, extare in cœnobio diui Gal li. Videtur aiitem hic fermo, quo orationc Do« minicam & Symbolum fidei iamrccitauimus, ad inferiori? Germaniç fcrmonem propc accc dere:tum uocabulis (nam 8C coo:ingi>e il'is ternario eft,& leiben uel leeten ducere die.) tum fcribendi ratio ne. Et fere quarcuncp uetera G er' manici feripta apud nos etiam repcriuntur.infe rioris Germani^ dialelhimpraefeferunt'àqua Iflandica quo φ minus diffçrt quam ab alijs pie

4.8. Vadian, Farrago; Abschrift Schobingers um 1600 Abschrift Bartholomäus Schobingers nach Konzept 2 (Vadiana Ms. 48; siehe oben 4.2) mit Zitaten aus Notkers Psalter. Vadiana Ms. 49, f. 59v—60r. (entspricht Goldast, Scriptores ΠΙ, 47).

Ύ 7 getilgte Zeilen, von blauem Reagensfleck überdecktdarunter:] Notkeri monachi psalterion Germanicum.A Extat apud nos Sangalli psalterion a Notkero monacho, quem ob linguae tarditatem Balbulum cognominarunt, in nostram linguam translatum Arnolpho Imperante tanta verborum difficultate, ut non nisi ab attento et immorante lectore accipi et intelligi queat. "Germanicae linguae vetustae duritia et asperi tas." Tarn dura olim et anhelans vetus illa Francorum et Alemannorum lingua fuit : sed praestat fortasse (ut in farragine) orationem Dominicam, cum symbolo eodem in codice, adscribtam referre, quae ad verbum sie habent: APater noster Germanicé. A Fáter unser: du in himele bist: din námo wérde gehéiligot: / din riche chôme: din wíllo geskéhe in érdo, álso in himele: unser/ tágolicha brót kíb úns híúto: únde unsere scúlde *bela+h + x [statt gestr. bela + x + z korr. aus belasz]tsl úns, / alßo óuch wir belâ+x+end [korr. aus belásend] únnsern scúldigen: und in chórùnga 1 nit léitest du üásich: Núbe [gestr. be] löse [korr. aus lóse] únsih fóme úbele : / A Ave Maria mendicantium fratrum precario.Λ Non reperiebam autem Anglicani salutationem translatam, ut quam aetas illa inter preces non habuerit: Primum enim, ut conjcio, a fratribus mendicantibus in preculas illas numeratas et meritorias relata est: A Choren. A Germani .choren, dicebant, quod latine dicimus tentare vel prehendere, A Chorung. A atque inde ,chorúng, captatio, prehensio: A Guuerf. A Symbolum autem quod apostolicum vocatum Germani Gwerf, a conjicendo, 4

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Vgl. Kurt Ostberg, Zum Schicksal der Handschrift S von Notkers III. Psalterübersetzung, Njbl. Rorschach 54 (1964), 99—104. Die Randnotizen und Randtitel stammen von der Hand Goldasts, die marginalen Textkorrekturen von der Hand Schobingers. Die von Schobinger als Korrekturen eingesetzten * entsprechen den z-Zeichen mit mittellangem Schaft und zwei ausgeprägten Haken an dessen oberem und unterem Ende. Solche z-Formen kommen in den Fragmenten von Notkers Psalter aus dem 11. Jahrhundert sehr häufig vor, während sie im Sangallensis 21 des 12. Jahrhunderts selten sind (siehe 4.11, Nrr. 4, 33, 46, 51 usw., u. 2.2.3.).

218

Zur Rekonstruktion des verschollenen Codex S von Notkers Psalter

nominabant, quod articuli illi conjecti et conscripti ab apostolis crederentur: sicut ex verbis Notkeri symbolo praepositis deprehenditur, hoc modo, / Dax graeci chédent symbolum, latini collationem, da* [korr. aus dax]te' / chéden wir gewerf wanda ix apostoli gesámenoton, unde xesammene gewúrfen, dáx ix xeichen s! christianae fidei. also ouh [korr. ? oux] in prelio symbolum heicxet, dax xeichen, dáx an skilten aide an géinoten Worten ist, tannan iogelìche ìro / socios irchénnent: "Symbolum unde" Allusum igitur est, ad coró xòv σνμβαλλή ν graecae vocis originem quae deducta esse videtur. f . 6or βάλλων Translatum autem eodem in libro reperiebam in haec verba: "Symbolum Apostolicum Germanicé." Jh keloubo an gót álmáchtigen fater, sképfen hímeles [h korr. aus: ?], unde erdo : / unde an sínen sún, dén gewichten haltáre einigen únseren hèrren / Der Fóne démo héiligen géiste infángon wárd, fóne Maria dero / mágede gebórn ward, kenótháftat ward, pi pontio pilato : / unde bi imo an crucem gestáhter irstárb: unde begraben ward / Ze héllo füor: an demo dritten táge fóne tôde irstuônt: Ze hímele / fuôr, dár síxxet[7] xe gótis xé se suuun, dés álmáchtigen uáter / Dánnán chiúnftiger xe irtéillene, die er dánne uiádet lébente / aide tòte: Gelóubo an dén héiligen geíst: kelóubo héiliga dia / állelichun gesámenunga: kelóubo [gestr. 2] xehábenne déro héiligon gemeínsa*/me : Ablaß déro súndon / [korr. aus súnden] : Gelóubo des fléiskes úrstendede [korr. aus urstendide?],/ Gelóubo èwigen lib. Amen. Dax tûon ih keuuàro. —./ "Omeliae Germanicae ante CCC. annos scriptae. Exstat et apud me historia Wigolais rithmis germanicis ante annos, ut adparet, plus CCC.tos scripta. Nam librarius se eam scripsisse fatetur A.° 1365. die Palmarum. Stilus tamenlibellum hoc, comptior. " In sacello pervetusto leprosorum Urbis nostrae, +quod+ haud procul suburbio orientali situm est, proximis annis reperi *libellum* Omelias aliquot germanice scriptas continentem, quem ante annos plus minus • Dieses und alle folgenden » dei Notkerzitate bis si*«et (siehe Anm. 7) hat Schobinger zuerst verlesen als ,h' mit einem Haken am oberen Schaftende und als * abgeschrieben. In einem zweiten Arbeitsgang — in dem wohl auch die Federprobe in der Vorlage (Vad. Ms. 48, f. 61 ν ; siehe Anm. 1) entstand — korrigierte er durch Anfügen des unteren Hakens zu x. 7 Die weiteren * der Notkerzitate sind nicht mehr korrigiert. Schobinger wird beim Kopieren von sittet über das paläographisch eigenartige ,z' stutzig geworden sein, die früheren 3 zu * korrigiert haben und im folgenden dem Original genauer gefolgt sein. Es fällt auf, daß Schobinger bei Ze bèllo und Ze blmele keine χ schreibt. Offenbar bestand der Unterschied zwischen großen ,Z' am Satzanfang und kleinen ,z' im Codex S darin, daß ersteres eine Majuskel war mit langem Schaft und nur leicht gewellten, waagrechten Ansätzen — etwa dem ,Z' im Sangallensis 21 vergleichbar (siehe 4.14) — und das kleine ,z' aussah wie in Anm. 6 beschrieben ; dafür hat der Sangallensis 21 eine verkürzte Form seines Majuskel-Z.

Vadian, Farrago; Abschrift Schobingers um 1600

219

trecentos scriptum esse colligebam, tersiore jam et mitiore sermone: prima enim Omelia de Domini nativitate ad hunc-modum habebat: Uns ist er*/ schinen der guote wille, unde die mennisheit unsers haltares, des / almachtigen Gottes shunen, nih von deheinen rechten werchen, diú / wir selbe han getan, Vvan nach siner michelun erbarmede hat / er unsich gehalten etc. In eadem oratio Dominica his verbis reddita legitur. APater noster Germanicé.Λ Got uater unser, der bist in den himelen:, geheiligot werde din / namo: Zu chôme [c korr. aus Ansata^ V k] r j f t u r » u w r l i Jutl VWti í y f t u w c ' " · V uunii

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Abb. 10: UB Leiden, Cod. Vulc. 106/1: Goldast an Vulcanius (siehe S. 134 und 242)

Tafel XI

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