Internationales Zivilprozeßrecht: Eine Einführung mit ausgewählten Texten und Materialien zu den Staatsverträgen [Reprint 2019 ed.] 9783110900286, 9783110081909

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Internationales Zivilprozeßrecht: Eine Einführung mit ausgewählten Texten und Materialien zu den Staatsverträgen [Reprint 2019 ed.]
 9783110900286, 9783110081909

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
Einführung
Inhaltsübersicht
A. Internationale Urteilsanerkennung
I. Mehrseitige Verträge
1. Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27.9.1968
2. Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern vom 15.4.1958
3. Haager Zivilprozeßübereinkommen vom 1.3.1954 Artt. 18 folg. vgl. C II
4. Revidierte Rheinschiffahrtsakte vom 17.10.1898
5. Internationale Eisenbahnverkehrsübereinkommen(CIM und CIV) vom 7.2.1970
6. Londoner Auslandsschuldenabkommen vom 27.2.1953 Artt. 17,28,29
II. Zweiseitige Verträge
1. Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2.11.1929
2. Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom9.3.1936
3. Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 30.6.1958
4. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 6.6.1959
5. Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstrekkung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 14.7.1960
6. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 4.11.1961
7. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in Zivil- und Handelssachen vom 30.8.1962
8. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tunesischen Republik über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom 19.7.1966
B. Internationale Schiedsgerichtsbarkeit
I. Mehrseitige Verträge
1. Genfer Abkommen von 1923 und 1927
2. Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10.6.1958
3. Europäisches Übereinkommen über die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom21.4.1961
4. Übereinkommen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten und Angehöriger anderer Staaten vom 18.3.1965
5. Londoner Auslandsschuldenabkommen vom 27.2.1953
6. Internationale Eisenbahnverkehrsübereinkommen (CIM und CIV) vom 7.2.1970
II. Zweiseitige Verträge
1. Abkommen über Allgemeine Fragen des Handels und der Seeschiffahrt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 25.4.1958
2. Deutsch-amerikanischer Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 29.10.1954 Art VI
C. Internationale Rechtshilfe
I. Abkommen über den Zivilprozeß vom 17.7.1905
II. Übereinkommen über den Zivilprozeß vom 1.5.1954
III. Übereinkommen über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland in Zivil- und Handelssachen vom 15.11.1965 und Übereinkommen über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen vom 18.3.1970
IV. Bilaterale Zusatzvereinbarungen zur weiteren Vereinfachung des Rechtsverkehrs
V. Europäisches Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht vom 7.6.1968

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Rolf A. Schütze Internationales Zivilprozeßrecht

Rolf A. Schütze

Internationales Zivilprozeßrecht Eine Einfuhrung mit ausgewählten Texten und Materialien zu den Staatsverträgen

w DE

G_ 1980 Walter de Gruyter • Berlin • New York

Um eine Einfuhrung erweiterte Sonderausgabe der Lieferung 13, Wieczorek, Zivilprozeßordnung und Nebengesetze, Großkommentar, 2. Auflage Dr. Rolf A. Schütze ist Rechtsanwalt in Stuttgart und Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen

CIP-Kurztitelaufiiabme der Deutschen Bibliothek

Internationales Zivilprozeßrecht: e. Einf. mit ausgewählten Texten u. Materialien zu d. Staatsverträgen / Rolf A. Schütze. - Um e. Einf. erw. Sonderausg. d. Lfg. 13, Wieczorek, Zivilprozeßordnung una Nebengesetze, Großkommentar, 2. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 1980. ISBN 3-11-008190-3 NE: Schütze, Rolf A. [Hrsg.]

© Copyright 1980 Walterde Gruyteröc Co.,vormals G.J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit 8c Comp., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany Satz und Druck: H. Heenemann G m b H & Co, Berlin 42 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Buchgewerbe G m b H , Berlin 61

Herrn Professor Dr. Wolfgang Münzberg gewidmet

Vorwort Das deutsche internationale Zivilprozeßrecht ist gesetzlich nur unvollkommen geregelt. Wichtigste Quelle sind die Staatsverträge und Übereinkommen auf den Gebieten der internationalen Urteilsanerkennung, der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit und der internationalen Rechtshilfe, die teilweise sorgfaltig durch Denkschriften und Berichte der Unterhändler offiziös erläutert sind. Die vorliegende Sammlung - eine Sonderausgabe aus der zweiten Auflage des Kommentars zur ZPO von Wieczorek - enthält die wichtigsten Verträge und Materialien auf diesen Gebieten. Ergänzt und erweitert wird die Zusammenstellung durch einen einfuhrenden Überblick über das internationale Zivilprozeßrecht, der aus meiner Vorlesung in Tübingen entstanden ist. Die Einfuhrung soll kein Lehrbuch ersetzen. Sie ist als eine tour d'horizon des gegenwärtigen Meinungsstandes gedacht. Stuttgart, im Dezember 1979 RolfA. Schütze

Internationales Zivilprozeßrecht Einführung

Inhaltsübersicht Seite Einführung I. Begriff, Rechtsquellen und Grundprinzip des internationalen Zivilprozeßrechts 1. Der Begriff des internationalen Zivilprozeßrechts Abgrenzung zum internationalen Privatrecht Abgrenzung zum internationalen Strafprozeßrecht Abgrenzung zur Rechtsvergleichung 2. Die Rechtsquellen 3. Die Maßgeblichkeit der lex fori II. Gerichtsbarkeit 1. Diplomaten 2. Konsuln 3. Ausländische Staaten a) Erkenntnisverfahren b) Vollstreckungsverfahren

(XI) (XI) (XI) (XII) (XII) (XII) (XIII) (XIII) (XIV) (XIV) (XIV) (XIV) (XV)

III. Internationale Zuständigkeit 1. Die Regelung der internationalen Zuständigkeit a) Staatsverträge b) Autonomes Recht c) Die einzelnen internationale Zuständigkeit begründenden Gerichtsstände 2. Ortliche und internationale Zuständigkeit a) Verweisung nach § 281 Abs. 2 Z P O b) Berufung (§ 512 a ZPO) c) Revision (§549 Abs. 2 Z P O ) 3. Konkurrierende internationale Zuständigkeit a) Positiver Kompetenzkonflikt aa) forum Shopping bb) forum non conveniens b) Negativer Kompetenzkonflikt

(XVI) (XVI) (XVI) (XVII) (XVII) (XVIII) (XVIII) (XVIII) (XIX) (XIX) (XIX) (XIX) (XIX) (XIX)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung 1. Die Stellung des Ausländers im Prozeß a) Freier Zugang zu den Gerichten b) Partei- und Prozeßfähigkeit 2. Ermittlung ausländischen Rechts a) Ermittlung ausländischen Rechts Mithilfe der Parteien Rechtsauskünfte Sachverständigengutachten b) Nonliquet c) Materiellrechtliche Verweisung 3. Revisibilität ausländischen Rechts a) Grundsatz b) Ausnahmen aa) Verbürgung der Gegenseitigkeit bb) Nichtanwendung ausländischen Rechts durch die Tatsacheninstanz cc) Materiellrechtliche Verweisung dd) IPR ee) ordre public

(XX) (XX) (XX) (XX) (XXI) (XXI) (XXI) (XXI) (XXI) (XXII) (XXII) (XXII) (XXIII) (XXIII) (XXIII) (XXIV) (XXIV) (XXIV) (XXIV)

(IX)

Inhaltsübersicht Seite 4. 5. 6. 7.

cautium iudicatum solvi Armenrecht f ü r Ausländer und Staatenlose Internationale Rechtshängigkeit Retorsion

V.Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Zivilurteile 1. Rechtsquellen 2. Anerkennung 3. Vollstreckbarerklärung 4. Wirkung nichtanerkannter Urteile VI. Internationale Schiedsgerichtsbarkeit 1. Gründe f ü r den Abschluß einer internationalen Schiedsvereinbarung a) Sachkunde b) Verfahrensdauer c) Gestaltung des Verfahrens d) Kosten e) Ausschluß der Öffentlichkeit f) Anerkennung und Vollstreckbarerklärung g) Präzedenzwirkung 2. Arten internationaler Schiedsgerichte 3. Rechtsquellen der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit 4. Internationales Schiedsverfahren a) Schiedsvereinbarung b) Auf das Schiedsverfahren anwendbares Recht c) Materielles Recht 5. Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche VII. Internationale Rechtshilfe 1. Vertraglicher Rechtshilfeverkehr 2. Vertragsloser Rechtshilfeverkehr 3. D u r c h f ü h r u n g der Rechtshilfe a) Zustellungen b) Beweisaufnahmen c) Vollstreckungshilfe d) Verfahrensüberleitung e) Verfahrenshilfe

(XXIV) (XXXII) (XXXVIli) (XL) (XL) (XLI) (XLI) (XLIII) (XLIII) (XLIV) (XLIV) (XLIV) (XLIV) (XLIV) (XLV) (XLV) (XLV) (XLV) (XLV) (XLVI) (XLVI) (XLVI) (XLVII) (XLVII) (XLVII) (XLVIII) (XLVIII) (LI) (LI) (LI) (LI) (LI) (LI) (LI)

Ausgewählte Texte Vgl. im einzelnen die Ubersicht S. (1) ff.

(X)

Einführung I. Begriff, Rechtsquellen und Grundprinzip des internationalen Zivilprozeßrechts Literatur: Bülow-Böckstiegel, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, 2.Aufl., 1973 folg.; v. Craushaar, Die internationalrechtliche Anwendbarkeit deutscher Prozeßnormen, 1961 ; Fedozzi, Il diritto processuale civile internazionale, 1905; Ghirardini, Il diritto processuale civile internazionale italiano, 1914; Guldener, Das internationale und interkantonale Zivilprozeßrecht in der Schweiz, 1951 ; Kohler, Zum internationalen Zivilprozeßrecht:ZZP10(1887),S.449folg.;Z.d»geni&>r/, Prozeßführung imAusland und Mängelrüge im ausländischen Recht, 1956 folg.; Lehmann-Krauss, Das internationale Zivilprozeßrecht in: Die Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr I, 1930; Lunz, Internationaler Zivilprozeß, 1968 (deutsche Übersetzung des 1966 erschienenen russischen Werks); Magnus, Tabellen zum internationalen Recht, l . H e f t , Zivilprozeßrecht, 2. Aufl., 1931; Meili, Das internationale Civilprozeßrecht, 1906; MeiliMamelok, Internationales Privat- und Zivilprozeßrecht, 1911 ; Morelli, Diritto processuale civile internazionale, 1954; ders., Studi di diritto processuale internazionale, 1961; Nagel, Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung des internationalen Zivilverfahrensrechts in: Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 13 folg., ders., Auf dem Wege zu einem europäischen Prozeßrecht, 1963; ders., Chancen des internationalen Zivilprozeßrechts beim Ausgleich von Schwierigkeiten aus Rechtsordnungen unterschiedlicher Weltanschauung: Z Z P 8 2 (1969), S. 360 folg.; Neuhaus, Internationales Zivilprozeßrecht und internationales Privatrecht: RabelsZ 20 (1955), S. 201fol}; Niederländer, Materielles Recht und Verfahrensrecht im internationalen Privatrecht: RabelsZ 20 (1955), S. 1 folg.; v. Normann, Das internationale Zivilprozeßrecht, 1923; Kiezler, Internationales Zivilprozeßrecht, 1949 (abgek. Riezler IZPR); Szdszy, International Civil Procedure, 1967; ders., Lehrbuch des internationalen Zivilprozeßrechts, 1963; Vitta, Corso di Diritto Internazionale Privato e Processuale, 1976; Walker, Streitfragen aus dem internationalen Civilprozeßrecht 1897; Lehrbücher zum IPR (die regelmäßig auch das internationale Zivilprozeßrecht behandeln).

1. Der Begriff des internationalen Zivilprozeßrechts Das internationale Zivilprozeßrecht umfaßt die Gesamtheit zivilverfahrensrechtlichen Normen, soweit sie Auslandsbeziehungen betreffen. Das internationale Zivilprozeßrecht gehört damit zum Zivilprozeßrecht, ist ein Teil von ihm. Ein großer Teil der N o r m e n des internationalen Zivilprozeßrechtes findet sich in der Z P O . Die Bezeichnung „internationales Zivilprozeßrecht" hat sich im deutschen und ausländischen 1 ) Sprachgebrauch durchgesetzt 2 ). Sie ist nicht besonders glücklich. Das I Z P R ist — ebenso wiedas IPR — kein internationales, sondern nationales Recht — mit Ausnahme einzelner N o r m e n des Völkerrechts im Bereich der Gerichtsbarkeit. Das internationale Zivilprozeßrecht berührt sich mit verwandten Rechtsgebieten: Internationales Privatrecht Das internationale Zivilprozeßrecht wird häufig als Teilgebiet des internationalen Privatrechts gesehen. So behandeln Sturm3), Dölle4), Makarovs), Firsching6) und Kegel7) in ihren Lehrbüchern und Grundrissen

^international civil procedure, diritto processuale civile internazionale, droit de procédure civile internationale )Vgl. z u r Entwicklung Nagel, Geschichtlicher Überblick Uber die Entwicklung des internationalen Zivilverfahrensrechts a a O S. 13 folg. 3 )Vgl. Raape-Sturm, Internationales Privatrecht, Bd. I, 6. Aufl. 1977 4 )Vgl. Dölle, Internationales Privatrecht, 1968 5 )Vgl. Makarov, G r u n d r i ß des internationalen Privatrechts, 1970 6 )Vgl. Firsching, E i n f ü h r u n g in das internationale Privatrecht, 1974 7 )Vgl. Kegel, Internationales Privatrecht, 4. Aufl. 1977 2

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Einführung zum I P R auch Fragen des internationalen Zivilprozeßrechts, während einige Autoren, z. B. Wolff8), das internationale Zivilprozeßrecht ausklammern. Auch in der ausländischen Literatur wird das internationale Zivilprozeßrecht o f t als Teilgebiet des internationalen Privatrechts gesehen. So existiert in Frankreich und England keine zusammenfassende Darstellung des Gebiets. Die Fragen des I Z P R werden in den Standardwerken zum internationalen Privatrecht behandelt 9 ). Für das sowjetische Recht vertritt Z.«nz10) sehr p r o nonciert die Ansicht, daß das internationale Zivilprozeßrecht keine eigenständige Bedeutung habe. Das internationale Zivilprozeßrecht ist vom internationalen Privatrecht jedoch grundsätzlich abzugrenzen. Jenes gehört zum Verfahrensrecht, dieses zum materiellen Recht. Die Kollisionsnormen des I P R beantworten die Frage, welches Recht A n w e n d u n g findet, die Kollisionsnormen des I Z P R , welches Gericht in welchem V e r f a h r e n entscheiden soll. Dabei sind I P R und I Z P R miteinander verwoben. Die Zuständigkeitsfrage steht regelmäßig vor der international-privatrechtlichen der Rechtsanwendung. So hat ein deutsches Gericht bei einer Ehescheidung von Ausländern zunächst zu p r ü f e n , ob es nach § 606 b Z P O international z u ständig ist (verfahrensrechtliche Kollisionsnorm), bevor es nach Art. 17 E G B G B prüfen darf, welches Recht anzuwenden ist (internationalprivatrechtliche Kollisionsnorm). Internationales Strafprozeßrecht Das internationale Strafprozeßrecht u m f a ß t alle strafprozessualen N o r m e n bei Fällen mit Auslandsbezug : Zuständigkeit deutscher Gerichte zur V e r f o l g u n g von Straftaten im Ausland oder z u r V e r f o l g u n g von Straftaten von Ausländern im Inland, die A n e r k e n n u n g ausländischer Strafurteile, Auslieferung und Rechtshilfe in Strafsachen und das Asylrecht. Internationales Zivilprozeßrecht und internationales Strafprozeßrecht überschneiden sich teilweise ebenso wie Zivil- und Strafverfahrensrecht im nationalen Bereich, z. B. bei Adhäsionsverfahren. Rechtsvergleichung W ä h r e n d das internationale Zivilprozeßrecht objektives Recht ist, hat die Rechtsvergleichung Rechtsanwendungs- und Rechtsforschungsfunktion. In beiden beeinflußt sie das I Z P R . Für das internationale Privatrecht hat Rabeln) die rechtsvergleichende Methode zur Qualifikation h o f fähig gemacht. Für das internationale Zivilprozeßrecht ist diese Funktion der Rechtsvergleichung heute anerkannt. Sie wird vom europäischen Gerichtshof zur Auslegung des EWG-Zuständigkeits- und Vollstrekkungsübereinkommens angewandt 1 2 ). D e r Bundesgerichtshof hat sich ihrer bei der Gegenseitigkeitsfeststellung im R a h m e n der Anerkennung ausländischer Zivilurteile bedient 1 3 ).

2. Die Rechtsquellen Einige Fragen des internationalen Zivilprozeßrechts sind völkerrechtlich geregelt, so die Gerichtsbarkeit. Die Regeln des Völkerrechts, die unmittelbar bindendes Recht darstellen, sind in §§ 18—20 G V G in das deutsche Recht klarstellend übernommen worden. Im übrigen ist das internationale Zivilprozeßrecht gesetzlich nur sehr unvollkommen geregelt. Z u r Zeit der Kodifikation der Z P O steckte die wissenschaftliche Behandlung des internationalen Zivilprozeßrechts noch in den Kinderschuhen. Auch ist es nie zu einer umfassenden eigenen Kodifikation gekommen. Die wesentlichen N o r m e n des deutschen Rechts sind: 5 38 II Z P O §110 Z P O § 114 II Z P O § 199 Z P O § 293 Z P O § 328 Z P O § 549 Z P O §5 606 a und b Z P O

internationale Gerichtsstandsvereinbarung cautium iudicati solvi Armenrecht f ü r Ausländer Zustellung im Ausland Nachweis ausländischen Rechts A n e r k e n n u n g ausländischer Zivilurteile Revisibilität ausländischen Rechts internationale Zuständigkeit in Ehesachen

8 )Vgl. Wolff, Das internationale Privatrecht Deutschlands, 3. Aufl. 1954 »)Vgl. f ü r Frankreich insbes. Batiffol-Lagarde, Droit International Privé, 6. Aufl., 1974/1976 und Mayer, Droit International Privé, 1977 ; f ü r England Dicey and Morris, O n the Conflict of Laws, 9. Aufl. 1973 und Cheshire and North, Private International Law, 9. Aufl. 1974. ">)Vgl. Lunz, Internationaler Zivilprozeß, 1968, S. 9 folg. n ) V g l . Rabe!, Das Problem der Qualifikation: RabelsZ 5 (1931), S. 241 folg. 12 )Vgl. z. B. E u G H N J W 1977, 489, im einzelnen Geimer, Zur Auslegung des Brüsseler Zuständigkeits- und Vollstreckungsübereinkommens in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968: EuR 12 (1977), S. 341 folg. 13 )Vgl. z. B. B G H Z 49, 50

(XII)

II. Gerichtsbarkeit §§ 722 folg. Z P O Vollstreckbarerklärung ausländischer Zivilurteile § 1044 Z P O Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche §§ 18—20 GVG Immunität, Gerichtsbarkeit Die wohl wichtigste Frage des internationalen Zivilprozeßrechts ist positivrechtlich nur sehr unvollkommen geregelt : die internationale Zuständigkeit. Die bedeutsamste Rechtsquelle sind die Staatsverträge, die die Bundesrepublik im wesentlichen auf den Gebieten der internationalen Urteilsanerkennung, der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit und der internationalen Rechtshilfe abgeschlossen hat.

3. Die Maßgeblichkeit der lex fori Das internationale Zivilprozeßrecht wird beherrscht vom Grundsatz der Maßgeblichkeit der lex fori 14 ). Die lex fori gilt nicht nur für die Anwendung verfahrensrechtlicher Normen, sondern auch für die Qualifikation prozessualer Begriffe. So bestimmt die lex fori, ob ein Rechtsinstitut dem materiellen oder dem Verfahrensrecht zuzuordnen ist15). Über Einzelheiten herrscht Streit 16 ). Auch wenn die lex fori ein Verfahren zur Durchsetzung des nach der lex causae anwendbaren Rechts nicht kennt, kommt nicht ausländisches Verfahrensrecht zur Anwendung, das Gericht hat vielmehr das geeignetste Verfahren inländischen Prozeßrechts anzuwenden. Auch die dem deutschen Recht unbekannte Trennung von Tisch und Bett erfolgt deshalb in dem Verfahren der Ehescheidung nach deutschem Prozeßrecht 17 ), nicht etwa unter Anwendung italienischen Verfahrensrechts.

II. Gerichtsbarkeit Literatur: Arnold, Europäisches Übereinkommen über Staatenimmunität in Sicht: A W D 1969, S. 356 folg.; Bogmlavski, Staatliche Immunität, 1965; Dahm, Völkerrechtliche Grenzen der inländischen Gerichtsbarkeit gegenüber ausländischen Staaten in: Festschrift für Nikisch, 1958, S. 153 folg.; Geimer, Zur Prüfung der Gerichtsbarkeit und der internationalen Zuständigkeit bei der Anerkennung ausländischer Urteile, 1966; Gmür, Gerichtsbarkeit über fremde Staaten, Diss. Zürich 1948; Lémonon, L'immunité de juridiction et d'exécution forcée des Etats étrangers in: Annuaire de l'institut de droit international 44 I (1952), S. 5 folg., 45 II (1954), S. 200 folg., 293 folg.; Malina, Die völkerrechtliche Immunität ausländischer Staaten im zivilrechtlichen Erkenntnisverfahren, Diss. Marburg 1978; Münch, Immunität fremder Staaten in der deutschen Rechtsprechung bis zu den Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichts vom 30.10. 1962 und 30.4. 1963: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 24 ( 1964), S. 265 folg. ; Panebianco, Giurisdizione Interna e Immunità degli Stati Stranieri, 1967; Quadri, La giurisdizione sugli Stati Stranieri, 1941; Riezler IZPR S. 197 folg.; Schaumann-Habscheid, Die Immunität ausländischer Staaten nach Völkerrecht und deutschem Zivilprozeßrecht in: Berichte der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, H e f t 8, 1968; Schwenk, Ausschluß fremder Staaten von der deutschen Gerichtsbarkeit: NJW1954, S. 1596 folg.; ders., Exterritorialität ausländischer Staaten: MDR 1958, S. 805 folg.; Sonnenberger, Inländische Gerichtsbarkeit über ausländische Staaten und sonstige öffentlich-rechtliche Rechtsträger: AcP 162 (1963), S. 485 folg.; Steinmann, Ein Beitrag zu Fragen der zivilrechtlichen Immunität von ausländischen Diplomaten, Konsuln und andern bevorrechtigten Personen sowie von fremden Staaten, die durch ihre Missionen oder auf ähnliche Weise in der Bundesrepublik tätig werden: M D R 1965, S. 706 folg. (I); 1965, S. 795 folg. (II). Kommentare zu Arn. 18—20 GVG Die Gerichtshoheit begreift in sich die Befugnis, Recht zu sprechen (facultas iurisdictionis). Sie ist ein Ausfluß der Souveränität. Die Abgrenzung erfolgt nach dem Prinzip der Territorialität. Die Gerichtshoheit findet ihre Schranken bei Beteiligung von „Exterritorialen" (Immunen, Eximierten). Über sie hat der Staat nur beschränkte oder keine Gerichtshoheit. Zu den Immunen gehören fremde Staa14

)Die Abkehr von der Maßgeblichkeit der lex fori wird gefordert von Szdszy, International Civil Procedure a a O S. 225 und Grunsky, Lex fori und Verfahrensrecht: Z Z P 89, (1976), S. 241 folg. )Vgl. z u r Verjährung, die nach deutscher Rechtsauffassung dem materiellen Recht z u z u o r d n e n ist, nach anglo-amerikanischer Auffassung zum Prozeßrecht gehört, R G Z 145, 131, O L G H a m b u r g A W D 1974, 561; Riezler IZPR S. 106 16 )Einen hervorragenden Überblick gibt neuerdings Geimer bei Zöller Z P O 1 2 , Einleitung V I I 17 )Vgl. B G H Z 47, 324

15

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Einführung ten, Staatsoberhäupter oder mit fremder Staatsgewalt bekleidete Personen (Mitglieder ausländischer diplomatischer Missionen oder konsularischer Vertretungen).

1. Diplomaten Die Immunität der Mitglieder diplomatischer Missionen und ihrer Familienangehörigen ist umfassend staatsvertraglich geregelt. Das Wiener Übereinkommen vom 18. April 1961 über diplomatische Beziehungen (BGBl. 1964 II, 957) gilt im Verhältnis zu Afghanistan, Ägypten, Algerien, Äquatorialguinea, Argentinien, Australien, Bahamas, Bahrein, Bangladesh, Barbados, Belgien, Benin, Bhutan, Bolivien, Botswana, Brasilien, Bulgarien, Burundi, Chile, China (Taiwan), China (VR), Costa Rica, Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, Elfenbeinküste, El Salvador, Fidschi, Finnland, Frankreich, Gabun, Ghana, Griechenland, Guatemala, Guinea, Guyana, Haiti, Heiliger Stuhl, Honduras, Indien, Irak, Iran, Irland, Island, Israel, Italien, Jamaika, Japan, Jemen (Demokratischer), Jordanien, Jugoslawien, Kamerun, Kambodscha, Kanada, Kenia, Kolumbien, Kongo, Korea (Republik), Kuba, Kuwait, Laos, Lesotho, Libanon, Liberia, Libyen, Liechtenstein, Luxemburg, Madagaskar, Malawi, Malaysia, Mali, Malta, Marokko, Mauretanien, Mauritius, Mexiko, Mongolei, Nauru, Nepal, Neuseeland, Nicaragua, Niger, Nigeria, Norwegen, O m a n , Österreich, Pakistan, Panama, Papua-Neuguinea, Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rwanda, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sowjetunion (Ukraine, Weißrußland), Spanien, Sri Lanka, Swasiland, Syrien, Tansania, T o g o , Tonga, Trinidad und Tobago, Tschad, Tschechoslowakei, T u nesien, Uganda, Ungarn, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, Vietnam, Zaire, Zentralafrikanische Republik, Zypern. § 18 G V G verweist auf dieses Ubereinkommen und erstreckt den Geltungsbereich auch auf die Fälle, in denen der Entsendestaat nicht Mitgliedstaat des Übereinkommens ist. Insoweit findet Art. 2 des Gesetzes vom 6. August 1964 zu dem Wiener Übereinkommen entsprechende Anwendung. Der Exterritoriale darf sich jedoch der inländischen Gerichtsbarkeit unterwerfen. Die Unterwerfung ist eine einseitige, prozessuale, unbedingte und unwiderrufliche Willenserklärung 1 8 ).

2. Konsuln Die Immunität von Mitgliedern ausländischer konsularischer Vertretungen ist im Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen vom 24. April 1963 (BGBl. 1969, II, 1585) geregelt. Dieses Übereinkommen gilt im Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zu: Ägypten, Algerien, Äquatorialguinea, Argentinien, Australien, Bahamas, Bangladesh, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Fidschi, Frankreich, Gabun, Ghana, Griechenland, Guatemala, Guyana, Haiti, Heiliger Stuhl, Honduras, Indien, Irak, Iran, Irland, Island, Italien, Jamaika, Jordanien, Jugoslawien, Kamerun, Kanada, Kenia, Kolumbien, Korea (Republik), Kuba, Kuwait, Laos, Lesotho, Libanon, Liechtenstein, Luxemburg, Madagaskar, Mali, Marokko, Mauritius, Mexiko, Nepal, Neuseeland, Nicaragua, Niger, Nigeria, Obervolta, O m a n , Österreich, Pakistan, Panama, Papua-Neuguinea, Paraguay, Peru, Philippinen, Portugal, Rumänien, Rwanda, Schweden, Schweiz, Senegal, Somalia, Spanien, Tansania, Tonga, Trinidad und Tobago, Tschechoslowakei, Tunesien, Türkei, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, Vietnam, Zaire, Zypern. § 19 G V G erstreckt die Immunität auch auf die Fälle, in denen der Entsendestaat nicht Vertragsstaat des vorzitierten Übereinkommens ist. Insoweit findet Art. 2 des Gesetzes vom 26. August 1969 zu dem Übereinkommen analoge Anwendung.

3. Ausländische Staaten Der Grundsatz „ p a r in parem non habet imperium ni iurisdictionem" gilt im deutschen Recht nur eingeschränkt. a)

Erkenntnisverfahren

Die bis 1945 in Deutschland herrschende Lehre von der absoluten Immunität ausländischer Staaten ist seit den Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichts vom 30.10. 1962 19 ) und 30.4. 1963 20 ) zugunsten des 18

)Vgl. dazu im einzelnen Wieczorek ZPO 2 § 18 G V G Anm C ")Vgl. BVerfGE 15, 25 20 )Vgl. BVerfGE 16, 27; dazu (zustimmend) Kimminich, Das Völkerrecht in der Rechtsprechung des Bundesverfas(XIV)

II. Gerichtsbarkeit Prinzips der eingeschränkten Immunität aufgegeben worden 2 1 ). In der ersten Entscheidung hat das Bundesverfassungsgericht die Klage gegen einen ausländischen (jugoslawischen) Staat hinsichtlich des G e s a n d t schaftsgrundstücks f ü r zulässig erklärt, im zweiten Fall — einer Klage auf W e r k l o h n gegen den iranischen Staat — hat es den G r u n d s a t z aufgestellt, daß ausländische Staaten nur hinsichtlich der hoheitlichen T ä t i g keit, nicht aber hinsichtlich Ansprüchen aus nichthoheitlicher Tätigkeit Immunität genießen. Die U n t e r scheidung in acta iure imperii und acta iure gestionis hat nach der N a t u r der Staatstätigkeit zu erfolgen, die Qualifikation ist dem nationalen Recht vorbehalten. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts haben G e s e t z e s k r a f t (Art. 100 Abs. 2 GG) 2 2 ), so daß E i n w e n d u n g e n gegen die A n w e n d u n g des Prinzips der beschränkten Immunität 2 3 ) mehr als Mißfallenskundgebungen z u m geltenden Recht denn als dessen Interpretation zu werten sind 2 4 ). N i c h t Form und Zweck 2 5 ) der staatlichen H a n d l u n g , sondern seine N a t u r bestimmt die A b g r e n z u n g von hoheitlicher und nichthoheitlicher Tätigkeit. Deshalb ist auch der Einkauf von W a f f e n und Munition als nichthoheitlich zu qualifizieren 2 6 ). Entscheidend ist allein die N a t u r der H a n d l u n g . Diese ist regelmäßig bei K a u f - , W e r k - und Montageverträgen nichthoheitlich 2 7 ). Ansprüche gegen ausländische Staaten k ö n n e n deshalb heute in den meisten Fällen vor deutschen Gerichten geltend g e m a c h t w e r d e n , und z w a r auch im Arrestprozeß 2 8 ). Staatsunternehmen genießen nicht die völkerrechtliche Privilegierung der Immunität. Sie unterliegen der deutschen Gerichtsbarkeit, o h n e daß es einer U n t e r s c h e i d u n g hinsichtlich der Art ihrer Tätigkeit b e d ü r f te 2 9 ). D e r Bundesgerichtshof hat schon lange vor den Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichts z u r eingeschränkten I m m u n i t ä t entschieden, daß die Befreiung eines ausländischen Staats von der Gerichtsbarkeit jedenfalls dann nicht gilt, „ w e n n Ansprüche gegen ein wirtschaftliches U n t e r n e h m e n geltend g e m a c h t w e r den, dem der ausländische Staat die Stellung einer selbständigen juristischen Person verliehen hat" 3 0 ). F ü r Staatsbanken gilt dasselbe 3 1 ). b)

Vollstreckungsverfahren

Die Möglichkeit, ausländische Staaten vor deutschen Gerichten f ü r Ansprüche aus nichthoheitlicher T ä tigkeit in Anspruch zu nehmen, besagt noch nicht, d a ß in alle V e r m ö g e n s w e r t e des ausländischen Staates vollstreckt w e r d e n kann. D a s Bundesverfassungsgericht hat durch Beschluß vom 13. 12. 1977 32 ) die Zwangsvollstreckung in ein Botschaftskonto f ü r unzulässig erklärt, da eine allgemeine Regel des V ö l k e r rechts bestehe, d a ß aus einem gerichtlichen Vollstreckungstitel gegen einen f r e m d e n Staat, der über ein nichthoheitliches H a n d e l n dieses Staates ergangen ist, in Gegenstände, die im Z e i t p u n k t des Beginns der Zwangsvollstreckungsmaßnahme hoheitlichen Z w e c k e n des f r e m d e n Staates dienen, nicht vollstreckt w e r den darf 3 3 ). D a s Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich offengelassen, „ o b und nach welchen Maßstäben F o r d e r u n g e n und sonstige Rechte aus anderen K o n t e n eines f r e m d e n Staates bei Banken im Gerichtsstaat, etwa aus besonderen K o n t e n im Z u s a m m e n h a n g mit Beschaffungskäufen o d e r Anleihebegebungen o d e r aus K o n t e n o h n e besondere Zweckbestimmung, als hoheitliche o d e r nichthoheitliche V e r m ö g e n s g e genstände zu qualifizieren sind und welche völkerrechtlichen G r e n z e n gegebenenfalls f ü r das Beweisrecht zu beachten sind". Diese Beschränkungen gelten f ü r V e r m ö g e n s w e r t e von Staatsunternehmen und Staatsbanken grundsätzlich nicht. D a s Landgericht F r a n k f u r t / M . 3 4 ) hat deshalb zu Recht die Vollstreckung in K o n t e n der nigerianischen Z e n t r a l b a n k aus Akkreditivgeschäften f ü r zulässig erachtet. sungsgerichts: AöR 93 (1968), S. 485 folg., (ablehnend) Trefftz, Die beschränkte Immunität in der Bundesrepublik: N J W 1964, S. 957 )Vgl. zur Entwicklung Malina, Die völkerrechtliche Immunität ausländischer Staaten im zivilrechtlichen Erkenntnisverfahren, Diss. Marburg 1978 22 )Vgl. dazu Münch, Das Verfahren des Bundesverfassungsgerichts nach Art. 100 II G G : J Z 1964, S. 163 folg. 23 )Vgl. dazu Mertens, Urteilsanmerkung: AG 1976, S. 49 folg. 24 )Vgl. auch Schütze, Forderungssicherung im deutsch-iranischen Verhältnis: BB 1979, S. 348 folg. 25 )Vgl. dazu auch Schwenk, Exterritorialität ausländischer Staaten: MDR 1958, S. 805 folg. Malina aaO 26 )Vgl. B G H IPRspr. 1974 N r . 1 b 27 )Vgl. dazu die Übersicht bei Gelmer in Zöller Z P O 1 2 Einleitung VII 4 a 28 )Vgl. dazu die Nigeria-Zementfälle LG Frankfurt/M. AG 1976, 47; LG Frankfurt/M. W M 1976, 515 = N J W 1976, 1044 29 )Vgl. dazu Schwenk a a O M D R 1958, S. 805 folg. (807) 3 °)Vgl. B G H Z 18, 1 (Teil des Leitsatzes) 31 )Vgl. Schütze a a O BB 1979, S. 348 folg. (350). 32 ) R I W / A W D 1978, 122 mit Anm. Seidl-Hohenveldern 33 )Vgl. dazu auch den Hellfeld-Fall DJZ 1910, 808 = Journal Clunet 1912, 1213, der allerdings noch zu einer Zeit ergangen ist, als der Grundsatz der absoluten Immunität praktiziert wurde. 34 )Vgl. LG F r a n k f u r t / M . AG 1976, 47 mit ablehnender Anmerkung Mertens AG 1976, S. 51 folg. 21

(XV)

Einführung

III. Internationale Zuständigkeit Literatur: Bauer, Compétence judiciaire internationale des tribunaux civils français et allemands, 1965; den., Grundsätze der internationalen Zuständigkeit inländischer Gerichte im französischen Privatverfahrensrecht: RabelsZ 30 (1966), S. 483 folg.; Breuleux, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, 1969; Fragistas, La compétence internationale en droit privé: Ree. 1961, III, S. 159 folg.; Gamillscheg, Internationale Zuständigkeit und Entscheidungsharmonie im internationalen Privatrecht in: Berichte der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, Heft 3,1959, S. 29 folg. ; Geimer, Zur Prüfung der Gerichtsbarkeit und der internationalen Zuständigkeit bei der Anerkennung ausländischer Urteile, 1966; Habscheid, Parteivereinbarungen über die internationale Zuständigkeit nach deutschem und schweizerischem Recht in: Festschrift für Schima, 1969, S. 175 folg.; Heldrich, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, 1969; Kralik, Die internationale Zuständigkeit: Z Z P 7 4 (1961), S. 2 folg.; Mattbies, Die deutsche internationale Zuständigkeit, 1955; Neuner, Internationale Zuständigkeit, 1929; Nußbaum, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht: SchwJblntR 1964, S. 25 folg.; Pagenstecher, Gerichtsbarkeit und internationale Zuständigkeit als selbständige Prozeßvoraussetzungen: RabelsZ 11 (1937), S. 337 folg.; Rajski, L'influence de la volonté des parties sur la compétence internationale des tribunaux en matière civile dans le droit de quelques pays socialistes in: Festschrift für Fragistas III, 1968, S. 175 folg.; Reu, Die staatliche Zuständigkeit im internationalen Privatrecht, 1938; Riezler IZPR S. 197 folg.; Schröder, Internationale Zuständigkeit, 1971 ; Walchshöfer, Die deutsche internationale Zuständigkeit in der streitigen Gerichtsbarkeit: Z Z P 80 (1967), S. 165 folg. Die internationale Zuständigkeit regelt die Verteilung der Rechtsprechungsaufgaben zwischen den Staaten. Ihr Begriff ist im deutschen Zivilprozeßrecht relativ jung. Die Rechtsprechung hat die eigenständige Bedeutung der internationalen Zuständigkeit erst seit dem Jahr 1965 endgültig anerkannt. 35 )

1. Die Regelung der internationalen Zuständigkeit a) Staatsverträge Einige Staatsverträge prozessualen Inhalts enthalten Regelungen der internationalen Zuständigkeit. Befolgungsnormen enthält das EWG-Ubereinkommen vom 27. September 196 8 36 ). In einem umfangreichen Katalog von Gerichtsständen ist die internationale (und teilweise auch die örtliche) Zuständigkeit unmittelbar im Sinne einer compétence directe 37 ) geregelt. An die Stelle des nationalen Zuständigkeitssystems tritt eine einheitliche internationale Zuständigkeitsordnung in den Mitgliedsstaaten 38 ). Das EWG-Übereinkommen knüpft für die Begründung der Zuständigkeit in erster Linie an den Beklagtenwohnsitz an. Darüber hinaus kennt das Übereinkommen eine Fülle von Sonderanknüpfungen. Dieser Zuständigkeitskatalog stimmt weitgehend mit dem deutschen Recht überein, insbesondere ist auch die Gerichtsstandsvereinbarung als zuständigkeitsbegründend anerkannt. 39 ) Darüber hinaus finden sich aber auch Gerichtsstände, die dem deutschen Recht unbekannt sind, so der Gerichtsstand der Gewährleistungsklage 40 ) und der Konnexität. 41 ) Die bilateralen Verträge über die internationale Urteilsanerkennung, die die Bundesrepublik geschlossen hat, enthalten nur Beurteilungsnormen. 42 ) Durch die Regelung in diesen Staatsverträgen wird der Erstrich-

35

)Vgl. B G H Z 44, 46; zur Abgrenzung von Gerichtsbarkeit und internationaler Zuständigkeit schon B G H J Z 1958, 241 im Anschluß an Mattbies a a O S. 30 und Pagenstecher a a O RabelsZ 11 (1937), S. 337 folg. " ) V g l . unten A I 1 37 )Unstr. vgl. Schlafen bei Bülow-Böckstiegel, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, 2. Aufl., B I 1 e, Erl. vor Titel II 38 )Vgl. dazu Geimer, Eine neue internationale Zuständigkeitsordnung in E u r o p a : N J W 1976, S.441 folg.; ders., Das Zuständigkeitssystem des EWG-Übereinkommens vom 27. September 1968: W M 1976, S. 830 folg. 39 )Art. 17 40 )Art. 6 N r . 2 vgl. dazu Geimer, Anerkennung und Vollstreckbarerklärung französischer Garantieurteile in der Bundesrepublik Deutschland: Z Z P 85 (1972), S. 196 folg.; Milleker, Formen der Intervention im französischen Zivilprozeß und ihre Anerkennung in Deutschland: Z Z P 84 (1971), S. 91 folg. 41 )Art. 6 N r . 1 vgl. dazu Geimer, F O R A C O N N E X I T A T I S Der Sachzusammenhang als Grundlage der internationalen Zuständigkeit: W M 1979, S. 350 folg. 42 )Vgl. zur Unterscheidung der compétence directe begründenden Befolgungsnormen und der compétence indirecte begründenden Beurteilungsnormen Bartin, Etudes sur les effets internationaux des jugements I, 1907, S. 4 folg.; Jellinek, Die zweiseitigen Staatsverträge über Anerkennung ausländischer Zivilurteile, 1. Heft, 1953, S. 26 folg. (XVI)

III. Internationale Zuständigkeit ter nicht gebunden. Sie werden erst im Anerkennungsverfahren bedeutsam. An ihnen mißt der Zweitrichter, ob das Urteilsgericht aus zweitstaatlicher Sicht international zuständig war. Die bilateralen Staatsverträge regeln also nur die compétence indirecte. b) Autonomes

Recht

Die internationale Anständigkeit ist in der Zivilprozeßordnung nicht umfassend geregelt. N u r sporadisch finden sich Bestimmungen, so in § 23 Z P O (Vermögensgerichtsstand), § 38 II Z P O (internationale Gerichtsstandsvereinbarung), §§ 606 b, 640 a Z P O (internationale Zuständigkeit in Ehesachen und Kindschaftsachen). Indirekt findet sich eine Regelung der internationalen Zuständigkeit in §328 Abs. 1 Nr. 1 Z P O für die Anerkennung ausländischer Zivilurteile. Im übrigen sind die Normen über die örtliche Zuständigkeit in dem Sinne doppelfunktional, daß aus der örtlichen Zuständigkeit eines deutschen Gerichts die deutsche internationale Zuständigkeit folgt 43 ). c) Die einzelnen internationale Zuständigkeit begründenden

Gerichtsstände

Aus der Doppelfunktionalität der Normen über die örtliche Zuständigkeit folgt, daß grundsätzlich jeder Gerichtsstand des zweiten Titels der Z P O (§12 folg.) geeignet ist, internationale Zuständigkeit zu begründen. 44 ) Soweit nach diesen Vorschriften ein deutsches Gericht örtlich zuständig ist, ist es nach deutschem Recht auch international zuständig. Darüber hinaus sind auch die Vorschriften des dritten Titels der Z P O (§§ 38 f) für die Regelung der internationalen Zuständigkeit entsprechend anzuwenden 45 ). Im einzelnen sind besonders zu erwähnen : §§12 folg. ZPO : Wesentlicher Anknüpfungspunkt für die Zuständigkeit ist auch im internationalen Bereich der Beklagtenwohnsitz (§ 13 Z P O ) oder -aufenthalt (§ 16 ZPO). Für die Gerichtsstände des Sitzes der gewerblichen Niederlassung gilt dasselbe. § 23 ZPO: Der Gerichtsstand des Vermögens 46 ) (Ausländerforum) begründet internationale Zuständigkeit für Klagen gegen im Inland nicht Domizilierte, und zwar auch im Arrestverfahren 47 ). Es handelt sich dabei um einen international unerwünschten (exorbitanten) Gerichtsstand 48 ), der in keinem der Staatsverträge, die die Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen hat, in den Zuständigkeitskatalog aufgenommen worden ist. Urteile, die im Gerichtsstand des Vermögens ergangen sind, werden im internationalen Verkehr regelmäßig wegen mangelnder internationaler Zuständigkeit nicht anerkannt. § 38 ZPO: § 38 Z P O läßt die internationale Gerichtsstandsvereinbarung 49 ) in Abs. 2 ausdrücklich zu. Diese Zulässigkeit erstreckt sich auf beide Formen der internationalen Gerichtsstandsvereinbarung, nämlich die Derogation deutscher internationaler Zuständigkeit und die Prorogation deutscher internationaler Zuständigkeit. Die Prorogation setzt eine Auslandsbeziehung voraus, die nur durch eine Wertbewegung über die Grenze geschaffen werden kann. 50 ) Nicht erforderlich ist die Anerkennungsfähigkeit der vom vereinbarten Gericht erlassenen Entscheidung im Wohnsitzstaat des Beklagten oder in einem bestimmten

4

->) Vgl. tür die R e c h t s p r e c h u n g Müller-Gindullis, D a s internationale Privatrecht in der R e c h t s p r e c h u n g des Bundesgerichtshofs, 1971, S. 83 folg. 44 )Vgl. B G H M D R 1979, 658 45 )Vgl. B G H Z 59, 23; B G H N J W 1976, 1581, 1583; B G H M D R 1979, 658 46 )Vgl. d a z u Rammos, D e r Gerichtsstand des V e r m ö g e n s u n d das A u s l ä n d e r - F o r u m nach vergleichendem Recht, 1930; Waizenegger, D e r Gerichtsstand des 5 23 Z P O u n d seine geschichtliche E n t w i c k l u n g , Diss. Göttingen 1915 47 )Vgl. LG F r a n k f u r t / M . N J W 1976, 1044 48 )Vgl. d a z u Jellinek a a O S. 221 folg. 49 )Vgl. d a z u Baumgärtel, Die V e r e i n b a r u n g der internationalen Zuständigkeit nach dem E W G - U b e r e i n k o m m e n vom 27. September 1968 u n d nach § 38 Abs. 2 Z P O i n : Festschrift f ü r Kegel, 1977, S. 285 folg.; Berliner, V e r e i n b a r u n g e n über den Gerichtsstand im internationalen Rechtsverkehr, Diss. H e i d e l b e r g 1936; Bülow, Effets de la p r o r o g a t i o n internationale de juridiction en matière patrimoniale in : Festschrift f ü r O f f e r h a u s u n d Kollewijn, 1962, S. 89 folg. ; Habscheid, P a r t e i v e r e i n b a r u n g e n über die internationale Zuständigkeit nach deutschem u n d schweizerischem Recht in: Festschrift f ü r Schima, 1969, S. 175 folg. ; Katholnigg, Internationale Zuständigkeitsvereinbarungen nach neuem Recht: BB 1974, S. 395 folg.; Matscher, Zuständigkeitsvereinbarungen im österreichischen u n d internationalen Zivilp r o z e ß r e c h t , 1967; Münzberg, P r o r o g a t i o n u n d Schiedsvereinbarungen im internationalen Zivilverfahren i n : Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 177 folg.; Piltz, N o c h m a l s : Gerichtsstandsvereinb a r u n g im internationalen H a n d e l s v e r k e h r : N J W 1978, S. 1094 folg.; RiezlerIZPR S. 293 folg.; Samtleben, Internationale G e r i c h t s s t a n d s v e r e i n b a r u n g e n nach dem E W G - Ü b e r e i n k o m m e n u n d nach der Gerichtsstandsvovelle: N J W 1974, S. 1590 folg.; Schütze, Internationale G e r i c h t s s t a n d s v e r e i n b a r u n g e n : D B 1974, S. 1417 folg.; Wirth, Gerichtsstandsvereinbarungen im internationalen H a n d e l s v e r k e h r : N J W 1978, S. 460 folg. 50 )Vgl. d a z u Trinkner, U r t e i l s a n m e r k u n g : A T O 1970, S. 578 folg. (XVII)

Einführung 51

Drittstaat. ) Die Parteien müssen die Zweckmäßigkeit ihrer Vereinbarung selbst nachprüfen. Sie bedürfen keiner Bevormundung. Im übrigen ist eine Anerkennungsprognose im Zeitpunkt des Abschlusses der Gerichtsstandsvereinbarung regelmäßig unmöglich. Zulässigkeit und Wirkungen einer internationalen Gerichtsstandsvereinbarung sind nach der lex fori, ihr Zustandekommen jedoch nach der lex causae zu beurteilen. 52 ) Die Qualifikation nach der lex causae entspricht dogmatisch der Rechtsnatur des Prorogationsvertrages als bürgerlich-rechtlichen Vertrages über prozeßrechtliche Beziehungen. Sie macht auch für die Parteien überhaupt vorhersehbar, ob sie eine gültige Vereinbarung abschließen. Denn die lex causae kennen sie. Die lex fori im Zeitpunkt des Abschlusses der Vereinbarung jedoch noch nicht. 5 38 Abs. 2 Z P O schreibt für internationale Gerichtsstandsvereinbarungen zumindest halbe Schriftform vor. § 39 ZPO: Die vorbehaltlose Einlassung ist eine Erscheinungsform der (stillschweigenden) Prorogation 5 3 ) und als solche zur Begründung internationaler Zuständigkeit geeignet. Soweit die vorbehaltlose Einlassung prorogierende Wirkung hat, müssen die Erfordernisse einer internationalen Gerichtsstandsvereinbarung vorliegen. Die Rüge mangelnder Zuständigkeit muß sich zum Ausschluß der prorogierenden Wirkung der Einlassung auf die internationale Zuständigkeit beziehen. Regelmäßig genügt die Rüge örtlicher Zuständigkeit, wenn der Beklagte nicht gleichzeitig geltend macht, daß ein anderes inländisches Gericht zuständig sei. Auch die Rüge der mangelnden Gerichtsbarkeit oder die Erhebung der Einrede des Schiedsvertrages genügt, da der Beklagte damit jeweils das Fehlen jeglicher erststaatlicher Zuständigkeit geltend macht. § 606 b ZPO: Diese Bestimmung regelt die internationale Zuständigkeit in Ehesachen, wenn keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. § 640 a ZPO: Nach dieser Bestimmung ist die deutsche internationale Zuständigkeit auch bei Klagen in Kindschaftssachen gegen einen Beklagten, der im Inland keinen allgemeinen Gerichtsstand hat, begründet. 2. Ortliche und internationale Zuständigkeit Zwar sind die Normen über die örtliche Zuständigkeit doppelfunktional in dem Sinne, daß die örtliche Zuständigkeit die internationale indiziert. Beide Zuständigkeitsformen sind jedoch eigenständig. 54 ) a) Nach 5 281 Abs. 2 Z P O ist die Verweisung wegen örtlicher Unzuständigkeit an ein anderes örtlich zuständiges Gericht bindend. Das angerufene Gericht wird durch die Verweisung zuständig. Dies gilt nicht für die internationale Zuständigkeit. Auch nach einer Verweisung im Rahmen von § 281 Abs. 2 Z P O kann die internationale Unzuständigkeit weiterhin geltend gemacht werden. Das Gericht, an das verwiesen worden ist, ist nunmehr zwar örtlich in jedem Fall, international jedoch nicht unbedingt zuständig. b) Entgegen § 512 a Z P O kann die Berufung in Streitigkeiten über vermögensrechtliche Ansprüche auch darauf gestützt werden, daß das Gericht des ersten Rechtszuges seine internationale Zuständigkeit zu Unrecht angenommen hat. 55 )

51

)Vgl. Schütze, Z u r B e d e u t u n g der A n e r k e n n u n g s f ä h i g k e i t d e r E n t s c h e i d u n g des p r o r o g i e r t e n Gerichts f ü r die W i r k samkeit einer internationalen G e r i c h t s s t a n d s v e r e i n b a r u n g : A T O 1973, S. 368 folg. m. w . N . ; den., Die B e d e u t u n g der A n e r k e n n u n g s f ä h i g k e i t der Entscheidung des p r o r o g i e r t e n Gerichts f ü r die W i r k s a m k e i t einer internationalen G e richtsstandsvereinbarung i n : Festschrift f ü r F r a g i s t a s V , 1969, S. 167 folg. 52 )Vgl. B G H Z 49, 384; BAG J Z 1979, 647 mit A n m . Geimer, ebenso Mezger, Die Beurteilung der Gerichtss t a n d s v e r e i n b a r u n g nach dem V e r t r a g s s t a t u t u n d die des V e r t r a g s nach dem Recht des angeblich gewählten Gerichts in: Festschrift f ü r W e n g l e r , 1973, S. 541 folg.; SchützeaaO D B 1974, S. 1417 folg.; WirthzzO N J W 1978, S. 460 folg. " ) V g l . d a z u B G H A W D 1969, 115; N J W 1976, 1583; Neuner, Internationale Zuständigkeit a a O S. 36; Riezler I Z P R S. 309; Sandrock, Die P r o r o g a t i o n der internationalen Zuständigkeit eines Gerichts d u r c h Sacheinlassung des Beklagten: ZfRvgl 78 (1979), S. 177 folg. Schütze, Z u r internationalen Zuständigkeit a u f g r u n d rügeloser Einlassung: Z Z P 90 (1977), S. 67 folg.; Geimer, A n m e r k u n g z u B G H , Urteil vom 30. M ä r z 1976, V I Z R 143/74, N J W 1976, 1581 N r . 5 u n d zu B G H , Urteil vom 19. M ä r z 1 9 7 6 , 1 Z R 7 5 / 7 4 , N J W 1976, 1583 N r . 6 : W M 1977, S. 66 folg. sieht die rügelose Einlassung als eine F o r m der U n t e r w e r f u n g u n t e r die Jurisdiktion 54 )Seit B G H Z 44, 46 = A W D 1965, 275 = LM N r . 4 zu § 512 a Z P O mit A n m . Schneider = M D R 1965, 273 = N J W 1965, 1665 = J Z 1966, 237 mit A n m . Neuhaus = J u S 1965, 458 mit A n m . Bahr n u n m e h r unstreitig. Vgl. d a z u Cohn, Z u r internationalen Zuständigkeit deutscher G e r i c h t e : A W D 1966, S. 211 folg.; den., N a c h p r ü f u n g der internationalen Zuständigkeit d u r c h die Rechtsmittelinstanz: N J W 1966, S. 287 folg.; Maier, N a c h p r ü f u n g der internationalen Z u s t ä n d i g k e i t d u r c h die Rechtsmittelinstanz: N J W 1965, S. 1650 folg.; Schütze, Ö r t l i c h e u n d internationale Z u ständigkeit: A W D 1966, S. 94 folg. 55 )Vgl. B G H Z 44, 46 (XVIII)

III. Internationale Zuständigkeit Die unterschiedliche Behandlung von örtlicher und internationaler Zuständigkeit gewinnt in der Berufungsinstanz deshalb Bedeutung, weil der Berufungskläger — wenn er die internationale Zuständigkeit bestreitet — wegen § 23 Z P O sein inländisches Vermögen offenlegen muß. 56 ) c) Auch § 549 Abs. 2 Z P O gilt nicht für die internationale Zuständigkeit. Mit der Revision kann auch ihr Mangel gerügt werden. 3. Konkurrierende internationale Zuständigkeit Kompetenzkonflikte im Rahmen der internationalen Zuständigkeitsordnungen können in positiver (die Gerichte mehrerer Staaten sind zuständig) oder negativer Form (die Gerichte keines Staates sind zuständig) auftreten. a) Positiver

Kompetenzkonflikt

Sind die Gerichte mehrerer Staaten international zuständig, so hat der Kläger die Wahl unter den verschiedenen konkurrierenden Gerichtsständen. Er kann — ebenso wie bei der konkurrierenden örtlichen Zuständigkeit im internen Recht — das Gericht zur Entscheidung des Rechtsstreits anrufen, das ihm am genehmsten ist. Dabei kommt es nicht darauf an, ob das Urteil dieses Gerichtes auch im Wohnsitzstaat des Beklagten oder einem Drittstaat anerkennungsfähig ist. Die unbegrenzte Wahlmöglichkeit unter konkurrierenden Gerichtsständen im Rahmen der internationalen Zuständigkeit wird unter zwei Gesichtspunkten angegriffen: aa) Unter dem Schlagwort des forum Shopping werden rechtspolitische Bedenken dagegen erhoben, daß der Kläger durch die Wahl des entscheidenden Gerichtes gleichzeitig das anwendbare Kollisionsrecht bestimmt und damit die Anwendung einer ihm günstigen Rechtsordnung herbeiführen kann. 57 ) Es ist aber das legitime Interesse jeder Partei, die Klage in dem Staat zu erheben, in dem die Durchsetzung des Rechtsschutzbegehrens in materieller und prozessualer Hinsicht die größten Erfolgsaussichten bietet. Das Problem des forum Shopping, das in Deutschland insbesondere im Bereich der Scheidungsklagen zu einem Ausweichen in das scheidungsfreudigere Ausland geführt hat, ist ein Problem der mangelnden Entscheidungsharmonie. Solange das anwendbare Recht durch die Kollisionsrechte der einzelnen Staaten unterschiedlich bestimmt wird, kann durch die Wahl eines bestimmten Gerichtes auch die Entscheidung in materieller Hinsicht beeinflußt werden. bb) Positive Kompetenzkonflikte werden im anglo-amerikanischen Rechtskreis durch die forum non conveniens-Lehre gelöst. 58 ) Danach ist unter mehreren zuständigen Gerichten nur das Gericht zuständig, das ein „convenient, appropriate forum" ist, d. h. vereinfacht, das die größte Beziehung zum Rechtsstreit aufweist. Die Übernahme dieser Lehre hat für das deutsche Recht Befürworter gefunden. 59 ) Sie ist aber nicht in der Lage, den positiven Kompetenzkonflikt besser zu lösen, als es bisher geschieht. Im Grunde sind Rechtssicherheit und Zweckmäßigkeit gegeneinander abzuwägen. Dabei ist der Rechtssicherheit der Vorzug zu geben. Die Zuständigkeitsfrage kann nicht in das Ermessen des Gerichts gestellt werden. Damit wird der Prozeßausgang nicht mehr vorhersehbar, das Verfahren wird durch ständigen Zuständigkeitsstreit verlängert. Eine verfehlte internationale Zuständigkeit in dem Sinne, daß die deutsche internationale Zuständigkeit bei mangelnder enger Inlandsbeziehung ausgeschaltet würde, besteht deshalb nicht. 60 ) b) Negativer

Kompetenzkonflikt61)

Zuweilen entsteht ein negativer Kompetenzkonflikt dadurch, daß kein Staat sich für international zuständig hält. Das ist z. B. der Fall, wenn ein Staat die internationale Zuständigkeit an den Klägerwohnsitz, 56

) Vgl. Schütze a a O A W D 1966, S. 94 folg. )Vgl. dazu Breuleux, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, 1969, S. 97 folg.; Kegel, Internationales Privatrecht, 4. Aufl., S. 314 58 )VgI. die grundlegenden Entscheidungen des U S Supreme Court Gulf Oil Corporation v. Gilbert 330 U.S. 501 (1946) und Koster v. Lumbermens Mutual Cas. Co. 330 U.S. 518 (1946) 59 )Vgl. Schröder, Internationale Zuständigkeit a a O S. 486 folg.; Siehr, Ehrenzweigs lex-fori-Theorie und ihre Bedeut u n g f ü r das amerikanische und deutsche Kollisionsrecht: RabelsZ34 (1970), S. 585 folg.; Wahl, Die verfehlte internationale Zuständigkeit. Forum non conveniens und internationales Rechtsschutzbedürfnis, 1974; Wengler, Die Adoption deutscher Kinder durch amerikanische Staatsangehörige: N J W 1959, S. 127 folg. (130) 60 )Vgl. Gamillscheg, Internationale Zuständigkeit und Entscheidungsharmonie im internationalen Privatrecht in: H e f t 3 der Berichte der Deutschen Gesellschaft f ü r Völkerrecht, 1959, S. 29 folg.; Schütze, Rezension in: Z Z P 88 (1975), S. 478 folg.; Zöller-Geirrter, Z P O 1 2 Einl. VII E 9 d 57

61

)Vgl. dazu Milleker, (1975), S. 479 folg.

(XIX)

Der negative internationale Kompetenzkonflikt, 1975; dazu Schütze,

Rezension in: Z Z P 89

Einführung der andere an den Beklagtenwohnsitz anknüpft. 6 2 ) Aber auch bei gleichem Anknüpfungspunkt, etwa dem Wohnsitz, kann ein negativer Kompetenzkonflikt dadurch auftreten, daß die Qualifikation unterschiedlich vorgenommen wird. 63 ) Der negative Kompetenzkonflikt kann nicht zu einer Rechtsverweigerung führen. In diesen Fällen besteht eine internationale Notzuständigkeit. „ W o ein Zuständigkeitsinteresse unabweislich Befriedigung verlangt, dort muß auch eine internationale Zuständigkeit aufgetan werden." 6 4 )

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung 1. Die Stellung des Ausländers im Prozeß Der Ausländer genießt vor deutschen Gerichten die gleichen prozessualen Rechte wie ein deutscher Staatsangehöriger. Er hat dieselbe prozessuale Stellung wie ein Inländer. Das deutsche Zivilprozeßrecht differenziert — von der Ausländersicherheit und dem Armenrecht abgesehen — im Prinzip nicht nach der Staatsangehörigkeit. a) Freier Zugang zu den Gerichten Ausländer haben freien Zugang zu den Gerichten. Dieses Postulat ist heute völkerrechtlich anerkannt und in zahlreichen Staatsverträgen abgesichert. So heißt es in Art. 1 Abs. 2 des deutsch-türkischen Abkommens über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28.5.1929 6 5 ): „Demgemäß haben sie freien Zutritt zu den Gerichten und können vor Gericht unter denselben Bedingungen und in derselben Weise wie die eigenen Staatsangehörigen auftreten." Auch der deutsch-amerikanische Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 29.10. 1954 enthält in Art. VI eine umfassende Rechtsschutzklausel: „ D e n Staatsangehörigen und Gesellschaften des einen Vertragsteils wird im Gebiet des anderen Vertragsteils hinsichtlich des Zutritts zu den Gerichten und Verwaltungsgerichten sowie Amtsstellen aller Instanzen f ü r die Verfolgung wie auch die Verteidigung ihrer Rechte Inländerbehandlung gewährt." Dieser Grundsatz erscheint in Zeiten des Friedens selbstverständlich. Er ist es jedoch nicht immer. So wird in Kriegszeiten den Angehörigen eines feindlichen Staates die Möglichkeit, Gerichte anzurufen, teilweise versagt. Der alien enemy im englischen Recht behält zwar die passive Parteifähigkeit, die aktive verliert er. 66 ) b) Partei- und

Prozeßfähigkeit

Die Partei- und Prozeßfähigkeit von Ausländern beurteilen sich nach deutschem Recht (lex fori). Dieses verweist hinsichtlich der Parteifähigkeit auf das Personalstatut 6 7 ), bei juristischen Personen auf das Sitzrecht 68 ). Die Parteifähigkeit von Gesellschaften ist vielfach staatsvertraglich geregelt. Auch die Prozeßfähigkeit von Ausländern bestimmt sich nach dem Prozeßrecht ihres Heimatstaates. Der Bundesgerichtshof 6 9 ) beurteilt dagegen die Prozeßfähigkeit auf dem W e g über die Geschäftsfähigkeit unter Anwendung von § 52 Z P O , ohne daß in der Praxis große Unterschiede im Ergebnis aufträten. Eine Ausnahme bringt $ 55 Z P O . Danach entscheidet bei Mangel der Prozeßfähigkeit nach dem Heimatrecht allein das deutsche Recht, wenn danach die Prozeßfähigkeit gegeben ist. Diese im Verkehrsinteresse geschaffene Regelung läßt die Prozeßfähigkeit nach ausländischem Recht nur dann bedeutsam werden, wenn sie nach deutschem Recht nicht besteht.

62

)Vgl. dazu den instruktiven Fall Cour de Cassation, Rev. crit. 1932, 111 ) D a s w a r die Situation, die R G D R 1942, 1286 z u g r u n d e lag. ) Schröder, Internationale Zuständigkeit a a O S. 214; vgl. auch Walchshöfer a a O Z Z P 80 (1967), S. 165 folg. (203 folg.); Zöller-Geimer Z P O 1 2 Einl. VII, E 7 b m. w. N . 65 )RGB1. 1930 II, 6 66 )Vgl. Riezler I Z P R S. 418 folg. 67 )Vgl. B G H N J W 1969, 188; Pagenstecher, Werden die Partei- und Prozeßfähigkeit eines Ausländers nach seinem Personalstatut oder nach den Sachnormen der lex fori beurteilt? Z Z P 64 (1950/51), S. 249 folg.; Rosenberg-Schwab Z P R 1 2 S. 206; Stein-Jonas-Leipold Z P O 2 0 § 50 R d N 36 63 64

6 6

»)Vgl. B G H N J W 1969, 180; Riezler I Z P R S. 416; Stein-Jonas-Leipold ' ) V g l . B G H J Z 1956,535

Z P O 2 0 § 50 R d N 36 (XX)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung 2. Ermittlung ausländischen Rechts Literatur: Broggini, Die Maxime „jura novit curia" und das ausländische Recht: AcP 155 (1956), S. 469 folg.; Dölle, Über die Anwendung fremden Rechts: GRUR 1957, S. 56 folg.; ders., Bemerkungen zu $ 293 Z P O in: Festschrift für Nikisch, 1958, S. 185 folg.; Ferid, Überlegungen, wie der Misere bei der Behandlung von Auslandsrechtsfällen in der deutschen Rechtspraxis abgeholfen werden kann in: Festschrift für Oskar Möhring, 1973, S. 1 folg.; Geisler, Zur Ermittlung ausländischen Rechts durch „Beweis" im Prozeß: Z Z P 91 (1978), S. 176 folg.; Kegel, Zur Organisation der Ermittlung ausländischen Privatrechts in: Festschrift für Nipperdey, Bd. 1,1965, S. 453 folg.; den., Die Ermittlung ausländischen Rechts in: Müller u. a., Die Anwendung ausländischen Rechts im internationalen Privatrecht, 1968 (mit Länderberichten zum französischen, italienischen, spanischen, portugiesischen, lateinamerikanischen, deutschen, österreichischen, englischen, US-amerikanischen, skandinavischen, sowjetischen und jugoslawischen Rechtszustand), S. 157 folg.; Luther, Kollisions- und Fremdrechtsanwendung in der Gerichtspraxis: RabelsZ 37 (1973), S. 660 folg.; Riezler IZPR, S. 491 folg., Schütze, Ausländisches Recht als beweisbedürftige Tatsache: N J W 1965, S. 1652 folg.; Kommentare zu §293 Z P O und Literatur zum Europäischen Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht unten C V. Der Grundsatz „iura novit curia" gilt trotz der mißverständlichen Fassung von § 293 Z P O auch für die Anwendung ausländischen Rechts. Ausländisches Recht bewahrt nach deutscher Rechtsanschauung seinen Rechtscharakter auch bei Anwendung durch inländische Gerichte. Das bürdet dem Richter eine schwierige Aufgabe auf 70 ), im Gegensatz zu vielen ausländischen Rechtsordnungen — z. B. den angelsächsischen — wird ausländisches Recht aber nicht als beweisbedürftige Tatsache angesehen. a) Ermittlung ausländischen Rechts Der Richter kann sich nach § 293 Z P O der Mithilfe der Parteien bei der Ermittlung des Inhalts eines ausländischen Rechtssatzes bedienen, ist jedoch auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt. Das Gericht kann alle erfolgversprechenden Erkenntnisquellen benutzen. Es muß in jedem Fall von Amts wegen ermitteln 71 ). Die Auswahl der Erkenntnismöglichkeiten ist dem pflichtgemäßen Ermessen des Gerichts überlassen 72 ). Als Erkenntnisquellen kommen in Betracht 73 ): — Mithilfe der Parteien: Das Gericht kann von den Parteien Belege für den Inhalt der von ihnen behaupteten ausländischen Rechtsnorm durch Privatgutachten, Vorlage von Gesetzestexten, Entscheidungsabschriften pp. fordern. Für die Entscheidungsfindung sind diese Nachweise allerdings sämtlich von der Subjektivität der interessierten Partei belastet und deshalb nur bedingt verwertbar. — Rechtsauskünfte: Das europäische Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht vom 7. Juni 196 8 74 ) ermöglicht die Einholung von Rechtsauskünften über eine zentrale Stelle nach dem Vorbild der französischen „certificats de coutümes". Der Wert dieser Rechtsauskünfte leidet darunter, daß sie sich auf die Beantwortung einer abstrakten Rechtsfrage beziehen, die regelmäßig für die Entscheidungsfindung nicht ausreichend ist. Auch ohne vertragliche Vereinbarungen werden Rechtsauskünfte auf Grund internationaler Courtoisie erteilt. — Sachverständigengutachten: Die in der Praxis beliebteste Methode ist die Einholung eines Sachverständigengutachtens, insbesondere von wissenschaftlichen Instituten, z. B. dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. Diese Gutachten haben gegenüber Rechtsauskünften den Vorteil, fallbezogen zu sein, bergen aber die Gefahr in sich, die richterliche Tätigkeit auf den Sachverständigen zu verlagern 75 ). 70

)Vgl. dazu insbes. Ferid, Festschrift f ü r O . Möhring a a O S. 1 folg.; Kegel, Festschrift für Nipperdey I a a O S. 453 folg.; Luther RabelsZ 37 (1973), S. 660 folg. 7!)st. Rspr. vgl. B G H Z 36, 348; 57, 72; B G H N J W 1976, 1581; Dölle, Festschrift f ü r Nikisch a a O S. 185 folg. 72 )st. Rspr. vgl. B G H N J W 1961, 410; 1963, 252; 1975, 2143; 1976, 1581 73 )Vgl. dazu insbes. Kegel, Festschrift f ü r Nipperdey I a a O S. 463 folg.; z u r Möglichkeit besserer Erkenntnis durch gerichtsorganisatorische Maßnahmen vgl. Luther RabelsZ 37 (1973), S. 660 folg.; auch andere Gerichte sind dem H a m b u r g e r Beispiel zwischenzeitlich gefolgt. So hat das O L G Stuttgart mit gutem Erfolg einen Spezialsenat f ü r ausländisches Recht eingerichtet. 74 )Vgl. dazu unten C V und die dort zitierte Literatur 75 )Vgl. dazu Müller, Länderbericht Deutschland in: Müller u . a . , Die Anwendung ausländischen Rechts . . . a a O S. 70 folg. (XXI)

Einführung Obwohl ausländisches Recht nicht des „Beweises" bedarf, hat der Bundesgerichtshof in der neueren Rechtsprechung auf das Sachverständigengutachten nach § 293 Z P O in dogmatisch angreifbarer Weise 76 ) die Beweisregeln der §§ 402 folg. Z P O angewandt, insbesondere § 411 Abs. 3 ZPO 7 7 ). b) Non liquet Da das ausländische Recht nicht als Tatsache angewendet wird, finden die Beweislastregeln keine Anwendung. Keine Partei kann beweisfällig werden. Eine Klagabweisung oder Klagzusprechung wegen der Nichterweislichkeit eines von den Parteien behaupteten ausländischen Rechtssatzes ist nicht zulässig 78 ). Den Parteien dürfen keine Rechtsnachteile durch mangelnde Mitwirkung bei der Ermittlung ausländischen Rechts entstehen 79 ). Das gilt auch für die Vorschußleistung für Sachverständigengutachten. Ist der Inhalt eines ausländischen Rechtssatzes nicht feststellbar, so ist als Ersatzrecht 80 ) bei rezipierten Rechten regelmäßig das Mutterrecht, im übrigen das Recht des Rechtskreises, in dem das nicht feststellbare Recht wurzelt, anzuwenden 81 ). Es ist sachgerechter, bei Nichtfeststellbarkeit eines ivorianischen Rechtssatzes französisches Recht als Mutterrecht 82 ) anzuwenden denn deutsches Recht als lex fori oder bei Nichtfeststellbarkeit einer syrischen Rechtsnorm ägyptisches Recht statt deutsches Recht 83 ). Erst wenn auch diese Hilfslösungen unmöglich sind, ist die Anwendung der lex fori als Ersatzrecht nicht zu vermeiden 84 ). Der Bundesgerichtshof ist hierbei häufig zu schnell 85 ). c) Materiellrecbtliche

Verweisung

Ein ausländischer Rechtssatz verliert den Charakter einer Rechtsnorm dann, wenn er nicht auf Grund kollisionsrechtlicher, sondern materiellrechtlicher Verweisung angewendet wird 86 ). Der ausländische Rechtssatz wird zu einer beweisbedürftigen Tatsache — ebenso wie jede sonstige Vereinbarung der Parteien. Er unterliegt den Beweisregeln der ZPO. Derjenige, der sich auf den Inhalt einer auf Grund materiellrechtlicher Verweisung anwendbaren ausländischen Norm beruft, trägt die Beweislast. 3. Revisibilität ausländischen Rechts Literatur: Dölle, Betrachtungen zum ausländischen, internationalen und interzonalen Privatrecht im besetzten Deutschland in: Festschrift für Raape, 1948, S. 149 folg.; den., Uber die Anwendung fremden Rechts: GRUR 1957, S. 56 folg.; Gottwald, Die Revisionsinstanz als Tatsacheninstanz, 1975, S. 107 folg.; Lewald, Le contrôle des cours suprêmes sur l'application des lois étrangères, 1937; Müller u. a., Die Anwendung ausländischen Rechts im internationalen Privatrecht, 1968 (mit Länderberichten zum französischen, italienischen, spanischen, portugiesischen, lateinamerikanischen, deutschen, österreichischen, englischen, US-amerikanischen, skandinavischen, sowjetischen und jugoslawischen Rechtszustand); Riezler IZPR

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)kritisch Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann Z P O 3 7 § 293 A n m . 2 ; Geisler a a O Z Z P 91 (1976), S. 176 folg. Z P O 1 0 § 293 A n m . 2 ; Wieczorek Z P O 2 § 293 ) B G H W M 1975, 1058 = N J W 1975, 2 1 4 2 ; zust. Thomas-Putzo A n m . A I b ; Zöller-Gelmer ZPOn A n m . I V 2. D a f ü r schon f r ü h e r Dölle, Festschrift f ü r Nikisch a a O S. 190 78)Vgl. B G H N J W 1 9 6 1 , 4 1 0 79 )A.A. wohl B G H N J W 1976, 1581, der die mangelnde M i t w i r k u n g der Parteien mit der N i c h t b e r ü c k s i c h t i g u n g des V o r t r a g s einer Partei a h n d e n will. 80 ) Z u m M e i n u n g s s t a n d vgl. die Z u s a m m e n s t e l l u n g in B G H N J W 1978, 4 9 6 ; f e r n e r Müller, L ä n d e r b e r i c h t D e u t s c h land a a O S. 71 folg. Sl)Vgl. Heldrich, H e i m w ä r t s s t r e b e n auf neuen Wegen. Z u r A n w e n d u n g der lex fori bei Schwierigkeiten bei der E r mittlung ausländischen Rechts in: Festschrift f ü r Ferid, 1978, S. 209 folg. (216) 82 )Vgl. z u r Rezeption g a n z e r Rechte z . B . Zajtay, Z u m Begriff der Gesamtrezeption f r e m d e r Rechte: A c P 170 (1970), S. 251 folg.; Schütze, Die Rezeption ausländischen Rechts in A f r i k a : J Z 1 9 6 9 , S. 627 folg.; Tze- Chien, Die A u f n a h m e europäischen Rechts in C h i n a : A c P 166 (1966), S. 343 folg. S o stellte sich als Ergebnis einer U m f r a g e bei den Gerichten der Elfenbeinküste, die das ivorianische Justizministerium auf Bitte des Verfassers vor einigen Jahreil d u r c h g e f ü h r t hat, heraus, d a ß bei gesetzlich nicht geregelten Fragen f r a n z ö s i s c h e s Recht angewendet werde.

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83

)Diese M e t h o d e hat der Bundesgerichtshof in der Syrienentscheidung B G H Z 49, 50 = A W D 1968, 266 mit A n m e r k u n g Schütze a n g e w a n d t . ) D i e A n w e n d u n g der lex fori als E r s a t z r e c h t w i r d in den sozialistischen R e c h t s o r d n u n g e n allgemein praktiziert. Vgl. Schütze, D e r N a c h w e i s ausländischen Rechts in einigen sozialistischen R e c h t s o r d n u n g e n : Schweiz J Z 1965, S. 291 folg. 8 5)Vgl. z . B . B G H N J W 1978, 4 9 6 ; kritisch Heldrich, Festschrift f ü r Ferid a a O S. 209 folg.; Zöller-Geimer ZPO12 §293 Anm. VI 86 )Vgl. Schütze, Ausländisches Recht als beweisbedürftige T a t s a c h e : N J W 1965, S. 1652 folg. 84

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IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung S. 501 folg.; Schütze, Zur Revisibilität ausländischen Rechts: N J W 1970, S. 1584 folg.; Steindorff, Das O f fenlassen der Rechtswahl im IPR und die N a c h p r ü f u n g ausländischen Rechts durch das Revisionsgericht: JZ 1963, S. 200 folg.; Zajtay, Die Lehre vom Tatsachencharakter und die Revisibilität ausländischen Rechts in: Müller u. a., Die Anwendung . . . a a O S . 193 folg.; Kommentare zu § 549 Z P O . a) Grundsatz Ausländisches Recht ist nicht revisibel 87 ). Dieses von Wolfsteinei*8) als „ D o g m a von der Irrevisibilität ausländischen Rechts" bezeichnete Prinzip ist rechtspolitisch sehr zweifelhaft 8 9 ). Denn gerade ausländisches Recht erfordert die Anwendung und Auslegung durch besonders qualifizierte Richter. Wer könnte sich der besonders schwierigen Aufgabe besser unterziehen als die Richter des höchsten Zivilgerichts ? Diesen stehen darüber hinaus die besten Möglichkeiten durch eine reiche Bibliothek zur Verfügung. § 549 Z P O geht aber eindeutig von der Irrevisibilität ausländischen Rechts aus. Die Bedenken können deshalb nur Anregungen de lege ferenda sein 90 ). Ausländisches Recht ist auch in vielen anderen Rechtsordnungen nicht revisibel, z. B. in Frankreich und Spanien 91 ), obwohl auch dort das Prinzip bekämpft wird 92 ). Mit den Begründungen f ü r diese Regelung hat sich Zajtay grundlegend rechtsvergleichend auseinandergesetzt 9 3 ). Sie alle — Gefährdung des Ansehens des höchsten Gerichts durch Irrtümer 9 4 ), Gewährleistung der Einheitlichkeit in der Anwendung und Fortbildung des nationalen Rechts als Zweck des Revisionsverfahrens 95 ) — sind recht zweifelhaft. Die fortschrittlichen Tendenzen der kollisionrechtlichen Doktrin gehen deshalb dahin, „den Grundsatz der mangelnden Revisibilität ausländischen Rechts dort, wo er positiv noch gilt, einschränkend zu interpretieren" 9 6 ). Ausländisches Recht wird auch dann nicht revisibel, wenn es mit inländischem Recht übereinstimmt 97 ). Ausländisches Recht ist das Recht, das außerhalb des Geltungsbereichs des G V G gilt. Es ist auf das verfahrensrechtliche Ausland abzustellen, nicht dagegen der staatsrechtliche Auslandsbegriff anzuwenden. Deshalb ist auch D D R - R e c h t ausländisches Recht 9 8 ). b) Ausnahmen Von dem Grundsatz der Irrevisibilität ausländischen Rechts bestehen zahlreiche Ausnahmen: aaj Verbürgung der Gegenseitigkeit99) Die Gegenseitigkeitsprüfung bei der Anerkennung ausländischer Zivilurteile (§ 328 Abs. 1 Nr. 5 Z P O ) setzt voraus, daß Feststellungen getroffen darüber werden, wie deutsche Urteile im ausländischen Erststaat behandelt werden. Seit R G Z 115, 103 hat das Reichsgericht in ständiger Rechtsprechung ein selbständiges Prüfungsrecht bejaht 1 0 0 ). Der Bundesgerichtshof hat sich dieser Rechtsprechung angeschlossen 101 ) und in den Entscheidungen zur Gegenseitigkeitsverbürgung sorgfältige Untersuchungen über ausländisches Recht angestellt.

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) V g l . R G Z 95, 2 7 2 ; B G H Z 36, 348; 45, 351; 48, 2 1 4 ; B G H N J W 1976, 1581

« 8 )Vgl. Zöller- Wolfsteiner Z P O 1 2 $ 549 Anm. 1 c 89 ) V g l . dazu Müllerin: Müller u. a., Länderbericht Deutschland, S. 74 folg. 90 yVgl. Steindorff ]Z 1963, S. 203 91 ) V g l . die Länderberichte von Zaijtay und Samtleben bei Müller u. a., Die A n w e n d u n g ausländischen Rechts im internationalen Privatrecht S. 15 folg., 49 folg. 92 ) V g l . z . B . Miaja de la Muela, D e r e c h o Internacional Privado, I, 4. Aufl., S. 418 folg.: „El citado criterio no puede ser más ilógico ni perturbador." 93 ) V g l . Zajtay a a O S. 201 folg. 94 ) V g l . Zajtay a a O S. 204 95 ) V g l . B G H Z 36, 348 (353 folg.) 96 ) V g l . Zweigert, Urteilsanmerkung: J Z 1959, 412; Muller a a O S. 79: „ D e r B G H sollte daher den Mut finden, den de lege lata geltenden Grundsatz von der Irrevisibilität ausländischen Rechts generell einschränkend auszulegen und anzuwenden." 97 ) V g l . B G H N J W 1959, 1873 98

) V g l . B G H F a m R Z 1961, 2 6 1 ; Stein-Jonas-Grunsky Z P O 2 0 § 549 R d N 61 ) V g l . dazu Klein, Ist das Revisionsgericht zur P r ü f u n g und N a c h p r ü f u n g der Frage berechtigt, ob die Gegenseitigkeit im Sinne des § 661 Abs. 2 N r . 5 der deutschen Civilprozeßordnung verbürgt ist? BöhmsZ 5 (1895), S. 40 folg.; Schütze, Die Rechtsprechung des B G H zur V e r b ü r g u n g der Gegenseitigkeit (§ 328 Abs. 1 N r . 5 Z P O ) : N J W 1969, S. 293 folg. 100 ) R G Z 145, 74; 150, 374 ' 0 1 ) V g l . z. B. B G H Z 42, 194; vgl. jedoch auch B G H Z 27, 47 = JZ 1959, 411 mit A n m e r k u n g Zweigert, w o die Bindungswirkung im Rahmen der Anerkennungsprüfung nach § 606 a N r . 1 Z P O bejaht wird. 99

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Einführung bb) Nichtanwendung ausländischen Rechts durch die Tatsacheninstanz W a r die N o r m des ausländischen Rechts von dem Tatsachenrichter nicht angewendet, sei es, weil sie ihm unbekannt war 1 0 2 ), sei es, weil sie erst nach Urteilserlaß in Kraft trat 1 0 3 ), so hindert § 549 Z P O die Nachprüfung ausländischen Rechts insoweit nicht. cc) Materiellrechtliche Verweisung104) Wird ausländisches Recht aufgrund materiellrechtlicher Verweisungen angewendet, so kommt es nicht als Rechtssatz, sondern als Vertragsklausel zur Anwendung. Damit wird eine aufgrund materiellrechtlicher Verweisung angewandte N o r m ihres Charakters als Rechtssatz entkleidet. Ausländisches Recht ist einer N a c h p r ü f u n g ebenso wie typische Vertragsbestimmungen unterworfen 1 0 5 ). dd) IPR Im Rahmen der Rückverweisung auf deutsches Recht nach Art. 27 EGBGB ist das Revisionsgericht befugt, die ausländischen Kollisions- und Sachnormen zu überprüfen 1 0 6 ), soweit die falsche Anwendung deutschen Rechts in Frage steht. ee) ordre public § 549 Z P O verschließt eine ausländische Rechtsnorm auch insoweit nicht der N a c h p r ü f u n g durch das Revisionsgericht, als sich diese auf die Vereinbarkeit mit dem deutschen ordre public bezieht 107 ) (Art. 30 EGBGB; § 328 Abs. 1 Nr. 4 Z P O ) .

4. cautium iudicatum solvi Literatur: Dilger, Die Sicherheitsleistung f ü r die Prozeßkosten in den arabischen Staaten: Z Z P 85 (1972), S. 408 folg.; Henn, Ausländer-Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten: N J W 1969, S. 1374 folg.; Nagel, Auf dem Wege zu einem europäischen Prozeßrecht, 1963, S. 22 folg.; Riezler I Z P R S. 428 folg.; Kommentare zu §110 Z P O . Nach § 110 Z P O haben Ausländer, die vor deutschen Gerichten klagen, dem Beklagten auf Verlangen Sicherheit für die Prozeßkosten zu leisten. Das gleiche gilt f ü r Staatenlose, die keinen Wohnsitz im Inland haben. Das deutsche Recht stellt f ü r die Verpflichtung zur Stellung einer Prozeßkostensicherheit allein auf die Staatsangehörigkeit ab. Für juristische Personen gilt dabei das Sitzrecht. Auch Zweigniederlassungen ausländischer juristischer Personen sind prozeßkostensicherheitspflichtig. Bei Staatenlosen kommt es auf den Wohnsitz an. Der deutsche Staatsangehörige ist in keinem Fall zur Sicherheitsleistung verpflichtet, selbst wenn er seinen Wohnsitz im Ausland hat. Diese chauvinistische Bevorzugung von Deutschen ist rechtspolitisch verfehlt. Die Sicherheitsleistung soll den Beklagten vor Nachteilen schützen, die daraus entstehen, daß er seinen eventuellen Prozeßkostenerstattungsanspruch im Ausland nur erschwert durchsetzen kann. Das ist aber bei deutschen und ausländischen Klägern gleichermaßen der Fall, wenn sie ihren Wohnsitz im Ausland haben. Deshalb stellen zahlreiche ausländische Rechte richtigerweise nicht auf die Staatsangehörigkeit, sondern auf den Wohnsitz im Inland oder die Belegenheit ausreichenden Vermögens im Inland ab 108 ). 5110 Abs. 2 Z P O statuiert zahlreiche Ausnahmen von der Verpflichtung zur Stellung der Ausländersicherheit. — Verbürgung der Gegenseitigkeit — Urkunden- und Wechselprozeß — Widerklage — Klagen, die aufgrund öffentlicher Aufforderung angestellt werden — Klagen aus Rechten, die im Grundbuch eingetragen sind. Die Verbürgung der Gegenseitigkeit ist durch internationale Verträge, insbesondere das Haager Zivilprozeßabkommen von 19 0 5 109 ) und das Haager Zivilprozeßübereinkommen von 1954 110 ), weitgehend 102

)Vgl. B G H Z 40, 197 3)Vgl. B G H Z 36, 348 )Vgl. dazu Schütze, Z u r Revisibilität ausländischen Rechts: N J W 1970, S. 1584 folg. 105 )Vgl. Schütze a a O N J W 1970, S. 1585; Zöller-WolfsteineraaO § 549 Anm. 1 c •°')Vgl. R G Z 136, 361; 145, 85; B G H Z 45, 351 107 )Vgl. O G H Z 4, 254 >08)Vgl. dazu Riezler IZPR S. 428 folg. 109 ) Für Geltungsbereich, Inhalt und Literatur vgl. unten C I 110 )Für Geltungsbereich, Inhalt und Literatur vgl. unten C II 10

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(XXIV)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung gesichert. Im übrigen besteht zu vielen Staaten tatsächliche Gegenseitigkeitsverbürgung. Hinsichtlich der Verbürgung der Gegenseitigkeit ergibt sich nach den — nicht bindenden — Feststellungen des Justizministeriums Baden-Württemberg 1 1 ') folgendes Bild 112 ): Die Gegenseitigkeit ist verbürgt: Ägypten Auf Grund des ägyptischen Gesetzes Nr. 13 des Jahres 1968, wonach ein Ausländer bei Erhebung einer Klage in einer Zivil- oder Handelssache zur Sicherheitsleistung f ü r die Prozeßkosten nicht verpflichtet ist, mit Ausnahme von Verfahren, die bei Anwendung der ägyptischen Zuständigkeitsbestimmungen zur Zuständigkeit des ägyptischen Supreme Court gehören würden (in diesen Verfahren ist auch f ü r Inländer eine Sicherheitsleistung vorgeschrieben). Äthiopien Auf Grund Art. 200 bis 202 der äthiopischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger ohne Wohnsitz im Inland dort ausreichenden Grundbesitz hat, in den gegebenenfalls vollstreckt werden kann. Algerien Auf Grund des algerischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger ausreichenden Grundbesitz im Inland hat; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1971 IIS. 852). Argentinien Auf Grund Art. 85 des argentinischen „Codigo de Procedimientos de la Capital" und der entsprechenden Bestimmungen der Zivilprozeßordnungen der einzelnen Provinzen, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat. Australien Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1955 II S. 699, 1957 II S. 744). Barbados Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518, 1971 II S. 467); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1970 II S. 1045). Belgien Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens** (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 IIS. 1439) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 IIS. 15). Bolivien Auf Grund Art. 12 der bolivianischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger im Inland ausreichenden Grundbesitz hat. Brasilien Auf Grund Art. 67 der brasilianischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 80). 111

)Inhaltlich gleiche Bekanntmachungen haben Landesjustizverwaltungen anderer Bundesländer veröffentlicht, vgl. z. B. BayJMBl. 1973, 34; 1976, 302. )Vgl. Bekanntmachungen des J u M vom 8. Juni 1973 (9341 — III/462) — Die Justiz 1973, S. 234 folg. und 27. August 1976 (9341 J 1 — III/8) — Die Justiz 1976, S. 420 Bei den in den Bekanntmachungen zitierten internationalen Verträgen handelt es sich um folgende Übereinkommen: H a a g e r Übereinkommen vom l . M ä r z 1954 über den Zivilprozeß (BGBl. 1958 II S. 576,1959 I I S . 1388) — H a a g e r Zivilprozeßübereinkommen —, deutsch-britisches Abkommen vom 20. März 1928 über den Rechtsverkehr (RGBl. II S. 623, 1929 II S. 133, BGBl. 1953 II S. 116) — deutsch-britisches Abkommen —, Übereinkommen vom 20. Juni 1956 über die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen im Ausland (BGBl. 1959 II S. 149, 1377) — UN-Unterhaltsübereinkommen —, Übereinkommen vom 15. April 1958 über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern (BGBl. 1961 II S. 1005, 1962 II S. 15) — H a a g e r Unterhaltsvollstrekkungsübereinkommen —. °)Nach Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens ist der Kläger von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im Inland seinen Wohnsitz hat. **)Nach Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßubereinkommens von 1954 und des H a a g e r Abkommens über den Zivilprozeß von 1905 ist der Kläger oder Intervenient von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er in einem der Vertragsstaaten des Übereinkommens (Abkommens) seinen Wohnsitz hat.

112

(XXV)

Einführung Chile Auf Grund der chilenischen Zivilprozeßordnung, die eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 IIS. 356). China (Taiwan) in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Dänemark Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1966 IIS. 56). Ecuador Auf Grund des ecuadorianischen Zivilprozeßrechts, das eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht. Fidschi Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1972 II S. 904). Finnland Auf Grund Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens"* (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108) und des Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 2311). Frankreich (einschließlich französischer Überseegebiete) Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1959 II S. 1388; 1961 II S. 355, 1962 II S. 854); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1960 II S. 2328) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 1810, 1969 II S. 2124). Gabun Auf Grund des gabunischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger ausreichenden Grundbesitz im Inland hat. Gambia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518, 1969 II S.2177). Griechenland Auf Grund Art. 15 des deutsch-griechischen Abkommens über die gegenseitige Rechtshilfe in Angelegenheiten des bürgerlichen und Handelsrechts vom 11. Mai 1938 (RGBl. 1939 II S. 848, BGBl. 1952 II S. 634); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 251). Großbritannien und Nordirland (s. Vereinigtes Königreich) Guatemala Auf Grund guatemaltekischen Rechts, das die Befreiung von der Sicherheitsleistung von der Verbürgung der Gegenseitigkeit nach dem Heimatrecht des Klägers abhängig macht; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Guinea Auf Grund Art. 7 des Gesetzes Nr. 52/1962, wenn der Kläger ausreichenden Grundbesitz im Inland hat. Guyana Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518). HaitiGrund des haitischen Gesetzes vom 27. September 1864; Auf in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377).

* ) N a c h Art. i 4 des deutsch-britischen A b k o m m e n s ist der Kläger von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im I n land seinen W o h n s i t z hat. **)Nach Art. 17 des H a a g e r Z i v i l p r o z e ß ü b e r e i n k o m m e n s von 1954 u n d des H a a g e r A b k o m m e n s über den Zivilproz e ß von 1905 ist der Kläger o d e r Intervenient von der Sicherheitsleistung befreit, w e n n er in einem der Vertragsstaaten des U b e r e i n k o m m e n s ( A b k o m m e n s ) seinen "Wohnsitz hat. (XXVI)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung Indien Auf Grund der indischen O r d e r 25 der rules zum Code of Civil Procedure, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat. Irak Auf Grund des irakischen Zivilprozeßgesetzes Nr. 83 von 1969. Iran Auf Grund Art. 218, 219 Nr. 1 der iranischen Zivilprozeßordnung. Irland Auf Grund irischen Rechts, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat. Island Auf Grund Art. 17 des Haager Abkommens über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905" (RGBl. 1909 S. 406, 1926 II S. 553). Israel Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1968 II S. 809); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Italien Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 IIS. 15). Jamaika Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1966 II S. 835). Japan Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1970 II S. 751). Jordanien Auf Grund tatsächlicher Übung. Jugoslawien Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1963 II S. 1328); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Kanada Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1954 II S. 15). Kenia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518). Kolumbien Auf Grund kolumbianischen Zivilprozeßrechts, das eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht. Libyen Auf Grund des libyschen Zivilprozeßrechts, das eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht. Liechtenstein Auf Grund § 57 der liechtensteinischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat oder wenn es sich um eine Ehesache handelt. Luxemburg Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens** (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1972 II S. 31). Malawi Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1957 II S. 1276, 1967 II S. 1748).

) N a c h Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens ist der Kläger von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im Inland seinen Wohnsitz hat. " ) N a c h Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens von 1954 und des H a a g e r Abkommens über den Zivilprozeß von 1905 ist der Kläger oder Intervenient von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er in einem der Vertragsstaaten des Übereinkommens (Abkommens) seinen Wohnsitz hat. (XXVII)

Einführung Malaysia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518). Malta Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1961 II S. 1108, 1968 II S. 95). Marokko Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1972 II S. 1472); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Mauritius Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1972 II S. 695). Mexiko Auf Grund mexikanischen Zivilprozeßrechts. Monaco In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 IIS. 1629). Neuseeland (einschließlich Cookinseln) Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1953 II S. 118). Niederlande (einschließlich Niederländische Antillen) Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens** (BGBl. 1959 II S. 1388, 1968 II S. 95); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108, 1969 II S. 2178) und auf Grund Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1964 II S. 784, 1407). Hinsichtlich Surinam auf Grund Art. 17 des Haager Abkommens über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905** (RGBl. 1909 S. 409, 1926 II S. 553; BGBl. 1955 II S. 894, 944) und in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. aaO). Niger In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 2580). Nigeria Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* (BGBl. 1960 II S. 1518, 1967 II S. 827). Norwegen Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens** (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1965 IIS. 1584). Obervolta Auf Grund des obervoltaischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger ausreichenden Grundbesitz im Inland hat; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108). Österreich Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens** (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1969 II S. 2055) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 II S. 15). Pakistan Auf Grund O r d e r 25 der rules zur pakistanischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Paraguay Auf Grund paraguayischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat. PeruGrund peruanischen Zivilprozeßrechts. Auf ) , V w h Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens ist der Kläger von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im Inland seinen Wohnsitz hat. **)Nach Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens von 1954 und des H a a g e r Abkommens über den Zivilprozeß von 1905 ist der Kläger oder Intervenient von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er in einem der Vertragsstaaten des Ubereinkommens (Abkommens) seinen Wohnsitz hat. (XXVIII)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung Philippinen Auf Grund philippinischen Zivilprozeßrechts f ü r den ersten Rechtszug, das insoweit eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht; in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1968 II S. 508). Polen Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens" (BGBl. 1963 II S. 1466); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 16). Portugal (einschließlich Azoren, Madeira und der portugiesischen Überseeprovinzen) Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens™ (BGBl. 1967 II S. 2299, 1968 II S. 809); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 251). Rumänien Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens™ (BGBl. 1972 II S. 78) Sambia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens" (BGBl. 1957 II S. 1276). Saudi-Arabien Auf Grund Art. 3 des deutsch-saudiarabischen Freundschaftsvertrages vom 26. April 1929 (RGBl. 1930 II S. 1063, BGBl. 1952 I I S . 724). Schweden Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens'" (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1966 IIS. 156). Schweiz Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens™ (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1965 IIS. 1164). Senegal Auf Grund Art. 111 der senegalesischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger ausreichenden Grundbesitz im Inland hat. Sierra Leone Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens' (BGBl. 1960 II S. 1518, 1967 II S. 2366). Singapur Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens" (BGBl. 1960 II S. 1518). Sowjetunion Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens™ (BGBl. 1967 II S. 2046). Spanien (einschließlich Kanarische Inseln) Auf Grund Art. 17 des Haager Zivilprozeßübereinkommens"* (BGBl. 1961 II S. 1660); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 1577). Sri Lanka Auf Grund der lankaischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz hat; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Südafrika Auf Grund des südafrikanischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat.

"') N a c h A r t . 14 des d e u t s c h - b r i t i s c h e n A b k o m m e n s ist d e r K l ä g e r v o n d e r S i c h e r h e i t s l e i s t u n g b e f r e i t , w e n n er im I n land seinen W o h n s i t z hat. N a c h A r t . 17 d e s H a a g e r Z i v i l p r o z e ß ü b e r e i n k o m m e n s v o n 1954 u n d d e s H a a g e r A b k o m m e n s ü b e r d e n Z i v i l p r o z e ß v o n 1 9 0 5 ist d e r K l ä g e r o d e r I n t e r v e n i e n t v o n d e r S i c h e r h e i t s l e i s t u n g b e f r e i t , w e n n e r in e i n e m d e r V e r t r a g s s t a a t e n des Ü b e r e i n k o m m e n s ( A b k o m m e n s ) s e i n e n W o h n s i t z h a t . (XXIX)

Einführung Swasiland Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* ( B G B l . 1960 II S. 1518, 1971 II S. 224). Syrien Auf G r u n d des syrischen Zivilprozeßrechts, das eine Sicherheitsleistung nicht vorsieht. Tansania Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens" ( B G B l . 1960 II S. 1518). Thailand Auf G r u n d Art. 1 Abs. 4, Art. 5 und 6 des deutsch-thailändischen Freundschafts-, H a n d e l s - und Schifffahrtsvertrages v o m 30. D e z e m b e r 1937 ( R G B l . 1938 II S. 51). Togo Auf Grund des togoischen Zivilprozeßrechts, wenn der K l ä g e r im Inland ausreichenden Grundbesitz hat. Trinidad und T o b a g o Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens* ( B G B l . 1961 II S. 1681, 1966 II S. 1564). Tschechoslowakei Auf G r u n d Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens™ ( B G B l . 1966 II S. 7 6 7 ) ; in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 I I S . 1377) und Art. 9 Abs. 2 des H a a g e r Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens ( B G B l . 1971 I I S . 988). Türkei Auf Grund Art. 2 des deutsch-türkischen A b k o m m e n s über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28. Mai 1929 ( R G B l . 1930 II S. 6, BGBl. 1952 II S. 6 0 8 ) ; in Unterhaltssachen außerdem auf G r u n d Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens ( B G B l . 1971 II S. 1074). Tunesien Auf Grund Art. 3 des deutsch-tunesischen Vertrages vom 19. Juli 1966 über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit ( B G B l . 1969 II S. 889, 1970 II S. 125); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1969 II S. 764). Ungarn Auf Grund Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens™ ( B G B l . 1966 II S. 84); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens ( B G B l . 1959 II S. 1377) und Art. 9 Abs. 2 des H a a g e r Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens ( B G B l . 1965 II S. 123). Uruguay Auf G r u n d Art. 120, 121 der uruguayischen Zivilprozeßordnung, wenn der K l ä g e r im Inland seinen Wohnsitz oder ausreichenden Grundbesitz hat. Vatikanstadt Auf G r u n d Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens™ ( B G B l . 1967 II S. 1536); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens ( B G B l . 1965 II S. 462). Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland (einschließlich britischer Überseegebiete) Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens" ( B G B l . 1953 II S. 116). Vereinigte Staaten von Amerika Auf Grund Art. V I Abs. 1 des Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrages vom 29. O k t o b e r 1954 (BGBl. 1956 II S. 487, 763) i. V. m. N r . 6 des Protokolls zu dem V e r t r a g (BGBl. 1956 II S. 502), wonach einem K l ä g e r eine Sicherheitsleistung in denjenigen Fällen nicht auferlegt werden darf, in denen ein eigener Staatsangehöriger hiervon befreit ist, sofern er im Inland wohnt oder dort ausreichenden Grundbesitz hat. Im Hinblick auf die Bestimmungen der amerikanischen Einzelstaaten über die Befreiung eigener Staatsan-

) N a c h Art. 14 des deutsch-britischen A b k o m m e n s ist der K l ä g e r von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im Inland seinen W o h n s i t z hat. ™ ) N a c h Art. 17 des H a a g e r Zivilprozeßübereinkommens von 1954 und des H a a g e r A b k o m m e n s über den Zivilprozeß von 1905 ist der K l ä g e r oder Intervenientvon der Sicherheitsleistung befreit, wenn er in einem der Vertragsstaaten des Ü b e r e i n k o m m e n s ( A b k o m m e n s ) seinen W o h n s i t z hat.

(XXX)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung gehöriger ist die Gegenseitigkeit mit folgenden Staaten, Distrikten oder Territorien — gegebenenfalls allerdings nicht in vollem U m f a n g — als verbürgt anzusehen: Alabama + ; Alaska, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Bezirk des Prozeßgerichts hat; Arizona, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat oder dort ausreichendes Vermögen besitzt; Arkansas 1 ; California + ; Colorado + ; Connecticut 1 ; Delaware 1, ; District of Columbia 11 ; Florida 1 ; Georgia 1 ; Idaho + ; Illinois'1; Indiana f ; Iowa 1 ; Kansas' 1 ; Kentucky 1 ; Louisiana'11'; Maine 1 ; Maryland 1 ; Massachusetts' 1 ; Michigan, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Bezirk des Prozeßgerichts hat; Minnesota 1 ; Missouri 1 ; Montana 1 ; Nebraska 1 ; Nevada + ; New Hampshire + ; N e w Jersey 1 ; N e w York 1 ; North Carolina 1-1 ; North Dakota 1 ; Ohio 1 ; Oklahoma 1 *; Oregon 1 ; Pennsylvania*; Puerto Rico1"; Rhode Island 1 ; South Carolina 1 ; South Dakota 1 ; Tennessee 1 *; Texas 1 *; Utah*; Virginia*; Washington*; West Virginia*; Wisconsin**; Wyoming*; Zentralafrikanische Republik 113 ) In Unterhaltssachen gemäß Art. 9 Abs. 2 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108).

*)Jedoch n u r d a n n , w e n n der Kläger seinen W o h n s i t z im I n l a n d hat. **)Jedoch n u r d a n n , w e n n dem Kläger das A r m e n r e c h t bewilligt w u r d e . 113 ) v o r ü b e r g e h e n d Z e n t r a l a f r i k a n i s c h e s Kaiserreich (XXXI)

Einführung Zypern Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens' (BGBl. 1960 II S. 1518). 5. Armenrecht für Ausländer und Staatenlose Literatur: Gottwald, Armenrecht in Westeuropa und die Reform des deutschen Rechts: Z Z P 89 (1976), S. 136 folg.; Lauterbach, Armenrecht der Staatenlosen: ZAkDR 1937, S. 434 folg.; Riezler IZPR, S. 440 folg.; TöpferFiedler, Das Armenrecht in der gerichtlichen Praxis, 1934; Kommentare zu § 114 ZPO. § 114 Abs. 2 Z P O macht die Gewährung des Armenrechts für Ausländer von der Verbürgung der Gegenseitigkeit abhängig. Damit soll ein Druck auf ausländische Staaten ausgeübt werden, deutsche Staatsangehörige durch entsprechende Ausgestaltung ihres autonomen Rechts oder Abschluß von Staatsverträgen zum Armenrecht zuzulassen. Einem Staatenlosen kann das Armenrecht gewährt werden, wenn es ihm als Inländer zu gewähren wäre. Gegen die Gegenseitigkeitsregelung sind verfassungsrechtliche Bedenken geltend gemacht worden 114 ), die jedoch in der Praxis nicht geteilt werden 115 ). Eine Armenrechtsgewährung zugunsten ausländischer juristischer Personen ist nicht möglich, da 5 114 Abs. 4 Z P O ausdrücklich auf inländische juristische Personen abstellt. Die Armenrechtsgewährung ist weitgehend staatsvertraglich geregelt, insbesondere durch das Haager Zivilprozeßabkommen von 1905116) und das Haager Zivilprozeßübereinkommen von 1954 117 ). Hinsichtlich der Verbürgung der Gegenseitigkeit ergibt sich nach den — nicht bindenden — Feststellungen des Justizministeriums Baden-Württemberg" 8 ) folgendes Bild 119 ): Die Gegenseitigkeit ist verbürgt: Ägypten Auf Grund Art. 23 des ägyptischen Gesetzes Nr. 93/1944. Nach dieser Bestimmung wird das Armenrecht allen Personen ohne Rücksicht auf die in anderen Staaten erlassenen Bestimmungen und ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit im Falle der Bedürftigkeit gewährt. Äthiopien Auf Grund des äthiopischen Prozeßrechts, wonach Ausländer in gleichem Maße wie Inländer zum Armenrecht zugelassen werden. Algerien Auf Grund der algerischen Ordonnancen Nrn. 66—158 und 66—298, wonach Ausländer unter den gleichen Voraussetzungen wie Inländer zum Armenrecht zugelassen werden; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1971 IIS. 852). Argentinien Auf Grund argentinischer Verfassungsnorm (vgl. Urteil der camera nacional civil, Journal du droit international 1955, 198 ff) und Art. 78 bis 86 der argentinischen Zivilprozeßordnung. * ) N a c h Art. 14 des deutsch-britischen A b k o m m e n s ist der Kläger von der Sicherheitsleistung befreit, wenn er im Inland seinen W o h n s i t z hat. ) S o Däubler, Bürger o h n e Rechtsschutz? BB 1969, S. 545 folg. (551); Dürig in: M a u n z - D ü r i g - H e r z o g - S c h o l z , G G , Art. 103 Abs. I R d N 77; Stein-Jonas-Leipold, Z P O 2 0 § 114 R d N 54 115 )Vgl. O L G Stuttgart J Z 1956, 123 im H i n b l i c k auf die V e r e i n b a r k e i t mit Art. 3 I G G 116 ) F ü r Geltungsbereich, Inhalt u n d Literatur vgl. unten C I 117 ) F ü r Geltungsbereich, I n h a l t u n d Literatur vgl. unten C II 118 )Inhaltlich gleiche B e k a n n t m a c h u n g e n haben Landesjustizverwaltungen a n d e r e r Bundesländer veröffentlicht, vgl. z. B. BayJMBl. 1973, 34; 1976, 302. 119 )Vgl. B e k a n n t m a c h u n g e n des J u M vom 8. J u n i 1973 (9341 — I I I / 4 6 2 ) — Die Justiz 1973, S. 234 folg. und 27. A u g u s t 1976 (9341 J 1 — III/8) — Die Justiz 1976, S. 420 Bei den in den B e k a n n t m a c h u n g e n zitierten internationalen V e r t r ä g e n handelt es sich um folgende Ü b e r e i n k o m m e n : H a a g e r Ü b e r e i n k o m m e n vom 1. M ä r z 1954 über den Zivilprozeß (BGBl. 1958 I I S . 576, 1959 I I S . 1388) — H a a g e r Z i v i l p r o z e ß ü b e r e i n k o m m e n —, deutsch-britisches A b k o m m e n vom 20. M ä r z 1928 über den Rechtsverkehr (RGBl. II S. 623, 1929 II S. 133, BGBl. 1953 II S. 116) — deutsch-britisches A b k o m m e n —, Ü b e r e i n k o m m e n vom 20. Juni 1956 über die G e l t e n d m a c h u n g von U n t e r h a l t s a n s p r ü c h e n im A u s l a n d (BGBl. 1959 II S. 149, 1377) — U N - U n t e r h a l t s ü b e r e i n k o m m e n —, Ü b e r e i n k o m m e n vom 15. April 1958 über die A n e r k e n n u n g u n d V o l l s t r e c k u n g von Entscheidungen auf dem Gebiet der U n t e r h a l t s p f l i c h t gegenüber K i n d e r n (BGBl. 1961 II S. 1005, 1962 II S. 15) — H a a g e r Unterhaltsvollstrekk u n g s ü b e r e i n k o m m e n —. 114

(XXXII)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung Australien Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1955 II S. 699, 1957 II S. 744). Barbados Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518, 1971 II S. 467); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1970 II S. 1045). Belgien Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 IIS. 1439) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 IIS. 15). Brasilien Auf Grund Art. 70 der brasilianischen Zivilprozeßordnung, wonach einem Ausländer das Armenrecht zu bewilligen ist, wenn nach seinem Heimatrecht die Gegenseitigkeit verbürgt ist oder wenn seine Kinder die brasilianische Staatsangehörigkeit besitzen; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 80). Chile Auf Grund Art. 14 und 57 des chilenischen Código Civil von 1855, die einen Ausländer einem Inländer gleichstellen; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 356). China (Taiwan) Auf Grund Art. 107 ff der Zivilprozeßordnung der Republik China, die die Bewilligung des Armenrechts an einen Ausländer von der Verbürgung der Gegenseitigkeit mit seinem Heimatstaat abhängig machen; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377). Dänemark Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1966 IIS. 56). Dominikanische Republik Auf Grund dominikanischen Zivilprozeßrechts, das einen Ausländer einem Inländer gleichstellt. Ecuador Auf Grund Art. 961 bis 967 der ecuadorianischen Zivilprozeßordnung, die einen Ausländer einem Inländer gleichstellen, jedoch hinsichtlich des Einkommens von strengeren Voraussetzungen ausgehen als das deutsche Recht. Fidschi Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1972 II S.904). Finnland Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1967 IIS. 2311). Frankreich (einschließlich französischer Überseegebiete 120 ) Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388, 1961 II S. 355, 1962 II S. 854); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1960 II S. 2328) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 1810, 1969 II S. 2124). Gambia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518, 1969 II S. 2177). Griechenland Auf Grund Art. 18 des deutsch-griechischen Abkommens über die gegenseitige Rechtshilfe in Angelegenheiten des bürgerlichen und Handelsrechts vom 11. Mai 1938 (RGBl. 1939 II S. 848, BGBl. 1952 II S. 634); 120)Vgl. Länderteil d e r R e c h t s h i l f e o r d n u n g f ü r Zivilsachen ( Z R H O ) unter „ F r a n k r e i c h " , Abschn. A II N r . 1 u n d B I N r . 1. (XXXIII)

Einführung in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 251). Großbritannien und Nordirland (siehe Vereinigtes Königreich) Guatemala Auf Grund des guatemaltekischen Zivilprozeßrechts, das einen Ausländer einem Inländer gleichstellt; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377). Guyana Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). Haiti In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377). Indien Auf Grund § 83 Abs. 1 der indischen Zivilprozeßordnung in Verbindung mit Orders 33 und 34 des Ersten Zusatzartikels zu diesem Gesetz. Indonesien Auf Grund Art. 872 des Reglements op de Rechtsvordering (Staatsblad 1847—52jo. 1849—63). Iran Auf Grund Art. 693 bis 708 der iranischen Zivilprozeßordnung. Irland Auf Grund tatsächlicher Übung. Island Auf Grund Art. 20 des Haager Abkommens über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 (RGBl. 1909 S. 409, 1926 II S. 553). Israel Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1968 II S. 809); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Italien Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 IIS. 15). Jamaika Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1966 II S. 835). Japan Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1970 II S. 751). Jugoslawien Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 1328); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Kanada Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens 1 2 1 ) (BGBl. 1954 II S. 15). Kenia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). Korea (Republik) Auf Grund Art. 118 bis 122 des koreanischen Zivilprozeßrechts. Kuba Auf Grund Art. 13 bis 50 der kubanischen Zivilprozeßordnung, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat. 121

) N a c h dem Recht verschiedener k a n a d i s c h e r Provinzen w i r d das A r m e n r e c h t n u r solchen P e r s o n e n g e w ä h r t , die in d e r jeweiligen P r o v i n z ihren W o h n s i t z h a b e n . U n b e s c h a d e t dieser auf das D o m i z i l p r i n z i p abgestellten H a n d h a b u n g ist einem K a n a d i e r aus einer dieser Provinzen in der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d a u f g r u n d Art. 14 des deutsch-britischen A b k o m m e n s in gleichem U m f a n g wie einem deutschen Staatsangehörigen das A r m e n r e c h t zu bewilligen. (XXXIV)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung Libanon Auf Grund Art. 429 bis 442 der libanesischen Zivilprozeßordnung. Libyen Auf Grund Art. 88 bis 94 des libyschen Gesetzes über die Gerichtsorganisation. Liechtenstein Auf Grund tatsächlicher Übung gemäß § 63 der liechtensteinischen Zivilprozeßordnung. Luxemburg Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1972 II S. 31). Malawi Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1957 II S. 1276, 1967 II S. 1748). Malaysia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). Malta Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1961 II S. 1108, 1968 II S.95). Marokko Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1972 II S. 1472); in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377). Mauritius Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1972 II S.695). Mexiko Auf Grund tatsächlicher Übung. Monaco Auf Grund Art. 38 ff der monegassischen Zivilprozeßordnung; in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 I I S . 1629). Neuseeland (einschließlich Cookinseln) Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1952 II S. 118). Niederlande (einschließlich Niederländische Antillen) Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1388, 1968 IIS. 95); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 108, 1969 II S. 2178) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1964 II S. 784, 1407). Hinsichtlich Surinam auf Grund Art. 20 des H a a g e r Abkommens über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 (RGBl. 1909 S. 409,1926 II S. 553; BGBl. 1955 II S. 894,944) und in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. aaO). Niger In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 2580). Nigeria Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518, 1967 II S. 827). Norwegen Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1965 IIS. 1584). Obervolta In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 IIS. 108). Osterreich Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1969 II S. 2055) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1962 II S. 15).

(xxxvj

Einführung Pakistan Auf Grund § 83 Abs. 1 der pakistanischen Zivilprozeßordnung in Verbindung mit Orders 33 und 34 der rules im Anhang I zu diesem Gesetz; in Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377). Peru Auf Grund Art. 282 ff der peruanischen Zivilprozeßordnung. Philippinen In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1968 IIS. 508). Polen Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1963 II S. 1466); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 16). Portugal (einschließlich Azoren, Madeira und der portugiesischen Überseeprovinzen 1 2 2 ) Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 2299,1968 II S. 809) ; in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 251). Rumänien Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1972 II S. 78). Sambia Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1957 II S. 1276). Schweden Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) undArt. 9Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 156). Schweiz Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1388); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1965 IIS. 1164). Senegal Auf Grund der Artikel 1 bis 8 des Dekrets vom 20. Dezember 1911 (Recueil Penant 1912, „Législation", S. 54). Sierra Leone Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518, 1967 II S. 2366). Singapur Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). Sowjetunion Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 2046). Spanien (einschließlich Kanarische Inseln) Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1961 II S. 1660); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 1577). Sri Lanka In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 II S. 1377). Südafrika Auf Grund des südafrikanischen Zivilprozeßrechts, wenn der Kläger seinen Wohnsitz im Inland hat. Sudan Auf Grund des sudanesischen Zivilprozeßrechts (Erster Anhang zur Civil Justice Ordonnance, O r d e r VI, §§ 1 bis 9). Swasiland Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518, 1971 II S. 224).

l " ) V g l . Ländeneil der Z R H O unter „Portugal", Abschn. B (XXXVI)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung Syrien Auf Grund des syrischen Gesetzes Nr. 34 vom 21. 5. 1938 / 24. 5. 1944, das einen Ausländer einem Inländer gleichstellt (Bekanntmachung des syrischen Justizministers Nr. 24 vom 21. April 1956). Tansania Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). Thailand Auf Grund Art. 1 Abs. 4 und Art. 5 und 6 des deutsch-thailändischen Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrages vom 30. Dezember 1937 (RGBl. 1938 II S. 51). Togo Auf Grund togoischen Zivilprozeßrechts (Code de procedure civile). Trinidad und Tobago Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1961 II S. 1681, 1966 II S. 1564). Tschechoslowakei Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 767); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1971 IIS. 988). Türkei Auf Grund Art. 5 des deutsch-türkischen Abkommens über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28. Mai 1929 (RGBl. 1930 II S.6, BGBl. 1952 II S.608); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1971 II S. 1074). Tunesien Auf Grund Art. 4 des deutsch-tunesischen Vertrages vom 19. Juli 1966 über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit (BGBl. 1969 II S. 889, 1970 II S. 125); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1969 II S. 764). Ungarn Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1966 II S. 84); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1959 IIS. 1377) und Art. 9 Abs. 1 des Haager Unterhaltsvollstreckungsübereinkommens (BGBl. 1965 IIS. 123). Uruguay Auf Grund tatsächlicher Übung. Vatikanstadt Auf Grund Art. 20 Abs. 1 des Haager Zivilprozeßübereinkommens (BGBl. 1967 II S. 1536); in Unterhaltssachen außerdem auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1965 II S. 462). Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland (einschließlich britischer Überseegebiete 123 ) Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1953 II S. 116). Vereinigte Staaten von Amerika Auf Grund Art. VI Abs. 1 des Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrages vom 29. Oktober 1954 (BGBl. 1956 II S. 487, 763) i. V. m. Nr. 7 des Protokolls zu dem Vertrag (BGBl. 1956 II S. 502), soweit es sich um Sachen handelt, die bei Anwendung der amerikanischen Zuständigkeitsbestimmungen zur Zuständigkeit der amerikanischen Bundesgerichte (State Courts) gehören würden. Im übrigen nur im Verhältnis zu folgenden Einzelstaaten: Arkansas; California; Colorado; Illinois; Indiana; Kansas, soweit es sich um die Bewilligung f ü r einen Kläger handelt und dieser seinen Wohnsitz im Inland hat; 12:!

)Vgl. Länderteil der Z R H O unter „Großbritannien und N o r d i r l a n d " , Abschn. B I N r . 1

(XXXVII)

Einführung Kentucky, wenn die Partei ihren Wohnsitz im Inland hat; Louisiana, wenn die Partei ihren Wohnsitz im Inland hat; Michigan, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt und dieser seinen Wohnsitz im Inland hat; Missouri, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; Montana, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; Nebraska; New Jersey, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; New Mexico, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; New York, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt, für einen Beklagten nur für Verfahren, die ein von ihm beanspruchtes dingliches Recht an beweglichem oder unbeweglichem Vermögen zum Gegenstand haben; North Carolina, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; Oklahoma, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; Oregon, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt und dieser seinen Wohnsitz im Inland hat; Tennessee, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt und dieser seinen Wohnsitz im Inland hat; Texas, soweit es sich um die Bewilligung für einen Kläger handelt; Utah; Virginia; West Virginia; Wisconsin, wenn die Partei ihren Wohnsitz im Inland hat. Zentralafrikanische Republik124) In Unterhaltssachen auf Grund Art. 9 Abs. 1 des UN-Unterhaltsübereinkommens (BGBl. 1963 IIS. 108). Zypern Auf Grund Art. 14 des deutsch-britischen Abkommens (BGBl. 1960 II S. 1518). 6. Internationale Rechtshängigkeit Literatur: Habscheid, Zur Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: RabelsZ 31 (1967), S. 254 folg.; Luther, Die Beachtung einer ausländischen Rechtshängigkeit im Eheprozeß: MDR 1970, S. 724 folg.; Meyer, Zur Berücksichtigung eines ausländischen Verfahrens nach §§ 263 II Nr. 1, 274 I, II Nr. 4 Z P O : MDR 1972, S. 110 folg.; Päisson, Institutet Litispendens i den Internationella Civilprocessrätten in: Tidsskrift for Rettsvitenskap 80 (1967), S. 537 folg.; ¡/erj., The institute of Iis pendens in international civil procedure in: Scandinavian Studies in Law 1970, S. 61 folg.; RiezlerIZPRS. 451 folg.; Schauwecker, Die Einrede der Litispendenz im eidgenössischen und zürcherischen internationalen Zivilprozeßrecht, 1943; Schneider, Wann ist die Rechtshängigkeit ausländischer Verfahren zu beachten? N J W 1959, S. 88; Schütze, Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: RabelsZ 31 (1967), S. 233 folg.; den., Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: N J W 1963, S. 1486 folg.; den., Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: N J W 1964, S. 337 folg.; den., Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: M D R 1973, S. 905 folg.; Schweickert, Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens: N J W 1964, S. 336 folg.; Szdszy, Recognition of the Legal Effects of Foreign Civil Procedure in: Festschrift für Guldener, 1973, S. 309 folg.; Kommentare zu § 261 Z P O n. F. (§ 263 Z P O a. F.). Während die ausländische Rechtshängigkeit nach vielen Rechten als unbeachtlich angesehen wird 125 ), läßt die im deutschen internationalen Zivilprozeßrecht herrschende Lehre den Einwand der Rechtshängigkeit aus einem ausländischen Verfahren dann zu, wenn zu erwarten ist, daß das ausländische Urteil anzuerkennen sein wird 126 ). Über Einzelheiten herrscht Streit. Teilweise wird eine positive Anerkennungspro124

) v o r ü b e r g e h e n d Z e n t r a l a f r i k a n i s c h e s Kaiserreich 125)Vgl. f ü r N a c h w e i s e Schütze, Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen V e r f a h r e n s nach dem E W G - Ü b e r e i n k o m m e n über die gerichtliche Zuständigkeit u n d die V o l l s t r e c k u n g gerichtlicher E n t s c h e i d u n g e n : R I W / A W D 1976, S. 78 folg.; den., Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen V e r f a h r e n s , R a belsZ 31 (1967), S. 233 folg. l2)Vgl. R G Z 49, 3 4 4 ; 158, 147; B G H N J W 1958, 103 (als obiter d i c t u m ) ; O L G H a m b u r g L Z 1926, 5 5 1 ; O L G M u n (XXXVIII)

IV. Die Durchführung von Verfahren mit Auslandsberührung 127

gnose gefordert ), teilweise begnügt man sich mit der Möglichkeit der Anerkennung, d. h. mit der Feststellung, daß keine ernsthaften Bedenken gegen die Anerkennung bestehen 128 ). Es sind im wesentlichen drei Gründe, die die herrschende Lehre ins Feld f ü h r t : — Die Führung eines zweiten Prozesses im Inland sei ein „mit dem Gebote ehrlicher Prozeßführung unvereinbares schikanöses Verhalten". 1 2 9 ) — Der doppelte Arbeitsaufwand der Doppelprozeßführung verstoße gegen den Grundsatz der Prozeßökonomie. 1 3 0 ) — Die Gefahr divergierender Entscheidungen sei zu groß. 131 ) Der Bundesgerichtshof postuliert einen für das internationale Recht gültigen Rechtsgrundsatz 1 3 2 ), und Wieczoreknl) argumentiert mit „logischen G r ü n d e n " . Eine vermittelnde Lösung schlägt Habscbeidvor, der bei Doppelprozeßführung im In- und Ausland eine Aussetzung des inländischen Verfahrens nach $ 148 Z P O (analog) zulassen will 134 ). Es ist nun zwar richtig, daß die Einrede der Rechtshängigkeit in Verbindung mit der Anerkennung einer ausländischen Entscheidung gesehen werden muß. Die Rechtshängigkeit ist eine Vorstufe der Rechtskraft. Die Wirkungen von Rechtshängigkeit und Rechtskraft sind wesensähnlich. T r o t z dieses Zusammenhangs folgt aus der Möglichkeit der Anerkennung einer ausländischen Entscheidung noch nicht die Anerkennung der Wirkungen der Rechtshängigkeit des zu diesem Urteil führenden Verfahrens vor dem ausländischen Gericht. 135 ) — §261 Z P O bezieht sich nach der Stellung im Gesetz allein auf inländische Verfahren. So wie die Berücksichtigung der Rechtskraft eines ausländischen Urteils nicht unmittelbar aus § 322 Z P O folgt, sondern nur über § 328 Z P O möglich ist, bedürfte die Zulassung der Einrede der Rechtshängigkeit aus ausländischem Verfahren einer entsprechenden korrespondierenden N o r m . — Eine einigermaßen sichere Anerkennungsprognose ist unmöglich. Sie verlangt vom deutschen Richter hellseherische Fähigkeiten. Eine Voraussage kann allenfalls f ü r die Erfordernisse von § 328 Abs. 1 Nr. 1 und 5 Z P O erfolgen, obgleich auch die Verbürgung der Gegenseitigkeit ständigen Änderungen unterworfen ist. Jedenfalls ist aber im übrigen eine Anerkennungsprognose reine Scharlatanerie. Wie will ein Richter vorhersehen, ob den Parteien in dem ausländischen Verfahren rechtliches Gehör gewährt wird, ob eine materiell unerträgliche Entscheidung das Ergebnis des Verfahrens ist? — Auch prozeßökonomische Gründe vermögen die Zulassung des Einwandes der Rechtshängigkeit aus ausländischem Verfahren nicht zu rechtfertigen. Die Partei, die unter ihr fremden Verhältnissen im Ausland u . U . mit großen Kostenbelastungen gezwungen ist zu prozessieren, kann ein durchaus billigenswertes Interesse daran haben, vor den heimischen Gerichten den Rechtsstreit auszutragen. — Schließlich verbietet sich die Berücksichtigung ausländischer Rechtshängigkeit in Ehesachen auch aus Kompetenzgründen. Die Zuständigkeit zur Anerkennung von Entscheidungen nach Art. 7 § 1 FamRÄndG liegt bei der Landesjustizverwaltung. Diese entscheidet bindend. Weist deshalb ein deutsches Gericht eine Ehescheidungsklage ab, weil es den Einwand ausländischer Rechtshängigkeit berücksichtigt, so trifft es im Rahmen der Anerkennungsprognose eine Entscheidung, die ihm funktional nicht zukommt. Anders ist die Rechtslage nach den Staatsverträgen über die Urteilsanerkennung. Diese sehen regelmäßig die Berücksichtigung ausländischer Rechtshängigkeit bei positiver Anerkennungsprognose vor 1 3 6 ), u. a. das EWG-Zuständigkeits- und Vollstreckungsübereinkommen 1 3 7 ). chen N J W 1972,110; weitere Nachweise für die Rechtsprechung bei WieczorekZPO2 § 263 Anm. A I V b 2, im übrigen die bei Schütze N J W 1963, 1486 zitierten. 127 )Vgl. Kiezler I Z P R S. 453 ; Sydow-Busch Z P O 2 2 § 263 Anm. 4 128 )Vgl. Schneider'HJ^ff 1959, S. 88; Wieczorek Z P O 2 § 328 Anm. A V a '2«)Vgl. Riezler I Z P R S. 452 folg. 13 °)Vgl. R G Z 49, 344; Riezler IZPR S. 452 folg. 131 )ebenso wohl B G H N J W 1961, 124; Riezler 17.PR S. 452 folg. 132 ) B G H N J W 1958, 104 133 )Vgl. Wieczorek Z P O 2 § 328 Anm. A V 134 )Vgl. Habscheid a a O RabelsZ 31 (1967), S. 266 folg. ' « ) V g l . Hellwig, Lehrbuch des Deutschen Civilprozeßrechts, Bd. I, 1903, 127, 178; Schütze a a O RabelsZ 31 (1967), S. 243 folg. und N J W 1963, S. 1486 folg. m. w. N . 136 )Vgl. Jellineky Die zweiseitigen Staatsverträge über Anerkennung ausländischer Zivilurteile, H e f t 1, 1953, S. 201 folg.; Schütze a a O RabelsZ 31 (1967), S. 241 folg. 137)Vgl. dazu Carbone, II regime della litispendenza nelle convenzioni dell'Aja e di Bruxelles in: L'efficacia delle sentenze straniere nelle convenzioni multilaterali dell'Aja e delle C.E.E., 1969, S. 107 folg.; Schütze, Die Berücksichtigung (XXXIX)

Einführung

7. Retorsion Literatur: Gutzwiller; Die Retorsion, ein verschollenes Institut des Internationalprivatrechts in: Festschrift für Mann, 1977, S. 169 folg. 5 24 E G Z P O sieht — ebenso wie Art. 31 EGBGB im IPR — ein verfahrensrechtliches Retorsionsrecht gegenüber ausländischen Staaten, deren Angehörigen und ihren Rechtsnachfolgern vor. Dieses Vergeltungsrecht kann aber nicht unmittelbar durch die deutschen Gerichte ausgeübt werden. Es steht allein dem Bundeskanzler zu. Einschlägige Anordnungen sind nicht ergangen.

V. Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Zivilurteile Literatur: Beitzke, Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in der Bundesrepublik Deutschland: JurA 1971, S. 30 folg.; Condorelli, La Funzione del Riconoscimento di Sentenze Straniere, 1967; Diehl, Die Zwangsvollstreckung ausländischer Urteile als Problem des Völkerrechts, Diss. Marburg 1911; Fischer, Die Anerkennung ausländischer Urteile in Deutschland: ZAkDR 1935, S. 230 folg.; Ferrer-Correira, La reconnaissance et l'exécution des jugements étrangers, 1971; Geimer, Zur Prüfung der Gerichtsbarkeit und der internationalen Zuständigkeit bei der Anerkennung ausländischer Urteile, 1966; den., Grundfragen der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile im Inland: JuS 1965, S. 475 folg.; ders., Die Vollstreckbarkeitserklärung ausländischer Urteile auf Grund der Ausführungsbestimmungen zu den bilateralen Staatsverträgen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen: N J W 1965, S. 1413 folg.; ders., Das Anerkennungsverfahren für ausländische Entscheidungen in Ehesachen: N J W 1967, S. 1398 folg.; ders., Die Feststellungswirkung der Antragszurückweisung nach Art. 7 FamRÄndG (1961): N J W 1969, S. 1649 folg.; Geimer-Schütze, Internationale Urteilsanerkennung, Bd. II, 1971 ; Gesler, § 328 Z P O — Ein Beitrag zur Lehre von der zwingenden Natur der Kollisionsnormen, 1933; Holleaux, Compétence du Juge Etranger et Reconnaissance des Jugements, 1970; Jellinek, Die zweiseitigen Staatsverträge über Anerkennung ausländischer Zivilurteile, 1953; Kisch, Anerkennung ausländischer Urteile als Gesetzgebungsproblem: ZAkDR 1937, S. 705 folg.; Kleinfeller, Die Vollstrekkung ausländischer Urteile, 1923; Kleinrahm-Partikel, Die Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen, 2. Aufl., 1970; Matscher, Zur Theorie der Anerkennung ausländischer Entscheidungen nach österreichischem Recht in: Festschrift für Schima, 1969, S. 265 folg.; Migliazza, Le Sentenze Straniere nel Diritto Italiano, 1968; Müller, Zum Begriff der „Anerkennung" von Urteilen in S 328 Z P O : Z Z P 79 (1966), S. 199 folg.; Nagel, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile unter den westeuropäischen Staaten — Eine Zwischenbilanz: DB 1969, S. 2323 folg.; Riad, La valeur internationale des jugements en droit comparé, 1955; Riezler IZPRS. 509 folg.; Schütze, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Zivilurteile in der Bundesrepublik Deutschland als verfahrensrechtliches Problem, Diss. Bonn 1960; ders., Vollstreckung ausländischer Urteile in Afrika, 1966; ders., Anerkennung und Vollstreckung deutscher Urteile im Ausland, 1973 ; ders., Die Geltendmachung deutscher Urteile im Ausland. Verbürgung der Gegenseitigkeit, 1977; ders., Die Anerkennung ausländischer Gestaltungsurteile über die Auflösung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung: GmbHRdSch 1967, S. 6 folg.; Sonnenberger, Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen, Schiedssprüche, Vergleiche und sonstiger Titel in : Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 209 folg. ; Süss, Die Anerkennung ausländischer Urteile in: Festschrift für Rosenberg, 1949, S. 229 folg.; Verheek, Die Staatsverträge über die Vollstreckung ausländischer Zivilurteile: NiemeyersZ 45, S. 1 folg.; Kommentare zu §§ 328, 722, 723 Z P O sowie die Literatur zu den Staatsverträgen unter A. Die Wirkung von Urteilen endet an der Staatsgrenze. Voraussetzung für ihre Geltendmachung im Inland ist die Anerkennung und ggf. Vollstreckbarerklärung. Dabei ist die Anerkennung Voraussetzung für die Vollstreckbarerklärung.

der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens nach dem EWG-Ubereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen: R I W / A W D 1976, S. 78 folg. (XL)

V. Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Zivilurteile

1. Rechtsquellen Die Geltendmachung ausländischer Zivilurteile bestimmt sich in erster Linie nach den Staatsverträgen 138 ). Das autonome Recht kommt zur Anwendung, wenn eine staatsvertragliche Regelung fehlt oder weniger anerkennungsfreundlich ist 139 ). Das wichtigste Abkommen ist das EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27.9. 1968 140 ). Daneben ist die Bundesrepublik Deutschland Mitgliedstaat zahlreicher mehrseitiger Staatsverträge, die die Anerkennung von Urteilen in Spezialmaterien regeln 141 ). Zweiseitige Anerkennungs- und Vollstreckungsverträge sind mit der Schweiz, Italien, Belgien, Osterreich, Großbritannien und Nordirland, Griechenland, den Niederlanden und Tunesien abgeschlossen 142 ). Im übrigen bestimmt sich die Anerkennung nach § 328 Z P O , die Vollstreckbarerklärung nach §§ 722, 723 Z P O .

2. Anerkennung Durch die Anerkennung werden alle Wirkungen einer ausländischen Entscheidung — mit Ausnahme der Vollstreckbarkeit — auf das Inland erstreckt. Als erstreckungsfähige Wirkungen kommen insbesondere in Betracht: — Rechtskraftwirkung 1 4 3 ). Die Rechtskrafterstreckung macht eine erneute Entscheidung unzulässig 144 ), führt also nicht nur zu einem mit dem ausländischen übereinstimmenden Sachurteil. — Feststellungswirkung — Gestaltungswirkung 1 4 5 ) — Streitverkündungs- und Interventionswirkung 1 4 6 ) — Tatbestandswirkung 1 4 7 ) Die Erfordernisse der Anerkennung sind: — Die Entscheidung muß von einem mit staatlicher Jurisdiktionsgewalt ausgestatteten ausländischen Gericht ergangen sein. Auf die Bezeichnung (Urteil, Beschluß pp.) kommt es nicht an. Entscheidung in diesem Sinne ist auch ein ausländisches Exequaturteil, d. h. daß eine Doppelexequierung ausländischer Urteile ist möglich 148 ). — Gegenstand der Entscheidung muß eine zivil- oder handelsrechtliche Streitigkeit 149 ) sein, wobei es auf die Zugehörigkeit des Erstgerichts zu einem Gerichtszweig nicht ankommt. — Das ausländische Urteil muß in Rechtskraft erwachsen sein 150 ). — Der Erststaat muß Gerichtsbarkeit besessen haben 1 5 1 ). — Das Erstgericht muß zur Entscheidung international zuständig gewesen sein 152 ). Die Verletzung der 138)Vgl. dazu Beck, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen in Zivilsachen nach den Staatsverträgen mit Belgien, Österreich, Großbritannien und Griechenland, 1969; Geimer N J W 1965, S. 1413 folg.; Geimer-SchützeaaO (Verträge mit Österreich, Belgien, Großbritannien und N o r d i r l a n d ) ; Jellinek aO ; Panchaud, La technique législative des traités sur l'exécution des jugements étrangers in: Festschrift für Fragistas III, 1968, S. 63 folg.; Verbeek NiemeyersZ 45, S. 1 folg. 139 )Vgl. dazu Geimer, Zur P r ü f u n g der Gerichtsbarkeit . . . a a O S. 58 folg. mit umfangreichen Nachweisen; Schütze in Geimer-Schütze a a O S. 323; den., Anerkennung und Vollstreckung deutscher Urteile im Ausland a a O S. 12 14 °)Vgl. dazu A I 1 141 )VgI. dazu A 1 2 — 6 142 )Vgl. dazu A II 143 )Vgl. dazu Zöller- Geimer Z P O 1 2 § 328 Anm. E 144 )Vgl. Schütze, Doppelte Rechtsverfolgung im In- und Ausland: D B 1967, S. 497 folg.; ders., Z u r Vollstreckung ausländischer Zivilurteile bei Zweifeln an der Verbürgung der Gegenseitigkeit: DB 1977, S. 2129 folg. m. w. N . 145 )Vgl. dazu Schütze G m b H R d S c h 1967, S. 6 folg. 146jVgl. Geimer, Anerkennung und Vollstreckbarerklärung französischer Garantieurteile in der Bundesrepublik Deutschland: Z Z P 85 (1972), S. 196 folg. 147 ) N a c h Gelmer beurteilt sich die Anerkennung der Tatbestandswirkungen nach materiellem Recht, vgl. Zöller-Geim e r Z P O 1 2 § 328 Anm. I 148 )Vgl. Schütze, Die Doppelexequierung ausländischer Zivilurteile: Z Z P 77 (1964), S. 287 folg.; Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann Z P O 3 7 § 328 Anm. 1 B; a. A. Zöller-Geimer Z P O 1 2 § 328 Anm. J M9)Vgl. zum Begriff der Handelssache bei der Anerkennung ausländischer Zivilurteile Luther, Z u r Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen und Schiedssprüchen in Handelssachen im deutsch-italienischen Rechtsverkehr : Z H R 127 (1964), S. 145 folg. '50)H. L. Vgl. Stein-Jonas-Schumann-LeipoldZVO19 § 328 Anm. III 3 m. w. N a c h w . 15 ')Vgl. dazu oben unter II, 1 ; vgl. im übrigen Geimer, Z u r P r ü f u n g der G e r i c h t s b a r k e i t . . . a a O l52 )Vgl. dazu oben unter III (XLI)

Einführung









N o r m e n über die örtliche oder sachliche Zuständigkeit ist im R a h m e n der A n e r k e n n u n g unbeachtlich. Die Zuständigkeitsprüfung erfolgt unter hypothetischer A n w e n d u n g der Zuständigkeitsbestimmungen der Z P O . Die prozeßeinleitende Ladung oder V e r f ü g u n g muß dem deutschen Beklagten, der sich auf den P r o z e ß nicht eingelassen hat, persönlich oder im W e g e der Rechtshilfe zugestellt w o r d e n sein 153 ). Das Erfordernis soll die umfassende G e w ä h r u n g rechtlichen Gehörs sicherstellen. Die mangelnde Zustellung wird deshalb durch jede Art der Einlassung geheilt, ohne daß die Einlassungsvoraussetzungen f ü r die Prorogation erfüllt sein müßten 1 5 4 ). D e r Erstrichter darf von den in §328 Abs. 1 N r . 3 Z P O aufgeführten, im wesentlichen statusrechtlichen Vorschriften nicht zu Lasten einer deutschen Partei abgewichen sein, soweit das deutsche Kollisionsrecht ihre A n w e n d u n g vorschreibt 1 5 5 ). Im übrigen ist die Berücksichtigung der loi convenable nicht Anerkennungserfordernis. Die Wirkungserstreckung darf nicht gegen den deutschen ordre public verstoßen 1 5 6 ). D e r o r d r e public-Verstoß kann darin liegen, daß durch das ausländische Urteil ein gemißbilligtes Rechtsverhältnis zur Durchsetzung gebracht werden soll (materiellrechtlicher o r d r e public), oder darin, daß das erststaatliche V e r f a h r e n mit grundlegenden Verfahrensmaximen des deutschen Prozeßrechts unvereinbar ist (verfahrensrechtlicher ordre public) 157 ). Zu den grundlegenden Verfahrensprinzipien gehört die G e w ä h r u n g rechtlichen Gehörs 1 5 8 ). Die Gegenseitigkeit muß verbürgt sein 159 ). Dies ist dann der Fall, wenn deutsche Urteile im Erststaat unter vergleichbaren Erfordernissen in materieller und prozessualer Hinsicht anerkannt und f ü r vollstreckbar erklärt werden, wie dies nach §§ 328, 722 folg. Z P O f ü r ausländische Urteile der Fall ist. Formale Gleichheit kann nicht gefordert werden. Sie besteht — abgesehen von den Fällen totaler Rezeption — nie. Erleichterungen können in gewissem Maße Erschwerungen ausgleichen 1 6 0 ). Die rein lehrbuchmäßige V e r b ü r g u n g der Gegenseitigkeit genügt nicht, es k o m m t auf die tatsächliche Ü b u n g an. Allerdings kann der Mangel von E r f a h r u n g e n nicht zur Verneinung der Gegenseitigkeit f ü h ren 1 6 1 ). In solchen Fällen ist davon auszugehen, daß der ausländische Richter sein Recht so anwendet, wie es sich aus dem Gesetzestext ergibt. Die Gegenseitigkeit kann partiell f ü r gewissen Urteilsgattungen verbürgt sein 1 6 2 ), jedoch nicht f ü r Urteilswirkungen, z. B. allein die Rechtskraft 1 6 3 ). N a c h der Rechtspre-

153)Vgl z u r Geltendmachung von Versäumnisurteilen insbes. Linke, Die Versäumnisentscheidungen im deutschen, österreichischen, belgischen und englischen Recht. Ihre Anerkennung und Vollstreckbarerklärung, 1971 154 )Vgl. dazu Schütze, Zur Bedeutung der rügelosen Einlassung im internationalen Zivilprozeßrecht: R I W / A W D 1979, S. 590 folg. 155 )Vgl. dazu Geiler, § 328 Z P O , Ein Beitrag zur zwingenden N a t u r der Kollisionsnormen, 1933; Kallmann, Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Zivilurteile und gerichtlicher Vergleiche, 1946, S. 262 folg.; Osswald, Die Bedeutung der deutschen Kollisionsnormen bei der Anerkennung ausländischer Zivilurteile in Deutschland, Diss. Erlangen 1956 156)Vgl. dazu Roth, Der Vorbehalt des O r d r e Public gegenüber fremden gerichtlichen Entscheidungen, 1967 157)Vgl. dazu Baur, Einige Bemerkungen zum verfahrensrechtlichen ordre public in: Festschrift f ü r Guldener, 1973, S. 1 folg.; Geimer, Nichtanerkennung ausländischer Urteile wegen nichtgehöriger Ladung im Erstprozeß: N J W 1973, S. 2138 folg.; den., Zur Nichtanerkennung ausländischer Urteile wegen nicht ordnungsgemäßen erststaatlichen Verfahrens: J Z 1969, S. 12 folg. 15 «)Vgl. aus der reichen Rechtsprechung B G H R I W / A W D 1978, 411 159)Vgl. Einmahl, Zur Verbürgung der Gegenseitigkeit bei der Anerkennung ausländischer Entscheidungen: N J W 1971, S. 1487 folg.; Fischer, Die Anerkennung ausländischer Urteile in Deutschland: Z A k D R 1935, S. 230 folg.; Fragistas, Zum Begriff der Gegenseitigkeit bei der Anerkennung ausländischer Urteile in: Festschrift f ü r Schätzel, S. 149 folg.; Kleinfeiler, Gegenseitigkeit: J W 1924, S. 1326 folg.; Klein, Das Erfordernis der verbürgten Gegenseitigkeit bei Vollstreckung ausländischer Urteile in Deutschland: BöhmsZ 6 (1896), S. 97 folg., 9 (1899), S. 206 folg.; Schütze, Zur Verbürgung der Gegenseitigkeit, insbesondere im Verhältnis zu Israel: A T O 1972, S. 281 folg.; Süss, Festschrift f ü r Rosenberg a a O S. 229 folg. 160 )Vgl. Schütze, Die Rechtsprechung des B G H zur Verbürgung der Gegenseitigkeit (§ 328 Abs. 1 N r . 5 Z P O ) : N J W 1969 S. 293 folg. 161)Vgl. Klein, Ist für den Begriff der vergürgten Gegenseitigkeit im Sinne von § 661 Abs. 2 N r . 5 der deutschen C. Pr. O. erforderlich, daß der ausländische Staat mit der Urteilsvollstreckung vorangehe? BöhmsZ 7 (1897), S. 17 folg.; vgl. auch Schütze, Urteilsanmerkung: A W D 1968, S. 267; ders. N J W 1969, S. 295 folg. 162)Vgl. Schütze, Zur partiellen Verbürgung der Gegenseitigkeit bei der Anerkennung ausländischer Zivilurteile: N J W 1973, S. 2143 folg. 163 )So jedoch Milleker, Teilanerkennung fremder Urteile nach Urteilswirkungen in vermögensrechtlichen Streitigkeiten: N J W 1971, S. 303 folg.; ihm folgend Sonnenberger a a O S. 220 (XL1I)

V. Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Zivilurteile chung des Bundesgerichtshofs führt die Inkongruenz der erststaatlichen und der deutschen Zuständigkeitsordnung zur partiellen Nichtverbürgung der Gegenseitigkeit 164 ). Das Verfahren der Anerkennung ist formlos. Jedes Gericht und jede befaßte Amtsstelle entscheidet als Vorfrage über die Anerkennungsfähigkeit 1 6 5 ). Eine Ausnahme besteht f ü r Urteile in Ehesachen, deren Anerkennung förmlicher Feststellung durch die Landesjustizverwaltung gemäß Art. 7 § 1 FamRAndG bedarf 1 6 6 ). Eine sachliche N a c h p r ü f u n g des ausländischen Urteils (revision au fond) ist unzulässig. Die ausländische Entscheidung darf nur daraufhin nachgeprüft werden, ob die Erfordernisse der Anerkennung im Zeitpunkt des Bestehens einer Inlandsbeziehung gegeben waren 1 6 7 ). Dies ist insbesondere f ü r die Verbürgung der Gegenseitigkeit wichtig. Fällt diese nach Herstellung der Inlandsbeziehung fort und ist sie im Zeitpunkt der P r ü f u n g der Anerkennungserfordernisse nicht mehr gegeben, so verliert die einmal erfolgte Anerkennung ihre Wirkung nicht mehr. 3. V o l l s t r e c k b a r e r k l ä r u n g Die Vollstreckbarerklärung eines ausländischen Urteils ist nur möglich, wenn die Erfordernisse der Anerkennungvorliegen. Überdies muß die Entscheidung einen vollstreckbaren Inhalt haben. Die Vollstreckbarerklärung erfolgt durch Gestaltungsurteil im ordentlichen Prozeß. Zuständig ist das Gericht des ersten Rechtszuges, das f ü r die Geltendmachung des Anspruchs zuständig wäre. Örtlich zuständig ist das Gericht des allgemeinen Gerichtsstandes des Schuldners, subsidiär f ü r vermögensrechtliche Ansprüche jenes des Gerichtsstands des Vermögens nach § 23 Z P O . Sind die Voraussetzungen der Vollstreckbarerklärung gegeben, so ist der Gläubiger gehalten, die Vollstreckbarerklärung im Verfahren nach §§ 722 folg. Z P O zu betreiben. Eine Leistungsklage ist unzulässig 168 ). Jedoch ist eine Verbindung von Vollstreckungs- und Leistungsklage im Wege eventueller Klagehäufung zulässig 169 ), wenn Zweifel am Vorliegen der Erfordernisse der Vollstreckbarerklärung bestehen. 4. W i r k u n g n i c h t a n e r k a n n t e r U r t e i l e Nicht anerkannte ausländische Urteile entfalten keine Wirkungen im Inland. Dennoch ist das ausländische Urteil in einem neuen Prozeß über den zugrunde liegenden Anspruch nicht bedeutungslos. Es stellt eine öffentliche Urkunde i. S. von $ 415 Z P O dar 1 7 0 ). Die Beweiskraft bezieht sich nicht nur auf die Tatsache, daß überhaupt ein Urteil ergangen ist, sondern auch auf die Tatsachen, die darin festgestellt worden sind. Dieser Beweis ist jedoch widerlegbar. Andernfalls könnte über § 415 Z P O eine an sich unzulässige Vollstreckbarerklärung unter Umgehung von §§ 328,722 f Z P O erfolgen.

164

)Vgl. dazu Schütze, Internationale Zuständigkeit und V e r b ü r g u n g der Gegenseitigkeit bei der Anerkennung ausländischer Entscheidungen: A W D 1970, S. 495 folg. )Vgl. dazu Schütze, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Zivilurteile in der Bundesrepublik Deutschland als verfahrensrechtliches Problem a a O S. 3 folg. 166)Vgl. dazu Geimer, Das Anerkennungsverfahren f ü r ausländische Entscheidungen in Ehesachen: N J W 1967, S. 1398 folg.; ders., Die Feststellungswirkung der Antragszurückweisung nach Art. 7 F a m R Ä n d G (1961): N J W 1969, S. 1649 folg.; Hoyer, Die Anerkennung ausländischer Ehescheidungen in Österreich, 1972 (zu der im wesentlichen gleichen Rechtslage nach § 24 4. D V O E h e G ) ; Kleinrahm-PartikeUiO 167 )Vgl. Schütze, D e r Zeitpunkt der Anerkennung ausländischer Zivilurteile: N J W 1966, S. 1598 folg.; vgl. aber auch Eberlein, Zu welchem Zeitpunkt müssen die Voraussetzungen f ü r die Anerkennung ausländischer Urteile in Deutschland nach § 328 Abs. 1 Ziff. 1, 4 und 5 Z P O und der entsprechenden Bestimmungen in den Staatsverträgen gegeben sein? 1952 168 )Vgl. Kallmann a a O S. 314, 320; Schütze, Doppelte Rechtsverfolgung im In- und Ausland: DB 1967, S. 497 folg.; a. A. jedoch B G H N J W 1964,1626 und ein beachtlicher Teil der Lehre, z. B. Baumbach-Lauterhach-Albers-Hartmann Z P O 3 7 §722 Anm. 1 C ; Luther, Vollstreckung von Kostentiteln aus österreichischen Eheprozessen in Deutschland: F a m R Z 1975, S. 259 folg. 165

169)Vgl. Schütze, Z u r Vollstreckung ausländischer Zivilurteile bei Zweifeln an der V e r b ü r g u n g der Gegenseitigkeit: DB 1977, S. 2129 folg. 170)Vgl. Schütze, Z u r Vollstreckung ausländischer Zivilurteile bei Zweifeln an der V e r b ü r g u n g der Gegenseitigkeit: DB 1977, S. 2129 folg. (XLIII)

Einführung

VI. Internationale Schiedsgerichtsbarkeit Literatur : Buhmann, Das auf den internationalen Handelsschiedsvertrag anwendbare nationale Recht, Diss. Regensburg 1970; Böckstiegel-Glossner, Internationale Schiedsgerichtsbarkeit im Ost-West-Handel, 1975; Carabiber, L'évolution de l'arbitrage commercial international: Ree. 19601, S. 119 folg.; Cohn, Commercial Arbitration and the Rules of Law in: University of Toronto Law Journal IV, S. 1 folg.; Fasching, Schiedsgericht und Schiedsverfahren im österreichischen und internationalen Recht, 1973; Fellhauer-Strohbach, Handbuch der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit, 1969; Fouchard, L'arbitrage commercial international, 1965; Fragistas, Arbitrage étranger et arbitrage international en droit privé: Rev. crit. 1960, S. 1 folg.; Gentinetta, Die lex fori internationaler Handelsschiedsgerichte, 1973; Glossner, Internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit : AWD 1969, S. 73 folg. ; ders., Das Schiedsgericht in der Praxis, 1978 ; Goldstajn, Die internationale zivile Schiedsgerichtsbarkeit in internationalen Abkommen: N J W 1966, S. 1593 folg.; v. Heymann, Der ordre public in der privaten Schiedsgerichtsbarkeit, 1969; v. Hoffmann, Internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit. Die Bestimmung des maßgeblichen Rechts, 1970; v. Hülsen, Die Gültigkeit von internationalen Schiedsvereinbarungen, 1973; Klein, Zum Begriff des internationalen Schiedsverfahrens in: Festgabe für den schweizerischen Juristentag 1963, S. 145 folg. ; Köhn, Schiedsgerichtsbarkeit und ordre public im zwischenstaatlichen Handelsverkehr: KTS 1956, S. 129 folg.; Mann, Internationale Schiedsgerichte und nationale Rechtsordnung: Z H R 130 (1968), S. 97 folg.; Münzberg, Prorogation und Schiedsvereinbarungen im internationalen Zivilverfahren in: Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 177 folg. ; Nagel, Durchsetzung von Vertragsansprüchen im Auslandsgeschäft. Klage vor dem Schieds- oder Staatsgericht im Inland oder Ausland, 1978 ; Plewe, Die Schiedsgerichtsabrede im internationalen Schuldvertragsrecht, Diss. Bonn 1969; Renggli, Die Grenzen der Parteifreiheit im internationalen privatrechtlichen Schiedsgerichtsverfahren, 1955; KiezlerIZPR S. 595 folg.; Robert, Traité de l'arbitrage civil et commercial, 4. Aufl., 1967; Schlosser, Das Recht der privaten internationalen Schiedsgerichtsbarkeit, I und II, 1975; Schwab, Kollisionsrechtliche Fragen des deutschen internationalen Schiedsverfahrensrechts in: Festschrift für M. Luther, 1976, S. 163 folg.; Schottelius, Die internationale Schiedsgerichtsbarkeit, 1957. Im internationalen Bereich hat die Schiedsgerichtsbarkeit die staatliche Gerichtsbarkeit in einzelnen Bereichen — z. B. im Ost-West-Handel — weitgehend verdrängt 171 ). 1. Gründe für den Abschluß einer internationalen Schiedsvereinbarung Die Gründe für den Abschluß einer internationalen Schiedsvereinbarung sind mannigfaltig: a) Die Parteien können bei der Wahl von Schiedsrichtern auf spezielle Sachkunde Bedacht nehmen. Diese kann sowohl in technischer (Kenntnis der Erdölförderung, des Erdnußanbaus etc.), in juristischer (Kenntnis des anwendbaren ausländischen Rechts) als auch in sprachlicher Hinsicht (Möglichkeit, fremdsprachliche Urkunden zu verstehen und Zeugen in ihrer Landessprache zu hören) bestehen. Staatliche Gerichte sind bei der Anwendung ausländischen Rechts — vor allen Dingen, wenn es in fremdem Rechtskreis wurzelt — überfordert, während es möglich ist, Schiedsrichter mit derartigen Spezialkenntnissen zu finden. b) Eng damit verknüpft ist die häufig kürzere Verfahrensdauer bei internationalen Schiedsgerichten. Grund dafür ist zunächst die übliche Einstufigkeit des Verfahrens, darüber hinaus aber auch die spezielle Sachkunde der Schiedsrichter, die Sachverständigengutachten und Ubersetzungen häufig überflüssig macht. Allerdings wird diese Beschleunigung teilweise durch den anschließenden Exequaturprozeß ausgeglichen. c) Das Schiedsgericht ist in der Gestaltung des Verfahrens freier als das Staatsgericht. Das erleichtert besonders die Durchführung von Zustellungen und Beweisaufnahmen 172 ). Die förmliche Zustellung nach § 199 Z P O nimmt regelmäßig erhebliche Zeit in Anspruch. Das Schiedsgericht kann Zustellungen mit der Post vornehmen und Beweisaufnahmen im Ausland durchführen, ohne an zwischenstaatliche Vereinbarun-

17,

) V g l . z u r Bedeutung der Schiedsgerichtsbarkeit bei internationalen V e r t r ä g e n Nickliscb, Instrumente d e r internationalen Handelsschiedsgerichtsbarkeit z u r Konfliktsregelung in Langzeitverträgen: R I W / A W D 1978, S. 633 folg. )Vgl. d a z u NagelaaO S. 23 folg.

172

(XLIV)

VI. Internationale Schiedsgerichtsbarkeit gen gebunden zu sein. Es muß sich nicht an die Gerichtssprache halten, kann vielmehr in einer den Beteiligten geläufigen Sprache verhandeln 173 ). d) Die Kosten des Schiedsverfahrens sind wegen der Einstufigkeit teilweise geringer als im Verfahren vor dem Staatsgericht, obwohl man diesen Kostenvorteil nicht überbewerten sollte. In einer Instanz ist das Schiedsgericht — verglichen mit deutschen Gerichtskosten — teurer als ein ordentlicher Zivilprozeß, im übrigen kann der Exequaturprozeß erheblichen Aufwand erfordern. ej Der Ausschluß der Öffentlichkeit ist im internationalen ebenso wie im nationalen Bereich einer der wesentlichen Gründe für die Wahl der Schiedsgerichtsbarkeit. Die NichtÖffentlichkeit von Schiedsverfahren schützt die Parteien vor dem Bekanntwerden von Betriebsinterna. f ) Schiedssprüche sind international in weit größerem Maße durchsetzbar als Gerichtsurteile. So macht die Bundesrepublik Deutschland die Anerkennung und Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen nicht von der Verbürgung der Gegenseitigkeit abhängig. g) Die Präzedenzwirkung von Schiedssprüchen, deren Fehlen im nationalen Bereich die Schiedsgerichtsbarkeit aus einzelnen Branchen verbannt, besteht international zumindest bedingt. Bedeutende Schiedssprüche wie der Aramco-Schiedsspruch 174 ) oder der Schiedsspruch in dem Sojuznefteksport-Fall 175 ) haben über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung erlangt. 2. Arten internationaler Schiedsgerichte Die Beteiligten können zwischen einem für den Einzelfall bestellten oder einem ständigen Schiedsgericht wählen. Ad hoc-Schiedsgerichte werden für den konkreten Streitfall bestellt. Die Parteien bestimmen nicht nur die Zusammensetzung des Schiedsgerichts, sondern auch den Verfahrensablauf. Sie sind nicht an Verfahrensregeln gebunden — solange sie sich an die Grundprinzipien eines unparteiischen Schiedsverfahrens halten 176 ). Dabei können die Parteien sich Musterschiedsgerichtsordnungen bedienen, die sich in reichem Maße im internationalen Bereich finden. Hierzu gehören — die Schiedsordnung der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (ECE-Schiedsordnung) 177 ) und die - UNCITRAL-Schiedsordnung. 1 7 8 ) Demgegenüber haben institutionelle Schiedsgerichte eine feste Organisation und eine allgemein gültige Verfahrensordnung, die die Durchführung des Verfahrens häufig erleichtern. Institutionelle Schiedsgerichte sind im internationalen Bereich besonders beliebt. Ihrer haben sich vornehmlich die Handelskammern angenommen. Die Außenhandelskammern der sozialistischen Staaten haben ausnahmslos Schiedsgerichte eingerichtet, die im Bereich des Ost-West-Handels überragende Bedeutung erlangt haben 179 ). 173

)Das gilt nicht nur f ü r ad hoc-, sondern auch f ü r institutionelle Schiedsgerichte. So sieht die Verfahrensordnung der tschechoslowakischen Außenhandelskammer ausdrücklich vor, daß auf Parteiantrag in fremder Sprache verhandeltwerden kann. 174 )Rev. crit. 1963, 305; vgl. dazu Batiffol, La sentence Aramco et le droit international privé: Rev. crit. 1964, S. 647 folg. 175 )Vgl. dazu Berman, Force Majeure and the Denial of an Expert License under Soviet Law. A Comment on Jordan Investments Ltd. v. Soiuznefteksport: RabelsZ 24 (1959), S. 449 folg.; Jerusalem, Einstellung sowjetischer Öllieferungen nach Israel — Entscheidung der Außenhandels-Arbitrage-Kommission bei der Handelskammer der U d S S R in Moskau : A W D 1958, S. 187 176)Vgl. dazu grundlegend Kornblum, Probleme der schiedsrichterlichen Unabhängigkeit, 1968 177 )Vgl. dazu Arnold, Die Schiedsgerichtsordnung der Wirtschaftskommission f ü r Europa der Vereinten Nationen: A W D 1967, S. 179 folg.; Cohn, The Rules of Arbitration of the U . N . Economic Commission for Europe: I n t C o m p L Q 16 (1967), S. 946 folg. 178 )Vgl. dazu Glossner, Die U N C I T R A L - S c h i e d s o r d n u n g in der Praxis: R I W / A W D 1978, S. 141 folg.; von Hoffmann, U N C I T R A L Rules f ü r internationale Schiedsverfahren: R I W / A W D 1976, S. 1 folg.; Pirrung, Die Schiedsverfahrensordnung der U N C I T R A L : R I W / A W D 1977, S. 513 folg. 179 )Vgl. dazu Benjamin, Aperçu des institutions arbitrales de l'Europe de l'Est qui exercent une acitivité dans le domaine de l'arbitrage commercial international: RevArb 1957, S. 114 folg., 1958, S. 2 folg.; Fellbauer-Strohbach, Internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit, 1969; P f a f f , Die Außenhandelsschiedsgerichtsbarkeit der sozialistischen Länder im Handel mit der Bundesrepublik Deutschland, 1973 ; ders., Neuerungen der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit im Ost-West-Handel vor den ständigen Außenhandelsschiedsgerichten der R G W - L ä n d e r : R I W / A W D 1976 S. 473 folg. (Bulgarien, D D R , Polen), 1977, S. 125 folg. (Sowjetunion, Tschechoslowakei, U n g a r n ) ; Szdszy, Arbitration of Foreign T r a d e T r a n s a c t i o n s in the Popular Democracies : A m J C o m p L 1964, S. 441 folg. (XLV)

Einführung Im europäischen Bereich sind besonders zu erwähnen die Schiedsgerichte der internationalen Handelskammer Paris 180 ) sowie der Handelskammern Stockholm 181 ) und Zürich 182 ). In den USA 183 ), Kanada 184 ) und Südamerika 185 ) bestehen sich ähnelnde Schiedsgerichtssysteme. 3. Rechtsquellen der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit Die Schiedsgerichtsbarkeit ist in großem Maße durch zwischenstaatliche Vereinbarungen geregelt: Genfer Protokoll über die Schiedsklauseln vom 24. 9. 1923 186 ) Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 29. 9. 1927 187 ) UN-Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10.6. 1958 188 ) Europäisches Ubereinkommen über die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom 21.4. 1961189) Für besondere Sachgebiete schaffen das Ubereinkommen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten und Angehörigen anderer Staaten vom 18. 3.1965 190 ) das Londoner Auslandsschuldenabkommen vom 27. 2. 1953 191 ) und die internationalen Eisenbahnverkehrsübereinkommen vom 7. 2. 1970192) Regelungen für die Anerkennung von Schiedsverfahren und die Durchsetzung der ergehenden Schiedssprüche. Daneben bestehen zweiseitige Abkommen im Rahmen der Staatsverträge über internationale Urteilsanerkennung und der Handels- und Freundschaftsverträge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR und den Vereinigten Staaten von Amerika 195 ). 4. Internationales Schiedsverfahren a) Grundlage jedes Schiedsverfahrens ist eine wirksame Schiedsvereinbarung, die entweder zur Entscheidung einer bereits entstandenen (Schiedsvertrag, compromis) oder künftigen Streitigkeit (Schiedsklausel, clause compromissoire) abgeschlossen werden kann 194 ). Gegenstand der Schiedsvereinbarung muß ein bestimmtes Rechtsverhältnis sein, und zwar sowohl nach dem UN-Ubereinkommen und Europäischen Übereinkommen 195 ) als auch nach autonomem deutschen Recht 196 ). Die Schiedsvereinbarung bedarf nach dem UN-Übereinkommen (Art. 2 Abs. 2) und dem Europäischen Übereinkommen (Art. 1 Abs. 2 lit. a) der Schriftform. Das gleiche gilt für das deutsche autonome Recht

180

)Vgl. dazu Böckstiegel, T h e New Arbitration Rules of the International Chamber of Commerce in: Festschrift f ü r Mann, 1977, S. 575 folg.; Cohn, The Rules of Arbitration of the International C h a m b e r of Commerce: I n t C o m p L Q 14 (1965), S. 132 folg.; Dietler, Der Schiedsgerichtshof der Internationalen Handelskammer, seine Organisation und Verfahren, 1935; Eisemann, T h e Revised Rules of Arbitration of the International Chamber of Commerce in: Yearbook Commercial Arbitration 1,1976, S. 167 folg.; Glossner, Vergleichs- und Schiedsgerichtsordnung der internationalen Handelskammer vom 1. 6. 1975 in: Festschrift f ü r M. Luther, 1976, S. 85 folg.; Pramer, Schiedsgerichtsbarkeit der internationalen Handelskammer in Paris :JurBl. 1970, S. 505 folg.; Prechtl, Die Schiedsgerichtsbarkeit der Internationalen Handelskammer, Diss. W ü r z b u r g 1957; Stoltenberg, Die neue Schiedsordnung der Internationalen Handelskammer in Paris: N J W 1 9 7 5 , S. 2130 folg. 181)Vgl. dazu Holmbäck, Arbitration in Sweden, 1977 182 )Vgl. dazu Loebell, Die Schiedsgerichtsbarkeit der Zürcher Handelskammer: A W D 1973, S. 256 folg.; Zürcher Handelskammer, Schiedsgerichtsbarkeit, 1977 183 )American Arbitration Association (AAA) 184 )Canadian-American Commercial Arbitration Commission (CACAC) 185 ) Inter-American Commercial Arbitration Commission (IACAC) 186 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten B I 1 a 187 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten B I 1 b 188 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten B I 2 189 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten B I 3 190 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten B I 4 191 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten A I 6 192 )Vgl. f ü r Text, Literatur und Geltungsbereich unten A I 5 a, b 193 )Vgl. dazu unten B II 1 und 2 194 )Vgl. z u r Terminologie Sareika, Zu den Begriffen in der Schiedsgerichtsbarkeit: Z Z P 90 (1977), S. 285 folg. 195 )A. A. Schlosser, Das Recht der privaten internationalen Schiedsgerichtsbarkeit a a O R d N 342 m. w. N . " Ä ) V g l . dazu Wieczorek-Schütze Z P O 2 § 1026 Anm. A (XLVI)

VI. Internationale Schiedsgerichtsbarkeit (§ 1027 ZPO), das jedoch für Schiedsvereinbarungen, die für beide Teile ein Handelsgeschäft sind, eine Ausnahme von der Formbedürftigkeit zuläßt. b) Die Parteien sind in der Wahl des auf das Schiedsverfahren anwendbaren Rechts weitgehend frei. So statuiert Art. 5 Abs. 1 lit. d des UN-Ubereinkommens eine praktisch unbegrenzte Parteiautonomie hinsichtlich der Verfahrensgestaltung 197 ). Das Europäische Ubereinkommen regelt die Frage in Art. 4 Abs. 1 dahin, daß es den Parteien freisteht zu bestimmen, wie die Schiedsrichter bestellt werden sollen, an welchem Ort das Verfahren durchgeführt werden soll und welche Verfahrensregeln die Schiedsrichter einhalten müssen. Auch das deutsche autonome Recht überläßt es den Parteien, welche Gestaltung sie einem internationalen Schiedsverfahren geben wollen, solange gewisse rechtsstaatliche Grundsätze gewahrt sind. Dazu gehört: — keine Partei darf ihre wirtschaftliche oder soziale Überlegenheit dazu ausgenutzt haben, dem anderen Teil eine bestimmte Verfahrensordnung aufzunötigen, insbesondere hinsichtlich der Ernennung oder Ablehnung der Schiedsrichter, — die Unabhängigkeit der Schiedsrichter muß gewahrt sein 198 ), — das Verfahren muß rechtsstaatlichen Grundsätzen entsprechen, insbesondere muß rechtliches Gehör im umfassenden Sinne gewährt werden. Die Wahl des anwendbaren Verfahrensrechts bestimmt nach der heute herrschenden Lehre in Deutschland die Nationalität des Schiedsspruchs 199 ). c) Auch das anwendbare materielle Recht unterliegt der Parteidisposition. Die Parteien können zunächst bestimmen, ob das Schiedsgericht überhaupt an materielles Recht bei der Entscheidung gebunden sein oder nach Billigkeit entscheiden soll. Sie können das Schiedsgericht von der Anwendbarkeit eines bestimmten materiellen Rechts befreien und eine Billigkeitsentscheidung anordnen (amiable compositeur) 200 ). Im übrigen können die Parteien in dem durch das anwendbare Kollisionsrecht gesteckten Rahmen im Bereich des Obligationenrechts das anwendbare Recht bestimmen. 5. Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche Soweit nicht Staatsverträge eine erleichterte Möglichkeit der Durchsetzung ausländischer Schiedssprüche vorsehen, regelt § 1044 Z P O die Anerkennung und Vollstreckbarerklärung in sehr liberaler Weise. Ausländische Schiedssprüche werden anerkannt und für vollstreckbar erklärt 201 ), wenn folgende Erfordernisse gegeben sind: — der ausländische Spruch muß nach ausländischem Recht verbindlich sein, — er muß aufgrund einer wirksamen Schiedsvereinbarung ergangen sein, — die Anerkennung des Schiedsspruchs darf nicht gegen den deutschen ordre public verstoßen 202 ), wobei die Unparteilichkeit eines osteuropäischen Schiedsgerichts nicht schon wegen des in diesen Staaten bestehenden staatlich gelenkten Wirtschaftssystems in Frage gestellt werden kann 203 ), — die unterlegene Partei muß ordnungsgemäß vertreten gewesen sein, sofern sie nicht die Prozeßführung ausdrücklich oder stillschweigend genehmigt hat, — im Schiedsverfahren muß ausreichend rechtliches Gehör gewährt worden sein.

197

)Vgl. Schlosser a a O R d N 4 2 0 m. w. N . 198)Vgl. dazu Komblum, Probleme der schiedsrichterlichen Unabhängigkeit, 1968 199 )Vgl. B G H Z 21, 365; Reitbmann-von Hoffmann, Internationales Vertragsrecht, 2. Aufl. 1972, R d N 6 9 3 ; Riezler I Z P R S. 616; Schlosser a a O R d N 642; a. A. von Beringe, Die Nationalitätsbestimmung bei Schiedssprüchen: N J W 1959, S. 77 folg., der auf den Sitz des Schiedsgerichts abstellen will. 200)Vgl. dazu Landolt, Rechtsanwendung oder Billigkeitsentscheid durch den Schiedsrichter in der privaten internationalen Handelsschiedsgerichtsbarkeit, 1955; Riedberg, Der amiable compositeur im internationalen privaten Schiedsgerichtsverfahren, 1962 201 )Vgl. dazu Baumbach-Schwab, Schiedsgerichtsbarkeit, 2. Aufl. 1960; Mezger, Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche. Z u r Auslegung von § 1044 Z P O : A ¥ D 1970, S. 258 folg.; Schlosser, Das Recht der internationalen privaten Schiedsgerichtsbarkeit I a a O N r . 626 folg. 202 )Vgl. dazu v. Heymann, Der ordre public in der privaten Schiedsgerichtsbarkeit, 1959; v. Hinüber, Vollstreckungshindernisse in der internationalen Handelsschiedsgerichtsbarkeit unter besonderer Berücksichtigung des ordre public: K T S 1959, S. 145 folg.; Roth, Der Vorbehalt des O r d r e Public gegenüber fremden gerichtlichen Entscheidungen, 1967 203)Vgl. B G H Z 52, 184; vgl. auch Mezger, Verstoß gegen die öffentliche O r d n u n g bei Beurteilung ausländischer Schiedssprüche: N J W 1970, S. 368 folg.; P f a f f , Probleme der Anerkennung und Vollstreckung jugoslawischer Schiedssprüche: A W D 1970, S. 55 folg. (XLVII)

Einführung Die Anerkennung ausländischer Schiedssprüche erfolgt formlos. Die Erstreckung der Vollstreckungswirkung bedarf eines gerichtlichen Exequaturs. Dieses wird nach dem für inländische Schiedssprüche vorgesehenen Verfahren erteilt.

VII. Internationale Rechtshilfe Literatur: Arnold, Die Rechtshilfeordnung in Zivilsachen vom 19. 10. 1956: MDR 1957, S. 385 folg.; Bülow-Böckstiegel, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, 2. Aufl., 1973 folg.; Cucinotta, L'assistenza giudiziaria nei rapporti internazionale, 1935; Delius, Handbuch des Rechtshilfeverfahrens im Deutschen Reich sowie im und gegenüber dem Ausland, 4. Aufl., 1911 ; Frctncke, Verfahren der Rechtshilfe für ausländische Gerichte : Recht 1901, S. 31 folg. ; Gavalda, La coopération internationale en matière de procédure civile: Etudes de droit contemporain. Contributions françaises au VI e Congrès international de droit comparé, 1962; Nagel, Nationale und internationale Rechtshilfe im Zivilprozeß; das europäische Modell, 1971 ; Nehlert, Grundsätze des Rechtshilfeverkehrs mit dem Ausland in Zivilsachen: JR 1958, S. 121 folg.; Pocar, L'assistenza giudiziaria internazionale in materia civile, 1967; Riezler IZPR S. 672 folg.; Unterreitmayer, Der Rechtshilfeverkehr mit dem Ausland in Zivil- und Handelssachen : Rpfl. 1972, S. 117 folg. Die Befugnis von Gerichten und Behörden, Verfahrenshandlungen vorzunehmen, endet an der Staatsgrenze. N u r bei besonderer Gestattung — sei es aufgrund staatsvertraglicher Vereinbarung oder internationaler Rücksichtnahme — können Prozeßhandlungen im Ausland durchgeführt werden. Im übrigen bedarf es der Rechtshilfe der Gerichte und Behörden des Staates, auf dessen Territorium Zustellung, Beweisaufnahme pp. erfolgen soll. Rechtshilfe wird geleistet aufgrund zwischenstaatlicher Vereinbarung (vertraglicher Rechtshilfeverkehr) (§ 3 Nr. 1 Z R H O ) oder aufgrund gegenseitigen Entgegenkommens (comitas) (vertragloser Rechtshilfeverkehr) (§ 3 Nr. 2 Z R H O ) . Im einzelnen sind fünf Gruppen zivilprozessual erheblicher Handlungen im zwischenstaatlichen Bereich zu unterscheiden, die für die internationale Rechtshilfe in Betracht kommen : — Zustellung im Ausland — Beweisaufnahme im Ausland — Vollstreckungshilfe — Verfahrenüberleitung — Verfahrenshilfe 204 )

1. Vertraglicher Rechtshilfeverkehr 2 0 5 ) — — — —

Der Rechtshilfeverkehr ist in großem Maße staatsvertraglich geregelt. Bedeutsam sind im einzelnen: Haager Zivilprozeßabkommen vom 17.7. 190 5 206 ) Haager Zivilprozeßübereinkommen vom 1.3. 19 5 4 207 ) nebst bilateralen Zusatzvereinbarungen 208 ) Haager Zustellungs- und Beweisübereinkommen vom 15. 11. 1965 und 18 . 3. 197 0 209 ) deutsch-britisches Abkommen vom 20.3. 1928 über den Rechtsverkehr 210 ), das für eine Reihe von inzwischen unabhängig gewordenen Staaten 211 ) und Territorien, für deren internationale Beziehungen das Vereinigte Königreich zuständig ist 212 ), weiterhin in Geltung ist

204

) V g l . d a z u § 5 R e c h t s h i l f e o r d n u n g f ü r Zivilsachen ( Z R H O ) vom 19. O k t o b e r 1956. F ü r Geltungsbereich u n d I n k r a f t t r e t e n vgl. Bülow-Böckstiegel a a O 900. 1 folg. ) V g l . d a z u auch Jodlowski, Zwischenstaatliche A b k o m m e n ü b e r den Rechtshilfeverkehr zwischen sozialistischen u n d bürgerlichen S t a a t e n ; Beispiele und Möglichkeiten in: Zeitgenössische F r a g e n des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 315 folg.; Matscher, Zwischenstaatliche A b k o m m e n über den Rechtshilfeverkehr zwischen bürgerlichen u n d sozialistischen Staaten. Beispiele u n d Möglichkeiten i n : Zeitgenössische F r a g e n a a O S. 355 folg.; vgl. im übrigen die unten unter C Zitierten. 206)Vgl. c J a z u unten C I 207 ) V g l . d a z u unten C II 2 °8)Vgl. d a z u unten C I V 2 °9)Vgl. d a z u unten C III 2,0 ) R G B 1 . 1928 II, 623 211 )Australien, B a r b a d o s , Bahamas, Fidschi, G a m b i a , G r e n a d a , J a m a i k a , K a n a d a , Lesotho, Malawi, Malaysia, Malta, Mauritius, N e u s e e l a n d , Nigeria, Seyschellen, Sierra Leone, S i n g a p u r , Swasiland, T r i n i d a d u n d T o b a g o , Z y p e r n 212 ) V g l . d a z u Bülow-Böckstiegel a a O 520. 3 folg. 205

(XLVIII)

VII. Internationale Rechtshilfe — deutsch-griechisches Abkommen über die gegenseitige Rechtshilfe in Angelegenheiten des bürgerlichen und Handelsrechts vom 11.5. 1938 213 ) — deutsch-tunesischer Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstrekkung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeitvom 19.7.1966 2 1 4 ) — deutsch-türkisches Abkommen über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28.5. 1929 215 ). Im einzelnen gelten im Verhältnis zu folgenden Staaten vertragliche Vereinbarungen über Rechtshilfe 2 1 6 ): Ägypten Australien Bahamas Barbados Belgien Botswana Dänemark Fidschi Finnland

Frankreich

Gambia Grenada Griechenland

Großbritannien

Island Israel Italien Jamaika Japan Jugoslawien Kanada 2

H Z Ü 1965 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 H Z Ü 1965 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 25.4. 1959 ( C I V 6 ) H Z Ü 1965 H Z Ü 1965 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarungen v. 1.6. 1910, geändert durch N o tenwechsel v. 6.1. 1932 und 1.6. 1914 ( C I V 5 a und b) dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 H B Ü 1970 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 6. 5. 1961 (C IV 8) H Z Ü 1965 H B Ü 1970 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 deutsch-griechisches Abkommen über die gegenseitige Rechtshilfe in Angelegenheiten des bürgerlichen und Handelsrechts vom 11.5. 1938 (RGBl. 1939 II, 848; BGBl. 1952 II, 634) dt.-brit. Abk. 1928 H Z Ü 1965 H B Ü 1970 H Z P A 1905 H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 H Z P Ü 1954 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 H Z P Ü 1954 dt.-brit. Abk. 1928

'3)RGB1. 1939 II, 848; BGBL 1952 II, 634 )Vgl. dazu unten A l l 8 215 )RGB1. 1930 II, 6; 1931 II, 539; BGBl. 1952 II, 608 216 )abgekürzt werden: H Z P A 1905 H a a g e r Abkommen vom 17.7. 1905 über den Zivilprozeß, RGBl. 1909, 409, abgedruckt unter C 1 1 H Z P Ü 1954 H a a g e r Übereinkommen vom 1.3. 1954 über den Zivilprozeß, BGBl. 1958 II, 576, abgedruckt unter C II 1 H Z Ü 1965 H a a g e r Übereinkommen vom 15. 11. 1965 über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- und Handelssachen, abgedruckt unter C III 1 H B Ü 1970 H a a g e r Übereinkommen vom 18.3. 1970 über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen, abgedruckt unter C III 1 dt.-brit. Abk. 1928 deutsch-britisches Abkommen vom 20. 3. 1928 über den Rechtsverkehr, RGBl. 1928 II 623; 1929 II, 133 214

(IL)

Einführung Lesotho Libanon Liechtenstein

Luxemburg

Malawi Malaysia Malta Marokko Mauritius Neuseeland Niederlande Nigeria Norwegen Osterreich Polen Portugal

Rumänien Schweden

Schweiz Seschellen Sierra Leone Singapur Sowjetunion Spanien Surinam Swasiland Trinidad und Tobago Tschechoslowakei Tunesien

Türkei

Ungarn USA

Vatikanstadt Zypern

dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 deutsch-liechtensteinische Vereinbarung vom 17.2./29. 5. 1958 über den unmittelbaren Geschäftsverkehr in Zivil- und Strafsachen zwischen den Justizbehörden der Bundesrepublik Deutschland und des Fürstentums Liechtenstein (BAnzNr. 73/59) H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 1. 8. 1909 ( C I V 1) H Z Ü 1965 H B Ü 1970 dt.-brit. Abk. 1928 H Z Ü 1965 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvertrag v. 30. 8. 1962 ( C I V 9 ) H Z Ü 1965 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 2. 8. 1909 (C IV 2) H Z Ü 1965 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 6. 6. 1959 (C IV 7) H Z P Ü 1954 H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 H B Ü 1970 H Z P Ü 1954 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 1. 2. 1910 (C IV 3) H Z Ü 1965 H B Ü 1970 H Z P Ü 1954 nebst Zusatzvereinbarung v. 30.4. 1910 und Abkommen vom 24.12. 1929 ( C I V 4 ) dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 H Z P Ü 1954 H Z P Ü 1954 dt.-brit. Abk. 1928 dt.-brit. Abk. 1928 H Z P Ü 1954 H B Ü 1970 deutsch-tunesischer Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom 19.7.1966 (A II 8) H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 deutsch-türkisches Abkommen über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28.5.1929 (RGBl. 1930 II, 6; 1931 II, 539; BGBl. 1952 II, 608) H Z P Ü 1954 H Z Ü 1965 H B Ü 1970 deutsch-amerikanischer Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 29.10. 1954 (B II 2) H Z P Ü 1954 dt.-brit. Abk. 1928 (L)

VII. Internationale Rechtshilfe 2. Vertragloser Rechtshilfeverkehr Auch wenn keine staatsvertragliche Vereinbarung besteht, wird Rechtshilfe weitgehend aufgrund internationalen Entgegenkommens (comitas) geleistet. N u r selten wird eine solche vertraglose Rechtshilfe ausdrücklich festgestellt, wie dies im deutsch-liechtensteinischen Verhältnis 1958 geschehen ist 217 ). 3. D u r c h f ü h r u n g der Rechtshilfe Die Erledigung von aus- und eingehenden Rechtshilfeersuchen bestimmt sich nach der Rechtshilfeordnung für Zivilsachen ( Z R H O ) vom 19. 10. 1956. a) Zustellungen Nach § 199 Z P O erfolgt die im Ausland zu bewirkende Zustellung mittels Ersuchens der zuständigen Behörde oder des dort akkreditierten diplomatischen oder konsularischen Vertreters. Grundlage ist ein Ersuchungsschreiben des Vorsitzenden des Prozeßgerichts (§ 202 ZPO). Im einzelnen ist die Behandlung ausgehender Ersuchen in §§ 11 folg. Z R H O , die eingehender Ersuchen in §§ 66 folg. Z R H O geregelt. Der Bundesgerichtshof 218 ) hält § 187 Z P O bei mangelhafter Auslandszustellung für unanwendbar, da die Zustellung als Hoheitsakt nicht über die Grenze wirke. Die Vorschriften über die Zustellung sollen jedoch nur die umfassende Gewährung rechtlichen Gehörs sicherstellen, die auch bei tatsächlichem Zugang gewahrt ist. Dabei kann es keinen Unterschied machen, ob der Zugang im Inland oder im Ausland erfolgt ist. § 187 Z P O ist deshalb auch im internationalen Rechtsverkehr anwendbar 219 ). b)

Beweisaufnahmen

Die Beweisaufnahme kann sich auf die Vernehmung von Zeugen, Sachverständigen oder Parteien, Augenscheinseinnahme, Aufnahme eines Urkundenbeweises oder Prüfung von Urkunden, Abnahme von Eiden pp. beziehen (§ 5 Nr. 2 Z R H O ) . Die Z R H O regelt die Behandlung ausgehender Ersuchen in §§ 36 folg., die eingehender Ersuchen in §§ 82 folg. Die Schwierigkeiten im Hinblick auf die anglo-amerikanische Praxis der Beweiserhebung durch „commissioners" 220 ) sind durch das Haager Beweisübereinkommen nunmehr weitgehend überwunden 221 ). c) Vollstreckungshilfe Zur Einziehung von Kosten im ersuchten Staat kann um Vollstreckungshilfe nachgesucht werden (§ 5 Nr. 3 Z R H O ) . Die Kostentitel, die im Wege der Vollstreckungshilfe durchgesetzt werden können, sind u. a. die nach Artt. 18 folg. des Haager Zivilprozeßübereinkommens 19 5 4 222 ). Einzelheiten regeln 41 folg. Z R H O (ausgehende Ersuchen) und §§89 folg. Z R H O (eingehende Ersuchen). d)

Verfahrensüberleitung

In Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (insbes. Vormundschafts- und Nachlaßsachen) besteht zuweilen die Notwendigkeit, ein Verfahren an die Gerichte oder Behörden eines anderen Staates abzugeben. Diese Verfahrensüberleitung ist in §§ 44, 45 Z R H O für ausgehende und §§ 92, 93 Z R H O für eingehende Ersuchen geregelt. e) Verfahrenshilfe Die internationale Verfahrenshilfe (§ 5 Nr. 5 Z R H O ) umfaßt die Rechtshilfe, soweit nicht gerichtliche Handlungen in Betracht kommen, z. B. die Übersendung von Akten und Urkunden, die Erteilung behördlicher Auskünfte, die Ermittlung von Zeugen und Berechtigten pp. Die Regelung von ausgehenden Ersuchen findet sich in §§ 46 folg. Z R H O , die von eingehenden Ersuchen in §§ 94 folg. Z R H O .

217

)BAnz. N r . 73/59 ) B G H Z 58, 177, zust. Thomas-Putzo Z P O 1 0 § 187 Anm. 1 ) K G O L G Z 74, 328; BayObLG F a m R Z 1975, 217 m. Anm. Geimer; Bökelmann, Urteilsanmerkung: J R 1972, S. 425; Geimer, Urteilsanmerkung: N J W 1972, S. 1624 folg.; Zöller-Stephan Z P O 1 2 § 187 Anm. 1 22 °)Vgl. dazu Nagel, Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung des internationalen Zivilverfahrensrechts. O f fene Fragen und Aufgaben in: Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts, 1972, S. 13 folg. 221 )unten C I I I 222 )unten C II 1 218 219

(LI)

Inhaltsübersicht Seite A Internationale Urteilsanerkennung I Mehrseitige Verträge 1 Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27.9.1968 (EWG-Zuständigkeits-und Vollstreckungsübereinkommen) (4) a Text des Übereinkommens (6) b Unterzeichnungsprotokollvom27.9.1968 (40) c Gemeinsame Erklärung vom 27.9.1968 (42) d Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen nebst Bericht zu dem Übereinkommen (44) e ProtokollbetreffenddieAuslegungdesÜbereinkommensvom3.6.1971 (116) f GemeinsameErklärungzudemProtokollvom3.6.1971 (122) g Deutsche Denkschrift zu dem Protokoll vom 3.6.1971 (124) h ÜbereinkommeninderFormdesBeitrittsübereinkommensvom9.10.1978 (130) i Bericht zu dem Beitrittsübereinkommen (145) j Ausführungsgesetz zu dem Übereinkommen vom 29.7.1972 (217) (223) k Begründung zu dem Ausführungsgesetz 2 Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern vom 15.4.1958 (Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen betreffend Unterhaltsentscheidungen) (244) a Text des Übereinkommens (245) b Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen (249) c Ausführungsgesetz zu dem Übereinkommen vom 18.7.1961 (254) d Begründung zu dem Ausführungsgesetz (256) 3 Haager Zivilprozeßübereinkommen vom 1.3.1954 Artt. 18 folg. vgl. C II 1 (265) (265) 4 Revidierte Rheinschiffahrtsakte vom 17.10.1898 a Art. 40 revidierte Rheinschiffahrtsakte (266) b § 21 Gesetz über das gerichtliche Verfahren in Binnenschiffahrts- und Rheinschiffahrtssachen vom 27.9.1952 (266) 5 InternationaleEisenbahnverkehrsübereinkommen(CIMundCIV)vom7.2.1970 (266) a Artt. 56,61 CIM nebst Schiedsgerichtsordnung Anlage VII (267) b Artt. 52,57 CIV nebst Schiedsgerichtsordnung Anlage III (270) 6 Londoner Auslandsschuldenabkommen vom 27.2.1953 Artt. 17,28,29 (273) II Zweiseitige Verträge 1 Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2.11.1929 (Deutsch-schweizerisches Anerkennungs- und Vollstreckungsabkommen) (284) a Text des Abkommens (284) b Deutsche Denkschrift zu dem Abkommen (286) c AusführungsverordnungzudemAbkommenvom23.8.1930 (289) 2 Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom9.3.1936 (Deutsch-italienisches Anerkennungs- und Vollstreckungsabkommen) (290) a Text des Abkommens (290) b Ausführungsverordnung zu dem Abkommenvom 18.5.1937 (294) (i)

Stand: 1.8. 1979

IntZPR

Internationales Zivilprozeßrecht Seite

3 Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 30.6.1958 (Deutsch-belgisches Anerkennungs- und Vollstreckungsabkommen) a Text des Abkommens b Deutsche Denkschrift zu dem Abkommen c Ausführungsgesetz zu dem Abkommen vom 26.6.1959 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz 4 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 6.6.1959 (Deutsch-österreichischer Anerkennungs- und Vollstreckungsvertrag) a Text des Vertrages b Deutsche Denkschrift zu dem Vertrag c Ausführungsgesetz zu dem Vertrag vom 8.3.1960 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz 5 Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstrekkung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 14.7.1960 (Deutsch-britisches Anerkennungs- und Vollstreckungsabkommen) a Text des Abkommens b Deutsche Denkschrift zu dem Abkommen c Ausführungsgesetz zu dem Abkommen vom 28.3.1961 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz 6 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 4.11.1961 (Deutsch-griechischer Anerkennungs- und Vollstreckungsvertrag) a Text des Vertrages b Deutsche Denkschrift zu dem Vertrag c AusführungsgesetzzudemVertragvom5.2.1963 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz 7 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in Zivil- und Handelssachen vom 30.8.1962 (Deutsch-niederländischer Anerkennungs- und Vollstreckungsvertrag) a Text des Vertrages b Deutsche Denkschrift zu dem Vertrag c Ausführungsgesetz zu dem Vertrag vom 15.1.1965 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz 8 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tunesischen Republik über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom 19.7.1966 (Deutsch-tunesischer Rechtshilfe- und Vollstreckungsvertrag) a Text des Vertrages b Deutsche Denkschrift zu dem Vertrag c Ausführungsgesetz zu dem Vertrag vom 29.4.1969 d Begründung zu dem Ausführungsgesetz

(295) (296) (305) (336) (338)

(344) (345) (348) (360) (362)

(370) (371) (381) (390) (391)

(398) (398) (405) (419) (420)

(428) (428) (435) (459) (462)

(474) (474) (491) (519) (521)

B Internationale Schiedsgerichtsbarkeit I

Mehrseitige Verträge 1 Genfer Abkommen von 1923 und 1927 a Genfer Protokoll vom 24.9.1923 b Genfer Abkommen vom 26.9.1927 Rolf A. Schütze

(532) (532) (535) (2)

Internationales Zivilprozeßrecht

IntZPR Seite

2 Ubereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüchevom 10.6.1958 (UN-Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche) a Text des Übereinkommens b Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen 3 Europäisches Übereinkommen über die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom21.4.1961 (Europäisches Übereinkommen über die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit) a Text des Übereinkommens b Vereinbarung über die Anwendung des Übereinkommens vom 17.12.1962 c Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen 4 Übereinkommen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten und Angehöriger anderer Staaten vom 18.3.1965 (Weltbankübereinkommen f ü r Investitionsstreitigkeiten) a Text des Übereinkommens b Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen 5 Londoner Auslandsschuldenabkommen vom 27.2.1953 Artt. 28,29, vgl. A 1 6 6 Internationale Eisenbahnverkehrsübereinkommen (CIM und CIV) vom 7.2.1970 Artt. 61 CIM, 57 C I V nebst Schiedsgerichtsordnungen vgl. A 1 5 a, b II

(540) (540) (552)

(561) (562) (576) (578)

(592) (593) (621) (624) (624)

Zweiseitige Verträge 1 Abkommen über Allgemeine Fragen des Handels und der Seeschiffahrt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 25.4.1958 (Deutsch-sowjetisches Handels- und Schiffahrtsabkommen) a Art. 8 des Abkommens b Rechtsstellung der sowjetischen Handelsvertretung in der Bundesrepublik Deutschland 2 Deutsch-amerikanischer Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 29.10.1954 Art VI

(624) (624) (625) (626)

C Internationale Rechtshilfe I

II

III

IV

(3)

Abkommen über den Zivilprozeß vom 17.7.1905 (Haager Zivilprozeßabkommen) 1 Text des Abkommens 2 Ausführungsgesetz zu dem Abkommen vom 5.4.1909 Übereinkommen über den Zivilprozeß vom 1.5.1954 (Haager Zivilprozeßübereinkommen) 1 Text des Übereinkommens 2 Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen 3 Ausführungsgesetz zu dem Übereinkommen vom 18.12.1958 4 Begründung zu dem Ausführungsgesetz

(628) (628) (636) (637) (638) (647) (654) (656)

Übereinkommen über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland in Zivil- und Handelssachen vom 15.11.1965 und Übereinkommen über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen vom 18.3.1970 (Haager Zustellungs-und Beweisübereinkommen)

(659)

1 2 3 4

(660) (697) (728) (729)

TextderÜbereinkommenimdeutschenEinheitsgesetzvom22.12.1977 Deutsche Denkschrift zu den Übereinkommen Ausführungsgesetz zu den Übereinkommen vom 22.12.1977 Begründung zu dem Ausführungsgesetz

Bilaterale Zusatzvereinbarungen zur weiteren Vereinfachung des Rechtsverkehrs

(736)

1 Deutsch-luxemburgische Vereinbarung vom 1.8.1909 2 Deutsch-norwegische Vereinbarung vom 2.8.1909

(736) (737)

Stand: 1. 8. 1979

IntZPR

V

3 Deutsch-schwedische Vereinbarung vom 1.2.1910 4 Deutsch-schweizerische Vereinbarung vom 30.4.1910 nebst Abkommen vom 24.12.1929 5 Deutsch-dänische Vereinbarung a vom 1.6.1910 geändert durch Notenwechsel vom 6.1.1932 b vom 1.6.1914 6 Deutsch-belgische Vereinbarung vom 25.4.1959 7 Deutsch-österreichische Vereinbarung vom 6.6.1959 8 Deutsch-französische Vereinbarung vom 6.5.1961 9 Deutsch-niederländischer Vertrag vom 30.8.1962 Europäisches Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht vom 7.6.1968 (Europäisches Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht) 1 Text des Übereinkommens 2 Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen 3 AusführungsgesetzzudemÜbereinkommenvom5.7.1974 4 Begründung zu dem Ausführungsgesetz

Seite (737) (738) (739) (739) (740) (740) (744) (745) (749)

(753) (753) (761) (768) (769)

Internationale Urteilsanerkennung

A

A

Internationales Zivilprozeßrecht

j

All

Mehrseitige Verträge Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27.9. 1968 (BGBl. 1972 II, 774) Literatur Arnold, Der Entwurf eines Gerichtsstands- und Vollstreckungsabkommens für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft: A W D 1965, S.321 folg.; den., Das EWG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen vom 27.9. 1968: AWD 1969, S. 89folg.; Bauer, Das EWG-Gerichtsstandsübereinkommen: DB 1973, S. 2333 folg.; Bellet, L'élaboration d'une convention sur la reconnaissance des jugements dans le cadre du Marché Commun: Journal Clunet 92 (1965), S. 833 folg.; Brulliardu. a., L'efficacia delle sentenze straniere nelle convenzioni multilaterali dell'Aja e delle CEE, Padova 1969; Biilow, Vereinheitlichtes internationales Zivilprozeßrecht in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft: RabelsZ 29 (1965), S. 473 folg.; ders., La Convention concernant la compétence judiciaire et l'exécution des décisions en matière civile et commerciale: Revue du Marché Commun 1968, S. 1007 folg.; Bülow-Böckstiegel-Linke-Müller-Schlafen, Erläuterungen zum Übereinkommen in: Bülow-Böckstiegel, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, 2. Aufl., München 1973,606; Czapski, Zuständigkeit nach dem europäischen Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen : W M 1975, S. 638 folg.; Droz, Compétence judiciaire et effets des jugements dans le Marché Commun, Paris 1972; Geimer, Einige Zweifelsfragen zur Abgrenzung der internationalen Zuständigkeit nach dem EWG-Übereinkommen vom 27.9.1968 : R I W / A W D 1975, S. 81 folg. ; ders., Eine neue internationale Zuständigkeitsordnung in Europa: NJW 1976, S. 441 folg.; den., Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen nach dem EWG-Übereinkommen vom 27.9. 1968: R I W / A W D 1976, S. 139 folg.; den., Das Zuständigkeitssystem des EWG-Übereinkommens vom 27. September 1968: W M 1976, S. 830 folg.; ders., Rolf A. Schütze

(4)

EWG-Übereinkommen 1968

IntZPR

Das Anerkennungsverfahren gemäß Art. 26 Abs. 2 des EWG-Übereinkommens vom 27. September 1968: JZ 1977, S. 145 folg.; ders., Zur Auslegung des Brüsseler Zuständigkeits- und Vollstreckungsübereinkommens in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968: EuR 12 (1977), S. 341 folg.; ders., Urteilsanmerkung: NJW1977, S. 489; 213 folg.; ders., FORA CONNEXITATIS Der Sachzusammenhang als Grundlage der internationalen Zuständigkeit: WM 1979, S. 350 folg.; Giardina, The European Court and the Brüssels Convention on Jurisdiction and Judgments : The International and Comparative Law Quarterly 1978, S. 263 folg.; Gothot-Holleaux, La Convention entre les Etats membres de la Communauté économique européenne sur la compétence judiciaire et l'exécution des décisions en matière civile et commerciale: Journal Clunet98 (1971), S. 747 folg.; Grunsky, Probleme des EWG-Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen: JZ 1973, S. 641 folg.; ders., EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstrekkung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen im deutsch-italienischen Rechtsverkehr: RIW/AWD 1977, S. 1 folg.; Habscheid, Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen aus EWG-Staaten in der Bundesrepublik Deutschland: ZfRV 1974, S. 262 folg.; von Hoffmann, Das EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivilund Handelssachen: AWD 1973, S. 57 folg.; Holleaux, La convention de Bruxelles du 27 septembre 1968 sur la compétence judiciaire et l'exécution des décisions en matière civile et commerciale : cinq années d'application en France: Journal Clunet 105 (1978), S. 520 folg. Linke, Urteilsanmerkung: RIW/AWD 1977, S. 40folg.; Mezger, Drei Jahre EG-Zuständigkeits- und Vollstreckungsübereinkommen in Frankreich: RIW/ AWD 1976, S. 345 folg.; Pocar, Jurisdiction and the Enforcement of Judgments under the EC Conventions of 1968, a review of Court Décisions: RabelsZ 42 (1978), S. 405 folg.; Rest, Der Begehungsort nach Art. 5 des EWG-Vollstreckungsübereinkommens vom 27.9. 1968 bei grenzüberschreitenden Umweltschäden: RIW/AWD 1975, S. 663 folg.; Richter, Das EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung in Zivil- und Handelssachen aus versicherungsrechtlicher Sicht: VersR 1978, S. 801 folg.; Samtlehen, Internationale Gerichtsstandsvereinbarungen nach dem EWG-Übereinkommen und nach der Gerichtsstandsnovelle: NJW1974, S. 1590 folg.; Schlosser, Neue Zuständigkeiten des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaft: RIW/AWD 1975, S. 534 folg.; ders., Der EuGH und das Europäische Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen: NJW 1977, S. 457 folg.: Schütze, Die Nachprüfung der internationalen Zuständigkeit nach dem EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen: AWD 1974, S. 428 folg.; ders., Die Berücksichtigung der Rechtshängigkeit eines ausländischen Verfahrens nach dem EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen: RIW/AWD 1975, S. 78 folg.; ders., Die Berücksichtigung der Konnexität nach dem EWG-Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen: RIW/AWD 1975, S. 543 folg.; ders., Anerkennungsfähigkeit französischer Urteile über die Haftung von Gesellschaftsorganen im Konkurs : RIW/AWD 1978, S. 765 folg.; Stauder, Die Anwendung des EWG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommens auf Klagen im gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht: GRUR Int 1976, S. 465 folg., 510 folg.; Trenk-Hinterberger, Mietstreitigkeiten über Liegenschaften im EWG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen: ZMR 1978, S. 165 folg.; Weser, Convention communautaire sur la compétence judiciaire et l'exécution des décisions, Paris/Bruxelles 1975; dies., La Convention communautaire sur la compétence judiciaire et l'exécution des décisions réalise-t-elle la libre circulation des jugements dans le Marché Commun?: J.T. 1973, S. 229 folg.; Wolf, Das Ausführungsgesetz nach dem EWG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen: NJW 1973, S. 397 folg. Vorbemerkungen Das Übereinkommen ist am 1.2.1973 für die BRD in Kraft getreten (BGBl. 1973 II, 60). Es gilt im Verhältnis zu den „alten" EWG-Staaten: Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Die „neuen" EWG-Staaten Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland sind noch nicht einbezogen. In Erfüllung der Beitrittsverpflichtung von Art. 63 des Übereinkommens haben diese Staaten jedoch am 9.10. 1978 das Übereinkommen über den Beitritt zum Übereinkommen sowie zum Protokoll betreffend die Auslegung dieses Übereinkommens durch den Gerichtshof abgeschlossen (Amtsbl. der Eur. Gem. 1978 Nr. L. 304). Das Übereinkommen bringt eine Vereinheitlichung der Zuständigkeitsregeln in der EWG. Es regelt die internationale Zuständigkeit bindend für den Erstrichter (compétence directe). Das Übereinkommen gewährleistet darüber hinaus eine weitgehende Freizügigkeit der Titel in der Gemeinschaft durch eine sowohl hinsichtlich der Erfordernisse als auch des Verfahrens erleichterte Möglichkeit der Wirkungserstreckung. (5)

Stand: 1.8. 1979

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Text des Übereinkommens

Alla

Titel I Anwendungsbereich

Titre I Champ d'application

Artikel 1

Artide 1

Dieses Übereinkommen ist in Zivil- und Handelssachen anzuwenden, ohne daß es auf die Art der Gerichtsbarkeit ankommt. Es ist nicht anzuwenden auf: 1. — den Personenstand, die Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie die gesetzliche Vertretung von natürlichen Personen, die ehelichen Güterstände, das Gebiet des Erbrechts einschließlich des Testamentsrechts; 2. — Konkurse, Vergleiche und ähnliche Verfahren; 3. — die soziale Sicherheit; 4. — die Schiedsgerichtsbarkeit.

La présente Convention s'applique en matière civile et commerciale et quelle que soit la nature de la juridiction. Sont exclus de son application: 1° — l'état et la capacité des personnes physiques, les régimes matrimoniaux, les testaments et les successions ; 2° — les faillites, concordats et autres procédures analogues; 3° — la sécurité sociale; 4° — l'arbitrage.

Titel II

Titre II

Zuständigkeit

Compétence

1. Abschnitt

Section 1

Allgemeine Vorschriften

Dispositions générales

Artikel 2

Article 2

Vorbehaltlich der Vorschriften dieses Übereinkommens sind Personen, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats haben, ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit vor den Gerichten dieses Staates zu verklagen. Auf Personen, die nicht dem Staate, in dem sie ihren Wohnsitz haben, angehören, sind die für Inländer maßgebenden Zuständigkeitsvorschriften anzuwenden.

Sous réserve des dispositions de la présente Convention, les personnes domiciliées sur le territoire d'un Etat contractant sont attraites, quelle que soit leur nationalité, devant les juridictions de cet Etat. Les personnes qui ne possèdent pas la nationalité de l'Etat dans lequel elles sont domiciliées, y sont soumises aux règles de compétence applicables aux nationaux.

Artikel 3

Article 3

Personen, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats haben, können vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaats nur gemäß den Vorschriften des 2. bis 6. Abschnitts verklagt werden. Insbesondere können gegen diese Personen nicht geltend gemacht werden : — in Belgien: Artikel 15 des Zivilgesetzbuchs (Code civil) sowie die Artikel 52, 52bls und 53 des Gesetzes vom 25. März 1876 über die Zuständigkeit (loi sur la compétence); — in der Bundesrepublik Deutschland: § 23 der Zivilprozeßordnung; — in Frankreich: Artikel 14 und 15 des Zivilgesetzbuchs (Code civil); — in Italien: Artikel 2, Artikel 4 Nrn. 1 und 2 der Zivilprozeßordnung (Codice di procedura civile) ; — in Luxemburg: Artikel 14 und 15 des Zivilgesetzbuchs (Code civil);

Les personnes domiciliées sur le territoire d'un Etat contractant ne peuvent être attraites devant les tribunaux d'un autre Etat contractant qu'en vertu des règles énoncées aux sections 2 à 6 du présent titre. N e peuvent être invoqués contre elles notamment: — en Belgique: l'article 15 du Code civil; et les dispositions des articles 52, 52 bis et 53 de la loi du 25 mars 1876 sur la compétence; — en République Fédérale d'Allemagne: l'article 23 du Code de procédure civile; — en France: les articles 14 et 15 du Code civil; — en Italie : les articles 2 et 4, n°s 1 et 2 du Code de procédure civile; — au Luxembourg : les articles 1 4 e t l 5 d u C o d e civil ; — aux Pays-Bas : l'article 126 troisième alinéa et l'article 127 du Code de procédure civile.

Rolf A. Sc-hin/i'

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EWG-Übereinkommen 1968

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Titolo I

Titel I

Campo di applicazione

Toepassingsgebied

Articolo 1

Artikel 1

La presente Convenzione si applica in materia civile e commerciale e indipendentemente dalla natura dell'organo giurisdizionale. Sono esclusi dal campo di applicazione della presente Convenzione: 1° — lo stato e la capacità delle persone fisiche, il regime patrimoniale fra coniugi, i testamenti e le successioni; 2° — i fallimenti, i concordati ed altre procedure affini; 3° — la sicurezza sociale; 4° — l'arbitrato.

Dit verdrag wordt toegepast in burgerlijke en handelszaken, ongeacht de aard van het gerecht waarvoor deze zaken zieh afspelen. H e t is niet van toepassing op: I o — de Staat en de bevoegdheid van natuurlijke personen, het huwelijksgoederenrecht, testamenten en erfenissen; 2° — het failissement, akkoorden en andere soortgelijke procédures; 3° — de sociale zekerheid; 4° — de arbitrage.

Titolo II

Titel II

Della competenza

Bevoegdheid

Sezione 1

Afdeling 1

Disposizioni generali

Algemene bepalingen

Articolo 2

Artikel 2

Salve le disposizioni della presente Convenzione, le persone aventi il domicilio nel territorio di uno Stato contraente sono convenute, a prescindere dalla loro nazionalità, davanti agli organi giurisdizionali di tale Stato. Alle persone che non sono in possesso della cittadinanza dello Stato nel quale esse hanno il domicilio, si applicano le norme sulla competenza vigenti per i cittadini.

Onverminderd de bepalingen van dit verdrag worden zij, die woonplaats hebben op het grondgebied van een verdragsluitende Staat, ongeacht hun nationaliteit, opgeroepen voor de gerechten van die Staat. Voor hen, die niet de nationaliteit bezitten van de Staat, waar zij woonplaats hebben, gelden de regels van rechterlijke bevoegdheid, die op de eigen onderdanen van die Staat van toepassing zijn.

Articolo 3

Artikel 3

Le persone aventi il domicilio nel territorio di uno Stato contraente possono essere convenute davanti agli organi giurisdizionali di un altro Stato contraente solo in virtù delle norme enunciate alle sezioni 2—6 del presente titolo. Nei loro confronti non possono venir invocati, in particolare: — nel Belgio: l'articolo 15 del Codice civile; le disposizioni degli articoli 52, 52 bls e 53 della legge 25 marzo 1876 sulla competenza; — nella Repubblica Federale di Germania: l'articolo 23 del Codice di procedura civile; — in Francia: gli articoli 14 e 15 del Codice civile; — in Italia: gli articoli 2 e 4, nn. 1 e 2 del Codice di procedura civile; — nel Lussemburgo: gli articoli 14 e 15 del Codice civile; — nei Paesi Bassi: l'articolo 126, terzo comma e l'articolo 127 del Codice di procedura civile.

Zij, die op het grondgebied van een verdragsluitende Staat woonplaats hebben, kunnen niet voor de rechter van een andere verdragsluitende Staat worden opgeroepen dan krachtens de in de afdelingen 2 tot en met 6 van deze titel gegeven regels. Tegen hen kunnen met name nied worden ingeroepen: — in Belgie: artikel 15 van het Burgerlijk Wetboek en de bepalingen vervat in de artikelen 52, 52 bls en 53 van de wet van 25 maart 1876 op de bevoegdheid; — in de Bondsrepubliek Duitsland: artikel 23 van het Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering; — in Frankrijk: de artikelen 14 en 15 van het Burgerlijk Wetboek; — in Italie: de artikelen 2 en 4, N o . 1 en No. 2 van het Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering; — in Luxemburg: de artikelen 14 en 15 van het Burgerlijk Wetboek; — in Nederland: de artikelen 126, lid 3, en 127 van het Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering.

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Stand: 1.8. 1979

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— in den Niederlanden: Artikel 126 Absatz 3 und Artikel 127 der Zivilprozeßordnung (Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering). Artikel 4

Article 4

Hat der Beklagte keinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats, so bestimmt sich, vorbehaltlich des Artikels 16, die Zuständigkeit der Gerichte eines jeden Vertragsstaats nach seinen eigenen Gesetzen. Gegenüber einem Beklagten, der keinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, kann sich jede Person, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, in diesem Staat auf die dort geltenden Zuständigkeitsvorschriften, insbesondere auf die in Artikel 3 Absatz 2 angeführten Vorschriften, wie ein Inländer berufen, ohne daß es auf ihre Staatsangehörigkeit ankommt.

Si le défendeur n'est pas domicilié sur le territoire d'un Etat contractant, la compétence est, dans chaque Etat contractant, réglée par la loi de cet Etat, sous réserve de l'application des dispositions de l'article 16. Toute personne, quelle que soit sa nationalité, domiciliée sur le territoire d'un Etat contractant, peut, comme les nationaux, y invoquer contre ce défendeur les règles de compétence qui y sont en vigueur et notamment celles prévues à l'article 3 deuxième alinéa.

2. Abschnitt

Section 2

Besondere Zuständigkeiten

Compétences spéciales

Artikel 5

Article 5

Eine Person, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, kann in einem anderen Vertragsstaat verklagt werden: 1. — wenn ein Vertrag oder Ansprüche aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden, vor dem Gericht des Ortes, an dem die Verpflichtung erfüllt worden ist oder zu erfüllen wäre; 2. — wenn es sich um eine Unterhaltssache handelt, vor dem Gericht des Ortes, an dem der Unterhaltsberechtigte seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalthat; 3. — wenn eine unerlaubte Handlung oder eine Handlung, die einer unerlaubten Handlung gleichgestellt ist, oder wenn Ansprüche aus einer solchen Handlung den Gegenstand des Verfahrens bilden, vor dem Gericht des Ortes, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist; 4. — wenn es sich um eine Klage auf Schadensersatz oder auf Wiederherstellung des früheren Zustandes handelt, die auf eine mit Strafe bedrohte Handlung gestützt wird, vor dem Strafgericht, bei dem die öffentliche Klage erhoben ist, soweit dieses Gericht nach seinem Recht über zivilrechtliche Ansprüche erkennen kann; 5. — wenn es sich um Streitigkeiten aus dem Betrieb einer Zweigniederlassung, einer Agentur oder einer sonstigen Niederlassung handelt, vor dem Gericht des Ortes, an dem sich diese befindet.

Le défendeur domicilié sur le territoire d'un Etat contractant peut être attrait, dans un autre Etat contractant : 1° — en matière contractuelle, devant le tribunal du lieu où l'obligation a été ou doit être exécutée; 2° — en matière d'obligation alimentaire, devant le tribunal du lieu où le créancier d'aliments a son domicile ou sa résidence habituelle; 3° — en matière délictuelle ou quasi-délictuelle, devant le tribunal du lieu où le fait dommageable s'est produit; 4° — s'il s'agit d'une action en réparation de dommage ou d'une action en restitution fondées sur une infraction, devant le tribunal saisi de l'action publique, dans la mesure où, selon sa loi, ce tribunal peut connaître de l'action civile ; 5° — s'il s'agit d'une contestation relative à l'exploitation d'une succursale, d'une agence ou de tout autre établissement, devant le tribunal du lieu de leur situation.

Artikel 6

Article 6

Eine Person, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, kann auch verklagt werden: 1. — wenn mehrere Personen zusammen verklagt werden, vor dem Gericht, in dessen Bezirk einer der Beklagten seinen Wohnsitz hat;

Ce même défendeur peut aussi être attrait: 1° — s'il y a plusieurs défendeurs, devant le tribunal du domicile de l'un d'eux;

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Articolo 4

Artikel 4

Se il convenuto non è domiciliato nel territorio di uno Stato contraente, la competenza è disciplinata, in ciascuno Stato contraente, dalla legge di tale Stato, salva l'applicazione delle disposizioni di cui all'articolo 16. Chiunque abbia il domicilio nel territorio di uno Stato contraente può, indipendentemente dalla propria nazionalità ed al pari dei cittadini di detto Stato, invocare nei confronti del convenuto le norme sulla competenza in vigore nello Stato medesimo, segnatamente quelle contemplate dall'articolo 3, secondo comma.

Indien de verweerder geen woonplaats heeft op het grondgebied van een verdragsluitende Staat, wordt de bevoegdheid in elke verdragsluitende Staat geregeld door de wetgeving van die Staat, onverminderd de toepassing van het bepaalde in artikel 16. Tegen deze verweerder kan ieder, ongeacht zijn nationaliteit, die op het grondgebied van een verdragsluitende Staat woonplaats heeft, aldaar op dezelfde voet als de eigen onderdanen van die Staat de bevoegdheidsregels inroepen die er van kracht zijn, met name de regels, bedoeld in artikel 3 tweede lid.

Sezione 2

Afdeling 2

Competenze speciali

Bijzondere bevoegdheid

Articolo 5

Artikel 5

Il convenuto domiciliato nel territorio di uno Stato contraente può essere citato in un altro Stato contraente : 1° — in materia contrattuale, davanti al giudice del luogo in cui l'obbligazione dedotta in giudizio è stata o deve essere eseguita; 2° — in materia di obbligazione alimentare, davanti al giudice del luogo in cui il creditore di alimenti ha il domicilio o la residenza abituale ; 3° — in materia di delitti o quasi-delitti, davanti al giudice del luogo in cui l'evento dannoso è avvenuto; 4° — qualora si tratti di un'azione di risarcimento di danni o di restituzione, nascente da reato, davanti al giudice davanti al quale l'azione penale è esercitata, semprechè secondo la propria legge questo possa conoscere dell'azione civile; 5° — qualora si tratti di una controversia concernente l'esercizio di una succursale, di un'agenzia o di qualsiasi altra filiale, davanti al giudice del luogo territorialmente competente.

De verweerder die woonplaats heeft op het grondgebied van een verdragsluitende Staat, kan in een andere verdragsluitende Staat voor de navolgende gerechten worden opgeroepen: 1° — ten aanzien van verbinternissen uit overeenkomst: voor het gerecht van de plaats, waar de verbintenis is uitgevoerd of moet worden uitgevoerd; 2° — ten aanzien van onderhoudsverplichtingen: voor het gerecht van de plaats, waar de tot onderhoud gerechtigde zijn woonplaats of zijn gewone verblijfplaats heeft; 3° — ten aanzien van verbintenissen uit onrechtmatige daad: voor het gerecht van de plaats waar het schadebrengende feit zieh heeft voorgedaan; 4° — ten aanzien van een op een strafbaar feit gegronde rechtsvordering tot schadevergoeding of tot teruggave: voor het gerecht waarbij de strafvervolging is ingesteld, zulks voor zover volgens de interne wetgeving dit gerecht van de burgerlijke vordering kennis kan nemen; 5° — ten aanzien van een geschil betreffende de exploitatie van een filiaal, van een agentschap of enige andere vestiging: voor het gerecht van de plaats waar zij gelegen zijn.

Articolo 6

Artikel 6

Il convenuto di cui all'articolo precedente potrà inoltre essere citato : 1° — in caso di pluralità di convenuti, davanti al giudice nella cui circoscrizione è situato il comicilio di uno di essi;

Deze verweerder kan ook worden opgeroepen: 1 ° — indien er meer dan een verweerder is: voor het gerecht van de woonplaats van een hunner;

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Stand: 1.8. 1979

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2. — wenn es sich um eine Klage auf Gewährleistung oder um eine Interventionsklage handelt, vor dem Gericht des Hauptprozesses, es sei denn, daß diese Klage nur erhoben worden ist, um diese Person dem für sie zuständigen Gericht zu entziehen; 3. — wenn es sich um eine Widerklage handelt, die auf denselben Vertrag oder Sachverhalt wie die Klage selbst gestützt wird, vor dem Gericht, bei dem die Klage selbst anhängig ist.

2° — s'il s'agit d'une demande en garantie ou d'une demande en intervention, devant le tribunal saisi de la demande originaire, à moins qu'elle n'ait été formée que pour traduire hors de son tribunal celui qui a été appelé; 3° — s'il s'agit d'une demande reconventionnelle qui dérive du contrat ou du fait sur lequel est fondée la demande originaire, devant le tribunal saisi de celle-ci.

3. Abschnitt

Section 3

Zuständigkeit für Versicherungssachen

Compétence en matière d'assurances

Artikel 7

Article 7

Für Klagen in Versicherungssachen bestimmt sich die Zuständigkeit vorbehaltlich des Artikels 4 und des Artikels 5 Nr. 5 nach diesem Abschnitt.

En matière d'assurances, la compétence est déterminée par la présente section, sans préjudice des dispositions des articles 4 et 5, 5°.

Artikel 8

Anicle 8

Der Versicherer, der seinen Wohnsitz in dem H o heitsgebiet eines Vertragsstaats hat, kann verklagt werden entweder vor den Gerichten dieses Staates oder vor dem Gericht, in dessen Bezirk der Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz hat, oder, falls mehrere Versicherer zusammen verklagt werden, vor dem Gericht des Vertragsstaats, in dem einer der Beklagten seinen Wohnsitz hat. Der Versicherer kann, wenn das Recht des angerufenen Gerichts eine solche Zuständigkeit vorsieht, auch in einem anderen Vertragsstaat als dem seines Wohnsitzes vor dem Gericht verklagt werden, in dessen Bezirk die Person, durch deren Vermittlung der Versicherungsvertrag abgeschlossen worden ist, ihren Wohnsitz hat, sofern dieser Wohnsitz in dem Versicherungsschein oder in dem Versicherungsantrag angeführt ist. Besitzt ein Versicherer, der in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats keinen Wohnsitz hat, in einem Vertragsstaat eine Zweigniederlassung oder Agentur, so wird er für Streitigkeiten aus dem Betrieb dieser Zweigniederlassung oder Agentur so behandelt, wie wenn er seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet dieses Staates hätte.

L'assureur domicilié sur le territoire d'un Etat contractant peut être attrait, soit devant les tribunaux de cet Etat, soit, dans un autre Etat contractant, devant le tribunal du lieu où est domicilié le preneur d'assurance, soit, si plusieurs assureurs sont défendeurs, devant les tribunaux de l'Etat contractant où l'un d'eux a son domicile. Si la loi du juge saisi prévoit cette compétence, l'assureur peut également être attrait, dans un Etat contractant autre que celui de son domicile, devant le tribunal dans le ressort duquel l'intermédiaire, qui est intervenu pour la conclusion du contrat d'assurance, a son domicile, à la condition que ce domicile soit mentionné dans la police ou dans la proposition d'assurance. L'assureur qui, sans avoir son domicile sur le territoire d'un Etat contractant, possède une succursale ou une agence dans un de ces Etats, est considéré pour les contestations relatives à l'exploitation de cette succursale ou agence comme ayant son domicile sur le territoire de cet Etat.

Artikel 9

Article 9

Bei der Haftpflichtversicherung oder bei der Versicherung von unbeweglichen Sachen kann der Versicherer außerdem vor dem Gericht des Ortes, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist, verklagt werden. Das gleiche gilt, wenn sowohl bewegliche als auch unbewegliche Sachen in ein und demselben Versicherungsvertrag versichert und von demselben Schadensfall betroffen sind.

L'assureur peut, en outre, être attrait devant le tribunal du lieu où le fait dommageable s'est produit s'il s'agit d'assurance de responsabilité ou d'assurance portant sur des immeubles. Il en est de même si l'assurance porte à la fois sur des immeubles et des meubles couverts par une même police et atteints par le même sinistre.

Artikel 10

Article 10

Bei der Haftpflichtversicherung kann der Versicherer auch vor das Gericht, bei dem die Klage des Geschädigten gegen den Versicherten anhängig ist, geladen werden,

En matière d'assurance de responsabilité, l'assureur peut également être appelé devant le tribunal saisi de l'action de la personne lésée contre l'assuré si la loi de ce tribunal le permet.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968 2° — qualora si tratti di un'azione di garanzia o di una chiamata di un terzo nel processo, davanti al giudice presso il quale è stata proposta la domanda principale, semprechè quest'ultima non sia stata proposta per distogliere il convenuto dal giudice naturale del medesimo; 3° — qualora si tratti di una domanda riconvenzionale nascente dal contratto o dal titolo su cui si fonda la domanda principale, davanti al giudice presso il quale è stata proposta la domanda principale.

Alla

2° — bij een vordering tot vrijwaring of bij een vordering tot voeging of tussenkomst: voor het gerecht waarvoor de oorspronkelijke vordering aanhangig is, tenzij de vordering slechts is ingesteld om de opgeroepene af te trekken van de rechter die de wet hem toekent; 3° — ten aanzien van een tegeneis die voortspruit uit de overeenkomst of uit het rechtsfeit waarop de oorspronkelijke eis is gegrond: voor het gerecht waar deze laatste aanhangig is.

Sezione 3

Afdeling 3

Competenza in materia d'assicurazioni

Bevoegdheid bij geschillen inzake verzekeringen

Articolo 7

Artikel 7

In materia di assicurazioni, la competenza è regolata dalla presente sezione, salva l'applicazione delle disposizioni degli articoli 4 e 5, 5°.

De bevoegdheid in verzekeringszaken is in deze afdeling geregeld, onverminderd het bepaalde in de artikelen 4 en 5, No. 5.

Articolo 8

Artikel 8

L'assicuratore che abbia il proprio dimicilio sul territorio di uno Stato contraente può essere convenuto, sia davanti ai giudici di detto Stato sia in un altro Stato contraente, davanti al giudice del luogo in cui è domiciliato il contraente dell'assicurazione, sia, se più assicuratori sono convenuti, davanti ai giudici dello Stato contraente, in cui uno di essi ha il proprio domicilio. Se la legge del giudice adito prevede tale competenza, l'assicuratore può inoltre essere convenuto, in uno Stato contraente diverso da quello in cui ha il proprio domicilio, davanti al giudice nella cui circoscrizione il mediatore, che è intervenuto per la conclusione del contratto d'assicurazione, ha il proprio domicilio, a condizione che tale domicilio sia menzionato sulla polizza o nella proposta di assicurazione. L'assicuratore che senza avere il proprio domicilio sul territorio di uno Stato contraente possiede una succursale o un'agenzia in uno di tali Stati, è considerato, per le contestazioni relative all'esercizio di tale succursale o agenzia, come avente il proprio domicilio nel territorio di tale Stato.

De verzekeraar met woonplaats op het grondgebied van een verdragsluitende Staat kan worden opgeroepen, hetzij voor de gerechten van die Staat, hetzij, in een andere verdragsluitende Staat, voor het gerecht van de woonplaats van de verzekeringnemer, hetzij, indien meer verzekeraars verweerders zijn, voor de gerechten van de Staat waar een van hen woonplaats heeft. Indien de voor het aangeroepen gerecht geldende wetgeving deze bevoegdheid kent, kan de verzekeraar, in een andere verdragsluitende Staat dan die van zijn woonplaats, eveneens worden opgeroepen voor het gerecht binnen welks rechtsgebied de tussenpersoon, door wiens bemiddeling de overeenkomst van verzekering werd gesloten, woonplaats heeft, mits deze woonplaats voorkomt in de polis of in de verzekeringsofferte. De verzekeraar die, zonder woonplaats te hebben op het grondgebied van een verdragsluitende Staat, een filiaal of een agentschap heeft in een van de verdragsluitende Staten, wordt voor de geschillen betreffende de exploitatie van dat filiaal of agentschap geacht woonplaats te hebben op het grondgebied van die Staat.

Articolo 9

Artikel 9

Inoltre l'assicuratore può essere convenuto davanti al giudice del luogo in cui si è verificato l'evento dannoso, qualora si tratti di assicurazione di responsabilità civile o di assicurazione sugli immobili. Lo stesso dicasi nel caso in cui l'assicurazione concerna contemporaneamente beni immobili e beni mobili coperti dalla stessa polizza e colpiti dallo stesso sinistro.

De verzekeraar kan bovendien worden opgeroepen voor het gerecht van de plaats waar het schadebrengende feit zieh heeft voorgedaan, indien het geschil een aansprakelijkheidsverzekering of een verzekering welke betrekking heeft op onroerende goederen betreft. H e t zelfde geldt voor het geval dat de verzekering zowel betrekking heeft op onroerende als op roerende goederen welke door een zelfde polis zijn gedekt en door hetzelfde onheil zijn getroffen.

Articolo 10

Artikel 10

In materia di assicurazione di responsabilità civile, l'assicuratore può altresì esser chiamato in causa davanti al giudice presso cui è stata proposta l'azione esercitata

Ter zake van aansprakelijkheidsverzekering kan de verzekeraar eveneens in vrijwaring worden opgeroepen voor het gerecht waar de rechtsvordering van de getrof-

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Stand: 1.8. 1979

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sofern dies nach dem Recht des angerufenen Gerichts zulässig ist. Auf eine Klage, die der Verletzte unmittelbar gegen den Versicherer erhebt, sind die Artikel 7 bis 9 anzuwenden, sofern eine solche unmittelbare Klage zulässig ist. Sieht das für die unmittelbare Klage maßgebliche Recht die Streitverkündung gegen den Versicherungsnehmer oder den Versicherten vor, so ist dasselbe Gericht auch für diese Personen zuständig.

Les dispositions des articles 7, 8 et 9 sont applicables en cas d'action directe intentée par la victime contre l'assureur lorsque l'action directe est possible. Si la loi relative à cette action directe prévoit la mise en cause du preneur d'assurance ou de l'assuré, le même tribunal sera aussi compétent à leur égard.

Artikel 11

Article 11

Vorbehaltlich der Bestimmungen des Artikels 10 Absatz 3 kann der Versicherer nur vor den Gerichten des Vertragsstaats klagen, in dessen Hoheitsgebiet der Beklagte seinen Wohnsitz hat, ohne Rücksicht darauf, ob dieser Versicherungsnehmer, Versicherter oder Begünstigter ist. Die Vorschriften dieses Abschnitts lassen das Recht unberührt, eine Widerklage vor dem Gericht zu erheben, bei dem die Klage selbst gemäß den Bestimmungen dieses Abschnitts anhängig ist.

Sous réserve des dispositions de l'article 10 troisième alinéa, l'action de l'assureur ne peut être portée que devant les tribunaux de l'Etat contractant sur le territoire duquel est domicilié le défendeur, qu'il soit preneur d'assurance, assuré ou bénéficiaire. Les dispositions de la présente section ne portent pas atteinte au droit d'introduire une demande reconventionnelle devant le tribunal saisi d'une demande originaire conformément à la présente section.

Artikel 12

Article 12

Von den Vorschriften dieses Abschnitts kann im Wege der Vereinbarung nur abgewichen werden: 1. — wenn die Vereinbarung nach der Entstehung der Streitigkeit getroffen wird oder 2. — wenn sie dem Versicherungsnehmer, Versicherten oder Begünstigten die Befugnis einräumt, andere als die in diesem Abschnitt angeführten Gerichte anzurufen, oder 3. — wenn sie zwischen einem Versicherungsnehmer und einem Versicherer, die ihren Wohnsitz in demselben Vertragsstaat haben, abgeschlossen ist, um die Zuständigkeit der Gerichte dieses Staates auch für den Fall zu begründen, daß das schädigende Ereignis im Ausland eingetreten ist, es sei denn, daß eine solche Vereinbarung nach dem Recht dieses Staates nicht zulässig ist.

Il ne peut être dérogé aux dispositions de la présente section que par des conventions : 1° — postérieures à la naissance du différend ou 2° — qui permettent au preneur d'assurance, à l'assuré ou au bénéficiaire de saisir d'autres tribunaux que ceux indiqués à la présente section ou 3° — qui, conclues entre un preneur d'assurance et un assureur ayant leur domicile dans un même Etat contractant, ont pour effet, alors même que le fait dommageable se produirait à l'étranger, d'attribuer compétence aux tribunaux de cet Etat sauf si la loi de celui-ci interdit de telles conventions.

4. Abschnitt Zuständigkeit für Abzahlungsgeschäfte

Section 4 Compétence en matière de vente et prêt à tempérament

Artikel 13

Article 13

Für Klagen, die den Kauf beweglicher Sachen auf Teilzahlung oder ein in Raten zurückzuzahlendes, unmittelbar zur Finanzierung eines Kaufs derartiger Sachen bestimmtes Darlehen zum Gegenstand haben, bestimmt sich die Zuständigkeit, unbeschadet des Artikels 4 und des Artikels 5 Nr. 5, nach diesem Abschnitt.

En matière de vente à tempérament d'objets mobiliers corporels ou de prêt à tempérament directement lié au financement d'une vente de tels objets, la compétence est déterminée par la présente section sans préjudice des dispositions de l'article 4 et de l'article 5,5°.

Artikel 14

Article 14

Der Verkäufer oder der Darlehensgeber, der seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, kann verklagt werden entweder vor den Gerichten dieses

Le vendeur et le prêteur domiciliés sur le territoire d'un Etat contractant peuvent être attraits, soit devant les tribunaux de cet Etat, soit devant les tribunaux de l'Etat conRolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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dalla persona lesa contro l'assicurato, qualora la legge di tale giudice lo consenta. Le disposizioni di cui agli articoli 7—9 sono applicabili all'azione diretta proposta dalla persona lesa contro l'assicuratore, semprechè essa sia possibile. Se la legge relativa all'azione diretta prevede la chiamata in causa del contraente dell'assicurazione o dell'assicurato, il giudice di cui al primo comma è competente anche nei loro confronti.

fene tegen de verzekerde aanhangig is, indien de voor dit gerecht geldende wetgeving het toelaat. De artikelen 7, 8 en 9 zijn van toepassing op de vordering welke door de getroffene rechtstreeks tegen de verzekeraar wordt ingesteld, indien de rechtstreekse vorderingmogelijkis. Indien de wettelijke bepalingen betreffende deze rechtstreekse vordering het in het geding roepen van de verzekeringnemer of de verzekerde regelen, is hetzelfde gerecht ook te hunnen opzichte bevoegd.

Articolo 11

Artikel 11

Salve le disposizioni dell'articolo 10, terzo comma, l'azione dell'assicuratore può esser proposta solo davanti ai giudici dello Stato contraente nel cui territorio è domiciliato il convenuto, a prescindere dal fatto che questi sia contraente dell'assicurazione, assicurato o beneficiario. Le disposizioni della presente sezione non pregiudicano il diritto di proporre una domanda riconvenzionale davanti al giudice della domanda principale in conformità della presente sezione.

Onverminderd het bepaalde in artikel 10, lid 3, kan de vordering van de verzekeraar slechts worden gebracht voor de gerechten van de verdragsluitende Staat, op welks grondgebied de verweerder woonplaats heeft, ongeacht of deze laatste verzekeringnemer, verzekerde of begunstigde is. De bepalingen van deze afdeling laten het recht om een tegeneis in te stellen bij het gerecht, voor hetwelk met inachtneming van deze afdeling de oorspronkelijke eis is gebracht, onverlet.

Articolo 12

Artikel 12

Le disposizioni della presente sezione possono essere derogate solo con convenzioni: 1° — posteriori al sorgere della controversia o 2° — che consentano al contraente dell'assicurazione, all'assicurato o al beneficiario di adire un organo giurisdizionale diverso da quelli indicati nella presente sezione o 3° — che, concluse tra un contraente dell'assicurazione e un assicuratore aventi entrambi il domicilio nel medesimo Stato contraente, hanno per effetto, anche nel caso in cui l'evento dannoso si producesse all'estero, di attribuire la competenza ai giudici di tale Stato, semprechè la legge di quest'ultimo non vieti dette convenzioni.

Van de bepalingen van deze afdeling kan slechts worden afgeweken door overeenkomsten : 1° — gesloten na het ontstaan van het geschil of 2° — die aan de verzekeringnemer, de verzekerde of de begunstigde de mogelijkheid geven de zaak bij andere gerechten dan de in deze afdeling genoemde aanhangig te maken of 3° — waarbij een verzekeringnemer en een verzekeraar, de hun woonplaats in dezelfde verdragsluitende Staat hebben, zelfs als het schadebrengende feit zieh in het buitenland heeft voorgedaan, de gerechten van die Staat bevoegd verklaren, tenzij diens wetgeving dergelijke overeenkomsten verbiedt.

Sezione 4

Afdeling 4

Competenza in materia di vendita rateale e prestito con rimborso rateizzato

Bevoegdheid bij koop en verkoop op afbetaling en bij leningen ter financiering van zodanige overeenkomsten

Articolo 13

Artikel 13

In materia di vendita a rate dei beni mobili materiali o di prestito con rimborso rateizzato direttamente connesso al finanziamento di una vendita di tali beni, la competenza è regolata dalla presente sezione, salva l'applicazione delle disposizioni degli articoli 4 e 5, 5°.

Ter zake van koop en verkoop of afbetaling van roerende lichamelijke zaken of van leningen ter financiering van zodanige overeenkomsten, wordt de bevoegdheid geregeld door deze afdeling, onverminderd het bepaalde in de artikelen 4 en 5, No. 5.

Articolo 14

Artikel 14

Il venditore ed il mutuante domiciliati nel territorio di uno Stato contraente possono essere convenuti, sia davanti ai giudici di tale Stato, sia davanti ai giudici dello

De verkoper en de uitlener, die woonplaats hebben in het gebied van een verdragsluitende Staat, kunnen worden opgeroepen, hetzij voor de gerechten van die Staat,

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A Internationale Urteilsanerkennung

Staates oder vor den Gerichten des Vertragsstaats, in dessen Hoheitsgebiet der Käufer oder Darlehensnehmer seinen Wohnsitz hat. Die Klage des Verkäufers gegen den Käufer oder die Klage des Darlehensgebers gegen den Darlehensnehmer kann nur vor den Gerichten des Staates erhoben werden, in dessen Hoheitsgebiet der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Diese Vorschriften lassen das Recht unberührt, eine Widerklage vor dem Gericht zu erheben, bei dem die Klage selbst gemäß den Bestimmungen dieses Abschnitts anhängig ist.

tractant sur le territoire duquel est domicilié l'acheteur ou l'emprunteur. L'action du vendeur contre l'acheteur et celle du prêteur contre l'emprunteur ne peuvent être portées que devant les tribunaux de l'Etat sur le territoire duquel le défendeur a son domicile. Ces dispositions ne portent pas atteinte au droit d'introduire une demande reconventionnelle devant le tribunal saisi d'une demande originaire conformément à la présente section.

Artikel 15

Article 15

Von den Vorschriften dieses Abschnitts kann im Wege der Vereinbarung nur abgewichen werden: 1. — wenn die Vereinbarung nach der Entstehung der Streitigkeit getroffen wird oder 2. — wenn sie dem Käufer oder Darlehensnehmer die Befugnis einräumt, andere als die in diesem Abschnitt angeführten Gerichte anzurufen, oder 3. — wenn sie zwischen einem Käufer und einem Verkäufer oder zwischen einem Darlehensnehmer und einem Darlehensgeber, die ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in demselben Vertragsstaat haben, abgeschlossen ist und die Zuständigkeit der Gerichte dieses Staates begründet, es sei denn, daß eine solche Vereinbarung nach dem Recht dieses Staates nicht zulässig ist.

Il ne peut être dérogé aux dispositions de la présente section que par des conventions : 1° — postérieures à la naissance du différend ou 2° — qui permettent à l'acheteur ou à l'emprunteur de saisir d'autres tribunaux que ceux indiqués à la présente section ou 3° — qui, conclues entre l'acheteur et le vendeur ou entre l'emprunteur et le prêteur ayant leur domicile ou leur résidence habituelle dans un même Etat contractant, attribuent compétence aux tribunaux de cet Etat sauf si la loi de celui-ci interdit de telles conventions.

5. Abschnitt

Section 5

Ausschließliche Zuständigkeiten

Compétences exclusives

Artikel 16

Article 16

Ohne Rücksicht auf den Wohnsitz sind ausschließlich zuständig: 1. — für Klagen, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen sowie die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaats, in dem die unbewegliche Sache belegen ist; 2. — für Klagen, welche die Gültigkeit, Nichtigkeit oder die Auflösung einer Gesellschaft oder juristischen Person oder der Beschlüsse ihrer Organe zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaats, in dessen Hoheitsgebiet die Gesellschaft oder juristische Person ihren Sitz hat; 3. — für Klagen, welche die Gültigkeit von Eintragungen in öffentliche Register zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaats, in dessen Hoheitsgebiet die Register geführt werden; 4. — für Klagen, welche die Eintragung oder die Gültigkeit von Patenten, Warenzeichen, Mustern und Modellen sowie ähnlicher Rechte, die einer Hinterlegung oder Registrierung bedürfen, zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaats, in dessen Hoheitsgebiet die Hinterlegung oder Registrierung beantragt oder vor-

Sont seuls compétents, sans considération de domicile : 1° — en matière de droits réels immobiliers et de baux d'immeubles, les tribunaux de l'Etat contractant où l'immeuble est situé; 2° — en matière de validité, de nullité ou de dissolution des sociétés ou personnes morales ayant leur siège sur le territoire d'un Etat contractant, ou des décisions de leurs organes, les tribunaux de cet Etat; 3° — en matière de validité des inscriptions sur les registres publics, les tribunaux de l'Etat contractant sur le territoire duquel ces registres sont tenus ; 4° — en matière d'inscription ou de validité des brevets, marques, dessins et modèles, et autres droits analogues donnant lieu à un dépôt ou à un enregistrement, les juridictions de l'Etat contractant sur le territoire duquel le dépôt ou l'enregistrement a été demandé, a été effectué ou est réputé avoir été effectué aux termes d'une convention internationale; 5° — en matière d'exécution des décisions, les tribunaux de l'Etat contractant du lieu de l'exécution.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968 Stato contraente nel cui territorio sono domiciliati l'acquirente o il mutuatario. L'azione del venditore contro l'acquirente e quella del mutuante contro il mutuatario possono essere proposte solo davanti ai giudice dello Stato nel cui territorio il convenuto ha il proprio domicilio. Queste disposizioni non pregiudicano il diritto di proporre una domanda riconvenzionale davanti al giudice della domanda principale in conformità della presente sezione.

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hetzij voor de gerechten van de verdragsluitende Staat waar de koper of lener woonplaats hebben. De rechtsvordering van de verkoper tegen de koper of van de uitlener tegen de lener kan slechts worden ingesteld voor de gerechten van de Staat, waar de verweerder woonplaats heeft. Deze bepalingen laten het recht om een tegeneis in te stellen bij het gerecht, voor hetwelk met inachtneming van deze afdeling de oorspronkelijke eis is gebracht, onverlet.

Articolo 15

Artikel 15

Le disposizioni della presente sezione possono essere derogate solo con convenzioni: 1° — posteriori al sorgere della controversia o 2° — che consentano all'acquirente o al mutuatario di adire un organo giurisdizionale diverso da quelli indicati nella presente sezione o 3° — che, concluse tra l'acquirente e il venditore o tra il mutuante e il mutuatario aventi entrambi il domicilio o la residenza abituale nel medesimo Stato contraente, attribuiscono la competenza ai giudici di tale Stato, semprechè la legge di quest'ultimo non vieti dette convenzioni.

Van de bepalingen van deze afdeling kan slechts worden afgeweken door overeenkomsten: 1° — gesloten na het ontstaan van het geschil of 2° — die aan de koper of de lener de mogelijkheid geven de zaak bij andere gerechten dan de in deze afdeling genoemde aanhanging te maken of 3° — waarbij de koper en de verkoper of de lener en uitlener die woonplaats of gewoon verblijf hebben in dezelfde verdragsluitende Staat, de gerechten van die Staat bevoegd verklaren, tenzij diens wetgeving dergelijke overeenkomsten verbiedt.

Sezione 5

Afdeling 5

Competenze esclusive

Exclusieve bevoegdheid

Articolo 16

Artikel 16

Indipendentemente dal domicilio, hanno competenza esclusiva : 1° — in materia di diritti reali immobiliari e di contratti di affitto d'immobili, i giudici dello Stato contraente in cui l'immobile si trova; 2° — in materia di validità, nullità o scioglimento delle società o persone giuridiche, aventi la sede nel territorio di uno State contraente, o delle decisioni dei rispettivi organi, i giudici di detto Stato; 3° — in materia di validità delle trascrizioni ed iscrizioni nei pubblici registri, i giudici dello Stato contraente nel cui territorio i registri sono tenuti; 4° — in materia di registrazione o di validità di brevetti, marchi, disegni e modelli e di altri diritti analoghi per i quali è prescritto il deposito ovvero la registrazione, i giudici dello Stato contraente nel cui territorio il deposito o la registrazione sono stati richiesti, sono stati effettuati o sono reputati essere stati effettuati a norma di una convenzione internazionale ; 5° — in materia di esecuzione delle sentenze, i giudici dello Stato contraente nel cui territorio ha luogo l'esecuzione.

Ongeacht de woonplaats zijn bij uitsluiting bevoegd: I o — ten aanzien van zakelijke rechten op en huur en verhuur, pacht en verpachting van onroerende goederen: de gerechten van de verdragsluitende Staat waar het onroerend goed gelegen is; 2° — ten aanzien van de geldigheid, de nietigheid of de ontbinding van vennootschappen of rechtspersonen met plaats van vestiging in een verdragsluitende Staat, dan wel ten aanzien van de besluiten van hun Organen: de gerechten van die Staat; 3° — ten aanzien van de geldigheid van inschrijvingen in openbare registers: de gerechten van de verdragsluitende Staat, waar deze registers worden gehouden; 4° — ten aanzien van de registratie of de geldigheid van octrooien, merken, tekeningen en modellen van nijverheid, en andere soortgelijke rechten welke aanleiding geven tot deponering of registratie: de gerechten van de verdragsluitende Staat, op welks grondgebied de deponering of registratie is verzocht, heeft plaatsgehad of geacht wordt te hebben plaatsgehad in de zin van een internationale overeenkomst;

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genommen worden ist oder auf Grund eines zwischenstaatlichen Übereinkommens als vorgenommen gilt; 5. — für Verfahren, welche die Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaats, in dessen Hoheitsgebiet die Zwangsvollstreckung durchgeführt werden soll oder durchgeführt worden ist. 6. Abschnitt

Section 6

Vereinbarung über die Zuständigkeit

Prorogation de compétence

Artikel 17

Article 17

Haben die Parteien, von denen mindestens eine ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat, durch eine schriftliche oder durch eine mündliche, schriftlich bestätigte Vereinbarung bestimmt, daß ein Gericht oder die Gerichte eines Vertragsstaats über eine bereits entstandene Rechtsstreitigkeit oder über eine künftige, aus einem bestimmten Rechtsverhältnis entspringende Rechtsstreitigkeit entscheiden sollen, so sind dieses Gericht oder die Gerichte dieses Staates ausschließlich zuständig. Gerichtsstandsvereinbarungen haben keine rechtliche Wirkung, wenn sie den Vorschriften der Artikel 12 oder 15 zuwiderlaufen oder wenn die Gerichte, deren Zuständigkeit abbedungen wird, auf Grund des Artikels 16 ausschließlich zuständig sind. Ist die Gerichtsstandsvereinbarung nur zugunsten einer der Parteien getroffen worden, so behält diese das Recht, jedes andere Gericht anzurufen, das auf Grund dieses Übereinkommens zuständig ist.

Si, par une convention écrite ou par une convention verbale confirmée par écrit, les parties, dont l'une au moins a son domicile sur le territoire d'un Etat contractant, ont désigné un tribunal ou les tribunaux d'un Etat contractant pour connaître des différends nés ou à naître à l'occasion d'un rapport de droit déterminé, ce tribunal ou les tribunaux de cet Etat sont seuls compétents. Les conventions attributives de juridiction sont sans effet si elles sont contraires aux dispositions des articles 12 et 15 ou si les tribunaux à la compétence desquels elles dérogent sont exclusivement compétents en vertu de l'article 16. Si la convention attributive de juridiction n'a été stipulée qu'en faveur de l'une des parties, celle-ci conserve le droit de saisir tout autre tribunal compétent en vertu de la présente Convention.

Artikel 18

Article 18

Sofern das Gericht eines Vertragsstaats nicht bereits nach anderen Vorschriften dieses Übereinkommens zuständig ist, wird es zuständig, wenn sich der Beklagte vor ihm auf das Verfahren einläßt. Dies gilt nicht, wenn der Beklagte sich nur einläßt, um den Mangel der Zuständigkeit geltend zu machen, oder wenn ein anderes Gericht auf Grund des Artikels 16 ausschließlich zuständig ist.

Outre les cas où sa compétence résulte d'autres dispositions de la présente Convention, le juge d'un Etat contractant devant lequel de défendeur comparaît est compétent. Cette règle n'est pas applicable si la comparution a pour objet de contester la compétence ou s'il existe une autre juridiction exclusivement compétente en vertu de l'article 16.

7. Abschnitt Prüfung der Zuständigkeit und der Zulässigkeit des Verfahrens

Vérification de la compétence et de la recevabilité

Section 7

Artikel 19

Article 19

Das Gericht eines Vertragsstaats hat sich von Amts wegen für unzuständig zu erklären, wenn es wegen einer Streitigkeit angerufen wird, für die das Gericht eines anderen Vertragsstaats auf Grund des Artikels 16 ausschließlich zuständig ist.

Le juge d'un Etat contractant, saisi à titre principal d'un litige pour lequel une juridiction d'un autre Etat contractant est exclusivement compétente en vertu de l'article 16, se déclare d'office incompétent.

Artikel 20

Article 20

Läßt sich der Beklagte, der seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat und der vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaats verklagt wird,

Lorsque le défendeur domicilié sur le territoire d'un Etat contractant est attrait devant une juridiction d'un autre Etat contractant et ne comparaît pas, le juge se dé-

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EWG-Übereinkommen 1968

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5° — ten aanzien van de tenuitvoerlegging van beslissingen: de gerechten van de verdragsluitende Staat van de plaats van tenuitvoerlegging.

Sezione 6

Afdeling 6

Proroga di competenza

Door partijen aangewezen bevoegde rechter

Articolo 17

Artikel 17

Qualora con clausola scritta, o con clausola verbale confermata per iscritto, le parti, di cui almeno una domiciliata nel territorio dello Stato contraente, abbiano convenuto la competenza di un giudice o dei giudici di uno Stato contraente a conoscere delle controversie, presenti o future, nate da un determinato rapporto giuridico, la competenza esclusiva spetta al giudice o ai giudici di quest'ultimo Stato contraente. Le clausole attributive di competenza non sono valide se in contrasto con le disposizioni degli articoli 12 e 15 o se derogano alle norme sulla competenza esclusiva attribuita ai giudici ai sensi dell'articolo 16. Se la clausola attributiva di competenza è stata stipulata a favore di una soltanto delle parti, questa conserva il diritto di adire qualsiasi altro giudice competente ai sensi della presente Convenzione.

Indien bij een schriftelijke overeenkomst of bij een schriftelijk bevestigde mondelinge overeenkomst, partijen van wie er tenminste een woonplaats heeft in het gebied van een verdragsluitende Staat, een gerecht of de gerechten van een verdragsluitende Staat hebben aangewezen voor de kennisneming van geschillen welke naar aanleiding van een bepaalde rechtsbetrekking zijn ontstaan of zullen ontstaan, is dit gerecht of zijn de gerechten van die Staat bij uitsluiting bevoegd. De overeenkomsten tot aanwijzing van een bevoegde rechter hebben geen rechtsgevolg indien zij strijdig zijn met de bepalingen van de artikelen 12 en 15, of indien de gerechten, op welker bevoegdheid inbreuk wordt gemaakt, krachtens artikel 16 bij uitsluiting bevoegd zijn. Indien de overeenkomst tot aanwijzing van een bevogde rechter slechts is gemaakt ten behoeve van een der partijen, behoudt deze het recht zieh te wenden tot elk ander gerecht dat op grond van dit verdrag bevoegd is.

Articolo 18

Artikel 18

Al di fuori dei casi in cui la sua competenza risulta da altre disposizioni della presente Convenzione, il giudice di uno Stato contraente davanti al quale il convenuto è comparso è competente. Tale norma non è applicabile se la comparizione avviene solo per eccepire la incompetenza o se esiste un'altra giurisdizione esclusivamente competente ai sensi dell'articolo 16.

Buiten de gevallen dat zijn bevoegdheid voortspruit uit andere bepalingen van dit verdrag, is de rechter van een verdragsluitende Staat, voor wie de verweerder verschont, bevoegd. Dit voorschrift is niet van toepassing indien de verschijning uitsluitend ten doel heeft de bevoegdheid te betwisten, of indien er een ander gerecht bestaat dat krachtens artikel 16 bij uitsluiting bevoegd is.

Sezione 7

Afdeling 7

Esame della competenza e della ricevibilità dell'azione

Toetsing van de bevoegdheid en de ontvankelijkheid

Articolo 19

Artikel 19

Il giudice di uno Stato contraente, investito a titolo principale di una controversia per la quale l'articolo 16 prescrive la competenza esclusiva di un organo giurisdizionale di un altro Stato contraente, dichiara d'ufficio la propria incompetenza.

De rechter van een verdragsluitende Staat bij wie een geschil aanhangig is gemaakt met als inzet een vordering waarvoor krachtens artikel 16 een gerecht van een andere verdragsluitende Staat bij uitsluiting bevoegd is, verklaart zieh ambtshalbe onbevoegd.

Articolo 20

Artikel 20

Se il convenuto domiciliato nel territorio di uno Stato contraente è citato davanti ad un giudice di un altro Stato contraente e non comparisce, il giudice dichiara d'ufficio

Wanneer de verweerder met woonplaats op het grondgebied van een verdragsluitende Staat voor een gerecht van een andere verdragsluitende Staat wordt opge-

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auf das Verfahren nicht ein, so hat sich das Gericht von Amts wegen für unzuständig zu erklären, wenn seine Zuständigkeit nicht auf Grund der Bestimmungen dieses Übereinkommens begründet ist. Das Gericht hat die Entscheidung so lange auszusetzen, bis festgestellt ist, daß es dem Beklagten möglich war, das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück so rechtzeitig zu empfangen, daß er sich verteidigen konnte, oder daß alle hierzu erforderlichen Maßnahmen getroffen worden sind. An die Stelle des vorstehenden Absatzes tritt Artikel 15 des Haager Übereinkommens vom 15. November 1965 über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland für Zivil- und Handelssachen, wenn das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück gemäß dem erwähnten Übereinkommen zu übermitteln war.

clare d'office incompétent si sa compétence n'est pas fondée aux termes de la présente Convention. Le juge est tenu de surseoir à statuer aussi longtemps qu'il n'est pas établi que ce défendeur a été mis à même de recevoir l'acte introductif d'instance en temps utile pour se défendre ou que toute diligence a été faite à cette fin. Les dispositions de l'alinéa précédent seront remplacées par celles de l'article 15 de la Convention de La Haye du 15 novembre 1965 relative à la signification et à la notification à l'étranger des actes judiciaires et extra-judiciaires en matière civile ou commerciale, si l'acte introductif d'instance a dû être transmis en exécution de cette Convention.

8. Abschnitt Rechtshängigkeit und im Zusammenhang stehende Verfahren

Section 8 Litispendance et connexité

Artikel 21

Article 21

Werden bei Gerichten verschiedener Vertragsstaaten Klagen wegen desselben Anspruchs zwischen denselben Parteien anhängig gemacht, so hat sich das später angerufene Gericht von Amts wegen zugunsten des zuerst angerufenen Gerichts für unzuständig zu erklären. Das Gericht, das sich für unzuständig zu erklären hätte, kann die Entscheidung aussetzen, wenn der Mangel der Zuständigkeit des anderen Gerichts geltend gemacht wird.

Lorsque des demandes ayant le même objet et la même cause sont formées entre les mêmes parties devant des juridictions d'Etats contractants différents, la juridiction saisie en second lieu doit, même d'office, se dessaisir en faveur du tribunal premier saisi. La juridiction qui devrait se dessaisir peut surseoir à statuer si la compétence de l'autre juridiction est contestée.

Artikel 22

Article 22

Werden bei Gerichten verschiedener Vertragsstaaten Klagen, die im Zusammenhang stehen, erhoben, so kann das später angerufene Gericht die Entscheidung aussetzen, solange beide Klagen im ersten Rechtszug anhängig sind. Das später angerufene Gericht kann sich auf Antrag einer Partei auch für unzuständig erklären, wenn die Verbindung im Zusammenhang stehender Verfahren nach seinem Recht zulässig ist und das zuerst angerufene Gericht für beide Klagen zuständig ist. Klagen stehen im Sinne dieses Artikels im Zusammenhang, wenn zwischen ihnen eine so enge Beziehung gegeben ist, daß eine gemeinsame Verhandlung und Entscheidung geboten erscheint, um zu vermeiden, daß in getrennten Verfahren widersprechende Entscheidungen ergehen könnten.

Lorsque des demandes connexes sont formées devant des juridictions d'Etats contractants différents et sont pendantes au premier degré, la juridiction saisie en second lieu peut surseoir à statuer. Cette juridiction peut également se dessaisir, à la demande de l'une des parties, à condition que sa loi permette la jonction d'affaires connexes et que le tribunal premier saisi soit compétent pour connaître des deux demandes. Sont connexes, au sens du présent article, les demandes liées entre elles par un rapport si étroit qu'il y a intérêt à les instruire et à juger en même temps afin d'éviter des solutions qui pourraient être inconciliables si les causes étaient jugées séparément.

Artikel 23

Article 23

Ist für die Klagen die ausschließliche Zuständigkeit mehrerer Gerichte gegeben, so hat sich das zuletzt angerufene Gericht zugunsten des zuerst angerufenen Gerichts für unzuständig zu erklären.

Lorsque les demandes relèvent de la compétence exclusive de plusieurs juridictions, le dessaisissement a lieu en faveur de la juridiction première saisie. Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968 la propria incompetenza nel caso in cui la presente Convenzione non preveda tale competenza. Al giudice è fatto obbligo di sospendere il processo fin quando non si sarà accertato che il convenuto è stato tempestivamente citato al fine di proporre le proprie difese ovvero che è stato fatto tutto il possibile in tal senso. Le disposizioni del comma precedente saranno sostituite da quelle dell'articolo 15 della Convenzione dell'Aja del 15 novembre 1965 sulla notificazione e sulla comunicazione all'estero degli atti giudiziari ed extragiudiziari, in materia civile o commerciale, qualora sia stato necessario trasmettere la domanda giudiziale in esecuzione della suddetta Convenzione.

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roepen en niet verschijnt, verklaart de rechter zieh ambtshalve onbevoegd indien zijn bevoegdheid niet berust op de bepalingen van dit verdrag. De rechter is verplicht zijn uitspraak aan te houden zolang niet vaststaat dat de verweerder in de gelegenheid is gesteld het stuk dat het geding inleidt, zo tijdig als met het oog op zijn verdediging nodig was, te ontvangen, of dat daartoe al het nodige is gedaan. Het bepaalde in het voorgaande lid wordt vervangen door de bepalingen van artikel 15 ven het verdrag van 's-Gravenhage van 15 november 1965 inzake de betekening en de kennisgeving in het buitenland van gerechtelijke en buitengerechtelijke stukken in burgerlijke of handelszaken, indien de toezending van het stuk dat het geding inleidt, strekt ter uitvoering van dat verdrag.

Sezione 8

Afdeling 8

Litispendenza e connessione

Aanhangigheid en samenhang

Articolo 21

Artikel 21

Qualora, davanti a giudici di Stati contraenti differenti e tra le stesse parti siano state proposte domande aventi il medesimo oggetto e il medesimo titolo, il giudice successivamente adito deve, anche d'ufficio, dichiarare la propria incompetenza a favore del giudice preventivamente adito. Il giudice che dovrebbe dichiarare la propria incompetenza può sospendere il processo qualora venga eccepita l'incompetenza dell'altro giudice.

Wanneer voor gerechten van verschillende verdragsluitende Staten tussen dezelfde partijen vorderingen aanhangig zijn, welke hetzelfde onderwerp betreffen en op dezelfde oorzaak berusten, moet het gerecht, waarbij de zaak het laatst is aangebracht, zelfs ambsthalve, de partijen verwijzen naar het gerecht bij hetwelk de zaak het eerst aanhangig is gemaakt. Het gerecht dat tot verwijzing zou moeten overgaan, kan zijn uitspraak aanhouden indien de bevoegdheid van het andere gerecht wordt betwist.

Articolo 22

Artikel 22

Ove più cause connesse siano proposte davanti a giudici di Stati contraenti differenti e siano pendenti in primo grado, il giudice successivamente adito può sospendere il procedimento. Tale giudice può inoltre dichiarare la propria incompetenza su richiesta di una delle parti a condizione che la propria legge consenta la riunione di procedimenti e che il giudice preventivamente adito sia competente a conoscere delle due domande. Ai sensi del presente articolo sono connesse le cause aventi tra di loro un legame così stretto da rendere opportune una trattazione e dicisione uniche per evitare soluzioni tra di loro incompatibili ove le cause fossero trattate separatamente.

Wanneer samenhangende vorderingen bij gerechten van verschillende verdragsluitende Staten zijn aangebracht en in eerste aanleg aanhangig zijn, kan het gerecht bij hetwelk de zaak het laatst is aangebracht, zijn uitspraak aanhouden. Dit gerecht kan, op verzoek van een der partijen, ook tot verwijzing overgaan mits zijn wetgeving de voeging van samenhangende zaken toestaat en het gerecht bij hetwelk de zaak het eerst is aangebracht bevoegd is van de beide vorderingen kennis te nemen. Samenhangend in de zin van dit artikel zijn vorderingen waartussen een zodanig nauwe band bestaat dat een goede rechtsbedeling vraagt om haar gelijktijdige behandeling en berechting, ten einde te vermijden dat bij afzonderlijke berechting van de zaken onverenigbare uitspraken worden gegeven.

Articolo 23

Artikel 23

Qualora la competenza esclusiva a conoscere delle domande spetti a più giudici, quello successivamente adito deve spogliarsi della causa in favore del giudice preventivamente adito.

Wanneer ten aanzien van de vorderingen meer dan een gerecht bij uitsluiting bevoegd is, worden partijen verwezen naar het gerecht bij hetwelk de zaak het eerst aanhangig is gemaakt.

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Stand: 1.8.1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

I n t Z P R

9. Abschnitt

Section 9

Einstweilige Maßnahmen einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind

Mesures provisoires et conservatoires

Artikel 24

Article 24

Die in dem Recht eines Vertragsstaats vorgesehenen einstweiligen Maßnahmen einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind, können bei den Gerichten dieses Staates auch dann beantragt werden, wenn für die Entscheidung in der Hauptsache das Gericht eines anderen Vertragsstaats auf Grund dieses Ubereinkommens zuständig ist.

Les mesures provisoires ou conservatoires prévues par la loi d'un Etat contractant peuvent être demandées aux autorités judiciaires de cet Etat, même si, en vertu de la présente Convention, une juridiction d'un autre Etat contractant est compétente pour connaître du fond.

Titre III

Titel III Anerkennung und Vollstreckung

Reconnaissance et exécution

Artikel 25

Article 25

Unter „Entscheidung" im Sinne dieses Übereinkommens ist jede von einem Gericht eines Vertragsstaats erlassene Entscheidung zu verstehen, ohne Rücksicht auf ihre Bezeichnung wie Urteil, Beschluß oder Vollstrekkungsbefehl, einschließlich des Kostenfestsetzungsbeschlusses eines Urkundsbeamten.

On entend par décision, au sens de la présente Convention, toute décision rendue par une juridiction d'un Etat contractant quelle que soit la dénomination qui lui est donnée, telle qu'arrêt, jugement, ordonnance ou mandat d'exécution, ainsi que la fixation par le greffier du montant des frais du procès.

1. Abschnitt

Section 1 Reconnaissance

Anerkennung Artikel 26

Article 26

Die in einem Vertragsstaat ergangenen Entscheidungen werden in den anderen Vertragsstaaten anerkannt, ohne daß es hierfür eines besonderen Verfahrens bedarf. Bildet die Frage, ob eine Entscheidung anzuerkennen ist, als solche den Gegenstand eines Streites, so kann jede Partei, welche die Anerkennung geltend macht, in dem Verfahren nach dem 2. und 3. Abschnitt dieses Titels die Feststellung beantragen, daß die Entscheidung anzuerkennen ist. Wird die Anerkennung in einem Rechtsstreit vor dem Gericht eines Vertragsstaats, dessen Entscheidung von der Anerkennung abhängt, verlangt, so kann dieses Gericht über die Anerkennung entscheiden.

Les décisions rendues dans un Etat contractant sont reconnues dans les autres Etats contractants, sans qu'il soit nécessaire de recourir à aucune procédure. En cas de contestation, toute partie intéressée qui invoque la reconnaissance à titre principal peut faire constater, selon la procédure prévue aux sections 2 et 3 du présent titre, que la décision doit être reconnue. Si la reconnaissance est invoquée de façon incidente devant une juridiction d'un Etat contractant, celle-ci est compétente pour en connaître.

Artikel 27

Article 27

Eine Entscheidung wird nicht anerkannt: 1. — wenn die Anerkennung der öffentlichen Ordnung des Staates, in dem sie geltend gemacht wird, widersprechen würde; 2. — wenn dem Beklagten, der sich auf das Verfahren nicht eingelassen hat, das dieses Verfahren einleitende Schriftstück nicht ordnungsmäßig und nicht so rechtzeitig zugestellt worden ist, daß er sich verteidigen konnte; 3. — wenn die Entscheidung mit einer Entscheidung unvereinbar ist, die zwischen denselben Parteien in dem Staat, in dem die Anerkennung geltend gemacht wird, ergangen ist; 4. — wenn das Gericht des Urteilsstaats bei seiner Entscheidung hinsichtlich einer Vorfrage, die den Perso-

Les décisions ne sont pas reconnues: I o — si la reconnaissance est contraire à l'ordre public de l'Etat requis; 2° — si l'acte introductif d'instance n'a pas été signifié ou notifié au défendeur défaillant, régulièrement et en temps utile, pour qu'il puisse se défendre; 3° — si la décision est inconciliable avec une décision rendue entre les mêmes parties dans l'Etat requis; 4° — si le tribunal de l'Etat d'origine, pour rendre sa décision, a, en tranchant une question relative à l'état ou à la capacité des personnes physiques, aux régimes matrimoniaux, aux testaments et aux successions, méconnu une règle de droit international privé de l'Etat requis, à moins que sa décision n'aboutisse au même résultat que

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Sezione 9

Afdeling 9

Provvedimenti provvisori e cautelari

Voorlopige maatregelen en maatregelen tot bewaring van recht

Articolo 24

Artikel 24

I provvedimenti provvisori o cautelari, previsti dalla legge di uno Stato contraente, possono essere richiesti all'autorità giudiziaria di detto Stato anche se, in f o r z a della presente Convenzione, la competenza a conoscere nel merito è riconosciuta al giudice di un altro Stato contraente.

In de wetgeving van een verdragsluitende Staat voorziene voorlopige of bewarende maatregelen kunnen bij de rechterlijke autoriteiten van die Staat worden aangevraagd, zelfs indien een gerecht van een andere verdragsluitende Staat krachtens dit verdrag bevoegd is van het bodemgeschil kennis te nemen.

Titolo III

Titel III

Del riconoscimento e dell'esecuzione

Erkenning en tenuitvoerlegging

Articolo 25

Artikel 25

Ai sensi della presente Convenzione, per decisione si intende, a prescindere dalla denominazione usata, qualsiasi decisione resa da un organo giurisdizionale di uno Stato contraente, quale ad esempio decreto, sentenza, ordinanza o mandato di esecuzione, nonché la determinazione da parte del cancelliere delle spese giudiziali.

Onder beslissing in de zin van dit verdrag wordt verstaan, elke door een gerecht van een verdragsluitende Staat gegeven beslissing, ongeacht de daaraan gegeven benaming, zoals arrest, vonnis, beschikking of rechterlijk dwangbevel, alsmede de vaststelling door de griffier van het bedrag der proceskosten.

Sezione 1

Afdeling 1

Del riconoscimento

Erkenning

Articolo 26

Artikel 26

Le decisioni rese in uno Stato contraente sono riconosciute negli altri Stati contraenti senza che sia necessario il ricorso ad alcun procedimento. In caso di contestazione, ogni parte interessata che chieda il riconoscimento in via principale può far costatare, secondo il procedimento di cui alle sezioni 2 e 3 del presente titolo, che la decisione deve essere riconosciuta. Se il riconoscimento è richiesto in via incidentale davanti ad un giudice di uno Stato contraente, tale giudice è competente al riguardo.

D e in een verdragsluitende Staat gegeven beslissingen worden in de overige verdragsluitende Staten erkend zonder vorm van procès. Indien tegen de erkenning van een beslissing bezwaar wordt gemaakt, kan iedere partij die er belang bij heeft ten principale te zien vastgesteld, dat de beslissing erkend dient te worden, gebruik maken van de procédure, geregeld in de afdelingen 2 en 3 van deze titel. Wordt ten overstaan van een gerecht van een verdragsluitende Staat de erkenning bij wege van tussenvordering gevraagd, dan is dit gerecht bevoegd om van de vordering kennis te nemen.

Articolo 27

Artikel 27

Le decisioni non sono riconosciute: 1° — se il riconoscimento è contrario all'ordine pubblico dello Stato richiesto; 2° — se la domanda giudiziale non è stata notificata o comunicata al convenuto contumace regolarmente ed in tempo congruo perchè questi possa presentare le proprie difese; 3° — se la decisione è in contrasto con una decisione resa tra le medesime parti nello Stato richiesto; 4° — se il giudice dello Stato d'origine per rendere la decisione ha, nel pronunciarsi su una questione relativa

Beslissingen worden niet erkend: 1° — indien de erkenning strijdig is met de openbare orde van de aangezochte Staat; 2° — indien het stuk dat het geding inleidt, niet regelmatig en z o tijdig als met het o o g op zijn verdediging nodig was aan de verweerder, tegen wie verstek werd verleend, is betekend of is medegedeeld ; 3° — indien de beslissing onverenigbar is met een tussen dezelfde partijen in de aangezochte Staat gegeven beslissing; 4° — indien de rechter van de Staat van herkomst, om tot zijn beslissing te komen, zieh heeft uitgesproken over

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Stand: 1.8. 1979

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nenstand, die Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie die gesetzliche Vertretung einer natürlichen Person, die ehelichen Güterstände, das Gebiet des Erbrechts einschließlich des Testamentsrechts betrifft, sich in Widerspruch zu einer Vorschrift des internationalen Privatrechts des Staates, in dem die Anerkennung geltend gemacht wird, gesetzt hat, es sei denn, daß die Entscheidung nicht zu einem anderen Ergebnis geführt hätte, wenn die Vorschriften des internationalen Privatrechts dieses Staates angewandt worden wären.

s'il avait fait application des règles du droit international privé de l'Etat requis.

Artikel 28

Article 28

Eine Entscheidung wird ferner nicht anerkannt, wenn die Vorschriften des 3., 4. und 5. Abschnitts des Titels II verletzt worden sind oder wenn ein Fall des Artikels 59 vorliegt. Das Gericht oder die Behörde des Staates, in dem die Anerkennung geltend gemacht wird, ist bei der Prüfung, ob eine der im vorstehenden Absatz angeführten Zuständigkeiten gegeben ist, an die tatsächlichen Feststellungen gebunden, auf Grund deren das Gericht des Urteilsstaats seine Zuständigkeit angenommen hat. Die Zuständigkeit der Gerichte des Urteilsstaats darf, unbeschadet der Bestimmungen des ersten Absatzes, nicht nachgeprüft werden; die Vorschriften über die Zuständigkeit gehören nicht zur öffentlichen Ordnung im Sinne des Artikels 27 Nr. 1.

D e même, les décisions ne sont pas reconnues si les dispositions des sections 3, 4 et 5 du titre II ont été méconnues ainsi que dans le cas prévu à l'article 59. Lors de l'appréciation des compétences mentionnées à l'alinéa précédent, l'autorité requise est liée par les constatations de fait sur lesquelles la juridiction de l'Etat d'origine a fondé sa compétence. Sans préjudice des dispositions du premier alinéa, il ne peut être procédé au contrôle de la compétence des juridictions de l'Etat d'origine; les règles relatives à la compétence ne concernent pas l'ordre public visé à l'article 27, 1°.

Artikel 29

Article 29

Die ausländische Entscheidung darf keinesfalls auf ihre Gesetzmäßigkeit nachgeprüft werden.

En aucun cas, la décision étrangère ne peut faire l'objet d'une révision au fond.

Artikel 30

Article 30

Das Gericht eines Vertragsstaats, in dem die Anerkennung einer in einem anderen Vertragsstaat ergangenen Entscheidung geltend gemacht wird, kann das Verfahren aussetzen, wenn gegen die Entscheidung ein ordentlicher Rechtsbehelf eingelegt worden ist.

L'autorité judiciaire d'un Etat contractant, devant laquelle est invoquée la reconnaissance d'une décision rendue dans un autre Etat contractant, peut surseoir à statuer si cette décision fait l'objet d'un recours ordinaire.

2. Abschnitt

Section 2

Vollstreckung

Exécution

Artikel 31

Article 31

Die in einem Vertragsstaat ergangenen Entscheidungen, die in diesem Staat vollstreckbar sind, werden in einem anderen Vertragsstaat vollstreckt, wenn sie dort auf Antrag eines Berechtigten mit der Vollstreckungsklausel versehen worden sind.

Les décisions rendues dans un Etat contractant et qui y sont exécutoires sont mises à exécution dans un autre Etat contractant après y avoir été revêtues de la formule exécutoire sur requête de toute partie intéressée.

Artikel 32

Article 32

Der Antrag ist zu richten: — in Belgien an das Gericht erster Instanz (tribunal de première instance oder rechtbank van eerste aanleg); — in der Bundesrepublik Deutschland an den Vorsitzenden einer Kammer des Landgerichts ;

La requête est présentée: — en Belgique, au tribunal de première instance ou à la «rechtbank van eerste aanleg»; — dans la République Fédérale d'Allemagne, au président d'une chambre du «Landgericht» ; Rolf A. Schütze

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allo stato o alla capacità delle persone fisiche, al regime patrimoniale fra coniugi, ai testamenti ed alle successioni, violato una norma di diritto internazionale privato dello Stato richiesto, salvo che la decisione in questione non cunduca allo stesso risultato che si sarebbe avuto se le norme di diritto internazionale privato dello Stato richiesto fossero state, invece, applicate.

een vraag betreffende de Staat of de bevoegdheid van natuurlijke personen, het huwelijksgoederenrecht, testamenten en erfenissen en daarbij een regel van internationaal privaatrecht van de aangezochte Staat heeft geschonden, tenzij de beslissing tot hetzelfde resultaat voert als wanneer de regels van internationaal privaatrecht van de aangezochte Staat zouden zijn toegepast.

Articolo 28

Artikel 28

Parimenti, le decisioni non sono riconosciute se le disposizioni delle sezioni 3,4 e 5 del titolo II sono state violate, oltreché nel caso contemplato dall'articolo 59. Nell'accertamento delle competenze di cui al comma precedente, l'autorità richiesta è vincolata dalle costatazioni di fatto sulle quali il giudice dello Stato d'origine ha fondato la propria competenza. Salva l'applicazione delle disposizioni del primo comma, non si può procedere al controllo della competenza dei giudici dello Stato d'origine; le norme sulla competenza non riguardano l'ordine pubblico contemplato dall'articolo 27, 1°.

De beslissingen worden eveneens niet erkend, indien de bepalingen van de afdelingen 3, 4 en 5 van de Tweede Titel zijn geschonden, alsook indien het in artikel 59 bedoelde geval zieh voordoet. Bij de toetsing of de in het vorige lid genoemde bevoegdheidsregels niet zijn geschonden, is de aangezochte autoriteit gebonden aan de feitelijke overwegingen op grond waarvan het gerecht van de Staat van herkomst zijn bevoegdheid heeft aangenomen. Onverminderd het bepaalde in het eerste lid, mag de bevoegdheid van de gerechten van de Staat van herkomst niet worden getoetst; de bevoegdheidsregels betreffen niet de openbare orde als bedoeld in artikel 27, No. 1.

Articolo 29

Artikel 29

In nessun caso, la decisione straniera può formare oggetto di un riesame del merito.

In geen geval wordt overgegaan tot een onderzoek van de juistheid van de in den vreemde gegeven beslissing.

Articolo 30

Artikel 30

L'autorità giudiziaria di uno Stato contraente, davanti alla quale è chiesto il riconoscimento di una decisione resa in un altro Stato contraente, può sospendere il procedimento se la decisione in questione è stata impugnata.

De rechterlijke autoriteit van een verdragsluitende Staat, bij wie de erkenning van een in een andere verdragsluitende Staat gegeven beslissing wordt ingeroepen, kan zijn uitspraak aanhouden, indien tegen deze beslissing een gewoon rechtsmiddel is aangewend.

Sezione 2 Dell'esecuzione

Afdeling 2 Tenuitvoerlegging

Articolo 31

Artikel 31

Le decisioni rese in uno Stato contraente e quivi esecutive, sono eseguite in un altro Stato contraente dopo esser state munite, su istanza della parte interessata, della formula esecutiva.

De beslissingen welke in een verdragsluitende Staat zijn gegeven en aldaar uitvoerbaar zijn, kunnen in een andere verdragsluitende Staat ten uitvoer worden gelegd, nadat zij aldaar, ten verzoeke van iedere belanghebbende partij, van het verlof tot tenuitvoerlegging zijn voorzien.

Articolo 32

Artikel 32

L'istanza deve essere proposta: — in Belgio, al «tribunal de première instance» o «rechtbank van eerste aanleg»; — nella Repubblica Federale di Germania, al Presidente di una sezione del «Landgericht»;

Het verzoek wordt gericht : — in België, tot de rechtbank van eerste aanleg of het „tribunal de première instance"; — in de Bondsrepubliek Duitsland, tot de voorzitter van een kamer van het „Landgericht";

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Stand: 1.8.1

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— in Frankreich an den Präsidenten des Kollegialgerichts erster Instanz (président du tribunal de grande instance) ; — in Italien an den Berufungsgerichtshof (corte d'appello); — in Luxemburg an den Präsidenten des Bezirksgerichts (président du tribunal d'arrondissement); — in den Niederlanden an den Präsidenten des Bezirksgerichts (voorzitter van de arrondissementsrechtbank). Die örtliche Zuständigkeit wird durch den Wohnsitz des Schuldners bestimmt. H a t dieser keinen Wohnsitz im Hoheitsgebiet des Vollstreckungsstaats, so ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirk die Zwangsvollstreckung durchgeführt werden soll.

— en France, au président du tribunal de grande instance; — en Italie, à la «corte d'appello»; — au Luxembourg, au président du tribunal d'arrondissement; — aux Pays-Bas, au président de l'«Arrondissementsrechtbank». La juridiction territorialement compétente est déterminée par le domicile de la partie contre laquelle l'exécution est demandée. Si cette partie n'est pas domiciliée sur le territoire de l'Etat requis, la compétence est déterminée par le lieu de l'exécution.

Artikel 33

Article 33

Für die Stellung des Antrags ist das Recht des Vollstreckungsstaats maßgebend. Der Antragsteller hat im Bezirk des angerufenen Gerichts ein Wahldomizil zu begründen. Ist das Wahldomizil im Recht des Vollstreckungsstaats nicht vorgesehen, so hat der Antragsteller einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen. Dem Antrag sind die in den Artikeln 46 und 47 angeführten Urkunden beizufügen.

Les modalités du dépôt de la requête sont déterminées par la loi de l'Etat requis. Le requérant doit faire élection de domicile dans le ressort de la juridiction saisie. Toutefois, si la loi de l'Etat requis ne connaît pas l'élection de domicile, le requérant désigne un mandataire ad litem. Les documents mentionnés aux articles 46 et 47 sont joints à la requête.

Artikel 34

Article 34

Das mit dem Antrag befaßte Gericht erläßt seine Entscheidung unverzüglich, ohne daß der Schuldner in diesem Abschnitt des Verfahrens Gelegenheit erhält, eine Erklärung abzugeben. Der Antrag kann nur aus einem der in Artikel 27 und 28 angeführten Gründe abgelehnt werden. Die ausländische Entscheidung darf keinesfalls auf ihre Gesetzmäßigkeit nachgeprüft werden.

La juridiction saisie de la requête statue à bref délai, sans que la partie contre laquelle l'exécution est demandée puisse, en cet état de la procédure, présenter d'observation. La requête ne peut être rejetée que pour l'un des motifs prévus aux articles 27 et 28. En aucun cas, la décision étrangère ne peut faire l'objet d'une révision au fond.

Artikel 35

Article 35

Die Entscheidung, die über den Antrag ergangen ist, teilt der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle dem Antragsteller unverzüglich in der Form mit, die das Recht des Vollstreckungsstaats vorsieht.

La décision rendue sur requête est aussitôt portée à la connaissance du requérant, à la diligence du greffier, suivant les modalités déterminées par la loi de l'Etat requis.

Artikel 36

Article 36

Wird die Zwangsvollstreckung zugelassen, so kann der Schuldner gegen die Entscheidung innerhalb eines Monats nach ihrer Zustellung einen Rechtsbehelf einlegen. H a t der Schuldner seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat als dem, in dem die Entscheidung über die Zulassung der Zwangsvollstreckung ergangen ist, so beträgt die Frist für den Rechtsbehelf zwei Monate und beginnt von dem T a g e an zu laufen, an dem die Entscheidung dem Schuldner entweder in Person oder in seiner Wohnung zugestellt worden ist. Eine Verlängerung dieser Frist wegen weiter Entfernung ist ausgeschlossen.

Si l'exécution est autorisée, la partie contre laquelle l'exécution est demandée peut former un recours contre la décision dans le mois de sa signification. Si cette partie est domiciliée dans un Etat contractant autre que celui où la décision qui autorise l'exécution a été rendue, le délai est de deux mois et court du jour où la signification a été faite à personne ou à domicile. Ce délai ne comporte pas de prorogation à raison de la distance.

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EWG-Übereinkommen 1968 — in Francia, al Presidente del «tribunal de grande instance»; — in Italia, alla corte d'appello; — nel Lussemburgo, al Presidente del «tribunal d'arrondissement»; — nei Paesi Bassi, al Presidente del «Arrondissementsrechtbank». Il giudice territorialmente competente è determinato dal domicilio della parte contro cui viene chiesta l'esecuzione. Se tale p a n e non è domiciliata nel territorio dello Stato richiesto, la competenza è determinata dal luogo dell'esecuzione.

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— in Frankrijk, tot de voorzitter van het „tribunal de grande instance"; — in Italie, tot de „corte d'appello"; — in Luxemburg, tot de voorzitter van het „tribunal d'arrondissement" ; — in Nederland, tot de voorzitter van de arrondissementsrechtbank. H e t betrekkelijk bevoegde gerecht is dat van de woonplaats van de partij tegen wie de tenuitvoerlegging wordt gevraagd. Indien deze partij geen woonplaats heeft in de aangezochte Staat, wordt de bevoegdheid bepaald door de plaats van tenuitvoerlegging.

Articolo 33

Artikel 33

Le modalità del deposito dell'istanza sono determinate in base alla legge dello Stato richiesto. L'istante deve eleggere il proprio domicilio nella circoscrizione del giudice adito. Tuttavia, se la legge dello Stato richiesto non prevede l'elezione del domicilio, l'istante designa un procuratore. All'istanza devono essere allegati i documenti di cui agli articoli 46 e 47.

De vereisten waaraan het verzoek moet voldoen, worden vastgesteld door de wet van de aangezochte Staat. De verzoeker moet, binnen het rechtsgebied van het gerecht dat van het verzoek kennis neemt, woonplaats kiezen. Kent echter de wetgeving van de aangezochte Staat geen woonplaatskeuze, dan kan de verzoeker een procesgemachtigde aanwijzen. Bij het verzoek worden gevoegd de in de artikelen 46 en 47 genoemde documenten.

Articolo 34

Artikel 34

Il giudice adito statuisce, entro un breve termine, senza che la parte contro cui l'esecuzione viene chiesta possa, in tal fase del procedimento, presentare osservazioni. L'istanza può essere rigettata solo per uno dei motivi contemplati dagli articoli 27 e 28. In nessun caso, la decisione straniera può formare oggetto di un riesame del merito.

H e t gerecht, tot hetwelk het verzoek is gericht, doet onverwijld uitspraak; de partij tegen wie de tenuitvoerlegging wordt gevraagd, wordt in deze stand van de procedure nietgehoord. H e t verzoek kan slechts om een van de in de artikelen 27 en 28 genoemde redenen worden afgewezen. In geen geval wordt overgegaan tot een onderzoek van de juistheid van de in den vreemde gegeven beslissing.

Articolo 35

Artikel 35

La decisione resa su istanza di parte è comunicata senza indugio al richiedente, a cura del cancelliere, secondo le modalità previste dalla legge dello Stato richiesto.

De op het verzoek gegeven beslissing wordt door bemiddeling van de griffier onverwijld ter kennis van de verzoeker gebracht op de wijze als is bepaald in de wetgeving van de aangezochte Staat.

Articolo 36

Artikel 36

Se l'esecuzione viene accordata, la parte contro cui viene fatta valere può proporre opposizione nel termine di un mese dalla notificazione della decisione. Se la parte è domiciliata in uno Stato contraente diverso da quello della decisione che accorda l'esecuzione, il termine è di mesi due a decorrere dal giorno in cui la notificazione è stata fatta alla persona cui è diretta o al domicilio della medesima. Detto termine non è prorogabile per ragioni inerenti alla distanza.

Indien de tenuitvoerlegging wordt toegestaan kan de partij tegen wie de tenuitvoerlegging wordt gevraagd binnen één maand na de betekening van de beslissing daartegen verzet doen. Indien deze partij woonplaats heeft in een andere verdragsluitende Staat dan die waar de beslissing houdende verlof tot tenuitvoerlegging is gegeven, beloopt de termijn twee maanden en vangt aan op de dag dat de beslissing aan de partij in persoon of aan haar woonplaats is betekend. Deze termijn mag niet met het oog op de afstand worden verlengd.

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Stand: 1.8. 1979

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I n t e r n a t i o n a l e Urteilsanerkennung

Artikel 37

Article 37

D e r Rechtsbehelf wird nach den V o r s c h r i f t e n , die für das streitige V e r f a h r e n m a ß g e b e n d sind, eingelegt: — in Belgien bei d e m Gericht erster Instanz (tribunal d e première instance o d e r rechtbank van eerste aanleg) ; — in der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d bei d e m O b e r landesgericht; — in Frankreich bei d e m Berufungsgerichtshof (cour d'appel); — in Italien bei d e m Berufungsgerichtshof (corte d'appello); — in Luxemburg bei d e m O b e r g e r i c h t s h o f als Beruf u n g s i n s t a n z für Zivilsachen ( C o u r supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil); — in den N i e d e r l a n d e n bei d e m Bezirksgericht (arrondissementsrechtbank). G e g e n die E n t s c h e i d u n g , die über den Rechtsbehelf e r g a n g e n ist, findet nur die Kassationsbeschwerde und in der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d nur die R e c h t s b e s c h w e r d e statt.

Le recours est porté, selon les règles d e la p r o c é d u r e contradictoire: — e n Belgique, devant le tribunal de première instance o u la «rechtbank van eerste aanleg»; — e n République Fédérale d ' A l l e m a g n e , devant l'«Oberlandesgericht» ; — en France, devant la cour d'appel; — en Italie, devant la «corte d'appello»; — au L u x e m b o u r g , devant la C o u r supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil; — aux Pays-Bas, devant l'«Arrondissementsrechtbank». La décision rendue sur le recours ne p e u t faire l'objet que d'un pourvoi en cassation et, en République Fédérale d'Allemagne, d'une «Rechtsbeschwerde».

Artikel 38

Article 38

D a s mit d e m Rechtsbehelf befaßte Gericht kann auf Antrag der Partei, die ihn e i n g e l e g t hat, seine Entscheid u n g aussetzen, w e n n g e g e n die E n t s c h e i d u n g im U r teilsstaat ein ordentlicher Rechtsbehelf e i n g e l e g t o d e r die Frist für einen s o l c h e n Rechtsbehelf n o c h nicht verstrichen ist; in letzterem Falle kann das Gericht eine Frist bestimmen, innerhalb deren der Rechtsbehelf e i n z u l e g e n ist. D a s Gericht kann auch die Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g v o n der Leistung einer Sicherheit, die es bestimmt, abhängig machen.

La juridiction saisie du recours peut, à la requête d e la partie qui l'a f o r m é , surseoir à statuer si la décision étrangère fait, dans l'Etat d'origine, l'objet d'un recours ordinaire o u si le délai p o u r le f o r m e r n'est pas expiré; dans ce dernier cas, la juridiction peut impartir un délai p o u r f o r mer c e recours. C e t t e juridiction p e u t é g a l e m e n t s u b o r d o n n e r l'exécution à la constitution d'une garantie qu'elle détermine.

Artikel 39

Article 39

S o l a n g e die in Artikel 36 v o r g e s e h e n e Frist für den Rechtsbehelf läuft und s o l a n g e über den Rechtsbehelf nicht entschieden ist, darf die Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g in das V e r m ö g e n des Schuldners nicht über M a ß r e g e l n zur Sic h e r u n g hinausgehen.

P e n d a n t le délai du recours prévu à l'article 36 et jusqu'à ce qu'il ait été statué sur celui-ci, il ne peut être p r o c é dé qu'à des mesures conservatoires sur les biens d e la partie contre laquelle l'exécution est d e m a n d é e .

D i e Entscheidung, durch w e l c h e die Zwangsvollstrekk u n g zugelassen w i r d , gibt die Befugnis, solche Maßregeln z u betreiben.

La décision qui a c c o r d e l'exécution e m p o r t e l'autorisation de procéder à ces mesures.

Artikel 40

Article 4 0

W i r d der Antrag abgelehnt, s o kann der Antragsteller einen Rechtsbehelf einlegen : — in Belgien bei d e m Berufungsgerichtshof (cour d'appel oder H o f van Beroep) ; — in der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d bei d e m O b e r landesgericht; — in Frankreich bei d e m Berufungsgerichtshof (cour d'appel); — in Italien bei d e m Berufungsgerichtshof (corte d'appello); — in Luxemburg bei d e m O b e r g e r i c h t s h o f als Beru-

Si sa requête est rejetée, le requérant p e u t f o r m e r un recours : — en Belgique, devant la C o u r d'appel o u le « H o f van Beroep»; — e n République Fédérale d'Allemagne, devant l'«Oberlandesgericht» ; — en France, devant la C o u r d'appel; — en Italie, devant la «corte d'appello»; — au L u x e m b o u r g , devant la C o u r supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil; — aux Pays-Bas, devant la «Gerechtshof».

Rolf A. S c h ü t z e

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I n t Z P R

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Articolo 37

Artikel 37

L'opposizione è proposta, secondo le norme sul procedimento in contraddittorio: — in Belgio, davanti al «tribunal de première instance» o «rechtbank van eerste aanleg»; — nella Repubblica Federale di Germania, davanti allo «Oberlandesgericht» ; — in Francia, davanti alla «cour d'appell»; — in Italia, davanti alla corte d'appello; — nel Lussemburgo, davanti alla «Cour supérieure de Justice» guidicante in appello in materia civile; — nei Paesi Bassi, davanti allo «Arrondissementsrechtbank». La decisione resa sull'opposizione può costituiere unicamente oggetto di ricorso in cassazione e, nella Repubblica Federale di Germania, di una «Rechtsbeschwerde».

H e t verzet wordt volgens de regels van de procedure op tegenspraak gebracht: — in België, voor de rechtbank van eerste aanleg of het „tribunal de première instance"; — in de Bondsrepubliek Duitsland, voor het „ O b e r landesgericht"; — in Frankrijk, voor de „cour d'appel"; — in Italië, voor de „corte d'appello"; — in Luxemburg, voor „la Cour supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil"; — in Nederland, voor de arrondissementsrechtbank. Tegen de op het verzet gewezen beslissing kan slechts een eis tot cassatie worden ingesteld en in de Bondsrepubliek Duitsland slechts het middel van „Rechtsbeschwerde" worden aangewend.

Articolo 38

Artikel 38

Il giudice dell'opposizione può, su istanza della parte proponente, sospendere il procedimento se la decisione straniera è stata, nello Stato d'origine, impugnata con un mezzo ordinario o se il termine per proporre l'impugnazione non è scaduto; in quest'ultimo caso il giudice può fissare un termine per proporre tale impugnazione. Il giudice può inoltre subordinare l'esecuzione alla costituzione di una garanzia che provvede a determinare.

H e t gerecht dat over het verzet oordeelt kan op verzoek van de partij die het verzet heeft gedaan, zijn uitspraak aanhouden indien tegen de in den vreemde gegeven beslissing in de Staat van herkomst een gewoon rechtsmiddel is aangewend of indien de termijn daarvoor nog niet is verstreken; in dit laatste geval kan het gerecht een termijn stellen binnen welke het rechtsmiddel moet worden aangewend. Dit gerecht kan het verlof tot tenuitvoerlegging ook geven op voorwaarde dat zekerheid wordt gesteld; de zekerheid wordt door het gerecht omschreven.

Articolo 39

Artikel 39

In pendenza del termine per proporre l'opposizione di cui all'articolo 36 e fino a quando non sia stata adottata alcuna decisione in materia, può procedersi solo a provvedimenti conservativi sui beni della parte contro cui è chiesta l'esecuzione. La decisione che accorda l'esecuzione implica l'autorizzazione a procedere ai suddetti provvedimenti.

Gedurende de termijn van verzet, bedoeld in artikel 36, en tot het tijdstip dat daarover uitspraak is gedaan, kunnen slechts bewarende maatregelnen worden genomen ten aanzien van de goederen van de partij tegen wie de tenuitvoerlegging is gevraagd. De beslissing waarbij de tenuitvoerlegging wordt toegestaan houdt tevens het verlof in deze maatregelen te treffen.

Articolo 40

Artikel 40

Se l'istanza viene respinta, l'istante può proporre opposizione: — in Belgio, davanti alla «cour d'appel» o «Hof van Beroep»; — nella Repubblica Federale di Germania, davanti allo «Oberlandesgericht» ; — in Francia, davanti alla «cour d'appel»; — in Italia, davanti alla corte d'appello; — nel Lussemburgo, davanti alla «Cour supérieure de Justice» giudicante in appello in materia civile; — nei Paesi Bassi, davanti alla «Gerechtshof».

Indien zijn verzoek is afgewezen kan de verzoeker daartegen beroep insteilen: — in België, bij het hof van beroep of het „cour d'appel"; — in de Bondsrepubliek Duitsland, bij het „Oberlandesgericht"; — in Frankrijk, bij de „cour d'appel"; — in Italië, bij de „corte d'appello"; — in Luxemburg, bij „la Cour supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil"; — in Nederland, bij het gerechtshof.

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

fungsinstanz für Zivilsachen (Cour supérieure de Justice siégeant en matière d'appel civil); — in den Niederlanden bei dem Berufungsgerichtshof (gerechtshof). Das mit dem Rechtsbehelf befaßte Gericht hat den Schuldner zu hören. Läßt dieser sich auf das Verfahren nicht ein, so ist Artikel 20 Absätze 2 und 3 auch dann anzuwenden, wenn der Schuldner seinen Wohnsitz nicht in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats hat.

La partie contre laquelle l'exécution est demandée est appelée à comparaître devant la juridiction saisie du recours. En cas de défaut, les dispositions de l'article 20 deuxième et troisième alinéas, sont applicables alors même que cette partie n'est pas domiciliée sur le territoire d'un des Etats contractants.

Artikel 41

Article 41

Gegen die Entscheidung, die über den in Artikel 40 vorgesehenen Rechtsbehelf ergangen ist, findet nur die Kassationsbeschwerde und in der Bundesrepublik Deutschland nur die Rechtsbeschwerde statt.

La décision rendue sur le recours prévu à l'article 40 ne peut faire l'objet que d'un pourvoi en cassation et, en République Fédérale d'Allemagne, d'une «Rechtsbeschwerde».

Artikel 42

Article 42

Ist durch die ausländische Entscheidung über mehrere mit der Klage geltend gemachte Ansprüche erkannt und kann die Entscheidung nicht im vollen Umfang zur Zwangsvollstreckung zugelassen werden, so läßt das Gericht sie für einen oder mehrere dieser Ansprüche zu. Der Antragsteller kann beantragen, daß die Zwangsvollstreckung nur für einen Teil des Gegenstands der Verurteilung zugelassen wird.

Lorsque la décision étrangère a statué sur plusieurs chefs de la demande et que l'exécution ne peut être autorisée pour le tout, l'autorité judiciaire accorde l'exécution pour un ou plusieurs d'entre eux. Le requérant peut demander une exécution partielle.

Artikel 43

Article 43

Ausländische Entscheidungen, die auf Zahlung eines Zwangsgelds lauten, sind in dem Vollstreckungsstaat nur vollstreckbar, wenn die Höhe des Zwangsgelds durch die Gerichte des Urteilsstaats endgültig festgesetzt ist.

Les décisions étrangères condamnant à une astreinte ne sont exécutoires dans l'Etat requis que si le montant en a été définitivement fixé par les tribunaux de l'Etat d'origine.

Artikel 44

Article 44

Ist dem Antragsteller in dem Staat, in dem die Entscheidung ergangen ist, das Armenrecht bewilligt worden, so genießt er das Armenrecht ohne weiteres auch in dem Verfahren nach den Artikeln 32 bis 35.

Le requérant admis à l'assistance judiciaire dans l'Etat où la décision a été rendue en bénéficie, sans nouvel examen, dans la procédure prévue aux articles 32 à 35.

Artikel 45

Article 45

Der Partei, die in einem Vertragsstaat eine in einem anderen Vertragsstaat ergangene Entscheidung vollstrekken will, darf wegen ihrer Eigenschaft als Ausländer oder wegen Fehlens eines inländischen Wohnsitzes oder Aufenthalts eine Sicherheitsleistung oder Hinterlegung, unter welcher Bezeichnung es auch sei, nicht auferlegt werden.

Aucune caution ni aucun dépôt, sous quelque dénomination que ce soit, ne peut être imposé en raison, soit de la qualité d'étranger, soit du défaut de domicile ou de résidence dans le pays, à la partie qui demande l'exécution dans un Etat contractant d'une décision rendue dans un autre Etat contractant.

3. Abschnitt

Section 3

Gemeinsame Vorschriften

Dispositions communes

Artikel 46

Article 46

Die Partei, welche die Anerkennung einer Entscheidung geltend macht oder die Zwangsvollstreckung betreiben will, hat vorzulegen : 1. — eine Ausfertigung der Entscheidung, welche die

La partie qui invoque la reconnaissance ou demande l'exécution d'une décision doit produire: 1° — une expédition de celle-ci réunissant les conditions nécessaires à son authenticité; Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968 La parte contro cui l'esecuzione vien fatta valere è chiamata a comparire davanti al giudice dell'opposizione. In caso di contumacia, si applicano le disposizioni dell'articolo 20, secondo e terzo comma, anche se il contumace non è domiciliato nel territorio di uno degli Stati contraenti.

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D e partij tegen wie de tenuitvoerlegging is gevraagd wordt opgeroepen te verschijnen voor het gerecht bij hetwelk het beroep is ingesteld. In geval van verstek zijn de bepalingen van artikel 20, tweede en derde lid, van toepassing, ook wanneer deze partij geen woonplaats heeft op het grondgebied van een der verdragsluitende Staten.

Articolo 41

Artikel 41

La decisione resa sull'opposizione di cui all'articolo 40 può costituire unicamente oggetto di ricorso in cassazione e, nella Repubblica Federale di Germania, di una «Rechtsbeschwerde».

Tegen de beslissing waarbij over het beroep, bedoeld in artikel 40, uitspraak wordt gedaan kan slechts een eis tot cassatie worden ingesteld en, in de Bondsrepubliek Duitsland, slechts het middel van „Rechtsbeschwerde" worden angewend.

Articolo 42

Artikel 42

Se la decisione straniera ha statuito su vari capi della domanda e l'esecuzione non può essere accordata per tutti i capi, il giudice accorda l'esecuzione solo per uno o più di essi. L'istante può richiedere un'esecuzione parziale.

Wanneer in de in den vreemde gegeven beslissing uitspraak is gedaan over meer dan een punt van de eis, en de tenuitvoerlegging niet voor het geheel kan worden toegestaan, Staat de rechterlijke autoriteit de tenuitvoerlegging toe voor een of meer onderdelen daarvan. De verzoeker kan vorderen dat het verlof tot tenuitvoerlegging een gedeelte van de uitspraak betreft.

Articolo 43

Artikel 43

Le dicisioni straniere che comminano una penalità sono esecutive nello Stato richiesto solo se la misura di quest'ultima è stata definitivamente fissata dai giudici dello Stato di origine.

In den vreemde gegeven beslissingen die een veroordeling tot een dwangsom inhouden, kunnen in de aangezochte Staat slechts ten uitvoer worden gelegd indien het bedrag ervan door de gerechten van de Staat van herkomst definitief is bepaald.

Articolo 44

Artikel 44

L'istante ammesso al beneficio dell'assistenza giudiziaria nello Stato in cui la decisione è stata resa, gode di tale beneficio nella procedura di cui agli articoli 32—35 senza che sia necessario un esame in proposito.

De partij die in het land, waar de beslissing is gegeven, vergunning had verkregen om kosteloos of tegen verminderd tarief te procederen, behoudt zonder nieuw onderzoek dit recht in de procedure bedoeld in de artikelen 32 toten met35. Artikel 45

Articolo 45 Alla parte che domanda l'esecuzione in uno Stato contraente di una decisione resa in un altro Stato contraente non può essere imposta nessuna cauzione o deposito, indipendentemente dalla relativa denominazione, a causa della qualità di straniero o per difetto di domicilio o residenza nel paese.

De partij, die in een verdragsluitende Staat de tenuitvoerlegging vraagt van een in een andere verdragsluitende Staat gegeven beslissing, kan geen enkele zekerheid of depot, onder welke benaming ook, worden opgelegd wegens de hoedanigheid van vreemdeling dan wel wegens het ontbreken van een woonplaats of verblijfplaats in eerstgenoemde Staat.

Sezione 3

Afdeling 3

Disposizioni comuni

Gemeenschappelijke bepalingen

Articolo 46

Artikel 46

La parte che invoca il riconoscimento o chiede l'esecuzione di una decisione deve produrre : I o — una spedizione che presenti tutte le formalità necessarie alla sua autenticità;

De partij die de erkenning inroept of de tenuitvoerlegging verzoekt van een beslissing moet overleggen : 1° — een expeditie ervan die voldoet aan de voorwaarden nodig voor haar echtheid ;

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Stand: 1.8. 1979

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IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

für ihre Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen erfüllt; 2. — bei einer im Versäumnisverfahren ergangenen Entscheidung die Urschrift oder eine beglaubigte Abschrift der Urkunde, aus der sich ergibt, daß das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück der säumigen Partei zugestellt worden ist.

2° — s'il s'agit d'une décision par défaut, l'original ou une copie certifiée conforme du document établissant que l'acte introductif d'instance a été signifié ou notifié à la partie défaillante.

Artikel 47

Article 47

Die Partei, welche die Zwangsvollstreckung betreiben will, hat ferner vorzulegen: 1. — die Urkunden, aus denen sich ergibt, daß die Entscheidung nach dem Recht des Urteilsstaats vollstreckbar ist und daß sie zugestellt worden ist; 2. — gegebenenfalls eine Urkunde, durch die nachgewiesen wird, daß der Antragsteller das Armenrecht im Urteilsstaat genießt.

La partie qui demande l'exécution doit, en outre, produire: 1° — tout document de nature à établir que, selon la loi de l'Etat d'origine, la décision est exécutoire et a été signifiée; 2° — s'il y a lieu, un document justifiant que le requérant bénéficie de l'assistance judiciaire dans l'Etat d'origine.

Artikel 48

Article 48

Werden die in Artikel 46 Nr. 2 und in Artikel 47 Nr. 2 angeführten Urkunden nicht vorgelegt, so kann das Gericht eine Frist bestimmen, innerhalb deren die Urkunden vorzulegen sind, oder sich mit gleichwertigen Urkunden begnügen oder von der Vorlage der Urkunden befreien, wenn es eine weitere Klärung nicht für erforderlich hält. Auf Verlangen des Gerichts ist eine Übersetzung der Urkunden vorzulegen; die Übersetzung ist von einer hierzu in einem der Vertragsstaaten befugten Person zu beglaubigen.

A défaut de production des documents mentionnés à l'article 46, 2° et à l'article 47, 2°, l'autorité judiciaire peut impartir un délai pour les produire ou accepter des documents équivalents ou, si elle s'estime suffisamment éclairée, en dispenser. Il est produit une traduction des documents si l'autorité judiciaire l'exige; la traduction est certifiée par une personne habilitée à cet effet dans l'un des Etats contractants.

Artikel 49

Article 49

Die in den Artikeln 46, 47 und in Artikel 48 Absatz 2 angeführten Urkunden sowie die Urkunde über. die Prozeßvollmacht, falls eine solche erteilt wird, bedürfen weder der Legalisation noch einer ähnlichen Förmlichkeit.

Aucune légalisation ni formalité analogue n'est exigée en ce qui concerne les documents mentionnés aux articles 46, 47 et à l'article 48 deuxième alinéa, ainsi que, le cas échéant, la procuration ad litem.

Titel IV

Titre IV

Öffentliche Urkunden und Prozeßvergleiche

Actes authentiques et transactions judiciaires

Artikel 50

Article 50

Öffentliche Urkunden, die in einem Vertragsstaat aufgenommen und vollstreckbar sind, werden in einem anderen Vertragsstaat auf Antrag in den Verfahren nach den Artikeln 31 ff. mit der Vollstreckungsklausel versehen. Der Antrag kann nur abgelehnt werden, wenn die Zwangsvollstreckung aus der Urkunde der öffentlichen Ordnung des Vollstreckungsstaats widersprechen würde. Die vorgelegte Urkunde muß die Voraussetzungen für ihre Beweiskraft erfüllen, die in dem Staate, in dem sie aufgenommen wurde, erforderlich sind. Die Vorschriften des 3. Abschnitts des Titels III sind sinngemäß anzuwenden.

Les actes authentiques reçus et exécutoires dans un Etat contractant sont, sur requête, revêtus de la formule exécutoire dans un autre Etat contractant, conformément à la procédure prévue aux articles 31 et suivants. La requête ne peut être rejetée que si l'exécution de l'acte authentique est contraire à l'ordre public de l'Etat requis. L'acte produit doit réunir les conditions nécessaires à son authenticité dans l'Etat d'origine. Les dispositions de la section 3 du titre III sont, en tant que de besoin, applicables.

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EWG-Übereinkommen 1968 2° — se si tratta di una decisione contumaciale, l'originale o una copia certificata conforme del documento comprovante che la domanda giudiziale è stata notificata o comunicata al contumace.

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2° — indien de beslissing bij verstek gewezen is, het origineel of een voor eensluidend gewaarmerkt afschrift van het document waaruit blijkt dat het stuk dat het geding heeft ingeleid aan de niet versehenen partij is betekend of is medegedeeld.

Articolo 47

Artikel 47

La parte che chiede l'esecuzione deve, inoltre, produrre: 1° — qualsiasi documento atto a comprovare che, secondo la legge dello Stato di origine, la decisione è esecutiva ed è stata notificata; 2° — eventualmente, un documento comprovante che il richiedente beneficia, nello Stato di origine, dell'assistenza giudiziaria.

De partij die de tenuitvoerlegging verzoekt moet bovendien overleggen: I o — enig document waaruit kan worden vastgesteld dat de beslissing volgens de wet van de Staat van herkomst uitvoerbaar is en betekend is geworden; 2° — voor zover nodig, een document waaruit blijkt dat de verzoeker in de Staat van herkomst vergunnig heeft verkregen om kosteloos of tegen verminderd tarief te procederen.

Articolo 48

Artikel 48

Qualora i documenti di cui agli articoli 46, 2°, e 47, 2°, non vengano prodotti, l'autorità giudiziaria può fissare un termine per la loro presentazione o accettare documenti equivalenti ovvero, qualora ritenga di essere informata a sufficienza, disporne la dispensa. Qualora l'autorità giudiziaria lo richieda è necessario produrre una traduzione dei documenti richiesti; la traduzione è autenticata da una persona a tal fine abilitata in uno degli Stati contraenti.

Bij gebreke van overlegging van de in de artikelen 46, No. 2 en 47, No. 2 bedoelde documenten kan de rechterlijke autoriteit voor de overlegging een termijn bepalen of gelijkwaardige documenten aanvaarden, dan wel, indien zij zieh voldoende voorgelicht acht, van de overlegging vrijstelling verlenen. Indien de rechterlijke autoriteit zulks verlangt wordt van de documenten een vertaling overgelegd ; de vertaling wordt gewaarmerkt door degene die in een van de verdragsluitende Staten daartoe gemachtigd is.

Articolo 49

Artikel 49

N o n è richiesta alcuna legalizzazione o formalità analoga per i documenti indicati negli articoli 46, 47 e 48, secondo comma, come anche, ove occorra, per la procura alle liti.

Geen enkele legalisatie of soortgelijke formaliteit mag worden geeist met betrekking tot de documenten genoemd in de artikelen 46, 47 en 48, tweede lid, alsook, in voorkomend geval, met betrekking tot de procesvolmacht.

Titolo IV

Titel IV

Atti autentici e transazioni giudiziarie

Authentieke akten en gerechtelijke schikkingen

Articolo 50

Artikel 50

Gli atti autentici ricevuti ed aventi efficacia esecutiva in uno Stato contraente sono, su istanza di parte, muniti della formula esecutiva in un altro Stato contraente, conformemente alla procedura contemplata dagli articoli 31 e seguenti. L'istanza può essere rigettata solo se l'esecuzione dell'atto autentico è contraria all'ordine pubblico dello Stato richiesto.

Authentieke akten, verleden en uitvoerbaar in een verdragsluitende Staat, worden op verzoek, overeenkomstig de in de artikelen 31 en volgende bedoelde procedure, in een andere verdragsluitende Staat voorzien van het verlof tot tenuitvoerlegging. H e t verzoek kan slechts worden afgewezen indien de tenuitvoerlegging van de authentieke akte strijdig is met de openbare orde van de aangezochte Staat. De overgelegde akte moet voldoen aan de voorwaarden, nodig voor haar echtheid in de Staat van herkomst. De bepalingen van de derde afdeling van titel III zijn, voor zover nodig, van toepassing.

L'atto prodotto deve rispondere ai requisiti richiesti per la sua autenticità dalla legge dello Stato d'origine. Le disposizioni della sezione 3 del titolo III sono, per quanto occorra, applicabili. (3D

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Artikel 51

Article 51

Vergleiche, die vor einem Richter im Laufe eines Verfahrens abgeschlossen und in dem Staat, in dem sie errichtet wurden, vollstreckbar sind, werden in dem Vollstrekkungsstaat unter denselben Bedingungen wie öffentliche Urkunden vollstreckt.

Les transactions conclues devant le juge au cours d'un procès et exécutoires dans l'Etat d'origine sont exécutoires dans l'Etat requis aux mêmes conditions que les actes authentiques.

Titel V

Titre V

Allgemeine Vorschriften

Dispositions générales

Artikel 52

Article 52

Ist zu entscheiden, ob eine Partei im Hoheitsgebiet des Vertragsstaats, dessen Gerichte angerufen sind, einen Wohnsitz hat, so wendet das Gericht sein Recht an. Hat eine Partei keinen Wohnsitz in dem Staate, dessen Gerichte angerufen sind, so wendet das Gericht, wenn es zu entscheiden hat, ob die Partei einen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat hat, das Recht dieses Staates an. Der Wohnsitz einer Partei ist jedoch nach dem Recht des Staates, dem sie angehört, zu beurteilen, wenn nach diesem Recht ihr Wohnsitz vom Wohnsitz einer anderen Person oder vom Sitz einer Behörde abhängt.

Pour déterminer si une partie a un domicile sur le territoire de l'Etat contractant dont les tribunaux sont saisis, le juge applique sa loi interne. Lorsqu'une partie n'a pas de domicile dans l'Etat dont les tribunaux sont saisis, le juge, pour déterminer si elle a un domicile dans un autre Etat contractant, applique la loi de cet Etat. Toutefois, pour déterminer le domicile d'une partie, il est fait application de sa loi nationale si, selon celle-ci, son domicile dépend de celui d'une autre personne ou du siège d'une autorité.

Artikel 53

Article 53

Der Sitz von Gesellschaften und juristischen Personen steht für die Anwendung dieses Ubereinkommens dem Wohnsitz gleich. Jedoch hat das Gericht bei der Entscheidung darüber, wo der Sitz sich befindet, die Vorschriften seines internationalen Privatrechts anzuwenden.

Le siège des sociétés et des personnes morales est assimilé au domicile pour l'application de la présente Convention. Toutefois, pour déterminer ce siège, le juge saisi applique les règles de son droit international privé.

Titel VI

Titre VI

Ubergangsvorschriften

Dispositions transitoires

Artikel 54

Article 54

Die Vorschriften dieses Ubereinkommens sind nur auf solche Klagen und öffentlichen Urkunden anzuwenden, die nach dem Inkrafttreten des Übereinkommens erhoben oder aufgenommen worden sind. Nach dem Inkrafttreten dieses Übereinkommens ergangene Entscheidungen werden, auch wenn sie auf Grund einer vor dem Inkrafttreten erhobenen Klage erlassen sind, nach Maßgabe des Titels III anerkannt und zur Zwangsvollstreckung zugelassen, vorausgesetzt, daß das Gericht auf Grund von Vorschriften zuständig war, die mit den Zuständigkeitsvorschriften des Titels II oder eines Abkommens übereinstimmen, das im Zeitpunkt der Klageerhebung zwischen dem Urteilsstaat und dem Staate, in dem die Entscheidung geltend gemachtwird, in Kraft war.

Les dispositions de la présente Convention ne sont applicables qu'aux actions judiciaires intentées et aux actes authentiques reçus postérieurement à son entrée en vigueur. Toutefois, les décisions rendues après la date d'entrée en vigueur de la présente Convention à la suite d'actions intentées avant cette date sont reconnues et exécutées, conformément aux dispositions du titre III si les règles de compétence appliquées sont conformes à celles prévues soit par le titre II, soit par une convention qui était en vigueur entre l'Etat d'origine et l'Etat requis lorsque l'action a été intentée.

Rolf A. Schütze

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IntZPR

EWG-Übereinkommen 1968

Alla

Articolo 51

Artikel 51

Le transazioni concluse davanti al giudice nel corso di un processo ed aventi efficacia esecutiva nello Stato di origine sono tali nello Stato richiesto alle stesse condizioni previste per gli atti autentici.

Gerechtelijke schikkingen, welke in de loop van een geding tot stand zijn gekomen, en die uitvoerbaar zijn in de Staat van herkomst, zijn op dezelfde voet als authentieke akten uitvoerbaar in de aangezochte Staat.

Titolo V

Titel V

Disposozioni generali

Algemene bepalingen

Articolo 52

Artikel 52

Per determinare se una parte ha il domicilio sul territorio dello Stato contraente in cui è pendente il procedimento, il giudice applica la legge interna.

O m vast te stellen of een partij woonplaats heeft op het grondgebied van de verdragsluitende Staat, bij een van welks gerechten een zaak aanhangig is, past de rechter zijn interne wet toe. Indien een partij geen woonplaats heeft in de Staat, bij een van welks gerechten een zaak aanhangig is, past de rechter ter vaststelling of zij een woonplaats heeft in een andere verdragsluitende Staat, de wet van die Staat toe. Evenwel wordt, om de woonplaats van een partij vast te stellen, de nationale wet van die partij toegepast indien volgens deze wet de woonplaats afhankelijk is van de woonplaats van een andere persoon of van de Zetel van een autoriteit.

Qualora una parte non sia domiciliata nello Stato i cui giudici sono aditi, il giudice, per stabilire se essa ha un domicilio in un altro Stato contraente, applica la legge di tale Stato. Tuttavia, per determinare il domicilio di una parte si applica la legge nazionale di quest'ultima se, a mente di detta legge, il domicilio della parte è dipendente da quello di un'altra persona o dalla sede di una autorità. Articolo 53

Artikel 53

Ai fini dell'applicazione della presente Convenzione la sede delle società e delle persone giuridiche è assimilata al domicilio. Tuttavia, per stabilire tale sede, il giudice applica le norme di diritto internazionale privato del proprio Stato.

Voor de toepassing van dit verdrag wordt de plaats van vestiging van vennootschappen en rechtspersonen gelijkgesteld met de woonplaats. O m deze plaats van vestiging vast te stellen, past de rechter evenwel de regels van het voor hem geldende internationaal privaatrecht toe.

Titolo VI

Titel VI

Disposizioni transitorie

Overgangsbepalingen

Articolo 54

Artikel 54

Le disposizioni della presente Convenzione si applicano solo alle azioni giudiziarie proposte ed agli atti autentici ricevuti posteriormente alla sua entrata in vigore. Tuttavia, le decisioni rese dopo l'entrata in vigore della presente Convenzione a seguito di azioni proposte prima di tale data, sono riconosciute ed eseguite, conformemente alle disposizioni del titolo III, se le norme di competenza applicate sono conformi a quelle previste dal titolo II o da una convenzione in vigore tra lo Stato di origine e lo Stato richiesto al momento della proposizione dell'azione.

De bepalingen van dit verdrag zijn slechts van toepassing op na zijn inwerkingtreding ingestelde rechtsvorderingen en verleden authentieke akten. Evenwel worden beslissingen, gegeven na de dag van inwerkingtreding van dit verdrag naar aanleiding van voor deze dag ingestelde vorderingen, erkend en ten uitvoer gelegd overeenkomstig de bepalingen van titel III, indien de toegepaste bevoegdheidsregels overeenkomen met de regels, voorzien in titel II, of neergelegd in een verdrag dat tussen de Staat van herkomst en de aangezochte Staat van kracht was toen de vordering werd ingesteld.

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Stand: 1.8. 1979

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I n t Z P R

Titel VII

Titre VII

Verhältnis zu anderen Abkommen

Relations avec les autres conventions

Artikel 55

Article 55

Dieses Übereinkommen ersetzt unbeschadet der Vorschriften des Artikels 54 Absatz 2 und des Artikels 56 die nachstehenden zwischen zwei oder mehreren Vertragsstaaten geschlossenen Abkommen: — das am 8. Juli 1899 in Paris unterzeichnete belgisch-französische Abkommen über die gerichtliche Zuständigkeit, die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden; — das am 28. M ä r z 1925 in Brüssel unterzeichnete belgisch-niederländische Abkommen über die Zuständigkeit der Gerichte, den Konkurs sowie die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden; — das am 3. Juni 1930 in R o m unterzeichnete französisch-italienische Abkommen über die Vollstreckung von Urteilen in Zivil- und Handelssachen; — das am 9. M ä r z 1936 in R o m unterzeichnete deutsch-italienische Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivilund Handelssachen; — das am 30. Juni 1958 in Bonn unterzeichnete deutsch-belgische Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen; — das am 17. April 1959 in R o m unterzeichnete niederländisch-italienische Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen; — das am 6. April 1962 in Rom unterzeichnete belgisch-italienische Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und anderen vollstreckbaren Titeln in Zivil- und Handelssachen; — den am 30. August 1962 in Den H a a g unterzeichneten deutsch-niederländischen Vertrag über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in Zivil- und Handelssachen und, sofern er in K r a f t getreten ist, — den am 24. November 1961 in Brüssel unterzeichneten belgisch-niederländisch-luxemburgischen Vertrag über die gerichtliche Zuständigkeit, den Konkurs, die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen U r kunden.

Sans préjudice des dispositions de l'article 54 deuxième alinéa, et de l'article 56, la présente Convention remplace entre les Etats qui y sont parties les conventions conclues entre deux ou plusieurs de ces Etats, à savoir: — la Convention entre la Belgique et la France sur la compétence judiciaire, sur l'autorité et l'exécution des décisions judiciaires, des sentences arbitrales et des actes authentiques, signée à Paris le 8 juillet 1899; — la Convention entre la Belgique et les Pays-Bas sur la compétence judiciaire territoriale, sur la faillite, ainsi que sur l'autorité et l'exécution des décisions judiciaires, des sentences arbitrales et des actes authentiques, signée à Bruxelles le 28 mars 1925; — la Convention entre la France et l'Italie, sur l'exécution des jugements en matière civile et commerciale, signée à R o m e le 3 juin 1930 ; — la Convention entre l'Allemagne et l'Italie sur la reconnaissance et l'exécution des décisions judiciaires en matière civile et commerciale, signée à Rome le 9 mars 1936; — la Convention entre la République Fédérale d'Allemagne et le Royaume de Belgique concernant la reconnaissance et l'exécution réciproques en matière civile et commerciale, des décisions judiciaires, sentences arbitrales et actes authentiques, signée à Bonn le 30 juin 1958 ; — la Convention entre le Royaume des Pays-Bas et la République Italienne sur la reconnaissance et l'exécution des décisions judiciaires en matière civile et commerciale, signée à R o m e le 17 avril 1959; — la Convention entre le Royaume de Belgique et la République Italienne concernant la reconnaissance et l'exécution des décisions judiciaires et d'autres titres exécutoires en matière civile et commerciale, signée à R o m e le 6 avril 1962; — la Convention entre le Royaume des Pays-Bas et la République Fédérale d'Allemagne sur la reconnaissance et l'exécution mutuelles des décisions judiciaires et autres titres exécutoires en matière civile et commerciale, signée à L a H a y e le 30 août 1962; et pour autant qu'il est en vigueur: — le Traité entre la Belgique, les Pays-Bas et le Luxembourg sur la compétence judiciaire, sur la faillite, sur l'autorité et l'exécution des décisions judiciaires, des sentences arbitrales et des actes authentiques, signé à Bruxelles le 24 novembre 1961.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

I n t Z P R

Titolo VII

Titel VII

Relazione con le altre convenzioni

Verhouding tot andere verdragen

A l l a

Articolo 55

Artikel 55

Fatto salvo quanto disposto dall'articolo 54, secondo comma, e dall'articolo 56, la presente Convenzione sostituisce nei rapporti fra gli Stati che ne sono parti le convenzioni concluse tra due o più di detti Stato, e cioè : — la convenzione tra il Belgio e la Francia sulla competenza giudiziaria, sull'autorità e l'esecuzione delle decisioni giudiziarie, delle sentenze arbitrali e degli atti autentici, firmata a Parigi l'8 luglio 1899; — la convenzione tra il Belgio ed i Paesi Bassi sulla competenza giudiziaria territoriale, sul fallimento, nonché sull'autorità e l'esecuzione delle decisioni giudiziarie, delle sentenze arbitrali e degli atti autentici, firmata a Bruxelles il 28 marzo 1925; — la convenzione tra la Francia e l'Italia sull'esecuzione delle sentenze in materia civile e commerciale, firmata a Roma il 3 giugno 1930; — la convenzione tra l'Italia e la Germania per il riconoscimento e l'esecuzione delle decisioni giudiziarie in materia civile e commerciale, firmata a Roma il 9 marzo 1936; — la convenzione tra la Repubblica Federale di Germania ed il Regno del Belgio sul riconoscimento reciproco e la reciproca esecuzione, in materia civile e commerciale, delle decisioni giudiziarie, delle sentenze arbitrali e degli atti autentici, firmata a Bonn il 30 giugno 1958; — la convenzione tra il Regno dei Paesi Bassi e la Repubblica Italiana sul riconoscimento e l'esecuzione delle decisioni giudiziarie in materia civile e commerciale, firmata a Roma il 17 aprile 1959 ; — la convenzione tra il Regno del Belgio e la Repubblica Italiana sul riconoscimento e l'esecuzione delle decisione giudiziarie e degli altri titoli esecutivi in materia civile e commerciale, firmata a Roma il 6 aprile 1962 ; — la convenzione tra il Regno dei Paesi Bassi e la Repubblica Federale di Germania sul reciproco riconoscimento e la reciproca esecuzione delle decisioni giudiziarie e di altri titoli esecutivi in materia civile e commerciale, firmata all'Aja il 30 agosto 1962 ; e, nella misura in cui sia in vigore — il Trattato tra il Belgio, i Paesi Bassi ed il Lussemburgo, sulla competenza giudiziaria, sul fallimento, sull'autorità e l'esecuzione delle decisioni giudiziarie, delle sentenze arbitrali e degli atti autentici, firmato a Bruxelles il 24 novembre 1961.

Onverminderd de bepalingen van de artikelen 54, tweede lid, en 56 vervangt dit verdrag tussen de Staten die daarbij partij zijn, de tussen twee of meer van deze Staten gesloten verdragen en overeenkomsten, te weten: — de overeenkomst tussen Belgie en Frankrijk betreffende de rechterlijke bevoegdheid, het gezag en de tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen, van scheidsrechterlijke uitspraken en van authentieke akten, gesloten te Parijs op 8 Juli 1899; — het verdrag tussen Nederland en Belgie betreffende de territoriale rechterlijke bevoegdheid, betreffende het faillissement en betreffende het gezag en de tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen, van scheidsrechterlijke uitspraken en van authentieke akten, gesloten te Brüssel op 28 maart 1925; — het verdrag tussen Frankrijk en Italie betreffende de tenuitvoerlegging van vonnissen in burgerlijke en handelszaken, gesloten te Rome op 3juni 1930; — het verdrag tussen Duitsland en Italie betreffende de erkenning en de tenuitvoerlegging van vonnissen in burgerlijke en handelszaken, gesloten te Rome op 9 maart 1936; — de overeenkomst tussen het Koninkrijk Belgie en de Bondsrepubliek Duitsland betreffende de erkenning en de wederzijdse tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen, scheidsrechterlijke uitspraken en authentieke akten in burgerlijke zaken of handelszaken, gesloten te Bonn op 30 juni 1958; — het verdrag tussen het Koninkrijk der Nederlanden en de Italiaanse Republiek betreffende de erkenning en tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen in burgerlijke en handelszaken, gesloten te Rome op 17april 1959; — de overeenkomst tussen het Koninkrijk Belgie en de Italiaanse Republiek betreffende de erkenning en tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen en andere uitvoerbare titels in burgerlijke en handelszaken, gesloten te Rome op 6 april 1962; — het verdrag tussen het Koninkrijk der Nederlanden en de Bondsrepubliek Duitsland betreffende de wederzijdse erkenning en tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen en andere executoriale titels in burgerlijke en handelszaken, gesloten te 's-Gravenhage op 30 augustus 1962, en voor zover het van kracht is: — het verdrag tussen Belgie, Nederland en Luxemburg betreffende de rechterlijke bevoegdheid, betreffende het faillissement en betreffende het gezag en de tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen, van scheidsrechterlijke uitspraken en van authentieke akten, gesloten te Brüssel op 24 november 1961.

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

I n t Z P R

Artikel 56

Article 56

Die in Artikel 55 angeführten Abkommen und Verträge behalten ihre Wirksamkeit für die Rechtsgebiete, auf die dieses Ubereinkommen nicht anzuwenden ist. Sie bleiben auch weiterhin für die Entscheidungen und die Urkunden wirksam, die vor Inkrafttreten dieses Übereinkommens ergangen oder aufgenommen sind.

Le Traité et les Conventions mentionnés à l'article 55 continuent à produire leurs effets dans les matières auxquelles la présente Convention n'est pas applicable. Ils continuent à produire leurs effets en ce qui concerne les décisions rendues et les actes reçus avant l'entrée en vigueur de la présente Convention.

Artikel 57

Article 57

Dieses Übereinkommen läßt Übereinkommen unberührt, denen die Vertragsstaaten angehören oder angehören werden und die für besondere Rechtsgebiete die gerichtliche Zuständigkeit, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen regeln.

La présente Convention ne déroge pas aux conventions auxquelles les Etats contractants sont ou seront parties et qui, dans des matières particulières, règlent la compétence judiciaire, la reconnaissance et l'exécution des décisions.

Artikel 58

Article 58

Dieses Übereinkommen berührt die Rechte nicht, die schweizerischen Staatsangehörigen auf Grund des Abkommens vom 15. Juni 1869 zwischen Frankreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung von Urteilen in Zivilsachen zustehen.

Les dispositions de la présente Convention ne portent pas préjudice aux droits reconnus aux ressortissants suisses par la Convention conclue, le 15 juin 1869, entre la France et la Confédération helvétique sur la compétence judiciaire et l'exécution des jugements en matière civile.

Artikel 59

Article 59

Dieses Übereinkommen hindert einen Vertragsstaat nicht, sich gegenüber einem dritten Staat im Rahmen eines Abkommens über die Anerkennung und Vollstrekkung von Urteilen zu verpflichten, Entscheidungen der Gerichte eines anderen Vertragsstaats gegen Beklagte, die ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in dem Hoheitsgebiet des dritten Staates haben, nicht anzuerkennen, wenn die Entscheidungen in den Fällen des Artikels 4 nur in einem der in Artikel 3 Absatz 2 angeführten Gerichtsstände ergehen können.

La présente Convention ne fait pas obstacle à ce qu'un Etat contractant s'engage envers un Etat tiers, aux termes d'une convention sur la reconnaissance et l'exécution des jugements, à ne pas reconnaître une décision rendue, notamment dans un autre Etat contractant, contre un défendeur qui avait son domicile ou sa résidence habituelle sur le territoire de l'Etat tiers lorsque, dans un cas prévu par l'article 4, la décision n'a pu être fondée que sur une compétence visée à l'article 3 deuxième alinéa.

Titel VIII

Titre VIII

Schlußvorschriften

Dispositions finales

Artikel 60

Article 60

Dieses Übereinkommen gilt für das europäische Hoheitsgebiet der Vertragsstaaten, für die französischen überseeischen Departements und für die französischen überseeischen Gebiete. Das Königreich der Niederlande kann bei der Unterzeichnung oder der Ratifizierung dieses Übereinkommens oder zu jedem späteren Zeitpunkt durch Notifikation an den Generalsekretär des Rates der Europäischen Gemeinschaften erklären, daß dieses Übereinkommen für Surinam und die Niederländischen Antillen gilt. Wird eine solche Erklärung für die Niederländischen Antillen nicht abgegeben, so gelten Verfahren, die in dem europäischen Hoheitsgebiet des Königreichs auf Grund einer Kassationsbeschwerde gegen Entscheidungen von Gerichten der Niederländischen Antillen anhängig sind, als vor diesen Gerichten anhängig.

La présente Convention s'applique au territoire européen des Etats contractants, aux départements français d'outre-mer ainsi qu'aux territoires français d'outremer. Le Royaume des Pays-Bas peut déclarer au moment de la signature ou de la ratification de la présente Convention ou à tout moment ultérieur, par voie de notification au Secrétaire général du Conseil des Communautés Européennes, que la présente Convention sera applicable au Surinam et aux Antilles néerlandaises. A défaut d'une telle déclaration en ce qui concerne les Antilles néerlandaises, les procédures se déroulant sur le territoire européen du Royaume à la suite d'un pourvoi en cassation contre les décisions de tribunaux des Antilles néerlandaises, sont considérées comme des procédures se déroulant devant ces tribunaux. Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Articolo 56

Artikel 56

Il Trattato e le convenzioni elencate all'articolo 55 continueranno a produrre i loro effetti nelle materie alle quali la presente Convenzione non è applicabile. Essi continueranno a produrre i loro effetti per quanto attiene alle decisioni rese ed agli atti autentici ricevuti prima dell'entrata in vigore della presente Convenzione.

De in artikel 55 vermelde vtirdragen en overeenkomsten blijven van kracht ten aanzien van onderwerpen waarop dit verdrag niet van toepassing is. Zij blijven voorts van kracht met betrekking tot voor de inwerkingtreding van dit verdrag gegeven beslissingen en verleden akten.

Articolo 57

Artikel 57

La presente Convenzione non deroga alle convenzioni cui gli Stati contraenti sono o saranno parti e che, in materie particolari, disciplinano la competenza giurisdizionale, il riconoscimento e l'esecuzione delle decisioni.

Dit verdrag laat onverlet de verdragen, waarbij de verdragsluitende Staten partij zijn of zullen zijn en die, voor bijzondere onderwerpen, de rechterlijke bevoegdheid, de erkenning en de tenuitvoerlegging van beslissingen regelen.

Articolo 58

Artikel 58

Le disposizioni della presente Convenzione non pregiudicano i diritti riconosciuti ai cittadini svizzeri dalla convenzione conclusa il 15 giugno 1869 tra la Francia e la Confederazione elvetica sulla competenza giurisdizionale e l'esecuzione delle decisioni in materia civile.

De bepalingen van dit verdrag maken geen inbreuk op de rechten, welke aan Zwitsers zijn toegekend bij het op 15 juni 1869 tussen Frankrijk en de Zwitserse Confederatie gesloten verdrag betreffende de rechterlijke bevoegdheid en de tenuitvoerlegging van vonnissen in burgerlijke zaken.

Articolo 59

Artikel 59

La presente Convenzione non costituisce ostacolo a che uno Stato contraente s'impegni nei confronti di uno Stato terzo, tramite una convenzione sul riconoscimento e l'esecuzione delle decisioni, a non riconoscere una decisione resa, in particolare in un altro Stato contraente, contro un convenuto che aveva il proprio domicilio o la propria residenza abituale sul territorio dello Stato terzo qualora, in un caso previsto all'articolo 4, la decisione sia stata fondata soltanto su una delle competenze di cui all'articolo 3, secondo comma.

Dit verdrag belet niet, dat een verdragsluitende Staat zieh tegenover een derde Staat, bij een verdrag betreffende de erkenning en de tenuitvoerlegging van rechterlijke beslissingen, verbindt om een beslissing niet te erkennen, welke, met name in een andere verdragsluitende Staat, gegeven is tegen een verweerder, die zijn woonplaats of zijn gewone verblijf had in het gebied van die derde Staat, indien in een door artikel 4 voorzien geval de beslissing slechts gegrond kon worden op een bevoedgheid als bedoeld in artikel 3, tweede lid.

Titolo VIII Disposizioni finali

Titel VIII Slotbepalingen

Articolo 60

Artikel 60

La presente Convenzione si applica al territorio europeo degli Stati contraenti, ai dipartimenti francesi d'oltremare, nonché ai territori francesi d'oltremare. Il Regno dei Paesi Bassi può, al momento della firma o della ratifica della presente Convenzione, ovvero successivamente, dichiarare mediante notifica al Segretario Generale del Consiglio delle Comunità Europee, che la presente Convenzione si applicherà al Surinam e alle Antille olandesi. In mancanza di tale dichiarazione per quanto riguarda le Antille olandesi, i procedimenti in atto nel territorio europeo del Regno in seguito all'introduzione di un ricorso in cassazione avverso le decisioni dei tribunali delle Antille olandesi, sono considerati procedimenti in atto davanti a questi ultimi tribunali.

Dit verdrag is van toepassing op het Europese grondgebied van de verdragsluitende Staten, de Franse overzeese departementen en de Franse overzeese gebieden. Het Koninkrijk der Nederlanden kan op het tijdstip van de ondertekening of de bekrachtiging van dit verdrag, of op elk tijdstip nadien, door middel van een kennisgeving aan de Secretaris-Generaal van de Raad der Europese Gemeenschappen verklaren dat dit Verdrag van toepassing zal zijn op Suriname en de Nederlandse Antillen. Bij gebreke van een dergelijke verklaring voor wat betreft de Nederlandse Antillen worden de procedures welke binnen het Europese grondgebied van het Koninkrijk ten gevolge van het insteilen van een beroep in cassatie tegen de beslissingen van gerechten van de Nederlandse Antillen gevoerd worden, beschouwd als procedures welke voor deze gerechten worden gevoerd.

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung Artikel 61

Artide 61

Dieses Ubereinkommen bedarf der Ratifizierung durch die Unterzeichnerstaaten. Die Ratifikationsurkunden werden beim Generalsekretär des Rates der Europäischen Gemeinschaften hinterlegt.

La présente Convention sera ratifiée par les Etats signataires. Les instruments de ratification seront déposés auprès du Secrétaire général du Conseil des Communautés Européennes.

Artikel 62

Article 62

Dieses Ubereinkommen tritt am ersten Tage des dritten Monats in Kraft, der auf die Hinterlegung der Ratifikationsurkunde durch denjenigen Unterzeichnerstaat folgt, der diese Förmlichkeit als letzter vornimmt.

La présente Convention entrera en vigueur le premier jour du troisième mois suivant le dépôt de l'instrument de ratification de l'Etat signataire qui procédera le dernier à cette formalité.

Artikel 63

Article 63

Die Vertragsstaaten bekräftigen, daß jeder Staat, der Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wird, verpflichtet ist, sein Einverständnis damit zu erklären, daß dieses Übereinkommen den Verhandlungen zwischen den Vertragsstaaten und diesem Staate zugrunde gelegt wird, die erforderlich werden, um die Ausführung des Artikels 220 letzter Absatz des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sicherzustellen. Die erforderlichen Anpassungen können Gegenstand eines besonderen Ubereinkommens zwischen den Vertragsstaaten einerseits und diesem Staat andererseits sein.

Les Etats contractants reconnaissent que tout Etat qui devient membre de la Communauté Economique Européenne aura l'obligation d'accepter que la présente Convention soit prise comme base pour les négociations nécessaires pour assurer la mise en oeuvre de l'article 220 dernier alinéa du Traité instituant la Communauté Economique Européenne, dans les rapports entre les Etats contractants et cet Etat. Les adaptations nécessaires pourront faire l'objet d'une convention spéciale entre les Etats contractants d'une part et cet Etat d'autre part.

Artikel 64

Article 64

Der Generalsekretär des Rates der Europäischen Gemeinschaften notifiziert den Unterzeichnerstaaten: a) die Hinterlegung jeder Ratifikationsurkunde; b) den Tag, an dem dieses Übereinkommen in Kraft tritt; c) die gemäß Artikel 60 Absatz 2 eingegangenen Erklärungen ; d) die gemäß Artikel IV des Protokolls eingegangenen Erklärungen; e) die Mitteilungen gemäß Artikel VI des Protokolls.

Le Secrétaire général du Conseil des Communautés Européennes notifiera aux Etats signataires: a) le dépôt de tout instrument de ratification; b) la date d'entrée en vigueur de la présente Convention; c) les déclarations reçues en application de l'article 60 deuxième alinéa; d) les déclarations reçues en application de l'article IV du Protocole; e) les communications faites en application de l'article VI du Protocole.

Artikel 65

Article 65

Das diesem Übereinkommen im gegenseitigen Einvernehmen der Vertragsstaaten beigefügte Protokoll ist Bestandteil dieses Übereinkommens.

Le Protocole qui, du commun accord des Etats contractants, est annexé à la présente Convention, en fait partie intégrante.

Artikel 66

Article 66

Dieses Übereinkommen gilt auf unbegrenzte Zeit.

La présente Convention est conclue pour une durée illimitée.

Artikel 67

Article 67

Jeder Vertragsstaat kann eine Revision dieses Übereinkommens beantragen. In diesem Fall beruft der Präsident des Rates der Europäischen Gemeinschaften eine Revisionskonferenz ein.

Chaque Etat contractant peut demander la révision de la présente Convention. Dans ce cas, une conférence de révision est convoquée par le Président du Conseil des Communautés Européennes. Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Articolo 61

Artikel 61

La presente Convenzione sarà ratificata dagli Stati firmatari. Gli strumenti di ratifica saranno depositati presso il Segretario Generale del Consiglio delle Comunità Europee.

Dit verdrag wordt door de ondertekenende Staten bekrachtigd. D e akten van bekrachtiging worden nedergelegd bij de Secretaris-Generaal van de Raad der Europese Gemeenschappen.

Articolo 62

Artikel 62

La presente Convenzione entrerà in vigore il primo giorno del terzo mese successivo all'avvenuto deposito dello strumento di ratifica da parte dello Stato firmatario che procederà per ultimo a tale formalità.

Dit verdrag treedt in werking op de eerste dag van de derde maand die volgt op het nederleggen van de akte van bekrachtiging door de ondertekenende Staat, die als laatste deze handeling verricht.

Articolo 63

Artikel 63

Gli Stati contraenti riconoscono che ogni Stato che diventa membro della Comunità Economica Europea ha Pobligo di accettare che la presente Convenzione sia presa come base per i negoziati necessari ad assicurare l'applicazione dell'ultimo comma dell'articolo 220 del Trattato che istituisce la Comunità Economica Europea nei rapporti tra gli Stati contraenti e detto Stato. Gli adattamenti necessari potranno costituiere oggetto di una convenzione speciale tra gli Stati contraenti e tale Stato.

De verdragsluitende Staten erkennen dat elke Staat de lid wordt van de Europese Economische Gemeenschap verplicht zal zijn te aanvaarden dat het onderhavige verdrag de grondslag zal vormen bij de onderhandelingen welke noodzakelijk zijn om, in de betrekkingen tussen de verdragsluitende Staten en die Staat, de uitvoering van artikel 220, laatste alinea van het Verdrag tot oprichting van de Europese Economische Gemeenschap te verzekeren. Omtrent de noodzakelijke aanpassingen zal een bijzonder verdrag tussen de verdragsluitende Staten enerzijds en die Staat anderzijds kunnen worden gesloten.

Articolo 64

Artikel 64

Il Segretario Generale del Consiglio delle Comunità Europee notificherà agli Stati firmatari: a) il deposito di ogni strumento di ratifica; b) la data di entrata in vigore della presente Convenzione; c) le dichiarazioni ricevute in applicazione dell'articolo 60, secondo comma; d) le dichiarazioni ricevute in applicazione dell'articolo IV del Protocollo; e) le comunicazioni fatte in applicazione dell'articolo VI del Protocollo.

D e Secretaris-Generaal van de Raad der Europese Gemeenschappen steh de ondertekenende Staten in kennis van: a) het nederleggen van iedere akte van bekrachtiging; b) de datum van inwerkingtreding van dit verdrag; c) de ingevolge artikel 60, tweede lid, ontvangen verklaringen; d) de ingevolge artikel IV van het Protocol ontvangen verklaringen; e) de ingevolge artikel V I van het Protocol gedane mededelingen.

Articolo 65

Artikel 65

Il Protocollo che, per comune accordo degli Stati contraenti è allegato alla presente Convenzione, ne fa parte integrante.

H e t met instemming van alle verdragsluitende Staten aan dit verdrag toegevoegde Protocol maakt een wezenlijk onderdeel van het verdrag uit.

Articolo 66

Artikel 66

La presente Convenzione è conclusa per una durata illimitata.

Dit verdrag wordt voor onbeperkte tijd gesloten.

Articolo 67

Artikel 67

Ogni Stato contraente può chiedere la revisione della presente Convenzione. In tal caso, il Presidente del Consiglio delle Comunità Europee convoca una conferenza di revisione.

ledere verdragsluitende Staat kan verzoeken om herziening van dit verdrag. In dat geval roept de Voorzitter van de Raad der Europese Gemeenschappen een conferentie voor de herziening bijeen.

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung Artikel 68

Article 68

Dieses Übereinkommen ist in einer Urschrift in deutscher, französischer, italienischer und niederländischer Sprache abgefaßt, wobei jeder Wortlaut gleichermaßen verbindlich ist; es wird im Archiv des Sekretariats des Rates der Europäischen Gemeinschaften hinterlegt; der Generalsekretär übermittelt der Regierung jedes Unterzeichnerstaats eine beglaubigte Abschrift.

La présente Convention, rédigée en un exemplaire unique en langue allemande, en langue française, en langue italienne et en langue néerlandaise, les quatre textes faisant également foi, sera déposée dans les archives du Secrétariat du Conseil des Communautés Européennes. Le Secrétaire général en remettra une copie certifiée conforme à chacun des Gouvernements des Etats signataires.

A I 1b

Protocole

Protokoll Artikel I

Article I

Jede Person, die ihren Wohnsitz in Luxemburg hat und vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaats auf Grund des Artikels 5 Nr. 1 verklagt wird, kann die Unzuständigkeit dieses Gerichts geltend machen. Läßt sich der Beklagte auf das Verfahren nicht ein, so erklärt sich das Gericht von Amts wegen für unzuständig. Jede Gerichtsstandsvereinbarung im Sinne des Artikels 17 ist für eine Person, die ihren Wohnsitz in Luxemburg hat, nur dann wirksam, wenn diese sie ausdrücklich und besonders angenommen hat.

Toute personne domiciliée au Luxembourg, attraite devant un tribunal d'un autre Etat contractant en application de l'article 5, 1°, peut décliner la compétence de ce tribunal. Ce tribunal se déclare d'office incompétent si le défendeur ne comparaît pas. Toute convention attributive de juridiction au sens de l'article 17 ne produit ses effets à l'égard d'une personne domiciliée au Luxembourg que si celle-ci l'a expressément et spécialement acceptée.

Artikel II

Article II

Unbeschadet günstigerer innerstaatlicher Vorschriften können Personen, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat haben und die vor den Strafgerichten eines anderen Vertragsstaats, dessen Staatsangehörigkeit sie nicht besitzen, wegen einer fahrlässig begangenen Straftat verfolgt werden, sich von hierzu befugten Personen verteidigen lassen, selbst wenn sie persönlich nicht erscheinen. Das Gericht kann jedoch das persönliche Erscheinen anordnen; wird diese Anordnung nicht befolgt, so braucht die Entscheidung, die über den Anspruch aus einem Rechtsverhältnis des Zivilrechts ergangen ist, ohne daß sich der Angeklagte verteidigen konnte, in den anderen Vertragsstaaten weder anerkannt noch vollstreckt zu werden.

Sans préjudice de dispositions nationales plus favorables, les personnes domiciliées dans un Etat contractant et poursuivies pour une infraction involontaire devant les juridictions répressives d'un autre Etat contractant dont elles ne sont pas les nationaux, peuvent se faire défendre par les personnes habilitées à cette fin, même si elles ne comparaissent pas personnellement. Toutefois, la juridiction saisie peut ordonner la comparution personnelle; si celle-ci n'a pas eu lieu, la décision rendue sur l'action civile sans que la personne en cause ait eu la possibilité de se faire défendre pourra ne pas être reconnue ni exécutée dans les autres Etats contractants.

Artikel III

Article III

In dem Vollstreckungsstaat dürfen in dem Verfahren auf Erteilung der Vollstreckungsklausel keine nach dem Streitwert abgestuften Stempelabgaben oder Gebühren erhoben werden.

Aucun impôt, droit ou taxe, proportionnel à la valeur du litige, n'est perçu dans l'Etat requis à l'occasion de la procédure tendant à l'octroi de la formule exécutoire.

Artikel IV

Article IV

Gerichtliche und außergerichtliche Schriftstücke, die in einem Vertragsstaat ausgefertigt sind und einer in dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaats befindlichen Person zugestellt werden sollen, werden nach den zwischen den Vertragsstaaten geltenden Übereinkommen oder Vereinbarungen übermittelt. Sofern der Staat, in dessen Hoheitsgebiet die Zustel-

Les actes judiciaires et extra-judiciaires dressés sur le territoire d'un Etat contractant et qui doivent être notifiés ou signifiés à des personnes se trouvant sur le territoire d'un autre Etat contractant, sont transmis selon les modes prévus par les conventions ou accords conclus entre les Etats contractants. Sauf si l'Etat de destination s'y oppose par déclaration Rolf A. Schütze

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IntZPR

EWG-Übereinkommen 1968 Articolo 68

Artikel 68

La presente Convenzione, redatta in unico esemplare in lingua francese, in lingua italiana, in lingua olandese e in lingua tedesca, i quattro testi facenti tutti ugualmente fede, sarà depositata negli archivi del Segretariato del Consiglio delle Comunità Europee. Il Segretario Generale prowederà a trasmettere copia certificata conforme al Governo di ciascuno degli Stati firmatari.

Dit verdrag, opgesteld in een exemplaar, in de Duitse, de Franse, de Italiaanse en de Nederlandse taal, welke vier teksten gelijkelijk authentiek zijn, zal worden nedergelegt in het archief van het Secretariaat van de Raad der Europese Gemeenschappen. De Secretaris-Generaal zendt een voor eensluidend gewaarmerkt afschrift daarvan toe aan de Regering van elke ondertekenende Staat.

Protocollo

Protocol

A I 1b

Articolo I

Artikel I

Qualsiasi persona domiciliata nel Lussemburgo, convenuta davanti ad un giudice di un altro Stato contraente in applicazione dell'articolo 5, 1°, può eccepire l'incompetenza di tale giudice. Se il convenuto non compare, il giudice dichiara d'ufficio la propria incompetenza. Ogni clausola attributiva di competenza, ai sensi dell'articolo 17, ha effetto nei confronti di una persona domiciliata nel Lussemburgo soltanto se quest'ultima l'ha espressamente e specificamente accettata.

Ieder die in Luxemburg woonplaats heeft en met toepassing van artikel 5, No. 1, voor een gerecht van een andere verdragsluitende Staat is opgeroepen kan de bevoegdheid van dit gerecht afwijzen. Dit gerecht verklaart sich ambtshalve onbevoegd indien de verweerder nietverschijnt. Een overeenkomst tot aanwijzing van een bevoegde rechter in de zin van artikel 17 heeft, ten opzichte van een persoon die in Luxemburg woonplaats heeft, slechts rechtsgevolg indien deze de overeenkomst uitdrukkelijk en in het bijzonder heeft aanvaard.

Articolo II

Artikel II

Salvo disposizioni nazionali più favorevoli, le persone domiciliate in uno Stato contraente di cui venga contestata un'infrazione non volontaria davanti alle giurisdizioni penali di un altro Stato contraente di cui non sono cittadini possono, anche se non compaiono personalmente, farsi difendere dalle persone a tal fine abilitate. Tuttavia, la giurisdizione adita può ordinare la comparizione personale; se la comparizione non ha luogo, la decisione resa nell'azione civile senza che la persona in causa abbia avuto la possibilità di farsi difendere potrà non essere riconosciuta nè eseguita negli altri Stati contraenti.

Degenen die in een verdragsluitende Staat woonplaats hebben en wegens een onopzettelijk gepleegd strafbaar feit vervolgd worden voor de gerechten van een andere verdragsluitende Staat, welks onderdaan zij niet zijn, onverminderd aldaar geldende gunstigere bepalingen, bevoegd zieh te doen verdedigen door daartoe bevoegde personen, zelfs indien zij niet persoonlijk verschijnen. Het gerecht dat de zaak berecht kan echter de persoonlijke verschijning bevelen; indien deze niet heeft plaatsgevonden behoeft de beslissing, op de burgerlijke rechtsvordering gewezen zonder dat de betrokkene de gelegenheid heeft gehad zieh te doen verdedigen, in de overige verdragsluitende Staten niet to worden erkend, noch te worden ten uitvoer gelegd.

Articolo III

Artikel III

Per il procedimento e la decisione relativi alla concessione della formula esecutiva non verranno riscossi nello Stato richiesto imposte, diritti o tasse, proporzionali al valore della controversia.

Ter zake van de procedure tot verlening van het verlof tot tenuitvoerlegging, wordt in de aangezochte Staat geen belasting, recht of heffing, evenredig aan het geldelijke belang der zaak, geheven.

Articolo IV

Artikel IV

Gli atti giudiziari ed extragiudiziari formati in uno Stato contraente e che devono essere comunicati o notificati a persone residenti in un altro Stato contraente, sono trasmessi secondo le modalità previste dalle convenzioni o dagli accordi conclusi tra gli Stati contraenti. Semprechè lo Stato di destinazione non vi si opponga con dichiarazione trasmessa al Segretario Generale del

De gerechtelijke en buitengerechtelijke stukken, opgemaakt op het grondgebied van een verdragsluitende Staat, die medegedeeld of betekend moeten worden aan personen die zieh op het grondgebied van een andere verdragsluitende Staat bevinden, worden toegezonden op de wijze als is voorzien in tussen de verdragsluitende Staten gesloten verdragen of overeenkomsten.

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Stand: 1.8. 1979

IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

lung bewirkt werden soll, nicht durch eine Erklärung, die an den Generalsekretär des Rates der Europäischen Gemeinschaften zu richten ist, widersprochen hat, können diese Schriftstücke auch von den gerichtlichen Amtspersonen des Staates, in dem sie angefertigt worden sind, unmittelbar den gerichtlichen Amtspersonen des Staates übersandt werden, in dessen Hoheitsgebiet sich die Person befindet, für welche das Schriftstück bestimmt ist. In diesem Fall übersendet die gerichtliche Amtsperson des Ursprungsstaats eine Abschrift des Schriftstücks der gerichtlichen Amtsperson des Bestimmungslands, die für die Übermittlung an den Empfänger zuständig ist. Diese Übermittlung wird in den Formen vorgenommen, die das Recht des Bestimmungslands vorsieht. Sie wird durch ein Zeugnis festgestellt, das der gerichtlichen Amtsperson des Ursprungsstaates unmittelbar zugesandt wird.

faite au Secrétaire général du Conseil des Communautés Européennes, ces actes peuvent aussi être envoyés directement par les officiers ministériels de l'Etat où les actes sont dressés aux officiers ministériels de l'Etat sur le territoire duquel se trouve le destinataire de l'acte. Dans ce cas, l'officier ministériel de l'Etat d'origine transmet une copie de l'acte à l'officier ministériel de l'Etat requis, qui est compétent pour la remettre au destinataire. Cette remise est faite dans les formes prévues par la loi de l'Etat requis. Elle est constatée par une attestation envoyée directement à l'officier ministériel de l'Etat d'origine.

Artikel V

Article V

Die in Artikel 6 Nr. 2 und Artikel 10 für eine Gewährsleistungs- und Interventionsklage vorgesehene Zuständigkeit kann in der Bundesrepublik Deutschland nicht geltend gemacht werden. In der Bundesrepublik Deutschland kann jede Person, die ihren Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat hat, nach den §§ 68, 72 bis 74 der Zivilprozeßordnung, die für die Streitverkündung gelten, vor Gericht geladen werden. Entscheidungen, die in den anderen Vertragsstaaten auf Grund des Artikels 6 Nr. 2 und des Artikels 10 ergangen sind, werden in der Bundesrepublik Deutschland nach Titel III anerkannt und vollstreckt. Die Wirkungen, welche die in der Bundesrepublik Deutschland ergangenen Entscheidungen nach den §§68, 72 bis 74 der Zivilprozeßordnung gegenüber Dritten haben, werden auch in den anderen Vertragsstaaten anerkannt.

La compétence judiciaire prévue à l'article 6, 2° et à l'article 10, pour la demande en garantie ou la demande en intervention, ne peut être invoquée dans la République Fédérale d'Allemagne. Dans cet Etat, toute personne domiciliée sur le territoire d'un autre Etat contractant peut être appelée devant les tribunaux en application des articles 68 et 72, 73 et 74 du Code de procédure civile concernant la litis denunciatio. Les décisions rendues dans les autre Etats contractants en vertu de l'article 6, 2° et de l'article 10 sont reconnues et exécutées dans la République Fédérale d'Allemagne, conformément au titre III. Les effets produits à l'égard des tiers, en application des articles 68 et 72, 73 et 74 du Code de procédure civile, par des jugements rendus dans cet Etat, sont également reconnus dans les autres Etats contractants.

Artikel VI

Article VI

Die Vertragsstaaten teilen dem Generalsekretär des Rates der Europäischen Gemeinschaften den Wortlaut ihrer gesetzlichen Vorschriften mit, durch welche die in > diesem Übereinkommen angeführten Vorschriften ihrer Gesetzgebung oder die in Titel III Abschnitt 2 dieses Übereinkommens angeführten Gerichtsstände geändert werden.

Alle

Les Etats contractants communiqueront au Secrétaire général du Conseil des Communautés Européennes les textes de leurs dispositions législatives qui modifieraient soit les articles de leurs lois qui sont mentionnés dans la Convention, soit les juridictions qui sont désignées au titre III, section 2 de la Convention.

Gemeinsame Erklärung

Déclaration commune

Die Regierungen des Königreichs Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, des Großherzogtums Luxemburg und des Königreichs der Niederlande — Im Augenblick der Unterzeichnung des Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen,

Les Gouvernements du Royaume de Belgique, de la République Fédérale d'Allemagne, de la République Française, de la République Italienne, du Grand-Duché de Luxembourg et du Royaume des Pays-Bas, Au moment de la signature de la Convention concernant la compétence judiciaire et l'exécution des jugements en matière civile et commerciale, Rolf A. Schütze

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IntZPR

EWG-Übereinkommen 1968 Consiglio delle Comunità Europee, i suddetti atti possono essere trasmessi direttamente dai pubblici ufficiali dello Stato in cui gli atti sono formati a quelli dello Stato sul cui territorio si trova il destinatario dell'atto in questione. In tal caso, il pubblico ufficiale dello Stato d'origine trasmette copia dell'atto al pubblico ufficiale dello Stato richiesto, competente per la relativa trasmissione al destinatario. Tale trasmissione ha luogo secondo le modalità contemplate dalla legge dello Stato richiesto. Essa risulta da un certificato inviato direttamente al pubblico ufficiale dello Stato d'origine.

Tenzij de Staat van bestimming zieh daartegen verzet bij een verklaring gedaan aan de Secretaris-Generaal van de Raad der Europese Gemeenschappen, kunnen deze stukken ook rechtstreeks door de deurwaarders van de Staat waar de stukken zijn opgesteld, worden toegezonden aan de deurwaarders van de Staat op welks grondgebied degene, voor wie het stuk bestemd is, zieh bevindt. In dat geval zendt de deurwaarder van de Staat van herkomst een afschrift van het stuk aan de deurwaarder, die in de aangezochte Staat bevoegd is het stuk aan degene, voor wie het bestemd is, uit te reiken. Deze uitreiking geschiedt volgens de door de wet van de aangezochte Staat voorgeschreven formaliteiten. De daarvan opgemaakte verklaring wordt rechtstreeks aan de deurwaarder van de Staat van herkomst toegezonden.

Articolo V

Artikel V

La competenza giudiziaria, contemplata all'articolo 6, 2°, e all'articolo 10, concernente la domanda in garanzia o la chiamata in causa non può essere invocata nella Repubblica Federale di Germania. In tale Stato, ogni persona domiciliata nel territorio di un altro Stato contraente può essere chiamata a comparire davanti ai giudici, in applicazione degli articoli 68 e 72—74 del Codice di procedura civile concernenti la litis denunciatio. Le decisioni rese negli Stati contraenti in virtù dell'articolo 6, 2°, e dell'articolo 10 sono riconosciute ed eseguite nella Repubblica Federale di Germania, conformemente al titolo III. Gli effetti nei confronti dei terzi prodotti, in applicazione degli articoli 68 e 72—74 del Codice di procedura civile, dalle sentenze rese in tale Stato sono parimenti riconosciuti negli altri Stati contraenti.

De rechterlijke bevoegdheid, voorzien in de artikelen 6, No. 2, en 10, ten aanzien van de vordering tot vrijwaring of de vordering tot voeging of tussenkomst, kan in de Bondsrepubliek Duitsland niet worden ingeroepen. In deze Staat kan ieder die woonplaats heeft in een andere verdragsluitende Staat met toepassing van de artikelen 68 en 72 tot en met 74 van het Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering betreffende de litis denunciatio voor de gerechten worden opgeroepen. De in de overige verdragsluitende Staten krachtens de artikelen6, No. 2 en 10 gegeven beslissingen worden in de Bondsrepubliek Duitsland overeenkomstig titel III erkend en ten uitvoer gelegd. De gevolgen voor derden van de in deze Staat met toepassing van de artikelen 68 en 72 tot en met 74 van het Wetboek van Burgerlijke Rechtsvordering gegeven beslissingen worden eveneens in de overige verdragsluitende Staten erkend.

Articolo VI

Artikel VI

Gli Stati contraenti comunicheranno al Segretario Generale del Consiglio delle Comunità Europee i testi delle loro disposizioni legislative che dovessero modificare sia gli articoli delle leggi che sono menzionate nella Convenzione, sia gli organi giurisdizionali indicati nel titolo III, sezione 2, della Convenzione

De verdragsluitende Staten zullen aan de SecretarisGeneraal van de Raad der Europese Gemeenschappen mededeling doen van de teksten van hun wettelijke bepalingen, die verandering brengen hetzij in de in het verdrag vermelde artikelen uit hun wetgeving, hetzij in de aanwijzing van de gerechten in titel III, tweede afdeling vanhetverdrag.

Dichiarazione comune

Gemeenschappelijke Verklaring

I Governi del Regno del Belgio, della Repubblica Federale di Germania, della Repubblica Francese, della Repubblica Italiana, del Granducato del Lussemburgo e del Regno dei Paesi Bassi, Al momento della firma della Convenzione sulla competenza giurisdizionale e l'esecuzione delle decisioni in materia civile e commerciale,

De Regeringen van het Koninkrijk Belgie, van de Bondsrepubliek Duitsland, van de Franse Republiek, van de Italiaanse Republiek, van het Groothertogdom Luxemburg en van het Koninkrijk der Nederlanden, O p het ogenblik van de ondertekening van het verdrag betreffende de rechterlijke bevoegdheid en de tenuitvoerlegging van beslissingen in burgerlijke en handelszaken,

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Stand: 1.8. 1979

Alle

IntZPR

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Internationale Urteilsanerkennung

in dem Wunsch, eine möglichst wirksame Anwendung dieses Ubereinkommens zu gewährleisten, in dem Bestreben zu verhindern, daß durch unterschiedliche Auslegung die durch dieses Übereinkommen angestrebte Einheitlichkeit beeinträchtigt wird, in der Erkenntnis, daß positive oder negative K o m p e tenzkonflikte bei Anwendung dieses Übereinkommens entstehen können — Erklären sich bereit: 1. diese Fragen zu prüfen und insbesondere die Möglichkeit zu untersuchen, dem Gerichtshof der E u r o päischen Gemeinschaften bestimmte Zuständigkeiten zu übertragen und gegebenenfalls über den Abschluß eines derartigen Übereinkommens zu verhandeln; 2. ihre Vertreter in regelmäßigen Zeitabständen miteinander in Verbindung treten zu lassen.

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Désirant aussurer une application aussi efficace que possible de ses dispositions, Soucieux d'éviter que des divergences d'interprétation de la Convention ne nuisent à son caractère unitaire, Conscients du fait que des conflits positifs ou négatifs de compétence pourraient éventuellement se présenter dans l'application de la Convention, S e déclarent prêts: 1. à étudier ces questions et notamment à examiner la possibilité d'attribuer certaines compétences à la C o u r de Justice des C o m m u n a u t é s Européennes, et à négocier, le cas échéant, un accord à cet effet; 2. à instituer des contacts périodiques entre leurs représentants.

Deutsche Denkschrift zu dem Übereinkommen nebst Bericht zu dem Übereinkommen ( B T D r u c k s . V I N r . 1973) I. 1. D a s Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen steht in engem Z u s a m m e n h a n g mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Schon äußerlich k o m m t diese Verbindung dadurch zum Ausdruck, daß das Übereinkommen in Anlehnung an die Institutionen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ausgearbeitet und am 27. September 1968 in Brüssel von den „ i m Rat der Europäischen Gemeinschaften vereinigten Vertretern der Regierungen der Mitgliedstaaten" gezeichnet worden ist. Rechtlich besteht die enge Beziehung zwischen dem Übereinkommen und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft darin, daß es der A u s f ü h r u n g des Artikels 220 des Vertrags vom 25. M ä r z 1957 zur G r ü n d u n g der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Bundesgesetzbl. II S. 753, 766) dient, nach dem die Mitgliedstaaten u. a. die Rechtslage bei der gegenseitigen Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen zu verbessern haben. 2. Die Verpflichtung aus Artikel 220 E W G - V e r t r a g hätten die Mitgliedstaaten zwar auch dadurch erfüllen können, daß sie bilateral das bereits bestehende System der Anerkennungs- und Vollstrekkungsverträge weiter ausgebaut und verbessert hätten. J e d o c h ist ein einheitliches Kollektivabkommen das den Zielen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft am besten entsprechende Verfahren, um die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in einer den gesteigerten Bedürfnissen des Gemeinsamen Marktes gerecht werdenden Weise zu regeln; dies hat die Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in ihrer N o t e an die Regierungen der Mitgliedstaaten vom 22. O k t o b e r 1959 ( I V / 4 5 8 6 / 5 9 ) , mit der sie die Arbeiten an dem Übereinkommen in G a n g brachte, überzeugend dargelegt. Ein für alle Mitgliedstaaten einheitlich geltendes Recht der internationalen Vollstreckung stellt die Freizügigkeit der Titel in der gesamten Gemeinschaft her und vermeidet Rechtsunterschiede, die sich im Wirtschaftsleben der Gemeinschaft störend auswirken könnten. D a s gemeinsam ausgearbeitete Übereinkommen stellt zugleich einen wichtigen Beitrag zur Rechtsvereinheitlichung in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft dar, von dem weitere Impulse f ü r die Annäherung der Rechtssysteme ausgehen können. Eine befriedigende Regelung der Anerkennung und Vollstreckung, auf die sich Artikel 220 E W G - V e r t r a g bezieht, ist eine unerläßliche Grundlage der Rechtssicherheit im Gemeinsamen Markt. O h n e eine solche Rechtssicherheit kann der Wirtschaftsverkehr innerhalb der Gemeinschaft sich nicht so reibungslos und ungehindert abspielen, wie dies den Zielen des E W G - V e r t r a g s entspricht. Nicht nur das Wirtschaftsleben, auch die soziale Entwicklung und die menschlichen Beziehungen, die in immer stärkerem Maße in allen Lebensbereichen über die Staatsgrenzen hinweg geknüpft werden, bedürfen des Schutzes durch die Gerichte, wie er nur durch ein einheitliches Übereinkommen gewährleistet werden kann. 3. Die großzügige Regelung des Übereinkommens, die weit über das bisherige System der VollstrekRolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968 Desiderosi di garantire un'applicazione quanto più possibile efficace delle disposizioni di detta Convenzione, Solleciti di evitare divergenze di interpretazione della Convenzione che possano nuocere al suo carattere unitario, Consci del fatto che nell'applicazione della Convenzione potrebbero eventualmente insorgere conflitti positivi od negativi di competenza, Si dichiarano pronti: 1. a studiare tali problemi e segnatamente ad esaminare la possibilità di attribuire talune competenze alla Corte di Giustizia delle Comunità Europee e, all'occorrenza, a negoziare a tale scopo un accordo; 2. a istituiere contatti periodici tra i loro rappresentanti.

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Geleid door de wens een zo doeltreffend mogelijke toepassing van de bepalingen van dit verdrag te verzekeren, Verlangende te voorkomen, dat verschillen in uitlegging van het verdrag afbreuk doen aan de eenheid van dit verdrag, Zieh ervan bewust dat zieh bij de toepassing van het verdrag eventueel positieve of negatieve bevoegdheidsgeschillen kunnen voordoen, Verklaren zieh bereid : 1. deze vraagstukken te bestuderen en met name de mogelijkheid te onderzoeken om bepaalde bevoegdheden toe te kennen aan het Hof van Justitie van de Europese Gemeenschappen en, voor zover nodig, over een daartoe strekkende overeenkomst te onderhandelen; 2. periodiek overleg tussen hun vertegenwoordigers te doen plaatsvinden.

kungsverträge hinausgeht, ist Ausdruck des gegenseitigen Vertrauens in die Rechtspflege und des festen Willens der Mitgliedstaaten, auch im Rechtsleben eng zusammenzuarbeiten. Somit ist das Ubereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen ein wichtiger Baustein zum rechtlichen Ausbau der Europäischen Gemeinschaften. 4. T r o t z des engen Zusammenhangs mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist das Übereinkommen vom 27. September 1968 kein Gemeinschaftsrecht im eigentlichen Sinne, sondern eine völkerrechtliche Übereinkunft der Mitgliedstaaten. Das Übereinkommen bedarf der Ratifikation (Artikel 61); es tritt am ersten Tage des dritten Monats nach Hinterlegung der letzten Ratifikationsurkunde in Kraft (Artikel 62). Der Bedeutung des Übereinkommens f ü r die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft entspricht es, wenn es nur deren Mitgliedstaaten offensteht (Artikel 63), wenn es auf unbestimmte Zeit geschlossen und eine Kündigung nicht vorgesehen ist (Artikel 66). Als Gegenstück zur Unkündbarkeit gibt Artikel 67 jedem Vertragsstaat das Recht, eine Revision des Übereinkommens zu beantragen, damit etwa künftig auftretende Mängel und Unzulänglichkeiten der vertraglichen Regelung behoben werden können. II. 1. Das Übereinkommen ist in acht Titel untergliedert: Der erste Titel, der nur aus dem ersten Artikel besteht, umschreibt den sachlichen Anwendungsbereich des Übereinkommens. Dieser umfaßt grundsätzlich die vermögensrechtlichen Zivil- und Handelssachen. Der zweite Titel (Artikel 2 bis 24) regelt die gerichtliche Zuständigkeit in Fällen, die Beziehungen zu mehreren Vertragsstaaten aufweisen. Die Artikel 25 bis 49 bilden den dritten Titel, der die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen sicherstellt. Der sich anschließende vierte Titel (Artikel 50 und 51) gewährleistet die Vollstreckung öffentlicher Urkunden und der Prozeßvergleiche. Die Artikel 52 und 53, unter der Überschrift „Allgemeine Vorschriften" im fünften Titel zusammengefaßt, sind Konfliktsregeln f ü r die Bestimmung des Wohnsitzes und des Sitzes von Gesellschaften; diese beiden Begriffe bilden in allen Bereichen des Übereinkommens besonders wichtige Anknüpfungspunkte. Der sechste Titel (Artikel 54) legt den zeitlichen Anwendungsbereich des Übereinkommens fest. Das Verhältnis zu anderen Übereinkommen stellt der siebte Titel klar (Artikel 55 bis 59). Die Schlußvorschriften über den territorialen Anwendungsbereich des Übereinkommens, über die Ratifizierung, das Inkrafttreten, die Geltungsdauer und die Revision des Übereinkommens sowie über den Beitritt anderer Staaten enthält der achte Titel (Artikel 60 bis 68). 2. Dem Übereinkommen ist ein Protokoll beigefügt, das einen integrierten Bestandteil des Übereinkommens darstellt (Artikel 65) und deshalb die gleiche rechtliche Bedeutung und Wirksamkeit wie das Übereinkommen selbst hat. (45)

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Das Protokoll enthält einige f ü r alle Vertragsstaaten gleichermaßen geltende Ergänzungen zu dem Übereinkommen (Artikel II, III, IV und VI) sowie zwei Bestimmungen, die f ü r einzelne Vertragsstaaten — allerdings nur zu bestimmten Artikeln und in sehr engen Grenzen — Änderungen und Anpassungen des Ubereinkommens zulassen (Artikel I f ü r Luxemburg, Artikel V f ü r die Bundesrepublik Deutschland). 3. Zu Artikel IV des Protokolls bedarf es einiger besonderer Bemerkungen: Diese Vorschrift befaßt sich mit der Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke, die in einem Vertragsstaat ausgestellt und f ü r eine Person in einem anderen Vertragsstaat bestimmt sind. Zustellungen im Verkehr zwischen den Vertragsstaaten — insbesondere die Zustellung von Klagen, Vorladungen und anderen ein Verfahren einleitenden Schriftstücken sowie von Urteilen — sind auch f ü r die Anwendung dieses Übereinkommens von großer Bedeutung, wie z. B. die Bestimmungen in Artikel 20 Abs. 2 und 3, Artikel 27 Nr. 2 und in Artikel 36 Abs. 1 erkennen lassen. Absatz 1 des Artikels IV verweist f ü r die Zustellung auf die mehr- oder zweiseitigen Übereinkünfte f ü r den Rechtshilfeverkehr in Zivil- und Handelssachen, die jeweils zwischen dem Absende- und dem Empfangsstaat in Kraft sind. Bei den anderweitigen Vereinbarungen, die somit auch f ü r Zustellungen im Anwendungsbereich dieses Übereinkommens maßgebend sein sollen, handelt es sich in erster Linie um das Haager Übereinkommen über den Zivilprozeß vom 1. März 1954 (Bundesgesetzbl. 1958 II S.576, Bekanntmachung über das Inkrafttreten vom 2. Dezember 1959 — Bundesgesetzbl.il S. 1388), dem sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft angehören. Mit Belgien (deutsch-belgische Zusatzvereinbarung vom 25. April 1959 — Bundesgesetzbl. II S. 1524), Frankreich (deutsch-französische Zusatzvereinbarung vom 6. Mai 1961 — Bundesgesetzbl. I I S . 1040), Luxemburg (deutsch-luxemburgische Zusatzvereinbarung vom l . A u g u s t l 9 0 9 — Reichsgesetzbl. S. 910, Bundesgesetzbl. 1960 II S. 1853)und mit den Niederlanden (deutsch-niederländischer Zusatzvertrag vom 30. August 1962 — Bundesgesetzbl. 1964 II S. 468) hat die Bundesrepublik Deutschland zusätzliche Vereinbarungen zu dem H a a ger Übereinkommen von 1954 abgeschlossen, durch die der Rechtshilfeverkehr mit diesen Ländern über die multilaterale Regelung hinaus wesentlich vereinfacht und erleichtert wird. V o r allem wird der unmittelbare Geschäftsverkehr f ü r die Übermittlung der Ersuchen und der Erledigungsstücke festgelegt, wodurch eine erhebliche Beschleunigung erreicht wird. Absatz 2 des Artikels IV ergänzt die grundsätzliche Verweisung des Absatzes 1 auf anderweitige Rechtshilfeabkommen der Vertragsstaaten; er stellt zusätzlich eine neue Zustellungsart zur V e r f ü gung. Danach kann ein Gerichtsvollzieher im Absendestaat die Schriftstücke unmittelbar einem Gerichtsvollzieher im Empfangsstaat zusenden, damit dieser die Zustellung bewirkt (vgl. den anliegenden Bericht zu dem Übereinkommen, Erläuterungen zu Artikel 20 Abs. 2, S. 85). Diese „Zustellung von Gerichtsvollzieher zu Gerichtsvollzieher" ist, wie auch die näheren Einzelheiten der Regelung erkennen lassen, auf den französischen Rechtskreis zugeschnitten. Er geht von der Rechtslage aus, wie sie in Frankreich und anderen Vertragsstaaten besteht (vgl. den anliegenden Bericht zu dem Übereinkommen, Erläuterungen zu Artikel 20 Abs. 2, S. 84); danach fertigt der Gerichtsvollzieher die einen Rechtsstreit einleitende Ladung an und stellt sie dem Prozeßgegner zu; hält sich diese Person im Ausland auf, so wird die Zustellung durch die Vorlage des vom Gerichtsvollzieher angefertigten prozeßeinleitenden Schriftstücks bei der Staatsanwaltschaft oder in einer ähnlichen fiktiven Weise bewirkt; der Empfänger im Ausland wird über diese Zustellung unterrichtet, indem ihm eine Abschrift des Gerichtsvollzieheraktes auf dem vorgesehenen Wege übermittelt wird. Demgegenüber „erfolgt" nach deutschem Recht „eine im Ausland zu bewirkende Zustellung mittels Ersuchens der zuständigen Behörde des fremden Staates oder des in diesem Staate residierenden Konsuls oder Gesandten des Bundes" (§ 199 Z P O ) . Der Zustellungsantrag geht vom Prozeßgericht aus. Die Zustellung wird durch das Zustellungszeugnis der ersuchten Behörde nachgewiesen (§ 202 Abs. 2 Z P O ) . An diesem „System der effektiven Zustellung", das sich bewährt hat und im Verkehr mit den diesem Übereinkommen angehörenden Ländern reibungslos durchgeführt wird, ist im Interesse der Rechtssicherheit festzuhalten. Es stellt sicher, daß später nicht die Anerkennung und Vollstreckung einer deutschen Entscheidung, die in dem so eingeleiteten Verfahren ergeht, an Zustellungsmängeln scheitert. Abgesehen von diesen rechtlichen Bedenken, die sich aus dem deutschen System der Auslandszustellung gegenüber der neuen Zustellungsart des Artikels IV Abs. 2 ergeben, würde die unmittelbare Zustellung von Gerichtsvollzieher zu Gerichtsvollzieher auch technische Schwierigkeiten bereiten. So wird in den meisten Fällen der Gerichtsvollzieher kaum übersehen können, welcher seiner ausländischen Kollegen f ü r einen vielleicht kleinen Ort, an dem der Zustellungsempfänger sich aufhält, zuständig ist. Fehlleitungen, Nachfragen, Irrtümer und damit — oft erhebRolf A. Schütze

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liehe — Verzögerungen wären zu befürchten. Außerdem würden sich die unterschiedlichen Sprachen erschwerend auswirken. Es wäre kaum zu vermeiden, zentrale Empfangs- und Übermittlungsstellen einzurichten. Auch müßte eine Kontrolle der Ersuchen (z.B. wegen der Versagungsgründe — Artikel 4 des Haager Zivilprozeßübereinkommens — vgl. 5 9, §§ 27 bis 29, §§ 59, 64 der Rechtshilfeordnung für Zivilsachen vom 19. Oktober 1956) sichergestellt werden. Diese praktischen und rechtlichen Probleme zeigen, daß die Zustellung von Gerichtsvollzieher zu Gerichtsvollzieher, jedenfalls für die Bundesrepublik Deutschland, keine Verbesserung gegenüber dem bewährten und eingespielten Verfahren nach dem Haager Zivilprozeßübereinkommen nebst Zusatzvereinbarungen über den unmittelbaren Geschäftsverkehr bedeuten würde. Diese Bedenken sind auch bei der Vorbereitung des Übereinkommens gesehen worden. Um ihnen Rechnung zu tragen, gibt Artikel IV Abs. 2 jedem Vertragsstaat die Befugnis, für sein Gebiet die zusätzliche Zustellungsform durch eine Erklärung auszuschließen. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland beabsichtigt, diese Erklärung abzugeben. 4. Die Regierungen der Vertragsstaaten haben bei der Unterzeichnung des Übereinkommens eine „Gemeinsame Erklärung" abgegeben. Diese Erklärung, die dem Übereinkommen als Anlage beigefügt ist, geht auf den festen Willen der Vertragsstaaten zurück, eine möglichst wirksame und einheitliche Anwendung des Übereinkommens sicherzustellen. Zu diesem Zweck erklären sich die Vertragsstaaten bereit zu prüfen, ob dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften bestimmte Zuständigkeiten übertragen werden sollen, um eine unterschiedliche Auslegung des Übereinkommens in den einzelnen Vertragsstaaten zu verhindern; für den Fall, daß ein solches Bedürfnis festzustellen ist, verpflichten sich die Vertragsstaaten, über den Abschluß eines entsprechenden Übereinkommens zu verhandeln. Außerdem werden sie in regelmäßigen Zeitabständen ihre Vertreter miteinander in Verbindung treten lassen, die vor allem Informationen über die Rechtsprechung in ihren Ländern austauschen können. Inzwischen sind bereits Verhandlungen über eine Zusatzvereinbarung zu dem Übereinkommen, durch die dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften gewisse Zuständigkeiten zur einheitlichen Auslegung des Übereinkommens übertragen werden sollen, aufgenommen worden. Der Rat der Europäischen Gemeinschaften hat am 18. Juli 1967 eine aus Regierungssachverständigen und Beobachtern der Kommission zusammengesetzte Arbeitsgruppe einberufen. Die Sachverständigen der Regierungen haben die Bedürfnisfrage bejaht und den Entwurf eines Protokolls zu dem Übereinkommen ausgearbeitet, nach dem der Gerichtshof über Auslegungszweifel im Wege der Vorabentscheidung entscheiden soll. Die Regelung wird sich eng an Artikel 177 EWG-Vertrag anlehnen und nur solche Abweichungen zulassen, welche Ziele und Eigenart des Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen erfordern. III. 1. Das Übereinkommen vom 27. September 1968 ist für die Bundesrepublik Deutschland nicht nur die erste multilaterale Übereinkunft, die in umfassender Weise die gerichtliche Zuständigkeit sowie die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und anderen Schuldtiteln regelt, sondern enthält auch gegenüber den bilateralen Anerkennungs- und Vollstreckungsverträgen, die bisher auf deutscher Seite abgeschlossen worden sind, eine Reihe wichtiger Neuerungen. Das Übereinkommen kann daher als ein neuartiger Typus eines Anerkennungs- und Vollstreckungsabkommens gewertet werden, der im Rechtsverkehr zwischen den Vertragsstaaten die Anrufung der Gerichte und die Durchsetzung von Titeln in einem bisher noch nicht erreichten Maße erleichtert. 2. Neuerungen finden sich in beiden Hauptteilen (Abschnitt über die gerichtliche Zuständigkeit und Abschnitt über die Anerkennung und Vollstreckung der Schuldtitel), in die das Übereinkommen — wie schon sein Titel zum Ausdruck bringt — gegliedert ist. Im folgenden sollen die wichtigsten neuartigen Lösungen kurz erläutert und damit zugleich ein Gesamtüberblick über den Inhalt des Übereinkommens gegeben werden: a) Neuerungen im Teil über die gerichtliche Zuständigkeit Die Bundesrepublik Deutschland hat bisher — von einigen auf bestimmte enge Sachgebiete begrenzte Übereinkommen abgesehen (vgl. z. B. Internationales Übereinkommen vom 25. Februar 1961 über den Eisenbahnfrachtverkehr (CIM) — Bundesgesetzbl. 1964 II S. 1517, 1520 — und Internationales Übereinkommen vom 25. Februar 1961 über den Eisenbahn-Personen- und -Gepäckverkehr (CIV) — Bundesgesetzbl. 1964 II S. 1517, 1898) — keine Übereinkunft über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen abgeschlossen, die (47)

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zugleich die Zuständigkeit der Gerichte unmittelbar festlegt, wie dies in den Artikeln 2 bis 24 des Ubereinkommens vom 27. September 1968 geschieht. Die Bedenken, die gegen eine vertragliche Regelung der gerichtlichen Zuständigkeit erhoben worden sind, beruhen hauptsächlich auf der Annahme, ein solches System „ f ü h r e notwendigerweise dazu, daß die gerichtliche Zuständigkeit von der Nationalität der Prozeßparteien abhängig gemacht w i r d " (so Jellinek, Die zweiseitigen Staatsverträge über Anerkennung ausländischer Zivilurteile, 1. H e f t , Berlin-Tübingen, 1953, S. 244). In der Tat knüpfen die drei Abkommen, die Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft untereinander oder mit dritten Staaten abgeschlossen haben und die dem System der sogenannten unmittelbaren Zuständigkeit folgen, bei der vertraglichen Abgrenzung der Zuständigkeiten ihrer Gerichte an die Staatsangehörigkeit der Parteien des Rechtsstreits an (vgl. Artikel 1, 2, 6, 10, 13 und 14 des Abkommens vom 15. Juni 1869 zwischen Frankreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung von Urteilen in Zivilsachen; Artikel 1, 2 des Abkommens vom 8. Juli 1899 zwischen Frankreich und Belgien über die gerichtliche Zuständigkeit, die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen U r k u n den und Artikel 1,9 des Abkommens vom 28. März 1925 zwischen Belgien und den Niederlanden über die Zuständigkeit der Gerichte, den Konkurs sowie die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden — die Verträge sind abgedruckt bei Jellinek, aaO, 2. Heft). Eine solche A n k n ü p f u n g an die Nationalität würde nicht nur den Grundsätzen des deutschen Zivilprozeßrechts, nach denen die Staatsangehörigkeit der Prozeßparteien grundsätzlich keinen Einfluß auf die gerichtliche Zuständigkeit hat, widersprechen; sie würde auch erhebliche prozessuale Schwierigkeiten bereiten (z. B. der Richter könnte ein Versäumnisurteil erst erlassen, wenn er die Staatsangehörigkeit des Beklagten geklärt hat). Das Übereinkommen vermeidet diese Schwierigkeiten, indem es bei der Abgrenzung der Zuständigkeiten nicht auf die Nationalität, sondern auf den Wohnsitz des Beklagten und auf andere objektive Kriterien abstellt. Dieses so verbesserte System der unmittelbaren Zuständigkeit ist auch vom Standpunkt des deutschen Rechts als Fortschritt zu bewerten ¡seine Vorteile bestehen darin: aa) Die Rechtssachen, die Beziehungen zu mehreren Vertragsstaaten aufweisen, werden durch die vertraglich festgelegten einheitlichen Regeln den Gerichten des Vertragsstaates zugewiesen, mit dessen Gebiet die Streitsache am engsten verknüpft ist; denn f ü r die Verteilung sind Kriterien maßgebend, die von den Vertragsstaaten gemeinsam als angemessen und gerechtfertigt gebilligt worden sind. Durch dieses einheitliche System werden die einseitig erlassenen nationalen Zuständigkeitsnormen abgelöst, die zu Überschneidungen, Lücken und Unklarheiten führen, weil sie nicht auf das Recht der anderen Staaten abgestimmt sind, bb) Es wird vermieden, daß in ein und derselben Rechtssache nacheinander verschiedene Vorschriften über die gerichtliche Zuständigkeit zur Anwendung kommen, wie dies bei den Vollstreckungsverträgen mit sogenannten indirekten Zuständigkeiten der Fall ist. W ü r d e das Übereinkommen nur derartige mittelbare Kompetenzen vorsehen, so würde zunächst der Richter des Urteilsstaats, wenn die Klage vor ihm erhoben wird, auf Grund seines innerstaatlichen Zuständigkeitsrechts entscheiden, ob seine Zuständigkeit gegeben ist. Sollte später das Urteil in dem anderen Vertragsstaat anerkannt und vollstreckt werden, so würde jetzt der Richter dieses Staates an H a n d der vertraglichen Bestimmungen über die Zuständigkeit als Voraussetzung der Anerkennung und Vollstreckung entscheiden, ob er in diesem Sinne die Zuständigkeit des Urteilsstaats anzuerkennen hat. Beide Arten von Zuständigkeitsvorschriften — die nationalen Zuständigkeitsregeln f ü r die Klageerhebung und die vertraglichen Normen f ü r die Zuständigkeit als Voraussetzung der Anerkennung und Vollstrekkung — sind nicht identisch und weichen regelmäßig mehr oder weniger voneinander ab. Diese Unterschiede führen dazu, daß die Anerkennung und Vollstreckung eines Urteils abgelehnt wird, wenn zwar das Prozeßgericht sich nach seinem Recht f ü r zuständig halten durfte, der Richter des Anerkennungs- und Vollstreckungsstaats jedoch diese Zuständigkeit nicht nach den vertraglichen Vorschriften anzuerkennen braucht. Demgegenüber sind dieselben vertraglich festgelegten, unmittelbar geltenden Zuständigkeiten, die zunächst der Richter des Urteilsstaats zu Beginn des Verfahrens zu beachten hat, später auch f ü r die Anerkennung und f ü r die Vollstreckbarerklärung maßgebend. Unterschiedliche Kompetenzvorschriften können somit nicht mehr die Anerkennung und Vollstreckung der Entscheidung verhindern. Das Übereinkommen geht, um die Freizügigkeit der Titel unter den Vertragsstaaten im größtRolf A. Schütze

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möglichen Umfange sicherzustellen, noch einen Schritt weiter: Die Vertragsstaaten vertrauen darauf, daß der Richter des Urteilsstaats die für die Gerichte aller Vertragsstaaten einheitlich geltenden vertraglichen Zuständigkeitsvorschriften im Einzelfall richtig anwendet; deshalb braucht bei der Anerkennung und im Verfahren der Vollstreckbarerklärung diese Entscheidung über die Zuständigkeit nicht mehr nachgeprüft zu werden. Das Ubereinkommen kann somit in seinem Anerkennungs- und Vollstreckungsteil auf den bisher üblichen Versagungsgrund der fehlenden Zuständigkeit des Urteilsstaats überhaupt verzichten (Artikel 27, 28 Abs. 3, Artikel 34 Abs. 2). Eine Ausnahme wird nur für die ausschließlichen Zuständigkeiten vorgesehen, die sich eng mit der öffentlichen Ordnung berühren (Artikel 28 Abs. 1, Artikel 34 Abs 2; vgl. ferner den Sonderfall des Artikels 59). cc) Indem eine einheitliche Liste der Gerichtsstände, die für Verfahren mit Beziehung zu mehreren Vertragsstaaten maßgebend sind und die auf von allen Vertragsstaaten gebilligten Kriterien beruhen, festgelegt wird, werden im Rechtsverkehr zwischen den Vertragsstaaten die sogenannten international unerwünschten oder exorbitanten Gerichtsstände ausgeschaltet. Solche exorbitanten Gerichtsstände enthält das Prozeßrecht eines jeden Vertragsstaats, um im Interesse seiner Staatsangehörigen oder der Bewohner seines Gebietes die Zuständigkeit seiner Gerichte gegenüber dem Ausland möglichst weit auszudehnen. Diese einseitigen nationalen Zuständigkeitsnormen, die im einzelnen in Artikel 3 Abs. 2 aufgezählt sind, dürfen gegenüber Personen, die ihren Wohnsitz in dem Gebiet eines anderen Vertragsstaats haben, nicht mehr angewendet werden (Artikel 3). Dadurch wird eine Diskriminierung bei der Gewährung des Rechtsschutzes vermieden. Als eine weitere wichtige Neuerung, die das Übereinkommen in seinem Zuständigkeitsteil enthält, ist der — verhältnismäßig kleine — Katalog der (internationalen) ausschließlichen Zuständigkeiten zu erwähnen, der für alle Vertragsstaaten abschließend diese Art von Kompetenzen festlegt (Artikel 16). Hinzu kommen die besonderen Zuständigkeiten für Versicherungssachen (Artikel 7 bis 12) und für Abzahlungsgeschäfte (Artikel 13 bis 15), die hauptsächlich dem Schutz des Versicherungsnehmers und des Abzahlungskäufers dienen. Auch diese besonderen Gerichtsstände, die für die Verfahren mit Beziehung zu mehreren Vertragsstaaten die innerstaatlichen Zuständigkeitsvorschriften ersetzen, gehören praktisch zu den ausschließlichen Zuständigkeiten. Die bisherigen Verträge enthalten meist nur einen generellen Vorbehalt, nach dem jeder Vertragsteil die Zuständigkeit der anderen Vertragspartner nicht anzuerkennen braucht, wenn er für das Verfahren nach seinem Recht eine ausschließliche Zuständigkeit seiner Gerichte in Anspruch nimmt. Eine solche allgemeine Klausel, die auf das (meist ungeschriebene) Recht der Vertragsparteien verweist, ist eine Quelle erheblicher Zweifelsfragen und damit der Rechtsunsicherheit; sie kann auch leicht das Gleichgewicht in den Verpflichtungen der Vertragsparteien stören, vor allem, wenn eine Vertragspartei für Verfahren, an denen ihre Staatsangehörigen beteiligt sind, sich eine ausschließliche internationale Zuständigkeit für ihre Gerichte vorbehält (so z. B. Artikel 2 der italienischen Zivilprozeßordnung von 1942). Deshalb ist die konkrete Lösung des Übereinkommens als großer Fortschritt zu bewerten. b) Neuerungen im Teil über die Anerkennung und Vollstreckung der Schuldtitel Der Zwangsvollstreckung der Schuldtitel in einem anderen Vertragsstaat ist — wie in allen Vollstreckungsverträgen — ein Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorgeschaltet. Auf ein solches gerichtliches Verfahren kann auch im Rahmen dieses Übereinkommens nicht verzichtet werden, weil die nicht unerheblichen Unterschiede im formellen und materiellen Recht der Vertragsstaaten eine — wenn auch stark eingeschränkte — Kontrolle im Vollstreckungsstaat notwendig machen. Das sogenannte Exequaturverfahren ist in fast allen bisherigen Vollstreckungsverträgen der einseitigen Regelung einer jeden Vertragspartei vorbehalten. Die Verträge stellen allenfalls einige vage, mehr oder weniger unverbindliche Grundsätze auf (vgl. z. B. Artikel 6 Abs. 2 des deutschschweizerischen Abkommens vom 2. November 1929 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen — Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1065; Artikel 1 Abs. 2 des deutsch-italienischen Abkommens vom 9. März 1936 über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen — Reichsgesetzbl. 1937 II S. 145; Artikel 7 des deutsch-griechischen Vertrags vom 4. November 1961 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen — Bundesgesetzbl. 1963 II S. 109; Arti(49)

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kel 6 des deutsch-österreichischen Vertrags vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen — Bundesgesetzblatt 1960 II S. 1245; Artikel 35 des deutsch-tunesischen Vertrags vom 19. Juli 1966 über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit — Bundesgesetzbl. 1969 II S. 889). Einige Verträge gehen darüber etwas hinaus, indem sie gewisse Vereinfachungen f ü r das im übrigen einseitig zu regelnde Verfahren der Vollstreckbarerklärung festlegen (vgl. N u m m e r I des Zusatzprotokolls zu dem deutsch-belgischen Abkommen vom 30. Juni 1958 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen — Bundesgesetzbl. 1959 II S. 765; Artikel VI bis I X des deutsch-britischen Abkommens vom 14. Juli 1960 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen — Bundesgesetzbl. 1961 IIS. 301). In den meisten Ländern ist die Vollstreckbarerklärung der ausländischen Entscheidung, auch wenn die materiellen Bedingungen der Vollstreckbarkeit in einem Staatsvertrag festgelegt und vereinfacht sind, im normalen Klageverfahren zu beantragen; in diesem Prozeß können die allgemeinen Rechtsmittel eingelegt werden. Deshalb läuft in diesen Staaten trotz des Vollstfeckungsvertrags das Exequaturverfahren in der Regel auf einen zweiten, oft mit erheblichen Kosten und Zeitverlust verbundenen Prozeß hinaus. Durch diese Schwierigkeiten des Verfahrens werden die materiellen Vorteile der Verträge, die in dem Verbot der sachlichen N a c h p r ü f u n g des Titels und in der Einschränkung der Versagungsgründe bestehen, in Frage gestellt. Diese verfahrensrechtlichen Schwierigkeiten, die auf die unvollständige Regelung der bisher üblichen Verträge zurückgehen, setzen den praktischen Wert dieser Abkommen stark herab. Auf deutscher Seite wird zwar in den Ausführungsgesetzen zu den einzelnen Vollstreckungsverträgen, welche die Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen hat, regelmäßig ein gegenüber dem allgemeinen Klageverfahren (§§ 722, 723 Z P O ) vereinfachtes Verfahren eingeführt, das sich an die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen (§§ 1042 a, 1042 b, 1042 c und 1042 d Z P O ) anlehnt (vgl. Artikel 2 der Verordnung zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 23. August 1930 — Reichsgesetzbl. II S. 1209; Artikel 2 der Verordnung zur Ausführung des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und H a n delssachen vom 18. Mai 1937 — Reichsgesetzbl. II S. 143; § 2 des Gesetzes zur Ausführung des Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien vom 30. Juni 1958 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 26. Juni 1959 — Bundesgesetzbl. I S. 425; § 2 des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen U r k u n den in Zivil- und Handelssachen vom 8. März 1960 — Bundesgesetzbl. I S. 169; S 2 des Gesetzes zur Ausführung des Abkommens vom 14. Juli 1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 28. März 1961 — Bundesgesetzbl. I S. 301; § 2 des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages vom 4. November 1961 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 5. Februar 1963 — Bundesgesetzbl. I S . 129; S 5 des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages vom 19. Juli 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tunesischen Republik über Rechtsschutz und Rechtshilfe, die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sowie über die Handelsschiedsgerichtsbarkeit vom 29. April 1969 — Bundesgesetzbl. I S . 333). Dennoch hat sich gezeigt, daß selbst dieses vereinfachte Verfahren der Vollstreckbarerklärung einem böswilligen Schuldner noch Handhaben bietet, die Vollstreckbarerklärung der Entscheidung und damit den Beginn der Zwangsvollstreckung längere Zeit zu verzögern. Deshalb ist es von der Praxis als ein wesentlicher Fortschritt im internationalen Vollstreckungsrecht begrüßt worden, daß erstmals zu dem Vertrag vom 30. August 1962 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gegenseitige Anerkennung und VollRolf A.Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Streckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in Zivilund Handelssachen (Bundesgesetzbl. 1965 II S. 26) noch weitergehende Vereinfachungen des „Exequaturverfahrens" eingeführt worden sind. Die entscheidende Neuerung gegenüber dem bisher üblichen kontradiktorischen Verfahren legt bereits der Vertrag selbst im Grundsatz fest (Artikel 11, 13 und 14 des deutsch-niederländischen Vertrags); sie wird in den beiderseitigen Ausführungsgesetzen näher durchgeführt. Die neue Lösung besteht darin, daß das Verfahren in zwei Abschnitte geliedert ist: Im ersten Abschnitt werden nur bestimmte, nicht der Verfügung der Parteien unterliegende Versagungsgründe geprüft, ohne daß der Schuldner hinzugezogen werden muß. Dem Schuldner bleibt es damit in der Regel überlassen, ob er durch einen Rechtsbehelf, den er einlegen kann, den zweiten kontradiktorischen Abschnitt herbeiführt, in dem er sich Gehör verschaffen und auch weitere zu seiner Disposition stehende Versagungsgründe vorbringen kann (vgl. Artikel 11, 14 des deutsch-niederländischen Vertrags, §§2 ff. des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages vom 30. August 1962 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und anderer Schuldtitel in Zivil- und Handelssachen vom 15. Januar 1965 — Bundesgesetzbl. I S. 17; Begründung zu dem Entwurf dieses Ausführungsgesetzes, Einleitung und Erläuterung zum Ersten Abschnitt — BT-Drucksache IV/2352 — 4. Wahlperiode). Diese Neuerungen f ü r den deutsch-niederländischen Vollstreckungsverkehr haben sich bewährt. Auch das vorliegende Ubereinkommen überläßt es nicht mehr dem nationalen. Gesetzgeber, das Verfahren, in dem Titel aus den anderen Vertragsstaaten zur Vollstreckung zugelassen werden, selbständig zu regeln. Es geht dabei noch über den deutsch-niederländischen Vertrag hinaus, in dem das Verfahren weitgehend einheitlich festgelegt wird und auch die in den einzelnen Vertragsstaaten sachlich und örtlich zuständigen Gerichte in dem Ubereinkommen selbst angeführt werden. Damit wird die Lage eines Gläubigers, der den in einem Vertragsstaat erwirkten Titel in einem anderen Vertragsstaat durchsetzen will, wesentlich erleichtert. Die Gestaltung des Verfahrens ähnelt der des deutsch-niederländischen Vertrages. Das Verfahren nach den Artikeln 31 ff. ist ebenfalls in zwei Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt ist einseitig (Artikel 34). Der Richter ist gehalten, anhand des ausländischen Titels und der ergänzenden U n terlagen, die der Gläubiger mit seinem Antrag vorzulegen hat und die in dem Übereinkommen (Artikel 46 bis 49, Artikel 50 Abs. 2 und 3, Artikel 51) im einzelnen angeführt sind, unverzüglich über die Zulassung der Vollstreckung zu entscheiden. Seine P r ü f u n g darf sich dabei nur auf die wenigen, noch zugelassenen Versagungsgründe erstrecken; es handelt sich dabei um so schwerwiegende Mängel im Inhalt der Entscheidung oder in dem ihr vorangegangenen Verfahren, daß die Vollstreckung des Titels der öffentlichen O r d n u n g zuwiderlaufen würde, und die deshalb von Amts wegen zu beachten sind (vgl. Artikel 34 Abs. 2 in Verbindung mit den Artikeln 27 und 28). Solche Mängel werden selten vorkommen. Es ist deshalb nicht erforderlich, den Schuldner von vornherein an dem Verfahren zu beteiligen. Eine solche Beteiligung wäre auch den Zielen des Übereinkommens abträglich; denn nach den Erfahrungen mit dem bisher üblichen kontradiktorischen Exequaturverfahren bildet es geradezu einen Anreiz f ü r Schuldner, auch unbegründete Einwendungen vorzubringen und so das Verfahren zu verzögern, wenn sie durch den Exequaturrichter von vornherein zur Äußerung aufgefordert werden. Läßt der Richter auf Antrag des Gläubigers die Vollstreckung zu, wird die Entscheidung dem Schuldner zugestellt; dieser kann innerhalb eines Monats Einspruch einlegen und sich so rechtliches Gehör verschaffen (Artikel 36). Der Gläubiger darf, auch wenn die Einspruchsfrist noch läuft oder Einspruch eingelegt ist, mit der Zwangsvollstreckung auf Grund der vorläufigen Zulassung, die im ersten Verfahrensabschnitt erteilt ist, beginnen; jedoch ist die Verwertung von beschlagnahmten Gegenständen erst gestattet, wenn eine endgültige Entscheidung über die Zulässigkeit der Vollstreckung vorliegt (Artikel 39). In vielen Fällen wird der Schuldner nicht von sich aus einen Rechtsbehelf einlegen, um Einwendungen vorzubringen. Er wird schon durch die Notwendigkeit, selbst die Initiative zu ergreifen und seinen Rechtsbehelf zu begründen, dazu angehalten, zunächst die Aussichten seines Rechtsmittels zu prüfen; der Schuldner wird dann vielfach feststellen, daß die Aussichten seines Rechtsbehelfs schlecht sind, weil ein Versagungsgrund nicht gegeben ist. Dies entspricht der Absicht des Übereinkommens; denn dieses geht davon aus, daß Rechtspflege und Rechtsordnung aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gleichwertig sind, ein rechtsstaatliches Verfahren und eine gerechte Entscheidung garantieren und daß deshalb die Titel innerhalb der Gemeinschaft möglichst freizügig sein können. (51)

Stand: 1.8.1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Schon äußerlich kommt diese weitgehende Annäherung der Gerichtsentscheidungen und sonstigen Schuldtitel aus den anderen Vertragsstaaten an die inländischen Titel dadurch zum Ausdruck, daß das vereinheitlichte Verfahren nicht mehr auf ein förmliches „Exequatur," sondern auf die Erteilung einer „Vollstreckungsklausel" gerichtet ist (Artikel 31). Das so gestaltete Verfahren verletzt den Grundsatz des rechtlichen Gehörs nicht, auch wenn in dem ersten, nicht kontradiktorischen Abschnitt des Verfahrens der Schuldner nicht beteiligt wird. Der verfassungsrechtlich gesicherte Anspruch des Schuldners auf rechtliches Gehör (Artikel 103 Abs. 1 GG) geht dahin, daß „das Gericht seiner Entscheidung keine Tatsachen oder Beweisergebnisse zugrunde legen darf, ohne ihm vorher Gelegenheit zu geben, sich zu ihnen zu ä u ß e r n " (BVerfGE 6, 12 [14]; 7, 53 [57]; 9, 89 [95]; 10, 177 [182]; 13, 132 [144]; 15, 214 [218]; 17, 194 [196 f.]; 2 5,137 [ 140]). Diese Gelegenheit zur Äußerung erhält der Schuldner. Allerdings ergibt sich insofern eine zeitliche Verschiebung, als das Gericht zunächst ohne Anhörung des Schuldners eine Entscheidung über die Vollstreckbarkeit erlassen kann; diese Entscheidung hat aber nur vorläufigen Charakter und gestattet lediglich eine Sicherstellung von Vermögensstücken des Schuldners f ü r eine spätere zwangsweise Verwertung (Artikel 34, 39). Eine Besonderheit besteht auch darin, daß der Schuldner sich das rechtliche Gehör selbst verschaffen muß, indem er von dem ihm zustehenden Rechtsbehelf auch tatsächlich Gebrauch macht (Artikel 36). Ergreift der Schuldner diesen Rechtsbehelf, so muß ihn das zuständige Gericht (Artikel 37) im kontradiktorischen Verfahren uneingeschränkt zu allen Tatsachen und Beweismitteln hören, die es seiner Entscheidung über die Vollstreckbarkeit zugrunde legen will. Das rechtliche Gehör erhält der Schuldner auf diese Weise, bevor endgültig über die Vollstreckbarkeit der Entscheidung aus dem anderen Vertragsstaat erkannt und die Zwangsvollstreckung in sein Vermögen bis zur Verwertung betrieben werden kann. In diesem Verfahren, an dem der Schuldner beteiligt ist, wird zugleich über den Bestand der im ersten einseitigen Verfahrensabschnitt ergangenen vorläufigen Entscheidung und über eine der Sicherung dienende Vollstreckungsmaßnahme mitentschieden; somit erhält der Schuldner auch zu diesem ersten Eingriff in seine Rechtssphäre wenigstens nachträglich noch rechtliches Gehör (BVerfGE 9, 89 [98]; 15,256 [267]; 18,399 [404]). Diese besondere international einheitliche Ausgestaltung des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung ist, wie oben dargelegt, nach den Erfahrungen mit dem bisherigen System des Exequaturverfahrens durch zwingende Gründe und durch eine gerechte Abwägung der Interessen des Gläubigers und des Schuldners geboten. Die Verhandlungsdelegationen gelangten bei der Vorbereitung des Ubereinkommens nach eingehenden Beratungen dieser Probleme zu der Überzeugung, daß ohne diese besondere Regelung f ü r die Anhörung des Schuldners sich die Freizügigkeit der Titel und ihre Angleichung an inländische Urteile oder sonstige Schuldtitel des Vollstreckungsstaats nicht in dem Maße verwirklichen ließen, wie dies die neuartigen Gegebenheiten im Gemeinsamen Markt verlangen. Einer solchen sachgerechten Gestaltung des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung, auf die sich die Verhandlungsdelegationen einigen konnten, steht der Grundsatz des rechtlichen Gehörs nicht entgegen (BVerfGE 9, 89 [95 ff.]; 18, 399 [405]). IV.

1. In dem Ausschuß der Regierungssachverständigen ist ein „Bericht zu dem Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen" ausgearbeitet worden. Dieser Bericht wurde zusammen mit dem Entwurf dem Rat der Europäischen Gemeinschaften zugeleitet. In dem Bericht werden die Grundsätze des Übereinkommens sowie die Überlegungen dargelegt, auf denen die einzelnen Vorschriften beruhen. Dabei werden zum Teil rechtsvergleichende Hinweise auf die Gesetzgebung der einzelnen Mitgliedstaaten gegeben. Der Bericht ist auch in der Absicht verfaßt, den Gerichten der Vertragsstaaten die Anwendung des Übereinkommens zu erleichtern und zur möglichst einheitlichen Auslegung der Konvention in den Vertragsstaaten beizutragen. Der Bericht zu dem Übereinkommen ist dieser Denkschrift angeschlossen. Auf ihn darf zur Erläuterung des Übereinkommens im einzelnen Bezug genommen werden. 2. Auf deutscher Seite bedarf es noch eines Ausführungsgesetzes zu dem Übereinkommen, in dem Einzelheiten zur Anwendung gewisser vertraglicher Vorschriften festgelegt werden.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Anlage zur Denkschrift Bericht zu dem Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen unterzeichnet in Brüssel am 27. September 1968 Übersicht

Seite

Erstes Kapitel Vorbemerkungen

(54)

Zweites Kapitel Gründe für eine vertragliche Regelung A. Das in den sechs Staaten geltende Recht B. Bestehende Abkommen C. Rechtsnatur des Übereinkommens

(55) (55) (57) (58)

Drittes Kapitel Anwendungsbereich des Übereinkommens

(59)

Viertes Kapitel Die Zuständigkeit

(65)

A. Allgemeines

(65)

1. Vorbemerkungen 2. Erläuterung des Grundgedankens des Titels II 3. Bestimmung des Wohnsitzes B. Erläuterung der Abschnitte des Zweiten Titels

(65) (65) (66) (70)

Erster Abschnitt:

Allgemeine Vorschriften

(70)

Zweiter Abschnitt: Dritter bis Fünfter Abschnitt:

Besondere Zuständigkeiten

(74)

Versicherungssachen, Abzahlungsgeschäfte und ausschließliche Zuständigkeiten Zuständigkeit für Versicherungssachen

(81) (82)

Vierter Abschnitt:

Zuständigkeit für Abzahlungsgeschäfte

(85)

Fünfter Abschnitt:

Ausschließliche Zuständigkeiten

(86)

Sechster Abschnitt:

Vereinbarung über die Zuständigkeit

(89)

Dritter Abschnitt:

Siebenter Abschnitt: Prüfung der Zuständigkeit und der Zulässigkeit des Verfahrens

(91)

Achter Abschnitt:

(94)

Neunter Abschnitt:

Rechtshängigkeit und im Zusammenhang stehende Verfahren Einstweilige Maßnahmen einschließlich socher, die auf eine Sicherung gerichtet sind

(95)

Fünftes Kapitel Anerkennung und Vollstreckung A. Allgemeines

(95) (95)

B. Erläuterung der Abschnitte

(96)

Erster Abschnitt:

Die Anerkennung

Zweiter Abschnitt:

Die Vollstreckung a) Vorbemerkungen b) Vollstreckungsvoraussetzungen c) Verfahren über die Zulassung der Zwangsvollstreckung Gemeinsame Vorschriften

Dritter Abschnitt: (53)

(96)

Stand: 1.8. 1979

(100) (100) (100) (101) (108)

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A Internationale Urteilsanerkennung

Sechstes Kapitel

Seite

Öffentliche Urkunden und Prozeßvergleiche

(109)

Siebentes Kapitel Allgemeine Vorschriften

(110)

Achtes Kapitel Ubergangsvorschriften

(111)

Neuntes Kapitel Verhältnis zu anderen Abkommen

(112)

Zehntes Kapitel Schlußvorschriften

(115)

Elftes Kapitel Protokoll.

(116) Erstes Kapitel Vorbemerkungen

In Artikel 220 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sind die Mitgliedstaaten übereingekommen, soweit erforderlich, Verhandlungen einzuleiten mit dem Ziel, zugunsten ihrer Staatsangehörigen die Förmlichkeiten f ü r die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von richterlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen zu vereinfachen. Mit dem Auftrag an die Mitgliedstaaten, dieses Problem zu lösen, erkannte der Vertrag von Rom die Bedeutung dieser Frage an. Die Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft hob in einer Note, die sie am 22. Oktober 1959 an die Mitgliedstaaten richtete, um sie zu entsprechenden Verhandlungen einzuladen, hervor: „Ein echter Binnenmarkt zwischen den sechs Staaten wird erst dann verwirklicht sein, wenn ein ausreichender Rechtsschutz gewährleistet ist. Es wären Störungen und Schwierigkeiten im Wirtschaftsleben der Gemeinschaft zu befürchten, wenn die sich aus den vielfältigen Rechtsbeziehungen ergebenden Ansprüche nicht erforderlichenfalls auf dem Rechtswege festgestellt und durchgesetzt werden könnten. D a die Gerichtshoheit in Zivil- und Handelssachen bei den Mitgliedstaaten liegt und die Wirkungen eines gerichtlichen Aktes jeweils auf ein bestimmtes Staatsgebiet beschränkt bleiben, hängt der Rechtsschutz und damit die Rechtssicherheit im Gemeinsamen Markt wesentlich von der Annahme einer befriedigenden Regelung der Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen durch die Mitgliedstaaten ab." Auf diese Note hin beschloß der Ausschuß der Ständigen Vertreter am 18. Februar 1960, einen Sachverständigenausschuß einzuberufen. Dieser Ausschuß, dem Delegierte aller sechs Länder, Beobachter der Benelux-Kommission zum Studium der Rechtsvereinheitlichung und der Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht sowie Vertreter der Dienststellen der EWG-Kommission angehörten, trat vom 11. bis 13. Juli 1960 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Er wählte zu seinem Vorsitzenden den damaligen Ministerialdirigenten und späteren Staatssekretär im Bundesjustizministerium in Bonn, H e r r n Professor Dr. Bülow, und zum Berichterstatter den Direktor im Belgischen Ministerium f ü r Auswärtige Angelegenheiten, Herrn Jenard. Auf seiner fünfzehnten Sitzung in Brüssel vom 7. bis 11. Dezember 1964 verabschiedete der Ausschuß den „Vorentwurf eines Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen und die Vollstreckung öffentlicher U r k u n d e n " (Dok. 14.371/IV/64). Dieser Vorentwurf wurde zusammen mit einem Begleitschreiben (Dok. 2449/ I V / 6 5 ) den Regierungen zur Stellungnahme zugeleitet. Die Stellungnahmen der Regierungen sowie die Bemerkungen der Union der Industrien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der Ständigen Konferenz der Handelskammern der Länder der E W G , der EWG-Bankenvereinigung und des Beratenden Ausschusses der Anwaltskammern und Anwaltsvereinigungen der Länder des Gemeinsamen Marktes (innerhalb der Internationalen Anwaltsunion) wurden von dem Ausschuß in seiner Sitzung vom 5. bis 15. Juli 1966 geprüft. Auf dieser Sitzung wurde der Ubereinkommensentwurf von den Sachverständigen endgültig verabschiedet. Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Zweites Kapitel Gründe für eine vertragliche Regelung Einleitend erscheint ein Uberblick über das in den sechs Ländern geltende Recht der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen angebracht. A. Das in den sechs Staaten geltende Recht Bis zum Inkrafttreten der Gerichtsordnung (Code judiciaire) sind in Belgien die einschlägigen Bestimmungen über die Vollstreckung in Artikel 10 des Gesetzes vom 25. März 1876 (Titel I des Einleitenden Buches der Zivilprozeßordnung) enthalten. 1 ) Fehlt ein Abkommen, das die Gegenseitigkeit verbürgt, „so prüft das mit einem Antrag auf Vollstreckbarerklärung befaßte Gericht die ausländische Entscheidung in formeller und materieller Hinsicht nach; diese N a c h p r ü f u n g erstreckt sich sowohl auf den Sachverhalt als auch auf die Rechtslage. Seine Prüfungsbefugnis ist somit nicht beschränkt" . 2 ) 3 ) Bei der Anerkennung ausländischer Urteile unterscheiden Lehre und Rechtsprechung danach, ob das Urteil Fragen des Personenstands oder der Rechts- und Handlungsfähigkeit betrifft oder ob dies nicht der Fall ist. Nach dem gegenwärtigen Stand der Rechtsprechung kommt ausländischen Urteilen in anderen als Fragen des Personenstands bzw. der Rechts- und Handlungsfähigkeit eine bindende Wirkung nicht zu. Ausländische Entscheidungen auf dem Gebiet des Personenstands oder der Rechts- und Handlungsfähigkeit liefern vollen Beweis f ü r den Personenstand, den eine Person bereits erlangt hat. 4 ) Deshalb steht eine rechtskräftig gewordene ausländische Entscheidung einer neuen Ehescheidungs- oder Trennungsklage vor einem belgischen Gericht entgegen, sofern die in Artikel 10 des Gesetzes von 1876 aufgezählten fünf Voraussetzungen erfüllt sind, „die nur bedeuten, daß Regeln, deren Beachtung von dem Gesetzgeber als wesentlich f ü r die Wirksamkeit eines jeden Urteils erachtet wird, auf ausländische Urteile Anwendung finden". In der Bundesrepublik Deutschland werden ausländische Urteile auf der Grundlage der Gegenseitigkeit anerkannt und vollstreckt. 5 ) Die Voraussetzungen f ü r die Anerkennung ausländischer Gerichtsurteile sind in §328 Z P O enthalten; diese Vorschrift lautet:

') Artikel 10 des Gesetzes von 1876 bestimmt: „Sie (die Gerichte des ersten Rechtszuges) sind schließlich für Entscheidungen zuständig, die von ausländischen Gerichten in Zivil- und Handelssachen ergangen sind. Besteht zwischen Belgien und dem Staat, in dem die Entscheidung ergangen ist, ein Vertrag, der die Gegenseitigkeit verbürgt, so haben die Gerichte nur die folgenden fünf Punkte zu prüfen, nämlich: 1. ob die Entscheidung gegen den ordre public oder gegen Grundsätze des belgischen öffentlichen Rechts verstößt; 2. ob die Entscheidung nach dem Recht des Staates, in dem sie ergangen ist, Rechtskraft erlangt hat; 3. ob die Ausfertigung der Entscheidung die nach diesem Recht f ü r den Beweis ihrer Echtheit geltenden Voraussetzungen erfüllt; 4. ob die prozessualen Rechte des Beklagten beachtet worden sind; 5. ob das ausländische Gericht nicht allein auf G r u n d der Staatsangehörigkeit des Klägers zuständig ist." Artikel 570 der Gerichtsordnung in der Fassung des Gesetzes vom 10. Oktober 1967 (Anlage zum Belgischen Staatsblatt vom 21. Oktober 1967) lautet wie folgt : „Das Gericht des ersten Rechtszuges entscheidet ohne Rücksicht auf die H ö h e des Streitwerts über Anträge z u r Erteilung des Exequaturs f ü r durch ausländische Richter erlassene Entscheidungen in Zivilsachen. Sofern nicht ein Vertrag zwischen Belgien und dem Staat, in dem die Entscheidung ergangen ist, Anwendung findet, prüft der Richter außer der Gesetzmäßigkeit der Entscheidung: l . o b die Entscheidung gegen die Grundsätze des ordre public oder gegen Regeln des belgischen öffentlichen Rechts verstößt; 2. ob die prozessualen Rechte des Beklagten beachtet worden sind; 3. ob der ausländische Richter nicht allein auf G r u n d der Staatsangehörigkeit des Klägers zuständig ist; 4. ob die Entscheidung nach dem Recht des Staates, in dem sie ergangen ist, Rechtskraft erlangt hat; 5. ob die Ausfertigung der Entscheidung die nach diesem Recht f ü r den Beweis ihrer Echtheit geltenden Voraussetzungen erfüllt." Die Vorschriften treten spätestens am 31. Oktober 1970 in Kraft. Ein Königlicher Erlaß (Arrêté Royal) wird den Zeitpunkt bestimmen, in dem die Vorschriften der Gerichtsordnung vor Ablauf dieser Frist in K r a f t treten. 2 ) Graulich, Principes de droit international privé, N r . 248 ff. 3 ) Rigaux, L'efficacité des jugements étrangers en Belgique, Journal des tribunaux, 10. April 1960, S. 287. 4 ) Cass. 16. 1. 1953, Pas. I. 335. 5 ) Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht, 1949, S. 509 ff. (55)

Stand: 1.8.1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

„(1) Die Anerkennung des Urteils eines ausländischen Gerichts ist ausgeschlossen: 1. wenn die Gerichte des Staates, dem das ausländische Gericht angehört, nach den deutschen Gesetzen nicht zuständig sind; 2. wenn der unterlegene Beklagte ein Deutscher ist und sich auf den Prozeß nicht eingelassen hat, sofern die den Prozeß einleitende Ladung oder Verfügung ihm weder in dem Staate des Prozeßgerichts in Person noch durch Gewährung deutscher Rechtshilfe zugestellt ist; 3. wenn in dem Urteil zum Nachteil einer deutschen Partei von den Vorschriften des Artikels 13 Abs. 1, 3 oder der Artikel 17, 18, 22 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch oder von der Vorschrift des auf den Artikel 13 Abs. 1 bezüglichen Teiles des Artikels 27 desselben Gesetzes oder im Falle des § 12 Abs. 3 des Gesetzes über die Verschollenheit, die Todeserklärung und die Feststellung der Todeszeit vom 4. Juli 1939 (RGBl. I S. 1186) zum Nachteil der Ehefrau eines f ü r tot erklärten Ausländers von der Vorschrift des Artikels 13 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch abgewichen ist; 6 ) 4. wenn die Anerkennung des Urteils gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen w ü r d e ; 5. wenn die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. (2) Die Vorschrift der N u m m e r 5 steht der Anerkennung des Urteils nicht entgegen, wenn das Urteil einen nichtvermögensrechtlichen Anspruch betrifft und nach den deutschen Gesetzen ein Gerichtsstand im Inland nicht begründet war." Die Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen ist durch ein besonderes Gesetz geregelt (Familienrechtsänderungsgesetz vom 11. August 1961 — BGBl. I S. 1221, Artikel 7). Für die Vollstreckung gelten die nachstehenden Bestimmungen der §§ 722 und 723 Z P O : „§ 722 (1)Aus dem Urteil eines ausländischen Gerichts findet die Zwangsvollstreckung nur statt, wenn ihre Zulässigkeit durch ein Vollstreckungsurteil ausgesprochen ist. (2) Für die Klage auf Erlaß des Urteils ist das Amtsgericht oder Landgericht, bei dem der Schuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und sonst das Amtsgericht oder Landgericht zuständig, bei dem nach § 23 gegen den Schuldner Klage erhoben werden kann. S 723 (1)Das Vollstreckungsurteil ist ohne P r ü f u n g der Gesetzmäßigkeit der Entscheidung zu erlassen. (2) Das Vollstreckungsurteil ist erst zu erlassen, wenn das Urteil des ausländischen Gerichtes nach dem f ü r dieses Gericht geltenden Recht die Rechtskraft erlangt hat. Es ist nicht zu erlassen, wenn die Anerkennung des Urteils nach § 328 ausgeschlossen ist." In Frankreich sind nach Artikel 546 der Zivilprozeßordnung (Code de procédure civile) Urteile ausländischer Gerichte und von ausländischen Urkundspersonen errichtete Titel erst vollstreckungsfähig, wenn sie durch Urteil eines französischen Gerichts f ü r vollstreckbar erklärt sind (Art. 2123,2128 des Code civil). Nach der Rechtsprechung müssen f ü r den Erlaß des Vollstreckungsurteils vier Voraussetzungen erfüllt sein: Zuständigkeit des ausländischen Gerichts, Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens, Anwendung des nach den französischen Kollisionsnormen maßgebenden Rechts, W a h r u n g des französischen ordre public. 7 ) Eine kürzlich ergangene Entscheidung des Kassationshofes (Cass. civ. 1ère Section, 7. Januar 1964 — Rechtssache Munzel') hat es ausgeschlossen, daß der Richter des Vollstreckungsstaates die in dem Urteilsstaat ergangene Entscheidung auf ihre Gesetzmäßigkeit nachprüft. Dies ist jetzt ständige Rechtsprechung. In Italien läßt die Zivilprozeßordnung die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile grundsätzlich zu. Nach Artikel 796 der Zivilprozeßordnung kann ein ausländisches Urteil durch den f ü r den Vollstrekkungsort zuständigen Berufungsgerichtshof (corte d'appello) in Italien f ü r vollstreckbar erklärt werden (dichiarazione di efficacia). Nach Artikel 797 der Zivilprozeßordnung prüft der Berufungsgerichtshof: ob das ausländische Urteil von einem Gericht, das nach den in Italien f ü r den Gerichtsstand geltenden Vorschriften zuständig war, erlassen ist; ob im ausländischen Verfahren die Klageschrift ordnungsgemäß zugestellt und dabei die La4

) Diese Artikel des Einführungsgesetzes zum BGB sehen in zahlreichen Fällen einen Vorbehalt zugunsten der deutschen Gesetze vor: Bedingungen z u r Eingehung der Ehe, Form der Ehe, Ehescheidung, eheliche und uneheliche Abstammung, Annahme an Kindes Statt, Todeserklärung. 7 ) Batiffol, Traité élémentaire de d. i. p., N r . 741 ff.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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dungsfrist ausreichend war; ob sich die Parteien ordnungsgemäß auf das Verfahren eingelassen haben oder ob die Säumnis dem Gesetz gemäß festgestellt worden ist; ob das Urteil Rechtskraft erlangt hat; ob das Urteil nicht im Widerspruch zu einem von einem italienischen Gericht erlassenen Urteil steht; ob nicht vor einem italienischen Gericht ein Rechtsstreit zwischen den gleichen Parteien über den gleichen Streitgegenstand anhängig ist und ob nicht das Urteil etwas verfügt, das gegen den italienischen ordre public verstößt. H a t sich der Beklagte auf das ausländische Verfahren nicht eingelassen, so kann er nach Artikel 798 bei dem italienischen Berufungsgerichtshof die sachliche Nachprüfung beantragen. In diesem Fall kann der Berufungsgerichtshof entweder die Zwangsvollstreckung zulassen oder in der Sache selbst neu entscheiden. Das italienische Recht kennt ferner die „delibazione incidentale" (Artikel 799 der Zivilprozeßordnung), deren Wirkung jedoch auf den Rechtsstreit beschränkt bleibt, in dem die ausländische Entscheidung geltend gemacht worden ist. Luxemburg. Nach Artikel 546 der luxemburgischen Zivilprozeßordnung können Urteile ausländischer Gerichte und von ausländischen Urkundspersonen aufgenommene Titel in dem Großherzogtum erst dann vollstreckt werden, wenn sie von einem luxemburgischen Gericht für vollstreckbar erklärt sind (vgl. Artikel 2123 und 2128 des Code civil). Für den Erlaß des Vollstreckungsurteils müssen nach luxemburgischer Rechtsprechung sieben Voraussetzungen erfüllt sein: die Entscheidung muß in dem Staat, in dem sie ergangen ist, vollstreckbar sein; das ausländische Gericht muß zuständig gewesen sein; das nach den luxemburgischen Kollisionsnormen maßgebende Recht muß angewendet worden sein; die Verfahrensregeln des ausländischen Rechts müssen beobachtet sein; die prozessualen Rechte der beklagten Partei müssen gewahrt sein; der ordre public muß gewahrt sein; es darf keine Gesetzesumgehung vorliegen (Luxemburg, 5. 2.64, Pasicrisie luxembourgeoise, X I X , 285). Nach der luxemburgischen Rechtsprechung ist die sachliche Nachprüfung der ausländischen Entscheidung nicht mehr zulässig. In den Niederlanden enthält die Zivilprozeßordnung den Grundsatz, daß Urteile ausländischer Gerichte in dem Königreich nicht vollstreckbar sind. Von ausländischen Gerichten entschiedene Sachen können vor den niederländischen Gerichten neu verhandelt werden (vgl. Artikel 431 der Zivilprozeßordnung). Die innerstaatlichen Rechtsvorschriften der einzelnen Mitgliedstaaten sind somit recht unterschiedlich. B. Bestehende Abkommen Abgesehen von Übereinkommen, die sich auf besondere Sachgebiete beziehen (s. S. 100 [ = (112)ff.]), sind gegenwärtig zwischen den EWG-Staaten mehrere Vollstreckungsabkommen in Kraft, die in Artikel 55 des Übereinkommens aufgezählt sind. Jedoch macht es sich in dem Rechtsverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, zwischen Frankreich und den Niederlanden, zwischen Frankreich und Luxemburg, zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Luxemburg, zwischen Luxemburg und Italien spürbar, daß solche Abkommen fehlen. 8 ) Die Abkommen selbst weisen zudem bei näherer Prüfung erhebliche Unterschiede auf. Einzelne, so das französisch-belgische und das belgisch-niederländische Abkommen sowie der Benelux-Vertrag, beruhen auf dem Prinzip der „direkten Zuständigkeit" (Zuständigkeitsregelung für den Richter des Urteilsstaats), während alle übrigen Abkommen von der indirekten Zuständigkeit (Zuständigkeitsregeln als Grundlage für die Prüfung des Richters des Anerkennungs- und Vollstreckungsstaates) ausgehen. Dabei wäre zu bemerken, daß das französisch-italienische Abkommen zwar von der indirekten Zuständigkeit ausgeht, dabei aber einige Regeln der direkten Zuständigkeit enthält. Nach einigen Abkommen sind allein solche Entscheidungen anzuerkennen und zu vollstrecken, die bereits rechtskräftig geworden sind, während andere, so der Benelux-Vertrag sowie das belgisch-niederländische, das deutsch-belgische, das italienisch-belgische und das deutsch-niederländische Abkommen, auf alle vollstreckungsfähigen Urteile Anwendung finden. 9 ) Einige erstrecken sich auf Entscheidungen von Strafgerichten, soweit in ihnen über zivilrechtliche Ansprüche erkannt ist, während andere diese Fragen offenlassen oder solche Urteile ausdrücklich von ihrem Anwendungsbereich ausschließen (italienisch-niederländisches Abkommen, Artikel 10; deutsch-italienisches Abkommen, Artikel 12). 8

) Zu bemerken ist, daß bei Fertigstellung dieses Berichts der Benelux-Vertrag noch nicht in Kraft getreten ist und daß zwischen Luxemburg einerseits, Belgien und den Niederlanden andererseits kein Abkommen besteht. ' ) Das französisch-belgische Abkommen ist ungeachtet des Wortlauts von Artikel 11 N°. 2, der die Rechtskraft (force de la chose jugée) als Voraussetzung f ü r die Vollstreckbarkeitserklärung aufstellt, auch auf vollstreckbare Entscheidungen anwendbar, gegen die ein ordentlicher Rechtsbehelf noch eingelegt werden kann (vgl. Niboyet, Droit internat. privé français, Bd. VII, S. 2022). (57)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Weitere Abweichungen in diesen Verträgen und Abkommen, auf die nicht näher eingegangen werden soll, beziehen sich auf die Regelung, welche Gerichte f ü r die Anerkennung und Vollstreckung zuständig sind und unter welchen Voraussetzungen die Anerkennung und Vollstreckung gewährt wird. Zu betonen ist ferner, daß diese Abkommen keine oder allenfalls eine höchst summarische Regelung f ü r das Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorsehen. Gewiß wäre es möglich gewesen, die in der gegenwärtigen Rechtslage hinsichtlich der Anerkennung und Vollstreckung von Gerichtsurteilen noch bestehenden Lücken durch den Abschluß weiterer zweiseitiger Abkommen zwischen jenen Mitgliedstaaten zu schließen, die durch solche Abkommen noch nicht gebunden sind. Der Sachverständigenausschuß hat sich jedoch der in der Note der Kommission vom 22. Oktober 1959 geäußerten Auffassung angeschlossen und sich f ü r den Abschluß eines mehrseitigen Ubereinkommens zwischen den Ländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ausgesprochen. Er ist davon ausgegangen, daß die Verschiedenheiten, welche die zweiseitigen Abkommen aufweisen, der „Freizügigkeit" der Urteile entgegenstehen und zu einer ungleichen Behandlung von Angehörigen der Mitgliedstaaten führen könnten. Eine solche Ungleichheit würde dem insbesondere in Artikel 7 des EWG-Vertrages festgelegten Grundsatz der Nichtdiskriminierung zuwiderlaufen, der einer der Grundpfeiler der E W G ist. Hinzu kommt, daß die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft alle erforderlichen Voraussetzungen zur D u r c h f ü h r u n g einer modernen und großzügigen Regelung der Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen bietet, die gleichzeitig den Erfordernissen der Rechtspflege und den Wünschen der Wirtschaft entspricht. C. Rechtsnatur des Ubereinkommens Einige der zwischen den Mitgliedstaaten geschlossenen Abkommen, so das französisch-belgische Abkommen vom 8. Juli 1899, das belgisch-niederländische Abkommen vom 28. März 1925 und der BeneluxVertrag vom 24. November 1961, beruhen auf dem Prinzip der „direkten Zuständigkeit", während in den übrigen Abkommen die „indirekte Zuständigkeit" festgelegt ist. Bei den Abkommen der ersten Art, den sogenannten „Doppelabkommen", sind die einschlägigen Zuständigkeitsregeln in dem Urteilsstaat, d. h. in dem Staat anwendbar, in welchem der Prozeß durchgeführt wird. Diese Regeln gewinnen also nicht erst f ü r ein Anerkennungs- oder Vollstreckungsverfahren Bedeutung. Sie gestatten dem Beklagten, der vor einem nach den Bestimmungen des Abkommens unzuständigen Gericht verklagt wird, die Unzuständigkeit dieses Gerichts geltend zu machen. Die in einem Abkommen enthaltenen Zuständigkeitsregeln werden dann als „indirekte" bezeichnet, wenn sie f ü r die Zuständigkeit der Gerichte des Urteilsstaates, in dem die Entscheidung ergangen ist, ohne Bedeutung bleiben und erst im Zeitpunkt der Anerkennung und Vollstreckung zu berücksichtigen sind. Sie legen demnach lediglich die Fälle fest, in denen das Gericht des Staates, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird oder vollstreckt werden soll (Anerkennungs- oder Vollstreckungsstaat), die Zuständigkeit des Gerichtes des Urteilsstaates anerkennen muß. Es handelt sich dabei also um eine Voraussetzung f ü r die Anerkennung und Vollstreckung des ausländischen Urteils, genauer gesagt um die N a c h p r ü f u n g der Zuständigkeit des ausländischen Gerichts. Der Ausschuß hat sich eingehend mit der Frage befaßt, ob das EWG-Übereinkommen der ersten oder der zweiten Abkommensform entsprechen soll. Er hat sich schließlich f ü r ein eigenständiges System entschieden, das zwar auf der „direkten Zuständigkeit" beruht, das aber in mehreren Punkten von den bestehenden zweiseitigen Abkommen dieser Art abweicht. Der Sachverständigenausschuß verkannte dabei keineswegs den Wert und die Bedeutung „einfacher" Abkommen (Abkommen, die nur die Anerkennung und Vollstreckung regeln); er vertrat aber die Ansicht, daß innerhalb der E W G die Schaffung gemeinsamer Zuständigkeitsregeln durch Abschluß eines auf der direkten Zuständigkeit beruhenden Übereinkommens eine stärkere Angleichung der Rechtsvorschriften gestattet, einen größeren Rechtsschutz verbürgt, Diskriminierungen vermeidet und vor allem die letztlich angestrebte „Freizügigkeit gerichtlicher Entscheidungen" fördert. Während die auf der direkten Zuständigkeit beruhenden Abkommen gemeinsame Zuständigkeitsregeln aufstellen und so zu einer Rechtsangleichung führen, läßt die indirekte Zuständigkeit die einzelstaatlichen Zuständigkeitsnormen unberührt. Die Rechtssicherheit wird besser durch ein Übereinkommen auf der Grundlage der direkten Zuständigkeit verbürgt; denn die Entscheidung wird durch einen Richter getroffen, der seine Zuständigkeit unmittelbar aus dem Übereinkommen ableitet, während bei Abkommen mit indirekten Zuständigkeitsnormen bestimmte Urteile im Ausland weder anerkannt noch vollstreckbar werden können, weil die einzelstaatlichen Zuständigkeitsregeln und die Bestimmungen des Abkommens nicht übereinstimmen. 10 ) Rolf A. Schütze

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Ferner erleichtert die Einführung einer vertraglichen und autonomen Regelung der internationalen Zuständigkeit im Rechtsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten den Verzicht auf einige als „exorbitant" 1 1 ) bezeichnete Zuständigkeitsregeln. Schließlich bildet das Übereinkommen dadurch, daß es Zuständigkeitsnormen enthält, die bereits in dem im Urteilsstaat eingeleiteten Prozeß geltend gemacht werden können, eine geeignete Grundlage für die Regelung der Rechtshängigkeit; es ermöglicht auch, daß die Bedingungen für die Anerkennung und Vollstrekkung verringert werden können. Wie bereits dargelegt, unterscheidet sich das an sich auf der direkten Zuständigkeit beruhende Übereinkommen wesentlich von den bisher abgeschlossenen Verträgen und Abkommen gleicher Art. Diese Unterschiede brauchen hier noch nicht näher dargelegt und begründet zu werden; es mag vielmehr genügen, sie kurz aufzuzählen : 1. die Ersetzung des Kriteriums der Staatsangehörigkeit durch das des Wohnsitzes; 2. die Erstreckung des Grundsatzes der Gleichstellung auf alle Personen ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit, die ihren Wohnsitz innerhalb der Gemeinschaft haben; 3. die genaue Regelung der ausschließlichen Zuständigkeit; 4. der Schutz der Rechte der beklagten Partei in dem im Urteilsstaat anhängigen Verfahren; 5. die Beschränkung der Gründe für eine Versagung der Anerkennung und Vollstreckung. Das Übereinkommen weist außerdem folgende Besonderheiten auf: 1. die Vereinheitlichung des Exequaturverfahrens ; 2. die Einführung von Verfahrensregeln in Fällen, in denen die Anerkennung bestritten wird; 3. Regelung der Kollision mit anderen Abkommen. Drittes Kapitel Anwendungsbereich des Übereinkommens Der Anwendungsbereich des Übereinkommens wird in der Präambel und in Artikel 1 bestimmt. Das Übereinkommen betrifft Angelegenheiten mit internationalen Beziehungen. Es wird von Amts wegen zu berücksichtigen sein. Es gilt für alle Zivil- und Handelssachen vorbehaltlich einiger erschöpfend aufgezählter Ausnahmen. I. Angelegenheiten mit internationalen Beziehungen Wie aus Absatz 4 der Präambel hervorgeht, bestimmt das Übereinkommen „die internationale Zuständigkeit der Gerichte" der Vertragsstaaten. Es ändert die in den einzelnen Vertragsstaaten geltenden Zuständigkeitsregeln nur in Fällen mit Auslandsbeziehungen ab. Dieser Begriff ist in dem Übereinkommen nicht näher bestimmt, da die Auslandsbeziehung sich aus den besonderen Umständen des Rechtsstreits ergeben kann, mit dem das Gericht befaßt ist. Bei Rechtsstreitigkeiten, die vor den Gerichten eines Vertragsstaates anhängig sind und die ausschließlich Personen betreffen, die in diesem Staat ihren Wohnsitz haben, spielt das Übereinkommen grundsätzlich keine Rolle; Artikel 2 verweist in einem solchen Fall auf die in diesem Staat geltenden Zuständigkeitsnormen. Dennoch könnte auch ein solcher Rechtsstreit eine Auslandsbeziehung aufweisen. Dies wäre z. B. der Fall, wenn es sich bei dem Beklagten um einen Ausländer handelt, so daß der in Artikel 2 Absatz 2 aufgestellte Grundsatz der Gleichbehandlung zur Anwendung käme. Das gleiche gilt, wenn der Rechtsstreit sich auf einen Gegenstand bezieht, für den eine ausschließliche Zuständigkeit in einem anderen Staat besteht (Artikel 16), und schließlich in Fällen der Rechtshängigkeit oder des Sachzusammenhangs mit einem vor den Gerichten eines anderen Staates anhängigen Rechtsstreit (Artikel 21 bis 23). Es versteht sich von selbst, daß das Übereinkommen bei der Anerkennung und Vollstreckung selbst ausschließlich internationale Sachverhalte regelt, da davon auszugehen ist, daß die Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen, die in einem Vertragsstaat ergangen sind, in einem anderen Vertragsstaat in Frage steht. 1 ) 10

) Weser, Les conflits de juridictions dans le cadre du Marché Commun, Revue critique de droit international privé, 1960, S. 161 ff., 172. Als „exorbitant" werden hier die Zuständigkeiten bezeichnet, die in Artikel 3 des Ubereinkommensentwurfs aufgezählt werden. ' ) A. Biilow, Vereinheitlichtes internationales Zivilprozeßrecht in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Rabeis Zeitschrift f ü r ausländisches und internationales Privatrecht, 1965, S. 473 ff.

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II. Zwingender Charakter des Übereinkommens Die Sachverständigen haben den Grundsatz angenommen, daß das Übereinkommen von Amts wegen anzuwenden ist. Seinen formellen Ausdruck findet dieser Grundsatz in den Artikeln 19 und 20 über die Prüfung ihrer eigenen internationalen Zuständigkeit durch die Gerichte der Mitgliedstaaten. Diese müssen die Bestimmungen des Übereinkommens ohne Rücksicht darauf anwenden, ob sich die Parteien auf sie berufen oder nicht. Ist z. B. gegen eine in Belgien wohnhafte Person auf Grund des Artikels 14 des französischen Code civil Klage vor einem französischen Gericht erhoben und bestreitet der Beklagte die Zuständigkeit dieses Gerichts, ohne sich hierbei auf die Bestimmungen des Übereinkommens zu berufen, so muß das Gericht gleichwohl Artikel 3 des Übereinkommens anwenden und sich für unzuständig erklären. 2 ) III. Zivil- und Handelssachen Der Ausschuß hat weder ausdrücklich festgelegt, was unter „Zivil- und Handelssachen" zu verstehen ist, noch hat er das Problem der Qualifikation durch Bestimmung des zur Auslegung dieses Ausdruckes anzuwendenden Gesetzes gelöst. Aus der Fassung ergibt sich aber, daß die Frage, ob eine Zivil- oder Handelssache vorliegt, von der Sache her und nicht nach der Gerichtsbarkeit zu beurteilen ist, innerhalb der der Rechtsstreit anhängig ist oder die ihn entschieden hat. Dies geht aus Artikel 1 hervor, der die Anwendbarkeit des Übereinkommens in Zivil- und Handelssachen vorschreibt, „ohne daß es auf die Art der Gerichtsbarkeit ankommt". Das Übereinkommen gilt auch unabhängig davon, ob es sich um ein Streitverfahren oder ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit handelt. Desgleichen ist es auf das Gebiet des Arbeitsrechts anzuwenden, soweit es sich um eine Zivil- und Handelssache handelt (vgl. auch die Ausführung zu dem Arbeitsvertrag, Seite (76)). Das Übereinkommen ist auch auf zivilrechtliche Ansprüche anzuwenden, die vor einem Strafgericht geltend gemacht werden. Dies gilt sowohl für die Bestimmung der Zuständigkeit als auch für die Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen, die von einem Strafgericht im Adhäsionsverfahren über solche Ansprüche erlassen werden. Diese Lösung entspricht einmal dem innerstaatlichen Recht, das in den meisten Vertragsstaaten gilt 3 ); sie beugt zum anderen unterschiedlichen Auslegungen vor, wie sie bei der Anwendung des belgisch-niederländischen Abkommens aufgetreten sind 4 ); sie ist schließlich im Hinblick auf die ständig ansteigende Zahl der Unfälle im Straßenverkehr geboten. Die einschlägigen Bestimmungen, die in den zwischen den Vertragsstaaten bereits geschlossenen Verträgen und Abkommen enthalten sind, weisen erhebliche Unterschiede auf, worauf bereits in Kapitel I A hingewiesen worden ist. Die von dem Ausschuß vorgeschlagene Lösung entspricht dem heute allgemein sichtbaren Bestreben, in die Abkommen ausdrückliche Bestimmungen des Inhalts aufzunehmen, daß sie sich auch auf die in Zivil- und Handelssachen ergangenen Urteile von Strafgerichten erstrecken. Dieses Bestreben hat sich vor allem im Benelux-Vertrag vom 24. November 1961 und in den Beratungen der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht gezeigt. Dabei ist zu betonen, daß die Bestimmungen des Übereinkommens (Artikel 5 Nr. 4) die Zuständigkeit der Strafgerichte, wie sie in den einzelnen Strafprozeßordnungen festgelegt ist, in keiner Weise berühren. Das Übereinkommen wirkt sich hinsichtlich der Zuständigkeit wie auch hinsichtlich der Anerkennung und Vollstreckung nur auf die bei den Strafgerichten geltend gemachten zivilrechtlichen Ansprüche und auf Entscheidungen über solche Ansprüche aus. Um jedoch dem Einwand zu begegnen, die Partei, gegen die ein solcher Zivilanspruch geltend gemacht wird, werde in ihrer Verteidigung behindert, wenn sie in dem gleichen Verfahren eine strafrechtliche Verurteilung zu gewärtigen habe, hat sich der Ausschuß auf eine Lösung geeinigt, die der des Benelux-Vertrages entspricht. In Artikel II des Protokolls zu dem Übereinkommen ist vorgesehen, daß sich diese Partei vor 2

) Tribunal Civil Lille, 9 . 1 1 . 1953, Revue critique de droit international privé, 1954, S. 832. ) In Belgien vgl. Artikel 4 des Gesetzes vom 17. April 1878, das den einleitenden Titel der S t r a f p r o z e ß o r d n u n g enthält. In der Bundesrepublik Deutschland vgl. §§403 ff. S t P O . In Frankreich vgl. Artikel 4 der Strafprozeßordnung (Code de procédure pénale). In Luxemburg kann nach Artikel 63 der Strafprozeßordnung jeder, der zivilrechtliche Ansprüche aus einem Verbrechen oder Vergehen geltend machen will, als Kläger im Adhäsionsverfahren auftreten. In den Niederlanden vgl. die Artikel 332 bis 337 der Strafprozeßordnung sowie die Artikel 44 und 56 der Gerichtsverfassung über die Zuständigkeit des Friedensrichters bzw. des Gerichts bei einem Streitwert bis zu 200 bzw. 500 Gulden. 4 ) In Anwendung des belgisch-niederländischen Vertrags von 1925 hat der Kassationshof der Niederlande durch Urteil vom 16. M ä r z 1931 ( N . J . 1931 S. 689) entschieden, daß die Artikel 11 und 12 des Vertrages sich nicht auf Strafgerichtsurteile beziehen, durch die der geschädigten Partei ein Schadenersatz zugesprochen wird. 3

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den Strafgerichten verteidigen oder vertreten lassen kann. Sie ist also nicht gezwungen, persönlich zu erscheinen, um sich gegen den zivilrechtlichen Anspruch zu verteidigen. Ebenso fallen in den Anwendungsbereich des Übereinkommens Streitigkeiten in Zivil- und Handelssachen, die vor einem Verwaltungsgericht anhängig sind. Der Ausschuß ist zu der gleichen Lösung gelangt wie die Kommission, die auf der Vierten Tagung der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht mit der Revision des Abkommens vom 14. November 1896 zur Regelung von Fragen des internationalen Privatrechts beauftragt war, um gemeinsame Regeln für verschiedene prozeßrechtliche Materien des internationalen Privatrechts aufzustellen. In ihrem Bericht heißt es: „Der Ausdruck ,Zivil- und Handelssachen' ist weit auszulegen. In Staaten, in denen eine Verwaltungsgerichtsbarkeit besteht, umfaßt er nicht nur Sachen, die in die Zuständigkeit der Zivil- und Handelsgerichte fallen. Es bestünde sonst zwischen den Vertragsstaaten eine durch nichts zu rechtfertigende Ungleichheit: die Zustellung gerichtlicher Urkunden wäre in Ländern ohne Verwaltungsgerichtsbarkeit in größerem Umfang möglich als in Ländern, die eine Verwaltungsgerichtsbarkeit besitzen. Zusammenfassend ist zu sagen, daß das Abkommen stets dann anzuwenden ist, wenn solche private Interessen im Spiele sind .. ," 5 ) Demnach sind zum Beispiel Entscheidungen des französischen Conseil d'Etat anzuerkennen und zu vollstrecken, wenn sie in Zivil- und Handelssachen ergangen sind. 6 ) IV. Ausgeschlossene Rechtsgebiete Die Ideallösung hätte sicherlich darin bestanden, das Übereinkommen auf sämtliche Zivil- und Handelssachen anzuwenden. Der Ausschuß glaubte jedoch, von einer solchen Lösung Abstand nehmen zu müssen. Er hat den Anwendungsbereich des Übereinkommens auf vermögensrechtliche Angelegenheiten beschränkt. Er hat sich dabei von ähnlichen Überlegungen leiten lassen, wie sie bei der Ausarbeitung des Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Zivil- und H a n delssachen den Ausschlag gegeben haben; sie beziehen sich auf die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, daß das Konfliktsrecht nicht vereinheitlicht ist. Die Unterschiedlichkeit der Kollisionsnormen wirkt sich vor allem bei nichtvermögensrechtlichen Ansprüchen aus, da dieses Rechtsgebiet grundsätzlich der Parteiautonomie entzogen ist und den ordre public berührt. Ebenso wie die Haager Konferenz für Internationales Privatrecht hat es der Ausschuß vorgezogen, einzelne Rechtsgebiete auszuschließen, anstatt den Geltungsbereich des Übereinkommens positiv zu umschreiben. Daraus ergibt sich, daß in den Anwendungsbereich des Übereinkommens alle Rechtsstreitigkeiten und Urteile fallen, die sich auf vertragliche oder außervertragliche Verbindlichkeiten beziehen, soweit sie nicht Fragen des Personenstandes, des Erbrechts, des Testamentsrechts, der ehelichen Güterstände, des Konkursrechts oder der sozialen Sicherheit betreffen. In diesem Rahmen ist das Übereinkommen weit auszulegen. Die genannten Sachgebiete sind aber nur dann von der Anwendung des Übereinkommens ausgeschlossen, wenn sie den Gegenstand des Rechtsstreites selbst bilden. Die Ausnahme gilt jedoch dann nicht, wenn der Richter über eine Frage aus diesen Gebieten nur incidenter zu entscheiden hat. 7 ) A. Personenstand, Rechts- und Handlungsfähigkeit, gesetzliche Vertretung, eheliche Güterstände, Erb- und Testamentsrecht Der Ausschuß ließ sich hier von dem Wunsch leiten, Hindernisse, die dem alsbaldigen Inkrafttreten des Übereinkommens entgegenstehen könnten, möglichst zu beseitigen; daneben waren die nachstehenden Erwägungen maßgebend: Selbst wenn man annimmt, daß dem Ausschuß eine Vereinheitlichung der auf diesem Gebiet geltenden Zuständigkeitsregeln gelungen wäre, so wäre es doch unabhängig von dem Inhalt dieser Regeln angesichts der zwischen den Rechtssystemen bestehenden Unterschiede, insbesondere auf dem Gebiet des internationalen Privatrechts, schwierig gewesen, auf eine Nachprüfung dieser Normen im Exequatur-Verfahren zu verzichten. Damit aber hätte man das Wesen des Übereinkommens verändert und seine fortschrittliche Tendenz geschwächt. Hätte der Ausschuß sich entschlossen, dem Vollstreckungsrichter jedes Nachprüfungsrecht selbst in nichtvermögensrechtlichen Sachen zu versagen, so hätte dies den Richter möglicherweise ver-

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) Vgl. Haager Konferenz für I.P.R., Dokumente und Unterlagen der Vierten Tagung (Mai—Juni 1904), S. 84. ) Weser, Traité franco-belge du 8 juillet 1899, N r . 235. 7) Bellet, a . a . O . (61)

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anlaßt, den Begriff des ordre public zu weit auszudehnen, um die ihm vorgelegte ausländische Entscheidung auszuschalten. Der Ausschuß hat sich f ü r das kleinere Übel entschieden, indem er die Anwendung des Übereinkommens einschränkte, d a f ü r aber seine Geschlossenheit und seine Fortschritte wahrte. Im Bereich des Personenstandes, der Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie der gesetzlichen Vertretung stellt natürlich die Ehescheidung das Hauptproblem dar, das schwierig ist, weil die einzelnen Rechtsordnungen erheblich voneinander abweichen: Italien läßt eine Ehescheidung nicht zu. Nach belgischem Recht ist einerseits eine Scheidung im beiderseitigen Einvernehmen (Art. 223, 275 ff. belg. C. civ.) zulässig, während sie in den übrigen EWG-Ländern mit Ausnahme Luxemburgs nicht möglich ist; andererseits wird die Scheidung der Ehe von Ausländern, die ihren Wohnsitz in Belgien haben, in dem Gesetz vom 27. Juni 1960 geregelt, nach dem die Scheidung zulässig ist, wenn mindestens einer der Ehepartner Ausländer ist. Die W e n d u n g „Personenstand usw. von natürlichen Personen" weicht etwas von der in dem Haager Übereinkommen gebrauchten ab, nach der dieses Übereinkommen nicht f ü r Entscheidungen gilt, die „den Personenstand, die Rechts- und Handlungsfähigkeit oder das Familienrecht einschließlich persönlicher geldlicher Ansprüche und Verpflichtungen zwischen Eltern und Kindern und zwischen Ehegatten" (Artikel 1 Abs. 2 Nr. 1) betreffen. H i e r f ü r gibt es zwei Gründe. Einmal deckt sich in den sechs Staaten der Gemeinschaft der Begriff „Familienrecht" nicht mit dem Begriff „Personenstand, Rechts- und Handlungsfähigkeit und gesetzliche Vertretung"; zum anderen gilt das EWG-Übereinkommen im Gegensatz zum H a a ger Übereinkommen auch in Unterhaltssachen (Artikel 5 Nr. 2), selbst wenn diese auf dem Personenstand beruhen, ganz gleich, ob es sich dabei um Ansprüche und Verpflichtungen zwischen Ehegatten oder zwischen Eltern und Kindern handelt. Zur Vermeidung unterschiedlicher Auslegungen stellt Artikel 1 ferner klar, daß es sich um den Personenstand, die Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie die gesetzliche Vertretung von natürlichen Personen handelt, und unterscheidet sich hiermit gleichfalls von dem Haager Übereinkommen, das nicht f ü r Entscheidungen gilt, deren Gegenstand „das Bestehen, die Gründung juristischer Personen oder die Befugnisse ihrer O r g a n e " (Artikel 1 Absatz 2 Nr. 3) bildet. In Erbrechtssachen hat sich der Ausschuß der Stellungnahme der „Union internationale du notariat latin" angeschlossen. Diese hatte eine Anfrage des Ausschusses dahingehend beantwortet, daß sich zwar f ü r die E W G mit der Zeit immer mehr die Notwendigkeit ergeben werde, die Anerkennung und Vollstrekkung von Entscheidungen in Erbschaftssachen zu erleichtern, so daß sich der Abschluß eines einschlägigen Übereinkommens zwischen den sechs Mitgliedstaaten empfehle. Gleichzeitig vertrat diese Vereinigung aber die Ansicht, daß zuvor unbedingt die Kollisionsnormen vereinheitlicht werden sollten. Wie in der Denkschrift des Ständigen Büros der H a a g e r Konferenz f ü r Internationales Privatrecht 8 ), auf die jene Stellungnahme zurückgeht, dargelegt wird, bestehen in Erbschaftssachen und auf dem Gebiet des gesetzlichen Güterstandes einschneidende Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten: 1. Das Erbrecht einiger Staaten kennt den Pflichtteil, das Recht anderer Staaten sieht ihn dagegen nicht vor. Der Erbteil des überlebenden Ehegatten — eine Frage, die angesichts der sich hier gegenüberstehenden Interessen am häufigsten zu Prozessen führt — ist in den einzelnen Staaten recht unterschiedlich geregelt; in einigen Ländern erhält der Ehegatte den Erbteil eines Kindes, in Italien sogar als Pflichtteil, in anderen werden ihm lediglich beschränkte Nießbrauchsrechte zugebilligt (z. B. in Belgien). Das Kollisionsrecht weist ebenso starke Abweichungen auf: Einige Staaten wenden in Nachlaßsachen das Heimatrecht des Erblassers an (Deutschland, Italien, Niederlande). In anderen ist f ü r bewegliche Sachen das Gesetz des Wohnsitzstaates und f ü r unbewegliche Sachen das Recht des Belegenheitsstaates maßgebend (Belgien, Frankreich). In Luxemburg schließlich gilt f ü r unbewegliche Sachen das Recht des Belegenheitsstaates, f ü r bewegliche Sachen hingegen das Heimatrecht des Erblassers. 2. Beim gesetzlichen Güterstand treten die Unterschiede zwischen den Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten noch krasser hervor: sie reichen von der allgemeinen Gütergemeinschaft (Niederlande) über die Fahrnis- und Errungenschaftsgemeinschaft (Frankreich, Belgien, Luxemburg) und die Zugewinngemeinschaft (Bundesrepublik Deutschland) bis zur schlichten Gütertrennung (Italien). Auch hinsichtlich der Kollisionsnormen sind recht beachtliche Unterschiede zu verzeichnen, die oft zu positiven Konflikten führen. In einigen Staaten richtet sich der gesetzliche und sogar der vertragliche

H a a g e r Konferenz f ü r Internationales Privatrecht, Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Vermögenssachen, Denkschrift (mit Anhang) des Ständigen Büros, Einleitendes Dokument N r . 1 von J a n u a r 1962 f ü r den Sonderausschuß, S. 10.

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Güterstand nach dem Heimatrecht des Ehemannes (Deutschland, Italien, Niederlande); in anderen ist der, wenn auch nur konkludent erklärte, Wille der Ehegatten vom Zeitpunkt der Eheschließung maßgebend (Belgien, Frankreich, Luxemburg). Im Gegensatz zu dem Vorentwurf nimmt das Übereinkommen Schenkungen aus seinem Anwendungsbereich nicht schlechthin aus. Es schließt sich hier dem Haager Übereinkommen an; allerdings werden Schenkungen insoweit nicht erfaßt, als sie erbrechtlichen Regeln unterliegen. Der Ausschuß kam jedoch zu der Auffassung, daß der gesamte Fragenkomplex nach Inkrafttreten dieses Übereinkommens gegebenenfalls neu erörtert werden sollte, wobei die von der Haager Konferenz und die von der Internationalen Personenstandskommission erzielten Ergebnisse zu berücksichtigen wären. Vorerst werden diese Rechtsgebiete jedoch weiterhin durch die einschlägigen Bestimmungen der bestehenden zweiseitigen Abkommen geregelt (vgl. Artikel 56). B. Konkurs Das Konkursrecht fällt ebenfalls nicht in den Anwendungsbereich dieses Übereinkommens. Zur Zeit wird an einem besonderen Übereinkommen gearbeitet, da die Eigenarten dieses Rechtsgebietes besondere Regeln erfordern. Nach Artikel 1 Nr. 2 sind ausgeschlossen Konkurse, Vergleichsverfahren und ähnliche Verfahren, also jene Verfahren, die nach dem Recht der Vertragsstaaten auf der Zahlungseinstellung, der Zahlungsunfähigkeit oder der Kreditunwürdigkeit des Schuldners beruhen und ein Eingreifen der Gerichte erforderlich machen, das zur kollektiven zwangsweisen Liquidierung des Vermögens oder lediglich zu einer gerichtlichen Überwachung führt. Dagegen ist das Übereinkommen auf Rechtsstreitigkeiten aus einem freiwilligen Vergleich anwendbar, da ein solcher auf dem Willen der Parteien beruht und somit rein vertraglicher Natur ist. Das Vorgehen bei der Zahlungsunfähigkeit des Nichtkaufmanns, das sich nach französischem Recht nicht in einem besonders geregelten kollektiven Verfahren vollzieht, kann nicht als konkursähnliches Verfahren im Sinne von Artikel 1 Nr. 2 gelten. Die Anwendung des Übereinkommens auf Streitigkeiten im Zusammenhang mit einem Konkurs ist nicht schlechthin ausgeschlossen. Ausgenommen sind nur solche Streitigkeiten, die sich unmittelbar aus dem Konkurs ergeben 9 ) und die demnach in den Anwendungsbereich des Konkursübereinkommens der Europäischen Gemeinschaft fallen werden. 10 ) Bis zum Abschluß dieses besonderen Konkursübereinkommens werden Streitfälle, die sich unmittelbar aus dem Konkurs ergeben, weiterhin nach allgemeinem Recht oder durch die zwischen einzelnen Vertragsstaaten bestehenden zweiseitigen Abkommen geregelt, die insoweit nach Artikel 56 fortgelten. 1 ') C. Soziale Sicherheit Der Ausschuß hat sich ebenso wie die Haager Konferenz 1 2 ) dafür ausgesprochen, die Angelegenheiten der sozialen Sicherheit vom Anwendungsbereich des Übereinkommens auszuschließen, und zwar aus folgenden Gründen: Dieses Sachgebiet gehört in einigen Staaten, zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland, dem öffentlichen Recht an, während es in anderen in den Grenzbereich zwischen privatem und öffentlichem Recht fällt. Für Streitsachen im Bereich der sozialen Sicherheit sind in bestimmten Staaten die ordentlichen Gerichte, in anderen die Verwaltungsgerichte zuständig. Zuweilen sind die Zuständigkeiten unter verschiedene Gerichtsbarkeiten aufgeteilt. 13 )

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) Benclux-Vertrag Artikel 22 Absatz 4 sowie Begleitbericht. Das französisch-belgische Abkommen wird im gleichen Sinne ausgelegt. Vgl. Weser, Convention franco-belge 1899, Jurisclasseur de droit international, H e f t 591 N r . 146 bis 148. 10 ) Diese Streitfälle werden im Konkursübereinkommen der Europäischen Gemeinschaft erschöpfend aufgezählt werden. " ) Gemeint sind das belgisch-französische, das französisch-italienische und das belgisch-niederländische Abkommen, soweit nicht an die Stelle des letzteren der Benelux-Vertrag getreten ist. 12 ) Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht, außerordentliche Tagung, Schlußakte, vgl. Artikel 1 des Übereinkommens. 13 ) Das Wesen der sozialen Sicherheit in den Ländern der E W G in der Gegenwart, Studien E W G , Reihe Sozialpolitik 3, 1962, Veröffentlichungsdienste der Europäischen Gemeinschaften, 8058/IX/1962/5. (63)

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Der Ausschuß hat außerdem darauf Bedacht genommen, daß die im Rahmen der EWG auf Grund der Artikel 5 1 , 1 1 7 u n d l l 8 d e s EWG-Vertrages bereits begonnenen Arbeiten selbständig weitergeführt werden können und daß Überschneidungen zwischen dem Übereinkommen und anderen Abkommen auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit vermieden werden, die bereits früher zweiseitig oder im Rahmen anderer internationaler Organisationen (Internationale Arbeitsorganisation — International Labour Organisation — ILO) beschlossen worden sind. Auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit sind im übrigen bisher Kompetenzkonflikte nicht aufgetreten, da die Auffassung vertreten wird, daß die gerichtliche Zuständigkeit mit der Gesetzgebungszuständigkeit übereinstimmt, die sich ihrerseits nach den in Anwendung von Artikel 51 des EWG-Vertrages erlassenen Verordnungen bestimmt. Dagegen wirft die Beitragseintreibung zugunsten der Träger der sozialen Sicherheit Vollstreckungsprobleme auf. Dieses Rechtsgebiet bedarf deshalb noch eines besonderen Übereinkommens zwischen den sechs Vertragsstaaten. Was ist unter sozialer Sicherheit zu verstehen? Da der Begriff der sozialen Sicherheit sich fortentwickelt, erschien es nicht zweckmäßig, im Übereinkommen ausdrücklich festzulegen oder in einem Anhang zu erläutern, was hierunter fällt, zumal nach Artikel 117 des EWG-Vertrages die Harmonisierung der Systeme der sozialen Sicherheit zu den Zielen der Gemeinschaft gehört. Es soll aber darauf hingewiesen werden, daß es in den sechs Ländern Leistungen gibt, die den Fällen entsprechen, die im Übereinkommen Nr. 102 der ILO über die Mindestnormen der sozialen Sicherheit vorgesehen sind, nämlich: ärztliche Behandlung, Krankengeld, Leistungen der Mutterschaftsversicherung, der Invalidenversicherung, der Altersversicherung, Leistungen an Hinterbliebene, Leistungen der Versicherung gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten, Familienbeihilfen, Leistungen für den Fall der Arbeitslosigkeit. 14 ) Es kann auch die Begriffsbestimmung herangezogen werden, die sich aus der Verbindung von Artikel 1 Buchstabe c und Artikel 2 der Verordnung Nr. 3 des Rates über die soziale Sicherheit der Wanderarbeitnehmer ergibt. Sie entspricht im übrigen der des ILO-Übereinkommens Nr. 102. Von der Anwendung des Übereinkommens sind jedoch nur solche Streitigkeiten ausgenommen, die unmittelbar das Gebiet der sozialen Sicherheit betreffen, nämlich solche, die sich aus den Beziehungen zwischen der Verwaltung und den ihr angeschlossenen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ergeben. Macht dagegen die Verwaltung einen Regreßanspruch gegen den für den Schaden haftenden Dritten geltend oder tritt sie gegen den Schädiger in die Rechte eines bei ihr versicherten Geschädigten ein, so ist das Übereinkommen anwendbar, da sie in diesem Falle auf Grund des allgemeinen Rechts vorgeht. 15 ) D. Schiedsgerichtsbarkeit Dieses Rechtsgebiet, das in Artikel 220 des EWG-Vertrages ausdrücklich erwähnt wird, ist bereits in zahlreichen internationalen Abkommen geregelt. Ferner hat der Europarat ein Europäisches Übereinkommen ausgearbeitet, das als einheitliches Gesetz („loi uniforme") in Kraft treten und in einem Zusatzprotokoll die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen in stärkerem Maße als das New Yorker Übereinkommen erleichtern soll. Aus diesem Grunde erschien es angebracht, die Schiedsgerichtsbarkeit vorerst auszunehmen. Das Übereinkommen gilt somit weder für die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen (vgl. auch die Begriffsbestimmung in Artikel 25) noch für die Bestimmung der Zuständigkeit bei Streitigkeiten, die sich auf einen Schiedsspruch beziehen (z. B. bei Klagen auf Nichtigerklärung eines Schiedsspruchs); ebensowenig gilt es für die Anerkennung von Entscheidungen, die auf Grund solcher Klagen ergangen sind.

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) Vergleichende Darstellung der Systeme der Sozialen Sicherheit in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften, Dritte Auflage, Veröffentlichungsdienste der Europäischen Gemeinschaften, 8 1 2 2 / I / V I I / 1 9 6 4 / 5 . ) Vgl. Michel Voirin, Anm. zu Cass. 16. 2. 1965, Recueil Dalloz 1965, S. 723.

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Viertes Kapitel Die Zuständigkeit A. Allgemeines 1. Vorbemerkungen Das Übereinkommen geht von dem Grundgedanken aus, daß die Mitgliedstaaten der EWG einen Gemeinsamen Markt errichten wollen, dessen Merkmale die eines großen Binnenmarktes sein sollen. Daher müssen nicht nur alle für das Funktionieren dieses Marktes bestehenden Hemmnisse beseitigt werden; darüber hinaus muß vielmehr auch alles getan werden, was seine Verwirklichung fördert. Unter diesem Gesichtspunkt kann das Hoheitsgebiet der Vertragsstaaten als ein einheitliches Ganzes angesehen werden, so daß bei der Aufstellung von Zuständigkeitsregeln danach unterschieden werden kann, ob die Prozeßparteien ihren Wohnsitz innerhalb oder außerhalb der Gemeinschaft haben. Von diesem Grundgedanken ausgehend, wird in dem Titel II, insbesondere in dem 1. Abschnitt danach unterschieden, ob der Beklagte seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat oder nicht: 1. Hat eine Person ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates, so ist sie grundsätzlich vor den Gerichten dieses Staates nach den für Inländer geltenden Zuständigkeitsvorschriften dieses Staates zu verklagen (Artikel 2). 2. Hat eine Person ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates, so kann sie vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaates nur in den Fällen verklagt werden, in denen die Gerichte dieses Staates auf Grund des Übereinkommens zuständig sind (Artikel 3). 3. Hat eine Person ihren Wohnsitz in keinem der Vertragsstaaten, also außerhalb der EWG, so sind auf sie die in jedem Vertragsstaat geltenden Zuständigkeitsvorschriften einschließlich der als „exorbitant" bezeichneten anwendbar (Artikel 4). Die Fälle, in denen eine Person mit dem Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaates verklagt werden kann oder bei einer ausschließlichen Zuständigkeit oder bei einer Zuständigkeitsvereinbarung verklagt werden muß, sind in den Abschnitten 2 bis 6 geregelt. Abschnitt 7 („Prüfung der Zuständigkeit") dient in erster Linie dem Schutz der prozessualen Rechte des Beklagten. Abschnitt 8 bezieht sich auf die Rechtshängigkeit und auf im Zusammenhang stehende Verfahren. Durch die sehr eingehenden Bestimmungen dieses Abschnittes soll nach Möglichkeit verhindert werden, daß in derselben Sache in verschiedenen Staaten einander widersprechende Entscheidungen ergehen. Abschnitt 9 betrifft die einstweiligen Maßnahmen einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind. Diese Maßnahmen können bei jedem innerstaatlich zuständigen Gericht eines Vertragsstaates beantragt werden, selbst wenn das Gericht nach dem Übereinkommen für die Entscheidung in der Hauptsache nicht zuständig wäre. 2. Erläuterung des Grundgedankens des Titels II Auf den ersten Blick mag der sehr weitgehende Liberalismus des Übereinkommens überraschen. Die hier aufgestellten Zuständigkeitsnormen unterscheiden sich wesentlich von den Vorschriften der auf der direkten Zuständigkeit beruhenden zweiseitigen Abkommen (französisch-belgisches und belgisch-niederländisches Abkommen, Benelux-Vertrag, französisch-schweizerisches Abkommen). Sie gelten nicht nur für Angehörige der Vertragsstaaten, sondern für alle Personen, gleich welcher Staatsangehörigkeit, die ihren Wohnsitz in einem der Vertragsstaaten haben. Dieser Liberalismus mag nicht nur erstaunlich erscheinen, sondern sogar zu dem Einwand Anlaß geben der Ausschuß sei über den ihm erteilten Auftrag hinausgegangen, weil Artikel 220 des EWG-Vertrages den Mitgliedstaaten Verhandlungen mit dem Ziel vorschreibe, die Vereinfachung der Förmlichkeiten für die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung richterlicher Entscheidungen und Schiedssprüche „zugunsten ihrer Staatsangehörigen" sicherzustellen. Auf ihn ist zu erwidern, daß eine Erweiterung des Anwendungsbereichs des Übereinkommens sicher kein Abgehen von dem Vertrag von Rom bedeutet, wenn die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen zugunsten der Angehörigen der sechs Staaten erleichtert wird. Eine zu enge Auslegung des EWG-Vertrages würde im übrigen dazu führen, in dem Übereinkommen lediglich die Anerkennung und Vollstreckung von Gerichtsurteilen zu verbürgen, die zugunsten von Angehörigen der Vertragsstaaten ergangen sind. Durch eine solche Einschränkung würde die Bedeutung des Übereinkommens erheblich gemindert, die dann insoweit hinter den bestehenden zweiseitigen Abkommen zurückbleiben würde. (65)

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Die Erweiterung des Übereinkommens, insbesondere die Ausdehnung der Zuständigkeitsregeln des Titels II auf alle Personen, gleich welcher Staatsangehörigkeit, die ihren Wohnsitz in einem der Vertragsstaaten haben, beruht auf verschiedenen Überlegungen. Zunächst wäre es nicht mehr zu vertreten, gemeinsame Zuständigkeitsregeln von der Staatsangehörigkeit der Parteien abhängig zu machen, weil in dem internationalen Prozeßrecht in neuerer Zeit meist der W o h n sitz oder der gewöhnliche Aufenthalt als Anknüpfungspunkt gewählt wird (vgl. z. B. Artikel 3 Nrn. 1 und 2 des H a a g e r Übereinkommens vom 15. April 1958 über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern, ferner das Haager Übereinkommen vom 15. April 1958 über den vertraglichen Gerichtsstand beim Verkauf beweglicher Sachen im Ausland, Artikel 11 des Benelux-Vertrages und schließlich Artikel 10 Nr. 1 des Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen in Zivil- und Handelssachen). Zudem würden gemeinsame Regeln auf der Grundlage der Staatsangehörigkeit bei der Anwendung des Übereinkommens eine Reihe von Schwierigkeiten hervorrufen. Diese Methode hätte die Einführung unterschiedlicher Zuständigkeitsvorschriften zur Folge, je nachdem es sich bei den Prozeßparteien um Angehörige eines Vertragsstaates, um einen Angehörigen eines Vertragsstaates und einen Ausländer oder um zwei Ausländer handeln würde. In bestimmten Fällen kämen die Bestimmungen des Übereinkommens, in anderen Fällen dagegen die innerstaatlichen Zuständigkeitsnormen zur Anwendung. Nach diesem System hätte der Richter bereits zu Beginn eines Prozesses die Staatsangehörigkeit der Parteien von Amts wegen zu prüfen; es bedarf wohl keiner näheren Darlegung, daß es in der Praxis schwierig wäre, beispielsweise die Staatsangehörigkeit eines Beklagten festzustellen, der sich auf den Prozeß nicht eingelassen hat. Hätte das Übereinkommen an die Staatsangehörigkeit angeknüpft, so hätte sich die Frage erhoben, ob es nicht einer besonderen Klausel zur Regelung der verhältnismäßig häufigen Fälle der doppelten Staatsangehörigkeit bedurft hätte. Somit hätten in dem Übereinkommen zahlreiche Fragen geregelt werden müssen, die außerhalb seines eigentlichen Bereiches liegen. Schließlich wäre dadurch eine nicht unerhebliche Ausdehnung der als exorbitant bezeichneten Zuständigkeitsnormen unvermeidlich geworden. So hätte beispielsweise ein Urteil, das in Frankreich oder in Luxemburg auf Grund des Artikels 14 Code civil in einem Rechtsstreit zwischen einem Franzosen oder Luxemburger und einem Angehörigen eines der E W G nicht angehörenden Staates ergangen ist, in Deutschland selbst dann anerkannt und vollstreckt werden müssen, wenn der Ausländer seinen Wohnsitz in Deutschland hätte und somit innerhalb der Gemeinschaft ein allgemein anerkannter Gerichtsstand, nämlich der des Wohnsitzes des Beklagten, bestünde. Der Ausschuß hat von der Staatsangehörigkeit als Anknüpfungspunkt nicht nur in dem Bestreben Abstand genommen, die Anwendung des Übereinkommens zu vereinfachen, indem er es als ein geschlossenes Ganzes ausgestaltete, das eine einheitliche Auslegung zuläßt, sondern auch deshalb, weil es ihm aus Billigkeitsgründen geboten erschien, alle Ausländer, die ihren Wohnsitz in der Gemeinschaft haben, in den Genuß des Übereinkommens kommen zu lassen, da dieser Personenkreis an dem Wirtschaftsleben und an der wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinschaft teilhat. Darüber hinaus will das Übereinkommen mit der Aufstellung gemeinsamer Zuständigkeitsvorschriften eine Regelung schaffen, die in den Beziehungen zwischen den sechs Staaten auf den von ihr geregelten Sachgebieten die größtmögliche Rechtssicherheit gewährleisten soll. In diesem Sinne legen die in Titel II vorgesehenen Normen die Zuständigkeit des Gerichts fest, das unter Abwägung aller in Betracht kommenden Interessen örtlich am ehesten berufen ist, den Rechtsstreit zu entscheiden. Bei dieser Betrachtungsweise kann die Staatsangehörigkeit der Prozeßparteien keine Rolle mehr spielen. 3. Bestimmung des

Wohnsitzes

Wie bereits dargelegt, richtet sich die Zuständigkeit nach dem Wohnsitz des Beklagten. Die Bestimmung dieses Wohnsitzes ist deshalb von größter Wichtigkeit. Dem Ausschuß stellte sich hier eine Reihe schwer zu beantwortender Fragen. Soll das Übereinkommen eine gemeinsame Begriffsbestimmung des Wohnsitzes geben? Soll man den Wohnsitz durch den gewöhnlichen Aufenthalt ersetzen? Soll man den Wohnsitz und den gewöhnlichen Aufenthalt gleichzeitig heranziehen? Soll man festlegen, nach welchem Recht der Wohnsitz zu bestimmen ist? 1. Soll das Übereinkommen eine gemeinsame Begriffsbestimmung des Wohnsitzes enthalten? Zunächst ist festzustellen, daß der Begriff „ W o h n s i t z " in dem französisch-belgischen, in dem belgisch-niederländischen, in dem deutsch-belgischen, in dem italienisch-belgischen Abkommen und in dem Benelux-Vertrag nicht festgelegt ist. Eine Begriffsbestimmung des Wohnsitzes findet sich dagegen in dem französisch-italienischen (ArtiRolf A. Schütze

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kel28), in dem italienisch-niederländischen (Artikel 11) und in dem deutsch-italienischen Abkommen (Artikel 13), also durchweg in Abkommen des indirekten Typs. Der Ausschuß hatte zuerst erwogen, den Wohnsitz im Ubereinkommen begrifflich festzulegen; er nahm aber schließlich davon Abstand. Eine derartige Begriffsbestimmung würde den Rahmen des Übereinkommens sprengen; sie wäre eher in einem Einheitsgesetz am Platze. 1 ) Eine Begriffsbestimmung des Wohnsitzes in internationalen Abkommen zu geben dürfte sogar gefährlich sein, da dies letztlich zu einer Vielzahl von Definitionen und somit zu Verschiedenheiten führen könnte. Auch besteht bei solchen Begriffsbestimmungen die Gefahr, daß sie durch die Entwicklung des innerstaatlichen Rechts überholt werden. 2. Soll man den Wohnsitz durch den gewöhnlichen Aufenthalt ersetzen? Auch eine solche Lösung wurde verworfen. Es wurde darauf hingewiesen, daß schon der Begriff „gewöhnlich" umstritten sein könnte, da nach dem Recht einiger Mitgliedstaaten die Eintragung in die Einwohnermeldelisten bereits die unwiderlegliche Vermutung des Bestehens eines gewöhnlichen Aufenthalts begründet. Außerdem würde diese Lösung von dem Recht der Vertragsstaaten abweichen, das die Zuständigkeit überwiegend nach dem Wohnsitz bestimmt. 2 ) Außerdem hätten sich, wenn man allein an den gewöhnlichen Aufenthalt angeknüpft hätte, neue Schwierigkeiten f ü r die Zuständigkeit bei solchen Personen (Minderjährigen, Ehefrauen usw.) ergeben, deren Wohnsitz von dem Wohnsitz einer anderen Person oder von dem Sitz einer Behörde abhängt oder abhängen kann. Schließlich ist es bei einem Abkommen mit unmittelbaren Zuständigkeitsregeln besonders wichtig, daß die Zuständigkeit f ü r den Richter auf einer sicheren Rechtsgrundlage beruht. Mag auch die Anknüpfung an den Wohnsitz nicht ganz unbedenklich sein, so setzt der Begriff des Wohnsitzes doch bei dem Beklagten eine festere und dauerhaftere Niederlassung als die durch den gewöhnlichen Aufenthalt begründete voraus. 3. Soll man den Wohnsitz und den gewöhnlichen Aufenthalt gleichzeitig heranziehen? In einem Übereinkommen mit direkter Zuständigkeit hätte die gleichzeitige Anwendung beider Kriterien den Nachteil, daß die Zahl der Gerichtsstände erhöht wird. Befinden sich der Wohnsitz und der gewöhnliche Aufenthalt in verschiedenen Staaten, so wären nach Artikel 2 des Übereinkommens die innerstaatlichen Zuständigkeitsregeln aller dieser Staaten anwendbar; dies käme einer Aushöhlung des Übereinkommens gleich. Auch dürfte das Nebeneinander beider Kriterien die Fälle der Rechtshängigkeit und des Sachzusammenhangs vermehren. Aus diesen Gründen hat es der Ausschuß schließlich vorgezogen, es bei dem Wohnsitz als alleinigem Kriterium zu belassen. Der Begriff des Wohnsitzes wurde von dem vom Europarat eingesetzten europäischen Ausschuß f ü r die Zusammenarbeit im Rechtswesen auf die Liste der näher zu bestimmenden rechtlichen Grundbegriffe gesetzt. ) Belgien Gesetz vom 25. M ä r z 1876, das Titel I des Einleitenden Buches z u r Zivilprozeßordnung enthält: Artikel 39: Sofern das Gesetz nichts anderes bestimmt, ist bei einem Rechtsstreit das Gericht des Wohnsitzes des

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Beklagten allein zuständig. Gerichtsordnung (code judiciaire): Artikel 624: In allen Fällen, in denen das Gesetz nicht ausdrücklich bestimmt, welches Gericht f ü r die Entscheidung über die Klage zuständig ist, kann der Kläger zwischen den nachstehenden Gerichtsständen wählen: 1. Gericht des Wohnsitzes des oder eines der Beklagten. Bundesrepublik

Deutschland

§ 13 Z P O : „Der allgemeine Gerichtsstand einer Person wird durch den Wohnsitz bestimmt." Frankreich Zivilprozeßordnung Artikel 59 Absatz 1: „Klagen wegen persönlicher Ansprüche sind bei dem Gericht des Wohnsitzes des Beklagten, wenn er keinen Wohnsitz hat, vor dem Gericht seines Aufenthalts zu erheben." Italien Zivilprozeßordnung Artikel 18: „Sofern kein Gesetz eine andere Regelung vorsieht, wird der allgemeine Gerichtsstand durch den gewöhnlichen Aufenthalt oder den Wohnsitz des Beklagten und — wenn diese nicht bekannt sind — durch den Aufenthalt des Beklagten bestimmt." Luxemburg Zivilprozeßordnung Artikel 59 entspricht dem Artikel 59 der französischen Zivilprozeßordnung. Niederlande Zivilprozeßordnung Artikel 126: „(1) Klagen wegen persönlicher Ansprüche und Mobiliarklagen sind bei dem Gericht des Wohnsitzes des Beklagten zu erheben." (67)

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4. Soll man sich für eine Regel zur Bestimmung des Rechts, nach dem der Wohnsitz zu beurteilen ist, entscheiden? Angesichts der unterschiedlichen Auslegung des Wohnsitzbegriffs glaubte der Ausschuß, daß die Bestimmung des zur Feststellung des Wohnsitzes anwendbaren Rechts die Anwendung des Übereinkommens erleichtern wird. Würde eine solche Bestimmung fehlen, so wären positive oder negative Kompetenzkonflikte zu befürchten. Diese zu vermeiden ist der Zweck des Artikels 52. Artikel 52 unterscheidet drei Fälle: — das Gericht eines Vertragsstaates hat zu entscheiden, ob eine Person ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet dieses Staates hat; — das Gericht hat zu entscheiden, ob eine Person ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates hat; — das Gericht hat schließlich zu entscheiden, ob der Wohnsitz einer Person von dem Wohnsitz einer anderen Person oder von dem Sitz einer Behörde abhängt. Artikel 52 läßt den Fall außer Betracht, daß der Wohnsitz einer Person sich außerhalb des Gebietes der Gemeinschaft befindet. In diesem Falle hat das angerufene Gericht die Regeln seines internationalen Privatrechts anzuwenden. Artikel 52 will auch nicht die Konfliktsfälle lösen, die sich ergeben, wenn das angerufene Gericht zu der Feststellung gelangt, daß der Beklagte seinen Wohnsitz in zwei anderen Vertragsstaaten oder in einem Vertragsstaat und in einem Drittstaat haben könnte. Nach dem System des Titels II hat das Gericht in diesen Fällen festzustellen, ob der Beklagte seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet irgendeines anderen Vertragsstaates hat und hat daraus zur Feststellung seiner eigenen Zuständigkeit die in Artikel 3 und in den Abschnitten 2 bis 6 des Übereinkommens vorgesehenen Schlußfolgerungen zu ziehen. In den meisten Fällen, die streitig werden, wird zu prüfen sein, wo der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Bei einigen Vorschriften des Übereinkommens, insbesondere bei Artikel 5 Nr. 2 und Artikel 8 Absatz 1, ist dagegen der Wohnsitz des Klägers zu bestimmen. In Artikel 52 ist deshalb im einzelnen weder von dem Kläger noch von dem Beklagten die Rede, denn nach Ansicht des Ausschusses haben zur Wohnsitzbestimmung für beide Parteien die gleichen Vorschriften zu gelten. Nach Artikel 52 Absatz 1 ist für die Feststellung des Inlandwohnsitzes ausschließlich das innerstaatliche Recht des angerufenen Gerichtes maßgebend. Aus dieser Bestimmung ergibt sich, daß bei einer Kollision zwischen der lex fori und dem Recht eines anderen Vertragsstaates für die Feststellung des Wohnsitzes einer Partei die lex fori maßgebend ist. Hat z. B. eine vor einem französischen Gericht verklagte Partei ihren Wohnsitz gleichzeitig in Frankreich, weil sie dort ihre Hauptniederlassung hat, und in Belgien, weil sie dort polizeilich gemeldet ist, so darf der französische Richter im Streitfalle lediglich das französische Gesetz anwenden. Ergibt sich nach diesem Gesetz, daß die beklagte Partei ihren Wohnsitz tatsächlich in Frankreich hat, so hat der Richter kein anderes Gesetz zu berücksichtigen. Diese Lösung ist aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt. In erster Linie ist zu berücksichtigen, daß sich in dem angeführten Beispiel die beklagte Partei durch die Wahl des Wohnsitzes dem Gesetz des betreffenden Landes unterwirft. Hinzu kommt, daß bei dem Ausbleiben des Beklagten der Richter nur auf Grund der primär geltenden lex fori in der Lage ist, seine eigene Zuständigkeit entsprechend den Vorschriften des Übereinkommens zu prüfen (Artikel 20). Sind die Gerichte verschiedener Vertragsstaaten ordnungsgemäß mit einem Rechtsstreit befaßt — z. B. das belgische Gericht, weil der Beklagte in seinem Bereich polizeilich gemeldet ist, und das französische Gericht, weil der Beklagte dort seine Hauptniederlassung hat —, so wird ein Konflikt nach den Regeln über die Rechtshängigkeit oder den Sachzusammenhang gelöst. Absatz 2 betrifft den Fall, daß der Beklagte in dem Staat, dessen Gericht angerufen ist, keinen Wohnsitz hat. Der Richter muß dann feststellen, ob diese Person ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates hat. Absatz 2 schreibt dafür die Anwendung des Rechts dieses anderen Staates vor. Diese Vorschrift wird besonders dann Bedeutung erlangen, wenn der Beklagte vor dem Gericht eines Vertragsstaates verklagt ist, in dem er keinen Wohnsitz hat. Wird in einem solchen Falle die Zuständigkeit bestritten, so würde die Zuständigkeit nach dem Grundgedanken des Titels II unterschiedlich beurteilt, je nachdem ob der Beklagte seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat oder außerhalb der Gemeinschaft hat. So kann beispielsweise ein Beklagter, der seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat, in Belgien ordnungsgemäß vor dem Gericht des Ortes verklagt werden, an dem die Verpflichtung entstanden ist 3 ), während eine vor dem gleichen Gericht verklagte Person, die ihren Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat hat, die Unzuständigkeit des Gerichtes geltend machen Rolf A. Schütze

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kann, da Artikel 5 Nr. 1 des Übereinkommens bei schuldrechtlichen Verhältnissen nur den Gerichtsstand des Erfüllungsortes vorsieht. Will der Beklagte die Unzuständigkeit des belgischen Gerichtes geltend machen, so muß er nachweisen, daß er seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat. Nach Artikel 52 Absatz 2 hat der belgische Richter zur Feststellung, ob der Beklagte seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates hat, das Recht dieses Staates anzuwenden. Der Ausschuß hielt es hier f ü r zweckmäßig und sehr angemessen, statt der lex fori das Recht des Staates anzuwenden, in dem sich nach der Behauptung des Beklagten sein Wohnsitz befindet. W ü r d e nämlich ein Gericht in einem Rechtsstreit, bei dem der Beklagte seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat hat, zur Feststellung des Wohnsitzes dieses Beklagten sein eigenes Recht anwenden, so könnte sich ergeben, daß der Beklagte nach diesem Recht keinen Wohnsitz in dem anderen Staat hat, während sich sein Wohnsitz nach dem Recht dieses anderen Staates tatsächlich dort befindet. Ein solches Ergebnis wäre um so weniger zu vertreten, als jemand, der seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, sich nicht vergewissern kann, ob dieser Wohnsitz den Begriffsbestimmungen eines ausländischen Gesetzes entspricht. 4 ) Kennt andererseits das Recht des Staates, in dem sich nach der Behauptung des Beklagten sein W o h n sitz befindet, eine doppelte Begriffsbestimmung des Wohnsitzes 5 ), nämlich die des Bürgerlichen Rechts und die der Zivilprozeßordnung, so ist natürlich die letztere maßgebend, da es um eine Frage der Zuständigkeit geht. Der dritte in Artikel 52 enthaltene Grundsatz bezieht sich auf Personen, deren Wohnsitz von dem Wohnsitz einer anderen Person oder von dem Sitz einer Behörde abhängt. Dies trifft z. B auf Minderjährige, Ehefrauen usw. zu. Nach Artikel 52 Absatz 3 ist das innerstaatliche Recht in zweifacher Hinsicht heranzuziehen. Das Heimatrecht eines Minderjährigen bestimmt zum Beispiel zunächst, ob der Wohnsitz ein abhängiger ist. Ist dies zu bejahen, so beurteilt sich die Frage, wo sich dieser Wohnsitz befindet (z. B. am Wohnsitz des Vormundes), ebenfalls nach dem Heimatrecht des Minderjährigen. Ist die Frage zu verneinen, d. h. hängt der Wohnsitz der abhängigen Person nach dem Recht ihres Staates nicht von dem einer anderen Person oder von dem Sitz einer Behörde ab, so ist gegebenenfalls Absatz 1 oder Absatz 2 des Artikels 52 zur Bestimmung des Wohnsitzes der abhängigen Person anzuwenden. Beide Absätze sind auch zur Feststellung des Wohnsitzes derjenigen Person anzuwenden, von der sich der Wohnsitz der abhängigen Person ableitet. Die Mitglieder des Ausschusses verkannten nicht die Schwierigkeiten, die sich bei einer doppelten Staatsangehörigkeit, namentlich bei der Feststellung des Wohnsitzes einer Ehefrau, ergeben können. Heiratet zum Beispiel eine Deutsche einen Franzosen und erwirbt sie die französische Staatsangehörigkeit unter Beibehaltung ihrer deutschen Staatsangehörigkeit, so ist ihr Wohnsitz nach französischem Recht 6 ) der des Ehemannes, während sie nach deutschem Recht einen selbständigen Wohnsitz haben kann, da dieses Recht den gemeinsamen Wohnsitz der Eheleute nicht mehr vorschreibt. 7 ) In Fällen dieser Art ist nach Ansicht des Ausschusses das f ü r die doppelte Staatsangehörigkeit geltende allgemeine Recht anzuwenden. Selbst wenn die Ehefrau in Deutschland einen selbständigen W o h n sitz hat, kann sie dennoch in Frankreich vor dem Gericht des Wohnsitzes ihres Ehegatten verklagt werden, weil der französische Richter das französische Recht anzuwenden hat. Wird sie dagegen in Deutschland vor dem Gericht ihres Wohnortes verklagt, so kann das deutsche Gericht sich in Anwendung deutschen Rechts f ü r zuständig erklären. Zum Schluß sei noch klargestellt, daß der Begriff des Wohnsitzes im Sinne des Übereinkommens nicht das fiktive Wahldomizil einschließt.

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) Vgl. Artikel 634 der Gerichtsordnung und Artikel 4 des Übereinkommens. ) Niboyet, Traité de droit international privé français, Bd. VI N r . 1723: „Wir sind der Ansicht, daß die Feststellung des Wohnsitzes nicht systematisch der lex fori entlehnt wurde, sondern dem Recht des Staates, in dem der Wohnsitz behauptet wird. O b sich ein Wohnsitz in Frankreich befindet, kann demnach nur das französische Gesetz bestimmen. Dieses Gesetz ist jedoch z u r Feststellung ungeeignet, ob ein Wohnsitz in irgendeinem ausländischen Staat begründet ist, da hierfür allein das Recht des betreffenden Staates maßgebend ist." 5 ) Dies könnte z. B. f ü r Belgien zutreffen, wo Artikel 102 des Code civil besagt, daß sich der Wohnsitz eines Belgiers hinsichtlich der Ausübung seiner bürgerlichen Rechte nach dem O r t seiner Hauptniederlassung bestimmt, während es in Artikel 36 der Gerichtsordnung heißt, daß im Sinne dieser O r d n u n g unter Wohnsitz der O r t zu verstehen sei, in welchem der Betreffende an erster Stelle polizeilich gemeldet ist. 6 ) Artikel 108 franz. C. civ. : „Die Ehefrau hat keinen anderen Wohnsitz als den ihres Ehemannes." 7 ) § 10 BGB ist weggefallen durch das Gleichberechtigungsgesetz vom 18. Juni 1958.

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A Internationale Urteilsanerkennung B. Erläuterung der Abschnitte des Zweiten Titels Erster Abschnitt Allgemeine Vorschriften

Wie bereits ausgeführt, legt dieser Abschnitt die Grundsätze fest, auf denen die Zuständigkeitsregeln des Übereinkommens beruhen: 1. eine Person, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, ist vor den Gerichten dieses Staates zu verklagen (Artikel 2); 2. eine Person, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, kann vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaates verklagt werden (Artikel 3); 3. bei einer Person, die ihren Wohnsitz außerhalb des Gebiets der Gemeinschaft hat, ist allein das innerstaatliche Recht maßgebend (Artikel 4). Dieser Abschnitt spiegelt den Gleichstellungsgrundsatz in seiner vielfältigen Bedeutung wider.') Dieser Grundsatz ist bereits in Artikel 1 des französisch-belgischen Abkommens vom 8. Juli 1899, des belgischniederländischen Abkommens vom 28. März 1925 und des Benelux-Vertrages vom 24. November 1961 enthalten. Er ist somit wesentlicher Bestandteil von Verträgen mit unmittelbaren Zuständigkeitsnormen Darüber hinaus sichert er im Rahmen des vorliegenden Übereinkommens die Durchführung zwingender Vorschriften des EWG-Vertrages. Artikel 7 dieses Vertrages verbietet nämlich in seinem Anwendungsbereich jede Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit. Die Artikel 52 ff. des EWG-Vertrages wenden den allgemeinen Grundsatz des Artikels 7 auf das Sondergebiet des Niederlassungsrechtes an. Der Wirtschafts- und Sozialausschuß der Europäischen Gemeinschaften hat bei der Aufstellung des Allgemeinen Niederlassungsprogramms mit besonderem Nachdruck auf diese Seite des Problems hingewiesen und eine möglichst baldige und umfassende Verwirklichung der Gleichbehandlung auf dem Gebiet des Rechtsschutzes gefordert. Artikel 2 Der Regel „actor sequitur forum rei" kommt als Schutzbestimmung für den Beklagten in dem internationalen Rechtsverkehr noch größere Berechtigung zu als in dem innerstaatlichen Recht. 2 ) Denn im allgemeinen ist es für den Beklagten schwieriger, sich vor einem ausländischen Gericht zu verteidigen als vor dem Gericht einer fremden Stadt innerhalb des eigenen Landes. Eine Person, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, braucht nicht unbedingt vor dem Gericht des Ortes verklagt zu werden, an dem sie ihren Wohn- oder Geschäftssitz hat. Sie kann vor jedem Gericht des Staates verklagt werden, in dessen Hoheitsgebiet sie ihren Wohnsitz hat und das nach dem Recht dieses Staates zuständig ist. In dem Augenblick, in dem eine Person vor einem Gericht des Staates verklagt wird, in dessen Hoheitsgebiet sie ihren Wohnsitz hat, kommen demnach die innerstaatlichen Zuständigkeitsregeln dieses Staates voll und ganz zur Anwendung. Hier verweist das Übereinkommen auf das Inlandsrecht des angerufenen Gerichts: Das Übereinkommen bestimmt die internationale Zuständigkeit der Gerichte des Staates, in dessen Hoheitsgebiet das angerufene Gericht liegt, während das innerstaatliche Recht dieses Staates seinerseits ein bestimmtes Gericht für örtlich zuständig erklärt. Diese Lösung erscheint gerechtfertigt; denn es ist durchaus angebracht, einen Beklagten, der seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, dem Inlandsrecht dieses Staates zu unterwerfen, ohne daß in dem Übereinkommen zu seinen Gunsten besondere Schutzmaßnahmen vorgesehen werden müßten. Die Lösung ist ferner äußerst praktisch; denn sie enthebt den Richter in den meisten Fällen der Verpflichtung, sich eingehender mit dem Übereinkommen zu befassen. In den meisten Fällen wird die Klage ohnehin vor einem Gericht des Landes erhoben, in dem der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Dies trifft für alle Streitfälle ohne Auslandsbeziehung zu. Es gilt auch für internationale Streitfälle, in denen der Beklagte in Anwendung des herkömmlichen Grundsatzes „actor sequitur forum rei" vor ein Gericht seines Wohnsitzstaates geladen ist. Das Übereinkommen führt somit zu keiner umwälzenden Änderung des innerstaatlichen Zuständigkeitsrechts und seiner praktischen Handhabung durch die Richter und Anwälte. Diese haben die durch das Übereinkommen eingeführten Änderungen nur

') Weser, Revue critique de droit international prive, 1960, S. 29—35. ) Vgl. den Bericht von Prof. Fragistas, Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Arbeitsunterlage N r . 4 (Mai 1964) zur Vorbereitung der Zehnten Tagung.

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dann zu beachten, wenn eine Person verklagt wird, die ihren Wohnsitz nicht in dem Staate des angerufenen Gerichtes hat, oder in den — übrigens nicht häufigen — Fällen, für die das Ubereinkommen allgemeinverbindlich eine ausschließliche Zuständigkeit vorsieht. Der zweite Absatz von Artikel 2 bestätigt den Grundsatz der Gleichstellung für den Fall, daß ein Ausländer seinen Wohnsitz in dem Staate des angerufenen Gerichtes hat. Der Ausländer unterliegt dann als Beklagter wie als Kläger den gleichen Zuständigkeitsbestimmungen wie ein Inländer, genauer gesagt wie ein Inländer, der seinen Wohnsitz in diesem Staat hat, sofern — wie in Italien — das Recht dieses Staates hinsichtlich der Zuständigkeit der Gerichte danach unterscheidet, ob der beklagte Inländer seinen Wohnsitz im In- oder Ausland hat. Daraus folgt, daß Artikel 52 des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876 auf Ausländer, die ihren Wohnsitz in Belgien haben, in dieser Beziehung nicht mehr anwendbar ist.3) Was die positive Seite der Gleichstellung betrifft, so wird sie bei Artikel 4 Absatz 2 näher dargelegt. Artikel 3 Artikel 3 betrifft den Fall, daß eine Person, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaates verklagt wird. Der Artikel geht von dem Grundsatz aus, daß der Beklagte der Gerichtsbarkeit des Staates, in dem er seinen Wohnsitz hat, nur in den im Übereinkommen ausdrücklich bestimmten Fällen entzogen werden kann. Durch diese Vorschrift werden die in den Vertragsstaaten geltenden exorbitanten Zuständigkeitsvorschriften außer Kraft gesetzt, allerdings nicht in vollem Umfang, sondern nur soweit sie Personen betreffen, die ihren Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat haben. Dagegen bleiben sie gegenüber solchen Personen in Kraft, die ihren Wohnsitz nicht innerhalb der Gemeinschaft haben. Für die wichtigsten und gleichzeitig bekanntesten dieser exorbitanten Zuständigkeitsregeln hebt Artikel 3 Absatz 2 besonders hervor, daß sie ausgeschaltet sind. Diese — an sich nicht unbedingt notwendige — Bestimmung erleichtert die Anwendung bestimmter Vorschriften des Übereinkommens (vgl. insbesondere Artikel 59). Welches sind nun im einzelnen diese exorbitanten Zuständigkeitsregeln? In Belgien In Frage kommen die Artikel 52, 52bis und 53 des Gesetzes vom 25. März 1876 über den örtlichen Gerichtsstand bei Klagen, die von Belgiern 4 ) oder von Ausländern vor belgischen Gerichten gegen Ausländer erhoben werden, sowie Artikel 15 des Code civil, der dem Artikel 15 des französischen Code civil entspricht. In Deutschland Grundsätzlich ist die Staatsangehörigkeit der Prozeßparteien ohne Einfluß auf die Zuständigkeitsvorschriften. § 23 Z P O sieht vor, daß mangels eines anderen zuständigen deutschen Gerichts für Klagen wegen vermögensrechtlicher Ansprüche gegen eine Person, die im Inland keinen Wohnsitz hat, das Gericht zuständig ist, in dessen Bezirk sich Vermögen derselben oder der mit der Klage in Anspruch genommene Gegenstand befindet. Die deutschen Gerichte haben diese Bestimmung wiederholt weit ausgelegt, woraus einige Autoren geschlossen haben, daß $ 23 Z P O „eine gewisse Verwandtschaft mit Artikel 14 des französischen Code civil aufweist". 5 ) In Frankreich 1. Nach Artikel 14 des Code civil kann ein französischer Kläger jeden Ausländer oder jeden anderen Franzosen vor französischen Gerichten verklagen, selbst wenn zwischen dem Prozeßgegenstand und der französischen Gerichtsbarkeit keinerlei Zusammenhang besteht. 2. Nach Artikel 15 des Code civil kann ein Franzose jederzeit von einem Franzosen oder einem Ausländer vor einem französischen Gericht verklagt werden; er kann dies sogar verlangen. Obwohl in den Artikeln 14 und 15 nur von „eingegangenen Verbindlichkeiten" die Rede ist, sind diese Artikel von der Rechtsprechung über die eigentlichen schuldrechtlichen Verhältnisse hinaus auf alle vermö-

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) Dieser Artikel bestimmt insbesondere, daß Ausländer, die in Belgien einen Wohnsitz oder Aufenthalt haben, vor den Gerichten des Königreichs sowohl durch einen Belgier wie durch einen Ausländer verklagt werden können. ) Rép. prat. dt. belge, verbo „compétence" N r . 17518 ff. (vgl. Gerichtsordnung Artikel 635, 637 und 638). 5 ) Weser; Revue critique de droit international privé, 1959, S. 636; Rosenberg, Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts, 9. Aufl., § 3 5 1 3 .

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gensrechtlichen und nichtvermögensrechtlichen Klagen angewendet worden. Die sich daraus ergebende allgemeine Geltung der Artikel 14 und 15 ist nur in zwei Fällen eingeschränkt: Einmal sind französische Gerichte nicht für Klagen zuständig, die dingliche Rechte an einer im Ausland belegenen unbeweglichen Sache zum Gegenstand haben; zum anderen erstreckt sich ihre Zuständigkeit nicht auf Streitigkeiten, die im Ausland durchgeführte Vollstreckungsmaßnahmen betreffen. 6 ) In Italien 1. Artikel 2 der italienischen Zivilprozeßordnung untersagt es den Parteien, vertraglich die Unzuständigkeit italienischer Gerichte zugunsten ausländischer Gerichte oder Schiedsgerichte zu vereinbaren, es sei denn, daß es sich um einen schuldrechtlichen Streitfall zwischen Ausländern oder zwischen einem Ausländer und einem Italiener handelt, der in Italien weder seinen Wohnsitz noch seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, und daß die Zuständigkeitsvereinbarung schriftlich getroffen worden ist. 2. a) Nach Artikel 4 Nr. 1 der Zivilprozeßordnung kann ein Ausländer vor italienischen Gerichten verklagt werden, wenn er in Italien einen gewöhnlichen Aufenthalt, einen Wohnsitz (auch Wahlwohnsitz) hat, desgleichen, wenn er einen Vertreter bestellt hat, der zur Prozeßführung bevollmächtigt ist, oder wenn er sich der italienischen Gerichtsbarkeit unterworfen hat, sofern sich die Klage nicht auf eine im Ausland belegene unbewegliche Sache bezieht, b) Nach Artikel 4 Nr. 2 der italienischen Z P O kann ein Ausländer vor den Gerichten der italienischen Republik verklagt werden, wenn die Klage in Italien belegene unbewegliche Sachen oder Erbansprüche eines italienischen Staatsangehörigen oder eine in Italien anfallende Erbschaft oder aber in Italien eingegangene und dort vollstreckbare Verbindlichkeiten betrifft. 3. Nach Artikel 4, wie er von den italienischen Gerichten ausgelegt wird, können italienische Staatsbürger stets vor einem italienischen Gericht verklagt werden. 7 ) In Luxemburg Die Artikel 14 und 15 des luxemburgischen Zivilgesetzbuchs entsprechen den Artikeln 14 und 15 des französischen Code civil. Sie werden von der luxemburgischen Rechtsprechung in gleicher Weise wie von der französischen Rechtsprechung ausgelegt. In den

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Artikel 126 Absatz 3 der niederländischen Prozeßordnung bestimmt, daß in persönlichen und MobiliarSachen Klagen gegen eine Person ohne bekannten Wohnsitz oder Aufenthalt im Königreich bei dem Gericht des Wohnsitzes des Klägers erhoben werden können, gleichgültig, ob der Kläger Niederländer oder Ausländer ist.8) Nach Artikel 127 kann ein Ausländer, auch wenn er sich nicht in den Niederlanden aufhält, vor einem niederländischen Gericht auf Erfüllung von Verbindlichkeiten, die er in den Niederlanden oder im Ausland gegenüber einem Niederländer eingegangen ist, verklagt werden. Artikel 4 Dieser Artikel betrifft alle Verfahren, bei denen der Beklagte keinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat. In einem solchen Falle gelten weiterhin die Vorschriften des Inlandsrechts. Diese Bestimmung ist aus zwei Gründen berechtigt: Einmal verhindert sie im Interesse der Freizügigkeit der Urteile, daß einem Urteil die Anerkennung und Vollstreckung versagt wird, das nach innerstaatlichen Zuständigkeitsnormen ergangen ist. Würde eine solche Bestimmung fehlen, so könnte der Schuldner sein Vermögen der Vollstreckung entziehen: er würde es nur aus dem Urteilsstaat in einen anderen Mitgliedstaat der Gemeinschaft zu bringen brauchen. Zum anderen kann dieser Artikel im Falle der Rechtshängigkeit Bedeutung erlangen. Ist zum Beispiel ein Rechtsstreit zwischen einem Franzosen und einem Beklagten mit dem Wohnsitz in Amerika gleichzeitig vor einem französischen Gericht und gemäß § 23 Z P O vor einem deutschen Gericht anhängig, so hat sich im Interesse einer geordneten Rechtspflege das eine der beiden Gerichte zugunsten des anderen für unzuständig zu erklären. Die Rechtshängigkeit wird nur dann bedeutsam, wenn beide Gerichte auf Grund des 6) Batiffol, a. a. O . N r . 684 ff. 7) Morelli, Diritto processuale civile internazionale, S. 108 bis 112. 8 ) Weser, Revue critique de droit international privé, 1959, S. 632.

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Ubereinkommens zuständig sind. O h n e eine Bestimmung wie die des Artikels 4 enthielte aber das Ubereinkommen keine Vorschrift, in der in einem solchen Falle ausdrücklich die Zuständigkeit der deutschen wie der französischen Gerichte anerkannt wird. Die einzige Ausnahme von der Anwendung der inländischen Zuständigkeitsregeln findet sich im Bereich der ausschließlichen Zuständigkeit (Artikel 16).9) Bestimmungen, welche die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte eines Staates begründen, sind nämlich ohne Rücksicht auf den Wohnsitz des Beklagten anwendbar. Man könnte sich allerdings fragen, warum eigentlich der Ausschuß die Nichtanwendbarkeit der exorbitanten Zuständigkeitsregeln nicht grundsätzlich auf alle Angehörigen der Vertragsstaaten, und zwar ohne Rücksicht auf den Wohnsitz, ausgedehnt hat. Mit anderen W o r t e n : W a r u m kann zum Beispiel ein französischer Kläger sich weiterhin auf Artikel 14 des französischen Code civil stützen, um vor einem französischen Gericht einen Ausländer und sogar einen Angehörigen eines anderen EWG-Mitgliedstaates zu verklagen, der seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat? Der Ausschuß war der Ansicht, daß es zu weit ginge, die Anwendung der exorbitanten Zuständigkeitsregeln auch gegenüber solchen Personen — einschließlich von Angehörigen der Vertragsstaaten — auszuschließen, die ihren Wohnsitz außerhalb der E W G haben. So könnte zum Beispiel ein Belgier, der seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat, Vermögen in den Niederlanden besitzen. Das niederländische Gericht ist in diesem Falle nicht zuständig, da in dem Übereinkommen das in einem Vertragsstaat belegene Vermögen keine Zuständigkeit begründet. Der Ausschluß von Artikel 14 frz. C. civ. hätte zur Folge, daß der französische Kläger gezwungen wäre, diesen belgischen Beklagten vor einem EWG-fremden Gericht zu verklagen, obwohl das Urteil in den Niederlanden nicht vollstreckt werden könnte, wenn zwischen diesem Land und dem Drittstaat, in dem das Urteil ergangen ist, ein Vollstreckungsabkommen nicht besteht. Diese Lösung findet sich übrigens auch im französisch-belgischen und im belgisch-niederländischen Abkommen sowie im Benelux-Vertrag, obwohl alle drei auf dem Grundsatz der Staatsangehörigkeit beruhen. 10 ) Artikel 4 Absatz 2 legt die positive Seite der Gleichstellung fest, die im Grundsatz bereits in Artikel 2 Absatz 2 enthalten ist. Zur Vermeidung jeder Rechtsunsicherheit hat man eine ausdrückliche Bestimmung für erforderlich gehalten.") Danach kann sich jede Person, die ihren Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, in diesem Staat als Kläger auf die gleichen Zuständigkeitsvorschriften wie Angehörige dieses Staates berufen. Dieser Grundsatz war bereits ausdrücklich in dem französisch-belgischen Abkommen vom 8. Juli 1899 (Artikel 1 Absatz 2) enthalten. Die positive Seite der Gleichstellung ist im Zusammenhang mit dem Niederlassungsrecht (Artikel 52 ff. des EWG-Vertrages) gesehen worden. Aus dem Niederlassungsrecht folgt, wie auch im Allgemeinen Programm zur Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit vom 18. Dezember 1961 12 ) dargelegt worden ist, daß natürliche und juristische Personen, die sich in einem Mitgliedstaat niedergelassen haben, den gleichen Rechtsschutz wie Inländer genießen. Die Bestimmung läßt sich auch mit wirtschaftlichen Erwägungen begründen. Solange noch exorbitante Zuständigkeiten gegenüber Ausländern geltend gemacht werden können, die ihren Wohnsitz außerhalb der E W G haben, müssen umgekehrt Personen, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet des betreffenden Staates haben und so am Wirtschaftsleben der Gemeinschaft teilhaben, sich ebenso wie Inländer auf sie berufen können. Es könnte befremdlich erscheinen, daß in dem Übereinkommen die „Zuständigkeitsprivilegien" im Vergleich zu dem Recht einzelner Vertragsstaaten so weit ausgedehnt werden, daß die Rechtswohltat der Gleichstellung mit den Inländern in jedem der Vertragsstaaten jeder Person zu gewähren ist, die dort ihren Wohnsitz hat, ohne daß es dabei auf ihre Staatsangehörigkeit ankommt. Hierzu ist zunächst zu bemerken, daß diese Rechtswohltat den Ausländern bereits in Belgien, in der Bundesrepublik Deutschland, in Italien und in den Niederlanden gewährt wird, w o die als exorbitant angesehe-

' ) Als Ausnahme kann auch Artikel 8 Absatz 3 gelten, der die Zuständigkeit regelt, wenn es sich um einen Versicherer handelt, der in der Gemeinschaft keinen Wohnsitz, wohl aber eine Zweigniederlassung oder Agentur hat. ) Das französisch-belgische Abkommen wird dahingehend ausgelegt, daß ein Franzose sich nicht auf A r t i k e l n C. civ. berufen kann, um in Frankreich einen Belgier zu verklagen, der seinen Wohnsitz in Belgien hat, wohl aber einen Belgier, dessen Wohnsitz im Ausland liegt. Batiffol, Traité élémentaire de droit international privé, N r . 714. " ) N a c h der französischen Rechtsprechung zum französisch-dänischen Vertrag vom 9. Februar 1842 kann sich ein Däne nicht auf Artikel 14 des französischen Code civil berufen. 12 ) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 15. J a n u a r 1962, S. 36 ff. 10

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nen Zuständigkeitsregeln von Ausländern wie von Inländern geltend gemacht werden können. Durch Artikel 4 Absatz 2 werden also lediglich die französischen und die luxemburgischen Vorstellungen, nach denen Artikel 14 C. civ. ein Vorrecht der eigenen Staatsangehörigen darstellt, dem Recht der vier anderen Staaten angepaßt. Außerdem ist die Regelung des Übereinkommens insofern durchaus natürlich, als sie aus den bereits genannten Gründen dem Wohnsitz bei der Festlegung der Zuständigkeit entscheidende Bedeutung beimißt. Man darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen, daß die Zuständigkeitsprivilegien nicht mehr gegen Personen geltend gemacht werden können, die ihren Wohnsitz innerhalb der Gemeinschaft haben, wohl aber gegen Staatsangehörige der EWG-Länder, die ihren Wohnsitz außerhalb des Hoheitsgebietes der Sechs haben. Zweiter Abschnitt Besondere Zuständigkeiten Artikel 5 und 6 Die Artikel 5 und 6 zählen eine Reihe von Fällen auf, in denen eine Person in dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates als dem ihres Wohnsitzstaates verklagt werden kann. Die in diesen Artikeln vorgesehenen Zuständigkeiten kommen zu denen des Artikels 2 hinzu. In einem Rechtsstreit, in dem nach Maßgabe dieser Artikel eine besondere Zuständigkeit begründet ist, kann der Kläger wahlweise vor diesem Gericht oder vor den zuständigen Gerichten des Staates klagen, in dem der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Hier stellte sich u. a. die Frage, ob der Beklagte stets vor einem der in diesem Artikel genannten Gerichte verklagt werden oder ob dies nur möglich sein sollte, wenn die Zuständigkeit dieses Gerichtes auch in dem innerstaatlichen Recht dieses Staates vorgesehen ist. Anders ausgedrückt: Nach der ersten Alternative würde sich die Zuständigkeit unmittelbar aus dem Übereinkommen ergeben, während nach der zweiten Alternative zwei Voraussetzungen für die Zuständigkeit gegeben sein müßten, die des Übereinkommens und die des innerstaatlichen Rechts. Da z. B. das niederländische Recht den Gerichtsstand des Erfüllungsortes nicht kennt, stellte sich die Frage, ob ein Kläger dennoch seinen Gegner in den Niederlanden vor einem solchen Gericht verklagen kann. Sollten die Niederlande zudem gegebenenfalls verpflichtet sein, ihr innerstaatliches Recht durch Begründung eines solchen Gerichtsstandes anzupassen? Indem der Ausschuß sich für die „besonderen" Zuständigkeitsregeln entschieden hat, d. h. indem er den jeweiligen Gerichtsstand unmittelbar und ohne Bezug auf die innerstaatlichen Zuständigkeitsregeln des Staates, in dessen Hoheitsgebiet das in Frage kommende Gericht seinen Sitz hat, festlegt, hat er diese Frage mit voller Absicht in dem Sinne beantwortet, daß der Kläger jederzeit den Beklagten vor einem der im Übereinkommen vorgesehenen Gerichte verklagen kann, ohne daß dabei das innerstaatliche Recht des betreffenden Staates in Betracht zu ziehen ist. Durch eine derartige Regelung wollte zudem der Ausschuß die Durchführung des Übereinkommens erleichtern. Wenn die Staaten das Übereinkommen ratifizieren, sind sie nicht genötigt, besondere Maßnahmen zur Angleichung ihres eigenen Rechtes an die Kriterien der Artikel 5 und 6 zu treffen. Das Übereinkommen selbst bestimmt unmittelbar das zuständige Gericht. Für die Aufnahme „besonderer" Zuständigkeitsregeln sprach als weiterer Grund die Erwägung, daß eine enge Verbindung zwischen einem Rechtsstreit und dem für seine Entscheidung zuständigen Gericht besteht. So kann, um das Beispiel des forum delicti commissi zu nehmen, eine Person, die ihren Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaate als den Niederlanden hat, nach dem Übereinkommen vor dem Gericht in Den Haag verklagt werden, wenn sie in Den Haag einen Unfall verursacht hat. Der Unfall führt aber nicht dazu, daß andere niederländische Gerichte für eine Klage gegen den Beklagten zuständig werden. In diesem Punkte besteht also ein erheblicher Unterschied zwischen Artikel 2 und den Artikeln 5 und 6, der sich daraus erklärt, daß im Falle des Artikels 2 der Anknüpfungspunkt der Wohnsitz ist. Gerichtsstand für Klagen aus Verträgen (Artikel 5 Nr. 1) einschließlich des Arbeitsvertrages Eine Prüfung des innerstaatlichen Rechts ergibt, daß der Gerichtsstand für Klagen aus Verträgen in den einzelnen Rechten sehr unterschiedlich geregelt ist; in einigen der sechs Staaten ist dieser Gerichtsstand nicht bekannt (Niederlande, Luxemburg); die übrigen kennen ihn jedoch in recht unterschiedlicher Form: in Belgien 1 ) gilt gleichzeitig der Gerichtsstand des Ortes, an dem die Verpflichtung entstanden, und der Ge-

') Artikel 41 und 52 des Gesetzes vom 25. März 1876; Artikel 624 der Gerichtsordnung.

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richtsstand des Ortes, an dem die Verbindlichkeit erfüllt worden ist, schließlich der des Ortes, an dem sie zu erfüllen ist; in Italien 2 ) ist die Zuständigkeit auf den Entstehungsoder Erfüllungsort beschränkt; in Deutschland 3 ) wird in der Regel nur der Erfüllungsort anerkannt; in Frankreich 4 ) schließlich wird der Begriff des Erfüllungsortes, soweit er dort bekannt ist, durch zusätzliche Merkmale eingeengt. In einigen Abkommen zwischen EWG-Staaten ist dieser Gerichtsstand ausdrücklich ausgeschlossen, andere sehen ihn vor — wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße. Das französisch-belgische Abkommen bestimmt für den Fall, daß der Beklagte in Frankreich oder Belgien weder einen Wohnsitz noch einen Aufenthalt hat, in Artikel 2 Absatz 1, daß der belgische oder französische Kläger den Streitfall vor das Gericht des Ortes bringen kann, an dem die Verpflichtung entstanden, erfüllt worden oder zu erfüllen ist.5) Im belgisch-niederländischen Abkommen schreibt Artikel 4 vor, daß der Kläger die (persönliche) Mobiliarklage in Zivil- und Handelssachen bei dem Gericht des Ortes erheben kann, an dem die Verpflichtung entstanden, erfüllt worden oder zu erfüllen ist. Nach Artikel 3 Absatz 1 Nr. 5 des deutsch-belgischen Abkommens wird bei vertraglichen Schuldverhältnissen die Zuständigkeit anerkannt, wenn der Streitfall vor ein Gericht des Staates gebracht worden ist, in welchem die Verpflichtung erfüllt worden ist oder zu erfüllen war. Das französisch-italienische Abkommen sieht in Artikel 14 vor, daß bei Klagen aus einem Vertrag, der nach dem Gesetz des Landes, in dem die Klage erhoben ist, als Handelssache gilt, der französische oder italienische Kläger die Gerichte desjenigen der beiden Staaten anrufen kann, in dem der Vertrag geschlossen worden oder in dem er zu erfüllen ist. Das belgisch-italienische Abkommen (Art. 2 Nr. 5) erkennt bei schuldrechtlichen Verhältnissen die Zuständigkeit der Gerichte desjenigen Staates an, in dessen Hoheitsgebiet die Verpflichtung entstanden oder erfüllt worden ist oder zu erfüllen war. Das italienisch-niederländische, das deutsch-italienische und das deutsch-niederländische Abkommen enthalten keine einschlägige Bestimmung. Der Benelux-Vertrag schließlich übernimmt Artikel 4 des belgisch-niederländischen Abkommens; er ist aber ergänzt durch ein Protokoll, dessen Artikel 1 die Anwendbarkeit des Artikels 4 im Rechtsverkehr mit Luxemburg ausschließt, wenn der Beklagte seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in seinem Heimatstaat hat. 6 ) In Artikel 5 Nr. 1 wird ein Mittelweg zwischen den einschlägigen einzelstaatlichen Lösungen beschritten. Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes ist wie im deutschen Recht auf Ansprüche aus Verträgen begrenzt. Man hätte an sich vorsehen können, die Kompetenz auf reine Handelssachen zu beschränken; es war aber zu berücksichtigen, daß den vertraglichen Schuldverhältnissen im Zuge der europäischen Integration eine immer größere Bedeutung zukommt. Bei einer Beschränkung auf Handelssachen hätten sich zudem Qualifikationsprobleme gestellt. Auch hat man aus den nachstehenden Gründen als Gerichtsstand nur das forum solutionis gewählt, d. h. den Gerichtsstand des Ortes, an welchem die klagebegründende Verpflichtung erfüllt worden oder zu erfüllen ist. Der Ausschuß wollte es vermeiden, die Zahl der Gerichtsstände zu vermehren und so Anlaß zu weiteren Kompetenzkonflikten zu geben. Der Kläger hat bei Vertragsverhältnissen bereits die Wahl zwischen den Gerichten des Wohnsitzstaates des Beklagten, bei mehreren Beklagten dem Gericht des Wohnsitzes eines der Beklagten und schließlich dem Gericht des Ortes, an dem die Verpflichtung erfüllt worden oder zu erfüllen ist. Hätte man sich f ü r eine so weitgehende Lösung wie die des Benelux-Vertrages entschieden, der außerdem noch den Gerichtsstand des Ortes vorsieht, an dem die Verbindlichkeit entstanden ist, so hätte dies f ü r Staaten, die einen solchen Gerichtsstand nicht oder nur in begrenztem Maße kennen, eine allzu große Änderung bedeutet. Auch wurde die Befürchtung geäußert, daß die Zulassung des Gerichtsstandes des Entstehungsortes dazu führen könnte, auf einem Umwege zu dem Gerichtsstand des Klägers zu gelangen. Die Übernahme dieses Gerichtsstandes hätte ferner sehr schwierige Qualifikationsprobleme, namentlich bei einem Vertragsschluß zwischen Abwesenden, aufgeworfen.

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) Artikel 4 und 20 der Zivilprozeßordnung.

3) §29 ZPO. 4

) Artikel 59 Absatz 3 und 420 der Zivilprozeßordnung. ) Über die Auseinandersetzungen, zu denen dieser Artikel Anlaß gegeben hat, vgl. Weser, Traité franco-belge du 8 juillet 1899, Etude critique, S. 63 ff. und Jurisclasseur du droit international, H e f t 591, N r n . 42 und 45. 6 ) Über die G r ü n d e dieser Beschränkung vgl. Verhandlungsbericht. 5

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D e r Gerichtsstand des Erfüllungsortes ist besonders bei G e b ü h r e n k l a g e n wichtig: der Gläubiger hat die W a h l zwischen den Gerichten des Staates, in dem der Schuldner seinen W o h n s i t z hat, und dem Gericht eines anderen Staates, in dessen Bezirk die Leistung erfolgt ist, namentlich w e n n nach dem a n w e n d b a r e n Recht die Zahlungsverpflichtung am O r t e der Dienstleistung zu erfüllen ist. Dieser Gerichtsstand ist auch dann nützlich, w e n n ein Sachverständigengutachten o d e r eine U n t e r s u c h u n g erforderlich wird. Die besondere Lage Luxemburgs rechtfertigt, wie bereits im Benelux-Vertrag, die A u f n a h m e einer Sonderbestimm u n g in das Protokoll (Artikel I). Arbeitsverträge D e r V o r e n t w u r f des U b e r e i n k o m m e n s enthielt eine Vorschrift, w o n a c h f ü r V e r f a h r e n , die sich aus Arbeitsverträgen im weiteren Sinne ergeben, ausschließlich die Gerichte des Vertragsstaates zuständig sind, in dem das betreffende U n t e r n e h m e n liegt o d e r in dem die Arbeit a u s z u f ü h r e n w a r o d e r a u s g e f ü h r t w o r d e n ist. N a c h eingehenden Beratungen hat der Ausschuß davon Abstand g e n o m m e n , die Zuständigkeit auf diesem Gebiet in dem U b e r e i n k o m m e n gesondert zu regeln. Für diese Entschließung waren die folgenden Erw ä g u n g e n maßgebend. Innerhalb der E W G - K o m m i s s i o n sind bereits Arbeiten z u r Vereinheitlichung der arbeitsrechtlichen Vorschriften in den Mitgliedstaaten im G a n g e . Es ist im höchsten M a ß e wünschenswert, d a ß Streitigkeiten im Z u s a m m e n h a n g mit einem Arbeitsvertrag vor den Gerichten des Staates ausgetragen w e r d e n , dessen Recht f ü r den V e r t r a g maßgebend ist. D e r Ausschuß hielt es deshalb nicht f ü r zweckmäßig, Zuständigkeitsregeln aufzustellen, die möglicherweise nicht mit den z u r Bestimmung des a n w e n d b a r e n Rechts zu schaffenden Regeln übereinstimmen. Bei der Ausarbeitung der Zuständigkeitsregeln hätte der Ausschuß im übrigen nicht nur die verschiedenen Erscheinungsformen berücksichtigen müssen, in der eine Arbeit im Ausland a u s g e f ü h r t w e r d e n kann, sondern auch die verschiedenen Gattungen von Arbeitnehmern: im Ausland f ü r d a u e r n d e Arbeiten in einem bestimmten U n t e r n e h m e n angeworbene Arbeitskräfte; L o h n e m p f ä n g e r , die von U n t e r n e h m e n f ü r eine v o r ü b e r g e h e n d e Auslandsarbeit eingesetzt w e r d e n ; Handelsvertreter; F ü h r u n g s k r ä f t e der U n t e r n e h men usw. H ä t t e der Ausschuß solche Unterscheidungen berücksichtigen wollen, so hätte er dadurch möglicherweise wiederum die von der Kommission eingeleiteten U n t e r s u c h u n g e n beeinträchtigt. H i n z u k o m m t , daß die meisten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft der Privatautonomie auf diesem Gebiet noch einen weiten Spielraum lassen. Eine ausschließliche Zuständigkeitsregel, wie sie ursprünglich zu Artikel 16 vorgesehen war, hätte z u r Folge gehabt, daß eine V e r e i n b a r u n g über die Zuständigkeit ausgeschlossen w o r d e n wäre. Für Arbeitsverträge gelten somit auch in Z u k u n f t die allgemeinen Regeln des Übereinkommens. D a r a u s ergibt sich, d a ß bei Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zuständig sind: die Gerichte des Staates, in dem der Beklagte seinen W o h n s i t z hat (Artikel 2); das Gericht des Ortes, an dem die V e r pflichtung erfüllt w o r d e n o d e r zu erfüllen ist, sofern sich dieser O r t in einem anderen Staate als dem W o h n sitzstaat des Beklagten befindet (Artikel 5 N r . 1); schließlich das Gericht, dessen Zuständigkeit ausdrücklich oder stillschweigend vereinbart w o r d e n ist (Artikel 17 und 18). Für Klagen aus unerlaubten H a n d l u n gen, soweit diese mit dem Arbeitsverhältnis im Z u s a m m e n h a n g stehen (§ 2 N r n . 2 und 3 Arbeitsgerichtsgesetz), k ö n n t e ferner Artikel 5 N r . 3 z u r A n w e n d u n g k o m m e n , der die Zuständigkeit des Gerichts des O r t e s vorsieht, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist. Diese Bestimmungen d ü r f t e n vorerst den in Frage k o m m e n d e n Interessen besser R e c h n u n g tragen als eine Bestimmung nach Art des Artikels 16 N r . 2 des V o r e n t w u r f s , der keine A u s n a h m e zuließ und jede Zuständigkeitsvereinbarung untersagte. Die Regeln über die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen k ö n n e n andererseits dem Schutze der Arbeitnehmer dienen. W ü r d e nämlich f ü r den Arbeitsvertrag das Recht des A n e r k e n n u n g s - und Vollstreckungsstaates gelten, so k ö n n t e der Richter dieses Staates, der mit einem A n t r a g auf A n e r k e n n u n g oder Vollstreckung der ausländischen Entscheidung befaßt wird, in Artikel 27 N r . 1, der einen V o r b e h a l t f ü r den o r d r e public des A n e r k e n n u n g s - und Vollstreckungsstaates vorsieht, stets dann einen Versagungsgrund finden, w e n n der Richter des Urteilsstaates wesentliche Bestimmungen des Rechts des A n e r k e n nungs- oder Vollstreckungsstaates übersehen oder falsch angewendet hätte. W e n n die Arbeiten der Kommission abgeschlossen sind, kann das vorliegende Ü b e r e i n k o m m e n später noch d a d u r c h ergänzt o d e r geändert w e r d e n , daß ein Zusatzprotokoll geschaffen oder daß ein besonderes Ü b e r e i n k o m m e n vorbereitet wird, in dem der gesamte Fragenkomplex des Arbeitsvertrages geregelt w e r den k ö n n t e und das nach Artikel 57 des Ü b e r e i n k o m m e n s diesem vorgehen w ü r d e . Unterhaltssachen (Artikel ß Nr. 2) D i e Unterhaltssachen fallen in den Anwendungsbereich des Übereinkommens. Das Ü b e r e i n k o m m e n ist in gewissem Sinne eine Erweiterung des H a a g e r Ü b e r e i n k o m m e n s vom Rolf A. Schütze

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15. April 1958 über die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der U n t e r haltspflicht gegenüber Kindern 7 ), weil es auch die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen zugunsten anderer Unterhaltsberechtigter als der Kinder sichert, sowie des N e w Y o r k e r Ü b e r e i n k o m m e n s vom 20. Juni 1956 über die G e l t e n d m a c h u n g von Unterhaltsansprüchen im Ausland. 8 ) D e r Ausschuß hat sich aus den gleichen E r w ä g u n g e n wie die Verfasser des H a a g e r Übereinkommens 9 ) f ü r den Gerichtsstand des Klägers entschieden. Einmal w ü r d e ein Ü b e r e i n k o m m e n , das nicht von dem G e richtsstand des Unterhaltsberechtigten ausgeht, von geringer praktischer Bedeutung sein, da der U n t e r haltsberechtigte g e z w u n g e n w ä r e , seinen Anspruch vor dem Gericht geltend zu machen, das f ü r den Beklagten zuständig ist. W ü r d e das Ü b e r e i n k o m m e n einen anderen Gerichtsstand als den des Unterhaltsberechtigten vorschreiben, so käme es schlechthin nur noch dann z u r A n w e n d u n g , w e n n der verurteilte Beklagte nachträglich seinen Aufenthalt wechselt o d e r w e n n er V e r m ö g e n in einem anderen Lande als dem besitzt, in dem er verurteilt wurde. Andererseits ist das f ü r den W o h n s i t z des Unterhaltsberechtigten zuständige Gericht am besten in der Lage, die Unterhaltsbedürftigkeit festzustellen und den Unterhaltsbetrag festzulegen. U m jedoch das Ü b e r e i n k o m m e n dem H a a g e r Ü b e r e i n k o m m e n anzupassen, sieht Artikel 5 N r . 2 außerdem den Gerichtsstand des gewöhnlichen Aufenthaltes des Unterhaltsberechtigten vor. Diese zusätzliche A n k n ü p f u n g ist bei Unterhaltssachen innerlich gerechtfertigt; denn sie g e w ä h r t z. B. der E h e f r a u , die von ihrem E h e m a n n verlassen ist, die Möglichkeit, ihren E h e m a n n auf Leistung eines Unterhalts nicht nur vor dem Gericht des gesetzlichen W o h n o r t e s , sondern auch vor dem ihres eigenen gewöhnlichen Aufenthaltsortes zu verklagen. D a s Ü b e r e i n k o m m e n stellt f e r n e r eine E r g ä n z u n g zu dem N e w Y o r k e r Ü b e r e i n k o m m e n vom 20. Juni 1 9 5 6 ü b e r d i e G e l t e n d m a c h u n g von Unterhaltsansprüchen im Ausland dar. D a s N e w Y o r k e r Ü b e r e i n k o m men sieht nämlich lediglich vor, d a ß eine Übermittlungsstelle die bereits zugunsten des Unterhaltsberechtigten ergangenen Entscheidungen einer Empfangsstelle übersendet, die ihrerseits alle geeigneten Schritte (Vollstreckung der Entscheidung o d e r E r h e b u n g und V e r f o l g u n g einer neuen Unterhaltsklage) unternimmt, um die Unterhaltsleistung herbeizuführen. D u r c h die V e r e i n f a c h u n g des Vollstreckungsverfahrens in dem vorliegenden Ü b e r e i n k o m m e n wird die D u r c h f ü h r u n g des N e w Y o r k e r Ü b e r e i n k o m m e n s erleichtert. D e r Ausschuß hat dabei keineswegs a u ß e r acht gelassen, daß sich bei der G e l t e n d m a c h u n g von U n t e r haltsansprüchen das Problem d e r V o r f r a g e n (z. B. über die Abstammung) stellen kann. Er w a r aber der Ansicht, daß dieses Problem die Regelung der gerichtlichen Zuständigkeit nicht b e r ü h r e und daß den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten im Kapitel über die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen R e c h n u n g zu tragen sei. Es w u r d e die Frage a u f g e w o r f e n , ob man z u r V e r m e i d u n g einander widersprechender Entscheidungen nicht hätte vorsehen sollen, daß das Gericht, das den Betrag einer Unterhaltsleistung festgesetzt hat, auch allein zuständig sein sollte, diesen Betrag zu ändern. D e r Ausschuß hat geglaubt, von einer solchen Lösung Abstand nehmen zu sollen. Es w ä r e n sonst Parteien, die keinerlei Beziehungen m e h r zu dem ursprünglich befaßten Gericht besitzen, g e z w u n g e n , den Rechtsstreit vor ein möglicherweise weit entferntes Gericht zu bringen. A u ß e r d e m m u ß sich die Entscheidung des Zweitrichters, durch die eine Entscheidung des Erstrichters geändert w e r d e n soll, auf eine neue T a t s a c h e stützen; es kann deshalb nicht a n g e f ü h r t w e r d e n , daß man es mit zwei einander widersprechenden Entscheidungen zu tun habe. 1 °) Gerichtsstand

der unerlaubten

Handlung

— Forum delicti commissi — (Artikel 5 Nrn. 3 und 4)

Dieser Gerichtsstand ist in dem innerstaatlichen Recht der Mitgliedstaaten vorgesehen. Eine A u s n a h m e machen Luxemburg und die Niederlande, w o er nur bei Schiffszusammenstößen und Straßenverkehrsunfällen gegeben ist. Z u r A n w e n d u n g k o m m e n : in Belgien die Artikel 41 und 52 N r . 3 des Gesetzes von 1 8 7 6 " ) , in Deutsch-

7

) ) ) 10 )

Ab 1. September 1966 zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden in Kraft. Ab 1. September 1966 zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden in Kraft. Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Akten der Achten Tagung, S. 315. In dem gleichen Sinne vgl. Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Akten der Neunten Tagung, Bericht zum Entwurf eines Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern, S. 321. n ) Artikel 626 der Gerichtsordnung. 8

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land § 32 Z P O , in Frankreich Artikel 59 Absatz 12 der Z i v i l p r o z e ß o r d n u n g und Artikel 21 der V e r o r d n u n g v o m 22. D e z e m b e r 1958, in Italien Artikel 2 0 der Zivilprozeßordnung. In den z w e i s e i t i g e n A b k o m m e n ist dieser Gerichtsstand in f o l g e n d e n B e s t i m m u n g e n v o r g e s e h e n : Artikel 4 des belgisch-niederländischen A b k o m m e n s und Artikel 4 des Benelux-Vertrages, die sich auf alle M o biliarverpflichtungen s o w o h l e x lege w i e ex contractu und ex delicto b e z i e h e n 1 2 ) , Artikel 2 Buchstabe b des belgisch-italienischen A b k o m m e n s , Artikel 3 Absatz 1 N r . 6 des deutsch-belgischen A b k o m m e n s , Artikel 15 des französisch-italienischen A b k o m m e n s , Artikel 2 N r . 4 des deutsch-italienischen A b k o m m e n s und Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe e des deutsch-niederländischen A b k o m m e n s . D i e T a t s a c h e , daß dieser Gerichtsstand in den meisten innerstaatlichen R e c h t s o r d n u n g e n v o r g e s e h e n und in die M e h r z a h l der z w e i s e i t i g e n A b k o m m e n ü b e r n o m m e n ist, w a r e b e n s o w i e die H ä u f i g k e i t der V e r kehrsunfälle ein Grund, ihn auch in dieses U b e r e i n k o m m e n a u f z u n e h m e n . Artikel 5 N r . 3 gebraucht die W e n d u n g : „ d e s Ortes, an d e m das schädigende Ereignis eingetreten ist". D e r A u s s c h u ß hielt es nicht für erforderlich, ausdrücklich f e s t z u l e g e n , o b damit der O r t g e m e i n t ist, an d e m die schädigende H a n d l u n g b e g a n g e n w o r d e n , oder der Ort, an d e m der S c h a d e n eingetreten ist. Er hielt es für vorteilhafter, sich an die Fassung z u halten, die sich in mehreren nationalen R e c h t e n ( D e u t s c h l a n d , Frankreich) findet. Artikel 5 N r . 4 sieht für die Zivilklage die Zuständigkeit des Gerichts vor, bei d e m die ö f f e n t l i c h e K l a g e erhoben ist, s o w e i t dieses Gericht nach seinem R e c h t über zivilrechtliche Ansprüche erkennen kann. D i e Zivilklage kann d e m n a c h stets u n a b h ä n g i g v o n d e m W o h n s i t z des Beklagten v o r d e m für die ö f f e n t l i c h e Klage z u s t ä n d i g e n Strafgericht erhoben w e r d e n , und dies selbst dann, w e n n dieses Gericht seinen Sitz an einem O r t (z. B. d e m O r t der Festnahme) hat, der sich nicht mit d e m O r t e deckt, an d e m das schädigende Ereignis eingetreten ist. Zuständigkeit Niederlassung

bei Streitigkeiten aus dem Betrieb einer Zweigniederlassung, (Artikels Nr. 5)

einer Agentur

oder einer

sonstigen

D i e s e r Gerichtsstand ist bereits in mehreren z w i s c h e n e i n z e l n e n Vertragsstaaten g e s c h l o s s e n e n A b k o m m e n v o r g e s e h e n : italienisch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 3), deutsch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 2 Absatz 1 N r . 4), französisch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 3 Absatz 2), französisch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 13), italienisch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 2 Ziffer 3), belgisch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 5 Absatz 3), B e n e l u x - V e r t r a g (Artikel 5 Absatz 4), deutsch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe d), deutsch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 3). D i e B e s t i m m u n g gilt nur für einen Beklagten, der seinen W o h n s i t z in e i n e m Vertragsstaat hat (Artikel 5), d. h. für Gesellschaften, die ihren Sitz in e i n e m Vertragsstaat haben und eine Zweigniederlassung, eine A g e n t u r oder eine sonstige N i e d e r l a s s u n g in d e m H o h e i t s g e b i e t eines anderen Vertragsstaates unterhalten. Für Gesellschaften, die ihren Sitz außerhalb der G e m e i n s c h a f t haben, die aber eine Z w e i g n i e d e r l a s s u n g usw. in e i n e m Vertragsstaat unterhalten, k o m m t Artikel 4 zur A n w e n d u n g . D i e s gilt auch — vorbehaltlich der B e s t i m m u n g e n des Artikels 8 über V e r s i c h e r u n g s s a c h e n — für Streitigkeiten im Z u s a m m e n h a n g mit der Tätigkeit dieser N i e d e r l a s s u n g e n . Klagen gegen mehrere Beklagte

(Artikel

6 Nr. 1)

In diesen Fällen ist das Gericht des W o h n s i t z e s eines der Beklagten zuständig. D i e s e Zuständigkeit ist im belgischen 1 3 ), im f r a n z ö s i s c h e n 1 4 ) , im italienischen 1 5 ), im luxemburgischen 1 6 ) und im niederländischen 1 7 ) R e c h t v o r g e s e h e n . Im deutschen R e c h t fehlt eine entsprechende allgemeine Bestimmung. W e n n in D e u t s c h land mehrere P e r s o n e n , die bei v e r s c h i e d e n e n Gerichten ihren allgemeinen Gerichtsstand haben, als Streitg e n o s s e n in d e m allgemeinen Gerichtsstand verklagt w e r d e n sollen und für den Rechtsstreit ein g e m e i n schaftlicher besonderer Gerichtsstand nicht begründet ist, kann das z u s t ä n d i g e Gericht unter bestimmten V o r a u s s e t z u n g e n durch das im R e c h t s z u g e zunächst h ö h e r e Gericht bestimmt w e r d e n ( § 3 6 N r . 3 Z P O ) . D i e hier festgelegte Zuständigkeit ist ferner in f o l g e n d e n A b k o m m e n enthalten: italienisch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 1), italienisch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 1), französisch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 11 Absatz 2), deutsch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 1). Im l e t z t g e n a n n ten A b k o m m e n wird j e d o c h dieser Gerichtsstand v o n d e m Bestehen einer echten ( „ n o t w e n d i g e n " ) Streitgenossenschaft abhängig gemacht. 12

) ) l«) 15) ") 17 ) 13

Unterhändlerbericht S. 17. Artikel 39 und 52 N r . 10 des Gesetzes vom 25. 3. 1876 und Artikel 624 der Gerichtsordnung, Artikel 59 Absatz 4 frz. Z P O . Artikel 33 ital. ZPO. Artikel 59 Absatz 3 lux. Z P O . Artikel 126 Ziffer 7 niederl. Z P O . Rolf A. S c h ü t z e

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IntZPR

Aus der Fassung des Übereinkommens ergibt sich, daß bei mehreren Beklagten, die ihren Wohnsitz in verschiedenen Vertragsstaaten haben, der Kläger wahlweise alle Beklagten vor dem Gericht verklagen kann in dessen Bezirk auch nur einer von ihnen seinen Wohnsitz hat. Die Anwendung dieser Vorschrift setzt voraus, daß zwischen den Ansprüchen gegen die einzelnen Beklagten ein Zusammenhang besteht, wie dies z. B. bei Gesamtschuldnern der Fall ist.18) Daraus ergibt sich, daß die Klage nicht allein zu dem Zweck erhoben sein darf, einen der Beklagten der Gerichtsbarkeit seines Wohnsitzstaates zu entziehen. 19 ) Der Gerichtsstand des Wohnsitzes eines der Beklagten wurde vom Ausschuß in Betracht gezogen, weil durch diesen Gerichtsstand vermieden werden kann, daß in einzelnen Vertragsstaaten unter sich unvereinbare Entscheidungen ergehen. Gewährleistungs-, Interventionsa) Gewährleistungsklagen

und

Widerklagen

(Artikeln Nr. 2)

Die Gewährleistungsklage, die der Beklagte in dem Rechtsstreit gegen einen Dritten zum Zwecke der eigenen Schadloshaltung wegen der Folgen dieses Rechtsstreites erhebt, ist im belgischen 20 ), im französischen 21 ), im italienischen 22 ), im luxemburgischen 23 ) und im niederländischen 24 ) Recht bekannt. Ihr entsprechen im deutschen Prozeßrecht die Bestimmungen der §§ 72, 73 und 74 (Streitverkündung) und des § 68 (Wirkung der Nebenintervention) Z P O . Eine Partei, die für den Fall des ihr ungünstigen Ausgangs des Rechtsstreites einen Anspruch auf Gewährleistung oder Schadloshaltung gegen einen Dritten erheben zu können glaubt, kann dem Dritten gerichtlich den Streit verkünden (§ 72 Z P O — Streitverkündung — litis denunciatio). Der Schriftsatz, mit dem der Streit verkündet wird, ist dem Dritten zuzustellen und dem Gegner des Streitverkünders in Abschrift mitzuteilen (§ 73 ZPO). Gegenüber dem Dritten ergeht keine Entscheidung, doch wirkt das zwischen den Parteien erlassene Urteil insoweit dem Dritten gegenüber, als er im Verhältnis zur Hauptpartei mit der Behauptung nicht gehört wird, daß der Rechtsstreit, wie er dem Richter vorgelegen habe, unrichtig entschieden sei (§ 68 ZPO). Nach der deutschen Zivilprozeßordnung ist über den Regreßanspruch des Beklagten gegen den Dritten in einem besonderen Rechtsstreit zu entscheiden. Vorschriften für Gewährleistungsklagen sind in den folgenden zweiseitigen Abkommen enthalten: deutsch-belgisches Abkommen (Artikel 3 Nr. 10), französisch-belgisches Abkommen (Artikel 4 Absatz 2), belgisch-niederländisches Abkommen (Artikel 6 Absatz 2), italienisch-niederländisches Abkommen (Artikel 2 Absatz 4), belgisch-italienisches Abkommen (Artikel 2 Absatz 10), deutsch-niederländisches Abkommen (Artikel 4 Absatz 1, c), Benelux-Vertrag (Artikel 6 Absatz 3). Dem Gerichtsstand der Gewährleistungsklage kommt nach Ansicht des Ausschusses im internationalen Handel eine erhebliche Bedeutung zu, wie nachstehendes Beispiel zeigt: ein deutscher Exporteur hat nach Belgien Ware geliefert, die der belgische Importeur weiterverkauft hat. Der Käufer verklagt den Importeur auf Schadenersatz vor dem Gericht seines Wohnsitzes, z. B. in Brüssel. Der belgische Importeur kann einen Regreßanspruch gegen den deutschen Exporteur geltend machen und erhebt gegen ihn vor dem für den Hauptprozeß zuständigen Brüsseler Gericht eine Gewährleistungsklage. Dieser Gerichtsstand ist nach dem Übereinkommen begründet, obwohl der zur Gewährleistung Verpflichtete seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Er ist im Interesse einer geordneten Rechtspflege geboten. Nach Artikel 17 des Übereinkommens ist jedoch das mit der Hauptklage befaßte Gericht für die Gewährleistungsklage nicht zuständig, wenn zwischen dem Berechtigten und dem zur Gewährleistung Verpflichteten ein anderer Gerichtsstand vereinbart ist und diese Vereinbarung sich auf die Gewährleistungsklage erstreckt. Ferner ist das mit der Hauptklage befaßte Gericht auch dann für die Gewährleistungsklage nicht zuständig, wenn die Hauptklage offensichtlich nur zu dem Zwecke erhoben worden ist, den auf die Gewährleistung in Anspruch Genommenen außerhalb seines Wohnsitzstaates zu verklagen. 25 )

18 ) »») 20 ) 21 ) ") ») 2 «) 25 )

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Morel, Traité élémentaire de procédure civile, N r . 264. Frz. Kass. 1924, D. P. 1925, Bd. 13. Artikel 50 und 52 des Gesetzes vom 25. März 1876, Artikel 181 Z P O . Artikel 59 Absatz 10 und Artikel 181 — 185 Z P O . Artikel 32—36 Z P O . Artikel 59 Absatz 8 und Artikel 181—185 Z P O . Artikel 126 Ziffer 14 Z P O . Vgl. Artikel 181 der belgischen, französischen und luxemburgischen Z P O und Artikel 74 der niederländischen ZPO.

Stand:1.8.1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

D e r besonderen deutschen Rechtslage ist in Artikel V des Protokolls R e c h n u n g getragen. D a n a c h kann die in Artikel 6 N r . 2 bei Gewährleistungsklagen vorgesehene besondere Zuständigkeit in der Bundesrepublik Deutschland nicht geltend gemacht w e r d e n ; doch kann jeder P e r s o n , die ihren W o h n sitz in einem anderen Vertragsstaat hat, auf G r u n d der §§ 72 bis 74 Z P O vor einem deutschen Gericht der Streit v e r k ü n d e t w e r d e n . Urteile, die in einem anderen Vertragsstaate gegen den z u r Gewährleistung Verpflichteten ergangen sind, w e r d e n in Deutschland a n e r k a n n t und vollstreckt. U m g e k e h r t haben Urteile, die in Deutschland nach den 72 bis 74 ergangen sind, in den übrigen V e r tragsstaaten die gleichen W i r k u n g e n wie in Deutschland selbst. So kann z u m Beispiel einem zur Gewährleistung Verpflichteten, der seinen W o h n s i t z in Frankreich hat, vor dem mit der H a u p t k l a g e befaßten deutschen Gericht der Streit v e r k ü n d e t werden. D a s in Deutschland ergangene Urteil betrifft nach deutschem Recht unmittelbar n u r die Prozeßparteien, es wirkt aber dem z u r Gewährleistung Verpflichteten gegenüber. Macht d e r Berechtigte, dem gegenüber die Gewährleistungspflicht besteht, seinen Regreßanspruch gegen den z u r Gewährleistung Verpflichteten vor dem zuständigen französischen Gericht geltend, so kann er sich dabei auf das deutsche Urteil berufen, dessen sachliche Richtigkeit nicht m e h r bestritten w e r d e n k a n n . Es versteht sich nach den G r u n d s ä t z e n , die f ü r die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung vorgesehen sind, von selbst, d a ß Urteile, die auf G r u n d von Gewährleistungsklagen ergangen sind, in dem A n e r k e n n u n g s und Vollstreckungsstaat keine andere W i r k u n g haben als in dem Urteilsstaat. Diese Lösung, die bereits in dem deutsch-belgischen A b k o m m e n (Artikel 3 Absatz 1 N r . 10) und in dem deutsch-niederländischen A b k o m m e n (Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe i) enthalten ist, wird somit auf den Rechtsverkehr zwischen der Bundesrepublik und den übrigen EWG-Mitgliedstaaten ausgedehnt und verallgemeinert. b)

Interventionsklagen

O b w o h l der Begriff der Gewährleistung bereits in dem der Intervention enthalten ist, erschien es angebracht, beide Begriffe ausdrücklich vorzusehen. Z u r Bestimmung des Interventionsbegriffs wird z w e c k m ä ßigerweise auf die Artikel 1 5 u n d l 6 d e r b e l g i s c h e n Gerichtsordnung verwiesen, die wie folgt lauten: „ D i e Intervention ist ein V e r f a h r e n , durch das ein Dritter Prozeßpartei wird. Sie dient entweder dem Schutze der Interessen des Intervenienten o d e r einer der Parteien des Rechtsstreits o d e r sie zielt auf den Erlaß einer Verurteilung oder auf die Z u e r k e n n u n g eines Gewährleistungsanspruchs ab (Artikel 15). Die Intervention ist freiwillig, w e n n der Dritte von sich aus in das V e r f a h r e n eintritt, um seine Interessen zu w a h r e n . Sie ist e r z w u n g e n , w e n n der Dritte w ä h r e n d des V e r f a h r e n s durch eine o d e r m e h r e r e Prozeßparteien geladen w i r d " (Artikel 16). c) Widerklagen

(Artikel 6 Nr. 3)

Fast alle Vollstreckungsabkommen sehen den Gerichtsstand der W i d e r k l a g e v o r : deutsch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 3 Absatz 1 N r . 10) (für Widerklagen), italienisch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 2 Absatz 1 N r . 10) (zusätzliche Widerklage), französisch-belgisches A b k o m m e n (Artikel 4 Absatz 2) (Widerklage), belgisch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 6) (Widerklage, Interventionsklage und Zwischenklage), französisch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 18) (Aufrechnungsklage, Zwischen- o d e r Zusatzklage, Widerklage), italienisch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 2 Absatz 4) (Zusatzklage, Widerklage), deutsch-italienisches A b k o m m e n (Artikel 2 N r . 5) (Widerklage), Benelux-Vertrag (Artikel 6) (Widerklage, Interventionsklage und Zwischenklage), deutsch-niederländisches A b k o m m e n (Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe i) (Widerklage und Gewährleistungsklage). Wie ausdrücklich festgelegt wird, ist der Gerichtsstand der Widerklage nur dann gegeben, w e n n sie mit der Klage selbst im S a c h z u s a m m e n h a n g steht. D a nicht alle Vertragsstaaten den Begriff des Sachzusammenhangs kennen, wird in dem Ü b e r e i n k o m m e n in Anlehnung an den belgischen Entwurf einer Gerichtso r d n u n g ausdrücklich darauf verwiesen, d a ß die Widerklage ihren U r s p r u n g in dem zwischen den Parteien geschlossenen V e r t r a g o d e r in dem die Klage selbst b e g r ü n d e n d e n Sachverhalt haben muß.

Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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Dritter bis Fünfter Abschnitt Versicherungssachen, Abzahlungsgeschäfte und ausschließliche Zuständigkeiten Allgemeine Bemerkungen In allen sechs Vertragsstaaten sind die örtlichen Zuständigkeitsregeln grundsätzlich nicht Bestandteil des ordre public; es steht daher den Parteien frei, eine abweichende Zuständigkeit zu vereinbaren. Von diesem Grundsatz gibt es jedoch Ausnahmen: Bestimmte Zuständigkeitsregeln sind zwingend vorgeschrieben oder sind Bestandteil des ordre public, und zwar entweder im Interesse einer geordneten Rechtspflege, die eine Verringerung der Zuständigkeiten und die Zusammenziehung bestimmter Streitsachen bei einem Gericht gebietet, oder aber aus sozialen Erwägungen zum Schutze bestimmter Personenkreise (Versicherte, Käufer bei Abzahlungsgeschäften usw.). Nachdem Einigkeit über diese Grundsätze erzielt war und das Ergebnis, zu dem man gelangen wollte, feststand, war es notwendig, diese Frage in dem Übereinkommen zu regeln. Hätte man das durch diese Zuständigkeitsregeln aufgeworfene Problem offengelassen, so hätte die Gefahr bestanden, daß die Anerkennung und Vollstreckung in Fällen dieser Art aus Gründen des ordre public versagt und hierdurch die Freizügigkeit der Urteile beeinträchtigt worden wäre, darüber hinaus wäre ganz allgemein auf diesem Umweg wieder die Nachprüfung der Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates eingeführt worden. Dem Ausschuß boten sich verschiedene Lösungen an. Eine erste Lösung, die in mehrere zweiseitige Abkommen Eingang gefunden hat, gibt dem Gericht des Anerkennungs- und Vollstreckungsstaates die Möglichkeit, die Anerkennung der Zuständigkeit des Gerichtes des Urteilsstaates zu versagen, „wenn nach dem Recht des Staates, in dessen Hoheitsgebiet die Entscheidung geltend gemacht wird, für die Klage, die zu der Entscheidung geführt hat, dessen Gerichte ausschließlich zuständig sind". 1 ) Dieses System gibt nicht nur zu den bereits oben dargelegten Bedenken Anlaß, es würde vielmehr auch das Übereinkommen mit einem Unsicherheitsfaktor belasten, der mit dem Grundgedanken des Übereinkommens nicht zu vereinbaren ist. Es bringt keine Lösung; die Schwierigkeiten werden nur aufgeschoben, indem sie in das Stadium der Anerkennung und Vollstreckung verlagert werden. Zu erwägen war auch eine Generalklausel, wie sie in dem belgisch-niederländischen Abkommen oder in dem Benelux-Vertrag (Artikel 5 Absatz 1) enthalten ist, die auf das innerstaatliche Recht der Vertragsstaaten verweist. 2 ) Eine solche Klausel führt aber zu Auslegungsschwierigkeiten, weil das Gericht des Urteilsstaates bei Bestreiten seiner Zuständigkeit das innerstaatliche Recht des Staates heranziehen müßte, der eine ausschließliche Zuständigkeit beansprucht. Hinzu kommt, daß eine solche Lösung allenfalls für ein Abkommen zwischen drei Staaten denkbar wäre, daß es aber viel bedenklicher ist, sie in einem Übereinkommen zwischen sechs Staaten vorzusehen, bei dem sich schlechthin nicht immer im voraus bestimmen läßt, in welchem Staate oder in welchen Staaten die Anerkennung geltend gemacht oder die Vollstreckung betrieben wird. Eine dritte Lösung bestand darin, die einzelnen Gerichtsstände, die ausschließlicher Natur und für alle Vertragsstaaten verbindlich sein sollten, in einem Katalog aufzuzählen. Ein solcher Katalog trägt dem Bedürfnis der Parteien, die Rechtslage überblicken zu können, Rechnung; sie gibt dem Richter für seine Entscheidung eine sichere gemeinsame Grundlage; sie schließt jeden Unsicherheitsfaktor aus und verbürgt das Gleichgewicht in den Vertragsbeziehungen. Das System des Übereinkommens ist differenziert. Für die Abschnitte 3 und 4 (Versicherungssachen und Abzahlungsgeschäfte) z. B. sind sozialpolitische Erwägungen maßgebend; man wollte insbesondere Mißbräuchen vorbeugen, die sich aus den sog. Adhäsionsverträgen ergeben können. Abschnitt 5 (Artikel 16) stellt einen Katalog der Fälle auf, in denen die Gerichte eines Vertragsstaates allein zuständig sind, da die Zusammenfassung der Streitfälle vor den Gerichten eines einzigen Staates aus Gründen einer geordneten Rechtspflege geboten ist. Die beiden Kategorien sind in dem Übereinkommen unterschiedlich geregelt. Die erste nimmt eine Zwischenstellung zwischen gewöhnlichen Zuständigkeitsregeln und reinen Ausschließlichkeitsregeln ein.

') Deutsch-belgisches Abkommen (Artikel 3 Absatz 2); italienisch-niederländisches Abkommen (Artikel 2 am Ende); italienisch-belgisches Abkommen (Artikel 2 am Ende). ) Artikels Absatz 1 des belgisch-niederländischen Abkommens hat folgenden Wortlaut: „Ist z u r Vollstreckung einer U r k u n d e in einem der beiden Staaten ein den Gerichtsstand begründender Wohnsitz erwählt worden, so ist f ü r Streitigkeiten im Zusammenhang mit dieser U r k u n d e allein das Gericht des erwählten Wohnsitzes zuständig, sofern in dem Recht eines der beiden Staaten oder in internationalen Abkommen nichts anderes bestimmt ist oder wird."

2

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Dies geht aus folgendem hervor: 1. Für die in Abschnitt 3 und 4 geregelten Sachgebiete ist nicht nur ein Gericht zuständig. Eine wenn auch begrenzte Wahl zwischen den Gerichten verschiedener Vertragsstaaten steht dem Kläger zu, wenn er zu dem geschützten Personenkreis gehört, d. h. wenn es sich um einen Versicherungsnehmer, einen Käufer oder einen Darlehensnehmer handelt. Bei den ausschließlichen Zuständigkeiten des Abschnittes 5 steht den Parteien eine Wahl zwischen den Gerichten mehrerer Vertragsstaaten dagegen in keinem Falle zu. 2. Die Parteien können in bestimmten Fällen Vereinbarungen treffen, die von den Bestimmungen der Abschnitte 3 und 4 (Artikel 12,15 und 18) abweichen. Von den Bestimmungen des Abschnittes 5 kann dagegen weder im Wege einer Gerichtsstandsvereinbarung (Artikel 17 Absatz 2) noch dadurch abgewichen werden, daß der Beklagte sich stillschweigend auf das Verfahren einläßt (Artikel 18). 3. Die Vorschriften der Abschnitte 3 und 4 gelten nur, wenn der Beklagte seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates hat, während Abschnitt 5 ohne Rücksicht auf den Wohnsitz gilt. Dagegen gilt sowohl für die Vorschriften der Abschnitte 3 und 4 als auch für die des Abschnittes 5, daß ihre Nichtbeachtung einen Grund für die Versagung der Anerkennung und Vollstreckung bildet (Artikel 28 und 34). Dritter Abschnitt Zuständigkeit für Versicherungssachen Für Versicherungssachen bestehen ausschließliche Zuständigkeitsregeln in Frankreich (Artikel 3 des Gesetzes vom 13. Juli 1930 über den Versicherungsvertrag), in Belgien (unter Artikel 43 bis des Zuständigkeitsgesetzes vom 25. März 1876 eingefügtes Gesetz vom 20. Mai 1920), in Deutschland (§ 48 W G ) und in Italien (Artikel 1903 Nr. 2 Codice civile; Artikel 124 des Einheitlichen Wortlauts der Vorschriften über die Ausübung des privaten Versicherungsberufes). Das luxemburgische Gesetz vom 16. Mai 1891 überdenVersicherungsvertrag enthält keine Zuständigkeitsvorschriften. Das erklärt sich aus dem geringen Umfang des Hoheitsgebietes des Großherzogtums, das nur zwei Gerichtsbezirke umfaßt. Immerhin regelt das Gesetz vom 16. Mai 1891 über die Überwachung der Versicherungsgeschäfte die gerichtliche Zuständigkeit in bezug auf ausländische Versicherungsgesellschaften. Nach diesem Gesetz muß ein Versicherer, der seinen Wohnsitz im Ausland hat und das Versicherungsgeschäft im Großherzogtum betreibt, einen Generalbevollmächtigten mit Wohnsitz in Luxemburg bestellen, der ihn dort gerichtlich und außergerichtlich vertritt. Dieser Bevollmächtigte muß in dem Gerichtsbezirk, in dem er keinen echten Wohnsitz hat, ein Wahldomizil begründen. Der echte oder erwählte Wohnsitz des Bevollmächtigten begründet den Gerichtsstand für Klagen im Zusammenhang mit dem Versicherungsvertrag. In den Niederlanden gibt es keine besonderen Vorschriften über die gerichtliche Zuständigkeit in Versicherungssachen. Für ausländische Lebensversicherungsgesellschaften sieht das niederländische Gesetz vom 22. Dezember 1922 ähnliche Bestimmungen wie das luxemburgische Gesetz vom 16. Mai 1891 vor. Auch in Deutschland gilt eine ähnliche Regelung. Abschnitt 3 ist in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Versicherungsausschuß entstanden. Die Bestimmungen dieses Abschnitts lassen sich wie folgt zusammenfassen: In Versicherungssachen kann der Versicherer, der seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates hat, vor folgenden Gerichten verklagt werden: — entweder vor den Gerichten des Staates, in dem er seinen Wohnsitz hat (Artikel 8), oder unter bestimmten Voraussetzungen vor dem Gericht des Ortes, in dem sich eine Zweigniederlassung befindet (Artikel 7 und 8), — oder: a. vor dem Gericht des Ortes, an dem der Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz hat (Artikel 8), b. vor den Gerichten des Staates, in welchem einer der Versicherer seinen Wohnsitz hat, wenn mehrere Versicherer verklagt sind (Artikel 8), c. vor dem Gericht, in dessen Bezirk sich der Wohnsitz des Vermittlers befindet, der am Abschluß des Versicherungsvertrages beteiligt war, sofern das Gesetz des angerufenen Gerichtes eine solche Zuständigkeit vorsieht (Artikel 8), d. 1. bei der Haftpflichtversicherung kann der Versicherer außerdem verklagt werden: 1) vor dem Gericht des Ortes, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist (Artikel 9 und 10), 2) bei Interventionen vor dem mit der Klage des Geschädigten gegen den Versicherten befaßten Gericht, wenn dieses Gericht nach innerstaatlichem Recht über einen solchen Antrag entscheiden kann (Artikel 10); Rolf A. Schütze

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EWG-Übereinkommen 1968

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2. bei der Versicherung von unbeweglichen Sachen kann der Versicherer auch vor dem Gericht des Ortes verklagt werden, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist. Das gleiche gilt, wenn sowohl bewegliche als auch unbewegliche Sachen in ein und demselben Versicherungsvertrag versichert und von demselben Schadensfall betroffen sind (Artikel 9). Tritt dagegen der Versicherer als Kläger auf, so kann er nur vor einem Gericht des Staates klagen, in dessen Hoheitsgebiet der Beklagte seinen Wohnsitz hat, gleichgültig, ob er Versicherungsnehmer, Versicherter oder Begünstigter ist. Gerichtsstandsvereinbarungen, die von diesen Regeln abweichen, sind grundsätzlich rechtsunwirksam, wenn sie vor dem Entstehen des Rechtsstreites geschlossen sind (Artikel 12). Artikel 7stellt klar, daß Abschnitt 3 des Titels II die Zuständigkeit auf dem Gebiet der Versicherungssachen selbständig und erschöpfend regelt. Ausnahmen ergeben sich aus den Verweisungen auf die Artikel 4 und 5 Nr. 5, die den Fall des außerhalb der Gemeinschaft domizilierten Beklagten oder Streitigkeiten betreffen, die sich auf den Betrieb einer Zweigniederlassung, einer Agentur oder einer Niederlassung beziehen. Aus den ersten dieser Ausnahmen ergibt sich, daß die Zuständigkeit, einschließlich der als exorbitant bezeichneten Zuständigkeiten, durch das innerstaatliche Recht des angerufenen Gerichts bestimmt wird, wenn der verklagte Versicherer oder Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat. Indessen wird in Abweichung von den allgemeinen Regeln des Ubereinkommens ein außerhalb der Gemeinschaft wohnhafter Versicherer, der in einem Vertragsstaat eine Zweigniederlassung oder eine Agentur unterhält, f ü r Streitigkeiten aus dem Betrieb dieser Zweigniederlassung oder Agentur so behandelt, wie wenn er seinen Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet dieses Staates hätte. Diese in dem letzten Absatz von Artikel 8 enthaltene Abweichung wird mit Rücksicht darauf eingeführt, daß ausländische Versicherungsgesellschaften Zweigniederlassungen oder Agenturen in anderen Staaten nur gegen Stellung von Garantien errichten können und daß sie im Hinblick auf diese Garantien praktisch als den inländischen Gesellschaften gleichgestellt angesehen werden können. Sie gilt jedoch nur f ü r Zweigniederlassungen und Agenturen, d. h. wenn die ausländische Gesellschaft durch eine Person vertreten ist, die die Fähigkeit hat, sie Dritten gegenüber zu verpflichten. Die zweite Ausnahme betrifft gleichfalls Zweigniederlassungen, Agenturen und sonstige Niederlassungen, die jedoch, wie sich aus der Verweisung auf Artikel 5 Nr. 5 ergibt, von einer Gesellschaft abhängen, die ihren Sitz in einem Vertragsstaat hat. Aus dieser Verweisung folgt, daß eine solche Gesellschaft vor dem Gericht des Ortes verklagt werden kann, an dem sich die Zweigniederlassung, die Agentur oder die Niederlassung befindet, wenn die Streitigkeit sich auf deren Betrieb bezieht. Artikel 8 bestimmt ganz allgemein die Zuständigkeit f ü r Klagen, die in Versicherungssachen gegen den Versicherer erhoben werden. In erster Linie sind die Gerichte des Vertragsstaates zuständig, in dessen Hoheitsgebiet der Versicherer seinen Wohnsitz hat. Durch diese Bestimmung wird lediglich die internationale Zuständigkeit festgelegt, nämlich die „der Gerichte des Staates, in dessen Hoheitsgebiet der Versicherer seinen Wohnsitz hat". In dem in Frage kommenden Staat wird sodann das jeweils örtlich zuständige Gericht nach dem innerstaatlichen Recht bestimmt. Wird hingegen der Versicherer außerhalb des Staates verklagt, in dessen Hoheitsgebiet er seinen Wohnsitz hat, so muß die Klage vor einem bestimmten Gericht nach dem System, wie es Artikel 5 vorsieht, erhoben werden. In zweiter Linie kann der Versicherer in einem anderen Vertragsstaat als dem seines Wohnsitzes vor dem Gericht verklagt werden, in dessen Bezirk der Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz hat. Unter Versicherungsnehmer ist der Vertragspartner der Versicherungsgesellschaft zu verstehen. Sind der Versicherte oder der Begünstigte mit dem Versicherungsnehmer nicht identisch, so bleibt ihr Wohnsitz unberücksichtigt. Wie von dem Europäischen Versicherungsausschuß bemerkt wurde, hat der Versicherer als Erbringer der Leistung zum Geschäftspartner die andere Vertragspartei, d. h. den Versicherungsnehmer. Mit ihm steht er in Geschäftsverbindung, und es ist nicht mehr als recht und billig, daß er vor dem Gericht des Wohnsitzes dieses Geschäftspartners verklagt werden kann. Dagegen würde es zu weit gehen, wenn man ihn verpflichten wollte, sich in dem Gerichtsstand des Versicherten oder des Begünstigten verklagen zu lassen, deren genauen Wohnsitz er im Zeitpunkt des Entstehens des Rechtsstreites nicht zu kennen braucht. Zu berücksichtigen ist der Wohnsitz des Versicherungsnehmers zur Zeit der Klageerhebung. An dritter Stelle kann die Klage, wenn mehrere Versicherer zusammen verklagt werden, vor dem Gericht des Vertragsstaates erhoben werden, in dem einer der Beklagten seinen Wohnsitz hat. Diese Bestimmung deckt sich mit der des Artikels 6 Nr. 1, der hier infolge des autonomen Charakters des Abschnitts über Versicherungen nicht zur Anwendung kommt. (83)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Ferner kann der Versicherer in einem anderen Vertragsstaat als dem seines eigenen Wohnsitzes vor dem Gericht verklagt werden, in dessen Bezirk die Person wohnhaft ist, durch deren Vermittlung der Versicherungsvertrag abgeschlossen worden ist. Hierzu müssen jedoch zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Einmal muß der Wohnsitz dieses Vermittlers in dem Versicherungsschein oder in dem Versicherungsantrag angeführt sein, zum anderen muß das Recht des angerufenen Gerichts eine solche Zuständigkeit vorsehen. Dies ist weder in Belgien noch in Frankreich, wohl aber in Deutschland 1 ) und in Italien (Artikel 1903 Codice civile) der Fall. Einen Versicherungsantrag aufzunehmen ist in der deutschen Versicherungspraxis üblich. Da die Versicherungsgesellschaften im allgemeinen nach dem Lochkartensystem arbeiten, ist in dem Versicherungsschein der Sitz der Agentur oft nur durch eine Zahl angegeben, die auf den Versicherungsantrag verweist. Unter Versicherungsantrag im Sinne des Übereinkommens ist der endgültige Antrag zu verstehen, demein Vertragsschluß folgt. Schließlich ist unter der Person, „durch deren Vermittlung der Versicherungsvertrag abgeschlossen worden ist", sowohl der Agent zu verstehen, mit dessen Hilfe der Vertrag unmittelbar zwischen der Gesellschaft und dem Versicherungsnehmer zustande gekommen ist, als auch der Agent, der den Vertrag in eigener Person als Vertreter der Gesellschaft abgeschlossen hat. Zur Tragweite des letzten Absatzes von Artikel 8 kann auf die Erläuterung zu Artikel 7 Bezug genommen werden. Artikel 9 ermöglicht es, unbeschadet insbesondere der Anwendung des Artikels 12 Absatz 3, den Versicherer in einem anderen Staate als dem, in dem er seinen Wohnsitz hat, vor dem Gericht des Ortes zu verklagen, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist. Diese Zuständigkeit ist nur bei der Haftpflichtversicherung und der Versicherung von unbeweglichen Sachen begründet. Das gleiche gilt auch für die Versicherung von beweglichen Sachen, wenn durch den Versicherungsvertrag sowohl Haus- und Grundbesitz wie die darin enthaltene Fahrnis versichert sind. Dies trifft auch für den Fall zu, daß über die Fahrnis ein Zusatzvertrag zum Immobiliarversicherungsvertrag geschlossen worden ist. Artikel 10 sieht weiterhin bei der Haftpflichtversicherung bestimmte Sonderzuständigkeiten vor. Diese Bestimmung ist besonders bei Straßenverkehrsunfällen wichtig. Verklagt ein Geschädigter den Versicherten, so kann dieser gegen den Versicherer auf Grund des Artikels 10 Abs. 1 die Interventionsklage erheben, wenn das angerufene Gericht nach seinem innerstaatlichen Recht über eine solche Klage erkennen kann. Dies ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht der Fall.2) Es erhob sich die Frage, ob die Verbindung der beiden Klagen auch dann möglich sein soll, wenn sowohl der Versicherer als auch der Versicherte ihren Wohnsitz in dem gleichen Staate haben, der in dem angenommenen Fall nicht der Staat des angerufenen Gerichts ist. Nehmen wir als Beispiel einen in Frankreich von einem Deutschen mit Wohnsitz in Deutschland verursachten Verkehrsunfall; es wird ferner unterstellt, daß dieser Deutsche bei einer deutschen Gesellschaft versichert ist. Ist in diesem Falle die — im französischen Recht vorgesehene — Interventionsklage zulässig, obwohl der Rechtsstreit sich auf einen Versicherungsvertrag zwischen einem deutschen Versicherungsnehmer und einem deutschen Versicherer bezieht? Soll über diesen Vertrag, der deutschem Recht unterliegt, nicht eher ein deutsches Gericht befinden? Alsdann würden die vertraglichen Beziehungen zwischen dem Versicherer und dem Versicherungsnehmer außerhalb des Haftpflichtprozesses bleiben. Die Frage ist gewiß bedeutsam; der Ausschuß hielt es aber nicht für angebracht, Zuständigkeitsregeln zu erlassen, die von dem innerstaatlichen Recht der einzelnen Staaten abweichen und die noch dazu geeignet wären, den reibungslosen Ablauf des mit der Einführung der grünen Versicherungskarte verbundenen Systems zu gefährden. 3 ) Der Ausschuß hat sich aber für eine Kompromißlösung entschieden, durch welche die Tragweite des Artikels 10 Absatz 1 insofern abgeschwächt wird, als durch eine in Artikel 12 Nr. 3 eingefügte Bestimmung 1) §48 W G : „(1) H a t ein Versicherungsagent den Vertrag vermittelt oder abgeschlossen, so ist f ü r Klagen, die aus dem Versicherungsverhältnis gegen den Versicherer erhoben werden, das Gericht des Ortes zuständig, w o der Agent z. Z. der Vermittlung oder Schließung seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer gewerblichen Niederlassung seinen Wohnsitz haue. (2) Die nach Absatz 1 begründete Zuständigkeit kann durch Vereinbarung nicht ausgeschlossen werden." 2) Vgl. Protokoll, Artikel V. 3 ) Die Haftpflichtversicherung f ü r Kraftfahrzeuge ist in allen Staaten der Gemeinschaft außer Italien zwingend vorgeschrieben : Belgien, Gesetz vom 1. Juli 1956. Deutschland, Gesetz vom 7. November 1939. Frankreich, Gesetz vom 27. Februar 1958, V e r o r d n u n g vom 7. J a n u a r 1959. Luxemburg, Gesetz vom 10. Juni 1932, Durchführungsverordnungen vom 28. Oktober 1932 und 24. Dezember 1932. Niederlande, Gesetz vom 30. Mai 1963, V e r o r d n u n g vom 23. Juni 1964.

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vorgesehen wird, daß der Versicherungsnehmer und der Versicherer, die bei Vertragsabschluß ihren Wohnsitz in demselben Vertragsstaat haben, die Zuständigkeit der Gerichte dieses Staates vereinbaren können. Eine solche Vereinbarung muß jedoch nach dem Recht dieses Staates zulässig sein. Nach Artikel 10 Absatz 2 kann der Versicherer von dem Verletzten in Haftpflichtsachen auch unmittelbar 4 ) außerhalb seines Wohnsitzstaates verklagt werden, und zwar vor jedem Gericht, das nach den Artikeln 7 bis 9 für eine Klage des Versicherungsnehmers gegen den Versicherten zuständig ist. Artikel 8 Absatz 1 regelt nur die Zuständigkeit nach dem Wohnsitz des Versicherungsnehmers. Dagegen gibt es keine Bestimmung, die den Gerichtsstand des Wohnsitzes des Verletzten vorsieht. Der Satzteil „sofern eine solche unmittelbare Klage zulässig ist" ist so gefaßt worden, daß die Kollisionsnormen des angerufenen Gerichts 5 ) einbezogen sind. Nach Artikel 10 letzter Absatz kann der Versicherer in dem Verfahren, das der Geschädigte gegen ihn anhängig gemacht hat, dem Versicherungsnehmer oder dem Versicherten den Streit verkünden. Im Interesse einer geordneten Rechtspflege muß sichergestellt sein, daß die Ansprüche vor demselben Gericht erhoben werden können, damit nicht durch verschiedene Gerichte Urteile ergehen, die miteinander nicht vereinbar sind. Auch wird der Versicherer durch dieses Verfahren gegen betrügerische Machenschaften geschützt. 6 ) Artikeln betrifft Klagen des Versicherers gegen den Versicherungsnehmer, den Versicherten oder den Begünstigten. Zuständig sind allein die Gerichte des Staates, in dessen Hoheitsgebiet der Beklagte zur Zeit der Klageerhebung seinen Wohnsitz hat. Auch hier handelt es sich ebenfalls nur um die internationale Zuständigkeit; das in den einzelnen Vertragsstaaten örtlich zuständige Gericht wird durch das innerstaatliche Recht dieser Staaten bestimmt. Artikel 11 gilt nicht, wenn der Beklagte seinen Wohnsitz außerhalb eines Vertragsstaates, also außerhalb des Hoheitsgebietes der Gemeinschaft hat. In diesem Falle kommt Artikel 4 zur Anwendung. Absatz 2 entspricht den Bestimmungen des Artikels 6 Nr. 3. Artikel 12 betrifft Gerichtsstandsvereinbarungen. Die Vereinbarungen, die vor dem Entstehen der Streitigkeit geschlossen werden, sind unwirksam, wenn sie den Zuständigkeitsregeln des Übereinkommens zuwiderlaufen. Dieser Artikel hat den Zweck, den Parteien zu verbieten, daß sie das Wahlrecht, das dem Versicherungsnehmer in diesem Übereinkommen gewährt wird, einschränken, und dem Versicherer zu verbieten, Artikel 11 außer Kraft zu setzen. Es sind jedoch mehrere Ausnahmen zugelassen. Nach Entstehen der Streitigkeit, d. h. „sobald die Parteien über einen bestimmten Punkt uneins sind und ein gerichtliches Verfahren unmittelbar oder in Kürze bevorsteht" 7 ), gewinnen die Parteien ihre volle Handlungsfreiheit zurück. Zulässig sind auch bestimmte, vor Entstehen der Streitigkeiten geschlossene Gerichtsstandsvereinbarungen zugunsten des Versicherungsnehmers, des Versicherten oder des Begünstigten, durch die ihnen gestattet wird, vor anderen als den in den vorstehenden Artikeln bezeichneten Gerichten zu klagen. Schließlich sind nach Artikel 12 Nr. 3 bestimmte Gerichtsstandsvereinbarungen zulässig, allerdings nur unter sehr engen Voraussetzungen, die sich im einzelnen aus der Vorschrift selbst ergeben und die hier zu Artikel 10 erläutert sind.

Vierter Abschnitt Zuständigkeit für Abzahlungsgeschäfte Dieser Abschnitt bezieht sich auf den Verkauf von beweglichen Sachen, deren Preis in mehreren Raten entrichtet wird, und auf den mit einem Finanzierungsvertrag verbundenen Verkauf solcher Sachen (Abzahlungsgeschäfte). Die in ihm enthaltenen Regeln gleichen den einschlägigen innerstaatlichen Vorschriften einiger Vertragsstaaten. Auch ihnen liegt die Absicht zugrunde, bestimmte Personenkreise zu schützen. Ar4

) Die unmittelbare Klage ist nach belgischem, französischem und luxemburgischem Recht zulässig. N a c h deutschem und niederländischem Recht ist sie nur bei der obligatorischen Haftpflichtversicherung von Kraftfahrzeugen möglich. ) N a c h diesen Regeln wird entschieden, ob das Recht des Ortes, an dem der Schadensfall eingetreten ist, oder das Recht des Versicherungsvertrages oder aber die lex fori anzuwenden ist. ' ) /. Wautier, L'assurance automobile obligatoire, Brüssel 1947. 7 ) Braas, Précis de procédure civile, Bd. I, N r . 795. 5

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tikel 13 unterstreicht den selbständigen Charakter dieses Abschnitts. Wie Artikel 7 läßt er die Bestimmungen der Artikel 4 und 5 Nr. 5 unberührt. Artikel 14 enthält die Zuständigkeitsregeln. Bei Klagen gegen den Verkäufer oder den Darlehnsgeber kann der Käufer oder der Darlehnsnehmer den Beklagten vor den Gerichten des Staates, in dessen Hoheitsgebiet der Beklagte seinen Wohnsitz hat, oder aber vor den Gerichten des Staates verklagen, in dem er selbst seinen Wohnsitz hat. Klagen des Verkäufers oder des Darlehnsgebers können in der Regel nur vor dem Gericht erhoben werden, in dessen Bezirk der Käufer oder der Darlehnsnehmer seinen Wohnsitz zur Zeit der Klageerhebung hat. Absatz 3 über die Widerklagen entspricht dem Artikel 6 Nr. 3. Artikel 15 regelt die Fragen der Zuständigkeitsvereinbarung. Er enthält in Nummer 3 eine dem Artikel 12 Nr. 3 inhaltlich entsprechende, aber auf anderen Gründen beruhende Bestimmung. Es ist schwierig, die Zuständigkeit für Klagen des Verkäufers oder des Darlehnsgebers in den Fällen zu regeln, in denen der Käufer oder der Darlehnsnehmer seinen Wohnsitz nach Vertragsschluß in das Ausland verlegt. Der Schutz dieser Personen verlangt an sich, daß sie nur vor den Gerichten des Staates verklagt werden dürfen, in dem sie ihren neuen Wohnsitz errichtet haben. Für den Fall, daß Käufer und Verkäufer oder Darlehnsnehmer und Darlehnsgeber bei Vertragsschluß ihren Wohnsitz oder wenigstens ihren gewöhnlichen Aufenthalt in demselben Staat haben, hat der Ausschuß es dennoch aus Billigkeitsgründen zugelassen, daß die Parteien für alle sich aus dem Vertrag ergebenden Rechtsstreitigkeiten die Zuständigkeit der Gerichte dieses Staates vereinbaren können, sofern das Recht dieses Staates eine solche Vereinbarung nicht untersagt. Das Merkmal des gewöhnlichen Aufenthaltes läßt Zuständigkeitsvereinbarungen selbst dann zu, wenn der Käufer oder der Darlehnsnehmer seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat als dem seines Aufenthaltes beibehalten hat. Daraus ergibt sich zum Beispiel, daß der Verkäufer oder der Darlehnsgeber den Käufer oder Darlehnsnehmer nicht im Ausland vor den Gerichten seines Wohnsitzstaates zu verklagen braucht, wenn dieser Beklagte zur Zeit der Klageerhebung seinen Aufenthalt nach wie vor in dem Hoheitsgebiet des Staates hat, in dem der Vertrag geschlossen worden ist.

Fünfter Abschnitt Ausschließliche Zuständigkeiten Artikel 16 Dieser Artikel stellt einen Katalog ausschließlicher Zuständigkeiten auf, die in dem Rechtsverkehr der sechs Staaten gelten. Grundsätzlich begründen die in Artikel 16 aufgezählten Streitsachen einen ausschließlichen Gerichtsstand nur dann, wenn das Gericht über sie als Hauptsache zu entscheiden hat. Von den Zuständigkeitsvorschriften des Artikels 16 kann weder durch eine Vereinbarung über den Gerichtsstand noch stillschweigend (Art. 17 und 18) zugunsten der Gerichte eines anderen Vertragsstaates abgewichen werden. Ist das Gericht eines Vertragsstaates wegen einer Streitigkeit angerufen, für die das Gericht eines anderen Vertragsstaates ausschließlich zuständig ist, so hat es sich von Amts wegen für unzuständig zu erklären (Art. 19). Bei Nichtbeachtung dieser Vorschriften wird die Anerkennung und Vollstrekkung versagt (Art. 28 und 34). Diese Vorschriften, die von dem Streitgegenstand ausgehen, gelten unabhängig von dem Wohnsitz und der Staatsangehörigkeit der Parteien. Angesichts der Gründe, die zu der Festlegung der ausschließlichen Zuständigkeiten geführt haben, mußte ihnen eine so allgemeine Tragweite gegeben werden, daß sie auch für Beklagte mit dem Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft gelten. So kann beispielsweise ein belgisches Gericht nicht auf Grund des Artikels 53 des Gesetzes von 1876 oder des Artikels 637 des Entwurfs einer Gerichtsordnung, die bei Klagen gegen Ausländer den Gerichtsstand des Klägers vorsehen, in einem Rechtsstreit zwischen einem Belgier und einer Person, die ihren Wohnsitz z. B. in Argentinien hat, entscheiden, wenn den Gegenstand eine in Deutschland belegene, unbewegliche Sache bildet. In diesem Falle sind allein die deutschen Gerichte zuständig. Unbewegliche Sachen Nach Artikel 16 Nr. 1 sind allein die Gerichte des Vertragsstaates, in dem die unbewegliche Sache belegen ist, für Klagen zuständig, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen sowie die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben. Rolf A. Schütze

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Die Bedeutung der Fragen des Grundbesitzes ist bereits von den Verfassern des Vertrages von Rom anerkannt worden, wie aus Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe e) E W G V hervorgeht, wonach der Rat und die Kommission „den Erwerb und die Nutzung von Grundbesitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaates durch Angehörige eines anderen Mitgliedstaates ermöglichen, soweit hierdurch die Grundsätze des Artikels 39 Absatz 2 nicht beeinträchtigt w e r d e n " (Artikel 39 Absatz 2 betrifft die Agrarpolitik). Die Probleme, vor die sich der Ausschuß hier gestellt sah, betreffen im übrigen nicht die Anerkennung und die Vollstreckung von Entscheidungen, da diese Fragen bereits in den zwischen Vertragsstaaten geschlossenen Abkommen geregelt sind, die alle f ü r Zivil- und Handelssachen gelten, ohne daß die Grundstückssachen ausgenommen sind. Sie betreffen vielmehr die Festlegung der Zuständigkeitsregeln. Einschlägige Zuständigkeitsnormen finden sich in dem innerstaatlichen Recht aller EWG-Mitgliedstaaten. 1 ) Sie wurden gemeinhin in die zweiseitigen Abkommen übernommen, gleichgültig, ob diese direkte 2 ) oder indirekte 3 ) Zuständigkeitsregeln enthalten. Die in dem Ubereinkommen vorgesehene Regelung weicht von diesen zweiseitigen Abkommen jedoch insofern ab, als sie ausschließliche Zuständigkeitsnormen vorsieht. In diesem Punkte entspricht das Übereinkommen dem deutsch-französischen Vertrag zur Regelung der Saarfrage, der in Artikel 49 bestimmt, daß „ f ü r alle Klagen, die den Besitz, das Eigentum oder dingliche Rechte an einer unbeweglichen Sache betreffen, die Gerichte des Landes ausschließlich zuständig sind, in dem sich die Sache befindet". Ebenso wie dieser Vertrag begründet auch das Übereinkommen eine ausschließliche Zuständigkeit lediglich mit Bezug auf internationale Beziehungen; die in den einzelnen Vertragsstaaten geltenden innerstaatlichen Zuständigkeitsvorschriften bleiben daher unberührt. Das Übereinkommen stellt mit anderen Worten f ü r die Gerichte der Vertragsstaaten ein Verbot auf, sich f ü r Streitigkeiten über eine in einem anderen Vertragsstaat belegene unbewegliche Sache f ü r zuständig zu erklären; dagegen verbietet es nicht, daß in dem Staat, in dem die unbewegliche Sache belegen ist, ein anderes Gericht als das des Ortes mit der Sache befaßt wird, an dem die unbewegliche Sache belegen ist, sofern die Zuständigkeit dieses Gerichts nach dem Recht dieses Staates gegeben ist. Der Ausschuß hat sich bei der Begründung dieser ausschließlichen Zuständigkeit von mehreren Erwägungen leiten lassen. In der Bundesrepublik Deutschland und in Italien ist das Gericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk die unbewegliche Sache belegen ist; diese Zuständigkeit gilt als Bestandteil des ordre public. Enthielte das Übereinkommen keine Vorschriften über die ausschließliche Zuständigkeit, so könnte der Fall eintreten, daß Urteile, die in anderen Staaten durch Gerichte erlassen werden, deren Zuständigkeit nach anderen Vorschriften des Übereinkommens begründet ist (Gerichtsstand des Wohnsitzes des Beklagten, vereinbarter Gerichtsstand), in Deutschland oder in Italien weder anerkannt noch vollstreckt werden könnten. Ein solches Ergebnis stünde im Widerspruch zur „Freizügigkeit der Urteile". Der Ausschuß war um so eher geneigt, die in der Bundesrepublik Deutschland und in Italien geltenden Zuständigkeitsnormen auf den zwischenstaatlichen Rechtsverkehr auszudehnen, als seiner Ansicht nach eine solche Erweiterung den Erfordernissen einer geordneten Rechtspflege entspricht. Diese Art von Rechtsstreitigkeiten macht häufig Nachprüfungen, Untersuchungen und Sachverständigengutachten an O r t und Stelle erforderlich. Auch ist zur Regelung dieser Fälle nicht selten auf Gebräuche zurückzugreifen, mit denen im allgemeinen nur die Gerichte des Ortes, in dem die unbewegliche Sache belegen ist, und auch noch die Gerichte des betreffenden Vertragsstaates vertraut sind. Schließlich berücksichtigt das System des Übereinkommens die Notwendigkeit, daß die Eintragungen in Grundbücher oder Register vorgenommen werden müssen, die an dem Ort eingerichtet sind, wo das Grundstück belegen ist. Die von dem Ausschuß vorgeschlagene Fassung gilt nicht nur f ü r alle Verfahren, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben, sondern auch f ü r Streitigkeiten aus Miete und Pacht von unbeweglichen Sachen. Hierunter fallen sowohl die Miete von Wohnräumen und Räumen zu beruflichen Zwecken als auch gewerbliche und landwirtschaftliche Miet- und Pachtverträge. Wenn der Ausschuß f ü r Grundstückspacht und Mietverträge die Zuständigkeit der Gerichte des Belegenheitsstaates vorgesehen

') Belgien: Artikel 8 Gesetz vom 25. M ä r z 1876 in der Fassung des Kgl. Erl. vom 3. J a n u a r 1935; Artikel 52 Gesetz von 1876 — Bundesrepublik Deutschland: § 24 Z P O — Frankreich: Artikel 59 Absatz 5 französische Z P O — Italien: Artikel 4 und 21 italienische Z P O — Luxemburg: Artikel 59 Absatz 3 und 4 luxemburgische Z P O — Niederlande: Artikel 126 Ziffer 8 niederländische Z P O . 2 ) Niederländisch-belgisches Abkommen (Artikel 10). 3 ) Deutsch-belgisches (Artikel 10), französisch-italienisches (Artikel 16), italienisch-niederländisches (Artikel 2 Absatz 6), deutsch-italienisches (Artikel 2 Absatz 7), belgisch-italienisches (Artikel 2 Absatz 8), deutsch-niederländisches Abkommen (Artikel 4 N r . 1 Buchstabe f). (87)

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hat, so ist er davon ausgegangen, daß auch die Regelung von Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern sowie von Pächtern und Verpächtern einbezogen ist, die das Bestehen oder die Auslegung von Mietund Pachtverträgen, die Behebung von Mietschäden, Räumungsklagen usw. zum Gegenstand haben. Nach Ansicht des Ausschusses gilt die Regel jedoch nicht f ü r reine Miet- oder Pachtzahlungsklagen, da diese Klagen von der vermieteten oder verpachteten unbeweglichen Sache als losgelöst gelten können. Diese Lösung ist darauf zurückzuführen, daß Miet- und Pachtverhältnisse meist gesetzlichen Sonderregelungen unterliegen, so daß es sich empfiehlt, mit der Anwendung dieser meist sehr komplizierten Bestimmungen ausschließlich die Gerichte des Landes zu betrauen, in dem sie gelten. Zudem sind in mehreren Staaten f ü r diese Art von Prozessen ausschließliche Zuständigkeiten, zumeist zugunsten besonderer Gerichtsbarkeiten begründet. Gesellschaften Artikel 16 Nr. 2 begründet f ü r Gesellschaften und juristische Personen die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte des Staates, in dem eine Gesellschaft oder eine juristische Person ihren Sitz hat, wenn sich die Hauptklage auf die Gültigkeit, die Nichtigkeit oder die Auflösung der Gesellschaft oder juristischen Person oder der Beschlüsse ihrer Organe bezieht. Zur W a h r u n g der Rechtssicherheit muß vermieden werden, daß über das Bestehen von Gesellschaften oder die Gültigkeit der Beschlüsse ihrer Organe sich widersprechende Entscheidungen ergeben können. Aus diesem Grunde dürfte sich die Lokalisierung der Verfahren bei den Gerichten desjenigen Staates empfehlen, in dessen Hoheitsgebiet die Gesellschaft ihren Sitz hat. In diesem Staate werden auch die Förmlichkeiten der Publizität f ü r die Gesellschaft erfüllt. Auch führt diese Lösung in den meisten Fällen zur Anwendung der herkömmlichen Regel „actor sequitur forum rei". Derartige Gerichtsstände sind insbesondere im deutschen und bei Vereinen ohne Gewinnzweck im luxemburgischen Recht bekannt. Öffentliche

Register

Artikel 16 Nr. 3 bestimmt, daß f ü r Klagen über die Gültigkeit und Wirkungen von Eintragungen in öffentliche Register allein die des Vertragsstaates zuständig sind, in dessen Hoheitsgebiet die Register geführt werden. Diese Vorschrift bedarf keiner weiteren Erläuterung. Sie entspricht Bestimmungen, die sich in dem innerstaatlichen Recht der meisten Vertragsstaaten finden; sie betrifft vorwiegend die Eintragung in Grundoder Hypothekenbücher, in Handelsregister usw. Patente Artikel 16 Nr. 4 regelt die Zuständigkeit f ü r Klagen, welche die Eintragung oder die Gültigkeit von Patenten, Warenzeichen, Mustern und Modellen sowie ähnlicher Rechte, die einer Hinterlegung oder Eintragung bedürfen, zum Gegenstand haben. Innerhalb der E W G ist der Entwurf eines Ubereinkommens über ein Europäisches Patentrecht ausgearbeitet worden. Dieser Entwurf enthält Bestimmungen über die gerichtliche Zuständigkeit im Zusammenhang mit dem Europäischen Patent, er bezieht sich aber nicht auf nationale Patente, die somit in den Anwendungsbereich des vorliegenden Übereinkommens fallen. D a die Erteilung von Patenten Ausfluß der nationalen Souveränität ist, sieht das vorliegende Übereinkommen in Artikel 16 Nr. 3 f ü r Streitigkeiten über die Eintragung oder die Gültigkeit von Patenten eine ausschließliche Zuständigkeit vor. Für alle übrigen Klagen, einschließlich der Patentverletzungsklagen, gelten die allgemeinen Bestimmungen des Übereinkommens. Die W e n d u n g „ . . . die Hinterlegung oder Registrierung beantragt oder vorgenommen worden ist" trägt jenen innerstaatlichen Rechten Rechnung, die wie das deutsche Recht die Eintragung eines Patents von dem Ergebnis einer P r ü f u n g abhängig machen. Daraus ergibt sich zum Beispiel die ausschließliche Zuständigkeit deutscher Gerichte f ü r den Fall, daß während der P r ü f u n g eines bei den zuständigen Behörden eingegangenen Antrages auf Patenterteilung eine Streitigkeit über das Recht auf Erteilung des Patents entsteht. Der Satzteil „auf Grund eines zwischenstaatlichen Übereinkommens als vorgenommen gilt" bezieht sich auf das Madrider Abkommen vom 14. April 1891 betreffend die internationale Registrierung von Fabrik- und Handelsmarken, revidiert in Brüssel am 14. Dezember 1900, in Washington am 2. Juni 1911, in Den H a a g am 6. November 1925 und in London am 2. Juni 1934. Desgleichen wird auf die Haager Abmachung vom 6. November 1925 in der Londoner Fassung vom 2. Juni 1934 über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster oder Modelle Bezug genommen. Nach dem System dieser Verträge hat die durch Vermittlung des Ursprungsstaates bei dem Internationalen Büro in Bern vorgenommene Hinterlegung in den übriRolf A. Schütze

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gen Vertragsstaaten die gleiche Wirkung, wie wenn die betreffenden Marken, Muster und Modelle dort unmittelbar hinterlegt worden wären. Demnach sind im Falle einer auf Antrag deutscher Behörden bei dem Internationalen Büro vorgenommenen Hinterlegung allein die französischen Gerichte für Streitigkeiten zuständig, die sich zum Beispiel auf die Frage beziehen, ob die Marke als in Frankreich hinterlegt zu gelten hat. Zwangsvollstreckung

aus Entscheidungen

Artikel 16 Nr. 5 schreibt für Verfahren, welche die Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen zum Gegenstand haben, die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte des Vertragsstaates vor, in dessen Hoheitsgebiet die Zwangsvollstreckung durchgeführt werden soll oder durchgeführt worden ist. Was ist unter „Verfahren, die die Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen zum Gegenstand haben" zu verstehen? Darunter fallen Verfahren, die sich aus der „Inanspruchnahme von Zwangsmitteln, insbesondere bei der Herausgabe oder Pfändung von beweglichen oder unbeweglichen Sachen im Hinblick auf die Vollstrekkung von Entscheidungen oder Urkunden" 4 ) ergeben. Streitigkeiten, die sich bei diesen Verfahren ergeben, fallen unter die ausschließliche Zuständigkeit des Gerichtes des Vollstreckungsortes. Entsprechende Bestimmungen sind in dem innerstaatlichen Recht mehrerer Mitgliedstaaten enthalten. 5 )

Sechster Abschnitt Vereinbarung über die Zuständigkeit Dieser Abschnitt besteht aus Artikel 17, der die vertragliche, und aus Artikel 18, der die stillschweigende Zuständigkeitsvereinbarung regelt. Artikel 17 Die sich aus Vereinbarungen über den Gerichtsstand ergebende Zuständigkeit wird in allen von Mitgliedstaaten der Gemeinschaft bisher abgeschlossenen Abkommen berücksichtigt, gleichgültig, ob sie direkte oder indirekte Zuständigkeitsregeln enthalten: französisch-belgisches Abkommen (Artikel 3); belgisch-niederländisches Abkommen (Artikel 5); Benelux-Vertrag (Artikel 5); französisch-italienisches Abkommen (Artikel 12); deutsch-italienisches Abkommen (Artikel 2 Nr. 2); italienisch-niederländisches Abkommen (Artikel 2 Nr. 2); italienisch-belgisches Abkommen (Artikel 2 Absatz 1 Nr. 2); deutsch-belgisches Abkommen (Artikel 3 Nr. 2); deutsch-niederländisches Abkommen (Artikel 4 Absatz 1 Buchstabe b). Diese Zuständigkeit ist auch Gegenstand internationaler Übereinkommen, nämlich des Haager Übereinkommens vom 15. April 1958 über Gerichtsstandsvereinbarungen beim Verkauf beweglicher Sachen im Ausland und des Haager Übereinkommens vom 25. November 1965 über Gerichtsstandsvereinbarungen. 1 ) Es erübrigt sich wohl, die Bedeutung dieses Gerichtsstandes namentlich im Bereich der internationalen Handelsbeziehungen noch besonders hervorzuheben. Über die grundsätzliche Frage der Aufnahme dieser Zuständigkeit in das Übereinkommen war sich der Ausschuß daher sehr rasch einig; dagegen hatte er sich eingehend damit auseinanderzusetzen, wie Artikel 17 im einzelnen auszugestalten sei. Wie schon die Verfasser des deutsch-belgischen Abkommens, dessen Begleitbericht hier zweckmäßigerweise angeführt werden soll, ließ sich auch der Ausschuß in erster Linie von dem Bestreben leiten, „einerseits den Handelsbräuchen Rechnung zu tragen, andererseits aber solchen Gerichtsstandsklauseln die Wirkung zu nehmen, die unbemerkt in das Vertragsverhältnis eingeführt werden könnten. Deshalb werden Gerichtsstandsklauseln nur berücksichtigt, wenn sie vereinbart sind, d. h. zwischen den Parteien muß das Ein-

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) Braus, Précis de procédure civile, Bd. I, N r . 808. ) Vgl. Lerebours-Pigeonnière, Droit international privé, 7. Auflage, besorgt von Loussouarn, N r . 411 : „Für Maßnahmen im Hinblick auf eine in Frankreich d u r c h z u f ü h r e n d e Vollstreckung (Sicherungsbeschlagnahme, Ausübung des Vermieterpfandrechts, V o r p f ä n d u n g , Antrag auf Vollstreckbarerklärung eines ausländischen Urteils) und f ü r die Vollstreckungsmaßnahmen, Immobiliarpfändungen, Fahrnispfändungen, Urteile über die Gültigkeit von Pfändungen usw. sind ausschließlich die französischen Gerichte zuständig." ') Am 1. September 1966 war noch keines dieser beiden Übereinkommen in Kraft. 5

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Verständnis hergestellt sein. Deshalb sind Klauseln, die auf Vordrucken für Geschäftskorrespondenz oder auf Fakturen enthalten sind, ohne Bedeutung, wenn sie von der Partei, der sie entgegengehalten werden, nicht angenommen worden sind". Der Ausschuß war ferner der Ansicht, daß im Interesse der Rechtssicherheit die Form der Gerichtsstandsvereinbarung ausdrücklich vorgeschrieben werden muß, ohne dabei jedoch „in einen mit der kaufmännischen Praxis unvereinbaren überspitzten Formalismus zu verfallen". 2 ) In diesem Sinne ähnelt die vorliegende Fassung der des deutsch-belgischen Abkommens, die sich ihrerseits auf die Regeln des Haager Ubereinkommens vom 15. April 1958 insofern stützt, als die Zuständigkeitsvereinbarung nur gilt, wenn sie schriftlich getroffen ist oder wenn wenigstens eine der Parteien eine mündliche Abmachung schriftlich bestätigt hat. 3 ) Da Gerichtsstandsvereinbarungen eine echte Willensübereinstimmung zwischen den Parteien voraussetzen, kann der Richter aus einem Schriftstück, das von der sich darauf berufenden Partei stammt, allein nicht unbedingt schließen, daß eine mündliche Vereinbarung zustande gekommen ist. Die besonderen Verhältnisse, die in dem Großherzogtum Luxemburg gegeben sind, rechtfertigen eine zusätzliche Einschränkung, die Gegenstand von Artikel I Absatz 2 des Protokolls ist. Die Frage der rechtlichen Bedeutung der Schriftform wurde von dem Ausschuß offengelassen. In einigen Ländern wird ein Schriftstück lediglich zu Beweiszwecken gefordert; in anderen hingegen ist es für die Gültigkeit der Vereinbarung unerläßlich. Ebenso wie im belgisch-niederländischen und im französisch-belgischen Abkommen, im Benelux-Vertrag und in dem Haager Ubereinkommen, wird auch in Artikel 17 Absatz 1 die ausschließliche Zuständigkeit des von den Parteien bestimmten Gerichtes festgelegt. Diese Lösung ist unerläßlich, wenn man vermeiden will, daß verschiedene Gerichte ordnungsgemäß befaßt werden und sich widersprechende oder mehr oder minder voneinander abweichende Urteile fällen. Um den praktischen Gegebenheiten zu entsprechen, sieht Artikel 17 Abs. 1 die Bestimmung „eines Gerichts oder der Gerichte eines Vertragsstaates" vor; er entspricht auch insoweit dem Haager Übereinkommen von 1958. In seinem Bericht über dieses Ubereinkommen weist Professor Batiffol darauf hin, daß die Klausel über die Zuständigkeit der Gerichte eines Vertragsstaates „rechtsunwirksam sein kann, wenn der Sachverhalt, auf den sich der Vertrag bezieht, keinerlei Beziehung zu dem Staate, dessen Gerichte bezeichnet sind, aufweist und so das Recht dieses Staates keine Handhabe bietet, das mit der Sache zu befassende Gericht zu bestimmen". 4 ) Wie aber Professor Batiffol weiter bemerkt, ist es Sache der Parteien, hier rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Die Vereinbarung gilt nur, wenn mindestens eine der Parteien ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates hat. Sie ist grundsätzlich nicht anwendbar, wenn die Parteien die Zuständigkeit eines Gerichts ihres gemeinsamen Wohnsitzstaates vereinbart haben, da das Übereinkommen nach dem in der Präambel festgelegten Grundsatz nur die Zuständigkeit bei internationalen Beziehungen bestimmt (vgl. Erläuterungen in Kapitel III Abschnitt I, Angelegenheiten mit internationalem Einschlag). Artikel 17 gilt folglich bei Gerichtsstandsvereinbarungen zwischen einer in einem Vertragsstaat wohnhaften und einer in einem anderen Vertragsstaat wohnhaften Person, desgleichen bei Vereinbarungen zwischen einer in einem Vertragsstaat und einer außerhalb der Gemeinschaft wohnhaften Person, sofern die Zuständigkeit eines Gerichts eines Vertragsstaates vereinbart worden ist. Er ist ebenfalls anzuwenden, wenn zwei Personen, die ihren Wohnsitz in demselben Vertragsstaat haben, die Zuständigkeit des Gerichts eines anderen Vertragsstaates vereinbaren. Nach Artikel 17 Absatz 2 sind Gerichtsstandsvereinbarungen unwirksam, wenn sie den Vorschriften der Artikel 12 (Versicherungssachen) oder 15 (Abzahlungsgeschäfte) zuwiderlaufen oder wenn durch sie die Zuständigkeit von Gerichten abbedungen wird, die nach Artikel 16 ausschließlich zuständig sind. Durch das System des Übereinkommens wird vermieden, daß die Anerkennung und Vollstreckung auf Grund der Artikel 28 und 34 versagt werden kann. Gleichzeitig wird dadurch die bereits mehrfach erwähnte Freizügigkeit der Gerichtsurteile gefördert. Ist die Zuständigkeitsvereinbarung nur zugunsten einer der Parteien getroffen, so bleibt es dieser nach Artikel 17 Absatz 3 unbenommen, jedes andere auf Grund dieses Übereinkommens zuständige Gericht anzurufen. 5 ) 2

) Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht, Akten der Achten Tagung, Bericht Fredericq über die Arbeiten des Zweiten Ausschusses, S. 303. ) H a a g e r Konferenz f ü r Internationales Privatrecht, Schlußakte der Zehnten Tagung, Übereinkommen über Gerichtsstandsvereinbarungen, Artikel 4. 4 ) H a a g e r Konferenz f ü r I. P. R., Akten der Achten Tagung, S. 305. 5 ) Im gleichen Sinne: französisch-belgisches Abkommen, Artikel 3; französisch-italienisches Abkommen, Artikel 2; belgisch-niederländisches Abkommen, Artikel 5; Benelux-Vertrag, Artikel 5. 3

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Es bedarf keines Hinweises darauf, daß Zuständigkeitsvereinbarungen die sachliche und funktionelle Zuständigkeit nicht ändern können. Artikel 18 Artikel 18 regelt die stillschweigende Zuständigkeitsvereinbarung. Wird ein Beklagter, der seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaates verklagt, das nach dem Übereinkommen nicht zuständig ist, so können zwei Fälle eintreten: Entweder erhebt der Beklagte auf Grund des Übereinkommens die Einrede der Unzuständigkeit, worauf sich das Gericht für unzuständig erklären muß, oder er macht die Unzuständigkeit nicht geltend. In diesem letzten Falle kann das Gericht über die Sache entscheiden. Einerseits kann sich also ein Beklagter anders als nach einem auf indirekter Zuständigkeit beruhenden Übereinkommen vor dem mit dem Rechtsstreit befaßten Gericht auf das vorliegende Übereinkommen berufen und dessen Bestimmungen geltend machen, um die Einrede der Unzuständigkeit zu erheben. Die Frage, bis zu welchem Zeitpunkt der Beklagte die Einrede erheben kann und wie der Begriff der Einlassung auszulegen ist, bestimmt sich nach dem innerstaatlichen Verfahrensrecht des Staates, dessen Gericht mit dem Rechtsstreit befaßt ist. Andererseits wird dadurch, daß dem Gericht für den Fall, daß der Beklagte die Zuständigkeit nicht bestreitet, die Befugnis eingeräumt wird, den Rechtsstreit zu entscheiden, der Anwendungsbereich des Titels II des Übereinkommens erweitert und jede Unsicherheit behoben. Diese Regelung führt dazu, daß in einem Falle, in dem ein Beklagter, der seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, in einem anderen Vertragsstaat auf Grund einer Vorschrift über eine exorbitante Zuständigkeit und im Widerspruch zu Artikel 3 Absatz 2 vor dieses Gericht geladen ist — z. B. in Frankreich nach Artikel 14 des Code civil —, das Gericht über den Rechtsstreit entscheiden kann, wenn seine Zuständigkeit nicht bestritten wird. Der einzige Fall, in dem das Gericht sich für unzuständig erklären muß und in dem die stillschweigende Prorogation nicht zulässig ist, tritt nur dann ein, wenn in einem anderen Staate eine ausschließliche Zuständigkeit nach Artikel 16 gegeben ist. Siebenter Abschnitt Prüfung der Zuständigkeit und der Zulässigkeit des Verfahrens Wie bereits erwähnt (vgl. oben Seite 57 = (60)), muß das Gericht von Amts wegen seine Zuständigkeit prüfen. Gemäß Artikel 19 muß das wegen einer Streitigkeit angerufene Gericht eines Vertragsstaates sich stets von Amts wegen für unzuständig erklären, wenn für diese Streitigkeit nach Artikel 16 das Gericht eines anderen Vertragsstaates ausschließlich zuständig ist. Diese Regel findet ihre Begründung darin, daß die ausschließlichen Zuständigkeiten zum ordre public gehören und der Parteiautonomie entzogen sind. Sie entspricht übrigens dem Artikel 171 der französischen Zivilprozeßordnung, nach dem die örtliche Zuständigkeit von Amts wegen zu prüfen ist, wenn die Parteien über ihre Rechte keinen Vergleich abschließen können. 1 ) Die Bedeutung dieses Artikels liegt vor allem darin, daß er im Hinblick auf die Beachtung der gemeinsamen Zuständigkeitsvorschriften dem angerufenen Gericht weitgehende Befugnisse einräumt, weil es seine Zuständigkeit von Amts wegen zu prüfen hat. Aus den Worten „wegen einer Streitigkeit angerufen" ergibt sich, daß dieses Gericht sich nicht von Amts wegen für unzuständig erklären darf, wenn ein Streitpunkt, der zur ausschließlichen Zuständigkeit eines anderen Gerichts gehört, lediglich als Vorfrage aufgeworfen wird. Artikel 20 Dieser Artikel ist eine der wichtigsten Bestimmungen des Übereinkommens. Er behandelt den Fall, daß der Beklagte sich auf das Verfahren nicht einläßt; für einen solchen Fall schreibt er vor, daß das Gericht von Amts wegen zu prüfen hat, ob es im Sinne des Übereinkommens zuständig ist; verneint es seine Zuständigkeit, so hat es sich für unzuständig zu erklären. Es versteht sich von selbst, daß das Gericht hierzu auch dann verpflichtet ist, wenn keine ausschließliche Zuständigkeit begründet ist. Das Nichteiniassen des Beklagten kommt einer stillschweigenden Zuständigkeitsvereinbarung nicht gleich. Es genügt nicht, daß der Richter die Behauptungen des Klägers über die Zuständigkeit als richtig unterstellt; er muß von dem Kläger den Beweis dafür verlangen, daß die internationale Zuständigkeit begründet ist.2) ' ) D a s gleiche gilt in d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d , vgl. Rosenberg, ) Bülow, a. a. O .

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a. a. O . , § 3 8 , 1 , 3.

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Durch diese Bestimmung soll sichergestellt werden, daß die Entscheidung bei Säumnis des Beklagten durch einen zuständigen Richter ergeht und der Beklagte ein Höchstmaß an Rechtsschutz in dem Verfahren vor dem erkennenden Gericht genießt. Die Vorschrift lehnt sich an Artikel 37 Abs. 2 der italienischen Zivilprozeßordnung an, nach dem das Gericht bei Säumnis des Beklagten — sofern dieser Ausländer ist — seine Zuständigkeit von Amts wegen zu prüfen hat. Artikel 20 Abs. 2 dient weiterhin dem Schutze der Rechte des Beklagten, indem er der Bedeutung der Zustellung gerichtlicher Urkunden im internationalen Rechtsverkehr Rechnung trägt. Die Zustellung gerichtlicher Urkunden im Ausland ist zwar in den Mitgliedstaaten unterschiedlich geregelt, sie läßt sich aber letztlich auf zwei Hauptsysteme zurückführen. Das deutsche System erfordert die Mitwirkung der Behörden des Aufenthaltsortes des Adressaten der Urkunde, dem sie eine Ausfertigung der Urkunde auszuhändigen haben. Ein deutsches Gericht kann ein Versäumnisurteil grundsätzlich nur dann fällen, wenn durch Vorlage einer öffentlichen Urkunde nachgewiesen ist, daß die zuzustellende Urkunde dem Empfänger tatsächlich ausgehändigt worden ist. 3 ) 4 ) Diesem System stehen die in Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden 5 ) geltenden Regelungen gegenüber, die sich alle durch den Willen kennzeichnen, „bei Gerichtsurkunden, deren Adressat sich im Ausland aufhält, die mit ihnen zusammenhängenden Formalitäten in dem Hoheitsgebiet des Staates des Gerichtsstandes zu lokalisieren". 6 ) Nach dem Recht dieser Staaten ist die im Inland bewirkte Zustellung wirksam geworden; sie setzt die Fristen in Lauf, ohne daß es einer Feststellung bedarf, ob das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück dem Adressaten im Ausland auch tatsächlich zugestellt worden ist. Unter diesen Umständen ist es nicht ausgeschlossen, daß in einzelnen Fällen ein Versäumnisurteil gegen einen Beklagten ergeht, ohne daß er von der gegen ihn erhobenen Klage Kenntnis erhalten hat. Das Haager Übereinkommen über den Zivilprozeß vom l . M ä r z 1954, dem die sechs Mitgliedstaaten beigetreten sind, beseitigt die mit diesen innerstaatlichen Regelungen verbundenen Nachteile nicht. Der Ausschuß war deshalb bemüht, die sich aus einer verspäteten Zustellung ergebenden Fragen zu lösen, weil das Übereinkommen in erster Linie bezweckt, die Freizügigkeit der Urteile so weit wie möglich zu fördern. Die Suche nach einer Lösung wurde dadurch erleichtert, daß die Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht auf ihrer Zehnten T a g u n g das Übereinkommen über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Urkunden im Ausland verabschiedet hat, das am 15. November 1965 zur Zeichnung aufgelegt worden ist. Aus diesem Grunde hat die in Artikel 20 Absatz 2 vorgesehene Regelung lediglich vorübergehende Bedeutung. Artikel 20 gibt Artikel 15 des Haager Übereinkommens wieder, der im übrigen seinerseits auf Artikel 20 zurückgeht, weil die Arbeiten des Ausschusses der von der Haager Konferenz eingesetzten Sonderkommission als Beratungsgrundlage dienten; die Sonderkommission hatte einen Vorentwurf ausgearbeitet, der schließlich der Zehnten Tagung der Konferenz zur Beratung unterbreitet wurde. Artikel 20 Abs. 2 sieht folgende Regelung vor: Wird ein Beklagter, der seinen Wohnsitz in einem Vertragsstaat hat, vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaates verklagt und läßt er sich nicht auf das Verfahren ein, so hat das Gericht die Entscheidung so lange auszusetzen, bis festgestellt ist, daß es dem Beklagten möglich war, das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück so rechtzeitig zu empfangen, daß er sich verteidigen konnte oder daß alle hierzu erforderlichen Maßnahmen getroffen worden sind. Diese Bestimmung stützt sich auf den alten Artikel 8 des niederländischen Gesetzes vom 12. Juni 1909, Stb.Nr. 141.7) Artikel 20 Abs. 2 geht einerseits davon aus, daß die Ladung der säumigen Partei in Person oder an ihrem Wohnsitz zugegangen ist, und ferner, daß dies so rechtzeitig geschehen ist, daß der Beklagte sich verteidigen 3

) Rigaux, La signification des actes judiciaires à l'étranger, Revue critique de droit international privé, 1963, S. 448 ff. ) Vgl. § 335 Absatz 1 N r . 2 und § 202 Z P O . 5 ) Belgien: Artikel 69 a belgische Z P O und Urteil Kass., 4. März 1954, Revue des Huissiers de Belgique, Mai—Juni 1954, S. 15. Frankreich: Artikel 69 Absatz 10 französische Z P O in der Auslegung des französischen Kassationshofs, vgl. Revue crit. de d. i. p., N r . 1., J a n u a r — M ä r z 1961, S. 174 ff. Italien: Artikel 142 und 143 italienische Z P O . Luxemburg: Gesetzesverordnung vom 1. April 1814. Niederlande: Artikel 4 Ziffer 8 niederländische Z P O . 6 ) Rigaux, a. a. O., S. 454. 7 ) Der Artikel hat folgenden Wortlaut: „Läßt sich der Beklagte auf den Rechtsstreit nicht ein, so kann das Gericht ein Versäumnisurteil nicht erlassen, wenn der Kläger nicht nachweist, daß der Beklagte die Ladung empfangen hat. Der Kläger kann einen neuen Verhandlungstermin beantragen." 4

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konnte. Dagegen ist nicht erforderlich, daß der Beklagte von der Ladung auch tatsächlich rechtzeitig Kenntnis erhalten hat. D e r Beklagte hat eine durch eigene Fahrlässigkeit oder die Nachlässigkeit seiner Verwandten oder Angestellten verursachte V e r z ö g e r u n g zu vertreten. Entscheidend ist mithin der Zeitpunkt, in dem die Ladung dem Beklagten ordnungsmäßig zugegangen ist; auf den Zeitpunkt, in dem er von der Ladung tatsächlich Kenntnis erlangt hat, k o m m t es nicht an. O b der Z u g a n g „rechtzeitig" w a r , ist eine T a t f r a g e , die der mit der Sache befaßte Richter nach seinem Ermessen zu beurteilen hat. Das Gericht kann ein Versäumnisurteil gegen den Beklagten erlassen, wenn der Nachweis erbracht ist, daß „alle erforderlichen M a ß n a h m e n getroffen worden sind", damit diesem das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück rechtzeitig zugehen konnte. Dies ist dahin auszulegen, daß der Richter ein Versäumnisurteil gegen den Beklagten selbst dann erlassen kann, wenn ein Nachweis über die Aushändigung des den P r o z e ß einleitenden Schriftstücks an den Beklagten nicht vorgelegt werden k a n n , sofern festgestellt wird, daß bei den zuständigen Stellen des W o h n sitzstaates des Beklagten alle notwendigen Schritte unternommen w o r d e n sind, um den Beklagten rechtzeitig zu erreichen. Gegebenenfalls ist auch nachzuweisen, „ d a ß alle N a c h f o r s c h u n g e n , welche die Sorgfalt sowie T r e u und Glauben gebieten, vorgenommen w o r d e n sind, um den Beklagten ausfindig zu machen". 8 ) Es ist bereits darauf hingewiesen w o r d e n , daß es sich bei Artikel 20 Absatz 2 lediglich um eine Ubergangsbestimmung handelt. N a c h Artikel 20 Absatz 3 wird nämlich das angerufene Gericht nicht mehr Artikel 20 Absatz 2 des vorliegenden Übereinkommens, sondern ausschließlich Artikel 15 des neuen H a a g e r Übereinkommens anwenden, sobald der Staat des angerufenen Gerichts und der Staat, in dessen Hoheitsgebiet die Ladung auszuhändigen war, das genannte Übereinkommen ratifiziert haben. D a d u r c h wird zugunsten des H a a g e r Übereinkommens jede Möglichkeit einer Kollision zwischen dessen Artikel 15 und dem Artikel 20 Absatz 2 des vorliegenden Übereinkommens ausgeschaltet. N a c h Ansicht des Ausschusses w a r es ferner erforderlich, f ü r die sichere und schnelle Übermittlung der Ladung Sorge zu tragen. Eine zweckdienliche Lösung w u r d e darin gesehen, daß die gerichtlichen Schriftstücke durch eingeschriebenen Brief übersandt werden. Eine solche Regelung w u r d e jedoch nicht festgelegt; sie hätte z w a r dem Erfordernis der Bescheinigung entsprochen; sie hätte aber nicht alle Garantien f ü r den sicheren Z u g a n g geboten. D e r Ausschuß hat sich schließlich f ü r das in Artikel IV des Protokolls festgelegte System ausgesprochen. Jener Artikel f ü g t lediglich den Übermittlungswegen die in dem H a a g e r Zivilprozeßübereinkommen vom l . M ä r z 1954 und in den von den Vertragsstaaten zur D u r c h f ü h r u n g dieses Übereinkommens geschlossenen Vereinbarungen bereits enthalten sind, einen neuen hinzu. Er entspricht außerdem der in Artikel 10 Buchstabe b des neuen H a a g e r Übereinkommens eröffneten Möglichkeit. N a c h dem Protokoll können U r k u n d e n von den Gerichtsvollziehern eines Vertragsstaates unmittelbar den Gerichtsvollziehern eines anderen Vertragsstaates übersandt werden, die sie dem Adressaten in Person oder an seinem Wohnsitz aushändigen. Wie ein Vertreter des Internationalen Verbandes der Gerichtsvollzieher und Gerichtsbeamten dem Ausschuß versichert hat, ist es f ü r den Gerichtsvollzieher eines Landes leicht, mit dem zuständigen Gerichtsvollzieher des anderen Landes in Verbindung zu treten. Bei Schwierigkeiten kann sich übrigens der Gerichtsvollzieher des Urteilsstaates an die Gerichtsvollziehervereinigungen in den einzelnen Staaten oder an den Internationalen Verband mit dem Sitz in Paris wenden. N a c h Ansicht des Ausschusses wird dieses System den zu stellenden A n f o r d e r u n g e n an Schnelligkeit und Sicherheit gerecht. D e r unmittelbare V e r k e h r zwischen Gerichtsvollziehern bringt einen erheblichen Zeitgewinn, weil er die Inanspruchnahme von Vermittlungsinstanzen (Außen- oder Justizministerien, Staatsanwaltschaften) erübrigt. D e m Gebot der Sicherheit ist besser Genüge getan, weil der Gerichtsvollzieher des Bestimmungslandes bei unvollständiger oder ungenauer Anschrift alle z u r Erreichung des Adressaten etwa erforderlichen Ermittlungen anstellen kann. Etwaige Sprachschwierigkeiten, die im Bereich der sechs Länder auftreten könnten, lassen sich dadurch beheben, daß der U r k u n d e eine k u r z e Inhaltsangabe in der Sprache des Adressaten beigefügt wird. Ebenso wie Artikel 10 Buchstabe b des H a a g e r Übereinkommens räumt auch Artikel IV des Protokolls jedem Vertragsstaat die Möglichkeit ein, diesem Übermittlungsweg zu widersprechen.

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) C. A. Poitiers, 9. Juli 1959 (Gaz. Pal. 1959, II. 183); vgl. Gavalda, Rev. crit. de d. i. p., 1960, N r . 1, S. 174.

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A Internationale Urteilsanerkennung Achter Abschnitt Rechtshängigkeit und im Zusammenhang stehende Verfahren

Artikeln Da mehrere internationale Zuständigkeiten nebeneinander gegeben und Klagen gleichzeitig bei Gerichten verschiedener Staaten anhängig werden können (vgl. insbesondere die Artikel 2 und 5), erscheint eine Regelung der Rechtshängigkeit geboten. Nach Artikel 21 hat sich das Gericht eines Vertragsstaates von Amts wegen für unzuständig zu erklären, wenn die vor ihm erhobene Klage schon vor dem Gericht eines anderen Vertragsstaates anhängig gemacht ist. Bei Rechtshängigkeit ist demnach das Gericht verpflichtet, sich entweder auf Antrag einer Partei oder selbst von Amts wegen für unzuständig zu erklären, da die Vorschrift dem Zweck dient, eine geordnete Rechtspflege innerhalb der Gemeinschaft zu verbürgen. Das Gericht ist dabei nicht in jedem Falle gezwungen, ohne weiteres von Amts wegen zu prüfen, ob eine Sache rechtshängig ist, sondern nur dann, wenn Umstände darauf hindeuten, daß derselbe Rechtsstreit bereits vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaates anhängig sein könnte. Das später angerufene Gericht braucht sich jedoch nicht unbedingt für unzuständig zu erklären, sondern es kann sich darauf beschränken, die Entscheidung auszusetzen, wenn der Mangel der Zuständigkeit des zuerst angerufenen Gerichts geltend gemacht wird. Durch diese Vorschrift soll verhindert werden, daß die Parteien mit dem Prozeß von neuem beginnen müßten, falls das zuerst angerufene Gericht sich für unzuständig erklären sollte. Dadurch lassen sich auch negative Kompetenzkonflikte vermeiden. Die Unzuständigkeitserklärung ist zugunsten des zuerst angerufenen Gerichtes auszusprechen. Der Ausschuß hielt es nicht für erforderlich, in dem Übereinkommen genauer festzulegen, in welchem Zeitpunkt die Rechtshängigkeit eintritt; diese Frage regelt sich deshalb nach dem innerstaatlichen Recht der Vertragsstaaten. Artikel 22 Die Regelung, die in diesem Artikel für den Sachzusammenhang getroffen wird, unterscheidet sich in mehreren Punkten von der Regelung der Rechtshängigkeit, obwohl auch sie die Vermeidung gegensätzlicher Entscheidungen und somit die Sicherung einer geordneten Rechtspflege in der Gemeinschaft zum Ziele hat. Besteht ein Sachzusammenhang, so hat der Richter in erster Linie die Entscheidung auszusetzen. Dabei muß es sich um Klagen handeln, die in dem gleichen Rechtszug anhängig sind, weil andernfalls der Gegenstand des Rechtsstreits nicht derselbe und weil zu befürchten wäre, daß eine Partei eines Rechtszuges verlustig ginge. Zur Vermeidung negativer Kompetenzkonflikte kann das Gericht sich nur dann für unzuständig erklären, wenn feststeht, daß das zuerst angerufene Gericht zur Entscheidung über beide Klagen zuständig ist; es darf sich also nicht zur Entscheidung der zweiten Sache für unzuständig erklärt haben. Eine solche Unzuständigkeitserklärung kann nur auf Antrag einer der Parteien und nur dann erfolgen, wenn das innerstaatliche Recht des angerufenen Gerichts eine Verbindung zusammenhängender Klagen zuläßt, die vor verschiedenen Gerichten anhängig sind. Diese letzte Bedingung berücksichtigt Besonderheiten des deutschen und des italienischen Rechts. Nach deutschem Recht können zwei Prozesse wegen Sachzusammenhangs nur dann verbunden werden, wenn beide Klagen vor demselben Gericht anhängig sind. Im italienischen Recht verbietet die Verfassung dem Richter zu entscheiden, ob er selbst über den Rechtsstreit zu befinden oder ihn an ein anderes Gericht zu verweisen hat. Einem deutschen oder italienischen Gericht, das später angerufen wird, ist es aber immer möglich, seine Entscheidung auszusetzen. Da der Ausdruck „Sachzusammenhang" nicht in allen sechs Mitgliedstaaten die gleiche Bedeutung hat, enthält Artikel 22 Absatz 3 schließlich eine Begriffsbestimmung. Diese lehnt sich an den Entwurf der neuen belgischen Gerichtsordnung (Artikel 30) an. Das Übereinkommen enthält über das Verfahren, wie die Verbindung der zusammenhängenden Klagen vor sich geht, keine Bestimmung. Es handelt sich um eine Frage, die dem innerstaatlichen Recht der einzelnen Staaten überlassen ist. Artikel 23 Der Artikel bezieht sich auf den in der Praxis äußerst seltenen Fall, daß für die Klagen die ausschließliche Zuständigkeit mehrerer Gerichte gegeben ist. Zur Vermeidung eines Kompetenzkonfliktes ist vorgesehen, daß sich das zuletzt angerufene Gericht entweder nach Artikel 21 oder nach Artikel 22 zugunsten des zuerst angerufenen Gerichtes für unzuständig erklären muß. Rolf A. Schütze

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Neunter Abschnitt Einstweilige Maßnahmen einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind Artikel 24 Nach diesem Artikel können die in dem innerstaatlichen Recht eines Vertragsstaates vorgesehenen einstweiligen Maßnahmen einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind, bei den Gerichten dieses Staates unabhängig davon beantragt werden, welches Gericht für die Entscheidung in der Hauptsache zuständig ist. Diese Bestimmung entspricht den einschlägigen Regelungen in fast allen Vollstrekkungsabkommen. 1 ) In jedem Vertragsstaat können somit bei dem zuständigen Gericht einstweilige oder auf eine Sicherung gerichtete Maßnahmen ebenso wie Entscheidungen über die Gültigkeit oder über die Aufhebung dieser Maßnahmen ohne Rücksicht auf die Zuständigkeitsregeln des Übereinkommens beantragt werden. Die Art der zu verfügenden Maßnahmen richtet sich nach dem innerstaatlichen Recht des betreffenden Landes.

Fünftes Kapitel Anerkennung und Vollstreckung A. Allgemeines Da die Rechte des Beklagten in dem vorausgegangenen Erkenntnisverfahren besonders geschützt werden, kann das Übereinkommen in seinem Titel III die Anerkennung und Vollstreckung in großzügiger Weise regeln. Wie bereits dargelegt, soll durch das Übereinkommen soweit wie möglich die Freizügigkeit der Urteile hergestellt werden. In diesem Sinne ist das Übereinkommen auszulegen. Diese liberale Einstellung findet in Titel III ihren Ausdruck, einmal in der zahlenmäßigen Beschränkung der Gründe, die sich der Anerkennung und Vollstreckung entgegenstellen können, zum anderen in der Vereinfachung des Verfahrens, in dem die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, ein Verfahren, das nunmehr für alle sechs Länder einheitlich geregelt wird. Es ist hier an Artikel 1 zu erinnern, dessen Grundsatz das gesamte Übereinkommen beherrscht. Danach gilt das Übereinkommen für alle Zivil- und Handelssachen ohne Rücksicht auf die Art der Gerichtsbarkeit. Daraus ergibt sich, daß Entscheidungen in Zivil- oder Handelssachen, die in einem Vertragsstaat von einem Strafgericht oder einem Verwaltungsgericht ergangen sind, in den übrigen Vertragsstaaten anzuerkennen und zu vollstrecken sind. Nach Artikel 25 findet das Übereinkommen auf alle gerichtlichen Entscheidungen ohne Rücksicht auf deren Bezeichnung Anwendung. Es ist auch auf den Vollstreckungsbefehl (§ 699 dt. Z P O ) 2) und auf den Kostenfestsetzungsbeschluß (§ 104 dt. Z P O ) anwendbar, die in der Bundesrepublik Deutschland durch den Urkundsbeamten als Organ des Gerichtes ergehen. In den Entscheidungen nach §104 dt. Z P O werden die Gerichtskosten nach einer gesetzlich festgelegten Gebührentabelle auf Grund des Streitwerts festgesetzt. 3 ) Wird der Kostenfestsetzungsbeschluß des Urkundsbeamten angefochten, so entscheidet der Richter. Aus Artikel 1 ergibt sich, daß der Titel III über die Anerkennung und Vollstreckung nicht für Entscheidungen in Angelegenheiten gilt, die von dem Anwendungsbereich des Übereinkommens ausgeschlossen sind (Personenstand, Rechts- und Handlungsfähigkeit, gesetzliche Vertretung, eheliche Güterstände, Testaments- und Erbschaftssachen, Konkurse, Vergleiche und ähnliche Verfahren, soziale Sicherheit, Schiedsgerichtsbarkeit einschließlich der Schiedssprüche). Dagegen findet Titel III auf alle Entscheidungen Anwendung, die von den Gerichten eines Vertragsstaates in Zivil- und Handelssachen ergangen sind, soweit sie in den Anwendungsbereich des Übereinkommens fallen, gleichgültig, ob die Parteien ihren Wohnsitz innerhalb oder außerhalb der Gemeinschaft haben, und ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit.

') Benelux-Vertrag und belgisch-niederländisches Abkommen (Artikel 8); deutsch-belgisches (Artikel 15 Absatz 2); französisch-belgisches (Artikel 9); italienisch-belgisches (Artikel 14), italienisch-niederländisches (Artikel 10); f r a n zösisch-italienisches (Artikel 32); deutsch-niederländisches Abkommen (Artikel 18 Absatz 2). 2 ) Der Vollstreckungsbefehl wird von dem Urkundsbeamten ausgestellt. 3 ) Vgl. auch Artikel 18 Absatz 2 des H a a g e r Übereinkommens über den Zivilprozeß vom 1. M ä r z 1954. (95)

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A Internationale Urteilsanerkennung B. Erläuterung der Abschnitte Erster Abschnitt Die Anerkennung

Artikel 26 Durch die Anerkennung sollen den Entscheidungen die Wirkungen beigelegt werden, die ihnen in dem Staate zukommen, in dessen Hoheitsgebiet sie ergangen sind. Die in mehreren Abkommen vorkommende Wendung „bindende Wirkung" („autorité de la chose jugée") wurde absichtlich nicht übernommen, da auch einstweilige Entscheidungen sowie Entscheidungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit anerkannt werden können, denen keine solche Wirkung zukommt. Nach den Vorschriften des Artikels 26 gilt folgendes : 1. die Entscheidungen werden ohne weiteres anerkannt; 2. bildet die Frage, ob eine Entscheidung anzuerkennen ist, als solche den Hauptgegenstand eines Streites, so kann das in dem Übereinkommen vorgesehene Verfahren über die Zulassung der Zwangsvollstreckung zur Anwendung kommen; 3. wird die Anerkennung nur als Vorfrage geltend gemacht, so kann der mit der Hauptsache befaßte Richter auch über die Vorfrage entscheiden. Durch die erste Regel wird der Grundsatz der Anerkennung der Entscheidungen aufgestellt. Diese Anerkennung bedarf in keinem Falle eines vorherigen Verfahrens. Die Anerkennung erfolgt daher automatisch; sie erfordert in dem Anerkennungsstaat keine gerichtliche Entscheidung, um dem durch die Entscheidung Begünstigten zu gestatten, diese gegenüber jedem Beteiligten, zum Beispiel gegenüber einer Verwaltungsbehörde, in gleicher Weise geltend zu machen, als handele es sich um ein in diesem Staate ergangenes Urteil. Diese Bestimmung bedeutet die Aufgabe von Rechtsvorschriften, die in bestimmten Ländern, beispielsweise in Italien, die Anerkennung eines ausländischen Urteils von einem besonderen Verfahren (dichiarazione di efficacia) abhängig machen. Die italienische Delegation erklärte, daß sie sich dieser Lösung anschließen könne, weil das Übereinkommen auf vermögensrechtliche Angelegenheiten beschränkt sei. Ferner weicht das gewählte System von der in vielen Abkommen enthaltenen Lösung ab, nach der ausländische Entscheidungen nur anerkannt werden, wenn sie eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Nach Artikel 26 besteht eine Rechtsvermutung zugunsten der Anerkennung, die nur zu widerlegen ist, wenn einer der in Artikel 27 erwähnten Versagungsgründe vorliegt. Die zweite Regel betrifft den Fall, daß die Frage, ob eine Entscheidung anzuerkennen sei, allein den Gegenstand eines Streites bildet, das heißt unabhängig von einem Prozeß und einer Zwangsvollstreckung. Ein Warenwechsel wird zum Beispiel in Italien wegen arglistiger Täuschung für nichtig erklärt. Er wird einer Bank in Belgien zur Zahlung vorgelegt. Das italienische Urteil wird geltend gemacht. Die Bank sieht sich zwei einander widersprechenden Urkunden gegenüber. Grundsätzlich ist das italienische Urteil anzuerkennen, doch könnte einer der in Artikel 27 vorgesehenen Versagungsgründe gegeben sein. Im Streitfalle ist der Bank kaum zuzumuten, sich über diese Versagungsgründe und insbesondere über die Tragweite des belgischen „ordre public international" ein Urteil zu bilden. Die zweite Regel des Artikels 26 enthält für diese Fälle eine Lösung. Sie gestattet der sich auf die Anerkennung berufenden Partei, das von dem Übereinkommen für die Zulassung der Zwangsvollstreckung vorgesehene vereinfachte Verfahren in Anspruch zu nehmen. Auf diese Weise wird auf dem Gebiet der Anerkennung eine Rechtsvereinheitlichung erreicht nicht nur hinsichtlich der in mehreren Staaten bestehenden gesetzlichen oder von der Rechtsprechung entwickelten Verfahren, sondern auch für die Länder, die, wie Belgien, eine besondere Feststellungsklage über die Anerkennung (action en inopposabilité) nicht kennen. N u r die Partei, welche die Anerkennung geltend macht, kann das vereinfachte Verfahren betreiben, da es nur dazu dienen soll, die Vollstreckung und folglich auch die Anerkennung von Entscheidungen zu erleichtern. Das hierzu geschaffene Verfahren wäre im übrigen nur schwer anwendbar, wenn es auch von der Partei betrieben werden könnte, die sich der Anerkennung widersetzt; diese Partei kann ihre Ansprüche gegebenenfalls mit den in dem allgemeinen innerstaatlichen Recht des Anerkennungsstaates vorgesehenen Mitteln geltend machen. Die dritte Regel betrifft den Fall, daß die Anerkennung inzidenter, d. h. im Wege der Einrede in einem anderen Verfahren geltend gemacht wird. Aus Vereinfachungsgründen hat der Ausschuß vorgesehen, daß das mit der Hauptsache befaßte Gericht auch für die Entscheidung über die Anerkennung zuständig ist. Es fällt ohne weiteres auf, daß zwei in internationalen Vollstreckungsabkommen häufig enthaltene Bedingungen in dem Übereinkommen fehlen: Die ausländische Entscheidung braucht nicht rechtskräftig geworden zu sein 1 ), und das Gericht des Anerkennungsstaates hat die Zuständigkeit des Gerichts des UrteilsRolf A. Schütze

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staates nicht nachzuprüfen, es sei denn, daß es sich um ein Sachgebiet handelt, das in den Abschnitten 3, 4 und 5 des Titels II geregelt ist. Artikel 27 Ordre public Die Anerkennung kann versagt werden, wenn sie dem ordre public des Staates, in dem sie geltend gemacht wird, widerspricht. Nach Ansicht des Ausschusses kann diese Klausel nur in Ausnahmefällen eine Rolle spielen. Wie bereits in der Erläuterung zu Artikel 4 dargelegt, kann der Einwand des ordre public insbesondere nicht geltend gemacht werden, um einer Entscheidung des Gerichts eines Vertragsstaates die Anerkennung zu versagen, das seine Zuständigkeit gegenüber einem Beklagten mit dem Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft aus einer Bestimmung seines innerstaatlichen Rechts, beispielsweise aus einer der in Artikel 3 Absatz 2 genannten Bestimmungen (Artikel 14 des französischen Code civil usw.), abgeleitet hat. Ferner geht aus dem letzten Absatz des Artikels 27 hervor, daß die Anerkennung nicht über den Umweg des ordre public versagt werden darf, weil das ausländische Gericht ein anderes Recht angewendet hat, als es sich nach dem internationalen Privatrecht des Gerichts, vor dem die Anerkennung geltend gemacht wird, ergibt. Die Fassung der ordre public-Klausel entspricht der, die sich in den Abkommen aus jüngster Zeit findet 2 ), insofern als zum Ausdruck gebracht ist, daß der Versagungsgrund nicht daraus hergeleitet wird, daß etwa die ausländische Entscheidung gegen den ordre public des Anerkennungsstaates verstoße, sondern daß maßgebend ist, ob die Anerkennung dem ordre public widerspricht. Es kann nicht Aufgabe des Gerichts des Anerkennungsstaates sein, ein Urteil über die Vereinbarkeit der ausländischen Entscheidung mit dem ordre public des eigenen Landes abzugeben; dies käme einer Kritik an dieser Entscheidung gleich; die Aufgabe des Richters des Anerkennungsstaates kann vielmehr nur darin bestehen festzustellen, ob die Anerkennung dieser Entscheidung gegen den ordre public des Anerkennungsstaates verstößt. Wahrung der Rechte des Beklagten Die Anerkennung wird versagt, wenn dem Beklagten, der sich auf das Verfahren nicht eingelassen hat, das dieses Verfahren einleitende Schriftstück nicht ordnungsgemäß und nicht so rechtzeitig zugestellt worden ist, daß er sich verteidigen konnte. Ist gegen den Beklagten ein Versäumnisurteil ergangen, so gewährt ihm das Übereinkommen einen doppelten Schutz. Einmal ist die ordnungsmäßige Zustellung der Ladung erforderlich. Hierbei finden das innerstaatliche Recht des Urteilsstaates und die internationalen Abkommen über die Zustellung gerichtlicher Schriftstücke Anwendung. Wird zum Beispiel vor einem deutschen Gericht die Anerkennung eines belgischen Versäumnisurteils gegen eine sich in Deutschland aufhaltende Person geltend gemacht, so kann das Gericht die Anerkennung unter Berufung auf die deutsch-belgische Vereinbarung vom 25. April 1959 zur weiteren Vereinfachung des Rechtsverkehrs nach dem Haager Übereinkommen vom l . M ä r z 1954 über den Zivilprozeß versagen, wenn das das Verfahren einleitende Schriftstück von Belgien nach Deutschland durch eingeschriebenen Brief übersandt wurde, weil die Bundesrepublik Deutschland einer solchen Übermittlung widersprochen hat. Zum zweiten kann die Anerkennung selbst bei ordnungsmäßiger Ladung versagt werden, wenn das Gericht, vor dem die Anerkennung geltend gemacht wird, zu der Feststellung gelangt, daß die Ladung dem Beklagten nicht so rechtzeitig zugestellt worden ist, daß er sich verteidigen konnte. Im Hinblick auf die Bestimmung des Artikels 20 Absatz 2, daß der Richter des Urteilsstaates das Verfahren auszusetzen hat, wenn das den Rechtsstreit einleitende Schriftstück dem Beklagten nicht rechtzeitig zugestellt worden ist, könnte man annehmen, daß Artikel 27 Nr. 2 nur in Ausnahmefällen zur Anwendung kommt. Es darf aber nicht übersehen werden, daß Artikel 20 Absatz 2 dem Gericht des Urteilslandes die Pflicht, die Entscheidung auszusetzen, nur f ü r den Fall auferlegt, daß der Beklagte seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat hat.

') Die Bedingung der Rechtskraft ist in den nachstehenden Abkommen vorgeschrieben: deutsch-italienisches, f r a n z ö sisch-italienisches, italienisch-niederländisches Abkommen. Sie wird nicht gefordert im belgisch-niederländischen, im belgisch-italienischen, im deutsch-belgischen und im deutsch-niederländischen Abkommen, im Benelux-Vertrag und in der Anwendung des französisch-belgischen Abkommens — trotz des gegenteiligen Wortlautes dieses Abkommens (Artikel 11 Absatz 2). 2 ) Deutsch-belgisches Abkommen, italienisch-belgisches Abkommen, H a a g e r Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Zivil- und Handelssachen. (97)

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A Internationale Urteilsanerkennung

Unvereinbarkeit mit einer bereits in dem Urteilsstaat ergangenen Entscheidung Wie sich nicht bestreiten läßt, würde das Rechtsleben in einem Staate gestört werden, wenn man sich auf zwei sich widersprechende Urteile berufen könnte. 3 ) Der Fall, daß ein ausländisches Urteil mit der Entscheidung eines inländischen Gerichts unvereinbar ist, wird in den bestehenden Abkommen entweder mit der ordre public-Klausel 4 ) (dies ist der Fall im französisch-belgischen und im belgisch-deutschen Abkommen sowie im Benelux-Vertrag) oder durch eine besondere Bestimmung gelöst. Nach Ansicht des Ausschusses ist die Berufung auf den ordre public mit der Gefahr verbunden, daß dieser Begriff zu weit ausgelegt wird. Hinzu kommt, daß die italienischen Gerichte in ständiger Rechtsprechung die Auffassung vertreten haben, daß ausländische Entscheidungen, deren Anerkennung in Italien geltend gemacht wird und die zu einer italienischen Entscheidung im Widerspruch stehen, nicht unter den ordre public fallen. Aus diesem Grunde enthalten die von Italien geschlossenen Vollstreckungsabkommen stets zwei Klauseln: einmal einen ordre public-Vorbehalt als Schutz für Ausnahmefälle, zum anderen eine Bestimmung, daß die Entscheidung nicht zu einer bereits ergangenen italienischen Entscheidung oder zu einem vor einem italienischen Gericht anhängigen Verfahren im Widerspruch stehen darf. 5 ) Auch zahlreiche andere Abkommen sehen die Versagung der Anerkennung vor, wenn die geltend gemachte Entscheidung im Widerspruch zu einer von den Gerichten des Anerkennungsstaates ergangenen Entscheidung steht. Nach einigen dieser Abkommen muß die in dem Anerkennungsstaat ergangene Entscheidung rechtskräftig geworden sein 6 ) nach anderen genügt es, daß ein Urteil mit bindender Wirkung vorliegt 7 ), einige Abkommen schließlich regeln diesen Punkt nicht näher. 8 ) Der Ausschuß hat eine Fassung gewählt, welche die Frage, ob die Entscheidung Rechtskraft erlangt haben muß oder ob eine die Instanz abschließende Entscheidung genügt, nicht regelt, sondern sie der Beurteilung des Gerichts des Anerkennungsstaates überläßt. Der Ausschuß war ferner der Ansicht, daß es zur Versagung der Anerkennung genügt, wenn die geltend gemachte Entscheidung mit einer in dem Anerkennungsstaat zwischen denselben Parteien ergangenen Entscheidung unvereinbar ist. Es braucht sich demnach nicht um denselben Streitgegenstand zu handeln. So kann z. B. ein französisches Gericht, vor welchem die Anerkennung eines belgischen Urteils geltend gemacht wird, das einen Schadenersatz wegen Nichterfüllung eines Vertrages gewährt, diese Anerkennung versagen, wenn ein französisches Gericht bereits durch ein zwischen denselben Parteien ergangenes Urteil diesen Vertrag für nichtig erklärt hat. Die Fassung deckt auch den in Artikel 5 Absatz 3 Buchstabe b des Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile vorgesehenen Fall, daß die Anerkennung versagt werden kann, wenn über den Streitgegenstand, auf den sich die vorgelegte Entscheidung bezieht, bereits in einem Drittstaat eine Entscheidung ergangen ist, die alle Voraussetzungen für die Anerkennung und Vollstreckung in dem Anerkennungsstaat erfüllt. Es dürfte im übrigen zu erwarten sein, daß die Anwendung der Bestimmungen des Titels II über die Rechtshängigkeit und den Sachzusammenhang die Fälle gegensätzlicher Gerichtsurteile weitgehend einschränken wird. Vorfragen Die Anerkennung darf nicht lediglich deswegen versagt werden, weil das Gericht des Urteilsstaates ein anderes Recht angewendet hat als das, das nach den Vorschriften des internationalen Privatrechts des An' ) Niboyet, Traité de droit international privé français, Paris 1949, Band VI, N r . 2028. ) Batiffol, Traité élémentaire de droit international privé, Paris 1959, N r . 7 6 1 „ . . .ein mit einem bereits ergangenen französischen Urteil unvereinbares Urteil widerspricht dem ordre public. Dies gilt selbst f ü r den Fall, daß dieses Urteil nicht endgültig ist" (Civ., 23. M ä r z 1936, Sirey 1936, 1, 175, R. 1937—198). Riezler, a. a . O . , S. 521 und 547. 5 ) Deutsch-italienisches Abkommen, Artikel 4 ; französisch-italienisches Abkommen, Artikel 1 Absatz 5; belgisch-italienisches Abkommen, Artikel 1 Absatz 4; niederländisch-italienisches Abkommen, Artikel 1 Absatz 3. ' ) H a a g e r Übereinkommen über den vertraglich vereinbarten Gerichtsstand beim Kauf, Artikel 5 N r . 3. 7 ) Französisch-englisches Abkommen, Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe a) ; englisch-belgisches Abkommen, Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe a) ; deutsch-französisches Abkommen z u r Regelung der Saarfrage, Artikel 30 Absatz 1 Buchstabe d) ; österreichisch-belgisches allgemeines Abkommen, Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe b); österreichisch-belgisches Unterhaltsabkommen, Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe b). 8 ) H a a g e r Übereinkommen vom 15. April 1958 über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern, Artikel 2 N r . 4, sowie die von Italien geschlossenen Abkommen. — H a a g e r Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Zivil- und Handelssachen (Artikel 5). 4

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erkennungsstaates anwendbar gewesen wäre. Das Übereinkommen sieht jedoch eine Ausnahme von dieser Regel vor, wenn es sich um Vorfragen handelt, die den Personenstand, die Rechts- und Handlungsfähigkeit oder die gesetzliche Vertretung, die ehelichen Güterstände, Testaments- oder Erbschaftssachen betreffen, es sei denn, daß die Entscheidung zu dem gleichen Ergebnis geführt hätte, wenn die Regeln des internationalen Privatrechts des Anerkennungsstaates angewendet worden wären. Das deutsch-belgische Abkommen enthält eine ähnliche Bestimmung, die aber auf den Fall beschränkt ist, daß die Entscheidung einen Angehörigen des Staates betrifft, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird. In dem Bericht der Unterhändler dieses Abkommens ist ausgeführt, diese Ausnahme rechtfertige sich nach dem Grundsatz, daß die Staaten sich die Entscheidung über Statusfragen ihrer Angehörigen vorbehalten. Die Fassung dieser Bestimmung entspricht der des Artikels 7 des Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Zivil- und Handelssachen. Artikel 28 Die in dem II. Titel genau festgelegten Zuständigkeiten und der dem säumigen Beklagten in Artikel 20 jenes Titels gewährte Rechtsschutz ließen es entbehrlich erscheinen, von dem Gericht, vor dem die Anerkennung geltend gemacht oder die Zulassung zur Vollstreckung beantragt wird, eine N a c h p r ü f u n g der Zuständigkeit des Richters des Urteilsstaates zu verlangen. Wenn die sachliche N a c h p r ü f u n g der Entscheidung ausgeschlossen wird, so kommt darin das volle Vertrauen in die Rechtspflege des Urteilsstaates zum Ausdruck; dieses Vertrauen in die sachliche Richtigkeit der Entscheidung muß sich, wie es sich von selbst versteht, auch darauf erstrecken, daß der Richter des Urteilsstaates die Zuständigkeitsregeln des Übereinkommens richtig angewendet hat. Durch die Regelung, daß die Zuständigkeit des Richters des Urteilsstaates nicht nachzuprüfen ist, wird vermieden, daß bei der Anerkennung die Frage einer etwaigen Nichtbeachtung dieser Vorschriften aufs neue aufgeworfen wird. Die einzigen Ausnahmen hierzu betreffen einerseits Sachgebiete (Versicherungssachen, Abzahlungsgeschäfte), f ü r die Titel II besondere oder ausschließliche Zuständigkeiten vorsieht, die, wie wir bereits gesehen haben, in den sechs Staaten entweder zwingender Natur sind oder zum ordre public gehören, und andererseits den in Artikel 59 vorgesehenen Fall, auf dessen Erläuterung Bezug genommen wird. Absatz 2 enthält eine Bestimmung, die sich bereits in mehreren Abkommen (deutsch-belgisches Abkommen; Haager Übereinkommen, Artikel 9) findet. Sie soll Verschleppungsversuche in den Fällen verhindern, in denen ausnahmsweise die Zuständigkeit des Richters des Urteilsstaates nachprüfbar ist. Artikel 28 letzter Absatz bestimmt, daß die Zuständigkeitsvorschriften nicht zum ordre public im Sinne von Artikel 27 gehören, daß also die Zuständigkeit des Richters des Urteilsstaates nicht unter Berufung auf den ordre public nachgeprüft werden darf. 9 ) In dieser Klarstellung kommt erneut das Bestreben des Ausschusses zum Ausdruck, den Begriff des ordre public möglichst einzuengen. Sachliche

Nachprüfung

Artikel 29 Das Verbot der sachlichen N a c h p r ü f u n g des ausländischen Urteils bildet regelmäßig einen wesentlichen Bestandteil der Vollstreckungsabkommen. Das Gericht, vor dem die Anerkennung eines ausländischen Urteils geltend gemacht wird, darf die Gesetzmäßigkeit dieses Urteils nicht prüfen; „es darf weder den eigenen Willen an die Stelle desjenigen des ausländischen Gerichtes setzen 10 ) noch die Anerkennung versagen", wenn es der Auffassung ist, daß in sachlicher oder rechtlicher Hinsicht ein Fehlurteil vorliegt. 11 ) Aussetzung des Verfahrens Artikel 30 Dieser Artikel betrifft folgenden Fall: In einem anhängigen Verfahren kann sich eine Partei veranlaßt sehen, eine in einem anderen Vertragsstaat ergangene, noch nicht rechtskräftige Entscheidung geltend zu machen. Zur Vermeidung der Schwierigkeiten, die sich aus der Sachlage, daß diese Entscheidung noch aufgehoben werden kann, ergeben könnten, gestattet Artikel 30 dem Richter, die Entscheidung in der Haupt-

9

) Vgl. im gleichen Sinne den Benelux-Vertrag, Artikel 13 Ziffer 2. ) P. Graulich, Principes de droit international privé, Conflits de lois, Conflits de juridictions, N r . 254. " ) Batiffol, Traité élémentaire de droit international privé, N r . 763 10

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sache so lange auszusetzen, bis die ausländische Entscheidung, deren Anerkennung beantragt wird, in dem Staate, in dem sie ergangen ist, rechtskräftig geworden ist. Diese Möglichkeit schließt es aber nicht aus, daß der Richter, bevor er die Entscheidung aussetzt, prüft, ob die Entscheidung die Voraussetzungen erfüllt, von denen Artikel 27 die Anerkennung abhängig macht.

Zweiter Abschnitt Die Vollstreckung a)

Vorbemerkungen

Wie bereits dargelegt, ging es dem Ausschuß vor allem darum, das Übereinkommen so fortschrittlich und pragmatisch wie möglich zu gestalten. Dieses Bestreben hat zu Zuständigkeitsregeln geführt, die sich von der Regelung in den bisher abgeschlossenen Vollstreckungsabkommen grundlegend unterscheiden. Diesem Ziel entsprechend mußten im Vollstreckungsabschnitt Lösungen gesucht werden, die den bei den Zuständigkeitsregeln eingeschlagenen Weg in gleicher Richtung fortsetzen. Die in dem Titel II des Ubereinkommens erzielten Fortschritte würden nämlich verlorengehen, wenn die Partei, die in einem Vertragsstaat die Vollstreckung eines zu ihren Gunsten ergangenen Urteils betreiben will, sich verfahrensrechtlichen Hindernissen gegenübergestellt sähe. Aufgabe des Titels II ist es, die Stellung des Gerichtes des Urteilsstaates zu verstärken. Es hat sich — darauf wurde bereits hingewiesen — von Amts wegen für unzuständig zu erklären, wenn ausschließliche Zuständigkeitsnormen bestehen, welche die Zuständigkeit eines Richters eines anderen Staates vorsehen (Artikel 19); bei Säumnis des Beklagten hat sich das Gericht ferner von Amts wegen für unzuständig zu erklären, wenn seine Zuständigkeit nach dem Übereinkommen nicht gegeben ist (Artikel 20 Absatz 1). Es hat das Verfahren auszusetzen, solange nicht feststeht, daß dem Beklagten die Möglichkeit zur Verteidigung gegeben worden ist (Artikel 20 Absatz 2). Diesem Gericht fällt somit nach Titel II eine überragende Rolle zu. Daraus folgt, daß die Aufgabe des Richters des Vollstreckungsstaates begrenzter ist, als dies bei den Vollstreckungsabkommen üblicherweise der Fall ist. Seine Prüfung hat sich praktisch nur auf zwei Punkte zu erstrecken: den ordre public und die Wahrung der Rechte des Beklagten. Alle übrigen Versagungsgründe wie die Unvereinbarkeit der Urteile, Vorfragen, Prüfung der Zuständigkeit auf bestimmten Gebieten grenzen an den ordre public. Da das Übereinkommen außerdem auf vermögensrechtliche Angelegenheiten beschränkt ist, wird der ordre public höchst selten heranzuziehen sein. Diese Beschränkung der Befugnisse des Richters des Vollstreckungsstaates konnte zu einer Vereinfachung des Verfahrens selbst führen. Auch muß der Schutz, der dem Beklagten in dem vorausgegangenen Erkenntnisverfahren gewährt wird, für den Kläger die Möglichkeit nach sich ziehen, in dem Vollstrekkungsstaat schnell alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, hier ohne vorherige Warnung des Schuldners vorzugehen und die Vollstreckung ohne unnötige Erschwerungen zu erreichen. Der Ausschuß hat lange beraten, ehe er zu der Regelung des Verfahrens, in dem die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, gelangte. Mehrere Möglichkeiten standen zur Wahl: die Verweisung auf das innerstaatliche Recht vorbehaltlich einiger zu beachtender Vorschriften des Übereinkommens, das ordentliche streitige Verfahren, ein summarisches Verfahren mit streitiger Verhandlung oder ein besonderes einseitiges Verfahren. Jede dieser Lösungen hat ihre Vor- und Nachteile. Der Ausschuß hat sich schließlich für ein System entschieden, das auf dem besonderen einseitigen Verfahren beruht und das einheitlich ist. Dieses ebenso rasche wie einfache Verfahren wird künftig in allen sechs Staaten zur Anwendung kommen. Diese einheitliche Lösung hat den Voneil, daß sie zwischen den verschiedenen Bestimmungen des Übereinkommens ein echtes Gleichgewicht herstellt: gleiche Zuständigkeitsregeln in den sechs Ländern, gleiches Verfahren bei der Zulassung der Vollstreckung. b)

Vollstreckungsvoraussetzungen

Wie wir bereits gesehen haben, spricht nach der Ausgestaltung des Übereinkommens eine Vermutung dafür, daß die ausländische Entscheidung ordnungsgemäß ergangen ist. Aus ihr muß in dem Vollstrekkungsstaat grundsätzlich die Zwangsvollstreckung betrieben werden können. Die Vollstreckung kann nur versagt werden, wenn die Anerkennung versagt werden muß. 1 ) Die ausländische Entscheidung muß aller') Über die Nachteile unterschiedlicher Anerkennungs- und Vollstreckungsbedingungen vgl. Rigaux, N r . 39.

Rolf A. Schütze

a. a. O., S. 207,

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dings in dem Staat, in dem sie ergangen ist, vollstreckbar sein, wenn sie in dem Vollstreckungsstaat vollstreckt werden soll. Kann ein Urteil, gegen das in dem Staate, in dem es ergangen ist, ein Rechtsbehelf eingelegt werden kann oder eingelegt worden ist, dort nicht vorläufig vollstreckt werden, so ist auch seine Vollstreckung in dem Vollstreckungsstaat nicht möglich. Dies folgt aus der Wirkung des Titels, der vollstreckt werden soll; die Vollstreckungswirkung muß in jedem Fall nach dem Recht des Urteilsstaates gegeben sein, denn es geht nicht an, wie Niboyet ausführt, ein ausländisches Urteil mit Rechtswirkungen auszustatten, die es im eigenen Lande nicht besitzt. 2 ) Eine Nachprüfung der Gesetzmäßigkeit der ausländischen Entscheidung ist in jedem Falle ausgeschlossen (Artikel 34). c) Verfahren über die Zulassung der

Zwangsvollstreckung

Bevor die einzelnen Artikel des Abschnitts über die Vollstreckung erläutert werden, erscheint es angebracht, das in den sechs Staaten künftig anwendbare Verfahren in den Grundzügen darzustellen. 1. Der Antrag auf Einleitung des Verfahrens ist an das in Artikel 32 genannte Gericht zu richten. Dabei sind die in Artikel 46 und 47 bezeichneten Urkunden vorzulegen. Die bei der Antragstellung zu beachtenden Förmlichkeiten bestimmen sich nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. Der Antragsteller hat in dem Bezirk des angerufenen Gerichts entweder ein Wahldomizil zu begründen oder einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen. 2. Das angerufene Gericht entscheidet unverzüglich, ohne daß die Gegenpartei geladen wird. In diesem Stadium ist das Verfahren nicht kontradiktorisch. Der Antrag kann nur aus einem der in den Artikeln 27 und 28 genannten Gründe abgelehnt werden. 3. Wird die Zwangsvollstreckung zugelassen, so a) kann der Schuldner innerhalb eines Monats nach Zustellung der Entscheidung einen Rechtsbehelf einlegen (Artikel 36); b) über den Rechtsbehelf wird vor dem in Artikel 37 bezeichneten Gericht im kontradiktorischen Verfahren verhandelt; c) das mit dem Rechtsbehelf befaßte Gericht kann seine Entscheidung aussetzen oder die Zwangsvollstreckung von der Leistung einer Sicherheit abhängig machen, wenn gegen die ausländische Entscheidung in dem Urteilsstaat ein ordentlicher Rechtsbehelf eingelegt worden ist oder wenn die Frist für einen solchen Rechtsbehelf noch nicht verstrichen ist (Artikel 38); d) gegen die Entscheidung, die über den Rechtsbehelf ergeht, findet weder die Berufung noch der Einspruch statt; die Entscheidung kann nur mit der Kassationsbeschwerde angefochten werden (Artikel 37) ;3) e) solange die Frist für den Rechtsbehelf läuft, darf der Antragsteller nur solche Maßregeln betreiben, die der Sicherung dienen; die Entscheidung, durch welche die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, gibt die Befugnis, solche Maßregeln zu betreiben (Artikel 39). 4. Wird der Antrag, die Zwangsvollstreckung zuzulassen, abgelehnt, so a) kann der Antragsteller einen Rechtsbehelf bei dem in Artikel 40 bezeichneten Gericht einlegen; b) ist das Verfahren vor diesem Gericht kontradiktorisch, da die Gegenpartei zu laden ist (Artikel 40); c) kann die Entscheidung über den Rechtsbehelf nur mit der Kassationsbeschwerde angefochten werden (Artikel 41). 4 ) Artikel 31 Nach diesem Artikel „werden die in einem Vertragsstaat ergangenen Entscheidungen, die in diesem Staat vollstreckbar sind, in einem anderen Vertragsstaat vollstreckt, wenn sie dort auf Antrag eines Berechtigten mit der Vollstreckungsklausel versehen worden sind". Diese Vorschrift deckt sich, wie ein Vergleich ergibt, fast wörtlich mit der entsprechenden Bestimmung des Europäischen Ubereinkommens zur Einführung eines einheitlichen Gesetzes über die Schiedsgerichtsbarkeit. 5 ) Der Ausschuß war der Meinung, daß Urteile, die in einem Vertragsstaat ergangen sind, in jedem anderen Vertragsstaat ebenso leicht vollstreckbar sein müssen wie Schiedssprüche. 2

) 3) 4 ) 5 )

Niboyet, Droit international privé français, Bd. VI, N r . 1974. In der Bundesrepublik Deutschland mit der Rechtsbeschwerde. In der Bundesrepublik Deutschland mit der Rechtsbeschwerde. Europäisches Übereinkommen z u r Einfuhrung eines einheitlichen Gesetzes über die Schiedsgerichtsbarkeit, zur Zeichnung aufgelegt in Straßburg am 20. J a n u a r 1966, Artikel 29 des Anhangs I:

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In dem Recht der einzelnen Mitgliedstaaten ist bereits die Zulassung der Zwangsvollstreckung durch die Vollstreckungsklausel vorgesehen. Dies gilt beispielsweise für Entscheidungen der Organe der Europäischen Gemeinschaften (Artikel 92 EGKS-Vertrag, Artikel 192 EWG-Vertrag, Artikel 164 EAG-Vertrag). Es gilt auch für Entscheidungen und Urteile, die in den Anwendungsbereich der Mannheimer Schiffahrtsakte fallen. 6 ) Das deutsch-niederländische Abkommen vom 30. August 1962 sieht gleichfalls vor, daß Entscheidungen, die in einem der beiden Staaten ergangen sind, in dem anderen vollstreckt werden, sobald die Zulässigkeit der Zwangsvollstreckung durch eine Vollstreckungsklausel ausgesprochen ist. Eine ähnliche Regelung wie in Artikel 31, nämlich ein Verfahren, das praktisch einseitig blieb, war auch in dem deutsch-französischen Saarabkommen vom 27. Oktober 1956 vorgesehen. Saarländische Wirtschaftskreise haben bestätigt, daß sich diese Regelung gut bewährt hat. So fanden rund 80 v. H. der Anträge auf Erteilung des Exequatur schon in dem ersten nichtkontradiktorischen und schriftlichen Abschnitt des Verfahrens ihre Erledigung. In den meisten Fällen haben die Schuldner darauf verzichtet, durch eine Beschwerde ein kontradiktorisches Verfahren herbeizuführen. Dies hat seinen guten Grund, denn die Zulassung der Zwangsvollstreckung wird nur in Ausnahmefällen versagt, und das Risiko, mit den Verfahrenskosten belastet zu werden, hält den Schuldner von einem Rechtsbehelf zurück, wenn er nicht mit Bestimmtheit auf einen günstigen Ausgang hoffen kann. Artikel 31 nimmt keine Stellung zu den Theorien, ob in dem Vollstreckungsstaat das in dem Urteilsstaat ergangene Urteil oder ob die Entscheidung über die Erteilung der Vollstreckungsklausel den Vollstrekkungstitel bildet. Die Wendung „auf Antrag eines Berechtigten" bedeutet, daß das Antragsrecht jedem zusteht, der sich in dem Urteilsstaat auf die Entscheidung berufen kann. Artikeln Dieser Artikel bestimmt, an welche Behörde der Antrag in den einzelnen Staaten zu richten und welches Gericht örtlich zuständig ist. Die Bezeichnung dieser Behörden in dem Übereinkommen selbst erschien im Interesse der Parteien geboten. Das örtlich zuständige Gericht ist das des Wohnsitzes des Vollstreckungsschuldners; hat er keinen Wohnsitz in dem Vollstreckungsstaat, so ist das Gericht des Vollstreckungsortes zuständig, d. h. des Ortes, an dem Vermögen des Schuldners belegen ist. Das Gericht des Vollstreckungsortes ist also nur hilfsweise zuständig. Die Vorschrift, daß der Antrag an das Gericht des Wohnsitzes des Schuldners zu richten ist, beruht auf folgenden Erwägungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Schuldner in dem Vollstreckungsstaat Vermögen in verschiedenen Gerichtsbezirken besitzt. Wäre lediglich die Zuständigkeit des Gerichts des Vollstrekkungsortes vorgesehen, so hätte der Antragsteller zwischen verschiedenen Gerichten wählen können. Der Antragsteller, dessen Antrag von einem Gericht abgelehnt worden wäre, hätte dann, statt die in dem Übereinkommen vorgesehenen Rechtsbehelfe einzulegen, ein anderes Gericht anrufen können, das nicht unbedingt im gleichen Sinne wie das erste entschieden hätte, und dies ohne Wissen der Gegenpartei, weil es sich um ein nichtkontradiktorisches Verfahren handelt. Artikel 33 Nach Artikel 33 bestimmen sich die näheren Formvorschriften für die Stellung des Antrages nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. Der Inhalt des Antrages im einzelnen, die Anzahl der dem Gericht vorzulegenden Ausfertigungen, die Bestimmung der zur Entgegennahme des Antrags zuständigen Gerichtsstelle, gegebenenfalls die Sprache, in der der Antrag abzufassen ist, sowie die Notwendigkeit der Mitwirkung eines Anwalts oder anderen Rechtsvertreters richten sich nach den innerstaatlichen Rechtsvorschriften. Es kommen folgende Bestimmungen der Vertragsstaaten in Betracht: Belgien: Gerichtsordnung — Artikel 1025 und 1027. Bundesrepublik Deutschland, Niederlande, Italien: Die Fragen werden in einem Ausführungsgesetz zu dem Übereinkommen geregelt. „Aus einem Schiedsspruch kann die Zwangsvollstreckung erst betrieben werden, wenn er vor einem anderen Schiedsgericht nicht mehr angefochten werden kann und auf Antrag der berechtigten Partei von der zuständigen Stelle mit der Vollstreckungsklausel versehen worden ist." ' ) Revidierte Mannheimer Rheinschiffahrtsakte vom 17. Oktober 1868.

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Frankreich: Französische Zivilprozeßordnung — Artikel 1040. Luxemburg: Nach dem innerstaatlichen Recht ist die Bestellung eines avoué erforderlich, weil ein förmlicher Antrag vor Gericht durch Vermittlung eines avoué gestellt werden muß. Zur Begründung wird allgemein Artikel 8 56 oder Artikel 512 der luxemburgischen Zivilprozeßordnung angeführt. Dem Antrag sind die Urkunden beizufügen, deren Vorlage in Artikel 46 und 47 vorgeschrieben ist. Fügt der Antragsteller diese Urkunden nicht bei, so ist nach Ansicht des Ausschusses der Antrag nicht ohne weiteres abzulehnen, sondern das Gericht kann die Entscheidung aussetzen und dem Antragssteiler eine Frist setzen. Reichen die vorgelegten Urkunden nicht aus und kann das Gericht den Sachverhalt nicht feststellen, so kann dieses den Antrag ablehnen. Schließlich hat der Antragsteller nach dem Recht des Vollstreckungsstaates in dem Bezirk des angerufenen Gerichtes entweder ein Wahldomizil zu begründen oder einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen. Diese Vorschrift ist in zweifacher Hinsicht bedeutsam : einmal f ü r die Mitteilung der Entscheidung an den Antragsteller (Artikel 35), zum zweiten f ü r den Fall, daß der Vollstreckungsschuldner einen Rechtsbehelf „nach den Vorschriften, die f ü r das streitige Verfahren maßgebend sind" (Artikel 37), einlegt. Der Antragsgegner muß also den Antragsteller laden. Die Begründung eines Wahldomizils oder die Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten ermöglicht eine rasche Zustellung dieser Ladung nach dem Recht des Vollstreckungsstaates und schließt die Gefahr von Fehlleitungen sowie die mit der Zustellung gerichtlicher Schriftstücke im Ausland verbundenen Risiken aus. In den meisten Fällen dürfte nämlich der Antragsteller seinen Wohnsitz außerhalb des Vollstreckungsstaates haben. Die Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten wurde vorgesehen, weil die Begründung eines Wahldomizils dem deutschen Recht fremd ist. Im übrigen ist das Ergebnis beider Maßnahmen dasselbe. Artikel 34 Dieser Artikel bestimmt, daß das mit dem Antrag befaßte Gericht seine Entscheidung „unverzüglich" erläßt, ohne daß der Schuldner „in diesem Abschnitt des Verfahrens Gelegenheit erhält, eine Erklärung abzugeben". Der Ausschuß hatte zwar zunächst die Möglichkeit erwogen, dem Gericht eine bestimmte Frist f ü r die Entscheidung zu setzen; er hat hiervon aber abgesehen, weil eine solche Frist f ü r die Gerichte nicht üblich ist und überdies Sanktionen f ü r den Fall, daß die Frist nicht eingehalten würde, nicht eingeführt werden können. Nach dem Übereinkommen ist das angerufene Gericht auch in Ausnahmefällen nicht befugt, den Schuldner zur Stellungnahme aufzufordern. Dem Gericht eine solche Befugnis zuzuerkennen würde das Prinzip der Einseitigkeit des Verfahrens durchbrechen. Manche Gerichte könnten geneigt sein, den Schuldner zu hören ; das würde zu einer systematischen Umwandlung des einseitigen Verfahrens in ein kontradiktorisches führen. Auch würde dadurch das Überraschungsmoment abgeschwächt, das dem Verfahren auf Zulassung der Zwangsvollstreckung innewohnen muß, wenn man dem Beklagten die Möglichkeit nehmen will, sein Vermögen der Zwangsvollstreckung zu entziehen. Der Schutz des Schuldners ist hinreichend gesichert, da ihm die Möglichkeit geboten ist, einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung, durch welche die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, einzulegen und so eine kontradiktorische Verhandlung herbeizuführen. Wie aus obigen Darlegungen hervorgeht, kann der Antrag nur aus einem der in Artikel 27 und 28 angeführten Gründe abgelehnt werden; eine sachliche N a c h p r ü f u n g der ausländischen Entscheidung ist unzulässig. Demnach ist ein neuer Antrag in der Sache, d. h. ein Sachantrag, der nicht vor dem ausländischen Gericht gestellt worden ist, nicht zulässig. Das angerufene Gericht kann die Zwangsvollstreckung zulassen oder den Antrag ablehnen, nicht aber das ausländische Urteil abändern. Das Gericht kann den Antrag ablehnen, wenn er den Anforderungen der Artikel 32 und 3 3 nicht genügt. Artikeln Dieser Artikel sieht vor, daß der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle die Entscheidung, die über den Antrag ergangen ist, dem Antragsteller unverzüglich in der Form mitteilt, die das Recht des Vollstreckungsstaates vorsieht. Es ist wichtig, daß der Antragsteller von der getroffenen Entscheidung unterrichtet wird. H a t er seinen Wohnsitz im Ausland, so erweist sich jetzt, wie nützlich die Begründung eines Wahldomizils oder die Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten ist. (103)

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Die Form der Mitteilung richtet sich nach dem innerstaatlichen Recht des Vollstreckungsstaates, gleichgültig, ob in der Entscheidung die Zwangsvollstreckung zugelassen oder der Antrag abgelehnt wird. Artikel 36 Wird die Zwangsvollstreckung zugelassen, so ist die Entscheidung dem Schuldner zuzustellen. Dieser kann von dem Zeitpunkt der Zustellung an einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung einlegen. Für die Frist und ihren Beginn ist nach Artikel 36 zwischen zwei Möglichkeiten zu unterscheiden: a) H a t der Schuldner seinen Wohnsitz in dem Staate, in dem die Entscheidung ergangen ist, so beträgt die Frist einen Monat. Der Fristbeginn richtet sich nach den allgemeinen innerstaatlichen Vorschriften, von denen abzuweichen kein Grund besteht. b) Hat der Schuldner seinen Wohnsitz in einem anderen Vertragsstaat, so beträgt die Frist zwei Monate. Sie beginnt von dem Tage an zu laufen, an dem die Entscheidung dem Schuldner entweder in Person oder in seiner Wohnung zugestellt worden ist.7) Außer Betracht bleiben in Frankreich und in den Niederlanden der Zeitpunkt der Ubergabe an die Staatsanwaltschaft, in Belgien der Zeitpunkt der Postaufgabe (Artikel 40 des Entwurfs einer Gerichtsordnung) oder der Übersendung durch den belgischen Konsul an die ausländische Behörde. 8 ) Diese von dem Recht einzelner Staaten abweichende Regelung dient dem Schutz des Schuldners, der nicht durch Fristablauf mit seinem etwaigen Vorbringen ausgeschlossen sein darf, ohne daß er rechtzeitig von der Entscheidung in Kenntnis gesetzt und ihm die Möglichkeit zur Verteidigung gegeben worden wäre. Eine Fristverlängerung wegen weiter Entfernung ist nicht zulässig, da die Frist regelmäßig ausreichen wird, um der beteiligten Partei die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben. c) Hat die Partei ihren Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft, so läuft die Frist von dem Tage an, an dem die Zustellung erfolgt ist oder an dem sie nach dem Recht des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, als erfolgt gelten kann. In diesem Falle kann die Monatsfrist wegen weiter Entfernung nach dem innerstaatlichen Recht dieses Staates verlängert werden. Die Berechnung der Frist richtet sich ebenfalls nach dem innerstaatlichen Recht des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist. Artikel 37 Dieser Artikel bestimmt die Gerichte, bei denen der Rechtsbehelf in den einzelnen Ländern eingelegt werden kann. Vor dem Gericht, das über den Rechtsbehelf zu entscheiden hat, wird im streitigen Verfahren verhandelt; es ist Sache des Schuldners, den Gegner zu laden. Das über den Rechtsbehelf entscheidende Gericht hat zu prüfen, ob der Rechtsbehelf ordnungsmäßig eingelegt ist; es hat ferner darüber zu entscheiden, ob der Rechtsbehelf nach den Darlegungen der Partei, die den Rechtsbehelf eingelegt hat, begründet ist. Diese kann z. B. vortragen, daß es sich bei dem in dem Urteilsstaat ergangenen Urteil um ein Versäumnisurteil handele und daß die Rechte der Verteidigung in dem Urteilsstaat nicht gewahrt worden seien oder aber, daß in dem Vollstreckungsstaate zwischen denselben Parteien bereits ein mit der ausländischen Entscheidung unvereinbares Urteil ergangen sei. Der Rechtsbehelf kann auch auf Artikel 38 gestützt werden, wenn der Schuldner in dem Urteilsstaat gegen das Urteil, aus dem die Zwangsvollstreckung zugelassen werden soll, bereits einen Rechtsbehelf eingelegt hat. Das Gericht, bei dem der Rechtsbehelf eingelegt ist, darf die ausländische Entscheidung nicht sachlich nachprüfen; eine solche Befugnis wäre mit dem Grundgedanken des Übereinkommens unvereinbar. Dagegen kann der Schuldner den Rechtsbehelf auf Tatsachen stützen, die nach dem Erlaß des ausländischen Urteils eingetreten sind, indem er z. B. nachweist, daß er nach dem Erlaß des ausländischen Urteils seine Schuld beglichen hat. Wie Äj/i/jfo/bemerkt, ist eine solche Einwendung in dem Exequatur-Verfahren zulässig- 9 ) 10 ) Nach Artikel 37 Absatz 2 findet gegen die Entscheidung über einen Rechtsbehelf weder die Berufung noch der Einspruch statt. Sie kann nur mit der Kassations- bzw. Rechtsbeschwerde angefochten werden. 7

) Unter Zustellung in der W o h n u n g ist die Aushändigung des Schriftstücks an eine dort angetroffene Person, die nach dem Gesetz z u r Entgegennahme der Abschrift des zuzustellenden Schriftstücks befugt ist, oder, mangels einer solchen Person, an eine zuständige Behörde zu verstehen. 8 ) Belgischer Kassationshof, 4. M ä r z 1954, Revue des Huissiers de Belgique, Mai/Juni 1954, S. 15. 9 ) Batiffol, a. a. O . , S. 863, Fußnote unter 57. 10 ) Für die Bundesrepublik Deutschland vgl. § 7 6 7 Z P O ; vgl. auch Baumbach-Lauterbach, Zivilprozeßordnung, § 7 2 3 Anmerkung 1.

Rolf A. Schütze

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Diese Bestimmung stützt sich auf folgende Erwägungen. Zunächst sind die Gründe, aus denen die Zulassung zur Zwangsvollstreckung versagt werden kann, eng begrenzt; sie berühren den ordre public des Vollstreckungsstaates. Es ist keineswegs zweckdienlich, die Auseinandersetzungen über diesen Begriff zu vermehren. Ferner ist die Lage eine andere als bei einem reinen Inlandsprozeß. Zur Sache selbst ist in dem Urteilsstaat bereits das Erkenntnisverfahren vorausgegangen, in dem die Einlegung von Rechtsbehelfen durch das Übereinkommen in keiner Weise behindert wird. Das Übereinkommen ist zwar auf vorläufig vollstreckbare Entscheidungen anwendbar, doch kann in diesem Falle das Gericht, das in dem Zulassungsverfahren mit dem Rechtsbehelf befaßt ist, gemäß Artikel 38 seine Entscheidung aussetzen. Eine Häufung von Rechtsbehelfen, die von der unterlegenen Partei nur in der Absicht benutzt werden könnten, das Verfahren zu verschleppen, würde eine Behinderung der von dem Übereinkommen erstrebten Freizügigkeit der Urteile bedeuten. Da es in dem Recht der Bundesrepublik Deutschland die Kassationsbeschwerde nicht gibt, wurde zur Wahrung des Gleichgewichts zwischen den Vertragsstaaten vorgesehen, daß die Entscheidung des Oberlandesgerichtes im Wege der Rechtsbeschwerde angefochten werden kann. Artikel 38 Dieser Artikel betrifft den Fall, daß gegen die ausländische Entscheidung bereits in dem Urteilsstaat ein ordentlicher Rechtsbehelf eingelegt worden ist, sowie den Fall, daß die Frist zur Einlegung eines solchen Rechtsbehelfs noch nicht verstrichen ist. Das Gericht, das in dem Zulassungsverfahren mit dem Rechtsbehelf befaßt ist, kann dann entweder seine Entscheidung aussetzen oder die Zwangsvollstreckung zulassen oder letztere von einer Sicherheitsleistung abhängig machen, die es bestimmt, oder aber dem Schuldner eine Frist zur Einlegung des Rechtsbehelfs setzen. Diese Bestimmung geht auf das deutsch-belgische Abkommen (Artikel 10) zurück; sie soll „den Schuldner vor Nachteilen schützen, die sich bei einer Vollstreckung nur vorläufig vollstreckbarer Entscheidungen unter Umständen ergeben könnten". 1 1 ) Artikel 38 bezieht sich ausschließlich auf Urteile, die in dem Urteilsstaat ungeachtet der Berufung oder des Einspruchs vollstreckbar sind. Die Befugnis, seine Entscheidung auszusetzen, steht allein dem mit dem Rechtsbehelf befaßten Gericht zu; die Aussetzung kann nur auf Antrag des Schuldners angeordnet werden. Dies ist deshalb bestimmt worden, weil der Schuldner an dem ersten Abschnitt des Verfahrens nicht beteiligt ist und nicht aufgefordert werden kann, seine Einwendungen geltend zu machen. Artikel 39 Dieser Artikel enthält zwei sehr wichtige Bestimmungen. Einmal schreibt er vor, daß der Antragsteller vor Ablauf der Frist zur Einlegung des Rechtsbehelfs oder vor Erlaß der Entscheidung über den Rechtsbehelf nur Maßregeln zur Sicherung betreiben darf, und zwar diejenigen, die nach dem Recht des Vollstrekkungsstaates zulässig sind. Ferner bestimmt er, daß die Entscheidung, durch welche die Zwangsvollstrekkung zugelassen wird, die Befugnis gibt, solche Maßregeln zu betreiben. Artikel 39 erlaubt es dem Gläubiger in bestimmten Staaten, zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland, die Zwangsvollstreckung aus dem ausländischen Titel einzuleiten und bis zu ihrem ersten Abschnitt durchzuführen. Durch diese Bestimmung soll in dem Verfahren auf Zulassung der Zwangsvollstreckung das Gleichgewicht zwischen den Rechten und Belangen der Parteien gewahrt und gleichzeitig vermieden werden, daß der einen oder der anderen Partei durch den Ablauf des Verfahrens ein Schaden entsteht. Einerseits muß der Antragsteller, der sich auf Grund des ausländischen Urteils im Besitze eines vollstreckbaren Titels befindet, in der Lage sein, unverzüglich alle Maßregeln zu betreiben, durch die vermieden wird, daß der Schuldner pfändbare Gegenstände der Zwangsvollstreckung entziehen kann. Diese Möglichkeit wird dem Antragsteller durch das besondere einseitige Verfahren und durch Artikel 39 gegeben, indem dort bestimmt wird, daß die Entscheidung, durch welche die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, die Befugnis gibt, solche Maßregeln zu betreiben. Diese Befugnis tritt automatisch ein. Der Antragsteller braucht nicht nachzuweisen, daß Dringlichkeit geboten oder Gefahr im Verzug ist, selbst wenn das innerstaatliche Recht eines Vertragsstaates dies vorschreibt. Auch hängt die Befugnis zum Betreiben von Sicherungsmaßregeln nicht von einer Genehmigung des Vollstreckungsrichters ab. Andererseits läßt es die Ausgestaltung des Verfahrens auf Zulassung der Zwangsvollstreckung als eines einseitigen Verfahrens nicht zu, daß gegen den Schuldner Maßnahmen getroffen werden, die nicht rückgängig gemacht werden können. Dieser kann möglicherweise vortragen, daß ein Grund zur Versagung der 1

' ) Deutsch-belgisches Abkommen, vgl. Bericht der Unterhändler.

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Vollstreckung gegeben, daß beispielsweise die Frage des ordre public nicht erschöpfend geprüft worden sei. Es erschien somit zum Schutz dieser Partei geboten, die vollständige Durchführung der Zwangsvollstrekkung, die sich gewöhnlich sowohl auf das bewegliche als auch auf das unbewegliche Vermögen des Beklagten auswirkt, bis zum Ablauf der Frist zur Einlegung des Rechtsbehelfs (vgl. Artikel 36) oder bis zur Entscheidung über den Rechtsbehelf, falls ein solcher eingelegt worden ist, aufzuschieben. Mit anderen Worten — es handelt sich dabei um ein Gegenstück zur Einseitigkeit des Antragsverfahrens — die Wirkung einer nach Artikel 31 ergangenen Entscheidung, durch welche die Zwangsvollstreckung zugelassen wird, ist insoweit beschränkt, als vor Ablauf der Frist zur Einlegung des Rechtsbehelfs oder vor Erlaß der Entscheidung über den Rechtsbehelf eine Versteigerung von Vermögensgegenständen des Schuldners ausgeschlossen ist. Artikel40

und 41

Diese Artikel beziehen sich auf den Fall, daß der Antrag abgelehnt wird. Artikel 40 gibt dem Antragsteller die Möglichkeit, einen Rechtsbehelf bei dem zuständigen Berufungsgericht des Vollstreckungsstaates einzulegen. Der Ausschuß hielt es nicht für erforderlich, in dem Ubereinkommen eine bestimmte Frist vorzusehen. Der Antragsteller, dessen Antrag abgelehnt ist, kann den Rechtsbehelf in der Frist einlegen, die ihm zweckdienlich erscheint, die er beispielsweise zur Beschaffung der erforderlichen Unterlagen benötigt. Das Verfahren über den Rechtsbehelf ist streitig, weil das mit dem Rechtsbehelf befaßte Gericht den Schuldner zu hören hat. Der kontradiktorische Charakter des Verfahrens war geboten, um eine Häufung von Rechtsbehelfen zu vermeiden. Wäre das Verfahren über den Rechtsbehelf einseitig geblieben, hätte man nicht umhinkönnen, eine zusätzliche Instanz vorzusehen, um dem Schuldner die Möglichkeit zu geben, seine Gegenvorstellungen geltend zu machen, wenn das Gericht, das mit dem Rechtsbehelf befaßt ist, die erstrichterliche Entscheidung aufheben und die Zwangsvollstreckung zulassen würde. Der Ausschuß wollte eine solche Häufung von Rechtsbehelfen vermeiden. Außerdem beseitigt die Ablehnung des Antrags die Vermutung der Wirksamkeit des ausländischen Urteils. Der Schuldner wird in den Formen geladen, die in dem innerstaatlichen Recht des Vollstreckungsstaates vorgesehen sind. Das Gericht, das mit dem Rechtsbehelf befaßt ist, kann nur entscheiden, wenn dem Schuldner tatsächlich die Möglichkeit gegeben war, seine Gegenvorstellungen zu erheben. Durch diese Bestimmung sollen die Rechte der Verteidigung gewahrt und die Nachteile bestimmter Systeme der Auslandszustellung behoben werden. Diese Nachteile wiegen um so schwerer, als der Schuldner für den Fall, daß er nicht rechtzeitig genug geladen war, um sich verteidigen zu können, über keinen Rechtsbehelf mehr verfügt, der ihm gestatten würde, die Entscheidung des mit dem Rechtsbehelf befaßten Gerichtes anzufechten — sieht man von der Kassations- bzw. Rechtsbeschwerde ab, soweit sie nach dem Recht des Vollstreckungsstaates zulässig ist (Artikel 41). Auf Grund der in Artikel 40 enthaltenen Garantien bestimmt Artikel 41, daß gegen die Entscheidung über den Rechtsbehelf nur die Kassationsbeschwerde stattfindet. Der Grund, weshalb in der Bundesrepublik Deutschland eine Rechtsbeschwerde vorgesehen werden mußte, ist bereits in der Erläuterung zu Artikel 37 näher dargelegt. Die Form der in den Artikeln 40 und 41 vorgesehenen Rechtsbehelfe bestimmt sich nach dem innerstaatlichen Recht der Vertragsstaaten, das auch Fristen bestimmen kann. Artikel 42 Dieser Artikel regelt zwei verschiedene Fälle. Nach Artikel 42 Absatz 1 ist das Gericht des Vollstreckungsstaates befugt, die Zwangsvollstreckung für einige Ansprüche, auf die sich das Urteil bezieht, zuzulassen und die Zulassung für andere zu versagen. 12 ) Wie in dem Bericht zum Benelux-Vertrag, der eine ähnliche Bestimmung enthält, ausgeführt wird, „besteht diese Befugnis, eine Beschränkung vorzunehmen, in allen Fällen, in denen eine Entscheidung, die mehrere, voneinander unabhängige Klageansprüche betrifft, nur hinsichtlich eines Teils dieser Ansprüche dem ordre public des Vollstreckungsstaates widerspricht, während sie hinsichtlich der übrigen mit ihm vereinbar ist". Nach Artikel 42 Absatz 2 kann der Antragsteller beantragen, daß die Zwangsvollstreckung nur für einen Teil des Gegenstandes der Verurteilung zugelassen wird. Das Gericht hat diesem Antrag stattzugeben. Wie 12

) Vgl. Benelux-Vertrag (Artikel 14 Absatz 4), französisch-italienisches Abkommen (Artikel 3), italienisch-niederländisches Abkommen (Artikel 3), deutsch-belgisches Abkommen (Artikel 11), belgisch-italienisches Abkommen (Artikel 10), deutsch-niederländisches Abkommen (Artikel 12).

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0°• Nr. 238 ff. In den meisten Fällen war jedoch die erbetene Auskunft hinreichend klar und einheitlich zu geben, so daß es mit einem bloßen Vermerk in diesem Bericht sein Bewenden haben kann.

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3. Fortentwicklung des Rechts in den Gründungsstaaten der E W G In wieder anderen Fällen zeigten Anfragen der neuen Mitgliedstaaten über den Inhalt von Bestimmungen des E u G V Ü , daß die Rechtsentwicklung auch in den Gründungsstaaten der E W G inzwischen einen Verlauf genommen hatte, der eine generelle und nicht nur eine auf die Beziehungen zu den neuen Mitgliedstaaten beschränkte Anpassung ratsam erscheinen ließ. Dies gilt insbesondere f ü r das familienrechtliche Gesamtverfahren, in welchem mit der eigentlichen Statussache auch die Verfahren über Nebenfolgen, insbesondere über Unterhaltsansprüche verbunden werden. In Kindschafts- und Ehesachen hat es in den Jahren seit der Unterzeichnung des E u G V Ü vielerorts das traditionelle Trennungssystem zwischen Statusprozeß und Folgeverfahren abgelöst. Dies war der Grund f ü r die Neufassung von Artikel 5 Nr. 2, welche die Arbeitsgruppe vorschlägt -» Nr. 32, 90. Die Entwicklung des Verbraucherschutzrechts in den Mitgliedstaaten führt zu einer völligen Neufassung des 4. Abschnitts des Titels II. In einem Falle war auch die Rechtsprechung des E u G H Anlaß einer Änderung des E u G V Ü - » Nr. 179.

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4. Besondere wirtschaftliche Auswirkungen Schließlich zeigte sich, daß manche N o r m e n des E u G V Ü , in neuen Mitgliedstaaten angewandt, zu Auswirkungen von wirtschaftlichen Dimensionen führen müßten, wie sie in den ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft ohne Gegenstück sind. So hat die Weltbedeutung der britischen Versicherungswirtschaft die Expertengruppe dazu bewogen, Änderungen zu empfehlen, die sich auf die gerichtliche Zuständigkeit in Versicherungssachen beziehen Nr. 136. Auch die neue N u m m e r 7 von Artikel 5 -»• Nr. 122 rechtfertigt sich durch die faktische Sonderstellung der britischen Seegerichtsbarkeit.

3. Kapitel 20

Anwendungsbereich des Ubereinkommens Die Regelung des Anwendungsbereichs des E u G V Ü ist, wie schon im Jenard-Bericht herausgearbeitet wurde, durch vier Strukturelemente gekennzeichnet. Sie bedurften schon im Verhältnis der ursprünglichen Mitgliedstaaten zueinander einer näheren Erläuterung. Rolf A. Schütze

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Es sind diese: 1. Die Begrenzung auf Verfahren und Entscheidungen, denen Sachverhalte mit internationalem Bezug zugrunde liegen (I); 2. die Verpflichtung des nationalen Richters, die Regelung des Ubereinkommens von Amts wegen zu beachten (II); 3. die Beschränkung des Ubereinkommens auf Zivil- und Handelssachen (III); 4. die Existenz eines Negativkatalogs (Artikel 1 Absatz 2) von Angelegenheiten, die dem Übereinkommen nicht unterliegen (IV). Im Verhältnis der ursprünglichen Mitgliedstaaten zueinander unproblematisch war ein fünftes Kriterium, das in der Überschrift des Übereinkommens sehr viel deutlicher steht als in Artikel 1 selbst, der seinen Anwendungsbereich regelt. Damit das E u G V Ü anwendbar ist, muß es sich nämlich um gerichtliche Verfahren und um gerichtliche Entscheidungen handeln. Verfahren vor und Entscheidungen von Verwaltungsbehörden unterfallen dem Übereinkommen nicht. In bezug auf Dänemark lag darin ein besonderes Anpassungsproblem (V). I. Angelegenheiten

mit internationalem

Bezug

21

Der Beitritt der neuen Mitgliedstaaten zum E u G V Ü trägt in die Anwendung des Grundsatzes, daß nur Verfahren und Entscheidungen betroffen werden, welche Sachverhalte mit internationalem Bezug zum Gegenstand haben, keine neuen Aspekte, so daß insoweit nur auf Nr. I im dritten Kapitel des Jenard-Berichts verwiesen zu werden braucht. II. Zwingender

Charakter des Ubereinkommens

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Nach Artikel 19 und 20 E u G V Ü sind die Vorschriften über die „unmittelbare Zuständigkeit" f ü r jedes Gericht von Amts wegen zu beachten; teilweise, nämlich soweit ausschließliche Zuständigkeit besteht, ohne Rücksicht auf das Verhalten des Beklagten; teilweise nur dann, wenn der Beklagte den Mangel der Zuständigkeit rügt. Ein Gericht muß daher auch von Amts wegen beachten, ob eine seine Zuständigkeit ausschließende und nach Artikel 17 wirksame Gerichtsstandsvereinbarung vorliegt. Eine Verpflichtung, Zuständigkeitsnormen von Amts wegen zu beachten, ist f ü r einen Richter in den ursprünglichen Mitgliedstaaten auch keine ungewohnte Aufgabe. Demgegenüber hat die Delegation des V. K. geltend gemacht, eine solche Vorschrift bedeute f ü r ihre Gerichte einen grundlegenden Wandel. Ein Gericht ihres Staates könne bisher nur aufgrund vorgetragener Tatsachen und Rechtsausführungen entscheiden. O h n e Durchbrechung dieses Grundsatzes besitze es gar nicht die Mittel, seine Zuständigkeit von Amts wegen zu prüfen. Indes ist es nicht im Sinne von Artikel 3 Absatz 2 der Beitrittsakte, Bestimmungen der dort genannten Übereinkommen inhaltlich deshalb zu ändern, weil ihre Einführung in die Rechtsordnung eines neuen Mitgliedstaats gewisse Umstellungen herkömmlicher Rechtsanwendungsgrundsätze notwendig macht. Es ist zudem keine notwendige Konsequenz von Artikel 19 und 20 E u G V Ü , daß der Richter von Amts wegen die Tatsachen ermitteln müßte, die f ü r die Entscheidung der Zuständigkeitsfrage erheblich sind, daß er also etwa nachforschen müßte, wo der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Entscheidend ist nur, daß unwidersprochene Parteibehauptungen den Richter nicht binden. Mit dem E u G V Ü vereinbar ist daher auch folgende Regelung: Der Richter darf zwar seine Zuständigkeit nur annehmen, wenn er von der Existenz aller tatsächlichen Umstände voll überzeugt ist, die seine Kompetenz begründen; solange er diese Überzeugung nicht hat, kann oder muß er die Parteien auffordern, ihm die notwendigen Beweise zu liefern, widrigenfalls die Klage als unzulässig abgewiesen wird. Auch dies ist eine Unzuständigkeitserklärung von Amts wegen und nicht eine solche auf Rüge durch eine Partei. O b ein Richter verpflichtet ist, zuständigkeitsrelevante Tatsachen selbst zu erforschen, oder ob er der an der Zuständigkeit des angegangenen Gerichts interessierten Partei diesbezügliche Nachforschungen auferlegen kann oder muß, bestimmt allein das nationale Recht. Manche Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten verpflichten den Richter im Bereich der ausschließlichen Zuständigkeiten, obwohl ihr Mangel von Amts wegen zu beachten ist, in der Tat nicht dazu, selbst tatsächliche Nachforschungen anzustellen, so z. B. die deutsche. III. Zivil- und Handelssachen Der Anwendungsbereich des E u G V Ü ist auf gerichtliche Verfahren und Urteile beschränkt, die Zivil- und Handelssachen zum Gegenstand haben. Alle nicht ausdrücklich ausgeschlossenen Angelegenheiten auf diesem Gebiet unterfallen ihm aber. (153)

Stand: 1.8. 1979

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Es kommt insbesondere nicht darauf an, ob sich ein Antrag „gegen" eine Person richtet Nr. 124 ff. Wenn dies nicht der Fall ist, können zwar Artikel 2 ff. nicht greifen; im übrigen ist das E u G V Ü aber sehr wohl anzuwenden. Die Unterscheidung von Zivil- und Handelssachen einerseits und öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten andererseits ist den Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten wohl bekannt und wird trotz wichtiger Unterschiede im großen und ganzen auch nach verwandten Kriterien getroffen. So erfaßt der Begriff „Zivilrecht" auch wichtige nicht öffentlich-rechtliche Sondermaterien wie vor allem Teile des Arbeitsrechts. Deshalb hat man bei der Redaktion des ursprünglichen Textes des E u G V Ü und im Jenard-Bericht auf eine nähere Konkretisierung von Zivil- und Handelssachen verzichtet und sich auf die Klarstellung beschränkt, daß auch Entscheidungen von Straf- und Verwaltungsgerichten dem Übereinkommen unterfallen, sofern diese in Zivil- und Handelssachen entscheiden, was durchaus gelegentlich vorkommt. In dieser letzten Hinsicht stellt der Beitritt der drei neuen Mitgliedstaaten freilich auch keine zusätzlichen Probleme. Wegen der alldem vorausgesetzten Hauptunterscheidung sind die Probleme hingegen umso schwieriger. Das V. K. und Irland kennen nämlich die im ursprünglichen EWG-Bereich geläufige Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Recht kaum. Die anstehenden Anpassungsprobleme konnten daher nicht durch einen bloßen Verweis auf Qualifikationsgrundsätze gelöst werden. Nachdem in der Schlußphase der Verhandlungen das Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften vom 14. Oktober 1976 5 ) ergangen war, welches sich f ü r eine von der Orientierung an einem „anwendbaren" nationalen Recht losgelöste Auslegung aussprach, begnügte sich die Gruppe damit, in Artikel 1 Absatz 1 klarzustellen, daß Steuer-, Zoll- und verwaltungsrechtliche Sachen nicht Zivil- oder Handelssachen im Sinne des E u G V Ü sind. Im übrigen muß sich die Rechtspraxis auch in den neuen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft an dem genannten Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften orientieren, wonach zur Bestimmung des Begriffs Zivil- und Handelssachen „die Zielsetzung und die Systematik des Übereinkommens sowie die allgemeinen Rechtsgrundsätze, die sich aus der Gesamtheit der innerstaatlichen Rechtsordnungen ergeben, herangezogen werden" müssen. Aufgabe dieses Berichtes kann es daher nur noch sein, zur Erleichterung dieser Aufgabe einige rechtsvergleichende Informationen zu geben. A 24

Verwaltungsrecht in Irland und im Vereinigten Königreich Im V. K. und in Irland ist der Ausdruck „civil law" (Zivilrecht) kein Fachausdruck und hat auch nicht nur eine Bedeutung. Er dient hauptsächlich f ü r die Bezeichnung des Gegensatzes zum Strafrecht. Außer in diesem begrenzten Sinne unterscheidet man zwischen „privatem" und „öffentlichem" Recht überhaupt nicht in der Weise, wie es f ü r die Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten von grundlegender Bedeutung ist. Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und Steuerrecht etwa gelten als „civil law". Zwar ist das V. K. bereits Partei mehrerer Staatsverträge, die ausdrücklich nur „Zivil- und Handelssachen" betreffen. Dazu gehören alle von ihm abgeschlossenen bilateralen Abkommen über die Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen. Sie alle enthalten jedoch keine vom ursprünglich angegangenen Gericht unmittelbar anzuwendenden Zuständigkeitsnormen. Sie regeln nur die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen und behandeln Zuständigkeitsfragen nur indirekt als Anerkennungsvoraussetzung. Zudem erfassen diese Abkommen in aller Regel nur gerichtliche Entscheidungen, die zur Zahlung einer bestimmten Geldsumme verurteilen ->• Nr. 7. Aus diesem Grund genügte bei ihrer Ausarbeitung der pragmatische Weg, auf eine Bestimmung des Begriffs „Zivil- und Handelssachen" ganz zu verzichten. Negativ klarzustellen, daß die Abkommen auf Entscheidungen nicht anwendbar sind, welche die Verurteilung zur Zahlung von Geldstrafen oder Steuern aller Art zum Inhalt haben, reichte aus. B

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Verwaltungsrecht in den kontinentaleuropäischen Staaten Nach den Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten können Staat selbst und Körperschaften, die öffentlichen Zwecken dienen, wie Gemeinden und Landkreise, in zweierlei Art am Rechtsverkehr teilhaben. Sie können wegen ihrer formellen Einordnung in das öffentliche Recht einmal außerhalb des Privatrechts „hoheitlich" tätig werden. T u n sie dies, so spielt die einseitig vorgenommene Rechtsgestaltung („Verwaltungsakt", „décision exécutoire") eine höchst charakteristische Rolle. Der Staat und sonstige öffentlich-rechtliche Körperschaften können sich aber auch wie Privatpersonen am Rechtsverkehr beteiligen. Sie können privatrechtliche Verträge schließen, etwa mit Verkehrsunternehmungen über den Transport Rolf A. Schütze

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von Sachen oder Personen nach dem allgemein geltenden Tarif oder mit einem Grundstückseigentümer über die Anmietung von Räumen. Staat und öffentlich-rechtliche Körperschaften können, wie Privatpersonen, selbst in deliktische Haftung verwickelt werden, etwa anläßlich eines Verkehrsunfalls, an welchem ein Dienstfahrzeug des Staates beteiligt ist. Das eigentliche Problem liegt in der Abgrenzung zwischen privatrechtlichem und öffentlich-rechtlichem Auftreten des Staates und seiner selbständigen Ausgliederungen. Einige Anhaltspunkte zu seiner Bewältigung seien im folgenden herausgearbeitet. Die Abgrenzungsschwierigkeiten sind von dreierlei Art. Der Bereich öffentlich-rechtlich geregelter Tätigkeiten ist in den kontinentalen Mitgliedstaaten unterschiedlich 1 ). Häufig haben öffentlich-rechtliche Funktionsträger auch ein Wahlrecht, in welcher Form sie tätig werden wollen 2 ). Relativ klar liegen die Dinge nur, soweit Rechtsbeziehungen zwischen dem Staat und seinen selbständigen Untergliederungen in Frage stehen 3 ). 1. Die unterschiedliche Ausdehnung des öffentlichen Rechts

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Der wichtigste Unterschied in der Struktur der nationalen Verwaltungsrechte auf dem Kontinent besteht in der rechtlichen Regelung der eigenen Versorgung und vor allem der öffentlichen Versorgungsaufgaben der Behörden. Die französische Rechtsordnung hat zu diesem Zweck das besondere Institut des verwaltungsrechtlichen Vertrages ausgebildet, der unabhängig vom „code civil" in einem besonderen Gesetz, dem „code des marchés publics", geregelt ist. Der verwaltungsrechtliche Vertrag kommt sowohl zur Anwendung, wenn die öffentlichen Funktionsträger ihren eigenen Bedarf decken wollen, als auch dann, wenn öffentliche Arbeiten, wie Hoch- und Tiefbauten, Geländeerschließungen und dergleichen, vergeben werden. In solchen Situationen handeln in Frankreich Staat und öffentlich-rechtliche Körperschaften nicht wie Privatpersonen. Die charakteristische Folge davon ist, daß sie, wenn ihre Vertragspartner die ihnen obliegenden Leistungen nicht erbringen, nicht gehalten sind, Klage vor Gericht zu erheben. Sie haben das Recht, durch Verwaltungsakt („décision exécutoire") einseitig Sanktionen zu verhängen, die vollstreckbar sind. Ganz anders ist die Rechtslage in Deutschland. Dort spielt der verwaltungsrechtliche Vertrag eine ganz untergeordnete Rolle. Die Versorgung des Verwaltungsträgers wird wie vor allem auch die Vergabe öffentlicher Arbeiten rein privatrechtlich abgewickelt. Der Staat handelt, auch wenn er Projekte von der Größenordnung einer Talsperre oder einer Flußkanalisation verwirklichen will, bei Abschluß seiner Verträge mit den beteiligten Firmen wie ein Privatmann. 2. Die Befugnis zur Wahl der Rechtsform

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Jedoch ist die Abgrenzung zwischen öffentlich-rechtlicher und privater Betätigung von öffentlichen Funktionsträgern in keiner Rechtsordnung schlechthin zwingend. Öffentliche Funktionsträger haben innerhalb gewisser Grenzen ein Wahlrecht, ob sie bei Erledigung ihrer Aufgaben sich „hoheitlichen Gestaltungen", also etwa des Mittels eines verwaltungsrechtlichen Vertrages, bedienen oder nur ein privates Rechtsgeschäft abschließen wollen. In Bereichen, wo öffentliche Funktionsträger abwechselnd in privater oder öffentlich-rechtlicher Form auftreten können, zu entscheiden, ob sie wie eine Privatperson tätig geworden sind oder nicht, ist nicht immer leicht. In der Praxis mangelt es häufig an klarer Kennzeichnung. 3. Beziehungen öffentlich-rechtlicher Funktionsträger zueinander

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Auch die Beziehungen der öffentlich-rechtlichen Funktionsträger untereinander können privatrechtlich oder öffentlich-rechtlich ausgestaltet sein. Sind sie öffentlich-rechtlich ausgestaltet, dann unterliegen sie dem EuGVÜ nicht, auch wenn man, wie in Italien, solche Beziehungen nicht als Teil des „Verwaltungsrechts" versteht. Beziehungen der Staaten und öffentlich-rechtlichen Körperschaften untereinander dürften jedoch so gut wie ausnahmslos privatrechtlicher Art sein, wenn sie internationale Aspekte aufweisen (und nicht dem Völkerrecht unterliegen). Es ist kaum vorstellbar, wie es etwa öffentlich-rechtliche Beziehungen zwischen zwei Gemeinden verschiedener Staaten sollte geben können. Jedoch können solche natürlich künftig durch Staatsvertrag geschaffen werden. C Zivil- und Strafrecht Als selbstverständlich und daher im Text des neugefaßten EuGVÜ nicht klarstellungsbedürftig hat die Expertengruppe vorausgesetzt-• Nr. 18.

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a) Der Lösungsvorschlag der Sachverständigengruppe ist aus einer langen und intensiven Beschäftigung mit den möglichen Alternativen erwachsen. Tragend f ü r das E u G V Ü ist der Zusammenhang zwischen der Anwendung seiner Zuständigkeitsregeln in der Entscheidungsphase und dem Verbot der Überprüfung der Zuständigkeit im Anerkennungsstadium. Nach dem ursprünglichen Text des Übereinkommens bieten sich daher f ü r die rechtliche Behandlung von Annexunterhaltsentscheidungen eigentlich nur zwei saubere Lösungsmöglichkeiten an. Entweder darf in der Entscheidungsphase auch der mit einer Statussache befaßte Richter eine Annexunterhaltsentscheidung nur erlassen, wenn er dafür nach dem E u G V Ü zuständig ist; seine Unterhaltsentscheidung ist dann aber auswärts anzuerkennen, ohne daß der dortige Richter die Zuständigkeit des ursprünglich entscheidenen Gerichts noch einmal überprüfen dürfte. O d e r aber auch Annexunterhaltsentscheidungen sind als Nebenentscheidungen zu Statusentscheidungen nach Artikel 1 Absatz 1 Nr. 1 vom Anwendungsbereich des E u G V Ü ausgenommen. Beide Lösungsalternativen sind praktisch mißlich. Die letztere würde Annexunterhaltsentscheidungen generell auch von der Anerkennung und Vollstreckung nach dem E u G V Ü ausschließen, obwohl in der übergroßen Masse der Fälle Gerichte entscheiden, die auch nach dessen Vorschriften zuständig gewesen wären. In unerträglich vielen Fällen würden dann also Unterhaltstitel nicht mehr freizügig sein. Die erstere Hypothese würde einen Rückschritt gegenüber der modernen und allseits lebhaft begrüßten Errungenschaft einer einheitlichen Verhandlung und Entscheidung über Status und Unterhalt darstellen. Rolf A. Schütze

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Die einfachste Lösung wäre es angesichts dessen gewesen, auch f ü r Statusverfahren selbst Zuständig- 34 keitsregelungen in das E u G V Ü einzubauen. Jedoch hat sich an den Gründen, die dies früher verwehrten, bis heute nichts geändert. Es bleibt daher kein anderer Ausweg, als sich grundsätzlich an einer der beiden herausgearbeiteten Alternativen zu orientieren, ihre Nachteile aber möglichst abzuschwächen. Gerichtlichen Annexunterhaltsentscheidungen zu Statusurteilen die Garantie der Freizügigkeit vorzuenthalten oder sie ihnen auch nur unter wesentlichen Einschränkungen zuzuerkennen, erschien der Expertengruppe das größere Übel. Sie bemühte sich daher zunächst um eine Lösung auf folgender Grundlage: Die nationalen Gerichte 35 dürfen in Statussachen uneingeschränkt über Unterhaltsansprüche mitbefinden, also auch dann, wenn sie ihre Zuständigkeit für den Unterhaltsanspruch auf keine Bestimmung im E u G V Ü stützen können; Annexunterhaltsentscheidungen werden im Prinzip anerkannt und vollstreckt; jedoch darf der Richter im Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren, abweichend von den sonst geltenden Grundsätzen des E u G V Ü , überprüfen, ob das entscheidende Gericht f ü r den Unterhaltsanspruch auch nach den Bestimmungen in dessen zweitem Titel zuständig war. D a ß in der Anerkennungs- und Entscheidungsphase die Zuständigkeit des entscheidenden Gerichts nicht mehr geprüft wird, war jedoch einer der ganz entscheidenden Durchbrüche des E u G V Ü . Eine neuerliche Einschränkung dieses Grundsatzes wäre auch nur auf einem Teilgebiet daher nur zu rechtfertigen gewesen, wenn alle anderen in Frage kommenden Alternativen noch bedenklicher wären. Der für Artikel 5 neu vorgeschlagene Zusatz hat jedoch insgesamt relativ die meisten Vorzüge. Er 36 verhindert, daß Unterhaltsentscheidungen als Annexentscheidungen zu Statusentscheidungen aufgrund derjenigen exorbitanten Zuständigkeitsregel ergehen können, die f ü r familienrechtliche Angelegenheiten typisch ist: nämlich der Regel, welche an die Nationalität nur einer der beiden Parteien anknüpft. D a f ü r läßt sich in Kauf nehmen, daß Unterhaltsprozesse dann nicht mit Statusverfahren verbunden werden können, wenn die Zuständigkeit des angegangenen Gerichts lediglich auf diese Regel zu stützen ist. Für den Statusprozeß bleibt es dann bei der sich nach der Nationalität einer der beiden Parteien richtenden Zuständigkeit. Der Unterhaltsprozeß muß vor einem anderen nach dem E u G V Ü zuständigen Gericht ausgetragen werden. b ) I m einzelnen bedeutet die neue Regelung folgendes: Sie gilt einheitlich f ü r die alten und neuen Mitgliedstaaten.

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In der Phase der Anerkennung und Vollstreckung darf die Zuständigkeit des entscheidenden Ge- 38 richts nicht mehr überprüft werden. Das folgt auch nach Ergänzung von Artikel 5 aus Artikel 28 Absatz 3. Weil Fehler in der Beurteilung der Zuständigkeitsfrage später nicht mehr korrigierbar sind, muß das ursprünglich entscheidende Gericht daher sehr sorgfältig prüfen, ob seine Zuständigkeit nach dem E u G V Ü hergeleitet werden kann. Ähnliches gilt f ü r die Rechtshängigkeit. Eine Änderung der Artikel 21 und 23 war nicht nötig. So- 39 lange der Unterhaltsanspruch vor dem Gericht des Statusverfahrens rechtshängig ist, kann er zulässigerweise vor den Gerichten eines anderen Staates nicht geltend gemacht werden. Ob das Gericht der Statussache tatsächlich auch f ü r das Unterhaltsverfahren zuständig ist, ohne al- 40 lein an die Nationalität einer der Prozeßparteien anknüpfen zu müssen, bestimmt sich einzig und allein nach seiner lex fori, einschließlich freilich deren internationalen Privat- und Prozeßrechts. Auch wenn die Gerichte eines Staates im allgemeinen eine Statussache nicht mit einer Unterhaltssache verbinden können, wohl aber dazu befugt sind, sobald die nach ihrem Kollisionsrecht anwendbare fremde Rechtsordnung derartiges vorsieht, werden sie im Sinne von Artikel 5 Nr. 2 E u G V Ü n. F. f ü r die Unterhaltssache mit zuständig. N u r muß das angegangene Gericht nach den letztlich f ü r seine Zuständigkeit maßgebenden nationalen Rechtsregeln immer sowohl f ü r die Statussache als auch f ü r den Unterhaltsanspruch zuständig sein. Das E u G V Ü verbietet eine nach nationalem Recht vorgesehene einheitliche Entscheidung von Sta- 41 tus- und Unterhaltssachen nur dann, wenn das Gericht seine Zuständigkeit aus der Nationalität einer der beiden Parteien herleitet. Hierbei ist vor allem an die in Artikel 3 Absatz 2 genannten, f ü r den reinen Statusprozeß wegen Artikel 1 Absatz 2 Nr. 1 aber nicht beiseite geschobenen exorbitanten Zuständigkeiten in Artikel 15 des belgischen Zivilgesetzbuches („code civil") und in Artikel 14 und 15 des französischen und luxemburgischen Zivilgesetzbuches („code civil") gedacht. Mit Statusverfahren verbundene Unterhaltsklagen bleiben aber zulässig, wenn die Zuständigkeit des Gerichts aus anderen Gründen eine solche ist, die das E u G V Ü normalerweise als exorbitant verpönt. Die Anknüpfung der gerichtlichen Zuständigkeit an die gemeinsame Staatsangehörigkeit beider Parteien hat das E u G V Ü f ü r normale Zivil- und Handelssachen wohl ausgeschlossen (Artikel 3 Absatz 2). Derartiges läßt sich aber f ü r den verbundenen Status- und Unterhalts(157)

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prozeß nicht als exorbitant ansprechen und daher auch nicht als unzulässig erklären. Der Wohnsitz des Klägers ist in Unterhaltssachen ohnehin ein anerkannter Anknüpfungspunkt f ü r die gerichtliche Zuständigkeit. Der neu vorgeschlagene Zusatz in Artikel 5 Nr. 2 macht schließlich die in familienrechtlichen Sammelverfahren angerufenen Gerichte f ü r die Unterhaltsansprüche lediglich dann unzuständig, wenn sich ihre Zuständigkeit f ü r den Statusprozeß ausschließlich auf die Nationalität einer der beiden Parteien stützt. Wenn die Zuständigkeit dieser Gerichte von der Verwirklichung mehrerer tatbestandlicher Voraussetzungen abhängt, von denen nur eine die inländische Nationalität einer der beiden Parteien ist, so hängt die Entscheidungsbefugnis nicht ausschließlich von der Nationalität einer der beiden Parteien ab. § 606 Absatz 3 der deutschen Z P O soll in Verbindung mit § 606 a sicherstellen, daß in Ehesachen immer ein deutsches Gericht angerufen werden kann, wenn auch nur ein Ehegatte Deutscher ist. D a ß er nur subsidiär zu anderen Zuständigkeitsvorschriften anwendbar sein will, ändert nichts daran, daß ausschließlich die Nationalität einer der Parteien zuständigkeitsbegründend sein soll. Nach Inkrafttreten der Neufassung von Artikel 5 Nr. 2 E u G V Ü können daher in diesem Gerichtsstand Unterhaltsansprüche nicht mehr verhandelt und entschieden werden. 42

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Artikel 5 Nr. 2 gilt nicht, wenn der Beklagte seinen Wohnsitz nicht in einem Vertragsstaat hat oder wenn der Unterhaltsregelung eine Klage oder ein Antrag des einen Ehegatten gegen den anderen nicht vorauszugehen braucht-» Nr. 66. 2. Die ehelichen Güterstände Die Ausklammerung der ehelichen Güterstände vom Anwendungsbereich des E u G V Ü (Artikel 1 Absatz 2 Nr. 1) ist f ü r das V. K. und Irland ein Problem. In keinem dieser Länder gibt es ein vergleichbares Rechtsinstitut, obwohl der Ausdruck „matrimonial property" in der Rechtsliteratur durchaus gebraucht wird. Für die vermögensrechtlichen Beziehungen von Ehegatten zueinander gilt vielmehr grundsätzlich das allgemeine Recht. Generelle Vermögensvereinbarungen, welche die Ehegatten schließen, haben keine andere Rechtsnatur als Verträge mit dritten Personen. Allerdings treffen die Gesetze gelegentlich auch vermögensrechtliche Sonderregelungen f ü r Ehegatten. Nach englischem („Matrimonial Homes Act" von 1967) und irischem („Family H o m e Protection Act" von 1976) Recht sind etwa jedem Ehegatten bestimmte Wohnrechte im ehelichen Heim garantiert. Ferner haben die Ehescheidungsgerichte des V. K. nach dem „Matrimonial Causes Act" von 1973 weitgehende, wenn auch in den verschiedenen Teilen des Staates unterschiedlich ausgeprägte Befugnisse zur Anordnung der Zahlung von Kapitalbeträgen durch einen der früheren Ehegatten an den anderen. In England kann es sogar zu einer allgemeinen gerichtlichen Neuverteilung des Eigentums zwischen den früheren Ehegatten und ihren Kindern kommen. Auch in den Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten ist der Begriff „eheliche Güterstände" indes nicht problemlos. Nicht überall unterfallen ihm die gleichen Rechtsbeziehungen. U m eines besseren Verständnisses der Problematik willen sei dies alles etwas konkreter ausgeführt (a), ehe der Lösungsvorschlag der Expertengruppe zu erläutern ist (b).

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a) Drei Bemerkungen mögen eine Idee von dem geben, was in den Rechtsordnungen der sieben kontinentalen Mitgliedstaaten „eheliche Güterstände" sind. Sie betreffen den auf Ehegatten beschränkten exklusiven Charakter des Rechtsinstituts (Nr. 45), die Abgrenzung zu den Rechtsbeziehungen, die f ü r alle Ehen gelten, unabhängig davon, in welchem speziellen Güterstand die Ehegatten leben (Nr. 46), und schließlich die Möglichkeit einer Beteiligung dritter Personen (Nr. 47).

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U m die vermögensrechtlichen Beziehungen der Ehegatten sachlich gerecht zu ordnen, bedienen sich diese Rechtsordnungen nicht oder jedenfalls nicht überwiegend der im bürgerlichen Vermögensrecht sonst bekannten Rechtsfiguren und Rechtsinstitute. Sie haben vielmehr exklusive Rechtsinstitute entwickelt, deren Anwendbarkeit auf die Beziehungen unter Ehegatten beschränkt ist und deren wichtigste Eigenart in einer vermögensrechtlichen Globalregelung besteht. Es gibt aber nicht etwa in jeder Rechtsordnung nur eine einzige solche Globalregelung. Vielmehr stehen den Ehegatten mehrere davon zur Auswahl, die von der „allgemeinen Gütergemeinschaft" bis zur strikten „ G ü t e r t r e n n u n g " reichen können. Auch letztere ist aber, wenn von den Ehegatten gewählt, ein besonderer „Güterstand", obwohl dann gerade kaum noch ehebedingte vermögensrechtliche Besonderheiten bestehen. Die Wahl eines Güterstandes muß die Form eines als Rechtsinstitut besonders ausgebildeten „Ehevertrags" annehmen, der nicht mit der Eheschließung als solcher zu verwechseln ist. Treffen die Ehegatten keine Wahl, so gilt eine der vorgesehenen Globalregelungen kraft Gesetzes (sogenannter „gesetzlicher Güterstand"). In manchen Rechtsordnungen (Frankreich, Belgien) ist der zu Beginn der Ehe bestehende Güterstand Rolf A. Schütze

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grundsätzlich unwandelbar. In anderen Rechtsordnungen (Deutschland) können die Ehegatten ihren Güterstand jederzeit ändern. Streitigkeiten, welche die ehelichen Güterstände betreffen, können in vielfältiger Form auftreten. Es kann über Existenz und Auslegung eines Ehevertrags gestritten werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Ehegatte bei Gericht beantragen, einen Güterstand in einen anderen umzuwandeln. Manche „Güterstände" sehen hinsichtlich verschiedener Arten von Vermögen verschiedene Regelungen vor. Dann kann darüber Streit entstehen, zu welcher Art von Vermögen ein bestimmter Gegenstand gehört. Haben Güterstände ein differenziertes System der Vermögensverwaltung ausgebildet, so kann es darüber zu einer Auseinandersetzung kommen, welcher Ehegatte welche Vermögensgegenstände verwalten darf. Die häufigste Form von Streitigkeiten, die eheliche Güterstände betreffen, sind diejenigen, welche es mit der Liquidation des Güterstandes nach Beendigung der Ehe, insbesondere nach Scheidung, zu tun haben. Der gesetzliche Güterstand des deutschen Rechts („Zugewinngemeinschaft") führt dann zu einem Ausgleichsanspruch des Ehegatten, dessen Vermögen sich weniger als das seines Partners vermehrt hat. Manche Regelungen gelten für alle Ehen unabhängig davon, in welchem speziellen Gütentand die Ehe- 46 gatten leben, vor allem in Deutschland und Frankreich. Der deutsche und französische Text des E u G V U gebraucht den Begriff bezeichnenderweise auch im Plural („die Güterstände", „les régimes matrimoniaux"). Damit hat es folgende Bewandtnis : Der code civil etwa behandelt vermögensrechtliche Aspekte der Ehe an zwei verschiedenen Systemstellen. Im 5. Titel des 3. Buches (über den Erwerb von Eigentum) ist eingehend vom „contrat de mariage et des régimes matrimoniaux" die Rede. Vermögensrechtliche Aspekte der Beziehungen unter Ehegatten regeln aber auch die Artikel 212—226 im 5. Titel des 1. Buches. Das neue französische Scheidungsgesetz vom 11. Juli 1975 6 ) hat in den neugefaßten Artikeln 270 ff. code civil Ausgleichszahlungen in der Regelform einer Kapitalabfindung (Artikel 274) gebracht, die unabhängig davon sind, in welchem speziellen Güterstand die Gatten leben. Ahnlich unterscheidet das deutsche Recht im 4. Buch des BGB zwischen den vermögensrechtlichen Rechtsfolgen, die aus der Ehe im allgemeinen entspringen (5. Titel, §§ 1353 ff.), und dem „ehelichen Güterrecht", das nach den verschiedenen „Güterständen" verschieden ausgestaltet ist. Nach beiden Rechtsordnungen (§ 1357 Absatz 2 BGB, Artikel 220 Absatz 2 code civil français) ist es beispielsweise möglich, einem Ehegatten die Vornahme bestimmter Rechtsgeschäfte zu verbieten, die ihm normalerweise in dieser seiner Eigenschaft zusteht. Nach Artikel 285 code civil7) kann der Richter nach der Ehescheidung unabhängig vom früher maßgebenden Güterstand V e r f ü gungen über die eheliche W o h n u n g treffen. Ähnliche Möglichkeiten bestehen auch in anderen Staaten. Die französische Rechtsdoktrin bezeichnet jene Regeln über vermögensrechtliche Beziehungen, die f ü r alle Ehen gelten, als „régime matrimonial primaire". In anderen Staaten fehlt es an einem vergleichbaren Terminus. Der Sinn von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 1 verlangt, auch die f ü r alle Ehen bestehenden vermögensrechtlichen Sonderbeziehungen vom Anwendungsbereich des E u G V U auszunehmen, sofern sie nicht unter den Begriff „Unterhaltsansprüche" fallen Nr. 91 ff. Im Geltungsbereich aller Rechtsordnungen der Gemeinschaft sind unter Ehegatten vermögensrechtliche Beziehungen denkbar, die sich aus der Anwendung des allgemeinen Obligationenrechts, Deliktrechts oder Eigentumsrechts ergeben. Zwar enthalten manche Gesetze einzelne Bestimmungen speziell für den Fall, daß solche Beziehungen unter Ehegatten bestehen. So schränkt Artikel 1595 code civil die Zulässigkeit von Kaufverträgen unter Ehegatten ein. Auch die Rechtsprechung hat in diesem Bereich gelegentlich Sonderregeln entwickelt, die der Tatsache Rechnung tragen sollen, daß solche Beziehungen gerade zwischen Ehegatten bestehen. All dies ändert nichts daran, daß Rechtsbeziehungen aus einem allgemeinen obligationenrechtlichen oder deliktischen Entstehungsgrund dem E u G V Ü auch dann unterliegen, wenn sie unter Ehegatten bestehen. Schließlich erfassen die mit dem Begriff „eheliche Güterstände" bezeichneten Rechtsregeln nicht aus- 47 nahmslos Rechtsbeziegungen nur unter Ehegatten selbst. So kann es etwa im italienischen Recht im Zusammenhang mit der Liquidation eines „ f o n d o patrimonale" zu Auseinandersetzungsstreitigkeiten zwischen Eltern und Kindern kommen (Artikel 171 Absatz 3 codice civile), Rechtsstreitigkeiten, die nach dem System des italienischen Rechts eindeutig Rechtsbeziehungen aus dem ehelichen Güterrecht („il regime patrimoniale della famiglia") zum Gegenstand haben. Im deutschen Recht gibt es den Güterstand der „fortgesetzten Gütergemeinschaft", welcher einen überlebenden Ehegatten mit den gemeinsamen Abkömmlingen verbindet. b) In Anbetracht dieses Befundes stellt sich die gleiche Problematik, auf welche die Expertengruppe 48 schon im Zusammenhang mit dem Begriff „Zivil- und Handelssachen" gestoßen war. Es war jedoch möglich, den Begriff „eheliche Güterstände" nicht nur negativ abzugrenzen (Nr. 49), sondern auch im Positi(159)

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ven, wenngleich vergröbernd zu umschreiben. Dies erlaubt es insbesondere der Einführungsgesetzgebung im Vereinigten Königreich und in Irland, darauf aufbauend dem dortigen Richter zu sagen, welche Rechtsbeziehungen im Sinne des E u G V Ü zu den ehelichen Güterständen gehören (Nr. 50). Eine förmliche Anpassung war daher entbehrlich. 49

In negativer Abgrenzung läßt sich mit Sicherheit sagen, daß Unterhaltsansprüche unter Ehegatten in keiner Rechtsordnung aus Regelungen entspringen, die zu den Normen über die ehelichen Güterstände gehören. Als Unterhaltsansprüche lassen sich auch nicht nur periodisch wiederkehrende Geldleistungen bezeichnen Nr.->• 93.

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Die aus den ehelichen Güterständen f ü r die Ehegatten wechselseitig entspringenden Rechte entsprechen in sehr hohem Umfang dem, was man im Englischen am besten mit den Worten „rights in property arising out of a matrimonial relationship" wiedergibt. Mit Ausnahme des Unterhaltskomplexes sind diejenigen vermögensrechtlichen Beziehungen unter Ehegatten als solchen, die von verschiedenen Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten an anderer Stelle als im Zusammenhang mit den ehelichen Güterständen geregelt sind, ohnehin nur sehr selten Quelle gerichtlicher Auseinandersetzungen mit internationalem Einschlag. Was die ehelichen Güterstände anbelangt, kann man demgemäß zur Tragweite des Artikels 1 Absatz 2 Nr. 1 folgendes sagen: Das Ubereinkommen gilt dann nicht für die Zuständigkeit der Gerichte im Vereinigten Königreich und in Irland sowie für die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen durch diese Gerichte, wenn der Rechtsstreit Fragen zum Gegenstand hat, die während der Ehe oder nach deren Auflösung zwischen den Ehegatten untereinander, ausnahmsweise auch zwischen Ehegatten und Dritten, wegen solcher Rechte an oder auf Vermögen entstanden sind, die sich aus der ehelichen Beziehung ergehen. Die genannten Rechte umfassen auch alle durch Gesetz oder Ehevertrag festgelegten Verwaltungs- und Verfügungsrechte, bezogen auf Vermögen, das den Ehegatten wechselseitig gehört.

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3. Der verbleibende Gehalt von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 1 E u G V Ü a) Der Ausschluß der Anwendbarkeit des E u G V Ü im Bereich des Personenstands, der Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie der gesetzlichen Vertretung natürlicher Personen betrifft insbesondere Verfahren und Gerichtsentscheidungen über: — — — —

die Anfechtbarkeit und Gültigkeit von Eheschließungen sowie das Getrenntleben der Ehegatten; die Auflösungen von Ehen; den T o d einer Person; den Personenstand einer minderjährigen Person oder die Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie die gesetzliche Vertretung einer geisteskranken Person; zum Personenstand eines Minderjährigen gehört auch, worüber man sich auf ausdrückliche Anfrage der irischen Delegation einig war, die Entscheidung über das Sorgerecht nach Scheidung oder gerichtlicher Trennung der Eltern; — die Staatsangehörigkeit oder den Wohnsitz („domicile" -» Nr. 71 ff.) einer Person; — die Sorgerechte bezüglich oder die O b h u t und Aufsicht über Kinder, gleich ob diese in einem Scheidungs-, Vormundschafts- oder sonstigen Verfahren zur Debatte stehen; — die Annahme als Kind. Jedoch ist das E u G V Ü nur dann unanwendbar, wenn die den genannten Materien zuzuordnenden Rechtsfolgen den unmittelbaren Gegenstand des Prozesses bilden. Nicht genügt, daß sie von präjudizieller Bedeutung sind, auch dann nicht, wenn solche Rechtsfragen als präjudizielle im Verfahren eine gewichtige Rolle spielen oder gespielt haben. 52

b) Unter den Begriff „Gebiet des Erbrechts, einschließlich des Testamentsrechts" fallen alle Ansprüche des Erben auf und an den Nachlaß. Dazu zählen auch Streitfälle über Gültigkeit oder Auslegung eines Testaments, welches ein Treuhandverhältnis geschaffen hat, selbst wenn mit Wirkung f ü r einen späteren Zeitpunkt als den des Todes des Erblassers. Das gleiche gilt f ü r Verfahren über die Anwendung und Auslegung gesetzlicher Normen, welche als Folge des Erbfalls Treuhandverhältnisse zugunsten bestimmter Personen oder Einrichtungen begründen. Von der Anwendung des E u G V Ü ausgeschlossen sind also alle Streitigkeiten über die wirksame Errichtung, Auslegung und Verwaltung erbrechtlich begründeter Treuhandverhältnisse. Streitfälle, welche die Handlungen des Treuhänders gegenüber Personen betreffen, in deren Interesse die Treuhand nicht errichtet ist, also „die Außenbeziehung" der Treuhand, fallen hingegen sehr wohl unter das Übereinkommen->• Nr. 109 ff.

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B Konkurs und ähnliche Verfahren

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Artikel 1 Absatz 2 Nr. 2 nimmt unter den Vorschriften des EuGVÜ über die ausgeschlossenen Rechtsgebiete eine Sonderstellung ein. Er wurde nämlich in Hinblick auf ein besonderes Konkursübereinkommen formuliert, an dem schon parallel zu den Verhandlungen über das EuGVÜ gearbeitet wurde. Die Anwendungsbereiche dieser Übereinkommen sollten sich, abgesehen von Sonderregelungen über den Konkurs von sehr speziellen Unternehmungsarten, fast lückenlos aneinanderfügen. Der 1970 entstandene und 1975 in überarbeiteter Form vorgelegte 8 ) Vorentwurf für ein Konkursübereinkommen hat daher in den Vorschriften über seinen Anwendungsbereich die entscheidenden Begriffe „Konkurs", „Vergleich" und „ähnliche Verfahren"') bewußt wieder so aufgegriffen 10 ), wie sie das EuGVÜ verwendet. Um möglichst wenig Lücken zwischen den Anwendungsbereichen beider Übereinkommen auftreten zu lassen, bemüht man sich in den Verhandlungen über das geplante Konkursübereinkommen, die in Frage kommenden Haupt- und Nebenverfahren in einem vollständigen Katalog zusammenzufassen 1 ') und dadurch Qualifikationsprobleme auszuschalten. Solange das geplante Konkursübereinkommen noch nicht in Kraft ist, bleibt aber die Anwendung von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 2 EuGVÜ schwierig. Die Probleme sind, unter Einschluß der infolge des Beitritts der neuen Mitgliedstaaten entstandenen Fragen, von zweierlei Art. Einmal müssen die Verfahren bestimmt werden, die Konkurse, Vergleiche oder ähnliche Verfahren sowie deren integrierender Bestandteil sind 1 ). Zum anderen bringt die Rechtslage im V. K. deshalb eine spezielle Schwierigkeit mit sich, weil dort ein Konkurs von „incorporated companies" unbekannt ist2). 1. Vom Anwendungsbereich des EuGVÜ ausgeschlossene Gesamt- und Einzelverfahren

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Verhältnismäßig einfach ist es, jene Stammverfahren zu bestimmen, die insolvenzrechtlich sind und aus diesem Grund nicht dem Anwendungsbereich des EuGVÜ unterfallen. Die in Frage kommenden Verfahrensarten sind im Jenard-Bericht und im Noel-Lemontey-Bericht 12 ) fast gleichlautend als solche definiert, „die nach dem Recht der Vertragsstaaten auf der Zahlungseinstellung, der Zahlungsunfähigkeit oder der Kreditunwürdigkeit des Schuldners beruhen und ein Eingreifen des Gerichts erforderlich machen, das zur kontrollierten zwangsweisen Liquidierung des Vermögens oder lediglich zu einer gerichtlichen Überwachung führt". In den Rechtsordnungen der EWG-Gründungsstaaten gibt es nur eine geringe Anzahl solcher Verfahren, angefangen von zweien (in Deutschland) bis zu vieren (Italien und Luxemburg). Das Protokoll zum Vorentwurf eines Konkursübereinkommens zählt in der 1975 entstandenen Fassung 8 ) die Verfahren, nach Verfahrensarten und Staaten gegliedert, auf. In Anhang I zu diesem Bericht ist diese Aufzählung wiedergegeben. Es versteht sich, daß vom Anwendungsbereich des EuGVÜ erst recht Insolvenz-Gesamtverfahren ausgeschlossen sind, die sich nicht vor Gericht abspielen, so wie es z. B. in Frankreich der Fall sein kann, wenn einem Versicherungsunternehmen aus Insolvenzgründen die Zulassung entzogen wird. Demgegenüber ist die Aufzählung in Artikel 17 des Vorentwurfs für ein Konkursübereinkommen vor dessen Inkrafttreten nicht ohne weiteres auch für die Auslegung von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 2 EuGVÜ verwertbar. In jener Bestimmung sind die Einzelverfahren genannt, die besonders eng mit dem Konkursverfahren verbunden sind und für welche die Gerichte des Konkurseröffnungsstaats ausschließlich zuständig werden sollen. Es ist nicht zweckmäßig, diese oder gar eine veränderte Liste jetzt förmlich festzuschreiben. Sie kann im Laufe der Verhandlungen über das Konkursübereinkommen durchaus noch Änderungen erfahren. Obwohl die ins Protokoll zum Konkursübereinkommen aufzunehmende Liste nach dessen Inkrafttreten als Teil eines SpezialÜbereinkommens gemäß Artikel 57 des EuGVÜ in jedem Fall Vorrang vor diesem haben wird, würde solches zu Verwirrungen führen. Die Liste erfaßt, wie erwähnt, auch nicht völlig lükkenlos alle Konkurs-, Vergleichs- und ähnliche Verfahren. Aus den Verhandlungen über das Konkursübereinkommen zeichnet sich etwa ab, daß sie sich auf Versicherungsunternehmungen, welche nur die Direktversicherung betreiben, nicht erstrecken wird 13 ), ohne daß deren Konkurse dadurch dem Anwendungsbereich des EuGVÜ unterstellt würden. Schließlich ist sich die Expertengruppe nicht sicher gewesen, ob man wirklich alle auf der Liste in ihrer Anfang 1976 vorliegenden Form aufgeführten Verfahren schon vor deren förmlichem Inkrafttreten als Konkurs-, Vergleichs- oder ähnliche Verfahren ansprechen kann. Das gilt vor allem für die im Bereich der Auflösung von Gesellschaften genannten V e r f a h r e n N r . 57. 2. Konkursrecht und Auflösung von Gesellschaften Die rechtliche Behandlung einer „partnership" 1 4 ) der britischen und irischen Rechtsordnungen ist, was Auflösung durch oder ohne gerichtliche Entscheidung sowie Konkursfähigkeit anbelangt, durchaus mit (161)

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derjenigen vergleichbar, die Gesellschaften der kontinentalen Rechte zuteil wird. „Companies" 1 5 ) widerfährt grundsätzlich ein anderes Schicksal. Auf sie sind die „Bankruptcy Acts" unanwendbar 1 , 6 ). Sie unterstehen vielmehr dem „winding-up"-Verfahren der „Companies Acts" 1 7 ), auch wenn sie nicht eingetragen sind. Das „winding-up" ist indes kein speziell konkursrechtliches Verfahren, sondern ein Rechtsinstitut, das verschiedene Varianten kennt und verschiedenen Zwecken dient. Das gemeinsame Merkmal aller „winding-up"-Verfahren kann man darin erblicken, daß die Aktiva veräußert und die Veräußerungserlöse unter die Berechtigten verteilt werden — mit dem Ziel, die Gesellschaft zum Erlöschen zu bringen. Der Beginn eines „winding-up" entspricht also dem, was die kontinental-europäischen Staaten unter „Auflösung" verstehen. Die „dissolution" einer Company ist mit dem Ende der Liquidation in den kontinental-europäischen Rechtsordnungen identisch. Man unterscheidet zwischen „winding-up by the court", „voluntary winding-up" und „winding-up subject to the supervision of the court". Die zweite Form eines „winding-up" geschieht grundsätzlich ohne Einschaltung des Gerichts, entweder durch die Gesellschafter allein oder durch diese zusammen mit ihren Gläubigern. N u r subsidiär und ausnahmsweise kann das Gericht einen Liquidator ernennen. Die dritte Form ist nur eine Modifikation der zweiten. Dem Gericht stehen bestimmte Aufsichtsbefugnisse zu. Die eigentliche gerichtliche Auflösung einer „Company" setzt einen Antrag entweder der Gesellschaft oder eines Gläubigers voraus und ist unter verschiedenen Voraussetzungen möglich, von denen nur eine die Zahlungsunfähigkeit ist. Andere Auflösungsgründe sind etwa: Unterschreiten einer Mindestzahl von Gesellschaftern, Nichtaufnahme oder längere Unterbrechung der Geschäfte und — generalklauselartig — „daß das Gericht der Ansicht ist, eine Auflösung der Gesellschaft sei recht und billig". 56

Aus der geschilderten Rechtslage ergeben sich f ü r die Anwendung von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 2 und Artikel 16 Nr. 2 E u G V Ü in den kontinentalen (b) und den übrigen (a) Mitgliedstaaten folgende Konsequenzen:

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a) Ein „voluntary winding-up" nach britischem oder irischem Recht kann einem Gerichtsverfahren nicht gleichgestellt werden. Das gleiche gilt für die nichtgerichtlichen Verfahren nach dänischem Recht, die auf die Auflösung einer Gesellschaft zielen. Rechtsstreitigkeiten, die sich im Zusammenhang oder im Anschluß an ein solches Verfahren ergeben, sind daher normale Streitigkeiten des Zivil- und Handelsrechts und vom Anwendungsbereich des E u G V Ü nicht ausgeschlossen. Das gilt auch, wenn es sich um ein „winding-up subject to the supervision of the court" handelt. In diesem Zusammenhang sind die Befugnisse des Gerichts zu schwach ausgeprägt, um insgesamt von einem gerichtlichen Verfahren sprechen zu können. Ein „winding-up by the court"läßt sich demgegenüber freilich nicht schlechthin vom Anwendungsbereich des E u G V Ü ausnehmen. Denn obgleich die meisten derartigen Verfahren der Liquidation einer zahlungsunfähigen Gesellschaft dienen, ist dem doch nicht immer so. Die Sachverständigengruppe hat erwogen, nur solche Verfahren als vom Anwendungsbereich des E u G V Ü ausgeschlossen anzusehen, die auf sec. 222 lit e des britischen Company Act 18 ) oder entsprechenden Bestimmungen der irischen und nordirischen Gesetze gestützt sind oder waren. Das aber würde den Kreis der auszuschließenden Verfahren zu eng ziehen. H ä u fig stützt man die Liquidation einer zahlungsunfähigen Gesellschaft formell nämlich auf einen anderen der in sec. 222 des britischen Company Act genannten Gründe, insbesondere auf Buchstabe a), wonach ein ausdrücklicher Beschluß der Gesellschafter genügt, um das Verfahren in Gang zu bringen. Es bleibt daher kein anderer Ausweg, als im Einzelfall nach dem materiell maßgebenden Auflösungsgrund zu forschen. Das ist in der englischen Fassung von Artikel 1 Absatz 2 Nr. 2 E u G V Ü zum Ausdruck gebracht worden. Einer Anpassung der Texte in den anderen Sprachen des Übereinkommens bedurfte es aber nicht. Wenn also ein „winding-up" im V. K. oder in Irland auf einen anderen Grund gestützt war als darauf, daß die Gesellschaft zahlungsunfähig war, so muß der Anerkennungs- und Vollstreckungsrichter in einem anderen Vertragsstaat jeweils prüfen, ob die Gesellschaft in Wirklichkeit nicht zahlungsunfähig war. N u r wenn er meint, sie sei zahlungsfähig gewesen, ist das E u G V Ü anwendbar.

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Erst dann stellt sich das Problem, ob nach dessen Artikel 16 Nr. 2 eine ausschließliche Zuständigkeit an ihrem Sitz besteht. Das ist im V. K. und in Irland f ü r Verfahren der Fall, die es mit einer zahlungsfähigen Gesellschaft zu tun haben oder hatten. Der Ausdruck „Auflösung" in Artikel 16 Nr. 2 E u G V Ü ist im übrigen auch nicht in dem technisch engen Sinne zu verstehen, wie ihn die kontinentalen Rechtsordnungen gebrauchen. Ihm unterfallen auch Verfahren, welche die Liquidation nach „Auflösung" der Gesellschaft zum Gegenstand haben. Dazu zählen Streitigkeiten über die H ö h e der einem Gesellschafter auszuzahlenden Anteile; solche Verfahren sind nicht mehr als Teilabschnitte auf dem W e g zum endgültigen Ausscheiden der Gesellschaft aus dem Rechtsverkehr. Rolf A. Schütze

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b) Ist eine Gesellschaft einer kontinentalen Rechtsordnung deshalb aufgelöst, d. h. ins Liquidationssta- 59 dium getreten, weil sie in Konkurs gefallen ist, so sind Gerichtsverfahren über die „Auflösung der Gesellschaft" nur in der Weise denkbar, daß über die Zulässigkeit des Konkursverfahrens gestritten wird. Dem EuGVÜ unterfällt dies alles nicht. Alle übrigen Verfahren, deren Gegenstand es ist, die Auflösung der Gesellschaft festzustellen oder herbeizuführen, sind demgegenüber keine konkursrechtlichen. Eine Prüfung dahin, ob es sich um eine zahlungsfähige oder nicht solvente Gesellschaft handelt, ist entbehrlich. Daran ändert sich auch dann nichts, wenn präjudiziell konkursrechtliche Fragen eine Rolle spielen. Wird etwa darum gestritten, ob eine Gesellschaft deshalb aufzulösen ist, weil eine Person, die ihr angeblich angehört, in Konkurs gefallen ist, so handelt es sich nicht um eine konkursrechtliche Streitigkeit, sondern um eine solche, die dem EuGVÜ unterfällt. Anwendbar ist dieses auch, wenn im Zusammenhang mit einer nicht gerichtlichen Auflösung einer Gesellschaft dritte Personen gerichtlich geltend machen, sie seien Gesellschaftsgläubiger und hätten daher Anspruch auf Befriedigung aus dem Gesellschaftsvermögen. C Soziale Sicherheit

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Angelegenheiten der sozialen Sicherheit sind ausdrücklich aus dem Anwendungsbereich des EuGVÜ ausgenommen. Man wollte dadurch den Schwierigkeiten entgehen, die daraus entstanden wären, daß dieses Rechtsgebiet in einigen Mitgliedstaaten öffentlich-rechtlich qualifiziert wird, in anderen zum Grenzbereich zwischen öffentlichem und privatem Recht gehört. Gerichtliche Verfahren der Sozialversicherungsträger gegen Dritte, etwa gegen Verursacher schädigender Ereignisse aufgrund von Ansprüchen, die kraft Gesetzes auf sie übergegangen sind oder die ihnen das Gesetz als eigenständige gewährt, unterfallen dem EuGVÜ sehr wohl. D Schiedsgerichtsbarkeit

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Das V. K. erbat zur Tragweise des Ausschlusses „der Schiedsgerichtsbarkeit" vom Anwendungsbereich des EuGVÜ Auskünfte, die im Jenard-Bericht nicht gegeben werden. Die Verhandlungen ergaben zur Auslegung der diesbezüglichen Vorschriften in Artikel 1 Absatz 2 Nr. 4 zwei verschiedene Grundstandpunkte, die nicht überbrückt werden konnten. Nach der einen Position, die vor allem vom V. K. vertreten wurde, meint diese Bestimmung alle Streitigkeiten, zu deren Entscheidung die Zuständigkeit eines Schiedsgerichts in einer noch wirksamen Weise vereinbart wurde — einschließlich aller sich auf das vorgesehene Schiedsverfahren beziehenden Nebenstreitigkeiten. Die andere Ansicht, welche die Gründungsmitglieder der EWG verteidigten, betrachtet als Teil der „Schiedsgerichtsbarkeit" Verfahren vor staatlichen Gerichten nur dann, wenn sie sich auf Schiedsverfahren beziehen, auf abgeschlossene, auf laufende wie auf künftige. Man war sich indes einig, daß eine förmliche Textänderung unterbleiben sollte. Die neuen Mitgliedstaaten können in ihrer Einführungsgesetzgebung die gekennzeichnete Auslegungsunsicherheit in Kauf nehmen. Dazu hat sich die Sachverständigengruppe deshalb durchgerungen, weil die Mitgliedstaaten der Gemeinschaft, ausgenommen Luxemburg und Irland, inzwischen dem UN-Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10. Juni 1958 angehören und Irland bereit ist, die Frage eines Beitritts wohlwollend zu prüfen. Schließlich führen die unterschiedlichen Grundauffassungen nur in einem einzigen Punkt zu einem praktisch verschiedenen Ergebnis Nr. 62. 1. Entscheidungen staatlicher Gerichte zur Hauptsache trotz Vorliegens eines Schiedsvertrags 62 Entscheidet ein staatliches Gericht in der Hauptsache, weil es einen Schiedsvertrag übersah oder für unwirksam hielt, kann dann in einem anderen Staat der Gemeinschaft Anerkennung und Vollstreckung mit der Begründung verweigert werden, der Schiedsvertrag sei in Wirklichkeit doch gültig gewesen, die Entscheidung falle daher nach Artikel 1 Absatz 2 Nr. 4 aus dem Anwendungsbereich des EuGVÜ? Nur wenn man die erstere Konzeption Nr. 61 gutheißt, kann man darauf mit „Ja" antworten. Zur Begründung dafür, daß man in der Tat so verfahren müsse, wird ausgeführt, ein Gericht im Anerkennungsstaat sei frei, entgegen der Ansicht des Gerichts im Urteilsstaat einen Streit als einen auf den Status einer Person bezogenen, einen erbrechtlichen oder nichtzivilrechtlichen zu betrachten und die Anwendbarkeit des EuGVÜ zu leugnen; ebenso müsse es im Gegensatz zu dem Gericht, das in der Hauptsache entschieden habe, den Anwendungsbereich der Konvention deshalb leugnen können, weil Schiedsgerichtsbarkeit vorliege. (163)

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D e m g e g e n ü b e r ist aber z u m einen geltend gemacht w o r d e n , „Schiedsgerichtsbarkeit" k ö n n e schon vom W o r t s i n n her nicht jeder Streit sein, der von einem Schiedsvertrag erfaßt wird. Schiedsgerichtsbarkeit sei vielmehr nur schiedsrichterliches Verfahren. V e r f a h r e n vor staatlichen Gerichten erfasse Artikel 1 Absatz 2 N r . 4 E u G V Ü also nur, w e n n sie sich in der H a u p t s a c h e auf ein solches bezögen und nicht nur anläßlich der P r ü f u n g der Entscheidungskompetenz des Gerichts inzidenter mit der Frage der Wirksamkeit des Schiedsvertrags zu tun hätten. Z u m anderen hat man den Richter im Anerkennungsstaat nicht m e h r f ü r frei gehalten: W e n n das Gericht im Entscheidungsstaat bei P r ü f u n g seiner Zuständigkeit eine Ansicht z u r Anwendbarkeit des E u G V Ü entwickelt habe, so ist zufolge dieser H a l t u n g das Gericht im A n e r k e n n u n g s - und Vollstreckungsstaat daran gebunden. 63

2. Die übrigen schiedsgerichtsbarkeitsbezogenen V e r f a h r e n vor staatlichen Gerichten a) Das E u G V Ü als solches beschneidet nicht die Freiheit der Parteien, Streitigkeiten einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Das gilt auch f ü r solche V e r f a h r e n , f ü r welche das E u G V Ü ausschließliche Zuständigkeiten begründet hat. Freilich hindert das Ü b e r e i n k o m m e n auch die nationalen Gesetzgeber nicht d a r a n , ihrerseits Schiedsverträge f ü r unwirksam zu erklären, die sich auf Streitigkeiten beziehen, f ü r welche nach nationalem Recht o d e r a u f g r u n d des E u G V Ü ausschließliche Zuständigkeiten bestehen.

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b) D a s E u G V Ü bezieht sich nicht auf gerichtliche Verfahren, die einem Schiedsverfahren dienen sollen, wie etwa V e r f a h r e n z u r E r n e n n u n g oder A b b e r u f u n g von Schiedsrichtern, z u r Festlegung des Schiedsorts, z u r V e r l ä n g e r u n g der f ü r die Fällung des Spruches bestehenden Frist oder auch z u r Vorabentscheid u n g materieller Fragen, wie sie das englische Recht in Gestalt des „Statement of special case" (sec. 21 Arbitration Act 1950) kennt. Auch eine Gerichtsentscheidung, welche die Wirksamkeit o d e r Unwirksamkeit des Schiedsvertrags feststellt o d e r wegen seiner Unwirksamkeit die Parteien anhält, ein Schiedsverfahren nicht weiter zu betreiben, ist nicht am E u G V Ü zu messen.

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c) Dieses bezieht sich auch nicht auf V e r f a h r e n und Entscheidungen über A n t r ä g e auf Aufhebung, Änderung, Anerkennung und Vollstreckungvon Schiedssprüchen. Das gilt auch f ü r Gerichtsentscheidungen, die Schiedssprüche in sich inkorporieren — eine im Recht des V. K. übliche T e c h n i k der A n e r k e n n u n g . W i r d ein Schiedsspruch a u f g e h o b e n und entscheidet das a u f h e b e n d e oder ein anderes staatliches Gericht den Rechtsstreit selbst in der H a u p t s a c h e , so ist freilich das E u G V Ü anwendbar.

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V. Gerichtlicher

Charakter von Verfahren und

Entscheidung

Im Verhältnis der ursprünglichen Mitgliedstaaten zueinander wie auch wohl im Verhältnis dieser z u m V. K. und zu Irland k o n n t e und kann das E u G V Ü in einem P u n k t von einer erstaunlich einheitlichen Rechtstradition ausgehen. Fast immer sind es gleiche A u f g a b e n , die auf dem Gebiet des Privatrechts den Gerichten anvertraut sind. Diejenigen Stellen, welche „ G e r i c h t e " darstellen, sind überall unschwer und zweifelsfrei zu erkennen. Dies gilt auch in Fällen, w o vor „ G e r i c h t " in einem V e r f a h r e n verhandelt wird, das keinen Antrag einer Partei voraussetzt, der sich „ g e g e n " eine andere Person richtete N r n . 23, 124 ff. D e r Beitritt D ä n e m a r k s brachte neue Probleme. Leicht fiel es z w a r der Expertengruppe, zu bestätigen, d a ß das Arbeitsgericht nach dem dänischen Arbeitsgerichtsgesetz vom 21. April 1964 ( B e k a n n t m a c h u n g N r . 124) t r o t z seiner ungewöhnlichen S t r u k t u r eindeutig als Gericht auch im Sinne des E u G V Ü anzusprechen ist. Schwieriger ist aber die Z u o r d n u n g solcher V e r f a h r e n , welche in D ä n e m a r k mangels gütlicher Einigung in fast allen Unterhaltssachen vor Verwaltungsbehörden stattfinden und mit deren Entscheidung enden. 67

1. Die Rechtslage in D ä n e m a r k Die Rechtslage ist, k u r z beschrieben, insoweit folgende: D e m G r u n d e nach werden Unterhaltsverpflichtungen durch Vereinbarung o d e r im W e g e gerichtlicher Entscheidungen festgelegt. Die H ö h e des geschuldeten Unterhaltsbetrags sowie das Ausmaß etwa notwendiger Abänderungen setzt jedoch eine Stelle fest, der sogenannte „ A m t m a n d " , der nach dänischem Recht eindeutig nicht als Gericht, sondern als V e r w a l tungsbehörde zu qualifizieren ist, welche in diesem Falle Rechtsprechung ausübt. Entscheidungen, die in einem solchen V e r f a h r e n ergehen, fallen z w a r unter das H a a g e r Ü b e r e i n k o m m e n über die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet des Unterhaltsrechts, aber nur deshalb, weil dort das Vorliegen speziell einer gerichtlichen Entscheidung nicht verlangt wird.

Rolf A. Schütze

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2. Artikel V a des Protokolls und seine Auswirkungen

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Auch in den Anwendungsbereich des E u G V Ü würde materielles Ungleichgewicht getragen, wenn es die f ü r Dänemark typischen Unterhaltsverfahren nur deshalb nicht erfaßte, weil sie nicht vor Gerichten auszutragen sind. Die somit notwendig gewordene Änderung des Ubereinkommens ist in dem Vorschlag zur Aufnahme eines neuen Artikels V a ins Protokoll enthalten. Dieser W e g ist einfacher als ein Unterfangen, an zahlreichen Einzelbestimmungen des E u G V Ü Korrekturen vorzunehmen. Uberall, wo das E u G V Ü von „Gericht" oder „Richter" spricht, meint es in Z u k u n f t damit auch die in Unterhaltssachen tätigen dänischen Verwaltungsbehörden (etwa in Artikel 2 Absatz 1, Artikel 3 Absatz 1, Artikel 4 Absatz 1, Artikel 5 Nr. 2, Artikel 17 und 18, Artikel 20 bis 22, Artikel 27 Nr. 4, Artikel 28 Absatz 3, Artikel 52). Das gilt speziell auch f ü r Artikel 4 Absatz 1, obwohl in seinem französischen, italienischen und niederländischen Text — im Gegensatz zur deutschen Version — der Begriff „Gericht" nicht vorkommt. Immer wenn im E u G V Ü von „Entscheidung" die Rede ist, fallen in Zukunft in Unterhaltssachen auch Entscheidungen der dänischen Verwaltungsbehörden unter die Legaldefinition, welche Artikel 25 diesem Begriff gibt. Sein Inhalt ist durch Artikel V a des Protokolls in diesem Sinne erweitert, er ist also jetzt so zu lesen: „Unter Entscheidungen im Sinne des Übereinkommens ist jede von einem Gericht eines Vertragsstaats — in Dänemark auch eine in Unterhaltssachen von einer Verwaltungsbehörde — erlassene Entscheidung zu verstehen, ohne Rücksicht auf . . . " 4. Kapitel

Die Zuständigkeit A Allgemeines

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In Abschnitt A des 4. Kapitels seines Berichts hat Jenard die Leitgedanken erläutert, auf welche sich die Zuständigkeitsregelungen des E u G V Ü gründen. Dies alles erfährt durch den Beitritt der neuen Mitgliedstaaten keine Änderung. Drei Eigenheiten des Rechts im V. K. und in Irland bedürfen jedoch einer Erläuterung dahin gehend, wie sie sich mit der Anwendung des E u G V Ü zusammenfügen. Es handelt sich einmal um die weitgezogenen Zuständigkeiten der „Superior Courts" 1 ), zum anderen um den Begriff „domicile" 2 ) und, schließlich, um die bei Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit den Gerichten zukommende Ermessensfreiheit 3 ). 1. Die Zuständigkeit der erstinstanzlich entscheidenden „ H ö h e r e n " Gerichte (Superior Courts) Die kontinentalen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft kennen f ü r erstinstanzliche Entscheidungen auch der wichtigsten Zivilrechtsstreitigkeiten abgegrenzte örtliche Zuständigkeiten. Es gibt viele Gerichte gleichen Ranges, in Deutschland etwa 50 Landgerichte, in Frankreich „tribunaux de grande instance" und in Italien „tribunali" in gleicher Größenordnung. D a wo das E u G V Ü nicht nur die internationale, sondern auch die örtliche Zuständigkeit der Gerichte selbst festlegt, wie etwa in Artikel 5 und 6, ist nur ein bestimmtes der vielen gleichrangigen Gerichte eines Staates f ü r zuständig erklärt. Für eine solche Unterscheidung gibt die Gerichtsorganisation in Irland und im V. K. kaum eine Grundlage, sofern ein „höheres Gericht" erstinstanzlich zuständig ist. In Irland ist der High Court das einzige erstinstanzliche Gericht mit unbeschränkter Zuständigkeit. Er kann ausnahmsweise allerdings auch außerhalb von Dublin verhandeln. Dem steht das E u G V Ü nicht entgegen. Daneben gibt es einen „Circuit C o u r t " und einen „District Court". „ D a s Gericht" gibt es zwar auch in diesen Fällen jeweils nur ein einziges Mal im Lande. Jedem seiner Richter ist aber ein bestimmter „circuit" bzw. ein bestimmter „district" fest zugewiesen. D a wo das E u G V Ü die örtliche Zuständigkeit bestimmt, ist in Irland jeweils der f ü r einen bestimmten „circuit" oder „district" vorgesehene Richter gemeint. Im V. K. gibt es drei „ h ö h e r e " Gerichte, die erstinstanzliche Zuständigkeit besitzen: den „ H i g h Court of Justice" f ü r England und Wales, das „ O u t e r House of the Court of Session" f ü r Schottland und den „ H i g h C o u r t " f ü r Nordirland. Jedes dieser Gerichte ist aber als einziges jeweils f ü r das gesamte Territorium der genannten Teile des V. K. zuständig -* Nr. 11. Es gilt daher f ü r jedes Gerichtsgebiet das gleiche, was zur territorialen Zuständigkeit des irischen „ H i g h C o u r t " gesagt wurde. Die Möglichkeit der „Verweisung" einer Sache von London an ein „district registry" des „ H i g h C o u r t " bedeutet keine Verweisung an (165)

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ein anderes Gericht. Bedenkt man, daß ausländische Gerichtsentscheidungen in jedem dieser Gerichtsgebiete besonders registriert werden müssen, um dort vollstreckbar werden zu können Nr. 208, so fällt auch im V. K. insoweit die Unterscheidung zwischen internationaler und örtlicher Zuständigkeit weitgehend in sich zusammen. Normen des E u G V Ü , welche die örtliche Zuständigkeit regeln, haben f ü r erstinstanzlich berufene „ h ö h e r e " Gerichte des V. K. nur insofern Bedeutung, als zwischen den Gerichten Englands und Wales', Schottlands und Nordirlands unterschieden werden muß. Die Verfassungen der übrigen Gerichte (County Courts, Magistrates' Courts, Sheriff Courts in Schottland) werfen keine Besonderheiten auf. 71

2. Der Begriff des „domicile" und die Anwendbarkeit des E u G V Ü a) Der Begriff des Wohnsitzes hat im E u G V Ü zentrale Bedeutung f ü r die Bestimmung der gerichtlichen Zuständigkeit (z. B. in Artikel 2—6, 8, 11, 12 Nr. 3, 14, 17, 32). Er hat freilich schon im Geltungsbereich der Rechtsordnungen der Gründungsstaaten der £ W G unterschiedlichen Bedeutungsgehalt. In der Bundesrepublik Deutschland drückt er eine Verbindung einer Person mit einem bestimmten O r t im Sinne der kommunalen Untergliederungen des Staatsgebiets aus. In Frankreich und Luxemburg bezeichnet er die genaue Adresse einer Person. In Belgien meint dieser Begriff f ü r die gerichtliche Zuständigkeit den Ort, wo eine Person im Einwohnerregister mit ihrem Hauptwohnort eingetragen ist (Artikel 36 code judiciaire). Mit diesen Unterschieden hängt zusammen, daß etwa das deutsche Recht bei Fixierung des Wohnsitzes einer Person größeren Wert auf die Stabilität der Verbindung zu einem bestimmten Ort legt, als es andere Rechte tun. Unbeschadet dieser Abweichungen ist jedoch der Vorstellungskern von „Wohnsitz" in allen Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten der E W G gleich: Die Verbindung einer Person mit einer kleineren lokalen Einheit des Staatsgebiets. Deshalb war es möglich, in Artikel 52 E u G V Ü die nähere Begriffsbestimmung dem Recht des Staates zu überlassen, in dem nach dem „Wohnsitz" einer Person gesucht werden mußte. Ein nennenswertes Ungleichgewicht wurde dadurch in den Anwendungsbereich des Übereinkommens nicht getragen. Insbesondere spielt es f ü r die Zwecke seiner Anwendung in den ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft keine Rolle, ob der Begriff des Wohnsitzes auf eine bestimmte Adresse oder auf eine kommunale Einheit abzielt.

72

b) Der Wohnsitzbegriff des Rechtes Irlands und des V. K. weicht vom kontinentalen in mehreren Punkten erheblich ab. Einmal stellt dieser Begriff nicht auf eine Verbindung einer Person zu einem bestimmten O r t oder gar mit einer bestimmten W o h n u n g innerhalb eines Ortes, sondern auf eine Verwurzelung in einem bestimmten Rechtsgebiet-* Nr. 11 ab. Das „domicile" einer Person sagt nur dazu etwas aus, ob diese dem englisch-walisischen, dem schottischen oder dem nordirischen oder eventuell einem ausländischen Rechtsgebiet angehört. Die rechtliche Verbundenheit einer Person mit einem bestimmten O r t wird nicht mit „domicile", sondern mit „residence" bezeichnet. Eine Person hat nach dem Recht des V. K. immer ein „domicile" und kann niemals mehrere besitzen. Mit der Geburt erwirbt ein eheliches Kind das „domicile" seines Vaters, ein nichteheliches dasjenige seiner Mutter. Es behält das „domicile" seiner Eltern, solange es minderjährig ist. Nach Erreichen der Volljährigkeit kann es ein anderes begründen, w o f ü r aber sehr strenge Anforderungen gelten: Der gewöhnliche Aufenthalt muß in ein anderes Land verlegt worden sein — mit der Absicht, ihn dort ständig oder doch unbegrenzte Zeit beizubehalten.

73

c) Artikel 52 E u G V Ü schreibt nicht ausdrücklich vor, den Begriff des Wohnsitzes an einen bestimmten O r t oder an eine bestimmte W o h n u n g zu knüpfen. Er verbietet daher auch nicht ausdrücklich, ihn auf ein bestimmtes Territorium zu beziehen. Dem V. K. und Irland stünde es danach frei, von ihrem traditionellen Begriff „domicile" auszugehen, wenn die Gerichte ihrer Staaten angerufen werden sollen. Die Expertengruppe fand, daß auf diese Weise ein gewisses Ungleichgewicht in die Anwendung des Übereinkommens getragen würde. In manchen Fällen könnten sich dann die Gerichte des V. K. oder Irlands aufgrund der Regel über die Beibehaltung eines Wohnsitzes f ü r zuständig erklären, obwohl nach dem Recht aller übrigen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft diese Person Wohnsitz an ihrem tatsächlichen W o h n o r t auf ihrem Staatsgebiet unterhält. Die Arbeitsgruppe hat daher das Vereinigte Königreich und Irland gebeten, in ihrer Gesetzgebung zur Übernahme des E u G V Ü -• Nr. 238, beizutreten. In der Zuversicht, daß die gemeinsame Empfehlung beschlossen und verwirklicht werden wird, hat die Expertengruppe ihre Pläne f ü r einen Abschnitt über Seegerichtsbarkeit wieder fallengelassen. Dies geschah nicht zuletzt auch im Interesse der Übersichtlichkeit des E u G V Ü und einer klaren Abgrenzung seines Regelungsbereichs von dem anderer Übereinkommen. Es blieben aber zwei regelungsbedürftige Fragen, weil sie von den Brüsseler Übereinkommen von 1952 und 1957 nicht oder nur unvollkommen behandelt werden: Gerichtliche Zuständigkeiten aufgrund einer Beschlagnahme von Ladung oder Fracht nach Bergung oder Hilfeleistung (Artikel 5 Nr. 7 n. F.) 1 ) und Klagen im Zusammenhang mit seerechtlichen Haftungsbeschränkungen (Artikel 6 a n. F.) 2 ). Bis zum Beitritt Dänemarks und Irlands zum Brüsseler Arrestübereinkommen vom 10. Mai 1952 mußte auch eine Übergangsregelung getroffen werden 3 ). Schließlich war noch eine Besonderheit zu regeln, die nur Dänemark und Irland betrifft 4 ). 122

1. G e r i c h t l i c h e Z u s t ä n d i g k e i t e n a u f g r u n d Fracht nach Bergung oder Hilfeleistung

einer

Beschlagnahme

von

Ladung

oder

a) Das Brüsseler Übereinkommen von 1952 erlaubt unter anderem die Inanspruchnahme einer gerichtlichen Zuständigkeit in dem Staat, in dem ein Schiff zugunsten einer Seeforderung aus Bergung oder Hilfeleistung (Artikel 7 Absatz 1 Ziffer 2) mit Arrest belegt worden ist. Im Hintergrund dieser Vorschrift steht eine materielle Regelung. Der Bergungsunternehmer genießt wegen des Bergungslohns ein Haftungsvorrecht am Schiff. Ein gleiches Vorrecht kann einem Bergungsunternehmer an der Ladung eines Schiffes zustehen. Diese ist dann wirtschaftlich interessant, wenn nicht das Schiff, wohl aber die Ladung gerettet werden konnte oder wenn das gerettete Schiff so stark beschädigt ist, daß sein Wert die H ö h e des Bergungslohns nicht mehr erreicht. Immerhin kann der Wert der Ladung eines modernen Supertankers beträchtlich sein. Schließlich können Haftungsvorrechte auch an Frachtansprüchen bestehen. Wird Fracht nur f ü r den Fall einer unversehrten Ankunft der Ladung am Bestimmungsort geschuldet, dann ist es angezeigt, den Bergungsunternehmer sich vorrangig aus dem fraglichen Anspruch befriedigen zu lassen, der durch seinen Eingriff erhalten blieb. Das Recht im V. K. sieht aus diesem Grund vor, daß ein Bergungsunternehmer die geborgene Ladung oder den durch seinen Eingriff erhalten gebliebenen Frachtanspruch mit Arrest belegen lassen und vor dem dafür zuständigen Gericht auch das Verfahren zur abschließenden Klärung seiner Bergungslohnansprüche anstrengen kann. Eine solche Zuständigkeitsregel ist in gleicher Weise der Materie angepaßt wie die Vorschriften in Artikel 7 des Brüsseler Übereinkommens von 1952. Da es ein über Artikel 57 weiterhin anwendbares internationales Übereinkommen über die Beschlagnahme von Ladung und Fracht nicht gibt, würde sich auf diesem Gebiet mit dem Inkrafttreten des E u G V Ü für das V. K. eine nicht zu vertretende Verschiebung gerichtlicher Zuständigkeiten ergeben, wollte man auf eine Sonderbestimmung verzichten. Rolf A. Schütze

(178)

EWG-Übereinkommen 1968

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AI 1 i

b) Die vorgeschlagene Lösung überträgt den Grundgedanken von Artikel 7 des Brüsseler Arrestüber- 123 einkommens von 1952 auf die gerichtliche Zuständigkeit nach Beschlagnahme von Ladung oder Frachtansprüchen. Nach Artikel 24 E u G V Ü sind zwar die Möglichkeiten für die nationalen Gesetze, einstweiligen Rechtsschutz und daher auch Arreste zu gewähren, nicht beschränkt. An den angeordneten oder vollzogenen Arrest Zuständigkeiten in der Hauptsache zu knüpfen, ist ihnen jedoch verwehrt. Die jetzt in Artikel 5 Nr. 7 Buchstabe a) getroffene Ausnahme davon ist auf einen Arrest beschränkt, der zugunsten eines Bergungsoder Hilfeleistungsanspruchs ausgebracht worden ist. Buchstabe b) derselben Vorschrift bringt eine Erweiterung der Zuständigkeit, die im Brüsseler Ubereinkommen von 1952 kein ausdrückliches Vorbild hat. Er ist Frucht der praktischen Erfahrung. Nach Bergung oder Hilfeleistung — gleich ob Schiff, Ladung oder Fracht in Frage stehen — wird der Arrest mitunter angeordnet, die effektive Arrestpfändung aber unterlassen, weil Sicherheit geleistet wurde. Dies muß f ü r die Begründung von Zuständigkeit in der Hauptsache ausreichen. Die Vorschrift soll eine Zuständigkeit nur zur Entscheidung über Ansprüche begründen, die durch das Haftungsvorrecht gesichert sind. H a t der Reeder eines in N o t geratenen Schiffes einen Bergungs- oder Hilfeleistungsvertrag abgeschlossen, wozu er dem Eigentümer der Ladung verpflichtet sein wird, so unterfallen die daraus entstehenden Streitigkeiten der Vorschrift nicht. 2. G e r i c h t l i c h e Z u s t ä n d i g k e i t e n z u r A n o r d n u n g e i n e r H a f t u n g s b e s c h r ä n k u n g

124

Sehr schwierig ist es, darüber Aussagen zu machen, wie sich die Anwendung von Artikel 57 E u G V Ü mit derjenigen des internationalen Übereinkommens vom 10. Oktober 1957 über die Beschränkung der H a f tung der Eigentümer von Seeschiffen 34 ) -» Nr. 128 a. E. und mit den entsprechenden nationalen Rechtsregeln zusammenfügt. Das genannte Übereinkommen enthält nämlich keine ausdrücklich die Regelung der internationalen Zuständigkeit oder der Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen unmittelbar betreffende Vorschriften. Die Expertengruppe betrachtete es nicht als ihre Aufgabe, die durch dieses Übereinkommen aufgeworfenen Fragen systematisch darzustellen und Vorschläge zu ihrer Lösung zu erarbeiten. In einigen Punkten würde es sich jedoch besonders mißlich auswirken, wenn die im Übereinkommen von 1957 bezüglich der gerichtlichen Zuständigkeiten gebliebenen Lücken auch in den Anwendungsbereich des E u G V Ü übertragen und dort nach dessen allgemeinen Zuständigkeitsvorschriften geschlossen würden. Im Zusammenhang mit der seerechtlichen Haftungsbeschränkung müssen drei verschiedene Aspekte unterschieden werden. Einmal existiert ein Verfahren zur Errichtung des Haftungsfonds und seiner Verteilung. Zum anderen muß die Berechtigung der gegen den Schiffseigentümer gerichteten Schadenersatzforderung gerichtlich festgestellt werden. Schließlich ist von beidem die Geltendmachung der Haftungsbeschränkung f ü r eine bestimmte Forderung zu unterscheiden. Die rechtstechnische Verzahnung der drei möglichen Verfahrensziele ist in den Rechtsordnungen der Gemeinschaft verschieden. Nach dem einen System, dem vor allen das V. K. anhängt, kann die Haftungsbeschränkung nur durch Klage geltend gemacht werden, die gegen einen der Anspruchsprätendenten gerichtet ist — durch Hauptklage oder, wenn die Klage gegen den Schiffseigentümer schon erhoben ist, durch Widerklage. Beim Gericht, das mit einer Haftungsbeschränkung befaßt ist, wird der Haftungsfonds errichtet. Bei diesem Gericht müssen auch die übrigen Anspruchsprätendenten ihre Forderung anmelden.

125

Nach der anderen Ausgestaltung, die beispielsweise in Deutschland gilt, ist das Haftungsbeschrän- 126 kungsverfahren nicht durch eine Klage gegen einen Anspruchsprätendenten einzuleiten, sondern durch schlichten Antrag, der sich „gegen" niemanden richtet und zur Errichtung des Fonds führt. Wird dem Antrag stattgegeben, müssen alle Anspruchsprätendenten ihre Forderungen bei diesem Gericht anmelden. Kommt es zu Meinungsverschiedenheiten über die Berechtigung der angemeldeten Forderungen, so müssen sie in einem besonderen Verfahren ausgetragen werden, das die Form einer Klage des Prätendenten gegen den bestreitenden Fondsverwalter, Gläubiger oder Schiffseigentümer annimmt. Auch in diesem System ist aber wegen der Haftungsbeschränkung eine selbständige Klage des Schiffseigentümers gegen einen Anspruchsprätendenten denkbar. Sie führt aber nicht zur Errichtung des Haftungsfonds oder zu einer bereits akut werdenden Haftungsbeschränkung, sondern nur zur Feststellung der Beschränkbarkeit der H a f t u n g f ü r den Fall eines künftigen Haftungsbeschränkungsverfahrens. Der neue Artikel 6 a bezieht sich weder auf eine Klage des Geschädigten gegen den Schiffseigentümer, Fondsverwalter oder konkurrierende Forderungsprätendenten, noch auf das Sammelverfahren zur Errichtung und Verteilung des Haftungsfonds, sondern lediglich auf die selbständige Klage, welche der Schiffseigentümer gegen einen Anspruchsprätendenten erhebt (a). Im übrigen sind die bisherigen Vorschrif(179)

Stand: 1.8. 1979

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ten des E u G V Ü auch auf Verfahren anwendbar, die es mit einer seerechtlichen Haftungsbegrenzung zu tun haben (b). 128

a) Die Beschränkung oder die Beschränkbarkeit der H a f t u n g eines Schiffseigentümers kann in allen Rechtsordnungen der Gemeinschaft nicht nur verteidigungsweise geltend gemacht werden. Sieht der Eigentümer eines Schiffes eine Haftungsklage auf sich zukommen, kann er ein Interesse daran haben, von sich aus auf Feststellung zu klagen, er hafte f ü r die Forderung nur beschränkt oder beschränkbar. Er kann dann einen der durch Artikel 2 bis 6 begründeten Gerichtsstände wählen. Am Gericht seines Wohnsitzes kann er aufgrund dieser Vorschriften nicht klagen. D a aber die Forderung vor diesem Gericht gegen ihn eingeklagt werden könnte, ist es zweckmäßig, ihm auch diesen Gerichtsstand zur Verfügung zu stellen. Diese Möglichkeit offenzuhalten, dient Artikel 6 a. Zudem ist dies, sieht man vom Brüsseler Ubereinkommen von 1952 ab, der einzige Gerichtsstand, an dem der Schiffseigentümer alle seine Haftungsbegrenzungsklagen sinnvollerweise konzentrieren kann. Für das englische Recht Nr. 125 hat das zur Konsequenz, daß bei diesem Gericht auch der Haftungsfonds errichtet und das Verteilungsverfahren durchgeführt werden kann. Artikel 6 a stellt zusätzlich klar, daß eine individuelle Haftungsbeschränkungsklage des Schiffseigentümers auch in jedem anderen Gerichtsstand erhoben werden kann, in welchem die Forderung einklagbar ist. Gleichzeitig ermächtigt er die nationalen Gesetzgeber dazu, anstelle eines solchen auf ihr Territorium verweisenden Gerichtsstands eine andere Zuständigkeit auf ihrem Staatsgebiet vorzusehen.

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b) Für Klagen, welche die grundsätzliche Begründetheit der gegen den Schiffseigentümer gerichteten Forderung zum Gegenstand haben, gelten nur die Artikel 2 bis 6. Immer ist auch Artikel 22 anwendbar. Ist ein Verfahren zur Begrenzung der H a f t u n g in einem Staat eingeleitet worden, so kann der im Einzelprozeß in einem anderen Staat wegen der Feststellung der Forderung oder wegen der Beschränkbarkeit der H a f t u n g angegangene Richter das Verfahren aussetzen oder sich sogar f ü r unzuständig erklären.

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c) Von der Frage der Zuständigkeit scharf zu trennen ist die Frage, welches materielle Haftungsbeschränkungsrecht anzuwenden ist. Es braucht dies nicht das Recht des Staates zu sein, dessen Gerichte f ü r die Geltendmachung der Haftungsbeschränkung zuständig sind. Das auf die Haftungsbeschränkung anwendbare Recht sagt auch Genaueres darüber, f ü r welche Ansprüche überhaupt eine Haftungsbeschränkung geltend gemacht werden kann.

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3. Ü b e r g a n g s r e g e l u n g Zwar hoffen alle Delegationen, daß Dänemark und Irland dem Brüsseler Ubereinkommen vom 10. Mai 1952 —• Nr. 121 beitreten werden. Jedoch wird dies naturgemäß eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Fairerweise muß man eine Frist von drei Jahren nach Inkrafttreten des EuGVÜ-Beitrittsüberkommens gewähren. Es wäre hart, wenn man in dieser Zeit in den zwei genannten Staaten die Zuständigkeit in Seerechtsfällen auf das beschränken wollte, was die Artikel 2 bis 6 a zulassen. In Artikel 36 des EuGVÜ-Beitrittsübereinkommens ist daher zugunsten dieser Staaten eine Übergangsregelung getroffen worden. Ihr Text stimmt, von redaktionellen Umformulierungen abgesehen, mit dem überein, was die Expertengruppe ursprünglich im besonderen Seerechtsabschnitt generell zur Zuständigkeit aufgrund einer Beschlagnahme von Seeschiffen empfehlen wollte. Sie hatte sich hierbei — so gut wie vollkommen — an die im Brüsseler Arrestübereinkommen getroffene Regelung angelehnt-»- Nr. 121. Der beschränkte zeitliche Geltungsbereich der Übergangsbestimmung rechtfertigt einen ausführlichen Kommentar zu den einzelnen Textabweichungen vom genannten Übereinkommen nicht.

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4. S t r e i t i g k e i t e n z w i s c h e n S e e l e u t e n u n d K a p i t ä n Der neue Artikel V b des Zusatzprotokolls zum E u G V Ü geht auf einen dänischen Wunsch zurück, der seinen Grund in einer dänischen Tradition hat. Diese ist heute im dänischen Seemannsgesetz Nr. 420 vom 18. Juni 1973 niedergelegt, wonach Streitigkeiten zwischen einem Seemann und einem Kapitän auf einem dänischen Schiff ausländischen Gerichten nicht unterbreitet werden dürfen. In Konsularverträgen Dänemarks mit anderen Staaten ist dem gelegentlich auch Rechnung getragen. Einem ausdrücklichen Wunsch der irischen Delegation folgend ist der Anwendungsbereich der Vorschrift auf irische Schiffe ausgedehnt worden. IV. Sonstige

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Einzelfragen

1. D e r E r f ü l l u n g s o r t als G r u n d l a g e g e r i c h t l i c h e r Z u s t ä n d i g k e i t Im Laufe der Verhandlungen stellte sich heraus, daß die französische und niederländische Fassung von Artikel 5 Nr. 1 in bezug auf die Bezeichnung der maßgebenden Verpflichtungen weniger spezifisch als die Rolf A. Schütze

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deutsche und italienische waren. Sie konnten dem Mißverständnis Vorschub leisten, auch andere Leistungspflichten seien gemeint als diejenigen, welche gerade Gegenstand des gerichtlichen Verfahrens sind. Die Neufassung des französischen und des niederländischen Textes soll diesem Mißverständnis vorbeugen 3 5 ). 134

2. G e r i c h t s s t a n d d e s D e l i k t s Artikel 5 Nr. 3 begründet den besonderen Gerichtsstand der unerlaubten Handlung. Seine Formulierung geht von dem Vorstellungsbild einer bereits geschehenen unerlaubten Handlung aus und spricht von dem O r t , an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist. Die Rechtsordnungen mancher Staaten kennen im Bereich der unerlaubten Handlungen aber auch präventive Klagen. Dies gilt etwa, wenn es darum geht, die Veröffentlichung eines beleidigenden Druckwerks oder den Handel mit Waren verbieten zu lassen, die unter Verletzung von Vorschriften des Patentrechts oder des gewerblichen Rechtsschutzes hergestellt oder aufgemacht worden sind. Vor allem die Rechte des V. K. und Deutschlands kennen solche Möglichkeiten. O h n e jeden Zweifel ist Artikel 24 anwendbar, wenn die Gerichte in einem Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes angegangen werden, auch wenn ihre Entscheidung faktisch definitiv wirken. Manches spricht dafür, daß Klagen, die im ordentlichen Hauptsacheverfahren zur Unterbindung eines drohenden Delikts möglich sind, auch im Gerichtsstand des Artikels 5 Nr. 3 erhoben werden können. 3. S t r e i t g e n o s s e n s c h a f t u n d R e g r e ß k l a g e n

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Der Begriff „Interventions"-Klage in Artikel 6 Nr. 2 orientiert sich an einem Rechtsinstitut, das den Rechtsordnungen der ursprünglichen Mitgliedstaaten, mit Ausnahme von Deutschland, gemeinsam ist. Allerdings ist eine Zuständigkeitsbestimmung, die sich an der Eigenschaft einer Klage als einer Interventionsklage ausrichtet, f ü r sich allein nicht anwendbar. Sie bedarf zwangsläufig der Ergänzung durch Rechtsnormen, die bestimmen, wann welche Personen in welcher Parteirolle mit welchem Ziel in ein gerichtliches Verfahren einbezogen werden können. Daher bleiben auch die den Rechtsordnungen der neuen Mitgliedstaaten bekannten oder in Zukunft zuwachsenden Rechtsregeln über die Einbeziehung dritter Parteien in ein Verfahren vom E u G V Ü unberührt. 3. A B S C H N I T T Zuständigkeiten für Versicherungssachen Der Beitritt des V. K. hat dem in der Europäischen Gemeinschaft ansässigen Versicherungsgewerbe eine bisher nicht existierende Dimension gebracht. Lloyds in London besitzt einen erheblichen Anteil am Markt der internationalen Großversicherungen 3 6 ). Unter Hinweis darauf erbat das V. K. eine Reihe von Anpassungen. Hauptargument war, daß die in Artikel 7 bis 12 zum Schutz des Versicherungsnehmers geschaffenen Bestimmungen unnötig seien, soweit Versicherungsnehmer mit Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft (I) oder wirtschaftlich potenten Zuschnitts (II) in Frage stünden. Das V. K. fürchtete, die Versicherungsunternehmen der Gemeinschaft könnten, wenn man auf eine Änderung des E u G V Ü verzichtete, gezwungen sein, höhere Versicherungsprämien zu verlangen als ihre Konkurrenten aus anderen Staaten. Zusätzliche Gründe gab es darüber hinaus jeweils f ü r die verschiedenen Anpassungswünsche. Für Verträge mit Versicherungsnehmern mit Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft wollte das V. K. die uneingeschränkte Möglichkeit f ü r Gerichtsstandsvereinbarungen deshalb gewährleistet sehen, damit zwingenden Vorschriften im Heimatrecht vieler Geschäftspartner der englischen Versicherungswirtschaft Rechnung getragen werden kann(I). Die Anpassungswünsche bezogen sich zum anderen — vor allem in Verbindung mit den beiden übrigen Anpassungswünschen — auf die Artikel 9 und 10, deren Tragweite nicht recht klar erschien (III). Dazu trat eine Reihe kleinerer Anpassungswünsche (IV). Der ursprünglich zu den beiden ersten Problemen geäußerte Wunsch des V. K., die fraglichen Versicherungssachen vom Anwendungsbereich der Artikel 7 bis 12 auszunehmen, war freilich — gemessen an der Grundeinstellung des Übereinkommens — zu weitgehend. Insbesondere waren einige Elemente aus dem Kreis der nicht abdingbaren Zuständigkeitsbestimmungen, f ü r die verschiedenen Versicherungsarten differenziert, aufrecht zu erhalten Nrn. 138, 139 und 143. Im übrigen aber mußte der besonderen Struktur der britischen Versicherungswirtschaft Rechnung getragen werden, nicht zuletzt deshalb, um diese nicht zu verleiten, systematisch in die Schiedsgerichtsbarkeit auszuweichen. Obwohl das E u G V Ü die Möglichkeit schiedsrichterlicher Streitbeilegung nicht beschränkt Nr. 63, sollte sich das staatliche Recht gleichwohl davor hüten, Schiedsgerichtsbarkeit lediglich dadurch zu fördern, daß sich die Organisation der staatlichen Justiz f ü r die Beteiligten als zu umständlich und risikobehaftet ausnimmt. Die Arbeitsgruppe ist (181)

Stand: 1.8. 1979

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daher den Weg gegangen, in Versicherungssachen die Möglichkeit von Zuständigkeitsvereinbarungen zu erweitern. Wegen der Form solcher Vereinbarungen-» Nr. 176. 137

I. Versicherungsverträge von Versicherungsnehmern

mit Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft

Wie die in Note 36 mitgeteilten Zahlen belegen, spielen Versicherungsverträge mit Versicherungsnehmern außerhalb der Gemeinschaft f ü r die britische Versicherungswirtschaft eine überragende Rolle. Das E u G V Ü regelt nicht ausdrücklich, in welchem U m f a n g solche Verträge Gerichtsstandsvereinbarungen enthalten können. Artikel 4 betrifft nur den vergleichsweise seltenen Fall, daß der Versicherungsnehmer im späteren Prozeß die Rolle des Beklagten hat. Soweit die Zuständigkeit von Gerichten außerhalb der Gemeinschaft vereinbart werden soll, erhebt sich zudem die allgemeine Frage, welchen Schranken solche Vereinbarungen im Hinblick auf die im E u G V Ü begründeten ausschließlichen Zuständigkeiten N r n . 148, 162 ff. begegnen. Vor allem aber erschienen in diesem Zusammenhang die als unabdingbar ausgewiesenen Zuständigkeiten problematisch, die in Artikel 9 und 10 begründet sind. Insoweit freilich war die Frage nicht auf Versicherungsverträge mit außerhalb der Gemeinschaften wohnhaften Personen beschränkt. Sie stellt sich vielmehr allgemein f ü r Gerichtsstandsvereinbarungen, die nach Artikel 12 zugelassen sind. Wegen der großen Tragweite, welche die Frage der Gerichtsstandsvereinbarungen mit Versicherungsnehmern von außerhalb der Gemeinschaft f ü r das Vereinigte Königreich hat, war es notwendig, den Grundsatz der prinzipiellen Zulässigkeit solcher Prorogationsabreden im Ubereinkommen ausdrücklich zu verankern. Wenn also ein Versicherungsnehmer mit Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft in England ein Risiko versichert, dann können grundsätzlich unter anderem sowohl die englischen als auch die Gerichte am Wohnsitz des Versicherungsnehmers f ü r ausschließlich zuständig erklärt werden. In zweifacher Weise mußte freilich in Artikel 12 Nr. 4 n. F. die grundsätzliche Regel wieder eingeschränkt werden. 138

1. P f l i c h t v e r s i c h e r u n g Wenn zum Abschluß einer Versicherung eine gesetzliche Verpflichtung besteht, kann wegen der der Versicherungspflicht unterworfenen Risiken von den Bestimmungen der Artikel 8—11 auch dann nicht abgewichen werden, wenn der Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat. Ist eine in der Schweiz wohnhafte Person Halter eines Pkw mit regelmäßigem Standort in Deutschland, so muß das Fahrzeug nach Maßgabe des deutschen Rechts haftpflichtversichert werden. Vereinbarungen über den Gerichtsstand kann ein solcher Versicherungsvertrag mit Wirkung f ü r Unfälle, die sich in Deutschland ereignen, nicht enthalten. Die Möglichkeit, deutsche Gerichte anzurufen (Artikel 8), kann vertraglich nicht ausgeschlossen werden. Dies gilt, obwohl das einschlägige deutsche Gesetz über die Pflichtversicherung vom 5. April 1965 (BGBl. 1213) selbst Gerichtsstandsvereinbarungen nicht verbietet. Allerdings verhindert das deutsche Recht das Zustandekommen von Gerichtsstandsvereinbarungen im Pflichtversicherungsbereich faktisch dadurch, daß Versicherungsbedingungen mit einem solchen Bestandteil nicht genehmigt werden. Obligatorisch zu versichernde Risiken sind z. B. in folgenden Mitgliedstaaten der Gemeinschaft f ü r folgende Gegenstände, Anlagen, Tätigkeiten und Berufe vorgesehen, ohne daß hier absolute Vollständigkeit in der Aufzählung angestrebt werden soll: Bundesrepublik

Deutschland37):

1. Bund //«/¡Pflichtversicherungen f ü r Kraftfahrzeughalter, Luftverkehrsunternehmer, Jäger, Inhaber von Atomanlagen und Umgang mit Kernbrennstoffen und sonstigen radioaktiven Stoffen, Güterkraftverkehr, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Bewachungsgewerbe, Träger von Kranken-, Säuglings-, Kinderpflege- und Hebammenschulen, Kraftfahrzeugsachverständige, Notarkammern f ü r Notariatswesen, Träger der Entwicklungshilfe, Schausteller, pharmazeutische Unternehmer; Lebensversicherung f ü r Schornsteinfegermeister; i/n/a/Arersicherung f ü r Luftverkehrsunternehmer und Nießbraucher; /ewerversicherung f ü r Eigentümer von Gebäuden, die mit Abgeltungslasten beschwert sind, Nießbraucher, Lagerhalter, Pfandleiher; Sachversicherung f ü r Pfandleiher; Versorgungswelke f ü r Bühnen, Kulturorchester, Bezirksschornsteinfegermeister, Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst. Rolf A. Schütze

(182)

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2. Länder In den Ländern der Bundesrepublik Deutschland existieren, ohne daß Einheitlichkeit bestünde, als Pflichtversicherungen vor allem /ewerversicherungen f ü r Gebäude und Versorgungswerke f ü r Landwirte und freie Berufe (Ärzte, Apotheker, Architekten, Notare) und (z. B. Bayern) f ü r Kaminkehrergesellen sowie z. B. eine Ruhelohnkasse f ü r Arbeitnehmer der Freien Hansestadt Bremen (Zusatzversorgung). In Bayern existiert eine Schlachtviehpflichtversicherung. Belgien: Haftpflicht von bzw. für: Kraftfahrzeuge, Jäger, Nuklearanlagen, Unfallschäden bei Arbeitsunfällen und Transportunfällen (im Falle entgeltlicher Beförderung durch ein Kraftfahrzeug). Dänemark: Haftpflicht von bzw. für: Kraftfahrzeuge, H u n d e , Nuklearanlagen, Wirtschaftsprüfer. Frankreich: Haftpflicht von bzw. f ü r : Betrieb von Schiffen oder von Kernenergie, Kraftfahrzeuge, Betrieb von Seilbahnen und mechanischen Aufstiegshilfen, Jäger, Grundstücksmakler, Vermögensverwalter, Hausverwalter bei Miteigentum, Geschäftsberater, Betrieb von Sporthallen, Buchsachverständiger, Gegenseitigkeitshilfe in der Landwirtschaft, Rechtsberater, Anstalten f ü r Leibeserziehung und Schüler, Betrieb von Tanzsälen, Geschäftsführer von Apotheken in Form einer S.ä.r.l. (Gesellschaft mit beschränkter Haftung), Bluttransfusionsanstalten, Architekten, Kraftfahrzeugsachverständige, Landwirte. Luxemburg: Haftpflicht von bzw. für: Kraftfahrzeuge, Jäger und Jagdveranstalter, Hotelbetriebe, Nuklearanlagen; Feuer- und Diebstahlversicherung der Hotelbetriebe; Versicherung gegen Viehbeschlagnahme in Schlachthäusern. Niederlande: Haftpflicht f ü r Kraftfahrzeuge, Nuklearanlagen, Tanker. Vereinigtes

Königreich:

Haftpflicht gegenüber Dritten f ü r Kraftfahrzeuge, Haftpflicht des Arbeitgebers f ü r Arbeitsunfälle, Versicherung von Nuklearanlagen, Versicherung der in britischen Registern eingetragenen Schiffe f ü r den Fall von Umweltverschmutzung durch Erdöl, Pflichtversicherung z. B. für Anwälte und Versicherungsmakler. 2. G r u n d s t ü c k s v e r s i c h e r u n g

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Die zweite am Schluß von Nr. 137 erwähnte Ausnahme soll vor allen Dingen die Anwendbarkeit von A rtikel9 auch dann sicherstellen, wenn der Versicherungsnehmer seinen Wohnsitz außerhalb der Gemeinschaft hat. Jedoch wirkt die Ausnahmebestimmung weiter. Sie verbietet auch eine Gerichtsstandsvereinbarung, der zufolge ausschließlich die in Artikel 9 genannten Gerichte zuständig sein sollen. Gerichtsstandsvereinbarungen sind im übrigen im Bereich dieser Ausnahmeregelung auch dann unwirksam, wenn das nationale Recht des Staates, in welchem das Grundstück liegt, eine Prorogation gar nicht f ü r unzulässig erklärt. II. Großversicherungen,

insbesondere See- und Luftfahrtversicherung

Der Wunsch des Vereinigten Königreichs nach Sonderregelungen f ü r Großversicherungen war wohl das Problem, welches der Sachverständigengruppe am meisten Schwierigkeiten bereitete. Ausgangspunkt des britischen Wunsches war die Erkenntnis, daß der soziale Schutzgedanke, welcher hinter der Eindämmung von Gerichtsstandsklauseln im Versicherungsrecht steht, dann nicht mehr gerechtfertigt ist, wenn auch als Versicherungsnehmer potente Unternehmungen auftreten. Die Schwierigkeit besteht nur darin, ein geeignetes Abgrenzungskriterium zu finden. Sich abstrakt-generell nach Unternehmenskapital oder Umsatz auszurichten, erwies sich schon in den Verhandlungen über die zweite Versicherungsrichtlinie als unmöglich. Es könnt sich also nur darum handeln, gegenständlich-vertypte Versicherungsverträge herauszuarbeiten, an denen im allgemeinen nur Versicherungsnehmer beteiligt sind, die eines sozialen Schutzes nicht bedür(183)

Stand: 1.8.1979

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fen. Von diesem Ausgangspunkt her konnten folglich gewerbliche Versicherungen nicht allgemein privilegiertwerden. Das Hauptaugenmerk der Gruppe konzentrierte sich daher auf die verschiedenen Arten von Versicherungen, die mit dem Transportgewerbe zusammenhängen. In diesem Bereich besteht nämlich eine zusätzliche Rechtfertigung f ü r die Sonderbehandlung von Gerichtsstandsvereinbarungen: Das versicherte Risiko ist in hohem Maße beweglich, Versicherungspolicen pflegen häufig und mehrmals in rascher Folge den Inhaber zu wechseln. Das macht die durch die Unsicherheit über die anrufbaren Gerichte bedingten Schwierigkeiten in der Risikokalkulation besonders groß. Auf der anderen Seite gibt es auch in diesem Bereich Zonen sozialer Schutzbedürftigkeit. Schließlich erwies sich als besonders erschwerend der Umstand, daß auf dem Gebiet des Transports ein weitgehend integrierter Versicherungsmarkt besteht. Die verschiedenartigen Risiken f ü r verschiedene Arten von Transporten werden in ein und derselben Police versichert. Insbesondere die englische Versicherungswirtschaft hat Rahmenpolicen entwickelt, die nur durch Meldung des Versicherungsnehmers über abgehende Transporte aller Art ausgefüllt zu werden brauchen. Aus einer Aufarbeitung all dieser Gegebenheiten ist die in der neuen Nr. 5 von Artikel 12 und ihrer Ergänzung durch Artikel 12 a festgehaltene Lösung entstanden: Gerichtsstandsvereinbarungen sind grundsätzlich privilegiert, soweit es sich um Seeversicherungen und um Luftfahrtversicherungen handelt. Für reine Landtransportversicherungen war eine irgendwie geartete Sonderregelung nicht zu rechtfertigen. U m Interpretationsschwierigkeiten und -divergenzen zu vermeiden, war ein Katalog der Versicherungsverträge nötig, f ü r welche die Zulässigkeitvon Gerichtsstandsvereinbarungen erweitert werden sollte. Die Idee, dieserhalb an das Versicherungsartenverzeichnis anzuknüpfen, das im Anhang zur 1. Richtlinie des Rates vom 24. Juli 1973 ( 7 3 / 2 3 9 / E W G ) enthalten ist, erwies sich nicht als tragfähig. Die dortige Einteilung ist an den Bedürfnissen der staatlichen Versicherungsverwaltung orientiert und nicht an den Erfordernissen eines privatrechtlichen Interessenausgleichs. Es blieb daher kein anderer Weg, als den Katalog f ü r die Zwecke des Ubereinkommens gesondert zu erstellen. Im einzelnen ist zu ihm und zu den in ihn nicht aufgenommenen Versicherungsarten folgendes zu bemerken: 141

1. A r t i k e l 12 a N r . 1 a Die Vorschrift betrifft nicht die Haftpflicht-, sondern nur die Kaskoversicherung. Unter dem Begriff „Seeschiffe" sind alle Fahrzeuge zu verstehen, die zum Verkehr auf See bestimmt sind. Dazu gehören nicht nur „Schiffe" im traditionellen Sinne des Wortes, sondern auch auf See eingesetzte Luftkissen- und Tragflügelboote, Schlepper und Leichter. Dazu zählen darüber hinaus schwimmende Gerätschaften, die sich nicht aus eigener Antriebskraft fortbewegen können, wie z.B. Anlagen im Dienste der Ölsuche und -förderung, welche auf Wasser bewegt werden. Auf dem Meeresgrund fest verankerte oder zu verankernde Anlagen sind ohnehin ausdrücklich in den Text der Vorschrift aufgenommen worden. Die Vorschrift erfaßt auch im Bau befindliche Schiffe, freilich nur insoweit, als Schäden aufgrund eines See-Risikos entstanden sind. Das sind Schäden, die dadurch entstanden sind, daß sich das Objekt auf Wasser befindet; nicht also Schäden, die im Trockendock oder in den Werkhallen der W e r f t aufgetreten sind.

142

2. A r t i k e l 12 a N r . 1 b Wie die Nr. 1 a die Kaskoversicherung von Schiffen und Flugzeugen, so betrifft die Nr. 1 b die Wertversicherung von Transportgütern, nicht die Haftpflichtversicherung f ü r Schäden, die von ihnen ausgehen. Die wichtigste Einzelentscheidung, die im Zusammenhang mit dieser Regelung getroffen wurde, steckt in dem Zusatz „ganz oder teilweise". Dieser rührt daher, daß Transportgüter bis zu ihrer Ankunft am Bestimmungsort häufig nicht nur mit ein und demselben Transportmittel befördert werden. Land-, See- und Lufttransporte können aufeinander folgen. Es würde unvertretbare Komplikationen in die Vertragsgestaltung der Versicherungswirtschaft und ihre Schadensregulierung tragen, wenn immer genau danach unterschieden werden müßte, in welchem Transportabschnitt ein Schaden entstanden ist. Dies ist obendrein häufig gar nicht feststellbar. Man braucht nur an den Containertransport zu denken, um zu ermessen, wie leicht ein Schaden erst am Bestimmungsort zutage tritt. Praktikabilitätserwägungen erforderten es daher, Gerichtsstandsvereinbarungen schon dann zuzulassen, wenn W a r e n nur teilweise zur See oder mit Flugzeugen befördert werden. Auch f ü r den Fall, daß der Schaden nachweisbar auf dem Landabschnitt eingetreten ist, ist die durch Artikel 12 Nr. 5 n. F. ermöglichte Gerichtsstandsvereinbarung wirksam. Die Bestimmung gilt auch dann, wenn der Transport nicht über die Grenzen eines Landes hinaus geht.

143

Die sich in Nr. 2 a und b von Artikel 12 a wiederholende Unterausnahme f ü r Personenschäden der Passagiere und Schäden an ihrem Reisegepäck rechtfertigt sich aus der typischerweise bestehenden wirtschaftlichen Verhandlungsunterlegenheit dieser Personengruppe. Rolf A. Schütze

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3. A r t i k e l 12 a N r . 2 a O b unter diese Bestimmungen auch sämtliche Haftpflichtversicherungsansprüche fallen, die im Zusammenhang mit Bau, Umbau oder Instandsetzung eines Schiffes ausgelöst werden, ob also von dieser Vorschrift alle Haftpflichtansprüche abgedeckt sind, die die W e r f t gegenüber Dritten trifft und welche durch

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das Schiff selbst verursacht worden sind, oder ob der Begriff „Verwendung oder Betrieb" enger verstanden werden muß und nur Haftpflichtansprüche betrifft, die während einer Probefahrt ausgelöst worden sind, ist eine Interpretationsschwierigkeit, die offenbleiben mußte. Der Vorbehalt hinsichtlich der Luftfahrzeughaftpflichtversicherung soll es den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft freistellen, den Schutz von Versicherungsnehmern und Unfallopfern vorzusehen, den sie f ü r notwendig erachten. 145

4. A r t i k e l 12 a N r . 2 b Da es keinen Grund gibt, kombinierte Transporte bei der Haftpflicht anders zu behandeln als bei der Kaskoversicherung, ist auch insoweit unmaßgeblich, auf welchem Transportabschnitt der Haftpflichttatbestand ausgelöst w u r d e N r n . 142 und 143.

5. A r t i k e l 12 a N r . 3 146 Der wichtigste Anwendungsfall dieser Bestimmung ist bereits in ihrem Text genannt: Sofern der Transportvertrag nicht etwas anderes vorsieht, verliert wegen eines Luftunfalls der Luftfrachtführer seinen Frachtanspruch, der Eigentümer gegenüber dem Charterer seine Charter. Ein anderes Beispiel ist etwa ein Schaden, der durch die verspätete Ankunft eines Schiffes eingetreten ist. Im übrigen ist der Begriff der gleiche wie der in der Richtlinie 7 3 / 2 3 9 / E W G verwendete. 6. A r t i k e l 12 a N r . 4 147 Eine Versicherung von Zusatzrisiken ist besonders der Versicherungspraxis im V. K. vertraut. Ein Beispiel ist etwa „shipowners disbursements". Das ist eine Versicherung f ü r außerplanmäßige Betriebskosten, etwa für die, f ü r die Dauer eines reparaturbedingten Aufenthalts anfallenden Hafengebühren. Ein anderes Beispiel ist die Versicherung f ü r „increased value". Damit wird der Verlust versichert, der dadurch eintreten könnte, daß eine Ladung untergeht oder beschädigt wird, die während des Transports wertvoller geworden ist. D a ß ein Zusatzrisiko in der gleichen Police versichert ist wie das Hauptrisiko, zu dem es gehört, verlangt die Bestimmung nicht. Die Arbeitsgruppe hat daher bewußt eine etwas andere sprachliche Formulierung gewählt, als sie in der Richtlinie 7 3 / 2 3 9 / E W G in Gestalt der dort genannten „Zusatzrisiken" vorkommt. Denn insoweit konnte nicht auf die Begriffsbestimmung zurückgegriffen werden, die es mit einem anderen Gegenstand, nämlich der Zulassung von Versicherungsunternehmungen, zu tun hat. III. Die verbleibende Bedeutung von Artikel 9 und 10

148

Der überarbeitete Wortlaut von Artikel 12 behandelt ebensowenig wie der Originaltext ausführlich die Wirkung von Gerichtsstandsvereinbarungen auf die besonderen Zuständigkeiten bei Versicherungssachen im Sinne des dritten Abschnitts. Jedoch ergibt sich die Rechtslage klar aus dem systematischen Zusammenhang der Vorschriften des dritten Abschnitts des E u G V Ü in seiner geänderten Fassung. Gerichtsstandsvereinbarungen erfassen alle Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Versicherer und dem Versicherungsnehmer, auch soweit dieser den Versicherer nach Artikel 10 Absatz 1 vor dem Gericht belangen wollte, vor dem er durch den Verletzten selbst in Anspruch genommen wird. Dritten gegenüber kann aber eine im Versicherungsvertrag vereinbarte Gerichtsstandsklausel keine Bindung erzeugen. Die Bestimmungen in Artikel 10 Absatz 2, welche sich auf die unmittelbare Klage des Geschädigten beziehen, werden daher durch Gerichtstandsklauseln in Versicherungsverträgen nicht betroffen. Das gleiche gilt für Artikel 10 Absatz 3. IV. Sonstige Anpassungs- und Klarstellungsprobleme 1. M i t v e r s i c h e r u n g e n

zum

Versicherungsrecht

Die sachliche Änderung von Artikel 8 Absatz 1 betrifft die Zuständigkeit im Fall der Beteiligung mehrerer Mitversicherer am Versicherungsvertrag. Diese geschieht nämlich in üblicher Weise in der Form, daß ein federführender Versicherer den übrigen Mitversicherern gegenübersteht und jeder von ihnen nur einen u. U. sehr kleinen Teil des Risikos übernimmt. Dann ist es aber nicht gerechtfertigt, sämtliche Versicherer, einschließlich des federführenden, vor den Gerichten jeden Staates verklagbar zu machen, in dem irgendeiner der vielen Mitversicherer seinen Wohnsitz hat. N u r eine solche internationale Zuständigkeit verdient be(185)

Stand: 1.8.1979

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sonders begründet zu werden, die sich an den Verhältnissen des federführenden Versicherers orientiert. Die Sachverständigengruppe erwog lange, an dessen Wohnsitz anzuknüpfen. Dies hätte jedoch zur Folge gehabt, daß die übrigen Mitversicherer dort hätten verklagt werden können, auch wenn der Federführende anderwärts belangt worden ist. Eine an die Gegebenheiten des federführenden Versicherers anknüpfende zusätzliche Zuständigkeit ist nur im Interesse einer Erleichterung der Konzentration der aus einem Versicherungsfall entstehenden Verfahren gerechtfertigt. Daher bringt die Neufassung von Artikel 8 Absatz 1 die Anknüpfung an den Gerichtsstand, an dem der federführende Versicherer verklagt wird. D o r t können die Mitversicherer also auch wegen ihrer Versicherungsanteile belangt werden — gleichzeitig mit dem federführenden Versicherer oder danach. Allerdings zwingt die Bestimmung nicht zur Konzentration der Verfahren. Nichts hindert den Versicherungsnehmer, die verschiedenen Mitversicherer bei verschiedenen Gerichten zu belangen. Er muß sie dann an einem der in Artikel 8 Absatz 1 Nrn. 1 und 2 n. F. vorgesehenen Gerichtsstände verklagen, wenn der federführende Versicherer freiwillig geleistet hat. Die übrigen Änderungen von Artikel 8 Absatz 1 sind rein redaktioneller Art und sollen der größeren Klarheit der Bestimmung dienen. 150

2. V e r s i c h e r u n g s a g e n t e n ,

Zweigniederlassungen

Uber den bisherigen Artikel 8 Absatz 2 EuGVXJ wurde deshalb gesprochen, weil seine Formulierung dem Mißverständnis Raum geben konnte, nicht nur die Einschaltung eines Versicherungsagenten des Versicherungsunternehmers solle zuständigkeitsbegründend wirken, sondern auch diejenige von unabhängigen Versicherungsmaklern, wie sie im V. K. sehr häufig tätig werden. Die Aussprache offenbarte die Uberflüssigkeit der Vorschrift neben Artikel 5 Nr. 5. Die Gruppe machte daher den bisherigen Absatz 3 zum neuen Absatz 2. Die Einfügung des Zusatzes „oder sonstige Niederlassung" dient nur dazu, die redaktionelle Übereinstimmung mit Artikel 5 Nr. 5 und dem neuen Artikel 13 Absatz 3 herzustellen. Letztere Vorschrift ist neben ersterer nötig, um zu verhindern, daß Artikel 4 anwendbar wird. 151

3. R ü c k v e r s i c h e r u n g Ein Rückversicherungsvertrag ist mit einem Versicherungsvertrag nicht gleichzusetzen. Daher sind die Artikel 7 bis 12 auf Rückversicherungsverträge nicht anwendbar.

152

4. B e g r i f f des V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s ( „ p o l i c y h o l d e r " ) Es zeigte sich, daß der in den bisherigen authentischen Sprachen des E u G V U verwandte Begriff „Versicherungsnehmer" ins Englische nicht besser als mit der Bezeichnung „policy holder" übersetzt werden konnte. Dieser Umstand darf aber nicht dem Mißverständnis Nahrung geben, daß sich nunmehr im Falle von Rechtsnachfolge die Probleme anders stellen als vor dem Beitritt der neuen Mitgliedstaaten zu diesem Übereinkommen. Keinesfalls ist nämlich immer die Person „Versicherungsnehmer", welche sich berechtigterweise im Besitz des Versicherungsscheins befindet. Zwar ist denkbar, daß die Rechtsstellung des Vertragspartners des Versicherungsunternehmens durch Erbgang oder auf sonstige Weise insgesamt auf eine andere Person übergeht. Dann ist der neue Vertragspartner „Versicherungsnehmer" geworden. Davon ist jedoch scharf der Übergang von einzelnen Ansprüchen aus dem Versicherungsvertrag zu unterscheiden, der vor allem in der Gestalt einer Abtretung der Versicherungssumme an den Begünstigten vorkommt. Eine solche Abtretung ist auch im voraus und bedingt, f ü r den Fall eines Schadenseintritts etwa, möglich. Es ist in einem solchen Fall denkbar, daß dem Begünstigten mit der Abtretung des Anspruchs auf die Versicherungssumme auch der Versicherungsschein ausgehändigt wird, damit er gegebenenfalls seine Rechte gegen das Versicherungsunternehmen geltend machen kann. Mit einem solchen Vorgang wird die begünstigte Person nicht ihrerseits zum „Versicherungsnehmer". Soweit gerichtliche Zuständigkeiten an Eigenschaften des „Versicherungsnehmers" anknüpfen, ändert sich also infolge der Vorausabtretung des eventuell entstehenden Anspruchs auf die Versicherungssumme nichts, auch wenn gleichzeitig der Versicherungsschein ausgehändigt wird.

152a

5. Z u s t ä n d i g k e i t s v e r e i n b a r u n g e n z w i s c h e n V e r t r a g s p a r t n e r n aus d e m s e l b e n S t a a t Wegen der in Artikel 12 Nr. 3 vorgenommenen Änderung („zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses", - Nr. 161 a).

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4. ABSCHNITT Zuständigkeit in Verbraucherfragen I. Grundsätzliches

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Das E u G V Ü berücksichtigt den Gedanken des Verbraucherschutzes, sieht man von den Versicherungssachen einmal ab, nur in einem kleinen Abschnitt, nämlich dem, der den Abzahlungsgeschäften gewidmet ist. Dies entsprach dem damaligen Stand der Rechtsentwicklung in den ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft, als in d e r T a t d a s Bewußtsein von der Schutzbedürftigkeit des Letztverbrauchers vor unangemessener Vertragsgestaltung sich zuerst in einer auf Abzahlungsgeschäfte beschränkten Weise verbreitet hatte. In der Zwischenzeit hat die Gesetzgebung in den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft sich des Schutzes von Letztverbrauchern auf sehr viel breiterer Grundlage angenommen. Insbesondere ist eine allgemeine Tendenz der Verbraucherschutzgesetzgebung darauf gerichtet, Letztverbrauchern angemessene Gerichtsstände zu garantieren. Es müßte auf die Dauer zu unerträglichen Spannungen zwischen den nationalen Rechten und dem E u G V Ü führen, wenn dieses dem Letztverbraucher im Zusammenhang mit grenzüberschreitenden Geschäften einen wesentlichen Teil des Schutzes vorenthielte, den ihm die nationalen Rechte gewähren. Daher hat sich die Gruppe zu dem Vorschlag entschlossen, den bisherigen 4. Abschnitt des 2. Titels zu einem Abschnitt über Zuständigkeiten in Verbrauchersachen zu erweitern und hierbei für die Zukunft auch klarzustellen, daß der besondere Schutz nur zugunsten von privaten Letztverbrauchern gelten soll und nicht auch f ü r Personen, die im Zusammenhang mit ihrer Berufstätigkeit sich zur ratenweisen Bezahlung von Leistungen verpflichten, die sie in Anspruch nehmen. Die Gruppe stand hinsichtlich des letzteren Gesichtspunktes unter dem Eindruck des auf Vorlage der französischen Cour de Cassation ausgelösten Verfahrens vor dem E u G H über die Auslegung des Begriffs „Abzahlungsgeschäfte", eines Verfahrens, dessen eines zentrale Problem in der Frage bestand, ob sich der bisherige 4. Abschnitt des 2. Titels auch auf Geschäfte bezieht, die Kaufleute als Abzahlungskäufer abgeschlossen haben (Rechtssache 150/77; Société B e r t r a n d / P a u l O t t KG). Das grundsätzliche Regelungsprinzip des neuen Abschnitts besteht in dem Gedanken, auf Ideengut aus dem bisherigen oder gleichzeitig entstehenden europäischen Gemeinschaftsrecht zurückzugreifen. Daher ist das meiste, was bisher f ü r Abzahlungsgeschäfte galt, in den neuen Abschnitt übernommen worden, der sich im übrigen an Artikel 5 des Vorentwurfs eines Ubereinkommens über das auf vertragliche und außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht anlehnt. In Kleinigkeiten wurde freilich eine Formulierung gewählt, die redaktionell besser als diejenige im genannten Vorentwurf erschien. Eine sachliche Abweichung war deshalb notwendig, weil nach der Gesamtstruktur des E u G V U nicht auf den gewöhnlichen Aufenthalt, sondern auf den Wohnsitz der Parteien abgestellt werden mußte. Im einzelnen gilt folgendes :

II. Der Anwendungsbereich

des neuen Abschnitts

154

Mit der Technik, in einer einleitenden Bestimmung den Anwendungsbereich des Abschnitts abzugrenzen, lehnt sich der Vorschlag an das an, was sich schon bisher zu Beginn des 3. und 4. Abschnitts des 2. Titels findet. 1. S u b j e k t i v e r A n w e n d u n g s b e r e i c h 155 Prinzipiell neu ist nur eine besondere Regelung des subjektiven Anwendungsbereichs des Abschnitts, insbesondere die dort sich findende Legaldefinition von dessen zentralem Begriff, nämlich demjenigen des „Verbrauchers". Die Begriffsbestimmung ist inhaltlich dem Artikel 5 des Vorentwurfs eines Übereinkommens über das auf vertragliche und außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht entnommen, welcher der Gruppe in seiner damals neuesten Fassung vorgelegen hat. Die Änderungen stellen nur redaktionelle Verbesserungen dar. 2. O b j e k t i v e r A n w e n d u n g s b e r e i c h 156 Der objektive Anwendungsbereich des neuen Abschnitts unterscheidet scharf zwischen Teilzahlungskäufen einschließlich ihrer Finanzierung einerseits und sonstigen Verbrauchergeschäften andererseits. Damit ergibt sich f ü r die Rangfolge der Regelung im 3. und 4. Abschnitt folgendes: Der 3. Abschnitt ist gegenüber dem 4. eine speziellere und damit vorrangige Regelung. Ein Versicherungsvertrag ist i. S. des E u G V Ü kein Vertrag, der die Erbringung einer „Dienstleistung" zum Gegenstand hätte. Innerhalb des 4. Abschnitts ist die Regelung über Teilzahlungskäufe die speziellere im Verhältnis zu den in Artikel 13 Absatz 1 allgemein ausgesprochenen Verbraucherkäufen. (187)

Stand: 1.8. 1979

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a) Teilzahlungskäufe unterfallen wie bisher der Sonderregelung ohne zusätzliche Voraussetzungen. Die einzige Änderung besteht in der Klarstellung, daß die Sonderregelung nur zugunsten eines privaten Verbrauchers als Käufer gilt. Die Vorschriften über Abzahlungskäufe sind im übrigen ohne weiteres auch auf das Rechtsinstitut des Mietkaufs („hire purchase") anwendbar, das sich im V. K. und in Irland als die häufigste Rechtsform herausgebildet hat, in der Abzahlungsgeschäfte getätigt werden. Aus Gründen, die f ü r die Gerichtsstandsproblematik unerheblich sind, nimmt ein Abzahlungsgeschäft dort formell meist die Rechtsform einer Miete, verbunden mit einem Optionsrecht des Mieters auf Eigentumserwerb an. Die Raten sind formell Mietzins, der Sache nach Kaufpreis. Nach Abschluß der vorgesehenen „Miet"-zeit und nach Bezahlung aller vorgesehenen „Miet-zins"-Raten hat der „Mieter" das Recht, die Sache zu einem nominellen Entgelt zu erwerben. Da auch in den kontinental-europäischen Rechtsordnungen der Begriff „Abzahlungskauf" keinesfalls voraussetzt, daß mit der Ubergabe der Sache an den Käufer auch das Eigentum an ihn übergeht, entspricht der „hire purchase" funktionell völlig einem Abzahlungskauf. Auch Geschäfte zur Finanzierung eines Abzahlungskaufs eines privaten Verbrauchers unterfallen ohne zusätzliche Voraussetzungen der Sonderregelung. Gegenüber der bisherigen Rechtslage hat die Expertengruppe Klagen aus einem Darlehnsvertrag zur Finanzierung eines Kaufs beweglicher Sachen der Sonderregelung auch unterworfen, wenn das Darlehn selbst kein Abzahlungsdarlehn ist oder die Sache selbst (typischerweise mit Mitteln aus dem Darlehn) auf einmal bezahlt wird. Ein Kreditgeschäft ist im übrigen nicht auf die Erbringung einer Dienstleistung gerichtet, so daß außerhalb der Nummer 2 von Artikel 13 Absatz 1 der gesamte 4. Abschnitt auf solche Geschäfte unanwendbar ist. Unterfällt ein Kaufvertrag nicht der Nr. 1 von Artikel 13 Absatz 1, dann wird er nicht etwa nach Nr. 2 der zitierten N o r m bewertet, wohl aber kann unter den weiteren Voraussetzungen der Nr. 3 der 4. Abschnitt auf ihn anwendbar werden (siehe Nr. 158).

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b) Andere als die in Nr. 157 erwähnten Verbrauchergeschäfte unterfallen demgegenüber der Sonderregelung nur dann, wenn sie einen hinreichenden Bezug zum Wohnsitz des Verbrauchers aufweisen. Insoweit folgt die neue Regelung im Prinzip wieder dem Vorentwurf eines Übereinkommens über das auf vertragliche und außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht. Die beiden in Artikel 13 Nr. 3 genannten Voraussetzungen — Angebot oder Werbung im Wohnsitzstaat des Verbrauchers sowie dortige Vornahme der auf Seiten des Verbrauchers zum Vertragsschluß notwendigen Rechtshandlungen — müssen kumulativ vorliegen. Die Eingangsformel vor der Nr. 1 soll im übrigen sicherstellen, daß Artikel 4 und Artikel 5 Nr. 5 so wie bisher f ü r Abzahlungskäufe und Ratendarlehn jetzt f ü r alle Verbrauchergeschäfte vorbehalten bleiben. Daraus folgt insbesondere, daß, vorbehaltlich Artikel 13 zweiter Absatz, der 4. Abschnitt im Falle eines Wohnsitzes des Beklagten außerhalb des EWG-Gebiets nicht gilt. Wegen der näheren Einzelheiten zu den Begriffen „ausdrückliches Angebot oder Werbung im Staat des Wohnsitzes des Verbrauchers" und „zum Abschluß des Vertrages erforderliche Rechtshandlungen" sei auf den im Entstehen begriffenen Bericht von Professor Giuliano zum Ubereinkommen über das auf vertragliche und außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht verwiesen.

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3. B l o ß e Z w e i g n i e d e r l a s s u n g i n n e r h a l b d e r G e m e i n s c h a f t Geschäfte von Letztverbrauchern mit Firmen, die ihren Sitz außerhalb des EWG-Gebiets haben, vom Anwendungsbereich des 4. Abschnittes auszunehmen, ist dann unangemessen, wenn solche Firmen eine Zweigniederlassung innerhalb der E W G haben. Denn in Anwendung von Artikel 4 wäre es nach den dann als Zuständigkeitsgrundlagen heranzuziehenden nationalen Gesetzen häufig nicht möglich, daß der Verbraucher in dem Gerichtsstand klagt, der ihm im Verhältnis zu Vertragspartnern garantiert ist, die W o h n sitz innerhalb der E W G haben. Aus den gleichen Gründen, aus denen Versicherungsunternehmungen mit Zweigniederlassungen innerhalb der E W G zuständigkeitsrechtlich wie solche mit Wohnsitz in der Gemeinschaft behandelt werden, Artikel 8, müssen auch Vertragspartner von Verbrauchern als Bewohner der E W G behandelt werden, wenn sie dort eine Zweigniederlassung unterhalten. Dann ist es freilich auch nur folgerichtig, daß exorbitante Zuständigkeiten solchen Vertragspartnern gegenüber nicht deshalb in Anspruch genommen werden können, weil sie Hauptsitz außerhalb der E W G haben.

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4. B e f ö r d e r u n g s v e r t r ä g e Der letzte Absatz von Artikel 13 ist wieder aus Artikel 5 des Vorentwurfs des Ubereinkommens über das auf vertragliche und außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht entnommen. Beförderungsverträge aus dem Anwendungsbereich der besonderen Verbraucherschutzbestimmungen im E u G V Ü zu halten, hat seinen Grund darin, daß solche Verträge durch internationale Übereinkommen einem sehr weit verästelten Sonderregime unterworfen sind und es Unübersichtlichkeit in die Rechtslage tragen würde, wenn man ihrer im E u G V Ü wegen des einzigen Punktes der gerichtlichen Zuständigkeit gesondert gedächRolf A. Schütze

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te. Die gänzliche Ausklammerung der Transportverträge aus dem Anwendungsbereich des 4. Abschnitts bedeutet im übrigen, daß die Anwendbarkeit des 1. und 2. Abschnitts, insbesondere also von Artikel 5 Nr. 1, sichergestellt bleibt. III. Der Regelungsinhalt

der Bestimmungen

des 4. Abschnitts

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Was den Regelungsinhalt der neugeschaffenen Bestimmungen angeht, so bedarf nur wenig einer kurzen Erläuterung. 1. S p ä t e r e r W o h n s i t z w e c h s e l des V e r b r a u c h e r s Artikel 14 folgt, erweitert auf Klagen aus allen Verbrauchergeschäften, inhaltlich ganz der Vorschrift des früheren Artikels 14. Die textliche Umstellung ist rein redaktioneller Natur und dadurch bedingt, daß man nur für die eine Vertragsseite, den „Verbraucher", eine griffige Bezeichnung hatte, die im Text voranzustellen sich zur leichteren Erfaßbarkeit des Geschriebenen empfahl. Inhaltlich bedeutet die von der Expertengruppe getroffene Entscheidung — dem früheren Artikel 14 folgend —, daß der Verbraucher auch vor den Gerichten des Staates seines neuen Wohnsitzes klagen kann, wenn er nach Abschluß des der späteren Klage zugrunde liegenden Geschäfts in einen anderen Staat der Gemeinschaft verzieht. Praktisch wird dies freilich nur f ü r die in Artikel 13 Absatz 1 Nrn. 1 und 2 genannten Abzahlungskäufe und Kreditgeschäfte. In bezug auf Klagen aus anderen Verbrauchergeschäften wird der neue Abschnitt 4 so gut wie ausnahmslos unanwendbar, wenn der Verbraucher seinen Wohnsitz nach Vertragsabschluß in einen anderen Staat verlegt. Denn in dem neuen Wohnsitzstaat werden fast nie die zum Abschluß des Vertrages erforderlichen Rechtshandlungen vorgenommen worden sein. Das Erfordernis der grenzüberschreitenden Werbung garantiert auch, daß die Sonderregelung f ü r Geschäfte unter zwei nicht berufs- oder gewerbebezogen handelnden Personen praktisch unanwendbar bleibt. 2. A b w e i c h e n d e V e r e i n b a r u n g e n

161a

Grundsätzlich lehnt sich auch der neue Artikel 15 an die frühere, auf Abzahlungskäufe und Ratenkredite bezogene Fassung an. Klarstellend ist nur hinzugefügt worden, daß es auf den gemeinsamen Wohnsitz im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und nicht etwa der späteren Klageerhebung ankommt. Dann drängt es sich freilich auf, aus Gründen der Konkordanz die gleiche Klarstellung auch in Artikel 12 N u m m e r 3 vorzunehmen. Daß eine Gerichtsstandsvereinbarung, soweit sie überhaupt zulässig ist, der Formvorschrift des Artikels 17 untersteht, ist der Gruppe nicht zweifelhaft gewesen, obwohl Artikel 17 in Artikel 13 nicht vorbehalten ist. Die Form von Gerichtsstandsvereinbarungen ist im 4. Abschnitt nicht geregelt und muß sich daher notgedrungen nach Artikel 17 bemessen. 5. A B S C H N I T T Ausschließliche Zuständigkeiten

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Die Sachverständigengruppe schlägt zu den in Artikel 16 geregelten Fällen ausschließlicher Zuständigkeit eine förmliche Anpassung nur insoweit vor, als Artikel 16 Nr. 4 durch Artikel V d) des dem E u G V Ü beigefügten Protokolls eine Klarstellung erfahren soll. Gleichwohl hat sich die Expertengruppe längere Zeit mit den Nrn. 1 und 2 von Artikel 16 befaßt. Über die Auskünfte, welche den neuen Mitgliedstaaten zur Frage der ausschließlichen Zuständigkeit f ü r Klagen über die Gültigkeit oder Auflösung von Gesellschaften gegeben wurde, ist an anderer Stelle schon berichtet worden ->• Nr. 56 ff. Nachzutragen ist lediglich, daß eine Gesellschaft nicht nur einen Sitz haben muß. Wenn eine Rechtsordnung die Möglichkeit kennt, daß eine Gesellschaft zwei Sitze hat und nach Artikel 53 des E u G V Ü diese Rechtsordnung f ü r die Bestimmung des Sitzes der Gesellschaft maßgebend ist, ist von einem Doppelsitz auszugehen. Der Kläger hat dann ein Wahlrecht, von welchem Sitz er eine Zuständigkeit des Gerichts f ü r seine Klage ableiten will. Schließlich sei festgehalten, daß Artikel 16 Nr. 2 auch f ü r „partnerships" der britischen und irischen Rechte gilt-» Nr. 55. Es bleiben daher an dieser Stelle im wesentlichen nur die ausschließlichen Zuständigkeiten für Klagen näher zu behandeln, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben. Insgesamt waren es fünf Probleme, zu denen die neuen Mitgliedstaaten um Erläuterungen gebeten hatten. Einfach ließ sich feststellen, daß Schadenersatzklagen, die auf eine Verletzung dinglicher Rechte oder auf die Beschädigung von Grundstücken gestützt sind, an denen dingliche Rechte bestehen, nicht unter Artikel 16 Nr. 1 fallen. Existenz und Inhalt des dinglichen Rechts, meist des Eigentums, hat in einem solchen Zusammenhang nur inzident Bedeutung. (189)

Stand: 1.8. 1979

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O b wirklich reine Miet- und Packtzinsklagen, also bloße Inkassofälle, vom Anwendungsbereich des Artikels 16 Nr. 1 ausgenommen sind, wie es im Jenard-Bericht als Meinung des Ausschusses festgehalten worden ist 38 ), der das E u G V Ü erarbeitet hatte, mußte zwar offen bleiben. Jedoch verlangt die ratio legis der Bestimmung ihre Anwendbarkeit auf kurzfristige Gebrauchsüberlassungsverträge, insbesondere zu Zwecken eines Ferienaufenthalts, sicherlich nicht.

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Zwei der restlichen drei Fragenkomplexe, welche die Expertengruppe beschäftigten, hängen mit der Verschiedenartigkeit des Grundstücksrechts auf dem Kontinent und im V. K. bzw. in Irland zusammen und bedürfen daher einer etwas näheren Erläuterung. Es geht einmal um das Problem, was „dingliche" Rechte im Sinne von Artikel 16 Nr. 1 sind (1), und zum anderen um Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Grundstücksübertragungen (2). Dazu treten einige Probleme, die durch die zwischenzeitliche Entwicklung des internationalen Patentrechts entstanden sind (3).

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1. „ D i n g l i c h e " R e c h t e an G r u n d s t ü c k e n in d e n M i t g l i e d s t a a t e n d e r G e m e i n s c h a f t a) Der Begriff des dinglichen Rechts — gemeint im Gegensatz zum nur persönlichen Anspruch — ist eine Rechtsfigur, die den Rechtsordnungen der Gründungsstaaten der EWG gemeinsam ist, wenngleich die Unterscheidung auch nicht überall mit gleicher Schärfe auftritt. Ein persönliches Recht kann nur gegen den Schuldner geltend gemacht werden; nur der Käufer ist zur Zahlung des Kaufpreises, nur der Vermieter ist zur Gebrauchsüberlassung verpflichtet. Das dingliche Recht an einer Sache wirkt demgegenüber zu Lasten von jedermann. Die f ü r den Charakter eines dinglichen Rechts wichtigste Rechtsfolge ist die Befugnis seines Inhabers, die Sache, an der es besteht, von jedermann, der kein vorrangigeres dingliches Recht besitzt, herausverlangen zu können. Die Rechtsordnungen der Gründungsstaaten der E W G kennen ausnahmslos nur einen eng umgrenzten numerus clausus dinglicher Rechte, auch wenn sie das Prinzip nicht starr durchführen. Manche dingliche Rechte sind bloße Rahmenrechte, die durch Parteivereinbarungen näher ausgefüllt werden können. Die klassischen dinglichen Rechte sind an leicht erkennbarer Systemstelle des in allen sechs Ländern kodifizierten bürgerlichen Rechts aufgeführt 3 9 ). Daneben gibt es verschiedentlich noch eine Reihe dinglicher Rechte, die in Sondergesetzen geschaffen wurden und von denen die wichtigsten diejenigen über das Wohnungseigentum sind. Neben dem Eigentum als dem umfassenden dinglichen Recht kann man Nutzungsrechte und Haftungsvorzugsrechte unterscheiden. Alle Rechtsordnungen kennen den Nießbrauch, welcher einer Person ein umfassendes Nutzungsrecht an einem Grundstück gewährt. Beschränkte Nutzungsrechte lassen die Rechtsordnungen in unterschiedlicherWeise zu.

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b) Bei erstem Zusehen entdeckt man auch f ü r das Recht des Vereinigten Königreichs und Irlands einen kleinen und abschließend festgelegten Kreis von gesetzlichen Rechten, die den dinglichen Rechten auf dem Kontinent entsprechen. Die Rechtslage ist jedoch wegen des f ü r den Charakter dieser Rechte prägenden Unterschieds zwischen „ l a w " und „equity" komplizierter. Denn es ist dabei immer im Auge zu behalten, daß auch „equity" Recht und keine außerhalb des Begriffs Recht stehende reine Billigkeit bedeutet. Der gespaltene Rechtsbegriff im Vereinigten Königreich und in Irland hat dazu geführt, daß es auch an Grundstücken neben den „legal rights" andere Berechtigungen, sogenannte „equitable interests" gibt. Ausgangspunkt für das System der „legal rights" ist im Vereinigten Königreich die Vorstellung, alles Land gehöre der Krone und der Bürger könne nur beschränkte Rechte an Grundstücken innehaben. Daher kommt der Ausdruck „ownership" im Immobiliarrecht nicht vor. Jedoch ist das sogenannte „estate in fee simple absolute in possession" gleichbedeutend mit dem Volleigentum der kontinentalen Rechtsordnungen. Daneben kennt der „Law of Property Act" von 1925 noch ein auf eine bestimmte Zeit beschränktes Volleigentum („term of years absolute"). Die beschränkten Rechte an Grundstücken („interests or charges in or over land") beschränkt das gleiche Gesetz auf fünf. Alles andere sind „equitable interests", deren Zahl und Gestalt das Gesetz nicht beschränkt. „Equitable interests" stehen aber nicht den bloß persönlichen Rechten auf dem Kontinent gleich. Sie können zum Teil registriert werden und wirken dann wie „legal rights" universell, selbst gegenüber gutgläubigen Erwerbern. Auch wenn sie nicht registriert werden, wirken sie grundsätzlich gegenüber jedermann; nur gutgläubige Erwerber sind dann geschützt 40 ). Wenn der Inhaber eines „estate in fee simple absolute in possession" einer Person auf Lebenszeit das Recht einräumt, über sein Grundstück zu fahren, kann dies kein „legal right" sein. Es ist notwendigerweise ein „equitable interest", kann aber gleichwohl eingetragen werden 4 1 ). „Equitable interests" können also durchaus funktionsgleich mit den dinglichen Rechten der kontinentalen Rechtsordnungen sein und sind dann nach Artikel 16 Nr. 1 wie solche zu behandeln. Ein numerus clausus besteht insoweit nicht. Vielmehr ist die Einräumung von „equitable interests" gerade das Instrument, um zu beliebigen dinglichen Eigentumsabspaltungen zu gelangen 42 ). Rolf A. Schütze

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c) Wird in einem Staat eine Klage erhoben, deren Inhalt sich auf ein Grundstück bezieht, und fragt man sich, ob die Klage ein dingliches Recht im Sinne von Artikel 16 Nr. 1 zum Gegenstand hat, wird man die Antwort schwerlich nach einem anderen Recht geben können als dem der Belegenheit des Grundstücks.

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2. K l a g e n im Z u s a m m e n h a n g m i t V e r p f l i c h t u n g e n z u r Ü b e r e i g n u n g v o n G r u n d s t ü k ken

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D i e Rechtsordnungen in den ursprünglichen und in den neuen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft unterscheiden sich auch in der Frage, wie Grundstücke im Zusammenhang mit Veräußerungsgeschäften übertragen werden. Freilich ist insoweit schon die Rechtslage innerhalb der Gründungsstaaten der E W G verschieden. a) Am schärfsten wird im deutschen Recht von der Übereignung selbst der Kaufvertrag (oder ein sonstiger auf Übereignung gerichteter Vertrag) unterschieden. Die Rechtslage ist für Grundstücke nicht anders als für bewegliche Sachen. D i e Übereignung ist ein besonderes Rechtsgeschäft, das bei Grundstücken „Auflassung" genannt und auch inter partes erst mit der Eintragung im Grundbuch wirksam wird. Klagt ein Käufer eines deutschen Grundstücks aus einem Grundstückskaufvertrag, der deutschem Recht unterliegt, so hat die Klage niemals ein dingliches Recht am Grundstück zum Gegenstand. N u r die persönliche Verpflichtung des Beklagten ist im Streit, alle Handlungen vorzunehmen, die zur Übereignung und Übergabe des Grundstücks notwendig sind. Erfüllt eine der Parteien ihre Verpflichtungen aus dem Grundstückskaufvertrag nicht, so kennt das deutsche Recht als Sanktion nicht Auflösung des Vertrages durch gerichtliches Urteil, sondern Schadenersatzansprüche und Rücktrittsrechte.

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Allerdings können, wenn der Verkäufer einverstanden ist, Übereignungsansprüche aus einem Kaufvertrag im Grundbuch mit Vormerkung gesichert werden. Sie entfalten dann gegenüber Dritten Wirkungen, wie sie normalerweise nur einem dinglichen Recht eignen. Daraus zieht man heute für das interne deutsche Recht die Konsequenz, Rechte aus einer Vormerkung gegenüber Dritten im dinglichen Gerichtsstand geltend machen zu lassen 43 ). Die gerichtliche Durchsetzung des Übereignungsanspruchs gegen den Verkäufer selbst bleibt aber auch dann eine Klage aus einem persönlichen Anspruch. b) N a c h französischem, belgischem und luxemburgischem Recht, denen das italienische Recht weitgehend folgt, geht das Eigentum wie bei beweglichen Sachen — jedenfalls inter partes — bereits mit Abschluß des Kaufvertrags auf den Käufer über, solange die Parteien diesen Zeitpunkt nicht hinausgeschoben haben (z. B. Artikel 711, 1583 französischer C o d e civil, Artikel 1376 italienischer codice civile). Der Käufer muß den Übergang des Eigentums nur im Liegenschaftsregister eintragen lassen („transcription"), um auch eine gegenüber Dritten wirksame Rechtsstellung zu erlangen. Eine Klage auf Erfüllung des Kaufvertrags seitens des Käufers ist also regelmäßig gleichbedeutend mit dem Verlangen, das Grundstück an ihn herauszugeben. Dieser Anspruch ist freilich nicht nur w e g e n der Verpflichtung begründet, die der Verkäufer im Kaufvertrag übernommen hat, sondern auch aufgrund des bereits dem Käufer zustehenden Eigentums. Das bedeutet, daß die Herausgabeklage zur Grundlage sowohl einen persönlichen Anspruch als auch ein dingliches Recht hat. Ganz entsprechend ist der Sanktionsmechanismus konstruiert, der eingesetzt wird, falls eine Vertragspartei ihrer Verpflichtung nicht nachkommt. Im französischen Recht hat man daraus die Konsequenz g e z o g e n , derartige Klagen als „matière mixte" zu bezeichnen und dem Kläger ein Wahlrecht zwischen dem dinglichen Gerichtsstand und dem für persönliche Ansprüche geltenden Gerichtsstand des Beklagten oder des Erfüllungsorts zu lassen 44 ). Das E u G V Ü behandelt das Problem nicht. Sehr viel spricht dafür, daß der persönliche Charakter solcher Klagen überwiegt und Artikel 16 Nr. 1 unanwendbar ist.

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c) Im V.K. läßt nur der Abschluß eines Kaufvertrags über bewegliche Sachen das Eigentum sofort übergehen. Im Falle des Verkaufs von Grundstücken folgt die Eigentumsübertragung dem Kaufvertrag durch einen gesonderten Akt („conveyance") nach. D e r Käufer muß gegebenenfalls auf Vornahme der dazu notwendigen Handlungen klagen. Im Unterschied zum deutschen Recht begreift man jedoch — außer in Schottland — die Rechtsstellung des Käufers vor der Eigentumsübertragung nicht als rein persönliche Berechtigung gegenüber dem Verkäufer. Vielmehr hat der Käufer ein „equitable interest" Nr. 167 an dem Grundstück, das im Falle eines entsprechenden Vermerks im „land register" auch gegenüber Dritten wirkt. Zwar greift dann nicht die neue Nr. 6 von Artikel 5 ein Nr. 114 ff. Ein Kaufvertrag ist, auch wenn schriftlich abgeschlossen, kein „trust" im Sinne von Artikel 5 Nr. 6 n. F. Sein „equitable interest" verleiht dem Käufer aber nur in einer Beziehung nicht eine gleich starke Stellung, wie sie der französische Grundstückseigentümer vor der „transcription" ->• Nr. 171 hat. Seine Rechtsstellung voll wirksam zu machen, setzt die Mitwirkung des Verkäufers voraus. Immerhin rechtfertigt diese Rechtslage noch weniger als die entsprechende französische die Anwendbar-

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keit des ausschließlichen Gerichtsstands von Artikel 16 Nr. 1. Das „common law" hat die Figur des „equitable interest" entwickelt, um den Berechtigten aus einer ursprünglich rein persönlichen Abmachung einen gewissen Schutz gegenüber bösgläubigen Dritten zu gewähren. Im Verhältnis zum Vertragspartner bleibt der Anspruch ebenso ein rein persönlicher wie im deutschen Recht der durch Vormerkung gesicherte Eigentumsübertragungsanspruch Nr. 170. In Schottland kann bei Verträgen zugunsten eines Dritten dieser aus dem Vertrag vollstrecken lassen (jus quaesitum tertii). Klagen aus Verträgen auf Einräumung von Eigentum oder anderen dinglichen Rechten an Grundstücken haben daher keine dinglichen Rechte zum Gegenstand. Sie können zulässigerweise daher auch vor Gerichten außerhalb des V. K. erhoben werden. Freilich muß auch dann genau Bedacht darauf genommen werden, daß der Kläger die Handlungen klar bezeichnet, die der Beklagte schuldet, damit der (sich nach dem Recht des V. K. richtende) Eigentumsübergang auch eintritt. 173

3. Z u s t ä n d i g k e i t s f r a g e n im Z u s a m m e n h a n g m i t P a t e n t s t r e i t i g k e i t e n Seit der Verabschiedung des E u G V Ü sind zwei f ü r das internationale Patentwesen äußerst wichtige Ubereinkommen zustande gekommen. Am 5. Oktober 1973 wurde das Münchner Ubereinkommen über die Erteilung europäischer Patente unterzeichnet. Am 15. Dezember 1975 kam das Luxemburger Übereinkommen über das europäische Patent f ü r den Gemeinsamen Markt zustande. Das erstgenannte Übereinkommen hat zum Ziel, das Patenterteilungsverfahren einheitlich f ü r die Vertragsstaaten zu gestalten — aber mit der Folge, daß das erteilte Patent nationalen Zuschnitts ist. Es wirkt f ü r einzelne oder mehrere Staaten jeweils grundsätzlich mit dem Inhalt, den ein entsprechendes national erteiltes Patent haben würde. Das Luxemburger Übereinkommen verfolgt darüber hinaus das Ziel, ein Patent zu schaffen, das von vornherein f ü r alle Staaten der Gemeinschaft einheitlich und mit einheitlichem Inhalt auf der Grundlage des Gemeinschaftsrechts erteilt wird und auch nur einheitlich f ü r die gesamte E W G fortbestehen oder erlöschen kann. Beide Regelungswerke enthalten besondere Zuständigkeitsbestimmungen, die dem E u G V Ü vorgehen. Jedoch betreffen die besonderen Zuständigkeitsvorschriften nur Teilbereiche, z. B. Patentnichtigkeitsklagen nach dem Luxemburger Übereinkommen. Für die nicht besonders geregelten Bereiche bleibt Artikel 16 Nr. 4 E u G V Ü von Bedeutung. Hinsichtlich des europäischen Patents nach dem Münchner Übereinkommen ist indes eine Auslegung dieser N o r m denkbar, der zufolge Klagen im Staat der Patentanmeldung und nicht in dem Staat erhoben werden müssen, für welche die Patentanmeldung gilt und f ü r den sie bekämpft werden soll. Der neue Artikel V d) des dem E u G V Ü beigefügten Protokolls soll dem vorbeugen und sicherstellen, daß nur die Gerichte des Staates zuständig sind, f ü r den das Patent jeweils gilt, sofern das Münchner Übereinkommen nicht selbst Sonderregelungen trifft. Daß eine solche Regelung nicht auch auf ein Gemeinschaftspatent nach dem Luxemburger Übereinkommen bezogen werden kann, welches grundsätzlich nicht f ü r einen bestimmten Staat, sondern f ü r die gesamte Staatengemeinschaft der E W G erteilt wird, versteht sich. Daher rührt der Vorbehalt am Ende der neuen Vorschrift. Auch im Anwendungsbereich des Luxemburger Übereinkommens kann es aber zu Patenten kommen, die nur f ü r einen oder einzelne Gemeinschaftsstaaten gelten. Dies ist nach Artikel 86 dieses Übereinkommens während einer Übergangszeit der Fall, deren Ende noch nicht festgesetzt ist. H a t der Patentanmelder von der ihm nach dieser N o r m gewährten Option Gebrauch gemacht und nur ein Patent f ü r einen oder einzelne Staaten der E W G angemeldet, so liegt, obwohl das Patent einigen Bestimmungen des Luxemburger Übereinkommens untersteht, kein Gemeinschaftspatent vor, vielmehr lediglich ein Patent, das f ü r einen oder einzelne Staaten erteilt ist. Nach Artikel V d ) des dem E u G V Ü beigefügten Protokolls haben infolgedessen die Gerichte in diesem Staat ausschließliche Zuständigkeit. Das gleiche gilt in jedem Falle, in welchem aufgrund einer internationalen Anmeldung ein nationales Patent erteilt wird, wie z. B. nach dem Washingtoner Übereinkommen über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens vom 19. Juni 1970. Klarzustellen bleibt nur noch, daß sich Artikel 16 Nr. 4 E u G V Ü und der neue Artikel V d) des ihm beigefügten Protokolls auch auf Klagen beziehen, welche die nationalen Rechte schon im Stadium der Patentanmeldung gewähren, um die Gefahr zu vermindern, daß es zu einer Patentgewährung kommt, deren Korrektheit hinterher angezweifelt wird. 6. A B S C H N I T T

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Vereinbarungen über die Zuständigkeit 45 ) Artikel 17, der nur gilt, wenn das zugrunde liegende Geschäft internationale Bezüge aufweist Nr. 21, was allein durch die Wahl eines Gerichts eines bestimmten Staates keinesfalls hergestellt werden kann, gab der Expertengruppe vier Probleme auf. Einmal ging es um eine Berücksichtigung der Praxis der Gerichte Rolf A. Schütze

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des V. K. (mit Ausnahme Schottlands) und Irlands, aus der W a h l eines Rechts f ü r die H a u p t s a c h e die V e r einbarung der zuständigen Gerichte abzuleiten. Z u m anderen handelte es sich um das im bisherigen U b e r e i n k o m m e n nicht angesprochene Problem der P r o r o g a t i o n zugunsten eines Gerichts außerhalb der G e meinschaft bzw. von Gerichten innerhalb der Gemeinschaft durch Parteien mit beiderseits W o h n s i t z außerhalb der Gemeinschaft. W e i t e r mußte eine Sonderregelung f ü r „trust"-Bedingungen g e f u n d e n werden. Schließlich mußte sich die G r u p p e f r a g e n , ob es verantwortet werden konnte, Artikel 17 angesichts der Auslegung weiter bestehen zu lassen, die ihm der E u G H zwischenzeitlich gegeben hat. W i e d e r h o l t sei N r . 22, daß auch das Vorliegen einer der Zuständigkeit des angegangenen Gerichts entgegenstehenden Gerichtsvereinbarung zu den Fragen gehört, die das Gericht von Amts wegen beachten muß. 1. R e c h t s w a h l k l a u s e l u n d i n t e r n a t i o n a l e Z u s t ä n d i g k e i t

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Ein Z u s a m m e n h a n g zwischen dem in der Sache a n w e n d b a r e n Recht und der internationalen Zuständigkeit der Gerichte ist im E u G V Ü n i r g e n d w o anerkannt. Jedoch k ö n n e n Personen, die im V e r t r a u e n auf die Praxis der Gerichte des V. K. o d e r Irland vor I n k r a f t t r e t e n des Beitrittsübereinkommens Rechtswahlklauseln vereinbart haben, Schutz erwarten. D a r a u s r ü h r t die Übergangsvorschrift in Artikel 35 des vorgeschlagenen Beitrittsübereinkommens. U n t e r „ I n k r a f t t r e t e n " im Sinne dieser Bestimmung ist der Zeitpunkt zu verstehen, zu dem der Beitrittsvertrag in dem b e t r o f f e n e n Staat Geltung erlangen wird. W e g e n der verschiedenen Rechtsgebiete des V. K. N r . 11. 2. P r o r o g a t i o n v o n G e r i c h t e n a u ß e r h a l b d e r G e m e i n s c h a f t

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a) Vereinbaren Parteien, Streitigkeiten vor Gerichten eines Nichtvertragsstaats auszutragen, so kann selbstverständlich nichts im E u G V Ü diese Gerichte hindern, sich f ü r zuständig zu erklären, w e n n ihr Recht die A b m a c h u n g wirksam sein läßt. Fraglich ist nur, ob und gegebenenfalls in welcher F o r m solche Vereinbarungen eine Zuständigkeit von Gemeinschaftsgerichten abbedingen können, die nach dem E u G V Ü als ausschließliche o d e r k o n k u r r i e r e n d e begründet ist. Nichts im E u G V Ü läßt den Schluß zu, daß derartiges prinzipiell unzulässig sein soll 46 ). D a s Ü b e r e i n k o m m e n enthält aber auch keine Regeln über die Wirksamkeit solcher Vereinbarungen. W i r d ein Gericht innerhalb der Gemeinschaft einer solchen V e r e i n b a r u n g zum T r o t z angerufen, so muß es die Wirksamkeit der Abrede nach dem Recht beurteilen, das an seinem Sitz gilt. In dem Maße, in welchem das Kollisionsrecht d o r t ein ausländisches Recht f ü r maßgebend hält, gilt dieses. Ist die V e r e i n b a r u n g nach diesen Maßstäben unwirksam, so sind wieder die Zuständigkeitsbestimmungen des E u G V Ü anzuwenden. b) U m g e k e h r t kann auch ein Gericht innerhalb der Gemeinschaft durch Parteien a n g e r u f e n w e r d e n , welche die Zuständigkeit dieses Gerichts vereinbart haben, obwohl sie beide W o h n s i t z außerhalb der Gemeinschaft besaßen. Es besteht kein Anlaß, in das Ü b e r e i n k o m m e n Regeln d a r ü b e r a u f z u n e h m e n , unter welchen Voraussetzungen das von solchen Parteien vorgesehene Gericht seine Zuständigkeit a n n e h m e n muß. W o h l aber besteht ein Gemeinschaftsinteresse daran, zu gewährleisten, daß unter näher festgelegten Bedingungen der D e r o g a t i o n s e f f e k t einer solchen V e r e i n b a r u n g im gesamten E W G - G e b i e t a n e r k a n n t wird. Diesem Anliegen soll der neue Satz 3 von Artikel 17 Absatz 1 R e c h n u n g tragen. E r betrifft den Fall, d a ß trotz des außerhalb der Gemeinschaft gelegenen Wohnsitzes beider Parteien ein Gericht in einem Gemeinschaftsstaat ( „ X " ) zuständig wäre, w e n n man von der Gerichtsstandsvereinbarung absähe, etwa weil der Erfüllungsort in diesem Staat liegt. Vereinbaren die Parteien in einem solchen Fall die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte eines anderen Gemeinschaftsstaats, so müssen die Gerichte im Gemeinschaftsstaat „ X " dies respektieren, w e n n die V e r e i n b a r u n g der in Artikel 17 verlangten Form entspricht. Z w a r handelt es sich im strengen Sinne nicht um ein Anpassungserfordernis. Solche Situationen konnten schon im Verhältnis der ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft zueinander v o r k o m m e n . W e g e n der H ä u figkeit, mit der im internationalen H a n d e l die Gerichte des V. K. als zuständig bezeichnet w e r d e n , wird das Problem aber durch den Beitritt dieses Staates z u m Ü b e r e i n k o m m e n praktisch wesentlich wichtiger, als es bisher gewesen ist. 3. Z u s t ä n d i g k e i t s k l a u s e l n in , , t r u s t " - B e s t i m m u n g e n

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Ein „ t r u s t " N r . 111 braucht nicht durch V e r t r a g begründet zu werden. Es genügt vielmehr ein einseitiges Rechtsgeschäft. D a Artikel 17 in seiner bisherigen Fassung nur Zuständigkeits-,,Vereinbarungen" behandelte, w a r eine E r g ä n z u n g dieser Bestimmung notwendig. 4. f o r m v o n G e r i c h t s s t a n d s v e r e i n b a r u n g e n im i n t e r n a t i o n a l e n H a n d e l Zu den ersten Entscheidungen, welche der E u G H nach E r l a n g u n g von K o m p e t e n z zur Interpretation des E u G V Ü gefällt hat, gehörten solche zur Form von Gerichtsstandsklauseln, die in Allgemeinen Geil 93)

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schäftsbedingungen enthalten waren 4 7 ). Mit der dem Artikel 17 E u G V Ü durch den E u G H gegebenen Interpretation ist zwar der Vertragspartner des Verwenders Allgemeiner Geschäftsbedingungen vor der Gefahr geschützt, unversehens an Standardkonventionen mit Gerichtsstandsklauseln gebunden zu werden, ohne daß er also damit hätte rechnen müssen. Jedoch wird die tendenziell von vielen innerstaatlichen Gerichten geteilte 4 5 ) Interpretation des Artikels 17 durch den E u G H den Gepflogenheiten und Bedürfnissen des internationalen Handels nicht gerecht. Insbesondere das Erfordernis, daß der Vertragspartner des Verwenders Allgemeiner Geschäftsbedingungen deren Einbeziehung schriftlich bestätigen müsse, damit eine in dem Bedingungswerk enthaltene Gerichtsstandsklausel wirksam werden könne, ist dem internationalen Handel nicht zumutbar. Der internationale Handel kommt ohne Standardbedingungen mit Gerichtsstandsklauseln nicht aus. Sie sind häufig auch gar nicht von einer Marktseite einseitig vorformuliert, sondern von den Vertretern der verschiedenen Marktseiten ausgehandelt. Der Vertragsschluß muß aus Gründen der Kalkulation auf der Grundlage der momentan gegebenen Marktpreise rasch durch Auftragsbestätigung unter Einbeziehung von Bedingungswerken möglich sein. Aus diesen Erwägungen ist die Erleichterung der Formvorschrift entstanden, die der neugefaßte Artikel 17 für den internationalen Handel gebracht hat. Es handelt sich aber, wie ausdrücklich betont sei, nur um eine Erleichterung von Formerfordernissen. D a s Zustandekommen der Willenseinigung über die Einbeziehung Allgemeiner Geschäftsbedingungen und einzelner ihrer Klauseln in den Vertrag muß bewiesen werden, ohne daß hier ein Kommentar dazu veranlaßt wäre, ob andere Willenseinigungsprobleme als die Formfrage nach anwendbarem nationalem Recht oder nach einheitlichen EWG-Grundsätzen zu beurteilen sind. Daß das Problem der Form von Gerichtsstandsvereinbarungen nicht mehr nebenbei in Satz 1, sondern in einem eigenen zweiten S a t z von Artikel 17 Absatz 1 geregelt ist, soll allein sprachliche Schwerfälligkeit vermeiden. 7. A B S C H N I T T Prüfung von Amts wegen Anpassungen und neue Erläuterungen waren entbehrlich. 8. A B S C H N I T T 180

Rechtshängigkeit und miteinander im Zusammenhang stehende Verfahren 4 8 ) Das Recht des V. K. und Irlands einerseits sowie die kontinentalen Rechtsordnungen andererseits weisen im Bereich der Rechtshängigkeit zwei Strukturunterschiede auf. Wegen keiner von ihnen bedurfte es jedoch einer förmlichen Anpassung des Ubereinkommens.

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1. R i c h t e r e r m e s s e n Die Regeln über die Rechtshängigkeit sind in England und Wales, z. T . auch in Schottland flexibler als auf dem Kontinent. Es ist grundsätzlich eine Frage des richterlichen Ermessens, ob ein sogenannter „ s t a y " erlassen werden soll. Deshalb fehlt es auch an einer entwickelten Lehre über die Rechtshängigkeit, wie sie in den kontinentalen Staaten bekannt ist. Die Praxis ist gewissermaßen ein Anwendungsfall der Regeln über die „doctrine of the forum conveniens" N r . 77 ff. Im allgemeinen geben freilich die Gerichte einem Antrag, das Verfahren einzustellen, statt, wenn der gleiche Streitgegenstand bereits rechtshängig ist. Besteht Rechtshängigkeit im Ausland, so sind die Gerichte in England und Wales sehr zurückhaltend und stellen das Verfahren, sofern überhaupt, nur ein, wenn der Kläger auch im Ausland die aktive Parteirolle innehat. Schottische Gerichte berücksichtigen in größerem U m f a n g auch eine konkurrierende Klage, die der schottische Beklagte im Ausland erhoben hat oder die im Ausland gegen ihn anhängig gemacht wurde. Diese Praxis kann, sobald das V . K. dem E u G V Ü beigetreten sein wird, in dessen Anwendungsbereich nicht mehr aufrechterhalten werden. Seine Gerichte müssen eine in den übrigen Staaten der Gemeinschaft begründete Rechtshängigkeit anerkennen und sie sogar von Amts wegen beachten —• N r . 22.

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2. Z e i t p u n k t d e r R e c h t s h ä n g i g k e i t Mit den Eigenarten des Prozeßrechts im V. K. und in Irland hängt es zusammen, daß sich der Zeitpunkt, zu dem Rechtshängigkeit eintritt, anders bestimmt als auf dem europäischen Kontinent. In den Gründungsstaaten der Gemeinschaft wird ein Anspruch mit „Zustellung" der Klageschrift rechtshängig 4 9 ). Manchmal genügt auch die Einreichung bei Gericht. Im V. K., außer Schottland, und in Irland beginnt die Rechtshängigkeit schon mit der Ausstellung der Ladungsschrift. In Schottland tritt die Rechtshängigkeit erst ein, wenn dem Beklagten die Ladungsschrift zugestellt worden ist. Rolf A. Schütze

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Für die Anwendung von Artikel 21 E u G V Ü ist der Eintritt der Rechtshängigkeit nach dem jeweiligen nationalen Prozeßrechts entscheidend. Nicht darauf bezieht sich freilich der in den Text von Artikel 20 neu aufgenommene Zusatz. Er hat vielmehr seinen Grund darin, daß im V. K. und in Irland Ausländer im Ausland nicht die Original-Ladung, sondern nur eine Nachricht über den Beschluß des Gerichts, sie zu laden, erhalten. 9. A B S C H N I T T Einstweilige Maßnahmen

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Zu den Vorschriften des E u G V Ü über einstweilige Maßnahmen bedurfte es einer besonderen Anpassung nicht. Der neue Akzent, welchen der Beitritt weiterer Mitgliedstaaten zum Übereinkommen gesetzt hat, besteht in diesem Bereich lediglich in der großen Vielfalt der einstweiligen Maßnahmen im Recht Irlands und des V. K. Das bringt gewisse Schwierigkeiten mit sich, wenn es darum geht, die aus diesen Staaten stammenden vorläufigen Entscheidungen in das Vollstreckungsrecht der Gründungsstaaten der Gemeinschaft einzuordnen. Jedoch ist das kein spezielles Problem der einstweiligen Maßnahmen. Auch die Einordnung von Urteilen zur Hauptsache in das jeweilige nationale Vollstreckungsrecht bringt im Verhältnis Irlands und des V. K. zu den Gründungsstaaten der Gemeinschaft Schwierigkeiten -«• Nr. 221 ff.

5. Kapitel

Anerkennung und Vollstreckung A Allgemeines — Gerichtliche Zwischenentscheidung

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Artikel 25 betont mit kaum zu überbietender Deutlichkeit, daß jede Art von gerichtlichen Entscheidungen aus einem Vertragsstaat im übrigen Bereich der Gemeinschaft anzuerkennen und zu vollstrecken ist. Es muß sich nicht um eine Entscheidung handeln, welche eine Instanz beendet. Selbst einstweilige Anordnungen der Gerichte sind gemeint. Der Wortlaut der Vorschrift läßt auch nicht erkennen, daß gerichtliche Zwischenentscheidungen dann von ihrem Anwendungsbereich ausgenommen sein sollen, wenn sie keine einstweiligen Regelungen der Rechtsverhältnisse unter den Parteien treffen, also vor allem nur im Zusammenhang mit Beweisaufnahmen ergangen sind. Die Rechtsordnungen der Gründungsstaaten der Gemeinschaft bezeichnen derartige Zwischenentscheidungen zudem in einer Weise, die der in Artikel 25 beispielhaft angeführten Nomenklatur entspricht. In Frankreich wird etwa auch eine Gerichtsentscheidung, die eine Beweisaufnahme anordnet, „jugement (d'avant dire droit)" genannt. In Deutschland spricht man von („Beweis)-beschlüssen" des Gerichts. Gleichwohl sind die Vorschriften des E u G V Ü über Anerkennung und Vollstreckung allgemein auf gerichtliche Entscheidungen zugeschnitten, deren Inhalt die Feststellung oder Regelung der Rechtsverhältnisse unter den Parteien betrifft. Eine Antwort auf die Frage, ob und gegebenenfalls welche prozeßfördernden Zwischenentscheidungen eines Gerichts unter das Übereinkommen fallen, ist daher nicht ohne weiteres zu geben. 1. Verhältnis der kontinentalen Staaten zueinander

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Die Frage spielt im Verhältnis der Gründungsstaaten der E W G sowie in deren Verkehr zu Dänemark keine große Rolle. Alle sieben Staaten sind Vertragspartner des Haager Übereinkommens von 1954 über den Zivilprozeß. Dieses regelt die Frage der Rechtshilfe speziell f ü r den Fall einer im Ausland durchzuführenden Beweisaufnahme. Seine Vorschriften haben Vorrang vor dem E u G V Ü (Artikel 57). Jedenfalls empfiehlt es sich auch f ü r die Praxis immer, sich des Mechanismus des Haager Übereinkommens zu bedienen, der speziell auf die Struktur der Erledigung von Rechtshilfeersuchen zugeschnitten ist. Zum Haager Übereinkommen vom 15. November 1965 über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke sowie zum Haager Übereinkommen vom 18. März 1970 über die Beweisaufnahme im Ausland -* Nr. 238 Note 59 (7). 2. Verhältnis V. K. und Irlands zu den übrigen Mitgliedstaaten Durch den Beitritt des V. K. und Irlands zum E u G V Ü wird das Problem Bedeutung erhalten. Irland hat mit den anderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft überhaupt kein Rechtshilfeabkommen geschlossen. Zwischen dem V . K . und folgenden Staaten bestehen zwar Rechtshilfeabkommen: Bundesrepublik Deutschland (Abkommen vom 20. 3. 1928), Niederlande (Abkommen vom 17. 11. 1967). Außerdem ist das (195)

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V. K. Partei der in Rdnr. 185 erwähnten Haager Übereinkommen von 1965 und 1970. Sonst steht es aber nicht in staatsvertraglichen Bindungen zu Staaten der Gemeinschaft. 187

3. Genauer Anwendungsbereich des 3. Titels des E u G V Ü Wollte man auch gerichtliche Zwischenentscheidungen über den Verfahrensfortgang, insbesondere über vorzunehmende Beweisaufnahmen, unter Artikel 25 E u G V U fallen lassen, so würden auch Entscheidungen betroffen, denen die Parteien ohne Mitwirkung des Gerichts gar nicht nachkommen könnten und deren Ausführung Dritte, namentlich Zeugen, beträfe. Eine „Vollstreckung" solcher Entscheidungen nach dem E u G V Ü wäre daher nicht durchführbar. Man muß daraus den Schluß ziehen, daß gerichtliche Zwischenentscheidungen, welche nicht auf die Regelung von Rechtsverhältnissen unter den Parteien abzielen, sondern den weiteren Verfahrensfortgang gestalten, vom Anwendungsbereich des 3. Titels des E u G V Ü ausgeschlossen sein sollen.

B Erläuterungen der einzelnen Abschnitte 1. A B S C H N I T T 188

Die Anerkennung Förmliche Anpassungen im Bereich der Artikel 26 bis 30 waren, von zwei Ausnahmen abgesehen (4), nicht notwendig. Die Expertengruppe hat aber einige Anfragen der neuen Mitgliedstaaten über die Auslegung dieser Vorschriften beantwortet. Sie betreffen im wesentlichen Probleme, die mit der Handhabung des Ordre-public-Vorbehalts in Artikel 27 Nr. 1 (2), der Gewährleistung des rechtlichen Gehörs (Artikel 27 Nr. 2) (3) sowie mit der Natur der Anerkennungspflicht als einer von der Vollstreckbarkeit wohl zu unterscheidenden Regelung (1) zusammenhängen. Daß in Artikel 28 der 6. Abschnitt des 2. Titels über Gerichtsstandsvereinbarungen nicht erwähnt ist, beruht, wie nicht unerwähnt bleiben soll, auf Absicht. Bei deren Bewertung ist aber zu berücksichtigen, daß das Vorliegen einer der Zuständigkeit des angegangenen Gerichts im Entscheidungsstaat entgegenstehenden Vereinbarung von Amts wegen beachtet werden mußte — Nr. 22 und 174.

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1. A r t i k e l 26 Absatz 2 von Artikel 26 hat ein besonderes (vereinfachtes) Anerkennungsfeststellungsverfahren geschaffen, das sich nach den Vorschriften über die Erteilung der Vollstreckungsklausel richtet. Dies ist jedoch nicht der einzige Weg, auf welchem die Anerkennung geltend gemacht werden kann. Alle Gerichte und Behörden haben anerkennungspflichtige Gerichtsentscheidungen zu beachten und müssen über die Anerkennungsvoraussetzungen entscheiden, wenn nicht schon vorher darüber nach Artikel 26 Absatz 2 entschieden ist. Insbesondere muß sich jedes Gericht selbständig über die Anerkennungspflicht schlüssig werden, wenn Gegenstand des ausländischen Urteils eine Frage ist, die im neuen Prozeß als Vorfrage auftaucht. Zu jedem dieser beiden Anerkennungswege hat sich die Expertengruppe mit einem Problem befaßt.

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a) Wird ein Verfahren nach Artikel 26 Absatz 2 durchgeführt, so ist es dem Richter zwar nicht verwehrt, von Amts wegen Anerkennungsversagungsgründe zu berücksichtigen, die sich aus dem Urteil ergeben oder gerichtsbekannt sind. Jedoch darf er, um sich über deren Vorliegen schlüssig zu werden, nicht etwa Ermittlungen anstellen. Solches wäre mit dem summarischen Charakter des Verfahrens nicht vereinbar. Erst in dem durch Einlegung eines Rechtsbehelfs nach Artikel 36 ausgelösten weiteren Verfahren ist Raum für eine gründliche Erörterung der tatsächlichen Anerkennungsvoraussetzungen.

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b) Die Wirkungen, welche von einem gerichtlichen Urteil ausgehen, bestimmen die Rechtsordnung der Mitgliedstaaten der Gemeinschaft nicht ganz einheitlich. Eine Entscheidung, die in einem Staat als Prozeßurteil ergeht, kann in einem anderen eine Sachentscheidung sein. Die subjektive Tragweite inhaltsgleicher Entscheidungen kann differieren. In Frankreich wirkt ein gegen den Hauptschuldner erlassenes Urteil auch zu Lasten des Bürgen, in den Niederlanden und Deutschland nicht 50 ). Die Expertengruppe sah es nicht als ihre Aufgabe an, die mit diesen Verschiedenheiten in den nationalen Rechtsordnungen zusammenhängenden Probleme in allgemeiner Weise zu lösen. Eine Feststellung schien ihr gleichwohl auf der Hand zu liegen: Entscheidungen, welche eine Klage als unzulässig abweisen, sind anerkennungspflichtig. Erklärt sich ein deutscher Richter für unzuständig, so kann ein englisches Gericht seine eigene Zuständigkeit nicht mit der Begründung leugnen, der deutsche Kollege sei in Wirklichkeit doch zuständig gewesen. Deutsche Rolf A. Schütze

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Prozeßurteile entfalten aber selbstverständlich in England keine Bindung zur Sache. Der englische Richter kann, wenn er nach Erlaß des deutschen Prozeßurteils angerufen wird, der Klage jederzeit stattgeben (oder sie aus sachlichen Gründen abweisen). 2. A r t i k e l 27 N r . 1 — o r d r e p u b l i c

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a) O b der Umstand, daß eine gerichtliche Entscheidung durch Betrug erlangt wurde, ihre Anerkennungsversagung nach Artikel 27 Nr. 1 rechtfertigt, sagt das E u G V Ü nicht. Auch die Rechtsordnungen der Gründungsstaaten der E u G V Ü nennen Prozeßbetrug als Anerkennungsversagungsgrund nicht ausdrücklich. Man sieht darin jedoch allgemein einen Unterfall des Verstoßes gegen den ordre public 51 ). Im V. K. und in Irland ist die Rechtslage insofern anders, als Betrug ein besonderer Anerkennungsversagungsgrund ist, der dem Verstoß gegen den ordre public zur Seite steht. In den Vollstreckungsübereinkommen, welche das V. K. mit Staaten der Gemeinschaft geschlossen hat, ist man einen Mittelweg gegangen und hat betrügerische Machenschaften ausdrücklich erwähnt, sie aber als einen besonderen Fall des Verstoßes gegen den ordre public bezeichnet 52 ). Nach all dem können daran Zweifel nicht bestehen, daß ein Prozeßbetrug grundsätzlich ein Verstoß gegen den ordre public des Anerkennungsstaats darstellen kann. Alle Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten kennen indes besondere Rechtsbehelfe, mit denen auch nach Ablauf der normalen Rechtsmittelfrist noch geltend gemacht werden kann, das Urteil sei die Frucht eines Betruges -»• Nr. 197 ff. Ein Richter im Anerkennungs- und Vollstreckungsstaat muß sich daher immer fragen, ob der Verstoß gegen seinen ordre public auch noch angesichts der Tatsache besteht, daß gegen das angeblich vom Gegner betrügerisch erlangte Urteil vor den Gerichten seines Ursprungsstaats ein Rechtsbehelf eingelegt werden kann oder hätte eingelegt werden können. b) Artikel 41 Nr. 3 der irischen Verfassung verbietet die Einführung der Ehescheidung und sagt darüber hinaus zu Scheidungen, die im Ausland ausgesprochen wurden, folgendes:

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„Keine Person, die nach dem Recht eines anderen Staates geschieden worden ist, deren Ehe aber nach dem Recht gültig geblieben ist („subsisting valid"), das zu dieser Zeit innerhalb des Hoheitsgebietes („Jurisdiction") der Regierung und des Parlaments galt, welche von dieser Verfassung geschaffen wurden, kann innerhalb dieses Hoheitsgebietes zu Lebzeiten des anderen Ehegatten eine gültige Ehe eingehen." Soweit der Anwendungsbereich des E u G V Ü in Frage steht, kann dieser Verfahrenssatz hauptsächlich f ü r Unterhaltsentscheidungen anläßlich einer Ehescheidung Bedeutung erlangen. Die irischen Gerichte haben noch nicht entschieden, ob die Anerkennung solcher Unterhaltsentscheidungen mit Rücksicht auf die zitierte Verfassungsbestimmung gegen den irischen ordre public verstößt. 3. G e w ä h r l e i s t u n g des r e c h t l i c h e n G e h ö r s ( A r t i k e l 27 N r . 2)

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Die Änderung des Textes von Artikel 27 Nr. 2 geht auf den gleichen Grund wie desjenigen von Artikel 20 zurück Nr. 182. H a t der Zusatz dort die Funktion, den Zeitpunkt des Rechtshängigkeitsbeginns zu präzisieren, wenn es sich um ein Verfahren vor irischen oder britischen Gerichten handelt, so kommt ihm hier die Bedeutung zu, festzuhalten, der Zugang welcher Schriftstücke dem Anspruch auf rechtliches Gehör Genüge tut. 4. O r d e n t l i c h e u n d a u ß e r o r d e n t l i c h e R e c h t s b e h e l f e

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In Artikel 30 und 38 macht das E u G V Ü einen Unterschied zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen. In den Rechtsordnungen Irlands und des V. K. hierfür einen äquivalenten Begriff zu finden, war unmöglich. Bevor der Grund hierfür näher erläutert und die Tragweite der von der Arbeitsgruppe vorgeschlagenen Lösungen erklärt werden wird (b), empfiehlt es sich aber, einiges zur Abgrenzung von ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen in den kontinentalen Mitgliedstaaten der E W G zu sagen. Denn die Richter im V. K. und in Irland werden mit diesen f ü r sie ungewohnten Begriffen zu arbeiten haben (a). a) Eine klare Regelung des Unterschieds von ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen 196 fehlt allenthalben. In Rechtsprechung und Lehre 53 ) spielen zwei Kriterien eine beherrschende Rolle. Einmal sind Berufung und Einspruch nicht an bestimmte Anfechtungsgründe gebunden ; eine Prozeßpartei kann sich dieser Behelfe bedienen, um jedweden Mangel der Entscheidung geltend zu machen. Zum anderen ist während des Laufs der Berufungs- und Einspruchsfrist sowie infolge der Einlegung dieser Rechtsbehelfe die Vollstreckung aufgeschoben, es sei denn, das Gericht gestatte sie eigens oder das Gesetz sehe sie ausnahmsweise vor. Manche Gesetze enthalten jedoch eine enumerative Aufzählung der ordentlichen Rechtsbehelfe. (197)

Stand: 1.8. 1979

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D e r französische C o d e de p r o c é d u r e civile von 1806, der heute noch in Luxemburg gilt, sprach im 4. Buch des 1. Teils von den außerordentlichen Behelfen, mit denen ein Urteil angefochten w e r d e n kann. W a s d e m g e g e n ü b e r ordentliche Rechtsbehelfe sein sollten, sagte das Gesetzbuch nicht. Im 3. Buch w a r lediglich von den „ B e r u f u n g s g e r i c h t e n " die Rede. Rechtsprechung und Lehre haben aber einhellig B e r u f u n g („appel") und Einspruch gegen Versäumnisurteile („opposition") als ordentliche Rechtsbehelfe qualifiziert. H e u t e stellt f ü r Frankreich der neue C o d e de p r o c é d u r e civile von 1975 die Dinge ausdrücklich klar: Weiterhin sind allein Einspruch (Artikel 76) und B e r u f u n g (Artikel 85) ordentliche Rechtsbehelfe.

198

D e r belgische C o d e judiciaire von 1967 hat das d o r t bereits vorher geltende französische System k o n serviert. N u r B e r u f u n g und Einspruch sind ordentliche Rechtsbehelfe (Artikel 21).

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Die niederländischen Gesetze machen den Unterschied zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen überhaupt nicht. Die Rechtslehre klassifiziert f o l g e n d e r m a ß e n : W i d e r s p r u c h ( „ V e r z e t " — bei Erlaß eines Versäumnisurteils), B e r u f u n g ( „ H o g e r b e r o e p " ) , Kassationsbeschwerde („Beroep in cassatie") und Revision („Revisie") gelten als ordentliche Rechtsbehelfe. Die Revision ist ein besonderes Rechtsmittel, das nur gegen bestimmte Entscheidungen des „ H ö g e R a a d " zugelassen wird, nämlich gegen solche, die dieses Gericht in erster Instanz erlassen hat.

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D e r italienische Text von Artikel 30 und 38 spricht von „ i m p u g n a z i o n e " , o h n e zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen zu unterscheiden. Die italienische D o k t r i n unterscheidet immerhin sehr wohl zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen. Artikel 324 codice di p r o cedura civile sagt, daß ein Urteil nicht in Rechtskraft erwachse, solange die Fristen f ü r die Einlegung folgender Rechtsbehelfe noch liefen : Zuständigkeitsbeschwerde ( „ r e g o l a m e n t o di c o m p e t e n z a " ) , B e r u f u n g ( „ a p pello"), Kassationsbeschwerde („ricorso per cassazione") oder, w e n n er auf einen der in Ziffern 4 und 5 von Artikel 395 vorgesehenen G r ü n d e gestützt ist, auch f ü r den W i e d e r a u f n a h m e a n t r a g („revocazione"). Diese Rechtsbehelfe bezeichnet man als ordentliche.

201

Auch in Dänemark kennt nur das Schrifttum die Unterscheidung zwischen ordentlichen und a u ß e r o r dentlichen Rechtsbehelfen. M a n k n ü p f t daran an, ob ein Rechtsbehelf binnen einer bestimmten Frist und o h n e an besondere A n f e c h t u n g s g r ü n d e gebunden zu sein, eingelegt w e r d e n kann, oder ob seine Zulässigkeit durch Gericht o d e r Ministerium speziell bewilligt w e r d e n muß. Ordentliche Rechtsmittel in diesem Sinne sind die B e r u f u n g ( „ A n k e " ) und der W i d e r s p r u c h gegen ein Versäumnisurteil („Genoptagelse af sager, i hvilke der er afsagt udeblivelsesdom").

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Das 3. Buch der deutschen Zivilprozeßordnung ist mit „Rechtsmittel" überschrieben und regelt die B e r u f u n g , die Beschwerde und die Revision. Als ihr gemeinsamer Z u g wird häufig herausgestellt, daß die a n g e f o c h t e n e Entscheidung noch nicht „ r e c h t s k r ä f t i g " sei, solange die Rechtsmittelfrist laufe. J e d o c h ist nach § 705 Z P O „ R e c h t s k r a f t " gerade dadurch definiert, daß ein „Rechtsmittel" nicht m e h r zulässig ist. D e r sachliche Unterschied von „Rechtsmitteln" und anderen Rechtsbehelfen liegt im Fehlen besonderer Anfechtungsgründe, der Zuständigkeit eines Gerichts höherer O r d n u n g und darin, daß — mittelbar — über die H e m m u n g der Rechtskraft nach P a r a g r a p h 704 auch die Zwangsvollstreckung aufgeschoben wird, w e n n nicht, wie fast immer, vorläufige Vollstreckbarkeit a n g e o r d n e t ist. Sofern man überhaupt von „ o r dentlichen" Rechtsbehelfen spricht, meint man damit die „Rechtsmittel". Den Einspruch gegen ein Versäumnisurteil qualifiziert die deutsche Rechtslehre im Einklang mit der Begriffsbildung des Gesetzes nicht als „Rechtsmittel" 5 4 ). Ihm k o m m t kein Devolutiveffekt zu. D a ihm die aufschiebende W i r k u n g und die U n g e b u n d e n h e i t an bestimmte Anfechtungsgründe indes ebenso eignet wie dem Einspruch in den Rechten der übrigen G r ü n d u n g s s t a a t e n der Gemeinschaft, m u ß man ihn gleichwohl den ordentlichen Rechtsbehelfen im Sinne von Artikel 30 und 38 E u G V Ü zurechnen.

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In seinem Urteil vom 22. N o v e m b e r 1977 55 ) hat schließlich der E u G H b e f u n d e n , der Begriff ordentlicher Rechtsbehelf sei f ü r die ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft einheitlich daran zu orientieren, ob eine Anfechtungsfrist laufe, die „mit der E n t s c h e i d u n g " beginnt.

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b) In Irland und im V. K. läßt sich w e d e r den Gesetzestexten, noch der Rechtsprechung, noch den systematischen Darstellungen des Prozeßrechts ein Anhaltspunkt f ü r eine Unterscheidung zwischen o r d e n t lichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen entnehmen. D e r G r u n d t y p u s des Rechtsbehelfs ist die Beruf u n g („appeal"). D e r Ausdruck wird jedoch nicht n u r dann verwandt, w e n n die U b e r p r ü f u n g einer Gerichtsentscheidung binnen einer bestimmten Frist o h n e Bindung an besondere A n f e c h t u n g s g r ü n d e verlangt werden kann. Er dient auch zur Bezeichnung spezialisierter Rechtsbehelfe. D a n e b e n gibt es aber auch Rechtsbehelfe, die eine besondere Bezeichnung tragen, etwa — bei Versäumnisurteilen — „ r e p o n i n g " (in Schottland) bzw. „application to set j u d g m e n t aside" (England und Wales, Irland) oder „ m o t i o n " (Schottland) bzw. „application (England und Wales, Irland) f o r a new trial", die in etwa der W i e d e r a u f n a h m e des

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kontinentalen Rechts entsprechen. Sie sind die einzigen Rechtsbehelfe gegen den Spruch einer Jury. Die Eigenart des Rechtsbehelfssystems dieser Staaten besteht weiter darin, daß gerichtliche Urteile weder durch den Lauf einer Rechtsbehelfsfrist, noch durch die Einlegung eines Rechtsbehelfs automatisch Vollstreckbarkeit verlieren. Meist stellt jedoch das Rechtsbehelfsgericht die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung einstweilen ein. Schließlich gibt es im V. K. Rechtsmittel, deren Funktion denen der ordentlichen Rechtsmittel der kontinentalen Rechtsordnungen entsprechen, die aber dennoch nicht fristgebunden sind. Über ihre Zulässigkeit entscheidet der Richter im Einzelfall nach seinem Ermessen. Das gilt z. B. für den Fall eines Versäumnisurteils. Es konnte daher die Rechtsprechung des E u G H nicht auch für die neuen Mitgliedstaaten übernommen werden. Die Expertengruppe hat sich daher lange darum bemüht, für das V. K. und Irland eine Entsprechung zu der kontinentalen Unterscheidung zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen herauszuarbeiten. Sie ist jedoch hierbei zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Ein solches gelang insbesondere deshalb nicht, weil der Begriff „appeal" vielschichtig ist und nicht wie der der „Berufung" des kontinentalen Rechts als der Prototyp des ordentlichen Rechtsbehelfs schlechthin angesprochen werden kann. Die Expertengruppe hat sich deshalb darauf besonnen, daß die Rechtsfolgen, welche nach Artikel 30 und 38 an die Unterscheidung zwischen ordentlichen und außerordentlichen Rechtsbehelfen anknüpfen, nicht strikt sind, sondern nur in der Eröffnung einer richterlichen Ermessensbefugnis bestehen. Im Interesse von Praktikabilität und Übersichtlichkeit der gesetzlichen Regelung war es daher zu verantworten, für Entscheidungen von Gerichten aus Irland und dem V. K. von einem weiten Rechtsbehelfsbegriff auszugehen. Der kontinentale Richter wird daher sein Ermessen in einer Weise handhaben müssen, die das Gleichgewicht in der Anwendung von Artikel 30 und 38 in allen Vertragsstaaten wahrt. Der kontinentale Richter wird demgemäß von seinem Ermessen zur Verfahrensaussetzung dann nur zurückhaltend Gebrauch zu machen haben, wenn es sich um einen Rechtsbehelf handelt, der in Irland oder im V. K. nur zur Rüge spezieller Mängel der Entscheidung vorgesehen ist oder nach langer Zeit noch eingelegt werden kann. Diese pragmatische Lösung bot sich auch deshalb an, weil ein Urteil dann im Sinne von Artikel 38 ohnehin nicht mehr vollstreckbar ist, wenn es im Heimatstaat angefochten worden ist und das Rechtsbehelfsgericht die Vollstreckung ausgesetzt oder einstweilen eingestellt hat. 5. K o l l i s i o n mit a n e r k e n n u n g s p f l i c h t i g e n E n t s c h e i d u n g e n aus D r i t t s t a a t e n 205 In einem Punkt war freilich auch im Bereich der die Anerkennungspflicht regelnden Vorschriften des Übereinkommens eine förmliche Anpassung notwendig. Manche seiner Unklarheiten kann man mit Rücksicht auf die Interpretationszuständigkeit des Europäischen Gerichtshofes in Kauf nehmen. Unklarheiten, die Anlaß zu diplomatischen Verwicklungen mit Drittstaaten geben könnten, sind einem Mitgliedstaat aber nicht zumutbar. Solche Verwicklungen soll die neue Nr. 5 von Artikel 27 ausschließen. Zu ihrer Erläuterung diene folgendes Beispiel: Im DrittstaatA ergeht zugunsten einer Person mit Wohnsitz in der Gemeinschaft ein die Klage abweisendes Urteil. Aufgrund eines bilateralen Vertrages ist ein Gemeinschaftsstaat B zur Anerkennung der Entscheidung verpflichtet. Der Kläger klagt in einem solchen Staat der Gemeinschaft C neu, der zur Anerkennung des Urteils aus dem Drittstaat nicht verpflichtet ist. Obsiegt er dann, so war nach dem bisherigen Text des Übereinkommens zweifelhaft, ob das Urteil nicht im Staat B anerkennungspflichtig ist. Dies ist fürderhin mit Sicherheit nicht mehr der Fall. Der Text der neuen Vorschrift lehnt sich, um unnötige Rechtszersplitterung zu vermeiden, an Artikel 5 des Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 1. Februar 1971 an. Die Vorschrift erhielt daher eine Fassung, die etwas weiter ist, als zur Vermeidung diplomatischer Verwicklungen nötig. Auch wenn die Entscheidung aus dem Drittstaat nicht durch internationalen Vertrag, sondern lediglich kraft nationalen Rechts anerkennungspflichtig ist, geht sie vor. Wegen staatsvertraglicher Verpflichtungen, bestimmte Urteile nicht anzuerkenn e n - Nr. 249 ff. 2. A B S C H N I T T Die Vollstreckung 206

1. V o r b e m e r k u n g e n Die Arbeit der Expertengruppe beschränkte sich im wesentlichen darauf, die in den neuen Mitgliedstaaten für das Vollstreckbarkeitsverfahren zuständigen Gerichte und die in diesem Zusammenhang vorgesehenen Rechtsbehelfe zu bezeichnen. Hierbei mußte auf vier Eigenarten des Rechts im V. K., zum Teil auch in Irland, Bedacht genommen werden. {m>

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Zur Frage der Kosten des Vollstreckbarerklärungsverfahrens hat die Gruppe keine Anpassungsentscheidungen getroffen. Jedoch sei auf das Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften vom 30. November 1976 (42/76) hingewiesen. Danach steht Artikel 31 einer erneuten Klage des siegreichen Klägers im Vollstreckungsstaat entgegen. Die Vertragsstaaten sind aber gehalten, eine Kostenregelung zu treffen, die dem Streben nach Vereinfachung des Vollstreckbarerklärungsverfahrens Rechnung trägt. 207

Die Gruppe hat auch darauf verzichtet, Bestimmungen über die Pfändung internationaler Forderungen in das Übereinkommen aufzunehmen, obwohl ihr klar war, daß es insoweit Probleme gibt, wenn Schuldner und Drittschuldner ihren Wohnsitz in verschiedenen Staaten haben. Ist in einem Staat f ü r die Pfändung solcher Forderungen das Gericht am Wohnsitz des Schuldners zuständig, so kann der Wohnsitzstaat des Drittschuldners die Zustellung des Pfändungsbeschlusses an diesen als einen Eingriff in seine Souveränität betrachten und ihr die Wirkung versagen. In einer solchen Situation kann sich aber der Gläubiger damit behelfen, daß er das Urteil im Wohnsitzstaat des Drittschuldners für vollstreckbar erklären und in diesem Staat die Forderung des Schuldners gegen den Drittschuldner pfänden läßt, sofern sich dieser Staat f ü r eine solche Maßnahme internationale Zuständigkeit beilegt.

208

a) Das Recht des V. K. und Irlands kennt nicht das System des „Exequaturs" ausländischer Entscheidungen. In diesen Staaten ist eine Klage auf der Grundlage des ausländischen Urteils nötig, sofern nicht — wie im V. K. — für Urteile gewisser Staaten (zu denen die sechs ursprünglichen Mitgliedstaaten außer Luxemburg gehören) das System der Registrierung gilt (-»• Nr. 6). In diesem Fall sind die ausländischen Entscheidungen, wenn sie vollstreckt werden sollen, bei einem Gericht des V. K. zu registrieren. Sie haben dann die gleichen Wirkungen wie Entscheidungen, die vom registrierenden Gericht selbst stammen. Der Antrag ist vom Gläubiger persönlich oder in seinem Namen von einem Anwalt („Solicitor") zu stellen. Persönliches Erscheinen ist notwendig; ein schriftlich zugesandter Antrag reicht nicht aus. Wird der Antrag gutgeheißen, so wird das Urteil in ein beim Gericht geführtes Register eingetragen. Im V. K., mit Ausnahme von Schottland, gibt es ein selbständiges Vollstreckungsorgan nach Art des französischen „huissier" oder des deutschen „Gerichtsvollziehers" nicht Nr. 221. N u r das Gericht kann Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung verfügen, welches das Urteil erlassen hat oder bei dem es registriert worden ist. Da eine derartige Registrierung dem aus dem ausländischen Urteil Berechtigten gleichen Rechtsschutz verschafft wie die Erteilung des Exequaturs auf dem Kontinent, konnte das Registrierungssystem des V. K. auch im Geltungsbereich des E u G V Ü anerkannt werden.

209

b) Schon einleitend -+ Nr. 11 ist die verfassungsrechtliche Besonderheit des V. K. hervorgehoben worden: England und Wales, Schottland und Nordirland sind jeweils eigenständige Gerichtsgebiete. Dem mußte in einem neuen Absatz von Artikel 31 Rechnung getragen werden. Auch die in Artikel 37 und 40 vorgesehenen Rechtsbehelfsmöglichkeiten gelten f ü r jede Registrierung gesondert. Ist ein Urteil beim „ H i g h C o u r t " in London endgültig registriert worden, so kann gegen seine spätere Registrierung beim „ C o u r t of Session" in Edinburg abermals ein Rechtsbehelf eingelegt werden.

210

c) Das V . K . räumt im Zusammenhang mit der Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen klassischerweise Unterhaltstiteln eine Sonderstellung ein Nr. 7. Ihre Vollstreckung war bisher nur im Verhältnis zu einigen Ländern des britischen Commonwealth sowie im Verhältnis zu Irland vorgesehen und ist anderen Gerichten anvertraut als die Vollstreckung sonstiger Entscheidungen. Da das E u G V Ü keine Vorschriften enthält, welche einer Differenzierung des Anerkennungsverfahrens nach verschiedenen Arten gerichtlicher Entscheidungen entgegenstünden, ist es ohne weiteres möglich, Unterhaltsurteile auch f ü r den Bereich des E u G V Ü einer Sonderregelung zu unterstellen. So kann ein einheitliches System f ü r die Anerkennung von Unterhaltsurteilen aus der Gemeinschaft und aus dem Commonwealth geschaffen und mit Rücksicht auf die Art der zuständigen Gerichte eine zentrale Sammelstelle f ü r eingehende Vollstreckungsanträge errichtet werden -»• Nr. 218. Für Unterhaltsvergleiche-» Nr. 226.

211

d) Schließlich ergaben sich noch Probleme im Zusammenhang mit gerichtlichen Entscheidungen, die zu einer anderen Leistung als zur Zahlung einer Geldsumme verurteilen. Vollstreckbare Urteile auf Vornahme individueller Handlungen lassen die Rechtsordnungen des V. K. und Irlands nämlich nicht allgemein, sondern nur in gesetzlich geregelten Fällen zu. Diese betreffen Urteile auf Lieferung von beweglichen Sachen, auf Übertragung von Eigentum oder Besitz an Grundstücken, sowie sogenannte „injunctions", welche nach Ermessen des Gerichts eine Person zur Vornahme oder Unterlassung einer Handlung anweisen. Eine Vollstreckung ist entweder über den Sheriff durch Anwendung unmittelbaren Zwangs oder mittelbar über Geld- und Haftstrafen für „contempt of court" möglich. In Schottland gibt es neben den auf die Übertragung von Besitz oder Eigentum von Grundstücken und auf Unterlassung zielenden Urteilen noch die sogenannten „decrees ad factum prestandum", mittels deren der Beklagte zur Vornahme von Handlungen, vor allem zur Herausgabe beweglicher Sachen, verurteilt werden kann. Rolf A. Schütze

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aa) Wird in der Bundesrepublik Deutschland die Vollstreckung einer solchen gerichtlichen Entschei- 212 dung aus Irland oder dem V. K. beantragt, so hat das Gericht dieselben Zwangsmittel anzuwenden, die bei einem entsprechenden deutschen Urteil zulässig wären, nämlich Zwangsgeld und Zwangshaft. Im umgekehrten Falle hätte das Gericht des V. K. und Irlands Strafen wegen „contempt of court" wie bei Mißachtung seiner eigenen Urteile zu verhängen. bb) Ganz anders ist das System der Vollstreckung von Urteilen, die auf Vornahme einer individuel- 213 len Handlung lauten, in anderen Staaten der Gemeinschaft, z. B. in Belgien, Frankreich und Luxemburg. Der Beklagte wird zur Vornahme der Handlung und zugleich zur Zahlung eines Geldbetrags an den Kläger für den Fall verurteilt, daß er die Leistung nicht erbringt. In Frankreich droht man Zwangsgeld („astreinte") zunächst nur an. Die Verurteilung muß im Falle der Zuwiderhandlung gesondert nachfolgen und erreicht die Höhe der angedrohten Summe kaum jemals. In Belgien setzt man die Höhe des Zwangsgeldes bereits in der Entscheidung fest, die zu einer individuellen Leistung verurteilt 56 ). Um den Schwierigkeiten zu begegnen, die sich im zwischenstaatlichen Verkehr dieserhalb aus der Vollstreckung von Urteilen über individuelle Handlungen ergeben könnten, hat Artikel 43 festgelegt, dann, wenn die vorgesehene Sanktion eine „astreinte" sei, solle das Ausgangsgericht ihre Höhe selbst festsetzen. Im Ausland kann dann eine Zwangsvollstreckung nur noch wegen der „astreinte" stattfinden. Französische, belgische, niederländische und luxemburgische Urteile sind in Deutschland, im V. K. und Italien ohne weiteres vollstreckbar, wenn das Ausgangsgericht so verfahren ist. Das EuGVÜ läßt jedoch die Frage offen, ob auch solches Zwangsgeld für die Mißachtung eines Gerichtsurteils, das nicht dem Urteilsgläubiger, sondern dem Staat zufließt, auf diese Weise vollstreckt werden kann. Da es sich nicht um ein Problem handelt, das erst durch den Beitritt der neuen Mitgliedstaaten aufgeworfen worden ist, nahm die Expertengruppe Abstand von einer Stellungnahme. 2. Förmliche A n p a s s u n g e n wegen der z u s t ä n d i g e n G e r i c h t e und der s t a t t h a f t e n 214 Rechtsbehelfe Die förmlichen Anpassungen im Bereich der Artikel 32 bis 45 betrafen, abgesehen von der Einführung eines für das Recht Irlands und des V. K. äquivalenten Begriffs zu den ordentlichen Rechtsbehelfen Nr. 195 und von Artikel 44 über das Armenrecht Nr. 223 ausschließlich die zuständigen Gerichte und die Arten der möglichen Rechtsbehelfe gegen ihre Entscheidungen. Wegen der Unterhaltsanpassungen ->• Nr. 108. a) Für Anträge auf Vollstreckbarkeitserklärung Nr. 208 von Urteilen, die keine Unterhaltsurteile 215 sind, ist in Irland, England und Wales, Schottland und Nordirland jeweils nur ein Gericht für zuständig erklärt worden. Das hängt mit der Eigenart der dortigen Gerichtsverfassung zusammen Nrn. 11, 208 und 209. Will der Schuldner gegen die Zulassung der Vollstreckung vorgehen, so muß er seinen Rechtsbehelf 216 („application to set registration aside") nicht wie in Deutschland, Frankreich oder Italien bei dem Gericht höherer Ordnung, sondern wie in Belgien oder den Niederlanden bei dem Gericht einlegen, das das Urteil registriert hat. Das Verfahren wird die Form eines normalen streitigen Zivilprozesses annehmen. Entsprechendes gilt auch für den Rechtsbehelf, der dem Antragsteller für den Fall zusteht, daß sein Antrag abgelehnt worden ist, obwohl in dieser Situation für alle sieben kontinentalen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft die Zuständigkeit eines Gerichts höherer Ordnung vorgesehen ist. Schwierigkeiten bereitete auf der Grundlage der zu Artikel 32 und 40 vorgeschlagenen Lösung die 217 Anpassung von Artikel37 Absatz 2 und von Artikel41. In den ursprünglichen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft kann gegen Entscheidungen der in Artikel 37 und 40 für zuständig erklärten Gerichte ohnehin nur ein auf die Überprüfung von Rechtsfragen beschränktes Rechtsmittel zum höchsten Gericht des Staates eingelegt werden. Man konnte sich daher damit begnügen, dies auch für die nach dem EuGVÜ vorgesehenen Rechtsbehelfe festzuschreiben und für Belgien die Cour d'Appel einfach zu überspringen. Sinn der Regelung ist es, im Interesse einer zügigen Durchführung der Vollstreckung die Zahl der Rechtsbehelfe auf einen einzigen, mit der Möglichkeit voller Tatsachenkontrolle, und einen zweiten, beschränkt auf eine Rechtskontrolle, zu begrenzen. Es genügte daher nicht, für die neuen Mitgliedstaaten festzulegen, gegen die Entscheidung des Gerichts, welches über einen Rechtsbehelf des Schuldners oder Gläubigers befunden habe, sei nur noch ein weiterer Rechtsbehelf statthaft. Der zweite Rechtsbehelf war vielmehr darüber hinaus auf Rechtskontrolle zu beschränken. Für die Zwecke der Anwendung des EuGVÜ muß das V. K. sein Rechtsbehelfssystem anpassen. Für Irland, das einen lediglich zweistufigen Gerichtsaufbau („superior court system") kennt, kommt nur der Supreme Court in Betracht. Es bleibt der Einführungsgesetzgebung des V. K. überlassen, zu entscheiden, ob der Rechtsbehelf einheitlich zum ,,Hou.se of Lords" oder, nach Gerichtsgebieten getrennt —• Nr. 11, zum Stand: 1.8. 1979

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„ C o u r t of Appeal" in England und Wales, zum gleichnamigen Gericht in Nordirland oder zum „Inner House of the Court of Session" in Schottland einzulegen ist. Die f ü r die Rechtsbeschwerde des deutschen Rechts und die Kassationsbeschwerde der Rechtsordnungen der übrigen Gründungsstaaten der Gemeinschaft typische Begrenzung der Anfechtungsgründe auf Rechtsverletzungen (im Gegensatz zu falschen Tatsachenwürdigungen) läßt sich f ü r das Recht dieses Staates am besten mit dem Begriff „appeal on a point of law" wiedergeben. Die Abgrenzung zwischen Rechts- und Tatfrage ist schon im Verhältnis der Kassationsbeschwerde zur Rechtsbeschwerde nicht genau die gleiche und bleibt auch f ü r Irland und das V. K. eine Aufgabe seiner eigenen Gesetzgebung und Rechtssprechung. Es entspricht einer festen Tradition, daß der höchste dänische Gerichtshof in dritter Instanz nur mit Genehmigung des Justizministers angerufen werden kann. Die Expertengruppe war zunächst skeptisch, ob sie solches auch im Rahmen des E u G V U akzeptieren solle. Es zeigte sich indes, daß dieses nicht f ü r alle Fälle eine dritte Instanz garantiert. Vielmehr sind die Staaten frei, zur Entlastung ihrer höchsten Gerichte f ü r das in Artikel 41 genannte Rechtsbehelfsverfahren besondere Zulässigkeitsschranken zu errichten. Die dänische Lösung ist nur eine besondere Ausformung dieses Rechtsgedankens. Im Falle von Dänemark konnte auch darauf verzichtet werden, eine Begrenzung der dem obersten Gerichtshof aufgetragenen Kontrolle auf Rechtsfragen zu verlangen. Das Justizministerium kann in seiner Genehmigungspraxis auf die Klärungsbedürftigkeit einschlägiger Rechtsfragen abstellen. Dänemark hat zugesichert, die Genehmigung immer erteilen zu wollen, wenn die zweite Instanz von ihrem Ermessen, den Europäischen Gerichtshof anzurufen, keinen Gebrauch gemacht hat oder wenn das Exequatur zu einer ausländischen Entscheidung aus Rechtsgründen versagt wurde. 218

b) In Irland gilt die vorgeschlagene Regelung auch für Unterhaltsentscheidungen. Für das V . K . haben jedoch Unterhaltsurteile eine besondere Regelung erfahren ->• Nr. 210. Zuständig sind f ü r die Registrierung in England und Wales sowie in Nordirland jeweils die „Magistrates' Courts", in Schottland die „Sheriff Courts". Ihnen obliegen auch sonst Unterhaltssachen einschließlich der Vollstreckung ausländischer U n terhaltsurteile. Der ausländische Unterhaltsgläubiger kann sich aber nicht direkt an eines dieser Gerichte, sondern nur an den Secretary of State 57 ) wenden, welcher die Übermittlung des Urteils an das zuständige Gericht besorgen wird. Diese Regelung wurde im Interesse des ausländischen Unterhaltsgläubigers getroffen, weil die „Magistrates' Courts" bzw. die „Sheriff Courts" mit Laienrichtern besetzt sind und keinen Verwaltungsunterbau besitzen. Wegen der Zuständigkeit f ü r die nach dem E u G V Ü sowohl dem Gläubiger als auch dem Schuldner zustehenden Rechtsbehelfe bleibt es bei dem auch sonst geltenden System: Dasselbe Gericht entscheidet, das das Urteil registriert oder seine Registrierung abgelehnt hat. Eine Änderung des Unterhaltsurteils ist im Registrierungsverfahren auch bei Geltendmachung veränderter Verhältnisse nicht möglich Nr. 104 ff. Die im V. K. bestehende Sonderstellung der Unterhaltsentscheidungen bringt dem Unterhaltsgläubiger eine Reihe von Vorteilen. Nachdem er die Entscheidung dem „Secretary of State" geschickt hat, braucht er sich praktisch überhaupt nicht mehr um den Fortgang des Verfahrens und die Vollstreckung zu kümmern. Alles weitere ist auch kostenfrei. Der Secretary of State sendet das Urteil an das zuständige Gericht. Dessen Geschäftsstellenbeamter („clerk") gilt, wenn der Urteilsgläubiger nicht Gegenteiliges wünscht, als Zustellungsbevollmächtigter im Sinne von Artikel 33 Absatz 2, S. 2. Dieser Beamte ist in England und Wales sowie in Nordirland auch f ü r die Durchführung der notwendigen Vollstreckungsmaßnahmen und dafür verantwortlich, daß der Gläubiger den Vollstreckungserlös erhält. Lediglich in Schottland muß der Urteilsgläubiger die Dienste eines Anwalts („solicitor") in Anspruch nehmen, um nach Registrierung der Entscheidung Vollstreckungsmaßnahmen durchführen zu können. Die „Law Society of Scotland" übernimmt die Vermittlung von Anwälten, die gegebenenfalls auch nach Armenrechtsgrundsätzen besoldet werden. Verzieht der Unterhaltsschuldner in ein anderes Rechtsgebiet des V. K. -» Nr. 11, so wird ein Unterhaltstitel, im Gegensatz zu sonstigen Urteilen, auch automatisch beim neu zuständigen Gericht registriert. Unterhaltsvergleiche-» Nr. 226.

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3. S o n s t i g e A n p a s s u n g s p r o b l e m e a) Das V. K. hat angefragt, ob Artikel 34 ausschließt, den Schuldner von der Stellung eines Antrags auf Registrierung einer ausländischen Entscheidung zu benachrichtigen. Sinn von Artikel 34 ist es unter anderem auch, den f ü r die Effizienz von Vollstreckungsversuchen unentbehrlichen Überraschungseffekt sicherzustellen. Wenn diese Norm eine Benachrichtigung der Vollstreckungsklausel auch nicht kategorisch verbietet, so muß eine solche daher doch auf seltene Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Man kann an Registrierungsanträge denken, die erst lange Zeit nach Erlaß des Urteils gestellt werden. Eingaben des Schuldners, ob aufgrund oder ohne seine vorherige Benachrichtigung, darf das Gericht ohnehin nicht berücksichtigen. Rolf A. Schütze

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b) Der in Artikel36 vorgesehene Rechtsbehelf kann unter anderem darauf gestützt werden, die Ent- 220 Scheidung falle nicht in den Geltungsbereich des Übereinkommens, sie sei noch nicht vollstreckbar, die U r teilsforderung sei bereits erfüllt. Eine Überprüfung des Inhalts der zu vollstreckenden Entscheidung oder des Verfahrens, auf dessen Grundlage sie zustande gekommen ist, ist jedoch nur in dem durch Artikel 27 und 28 eröffneten Maße zulässig. Wegen der Anpassung von Unterhaltstiteln -»• Nr. 108. c) Lange hat die Expertengruppe über Artikel39 beraten. Die Vorschrift ist zugeschnitten auf das 221 französische und die ihm verwandten Rechte, welche die Einrichtung des „huissier" kennen. Danach können Vollstreckungsmaßnahmen, sofern es sich um bewegliche Sachen oder Forderungen des Schuldners handelt, ohne Einschaltung eines Gerichts in der Weise betrieben werden, daß der „huissier" mit ihrer Vornahme beauftragt wird. Die Auswahl unter den möglichen Arten von Vollstreckungsmaßnahmen trifft der Gläubiger. Das Vollstreckungsorgan hat insoweit keinerlei Ermessensspielraum. Die Rechtslage im V. K. (vor allem in England und Wales sowie in Schottland) und in Irland weicht davon ab. Im V. K. ist f ü r Vollstreckungsmaßnahmen das Gericht zuständig, welches das Urteil erlassen oder registriert hat. In Irland ist es das Gericht, welches das Urteil erlassen hat oder vollstreckt. Das Gericht besitzt Ermessensspielraum bei Auswahl der zuzulassenden Vollstreckungsmaßnahmen. Solche, die sich lediglich auf eine Sicherung des vollstreckbaren Anspruchs beschränken, gibt es bisher grundsätzlich nicht. Letzteres muß die Einführungsgesetzgebung dieser Staaten ändern und Sicherungsmaßnahmen vorsehen, sofern diese Folge nicht mit dem Inkrafttreten des Übereinkommens f ü r einen dieser Staaten von selbst eintritt -» Nr. 256. Das E u G V Ü garantiert im übrigen dem Gläubiger nicht bestimmte Vollstreckungsmaßnahmen. Auch in der Monopolisierung des Vollstreckungsbetriebs bei Gericht liegt nichts, was mit dem E u G V Ü unvereinbar wäre. Insbesondere gebietet das E u G V Ü den Vertragsstaaten nicht, eine Institution nach Art des französischen „huissier" zu unterhalten. Auch in seinem ursprünglichen Geltungsbereich muß sich ein Gläubiger wegen bestimmter Vollstreckungsmaßnahmen unmittelbar an das Gericht wenden, in Deutschland etwa dann, wenn Immobilienvollstreckung ansteht. Sicher ist aber, daß die W o r t e des deutschen Textes „in das Vermögen des Schuldners" nicht die Bedeutung haben, die Zulässigkeit von Vollstreckungsmaßnahmen gegen dritte Personen vorauszusetzen. Die zitierten W o r t e könnten fehlen, ohne den Sinn der Vorschrift zu ändern. Die Frage, unter welchen Voraussetzungen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen gegenüber anderen als den verurteilten Personen möglich sind, beantwortet sich allein nach nationalem Recht. N u r die Einschränkungen von Artikel 39 sind auch dann zu beachten. Ein Gericht als Vollstreckungsbehörde braucht auch nicht mit dem Gericht identisch zu sein, das das Exequatur erteilt bzw. das ausländische Urteil registriert hat. Aus diesem Grunde kann Dänemark für die Vollstreckung nach dem E u G V Ü bei seinem System bleiben, das die Zwangsvollstreckung generell einem speziellen Vollstreckungsrichter zuweist. d) Wegen der durch das in einigen Staaten geltende System der „astreintes" aufgeworfenen Prob l e m e - Nr. 213.

222

e) Artikel44 enthält in seiner bisherigen Fassung keine Regelung f ü r den Fall, daß einer Partei vor 223 den Gerichten des Urteilsstaats Armenrecht nur teilweise bewilligt war. Obwohl es sich um kein Anpassungsproblem handelte, das speziell durch den Beitritt der neuen Mitgliedstaaten aufgeworfen wurde, entschied sich die Expertengruppe gleichwohl f ü r einen Anpassungsvorschlag. In ihren Beratungen wurde offenbar, daß eine unveränderte Weitergeltung des bisherigen Textes zu sehr unangenehmen Verwicklungen führen könnte. Nicht zuletzt fühlte sich die Arbeitsgruppe zu ihrem Vorschlag durch den inzwischen entstandenen Artikel 15 des Haager Übereinkommens vom 2. Oktober 1973 über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Unterhaltssachen inspiriert. Diese Bestimmung hat sich f ü r die großzügige Lösung entschieden: Auch wenn im Ausgangsstaat Armenrecht nur teilweise bewilligt war, soll es im Vollstreckungsverfahren voll gewährt werden. Dies hat folgende Vorteile: Auch der Hauptanwendungsfall von Artikel 44 n. F. ist derjenige der Unterhaltsklage. Die Neufassung dient also der Harmonisierung staatsvertraglicher Regelungen. Sie führt weiter zu einer generellen Vereinfachung der Anträge. D a nicht alle Vertragsstaaten gleichartige Regelungen über die teilweise Gewährung von Armenrecht haben, bringt sie zudem eine materiell einheitliche Rechtsanwendung. Sie garantiert schließlich den Überraschungseffekt von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen im Ausland, weil Verfahrensverzögerungen, bedingt durch schwierige Berechnungen über den vom Antragsteller aufzubringenden Kostenanteil, vermieden werden. Stand: 1. 8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Artikel 44 Absatz 1 verpflichtet aber Staaten, die in Zivilsachen bisher ein Armenrecht nicht kennen, nicht etwa, es einzuführen. 224

f) Der neue Absatz 2 von Artikel 44 hat seinen Grund in der Zuständigkeit dänischer Verwaltungsbehörden Nr. 67, deren Tätigkeit kostenfrei ist. Armenrechtsbewilligungen entfallen daher. Die neue Vorschrift soll verhindern, daß dieserhalb die Vollstreckung dänischer Unterhaltsurteile im EWG-Ausland im Vergleich mit Unterhaltsurteilen aus anderen EWG-Staaten benachteiligt wird.

3. A B S C H N I T T 225

Gemeinsame Vorschriften Aus dem Bereich der Artikel 46 bis 49 war Gegenstand der Beratungen, ob in den neuen Mitgliedstaaten gemäß deren Rechtstradition auch eine eidesstattliche Versicherung („affidavit"), insbesondere über das NichtVorliegen der in Artikel 27 und 28 vorgesehenen Anerkennungsversagungsgründe, verlangt werden kann. Eine eidesstattliche Versicherung ist als Beweismittel im Rechtsbehelfsverfahren sicher zulässig, wenn der Schuldner gegen die Registrierung bzw. Vollstreckbarkeitserklärung oder der Gläubiger gegen deren Verweigerung angeht. Alle übrigen normalerweise zulässigen Beweismittel müssen in diesem Verfahren aber ebenfalls zur Verfügung stehen. Für den in Artikel 46 N u m m e r 2 aufgenommenen Zusatz waren die gleichen Gründe maßgebend wie in N r . 182 und Nr. 194 dargelegt. 6. Kapitel

226

Öffentliche Urkunden und Prozeßvergleiche In England und Irland gibt es kein Gegenstück zu den vollstreckbaren Urkunden. In Schottland können Urkunden, die eine genau bestimmte Leistungspflicht begründen, in ein öffentliches Register eingetragen werden. Ein Registerauszug berechtigt dann zur Zwangsvollstreckung wie aus einem Gerichtsurteil. Solche Auszüge fallen unter Artikel 50. Für die Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltsurteilen sind im V. K. andere Gerichte als für sonstige Urteile zuständig-

IntZPR

Deutsch-belgisches Abkommen 1958

A II 3 a

Artikel 12

Article 12

Wird die Entscheidung für vollstreckbar erklärt, so ordnet das Gericht gegebenenfalls zugleich die Maßnahmen an, die erforderlich sind, um der ausländischen Entscheidung die gleichen Wirkungen beizulegen, die sie haben würde, wenn sie von den Gerichten des Staates erlassen worden wäre, in dessen Hoheitsgebiet sie für vollstreckbar erklärt wird.

En accordant l'exequatur, le tribunal ordonnera, s'il y a lieu, les mesures nécessaires pour que la décision étrangère reçoive les mêmes effets que si elle avait été prononcée par les tribunaux de l'Etat où elle est rendue exécutoire.

Dritter Titel Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden

Titre III Exequatur des sentences arbitrales et des actes authentiques

Artikel 13

Article 13

(1) Schiedssprüche, die in dem Hoheitsgebiet des einen Staates ergangen sind, werden in dem Hoheitsgebiet des anderen Staates anerkannt und vollstreckt, wenn sie in dem Staate, in dessen Hoheitsgebiet sie ergangen sind, vollstreckbar sind, wenn ihre Anerkennung nicht der öffentlichen Ordnung des Staates, in dessen Hoheitsgebiet sie geltend gemacht werden, zuwiderläuft und wenn die vorgelegte Ausfertigung des Schiedsspruchs die für ihre Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. (2) Vergleiche, die vor einem Schiedsgericht abgeschlossen sind, werden wie Schiedssprüche behandelt. (3) Für die Vollstreckbarerklärung ist zuständig in der Bundesrepublik Deutschland das Amts- oder Landgericht, das für die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs zuständig wäre, in Belgien der Präsident des Zivilgerichts erster Instanz, in dessen Bezirk die Zwangsvollstreckung betrieben werden soll. (4) Das Verfahren der Vollstreckbarerklärung richtet sich nach dem Recht des Staates, in dessen Hoheitsgebiet die Vollstreckbarerklärung beantragt wird.

(1) Les sentences arbitrales rendues dans l'un des deux Etats seront reconnues et rendues exécutoires dans l'autre Etat si elles sont exécutoires dans l'Etat où elles ont été rendues, si leur reconnaissance n'est pas contraire à l'ordre public de l'Etat où elles sont invoquées et si l'expédition qui en est produite revêt un caractère d'authenticité. (2) Les transactions reçues par un tribunal arbitral seront considérées comme sentences arbitrales. (3) L'exequatur sera accordé, dans la République Fédérale d'Allemagne, soit par l'Amtsgericht, soit par le Landgericht compétents suivant la juridiction qui aurait été compétente pour connaître du litige et, en Belgique, par le président du tribunal de première instance du lieu où l'exécution est poursuivie. (4) La procédure d'exequatur sera régie par la loi de l'Etat où l'exequatur est demandé.

Artikel 14

Article 14

(1) Öffentliche Urkunden, die in dem Hoheitsgebiet des einen Staates errichtet und dort vollstreckbar sind, werden in dem Hoheitsgebiet des anderen Staates für vollstreckbar erklärt. Für die Anwendung dieses Abkommens werden die belgischen Behörden Vergleiche, die in dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland vor einem Gericht abgeschlossen und dort vollstreckbar sind, wie öffentliche Urkunden behandeln. (2) Das Gericht des Staates, in dessen Hoheitsgebiet die Vollstreckbarerklärung beantragt wird, hat sich auf die Prüfung zu beschränken, ob die Ausfertigung der öffentlichen Urkunde die für ihre Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen nach dem Recht des Staates erfüllt, in dessen Hoheitsgebiet die Urkunde errichtet worden ist, und ob die Vollstreckbarerklärung nicht der öffentlichen Ordnung des Staates zuwiderläuft, in dessen Hoheitsgebiet die Vollstreckbarerklärung beantragt wird.

(1) Les actes authentiques reçus et exécutoires dans l'un des deux Etats pourront être rendus exécutoires sur le territoire de l'autre Etat. Pour l'application de la présente Convention, les autorités belges considéreront comme actes authentiques les transactions reçues par un magistrat et exécutoires dans la République Fédérale d'Allemagne. (2) Le tribunal de l'Etat où l'exequatur est poursuivi se bornera à vérifier si l'expédition de l'acte authentique remplit les conditions exigées pour son authenticité par la législation de l'Etat où l'acte a été reçu et si l'exequatur n'est pas contraire à l'ordre public de l'Etat où l'exequatur est demandé.

(301)

Stand: 1.8. 1979

A II 3 a IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

Vierter Titel

Titre IV

Einrede der Rechtshängigkeit

Exception de litispendance

Artikel 15

Article 15

(1) Die Gerichte eines jeden der beiden Staaten haben auf Antrag einer Prozeßpartei die Entscheidung in einer Sache abzulehnen, wenn wegen desselben Gegenstandes und unter denselben Parteien bereits ein Verfahren vor einem Gericht des anderen Staates anhängig ist, f ü r das eine Zuständigkeit im Sinne dieses Abkommens gegeben ist, und wenn in diesem Verfahren eine Entscheidung ergehen kann, die in dem Hoheitsgebiet des anderen Staates anzuerkennen wäre. (2) Jedoch können die zuständigen Behörden eines jeden der beiden Staaten in Eilfällen die in ihrem innerstaatlichen Recht vorgesehenen einstweiligen Maßnahmen anordnen, einschließlich solcher, die auf eine Sicherung gerichtet sind, und zwar ohne Rücksicht darauf, welches Gericht mit der Hauptsache befaßt ist.

(1) Les tribunaux de chacun des deux Etats s'abstiendront à la requête de l'une des parties au procès, de statuer sur une demande lorsque celle-ci, fondée sur la même cause et mue entre les mêmes parties, est déjà pendante devant un tribunal de l'autre Etat qui serait compétent aux termes de la présente Convention et s'il peut en résulter une décision qui devrait être reconnue sur le territoire de l'autre Etat. (2) Toutefois, les mesures provisoires ou conservatoires, organisées par chacune des deux législations nationales, pourront, en cas d'urgence, être requises des autorités de chacun des deux Etats quel que soit le juge saisi du fond du litige.

Fünfter Titel

Titre V

Geltung des Abkommens

Champ d'application

Artikel 16

Article 16

Dieses Abkommen berührt nicht andere Ubereinkommen oder Abkommen, die f ü r beide Staaten gelten oder gelten werden und die f ü r besondere Rechtsgebiete die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden regeln.

Les dispositions de la présente Convention ne portent pas atteinte aux conventions ou accords auxquels les deux Etats sont ou seront Parties et qui, dans des matières particulières, règlent la reconnaissance et l'exécution des décisions judiciaires, des sentences arbitrales et des actes authentiques.

Artikel 17

Article 17

Dieses Abkommen ist nur auf solche gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüche oder öffentlichen Urkunden anzuwenden, die nach seinem Inkrafttreten erlassen oder errichtet werden.

Les dispositions de la présente Convention ne s'appliqueront qu'aux décisions judiciaires, aux sentences arbitrales et aux actes authentiques intervenus après son entrée en vigueur.

Sechster Titel

Titre VI

Schlußbestimmungen

Dispositions finales

Artikel 18

Article 18

(1) Dieses Abkommen gilt nicht f ü r Belgisch-Kongo und das Gebiet von Ruanda-Urundi. (2) Es kann durch einfachen Notenwechsel zwischen den Vertragsparteien auf Belgisch-Kongo und das Gebiet von Ruanda-Urundi ausgedehnt werden.

(1) La présente Convention ne s'appliquera pas au Congo Belge, ni au territoire du Ruanda-Urundi. (2) Elle pourra être étendue par simple échange de notes entre les Parties contractantes au Congo Belge et au territoire du Ruanda-Urundi.

Artikel 19

Article 19

(1) Dieses Abkommen bedarf der Ratifizierung; die Ratifikationsurkunden sollen so bald wie möglich in Brüssel ausgetauscht werden.

(1) La présente Convention sera ratifiée et l'échange des instruments de ratification aura lieu, le plus tôt possible, à Bruxelles.

Rolf A. Schütze

(302)

IntZPR

Deutsch-belgisches Abkommen 1958

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(2) Das Abkommen tritt drei Monate nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft. (3) Es tritt sechs Monate nach der Kündigung durch eine Vertragspartei außer Kraft.

(2) La présente Convention entrera en vigueur trois mois après l'échange des instruments de ratification. (3) Elle cessera d'être en vigueur six mois après dénonciation par une des Parties.

Zusatzprotokoll

Protocole additionnel

1

I

DIE HOHEN VERTRAGSCHLIESSENDEN PARTEIEN verpflichten sich, das Verfahren der Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivilund Handelssachen im Interesse der Vereinfachung für ihre gegenseitigen Beziehungen, wie folgt, zu regeln: In der Bundesrepublik Deutschland wird das Verfahren der Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen und öffentlicher Urkunden in Anlehnung an die Vorschriften geregelt werden, die für die Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche gelten; in Belgien wird 1. gegen die Entscheidung über einen Antrag auf Vollstreckbarerklärung der Einspruch nicht stattfinden; 2. eine solche Entscheidung, falls sie in einem streitigen Verfahren ergangen ist, innerhalb von 28 Tagen nach ihrer Verkündung, und falls sie im Versäumnisverfahren erlassen ist, innerhalb von 28 Tagen nach ihrer Zustellung mit der Berufung angefochten werden können.

Dans un but de simplification, LES HAUTES PARTIES C O N T R A C T A N T E S s'engagent à régler comme suit, dans leurs rapports réciproques, la procédure d'exequatur des décisions judiciaires, des sentences arbitrales et des actes authentiques en matière civile ou commerciale:

II

II

Wird eine für vollstreckbar erklärte Entscheidung aufgehoben oder abgeändert, so wird das Gericht, das die Vollstreckbarerklärung ausgesprochen hat, als zuständig im Sinne des Artikels 2 Abs. 1 Nr. 3 des Abkommens anerkannt, wenn es zugunsten der Partei, gegen welche die Zwangsvollstreckung betrieben worden ist, auf Wiederherstellung des früheren Zustandes, auf Herausgabe des Erlangten oder gegebenenfalls auf Schadensersatz erkannt hat.

Lorsque des décisions admises à l'exequatur auront été réformées, le tribunal d'exequatur qui aura accordé à la partie contre laquelle l'exécution a été poursuivie la remise des choses en état, des restitutions et éventuellement des dommages-intérêts, sera reconnu compétent au sens de l'article 2, paragraphe (1), 3°, de la Convention.

Dans la République Fédérale d'Allemagne, la procédure d'exequatur des décisions judiciaires et des actes authentiques s'inspirera de celle qui est en vigueur en ce qui concerne l'exequatur des sentences arbitrales étrangères; en Belgique, I o les décisions qui statueront sur les demandes d'exequatur ne seront pas susceptibles d'opposition ; 2° ces décisions pourront être attaquées par la voie de l'appel dans les 28 jours après le jour du prononcé si elles sont contradictoires et dans les 28 jours après le jour de la signification si elles ont été rendues par défaut.

Notenwechsel Auswärtiges Amt

Bonn, den 30. Juni 1958

Exzellenz, Ich habe die Ehre, Ihnen unter Bezugnahme auf das heute unterzeichnete Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen folgendes mitzuteilen: Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat in Ubereinstimmung mit dem Senat von Berlin den Wunsch, das Land Berlin in das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über (303)

die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen einzubeziehen, und schlägt daher der Belgischen Regierung den Abschluß folgender Vereinbarung vor: Das Abkommen gilt auch für das Land Berlin, sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Belgischen Regierung innerhalb von drei Monaten nach dem Tage des Austausches der Ratifikationsurkunden eine gegenteilige Erklärung abgibt. Falls sich die Belgische Regierung mit dem Vorschlag der Regierung der Bundesrepublik Deutschland einverstanden erklären kann, würde mit der Bestätigung der

Stand: 1.8. 1979

A II 3 a IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

vorliegenden Note eine Vereinbarung zwischen unseren beiden Regierungen über die Einbeziehung des Landes Berlin in das heute unterzeichnete Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und H a n delssachen als zustande gekommen angesehen werden.

Dr. Berger Seiner Exzellenz (Ministerialdirektor) Baron Hervé de Gruben Botschafter des Königreichs Belgien Bonn

Ambassade de Belgique

Ambassade de Belgique

Doss.:

Genehmigen Sie, Exzellenz, den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung.

( Übersetzung)

Doss. :

3017 N° 2873

Bonn, le 30 juin 1958

3017 N° 2873

Bonn, den 30. Juni 1958

Monsieur le Ministerialdirektor,

H e r r Ministerialdirektor,

J'ai l'honneur d'accuser réception de la note que vous m'avez adressée ce jour et par laquelle vous me faites savoir que le Gouvernement de la République Fédérale d'Allemagne a exprimé le désir, en accord avec le Sénat de Berlin, d'inclure le Land de Berlin dans le champ d'application de la Convention signée ce jour entre la Belgique et la République Fédérale d'Allemagne concernant la reconnaissance et l'exécution réciproque des décisions judiciaires, sentences arbitrales et actes authentiques en matière civile ou commerciale, et de convenir avec le Gouvernement belge de ce qui suit :

Ich habe die Ehre, den Empfang der mir von Ihnen übersandten Note vom heutigen Tage zu bestätigen, mit welcher Sie mir mitteilen, daß die Regierung der Bundesrepublik Deutschland in Übereinstimmung mit dem Senat von Berlin den Wunsch hat, das Land Berlin in das heute unterzeichnete Abkommen zwischen dem Königreich Belgien und der Bundesrepublik Deutschland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen einzubeziehen, und hierüber mit der Belgischen Regierung folgende Vereinbarung zu treffen :

La Convention est également applicable au Land de Berlin, sauf déclaration contraire faite par le Gouvernement de la République Fédérale d'Allemagne au Gouvernement belge dans un délai de trois mois après la date d'échange des instruments de ratification. J'ai l'honneur de porter à votre connaissance que la proposition du Gouvernement de la République Fédérale d'Allemagne rencontre l'agrément du Gouvernement belge. Votre note et la présente réponse constitueront l'accord des deux Gouvernements pour inclure le Land de Berlin dans le champ d'application de la Convention signée ce jour entre la Belgique et la République Fédérale d'Allemagne concernant la reconnaissance et l'exécution réciproque des décisions judiciaires, sentences arbitrales et actes authentiques en matière civile et commerciale. Veuillez agréer, Monsieur le Ministerialdirektor, les assurances de ma haute considération. Baron de Gruben Ambassadeur de Belgique Monsieur le Ministerialdirektor Dr. Hans Berger Directeur du Département juridique au Ministère fédéral des Affaires Etrangères Bonn

Das Abkommen gilt auch f ü r das Land Berlin, sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Belgischen Regierung innerhalb von drei Monaten nach dem Tage des Austausches der Ratifikationsurkunden eine gegenteilige Erklärung abgibt. Ich habe die Ehre, Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß der Vorschlag der Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Zustimmung der Belgischen Regierung gefunden hat. Demgemäß soll durch Ihre N o t e und diese vorliegende Antwortnote die Vereinbarung zwischen unseren beiden Regierungen über die Einbeziehung des Landes Berlin in das heute unterzeichnete Abkommen zwischen dem Königreich Belgien und der Bundesrepublik Deutschland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivilund Handelssachen als zustande gekommen angesehen werden. Genehmigen Sie, H e r r Ministerialdirektor, den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung. Baron de Gruben Botschafter des Königreichs Belgien Herrn Ministerialdirektor Dr. Hans Berger Leiter der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes Bonn

Rolf A. Schütze

(304)

Deutsch-belgisches Abkommen 1958

IntZPR

Deutsche Denkschrift zu dem Abkommen (BTDrucks.IIINr.919) Das Abkommen regelt die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien, soweit dies im Wege einer zwischenstaatlichen Lösung möglich und wünschenswert ist. Für die internationalen Beziehungen auf dem Gebiete des Zivil- und Handelsrechts im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Belgien sind derzeit vertragliche Grundlagen nur f ü r einige bestimmte Sondergebiete vorhanden. So ist der zwischenstaatliche Rechtsverkehr, soweit es sich um die Erledigung von Zustellungsanträgen und Rechtshilfeersuchen, die gegenseitige Befreiung von der Sicherheitsleistung f ü r die Prozeßkosten und die Verbürgung der Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts handelt, durch das Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 (Reichsgesetzbl. 1909 S. 410) geregelt, das demnächst durch das neue Ubereinkommen vom 1. März 1954 abgelöst werden wird. Ferner sind beide Staaten u. a. Mitglied des Genfer Protokolls über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923 (Reichsgesetzbl. 1925 II S. 47, Bundesgesetzbl. 1955 II S. 7), des Genfer Abkommens zur Vollstrekkung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1068, Bundesgesetzbl. 1955 II S. 7), des Internationalen Übereinkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr (CIM) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 II S. 35) und des Internationalen Übereinkommens über den Eisenbahn-Personen- und-Gepäckverkehr (CIV) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 IIS. 277). Dagegen werden gerichtliche Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen nach dem derzeitigen Rechtszustand im Verhältnis zwischen den beiden Staaten allgemein nicht anerkannt und auch nicht vollstreckt. In Belgien werden bislang deutsche Entscheidungen in dem Exequaturverfahren nach Artikel 10 Abs. 1 des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876 sachlich nachgeprüft (revision au fond). Daraus muß derzeit f ü r die Bundesrepublik Deutschland noch die Folgerung gezogen werden, daß die Gegenseitigkeit f ü r die Anerkennung und Vollstreckung belgischer Urteile im Sinne des § 328 Abs. 1 Nr. 5 Z P O nicht verbürgt ist. Dieser Rechtszustand ist auf beiden Seiten, insbesondere von der Wirtschaft, als mißlich empfunden worden, nachdem sich zwischen den beiden benachbarten Staaten in den letzten Jahren ein lebhafter wirtschaftlicher Verkehr entwickelt hat. So besteht auf beiden Seiten der Wunsch, die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen durch ein Abkommen zu regeln und dadurch die wirtschaftlichen Beziehungen der Beteiligten auf eine sichere rechtliche Grundlage zu stellen. Das Abkommen ist zugleich Ausdruck des gegenseitigen Vertrauens in die beiderseitigen Einrichtungen der Rechtspflege. Der Vertrag regelt in seinem Ersten Titel (Artikel 1 bis 5) die Voraussetzungen, unter denen die gerichtlichen Entscheidungen gegenseitig anerkannt werden. In dem Zweiten und Dritten Titel (Artikel 6 bis 12, 13 und 14) sind die näheren Bestimmungen über die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen, von Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden enthalten. Der Vierte Titel (Artikel 15) betrifft die Wirkungen der Rechtshängigkeit. In den Artikeln 16 bis 19, die den Fünften und Sechsten Titel bilden, finden sich Vorschriften über das Verhältnis des Abkommens zu anderen Vereinbarungen, an denen die beiden Staaten beteiligt sind, sowie die üblichen Schlußbestimmungen über die Ratifikation, das Inkrafttreten und eine Kündigung des Abkommens. Das Abkommen bedeutet f ü r den deutschen Rechtskreis insofern eine wesentliche Neuerung, als nach ihm nicht nur rechtskräftige Entscheidungen gegenseitig anerkannt und vollstreckt werden können, wie dies nach dem deutsch-schweizerischen Vollstreckungsabkommen vom 2. November 1929 (Reichgesetzbl. 1930 II S. 1066) und nach dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen vom 9. März 1936 (Reichsgesetzbl. 1937 II S. 145) der Fall ist. Durch das Abkommen soll auch die Vollstreckung nur vorläufig vollstreckbarer Entscheidungen in dem anderen Vertragsstaat ermöglicht werden (Artikel 1 Abs. 1 in Verbindung mit Artikel 6). In dieser Regelung ist ein Fortschritt zu sehen, weil sie es dem Gläubiger ermöglicht, seine Rechte im Verkehr zwischen den beiden Staaten schneller zu verwirklichen. Zu dem Abkommen haben die Delegationen beider Vertragsstaaten, welche die Verhandlungen geführt haben, einen gemeinsamen Bericht vorgelegt, der dieser Denkschrift angeschlossen ist. In diesem Bericht sind zu den einzelnen Artikeln des Abkommens jeweils die tragenden Gesichtspunkte hervorgehoben, die zu der gemeinsamen Lösung geführt haben. Zu dem Abkommen ist im einzelnen folgendes zu bemerken :

(305)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung Erster Titel Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel 1 bis 1)

Bei der Geltendmachung von gerichtlichen Entscheidungen im Ausland ist zwischen der Anerkennung und der Vollstreckbarerklärung zu unterscheiden. Es gibt Entscheidungen, die ihrem Inhalt nach nur anzuerkennen, nicht aber zu vollstrecken sind, wie z. B. Gestaltungs- und Feststellungsurteile. Dieser Unterscheidung wird in dem systematischen Aufbau des Abkommens dadurch Rechnung getragen, daß die Anerkennung von gerichtlichen Entscheidungen im Ersten Titel und die Vollstreckbarerklärung im Zweiten Titel gesondert behandelt werden. Der Erste Titel enthält die einzelnen Voraussetzungen, unter denen Entscheidungen der Gerichte des einen Vertragsstaates in dem anderen Vertragsstaat anzuerkennen sind. Zu Artikel 1 In diesem Artikel ist der Grundsatz festgelegt, daß die gerichtlichen Entscheidungen auf dem Gebiet des Zivil- und Handelsrechts gegenseitig anerkannt werden. Die Anerkennung bedeutet, daß der ausländischen Entscheidung in dem anderen Vertragsstaat die Wirkungen beigelegt werden, die denjenigen im Urteilsstaat entsprechen. Der Kreis der anzuerkennenden Entscheidungen wird durch den Gegenstand bestimmt, auf den sie sich beziehen. Sie müssen über einen Anspruch ergangen sein, der auf dem Ziviloder Handelsrecht beruht. Die Frage, ob diese Voraussetzung gegeben ist, beurteilt sich nach dem Recht des Urteilsstaates. Es wird somit nicht wie in dem deutsch-schweizerischen und in dem deutsch-italienischen Abkommen gefordert, daß die Entscheidung von einem Zivilgericht erlassen ist. Vielmehr sollen auch Entscheidungen der Gerichte anderer Gerichtszweige berücksichtigt werden, wenn sie nur auf dem Gebiet des Zivil- und Handelsrechts ergangen sind. So ist es denkbar, daß die Entscheidung eines Verwaltungsgerichts anerkannt werden kann, wenn der Gegenstand des Verfahrens dem Zivil- oder Handelsrecht angehört. Auf deutscher Seite werden allerdings vornehmlich Entscheidungen der Zivilgerichte, sei es der allgemeinen, sei es der besonderen Zivilgerichtsbarkeit, in letzterer Hinsicht z. B. diejenigen der Arbeitsgerichte, in Betracht kommen. Zur Klarstellung werden in Absatz 2 als Entscheidungen, die der Anerkennung fähig sind, diejenigen ausdrücklich erwähnt, die in einem Strafverfahren ergangen sind, soweit in ihnen über einen Anspruch aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- oder Handelsrechts erkannt ist. Das sogenannte Adhäsionsverfahren ist sowohl dem belgischen als auch dem deutschen Recht bekannt (Art. 3, 161 f. des belgischen Code d'instruction criminelle, §§ 403 ff. der deutschen StPO). Anders als nach dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen ist die Anerkennung nicht auf rechtskräftige Entscheidungen beschränkt. Vielmehr werden auch solche Entscheidungen einbezogen, die noch nicht formell rechtskräftig sind. Vorausgesetzt wird jedoch, daß sie hinsichtlich der Ansprüche der Parteien in dem Verfahren, in dem die Entscheidung ergangen ist, einen für die Instanz endgültigen Ausspruch enthalten. Der Begriff der Anerkennung wird deshalb hier in einem weiteren Sinne verwendet, als es im deutschen Recht bisher der Fall gewesen ist. Darauf weist der letzte Satz des Absatzes 1 hin, in dem die Wirkungen der Anerkennung erläutert werden. Soweit rechtskräftige Entscheidungen in dem anderen Vertragsstaat anzuerkennen sind, werden ihnen dort die entsprechenden Wirkungen beigelegt, die in dem Urteilsstaat an die Rechtskraft geknüpft werden. So wird sich z. B. bei deutschen Urteilen, die in Belgien anerkannt werden, auch dort die Gestaltungswirkung, die Feststellungswirkung oder die Interventionswirkung der §§68, 74 Z P O äußern. Handelt es sich um ein noch nicht rechtskräftiges deutsches Urteil, so wird diesem Urteil kraft der Anerkennung in Belgien die Wirkung beigelegt, daß ein neuer Prozeß zwischen denselben Parteien über denselben Gegenstand ausgeschlossen wird. Nach deutschem Recht würde in einem solchen Falle die Einrede der Rechtshängigkeit durchgreifen (§ 263 Abs. 2 Nr. 1, § 274 Abs. 2 Nr. 4 ZPO). Im belgischen Recht wird dasselbe Ergebnis auf einem anderen Wege erzielt. Zwar kann hier die Einrede der Rechtshängigkeit in dem erwähnten Fall nicht mehr erhoben werden, weil die Instanz jeweils mit dem Erlaß des Urteils und damit auch die Rechtshängigkeit endet (vgl. Braas: „Précis de procédure civile", 3. Aufl., Bd. I Nrn. 716 ff.). Jedoch kann sich in einem solchen Fall der Kläger, gegen den der unterlegene Beklagte von einem belgischen Gericht wegen desselben Streitgegenstandes einen neuen Prozeß anstrengt, auf die Entscheidung des deutschen Gerichts berufen und wegen der Wirkungen dieses Urteils (l'autorité de la chose jugée) die Abweisung der Klage erreichen. Zu den Entscheidungen, die hinsichtlich der Ansprüche der Parteien einen für die Instanz endgültigen Ausspruch enthalten, gehören aus dem deutschen Recht, wie auf Seite 2 des gemeinsamen Berichts der Delegationen besonders hervorgehoben ist, auch die Vorbehaltsurteile (§§ 302, 599 Z P O ) und die GrundurRolf A. Schütze

(306)

Deutsch-belgisches Abkommen 1958

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teile (§ 304 ZPO). Aus dem Umstand, daß eine Entscheidung, die zu künftig fällig werdenden wiederkehrenden Leistungen verurteilt, in einem neuen Verfahren abgeändert werden kann (§ 323 ZPO), ist, wie in dem gemeinsamen Bericht der Delegationen ausgeführt wird, nicht herzuleiten, sie sei noch nicht endgültig. Für einstweilige Verfügungen und einstweilige Anordnungen ist in bestimmtem Umfange eine Sonderregelung getroffen worden. Entscheidungen dieser Art können wegen ihres vorläufigen Charakters nicht als endgültige Entscheidungen im Sinne des Artikels 1 Abs. 1 Satz 1 angesehen werden, weil sie in der Instanz sowohl nach dem deutschen als auch nach dem belgischen Recht jederzeit abgeändert werden können. Deshalb würden sie für eine Anerkennung und Vollstreckung ausscheiden. Jedoch gebieten die Interessen der Beteiligten, daß die Vertragsstaaten ihnen über die Staatsgrenzen hinweg schnelle Hilfe gewähren. Wegen des Zweckes, der mit solchen einstweiligen Regelungen vor allem auf dem Gebiete des Unterhalts (§§ 627,627 b, 936,938 Z P O ) verfolgt wird, ist es gerechtfertigt, sie zu privilegieren, wie es gerade auch für Unterhaltszahlungen durch Artikel 2 Nr. 3 des zur Zeichnung aufgelegten Haager Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern geschehen soll. Bei anderen vorläufigen Maßnahmen, z. B. bei einstweiligen Verfügungen auf Herausgabe einer Sache, besteht ein solches Bedürfnis nicht, weil die Beteiligten hier auf einem einfacheren, schnelleren und billigeren Wege zum Ziele kommen können, wenn sie sogleich das Gericht in dem anderen Vertragsstaat anrufen, statt nacheinander die Gerichte beider Vertragsstaaten anzugehen. Besonders zu erwähnen sind gerichtliche Entscheidungen, die im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit ergangen sind. In den Anwendungsbereich des Abkommens sind nicht nur Entscheidungen der streitigen, sondern auch solche der freiwilligen Gerichtsbarkeit einbezogen (Absatz 3). Auch sie müssen aber, um der Anerkennung fähig zu sein, über Ansprüche der Parteien gegeneinander ergangen sein, die Rechtsbeziehungen der Parteien in der Instanz endgültig regeln und das erkennende Gericht binden (Abs. 1 Satz 1). Dies ist z. B. nicht der Fall bei Entscheidungen über das Recht der Sorge für die Person eines Kindes, weil sie nicht in einem echten Streit über Ansprüche von Parteien gegeneinander ergehen und weil sie unter bestimmten Voraussetzungen von demselben Gericht jederzeit geändert werden können. Dies schließt jedoch nicht aus, daß derartige-Entscheidungen außerhalb des Abkommens nach den innerstaatlichen Vorschriften der Vertragsstaaten anerkannt werden können (vgl. Urteil des Bundesgerichtshofes vom 7. Dezember 1955, BGHZ 19,240; Revue critique de droit international privé 1957 S. 453 ff.). Entscheidungen, die in einem Konkurs- oder Vergleichsverfahren ergehen, sind in dem Abkommen nicht berücksichtigt (Abs. 4). Dieses Rechtsgebiet würde eine eingehende besondere Regelung erfordern, die über den Rahmen eines allgemeinen Vollstreckungsabkommens hinausginge. Zu Artikel 2 Artikel 2 enthält die Gründe, aus denen die Anerkennung abweichend von dem in Artikel 1 enthaltenen Grundsatz versagt werden kann. Die Tatbestände sind auf diejenigen beschränkt, die im internationalen Verkehr üblich sind. Die „ordre public"-Klausel (Abs. 1 Nr. 1) wird nur dann anzuwenden sein, wenn zwingende Grundsätze des innerstaatlichen Rechts des Anerkennungsstaates durch die Anerkennung verletzt würden. Wie sich aus der Fassung der Klausel ergibt, ist bei der Prüfung nicht darauf abzustellen, ob die Entscheidung als solche, sondern ob ihre Anerkennung der öffentlichen Ordnung zuwiderlaufen würde, so daß die Entscheidung selbst rticht verworfen wird. Der in Absatz 1 Nr. 2 enthaltene Versagungsgrund dient dem Schutz des unterlegenen Beklagten, gegen den eine Entscheidung in einem Verfahren ergangen ist, an dem er sich nicht aktiv beteiligt hat. Schutzwürdig ist der Beklagte in einem solchen Fall zunächst dann, wenn das Verfahren mangelhaft eingeleitet worden ist. Deshalb wird im Halbsatz 1 vorgesehen, daß die Anerkennung zu versagen ist, wenn die den Rechtsstreit einleitende Ladung oder Verfügung dem Beklagten nicht ordnungsmäßig zugestellt worden ist. Die Frage, ob die Zustellung ordnungsmäßig bewirkt worden ist, beurteilt sich nach dem Recht des Urteilsstaates, zu dem nicht nur das innerstaatliche Recht, sondern auch das internationale Recht aus Staatsverträgen gehört, so das Haager Abkommen über den Zivilprozeß. Ist die Zustellung ordnungsmäßig bewirkt, so kann davon ausgegangen werden, daß der Beklagte von der Einleitung des Verfahrens Kenntnis erlangt und so Gelegenheit gehabt hat, seine Rechte wahrzunehmen. Immerhin sind Fälle denkbar, in denen trotz Einhaltung der Zustellungsvorschriften der Beklagte die zuzustellenden Schriftstücke entweder überhaupt nicht oder nicht rechtzeitig erhalten hat. Für diese Ausnahmefälle eröffnet der Halbsatz 2 dem Beklagten in Anlehnung an Artikel 2 Nr. 2 des zur Zeichnung aufgelegten Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern (ebenso auch Artikel 5 Nr. 1 des Haager Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit kraft Parteivereinbarung bei zwischenstaatlichen Kaufverträgen über bewegliche Sachen) die Möglichkeit, den ent(307)

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sprechenden Nachweis zu führen. Diese Schutzvorschrift wird vor allem dann Bedeutung gewinnen, wenn die Zustellung an den Beklagten nach deutschem Recht öffentlich (§§ 203 ff. ZPO) oder nach belgischem Recht im Wege der remise au parquet (Artikel 69 bls Nr. 3 des Code de procédure civile) bewirkt worden ist. Die Bestimmung des Absatzes 1 Nr. 2 ist nicht auf Versäumnisurteile im engeren Sinne beschränkt; sie gilt vielmehr auch für die Fälle, in denen bei Nichterscheinen des Beklagten eine einseitige Verhandlung stattfindet, die als streitige Verhandlung gilt (so im deutschen Eheprozeß nach §618 Abs. 4 ZPO). Die Anerkennung setzt, wie sich aus Absatz 1 Nr. 3 ergibt, voraus, daß für die Gerichte des Staates, in dessen Gebiet die Entscheidung ergangen ist, eine Zuständigkeit gegeben ist, die von dem anderen Staat beachtet wird. Diese internationale Zuständigkeit ist in dem Abkommen selbst festgelegt (Art. 3 und 4). Es wird hierbei an bestimmte Gerichtsstände angeknüpft. Diese Gerichtsstände haben indes nur Bedeutung für die Anerkennung; durch sie wird jedoch nicht zwischenstaatlich die Zuständigkeit der Gerichte für die Klagen festgelegt. Das Abkommen ist somit dem System, das dem belgisch-französischen Vertrag vom 8. Juli 1899 und dem belgisch-niederländischen Vertrag vom 28. März 1925 zugrunde liegt, nicht gefolgt. In Absatz 2 wird hervorgehoben, daß es keinen Versagungsgrund bildet, wenn das erkennende Gericht seine Entscheidung auf andere Rechtsvorschriften gestützt hat, als sie nach dem internationalen Privatrecht des Anerkennungsstaates anzuwenden gewesen wären. Anderenfalls käme es zu einer sachlichen Nachprüfung des Urteils, die durch das Abkommen gerade ausgeschlossen werden soll. Es wird aber für bestimmte personenrechtliche Fragen, die eigene Staatsangehörige des Anerkennungsstaates betreffen und auf denen die Entscheidung beruht, eine Ausnahme gemacht. Sie rechtfertigt sich aus dem Grundsatz, daß die Staaten sich die Entscheidung über Statusfragen ihrer eigenen Staatsangehörigen vorbehalten (vgl. § 328 Abs. 1 Nr. 3 ZPO). Jedoch bestehen keine Bedenken, eine Entscheidung anzuerkennen, in der Statusfragen eines Staatsangehörigen des Anerkennungsstaates zwar nicht nach dem Recht beurteilt worden sind, das nach dem internationalen Privatrecht des Anerkennungsstaates zugrunde zu legen wäre, wenn aber das Ergebnis trotz der verschiedenen Betrachtungsweise dasselbe ist. Zu Artikel 3 In Artikel 3 sind für alle Rechtsstreitigkeiten mit Ausnahme gewisser nichtvermögensrechtlicher Streitigkeiten, für die in Artikel 4 besondere Vorschriften enthalten sind, die Gerichtsstände festgelegt, die für die Anerkennung Bedeutung haben. Der Katalog ist möglichst weit gefaßt; er enthält alle Gerichtsstände, die beiden Rechtsordnungen entweder gemeinsam sind oder für die sich wenigstens in beiden Rechtsordnungenverwandte Regelungen finden. Die Erwägungen, die zu der Festlegung der Gerichtsstände im einzelnen geführt haben, sind in dem gemeinsamen Bericht der Delegationen enthalten. In diesem Bericht finden sich auch rechtsvergleichende Hinweise, welche die Anwendung des Abkommens erleichtern können. Insoweit kann auf den Bericht Bezug genommen werden (unten S. (320) ff.). Ergänzend ist lediglich folgendes zu bemerken: Eine Gerichtsstandsvereinbarung nach Absatz 1 Nr. 2 wird nur dann anerkannt, wenn wenigstens eine der Parteien eine Erklärung schriftlich abgegeben und die andere sie — sei es ausdrücklich oder stillschweigend - angenommen hat oder wenn eine Partei eine mündlich getroffene Vereinbarung schriftlich bestätigt und die andere Partei dieser Bestätigung nicht widersprochen hat. Diese sogenannte „halbe Schriftlichkeit" schließt Gerichtsstandsvereinbarungen, die nur mündlich geschlossen und nicht schriftlich bestätigt worden sind, aus. Durch diese Regelung sollen insbesondere die Beweisschwierigkeiten vermieden werden, die sich bei einer nur mündlich getroffenen Vereinbarung ergeben könnten, wenn der Beweis allein durch Zeugen geführt werden müßte. In Absatz 1 Nr. 10 ist der nur dem belgischen Recht bekannte Gerichtsstand der Klage auf Gewährleistung (compétence de l'action en garantie, Art. 37 Abs. 2 des Gesetzes vom 25. März 1876 und Art. 181 des Code de procédure civile) festgelegt. In diesem Gerichtsstand kann nach belgischem Recht der beklagte Verkäufer, der seinerseits einen Gewährleii tungsanspruch gegen seinen Lieferanten hat, diesen vor dem Gericht auf Schadloshaltung verklagen, bei dem bereits die Klage des Käufers gegen den Verkäufer anhängig ist. Der Gerichtsstand der „demande en garantie" scheidet jedoch für die Anerkennung aus, wenn in dem erwähnten Fall für Streitigkeiten zwischen dem beklagten Verkäufer und dem Lieferanten ein anderer Gerichtsstand vereinbart worden ist. Diese Gerichtsstandsvereinbarung muß sich jedoch ausdrücklich auch auf Gewährleistungsansprüche beziehen. Sie muß ferner die Voraussetzungen des Absatzes 1 Nr. 2 letzter Halbsatz erfüllen. Belgische Urteile, die unter den erwähnten Voraussetzungen im Gerichtsstand der „demande en garantie" ergangen sind, werden in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt. Ein genaues Gegenstück findet sich im deutschen Recht nicht. Den Belangen, die nach belgischem Recht durch die „demande en garantie" gewahrt werden, wird im deutschen Recht durch die Streitverkündung und die Interventionswirkungen Rolf A. Schütze

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(§§ 7 2 , 7 4 , 6 8 Z P O ) Rechnung getragen. D a die Interventionswirkungen eines deutschen Urteils, wie zu Artikel 1 ausgeführt, in Belgien anerkannt werden, bestehen keine Bedenken, ein belgisches Urteil, das im Gerichtsstand der „demande en garantie" ergangen ist, in Deutschland anzuerkennen. Nach Absatz 2 kann eine ausländische Entscheidung, selbst wenn sie in einem der in Absatz 1 aufgeführten Gerichtsstände ergangen ist, nicht anerkannt werden, sofern der Anerkennungsstaat f ü r die Angelegenheit eine ausschließliche Zuständigkeit seiner Gerichte in Anspruch nimmt. Nach belgischem Recht ist die ausschließliche Zuständigkeit der belgischen Gerichte in Versicherungssachen nach Artikel 43 bis des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876 sowie für gewisse Klagen auf dem Gebiete des Gesellschaftsrechts (Artikel 195 des Code de commerce) gegeben. Aus dem deutschen Recht kommt hier hauptsächlich der ausschließliche Gerichtsstand für dingliche Klagen (§ 24 Z P O ) in Frage. Die beiden Vertragsstaaten werden Ubersichten austauschen, um die Anwendbarkeit des Abkommens zu erleichtern. Zu Artikel 4 Dieser Artikel sieht f ü r bestimmte Streitigkeiten nichtvermögensrechtlicher Art eine besondere Zuständigkeit im Sinne des Artikels 2 Abs. 1 Nr. 3 vor. Es handelt sich um Eheund Familienstandssachen sowie um andere Statusangelegenheiten. Darunter fallen insbesondere die Ehesachen (Klagen auf Scheidung, Aufhebung oder Nichtigkeit einer Ehe, auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens einer Ehe, auf Herstellung des ehelichen Lebens), die Rechtsstreitigkeiten, welche die Feststellung der Rechtsverhältnisse zwischen Eltern und Kindern zum Gegenstand haben, und sonstige Abstammungsklagen. Die Anwendung des Artikels 4 setzt voraus, daß mindestens ein Verfahrensbeteiligter Angehöriger eines der beiden Vertragsstaaten war. Die Zuständigkeit des Urteilsstaates wird anerkannt, wenn der Beklagte entweder die Staatsangehörigkeit des Urteilsstaates besitzt oder wenn er dort seinen Wohnsitz oder Aufenthalt hat. Diese Voraussetzungen müssen z. Zt. der Einleitung des Verfahrens vorgelegen haben. Für Ehesachen sieht Absatz 2 eine Erweiterung vor. Hier wird die Zuständigkeit der Gerichte des Urteilsstaates f ü r den Fall, daß eine der beiden Parteien im Zeitpunkt der Klageerhebung die Staatsangehörigkeit eines der Vertragsstaaten besessen hat, auch dann anerkannt, wenn die Ehegatten ihren letzten gemeinsamen Aufenthalt im Urteilsstaat gehabt haben und der Kläger bei der Einleitung des Verfahrens seinen gewöhnlichen Aufenthalt in dem Urteilsstaat gehabt hat. Durch diese Bestimmung werden Schwierigkeiten vermieden, die sich z. B. im folgenden Fall ergeben könnten: Ein belgischer Ehemann, der seinen Wohnsitz in Belgien hat, erhebt vor einem belgischen Gericht die Klage auf Ehescheidung gegen seine Ehefrau deutscher Staatsangehörigkeit, die in die Bundesrepublik Deutschland zurückgekehrt ist. Nach belgischem Recht ist die Zuständigkeit des belgischen Gerichts gegeben, weil die Ehefrau trotz der Trennung noch den Wohnsitz des Ehemannes teilt. Das in Belgien ergehende Urteil würde in der Bundesrepublik Deutschland nicht anzuerkennen sein, wenn es bei der Regelung des Absatzes 1 allein belassen worden wäre, weil die Ehefrau nach dem deutschen verfassungsrechtlichen Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau (Artikel 3 des Grundgesetzes) einen eigenen Wohnsitz begründet hat. Ein solches Urteil wird jedoch nunmehr nach Absatz 2 anzuerkennen sein, weil es unter den dort geregelten Voraussetzungen auf den Wohnsitz der beklagten Partei nicht ankommt. Durch Artikel 4 wird es nicht ausgeschlossen, daß Entscheidungen auf den hier erwähnten Sachgebieten über das Abkommen hinaus anerkannt werden, wenn das innerstaatliche Recht der Vertragsstaaten weitergeht. Zu Artikel 5 Dem Wesen und Zweck der Anerkennung entspricht es, daß eine Entscheidung des Urteilsstaates im Anerkennungsstaat grundsätzlich nicht nachgeprüft wird. Dies wird in Absatz 1 Satz 1 mittelbar und in Absatz 2 nochmals ausdrücklich hervorgehoben. Soweit aber dem Gericht oder der Behörde des Anerkennungsstaates gerade zum Zwecke der Anerkennung ein eigenes Prüfungsrecht eingeräumt werden muß, erhebt sich die Frage, in welchem Umfange ihm dieses Recht zustehen soll. Sie wird durch Absatz 1 gelöst. Nach ihm darf das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates grundsätzlich in eigener Zuständigkeit prüfen, ob die Voraussetzungen der Anerkennung nach Artikel 2 gegeben sind. Dieses Prüfungsrecht muß uneingeschränkt bestehen, wenn es sich darum handelt festzustellen, ob die Anerkennung der öffentlichen O r d n u n g des Anerkennungsstaates zuwiderlaufen würde (Artikel 2 Abs. 1 Nr. 1). Bei dem hohen Rechtsgut, das hier berührt oder verletzt werden kann, ist irgendeine Bindung des Gerichts oder der Behörde des Anerkennungsstaates an die Entscheidung des Urteilsstaates nicht vertretbar; vielmehr muß die Freiheit bestehen, auch in tatsächlicher Hinsicht neue Feststellungen zu treffen. Ebenso liegt es bei dem Tatbestand des Artikels 2 Abs. 1 Nr. 2, der wegen gewisser Mängel bei der Zustellung der einleitenden Ladung oder Verfügung zu einer Versagung der Anerkennung (309)

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führen kann. Der Schutz, der hier dem Beklagten gewährt werden soll, würde verlorengehen, wollte man das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates bei der Prüfung irgendwie beschränken. Anders liegt es dagegen bei der Prüfung, ob die internationale Zuständigkeit als Voraussetzung für die Anerkennung gegeben ist (Artikel 2 Abs. 1 Nr. 3). Das gegenseitige Vertrauen zur Rechtspflege in den beiden Vertragsstaaten und die Wahrung des Rechtsfriedens im Interesse der Parteien gebieten es, das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates in der Frage der Zuständigkeit an die tatsächlichen Feststellungen des Gerichts des Urteilsstaates zu binden. Um für die Praxis jeden Zweifel auszuschließen, wird diese Bindung in Absatz 1 Satz 2 ausdrücklich festgelegt, zumal da das Abkommen in dieser Frage einen anderen Weg einschlägt, als er in Artikel 5 Satz 1 des deutsch-schweizerischen Vollstreckungsabkommens und in Artikel 5 Abs. 1 des deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommens vorgesehen ist.

Zweiter Titel Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen (Artikels

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Der Zweite Titel regelt die näheren Voraussetzungen, unter denen eine Entscheidung, die in dem einen Vertragsstaat ergangen ist, in dem anderen Vertragsstaat zur Vollstreckung zugelassen werden kann. Es wird so die Möglichkeit eröffnet, daß die Entscheidungen der Gerichte der beiden Vertragstaaten in beiden Staatsgebieten gleichmäßig durchgesetzt werden können. Darin liegt ein Fortschritt, in dem die Hauptbedeutung des Abkommens zu sehen ist. Zu Artikel 6 Bei Urteilen, die zu ihrer Durchsetzung der Vollstreckung bedürfen, kann es nicht bei der Anerkennung, die im Ersten Titel geregelt ist, allein verbleiben. Es muß vielmehr auch der Weg für eine Vollstreckung in dem anderen Vertragsstaat eröffnet werden. Dies geschieht im deutschen Recht durch die Vollstreckbarerklärung und im belgischen Recht durch die Erteilung des Exequatur. Beide Institute sind wesensgleich, mögen sie auch in der verfahrensmäßigen Ausgestaltung nicht völlig übereinstimmen. Durch die Vollstreckbarerklärung oder durch das Exequatur wird der ausländischen Entscheidung die ihr für das Inland noch fehlende Vollstreckungswirkung beigelegt. Hierfür ist es eine unerläßliche Voraussetzung, daß die Entscheidung in dem Urteilsstaat selbst vollstreckbar ist. Dies ist in Absatz 1 ausdrücklich klargestellt. Urteile zur Vollstreckung in dem anderen Vertragsstaat zuzulassen, die in dem Urteilsstaat selbst keine Vollstreckungskraft äußern, verbietet sich von selbst. Andererseits wird für die Vollstreckbarerklärung ebenso wie bei der Anerkennung nicht gefordert, daß die Entscheidung schon rechtskräftig ist. Es genügt vielmehr, wie sich aus Absatz 2 ergibt, daß sie vorläufig vollstreckbar ist. Hierin liegt für die Bundesrepublik Deutschland gegenüber dem System der Vollstreckungsabkommen, die sie bisher abgeschlossen hat, eine wesentliche Neuerung, wie bereits zu Artikel 1 hervorgehoben worden ist. Weiterhin aber setzt die Vollstreckbarerklärung voraus, daß die Entscheidung in dem Vollstreckungsstaat auch anerkannt werden kann. Entscheidungen, die einer Anerkennung aus einem allgemeinen oder aus einem besonderen Grunde nicht fähig sind, bleiben von der Vollstreckbarerklärung naturgemäß ausgeschlossen, weil eine Vollstreckbarerklärung ohne Anerkennung der Entscheidung nicht denkbar ist. Zu den Entscheidungen, die einer Anerkennung und Vollstreckung fähig sind, gehören auch, wie bereits bei Artikel 1 ausgeführt ist, die einstweiligen Verfügungen und die einstweiligen Anordnungen, die auf eine Geldleistung lauten (Artikel 1 Abs. 1 Satz 2, Artikel 6). Zu Artikel 7 Das Verfahren der Vollstreckbarerklärung richtet sich, wie es dem Grundsatz des internationalen Zivilprozeßrechts entspricht, nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. Sinn und Zweck des Abkommens erfordern ein beschleunigtes Verfahren. Deshalb werden beide Vertragsstaaten ihr Verfahren, das im allgemeinen eingreift, wenn keine staatsvertragliche Bindung vorliegt, den Erfordernissen dieses Abkommens anpassen. Die Bundesrepublik Deutschland übernimmt hierzu in Abschnitt I des Zusatzprotokolls die Verpflichtung, das Verfahren der Vollstreckbarerklärung, wie es bisher schon in Ausführung von Vollstreckungsabkommen geschehen ist (vgl. die Verordnungen zur Ausführung des deutsch-schweizerischen und des deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommens vom 23. August 1930 und 18. Mai 1937 — Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1209 und Reichsgesetzbl. 1937 II S. 143—), in Anlehnung an die Vorschriften auszugestalRolf A. Schutze

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ten, die für die Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche maßgebend sind (§§1044, 1042 ff. ZPO). Damit wird das zeitraubende Klageverfahren nach den §§ 722, 723 Z P O ausgeschlossen. Die nähere Regelung ist in dem Ausführungsgesetz enthalten, das gleichzeitig mit dem Abkommen in Kraft treten soll. Für Belgien wird die Anpassung sogleich in dem Abkommen selbst vollzogen, wie sich aus Abschnitt I des Zusatzprotokolls ergibt. Danach wird in dem Exequaturverfahren, für das im ersten Rechtszug das Tribunal de première instance zuständig ist (Artikel 10 Abs. 1 des Gesetzes vom 25. März 1876), der Einspruch (oppositon), der sonst nach den Artikeln 157, 158 des Code de procédure civile gegeben wäre, zur Beschleunigung ausgeschlossen. Die Entscheidung des Gerichts erster Instanz kann deshalb nur mit der Berufung angefochten werden. Die Frist zur Einlegung der Berufung gegen die Entscheidung des Gerichts erster Instanz, die nach Artikel 443 des Code de procédure civile zwei Monate beträgt, wird auf 28 Tage herabgesetzt. Zu Artikel8 Der Antrag auf Vollstreckbarerklärung kann von der berechtigten Partei bei dem zuständigen Gericht des Vollstreckungsstaates unmittelbar gestellt werden. Damit wird der umständlichere konsularische oder diplomatische Weg vermieden. Die Befugnis zur Antragstellung ergibt sich bei deutschen Entscheidungen aus der Vollstreckungsklausel (§725 ZPO). Bei Entscheidungen belgischer Gerichte wird der Antragsteller seine Befugnis in erster Linie aus der Entscheidung selbst und gegebenenfalls mit Hilfe weiterer Nachweise belegen können. Zu Artikel 9 In dieser Bestimmung wird festgelegt, welche Unterlagen der Antragsteller im Verfahren der Vollstreckbarerklärung beizubringen hat. Um dem Gericht die Möglichkeit der Nachprüfung zu geben, ob der Vollstreckbarerklärung Versagungsgründe entgegenstehen, wird verlangt, daß eine vollständige Ausfertigung der Entscheidung beigebracht wird (Nummer 1). Damit ist eine abgekürzte Ausfertigung, wie sie nach § 313 Abs. 3, § 317 Abs. 4 Z P O für Versäumnis- oder Anerkenntnisurteile zugelassen ist, nach dem Abkommen ausgeschlossen. Deshalb sieht das deutsche Ausführungsgesetz vor, daß solche Urteile, bei denen eine Vollstreckung in Belgien in Betracht kommt, entweder sogleich bei ihrem Erlaß oder nachträglich mit Tatbestand und Entscheidungsgründen versehen werden. Ebenso wird in dem Ausführungsgesetz Vorsorge getroffen, daß einstweiligen Verfügungen und einstweiligen Anordnungen eine Begründung beigegeben wird. Die Bescheinigung der Vollstreckbarkeit (Nummer 4) ist bei deutschen Urteilen in der Vollstreckungsklausel nach § 725 Z P O zu sehen. Bei belgischen Urteilen wird dem Erfordernis der Nummer 4 durch die formule exécutoire nach Artikel 146 des Code de procédure civile in Verbindung mit der Königlichen Verordnung vom 17. Juli 1951 genügt. Nach Nummer 5 hat der Gläubiger bei Urteilen, die nur gegen Sicherheitsleistung vollstreckbar sind, nachzuweisen, daß er die Sicherheit geleistet hat. Dieser Nachweis wird regelmäßig durch Urkunden geführt werden können. Die Art und Weise der Sicherheit bestimmt sich nach dem Recht des Urteilsstaates. Sie wird sich regelmäßig aus der Entscheidung selbst ergeben. In Nummer 6 ist die Beglaubigung der erforderlichen Ubersetzungen in die Sprache des Vollstreckungsstaates dadurch erleichtert worden, daß die diplomatischen oder konsularischen Vertreter, Ubersetzer oder Dolmetscher in jedem der beiden Staaten hierzu befugt sind. Hervorzuheben ist, daß für die urkundlichen Unterlagen eine Legalisation nicht gefordert wird. Zu Artikel 10 Das Gericht hat im Verfahren der Vollstreckbarerklärung zu prüfen, ob die Voraussetzungen für die Anerkennung gegeben sind. Hierbei hat es sich im Rahmen des Artikels 2 zu halten. Eine sachliche Nachprüfung der Entscheidung, die für vollstreckbar erklärt werden soll, ist nicht zulässig (Absatz 1). Das Gericht hat ferner zu prüfen, ob die formellen Voraussetzungen des Artikels 9 erfüllt sind. Durch Absatz 2 soll der Schuldner vor Nachteilen geschützt werden, die sich bei einer Vollstreckung nur vorläufig vollstreckbarer Entscheidungen unter Umständen ergeben könnten. Deshalb wird für den Fall, daß der Schuldner im Urteilsstaat gegen die vorläufig vollstreckbare Entscheidung einen ordentlichen Rechtsbehelf eingelegt hat, dem Gericht des Vollstreckungsstaates die Befugnis eingeräumt, das Verfahren der Vollstreckbarerklärung auszusetzen (Abs. 2 Satz 1). Das Gericht hat nach freiem Ermessen zu entscheiden. Es wird dabei die Interessen des Gläubigers und des Schuldners gegeneinander abwägen. Als ordent(311)

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liehe Rechtsbehelfe kommen in Frage: auf deutscher Seite der Einspruch ( S S 338, 700 Z P O ) , die Berufung (§§511 ff. Z P O ) , die Revision ( S S 545 ff. ZPO) und der Widerspruch ( S S 936, 924 Z P O ) ; auf belgischer Seite die opposition (Artikel 157, 158 des Code de procédure civile) und der appel (Artikel 443 ff. des Code de procédure civile). Der Schuldner soll auch für den Fall geschützt werden, daß die Frist für den Rechtsbehelf noch läuft und er sich noch nicht dazu entschlossen hat, einen Rechtsbehelf einzulegen. Bei dieser Lage kann das Gericht des Vollstreckungsstaates nach seinem Ermessen die Entscheidung über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung zurückstellen und dem Schuldner eine Frist bestimmen, innerhalb deren er nachweisen kann, daß er von dem Rechtsbehelf Gebrauch gemacht hat (Abs. 2 Satz 2). Ist die Zwangsvollstreckung aus der Entscheidung, die für vollstreckbar erklärt werden soll, im Urteilsstaat einstweilen einzustellen, so kann dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung, das die Zwangsvollstrekkung im Vollstreckungsstaat vorbereitet, nicht Fortgang gegeben werden. Deshalb sieht Absatz 3 für diese Fälle die Aussetzung des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung vor. Sache des Schuldners ist es, nachzuweisen, daß die Zwangsvollstreckung im Urteilsstaat derzeit gegen ihn nicht betrieben werden kann. Er kann hierzu z. B. die Ausfertigung einer gerichtlichen Anordnung vorlegen, aus der sich ergibt, daß die Zwangsvollstreckung ohne weiteres einzustellen sei. Hängt die Einstellung noch von weiteren Voraussetzungen, z. B. von einer Sicherheitsleistung des Schuldners, ab (vgl. § 713 Abs. 2 ZPO), so hat der Schuldner nachzuweisen, daß diese Voraussetzungen erfüllt sind. Zu Artikel 11 Diese Bestimmung eröffnet die Möglichkeit, die Vollstreckbarerklärung nur hinsichtlich eines Teils des Gegenstandes der Verurteilung auszusprechen. Ein solches Teilexequatur ist in der Regel von einem Antrag des Gläubigers abhängig. Von Amts wegen darf es nur unter bestimmten Voraussetzungen erteilt werden. Nach Satz 1 kann die Vollstreckbarerklärung auf einen Teil des Gegenstandes der Verurteilung beschränkt werden, wenn die Entscheidung über mehrere Ansprüche ergangen ist (Klagenhäufung) und das mit der Vollstreckbarerklärung befaßte Gericht feststellt, daß bei einem der mehreren Ansprüche die Anerkennung — z.B. wegen Verstoßes gegen den ordre public — zu versagen ist. Wenn eine Entscheidung über einen einheitlichen, aber teilbaren Anspruch — z. B. auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme — Gegenstand der Vollstreckbarerklärung sein soll, kann ein Teilexequatur nur auf Antrag des Gläubigers erlassen werden. In einem solchen Falle verbietet sich die Beschränkung der Vollstreckbarerklärung auf einen Teil des Gegenstandes der Verurteilung von Amts wegen deshalb, weil ein solches Vorgehen zu einer — unzulässigen — sachlichen Nachprüfung führen könnte. Das Gericht des Vollstreckungsstaates muß die Entscheidung über einen einheitlichen, aber teilbaren Anspruch entweder in ihrer Gesamtheit für vollstreckbar erklären oder aber die Vollstreckung insgesamt ablehnen, wenn nicht der Gläubiger seinen Antrag auf Vollstreckbarerklärung von sich aus auf einen Teil des Anspruchs beschränkt. Zu Artikel 12 Da die Entscheidungen des anderen Vertragsstaates nach der Anerkennung wie eigene Entscheidungen behandelt werden, wird dafür gesorgt, daß diese Gleichstellung in jeder Hinsicht gesichert ist. Deshalb ist vorgesehen, daß von dem Gericht des Vollstreckungsstaates neben der Vollstreckbarerklärung noch besondere Maßnahmen angeordnet werden können, die etwa zur Durchsetzung einer Entscheidung notwendig sind. So kann z. B. eine Veröffentlichung, wie sie in Artikel 1036 des Code de procédure civile vorgesehen ist, angeordnetwerden.

Dritter Titel Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden (Artikel 13 und 14) Dieser Titel regelt die Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen, Schiedsvergleichen und öffentlichen Urkunden. Zu Artikel 13 Nach diesem Artikel ist die Vollstreckbarerklärung eines Schiedsspruchs ebenso wie nach dem belgischfranzösischen Vollstreckungsabkommen vom S.Juli 1899 (Artikel 15) und dem belgisch-niederländischen Vollstreckungsabkommen vom 28. März 1925 (Artikel 15) davon abhängig, daß er zuvor in dem anderen Rolf A. Schütze

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Vertragsstaat f ü r vollstreckbar erklärt worden ist. Nachdem bereits ein gerichtliches Verfahren über die Vollstreckbarerklärung durchgeführt ist, kann sich das Gericht des Vollstreckungsstaates auf die P r ü f u n g beschränken, ob die Anerkennung des Schiedsspruchs dem ordre public des Vollstreckungsstaates zuwiderlaufen würde. D a ß die vorgelegte Ausfertigung des Schiedsspruches die f ü r die Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen erfüllen muß (Abs. 1), hat daneben nur eine rein formelle Bedeutung. In Absatz 2 sind die schiedsrichterlichen Vergleiche (§ 1044 a Z P O ) , die dem belgischen Recht nicht bekannt sind, ausdrücklich als Titel, die unter das Abkommen fallen, genannt. Die in Absatz 3 enthaltene Vorschrift über die Zuständigkeit der Gerichte, an die der Antrag auf Vollstreckbarerklärung zu richten ist, dient nur der Klarstellung. Sie entspricht der in beiden Vertragsstaaten bereits bestehenden Rechtslage (vgl. f ü r das deutsche Recht §§ 1046, 1047, 1045 Abs. 1 Z P O und f ü r das belgische Recht Artikel 1020 des Code de procédure civile). Das Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst richtet sich in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Grundsatz des internationalen Zivilprozeßrechts nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. Darauf wird in Absatz 4 entsprechend dem f ü r die Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen maßgebenden Artikel 7 zur Klarstellung hingewiesen. Maßgebend sind danach im deutschen Recht § 1044 Abs. 1 und 3, §§ 1042 a bis d Z P O und nach belgischem Recht die Artikel 1020 ff. des Code de procédure civile mit den Änderungen, die sich aus Abschnitt I des Zusatzprotokolls zu diesem Abkommen ergeben. Artikel 13 trägt keinen ausschließlichen Charakter. Auf Grund des Artikels 16, der Abkommen f ü r besondere Rechtsgebiete unberührt läßt, ist vielmehr f ü r den Gläubiger wahlweise die Möglichkeit gegeben, die Vollstreckbarerklärung eines Schiedsspruchs nach dem Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 zu beantragen. Umgekehrt läßt es auch Artikel 5 des Genfer Abkommens zu, das Verfahren nach dem vorliegenden Abkommen zu betreiben. Für Schiedsvergleiche besteht diese Wahlmöglichkeit jedoch nicht, weil sie nicht in das Genfer Abkommen einbezogen sind. Auch wenn die Vollstreckbarerklärung nach dem Genfer Abkommen nachgesucht wird, ist zu beachten, daß nach der Praxis belgischer Gerichte die vorherige Vollstreckbarerklärung in dem anderen Vertragsstaat gefordert wird. Von den Gerichten in der Bundesrepublik Deutschland wird umgekehrt ein solches Verlangen auf Grund des § 1044 Abs. 1 Z P O nicht gestellt. Z« Artikel 14 Durch das Abkommen soll erreicht werden, daß möglichst alle vollstreckbaren Titel, die im zwischenstaatlichen Rechtsverkehr Bedeutung haben können, gegenseitig anerkannt und vollstreckt werden. Deshalb werden außer den gerichtlichen Entscheidungen, deren Vollstreckbarerklärung in den Artikeln 6 ff. geregelt ist, und den Schiedssprüchen oder Schiedsvergleichen, f ü r die Artikel 13 gilt, auch die öffentlichen Urkunden einbezogen, sofern sie in dem Staat, in dem sie errichtet sind, vollstreckbar sind. Nach deutschem Recht kommen hierfür u. a. die in § 794 Abs. 1 Nr. 5 Z P O erwähnten vollstreckbaren Urkunden, die vor einem Gericht oder vor einem Notar errichtet sind, sowie die von den Jugendämtern aufgenommenen Verpflichtungserklärungen über den Unterhalt eines unehelichen Kindes (§ 1708 BGB) in Betracht. Aus dem belgischen Recht sind die vollstreckbaren Urkunden, die von Notaren (Artikel 19 des Gesetzes über das Notariat vom 16. März 1803 und Artikel 547 des Code de procédure civile) oder von öffentlichen Behörden (Artikel 1317 des Code civil) aufgenommen worden sind, zu erwähnen. Die gerichtlichen Vergleiche des deutschen Rechts (§ 794 Abs. 1 Nr. 1 Z P O ) sind in diesem Zusammenhang im Absatz 1 Satz 2 besonders aufgeführt, weil das belgische Recht Titel über Vergleiche der Prozeßparteien in dieser Form nicht kennt. Die Gegenseitigkeit ist jedoch auch in dieser Hinsicht dadurch gegeben, daß der inhaltlich gleiche Titel des belgischen Rechts in Gestalt eines Urteils (jugement de donné acte) in der Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 6 f ü r vollstreckbar zu erklären ist. Wie bei den Schiedssprüchen und Schiedsvergleichen (Artikel 13) hat das Gericht des Vollstreckungsstaates nach Absatz 2 in formeller Hinsicht lediglich zu prüfen, ob die Ausfertigung der öffentlichen Urkunde nach ihrem Heimatrecht die f ü r ihre Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. Auch hier ist wie bei allen anderen Titeln (Artikel 6 Abs. 1, Artikel 10 in Verbindung mit Artikel 2 Abs. 1 Nr. 1, Artikel 13 Abs. 1 und 2) vorgesehen, daß die Vollstreckbarerklärung in der Sache versagt werden kann, wenn sie der öffentlichen Ordnung des Vollstreckungsstaates zuwiderlaufen würde.

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A Internationale Urteilsanerkennung Vierter Titel Einrede der Rechtshängigkeit (Artikeln)

Dieser Titel umfaßt nur einen einzigen Artikel, in dem die Rechtshängigkeit behandelt wird. Zu Artikel 13 Der Zweck des Abkommens, den Rechtsverkehr zu erleichtern, würde nicht erreicht werden, wenn es möglich wäre, daß unter denselben Parteien über denselben Gegenstand gleichzeitig oder nacheinander in jedem der beiden Vertragsstaaten je ein Prozeß geführt werden könnte. Würde eine solche Möglichkeit bestehen, so könnte dies dem Sinn und Zweck des Abkommens entgegen zur Folge haben, daß einander widersprechende Entscheidungen ergehen könnten. Ein solch unerwünschtes Ergebnis wird im nationalen Recht beider Vertragsstaaten dadurch ausgeschlossen, daß der zweite Prozeß im Hinblick auf die Rechtshängigkeit des ersten Prozesses verhindert werden kann (§ 263 Abs. 2 Nr. 1, § 274 Abs. 2 Nr. 4 Z P O , Artikel 37bis des Gesetzes vom 25. März 1876). Die Besonderheit des belgischen Rechts, daß die Grundlage für eine solche Einrede aus dem ersten Verfahren selbst nur hergeleitet werden kann, solange die erste Instanz noch nicht abgeschlossen ist, und daß nach Erlaß des Urteils erster Instanz in dem zweiten Prozeß die gleiche Wirkung durch die Berufung auf die autorité de la chose jugée (Artikel 1351 des Code civil) erreicht wird, ist bereits oben bei Artikel 1 erwähnt. Soweit das nationale Recht beider Vertragsstaaten in der Anknüpfung an die Prozeßlage in erster Instanz übereinstimmt, wird es durch Artikel 15 Abs. 1 auf die zwischenstaatliche Ebene ausgedehnt. Der Umstand, daß ein Prozeß in einem Vertragsstaat anhängig ist, schließt es aus, daß vor den Gerichten des anderen Vertragsstaates unter denselben Parteien wegen desselben Gegenstandes ein zweiter Prozeß eingeleitet werden kann. Die Einrede der Rechtshängigkeit in einem solchen Falle durchgreifen zu lassen, hat indes nur einen Sinn, wenn die Entscheidung, die vor dem zuerst angerufenen Gericht ergehen kann, in dem anderen Vertragsstaat anzuerkennen wäre. Andernfalls würde einer Partei das ihr zustehende Recht vorenthalten, das zweite Gericht, an das sie sich später ohnehin wenden dürfte, schon jetzt anzurufen. Ist der erste Prozeß bereits in erster Instanz mit einem endgültigen Urteil im Sinne des Artikels 1 Abs. 1 abgeschlossen, so werden die belgischen Gerichte, vor denen ein zweiter Prozeß unter denselben Parteien wegen desselben Gegenstandes anhängig gemacht wird, die Entscheidung aus den oben angeführten Gründen zwar nicht aus Artikel 15, wohl aber im Hinblick auf die Wirkung des nach Artikel 1 Abs. 1 anzuerkennenden Urteils des ersten Prozesses ablehnen. Die Gerichte in der Bundesrepublik Deutschland werden in einem entsprechenden Fall die Einrede der Rechtshängigkeit unmittelbar aus Artikel 15 Abs. 1 durchgreifen lassen. Durch Absatz 2 wird klargestellt, daß auch dann, wenn ein Hauptprozeß in einem Vertragsstaat schwebt, Sicherungsmaßnahmen in dem anderen Vertragsstaat getroffen werden können. Diese Möglichkeit hier etwa unter dem Gesichtspunkt der Rechtshängigkeit auszuschließen, würde sich schon deshalb nicht rechtfertigen lassen, weil es an der Identität des Streitgegenstandes fehlt.

Fünfter Titel Geltung des Abkommens (Artikel 16 und 17) Dieser Titel enthält Bestimmungen, die den Geltungsbereich des Abkommens abgrenzen. Zu Artikel 16 Wie bereits in der Einleitung ausgeführt ist, bestehen auf bestimmten Sachgebieten bereits Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Schuldtiteln. Diese Spezialabkommen, deren Vollstrekkungsteile eng mit den in ihnen getroffenen materiellrechtlichen Sonderregelungen zusammenhängen, sollen unberührt bleiben. Zu diesen Abkommen gehört z. B. auch das Abkommen über deutsche Auslandsschulden vom 27. Februar 1953 (vgl. Artikel 17 jenes Abkommens), das auch im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Belgien gilt (Bundesgesetzbl. 1954 IIS. 1012). Der Vorbehalt zugunsten von Sonderabkommen erstreckt sich auch auf künftige zwischenstaatliche Vereinbarungen, an denen beide Vertragsstaaten beteiligt sein werden. Rolf A. Schütze

I.M-t)

Deutsch-belgisches Abkommen 1958

I n t Z P R

Zu Artikel 17 Dem Abkommen soll keine rückwirkende Kraft beigemessen werden. Dies ist mit Rücksicht auf die Beteiligten geboten, die sich vor der Entstehung der Schuldtitel auf den Inhalt des Abkommens noch nicht haben einstellen können. Aus diesem Grunde soll es für die Abgrenzung des zeitlichen Anwendungsbereiches des Abkommens maßgebend sein, ob der Titel nach dem Inkrafttreten des Abkommens erlassen oder errichtet worden ist. Sechster Titel Schlußbestimmungen (Artikel 18 und 19) Dieser Titel enthält die Vorschriften über den räumlichen Geltungsbereich sowie über das Inkrafttreten und eine Kündigung des Abkommens. Zu Artikel 18 Das Abkommen gilt, was Belgien angeht, zunächst nur für das Mutterland. Es kann jedoch auf BelgischKongo und das Gebiet von Ruanda-Urundi durch einfachen Notenwechsel ausgedehnt werden. Zu Artikel 19 Das Abkommen tritt drei Monate nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft (Absatz 2). Dieser Zeitraum ist so gewählt worden, daß die beiderseitigen Rechtspflegeorgane und die Beteiligten sich auf die neue Rechtslage, die durch das Abkommen geschaffen wird, einstellen können. In Absatz 3 ist in den Vertragsstaaten das Recht der Kündigung vorbehalten. Wie sich aus der Schlußklausel ergibt, sind der deutsche und der französische Wortlaut gleichermaßen verbindlich. Zusatzprotokoll Zu Abschnitt /, der das Verfahren der Vollstreckbarerklärung betrifft, finden sich nähere Erläuterungen bei Artikel 7 und Artikel 13. Zu Abschnitt II ist folgendes zu bemerken: Da nach dem Abkommen auch vorläufig vollstreckbare Urteile anerkannt und vollstreckt werden, muß der Möglichkeit Rechnung getragen werden, daß ein Urteil, das in dem anderen Vertragsstaat bereits für vollstreckbar erklärt und vollstreckt ist, später in dem Urteilsstaat aufgehoben oder abgeändert wird. Der Schuldner muß in einem solchen Fall so behandelt werden, wie wenn aus einem Titel vollstreckt worden wäre, der seinen Ursprung allein im innerstaatlichen Recht gehabt hätte. In einem ausschließlich nach innerstaatlichem Recht zu beurteilenden Falle würden dem Schuldner, wenn die Vollstreckung in der Bundesrepublik Deutschland betrieben worden wäre, die Rechte aus § 717 Abs. 2 und 3 Z P O zustehen. In Belgien würden dem Schuldner durch die Rechtsprechung entwickelte Ausgleichs- und Schadenersatzansprüche zuerkannt (Braas : „Précis de procédure civile", 3. Aufl., Bd. II Nr. 945). Die gleiche Rechtslage soll bestehen, wenn auf Grund des Abkommens ein vorläufiges Urteil in einem anderen Vertragsstaat als dem Urteilsstaat vollstreckt worden ist. Wenn der Schuldner in dem Vollstrekkungsstaat seine Ansprüche wegen der vorzeitigen Vollstreckung durchgesetzt hat, muß es ihm möglich sein, dieses Urteil in dem Vertragsstaat, in dem das aufgehobene oder geänderte erste Urteil ergangen ist, gegen den ursprünglichen Kläger durchzusetzen. Diese Möglichkeit wird durch Abschnitt II des Zusatzprotokolls in der Weise sichergestellt, daß für die Klage auf Ausgleich oder Schadenersatz das Exequaturgericht als zuständig im Sinne des Artikels 2 Abs. 1 Nr. 3 anerkannt wird. Für die Zuständigkeit wird hier an die Vollstreckbarerklärung angeknüpft. Es ist zweckmäßig, daß über den erwähnten Anspruch des Schuldners gerade das Gericht erkennt, das für die Vollstreckbarerklärung zuständig war. Diese Zuständigkeitsregelung bedurfte einer besonderen staatsvertraglichen Festlegung, weil bei der umstrittenen Rechtsnatur der Ausgleichs- und Schadenersatzansprüche sonst nicht sichergestellt wäre, daß bereits einer der in Artikel 3 aufgezählten Gerichtsstände, etwa der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung oder des Quasidelikts (Artikel 3 Abs. 1 Nr. 6), eingreifen würde. Das Abkommen soll auch im Land Berlin gelten, wie sich aus den Noten ergibt, die anläßlich der Zeichnung des Abkommens am 30. Juni 1958 ausgetauscht worden sind. Diese Noten sind dem Abkommen beigefügt. (315)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung Anlage zur Denkschrift

Bericht der Unterhändler

Rapport des négociateurs

I. Allgemeine Bemerkungen

I. Remarques d'ordre général

Das Abkommen hat den Zweck, die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen zu regeln. Nach dem derzeitigen Stand können die Entscheidungen, die von den Gerichten der Bundesrepublik Deutschland in Zivil- oder Handelssachen erlassen worden sind, in Belgien vorbehaltlich einiger durch Abkommen geregelter Sondergebiete im allgemeinen nur nach einer sachlichen Nachprüfung anerkannt und f ü r vollstreckbar erklärt werden; das bedeutet, daß ein neues Verfahren eingeleitet werden muß. Dies ergibt sich aus Artikel 10 des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876, das den ersten Abschnitt des einleitenden Buchs der Zivilprozeßordnung enthält. Mit Rücksicht hierauf können belgische Urteile in der Bundesrepublik Deutschland weder anerkannt noch vollstreckt werden, weil die nach § 328 Abs. 1 Nr. 5 der deutschen Zivilprozeßordnung erforderliche Gegenseitigkeit nicht gegeben ist.

Cette Convention tend à régler la reconnaissance et l'exécution réciproque des décisions judiciaires et des sentences arbitrales en matière civile ou commerciale ainsi que des actes authentiques. Dans l'état actuel des choses, sous réserve de quelques matières spéciales réglées par Convention, les décisions judiciaires rendues en matière civile ou commerciale par les tribunaux de la République Fédérale ne peuvent, en général, être reconnues et recevoir force exécutoire en Belgique qu'après révision du fond de l'affaire, c'est-à-dire qu'un nouveau procès doit être engagé. Telle est, en effet, l'économie de l'article 10 de la loi belge du 25 mars 1876 contenant le Titre premier du Livre préliminaire du Code de procédure civile.

II. Erläuterungen zu den Artikeln

II. Commentaire des articles

De ce fait, les jugements belges ne peuvent être reconnus ni exécutés dans la République Fédérale d'Allemagne, la réciprocité exigée par le paragraphe 328, 1 er alinéa, n° 5 du Code de procédure civile allemand n'existant pas.

Article 1 er

Artikel 1 Artikel 1 enthält den Grundsatz, daß gerichtliche Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen gegenseitig anerkannt werden. Die Delegationen waren sich darüber einig, daß die Frage, ob eine Zivil- oder Handelssache vorliegt, sich nach dem Gegenstand der Entscheidung beurteilt, ohne Rücksicht darauf, welchem Gerichtszweig das Gericht angehört, das die Entscheidung erlassen hat. Für die Beurteilung ist das Recht des Staates maßgeblich, in dem die Entscheidung ergangen ist. Das Abkommen ist indes nur auf gerichtliche Entscheidungen anzuwenden. Damit sind Entscheidungen der Verwaltungsbehörden aus seinem Anwendungsbereich ausgeschlossen. 1. Der Anerkennung unterliegen nicht nur rechtskräftige Entscheidungen, sondern auch Entscheidungen, gegen die noch ordentliche Rechtsbehelfe zulässig sind, so in Belgien der Einspruch (Opposition) oder die Berufung (appel), in Deutschland der Einspruch, die Berufung oder die Revision und in besonderen Fällen die Beschwerde oder der Widerspruch. Diese Regelung stellt eine wichtige Neuerung gegenüber den Abkommen dar, die Deutschland bisher, u. a. mit der Schweiz und mit Italien, abgeschlossen hat; sie ist der Ausdruck gegenseitigen Vertrauens in die Rechtspflege beider Länder und bedeutet einen Fortschritt, weil sie es dem Gläubiger ermöglicht, seine Rechte möglichst schnell zur Anerkennung und Vollstreckung zu bringen.

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L'article 1 pose le principe de la reconnaissance réciproque des décisions judiciaires en matière civile et commerciale. Les délégations ont été d'accord pour reconnaître que les matières civile et commerciale se caractériseront par leur nature même, indépendamment du caractère de la juridiction qui a rendu la décision. Ce point est régi par le droit de l'Etat où la décision a été rendue. Par contre la Convention ne s'applique qu'aux décisions judiciaires. Sont donc exclues de son champ d'application, les décisions rendues par les autorités administratives. 1) La reconnaissance s'applique non seulement aux décisions passées en force de chose jugée, mais aussi aux décisions qui sont encore susceptibles d'être attaquées par les voies de recours ordinaires, c'est-à-dire en Belgique par l'opposition ou l'appel, en Allemagne par Einspruch (opposition), Berufung (appel) ou Revision (révision) et pour des matières spéciales par Beschwerde et Widerspruch. Cette dernière règle constitue une innovation importante au regard des Conventions précédemment conclues par l'Allemagne, notamment avec la Suisse et l'Italie; fondée sur la confiance réciproque entre tribunaux des deux pays, elle réalise un progrès en ce qu'elle permet au demandeur d'obtenir une reconnaissance et une exécution plus rapides de ses droits. La reconnaissance ne doit cependant intervenir que s'il s'agit d'une décision définitive, c'est-à-dire qui met fin à

Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches A b k o m m e n 1958 E i n e A n e r k e n n u n g k o m m t j e d o c h nur in B e t r a c h t , wenn es sich um eine endgültige Entscheidung handelt, d. h. um eine solche, die das V e r f a h r e n in der Instanz g a n z o d e r teilweise beendet, selbst wenn das G e r i c h t später in der S a c h e noch auf G r u n d eines Einspruches zu e r k e n n e n hätte o d e r die Entscheidung auf G r u n d einer neuen K l a g e geändert werden k ö n n t e (z. B. bei U n terhaltsansprüchen) 1 )- V o n der Anwendung des A b k o m m e n s sind also ausgeschlossen auf belgischer Seite die V o r - und Zwischenentscheidungen (les décisions d'avant-dire droit), d . h . die vorbereitenden, die Zwischenund die vorläufigen Entscheidungen (les décisions préparatoires, interlocutoires et provisoires), und auf deutscher Seite die Zwischenurteile (§§ 2 7 5 und 3 0 3 Z P O ) , die einstweiligen V e r f ü g u n g e n ( § 9 3 6 Z P O ) und die einstweiligen Anordnungen (§ 6 2 7 Z P O ) . J e d o c h wird bei einstweiligen M a ß n a h m e n eine Ausn a h m e zugunsten solcher Entscheidungen zugelassen, die auf die Zahlung eines Geldbetrages lauten. Diese A u s n a h m e rechtfertigt sich v o r allem im H i n b l i c k auf die Unterhaltssachen. E i n e entsprechende Bestimmung findet sich übrigens in Artikel 2 N r . 3 des auf der Achten T a g u n g der H a a g e r K o n f e r e n z für Internationales Privatrecht ausgearbeiteten U b e r e i n k o m m e n s über die A n e r k e n n u n g und V o l l s t r e c k u n g von Entscheidungen auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht g e g e n ü b e r Kindern. E s erschien z w e c k m ä ß i g , die W i r k u n g e n , die nach dem A b k o m m e n an die A n e r k e n n u n g geknüpft sind, n ä h e r festzulegen. N a c h Absatz 1 hat die A n e r k e n n u n g zur F o l g e , daß den gerichtlichen E n t s c h e i d u n g e n , die in einem der beiden S t a a t e n ergangen sind und die in dem anderen Staat geltend g e m a c h t w e r d e n , die W i r k u n g beigelegt wird, die ihnen in dem S t a a t , in dem sie ergangen sind, z u k o m m t . S o kann ein belgisches Urteil, gegen das noch ein R e c h t s b e h e l f zulässig ist, das aber in Belgien bereits bestimmte W i r k u n g e n (l'autorité de la chose jugée) äußert, vor den deutschen G e r i c h t e n geltend g e m a c h t werden und verhindern, daß w e g e n desselben Streitgegenstandes ein neuer P r o z e ß anhängig g e m a c h t wird. U m g e k e h r t wird deutschen U r t e i l e n , gegen die noch ein R e c h t s b e h e l f zulässig ist, in Belgien auf G r u n d der A n e r k e n n u n g die W i r k u n g beigelegt, daß der R e c h t s streit vor einem belgischen G e r i c h t nicht erneut anhängig g e m a c h t werden k a n n ; ebenso werden deutsche Urteile die Interventionswirkungen der §§ 6 8 und 7 4 der Zivilp r o z e ß o r d n u n g hinsichtlich eines Nebenintervenienten oder eines D r i t t e n , dem der Streit verkündet ist, in Belgien äußern. 2. In Absatz 2 ist ausdrücklich bestimmt, daß das A b k o m m e n auf Entscheidungen anzuwenden ist, die in einem Strafverfahren über einen Anspruch aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- o d e r Handelsrechts ergangen sind. D a m i t soll j e d e r Zweifel hinsichtlich der Auslegung ')

Z u den endgültigen U r t e i l e n g e h ö r e n die V o r b e h a l t s u r t e i l e n a c h den §§ 3 0 2 und 5 9 9 der deutschen Z i v i l p r o z e ß o r d n u n g und die G r u n d u r t e i l e n a c h § 3 0 4 desselben G e s e t z e s .

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l'instance, soit pour le tout, soit p o u r partie, devant le magistrat qui en est saisi, alors m ê m e que ce magistrat pourrait e n c o r e avoir à en connaître ultérieurement sur opposition ou que cette décision pourrait être modifiée à la suite d'une nouvelle action (par exemple, en matière de pension alimentaire) 1 ). S o n t d o n c exclues de l'application de la C o n v e n t i o n , du côté belge, les décisions d'avant-dire droit, c'est-à-dire, les décisions préparatoires, interlocutoires et provisoires, du c ô t é allemand, les jugements interlocutoires (Zwischenurteile, paragraphes 2 7 5 et 3 0 3 du C o d e de procédure civile), les jugements provisoires (einstweilige V e r f ü g u n g e n , paragraphe 9 3 6 du C o d e de procédure civile ou einstweilige A n o r d n u n g e n , p a r a g r a phe 6 2 7 du C o d e de procédure civile). T o u t e f o i s , en ce qui c o n c e r n e les décisions provisoires, une exception est faite en faveur des décisions c o n d a m nant au paiement d'une s o m m e d'argent. C e t t e exception se justifie surtout dans le domaine des obligations alimentaires. U n e disposition analogue se trouve d'ailleurs à l'article 2, 3° de la C o n v e n t i o n élaborée à la 8 e session de la C o n f é r e n c e de L a H a y e de D r o i t International Privé, sur la reconnaissance et l'exécution des décisions en matière d'obligations alimentaires envers les enfants. D ' a u t r e part, il a paru utile de préciser les effets que la Convention donnera à la reconnaissance. E n vertu du paragraphe 1 e r , la reconnaissance aura pour effet d'attribuer aux décisions judiciaires rendues dans l'un des deux pays et invoquées dans l'autre, l'autorité dont elles sont revêtues dans le pays où elles ont été rendues. Ainsi, un j u g e m e n t belge, quoique e n c o r e susceptible de voies de recours, mais ayant en Belgique l'autorité de la chose j u gée, pourra être invoqué devant les juridictions allemandes et e m p ê c h e r que la solution du litige soit remise en question. D e m ê m e , les jugements allemands, bien q u ' e n c o r e susceptibles de voies de recours, auront en Belgique, c o m m e effet, du fait de leur reconnaissance, que le litige ne pourra plus être remis en question devant une juridiction belge; ils produiront également leurs effets quant aux tiers intervenants ou appelés c o n f o r m é m e n t aux paragraphes 68 et 7 4 du C o d e de procédure civile. 2) Le paragraphe 2 stipule expressément que la C o n vention est applicable aux décisions rendues en matière civile et c o m m e r c i a l e par les juridictions répressives. C e t t e disposition a pour but d'éviter tout doute quant à l'interprétation de la Convention et n o t a m m e n t la controverse qui a surgi dans l'application de la Convention belgonéerlandaise du 28 mars 1 9 2 5 , la C o u r de Cassation des P a y s - B a s ayant décidé par arrêt du 16 mars 1931 ( N . V . 1 9 3 1 , p. 6 8 9 ) que les articles 11 et 12 ne c o n c e r n a i e n t pas les condamnations p r o n o n c é e s par le j u g e répressif en réparation du d o m m a g e causé à une partie civile. •) S o n t c o m p r i s dans les j u g e m e n t s définitifs, les V o r b e h a l t s urteile prévus p a r les p a r a g r a p h e s 3 0 2 et 5 9 9 du C o d e de p r o c é d u r e civile a l l e m a n d et les j u g e m e n t s sur le f o n d prévus p a r le p a r a g r a p h e 3 0 4 du m ê m e C o d e .

S t a n d : 1 . 8 . 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

des Abkommens und insbesondere eine Meinungsverschiedenheit ausgeschlossen werden, wie sie bei der Anwendung des belgisch-niederländischen Abkommens vom 28. März 1925 dadurch aufgetreten ist, daß der niederländische Oberste Gerichtshof durch Urteil vom 16. März 1931 ( N . V . 1931, S. 689) entschieden hat, die Artikel 11 und 12 seien auf strafgerichtliche Urteile, in denen zugleich einer Partei zivilrechtliche Schadenersatzansprüche zuerkannt worden sind, nicht anwendbar. 3. Das Abkommen erstreckt sich nach Absatz 3 sowohl auf Entscheidungen der freiwilligen als auch der streitigen Gerichtsbarkeit. Diese Bestimmung hat vor allem f ü r Ehescheidungen Bedeutung, die in Belgien auf Grund gegenseitigen Einverständnisses ausgesprochen werden können. Es ist jedoch erforderlich, daß diese Entscheidungen die Rechtsbeziehungen der Parteien endgültig regeln, wie bereits in den Erläuterungen zu Absatz 1 ausgeführt ist. Das Abkommen findet auch auf Vollstreckungsbefehle (§ 699 Z P O ) und insbesondere auf Kostenfestsetzungsbeschlüsse (§ 104 Z P O ) Anwendung, die auch dann als gerichtliche Entscheidungen im Sinne des Abkommens anzusehen sind, wenn sie von einem Urkundsbeamten der Geschäftsstelle erlassen sind, weil dieser im Namen des Gerichts tätig wird.

3) La Convention englobe, en vertu de son paragraphe 3, les décisions tant en matière gracieuse que contentieuse. Cette règle est importante notamment pour les divorces admis en Belgique, par consentement mutuel. Il faut néanmoins que ces décisions fixent les droits des parties de façon définitive, ainsi qu'il est exposé dans le commentaire du paragraphe 1 er . La Convention s'applique également aux mandats d'exécution (Vollstreckungsbefehl, paragraphe 699 du Code de procédure civile) et, notamment, aux décisions sur le montant des frais de procès (Festsetzung durch den Urkundsbeamten, paragraphe 104 du Code de procédure civile), décisions judiciares rendues par un greffier au nom du tribunal. 4) Le paragraphe 4 exclut de la Convention les décisions rendues en matière de faillite ou de concordat judiciare. Les délégations ont constaté, en effet, que ces questions délicates à régler sur le plan international, devraient faire l'objet d'un accord spécial.

4. Nach Absatz 4 fallen Entscheidungen, die in einem Konkurs- oder Vergleichsverfahren ergangen sind, nicht unter das Abkommen. Die Delegationen waren sich darüber einig, daß diese Fragen, deren Regelung auf internationaler Ebene schwierig ist, nur den Gegenstand eines besonderen Abkommens bilden könnten. Artikel 2

Article 2

Die Versagungsgründe, die in Artikel 2 vorgesehen sind, entsprechen erkennbar denen, die in Artikel 10 des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876 und in den von den beiden Staaten geschlossenen zweiseitigen Abkommen (Artikel 4 des deutsch-schweizerischen und des deutsch-italienischen Abkommens, Artikel 11 des belgisch-französischen und des belgisch-niederländischen Abkommens) enthalten sind. Hierbei steht die ordre public-Klausel im Vordergrund (Absatz 1 Nr. 1). Sie wird nur dann anzuwenden sein, wenn die Anerkennung wesentlichen Grundsätzen der öffentlichen O r d n u n g des Staates zuwiderlaufen würde, in dem die Anerkennung nachgesucht wird. In den Verhandlungen ist hervorgehoben worden, daß bei der Prüfung nicht darauf abzustellen ist, ob die Entscheidung selbst die öffentliche O r d n u n g verletzen, sondern darauf, ob ihre Anerkennung der öffentlichen O r d n u n g zuwiderlaufen würde.

L'énumération des causes de refus donnée à l'article 2 correspond sensiblement à celles qui figurent dans l'article 10 de la loi belge du 25 mars 1876 et dans les Conventions bilatérales conclues par les deux pays (article 4 des accords germano-suisse et germano-italien, article 11 des Conventions franco-belge et belgo-néerlandaise). La clause d'ordre public est ici mise au premier plan (paragraphe 1 er , 1°). Elle ne devra être invoquée que si la reconnaissance est contraire à des principes essentiels de l'ordre public de l'Etat où la reconnaissance est demandée. Il a été mis en relief au cours des négociations que l'examen devra avoir pour objet le point de savoir s'il serait porté atteinte à l'ordre public non par la décision elle-même, mais par sa reconnaissance. Le 1 er alinéa, 2°, s'étend assez longuement sur les droits de la défense en cas de procédure par défaut. Il faut tout d'abord que l'acte introductif d'instance ait été signifié au défendeur conformément à la législation de l'Etat où la décision a été rendue; cette législation comprend non seulement la loi interne, mais aussi les Conventions internationales. Il s'ensuit, notamment, que les

Absatz 1 Nr. 2 regelt eingehend die W a h r u n g der Rechte der unterlegenen Partei in dem Falle, daß sie säumigwar.

Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Es ist zunächst erforderlich, daß die den Rechtsstreit einleitende Ladung oder Verfügung dem Beklagten nach dem Recht des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, ordnungsmäßig zugestellt worden ist; zu dem Recht des Urteilsstaates gehört nicht nur dessen innerstaatliches Recht, sondern auch das zwischenstaatliche, das auf internationalen Ubereinkommen beruht. Daraus folgt insbesondere, daß gerichtliche Schriftstücke, die f ü r Personen in Belgien oder in der Bundesrepublik Deutschland bestimmt sind, gemäß dem Haager Abkommen über den Zivilprozeß, dem Belgien und die Bundesrepublik Deutschland angehören, übermittelt werden müssen. W a r der Aufenthalt des Beklagten zur Zeit der Einleitung des Verfahrens unbekannt, so ist, wie weiter hervorzuheben ist, eine Zustellung, die in Belgien gemäß Artikel 69 b,s Nr. 3 des Code de procédure civile und in der Bundesrepublik Deutschland gemäß § 203 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung bewirkt worden ist, als wirksam anzusehen. Die Ordnungsmäßigkeit der Ladung beurteilt sich in jedem Falle nach dem Recht des Urteilsstaates. Artikel 2 Abs. 1 Nr. 2 enthält jedoch einen bedeutsamen Zusatz: die Anerkennung darf nämlich versagt werden, wenn der Beklagte nachweist, ihm sei die Ladung oder Verfügung überhaupt nicht oder nicht so zeitig zugestellt worden, daß er sich habe verteidigen können. Für diesen Fall ist das anzuwendende Recht in dem Abkommen nicht näher bezeichnet; damit wird diese Frage der Entscheidung des Richters überlassen, bei dem die Anerkennung nachgesucht wird. Diese Schutzklausel lehnt sich an das belgisch-britische Abkommen [Artikel 3 (1) (b)] und an die Ubereinkommen an, die auf der Achten Tagung der Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht über die gerichtliche Zuständigkeit kraft Parteivereinbarung bei zwischenstaatlichen Kaufverträgen über bewegliche Sachen (Artikel 5 Nr. 1) und über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern (Artikel 2 Nr. 2) ausgearbeitet worden sind. Wie hinsichtlich deutscher Entscheidungen zu bemerken ist, darf Absatz 1 Nr. 2 nicht dahin ausgelegt werden, daß diese Bestimmung nur Versäumnisentscheidungen im eigentlichen Sinne beträfe, weil es im deutschen Recht vor allem in Ehesachen Verfahrensvorschriften gibt, nach denen bei Nichterscheinen des Beklagten ein Urteil ergehen kann, das als streitiges anzusehen ist; nach §618 Abs. 4 der Zivilprozeßordnung darf nämlich der deutsche Richter in einem solchen Fall kein Versäumnisurteil erlassen. Nach Absatz 1 Nr. 3 setzt die Anerkennung voraus, daß die Bestimmungen des Abkommens über die Zuständigkeit beachtet sind. Es handelt sich hier nicht, wie bei den Abkommen, die Belgien mit Frankreich und den Niederlanden geschlossen hat, um Bestimmungen über die Zuständigkeit, welche die Gerichte beider Staaten unabhängig von der Frage der Anerkennung und Vollstreckung zu beachten haben, sondern um Bestimmungen, die befolgt sein müs(319)

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actes judiciares destinés à des personnes se trouvant dans les pays contractants devront être transmis conformément aux dispositions de la Convention de La Haye relative à la procédure civile, à laquelle la Belgique et la République Fédérale d'Allemagne sont parties. Ensuite, lorsque le défendeur n'avait, au moment de l'introduction de l'instance, aucun domicile connu, sera considérée comme valable la signification, effectuée en Belgique, conformément à l'article 69 bls (3°) du Code de procédure civile et, dans la République Fédérale d'Allemagne, conformément au paragraphe 203, alinéa 1 er du Code de procédure civile. En effet, la régularité de la citation en justice doit s'apprécier d'après la loi du tribunal d'origine. Toutefois, l'article 2 paragraphe 1 er (2°) fixe une règle supplémentaire : la reconnaissance pourra être refusée si le défendeur prouve qu'il n'a pas reçu la convocation en justice ou que celle-ci ne lui est pas parvenue en temps utile pour y répondre. A cet égard, la Convention ne spécifie pas quelle est la loi applicable; il s'ensuit qu'il s'agit là d'une question soumise à l'appréciation du juge auquel la reconnaissance est demandée. Cette clause de protection s'inspire de la Convention anglo-belge, article 3 ( 1 ) (b), et des Conventions élaborées à la huitième session de la Conférence de La Haye de Droit International Privé sur la compétence du for contractuel en cas de vente à caractère international d'objets mobiliers corporels (article 5,1) et sur la reconnaissance et l'exécution en matière d'obligations alimentaires envers les enfants (article 2, 2).

Il convient de remarquer qu'en ce qui concerne les décisions judiciaires allemandes, la disposition du paragraphe 1,2°, ne doit pas être interprétée comme visant uniquement les décisions rendues par défaut au sens strict du mot, car il existe, en droit allemand, notamment en matière de mariage et de divorce des règles de procédure qui, en cas d'absence complète de comparution du défendeur donnent lieu à un jugement réputé contradictoire, le paragraphe 618, alinéa 4 du Code de procédure civile interdisant au magistrat allemand de prononcer dans ce cas un jugement par défaut. En vertu du paragraphe 1 er (3°), la reconnaissance est subordonnée au respect de règles de compétence inscrites dans la Convention. Il ne s'agit pas ici, comme dans les Conventions conclues par la Belgique avec la France et les Pays-Bas, de règles de compétence à observer par les tribunaux des deux pays, indépendamment de toute question de reconnaissance et d'exequatur, mais de règles qui doivent avoir été suivies pour que la reconnaissance et l'exequatur d'une décision doivent être accordés. La compétence des tribunaux de l'un des deux pays n'intervient donc qu'en fonction de la reconnaissance et de l'exequatur. En d'autres mots, les règles de compétence tracées par la Convention ne pourront être invoquées que devant le juge auquel la reconnaissance ou l'exequatur est demandé ; ce juge devra vérifier si la décision a été rendue

Stand: 1.8. 1979

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sen, damit die Anerkennung und Vollstreckbarerklärung einer Entscheidung gewährt werden kann. Die Zuständigkeit der Gerichte eines der beiden Staaten ist also nur für die Anerkennung und die Vollstreckbarerklärung von Bedeutung. Mit anderen Worten, die Gerichtsstände, die in dem Abkommen festgelegt sind, können nur vor dem Richter geltend gemacht werden, vor dem die Anerkennung oder Vollstreckbarerklärung nachgesucht wird; dieser Richter hat festzustellen, ob das Gericht, das die Entscheidung erlassen hat, im Sinne des Artikels 3 zuständig war. Artikel 2 Abs. 2 enthält in seinem ersten Satz eine Bestimmung, die der des Artikels 3 (2) des belgisch-britischen Abkommens vom 2. Mai 1934 entspricht: das angerufene Gericht darf die Anerkennung nicht allein deshalb versagen, weil das Gericht des Urteilsstaates sich bei der Entscheidung von Fragen des internationalen Privatrechts auf Rechtsvorschriften gestützt hat, die von denjenigen abweichen, die das Gericht des Anerkennungsstaates seinerseits angewandt haben würde. Man könnte sagen, dies sei selbstverständlich, weil es sich andernfalls um eine sachliche Nachprüfung handeln würde; aber man wollte klarstellen, daß die Anwendung anderer Rechtsvorschriften nur in den Fällen als Verstoß gegen den ordre public angesehen werden darf, die in dem folgenden Satz dieses Absatzes angeführt sind. Hierbei handelt es sich um Entscheidungen, die gewisse personenrechtliche Fragen hinsichtlich der Angehörigen des Staates betreffen, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird. Diese Ausnahme rechtfertigt sich aus dem Grundsatz, daß die Staaten sich die Entscheidung über Statusfragen ihrer eigenen Staatsangehörigen vorbehalten (vgl. § 3 2 8 Abs. 1 Nr. 3 der deutschen Zivilprozeßordnung und Artikel 3 des belgischen Zivilgesetzbuchs). Jedoch kann eine Entscheidung anerkannt werden, selbst wenn sie nicht auf die Rechtsvorschriften gestützt ist, die nach dem internationalen Privatrecht des Anerkennungsstaates anzuwenden gewesen wären, sofern sie nur zu demselben Ergebnis gelangt.

par un tribunal ayant une des compétences énumérées à l'article 3. Le paragraphe 2 de l'article 2 contient, dans sa première phrase, une disposition analogue à celle qui figure à l'article 3 (2) de la Convention belgo-britannique du 2 mai 1934: le tribunal requis ne pourra refuser la reconnaissance pour la seule raison que ce tribunal d'origine se serait, pour résoudre le problème de droit international privé qui lui était soumis, fondé sur des règles différentes de celles que ce tribunal requis aurait lui-même appliquées. O n pourrait dire que cela va de soi car il s'agirait d'un examen du fond de l'affaire; on a cependant voulu indiquer que le fait d'appliquer une loi autre ne peut être déclaré contraire à l'ordre public de l'Etat requis, que dans les cas prévus à la phrase suivante du même paragraphe. Ces cas sont ceux où les décisions tranchent certaines questions relatives au statut personnel de ressortissants de l'Etat où la décision est invoquée. Le principe selon lequel les Etats se réservent le droit de régir le statut personnel de leurs ressortissants justifie cette exception (Cfr. paragraphe 328, alinéa 1 e r , n° 3 du Code de procédure civile allemand et article 3 du Code civil belge). Cependant, si une telle décision, quoique non fondée sur la loi applicable selon le droit international privé de l'Etat où elle est invoquée, aboutit au même résultat, la reconnaissance devra être accordée.

Artikel 3

Article 3

Artikel 3 regelt die Zuständigkeit für alle Rechtsstreitigkeiten mit Ausnahme der Ehe- und Familienstandssachen und der Sachen, die sich auf die Rechts- oder Handlungsfähigkeit oder die gesetzliche Vertretung beziehen; für die letzteren Angelegenheiten sind die Zuständigkeiten in Artikel 4 festgelegt. In Absatz 1 sind die verschiedenen Gerichtsstände aufgezählt, die nach dem Abkommen anerkannt werden. Die Frage, ob die Zuständigkeit, die das Gericht des Urteilsstaates für sich in Anspruch genommen hat, eine solche ist, die in dem Abkommen festgelegt ist, beurteilt sich nach dem innerstaatlichen Recht und gegebenenfalls nach den Grundsätzen des internationalen Privatrechts des Urteilsstaates und nicht nach den innerstaatlichen Rechtssätzen oder den Grundsätzen des internationalen

L'article 3 règle la question de compétence dans tous les litiges autres que ceux relatifs à l'état ou à la capacité des personnes; pour ces derniers litiges, les règles de compétence sont tracées à l'article 4. Le paragraphe 1 " contient l'énumération des différents fors dont la compétence est reconnue aux termes de la Convention. La vérification du point de savoir si la compétence que le tribunal d'origine s'est attribuée, correspond aux fors énoncés dans la Convention, devra se faire sur base de la loi et éventuellement des règles de droit international privé du tribunal d'origine et non d'après la loi ou les règles de droit international privé qui seraient applicables au cas d'espèce par le tribunal de reconnaissance ou d'exécution.

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Privatrechts, die das Gericht des Anerkennungs- oder Vollstreckungsstaates im konkreten Fall anzuwenden haben würde. Diese Lösung ist geboten, um eine abweichende Beurteilung dieser Frage auszuschließen, die infolge der Unterschiede in den Rechtssystemen der beiden Vertragsstaaten eintreten könnte und die alsdann in Einzelfällen zu einer innerlich kaum zu rechtfertigenden Versagung der Anerkennung oder Vollstreckbarerklärung fuhren würde. Andererseits erleichtert diese Lösung dem ausländischen Richter die P r ü f u n g dadurch, daß er nur das Recht und die Rechtspraxis des Urteilsstaates zu berücksichtigen und daß er eine Übereinstimmung zwischen den beiden Rechten nicht festzustellen braucht. N u m m e r 1 betrifft den Gerichtsstand des Wohnsitzes oder des Aufenthalts. Diese Begriffe sind in dem Abkommen nicht näher erläutert. Sie beurteilen sich gemäß dem vorerwähnten Grundsatz nach dem Recht und der Rechtspraxis des Staates, in dem die Entscheidung erlassen ist. Der Aufenthalt ist, wie hervorzuheben ist, nur dann von Bedeutung, wenn der Beklagte nicht in dem Gebiet des anderen Vertragsstaates wohnhaft ist. So wird hinsichtlich eines Deutschen, der sich in Belgien aufhält, ein belgisches Gericht nicht als zuständig anerkannt werden, wenn er seinen Wohnsitz in Deutschland beibehalten hat. Nummer 2 behandelt die Gerichtsstandsvereinbarung. Die Delegationen waren bestrebt, einerseits den H a n delsbräuchen Rechnung zu tragen, andererseits aber solchen Gerichtsstandsklauseln die Wirkung zu nehmen, die unbemerkt in das Vertragsverhältnis eingeführt werden könnten. Deshalb werden Gerichtsstandsklauseln nur berücksichtigt, wenn sie vereinbart sind, d. h. zwischen den Parteien muß das Einverständnis hergestellt sein. Deshalb sind Klauseln, die auf Vordrucken f ü r Geschäftskorrespondenz oder auf Fakturen enthalten sind, ohne Bedeutung, wenn sie von der Partei, der sie entgegengehalten werden, nicht angenommen worden sind. Eine Gerichtsstandsvereinbarung ist dann als wirksam zustande gekommen anzusehen, wenn die Parteien sie entsprechend den Vorschriften getroffen haben, die sich an das auf der Achten Tagung der Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht ausgearbeitete Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit kraft Parteivereinbarung bei zwischenstaatlichen Kaufverträgen über bewegliche Sachen anlehnen: eine Gerichtsstandsvereinbarung wird nur dann als wirksam anerkannt, wenn mindestens eine der Parteien eine schriftliche Erklärung abgegeben oder eine mündliche Vereinbarung schriftlich bestätigt hat; im letzteren Falle ist es notwendig, daß die andere Partei der Bestätigung nicht widersprochen hat. Diese sogenannte „halbe Schriftlichkeit" schließt nur mündlich getroffene Vereinbarungen aus, die nur durch Zeugen bewiesen werden könnten. Die Ausnahmen, von denen in Nummer 2 die Rede ist, beziehen sich vor allem auf die Artikel 42, 43 bis und 43 ter des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876, in denen die (321)

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Cette solution semble la plus logique si on désire éviter des oppositions entre les systèmes légaux réglant la question dans les deux pays et dont l'application aboutirait parfois à des refus peu justifiés de reconnaissance ou d'exequatur. D'autre part, cette solution facilite l'examen par le juge étranger en ce sens que seuls le droit et la jurisprudence du pays d'origine devront être examinés et qu'il n'y aura pas lieu de rechercher une concordance entre les deux législations. Le 1° est relatif au for du domicile ou de la résidence. La Convention ne définit pas ces termes. Conformément au principe rappelé, leur sens est celui que leur attribuent la loi et la jurisprudence de l'Etat d'où émane la décision. A noter que la notion de résidence n'interviendra que lorsque le défendeur n'est pas domicilié sur le territoire de l'autre Etat contractant. Ainsi, un tribunal belge ne sera pas reconnu compétent à l'égard d'un Allemand résidant en Belgique, mais ayant conservé son domicile en Allemagne. Le 2° traite de la clause attributive de juridiction. Les délégués ont eu le souci de ne pas entraver les usages commerciaux tout en neutralisant cependant les effets des clauses qui risquent de passer inaperçues dans les contrats. C'est pourquoi ces clauses ne seront prises en considération que si elles font l'objet d'une convention, ce qui suppose un échange de consentement entre les parties. Seront donc sans effet les stipulations qui figurent sur les imprimés servant à la correspondance ou à l'établissement des factures et qui n'auraient pas été acceptées par la partie à laquelle elles sont opposées. O n reconnaîtra l'existence de la convention intervenue entre les parties d'après des règles inspirées de la Convention élaborée à la 8 e session de la Conférence de La Haye de Droit International Privé sur la compétence du for contractuel en cas de vente à caractère international d'objets mobiliers corporels: la clause attributive de juridiction ne doit être reconnue que si l'une au moins des parties a fait une déclaration écrite ou a confirmé par écrit une convention verbale; dans ce dernier cas, il faut que l'autre partie n'ait pas contesté la confirmation. Cette forme dite «semi-écrite» («halbe Schriftlichkeit») exclut les conventions purement orales dont la preuve ne pourrait être faite que par témoins. Les exceptions dont il est question au 2° se rapportent notamment aux articles 42, 43 bis et 43 ter de la loi belge du 25 mars 1876, relatifs aux ventes de semences et d'engrais, aux contrats d'assurances et aux ventes à tempérament, articles aux termes desquels toute convention antérieure à la naissance du litige et qui dérogerait aux fors qu'ils désignent serait nulle de plein droit. Entre en ligne de compte, quant au droit allemand, notamment la compétence exclusive en matière d'actions réelles (paragraphe 24 du Code de procédure civile). Le 5° ne correspond qu'en partie à l'article 42 de la loi belge du 25 mars 1876; alors que cet article laisse, en matière mobilière une option à la partie demanderesse entre le forum contractus (lieu où l'obligation a pris nais-

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gerichtliche Zuständigkeit bei Streitigkeiten aus dem Verkauf von Sämereien und Düngemitteln, aus Versicherungsverträgen und aus Abzahlungskäufen geregelt ist; nach diesen Artikeln ist jede Vereinbarung, die vor dem Entstehen der Rechtsstreitigkeiten getroffen und in der von den im Gesetz bezeichneten Gerichtsständen abgewichen wird, ohne weiteres nichtig. Aus dem deutschen Recht kommt vor allem die ausschließliche Zuständigkeitbei dinglichen Klagen in Betracht ($ 24 Z P O ) . Nummer 5 entspricht nur teilweise dem Artikel 42 des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876; während dieser Artikel dem Kläger bei Streitigkeiten über bewegliche Vermögen die Wahl läßt zwischen dem Gerichtsstand des Vertragsschlusses (Ort, an dem die Verpflichtung entstanden ist) und dem Gerichtsstand des Erfüllungsortes (Ort, an dem die Verpflichtung erfüllt werden soll oder erfüllt worden ist), gilt N u m m e r 5 nur f ü r Verträge oder Ansprüche aus Verträgen und sieht nur den Gerichtsstand des Erfüllungsortes vor. Diese Regelung beruht darauf, daß dem deutschen Recht nur dieser Gerichtsstand bekannt ist (§ 29 Z P O ) . Nummer 6 bezieht sich auf den Gerichtsstand der unerlaubten Handlung. Diesen allgemein anerkannten Gerichtsstand aufzunehmen ist um so mehr geboten, als das Abkommen auch f ü r strafgerichtliche Entscheidungen gilt, die über Ansprüche aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- oder Handelsrechts ergangen sind. Nummer 8 sieht f ü r Erbschaftsstreitigkeiten die Zuständigkeit der Gerichte des Staates vor, in dem der Verstorbene seinen letzten Wohnsitz gehabt hat, ohne Rücksicht darauf, ob zu dem Nachlaß bewegliche oder unbewegliche Sachen gehören. Die belgische Seite hatte gewisse Hemmungen, dieser Regelung zuzustimmen, weil nach Artikel 48 des Gesetzes vom 25. März 1876 Klagen in Erbschaftsstreitigkeiten in dem Fall, daß der Nachlaß im Ausland eröffnet wird und in Belgien belegenes Grundvermögen umfaßt, vor dem Gericht zu erheben sind, in dessen Bezirk das unbewegliche Vermögen belegen ist. Die in Nummer 8 enthaltene Regelung konnte jedoch einmal deshalb angenommen werden, weil das bewegliche und das unbewegliche Vermögen sich in den meisten Fällen in demselben Staat befinden werden. Weiter war man der Ansicht, daß in einem Fall, in dem in Deutschland ein Nachlaß mit in Belgien belegenem unbeweglichen Vermögen eröffnet worden ist und das deutsche Gericht über den Erbschaftsstreit erkennt, Artikel 48 keinen Grund f ü r die Versagung der Anerkennung bilden kann; die Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit unterliegen nämlich im allgemeinen nicht dem ordre public, und im übrigen ist die einheitliche Behandlung des Nachlasses einer sachdienlichen Entscheidung förderlich. Außerdem könnte f ü r den Fall, daß ein deutsches und ein belgisches Gericht mit der gleichen Erbschaftsstreitigkeit befaßt werden, und zwar ersteres wegen des gesamten Nachlasses und letzteres nur wegen des unbeweglichen Vermögens, unter Berufung auf Artikel 15 des

sance) et le forum solutionis (lieu où l'obligation doit être ou a été exécutée), ce 5° ne s'applique qu'à la matière contractuelle et ne retient que le forum solutionis. La raison en est que le droit allemand ne connaît que cette compétence (paragraphe 29 du Code de procédure civile). Le 6° retient le forum delicti commissi. Cette compétence, généralement admise, s'impose d'autant plus que la Convention est applicable aux décisions rendues en matière civile ou commerciale par les juridictions répressives. Le 8° admet, en matière successorale, la compétence des tribunaux du pays où le défunt a eu son dernier domicile, que la succession comprenne des biens mobiliers ou immobiliers. O n a éprouvé certaines hésitations du côté belge à accepter cette solution étant donné les termes de l'article 48 de la loi du 25 mars 1876, en vertu duquel, quand la succession est ouverte en pays étranger et comprend des immeubles situés en Belgique, les actions relatives à des litiges successoraux sont portés devant le juge de la situation des immeubles. Si le texte du 8° a été admis, c'est que, d'une part, dans la généralité des cas, les biens meubles et immeubles se trouveront dans le même pays. D'autre part, on a estimé que si, en cas de succession ouverte en Allemagne comprenant des immeubles situés en Belgique, le juge allemand se prononce sur le litige d'ordre successoral, l'article 48 ne peut constituer une cause de refus de reconnaissance; en effet, d'une part, les règles relatives à la compétence territoriale ne sont généralement pas d'ordre public et, d'autre part, la conception unitaire de la succession facilite la bonne administration de la justice. De plus, à supposer qu'une juridiction allemande et une juridiction belge soient saisies du même litige successoral, la première pour l'ensemble de la succession et la seconde pour les immeubles, l'article 15 de la Convention pourrait être appelé à trancher la question de litispendance. Le 9° retient le for de la situation des biens mais à titre subsidiaire seulement, c'est-à-dire à condition que le défendeur n'ait ni son domicile ni sa résidence habituelle sur le territoire de l'un des deux Etats contractants. En ce qui concerne le droit allemand, cette compétence correspond au paragraphe 23 du Code de procédure civile. D u côté belge, pareille compétence est, en droit interne, liée au cas de la saisie arrêt (article 52, 5° de la loi du 25 mars 1876). Le 10° vise les demandes reconventionnelles et les demandes en garantie. Alors que l'application de la Convention aux demandes reconventionnelles a été admise sans difficulté par la délégation allemande, celle-ci a éprouvé quelque hésitation à inclure dans la Convention les demandes en garantie. En droit belge, «on dénomme action en garantie celle qui est intentée par le défendeur à un procès contre un tiers, en vue d'être tenu indemne des conséquences de ce Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Abkommens die Einrede der Rechtshängigkeit geltend gemacht werden. Nummer 9 sieht den Gerichtsstand des Vermögens vor, jedoch nur hilfsweise, d. h. nur f ü r den Fall, daß der Beklagte weder seinen Wohnsitz noch seinen gewöhnlichen Aufenthalt in dem Gebiet eines der beiden Vertragsstaaten hatte. Dieser Gerichtsstand entspricht, soweit das deutsche Recht in Frage steht, dem des § 23 der Zivilprozeßordnung. Auf belgischer Seite ist eine solche innerstaatliche Zuständigkeit im Anschluß an eine einstweilige Maßnahme (saisie arrêt — Artikel 52 Nr. 5 des Gesetzes vom 25. März 1876) gegeben. N u m m e r 10 bezieht sich auf den Gerichtsstand f ü r Widerklagen und Gewährleistungsklagen (demandes en garantie). Während die deutsche Delegation der Regelung f ü r die Widerklagen ohne weiteres zustimmen konnte, hat sie bei den Gewährleistungsklagen (demandes en garantie) erst nach einigem Zögern zugestimmt, daß auch sie in das Abkommen einbezogen werden. Im belgischen Recht „bezeichnet man als Gewährleistungsklage diejenige, die der Beklagte in einem Rechtsstreit gegen einen Dritten erhebt, um sich f ü r den Fall des ungünstigen Ausgangs dieses Rechtsstreits schadlos zu halten. Ich habe eine Ware verkauft; ich werde wegen Nichterfüllung auf Schadenersatz verklagt. Die Ware sollte mir selbst von einem Dritten geliefert werden. Ich beziehe diesen in das Verfahren ein, um von ihm hinsichtlich des Schadenersatzes, zu dem ich verurteilt werden sollte, gedeckt und gesichert zu sein . . . Mit anderen W o r t e n : die Gewährleistung ist die Verpflichtung, die einer Person auferlegt wird, eine andere gegen eine Klage und gegen den ungünstigen Ausgang des Rechtsstreits zu schützen . . . Die Rückgriffsklage ist nur zulässig, wenn sie zu der Hauptklage in einem Abhängigkeits- oder Unterordnungsverhältnis steht" (Braas, Précis de procédure civile, Bd. I Nr. 709 ff.). Die einschlägige Regelung findet sich in Artikel 37 Abs. 2 des Gesetzes vom 25. März 1876 in der Fassung des Artikels 8 des Gesetzes vom 15. März 1932, wonach das mit einer Klage befaßte Gericht auch f ü r die Gewährleistungsklage zuständig ist, und in Artikel 181 des Code de procédure civile, der bestimmt, daß diejenigen, die auf Gewährleistung verklagt werden, vor dem Gericht Recht nehmen müssen, vor dem die Hauptklage anhängig ist. Die belgische Delegation hat besonderen Wert auf die Einbeziehung dieses Gerichtsstandes gelegt, weil er f ü r die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten von großer Bedeutung ist, mag auch der auf Gewährleistung verklagte Dritte durch ihn seinen allgemeinen Gerichtsstand verlieren. Die deutsche Delegation konnte sich mit dieser Regelung einverstanden erklären, nachdem ihr von belgischer Seite versichert worden war, daß die Interventionswirkungen deutscher Urteile nach den §§68, 74 der Zivilprozeßordnung hinsichtlich eines Nebenintervenienten (323)

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procès. J'ai vendu une marchandise; je suis assigné en dommages et intérêts pour défaut de livraison. La marchandise devait m'être fournie à moi-même par un tiers. J'appelle ce dernier à la cause, afin d'être couvert et garanti par lui quant aux dommages et intérêts qui seront mis à ma charge . . . » «En d'autres termes la garantie est l'obligation imposée à une personne d'en défendre une autre contre une action et contre les suites...» «Pour que l'action récursoire soit recevable, il faut évidemment qu'elle se rattache à l'action principale par un lien suffisant de dépendance ou de subordination.» (Braas, Précis de procédure Civile — T o m e I er , n°s 709 et suivants.) Le siège de la matière se trouve dans l'article 37, paragraphe 2 de la loi du 25 mars 1876 modifiée par l'article 8 de la loi du 15 mars 1932, en vertu duquel le tribunal saisi d'une action est compétent pour connaître de l'action en garantie et, dans l'article 181 du Code de procédure civile qui dispose que ceux qui seront assignés en garantie seront tenus de procéder devant le tribunal où la demande originaire sera pendante. La délégation belge a particulièrement insisté pour l'admission de cette compétence qui, si elle distrait de son juge naturel le tiers assigné en garantie, n'en offre pas moins un intérêt évident dans les relations commerciales entre les deux pays. La délégation allemande a pu marquer son accord après que des assurances lui aient été données, du côté belge, quant à la reconnaissance en Belgique des jugements rendus en Allemagne en ce qui concerne les effets à l'égard des tiers intervenants ou appelés conformément aux paragraphes 68 et 74 du Code de procédure civile et d'autre part, moyennant l'insertion de la seconde phrase du 10°. Q u a n t à la procédure qui, en Allemagne, correspond sensiblement à l'action en garantie prévue par la loi belge, elle se présente comme suit: le tiers peut intervenir volontairement dans le procès aux côtés du défendeur auquel il a vendu la marchandise (paragraphe 66 du Code de procédure civile), mais aucune décision n'intervient à son égard. Toutefois, le jugement rendu entre le demandeur (acheteur) au procès et le défendeur (vendeur) a autorité en ce sens que le bien-fondé du jugement ne pourra être contesté dans l'action ultérieure de ce défendeur contre le tiers (paragraphe 68 du Code de procédure civile); en Allemagne, le recours du défendeur doit faire l'objet d'un procès distinct. L'autorité d'un tel jugement devra être reconnue en Belgique dans l'hypothèse où le défendeur assignerait le tiers devant les tribunaux belges. Ce qui vient d'être exposé vise aussi le cas où le tiers n'interviendrait pas volontairement mais serait appelé en intervention par le défendeur (paragraphes 72 et 73 du Code de procédure civile). Que le tiers comparaisse ou non, le jugement concernant le demandeur et le défendeur aura autorité dans le

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oder eines Dritten, dem der Streit verkündet ist, anerkannt werden, und nachdem der zweite Satz in N u m mer 10 aufgenommen worden war. Das deutsche Verfahren, das der im belgischen Recht vorgesehenen Gewährleistungsklage am nächsten kommt, verläuft wie folgt: Der Dritte kann dem Beklagten, dem er die Ware verkauft hat, in dem Rechtsstreit von sich aus beitreten (§ 66 Z P O ) , aber es ergeht gegen den Dritten keine Entscheidung in der Sache. Jedoch äußert das Urteil, das zwischen dem Kläger (Käufer) und dem Beklagten (Verkäufer) ergeht, in dem Sinne Wirkungen, daß die tatsächlichen Feststellungen und die rechtliche Würdigung dieses Urteils in dem nachfolgenden Prozeß des Beklagten gegen den Dritten nicht angegriffen werden können (§68 Z P O ) ; in Deutschland kann der Beklagte Rückgriff nur in einem besonderen Verfahren nehmen. Die Wirkung eines solchen Urteils wird in Belgien anzuerkennen sein, wenn der Beklagte den Dritten vor einem belgischen Gericht verklagt. Die vorstehenden Ausführungen gelten auch f ü r den Fall, daß der Dritte dem Rechtsstreit nicht von sich aus, sondern erst auf die Streitverkündung des Beklagten beitritt (§§ 72 und 73 Z P O ) . Das Urteil, das in dem Prozeß zwischen dem Kläger und dem Beklagten ergeht, äußert Wirkungen auf den nachfolgenden Prozeß, den der Beklagte gegen den Dritten anstrengt, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob der Dritte auf die Streitverkündung beigetreten ist oder nicht (S 74 Z P O ) . Durch den zweiten Satz der N u m m e r 10 soll insbesondere vermieden werden, daß in Deutschland die Urteile anerkannt werden müßten, die in Belgien gegen eine Person ergangen sind, die in Deutschland ihren Wohnsitz hat und die auf Gewährleistung verklagt wird, wenn zwischen ihr und dem Gewährleistungskläger eine Vereinbarung dahin besteht, daß die deutschen Gerichte f ü r alle Streitigkeiten unter ausdrücklicher Einbeziehung des Falles der Gewährleistung zuständig sein sollen. Eine solche Vereinbarung muß selbstverständlich die Voraussetzungen des Artikels 3 Abs. 1 Nr. 2 erfüllen. Besteht ein V o r r a n g zwischen den beiden Gerichtsständen, dem vereinbarten Gerichtsstand und demjenigen, der für die Gewährleistungsklage besteht? Diese Frage ist nicht ohne praktische Bedeutung, wie folgender Fall zeigt: ein zur Gewährleistung Verpflichteter hat mit dem Berechtigten eine Gerichtsstandsvereinbarung zu seinen Gunsten getroffen; er wird vor das Gericht, das f ü r den Berechtigten zuständig ist, geladen; im Vertrauen auf die Gerichtsstandsvereinbarung läßt der Verpflichtete Versäumnisurteil gegen sich ergehen; muß er nun das Versäumnisurteil gegen sich gelten lassen? Die Delegationen waren einig, ein solches Ergebnis dadurch auszuschließen, daß der Gerichtsstandsvereinbarung der Vorrang eingeräumt wird, sofern sie sich auch auf die Gewährleistungsklage bezieht.

procès que le défendeur intentera ultérieurement au tiers (paragraphe 74 du Code de procédure civile). Quant à la seconde phrase du 10°, elle à pour but d'éviter que ne doivent être reconnus en Allemagne notamment les jugements rendus en Belgique contre une personne qui, domiciliée en Allemagne, est appelée en garantie, lorsqu'il existe entre cette personne et le garanti une convention attribuant compétence aux tribunaux allemands pour tout différend y compris expressément le cas d'appel en garantie. Pareille convention doit évidemment répondre aux conditions prévues au paragraphe 1 er , 2° de cet article 3. Existe-t-il ou non une priorité entre les deux compétences, celle attributive de juridiction et celle résultant de la demande en garantie? La question n'est pas sans intérêt pratique car, à supposer qu'il ait conclu en sa faveur une clause attributive de juridiction, le garant appelé à comparaître devant la juridiction du garanti et qui, fort de la clause attributive, se laisserait condamner par défaut, ne risquerait-il pas de se voir opposer le jugement rendu ? En accordant la priorité à la clause attributive de juridiction lorsqu'elle couvre également l'appel en garantie, les délégués ont entendu rencontrer la situation. Le paragraphe 2 de l'article 3 vise le cas où, d'après le droit de l'Etat où la décision est invoquée, une juridiction est exclusivement compétente pour connaître de l'action qui a donné lieu à cette décision. Dans une telle hypothèse, la compétence de la juridiction d'origine ne devra pas être reconnue. Il n'a pas échappé aux négociateurs que cette clause peut donner lieu à objection comme étant de nature à troubler la sécurité de la Convention. Il leur a toutefois paru qu'il valait mieux résoudre le problème afin d'éclairer les parties et d'éviter que la reconnaissance puisse être refusée par le moyen tiré de l'ordre public. Il a été convenu que les deux Etats se feront connaître dans la mesure où ils intéressent l'application de la Convention, les cas où, selon leur loi, il y a juridiction exclusive et les modifications qui pourraient survenir, en cette matière, dans leur législation après l'entrée en vigueur de la Convention. Il a été reconnu qu'il faut tenir compte des juridictions exclusives existant au moment de la reconnaissance et non seulement de celles existant à la date de l'entrée en vigueur de la Convention. En Belgique, les règles de la compétence territoriale ou ratione loci, par opposition à celles de la compétence d'attribution ou ratione materiae, ne sont, en principe, pas d'ordre public. Ce n'est qu'exceptionnellement que la compétence territoriale revêt un caractère rigoureux. «Tel est le cas en matière de rectification d'actes de l'état civil (article 99 du Code civil) en matière d'accidents du travail (article 24 des lois sur la réparation des accidents du travail coordonnées par Arrêté royal du 28 septembre 1931)» (V. Braas opus cité: T . I, n° 752), en ma-

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Artikel 3 Abs. 2 betrifft den Fall, daß nach dem Recht des Staates, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird, f ü r die Streitigkeit, die zu dieser Entscheidung geführt hat, ein ausschließlicher Gerichtsstand begründet war. In einem solchen Fall braucht die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates nicht anerkannt zu werden. Es ist den Unterhändlern nicht entgangen, daß gegen diese Regelung der Einwand erhoben werden kann, sie sei geeignet, den Zweck des Abkommens zu beeinträchtigen. Nach ihrer Ansicht war es jedoch vorzuziehen, das Problem zu lösen, um den Parteien Klarheit zu geben und um zu vermeiden, daß die Anerkennung auf Grund des ordre public versagt werden könnte. Die beiden Staaten werden sich, wie vereinbart ist, die Fälle, in denen nach ihrem Recht eine ausschließliche Zuständigkeit besteht, und etwaige Änderungen, die in dieser Hinsicht in ihren Rechtsvorschriften nach dem Inkrafttreten des Abkommens eintreten, einander mitteilen, sofern diese Vorgänge f ü r die Anwendung des Abkommens Bedeutung haben. Man war sich darüber einig, daß die ausschließlichen Gerichtsstände zu berücksichtigen sind, die im Zeitpunkt der Anerkennung der Entscheidung gegeben sind, und nicht nur diejenigen, die bei Inkrafttreten des Abkommens bestehen. In Belgien unterliegen die Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit im Gegensatz zu denen über die sachliche Zuständigkeit grundsätzlich nicht dem ordre public. N u r ausnahmsweise hat die örtliche Zuständigkeit zwingenden Charakter. „Dies ist der Fall bei der Berichtigung von Personenstandsurkunden (Artikel 99 des Code civil), bei Arbeitsunfällen (Artikel 24 der Gesetze über die Entschädigung bei Arbeitsunfällen in der Fassung der Bekanntmachung der Königlichen Verordnung vom 28. September 1931)" (siehe Braas, aaO, Bd. I Nr. 752), bei Pachtverträgen (Artikel 42 bis des belgischen Gesetzes vom 25. März 1876). In der Bundesrepublik Deutschland ist ein ausschließlicher Gerichtsstand begründet: bei dinglichen Klagen (§24 Z P O ) ; bei Klagen auf Anfechtung oder Nichtigkeit eines Beschlusses der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft (§§ 199 und 201 des Aktiengesetzes vom 30. Januar 1937); bei der Klage auf Anfechtung eines Beschlusses der Generalversammlung einer Genossenschaft (§51 Abs. 3 des Genossenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889); bei der Klage auf Auflösung einer Gesellschaft mit beschränkter H a f t u n g (§61 Abs. 3 des GmbH-Gesetzes vom 20. April 1892); bei den Klagen auf Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb (§ 24 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vom 7. Juni 1909); bei zivilrechtlichen Streitigkeiten auf Grund des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen vom 27. Juli 1957 (§96 dieses Gesetzes); 1325)

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tière de bail à ferme (article 42 de la loi belge du 25 mars 1876). Dans la République Fédérale d'Allemagne, la juridiction est exclusive : — pour les actions réelles (paragraphe 24 du Code de procédure civile), — pour les actions en contestation ou en nullité d'une décision de l'assemblée principale d'une société par actions (paragraphes 199, 201 de la loi du 30 janvier 1937 sur les sociétés par actions et les sociétés en commandite par actions), — pour l'action en contestation d'une décision de l'assemblée générale d'une société coopérative (paragraphe 51, alinéa 3 de la loi du 1 er mai 1889 concernant les sociétés coopératives et économats), — pour l'action en dissolution d'une société à responsabilité limitée (paragraphe 61, alinéa 3 de la loi du 20 avril 1892 sur les sociétés à responsabilité limitée), — pour les actions fondées sur la loi sur la concurrence déloyale (paragraphe 24 de la loi du 7 juin 1909 sur la concurrence déloyale), — pour conflits de droit en matière civile sur base de la loi du 27 juillet 1957, concernant les restrictions de concurrence (paragraphe 96 de cette loi), — pour les actions en matière de travail (paragraphes 2 et suivants de la loi du 3 septembre 1953 sur les tribunaux en matière de travail).

Stand: 1.8. 1979

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bei arbeitsgerichtlichen Streitigkeiten (§§2 ff. des Arbeitsgerichtsgesetzes vom 3. September 1953). Artikel 4

Article 4

In diesem Artikel sind die Vorschriften über die Zuständigkeit in Angelegenheiten enthalten, die den Eheoder Familienstand, die Rechts- oder Handlungsfähigkeit oder die gesetzliche Vertretung betreffen. Diese Vorschriften gelten nur f ü r den Fall, daß mindestens eine der Parteien einem der Vertragsstaaten angehört. Die Entscheidungen in Sachen der Staatsangehörigen dritter Staaten sind in Anbetracht dessen nicht einbezogen worden, daß bei den Staaten, die durch den Rechtsstreit berührt werden können, mit einer unterschiedlichen Regelung des internationalen Privatrechts zu rechnen ist. Artikel 4 Abs. 1 bezieht sich auf alle Angelegenheiten, die den Ehe- oder Familienstand und die Rechts- oder Handlungsfähigkeit betreffen (Eheschließung, Scheidung, Trennung von Tisch und Bett, Abstammung, Vaterschaft, Volljährigkeit, Entmündigung, Annahme an Kindes Statt, Vormundschaft usw.). Folgende Zuständigkeiten werden anerkannt: 1. die Zuständigkeit der Gerichte des Staates, dessen Staatsangehörigkeit der Beklagte zur Zeit der Klageerhebung besaß; in diesem Fall ist es ohne Bedeutung, wo der Beklagte seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte; 2. die Zuständigkeit der Gerichte des Staates, in dessen Gebiet der Beklagte seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte; in diesem Fall ist es ohne Bedeutung, welche Staatsangehörigkeit der Beklagte besaß, sofern nur der Kläger die Staatsangehörigkeit eines der beiden Staaten besaß. In Absatz 2 wird f ü r Ehesachen ein weiterer Gerichtsstand vorgesehen. Diese Bestimmung soll den Schwierigkeiten begegnen, die sich aus Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau ergeben könnten. Die deutsche Frau hat nämlich nicht nur das Recht, einen eigenen Wohnsitz zu begründen, sondern sie behält auch bei der Eheschließung mit einem Ausländer grundsätzlich ihre Staatsangehörigkeit bei. Dagegen teilt die Ehefrau nach dem geltenden belgischen Recht (Artikel 108 des Code civil) den Wohnsitz ihres Ehemannes; ferner ist in Artikel 4 der Königlichen Verordnung vom 14. Dezember 1932 zur Vereinheitlichung der Gesetze über den Erwerb, den Verlust und die Wiedererlangung der Staatsangehörigkeit vorgesehen, daß die Ausländerin, die einen Belgier heiratet, grundsätzlich die Staatsangehörigkeit des Ehemannes erwirbt.

Cet article trace les règles de compétence en matière d'état et de capacité. Il s'agit de règles ne visant que le cas où une au moins des parties au procès est ressortissante d l'un des Etats contractants. Les décisions concernant les ressortissants d'Etats tiers ont été exclues étant donné les divergences entre le droit international privé des Etats qui peuvent être intéressés au litige. Le paragraphe 1 er de l'article 4 s'applique à toutes les matières touchant à l'état et à la capacité (mariage, divorce, séparation de corps, filiation, paternité, majorité, interdiction, adoption, tutelle etc.). Seront reconnues: 1° la compétence des tribunaux de l'Etat dont le défendeur, au moment de l'introduction de l'instance, possédait le nationalité; dans ce cas, quel que soit le lieu du domicile ou de la résidence habituelle de ce défendeur; 2° la compétence des tribunaux de l'Etat sur le territoire duquel le défendeur avait son domicile ou sa résidence habituelle ; dans ce cas, quelle que soit la nationalité du défendeur pour autant que le demandeur ait la nationalité de l'un des deux Etats. Le paragraphe 2 prévoit un for supplémentaire pour la matière du mariage, du divorce ou de la séparation de corps seulement. Cette disposition est destinée à rencontrer les difficultés qui pourraient résulter de l'article 3 de la Constitution de la République Fédérale, qui consacre le principe de l'égalité des sexes. C'est ainsi que la femme allemande non seulement a le droit d'avoir un domicile propre, mais encore conserve, en principe, sa nationalité en cas de mariage avec un étranger. Par contre, dans l'état actuel du droit belge, d'une part, l'article 108 du Code civil dispose que la femme mariée n'a point d'autre domicile que celui de son mari et, d'autre part, l'article 4 de l'Arrêté royal du 14 décembre 1932, portant coordination des lois sur l'acquisition, la perte et le recouvrement de la nationalité, prévoit que l'étrangère qui épouse un Belge suit, en principe, la condition du mari.

Daraus folgt, daß Absatz 1, der das innerstaatliche Recht und den Wohnsitz f ü r maßgeblich erklärt, bei gemischten Ehen zwischen belgischen und deutschen Staatsangehörigen zu Schwierigkeiten führen könnte. Nach Absatz 1 würde die Zuständigkeit eines belgi-

Il s'ensuit que le paragraphe 1 er , fondé sur la loi nationale et le domicile, pouvait prêter à contestation notamment en cas de mariages mixtes entre ressortissants belges et allemands. Selon ce paragraphe 1 er , la compétence d'une juridiction belge statuant en matière de divorce entre un ressortissant belge et une ressortissante allemande, n'aurait été reconnue que si le ressortissant belge était le défendeur ou que, dans le cas où la ressortissante allemande était défenderesse, elle avait eu son domicile ou sa résidence habituelle en Belgique au moment de l'introduction de l'instance.

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 sehen Gerichts, das über eine Klage auf Scheidung einer Ehe eines belgischen Staatsangehörigen und einer deutschen Staatsangehörigen entschieden hat, nur anzuerkennen sein, wenn der belgische Staatsangehörige der Beklagte gewesen wäre oder wenn die deutsche Staatsangehörige, falls sie die Beklagte gewesen wäre, zur Zeit der Klageerhebung ihren Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Belgien gehabt hätte. Nach der Regelung des Absatzes 2 wird die Zuständigkeit des belgischen Gerichts in dem angeführten Beispiel darüber hinaus anerkannt, jedoch nur unter zwei Voraussetzungen;

D'après le système introduit par le paragraphe 2, la compétence du tribunal belge dans l'exemple cité, sera également reconnue mais à deux conditions: 1° les époux doivent avoir eu leur dernière résidence commune en Belgique; 2° le demandeur doit avoir eu sa résidence habituelle en Belgique au moment de l'introduction de l'instance.

1. die Eheleute müssen ihren letzten gemeinsamen Aufenthalt in Belgien gehabt haben; 2. der Kläger muß zur Zeit der Klageerhebung seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Belgien gehabt haben. Article 5

Artikel 5 Zur Erörterung stand die Frage, ob in das Abkommen eine Bestimmung des Inhalts aufgenommen werden solle, daß die Gerichte des Anerkennungsstaates bei der Prüfung, ob die erforderlichen Voraussetzungen f ü r die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates vorlagen, an die tatsächlichen Feststellungen, auf Grund deren dieses Gericht seine Zuständigkeit f ü r gegeben angesehen hat, nicht gebunden sein sollten (dies ist in Artikel 5 Satz 1 des deutsch-schweizerischen Abkommens und in Artikel 5 Abs. 1 des deutsch-italienischen Abkommens vorgesehen). Beide Delegationen befürchteten, daß eine solche Regelung böswillige Schuldner veranlassen könnte, vor dem Gericht des Anerkennungsstaates die Frage der Zuständigkeit, die bereits vor dem Gericht des Urteilsstaates Gegenstand der Verhandlung gewesen ist, erneut aufzuwerfen, und daß solchen Schuldnern damit ein Mittel in die H a n d gegeben würde, die Anerkennung und möglicherweise die Vollstreckbarerklärung hinauszuzögern. Nach dem Abkommen ist das Gericht, vor dem die Anerkennung geltend gemacht wird, an die tatsächlichen Feststellungen gebunden. Ist z. B. das Bestehen einer Gerichtsstandsvereinbarung vor einem belgischen Gericht bestritten, von diesem aber festgestellt worden, daß eine solche Vereinbarung vorliegt, so kann das Bestreiten vor dem deutschen Gericht, das über die Anerkennung der belgischen Entscheidung zu befinden hat, nicht wiederholt werden. Die Lösung, auf die sich die Delegationen geeinigt haben, soll in dieser Frage dem Abkommen die größtmögliche Wirkung verleihen; sie beruht auf dem gegenseitigen Vertrauen, das die Grundlage des Abkommens bildet.

La question s'est posée de savoir s'il y avait lieu d'introduire dans la Convention une clause selon laquelle les tribunaux devant lesquels la reconnaissance est invoquée ne sont pas liés, lors de l'examen des règles de compétence exigées du tribunal d'origine, par les constatations de fait sur lesquelles ce tribunal s'est fondé pour établir sa compétence. (Tel est le cas prévu par l'article 5, l i r e phrase de l'Accord germano-suisse et par l'article 5, alinéa 1 er , de l'Accord germano-italien.) Les deux délégations ont craint qu'une telle clause n'incite les débiteurs récalcitrants, à faire rebondir devant le tribunal saisi de la demande de reconnaissance, la question de compétence déjà discutée devant le tribunal d'origine et ne les fassent bénéficier ainsi d'un moyen de retarder la reconnaissance et éventuellement l'exequatur. D'après la Convention, les constatations de fait lieront le juge devant lequel la reconnaissance est invoquée. Ainsi, par exemple, si l'existence d'une clause attributive de juridiction a été contestée devant un juge belge et tranchée par ce dernier dans le sens de l'existence de la clause, cette contestation ne pourra se reproduire devant la juridiction allemande appelée à se prononcer sur la reconnaissance de la décision belge. La solution à laquelle les négociateurs se sont arrêtés tend à assurer, sur ce point, la plus grande sécurité possible à la Convention et repose sur la confiance réciproque qui en constitue le fondement.

Artikel 6

Article 6

Ebenso wie bei der Anerkennung (siehe die Ausführungen zu Artikel 1) sind die Vorschriften über die Vollstreckbarerklärung nicht nur auf rechtskräftige Entschei-

D e même qu'en matière de reconnaissance (voir ce qui a été dit à l'occasion de l'article 1"), les règles concernant l'exequatur s'appliquent non seulement aux décisions

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düngen anzuwenden, sondern auch auf Entscheidungen, welche die Instanz g a n z oder teilweise beenden und damit bestimmte Wirkungen äußern (l'autorité de la chose jugée), selbst wenn gegen sie noch Rechtsbehelfe zulässig sind; jedoch ist es f ü r die Vollstreckbarerklärung unerläßlich, daß die Entscheidungen in dem Staat, in dem sie ergangen sind, vollstreckbar sind. Dies ist in Absatz 1 eindeutig festgelegt. Es versteht sich von selbst, daß es unmöglich ist, Entscheidungen, die im Gebiet des Urteilsstaates selbst keine Vollstreckungswirkungen besitzen, in einem anderen Staate zur Vollstreckung zuzulassen. Es ist zu bemerken, daß einstweilige Maßnahmen, die auf die Zahlung einer Geldsumme lauten, zu den Entscheidungen gehören, die in dem anderen Staat anerkannt werden können. Hierzu wird auf die Ausführungen zu Artikel 1 B e z u g genommen. Auf belgischer Seite hätte man es gern gesehen, wenn der sachliche Geltungsbereich diese Bestimmung nicht in dieser Weise begrenzt, wenn vielmehr die Vollstreckbarerklärung anderer vorläufiger Maßnahmen zugelassen worden wäre, wie etwa die einer Sicherungsbeschlagnahme, einer einstweiligen V e r f ü g u n g auf Unterlassung eines unlauteren Wettbewerbs usw., d. h. von Entscheidungen, mit denen bei dem lebhaften Handelsverkehr zwischen den beiden Staaten durchaus zu rechnen ist und die vor der Entscheidung in der H a u p t s a c h e von großer Bedeutung sind. D i e deutsche Delegation war jedoch der Ansicht, daß der sachliche Geltungsbereich dieser Bestimmung des Abkommens nicht erweitert werden solle, weil sich eine Ausnahme von dem Erfordernis, daß es sich um eine endgültige Entscheidung handeln müsse, nach ihrer Ansicht nur auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht rechtfertigen lasse. N a c h Artikel 15 Abs. 2 wird diese Begrenzung kaum spürbar werden, weil diese Vorschrift die Möglichkeit bietet, daß sich eine Partei statt an das mit der H a u p t s a c h e befaßte Gericht an die Gerichte des anderen Staates wendet, um einstweilige Maßnahmen zu erwirken. D i e deutschen Unterhändler haben geltend gemacht, dieses Verfahren habe den V o r z u g , daß es ebenso schnell und billiger sei; es biete ferner den Vorteil, daß die Schwierigkeiten nicht auftreten könnten, die sich aus einer Änderung der einstweiligen Maßnahme ergeben würden, nachdem diese für vollstreckbar erklärt worden sei.

coulées en force de chose jugée, mais aussi aux décisions n'ayant que l'autorité de la chose jugée, c'est-à-dire encore susceptibles de recours; toutefois, quant à l'exequatur, il est indispensable qu'elles soient exécutoires dans l'Etat où elles ont été rendues. C'est ce que le paragraphe 1 e r fait ressortir d'une manière non équivoque. Il va sans dire qu'il est impossible d'admettre dans l'autre Etat, l'exécution des décisions qui sur le territoire même de l'Etat o ù elles ont été rendues ne possèdent aucune force exécutoire. Il convient de remarquer que parmi les décisions susceptibles d'être reconnues dans l'autre Etat, sont comprises les décisions provisoires condemnant au paiement d'une s o m m e d'argent. Il en a été question lors de l'examen de l'article 1 e r . D u côté belge, on aurait souhaité ne pas limiter ainsi la portée de cette règle et rendre possible l'exequatur d'autres mesures provisoires telles qu'une saisie conservatoire, l'arrêt immédiat d'une concurrence déloyale, etc mesures d'une éventualité probable dans les relations commerciales fréquentes entre les deux pays et d'un grand intérêt en attendant qu'il soit statué sur le fond de l'affaire. L a délégation allemande a toutefois estimé que la portée de la règle tracée par la Convention ne devait pas être élargie, l'exception à la condition du caractère définitif du jugement ne se justifiant, à son avis, que dans le domaine des obligations alimentaires. L'article 1 5 ( 2 ) semble pouvoir pallier les effets de cette limitation en permettant de recourir aux autorités judiciaires du pays autre que celui du tribunal saisi du fond du litige, p o u r obtenir des mesures provisoires. Les négociateurs allemands ont fait valoir que le recours à cette procédure offrait l'avantage d'être aussi rapide et moins coûteux et avait également le mérite d'éviter les inconvénients pouvant découler d'une modification de la décision provisoire dont on aurait obtenu l'exequatur.

Artikel 7

Article 7

N a c h den Grundsätzen des internationalen Rechts ist für das Verfahren der Vollstreckbarerklärung das Recht des Staates maßgebend, in dem die Vollstreckbarerklärung beantragt wird. Sinn und Z w e c k des Abkommens lassen eine Beschleunigung des Verfahrens wünschenswert erscheinen. Deshalb verpflichtet sich die Bundesrepublik Deutschland in dem ersten Abschnitt des Zusatzproto-

C o n f o r m é m e n t aux principes admis en droit international, la procédure d'exequatur est régie par la loi de l'Etat o ù il est demandé. T o u t e f o i s , l'esprit et le but de la Convention rendent souhaitable une accélération de la procédure. A cette fin, la République Fédérale d'Allemagne s'eng a g e , aux termes de la première section du Protocole additionnel, à procéder à une adaptation de la procédure

Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 kolls, das Verfahren der Vollstreckbarerklärung in Anlehnung an die Vorschriften auszugestalten, die f ü r die Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche gelten (§§ 1044, 1042 ff. Z P O ) , wie es bereits in Ausführung anderer entsprechender Abkommen geschehen ist (vgl. die Verordnungen zur Ausführung des deutsch-italienischen und des deutsch-schweizerischen Vollstrekkungsabkommens vom 18. Mai 1937 und 23. August 1930 — Reichsgesetzblatt 1937 II S. 143 und 1930 II S. 1209). Damit ist das normale Verfahren nach den §§ 722 ff. der Zivilprozeßordnung ausgeschlossen. An seine Stelle wird ein summarisches Verfahren treten; die nähere Regelung wird in dem Ausführungsgesetz enthalten sein, das gleichzeitig mit dem Abkommen in Kraft treten wird. Auf belgischer Seite wird ähnlich wie in dem belgischfranzösischen und dem belgisch-niederländischen Abkommen der Einspruch gegen die Entscheidung über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung ausgeschlossen; die Frist zur Einlegung der Berufung wird von zwei Monaten auf 28 Tage herabgesetzt. Diese Bestimmungen sollen in den Entwurf des Zustimmungsgesetzes zu dem Abkommen aufgenommen werden. In Belgien ist das Exequaturverfahren, wie hervorgehoben werden soll, ein streitiges Verfahren, f ü r das die Gerichte erster Instanz zuständig sind (Artikel 10 des Gesetzes vom 25. März 1876) und das durch eine Ladung (l'assignation) eingeleitet werden muß. In Deutschland gehört das Verfahren ebenfalls zur streitigen Gerichtsbarkeit; es muß vor dem Amtsgericht oder dem Landgericht eingeleitet werden, je nachdem, ob das eine oder das andere Gericht f ü r die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs sachlich zuständig gewesen wäre (vgl. die §§23 und 71 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877).

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d'exequatur en s'inspirant de celle qui est en vigueur concernant l'exequatur des sentences arbitrales étrangères (paragraphes 1044, 1042 et suivants du Code de procédure civile), adaptation qui a été effectuée pour l'application d'autres Conventions analogues (cf. règlements portant application des Conventions d'exécution germanoitalienne et germano-suisses en date des 18 mai 1937 et 23 août 1930 — RGBl. 1937 II, p. 143, et 1930 II, p. 1209). Ainsi le recours à la procédure normale, prévue par les paragraphes 722 et suivants du Code de procédure civile sera exclu. Il y sera substitué une procédure sommaire dont les dispositions figureront dans la loi d'exécution qui entrera en vigueur en même temps que la Convention. Du côté belge, à l'instar de ce qui est prévu dans les Conventions franco-belge et belgo-néerlandaise, la voie de l'opposition contre la décision d'exequatur sera supprimée et le délai pour interjeter appel sera ramené de deux mois à 28 jours. Ces règles seront introduites dans le projet de loi portant approbation de la Convention. A noter qu'en Belgique la procédure d'exequatur est une procédure contentieuse qui relève de la compétence du Tribunal de I i r e Instance (article 10 de la loi du 25 mars 1876) et doit être ouverte par voie d'assignation. En Allemagne, la procédure est également contentieuse et doit être introduite devant l'Amtsgericht ou le Landgericht suivant que l'un ou l'autre eût été compétent pour connaître de l'action originaire (voir paragraphes 23 e t 7 1 de la loi du 27janvier 1877 sur l'organisation judiciaire — Gerichtsverfassungsgesetz).

Artikel 8

Article 8

In diesem Artikel ist vorgesehen, daß die Partei, die Rechte aus der Entscheidung herleiten kann, selbst die Vollstreckbarerklärung bei dem Gericht beantragt. Bei einem deutschen Titel kann als Antragsteller die in der Vollstreckungsklausel bezeichnete Person (§ 725 Z P O ) auftreten; bei belgischen Entscheidungen ist zur Stellung des Antrags die Person befugt, die das f ü r vollstreckbar zu erklärende Urteil erwirkt hat oder die ihr Recht, das Urteil geltend zu machen, durch Urkunden nachgewiesen hat. Die beiden Delegationen hielten es nicht f ü r ratsam, f ü r die Antragstellung den konsularischen oder diplomatischen Weg vorzusehen; es handelt sich bei der Vollstreckbarerklärung um eine vorwiegend private Angelegenheit, die nicht zu den eigentlichen Aufgaben der konsularischen oder diplomatischen Vertretungen gehört.

Cet article prévoit que la partie intéressée adressera elle-même au tribunal la demande d'exequatur. Par partie intéressée il faut entendre, du côté allemand, la personne désignée dans la formule exécutoire (paragraphe 725 du Code de procédure civile); du côté belge, la personne qui a obtenu le jugement à exequaturer ou qui, par la production de pièces justificatives, établit son droit à se prévaloir du jugement. Les deux délégations n'ont pas estimé opportun d'admettre la voie consulaire ou diplomatique pour l'introduction de la demande; il s'agit là d'une question d'ordre essentiellement privé qui sort des attributions normales des postes consulaires ou diplomatiques.

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Artikel 9

Article 9

Dieser Artikel führt die Unterlagen auf, die zur Begründung eines Antrags auf Vollstreckbarerklärung beizubringen sind. Nummer 1 schließt es aus, daß Versäumnis- oder Anerkenntnisurteile deutscher Gerichte in abgekürzter Form vorgelegt werden, wie sie in §313 Abs. 3 und in § 317 Abs. 4 der Zivilprozeßordnung vorgesehen sind. Weiterhin müssen einstweilige Entscheidungen, die nach deutschem Recht keiner Begründung bedürfen, f ü r die Geltendmachung in Belgien mit einer Begründung versehen sein. Die Beifügung einer Begründung ist f ü r erforderlich gehalten worden, um dem Gericht die Prüfung zu ermöglichen, ob Gründe f ü r die Versagung der Vollstreckbarerklärung vorliegen. Zu Nummer 4 ist festgestellt worden, daß es die deutschen Gerichte als ausreichend ansehen werden, wenn ein belgisches Urteil mit der Vollstreckungsklausel nach Artikel 1 4 6 d e s C o d e d e procedure civile und der Königlichen Durchführungsverordnung (derzeit Kgl. Verordnung vom 17. Juli 1951) versehen ist. Bei deutschen Urteilen wird die Vollstreckungsklausel nach § 725 der Zivilprozeßordnung als Nachweis d a f ü r angesehen werden, daß die Entscheidung vollstreckbar ist. N u m m e r 5 betrifft den Fall, daß die Zwangsvollstrekkung aus dem Urteil von der Leistung einer Sicherheit abhängig gemacht worden ist. In diesem Fall hat der Gläubiger, der die Vollstreckbarerklärung beantragt, den Nachweis zu erbringen, daß er diese Verpflichtung erfüllt hat. Über die Art und Weise der Sicherheitsleistung entscheidet das Gericht des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist. Durch Nummer 6 soll das Verfahren dadurch erleichtert werden, daß die diplomatischen oder konsularischen Vertreter sowie die Übersetzer beider Staaten f ü r zuständig erklärt werden, die Richtigkeit der Übersetzungen zu bescheinigen. Hervorzuheben ist, daß f ü r die beizubringenden U n terlagen eine Legalisation nicht gefordert wird.

Cet article traite des pièces à produire à l'appui d'une demande d'exequatur. Le 1° écarte la possibilité de produire une expédition succincte des décisions allemandes par défaut ou sur aveu, telles qu'elles sont autorisées par le paragraphe 313, alinéa 3 et le paragraphe 317, alinéa 4 du Code de procédure civile. D'autre part, les décisions provisoires qui, d'après le droit allemand, ne doivent pas être motivées devront l'être pour être produites en Belgique. La motivation a été jugée nécessaire pour permettre au juge de s'assurer qu'il n'existe pas de raisons de refuser l'exequatur. Q u a n t au 4°, il a été admis qu'il serait suffisant de produire devant les juridictions allemandes, un jugement belge revêtu de la formule exécutoire prévue à l'article 146 du Code de procédure civile et par l'Arrêté royal d'exécution (actuellement Arrêté royal du 17 juillet 1951). En ce qui concerne les jugements allemands, la «Vollstreckungsklausel» prévue par le paragraphe 725 du Code de procédure civile sera considérée comme attestation établissant que la décision est exécutoire. Le 5° vise le cas où l'exécution du jugement originaire a été subordonnée à l'obligation de fournir caution. Dans ce cas, le demandeur à l'exequatur doit produire la preuve qu'il a satisfait à cette obligation. Les modalités de celle-ci sont déterminées par le juge de l'Etat où la décision a été rendue. Le 6° a entendu faciliter encore la procédure en donnant compétence au agents diplomatiques ou consulaires ainsi qu'aux traducteurs de l'un ou l'autre des deux pays pour certifier la conformité des traductions. Il faut souligner que la légalisation des actes à produire n'est pas exigée.

Artikel 10

Article 10

Nach Absatz 2 soll der Schuldner gegen Nachteile geschützt werden, die sich aus der Vollstreckung noch nicht rechtskräftiger Entscheidungen ergeben könnten, wenn sie später geändert werden. Obwohl die Entscheidung in dem Urteilsstaat unbeschadet der noch zulässigen ordentlichen Rechtsbehelfe vollstreckbar ist, kann die Vollstreckbarerklärung ausgesetzt werden, wenn der Schuldner nachweist, daß er gegen die Entscheidung einen solchen Rechtsbehelf eingelegt hat.

L'alinéa 2 a pour but de protéger le débiteur contre les dommages qui pourraient résulter de l'exécution de décisions non encore coulées en force de chose jugée et qui viendraient à être modifiées. Bien que la décision ait été rendue exécutoire dans le pays d'origine, nonobstant les voies de recours ordinaires, il pourra être sursis à l'exequatur si le défendeur prouve qu'il a introduit pareil recours contre cette décision. Le débiteur doit également être protégé dans le cas où il n'a pas encore introduit de recours mais où le délai pour l'introduire n'est pas expiré. En pareil cas, le tribunal saisi de la demande d'exequatur pourra ajourner sa décision et accorder au débiteur un délai pour former le recours. L'octroi de ces divers sursis est laissé à l'appréciation du juge de l'exequatur qui tiendra compte des intérêts en présence.

Der Schuldner muß auch in dem Fall geschützt werden, in dem er den Rechtsbehelf noch nicht eingelegt hat, die Frist hierfür aber noch nicht abgelaufen ist. In diesem Fall kann das Gericht die Entscheidung über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung zurückstellen und dem Schuldner eine Frist zur Einlegung des Rechtsbehelfs setzen.

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Die Entscheidung darüber, ob das Verfahren auszusetzen oder die Entscheidung zurückzustellen ist, hat das Vollstreckungsgericht nach freiem Ermessen zu treffen; es wird dabei die verschiedenen Interessen gegeneinander abwägen. Nach Absatz 3 ist die Vollstreckbarerklärung auszusetzen, wenn der Schuldner nachweist, daß in dem U r teilsstaat die Zwangsvollstreckung aus der Entscheidung gegen ihn eingestellt ist und daß die Voraussetzungen erfüllt sind, unter denen er sich auf die Einstellung berufen kann. Dies ist der Fall, wenn der Schuldner einen Aufschub f ü r die Zwangsvollstreckung aus der Entscheidung erlangt hat (Artikel 122 des Code de procédure civile und § 712 Z P O ) oder wenn ihm nachgelassen worden ist, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden (Artikel 517 ff. des Code de procédure civile und J 7 1 3 Abs. 2 Z P O ) .

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En vertu du paragraphe 3, il faudra surseoir à l'exequatur si le défendeur prouve qu'il a obtenu dans le pays du tribunal d'origine un sursis à l'exécution du jugement et qu'il remplit les conditions pour en bénéficier. Tel serait le cas si ce débiteur avait obtenu un délai pour l'exécution du jugement (article 122 du Code belge de procédure civile et paragraphe 712 du Code de procédure civile allemand), ou s'il lui était laissé le choix de s'opposer à l'exécution moyennant caution. (Articles 517 et suivants du Code de procédure civile belge et paragraphe 713, alinéa 2 du Code de procédure civile allemand.).

Artikel 11

Article 11

Im Verfahren der Vollstreckbarerklärung wird ein Teilexequatur zugelassen. Der erste Satz dieses Artikels betrifft den Fall, daß die Entscheidung über mehrere Ansprüche ergangen ist. Stellt das mit der Vollstreckbarerklärung befaßte Gericht fest, daß bei einem der Ansprüche, über welche die Entscheidung ergangen ist, die Anerkennung zu versagen ist, z. B. weil sie der öffentlichen O r d n u n g des Vollstreckungsstaates zuwiderliefe, so kann es die Vollstreckbarerklärung f ü r diesen Anspruch ablehnen und f ü r die übrigen gewähren.

U n exequatur partiel pourra être accordé. La première phrase de l'article a trait au cas de cumul de demandes des parties sur lesquelles le tribunal d'origine a statué. Si le juge requis constate que l'une des demandes sur lesquelles porte la décision ne peut faire l'objet d'une reconnaissance de sa part, parce qu'elle est, par exemple, contraire à l'ordre public de son pays, il peut refuser l'exequatur pour cette demande et l'accorder pour les autres. La deuxième phrase de l'article 11 suppose que le demandeur requiert un exequatur partiel. Pareille requête est possible dans deux cas: d'une part, dans le cas de cumul de demandes auquel se réfère aussi la première phrase, d'autre part, dans le cas où la décision se rapporte à une demande qui peut être fractionnée, par exemple lorsqu'il s'agit du paiement d'une somme d'argent dont une partie aurait déjà été payée au requérant. Les délégations ont été d'accord pour reconnaître que le juge de l'exequatur ne peut s'il s'agit d'une décision portant sur une demande unique, accorder d'office un exequatur partiel, car il procéderait par là à un examen du fond de l'affaire. En pareil cas, le juge doit refuser l'exequatur pour l'ensemble de la décision.

Der zweite Satz des Artikels 11 setzt voraus, daß der Gläubiger einen Antrag auf Erlaß eines Teilexequaturs stellt. Ein solcher Antrag ist in zwei Fällen möglich: einmal in dem Fall der Klagenhäufung, auf die sich auch der erste Satz bezieht, zum anderen in dem Fall, daß die Entscheidung sich auf einen einheitlichen, aber teilbaren Anspruch bezieht, z. B. wenn es sich um die Zahlung einer Geldsumme handelt, die bereits teilweise an den Gläubiger geleistet worden ist. Die Delegationen waren sich darüber einig, daß bei einer Entscheidung über einen einheitlichen Anspruch ein Teilexequatur von Amts wegen nicht gewährt werden kann, weil das mit der Vollstreckbarerklärung befaßte Gericht sonst in eine sachliche N a c h p r ü f u n g eintreten würde. In einem solchen Fall muß das Gericht die Vollstreckbarerklärung f ü r die gesamte Entscheidung ablehnen. Artikel 12

Article 12

Diese Bestimmung beruht auf dem Grundgedanken, daß die Entscheidungen des anderen Vertragsstaates wie eigene Entscheidungen behandelt werden sollen. Sie sieht u. a. vor, daß die Maßnahmen anzuordnen sind, die in dem Vollstreckungsstaat zum Zwecke der Bekanntmachung eines Urteils getroffen werden müßten, das dem f ü r vollstreckbar erklärten entspricht (siehe insbesondere Artikel 1036 des Code de procédure civile).

Cette disposition s'inspire notamment de l'idée fondamentale que les décisions rendues dans l'autre Etat doivent être considérées comme des décisions rendues sur le territoire national. Elle vise entre autres les mesures de publicité dont devrait faire l'objet dans le pays de l'exequatur un jugement analogue à celui dont l'exequatur est accordé. (Voir notamment article 1036 du Code de procédure civile belge.)

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Stand: 1.8. 1979

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Artikel 13

Article 13

Schiedssprüche werden zur Anerkennung und Vollstreckbarerklärung nur zugelassen, wenn sie in dem Staat, in dem sie ergangen sind, vollstreckbar sind. E s ist deshalb erforderlich, daß sie zuvor in dem Heimatstaat für vollstreckbar erklärt worden sind. Diese Maßnahme erleichtert die Vollstreckbarerklärung in dem anderen Staat, weil bei einem solchen Schiedsspruch anzunehmen ist, daß er den gesetzlichen Voraussetzungen für sein Bestehen und seine Wirksamkeit genügt; das ausländische Gericht kann sich daher auf die P r ü f u n g beschränken, ob ein Verstoß gegen den ordre public vorliegt und ob der ihm vorgelegte Schiedsspruch die für seine Beweiskraft erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. Auf Wunsch der deutschen Delegation sind die vor einem Schiedsgericht abgeschlossenen Vergleiche (vgl. § 1044 a Z P O ) ausdrücklich in das Abkommen einbezogen worden. Die Bundesrepublik Deutschland und Belgien sind Mitgliedstaaten des Genfer Protokolls über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923 und des Genfer Abkommens zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927. E s ist jedoch zu bemerken, daß diese internationalen Abkommen nur anzuwenden sind, wenn die an dem Schiedsvertrag oder an der Schiedsklausel beteiligten Parteien der Gerichtsbarkeit verschiedener Staaten unterworfen sind, daß diese Abkommen sich nicht auf Vergleiche beziehen und daß Belgien überdies die Anwendung dieser beiden A b k o m m e n auf solche V e r t r ä g e beschränkt hat, die nach seinem innerstaatlichen Recht als Handelsangelegenheiten anzusehen sind. D e r Gläubiger hat die Möglichkeit, sich je nach L a g e des Falles auf das vorliegende A b k o m m e n oder auf das Genfer Abkommen zu berufen (siehe Artikel 16 dieses Abkommens und Artikel 5 des G e n f e r A b k o m m e n s von 1927). Wie bei den gerichtlichen Entscheidungen regelt sich das Verfahren der Vollstreckbarerklärung nach den Vorschriften, die in dem Staat gelten, in dem die Vollstreckbarerklärung nachgesucht wird. Im deutschen Recht handelt es sich um die §§ 1042 a bis d und § 1044 der Zivilprozeßordnung und im belgischen Recht um die Artikel 1020 ff. des C o d e de procédure civile mit den Abweichungen, die in dem ersten Abschnitt des Zusatzprotokolls enthalten sind.

Les sentences arbitrales ne seront admises à reconnaissance et à exequatur que si elles sont exécutoires dans le pays où elles ont été rendues. Il faut d o n c qu'elles aient obtenu un exequatur préalable dans le pays d'origine. Cette mesure facilite l'exequatur dans l'autre Etat car une telle sentence est censée satisfaire aux conditions légales de son existence et de sa validité et l'autorité judiciaire étrangère pourra, en fait, se borner à vérifier la clause de l'ordre public et le caractère d'authenticité de la sentence qui lui est soumise. A la demande de la délégation allemande, les transactions consacrées par un tribunal arbitral (cfr. paragraphe 1044 a du C o d e de procédure civile) sont expressément visées dans la Convention. L a Belgique et la République Fédérale d'Allemagne sont également parties au Protocole de Genève du 24 septembre 1923 relatif à la validité des clauses d'arbitrage et à la Convention de Genève du 26 septembre 1927 concernant la reconnaissance et l'exécution des sentences arbitrales rendues à l'étranger. Il convient toutefois d'observer que ces accords internationaux ne sont applicables que si les parties au compromis ou à la clause compromissoire sont soumises à la juridiction d'Etats différents, qu'ils ne prévoient pas la question des transactions et, en outre, que la Belgique a restreint l'application de ces deux instruments aux seuls contrats réputés commerciaux par son droit national. Q u o i qu'il en soit, le demandeur aura la possibilité d'invoquer, selon le cas, soit la présente Convention, soit la Convention de Genève (voir article 16 de la présente Convention et article 5 de la Convention de Genève de 1927). C o m m e p o u r les décisions judiciaires, la procédure d'exequatur est réglée par les dispositions en vigueur dans l'Etat où l'exequatur est sollicité. E n droit allemand, il s'agit des paragraphes 1042 a — d et 1044 du C o d e de procédure civile et en droit belge des articles 1020 et suivants du C o d e de procédure civile, avec les dérogations inscrites à la I i r e Section du Protocole additionnel.

Artikel 14

Article 14

Dieser Artikel behandelt die Vollstreckbarerklärung öffentlicher Urkunden. Die deutsche Delegation hat Wert darauf gelegt, daß die gerichtlichen Vergleiche ausdrücklich erwähnt werden. D i e belgischen Delegierten hatten zunächst Bedenken d a g e g e n , die gerichtlichen Vergleiche den öffentlichen Urkunden gleichzustellen. Wenn die Prozeßparteien vor einem belgischen Gericht einen Vergleich schließen, so

C e t article traite de l'exequatur des actes authentiques. L a délégation allemande a insisté p o u r que les transactions judiciaires soient expressément mentionnées. Les délégués belges ont hésité à assimiler les transactions judiciaires aux actes authentiques. E n effet, si les parties au procès concluent une transaction devant un tribunal belge, celle-ci est constatée dans un jugement de donné acte. C e s jugements comportent généralement condamnation à défaut d'exécution volontaire. Entre-

Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958 wird dieser Vergleich in einem Urteil festgelegt (jugement de donné acte). Diese Urteile enthalten im allgemeinen eine Verurteilung f ü r den Fall, daß nicht freiwillig erfüllt wird. Es greifen dann die Bestimmungen ein, die f ü r die Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen gelten. Wenn das Urteil (le jugement de „donné acte") eine Verurteilung f ü r den Fall, daß nicht freiwillig erfüllt wird, nicht enthält, muß in Belgien förmlich geklagt werden, um einen zur Vollstreckung geeigneten Titel zu erhalten. Das so erwirkte Urteil kann dann nach dem Abkommen f ü r vollstreckbar erklärt werden. Für die belgische Seite ergab sich also, daß der gesamte Fragenkomplex der gerichtlichen Vergleiche unter die Bestimmungen fällt, die f ü r die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen vorgesehen sind. In der Bundesrepublik Deutschland sind dagegen die Vergleiche, die in einem Rechtsstreit vor einem Gericht abgeschlossen sind, ohne weiteres vollstreckbar (§794 Abs. 1 Nr. 1 Z P O ) . Die belgische Delegation hat sich bereit erklärt, die deutschen gerichtlichen Vergleiche als vollstreckbare Titel im Sinne des Abkommens anzuerkennen; um aber jeden Zweifel auszuschließen, sind diese Vergleiche den öffentlichen Urkunden in Artikel 14 Abs. 1 ausdrücklich gleichgestellt worden. Unter den deutschen öffentlichen Urkunden sind zu nennen: die in § 794 Abs. 1 Nr. 5 der Zivilprozeßordnung erwähnten vollstreckbaren Urkunden, die von einem Gericht oder von einem N o t a r aufgenommen sind, sowie die Erklärungen über die Unterhaltspflicht nach § 1708 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs, die von den Jugendämtern aufgenommen sind. Auf belgischer Seite sind die vollstreckbaren Urkunden zu erwähnen, die von den Notaren (Artikel 19 des Gesetzes über das Notariat vom 25. Ventôse des Jahres X I und Artikel 547 des Code de procédure civile) oder von öffentlichen Behörden (siehe Artikel 1317 des Code civil) aufgenommen sind. In das Abkommen sind die Urkunden einbezogen, die von den Konsuln der beiden Staaten aufgenommen sind, sofern diese wie Notare tätig werden (belgisches Gesetz vom 10. und 12 Juli 1931; § 16 des deutschen Gesetzes, betreffend die Organisation der Bundeskonsulate vom 8. November 1867).

I n t Z P R

A II 3 b

raient alors en ligne de compte, les textes réglant la matière de l'exequatur des décisions judiciaires. Si le jugement de «donné acte» ne contenait pas condamnation à défaut d'exécution volontaire, il faudrait en Belgique, agir par voie d'assignation pour obtenir le titre exécutoire nécessaire. Le jugement ainsi obtenu pourrait alors être soumis à exequátur conformément aux règles inscrites dans la Convention. Il apparaissait donc, du côté belge, que tout ce qui concerne les transactions judiciaires entrait dans les dispositions élaborées pour l'exequatur des décisions judiciaires. Par contre, dans la République Fédérale d'Allemagne, les transactions conclues au cours d'un procès devant un tribunal sont exécutoires de plein droit (paragraphe 794, al. 1, n° 1 du Code de procédure civile). La délégation belge s'est déclarée disposée à reconnaître les transactions judiciaires allemandes comme titres exécutoires au sens de la Convention, mais pour éviter tout doute, le principe d'assimilation aux actes authentiques a été formellement exprimé dans l'article 14, paragraphe 1 er . Parmi les actes authentiques allemands on peut citer les actes exécutoires mentionnés dans le paragraphe 794, al. 1 er , n° 5 du Code de procédure civile et qui ont été reçus par un tribunal ou un notaire, ainsi que les déclarations portant sur l'obligation alimentaire selon l'article 1708 du Code civil allemand et qui sont reçues par les offices de prévoyance pour la jeunesse (Jugendämter). Du côté belge, il y a lieu de mentionner les actes exécutoires reçus par les notaires (article 19 de la loi du 25 Ventôse an X I sur le notariat et article 547 du Code de procédure civile) ou par des autorités publiques (voir article 1317 du Code civil belge). Sont compris dans les prévisions de la Convention, les actes dressés par les consuls des deux pays agissant en tant que notaire (loi belge des 10 et 12 juillet 1931 — Article 16 de la loi allemande sur l'organisation des consulats fédéraux du 8 novembre 1867).

Artikel 15

Article 15

Diese Bestimmung erklärt sich aus dem Bestreben, es zu verhindern, daß in den beiden Staaten einander widersprechende Entscheidungen ergehen; eine solche V o r sorge ist um so eher geboten, weil das Abkommen, wie bereits ausgeführt, keine gemeinsamen Gerichtsstände schafft, die befolgt werden müßten. Bei der näheren Ausgestaltung ist die Frage der Rechtshängigkeit zugunsten des zuerst angerufenen Gerichts gelöst worden. Es ist selbstverständlich, daß diese Regelung nur Platz greift, wenn die zu erwartende Entscheidung des zuerst

Cette disposition s'imposait si l'on désirait éviter que ne soient rendues, dans l'un et l'autre des deux pays, des décisions contradictoires, d'autant plus, ainsi qu'il l'a déjà été exposé, que la Convention n'impose pas des règles de compétence commune. Selon le système admis, la litispendance sera tranchée en faveur du juge premier saisi. Il va sans dire que cette règle ne joue que si la décision à intervenir doit être reconnue dans l'autre Etat contractant. Le second paragraphe a été inséré à la demande de la

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Stand; 1.8. 1979

a Ii 3 b IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

angerufenen Gerichts in dem anderen Vertragsstaat anzuerkennen wäre. Absatz 2 ist auf W u n s c h der belgischen Delegation eingefügt w o r d e n . Die Rechtshängigkeit schließt danach nicht aus, daß ein anderes als das mit der H a u p t s a c h e befaßte Gericht einstweilige M a ß n a h m e n anordnet.

délégation belge. Il précise que la litispendance ne peut faire obstacle à ce que des mesures provisoires ou conservatoires soient requises d ' u n tribunal autre que celui saisi du f o n d du litige.

Artikel 16

Article 16

Dieses A b k o m m e n läßt Spezialabkommen, die f ü r ihre Sachgebiete hinsichtlich der A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen besondere Bestimmungen treffen, unberührt. U n t e r den U b e r e i n k o m m e n o d e r A b k o m m e n , die nach diesem Artikel u n b e r ü h r t bleiben sollen, sind zu erw ä h n e n : Das H a a g e r A b k o m m e n über den Zivilprozeß hinsichtlich der Vollstreckbarerklärung von Kostenentscheidungen gegen einen Kläger o d e r Intervenienten, der von der Sicherheitsleistung f ü r die P r o z e ß k o s t e n befreit ist (Artikel 18 und 19), das G e n f e r Protokoll über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923, das G e n f e r A b k o m m e n z u r Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927, das Internationale U b e r e i n k o m m e n über den Eisenbahnfrachtverkehr (CIM) vom 25. O k t o b e r 1952, das Internationale Ü b e r einkommen über den Eisenbahn-Personen- und - G e päckverkehr (CIV) vom gleichen T a g e , das am 27. Feb r u a r 1953 in L o n d o n unterzeichnete A b k o m m e n über die deutschen Auslandsschulden (Artikel 17) sowie die auf der Achten T a g u n g der H a a g e r K o n f e r e n z f ü r Internationales Privatrecht ausgearbeiteten A b k o m m e n über die gerichtliche Zuständigkeit k r a f t Parteivereinbarung bei zwischenstaatlichen Kaufverträgen über bewegliche Sachen und über die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern, sofern die Bundesrepublik Deutschland und Belgien die beiden letztgenannten Abk o m m e n ratifizieren.

Il est prévu que la Convention ne p o r t e pas atteinte aux Conventions particulières qui comporteraient des dispositions spéciales réglant la reconnaissance ou l'exécution des décisions dans les domaines faisant l'objet de ces C o n ventions. O n p e u t citer parmi les Conventions au Accords que cet article entend réserver, la Convention de La H a y e , relative à la p r o c é d u r e civile, en ce qui concerne l'exécution des condamnations aux frais et dépens du procès p r o noncées contre le d e m a n d e u r ou l'intervenant dispensé de la caution judicatum solvi (articles 18 et 19); le P r o t o cole de Genève relatif aux clauses d'arbitrage du 24 septembre 1927, la Convention de Genève p o u r l'execution des sentences arbitrales étrangères du 26 septembre 1927, la Convention internationale c o n c e r n a n t le transport des marchandises p a r chemin de fer (C.I.M.) du 25 octobre 1952, la Convention internationale concern a n t le transport des voyageurs et des bagages par chemin de f e r (C.I.V.) de la même date, l'Accord sur les dettes extérieures allemandes (article 17) signé à Londres le 27 février 1953, les Conventions élaborées à la huitième session de la C o n f é r e n c e de La H a y e de D r o i t International Privé sur la compétence du f o r contractuel en cas de vente à caractère international d'objets mobiliers corporels et sur la reconnaissance et l'exécution des décisions en matière d'obligations alimentaires envers les enfants, dans le cas où la Belgique et la République Fédérale d'Allemagne ratifieraient ces deux dernières C o n v e n tions.

Artikel 17

Article 17

D a s A b k o m m e n hat keine r ü c k w i r k e n d e Kraft. Dieser G r u n d s a t z ist aus anderen einschlägigen A b k o m m e n ü b e r n o m m e n (Artikel 19 des belgisch-französischen A b k o m m e n s , Artikel 27 des belgisch-niederländischen A b k o m m e n s , Artikel 2 Abs. 1 des belgisch-britischen Abk o m m e n s , Artikel 10 des deutsch-schweizerischen Abkommens, Artikel 18 des deutsch-italienischen A b k o m mens); er rechtfertigt sich aus dem Bestreben, eine Rechtslage unverändert zu lassen, die bereits auf G r u n d anderer Rechtbeziehungen entstanden ist als derjenigen, die erst durch dieses A b k o m m e n zwischen den beiden Staaten begründet werden.

La Convention n ' a u r a aucun effet rétroactif. C e principe s'inspire des Conventions de l'espèce (Convention franco-belge (article 19), Convention belgo-néerlandaise (article 27), Convention anglo-belge (article 2 [1]), Convention germano-suisse (article 10), Convention germano-italienne (article 18)) et se justifie p a r le souci de ne pas modifier un état de choses acquis sous l'empire de rapports juridiques autres que ceux créés entre les deux Etats p a r l'intervention de la Convention.

Artikel 18

Article 18

In Ansehung Belgiens gilt das A b k o m m e n bei seinem Inkrafttreten nur f ü r das Mutterland. Es kann durch ein-

En ce qui concerne la Belgique, la Convention ne s'appliquera lors de son entrée en vigueur qu'au territoire Rolf A. Schütze

(334)

IntZPR a h 3 b

Deutsch-belgisches Abkommen 1958 fachen Notenwechsel auf Belgisch-Kongo und Gebiet von Ruanda-Urundi ausgedehnt werden.

das

métropolitain. Elle pourra être étendue par simple échange de notes au Congo Belge et au territoire du Ruanda-Urundi.

Artikel 19

Article 19

Das Abkommen tritt drei Monate nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft (Absatz 2). Diese Frist ist gewählt worden, um es den Gerichten beider Staaten und den Rechtsuchenden zu ermöglichen, sich auf die durch das Abkommen geschaffene neue Rechtslage einzustellen.

La Convention entrera en vigueur trois mois après l'échange des instruments de ratification (paragraphe [2]). Ce délai a été fixé pour permettre aux autorités judiciaires des deux Etats et aux justiciables de s'informer du nouvel état juridique créé par la Convention.

Protocole additionnel

Zusatzprotokoll Section I

Abschnitt I Zu Abschnitt I des Protokolls sind bereits nähere Erläuterungen bei Artikel 7, der das Verfahren der Vollstreckbarerklärung regelt, gegeben worden. Die anzuwendenden Verfahrensvorschriften sind in ein Protokoll und nicht in das Abkommen selbst aufgenommen worden, weil sie in der Bundesrepublik Deutschland Gegenstand besonderer gesetzlicher Regelung sein werden. Diese Bestimmungen sollen vor allem das Verfahren der Vollstreckbarerklärung so weit wie möglich vereinfachen und beschleunigen. Zu berücksichtigen ist, daß der Schuldner schon vor den Gerichten des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, und danach vor dem Gericht des Vollstrekkungsstaates Gelegenheit gehabt hat, seine Verteidigungsmittel geltend zu machen. Es soll ihm deshalb nicht ermöglicht werden, die Vollstreckung der Entscheidung durch Wahrnehmung aller denkbaren Rechtsbehelfe und durch Ausnutzung der verschiedensten Fristen in dem Staate des Vollstreckungsgerichts zu verzögern. Abschnitt II Da in dem Abkommen auch die Anerkennung und Vollstreckung vorläufig vollstreckbarer Entscheidungen vorgesehen ist, muß der Möglichkeit Rechnung getragen werden, daß eine Entscheidung, die in dem anderen Vertragsstaat bereits für vollstreckbar erklärt und vollstreckt ist, in dem Urteilsstaat später aufgehoben oder abgeändert wird. In einem solchen Fall muß der Schuldner, sei es, daß in der Bundesrepublik Deutschland, sei es, daß in Belgien vollstreckt worden ist, so behandelt werden, wie wenn es sich um eine Entscheidung handelt, die in demselben Staat erlassen, vollstreckt und abgeändert würde. In diesem Fall würden, wenn die Vollstreckung in der Bundesrepublik Deutschland betrieben worden wäre, dem Schuldner die Rechte aus §717 Abs. 2 und 3 der Zivilprozeßordnung zustehen. In Belgien werden dem Schuldner durch die Rechtsprechung Ausgleichs- und Schadenersatzansprüche zuerkannt (Braas: „Précis de procédure civile", 3. Aufl., Bd. II Nr. 945). Wird die Entscheidung nach der Vollstreckbarerklärung in dem Urteilsstaat aufgehoben und erkennt das (335)

Il a été question dans le commentaire de l'article 7 relatif à la I 6rc Section du Protocole. Les règles qui devront être suivies ont été insérées dans un Protocole et non dans la Convention elle-même, étant donné qu'elles devront faire l'objet, dans la République Fédérale, de dispositions législatives spéciales. Ces règles tendent notamment à simplifier et à hâter autant que possible la procédure d'exequatur. Il convient en effet de remarquer que le défendeur a déjà eu l'occasion de faire valoir ses moyens de défense devant les juridictions de l'Etat où la décision a été rendue et ensuite devant le tribunal d'exequatur. Il semble dès lors qu'on ne doive pas lui permettre de retarder par l'exercice de toutes les voies de recours et par l'accumulation des délais dans le pays du tribunal d'exequatur, l'exécution de la décision.

Section II Etant donné que la Convention prévoit également la reconnaissance et l'exécution des décisions exécutoires par provision, il faut tenir compte de l'éventualité où une décision, qui a déjà été exécutée dans l'autre Etat contractant, serait ultérieurement rétractée ou réformée dans l'Etat où elle a été rendue. Dans pareil cas, que l'exécution ait eu lieu soit dans la République Fédérale, soit en Belgique, le débiteur doit être traité de la même manière que s'il était agi d'un jugement rendu, exécuté et réformé dans un même état. Dans ce cas et si l'exécution avait été poursuivie dans la République Fédérale d'Allemagne, le débiteur aurait les droits prévus au paragraphe 717, al. 2 et 3 du Code de procédure civile. En Belgique, la jurisprudence reconnaît au débiteur le droit à indemnisation (Braas: «Précis de procédure civile», 3e édition, T. 2, n° 945). Si la décision, après avoir été exequaturée, vient à être réformée dans le pays du tribunal d'origine, et si le tribunal d'exequatur ordonne la remise des choses en état, des restitutions et éventuellement des dommages et intérêts,

Stand: 1.8. 1979

IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung la partie au profit de laquelle ce dernier jugement a été rendu doit pouvoir, à son tour, l'invoquer devant les tribunaux de l'autre Etat. Cette possibilité est donnée par la Section II du Protocole en ce sens que le tribunal d'exequatur est reconnu compétent sans qu'il faille tenir compte des compétences prévues à l'article 3.

Vollstreckungsgericht auf Wiederherstellung des früheren Zustandes, auf Naturalrestitution und gegebenenfalls auf Schadenersatz, so muß die Partei, zu deren Gunsten dieses Urteil ergangen ist, es ihrerseits vor den Gerichten des anderen Staates geltend machen können. Diese Möglichkeit wird durch Abschnitt II des Protokolls in der Weise sichergestellt, daß die Zuständigkeit des Vollstreckungsgerichts anerkannt wird, ohne daß es auf die in Artikel 3 vorgesehenen Gerichtsstände ankäme. A II 3 c

Ausführungsgesetz zu d e m A b k o m m e n v o m 2 6 . 6 . 1959 (BGBl. 19591, 425) für oder gegen den anderen vollstreckbar ist, nach belgischem Recht zu entscheiden. Ein solcher Nachweis ist durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden zu führen, sofern nicht die nachzuweisenden Tatsachen bei dem Gericht offenkundig sind. Kann er in dieser Form nicht erbracht werden, so ist mündliche Verhandlung anzuordnen.

Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden §1 (1) Für die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel 1, 6 ff. des Abkommens) und öffentlicher Urkunden (Artikel 14 des Abkommens) ist sachlich das Amtsgericht oder das Landgericht zuständig, das für die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs zuständig sein würde. (2) Örtlich zuständig ist das Gericht, bei dem der Schuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und beim Fehlen eines solchen das Gericht, in dessen Bezirk sich Vermögen des Schuldners befindet oder die Zwangsvollstreckung durchgeführt werden soll.

§5 (1) In dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung einer gerichtlichen Entscheidung oder eines Schiedsspruchs kann der Schuldner auch Einwendungen gegen den Anspruch selbst insoweit geltend machen, als die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach dem Erlaß der gerichtlichen Entscheidung oder des Schiedsspruchs entstanden sind. (2) In dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung einer öffentlichen Urkunde kann der Schuldner Einwendungen gegen den Anspruch selbst ungeachtet der in Absatz 1 enthaltenen Beschränkung geltend machen. (3) Ist eine gerichtliche Entscheidung, ein Schiedsspruch oder eine öffentliche Urkunde für vollstreckbar erklärt, so kann der Schuldner Einwendungen gegen den Anspruch selbst in einem Verfahren nach § 767 der Zivilprozeßordnung nur geltend machen, wenn die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach Ablauf der Frist, innerhalb deren er Widerspruch hätte einlegen können, oder erst nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der er die Einwendungen spätestens hätte geltend machen müssen.

§2 Für die Vollstreckbarerklärung der in § 1 Abs. 1 genannten Schuldtitel gelten $ 1042 a Abs. 1, §§ 1042 b, 1042 c, 1042 d und 794 Abs. 1 Nr. 4 a der Zivilprozeßordnung entsprechend. §3 Für die Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen (Artikel 13 des Abkommens) gelten § 1044 Abs. 1 und 3, §§ 1046 und 1047 der Zivilprozeßordnung sowie die nach ihnen anzuwendenden weiteren Vorschriften. S4 Hängt die Vollstreckung nach dem Inhalt der gerichtlichen Entscheidung, des Schiedsspruchs oder der öffentlichen Urkunde von dem Ablauf einer Frist oder von dem Eintritt einer anderen Tatsache ab oder wird die Vollstreckbarerklärung zugunsten eines anderen als des in der gerichtlichen Entscheidung, dem Schiedsspruch oder der öffentlichen Urkunde bezeichneten Gläubigers oder gegen einen anderen als den darin bezeichneten Schuldner nachgesucht, so ist die Frage, inwieweit die Vollstreckbarerklärung von dem Nachweis besonderer Voraussetzungen abhängig oder ob die Entscheidung

Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung §6 (1) Wird eine gerichtliche Entscheidung, ein Schiedsspruch oder eine öffentliche Urkunde nach der Vollstreckbarerklärung in Belgien aufgehoben oder abgeändert und kann der Schuldner diese Tatsache in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung nicht mehr geltend machen, so kann er die Aufhebung oder Abänderung der

Rolf A. Schütze

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IntZPR aii 3 c

Deutsch-belgisches Abkommen 1958 Vollstreckbarerklärung in einem besonderen Verfahren beantragen. (2) Für die Entscheidung über den Antrag ist das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Über den Antrag kann ohne mündliche Verhandlung entschieden werden; vor der Entscheidung ist der Gläubiger zu hören. Die Entscheidung ergeht durch Beschluß, der dem Gläubiger und dem Schuldner von Amts wegen zuzustellen ist. Der Beschluß unterliegt der sofortigen Beschwerde. (3) Für die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln gelten §§ 769, 770 der Zivilprozeßordnung entsprechend. Die Aufhebung einer Vollstreckungsmaßregel ist auch ohne Sicherheitsleistung zulässig. S7 (1) Wird die Vollstreckbarerklärung einer gerichtlichen Entscheidung, die im Zeitpunkt der Vollstreckbarerklärung in Belgien noch mit einem ordentlichen Rechtsbehelf angefochten werden konnte, nach § 6 aufgehoben oder abgeändert, so ist der Gläubiger zum Ersatz des Schadens verpflichtet, der dem Schuldner durch die Vollstreckung der für vollstreckbar erklärten gerichtlichen Entscheidung oder durch eine zur Abwendung der Vollstreckung gemachte Leistung entstanden ist. (2) Für den Anspruch ist das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat.

Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen

stand und die Entscheidungsgründe können auch von Richtern unterschrieben werden, die bei dem Urteil nicht mitgewirkt haben. (3) Für die Berichtigung des nachträglich angefertigten Tatbestandes gilt § 320 der Zivilprozeßordnung entsprechend. Jedoch können bei der Entscheidung über einen Antrag auf Berichtigung auch solche Richter mitwirken, die bei dem Urteil oder der nachträglichen Anfertigung des Tatbestandes nicht mitgewirkt haben. (4) Für die Vervollständigung des Urteils werden Gerichtsgebühren nicht erhoben. Für die Gebühren des Rechtsanwalts gilt § 37 Nr. 6 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte sinngemäß. 1 ) S 10

Einer einstweiligen Anordnung oder einer einstweiligen Verfügung, die in Belgien geltend gemacht werden soll, ist eine Begründung beizufügen. § 9 ist entsprechend anzuwenden. Vierter Abschnitt Schlußbestimmungen §11 Die Landesregierungen werden ermächtigt, die Entscheidung über Anträge auf Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel in Zivil- und Handelssachen und über Anträge auf Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung für die Bezirke mehrerer Amts- oder Landgerichte einem von ihnen zuzuweisen, sofern dadurch der zwischenstaatliche Rechtsverkehr erleichtert oder beschleunigt wird. Die Landesregierungen können die Ermächtigung auf die Landesjustizverwaltungen übertragen. §12 (1) Nach §37 des Gerichtskostengesetzes wird folgende Vorschrift als § 37 a eingefügt:

$8 Ist zu erwarten, daß ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil in Belgien geltend gemacht werden soll, so darf das Urteil nicht in abgekürzter Form (§ 313 b der Zivilprozeßordnung) hergestllt werden.

„S 37 a2) Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel (1) Im Verfahren über Anträge auf Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel sowie im Verfahren der Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung werden die in § 25 bestimmten Gebühren erhoben. Eine Gebühr wird nicht erhoben, wenn der Antrag vor Anhörung des Gegners oder vor Bestimmung eines Termins zur mündlichen Verhandlung zurückgenommen wird. (2) Absatz 1 gilt nicht, soweit in Staatsverträgen bestimmt ist, daß ein Schuldtitel kostenfrei für vollstreckbar zu erklären ist." (3) § 47 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte wird wie folgt geändert:

§9 (1) Will eine Partei ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil, das nach § 313 b der Zivilprozeßordnung in abgekürzter Form hergestellt ist, in Belgien geltend machen, so ist das Urteil auf ihren Antrag zu vervollständigen. Der Antrag kann bei dem Gericht schriftlich eingereicht oder mündlich zum Protokoll der Geschäftsstelle angebracht werden. Über den Antrag wird ohne mündliche Verhandlung entschieden. (2) Zur Vervollständigung des Urteils sind der Tatbestand und die Entscheidungsgründe nachträglich anzufertigen, von den Richtern besonders zu unterschreiben und der Geschäftsstelle zu übergeben; der Tatbe(337j

1) Vgl. jetzt B R A G e b O 5 37 N r . 6a ) jetzt g e ä n d e r t d u r c h G v. 20.8.1975, BGBl. 1975 I, 2189.

2

Stand: 1. 8. 1979

IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

„S 47 Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel (1) Im Verfahren über Anträge auf Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel sowie im Verfahren der Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung erhält der Rechtsanwalt die in §31 bestimmten Gebühren auch dann, wenn durch Beschluß entschieden wird. (2) Im Verfahren über die Beschwerde gegen eine den Rechtszug beendende Entscheidung erhält der Rechtsanwalt die gleichen Gebühren wie im ersten Rechtszug." (3) Es werden aufgehoben: 1. Artikel IV der Verordnung zur Ausführung des Vertrags über Rechtsschutz und Rechtshilfe zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Österreich vom 26. April 1924 (Reichsgesetzbl.il S- 91); 2. Artikel 5 der Verordnung zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 23. August 1930 (Reichsgesetzbl.il S. 1209);

A II 3 d

3. Artikel 5 der Verordnung zur Ausführung des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 18. Mai 1937 (Reichsgesetzbl. II S. 143). §13 Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Uberleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin. §14 Im Saarland treten während der Geltungsdauer des saarländischen Justizkostengesetzes an die Stelle der in diesem Gesetz erwähnten Bestimmungen des Gerichtskostengesetzes und der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte die entsprechenden Bestimmungen des saarländischen Justizkostengesetzes. §15 Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivilund Handelssachen vom 30. Juni 1958 in Kraft.

B e g r ü n d u n g zu d e m Ausführungsgesetz (BTDrucks. III Nr. 920) Das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 30. Juni 1958 bedarf zu seiner Ausführung in der Bundesrepublik Deutschland eines Gesetzes. Ohne eine besondere Regelung würden belgische gerichtliche Entscheidungen in dem Urteilsverfahren nach den §§ 722, 723 Z P O f ü r vollstreckbar zu erklären sein. Dieses Verfahren wird gemeinhin nur bei der Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen solcher Staaten angewendet, zu denen keine vertraglichen Beziehungen bestehen. Ist dagegen die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen durch einen Vertrag geregelt, so wird regelmäßig das Verfahren der Vollstreckbarerklärung im Wege eines Ausführungsgesetzes vereinfacht. Dies ist geschehen in Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. November 1929 (RGBl. 1930 II S. 1066) durch die Verordnung vom 23. August 1930 (RGBl. II S. 1209) und des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 9. März 1936 (RGBl. 1937 IIS. 145) durch die Verordnung vom 18. Mai 1937 (RGBl. IIS. 143). Das Ausführungsgesetz ermöglicht auch die Vollstreckbarerklärung belgischer öffentlicher Urkunden, f ü r die es sonst an einer gesetzlichen Grundlage fehlen würde. Aufgabe des Ausführungsgesetzes soll es ferner sein, einige Fragen zu lösen, die sich bei der Anwendung des Abkommens ergeben und die im deutschen Recht bisher nicht geregelt sind. So ist es notwendig, die Aufhebung oder Änderung einer Vollstreckbarerklärung vorzusehen, weil nach dem Abkommen auch noch nicht rechtskräftige Entscheidungen zur Zwangsvollstreckung zugelassen werden können. In diesem Zusammenhang muß dafür Vorsorge getroffen werden, daß der Schuldner wegen einer vorzeitigen Vollstreckung, die sich später als ungerechtfertigt herausstellt, entschädigt wird. Schließlich ist darauf Bedacht zu nehmen, daß deutsche Titel, die in abgekürzter Form errichtet werden können, durch eine Begründung vervollständigt werden, damit sie in Belgien der Vollstreckung fähig sind. Zu den einzelnen Vorschriften ist folgendes zu bemerken: Rolf A. Schütze

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Deutsch-belgisches Abkommen 1958

I n t Z P R

Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden Im Ersten Abschnitt sind die Vorschriften zusammengefaßt, die sich auf die Vollstreckbarerklärung belgischer Schuldtitel in der Bundesrepublik Deutschland beziehen.

Zu § 1 In § 1 wird die sachliche und örtliche Zuständigkeit für die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen und öffentlicher Urkunden geregelt. Für die Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen bedarf es keiner besonderen Bestimmung, weil für sie bereits eine zufriedenstellende Regelung vorliegt; auf sie ist in § 3 Bezug genommen. In der Ausgestaltung der sachlichen Zuständigkeit weicht der vorliegende Entwurf von der Regelung der beiden erwähnten Verordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen ab. Nach jenen Ausführungsverordnungen ist in allen Fällen das Amtsgericht für die Vollstreckbarerklärung sachlich zuständig, während in dem vorliegenden Entwurf eine Aufteilung vorgesehen ist, wie sie im innerstaatlichen Recht sonst allgemein bekannt ist. Die Regelung der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Abkommen hat sich als nachteilig erwiesen, weil sie der Bedeutung der Sache nicht gerecht wird. Sie hat im übrigen zur Folge, daß sich eine höchstrichterliche Rechtsprechung auf diesem Gebiet nicht bilden kann, weil die Verfahren regelmäßig bei dem Landgericht in zweiter Instanz enden und nur in Ausnahmefällen, nämlich bei Ablehnung eines Antrags auf Vollstreckbarerklärung, eine Entscheidung des Oberlandesgerichts herbeigeführt werden kann (Artikel 1, 2 der Ausführungsverordnungen in Verbindung mit § 1042 c Abs. 3, §§ 577, 568 Abs. 2 ZPO). Nach dieser Regelung werden ferner die ausländischen gerichtlichen Entscheidungen anders als ausländische Schiedssprüche behandelt, bei deren Vollstreckbarerklärung auf Grund der abweichend geregelten sachlichen Zuständigkeit (§§ 1045,1046 ZPO) nach der zweiten Instanz fast regelmäßig noch eine dritte beschritten werden kann. Dieser Unterschied ist innerlich nicht gerechtfertigt. Nach dem vorliegenden Entwurf soll daher das Verfahren der Vollstreckbarerklärung für gerichtliche Entscheidungen und öffentliche Urkunden hinsichtlich der sachlichen Zuständigkeit in Ubereinstimmung mit dem Verfahren zur Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche geregelt werden. Wie dort — abgesehen von der Möglichkeit der Parteivereinbarung — soll auch hier das Gericht sachlich zuständig sein, das für den Anspruch selbst angerufen werden könnte. Damit werden sich künftig die Amtsgerichte und die Landgerichte in die erstinstanzliche Zuständigkeit nach den §§23, 71 G V G teilen. Dies gilt auch für Fälle, in denen eine belgische Entscheidung arbeitsrechtlicher Natur für vollstreckbar zu erklären ist; sowie die Zuständigkeit für ein Klageverfahren nach § 722 Abs. 2 Z P O geregelt ist. Die örtliche Zuständigkeit ist in Absatz 2 in Anlehnung an den Artikel 1 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Abkommen geregelt.

Zu §2 Wie bereits in der Einleitung bemerkt worden ist, soll das Verfahren der Vollstreckbarerklärung gegenüber dem gewöhnlichen Verfahren nach den §§ 722, 723 Z P O wesentlich vereinfacht werden. Dies wird dadurch erreicht, daß statt des umständlichen Klageverfahrens das schnellere Verfahren des § 1042 a Abs. 1 Z P O vorgesehen ist, in dem regelmäßig durch Beschluß und nur im Falle der freigestellten mündlichen Verhandlung durch Urteil entschieden wird. Für den Gang des Verfahrens genügt es, auf § 1042 a Abs. 1, §§ 1042 b, 1042 c, 1042 d Z P O zu verweisen. In § 2 wird ferner auf § 794 Abs. 1 Nr. 4 a Z P O Bezug genommen, um klarzustellen, daß die Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung die Vollstreckung im Inland ermöglicht und damit den Vollstreckungstitel im Inland bildet.

Zu §3 In § 3 wird die Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen der Vollständigkeit halber erwähnt. Der in ihm enthaltene Hinweis auf die bereits geltenden Vorschriften der Zivilprozeßordnung dient nur der Klarstellung. Eine besondere Vorschrift aufzunehmen empfiehlt sich aber deshalb, weil damit eine Abweichung deutlich in Erscheinung tritt. In § 3 sind nämlich die Absätze 2 und 4 des § 1044 Z P O nicht für anwendbar erklärt. An die Stelle der in § 1044 Abs. 2 Z P O aufgezählten Versagungsgründe treten diejenigen, die in Artikel 13 Abs. 1 des Abkommens genannt sind. Die in § 1044 Abs. 4 Z P O vorgesehene Klage auf Aufhebung der Vollstreckbarerklärung wird durch das Beschlußverfahren, das nach § 6 des Entwurfs eingeführt werden soll, ersetzt. (339)

Stand: 1.8. 1979

A i u d

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A Internationale Urteilsanerkennung

Zu §4 In § 4 sind gewisse Fälle behandelt, die nach dem innerstaatlichen Recht (§§ 726, 727 Z P O ) Bedeutung gewinnen können. Die Frage, ob z. B. die Bedingung f ü r die Vollstreckbarerklärung eingetreten ist, beurteilt sich entsprechend allgemeinen Grundsätzen nach dem Recht des Urteilsstaates. Deshalb wird in § 4 Satz 1 insoweit ausdrücklich auf das belgische Recht verwiesen. Entsprechend § 731 Z P O wird in Satz 3 Vorsorge getroffen, daß ein Antrag auf Vollstreckbarerklärung nicht deshalb abgelehnt werden muß, weil die erforderlichen Nachweise nicht durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden erbracht werden können. Für einen solchen Fall ist die mündliche Verhandlungvorgesehen, welche die erforderliche Klärung bringen kann. Zu § i Nach allgemein anerkannten Grundsätzen brauchen Einwendungen gegen den in einem ausländischen Schuldtitel festgestellten Anspruch nicht notwendig in dem Heimatstaat des Titels vorgebracht zu werden, sondern sie können in bestimmtem Umfange auch in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vor den Gerichten des Vollstreckungsstaates geltend gemacht werden. Dieser Grundsatz ist in der Rechtsprechung des Reichsgerichts f ü r das Verfahren nach §723 Z P O entwickelt worden (RGZ Bd. 13 S. 348, Bd. 114 S. 173, Bd. 165 S. 374 ff.). Auf ihm beruhen die Artikel 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutschschweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen. An diesem Grundsatz wird auch in dem vorliegenden Entwurf festgehalten. Jedoch wird von den Artikeln 4 der erwähnten Ausführungsverordnungen insofern abgewichen, als der Schuldner mit den Einwendungen nicht allein auf den Rechtsbehelf des Widerspruchs gegen die Vollstreckbarerklärung verwiesen, sondern ermächtigt wird, die Einwendungen alsbald gegenüber dem Antrag des Gläubigers auf Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Es wäre umständlich und nicht zu vertreten, zunächst die Vollstreckbarerklärung auszusprechen und erst dann die Einwendungen des Schuldners mit dem Ergebnis zu berücksichtigen, daß die Vollstreckbarerklärung aufzuheben und der Antrag auf Vollstreckbarerklärung zurückzuweisen wäre, wie es bei Übernahme der in den Artikeln 4 der genannten Ausführungsverordnungen getroffenen Regelung nötig sein würde. Der Rahmen, in dem Einwendungen gegen den Anspruch selbst zulässig sind, kann in den Absätzen 1 und 2 nur in den Grundzügen festgelegt werden, weil die Voraussetzungen in den einzelnen denkbaren Fällen verschieden gelagert sein können. Es ist nur Vorsorge zu treffen, daß eine sachlich nicht gerechtfertigte Vollstreckbarerklärung nach Möglichkeit vermieden wird. Andererseits muß die dem Schuldner in den Absätzen 1 und 2 eingeräumte Möglichkeit, Einwendungen gegen den Anspruch selbst schon in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorzubringen, gegen die andere, solche Einwendungen erst später im Wege der Vollstreckungsgegenklage geltend zu machen, näher abgegrenzt werden. Nach den Artikeln 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen kann der Schuldner zwischen den beiden Möglichkeiten frei wählen. Eine solche Lösung befriedigt nicht recht, weil sie im Einzelfall zu einer Aufeinanderfolge von zwei Verfahren, nämlich dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung und der Vollstreckungsgegenklage, führen kann. Aus Gründen der Prozeßwirtschaftlichkeit sollte eine solche H ä u f u n g von Verfahren vermieden werden, soweit es mit den Belangen des Schuldners vereinbar ist. Wenn dem Schuldner die Möglichkeit eingeräumt wird, in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend zu machen, so kann ihm auch zugemutet werden, hiervon Gebrauch zu machen. Deshalb wird ihm nach Absatz 3 im Grundsatz die Verpflichtung auferlegt, alle Einwendungen, die im Verfahren der Vollstreckbarerklärung berücksichtigt werden könnten, in diesem Verfahren auch vorzubringen, andernfalls er mit ihnen ausgeschlossen wird. So ist der Schuldner gehalten, in einem Beschlußverfahren, das mit einem Antrag auf Vollstreckbarerklärung nach § 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit § 1042 a Abs. 1 Z P O eingeleitet wird, alle Einwendungen, deren Gründe vor Ablauf der Widerspruchsfrist entstanden sind, bis zum Ablauf dieser Frist geltend zu machen. Einwendungen, die bis zu diesem Zeitpunkt hätten geltend gemacht werden können, sind später in einem Verfahren nach $ 767 Z P O nicht mehr zulässig. Deshalb kann die Vollstreckungsgegenklage nach einem voraufgegangenen Beschlußverfahren nur auf solche Einwendungen gestützt werden, deren Gründe erst nach Ablauf der Widerspruchsfrist entstanden sind. Wird über einen Antrag auf Vollstreckbarerklärung im Urteilsverfahren entschieden — sei es, daß dieses Verfahren alsbald (§ 2 des Ausführungsgesetzes, § 1042 a Abs. 1 Satz 2 Z P O ) , oder sei es, daß es nach Erhebung eines Widerspruchs (§ 2 des Ausführungsgesetzes, § 1042 c Abs. 2 Z P O ) eingeleitet wird —, so dürfen im Wege der Vollstreckungsgegenklage nur solche Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend gemacht werden, die nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der sie spätestens Rolf A. Schütze

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hätten geltend gemacht werden müssen. Diese Regelung steht mit derjenigen in Einklang, die in § 767 Z P O für das allgemeine Prozeßverfahren enthalten ist. Der Entwurf sieht davon ab, neben den Einwendungen gegen den Anspruch selbst auch die Einwendungen gegen die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel (§§ 732, 768 Z P O ) zu regeln, wie es in den Artikeln 4 der beiden obengenannten Ausführungsverordnungen geschehen ist. Soweit dem Schuldner solche Einwendungen gegen den für vollstreckbar zu erklärenden Schuldtitel zur Seite stehen, die bei einem deutschen Schuldtitel zu einem Antrag nach § 732 Z P O oder einer Klage nach § 768 Z P O berechtigen würden (z. B. der Einwand, daß die Vollstreckbarkeit des Titels aufgehoben oder daß der Gläubiger nicht legitimiert sei), sind sie in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung zu erheben, da sie Voraussetzungen für die Vollstreckbarerklärung betreffen. Soweit sie sich gegen die Vollstreckungsklausel zu der Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung richten, sind sie erst denkbar, nachdem diese Klausel erteilt ist. Sie können daher in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst noch nicht geltend gemacht werden. Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung In diesem Abschnitt sind die Folgen näher geregelt, die sich für die Vollstreckbarerklärung im Inland ergeben, wenn der belgische Titel in Belgien aufgehoben oder abgeändert wird. Zu §6 Die Vollstreckungskraft der in Belgien errichteten Titel und die Vollstreckbarerklärung im Inland stehen in engem Zusammenhang. Hat der belgische Titel in seinem Ursprungsland die Vollstreckungskraft aus irgendeinem Grunde verloren, so kann auch die inländische Vollstreckbarerklärung keinen Bestand mehr haben. In der Regel wird der Schuldner in der Lage sein, noch im Laufe des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung, z. B. im Wege des Widerspruchs, geltend zu machen, daß der für vollstreckbar zu erklärende Titel aufgehoben oder abgeändert sei. Vorsorge ist für den Fall zu treffen, daß es dem Schuldner nicht mehr möglich ist, die Aufhebung oder Abänderung des Titels in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Alsdann muß die Vollstreckbarerklärung, für die eine Grundlage nicht mehr gegeben ist, außerhalb des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung in einem nachfolgenden besonderen Verfahren beseitigt werden. Im deutschen Recht ist bisher nur der Fall geregelt, daß ein ausländischer Schiedsspruch nach der Vollstreckbarerklärung im Ausland aufgehoben wird. Für ihn sieht § 1044 Abs. 4 Z P O zum Zwecke der Aufhebung der Vollstreckbarerklärung die förmliche Klage vor. Bei allen anderen Titeln kommt nur die Vollstrekkungsgegenklage nach § 767 Z P O in Betracht. In beiden Fällen müßte der Schuldner mithin im Wege der Klage vorgehen. Nachdem für das Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst grundsätzlich das erleichterte Beschlußverfahren vorgesehen wird, ist es geboten, auch das Verfahren der Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung zu vereinfachen. Da in diesem Verfahren nur über eindeutige Tatbestände zu entscheiden ist, kann es hier in jedem Falle bei dem Beschlußverfahren verbleiben. Auf diesen Erwägungen beruhen Absatz 1 und 2. Für die Behandlung belgischer Schiedssprüche bedeutet diese Regelung insofern eine Abweichung von § 1044 Abs. 4 Z P O , als die Vollstreckbarerklärung künftig nicht mehr im Wege der Klage, sondern im Beschlußverfahren aufgehoben wird. Für das Verfahren, in dem die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung beantragt wird, ist nach Absatz 2 das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Damit wird die ursprüngliche Zuständigkeit, die für das Verfahren der Vollstreckbarerklärung gegeben ist, entsprechend 5 767 Abs. 1 Z P O auch für das Aufhebungs- oder Abänderungsverfahren beibehalten. Diese Regelung beruht auf Zweckmäßigkeitserwägungen. Um den Schuldner vor weiteren, an sich unberechtigten Vollstreckungsmaßnahmen zu schützen, wird in Absatz 3 vorgesehen, daß er die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln beantragen kann, sobald die Voraussetzungen für die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung gegeben sind. Wie sich aus der Bezugnahme auf § 769 Z P O und damit auch auf den Absatz 2 dieser Vorschrift ergibt, kann in dringenden Fällen dieser Antrag bei dem Vollstreckungsgericht gestellt werden, noch bevor das Verfahren bei dem für die Aufhebung oder Abänderung zuständigen Gericht eingeleitet ist. Zu §7 Da nach dem Abkommen auch noch nicht rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen zur Vollstreckung gebracht werden können, ist dafür zu sorgen, daß dem Schuldner aus einer Vollstreckung, die sich später als ungerechtfertigt herausstellt, keine Nachteile erwachsen. (341)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Soweit der Schuldner die Aufhebung oder Abänderung des für vollstreckbar zu erklärenden Titels bereits in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung geltend machen und die Aufhebung einer vorläufigen Vollstreckbarerklärung erreichen kann, ist er im Beschlußverfahren durch die in § 2 in Verbindung mit § 1042 c Abs. 2 Satz 3, §717 Abs. 2 Z P O getroffene Regelung und im Urteilsverfahren durch §717 Abs. 2 und 3 Z P O unmittelbar geschützt. Mithin bedarf es einer besonderen Regelung nur für den Fall, daß der Schuldner die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung nicht mehr in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst erreichen kann, z. B. weil ihm ein Rechtsbehelf oder ein Rechtsmittel nicht mehr zur Verfügung steht, er aber die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung nach § 6 des Ausführungsgesetzes erwirkt. Wie in Anlehnung an § 717 Abs. 2 Z P O für diesen letzten Fall vorgesehen wird, hat der Gläubiger dem Schuldner den Schaden zu ersetzen, der diesem daraus entsteht, daß aus der Vollstreckbarerklärung die Zwangsvollstreckung betrieben worden ist, die sich nach der Aufhebung oder Abänderung des Schuldtitels im Ausland als ungerechtfertigt herausstellt. Der Anspruch auf Schadensersatz kann jedoch nicht schon in dem Verfahren nach § 6 geltend gemacht werden. Für seine Durchsetzung ist vielmehr wegen der Schwierigkeit und Bedeutung der zu entscheidenden Fragen das allgemeine Klageverfahren vorbehalten. Zuständig ist wie in dem Verfahren nach § 6 aus Zweckmäßigkeitsgründen das Gericht, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Das in diesem Gerichtsstand ergehende deutsche Urteil wird nach Abschnitt II des Zusatzprotokolls in Belgien anerkannt und für vollstreckbar erklärt. Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen Da nach belgischem Recht gerichtliche Entscheidungen nur dann anerkannt und vollstreckt werden können, wenn ihnen eine Begründung beigegeben ist (Artikel 97 der belgischen Verfassung), muß Vorsorge getroffen werden, daß deutsche Entscheidungen, die nach innerstaatlichem Recht an sich ausnahmsweise keiner Begründung bedürften, in Belgien in vollständiger Form vorgelegt werden können. Im Dritten Abschnitt sind die hierfür erforderlichen Vorschriften enthalten. Zu §8 Versäumnis- oder Anerkenntnisurteile, bei denen §313 Abs. 3 Z P O eine Ausnahme von dem Begründungszwang vorsieht, dürfen nicht in abgekürzter Form hergestellt werden, wenn zu erwarten ist, daß sie in Belgien geltend gemacht werden. O b mit einer Vollstreckung in Belgien zu rechnen ist, wird sich vielfach aus dem Vorbringen im Prozeß entnehmen lassen. Es wird vornehmlich Sache des Klägers sein, dem Gericht rechtzeitig Näheres vorzutragen. Zu §9 Ist ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil, das in Belgien geltend gemacht werden soll, in abgekürzter Form hergestellt worden, z. B. weil im Zeitpunkt seines Erlasses mit einer Vollstreckung in Belgien noch nicht zu rechnen war, so kann es in dem Verfahren, das in § 9 näher geregelt wird, vervollständigt werden. Für die nachträgliche Herstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe bedarf es lediglich eines Antrags der Partei, die das Urteil in Belgien geltend machen will. Da die Vervollständigung des Urteils für den sachlichen Gegenstand des Verfahrens, das bereits abgeschlossen ist, ohne Bedeutung ist, erscheint es nicht erforderlich, für den Antrag in den Fällen, in denen für den Rechtsstreit selbst Anwaltszwang bestanden hat, die Vertretung durch einen Anwalt zwingend vorzusehen. Nach Absatz 1 Satz 2 soll es genügen, daß der Antrag schriftlich oder vor der Geschäftsstelle zu Protokoll gestellt wird. Ein besonderes förmliches Verfahren ist für die Vervollständigung nicht vorgesehen. Die erforderlichen Unterlagen sind in den Akten des Gerichts bereits vorhanden. Irgendwelche Streitpunkte unter den Parteien sind nicht zu entscheiden; deshalb ist auch eine vorherige Anhörung des Gegners nicht zwingend vorgeschrieben. Bei der nachträglichen Herstellung von Tatbestand und Entscheidungsgründen, die sich nur auf den Akteninhalt zu stützen braucht, bedarf es nicht der Mitwirkung der Richter, welche die Entscheidung erlassen haben. Tatbestand und Entscheidungsgründe können daher auch von anderen Richtern abgefaßt und unterschrieben werden (Absatz 2). Uber den Antrag wird ohne mündliche Verhandlung entschieden (Absatz 1 Satz 3). Wenn auch bei der nachträglichen Herstellung des Tatbestandes wohl kaum je ein Bedürfnis für eine Berichtigung auftreten wird, so soll diese Möglichkeit gleichwohl in Rechnung gestellt werden. Deshalb ist in Absatz 3 vorgesehen, daß § 320 Z P O in solchen Ausnahmefällen entsprechend anzuwenden ist. Damit ist zugleich dem Schuldner die Möglichkeit eingeräumt, irgendwelche Unrichtigkeiten, die ihn in seiner Rolf A. Schütze

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Rechtsstellung berühren könnten, rechtzeitig zu rügen. Auch aus diesem Grunde kann seine Anhörung vor der nachträglichen Herstellung des Tatbestandes regelmäßig entbehrt werden. In Absatz 4 wird klargestellt, daß für die nachträgliche Herstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe Gerichtsgebühren nicht erhoben werden; besondere Gebühren kämen auch nicht in Ansatz, wenn das Urteil sogleich in vollständiger Form hergestellt worden wäre. Die Gebühren des Rechtsanwalts sollen ebenso wie bei der Berichtigung oder Ergänzung eines Urteils durch die Gebühren, die bereits im Rechtszug entstanden sind, abgegolten sein (§ 37 Nr. 6 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte).

Zu §10 Ebenso wie Versäumnis- und Anerkenntnisurteile sind die einstweiligen Anordnungen und einstweiligen Verfügungen, die in Belgien geltend gemacht werden sollen, zweckmäßigerweise von vornherein mit einer Begründung zu versehen. Ergibt sich erst später, daß sie in Belgien verwendet werden sollen, so ist die einstweilige Anordnung oder einstweilige Verfügung nachträglich in der Weise zu vervollständigen, wie es in § 9 für Versäumnis- und Anerkenntnisurteile vorgesehen ist.

Zu §11 In einzelnen Ländern, insbesondere in Berlin, wird das Bedürfnis bestehen, die Entscheidung in Verfahren der Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel (hierher gehören u. a. gerichtliche Entscheidungen, Schiedssprüche und öffentliche Urkunden) und der Aufhebung oder Abänderung einer Vollstreckbarerklärung einem Gericht zuzuweisen. Da die bisherigen Ermächtigungsgrundlagen für eine solche Übertragung der Zuständigkeit nach Artikel 129 Abs. 3 G G erloschen sind, muß eine neue gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Sie soll nicht nur für die Durchführung des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens, sondern allgemein für das Verfahren der Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel gelten. Deshalb ist der Vorschrift eine allgemein gehaltene Fassung gegeben worden.

Zu §12 Das Gerichtskostengesetz in der vom 1. Oktober 1957 ab geltenden Fassung (BGBl. 19571 S. 941) sieht bisher eine Bestimmung über die Gerichtskosten in Verfahren über Anträge auf Vollstreckbarerklärung ausländischer Schuldtitel nicht vor. Deshalb muß die Kostenfrage ausdrücklich geregelt werden. Es könnte dies an sich durch eine Vorschrift geschehen, die nur für das deutsch-belgische Abkommen Geltung hätte, wie sie z. B. früher in den Artikeln 5 der Ausführungsverordnungen zum deutsch-schweizerischen und deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen geschaffen worden ist. Jedoch erscheint es nunmehr geboten, die Kostenfrage allgemein — und zwar innerhalb des Gerichtskostengesetzes selbst — zu regeln. Deshalb soll, wie sich aus Absatz 1 ergibt, ein neuer § 37a in das Gerichtskostengesetz eingefügt werden. Nach Absatz 1 des neuen § 37a sollen für das Verfahren der Vollstreckung die in § 25 des Gerichtskostengesetzes festgesetzten Gebühren erhoben werden. Diese Gebühren sind auch für das Verfahren zum Zwecke der Aufhebung oder Abänderung einer Vollstreckung vorgesehen. Es erscheint billig, die Gebühren außer Ansatz zu lassen, wenn der Antrag auf Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung vor Anhörung des Gegners oder vor Bestimmung eines Termins zur mündlichen Verhandlung zurückgenommen wird. Durch Absatz 2 des neuen § 37a wird der besonderen Rechtslage Rechnung getragen, die sich aus einzelnen Staatsverträgen ergibt. So ist z. B. in Artikel 18 Abs. 1 des Haager Übereinkommens über den Zivilprozeß vom 1. März 1954 vorgesehen, daß Kostenentscheidungen gegen den Kläger, der von der Sicherheitsleistung, Hinterlegung oder Vorauszahlung befreit war, kostenfrei für vollstreckbar zu erklären sind. In gleichem Sinne ist die Kostenfrage in Artikel 16 Abs. 1 des deutsch-griechischen Abkommens über die gegenseitige Rechtshilfe in Angelegenheiten des bürgerlichen und Handels-Rechts vom 11. Mai 1938 (RGBl. 1939 II S. 849) und in Artikel 3 Abs. 1 des deutsch-türkischen Abkommens über den Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen vom 28. Mai 1929 (RGBl. 1930 II S. 7) geregelt. So wie bei den Gerichtskosten soll auch bei den Gebühren des Rechtsanwalts die Kostenfrage in dem Gebührengesetz selbst allgemein gültig und nicht nur beschränkt auf die Durchführung des deutsch-belgischen Abkommens geregelt werden. Deshalb wird § 47 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte, der sich bisher nur auf die Vollstreckbarerklärung von Entscheidungen ausländischer Gerichte bezieht, wie aus Absatz 2 ersichtlich geändert. § 47 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte wird künftig nicht nur für die Vollstreckbarerklärung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen, sondern auch für die Vollstreckbarerklärung von ausländischen Schiedssprüchen, Schiedsvergleichen und öffentlichen Urkunden gelten. Mit der Einfügung des neuen § 37a in das Gerichtskostengesetz werden die Artikel 5 der Verordnungen zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und VollStand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Streckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 23. August 1930 (RGBl. II S. 1209) und des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 18. Mai 1937 (RGBl. II S. 143) sowie Artikel IV der Verordnung zur Ausführung des Vertrages über Rechtsschutz und Rechtshilfe zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Österreich vom 26. April 1924 (RGBl. II S. 91) entbehrlich. Sie werden deshalb in Absatz 3 aufgehoben. Zu §13 Diese Vorschrift ermöglicht es, daß das Ausführungsgesetz auch in Berlin in Kraft gesetzt werden kann. Zu §14 Zur Zeit sind im Saarland die in den anderen Bundesländern geltenden kostenrechtlichen Vorschriften noch nicht in Kraft gesetzt. Im Saarland gelten die Bestimmungen des saarländischen Justizkostengesetzes. Deshalb werden nach § 14 die in dem Ausführungsgesetz genannten Vorschriften des Gerichtskostengesetzes und der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte durch die entsprechenden Bestimmungen des saarländischen Justizkostengesetzes für dessen Geltungsdauer ersetzt. Zu $15 Das Ausführungsgesetz soll gleichzeitig mit dem Abkommen in Kraft treten. Der Zeitpunkt, an dem das Abkommen nach seinem Artikel 19 Abs. 2 in Kraft tritt, wird nach Artikel 3 des Zustimmungsgesetzes zu dem Abkommen im Bundesgesetzblatt bekanntgegeben.

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Vertrag zwischen der Bundesrepblik Deutschland und der Republik Österreich über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 6.6. 1959 (BGBl. 1960 II, 1246) Literatur: Bauer, Die Zwangsvollstreckung aus österreichischen Exekutionstiteln in der BRD: ÖJZ 1968, S. 421 folg.; Beck, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen in Zivilsachen nach den Staatsverträgen mit Belgien, Osterreich, Großbritannien und Griechenland, Diss. Saarbrücken 1969; Geimerbei Geimer-Schütze, Internationale Urteilsanerkennung, Bd. II, 1971, S. 1 folg.; Matscher, Der neue österreichisch-deutsche Vertrag über die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen im Lichte der allgemeinen Lehren des internationalen Zivilprozeßrechts: JB1. 1960, S. 265 folg.; den., Einige Probleme der internationalen Urteilsanerkennung und -Vollstreckung. Erläutert am Beispiel der Verträge der BRD mit Österreich, mit Belgien und mit Großbritannien: Z Z P 86 (1973), S. 404 folg.; Schönherr, Der deutsch-österreichische Vollstreckungsvertrag in der österreichischen Rechtsprechung: A W D 1964, S. 80 folg.; Sedlacek, Die Neuregelung der Zwangsvollstreckung zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland: ZfRvgl. 1 (1960), S. 58 folg.; Thoma, Die Zwangsvollstreckung in Österreich: NJW1966, S. 1057 folg. Vorbemerkungen: Der Vertrag ist am 29.5. 1960 in Kraft getreten (BGBl. 1960 II, 1523). Sein sachlicher Geltungsbereich ist — im Gegensatz zu dem deutsch-österreichischen Rechtsschutz- und Rechtshilfevertrag von 1923, der durch den Anschluß an das Reich suspendiert und nicht wieder in Kraft gesetzt wurde — auf die Wirkungserstreckung von Zivilurteilen beschränkt. Der Vertrag läßt auch nicht rechtskräftige Entscheidungen zur Anerkennung und Vollstreckbarerklärung zu. Durch die sehr anerkennungsfreundliche Jurisdiktionsformel ist eine weitgehende Freizügigkeit der Titel geschaffen worden. Die Prüfung der internationalen Zuständigkeit darf nämlich nur darauf erfolgen, — ob nach zweitstaatlichem Recht eine ausschließliche zweit- oder drittstaatliche Zuständigkeit bestanden hatte oder — ob die Entscheidung im Gerichtsstand des Vermögens ergangen ist und die unterlegene Partei sich auf den Rechtsstreit nicht eingelassen oder vor Einlassung zur Hauptsache erklärt hat, daß sie sich nur im Hinblick auf das im Erststaat belegene Vermögen einlasse, oder — ob die Entscheidung lediglich im Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach J N §8811 (Fakturengerichtsstand) ergangen ist und die unterlegene Partei sich auf den Rechtsstreit nicht eingelassen hat. Rolf A. Schütze

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Deutsch-österreichischer Vertrag 1959 T e x t des Vertrages Erster Abschnitt

Artikel 3

Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen

(1) Die Anerkennung darf nicht allein deshalb versagt werden, weil das Gericht, das die Entscheidung erlassen hat, nach den Regeln seines internationalen Privatrechtes andere Gesetze angewendet hat, als sie nach dem internationalen Privatrecht des Staates, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird, anzuwenden gewesen wären. (2) Die Anerkennung darf jedoch aus dem im Absatz 1 genannten Grunde versagt werden, wenn die Entscheidung auf der Beurteilung eines familienrechtlichen oder eines erbrechtlichen Verhältnisses, der Rechts- oder Handlungsfähigkeit, der gesetzlichen Vertretung oder der Todeserklärung eines Angehörigen des Staates beruht, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird, es sei denn, daß sie auch bei Anwendung des internationalen Privatrechtes des Staates, in dem sie geltend gemacht wird, gerechtfertigt wäre.

Artikel 1 (1) Die in Zivil- oder Handelssachen ergangenen Entscheidungen der Gerichte des einen Staates, durch die in einem Verfahren der streitigen oder der freiwilligen Gerichtsbarkeit (im streitigen Verfahren oder im Verfahren außer Streitsachen) über Ansprüche der Parteien erkannt wird, werden im anderen Staat anerkannt, auch wenn sie noch nicht rechtskräftig sind. Als Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sind auch Urteile anzusehen, die in einem gerichtlichen Strafverfahren über Ansprüche aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- oder H a n delsrechtes ergangen sind. (2) Für die Anerkennung ist es ohne Bedeutung, ob die Entscheidung als Urteil, Beschluß, Zahlungsbefehl, Zahlungsauftrag, Vollstreckungsbefehl oder sonstwie benannt ist.

Artikel 4

Artikel 2 Die Anerkennung darf nur versagt werden, 1. wenn sie der öffentlichen Ordnung des Staates, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird, widerspricht; oder 2. wenn die unterlegene Partei sich auf das Verfahren nicht eingelassen hat, a) sofern ihr die Ladung oder die Verfügung, durch die das Verfahren eingeleitet worden war, nicht nach dem Rechte des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, zugestellt worden war, oder b) sofern sie nachweist, daß sie von der Ladung oder der Verfügung nicht so zeitgerecht Kenntnis nehmen konnte, um sich auf das Verfahren einlassen zu können; oder 3. wenn nach dem Rechte des Staates, in dem die Entscheidung geltend gemacht wird, die Gerichte dieses oder eines dritten Staates kraft Gesetzes ausschließlich zuständig waren; oder 4. wenn für die Entscheidung lediglich der Gerichtsstand des Vermögens gegeben war und die unterlegene Partei a) entweder sich auf den Rechtsstreit nicht eingelassen oder b) vor Einlassung zur Hauptsache erklärt hat, sich auf den Rechtsstreit nur im Hinblick auf das Vermögen einzulassen, das sich im Staate des angerufenen Gerichtes befindet; oder 5. wenn für die Entscheidung lediglich der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach § 88 Absatz 2 der österreichischen Jurisdiktionsnorm — Fakturengerichtsstand — gegeben war und die unterlegene Partei sich auf den Rechtsstreit nicht eingelassen hat. (345)

A II 4 a

Die in einem Staat ergangene Entscheidung, die in dem anderen Staate geltend gemacht wird, darf nur daraufhin geprüft werden, ob einer der im Artikel 2 oder im Artikel 3 Absatz 2 genannten Versagungsgründe vorliegt. Darüber hinaus darf die Entscheidung nicht nachgeprüft werden.

Zweiter Abschnitt Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen I. Allgemeines Artikel 5 (1) Rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen, die in einem Staate vollstreckbar und in dem anderen Staat anzuerkennen sind, werden in diesem Staate nach Maßgabe der Artikel 6 und 7 vollstreckt. (2) Vorläufig vollstreckbare Entscheidungen von Gerichten in der Bundesrepublik Deutschland, die auf eine Geldleistung lauten, und Entscheidungen österreichischer Gerichte, auf Grund deren in der Republik Österreich Exekution zur Sicherstellung bewilligt werden könnte, werden, sofern sie in dem anderen Staat anzuerkennen sind, in diesem Staate nach Maßgabe der Artikel 6,8 bis 10 vollstreckt. Artikel 6 Die Vollstreckbarerklärung (die Bewilligung der Exekution) und die Durchführung der Zwangsvollstreckung richten sich, soweit im folgenden nichts anderes bestimmt wird, nach dem Rechte des Staates, in dem vollstreckt werden soll.

Stand: 1.8. 1979

A II 4 a IntZPR II. Vollstreckung rechtskräftiger

A Internationale Urteilsanerkennung Entscheidungen

Artikel 7 (1) Der betreibende Gläubiger hat dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung (Bewilligung der Exekution) beizufügen 1. eine mit amtlichem Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung der Entscheidung, die auch die Gründe enthalten muß, es sei denn, daß solche nach dem Rechte des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, nicht erforderlich waren; 2. den Nachweis, daß die Entscheidung rechtskräftig und vollstreckbar ist; dieser Nachweis ist zu erbringen a) bei Entscheidungen von Gerichten in der Bundesrepublik Deutschland durch das Zeugnis über die Rechtskraft und durch die Vollstreckungsklausel, b) bei Entscheidungen österreichischer Gerichte durch die Bestätigung der Rechtskraft und Vollstreckbarkeit. (2) H a t die unterlegene Partei sich auf das Verfahren nicht eingelassen, so hat der betreibende Gläubiger außerdem nachzuweisen, daß die das Verfahren einleitende Ladung oder Verfügung der unterlegenen Partei ordnungsgemäß zugestellt worden ist; dieser Nachweis ist durch eine beglaubigte Abschrift der Zustellungsurkunde oder durch eine gerichtliche Bestätigung über den Zustellungsvorgang zu erbringen. III. Vollstreckung noch nicht rechtskräftiger

Entscheidungen

Artikel 8 (1) Soll die Entscheidung eines österreichischen Gerichtes, auf Grund deren in der Republik Österreich Exekution zur Sicherstellung bewilligt werden könnte, in der Bundesrepublik Deutschland vollstreckt werden, so hat das Gericht, das die Entscheidung erlassen hat, auf Antrag des betreibenden Gläubigers unter sinngemäßer Anwendung der österreichischen Exekutionsordnung darüber zu beschließen, ob und f ü r welchen Zeitraum die Exekution zur Sicherstellung zulässig ist; eine bestimmte Exekutionshandlung hat es jedoch nicht zu bewilligen. Ist die Zulässigkeit der Exekution von der Leistung einer Sicherheit abhängig, so ist diese beim österreichischen Gericht zu erlegen. (2) Der Antrag des betreibenden Gläubigers, die Entscheidung des österreichischen Gerichtes f ü r vollstreckbar zu erklären, kann von dem Gericht in der Bundesrepublik Deutschland nicht deshalb abgelehnt werden, weil der im Absatz 1 genannte Beschluß, mit dem die Exekution zur Sicherstellung f ü r zulässig erklärt wurde, noch nicht rechtskräftig ist. Artikel 9 (1) Der betreibende Gläubiger hat dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung (Bewilligung der Exekution zur Sicherstellung) beizufügen 1. eine Ausfertigung der Entscheidung, die den Erfordernissen des Artikels 7 Absatz 1 Z. 1 entspricht;

2. den Nachweis, daß die Entscheidung der unterlegenen Partei ordnungsgemäß zugestellt worden ist; dieser Nachweis ist durch eine beglaubigte Abschrift der Zustellungsurkunde oder durch eine gerichtliche Bestätigung über den Zustellungsvorgang zu erbringen; 3. den Nachweis, daß die Entscheidung vollstreckbar ist; dieser Nachweis ist zu erbringen a) bei Entscheidungen österreichischer Gerichte durch eine mit dem amtlichen Siegel versehene Ausfertigung des im Artikel 8 Absatz 1 genannten Beschlusses über die Zulässigkeit der Exekution zur Sicherstellung und, falls eine Sicherheit zu leisten war, durch eine gerichtliche Bestätigung über deren Erlag, b) bei Entscheidungen von Gerichten in der Bundesrepublik Deutschland durch die Vollstreckungsklausel und, falls die Vollstreckung von einer Sicherheitsleistung abhängig ist, durch eine öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunde, aus der sich ergibt, daß die Sicherheit geleistet wurde. (2) H a t die unterlegene Partei sich auf das Verfahren nicht eingelassen, so hat der betreibende Gläubiger außerdem den im Artikel 7 Absatz 2 geforderten Nachweis zu erbringen. Artikel 10 (1) In der Republik Osterreich ist auf Grund der im Artikel 5 Absatz 2 genannten Entscheidungen von Gerichten in der Bundesrepublik Deutschland nur die Exekution zur Sicherstellung zulässig. Einer Glaubhaftmachung der Gefährdung bedarf es jedoch nicht, wenn der betreibende Gläubiger die in der Entscheidung geforderte Sicherheit geleistet hat (Artikel 9 Absatz 1 Z. 3 Buchst, b). (2) In der Bundesrepublik Deutschland sind in Vollziehung der Vollstreckbarerklärung der im Artikel 5 Absatz 2 genannten Entscheidungen österreichischer Gerichte nur solche Maßnahmen zulässig, die der Sicherung des betreibenden Gläubigers dienen.

Dritter Abschnitt Gerichtliche Vergleiche, Schiedssprüche und öffentliche Urkunden Artikel 11 (1) Gerichtliche Vergleiche werden den rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidungen gleichgestellt. (2) Der betreibende Gläubiger hat dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung (Bewilligung der Exekution) eine mit der Bestätigung der Vollstreckbarkeit (der Vollstreckungsklausel) und dem amtlichen Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung des Vergleiches beizufügen. Artikel 12 (1) Die Anerkennung und die Vollstreckung von Schiedssprüchen bestimmen sich nach dem Ubereinkommen, das zwischen beiden Staaten jeweils in Kraft ist.

Rolf A. Schutze

(346)

IntZPR All 4 a

Deutsch-österreichischer Vertrag 1959 (2) Vor einem Schiedsgericht abgeschlossene Vergleiche werden den Schiedssprüchen gleichgestellt. Artikel 13 (1) Öffentliche Urkunden, die in einem Staat errichtet und dort vollstreckbar sind, werden in dem anderen Staate wie rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen vollstreckt. Zu diesen Urkunden gehören insbesondere gerichtliche oder notarielle Urkunden und die in Unterhaltssachen von einer Verwaltungsbehörde — Jugendamt — aufgenommenen Verpflichtungserklärungen und Vergleiche. (2) Der betreibende Gläubiger hat dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung (Bewilligung der Exekution) eine mit amtlichem Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung der öffentlichen Urkunde beizufügen. Vierter Abschnitt Besondere Bestimmungen Artikel 14 (1) Dieser Vertrag ist nicht anzuwenden 1. auf Entscheidungen in Ehesachen und in anderen Familienstandssachen; 2. auf Entscheidungen in Konkursverfahren und in Vergleichsverfahren (Ausgleichsverfahren); 3. auf einstweilige Verfügungen oder einstweilige Anordnungen und auf Arreste. (2) Dieser Vertrag ist jedoch anzuwenden auf solche einstweilige Verfügungen oder einstweilige Anordnungen, die auf Leistung des Unterhaltes oder auf eine andere Geldleistung lauten. Diese Titel werden wie rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen vollstreckt.

ein Gericht dieses Staates in einem Verfahren, das bei ihm wegen desselben Gegenstandes und zwischen denselben Parteien später anhängig wird, die Entscheidung abzulehnen. Artikel 18 Dieser Vertrag berührt nicht die Bestimmungen anderer Verträge, die zwischen beiden Staaten gelten oder gelten werden und die für besondere Rechtsgebiete die Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen oder öffentlichen Urkunden regeln. Artikel 19 (1) Dieser Vertrag ist nur auf Schuldtitel (Exekutionstitel) anzuwenden, die nach dem 31. Dezember 1959 entstanden sind. (2) Auf Schuldtitel (Exekutionstitel), die eine Verpflichtung zur Leistung eines gesetzlichen Unterhaltes zum Gegenstand haben, ist dieser Vertrag für die nach dem 31. Dezember 1959 fällig werdenden Leistungen auch dann anzuwenden, wenn der Schuldtitel (Exekutionstitel) in der Zeit vom l.Mai 1945 bis zum 31. Dezember 1959 entstanden ist. Artikel 20 Soweit in anderen Verträgen hinsichtlich der Vollstreckung von Schuldtiteln (Exekutionstiteln) auf den Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe vom 21. Juni 1923 verwiesen wird, treten die entsprechenden Bestimmungen dieses Vertrages an dessen Stelle.

Fünfter Abschnitt Schlußbestimmungen

Artikel 15 Die österreichischen Börsenschiedsgerichte sind Gerichte im Sinne dieses Vertrages in den Streitigkeiten, in denen sie ohne Rücksicht auf einen Schiedsvertrag zur Entscheidung zuständig sind. Soweit ihre Zuständigkeit auf einem Schiedsvertrag beruht, sind sie als Schiedsgerichte anzusehen.

Artikel 21 Dieser Vertrag gilt auch für das Land Berlin, sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Bundesregierung der Republik Österreich innerhalb von drei Monaten nach dem Tage des Inkrafttretens des Vertrages eine gegenteilige Erklärung abgibt.

Artikel 16

Artikel 22

Der betreibende Gläubiger, dem von dem Gericht des Staates, in dem die Entscheidung ergangen ist, das Armenrecht bewilligt worden ist, genießt ohne weiteres das Armenrecht auch für die Vollstreckung im anderen Staate.

(1) Dieser Vertrag bedarf der Ratifizierung. Die Ratifikationsurkunden sollen so bald wie möglich in Bonn ausgetauscht werden. (2) Der Vertrag tritt dreißig Tage nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft.

Artikel 17

Artikel 23

Ist eine Sache vor dem Gericht eines Staates rechtshängig (streitanhängig) und wird die Entscheidung in dieser Sache in dem anderen Staat anzuerkennen sein, so hat

Jeder der beiden Staaten kann den Vertrag kündigen. Die Kündigung wird ein Jahr nach dem Zeitpunkt wirksam, an dem sie dem anderen Staate notifiziert wurde.

(347)

Stand: 1.8. 1979

IntZPR All 4 b

A Internationale Urteilsanerkennung

Deutsche Denkschrift zu dem Vertrag (BTDrucks. III Nr. 1419) Die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich sind im Bereich des Zivil- und Handelsrechts zur Zeit nur auf einzelnen Teilgebieten vertraglich geregelt. Beide Staaten sind Mitglied des Genfer Protokolls über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923 (Reichsgesetzbl. 1925 II S. 47, Bundesgesetzbl. 1953 II S. 130), des Genfer Abkommens zur Vollstrekkung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1068, Bundesgesetzbl. 1953 II S. 130), des Internationalen Übereinkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr (CIM) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 II S. 35) und des Internationalen Übereinkommens über den Eisenbahn-Personen- und -Gepäckverkehr (CIV) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 II S. 277). Von den bilateralen Verträgen auf dem Gebiete des Zivil- und Handelsrechts, die bis zum Jahre 1938 zwischen dem Deutschen Reich und Österreich gegolten haben, ist nur der deutsch-österreichische Beglaubigungsvertrag vom 21. Juni 1923 (Reichsgesetzbl. 1924 II S. 61) durch Notenwechsel zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich mit Wirkung vom 1. Januar 1952 wieder in Kraft gesetzt worden (vergl. Bekanntmachung vom 13. März 1952 — Bundesgesetzbl. IIS. 436). Die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen war zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Österreich früher durch den Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe vom 21. Juni 1923 (Reichsgesetzbl. 1924 IIS. 55) geregelt. Dieser Vertrag ist durch die politischen Ereignisse des Jahres 1938 suspendiert worden. Seit 1945 können gerichtliche Entscheidungen und andere Schuldtitel über vermögensrechtliche Ansprüche in Zivil- qnd Handelssachen gegenseitig nicht anerkannt und vollstreckt werden. Gemäß § 79 der österreichischen Exekutionsordnung darf in Österreich die Exekution auf Grund ausländischer Titel nur dann und in dem Maße stattfinden, als die Gegenseitigkeit durch Staatsverträge oder durch darüber erlassene, im Gesetzblatt kundgemachte Regierungserklärungen verbürgt ist. Da diese Voraussetzungen derzeit gegenüber der Bundesrepublik Deutschland nicht vorliegen, ist eine Zwangsvollstreckung aus einem deutschen Schuldtitel in Österreich nicht möglich. Damit ist auch f ü r die Anerkennung und Vollstreckung österreichischer Urteile die Gegenseitigkeit im Sinne des § 328 Abs. 1 Nr. 5 Z P O in der Bundesrepublik Deutschland nicht verbürgt. Beide Seiten empfinden diesen Rechtszustand als unbefriedigend. Sie haben deshalb den Wunsch, die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen wieder sicherzustellen. Das gegenseitige Vertrauen in die Rechtspflege, das in diesem Wunsch zum Ausdruck kommt, ist nach den Erfahrungen im Rechtshilfeverkehr, der nach 1945 alsbald wiederaufgenommen worden ist, gerechtfertigt. Für die Regelung des Vollstrekkungsverkehrs besteht angesichts der engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern ein praktisches Bedürfnis. Es hätte an sich nahegelegen, den alten Vertrag vom 21. Juni 1923 wieder in Kraft zu setzen. Dieser Weg ist jedoch nicht gangbar. Der frühere Vertrag ist nämlich seinerzeit in Österreich lediglich als Regierungserklärung verlautbart worden, ohne daß die Zustimmung des Parlaments in Form eines Gesetzes eingeholt worden ist (vergl. Sperl: „ D e r Rechtschutz- und Rechtshilfevertrag zwischen Österreich und Deutschland vom 21. Juni 1923" in der Zeitschrift f ü r öffentliches Recht 1924 S. 299 ff. a. E.). Da er innerstaatliches Recht abänderte, hätte er aber nach der heute in Österreich vorherrschenden strengeren verfassungsrechtlichen Auffassung der Ratifikation bedurft. Danach konnte der alte Vertrag heute nicht mehr eine sichere Grundlage f ü r die Wiederaufnahme des Vollstreckungsverkehrs bilden. Deshalb mußte der Gedanke, ihn durch Notenwechsel wieder in Kraft zu setzen, aufgegeben werden. Aus diesen Gründen sind beide Seiten übereingekommen, einen neuen Vertrag über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von Schuldtiteln abzuschließen. Der Vertrag regelt in seinem Ersten Abschnitt (Artikel 1 bis 4) die gegenseitige Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen und führt die Gründe an, aus denen die Anerkennung im einzelnen Fall versagt werden darf. Der Zweite Abschnitt (Artikel 5 bis 10) handelt von der Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen. Der Dritte Abschnitt (Artikel 11 bis 13) bezieht sich auf andere Schuldtitel (gerichtliche Vergleiche, öffentliche Urkunden und Schiedssprüche). Der Vierte Abschnitt (Artikel 14 bis 20) enthält besondere Bestimmungen über den sachlichen Anwendungsbereich, über das Armenrecht f ü r die Vollstreckung, über die Wirkung der Rechtshängigkeit und über das Verhältnis des Vertrages zu anderen zwischenstaatlichen Vereinbarungen. In die Artikel 21 bis 23, die den Fünften Abschnitt bilden, sind als Schlußbestimmungen die Berlin-Klausel sowie die üblichen Vorschriften über das Inkrafttreten und eine Kündigung des Vertrages aufgenommen. Rolf A. Schütze

(348)

Deutsch-österreichischer Vertrag 1959

IntZPR aii 4 b

Der neue Vertrag weist gegenüber dem früheren Abkommen über Rechtsschutz und Rechtshilfe vom 21. Juni 1923 bedeutsame Fortschritte auf. So ist, ebenso wie in dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen vom 30. Juni 1958 (Bundesgesetzblatt 1959 II S. 766), die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung nicht mehr auf rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen beschränkt. Vielmehr sind auch vorläufig vollstreckbare Urteile deutscher Gerichte und Entscheidungen österreichischer Gerichte, aus denen die Exekution zur Sicherstellung zulässig ist, in den Vertrag einbezogen worden. Damit werden einem Gläubiger für eine Vollstreckung in dem anderen Staat grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten eingeräumt, die ihm im Inland offenstehen. Als Schuldtitel werden nunmehr anders als früher auch die Verpflichtungserklärungen und Vergleiche, welche die Jugendämter in Unterhaltssachen aufnehmen, gegenseitig anerkannt. Zu dem Vertrag ist im einzelnen folgendes zu bemerken: Erster Abschnitt Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel 1 bis 4) Die Anerkennung und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen werden in dem Vertrag getrennt behandelt. Hiermit wird dem Umstand Rechnung getragen, daß es Entscheidungen gibt, die ihrem Inhalt nach nur anzuerkennen, nicht aber zu vollstrecken sind, wie z. B. Feststellungs- und Gestaltungsurteile. Umgekehrt können nur solche Entscheidungen vollstreckt werden, die anzuerkennen sind. Damit gewinnt der Erste Abschnitt, der von der Anerkennung handelt, für alle gerichtlichen Entscheidungen des einen Vertragsstaates Bedeutung, die in dem anderen Vertragsstaat geltend gemacht werden sollen. Da die Anerkennung die Voraussetzung für die Vollstreckung bildet, ist — anders als in dem früheren Vertrag vom 21. Juni 1923 — die Anerkennung aus systematischen Gründen vor der Vollstreckung geregelt. Der Erste Abschnitt bestimmt im einzelnen, unter welchen Voraussetzungen gerichtliche Entscheidungen anzuerkennen sind. Zu Artikel 1 In diesem Artikel ist der Grundsatz festgelegt, daß die gerichtlichen Entscheidungen auf dem Gebiet des Zivil- und Handelsrechts gegenseitig anerkannt werden. Die Anerkennung bedeutet, daß der Entscheidung in dem anderen Vertragsstaat dieselben Wirkungen beigelegt werden, die ihr im Urteilsstaat zukommen. Der Kreis der anzuerkennenden Entscheidungen wird durch den Gegenstand bestimmt, auf den sie sich beziehen. Sie müssen über einen Anspruch ergangen sein, der auf dem Ziviloder Handelsrecht beruht. Es wird also nicht wie in Artikel 19 Abs. 2 des Vertrages vom 21. Juni 1923 daran angeknüpft, daß die Entscheidung von einem bürgerlichen Gericht erlassen ist. Vielmehr sollen, übereinstimmend mit Artikel 1 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens vom 30. Juni 1958, Entscheidungen aller Gerichte, welchem Gerichtszweig sie auch angehören, in den Vertrag einbezogen werden, sofern sie nur auf dem Gebiet des Zivil- oder Handelsrechts ergangen sind. Danach kann z. B. die Entscheidung eines Verwaltungsgerichts anerkannt werden, wenn der Gegenstand des Verfahrens dem Zivil- oder Handelsrecht zugehört. Daher brauchen die Entscheidungen der Arbeitsgerichte nicht besonders erwähnt zu werden. Zur Klarstellung werden in Absatz 1 Satz 2 als Entscheidungen, die nach dem Vertrag anzuerkennen sind, diejenigen ausdrücklich erwähnt, die in einem gerichtlichen Strafverfahren über Ansprüche aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- oder Handelsrechts ergangen sind. Damit sind im Gegensatz zu dem Vertrag vom 21. Juni 1923 auch die Entscheidungen erfaßt, die in sog. Adhäsionsverfahren ergehen (§§403 ff. der deutschen StPO; §§ 4, 365 ff. der österreichischen StPO). Der Vertrag erstreckt sich nicht nur auf Entscheidungen der streitigen, sondern auch auf solche der freiwilligen Gerichtsbarkeit, sofern in ihnen über Ansprüche der Parteien erkannt wird. Diese Voraussetzung liegt z. B. nicht vor bei Entscheidungen über das Recht der Sorge für die Person eines Kindes, bei Beschlüssen über Volljährigkeitserklärung oder bei der Bestätigung des Vertrages, durch den ein Kind an Kindes Statt angenommen wird. Damit wird jedoch nicht ausgeschlossen, daß derartige Entscheidungen außerhalb des Vertrages nach den innerstaatlichen Vorschriften der Vertragsstaaten anerkannt werden können (vergl. Urteil des Bundesgerichtshofes vom 7. Dezember 1955, BGHZ 19 S. 240). Artikel 14 schränkt den sachlichen Anwendungsbereich des Vertrages ausdrücklich ein. Hierauf wird später einzugehen sein. Aus Gründen der Klarstellung wird in Absatz 2 besonders hervorgehoben, daß es für den Anwendungsbereich des Vertrages nicht darauf ankommt, wie die Entscheidung benannt ist. Mit den hier erwähnten Bezeichnungen werden die Schuldtitel nicht erschöpfend aufgezählt, sondern es werden nur Beispiele gegeben. So ist z. B. auch der Kostenfestsetzungsbeschluß, der in Absatz 2 nicht besonders genannt wird, der Anerkennung fähig. (349)

Stand: 1.8. 1979

a i i

4 b

I n t Z P R

A Internationale Urteilsanerkennung

Anders als nach dem alten deutsch-österreichischen Vertrag vom 21. Juni 1923 und dem deutschschweizerischen Vollstreckungsabkommen vom 2. November 1929 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1066) sowie dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen vom 9. März 1936 (Reichsgesetzbl. 1937 II S. 145) ist die Anerkennung nicht auf rechtskräftige Entscheidungen beschränkt. Vielmehr werden — ebenso wie im deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen — auch solche Entscheidungen einbezogen, die noch nicht formell rechtskräftig sind. Zu Artikel 2 Artikel 2 enthält, ähnlich wie Artikel 25 des deutsch-österreichischen Vertrages vom 21. Juni 1923, die Gründe, aus denen die Anerkennung abweichend von dem in Artikel 1 bestimmten Grundsatz versagt werden kann. Eine bedeutsame Abweichung von der früheren Regelung liegt darin, daß bei keinem der Versagungsgründe mehr auf die Staatsangehörigkeit der unterlegenen Partei abgestellt wird, wie dies in dem alten Vertrag bei dem Versagungsgrund der nicht ordnungsmäßigen Ladung und bei der Versagung der Anerkennung von Entscheidungen, die im Gerichtsstand des Vermögens oder des Erfüllungsortes (§ 88 Abs. 2 der österreichischen Jurisdiktionsnorm) ergangen sind, der Fall war (vergl. Artikel 25 Abs. 3 Nr. 2 und Nr. 3 des Vertrages vom 21. Juni 1923 einerseits und Artikel 2 Nr. 2, 4 und 5 des neuen Vertrages andererseits). Diese unterschiedliche Behandlung in dem alten Vertrag hat schon früher Kritik hervorgerufen (vergl. Sperl: „ D e r Rechtsschutz- und Rechtshilfevertrag zwischen Österreich und Deutschland vom 21. Juni 1923" in der Zeitschrift f ü r öffentliches Recht 1924 S. 299 ff.); sie würde mit den neueren Anschauungen nicht mehr zu vereinbaren sein. Nummer 1 enthält die im internationalen Verkehr übliche „ordre public"-Klausel. Ihre Fassung entspricht derjenigen des Artikels 2 Abs. 1 Nr. 1 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens vom 30.Junil 1958. Sie wird nur dann anzuwenden sein, wenn zwingende Grundsätze des innerstaatlichen Rechts des Anerkennungsstaates durch die Anerkennung verletzt würden. Wie sich aus dem Wortlaut ergibt, ist bei der P r ü f u n g nicht darauf abzustellen, ob die Entscheidung als solche, sondern ob ihre Anerkennung der öffentlichen O r d n u n g zuwiderlaufen würde, so daß bei einer Ablehnung der Anerkennung die Entscheidung selbst nicht verworfen wird. Der in Nummer 2 angeführte Versagungsgrund soll dem Schutz des unterlegenen Beklagten dienen, der sich an dem Verfahren nicht aktiv beteiligt hat. Inhaltlich lehnt sich diese Bestimmung an Artikel 2 Abs. 1 Nr. 2 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens vom 30. Juni 1958 an. Schutzwürdig erscheint der Beklagte zunächst dann, wenn das Verfahren nicht ordnungsgemäß eingeleitet worden ist. Dies ist unter Buchstabe a) geregelt. Die Frage, ob die Zustellung an den unterlegenen Beklagten ordnungsmäßig bewirkt worden ist, beantwortet sich nach dem Recht des Urteilsstaates. Die hiernach maßgebenden Rechtsnormen können unmittelbar im innerstaatlichen Recht enthalten sein, sie können sich aber auch aus Staatsverträgen ergeben. So kann es insbesondere von Bedeutung werden, ob die Zustellung nach dem Haager Ubereinkommen über den Zivilprozeß vom 1. März 1954 wirksam durchgeführt ist. Ist die Zustellung ordnungsgemäß bewirkt, so kann im allgemeinen davon ausgegangen werden, daß der Beklagte von der Einleitung des Verfahrens Kenntnis erhalten und so Gelegenheit gehabt hat, seine Rechte wahrzunehmen. Es ist jedoch denkbar, daß trotz Beachtung der Zustellungsvorschriften der Beklagte die zuzustellende Klageschrift oder Ladung entweder überhaupt nicht oder doch nicht rechtzeitig erhalten hat. Dies wird vor allem dann in Betracht kommen, wenn eine öffentliche Zustellung (§§ 203 bis 206 der deutschen Z P O ) oder eine Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung (§115 der österreichischen Z P O ) bewilligt worden ist. Für diese Ausnahmefälle enthält Buchstahe b) eine weitere Schutzvorschrift zugunsten des Beklagten, die sich an Artikel 2 Nr. 2 des zur Zeichnung aufgelegten Haager Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern und an Artikel 5 Abs. 1 des Haager Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit kraft Parteivereinbarung bei zwischenstaatlichen Kaufverträgen über bewegliche Sachen anlehnt (vergl. auch Artikel 2 Abs. 1 Nr. 2 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens). Aus den Nummern 3, 4 und 5 geht hervor, daß im Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich grundsätzlich alle Gerichtsstände, die in den beiderseitigen innerstaatlichen Vorschriften vorgesehen sind, anerkannt werden. Dies galt auch schon nach dem alten Vertrag vom 21. Juni 1923 (vergl. Artikel 25 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 3 Nr. 3). Diese Regelung, bei der — anders als in den Vollstrekkungsverträgen mit der Schweiz, mit Italien und Belgien (vergl. Artikel 2 des deutsch-schweizerischen Vollstreckungsabkommens vom 2. November 1929, Artikel 2 des deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommens vom 9. März 1936 und Artikel 3 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens vom 30. Juni 1958) — davon abgesehen werden kann, nur bestimmte Gerichtsstände festzulegen, ist hier deshalb mögRolf A. Schütze

(350)

Deutsch-österreichischer V e r t r a g 1959

IntZPR

lieh, weil das Recht beider Staaten in dieser Hinsicht nahezu übereinstimmt. In d e m V e r t r a g brauchen umgekehrt nur die Ausnahmefälle e r w ä h n t zu w e r d e n , in denen ein Gerichtsstand des Urteilsstaates nicht anz u e r k e n n e n ist. Dies ist in den Bestimmungen geschehen, die in den N u m m e r n 3 bis 5 enthalten sind. G e m ä ß Nummer3 ist einem Urteil die A n e r k e n n u n g zu versagen, w e n n nach dem Recht des A n e r k e n nungsstaates f ü r die Sache ein ausschließlicher Gerichtsstand außerhalb des Urteilsstaates begründet ist. Es ist ein feststehender G r u n d s a t z des internationalen Prozeßrechts, daß einer ausschließlichen Zuständigkeit des Anerkennungsstaates der V o r r a n g vor einer Zuständigkeit des Urteilsstaates einzuräumen ist. N a c h dem V e r t r a g soll aber nicht nur ein ausschließlicher Gerichtsstand in dem Anerkennungsstaat, sondern auch ein solcher in einem dritten Staat z u r Versagung der A n e r k e n n u n g f ü h r e n . Dies stellt gegenüber dem alten V e r t r a g vom 21. Juni 1923 (vergl. Artikel 25 Abs. 2 Satz 1) eine N e u e r u n g dar. Auf diese Bestimmung w u r d e deshalb W e r t gelegt, weil ein Vertragsstaat k r a f t besonderer Abmachungen verpflichtet sein kann, seinerseits auch den ausschließlichen Gerichtsstand in einem dritten Staat zu beachten und weil eine Kollision mit solchen vertraglichen Pflichten vermieden w e r d e n soll (vergl. Jellinek: „ D i e zweiseitigen Staatsverträge über A n e r k e n n u n g ausländischer Zivilurteile" S. 230). Nummer 4 enthält eine Sonderregelung f ü r den Gerichtsstand des V e r m ö g e n s (§ 23 der deutschen Z P O , § 99 der österreichischen Jurisdiktionsnorm). Diesem international unerwünschten Gerichtsstand (vergl. Jellinek a.a.O. S. 222) braucht in dem V e r t r a g die A n e r k e n n u n g nicht g a n z versagt zu werden, da er in beiden Vertragsstaaten gesetzlich a n e r k a n n t ist. Es erscheint vielmehr ausreichend, die unterlegene Partei unter bestimmten V o r a u s s e t z u n g e n zu schützen. N a c h dem alten V e r t r a g vom 21. Juni 1923 fand ein U r teil, das in dem Gerichtsstand des V e r m ö g e n s ergangen war, grundsätzlich keine A n e r k e n n u n g (vergl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle, K o m m e n t a r zur Z P O , 18. Aufl., A n h a n g I zu § 723 II 1 e). Im österreichischen Schrifttum sind hiergegen Bedenken erhoben worden. Sperl hat in seinem Aufsatz zu dem alten V e r trag (Zeitschrift f ü r öffentliches Recht 1924 S. 299 ff.) darauf hingewiesen, daß der Gerichtsstand des V e r mögens jedenfalls dann A n e r k e n n u n g verdiene, w e n n sich die unterlegene Partei vorbehaltlos auf den Rechtsstreit eingelassen habe. Auf G r u n d dieser E r w ä g u n g e n sind die mit dem Gerichtsstand des V e r m ö gens z u s a m m e n h ä n g e n d e n Fragen in dem V e r t r a g eingehender geregelt w o r d e n , als es in dem alten V e r trag geschehen war. H a t sich der Beklagte auf den Rechtsstreit nicht eingelassen, so kann der Gerichtsstand des V e r m ö g e n s nicht a n e r k a n n t w e r d e n (Buchstahe a). Die Beziehung des Beklagten zu dem Urteilsstaat ist hier allein durch das, im Einzelfall vielleicht zufällige, Vorhandensein von Vermögensstücken begründet. Die W i r k u n g des Urteils in diesem Fall auf einen anderen Staat zu erstrecken, erscheint nicht gerechtfertigt; der Beklagte rechnet nach seiner Nichteinlassung nur damit, daß eine Vollstreckung allenfalls in sein V e r m ö g e n , das sich im Urteilsstaat befindet, betrieben wird. D e r Gerichtsstand des V e r m ö g e n s m u ß ferner f ü r den Anerkennungsstaat o h n e Bedeutung bleiben, w e n n die unterlegene Partei sich z w a r auf den Rechtsstreit eingelassen, aber v o r h e r ausdrücklich erklärt hat, d a ß sie sich nur im Hinblick auf das V e r m ö g e n einlassen wolle, das sich im Urteilsstaat befindet (Buchstabe b). Mit dieser Bestimmung wird es dem Beklagten ermöglicht, d a ß er sich gegen den Zugriff auf seine Vermögensstücke im Urteilsstaat w e n d e n kann, o h n e gleichzeitig G e f a h r zu laufen, bei ungünstigem Ausgang des Rechtsstreits auch die Vollstreckung in sein übriges V e r m ö g e n dulden zu müssen. Ahnlich wie f ü r den Gerichtsstand des Vermögens ist f ü r den Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach $ 88 Abs. 2 der österreichischen Jurisdiktionsnorm — den sog. Fakturengerichtsstand — eine besondere Bestimm u n g erforderlich (Nummer ß), wie sie auch schon in dem V e r t r a g vom 21. Juni 1923 enthalten w a r (Artikel 25 Abs. 3 N r . 3). Gegen eine A n e r k e n n u n g dieses Gerichtsstandes, der nur f ü r Klagen in Österreich Bed e u t u n g hat, bestehen, wie Jellinek a.a.O. S. 223 darlegt, im internationalen V e r k e h r ebenfalls Bedenken. Er wird nach dem V e r t r a g nicht beachtet, w e n n sich die unterlegene Partei auf den Rechtsstreit nicht eingelassen hat. Im umgekehrten Fall erscheint es jedoch angemessen, auch das V e r m ö g e n , das der Beklagte im Anerkennungsstaat besitzt, einer Vollstreckung aus dem Schuldtitel zu unterwerfen. Eine Einlassung mit der Beschränkung auf V e r m ö g e n , das sich in Osterreich befindet, kann hier anders als bei dem Gerichtsstand des V e r m ö g e n s ( N u m m e r 4 b) nicht vorgesehen werden, weil der Fakturengerichtsstand auch dann begründet sein kann, wenn der Beklagte in Österreich keinerlei V e r m ö g e n besitzt. Zu

Artikel3

N a c h Absatz 1 bildet es keinen V e r s a g u n g s g r u n d , w e n n das e r k e n n e n d e Gericht seine Entscheidung auf andere Rechtsvorschriften gestützt hat, als sie nach dem internationalen Privatrecht des Anerkennungsstaates a n z u w e n d e n gewesen wären. Diese Bestimmung, die in dem alten V e r t r a g vom 21. Juni 1923 noch nicht enthalten w a r , die aber wiederholt in neuere zwischenstaatliche V e r t r ä g e a u f g e n o m m e n w o r d e n ist (vergl. (351)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Artikel 2 Abs. 2 des deutsch-belgischen Vollstreckungsvertrages sowie Jellinek a.a.O. S. 194 ff.), soll sicherstellen, daß das Urteil auch hinsichtlich der Frage der anzuwendenden Rechtsordnung im Anerkennungsstaat nicht nachgeprüft wird. Nach Absatz 2 wird für bestimmte personenrechtliche Fragen, welche die eigenen Staatsangehörigen des Anerkennungsstaates betreffen, eine Ausnahme von der Regel des Absatzes 1 gemacht. Sie findet ihre Rechtfertigung darin, daß sich die Staaten seit jeher die Entscheidung über Statusfragen eigener Staatsangehöriger vorbehalten (vergl. § 328 Abs. 1 Nr. 3 ZPO). Auch der alte Vertrag enthielt eine entsprechende Regelung (vergl. Artikel 25 Abs. 3 Nr. 1). Es bestehen jedoch keine Bedenken, eine Entscheidung dann anzuerkennen, wenn sie trotz unrichtiger Anwendung materieller Kollisionsnormen im Ergebnis mit dem Recht des Anerkennungsstaates übereinstimmt. Eine solche Klausel, die in den Absatz 2 aufgenommen worden ist und auch in Artikel 2 Abs. 2 Satz 2 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens enthalten ist, soll dazu beitragen, die Versagungsgründe auf das unbedingt erforderliche Maß zu beschränken. Zu Artikel 4 In dieser Bestimmung wird festgelegt, daß über die in Artikel 2 und 3 Abs. 2 genannten Versagungsgründe hinaus eine Entscheidung in dem Anerkennungsstaat nicht nachgeprüft werden darf. Damit ist in Ubereinstimmung mit Artikel 25 Abs. 4 des Vertrages vom 21. Juni 1923 eine révision au fond ausgeschlossen. Bei der Prüfung der Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates sind allein die in Artikel 2 Nr. 3 bis 5 angeführten Gründe zu berücksichtigen. Die Anerkennung einer Entscheidung darf folglich nicht deshalb versagt werden, weil das Gericht des Urteilsstaates seine Zuständigkeit aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen zu Unrecht bejaht hat.

Zweiter Abschnitt Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel 5 bis 10) Der Zweite Abschnitt regelt im einzelnen, unter welchen Voraussetzungen eine Entscheidung, die in dem einen Vertragsstaat erlassen worden ist, in dem anderen zur Vollstreckung zugelassen werden kann. Auf Grund der Vorschriften dieses Abschnitts wird es möglich, die Entscheidungen der Gerichte eines Staates in dem anderen ebenso zu vollstrecken wie im Inland. Hierin liegt die Hauptbedeutung des Vertrages. Wie bereits erwähnt, dehnt der Vertrag die gegenseitige Vollstreckung auch auf solche Entscheidungen aus, die noch nicht die Rechtskraft erlangt haben. Voraussetzung für eine Vollstreckung ist jedoch, daß die noch nicht rechtskräftige Entscheidung in dem Urteilsstaat auch in diesem Stadium schon vollstreckt werden kann. Nach einem anerkannten Grundsatz des internationalen Rechts kjiin ein Hoheitsakt und damit auch eine gerichtliche Entscheidung in einem anderen Staat nicht mehr Geltung oder eine größere Wirkung beanspruchen, als dem Akt oder der Entscheidung in dem Ursprungsstaat zukommt. Während nach deutschem Recht die Zwangsvollstreckung sowohl aus rechtskräftigen als auch aus vorläufig vollstreckbaren Entscheidungen nach denselben Grundsätzen mit dem Ziel der Befriedigung durchgeführt wird, unterscheidet die österreichische Exekutionsordnung streng zwischen der Exekution vollstreckbarer, d. h. rechtskräftiger Schuldtitel, die allein zur Befriedigung führen kann, und der Exekution zur Sicherstellung, die auf Grund noch nicht rechtskräftiger Titel und mit dem Ziel der Sicherung betrieben werden kann. Diese Unterscheidung muß sich in dem Vertrag auswirken. Einerseits können Entscheidungen österreichischer Gerichte, bei denen eine Exekution in Österreich noch nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen kann, nicht durch den Vertrag zur endgültigen Vollstreckung in der Bundesrepublik Deutschland zugelassen werden. Andererseits kann nicht erwartet werden, daß vorläufig vollstreckbaren Urteilen deutscher Gerichte in Österreich eine größere Wirkung beigelegt wird als den entsprechenden Urteilen österreichischer Gerichte, die nur zur Sicherung des Gläubigers führen können. Mit Rücksicht hierauf wird zwischen der Vollstreckung aus rechtskräftigen Entscheidungen (Artikel 7) und der Vollstrekkung aus noch nicht rechtskräftigen Titeln (Artikel 8 bis 10) unterschieden. Die beiden Gruppen gemeinsamen Vorschriften sind in den Artikeln 5 und 6 enthalten. I. Allgemeines (Artikel), 6) In dem Unterabschnitt I sind gemeinsame Vorschriften für die Vollstreckung rechtskräftiger und noch nicht rechtskräftiger Schuldtitel zusammengefaßt. Rolf A. Schütze

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Deutsch-österreichischer Vertrag 1959 Zu

IntZPR

Artikels

Bedarf ein Urteil zu seiner Durchsetzung der Vollstreckung, so genügt nicht allein seine Anerkennung in dem anderen Staat. Es ist vielmehr notwendig, auch die Vollstreckung des Urteils zu ermöglichen. Für sie ist nach deutschem Recht die Vollstreckbarerklärung, nach österreichischem Recht die Bewilligung der Exekution Voraussetzung. Wenn auch die Ausgestaltung dieser beiden Einrichtungen im einzelnen voneinander abweicht, so sind sie doch gleichwertig. Absatz 1 behandelt die Vollstreckung rechtskräftiger gerichtlicher Entscheidungen. Die Vollstreckung aus einer Entscheidung ist, wie sich von selbst versteht, in dem zweiten Staat erst dann zulässig, wenn der Titel in dem Urteilsstaat selbst vollstreckbar ist. Dies wird in Absatz 1 ausdrücklich hervorgehoben. Auf diese Weise wird berücksichtigt, daß es rechtskräftige Entscheidungen gibt, die ihrem Inhalt nach nicht vollstreckungsfähig sind oder die noch nicht vollstreckt werden dürfen. Zu der letztgenannten Gruppe gehören insbesondere deutsche Urteile, die einer Klage auf künftige Leistung stattgeben (§257 der deutschen ZPO), sowie die österreichischen Leistungsurteile, die gemäß §7 der österreichischen Exekutionsordnung erst vollstreckt werden dürfen, wenn die in ihnen bezeichnete Leistungsfrist (§ 409 der österreichischen ZPO) verstrichen ist. Voraussetzung für eine Vollstreckung ist ferner, daß die Entscheidung in dem Vollstreckungsstaat anerkannt werden kann. Entscheidungen, die einer Anerkennung aus einem allgemeinen oder aus einem besonderen Grunde nicht fähig sind, bleiben von der Vollstreckung naturgemäß ausgeschlossen. Die Frage, wie die Vollstreckung im einzelnen durchgeführt wird, beurteilt sich nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. Dies bringt Absatz 1 durch Verweisung auf Artikel 6 des Vertrages zum Ausdruck. Wegen der formellen Voraussetzungen für die Einleitung der Vollstreckung ist auf Artikel 7 Bezug genommen, der im einzelnen bestimmt, welche urkundlichen Nachweise der betreibende Gläubiger dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung oder auf Bewilligung der Exekution beizufügen hat. Nach Absatz 2 werden auch noch nicht rechtskräftige Entscheidungen gegenseitig vollstreckt, falls sie nach den Bestimmungen des Ersten Abschnitts anzuerkennen sind. Der Grundsatz, daß eine Vollstreckung in dem anderen Staat nur in denselben Grenzen zulässig ist, die einer Vollstreckung im Urteilsstaat gezogen sind, mußte hier zu einer besonderen Einschränkung führen. Während nach deutschem Recht jede noch nicht rechtskräftige, an sich vollstreckungsfähige Entscheidung grundsätzlich — sei es mit, sei es ohne Sicherheitsleistung — für vorläufig vollstreckbar zu erklären ist (§§ 708 bis 710 ZPO), kennt das österreichische Recht bei noch nicht rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidungen eine Exekution nur auf Grund solcher Titel, die auf eine Geldforderung lauten und hier auch nur eine Exekution zur Sicherstellung (§ 370 der österreichischen Exekutionsordnung). Mit Rücksicht hierauf werden umgekehrt auch nur die entsprechenden Urteile deutscher Gerichte für eine vorläufige Vollstreckung in der Republik Osterreich zugelassen. Der Kreis der Entscheidungen, die — obschon noch nicht rechtskräftig — für eine Vollstreckung in dem anderen Staat in Betracht kommen, umfaßt also auf beiden Seiten nur vorläufig vollstreckbare Urteile, die auf eine Geldleistung lauten. Daß sich auch die Vollstreckung aus nicht rechtskräftigen Entscheidungen nach dem Recht des Vollstreckungsstaates zu vollziehen hat, ist durch Bezugnahme auf Artikel 6 des Vertrages klargestellt. Ferner ist auf die Artikel 8 bis 10 verwiesen, die für die Anwendung des Vertrages nähere Vorschriften enthalten. Zu

Artikel6

Da der Vertrag — anders als der alte vom 21. Juni 1923 — nicht mehr die zu seiner Ausführung erforderliche innerstaatliche Regelung enthält, wird in diesem Artikel für das Verfahren, in dem in der Bundesrepublik Deutschland die Vollstreckbarerklärung und in der Republik Österreich die Bewilligung der Exekution nachgesucht werden kann, sowie für die Durchführung der Zwangsvollstreckung auf das Recht des Vollstreckungsstaates verwiesen. Jedoch ergeben sich aus den Artikeln 7 bis 10 gewisse Änderungen und Ergänzungen, die zur Durchführung des Vertrages erforderlich sind. Auf sie wird später einzugehen sein. Auf deutscher Seite soll die Vollstreckbarerklärung durch ein Ausführungsgesetz, das gleichzeitig vorgelegt wird, näher geregelt werden. II. Vollstreckung rechtskräftiger

Entscheidungen

(Artikel 7) Zu Artikel 7 In diesem Artikel, der die Vollstreckung rechtskräftiger Entscheidungen behandelt, wird in Anlehnung an Artikel 21, 22 des Vertrages vom 21. Juni 1923 festgelegt, welche Unterlagen der Antragsteller in dem Verfahren, in dem in der Bundesrepublik Deutschland die Vollstreckbarerklärung und in der Republik Österreich die Bewilligung der Exekution nachgesucht wird, beizufügen hat. (353)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Der Nachweis, daß die Entscheidung echt ist, wird dadurch geführt, daß eine mit amtlichem Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung vorgelegt wird (Nummer 1). U m dem Gericht die N a c h p r ü f u n g zu ermöglichen, ob der Vollstreckbarerklärung oder der Bewilligung der Exekution Versagungsgründe entgegenstehen, wird grundsätzlich verlangt, daß die Ausfertigung auch die Gründe der Entscheidung enthalten muß. Auf eine Mitteilung der Entscheidungsgründe wird jedoch in den Fällen verzichtet, in denen eine Begründung nach dem Recht des Urteilsstaates nicht erforderlich ist. Hier kommen nach dem Recht beider Staaten im wesentlichen Entscheidungen in solchen Verfahren in Betracht, auf die sich der Beklagte nicht eingelassen oder in denen er den Klageanspruch anerkannt hat. So können nach $313 Abs. 3 der deutschen Z P O und nach $417 Abs. 4 der österreichischen Z P O Versäumnis- und Anerkenntnisurteile in abgekürzter Form ohne Wiedergabe der Entscheidungsgründe erlassen und ausgefertigt werden (vergl. ferner § 317 Abs. 4 der deutschen Z P O und die §§ 540, 542 der österreichischen Geschäftsordnung für die Gerichte I. und II. Instanz — Geo — in der Fassung der Verordnung vom 9. Mai 1951 — Österreichisches Bundesgesetzbl. S. 1207). Es erschien nicht erforderlich, in diesen Fällen f ü r eine Vollstreckung in dem anderen Staat weitere formale Voraussetzungen zu fordern als f ü r die Inlandsvollstreckung. Der Nachweis der Rechtskraft und der Vollstreckbarkeit (Nummer 2) wird bei deutschen Entscheidungen (Buchstabe a) durch das Rechtskraftzeugnis (§ 706 Z P O ) und durch die Vollstreckungsklausel (§ 725 Z P O ) erbracht. Sollen Entscheidungen in der Republik Österreich vollstreckt werden, so bedürfen sie einer Vollstreckungsklausel auch dann, wenn dies nach deutschem Recht nicht vorgeschrieben ist. So bedürfen Vollstreckungsbefehle und einstweilige Verfügungen im Inland einer Vollstreckungsklausel nur, wenn die Vollstreckung aus ihnen f ü r oder gegen eine andere Person als den in ihnen bezeichneten Gläubiger oder Schuldner erfolgen soll (§ 796 Abs. 1, § 929 Abs. 1, § 936 der deutschen Z P O ) . In § 9 des Entwurfes eines Ausführungsgesetzes zu dem Vertrag ist Vorsorge getroffen, daß die Vollstreckungsklausel f ü r diese Titel auch dann erteilt wird, wenn sie im Inland nicht erforderlich sein würde. Das Rechtskraftzeugnis gewinnt f ü r das österreichische Gericht besondere Bedeutung, weil aus ihm ersehen werden kann, ob auf Grund der deutschen Entscheidung bereits die endgültige Exekution oder nur die Exekution zur Sicherstellung zugelassen werden kann. Fehlt das Rechtskraftzeugnis, so kommt allenfalls eine Exekution zur Sicherstellung in Betracht. Eine Ausnahme hiervon gilt lediglich f ü r einstweilige Verfügungen und einstweilige Anordnungen, die eine Unterhaltszahlung oder eine andere Geldleistung zum Gegenstand haben (Artikel 14 Abs. 2). Sie werden stets wie rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen vollstreckt, wie zu Artikel 14 Abs. 2 näher ausgeführt ist. Bei Entscheidungen österreichischer Gerichte (Buchstabe b) wird die Rechtskraft und Vollstreckbarkeit durch eine Bestätigung in Form einer Stampiglie folgenden Inhalts: „Diese Ausfertigung ist vollstreckbar" (§ 150 Geo) nachgewiesen. Dem Gericht des Vollstreckungsstaates muß weiter die Möglichkeit gegeben werden, von Amts wegen nachzuprüfen, ob der in Artikel 2 Nr. 2 Buchst, a angeführte Versagungsgrund vorliegt. Deshalb schreibt Absatz 2 vor, daß der betreibende Gläubiger bei einer Säumnis der unterlegenen Partei die Zustellung der das Verfahren einleitenden Ladung oder Verfügung nachzuweisen hat, und zwar durch eine beglaubigte Abschrift der Zustellungsurkunde oder durch eine gerichtliche Entscheidung über den Zustellungsvorgang. Führt er diesen Nachweis, so ist es Sache des Schuldners, den Versagungsgrund des Artikels 2 Nr. 2 Buchst, b geltend zu machen und zu beweisen, daß er von der Ladung oder Verfügung nicht so zeitgerecht Kenntnis nehmen konnte, um sich auf das Verfahren einlassen zu können. III. Vollstreckung noch nicht rechtskräftiger (Artikels

Entscheidungen

bis 10)

In dem Unterabschnitt III sind die besonderen Bestimmungen zusammengefaßt, die f ü r die Vollstrekkung noch nicht rechtskräftiger Entscheidungen gelten. In Artikel 8 ist vorgesehen, daß f ü r österreichische Entscheidungen ein Beschluß des erkennenden österreichischen Gerichts über die Zulässigkeit der Exekution zur Sicherstellung herbeizuführen ist. Artikel 9 führt die Nachweise an, die der betreibende Gläubiger beizubringen hat. Artikel 10 beschränkt die Zwangsvollstreckung f ü r diese Titel auf Maßnahmen der Sicherung. Zu

Artikel8

Nach österreichischem Recht kann eine Entscheidung nicht f ü r vorläufig vollstreckbar erklärt werden. Grundsätzlich sind nur rechtskräftige Entscheidungen vollstreckbar. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz bildet die Exekution zur Sicherstellung. Sie ist jedoch nur auf Grund von Entscheidungen möglich, die auf Rolf A. Schütze

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eine Geldleistung lauten. Diese besondere Exekution setzt, von einigen Ausnahmefällen abgesehen, voraus, daß ohne sie die Einbringung der gerichtlich zuerkannten Geldforderung vereitelt oder erheblich erschwert werden würde oder daß später das rechtskräftige Urteil im Ausland vollstreckt werden müßte (§ 370 der österreichischen Exekutionsordnung). Sie ermöglicht ferner nur bestimmte Vollstreckungsakte, die grundsätzlich allein der Sicherung, nicht aber der Befriedigung des Gläubigers dienen (§ 374 der österreichischen Exekutionsordnung). Soll die noch nicht rechtskräftige Entscheidung eines österreichischen Gerichts, auf Grund deren im Inland die Exekution zur Sicherstellung bewilligt werden könnte, in der Bundesrepublik Deutschland vollstreckt werden, so wäre es nicht sinnvoll, hierfür einen Beschluß zu fordern, durch den die Exekution zur Sicherstellung in Osterreich bewilligt wird. Für die Vollstreckung in der Bundesrepublik Deutschland wäre ohnehin eine Vollstreckbarerklärung durch das deutsche Gericht erforderlich. Andererseits sollen nach Artikel 5 Abs. 2 nur solche Entscheidungen österreichischer Gerichte in der Bundesrepublik Deutschland vorläufig vollstreckt werden, auf Grund deren in der Republik Österreich selbst die Exekution zur Sicherstellung bewilligt werden könnte. Die Entscheidung der ausschließlich nach österreichischem Recht zu beurteilenden Frage, ob die Voraussetzungen f ü r eine solche Bewilligung gegeben wären, soll nicht auf das deutsche Gericht verlagert werden. Aus diesem Grunde sieht Absatz 1 vor, daß der österreichische Richter, dessen Entscheidung in der Bundesrepublik Deutschland vollstreckt werden soll, darüber zu beschließen hat, ob und f ü r welchen Zeitraum die Exekution zur Sicherstellung zulässig ist. Er hat bei dieser Entscheidung die Vorschriften der österreichischen Exekutionsordnung sinngemäß anzuwenden. Jedoch ist bei der zu erwartenden Auslandsvollstreckung davon abzusehen, bestimmte Exekutionshandlungen zu bewilligen, wie dies nach § 374 der österreichischen Exekutionsordnung f ü r die Bewilligung der Exekution zur Sicherstellung im Inland geschehen müßte. Nach § 371a der Exekutionsordnung, der auf diesen Fall entsprechend anwendbar ist, kann das österreichische Gericht die Zulässigkeit der Exekution davon abhängig machen, daß der betreibende Gläubiger eine Sicherheit f ü r den Schaden leistet, der dem Schuldner durch die Vollstreckung droht. Satz 2 stellt klar, daß die Sicherheit bei dem österreichischen Gericht zu erlegen ist. Aus der sinngemäßen Anwendung der österreichischen Exekutionsordnung folgt, daß der Beschluß des österreichischen Gerichts, mit dem die Exekution zur Sicherstellung f ü r zulässig erklärt wird, mit dem Rechtsmittel des Rekurses angefochten werden kann (5 65 der österreichischen Exekutionsordnung). Nach Absatz 2 kann jedoch das deutsche Gericht die Vollstreckbarerklärung nicht mit der Begründung ablehnen, daß der Beschluß noch nicht rechtskräftig sei. Andernfalls würde der Zweck, den Gläubiger zu sichern, nicht oder nur mit Verzögerung erreicht werden. Wird in dem Rekursverfahren der Beschluß über die Zulässigkeit der Exekution zur Sicherstellung aufgehoben, so entfällt damit die Voraussetzung f ü r die Vollstreckbarerklärung. Kann der Schuldner dies nicht mehr vor der Vollstreckbarerklärung geltend machen, so soll ihm durch § 7 des Entwurfs eines Ausführungsgesetzes die Möglichkeit gegeben werden, die Aufhebung der Vollstreckbarerklärung zu beantragen. Zu Artikel 9 Beantragt ein Gläubiger, eine noch nicht rechtskräftige Entscheidung eines österreichischen Gerichts in der Bundesrepublik Deutschland f ü r vollstreckbar zu erklären oder auf Grund einer deutschen Entscheidung in Österreich die Exekution zur Sicherstellung zu bewilligen, so wird dem Gericht des Vollstreckungsstaates die Entscheidung dadurch erleichtert, daß der betreibende Gläubiger gewisse Nachweise zu erbringen hat. In Artikel 9 wird im einzelnen geregelt, welche Nachweise dem Antrag anzuschließen sind. In Absatz 1 sind die Urkunden aufgeführt, die in jedem Falle unerläßlich sind. Die Echtheit der Entscheidung, auf die sich der Antrag des betreibenden Gläubigers bezieht, wird — ebenso wie bei rechtskräftigen Titeln nach Artikel 7 Abs. 1 Nr. 1 — durch eine mit amtlichem Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung der Entscheidung nachgewiesen (Nummer 1). Die Ausfertigung muß auch hier die Entscheidungsgründe enthalten, sofern diese nicht nach dem Recht des Urteilsstaates entbehrlich sind. Abweichend von Artikel 7 wird hier der Nachweis gefordert, daß die noch nicht rechtskräftige Entscheidung dem Schuldner zugestellt worden ist (Nummer 2). Diese Bestimmung ist notwendig, weil nach österreichischem Recht ein Urteil den Parteien gegenüber erst mit der Zustellung der schriftlichen Urteilsausfertigung wirksam wird (§ 416 Abs. 1 der österreichischen Z P O ) . Für die Vollstreckbarerklärung rechtskräftiger Urteile ist eine solche Vorschrift entbehrlich, da die Rechtskraft nach den §§411, 464 Abs. 2 der österreichischen Z P O erst eintreten kann, nachdem jeder Partei die Urteilsausfertigung zugestellt worden ist. Die Gleichbehandlung gebietet, die Zustellung nicht nur f ü r Entscheidungen österreichischer Gerichte zu fordern, sondern sie auch für die vorläufig vollstreckbaren Urteile deutscher Gerichte vorzuschreiben, die in Österreich zur Exekution gebracht werden sollen. (355)

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A Internationale Urteilsanerkennung

Das mit der Vollstreckbarerklärung oder der Bewilligung der Exekution befaßte Gericht soll nicht mit der P r ü f u n g der Frage belastet werden, ob die Entscheidung in dem Urteilsstaat vollstreckbar ist. Dies soll vielmehr der betreibende Gläubiger durch eine Bescheinigung des Gerichts des Urteilsstaates nachweisen (Nummer 3). Bei Entscheidungen österreichischer Gerichte ist der Beschluß beizufügen, den das Gericht nach Artikel 8 Abs. 1 über die Zulässigkeit der Exekution zur Sicherstellung gefaßt hat (Buchstabe a). Hervorzuheben ist, daß sich die Form der Ausfertigung der österreichischen Entscheidung, wie an sich selbstverständlich ist, nach österreichischem Recht richtet. Dies ist von Bedeutung f ü r das amtliche Siegel, mit dem die Ausfertigung versehen sein muß (§151 Abs. 1, § 68 Abs. 1 Geo). Nach § 68 Abs. 1 Geo ist das Gerichtssiegel ein Metallstempel; f ü r den Stempelabdruck ist schwarze Farbe zu verwenden. Zum Nachweis, daß nicht rechtskräftige Entscheidungen deutscher Gerichte vollstreckbar sind, wird — ebenso wie bei rechtskräftigen Entscheidungen — die Vollstreckungsklausel auch dann verlangt, wenn sie f ü r eine Vollstreckung im Inland nicht erforderlich ist (Buchstabe b). Für diese Ausnahmefälle ist in § 9 des Entwurfs eines Ausführungsgesetzes vorgesehen, daß die Vollstreckungsklausel zu erteilen ist. Für das österreichische Gericht hat der Ausspruch der vorläufigen Vollstreckbarkeit als solcher keine Bedeutung. So kann z. B. bei reinen Kostenurteilen (§ 99 Abs. 2, § 794 Abs. 1 Nr. 3 Z P O ) , einstweiligen Verfügungen und bei Urteilen der Arbeitsgerichte (§ 62 Abs. 1, § 64 Abs. 3 ArbGG) auch ohne ihn die Exekution zur Sicherstellung bewilligt werden. Wird jedoch die vorläufige Vollstreckbarkeit oder die Exekution von einer Sicherheitsleistung abhängig gemacht, so hat der betreibende Gläubiger durch Urkunden nachzuweisen, daß die Sicherheit geleistet worden ist. Der Nachweis, daß auf Grund einer österreichischen Entscheidung eine Sicherheit in Österreich geleistet worden ist, kann nur durch eine gerichtliche Bestätigung über den Erlag (§ 301 Geo) geführt werden. Absatz 2 bezieht sich auf die Fälle, in denen die unterlegene Partei in dem Verfahren säumig gewesen ist. Die Bestimmung dient, ebenso wie die Artikel 7 Abs. 2, dem Schutz des unterlegenen Schuldners. Das Gericht bedarf des Nachweises der Zustellung, um von Amts wegen prüfen zu können, ob der Versagungsgrund nach Artikel 2 Nr. 2 Buchstabe a vorliegt. Zu Artikel 10 Die Vollstreckung von Entscheidungen richtet sich, wie sich aus Artikel 6 ergibt, grundsätzlich nach dem Recht des Vollstreckungsstaates. D a in Österreich auf Grund nicht rechtskräftiger Entscheidungen nur die Exekution zur Sicherstellung nach den §§ 370 ff. der Exekutionsordnung zulässig ist, wird in Absatz 1 festgelegt, daß dies auch f ü r Entscheidungen deutscher Gerichte gilt, die noch nicht die Rechtskraft erlangt haben. Die Exekution zur Sicherstellung setzt nach § 370 der österreichischen Exekutionsordnung u. a. an sich voraus, daß bei einem Aufschub der Vollstreckung die Einbringung der gerichtlich zuerkannten Geldforderung vereitelt oder erheblich erschwert würde oder daß das Urteil später im Ausland vollstreckt werden müßte. Von der Darlegung und Glaubhaftmachung, daß diese Gründe vorliegen, wird der betreibende Gläubiger bei einer Vollstreckung auf Grund des Vertrages jedoch befreit, wenn er eine in der Entscheidung geforderte Sicherheit geleistet hat (Satz 2). Diese Befreiung wird f ü r die Mehrzahl der Fälle praktische Bedeutung erlangen, da nicht rechtskräftige Urteile, abgesehen von den Ausnahmen der §§ 708 und 709 Z P O , grundsätzlich nur gegen Sicherheitsleistung f ü r vollstreckbar zu erklären sind. Nach § 374 der österreichischen Exekutionsordnung sind bei einer Exekution zur Sicherstellung nur folgende Vollstreckungsmaßnahmen zulässig: 1. die Pfändung von Gegenständen des beweglichen Vermögens, wozu insbesondere auch Geldforderungen gehören; 2. die Vormerkung eines Pfandrechts an einem Grundstück im Grundbuch und 3. die Zwangsverwaltung. Es handelt sich hierbei um typische Sicherungsmaßnahmen. Darüber hinaus ist nur bei der Pfändung einer Forderung auch deren Uberweisung zur Einziehung vorgesehen, wenn eine verspätete Einziehung die Einbringlichkeit gefährden würde (§ 374 Abs. 1 der österreichischen Exekutionsordnung). Die Gleichbehandlung der beiderseitigen gerichtlichen Entscheidungen gebietet es, bei der Vollstreckung nicht rechtskräftiger österreichischer Urteile in der Bundesrepublik Deutschland entsprechende Maßnahmen zur Sicherung des Gläubigers vorzusehen. Dies wird im Grundsatz in Absatz 2 festgelegt. Die nähere Ausgestaltung ist dem deutschen Ausführungsgesetz vorbehalten. Nach ihm ist vorgesehen, daß wie bei einem Arrest (§§ 928, 930 bis 932 der deutschen Z P O ) bewegliches Vermögen gepfändet, ein Pfandrecht an einem eingetragenen Schiff oder Schiffsbauwerk oder eine Sicherungshypothek an dem Grundstück des Schuldners erworben werden kann. Damit ist die Gleichbehandlung der beiderseitigen nicht rechtskräftigen Titel in den Grundzügen gewahrt. Ein Unterschied besteht lediglich hinsichtlich der Zwangsverwaltung, die nach deutschem Recht nicht angeordnet werden kann. Diese Vollstreckungsart dürfte aber ohnehin kaum Bedeutung erlangen, solange der Schuldtitel noch nicht rechtskräftig ist. Der nach dem österreichischen Recht (§ 374 der österreichischen ExekutionsordRolf A. Schütze

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nung) bestehenden Möglichkeit, eine Forderung zur Einziehung zu überweisen, entspricht auf deutscher Seite das Recht des betreibenden Gläubigers, auf Grund der Pfändung einer Forderung gemäß § 1281 BGB zu verlangen, daß die geschuldete Leistung für ihn und den Schuldner gemeinsam hinterlegt werde (vergl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle, Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., § 829 Anm. V 1).

Dritter Abschnitt Gerichtliche Vergleiche, Schiedssprüche und öffentliche Urkunden (Artikel 11 bis 13) Dieser Abschnitt enthält Sondervorschriften für gewisse Schuldtitel, die neben den gerichtlichen Entscheidungen im zwischenstaatlichen Verkehr von Bedeutung sind. Artikel 11 behandelt gerichtliche Vergleiche, Artikel 12 bezieht sich auf Schiedssprüche und Artikel 13 regelt die Vollstreckbarkeit öffentlicher Urkunden. Zu Artikel 11 Schon nach Artikel 32 Nr. 1 des alten Vertrages vom 21. Juni 1923 waren die gerichtlichen Vergleiche den gerichtlichen Entscheidungen gleichgestellt. Sie sollen auch künftig zwischenstaatlich wie rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen anerkannt und vollstreckt werden können (Absatz 1). Von den Nachweisen, die gemäß Artikel 7 einem Antrag auf Vollstreckbarerklärung oder auf Bewilligung der Exekution beizufügen sind, kommen bei einem gerichtlichen Vergleich lediglich diejenigen in Betracht, die sich auf die Echtheit und die Vollstreckbarkeit beziehen. Auf diesen Erwägungen beruht Absatz 2, der die beizubringenden Urkunden näher bezeichnet. Zu Artikel 12 Hinsichtlich der Vollstreckung von Schiedssprüchen, die in Artikel 19 Abs. 2 des alten Vertrages vom 21. Juni 1923 dem damaligen Stand der Rechtsentwicklung entsprechend nur in beschränktem Umfang geregelt war, kann auf die zwischenstaatlichen Verträge verwiesen werden, die dieses Gebiet gesondert regeln (Absatz 1). Die Verträge sind in Absatz 1 als „Übereinkommen" bezeichnet. Hierunter sind, worüber bei den Verhandlungen Einverständnis bestand, nicht nur mehrseitige Verträge, sondern auch zweiseitige Abkommen zu verstehen. Zur Zeit sind für beide Staaten das Genfer Protokoll über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923 (Reichsgesetzbl. 1925 II S. 45, Bundesgesetzbl. 1953 II S. 130) und das Genfer Abkommen zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1068, Bundesgesetzbl. 1953 II S. 130) verbindlich. Wenn diese Abkommen später durch das UN-Ubereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10. Juni 1958 abgelöst werden, so tritt dieses Übereinkommen ohne weiteres an deren Stelle. Da nach dem Recht beider Vertragsstaaten die schiedsrichterlichen Vergleiche anerkannt sind (vergl. § 1044 a der deutschen Z P O , § 1 Nr. 16 der österreichischen Exekutionsordnung), werden sie ausdrücklich den Schiedssprüchen gleichgestellt (Absatz 2). Zu Artikel 13 Entsprechend dem Ziel des Vertrages, möglichst alle vollstreckbaren Titel, die im zwischenstaatlichen Verkehr Bedeutung haben können, gegenseitig zur Vollstreckung zuzulassen, werden auch die öffentlichen Urkunden in den Vertrag einbezogen, sofern sie in dem Staat, in dem sie errichtet sind, vollstreckt werden können (Absatz 1). Nach deutschem Recht kommen für die Vollstreckung insbesondere die in § 794 Abs. 1 Nr. 5 Z P O erwähnten vollstreckbaren Urkunden, die vor einem Gericht oder Notar errichtet sind, in Betracht; ihnen entsprechen im österreichischen Recht (§ 1 Nr. 17 der österreichischen Exekutionsordnung) die im § 3 des Gesetzes vom 25. Juli 1871 (österr. RGBl. Nr. 75) bezeichneten Notariatsakte. Diese Urkunden waren auch schon in dem alten Vertrag vom 21. Juni 1923 als zwischenstaatliche Vollstreckungstitel anerkannt (Artikel 32 Nr. 2). Neu hinzugetreten sind die Verpflichtungserklärungen und Vergleiche, die in Unterhaltssachen von den Jugendämtern aufgenommen werden (Satz 2). Diese Urkunden waren, wie nach dem Inkrafttreten des alten Vertrages vom 21. Juni 1923 zwischen beiden Vertragsstaaten übereinstimmend festgestellt werden mußte (vergl. die Mitteilung im Amtsblatt der österreichischen Justizverwaltung 1926 S. 50 und Stein-JonasSchönke-Pohle, Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., Anh. I zu § 723 Nr. 6), durch Artikel 32 des alten Vertrages nicht erfaßt. Diese Lücke, die als besonders mißlich empfunden worden ist, soll jetzt geschlossen werden. Auf deutscher Seite ist auf Grund des Vorbehalts in § 801 Z P O durch die Landesgesetzgebung fast überall (357)

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A Internationale Urteilsanerkennung

die Aufnahme solcher Verpflichtungserklärungen durch die Jugendämter gestattet (vergl. z. B. das Niedersächsische Gesetz über die Ermächtigung von Mitgliedern oder Beamten der Jugendämter zur Aufnahme vollstreckbarer Verpflichtungserklärungen zum Unterhalt unehelicher Kinder vom 29. Oktober 1951 — GVB1.S. 179). Für die Vollstreckbarerklärung und die Bewilligung der Exekution reicht es aus, wenn der betreibende Gläubiger seinem Antrag eine mit amtlichem Siegel oder Stempel versehene Ausfertigung der öffentlichen Urkunde beifügt (Absatz 2). Es ist also nicht erforderlich, daß der Gläubiger die Urkunde mit einer Vollstreckungsklausel versehen läßt, wie dies für die Inlandsvollstreckung aus deutschen Urkunden gemäß § 794 Abs. 1 Nr. 5, § 797 Z P O vorgeschrieben ist. Der Grund für diese Abweichung liegt darin, daß das österreichische Recht eine Vollstreckungsklausel nicht kennt. Um die formalen Voraussetzungen für beide Seiten gleichmäßig zu regeln, ist auf die Vollstreckungsklausel verzichtet worden. Dies erschien vertretbar, weil der Schuldner in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung oder der Exekutionsbewilligung Gelegenheit hat, etwaige Gründe, die eine Vollstreckbarkeit ausschließen, geltend zu machen.

Vierter Abschnitt Besondere Bestimmungen (Artikel 14 bis 20) Dieser Abschnitt enthält Vorschriften, die für die voraufgehenden Abschnitte gemeinsam Bedeutung haben. Zu Artikel 14 Hier werden die Entscheidungen aufgezählt, die wegen der Besonderheit der Materie, auf die sie sich beziehen, nicht in die allgemeine Regelung des Vertrages einbezogen werden sollen (Absatz 1). An erster Stelle sind die Entscheidungen in Ehe- und Familienstandssachen genannt (Nummer 1). Diese waren auch früher durch Artikel 36 Abs. 1 des alten Vertrages vom 21. Juni 1923 ausgenommen. Die Anerkennung dieser Entscheidungen richtet sich nach dem innerstaatlichen Recht der beiden Vertragsstaaten. Ein Bedürfnis für eine zwischenstaatliche Regelung ist nicht hervorgetreten. Von den Entscheidungen in Konkurs- und Vergleichsverfahren war durch den alten Vertrag vom 21. Juni 1923 nur ein Teil erfaßt (vergl. Beschluß des Kammergerichts vom 18. September 1934 in Dt. Justiz 1934 S. 1476 mit Anm. Vogels). In den neuen Vertrag werden Entscheidungen auf dem Gebiet des Insolvenzrechts allgemein nicht aufgenommen (Nummer 2). Ihre Anerkennung und Vollziehung soll in einem besonderen Vertrag geregelt werden. Arreste, einstweilige Verfügungen und einstweilige Anordnungen, die meist nur für eine kurze Zeit Bedeutung haben, eignen sich nicht für den internationalen Vollstreckungsverkehr, weil erfahrungsgemäß mit einer Änderung des Titels zu rechnen ist. Deshalb waren Arreste und einstweilige Verfügungen auch in dem alten Vertrag nicht miterfaßt. Sie werden grundsätzlich auch in dem neuen Vertrag nicht berücksichtigt (Nummer 3). Eine Ausnahme soll jedoch — ebenso wie nach Artikel 1 Abs. 1 Satz 2 des deutsch-belgischen Vollstrekkungsabkommens — für einstweilige Verfügungen und einstweilige Anordnungen gelten, die auf eine Geldleistung lauten (Absatz 2). Hiermit werden insbesondere die Entscheidungen über Unterhaltsleistungen, die im vorläufigen Verfahren ergehen, in den Vertrag einbezogen. Es wird so die Entwicklung weiter verfolgt, die durch Artikel 2 Nr. 3 des zur Zeichnung aufgelegten Haager Ubereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiete der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern angebahnt worden ist. Soweit die Gesetze beider Staaten einstweilige Verfügungen oder Anordnungen auf eine Geldleistung zulassen, beruhen sie auf der Erwägung, daß der Gläubiger beschleunigt in den Genuß des Geldes kommen soll. Hiermit würde es nicht im Einklang stehen, wenn der Gläubiger wegen seines Anspruchs vor Eintritt der Rechtskraft nicht schon befriedigt, sondern nur gesichert würde. Deshalb schreibt Satz 2 vor, daß diese vorläufigen gerichtlichen Entscheidungen wie rechtskräftige vollstreckt werden und damit zur Befriedigung führen können. Zu Artikel 15 Die österreichischen Börsenschiedsgerichte waren in dem alten Vertrag vom 21. Juni 1923 nicht erwähnt. Sie wurden aber, soweit sie kraft Gesetzes zur Entscheidung bestimmter Streitigkeiten zuständig sind, als Sondergerichte im Sinne des Artikels 19 Abs. 2 des alten Vertrages angesehen. Hierüber hatten sich das früRolf A.Schütxc

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Deutsch-österreichischer Vertrag 1959

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here Reichsjustizministerium und das österreichische Bundesministerium f ü r Justiz im Jahre 1929 ausdrücklich verständigt (vergl. Preußisches Justizministerialblatt 1929 S. 282 und Stein-Jonas-Schönke-Pohle, Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., Anhang I zu § 723 N.9). U m künftig jeden Zweifel auszuschließen, wird in Artikel 15 des neuen Vertrages ausdrücklich klargestellt, daß die österreichischen Börsenschiedsgerichte eine Doppelnatur besitzen. Sie sind besondere Zivilgerichte, soweit sie kraft Gesetzes zuständig sind; sie sind dagegen als Schiedsgerichte anzusehen, soweit ihre Zuständigkeit auf einem Schiedsvertrag beruht. Eine gesetzliche Zuständigkeit besteht f ü r die österreichischen Börsenschiedsgerichte auf Grund des § 2 Nr. 7 und des § 6 Abs. 2 des österreichischen Börsengesetzes vom 1. April 1875. Diese Vorschriften sind durch Artikel XIII des österreichischen Einführungsgesetzes zur Zivilprozeßordnung aufrechterhalten worden. Danach muß das Statut, das f ü r jede Börse festgestellt wird, Bestimmungen darüber enthalten, wie Börsenstreitigkeiten geschlichtet und entschieden werden. Es kann bestimmen, daß Streitigkeiten aus Börsengeschäften vor dem Schiedsgericht ausgetragen werden müssen, wenn die Parteien nichts anderes schriftlich vereinbart haben. In diesem Falle gründet sich also die Zuständigkeit auf das Börsengesetz und nicht auf einen Schiedsvertrag. O b das Börsenschiedsgericht im Einzelfall kraft Gesetzes oder kraft Parteivereinbarung zuständig war, wird regelmäßig aus der Entscheidung des Schiedsgerichts zu ersehen sein, so daß Schwierigkeiten nicht zu erwarten sind. Zu Artikel 16 Nach Artikel 16 soll das Armenrecht, das dem betreibenden Gläubiger in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates bewilligt worden war, von selbst auch f ü r das Vollstreckungsverfahren in dem anderen Staat Wirkung haben. Diese automatische Erstreckung des Armenrechts bedeutet gegenüber dem alten Vertrag vom 21. Juni 1923 einen erheblichen Fortschritt. Zu Artikel 17 Mit dem Zweck des Vertrages, den Rechtsverkehr zu erleichtern, würde es nicht in Einklang zu bringen sein, wenn unter denselben Parteien über denselben Streitgegenstand gleichzeitig oder nacheinander in jedem der beiden Vertragsstaaten je ein Prozeß geführt werden könnte. Es wäre sonst möglich, daß entgegen dem Sinn und Zweck des Vertrages einander widersprechende Entscheidungen ergehen könnten. Um dies zu verhindern, wird die beiderseitige innerstaatliche Regelung, nach der die Rechtshängigkeit (Streithängigkeit) eine erneute Klageerhebung über denselben Gegenstand ausschließt (vergl. § 263 Abs. 2 Nr. 1, § 274 Abs. 2 Nr. 4 der deutschen Z P O und § 233 Abs. 1, § 240 Abs. 3 der österreichischen Z P O ) , auf den zwischenstaatlichen Bereich ausgedehnt. Abweichend von Artikel 15 des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens ist die Rechtshängigkeit nicht nur auf Antrag einer Partei, sondern entsprechend dem gemeinsamen Prozeßgrundsatz beider Rechte stets von Amts wegen zu berücksichtigen. Sie kann jedoch nur dann beachtet werden, wenn die Entscheidung, die in dem ersten Verfahren zu erwarten ist, anzuerkennen sein wird. Andernfalls würde einer Partei das Recht vorenthalten, das zweite Gericht, an das sie sich später ohnehin wenden dürfte, schon jetzt anzurufen. Die Regelung steht im übrigen in Einklang mit der übereinstimmenden Rechtsprechung der Gerichte beider Staaten (vergl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle, Kommentar zur Z P O , 18.Aufl., §263 A n m . I I I 5 ; Krautmann-Krecht-Hackl: „Zwischenstaatlicher Rechtsverkehr", 2. Aufl., S. 52). Zu Artikel IS Wie bei dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen (Artikel 16) sollen auch hier Spezialabkommen, welche die Vollstreckung im unmittelbaren Zusammenhang mit dem besonderen Sachgebiet regeln, unberührt bleiben. Hierzu gehört neben den in der Einleitung erwähnten Verträgen und Übereinkommen z. B. das Abkommen über deutsche Auslandsschulden vom 27. Februar 1953 (vergl. dessen Artikel 17), das auch im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich gilt (Bundesgesetzbl. 1958 II S. 336). Der Vorbehalt zugunsten von Sonderabkommen erstreckt sich auch auf künftige zwischenstaatliche Vereinbarungen, an denen beide Vertragsstaaten beteiligt sein werden. Zu Artikel 19 Der Vertrag soll grundsätzlich nicht auf Titel angewendet werden, die zu einer Zeit entstanden sind, als die Parteien mit einer Vollstreckung in dem anderen Staat noch nicht rechnen konnten. Schuldtitel, die in der Zeit vom 8. Mai 1945 bis zum Bekanntwerden des Vertrages erlassen worden sind, werden deshalb nicht berücksichtigt. Als Stichtag, von dem an allgemein damit gerechnet werden kann, daß sich die Parteien auf den Vertrag einstellen können, braucht andererseits nicht unbedingt der Zeitpunkt des Inkrafttretens des Vertrages vorgesehen zu werden. Nachdem der Vertrag am 6. Juni 1959 gezeichnet worden und nunmehr (359)

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der Öffentlichkeit zugänglich ist, werden die Parteien schon jetzt bei ihren Entschließungen den Vertrag berücksichtigen können. Deshalb ist in Absatz 1 als Stichtag der 31. Dezember 1959 vorgesehen. Jedoch sind Titel über gesetzliche Unterhaltsleistungen begünstigt. Sie werden anerkannt und vollstreckt, auch wenn sie vor dem Stichtag entstanden sind, jedoch nur für solche Leistungen, die nach dem 31. Dezember 1959 fällig werden (Absatz 2). Diese Regelung erschien im Interesse der Unterhaltsberechtigten geboten. Es soll vermieden werden, daß in diesen Fällen nur zu dem Zweck eine neue Klage erhoben werden muß, um in dem anderen Staat vollstrecken zu können. Dem Unterhaltsverpflichteten ist es andererseits zuzumuten, die Leistungen, die nach dem Stichtag fällig werden, über die Staatsgrenzen hinweg zu erfüllen, zumal da ihm Rechtsbehelfe zur Verfügung stehen (z.B. die Abänderungsklage nach § 323 der deutschen Z P O , die auch in Österreich trotz Fehlens einer ausdrücklichen Bestimmung durch die Rechtsprechung zugelassen ist — vergl. Stagel-Michlmayr: Die Zivilprozeßordnung und die Jurisdiktionsnorm, 10.Aufl., §411 Anm. H 2), mit denen er den Umfang seiner Unterhaltsverpflichtung nach dem Stichtag klären lassen kann. Zu Artikel 20 Die in diesem Artikel enthaltene Verweisungsklausel dient der Klarstellung. Soweit in anderen Verträgen für die Vollstreckung auf den alten Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe vom 21. Juni 1923 mittelbar oder unmittelbar Bezug genommen ist, soll diese Verweisung auf die entsprechenden Bestimmungen des vorstehenden Vertrages bezogen werden. Fünfter Abschnitt Schlußbestimmungen (Artikel 21 bis 23) Dieser Abschnitt enthält Bestimmungen über den räumlichen Geltungsbereich, das Inkrafttreten und eine Kündigung des Vertrages. Zu Artikel 21 Der Vertrag soll sich auch auf das Land Berlin erstrecken, sofern nicht die Bundesregierung binnen einer bestimmten Frist seit dem Inkrafttreten eine gegenteilige Erklärung abgibt. Zu Artikel 22 Der Vertrag bedarf gemäß Artikel 59 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes der Zustimmung durch ein Bundesgesetz und der Ratifikation (Absatz 1). Er tritt 30 Tage nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft (Absatz 2). Diese Frist für das Inkrafttreten konnte kurz bemessen werden, weil die Rechtspflegeorgane und die Beteiligten mit den beiderseitigen Rechtseinrichtungen, die sich nicht grundsätzlich unterscheiden, vertraut sind. Zu Artikel 23 Dieser Artikel enthält eine Kündigungsklausel. Eine Kündigung wird nicht sofort, sondern erst nach Ablauf eines Jahres seit ihrer Notifizierung wirksam.

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Ausführungsgesetz zu dem Vertrag vom 8.3. 1960 (BGBl. 19601, 169)

Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden $1 (1) Für die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel 1, 5 ff., 14 Abs. 2, Artikel 15 Satz 1 des Vertrages), gerichtlicher Vergleiche (Artikel 11 des Vertrages) und öffentlicher Urkunden (Artikel 13 des Vertrages) ist sachlich das Amtsgericht oder das Landge-

richt zuständig, das für die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs zuständig sein würde. (2) Örtlich zuständig ist das Gericht, bei dem der Schuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und beim Fehlen eines solchen das Gericht, in dessen Bezirk sich Vermögen des Schuldners befindet oder die Zwangsvollstreckung durchgeführt werden soll.

§2 Für die Vollstreckbarerklärung der in § 1 Abs. 1 genannten Schuldtitel gelten § 1042 a Abs. 1, §§ 1042 b,

Rolf A. Schütze

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Deutsch-österreichischer Vertrag 1959 1042 c und 1042 d der Zivilprozeßordnung entsprechend, soweit nicht in § 3 etwas Besonderes bestimmt ist. §3 (1) Ist eine noch nicht rechtskräftige Entscheidung eines österreichischen Gerichts, hinsichtlich deren die Exekution zur Sicherstellung f ü r zulässig erklärt worden ist, f ü r vollstreckbar zu erklären (Artikel 8, 9 des Vertrages), so ist in dem Beschluß oder Urteil auszusprechen, daß die Entscheidung nur zur Sicherung der Zwangsvollstreckung f ü r vollstreckbar erklärt wird. (2) Erlangt die Entscheidung des österreichischen Gerichts, die nach Absatz 1 zur Sicherung der Zwangsvollstreckung f ü r vollstreckbar erklärt worden ist, später die Rechtskraft, so ist der Beschluß oder das Urteil über die Vollstreckbarerklärung auf Antrag des Gläubigers dahin zu ändern, daß die Entscheidung ohne Beschränkung f ü r vollstreckbar erklärt wird. Das gleiche gilt f ü r den Fall, daß die Entscheidung des österreichischen Gerichts bereits die Rechtskraft erlangt hat, bevor der Beschluß oder das Urteil über die Vollstreckbarerklärung erlassen wird, sofern der Eintritt der Rechtskraft in dem Verfahren nicht geltend gemacht worden ist. Über den Antrag ist ohne mündliche Verhandlung durch Beschluß zu entscheiden; vor der Entscheidung ist der Gegner zu hören. Für das Verfahren gelten im übrigen § 1042 b Abs. 1, §§ 1042 c und 1042 d der Zivilprozeßordnung entsprechend. §4 Hängt die Vollstreckung nach dem Inhalt der gerichtlichen Entscheidung, des gerichtlichen Vergleichs oder der öffentlichen Urkunde von dem Ablauf einer Frist oder von dem Eintritt einer anderen Tatsache als einer dem Gläubiger obliegenden Sicherheitsleistung ab oder wird die Vollstreckbarerklärung zugunsten eines anderen als des in der gerichtlichen Entscheidung, dem gerichtlichen Vergleich oder der öffentlichen Urkunde bezeichneten Gläubigers oder gegen einen anderen als den darin bezeichneten Schuldner nachgesucht, so ist die Frage, inwieweit die Vollstreckbarerklärung von dem Nachweis besonderer Voraussetzungen abhängig oder ob der Schuldtitel f ü r oder gegen den anderen vollstreckbar ist, nach österreichischem Recht zu entscheiden. Ein solcher Nachweis ist durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden zu führen, sofern nicht die nachzuweisenden Tatsachen bei dem Gericht offenkundig sind. Kann er in dieser Form nicht erbracht werden, so ist mündliche Verhandlung anzuordnen. §5 (1) In dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung einer gerichtlichen Entscheidung kann der Schuldner auch Einwendungen gegen den Anspruch selbst insoweit geltend machen, als die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach dem Erlaß der gerichtlichen Entscheidung entstanden sind. (361)

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(2) In dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung eines gerichtlichen Vergleichs oder einer öffentlichen Urkunde kann der Schuldner Einwendungen gegen den Anspruch selbst ungeachtet der in Absatz 1 enthaltenen Beschränkung geltend machen. (3) Ist eine gerichtliche Entscheidung, ein gerichtlicher Vergleich oder eine öffentliche Urkunde f ü r vollstreckbar erklärt, so kann der Schuldner Einwendungen gegen den Anspruch selbst in einem Verfahren nach § 767 der Zivilprozeßordnung nur geltend machen, wenn die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach Ablauf der Frist, innerhalb deren er Widerspruch hätte einlegen können (§ 1042 c Abs. 2, § 1042 d Abs. 1 der Zivilprozeßordnung), oder erst nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der er die Einwendungen spätestens hätte geltend machen müssen. §6 (1) Aus den f ü r vollstreckbar erklärten Schuldtiteln findet die Zwangsvollstreckung statt, sofern die Entscheidung über die Vollstreckbarkeit rechtskräftig oder f ü r vorläufig vollstreckbar erklärt ist. (2) Im Falle des § 3 Abs. 1 gelten f ü r die Zwangsvollstreckung §§ 928, 930 bis 932 der Zivilprozeßordnung sowie §99 Abs. 2 und § 106 Abs. 3 des Gesetzes über Rechte an Luftfahrzeugen vom 26. Februar 1959 (Bundesgesetzbl. I S. 57) über die Vollziehung eines Arrestes entsprechend. Soll eine Sicherungshypothek eingetragen werden, so ist der um 20 vom Hundert erhöhte Betrag der Forderung als der Höchstbetrag zu bezeichnen, f ü r den das Grundstück oder die Berechtigung haftet. Das gleiche gilt f ü r den Höchstbetrag des Pfandrechts oder des Registerpfandrechts, das in das Schiffsregister, in das Schiffsbauregister oder in das Register f ü r Pfandrechte an Luftfahrzeugen eingetragen werden soll. Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung §7 (1) Wird eine gerichtliche Entscheidung, ein gerichtlicher Vergleich oder eine öffentliche Urkunde nach der Vollstreckbarerklärung in Osterreich aufgehoben oder abgeändert und kann der Schuldner diese Tatsache in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung nicht mehr geltend machen, so kann er die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung in einem besonderen Verfahren beantragen. (2) Für die Entscheidung über den Antrag ist das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Uber den Antrag kann ohne mündliche Verhandlung entschieden werden; vor der Entscheidung ist der Gläubiger zu hören. Die Entscheidung ergeht durch Beschluß, der dem Gläubiger und dem Schuldner von Amts wegen zuzustellen ist. Der Beschluß unterliegt der sofortigen Beschwerde.

Stand: 1.8.1979

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(3) Für die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln gelten §§ 769, 770 der Zivilprozeßordnung entsprechend. Die Aufhebung einer Vollstreckungsmaßregel ist auch ohne Sicherheitsleistung zulässig.

S» Wird die Vollstreckbarerklärung einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung eines österreichischen Gerichts, hinsichtlich deren die Exekution zur Sicherstellung für zulässig erklärt worden war, nach § 7 aufgehoben oder abgeändert, so ist der Gläubiger zum Ersatz des Schadens verpflichtet, der dem Schuldner durch die Vollstreckung der für vollstreckbar erklärten gerichtlichen Entscheidung oder durch eine zur Abwendung der Vollstreckung gemachte Leistung entstanden ist. Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen §9 Vollstreckungsbescheide und einstweilige Verfügungen, auf Grund deren ein Gläubiger die Bewilligung der Exekution in Osterreich beantragen will (Artikel 14 Abs. 2 des Vertrages), sind auch dann mit der Vollstreckungsklausel zu versehen, wenn dies für eine Zwangsvollstrekkung im Inland nach § 796 Abs. 1, §§ 936, 929 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung nicht erforderlich wäre. Vierter Abschnitt Schlußbestimmungen

Deutschland und der Republik Österreich vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstrekkung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 8. März 1960 (Bundesgesetzbl. I S. 169) gilt für die Gebührenerhebung als besonderer Rechtsstreit; die Gebühren ermäßigen sich jedoch auf ein Viertel der vollen Gebühr, wenn nicht durch Urteil entschieden wird." 2. Der bisherige Absatz 2 wird Absatz 3. (2) In § 47 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte in der Fassung des $ 12 Abs. 2 des Gesetzes vom 26. Juni 1959 (Bundesgesetzbl. I S. 425) wird folgender Absatz 3 angefügt: „ ( 3 ) Das Verfahren nach § 3 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstrekkung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 8. März 1960 (Bundesgesetzbl. I S. 169) gilt als besondere Angelegenheit. Die Prozeßgebühr, die der Rechtsanwalt für das Verfahren nach § 3 Abs. 1 des genannten Gesetzes im ersten Rechtszug erhalten hat, wird jedoch auf die gleiche Gebühr des Verfahrens nach § 3 Abs. 2 zu zwei Dritteln angerechnet." Sil Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin.

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(1) § 37a des Gerichtskostengesetzes in der Fassung des § 12 Abs. 1 des Gesetzes vom 26. Juni 1959 (Bundesgesetzbl. I S. 425) wird wie folgt geändert: 1 )

Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen in Kraft.

1. Es wird folgender neuer Absatz 2 eingefügt: „ ( 2 ) D a s Verfahren nach § 3 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik A II 4 d

Begründung zu dem Ausführungsgesetz (BTDrucks. III Nr. 1420) Der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen U r kunden in Zivil- und Handelssachen vom 6. Juni 1959 bedarf zu seiner Ausführung in der Bundesrepublik Deutschland eines besonderen Gesetzes, insbesondere zur näheren Regelung des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung. Bei dem alten Vertrag über Rechtsschutz und Rechtshilfe zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Österreich vom 21. Juni 1923 (RGBl. 1924 II S. 55) war ein solches Ausführungsgesetz nicht erforderlich, weil die Vorschriften über die Zuständigkeit und das Verfahren der Vollstreckbarerklärung bereits in den Vertrag selbst aufgenommen worden waren (vgl. Artikel 20 bis 24, 26 bis 29). Dieser Weg ist bei den Verhandlungen über den neuen Vertrag vom 6. Juni 1959 nicht wieder gewählt worden, weil es mit dem Wesen und dem Zweck eines völkerrechtlichen Vertrages nicht vereinbar erscheint, in ihm gleichzeitig die Anpassung des innerstaatlichen Rechts vorzusehen. Ein Gesetzgebungsakt dieser Art kann

') jetzt geändert durch G v. 20. 8. 1975, BGBl. 1975 I, 2189 Rolf A. Schütze

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schwerlich Gegenstand einer völkerrechtlichen Verpflichtung sein. Aus dieser Erwägung sind die Fragen, die bei der Ausführung des Vertrages nur das innerstaatliche Recht jedes Vertragsstaates angehen, der gesonderten nationalen Regelung überlassen worden. Wie bei den Vollstreckungsverträgen, die bereits zwischen der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten gelten (deutsch-schweizerisches Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. November 1929 — RGBl. 1930 II S. 1066 —, deutsch-italienisches Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 9. März 1936 — RGBl. 1937 II S. 145) und bei dem deutsch-belgischen Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 30. Juni 1958, dessen Ratifikation bevorsteht (BGBl. 1959 II S. 765), ist wiederum ein besonderes Ausführungsgesetz erforderlich. Würde es nicht erlassen werden, so wären österreichische gerichtliche Entscheidungen in dem Urteilsverfahren nach den §§ 722, 723 Z P O für vollstreckbar zu erklären. Jenes Verfahren ist umständlich. Es wäre deshalb mit dem Sinn und Zweck des Vertrages, der die Vollstreckung erleichtern soll, nicht vereinbar. So wird wie bei der Ausführung der erwähnten anderen bilateralen Vollstreckungsverträge ein erleichtertes Verfahren der Vollstreckbarerklärung eröffnet. Der Entwurf lehnt sich hierbei an die bereits geltenden Ausführungsvorschriften an (Verordnung zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 23. August 1930 — RGBl. II S. 1209 — und Verordnung zur Ausführung des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 18. Mai 1937 — RGBl. II S. 143 — und Gesetz zur Ausführung des Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien vom 30. Juni 1958 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 26. Juni 1959 — BGBl. I S . 425 —, das nach der Ratifikation des deutsch-belgischen Abkommens demnächst in Kraft treten wird — § 15 a.a.O.). Dabei könnte sich die Frage erheben, ob es nicht zweckmäßig sei, die bereits geltenden Vorschriften und die jetzt vorgeschlagenen gesetzlichen Bestimmungen in einem einheitlichen Gesetz zusammenzufassen, das allgemein die Vollstreckbarerklärung ausländischer Entscheidungen im Anschluß an einen Staatsvertrag regeln würde. Indes ist die Zeit für die Verwirklichung einer solchen Idee noch nicht gekommen. Wie sich bei einer Gegenüberstellung der Ausführungsgesetze ergibt, weisen die einzelnen Gesetze Verschiedenheiten auf, die jeweils durch die Eigenheiten der Vollstreckungsverträge bedingt sind. So sind wie zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen jetzt auch bei dem deutsch-österreichischen Vertrag angesichts der Vollstreckung österreichischer Titel, bei denen nur die Exekution zur Sicherstellung zulässig ist, besondere Vorschriften notwendig, die in anderen Ausführungsgesetzen nicht erforderlich waren. Deshalb erscheint es ratsam, zunächst noch abzuwarten, bis weitere Vollstreckungsverträge abgeschlossen werden und sich dabei nach und nach eine gemeinsame Linie für ein deutsches Ausführungsgesetz ergibt. Das Ausführungsgesetz soll nicht nur die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen, sondern auch diejenige gerichtlicher Vergleiche und öffentlicher Urkunden ermöglichen, für die es sonst an einer gesetzlichen Grundlage fehlen würde. In dem Ausführungsgesetz werden ferner einige Fragen gelöst, die sich bei der Anwendung des Vertrages ergeben und die im deutschen Recht bisher nicht geregelt sind. So ist es notwendig, für die österreichischen Entscheidungen, hinsichtlich deren vor der Rechtskraft die Exekution zur Sicherstellung für zulässig erklärt worden ist, eine beschränkte Vollstreckbarerklärung einzuführen (§ 3). Ferner ist die Aufhebung oder Änderung der Vollstreckbarerklärung zu regeln für den Fall, daß der Schuldtitel, der für vollstreckbar erklärt worden ist, später aufgehoben oder abgeändert wird (§ 7). Schließlich ist darauf Bedacht zu nehmen, daß deutsche Vollstreckungsbefehle und einstweilige Verfügungen, die gemeinhin einer Vollstreckungsklausel nicht bedürfen, für die Exekution in Österreich mit einer Vollstreckungsklausel versehen werden (§ 9), damit sich keine Schwierigkeiten ergeben. Zu den einzelnen Vorschriften ist folgendes zu bemerken: Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden In dem Ersten Abschnitt sind die Vorschriften enthalten, die sich auf die Vollstreckbarerklärung österreichischer Schuldtitel in der Bundesrepublik Deutschland beziehen. Nach dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag vom 6. Juni 1959 kommen für die Vollstreckung in Betracht: gerichtliche Entscheidungen (Artikel 1 ff., 14 Abs. 2 Artikel 15 Satz 1), gerichtliche Vergleiche und öffentliche Urkunden (Artikel 11 ff.). Die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen richtet sich nicht nach dem Vertrag, (363)

Stand: 1.8. 1979

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sondern nach dem Spezialabkommen, dem die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Österreich als Vertragsstaaten angehören, d. i. z u r Zeit das G e n f e r A b k o m m e n z u r Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 (RGBl. 1930 II S. 1068). Schon aus diesem G r u n d e braucht sich das Ausführungsgesetz nicht auf Schiedssprüche zu erstrecken. Im übrigen ist die Vollstreckbarerklärung dieser Titel bereits in den §§ 1044,1042 a ff. Z P O zufriedenstellend geregelt. 2u§l In § 1 wird die sachliche und örtliche Zuständigkeit f ü r die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen, gerichtlicher Vergleiche und öffentlicher U r k u n d e n in A n l e h n u n g an § 1 des A u s f ü h r u n g s g e setzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen vom 26. Juni 1959 (BGBl. I S . 425) geregelt. D e r Entwurf weicht ebenso wie § 1 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen in der Ausgestaltung der sachlichen Zuständigkeit von Artikel 20 Satz 1 des f r ü h e r e n deutsch-österreichischen Vertrages vom 21. Juni 1923 und den oben erwähnten A u s f ü h r u n g s v e r o r d n u n g e n zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen ab. W ä h r e n d nach jenen bereits längere Zeit zurückliegenden A u s f ü h r u n g s v e r o r d n u n g e n in allen Fällen das Amtsgericht f ü r die Vollstreckbarerklärung sachlich zuständig ist, ebenso wie dies nach dem alten deutsch-österreichischen V e r t r a g der Fall w a r , wird n u n m e h r die Zuständigkeit zwischen dem Amtsgericht und dem Landgericht aufgeteilt, wie dies auch sonst im innerstaatlichen Recht allgemein geschieht. Die Zuständigkeit des Amtsgerichts, die in den erwähnten beiden A u s f ü h r u n g s v e r o r d n u n g e n allein begründet w o r d e n ist, wird der Bedeutung der Sachen nicht gerecht. Sie hat sich auch insofern als nachteilig erwiesen, als sich eine höchstrichterliche Rechtsprechung auf diesem Gebiete nicht bilden konnte. A u ß e r d e m werden die gerichtlichen Entscheidungen und die Schiedssprüche damit o h n e inneren G r u n d unterschiedlich behandelt. W ä h rend bei der Vollstreckbarerklärung von schweizerischen o d e r italienischen Schiedssprüchen regelmäßig das Landgericht und damit auch das Oberlandesgericht und unter U m s t ä n d e n auch der Bundesgerichtshof a n g e r u f e n werden kann, weil hier die Zuständigkeit des Amtsgerichts nicht allgemein begründet ist (§§ 1044, 1046, 1045 Abs. 1 Z P O ) , ist dies bei der Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen wegen der abweichenden Regelung nicht möglich. N a c h der jetzt vorgeschlagenen Aufteilung der Zuständigkeit, die bei den Beratungen des § 1 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen grundsätzlich Zustimmung g e f u n d e n hat, werden dagegen alle Schuldtitel gleich behandelt. N a c h § 1 Abs. 1 soll f ü r die Vollstreckbarerklärung demnach das Gericht zuständig sein, das a n g e r u f e n werden könnte, w e n n der Anspruch selbst im Inland geltend gemacht w ü r d e . D a m i t werden sich die Amtsgerichte und die Landgerichte in die erstinstanzliche Zuständigkeit nach den §§ 23, 71 G V G teilen. Dies gilt auch f ü r Anträge, eine österreichische Entscheidung arbeitsrechtlicher N a t u r f ü r vollstreckbar zu erklären, so wie dies bei einem Klageverfahren nach § 7 2 2 Abs. 2 Z P O der Fall wäre. Die örtliche Zuständigkeit ist in Absatz 2 in Anlehnung an Artikel 1 der Ausführungsvorschriften zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen sowie an § 1 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen geregelt. Absatz 2 stimmt inhaltlich auch mit Artikel 20 Satz 2 des f r ü h e r e n deutsch-österreichischen Vertrages vom 21. Juni 1923 überein. Die Landesregierungen sind durch § 11 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstrekk u n g s a b k o m m e n , der allgemeine Geltung hat, ermächtigt, die Entscheidung über A n t r ä g e auf Vollstreckb a r e r k l ä r u n g und auf deren A u f h e b u n g o d e r A b ä n d e r u n g f ü r die Bezirke m e h r e r e r Amts- oder Landgerichte einem von ihnen zuzuweisen. Wie in § 11 a.a.O. weiter vorgesehen ist, können die Landesregierungen diese Ermächtigung auf die Landesjustizverwaltungen übertragen. Zu §2 Wie es schon in dem alten deutsch-österreichischen V e r t r a g (Artikel 24) geschehen war, soll auch jetzt wieder das umständliche und zeitraubende Urteilsverfahren nach den §§ 7 2 2 , 7 2 3 Z P O durch ein schnelleres und weniger starres V e r f a h r e n ersetzt w e r d e n . Deshalb wird die Regelung ü b e r n o m m e n , die sich bei der Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche b e w ä h r t hat. Für den G a n g des V e r f a h r e n s g e n ü g t es, wie in den f r ü h e r e n Ausführungsvorschriften (Artikel 2 der A u s f ü h r u n g s v e r o r d n u n g e n z u m deutschschweizerischen und z u m deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen sowie § 2 des Ausführungsgesetzes z u m deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen) auf $ 1042 a Abs. 1, §§ 1042 b, 1042 c und 1042 d Z P O zu verweisen. D a m i t ist die Möglichkeit gegeben, daß über den A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung im allgemeinen o h n e mündliche V e r h a n d l u n g durch Beschluß entschieden werden kann (§ 1042 a Abs. 1 Satz 1 Z P O ) . H e r v o r z u h e b e n ist, daß der Schuldner in jedem Fall vor der Entscheidung gehört werden Rolf A. Schütze

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muß (§ 1042 a Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 Z P O ) . Darin liegt ein Fortschritt gegenüber der früheren Regelung des Artikels 24 Abs. 2 Satz 1 des alten deutsch-österreichischen Vertrages, weil es dort dem Ermessen des Gerichts überlassen war, ob es den Schuldner hören wollte, wenn ihm dies zur Behebung von Zweifeln sachgemäß erschien. Sind die Voraussetzungen für die Vollstreckbarerklärung gegeben, so wird der österreichische Schuldtitel für vollstreckbar erklärt (vgl. § 1042 c Abs 1 Z P O für die Entscheidung durch Beschluß). Ist eine noch nicht rechtskräftige Entscheidung, hinsichtlich deren das österreichische Gericht die Exekution zur Sicherstellung für zulässig erklärt hat (Artikel 8 des deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages), für vollstreckbar zu erklären, so ist diese Formel nach § 3 des Ausführungsgesetzes dahin zu ergänzen, daß die Entscheidung nur zur Sicherung der Zwangsvollstreckung für vollstreckbar erklärt wird. Auf diese Besonderheitwird am Schluß des § 2 durch die Bezugnahme auf § 3 hingewiesen. Die Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung wird in § 6 Abs. 1 ausdrücklich als Vollstreckungstitel bezeichnet.

Zu §3 $ 3 enthält für die Fälle, in denen ein Gläubiger beantragt, eine noch nicht rechtskräftige Entscheidung eines österreichischen Gerichts für vollstreckbar zu erklären (Artikel 8, 9 des deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages), besondere Vorschriften. Hierin liegt eine Neuerung gegenüber dem alten deutsch-österreichischen Vertrag vom 21. Juni 1923, der sich nur auf rechtskräftige Entscheidungen erstreckte (vgl. Artikel 19 Abs. 1 a.a.O.). Die Vollstreckung aus österreichischen Titeln, die noch nicht rechtskräftig sind, soll ebenso wie in Osterreich selbst (§§ 370 ff. der österreichischen Exekutionsordnung) auch in der Bundesrepublik Deutschland nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen, sie soll nur seiner Sicherstellung dienen (vgl. Artikel 10 Abs. 2 des deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages). Die Rechtslage ist also die gleiche wie bei der Vollziehung eines deutschen dinglichen Arrestes (§§ 916, 928 ff. Z P O ) . Diese Begrenzung der Zwangsvollstreckung muß sich bereits aus der Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung selbst ergeben, damit für die Vollstreckungsorgane die notwendige Klarheit besteht. Deshalb wird im Absatz 1 vorgesehen, daß der österreichische Titel in diesem Fall nicht schlechthin, sondern nur zur Sicherung der Zwangsvollstreckung für vollstreckbar erklärt wird. Damit ist festgelegt, welche Maßnahmen der Zwangsvollstreckung zulässig sind. Insoweit enthält § 6 Abs. 2 die nähere Regelung. Ergibt sich, daß der österreichische Titel, der in der Bundesrepublik Deutschland zur Sicherung der Zwangsvollstreckung für vollstreckbar erklärt worden ist, die Rechtskraft erlangt hat, so kann er nach Absatz 2 in einem Nachverfahren ohne Beschränkung für vollstreckbar erklärt werden. Diese Regelung bezieht sich in erster Linie auf den Fall, daß nach der Vollstreckbarerklärung durch das deutsche Gericht die österreichische Entscheidung rechtskräftig wird. Sie kommt aber auch dann zur Anwendung, wenn die Rechtskraft der österreichischen Entscheidung schon vor der Vollstreckbarerklärung eingetreten war, die Parteien dies in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung jedoch nicht vorgebracht hatten. Das Nachverfahren kann gegenüber dem voraufgegangenen Verfahren, in dem der Titel bereits eingehend geprüft worden ist und der Schuldner Gelegenheit hatte, Versagungsgründe vorzubringen, weiter vereinfacht werden. Deshalb wird hierfür stets das Beschlußverfahren ohne mündliche Verhandlung vorgesehen. Eine mündliche Verhandlung, die in dem voraufgegangenen Verfahren möglich war (§ 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit § 1042 a Abs. 1 Z P O ) , findet damit in dem Nachverfahren vor Erlaß des Beschlusses nicht mehr statt. Im übrigen aber weist das Nachverfahren keine Besonderheiten auf. Wie sich aus § 10 des Entwurfs ergibt, ist es kostenrechtlich begünstigt.

Zu §4 In § 4 sind wie in Artikel 3 der Ausführungsverordnung zum deutsch-schweizerischen Vollstreckungsabkommen, Artikel 3 der Ausführungsverordnung zum deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen und § 4 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen gewisse Tatbestände behandelt, die bei der Vollstreckbarerklärung nach dem innerstaatlichen Recht (§§ 726, 827 Z P O ) Bedeutung erlangen können. Hierher gehören die Fälle, in denen die Vollstreckung von dem Eintritt einer Bedingung abhängig oder erst nach Ablauf einer Frist zulässig ist oder in denen sie für oder gegen einen Rechtsnachfolger durchgeführt werden soll. Die Frage, ob z. B. die Bedingung für die Vollstreckbarerklärung eingetreten ist, beurteilt sich entsprechend den allgemeinen Grundsätzen des internationalen Zivilprozeßrechts nach dem Recht des Urteilsstaates. Deshalb wird in § 4 Satz 1 insoweit ausdrücklich auf das österreichische Recht verwiesen, wie dies früher in Artikel 23 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages ebenfalls geschehen ist. (365)

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A Internationale Urteilsanerkennung

In Satz 3 wird entsprechend § 731 Z P O Vorsorge getroffen, daß ein Antrag auf Vollstreckbarerklärung nicht deshalb abgelehnt werden muß, weil die erforderlichen Nachweise nicht durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden erbracht werden können. Für einen solchen Fall ist wie früher (Artikel 23 Satz 3, Artikel 24 Abs. 2 Satz 4 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages) die mündliche Verhandlung vorgesehen, welche die erforderliche Klärung bringen kann. Zu § 5 Nach einem allgemein anerkannten Grundsatz des internationalen Zivilprozeßrechts brauchen Einwendungen gegen den in einem ausländischen Schuldtitel festgestellten Anspruch nicht notwendig in dem Heimatstaat des Titels vorgebracht zu werden; sie können in bestimmtem Umfange auch in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vor den Gerichten des Vollstreckungsstaates geltend gemacht werden. Auf diesem Grundsatz, der in der Rechtsprechung des Reichsgerichts in dem Urteilsverfahren nach § 723 Z P O anerkannt worden ist (RGZ Bd. 13 S. 348, Bd. 114 S. 173, Bd. 165 S. 374 ff.), beruhen die Artikel 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen und § 5 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen. Ihm war auch im Artikel 27 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages Rechnung getragen. Von dieser gefestigten Auffassung geht auch der vorliegende Entwurf aus. Jedoch wird von Artikel 27 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages und Artikel 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen insofern abgewichen, als der Schuldner mit den Einwendungen nicht allein auf den Rechtsbehelf des Widerspruchs gegen die Vollstreckbarerklärung verwiesen, sondern ermächtigt wird, die Einwendungen alsbald gegenüber dem Antrag des Gläubigers auf Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Es wäre umständlich und nicht zu vertreten, zunächst die Vollstreckbarerklärung auszusprechen und erst dann die Einwendungen des Schuldners mit dem Ergebnis zu berücksichtigen, daß die Vollstreckbarerklärung aufzuheben und der Antrag auf Vollstreckbarerklärung zurückzuweisen wäre, wie es bei einer inhaltlichen Übernahme des Artikels 27 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages und der Artikel 4 der genannten Ausführungsverordnungen der Fall sein würde. Der Entwurf folgt vielmehr hier der neuen Regelung, die in § 5 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen enthalten ist. Der Rahmen, in dem Einwendungen gegen den Anspruch selbst zulässig sind, wird in den Absätzen 1 und 2 ebenso wie in § 5 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen nur in den Grundzügen festgelegt. Die einzelnen denkbaren Fälle sind zu verschieden gelagert, als daß eine ins einzelne gehende Regelung getroffen werden könnte. Es ist nur Vorsorge zu treffen, daß eine sachlich nicht gerechtfertigte Vollstreckbarerklärung vermieden wird. Andererseits muß die Möglichkeit, daß der Schuldner Einwendungen gegen den Anspruch selbst schon in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorbringen kann, gegen die andere, daß er solche Einwendungen erst später im Wege der Vollstreckungsgegenklage geltend macht, näher abgegrenzt werden. Nach Artikel 27 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages konnte der Schuldner frei wählen. Im gleichen Sinne ist die Frage in den Artikeln 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen geregelt. Eine solche Lösung befriedigt nicht recht, weil sie im Einzelfall zu einer Aufeinanderfolge von zwei Verfahren, nämlich dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung und der Vollstreckungsgegenklage führen kann. Mit dem Grundsatz der Prozeßwirtschaftlichkeit, die eine solche H ä u f u n g von Verfahren verbietet, soweit es mit den Belangen des Schuldners vereinbar erscheint, ist eher die neue Lösung vereinbar, die in § 5 Abs. 3 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen enthalten ist. Es wird danach dem Schuldner im Grundsatz die Verpflichtung auferlegt, alle Einwendungen, die in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung berücksichtigt werden könnten, in diesem Verfahren auch vorzubringen, andernfalls er mit ihnen ausgeschlossen wird. Diese Regelung beruht auf dem Gedanken, daß einem Schuldner, dem die Möglichkeit eingeräumt wird, in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend zu machen, auch zugemutet werden kann, hiervon Gebrauch zu machen. Der Schuldner ist also gehalten, in einem Beschlußverfahren, das nach 5 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit § 1042 a Abs. 1 Satz 1 Z P O eingeleitet wird, alle Einwendungen, deren Gründe vor Ablauf der Widerspruchsfrist (§ 1042 d Abs. 1 Z P O ) entstanden sind, bis zum Ablauf dieser Frist geltend zu machen. Einwendungen, die bis zu diesem Zeitpunkt hätten geltend gemacht werden können, sind später in einem Verfahren nach § 767 Z P O nicht mehr zulässig. Deshalb kann die Vollstreckungsgegenklage, wie sich aus Absatz 3 ergibt, nach einem voraufgegangenen Beschlußverfahren nur auf solche Einwendungen gestützt werden, deren Gründe erst nach Ablauf der Widerspruchsfrist entstanden sind. Wird über einen Antrag auf Vollstreckbarerklärung im Urteilsverfahren entschieden (§ 2 des Ausführungsgesetzes, § 1042 a Abs. 1 Satz 2, § 1042 c Abs. 2 Rolf A. Schütze

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Z P O ) , so dürfen im Wege der Vollstreckungsgegenklage nur solche Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend gemacht werden, die nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der sie spätestens hätten geltend gemacht werden müssen. Diese Regelung steht mit derjenigen in Einklang, die in § 767 Z P O f ü r das allgemeine Prozeßverfahren enthalten ist. Der Entwurf sieht, wiederum in Ubereinstimmung mit 5 5 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen, davon ab, neben der prozessualen Behandlung von Einwendungen gegen den Anspruch selbst auch diejenige von Einwendungen gegen die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel (§§ 732,768 Z P O ) zu regeln, wie es in Artikel 27 des alten deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages der Fall war und wie es in den Artikeln 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und zu dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen geschehen ist. Solche Einwendungen (z. B. der Einwand, daß die Vollstreckbarkeit des Titels aufgehoben oder daß der Gläubiger nicht legitimiert sei), die bei einem deutschen Schuldtitel zu einem Antrag nach § 732 Z P O oder zu einer Klage nach § 768 Z P O berechtigen würden, müssen in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung erhoben werden, da sie Voraussetzungen f ü r die Vollstreckbarerklärung betreffen. Soweit sie sich gegen die Vollstreckungsklausel zu der Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung richten, sind sie erst denkbar, nachdem diese Klausel erteilt ist, so daß sie in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst noch nicht geltend gemacht werden können. Zu §6 Die deutsche Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung bildet die Grundlage f ü r die Zwangsvollstreckung im Inland. In Absatz 1 wird die Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung in Ergänzung des § 794 Abs. 1 Z P O ausdrücklich als Vollstreckungstitel bezeichnet. In den Ausführungsvorschriften, die bisher erlassen worden sind, ist diese Frage regelmäßig dadurch gelöst worden, daß im Zusammenhang mit den Vorschriften über den Gang des Verfahrens auf § 794 Abs. 1 Nr. 4 a Z P O verwiesen worden ist (vgl. Artikel 2 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen, § 2 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen). Jedoch sind zuletzt bei den Beratungen des § 2 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen gegen die Art, in der diese Frage bisher gesetzestechnisch behandelt worden ist, Bedenken geäußert worden. Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß die Feststellung, die Vollstreckbarerklärung bilde einen Vollstreckungstitel, nicht mehr zu den Vorschriften über den Gang des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung gehöre. Deshalb wird hierfür nunmehr eine selbständige N o r m vorgesehen. Während die Zwangsvollstreckung auf Grund der Entscheidungen über die Vollstreckbarerklärung, die nach § 2 ohne jede Beschränkung ergehen, wie allgemein bei deutschen Titeln, bis zur Befriedigung des Gläubigers durchgeführt werden kann, ergeben sich bei den Entscheidungen nach § 3 Abs. 1, welche die Vollstreckbarerklärung nur zur Sicherung vorsehen, f ü r die Zwangsvollstreckung Grenzen. Auch diese Entscheidungen werden zwar zunächst nach den allgemeinen Normen über die Zwangsvollstreckung vollzogen; es gilt aber wie bei den Arresten (§§ 928 ff. Z P O ) die Besonderheit, daß die Vollstreckung nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen darf. Bei der inneren Verwandtschaft mit der Vollziehung eines dinglichen Arrestes können die hierfür geltenden Vorschriften (§§ 928, 930 bis 932 Z P O , § 99 Abs. 2 und § 106 Abs. 3 des Gesetzes über Rechte an Luftfahrzeugen vom 26. Februar 1959 — BGBl. I S. 57) f ü r entsprechend anwendbar erklärt werden. Sie müssen nur f ü r die Zwangsvollstreckung in ein Grundstück oder in grundstücksgleiche Rechte, die durch Eintragung einer Sicherungshypothek durchgeführt wird (vgl. § 932 Z P O ) , insofern ausdrücklich angeglichen werden, als der Höchstbetrag, der einzutragen ist, besonders festgelegt werden muß. Bei der Arrestvollziehung konnte in diesem Fall an die Lösungssumme (§ 932 Abs. 1, § 923 Z P O ) angeknüpft werden; hier aber fehlt eine solche feststehende Summe. W ü r d e allein der Betrag der Forderung, die sich aus dem Schuldtitel ergibt, berücksichtigt, so wäre der Gläubiger wegen der Nebenforderungen (Zinsen, Kosten) nicht gesichert. Deshalb wird aus diesen Posten ein Pauschbetrag gebildet. Nach den praktischen Erfahrungen wird er mit 20 v. H . der Forderung angemessen und ausreichend sein. Deshalb wird er im Absatz 2 allgemein in dieser H ö h e festgelegt. Danach setzt sich der einzutragende Höchstbetrag aus der Forderung und diesem Pauschbetrag zusammen. Auf die gleiche Weise ist der Höchstbetrag zu bestimmen, der nach § 931 Abs. 6 Z P O in das Schiffsregister oder in das Schiffsbauregister sowie nach § 99 Abs. 2 des Gesetzes über Rechte an Luftfahrzeugen in das Register f ü r Pfandrechte an Luftfahrzeugen eingetragen werden muß.

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Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung

In diesem Abschnitt sind die Folgen näher geregelt, die sich für die Vollstreckbarerklärung im Inland ergeben, wenn der österreichische Schuldtitel in Osterreich aufgehoben oder abgeändert wird. Zu §7 Die Vollstreckungskraft der in Österreich errichteten Schuldtitel und die Vollstreckbarerklärung im Inland stehen in engem Zusammenhang. Hat der österreichische Schuldtitel in seinem Ursprungsland die Vollstreckungskraft aus irgendeinem Grunde verloren, so kann auch die inländische Vollstreckbarerklärung, einerlei ob sie nach § 2 unbeschränkt oder ob sie nach § 3 Abs. 1 beschränkt ausgesprochen ist, keinen Bestand mehr haben. In der Regel wird der Schuldner wohl in der Lage sein, noch im Laufe des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung, z. B. im Wege des Widerspruchs (§ 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit § 1042 c Abs. 2 Z P O ) geltend zu machen, daß der für vollstreckbar zu erklärende Titel aufgehoben oder abgeändert sei. Vorsorge ist für den Fall zu treffen, daß es dem Schuldner nicht mehr möglich ist, die Aufhebung oder Abänderung des Titels in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Alsdann muß die Vollstreckbarerklärung, die nunmehr der Grundlage entbehrt, nachträglich in einem besonderen Verfahren beseitigt werden. Im deutschen Recht ist bisher nur der Fall geregelt, daß ein ausländischer Schiedsspruch nach der Vollstreckbarerklärung im Ausland aufgehoben wird. Für ihn sieht § 1044 Abs. 4 Z P O vor, daß die Vollstreckbarerklärung auf eine förmliche Klage aufzuheben ist. Bei anderen Titeln kommt die Vollstreckungsgegenklage nach § 767 Z P O in Betracht (vgl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle: Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., § 723 I 3). Der Schuldner muß also stets im Wege der Klage vorgehen. Nachdem für das Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst grundsätzlich das erleichterte Beschlußverfahren vorgesehen wird, ist es geboten, auch das Verfahren der Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung zu vereinfachen, wie dies bereits für die Ausführung des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens vom 30. Juni 1958 durch §6 des Ausführungsgesetzes geschehen ist. Es soll also in jedem Falle bei dem Beschlußverfahren verbleiben. Dies erscheint sachgerecht und auch tragbar, weil jeweils nur über eindeutige Tatbestände zu entscheiden sein wird. Nach Absatz 2 ist für das Verfahren, in dem die Aufhebung oder Abänderung beantragt wird, das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Damit wird die ursprüngliche Zuständigkeit entsprechend § 767 Abs. 1 Z P O aus Gründen der Zweckmäßigkeit auch für das Aufhebungs- oder Abänderungsverfahren beibehalten. Der Schuldner kann sich vor weiteren, an sich unberechtigten Vollstreckungsmaßnahmen dadurch schützen, daß er gemäß Absatz 3 die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln beantragt. Wie sich aus der Bezugnahme auf § 769 Z P O ergibt, kann er sich in dringenden Fällen auch an das Vollstreckungsgericht wenden, noch bevor das Verfahren bei dem Gericht eingeleitet ist, das für die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung zuständig ist. Zu §8 Da nach dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag ebenso wie nach dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen auch noch nicht rechtskräftige gerichtliche Entscheidungen zur Vollstreckung gebracht werden können, ist hier ebenso wie in Ausführung des deutsch-belgischen Abkommens dafür zu sorgen, daß dem Schuldner aus einer Vollstreckung, die sich später als ungerechtfertigt erweist, keine Nachteile erwachsen. Soweit der Schuldner die Aufhebung oder Abänderung des für vollstreckbar zu erklärenden Titels bereits in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung geltend machen und die Aufhebung einer vorläufigen Vollstreckbarerklärung erreichen kann, ist er im Beschlußverfahren durch die in § 2 in Verbindung mit $ 1042 c Abs. 2 Satz 3, §717 Abs. 2 Z P O getroffene Regelung und im Urteilsverfahren durch §717 Abs. 2 und 3 Z P O unmittelbar geschützt. Mithin bedarf es einer besonderen Regelung nur für den Fall, daß der Schuldner die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung nicht mehr in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung selbst erreichen kann, z. B. weil ihm ein Rechtsbehelf oder ein Rechtsmittel nicht mehr zur Verfügung steht, er aber die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung nach § 7 des Ausführungsgesetzes erwirkt. Wie in Anlehnung an § 717 Abs. 2 Z P O für diesen letzten Fall vorgesehen wird, hat der Gläubiger dem Schuldner den Schaden zu ersetzen, der diesem daraus entsteht, daß aus der Vollstreckbarerklärung die Zwangsvollstreckung betrieben worden ist, die sich nach der Aufhebung oder Abänderung des Schuldtitels Rolf A. Schütze

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im Ausland als ungerechtfertigt herausstellt. Der Anspruch auf Schadensersatz kann jedoch nicht schon in dem Verfahren nach § 7 geltend gemacht werden. Für seine Durchsetzung ist vielmehr wegen der Schwierigkeit und Bedeutung der zu entscheidenden Fragen das allgemeine Klageverfahren vorbehalten. Auf diesen Erwägungen beruht § 7 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstrekkungsabkommen. Sie rechtfertigen auch die in § 8 dieses Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag enthaltene gleiche Regelung. Dagegen braucht in dem vorliegenden Ausführungsgesetz abweichend von § 7 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen die Zuständigkeit des Gerichts, das über den Schadensersatzanspruch des Schuldners erkennen soll, nicht besonders festgelegt zu werden. In Ausführung des deutsch-belgischen Abkommens war dies erforderlich, weil entsprechend dem dort befolgten Grundsatz, einzelne Gerichtsstände festzulegen, ein Gerichtsstand ausdrücklich bestimmt werden mußte. Da aber in dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag grundsätzlich alle Gerichtsstände anerkanntwerden, bedarf es hier einer solchen Bestimmung nicht.

Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen Während zur Ausführung des deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommens mit Rücksicht auf Besonderheiten des belgischen Rechts mehrere Vorschriften f ü r deutsche gerichtliche Entscheidungen, die in Belgien vorgelegt werden sollen, erforderlich waren (vgl. die §§ 8 bis 10 des Ausführungsgesetzes vom 26. Juni 1959), kann sich das Ausführungsgesetz zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag insoweit auf eine ergänzende Bestimmung über die Vollstreckungsklausel beschränken. Zu §9 D a nach dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag allen Schuldtiteln, auf Grund deren ein Gläubiger in Österreich die Bewilligung der Exekution beantragen will, eine Vollstreckungsklausel beigefügt sein muß (Artikel 7 Abs. 1 Nr. 2 Buchstabe a, Artikel 9 Abs. 1 Nr. 3 Buchstabe b des Vertrages), ist Vorsorge zu treffen, daß auch die deutschen Titel, bei denen f ü r die Zwangsvollstreckung im Inland eine Vollstreckungsklausel nicht erforderlich ist, mit einer solchen versehen werden können. Zu den Titeln, die im deutschen Inlandsverkehr einer Vollstreckungsklausel nicht bedürfen, gehören die Vollstreckungsbefehle und die einstweiligen Verfügungen (nicht aber die einstweiligen Anordnungen nach den §§ 627, 627 b Z P O — vgl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle: Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., § 627 V 6, § 627 b IV 6). Bei diesen Titeln wäre f ü r eine Zwangsvollstreckung im Inland eine Vollstreckungsklausel nach § 796 Abs. 1, §§ 936,929 Abs. 1 Z P O nur dann erforderlich, wenn die Vollstreckung f ü r einen anderen als den in dem Titel bezeichneten Gläubiger oder gegen einen anderen* als den ursprünglichen Schuldner durchgeführt werden soll. Diese innerstaatliche Ausnahme von der Regel, daß der Titel mit einer Vollstreckungsklausel versehen sein muß (vgl. $ 724 Abs. 1 Z P O ) , ist bei Erlaß der Zivilprozeßordnung damit begründet worden, daß sowohl der Vollstreckungsbefehl als auch die einstweilige Verfügung f ü r den Regelfall bereits alle wesentlichen Merkmale der Vollstreckungsklausel enthielten ( H a h n : Die gesamten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 446/447, 476). Von österreichischer Seite ist Wert darauf gelegt worden, daß f ü r die erwähnten Titel zur Erleichterung des Vollstreckungsverkehrs in jedem Fall eine Vollstreckungsklausel beigebracht werden möchte. Deshalb ist in dem Vollstreckungsvertrag eine Ausnahme nicht gemacht worden. Daher wird in dem Ausführungsgesetz vorgesehen, daß die Vollstreckungsklausel auch f ü r den Regelfall, in dem eine Änderung weder auf der Gläubiger- noch auf der Schuldnerseite eingetreten ist, f ü r eine Exekution in Österreich erteilt wird. Für Vollstreckungsbefehle wird diese Bestimmung nur geringe Bedeutung erlangen, weil ein Vollstreckungsbefehl nur erlassen werden kann, nachdem der Zahlungsbefehl dem Schuldner im Inland zugestellt worden ist (§ 688 Abs. 1 Z P O ) . W a r diese Zustellung im Inland möglich, so wird nur in seltenen Fällen eine Vollstreckung im Ausland in Betracht kommen. Für die Erteilung der Vollstreckungsklausel in diesen besonderen Fällen werden wie auch sonst keine Gerichtskosten erhoben. Auch Rechtsanwaltsgebühren entstehen in der Regel nicht, weil sie entweder durch die Gebühren f ü r die Prozeßführung oder durch die Vollstreckungsgebühr (§ 37 Nr. 7, § 58 Abs. 2 Nr. 1 der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte) abgegolten sind.

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Vierter Abschnitt Schlußbestimmungen Der Schlußabschnitt enthält Vorschriften zur Ergänzung des Kostenrechts und die Berlin-Klausel; er bestimmt ferner den Zeitpunkt, zu dem das Ausführungsgesetz in Kraft treten soll. Zu §10 Die Gerichtskosten f ü r das Verfahren über Anträge auf Vollstreckbarerklärung von Schuldtiteln sind bereits durch den neuen § 37a, der gemäß § 12 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen vom 26. Juni 1959 (BGBl. I S. 425) in das Gerichtskostengesetz eingefügt wird, allgemein geregelt. Zur Ausführung des deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrages ist lediglich im Hinblick auf das Nachverfahren der Vollstreckbarerklärung, das in § 3 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes vorgesehen ist, eine zusätzliche Regelung zu treffen. Dieses Nachverfahren, das in der Mehrzahl der Fälle schon mit dem Beschlußverfahren enden wird, ist f ü r diesen Regelfall kostenrechtlich zu begünstigen. Nachdem bereits in dem voraufgegangenen Verfahren der Vollstreckbarerklärung (§§ 2, 3 Abs. 1) die vollen Gebühren des § 25 G K G erhoben worden sind, erscheint es angemessen, f ü r das Nachverfahren zusätzlich die Gebühren nur noch zu einem Viertel zu erheben, wenn nicht durch Urteil entschieden wird. Dagegen ist diese Ermäßigung nicht zu rechtfertigen, wenn in dem Nachverfahren auf Grund des Widerspruchs des Schuldners (§ 3 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit § 1042 Abs. 2 Z P O ) nach mündlicher Verhandlung ein Urteil ergehen muß. Auf diesen Erwägungen beruht der neue Absatz 2 des § 37a G K G , der durch Absatz 1 des Entwurfs eingefügt wird. In Absatz 2 wird geregelt, welche Gebühren der Rechtsanwalt in dem Verfahren nach § 3 Abs. 2 erhalten soll. In dem neuen Absatz 3 des § 47 der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte wird zunächst klargestellt, daß es sich bei dem Nachverfahren um eine besondere Angelegenheit handelt, so daß der Rechtsanwalt auch im Nachverfahren an sich die gleichen Gebühren wie in dem voraufgegangenen Verfahren (§§ 2, 3 Abs. 1) zu erhalten hat (§ 47 Abs. 1 und 2 der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte in der Fassung des §12 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen vom 26. Juni 1959 — BGBl. I S. 425). Jedoch erscheint es angebracht, daß der Rechtsanwalt, der bereits in dem vorausgegangenen Verfahren im ersten Rechtszug als Prozeßbevollmächtigter tätig war und die Prozeßgebühr erhalten hat, diese Gebühr zu zwei Dritteln auf die neue Prozeßgebühr anrechnet. Diese Regelung, die sich an § 39 der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte anlehnt, beruht auf der Erwägung, daß die Information f ü r das Nachverfahren im wesentlichen dieselbe sein wird wie f ü r das voraufgegangene Verfahren. Dagegen steht dem Rechtsanwalt ein Anspruch auf weitere Gebühren (Verhandlungs- und Beweisgebühr) in voller H ö h e zu, weil er in diesem Fall besonders tätig werden muß. Zu §11 Diese Vorschrift ermöglicht es, daß das Ausführungsgesetz auch im Land Berlin in Kraft gesetzt werden kann. Zu §12 Das Ausführungsgesetz soll gleichzeitig mit dem Vollstreckungsvertrag in Kraft treten. Der Zeitpunkt, an dem der Vertrag nach seinem Artikel 22 Abs. 2 in Kraft tritt, wird nach Artikel 3 des Zustimmungsgesetzes zu dem Vertrag im Bundesgesetzblatt bekanntgegeben. Bund und Länder werden durch das Gesetz nicht mit zusätzlichen Kosten belastet.

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Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 14. 7. 1960 (BGBl. 1961 II, 301)

Literatur: Arnold, Die Erstreckung des deutsch-britischen Vollstreckungsabkommens auf H o n g k o n g : A W D 1974, S. 135 folg.; Beck, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen in Zivilsachen nach den Staatsverträgen mit Belgien, Österreich, Großbritannien und Griechenland, Diss. Saarbrücken 1969; Bülow-Böckstiegel, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, 2. Aufl., Rolf A. Schütze

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Deutsch-britisches Abkommen 1960

701, 1 folg.; Cohn, Reciprocal Enforcement of Judgments with Western Germany: Law Times Bd. 230, S.375folg.; Ganske, Das deutsch-britische Vollstreckungsabkommen vom 14.7. 1960: A W D 1961, S. 172 folg.; Kratzer, Einrede des Schiedsvertrags als rügelose Einlassung nach deutsch-britischem Vollstreckungsabkommen?: R I W / A W D 1977, S. 720; Magnus, Fragen der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in England: R I W / A W D 1975, S. 465 folg.; Schütze, Die Anerkennung und Vollstrekkung deutscher Zivilurteile in H o n g k o n g : I W B F 6 (Hongkong) Gr. 3, S. 1 folg.; den., Das deutsch-britische Vollstreckungsabkommen: IWB F 5 (Großbritannien) Gr. 3, S. 29 folg.; ders. bei Geimer-Schütze, Internationale Urteilsanerkennung, Bd. II, 1971, S. 353 folg.; Sonderkötter, Zur Anerkennung deutscher U r teile in Großbritannien: R I W / A W D 1975, S. 370 folg.; Watts, T h e Enforcement of Judgments: A Convention with Germany: T h e British Yearbook of International Law 36 (1960), S. 359 folg.

Vorbemerkungen: Das Abkommen ist am 15.7. 1961 in Kraft getreten (BGBl. 1961 II, 1025). Der Geltungsbereich des Abkommens ist in mancherlei Hinsicht beschränkt, da es weitgehend dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act 1933 (23 Geo. V, c.13) angeglichen worden ist. So sind nur Entscheidungen „oberer Gerichte" anerkennungs- und nur solche auf Geldzahlung vollstreckungsfähig. Eine weitere Einschränkung hat die vertragswidrige Entscheidung des House of Lords in dem Rechtsstreit Black Clawson International Ltd. v/Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg AG [(1975) 2. W.L.R. 513 (H.L.E.)] gebracht, das klagabweisende Urteile f ü r nicht anerkennungsfähig erklärte. Die Bundesrepublik Deutschland hat schließlich mit Billigung des britischen Vertragspartners in einem Unterzeichnungsprotokoll vom 14.7. 1960 (BGBl. 1961 II, 312) gewisse Vorbehalte in Statussachen gemacht. Danach hindert das Abkommen die Versagung der Anerkennung britischer Urteile in den Fällen des $ 328 Abs. 1 Nr. 3 Z P O nicht. Das Abkommen ist gemäß Art. XII mit Wirkung vom 8. 8. 1973 auf H o n g k o n g ausgedehnt worden (BGBl. 1973 II, 1306), vgl. weiter Bek. v. 23.11. 1973 (BGBl. 1973 II, 1667). Das Abkommen stellt keine abschließende Regelung dar. Soweit Urteile dem Abkommen nicht unterfallen, können sie anerkannt und f ü r vollstreckbar erklärt werden, wenn das innerstaatliche Recht es zuläßt.

Text des Abkommens

A II 5 a

Artikel I

Article I

Für die Anwendung dieses Abkommens gilt folgendes: (1) „Hoheitsgebiet der einen (oder der anderen) H o h e n Vertragspartei" bedeutet

For the purposes of the present Convention: (1) T h e words "territory of one (or of the other) High Contracting Party" shall mean:

(a) in bezug auf den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland und (b) in bezug auf Ihre Majestät die Königin das Vereinigte Königreich (England und Wales, Schottland und Nordirland) und diejenigen Hoheitsgebiete, auf die das Abkommen gemäß Artikel XII ausgedehnt worden ist.

(a) in relation to the President of the Federal Republic of Germany, the territory of the Federal Republic of Germany and (b) in relation to H e r Majesty T h e Queen, the United Kingdom (England and Wales, Scotland and Northern Ireland) and any territories to which the Convention may have been extended under Article XII.

(2) Als „oberes Gericht" sind anzusehen (a) für die Bundesrepublik Deutschland die Landgerichte, die Oberlandesgerichte, das Bayerische Oberste Landesgericht und der Bundesgerichtshof; und (b) f ü r das Vereinigte Königreich das House of Lords und f ü r England und Wales der Supreme Court of Judicature (Court of Appeal and High Court of Justice) und die Courts of Chancery of the Counties Palatine of Lancaster and Durham, (371)

(2) T h e words "superior court" shall mean: (a) in the case of the Federal Republic of Germany, the Landgerichte, the Oberlandesgerichte, the Bayerische Oberste Landesgericht and the Bundesgerichtshof; and (b) in the case of the United Kingdom, the H o u s e of Lords; and for England and Wales, the Supreme Court of Judicature (Court of Appeal and High Court of Justice) and the Courts of Chancery of the Counties Palatine of Lancaster and D u r h a m ; for Scotland, the Court of Session and the Sheriff Courts; and

Stand: 1.8. 1979

A l i s a

für der für der

I n t Z P R

A Internationale Urteilsanerkennung

Schottland Court of Session und die Sheriff Courts, Nordirland Supreme Court of Judicature.

for Northern Ireland, the Supreme Court of Judicature.

Alle anderen Gerichte in diesen Hoheitsgebieten sind im Sinne dieses Abkommens „untere Gerichte". (3) Unter „gerichtlichen Entscheidungen" sind alle Entscheidungen eines Gerichts ohne Rücksicht auf ihre Benennung (Urteile, Beschlüsse und dergleichen) zu verstehen, durch die über die Ansprüche der Parteien endgültig erkannt ist; hierzu zählen auch die gerichtlichen Vergleiche, ausgenommen sind jedoch die Entscheidungen zum Zwecke einer vorweggenommenen Zwangsvollstreckung (Arrestbefehle) oder andere Entscheidungen, durch die nur eine vorläufige Sicherung eines Anspruchs erreicht wird, oder Zwischenentscheidungen. Die Entscheidung über die Ansprüche der Parteien wird als endgültig angesehen, auch wenn gegen sie vor den Gerichten des Urteilsstaates ein Rechtsbehelf eingelegt ist oder noch eingelegt werden kann. (4) „Gericht des Urteilsstaates" bedeutet in bezug auf eine Entscheidung das Gericht, das die zur Anerkennung oder Vollstreckung vorgelegte Entscheidung erlassen hat; unter „Gericht oder Behörde des Anerkennungs- oder Vollstreckungsstaates" sind Gerichte oder Behörden zu verstehen, vor denen die Anerkennung der Entscheidung nachgesucht oder ihre Vollstreckbarerklärung beantragt wird. (5) Unter „Schuldner" ist die Person zu verstehen, gegen welche die Entscheidung des Gerichts des Urteilsstaates ergangen ist, einschließlich einer Person, die nach dem Recht des Urteilsstaates in Ansehung der durch die Entscheidung festgestellten Verbindlichkeit Rechtsnachfolger ist; unter „Gläubiger" ist die Person zu verstehen, zu deren Gunsten die Entscheidung ergangen ist, einschließlich ihrer Gesamt- oder Einzelrechtsnachfolger. (6) Der Begriff „Entscheidungen in Zivil- und H a n delssachen" schließt nicht Urteile ein, die in Verfahren zwecks Beitreibung von Abgaben (Staats- oder Gemeindeabgaben) oder Strafen ergehen; er umfaßt jedoch Entscheidungen, die ein Gericht in einem Strafverfahren in Ansehung der Zahlung eines Geldbetrages als Entschädigung oder Schadensersatz zugunsten einer verletzten Partei erlassen hat. (7) Unter „Rechtsbehelf" ist jedes Verfahren zu verstehen, das auf eine Änderung oder Aufhebung einer Entscheidung gerichtet ist, sowie ein Antrag, den Rechtsstreit neu zu verhandeln oder die Zwangsvollstreckung einzustellen.

All other courts in these territories shall be "inferior courts" for the purposes of this Convention. (3) T h e word "judgments" shall mean all decisions of a court, however described (i.e. judgments, orders and the like), by which the rights of the parties are finally decided, and shall include gerichtliche Vergleiche, but shall not include orders for anticipatory seizure (Arrestbefehle), or other decisions by which only a provisional security is obtained for a claim or other interlocutory orders. The rights of the parties shall be deemed to be finally decided, notwithstanding that an appeal may be pending against the judgment or that it may still be subject to appeal in the courts of the country of the original court. (4) T h e words "original court" shall mean, in relation to any judgment, the court by which such judgment was given; and the words "court or authority applied to", the court or authority in which it is sought to obtain recognition of a judgment or to which an application for the enforcement of a judgment is made. (5) T h e words "judgment debtor" shall mean the person against whom the judgment was given in the original court and include any person who has succeeded to the liability under the judgment by the law of the country of the original court; and the words "judgment creditor", the person in whose favour the judgment was given and include his successors and assigns. (6) T h e words "judgments in civil and commercial matters" shall not be deemed to include judgments given in proceedings for the recovery of any form of taxation (state or municipal) or for the recovery of penalties, but shall be deemed to include judgments given or made by a court in any criminal proceedings for the payment of a sum of money in respect of compensation or damages to an injured party. (7) T h e word "appeal" shall include any proceedings by way of discharging or setting aside a judgment or an application for a new trial or a stay of execution. (8) T h e words "action in personam" shall not be deemed to include any action in matters of family law or status (including divorces or other proceedings in matrimonial causes) or any proceedings in matters of succession or the administration of the estates of deceased persons.

(8) Als „Klagen oder Anträge auf Erlaß einer Entscheidung, die nur unter den Prozeßparteien wirkt" (action in personam) sind nicht anzusehen Klagen in Familienstands- oder Statussachen (einschließlich der Scheidungs- oder anderer Ehesachen) oder Verfahren in Erbschaftsangelegenheiten oder wegen Verwaltung des Nachlasses verstorbener Personen. Rolf A. Schütze

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Artikel II

Article II

(1) Die von einem oberen Gericht in dem Hoheitsgebiet der einen H o h e n Vertragspartei erlassenen Entscheidungen, mit Ausnahme derjenigen, die auf einen Rechtsbehelf gegen Entscheidungen unterer Gerichte ergangen sind, werden in dem Hoheitsgebiet der anderen H o h e n Vertragspartei in den Fällen und unter den Voraussetzungen, die in den Artikeln III bis I X geregelt sind, ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit des Gläubigers oder des Schuldners anerkannt und vollstreckt. (2) Dieses Abkommen gilt jedoch nicht f ü r Entscheidungen, die in einem Konkurs- oder Vergleichsverfahren oder in einem Verfahren zwecks Auflösung von Gesellschaften oder anderen Körperschaften ergangen sind. (3) Durch dieses Abkommen wird nicht ausgeschlossen, daß eine in dem Hoheitsgebiet der einen H o h e n Vertragspartei ergangene gerichtliche Entscheidung, f ü r die dieses Abkommen nicht gilt oder die nach diesem Abkommen nicht anerkannt oder vollstreckt werden kann, in dem Hoheitsgebiet der anderen H o h e n Vertragspartei auf Grund des innerstaatlichen Rechts anerkannt und vollstreckt wird.

(1) Judgments pronounced by a superior court in the territory of one High Contracting Party, other than judgments given on appeal from inferior courts, shall, whatever the nationality of the judgment creditor or debtor, be recognised and enforced in the territory of the other in the cases and upon the conditions laid down in Articles III to I X inclusive of the present Convention. (2) Nevertheless the provisions of the present Convention shall not apply to judgments in bankruptcy proceedings or proceedings for the winding up of companies or other bodies corporate. (3) Nothing in the present Convention shall be deemed to preclude the recognition and enforcement in the territory of one High Contracting Party, in accordance with the municipal law for the time being in force in the country concerned, of judgments pronounced by any court in the territory of the other High Contracting Party being judgments to which the present Convention does not apply, or judgments given in circumstances where the provisions of the present Convention do not require such recognition or enforcement.

Artikel III

Article III

(1) Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen, die ein oberes Gericht in dem Hoheitsgebiet der einen H o h e n Vertragspartei nach dem Inkrafttreten dieses Abkommens erlassen hat, werden in dem Hoheitsgebiet der anderen H o h e n Vertragspartei in allen Fällen anerkannt, sofern nicht die Entscheidung über die Anerkennung nach Absatz (2) ausgesetzt wird oder sofern nicht in Ansehung der Entscheidung ein Versagungsgrund vorliegt; letzteres ist der Fall:

(1) Judgments in civil and commercial matters, given after the date of the entry into force of the present Convention by any superior court in the territory of one High Contracting Party, shall be recognised in the territory of the other in all cases where there is no adjournment of the decision on the recognition of the judgment under paragraph (2) of this Article and where no objection to the judgment can be established on any of the grounds hereinafter enumerated: that is to say, unless:

(a) wenn in der betreffenden Sache eine Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates nach Artikel IV nicht gegeben ist; (b) wenn die Entscheidung auf Grund der Säumnis des Schuldners erlassen ist, sofern dieser sich auf den Rechtsstreit nicht eingelassen hat und dem Gericht oder der Behörde des Anerkennungsstaates nachweist, daß er von dem Verfahren nicht zeitig genug Kenntnis erlangt hat, um sich verteidigen zu können. Jedoch ist in allen Fällen, in denen feststeht, daß die einleitende Ladung oder Verfügung dem Beklagten nach Artikel 3 oder 5 des zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich abgeschlossenen Abkommens vom 20. März 1928 ordnungsmäßig zugestellt worden ist, als festgestellt anzusehen, daß der Beklagte von dem Verfahren Kenntnis erlangt hat;

(a) in the case in question, the jurisdiction of the original court is not recognised unter the provisions of Article IV; (b) the judgment was given by default, and the judgment debtor did not appear in the proceedings and satisfies the court or authority applied to that he did not actually acquire knowledge of the proceedings in reasonably sufficient time to act upon it. It is understood that in all cases where it is proved that notice of the proceedings has been duly served on the defendant in conformity with the provisions of Article 3 or 5 of the Convention signed between Germany and the United Kingdom on March 20, 1928, it shall be deemed to be conclusive evidence that the defendant actually acquired knowledge of the proceedings; (c) the judgment is one which, for reasons of public policy, cannot be recognised by the court or authority applied to, including cases where the judgment: (i) is in respect of a cause of action which had already, at the date of the judgment of the original court, as between the same parties, formed the subject of another judgment which is recognised under the law of the

(c) wenn die Entscheidung von dem Gericht oder der Behörde des Anerkennungsstaates aus Gründen der öffentlichen O r d n u n g nicht anerkannt werden kann, einschließlich der Fälle, 1. in denen die Entscheidung über einen Anspruch ergangen ist, der bereits in dem Zeitpunkt, in dem das Ge(373)

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rieht des Urteilsstaates seine Entscheidung erlassen hat, zwischen denselben Parteien Gegenstand einer anderen Entscheidung war, die nach dem innerstaatlichen Recht des Anerkennungsstaates als endgültig anzusehen ist; 2. in denen das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates zu der Überzeugung gelangt, daß die Entscheidung durch betrügerische Machenschaften erwirkt ist; 3. in denen das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates zu der Überzeugung gelangt, daß der Beklagte, gegen den die Entscheidung ergangen ist, nach dem Völkerrecht der Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates nicht unterlegen und sich ihr auch nicht unterworfen hat; 4. in denen die Entscheidung gegen eine Person geltend gemacht wird, die nach dem Völkerrecht der Gerichtsbarkeit des Anerkennungsstaates nicht unterliegt. (2) Weist der Schuldner dem Gericht oder der Behörde des Anerkennungsstaates nach, daß er in dem Urteilsstaat gegen diese Entscheidung einen Rechtsbehelf eingelegt hat oder daß er zwar einen solchen Rechtsbehelf noch nicht eingelegt hat, daß aber die Frist hierfür nach dem Recht des Urteilsstaates noch nicht abgelaufen ist, so kann das Gericht oder die Behörde des Anerkennungsstaates die Entscheidung gleichwohl anerkennen oder die Anerkennung versagen oder auch auf Antrag des Schuldners die Entschließung über die Anerkennung der Entscheidung zurückstellen, um dem Schuldner Gelegenheit zu geben, das Verfahren auf Grund des Rechtsbehelfs durchzuführen oder den Rechtsbehelf einzulegen. (3) Die Anerkennung der Entscheidung darf nicht allein deshalb versagt werden, weil das Gericht des Urteilsstaates bei der Bestimmung der auf den Fall anzuwendenden Gesetze andere Regeln des internationalen Privatrechts angewendet hat, als sie nach dem Recht des Anerkennungsstaates anzuwenden gewesen wären. (4) Die Anerkennung einer Entscheidung hat zur Folge, daß die Entscheidung, soweit in ihr über den Anspruch erkannt ist, für einen weiteren Rechtsstreit zwischen denselben Parteien (dem Gläubiger und dem Schuldner) als endgültig angesehen wird und daß sie in einem weiteren Rechtsstreit zwischen ihnen wegen desselben Streitgegenstandes insoweit eine Einrede begründet.

country of the court or authority applied to as final and conclusive; (ii) has, in the opinion of the court or authority applied to, been obtained by fraud; (iii) was given against a person, defendant in the proceedings before the original court who, in the opinion of the court or authority applied to, under the rules of public international law was entitled to immunity from the jurisdiction of the original court and did not submit to the jurisdiction of the original court; (iv) is sought to be enforced against a person who is entitled to immunity from the jurisdiction of the court or authority applied to under the rules of public international law. (2) Where the judgment debtor satisfies the court or authority applied to that proceedings by way of appeal have been instituted against the judgment in the country of the original court, or that such proceedings have not been actually instituted, but the time for appeal has not elapsed under the law of the country of the original court, the court or authority applied to may nevertheless recognise the judgment or may, if the judgment debtor makes an application to this effect, refuse to recognise the judgment or adjourn its decision on the recognition of the judgment so as to allow the judgment debtor a reasonable opportunity of completing or of instituting such proceedings. (3) T h e recognition of a judgment shall not be refused merely on the ground that the original court has applied, in the choice of the system of law applicable to the case, rules of private international law different from those observed by the court or authority applied to. (4) T h e recognition of a judgment means that such judgment shall be treated as conclusive as to the matter thereby adjudicated upon in any further action between the parties (judgment creditor and judgment debtor) and as to such matter shall constitute a defence in any further action between them in respect of the same cause of action.

Artikel I V

Article I V

(1) Die Gerichte des Urteilsstaates sind im Sinne des Artikels III Absatz (1) Buchstabe (a) zuständig:

(1) For the purposes of sub-paragraph (a) of paragraph (1) of Article III the courts of the country of the original court shall be recognised as possessing jurisdiction:

(a) in Ansehung einer auf eine Klage oder auf einen Antrag ergangenen Entscheidung, die nur unter den Prozeßparteien wirkt: 1. wenn der Schuldner in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates Kläger oder Widerkläger war; 2. wenn der Schuldner, der in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates Beklagter war, sich der Zuständigkeit dadurch unterworfen hat, daß er sich auf den

(a) in the case of a judgment given in an action in personam: (i) where the judgment debtor was a plaintiff or counter-claimant in the proceedings in the original court; (ii) where the judgment debtor, being a defendant in the proceedings in the original court, submitted to the ju-

Rolf A. Schütze

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Deutsch-britisches Abkommen 1960 Rechtsstreit freiwillig eingelassen hat. Eine „freiwillige Einlassung" liegt nicht vor, wenn die Einlassung lediglich den Zweck hatte, das in dem Urteilsstaat befindliche Vermögen vor einer Beschlagnahme zu schützen, die Aufhebung einer Beschlagnahme zu erreichen oder die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates zu rügen; 3. wenn der Schuldner, der in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates Beklagter war, vor Beginn des Rechtsstreits sich durch eine Vereinbarung in Ansehung des Streitgegenstandes entweder allgemein der Zuständigkeit der Gerichte des Urteilsstaates oder gerade der Zuständigkeit des Gerichts, das die Entscheidung erlassen hat, unterworfen hat; 4. wenn der Schuldner, der in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates Beklagter war, zur Zeit der Einleitung des Verfahrens seinen gewöhnlichen Aufenthalt in dem Hoheitsgebiet des Urteilsstaates oder, sofern es sich um eine Handelsgesellschaft oder eine Körperschaft handelt, dort die Hauptniederlassung hatte; 5. wenn der Schuldner, der in dem Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates Beklagter war, in dem Urteilsstaat entweder eine geschäftliche Niederlassung oder eine Zweigniederlassung hatte und sich das Verfahren auf ein Geschäft bezieht, das durch die Niederlassung oder Zweigniederlassung oder in ihren Räumen abgeschlossen ist; (b) in Ansehung einer Entscheidung, die auf eine Klage wegen unbeweglichen Vermögens ergangen ist, oder in Ansehung einer gegen alle wirkenden Entscheidung, die auf eine Klage wegen beweglichen Vermögens ergangen ist, sofern der in Streit befangene Gegenstand sich zu der Zeit, als das Verfahren vor dem Gericht des Urteilsstaates eingeleitet wurde, in dem Hoheitsgebiet des Urteilsstaates befand; (c) in Ansehung von Entscheidungen, die auf andere als die unter den Buchstaben (a) und (b) bezeichneten Klagen ergangen sind (insbesondere in Ansehung von Entscheidungen in Familienstands- oder Statussachen, einschließlich der Scheidungs- oder anderer Ehesachen, von Entscheidungen in Erbschaftsangelegenheiten oder wegen Verwaltung des Nachlasses verstorbener Personen), wenn die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates nach dem Recht des Anerkennungsstaates anerkannt wird. (2) Die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates braucht nicht anerkannt zu werden, wenn Gegenstand des Verfahrens unbewegliches Vermögen gewesen ist, das sich außerhalb des Hoheitsgebietes des Urteilsstaates befand. (3) Die Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates braucht in den Fällen des Absatzes (1) Buchstabe (a) Nr. 4 und 5 und Buchstabe (b) nicht anerkannt zu werden, wenn der Schuldner dem Gericht oder der Behörde des Anerkennungsstaates nachweist, daß die Einleitung des Verfahrens vor dem Gericht des Urteilsstaates in Widerspruch stand zu einer zwischen den Parteien getroffenen Vereinbarung, nach der die in Frage stehende (375)

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risdiction by voluntarily appearing in the proceedings. It is understood that the expression "voluntarily appearing in the proceedings" does not include an appearance merely for the purpose of protecting property situated in the country of the original court from seizure, or of obtaining the release of property seized, or for the purpose of contesting the jurisdiction of the original court; (iii) where before the commencement of the proceedings the judgment debtor, being a defendant in the proceedings in the original court, had agreed, in respect of the subject matter of the proceedings, to submit to the jurisdiction of the courts of the country of the original court, or of the original court; (iv) where the judgment debtor, being a defendant in the original court, was, at the time when the proceedings were instituted, resident in the country of the original court or, being a company or other body corporate, had its principal place of business in the country of the original court; (v) where the judgment debtor, being a defendant in the original court, had either a commercial establishment or a branch office within the country of the original court, and the proceedings were in respect of a transaction effected through, or at, such establishment or branch office; (b) in the case of a judgment given in an action of which the subject matter was immovable property or in an action in rem of which the subject matter was movable property, if such property at the time of the commencement of the proceedings in the original court was situated within the country of the original court; (c) in the case of a judgment given in an action other than any such action as is mentioned in sub-paragraphs (a) and (b) of this paragraph (such as judgments in matters of family law or status, including divorces or other judgments in matrimonial causes, judgments in matters of succession or the administration of the estates of deceased person), if the jurisdiction of the original court is recognised by the law observed by the court or authority applied to. (2) T h e jurisdiction of the original court need not be recognised if the subject matter of the proceedings was immovable property outside the country of the original court. (3) T h e jurisdiction of the original court need not be recognised in the cases specified in sub-paragraphs (a) (iv), (a) (v) and (b) of paragraph (1) of this Article, if the judgment debtor satisfies the court or authority applied to that the bringing of the proceedings in the original court was contrary to an agreement between the parties under which the dispute in question was to be settled otherwise than by proceedings in the courts of the country of the original court. (4) Recognition of the jurisdiction of the original court shall not be refused on the ground that the original court had no jurisdiction under the law of its own country, if under the law of the country of the original court the

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Streitigkeit auf einem anderen W e g als durch ein Verfahren vor den Gerichten des Urteilsstaates zu entscheiden war. (4) Die Anerkennung der Zuständigkeit des Gerichts des Urteilsstaates darf nicht deshalb versagt werden, weil dieses Gericht nach dem Recht des Urteilsstaates nicht zuständig gewesen ist, sofern die Entscheidung nach dem Recht des Urteilsstaates endgültig und ein f ü r einen solchen Fall vorgesehenes Verfahren mit dem Ziel, die Entscheidung zur Aufhebung zu bringen, nicht eingeleitet worden ist.

judgment is conclusive unless and until the proper proceedings are taken to set it aside.

Artikel V

Article V

(1) Entscheidungen im Sinne dieses Artikels, die von einem oberen Gericht in dem Hoheitsgebiet der einen H o h e n Vertragspartei erlassen sind, werden von den Gerichten in dem Hoheitsgebiet der anderen H o h e n Vertragspartei auf die in Artikel VI bis I X bezeichnete Weise und unter den dort erwähnten Voraussetzungen vollstreckt. Weist der Schuldner dem Gericht des Vollstreckungsstaates nach, daß er in dem Urteilsstaat gegen die Entscheidung einen Rechtsbehelf eingelegt hat oder daß er zwar einen solchen Rechtsbehelf noch nicht eingelegt hat, daß aber die Frist hierfür nach dem Recht des Urteilsstaates noch nicht abgelaufen ist, so braucht eine solche Entscheidung nicht vollstreckt zu werden; das Gericht des Vollstreckungsstaates kann in einem solchen Fall nach seinem Ermessen die Maßnahmen treffen, die nach seinem innerstaatlichen Recht zulässig sind. (2) Entscheidungen im Sinne dieses Artikels sind diejenigen :

(1) Judgments, to which the present Article applies, given by a superior court in the territory of one High Contracting Party shall be enforced by the courts in the territory of the other High Contracting Party in the manner and upon the conditions set out in Articles VI to IX inclusive: provided that, where the judgment debtor satisfies the court applied to that proceedings by way of appeal have been instituted against the judgment in the country of the original court, or that such proceedings have not been actually instituted, but the time for appeal has not elapsed under the law of the country of the original court, such judgments need not be enforced and the court applied to may take such measures with regard thereto as are permitted by its own law.

(a) die in Zivil- oder Handelssachen nach dem Inkrafttreten dieses Abkommens ergangen sind; (b) die in dem Urteilsstaat vollstreckbar sind; (c) die auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme lauten, einschließlich der Kostenentscheidungen, die in Zivil- oder Handelssachen ergangen sind; (d) deren Anerkennung keiner der in Artikel III in Verbindung mit Artikel IV bezeichneten Versagungsgründe entgegensteht. (3) Ist der Betrag der Kosten, der auf Grund der Entscheidung zu zahlen ist, nicht in der Entscheidung selbst, sondern durch einen besonderen Beschluß festgesetzt, so ist dieser Beschluß f ü r die Anwendung dieses Abkommens als Teil der Entscheidung anzusehen.

(2) T h e judgments to which the present Article applies are judgments: (a) given in civil or commercial matters after the date of the coming into force of the present Convention; (b) which are capable of being executed in the country of the original court; (c) whereby a definite sum of money is made payable, including judgments for the payment of costs in civil or commercial matters; (d) to the recognition of which none of the objections set out in Article III (read in conjunction with Article IV) can be established. (3) If the amount of the costs to be paid under a judgment is not fixed by the judgment itself but by a separate order, such order shall be deemed to be part of the judgment for the purposes of this Convention.

Artikel VI

Article VI

(1) Bevor eine Entscheidung, die von einem Gericht im Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland erlassen ist, in dem Vereinigten Königreich vollstreckt werden kann, muß der Gläubiger ihre Registrierung nach Maßgabe der Vorschriften des Gerichts, vor dem die Entscheidung geltend gemacht wird, beantragen, und zwar

(1) In order that any judgment of a court in the territory of the Federal Republic of Germany should be enforced in the United Kingdom, an application by a judgment creditor for its registration should be made:

(a) in England und Wales bei dem High Court of Justice,

(a) in England and Wales to the High Court of Justice, (b) in Scotland to the Court of Session, (c) in Northern Ireland to the Supreme Court of Judicature,

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Deutsch-britisches Abkommen 1960 (b) in Schottland bei dem Court of Session, (c) in Nordirland bei dem Supreme Court of Judicature. (2) Dem Antrag auf Registrierung sind beizufügen: (a) eine von dem Gericht des Urteilsstaates hergestellte beglaubigte Abschrift der Entscheidung mit Gründen; falls die Entscheidung nicht mit Gründen versehen ist, ist ihr eine von dem Gericht des Urteilsstaates auszustellende Urkunde anzuschließen, die nähere Angaben über das Verfahren und die Gründe enthält, auf denen die Entscheidung beruht; (b) eine von einem Beamten des Gerichts des Urteilsstaates ausgestellte Bescheinigung, daß die Entscheidung in dem Urteilsstaat vollstreckbar ist. (3) Das Gericht des Vollstreckungsstaates ist nicht berechtigt, die Legalisierung der in Absatz (2) erwähnten beglaubigten Abschrift und der Bescheinigung zu fordern ; jedoch sind Übersetzungen dieser Urkunden beizubringen, die von einem allgemein beeidigten Übersetzer oder von einem Übersetzer, der die Richtigkeit seiner Übersetzung unter Eid versichert hat, oder von einem diplomatischen oder konsularischen Vertreter einer der beiden H o h e n Vertragsparteien beglaubigt sein müssen.

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in accordance with the procedure of the court applied to. (2) T h e application for registration should be accompanied by: (a) a certified copy of the judgment issued by the original court including the reasons therefor, or, where such reasons are not available, being accompanied by a document issued by the original court containing full particulars as regards the proceedings and the causes of action in respect of which the judgment was given, and (b) a certificate issued by an officer of the original court that it is capable of execution in the country of the original court. (3) T h e certified copy and certificate referred to in paragraph (2) of this Article shall be accepted by the court applied to without requiring further legalisation, but translations of such documents certified by a sworn translator or by a diplomatic or consular officer of either High Contracting Party shall be provided.

Artikel VII

Article VII

(1) Bevor eine Entscheidung, die von einem Gericht im Hoheitsgebiet Ihrer Majestät der Königin erlassen ist, in dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland vollstreckt werden kann, ist in der Bundesrepublik Deutschland bei dem Landgericht, in dessen Bezirk der Schuldner seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat oder Vermögen besitzt, gemäß den innerstaatlichen V o r schriften ein Antrag auf Vollstreckbarerklärung zu stellen.

(1) In order that any judgment of a court in the territory of H e r Majesty The Queen should be enforced in the territory of the Federal Republic of Germany, an application for an executory declaration should be duly made in the Federal Republic of Germany to the Landgericht in whose jurisdiction the judgment debtor resides or possesses property, in accordance with the procedure of the court applied to. (2) T h e application for the grant of an executory declaration should be accompanied by:

(2) Dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung sind beizufügen: (a) eine von dem Gericht des Urteilsstaates hergestellte beglaubigte Abschrift der Entscheidung; (b) eine von dem Gericht des Urteilsstaates auszustellende Urkunde, die nähere Angaben über das Verfahren und die Gründe enthält, auf denen die Entscheidung beruht. (3) H a t das Gericht des Urteilsstaates eine beglaubigte Abschrift der Entscheidung erteilt, so ist anzunehmen, daß die Entscheidung in dem Urteilsstaate zu der Zeit, als die Abschrift erteilt wurde, vollstreckbar war. (4) Das Gericht des Vollstreckungsstaates ist nicht berechtigt, die Legalisierung der in Absatz (2) erwähnten beglaubigten Abschrift und der Bescheinigung zu fordern; jedoch sind Übersetzungen dieser Urkunden beizubringen, die von einem allgemein beeidigten Übersetzer oder von einem Übersetzer, der die Richtigkeit seiner Übersetzung unter Eid versichert hat, oder von einem diplomatischen oder konsularischen Vertreter einer der beiden H o h e n Vertragsparteien beglaubigt sein müssen. (377)

(a) a certified copy of the judgment issued by the original court, and (b) a document issued by the original court containing full particulars as regards the proceedings and the causes of action in respect of which the judgment was given. (3) Any judgment in respect of which a certified copy has been issued by the original court shall be deemed to have been a judgment which was capable of execution in the country of the original court at the time the certificate was issued. (4) T h e certified copy and document, referred to in paragraph (2) of this Article, shall be accepted by the court applied to without requiring further legalisation, but translations thereof certified by a sworn translator or by a diplomatic or consular officer of either High Contracting Party shall be provided.

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Artikel VIII

Article VIII

(1) Die Registrierung einer Entscheidung nach Artikel VI oder die Vollstreckbarerklärung nach Artikel VII ist abzulehnen oder, falls sie bereits vorgenommen ist, aufzuheben, wenn der Schuldner dem Gericht des Vollstreckungsstaates nachweist,

(1) T h e registration of a judgment under Article VI, or the grant of an executory declaration under Article VII, shall be refused, or if granted shall be set aside, if the judgment debtor satisfies the court applied to:

(a) daß der durch die Entscheidung, deren Vollstrekkung betrieben werden soll, festgestellte Anspruch nach dem Erlaß der Entscheidung durch Zahlung oder auf andere Weise erloschen ist, oder (b) daß die Person, die den Antrag auf Registrierung oder Vollstreckbarerklärung gestellt hat, nicht berechtigt ist, die Vollstreckung aus der Entscheidung zu betreiben. (2) Gelangt das Gericht des Vollstreckungsstaates bei der P r ü f u n g eines solchen Antrags zu der Überzeugung, (a) daß der durch die Entscheidung deren Vollstrekkung betrieben werden soll, festgestellte Anspruch durch Zahlung oder auf andere Weise zu einem Teil erloschen ist, oder (b) daß in der Entscheidung, die vollstreckt werden soll, eine Geldforderung zuerkannt ist, die auf mehreren Ansprüchen beruht, und daß Gründe f ü r die Zurückweisung des Antrags auf Registrierung oder Vollstreckbarerklärung nur hinsichtlich einzelner, aber nicht aller Ansprüche bestehen, so wird die Registrierung oder Vollstreckbarerklärung gewährt:

(a) that, after the original court had given its judgment, the debt due under the judgment whose enforcement is sought had been satisfied by payment or otherwise, or (b) that the right to enforce the judgment is not vested in the person by whom the application is made. (2) If upon such application being made, it is found by the court applied to: (a) that the debt due under the judgment whose enforcement is sought has become partly satisfied by payment or otherwise, or (b) that the judgment whose enforcement is sought is one under which sums of money are payable in respect of different heads of claim and that reasons for the refusal of the registration or executory declaration exist in respect of some, but not of all, the heads of claim, registration or executory declaration shall be granted, as the case may be: (i) in respect of the unsatisfied balance, or (ii) in respect of the sums of money due under those portions of the judgment to the enforcement of which no objection based on the provisions of Article V (read in conjunction with Articles III and IV) is established.

1. in dem unter Buchstabe (a) erwähnten Fall in H ö h e des nicht erloschenen Teiles, 2. in dem unter Buchstabe (b) erwähnten Fall in H ö h e der Teile der in der Entscheidung zuerkannten Geldforderung, hinsichtlich deren Vollstreckung Versagungsgründe nach Artikel V in Verbindung mit den Artikeln III und IV nicht bestehen. Artikel I X

Article IX

(1) Das Gericht des Vollstreckungsstaates darf einen ordnungsmäßig gestellten Antrag, eine Entscheidung nach Artikel VI zu registrieren oder sie nach Artikel VII f ü r vollstreckbar zu erklären, nur aus den in Artikel V in Verbindung mit den Artikeln III und IV angeführten oder aus den in Artikel VIII besonders erwähnten Gründen ablehnen; es hat dem Antrag stattzugeben, wenn keiner der genannten Gründe vorliegt. (2) Für die Registrierung einer Entscheidung nach Artikel VI und f ü r die Vollstreckbarerklärung nach Artikel VII soll ein einfaches und beschleunigtes Verfahren vorgesehen werden. Demjenigen, der eine Registrierung oder Vollstreckbarerklärung beantragt, darf eine Sicherheitsleistung f ü r die Prozeßkosten nicht auferlegt werden. Die Frist, innerhalb deren der Antrag auf Registrierung oder Vollstreckbarerklärung gestellt werden kann, muß mindestens sechs Jahre betragen; der Lauf dieser Frist beginnt, falls gegen die Entscheidung des Gerichts des Urteilsstaates ein Rechtsbehelf an ein höheres Ge-

(1) Where an application is duly made for the registration of a judgment under Article VI or for a grant of an executory declaration under Article VII, the court applied to shall not entertain any objections to the grant of the application other than objections based on the provisions of Article V (read in conjunction with Articles III and IV) or an objection based on the grounds specified in Article VIII, and shall grant the application provided that none of the said objections have been shown to exist. (2) T h e procedure for the registration of a judgment under Article VI and the procedure for the grant of an executory declaration under Article VII, shall be simple and summary. N o security for costs shall be required of any person making application for such registration, or for the grant of an executory declaration. A period of not less than six years running from the date of the judgment of the original court, if no appeal has been brought to a higher court, or from the date of the judgment of the highest court appealed to, if an appeal has been brought,

Rolf A. Schütze

(378)

IntZPR

Deutsch-britisches Abkommen I960 rieht nicht eingelegt worden ist, mit dem Zeitpunkt, in dem die Entscheidung ergangen ist, und, falls ein Rechtsbehelf eingelegt worden ist, mit dem Zeitpunkt, in dem das höchste Gericht die Entscheidung erlassen hat. (3) Ist eine Entscheidung nach Artikel VI registriert oder nach Artikel VII f ü r vollstreckbar erklärt worden, so ist der in der Entscheidung zuerkannte Geldbetrag f ü r die Zeit zwischen dem Tage, an dem das Gericht des Urteilsstaates die Entscheidung erlassen hat, und dem Tage der Registrierung oder Vollstreckbarerklärung zu dem Satz zu verzinsen, der sich aus der Entscheidung selbst oder aus einer ihr beigefügten Bescheinigung des Gerichts des Urteilsstaates ergibt. Von dem Tage der Registrierung oder der Vollstreckbarerklärung an beträgt der Zinssatz f ü r die Gesamtsumme (zuerkannter Geldbetrag und Zinsen), auf die sich die Registrierung oder Vollstreckbarerklärung erstreckt, vier vom H u n d e r t jährlich. (4) Ist eine Entscheidung von einem Gericht in dem Hoheitsgebiet Ihrer Majestät der Königin nach Artikel VI registriert oder ist sie nach Artikel VII f ü r vollstreckbar erklärt, so ist sie vom Tage der Registrierung oder Vollstreckbarerklärung an in dem Vollstreckungsstaat hinsichtlich der Zwangsvollstreckung in jeder Beziehung so zu behandeln, wie wenn sie das Gericht des Vollstrekkungsstaates selbst erlassen hätte. (5) Ist die in der Entscheidung zuerkannte Geldforderung in einer anderen W ä h r u n g ausgedrückt als derjenigen des Vollstreckungsstaates, so beurteilt sich die Frage, ob und in welcher Art sowie unter welchen Voraussetzungen der zuerkannte Geldbetrag f ü r den Fall der freiwilligen Erfüllung der Entscheidung oder f ü r den Fall ihrer Vollstreckung in die W ä h r u n g des Vollstreckungsstaates umgerechnet werden kann oder muß, nach dem Recht des Vollstreckungsstaates.

Alisa

shall be allowed for the purpose of making any application for the registration or the grant of an executory declaration. (3) Where a judgment is registered under Article VI or where an executory declaration is granted in respect of a judgment under Article VII, such judgment shall carry in respect of the interval between the date of the judgment of the original court and the date of the registration or executory declaration, interest at the rate (if any) specified in the judgment or in any certificate of the original court accompanying the judgment. As from the date of the registration or of the executory declaration, interest shall be allowed at 4 % per annum on the total sum (principal and interest) in respect of which the registration or executory declaration is granted. (4) Where any judgment is registered under Article VI by a court in the territory of H e r Majesty T h e Queen, or where an executory declaration is granted under Article VII, such judgment shall, as from the date of registration or executory declaration, be, as regards all questions relating to its execution in the country of the court applied to, in the same position as a judgment originally given by the court applied to. (5) Where under a judgment a sum of money is payable, which is expressed in a currency other than that of the country of the court applied to, the law of the country of the court applied to shall determine if, and if so in what manner and in what circumstances, the amount payable under the judgment may or shall be converted into the currency of the country of the court applied to for the purposes of the satisfaction or enforcement of the judgment.

Artikel X

Article X

Die H o h e n Vertragsparteien sind sich einig, daß Schwierigkeiten, die sich bei der Anwendung oder Auslegung dieses Abkommens ergeben, auf diplomatischem Wege behoben werden. Es besteht jedoch Einvernehmen darüber, daß die Entscheidungen der beiderseitigen Gerichte nicht aufgehoben oder abgeändert werden können.

T h e High Contracting Parties agree that any difficulties which may arise in connexion with the interpretation or application of this Convention shall be settled through the diplomatic channel. It is, however, understood that the decisions of their respective courts cannot be re-opened.

Artikel X I

Article XI

(1) Dieses Abkommen gilt auch f ü r das Land Berlin, sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Regierung des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland innerhalb von drei Monaten nach dem Tage des Inkrafttretens des Abkommens eine gegenteilige Erklärung abgibt. (2) Bei der Anwendung dieses Abkommens auf das Land Berlin gelten die Bezugnahmen in diesem Abkommen auf die Bundesrepublik Deutschland und deren H o heitsgebiet auch als Bezugnahmen auf das Land Berlin.

(1) T h e present Convention shall also apply to Land Berlin provided that the Government of the Federal Republic of Germany has not delivered a contrary declaration to the Government of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland within three months from the date of entry into force of the Convention. (2) U p o n the application of this Convention to Land Berlin, references in the Convention to the Federal Republic of Germany or to the territory thereof shall be deemed also to be references to Land Berlin.

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Stand: 1.8. 1979

Alisa

IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

Artikel XII

Article XII

(1) Solange das Abkommen nach Artikel XIII in Kraft ist, kann Ihre Majestät die Königin, sobald Uber die in Absatz (2) erwähnten Fragen das Einvernehmen durch Notenwechsel hergestellt ist, jederzeit durch Notifizierung seitens Ihres Botschafters am Sitz der Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Anwendung dieses Abkommens auf jedes Hoheitsgebiet ausdehnen, für dessen internationale Beziehungen Ihrer Majestät Regierung im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland verantwortlich ist.

(1) H e r Majesty The Queen may, by a notification given through H e r r Ambassador at the seat of the Government of the Federal Republic of Germany, at any time while the present Convention is in force under Article XIII, and provided that an agreement has been concluded by an exchange of notes on the points mentioned in paragraph (2) of this Article, extend the operation of this Convention to any of the territories for the international relations of which H e r Majesty's Government in the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland are responsible.

(2) Bevor die Ausdehnung auf ein Hoheitsgebiet nach Absatz (1) notifiziert wird, stellen die Hohen Vertragsparteien durch einen Notenwechsel das Einvernehmen darüber her, welche Gerichte in diesem Hoheitsgebiet als „obere Gerichte" im Sinne dieses Abkommens anzusehen sind, und bei welchen Gerichten der Antrag auf Registrierung einer Entscheidung gestellt werden kann. (3) Die Ausdehnung tritt drei Monate nach der gemäß Absatz (1) vorgenommenen Notifizierung in Kraft. (4) Jede der Hohen Vertragsparteien kann nach Ablauf von drei Jahren seitdem Inkrafttreten der Ausdehnung dieses Abkommens auf eines der in Absatz (1) bezeichneten Hoheitsgebiete die Ausdehnung jederzeit mit sechsmonatiger Frist auf diplomatischem Wege kündigen. (5) Das Außerkrafttreten des Abkommens nach Artikel XIII wird, sofern nicht die beiden Hohen Vertragsparteien ausdrücklich etwas anderes vereinbaren, von selbst für alle Hoheitsgebiete wirksam, auf die es nach Absatz (1) ausgedehnt worden ist.

(2) Prior to any notification of extension in respect of any territory under the preceding paragraph, an agreement shall be concluded between the High Contracting Parties by an exchange of notes as to the courts of the territory concerned which shall be deemed to be "superior courts" for the purposes of this Convention, and the courts to which application for registration of any judgment shall be made. (3) The date of the coming into force of any extension under this Article shall be three months from the date of the notification given under the first paragraph of this Article. (4) Either of the High Contracting Parties may, at any time after the expiry of three years from the coming into force of an extension of this Convention to any of the territories referred to in paragraph (1) of this Article, terminate such extension on giving six months notice of termination through the diplomatic channel. (5) The termination of the Convention under Article XIII shall, unless otherwise expressly agreed to by both High Contracting Parties, ipso facto terminate it in respect of any territories to which it has been extended under paragraph (1) of this Article.

Artikel XIII

Article XIII

Dieses Abkommen bedarf der Ratifizierung. Die Ratifikationsurkunden werden in London ausgetauscht. Das Abkommen tritt einen Monat nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft und gilt für die Dauer von drei Jahren, gerechnet vom Tage des Inkrafttretens an. Falls keine der Hohen Vertragsparteien der anderen spätestens sechs Monate vor dem Ablauf der drei Jahre auf diplomatischem Wege ihre Absicht, das Abkommen zu kündigen, mitteilt, bleibt es weiter in Kraft; es tritt sechs Monate nach dem Tag außer Kraft, an dem eine der Hohen Vertragsparteien es gekündigt hat.

The present Convention shall be subject to ratification. Instruments of Ratification shall be exchanged in London. T h e Convention shall come into force one month after the date on which Instruments of Ratification are exchanged, and shall remain in force for three years after the date of its coming into force. If neither of the High Contracting Parties shall have given notice through the diplomatic channel to the other not less than six months before the expiration of the said period of three years of an intention to terminate the Convention, it shall remain in force until the expiration of six months from the day on which either of the High Contracting Parties shall have given notice to terminate it.

Unterzeichnungsprotokoll Bei der Unterzeichnung des Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom heutigen Tage zwischen dem Präsidenten der Bundesre-

At the time of signing the Convention of this day's date between the President of the Federal Republic of Germany, and Her Majesty The Queen of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland and of Her Rolf A. Schütze

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Deutsch-britisches Abkommen 1960 publik Deutschland und Ihrer Majestät der Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und Ihrer anderen Reiche und Gebiete, H a u p t des Commonwealth, erklären die hierzu gehörig bevollmächtigten Unterzeichneten, sie seien dahin übereingekommen, daß durch dieses Abkommen in den besonderen Fällen des § 328 Absatz 1 Nr. 3 der deutschen Zivilprozeßordnung ein Gericht oder eine Behörde im H o heitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland nicht daran gehindert wird, die Anerkennung oder Vollstreckung einer Entscheidung, die gegen einen Deutschen ergangen ist, zu versagen, wenn sie zum Nachteil des Deutschen nicht auf den Gesetzen beruht, die nach deutschem internationalem Privatrecht anzuwenden gewesen wären, in Ansehung: (a) der Eingehung einer Ehe, wenn einer der Verlobten Deutscher ist (Artikel 13 Abs. 1 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch) oder wenn das Heimatrecht eines Verlobten auf das deutsche Recht verweist (Artikel 27 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch); (b) der Form einer Ehe, die in der Bundesrepublik Deutschland geschlossen ist (Artikel 13 Abs. 3 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch); (c) der Ehescheidung (Artikel 17 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch); (d) der ehelichen Abstammung eines Kindes (Artikel 18 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch) ; (e) der Legitimation eines unehelichen Kindes (Artikel 22 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch) ; (f) der Annahme an Kindes Statt (Artikel 22 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch). Das gleiche gilt f ü r die Anerkennung oder Vollstrekkung einer Entscheidung, wenn in ihr die erneute Eheschließung der deutschen oder ehemals deutschen Ehefrau eines f ü r tot erklärten Ausländers deshalb nicht als gültig betrachtet wird, weil die in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte Todeserklärung nicht anerkannt wird (§ 12 Abs. 3 des Verschollenheitsgesetzes vom 15. Januar 1951 in Verbindung mit Artikel 13 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch).

IntZPR

other Realms and Territories, H e a d of the Commonwealth, relating to the reciprocal recognition and enforcement of judgments in civil and commercial matters, the undersigned Plenipotentiaries, being duly authorized thereto, declare that they have agreed that nothing in this Convention shall prevent a court or authority in the territory of the Federal Republic of Germany, in the special cases of Section 328 Paragraph 1 No. 3 of the German Code of Civil Procedure, from declining to recognise or enforce any judgment against a German national, if, to the prejudice of the German national, it is not based on the laws which would have been applicable in accordance with German private international law, in respect of: (a) the contracting of a marriage, if one of the betrothed persons is a German national (Article 13 Paragraph 1 of the Introductory Law to the Civil Code) or if the national law (Heimatrecht) of one of the betrothed persons refers to German law (Article 27 of the Introductory Law to the Civil Code); (b) the form of a marriage celebrated in the Federal Republic of Germany (Article 13 Paragraph 3 of the Introductory Law to the Civil Code); (c) divorce (Article 17 of the Introductory Law to the Civil Code); (d) the legitimacy of a child (Article 18 of the Introductory Law to the Civil Code); (e) the legitimation of an illegitimate child (Article 22 of the Introductory Law to the Civil Code); (f) the adoption of a child (Article 22 of the Introductory Law to the Civil Code). T h e same shall apply for the recognition or enforcment of a judgment, if, by such judgment, the remarriage of the German or former German wife of a foreigner who has been declared dead, is not regarded as valid because the declaration of presumption of death effected in the Federal Republic of Germany is not recognised (Section 12 Paragraph 3 of the Missing Persons Law of January 15, 1951, in conjunction with Article 13 Paragraph 2 of the Introductory Law to the Civil Code).

Deutsche Denkschrift zu dem Abkommen (BTDrucks. III Nr. 2360) Das Abkommen regelt die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, soweit dies im Wege einer zwischenstaatlichen Lösung möglich und wünschenswert ist. Für die internationalen Beziehungen auf dem Gebiete des Zivil- und Handelsrechts im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien und Nordirland sind derzeit vertragliche Grundlagen nur f ü r einige bestimmte Sondergebiete vorhanden. So ist der zwischenstaatliche Rechtsverkehr, soweit es sich um die Erledigung von Zustellungsanträgen und Rechtshilfeersuchen, die gegenseitige (381)

Stand: 1.8. 1979

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I n t Z P R

A Internationale Urteilsanerkennung

Befreiung von der Sicherheitsleistung f ü r die Prozeßkosten und die Verbürgung der Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts handelt, durch das deutsch-britische Abkommen über den Rechtsverkehr vom 20. März 1928 (Reichsgesetzbl. II S. 624; 1929 II S. 401) geregelt, das durch Notenwechsel der beiden Regierungen mit Wirkung vom 1. Januar 1953 wieder in Kraft gesetzt worden ist (vgl. Nr. 19 der Bekanntmachung über die Wiederanwendung deutsch-britischer Vorkriegsverträge vom 13. März 1953 — Bundesgesetzbl. II S. 116). Ferner sind beide Staaten u. a. Mitglied des Genfer Protokolls über die Schiedsklauseln vom 24. September 1923 (Reichsgesetzbl. 1925 II S. 47; Bundesgesetzbl. 1953 II S. 116), des Genfer Abkommens zur Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 26. September 1927 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1068, 1269; Bundesgesetzbl. 1953 II S. 116), des Internationalen Übereinkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr (CIM) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 II S. 35) und des Internationalen Ubereinkommens über den Eisenbahn-Personen- und -Gepäckverkehr (CIV) vom 25. Oktober 1952 (Bundesgesetzbl. 1956 II S. 277). Hinsichtlich der Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen ist nach dem derzeitigen Rechtszustand die Gegenseitigkeit im Sinne des § 328 Abs. 1 Nr. 5 Z P O nur zum Teil verbürgt (vgl. Bülow-Arnold : „Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen" Teil E Großbritannien und Nordirland V. 1, S. 933.30 ff.; Stein-Jonas-Schönke-Pohle, Z P O , 18. Auflage, § 328 V i l i E Nr. 21; Baumbach-Lauterbach, Z P O , 25. Auflage, Anhang nach §328; Mosheim J Z 1952, 650 ff.). Dieser Rechtszustand wird auf beiden Seiten, insbesondere von der Wirtschaft, als unzulänglich empfunden, weil ein Urteil, das im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland ergangen ist, in der Bundesrepublik Deutschland nur in dem umständlichen Verfahren nach den §§ 722, 723 Z P O f ü r vollstreckbar erklärt werden kann und in Großbritannien und Nordirland ebenfalls ein neues Klageverfahren (action on the foreign judgment) erforderlich ist. Es besteht deshalb der Wunsch, durch eine staatsvertragliche Regelung die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen auf eine feste Grundlage zu stellen sowie sie zu vereinfachen und zu beschleunigen, nachdem sich in den letzten Jahren zwischen den beiden Staaten ein lebhafter wirtschaftlicher Verkehr entwickelt hat. Das Abkommen ist zugleich Ausdruck des gegenseitigen Vertrauens in die beiderseitigen Einrichtungen der Rechtspflege. Auf dem Gebiete der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schuldtitel gelten in der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit folgende zweiseitige Abkommen : das deutsch-italienische Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 9. März 1936 (Reichsgesetzbl. 1937 II S. 145; Bundesgesetzbl. 1952 II S. 986), das deutsch-schweizerische Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. November 1929 (Reichsgesetzbl. 1930 II S. 1066), der deutsch-österreichische Vertrag vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen (Bundesgesetzbl. 1960 II S. 1245) und das deutsch-belgische Abkommen vom 30. Juni 1958 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen (Bundesgesetzbl. 1959 II S. 765). Die Bundesrepublik Deutschland ist der dritte Staat außerhalb des Commonwealth, mit dem das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen abgeschlossen hat. Vorausgegangen sind das britisch-französische Abkommen über die gegenseitige Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 18. Januar 1934 und das britisch-belgische Abkommen über die gegenseitige Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 2. Mai 1934. Im Jahre 1957 hat die britische Regierung den Wunsch geäußert, die Verhandlungen über den Abschluß eines Vollstreckungsabkommens, die bereits im Jahre 1931 begonnen hatten, dann aber unterbrochen worden waren, wiederaufzunehmen. Die Bundesregierung hat diese Einladung alsbald angenommen. So wurden in der Zeit vom 14. bis 22. April 1958 in London zwischen einer deutschen und einer britischen Delegation Verhandlungen geführt. Den Verhandlungen waren von vornherein engere Grenzen gezogen als dies sonst bei Erörterungen über Rolf A. Schütze

(382)

Deutsch-britisches Abkommen 1960

IntZPR

internationale Regelungen auf diesem Gebiete der Fall ist. Für das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland liegen die Grundsätze, nach denen ausländische gerichtliche Entscheidungen in Großbritannien und Nordirland auf Grund eines Vertrages anerkannt und vollstreckt werden können, seit dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 (23 Geo. 5, c. 13) gesetzlich fest. Schon die beiden Abkommen, die das Vereinigte Königreich mit Frankreich und Belgien abgeschlossen hat, sind inhaltlich auf dieses innerstaatliche britische Gesetz abgestimmt. So bedurfte es für die praktische Anwendung jener beiden Abkommen in Großbritannien und Nordirland nur jeweils einer Order in Council (zu dem britischfranzösischen Abkommen Order in Council vom 28. Mai 1936 — Statutes Rules and Orders 1936 No. 609 — und zu dem britisch-belgischen Abkommen Order in Council vom 27. Oktober 1936 — Statutes Rules and Orders 1936 No. 1169). Der englische Richter braucht nach dieser Art der Regelung bei der Anerkennung oder Vollstreckung eines französischen oder eines belgischen Urteils nur den innerstaatlichen Act von 1933 zu berücksichtigen. Die gleiche Rechtslage soll sich ergeben, wenn das deutsch-britische Abkommen in Kraft tritt. Von diesem Ausgangspunkt aus erscheint es erklärlich, daß die britische Seite für das deutsch-britische Vollstreckungsabkommen Abweichungen von dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 nicht in Erwägung ziehen konnte. Von deutscher Seite mußte dem Umstand, daß sachliche Änderungen gegenüber dem innerstaatlichen britischen Act von 1933 nicht durchgeführt werden konnten, Rechnung getragen werden, wenn die Verhandlungen über das Abkommen nicht scheitern sollten. Das gleiche Problem hatte sich seinerzeit für Frankreich und Belgien gestellt, als sie ihre Abkommen mit Großbritannien und Nordirland abschlössen. Irgendwelche Nachteile haben sich daraus während des zwanzigjährigen Bestehens jener Abkommen nicht ergeben. Die deutsche Delegation hat aber bei den Verhandlungen Wert darauf gelegt, daß in der Ausgestaltung des Abkommens so weit wie möglich eine Angleichung an die beiderseitigen Rechtsinstitute erzielt wurde, so daß der deutsche Richter dem Abkommen nicht fremd gegenübersteht. Unter anderem ist erreicht worden, daß die deutschen gerichtlichen Vergleiche als Vollstreckungstitel in das Abkommen einbezogen worden sind (Artikel I Abs. 3). Das Abkommen bezieht sich wie andere Verträge dieser Art auf die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen. Wie bei den britischen Verträgen mit Frankreich und Belgien fallen nur die Entscheidungen der ordentlichen Gerichte, nicht aber diejenigen besonderer Gerichte unter das Abkommen. Damit scheiden die Urteile der Arbeitsgerichte aus, wie das auch in den Abkommen mit Frankreich und Belgien der Fall ist. Ausgenommen aus dem Anwendungsbereich sind ferner wie auch sonst die gerichtlichen Entscheidungen in Konkurs- und Vergleichsverfahren (Artikel II Abs. 2). Das Abkommen erstreckt sich ferner nicht auf die Auflösung und die Liquidation von Handelsgesellschaften und öffentlich- oder privat-rechtlichen Körperschaften (Artikel II Abs. 2). Das Abkommen hat, wie aus Artikel III Abs. 1 hervorgeht, keine rückwirkende Kraft. Das Kernstück des Abkommens bilden die Artikel III und IV, die von der Anerkennung der Entscheidungen handeln, und die Artikel V bis IX, die sich auf die Vollstreckung beziehen. Zu dem Abkommen ist im einzelnen folgendes zu bemerken: Zu

ArtikelI

Der erste Artikel enthält die Erläuterung von Begriffen, die in dem Abkommen wiederkehren. Absatz 1 legt in Verbindung mit Artikel II Abs. 1 den räumlichen Geltungsbereich des Abkommens fest. Absatz 2 zählt die Gerichte auf, die als „obere Gerichte" im Sinne des Abkommens anzusehen sind. Wie sich aus Artikel II ergibt, sind in das Abkommen nicht die Entscheidungen aller ordentlichen Gerichte einbezogen, sondern nur diejenigen der „oberen Gerichte". Diese Beschränkung geht auf das englische Recht zurück. Schon nach dem Judgments Extension Act, 1868 und dem Administration of Justice Act, 1920 werden in Großbritannien und Nordirland nur solche fremden Entscheidungen, die von „superior courts" innerhalb des Commonwealth ausgehen, anerkannt. Derselbe Grundsatz findet sich in dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 section 1 subsection 2 wieder. Die Entscheidungen der „inferior courts" sind damit von der vertraglichen Regelung ausgeschlossen. Für die Unterscheidung zwischen den „superior" und den „inferior courts" ist nicht die Art der Besetzung (mit Berufs- oder Laienrichtern), sondern die sachliche Zuständigkeit maßgebend. Nach dem angelsächsischen Recht wird ein Gericht dann zu den „inferior courts" gerechnet, wenn es nur eine begrenzte Zuständigkeit besitzt, so wenn es in vermögensrechtlichen Streitigkeiten nur bis zu einem bestimmten Wert angerufen werden kann. Zu den „superior courts" gehört ein Gericht dann, wenn seine sachliche Zuständigkeit unbegrenzt ist. Nach diesen Grundsätzen sind in Artikel I Abs. 2 Buchstabe b diejenigen Gerichte in dem Vereinigten Königreich bezeichnet, deren Entscheidungen unter das Abkommen fallen. So erklärt es sich auch, daß die britische Seite (383)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

nicht die county courts benannt hat, die den deutschen Amtsgerichten entsprechen. Diese Gerichte rechnen zu den „inferior courts", weil sie nur eine begrenzte sachliche Zuständigkeit besitzen. Frankreich und Belgien sind in ihren Abkommen mit Großbritannien und Nordirland dieser Klassifizierung der Gerichte gefolgt. Sie haben auch ihrerseits nicht alle Gerichte einbeziehen können; so fehlen die juges de paix. — Die deutsche Seite hat bei den Verhandlungen gleichwohl beantragt, die deutschen Amtsgerichte in das Abkommen einzubeziehen. Die britische Delegation hat sich jedoch aus den angeführten grundsätzlichen Erwägungen nicht bereit erklären können, die Amtsgerichte in die Liste der „oberen Gerichte" aufzunehmen. Auch ein Kompromiß, die Amtsgerichte wenigstens insoweit einzubeziehen, als ihre Zuständigkeit, insbesondere in Unterhaltssachen (§ 23 Nr. 2 Buchstaben e und f GVG), unbegrenzt ist, hat sich nicht erreichen lassen. Die britische Delegation hat darauf hingewiesen, daß nach britischer Auffassung ein Gericht, das zu einem Teil eine unbegrenzte zum anderen Teil eine begrenzte Zuständigkeit besitze, nur einheitlich klassifiziert werden könne, und zwar nach der Begrenzung der Kompetenz. Die deutsche Delegation hat sich nach längeren Verhandlungen damit einverstanden erklärt, daß in Artikel I Abs. 2 Buchstabe a des Abkommens die Amtsgerichte nicht angeführt werden. H i e r f ü r sprachen folgende Erwägungen: Entscheidungen der Amtsgerichte werden im zwischenstaatlichen Verkehr nur eine geringe Rolle spielen. Soweit sie auf dem Gebiete des Unterhaltsrechts von Bedeutung sind, wird die Rechtslage durch das Abkommen nicht verändert, weil die Vollstreckungsmöglichkeit, wie bisher, allerdings auf dem etwas umständlicheren Wege der action on the foreign judgment (vgl. Bülow-Arnold a.a.O. unter E S. 933.40), erhalten bleibt (Artikel II Abs. 3 des Abkommens). Außerdem ist gelegentlich der Verhandlungen über das Abkommen von deutscher Seite der Wunsch geäußert worden, ein besonderes Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen vorzubereiten. Diesem Wunsche hat sich die britische Seite nicht verschlossen. In Absatz 3 sind unter den gerichtlichen Entscheidungen, die anerkannt und vollstreckt werden, die deutschen gerichtlichen Vergleiche ausdrücklich genannt. Die britische Seite hat sich bereit erklärt, die Vergleiche aufzunehmen, obwohl sie dem angelsächsischen Recht in dieser Form — nach englischem Recht ergeht ein judgment by consent — nicht bekannt sind. — Wie sich aus Absatz 3 ferner ergibt, wird f ü r die Anerkennung und Vollstreckung nicht die Rechtskraft gefordert. Es genügt vielmehr, wie es auch nach dem deutsch-belgischen Abkommen vom 30. Juni 1958 und nach dem deutsch-österreichischen Vertrage vom 6. Juni 1959 der Fall ist, daß die Entscheidung in der Instanz endgültig ist. Ausgeschlossen sind demnach die Entscheidungen, die nur einen vorläufigen Charakter haben, wie die Arrestbefehle und die einstweiligen Verfügungen, die nur der Sicherstellung dienen. D a solche Entscheidungen jederzeit in der Instanz geändert werden können, eignen sie sich nicht f ü r den zwischenstaatlichen Verkehr. In Absatz 4 werden die Begriffe „Gericht des Urteilsstaates" und „Gericht oder Behörde des Anerkennungs- oder Vollstreckungsstaates" näher umschrieben. In Absatz 5 werden die Begriffe „Schuldner" und „Gläubiger" erläutert. Es ist klargestellt, daß auch die Rechtsnachfolger der Personen, die in der gerichtlichen Entscheidung als Parteien genannt sind, hierunter fallen. Zu den Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen zählen nach Absatz 6 auch diejenigen, die in einem Strafverfahren über einen Anspruch aus einem Rechtsverhältnis des Zivil- oder Handelsrechts ergangen sind (Adhäsionsurteile nach den §§ 403 ff. StPO). Auf Wunsch der britischen Seite ist andererseits klargestellt, daß Entscheidungen, die sich auf öffentlich-rechtliche Abgaben oder auf Geldstrafen in einer Strafsache beziehen, nicht der Anerkennung oder Vollstreckung nach dem Abkommen fähig sind, wie das auch nach section 1 subsection 2 lit. b des Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 nicht der Fall ist. Die Umschreibung des „Rechtsbehelfs" in Absatz 7 schließt nach deutschem Prozeßrecht auch die sogenannten außerordentlichen Rechtsbehelfe ein, so z. B. die Nichtigkeitsoder die Restitutionsklage (SS 578 ff. Z P O ) . Wichtig f ü r die Anwendung des Abkommens ist die Erläuterung, die in Absatz 8 zu dem Begriff „action in personam" gegeben wird. Die dem deutschen Recht geläufige Einteilung in vermögensrechtliche und nichtvermögensrechtliche Streitigkeiten ist dem englischen Recht nicht bekannt. Das angelsächsische Recht unterscheidet zwischen der „action in personam" und der „action in rem". Zu der ersten Gruppe gehören die Sachen, in denen Urteile mit Wirkung nur unter den Parteien ergehen; zu der zweiten Gruppe rechnen die Rechtsstreitigkeiten, in denen Urteile mit Wirkung f ü r und gegen alle erlassen werden (vgl. Cheshire: „Private International Law", 5. Auflage, S. 107 ff.; Dicey's „Conflict of Laws", 7. Auflage, S. 175, 215 f.; Martin Wolff: „Private International Law", 2. Auflage, S. 64 ff.). Diese Unterscheidung liegt auch dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 und den britischen Abkommen mit Frankreich und Belgien zugrunde. Sie ist deshalb auch in das deutsch-britische Vollstreckungsabkommen übernommen worden, wie sich aus Artikel IV ergibt. Es ist deshalb unerläßlich, in dem Abkommen einige wichtige Hinweise zu geben. So wird in Absatz 8 klargestellt, daß Ehe- und Statussachen sowie Erbschaftsstreitigkeiten Rolf A. Schütze

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nicht zu den „actions in p e r s o n a m " gehören. Diese E r l ä u t e r u n g ist f ü r die Beurteilung der Zuständigkeit (Artikel IV Abs. 1) wichtig. Zu Artikel II Dieser Artikel begrenzt in seinem Absatz 1 den Anwendungsbereich des A b k o m m e n s auf Entscheidungen der „ o b e r e n G e r i c h t e " im Sinne des Artikels I Abs. 2. Z u diesen Entscheidungen rechnen nicht diejenigen, die auf ein Rechtsmittel gegen eine Entscheidung eines „ u n t e r e n Gerichts" ergangen sind. In Absatz 2 sind Entscheidungen in K o n k u r s - o d e r Vergleichsverfahren o d e r in einem V e r f a h r e n zwecks Auflösung von Gesellschaften oder anderen K ö r p e r s c h a f t e n von der A n w e n d u n g des A b k o m m e n s ausgen o m m e n . Die Entscheidungen in K o n k u r s - und Vergleichsverfahren müssen besonders behandelt w e r d e n ; die Entscheidung über die Auflösung von Gesellschaften und K ö r p e r s c h a f t e n m u ß dem Staate vorbehalten w e r d e n , in dessen Hoheitsgebiet die Gesellschaft o d e r K ö r p e r s c h a f t ihren Sitz hat. Das A b k o m m e n soll, wie aus Absatz 3 hervorgeht, die A n e r k e n n u n g und Vollstreckung der Entscheid u n g e n im wechselseitigen V e r k e h r nicht abschließend regeln. Eine A n e r k e n n u n g o d e r Vollstreckung soll auch außerhalb des A b k o m m e n s nach wie vor möglich sein. Die „salvatorische Klausel" des Absatzes 3 kann von Bedeutung w e r d e n f ü r Fälle, die von vornherein nicht unter das A b k o m m e n fallen, oder auch f ü r E n t scheidungen, deren A n e r k e n n u n g nach dem A b k o m m e n zu versagen ist, weil z. B. eine internationale Z u ständigkeit nach Artikel IV nicht gegeben ist. Zu Artikel III Bei der G e l t e n d m a c h u n g von gerichtlichen Entscheidungen im Ausland ist zwischen der A n e r k e n n u n g und der Vollstreckbarerklärung zu unterscheiden. Es gibt Entscheidungen, die ihrem Inhalt nach n u r anz u e r k e n n e n , nicht aber zu vollstrecken sind, wie z. B. Gestaltungs- und Feststellungsurteile. Die A n e r k e n n u n g wird in den Artikeln III und IV, die Vollstreckbarerklärung in den Artikeln V bis I X des A b k o m m e n s behandelt. In Artikel III ist der G r u n d s a t z festgelegt, daß die gerichtlichen Entscheidungen auf dem Gebiete des Zivil- und Handelsrechts im Sinne des Artikels I Abs. 3 gegenseitig a n e r k a n n t w e r d e n . Die A n e r k e n n u n g bedeutet, daß der ausländischen Entscheidung in dem anderen Vertragsstaate die W i r k u n g e n beigelegt w e r d e n , die denen im Urteilsstaat entsprechen. Es w e r d e n nur solche gerichtlichen Entscheidungen anerkannt, die nach dem Inkrafttreten des A b k o m mens erlassen werden. Dies entspricht internationaler Gepflogenheit. D u r c h den Ausschluß der Rückwirk u n g wird gleichzeitig den Interessen der Beteiligten R e c h n u n g getragen. Die A n e r k e n n u n g darf nach Absatz 1 Buchstaben a bis c nur aus folgenden G r ü n d e n versagt w e r d e n : a) wegen Fehlens der internationalen Zuständigkeit nach Artikel IV, b) gegenüber Versäumnisurteilen, w e n n der Beklagte in seiner Verteidigung beeinträchtigt w a r , c) wegen Verstoßes gegen die öffentliche O r d n u n g . Dieser Katalog der V e r s a g u n g s g r ü n d e entspricht demjenigen, der sich auch in anderen A b k o m m e n findet (vgl. Artikel 1 und 4 des deutsch-italienischen, Artikel 1 und 4 des deutsch-schweizerischen, Artikel 2 des deutsch-österreichischen und Artikel 2 des deutsch-belgischen Vollstreckungsvertrages). Bemerkenswert sind einige Zusätze, die g e m a c h t w o r d e n sind. So wird in Absatz 1 Buchstabe b durch eine o r d n u n g s m ä ßige Zustellung nach den Artikeln 3 und 5 des deutsch-britischen A b k o m m e n s über den Rechtsverkehr vom 20. M ä r z 1928 eine unwiderlegliche V e r m u t u n g d a f ü r begründet, daß der Beklagte von der einleitenden Lad u n g oder V e r f ü g u n g tatsächlich Kenntnis erhalten hat. Diese V e r m u t u n g erstreckt sich aber nicht auch d a r a u f , daß die Einlassungsfrist f ü r ihn ausgereicht habe. Vielmehr kann der Beklagte den Einwand, die ihm zur V e r f ü g u n g stehende Zeit sei zu k u r z gewesen, um sich verteidigen zu k ö n n e n , auch dann noch erheben, w e n n auf G r u n d der erwähnten V e r m u t u n g davon auszugehen ist, daß er von der Ladung Kenntnis erhalten hat. — In Buchstabe c w e r d e n zu der Generalklausel des o r d r e public z u r Klarstellung vier Beispiele gegeben. So ist die A n e r k e n n u n g einer Entscheidung zu versagen, w e n n in dem Anerkennungsstaate zwischen denselben Parteien wegen desselben Streitgegenstandes vorher eine Endentscheidung in der Instanz, mag sie auch noch nicht rechtskräftig sein, ergangen ist. Die K o n k u r r e n z dieser Entscheidungen kann nur zugunsten der Entscheidung gelöst w e r d e n , die zuerst ergangen ist. Auch das zweite Beispiel, das in Absatz 1 Buchstabe c N r . 2 als Anwendungsfall der o r d r e public-Klausel a n g e f ü h r t wird, dient nur der Erläuterung. D a ß ein durch betrügerische Machenschaften erschlichenes Urteil in dem Anerkennungsstaate nicht a n z u e r k e n n e n ist, rechtfertigt sich von selbst. Regelmäßig w e r d e n nur betrügerische Machenschaften, die im Laufe des Prozesses begangen sind, in Frage k o m m e n , so z. B. das Erschleichen einer öffentlichen Zustellung (vgl. Dicey's „ C o n f l i c t of L a w s " S. 998 ff.). Die in Absatz 1 Buchstabe c N r . 3 und 4 genannten U n t e r (385)

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A Internationale Urteilsanerkennung

fälle des Verstoßes gegen den o r d r e public beruhen auf dem G r u n d s a t z , daß bestimmte Parteien nach den allgemeinen Regeln des Völkerrechts w e d e r der Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates ( N r . 3) noch der G e richtsbarkeit des Anerkennungsstaates ( N r . 4) unterstehen. Die A n e r k e n n u n g einer Entscheidung ist, wie bereits zu Artikel 1 Abs. 3 e r w ä h n t ist, nicht an die Rechtsk r a f t g e k n ü p f t . Sind somit auch nicht rechtskräftige Entscheidungen der A n e r k e n n u n g fähig, so w a r es doch nötig zu bestimmen, welchen Einfluß ein Rechtsbehelf auf die A n e r k e n n u n g haben soll. Diese Frage wird durch Absatz 2 näher geregelt Das Gericht des Anerkennungsstaates hat nach seinem pflichtmäßigen Ermessen die W a h l zwischen den folgenden drei Möglichkeiten: es kann die Entscheidung a n e r k e n n e n ; es kann die A n e r k e n n u n g derzeit versagen; es kann die Entschließung über die A n e r k e n n u n g aussetzen. W a h r scheinlich wird in der M e h r z a h l der Fälle die Aussetzung am nächsten liegen. In Absatz 3 wird hervorgehoben, daß es keinen Versagungsgrund bilden darf, w e n n das Gericht des U r teilsstaates seine Entscheidung auf andere Rechtsvorschriften gestützt hat, als sie nach dem internationalen Privatrecht des Anerkennungsstaates a n z u w e n d e n gewesen wären. Anderenfalls käme es zu. einer sachlichen N a c h p r ü f u n g der Entscheidung, die gerade durch das A b k o m m e n ausgeschlossen w e r d e n soll. J e d o c h wird f ü r die A n e r k e n n u n g von Entscheidungen, die im Vereinigten Königreich Großbritannien und N o r d i r land ergangen sind, in der Bundesrepublik Deutschland hinsichtlich bestimmter personenrechtlicher Fragen, die Deutsche betreffen und auf d e n e n die Entscheidung beruht, im Unterzeichnungsprotokoll eine A u s n a h m e gemacht. Dieser einseitige V o r b e h a l t zugunsten der Bundesrepublik Deutschland trägt dem in § 328 Abs. 1 N r . 3 2 P O enthaltenen G r u n d s a t z Rechnung. Die A n e r k e n n u n g einer Entscheidung h a t nach Absatz 4 des Artikels III u. a. die W i r k u n g , daß eine P a r tei, gegen die von der anderen Partei wegen derselben Sache ein neuer Rechtsstreit anhängig gemacht wird, sich auf die Entscheidung im W e g e der Verteidigung b e r u f e n kann. N a c h englischem Recht bildet die anerk a n n t e Entscheidung im W e g e der K l a g e b e a n t w o r t u n g eine geeignete „ d e f e n c e " , durch welche die Abweisung der neuen Klage erreicht w e r d e n kann (vgl. Dicey's „ C o n f l i c t of L a w s " S. 1052 f.). N a c h deutschem Recht w ü r d e eine Partei, zu deren Gunsten bereits eine erstinstanzliche Entscheidung eines britischen G e richts ergangen ist, gegenüber einer neuen Klage der anderen Partei wegen desselben Anspruchs die Einrede der Rechtshängigkeit mit Erfolg erheben k ö n n e n . Diese Einrede ist dem englischen Recht nicht schlechthin, sondern n u r f ü r Ausnahmefälle bekannt. Im Ergebnis stimmen aber die Rechte beider Vertragsstaaten überein. Zu

ArtikelIV

Die internationale Zuständigkeit, die sowohl f ü r die A n e r k e n n u n g als auch f ü r die Vollstreckbarerklär u n g einer Entscheidung Bedeutung hat (Artikel III, Artikel V Abs. 2 Buchstabe d), wird in Artikel IV nach den G r u n d s ä t z e n geregelt, die im englischen c o m m o n law entwickelt und die durch den Act von 1933 im Statute law festgelegt sind. Auch hier muß also die Regelung des A b k o m m e n s ebenso wie bei dem britischfranzösischen und dem britisch-belgischen A b k o m m e n mit section 4 subsection 2 des Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 in Einklang stehen, w e n n das A b k o m m e n f ü r die englischen Gerichte vermittels dieses Act a n w e n d b a r sein soll. D a s englische Recht geht von der U n t e r w e r f u n g unter die Gerichtsbarkeit aus. Es k o n n t e ihm bei der Ausgestaltung des A b k o m m e n s unbedenklich gefolgt w e r d e n , weil sich bei dieser Betrachtungsweise keine sachlichen Unterschiede gegenüber dem sonst üblichen Katalog der Gerichtsstände ergeben. Bei den Fällen, in denen nach Absatz 1 die Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates als gegeben angesehen wird, erlangt die Unterscheidung des englischen Rechts zwischen „actions in p e r s o n a m " und „actions in r e m " Bedeutung. — In der ersten G r u p p e (Artikel IV Abs. 1 Buchstabe a), zu der nach Artikel I Abs. 8 die E h e und Statussachen sowie die Erbschaftsangelegenheiten nicht gehören, sind fünf T a t b e s t ä n d e behandelt, bei denen die Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates a n z u e r k e n n e n ist. Im einzelnen ist zu b e m e r k e n : H a t der Beklagte Widerklage erhoben, so ist die Gerichtsbarkeit durch U n t e r w e r f u n g nicht nur hinsichtlich der W i d e r klage, sondern auch hinsichtlich der H a u p t k l a g e a n z u n e h m e n (Abs. 1 Buchstabe a N r . 1). Dies ist bei den V e r h a n d l u n g e n ausdrücklich klargestellt w o r d e n . Absatz 1 Buchstabe a N r . 2 behandelt die V e r e i n b a r u n g eines Gerichtsstandes durch freiwillige Einlassung z u r H a u p t s a c h e des Rechtsstreits, wie sie auch dem deutschen Recht (§ 39 Z P O ) bekannt ist. F ü r die ausdrückliche Gerichtsstandsvereinbarung, auf die sich Absatz 1 Buchstabe a N r . 3 bezieht, ist eine F o r m nicht besonders vorgesehen. Es genügt also eine mündliche Vereinbarung. D e r Gerichtsstand des gewöhnlichen Aufenthaltsortes oder der Hauptniederlassung einer Gesellschaft oder K ö r p e r s c h a f t ist international allgemein a n e r k a n n t (Absatz 1 Buchstabe a N r . 4). D e r Gerichtsstand der Zweigniederlassung f ü r Rechtsstreitigkeiten aus Geschäften, die im Z u s a m m e n h a n g mit der Tätigkeit der Niederlassung stehen (Absatz 1 Buchstabe a N r . 5) k n ü p f t an N u m m e r 4 an. — Bei den dinglichen Klagen, auf die sich Absatz 1 Buchstabe b bezieht, sind nur zwei Fälle e r w ä h n t : die Klagen in AnseRolf A. Schütze

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hung unbeweglichen Vermögens und die Klagen wegen einer beweglichen Sache, sofern die Entscheidung gegen alle wirkt. In beiden Fällen wird die internationale Zuständigkeit dann anerkannt, wenn sich der in Anspruch genommene Gegenstand im Urteilsstaate befindet. Hiergegen bestehen nach dem Grundsatz des § 24 Z P O bei unbeweglichen Sachen keine Bedenken. Aber auch in dem zweiten Fall erscheint der Gerichtsstand der belegenen Sache als angemessene Lösung. — Für alle übrigen Fälle, so für die Ehe- und Statussachen und die Erbschaftsangelegenheiten, die von den „actions in personam" ausgenommen sind, und für die „actions in rem", die nicht in Absatz 1 Buchstabe b ausdrücklich erwähnt sind, wird in Absatz 1 Buchstabe c eine Generalklausel gegeben. Es hätte an sich nahegelegen, die in Frage kommenden Fälle, vor allem die hierher gehörenden Fälle der „actions in rem", die nicht unter Absatz 1 Buchstabe b einzuordnen sind, namentlich aufzuführen. Dies war jedoch nicht möglich, weil keine Gewähr dafür bestehen würde, daß eine kasuistische Aufzählung erschöpfend gewesen wäre. Es erschien aber auch nicht nötig, weil hier die Frage der Gerichtsbarkeit der Beurteilung des Gerichts des Anerkennungsstaates auf der Grundlage seines eigenen innerstaatlichen Rechts überlassen wird. Absatz 2 des Artikels IV ist auf Wunsch der britischen Seite zur Klarstellung eingefügt worden. Obwohl die Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates an sich gegeben ist und die Entscheidung damit an sich anzuerkennen wäre, kann die Anerkennung nach Absatz 3 gleichwohl versagt werden, wenn der Schuldner nachweist, daß die Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates durch eine Vereinbarung zwischen ihm und dem Gläubiger, z. B. zugunsten der Gerichtsbarkeit eines anderen Staates oder einer schiedsrichterlichen Erledigung, ausgeschlossen war. Mit diesem Einwand kann der Schuldner allerdings nur in den Fällen des Absatzes 1 Buchstabe a Nr. 4 und 5 und des Absatzes 1 Buchstabe b gehört werden. Sie auf die Fälle des Absatzes 1 Buchstabe a Nr. 1 bis 3 zu erstrecken, verbietet sich, weil der Schuldner sich dort in dem Verfahren jeweils durch bestimmte Handlungen der Gerichtsbarkeit des Urteilsstaates unterworfen hat, ohne sich auf deren Ausschluß durch eine Vereinbarung zu berufen. Wollte man hier die nachträgliche Berufung z. B. auf eine Schiedsklausel zulassen, so würde der Schuldner zu einem gegen Treu und Glauben verstoßenden Verhalten (venire contra factum proprium) geradezu ermuntert. Dagegen kann eine solche Einwendung in den Fällen des Artikels IV Abs. 1 Buchstabe a Nr. 4 und Nr. 5 und des Artikels IV Abs. 1 Buchstabe b zugelassen werden, wenn der Schuldner sich z. B. auf das Verfahren nicht eingelassen hat, wenn also ein Versäumnisurteil ergangen ist. Bei der Zuständigkeit nach Artikel IV Abs. 1 Buchstabe b ist es allerdings wegen ihres im allgemeinen ausschließlichen Charakters kaum denkbar, daß eine Vereinbarung, durch welche die Zuständigkeit abbedungen wird, wirksam ist. Die Anerkennung darf nach Absatz 4 nicht deshalb versagt werden, weil das Gericht des Urteilsstaates nach dessen innerstaatlichem Recht nicht zuständig war, solange nicht ein Rechtsbehelf eingelegt ist mit dem Ziel, die Entscheidung zur Aufhebung zu bringen. Wollte man einen derartigen Einwand aus dem Recht des Urteilsstaates zulassen, so würde man es ohne inneren Grund ermöglichen, daß der Schuldner die Entscheidung im Anerkennungsstaate mit Erfolg angreifen könnte, während sie im Urteilsstaate selbst Bestand hätte. Zu Artikel V Dieser Artikel enthält den Grundsatz, daß die gerichtlichen Entscheidungen der beiden Vertragsstaaten gegenseitig vollstreckt werden (Absatz 1). Zur Vollstreckung werden jedoch nicht alle diejenigen Entscheidungen zugelassen, die anerkannt werden. Der Kreis der vollstreckungsfähigen Entscheidungen ist vielmehr durch Absatz 2 Buchstabe c dadurch enger als bei der Anerkennung gezogen, daß nur solche Entscheidungen für die Vollstreckung in Frage kommen, durch die dem Gläubiger eine bestimmte Geldforderung zuerkannt worden ist. Damit scheiden die Titel, die auf die Herausgabe einer Sache oder auf Unterlassung lauten, von der Anwendung des Vollstreckungsteils (Artikel V bis IX) aus. Diese Beschränkung, die sich auch in den Abkommen Großbritanniens und Nordirlands mit Frankreich und Belgien findet, geht zurück auf section 1 subsection 2 lit. b des Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act, 1933, die wiederum auf dem common law beruht (vgl. Dicey's „Conflictof Laws" S. 1034 f.). Voraussetzung für die Vollstreckung ist ferner, daß es sich um eine Entscheidung in einer Zivil- oder Handelssache handelt, daß die Entscheidung im Urteilsstaate vollstreckbar und daß sie nach den Artikeln III, IV anzuerkennen ist (Artikel V Abs. 2 Buchstaben a, b, d). Diese Voraussetzungen entsprechen denen, die gemeinhin nach den Vollstreckungsabkommen zu erfüllen sind. — Daß auch ein nachträglicher oder besonderer Kostenfestsetzungsbeschluß zu den vollstreckungsfähigen Entscheidungen gehört, wird in Absatz 3 zur Klarstellung hervorgehoben. Absatz 1 Unterabsatz 2 enthält eine besondere Regelung für das Verfahren bei nicht rechtskräftigen Titeln. Danach kann die Vollstreckung im Vollstreckungsstaate von dem weiteren Schicksal der Entschei(387)

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A Internationale Urteilsanerkennung

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d u n g im Urteilsstaat abhängig g e m a c h t werden. Bei der Vollstreckung noch nicht rechtskräftiger Entscheidungen ist eine gewisse Z u r ü c k h a l t u n g d a n n geboten, w e n n der Schuldner nachweist, d a ß er die Entscheid u n g im Urteilsstaate mit einem Rechtsbehelf angefochten hat o d e r d a ß die Frist f ü r die Einlegung eines Rechtsbehelfs noch nicht abgelaufen ist. In diesen Fällen besteht eine staatsvertragliche Verpflichtung, die Entscheidung zu vollstrecken, nicht mehr. Das Gericht des Vollstreckungsstaates hat in diesen Fällen allein nach seinem innerstaatlichen Recht d a r ü b e r zu befinden, welche M a ß n a h m e n a n z u o r d n e n sind. Es kann so in Frage k o m m e n , die Entscheidung über den A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung auszusetzen, die Zwangsvollstreckung einzustellen o d e r auch die Zwangsvollstreckungsmaßnahmen a u f z u h e b e n . Zu Artikel

VI

Dieser Artikel behandelt die Vollstreckung deutscher gerichtlicher Entscheidungen und Vergleiche im Vereinigten Königreich Großbritannien und N o r d i r l a n d . Das Gegenstück dazu bietet der Artikel V I I , der sich auf die Vollstreckung britischer Urteile in der Bundesrepublik Deutschland bezieht. V o r a u s s e t z u n g f ü r die Zwangsvollstreckung aus einem deutschen Titel ist im Vereinigten Königreich die vorherige Registrierung. In Absatz 1 sind die Gerichtshöfe näher bezeichnet, an welche die Anträge auf Registrierung zu richten sind. Aus Absatz 2 ergibt sich, welche Unterlagen der Antragsteller beizubringen hat. Erforderlich ist zunächst eine beglaubigte Abschrift der Entscheidung mit G r ü n d e n (Absatz 2 Buchstabe a). Es wird z w a r eine abgek ü r z t e Ausfertigung, wie sie in § 313 Abs. 3, § 317 Abs. 4 Z P O vorgesehen ist, zugelassen; jedoch m u ß das Gericht in diesen Fällen den T a t b e s t a n d und die Entscheidungsgründe nachträglich in einer besonderen U r k u n d e anfertigen. Ferner m u ß dem A n t r a g eine Bescheinigung beigefügt w e r d e n , daß die Entscheidung im Urteilsstaate vollstreckbar ist. D a ß beglaubigte Übersetzungen b e i z u f ü g e n sind, wie Absatz 3 vorschreibt, soll d a z u dienen, die Erledig u n g des Antrags zu beschleunigen. Auf die Legalisation ist beiderseits im Interesse der V e r e i n f a c h u n g des Verkehrs verzichtet w o r d e n . Zu Artikel

VII

Für die Vollstreckbarerklärung britischer Entscheidungen in der Bundesrepublik Deutschland ist nach Absatz 1 sachlich das Landgericht zuständig. Die Vollstreckbarerklärung ist den Landgerichten mit Rücksicht auf ihren C h a r a k t e r als „superior c o u r t s " zugewiesen w o r d e n . Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem gewöhnlichen Aufenthalte des Schuldners o d e r nach der Belegenheit seines V e r m ö g e n s , in das der Gläubiger die Zwangsvollstreckung betreiben will. Die in Absatz 2 genannten beiden U r k u n d e n entsprechen den in Artikel V I Abs. 2 erwähnten. D a dem britischen V e r f a h r e n s r e c h t eine vollstreckbare Ausfertigung, wie sie im deutschen Recht vorgesehen ist (§ 724 Z P O ) , nicht bekannt ist, wird in Absatz 3 f ü r die Vollstreckbarkeit folgende unwiderlegliche V e r m u t u n g g e s c h a f f e n : H a t das britische Gericht eine beglaubigte Abschrift seiner Entscheidung erteilt, so ist damit der Nachweis erbracht, daß die britische Entscheidung zu der Zeit, als die beglaubigte Abschrift erteilt w u r d e , vollstreckbar war. Die Frage der Ü b e r s e t z u n g ist in Absatz 4 in Übereinstimmung mit Artikel V I Abs. 3 geregelt. Auch hier ist ebenso wie in Artikel V I Abs. 3 die Befreiung vom Legalisationszwange vorgesehen. Zu Artikel

VIII

In diesem Artikel sind einige T a t b e s t ä n d e , die sich sowohl bei der Registrierung nach englischem Recht als auch bei der Vollstreckbarerklärung nach deutschem Recht ergeben k ö n n e n , gemeinsam geregelt. Absatz 1 sieht die Ablehnung o d e r die A u f h e b u n g der Vollstreckbarerklärung oder Registrierung in zwei Fällen vor. Absatz 1 Buchstabe a bezieht sich — ähnlich wie § 767 Z P O — auf den Fall, daß die in der Entscheidung festgestellte G e l d f o r d e r u n g durch Z a h l u n g o d e r auf andere Weise nachträglich erloschen ist. N a c h Buchstabe b hat der A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung o d e r Registrierung dann keinen Erfolg, w e n n der Schuldner die Sachberechtigung des Antragstellers mit Erfolg gerügt hat. In Absatz 2 ist f ü r zwei Fälle eine sogenanntes Teilexequatur vorgesehen. Die Regelung soll den praktischen Bedürfnissen R e c h n u n g tragen. Sie soll gleichzeitig verhindern, daß auf einem U m w e g e eine sachliche N a c h p r ü f u n g der Entscheidung (révision au f o n d ) in dem V e r f a h r e n der Vollstreckbarerklärung o d e r Registrierung stattfindet. Im Falle des Buchstaben a p r ü f t das Gericht des Vollstreckungsstaates, ob dem Anspruch in seiner Gesamtheit V e r s a g u n g s g r ü n d e entgegenstehen ; ist dies nicht der Fall, so p r ü f t es n u r noch, ob ein Teil des Anspruchs nachträglich erloschen ist, und erteilt das Exequatur hinsichtlich des übrigen Teils. — In Buchstabe b wird vorausgesetzt, daß die f ü r vollstreckbar zu erklärende o d e r zu registrierende Entscheidung gleichzeitig mehrere materiellrechtliche Ansprüche, z. B. aus Kaufvertrag, WerklieferungsRolf A. Schütze

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vertrag und Darlehen, umfaßt. D a r a u s , daß dem Gericht des Vollstreckungsstaates gestattet wird, das Exeq u a t u r hinsichtlich eines oder m e h r e r e r Ansprüche zu versagen o d e r zu erteilen, folgt zugleich, d a ß es die Entscheidung nicht bei einem der Ansprüche nur z u m Teil f ü r vollstreckbar erklären oder registrieren darf. D a s ist ihm vielmehr nur gestattet, w e n n es zu der U b e r z e u g u n g gelangt, daß dieser einzelne Anspruch wie im Falle des Buchstaben a nachträglich zum Teil erloschen ist. Zu

ArtikelIX

Auch dieser Artikel bezieht sich wie Artikel VIII sowohl auf die Vollstreckbarerklärung nach deutschem als auch auf die Registrierung nach englischem Recht. Absatz 1 enthält den G r u n d s a t z , daß ein A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung o d e r Registrierung in der Sache nur aus den in den Artikeln V und VIII vorgesehenen G r ü n d e n abgelehnt werden darf. Die Vollstreckbarerklärung und die Registrierung sollen verfahrensrechtlich einfach sein und schnell zu einer Entscheidung f ü h r e n (Absatz 2 Satz 1). Dieser Verpflichtung ist in § 2 des Ausführungsgesetzes entsprochen. Die Vollstreckung der gerichtlichen Entscheidung darf in dem anderen Vertragsstaate nicht erschwert werden. Deshalb wird in Absatz 2 Satz 2 vorgesehen, d a ß jeder Antragsteller, der die Vollstreckbarerklär u n g oder die Registrierung nachsucht, ohne Rücksicht auf seine Staatsangehörigkeit von der Verpflicht u n g z u r Sicherheitsleistung f ü r die P r o z e ß k o s t e n befreit ist. In Absatz 2 Satz 3 m u ß dem U m s t a n d R e c h n u n g getragen w e r d e n , d a ß nach englischem Recht — section 2 subsection 1 des Foreign J u d g m e n t s (Reciprocal Enforcement) Act, 1933 — der A n t r a g auf Registrier u n g n u r innerhalb von sechs J a h r e n nach dem Erlaß der Entscheidung zulässig ist. D e r Lauf der Frist beginnt, je n a c h d e m ob die Entscheidung in erster Instanz oder ob sie in der Rechtsmittelinstanz erlassen ist, mit dem T a g e des Erlasses in erster Instanz oder in der Rechtsmittelinstanz. — Die deutsche Regelung, daß eine rechtskräftig festgestellte F o r d e r u n g erst in dreißig Jahren verjährt (§218 BGB), wird durch das Abk o m m e n nicht berührt. In Absatz 3 wird die Verzinsung der Urteilsforderung n ä h e r geregelt. Bis z u r Vollstreckbarerklärung o d e r Registrierung wird der Zinssatz beibehalten, der sich aus der Entscheidung ergibt. D a n a c h beträgt der Zinssatz f ü r die Urteilsforderung und die bisher aufgelaufenen Zinsen z u s a m m e n 4 v. H . Für das deutsche Recht bedeutet dies eine E r g ä n z u n g des § 248 BGB. Mit der Vollstreckbarerklärung o d e r der Registrierung wird die ausländische Entscheidung nach Absatz 4 einer inländischen gleichgestellt. In der Fassung des Absatzes 4 deutet sich der G e d a n k e an, daß G r u n d l a g e der Zwangsvollstreckung die f ü r vollstreckbar erklärte o d e r registrierte ausländische Entscheid u n g ist. Dieser G e d a n k e gewinnt in neuerer Zeit an Boden. Absatz 5 betrifft die U m r e c h n u n g der durch die Entscheidung festgestellten F o r d e r u n g , w e n n sei auf eine f r e m d e W ä h r u n g lautet. O b eine solche U m r e c h n u n g bei der Vollstreckbarerklärung oder Registrierung erforderlich ist, bestimmt sich nach dem Rechte des Vollstreckungsstaates. Zu

ArtikelX

Die Artikel X bis X I I I enthalten die Schlußbestimmungen. Artikel X sieht vor, daß A n w e n d u n g s - und Auslegungsschwierigkeiten auf diplomatischem W e g e behoben werden, o h n e daß dabei jedoch in die Rechtsprechungsgewalt der Gerichte eingegriffen werden darf. Zu

ArtikelXI

D a s A b k o m m e n soll sich auch auf das Land Berlin erstrecken, sofern nicht die Bundesregierung binnen einer bestimmten Frist seit dem Inkrafttreten eine gegenteilige E r k l ä r u n g abgibt. Zu

ArtikelXII

Artikel X I I e r ö f f n e t in Absatz 1 dem Vereinigten Königreich Großbritannien und N o r d i r l a n d die M ö g lichkeit, das A b k o m m e n auf solche Gebiete a u s z u d e h n e n , f ü r deren internationale Beziehungen es verantwortlich ist. Die Absätze 2 bis 5 bestimmen N ä h e r e s über das Inkrafttreten, die K ü n d i g u n g und das A u ß e r krafttreten dieser Ausdehnungen. Zu

ArtikelXIII

D a s A b k o m m e n bedarf g e m ä ß Artikel 59 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes der Z u s t i m m u n g durch ein Bundesgesetz und der Ratifikation (Satz 1). Es tritt einen M o n a t nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in K r a f t (Satz 3). Das A b k o m m e n gilt zunächst f ü r drei J a h r e und bleibt weiter in K r a f t , falls es nicht sechs M o n a t e vor Ablauf dieser Frist auf diplomatischem W e g e gekündigt wird (Satz 4). (389)

Stand: 1.8. 1979

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A Internationale Urteilsanerkennung

Eine Kündigung wird nicht sofort, sondern erst nach Ablauf von sechs Monaten seit ihrer Notifizierung wirksam. Zum

Unterzeichnungsprotokoll

Das Unterzeichnungsprotokoll nimmt, wie bereits zu Artikel III Abs. 3 erwähnt ist, zugunsten der Bundesrepublik Deutschland bestimmte Entscheidungen in Ehe- und Statussachen von der Anerkennung oder Vollstreckung aus. A II 5 c

Ausführungsgesetz zu dem A b k o m m e n v o m 2 8 . 3 . 1961 (BGBl. I, 301)

Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen (1) Für die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen (Artikel I Abs. 3, Artikel II Abs. 1, Artikel V, VII bis IX des Abkommens) ist sachlich das Landgericht zuständig. (2) Ortlich zuständig ist das Landgericht, in dessen Bezirk der Schuldner seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat oder sich Vermögen des Schuldners befindet. §2 Für die Vollstreckbarerklärung der in § 1 Abs. 1 genannten gerichtlichen Entscheidungen gelten § 1042 a Abs. 1, 1042 b, 1042 c und 1042 d der Zivilprozeßordnung entsprechend. §3 Hängt die Vollstreckung nach dem Inhalt der gerichtlichen Entscheidung von einer dem Gläubiger obliegenden Sicherheitsleistung, von dem Ablauf einer Frist oder von dem Eintritt einer anderen Tatsache ab, oder wird die Vollstreckbarerklärung zugunsten eines anderen als des in der gerichtlichen Entscheidung bezeichneten Gläubigers oder gegen einen anderen als den darin bezeichneten Schuldner nachgesucht, so ist die Frage, inwieweit die Vollstreckbarerklärung von dem Nachweis besonderer Voraussetzungen abhängig oder ob die Entscheidung für oder gegen den anderen vollstreckbar ist, nach dem Recht zu entscheiden, das für das Gericht des Urteilsstaates maßgebend ist. Der Nachweis ist durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden zu führen, sofern nicht die Tatsachen bei dem Gericht offenkundig sind. Kann er in dieser Form nicht erbracht werden, so ist mündliche Verhandlung anzuordnen. §4 (1) In dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung einer gerichtlichen Entscheidung kann der Schuldner auch Einwendungen gegen den Anspruch selbst insoweit geltend machen, als die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach dem Erlaß der gerichtlichen Entscheidung entstanden sind. (2) Ist eine gerichtliche Entscheidung für vollstreckbar erklärt, so kann der Schuldner Einwendungen gegen den

Anspruch selbst in einem Verfahren nach § 767 der Zivilprozeßordnung nur geltend machen, wenn die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach Ablauf der Frist, innerhalb deren er Widerspruch hätte einlegen können (§ 1042 c Abs. 2, § 1042 d Abs. 1 der Zivilprozeßordnung), oder erst nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der er Einwendungen spätestens hätte geltend machen müssen. §5 (1) Macht der Schuldner gegenüber dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung geltend, daß er gegen die gerichtliche Entscheidung, deren Vollstreckbarerklärung beantragt wird, einen Rechtsbehelf eingelegt habe, und weist er dies nach, so kann das Gericht, das über den Antrag zu entscheiden hat, das Verfahren der Vollstreckbarerklärung bis zur Entscheidung über den Rechtsbehelf aussetzen. Das Gericht kann aber auch das Verfahren sogleich fortsetzen. (2) Macht der Schuldner geltend, daß er einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung erst einlegen wolle, und weist er nach, daß die Frist für die Einlegung dieses Rechtsbehelfs nach dem Recht, das für das Gericht des Urteilsstaates maßgebend ist, noch nicht abgelaufen ist, so kann das Gericht, das über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung zu entscheiden hat, dem Schuldner eine Frist setzen, innerhalb deren er nachzuweisen hat, daß er den Rechtsbehelf eingelegt hat. Das Gericht kann aber auch das Verfahren sogleich aussetzen oder fortsetzen. §6 Aus den für vollstreckbar erklärten gerichtlichen Entscheidungen findet die Zwangsvollstreckung statt, sofern die Entscheidung über die Vollstreckbarkeit rechtskräftig oder für vorläufig vollstreckbar erklärt ist. Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung §7 (1) Wird eine gerichtliche Entscheidung nach der Vollstreckbarerklärung in dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland aufgehoben oder abgeändert und kann der Schuldner diese Tatsache in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung nicht mehr gelRolf A.Schütze

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Deutsch-britisches Abkommen 1960 tend machen, so kann er die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung in einem besonderen Verfahren beantragen. (2) Für die Entscheidung über den Antrag ist das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszug entschieden hat. Über den Antrag kann ohne mündliche Verhandlung entschieden werden; vor der Entscheidung ist der Gläubiger zu hören. Die Entscheidung ergeht durch Beschluß, der dem Gläubiger und dem Schuldner von Amts wegen zuzustellen ist. Der Beschluß unterliegt der sofortigen Beschwerde. (3) Für die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln gelten §§ 769, 770 der Zivilprozeßordnung entsprechend. Die Aufhebung einer Vollstreckungsmaßregel ist auch ohne Sicherheitsleistung zulässig. Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen

zufertigen, von den Richtern besonders zu unterschreiben und der Geschäftsstelle zu übergeben; der Tatbestand und die Entscheidungsgründe können auch von Richtern unterschrieben werden, die bei dem Urteil nicht mitgewirkt haben. (3) Für die Berichtigung des nachträglich angefertigten Tatbestandes gilt § 320 der Zivilprozeßordnung entsprechend. Jedoch können bei der Entscheidung über einen Antrag auf Berichtigung auch solche Richter mitwirken, die bei dem Urteil oder der nachträglichen Anfertigung des Tatbestandes nicht mitgewirkt haben. (4) Für die Vervollständigung des Urteils werden Gerichtsgebühren nicht erhoben.

Vierter Abschnitt Schlußbestimmungen §10

Ist zu erwarten, daß ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil in dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland geltend gemacht werden soll, so darf das Urteil nicht in abgekürzter Form (§ 313 b der Zivilprozeßordnung) hergestellt werden.

(1) Die Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte vom 26. Juli 1957 (Bundesgesetzbl. I S. 861, 907) wird wie folgt geändert: In § 37 wird nach N u m m e r 6 folgende Vorschrift eingefügt: „6 a. die f ü r die Geltendmachung im Ausland vorgesehene Vervollständigung der Entscheidung ;". (2) §9 Abs. 4 Satz 2 des Gesetzes vom 26. Juni 1959 (Bundesgesetzbl. I S. 425) wird aufgehoben.

§9

§11

(1) Will eine Partei ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil, das nach $ 313 b der Zivilprozeßordnung in abgekürzter Form hergestellt ist, in dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland geltend machen, so ist das Urteil auf ihren Antrag zu vervollständigen. Der Antrag kann bei dem Gericht schriftlich eingereicht oder mündlich zum Protokoll der Geschäftsstelle angebracht werden. Über den Antrag wird ohne mündliche Verhandlung entschieden. (2) Zur Vervollständigung des Urteils sind der Tatbestand und die Entscheidungsgründe nachträglich an-

Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4.Jnauar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin.

§8

§12 Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Abkommen vom 14. Juli 1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen in Kraft.

Begründung zu dem Ausführungsgesetz (BTDrucks. III Nr. 2361) Das Abkommen vom 14. Juli 1960 zischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen bedarf zu seiner Ausführung in der Bundesrepublik Deutschland eines Gesetzes. Wie bei den Vollstreckungsverträgen, die bereits zwischen der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten gelten — deutsch-schweizerisches Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 2. N o vember 1929 (RGBl. 1930 II S. 1066), deutsch-italienisches Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 9. März 1936 (RGBl. 1937 II S. 145), deutsch-österreichischer Vertrag über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 6. Juni 0 9l >

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A Internationale Urteilsanerkennung

1959 (BGBl. 1960 II S. 1245) und bei dem deutsch-belgischen Abkommen über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 30. Juni 1958, dessen Ratifikation bevorsteht (BGBl. 1959 II S. 765) —, ist wiederum ein besonderes Ausführungsgesetz erforderlich. Ohne eine ausdrückliche Regelung würden Entscheidungen der Gerichte des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland in dem Urteilsverfahren nach den §§ 722, 723 Z P O f ü r vollstreckbar zu erklären sein. Dieses Verfahren wird gemeinhin nur bei der Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen solcher Staaten angewendet, zu denen keine vertraglichen Beziehungen bestehen. Artikel IX Abs. 2 Satz 1 des deutsch-britischen Vollstreckungsabkommens verpflichtet beide Vertragsstaaten, f ü r die Vollstreckbarerklärung ein einfaches und beschleunigtes Verfahren vorzusehen. Das umständliche Verfahren nach den §§ 722, 723 Z P O wäre mit dieser Verpflichtung nicht zu vereinbaren. Deshalb wird wie bei der Ausführung der erwähnten anderen zweiseitigen Vollstreckungsverträge ein erleichtertes Verfahren der Vollstreckbarerklärung eröffnet. Der Entwurf lehnt sich hierbei an die bereits geltenden Ausführungsvorschriften an — Verordnung zur Ausführung des deutsch-schweizerischen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Schiedssprüchen vom 23. August 1930 (RGBl. II S. 1209), Verordnung zur Ausführung des deutsch-italienischen Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 18. Mai 1937 (RGBl. II S. 143), Gesetz zur Ausführung des Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien vom 30. Juni 1958 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Schiedssprüchen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 26. Juni 1959 (BGBl. I S. 425), das nach der Ratifikation des deutsch-belgischen Abkommens demnächst in Kraft treten wird (§ 15 a.a.O.), und Gesetz zur Ausführung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich vom 6. Juni 1959 über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 8. März 1960 (BGBl. I S . 169). Wie schon bei dem Ausführungsgesetz zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag könnte sich die Frage erheben, ob es nicht zweckmäßig sei, die bereits geltenden Vorschriften und die jetzt vorgeschlagenen gesetzlichen Bestimmungen in einem einheitlichen Gesetz zusammenzufassen, das allgemein die Vollstreckbarerklärung ausländischer Entscheidungen im Anschluß an einen Staatsvertrag regeln würde. Die Zeit f ü r die Verwirklichung einer solchen Idee ist indes auch heute noch nicht gekommen. Einmal weisen die einzelnen Ausführungsgesetze Verschiedenheiten auf, die jeweils durch die Eigenheiten der Vollstreckungsverträge bedingt sind. So sind zum Beispiel in § 3 des Ausführungsgesetzes zum deutschösterreichischen Vollstreckungsvertrag besondere Vorschriften über die Vollstreckung österreichischer Titel, bei denen nur die Exekution zur Sicherstellung zulässig ist, enthalten, die in anderen Ausführungsgesetzen nicht erforderlich waren und auch in den vorliegenden Entwurf nicht aufgenommen worden sind. Zum anderen ist damit zu rechnen, daß die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Entwicklung in Europa in nächster Zeit weitere zweiseitige Vollstreckungsverträge abschließen wird. Der vorläufige Entwurf eines Vertrages mit dem Königreich Griechenland ist bereits am 2. Juni 1960 paraphiert worden; Verhandlungen über den Abschluß eines Vollstreckungsvertrages bahnen sich mit Norwegen, den Niederlanden und Frankreich an. Ferner haben innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft kürzlich erste Beratungen über ein mehrseitiges Vollstreckungsübereinkommen begonnen; die I X . T a g u n g der Haager Konferenz f ü r Internationales Privatrecht hat sich auf Wunsch des Europarates im Oktober 1960 ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt. D a somit auf diesem Gebiete weitere Veränderungen zu erwarten sind, erscheint es ratsam, zunächst noch abzuwarten, bis weitere Vollstreckungsverträge abgeschlossen werden und sich dabei nach und nach eine gemeinsame Linie f ü r ein deutsches Ausführungsgesetz ergibt. In dem Ausführungsgesetz werden die Fragen gelöst, die sich bei der Anwendung des Vertrages ergeben und die im deutschen Recht bisher nicht geregelt sind. So ist es notwendig, besondere Vorschriften über die Aussetzung des Verfahrens zu schaffen, wenn der Schuldner nachweist, daß er die Entscheidung, die in dem Urteilsstaat ergangen ist, angefochten hat oder noch anfechten kann (§ 5). Ferner ist die Aufhebung oder Änderung der Vollstreckbarerklärung zu regeln f ü r den Fall, daß der Schuldtitel, der f ü r vollstreckbar erklärt worden ist, später aufgehoben oder abgeändert wird (§ 7). Schließlich ist darauf Bedacht zu nehmen, daß deutsche Versäumnis- und Anerkenntnisurteile, die gemeinhin keinen Tatbestand und keine Entscheidungsgründe enthalten, wegen Artikel VI Abs. 2 Buchstabe a des Abkommens vervollständigt werden (SS 8 . 9 ) .

Zu den einzelnen Vorschriften ist folgendes zu bemerken:

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Deutsch-britisches Abkommen 1960

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Erster Abschnitt Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen In dem Ersten Abschnitt sind die Vorschriften enthalten, die sich auf die Vollstreckbarerklärung der Entscheidungen, die von Gerichten im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland erlassen worden sind, in der Bundesrepublik Deutschland beziehen. Nach dem deutsch-britischen Vollstreckungsabkommen kommen f ü r die Vollstreckung in der Bundesrepublik Deutschland nur gerichtliche Entscheidungen in Betracht (Artikel I Abs. 3, Artikel II Abs. 1, Artikel V, VII bis IX). Gerichtliche Vergleiche brauchen unter den Titeln aus dem Vereinigten Königreich nicht erwähnt zu werden, weil das angelsächsische Recht sie anders als das deutsche Recht nicht kennt; in Großbritannien und Nordirland ergeht, falls die Parteien vergleichsbereit sind, eine gerichtliche Entscheidung in der Form des „judgment by consent". Zu §1 In § 1 wird die sachliche und örtliche Zuständigkeit f ü r die Vollstreckbarerklärung gerichtlicher Entscheidungen, die in dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland ergangen sind, in Anlehnug an § 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen vom 26. Juni 1959 (BGBl. I S . 425) und an § 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag vom 8. März 1960 (BGBl. I S . 169) geregelt. Der Entwurf weicht jedoch in § 1 Abs. 1 von diesen beiden Vorbildern ab. Artikel VII Abs. 1 des deutschbritischen Abkommens sieht bereits vor, daß f ü r die Entscheidung über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung nur das Landgericht — nicht auch das Amtsgericht — sachlich zuständig ist. An sich brauchte diese Vorschrift nicht in das Ausführungsgesetz aufgenommen zu werden, weil Artikel VII Abs. 1 mit dem Inkrafttreten des Abkommens bereits zu innerstaatlichem Recht wird. § 1 Abs. 1 ist jedoch in den Entwurf aufgenommen worden, um den gewohnten Aufbau der bisherigen Ausführungsgesetze beizubehalten und dem deutschen Richter die P r ü f u n g der Zuständigkeitsfrage zu erleichtern. Ahnliches gilt für § 1 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes. Er hat sein Vorbild in den Artikeln 1 der Ausführungsverordnungen zu dem deutschschweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen sowie in den Absätzen 2 der §§ 1 der Ausführungsgesetze zu dem deutsch-belgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag; ihm mußte jedoch ein anderer Inhalt gegeben werden. Die örtliche Zuständigkeit ist bereits durch Artikel VII Abs. 1 des deutsch-britischen Abkommens selbst vorbestimmt. Zu §2 Wie bereits in der Einleitung bemerkt worden ist, soll das Verfahren der Vollstreckbarerklärung gegenüber dem gewöhnlichen Verfahren nach den §§ 722, 723 Z P O wesentlich vereinfacht werden. Deshalb wird die Regelung übernommen, die sich bei der Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche bewährt hat. Für den Gang des Verfahrens genügt es, wie in den früheren Ausführungsvorschriften (Artikel 2 der Ausführungsverordnungen zum deutsch-schweizerischen und zum deutsch-italienischen Vollstrekkungsabkommen sowie §§ 2 der Ausführungsgesetze zum deutsch-belgischen und zum deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen) auf § 1042 a Abs. 1, §§ 1042 b, 1042 c und 1042 d Z P O zu verweisen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, daß über den Antrag auf Vollstreckbarerklärung im allgemeinen ohne mündliche Verhandlung durch Beschluß entschieden werden kann (§ 1042aAbs. 1 Satz 1 Z P O ) . Hervorzuheben ist, daß der Schuldner in jedem Falle vor der Entscheidung gehört werden muß (§ 1042 a Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 Z P O ) . Sind die Voraussetzungen f ü r die Vollstreckbarerklärung gegeben, so wird die ausländische Entscheidung f ü r vollstreckbar erklärt (vgl. $ 1042 c Abs. 1 Z P O für die Entscheidung durch Beschluß). Zu §3 In $ 3 sind wie in den Artikeln 3 der Ausführungsverordnungen zum deutsch-schweizerischen und zum deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen und wie in den §§ 4 der Ausführungsgesetze zum deutschbelgischen und zum deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen gewisse Tatbestände behandelt, die bei der Vollstreckbarerklärung nach dem innerstaatlichen Recht (§§ 726, 727 Z P O ) Bedeutung erlangen können. Hierher gehören die Fälle, in denen die Vollstreckung von dem Eintritt einer Bedingung abhängig oder erst nach Ablauf einer Frist zulässig ist oder in denen sie f ü r oder gegen einen Rechtsnachfolger durchgeführt werden soll (vgl. Artikel I Abs. 5 des deutsch-britischen Abkommens). Die Frage, ob z. B. die Bedingung f ü r die Vollstreckung eingetreten ist, beurteilt sich entsprechend den allgemeinen Grundsätzen des internationalen Zivilprozeßrechts nach dem Rechte des Urteilsstaates. Deshalb wird in $ 3 Satz 1 insoweit ausdrücklich auf dieses Recht verwiesen. (3931

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In Satz 3 wird entsprechend § 731 Z P O Vorsorge getroffen, daß ein Antrag auf Vollstreckbarerklärung nicht deshalb abgelehnt werden muß, weil die erforderlichen Nachweise nicht durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden erbracht werden können. Für einen solchen Fall ist die mündliche Verhandlung vorgesehen; von ihr ist die erforderliche Klärung zu erwarten. Zu §4 Nach einem allgemein anerkannten Grundsatz des internationalen Zivilprozeßrechts brauchen Einwendungen gegen den in einem ausländischen Schuldtitel festgestellten Anspruch nicht notwendig in dem Heimatstaat des Titels vorgebracht zu werden; sie können in bestimmtem Umfange auch in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vor den Gerichten des Vollstreckungsstaates geltend gemacht werden. Auf diesem Grundsatz, der in der Rechtsprechung des Reichsgerichts in dem Urteilsverfahren nach § 723 Z P O anerkannt worden ist (RGZ Bd. 13 S. 348, Bd. 114 S. 173, Bd. 165 S. 374 ff.), beruhen die Artikel 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen sowie die §§ 5 der Ausführungsgesetze zu dem deutsch-belgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen. Von dieser gefestigten Auffassung geht auch der vorliegende Entwurf aus. Jedoch wird von den Artikeln 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen insofern abgewichen, als der Schuldner mit den Einwendungen nicht allein auf den Rechtsbehelf des Widerspruchs gegen die Vollstreckbarerklärung verwiesen, sondern ermächtigt wird, die Einwendungen alsbald gegenüber dem Antrag des Gläubigers auf Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Es wäre umständlich und nicht zu vertreten, zunächst die Vollstreckbarerklärung auszusprechen und erst dann die Einwendungen des Schuldners mit dem Ergebnis zu berücksichtigen, daß die Vollstreckbarerklärung aufzuheben und der Antrag auf Vollstreckbarerklärung zurückzuweisen wäre, wie es bei einer inhaltlichen Übernahme der Artikel 4 der genannten Ausführungsverordnungen der Fall sein würde. Der Entwurf folgt vielmehr hier der neuen Regelung, die in den §§5 der Ausführungsgesetze zu dem deutsch-belgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen enthalten ist. Der Rahmen, in dem Einwendungen gegen den Anspruch selbst zulässig sind, wird in Absatz 1 ebenso wie in den Absätzen 1 der §§ 5 der Ausführungsgesetze zu dem deutsch-belgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen nur in den Grundzügen festgelegt. Die einzelnen denkbaren Fälle sind zu verschieden gelagert, als daß die Frage erschöpfend geregelt werden könnte. Es ist nur Vorsorge zu treffen, daß eine sachlich nicht gerechtfertigte Vollstreckbarerklärung vermieden wird. Andererseits muß die Möglichkeit, daß der Schuldner Einwendungen .gegen den Anspruch selbst schon in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorbringen kann, gegen die andere, daß er solche Einwendungen erst später im Wege der Vollstreckungsgegenklage geltend macht, näher abgegrenzt werden. Nach den Artikeln 4 der Ausführungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabkommen konnte der Schuldner frei wählen. Eine solche Lösung befriedigt nicht recht, weil sie im Einzelfall zu einer Aufeinanderfolge von zwei Verfahren, nämlich dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung und der Vollstreckungsgegenklage führen kann. Mit dem Grundatz der Prozeßwirtschaftlichkeit, der eine solche H ä u f u n g von Verfahren verbietet, soweit die Belange des Schuldners gewahrt bleiben, ist eher die neue Lösung vereinbar, die in den Absätzen 3 der §§ 5 der Ausführungsgesetze zu dem deutsch-belgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen enthalten ist. Es wird danach dem Schuldner im Grundsatz die Verpflichtung auferlegt, alle Einwendungen, die in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung berücksichtigt werden könnten, in diesem Verfahren auch vorzubringen. Diese Regelung beruht auf dem Gedanken, daß einem Schuldner, dem die Möglichkeit eingeräumt wird, in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend zu machen, auch zugemutet werden kann, hiervon Gebrauch zu machen. Der Schuldner ist also gehalten, in einem Beschlußverfahren, das nach § 2 des Entwurfs in Verbindung mit § 1042 a Abs. 1 Satz 2 Z P O eingeleitet wird, alle Einwendungen, deren Gründe vor Ablauf der Widerspruchsfrist (§ 1042 d Abs. 1 Z P O ) entstanden sind, bis zum Ablauf dieser Frist geltend zu machen. Einwendungen, die bis zu diesem Zeitpunkt hätten geltend gemacht werden können, sind später in einem Verfahren nach § 767 Z P O nicht mehr zulässig. Deshalb kann die Vollstreckungsgegenklage, wie sich aus Absatz 2 ergibt, nach einem voraufgegangenen Beschlußverfahren nur auf solche Einwendungen gestützt werden, deren Gründe erst nach Ablauf der Widerspruchsfrist entstanden sind. Wird über einen Antrag auf Vollstreckbarerklärung im Urteilsverfahren entschieden (§ 2 des Ausführungsgesetzes, § 1042 a Abs. 1 Satz 2, § 1042 c Abs. 2 Z P O ) , so dürfen im Wege der Vollstreckungsgegenklage nur solche Einwendungen gegen den Anspruch selbst geltend gemachtwerden, die nach dem Schluß der mündlichen Verhandlung entstanden sind, in der sie spätestens hätRolf A. Schütze

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Deutsch-britisches A b k o m m e n 1960

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ten geltend gemacht werden müssen. Diese Regelung steht mit derjenigen in Einklang, die in § 767 Z P O f ü r das allgemeine P r o z e ß v e r f a h r e n enthalten ist. D e r Entwurf sueht, wiederum in Übereinstimmung mit den §§ 5 der Ausführungsgesetze zu dem deutschbelgischen und dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsabkommen, davon ab, neben der prozessualen Behandlung von Einwendungen gegen den Anspruch selbst auch diejenige von Einwendungen gegen die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel (§§ 732, 768 Z P O ) zu regeln, wie es in den Artikeln 4 der A u s f ü h rungsverordnungen zu dem deutsch-schweizerischen und dem deutsch-italienischen Vollstreckungsabk o m m e n geschehen ist. Solche Einwendungen (z. B. der Einwand, d a ß die Vollstreckbarkeit des Titels aufgehoben o d e r daß der Gläubiger nicht legitimiert sei), die bei einem deutschen Schuldtitel zu einem Antrag nach § 732 Z P O o d e r zu einer Klage nach $ 768 Z P O berechtigen w ü r d e n , müssen in dem V e r f a h r e n der Vollstreckbarerklärung erhoben w e r d e n , da sie Voraussetzungen f ü r die Vollstreckbarerklärung betreffen. Soweit sie sich gegen die Vollstreckungsklausel zu der Entscheidung über die Vollstreckbarerklärung richten, sind sie erst denkbar, nachdem diese Klausel erteilt ist, so daß sie in dem V e r f a h r e n der Vollstreckbarerklärung selbst noch nicht geltend gemacht werden können. Zu §5 N a c h Artikel V in V e r b i n d u n g mit Artikel I Abs. 3 des deutsch-britischen Vollstreckungsabkommens können auch Entscheidungen, die noch nicht rechtskräftig sind, f ü r vollstreckbar erklärt w e r d e n . Ferner ist der Fall zu berücksichtigen, daß selbst eine rechtskräftige Entscheidung mit einem außerordentlichen Rechtsbehelf angefochten wird. Artikel V Abs. 1 Unterabsatz 2 des A b k o m m e n s e r ö f f n e t die Möglichkeit, die Entscheidung über den A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung auszusetzen, w e n n der Schuldner die gerichtliche Entscheidung im Urteilsstaate mit ordentlichen o d e r außerordentlichen Rechtsbehelfen angefochten hat o d e r noch anfechten kann. D u r c h § 5 des Ausführungsgesetzes soll der Schuldner davor geschützt werde, daß ihm aus der Vollstreckung einer Entscheidung, die auf G r u n d eines Rechtsbehelfs nachträglich a u f g e h o b e n wird, Nachteile entstehen. Absatz 1 regelt den Fall, d a ß der Schuldner gegenüber dem A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung nachweist, er habe vor einem Gericht im Vereinigten Königreich Großbritannien und N o r d i r l a n d bereits einen Rechtsbehelf eingelegt. H i e r kann das deutsche Gericht nach seinem Ermessen ungeachtet dieses V o r b r i n gens das V e r f a h r e n der Vollstreckbarerklärung fortsetzen, also unter U m s t ä n d e n dem A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung sogleich stattgeben, oder aber das V e r f a h r e n der Vollstreckbarerklärung aussetzen. Absatz 2 betrifft den Fall, daß der Schuldner einen Rechtsbehelf z w a r noch nicht eingelegt hat, daß er aber vorträgt, er wolle von einem Rechtsbehelf Gebrauch machen. D e r Schuldner hat hier nachzuweisen, daß ihm ein Rechtsbehelf noch offensteht. Bevor das deutsche Gericht die Entschließung trifft, ob es das V e r f a h r e n ungeachtet dieses Vorbringens fortsetzen o d e r aussetzen will, kann es dem Schuldner eine Frist bestimmen, innerhalb deren er nachweisen muß, ob er von dem Rechtsbehelf Gebrauch gemacht hat. Eine solche Auflage wird sich immer dann empfehlen, w e n n dem deutschen Gericht der Sachverhalt f ü r eine Entschließung über die Aussetzung o d e r die Fortsetzung des V e r f a h r e n s noch nicht genügend geklärt erscheint. H e r v o r z u h e b e n ist, d a ß der A n t r a g auf Vollstreckbarerklärung in den beiden Fällen, die in den Absätzen 1 und 2 behandelt sind, wegen des d o r t erwähnten Vorbringens des Schuldners nach Artikel V Abs. 1 Unterabsatz 2 nicht abgelehnt w e r d e n darf. Zu §6 Aus der gerichtlichen Entscheidung, die in dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland ergangen ist, kann die Zwangsvollstreckung im Inland erst betrieben w e r d e n , nachdem diese Entscheidung f ü r vollstreckbar erklärt w o r d e n ist. Mit der Vollstreckbarerklärung entsteht ein neuer Zwangsvollstrekkungstitel, der in § 794 Z P O und anderen Vorschriften noch nicht enthalten ist. Deshalb war wie in $ 6 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag eine besondere Bestimmung zu schaffen, welche die Liste der Vollstreckungstitel ergänzt.

Zweiter Abschnitt Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung In diesem Abschnitt sind die Folgen näher geregelt, die sich f ü r die Vollstreckbarerklärung im Inland ergeben, w e n n die ihr z u g r u n d e liegende gerichtliche Entscheidung im Vereinigten Königreich G r o ß b r i t a n nien und N o r d i r l a n d a u f g e h o b e n o d e r abgeändert wird. (395)

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A Internationale Urteilsanerkennung

Zu §7 Die Vollstreckungskraft der im Vereinigten Königreich ergangenen Entscheidung und die Vollstreckbarerklärung im Inland stehen in engem Zusammenhang. H a t die Entscheidung in ihrem Ursprungsland die Vollstreckungskraft aus irgendeinem Grunde verloren, so kann auch die inländische Vollstreckbarerklärung keinen Bestand mehr haben. In der Regel wird der Schuldner wohl in der Lage sein, noch im Laufe des Verfahrens der Vollstreckbarerklärung, z. B. im Wege des Widerspruchs (§ 2 des Ausführungsgesetzes in Verbindung mit 5 1042 c Abs. 2 Z P O ) , geltend zu machen, daß der f ü r vollstreckbar zu erklärende Titel aufgehoben oder abgeändert sei. Vorsorge ist f ü r den Fall zu treffen, daß es dem Schuldner nicht mehr möglich ist, die Aufhebung oder Abänderung des Titels in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung vorzubringen. Alsdann muß die Vollstreckbarerklärung, die nunmehr der Grundlage entbehrt, nachträglich in einem besonderen Verfahren beseitigt werden. Im deutschen Recht ist bisher nur der Fall geregelt, daß ein ausländischer Schiedsspruch nach der Vollstreckbarerklärung im Ausland aufgehoben wird. Für ihn sieht § 1044 Abs 4 Z P O vor, daß die Vollstreckbarerklärung auf eine förmliche Klage aufzuheben ist. Bei anderen Titeln kommt die Vollstreckungsgegenklage nach § 767 Z P O in Betracht (vgl. Stein-Jonas-Schönke-Pohle: Kommentar zur Z P O , 18. Aufl., § 723 Anm. 13). Der Schuldner muß also stets im Wege der Klage vorgehen. Nachdem f ü r das V e r f a h r e n d e r Vollstreckbarerklärung selbst grundsätzlich das erleichterte Beschlußverfahren vorgesehen wird, ist es geboten, auch das Verfahren der Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung zu vereinfachen, wie dies bereits in den Ausführungsgesetzen zu dem deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen (§ 6) und zu dem deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag (§ 7) geschehen ist. Es soll also in jedem Falle bei dem Beschlußverfahren verbleiben. Dies erscheint sachgerecht und auch tragbar, weil jeweils nur über eindeutige Tatbestände zu entscheiden sein wird. Nach Absatz 2 ist f ü r das Verfahren, in dem die Aufhebung oder Abänderung beantragt wird, das Gericht ausschließlich zuständig, das in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung im ersten Rechtszuge entschieden hat. Damit wird die ursprüngliche Zuständigkeit aus Gründen der Zweckmäßigkeit auch f ü r das Aufhebungs- oder Abänderungsverfahren beibehalten, wie das auch in § 767 Abs. 1 Z P O vorgesehen ist. Der Schuldner kann sich vor weiteren, an sich unberechtigten Vollstreckungsmaßnahmen dadurch schützen, daß er gemäß Absatz 3 die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung bereits getroffener Vollstreckungsmaßregeln beantragt. Wie sich aus der Bezugnahme auf § 769 Z P O ergibt, kann er sich in dringenden Fällen auch an das Amtsgericht als Vollstreckungsgericht wenden, noch bevor das Verfahren bei dem Gericht eingeleitet ist, das für die Aufhebung oder Abänderung der Vollstreckbarerklärung zuständig ist. Wird die Vollstreckbarerklärung aufgehoben, so wird dem Schuldner regelmäßig wegen der vorzeitigen Vollstreckung ein Anspruch auf Herausgabe des Erlangten oder auf Schadensersatz gegen den Gläubiger zustehen. Die Grundlage f ü r diesen Anspruch bildet §717 Abs. 2 oder Abs. 3 Z P O , falls die vorläufige Vollstreckbarerklärung aus Gründen, die allein in dem Verfahren der Vollstreckbarerklärung liegen, aufgehoben wird, z. B. deshalb, weil die Voraussetzungen f ü r die Vollstreckbarerklärung nicht gegeben waren. Wird dagegen die Vollstreckbarerklärung deshalb aufgehoben, weil die ausländische gerichtliche Entscheidung ihrerseits aufgehoben worden ist, so beurteilt sich die Frage, ob und in welchem Umfange dem Schuldner ein Anspruch gegen den Gläubiger zusteht, entsprechend den Grundsätzen des internationalen Privatrechts nach dem Rechte des Urteilsstaates. Mit diesem Fall wird in der Praxis kaum zu rechnen sein, da im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland gerichtliche Entscheidungen im Rechtsmittelwege nur selten aufgehoben werden. Daraus erklärt es sich, daß die H a f t u n g bei vorzeitiger Vollstrekkung im Vereinigten Königreich gesetzlich nicht geregelt ist. Sie ist in der Rechtsprechung vereinzelt behandelt. Diese gewährt dem Schuldner grundsätzlich einen Bereicherungsanspruch, in besonderen Fällen, in denen dem aufgehobenen Urteil schwere Mängel anhafteten, einen Schadensersatzanspruch. Die Entscheidung hängt davon ab, wie der einzelne Fall jeweils gelagert ist. Deshalb kann ein allgemeiner Hinweis auf die Rechtslage, wie er in § 7 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen und in § 8 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag enthalten ist, nicht gegeben werden. Dritter Abschnitt Besondere Vorschriften für deutsche gerichtliche Entscheidungen Will der Gläubiger einen Antrag auf Registrierung der deutschen Entscheidung in Großbritannien stellen, so muß er nach Artikel VI Abs. 2 Buchstabe a des Abkommens eine beglaubigte Abschrift der Entscheidung vorlegen, die mit Gründen versehen ist. Ist die deutsche Entscheidung nicht mit Gründen versehen, so Rolf A. Schütze

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Deutsch-britisches Abkommen 1960

IntZPR

können diese in einer besonderen Urkunde der Entscheidung angeschlossen werden. Es muß deshalb Vorsorge getroffen werden, daß deutsche Entscheidungen, die nach innerstaatlichem Recht an sich ausnahmsweise keiner Begründung bedürfen, vervollständigt werden können. Im Dritten Abschnitt sind die hierfür erforderlichen Vorschriften enthalten. Diese lehnen sich an die §§ 8 und 9 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen an, damit auch hier die Einheitlichkeit der Regelungen gewahrt bleibt. Zu §8 Versäumnis- oder Anerkenntnisurteile, bei denen § 313 Abs. 3 Z P O eine Ausnahme von dem Begründungszwang vorsieht, dürfen nicht in abgekürzter Form hergestellt werden, wenn zu erwarten ist, daß sie im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland geltend gemacht werden. Ob mit einer Vollstreckung im Vereinigten Königreich zu rechnen ist, wird sich vielfach aus dem Vorbringen im Prozeß entnehmen lassen. Es wird vornehmlich Sache des Klägers sein, dem Gericht rechtzeitig Näheres vorzutragen. Zu §9 Ist ein Versäumnis- oder Anerkenntnisurteil, das im Vereinigten Königreich geltend gemacht werden soll, in abgekürzter Form hergestellt worden, z. B. weil im Zeitpunkt seines Erlasses mit einer Vollstreckung in Großbritannien und Nordirland noch nicht zu rechnen war, so kann es in dem Verfahren, das in § 9 näher geregelt wird, vervollständigt werden. Für die nachträgliche Herstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe bedarf es lediglich eines Antrags der Partei, die das Urteil in dem Vereinigten Königreich geltend machen will. Da die Vervollständigung des Urteils für den sachlichen Gegenstand des Verfahrens, das bereits abgeschlossen ist, ohne Bedeutung ist, erscheint es nicht erforderlich, für den Antrag in den Fällen, in denen für den Rechtsstreit selbst Anwaltszwang bestanden hat, die Vertretung durch einen Anwalt zwingend vorzuschreiben. Nach Absatz 1 Satz 2 soll es genügen, daß der Antrag schriftlich oder vor der Geschäftsstelle zu Protokoll gestellt wird. Ein besonderes förmliches Verfahren ist für die Vervollständigung nicht vorgesehen. Die erforderlichen Unterlagen sind in den Akten des Gerichts bereits vorhanden. Irgendwelche Streitpunkte unter den Parteien sind nicht zu entscheiden; deshalb ist auch eine vorherige Anhörung des Gegners nicht zwingend vorgeschrieben. Bei der nachträglichen Herstellung von Tatbestand und Entscheidungsgründen, die sich nur auf den Akteninhalt zu stützen braucht, bedarf es nicht der Mitwirkung der Richter, welche die Entscheidung erlassen haben. Tatbestand und Entscheidungsgründe können daher auch von anderen Richtern abgefaßt und unterschrieben werden (Absatz 2). Über den Antrag wird ohne mündliche Verhandlung entschieden (Absatz 1 Satz 3). Wenn auch bei der nachträglichen Herstellung des Tatbestandes wohl kaum je ein Bedürfnis für eine Berichtigung auftreten wird, so soll diese Möglichkeit gleichwohl in Rechnung gestellt werden. Deshalb ist in Absatz 3 vorgesehen, daß § 320 Z P O in solchen Ausnahmefällen entsprechend anzuwenden ist. Damit ist zugleich dem Schuldner die Möglichkeit eingeräumt, irgendwelche Unrichtigkeiten, die ihn in seiner Rechtsstellung berühren könnten, rechtzeitig zu rügen. Auch aus diesem Grunde kann seine Anhörung vor der nachträglichen Herstellung des Tatbestandes regelmäßig entbehrt werden. In Absatz 4 wird klargestellt, daß für die nachträgliche Herstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe Gerichtsgebühren nicht erhoben werden; besondere Gebühren kämen auch nicht in Ansatz, wenn das Urteil sogleich in vollständiger Form hergestellt worden wäre. Die Gebühren des Rechtsanwalts sollen ebenso wie bei der Berichtigung oder Ergänzung eines Urteils durch die Gebühren, die bereits im Rechtszug entstanden sind, abgegolten sein. Diese Regelung ist in § 10 des Ausführungsgesetzes enthalten. Vierter Abschnitt Schlußbestimmungen Der Schlußabschnitt enthält Vorschriften über die Gebühren der Rechtsanwälte, über die Zuständigkeit, die Berlin-Klausel und bestimmt den Zeitpunkt, zu dem das Ausführungsgesetz in Kraft treten soll. Besondere Vorschriften über die Gerichtskosten, die im Verfahren der Vollstreckbarerklärung britischer Schuldtitel entstehen, brauchen in den Entwurf nicht aufgenommen zu werden, weil § 12 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen und § 10 Abs. 1 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag einen neuen § 37 a in das Gerichtskostengesetz eingefügt haben, der diese Frage allgemein regelt. Die Gebühren des Rechtsanwalts im Verfahren der Vollstreckbarerklärung sind durch den neuen § 47 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte geregelt, der auf § 12 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen und auf § 10 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-österreichischen Vollstreckungsvertrag beruht. (397)

Stand: 1.8. 1979

A ii 5 d

IntZPR

A Internationale Urteilsanerkennung

Zu §10 Nach § 9 Abs. 4 Satz 2 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen wird die Tätigkeit des Rechtsanwalts ebenso wie bei der Berichtigung oder Ergänzung eines Urteils (vgl. § 37 Nr. 6 der Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte) auch bei der nachträglichen Herstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe durch die Gebühren, die bereits im Rechtszug entstanden sind, abgegolten. In Absatz 1 ist die gleiche Regelung f ü r die Vervollständigung einer Entscheidung nach 5 9 dieses Ausführungsgesetzes vorgesehen. Bei dieser Gelegenheit werden die beiden gleichartigen Vorschriften zusammengefaßt und als Nummer 6 a des § 37 in die Bundesgebührenordnung f ü r Rechtsanwälte eingefügt. Daher wird in Absatz 2 gleichzeitig § 9 Abs. 4 Satz 2 des Ausführungsgesetzes zum deutsch-belgischen Vollstreckungsabkommen aufgehoben. Zu §11 Diese Vorschrift ermöglicht es, daß das Ausführungsgesetz auch im Land Berlin in Kraft gesetzt werden kann. Zu §12 Das Ausführungsgesetz soll gleichzeitig mit dem deutsch-britischen Vollstreckungsabkommen in Kraft treten. Der Zeitpunkt, an dem das Abkommen nach seinem Artikel XIII Satz 3 in Kraft tritt, wird nach Artikel 3 des Zustimmungsgesetzes zu dem Abkommen im Bundesgesetzblatt bekanntgegeben.

A II 6

Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen, Vergleichen und öffentlichen Urkunden in Zivil- und Handelssachen vom 4.11. 1961 (BGBl. 1963 II, 110) Literatur: Beck, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer gerichtlicher Entscheidungen in Zivilsachen nach den Staatsverträgen mit Belgien, Osterreich, Großbritannien und Griechenland, Diss. Saarbrücken 1969; Ganske, Der deutsch-griechische Vollstreckungsvertrag vom 4. 11. 1961: A W D 1962, S. 194 folg.; Schlösser, Vollstreckbarkeit deutscher Gerichtsentscheidungen in Griechenland: N J W 1964, S. 485 folg. Vorbemerkungen: Der Vertrag ist am 18. 9. 1963 in Kraft getreten (BGBl. 1963 II, 1278). Der Vertrag ermöglicht erstmals die wechselseitige Wirkungserstreckung von Urteilen in Zivil- und Handelssachen nachdem bis zu seinem Inkrafttreten die Verbürgung der Gegenseitigkeit (zu Unrecht) verneint wurde, da nach griechischem autonomem Recht bei Urteilen gegen griechische Schuldner in begrenztem Maße eine sachliche N a c h p r ü f u n g erfolgte.

A II 6 a

Text des Vertrages TMiipa npÜTOV

Erster Abschnitt Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen

Ävayvüpiaiq

AIKOOTIKÖV

Anocpäoeov

Artikel 1

"Ap6pov 1

(1) Die in Zivil- oder Handelssachen ergangenen Entscheidungen der Gerichte des einen Staates, durch die in einem Verfahren der streitigen oder der freiwilligen Gerichtsbarkeit über die Ansprüche der Parteien endgültig erkannt wird, werden in dem anderen Staat anerkannt, auch wenn sie noch nicht rechtskräftig sind. Als Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen sind auch Urteile anzusehen, die in einem gerichtlichen Strafver-

(1) Ai eni äoTiKÜv N e p n o p i K ü v ü n o 0 e o e ( o v ¿KÖO0eToai önotpäoeiQ T Ö V öiKacrrnpicov T O Ü E V Ö Q K p ä T O U Q öiä T Ö V örtoiwv TaÜTa änocpaivovTai öpioTiKÜg enl öiKaiupäTuv T Ü V öiaöiKwv ev öiaöiKaaia TPIQ äM|jevov ävTiypatpov t o ü ¿ Y Y P ä ( p o u e£ oü n p o K Ü n i e t ö t i ei