Innergenossenschaftlicher Wettbewerb im Bankensektor [1 ed.] 9783896447951, 9783896730220

Obwohl die Genossenschaftsbanken den anderen Bankengruppen in einem härter werdenden Wettbewerb gegenüberstehen, ergeben

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Innergenossenschaftlicher Wettbewerb im Bankensektor [1 ed.]
 9783896447951, 9783896730220

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Innergenossenschaftlicher Wettbewerb im Bankensektor

Studienreihe der Stiftung Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim Herausgeber:

Prof. Dr. Joh. Heinr. v. Stein

Band 19

Daniel Reith

Innergenossenschaftlicher Wettbewerb im Bankensektor

Verlag Wissenschaft & Praxis

OP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Reith, Daniel: Innergenossenschaftlicher Wettbewerb im Bankensektor / Daniel Reith. - Sternenfels; Berlin : Verl. Wiss, und Praxis, 1997 (Studienreihe der Stiftung Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim ; Bd. 19) ISBN 3-89673-022-3 NE: Stiftung Kreditwirtschaft : Studienreihe der Stiftung ...

ISBN 3-89673-022-3

© Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 1997 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge­ schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber­ rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek­ tronischen Systemen. Printed in Germany

Meinen Eltern Rita und Hans Reith

Mein Dank gilt der Universität Hohenheim, insbesondere dem Lehrstuhl für Kreditwirtschaft, für die hervorragenden Studien­ bedingungen, allen Gesprächspartnern, die mir im Rahmen dieser Arbeit bereitwillig Auskunft erteilten, der Stiftung Kredit­ wirtschaft an der Universität Hohenheim sowie der GZB-Stiftung für die Unterstützung der Veröffentlichung.

Vorwort des Herausgebers

Durch die Studienreihe der Stiftung Kreditwirtschaft sollen wissen­ schaftliche Arbeiten, die an der Universität Hohenheim zu bank- und finanzwirtschaftlichen Themengebieten entstanden sind, einem interessierten Fachpublikum zugänglich gemacht werden. Die ver­ öffentlichten Schriften sollen Informationen und Anregungen geben und den Gedankenaustausch zwischen Universität und Praxis fördern. Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt nimmt zu und auch unter den Kreditgenossenschaften treten Konkurrenzsituationen auf. Dieser intergenossenschaftliche Wettbewerb ist Gegenstand des vor­ liegenden Bandes, ein Gebiet, das von der Fachliteratur bisher noch kaum behandelt wurde. Der Verfasser geht den Ursachen und Erscheinungsformen nach, zeigt verschiedene Wettbewerbskonstel­ lationen auf und stellt ein Modell zu seiner quantitativen Messung dar. Weiterhin werden Pro- und Contra-Argumente des intergenos­ senschaftlichen Wettbewerbs diskutiert und mögliche Handlungs­ strategien erläutert. Dabei geht der Verfasser auch sensiblen Problemen nicht aus dem Weg. Als überzeugter Genossenschaftler möchte er zu einer sach­ orientierten und konstruktiven Diskussion der Thematik beitragen.

Ich wünsche dem neunzehnten Band der Studienreihe reges Interesse und eine fruchtbare Wirkung.

Hohenheim, im Juni 1997

Joh. Heinr. v. Stein

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.................................................................................... 15 1.1 Problemstellung.............................................................. 15 1.2 Gang der Untersuchung und Aufbau der Arbeit........... 16

2. Grundlagen zum Verständnis und zur Untersuchung von intergenossenschaftlichem Wettbewerb........................ 19 2.1 Die Rahmenbedingungen des genossenschaftlichen Bankgeschäfts.............. 19

2.1.1 Historische Entwicklung der Genossenschaftsbanken................. 19 2.1.2 Marktstruktur und rechtliche Rahmenbedingungen........................... 20 2.1.3 Die Genossenschaftsprinzipien als das Fundament genossenschaftlicher Bankgeschäfte................................................ 24 2.1.4 Die Kooperation im genossenschaftlichen Verbund...... 27 2.2 Der Begriff "innergenossenschaftlicher Wettbewerb".... 31

2.2.1 Begriffsabgrenzung......................................... 31 2.2.2 Definition und Unterscheidungskategorien von intergenossenschaftlichem Wettbewerb...35 2.3 Ursachen des verbundintemen Konkurrenzverhaltens...38

2.3.1 Menschlich-subjektive Beweggründe............ 39 2.3.2 Ökonomisch-objektive Ursachen.................... 42 2.3.3 Die Standortproblematik................................. 43

2.4 Die quantitative Messung von intergenossenschaftlichem Wettbewerb.......... 48

2.4.1 Relevanter Markt und Einzugsgebiet.............. 48 2.4.2 Darstellung eines Modells................................ 50 2.4.3 Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten des Modells............................................ 52 3. Der Einsatz der kompetitiven Aktionsparameter im horizontalen Wettbewerb der Volks- und Raiffeisenbanken 55 3.1 Distributionspolitik......................................................... 55 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.1.7 3.1.8

Klassischer Zweigstellenvertrieb.................... 55 Selbstbedienungseinrichtungen...................... 57 Vertriebsweg "KontoDirekt"........................... 59 Instrument Börse............................................. 60 Immobilienvertrieb und Baufinanzierung..... 60 Engagements außerhalb der eigenen Region ..61 Distribution über einen Außendienst............. 62 Beteiligungen an genossenschaftsfremden Banken...................................................63

3.2 Leistungspolitik...............................................................63

3.2.1 Die Produktgestaltung..................................... 64 3.2.2 Die Sortimentsgestaltung und das Kriterium Leistungsfähigkeit.......... 67 3.2.3 Die Betriebsbereitschaft..................................71

3.3 Kommunikationspolitik.................................................. 72

3.3.1 Das Konzept der genossenschaftlichen Bankengruppe....................................... 73 3.3.2 Die Problematik der Werbungsabgrenzung ....75

3.3.3 Weitere Aspekte und Maßnahmen des IGW im Bereich der Kommunikationspolitik.78

3.4 Preispolitik......................................................................... 80 3.4.1 Die Bestimmungsgrößen der Preispolitik einer Genossenschaftsbank....................80 3.4.2 Preispolitische Maßnahmen imIGW...............83

4. Die "atypischen" Primärbanken im IGW................................... 87 4.1 Die Problematik................................................................ 87

4.1.1 Der Begriff "atypische" Primärbank.............. 87 4.1.2 Die Bedeutung der "atypischen" Primärbanken im IGW........................... 91 4.2

Die Apotheker- und Ärztebank.......................................96

4.3

Die kirchlichen Kreditgenossenschaften........................ 98

4.4

Die Sparda-Banken.......................................................... 102 4.4.1 Die Motive des IGWs der Sparda-Banken..... 102 4.4.2 Der Einsatz der kompetitiven Aktionsparameter.................................. 103

4.5

Die Post-Spar- und Darlehnsvereine...............................107

4.6

Die Beamtenbanken......................................................... 109

4.7 Die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken................ 110 4.8

Sonstige "atypische" Primärbanken................................113

4.9

Der "Fall" Landkreditbank Schleswig-Holstein............. 126

5. Weitere Wettbewerbsaspekte innerhalb des Finanzverbundes.... 127

5.1 Sonstige Aspekte des horizontalen Wettbewerbs der Primärstufe......................................................... 127 5.2 Andere Wettbewerbskonstellationen innerhalb des Finanzverbundes............................... 131 5.2.1 Der vertikale IGW zwischen den Zentralbanken und der DG Bank... 132 5.2.2 Das "Fremdgehen" von Primärbanken............ 133 5.2.3 Die Betrachtung der Spezialinstitute des Finanzverbunds............................... 134 5.2.4 Der vertikale IGW zwischen Primärbanken und Zentralbanken/DG Bank... 136 5.2.5 Substitutionswettbewerb und potentieller IGW..................................... 137

6. Konsequenzen................................................................................ 141 6.1 Argumente pro intergenossenschaftlicher Wettbewerb............................. 141

6.2 Argumente contra intergenossenschaftlicher Wettbewerb.............................145

6.3 Handlungsstrategien......................................................... 148 6.3.1 Konzeptionen für diegesamte Gruppe............. 149 6.3.2 Bilaterale Strategien....................................... 154 6.3.3 Analyse von Markterfolg................................155

7. Schlußbetrachtung......................................................................... 157

Anhang.................................................................................................159 Abkürzungsverzeichnis...................................................................... 167

Abbildungsverzeichnis........................................................................173 Literaturverzeichnis............................................................................. 175

1. Einleitung

1.1 Problemstellung Die Genossenschaftsbanken sind neben den Sparkassen und den sog. Kreditbanken1 die dritte Säule des deutschen Universalbankensystems.2 Diese drei Bankengruppen stehen sich in einem immer härter werdenden Wettbewerb gegenüber, wobei die genossenschaft­ liche Bankengruppe die mit Abstand größte Anzahl selbständiger Institute besitzt und in der Fläche überall in Deutschland ihre Präsenz zeigt. Dabei kommt es verstärkt zu Überlagerungen von Geschäfts­ gebieten, was allein schon durch viele lokale Doppel- und Mehrfach­ besetzungen seinen sichtbaren Ausdruck findet. Nicht zuletzt des­ wegen stehen die Kreditgenossenschaften zunehmend auch in gegen­ seitiger Konkurrenz um die Gunst der Kundschaft, woraus sich ein "innergenossenschaftlicher Wettbewerb" entwickelt - genauer gesagt ein "intergenossenschaftlicher Wettbewerb".3

Die Untersuchung dieses Sachverhalts ist Gegenstand der Arbeit. Es soll geklärt werden, wie sich dieser Wettbewerb äußert bzw. äußern kann. Es ist aber auch die Frage zu beantworten, wo er seine genauen Ursachen findet und wie er gemessen werden kann. Für die Gruppe der Genossenschaftsbanken ist es dabei bedeutsam, welche Konse­ quenzen sich aus diesem intrasektoralen Problem ergeben, um daraus dann konkrete Handlungsstrategien abzuleiten.

* "Kreditbanken" ist der von der Deutschen Bundesbank verwendete Begriff, unter dem die Großbanken. Regionalbanken, sonstigen Kreditbanken, Privatbankiers und die Zweigstellen ausländischer Banken subsumiert werden. * Schematisierung nach Büschgen (1993). S. 5Iff. 3 Die verschiedenen Erscheinungsformen von ’’innergenossenschaftlichem Wettbewerb” werden in Kapitel 2.2 ausführlich erläutert.

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1.2 Gang der Untersuchung und Aufbau der Arbeit Zunächst ist zu bemerken, daß diese Thematik im Genossenschafts­ sektor eine gewisse Brisanz besitzt. Sie ist mit Emotionen behaftet und wird allzuoft nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Es er­ scheint treffend, wenn man das verbundinteme Konkurrenzverhalten aus innergenossenschaftlicher Perspektive fast als ein "sündhaftes" Verhalten beschreibt. Dies erklärt wohl auch die Tatsache von nur sehr spärlich vorhandener Literatur, die sich überwiegend auch eher in Nebensätzen damit auseinandersetzt. Daran schließt sich unmittel­ bar die Frage an, wie die erforderlichen Informationen zu erlangen sind. Da das Wettbewerbsverhalten letztendlich durch die Bankvor­ stände der Kreditgenossenschaften bestimmt wird, liegt es nahe, dort Befragungen durchzuführen, was auch umgesetzt wurde. Weiterhin wurden jedoch auch Gespräche mit Mitarbeitern von Bankgenossen­ schaften und Genossenschaftsverbänden geführt. Aufgrund der Viel­ zahl der Institute insgesamt können die nur in begrenztem Umfang möglichen Befragungen zwar keinen repräsentativen Charakter be­ sitzen, liefern aber dennoch wertvolle Hinweise, um mosaikartig ein Bild des "Phänomens" des intergenossenschaftlichen Wettbewerbs zu erhalten. Neben den Gesprächsinhalten wurden auch viele Geschäfts­ berichte ausgewertet, aus denen ebenfalls themenrelevante Informa­ tionen herausgefiltert werden konnten. Weiterhin wurde Zahlenma­ terial von Genossenschaftsverbänden verwendet.

Bei der Auswahl der Banken wurde darauf geachtet, daß unterschied­ liche Betriebsgrößen vertreten sind. Die Mehrzahl der Befragungen der Bankvorstände der "typischen"4 Kreditgenossenschaften wurde in der Region Stuttgart durchgefuhrt, da hier 28,26 % aller Genossen­ schaftsbanken des Verbandsgebiets Württemberg ihren Sitz haben5 und aufgrund der räumlichen Enge Wettbewerbskonstellationen erwartet werden konnten.

4 Nähere Erläuterungen zu den Begriffen "typisch" und "atypisch" in Kap. 4.1.1. Quelle ist eine Statistik der Bezirksvereinigung Esslingen, Jahr 1994.

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Da einige Interviewpartner nur unter der Voraussetzung auskunftsbereit waren, daß keine Namensnennung erfolgt, werden diese über eine Buchstabenkennung codiert. In diesen Fällen leidet zwar selbstverständlich die unter wissenschaftlichen Aspekten korrekte Quellenangabe, doch war der Kompromiß notwendig, da ansonsten die notwendigen Informationen nicht zugänglich gewesen wären. Diese Tatsache ist allerdings selbst ein Beweis für die Brisanz des Untersuchungsgegenstands.6

Die Darstellung der Ergebnisse beginnt in Kapitel 2 mit einem Grundlagenteil, der mit den Rahmenbedingungen des genossen­ schaftlichen Bankgeschäfts eingeleitet wird. Im Anschluß daran erfolgt eine exakte Begriffsabgrenzung, da mehrere Definitionen und Formen von innergenossenschaftlichem Wettbewerb voneinander zu unterscheiden sind und die Literatur noch keine einheitlichen Bezeichnungen dafür verwendet. Zudem werden für den intergenossenschaftlichen Wettbewerb verschiedene Unterscheidungskategorien eingeführt. Kapitel 2.3 geht den Ursachen des verbundintemen Konkurrenzverhaltens nach und im darauffolgenden Abschnitt wird ein Modell zu dessen quantitativer Messung vorgestellt. In Kapitel 3 wird das bankbetriebliche Interaktionsverhalten der Volks- und Raiffeisenbanken, den "typischen" deutschen Kredit­ genossenschaften, im intergenossenschaftlichen Wettbewerb auf­ gezeigt, wobei die kompetitiven Aktionsparameter von Eilenberger,7 der den Wettbewerb von Banken analysierte, und von Schmidt8 als Basis dienen. In Kapitel 4 wird untersucht, in welcher Form und Intensität die "atypischen" Primärbanken, wie z. B. die Sparda-Banken, in den intergenossenschaftlichen Wettbewerb eingreifen. Dazu wurden ihre

6 Ein weiteres Indiz dafür ist, daß nicht alle im Vorfeld ausgewählten Interviewpartner bereit waren, über dieses Thema ein Gespräch zu führen. *7 Grundlage seiner Systematisierung sind die absatzpolitischen Instrumente von Nieschlag/Dichtl/Hörschgen, vgl. Eilenberger (1975). S 100fT 8 Vgl. Schmidt (1993), S. 56ff.

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Marktanteile ermittelt, welche auch in einer Abbildung veranschau­ licht sind. Kapitel 5.1 beschäftigt sich mit sonstigen Wettbewerbsaspekten innerhalb der Primärstufe, die nicht unter die Aktionsparameter des Kapitels 3 zu kategorisieren sind. Da für eine folgerichtige Beurtei­ lung von intergenossenschaftlichem Wettbewerb die Kenntnis der Ausprägungsformen der anderen Wettbewerbskonstellationen, welche sich außerhalb des horizontalen Wettbewerbs der Primärstufe ergeben, unabdingbar ist, wie z. B. der vertikale Wettbewerb zwischen den genossenschaftlichen Zentralbanken und der DG Bank, werden diese im anschließenden Kapitel 5.2 beleuchtet. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt jedoch auf der Untersuchung der Primärstufe, so daß hier nur die wesentlichsten Aspekte erläutert werden.

In den Kapiteln 6.1 und 6.2 werden zunächst die Auswirkungen des intergenossenschaftlichen Wettbewerbs unter Verwendung von Pround Contra-Argumenten erörtert, während dann anschließend in Kapi­ tel 6.3 konkrete Handlungsstrategien aufgezeigt werden und in Kapitel 7 ein Resümee erfolgt.

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2. Grundlagen zum Verständnis und zur Untersuchung von intergenossen­ schaftlichem Wettbewerb

2.1 Die Rahmenbedingungen des genossenschaftlichen Bankgeschäfts

2.1.1 Historische Entwicklung der Genossenschaftsbanken Die Kreditgenossenschaften entstanden in der Mitte des vorigen Jahr­ hunderts, um die Finanzierung des handwerklichen Mittelstands und der Bauernschaft zu sichern. Diese waren durch die sich in jener Zeit voll entfaltende Industrialisierung unter starken wirtschaftlichen Druck geraten und kämpften um ihre Existenz. Es war eine Folge der sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelnden Wirt­ schaftsverfassung vom ständischen zum wettbewerblichen System. Die Initiative, die Genossenschaft als Instrument zur Lösung dieses gewaltigen Problems zu nutzen, ist auf Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) zurück­ zufuhren. Die erfolgreiche wirtschaftliche und rechtliche Konzeption der Kreditgenossenschaft wurde von Schulze-Delitzsch, dem Begrün­ der der (gewerblichen) Volksbanken entscheidend geprägt. Raiffeisen übernahm diese im wesentlichen und leistete die enorme Aufbauarbeit bei den (ländlichen) Raiffeisenbanken.

Diese beiden Hauptströmungen9 standen sich in der Gestalt von getrennten Organisationen bis zu ihrer Kooperation im Jahre 1971

9 Im Verlauf der Entwicklung der deutschen Kreditgenossenschaften bestanden zeitweise sogar vier konkurrierende Organisationen; neben Raiffeisen und Schulze-Delitzsch waren dies der "Reichsverband" von Haas und der ’’Hauptverband" von Korthaus, vgl. Ziranka (1989), S. 19.

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offen als innergenossenschaftliche Konkurrenten gegenüber. Der sich bereits in jener Zeit verschärfende Wettbewerb im gesamten Kredit­ wesen führte letztendlich zur Zusammenarbeit. Seit 1972 sind die genossenschaftlichen Banken im Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken vereinigt.10 Interessant festzu­ stellen ist auch, daß sich Schulze-Delitzsch und Raiffeisen hundert Jahre zuvor im sog. Systemstreit sogar heftig bekämpften. Es handelte sich dabei um einen innergenossenschaftlichen Wettbewerb um die "richtige" organisatorische und rechtliche Ausgestaltung der Institu­ tion Genossenschaft und ihres Verbundes." Offener innergenossenschaftlicher Wettbewerb in Form getrennter Organisationen ist in der Genossenschaftsbewegung keine Ausnahme, wie dies die aktuelle Situation in Österreich, Italien und Frankreich verdeutlicht.12

2.1.2 Marktstruktur und rechtliche Rahmenbedingungen

Die Anbieterseite des deutschen Bankenmarktes ist durch ein Univer­ salbankensystem gekennzeichnet, welches durch Spezialbanken seine Ergänzung findet. Es kann in die drei eingangs genannten Banken­ gruppen unterteilt werden, die sich auch in ihrer Rechtsform unter­ scheiden. Während die Sparkassen in der Regel öffentlich-rechtlich firmieren, sind die Kreditbanken entweder Kapitalgesellschaften oder Privatbankiers. Die Kreditgenossenschaften haben meist den Rechtsstatus einer "eingetragenen Genossenschaft". Insofern findet in Deutschland auch ein Gruppen- sowie ein institutioneller Wettbewerb statt.13

Vgl. Faust (1977), S. 619, Hausmann (1992). S. 129 u. Viehoff (1980), S. 98. 11 Zur Geschichte der Genossenschaftsbanken vgl. das Standardwerk von Faust (1977) und Kluge (1991). '2 Vgl. Aschhoff/Henningsen (1995), S. 57, vgl. Hein (1993a), S. 3O5ff. 13 Vgl. Selbach (1991), S. 39ff. u. Engelhardt (1981), S. 45f.

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Die genossenschaftliche Bankengruppe weist mit 19,5 % zwar den niedrigsten Marktanteil14 auf (Sparkassengruppe 49,5 %, Kredit­ banken 31 %), betrachtet man aber die Anzahl der selbständigen Insti­ tute, so stellt sie mit 2.595 Banken (= 73 %) die mit Abstand größte der drei Gruppen dar (Sparkassengruppe: 639 Banken = 18 %, Kredit­ banken: 335 Banken = 9 %). Etwaige Veränderungen der Marktan­ teile bewegen sich nur in geringfügigen Größen,15 da diese heute als verteilt gelten.16 Allerdings könnten die Direktbanken17 wieder Bewe­ gung in den Markt bringen. Der Bankensektor der gesamten Volkswirtschaft ist zwar immer noch im Wachstum begriffen, wobei die Steigerungsrate über der des So­ zialproduktes liegt,18 ein Problem zeigt sich jedoch in den vorhan­ denen Überkapazitäten. Deutschland unterhält mit insgesamt 53.386 Bankstellen19 eines der dichtesten Netze der Welt. Daran sind die Genossenschaftsbanken mit 20.375 (= 38,2 %) und ihre Hauptkon­ kurrenten,20 die Sparkassen, mit 20.201 (= 37,8 %) Bankstellen betei­ ligt.21 Während die gesamte Kreditwirtschaft diese Kapazitäten bis etwa Mitte der 80er Jahre ständig erweitert hatte, erfolgt seither eine Reduktion.22 Bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind in

I4 Marktanteile nach dem Kriterium der Bilanzsumme, s. Anhang 1. Zum Vergleich: Marktanteile 1990: Genossenschaftsbanken 19,9 %, Sparkassen 45,5 %, Kreditbanken 34,6 %, Quelle: Eigene Berechnungen, Datenmaterial aus: Scheidl (1993), S. 221. Der Marktanteilsgewinn der Sparkassengruppe von 4 % mußte somit über einen Zeit­ raum von 5 Jahren erarbeitet werden, d. h. jährlich konnte man im Durchschnitt nur 0,8 % hinzugewinnen. 16 Vgl. Martin (1994), S. 28 u. S. 56. ।7 Die Direktbanken sind in der Regel Töchter von bereits existierenden "klassischen" Banken. 18 Vgl. Scheele (1994), S.48, vgl. Oehler (1995), S. 126f; die aggregierte Bilanzsumme der "Top 100" in Deutschland wuchs 1994 um 9,8 %, vgl. o. V. (1995), S. 570. 19 Bankstellen = Institute und Zweigstellen. 2® Bezügl. Zielgruppen und lokaler Präsenz, vgl. Köcher (1990), S. 9. 21 Vgl. Oehler (1995), S. 126, vgl. Betsch (1995), S. 12; Zahlen Ende 1993, Quelle: Eigene Berechnungen der Prozentwerte, Datenmaterial aus: Oehler (1995). S. 126 u. Betsch (1995). S. 12. 22 Vgl. von Stein (1991), S. 44.

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diesem Zusammenhang seit längerem verstärkte Strukturbereini­ gungen durch Konzentrationstendenzen beobachtbar.23 Weiterhin ist der deutsche Bankenmarkt - nicht zuletzt durch das Eindringen von Non-Banks und Near-Banks - dazu übergegangen, vermehrt Allfmanzkonzepte anzubieten.24 Auch der nun entstandene Binnenmarkt der EU bringt durch den sog. Europäischen Paß noch zusätzlichen Konkurrenzdruck durch die europäischen Banken. Die­ ser wird sich nach Einführung der gemeinsamen Euro-Währung weiter verstärken. Außerdem erfahrt der Markt durch die Teilnahme von Finanzhäusem aus Ländern außerhalb der EU eine weitere Ergän­ zung.25

Betrachtet man die Anzahl der selbständigen Institute und die Anzahl der Bankstellen, so könnte auf den ersten Blick der Eindruck ent­ stehen, das man eine polypolistische Marktstruktur vorfinden würde. Aufgrund des Faktums, daß aber jeweils auf einem geographisch eng begrenzten Markt angeboten wird und daß bei Sparkassen und Genos­ senschaftsbanken eine Verbundstruktur existiert, handelt es sich bei näherem Hinsehen jedoch um einen oligopolistischen Markt. Dabei ist weder insgesamt noch auf Teilmärkten ein marktbeherrschender Wettbewerber vorhanden.26 Aufgrund der oligopolistischen Markt­ struktur könnte man nun zu dem Fehlschluß gelangen, daß aus ihr eine Verringerung der Wettbewerbsintensität resultiert. Es muß je­ doch beachtet werden, daß der Bankenmarkt ein unvollkommener Markt mit mangelhafter Transparenz27 und Präferenzenbildung ist. Nach der dynamischen Wettbewerbstheorie wird durch Marktunvoll­ kommenheiten die Wettbewerbsintensität sogar noch verstärkt.28

23 Vgl. Baxmann (1992), S. 84ff. 24 Vgl. Bernet (1995), S. 32ff. 25 Vgl. Büschgen (1993), S. 55. 2^ Vgl. Scheele (1994), S. 45, vgl. Geigant (1984), S. 563; beispielsweise hat das mit Abstand größte deutsche Institut, die Deutsche Bank AG, welche auch gleichzeitig das größte Institut in Europa ist, Ende 1994 nur einen Marktanteil von 5,5 % an der gesamten deutschen Kreditwirtschaft, Quelle: Eigene Berechnung, Datenmaterial aus: o. V. (1995), S. 570. 2? Beispielsweise durch die Instrumente der Preispolitik, s. Kap. 3.4.1. 28 Vgl. Schmidt (1993), S. 9ff.

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Zusätzlicher Wettbewerbsdruck entsteht durch die sog. oligopoli­ stische Interdependenz.29

Wichtiges Merkmal der Nachfrageseite ist ihre Differenziertheit nach der jeweiligen Geschäftssparte.30 Weiterhin sind die soziodemogra­ phischen Veränderungen31 von Relevanz. Die Bankloyalität, die gerade in Deutschland einen sehr hohen Grad besitzt, nimmt tenden­ ziell ab;32 der Kunde ist heutzutage also eher bereit, die Bankverbin­ dung zu wechseln. Aus all diesen Elementen läßt sich konstatieren, daß der deutsche Bankenmarkt von einem scharfen Wettbewerb gekennzeichnet ist.

Bezüglich der rechtlichen Rahmenbedingungen ist von Bedeutung, daß die Banken in Deutschland strengen Restriktionen unterworfen sind. Grundlage dafür ist das KWG.33 Institutionell erfolgt die Über­ wachung durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, welches eng mit der Deutschen Bundesbank zusammenarbeitet und die sog. Grundsätze34 für Eigenkapital und Liquidität aufstellt. Das GWB35 kann als das "Wirtschaftsgrundgesetz" der Bundesre­ publik bezeichnet werden. Es implementiert die Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem. Darin zählt die Kreditwirtschaft zu den sog. Aus­ nahmebereichen, in welchem gewisse Wettbewerbsbeschränkungen ausdrücklich erlaubt werden.36 § 102 GWB soll die Funktionsfahigkeit der volkswirtschaftlich bedeutsamen Kreditwirtschaft sichern.37

29 Vgl. Büschgen (1993). S. 538f. 30 Vgl. Geigant (1984), S. 563. 31 Z. B. veränderte Altersstruktur oder Wertewandel; zu den Kemmerkmaien des Bankenmarktes vgl. Martin (1994), S. 56, Abb. 8. ü Vgl. Süchting (1991), S. 36ff., vgl. Priewasser (1994), S. 39. 33 Kredit wesengesetz. 34 Das KWG fordert für die Banken ein ’’angemessenes haftendes Eigenkapital” sowie eine ’’jederzeit ausreichende Zahlungsbereitschaft”. Mit den Grundsätzen werden diese unbe­ stimmten Rechtsbegriffe operationalisiert. 35 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen. 36 Vgl. Emmerich (1994), S. 452f. 3? Vgl. Büschgen (1993), S. 280.

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Bemerkenswert ist also, daß trotz der de jure gewollten Entschärfung de facto ein sehr starker Wettbewerb herrscht.

2.1.3 Die Genossenschaftsprinzipien als das Fundament genossenschaftlicher Bankgeschäfte

Für die Genossenschaftsidee sind ihre besonderen Prinzipien38 charakteristisch, die sich im Laufe der Zeit herausbildeten. Die drei wichtigsten und übergeordneten Genossenschaftsprinzipien sind die Selbsthilfe, die Selbstverwaltung und die Selbstverantwortung. Kurz­ gefaßt besagt dies, daß die Genossenschaftsmitglieder ohne staatliche Hilfe mittels Einrichtung und Führung eines gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes (= das Unternehmen "Genossenschaft") und bei Übernahme der Haftung39 ihre wirtschaftlichen Aufgaben bewältigen. Diese Unterstützung der Einzelwirtschaften der Mitglieder durch die Genossenschaft nennt man "Förderung". Weitere Genossenschafts­ prinzipien sind die Freiwilligkeit der Mitgliedschaft, das Verbund­ prinzip, d. h. die Kooperation im genossenschaftlichen Verbund, das Regionalprinzip, das Subsidiaritätsprinzip und das Identitätsprinzip. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der demokratische Organisations­ aufbau mit dem Prinzip "ein Mitglied - eine Stimme", d. h. das einge­ legte Kapital des Mitglieds ist für Entscheidungen irrelevant.40 Bei näherem Hinsehen ist dies auch ein nicht zu unterschätzendes Wett­ bewerbselement, da wettbewerbsbeeinträchtigende Konzentrationen über Kapitalverflechtungen, wie bei Aktiengesellschaften, nicht mög­ lich sind.41

38 2U Jen Genossenschaftsprinzipien vgl. Mändle (1989), S.5f. u. Münkner (1992), S. 509ff. 39 Während früher eine unbeschränkte Haftung vorlag, ist bei den heutigen Genossenschaften die auf den übernommenen Geschäftsanteil beschränkte Haftung die Regel. 40 Vgl. Eschenburg (1971), S. 106. 41 Auf die wettbewerbsschädliche Wirkung eines zu hohen Anteilsbesitzes weist bereits die Bankenstrukturkommission (1979), S. 88fT. hin.

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Die Genossenschaftsprinzipien können in ihrer Gesamtheit als die Grundlage für die Führung eines genossenschaftlichen Unternehmens verstanden werden. Dies gilt uneingeschränkt auch für die Bank­ genossenschaften. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist die Um­ setzung dieser Prinzipien sinnvoll. Beispielsweise beinhalten die aktuellen Begriffe "Lean-Management", "Strategische Allianz" oder "Out-Sourcing" Strategien, die geradezu als genossenschaftstypisch bezeichnet werden können und die seit jeher innerhalb des Verbundund Subsidiaritätsprinzips ihre Anwendung finden.42

2.1.3.1 Der Förderungsauftrag

Die "Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder" ist die in § 1 des Genossenschaftsgesetzes kodifzierte originäre Aufgabe einer Genossenschaft. Das Problem dabei ist die Operationalisierung dieses unbestimmten Rechtsbegriffs.43 Aus diesen Gründen ist der Förderungsauftrag eines der meistdiskutierten Themen der Genossen­ schaftswissenschaft mit den unterschiedlichsten Interpretationen. Den "klassischen" Förderungsauftrag definiert Hahn in drei "Richtungen": Die Mitglieder erhalten Leistungen, die anderweitig nicht zu bekommen sind, die qualitativ besser und preislich günstiger sind als bei anderen Anbietern.44 Die Erfüllung dieser Kriterien wird in der Gegenwart aber gerade bei den Bankgenossenschaften proble­ matisch,45 so daß über eine zeitadäquate Förderung nachgedacht wird, wobei mittlerweile vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt werden.46

42 Vgl. Pester (1995). 42 Vgl. Bänsch (1983). S. 3ff. vgl. Leff'son (1980), S. 70; zur grundsätzlichen FörderungsProblematik vgl. Mändle (1989a). S. 65fT. 44 Vgl. Hahn (1980). S. 19ff. 4^ Nach Hahn (1981), S. 448ff. ist der klassische Förderungsauftrag sogar gänzlich entfallen. 4^ Fine umfassende Betrachtung der Förderungsthematik findet sich in Großkopf (1990); weitere Vorschläge bietet der Förderkreis der Genossenschaftsmitglieder (1995).

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Obwohl die Unbestimmtheit des Begriffs "Förderung" oftmals als Nachteil empfunden wird, bietet aber gerade dies die Möglichkeit zu einer flexiblen, dynamischen Ausgestaltung, die den Erfordernissen der jeweiligen Zeit und Situation "vor Ort" gerecht werden kann.47 Entscheidend ist, ob das einzelne Mitglied der Genossenschaftsbank Vorteile für sich erkennt.

2.1.3.2 Das Regionalprinzip Durch das Regionalprinzip soll die Geschäftstätigkeit der Kreditge­ nossenschaft auf ein geographisch begrenztes Geschäftsgebiet ausge­ richtet bleiben. Bereits die Firmierung einer Genossenschaftsbank weist durch die Aufnahme einer Ortsbezeichnung (z. B. Spar- und Kreditbank Sinzheim eG) auf eine regionale oder - streng genommen sogar nur lokale Betätigung hin.

Während bei den Sparkassen das Regionalprinzip entweder gesetzlich oder durch verwaltungsrechtliche Entscheidungen festgelegt ist,48 besteht bei den Genossenschaftsbanken keine derartige Vorgabe. Bis 1985 galt das Regionalprinzip als traditionell49 gewachsene Selbst­ verständlichkeit, welches auch mit der genossenschaftlichen Idee der Kooperation in Zuammenhang steht. Nachdem jedoch die Schieflagen von Kreditgenossenschaften zunahmen - eben meist verursacht durch überregionale Kreditvergaben50 -, wurde es quasi indirekt über das 1986 neu geschaffene Statut des genossenschaftlichen Garantiefonds51 schriftlich fixiert.52

Vgl. Blomeyer (1980). S. 25. Vgl. Stem/Nierhaus (1991), S. lOff. Vgl. Hahn (1981). S. 462. Vgl. Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 133f. Formelle Bezeichnung: Statut der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken; vgl. BVR (1989a). 52 Vgl. Hermann (1986), S. 12f., vgl. Betsch (1988), S. 117; in der damaligen Fassung des Statuts wurde das Regionalprinzip aus § 19 abgeleitet.

47 4$ 49 50 5'

27 In der derzeit gültigen Fassung 11/89 wird das Regionalprinzip der genossenschaftlichen Bankengruppe aus dem Abschnitt "I. Grund­ sätzliches" auf der Seite 59 abgeleitet.53 Danach ist das genossen­ schaftliche Bankgeschäft "grundsätzlich vorrangig konzentriert auf den angestammten, d. h. durch den Sitz und die Zweigstellen einer Bank bestimmten Geschäftsbereich".54 Wesentliches Element bei der Anwendung ist die streng diskretionäre Auslegungspraxis, denn das "normale genossenschaftliche Bankgeschäft (...) soll in keiner Weise eingeengt werden";55 "... auch bei außergewöhnlichen geschäftlichen Tätigkeiten (...) findet eine starre automatische Beurteilung nicht statt". Bei der konkreten Prüfung des jeweiligen Sachverhalts erfolgt eine "Abstimmung mit dem zuständigen Prüfungsverband". Die genossenschaftlichen Regionalverbände tendieren in ihrer Beurtei­ lungspraxis zu einer eher strengeren Einhaltung des Regionalprin­ zips.56 Bei Verstößen droht im Extremfall der Ausschluß aus dem Garantiefonds.57

2.1.4 Die Kooperation im genossenschaftlichen Verbund

Ausgangspunkt der Darstellung muß zunächst die Feststellung sein, daß die Kreditgenossenschaften selbständige Institute mit völlig autonomer Entscheidungshoheit sind.58 Lediglich die Mitgliedschaft

53 Telefonat mit dem BVR, Herrn Klaus Schreck, am 30.04.96. 54 Der Badische Genossenschaftsverband nennt als weitere Elemente des Regionalprinzips die Gewährleistung der "Überschaubarkeit des Geschäftsbezirks" u. eines "mitgliedemahen Geschäftsbetriebes", vgl. Badischer Genossenschaftsverband (1989). 55 Dies ist u. a. bedeutsam für die "atypischen" Primärbanken (s. Kap. 4), die teilweise tradi­ tionell auch bundesweit operieren wie z. B. die Apotheker- u. Ärztebank eG. 56 Vgl. Betsch (1988). S. 117 u. die Aussage des Präsidenten des WGV, Erwin Kuhn, zitiert in Spengler (1996a), S. 5. 57 Gem. § 27 des Statuts. 58 Vgl. Großkopf (1986a). S. 127.

28 in einem genossenschaftlichen Prüfungsverband ist ihnen nach § 54 GenG vorgeschrieben.59

In diesem Zusammenhang einige Worte zu den in der Rechtsform der AG firmierenden Bankgenossenschaften:60 Sie unterliegen den Vor­ schriften der Kapitalgesellschaften mit der Konsequenz der freien Wahl auch des Abschlußprüfers (§318 HGB). Dies beinhaltet somit auch ein Wettbewerbselement hinsichtlich der Verbandszugehörig­ keit,61 wobei bisher nur eine genossenschaftliche Aktiengesellschaft, die Volksbank Essen AG, von ihrem Wahlrecht in der Weise Gebrauch machte, indem sie aus dem Genossenschaftsverbund aus­ trat.62

Unabhängig von ihrer Rechtsform ist eine einzelne Genossenschafts­ bank jedoch aufgrund ihrer geringen Betriebsgröße nicht in der Lage, sämtliche Bankdienstleistungen selbst herzustellen. Die Kooperation mit verläßlichen Partnern ist deswegen für eine Bankgenossenschaft "überlebenswichtig".63 Sie erfolgt im FinanzVerbund,64 innerhalb des­ sen das Verbund- und das Subsidiaritätsprinzip verwirklicht werden. Aufgrund der Autonomie der Primärgenossenschaft ist die Inan­ spruchnahme von Verbundleistungen aber stets freiwillig.65

5? Das Genossenschaftsgesetz (GenG) ist als lex specialis verbindliche Rechtsgrundlage für die ’’eingetragenen Genossenschaften". 60 In 1996 waren dies neben der Volksbank AG im Kreis Böblingen, Sindelfingen, der Vereinigte Volksbank AG, Cochem, u. der Volksbank Essen AG, Essen, noch 7 "atypische" Primärbanken, u. a. die Stuttgarter Bank AG, Stuttgart; als GmbH firmieren 3 Primär­ institute im Genossenschaftssektor, eine als GmbH & Co. KG u. eine als eG-KG, alle fünf sind sog. "atypische" Primärbanken; s. dazu Abb. 5 in Kap. 4.7 u. Abb. 6 in Kap. 4.8; vgl. dazu auch Deutsche Bundesbank (1996a), S. 320 u. 325. 61 Bei einer solchen Entscheidung kann auch die Höhe des Beitrags zum Sicherungsfonds eine Rolle spielen. 62 Sie ist dem Bundesverband deutscher Banken beigetreten. Zur Volksbank Essen AG s. auch Kap. 3.3.3. Eine gewisse Sonderstellung besitzt außerdem auch die MKB Mittelstands­ kreditbank AG. Hamburg, s. Kap. 4.8. 63 Vgl. dazu auch Reibert (1994), S. 28 u. Bungenstock (1982), S. 23f. 64 FinanzVerbund ist die offizielle Schreibweise des genossenschaftlichen Finanzverbundes in Deutschland. 65 Vgl. Großkopf (1986a). S. 127.

29

Das Verbundprinzip kann ganz allgemein als Postulat zur grundsätz­ lichen Zusammenarbeit innerhalb der genossenschaftlichen "Familie" - und zwar auf allen Ebenen, also auch horizontal unter den Primär­ banken - angesehen werden. Dadurch können intergenossenschaft­ liche Economies of Scale realisiert werden.66

Das Subsidiaritätsprinzip bedeutet hingegen eine konkrete Hand­ lungsstrategie in vertikaler Richtung. Der Stufenaufbau67 der genos­ senschaftlichen Organisation ist eine Voraussetzung68 für seine Umsetzung. Danach werden die Aufgaben grundsätzlich von der untersten Stufe, also von den Kreditgenossenschaften,69 erfüllt. Um­ gekehrt werden die Funktionen, die nicht oder nicht mehr effizient genug durchgeführt werden können, auf die nächsthöhere Stufe verla­ gert.70 Institutionell erfolgt die Umsetzung durch die genossenschaft­ lichen Zentralbanken71 als den Banken der zweiten Stufe und des Spitzenkreditinstituts der gesamten deutschen Genossenschaftsorgani­ sation, der DG Bank, auf der dritten Stufe. Ergänzt werden diese Banken durch die Verbundinstitute mit Spezialaufgaben.72

Eine weitere Schlüsselstellung besitzen die genossenschaftlichen Verbände,73 die neben der Prüfungsfunktion auch andere wichtige

66 Vgl. Helweh Hannan (1976). S. 91ff. vgl. Arnold (1982), S. 198ff.; obwohl der Begriff ''intergenossenschaftliche economies of scale" dort nur in der vertikalen Betrachtung verwendet wird, ist er auch auf die horizontale Kooperation anwendbar; die genaue Begriffserläuterung von "intergenossenschaftlich" erfolgt in Kap. 2.2.1. 67 In der Regel - wie auch in Deutschland - besteht eine Dreistufigkeit. vgl. Großkopf (1986a). S. 120. $8 Zu den Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit des Subsidiaritätsprinzips vgl. Groß­ kopf (1995), S. 59. 69 Die Banken der ersten Stufe nennt man auch Primärbanken. 70 Vgl. Ringle (1995), S. 73f. 71 Die ursprünglich aus einer Vielzahl von regionalen Zentralbanken bestehende zweite Stufe (1968 waren es noch 18, vgl. Steiner (1989). S. 2) setzt sich heute noch aus drei Banken zusammen: WGZ-Bank. SGZ-Bank u. GZB-Bank. 7^ Sie können auch als "Spezialinstitute" bezeichnet werden. Dies sind u. a. folgende Institute: DIFA. VR Leasing, R+V, SDK, DG HYP. Bausparkasse Schwäbisch Flail, Münchener Hypothekenbank. UNION, DG Diskontbank, DF VIF. Zudem sind noch die genossenschaft­ lichen Rechenzentren bedeutsam; s. dazu Kap. 3.2.1. 7^ Regionalverbände u. Fachprüfungsverbände; der Dachverband des gesamten genossen­ schaftlichen Bankensektors, der BVR, hat keine Prüfungsfunktion.

30 Aufgaben wahmehmen, wie z. B. Beratung und Schulung,74 aber auch die politische Interessenvertretung.

Die Zusammenarbeit in einem Verbund kann als Kennzeichen der deutschen Kreditgenossenschaften betrachtet werden, denn bereits seit ihren Anfangsjahren wurde dies erkannt und praktiziert.75 Kartellrechtlich werden die Kooperationen des genossenschaftlichen Bankensektors durch die Ausnahmeregelungen § 5b (Kooperations­ erleichterungen für kleinere und mittlere Unternehmen)76 und § 38 Abs. 2 (sog. Mittelstandsempfehlungen)77 des GWB erlaubt, da dadurch die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen gestärkt wird.78

74 Die Schulung erfolgt in regionalen Schulungszentren (z. B. die WGAH Württembergische Genossenschafts-Akademie Hohenheim für das Verbandsgebiet Württemberg) u. auf Bundesebene durch die ADG Akademie Deutscher Genossenschaften auf Schloß Monta­ baur. 75 Bereits 1861 wurde ein Zentralkorrespondenzbüro eingerichtet und 1865 die "Deutsche Genossenschaftsbank von Soergel, Parrisius & Co. KGaA" gegründet, vgl. Faust (1977), S. 222 bzw. 226. 76 Vgl. Immenga (1992), § 5b Rdnr. 45, S. 335. 77 Vgl. Tiedemann (1992), § 38 Rdnr. 213, S. 1659. 78 Vgl. Schmidt (1993). S. 154, vgl. Emmerich (1994), S. 115ff. u. 1361T.

31

2.2 Der Begriff "innergenossenschaftlicher Wettbewerb"

2.2.1 Begriffsabgrenzung

Unter dem Begriff "innergenossenschaftlicher" Wettbewerb lassen sich drei Formen von Konkurrenzverhalten innerhalb des Genossen­ schaftssektors subsumieren: 1) intragenossenschaftlicher,

2) extragenossenschaftlicher und schließlich 3) intergenossenschaftlicher Wettbewerb.

32 Abb. 1: Formen von innergenossenschaftlichem Wettbewerb:

intra*

genossenschaftlich:

inter­ genossenschaftlich:

Quelle: Eigene Darstellung

genossenschaftlich:

33

Die Begriffe "intra-" und "extragenossenschaftlich" wurden von Sand­ rock eingeführt.79 Unter intragenossenschaftlichem Wettbewerb wird die Konkurrenzsituation von Mitgliedern untereinander verstanden, die derselben Genossenschaft angehören. Der innergenossenschaft­ liche Wettbewerb findet hier also innerhalb einer Genossenschaft statt. Von extragenossenschaftlichem Wettbewerb wird gesprochen, wenn ein Mitglied zu seiner Genossenschaft in Konkurrenz steht und zwar durch Mitgliedschaft in einer konkurrierenden Genossenschaft oder durch sein eigenes Unternehmen. Zeitgleich mit Sandrock bildet Helweh Hannan den Begriff "intragenossenschaftlich". Auch für ihn werden damit Beziehungen innerhalb einer Genossenschaft beschrie­ ben.80 Der Terminus "intergenossenschaftlich" findet sich bei Glöy zur Be­ schreibung von Leistungsbeziehungen zwischen Unternehmen des Genossenschaftssektors.81 In der Übertragung auf Wettbewerbskon­ stellationen versteht man unter "intergenossenschaftlichem Wettbe­ werb"82 das Konkurrenzverhalten zwischen Genossenschaftsunter­ nehmen und zwar ohne Betrachtung von Mitgliederkonstellationen.83 Genau diese Form des innergenossenschaftlichen Wettbewerbs ist das Thema der vorliegenden Arbeit. Unter formallogischem Aspekt wäre für die Erscheinungsform des "intergenossenschaftlichen" Wettbewerbs auch der Begriff "intragenossenschaftlich" korrekt, was die nachfolgende Analyse der Dudendefinitionen beweist.84 Die Begriffe "intra" bzw. "intragenossenschaftlich" sowie "inter" bzw. "intergenossen­ schaftlich" sind zwar nicht selbst aufgeführt, das Heranziehen von

79 Sandrock (1976), 3f. 80 Vgl. Helweh Hannan (1976), S. 91. 81 Vgl. Glöy (1969), S. lOff. 82 Vgl. Hermann (1986), S. 31. 82 Den Begriff "intergenossenschaftlich" für die Beschreibung des Konkurrenzverhaltens von genossenschaftlichen Unternehmen präferiert Joh. Heinr. v. Stein, Ordinarius für Kredit Wirt­ schaft an der Universität Hohenheim, Kolloquium vom 30.04.1996 an der Universität Hohenheim. 84 Duden Fremdwörterbuch, vgl. o. V. (1990), S. 355ff.

34 verwandten Begriffen der jeweiligen Wortfamilie läßt diesen Schluß jedoch eindeutig zu. "Intra" bedeutet grundsätzlich "innerhalb". In Anlehnung an "intragruppal", was mit "die Beziehungen und Spannungen innerhalb einer sozialen Gruppe betreffend" beschrieben wird, können - unter dem Blickwinkel der Betrachtung des genossenschaftlichen Verbundes als die soziale Gruppe - die Konkurrenzbeziehungen zwischen Genossenschaftsuntemehmungen (als Gruppenmitglieder) als "intragenossenschaftlich" bezeichnet werden.85

Umgekehrt kann unter Heranziehung von "intergruppal" (="die Be­ ziehungen und Spannungen zwischen verschiedenen sozialen Grup­ pen betreffend") - bei Definition der Genossenschaftsuntemehmung als die jeweilige soziale Gruppe - der Begriff "intergenossen­ schaftlich" die Beziehung beschreiben, was den Aspekt der rechtlichen Autonomie der einzelnen Genossenschaft stärker berücksichtigt. Die Verwendung von "extragenossenschaftlich" macht allerdings nur im Zusammenhang mit der Abgrenzung zum "intragenossen­ schaftlich" der Sandrockschen Definition Sinn. Um eine klare begriffliche Trennung der Formen von innergenossen­ schaftlichem Wettbewerb zu erhalten, werden in den nachfolgenden Ausführungen die Definitionen nach Abbildung 1 maßgebend sein, so daß der Terminus "zw/ragenossenschaftlich" für die zugrundeliegende Thematik nicht verwendet wird.

85 Werner Großkopf. Ordinarius für Agrarpolitik und Leiter der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim, verwendet den Begriff "intragenossenschaftlich" in einem Aufsatz zur Beschreibung von Konkurrenzverhalten genossenschaftlicher Institutionen innerhalb des Finanzverbunds; da die Betrachtung der Genossenschaftsbankengruppe im Mittelpunkt seiner Ausführungen steht, also eine Beleuch­ tung aus intragruppaler Sicht erfolgt, ist hier die Wahl des Terminus "intra­ genossenschaftlich" gemäß der Dudenanalyse auch zulässig; vgl. Großkopf (1995), S. 64.

35

Zur Beschreibung des Phänomens des "intergenossenschaftlichen Wettbewerbs" sind in der Literatur auch folgende Synonyme gebräuchlich: "verbundinteme Konkurrenz",86 "Wettbewerb innerhalb der Gruppe",87 "innerverbundliche Konkurrenz",88 "interne Konkur­ renz"89 und "innergenossenschaftlicher Wettbewerb".90

Anstelle des ausgeschriebenen Begriffs "intergenossenschaftlicher Wettbewerb" soll fortan die Abkürzung "IGW" verwendet werden. Sie ist auch besser aussprechbar und erleichtert vor allem auch die ver­ bale Diskussion.

2.2.2 Definition und Unterscheidungskategorien von intergenossenschaftlichem Wettbewerb

Ausgangspunkt der Definition ist die Feststellung, daß sich die Kreditgenossenschaften als Universalbanken in direkter Konkurrenz zu den Instituten der anderen Bankengruppen befinden, so daß sie bei ihrem Agieren auf dem Markt immer auch die Aktionen der nichtgenossenschaftlichen Marktteilnehmer berücksichtigen müssen. Will man nun aber speziell den intergenossenschaftlichen Wettbewerb untersuchen, so ist eine Separierung vorzunehmen. Unter dem Begriff "intergenossenschaftlicher Wettbewerb" sind somit nur die Hand­ lungsaktionen einer Kreditgenossenschaft zu verstehen, die den Handlungsspielraum einer anderen Kreditgenossenschaft beeinflus­ sen.91

86 87 88 89 90 91

Münkner (1991), S. 196. WGV (1994), S. 12. Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 138. BVR (1989), S. 45, Grüger (1990), S. 968. Badischer Genossenschaftsverband (1989). Dies ist jedoch grundsätzlich immer dann anzunehmen, wenn mindestens zwei Kreditgenos­ senschaften in einem Marktgebiet operieren, vgl. Gitzinger/Philipowski (1970/71), S. 9.

36 Der IGW läßt sich in mehrere Kategorien einteilen: Bezüglich des Wettbewerbsverhaltens kann er in zwei Unterschei­ dungsebenen mit wiederum jeweils zwei Merkmalen aufgegliedert werden:

1. Aktiver und passiver sowie 2. offener und versteckter IGW

Sind die kompetitiven Aktionen ganz bewußt darauf ausgerichtet, den Handlungsspielraum einer92 anderen Kreditgenossenschaft zu beein­ flussen oder nimmt die agierende Bank zumindest keine Rücksicht auf deren Interessen, obwohl dies für sie ohne größeren Schaden möglich wäre, so wird von ’’aktivem” IGW gesprochen. Unter der Bezeichnung "passiver" IGW sind die Handlungen zu verstehen, die lediglich in ihrer Konsequenz den Handlungsspielraum einer anderen Kreditgenossenschaft betreffen, dies aber entweder nicht beabsichtigtes Ziel der Aktion war oder aufgrund bestimmter Umstände auch nicht vermeidbar ist.93

Die zweite Ebene differenziert nach der Sichtbarkeit des intergenos­ senschaftlichen Wettbewerbs. Unter "offenem" IGW soll die von außen deutlich erkennbare kompetitive Aktion verstanden werden, während der "versteckte" IGW eben nicht als solcher ohne weiteres ersichtlich ist. Auch hier ist eine aktive oder passive Erscheinungs­ form möglich. Da sich diese Unterscheidungsebenen zweidimensional überlagern, äußert sich das IGW-Verhalten in vier Varianten, was die Abbildung 2 veranschaulicht.

92 Resp. "... den Handlungsspielraum von mehreren anderen Kreditgenossenschaften ...". 93 Die Begriffe "aktiver" und "passiver" IGW werden in Anlehnung an Bungenstock hier eingefuhrt, vgl. Bungenstock (1982), S. 29f.

37

Abb. 2: Vier-Varianten-Schaubiid des intergenossen­ schaftlichen Wettbewerbsverhaltens:

offen

versteckt

Feld 1:

Feld 2:

offen-passiver

offen-aktiver

IGW

IGW

Feld 3:

Feld 4:

versteckt-passiver

versteckt-aktiver

IGW

IGW

passiv

aktiv

Quelle: Eigene Darstellung

Beispiele zur Erläuterung:

-Offen-aktiver IGW: Bank A eröffnet eine Zweigstelle im Ge­ schäftsgebiet von Bank B. - Offen-passiver IGW: Bank A schaltet eine Anzeige in ihrer Lokal­ zeitung, die auch gleichzeitig im Geschäftsgebiet von B ihr Ver­ breitungsgebiet hat. - Versteckt-aktiver IGW: Bank A senkt die Kreditzinsen, in der Ab­ sicht, die angeschlagene Bank B weiter zu schwächen, da diese weiß, daß jene nachziehen muß. - Versteckt-passiver IGW: Bank A senkt die Kreditzinsen, da eine günstige Refinanzierungsmöglichkeit besteht, ohne jedoch Bank B damit treffen zu wollen.

38

Weiterhin kann man den IGW nach dem geographischen Kriterium differenzieren. Man unterscheidet in Platz- und geschäftsraumbezogenen IGW.94 Aufgrund des überwiegend lokalen Betätigungsfelds von Genossenschaftsbanken ist diese Differenzierung relevant. Unter intergenossenschaftlichem "Platzwettbewerb" (=’’PIatz-IGW") wird die Konkurrenzsituation innerhalb einer Stadt oder einer Gemeinde verstanden. Der "geschäftsraumbezogene" IGW bezieht sich auf das regionale Umfeld der Bank.

Eine weitere Unterscheidung berücksichtigt den Stufenauföau des Verbundes, wobei zwischen "horizontalem" IGW, d. h. dem IGW zwischen Unternehmen derselben Stufe, und "vertikalem" IGW zu trennen ist. Um eine sachliche Diskussion über die IGW-Problematik zu gewähr­ leisten, ist die Bemerkung wichtig, daß die bisher genannten Unter­ scheidungskategorien lediglich Sachverhalte darstellen und keinerlei Wertung beinhalten, denn - wie noch gezeigt wird - kann der IGW sowohl positiv als auch negativ beurteilt werden. Um nun einen IGWSachverhalt zu bewerten, sollen die Begriffe "konstruktiver" IGW und "destruktiver" IGW Verwendung finden.95

2.3 Ursachen des verbundinternen Konkurrenz­ verhaltens Die Autonomie der einzelnen Genossenschaftsbank könnte - für sich gesehen - wettbewerbliches Verhalten zu anderen Kreditgenossen­ schaften erklären. Allerdings wurde bereits dargestellt, daß aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht eine einzelne Kreditgenossenschaft ohne Kooperation im Verbund nicht existenzfähig ist und daß zudem - aus dem genossenschaftlichen Selbstverständnis heraus - koopera­

94 In Anlehnung an Badischer Genossenschaftsverband (1989). 95 Siehe dazu Kap. 6.3.

39

tives Verhalten per se eine Handlungsmaxime genossenschaftlichen Wirtschaftens sein muß. Die Ursachenforschung für den IGW muß somit an anderen Stellen ansetzen.

2.3.1 Menschlich-subjektive Beweggründe Intergenossenschaftliches Wettbewerbsverhalten läßt sich sowohl individual- als auch organisationspsychologisch ableiten.96 Aber auch die Agency-Theorie97 sowie insbesondere die sog. Neue Politische Ökonomie bieten dazu theoretische Grundlagen, da auch hier Indivi­ dualinteressen als Handlungsmotive zur Erklärung herangezogen werden.98 Ausgehend von der Hypothese, daß menschliche Hand­ lungen - implizit auch Entscheidungen von Kompetenzträgem der genossenschaftlichen Bankwirtschaft - auf individueller Motivation basieren, läßt sich für das Auftreten von IGW und seiner Intensität das menschlich-subjektive Element als Ursache feststellen.

Von menschlich-subjektiven Ursachen wird also gesprochen, wenn persönliche Ziele des Entscheidungsträgers zugrundeliegen. Diese können einen rationalen als auch einen irrationalen Hintergrund haben. Während die ökonomische Theorie bei Wirtschaftsakteuren

96 Zur Motivation bzw. Organisationspsychologie vgl. Heckhausen (1989) und Scholl (1995), S. 409ff. 97 Vgl. Jensen/Meckiing (1976), S. 305ff., vgl. Eischen (1988). S. 248ff. 9$ "Der Individualismus als Norm geht von dem Bekenntnis aus, daß der einzelne Mensch nicht der Mensch als solcher, schon gar nicht die Menschheit - jene Autorität ist, an deren Wollen. Wünschen und Bedürfnissen alles, also auch das politische Handeln auszurichten und zu messen ist.” Kirsch (1983). S. 16. Dies ist die gedankliche Ausgangsbasis der Neuen Politischen Ökonomie. Diese Theorie ist zur Untersuchung der Handlungsmotive von Genossenschaftsorganen geeignet, da sowohl in Genossenschaften als auch in der Politik eigentlich "höhere Werte" als Leitmotive der Handelnden bestimmend sein sollten, die Reali­ tät aber oftmals ein anderes Bild zeichnet.

40 meist nur rationales Verhalten unterstellt," sind in der Realität jedoch auch irrationale Aspekte bedeutsam.100 Obwohl das menschlich-subjektive Element als Faktor für Entschei­ dungen des Genossenschaftsmanagements zu berücksichtigen ist, wird es in der genossenschaftlichen Literatur sehr selten direkt ange­ sprochen: "Die rechtliche Selbständigkeit ihrer Bank und die eigen­ verantwortliche Leitungsmacht der Vorstände schaffen (...) die Vor­ aussetzungen für eine höchstmögliche Entfaltung von Motivation und Eigeninitiative."101 Dies kann in positiver Hinsicht als ein großer strategischer Vorteil der Genossenschaftsbankengruppe gesehen werden.

Die Medaille hat allerdings zwei Seiten: Das Problem liegt nun darin, daß erstens ein natürliches Bestreben von Vorstandsseite besteht, sich solch einen attraktiven Arbeitsplatz zu erhalten, obwohl vielleicht eine Fusionierung - und damit der Verlust des Vorstandspostens - für den Verbund resp. für die Mitglieder vorteilhafter wäre. Zweitens besteht die Gefahr des nicht verantwortungsbewußten Umgangs mit der an­ vertrauten Macht.102 Diese Kehrseite ist eine wesentliche Ursache zur Entstehung von IGW. An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, daß auch Aufsichtsräte und Ver­ treter als weitere Kompetenzträger einer Genossenschaft Einfluß auf deren Verhaltensweisen haben können, obwohl natürlich die Haupt­ verantwortung von marktlichen Entscheidungen bei den Vorständen liegt. Beispielsweise beschwerte sich ein Vertreter auf einer Vertreter­ versammlung lautstark, daß der neue Vorstand die Bank zu einer "Provinzialbank" machen wolle, da deren Geschäfte wieder auf das

W Beispielsweise über den ökonomischen Begriff der Maximierung des (persönlichen) Nutzens, vgl. Herdzina (1989). S. 52fT. ’00 7 b wird Irrationalität im wirtschaftlichen Verhalten von Menschen auch als eine wesent­ liche Begründung für besondere Bestimmungen im Bankrecht gesehen, vgl. Süchting (1992), S. 169. ’01 Hermann (1986). S.18. ’02 Vgl. Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 133.

41

angestammte lokale Umfeld konzentriert wurden.103 Dies zeigt, daß menschlich-subjektive Beweggründe - in diesem Beispiel in Form von persönlichen Eitelkeiten - nicht allein nur auf Vorstände zu beschrän­ ken sind.

Es kommt auch vor, daß eine Fusion, über die sich die jeweiligen Vorstände bereits geeinigt hatten, nur an den Mitgliederversamm­ lungen gescheitert ist, da diese den Lokalpatriotismus höher bewer­ teten als ökonomische Kriterien.104 Aber auch Mitarbeiter können aus Angst um ihren Arbeitsplatz - Gegner von Fusionen sein.

Das menschlich-subjektive Element im IGW ist jedoch kein Phäno­ men, welches erst in der heutigen Zeit zu beobachten ist, denn bereits 1964 wurde dies - sogar offen innerhalb eines Vortrags auf dem Deutschen Genossenschaftstag - angesprochen: "Individualisten sind die Leiter der Volksbanken, denen man mit großer Mühe beibringen muß, daß nur die Zusammenarbeit die Position dieser Bankengruppe im Wettbewerb mit den anderen Banken stärken kann."105 Bezüglich der Einteilung in rationale und irrationale Motive kann als rational zum Beispiel der Erhalt des attraktiven "Arbeitsplatzes Vor­ stand" eingestuft werden. Ist die Ursache für IGW zwischen zwei Banken beispielsweise auf eine Rivalität der jeweiligen Vorstände zurückzufuhren, wäre ein irrationaler Hintergrund vorhanden. Bei­ spielsweise treffen sich genossenschaftliche Bankvorstände regel­ mäßig in Bezirksvereinigungen und Erfa-Gruppen.106 Hier werden u. a. auch bankinteme betriebswirtschaftliche Daten ausgetauscht. Dies

1133 Ordentliche Vertreterversammlung der Volksbank Ebersbach eG. Ebersbach (Fils), für das Geschäftsjahr 1996; die Bank war aufgrund von ehrgeizigem Wachstumsstreben u. a. in beträchtlichem Umfang in den Neuen Bundesländern aktiv, was letztendlich zu einer Schieflage führte: s. auch die Kap. 2.1.3.2 u. 3.1.6. 104 Dies war beispielsweise der Fall beim Fusionsvorhaben zweier Genossenschaftsbanken aus dem württembergischen Filderstadt, der Bonlander Bank eG und der Bernhauser Bank eG, welche sich zur "Filderstadter Bank eG" vereinigen wollten. 105 /itat von Professor Reinhardt, damals Genossenschaftsrechtler an der Universität Marburg, zitiert in: o. V. (1990a). S. 960. 106 vgl. WGV (1994), S. 12.

42 kann leistungsfördemd sein, aber auch "Eifersüchteleien" hervorrufen, da solche Kontakte, die darüberhinaus noch durch andere genossen­ schaftliche Veranstaltungen (z. B. Arbeitstagungen, Seminare, Jubi­ läen usw.) gepflegt werden, einen gewissen familiären Charakter besitzen.107

Zum Abschluß der Betrachtung menschlich-subjektiver Beweggründe ist noch kritisch anzumerken, ob neben dem Prestigegewinn nicht auch die Koppelung von Bankleiterbezügen an Bilanzsummen ein besonderer Anreiz für ehrgeiziges Wachstumsstreben darstellt, aus dem heraus sich dann aktiver IGW entwickelt.

2.3.2 Ökonomisch-objektive Ursachen

Ökonomisch-objektive Ursachen liegen vor, wenn die Entscheidung für intergenossenschaftliche Wettbewerbsaktionen auf ökonomisch rationale und objektiv nachvollziehbare Argumente zurückzuführen ist und eindeutig keine menschlich-subjektiven Elemente beinhaltet. Beispiele für ökonomisch-objektive Ursachen sind eine Aktiv- bzw. Passivlastigkeit der Bilanz oder freie Kapazitäten nach erfolgten Sach- oder Personalinvestitionen. Beide Sachverhalte müßten aller­ dings Fusionsüberlegungen oder zumindest verstärkte Kooperation nach sich ziehen. Besteht dazu jedoch bei einer Bank aus menschlich­ subjektiven Erwägungen keine Bereitschaft, so ist der IGW aus Sicht der gesprächsbereiten Bank ökonomisch-objektiv begründet, da dann nur noch "über den Markt" eine Strukturverbesserung herbeigeführt werden kann. Allerdings kann die ökonomisch-objektive Begründung auch von beiden Seiten vorliegen. Die eine Seite könnte den IGW als leistungssteigemdes Mittel zur optimalen Erfüllung des Förderungsauftrags betonen, während die andere Seite dies zwar negiert, sich aber

'

Aussagen der Interviewpartner B u. C.

43

gezwungen fühlt, aufgrund des bestehenden status quo IGW zu betreiben. Hier handelt es sich um ein genossenschaftspolitisches Problem. Bezüglich der menschlich-subjektiven und ökonomisch-objektiven Ursachen läßt sich konstatieren, daß die Erscheinungsform und Intensität des IGW entscheidend von der Persönlichkeitsstruktur und Geschäftsphilosophie des jeweiligen Vorstandes abhängt. Dabei schwankt die Bandbreite von überzeugter Kooperationsbereitschaft bis zu offensivem Konkurrenzverhalten.108

2.3.3 Die Standortproblematik

Die Standortproblematik kann als weitere Ursache für das Auftreten von IGW ausgemacht werden. Sie kann in eine statische und eine dynamische Komponente zerlegt werden.

2.3.3.1 Die statische Komponente

Die Genossenschaftsbanken in Deutschland sind lokale Gründungen und fest in ihrem lokalen Umfeld verwurzelt. Dies ist ein wesentliches Merkmal ihrer Identität.

Weiterhin kann eine flächendeckende Präsenz festgestellt werden. Diese Ausbreitung wurde durch zwei Entwicklungen geprägt: Erstens bewirkte die Liberalisierung des Bankenmarktes durch die Aufhebung der Bedürfhisprüfung bei Zweigstelleneröffnungen (1958) und des Zins- und Wettbewerbsabkommens (1967) sowie der gleich­ zeitigen Hinwendung der Großbanken zum Mengengeschäft eine

108 pjes jst cme Schlußfolgerung aus den Interviews.

44

gewaltige Expansion von Zweigstellen im gesamten Kreditgewerbe.109 Die Genossenschaftsbanken waren dabei am aktivsten. Ihr Anteil stei­ gerte sich von 18 % auf ca. 40 % aller in Deutschland bestehenden Zweigstellen.110

Zweitens erfolgte die Ausbreitung bis mindestens 1971 durch zwei konkurrierende Organisationen.111 "Mindestens" deshalb, da seit 1972 zwar auf Bundesebene ein gemeinsamer Dachverband, der Bundes­ verband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, besteht, auf regionaler Ebene die Fusionen aber erst in den darauffolgenden Jahren, in Bayern gar erst im Jahre 1989, vollzogen wurden.

Die Kulmination dieser Entwicklungen sind lokale Doppel- bzw. gar Mehrfachbesetzungen. Darunter versteht man die Präsenz von Haupt­ oder Zweigstellen von mindestens zwei selbständigen Bank­ genossenschaften innerhalb eines Gemeindegebiets. Vor allem die Genossenschaftsverbände sind inzwischen nachdrücklich bestrebt, solche Situationen zu reduzieren. Beispielsweise findet sich im Kreis Esslingen noch in 11 Gemeinden eine derartige Situation vor,112 wobei im Kreis insgesamt 23 Genossenschaftsbanken mit 136 Bank­ stellen firmieren.113 Noch gravierender ist dabei die Stadt Stuttgart mit 16 selbständigen Genossenschaftsinstituten innerhalb ihrer Gemar­ kung. In Württemberg insgesamt sind noch in 198 Gemeinden Doppel- bzw. Mehrfachbesetzungen vorhanden.114 Die statische Komponente besagt: Genossenschaftsbanken sind an einem bestimmten Ort durch eine in weit über hundert Jahren gewachsene Entwicklung einfach existent.

109 Vgl. Süchting (1978), S. 13. 110 Vgl. Betsch (1995). S.llf. 111 Siehe Kap. 2.1.1. 112 Per 31.12.94, vgl. Anhang 2. 113 Per 31.12.94, Angaben der Bezirksvereinigung Esslingen. 114 Per 31.12.94. vgl. Geschäftsbericht der Stuttgarter Bank AG von 1994. S. 48 bzw. Anhang 3; dies sind allerdings nur die Zahlen der im WGV organisierten Banken, hinzu kommen noch Bankstellen von Instituten anderer Genossenschaftsverbände, in der Haupt­ sache sog. "atypische” Primärbanken, s. dazu Kap. 4.

45 2.33.2 Die dynamische Komponente

Die demographische, räumliche und wirtschaftliche Struktur einer Region unterliegt einem steten Wandel. Dies ist die dynamische Komponente. Entscheidend dabei ist die Intensität dieser Dynamik. Bei einer langsameren Entwicklung kann man von einem evolutio­ nären Prozeß sprechen, der - wie es die Wirtschaftsgeschichte zeigt als Normalität betrachtet werden kann und dem die Kreditgenossen­ schaften seit ihrer Gründung immer wieder ausgesetzt waren. In der heutigen Zeit allerdings hat die Dynamik sehr stark zugenommen, so daß von eher "revolutionären" Veränderungen gesprochen werden kann.

"Aus ehemals selbständigen Gemeinden wurden Vororte großer Städte mit reinem Wohncharakter. Wohnen, Arbeiten und Freizeit in einer politischen Gemeinde bilden heute eher die Ausnahme."115 Lebens­ gewohnheiten und in ihrer Folge Nachfragestrukturen wechseln heute wesentlich schneller. Zudem sind nach den Angaben des BVR gerade die Hauptkundengruppen der Kreditgenossenschaften "überdurch­ schnittlich dem Strukturwandel unterworfen".116 Weiterhin veränderten mehrere kommunalpolitische Gebietsreformen den ursprünglichen Bezirk.117 Die gewachsene Mobilität118 und die Ent­ wicklung der Kommunikationstechnologie vergrößern den Aktions­ radius von Anbieter und Nachfrager auf dem Bankenmarkt.

2.3.33 Folgen für die Genossenschaftsbanken

Legt man nun beide Komponenten wie Schichten übereinander, so wird die Problematik leicht erkennbar. Es entstehen Reibungen, die je nach der ortspezifischen Situation in ihrer Intensität variieren.

115 116 117 118

Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 132. BVR (1989). S. 46. Vgl. Bungcnstock (1982), S. 26. Vgl. o. V. (1990b), S. 959.

46

Bedeutsam ist, daß die Entwicklung einer Bank eng an ihr wirtschaft­ liches Umfeld gekoppelt ist. Gerade für eine lokal operierende Bank können sich daraus gravierende Konsequenzen ergeben, was sich in einer Veränderung von Bilanzstruktur, aber auch der Ertragslage niederschlagen kann. Dazu die drei folgenden Szenarien:

1) Das Geschäftsgebiet von Volksbank A wird von der Pleite eines größeren Industrieunternehmens überschattet, welches in hohem Maße diese Region geprägt hatte. Während das Industrieunternehmen seine Bankverbindung bei einer Großbank unterhält, also dadurch keine direkten Konsequenzen für die Volksbank A entstehen, wird sie insoweit getroffen, als die nun arbeitslosen Arbeitnehmer und die mittelständischen Zulieferbetriebe meist bei ihr die Bankverbindung unterhalten. Auf der Aktivseite werden viele Kredite notleidend, wäh­ rend auf der Passivseite die Einlagen zurückgehen.

2) Raiffeisenbank B besitzt ein hohes Volumen an Spareinlagen, da an ihrem Ort die alteingesessenen Eigenheimbesitzer überwiegen, die im Laufe der Jahre schuldenfrei geworden sind. Dies bedeutet eine Passivlastigkeit der Bilanz. 3) Im Geschäftsgebiet von Volksbank C erfolgt die Ansiedlung eines Gewerbegebiets, was aufgrund der Beteiligung der Bank an den Investitionskrediten eine Aktivlastigkeit der Bilanz mit einer Erhö­ hung des Risikopotentials zur Folge hat. Dieses Risiko kann auch darin bestehen, daß das Kreditportfolio eine zu geringe Diversifizie­ rung aufweist. Eine überregional oder gar national operierende Bank kann in solchen Situationen eine interne Kompensation vornehmen bzw. sogar den Standort verlagern. Theoretisch haben natürlich auch Genossen­ schaftsbanken aufgrund ihrer Autonomie freie Standortwahl, doch es versteht sich von selbst, daß es keinen Sinn macht, die örtliche Genossenschaftsbank in ein 50 km entferntes attraktives und prospe­

47 rierendes Wirtschaftsgebiet zu verlagern. Denn gerade dies ist ja der originäre Auftrag der Genossenschaftsbank: Bankleistungen für die hiesige Bevölkerung und Wirtschaft zu erbringen; und insbesondere bei schlechter Wirtschaftslage zeigt sich dann die Bedeutung einer Kreditgenossenschaft. Aufgrund der örtlichen Verwurzelung und der eigenen Abhängigkeit von "ihrer" Lokalität wird eine Kreditgenossen­ schaft engagierter bei der Unterstützung eines gewerblichen Kredit­ kunden sein, da zudem in seinem Gefolge auch Arbeitnehmer sind, die wiederum Kunden der Bank sind.119

Ein anderes Problem ist der durch Mobilität und Kommunikations­ technologie vergrößerte Aktionsradius, welcher das Geschäftsgebiet ausweitet, so daß Überlagerungen mit anderen Genossenschafts­ banken entstehen. Bankgenossenschaften haben deshalb zunehmend auch regionalen Charakter, während bisher die lokale Betätigung überwog.

Aufgrund dieser Sachverhalte wird das Management einer Genossen­ schaftsbank reagieren müssen. Dabei kommen grundsätzlich drei Möglichkeiten in Betracht: Kooperation, Fusion oder eben die Akzeptanz von IGW, denn zumindest ein passiver IGW bleibt unaus­ weichlich. Desweiteren erhöhen Überkapazitäten nach Porter die Rivalität.120 Dies ist vor allem auf die Doppelbesetzungen übertragbar, wobei dieser Problematik bei den zunehmend regional definierten Geschäftsgebieten noch mehr Gewicht beizumessen ist. Besonders drastisch stellt sich die Situation in Ballungsräumen dar.121 Hier wird der IGW deshalb die deutlichsten Konturen annehmen.

' Vgl. Kuhn, zitiert in Spengler (1996a), S. 5, vgl. Sommer (1990). S. 976. 120 Vgl. Porter (1988), S. 43. 121 Vgl. BVR (1989), S. 45, vgl. Vollmer (1993), S.24.

48

2.4 Die quantitative Messung von intergenossenschaftlichem Wettbewerb

2.4.1 Relevanter Markt und Einzugsgebiet

Zur Untersuchung von Wettbewerbssituationen ist es erforderlich, den sog. relevanten Markt abzugrenzen.122 Problematisch dabei ist, daß es den Bankenmarkt als solchen eigentlich überhaupt nicht gibt.123 Vielmehr müssen Teilmärkte gebildet werden.124 Aber auch diese können wiederum nach unterschiedlichen Kriterien aufgestellt werden. Im nachfolgenden soll eine Unterscheidung nach den einzel­ nen Bankleistungen erfolgen.

Ausgangsüberlegung ist dabei die Hypothese, daß für die verschie­ denen Arten der Bankleistungen von Seiten der Nachfrager unter­ schiedliche Einkaufsradien bestehen.125 Dabei ist die Einkaufswirt­ schaftlichkeit das jeweilige Entscheidungskriterium. Es soll durch die Kontakthäufigkeit und die geldbetragliche Größenordnung konkre­ tisiert werden. Für unsere Überlegungen sollen die drei Produkte Kontokorrentkonto, Festgeld und Hypothekarkredit zur Veranschau­ lichung ausreichen. Das Kontokorrentkonto wird aufgrund der Kontakthäufigkeit nur in unmittelbarer Nähe nachgefragt, während für die Festgeldanlage auch ein etwas weiterer Weg in Kauf genom­ men wird. Bei der Aufnahme von Baugeld ist der Kunde bereit, eine noch längere Strecke zurückzulegen, da es sich hier um sehr große Geldbeträge handelt und die Relation Zinserspamis zu Fahrtkosten in einem wirtschaftlichen Verhältnis steht.

122 Vgl. Schmidt (1993), S. 44ff. •23 Vgl. Büschgen (1993), S. 282. 124 Vgl. Griesel (1978), S. 585. '25 Grundlage dafür ist das Konzept der Einkaufswirtschaftlichkeit für Bankleistungen von Süchting, vgl. Süchting (1968).

49 Umgekehrt bedeutet das fiir die einzelne Bankstelle, daß ihr Einzugs­ gebiet in gleicher Weise je nach Leistungsart variiert. In unserem Bei­ spiel ist das geographische Einzugsgebiet von Hypothekarkrediten am größten. Daraus kann man schließen, daß die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von IGW von der jeweiligen Produktart abhängt und mit steigendem Einkaufsradius gleichfalls zunimmt.

Die größte Bedeutung ist der Situation beizumessen, wenn bereits innerhalb des Einzugsgebiets des Kontokorrentkontos126 IGW auftritt, denn zum einen gilt es als die stärkste Akquisitionsbasis im Bank­ geschäft127 und zum anderen ist damit natürlich eine geographisch "bedrohliche" Nähe erreicht. Geht man vom Gehaltskonto als Ur­ sprung einer Bankverbindung aus, so erhält diese Feststellung Nach­ haltigkeit, wenn man von einer sog. Bündelnachfrage ausgeht,128 d. h. die Kunden fragen mehrere Leistungen gleichzeitig nach, auch wenn ein einzelnes Produkt des Bündels bei der Konkurrenz vorteilhafter wäre.129 Dies relativiert zwar das Konzept der Einkaufswirtschaftlich­ keit, seine Relevanz bezüglich des Einzugsgebiets ist für die Beurtei­ lung von IGW dennoch von Bedeutung.130 Geht man nun davon aus, daß die physische Präsenz vor Ort für die Genossenschaftsbanken nach wie vor das wichtigste Vertriebs­ instrument ist,131 so kann ein Modell zur Messung von IGW auf der Basis von Bankstellen ansetzen.

[n der Regel der Wohn- oder Arbeitsort des Kunden. Vgl. Köllhofer (1991). S. 186. vgi Monopolkommission (1976), Tz. 542. Vgl. Büschgen (1993), S. 282. Diese Feststellung wird durch die Aussage von Gerlach (1982), S. 44 unterstützt, wobei dieser noch andere Untersuchungen zur Bestätigung heranzieht, vgl. Gerlach (1982), S. 41 f. 131 Vgl. Drewes (1988), S. 565 und die Aussage sämtlicher Interviewpartner. 126 127 128 129

50 2.4.2 Darstellung eines Modells

Das hier dargestellte Modell kann als Einstiegsmodell zur Messung von intergenossenschaftlichem Wettbewerb bezeichnet werden.132 Es ist relativ leicht anwendbar und bietet dennoch erste brauchbare Anhaltspunkte hinsichtlich der Wettbewerbsintensität. Es basiert auf Einwohnerzahlen und verbindet bankinteme subjektive Angaben mit externen objektiven Daten. Es enthält die folgenden Ablaufschritte:

1) Begonnen wird mit der Definition des zu untersuchenden Gebiets. Der Wettbewerb wird innerhalb eines abgegrenzten geographischen Raumes gemessen. Dies kann eine Stadt bzw. Gemeinde, ein Kreis oder eine sonst definierte Region sein. Aufgrund des regionalen Cha­ rakters der Genossenschaftsbanken erscheint allerdings nur die Unter­ suchung von maximal regionalen Räumen sinnvoll. 2) Die Genossenschaftsbanken mit Sitz in diesem Gebiet teilen die Einwohnerzahlen ihres Marktgebietes mit. Dies ist das entscheidende subjektive Element, denn die jeweilige Bank definiert selbst ihr Marktgebiet, wobei vor allem ihr Zweigstellennetz Berücksichtigung finden wird. Diese Daten können entweder ad hoc durch Befragung erhoben werden oder aber im Rahmen der Prüfung. 3) Es erfolgt eine Bereinigung der “Einwohnerzahlen des Markt­ gebiets” der einbezogenen Bank um diejenigen Zweigstellen, die sie außerhalb des zu untersuchenden Raumes unterhält. Dazu verwendet man objektive Daten des Statistischen Landesamtes oder der kommu­ nalen Behörden. Vom gemeldeten Marktgebiet werden die tatsäch­ lichen Einwohnerzahlen der Lokalität dieser nicht relevanten Zweig­ stellen subtrahiert.

4) Die bereinigten “Einwohnerzahlen des Marktgebiets” werden addiert.

Diese Vorgehensweise wurde 1986 vom Württembergischen Genossenschaflsverband, Abteilung Marketing, angewandt.

51

5) Die tatsächliche Einwohnerzahl des zu untersuchenden Raumes wird ermittelt. Dies sind wiederum Daten des Statistischen Landes­ amtes oder der kommunalen Behörden. Diese Zahl ist die Bezugsbasis und wird mit 100 % gleichgesetzt.

6) Die Summe der bereinigten “Einwohnerzahlen des Marktgebietes” aus Schritt 4 wird mit der tatsächlichen Einwohnerzahl aus Schritt 5 ins Verhältnis gesetzt. Man erhält einen Wert von 100 + X %. 7) Ergebnis: Die Variable X gibt den Prozentwert an, der die Inten­ sität des intergenossenschaftlichen Wettbewerbs anzeigt. Je größer der Wert, desto schärfer ist der IGW dieses Raumes. Ein Wert von Null würde aussagen, daß rein rechnerisch kein IGW vorliegt. Theoretisch wäre auch ein Wert kleiner Null denkbar, was dann auf eine unvollständige genossenschaftliche Marktpräsenz hinweisen würde. Ein zusätzliches Ergebnis bietet die Messung von zwei Zeitpunkten. Beispielsweise ist es wegen der Konzentrationstendenz im Genossen­ schaftssektor von Interesse, ob Fusionierungen eine Verminderung der Wettbewerbsintensität bewirkt haben.

Mit diesem Modell wurde der Kreis Schwäbisch Hall untersucht. Es konnte ermittelt werden, daß sich der IGW von 24 % im Jahre 1986 auf nur noch 17 % in 1994 verringerte. Gleichzeitig ging die Zahl der selbständigen Genossenschaftsbanken dieses Kreises von 32 auf 18 Institute zurück.133 Da die Intensität von IGW nicht nur auf geographische Kriterien zurückzufiihren ist134 und hier eine quanitative Messung vorliegt, könnte der aus diesem Modell resultierende Prozentwert auch als "Grad des IGW" oder "IGW-Grad" bezeichnet werden.

Zur ausführlichen Zahlendarstellung s. Anhang 4. 134 Siehe Kap. 2.3.

52

2.4.3 Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten des Modells Der Vorteil der Praktikabilität des vorgestellten Modells muß aller­ dings durch einige Schwächen erkauft werden. Hauptkritikpunkt ist die Subjektivität der Zahlenangabe der Bank. Zum einen kann es eine rein "politische" Zahl sein, um die reale Größenordnung des IGW zu überdecken und zum anderen bietet der Begriff "Marktgebiet" Inter­ pretationsspielraum. Außerdem wäre zu berücksichtigen, daß in den Randzonen des zu untersuchenden Raumes intergenossenschaftliche Wettbewerber aus den angrenzenden Gebieten hinzukommen.

Das subjektive Element kann man eliminieren, in dem man selbst anhand festgelegter Kriterien das Marktgebiet der zu untersuchenden Bank definiert. Unter den beiden Prämissen, daß jede Bankstelle die Möglichkeit bietet, alle Bankleistungen zu vertreiben135 und daß das Einzugsgebiet jeder Bankstelle immer die zugehörige Gemeinde ist, wird dann anhand der neutralen Einwohnerzahlen der Behörden in gleicher Weise vorgegangen. Die Subjektiviät wäre durch diese Methodik zwar ausgeschaltet, die Einfachheit der Prämissen bedeutet jedoch noch immer eine gewisse Abstrahierung der Realität. Eine genauere Messung bietet die Imple­ mentierung der folgenden drei Punkte: 1) Die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Bankstellen136 wird mittels einer Einteilung in Leistungskategorien berücksichtigt.137

135 Zumindest als Anlaufstelle für den Kunden, der dann entsprechend weitergeleitet werden kann. 136 Wie bereits erläutert: Bankstellen sind Haupt- und Zweigstellen eines Instituts. 137 Dabei kann unterstellt werden, daß es auch bei den Hauptstellen Unterschiede gibt. Bei­ spielsweise wird eine kleine Bank mit 20 Mitarbeitern im Durchschnitt nicht die gleiche Lei­ stungsfähigkeit bei der Betreuung im Auslandsgeschäft bieten können wie eine große Bank mit eigener Ausländsabteilung, s. Kap. 3.2.2.

53

2) Die natürliche Erreichbarkeit kann variieren.138

3) Der jeweilige Einkaufsradius bei den verschiedenen Bankleistun­ gen findet Berücksichtigung.139

Diese größere Realitätsnähe wäre jedoch selbstverständlich mit wesentlich höherem Aufwand verknüpft. Zur rechnerischen Unter­ stützung und Visualisierung sollten die Software-Programme für das Desktop Mapping herangezogen werden.140

'38 Bankstellen der gleichen Leistungskategorie haben beispielsweise bei einer Lage an Haupt Verkehrsverbindungen eine größere Kundenreichweite. 139 Dadurch wird berücksichtigt, daß die Bankstelle auch über die Gemeindegrenze hinaus wettbewerbliche Bedeutung hat. 140 Vgl. o. V. (1996). S. 15.

55

3. Der Einsatz der kompetitiven Aktionspara­ meter im horizontalen Wettbewerb der Volks- und Raiffeisenbanken

3.1 Distributionspolitik Bei der Distributionspolitik steht die Gestaltung des Vertriebssystems im Mittelpunkt der Überlegungen. Grundfrage ist, wo und wie der Kunde die Bankleistungen erhalten kann. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Vertriebsort (Standortwahl) und dem Vertriebsweg (Distributionsmedium). Durch die Verschärfung des Wettbewerbs auf dem Finanzdienstleistungsmarkt wurde aufgedeckt, daß die Banken noch über kein wirkungsvolles Vertriebsmanagement verfugen und daß hier erheblicher Nachholbedarf besteht.141

3.1.1 Klassischer Zweigstellenvertrieb

Die klassische und immer noch häufigste Vertriebsform in der deutschen Kreditwirtschaft ist der stationäre Vertrieb über die Geschäftsstelle.142 Er wird auch in Zukunft den Schwerpunkt in der kreditgenossenschaftlichen Gruppe bilden. Grundsätzlich vollzieht sich dabei aber ein Wandel von der eher passiven, den Besuch des Kunden abwartenden Anlaufstelle, zur aktiven, auf den Kunden zu­ gehenden Akquisitionsbasis. Vor allem Genossenschaftsbanken mit einer größeren Anzahl von Zweigstellen versuchen, über den verstärkten Einsatz von eigenen Controlling-Abteilungen die Produktivität und Effizienz dieser Ver­

Dies bezieht sich auf alle Bankengruppen, vgl. Schlenzka (1987). S. 49. 142 Sie galt lange Zeit sogar als die einzig überhaupt mögliche Distributionsform für Bank­ leistungen, vgl. Eilenberger (1976), S. 103f.

56

triebseinheiten durch verschiedene Maßnahmen zu steigern.143 Sie wird von einer sorgfältigen Marktanalyse begleitet, was bedeutet, daß vor allem Zweigstellen mit attraktivem Kundenpotential schlagkräf­ tiger gestaltet werden. Da mit der Erhöhung der Leistungsfähigkeit auch gleichzeitig ein größeres Einzugsgebiet verbunden ist, ist dies von einer Verstärkung des IGW begleitet. Bei einer erheblichen Zweigstellenvergrößerung in einem Kemgebiet einer anderen Bank­ genossenschaft muß offen-aktiver IGW unterstellt werden. Der Wett­ bewerb über den Einsatz der stationären Vertriebsstellen erfolgt in der Regel über den Ausbau bestehender Lokalitäten, während die NeuerÖffnung innerhalb anderer Marktgebiete in der heutigen Situation eher selten ist.

Bezüglich des Tagesgeschäfts auf der Einlagenseite gilt es festzustel­ len, daß die geographische Herkunft eines Kunden, sobald er die Schalterräume betritt, keine Rolle spielt. Wenn er selbst die Bank auf­ sucht, so wird er gerne als Kunde oder Mitglied begrüßt. Auch bei den Kreditgeschäften wird dann das Marktgebiet großzügiger bemessen. Dieser als versteckt-passiv zu bezeichnende IGW ist gängige Praxis.144

Neben der effizienteren Nutzung der Zweigstellen werden im Banken­ sektor insgesamt auch zunehmend die sog. neuen Vertriebswege ein­ gesetzt. Bei der Untersuchung der genossenschaftlichen Gruppe macht es Sinn, zwischen den Selbstbedienungseinrichtungen und dem sog. "KontoDirekt" zu unterscheiden.

143 Solche Maßnahmen werden z. B. von Hauenschild/Villiez (1995). S. 176ff.. aufgezeigt. '44 Bestätigung durch nahezu alle Interviewpartner.

57

3.1.2 Selbstbedienungseinrichtungen

In diesem Bereich spielt der GAA (Geldausgabeautomat) eine wich­ tige Rolle für den IGW. In der deutschen Kreditwirtschaft insgesamt sind mittlerweile über 40.000 GAA im Einsatz. Preispolitisch145 ist es in diesem ec-Geldautomatensystem üblich, für Barabhebungen von Kunden der jeweils anderen Bankengruppen bzw. anderen Banken eine Gebühr zu erheben. Grundlage hierfür ist eine "Entgeltvereinbarung", die die Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft unterzeichneten und die vom Bundeskartellamt genehmigt ist. Danach kann ein geldautomatenbetreibendes Institut ein maximales Entgelt von 4,- DM bei Verfügungsbeträgen bis 400,DM bzw. bei größeren Beträgen bis zu 1 % in Rechnung stellen. Der BVR empfiehlt in seinem "Heimatbankenmodell", innergenos­ senschaftlich maximal nur 2,- DM zu erheben und der "Heimatbank",146 diesen Betrag möglichst nicht an seinen Kunden weiterzubelasten. Hintergrund ist der Gedanke, daß die in Deutsch­ land flächendeckende Verteilung von über 13.000 genossenschaft­ lichen GAA ein werbewirksames Argument für die Führung eines Kontos bei einer Genossenschaftsbank bedeutet. In der aktuellen Dis­ kussion erhält dieser Standpunkt noch mehr Gewicht, da die genannte Entgeltvereinbarung im Zentralen Kreditausschuß (ZKA) geändert147 und eine betragsunabhängige neue Maximalentgeltgrenze von 7,- DM festgelegt worden ist, die derzeit beim Bundeskartellamt zur Prüfung vorliegt. Um zu ermitteln, inwieweit das "Heimatbankenmodell" von den Kreditgenossenschaften angewandt wird, - denn aufgrund ihrer Sou­ veränität liegt die Gestaltung der Gebührenpolitik in ihrem Ermessen

145 Die GAA-Gebühren sind zwar eindeutig Bestandteil der Preispolitik (s. Kap. 3.4.2). um die GAA-Thematik jedoch in einem zusammenhängenden Kapitel darzustellen, soll der bedeutsame preispolitische Aspekt hier ebenfalls abgehandelt werden. 146 Als "Heimatbank" bezeichnet der BVR die kontoführende Stelle des Kunden. 147 Auslöser war der zeitweilige Ausstieg der Sparkassenorganisation aus der bisherigen Entgeltvereinbarung.

58 hat der BVR im Jahre 1996 eine Erhebung bei den Rechenzentralen durchgeführt und festgestellt, daß etwa dreiviertel der Kreditgenos­ senschaften sich an die 2,- DM-Regelung halten. Es ist allerdings nicht bekannt, wieviele "Heimatbanken" die Gebühr nicht weiterbe­ rechnen. Regional gibt es sehr viele Pools, in denen die GAA-Verfügungen von Kunden der poolzugehörigen Banken kostenlos sind. Doch auch innerhalb von Bezirksvereinigungen gibt es differierende Praktiken.148 Offen-aktiver IGW findet bereits statt, wenn eine Kreditgenossen­ schaft auch von den Kunden anderer Kreditgenossenschaften Gebüh­ ren erhebt, vor allem aber dann, wenn man die Maximalbeträge der Entgeltvereinbarung auch innergenossenschaftlich einsetzt. Die GAAGebührenpolitik kann deshalb als Indikator für die Einstellung der jeweiligen Bank zum IGW gewertet werden.

Betrachtet man nun die distributionspolitische Seite der GAA im intergenossenschaftlichen Wettbewerb, so können die GAA der ande­ ren Banken als "verlängerte Arme" der eigenen Bank angesehen werden. Dadurch können also auch Kunden außerhalb des Bereichs der eigenen GAA erreicht und somit das Einzugsgebiet vergrößert werden.

Diese Überlegungen sind zwar exemplarisch anhand der GAA darge­ stellt, sie gelten aber in gleicher Weise für alle Arten von Selbstbedie­ nungsgeräten, die auch für die Kunden anderer Kreditgenossenschaf­ ten zugänglich sind. Durch die ständige Erweiterung der Einsatzmög­ lichkeiten von Selbstbedienungseinrichtungen,149 wie z. B. Überwei­ sungsaufträge erteilen oder gar Kredite beantragen, sind also erheblich mehr IGW-Aktivitäten möglich. Distributionspolitisch wäre es im extremen Fall von offen-aktivem IGW sogar denkbar, ohne Errichtung einer kostenintensiveren

148 Te| mit Herm Cimiotti, BVR, vom 16.05.97. Zu den Möglichkeiten der Kundenselbstbedienung vgl. Turiaux (1995), S. 269.

59 Service-Zweigstelle, über die Installation von SelbstbedienungsBanken tief in andere Marktgebiete einzudringen und die Automaten dabei aber nur für die eigene Kundschaft kostenfrei zur Verfügung zu stellen.150

3.1.3 Vertriebsweg "KontoDirekt" Während die Bereitstellung von GAA schon länger zur Grundausstat­ tung einer Genossenschaftsbank gerechnet werden kann, ist der Bereich Telefon-Banking und PC-Banking momentan noch in der Aufbauphase.151 Diese Aussage gilt weniger für die technische Im­ plementierung,152 sondern mehr für die tatsächliche Nutzung. Erklär­ tes Ziel ist die Ergänzung des stationären Vertriebs. Durch die Dach­ marke "KontoDirekt" will man sich gegen die reinen Direktbanken über die Kombination von Telefon-Banking und Präsenz vor Ort ab­ grenzen.153 Zudem wird darunter PC-Banking angeboten.154 Diese Entwicklungen bewirken jedoch neben dem eigentlichen Ziel der Behauptung gegenüber der nichtgenossenschaftlichen Konkurrenz ebenfalls eine erhebliche Vergrößerung der Möglichkeiten für den IGW, da der Handlungsspielraum, vor allem auch geographisch, aus­ geweitet werden kann und umgekehrt der Kunde eine größere Markt­ transparenz erlangt.155 Inwieweit die Ausgestaltung innerhalb der ein­ zelnen Bank erfolgt, liegt in deren individuellen Ermessen.

Daraus wird ersichtlich, daß die Behauptung von kleineren Kreditge­ nossenschaften nicht nur im IGW tendenziell immer schwieriger wird,

150 Die Sparda-Banken haben bereits damit begonnen, solche SB-Banken zu errichten, s. Kap. 4.4.2.1. '51 Direct-banking ist bei allen Institutsgruppen noch in der Aufbauphase, vgl. o. V. (1996c), S. 112. 152 in Württemberg sind beispielsweise 90% der Genossenschaftsbanken dazu ausgestattet, vgl. Kuhn (1996), S.4. 153 Vgl. Grüger (1995), S. 37. 154 Tel. mit Frau Ramin. BVR, am 14.05.96. 155 Die neuen Vertriebswege werden den Wettbewerb auch "in weniger verdichteten Regionen verschärfen", Erwin Kuhn, Präsident des WGV, zitiert in Spengler (1996a), S. 5.

60 da diese Neuerungen mit erheblichem Investitionsaufwand verknüpft sind, womit sowohl eine Erweiterung in technischer Hinsicht als auch eine personelle Weiterqualifizierung verbunden ist.

3.1.4 Instrument Börse

Während die bis dahin geschilderten Distributionsarten den geogra­ phischen Aktionsradius zwar ausdehnten, aber in einem immer noch relativ überschaubaren Bereich halten, dient die Nutzung der Börse zur Abschöpfung eines überregionalen, landes- oder sogar bundes­ weiten Nachfragepotentials. Die Refinanzierung durch die Emission von eigenen Inhaberschuldverschreibungen bzw. Genußscheinen ist, zumindest bei größeren Genossenschaftsbanken, schon lange üblich. Neu hingegen ist ihr Vertrieb über die Börse, was beispielsweise die Volksbank Herrenberg eG und die Stuttgarter Bank AG seit 1994 praktizieren.156 Durch diese Praxis erreicht man auch den Zugang zu Märkten anderer, weit abliegender Genossenschaftsbanken, so daß dadurch eine weitere Verschärfung des IGW eintritt.

3.1.5 Immobilienvertrieb und Baufinanzierung Eine besondere Entwicklung ist im Immobilienbereich zu beobachten. Die Distribution dieser attraktiven Produktsparte erfolgt immer häu­ figer über institutseigene Tochtergesellschaften, die ein geographisch sehr weites Umfeld abdecken. Die Rentabilität dieses Marktsegments liegt neben der Vermittlung vor allem in der gleichzeitigen Finanzie­ rung des Objekts und anderen Anschlußgeschäften.157 Es ist aber davon auszugehen, daß man sich in der Mehrzahl in regionalen Märkten betätigt.

156 Vg| Deutsche Börse AG (1994), S. 55f. 157 Aussage von Herm Roth, Vorstand der Volksbank Hohenneuffen eG, am 21.03.96.

61 3.1.6 Engagements außerhalb der eigenen Region

Es muß aufgezeigt werden, daß sich im Kreditbereich auch sehr extreme Formen des IGW zeigen. Ein Beispiel ist die mittelbadische Volksbank Baden-Baden/Rastatt eG, die große Kreditengagements auch außerhalb ihrer Region einging; u. a. wurden sogar in Nord­ deutschland Kredite vergeben. Die Geschäftspolitik der Bank wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank, dem Landrat, als "Großbankpolitik" bezeichnet.158 Resultat waren wirtschaftliche Schwierigkeiten, was zur Abberufung von Vorstandsmitgliedern durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen führte.159 Insbesondere nach der Wiedervereinigung war eine Betätigung in den Neuen Bundesländern zu beobachten. Beispielsweise waren die beiden Stuttgarter Genossenschaftsbanken WHB Württ. Handelsbank Stuttgart eG Volksbank und die Raiffeisenbank Sillenbuch eG dort u. a. mit Bauträgergeschäften aktiv, wobei erstere sogar mit einer eige­ nen Filiale vertreten war.160 Beide Banken haben inzwischen eine Schieflage erlitten.161 Das wohl extremste Beispiel des Verstosses gegen das Regionalprin­ zip162 dürfte die Hammer Bank Spardaka eG sein, die in den 1980er Jahren sogar auf den Kanarischen Inseln Kredite vergab - mit dem­ selben Ergebnis.163 Eine Untersuchung über Schieflagen bei Banken ermittelte, daß die Hauptursache in der mangelnden Kreditüber-

'58 Landrat Werner Hudelmaier, zitiert in Noll (1995). Die Bank betrieb zudem auch spekulative Wertpapiergeschäfte. 159 Vgj (jie lokalen Presseberichte des Acher- und Bühler Boten u. des Badischen Tagblattes in 1995 u. 1996: vgl. insbesondere Starke (1995) u. das Interview mit einem der neuen Vorstände der Bank. Hubert Edelmann, in o. V. (1995b). 160 Die WHB wird als sog. "atypische" Primärbank typologisiert. s. Kap. 4.8. 161 "Ursache der Schieflagen ist ganz deutlich ein überdurchschnittliches Wachstum." Erwin Kuhn, Präsident des WGV, zitiert in Spengler (1996a). S. 5. 162 Siehe Kap. 2.1.3.2. 163 Vg] Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 133, welche auch noch die Volksbank Oberhausen als Beispiel nennen.

62

wachung lag, was bei der räumlichen Entfernung der besagten Enga­ gements auch nicht verwundert.164

Die Betreuung von Krediten weit außerhalb der Geschäftsregion ist jedoch bei "objektivierbar vernünftigen Geschäftsbeziehungen (...) möglich".165 Praktiziert wird dies bei einem Umzug von Einhei­ mischen oder der Betreuung von entfernten Niederlassungen eines lokalen Firmenkunden.166

3.1.7 Distribution über einen Außendienst Ein bankeigener Außendienst ist bei den Genossenschaftsbanken in der Regel nicht anzutreffen. Es ist aber davon auszugehen, daß immer häufiger Hausbesuche von Bankmitarbeitem bei vermögenden Privat­ kunden und Firmenkunden erfolgen. In diesen beiden Marktseg­ menten gibt es Banken, die offen-aktiven IGW innerhalb fremder Geschäftsgebiete betreiben, wobei dies beispielsweise mittels geziel­ tem Mailing vorbereitet wird.167 Ein Vertrieb über einen organisierten Außendienst erfolgt allerdings indirekt über die Kooperation mit den Verbundpartnem Bausparkasse Schwäbisch Hall und R+V Versicherungsgruppe, in dem die Kredit­ genossenschaften das Interesse haben, daß sich die in der Akquisition besonders geschulten Mitarbeiter dieser Unternehmen auch für den Verkauf der Bankprodukte einsetzen. Die Möglichkeit eines IGW besteht darin, da ein solcher Außendienstmitarbeiter in der Regel für einen ganzen Bezirk, in dem mehrere Kreditgenossenschaften ihren Sitz haben, tätig ist und er aufgrund seiner Marktkenntnis "seinen" Kunden das jeweils günstigste Angebot unterbreiten kann.

164 vg| Schultze-Kimmie, H.-D., Gastvortrag an der FU Berlin am 25.5.1984, abgedruckt in Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 251. *6$ Gem. Statut der Sicherungseinrichtung des BVR, BVR (1989a), S.59. *66 Bestätigung durch sämtliche Interviewpartner. *67 Aussage von Interviewpartner K und A.

63 3.1.8 Beteiligungen an genossenschaftsfremden Banken

Sehr große Genossenschaftsbanken sind auch in der Lage durch Beteiligung an bzw. Kauf von genossenschaftsfremden Banken ihr Vertriebsnetz zu erweitern. Beispielsweise hat die GKB GrundkreditBank eG, Berlin,168 eine Mehrheitsbeteiligung am Privatbankhaus Gries & Heissei Bankiers KG, Berlin, erworben, um damit im Markt­ segment der gehobenen Privatkundschaft noch stärkere Aktivitäten entwickeln zu können. Zudem bezog die GKB in 1994 die Deutsche Kredit- und Handelsbank AG, Berlin, mit einer 100 %-Beteiligung in ihre Untemehmensgruppe ein. Mit diesem Institut wird das DiscountBroker-Geschäft getätigt sowie der Firmen- und Immobilienkredit­ bereich ausgebaut.169 Die GKB definiert ihr Geschäftsgebiet auf Berlin und dem ganzen Land Brandenburg, was durch Filialneugrün­ dungen unterstrichen wird und IGW mitsichbringt.

3.2 Leistungspolitik Bei Entscheidungen im Bereich des Leistungsangebots müssen zu­ nächst zwei Fragen beantwortet werden. Erstens, welches Leistungs­ spektrum insgesamt angeboten wird (Sortimentsgestaltung) und zweitens, wie die einzelnen Produkte innerhalb eines Sortiments kon­ kret ausgestattet sein sollen (Produktgestaltung).170 Bei Banken erscheint es zulässig, daß der Qualitäts- und Servicewett­ bewerb171 als Einheit gesehen werden kann, da aufgrund der Beson­ derheiten der Bankleistung - die abstrakte und damit "nichtstoffliche" Dienstleistung, ihre Erklärungsbedürftigkeit, ihre Absatzbeziehung in

168 Bilanzsumme 1995: 6,9 Milliarden DM, zur GrundkreditBank eG s. auch Kap. 4.8. Informationen zur GKB aus dem Geschäftsbericht 1995 sowie Tel. mit Herm Lange, Grund­ kreditBank, vom 22.08.96. •69 Siehe Geschäftsbericht 1995, S. 36ff. 170 Vgl. Hein (1993), S. 228; Büschgen verwendet die Bezeichnungen "Leistungsprogramm" und "Leistungsarten”, vgl. Büschgen (1993), S. 532ff. Wettbewerbliche Aktionsparameter nach Schmidt (1993), S. 5 8 ff

64 der Zeit sowie die Vertrauensempfindlichkeit172 - eine Unterschei­ dungsgrenze nicht immer eindeutig gezogen werden kann. Qualität und Service können als Bestandteile einer Bankleistung aufgefaßt werden. Neben der Sortiments- und Produktgestaltung erhalten bei der bankbetrieblichen Leistungserstellung vor allem die Beratungs­ qualität und der Kundenservice besondere Bedeutung.

Zum Bereich Leistungsangebot kann aufgrund der heutigen Kundenbedürfhisse173 noch das absatzpolitische Instrument Betriebsbereit­ schaft174 hinzugefugt werden.

3.2.1 Die Produktgestaltung Bevor ein Produkt tatsächlich am Markt angeboten werden kann, muß eine Produktentwicklung erfolgen. Unter Produktentwicklung werden hier sämtliche Arbeiten verstanden, die für die Gestaltung des (End-) Produkts erforderlich sind. Dazu benötigt man zunächst fachspezi­ fisches Wissen. Weiterhin müssen u. a. die vertragsrechtliche Ausge­ staltung geklärt und Kundenformulare entworfen werden. Aber auch die EDV-technische Bereitstellung ist von großer Bedeutung.

Mit der Produktentwicklung ist außerdem ein Entwicklungs- und Implementierungsrisiko sowie eine erhebliche Ressourcenbindung verknüpft.175 Dies impliziert auch erhebliche Kosten. Aufgrund ihrer relativ geringen Betriebsgröße ist eine einzelne Bankgenossenschaft in der Regel aber nicht in der Lage, diese Produktentwicklung kom­ plett selbst durchzuführen. Diese Aufgabe bzw. die Unterstützung dabei übernehmen deshalb die Verbundinstitutionen.176 Dies kann auf

172 Vgl. Hein (1993), S. 215, vgl. Süchting (1993), S. 993f. *72 Vgl. dazu Rodewald (1995), S. 10. 174 Vgl. Eilenberger (1975), S. 103. 175 Vgl. Schütt (1991), S. 18f. *7$ Diese kooperative Produktentwicklung erfolgt z. B. durch Arbeitskreise, die sich aus Vertretern von Primärbanken, BVR, Regionalverbänden, DG Bank, Zentralbanken, Spezial­ institute sowie den Rechenzentren in unterschiedlicher Weise zusammensetzen.

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der regionalen Ebene erfolgen oder auch durch bundesweit organi­ sierte Initiativen, bei denen z. B. die regionalen Rechenzentren beauf­ tragt werden, gewisse Standards umzusetzen. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung der Dachmarke KontoDirekt.

Am Beispiel der EDV-technischen Bereitstellung lassen sich die Grenzen einer Kreditgenossenschaft bei der Produktgestaltung und damit zusammenhängend auch die Grenzen des IGW hinsichtlich der Leistungspolitik gut erklären. Die EDV-technische Bereitstellung ist heutzutage ein wesentliches Element bei Bankleistungen. Sie wird von den Kreditgenossenschaften in der Regel auf ein Rechenzentrum ausgelagert, wobei diese jeweils eine bestimmte Region betreuen. Derzeit gibt es folgende regionale Rechenzentren im Finanzverbund: GRZ in Lehrte, GRK in Kassel, GAD in Münster, GFI in Koblenz, FIDUCIA in Karlsruhe, RWG in Stuttgart u. RBG in München.177 Es gibt allerdings auch Genossenschaftsbanken, die ein eigenes Rechen­ zentrum unterhalten, was auch als eine wettbewerbliche Komponente gesehen werden kann: Im Geschäftsgebiet der württembergischen RWG sind dies beispielsweise die Stuttgarter Bank AG sowie die Heidenheimer Volksbank eG,178 wobei die kleinere Giengener Volks­ bank eG179 sich dem Rechenzentrum der Heidenheimer Volksbank angeschlossen hat. Entschließt sich nun eine Genossenschaftsbank, selbst ein neues Pro­ dukt zu kreieren bzw. ein bestehendes Produkt in anderer Form zu gestalten und sollte für die Umsetzung der Produktidee ein neues EDV-Programm erforderlich werden, so muß das Rechenzentrum bereit sein, dies zu begleiten. Bei solchen individuellen Produkten steht für das Rechenzentrum die Frage der Rentabilität dieses Einzel­ auftrags im Vordergrund. Deshalb sind sehr große Kreditgenossen­

'77 Hinzukommen noch das gemeinsame Rechenzentrum der Sparda-Banken u. der PSD sowie das B1K als Rechenzentrum der DG Bank. 178 Geschäftsvolumen in 1995: 1.979 Mio. DM (nach Bista-Meldung). 179 Geschäftsvolumen in 1995: 512 Mio. DM (nach Bista-Meldung).

66 schäften mit einem entsprechenden Umsatz eher in der Lage, eine Einzelentwicklung durchzusetzen.

Ein noch wichtigeres Kriterium für das Rechenzentrum ist aber die Produktidee. Sollte sie als innovativ betrachtet werden, so wird es auch die Idee einer sehr kleinen Bank aufgreifen und das Produkt unterstützen, wobei dieses Produkt dann allerdings für alle ange­ schlossenen Kreditgenossenschaften nutzbar gemacht wird. Dieses Kopieren von Bankprodukten ist im Bankenmarkt auch gruppenüber­ greifend durchaus die Normalität, da hier ja - anders als in der Indu­ strie - kein Patent angemeldet werden kann.180 Bei der Leistungspolitik besteht somit eine gewisse Abhängigkeit vom Rechenzentrum. Wie aber bereits festgestellt, ist die EDV-technische Bereitstellung nicht das einzige Element für eine Produktent­ wicklung. Hinzukommen u. a. das entsprechende Know-how und zur Bildung eines Projektteams verfügbare Personalkapazitäten. Inwie­ weit dazu aber die Spezialisten der Zentralbanken oder Verbände zu Rate gezogen werden, hängt vom Einzelfall ab. Allerdings gilt auch hier: Erweist sich die Idee als innovativ, so erfolgt die Weiterentwick­ lung im gesamten Verbund bzw. sie wird rasch kopiert.

Die günstigsten Voraussetzungen für eine unabhängigere Leistungs­ politik, genauer gesagt Produktpolitik,181 werden deshalb bei sehr großen Primärbanken mit eigenem Rechenzentrum zu finden sein. Dadurch haben diese dann zwar die Chance auf die Mitnahme der temporären Pioniergewinne,182 sie tragen allerdings auch alleine das Entwicklungs- und Implementierungsrisiko. Beispielsweise bietet die Stuttgarter Bank AG183 völlig eigenständige Produkte wie z. B. ihr

’80 Informationen zu den genossenschaftlichen Rechenzentren von Herm Fritz, RWG, Stuttgart, Tel. vom 16.06.97. 1 $' Als dessen Bestandteil. 182 Vgl. Schmidt (1993). S. 10. ’83 Geschäftsvolumen in 1995: 5.572 Mio. DM (Geschäftsbericht 1995, S. 46).

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RentaFlex oder ihr selbstaufgelegter Investmentfonds an. Es ist jedoch davon auszugehen, daß dies eher Einzelfalle sind.184 Aufgrund des Bestehens von regionalen Rechenzentren bzw. durch regionale Produktentwicklungen können sich von Region zu Region Unterschiede bei der qualitativen Ausstattung ergeben, was zu Nuan­ cen in der Produktqualität fuhren kann. Insgesamt läßt sich ableiten, daß der IGW hinsichtlich der Produkt­ gestaltung aufgrund begrenzter Ressourcen und gewisser externer Ab­ hängigkeiten von nur untergeordneter Bedeutung ist.

3.2.2 Die Sortimentsgestaltung und das Kriterium Leistungsfähigkeit Bezüglich der Sortimentsgestaltung ist festzustellen, daß die Genos­ senschaftsbanken aufgrund ihres Selbstverständnisses, als Universal­ bank zu fungieren, auch sämtliche Leistungen anbieten, die man von einer Universalbank erwartet. Innerhalb der jeweiligen Sortimente werden deshalb die dazu notwendigen Verbundprodukte bereitge­ halten. Diese Sortimentspolitik bezieht sich aber lediglich auf die reine Be­ reitstellung der einzelnen Leistungen, was bedeutet, daß jeder Kunde grundsätzlich in fast185 jeder genossenschaftlichen Universalbank auch jedes Produkt erhalten kann.

Beispielsweise wird ein Firmenkunde auch bei einer kleinen Genos­ senschaftsbank die Möglichkeit erhalten, ein umfangreiches Akkre­ ditiv abzuwickeln, allerdings ist dazu die Einschaltung eines quali­

184 Auch beim Telefon-Banking gibt es Institute, die ein eigenes Angebot aufgebaut haben, vgl. Rodewald (1995). S. 12. 185 "Fast" deshalb, da davon auszugehen ist. daß einzelne Genossenschaftsbanken bestimmte Geschäfte - vor allem Finanzderivate - mit Kunden (noch) nicht tätigen. Dies gilt vor allem für kleine Kreditgenossenschaften.

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fizierten Mitarbeiters der Zentralbank erforderlich, wobei dies erheb­ liche Umstände für alle Beteiligten mit sich bringt,186 was mit einem entsprechenden Qualitätsverlust bei der Bankleistung gleichgesetzt werden muß. Wie aber bereits eingangs des Kapitels 3.2 gesagt, erhalten bei der bankbetrieblichen Leistungserstellung vor allem auch die Beratungs­ qualität und der Kundenservice besondere Bedeutung. Es ist offen­ sichtlich, daß die Umsetzung dieser leistungspolitischen Komponen­ ten - im Gegensatz zur Produktgestaltung - allein in der Hand jeder einzelnen Kreditgenossenschaft liegt. Von der positiven Seite betrach­ tet, kann sie sich damit aber auch selbst Marktvorteile erarbeiten. Inwieweit diese Umsetzung gelingt, hängt ganz entscheidend von der Leistungsfähigkeit der jeweiligen Bank ab. Genau hier findet sich nun IGW, denn es gibt erhebliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Genossenschaftsbanken.187 Die entscheidenden Deter­ minanten dabei sind u. a. folgende Faktoren:188

1) Betriebsgröße der Bank inklusive ihrer begrenzten Ressourcen

2) geschäftspolitische Schwerpunktsetzung, d. h. die strategischen Entscheidungen

3) technische Ausstattung 4) Qualifikation und Motivation des Personals, aber auch der Bank­ leitung

5) interne Organisationsstruktur (Aufbau- u. Ablauforganisation)

186 Weitere ähnliche Beispiele dazu finden sich in o. V. (1990b), S. 959. 187 Vg| BVR (1989), S. 43f.: Die BVR-Studie spricht von "zu niedriger Fachkompetenz" sowie bei vielen kleinen Banken von fehlenden "qualifizierten Bankdienstleistungen". Zudem wird bemängelt, daß "gut ausgebildete Verkäufer mit breiten Kenntnissen (...) noch nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind". Das Problem der Leistungsfähigkeit wird nach Luber auch in einer internen Vorlage der DG Bank diskutiert, vgl. Luber (1995), S. 58. 188 Auch Betsch (1993), S. 9ff. spricht dieses Problem an.

69 6) Einsatz betriebswirtschaftlicher Steuerungselemente

Die Erreichung des Optimums an Qualität und Service in sämtlichen Bankleistungen erscheint vor allem aufgrund der Ressourcenbegren­ zung, die für die Mehrzahl der Kreditgenossenschaften noch vor­ handen ist,189 momentan noch unrealistisch. Die Konsequenz daraus ist allerdings, daß strategische Grundentscheidungen unausweichlich sind. Damit besteht aber wiederum Gestaltungsspielraum hinsichtlich des IGW. Beispielsweise ist zu klären, ob die Bank eine stärkere Betonung auf die intensive Betreuung vermögender Privatkunden190 oder den Schwerpunkt im Geschäft mit breiteren Bevölkerungsschichten setzt. Letzteres wäre mit dem Anbieten einer günstigen Kontoführung und damit größerer Standardisierung verbunden. Hier gibt es Genossen­ schaftsbanken, die das discount-banking als Geschäftsfeld in ihre Strategie aufgenommen haben und mit modernster Technik in diesem Bereich ausgestattet sind.191

Ein besonderes Problem zeigt sich auch bei den sog. neuen Banklei­ stungen im Bereich des Electronic Banking, z. B. zur gezielten Be­ treuung von Freiberuflern. Der Einsatz dieser Produkte (PC Cash, Multicash oder Home Banking via Btx) erfordert hohe Investitionen in Technik und Mitarbeiter-Qualifikation. Als Beispiel sei hier die Wiesbadener Volksbank eG genannt, die sich dazu entschieden hat, ein ganzes Team von bankeigenen Spezialisten dafür zu bilden.192 Das kombinierte Angebot von Home-Banking und gleichzeitiger Prä­ senz vor Ort als Bankleistung wird aufgrund der immer stärkeren Nutzung der Kommunikationstechnologie im Privathaushalt der

189 Die durchschnittliche Bilanzsumme einer Primärbank lag in 1994 bei 308 Mio. DM. Errechnet aus den Zahlen von Abb. 3. 190 Dies ist eine erklärte Strategie der Köpenicker Bank eG, Berlin, vgl. o. V. (1995a). 191 Beispielsweise in Bayern, Aussage von Interviewpartner H. 192 Vgl. Jäger (1995), S. 70.

70

Zukunft193 ein strategischer Vorteil der Genossenschaftsbankengruppe insgesamt sein. Aber: Auch für den IGW wird dies in Zukunft ein ent­ scheidender Wettbewerbsfaktor. Für eine Region mit vielen kleinen Kreditgenossenschaften ergibt sich ein weiteres Problem. Würde sich eine dieser Banken beispielsweise dazu entschließen, ihre Leistungsfähigkeit durch die Einstellung eines hochqualifizierten Vermögensberaters zu steigern, so hat dies hohe Kosten zur Folge: für Gehalt, Weiterbildungsmaßnahmen, technische Unterstützung wie z. B. ein Reuters-Anschluß. Um die Rentabilität dieser Investition zu gewährleisten, wäre dieser Mitarbeiter allerdings gezwungen, offen-aktiven IGW, z. B. durch Mailing in den originären Geschäftsgebieten der benachbarten Kreditgenossenschaften, zu betreiben, denn das eigene Marktgebiet wird zu wenig Kundenpoten­ tial dafür hergeben. Eine erforderliche Erhöhung der Leistungsfähigkeit in einem Segment kann also bei entsprechender genossenschaftlicher Bankenstruktur die Notwendigkeit von IGW erzwingen. Die Alternative wäre in diesem Fall zumindest eine Kooperation mit den benachbarten Genossen­ schaftsbanken, was jedoch deren Einverständnis voraussetzt und dies nicht ohne weiteres zu erwarten ist.

Zusammenfassend läßt sich somit feststellen, daß neben der Produkt­ politik auch der Sortimentspolitik keine herausragende Bedeutung im IGW zugemessen werden kann. Aufgrund der unterschiedlichen Lei­ stungsfähigkeit der einzelnen Genossenschaftsbanken ergeben sich aber über die Beratungsqualität und den Kundenservice ein erhebli­ ches Maß an wettbewerblichen Entfaltungsmöglichkeiten.

'$3 Gegenwärtig besitzen über 30 % der Privathaushalte einen netzwerkfähigen PC; im Jahre 2010 wird mit einer Quote von über 80 % gerechnet, vgl. Rodewald (1995), S.10.

71

3.2.3 Die Betriebsbereitschaft

Die Betriebsbereitschaft läßt sich durch die Banköffnungszeiten, Selbstbedienungs-Einrichtungen und die Möglichkeiten des DireetBanking umsetzen. Die nachfolgenden Ausführungen konzentrieren sich im wesentlichen auf die Öffnungszeiten, da die beiden anderen Möglichkeiten bereits in den Kapiteln 3.1.2 und 3.1.3 erläutert wur­ den. Im gesamten deutschen Kreditgewerbe bestehen bislang noch relativ starre Öffnungszeiten. Die bedeutendste Unterscheidung dürfte lediglich in der über den Mittag durchgehenden Öffnung liegen. Wohl eine auf Einzelfälle beschränkte Ausnahme kann die Öffnung der Bank an Samstagen gesehen werden, wobei dann in der Regel auch nur Teile der Angebotspalette bereitgehalten werden.194 Wettbewerbsdruck für alle Bankengruppen kommt mittlerweile jedoch durch die Direktbanken. Allerdings kann der Einsatz der sog. neuen Vertriebswege bzw. neuen Bankleistungen durch das eigene Institut die Problematik der Öffnungszeit wieder entschärfen, denn eine Verlängerung der Öffnungszeiten kann auch durch verstärktes Home-Banking oder Selbstbedienungseinrichtungen zumindest teil­ weise substituiert werden. Umfragen haben zudem gezeigt, daß die Öffnungszeit eine eher untergeordnete kompetitive Bedeutung besitzt.195 Es ist deshalb davon auszugehen, daß die Öffnungszeiten momentan kein wesentliches Element im IGW darstellen.

Es ist jedoch denkbar, daß durch die Erweiterung der gesetzlichen Ladenöffnungszeiten dieser Wettbewerbsparameter auch für den IGW

'94 Beispiele für Samstagsöffnungen: Volksbank Bühl eG und Sielminger Bank eG. 195 vgl. Erich Coenen, zitiert in o. V. (1996b), S. 8f.; auch eine Untersuchung innerhalb der Bankkundschaft der Volksbank Nürtingen bestätigt dies: Die Mehrzahl der Kunden wollte die Beratung während der gewohnten Öffnungszeiten u. präferierte die Beratung in der Bankstelle. Hausbesuche (ein weiteres Element der Betriebsbereitschaft gern. Eilenberger (1975), S. 103) waren kaum erwünscht, Gespräch mit Herm Schmalz), Vorstand der Volks­ bank Nürtingen eG. am 02.04.96.

72 an Bedeutung gewinnen wird. Dies hängt jedoch entscheidend davon ab, ob und wie die Kunden ihre Einkaufsgewohnheiten noch ver­ ändern werden.

3.3 Kommunikationspolitik Unter dem Begriff "Kommunikationspolitik" versteht man die "Gestaltung der auf den Absatzmarkt gerichteten Informationen"196 einer Bank und zwar "Informationen über sich selbst und über ihre Marktleistungen".197 Dazu bieten sich folgende Möglichkeiten an:198

1) Öffentlichkeitsarbeit (public relations, PR) 2) Werbung (im engeren Sinne) 3) Verkaufsförderung (sales promotion)199

Die Werbung (im engeren Sinne) hat die Aufgabe, das Firmenimage zu vermitteln, die Produkte vorzustellen und schließlich den Kunden zum Aufsuchen der Bank zu veranlassen.200

Bei der Werbung der Banken allgemein stößt man aufgrund der Besonderheiten der Bankleistung20' auf zwei Problempunkte:

196 Hein (1993), S. 226. 197 Büschgen (1993), S. 550. 198 Vgl. Hein (1993), S. 261. Als "Verkaufsförderung" werden die Maßnahmen und Mittel verstanden, die direkt am Verkaufspunkt (in der Bank oder beim Kunden) zum Einsatz kommen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Beratungsgespräch einschließlich der dafür bereitgestellten Verkaufs­ hilfen (z. B. Argumentationssammlungen), aber auch die kundenorientierte Gestaltung der Räumlichkeiten oder der Formulare können als Verkaufsförderung interpretiert werden, vgl. Hein (1993), S. 266ff. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde der IGW unter dem Aspekt der Verkaufsförderung nicht untersucht. 200 Vgl. Süchting (1993), S. 1032. 201 Siehe Kap. 3.2.

73 Erstens kann wegen ihrer Nichtstofflichkeit sowie Erklärungsbedürf­ tigkeit nicht wie in der Industrie das Produkt plastisch gezeigt werden202 und zudem besteht Vertrauensempfindlichkeit. Bezüglich letzterem ist es von Bedeutung, daß für die Bank-Kunde-Beziehung ein "günstiges Klima" geschaffen wird. Dies ist auch gleichzeitig die Aufgabe von PR.203 Deshalb ist es für die Bankenwerbung erforder­ lich, die Werbung im engeren Sinne und die Öffentlichkeitsarbeit meist parallel einzusetzen. Es erscheint deshalb zulässig, in den nach­ folgenden Ausführungen unter der Bezeichnung "Werbung" die In­ halte der Begriffe "Werbung (im engeren Sinne)" und "Öffentlichkeitsarbeit" zusammenzufassen.

Zweitens sind diese abstrakten Produkte bei allen Universalbanken in ihrer Funktion kaum voneinander zu unterscheiden, so daß der sog. Institutswerbung204 mit dem Ziel der gegenseitigen Abgrenzung eine wichtige Bedeutung zukommt.205

3. 3.1 Das Konzept der genossenschaftlichen Bankengruppe Das Konzept der Kommunikationspolitik des Genossenschafts­ bankensektors ist auf drei Ebenen aufgebaut:

1) Die zentrale Werbung des gesamten Verbundes 2) Die regionale bzw. lokale Werbung 3) Die Werbung der einzelnen Primärbank

Das erste Ziel der zentralen Werbung ist die Schaffung einer einheit­ lichen Corporate Identity, die einen Wettbewerbs vorteil für den

202 203 204 205

Vgl. von Stein (1972), S. 89. Vgl. Süchting (1993), S. 1035. Beispielsweise mit den Slogans, z. B. Commerzbank: "Die Bank an Ihrer Seite." Vgl. Süchting (1993), S. 1034.

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gesamten Verbund, d. h. für alle Institute gleichermaßen, bewirken soll.206 Ein anderes Ziel ist die Produktwerbung. Die zentrale Wer­ bung durch den Verbund stellt eine erhebliche Aufgaben- und Kostenentlastung für die Primärbanken dar. Die hierfür verantwort­ liche Institution, der BVR, setzt dazu alle gängigen Medien ein: Fern­ sehen, Hörfunk, Plakatierung, Kino und Printmedien.207 Zudem erstellt der BVR unter Zugrundelegung seiner sog. Gestaltungsricht­ linien Werbemittel, die von den einzelnen Instituten eingesetzt werden können.208

Die Institutswerbung der Genossenschaftsbanken ist im Gegensatz zu den Kreditbanken auf die gesamte Gruppe, d. h. auf sämtliche Bank­ genossenschaften gleichzeitig, zu definieren. Auf der regionalen bzw. lokalen Ebene erfolgen weitere Werbeak­ tionen, um die dortigen Besonderheiten zu berücksichtigen. Verant­ wortlich dafür sind sowohl die Regionalverbände,209 als auch Arbeitsgemeinschaften. 210 Letztere können fest institutionalisiert sein, wie z. B. durch Bezirksvereinigungen, oder auch ad hoc als Werbe­ gemeinschaften für besondere Anlässe.211 Diese Aktionen werden so­ wohl organisatorisch als auch finanziell eigenverantwortlich durch­ geführt.

Die Gemeinschaftswerbung dient letztendlich nur dazu, um die Geschäftspolitik der Primärbanken zu unterstützen. Die Geschäfte selbst müssen jedoch in der Bank "vor Ort" abgeschlossen werden, so daß auch jede einzelne Kreditgenossenschaft noch Werbung betreiben muß, die allerdings auch für den IGW nutzbar ist.

206 Vgl. BVR (1991), S. 4, vgl. Grüger (1991). S. 369. 207 Vgl. Grüger (1991), S. 371. 208 Vgl. jie Gestaltungsrichtlinien des BVR (1991). 209 vgl. dazu beispielsweise das Magazin "Marketing Regional" des WGV, das u. a. diese Maßnahmen den angeschlossenen Kreditgenossenschaften vermittelt. 210 Vgl. Hermann (1988), S. 107. 2' * Ein Beispiel hierfür ist die gemeinsame Werbung für das Primagirokonto von fünf Banken aus Filderstadt und Umgebung im Amtsblatt Filderstadt (Amtsblatt Filderstadt, Woche 12 vom 22.3.96, S. 121).

75

3.3.2 Die Problematik der Werbungsabgrenzung

Während die Institutswerbung des BVR die Abgrenzung des genos­ senschaftlichen Finanzverbunds gegenüber den anderen Bankengrup­ pen bewirken soll, versuchen viele Genossenschaftsbanken, sich auch gegenüber den genossenschaftlichen Mitbewerbern abzugrenzen. Dies muß als offen-aktiver IGW kategorisiert werden. Die Umsetzung ge­ staltet sich jedoch als äußerst schwierig, da vermutet werden kann, daß zumindest große Teile der Bevölkerung oder vielleicht sogar die Mehrheit die Autonomie jedes einzelnen Instituts nicht wahmimmt.212 Die intergenossenschaftliche Werbungsabgrenzung kann einerseits eine Folge der realen Existenz von IGW sein oder aber andererseits auch als Maßnahme zu seiner Initiierung gewertet werden. Problema­ tisch dabei ist, daß dadurch die Aktivitäten des BVR meist konter­ kariert werden. In Gebieten mit nur einer Kreditgenossenschaft, wie z. B. im länd­ lichen Raum, wird diese Abgrenzung in der Regel unterbleiben, so daß bei der Werbung der Einsatz von Werbemitteln213 des BVR und der zweiten Ebene ausreicht. Ein besonderes Problem entsteht aber in solchen Marktgebieten, in denen mehrere eigenständige Genossenschaftsbanken operieren, vor allem in Ballungsräumen. Hier kann es erforderlich sein, institutsspe­ zifische Werbemittel zu gestalten. Würde die einzelne Bank nur die einheitlichen Instrumente verwenden, käme die eigene Werbeaktion gleichzeitig auch der intergenossenschaftlichen Konkurrenz zugute, denn gerade durch die zentral geschaffene Corporate Identity würden viele Kunden auch ein einziges Institut vermuten und könnten die

212 Der Bekanntheitsgrad des Firmenzeichens der Gruppe insgesamt liegt bei 67 %, vgl. Anhang 5; gern. BVR (Tel. mit Frau Ramin vom 15.05.96) gibt es jedoch keine Studie zu der Frage, in welchem Ausmaß der Öffentlichkeit der Sachverhalt der Selbständigkeit einer einzelnen Bank bekannt ist. Eine Allensbach-Umfrage von 1987 bezüglich des Bankplatzes Esslingen (Volksbank Esslingen eG u. Esslinger Bank eG) stützt allerdings die Vermutung: Danach glaubte die Mehrheit der Befragten, daß beide Institute zusammengehörten, Quelle: Gespräch mit Herm Körner, Vorstandssprecher der Volksbank Esslingen eG, am 19.01.96. 213 Dies sind z B Offset-Druckvorlagen.

76 "falsche" Bank aufsuchen. Die gewünschte Ausschließlichkeit bei der Nutzung der Werbeaufwendungen wäre nicht gegeben. Umgekehrt könnte ein free-rider-Verhalten entstehen, bei dem man versucht, die Mehrzahl der erforderlichen Werbemaßnahmen möglichst durch die "anderen" genossenschaftlichen Mitbewerber durchfuhren zu lassen.214 Es kann die These aufgestellt werden, daß das notwendige Ausmaß der institutseigenen Werbung mit der Anzahl der intergenossen­ schaftlichen Konkurrenzinstitute und der Intensität des IGW innerhalb des Geschäftsgebietes positiv korreliert.

Die bedeutendste Maßnahme zur Werbungsabgrenzung ist in der Ab­ weichung vom gruppeneinheitlichen Erscheinungsbild hinsichtlich des Firmenzeichens zu beobachten. Es liegt die Vermutung nahe, daß dies derzeit ein bundesweiter Trend darstellt.215 Nach den vom BVR ausgearbeiteten Gestaltungsrichtlinien216 setzt sich das Firmenzeichen aus drei Grundelementen zusammen. Da ist erstens zunächst der Fir­ menname, der in der Schriftart Clarendon Berthold gehalten wird. Hinzu kommt zweitens der in den Farben blau/orange gestaltete Doppelbalken sowie drittens das bekannte Logo mit dem "V" der Volksbanken und dem Giebelkreuz der Raiffeisenbanken. Von diesem einheitlichen Erscheinungsbild wird nun in unterschied­ licher, zum Teil sogar gravierender Form abgewichen. Häufig wird eine andere Schriftart verwendet, das Logo und der Doppelbalken jedoch beibehalten. Aber auch dieser unterliegt kreativen Verände­ rungen. In manchen Fällen weisen neben dem Namensbestandteil "Volksbank" sogar nur noch die Farben blau/orange auf die Gruppen­ zugehörigkeit hin. Zudem erscheint bei vielen Genossenschaftsbanken auch das Kürzel "eG" nicht mehr so oft hinter der Namensbezeich­ nung.

214 Vgl. Bungenstock (1982), S. 31. 215 Derselben Ansicht ist auch Interviewpartner L. 216 BVR(1991).

'll

Außerdem wird auch der vom BVR konzipierte Slogan der Gruppe ("Wir machen den Weg frei") durch einzelne Banken ergänzt oder ersetzt.

Dieses individuelle Erscheinungsbild kommt nun z. B. bei der insti­ tutseigenen Werbung in den lokalen Medien oder auch bei Stellenan­ zeigen zum Einsatz. Anschauliche Beispiele dafür finden sich in der Zeitschrift Bankinformation/Genossenschaftsforum. Nimmt man beispielsweise das Heft 3/97 zur Hand, so erkennt man bei den Stellenanzeigen sowohl Banken, die die BVR-Gestaltungsrichtlinien vollständig verwenden (z. B. Volksbank Triberg eG), als auch solche, die in mehr oder weni­ ger starker Ausprägung davon abweichen:217 Die Volksbank Elmshorn eG variiert beim Firmenzeichen; ebenso die Gewerbebank Ansbach eG Raiffeisen- und Volksbank, welche aber noch zusätzlich den Slogan um "...wie ein guter Freund" ergänzt. Die Vereinigte Volks­ bank Griesheim-Weiterstadt eG218 verwendet neben einem ganz indi­ viduellen Firmenzeichen den Slogan "Ihr Partner zum Erfolg".219 Eine extreme Abgrenzung betreibt die Stuttgarter Bank AG, welche nach außen nicht mehr als genossenschaftliche Bank zu identifizieren ist. Sie wählt sowohl eine völlig andere Schriftart als auch die Farben schwarz/gelb. Da sie zusätzlich noch als Aktiengesellschaft firmiert,

217 Aufgrund des schwarz-weiß-Druckes können hier keine Aussagen über die farbliche Gestaltung getroffen werden. 18 Die Firmierung ist dem "Jahrbuch ’96" des Genossenschaftsverbandes Hessen/RheinlandPfalz/Thüringen, S. 17MV entnommen. 219 Aych Geschäftsberichte und Briefbögen sind eine Fundstelle, um weitere Banken zu ermit­ teln. Beispielsweise hat die Volksbank Bühl eG bei ihrem Firmenzeichen ein eigenes Logo in den Farben blau/orange entworfen, verwendet dabei eine andere Schriftart und hat zusätzlich noch einen eigenen Firmenslogan "Volksbank Bühl - Ihre junge Bank" in ihr Erscheinungs­ bild aufgenommen (Geschäftsbericht 1996, Titelseite u. S. 35). Sucht man nach einem Bei­ spiel für ein zusammenhängendes geographisches Gebiet, in dem Variationen im Firmen­ zeichen zu erkennen sind, wird man beispielsweise in der Region südlich von Stuttgart fündig: Z. B. Echterdinger Bank eG, Filderbank Stuttgart eG, Volksbank Nürtingen eG, Volksbank Hohenneuffen eG, Neuhausener Bank eG.

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ist sie auch dadurch nicht mehr als Genossenschaftsbank zu er­ kennen.220

3.3.3 Weitere Aspekte und Maßnahmen des IGW im Bereich der Kommunikationspolitik

Die Kommunikationspolitik im IGW kann auch ein Indikator für die Definition des eigenen Marktgebietes und damit für die Erkennung von offen-aktivem IGW sein. Beispielsweise wenn Genossenschafts­ banken in Printmedien inserieren, die in einer anderen Gemeinde erscheint. Z. B. wirbt die Echterdinger Bank eG auch im Amtsblatt Filderstadt, obwohl Echterdingen nicht zur Stadt Filderstadt gehört, keine Geschäftsstelle dort betreibt und das Amtsblatt in Echterdingen nicht verteilt wird. Eine weitere Möglichkeit dazu bietet der eigene Firmenslogan. Dies nutzt z. B. die Bemhauser Bank eG mit "Bemhauser Bank - Ihre Bank in Filderstadt", obwohl vier der fünf Teilorte der Stadt Filderstadt eine eigene Kreditgenossenschaft be­ sitzen und im fünften Teilort die Kreditgenossenschaft der Nachbar­ gemeinde eine Filiale unterhält. Sie definiert damit ganz Filderstadt als ihr Marktgebiet.221

Eine große Rolle für den offen-passiven IGW spielt das Verbreitungs­ gebiet der verwendeten Medien. Wenn beispielsweise die eigene Lokalzeitung auch gleichzeitig Marktgebiete von anderen Genossen­ schaftsbanken abdeckt, so werden auch deren Kunden erreicht. Allerdings gilt dies auch umgekehrt, denn für den Kunden bedeutet dies eine gute Markttransparenz und es würde sich nachteilig auf die Kundenverbindung auswirken, wenn das eigene Leistungsangebot nicht marktgerecht ist. Es versteht sich von selbst, daß in diesem Fall ein aktiver IGW geführt werden kann, der aber als solcher nicht

220 Zur Stuttgarter Bank AG s. auch Kap. 4.8. 22 • An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Begriff "offenaktiver” IGW noch keine Wertung des Sachverhalts beinhaltet; s. dazu die Kap. 2.2.2 u. 6.3.

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erkennbar ist, weshalb dann von einem versteckt-aktiven IGW gesprochen werden kann. Ein anderes intergenossenschaftliches Wettbewerbsverhalten spielt sich bezüglich der Finanzierung und Teilnahme von gemeinschaft­ lichen Werbemaßnahmen ab, z. B. innerhalb der Bezirksvereini­ gungen oder der Regionalverbände. Hier betreiben manche Genossen­ schaftsbanken eine "Rosinenpickerei", bei denen nur diejenigen Ver­ anstaltungen mitgetragen werden, die direkten eigenen Vorteil ver­ sprechen.222

Wie hart der IGW im Bereich der Kommunikationspolitik geführt werden kann, zeigt der Essener "Genossenstreit". Hier wollte die relativ kleine "Spar- und Darlehenskasse Essen eG", die zum dama­ ligen Zeitpunkt etwa nur ein Zehntel des Marktanteils aller Essener Genossenschaftsbanken besaß, durch eine Umfirmierung Vorteile gewinnen. Sie änderte deshalb ihren Namen in "Essener Genossen­ schaftsbank eG", was aber unweigerlich eine führende Position im Essener Marktgebiet suggeriert. In der Kurzbezeichnung nannte sie sich selbst "EG-Bank", was allerdings den Eindruck erweckte, man habe eine besondere Bedeutung innerhalb der EG.223 Die Volksbank Essen AG224 klagte deshalb gerichtlich auf Unterlassung. Ergebnis war ein offener Rechtsstreit, der durch die Presse ging, mit dem Ergebnis, daß die kleine Bank wieder den alten Namen annehmen

222 Nach Aussage von Interviewpartner C sei dieses Verhalten umso häufiger zu beobachten, je stärker die eigene Abgrenzung erfolgt. 223 Der damals bevorstehende europäische Binnenmarkt war ein in der Öffentlichkeit weit diskutiertes Thema. 224 [)je Volksbank Essen AG wechselte 1987 die Rechtsform von der "eG” in die "AG" u. trat gleichzeitig aus dem BVR aus. Die Bank mit ihrem Vorstandssprecher Peter Friebe galt damals als ein "Enfant terrible" im Genossenschaftslager; Friebe beurteilt die Rechtsform der "eingetragenen Genossenschaft" als nicht mehr zeitgemäß u. ist ein überzeugter Anhänger der "genossenschaftlichen Aktiengesellschaft"; vgl. dazu seinen Vortrag vom 19.01.88 an der Ruhr-Universität Bochum. Siehe auch Kap. 2.1.4.

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mußte.225 Dazu ist aber anzumerken, daß sie inzwischen unter "Genossenschaftsbank Essen eG" firmiert. Eine gerichtliche Auseinandersetzung wegen der Firmierung gab es den Angaben zufolge auch im Saarland zwischen der Saar-Bank (Gersweiler Sparkasse) eG und der Volksbank Saar-West eG.226 Es ist davon auszugehen, daß solche Prozesse für den Genossenschafts ­ verbund nicht gerade imagefördemd sind. Ergänzend soll noch der Einfluß von Einzelmaßnahmen wie Kunden­ veranstaltungen, Vemissagen oder Vereinssponsoring auf den IGW Erwähnung finden.

3.4 Preispolitik

3.4.1 Die Bestimmungsgrößen der Preispolitik einer Genossenschaftsbank Unter Preispolitik ist die Festlegung der Zinsen, Provisionen und Gebühren zu verstehen.227 Inwieweit eine Bank ihre Preise gestalten kann, hängt im wesentlichen von den folgenden Determinanten ab: der Wettbewerbssituation auf dem Teilmarkt,228 der Verhandlungs­ macht des Kunden und in welchem Ausmaß es der Bank gelungen ist, Präferenzen aufzubauen.229 Zunächst muß festgestellt werden, daß der Bankenmarkt ein unvoll­ kommener Markt ist,230 u. a. auch wegen der Präferenzenbildung und

225 226 227 228 229 230

Urteil des OLG Hamm vom 16.07.91, vgl. Steiner, Claus (1992). S. 86f. Interviewpartner V. Vg[ Süchting (1992), S. 444. Bezogen auf die Bankenkonstellation in der betreffenden Region. Vgl. Bankenstrukturkommission (1979), S. 193. Siehe Kap. 2.1.2.

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einer gewissen Marktintransparenz. Letztere ist zu wesentlichen Teilen auch das Resultat der preispolitischen Gestaltungsmöglich­ keiten einer Bank,231 die die Vergleichbarkeit von Bankpreisen erschwert. Für solche Märkte ist die doppelt-geknickte Preis-Absatz­ funktion von Gutenberg anwendbar, weshalb Banken einen preisauto­ nomen Bereich besitzen.232 Wie groß dieser Spielraum inklusive der Preiselastizität233 im einzelnen ist, hängt von der Ausprägung der oben genannten Determinanten und vom zu disponierenden Geldbetrag ab,234 wobei bei den Kunden auch unterschieden werden muß, ob es sich um Mengenkundschaft, vermögende Privatkunden oder Unter­ nehmen handelt.235 Beispielsweise "... im mittelständischen Bereich kann man feststellen, daß nach wie vor persönliche Präferenzen die Auswahl der Bankverbindung prägen und der Wert eines besonders intensiven und vertraulichen Kontaktes geschätzt und honoriert wird."236 Für den Einsatz des kompetitiven Aktionsparameters Preis bedeutet dies, daß innerhalb einer gewissen Bandbreite eine monopolistische Politik möglich ist, ohne Kunden zu verlieren und umgekehrt, daß eine spürbare Kundengewinnung über den Preis nur außerhalb dieser Bandbreiten gelingt. Dazu ist es jedoch erforderlich, sich preislich in relativ deutlichem Maß von der Konkurrenz abzusetzen. Ganz ent­ scheidende Voraussetzung dafür ist aber, ob dies bankbetrieblich finanzierbar ist.

231 Z. B. Variation von Preisbezugsbasis oder Preiszähler, dem Einsatz von Preisspaltung. Preisdifferenzierung usw., vgl. Gehrke (1995), S. 83ff 2^2 Auch bezüglich der Verhandlungsmacht erlaubt die "Preispolitik der kleinen Mittel" die Stabilisierung dieses preisautonomen Bereichs, vgl. Süchting (1992), S. 448. 233 Vgl. Gehrke (1995), S. 36ff. 234 Dabei muß ganz pragmatisch die jeweilige Kosten-Nutzen-Relation berücksichtigt werden. Z. B. bei einer Monatsgeldanlage von 30.000,- DM und einer (deutlichen) Zinsabweichung von 1% würde dies pro Monat DM 25,- Opportunitätskosten bedeuten. Stellt man den Zeit­ aufwand gegenüber, den es bedarf, um dann mindestens einmal pro Monat den Markt neu zu erkunden, so zeigt sich schnell, warum ein preisautonomer Bereich existiert. 235 vgl. Süchting (1992), S. 444ff„ vgl. Gehrke (1995), S. 25ff. 236 juncker (1991), S. 263.

82

Das traditionelle Preiskonzept der Universalbank - somit auch der Bankgenossenschaften - ist die Ausgleichspreisstellung (Mischkalku­ lation), d. h. es erfolgen Quersubventionierungen.237 Damit wird der Einsatz des Aktionsparameters Preis auch von der zugrundeliegenden Bilanzstruktur abhängig, welche wiederum aus der Kundenstruktur resultiert. Eine der befragten Genossenschaftsbanken238 richtet die Konditionen­ gestaltung nach den folgenden Kriterien aus, wobei wohl davon aus­ gegangen werden kann, daß die Mehrzahl der Kreditgenossenschaften in gleicher Weise verfahrt: Man orientiert sich zunächst einmal an den Preisen des Banken­ marktes generell und hier insbesondere an denen des Hauptkonkur­ renten Sparkasse. Die Konditionen der Nachbargenossenschaft sind dabei von untergeordneter Bedeutung, es sei denn, sie hätte eine sehr starke Stellung in diesem Teilmarkt oder man möchte aktiven IGW betreiben. Weiterhin ist die Bilanzstruktur und in Verbindung damit auch die Einhaltung der sog. Grundsätze239 des BAKred zu berück­ sichtigen. Fehlen beispielsweise zur Einhaltung des Grundsatzes II langfristige Kundeneinlagen, so kann man versuchen, über bessere Konditionen diese Gelder zu erhalten. Nicht zuletzt ist auch die bankinteme Kostensituation ausschlaggebend.240

Selbst größere Genossenschaftsbanken sind in der Regel immer noch zu klein, um die Preise eines Teilmarktes nachhaltig zu bestimmen. Daraus ergibt sich die Folgerung, daß es für eine Genossenschafts­ bank grundsätzlich schwierig ist, den kompetitiven Aktionsparameter Preis einzusetzen; dies gilt demnach auch für den IGW. Preispoli­ tische Maßnahmen sind aber dennoch zu beobachten. Zukünftig ist zu

237 23$ 239 240

Vgl. Hein (1993), S. 244. Die Bank von Interviewpartner A. Siehe Kap. 2.1.2. Auch die Marktzinsmethode findet bei Genossenschaftsbanken mittlerweile Verwendung.

83

erwarten, daß der Preis auf dem Bankenmarkt insgesamt eine erheb­ lich größere Rolle spielen könnte als bisher.241

3.4.2 Preispolitische Maßnahmen im IGW Es gibt vereinzelt Genossenschaftsbanken, die ein gebührenfreies Girokonto anbieten, obwohl die umliegenden (genossenschaftlichen wie nichtgenossenschaftlichen) Marktteilnehmer Kosten in Rechnung stellen. Ein Beispiel dafür ist die Volksbank Plochingen eG.242 Diese Politik wird von den im Umfeld liegenden Genossenschaftsbanken mit sorgenvollen bis zornigen Äußerungen bedacht, da dies für die eigene Kundschaft ein ständiger Anlaß darstellt, den Gebühren des eigenen Hauses kritisch gegenüberzustehen, gerade weil ein gebührenfreies Kontokorrentkonto ein gutes Argument für eine opti­ male Umsetzung des Förderungsauftrages bietet.

Das Angebot eines kostenlosen Girokontos ist auf dem Bankenmarkt insgesamt zwar momentan noch als Einzelfall zu betrachten, aller­ dings scheint derzeit wieder darüber nachgedacht zu werden, dieses Instrument kompetitiv einzusetzen.243 Sollten diese Überlegungen sich zu einem Trend entwickeln, kann erwartet werden, daß sich gerade Genossenschaftsbanken zumindest teilweise anschließen werden. Dies hätte insbesondere wegen des Förderungsarguments erheblichen IGW zur Folge.

24 * Indizien dafür sind: das Angebot von Direktbanken, der Markterfolg von Sparda-Banken (s. Kap. 4.4.2.4.), höhere Markttransparenz durch Kommunikationstechnologien. 242 Nach Aussage einiger Interviewpartner (u. a. H) betreibt die Volksbank Plochingen auch bei anderen Bankprodukten offenen IGW über die Konditionen. Interessant festzustellen ist in diesem Zusammenhang, daß der Vorstand dieser Bank leider nicht zu einem Interview bereit war (s. zu dieser Problematik Kap. 1.2). Die Sparda-Banken, die ebenfalls gebühren­ freie Kontoführung anbieten, werden erst in Kap. 4.4 behandelt. 243 Vgl. Wittkowski (1996), Anhänger dieser Strategie sehen die Zahlungsverkehrskosten als "Investitionskosten", da das Girokonto als "Basis einer Bank-Kunde-Beziehung" betrachtet wird, Köllhofer (1991), S. 186.

84 Weiterhin werden auch die GAA-Gebühren als offen-aktives Instru­ ment im IGW eingesetzt.244 Ein bedeutendes Marktsegment bei Genossenschaftsbanken245 sind die Spargelder, weshalb seit jeher in den "Spar-Wochen" mit dem Höhepunkt des "Weltspartages" Sonderkonditionen verstärkt zum Einsatz kommen. Hier herrscht traditionell offen-aktiver IGW.

Es gibt allerdings Genossenschaftsbanken, die auch außerhalb der Spar-Wochen Sonderkonditionen anbieten.246 Solche Angebote werden oft mit bestimmten Ereignissen künstlich in Verbindung gebracht.247 Diese Aktionen sind jedoch teuer und es ist fraglich, ob damit eine langfristige Kundenbindung aufgebaut werden kann. Sol­ che Maßnahmen werden oft auch von internen Notwendigkeiten begründet. Beispielsweise zur Einlagengewinnung, um damit die Grundsätze einhalten zu können, was dann lediglich offen-passiven IGW bedeuten würde.

Eine weitere Möglichkeit liegt darin begründet, wenn sich die Bank entschließt, eine gezielte discount-banking-Strategie zu fahren. Hier werden dann preisliche Spielräume erschlossen, die auch im IGW zum Zuge kommen. Andererseits ist nicht für jeden Kunden das discount-Angebot wünschenswert, was dann Zulauf für die anderen Banken bedeutet. Daran läßt sich erkennen, daß die strategische Grundentscheidung Auswirkungen auf den IGW besitzt. Ein interessantes Ergebnis bietet ein Preisvergleich von Anschaf­ fungsdarlehen unter Verwendung einer willkürlichen Stichprobe.248 Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind nach Marktunter­ suchungen in diesem Produktsegment im Durchschnitt tendenziell am

244 Diese Thematik wird in Kap. 3.1.2 ausführlich erläutert. 245 Desgl. bei den Sparkassen. 246 Hier sind Angebote gemeint, die sich an alle Kunden richten, denn für einzelne "gute" Kunden hält jede Bank Sonderkonditionen bereit; Aussagen der Interviewpartner B, G u. K. 247 Z. B. "Ostersparen", vgl. dazu auch Gehrke (1995), S. 216f. 248 Zinsspiegel, in: Wirtschaft Regional, Nr. 1. Januar 1996, S. 10, vgl. o. V. (1996).

85

günstigsten.249 Während eine Großbank meist großflächig oder gar bundesweit einheitliche Konditionen vorgibt, hat jede Kreditgenos­ senschaft ihr eigenes Tableau. Vergleicht man dabei die Angebote der Volksbank Kirchheim/Teck eG und Volksbank Schorndorf eG, so ergibt sich bei einem Kredit­ betrag von 50.000,- DM innerhalb der vierjährigen Laufzeit eine Kostenersparnis von 766,50 DM für den Kunden, wenn er sich die "Mühe" macht, ein paar Kilometer weiter zu der anderen Bank zu fahren.250 Durch die standardisierte Abwicklung von Anschaffungs­ darlehen ist es denkbar, daß während der gesamten Laufzeit nur ein einziger Bankbesuch die Inanspruchnahme des Produktes erlaubt. Daraus wird sichtbar, welche Bedeutung eine Verstärkung der Markt­ transparenz, wie z. B. durch Home-Banking, für den intergenossen­ schaftlichen Preiswettbewerb besitzen kann. Sollte das HomeBanking mit dem Internet verknüpft werden, ergibt sich ein noch gravierenderer Wettbewerbsdruck. 251

Den Kulminationspunkt im preispolitischen IGW bilden jedoch die Kampfpreisstrategien. Hier wird über offen-aktiven IGW versucht, die eigenen Ziele durchzusetzen. Dabei sind zwei Ziele zu unterschei­ den: Das erste ist forciertes Wachstumsstreben,252 wobei man versucht, mit überhöhten Passivzinsen einen kräftigen Mittelzufluß zu erreichen, der dann auf der Aktivseite für eine expansive und - in dessen Begleiterscheinung - auch risikoreichere Kreditvergabe mit um Risi­ koaufschläge erhöhten Aktivzinsen verwendet wird. Dies ist eine sehr riskante Strategie, aus der nach bisherigen Erfahrungen fast immer

249 Vgl. Selbach (1991), S. 164ff. 250 Quelle: Eigene Berechnungen aus o. V. (1996). 251 Dabei ist zu bemerken, daß das als Beispiel herangezogene Konditionentableau aus einer Niedrigzinsphase stammt, d. h. die Auswirkungen des Wettbewerbs sind in einer anderen Zinsphase noch deutlicher zu spüren. Zudem ist das Beispiel willkürlich gewählt, die Kostenersparnis kann sicherlich auch das dreifache bei anderen Beispielen betragen. 252 Das Statut des Garantiefonds nennt dies "zügelloser Expansionskurs, unsolides Wachs­ tum", BVR (1989a), S. 59.

86 eine Schieflage resultierte.253 Ganz extremen offen-aktiven IGW betrieb die Hammer Bank Spardaka eG, welche den Angaben zufolge nach dem Grundsatz "1/4 Prozent mehr als die Volksbank Hamm" vorging. Die Hammer Bank Spardaka ist mittlerweile abgewickelt und nicht mehr am Markt.254

Das zweite Ziel ist die Erzwingung einer Fusion. Als Druckmittel bei den Fusionsgesprächen wird die günstigere Zinsspanne und Substanz der eigenen Bank genutzt, indem beispielsweise gedroht wird, "die gute Zinsspanne auf den Markt zu werfen". Sind die Gespräche gescheitert, wird auch versucht, das Mittel einzusetzen. Die Intensität des tatsächlichen Einsatzes wird aber reduziert durch den Sachverhalt, daß man sich nicht in einer nur genossenschaftlichen Bankenwelt bewegt. Man befurchtet, daß die nichtgenossenschaftlichen Mitbe­ werber aufgrund ihrer Größe mitziehen könnten, so daß ein "Boomerang-Effekt" entsteht, mit negativen Konsequenzen für die eigene Bank. Es wird zugegeben, daß nur die relative Kleinheit der Bank ein gemäßigteres IGW-Verhalten erzwingt. Je größer die eigene Genossenschaftsbank, umso härter würde auch der IGW geführt werden können.255

253 Djes waren z ß (jje Vorgehensweisen von zwei Kreditgenossenschaften im süddeutschen Raum, die mittlerweile Hilfen vom BVR-Garantiefonds in Anspruch nehmen, deren Namen hier aber nicht genannt sein dürfen; übereinstimmende Aussagen der Interviewpartner A u. C. Aussage von Herm Rocksloh, Volksbank Hamm eG, am 03.12.96 im Rahmen eines Semi­ nars der ADG in Montabaur. 2^5 Sachverhaltsschilderung von Interviewpartner B u. G.

87

4. Die ’’atypischen” Primärbanken im IGW

4.1 Die Problematik

4.1.1 Der Begriff "atypische” Primärbank Ein typisches Merkmal der deutschen Kreditgenossenschaften ist die Entstehung und Ausrichtung nach dem rein "geographischen" Krite­ rium,256 während beispielsweise die amerikanischen Kreditgenossen­ schaften, die Credit Unions, überwiegend nach "nicht­ geographischen", "gemischten" oder ohne jedweden Abgrenzungs­ kriterien aufgebaut sind.257 Auch in Deutschland gibt es jedoch Genossenschaftsbanken dieser Prägung: 17 Sparda-Banken, 21 PostSpar- und Darlehnsvereine, 3 Beamtenbanken,258 13 kirchliche Kreditgenossenschaften, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, 6 genossenschaftliche Teilzahlungsbanken sowie 13 diverse wei­ tere.259 Man könnte diese 74 Banken alternativ auch "Deutsche Credit Unions" nennen.

Es handelt sich hierbei um Banken, die in der Literatur unter ver­ schiedenen Begriffen wie z. B. "Spezialgenossenschaften",260 "berufsständische Bank", "Branchebank",261 "Zielgruppenbank",

256 Vgl. Hahn (1981), S. 39. 257 86,3 % der amerikanischen Credit Unions begrenzen ihren Mitgliederkreis auf die Beschäftigten eines bestimmten Arbeitgebers oder auf die Angehörigen einer kirchlichen, kulturellen oder wirtschaftlichen Vereinigung, 6,4 % besitzen keinerlei Abgrenzungskri­ terium u. nur 7,3 % sind wie die “typischen’’ deutschen Primärbanken nach dem “geographischen“ Kriterium aufgebaut, vgl. Zeiselmaier (1995), S. 35ff. 258 Dies sind die “Allgemeinen“ Beamtenbanken (vgl. Hahn (1981), S. 444), da in der Litera­ tur die Sparda-Banken und die Post-Spar- und Darlehnsvereine verschiedentlich auch unter diesen Begriff subsumiert werden. 259 Siehe Kap. 4.8. 260 Vgl. Bungenstock (1982), S. 26. 26' Zu den Branchebanken vgl. Betsch (1975).

88

"Kundenspezialbank" etc. geführt werden und gleichzeitig in der Genossenschaftsorganisation als Primärbanken in Erscheinung treten. Die Eigentümerstruktur bleibt bei der Definition unberücksichtigt, da beispielsweise auch gewerbliche Genossenschaften zum Zwecke der Mitgliederförderung solche Banken als Töchter gründen, wie z. B. die "DZB Die Zentralregulierungsbank GmbH" der Nord-West-Ring Schuh-Einkaufsgenossenschaft eG. Die Errichtung einer derartigen Bank ist somit indirekt von einer bestimmten Kundengruppe initiiert. Hinzukommen noch 4 weitere Institute der ersten Stufe, die man zwar nicht als "Deutsche Credit Unions" bezeichnen kann, aber dennoch keine "typischen" deutschen Kreditgenossenschaften sind.262 Da in der Bankbetriebslehre bisher noch kein Sammelbegriff für diese (derzeit 78) Kreditinstitute existiert, soll dafür die Bezeichnung "atypische" Primärbanken des Genossenschaftssektors begriffs­ bildend eingeführt werden.263 Die Bedeutung dieser Banken im IGW ist der Inhalt dieses Kapitels 4.264

Die in manchen Statistiken ebenfalls der Primärebene zugerechneten Spezialinstitute des Finanzverbunds sind nicht als "atypische" Pri­ märbanken zu kategorisieren. Unter dem Begriff "Spezialinstitut des Finanzverbunds" werden hier Banken verstanden, die spezielle Auf­ gaben für den gesamten Finanzverbund wahmehmen.265 Sollte eine solche Bank allerdings zu einem zukünftigen Zeitpunkt als Universal-

262 Dies sind das Bankhaus Hallbaum, Maier & Co. AG, die Südwestbank AG. die Gladbacher Bank AG von 1922 u. die Heinsberger Volksbank AG, s. Kap. 4.8. 263 Zur Typologisierung von Banken, vgl. Hahn (1981). 264 Anmerkung: Die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken sind zwar eindeutig der Menge der "atypischen” Primärbanken zugehörig, es läßt sich allerdings darüber streiten, ob sie der Teilmenge der "Deutschen Credit Unions” ebenfalls eindeutig zuzuordnen sind. Da dieses "Problem" aber als unbedeutend anzusehen ist, wird im folgenden auch keine derartige Separierung mehr vorgenommen und einheitlich nur noch von "atypischen” Primärbanken gesprochen. 265 Man kann sje auch a]s ’’Verbundinstitute” bezeichnen, s. Kap. 2.1.4.

89 bank am Markt auftreten, dann wäre auch sie eine "atypische" Pri­ märbank.

Der Name der Bank kann nicht als Kriterium herangezogen werden. Die Mehrzahl der "typischen" deutschen Kreditgenossenschaften besitzt zwar in ihrer Firmenbezeichnung "Volksbank", "Raiffeisenbank", "Spar- und Kreditbank" oder den Ortsnamen mit dem Zusatz Bank eG, z. B. "Sielminger Bank eG", viele von ihnen wählten jedoch ganz andere Namen. Die Durchsicht der Ringliste des Deutschen Genossenschaftsringes266 gibt hierüber Aufschluß: Bei­ spielsweise handelt es sich bei der "GrundkreditBank eG," Berlin,267 der "Bürgerbank Kerpen eG" sowie der "Augusta-Bank eG", Augs­ burg, um "typische" Primärbanken. Umgekehrt ist die "Spar- und Kreditbank eG", Duisburg, eine Teilzahlungsbank.

Eine "atypische" Primärbank weist mindestens eines der folgenden Merkmale auf, wobei immer die Situation bei der Entstehung der Bank die Grundlage bildet: 1) Ihr Förderungsauftrag war auf eine ganz konkrete Zielgruppe aus­ gerichtet bzw. gar auf sie beschränkt

und/oder

2) ihr Errichtungszweck war die Förderung einer bestimmten Idee268 und/oder

3) ihr Geschäftsgebiet war nicht lokal begrenzt269

und/oder

266 267 268 269

Dies ist die Bezeichnung des Gironetzes des genossenschaftlichen Bankenverbundes. Siehe dazu auch Kap. 4.8. Z B. die Ökobank eG, s. Kap. 4.8. Oder zumindest nicht auf eine kleinere Region begrenzt.

90 4) sie war ein Verbundinstitut mit Spezialaufgaben

und/oder

5) sie entstammt nicht dem Genossenschaftssektor. Theoretisch wäre zu überlegen, die Rechtsform als weiteres Unter­ scheidungsmerkmal heranzuziehen und zusätzlich auch diejenigen Genossenschaftsbanken als "atypisch" zu charakterisieren, die nicht als "eG" firmieren. In diesem Fall müßte man dann jedoch den Kreis der "atypischen" Primärbanken nochmals um 3 Banken erweitern und zwar um 3 bankgenossenschaftliche Aktiengesellschaften, die aber ganz "typisch" in ihrem "geographischen" Umfeld entstanden sind und somit keines der fünf Merkmale aufweisen.270 Die Rechtsform soll in unserer Definition deshalb keine Rolle spielen.

Bei der Kategorisierung ist allerdings zu berücksichtigen, daß auf­ grund der Heterogenität der Genossenschaftsbanken insgesamt, also inklusive der "typischen", sowie aufgrund von Fusionierungen oder mangels ausreichender Informationen über die Hintergründe ihrer Entstehung eine zweifelsfreie Zuordnung nicht immer möglich ist. Abschließend ist noch zu bemerken, daß die Adjektive "atypisch" u. "typisch" als absolut wertfreie Begriffe zu verstehen sind und ledig­ lich dem Zweck der Typologisierung dienen.271

270 Dies sind die Volksbank AG im Kreis Böblingen. Sindelfingen, die Vereinigte Volksbank AG, Cochem, u. die Volksbank Essen AG, Essen, s. Kap. 2.1.4. Bei der Volksbank Essen AG ließe sich durchaus überlegen, sie ebenfalls als ’’atypisch" zu kategorisieren u. zwar des­ wegen, da sie offiziell aus dem Genossenschaftsverbund ausgetreten ist. Dies soll hier aber deshalb kein Unterscheidungskriterium sein, da die Einteilung in "typisch" u. "atypisch" wertfrei erfolgen soll, der "Fall" Volksbank Essen AG jedoch emotionsgeladen ist, s. auch Kap. 3.3.3. 2^1 [)ie Erwähnung dieses Sachverhalts ist erforderlich, da einige Diskussionspartner eine (negative) Wertung mit dem Begriff "atypisch" assoziierten. Allerdings konnte bisher noch kein "besseres" Wort gefunden werden. Der Autor wäre dankbar über Vorschläge. Um die Wertfreiheit zu unterstreichen, werden die Begriffe "atypisch" u. "typisch" auch durchgehend in Anführungszeichen geschrieben.

91

4.1 .2 Die Bedeutung der "atypischen" Primärbanken im IGW Betrachtet man nur ihre Anzahl,272 könnte der Eindruck entstehen, sie wären eine zu vernachlässigende Größe in der Untersuchung von IGW. Dem widerspricht jedoch eindeutig Bilanzvolumen und Mit­ gliederbestand. Während ihr Anteil an der gesamten Institutsanzahl der genossenschaftlichen Bankengruppe nur eine geringfügige Größe darstellt, sind beim Bilanzvolumen bzw. Mitgliederbestand die inner­ genossenschaftlichen Marktanteile von 16,1 % bzw. 18,2 % für sich sprechend.273 Zudem ist die jeweilige Klientel für jede Universalbank als Kundengruppe von hoher Attraktivität. Ein weiteres Indiz für die Notwendigkeit einer Untersuchung der "atypischen" Primärbanken auf IGW ist das im Vergleich zu den Volks- und Raiffeisenbanken meist überdurchschnittliche Wachstum bei den größten unter ihnen.274 Die Sparda-Banken als - wie noch gezeigt wird - bedeutende intergenossenschaftliche Wettbewerber sind im Zeitraum von 1991 bis 1994 um 55,5 % gewachsen, während die Volks- und Raiffeisenbanken eine Zunahme von 35,7 % vorweisen konnten. Die Apotheker- und Ärztebank konnte mit 63,3 % einen noch deutlicheren Zugewinn verzeichnen. Auch den kirchlichen Kreditgenossenschaften kann ein überdurchschnittliches Wachstum nachgewiesen werden.275 Die Post-Spar- und Darlehnsvereine haben mit 34 % zumindest eine in etwa ähnliche Zuwachsrate wie die Volks- und Raiffeisenbanken, während lediglich die Badische Beam­ tenbank eine mit 30,7 % leicht unterdurchschnittliche Entwicklung

272 Zum Vergleich: Den 78 "atypischen" stehen 2.579 "typische" Primärbanken gegenüber (s. Abb. 3). 273 Beim Mitgliederbestand wurden nur die Mitglieder der in der Rechtsform der "eG" firmie­ renden Banken gezählt. Würde man auch die Anteilseigner der Kapitalgesellschaften hinzu­ zählen, so wäre der innergenossenschaftliche Marktanteil mehr als 18,2 %. 274 Bezüglich der Bilanzsumme; Sparda-Banken u. PSD in der Gruppenbetrachtung, Einzel­ institute ab 5 Mrd. DM. 275 Eine Analyse des Zeitraums von 1979 bis 1989 ergibt bei diesen eine durchschnittliche jährliche Steigerung von 10,75 % im Vergleich zu den Volks- u. Raiffeisenbanken mit 7,5 %, vgl. Schmauser (1990). S. 13f. Diese Aussage wird unterstützt durch das Wachstum der größten kirchlichen Kreditgenossenschaft, der Ev. Darlehnsgen. Kiel eG, die im Vergleichs­ zeitraum (1991-1994) mit 50,7 % wuchs, s. Anhang 6.

92 nahm.276 Doch auch bei den beiden letztgenannten sind seit 1994 bankpolitische Maßnahmen eingeleitet worden, die gleichfalls zu einem stärkeren Wachstum fuhren könnten.277 IGW entsteht nun vor allem wegen zwei Reibungspunkten: Die Volks- und Raiffeisenbanken sind einerseits Universalbanken, die den Bedarf aller Berufs- und Kundengruppen abdecken wollen und andererseits sind sie flächendeckend präsent. Daraus läßt sich leicht erkennen, daß eine Konkurrenzsituation zwischen "typischen" und "atypischen" Primärbanken gar nicht ausbleiben kann.

Wettbewerbsverschärfend ist aber auch die Tatsache, daß sich viele dieser "atypischen" Banken tendenziell ebenfalls allen Kundengrup­ pen öffnen.278 Die Grundproblematik dafür liegt darin begründet, daß einerseits die originäre Zielgruppe bei manchen Banken nicht mehr in der gleichen Bedeutung wie zur Zeit der Bankgründungen279 zu finden ist, denn auch sie ist dem dynamischen Prozeß gesellschaftlicher Ver­ änderungen ausgesetzt280 oder andererseits der ursprüngliche Zweck der Bank gar gänzlich entfallen ist. Als Konsequenz bleibt dann neben der Schrumpfung oder Liquidation281 nur das Suchen neuer Märkte. Bedeutend für die Intensität des diesbezüglichen IGW in einer bestimmten Region ist vor allem auch die Präsenz der einzelnen Insti­ tute vor Ort. Ein anschauliches Beispiel dafür bietet Stuttgart, in der

276 Siehe dazu Anhang 6. 277 Siehe dazu die Kap. 4.5 u. 4.6. 278 Näheres dazu in den Kapiteln 4.2 bis 4.9. 279 Die Gründungsphase von etwa 3/4 der noch existierenden "atypischen" Pritnärbanken reicht von den 1870er bis in die 1920er Jahre, vgl. Aschhoff/Henningsen (1995), S. 6Iff., Pelzl (1992), Hörbelt (1992). Lamsfuß (1992). Kremer (1992). Dorner (1979). S. 17ff; etwa 1/4 wurden erst in der Zeit der Bundesrepublik gegründet: 7 kirchliche, vgl. Schmauser (1990), S. 10, die MKB aus Hamburg, die Bäcker-Darlehenskasse West, die Teilzahlungs­ banken u. die GLS, die jeweils zwischen 1949 und 1972 entstanden, die DZB in 1979 sowie die Ökobank in 1988. 280 Siehe als Pendant dazu Kap. 2.3.3.2. 281 Eine Vielzahl solcher Banken sind aus diesen Gründen auch tatsächlich aufgelöst worden; dies ergaben die Recherchen nach den Banken aus Betsch (1975), Hahn (1981) u. Hahn (1985).

93

neben 13 "typischen" Volks- und Raiffeisenbanken die Stuttgarter Bank AG, die Südwestbank AG, die WHB Württ. Handelsbank Stuttgart eG Volksbank,282 die Sparda-Bank Stuttgart eG, der PostSpar- und Darlehnsverein Stuttgart mit Hauptstellen sowie die Badische Beamtenbank eG, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, die Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel eG, die Bank für Sozialwirtschaft GmbH und die GLS Gemeinschaftsbank eG mit Filialen vertreten sind. Während die Sparda-Banken und die PSD283 jeweils einen eigenen Fachprüftingsverband bilden, werden - von wenigen Ausnahmen abgesehen - alle anderen "atypischen" Primärinstitute von den genos­ senschaftlichen Regionalverbänden betreut und geprüft.284 Gerade aber die Organisation in einem separaten Verband kann als wettbewerbsfordemdes Element gesehen werden. Dadurch wird eine unab­ hängigere, bei negativer Ausprägung aber auch eine eigensinnigere Geschäftspolitik ermöglicht, die von der Einflußnahme der von den Volks- und Raiffeisenbanken dominierten Regionalverbände befreit ist. Auch auf den eigenen Verband ist aufgrund der überschaubaren Bankenanzahl eine starke Mitgestaltungsmöglichkeit vorhanden.

Über die Mitgliedschaft in BVR und dessen Garantiefonds sind sie jedoch sämtlichst - mit einer Ausnahme285 - in der genossenschaft-

282 Diese ]£ Banken sind im WGV organisiert; Tel. mit Herm Egeler, WGV, vom 05.06.96. 283 psD ist die offizielle Abkürzung der Post-Spar- und Darlehnsvereine. 284 Vgl. DG Verlag (1994), S. 5-9 u. 58 sowie die Geschäftsberichte. Die Ausnahmen bilden die Edekabank und die Südwestbank, welche sich von der Deutschen GenossenschaftsRevision Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen lassen; das Bankhaus Hallbaum. Maier & Co., die Heinsberger Volksbank sowie die kleine MKB Mittelstandskreditbank. Hamburg, welche von der C & L Deutsche Revision geprüft werden und die Bank für Sozialwirtschaft, die zwar Mitglied im Genossenschaftsverband Berlin-Hannover ist, aber von der Prüfungs­ gesellschaft WBH, Hannover, geprüft wird. 285 Dies ist die MKB Mittelstandskreditbank AG. Hamburg, welche weder im BVR noch in dessen Garantiefonds ist, Tel. mit Herm Lohmann, MKB. vom 09.05.97. s. Kap. 4.8. Die Bäcker-Darlehenskasse West eG, Duisburg, ist zwar im BVR. aus dem Garantiefonds jedoch ausgetreten, Tel. mit Frau Blumenau, Bäcker-Darlehenskasse, vom 13.05.97, s. Kap. 4.8. Die Ökobank eG ist seit 1996 auch im Garantiefonds Vollmitglied, Tel. mit Herm Schreck, BVR, vom 06.05.97.

94

lichen Bankengruppe integriert, was ihnen wiederum die Vorteile bezüglich der politischen Lobby und der Haftungssolidarität sichert. Die gesamte Palette des genossenschaftlichen Finanzverbundes steht ihnen zur Verfügung, was oftmals noch durch eigene Spielarten ergänzt wird.286 Wie bereits festgestellt wurde,287 ist bei den Volks- und Raiffeisen­ banken eine Tendenz zur gegenseitigen Abgrenzung bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes erkennbar. Die "atypischen" Primär­ banken haben grundsätzlich ein jeweils völlig eigenständiges Profil und sind nach außen kaum als der Genossenschaftsbankengruppe zugehörig erkennbar.288 Die Ausnahme hiervon bilden die SpardaBanken,289 welche die Gestaltungsrichtlinien des BVR verwenden sowie noch wenige andere, vor allem kleinere Institute.290

Die "atypischen" Primärbanken sind ein ernstzunehmender Wettbe­ werbsfaktor im IGW. Bei dessen konkreter Erscheinungsform und Intensität gibt es allerdings erhebliche Unterschiede, was die nachfol­ genden Kapitel 4.2 bis 4.9 verdeutlichen.

280 Zum Beispiel durch eigene Produktkreationen. Quelle: Geschäftsberichte bzw. Telefonate mit den jeweiligen Banken. 287 Siehe Kap. 3.3.2. 288 Die Beamtenbanken können aufgrund der Verwendung der Clarendon-Schrift höchstens "auf den zweiten Blick" als Gruppenmitglied identifiziert werden. 2$9 Näheres dazu in Kap. 4.4. 290 Z. B. die Bäcker Bank Nürnberg eG u. die Teilzahlungsbank Brühler Kreditbank eG.

95

Abb. 3: Die Marktanteile der "atypischen" Primärbanken im IGW: Bankenart

Bilanz­

Anteil

summe

in %

Mitglieder

Anteil

Institute

in %

Anteil

in %

Sparda-Banken

35.833

4,4

1.261.775

9,7

17

PSD

18.671

2,3

684.207

5,2

21

8.324

1,0

270.111

2,1

4*

kirchliche Kreditgen.

28.227

3,4

30.679

0,2

13

APO

20.426

2,5

80.368

0,6

1

370

0,1

12.994

0,1

6

19.988

2,4

43.260

0,3

17

131.839

16,1

2.383.394

18,2

79*

3,0

687.368

83,9

10.674.003

81,8

2.579

97,0

819.207

100

13.057.397

100

2.658

100

Beamtenbanken

Teilzahlungsbanken

Sonstige Summe der "atypischen" "typische" Volks- u.

Raiffeisenbanken Primärbanken

insgesamt291

(Bilanzsummen in Millionen DM, Geschäftsjahr 1994)

*

= In 1995 fusionierte die Bank für Beamte und Angestellte Dortmund (Bilanzsumme zum 31.03.95: 134 Mio. DM) mit der Dortmunder Volksbank.

Derzeit gibt es somit nur noch 3 Beamtenbanken und 78 "atypische”

Primärbanken.

Quelle: Eigene Zusammenstellung und Berechnung, Datenmaterial aus:

BVR (1995), Geschäftsberichte und telefonische Befragung.

291 Die "Genossenschaftlichen Spezialinstitute" wurden subtrahiert, die Edekabank als "atypische" Primärbank jedoch mitgezählt. Hinzuaddiert wurden die MKB Mittelstands­ kreditbank AG, Hamburg, die INTEGRA Spar- und Kreditgenossenschaft eG, München, sowie die Volksbank Essen AG, da diese 3 Banken keine BVR-Mitglieder sind.

96

4.2 Die Apotheker- und Ärztebank Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf, ist eine bundesweit operierende Universalbank, die sich jedoch seit ihrer Entstehung auf die besonderen Belange von Heilberufsangehörigen sowie ihrer Organisationen spezialisiert hat. Obwohl die Mitglied­ schaft nicht ausschließlich beschränkt wird, so liegt der eindeutige Schwerpunkt doch auf dieser für alle Banken sehr attraktiven Ziel­ gruppe. Der genossenschaftliche Förderauftrag wird ausdrücklich in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsphilosophie gestellt.

Die APO292 ist durch 55 Geschäftsstellen in größeren Städten und weiteren Beratungsstellen über die ganze Bundesrepublik verteilt. Dies kann zwar als Wettbewerbshemmnis gesehen werden, da kein flächendeckendes stationäres Vertriebsnetz vorhanden ist, sie kom­ pensiert dies jedoch verstärkt durch andere Distributionsinstrumente: Bedeutsam ist dabei die forcierte Installation von Electronic Banking, was durch gezielte Marketing-Maßnahmen unterstützt wird.293 Zudem ist ein 24stündiger Telefon-Banking-Service ("apodialog") errichtet worden und auch ein mobiler Außendienst steht zur Verfügung. Seit 1994 wurden sogar vier Geschäftsstellen abgebaut. Im Rahmen ihres "Strategischen Optimierungsprozesses" wurde innerhalb der letzten zwei Jahre zusätzlich auch die interne Organisationsstruktur verän­ dert.294 Ein wichtiges Merkmal ist die Bereithaltung eines eigenen Rechen­ zentrums. In Verbindung mit ihrer Größe ist sie dadurch auch in der Lage, durch eigene Produktentwicklungen eigenständig zu ope­ rieren.295 Beispiele dafür sind das "APO-Liquiditätskonto" (ein varia-

292 Abkürzung für Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG. 293 Vg| Geschäftsbericht 1994. Laut Geschäftsbericht 1996 nutzen bereits mehr als 22.000 Kunden das PC-Banking-Angebot. 294 Geschäftsbericht 1994. Die Bank wurde in fünf regionale Servicezentren gegliedert. Weitere Maßnahme: Schaffung einer speziellen Infrastruktur für Transport- und Kurier­ dienste. 295 Siehe dazu Kap. 3.2.1.

97

bei verzinsliches Tagesgeldkonto) und die "APO-Bank-Schätzchen" (eine Art Weiterentwicklung von Bundesschatzbriefen).

Im Versicherungsgeschäft kooperiert die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG mit "ausgewählten Kooperationspartnern"296 sowie mit einem "ebenfalls auf die Heilberufe zugeschnittenen Unternehmen der Versicherungswirtschaft", mit dem eine gemeinsame Vertriebstochter gegründet wurde.297 Im Bereich des Auslandsgeschäfts wurde ein "sorgfältig ausgewähltes Netz von in- und ausländischen Korrespon­ denzbanken" aufgebaut.298 Die APO legt auch eigene Investmentfonds auf, z. B. ApoAesculap, wobei sie mit "nationalen und internationalen Investmentgesellschaf­ ten" zusammenarbeitet.299 Außerdem ist sie im Konsortialgeschäft tätig. Zur Unterstützung ihrer Geschäfte unterhält sie auch Tochter­ gesellschaften: Die DAPO International Finance N. V., Amsterdam, und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Irland) Investment Company, Dublin.

Damit bestehen für die Apotheker- und Ärztebank neben dem hori­ zontalen IGW auf der Primärstufe auch in vertikaler Richtung bzw. bei den Spezialinstituten wettbewerbliche Beziehungen.300 Da wohl fast alle Apotheken und Arztpraxen mittlerweile über einen PC verfugen301 und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG ein ausgeprägtes Know-how über den gesamten Heilberufssektor besitzt,302 könnten ihre strategischen Aktivitäten Marktanteilsgewinne für die gesamte genossenschaftliche Gruppe bringen. Gleichzeitig ist jedoch zu erwarten, daß auch der IGW um diese Kundengruppe

296 Geschäftsbericht 1996, S. 21. 297 Geschäftsbericht 1996. S. 28f. 298 Geschäftsbericht 1996. S. 27. 299 Geschäftsbericht 1996, S. 25. 299 Siehe dazu K.ap. 5.2. 29‘ 25 % der niedergelassenen Ärzte u. 15 % der angestellten Ärzte besitzen nach Unter­ suchungen der APO einen Online-Anschluß, Geschäftsbericht 1996, S. 23. 292 Insbesondere bei Praxisfinanzierungen wird fundiertes spezifisches Wissen benötigt.

98 erheblich zunehmen wird. Gerade die gesetzlichen Reformen im Gesundheitswesen, die vor allem die pekuniäre Seite betreffen, werden dazu fuhren, daß die Heilberufe noch kritischer als bisher nach optimalen Lösungen im finanziellen Bereich nachfragen werden.303 Es ist davon auszugehen, daß in den 48 Städten, in denen die APO Geschäftsstellen unterhält, bereits spürbarer IGW vorhanden ist.304 Die dargestellten APO-Innovationen werden aber dazu fuhren, daß sich auch die Kreditgenossenschaften der anderen Regionen in zunehmendem Maße mit der Leistungsfähigkeit dieser größten Genossenschaftsbank Deutschlands zu beschäftigen haben.

Ihre Entwicklung im Geschäftsjahr 1996 mit der "stärksten Expansion in der Geschichte der Bank" unterstreicht dies und wurde wie folgt begründet: "Die deutliche Ausweitung des Geschäftsvolumens wurde vor allem durch die lebhafte Inanspruchnahme unseres FinanzierungsKnow-hows ausgelöst."305

4.3 Die kirchlichen Kreditgenossenschaften Die kirchlichen Kreditgenossenschaften sind entweder rein katholisch oder rein evangelisch ausgerichtet. Die meisten gehören zu den größten Kreditgenossenschaften überhaupt,306 was auch als weiteres Indiz gilt, um ihre Bedeutung im IGW zu unterstreichen. Der Mitglie­ der- und implizit auch der Kundenkreis ist aus kirchlichen Institu­

303 Es wird allerdings auch die Meinung vertreten, daß durch die Gesundheitsreform die Gruppe der Heilberufe an Attraktivität verliert. Doch auch in diesem Fall wird sich der IGW verschärfen, da sich die APO dann als gezwungen sehen könnte, ihren Kundenkreis zu erweitern. 304 Beispielsweise in Wiesbaden: Die Wiesbadener Volksbank eG hat enorme Investitionen zur besseren Betreuung der Freiberufler durchgefiihrt; s. Kap. 3.2.2, vgl. Jäger (1995), S. 70. 305 Geschäftsbericht 1996, S. 20. In 1996 erfolgte ein Bilanzsummenwachstum von 14,6 % auf 25.5 Mrd. DM. Informationen über die APO aus ihren Geschäftsberichten 1994 u. 1996. 306 vgl. o. V. (1995c). S. 53.

99 tionen307 und deren Mitarbeitern zusammengesetzt,308 wobei es auch Schwerpunktbildungen gibt. Allerdings sind auch bei den Kirchenge­ nossenschaften Tendenzen erkennbar, den Mitgliederbegriff weiter auszulegen. Die größte unter ihnen, die EDG,309 betreut seit etwa 1994 auch diejenigen mittelständischen Betriebe, die das Kriterium der engen Verbindung zu den kirchlichen Mitgliedern erfüllen.310 Die Spar- und Kreditbank Ev.-Freikirchlicher Gemeinden eG, Bad Hom­ burg, ist auf der Passivseite sogar für alle Kunden offen.311 Die SKB312 spielte bereits 1990 mit dem Gedanken, sich vermögenden Privatkunden zu öffnen.313

Die Kirchenbanken sind entweder filialarm oder gar filiallos. Dies ist ein Wettbewerbshemmnis, dem aber durch einen verstärkten Einsatz von Außendienst und Versandgeschäft begegnet wird.314 Aus diesem Grund nutzen die Kirchengenossenschaften auch immer mehr die Möglichkeiten von Electronic- bzw. Telefon-Banking.315 Der distri­ butive Nachteil wird durch Vorteile im Bereich der Preis- und Leistungspolitik kompensiert. Es werden attraktive Konditionen ge­ boten und auf Gebühren (z. B. für Kontoführung) und Provisionen weitgehend verzichtet. Zudem werden auch Geldanlagen angeboten, die sich nach ethischen Kriterien richten und eigene Investmentfonds aufgelegt.316 Kirchengenossenschaften "stehen (...) in nahezu allen Geschäftsfeldem mit nicht-kirchlichen Spezial- und Universalbanken im Wettbe­

307 Dies sind z ß Kirchengemeinden, -Stiftungen, -ämter, Einrichtungen von Caritas oder Diakonie. 308 vgl. Pelzl (1992), S. 364. 309 Offizielle Abk. der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel. 310 Telefonat mit dem Vorstandsmitglied Herm Philippi am 23.04.96. 311 Telefonat mit dem Vorstandsmitglied Herm KJotz am 25.04.96. 312 Offizielle Abk. der Spar- u. Kreditbank in der evang. Kirche in Bayern eG, Nürnberg. 313 Vgl. Schmauser (1990), S. 63. 314 oie meisten Filialen besitzt die in Bayern und Sachsen tätige LIGA mit 9 Filialen, vgl. Geschäftsbericht 1994, S. 5. vgl. Schmauser (1990), S. 15 u. 4Iff'. 313 Vgl. z. B. die Geschäftsberichte der Bank für Kirche u. Diakonie Duisburg (=BKD) 1995. S. 7, der SKB 1994, S. 8, der LIGA Regensburg 1994, S. 7. 316 Vgl. Schmauser (1990), S. 36 u. 53fE sowie Geschäftsbericht 1994 der LIGA, S. 6f.

100

werb"317 und damit auch zu den anderen Kreditgenossenschaften. Aber auch unter den Kirchengenossenschaften selbst treten Konkur­ renzsituationen auf. Grundsätzlich ist zwar der Geschäftsbezirk nach kirchengeographischen Kriterien abgegrenzt, es gibt aber Geschäfts­ gebiete, die von mehreren Kirchengenossenschaften betreut werden.318 Zudem stehen sie bei den bundesweiten Sammelaktionen in gegen­ seitiger Konkurrenz.319 Die Erfüllung der drei "klassischen" Förderkriterien nach Hahn320 läßt die kirchlichen Genossenschaftsbanken im IGW gut bestehen: Sie bieten Leistungen, die sonst nirgends zu erhalten sind, sie sind kondi­ tionell oft attraktiver und haben eine bessere Leistungsqualität.321 Aufgrund der Aufrechterhaltung dieser direkt erkennbaren Förderlei­ stungen und der zu beobachtenden ersten Schritte in Richtung auf andere Kundengruppen muß auch hier eher eine Verschärfung als Entspannung des IGW erwartet werden.

317 Pelzl(1992), S. 365. 3Z. B. Bayern durch die SKB Nürnberg u. die LIGA Regensburg, vgl. Schmauser (1990), S. 32f., Berlin durch die EDG Kiel u. die BKD Duisburg, vgl. deren Geschäftsberichte 1995. 31$ Vgl. Schmauser (1990), S. 35f. 320 Siehe Kap. 2.1.3.1. 321 Vgl. Schmauser (1990), S. 62.

101

Abb. 4: Die kirchlichen Kreditgenossenschaften Bilanz­

Mit­

summe

glieder

SKB Spar- u. Kreditbank in der ev. Kirche in Bayern eG, Nürnberg

1.093

2.912

Ev. Darlehnsgenossenschaft Münster eG

2.112

1.244

Bank für Kirche u. Diakonie eG, Duisburg

3.038

2.532

Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel eG

5.317

1.932

Ev. Kreditgenossenschaft Kassel eG322

4.877

1.021

696

1.128

Spar- u. Kreditbank des Bundes Freier ev. Gemeinden eG, Witten

61

1.502

Spar- u. Kreditbank Ev.-Freikirchl. Gemeinden eG, Bad Homburg

143

1.329

Pax-Bank eG, Köln

1.787

1.812

LIGA Spar- u. Kreditgenossenschaft eG, Regensburg

3.064

9.299

Darlehnskasse im Bistum Münster eG, Münster

2.366

2.497

Bank im Bistum Essen eG, Essen323

1.015

2.234

Darlehnskasse im Erzbistum Paderborn eG, Paderborn

2.658

1.237

Institut

LKG Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen eG, Dresden

Summe der kirchlichen Kreditgenossenschaften

28.227 30.679

(Bilanzsummen in Millionen DM, Geschäftsjahr 1994)

Datenmaterial aus: Geschäftsberichte und telefonische Befragung.

322 Die Zahlen der Ev. Kreditgenossenschaft Kassel eG sind für das Geschäftsjahr 1995. 323 Vormals Darlehnskasse im Bistum Essen eG, Essen.

102

4.4 Die Sparda-Banken

4.4.1 Die Motive des IGWs der Sparda-Banken

Der IGW mit den Sparda-Banken ist eine gravierende wettbewerb­ liche Erscheinungsform auf der Primärstufe.324 Die Wurzel für das Auftreten von IGW durch die Sparda-Banken findet sich im Struk­ turwandel der deutschen Eisenbahn, deren Angehörige ihre originären Mitglieder sind. Bereits in den 1960er Jahren hatten die Spardas die­ ses Potential voll ausgeschöpft. Etwa zur gleichen Zeit begann ein gewaltiger Stellenabbau, der sich bis in die heutige Zeit fortsetzt und die Sparda-Verantwortlichen zu Maßnahmen veranlaßte.325 Als Reak­ tion dehnten die Spardas in den 1970em ihren Mitgliederkreis zunächst auf den gesamten öffentlichen Dienst aus, um dann kurze Zeit später eine weitere Ausweitung auch auf Arbeitnehmer der freien Wirtschaft vorzunehmen. Um allerdings einen IGW mit den PSD zu verhindern, wurde die Aufnahme von Postbediensteten untersagt.326 Doch auch diese Beschränkung ist in der aktuellen Muster-Satzung, die der Verband der Sparda-Banken e. V. für die Sparda-Banken bereithält, nicht mehr zu finden.327

Während diese sukzessiven Aufhebungen der Mitgliederbeschrän­ kungen noch als ein Mittel zur nachhaltigen Aufrechterhaltung der Marktposition interpretiert werden können, muß bei der derzeitigen Politik das einer Geschäftsbank immanente Expansionsstreben ver­ mutet werden.328 Die 17 Sparda-Banken329 konnten ihren inner­

324 Dies wird von sämtlichen Bankvorständen mit Nachdruck betont. Auch die Gesprächspartner von BVR und WGV bestätigen diesen Sachverhalt. Selbst Interviewpartner W, eine Person der Sparda-Banken-Gruppe in verantwortlicher Position, räumt "gewisse Spannungs­ felder" ein. 325 |969 waren bereits 38.2 % aller Mitglieder Rentner, so daß im Zeitablauf eine Schrumpfung zu erwarten war, vgl. Dorner (1979), S. 32. 326 Vgl. Domer (1979). S. 17ff. 322 Vgl. beispielsweise auch die Satzung der Sparda-Bank Stuttgart eG (Ausgabe 1994), S. 4. 32$ Dieses Ziel läßt sich auch durch einige Passagen im Geschäftsbericht der Sparda-Bank Stuttgart herauslesen; vgl. Geschäftsbericht 1994, z. B. S. 14f.: Hier wird u. a. ausdrücklich

103

genossenschaftlichen Marktanteil bei den Mitgliedern zwischen 1991 und 1994 von 7,93 % auf 9,66 % ausdehnen. Der Mitgliederzuwachs in diesem Zeitraum lag bei 36 % im Vergleich zu 10 % bei den in den Regionalverbänden organisierten Kreditgenossenschaften.330 Auch bei der Bilanzsumme ist - wie bereits konstatiert - ein überdurchschnitt­ liches Wachstum zu verzeichnen. Eine interne Erhebung der SpardaBanken konnte ermitteln, daß eine "hohe Zahl"331 der Neukunden vom genossenschaftlichen Hauptkonkurrenten Sparkasse gewonnen werden. Gleichfalls aber sind einige ihrer geschäftspolitischen Maß­ nahmen, wie nachfolgend aufgezeigt wird, als offen-aktiver IGW ein­ zuordnen.332

4.4.2 Der Einsatz der kompetitiven Aktionsparameter

4.4.2.1 Distributionspolitik

Während die Volks- und Raiffeisenbanken zur Kräftebündelung Geschäftsstellen abbauen, um lokale Doppelbesetzungen zu redu­ zieren, erweitern die Sparda-Banken ihre bundesweite Flächenpräsenz auch weiterhin durch Filialgründungen,333 aber auch durch Koope-

hervorgehoben, daß es gelungen sei, "in den Kreis der 20 größten Genossenschaftsbanken Deutschlands vorzustoßen.” 329 Die Hauptstellen der Sparda-Banken sitzen in Hamburg, Berlin, Hannover, Münster, Essen, Wuppertal, Köln, Kassel, Frankfurt a. M., Mainz, Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart, Nürnberg, Regensburg, Augsburg u. München. 330 Quelle: Eigene Berechnungen, Datenmaterial aus: BVR (1992), S. 136. BVR (1995). S. 132. 331 Der genaue Wert wurde von Interviewpartner W nicht preisgegeben. 332 zur Bewertung dieser Situation s. auch Kap. 6, z. B. Argument 10 in Kap. 6.1 oder auch Kap. 6.3.3. 333 z ß die Sparda-Bank Stuttgart: Sie hatte zu Beginn des Jahres 1987 nur eine Filiale (Ulm). Inzwischen hat sie in zehn weiteren Städten filialisiert; vgl. GBS94 (in den Fußnoten dieses Kapitels 4.4.2 soll die Abkürzung GBS94 für "Geschäftsbericht 1994 der SpardaBank Stuttgart eG" verwendet werden), S. 32 u. 36 sowie Verband der Sparda-Banken e. V. (1997a), S. 7. Die meisten Neueröffhungen hatte die Sparda-Bank Berlin, die seit der deutschen Wiedervereinigung in den Neuen Bundesländern viele Geschäftstellen errichtete.

104 ration. Im Jahre 1996 ist das Filialnetz um 11 auf nunmehr 265 Zweigstellen vergrößert worden.334 In Hamburg arbeitet die SpardaBank mit der AOK zusammen, in dem zwei AOK-Geschäftsstellen gleichzeitig als Sparda-Filiale genutzt werden.335 Eine bundesweite Ausdehnung dieses Modells würde den IGW noch mehr verschärfen.

"Seit Jahren bauen die 17 Sparda-Banken in Deutschland den Kundenservice mit den modernsten Kommunikationstechniken aus."336 Distribuiert wird über Selbstbedienungs-Terminals, Telefonund PC-Banking. Die Sparda-Bank Stuttgart eG denkt sogar darüber nach, ein ganzes Netz von Selbstbedienungs-Banken zu errichten. Die erste ist 1995 in Crailsheim errichtet worden. Inzwischen gibt es drei weitere in Stuttgart, Backnang und Schorndorf.337 Aber auch andere Sparda-Banken bauen derzeit solche Selbstbedienungs-Banken auf.

4.4.2.2 Kommunikationspolitik

Im Bereich der Kommunikationspolitik stellen die Sparda-Banken ihre Zugehörigkeit zur Genossenschaftsbankengruppe deutlich heraus. Das vom BVR entwickelte Erscheinungsbild der Volks- und Raiff­ eisenbanken einschließlich des zugehörigen Firmenlogos wird voll­ ständig übernommen.338 Aus Marketing-Gesichtspunkten betrachtet hat dies den Vorteil, daß damit der Bekanntheitsgrad der Gruppe genutzt werden kann.339

Allerdings wird auch bei den Sparda-Banken eine Werbungsabgren­ zung durch eigene Werbekampagnen betrieben. Hier kann zwischen

334 vgl. Verband der Sparda-Banken e. V. (1997). S. 2. 335 Vgl. o. V. (1995d). 336 Verband der Sparda-Banken e. V. (1997a). S. 6. 337 Vg|. GBS94, S. 36 sowie Tel. vom 11.06.97 mit der Sparda-Bank Stuttgart, Abt. Marke­ ting. 33$ Siehe dazu Kap. 3.3.1. Die Sparda-Bank Stuttgart nennt sieh selbst "die mitgliederstärkste Genossenschaftsbank in Württemberg", GBS94. S.I6. 33$ Laut GBS94. S. 15 lagen hier noch Defizite vor.

105

der bundesweit einheitlichen Werbung des Verbandes der SpardaBanken und der institutseigenen Werbung unterschieden werden. Die Gemeinschaftswerbung des Verbandes wird ausschließlich in den Medien des öffentlichen Dienstes und der Bahn plaziert.340 Zudem wurde ein sparda-eigener Slogan geschaffen: "freundlich und fair". Die Werbekonzeptionen der einzelnen Sparda-Banken sind durch die Verwendung der Mitgliederzeitschrift "sparda aktuell", durch Inserate in Tageszeitungen und Femsehzeitschriften (z. B. IWZ) sowie durch Hörfunkspots u. a. individuell gestaltet. Beispielsweise verwendet die Sparda-Bank Stuttgart Comic-Tiere in ihrer Werbung.341

4.4 .23 Leistungspolitik Das Leistungsprogramm der Sparda-Banken ist ausschließlich auf den Privatkunden ausgerichtet. Überdurchschnittlich vertreten ist nach wie vor der öffentliche Dienst. Das Firmenkundengeschäft wird nicht betrieben. Das Verhältnis von Mengenkunden zu den vermögenderen Kunden variiert - wie bei den "typischen" Primärbanken - je nach dem Umfeld, das die jeweilige Bank vorfindet. Auf der Passivseite haben die Sparda-Banken einen sehr hohen Anteil an Kundeneinlagen.342 Beispielsweise ist bei der Sparda-Bank Stuttgart eG das "Festzinssparbuch" sogar die bedeutendste Anlageform.343 Bei den Krediten ist die Wohnbaufinanzierung ein sehr wichtiges Segment.344 Ebenso können Wertpapiergeschäfte getätigt werden.

340 z ß Jen Zeitschriften "Polizei-Spiegel", "ÖTV-Magazin", "DBB-Magazin" sowie ’’Bahnzeit”, "Deine Bahn”, "Eisenbahner-Rundschau". 341 Manche Sparda-Banken ergänzen den Slogan "freundlich und fair" mit dem Zusatz "alles spricht dafür", z. B. Wuppertal u. Stuttgart, vgl. BI/GF 3/97, S. 45 u. GBS94. S. 16. 342 in ]996 hatten die Sparda-Banken 41,3 Mrd. DM an Kundeneinlagen bei einer addierten Bilanzsumme von 46 Mrd. DM, während auf der Aktivseite 22.1 Mrd. DM Kundenkredite gegenüberstanden, vgl. Verband der Sparda-Banken (1997), S. If. 343 Vgl. GBS94, S. 19. 344 Vgl. GBS94, S. 18 sowie Verband der Sparda-Banken (1997). S. 2.

106 Um das Leistungsangebot zu nutzen, ist die Mitgliedschaft zwar nicht obligatorisch, wird aber nachdrücklich erwünscht.345 Bei der Inan­ spruchnahme von Krediten jedweder Art346 ist die Mitgliedschaft allerdings erforderlich.347

4.4 .2.4 Preispolitik Zentraler Bestandteil der Preispolitik ist die gebührenfreie Konto­ führung, welche die Sparda-Banken "von den anderen Banken ab­ heben" sollen.348 Für die Sparda-Banken Stuttgart und Mainz ist die Preispolitik ein Kemelement ihrer Geschäftspolitik.349 Hinsichtlich der Kreditzinsen sagt beispielsweise die Sparda-Bank Stuttgart, daß die "Zinsvorteile gegenüber vergleichbaren Angeboten (...) augen­ fällig" sind.350 Es werden sehr oft Aktionen durchgeführt, bei denen deutlich bessere Konditionen angeboten werden als der Marktdurch­ schnitt aufweist.351 Diese "Kampfpreispolitik" läßt die Verantwort­ lichen der Volks- und Raiffeisenbanken manchmal sogar die Conte­ nance in den verbalen Äußerungen verlieren.352 Damit kommt auch

345 Tei mjt der Kundenberatung der Sparda-Bank Stuttgart am 04.04.96 und Gespräch in der Hauptstelle am 10.04.96 sowie das Schreiben der Sparda vom 19.01.96 an den Autor. Dazu zählen selbstverständlich auch Dispositionskredite. 34? Interviewpartner W. 348 GBS94, S. 16. 34$ Die Sparda-Banken Mainz und Stuttgart gelten in ihrer Marktbearbeitung als die offen­ sivsten Sparda-Banken. 350 GBS94, S. 18. Wie bereits in Kap. 3.4.1 erläutert, ist eine wirkungsvolle Preispolitik am Bankenmarkt nur bei überdurchschnittlichen Preisabweichungen möglich. 3^1 Beispiel: Im Februar 1996 lag der Markt bei 15-Monats-Anlagen bei 3,5 %, während die Sparda 4,1 % bot. Dieser Sachverhalt wurde sowohl von Seiten der Sparda, Tel. am 04.04.96 mit der Kundenberatung der Sparda-Bank Stuttgart eG, als auch von Volks- u. Raiffeisenbanken-Seite bestätigt, z. B. durch Herm Weiß, Vorstand der Sielminger Bank eG, am 09.03.96. Dieselben Preisunterschiede sind auch bei den "Kampfpreisen" im Bereich der Hypothekenfinanzierung zu beobachten, Aussage von Herm Roth, Vorstand der Volksbank Hohenneuffen eG, am 21.03.96, i. V. m. den Konditionen im Verkaufsprospekt der Sparda. In der Sparwoche seien die Zinsen der Sparda noch deutlicher über dem Markt als bei den sonstigen Aktionen. 352 Interviewpartner G sprach z. B. von einer "Sauerei". (Es handelt sich bei G nicht um einen der beiden Bank vorstände, die in der vorangegangenen Fußnote genannt sind, sondern um einen anderen Bankvorstand.)

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die Härte zum Ausdruck, die der IGW mit einigen Sparda-Banken mittlerweile erreicht hat. Trotz alledem darf nicht verkannt werden, daß den Sparda-Banken offenbar die Zufriedenstellung ihrer Kundschaft resp. Mitglieder gelungen ist, denn ihr Markterfolg ist nicht von der Hand zu weisen.353

4.5 Die Post-Spar- und Darlehnsvereine Die 21 PSD354 besitzen einen innergenossenschaftlichen Marktanteil von 5,2 % bei den Mitgliedern.355 Sie wurden bereits im letzten Jahr­ hundert auf Inititative der Oberpostdirektionen zur Versorgung der Postbediensteten mit Bankleistungen gegründet. Es bestand seither eine enge Zusammenarbeit mit der staatlichen Post. Durch das Post­ strukturgesetz ergeben sich nun allerdings gravierende Änderungen für die PSD. Bisher fand eine zumindest indirekte Subventionierung durch die Post statt, denn man konnte beispielsweise deren moderne Buchungsanlagen mitbenutzen und rekrutierte sich auch aus deren Mitarbeitern. Damit war eine erhebliche Fixkostenentlastung verbun­ den, denn es mußten nur die entstandenen Einsatzkosten entrichtet werden. Diese Vorteile sind nun entfallen und die PSD gezwungen, ausschließlich über den Markt zu wirtschaften.

353 Nach einer Untersuchung des Verbandes der Sparda-Banken kommen etwa 80 % der Neukunden durch eine Weiterempfehlung zur Sparda-Bank. Die Deutsche Marketingver­ einigung e. V. stellt im Rahmen ihres ’’Deutschen Kundenbarometers" seit 1993 ununter­ brochen fest, daß die Sparda-Banken im Vergleich zu anderen Banken die "zufriedensten" Kunden hätten, vgl. Verband der Sparda-Banken e. V. (1997), S. 3. Die Informationen zum Kapitel 4.4 sind - soweit sie nicht anderslautend in einer entsprechenden Fußnote vermerkt sind - von Interviewpartner W. Diese sind die PSD Kiel, Hamburg, Bremen, Hannover, Braunschweig, Berlin-Branden­ burg, Münster, Düsseldorf, Dortmund, Köln, Frankfurt a. M., Koblenz, Trier, Saarbrücken, Neustadt a. d. W.. Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart, Nürnberg, Regensburg u. München, wobei der jeweilige Sitz bei drei Instituten nicht aus dem Firmennamen hervorgeht: Der PSD Frankfurt sitzt in Eschborn, der PSD Neustadt a. d. W. in Speyer u. der PSD München in Augsburg.

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Es finden Gespräche statt, die bisherige Rechtsform des "wirtschaftlichen Vereins kraft staatlicher Verleihung" aufzugeben und die "eG" anzunehmen, wobei die Tendenz klar in diese Richtung läuft.356

Die PSD distribuieren ausschließlich über Telefon und Brief, weshalb auch verstärkt in Home- und Telefon-Banking investiert wird. Wett­ bewerbsvorteile entstehen allerdings immer noch dadurch, daß die Kunden in der Regel vom Arbeitsplatz aus telefonieren und die PSD portofrei versenden dürfen. Sie besitzen jeweils nur eine Hauptstelle und auch ein Außendienst wird kaum eingesetzt. Ihre Geschäftsge­ biete sind gegenseitig klar abgegrenzt, so daß kein IGW unter ihnen selbst besteht. Zusammen mit den Sparda-Banken unterhalten sie mittlerweile ein gemeinsames Rechenzentrum. Nicht nur deshalb wird von verschiedenen Seiten darüber spekuliert, ob nun eine ähnliche Entwicklung wie bei den Sparda-Banken erfolgt.357 Der Aussage des PSD zufolge soll aber eine Sparda-Politik nicht betrieben werden. Auch der Slogan "Bank für alle bei der Post" sei so auszulegen, daß er nur Postmitarbeiter ansprechen soll.358 Man möchte sich "zunächst" auch weiterhin nur um die Postbediensteten kümmern, denn Schätzungen zufolge sind erst 85 % von ihnen betreut, so daß noch ein Akquisitionspotential besteht. Auch eine Filialisierung ist nicht vorgesehen. Es wird allerdings noch offengelassen, ob im Laufe der Zeit die momentan noch gültige Mitglieder­ beschränkung gelockert werden soll.

355 Geschäftsjahr 1994, s. Abb. 3. 356 psD, der psd Saarbrücken, firmiert bereits als "eG”. 357 Dies ergaben Gespräche mit Mitarbeitern von BVR und WGV. Die Vermutungen stützen sich u. a. auch auf den Passus ”... fuhrt zwangsläufig auch (...) zu (...) einer noch stärkeren marktorientierten Ausrichtung" im Geschäftsbericht 1994 der PSD. S. 20. 358 Die doppelzeilige Schreibweise verfuhrt allerdings zu einer gedanklichen Kommasetzung nach dem Wort "alle", d. h. es kann auch als Aufruf an andere Kundenkreise interpretiert werden.

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Es bleibt abzuwarten, ob mit den PSD auch weiterhin nur passiver IGW zu verbinden ist oder ob marktliche Zwänge aktiven IGW her­ vorbringen, denn die PSD möchten auch weiterhin wachsen.359

4.6 Die Beamten banken Der ursprünglich nur auf den öffentlichen Dienst beschränkte Kundenkreis wurde in den sechziger Jahren auf Angestellte der Pri­ vatwirtschaft ausgedehnt, da in dieser Zeit die originäre Kunden­ gruppe auch verstärkt von anderen Banken akquiriert wurde. Derzeit bestehen noch drei Beamtenbanken: die Beamtenbank zu Kiel eG, die Bayerische Beamten Bank eG Nürnberg und die mit Abstand größte unter ihnen, die Badische Beamtenbank eG, Karlsruhe.360 Ihre Kunden, grundsätzlich keine Selbständigen oder Unternehmungen, werden durch 96 Bankstellen in weiten Teilen361 der Bundesrepublik betreut. Voraussetzung ist die Eröffnung eines Gehaltskontos. Die Geschäftsstellen werden derzeit verstärkt mit Selbstbedienungs­ einrichtungen ausgestattet.362 Mit der Begründung, "nur eine spezifische Berufsgruppe zielbewußt und ausschließlich anzusprechen", sehen sich die Beamtenbanken in ihrer Geschäftsphilosophie nicht als innerverbundliche Konkurrenz.363 Aufgrund der Fähigkeit der anderen Genossenschaftsbanken, diese spezifische Berufsgruppe ebenfalls bedarfsgerecht zu versorgen, besteht dennoch passiver IGW. Allerdings ist in zwei Bereichen mitt­

359 Informationen über die PSD von Herm Tanzeglock, Leiter der Abteilung Recht im VorStandsbereich 1 des Verbandes der PSD, Telefonat vom 24.05.96, deren Geschäftsbericht 1994 sowie Lamsfuß (1992). 360 Die Badische Beamtenbank eG hatte in 1994 eine Bilanzsumme von 7.756 Mio. DM. 361 Schwerpunkt ist das Rheingebiet; große ’’weiße Flecken" gibt es in Nord- u. Ostdeutsch­ land (Ausnahme Schleswig-Holstein) mit nur ganz wenigen Geschäftsstellen, Stand Ende 1994. 362 Telefonat mit Herm Philipp, Badische Beamtenbank eG, Karlsruhe, vom 29.05.96 sowie die Geschäftsberichte der Beamtenbanken. 363 Nach Aussage des bis 1995 amtierenden Vorstandssprechers der Badischen Beamtenbank, Egon Kremer, in Kremer (1992).

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lerweile auch offen-aktiver IGW festzustellen: Zum einen in der Akquisition von jungen Kunden364 und zum anderen möchte man in Berlin, wo man seit 1994 aufgrund des Regierungsumzugs durch neue Filialen präsent ist, "viele neue Mitglieder gewinnen".365

4.7 Die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken Nahezu alle genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken wurden von Ende der 1940er bis Anfang der 1950er Jahre gegründet und zählten in der Spitze etwa 45 Banken. Ihre Mitglieder waren ursprünglich meist nur Einzelhändler, an deren Kunden die Teilzahlungsbanken Ratenkredite zu Konsumzwecken vergaben. Im Laufe der Zeit nahmen auch die anderen Banken diese Kreditart in ihre Produkt­ palette auf, wobei diese sich wesentlich günstiger über Kundenein­ lagen refinanzierten, während sich die Teilzahlungsbanken aufgrund der fehlenden Lizenz nur über Banken die Passivmittel besorgen konnten.

Heute gibt es noch 6 solcher Banken. Sie besitzen alle noch keine Vollbanklizenz und bieten keine Wertpapierdienstleistungen sowie kein Auslandsgeschäft an. Vier von ihnen haben jedoch inzwischen ihr originäres Dienstleistungsangebot erweitert. Auf dem Teilzah­ lungsmarkt sind die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken als Spezialanbieter bundesweit bzw. zumindest in einer größeren Region tätig. Die Kunden-Kredit-Genossenschaft des Kreises Segeberg e.G., Bad Segeberg, und die Waren-Kredit-Gesellschaft Neumünster eG, Neumünster, betreiben nach wie vor ausschließlich das klassische Teilzahlungsgeschäft im gesamten norddeutschen Raum.

364 Altersgruppe von 14 bis 25 Jahren, vgl. Geschäftsbericht Bad. Beamtenbank 1994, S. 26. 365 Geschäftsbericht Bad. Beamtenbank 1994, S. 42.

Ill

Die TEBA Kreditbank GmbH & Co. KG, Landau/Isar, und die CB Credit-Bank GmbH, Straubing, welche erst 1972 als Töchter von Genossenschaftsbanken gegründet wurden,366 distribuieren in ganz Deutschland über Vermittler. Unter anderem bieten sie zusätzlich auch Investitionskredite und Factoring an und nehmen Kundenein­ lagen entgegen.

Die Spar- und Kreditbank eG, Duisburg, vergibt aktivseitig nach wie vor nur Konsumentenkredite, tätigt auf der Passivseite aber das gesamte Einlagengeschäft. Die Brühler Kreditbank eG, Brühl, ist die mit Abstand größte genos­ senschaftliche Teilzahlungsbank mit fünf Filialen im Umkreis von etwa 30 km und einem relativ hohen Mitgliederbestand.367 Sie betreibt das gesamte Kreditgeschäft, also auch Wohnbau- und Firmenkunden­ kredite, das Einlagengeschäft und bietet sämtliche Zahlungs­ verkehrsdienstleistungen. Mit Ausnahme ihres traditionellen Geschäftsfeldes, welches tendenziell geringere Bedeutung erhält, fühlt sie sich aber dem Regionalprinzip verpflichtet.

Aus "verbundpolitischen Gründen", eben wegen des IGW, werden die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken auch zukünftig keine Voll­ banklizenz beantragen, ihre Bedeutung im IGW bleibt somit ein­ geschränkt.368

366 Dje teba ist eine Tochter der Volksbank-Raiffeisenbank Landau eG (78,5 %); die CB gehört der Volksbank Straubing eG (22 %), Volksbank Mühldorf eG (24 %) sowie VOBA Versicherungsdienst GmbH u. VOBA Immobilien GmbH (je 27 %). 367 jn der Spitze hatte man fast 35.000 Mitglieder, als man den früher geltenden Steuervorteil genutzt hatte, den eine Kreditgenossenschaft erhielt, wenn sie ausschließlich an Mitglieder Kredite vergab. 368 Sämtliche Informationen über die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken aus den Jah­ resberichten des Bankenfachverbands der Jahre 1994-1996 sowie Tel. mit Herm Verheugen, Vorstandsvorsitzender der Brühler Kreditbank eG sowie der Arbeitsgemeinschaft genossen­ schaftlicher Teilzahlungsbanken e.V., Brühl, vom 20.05.97.

112

Abb. 5: Die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken Institut

Bilanz­

Mit­

summe

glieder

149

11.385

CB Credit-Bank GmbH, Straubing

80

-

TEBA Kreditbank GmbH & Co. KG, Landau/Isar

69

-

Spar- und Kreditbank eG, Duisburg

53

83

Kunden-Kredit-Genossenschaft des Kreises Segeberg e.G.,

11

1.400

8

126

370

12.994

Brühler Kreditbank eG, Brühl

Bad Segeberg

Waren-Kredit-Gesellschaft Neumünster eG, Neumünster

Summe der genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken

(Bilanzsummen in Millionen DM, Geschäftsjahr 1994)

Datenmaterial aus: Jahresbericht 1994

des Bankenfachverbands, S. 58f

113

4.8 Sonstige ’’atypische” Primärbanken Außer den in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Kreditin­ stituten gibt es noch 17 sonstige "atypische" Primärbanken.369 Sie lassen sich in sechs Gruppen einteilen: Gruppe I setzt sich aus vier Banken zusammen, die noch fast aus­ schließlich ihre ursprünglichen Zielgruppen betreuen:

- Die Kurhessische Landbank eG, Kassel, versorgt seit ihrer Grün­ dung im Jahre 1902 die Land- und Forstwirtschaft mit Banklei­ stungen. Insbesondere durch ihre Tätigkeit als sog. Pachtkredit­ institut besitzt sie spezielles Know-how in Sachen Inventar-PfandVertrag. Die KLB hat keine Filialen und betreibt keine aktive Akquisition. Ihr Kundenkreis stammt aus dem gesamten Bundes­ gebiet. Die bisherige Geschäftspolitik der KLB soll auch zukünftig beibehalten werden.370 - Die Bäcker-Darlehenskasse West eG, Duisburg, vergibt nach wie vor nur Investitions-Darlehen an Bäckereien und Konditoreien. Geschäftsgebiet ist das Rheinland und die Neuen Bundesländer.371 - Die DZB Die Zentralregulierungsbank GmbH, Mainhausen, die 1979 als NORD-WEST-RING BANK eG gegründet wurde, ist die Hausbank der NORD-WEST-RING Schuh-Einkaufsgenossenschaft

369 Genauer gesagt müßte es eigentlich "mindestens'' 17 sonstige heißen, denn es ist durchaus möglich, daß unter den 2.579 ’’typischen" noch ein paar weitere "atypische" versteckt sein könnten. Zur Problematik bezüglich ihrer Ermittlung s. Kap. 4.1.1. Der Verfasser geht aber davon aus, daß in Kapitel 4 zumindest "nahezu" alle erfaßt sind. Tel. mit Herm Orth, Vorstand der KLB, vom 25.04.97. 371 Die Bäcker-Darlehenskasse West ist eine der vier Genossenschaftsbanken Deutschlands, die nicht Mitglied im genossenschaftlichen Garantiefonds sind. Die anderen drei sind die MKB aus Hamburg, die Volksbank Essen AG und die INTEGRA aus München, s. dazu auch die nachfolgenden Ausführungen zur MKB sowie die Kap. 2.1.4, 4.1.2 und 5.2.5. Die Bäcker-Darlehenskasse West, gegründet 1958 u. vormals Bäcker-Darlehenskasse Rheinland, ist Mitte der 80er Jahre aus Rentabilitätsgründen aus dem Garantiefonds ausgetreten. Die Einlagen werden aber durch Bürgschaften der BÄKO garantiert; Informationen zur BäckerDarlehenskasse West von Frau Blumenau, Bäcker-Darlehenskasse West, Tel. vom 13.05.97.

114 eG und betreibt hauptsächlich das Zentralregulierungsgeschäft mit deren Mitgliedern. Schuheinzelhändler können auch Darlehen bei ihr aufhehmen.372 Die 1995 erfolgte Namensänderung sollte "dokumentieren, daß die Bank (...) ihre Dienstleistungen auch anderen Kooperationen anbietet und zur Verfügung stellt." Diese hatten in 1995 bereits einen Anteil an ihrer Geschäftstätigkeit von 30 %.373 Die DZB bewegt sich in unserer Einteilung somit auf die Gruppe II zu.

- Dasselbe gilt auch für die in ganz Deutschland tätige EDEKABANK AG, die Hausbank der EDEKA-Gruppe mit Sitz in Ham­ burg, denn sie möchte sich zukünftig mit "verstärkten Akquisi­ tionsmaßnahmen" um "mitteiständische gewerbliche Kunden und anspruchsvolle Privatkunden im Aktiv- und Passivgeschäft - auch außerhalb der EDEKA-Gruppe - bundesweit bemühen".374

Gruppe II umfaßt vier Banken, die im Laufe der Zeit ihre Zielgruppen-Beschränkung aufgaben und sich inzwischen allen Kunden­ kreisen geöffnet haben. Damit stehen sie in vollem Umfang in einer Wettbewerbssituation mit den "typischen" Primärinstituten: - Bei der Bäcker Bank Nürnberg eG wird die heutige Geschäfts­ ausrichtung bereits aus ihrem Slogan "eine Volksbank für jeder­ mann" ablesbar.375 - Die Evenord-Bank eG-KG, Nürnberg,376 ursprünglich eine Bank nur für Fleischer, ist seit 1976 für alle Kunden offen und bietet das

377 Tel. mit Herm Kretschmer, Vorstand der DZB, vom 27.03.97. 373 Geschäftsbericht 1995 der DZB, S. 4. 374 Geschäftsbericht 1994 der Edekabank, S. 16f. Bestätigung des Sachverhalts im Geschäfts­ bericht 1995, S. 14. Sie wurde 1914 als "Genossenschaftsbank EDEKA eGmbH" gegründet u. 1972 in eine AG umfirmiert, vgl. Faust (1977), S. 288 u. 291. 373 Die Bäcker Bank Nürnberg eG wurde 1903 gegründet; vgl. Geschäftsbericht 1993 der Bäcker Bank, Satzung (Ausgabe 1994), § 3; Tel. mit Herm Pahl, Bäcker Bank, vom 26.04.96

115 gesamte Leistungsspektrum einer Universalbank. Traditionell liegt jedoch ein Schwerpunkt im mittelständischen Finnenkunden­ geschäft.377

- Die WHB Württembergische Handelsbank Stuttgart eG Volks­ bank entstammt ebenfalls dem Metzgerhandwerk. Anhand der Veränderung ihrer Firmierung läßt sich sehr anschaulich die Ent­ wicklung zur heute für alle Kunden offenen Universalbank auf­ zeigen. Sie wurde 1909 als "Viehmarkt-Bank Stuttgart eGmbH" von Metzgern gegründet. Bereits 1922 wollte man den Geschäfts­ bereich auf die Viehhändler ausdehnen und ließ damit aber "auf Antrag"378 auch gleichzeitig andere selbständige Handwerker, Gewerbetreibende oder Kaufleute als Mitglieder zu. Man nannte sich nun "Württembergische Handelsbank Stuttgart eGmbH". In den Anfangsjahren der Bundesrepublik setzte dann die verstärkte Öffnung zu allen Kundengruppen ein.379 Dies sollte wiederum im Firmennamen dokumentiert werden: seit 1966 wird der Zusatz "Volksbank" geführt und man begann, Zweigstellen zu errichten. "Es war eine geschäftspolitische Entscheidung, mit dem Ziel, sich am Stuttgarter Bankenmarkt wettbewerbsmäßig besser durchsetzen zu können, aber auch gegenüber den Konkurrenzinstituten eine Abgrenzungsmöglichkeit zu bieten."380

Interessant festzustellen ist auch, daß die WHB in den 90er Jahren eine Filiale in Leipzig betrieben hatte. Sie wurde allerdings Anfang 1996 wieder geschlossen und den dortigen Kunden das Angebot

376 Genaue Bezeichnung: Evenord-Bank Einkaufs- und Verwertungsgenossenschaft der nordbayerischen Fleischer eG-KG, Nürnberg. Sie wurde 1925 gegründet, ist seit 1961 eine eGKG und die einzige Bank Deutschlands in dieser Rechtsform. 377 Geschäftsbericht 1995 der Evenord-Bank, S. 77, sowie Tel. mit Herrn Steinmüller, Evenord-Bank, vom 13.05.97. Siehe Statut der WHB aus dem Jahre 1929. § 35. 379 Eine genaue Jahreszahl für die vollständige Öffnung läßt sich aus der Quelle (s. nachfol­ gende Fußnote) nicht herauslesen. 380 Informationen zur Entwicklung der WHB aus einer Schrift zu ihrem Jubiläum: ”75 Jahre Württ. Handelsbank". Abschnitt: "Die Württ. Handelsbank Stuttgart eG Volksbank - Ihre Entstehung und Entwicklung" sowie Tel. mit Frau Popping, WHB, vom 04.06.97.

116

unterbreitet, künftig von der Volksbank Leipzig eG betreut zu werden.

-Die Stuttgarter Bank AG wurde 1913 als "Bank für Haus- und Grundbesitz eGmbH" gegründet und war zunächst eine Spezial­ bank nur für Hausbesitzer, weshalb sie nach unserer Kategori­ sierung zu den "atypischen" Primärbanken zu zählen ist. Doch bereits Anfang der zwanziger Jahre öffnete sie sich allen Bevöl­ kerungskreisen, was dann auch durch die Umfirmierung im Jahre 1922 in "Stuttgarter Bank eGmbH" zum Ausdruck kam.381 Von da an könnte man sie auch den "typischen" Genossenschaftsbanken zurechnen, nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Entwicklung im "geographischen Raum" Stuttgart.382 Nach der Aufgabe ihrer Beschränkung ist das Handwerk rasch eine bedeutende Kundengruppe geworden, wobei ihre heutige Kund­ schaft insgesamt "im wesentlichen mittelständisch" geprägt ist.383 Die Bank, die zwischenzeitlich auch als "Stuttgarter Volksbank eG" firmierte, wurde 1973 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wobei die Untemehmenspolitik aber unverändert blieb.384

Die Stuttgarter Bank AG filialisiert ausschließlich in Stuttgart und seiner Peripherie.385 Allerdings läßt die Zusammensetzung des Aufsichtsrates386 und Beirates387 in Verbindung mit der Größe der

381 Schwerpunkt war damals aber immer noch das Hypothekengeschäft. 382 Aus diesem Grund sind einige Erläuterungen zur Stuttgarter Bank in Kapitel 3 zu finden. Für die Zuordnung ist aber der Zeitpunkt ihrer Errichtung entscheidend, s. Kap. 4.1.1. 383 Geschäftsbericht 1995, S. 11. 384 Informationen über die Entstehung u. Entwicklung der Stuttgarter Bank AG aus ihrer Schrift zum 75jährigen Jubiläum. 385 sie hat 45 Geschäftsstellen. 386 Aufsichtsratsmitglied ist z. B. der Vorstands vorsitzende der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen. 387 Beiratsmitglied ist z. B. der Vorsitzende der Geschäftsführung der TEMIC Teleftmken microelectronic GmbH, Heilbronn.

117 Bank388 vermuten, daß auch darüber hinaus Geschäfte getätigt werden.

Gruppe HI wird aus nur einer Bank gebildet: Die Hausbank München, Bank für Haus- und Grundbesitz in München eG, ist eine genossenschaftliche Universalbank, die zwar schon seit ihrer Gründung im Jahre 1908 allen Kundengruppen offensteht, als "atypisch" kann sie jedoch deshalb eingestuft werden, da die Gründungsinitiative von einer ganz bestimmten Kundengruppe, dem Haus- und Grundbesitzerverein, ausgegangen war. Die Mitglieder dieses Vereins erfuhren durch ihre "Bank für Haus- und Grundbesitz" eine optimale Förderung, indem auf ihre spezifischen Bedürfnisse besonders eingegangen werden konnte. Auch heute noch arbeitet der Haus- und Grundbesitzerverein München eng mit der Hausbank München zusammen und etwa die Hälfte des Geschäftsvolumens ist dem wohnwirtschaftlichen Bereich zuzurechnen. Bei den Universalbankgeschäften hält sich die Bank an das Regionalprinzip;389 bezüglich des HausverwalterServices, ein besonderes Produkt dieser Bank, ist man aber als Spezialist bundesweit tätig und betreibt sogar ein eigenes Rechen­ zentrum.390

Gruppe IV besteht aus zwei Banken, welche ihr Sortiment aus­ schließlich nach ethischen Kriterien ausrichten. Es sind die Öko­ bank eG, Frankfurt, und die GLS Gemeinschaftsbank eG, Bochum. Sie operieren bundesweit. Ihre Passivzinssätze sind größtenteils deutlich unter dem Marktniveau bzw. sogar bei 0 %.

Bilanzsumme 1995: 5,2 Mrd. DM. 389 Siehe Kap. 2.1.3.2. 390 Te| mit Herm Bertram, Vorstand der Hausbank München, vom 14.05.97.

118 Dadurch sind diese beiden Banken allerdings auch in der Lage, ihre Kredite ebenfalls äußerst günstig anzubieten.391

Die Bedeutung der beiden Kreditgenossenschaften für den IGW kann - nicht nur wegen ihrer geringen Volumina - als sehr gering eingeschätzt werden, da ihr Akquisitionspotential aufgrund der Notwendigkeit einer ideellen oder gar altruistischen Grundein­ stellung begrenzt ist. Höchstens den Kirchenbanken könnten bei entsprechender Geschäftsentwicklung kleinere Marktanteile ver­ loren gehen. Die Ökobank und die GLS sind jedoch eher als inner­ genossenschaftliche Ergänzung, denn als Wettbewerber zu betrach­ ten. Gruppe V enthält zwei Banken, die früher als Verbundinstitute tätig waren:

-Die SÜDWESTBANK AG, Stuttgart, wurde 1922 als Württembergische Landwirtschaftsbank GmbH von den Zentralinstituten der ländlichen Kredit- und Warengenossenschaften in Württemberg gegründet.392 Als Ergänzungseinrichtung für kleinere Raiffeisen­ banken hatte sie ursprünglich einen Schwerpunkt im Agrarkredit­ bereich,393 wobei dieses traditionelle Geschäftsfeld auch in der aktuellen Satzung ausdrücklich durch den Passus "Förderung der heimischen Landwirtschaft sowie ihrer genossenschaftlichen und berufsständischen Organisationen" hervorgehoben ist.394

Die Bank definiert sich heute als "mittelständisch orientierte Regionalbank mit Privatbankcharakter", deren Geschäftspolitik auf die Zielgruppen Firmenkunden, Privatkunden und eben Landwirt­

391 Vgl. bezügl. Ökobank: Geschäftsbericht 1994 u. Konditionentableau Nr. 3/96; bezügl. GLS: Jahresbericht 1994/95 u. Anlagemöglichkeiten Nr. 1/96 sowie Tel. vom 25.04.96 mit Herm Greff, GLS. 392 Vgl. Südwestbank-Brief Nr. 47 vom Oktober 1972. S. 2. 393 Vgl. dazu auch Faust (1977), S. 604. 394 Satzung der Südwestbank, Stand 13.08.96, § 2.

119 schäft und Agrargewerbe ausgerichtet ist.395 Zu ihrem Produkt­ angebot gehört auch ein institutseigener Investmentfonds.396 Als ihre "Heimat" sieht sie das Bundesland Baden-Württemberg, in dem sie mit 51 Geschäftsstellen präsent ist.397 Eigentümer der Südwestbank sind dem Genossenschaftsverbund zugehörige Insti­ tutionen, wobei die Mehrheit der Aktien von der GZB-Bank gehalten wird.398

- Die MKB Mittelstandskreditbank AG, Hamburg, besitzt heute eine völlig andere Aufgabe als bei ihrer Errichtung. Ursprünglich war sie eine Tochter der Norddeutschen Genossenschaftsbank und ver­ sorgte Primärbanken mit Meta-Krediten. Mittlerweile gehört sie zu 100 % der MEGA Malereinkaufsgenossenschaft Altona eG und fungiert seit 1994 als Hausbank für diese gewerbliche Genossen­ schaft sowie für deren Mitglieder (Malereibetriebe, Schreinereien, Tischlereien, Raumausstatter). Ihr Geschäftsbetrieb bleibt auf diese Zielgruppen beschränkt, wobei alle Arten von Finanzierungen, die Annahme von Termin- und Spareinlagen, jedoch keine Zahlungs­ verkehrsdienstleistungen angeboten werden.

Die MKB ist die einzige "atypische" Primärbank, die nicht dem BVR angehört.399 Auf Bundesebene ist sie dem Bundesverband deutscher Banken und dessen Einlagensicherungsfonds angeschlossen. Auf regionaler Ebene besitzt sie jedoch die Mitglied­ schaft im Norddeutschen Genossenschaftsverband, wird allerdings von C & L geprüft. Obwohl es sich bei der MKB noch um eine relativ kleine Bank handelt, ist sie als noch sehr junger Wettbe­ werber beachtenswert, da sie ihr Geschäftsvolumen im Jahre 1996

395 Vg| Geschäftsbericht 1994 der Südwestbank, S. 24ff. 396 vgl. Geschäftsbericht 1995 der Südwestbank, S. 23ff. 397 Vgl. Geschäftsbericht 1995 der Südwestbank, S. 48, 63 u. 81 f. Der Schwerpunkt ihrer Filiaiisierung liegt allerdings im württembergischen Landesteil, in Baden werden lediglich 4 Geschäftsstellen unterhalten. 398 fei mit Herrn Werner, WGV, vom 16.05.97. 399 Und damit auch nicht seinem Garantiefonds angeschlossen ist; bei den "typischen" Primär­ banken gibt es zwei solcher Institute: die Volksbank Essen AG, Essen, s. Kap. 2.1.4, sowie die INTEGRA Spar- und Kreditgenossenschaft eG, München, s. Kap. 5.2.5.

120

um 42 % von 22,0 auf 31,2 Millionen DM steigern konnte.400 Die positive Geschäftsentwicklung der MKB kann auch als Hinweis verstanden werden, daß gegenwärtig eine Nachfrage nach spe­ ziellen Zielgruppen-Banken im Handwerksbereich existiert. Gruppe VI umfaßt vier Banken,401 die allesamt als "Quereinsteiger" in den Genossenschaftsverbund bezeichnet werden können. Sie kommen entweder aus dem privaten Bankgewerbe oder haben ihre Wurzeln im Sparkassensektor:

- Die Bank für Sozialwirtschaft GmbH, Berlin und Köln,402 hat sich erst 1975 dem genossenschaftlichen Bankenverbund angeschlos­ sen; zuvor war sie im Bundesverband deutscher Banken vertreten. Die Zielsetzung der BFS ist als "Fachbank der Freien Wohlfahrts­ pflege und Hausbank gemeinnütziger Einrichtungen und Organi­ sationen" definiert.403 Sie ist gleichzeitig genossenschaftlich orien­ tiert, da sie ihre Geschäftstätigkeit auf die Förderung ihrer Träger404 ausrichtet, welche auch die Hauptkunden darstellen. Neben den Trägerverbänden können auch deren Mitarbeiter ihre Bank­ geschäfte mit der BFS tätigen. Die BFS ist mit Filialen in 11, dem­ nächst in 12,405 Städten im gesamten Bundesgebiet vertreten.406

Die BFS betreut großenteils dieselben Zielgruppen wie die kirch­ lichen Kreditgenossenschaften, weshalb eine innergenossenschaft­ liche Konkurrenzsituation nicht ausbleiben kann. Dennoch koope­ rieren BFS und kirchliche Genossenschaftsbanken in einigen Bereichen, vor allem bei der EDV. Da die BFS auch die Mitar­

400 Tei mit Herm Lohmann, MKB, vom 09.05.97. 401 Die BFS könnte man auch in die Gruppe I einordnen. 402 Die bps wurde 1923 gegründet. 403 Aus der Broschüre "Mit uns" der BFS, S. 2. 404 Träger sind: Deutscher Caritasverband, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche. Deutsches Rotes Kreuz, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband. Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Arbeiterwohlfahrt. 405 [n Mainz wird eine neue Filiale errichtet. 406 Tel. mit Herm Morgenstern und Frau Krauß, BFS, vom 07.05.97 sowie Geschäftsbericht 1995 der BFS.

121

beiter der Trägerverbände als Kunden aufhimmt, bestehen auch zu den "typischen" Primärbanken wettbewerbliche Berührungspunkte. - Das Bankhaus Hallbaum, Maier & Co. AG, Hannover, ist von seiner Herkunft, Geschäftstätigkeit und Klientel sowie seinem Erscheinungsbild eigentlich eine klassische Privatbank. Die Wur­ zeln reichen bis 1879 zurück. Es entstand aus mehreren Fusionen privater Bankhäuser. Erst Ende der siebziger Jahre wurde die Bank in den genossenschaftlichen Verbund aufgenommen, als sich die zum Genossenschaftssektor gehörende Landkreditbank AG, Hannover,407 und die Landesgenossenschaftsbank408 mit einer Mehrheit beteiligten. Heute ist die DG Bank als Nachfolgeinstitut der Norddeutschen Genossenschaftsbank mit über 60 % Haupt­ aktionär.409 Das Bankhaus arbeitet traditionell mit vermögenden Privatkunden und Firmenkunden zusammen, wobei fünf Filialen410 unterhalten werden. "Vermögensberatung, Vermögensverwaltung, die Depot­ bankfunktion für Spezialfonds sowie maßgeschneiderte Konzepte im privaten und gewerblichen Finanzierungsbereich" stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit.411 Das Mengengeschäft wird ausdrück­ lich nicht betrieben.412 Obwohl mit der Volksbank Hannover eG ein friedliches Nebeneinander gepflegt wird, versteht es sich von selbst, daß sich der passive IGW413 nicht verhindern läßt.

- Die Gladbacher Bank AG von 1922, Mönchengladbach, ist von ihrer Geschäftsausrichtung zwar eine "typische" Primärbank und wurde sogar für den lokalen privaten und gewerblichen Mittelstand im Jahre 1922 errichtet, allerdings ist sie erst seit 1972 Mitglied im

407 Vormals Hannoversche Landwirtschaftsbank AG. 408 pie spätere Norddeutsche Genossenschaftsbank AG. 409 Vg| Geschäftsbericht 1995 der DG Bank, S. 60. 410 [n Göttingen, Hildesheim u. Osnabrück sowie zwei sog. Wohnstift-Filialen in Frankfurt u. Hannover, s. Geschäftsbericht 1995 des Bankhauses, S. 6. 411 Geschäftsbericht 1995, S. 12. 412 Te| mit Herm Wichmann, Bankhaus Hallbaum, Maier & Co. AG, vom 13.05.97. 413 Zu dem Begriff des passiven IGW s. Kap. 2.2.2.

122

Genossenschaftsverbund. Unter der Firma "Kreisbank Gladbach AG" wurde sie von kommunalen Institutionen gegründet414 und entstammt ursprünglich dem Sparkassensektor. Seit 1941 gehörte sie zur Gruppe der privaten Banken.415 Neben der Gladbacher Bank gibt es in Mönchengladbach noch vier weitere selbständige Genos­ senschaftsbanken, wobei alle Zweigstellen unterhalten.416

- Die Heinsberger Volksbank AG, Heinsberg, wurde 1874 als Genossenschaft gegründet und 1891 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Erst nach der Herstatt-Pleite wechselte die Bank vom Bundesverband deutscher Banken zum Genossenschaftsver­ bund über.417 Nach Ansicht des Vorstandes ist sie schon seit jeher als eine "atypische" Primärbank zu kategorisieren und entspricht eher einem Privatbankhaus, was auch bewußt durch ein anderes äußeres Erscheinungsbild dargestellt wird. Noch heute hat sie einen begrenzten Kundenkreis, der sich überwiegend auf die Betreuung vermögender Privatkunden, Freiberuflern und Firmenkunden kon­ zentriert. Das Mengengeschäft wird kaum betrieben. Die filiallose Bank ist auch verstärkt im Interbankengeschäft tätig, in dem sie von den umliegenden Genossenschaftsbanken für den Liquiditäts­ ausgleich genutzt wird, was offen-aktiven IGW mit der Zentralbank bedeutet. Auch hinsichtlich der genossenschaftlichen Spezialinstitute geht die Heinsberger Volksbank AG einen eigenen Weg. Neben DEFA und UNION erhalten ihre Kunden auch Fonds-Antei le von anderen Investment-Gesellschaften und im Versicherungsgeschäft werden

414 Ursache der Gründung waren Restriktionen im damaligen Sparkassengesetz. Die damals bereits bestehende Kreissparkasse M'gladbach wurde später mit der Kreisbank Gladbach AG fusioniert. 415 Informationen zur Gladbacher Bank AG von 1922 von Herm Kreisig, Gladbacher Bank, Tel. vom 20.06.97 sowie aus: "Gladbacher Bank AG, Geschichtlicher Kurz-Überblick". 416 Raiffeisenbank Mönchengladbach eG, Volksbank Rheindahlen eG, Volksbank Rheydt eG, Volksbank eG Mönchengladbach-Hardt-Venn; hinzukommen noch je eine Zweigstelle der Sparda-Bank Köln eG u. der Raiffeisenbank von 1894 eG Linde Borschemich, Erkelenz. 417 25 % der Aktien hält seither die WGZ-Bank. Allerdings besteht satzungsmäßig eine Stimmrechtsbeschränkung. Geprüft wird sie von C& L.

123

Policen von unterschiedlichen Versicherungsgesellschaften ange­ boten. Im Bausparbereich kooperiert sie zwar derzeit ausschließlich mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, bis vor kurzem wurde aber noch mit der Aachener Bausparkasse AG zusammengear­ beitet. Auch für die eigenen Anlagen gilt diese verbundsneutrale Politik.418

Die Firmenbezeichnung der GrundkreditBank eG, Berlin, eine der größten Bankgenossenschaften Deutschlands, läßt zwar eine "atypische" Primärbank vermuten, sie ist jedoch aufgrund ihrer Ent­ stehungsgeschichte und Geschäftsausrichtung als "typisch" einzu­ ordnen.419 Dasselbe gilt für die Saar-Bank (Gersweiler Sparkasse) eG, Saar­ brücken, welche nicht -wie man eben annehmen könnte - aus dem Sparkassensektor stammt.420

Weiterhin ist auch die BAG Bankaktiengesellschaft AG, Hamm, nicht als "atypisch" zu kategorisieren, denn sie betreibt ausschließlich das Abwicklungsgeschäft des BVR-Garantiefonds und ist damit den Spezialinstituten des Genossenschaftssektors zuzurechnen.421 Ebenfalls ein Spezialinstitut - mit einer allerdings ganz anderen Auf­ gabe - ist die kleine Mittelständische Kreditbank eG, Stuttgart, die für das sog. Ergänzungskreditgeschäft geschaffen wurde.422

418 Informationen über die Entstehung und Geschäftspolitik der Heinsberger Volksbank AG von Herm Weiss, Vorstand der Bank. Tel. vom 20.06.97. 419 Sie wurde 1950 als Nachfolgerin der Ostberliner Friedrichstaler Volksbank gegründet und war von Beginn an eine Universalbank für jedermann, wobei man sich damals jedoch schwerpunktmäßig mit Wiederaufbaukrediten beschäftigte. Tel. mit Heim Lange, Grund­ kreditBank. vom 22.08.96 sowie Geschäftsbericht 1995, siehe auch Kap. 3.1.8. 420 Dies unterstreicht nochmals die in 4.1.1 getroffene Aussage, daß der Name der Bank nicht als Unterscheidungskriterium herangezogen werden kann. 421 Tel. mit Herm Kulyk, BAG, vom 07.05.97. 422 Die Geschäftsentwicklung der Mittelständischen Kreditbank eG, Stuttgart, ist jedoch rückläufig: Bilanzvolumen in 1994: 63, in 1995: 59 u. in 1996 nur noch 50 Mio. DM, Tel. mit Herm Rilling, GZB-Bank, vom 16.05.97.

124

Die Bank jur Schiffahrt (BfS), Hannover,423 mit Niederlassungen in Berlin und Duisburg, wäre zwar eine "atypische" Primärbank, seit 1991 ist sie jedoch kein selbständiges Kreditinstitut mehr, sondern eine Filiale der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Ihre Kunden sind fast ausschließlich dem Kreis der gewerblichen Binnenschiffahrt zugehörig, obwohl sie auch nach wie vor eine Genossenschaftsbank ist, die auch den anderen Kundengruppen offensteht.424

423 Die BfS wurde 1911 in Landsberg a. d. Warthe als "Landsberger Spar- und Vorschußverein für Binnenschiffahrt e.G.m.b.H.” gegründet. 424 Te| mjt Herrn Nannen, Vorstand der Ost friesischen Volksbank eG, Leer, vom 21.05.97.

125 Abb. 6: Die sonstigen "atypischen" Primärbanken: Institut

Bilanz­

Mit­

summe

glieder

Stuttgarter Bank AG, Stuttgart

4.953

-

Südwestbank AG, Stuttgart

4.946

-

Bank für Sozialwirtschaft GmbH, Berlin und Köln

3.528

-

Edekabank AG, Hamburg

1.589

-

Bankhaus Hallbaum, Maier & Co. AG, Hannover

1.410

-

WHB Württ. Handelsbank Stuttgart eG Volksbank, Stuttgart

884

3.688

Hausbank München, Bank für Haus- und Grundbesitz in München eG

650

5.720

Gladbacher Bank AG von 1922, Mönchengladbach

562

-

Heinsberger Volksbank AG, Heinsberg

305

-

Evenord-Bank eG-KG, Nürnberg

304

-

Bäcker Bank Nürnberg eG, Nürnberg

223

2.390

Ökobank eG, Frankfurt a. M.

205

21.846

GLS Gemeinschaftsbank eG, Bochum

167

7.849

DZB Die Zentralregulierungsbank GmbH, Mainhausen425

148

-

Kurhessische Landbank eG, Kassel

72

622

Bäcker-Darlehenskasse West eG, Duisburg

25

1.145

MKB Mittelstandskreditbank AG, Hamburg426

17

-

19.988

43.260

Summe der Sonstigen

(Bilanzsummen in Millionen DM, Geschäftsjahr 1994)

Quelle: Eigene Zusammenstellung, Datenmaterial aus:

Geschäftsberichte und telefonische Befragung.

425 Vormals Nord-West-Ring-Bank eG. 426 Die Zahlen der MKB sind für das Jahr 1995.

126

4.9 Der ’’Fall” Landkreditbank Schleswig-Holstein Als weitere "atypische" Primärbank ist abschließend die Landkredit­ bank Schleswig-Holstein AG, Kiel, zu nennen, die allerdings seit 1994 nur noch de jure besteht, aber seither keine Kundenbestände mehr aufweist. Erwähnenswert ist sie deshalb, da sie ein langjähriger Streitpunkt im IGW war und eben aus diesem Grund vom Markt genommen wurde. Sie entstand in den zwanziger Jahren zur Unterstützung der Aufgaben der regionalen Zentralkasse. Später war sie dann eine Tochter der Norddeutschen Genossenschaftsbank und konkurrierte als Universal­ bank in Schleswig-Holstein und Hamburg mit den dortigen "typischen" Primärbanken. Aufgrund der heftigen Intervention dieser Banken, vor allem der Kieler Volksbank, entschied sich die DG Bank als Nachfolgeinstitut der Norddeutschen Genossenschaftsbank, die Kundenbestände von etwa 450 Millionen DM sowie ihre Bankstellen im Jahre 1993 auf die lokalen Genossenschaftsbanken zu übertragen. Damit war die intergenossenschaftliche Konkurrenzsituation berei­ nigt.427

427 Tel. mit Herrn Petersen, Direktor der DG Bank, Niederlassung Hamburg, und Vorstand der Land k red it bank Schleswig-Holstein AG, sowie Herm Steinfeld, DG Bank, Geschäfts­ stelle Kiel, vom 09.05.97.

127

5. Weitere Wettbewerbsaspekte innerhalb des Finanzverbundes

5.1 Sonstige Aspekte des horizontalen Wettbewerbs der Primärstufe Neben dem Einsatz der marktorientierten kompetitiven Aktionspara­ meter nach Eilenberger,428 welche Bestandteil des Kapitels 3 waren, sind im IGW der Primärbanken noch weitere Erscheinungsformen zu beobachten bzw. Möglichkeiten aufzuzeigen. Zunächst ist herauszustellen, daß es für Bankgenossenschaften auf­ grund des Förderungsauftrages als genossenschaftsspezifisches Charakteristikum möglich ist, sich von den anderen Wettbewerbern am Bankenmarkt abzugrenzen. Dies wird von den Genossenschafts­ banken zwar bejaht, in der Praxis allerdings wird das "Instrument Förderung" - im Sinne einer echten Unterscheidung zu den nichtge­ nossenschaftlichen Konkurrenten - nur in begrenztem Umfang genutzt, wie z. B. das Angebot einer Mitgliederversicherung.429 Dies liegt in der Hauptsache daran, daß dafür keine konkreten Um­ setzungsmöglichkeiten gesehen werden.430

Doch gerade der Förderungsauftrag würde - nicht zuletzt auch auf­ grund des Problems seiner Operationalisierung431 - enormen Gestal­ tungsspielraum für den IGW bieten. Es ist jedoch davon auszugehen, daß die Mehrheit der Banken Schwierigkeiten mit dem Nachweis der Förderleistungen hat und das "Produkt" Förderung deshalb nicht

428 Vgl. Eilenberger (1975), S. lOOff. 429 Vg| GroßkopfTMünkner in Münkner (1991), S. 56. 430 Qjes ergab eine empirische Untersuchung der Großregion Weser-Ems in 1993 durch Frank Martin, vgl. Martin (1994), S. 146ff. u. kann durch die Aussagen der Interviewpartner bestätigt werden. 431 Siehe Kap. 2.1.3.1.

128

offensiv einsetzt.432 Ganz im Gegenteil dazu wird bei einigen SpardaBanken die Förderleistung in den Vordergrund gestellt und sogar quantitativ mit dem Betrag beziffert, den die Mitglieder aufgrund der kostenlosen Kontoführung einsparen.433 Eine weitere Möglichkeit IGW zu betreiben könnte in der Dividende gesehen werden, wobei versucht werden kann, durch deren Erhöhung einen Mitgliederzuwachs zu erzielen. Solche "Kampfdividenden" sind jedoch einerseits eine sehr teuere Maßnahme und andererseits dürfte ihre akquisitorische Wirkung aufgrund der betragsmäßig nur relativ kleinen Geschäftsguthaben eher gering sein.434 Eine Kombination von erhöhter Gewinnbeteiligung und direkt sicht­ barer Förderung bietet die genossenschaftliche Rückvergütung.435 Sie wäre ein geeignetes Mittel zum Einsatz im IGW und zwar sowohl in ihrer Anwendung überhaupt als auch bezüglich ihrer Höhe. Sie wird jedoch nur von ganz wenigen Kreditgenossenschaften prakti­ ziert.436 Interessant wäre eine Untersuchung, ob sich in deren Markt­ gebieten seit ihrer Einführung innergenossenschaftliche Marktanteils­ verschiebungen ergeben haben. Ein anderer wichtiger Aspekt des IGW liegt in der Personalakqui­ sition.437 Die Qualität der Mitarbeiter wird zu einem immer bedeuten-

432 Nach der Analyse von Martin (1994), S. 156 sind dies 74,2 % der untersuchten Banken. 433 Interviewpartner W, s. Kap. 4.4. sowie Geschäftsbericht 1994 der Sparda-Bank Stuttgart, S. 16 u. 35. Wobei die genaue Zusammensetzung u. Ermittlung des Betrages jedoch nicht dargestellt wird. 434 Zudem gelten die Ausführungen in Kap. 3.4.1 (Preispolitik) hier entsprechend. 435 Dabei erhält das Mitglied neben der üblichen Dividende eine zusätzliche von seinem per­ sönlichen Zinsumsatz abhängige Gewinnbeteiligung, die auch als Zinsvorteil gegenüber einem "Nur-Kunden" interpretiert werden kann, vgl. Otto (1991), S. 45. 436 Auch beim Pionier in puncto Rückvergütung, dem Genossenschaftsverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Thüringen. waren es 1993 nur 23 Banken, vgl. Berge (1995), S. 10. Dies sind nur 6,3 % der Banken dieses Verbandes. In der Großregion Weser-Ems sind es 1.1 %, vgl. Martin (1994). S. 154. 437 Die Bedeutsamkeit dieses Aspekts läßt sich auch dadurch folgern, daß in den Verbund­ regeln des WGV ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht wird, daß man "gegenseitig kein Personal abwerben" soll, WGV (1994), S. 8.

129 deren Wettbewerbsfaktor im Kreditgewerbe.438 Da solche qualifi­ zierten Kräfte knapp sind und zudem hohe Ausbildungsinvestitionen erfordern,439 liegt die Versuchung nahe, diese von anderen Genossen­ schaftsbanken zu akquirieren, denn diese besitzen zusätzlich noch die Kenntnis über die Besonderheiten des Finanzverbundes.440 Zudem belegt eine Studie von Bakonyi/Scales, daß "das Image der Genossen­ schaftsbanken als Arbeitgeber für qualifizierte Fach- und Führungs­ kräfte im Vergleich zu den anderen Banken eher skeptisch beurteilt wird".441 Dies ist ein weiteres Indiz für das Auftreten von IGW im Personalbereich, da dadurch das Angebot an entsprechenden Mitar­ beitern verkleinert wird.

Als offener IGW müssen die Personalanzeigen der Genossenschafts­ banken gewertet werden, die in jeder Ausgabe der bankgenossen­ schaftlichen Fachzeitschrift "Bankinformation/Genossenschaftsforum" in großer Zahl zu finden sind. Eine persönliche Ansprache ist seltener, aber dennoch anzutreffen. Insbesondere bei einem Wechsel des Vorstandes wird - teilweise auch erfolgreich - versucht, qualifizierte Mitarbeiter der bisherigen Bank "mitzunehmen".442 IGW ganz anderer Art kann durch die Rechtsform der Aktiengesell­ schaft entstehen.443 Hier tut sich für einen nach Expansion strebenden Vorstand einer Genossenschaftsbank das weite Feld der Mergers &

438 Vgl. Boehm-Bezing (1995). S. 53, vgl. Ashauer (1995), S. 233. Die Mitarbeiterqualität bezieht sich sowohl auf die fachliche als auch auf die menschliche Komponente, vgl. Hahn (1995), S. 659f 439 Vgl. Vollmer (1993), S. 24. 44® Z. B. kennen sie die EDV-Programme und die Ansprechpartner in Zentralbanken bzw. bei den Spezialinsituten. 441 Bakonyi/Scales (1991), S. 28. 442 Aussagen von Interviewpartner G u. K. 44^ Bei der Argumentation wird vorausgesetzt, daß keine vinkulierten Namensaktien ausge­ geben werden, ansonsten sind die üblichen genannten Ziele beim Rechtsformwechsel, näm­ lich die erleichterte Eigenkapitalbeschaffung (die bisherige Erfahrung sieht da allerdings anders aus) und die Beteiligung der "Mitglieder-Aktionäre" am inneren Wert der Unter­ nehmung aufgrund einer unzureichenden Fungibilität nicht mehr im gewünschten Ausmaß zu erreichen, vgl. Höser (1989), S. 130, vgl. Müller (1993), S. 166 u. vgl. Bialek (1995), S. 224. Zu den genossenschaftlichen Aktiengesellschaften siehe auch Kap. 2.1.4.

130 Acquisitions auf. Möchte er sich die Nachbar-Volksbank AG "einverleiben", so besteht die Möglichkeit eines "hostile takeovers", in dem beispielsweise die Aktienmehrheit durch ein überhöhtes Preis­ angebot an die "genossenschaftlichen Aktionäre" einfach aufgekauft wird.444 Es kann unterstellt werden, daß die Mehrzahl der Mitglieder einem verlockenden Kurs wohl nicht widerstehen wird.

Auch für den grenzüberschreitenden IGW, der seit Bestehen des euro­ päischen Binnenmarktes zunimmt, würde die "Genossenschaftsbank AG" ideale Bedingungen für ausländische Akquisitoren bringen. "Der Erfolg einer Präsenz ist für die ausländischen Institute nicht zuletzt abhängig von einer teilweise ins Einzelne gehenden Kenntnis der regionalen Situation und Begebenheiten vor Ort."445 Die beste Alter­ native, um diese Kenntnis zu erhalten und gleichzeitig bereits mit einer Bank präsent zu sein, läge in der kompletten Übernahme einer Genossenschaftsbank mitsamt ihrer Mitarbeiterschaft und den gewachsenen Kunden Verbindungen. Für die oft viel größeren Genos­ senschaftsinstitute europäischer Nachbarländer446 dürfte es leichter sein, sich auf diese Weise Brücken im deutschen Markt aufzubauen als umgekehrt für die deutschen Kreditgenossenschaften in deren Märkten.

Gerade wegen der relativ geringen Betriebsgröße wird dies nicht die Strategie einer deutschen Kreditgenossenschaft sein. Der grenzüber­ schreitende IGW von deutscher Seite wird daher eher in der Aus­ dehnung des bisherigen Geschäftsbezirks liegen und deshalb vor allem in grenznahen Regionen zu suchen sein. Beispielsweise im IGW zwischen Baden und Elsaß werden sowohl französische Kunden akquiriert - wofür die badische Volksbank Lahr eG seit 1993 eine Repräsentanz im elsässischen Erstein unterhält447 -, als auch deutsche Kunden, die in zunehmender Zahl im Elsaß aufgrund der dort günsti­

444 445 44$ 447

vg| Weimar/Breuer (1991), S. 2309ff. Von Stein (1991), S. 47. Z. B. die französischen Banques Populaires. Vgl. Basler (1995), S. 962.

131 geren Baubedingungen ein Eigenheim errichten und sich durch deutsche Genossenschaftsbanken finanzieren.448 Obwohl zunächst ganz im genossenschaftlichen Sinne - Kooperationsvereinbarungen mit den elsässischen Genossenschaftsinstituten abgeschlossen wurden, "zeigte es sich bald, daß die Gesetze des Marktes stärker waren".449 Drei deutsche Kreditgenossenschaften betreiben im grenznahen, benachbarten Ausland sogar eigene Zweigstellen: Im belgischen Eupen die Aachener Bank eG, im tschechischen Eger (Cheb) die Raiffeisenbank im Stiftland Waldsassen eG450 und im luxembur­ gischen Mondorf-Les-Bains die Volksbank Saar-West eG.451

Es muß davon ausgegangen werden, daß nach Einführung der gemeinsamen Euro-Währung der grenzüberschreitende IGW erheblich zunehmen wird.

5.2 Andere Wettbewerbskonstellationen innerhalb des Finanzverbundes Neben dem horizontalen Wettbewerb der Primärstufe können noch andere Wettbewerbskonstellationen unterschieden werden, was die nachfolgenden Kapitel 5.2.1 bis 5.2.5 beleuchten.

448 Telefonat mit Herm Andreas Veith, Spar- und Kreditbank Sinzheim eG. vom 31.05.1996. 449 Basler (1995), S. 964. 4^0 Die Zweigstelle der Raiffeisenbank im Stiftland Waldsassen eG in Eger ist eine Bank nach tschechischem Recht und hat alle Arten von Bankleistungen (mit Ausnahme von Hypothe­ karkrediten) in ihrem Angebot, das sowohl von deutscher als auch von tschechischer Kund­ schaft nachgefragt wird; Tel. mit Frau Koller, Raiffeisenbank im Stiftland Waldsassen eG. 451 Vgl. Deutsche Bundesbank (1996a), S. 336; sechs weitere Genossenschaftsbanken unter­ halten in der luxemburgischen Hauptstadt eine Zweigstelle, wobei deren Standorte sich nicht im grenznahen Bereich der Mutterinstitute befinden; s. dazu Kap. 5.2.4.

132 5.2.1 Der vertikale IGW zwischen den Zentralbanken und der DG Bank

Der IGW zwischen den Zentralbanken452 und der DG Bank findet seine Ursache durch die zunehmende Verschmelzung zwischen der zweiten und dritten Stufe. Dies entwickelte sich einerseits durch die Übernahme der Sekundärstufe durch die DG Bank in einigen Re­ gionen (z. B. in Bayern) und andererseits aus der Erweiterung der Geschäftsfelder der regionalen Zentralbanken,453 woraus eine immer stärkere Überschneidung von Zuständigkeiten resultiert. Innergenos­ senschaftlich ist es schon lange kein Geheimnis mehr, daß zwischen der zweiten und dritten Stufe ein sehr scharfer IGW herrscht. Auch die 1989 zur Lösung dieses Konfliktes verabschiedete sog. Verbund­ konvention, die "freundschaftlichen Wettstreit" ermöglichen sollte,454 brachte letztendlich keine Entspannung. Mittlerweile wird die Situa­ tion auch in der Öffentlichkeit diskutiert, wobei hier immer häufiger das Wort "Streit" oder noch deutlichere Ausdrücke zu lesen sind.455 Sichtbar wird der IGW auch durch, wie es scheint, nicht abgestimmte internationale Aktivitäten. Beispielsweise ist die SGZ-Bank seit 1994 durch einen "Desk" in Warschau präsent,456 während die DG Bank dort 1996 eine Repräsentanz eröffnete,457 was eine Doppelbesetzung zur Folge hat. Ein anderes Beispiel bietet der Finanzplatz Zürich, an dem sowohl die DG Bank als auch die GZB-Bank mit eigenen Töch­ tern vertreten sind und beide Institute dieselbe Aufgabenstellung haben, nämlich die Betreuung von Privatkunden des genossenschaft­ lichen Finanzverbundes.

452 GZB-Bank, SGZ-Bank und WGZ-Bank. Siehe dazu auch die Ausführungen zum Subsidiaritätsprinzip in Kap. 2.1.4. 453 Vgl. Heinke (1993). S. 8ff. 454 O. V. (1990c), S. 6. 455 vgl. Handelsblatt vom 02.11.95 (Kral (1995)), Platow Brief Nr. 28 vom 06.03.96 (o. V. (1996e)) u. Capital 10/95 (Luber (1995)). 456 Vgl. Wächtershäuser (1995), S. 15. 457 Vgl. o. V. (1996a), S. 192.

133 Hinzukommt, daß die DG Bank seit 1995 eine Mehrheitsbeteiligung bei der Deutsche Verkehrs-Bank AG (DVB) besitzt. Die DVB fungiert seit jeher als Zentralbank der Sparda-Banken, wobei diese auch die regionalen Zentralbanken in Anspruch nehmen. Diese Zen­ tralbankfunktion für die Sparda-Banken wird der DG Bank zufolge "konsequent ausgebaut", was durch eine Erweiterung der Dienstlei­ stungspalette und einer "noch komfortableren Betreuung" begleitet werden soll. Die DVB "hat zwischenzeitlich damit begonnen, sich im genossenschaftlichen Finanzverbund neu zu positionieren".45« Dies fuhrt in der momentanen Situation sicher nicht zu einer Verringerung des IGW.

Weiterhin tragen auch bestimmte Verhaltensweisen von Primär­ banken zu einer Wettbewerbsverschärfung auf der zweiten und dritten Stufe bei. Es ist zu beobachten, daß vor allem größere Genossen­ schaftsbanken aufgrund ihrer innergenossenschaftlichen Markt­ stellung bei der Geldanlage bzw. Refinanzierung einen Konditionen­ vergleich zwischen regionaler Zentralbank und DG Bank durch­ fuhren, während kleine Banken in der Regel sämtliche Geschäfte aus­ schließlich mit der jeweils zugehörigen zweiten Stufe tätigen.459

5.2.2 Das "Fremdgehen" von Primärbanken

Genossenschaftsfremde Banken versuchen verstärkt, die Kreditgenos­ senschaften durch attraktive Konditionen zum "Fremdgehen"460 zu verfuhren, was auch tatsächlich erfolgreich geschieht.461 Aber auch

458 Geschäftsbericht der DG Bank 1995, S. 52. 459 Aussagen der Interviewpartner H u. B. 460 Dies ist ein innergenossenschaftlich oft verwendeter Begriff. Darunter versteht man die Zusammenarbeit mit oder Geldanlage bzw. -aufriahme bei Instituten außerhalb des Finanz­ verbundes. Vgl. auch Steiner (1995), S. 33f. 461 Z. B. die Citibank u. die Hypobank, Tel. mit Frau Pester, DG Bank, vom 06.03.96; es sei nur der Sachverhalt selbst bekannt, konkrete Untersuchungen über die Volumina gäbe es aber nicht. Vgl. auch Heinke (1993), S. 19.

134

von selten der Primärbanken selbst geht oftmals die Initiative aus.462 Daraus resultiert eine Schwächung der Liquidität und langfristig auch eine Instabilität des gesamten Genossenschaftssektors. Es kann die These aufgesteilt werden, daß die Wahrscheinlichkeit dieser Ver­ bunduntreue mit der Betriebsgröße der Primärbank positiv korre­ liert.463

5.2.3 Die Betrachtung der Spezialinstitute des Finanzverbunds

Die Untreue besteht jedoch nicht nur den Zentralbanken bzw. der DG Bank gegenüber, sondern ist auch hinsichtlich der Spezialinstitute des Finanzverbunds feststellbar.464 Zudem arbeiten einige der "atypischen" Primärinstitute traditionell auch bzw. ausschließlich mit anderen Kooperationspartnern zusammen. Beispielsweise vermitteln die Sparda-Banken nur Verträge der DEVK-Versicherung. Im Bausparbereich existieren drei Varianten: Einige Sparda-Banken kooperieren ausschließlich mit der BHWBausparkasse, andere nur mit Schwäbisch Hall und wieder andere mit beiden Bausparkassen gleichzeitig.

Während die R+V-Versicherung bei allen bzw. die Bausparkasse Schwäbisch Hall bei einigen Sparda-Banken im wettbewerbstheore­ tischen Sinne eine Behinderung erfahren,465 konkurrieren sie bei den Kunden der PSD mit zwei Postversicherungen bzw. ebenfalls mit der BHW.466

462 Im alten Statut des Garantiefonds (1..1.1986) gilt die Aufnahme solcher Gelder noch als "mit dem Zweck der Sicherungseinrichtung (...) in der Regel nicht vereinbar", vgl. Hermann (1986), S. 13. Vgl. dazu auch Büschgen (1989), S. 12 u. Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 139. 464 Nach der Analyse von Martin, a. a. O., S. 159ff., ist die diesbezügliche Untreue sogar größenunabhängig und umfaßt 41,2 % der untersuchten Banken. 465 Vgl. Schmidt (1993), S. 115flf.. insbesondere S. 121. 466 Telefonat mit Herm Tanzeglock, a. a. O.

135

Bei den Investmentfonds bieten die Sparda-Banken zusätzlich zu den DIFA- und UNION-Produkten noch zwei weitere Fonds467 an, die zusammen mit der Schweizerische Kreditanstalt Investment GmbH und der DEVK aufgelegt werden.468 Allerdings ist festzustellen, daß es auch auf Seiten der "typischen" Primärbanken traditionelle Bindungen zu genossenschaftsfremden Finanzinstitutionen gibt, wie z. B. im Versicherungsbereich die Allianz in Bayern oder die Karlsruher Leben im Geschäftsgebiet der SGZ-Bank. In solchen Fällen kann die Zusammenarbeit nicht mit "Untreue" bezeichnet werden, da hier verbundpolitische Ent­ scheidungen zugrundeliegen. Bei den Hypothekenbanken des genossenschaftlichen Finanzver­ bundes tritt aber auch untereinander IGW auf. Zwei Hypotheken­ banken, die DG HYP Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG, Hamburg,469 und die MHB Münchener Hypothekenbank eG, München,470 operieren bundesweit. Die WL-Bank Westfälische Land­ schaft Bodenkreditbank AG, Münster,471 ist als Tochter der WGZ-

467 Dies sind der DEVK-SPARDA-RENT-SKA- u. der DEVK-SPARDA-AKTIEN-SKAFonds. 468 Informationen von Interviewpartner W, s. Kap. 4.4. 469 sie eine 1 oo %-Tochter der DG Bank u. wurde 1921 von der damaligen Preußenkasse, dem Vorläuferinstitut der DG Bank, gegründet, vgl. Geschäftsbericht 1995 der DG Bank, S. 60 sowie Herrmann (1996), S. 59. Zur DG HYP-Gruppe (Bilanzsumme 1995: 61,4 Mrd. DM) gehört seit 1995 die SHL HYP Schleswig-Holsteinische Landschaft Hypothekenbank AG, Kiel. Sie ist somit das vierte Realkreditinstitut des Genossenschaftssektors u. bearbeitet als 100 %-Tochter der DG HYP für diese das Marktgebiet Schleswig-Holstein. Tel. mit Herm Kirchner, DG HYP, vom 16.06.97 sowie o. V. (1996g), S. 48. 470 sie ist das einzige Realkreditinstitut Deutschlands in der Rechtsform der eG u. wurde 1896 als Bayerische Landwirtschaftsbank eGmbH gegründet. Die MHB hat Ende 1996 eine Bilanzsumme von über 27 Mrd. DM u. 84.500 Mitglieder. Vgl. Bl-Interview mit deren Vorstandssprecher Hans-Ludwig Bungert, abgedruckt in BI/GF 12/96, S. 6Iff. 471 Die WL-Bank ist erst seit 1988 auch formal dem Genossenschaftsverbund zugehörig, in dem sich WGZ-Bank u. DG Bank als Mehrheitsaktionäre beteiligten. Zuvor war sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts u. arbeitete bereits etliche Zeit mit westfalischen u. niederrheinischen Kreditgenossenschaften zusammen. Sie hatte Ende 1995 eine Bilanz­ summe von 7,2 Mrd. DM. Derzeit hält die WGZ-Bank 80 % u. die Stiftung Westfalische Landschaft 20 % der WL-Bank-Aktien, wobei jedoch geplant ist, im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung auch Primärbanken mit etwa 10 % zu beteiligen. Vgl. Geschäfts-

136

Bank in deren Geschäftsgebiet sowie über ihre Potsdamer Repräsen­ tanz auch in den Neuen Bundesländern tätig.472

5.2.4 Der vertikale IGW zwischen Primärbanken und Zentralbanken/DG Bank

Eine weitere Konstellation ist der vertikale IGW zwischen den Pri­ märbanken und den Banken der zweiten Stufe.473 Beispielsweise halten letztere qualifizierte Vermögensberater für die Betreuung von Kunden von kleineren Kreditgenossenschaften bereit,474 während vor allem größere dazu vermehrt eigene Kapazitäten aufbauen und dieses interessante Geschäftsfeld ohne Involvierung der zweiten Stufe bear­ beiten. Es ist aber auch von direkter Akquisition durch die Zentral­ banken die Rede.475 Indirekter vertikaler IGW tritt auf, wenn sich Zentralbanken bzw. DG Bank mit großen Aktienpaketen an (Aktien-)Banken der Primärstufe beteiligen und diese Primärbanken zu anderen Kreditgenossenschaf­ ten auf den betreffenden lokalen Märkten in Konkurrenz stehen. In diesen Fällen konkurriert die zweite bzw. dritte Stufe - auch ungewollt - nicht nur in einzelnen Marktsegmenten, sondern indirekt mit einem kompletten Institut. Dazu ist aber anzumerken, daß bei solchen Kon­ stellationen nicht ohne vorherige Prüfung der Hintergründe unterstellt werden darf, daß man damit beabsichtigt, ins Primärbankengeschäft einzudringen. Solche Beteiligungen werden z. B. deswegen einge­ gangen, da die Aktien bei den "Mitglieder-Aktionären" nicht voll­ ständig plaziert werden konnten, um Anteile von Gebietskörperschaf-

bericht 1995 der WGZ-Bank, S. 84 sowie Tel. mit Herm Henke. WL-Bank, u. Herm Plum. WL-Bank, vom 16.06.97. 88 % der Deckungshypotheken der WL-Bank stammen aus Nordrhein-Westfalen, 9 % aus den Neuen Bundesländern; die restlichen 3 % verteilen sich im übrigen Bundesgebiet sowie dem EU-Ausland, wobei hier wiederum zu zwei Dritteln Rheinland-Pfalz u. Niedersachsen dominieren; eigene Berechnungen aus dem Geschäftsbericht 1996. S. 28. 473 Vgl. Martin (1994), S. 17. 474 Vgl. Heinke (1993), S. 14. 475 Vgl. Oellerking/Holzgrabe (1990), S. 138.

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ten im Zuge von Privatisierungen zu übernehmen, um Kapitalhilfen zu leisten oder um "Fremdeinflüsse" zu vermeiden.476 Beispielsweise ist man dadurch auch in der Lage, Entwicklungen wie im Fall der Volksbank Essen AG, welche aus dem Genossenschaftsverbund aus­ getreten ist, entgegenzu wirken. Durch die Errichtung einer eigenen Filiale in der Hauptstadt des international bedeutenden Finanzplatzes Luxemburg durch sechs deutsche Primärbanken477 werden von diesen auch Geschäfte getätigt, die traditionell in den Aufgabenbereich der genossenschaftlichen Zentralbanken fallen.

5.2.5 Substitutionswettbewerb und potentieller IGW

Die Untersuchung der Erscheinungsformen und Möglichkeiten des IGW schließt mit der Beleuchtung der wettbewerbstheoretischen Kri­ terien Substitutions- sowie potentieller Wettbewerb.478 Substitutions­ wettbewerb ist aufgrund der Existenz der Institute der anderen Bankengruppen sowie der Near-Banks und Non-Banks ständig gege­ ben.

476 Ein Beispiel für eine solche Beteiligung stellt die Südwestbank AG mit den Aktionären GZB-Bank und DG Bank dar. Der Vorstand der GZB-Bank nimmt auf der Hauptversamm­ lung der GZB-Bank für das Jahr 1996 zu dieser Beteiligung Stellung: "Es ist nicht auszu­ schließen, daß die GZB-Bank in Zukunft noch weitere Anteile an der Südwestbank erwerben kann oder gar muß, wiederum mit dem auch von unseren Gremien und dem WGV geteilten Willen, Fremdeinflüsse zu vermeiden. Ich möchte aber mit allem Nachdruck darauf hinwei­ sen, daß der Vorstand der GZB-Bank damit keine etwaigen verschleierten Bestrebungen hat. die Geschäfte der GZB-Bank auf Umwegen in den Primärbereich einzuschleusen." (Hansgeorg Degen, zitiert in der Zeitschrift des Württ. Genossenschaftsverbandes, GENO, Ausgabe 7/97, S. 17). Es sind dies die Berliner Volksbank eG, Frankfurter Volksbank eG, Grundkreditbank eG, Kölner Bank eG, Köpenicker Bank eG u. die Volksbank Hannover eG, vgl. Amtsblatt Luxemburg Nr. 11/96. o. V. (1996f). Eine siebte, die Volksbank Baden-Baden/Rastatt eG. war bis zum Herbst 1996 ebenfalls mit einer eigenen Filiale dort präsent. 478 Vgl. Schmidt (1993). S. 62.

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Potentieller IGW durch mögliche Neugründungen von Genossen­ schaftsbanken kann für die "typischen" Primärbanken479 gegenwärtig nahezu ausgeschlossen werden, da bereits ein Überangebot zu kon­ statieren ist. Als eine Ausnahme480 könnte man die INTEGRA Sparund Kreditgenossenschaft eG aus München betrachten, die erst im Jahre 1973 gegründet wurde und ein Bilanzvolumen von 32 Mio. DM aufweist.481 Sie ist allerdings weder Mitglied im BVR und dessen Garantiefonds noch im Genossenschaftsverband Bayern.482

Mit potentiellem IGW durch die Errichtung einer neuen Zweigstelle im Marktgebiet einer anderen Kreditgenossenschaft ist jedoch zu rechnen. Weiterhin kann davon ausgegangen werden, daß durch die Nutzung der technologischen Möglichkeiten, z. B. durch das Internet, auch der IGW eine Verschärfung erfährt. Zudem sind sehr große Bankgenossenschaften in der Lage, durch den Kauf von genossen­ schaftsfremden Instituten den Wettbewerbsdruck auf der Primärstufe zu verstärken. Über das Instrument Beteiligung besteht aber auch jederzeit in vertikaler Richtung potentieller IGW.

Bei den "atypischen" Primärinstituten kann es und ist es bereits in Marktnischen zu einigen Neugründungen gekommen: beispielsweise die Ökobank eG in 1988, die 1979 gegründete Nord-West-Ring-Bank eG,483 bis 1972 auch einige kirchliche Kreditgenossenschaften sowie die GLS Gemeinschaftsbank eG. Auch der erst in jüngster Zeit er­ folgte Kauf der MKB Mittelstandskreditbank AG, Hamburg, durch die MEGA Malereinkaufsgenossenschaft Altona eG sowie die in den 70er Jahren erfolgten Aufnahmen der Bank für Sozialwirtschaft GmbH und des Bankhauses Hallbaum, Maier & Co. AG in den

479 Zu den Begriffen "typisch" und "atypisch" s. Kap. 4.1.1. 480 Eine weitere Ausnahme war die nach dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 aufgrund der Initiative der Berliner Volksbank eG erfolgte Gründung der Liebenzeller Bank eG, die aber mittlerweile Bestandteil der Vereinigte Volksbanken eG. Weil der Stadt/Calw, ist. 481 Bilanzsumme des Geschäftsjahres 1995, aus Geschäftsbericht 1995. 482 [)je INTEGRA wird vom Re visions verband Deutscher Konsumgenossenschaften geprüft. Ende der 80er Jahre ist sie aus dem BVR u. dessen Garantiefonds ausgetreten. Sie gehört derzeit keinem Bankenverband an. Tel. mit Herm Casademont, INTEGRA, vom 25.04.97. 483 Sie firmiert heute als "DZB Die Zentralregulierungsbank GmbH".

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genossenschaftlichen Verbund ist als Indiz für potentiellen IGW zu werten.484 Hinsichtlich der zweiten und dritten Stufe zeigt die Integration der DVB in den Finanzverbund sowie die Errichtung von Tochtergesell­ schaften und Repräsentanzen im Ausland das Vorhandensein von potentiellem IGW.485

484 Siehe dazu Kap. 4.8. Siehe dazu Kap. 5.2.1.

141

6. Konsequenzen Die möglichen Auswirkungen von IGW werden im folgenden unter Verwendung von Pro- und Contra-Argumenten diskutiert. Ersichtlich wird dabei, daß die jeweilige Grundeinstellung zum IGW maßgeblich auch die Beurteilung seiner Folgen bestimmt.

6.1 Argumente pro intergenossenschaftlicher Wettbewerb 1. Der Wettbewerb ist ein Wesenselement der marktwirtschaftlichen Ordnung und könnte somit auch für den genossenschaftlichen Bankensektor vorteilhaft genutzt werden. Dabei steht die Auto­ nomie der Genossenschaftsuntemehmung im Vordergrund der Betrachtung. Der Wettbewerb soll sowohl den notwendigen Anreiz zur ständigen Verbesserung der Leistungsfähigkeit bieten als auch in letzter Konsequenz nur die "besten" Bankgenossenschaften "überleben" lassen. Über die marktliche Selektion lassen sich also auch strukturelle Fragestellungen beantworten. Dieser Ansicht ist Fehl, der empfiehlt, das Konzept des "Wettbewerbs als Ent­ deckungsverfahren" von von Hayek zur Entdeckung der optimalen internen Ausgestaltung des Genossenschaftssektors anzuwenden. Er erwartet im Ergebnis eine Stärkung der Gruppe.486 2. Rückt man das Dilemma der Kreditgenossenschaften der Gegen­ wart, das in der Frage der konkret nachweisbaren Umsetzung des Förderungsauftrages besteht, in den Mittelpunkt, so könnte - ganz im Sinne von Fehl - über den IGW eine Vielfalt von Lösungsvor­ schlägen zur optimalen Förderung "entdeckt" werden. Voraus­ setzung dazu ist allerdings, die Genossenschaftsbanken zur Aufstel­ lung einer Förderbilanz zu verpflichten. Aktuelles Beispiel sind die

486 Vgl. Fehl (1995), S. 240ff.

142 Sparda-Banken, die ihre Förderleistungen als IGW-Instrument aktiv einsetzen. 3. Die relativ geringe Betriebsgröße einer Kreditgenossenschaft kann den Aufstieg von eigenen Mitarbeitern behindern, wenn gleich­ zeitig die attraktiven Positionen auf lange Sicht bereits besetzt sind. Dieser Nachteil mit der Folge des Verlustes von talentierten Kräf­ ten an genossenschaftsfremde Institute kann durch den IGW im Personalbereich reduziert werden. Gerade für ambitionierte Füh­ rungskräfte bietet die Vielzahl von Kreditgenossenschaften und der durch die kleinen Einheiten bedingten kurzen Entscheidungswege vielfältige und schnelle Aufstiegsmöglichkeiten. Durch den bereits konstatierten Mangel an qualifizierten Mitarbeitern in der genos­ senschaftlichen Bankengruppe487 wird auf der anderen Seite auch die Bankleitung durch den Personal-IGW gezwungen, eigenen Mit­ arbeitern attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen und Per­ spektiven aufzuzeigen.

Der Wechsel zu einer anderen Kreditgenossenschaft bringt dem Mitarbeiter neue Erfahrungen und Eindrücke und beugt eine Betriebsblindheit vor. Außerdem wird durch die Arbeit bei ver­ schiedenen Genossenschaftsbanken das Gefühl der Zusammen­ gehörigkeit im Finanzverbund gefordert. Durch den IGW im Perso­ nalbereich profitieren somit langfristig gesehen alle Genossen­ schaftsbanken.

4. Bei der Unzufriedenheit eines Mitglieds mit seiner bisherigen Genossenschaftsbank besteht aufgrund von IGW zumindest die Chance, daß er zu einer anderen Kreditgenossenschaft wechselt und damit dem Verbund erhalten bleibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn er für sich Vorteile in der Zusammenarbeit mit einer genossenschaftlichen Bank erkennt. An dieser Stelle muß einmal mehr die Bedeutung der (erkennbaren) Förderleistung her­ vorgehoben werden.

487 Siehe Kap. 3.2.2.

143 5. Verschiedentlich wird auch damit argumentiert, daß der IGW eine intensivere Marktbearbeitung hervorbringen würde.

6. Die durch die BVR-Maßnahme geschaffene Corporate Identity läßt in großen Teilen der Bevölkerung die Zusammengehörigkeit der Gruppe erkennen, so daß die Autonomie einer einzelnen Genossen­ schaftsbank nicht unbedingt wahrgenommen wird.488 Durch den passiven IGW in der Kommunikationspolitik, bei dem beispiels­ weise über eine Lokalzeitung mit weitem Verbreitungsgebiet auch Kunden von anderen Genossenschaftsbanken erreicht werden, sind im Sinne der dynamischen Wettbewerbstheorie mit dem Clark'schen "move and response" alle diese Genossenschafts­ banken gezwungen, bei einem "Vorstoß" einer Genossenschafts­ bank die "Verfolgung aufzunehmen".489 Dies besagt beispielsweise, daß bei einem Telefon-Banking-Angebot von Kreditgenossenschaft A die Kunden der Kreditgenossenschaft B, C und D ebenfalls Tele­ fon-Banking erwarten, da sie die gleichzeitige Implementierung in der ganzen Gruppe vermuten. Erfolgt keine Bereitstellung, so könnte eine geringere Leistungsfähigkeit unterstellt werden. 7. IGW bedeutet oft auch mangelnde Bereitschaft zu einer Fusion, die sinnvoll sein kann. Fusionsgegner betonen dabei die Vorteile kleiner Betriebseinheiten, die u. a. in der größeren Marktnähe und kürzeren Entscheidungswegen gesehen werden und die Nachteile des IGW überkompensieren würden. 8. Aufgrund einer anderen Verhaltenseinstellung der französischen Kunden zu Banken (u. a. geringere Bankloyalität) und deren posi­ tiver Einstellung zu deutschen Instituten bringt der grenzüber­

488 siehe dazu Kap. 3.3.2 mit den Schlußfolgerungen aus der BVR-Studie u. der AllensbachUmfrage. 489 Dies sind originäre Begriffe der dynamischen Wettbewerbstheorie, vgl. Schmidt (1993), S. 10.

144 schreitende IGW mit Frankreich den deutschen Kreditgenossen­ schaften Vorteile.490

9. Als wichtige Ursache für die zu beobachtende Verbunduntreue gegenüber den Zentralbanken^ sowie Spezialinstituten werden Mängel in deren Leistungsangebot bzw. schlechtere Konditionen genannt.492 Danach würde es sich empfehlen, den IGW unter den Banken der zweiten Stufe zur Leistungsverbesserung zuzulassen und bezüglich des Geldhandels sogar noch um die Spezialinstitute zu erweitern.

Was die Spezialinstitute selbst anbelangt, hieße dies Aufnahme von zusätzlichen gleichartigen Anbietern in den genossenschaftlichen Finanzverbund. Der derzeitige IGW unter den Hypothekenbanken, der als "konstruktiv"493 kategorisiert werden kann, ist ein Beispiel dafür.494 10. Der überdurchschnittliche Markterfolg der Sparda-Banken bedeutet ein Marktzuwachs für die gesamte genossenschaftliche Bankengruppe. Die "typischen" Primärbanken sollten deshalb ver­ suchen, deren Erfolg zu analysieren und daraus dann ihre Schlüsse ziehen.

490 Vgl. Basler (1995), S. 963 u. 968. 491 Resp. DG Bank. 492 Vgl. Martin (1994), S. 159ff. 492 Zu den Begriffen "konstruktiver" u. "destruktiver" IGW s. Kap. 6.3. 494 Siehe Kap. 5.2.3. Ein unterstützendes Argument hierzu findet man durch einen Blick zur Deutschen Bank AG: Innerhalb des Deutsche Bank-Konzems sind ebenfalls drei Hypothe­ kenbanken tätig: die Frankfurter Hypothekenbank, die Centralboden und die Lübecker Hypothekenbank, vgl. Rischer (1995), S. 589.

145

6.2 Argumente contra intergenossenschaftlicher Wettbewerb 1. Während der Wettbewerb ein Wesenselement der marktwirtschaft­ lichen Ordnung ist, ist die Kooperation ein Wesenselement genos­ senschaftlichen Wirtschaftens. Erst durch genossenschaftliche Kooperation soll ja die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb einer Marktwirtschaft erlangt werden.495 Genossenschaftsprinzipien wie das Verbund-, Regional- oder Subsidiaritätsprinzip verlangen soli­ darische Zusammenarbeit und stehen mit IGW nicht im Einklang. 2. Die genossenschaftliche Stufenkonzeption unter der Anwendung des Subsidiaritätsprinzips kann nur erfolgreich funktionieren, wenn "die Verteilung der Aufgaben und der Kompetenzen nicht im Wettbewerbsverfahren" vorgenommen wird.496 3. Der Wettbewerb mit der genossenschaftsexternen Konkurrenz ist stark genug, um die Leistungsfähigkeit der Kreditgenossenschaften zu steigern. Der IGW fuhrt zu einer Kräftezersplitterung und zum gegenseitigen "Zerreiben".497 Grüger sieht auch "die Gefahr der Kannibalisierung im Verbund".498 Ein expansives Wachstum ist aufgrund des verteilten Marktes oftmals nur über verschiedene Maßnahmen des IGW möglich, wobei der IGW oft schärfer geführt wird als zu anderen Instituten.499

4. Die Folge von IGW ist Wachstumshemmnis für die gesamte Gruppe, deren Marktanteil bei den Universalbanken stagniert, wäh­ rend der Sparkassensektor als Hauptbewerber seit 1990 seinen An­ teil um 4 % erhöhen konnte.500 Dies wird nicht zuletzt auch ein Ergebnis der dortigen Strukturverbesserungen in Verbindung mit

495 496 497 498 499 500

Vgl. Mändle (1992), S. 726ff. Großkopf (1995), S. 59. Bungenstock (1982), S. 24. Insbesondere in Zusammenhang mit den neuen Vertriebswegen, Grüger (1995), S. 37. Aussagen der Interviewpartner A u. D. Vgl. Kap. 2.1.2.

146 der strengen Einhaltung des Regionalprinzips und dem daraus resultierenden Ausbleiben von intrasektoralem Wettbewerb sein. 5. Der IGW bedeutet für den Genossenschaftssektor erhöhte Kosten:

Durch die Doppel- und Mehrfachpräsenzen entstehen zur Bearbei­ tung desselben Marktgebiets sowohl Sach- als auch Personalkosten ebenfalls in doppelter bzw. mehrfacher Höhe, wobei die zur Verfü­ gung gehaltenen Kapazitäten oft auch nicht ausgelastet werden.

Durch den Versuch der Werbungsabgrenzung, insbesondere im Erscheinungsbild, werden die Bemühungen des BVR zur Schaf­ fung einer einheitlichen Corporate Identity konterkariert. Auch dadurch entstehen unnötige "doppelte" Kosten, da zu den von den Primärbanken letztendlich getragenen BVR-Aufwendungen noch zusätzlich die eigenen Anstrengungen finanziert werden, wobei durch die Schaffung einer eigenen Identität die BVR-Aufwendun­ gen wiederum nutzlos werden. 6. Es entstehen Ertragseinbußen, da bereits durch den passiven IGW die Preise tendenziell gedrückt werden.501 Bei entsprechender Marktlage besteht die Gefahr von ruinösem Wettbewerb, insbeson­ dere wenn ein aktiver IGW in Form von Kampfpreisen geführt wird. 7. Fusionsbefurworter sehen die Vorteile größerer Betriebseinheiten™ Dies sind z. B. höhere Leistungsfähigkeit, bessere Risi­ kostreuung, Einsparmöglichkeiten auf der Kostenseite,503 größere

501 Vgl. Bungenstock (1982), S. 29f. 502 Vg| dazu Tebroke (1993), S. 206ff. u. Ostertag (1995). S. 175ff. 503 Beispielsweise sind die Verwaitungskosten der Kreditgenossenschaften mit 2,64 % des Geschäftsvo lumens höher als die der Sparkassen (2,23 %) u. Großbanken (2,10 %), vgl. Luber (1995), S. 58.

147 Verhandlungsmacht gegenüber Kunden,504 aber auch ein mittler­ weile stark gewachsener Kunde kann weiterhin betreut werden.505 8. IGW kann zu Schieflagen fuhren, die durch den genossenschaft­ lichen Garantiefonds aufgefangen werden müssen. Da die Beiträge zum Fonds durch alle Kreditgenossenschaften solidarisch aufge­ bracht und unter Umständen sogar erhöht werden müssen, ent­ stehen dadurch Aufwendungen, die jede einzelne Primärbank in ihrer Ertragslage belastet.506 Nimmt man dem IGW nun seine "Sündhaftigkeit" und läßt ihn ohne Beschränkung zu, so ist seine Verschärfung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten und die Schieflagen könnten überhandnehmen. Die erhöhte Inanspruch­ nahme durch weitere Beiträge schwächt auch die Ertragslage von innergenossenschaftlichen Grenzanbietem und neuer Sanierungs­ bedarf tritt auf. Im Extremfall könnte sich also eine bedrohliche Wirkungskette Ingangsetzen.

9. IGW und vor allem seine Folgen kann zu einem Image- und Ver­ trauensverlust für die Genossenschaftsbankengruppe insgesamt und damit rückwirkend auch für jede einzelne Bank fuhren. Als Beispiele seien der Essener Genossenstreit und die Kundenabwan­ derungen bei vielen bayerischen Kreditgenossenschaften genannt, die nach bekanntgewordener Schieflage von einem Institut der Gruppe zu verzeichnen waren.507 Aber auch die Reaktionen der Presse auf den IGW zwischen der zweiten und dritten Stufe sind in diese Richtung zu interpretieren, wie z. B. durch den PlatowBrief,508 der den Slogan der Gruppe ("Wir machen den Weg frei") mit der Kommentierung "Mehr Schein als Sein?" in Frage stellt. 10. Der IGW zwischen den Zentralbanken und der DG Bank im Bereich der internationalen Aktivitäten behindert den Aufbau der

504 505 506 507 508

Vgl. Betsch (1993), S. 9. Vgl. Sommer (1990), S. 976. Vgl. Bungenstock (1982), S. 32. Vgl. Hermann (1986), S. 5f. Platow-Brief Nr. 28 vom 06.03.96, S. 4 (o. V. (1996e)).

148

dort erforderlichen Reputation. Daraus resultieren auch schlechtere Konditionen, die wiederum die Primärbanken vor Ort auch an ihre Kunden weiterreichen müssen oder durch eigene Margenreduzie­ rung auffangen. Daraus ergibt sich eine Benachteiligung der Genossenschaftsbanken im Wettbewerb mit den Instituten der anderen Bankengruppen. 11. Das einheitliche Auftreten nach außen ist auch ein strategischer Vorteil. Beispielsweise wäre der Verzicht auf GAA-Gebühren von Genossenschaftskunden (oder vielleicht exklusiv nur für Mitglie­ der) ein bedeutendes Argument für die Zusammenarbeit mit einer Genossenschaftsbank, so daß dadurch Marktanteilssteigerungen für die gesamte Gruppe möglich werden. Das flächendeckende Netz bietet jedoch auch vielfältige weitere Möglichkeiten zur Kooperation.

12. Durch die explizite Darstellung der gebührenfreien Kontoführung als Umsetzung des Förderungsauftrages durch Sparda-Banken kommen die anderen Kreditgenossenschaften in einen Erklärungs­ notstand, wenn deren Mitglieder nach deren konkreter Förderlei­ stung nachfragen. Daraus könnte eine kritischere Einstellung oder gar Unzufriedenheit mit den Leistungen der eigenen Bank resul­ tieren, mit allen sich daraus ergebenden Folgen, wie z. B. ein M itgliederrückgang.

6.3 Handlungsstrategien Aus der vorangegegangenen Diskussion ist deutlich geworden, daß der IGW sowohl schädliche Auswirkungen hat, als auch nützliche Elemente beinhalten kann. Es empfiehlt sich deshalb, den IGW nicht von vornherein kategorisch abzulehnen bzw. ihn auf der anderen Seite als Problemlösungsideal zu betrachten, sondern ihn in "destruktiven” IGW und "konstruktiven" IGW zu trennen. Aller­ dings ist es klar, daß die Trennlinie nicht immer eindeutig gezogen

149

werden kann, sondern von der individuellen Sichtweise maßgeblich bestimmt wird.

6.3.1 Konzeptionen für die gesamte Gruppe

6.3.1.1 Schaffung eines innergenossenschaftlichen Wettbewerbsrechts Dieses Konzept geht von dem Standpunkt aus, daß für die derzeitige Situation Regulierungsbedarf besteht. Nachdem die Praxis gezeigt hat, daß bloße "gentlemen's agreements" oder die von den Genossen­ schaftsverbänden ausgearbeiteten "Verhaltensrichtlinien" nicht die gewünschte Wirkung zeigen,509 wird es erforderlich, verbindliche Regeln einzufuhren, die ähnlichen Charakter besitzen müssen wie das Statut der Sicherungseinrichtung. Es empfiehlt sich die Schaffung eines "innergenossenschaftlichen Wettbewerbsrechts". Während das deutsche Kartellrecht in Form des GWB die Funktions­ fähigkeit der Marktwirtschaft zur Aufgabe hat, muß ein innergenos­ senschaftliches Wettbewerbsrecht die Funktionsfahigkeit des Genos­ senschaftswesens, das ja selbst die Marktwirtschaft stärken soll,510 aufrechterhalten. Dazu muß zunächst ein Katalog ausgearbeitet wer­ den, der die konstruktiven und die destruktiven IGW-Elemente selek­ tiert, um daraus dann konkrete Verhaltensregeln zu entwickeln, die schließlich in einem Vertragswerk fixiert werden.511 Aufgrund der Autonomie der einzelnen Genossenschaftsbank muß es freigestellt

509 Auch die von Bungenstock (1982), S. 37, vorgeschlagenen "Leitlinien" hätten in gleicher Weise wie die Verhaltensrichtlinien einzelner Verbände nur den Charakter einer ’’moral sua­ sion”. Der Unterschied bestünde lediglich in der bundesweiten Einheitlichkeit. 510 Siehe dazu Kap. 6.2, Nr. I. 511 Hilfreiches Instrument könnte dabei sein, die wettbewerbsbeeinträchtigenden Strategien aus der Wettbewerbstheorie (vgl. Schmidt (1993), S. 106ff.) einfach "auf den Kopf zu stellen" und die konstruktiven IGW-Elemente - als Pendant zu den ’'Ausnahmebereichen'’ des GWB - zuzulassen.

150

bleiben, dem Vertrag beizutreten. Ein Beitrittsanreiz ist allerdings dahingehend zu schaffen, in dem die beitrittsunwilligen "Autonomen" höhere Beiträge zum Garantiefonds zu leisten haben, da nicht gedul­ det werden kann, auf der einen Seite die Risiko-Solidarität zu nutzen und auf der anderen Seite destruktiven IGW zu betreiben, der ja - wie bereits konstatiert - zu Schieflagen fuhren kann. Um die Einhaltung des Vertragswerks zu sichern, ist es notwendig, eine innergenossenschaftliche Regulierungsinstanz zu institutiona­ lisieren. Ähnlich dem Bundeskartellamt soll sie den IGW überwachen, aber darüberhinaus auch noch schiedsgerichtliche Kompetenzen erhalten. Es versteht sich von selbst, daß ein derartiger Vertrag vom "echten" Bundeskartellamt zu genehmigen ist.

6.3.1.2 Gesetzliche Regelung des IGW durch Ergänzung des Genos­ senschaftsgesetzes

Sollte ein innergenossenschaftliches Wettbewerbsrecht, welches ja nur auf vertragliche Freiwilligkeit und Einsicht basiert, nicht Zustande­ kommen, so wäre zu überlegen, über die politische Lobby eine Ergän­ zung des Genossenschaftsgesetzes zur Regulierung des IGW herbeizufiihren. Dies wird vor allem dann unerläßlich sein, wenn der IGW weiter an Schärfe zunimmt. Bisher enthält das Genossenschaftsgesetz keinerlei Passagen über die Problematik des IGW. Dies liegt darin begründet, da eine solche Entwicklung nicht absehbar war.512

6.3.1.3 Ausarbeitung von konkreten Kooperationsstrategien Eine Möglichkeit, den IGW zu reduzieren, besteht in der Ausarbei­ tung von konkreten Kooperationsstrategien, die in einem Arbeits­

512 Vg] [Jungenstock (1982). S. 34.

151 kreis513 des Finanzverbundes zu entwickeln sind. Diesem Vorschlag liegt die Annahme zugrunde, daß die Primärgenossenschaften koope­ rationsbereiter wären, wenn ihnen anhand monetär sichtbarer Ergeb­ nisse gezeigt werden kann, daß eine kurzfristig zwar unrentable Ver­ haltensweise langfristig höhere Erträge bringt. Zur argumentativen Unterstützung sind dazu Modellrechnungen zu entwerfen. Beispielsweise bei mangelnder Leistungsfähigkeit einer Kreditgenos­ senschaft in der Beratung eines vermögenden Privatkunden wäre es sinnvoll, ihn aus eigener Initiative an eine Genossenschaftsbank zu vermitteln, die bereits solche Kapazitäten aufgebaut hat. Diese widmet sich dann ausschließlich der Vermögensanlage, während sie jedoch die Führung des Gehaltskontos und anderer Bankgeschäfte bei der ersten Bank beläßt, da diese unmittelbar in seiner Nähe eine Bankstelle unterhält. Dadurch kann der Kunde durch den Finanzver­ bund optimal versorgt werden. Würde die vermittelnde Kreditgenos­ senschaft nicht in diesem Sinne aktiv, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß dieser attraktive Kunde aufgrund der Unzufriedenheit mit der Beratung den Genossenschaftsbankensektor verläßt. In einem solchen Fall wäre aber auch denkbar, daß der Kunde durch Zahlung einer internen Vermittlungsprovision "freigekauft" wird, um die voll­ ständige Betreuung zu übernehmen. Aufgrund der Bankloyalität ist jedoch zu erwarten, daß der besagte Kunde auch weiterhin noch Bankleistungen der vermittelnden Bank in Anspruch nehmen will.

6.3.1.4 Nutzung der spezifischen Stärken der "atypischen" Primärbanken

Wie festgestellt werden konnte, nimmt der IGW durch die "atypischen" Primärbanken tendenziell zu. Die spezifischen Stärken

5'3 Dieser Arbeitskreis sollte sich u. a. aus Vertretern von Verbänden, DG Bank, Zentralbanken, Primärinstituten und den genossenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Uni­ versitäten rekrutieren, um ein möglichst breites Ideen- und Erfahrungsspektrum einzu­ bringen.

152 dieser Banken,514 wie z. B. das spezielle Branchen-Know how oder einzigartige Produkte, könnten dem gesamten Verbund zugänglich gemacht werden, so daß hier beide Seiten, "typische" und "atypische" Institute, voneinander profitieren.

6.3.1.5 Neue Verbundkonvention

Geht man davon aus, daß der IGW zwischen der zweiten und dritten Stufe in seiner derzeitigen Form für die Entwicklung des Genossen­ schaftsbankensektors nicht förderlich ist, kann sich hier eine neue Verbundkonvention als sinnvoll erweisen. Darin können Elemente eines konstruktiven IGW implementiert werden. Entscheidend ist aber, daß die Strukturen selbst nicht über den Wettbewerb, sondern über klare Kompetenzverteilungen festgelegt werden müssen.515 Bei der Reorganisation muß die Erkenntnis zugrundeliegen, daß der gesamte Überbau immer nur der Unterstützung der Primärbanken dient, ein Selbstzweck aber nicht abzuleiten ist.

Mit der (Wieder-)Gründung weiterer regionaler Zentralbanken wäre eine bessere Marktunterstützung für die Primärbanken zu erhalten. Innerhalb dieser zweiten Stufe sollte konstruktiver IGW explizit zuge­ lassen sein, der dann z. B. beim Liquiditätsausgleich oder beim Dienstleistungsangebot516 stattfindet. Dies bedeutet, daß alle Kredit­ genossenschaften frei nach ihrer Wahl bei allen Zentralbanken Lei­ stungen nachfragen können. Das garantiert eine breite und leistungs­ fähige Angebotspalette innerhalb des Finanzverbunds und läßt die spezifischen Stärken517 der jeweiligen Zentralbanken viel besser zur

514 Z. B. die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, s. Kap. 4.2. 515 Vgl. zu dieser Problematik den Aufsatz von Großkopf (1995). 516 Beispielsweise bieten die Finanzderivate enorme Möglichkeiten sowohl für den Einsatz im Kundengeschäft als auch bei der bankintemen Risiko Steuerung. Darin liegt ein weites Betä­ tigungsfeld für die Zentralbanken, woraus ein reichhaltiges Angebot an die Primärbanken entwickelt werden kann. 517 Jede Zentralbank stellt zwar selbstverständlich alle Dienstleistungen für die Genossen­ schaftsbanken bereit, doch versteht es sich von selbst, daß bei den jeweiligen Produkten unterschiedliche Qualitäten oder Preise bestehen können. Die Ursache dafür liegt beispiels­

153 Geltung kommen. Auch der Anreiz zum "Fremdgehen" wird dadurch reduziert.518 Der als destruktiv einzuordnende IGW bei den internationalen Aktivi­ täten muß unterbleiben, wobei die Auslandspräsenzen aller Zentral­ banken, aber auch die der Primärbanken, unter der strategischen Koordination der DG Bank abzustimmen sind. Die zweite Stufe sollte dabei grundsätzlich nur im europäischen Raum519 operieren, da diese Länder die Haupthandelspartner Deutschlands sind und somit der Betreuungsbedarf der Primärbanken in den meisten Fällen abgedeckt werden kann.

Sollten bei den Spezialinstituten aufgrund einer innergenossenschaft­ lichen Monopolstellung Leistungsdefizite erkannt werden, so empfiehlt sich auch hier die Implementierung von konstruktivem IGW durch die Aufnahme weiterer Anbieter in den Finanzverbund.

6.3.1.6 Das Modell regionaler Volksbanken Diesem visionären Modell520 liegt die Hypothese zugrunde, daß auf­ grund der wirtschaftlichen Entwicklungen zunehmend in regionalen Wirtschaftsräumen gedacht werden muß. Um einerseits die erforder­ liche Entscheidungskompetenz zur Förderung solcher Wirtschafts­ räume zu erhalten und andererseits den IGW auszuschalten, ist in diesem Modell in jeder Wirtschaftsregion lediglich eine einzige sehr große Volksbank tätig. Für das Gebiet von Baden-Württemberg werden dazu beispielsweise etwa 8 Volksbanken als ausreichend betrachtet. Ob durch größere Einheiten der IGW allerdings verhindert werden kann, bleibt fraglich, denn eine große Volksbank ist gerade

weise in unterschiedlichen Erfahrungen und Qualifikationen der jeweiligen Mitarbeiter oder in der Organisation von Arbeitsabläufen. 518 Zum Begriff des '’Fremdgehens" s. Kap. 5.2.2. 51^ Damit ist nicht nur der Binnenmarkt der Europäischen Union gemeint. 520 Das Modell entstammt den Gedanken von Karl-Heiner Körner, dem Vorstandssprecher der Volksbank Esslingen eG; Gespräch am 19.01.96.

154

aufgrund ihres großen Potentials auch eher in der Lage, IGW zu bestreiten, der vor allem am Rande der Geschäftsgebiete möglich ist.521 Doch auch wenn dieses Modell sämtliche Vorteile in sich tragen würde, so wird es in der Praxis eben wegen des vorhandenen IGW nicht zur Anwendung gelangen können, da mit sehr hoher Wahr­ scheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, daß die dazu erfor­ derlichen Fusionierungen nicht Zustandekommen.

6.3.2 Bilaterale Strategien

Während die im vorangegangenen Kapitel 6.3.1 aufgezeigten Hand­ lungsstrategien nur bei entsprechender Übereinkunft innerhalb der Gruppe umsetzbar sind, liegen die nachfolgenden Maßnahmen im Entscheidungsbereich einzelner Banken.

6.3.2.1 Fusionierung

Ergibt sich eine Marktsituation, in der der IGW aufgrund von starken Überschneidungen der Geschäftsgebiete oder durch andere Sachver­ halte, wie z. B. einseitige Bilanzstrukturen, verursacht wird, so ist eine Fusionierung zu überlegen. Dazu ist allerdings zu bemerken, daß eine Fusionierung nicht unbedingt eine Ergebnisverbesserung bringen muß, wie eine empirische Analyse ergab.522 Deshalb sollte der Fusio­ nierungsgedanke grundsätzlich nicht als Allheilmittel für den Genos­ senschaftssektor betrachtet werden. Es ist unbedingt zu empfehlen, jede einzelne Situation für sich zu betrachten, also immer einer kon­ kreten Einzelfallprüfung zu unterziehen. In jedem Falle ist es aber erforderlich, daß sich die betroffenen Institute zur Problemlösung konsultieren.

521 Siehe dazu die Ausführungen in Kap. 3.4.2. 522 Vg| dazu dje Untersuchung von Tebroke (1993), insbesondere die Ergebnisse auf S. 29Iff.

155

6.3.2.2 Bilaterale Kooperationsvereinbarungen

In vielen Fällen kann auch eine bilaterale Kooperation die IGWSituation bereinigen und damit gleichzeitig die möglichen Nachteile einer Fusion verhindern bzw. die Vorteile von selbständigen Einheiten erhalten. Wie bereits festgestellt, sind jedoch reine "gentlemen's agreements" nicht ausreichend. Unerläßlich ist hier die schriftliche Fixierung der Verhandlungsergebnisse, die genaue Maßnahmen beinhalten müssen. Vor allem im Bereich der Marktfolge-Tätigkeiten findet sich ein hohes Potential an Kooperationsmöglichkeiten.

6.3.3 Analyse von Markterfolg

Diese Handlungsweise läßt sich auch von einer einzelnen Genossen­ schaftsbank realisieren:

Sollte ein innergenossenschaftlicher Konkurrent mit wachsendem Erfolg am Markt tätig sein, so empfiehlt es sich, die von diesem getroffenen Maßnahmen genau zu analysieren. Anschließend ist zu überlegen, ob man solche Maßnahmen - die ja bereits erfolgreich getestet worden sind - selbst umsetzen will. Zudem können mit dieser Vorgehensweise auch eigene Schwachstellen ermittelt werden.523

523 Diese Überlegungen sollten sich selbstverständlich nicht nur auf die Analyse des Markterfoiges von innergenossenschaftlichen Mitbewerbern beschränken, denn auch von den nicht-genossenschaftlichen Instituten kann gelernt werden.

157

7. Schlußbetrachtung Die Untersuchung hat gezeigt, daß sich der IGW zu einem ernstzu­ nehmenden Problem im Genossenschaftssektor entwickelt hat. Es muß davon ausgegangen werden, daß er zukünftig mit größerer Härte geführt wird524 und deshalb dringender Handlungsbedarf besteht. Sollte die Lösung dieser vor allem strukturellen Fragestellung weiter hinausgezögert oder dem Markt überlassen werden, so sind Markt­ anteilsverluste zu erwarten, da der IGW in seiner derzeitigen unkon­ trollierten Form wachstumshemmende Wirkung besitzt. Aufgrunddessen ist es erforderlich, den IGW im Rahmen einer Gesamtkon­ zeption des Verbundes zu regulieren, wobei die Schaffung eines innergenossenschaftlichen Wettbewerbsrechts sowie die Entwicklung konkreter Kooperationsstrategien für die Primärstufe den größten Erfolg versprechen. Da deren Ausarbeitung und Umsetzung allerdings einen gewissen Zeitbedarf benötigen, muß mit Konsultationen einzel­ ner Banken begonnen werden. Dadurch sind auch wesentlich schnel­ ler Verbesserungen zu erzielen. Sämtliche Überlegungen müssen von der Erkenntnis getragen sein, daß zum einen die einzelne Genossenschaftsbank nur durch ihre Ein­ bindung in den Finanzverbund im Wettbewerb mit den nichtgenos­ senschaftlichen Banken bestehen kann und zum anderen der Überbau immer nur der Unterstützung der Primärbanken zu dienen hat, ein Selbstzweck aber nicht abzuleiten ist. Aus diesem Grund ist eine neue Verbundkonvention geboten, wobei vor allem hier viele Elemente eines konstruktiven IGW zu nutzen sind. Insbesondere die Genossenschaften sollten aufgrund ihrer reichen Erfahrungen aus dem kooperativen Wirtschaften innerhalb eines Sy­ stems in der Lage sein, professionelle Lösungen für strategische Alli­ anzen zu entwickeln, die ja auch in der nichtgenossenschaftlichen

524 Nicht zuletzt auch durch die vielfältigen technologischen Möglichkeiten im Bereich des Electronic-Banking, die die Bedeutung der physischen Präsenz vor Ort geringer werden läßt.

158 Bankenwelt zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dieser Wissensvor­ sprung und das Bewußtsein, daß gerade die Genossenschaft eine moderne Untemehmensform darstellt - was nicht zuletzt auch durch die Adäquanztheorie525 begründet werden kann sind gute Voraus­ setzungen für Marktanteilsgewinne. Ungeachtet der enormen Herausforderungen, denen sich die Genos­ senschaftsbanken momentan stellen müssen, kann man optimistisch sein, daß sie ihre Aufgaben lösen werden - so auch die Problematik des IGW -, denn sie waren seit ihrer Entstehung ständig den wandelnden Erfordernissen der jeweiligen Zeit ausgesetzt und haben dabei immer wieder ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Entscheidend ist aber, jetzt auch entsprechend zu handeln.

525 Vgi Schmidt (1993), S. 30f. Die Adäquanztheorie beinhaltet die Adäquanz von wirtschaftlicher und politischer Ordnung. Für eine Demokratie wird deshalb auch eine ’’breite Streuung wirtschaftlicher Macht postuliert", was durch die Eigentümerkonstellation und Mitwirkungsrechte mit dem Prinzip "ein Mitglied - eine Stimme" in Genossenschaften gewährleistet ist. Eine unerwünschte Konzentration wirtschaftlicher Macht kann dabei verhindert werden. Ein weiteres Argument pro Genossenschaft ist die Irrelevanz des einge­ legten Kapitals bei Abstimmungen. Da solche Besonderheiten, ebenso wie viele Genossen­ schaftsprinzipien, auch gesellschaftliche Ideale verkörpern, ist zu überlegen, sie deshalb auch im Marketing einzusetzen, da mit ihnen ein Wettbewerbsvorsprung zu erzielen sein könnte.

159

Anhang

ANHANG 1

Universalbanken: Marktanteile und Anzahl der selbständigen Institute nach Bankengruppen

Bankengruppe

Bilanzsummen in

Anteil

Anzahl selb­

Anteil

Mio. DM

in %

ständiger Institute

in %

Kreditbanken

1.799.823

31

335

9

Sparkassen*

2.867.344

49,5

639

18

Genossenschaftsbanken* *

1.133.020

19,5

2.595

73

5.800.187

100

3.569

100

(Dez. 1995)

*

=

Einschließlich Girozentralen.

**

=

Einschließlich der genossenschaftlichen Zentralbanken u. der DG Bank.

Quelle: Eigene Berechnungen, Datenmaterial aus: Deutsche Bundesbank (1996).

Bankenstatistik. Februar 1996, Statistisches Beiheft zum Monatsbericht 1. S. 10-14.

160

ANHANG 2

Doppel- und Mehrfachbesetzungen im Kreis Esslingen

0

Bankkurzbez.

H/Z PIZ

3 3

ESSLINGEN.VB

Z

7)666 Ba Itaannswe i ler

SUEOwESTBam

Z

7)666 Baltaanns-ti ler

2 2 Z

DEIZISAUER BAM PLOCHINGEN.VB

H

73779 Oeizisau

Z

73779 Oeizisau

DEIZISAUER BA«

Z

3 3

TECK.M KIRCMEIN-UCK.V8

Z

1

H

1

ESSLINGER.VB ESSlINGER.VB

73779 7)265 73265 7)728

1 l I

ESSLINGER BA« ESSLINGER BA« ESSLINGER.VB

I I Z

ESSLINGER BAM ESSLINGER BAM BE RAHE IFO BAM/ESSl

2 3

ESSLINGER BAM

3

3

Z

Strafte (FZ • fahrbare Zweigstelle)

O-eind«

Marktplatz I Turastr. 9

Oettingen/Teck

Aa Marktplatt 2 Olgastr. 25 Olgastr. 50 Bahnhofttr. 12

Dettingen/Teck

Klrthheiaer Str. 76

Esslingen

Fabrlkstr. 5

Deizisau

Z

73728 Esslingen 73733 Esslingen

Innere Brücke 9 lna«enacker»tr. 146/1

H

73728 Esslingen

Z

73730 Esslingen

Küferstr. 1 Rlochinger Str. 9

Z Z H Z

73778 Esslingen

ESSLINGEN.VB

Z Z

ESSLINGEN.VB

3 2

DEIZISAUER BAM HOCOOREER BAM

2 2

PLOCHINGEN.VB

Z

2 3

Z

Reutlinger Str. 49 Schelltorstr. 21

73728 Esslingen

73730 Esslingen 73730 Esslingen

Berk heia Berkheia Oberesslingen Oberesslingen

Köngener Str. 5 Köngener Str. 7 Hirschlandstr. 16

Z

73730 Esslingen

Zell

Bachstr. 11

Z

73730 Esslingen

Zell

H

7)269 Hochdorf

Bachstr. 6

Z

73269 Hochdorf

Kirchstr. 17

ECHTEROINGER BAM

Z

70771 Leinf.-Echterdingen

Echterdingen

Burgstr. 4

STUTTGARTER BAM

Z

70771 Leinf.-Echterdingen

Echterdingen

Hauptstr. 45

echteroinger bam

H

70771 Leinf.-Echterdingen

Echterdingen

Hauptstr. 4B

hokenneuffen.vb

Z

72622 Nürtingen

Oberen»ingen

la iule 2

Z K

72622 Nürtingen

Oberen»ingen

Lindenplatt 4 Bahnhofstr. 10

Z Z Z Z

73277 7)262 73262 7)262

0-en Reichenbach/Fi Is *eichenbach/F i Is Reichenbach/F 1 Is

Bahnhofstr. 4 Bahnhofstr. 1

Z N Z H

73235 73235 7)249 7)249

wilheia/Teck weilheia/Teck wernau/Neckar bemau/Neckar

Rarktplati 11 Untere Grabenstr. 7 Hauptstr. 4 Kirchheiaer Str. 101

Z

73249 Wernau/Neckar

ESSLINGEN. VB

3

NUERTINGEN.VB

2 2 3 3 3 z Z 2 z

TECK.RB K IRC ME IN- TECK. VB SUEOWESTBAM PLOCHINGEN.VB SUEDVESTBAM KIRCMEIN-TECK.VB *11*1 HER BAM/TECX PLOCHINGEN. VB WERNAUER RAM

Z

PLOCHINGEN.VB

73734 Esslingen 73734 Esslingen

73277 Owen

Rlochinger Str. 91

Bachstr. 5

Hauptstr. 22 Rechbergstr. 1

Kirchheiaer Str. )9

(per 31.12.1994)

Anmerkung: Die Zahlen enthalten nur WGV-Mitgliedsbanken.

Quelle: Württembergischer Genossenschaftsverband, K-A-04-STAT per 31.12.94, Doppelbesetzungen bei den GENO-Banken, Seite Nr. 6+7 vom 14.08.95.

161 ANHANG 3

Entwicklung der Doppel- und Mehrfachbesetzungen in Württemberg von 1990-1994

31.12. Banken

Bank­

Bank­

stellen

plätze

Kategorie 1

Kategorie 2

Kategorie 3 gesamt

1990

516

2.521

1.946

9

146

95

250

1991

482

2.506

1.942

9

140

92

241

1992

454

2.460

1.922

8

128

85

221

1993

425

2.438

1.912

6

125

77

208

1994

407

2.427

1.908

6

118

74

198

Zur Erklärung:

Kategorie 1

=

Doppel- bzw. Mehrfachbesetzungen durch Hauptstellen

Kategorie 2

=

Doppel- bzw. Mehrfachbesetzungen durch Haupt- u. Zweigstellen

Kategorie 3

=

Doppel- bzw. Mehrfachbesetzungen durch Zweigstellen

gesamt

=Summe der Doppel- bzw. Mehrfachbesetzungen aller drei Kategorien

Anmerkung: Die Zahlen enthalten nur WGV-Mitgliedsbanken.

Quelle: Württembergischer Genossenschaftsverband.

162

ANHANG 4

Anwendung des Modells zur quantitativen Messung von IGW,

Untersuchung des Kreises Schwäbisch Hall 1986 und 1994

Situation 1986

Institut

(von den Banken) selbstdefiniertes Marktgebiet

RB Biberstal

2.796

RB Braunsbach

2.556

RB Brettheim-Hausen

1.350

RB Bühlertann

2.202

RB Bühlerzell Crailsheimer VB

Fichtenauer Bank

1.200 30.829

4.666

VB Gaildorf

22.027

VB Gerabronn

27.589

RB Großaltdorf VB Hall

1.476

27.424

VB Ilshofen

3.600

RB Kirchberg-Ruppertshofen

3.885

RB Kreßberg

RB Mainhardter Wald RB Leuzendorf

GB Michelbach a. d. B. GB Michelbach a. d. L.

2.608

10.205 462

2.758 950

Michelfelder Bank

5.056

RB Oberrot

2.891

RB Rot am See

2.948

163 RB Rot-Kocher

6.896

GB Satteldorf

1.676

Schrozberger Bank

4.504

RB Spielbach

1.039

RB Stimpfach

2.418

Sulzdorfer Bank

3.025

RB Tüngental

1.157

RB Untermünkheim

2.333

Vellberger Bank

2.440

RB Wallhausen-Hengstfeld

1.709

RB Wolpertshausen

1.179

Summe der Marktgebiete

187.854

./. Einwohnerzahl des Kreises

151.385

= 100%

Differenz = IGW

36.469 = 24%

Anmerkung: Die 1986er Daten wurden nicht innerhalb der Prüfung ermittelt.

An der damaligen Befragung nahmen nicht teil: RB Gammesfeld, RB GründeIhardt, RB Honhardt. Aufgrund der Vergleichbarkeit wird dies in der 1994er-Zahlenreihe

berücksichtigt. Zudem enthalten die Zahlen nur WGV-Mitgliedsbanken.

Quelle: WGV- und eigene Berechnungen in Zusammenarbeit mit Herm Brodbeck (WGV),

Datenmaterial vom WGV.

164 Situation 1994

Institut

(von den Banken) selbstdefiniertes

Marktgebiet RB Brettheim-Hausen

Crailsheimer VB RB Frankenhardt-Stimpfach

VB Gerabronn

1.524 47.500

5.300

32.600

RB Kirchberg-Ruppertshofen

4.700

RB Kreßberg

3.300

RB Leuzendorf

450

Limpurger Bank

29.000

RB Mainhardter Wald

11.900

RB Michelfeld-Biberstal

9.150

RB Oberes Bühlertal

3.750

RB Rot am See

3.500

GB Satteldorf

2.200

Schrozberger Bank

5.546

VB Schwäbisch Hall

41.410

RB Spielbach

1.300

RB Tüngental

1.210

RB Vellberg-Großaltdorf

4.672

Summe der Marktgebiete

209.012

./. Einwohnerzahl des Kreises

178.001

= 100% Differenz = IGW

31.011

= 17%

Anmerkung: Die Zahlen wurden im Rahmen der Prüfung ermittelt und enthalten nur WGVMitgliedsbanken.

Quelle: WGV- und eigene Berechnungen in Zusammenarbeit mit Herm Brodbeck (WGV), Datenmaterial vom WGV.

165 ANHANG 5

Der Bekanntheitsgrad des Firmenzeichens der Genossenschaftsbankengruppe

Auszug aus der GfK-Studie von 1995:

Befragt wurde die Altersgruppe zwischen 16 und 69 Jahren.

1) ’’Haben Sie das Zeichen* schon einmal gesehen?"

88 % antworteten mit Ja.

2) ” Was verbinden Sie damit?"

76

,5 % konnten korrekt antworten.

Ergebnis somit: Der Bekanntheitsgrad des Firmenzeichens lag bei 67,32 % der Befragten.

* = das Firmenzeichen der Genossenschaftsbankengruppe

Quelle: Telefonat mit Frau Ramin (BVR, Marketing) vom 15.05.96.

166 ANHANG 6

Wachstum der Kreditgenossenschaften unter besonderer Berücksichtigung

"atypischer" Primärbanken

1991

1994

Wachstum

Kreditgenossenschaften*

546.996

742.225

35,7 %

Sparda-Banken

23.037

35.833

55,5 %

PSD

13.935

18.671

34%

APO

12.508

20.426

63,3 %

Badische Beamtenbank

5.899

7.709

30,7 %

Ev. Darlehnsgenossensschaft Kiel

3.528

5.318

50,7 %

(Bilanzsummen in Millionen DM)

*

= Sämtliche in den Regionalverbänden zusammengeschlossenen Kreditgenossen­ schaften abzüglich der Apotheker- und Ärztebank eG.

Quelle: Eigene Berechnungen, Datenmaterial aus: BVR (1992), S. 138, BVR (1995), S. 129. Geschäftsberichte u. telefonische Befragung.

167

Abkürzungsverzeichnis a.a.O.

=

am angeführten Ort

Abb.

=

Abbildung

Abk.

=

Abkürzung

ADG

=

Akademie Deutscher Genossenschaften e. V., Montabaur

AG

=

Aktiengesellschaft

APO

=

Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG

Aufl.

=

Auflage

BAKred

=

Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen

Bd.

=

Band

BFS

=

Bank für Sozialwirtschaft GmbH, Berlin und Köln

BGB

=

Bürgerliches Gesetzbuch

BI

=

Bankinformation

BI/GF

=

Bankinformation/Genossenschaftsforum

BKD

=

Bank für Kirche und Diakonie eG, Duisburg

BVR

=

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

168 bzw.

=

beziehungsweise

desgl.

=

desgleichen

DEVIF

=

DEVIF Deutsche Gesellschaft fur Investment-Fonds GmbH

DEVK

=

Deutsche Eisenbahn Versicherung Köln

DG Bank

=

DG Bank Deutsche Genossenschaftsbank

DGHyp

=

Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG

DIFA

=

DIFA Deutsche Immobilien Fonds AG

Diss.

=

Dissertation

DVB

=

Deutsche Verkehrs-Bank AG

EDG

=

Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel

eG

=

eingetragene Genossenschaft

et al.

=

et alii (und andere Autoren)

etc.

=

et cetera, und so weiter

EU

=

Europäische Union

f.

=

folgende (Seite)

ff.

=

fortfolgende (Seiten)

GB

=

Genossenschaftsbank

169

GBS94

=

Geschäftsbericht 1994 der Sparda-Bank Stuttgart eG

gem.

=

gemäß

Gen.

=

Genossenschaft

GenG

=

Genossenschaftsgesetz

GWB

=

Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen

GZB-Bank

==

Genossenschaftliche Zentralbank AG Stuttgart, Stuttgart

Hrsg.

Herausgeber

i. V. m.

in Verbindung mit

IGW

intergenossenschaftlicher Wettbewerb

incl.

inklusive

Jg-

Jahrgang

Kap.

Kapitel

KWG

Kreditwesengesetz

LIGA

LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft eG, Regensburg

Nr.

Nummer

o. V.

ohne Verfasserangabe

170 od.

=

oder

PSD

=

Post-Spar- und Darlehnsverein(e)

R+V

=

R+V Versicherung

RB

=

Raiffeisenbank

resp.

=

respektive

S.

=

Seite

s.

=

siehe

SDK

=

Süddeutsche Krankenversicherung a. G.

SGZ-Bank

=:

Südwestdeutsche Genossenschafts-Zentralbank AG, Frankfurt am Main, Karlsruhe

SKB

=

Spar- und Kreditbank in der evangelischen Kirche in Bayern eG, Nürnberg

Sp.

=

Spalte

Tel.

=

Telefonat

Tz.

=

Textziffer

u.

=

und

u. a.

-

unter anderem

UNION

=

UNION Investment-Gesellschaft mbH

usw.

=

und so weiter

171

VB

Volksbank

Vgl.

Vergleiche

vgl.

vergleiche

Vol.

Volume (Band)

VR Leasing =

VR Leasing Gesellschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken mbH

WGV

Württembergischer Genossenschaftsverband

WGZ-Bank =

Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, Düsseldorf

WiSt

Wirtschaftswissenschaftliches Studium

WISU

das Wirtschaftsstudium

ZfgG

Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen

ZfgK

Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen

173

Abbildungsverzeichnis Abb. 1

= Formen von innergenossenschaftlichem Wettbewerb

Abb. 2

= Vier-Varianten-Schaubild des intergenossenschaft­ lichen Wettbewerbsverhaltens

Abb. 3

= Die Marktanteile der "atypischen" Primärbanken im IGW

Abb. 4

= Die kirchlichen Kreditgenossenschaften

Abb. 5

= Die genossenschaftlichen Teilzahlungsbanken

Abb. 6

= Die sonstigen "atypischen" Primärbanken

175

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