Homers Ilias: Gesamtkommentar, Band VI: Faszikel 2 3110206161, 9783110206166

Since Ameis-Hentze-Cauer (1868-1913) no comprehensive, scholarly commentary of Homer's Iliad has been published in

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Homers Ilias: Gesamtkommentar, Band VI: Faszikel 2
 3110206161, 9783110206166

Table of contents :
Frontmatter
INHALT
VORWORT
HINWEISE ZUR BENUTZUNG
24 REGELN ZUR HOMERISCHEN SPRACHE (R)
TABELLARISCHER ÜBERBLICK ÜBER DIE HANDLUNG DES 19. GESANGES
KOMMENTAR
Backmatter

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HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

SAMMLUNG WISSENSCHAFTLICHER COMMENTARE

HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

(BASLER KOMMENTAR / BK) AUF DER GRUNDLAGE DER AUSGABE VON AMEIS-HENTZE-CAUER (1868 –1913)

HERAUSGEGEBEN VON

ANTON BIERL UND JOACHIM LATACZ

GENERALREDAKTION:

MAGDALENE STOEVESANDT

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

(BASLER KOMMENTAR / BK) HERAUSGEGEBEN VON

ANTON BIERL UND JOACHIM LATACZ

BAND VI NEUNZEHNTER GESANG (Τ) FASZIKEL 2: KOMMENTAR VON

MARINA CORAY MIT UNTERSTÜTZUNG VON RUDOLF FÜHRER, FRITZ GRAF, IRENE DE JONG, MICHAEL MEIER-BRÜGGER, SEBASTIAAN R. VAN DER MIJE, RENÉ NÜNLIST, ROLF A. STUCKY, JÜRGEN VON UNGERNSTERNBERG, RUDOLF WACHTER UND MARTIN L. WEST

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

Die Erarbeitung des Ilias-Gesamtkommentars wird finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Bern, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft, Basel, der Max Geldner-Stiftung, Basel, und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.

∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISSN 1864-3426 ISBN 978-3-11-020616-6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen

INHALT

Vorwort

………………………………………………………………………

Hinweise zur Benutzung (mit Abkürzungsverzeichnis)

24 Regeln zur homerischen Sprache (R)

……………………

XI

……………………………………

1

Tabellarischer Überblick über die Handlung des 19. Gesanges Kommentar

VII

……………

8

…………………………………………………………………

11

Bibliographische Abkürzungen

……………………………………………

179

VORWORT Der neunzehnte Gesang der Ilias ist mit 424 Versen sehr kurz, nimmt jedoch inhaltlich einen bedeutenden Platz in der Handlungsstruktur der Ilias ein: mit Achills Absage an den Groll enthält er den Wendepunkt im Handlungsablauf und ist eng verknüpft mit jenen Gesängen, die die Eckpunkte der Groll-Handlung und ihrer Folgen enthalten. Daneben haben die Reden der großen Versammlungsszene, in der durch Odysseus’ Vermittlung ein allgemeiner Konsens hergestellt werden kann, vielfach das besondere Interesse von Kommentatoren geweckt. So wird im vorliegenden Kommentar versucht, bei strittigen Fragen einen kritischen Überblick über die Kontroversen und über die vorgeschlagenen Lösungen zu bieten und durch die ausgewählte Literatur den Weg zur vertieften Auseinandersetzung zu weisen. Der Kommentar folgt in der Zielsetzung und Anlage den bereits erschienenen Bänden zum ersten, zweiten und sechsten Gesang, deren Vorworte detailliert die Konzeption des Gesamtwerkes erläutern. Bei vielen Erklärungen konnte auf Einträge in diesen bereits erschienenen Kommentarbänden zurückgegriffen werden; ebenso konnte der gleichzeitig erscheinende Kommentar zum dritten Gesang herangezogen werden, und in einzelnen Fällen finden sich auch Verweise auf den Kommentar zum vierundzwanzigsten Gesang, der in Kürze erscheinen wird. * Meine Mitarbeit am ‘Basler Kommentar’ wurde dadurch ermöglicht, daß zusätzlich zum Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der das Projekt von Anfang an getragen hatte, weitere Sponsoren die finanzielle Grundlage des Unternehmens in dankenswerter Weise verbreitern halfen: zwei Basler Förderinstitutionen, nämlich die Freiwillige Akademische Gesellschaft und die Max Geldner-Stiftung, außerdem die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Es war für mich eine große Freude, daß ich – bis dahin an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universtität Basel primär in der Lehre tätig – im April 2003 in den Mitarbeiterstab des ‘Basler Kommentars’ aufgenommen werden konnte.

VIII

Ilias 19

Daher möchte ich an erster Stelle meinem verehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Joachim Latacz danken, der mich seit meiner Studienzeit immer wieder für die Auseinandersetzung mit der homerischen Welt begeisterte, mich mit seiner Anteilnahme am Entstehen dieses Kommentarbandes stetig ermutigte und meine Arbeit unermüdlich durch kritische Anregungen förderte. Ebenso gilt mein besonderer Dank Herrn Prof. Dr. Anton Bierl, der mir mit seiner Hilfsbereitschaft und seinem Interesse an meiner Arbeit durch vielfältige Hinweise manch weiteres Blickfeld eröffnete. Als äußerst wertvoll erwies sich für mich auch die Tatsache, daß ich in allen Stadien der Arbeit auf die Hilfe der anderen beiden Mitarbeiter in der Arbeitsstelle in Basel zurückgreifen konnte. Die intensiven Diskussionen mit Dr. Magdalene Stoevesandt und lic. phil. Claude Brügger halfen mir bei manchem Problem, einen gangbaren Weg zu finden. Für diese unerschöpfliche Quelle der Hilfe bin ich sehr dankbar, ebenso für die wertvollen Hinweise der auswärtigen Mitarbeiter: Dr. Martha Krieter-Spiro (Zürich), mit der ich mich in fruchtbarer Weise über viele Fragen austauschen konnte – besonders zur Interpretation der Eid- und der Rüstungsszene –, und Prof. Dr. Robert Plath (Erlangen). Nicht minder hilfreich waren die Rückmeldungen der auf dem Titelblatt vermerkten externen Experten. Sie alle trugen dazu bei, mich vor Irrtümern zu bewahren, und förderten durch Ergänzungen, weiterführende Hinweise und kritische Fragen stetig meine Arbeit. Als sehr ertragreich erwies sich für mich auch die Arbeitssitzung mit den Mitarbeitern des Lexikons des frühgriechischen Epos (LfgrE) und ihrem Leiter, Prof. Dr. Michael Meier-Brügger: anläßlich ihres Besuches im Januar 2008 in Basel konnte ich einen Teil meines Kommentars in anregender Auseinandersetzung mit ihnen diskutieren. Bei den Schlußarbeiten am Kommentar konnte ich auf die sorgfältige Arbeit von stud. phil. Alexandra Scharfenberger und stud. phil. Tamara Hofer zählen; ihnen sei hier ganz herzlich gedankt für ihr Mitlesen und Mitdenken. Die Fertigstellung der Endfassung wäre aber nicht möglich gewesen ohne die umsichtige Redaktion durch Magdalene Stoevesandt und die stetige Unterstützung in allen technischen Belangen durch Claude Brügger, der mir auch bei der Herstellung der Druckvorlage behilflich war. Für ihre Hilfe auch in diesen Bereichen sei ihnen beiden hier nochmals herzlichst gedankt. Ein weiterer Dank geht an Frau Dr. Elisabeth Schuhmann vom Verlag Walter de Gruyter, die das Entstehen des Kommentars stets mit großer Anteilnahme verfolgte, und an Herrn lic. phil. Christoph Schneider, der als Fachreferent für Altertumswissenschaften an der Universitätsbibliothek Basel bei der Beschaffung von Literatur stets großzügige Unterstützung gewährte. Schließlich gilt ein besonderer Dank meinem Mann, der mich in allen Phasen der Arbeit unterstützte, der sich mit großem Verständnis und Engagement in vielen Gesprächen mit meinen Überlegungen zur Kommentierung auseinandersetzte und der

Vorwort

IX

mit mir Freude und Interesse an der mehrere tausend Jahre alten Sprache und Kultur Griechenlands teilt.

Basel, im April 2009

Marina Coray

HINWEISE ZUR BENUTZUNG 1. Im Kommentar sind vier Erklärungs-Ebenen graphisch voneinander abgesetzt (vgl. HK 41): a) In Normaldruck erscheinen die wichtigsten Erläuterungen für Benutzer aller Adressatenkreise. Griechischkenntnisse sind hier nicht vorausgesetzt; griechische Wörter werden in Umschrift wiedergegeben (Ausnahme: Lemmata des LfgrE, s. HK 41 [1]). b) In etwas kleinerer Schrift erscheinen genauere Erklärungen zum griechischen Text. Dieser Teil entspricht einem gräzistischen Standardkommentar. c) In Petit-Druck stehen spezifische Informationen zu verschiedenen Teilgebieten der Homer-Forschung. d) Unter einem Trennstrich erscheint am Fuß der Seite der ‘Elementarteil’, der besonders Schülern und Studenten eine Hilfestellung zur ersten Texterschließung bieten will. Der Elementarteil erklärt neben Prosodie und Metrik v.a. die homerischen Wortformen. Er basiert auf den ‘24 Regeln zur homerischen Sprache’, auf die mit dem Kürzel ‘R’ verwiesen wird. Sehr häufige Phänomene (z.B. fehlendes Augment) werden nicht durchgängig registriert, sondern ca. alle 50 Verse in Erinnerung gerufen. — Auf Angaben zum homerischen Wortschatz wurde weitgehend verzichtet; hierfür sei auf das Spezialwörterbuch von AUTEN RIETH/KAEGI verwiesen. Komplexe Probleme werden sowohl im Elementarteil als auch im Hauptkommentar aufgegriffen; im Elementarteil werden sie kurz zusammengefaßt, im Hauptkommentar ausführlicher diskutiert. Solche Stellen sind im Elementarteil durch Pfeil (↑) kenntlich gemacht. Querverweise im Elementarteil (im Typus ‘vgl. 73n.’) beziehen sich dagegen auf notae innerhalb des Elementarteils, nie auf den Hauptkommentar.

XII

Ilias 19

2. Auf die Kapitel des Prolegomena-Bandes wird mit den folgenden Kürzeln verwiesen: FG/FM FOR G HK GT M MYK xxxP STR

Zum Figurenbestand der Ilias: Götter/Menschen Formelhaftigkeit und Mündlichkeit Grammatik der homerischen Sprache Einleitung: Zur Homer-Kommentierung Geschichte des Textes Homerische Metrik (samt Prosodie) Wort-Index Homerisch – Mykenisch Hochgestelltes ‘P’ hinter einem Begriff verweist auf die BegriffsDefinitionen in der ‘Homerischen Poetik in Stichwörtern’.* Zur Struktur der Ilias

3. Weitere Kürzel: ORTH R

verweist auf das Orthographie-Kapitel im Text-Band S. X–XVI. verweist auf die ‘24 Regeln zur homerischen Sprache’ im vorliegenden Kommentar-Band (unten S. 1ff.).

4. Formelsprache Nach dem Vorbild des ‘Ameis-Hentze(-Cauer)’ werden wiederholte Verse und Halbverse regelmäßig registriert (vgl. dazu HK 30); auf andere formelsprachliche Elemente (bes. Versanfangs- und -endformeln) wird nur so häufig hingewiesen, daß der Gesamteindruck von der Formelhaftigkeit der homerischen Sprache vertieft wird. 5. Typische SzenenP Zu jeder Typischen Szene wird im Kommentar an geeigneter Stelle die ‘Idealform’ konstituiert, indem eine kumulative, durchnumerierte Zusammenstellung aller in Ilias und Odyssee vorkommenden charakteristischen Szenen-Elemente vorgelegt wird; die Ziffern der an der kommentierten Stelle tatsächlich aktualisierten Elemente erscheinen fett. Jede weitere Stelle verweist auf die Erstbehandlung und verwendet Numerierung und Fettdruck nach dem gleichen Prinzip.

* Mehrteilige Begriffe wie Dramatische IronieP, Sekundäre FokalisationP und Typische SzeneP sind in dem alphabetisch angeordneten Kapitel jeweils unter dem Anfangsbuchstaben des – durch die Majuskel als Teil des Begriffs gekennzeichneten – Adjektivs zu finden.

Hinweise zur Benutzung

XIII

6. Abkürzungen (a) Bibliographische Abkürzungen Die bibliographischen Abkürzungen s. unten S. 179ff. (b) Primärliteratur (zu den verwendeten Textausgaben s. unten S. 182f.) Ach. Tat. ‘Apollod.’ Apoll. Rhod. Aristoph. Aristot. Chrest. Cycl. Cypr. Diod. Sic. Eur. Eust. fgrE Hdt. Hes. ‘Hes.’ h.Ap., h.Bacch., h.Cer., h.Merc., h.Ven. hom.h. Il. Il. parv. Il. Pers. Nost. Od. Paus. Pind. Plat. Plin. Plut. Porph.

Achilleus Tatios Apollodor zugeschriebene Werke (Bibl. = Bibliotheke) Apollonios Rhodios Aristophanes (Lys. = ‘Lysistrate’) Aristoteles (Hist. an. = Historia animalium, ‘Geschichte der Tiere’) ‘Chrestomathie’ (Inhalts-Angabe des Proklos zum ‘Epischen Kyklos’) ‘Epischer Kyklos’ ‘Kyprien’ (im ‘Epischen Kyklos’) Diodorus Siculus Euripides (Alc. = ‘Alkestis’, El. = ‘Elektra’, Her. = ‘Herakles’) Eustathios frühgriechisches Epos (Sammelbezeichung für Homer, Hesiod und hom. Hymnen) Herodot Hesiod (Op. = Opera, ‘Werke und Tage’; Th. = ‘Theogonie’) Hesiod zugeschriebene Werke (Sc. = Scutum, ‘Schild des Herakles’; fr. = Fragmente) homerische Hymnen: an Apollon, – an Bacchus/Dionysos, – an Ceres/Demeter, – an Mercurius/Hermes und – an Venus/Aphrodite Sammelbezeichnung für die homerischen Hymnen ‘Ilias’ Ilias parva, ‘Kleine Ilias’ (im ‘Epischen Kyklos’) Iliou Persis, ‘Zerstörung Troias’ (im ‘Epischen Kyklos’) Nostoi, ‘Heimkehrgeschichten’ (im ‘Epischen Kyklos’) ‘Odyssee’ Pausanias Pindar (fr. = Fragmente) Platon (Nom. = Nomoi, ‘Gesetze’; Symp. = Symposion) Plinius (Nat. hist. = Naturalis historia, ‘Naturkunde’ Plutarch (Mor. = Moralia) Porphyrios (Quaest. Hom. = Quaestiones Homericae in Iliadem, ‘Untersuchungen zu Homers Ilias’)

XIV Schol. schol. A (etc.) Sen. Soph. Theb. Thuk. Xen.

Ilias 19 Scholion, Scholien scholion in der Handschrift A (etc.) Seneca (Epist. = epistulae ad Lucilium, ‘Briefe an Lucilius’) Sophokles (Phil. = ‘Philoktet’) ‘Thebais’ (im ‘Epischen Kyklos’) Thukydides Xenophon (Anab. = Anabasis, ‘Marsch ins Binnenland’; Ath. pol. = ÉAyhna¤vn polite¤a, ‘Staat der Athener’; Equ. = de equitandi ratione, ‘Reitkunst’)

(c) Übrige Abkürzungen (Die allgemein üblichen Abkürzungen und die unter 2. und 3. genannten Kürzel sind hier nicht aufgenommen.) * < > |

rekonstruierte Form entstanden aus geworden zu markiert Vers-Anfang bzw. Vers-Ende ↑ verweist vom Elementarteil auf das entsprechende Lemma im Hauptkommentar a/b nach Verszahl bezeichnet die 1. bzw. 2. Vershälfte A 1, B 1 (etc.) bezeichnet Zäsuren im Hexameter (vgl. M 6) a.E. am Ende aind. altindisch a.O. am (angegebenen) Ort app. crit. apparatus criticus (West) att., Att. attisch, das Attische Bed., bed. Bedeutung, bedeutet Bez., bez. Bezeichnung, bezeichnet ebd. ebendort ep. episch fgrE frühgriechisches Epos fr. Fragment (fragmentum) gr., Gr. griechisch, das Griechische HS Hauptsatz Hs., Hss. Handschrift(en) idg., Idg. indogermanisch, das Indogermanische Introd. Introduction Lok. Lokativ myk., Myk. mykenisch, das Mykenische

Hinweise zur Benutzung n., nn. NS PN sc. s.d. s.v., s.vv. t.t. VA VE VH v.l., vv.ll. Vok. vorl. z.St.

XV

lat. nota, notae* Nebensatz Personen-Name scilicet siehe dort* sub voce, sub vocibus terminus technicus Vers-Anfang Vers-Ende Vers-Hälfte varia lectio, variae lectiones Vokativ vorliegend zur Stelle

* Mit ‘48n.’ wird auf den Kommentar zu Vers 48 innerhalb des vorliegenden Bandes, mit 1.162n. auf den Eintrag zu V. 162 im 1. Gesang verwiesen. – Mit ‘in 19.126 (s.d.)’ od. ‘vgl. 24.229ff. (s.d.)’ wird primär auf die betr. Stellen im Homer-Text, sekundär auf einen oder mehrere Kommentar-Einträge dazu verwiesen (beim ersten Beispiel ist der relevante Kommentar-Eintrag unter 19.126–127 zu finden, beim zweiten steht Einschlägiges unter 24.229– 234 und 24.229–231).

24 REGELN ZUR HOMERISCHEN SPRACHE (R) Die folgende Zusammenstellung der charakteristischsten Eigenarten der homerischen Sprache legt den Akzent auf die Abweichungen von der attischen Schulgrammatik. Sprachgeschichtliche Erläuterungen sind hier nur ausnahmsweise beigegeben (sie sind in der ‘Grammatik der homerischen Sprache’ [G] im Prolegomena-Band zu finden, auf deren Paragraphen am rechten Rand verwiesen wird). R1 Die hom. Sprache ist eine Kunstsprache, die geprägt ist durch: 1.1 das Metrum (kann Umgestaltungen aller Art bewirken); 1.2 die Technik der oral poetry (für viele häufig wiederkehrende Inhalte werden Formeln verwendet, oft in metrisch unterschiedlich einsetzbaren Varianten); 1.3 verschiedene Dialekte: Grunddialekt ist das Ionische; dieses ist mit Formen aus anderen Dialekten, insbes. dem Äolischen (sog. Äolismen), durchsetzt, die oft zugleich Varianten nach 1.1 bzw. 1.2 liefern.

G 3 3

2

Lautlehre, Metrik, Prosodie R2

Lautwandel *a > h: Im ion. Dialekt ist älteres *a zu h geworden, im 5–8 nicht-att. Ion. (also auch bei Homer) auch nach e, i, r (1.30: pãtrhw).

Bei Homer dennoch nachzuweisendes *a ist im allgemeinen: 2.1 ‘jung’, d.h. nach dem ion.-att. Lautwandel entstanden (1.3: cuxãw); 2.2 oder aus der äolischen Dichtungstradition übernommen (1.1: yeã). R3

Vokalkürzung: Langvokale (v.a. h) vor Vokal (v.a. o/v/a) werden im 39f. Wortinnern häufig gekürzt, aber nicht durchgängig (z.B. G. Pl. basilÆvn statt metrisch unmöglichem viersilbigem -°vn; auch die damit verbundene Quantitätenmetathese [Längung des kurzen zweiten Vokals] tritt oft nicht ein [z.B. G. Sg. basil∞ow statt -°vw]).

R4

Digamma (W): Der ion. Dialekt Homers kannte kein Phonem /w/ (wie in engl. will) mehr. Dieses ist aber 4.1 teils im Mykenischen oder in alphabetschriftlichen Dialekten direkt bezeugt (myk. ko-wa /korw*a/, korinth. qÒrWa); 4.2 teils etymologisch zu erschließen (z.B. hom. koÊrh – mit Ersatzdehnung nach Schwund des Digamma – gegenüber att. kÒrh);

19 27

2

Ilias 19 Häufig ist das Digamma bei Homer zudem aus dem Metrum erschließbar, nämlich bei 4.3 Hiat (s. R 5) ohne Elision (1.7: ÉAtre˝dhw te (W)ãnaj); 4.4 Hiat ohne Kürzung des langvokalischen Auslauts (1.321: t≈ (W)oi, vgl. R 5.5); 4.5 Bildung von sog. Positionslänge bei Einzelkonsonanz (1.70: ˘w (W)e¤dh). 4.6 Teilweise ist Digamma nicht mehr berücksichtigt (1.21: uflÚn •khbÒlon, urspr. Wek-).

22 21 24 26

R5

Hiat: Zusammenprall von vokalischem Auslaut mit vokalischem Anlaut (hiatus ‘Klaffen’) wird vermieden durch: 5.1 Elision: Kurzvokale und -ai in Endungen des Mediums werden elidiert 30/ (1.14: st°mmat' ¶xvn; 1.117: boÊlom' §g≈; 5.33: mãrnasy' ıppot°roi- 37 si), gelegentlich auch -oi in moi/soi (1.170). Aus Elision resultierender Hiat wird belassen (1.2: êlge' ¶yhken). 5.2 Ny ephelkystikon: Nur nach Kurzvokal (e und i), v.a. D. Pl. -si(n); 3. 33 Sg. Impf./Aor./Perf. -e(n); 3. Sg. und Pl. -si(n); Modalpartikel ke(n); Suffix -fi(n), vgl. R 11.4; Suffix -ye(n), vgl. R 15.1; liefert zugleich metrisch willkommene Varianten. 5.3 Kontraktion über die Wortfuge hinweg (als Krasis notiert: têlla, 31 x≤me›w). Hiat ist v.a. zulässig bei: 5.4 Schwund des Digamma (vgl. R 4.3); 5.5 sog. Hiatkürzung: langer Vokal/Diphthong im Auslaut wird gekürzt (1.17: ÉAtre˝dai te ka‹ êlloi §#knÆmidew; 1.15 [mit Synizese: R 7]: xrus°Œƒ énå skÆptrƒ); 5.6 metrischer Zäsur oder allgemein Sinneinschnitt; 5.7 nach -i und ‘kleinen Wörtern’ wie prÒ und ˜.

34 35

36 37

R6

Vokalkontraktion (z.B. nach Ausfall eines intervokalischen /w/ [Di- 43– gamma], /s/ oder /j/) ist in der hom. Sprache häufig nicht durchgeführt 45 (1.74: k°leai [2. Sg. Med. statt -˙]; 1.103: m°neow [G. Sg. statt -ouw]).

R7

Synizese: Gelegentlich müssen zwei Vokale einsilbig gelesen werden, insbesondere bei Quantitätenmetathese (1.1: PhlhÛãdeŒv : R 3), aber auch beim G. Pl. -°vn. (Im Text wird Synizese durch einen Bogen markiert, 1.18: yeŒo¤.)

46

R8

Zerdehnung (sog. diektasis): Kontrahierte Formen (z.B. ır«ntew) werden oft ‘zerdehnt’ wiedergegeben (ırÒvntew); damit wird die vom Metrum geforderte prosodische Gestalt der älteren, unkontrahierten Formen (*ırãontew, ÓÔ) künstlich wiederhergestellt. Ähnlich wird im Inf. Aor. -e›n als -°ein geschrieben (statt älterem *-°en).

48

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) Wechsel von Lang- und Kurzkonsonant ergibt metrisch willkommene Varianten (die meist urspr. aus verschiedenen Dialekten stammen: R 1.3): 9.1 tÒs(s)ow, pos(s)¤, ÉOdus(s)eÊw, ¶s(s)esyai, tel°s(s)ai; ÉAxil(l)eÊw; ˜p(p)vw, etc. 9.2 Ähnliche Flexibilität ergibt der Anlautwechsel in p(t)Òlemow, p(t)Òliw.

3

R9

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R 10

Adaptation ans Metrum: Drei (oder mehr) kurze Silben hintereinander 49f. oder eine einzelne zwischen zwei langen (beides unmetrisch) werden vermieden durch: 10.1 metrische Dehnung (éyãnatow, d*i ogenÆw, oÎrea statt ˆrea; m°nea * pne¤ontew statt pn°-); 10.2 veränderte Wortbildung (polemÆÛow statt pol°miow; flppioxa¤thw statt flppo-).

Formenlehre Die hom. Sprache weist teils vom Attischen abweichende, teils zusätzliche Flexionsformen auf: R 11 Beim Nomen sind insbesondere zu nennen: 11.1 1. Deklination: 68 G. Pl. -ãvn (1.604: Mousãvn) und -°vn (1.273: boul°vn); D. Pl. -˙si (2.788: yÊr˙si) und -˙w (1.238: palãm˙w); G. Sg. m. -*ao (1.203: ÉAtre˝dao) und -ev (1.1: PhlhÛãdev); 11.2 2. Deklination: 69 G. Sg. -oio (1.19: Priãmoio); D. Pl. -oisi (1.179: •tãroisi); 11.3 3. Deklination: 70– 76 G. Sg. der i-Stämme: -iow (2.811: pÒliow) und -how (16.395: pÒlhow); G./D./A. Sg. der *eu-Stämme: -∞ow, -∞Û, -∞a (1.1: ÉAxil∞ow; 1.9: basil∞Û; 1.23: fler∞a); D. Pl. -essi bei s- und anderen Konsonantstämmen (1.235: ˆressi); 11.4 G./D. Sg./Pl. auf -fi (1.38: ‰fi; 4.452: ˆresfi); oft metrisch willkom- 66 mene Variante (z.B. b¤hfi neben b¤˙). R 12

Abweichende Stammbildung (und damit Flexion) zeigen u.a. folgende Nomina: 12.1 nhËw: G. Sg. nhÒw, neÒw, D. nh˝, A. n∞a, n°a; N. Pl. n∞ew, n°ew, G. nh«n, ne«n, D. nhus¤, nÆessi, n°essi, A. n∞aw, n°aw. 12.2 polÊw, polÊ (u-Stamm) und pollÒw, pollÆ, pollÒn (o/*a-Stamm) werden beide durchdekliniert.

77 57

4

Ilias 19

12.3 uflÒw: G. Sg. ufl°ow, uÂow, D. ufl°Û, ufle›, uÂÛ, A. uflÒn, ufl°a, uÂa; N. Pl. 53 ufl°ew, ufle›w, uÂew, G. ufl«n, D. uflãsi, uflo›si, A. ufl°aw, uÂaw. 12.4 ÖArhw: G. ÖArhow, ÖAreow, D. ÖArhÛ, ÖAreÛ, ÖAr˙, A. ÖArha, ÖArhn, 53 V. âArew, ÖArew. 12.5 Ähnlich komplexe Flexionsreihen noch bei gÒnu (G. goÊnatow neben 53/ gounÒw, N./A. Pl. goÊnata nb. goËna), dÒru (doÊratow, -ti etc. neben 77 dourÒw, -¤ etc.); ZeÊw (DiÒw, Di˝, D¤a nb. ZhnÒw, Zhn¤, Z∞n/Z∞na). R 13

Ungewohnte Steigerungsformen sind u.a.: xere¤vn, xeirÒterow, xereiÒterow (neben xe¤rvn); ére¤vn (neben éme¤nvn). Auch zu Substantiven können Steigerungsformen treten, z.B. basileÊterow, basileÊtatow.

R 14

Abweichende Pronominalformen:

79

14.1 Personalpronomen: 1. Sg. G. §me›o, §m°o, meo, §m°yen (sehr selten: moi, z.B. 1.37) 2. Sg. G. se›o, s°o, seo, s°yen; D. toi 3. Sg. G. eÂo, ßo, ßyen, •yen; D. oÂ, •o›, ofl; A. ß, •°, •, min 1. Pl. N. êmmew; G. ≤m°vn, ≤me¤vn; D. ∏min, êmmi; A. ≤m°aw, êmme 2. Pl. N. Îmmew; G. Ím°vn, Íme¤vn; D. Îmmi; A. Ím°aw, Îmme 3. Pl. G. sfe¤vn, sfevn; D. sfisi, sfi; A. sf°aw, sfe, sfeaw, sfaw 1. Dual N./A. n≈, n«Û; G./D. n«Ûn 2. Dual N./A. sf≈, sf«Û; G./D. sf«Ûn 3. Dual N./A. sfve; G./D. sfvÛn

81

14.2 Interrogativ-/Indefinitpronomen: G. Sg. t°o/teo; D. Sg. teƒ; G. Pl. t°vn; entsprechend ˜tteo, ˜teƒ etc.

84

14.3 Demonstrativ-anaphorisches Pronomen (= ‘Artikel’, vgl. R 17): gleiche Endungen wie bei den Nomina (R 11.1–2); N. Pl. m./f. oft mit anlautendem t (to¤, ta¤).

83

14.4 Possessivpronomen: 1. Pl. 2. Sg./Pl. teÒw 3. Sg./Pl. •Òw, ˜w

82

è * mÒw *ÍmÒw sfÒw

14.5 Relativpronomen: Als Relativpronomen fungiert häufig das demonstrativ-anaphorische Pronomen (14.3). R 15

Die kasusähnlichen Adverbbildungen stehen im Grenzbereich Formenlehre/Wortbildung. Sie können metrisch willkommene Varianten zu den echten Kasus bilden: 15.1 ‘Genetiv’: -yen (woher?, s. auch R 14.1), z.B. klis¤hyen (1.391); 15.2 ‘Dativ’: -yi (wo?), z.B. o‡koyi (8.513); 15.3 ‘Akkusativ’: -de (wohin?), z.B. égorÆnde (1.54).

83

66

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) R 16

5

Beim Verb verdienen besondere Beachtung:

16.1 Augment: fehlt häufig (was zu Assimilation führen kann, z.B. ¶mbale statt §n°bale, kãllipon statt kat°lipon, vgl. R 20.1); dient der Anpassung ans Metrum.

85

16.2 Personalendungen: 86/ 93 2. Sg. -ya (1.554: §y°l˙sya) 1. Pl. Med. -mesya neben -meya (1.140: metafrasÒmesya) 3. Pl. Med. (v.a. Perf.) -≠atai/-≠ato neben -ntai/-nto (1.239: efirÊatai) 3. Pl. -n (mit vorangehendem Kurzvokal) neben -san (mit entsprechendem Langvokal), v.a. Aor. Pass. -yen neben -yhsan (1.57: ≥geryen) Oft liegt der Unterschied zu att. Formen lediglich in der nicht vollzogenen Kontraktion (vgl. R 6) zwischen Verbalstamm und Endung. 16.3 Konjunktiv: bei athemat. Stämmen oft kurzvokalisch (‡omen zu e‰mi, e‡domen zu o‰da); bei s-Aoristen dann gleichlautend mit dem Ind. Fut. (1.80: x≈setai). – Ausgang der 3. Sg. Konj. neben -˙ auch -hsi(n) (1.408: §y°lhsin).

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16.4 Infinitiv: äol. -men(ai) (v.a. athemat. Verben) neben ion. -nai (z.B. ¶m(m)en und ¶m(m)enai neben e‰nai); äol. -∞nai neben ion. -e›n (2.107: for∞nai); them. -°men(ai) (1.547: ékou°men; Od. 11.380: ékou°menai); them. Aor. -°ein (2.393: fug°ein; 15.289: yan°ein).

87

16.5 Formen mit -sk- stehen für wiederholte Handlungen in der Vergangenheit (1.490: pvl°sketo).

60

16.6 Als abweichende Formen von efim¤ sind v.a. zu merken: Ind. Präs.: 2. Sg. §ssi, 1. Pl. efimen, 3. Pl. ¶asi(n); Impf.: 1. Sg. Σa, 3. Sg. Σen u. ¶hn, 3. Pl. ¶san (vgl. 16.1); Fut.: 3. Sg. ¶s(s)etai; Ptz. §≈n, -Òntow; zum Inf. 16.4.

90

Syntax R 17

˜ , ¥ , tÒ (zur Flexion R 14.3) ist selten ‘reiner Artikel’, sondern hat überwiegend die ältere, demonstrativ-anaphorische Funktion.

R 18 Numerus: 18.1 Der Dual ist relativ häufig; Dual- und Pluralformen können frei kombiniert werden. 18.2 Der Plural dient gelegentlich nur der Anpassung ans Metrum (1.45: tÒja).

99

97

6

Ilias 19

R 19 Kasusgebrauch: 19.1 Akkusativ der Beziehung ist besonders häufig (u.a. im sog. sx∞ma kay' ˜lon ka‹ katå m°row: zwei Akkusative bezeichnen je das Ganze und einen Teil davon, 1.362: t¤ d° se fr°naw ·keto p°nyow;). 19.2 Gelegentlich erfolgen lokale Herkunfts-, Orts- und Richtungsangaben ohne Präposition (1.359: én°du … èlÒw; 1.45: tÒjÉ  moisin ¶xvn; 1.322: ¶rxesyon klis¤hn). R 20 Präpositionen: 20.1 Weisen eine größere Formenvielfalt auf: ên (= énã; apokopiert, oft mit Assimilation: ím ped¤on, 5.87; vgl. R 16.1); §w (= efiw); efin, §n¤, efin¤ (= §n); kãt (= katã; s. zu énã); pãr, para¤ (= parã); prot¤, pot¤ (= prÒw); jÊn (= sÊn); Ípa¤ (= ÍpÒ); 20.2 sind in Verwendung und Stellung unabhängiger (1) in bezug auf das Nomen (d.h. eher adverbiell gebraucht), oft auch nachgestellt als Postposition, sog. Anastrophe (und dann häufig mit Akut auf der Anfangssilbe: z.B. ⁄ ¶pi, 1.162); (2) in bezug auf das Verb (d.h. nicht zwingend als Präverb mit dem zugehörigen Verb verbunden, sog. Tmesis: §p‹ mËyon ¶telle, 1.25); dies liefert metrisch willkommene Varianten.

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59

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R 21 Modusgebrauch: 100 21.1 Der Modusgebrauch und die Verwendung der Modalpartikel (ke/ken = ên) sind weniger streng geregelt, als in der att. Schulgrammatik beschrieben. 21.2 Die Funktionen von Konjunktiv und Futur lassen sich nicht immer scharf trennen. R 22 Charakteristisch homerische Konjunktionen sind: 101 22.1 kondizional: afi (= efi); 22.2 temporal: eÂow/e·vw (= ßvw, ebenfalls belegt) ‘während’, Σmow ‘als’, eÔte ‘als’, ˆfra ‘während, bis’; 22.3 kausal: ˜ ti, ˜; 22.4 komparativ: ±@te ‘wie’; 22.5 final: ˆfra. R 23

R 24

Diathesenwechsel: Bei manchen Verben werden Akt.- und Med.-For- 100 men als metrisch willkommene Varianten ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied verwendet, z.B. fãto/¶fh, Ù˝v/Ù˝omai.

Partikeln mit teilweise vom späteren Gebrauch abweichenden Verwen- 101 dungsweisen: 24.1 êra, êr, =a, =': signalisiert oder suggeriert Evidenz, etwa ‘ja, (denn) also, natürlich’; oft wohl v.a. aus metrischen Gründen gesetzt (bes. =' zur Hiatvermeidung, vgl. R 5).

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) 24.2 étãr, aÈtãr (etymolog. zu trennen, aber bei Homer nach metrischen Gesichtspunkten ohne Bedeutungsunterschied verwendet): ‘aber, doch’; teils adversativ (1.127: sÁ m¢n … aÈtår ÉAxaio¤), teils progressiv (1.51: aÈtår ¶peita), seltener apodotisch (wie d°, s.d.). 24.3 Apodotisches d°: d° kann nach vorausgehendem Nebensatz (Protasis) den Hauptsatz (Apodosis) einleiten (z.B. 1.58). Gelegentlich werden auch éllã (z.B. 1.82), aÈtãr (z.B. 3.290, vgl. 1.133) und ka¤ (z.B. 1.494) apodotisch verwendet. 24.4 Σ: ‘wirklich, in der Tat’; fast ausschließlich in direkten Reden. – Abgeschwächt in den Verbindungen ≥toi (z.B. 1.68), ±m¢n … ±d° ‘einerseits … andererseits’ und ±d° ‘und’. 24.5 ke(n): = ên (vgl. R 21.1). 24.6 m°n: Nicht nur als Vorbereitung einer Antithese (mit nachfolgendem d°), sondern häufig noch in seiner urspr. rein emphatischen Bedeutung (≈ mÆn, mãn; z.B. 1.216). 24.7 mÆn, mãn: hervorhebend; wenn alleinstehend, bei Homer fast nur in neg. Aussagen (z.B. 4.512) und bei Imperativen (z.B. 1.302); sonst verstärkend bei anderen Partikeln, bes. Σ und ka¤ (z.B. 2.370, 19.45). 24.8 oÈd°/mhd°: konnektives oÈd°/mhd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen. 24.9 oÔn: fast nur in Verbindung mit temporalem §pe¤ und …w, ‘(als) nun also’ (z.B. 1.57). 24.10 per: betont das vorangehende Wort; spez. konzessiv, bes. bei Partizipien (1.586: khdom°nh per ‘wenn auch betrübt’); steigernd (1.260: ére¤osi ±° per Ím›n ‘mit noch Besseren als euch’); limitativ-kontrastierend (1.353: timÆn per ‘wenigstens Ehre’). 24.11 ‘Episches te’: Steht in generalisierenden Aussagen (z.B. 1.86, 1.218), bes. häufig auch im ‘Wie-Teil’ von Gleichnissen (z.B. 2.90). 24.12 toi: zur Partikel erstarrter dat. ethicus des Personalpron. der 2. Person (und oft nicht klar von diesem zu unterscheiden); appelliert an die besondere Aufmerksamkeit des Adressaten, etwa ‘ dir, dir’. 24.13 toigãr: ‘daher’ (von toi ≈ soi zu trennen; das Vorderglied gehört zum Demonstrativstamm to-, vgl. t≈ ‘darum’); leitet bei Homer stets die Antwort auf eine Bitte ein (z.B. 1.76).

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TABELLARISCHER ÜBERBLICK ÜBER DIE HANDLUNG DES 19. GESANGES 1–39

Neue Waffen für Achilleus Thetis kommt ins Schiffslager und findet ihren Sohn klagend über Patroklos’ Leichnam gebeugt. Sie übergibt ihm die neuen Waffen und fordert ihn auf, den Griechen seine Rückkehr in den Kampf anzukündigen. Da Achill sich um Patroklos’ Leichnam sorgt, verhindert sie dessen Verwesung mit Hilfe von Nektar und Ambrosia.

40–281

Heeresversammlung. Beilegung des Streites

40–75

76–144

145–237

238–281

Das gesamte Achaierheer wird Zeuge der Beilegung des Streites zwischen Achilleus und Agamemnon. Achilleus ruft die Griechen zur Versammlung, erklärt dort Agamemnon coram publico das Ende seines Grolls und fordert ihn auf, das Heer in den Kampf zu schicken, an dem er selber wieder teilnehmen will. Agamemnon versucht, Verständnis für sein Verhalten zu gewinnen, indem er göttliche Mächte ins Spiel bringt, und erklärt sich bereit, Achilleus die versprochenen Sühnegeschenke öffentlich auszuhändigen. Achilleus drängt zum Kampf, ohne Interesse an den Geschenken und ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Heeres zu zeigen. Zwischen ihm und Odysseus entsteht eine Diskussion über die Notwendigkeit des Essens vor dem Kampf. Agamemnon läßt seine Geschenke für Achilleus herbeiholen, präsentiert sie inmitten der Versammlung und führt ein Eidritual aus. Die Versammlung wird aufgelöst, die Geschenke und Briseïs werden ins Lager der Myrmidonen gebracht.

Tabellarischer Überblick über die Handlung 282–424 282–339

340–424

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Vorbereitungen im Heerlager der Griechen Im Lager der Myrmidonen ist die Stimmung gedrückt: Briseïs beklagt Patroklos’ Tod und ihr eigenes Schicksal; Achill verweigert weiterhin die Nahrung und gibt sich der traurigen Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit Patroklos hin; gleichzeitig sorgt er sich um seinen greisen Vater Peleus. Athene stärkt in Zeus’ Auftrag Achilleus mit Nektar und Ambrosia, während sich die Achaier für den Auszug in den Kampf bereitmachen. Und während das Heer bewaffnet aus den Schiffen zusammenströmt, rüstet sich auch Achilleus und läßt die Pferde anspannen. Sein unsterbliches Pferd Xanthos deutet ihm in einem Gespräch die Umstände seines Todes an.

KOMMENTAR Im 16. Gesang war Patroklos in der Rüstung seines Freundes Achilleus in den Kampf gezogen und von Hektor getötet worden. Dabei war die Rüstung in die Hände des Feindes gefallen; nur den Leichnam des Patroklos hatten die Griechen nach hartem Kampf ins Lager bringen können (17.1–18.242). Im zweiten Teil des 18. Gesanges sind die Herstellung der neuen Waffen für Achilleus durch den Schmiedegott Hephaistos (369–613), deren Übergabe an Thetis (614f.) und ihr Aufbruch von der Werkstatt des Hephaistos (616f.) beschrieben worden. Daran schließt der 19. Gesang mit Thetis’ Ankunft im Schiffslager der Griechen nahtlos an; dort herrscht tiefe Trauer um den toten Patroklos. Mit der Übergabe der neuen Waffen beginnen die Vorbereitungen für die bevorstehende Schlacht, in der Achilleus und Hektor aufeinandertreffen werden: zunächst die Heeresversammlung mit Achills Absage an den Groll, der Beilegung des Streites und der Rückgabe der Briseïs, danach die Stärkung und Wappnung des Heeres vor dem Aufbruch in den Kampf, den Achilleus leiten soll (vierter und letzter Kampftag der Ilias; s. STR 21 Abb. 1 u. STR 22 Abb. 2). Dabei zeigen sich enge Verknüpfungen mit dem 1. und dem 9. Gesang (Ausbruch des Streites bzw. erfolgloser Schlichtungsversuch), mit denen der 19. Gesang auch den relativ hohen Anteil an direkten Reden gemeinsam hat (1.: 61%, 9.: 82%, 19.: 64%; s. FINGERLE 1939, 68; EDWARDS S. 234f.). 1–39 Thetis kommt ins Schiffslager und findet ihren Sohn klagend über Patroklos’ Leichnam gebeugt. Sie übergibt ihm die neuen Waffen und fordert ihn auf, den Griechen seine Rückkehr in den Kampf anzukündigen. Da Achill sich um Patroklos’ Leichnam sorgt, verhindert sie dessen Verwesung mit Hilfe von Nektar und Ambrosia. Der Gesang beginnt mit der Typisierten EreignissequenzP ‘Tagesanbruch – Einberufung einer Versammlung’ (vgl. 2.48–52 [2.48–49n.], 8.1–3, Od. 2.1–8, 5.1–3, 8.1–15, 9.170f., 10.187f., 12.316–319). Vor der Einberufung der Versammlung durch Achilleus (41) erfolgt die Übergabe der Waffen (12–19) und die Konservierung von Patroklos’ Leichnam (20–39). Mit der Ankunft der Thetis (FG 20) bei Tagesanbruch wird die Handlung des 18. Gesanges, die Typische SzeneP ‘Ankunft’ (1.496b–502n.), nahtlos fortgesetzt: (1) Die Figur bricht auf (18.616f.);

12

Ilias 19

(2) sie kommt an (19.3); (3) sie findet die gesuchte Figur, (3a) die Umstehenden werden genannt (4–6a); (4) die Figur tritt heran (6b); (5) sie redet (7ff.). Die Typische Szene ist zwischen (1) und (2), also im Moment des Schauplatzwechsels vom Olymp ins Griechenlager, durch das Element der aufsteigenden Morgenröte erweitert und damit dem 18.136f. von Thetis angekündigten Handlungsablauf (Waffenübergabe am nächsten Morgen) angepaßt (EDWARDS zu 1–3; s. auch 1–2n; vergleichbare Modifikationen Typischer Szenen: 1.320–348a n., 1.447– 468n., 2.155–181n., 2.167n.; zur ‘Reise’ einer Gottheit s. 1.43–52n.). – Die Buchgrenze, die mitten in die Typische SzeneP fällt, ist wohl nachhomerisch: STR 21 Anm. 22; zur Diskussion um die Bucheinteilung allg. GT 5; RICHARDSON, Introd. 20f.; EDWARDS 2002, 39–47 (mit Lit.). – Von einzelnen Interpreten wurden die V. 1–2 als Unterbrechung empfunden und als Interpolation im Zusammenhang mit der nachhom. Setzung der Buchgrenzen verdächtigt, wohl zu Unrecht (vgl. 1–2n. u. 3n. [s.v. ∂ d°]; EDWARDS zu 1–3). 1–2 Der 27. Tag der Iliashandlung bricht an (STR 21 Abb. 1). Der Tagesbeginn dient der Strukturierung der Handlung und bildet hier den Auftakt zu wichtigen Ereignissen: Achills Schritt zur (formellen) Versöhnung und die Beendigung seines Grolls V. 75 (STR 22), sein Wiedereintritt in den Kampf (364ff., 20.75ff.) und die Tötung Hektors (22.131ff.); vgl. die ähnliche Funktion des Tagesanbruchs vor wichtigen Ereignissen 2.48f. (Heeresprobe und Auszug in den Kampf), 8.1 (Niederlage der Griechen), 11.1f. (Agamemnons Arestie und Verwundung) (HAINSWORTH zu 11.1–14). — Der Tagesanbruch ist hier nicht mit den üblichen Ganzvers-Formeln beschrieben (vgl. etwa 1.477, 8.1; zu den verschiedenen ‘Morgen’-Formeln s. 1.477n., 2.48–49n.; KIRK zu 2.48–9; DE JONG zu Od. 2.1). Auch ist die formelhafte Aussage, daß Eos, die Morgenröte (FG 38), sich vom Lager ihres Gatten Tithonos erhebt (11.1, Od. 5.1), hier weggelassen. Denn das Aufsteigen der Morgenröte ist hier eng mit dem Ortswechsel der Thetis verknüpft: Flug vom Olymp herab (Il. 18.616) bzw. Aufsteigen aus dem Okeanos (19.1f.), Überbringen von funkelnden Waffen (18.617, 19.3) bzw. von Licht (19.2). So wird durch die ringkompositorischeP Abfolge Thetis – Eos – Thetis die Assoziation von Thetis als Überbringerin der Waffen mit Eos als Licht-Bringerin geweckt (“imagistic association”: NAGLER 1974, 142; EDWARDS zu 1–3; vgl. auch SLATKIN 1991, 31f.). Aus dem Okeanos steigt Eos sonst nur in der Odyssee auf (22.197, 23.243f., 23.347f.). 1 1. VH = 8.1; ≈ 24.695; 2. VH ≈ 3.5, Od. 22.197; VE ≈ ‘Hes.’ fr. 363 M.-W. — im Safranmantel: Das Epitheton krokópeplos ‘mit Safran(-farbigem od. -gefärbtem)Peplos’ ist bei Homer nur für Eos verwendet (4x Il.), bei Hesiod außerdem als

1 ÉH≈w: = att. ÜEvw ‘Morgenröte’ (vgl. R 3). — ÉVkeano›o: zur Flexion R 11.2. — =oãvn: zur Flexion R 11.1.

Kommentar

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Epitheton der Enyo Th. 273 und der Telesto Th. 358 (LfgrE s.v.). Zum Frauengewand ‘Peplos’ s. 6.90n. u. MARINATOS 1967, 11; zu Safran als Färbemittel für Kleider LfgrE s.v. krÒkow u. MARINATOS ebd. 3. An den anderen Ilias-Stellen (8.1, 23.227, 24.695) ist das Epitheton mit dem Bild der Morgenröte verbunden, die sich wie ein safranfarbener Mantel über das Land bzw. Meer breitet, und ist wie hier eng mit Götterhandlung verknüpft (8.2ff., 23.226, 24.694; VIVANTE [1979] 1987, 51f.: Götterperspektive; zum Gewand der Morgenröte in idg. Dichtung WEST 2007, 220f.). Weitere Epitheta der Eos mit Bezug zu Farbphänomenen sind: ‘mit Rosenfingern’ (gr. rhododáktylos) 1.477 (s.d.), ‘mit goldenem Thron’ (gr. chrysóthronos, dazu 1.611n.) Od. 10.541, 12.142 u.ö. (KIRK zu 2.48–9 u. zu 8.1, s. dort auch seine Zurückhaltung in der Frage nach verschiedenen Implikationen der Epitheta). — Okeanos: Ringstrom um die Erde (1.423n.). 2 = 11.2, Od. 5.2. — den Unsterblichen … den Sterblichen: Mit dem Polaren AusdruckP wird die Gemeinschaft von Göttern und Menschen ins Blickfeld gerückt (KEMMER 1903, 81) und zugleich der Schauplatzwechsel von der Werkstatt des Gottes Hephaistos (FG 15) zum Griechenlager unterstrichen (vgl. 1–39n.). Im Gegensatz zur einfachen Gegenüberstellung ‘Götter – Menschen’ betont diese Junktur, der Situation angepaßt, das Moment der Sterblichkeit (LfgrE s.v. brotÒw; vgl. 1.339n.; LfgrE s.v. énÆr 834.11ff.; zu indo-iran. Parallelen WEST 2007, 127f.). broto›sin: zu Form u. Bed. 1.272n.

3 Das Motiv der Waffenübergabe hat eine Parallele in der ‘Aithiopis’ (Proklos, Chrest. § 2 West): der Eos-Sohn Memnon erhält von Hephaistos geschaffene Waffen. Nach Auffassung der Neoanalyse ist dies auf mündlich existierende Versionen des troianischen Sagenstoffes zurückzuführen, aus denen auch Homer geschöpft habe (EDWARDS zu 1–3 und Introd. 17ff.; CURRIE 2006, 23–41, bes. 28f.; vgl. K ULLMANN [1991] 1992, 114ff.; zur Neoanalyse allg. KULLMANN [1981] 1992, 67ff.; WILLCOCK 1997); contra WEST 2003, 9ff.: Memnon als nachhomerische Erfindung, mit der nach Hektors Tod ein dem Achill ebenbürtiger Gegner geschaffen werden sollte. – Die Waffenübergabe ist ein häufiges Motiv auf antiken Vasen. Allerdings ist oft auch unklar, ob die erste Waffenübergabe beim Auszug in den Troianischen Krieg oder die zweite vor Troia dargestellt ist oder ob es sich überhaupt um eine mythische Szene handelt (Diskussion bei FRIIS JOHANSEN 1967, 104ff.; SNODGRASS 1998, 149f.; GIULIANI 2003, 133ff.; LIMC s.v. Achil2  rnuy': =  rnuto, zur Elision R 5.1. — éyanãtoisi: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1); zur Flexion R 11.2. — fÒvw: zur ep. Zerdehnung (fãow > f«w > fÒvw) R 8. — f°roi ±d°: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — ±d°: ‘und’ (R 24.4). 3 ¥: zur demonstr.-anaphor. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — §w: = efiw (R 20.1). — n∞aw: zur Flexion R 12.1. — ·kane: zur augmentlosen Form (kurz gemessenes ·-) R 16.1. — yeoË pãra: = parå yeoË (R 20.2).

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Ilias 19

leus 71f., 122; zur grundsätzlichen Problematik ‘Sagenbild – Lebensbild’ s. FITTSCHEN 1969, 9ff. 176f.; KANNICHT [1979] 1996, 49ff.; G IULIANI ebd. 46ff.). — bei den Schiffen: d.h. im Schiffslager der Griechen (1.12b n.). — brachte von dem Gott die Gaben: Fortführung der Thetis-Handlung (vgl. 18.617): Die Waffen sind eine Gabe an Achilleus zum Dank für die Hilfe, die seine Mutter Thetis einst Hephaistos geleistet hatte (18.394–407, 18.463–467). Gaben der Götter können besondere Begabungen oder konkrete Gegenstände (Waffen, Musikinstrument o.ä.) sein. Das Motiv ‘Gabe eines Gottes bzw. der Götter’ weist auf die besondere Fähigkeit der betreffenden Figur auf dem Gebiet oder in der Handhabung des jeweiligen Instruments hin (vgl. DE JONG zu Od. 2.116–18; 6.156n.). Die göttliche Herkunft der Waffen wird denn auch immer wieder betont (18.617, 19.10, 19.18, 19.21 und in der Rüstungsszene 19.368, 19.383). Zu anderen Gegenständen aus der Werkstatt des Hephaistos s. 2.101n. ∂ d(°): auf Thetis bezogen, anaphorisch zu ∂ d(°) in 18.616, das seinerseits mhtrÚw ÉAxill∞ow aus 18.615 aufnimmt; antithetisch zu ÉH∆w m°n V. 1: m¢n … d° dient öfter der Verknüpfung zweier gleichzeitiger Handlungen (z.B. 1.306/308, 18.1f., Od. 16.321f.: RENGAKOS 1995, 30; DE JONG 2007, 31). — f°rousa: Anklang an 18.617 VE (1–2n.).

4–6a Situationsschilderung aus der Sicht der Ankommenden (Sekundäre FokalisationP; 2.169–171n.): Thetis findet Achill, wie er den Leichnam umarmend daliegt und mit den Gefährten klagt (vgl. 18.354f.; Elemente 3 und 3a der Typischen SzeneP ‘Ankunft’, 1–39n.; 2.170n.). Achills liegende Haltung seit Patroklos’ Tod (18.26f., 18.178, 18.461 und erneut 23.60; vgl. 24.4ff.) ist Ausdruck seines seelischen Schmerzes (K URZ 1966, 40f.) und gesteigerter Ausdruck seiner Inaktivität (zu Achills Sitzen in der Groll-Handlung STR 22 Anm. 23). — Eng vertraute Freundespaare sind in ep. Dichtung ein beliebtes Motiv: BOWRA (1952) 1964, 69–73; WEST 1997, 337f.; allg. zum Freundschaftsverhältnis von Achill und Patroklos BARRETT 1981; MAURITSCH 1992, 115–120; LATACZ (1995) 1997, 24 mit Anm. 58; WÖHRLE 1999, 67–71; LATACZ 2008, 131 mit Anm. 24 (bei Homer keine Homosexualität erkennbar; anders z.B. CLARKE 1978); weitere Lit.: LfgrE s.v. Patroklos 1060.58ff., 1069.51ff. 4 ˘n f¤lon uflÒn: betont mit 18.615 mhtrÚw ÉAxill∞ow die Mutter-Sohn-Beziehung. Die Junktur steht am VE sonst in Rede-Einleitungen (21.330 ≈ 21.378 von Hephaistos, Od. 18.214 ≈ 24.505 von Telemachos; nicht am VE Il. 6.474 von Astyanax, 16.447 vom Sohn eines unbestimmten Gottes); f¤lon uflÒn ist flektierbare VE-Formel (10x Il., 17x Od., 3x ‘Hes.’, 1x hom.h.). f¤low kann entweder als reines Poss.-Pron. fungieren (‘eigen’) od. affektive Bed. haben (‘lieb, geliebt’), s. 1.20n., 3.31n.; in der vorliegenden Situationsschilderung (dazu 4–6a n.) hat f¤low wohl affektive Konnotation; ebenso 19.132: Zeus empfindet

4 PatrÒklƒ: abhängig von perike¤menon: per¤keimai ‘umarmend daliegen’. — ˜n: Poss.Pron. der 3. Person (R 14.4).

Kommentar

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Mitleid, als er ‘seinen lieben Sohn’ Herakles leiden sieht (HOOKER [1987] 1996, 519; vgl. auch ROBINSON 1990, 100).

5–6a Die Erwähnung der rituellen Totenklage Achills und seiner Gefährten während der Aufbahrung der Leiche (‘Prothesis’: ANDRONIKOS 1968, 7–14; ALEXIOU [1974] 2002, 6f.; zu Darstellungen der ‘Prothesis’ in der geometrischen Kunst s. AHLBERG 1971, 31–45; vgl. auch 211–213a n.) knüpft an die Schilderung im 18. Gesang an: das nach der Rettung der Leiche begonnene Wehklagen (18.233f. myrómenoi) wird die ganze Nacht hindurch (18.314f., 18.354f.) bis in den nächsten Morgen (19.1f.) durch die gemeinsame Totenklage um die Leiche fortgesetzt (6a myÄronto, vgl. auch 212f.; s. KRAPP 1964, 334f.). — Weinen steht nicht im Widerspruch zum homerischen Heldenideal; dies ist eine erst nachhomerische Entwicklung (MONSACRÉ 1984, 137–142; VAN W EES 1998a, 11–16; vgl. auch schol. AbT zu 5). Am häufigsten vergießen Männer in der Ilias Tränen aus Trauer beim Tod eines Verwandten oder Freundes, allen voran Achill – allein oder mit den Gefährten – um Patroklos (18.35, 18.72f. u.ö., 19.304, 23.9ff. u.ö., 24.3ff. u.ö.), ebenso Antilochos (17.695ff., 18.17, 18.32), die Troer um Hektor (22.408f. 23.1, 24.161f., 24.664 u.ö.), ein Vater um den getöteten Sohn (5.156f., 19.323), Achill in trauriger Ungewißheit über den alten Vater (19.338f., 24.511). Weitere Emotionen, die Tränen auslösen, sind: Todesfurcht (10.377, 11.136f., 13.88f.); Verzweiflung (Agamemnon angesichts des Kriegsglücks der Troer 8.245, 9.13f.; ähnlich Patroklos 16.2ff.; Aias im Kampf um Patroklos’ Leiche 17.648; Herakles im Dienst des Eurystheus 8.364; Phoinix wegen Achills Verweigerung 9.433); Kränkung (Achill über die Wegnahme der Briseïs 1.349, 1.357, 1.360); Wut und Frustration (Diomedes anläßlich des Wagenrennens 23.385), Schmerz und Wut (Wagenlenker Eumelos 23.396f.), Schmerz (Thersites 2.266); vgl. auch Odysseus bei Kalypso (Od. 5.82ff.) und bei den Phäaken (8.83ff.). Weitere Stellen bei MON SACRÉ 1984, 137ff.; W AERN 1985, 223ff.; A RNOULD 1990, 22ff. 51ff. 73ff. 94ff. 145ff. 187ff.; VAN WEES 1998a, 11–15. 5 1. VH ≈ Od. 10.201, 16.216. — kla¤onta lig°vw: asyndetischer Anschluß des zweiten Ptz. in progressivem EnjambementP (vgl. 1.105n.), betont mit dem integralen EnjambementP von mÊrony' (6a) Achills Klagen um Patroklos. – ligÊw ‘schrill, durchdringend’ charakterisiert eine helle, hochtonige Klangfarbe wie das Pfeifen der Winde oder den Ton der Phorminx, beim Menschen die gut vernehmliche Stimme von Rednern und Herolden (1.248n.; LfgrE s.v.); in Verbindung mit dem Verb kla¤v ist es in der Ilias nur hier verwendet, zur Kennzeichnung der besonderen Intensität von Achills Schmerz (KRAPP 1964, 235 mit Anm. 3); häufiger in der Odyssee: 10.201, 11.391, 16.216 und 21.56 (durchdringendes, lautes Weinen von Männern und Frauen) (K AIMIO 1977, 43; M ONSACRÉ 1984, 181). Ähnl. werden schrille Klagerufe von Frauen durch die Verbindung l¤ga kvkÊv ‘hell

5 kla¤onta (l)lig°vw: zur Prosodie M 4.6. — pol°ew: = pollo¤ (R 12.2); zur unkontrahierten Form R 6.

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durchdringend, gellend schreien’ beschrieben (z.B. Briseïs, 284n.). — émf' aÈtÚn •ta›roi: VE-Formel (4x Il., 1x Od.). 6a mÊrony': onomatopoetische Bildung (TICHY 1983, 156), bez. die gemeinsame rituelle Totenklage (LfgrE s.v.).

6b Thetis tritt in den Kreis der Trauernden zu Achill hin (wie zu Beginn von Achills Klage 18.70: FAESI). Ihr Auftritt bringt Energie in die Klageszene und gibt den Impuls für neue Handlung (vgl. das Signal durch die Zeitangabe 1f.): Trauer wird durch Wut verdrängt (16f.), Inaktivität abgelegt (23). ∂ d(°): ¥ steht zugleich anaphorisch zu ¥ in V. 3 und vorausweisend auf die Apposition d›a yeãvn (1.348a n.; zur Funktion von ˜, ¥, tÒ 1.11n. [s.v. tÚn XrÊshn]). — to›si: Die langen Formen (to›si idg. Lok.) haben im Gegensatz zu den kurzen (to›w idg. Instr.) ausschließlich pronominale Funktion, nicht Artikel-Funktion (SCHW. 1.611; CHANTR. 1.276; RIX [1976] 1992, 182f.). — par¤stato: als Obj. erg. ÉAxill∞i (FAESI; LfgrE s.v. ·sthmi 1244.32); signalisiert in Gesprächsszenen Vertrautheit zwischen Sprecher und Angeredetem (KURZ 1966, 95; DE JONG zu Od. 10.377). — d›a yeãvn: VE-Formel (7x Il., 26x Od., 5x Hes., 5x hom.h.); wie ein generisches EpithetonP verwendete feste Verbindung, für Thetis noch Il. 24.93, außerdem im fgrE für Athene, Aphrodite, Charis, Demeter, Dione, Eidothee, Eurybie, Hera, Kalypso, Kirke und Psamathe; vergleichbar mit d›a gunaik«n (2.714n.). Die Priorität ist umstritten: d›a gunaik«n als Vorbild für d›a yeãvn nach SCHW. 2.116; CHANTR. 2.60; DELG und FRISK s.v. d›ow; umgekehrt nach RUIJGH 1967, 133. d›a (urspr. ‘die dem Zeus [*di ª*euªs] Angehörige, die Himmlische oder Göttliche’) ist in diesen Wendungen wohl nur noch als allg. Ausdruck der höchsten Vortrefflichkeit zu verstehen (‘die Hehre unter den Göttinnen bzw. Frauen’; vgl. LfgrE s.v. d›ow; 1.7n.); die urspr. Bedeutung ist, ähnlich wie bei diogenÆw ‘von Zeus abstammend’, verblaßt (1.337n.). d›a: Motionsfemininum auf -i ªa ≠ , abgeleitet von DiW- (*diW-i ªa ≠ ), das zuerst im myk. Theonym di-u-ja od. di-wi-ja mit der Bedeutung ‘Zeusgemahlin’ auftaucht (R UIJGH 1967, 130ff.; [1985] 1996, 46. 62 Anm. 65; von KASTNER 1967, 63 mit Anm. 25, als ‘Zeustochter’ interpretiert; DMic s.v. di-u-ja; H OOKER (1990) 1996, 297; BARTONEˇ K 2003, 420; weitere Lit. zum Verhältnis d›ow/d›a bei FRISK 3.75).

7 = 6.253, 6.406, 14.232, 18.384, 18.423, Od. 2.302, 8.291, 11.247, 15.530; ≈ Od. 10.280; 2. VH (Rede-EinleitungP) weitere 11x Il., 21x Od., 2x h.Ven. Formelvers für herzliche Begrüßungsgeste mit Rede-Einleitung: A geht auf B zu, ergreift dessen Hand, spricht B an. — nahm seine Hand fest in die ihre: Die Formel – stets im vorliegenden Iteratvers – impliziert Eindringlichkeit und Zielbewußtheit der folgenden Rede; der physische Kontakt bleibt während der Rede bestehen und soll den Worten besonderen Nachdruck verleihen (vgl. Od. 2.302/321, wo Telemachos 6 mÊrony': = mÊronto zu mÊromai ‘weinen, wehklagen’. — to›si: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 17). 7 §n … fË: sog. Tmesis (R 20.2); 3. Sg. Aor. zu §mfÊomai ‘hineinwachsen’. — êra (W)oi … xeir‹ (W)°pow: zur Prosodie R 4.3, 5.4. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — ¶fat(o): Impf. von fhm¤; Med. ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied zum Akt. (R 23). — §k … ÙnÒmazen: sog. Tmesis (R 20.2).

Kommentar

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auf die aufgezwungene Herzlichkeit des Antinoos erst nach seiner abschlägigen Antwort mit dem Entzug seiner Hand reagiert): AH; BARCK 1976, 141ff.; vgl. den physischen Kontakt in der ‘Hikesie’ (1.500n., 1.513n.). Bei anderer Gelegenheit begegnet Thetis ihrem weinenden Sohn mit zärtlichen Gesten der Zuneigung (ihn streichelnd: 1.361 mit n. u. 24.127; seinen Kopf haltend als Geste des [Mit-] Trauerns: 18.71). Sie wird dort vom Dichter als besorgte und einfühlsame ‘Mutter’ gezeichnet, die zu trösten versucht (vgl. 1.357/362, 18.35f./63f./70, 24.126/ 128f.), in der vorliegenden Szene dagegen als ‘Göttin’, die eindringlich zu ihrem Sohn spricht (vgl. Vv. 6, 12, 28). xeir¤: Umstritten ist, ob der Dat. instrumental (‘wuchs ihm ein mit der Hand’: so AH, W ILLCOCK, KIRK zu 6.253, HEUBECK zu Od. 24.410) oder lokativisch als Dat. des Ziels / der erreichten Ruhelage aufzufassen ist (‘wuchs ihm in die Hand’: so WEST und STANFORD zu Od. 2.302; LSJ s.v. §mfÊv; zum Dat. des Ziels bei Verben der Bewegung SCHW. 2.139, C HANTR . 2.68; erreichte Ruhelage bei Verben ‘legen, stellen, werfen, fallen’ u.ä. SCHW. 2.154ff.). Für lokativische Auffassung spricht die Verwendung von §mfÊv 8.84, Od. 1.381; die zwei Dat. ofl … xeir¤ lassen sich so als sx∞ma kay' ˜lon ka‹ m°row erklären (vgl. K.-G. 1.289f.; SCHW. 2.81, 189f. mit Anm. 5; ELMIGER 1935, 52; KÖLLIGAN 2007, 113). — ¶k t ' ÙnÒmazen: ‘und redete ihn an’; die urspr. Bedeutung dieser VE-Formel (‘js. Namen [heraus-]nennen’) ist verblaßt (1.361n.; LfgrE s.v. Ùnomãzv 715.19ff.).

8–11 Thetis’ Rede ist eine – nur implizit ausgedrückte – knappe Aufforderung, die Inaktivität aufzugeben (den Leichnam liegenzulassen) und sofort zu handeln (die Waffen zu nehmen). Sie enthält dabei Elemente traditioneller Trost- und Ermunterungsreden: Ausdruck des Mitleidens (8n.), Mahnung, von der Trauer abzulassen und sich mit dem Geschehenen abzufinden (8f.), Hinweis auf die Unabänderlichkeit des Todes (9): FINGERLE 1939, 190f.; zu diesen Elementen in Konsolationsliteratur KASSEL 1958, 5ff.; CHAPA 1998, 27ff. 34ff.; vgl. auch 24.550–551n. 8 2. VH = 18.112, 19.65, 24.523, Od. 16.147. — Wir wollen: Thetis signalisiert durch das ‘wir’ ihre Empathie und versucht vorsichtig, Achill aus seiner Erstarrung in der Trauer zu lösen. — wiewohl betrübt (gr. achnyÄmenoıÄ per): flektierbare Junktur (Nom. Sg./Pl., Gen. u. Dat. Sg.; insgesamt 15x Il., 7x Od., 4x h.Cer.). Gr. áchnymai bezeichnet oft den Zustand von Trauer und Enttäuschung über Unabänderliches (vgl. V. 9), verbunden mit Aggression; es wird auch verwendet, wenn ein getöteter Freund auf dem Schlachtfeld zurückgelassen werden muß (so 8.125, 8.316, 17.459; s. LfgrE s.v. êxnumai 1767f.; A NASTASSIOU 1973, 29ff.; MAWET 1979, 325ff.; vgl. 1.103n., 2.270n.). t°knon § m Ò n: Anrede t°knon 17x Il. und 3x hom.h., immer bei tatsächlich bestehender Verwandtschaft; 21x Od., auch ohne Verwandtschaftsverhältnis (in bezug auf Telemachos, Odysseus und Penelope); zur metr. Variante t°kow 1.202n. Die Kombination mit Poss.Pron. §mÒn (je 9x Il./Od., 1x hom.h.) steht meist entweder am VA (5x Il., 7x Od.) oder vor 8 §ãsomen: kurzvokal. Konj. Aor. (R 16.3). — per: konzessiv (R 24.10).

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der Zäsur B 1 (4x Il., 1x Od., 1x h.Cer.; Ausnahme: Od. 22.486) und ist wohl nicht affektverstärkend: aus dem Munde der Thetis noch 1.414, 24.128, nicht aber in den ebenfalls sehr emotionsgeladenen Situationen 1.362 und 18.73 (ohne §mÒn auch 18.128, 19.29); auch aus dem Munde der Hekabe teils mit (22.82), teils ohne §mÒn (6.254, 22.84, 22.431). Zur Anrede mit t°kow s. 1.202n. — toËton: signalisiert neben seiner deiktischen Funktion hier viell. weniger Kälte und mangelnde Sympathie (so AH; EDWARDS zu 8–11) als Ungeduld (L EAF ) und kennzeichnet den Toten als im Augenblick weniger wichtig, anders als t“/ t“d(e) 30/33 (vgl. SCHW. 2.209f.; LfgrE s.v. §ãv 383.33ff.: ‘[auf sich beruhen] lassen’; zum Vorkommen von otow in dir. Reden und Erzählertext B AKKER 1999, 5). Insgesamt zeigt sich aber in den Thetis-Reden dieser Szene eine gewisse Distanziertheit gegenüber dem toten Patroklos, indem sie ihn nie beim Namen nennt (anders Achill: 24 mit n.). 8–9a §ãsomen … | ke›syai: progressives EnjambementP (ebenso 5.684f., 5.847f., 8.125f., 15.472f.; hingegen 8.317 bloßes e‡ase ohne ke›syai in der Bedeutung ‘ließ liegen’). Das ruover word hebt das Liegen emphatisch hervor und signalisiert durch seine Zäsurwirkung das Sich-Abwenden von einer Person od. Handlung (KURZ 1966, 38; EDWARDS zu 17.298– 300 und ders., Introd. 42). – §ãv wird u.a. in Kampfschilderungen verwendet, wo ein Kämpfer einen Gefallenen – meist einen getöteten Feind – auf dem Schlachtfeld ‘liegenläßt’, um sich sofort weiteren Kampfhandlungen zuzuwenden (5.148, 5.847, 11.148, 11.323, 11.426, 20.456, ‘Hes.’ Sc. 424; vgl. auch Il. 24.17 Hektors Leiche bei den Schiffen); gelegentlich auch in bezug auf Kameraden (so 8.125 = 8.317, wo Hektor seinen getöteten Wagenlenker liegenlassen muß [éxnÊmenÒw per], um weiterzukämpfen, und 5.684f. in der Bitte des verwundeten Sarpedon an Hektor, ihn nicht liegenzulassen): KURZ 1966, 37ff.; NUSSBAUM 1998, 75ff.

9b Thetis verweist auf den Willen der Götter (Patroklos war durch Apollons Eingreifen und mit Zeus’ Einverständnis getötet worden: 16.788–800), wohl auch, um Achill von der Verantwortung für den Tod seines Freundes zu entlasten (vgl. Achills Selbstvorwürfe 18.98ff); 18.73ff. hatte sie ihn dagegen noch in Unkenntnis der Ereignisse mit dem Hinweis zu trösten versucht, es sei doch alles nach seinem Wunsch in Erfüllung gegangen. §pe‹ dØ pr«ta: ‘nachdem ja nun einmal’; der adverbiale Akk. pr«ta in Verbindung mit einer Temporalkonjunktion betont die Irreversibilität (1.6n.); dÆ signalisiert, daß von einer allg. bekannten Tatsache die Rede ist (CHANTR. 2.255 Anm.1). — ye«n fiÒthti: FormelP nach der Zäsur B 2 (1x Il., 6x Od., 1x hom. h.); fiÒthw, oft in direkter Rede verwendet (in der Il. nur in Götterreden), bez. im fgrE meist den Willen von Göttern (LfgrE s.v. fiÒtht-; zur unsicheren Etymologie FRISK u. DELG s.v.).

10–11 Mit der zweiten Anrede leitet Thetis zur konkreten Aufforderung und damit zum neuen Thema über, den von Hephaistos neu geschaffenen Waffen. Ihre Bedeutung für die Erzählung wird durch die dreifache Prädikation (berühmt, sehr schön, einzigartig) in einprägsamer Weise hervorgehoben.

9 damãsyh: Aor. Pass. zu dãmnhmi, damnãv/damãv ‘zähmen, bezwingen’.

Kommentar

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10 tÊnh: Die Anrede sonst noch Il. 5.485, 6.262 (s.d.), 12.237, 16.64, 24.465, Hes. Th. 36, Op. 10, 641. Emphase durch Wortwahl und Stellung am VA (HAINSWORTH zu 12.237), signalisiert Themawechsel von Patroklos zu Achill (LfgrE); ähnlich éllå sÊ 1.127 (s.d.) u.ö. – Die Herkunft der Form ist nicht geklärt: ein Archaismus (JANKO zu 16.64–5), Äolismus (WATHELET 1970, 286f.), aus dem Böotischen (WEST 1988, 167f.) oder aus dem Westgriechischen (PETERS 1987, 236). — klutå t e Ê x e a: häufige Junktur, 16x Il., 2x Od., 4x ‘Hes.’ Sc. (davon wie hier nach der Zäsur C 1 10x Il., 1x Od., 4x ‘Hes.’ Sc.); in der Ilias 4x für Achills neue Waffen verwendet, 6x für seine alten Waffen, außerdem für die von Aineias, Paris, Euphorbos und den Merops-Söhnen. Das Verbaladjektiv zu klue›n mit der urspr. Bedeutung ‘wovon man hört’ (daher ‘berühmt’, vgl. 2.742n.) ist ein häufiges EpithetonP von Göttern (u.a. Hephaistos 18.614) und Menschen und von verschiedenen Gegenständen wie Waffen, Geschenken, Werkstücken, Palästen, Orten u.a. (LfgrE s.v.; HOOKER [1980] 1996, 479f.; WEST 2001a, 128ff.; zu teÊxea ‘Rüstung, Waffen’ 3.29n.). — d°jo: Im Gegensatz zum Ptz. d°gmenow (meist durativ ‘erwartend’) ist der Imperativ, ähnlich wie d°kto/ ¶dekto (2.420n.), punktuell aufzufassen: ‘nimm hier in Empfang!’ (WILLCOCK; DEBRUNNER 1956, 78f.).

11 nie … ein Mann (gr. ou p*o tis an*er): Der Zusatz ‘Mann’ (an*er) hebt Achill als denjenigen hervor, der als erster Krieger solche Waffen tragen wird, betont aber zugleich auch den Gegensatz zu den Göttern (‘Menschenmann’) und dadurch die Götternähe Achills (EDWARDS zu 8–11: ‘mortal’; LfgrE s.v. énÆr 834.11ff. und 859.33ff.; vgl. Männer mit besonderen Fähigkeiten, denen ‘kein Mann’ gleichkommt: 2.553, 5.172, 23.632, Od. 11.483, 22.6). kalå mãl', oÂ(a): starke Emphase durch progressives EnjambementP, gefolgt von einem Relativsatz mit einer Ergänzung zu den bereits genannten Eigenschaften (berühmte, schöne Waffen, wie es sie noch nie gegeben hat); betont zusammen mit der Häufung von asyndetischen Attributen (dazu 2.42–43n.) die Einzigartigkeit dieser Waffen; zu kalÒw am VA, teils mit folgendem Rel.-Satz, s. V IVANTE 1982, 205; PERCEAU 2002, 178f.; zu oÂow ohne Korrelativ zur Bezeichnung einer best. Kategorie von Dingen s. MONTEIL 1963, 182; LfgrE s.v. 604.60f.

12–19 Mit dem Ende der Rede und dem Dröhnen der hingelegten Waffen endet die Klageszene (KRAPP 1964, 335; vgl. 5–6a n., 6b n.). Durch das antithetische Motiv ‘alle anderen … x, A (als einziger) … y’ hebt der Erzähler eine Figur besonders hervor und lenkt das Geschehen in eine neue Richtung (2.1–6n.): Der Anblick der Waffen verändert die Stimmung Achills, indem nun Wut und Aggression, die auch während seiner Totenklage aufflammten, überhandnehmen (16f., s. 16a n.); dies – und seine Freude über die Waffen (18f.) – hebt ihn als den dieser Waffen 10 tÊnh: = emphat. sÊ (↑). — ÑHfa¤stoio pãra: = par' ÑHfa¤stoio (R 20.2; zur Flexion R 11.2). — teÊxea: zur unkontrahierten Form R 6. — d°jo: athematischer Imp. zu d°xomai (↑). 11 oÂ(a): bezogen auf teÊxea, ‘wie sie’. —  moisi: Ortsangabe ohne Präposition (R 19.2). — fÒrhsen: konstatierender Aor. zu for°v (Iterativ-Intensivum zu f°rv, zur Bezeichnung einer gewohnheitsmäßigen Handlung).

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allein Würdigen aus den Gefährten heraus, die zurückschrecken (vgl. SCHEIN 1984, 93). – Andeutungsweise werden hier der optische Eindruck (vgl. 18.617, 19.11/13/19) und das akustische Phänomen (13) in ihrer Wirkung auf die Umstehenden (14–15a/15b–18) miteinander verbunden (KRAPP 1964, 289; vgl. den Glanz beim Anlegen der Rüstung 369ff. und die Wirkung des Glanzes auf den Gegner 20.44ff., 22.134ff.; zum Waffenglanz-Motiv 374–383n.; zum Phänomen der Synästhesie bei Homer WILLE 2001, 77ff.). 12 1. VH = flektierbare VA-Formel (Rede-AbschlußP): 35x Il., 27x Od., 2x hom.h. (1.428n.). 13 VE = 5.60. — die dröhnten auf: Das akustische Phänomen hat proleptische Funktion: es weist auf die Aristie Achills in der kommenden Schlacht voraus, in der er mit Hilfe dieser Waffen Hektor töten wird (KRAPP 1964, 308f.; PATZER 1996, 117f.). ÉAxill∞ow: zur Etymologie des PN 1.1n. — tå d(¢) … da¤dala pãnta: tã steht zugleich anaphorisch zu teÊxe(a) (12) und vorausweisend auf die Apposition da¤dala pãnta (vgl. 6b n.). Das substantivische, meist im Pl. gebrauchte Wort da¤dalon bez. etwas kunstvoll Hergestelltes, das üppig verziert ist (LfgrE s.v.: ‘Wunderwerke’). Achills neue Waffen, bes. der Schild, werden mit der Wortfamilie von daidal- als besondere Kunstwerke charakterisiert (18.479, 482, 612, 19.19, 380, 22.314; vgl. auch den Hinweis auf den mythischen Handwerker und Erfinder Da¤dalow 18.592): MORRIS 1992, 15f.; ausführlich zu Bed. und Gebrauch FRONTISI-DUCROUX (1975) 2000, 39–83. Die Etymologie ist umstritten (LEUMANN 1950, 131ff.: Mittelmeerwort; TICHY 1983, 299–304). — én°braxe: Die onomatopoetische Aoristbildung bez. das plötzliche Einsetzen eines Tons von erheblicher Lautstärke, sehr oft das Dröhnen von Waffen, seltener Stimmen (LfgrE s.v. braxe›n; KRAPP 1964, 98f.; TICHY 1983, 57). Das Präverb éna- (Kompositum nur noch Od. 21.48 beim Öffnen von Türriegeln) verstärkt einerseits die ingressive Bed. (‘erdröhnten’: LfgrE s.v. braxe›n; DELG s.v. énã), signalisiert andererseits das Aufsteigen des Tons (‘dröhnten auf’, vgl. SCHW. 2.440; CHANTR. 2.90) und korrespondiert mit katã (12 ‘legte nieder’).

14–16 Die Wirkung des Waffenlärms und implizit auch des Waffenglanzes auf die Anwesenden wird durch den Polaren AusdruckP ‘alle – keiner’ (gr. pántas – oudé tis) und durch eine weitere affirmative Aussage, welche die erste variierend aufnimmt, verdeutlicht (vgl. 1.533–535n.) und mit Achills Reaktion (15f.) kontrastiert: der Gegensatz ‘keiner wagt hinzusehen – Achill schaut hin’ hebt seine Stärke besonders hervor (AH; FAESI; vgl. 11n., 12–19n.). 14 2. VH ≈ 22.136 (Hektor vor Achilleus). — Myrmidonen: Bewohner von Achills Heimat Phthia (FM 2 mit Anm. 11; 2.684n.).

12 Àw : ‘so’. — yeã: zur Form R 2.2. — katå … ¶yhken: sog. Tmesis (R 20.2). 13 ÉAxill∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3. 14 ßle: zur augmentlosen Form R 16.1. — oÈd°: bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8).

Kommentar

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ßle trÒmow: Oft wird ein seelischer Zustand so beschrieben, daß eine emotionale Regung die Figur ‘ergreift’: 1.387n., 2.2n., 3.446n. — oÈd° tiw ¶tlh: VE-Formel (6x Il., 3x Od., 1x hom.h.). 15 ênthn: adverbialer Akk. der Richtung (‘ins Antlitz, direkt’: 1.187n.; vgl. auch lok. Dat. ént¤, lat. ante), sonst immer auf menschliches Obj. bezogen, enthält in der Ilias oft die Konnotation des Mutigen (LfgrE s.v. ênthn 925.71ff.); betont hier zusammen mit dem Präverb efis- die Intensität des Hinschauens (LfgrE s.v. ênta 913.66ff.). — ¶tresan: Rückgriff auf trÒmow (durch Furcht ausgelöstes ‘Zittern’): das WortspielP mit tr°v ‘zurückschrecken’ (LfgrE s.v. tr°v: ‘flinch in fear’) und dem etymologisch nahestehenden trÒmow ‘Zittern’ (LfgrE; FRISK s.v. tr°v; DELG s.v. tr°mv) dient der Emphase und verstärkt den Kontrast zu Achills Reaktion (16–19). — aÈtår ÉAxilleÊw: VE-Formel (17x Il.); Blickwechsel auf andere Figur; zum Neueinsatz nach der Zäsur C 2 s. 1.194n.

16a der Zorn noch mehr: Der Anblick der Waffen verstärkt die Erinnerung an den Verlust des Freundes und der alten Waffen und läßt Rachedurst und Zorn gegen Hektor, von denen er z.T. auch während der Klageszene ergriffen war (vgl. 18.322, 337), noch stärker aufflammen (TAPLIN 1992, 199f.); zum jäh aufwallenden ‘Zorn’ (gr. chólos) und seiner Abgrenzung vom “chronischen Erzürntheitszustand” (gr. m *enis) s. 1.1n., 1.9n., 1.81–82n.; CONSIDINE 1966, 22f.; CLARKE 1999, 92ff. Dies bringt nach der lähmenden Trauer neue Aktivität (STR 22 Anm. 23; REDFIELD [1975] 1994, 14; CAIRNS 2003, 26f. mit Anm. 70); vgl. 18.107–110 (Achill über die Wirkung des Zorns im Menschen) mit EDWARDS z.St. …w … Àw: ist “Ausdruck der unmittelbaren Aufeinanderfolge der Handlungen” (AH; vgl. 1.512n.): ‘sowie …, da …’; ähnlich noch 14.294, 20.424. — mãllon: zum Akzent ORTH 2; WEST 1998, XX, s.v. êsson. — ¶du xÒlow: Die emotionale Regung wird beschrieben, als dringe sie von außen in die Figur ein (ebenso 9.553, 22.94; außerdem 17.210 êrhw, 9.239 lÊssa, 19.367, Od.18.348, 20.286 êxow): LfgrE s.v. dÊnv 359.1ff.; vgl. 14n.

16b–17 seine Augen … | erstrahlten schrecklich wie ein Lichtschein: Zeichen von Aggressivität (1.104n.); der Strahl wird hier einerseits durch den aufflammenden Zorn ausgelöst, andererseits durch den Blick auf die funkelnden Waffen (vgl. 18.617; LfgrE s.v. s°law 91.55f.: “sein Blick hält dem göttl. Glanz stand u. strahlt ihn zurück”). – Achills Auftreten nach Patroklos’ Tod ist oft von Feuer- und Licht-GleichnissenP und -VergleichenP begleitet: so noch 18.207ff., 19.365f., 374ff., 381, 398, 20.371f., 490ff., 21.12ff., 522ff., 22.25ff., 134f., 317ff. (SCHADEWALDT [1943] 1965, 320 mit Anm. 3; WHITMAN 1958, 138f.; RICHARDSON zu 22.317–21). 15 efisid°ein: zur Form R 16.4, R 8. — aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2). 16 min: = aÈtÒn (R 14.1). — d° (W)oi: zur Prosodie R 4.3. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — ˆsse: Dual ‘Augen’ (nah verwandte Sg.-Form: Akk. Œpa ‘Gesicht’); ist Subjekt zu §jefãanyen (17); zum Nebeneinander von Dual und Plural R 18.1. 17 deinÒn: adverbialer Akk. — ÍpÒ: ‘unter … hervor’. — …w efi s°law: ‘wie ein Lichtstrahl’ (↑). — §jefãanyen: Aor. Pass. zu §k-fae¤nv; zur Endung R 16.2, zur ep. Zerdehnung ↑.

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§n d° ofl ˆsse: VE-Formel (Od. 6.131, 10.247, Hes. Th. 826); §n ist adverbiell (vgl. G 98), entweder i.S.v. ‘drinnen im Kopf’ oder ‘drinnen in den Augen’ (AH; FAESI; vgl. WEST zu Hes. Th. 826), ofl ein dat. sympatheticus (vgl. SCHW. 2.147f.; CHANTR. 2.101). — …w efi: mit Ellipse des Prädikats (vgl. 9.648, 16.59, 19.366 [von WEST athetiert], 22.150, Od. 7.36, 19.39, 19.211), zu denken ist entweder §kfaanye¤h oder e‰en mit Subjekt ˆsse (RUIJGH 621). — s°law: bez. sonst das weithin sichtbare Leuchten von Feuer (z.B. 19.375f.), einen göttlichen Lichtstrahl wie z.B. Zeus’ Blitz (8.76), die von Achills Kopf ausgehende Flamme (18.214) und den Glanz seines Schildes (19.374 [von WEST athetiert], 19.379): LfgrE s.vv. aÈgÆ 1532.39ff., s°law; G RAZ 1965, 310ff.; CIANI 1974, 16. — §jefãanyen: ep. Zerdehnung für *§jefãenyen (G 48; 1.200n.).

18–19 Das Berühren und v.a. Festhalten der Waffen ist Zeichen für das In-BesitzNehmen des Geschenks; dies löst zusammen mit dem Betrachten Freude aus, die Achill intensiv auskostet (LATACZ 1966, 206; NÜNLIST 1998, 85); vgl. die von Hephaistos erwartete Wirkung der Waffen auf einen Betrachter 18.466f. t°rpeto … | … tetãrpeto: Das Impf. kennzeichnet das Innehalten in der Freude beim Schauen und Berühren, der redupl. Aor. signalisiert das Erreichen der Befriedigung. Die Wiederholung des Verbs im NS mit aÈtår §pe¤ zeigt an, daß der Genuß des Schauens abgeschlossen ist und die Handlung nun fortschreitet (20: aÈt¤ka): LfgrE s.v. t°rpv 406.40ff. u. 409.40ff.: ‘genießen, seine Freude haben an’; LATACZ 1966, 190; FEHLING 1969, 147; vgl. auch 1.474n. Zudem wird so die veränderte Stimmung Achills gegenüber dem Beginn der Szene (5: kla¤onta lig°vw) deutlich. — églaå d«ra: VE-Formel (8x Il., 6x Od., 1x Hes., 1x h.Merc.); églaÒw bed. urspr. wohl ‘glänzend, strahlend’, als Epitheton von d«ra auch ‘attraktiv, lockend’ (1.23n.). — fres‹n √ s i: signalisiert, daß das Vergnügen ein intensiver (‘im Innersten’) Sinnengenuß ist (LATACZ 1966, 219; JAHN 1987, 225ff.; vgl. auch 1.333n. vs. 1.24n., 2.301–302n. vs. 2.213n.). — da¤dala: 13n. 20 aÈt¤ka: betont neben der zeitlichen Unmittelbarkeit (vorbereitet durch aÈtår §pe¤) auch das Ergreifen der Initiative, hier in Form der direkten Rede, in der Achill einen neuen Gedanken vorbringt (2.322n.; LfgrE s.v. 1606.61ff.). — mht°ra ¥n: Antizipation der Anrede m∞ter §mÆ (vgl. 8 t°knon §mÒn); zum Mutter-Sohn-Verhältnis s. auch 4n., 7n.). — ¶ p e a pterÒenta proshÊda: formelhafte Rede-EinleitungP: 55x Il., 59x Od. (davon 6x proshÊdvn), 3x Hes., 7x hom.h.; zur Bed. von pterÒenta (‘gefiedert’, d.h. treffsicher wie ein Pfeil) und zu proshÊda (ohne ‘positionsbildendes’ pr-) s. 1.201n.; LfgrE s.v. pterÒeiw.

21–27 Nach dem Prinzip des kontinuierlichen GedankensP nimmt Achill das letzte Thema der vorausgehenden Rede zuerst auf (ebenso Thetis 29ff.).

18 t°rpeto: durativ. — xe¤ressin: zur Flexion R 11.3. 19 √si: Poss.-Pron. der 3. Pers. (ebenso ¥n in V. 20) (R 14.4); zur Flexion R 11.1. — tetãrpeto: reduplizierter themat. Aor. zu t°rpomai. 20 mht°ra (W)Æn: zur Prosodie R 4.3. — proshÊda: 3. Sg. Impf. zu prosaudãv, mit dopp. Akk. (mht°ra … ¶pea) ‘zu jm. etw. sagen’.

Kommentar

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21 wie’s sein muß: eigtl. ‘angemessen’ (gr. epieikés) dem Rang der beteiligten Personen und der Situation (LfgrE s.v.; vgl. 1.119n.), hier demjenigen angemessen, der die Waffen hergestellt hat. tå m¢n ˜pla: im fgrE sonst noch meist in der allg. Bed. ‘Geräte, Werkzeuge’; in der später üblichen Bed. ‘Waffen’ nur hier und 10.254, 10.272, 18.614, Hes. Th. 853 (LfgrE s.v.; TRÜMPY 1950, 81f.; DANEK 1988, 119f.). – ˜, ¥, tÒ bei Subst. markiert oft einen Gegensatz (G 99; CHANTR. 2.161).

22 keinem Sterblichen: Der Zusatz ‘sterblich’ (gr. brotós) neben ‘Mann’ (gr. ándra, vgl. 11n.), dem eigentlichen Gegensatzbegriff zu ‘Gott’, kennzeichnet den Menschen hier prägnant als ein Wesen, das den Göttern unterlegen ist (LfgrE s.v. brotÒw 102.13ff.; weitere Epitheta der Wörter für ‘Mensch’ s. 1.266n.; DÜNTZER [1864] 1979, 104f.; vgl. auch 2n.). mhd¢ … tel°ssai: AcI mit “valeur de conséquence générale” (CHANTR . 2.335), als Akk.-Obj. oÂa (¶rga) zu ergänzen: ‘und solche, wie sie kein … vollenden könnte’. — brot Ú n êndra: flektierbare Formel nach der Zäsur C 1 (Nom./Dat./Akk.: 3x Il., 3x Od., 2x Hes., 1x h. Merc.), vgl. 2.248n.; zur Form brotÒw 1.272n.

23a Ich rüste mich: Dies schließt die innere Einstimmung auf den Kampf mit ein (LfgrE; 2.11n.: Herstellen von innerer Kampfbereitschaft; vgl. 36n.). nËn d' ≥toi m ¢ n §g≈: ebenso 67; kontextbedingte Variante der bei Ankündigungen häufigeren Partikel-Verbindung éll' ≥toi m°n (dazu 1.140n.): nËn d(°) ist charakteristisch für Achills Sprache (1.354b–356n.; vgl. Figuren-SpracheP); ≥toi m°n bereitet emphatisch den Gegensatz éllå … | de¤dv vor (vgl. RUIJGH [1981] 1996, 523f.).

23b–27 Starker Kontrast zur Freude über die prächtigen Waffen: Achill befürchtet trotz der sorgfältigen Behandlung des Leichnams (18.350ff., dazu ANDRONIKOS 1968, 4f.; LASER 1983, 161) den Befall durch Fliegen und Maden und damit dessen Verwesung, da er ihn erst nach vollzogener Rache bestatten will (vgl. 18.334f.); zur Sorge um die Unversehrtheit des Leichnams vgl. 24.408–420 (Priamos’ Angst um Hektor); zur Verwendung dieses Erzählmusters in der Ilias s. FOLEY 1991, 163–168 (‘feared desecration’). Das Motiv der Folgen einer hinausgeschobenen Bestattung erscheint schon im Gilgamesch-Epos (G EORGE 2003, 279. 681): Gilgamesch trauert um den toten Freund Enkidu sieben Tage und Nächte, bis sich ein Wurm in dessen Gesicht zeigt (KIRK 1970, 108. 138; DI BENEDETTO [1994] 1998, 318; WEST 1997, 343; SZLEZÁK 2004, 20). 23b–24 éllå … | de¤dv, mÆ: = 10.38f., 22.454f. — Emphase durch integrales EnjambementP als Überleitung zur drastischen Schilderung, ebenso 25 (mu›ai) u. 26 (eÈlãw) (ED-

21 pÒren: Aor. eines defektiven Verbums, ‘geben, verleihen’. — oÂ(a) §pieik°w (sc. §sti): ‘solche, wie es angemessen ist, daß …’. 22 ¶men: = e‰nai (R 16.4). — éyanãtvn: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1). — tel°ssai: zum -ss- R 9.1. 23 ≥toi: R 24.4.

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WARDS; zum Neueinsatz nach der Zäsur C 2 s. 1.194n.). — éllå mãl' afin«w: VE-Formel (= 6.441, 10.38, 22.454).

24 Menoitios’ Sohn, den tapfren: Während Thetis den Toten nicht namentlich nennt (8, 30, 33; anders der ErzählerP am Anfang und am Ende der Szene, s. 4, 38), spricht Achill mit der formelhaften Verwandtschaftsbezeichnung (vgl. Periphrastische BenennungP) von ihm zunächst wie von einem Lebenden (vgl. schol. b zu 24); so hatte er ihn noch 18.12 genannt, bevor er von seinem Tod Kenntnis hatte, ebenso Thetis bei Hephaistos in ihrem Bericht von den Ereignissen, die zu Patroklos’ Tod führten (18.455). Umso stärker wirkt das folgende Bild des wehrlos den Fliegen und Maden und dem Verfall ausgelieferten Leichnams (Vv. 25–27). de¤dv: (immer am VA) ist Perf. < *dedWoia, mit Ersatzdehnung des e und Kontraktion von *-oia > *-oa > -v (SCHW. 1.769; vgl. G 27 und 45). — êlkimon uflÒn: flektierbare VE-Formel (Nom./Akk.), insgesamt 15x Il. (davon 12x mit Menoit¤ou), 5x Hes., 1x h.Merc.; im fgrE außerdem für Diomedes, Meges, Automedon, Herakles und Hermes verwendet.

25–27 Die drastische Darstellung des Verwesungsprozesses soll Mitleid mit dem Toten erregen und Thetis dazu bewegen, etwas dagegen zu unternehmen (MARTIN 1989, 33). Ebenso befürchtet Andromache in 22.508f., daß Hektors Leichnam durch Maden befallen wird. Zur weiteren literarischen Verarbeitung dieser Alltagserfahrung (s. auch Vv. 30f.) und zur antiken Fachschriftstellerei über Fliegen s. DAVIES/KATHIRITHAMBY 1986, 8f. 150ff.; KlP s.v. Fliege; zur Aufdringlichkeit von Fliegenschwärmen s. auch 2.469n., 2.469–473n. 25 xalkotÊpouw: hom. hapaxP, verbales Rektionskompositum, hier mit pass. Bedeutung ‘mit/von Bronze geschlagen’ (vgl. schol. bT z.St.; zu xalkÒw ‘Bronze’ s. 1.236n., 2.226n., 6.3n.), nachhom. mit akt. Bedeutung ‘Metall schlagend; Schmied’ (EDWARDS; LSJ s.v.); zu diesem diathesenindifferenten Bildungstyp RISCH 196ff.; zum gehäuften Auftreten von hapax legomena in Achills Reden s. GRIFFIN 1986, 51f., 57. — »teilãw: bez. im Gegensatz zu ßlkow (49, 52; dazu 2.723n.) oft tödliche Wunden oder solche an Leichen (LfgrE s.v. ßlkow; TRÜMPY 1950, 93f.).

26 2. VH = 16.545. — den Leichnam so entstellen: Das gr. Verbum aeikízein bezeichnet sonst die Mißhandlung des Leichnams durch den Feind nach Abnahme der Rüstung, wodurch eine würdige Bestattung unmöglich gemacht wird, vgl. 18.170–180 Iris’ Aufruf an Achill, er solle den Griechen helfen, damit der Tote nicht in die Hände des Feindes falle (24.22n.; LfgrE; SEGAL 1971, 28f.). Es droht

24 tÒfra: ‘unterdessen’. 25 kaddËsai: = katadËsai (R 20.1), Ptz. Aor. zu katadÊnomai ‘hineinschlüpfen in’; Obj. dazu êlkimon uflÒn (24). 26 éeik¤ssvsi: Konj. Aor. zu éeik¤zv ‘ungebührlich behandeln’, hier ‘entstellen’; zum -ssR 9.1.

Kommentar

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also die Gefahr, daß der harte Kampf um Patroklos’ Leichnam (17.104–369, 17.412–425, 17.543–761, 18.148–236) umsonst gewesen ist (vgl. auch 31n.). eÈlãw: Verbalsubst. zu efil°v ‘drehen, winden’ (FRISK), bez. hier die beweglichen, weißlich schimmernden Maden oder Larven (vgl. 22.509: afiÒlai eÈla¤), die aus den auf Fleisch abgelegten Eiern der Schmeißfliege entstehen (vgl. schol. bT). — §gge¤nvntai: singulärer trans. Aor. des Kompositums (‘darin erzeugen’: K UMPF 1984, 50; LfgrE s.v. g¤gnomai 153.42ff.; zu trans. §geinãmhn neben intrans. §genÒmhn SCHW. 1.746, 756; WYATT 1969, 119f. Anm. 19). 27 afi≈n: bez. die ‘Lebenskraft’ des jungen Menschen, die ihn im Tod verläßt (5.685, 16.453, Od. 7.224) oder ihm geraubt wird (Il. 22.58, Od. 9.523); wird teils in Kombination mit cuxÆ verwendet (16.453, Od. 9.523); nachhom. auch ‘(Rücken-)Mark’ (LfgrE s.v.; DEGANI 1961, 18ff.; BREMMER 1983, 15f. 74; CLARKE 1999, 113f.). — d(°): Parataxe mit kausaler Funktion (DENNISTON 169; vgl. 1.10n.; weitere Stellen bei R ACE 2000). — p °fatai: nur hier mit §k kombiniert; Perf. Pass. sonst immer mit Personen als Subj. (LfgrE s.v. ye¤nv, pefne›n: ‘life is [has been] killed out of him’; zur Form SCHW . 1.297). — xrÒa: zu xr≈w als Bez. für den sichtbaren Teil des Körpers (‘Haut’ od. ‘Fleisch’ am toten Körper; vgl. 23.191, 24.414) s. SNELL (1939) 1975, 17 mit Anm. 13; LASER 1983, 51–53; LfgrE s.v. — sapÆ˙: sÆpetai noch 24.414 vom Verwesen der Leiche Hektors, 2.135 vom Verrotten von Schiffsteilen (LfgrE). Als Subj. dazu ist viell. nekrÒw (vgl. 26) zu denken (schol. bT; AH; LEAF; WILLCOCK ; vorsichtig EDWARDS zu 25–7: “possible, but not necessary”).

28 = 18.127; ≈ 24.89. — Ersatz des Rede-AbschlussesP durch die Rede-EinleitungP der Gegenrede ist häufig in Gesprächen (FINGERLE 1939, 373). tÚn d' ±me¤bet' ¶peita: VA-Formel (mit tÒn/tÆn) insges. 48x Il., 24x Od., 2x h.Ven.; zu den verschiedenen Antwortformeln 1.121n. — y e å Y°tiw érgurÒpeza: VE-Formel (= 9.410, 18.146, 18.381, 24.120, Hes. Th. 1006) mit distinktivem EpithetonP der Thetis (‘silberfüßig’, s. 1.538n.); zum Epitheton yeã allg. DEE 1994, 144; LfgrE s.v. 981.35ff.; vgl. 1.280n.

29–36 Achills Rede hat Erfolg: Thetis geht sogleich auf seine Sorge ein (29, vgl. 37) und kündigt Abhilfe an (30–33, vgl. 38f.), bevor sie ihm weitere Anweisungen gibt (34–36); zu diesem Aufbau vgl. 21–27n. 29 ≈ 18.463, Od. 13.362, 16.436, 24.357, dort jeweils mit dem Imp. yãrsei am VA. Mit der Anrede t°knon wird größere Intimität zum Ausdruck gebracht (HIGBIE 1990, 95 mit Anm. 9; zur Anrede 8n.). — mØ … melÒntvn: zum neg. Imp. Präs. der 3. Pers. bei Homer s. CHANTR. 2.343; SCHW. 2.231. — metå f r e s ‹ sªsi: stets nach der Zäsur B 2 (4x Il., 3x Od., daneben die prosod. Variante mit §n¤: JAHN 1987, 270); signalisiert hier die tief

27 §k … p°fatai, katå … sapÆ˙: zur sog. Tmesis R 20.2. p°fatai ist Perf. Pass. zu ye¤nv ‘schlagen’ (↑); sapÆ˙ ist Konj. Aor. zu katasÆpomai ‘verfaulen’; zur unkontrahierten Form R 6. — xrÒa pãnta: Akk. der Beziehung (R 19.1), ‘am ganzen Leib’ (↑). 29 toi: = soi (R 14.1). — melÒntvn: 3. Pl. Imp.; in der hom. Sprache kann das Verb auch bei einem Subjekt im Neutr. Pl. im Plural stehen.

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empfundene Sorge (vgl. 18–19n.). Zu toi … sªsi vgl. betontes §g≈ V. 30: ‘mach du dir keine Sorgen, darum werde ich mich kümmern’.

30–33 Durch eine besondere Behandlung (38n.) soll die Verwesung verhindert werden und der Körper trotz Aufschubs der Bestattung frisch wirken. Im 24. Gesang findet sich das gleiche Motiv im Zusammenhang mit Hektors Leichnam (s. Antizipation von MotivenP; AH; SEGAL 1971, 29): dort schützt Apollon vor Befall durch Maden (24.18ff., 24.414f.), und der Leichnam wirkt bei seiner Rückgabe auf Hekabe wie der eines eben erst Verstorbenen (24.757; vgl. auch Hermes’ Beschreibung 24.419f.). 30 werd’ ich versuchen: ein understatement: Thetis zweifelt nicht daran, daß es ihr gelingen wird, den Leichnam unversehrt zu erhalten (32f.). êgria: hier abwertend (schol. bT; LfgrE s.v.). — fËla: in der Il. sonst nur für Menschen oder Götter verwendet (aber Od. 7.206: Giganten, ‘Hes.’ fr. 33(a).16 M.-W.: Bienen; s. EDWARDS zu 29–32; 2.362n.; vgl. ¶ynea 2.87n.).

31 ≈ 24.415. — die Fliegen, die ja … aufzuzehren pflegen: Dies nimmt das Motiv der Furcht auf, daß die nach der Schlacht unbestattet liegengelassenen Leichen von Hunden und Vögeln gefressen werden; vgl. Hektors Drohung gegen den sterbenden Patroklos 16.836 (grundsätzlich: 1.4n., 1.5n., 2.393n.). a · = ã t e: êra in Kombination mit te kennzeichnet u.a. Relativsätze, die eine charakteristische, generell gültige Erfahrungstatsache enthalten (‘ja’ im Sinne von ‘wie man weiß’): GRIMM 1962, 10f.; RUIJGH 439; vgl. auch 2.21n. — érhÛfãtouw: Verbaladjektiv fat- zu ye¤nv (vgl. p°fatai 27) mit nominalem Vorderglied im dat. instr. oder loci (RISCH 19, 211, 219; LfgrE s.v. érhÛktãmenow); sonst nur noch 24.415, Od. 11.41. Der Name des Kriegsgottes wird auch als Umschreibung für ‘Kampf’ verwendet (LfgrE s.v. ÖArhw 1257.21ff.; vgl. 2.381n., 6.203–204n.). — kat°dousin: das Kompositum (‘auf-[fr]essen’) sonst bei Homer von leichenfressenden Hunden (22.89, Od. 21.363), von einem fleischfressenden Löwen (Il. 17.542), übertragen ‘sein Gemüt verzehren’ (6.202); in der Od. meist vom Aufzehren der Habe (LfgrE s.v. ¶dv); kata- betont die Vollständigkeit: d.h. ohne Abhilfe würde der Leichnam gänzlich aufgezehrt. 32 2. VH = Od. 4.86, 10.467, 14.292, 15.230, Hes. Th. 740, h.Ap. 343, hom.h. 20.6. — ke›tai: kontrahierter kurzvokal. Konj. *kei ªe tai (LEAF; SCHW. 1.679; CHANTR . 1.457; vgl. G 89). — telesfÒron: ‘Vollendung (> Frucht) bringend’, im fgrE nur in dieser Formel (s. Iterata) und als Epitheton von Zeus (hom.h. 23.2); die Formel steht hier für einen besonders langen Zeitraum (GUNDERT 1983, 171ff., bes. 172 Anm. 4; LfgrE).

30 t“: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17; Obj. zu élalke›n. — peirÆsv: Fut. akt. (att. deponens pass.). — élalke›n: schwundstufiger reduplizierter Aor. zu él°jv, + Dat. ‘von jm. fernhalten’. 31 =a: ‘ja, bekanntlich’ (R 24.1). — te: zum ‘epischen te’ R 24.11. 32 per: konzessiv (R 24.10).

Kommentar

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33 VE ≈ 16.557. — ére¤vn: Der Körper wird nicht nur ‘unverändert’ (¶mpedow) und damit ‘unversehrt’ von Fliegenfraß sein, sondern sogar ‘besser’, d.h. die Konsistenz des Körpers wird durch die göttliche Arznei gefestigt und gestärkt.

34–36 Der zweite Teil von Thetis’ Rede informiert über die nächsten wichtigen Ereignisse (sog. ‘table of contents’ speech, s. DE JONG zu Od. 1.81–95): Beilegung des Streites in der Heeresversammlung (40–276), Rüstung zur Schlacht (351– 424). Achills Racheplan (1.407–412; dazu 1.408n., 1.410n., 1.411n., 1.422n., 2.375–380n.) hat sich – wie er bereits 18.74–79 Thetis gegenüber festgestellt hat – in allen Punkten erfüllt, so daß jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, Kampfboykott und Streit mit Agamemnon zu beenden (LATACZ [1995] 1997, 53f.; zum Beginn des Streites s. 1.85–91n., 1.306–348a n.; zur notwendigen Öffentlichkeit bei der Beendigung des Streites s. RAAFLAUB 1988, 213f.). Achill ist allerdings seit der Nachricht von Patroklos’ Tod so sehr von Sehnsucht nach Kampf und Rache erfüllt (18.90ff., 19.23a), daß er bisher weder an konkrete Schritte für die Beilegung des Streites mit Agamemnon (18.111f. nur angedeutet) noch an eine Verständigung mit dem Griechenheer als ganzem gedacht hat. Daher muß Thetis ihm Anweisungen für das weitere Vorgehen geben (AH, Anh. 5; TSAGARAKIS 1971, 272f.). 34 ≈ Od. 1.272. — aber (gr. allá): markiert bei Imperativ den Übergang von der Argumentation zur Aufforderung (1.127n., 2.360n.). — Versammlung: Achill hatte auch 1.53ff. die Heeresversammlung einberufen, dort animiert durch Hera (vgl. 40–276n.). — die heldischen Achaier: formelhaft für das Griechenheer, vgl. die Einberufung des Heeres 1.54; der Erzähler verwendet als Bezeichnung für die Griechen abwechselnd die metrisch bequemen Varianten Achaiói, Danaói (z.B. 78) und Argéioi (z.B. 84): 1.2n.; zu Gebrauch und Konnotationen des gr. Terminus h*er*os s. 1.4n., 6.34–35n. é l l å sÊ: VA-Formel (1.127n.). — ¥rvaw ÉAxaioÊw: flektierbare VE-Formel (Akk./ Nom. Pl.: 8x Il., 2x Od.).

35 Verweist auf die Schlüsselszene 56ff.: der Vollzug dieser Aufforderung wird V. 75 (s.d.) in fast wörtlicher Wiederholung und mit Anklang an 1.1 durch den ErzählerP festgestellt. Diese Leitmotivtechnik ist ein Stilmittel mündlichkeitsbestimmter Epik (vgl. 6.86–101n. [a.E.] mit Lit.). Zum Motiv ‘Groll’ (gr. m *enis) s. 1.1n., 1.1–12a n., 1.247a n., 6.326n. m∞nin époeip≈n: nur hier Hiat mit ‘Positionslänge’ bei etymologisch eigtl. unberechtigtem Doppeldigamma épo(WW)eip≈n, ist evtl. Zeichen von Expressivität; in elidierter Form dagegen 75 (m. épeipÒntow; zur sprachl. Flexibilität G 41; CHANTR. 1.135). Die Formulie33 afie¤: = ée¤. — ére¤vn: ≈ éme¤nvn (R 13). 34 égorÆn: zum -h- nach -r- R 2. 35 ép*o(W)eip≈n: zu épeipe›n ‘widerrufen, einer Sache absagen’; zur Prosodie ↑. — la«n: zu l*aWÒw (= ion.-att. le≈w, vgl. R 3).

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rung mit Ptz. und die dadurch bewirkte stärkere Gewichtung der folgenden Aufforderung (36: a‰ca mãl') ist ganz im Sinne Achills: die öffentlich demonstrierte Abkehr vom Groll ist nur Voraussetzung für das ihm eigentlich Wichtige, nämlich die Vorbereitungen für den Kampf. – Aufgrund der Wendung hier und V. 75 wurde der 19. Gesang in der Antike als mÆnidow épÒrrhsiw bezeichnet (vgl. schol. D Einleitung; Eust. 1168.16). — ÉAgam°mnoni poim°ni la«n: flektierbare VE-Formel (2.243n.); zur Junktur poim°ni/-a la«n als Titel s. 1.263n., 2.85n.; WEST 2007, 421 (idg. Parallelen); zu lao¤ ‘Männer unter Waffen, Krieger’ s. 1.10n.

36 kleide dich in Wehrkraft: Diese Formulierung (die Kombination nur noch 9.231, ebenfalls für Achilleus gebraucht) ist in Anlehnung an das Anlegen von Waffen (z.B. 3.328, 16.129, 19.368, 19.371; s. LfgrE s.v. dÊnv 358.24ff.) und an die Metapher mit formelhaftem ‘gekleidet in Wehrkraft’ (7.164, 8.262, 18.157, 20.381, Od. 9.214, 9.514) gebildet; sie betont die Verbindung von Rüstung und Kampfkraft: schol. bT; PORZIG 1942, 103; EDWARDS zu 34–36; LfgrE s.v. élkÆ; vgl. 1.149n.; semit. u. ved. Parallelen bei WEST 1997, 239 bzw. 2007, 92. a‰ca mãl(a): VA-Formel (4x Il., 5x Od.); markiert Schnelligkeit beim Fortschreiten der Handlung (‘unverzüglich’). — pÒlemon: bed. im fgrE meist ‘Kampf/Kämpfen’, seltener ‘Krieg’ (LfgrE s.v. 1335.41ff.; 2.453n. mit Lit.). — d Ê s e o : noch 16.129, Od. 17.276, katadÊseo Il. 18.134; Imp. zum themat. s-Aor. dÊseto (vgl. G 63), dieser viell. urspr. zum Fut. dÊsomai hinzugebildet, vgl. dÊseai 9.231 (3.262n. [bÆseto]; SCHW. 1.788; CHANTR. 1.417; RISCH 250; LEUMANN [1953] 1959, 236f.). — élkÆn: ‘Wehr-, Kampfkraft’, bez. den Widerstandsgeist, den Verteidigungswillen, der den Krieger am Fliehen hindert (3.45n.; LfgrE; PORZIG 1942, 320; LATACZ 1966, 25. 28; BENVENISTE 1969, 72ff.).

37 1. VH = Rede-AbschlußP (12n.); 2. VH ≈ 17.156, Od. 13.387. — Tatkraft …, von Mut erfüllte: Das Einflößen von aggressiver Energie (gr. ménos eigtl. ‘Energie, Drang’, s. 1.103n.) weckt bzw. steigert die Aktivität (vgl. JAHN 1987, 42ff.). Es dient sonst häufig als Ausdruck dafür, wie eine Gottheit im Menschen wirkt, v.a. in Kampfsituationen (z.B. 5.125, 17.569f., 20.79f.); an der vorl. Stelle könnte es auch die Wirkung der göttlichen Paränese beschreiben (KULLMANN 1956, 76; allg. zu göttlichen Impulsen 2.451b–452n.). m°now poluyars°w: Formel nach der Zäsur B 2 (s. Iterata), immer als Obj. von §n-¤hmi, vergleichbar mit der Junktur m°now ka‹ yãrsow nach der Zäsur A 2 (Il. 5.2, Od. 1.321); zu vedischen Parallelen SCHMITT 1967, 116; WEST 2007, 88. Das Possessiv-Kompos. poluyarsÆw ‘viel Mut habend’ ist im fgrE nur als distinktives EpithetonP von m°now verwendet (RISCH 83; LfgrE).

38–39 Das Einführen von Ambrosia und Nektar durch die Nasenlöcher zur Verhinderung der Verwesung erinnert vage an das bei Herodot (2.86) beschriebene ägyptische Einbalsamierungsverfahren v.a. des Kopfes (s. LÄ s.v. Balsamierung; DNP s.v. Mumie). Umstritten ist, inwieweit Homer konkrete Kenntnisse von Einbalsa36 §w: = efiw (R 20.1). — yvrÆsseo, dÊseo: themat. Imp. Med.; zu den unkontrahierten Formen R 6.

Kommentar

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mierungsverfahren besaß (dafür: AH; LEAF 1902, 619; E DWARDS zu 29–39; K URTZ/BOARDMAN [1971] 1985, 221; G RIFFITH 1994, 20ff. mit Anm. 17; SOMVILLE 1999, 80ff.; vorsichtig LORIMER 1950, 99; LASER 1983, 24. 161 Anm. 424; G ARLAND [1982] 1984, 16; PULLEYN 2006, 73 Anm. 118; dagegen: M YLONAS 1962, 478f.; ANDRONIKOS 1968, 5f., vgl. auch KIRK zu 7.85; zum Wissen Homers über Ägypten 3.6–7n.). Im hom. Epos ist Brandbestattung üblich: 1.52n., 24.16n. 38 VE = Od. 5.93, h.Ven. 206. — Ambrosia und roten Nektar: Patroklos erfährt eine außergewöhnliche Behandlung, die seinen Körper besonders gut erhalten soll (vgl. 33): Die Götternahrung Ambrosia und Nektar – im hom. Epos nicht durchgehend unterschieden als Speise bzw. Trank (vgl. Od. 5.93, 5.199, 9.359, Hes. Th. 640, 642, 796, h.Cer. 49, h.Ap. 124, h.Merc. 248) – wird nur hier und 19.347f./ 353f. (dort als Stärkung für Achill) einem Sterblichen verabreicht (347–354n.; DNP s.vv. Ambrosia, Nektar; LfgrE s.vv. émbrÒsiow, n°ktar; RE s.v. Ambrosia, bes. Sp. 1811; indo-iran. Parallelen zu Speise und Trank der Götter s. WEST 2007, 157f.). Ambrosia (gr. ambrosí*e, abgeleitet von ámbrotos ‘unsterblich’) findet aber im Gegensatz zu Nektar weitere Verwendung (s. DNP s.v.; LfgrE s.v. émbrÒsiow) und dient 16.670/680 und 23.186f. dem gleichen Zweck wie hier: dort bezeichnet es Salböl, mit dem Apoll bzw. Aphrodite die Leichname der beiden großen Kämpfer auf troischer Seite, Sarpedon (FM 10; 2.876n.) und Hektor (FM 8), bis zu ihrer Bestattung vor Verwesung schützen (EDWARDS zu 29–39). – Die Farbe ‘rot’ ist entweder Hinweis darauf, daß Nektar als Göttergetränk analog zu Wein aufgefaßt ist (so Od. 5.93, h.Ven. 206; vgl. óinos/-on erythrós/-ón 7x Od. am VE, 1x h.Cer. vor der Zäsur B 2; s. EDWARDS zu 37–8), oder auf (‘transfundierte’) Blutsubstitution zur Stärkung des toten Körpers (LEAF; SCHNAUFER 1970, 153f.). émbros¤hn: abgeleitet vom Verbaladj. êmbrotow (vgl. 2.57n.; zur Wortbildung G 15), Subst. auf -¤h mit der Bed. ‘Nahrung/Salböl der Götter’ (FRISK s.v. brotÒw; SCHW. 1.469; SCHMITT 1967, 48–50; PULLEYN 2006, 62–65 mit Anm. 74). — n°ktar: Die Etymologie ist umstritten (LfgrE s.v. mit Lit.): wird u.a. erklärt als semitisches od. ägypt. Lehnwort (GRIFFITH 1994: von ägypt. ntry: ‘göttlich’, später als n¤tron entlehnt) od. als idg. Kompositum (FRISK, DELG; PULLEYN 2006, 69–72: Vorderglied n°k- [zu n°kuw, nekrÒw] und Hinterglied -tar [wie aind. tár-ati] ‘den Tod überwindend’).

39 ≈ ‘Hes.’ fr. 23(a).23 M.-W. — Der Abgang der Göttin wird stillschweigend vorausgesetzt (anders als 1.221f. [s.d.], aber wie 2.182, 3.426/447 u.ö.); in den Vordergrund rückt Achill (40ff.). Der in späten Hss. überlieferte Plusvers 39a (s. app. crit.) ist wohl interpoliert (EDWARDS zu 37–8; HELLWIG 1964, 70 Anm. 78; KURZ 1966, 106 Anm. 31).

38 émbros¤hn: zum -h- nach -i- R 2. 39 stãje: Aor. zu stãzv ‘träufeln’. — katå (=)=in«n: zur Prosodie M 4.6.— ·na (W)oi: zur Prosodie R 4.3. — ofl: = aÈt“ (R 14.1).

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katå =in«n: ‘durch die Nasenlöcher hinab’; zum gen. loci SCHW. 2.479, CHANTR. 2.113. — ·na … e‡h: Finalsatz mit opt. obl. ist Zeichen Sekundärer FokalisationP, vgl. Thetis’ Ankündigung V. 33 (DE JONG [1987] 2004, 111; vgl. 2.794n.).

40–281 Das gesamte Achaierheer wird Zeuge der Beilegung des Streites zwischen Achilleus und Agamemnon. Bedeutsame Versammlung des vollständigen Griechenheeres, die den Wendepunkt in der Groll-Handlung und Achills Rückkehr in die Kampfgemeinschaft bringt. Die Bedeutsamkeit wird strukturell hervorgehoben durch (a) deutliche Parallelen zur ersten, ebenfalls von Achill einberufenen Versammlung (1.54ff.), in der die Groll-Handlung begann (“übergreifende Komposition”: L OHMANN 1970, 173f.; vgl. 1.54n. [Ende]), und (b) dadurch, daß die Versammlung auf der göttlichen Ebene in der Götterversammlung 20.4–32 eine Entsprechung findet (vgl. v.a. die Betonung der [fast] ausnahmslosen Vollzähligkeit der Teilnehmer: 19.42–54 u. 20.7–9): EDWARDS zu 42–5; KURZ 1966, 52; vgl. ferner BETHE 1914, 70f.; A REND 1933, 117f.; REINHARDT 1961, 413f.; BANNERT 1987, 16f.; TSAGARAKIS 1982, 100; TSAGARAKIS 1990, 116f. – Zum allg. Ablauf einer Heeresversammlung 1.54n. mit Lit., außerdem HÖLKESKAMP 2002, 311ff.; K ELLY 2007, 68–75. – Die Versammlung ist Element (1) der Typisierten EreignissequenzP “armies joining battle” (s. dazu 2.86b–401n.). 40–75 Achilleus ruft die Griechen zur Versammlung, erklärt dort Agamemnon coram publico das Ende seines Grolls und fordert ihn auf, das Heer in den Kampf zu schicken, an dem er selber wieder teilnehmen will. 40 Der aber schritt: markiert Handlungseinschnitt und Szenenwechsel (1.34n.). Das Losgehen bildet einen Kontrast zu Achills Daliegen bei Patroklos’ Leiche und ist Ausdruck beginnender Aktivität (KURZ 1966, 103; vgl. 4–6a n.). — den Strand entlang: Der Strand dient als Verbindungsweg zwischen einzelnen Teilen des Schiffslagers (1.34n.); er ist sonst auch Leitmotiv für Achills Isolierung (1.350n.; 24.12a n.). aÈtår ˘ b∞: VA-Formel (11x Il., 4x Od.); zur Verwendung von ˜ vgl. 6b n. (∂ d°); zur Versstruktur (anaphor. Pron. und Nomen-Epitheton-Formel am VE) s. BAKKER 1997, 92. 199. — parå y›na y a l ã s s h w: ebenso Od. 4.432, 14.347; häufig durch poluflo¤sboio vor yalãsshw zu einer VE-Formel erweitert (1.34n.). — d›ow ÉAxilleÊw: zur VE-Formel und Bed. von d›ow 1.7n.

40 ˘ … d›ow ÉAxilleÊw: ˜ anaphorisch-demonstrativ (R 17), dazu d›ow ÉAxilleÊw als Apposition.

Kommentar

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41 mit fürchterlichem Kampfesschrei, und jagte auf: Die ungewöhnliche Hervorhebung des Akustischen im Gegensatz zu sonstigen Versammlungsaufrufen (vgl. 1.54 ebenfalls Achill, 2.50ff., 9.10ff., 18.503, 20.4ff.) spiegelt Achills vom Kampfesdrang beseelte Gemütsverfassung (vgl. 16–18, 37) und ist eine Art vorweggenommener Kampfaufruf (KRAPP 1964, 59f.; HEATH 2005, 126f.). Die VAFormel gr. smerdaléa iách*on (7x Il., 1x Od.) beschreibt sonst immer Angriffsgeschrei im Kampf, wobei smerdaléa die starke Emotion des Angreifers und die daraus resultierende Lautstärke betont (LfgrE s.v. fiãxv; KAIMIO 1977, 62f.; 2.309n.; zu fiãxv vgl. auch 2.333a n.). fiãxvn: urspr. redupl. themat. Präsensstamm *Wi-Wax- (FRISK; SCHW. 1.690; CHANTR . 1.139; RISCH 270; LIV 665; anders UNTERMANN zu Il. 16.785). Zur Formelbildung mit fiaxs. HOEKSTRA 1965, 53; FERNÁNDEZ-GALIANO zu Od. 22.81. — ¥rvaw ÉAxaioÊw: 34n.

42–46 Die Bedeutsamkeit dieser Heeeresversammlung, die wichtige Ereignisse in Gang setzen wird, ist durch die Erwähnung außergewöhnlicher Teilnehmer signalisiert, der Proviantmeister und Steuerleute, die (a) in der Ilias sonst keine Rolle spielen (23.316 Steuermann nur im Vergleich), (b) bisher den Versammlungen fernzubleiben pflegten (V. 42). Warum sie sonst nicht an den Versammlungen teilnehmen, läßt sich aus dieser Stelle nicht erschließen. Ihr Erscheinen hier erklärt sich aber aus den besonderen Umständen: Achills Schrei, der seine ersehnte Rückkehr in die Kampfgemeinschaft signalisiert, mobilisiert nicht nur den bewaffneten Teil des Achaierheeres, sondern auch den Troß (40–276n.; RUZÉ 1997, 72). 42 tÚ pãrow ge: ‘zuvor jeweils’, d.h. ‘sonst, normalerweise’, Gegenstück ist tÒte g(e) 45 (LfgrE s.v. pãrow 989f.64ff.); betont mit der Iterativ-Form m°neskon den Gegensatz von Gewohnheit und gegenwärtigem Vorfall. — n e « n §n ég«ni: die FormelP noch 15.428, 16.500, außerdem 16.239 mit nh«n; zur Bed. von ég≈n (‘Versammlung, Sammelplatz’) LEAF zu 15.428; LfgrE s.v.; TRÜMPY 1950, 265f. Anm. 419. 43–44 o· te … | ka‹ …: te … | ka¤ verbindet die zwei Relativsätze in 43 und 44, die Apposition zum Relativsatz von 42 sind; ka‹ ¶xon ofiÆÛa nh«n in 43 ist eine ergänzende Erklärung zu o· te kubern∞tai (sc. ¶san vgl. 44): AH; FAESI; RUIJGH 424.

43 Steuerleute: Hom. Schiffe wurden mit nur einem Steuerruder durch den Steuermann gelenkt. Die Steuerleute waren besonders gute Kenner der Seefahrt (vgl. 23.316f., Od. 3.279–283), die wohl auch das Kommando über ein einzelnes Schiff und seine Besatzung innehatten (vgl. die metaph. Verwendung von gr. kybernét*es 41 smerdal°a (W)i(W)ãxvn: zur Prosodie R 4.3. — smerdal°a: ‘furchtbar, schrecklich’ (Adv.). — Œrsen: Aor. von ˆrnumi. 42–45 o· … | o· … | … | … o·: in 42/43 Rel.-Pron., in 45 anaphor.-demonstr. (R 17). 42 =(a): zur Hiatvermeidung, vgl. R 24.1. — per: steigernd (R 24.10). — m°neskon: iterativ (-sk-: R 16.5). 43 ¶xon(n) ofiÆÛa: zur Prosodie M 4.6 (hier zudem an Zäsurstelle). — nh«n: zur Flexion R 12.1.

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‘Lenker, Regierender’ im nachhom. Griechischen und heutige Begriffe wie ‘Kybernetik’, ‘Cyberspace’); sie bildeten wohl neben den Kriegern, die während der Fahrt als Ruderer eingesetzt wurden, eine eigene Berufsgruppe im Achaierheer (LfgrE s.v. kubernÆthw; CASSON 1971, 46. 300–304. 322; KURT 1979, 209–211). ¶ x o n : ‘halten’ und dabei ‘lenken’, wie die Zügel beim Pferdegespann (LfgrE s.v. 840. 78ff.). — ofiÆÛa: bez. die ‘Ruderpinne’, eine Querstange als Handgriff am oberen Ende des Schafts des Steuerruders, durch die das Ruderblatt bewegt und die Fahrtrichtung des Schiffs ausgerichtet wurde, vgl. Od. 12.218 (außerdem Od. 9.483, 9.540): KURT 1979, 146f.

44 Verwalter … Verpflegungsmeister: Die singuläre Erwähnung der Proviantmeister ist möglicherweise eine Vorbereitung der späteren Diskussion um das Essen vor dem Kampf (156ff.; so LEAF; EDWARDS zu 42–5). tam¤ai: Mask.-Bildung neben Fem. tam¤h (dazu 6.381n.); formal unklare Ableitung zur Wz. tame›n ‘zerteilen’, bez. urspr. die Person, welche die Vorräte verwaltet und zuteilt, ist außerdem (z.B. 224, s.d.) metaphor. verwendet für Zeus als Zuteiler immaterieller Güter (FRISK, DELG s.v. tam¤a; LfgrE s.vv. tam¤h, tam¤hw; RISCH 118; LEUKART 1994, 144. 236 mit Anm. 269). 45a ka‹ mãn: die Partikelverbindung sonst immer in direkten Reden (23.410, Od. 11.582, 11.593, 16.440, 19.487) zur Beteuerung einer Aussage, nur hier im Erzählertext; sie dient hier der emphatischen Hervorhebung der erwähnten außergewöhnlichen Teilnehmer. — o·: auf die 43f. besonders hervorgehobenen Personengruppen bezogen, anaphorisch zum Rel.Pron. o· V. 42. — efiw égorÆn: ‘Versammlung’ oder ‘Versammlungsplatz’ (1.54n.; RUZÉ 1997, 26).

45b–46 = 18.247f., 20.42f. — weil Achilleus | erschienen war! Denn … abgelassen: gibt das Handlungsmotiv der Achaier, also ihre Gedanken wieder (Sekundäre FokalisationP; EDWARDS zu 18.246–8; DE JONG [1987] 2004, 233 Anm. 2; 1997, 178 mit Anm. 5). Achills Auftreten mobilisiert hier die vom Kampf geschwächten Achaier; auf die Troer hingegen wirkt es furchteinflößend (18.243ff., 20.42ff.). – Der nach langer Abwesenheit in die Gemeinschaft zurückkehrende Held ist ein häufiges Epenmotiv (NAGLER 1974, 131ff.; L ORD 1991, 140f.; zur Struktur des sog. ‘Return Song’ s. F OLEY 1990, 361ff. mit Lit.). — lange hatte er vom schlimmen Kampfe abgelassen: eine Art summarische Zusammenfassung von Achills Kampfboykott der letzten 17 Gesänge (STR 22 Abb. 2; vgl. 18.125; zum SummaryP-Vers 1.53n.): Achill hat bereits 16 Tage gegrollt, aber erst drei Kampftage verpaßt. Der Zusatz ‘lange’ (gr. d *erón) schien daher schon den Scholiasten erklärungsbedürftig (vgl. schol. A, bT zu 18.125). Angesichts des für die Achaier ungünstigen Verlaufs am zweiten und dritten Tag (STR 21 Abb. 1) sind jedoch

44 ¶san: augmentloses Impf. von efim¤ (R 16.1, R 16.6). 45 ka‹ mãn: emphatisch ‘ja wirklich, sogar’ (R 24.7). — ‡san: augmentlose (R 16.1) 3. Pl. Impf. von e‰mi. — oÏnek(a): Krasis aus o ßneka (R 5.3), ‘weil’. 46 dhrÒn: Adv., ‘lange’.

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auch drei Kampftage ohne Achill aus ihrer Sicht eine lange Zeit (vgl. 18.125 [Achill selbst] u. EDWARDS zu 18.121–5). §jefãnh: emphatisch wirkendes integrales EnjambementP, betont die Rückkehr des Helden in die Gemeinschaft. — mãxhw … élegein∞w: Sowohl in den Reden der Figuren als auch im Erzählertext zeigt sich, daß die Einstellung zum Kampf gespalten war: negativ konnotierte EpithetaP überwiegen (6.330n.; weitere Stellen und Lit. dazu 1.162n., 2.453– 454n.); mãxh jedoch wird in dir. Reden auch mit dem positiv konnotierten EpithetonP kudiãneira verbunden (TRÜMPY 1950, 135; DE JONG [1987] 2004, 231ff.; LfgrE s.v. mãxh).

47–53 Von den Versammlungsteilnehmern werden drei namentlich genannt, die schon in Schilderungen des letzten Kampftages zusammen erwähnt worden sind (14.27–29, 14.379–381, 16.25f.): der Tydeus-Sohn Diomedes (FM 3), der den abwesenden Achilleus zeitweise als Kämpfer ersetzt hat (6.96–101n.), Odysseus (FM 3), der beim gescheiterten Versöhnungsversuch in der Bittgesandtschaft an Achill als Wortführer aufgetreten ist (9.192ff.), und Agamemnon (FM 2), der Streitgegner Achills. Bei dieser Gelegenheit wird ihre Verwundung aus der Schlacht vom Vortag und damit die Krise des griechischen Heeres in Erinnerung gerufen. Bei Agamemnon geschieht dies in etwas ausführlicherer Form (51–53; zu den wiederholten Hinweisen auf die Verwundung der drei Anführer s. REICHEL 1994, 202f.). 47 schritten hinkend: Diomedes war am Fuß (11.369–378), Odysseus in der Seite (11.434–438) verwundet worden (AH). ÖAreow yerãponte: ‘Krieger’ (2.110n.); die Umformung der VE-Formel yerãpontew ÖArhow (z.B. 78) dient der Hiatvermeidung beim Dual (HOEKSTRA 1965, 135; LOWENSTAM 1981, 6; zur Flexion von ÖArhw G 53).

48 der Tydeus-Sohn, standfest im Kampfe, und der göttliche Odysseus: Die Nennung der ersten beiden erfolgt in einem Ganzvers – mit chiastischer Anordnung der beiden Namen und Epitheta wie 1.7 (s.d.) –, wobei der Eigenname ‘Diomedes’ durch das Patronymikon ‘Tydeus-Sohn’ ersetzt ist (ein häufiges Verfahren, vgl. 1.1n.). An anderen Stellen werden alle drei Verwundeten in einem Ganzvers genannt (14.29, 14.380; vgl. 47–53n.). meneptÒlemow: verbales Rektionskompositum ‘im Kampf ausharrend’; das generische EpithetonP wird nur hier in bezug auf Diomedes verwendet und steht sonst immer nach der Zäsur B 2 (2.740n.); es ist hier viell. prägnant verwendet (LfgrE): eine Reminiszenz an seine Aristie (5. Gesang) und seine Standhaftigkeit in diesem Krieg (z.B. 8.90ff., 8.253ff., 9.46ff., 9.696ff., 14.110ff.). — d › o w ÉOdusseÊw: VE-Formel (23x Il., 79x Od.), analog zu d›ow ÉAxilleÊw (1.7n.).

47 t∆ … skãzonte … yerãponte: Duale; skãzv: ‘hinken’. — bãthn: = (§)bÆthn (3. Dual Aor. zu ba¤nv); hier ingressiv. —ÖAreow: zur Flexion R 12.4. 48 meneptÒlemow: zum pt in -ptÒlemow R 9.2.

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49 1. VH ≈ 14.38, Od. 10.170. — sich auf die Lanze stützend: Verwundete Krieger stützen sich i.d.R. auf ihre Lanze, so alle drei bereits 14.38. Das Tragen von Waffen in der Versammlung ist auch sonst allgemein üblich (GRÖSCHEL 1989, 75f.; VAN WEES 1998, 335f. mit Anm. 9). går ¶xon: Längung vor Vokal in der Arsis (Ó), vgl. 2.39 (s.d.), Od. 11.580, h.Cer. 57; ob der urspr. h-Anlaut von ¶xv (aus idg. s-) hier noch prosod. wirksam ist (so 1.51n.), ist fraglich. — ¶xon ßlkea l u g r ã: VE ≈ 15.393; ßlkea sind meist frische Verwundungen, die das Opfer überlebt (LfgrE s.v. ßlkow). Die Formulierung soll viell. hier und V. 52 die bereits am Vortag empfangenen Wunden ganz frisch erscheinen lassen.

50 nieder setzten sie sich: Zu den Sitzgelegenheiten auf dem Versammlungsplatz s. 2.99n. und 1.54n. — vorn: der Ehrenplatz für die Vornehmen: 1.54n. 51–53 Daß Agamemnon als letzter erscheint, garantiert ihm die Aufmerksamkeit aller für seine Verwundung aus der Schlacht. Zugleich signalisiert er damit wohl auch seine Abneigung gegen eine Aussprache mit Achill (L ATEINER 1995, 54). Die Beschreibung dieses Auftritts und der Hinweis auf die Vorgänge um Agamemnons Verletzung dienen möglicherweise der Vorbereitung von 77 (s.d.; vgl. Antizipation von Szenen/MotivenP; EDWARDS, Introd. 21). 51 Herr der Männer: Zur Bed. dieses (urspr. wohl mykenischen) Titels s. 1.7n. aÈtår ˜: Zur Versstruktur s. 40n. — deÊtatow: präd., ‘als letzter’ (ebenso Od. 1.286, 23.342); eigtl. Superlativ zu deÊterow (‘der zweite, spätere’): LfgrE; F RISK s.v. deÊterow. — ênaj é n d r « n ÉAgam°mnvn: flektierbare VE-Formel (36x Nom., 11x Vok.; insges. 44x Il., 2x Od., 1x Hes.). 52 kraterª Ísm¤n˙: flektierbare VE-Formel für die ‘kraftvoll, wuchtig geführte Schlacht’ (2.40n., mit §n¤ 10x Il., 1x Od.); der Hiat ist auf Formelflexion zurückzuführen (M 14): sie steht häufig im Akk., wo kein Hiat entsteht (insges. 20x Akk. u. 2x Gen. Sg. vs. 13x Dat./ Nom. Sg.).

53 Interne AnalepseP: Agamemnon war von Koon am Arm verwundet worden, als dieser den Tod seines Bruders rächen wollte, und hatte darauf den Angreifer getötet (11.248–263). Die griechische Wortwahl klingt an formelhafte Verwundungsbeschreibungen an (TRÜMPY 1950, 92; HIGBIE 1990, 174f.) und ruft Erinnerungen an die vergangenen Kampfszenen wach (zu ‘Lanze’ und ‘Speer’ als Angriffswaf49 §reidom°nv: ¶ti: zum Hiat R 5.6; §reidom°nv: Dual. — gãr: zur Prosodie ↑. — ßlkea: neutr. Pl. von ßlkow ‘Wunde’; zur unkontrahierten Form R 6. 50 kåd … ·zonto: kãd = katã (R 20.1); zur sog. Tmesis R 20.2. — metå pr≈t˙ égorª: pr≈t˙ prädikativ, ‘ganz vorne mitten in der Versammlung’. — kiÒntew: Ptz. des defektiven Verbums k¤e ‘ging’. 51 aÈtãr: progressives ‘aber, doch’ (R 24.2). — ˜: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. 52 ka‹ … tÒn: ‘auch diesen’, vgl. 51n. — §n¤: = § n (R 20.1). — kraterª Ísm¤n˙: zum Hiat ↑. 53 dour¤: Dat. Sg. von dÒru (R 12.5).

Kommentar

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fen 2.692n., 3.18n., 6.3n.; zur Beschreibung von Verwundungen 6.9–11n. mit Lit.). — Koon …, des Antenor Sohn: trägt einen gr. Namen (zu koé*o ‘schauen’). Seine Rolle in der Ilias beschränkt sich auf den einen Angriff gegen Agamemnon, der diesen zum Ausscheiden aus dem Kampf zwingt, worauf die Troer für eine Weile die Oberhand gewinnen (11.191f., 11.267ff.): v. KAMPTZ; WATHELET s.v.; STRASBURGER 1954, 31; zu Antenor und seinen Söhnen s. FM 9, 2.822n., 3.122n. — erzbeschlagner: eigtl. ‘mit Bronze(spitze) versehen’; zum Epitheton und zur Frage des Materials der Waffen s. 6.3n. oÔta: Wurzelaor., bed. ‘stoßen, stechen, (aus der Nähe) verwunden’ (6.64n.). — xalkÆreÛ dour¤: flektierbare VE-Formel (6.3n., mit Lit. zu den verschiedenen Nomen-Epitheta-Formeln für ‘Speer’).

54–276 Die seit 1.306ff. meist getrennt verlaufenden Handlungsstränge (AchilleusMyrmidonen, Agamemnon-Hauptheer) werden mit dieser Heeresversammlung, an der sämtliche Achaier teilnehmen, wieder zusammengeführt (1.306–348a n.; STR 22). Im Anschluß an die Reihe von Reden und Gegenreden zwischen Achilleus, Agamemnon und Odysseus (55–237) sollen Geschenkübergabe und Eidritual (238–268) den Streit vor aller Augen beenden und dadurch die Kampfgemeinschaft des gesamten Achaierheeres stärken (vgl. Achills Schlußwort 275). 54 1. VH = Od. 8.131; ≈ Il. 7.207, 14.187, 16.198, Od. 5.76, 6.227, 7.134, 8.282. — alle … versammelt waren, die Achaier: Nach der Nennung der außergewöhnlichen Teilnehmer (42–45) und der Hervorhebung der verwundeten Anführer (47– 53) erfolgt die abschließende Feststellung der Vollständigkeit, vgl. 1.57n. Denn die Eröffnung der Versammlung erfolgt erst bei Anwesenheit aller Beteiligten und wird daher erst durch das Erscheinen Agamemnons möglich (vgl. 51–53n.). éoll¤syhsan: Denominativum zu éoll°ew ‘gedrängt, geschlossen’ (190–191n.), betont im Gegensatz zu sonst in diesem Kontext oft verwendetem ége¤rv (1.57, 2.52 u.ö.) das geschlossene Sich-Einfinden aller Achaier (pãntew) an einem Ort (vgl. LfgrE s.vv. éoll¤zv und éoll°ew; EDWARDS; zur Wortbildung RISCH 299); d.h. auch diejenigen, die zu Beginn der Ilias ‘zerstritten auseinandertraten’ (1.6n.), haben sich am Ort eingefunden.

55 = 1.58 (s.d., auch allg. zu Rede-EinleitungsformelnP); 1. VH = 9.52. — stand … auf: Üblicherweise erhebt sich ein Redner und tritt vor (1.54n., 2.278b–279n.). — der mit den Füßen hurtige Achilleus: VE-Formel (1.58n.). – Achill spricht als erster, wie schon in der von ihm einberufenen Versammlung im 1. Gesang (vgl. 40–276n.). Ebenso tritt Agamemnon in den beiden von ihm einberufenen großen Heeresversammlungen als erster Sprecher auf (2.50f./99ff., 9.9–12/13ff.).

54 aÈtãr: progressives ‘aber, doch’ (R 24.2). — éoll¤syhsan: augmentloser Aor. zu éoll¤zesyai ‘sich versammeln’ (R 16.1). 55 to›si: zur Flexion R 11.2. — d(°): kann Übergang zum Hauptsatz signalisieren (apodotisches d°: R 24.3). — pÒdaw: Akk. der Beziehung (R 19.1).

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met°fh: meist mit Dat. Pl. verbundene Rede-Einleitung bei Reden an ein Kollektiv: ‘er sprach unter …’; im Gegensatz dazu sind Reden, die durch Komposita mit pros- eingeleitet sind, jew. an Einzelpersonen gerichtet, z.B. in vorl. Gesang: 106/120 (proshÊda), 145/ 154/198/215 (pros°fh), 184 (pros°eipen), neben 76 (met°eipen), 100 (met°fh), 269 (methÊda): LfgrE s.v. efipe›n 479.39ff. u. 480.15ff.

56–73 Achills Rede an Agamemnon läßt sich nach der Anrede (die gleiche wie 1.59) in drei Teile gliedern: (1) knappes Resümee der vergangenen Ereignisse in RingkompositionP: (A) Rhetorische Frage nach dem Vorteil des Streites für sie beide (56–58), (B) Wunsch, daß Briseïs zuvor gestorben wäre (59–62), (A’) Streit brachte nur den Troern Vorteil (63–64); (2) Überleitung: Abwendung vom Vergangenen (65–66); (3) Blick nach vorn, in Freier ReihungP: (C) Absage an den Groll (67–68a), (D) Aufforderung, das Heer mit ihm als Mitkämpfer in die Schlacht zu führen (68b–71a), (E) Auswirkung auf die Troer (71b–73); zum Aufbau dieser Rede s. LOHMANN 1970, 32f. mit Anm. 49; EDWARDS. — Achill spielt den ursprünglichen Streitanlaß in V. 58 herunter (vgl. 58n.) und faßt sich kurz, da es ihm nicht um Wiedergutmachung durch Agamemnon geht (vgl. 147f.), sondern um eine möglichst schnelle Vorbereitung der Schlacht (vgl. 68f. ‘schneller …’, 148ff. ‘ganz schnell’ und den Kontrast zu 46 ‘lange’), damit er Rache nehmen kann (TAPLIN 1992, 205; LATACZ [1995] 1997, 59; WILSON 2002, 116). 56–64 Im Rückblick auf den Streit dominieren Formulierungen, welche die Gemeinsamkeit (56–58, 64: ‘für beide, dir und mir, wir beide, mein und dein’; gr. Dual-Form) zwischen Achill und Agamemnon hervorheben (zur Bedeutung der ‘Wir’-Form vgl. 1.59–67n.). Dadurch wie auch durch die rhetorische Frage wird eine Schuldzuweisung im Hinblick auf den Streit ausdrücklich vermieden. Achill hat längst bedauert, welches Unheil Streit und Zorn gebracht haben (18.102ff.; s. VAN WEES 1992, 135). Durch die Verbindung der großen Verluste im Achaierheer mit seinem Kampfboykott (61f.) bekennt er sich zu seiner Verantwortung und bereitet seine Absage an den Groll in 67f. vor (EDWARDS zu 56–73). 56 ÉAtre˝dh: in der Ilias 23x Rede-Anfang; Anrede mit bloßem Patronymikon, ohne Eigenname u./od. Epitheton, ist geläufig, vgl. z.B. 1.59, 3.250, 19.185 20.200 (1.59n., 3.182n.; zum PN ÉAtreÊw s. 1.7n., 3.37n.). — Σ ê r ti: ‘etwa irgendwie?’; Σ (‘wirklich?, etwa?’) leitet öfter, wie hier, eine Scheinfrage ein, die eine negative Antwort suggeriert (AH; FAESI; LEAF; SCHW. 2.564; CHANTR. 2.10f.; vgl. 1.203n.). — êreion: ‘besser’, sc. als “das unausgesprochene Gegenteil der genannten Möglichkeit”; ähnlich z.B. 6.339, 24.52 (LfgrE s.v. ére¤vn 1226.15ff.).

56 ÉAtre¤dh, Σ: zum Hiat R 5.6. — êr: R 24.1. — tÒd(e): Subj., vorausweisend auf ˜ te (57). — êreion: ≈ êmeinon (R 13).

Kommentar

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57 wir – wiewohl betrübt im Innern: Achill betont ihre Gemeinsamkeit in bezug auf eine schmerzlichen Erfahrung: beide hatten das von der Heeresgemeinschaft verliehene ‘Ehrengeschenk’ (gr. géras, dazu 1.118–129n.) abgeben müssen; dies hatte zunächst bei Agamemnon (1.103ff., dazu 1.103n., 1.105–120n.), danach bei Achill (1.148ff., 1.188ff., 1.349ff., dazu 1.149–171n.) Gekränktheit, Ohnmachtsgefühle und Wut ausgelöst (zu gr. áchnymai 8n.). ¶pleto: VA ¶plet(o) 6x Il., 5x Od.; Aor. von p°lomai in der Bed. ‘sich erweisen als’ (LfgrE s.v. 1135.10ff., bes. 57ff.). — ˜ te: eher getrennt geschrieben mit der Bed. ‘daß’ und somit Einleitung eines faktischen Ergänzungssatzes zu tÒde ‘das da’ (vorsichtig C HANTR . 2.290; vgl. WEST 1998, XXIX) als temporales ˜te (AH [‘als’]; RUIJGH 816 [‘maintenant que’]; unentschieden LEAF; M ONTEIL 1963, 262; allg. zum Problem s. 1.244n.). — éxnum°nv k∞r: flektierbare VE-Formel (Nom. Sg./Dual/Pl., Akk. Sg.: 7x Il., 6x Od., 1x ‘Hes.’ Sc.); k∞r ist versfüllendes Element ohne kontextspezifische Bed. bei inneren Vorgängen, vgl. 65 (JAHN 1987, 197f. 208 mit Anm. 42; 1.24n.).

58 herzzerfressenden: Zu den versch. Versionen dieser im Griechischen geläufigen Metapher s.u. (zu thymobór *o ) und 6.201–202n. — Zerwürfnis: Streit (gr. éris) ist Kernmotiv von Heldendichtung; zur Konzeption in der Ilias s. 1.8n., 1.173–187n. — wegen eines Mädchens: Gemeint ist Briseïs, vgl. 1.336 (1.184n.), die Achill von den Achaiern als Beuteanteil zugestanden worden war (1.162, 1.299, 1.392). Die Formulierung hebt die relative Geringfügigkeit des Streitanlasses hervor (AH; vgl. 2.377 mit n. [Agamemnon], 9.637f. [Aias]): Während Achill beim Versöhnungsangebot der Achaier noch seine Liebe zu Briseïs (9.341–343, vgl. auch 16.85f.) und den Verlust seiner Ehre (9.644–648, vgl. auch 1.355f., 1.412) betont und sonst als Streitanlaß immer wieder die empörende Wegnahme des ‘Ehrengeschenks’ genannt hatte (1.161, 1.356, 1.392, 9.367f., 16.56), spielt er hier den Vorfall herunter (ähnlich auch bei seinem Rückzug in der ersten Versammlung 1.298f.); denn angesichsts seiner Trauer um Patroklos und seines Rachedranges hat für ihn alles andere an Bedeutung verloren (EDWARDS 56–73; WICKERT-MICKNAT 1983, 6 Anm. 1; LATACZ 2008, 133). yumobÒrƒ: nur in der Il. verwendetes Epitheton von ¶riw, ähnlich am VA 7.210 (yumobÒrou ¶ridow m°nei), außerdem in der VE-Formel ¶ridow p°ri yumobÒroio (7.301, 16.476, 20.253); wird sonst im Zusammenhang mit Zweikämpfen auf dem Schlachtfeld verwendet, wie hier für einen mit Worten ausgetragenen Streit noch in 20.253. Verbales Rektionskompositum ‘die Kraft, das Herz, Gemüt fressend, verzehrend’, i.S.v. ‘an der Substanz zehrend’ (RISCH 207; LfgrE s.v.; CLARKE 1999, 91; vgl. LfgrE s.v. yumÒw 1082.48ff.; anders AH zu 57 ka‹ §mo¤: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — n«˝: Nom. Dual des Pers.-Pron. der 1. Person (R 14.1); Subj. zu meneÆnamen (58); zum Nebeneinander von Dual und Plural R 18.1. — per: betont das vorangehende Wort (R 24.10). — éxnum°nv: Dual. — k∞r: Akk. der Beziehung (R 19.1). 58 ¶ridi (m)meneÆnamen: zur Prosodie M 4.6 (hier zudem an Zäsurstelle). — e·neka: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1). — koÊrhw: zur Form R 2, R 4.2.

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7.210 u. EDWARDS z.St.: ‘Leben zerstörend’, vgl. yumofyÒrow 6.169n. u. yumÚn Ùl°ss˙ 1.205n.). Dieselbe Metapher findet sich auch in anderen Formulierungen im fgrE, insbesondere ‘das Herz verzehren(d)’ aus Gram oder Zorn (yumodakØw mËyow Od. 8.185, yumobore›n Hes. Op. 799, yumofyÒrow Od. 4.716, mit anderen Begriffen formuliert Il. 1.491 [s.d.]., 6.202, 24.129, Od. 9.75, Hes. Th. 567 u.ö.). — meneÆnamen: Denominativum zu m°now (SCHW. 1.440; FRISK s.v. m°now; DELG s.v. m°mona), bez. ein heftiges, auch zorniges Streben und Wüten, in der verbalen Auseinandersetzung im Aor. etwa ‘aufbrausen’ (LfgrE s.v.; EDWARDS zu 56–8; ADKINS 1969, 17f.; vgl. 1.103n. zu m°now: spez. aggressive Energie). — e·neka k o Ê r h w: VE-Formel, in der Il. immer von Briseïs (5x Il., 1x Od., 5x ‘Hes.’); zur metr. Dehnung von e·neka 1.174n.

59–60 Daß er sich wünscht, Briseïs wäre am Tag ihrer Begegnung gestorben, läßt sich aus der jetzigen Situation verstehen (TAPLIN 1992, 215f.; BOUVIER 2002, 303; vgl. 1.348a n.). Allg. zum Todeswunsch-Motiv s. 3.173a n. und die 6.345– 348n. genannte Lit. 59 Artemis: s. FG 7; bringt mit ihren Pfeilen Frauen (ausnahmsweise auch Männern: Od. 5.123f.) einen plötzlichen Tod (6.205n.; DNP s.v. Artemis). — bei den Schiffen: d.h. im Schiffslager (1.12b n.). ˆfel(e): bez. Unerfüllbares/Unerfülltes in Gegenwart und Vergangenheit: ‘hätte sollen’ (1.353n., 6.345n.; zur Komponente des Bedauerns CHANTR. 2.228).

60 ich sie mir erwählte: Achill spielt auf die bewußte Wahl der Briseïs (gr. betontes Pers.-Pron. eg *o n helóm *e n) bei der Beuteverteilung im Schiffslager an (AH; 2.690n.; LfgrE s.v. aflr°v 356.55ff. 358.15ff.). Die Verteilung der von ihm eingebrachten Beute unter Agamemnons Aufsicht beschreibt er 9.330–334 (zum Prozedere der Beuteverteilung 1.118–129n., 1.162–168n.). — nach der Stürmung von Lyrnessos: externe repetitive AnalepseP (vgl. 2.690ff.); zur Zerstörung von Lyrnessos, der Heimat der Briseïs, s. 291–296n., 2.690n. (zu Achills Eroberungszügen allg. 1.366n.; STR 23 Abb. 3). ≥mati t“, ˜t(e): VA-Formel, meist Erinnerung an Selbsterlebtes (2.351n.); bezieht sich oft nicht auf einen konkreten Tag, sondern auf eine bestimmte Situation, meist auf ein Ereignis in der Vergangenheit (FRÄNKEL [1946] 1960, 24; KELLY 2007, 344–346).

61 2. VH = 24.738, Od. 22.269. — in die große Erde beißen: redensartliche Umschreibung des Kriegertodes, vgl. dt. ‘ins Gras beißen’ (2.418n.); zu Parallelen im Sanskrit WEST 2007, 490; zu weiteren Umschreibungen für ‘sterben’ s. 6.19n. t≈: ‘so (hätten) denn, dann’, aus alter Instrumentalendung -v gebildetes Adv., vgl. oÏtv(w) (2.250n.; RIX [1976] 1992, 170; zum Akut WEST 1998, XXII; von FÜHRER/SCHMIDT 2001, 20 Anm. 111, wird Zirkumflex bevorzugt). — Ùdãj: Adv., in der Ilias meist in Verbin59 tÆn: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — nÆessi: zur Flexion R 12.1. — kataktãmen: athemat. Inf. Aor. Akt. zu katakte¤nv (R 16.4). 60 ≥mati t“: ≈ §ke¤nƒ t“ ≥mati; zur demonstr. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — t“, ˜t(e): zum Hiat R 5.6. — •lÒmhn: erg. tÆn (vgl. 59). — Ùl°ssaw: zum -ss- R 9.1. 61 k(e): = ên (R 24.5). — tÒssoi: zum -ss- R 9.1.

Kommentar

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dung mit ßlon/eÂlon (s.o.), in der Odyssee (3x) auch mit der VE-Formel §n xe¤lesi fÊntew. Die Etymologie ist unklar, wird mit Ùd≈n und dãknv in Zusammenhang gebracht: ‘mit den Zähnen’ u./od. ‘beißend’ (FRISK u. LfgrE s.v. Ùdãj; FERNÁNDEZ -G ALIANO zu Od. 22.269). — êspeton oÔdaw: VE-Formel (s. Iterata, außerdem Od. 13.395), immer im Zusammenhang mit dem Sterben verwendet. ê-spetow wird gewöhnlich als Verbaladjektiv zur Wurzel von ¶spete erklärt (2.455n.; LfgrE s.v. êspetow: ‘unsagbar [groß]’; zu oÔdaw ‘Erdboden’ s. RICHTER 1968, 95; LfgrE s.v.).

62 2. VH = 9.426 (auch von Achill). — da ich … im Dauergrollen: zum Groll des Achilleus 1.1n.; Achill erwähnt nur seine eigene unversöhnliche Haltung, nicht aber diejenige Agamemnons nach Ausbruch des Streits im ersten Gesang, die sich z.B. 1.247 und 1.285–291 zeigt (vgl. 1.286–291n.). dusmen°vn: affektgeladene Bez. für die Kriegsgegner, meist in FigurenspracheP (3.51n.). — Í p Ú xers¤n: ÍpÒ mit Dat. in der Bed. ‘unter der Wirkung von’ (2.374n.). — §me›' épomhn¤santow: zur Schreibung §me›(o) statt §meË s. GT 7, aber auch G 45 mit Anm. 25; das Präfix von épo-mhn¤zv kann intensivierende Funktion haben (‘ganz in Groll versunken war’, vgl. AH u. LEAF) oder auch einen temporalen Aspekt enthalten (‘fortwährend grollte’, vgl. 2.772n.). Der gen. abs. mit Ptz. im Aor. ist bei Homer nicht sehr häufig (CHANTR. 2.324 mit Stellensammlung).

63 Hektor: s. FM 8, 1.242n. — nützlicher: Damit beantwortet Achill die eingangs gestellte rhetorische Frage (56–58) gleich selbst: Nutzen und Vorteil hatte bisher nur die gegnerische Streitmacht. Nestor (FM 3) hatte schon im ersten Gesang darauf hingewiesen, daß sich die Troer über den Streit zwischen ihnen beiden freuen würden (1.255–257): EDWARDS. ÜEktori m¢n ka‹ Trvs¤: leicht veränderte VA-Formel (ÜEktori ka‹ Tr≈essi(n) 3x Il.), eine Variante der häufigeren, flektierbaren Formel Trvs¤n te ka‹ ÜEktori nach der A 4Zäsur (10x Il.). Die allg. häufige Formulierung ‘Hektor und die Troer’ kennzeichnet ihn als Anführer und Mittelpunkt seines Volkes (STRASBURGER 1954, 103 mit Anm. 3; STOEVESANDT 2004, 199). — tÒ: bezieht sich auf ˜ te n«˝ … | … meneÆnamen e·neka koÊrhw 57f. — k°rdion: von k°rdow (‘Vorteil, Gewinn’) abgeleiteter Komparativ, bed. ‘wovon jd. mehr Vorteil hat’, also ‘vorteilhafter’ (3.41n.; nur selten wie hier nachträglich konstatierend verwendet, sonst meist hypothetisch (LfgrE s.v.). — aÈtår ÉAxaioÊw: flektierbare VEFormel, nur Il. (12x Nom., 7x Akk., 2x Dat., 1x Gen.); zum Neueinsatz nach der Zäsur C 2 s. 1.194n.

64 lange noch … gedenken: Nach der Meinung Achills wird das Heer der Achaier noch lange unter den Folgen des Streites zu leiden haben und das Ereignis somit durch seine Folgenschwere lange in der Erinnerung der Griechen bleiben. Durch 62 dusmen°vn: zur unkontrahierten Form R 6. — §me›(o): = §moË (R 14.1). — §me›' épomhn¤santow: zum Hiat R 5.1. 63 m°n: ≈ mÆn (R 24.6). — tÒ: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17; Subj. zu k°rdion (sc. Σn). — aÈtãr: 54n. 64 dhrÒn: 46n.

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dieses Nachdenken der FigurP über den eigenen ‘Nachruhm’ weist der Erzähler viell. auch auf das Medium solcher Erinnerung, die Sängerdichtung, hin: AH; EDWARDS ; LOWENSTAM 1993, 103 Anm. 110; vgl. Helenas Gedanken 6.357f., ihr Schicksal werde Stoff für künftige Sänger sein, und die Auftritte der Sänger Phemios und Demodokos in der Odyssee. Weitere Beispiele mit Lit. s. 2.119n., 6.356–358n. Ù˝v: dient oft der Abschwächung einer Aussage (‘glaub’ ich’; hier wohl understatement); dazu und zu den wohl nur metrisch genutzten Formvarianten Akt./Med. s. 1.59n.

65–66 = 18.112f. — Mit ähnlichen Worten hat Achill schon 16.60f. gegenüber Patroklos ein mögliches Nachlassen seines Grolls angedeutet, und mit den gleichen Worten wie hier hat er 18.112f. gegenüber Thetis das Ende des Streits und seinen Entschluß angekündigt, wieder mitzukämpfen; mit ‘jetzt also’ (18.114, 19.67) kündigt er sein weiteres Handeln an: Im Gespräch mit Thetis legt er das Gewicht auf Rache und Tod (vgl. 18.95ff.), in der Heeresversammlung auf die Aufgabe des Grolls und seinen Wiedereintritt in den Kampf (EDWARDS zu 65–8; DE J O N G [1987] 2004, 190; gegen die Echtheit der Verse an der vorliegenden Stelle argumentieren AH; LOHMANN 1970, 32 Anm. 49). Achill deutet im folgenden auch an, daß das Ende des Streits und seines Grolls nichts mit Agamemnon zu tun hat (vgl. 66n.), sondern einzig von ihm selbst ausgeht (vgl. das betonte Pers.-Pron. eg*o V. 67). Die Verletzung seiner Ehre und das demütigende Verhalten Agamemnons spielen für ihn jetzt keine Rolle mehr (58n.; B OUVIER 2002, 417f.; KIM 2000, 127f.). 65 1. VH = 16.60; 2. VH = 19.8, 24.523, Od. 16.147. — wollen wir …, wie betrübt auch immer: 8n., vgl. auch 57n. Achill wird auch nach dem Ende von Streit und Groll an Patroklos’ Tod leiden. Für das übrige Achaierheer ist seine Absage an den Groll ein Grund zur Freude, vgl. ihre Reaktion 74. protetÊxyai §ãsomen: pro-teÊxv nur in dieser Form im fgrE (noch 16.60, 18.112); prÒ bed. bei Homer zwar selten ‘vorher’ (MONRO [1882] 1891, 192; CHANTR. 2.130f.; vgl. LEAF z.St.), vergleichbar ist aber 1.70 prÒ t' §Ònta (SCHW. 2.506; JANKO zu 16.60); der Inf. Perf. Pass. bed. also etwa ‘vorher geschehen sein, vorbei sein’ (JANKO zu 16.60–1; WILLCOCK zu 16.60; LfgrE s.v. teÊxv 437.59: ‘to have been done in the past, be over and done’). Zu §ãv mit Inf. s. LfgrE s.v. 383.33ff.: ‘(auf sich beruhen) lassen’; NUSSBAUM 1998, 77f.; vgl. §ãsomen … | ke›syai 8f. (s.d.).

66 1. VH = 9.637, 14.316, Od. 21.87. — Brodeln: gr. thumós bez. teils den Sitz von Emotionen, teils wie hier diese selbst (2.196n.); hier wohl die ‘Erregung, Wut’ (BÖHME 1929, 78 mit Anm. 1; LfgrE s.v. yumÒw 1081.51ff., bes. 1082.14ff.; weitere Lit. bei B REMMER 1983, 54 Anm. 111). — unterm Zwange: d.h. ange65 tã: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — §ãsomen: kurzvokal. Konj. Aor. (R 16.3). — per: konzessiv (R 24.10). 66 §n¤: = §n (R 20.1). — stÆyessi: zur Flexion R 11.3, zum Plural R 18.2.

Kommentar

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sichts der mißlichen Situation im Heer und der damit verbundenen Gefährdung des erfolgreichen Ausgangs des Unternehmens. Achill sieht sich durch Patroklos’ Tod aus persönlichen Gründen – und gegen große innere Widerstände – gezwungen, den ersten Schritt zu tun und von Streit und Groll abzulassen. Hier in der Versammlung hebt er zwar allg. die großen Verluste im Achaierheer hervor (61f., vgl. 203ff.), in der Erklärung gegenüber Thetis hatte er aber konkret den Wunsch nach Rache für Patroklos geäußert (AH und EDWARDS zu 18.112f.; LfgrE s.v. énãgkh 770.36ff., bes. 49ff.). yumÚn … d a m ã s a n t e w: die gleiche Verbindung mit yumÒw ‘Erregung’ noch 9.496 in Phoinix’ Mahnung an Achill (dãmason yumÚn m°gan), 18.113 Achill gegenüber Thetis, Od. 11.562 in Odysseus’ Bitte an den toten Aias, Zorn und Streit zu vergessen (dãmason … égÆnora yumÒn) (HAINSWORTH zu 9.496); vgl. die Verbindung mit §rhtÊv/§rhtÊomai 1.192n. — §n‹ stÆyessi: ‘in meiner Brust’, d.h. ‘im Innern’ (vgl. 1.189n.). — f¤lon: kann entweder als reines Poss.-Pron. fungieren (‘eigen’) od. affektive Bed. haben (‘lieb, geliebt’), s. 1.20n., 3.31n.; bed. hier wohl ‘lieb, geliebt’, vgl. die Sperrung von Subst. und Attribut über die beiden Vershälften (vgl. ROBINSON 1990, 107).

67–70 Indem Achill in aller Öffentlichkeit das Ende seines Grolls gegen Agamemnon erklärt (vgl. 35n.), ordnet er sich indirekt wieder dessen Oberbefehl unter (zu seiner vorübergehenden Verweigerungshaltung gegenüber Agamemnons Befehlsgewalt s. 1.150n.); denn für seinen Rachezug gegen Hektor und die Troer ist er auf das Achaierheer angewiesen. Seine Aufforderung an Agamemnon wirkt aber ungeduldig (68 ‘also los denn, schneller’) und unbedacht: seit dem Anblick der neuen Waffen ist er so sehr von Zorn auf Hektor getrieben (16a n.), daß er weder die körperliche Verfassung einzelner Anführer noch die Tatsache berücksichtigt, daß das Heer noch nichts gegessen hat (vgl. 154ff.). 67 1. VH = 23; VE = Od. 19.118. — nËn d' ≥toi m¢n § g ≈ : 23a n. — xÒlon: bez. die emotionale Erregung, die einen Menschen jäh befallen oder in ihm aufwallen kann, die er aber auch unterdrücken oder beenden kann (1.81–82n.; CLARKE 1999, 93–96; vgl. ¶du xÒlow 16a n.); hier fast synonym mit m∞niw (vgl. auch épomhn¤santow 62). Die Formulierung in der Thetis-Rede V. 35 und im Erzähler-Text V. 75 (s.dd.) nimmt das Thema der Ilias auf (s. 1.1n.). — oÈd° t¤ me xrÆ: Variante der VE-Formel oÈd° t¤ se xrÆ (8x Il., 7x Od., 3x hom.h.), diese stets in Ratschlägen an eine Person, vgl. z.B. Phoinix’ Appell an Achill 9.496f. (MARTIN 1989, 199). 68 VE = 20.257. — éskel°vw: iliad. hapaxP (éskel°[e]w 3x Od.). Etymologie und Bed. sind unsicher, viell. zu sk°llv ‘ausdörren’ (FRISK; DELG), dann soviel wie ‘ausgetrocknet, hart’ und daher ‘unbeugsam, unerbittlich’ (AH; LEAF; EDWARDS zu 65–8; LfgrE; schol. T: êgan sklhr«w); ebenso mit Bezug auf Emotionen Od. 1.68f., 4.543f., anders 67 ≥toi: R 24.4. — m°n: emphatisch (≈ mÆn: R 24.6). — oÈd° ti: ‘überhaupt nicht, keineswegs’. 68 afie¤: = ée¤. — meneain°men: Inf. Präs. (R 16.4). — êge: urspr. Imp. zu êgv, in Verbindung mit Imp. oder Konj. auffordernd: ‘auf!, los!’.

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10.463 éskel°ew ka‹ êyumoi (‘sans force’ DELG; ‘weak’ HEUBECK zu Od. 10.463). Damit will Achill wohl vor der Versammlung den Eindruck erwecken, seine Absage an den Groll sei auch auf die Notlage der Achaier und die verschiedenen Bitten um seine Hilfe zurückzuführen, z.B. 9.230ff., 9.496ff., 16.21–35, 16.202–207 (LfgrE). — meneain°men: ‘wüten, zürnen’ (58n.). — éll' êge: Übergang von der Argumentation zur Handlungsanweisung, 1.62, 2.72 (s.d.) u.ö. — y ã s s o n : zum Akzent ORTH 2; WEST 1998, XX, s.v. êsson.

69 ≈ 2.51, 2.443; 1. VH ≈ 2.589, 17.383. — die Langhaar tragenden Achaier: VE-Formel; zur Langhaarigkeit der Achaier 2.11n. pÒlemÒnde: Zusammensetzung aus Akk. und enklit. Partikel -de (1.54n. s.v. égorÆnde; G 66).

70 ≈ 20.352. — Troer: Zu dieser Bezeichnung für die gesamte Streitmacht der Troer-Partei (einschließlich Bundesgenossen) s. 2.125–126n., 2.816n. ¶ti ka¤: weist auf die frühere, bis jetzt unterbrochene Tätigkeit und muß hier entgegen der sonst geläufigen Bedeutung (2.229n.: ‘dazu auch noch’) soviel wie ‘einmal mehr, erneut’ bedeuten (AH; LEAF ). — peirÆsomai: bed. mit Obj. u. indir. Frage ‘jn. auf die Probe stellen, ob’ (LfgrE s.v. peirãv). — ént¤ow §ly≈n: variierbare VE-Formel (ént¤ow/-on §ly≈n/-e›n/-oi/-v/Σlyen: 10x Il.); ént¤ow bed. ‘zugewandt’, meist in Verbindung mit intrans. Verben der Bewegung, oft auch in Kampfsituationen zur Bez. eines Angriffs (‘entgegentreten’): LfgrE s.v.; KURZ 1966, 125. Die Überlieferung schwankt zwischen adverbialem ént¤on und prädikativem Adj. (app. crit.; schol. A z.St. u. schol. b zu 6.54), an vergleichbaren Stellen ist aber adj. ént¤ow besser überliefert (2.185, 20.352, außerdem z.B. 11.219, 21.150, 22.113; anders beim Inf. 7.160 und in der VA-Formel ént¤on §ly°menai, z.B. 17.67).

71a bei den Schiffen schlafen möchten: Dies hatten die Troer in ihrer Versammlung trotz der Warnung durch Polydamas (FM 9) auf Hektors Rat erneut beschlossen (18.245–313, bes. 18.254ff.; vgl. Hektors frühere Aufforderung 8.497ff. und die Wirkung dieser Taktik auf die Achaier 9.230ff.). Achill geht davon aus, daß sie dies am Ende dieses Kampftages nicht mehr tun werden (vgl. 21.526ff.). a‡ k' §y°lvs(i): indir. Frage abhängig von peirÆsomai (AH; FAESI; KELLY 2007, 172); eigtl. Doppelfrage mit nicht ausgesprochenem zweiten Glied (‘ob sie wohl …, ’), Lit. dazu 1.66–67n.; zu §y°lv (hier ‘das Verlangen haben’) in drohend-sarkastischem Ton LfgrE s.v. 414.51ff. — fiaÊein: ‘übernachten’, ebenso 18.259 u.ö.; zur Etymologie und zur Bed. der zugrundeliegenden idg. Wurzel (‘verweilen, übernachten’) s. LfgrE mit Lit.; STRUNK 1999, 271ff., bes. 272.

69 kãrh: att. tÚ kãra (R 2), ‘Kopf’; Akk. der Beziehung (R 19.1). — komÒvntaw: zur ep. Zerdehnung R 8. 70 ˆfr(a): ‘damit’ (R 22.5). — peirÆsomai: kurzvokalischer Konj. des medialen Aor. (att. deponens pass.), zur Form R 16.3; Obj. dazu Tr≈vn. 71 a‡ k(e): afi = efi (R 22.1), k(e) = ên (R 24.5). — nhus¤n: zur Flexion R 12.1. — o‡v: Aktiv ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied zum Medium (R 23).

Kommentar

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71b–73 Achill schließt seine Rede mit der Zuversicht, daß der Gegner im bevorstehenden Kampf scheitern wird. 71b éllã … o‡v: éllã modifiziert den Inhalt des vorherigen Satzes (71a) durch die folgende Behauptung (LfgrE s.v. éllã 528.21ff.). o‡v ist hier Ausdruck der eigenen Überlegenheit (LfgrE s.v. Ù˝v 628.26ff.; vgl. auch 64n.). — tin(ã): kollektiv ‘manch einer’ (vgl. SCHW. 2.214).

72 2. VH ≈ 7.118; VE ≈ 7.173. Zur unterschiedlichen Versgestaltung aufgrund des vorausgehenden Kontextes s. CLARK 1997, 124f. — das Knie zu Boden beugen: gr. góny kámpsein ‘das Knie beugen’, d.h. sich niederlassen, um sich nach geglückter Flucht auszuruhen, vgl. Od. 5.453 (AH; KIRK zu 7.117–119; LfgrE s.v. kãmptv; anders LfgrE s.v. gÒnu 175.38ff.: vom schnellen Lauf [‘Fersengeld geben’]). éspas¤vw: Deverbativum zu éspãzomai, Analogiebildung wie yaumãsiow (von yaËma) zu yaumãzv (FRISK s.v. éspãzomai; R ISCH 114), bed. eigtl. ‘in willkommener Weise, froh’; das Adv. im Kontext von Flucht und Entkommen aus der Schlacht noch 7.118, 11.327, 18.270 (LfgrE s.v.). — f Ê g h s i n : zur Konj.-Endung -hsi (ohne i subscr.) ORTH 4; WEST 1998, XXXI. 73 1. VH = 7.119, 7.174, 17.189, 21.422. — dh˝ou bei Homer als Epitheton von pËr, pÒlemow und énÆr gebraucht; bed. hier wohl ‘feindlich, zerstörerisch’; zur Etymologie und Bed.-Entwicklung 2.415n. — §k pol°moio: 36n. — Íp' ¶gxeow: ‘unter der Einwirkung von’ (SCHW. 2.528; vgl. auch 3.436n., 6.368n.; zur Lanze 53n.). — ≤met°roio: zur emphat. u. metr. Funktion des Poss.-Pron. mit Singular-Bed. s. FLOYD 1969, 122. 129.

74–76 Zur Abfolge ‘Rede-AbschlußP – Reaktion der Zuhörer – Rede-EinleitungP s. 2.333–335n. mit Lit. 74 1. VH = 3.111. — die Achaier mit dem guten Beinschutz: VE-Formel; zu den Beinschienen als Kriegerausrüstung s. 1.17n., 3.330n., 3.331n. Õ w ¶ f a y ' : o „ d(°): formelhafter Rede-AbschlußP (45x Il., 35x Od., 1x Hes. Op., 1x h.Ap.); zum Rede-Abschlußschema ‘sprach’ + Reaktion des/der Zuhörer(s) (Subj. in Nomen-Epitheton-Formel) s. 1.33n.; Stellensammlung zum Schema mit freudiger Reaktion s. bei FINKELBERG 1989, 182f. — §xãrhsan: bez. eine “affekthafte, freudige Erregung”, hier ausgelöst durch die ersehnte Mitteilung Achills: LATACZ 1966, 56f. 232.

75 2. VH = 17.214, 18.226. — Innerhalb der Ilias-Struktur ist damit der Handlungsbogen ‘Groll des Achilleus’ sowie auch der Parallelbogen ‘Versprechen des Zeus’ endgültig abgeschlossen (STR 22 mit Abb. 2; 34–36n., 35n., 1.488–492n.). — Sohn des Peleus: zu Achills Benennung mittels Patronymikons s. 1.1n.

72 aÈt«n: gen. part. zu tin(ã) in 71. — fÊghsin: 3. Sg. Konj. (R 16.3), effektiver Aor. ‘entkommen’. 73 pol°moio: zur Flexion R 11.2. — ¶gxeow: zur unkontrahierten Form R 6. 74 ¶fay': = ¶fato, Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — o·: anaphorisch-demonstrativ (R 17), dazu §#knÆmidew ÉAxaio¤ als Apposition.

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m∞nin … Phle˝vnow: Vier-Wort-Vers mit epexegetischer Funktion: der Grund der Freude wird dadurch bes. hervorgehoben (1.75n.; BASSETT 1919, 224). Der Vers enthält Anklänge an 1.1 (s.d.) in Wortwahl und Struktur: am VA das Themawort m∞nin, am VE Achill im Gen., hier in periphrastischer BenennungP (zu m∞niw in bezug auf Achill s. 1.247a n.). — m∞nin épeipÒntow: zum Kompositum 35n.; zum gen. abs. 62n. — megayÊmou Phle˝vnow: megãyumow ‘mit großer Leidenschaftlichkeit, hochgemut’ ist generisches EpithetonP (1.123n.; zu yumÒw vgl. 2.196n.), in bezug auf Achill noch 17.214, 18.226, 20.498, 21.153, 23.168, Od. 3.189; hier offensichtlich revitalisiert: zu seinem inhaltlichen Gewicht an dieser Stelle (der Zorn richtet sich jetzt auf Hektor und die Troer) s. EDWARDS z u 17.213–14; SHIVE 1987, 58f. u. 171 Anm. 19.

76–144 Agamemnon versucht, Verständnis für sein Verhalten zu gewinnen, indem er göttliche Mächte ins Spiel bringt, und erklärt sich bereit, Achilleus die versprochenen Sühnegeschenke öffentlich auszuhändigen. 76 = 3.455, 10.233. — to›si d¢ ka‹ met°eipen: VA-Formel (8x Il., 8x Od.); met-°Weipe ist redupl. thematischer Aor. aus dissimiliertem *-e-uªe-uªquª- (SCHW. 1.745; RIX [1976] 1992, 216). — ênaj éndr«n ÉAgam°mnvn: 51n.

77 VA ≈ Od. 13.56. — Aufgrund des scheinbaren Widerspruchs zu V. 79f. ist dieser Vers schon in der Antike athetiert bzw. als Interpolation Aristarchs verdächtigt worden; teils ist die Rede-Einleitung 76 in anderer Fassung überliefert (z.B. bei Zenodot, s. app. crit. zu 76f.). Der Vers ist aber gut bezeugt, auch von Aristophanes von Byzanz so gelesen und von Apollonios Rhodios wohl nachgeahmt worden (ERBSE 1960, 54ff.; RENGAKOS 1993, 74f.; W EST 2001, 252f.; vgl. GT 9– 12). Umstritten ist, in welcher Position Agamemnon die folgende Rede hält: entweder stehend, wie es für Redner in der Versammlung üblich war (vgl. 55, 79; zu dieser Gepflogenheit AREND 1933, 116ff.; 1.54n.; 2.278b–279n.; 2.55n.), aber bei seinem Sitz, ohne in die Mitte vorzutreten wie etwa Telemach Od. 2.37 (so AH; F AESI; LEAF ; WILLCOCK ; LfgrE s.v. aÈtÒyen; ERBSE 1953, 243ff.; KURZ 1966, 59f.), oder sitzend (C HANTR . 2.99; MAZON 6ff. Anm. 1; EDWARDS zu 76–84; W EST 2001, 252); das Sitzen während der Rede wird verschieden begründet: (1) mit seiner Verwundung, vgl. 47–53n. (schol. A; EDWARDS; REICHEL 1994, 203); (2) mit der Annahme, daß er nur zu Achill und dem kleinen Kreis der Anführer spreche (schol. bT; AREND 1933, 118; VAN DER V ALK 1963, 582f.; ebenso KURZ 1966, 59f.); (3) als Zeichen der Geringschätzung Achills (CLAY 1995, 72ff.; LATEINER 1995, 55 Anm. 4. 97f.; B ECK 2005, 223ff.) oder gar als Rüge an Achill, weil dieser ihn in 1.292ff. (s.d.) unterbrochen hatte, vgl. 79f. (RABEL 1991, 109ff.). (2) scheint wenig wahrscheinlich: die Beilegung des offen ausgetragenen Streites erfolgt in aller Öffentlichkeit vor der Heeresversammlung (34–36n., 139– 76 to›si: zur Flexion R 11.2. — met°eipen: = mete›pen (↑). 77 aÈtÒyen: zum Suffix R 15.1. — ßdrhw: zum -h- nach -r- R 2. — oÈd(°): bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8).

Kommentar

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144n.; vgl. auch V. 175); (3) Sitzen als Zeichen der Unhöflichkeit wäre der Situation nicht angemessen und würde sich gegen alle Anwesenden richten. Die Erklärung (1) hingegen läßt sich durchaus in Einklang mit Agamemnons Äußerung V. 79 bringen (79–80n.) und bietet weitere Interpretationsmöglichkeiten: durch den indirekten Hinweis auf sein Handicap könnte er (a) zeigen, daß auch er Leidtragender der Situation geworden ist (vgl. sein Auftreten in der Versammlung 51– 53n.), und (b) ohne Gesichtsverlust die Führung in der kommenden Schlacht Achill überlassen (139n.). Ausführliche Diskussion des Problems auch im Hinblick auf V. 79 bei EDWARDS zu 76–84. a È t Ò y e n … oÈd(°) …: eine Art rhetorisch Polarer AusdruckP (vgl. etwa 1.468n.; TZAMALI 1997, 133). — §n m°ssoisin: ‘in ihrer Mitte’ (LfgrE s.v. m°s(s)ow 163.15ff.).

78–144 Im Gegensatz zu Achills Eröffnungsrede (18 Vv.) fällt Agamemnons Antwort bedeutend länger aus (67 Vv.). Sie besteht aus zwei kürzeren Rahmenteilen (79–84: Bitte um Aufmerksamkeit, 139–144: Aufforderung an Achill) und einem langen Mittelteil (85–138, vgl. 86b–138n.) mit der Erklärung für sein Verhalten und dem impliziten Eingeständnis eines Fehlers durch seine Bereitschaft zu materieller Entschädigung (LOHMANN 1970, 75–80). Adressaten sind alle Achaier (78, 83f., vgl. 41ff.) als Zeugen der öffentlichen Beilegung des Streites. Die Erklärung richtet sich v.a. an Achill (83), auf dessen Einlenken Agamemnon reagieren muß. Auf Achills Hauptanliegen, den sofortigen Auszug zum Kampf, geht er aber nur kurz ein (139). Agamemnons Auftreten ist v.a. von der unangenehmen Situation des Sprechers geprägt, einen Fehler eingestehen zu müssen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren; so wirken die Rede und das Angebot von Geschenken (137f., 140–144) wie eine eher halbherzige Entschuldigung an Achill (LEAF zu 85; ED WARDS zu 78–144; LATEINER 1995, 54f.; vgl. 51–53n., 139–144n.). 78 = 2.110 (s.d.), 6.67, 15.733; 2. VH. = ‘Hes.’ fr. 193.6 M.-W. — Die GanzversAnrede wird sonst in Kampfparänesen verwendet (6.67, 15.733; Sonderfall 2.110 s.d.). Somit reagiert Agamemnon zunächst zwar auf Achills Appell, er möge das Heer zum Kampf aufrufen (68ff.), läßt dieses Anliegen dann aber – außer in V. 139 – in den Hintergrund treten. — Danaer: 34n. Œ f ¤ l o i: VA-Formel (21x Il., 21x Od.). Œ f¤loi wird öfter als eine Vertrautheit suggerierende Anrede für einen größeren Adressatenkreis verwendet; wie hier mit Bezug auf die gesamte Heeresversammlung in 2.299 (s.d.) u.ö.; zu Œ beim Vok. 1.442n. — yerãpontew ÖArhow: vgl. 47n.

79–84 Agamemnon formuliert seine Bitte um ruhiges Zuhören, eine Art captatio benevolentiae, indirekt, als allg. gehaltene Aussage in der Form von Gnomen: 79–80a positiv und negativ formulierte Aussage, 81–82a Frage, 80b und 82b einander rhythmisch und inhaltlich entsprechende Aussagen (AHRENS 1937, 32;

78 ÖArhow: zur Flexion R 12.4.

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LOHMANN 1970, 76; LARDINOIS 1997, 227 mit Anm. 64). Die Begründung einer Aufforderung mittels Gnomen ist charakteristisch für Sprecher mit Autoritätsanspruch (1.274n.). Hier könnte diese Ausdrucksweise Zeichen dafür sein, daß Agamemnon bedacht ist, die Autorität, die ihm in seiner Stellung zukommt, für sich zu reklamieren, da er jetzt äußerlich und innerlich geschwächt ist. Die etwas umständliche Einleitung könnte zudem ein Zeichen seiner Nervosität sein: sie entspringt wohl der Furcht vor Lärm und Zwischenrufen in der außergewöhnlich großen Versammlung, deren Teilnehmer – wie er sehr wohl weiß (vgl. 86a n.) – sein Verhalten in der Auseinandersetzung mit Achill keineswegs gebilligt haben und große Sympathie für den Vorredner hegen (AH; LEAF zu 85; E DWARDS zu 78–84 u. 80–2; HAMMER 2002, 156; anders M INCHIN 2007, 231f.: Reaktion auf den Freudenlärm der Achaier). Zudem ist in Vv. 79f. viell. eine Anspielung auf die letzte Begegnung zwischen Achill und ihm in der Versammlung des 1. Gesanges (1.292 [s.d.]) enthalten, in der ihm Achill gegen die Etikette der agor*e ins Wort gefallen war (gr. hybbállein) (LEAF ; EDWARDS zu 76–84). Vgl. auch Agamemnons Autoritätsverlust in der Versammlung des 2. Gesanges, in der schließlich Odysseus zur Ordnung rufen mußte (2.182–335; dazu 2.42–47n., 2.139–141n., 2.186–187n.), und allg. im Verlauf der Iliashandlung (1.150n.). – Einen Redner nicht zu unterbrechen ist ein wichtiger Grundsatz für das Gelingen einer Versammlung, Aufforderungen zum ruhigen Zuhören sind daher häufig (z.B. 2.280–282, 3.86, 7.67, 8.5; weitere Stellen bei WILLE 2001, 89f.; zur Ordnung in der Versammlung HÖLKESKAMP 2002, 312f.). 79–80 Die Verse 79f. (v.a. 79a) spiegeln den Idealfall: der gemäß allgemeiner Konvention im Stehen Redende hat Anspruch auf (und erhält) volle Aufmerksamkeit; zu den Ausdrücken für das gemäß “common opinion” Angemessene (gr. kalón und éoiken) s. 1.119n.; LfgrE s.v. kalÒw 1312.33ff.; YAMAGATA 1994, 230. Damit könnte Agamemnon viell. auch den ihn benachteiligenden Gegensatz zwischen dem ersten Redner, dem unversehrten, stehend redenden Achill, und ihm selbst, dem in der Schlacht Verwundeten und daher Geschwächten (und wohl Sitzenden), andeuten (EDWARDS zu 76–84; HEATH 2005, 127; vgl. 77n.). •staÒtow m ° n: m°n bereitet d(°) in 81 vor; der Sinn ist wohl etwa: “wenn einer steht (wie Achill), hören alle zu, aber wenn einer sitzt (wie ich), ist es schwer, sich in einer großen Menge Gehör zu verschaffen”, zumal bei den Reaktionen der Anwesenden auf die Vorrede (E DWARDS zu 76–84 u. zu 80–2). — oÈd¢ ¶oiken: VE-Formel (5x Il., 5x Od.). — Íb79 •staÒtow: = att. •st«tow, Perf. zu ·stamai (vgl. R 6); Obj. zu ékou°men. — kalÒn: sc. §sti. — ékou°men: Inf. Präs. (R 16.4). — oÈd¢ (W)°(W)oiken: zur Prosodie R 4.3. — oÈd°: ‘und durchaus nicht’; bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). 80 Íbbãllein: = Ípobãllein (vgl. R 20.1), ‘ins Wort fallen, unterbrechen’. — xalepÒn: sc. §sti, ‘es (d.h. das Íbbãllein) ist beschwerlich, lästig’. — per: konzessiv (R 24.10). — §Ònti: = ˆnti (R 16.6).

Kommentar

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bãllein: das Kompositum nur hier in der Bed. ‘(einen Redner) unterbrechen’ (LfgrE s.v. bãllv 35.35ff.; vgl. ÍpoblÆdhn 1.292n.), anders Od. 10.353 (‘darunterlegen’). — §pistam°nƒ per §Ònti: adj. Verwendung des Partizips §pistãmenow ‘versiert’ (adv. 7.317) in präd. Funktion (LfgrE s.v. §p¤stamai; SCHW . 2.408; CHANTR. 2.321); der Dat. ist v.l. nach Aristarch, der Akk. der Hauptüberlieferung wird als Teil eines unvollständigen AcI interpretiert (FAESI; LEAF mit Verweis auf 16.620; VAN DER VALK 1963, 582 Anm. 111).

81–82 Die Verse 81f. spiegeln die Situation Agamemnons: Behinderung durch Lärm und daher Furcht, sich als Redner kein Gehör verschaffen zu können (MARTIN 1989, 117; DICKSON 1995, 27). Bemerkenswerterweise spricht Agamemnon zuerst aus der Sicht eines Zuhörers (81): ein indirekter Appell an die Versammelten, seine Erklärung anzuhören. ımãdƒ: bez. hier ähnlich wie 2.96 Lärm und Stimmengewirr der versammelten Masse, sonst v.a. den Lärm und Tumult des Schlachtengetümmels (LfgrE; K RAPP 1964, 12; KAIMIO 1977, 79). 82 2. VH = 2.246 (s.d.); ≈ 1.248, 4.293, Od. 20.274. — blãbetai: altes themat. Wurzelpräsens, noch 166, Od. 13.34, neben suffigiertem i ª-Präs. blãpt- (SCHW. 1.685, 704; HOEKSTRA zu Od. 13.34). Das Mediopass. blãptomai hat bei Homer oft die Bed. ‘stolpern, aus dem Tritt kommen’, hier übertragen auf die unterbrochene Rede: die Stimme dringt nicht mehr durch den Lärm, vgl. ligÊw per … (AH; LfgrE s.v. blãbomai mit Hinweis auf §pitroxãdhn vom schnellen Redefluß [3.213n.]). — ligÊw p e r § ∆ n égorhtÆw: ligÊw (‘durchdringend, klangvoll’) ist pos. Charakterisierung eines Redners aufgrund seiner gut vernehmlichen Stimme (1.248n., 3.151–152n.).

83 dem Peleïden: Agamemnon spricht – außer 139–144 – nur noch in der dritten Person von Achill (ebenso 89, 188f., 194f.; anders Achill, s. 56–64n.; zum Patronymikon 1.1n.) und wird bis zum Ende der Ilias auf keine Rede Achills direkt antworten. Schon anläßlich der Bittgesandtschaft im 9. Gesang hatte sich Agamemnons Distanziertheit gezeigt: er hatte es vermieden, Achill mit Namen zu erwähnen (9.118–161, vgl. HAINSWORTH zu 9.118). Vielleicht veranschaulicht so der Erzähler die Entfremdung der Streitgegner und v.a. Agamemnons Unfähigkeit zu einer offenen Begegnung mit Achill, was dieser bereits 9.372f. festgestellt hatte (LOHMANN 1970, 76 Anm. 133; EDWARDS). Dieses Auftreten entspricht dem gesamten Tenor von Agamemnons Reden und Handlungen in dieser Versammlung: sie zielen nicht in erster Linie auf Achill, sondern auf die Heeresversammlung als ganze (TAPLIN 1992, 206; vgl. 139–144n., 238–276n.). §nde¤jomai: hom. hapaxP, ‘sich jm. erklären, sich an jn. wenden’, ähnlich de¤jato h.Merc. 367 (LfgrE s.v. de¤knumi), Hdt. 8.141.2 durch tØn •vut«n gn≈mhn verdeutlicht (L EAF ). — a È t å r ofl êlloi: VE-Formel (6.402, Od. 8.40), vgl. 15n.; ofl êlloi ist mit

81 ken: = ên (R 24.5). 82 µ (W)e¤poi: zur Prosodie R 4.4. 83 §g≈n (vor Vokal): = §g≈. — aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2).

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dem vokativischen ÉArge›oi zu verbinden, vgl. 11.75, Od. 8.40–42 (SCHW. 2.63; CHANTR. 2.36 Anm. 3; BASSET 2006, 117).

84 Argeier: zu dieser Bez. für die ‘Griechen’ 2.79n. sÊnyesy' … t' e Ô g n « t e: durch Verbindung bedeutungsähnlicher Begriffe verstärkte Aufforderung zur Aufmerksamkeit vor der Hauptaussage Vv. 86ff.: sÊnyesye ‘geht (gut) mit, paßt auf!’ (W ILLCOCK: “pay attention!”; vgl. 1.76n.), eÔ gn«te ‘begreift gut!’ (AH: “fasset genau auf!”), ähnlich einer synonymischen Doppelung (dazu 1.160n., 2.39n.); impliziert neben der akustischen (SNELL 1978, 44) auch die mentale Aufnahme, vgl. 2.26n. (das Mentale betonen SNELL 1924, 27 [Erkennen des Gedankenganges] und LfgrE s.v. gign≈skv 159.34ff. [Erkennen des Wahrheitsgehalts]).

85 diesen Vorwurf: Agamemnon nimmt vage Bezug auf Achills Äußerungen über die verheerenden Folgen des Streits für das Achaierheer (56–58, 61–63, vgl. 56– 64n.), bleibt aber sehr unbestimmt: er scheint von Achills Vorgehen überrumpelt und peinlich berührt von der Notwendigkeit, sich seinerseits vor der Heeresversammlung erklären zu müssen (LEAF). mËyon ¶eipon: VE-Formel (1.552n.), zur Form ¶eipon 76n.

86a vielfach mich gescholten: Der Erzähler informiert durch den Mund des Agamemnon, daß dieser wiederholt (85 ‘oft’, 86 gr. Iterativ-Form) von den Achaiern für sein Verhalten und seine Handlungsweise im Streitfall mit Achilleus gerügt worden war (interne kompletive AnalepseP; vgl. Myrmidonen – Achilleus 16.202). Thersites hatte dies 2.239f. in schmähendem Ton getan (2.221–222a n.; 2.225– 242n.), Kritik war aber auch von Nestor geäußert worden: vorsichtig 1.254–284 (s.d.), in aller Deutlichkeit 9.108–111; vom allgemeinen Unmut gegen Agamemnon war 13.108–113 und 14.49–51 die Rede gewesen (SCHADEWALDT [1938] 1966, 122f.). ka¤ t e: drückt eine Klimax aus (1.521n.). — neike¤eskon: ‘schelten, beschimpfen’, hier wohl ‘kritisieren’ (LfgrE s.v. neik°(¤)v; EDWARDS zu 85–6: “kept finding fault with”).

86b–138 Agamemnon leitet sein Angebot einer Wiedergutmachung und seine Erklärung für das Geschehene mit der lapidaren Feststellung ein, nicht er sei schuld am Ganzen, und begründet das mit der für ihn charakteristischen Behauptung (86b–88n.), er sei ein Opfer göttlicher Mächte gewesen (86b–88 u. 136f.). Mit dem in die Reflexion über das Vorgefallene (Abschnitt A: 86b–94 / A’: 134–137) eingebetteten Mythos von Zeus als Opfer von Verblendung (Abschnitt B: 95–133) wirbt er um Verständnis für sein Verhalten (RingkompositionP; ParadeigmaP mit Argument-FunktionP; A LDEN 2000, 30–37, bes. 36f.; allg. zu Beispiel-Erzählungen in der Ilias G RETHLEIN 2006, 46–63). Die aitiologische Erzählung von der 84 sÊnyesy(e): Imp. Aor. zu sunt¤yesyai. — gn«te (W)°kastow: zur Prosodie R 4.3. 85 ¶eipon: = e‰pon. 86 te: ‘episches te’ (R 24.11). — neike¤eskon: iterativ (-sk-: R 16.5); zur augmentlosen Form R 16.1.

Kommentar

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Verbannung Ates, der personifizierten ‘Verblendung’ (FG 38), aus dem Olymp soll erklären, wie die Verblendung in die Welt kam, und damit auch, wie es zu diesem Zerwürfnis zwischen ihm und Achill kommen konnte (PRIESS 1977, 78. 188; HELD 1987, 256; DAVIES 1995, 5f.). In der parallelen Gliederung der beiden Abschnitte zeigt sich der Bezug zwischen Agamemnon und Zeus: (A) Agamemnon: a Verblendung durch Zeus, Moira und Erinys (86b–88) b Zeitpunkt (89) c Fazit aus den nicht mehr geschilderten Ereignissen: Ohnmacht gegenüber göttlicher Macht (90) d Aition: Ates Wirken unter den Menschen (91–94) (B) Zeus: a’ Verblendung des Zeus und List der Hera (95–97) b’ Zeitpunkt (98–99) c’ Zeus’ verblendetes Handeln und die Folgen (100–125), d’ Aition: Ates Verbannung und Sturz vom Olymp unter die Menschen (126–131) e’ Zeus’ Klagen über Ate beim Anblick von Herakles’ Schicksal (132– 133) (A’) Agamemnon: e Agamemnons Bewußtsein seiner Verblendung beim Anblick der fallenden Achaier (134–137). Diese deutliche Strukturierung spricht gegen die in der älteren Homerkommentierung (u.a. AH) geäußerten Zweifel über Sinn und Echtheit dieses Abschnittes und gegen die verschiedenen Athetierungsvorschläge. Ausführliche Diskussion und weitere Lit. bei E DWARDS zu 85–138 und 95–133; DODDS (1966) 1970, 1–16; L OHMANN 1970, 75–80; VAN E RP 1971, 57–60; S CHMITT 1990, 85–89; TAPLIN 1992, 206–209; DAVIES 1995; SARISCHOULIS 2008, 46–54; vgl. auch 95–133n. 86b–88 Es ist charakteristisch für Agamemnon, daß er hier, wie schon früher (2.111–115n., 2.375–380n., 8.236ff., 9.18ff.), sein Verhalten auf den Einfluß von Zeus zurückführt. Jedoch veranlassen Götter die Menschen meist zu Handlungen, zu denen sie ohnehin eine Disposition haben (zum vorliegenden Fall: 88n., 89n.): vgl. Doppelte MotivationP; 1.55n., 1.188–222n., 2.169–171n.; allg. zur Frage der Eigenverantwortung bei Homer s. SCHMITT 1990, 100–110. — Ich jedoch, ich bin nicht schuldig, | vielmehr sind’s Zeus und …: Trotz dieser Aussage kann und will er sich nicht jeglicher Verantwortung entziehen, denn er hat sein Fehlverhalten erkannt (2.375–380 [s.d.], 9.115–119, 19.89) und ist daher bereit, Genugtuung zu leisten (137f.); aber durch den relativierenden Hinweis auf höhere Mächte versucht er, das Gesicht zu wahren und das Verständnis des ganzen Heeres zu gewinnen (EDWARDS zu 85–138; WILLCOCK; KULLMANN 1956, 110f.; ADKINS 1960,

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50–52; LESKY 1961, 40ff.; LLOYD-JONES [1971] 1983, 22f.; SCHMITT 1990, 87f.; TAPLIN 1990, 75ff; WILLIAMS [1993] 2000, 61ff.; TEFFETELLER 2003, 17ff.). Dabei versucht er auch, dem feindlichen Akt gegen Achill die Schärfe zu nehmen, vgl. dessen Reaktion 270ff. (VAN W EES 1992, 113. 362 Anm. 110). – Daß Götter als Urheber von Unheil angesehen werden, findet sich auch 409f. (Achills Tod), 3.164f. (Krieg um Troia; zu Helenas Eingeständnis ihrer Schuld s. 3.164–165n.), 13.222ff. (Niederlage der Achaier) u.ö. (vgl. auch 6.357–358n.). 86b a‡tiow: ‘wer (jm.) etwas (an-)getan hat’, bez. zunächst ohne moralische Wertung den Urheber eines Übels, mit Negation oft denjenigen, der keinen Vorwurf verdient (1.153n.; LfgrE).

87 Nach dem ‘Gesetz der wachsenden Glieder’ konstruierter Vers, bestehend aus drei Eigennamen, wobei der dritte durch ein EpithetonP erweitert ist (zur idg. Herkunft dieser Stilfigur 1.145n.; WEST 2004; 2007, 117–119; Stellen und Lit. zu Dreierkombinationen von Göttern 2.478–479n.). Die Aufzählung dieser göttlichen Übermacht im Gegensatz zu 95–97 (Zeus hatte es nur mit Hera zu tun, allerdings mit einer List ihrerseits) dient im besonderen Maß dazu, das Verständnis der Zuhörer zu gewinnen (LOHMANN 1970, 78 mit Anm. 135. 199; ERBSE 1986, 14). — Moira: die göttliche Macht, die jedem Menschen sein Schicksal zuteilt (gr. móira eigtl. ‘[zugeteilter] Teil’: RISCH 137; FRISK s.v. me¤romai); sie manifestiert sich entweder wie hier als unabwendbarer Ablauf des Geschehens oder als Todeslos (409f.; ERBSE 1986, 275f.; DNP u. KlP s.v.; zur Personifikation vgl. FG 29; DIETRICH 1965, 203; zum iliadischen Schicksalsbegriff 2.155n.). — die aus dem Dämmer kommt: Erinys: Diese Charakterisierung weist auf ihr unerwartetes, oft unheimlich wirkendes Auftreten: Die Erinys ahndet Verletzungen der elementaren Ordnung und kann, wie hier und Od. 15.234, dem Menschen Verblendung bringen. Sie tritt sonst seit Homer meist im Kollektiv in Erscheinung (vgl. 259n.), als einzelne Gottheit nur hier in der Aufzählung neben Zeus und Moira, außerdem 9.571 (Meleagros-Mythos), Od. 15.234 (Episode um den Seher Melampus) und ‘Hes.’ fr. 280.9 M.-W. (FG 13; HEUBECK 1986, 155f.; JOHNSTON 1999, 141f.). Moira und Erinys, die v.a. in nachhomerischer Literatur oft gemeinsam auftreten, sind neben Zeus die Garanten der göttlichen Ordnung (D IETRICH 1965, 91ff. 203f.; D ODDS [1966] 1970, 6f.; E RBSE 1986, 14). Einen Grund für ihr Agieren nennt Agamemnon nicht. Mit der Nennung der drei göttlichen Mächte wirbt er wohl in erster Linie um Verständnis bei den Zuhörern: ihnen gegenüber war er machtlos (vgl. auch 90 [s.d.]). Daß dabei auch Erinys erwähnt wird, bleibt dennoch bemerkenswert. Hier im Kontext des Streites läßt sich ihr Auftreten viell. durch die mögliche etymologische Verbindung mit gr. éris (‘Streit’) erklären (s.u.). Primär gilt sie aber als Rächerin von Fehlverhalten. Ihre Erwähnung durch Agamemnon könnte daher als Ausdruck eines gewissen Schuldbewußtseins zu verstehen sein (vgl. 86b–88n.) – oder auch nur als versteckter Hinweis des Erzäh-

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lers auf den Hintergrund von Agamemnons Verblendung: gemäß der Erzählung, die im 9. Gesang dem Phoinix in den Mund gelegt ist (9.502–512), wird mit Ate (‘Verblendung’) bestraft, wer die Litái (‘Bitten’) mißachtet; und die Ilias hatte damit begonnen, daß Agamemnon den Priester Chryses entehrt und seine Bitte um die Rückgabe seiner Tochter schroff zurückgewiesen hatte (1.11n., 1.17–21n., 1.26–32n.); sein Streit mit Achilleus war eine indirekte Folge dieses Fehlverhaltens gewesen. ±erofo›tiw: distinktives EpithetonP der Erinys (ebenso 9.571), Motionsfemininum zum nomen agentis auf -thw (RISCH 142; HEUBECK 1986, 160f.), bed. wohl soviel wie ‘die eingehüllt in éÆr (eigtl. Nebel) kommt’, d.h. ‘die ungesehen kommt’ (schol. D: ≤ diå toË skÒtouw foit«sa, ≤ éÒratow; DIETRICH 1965, 204; LfgrE s.v.; HAINSWORTH zu 9.571). Zu den Überlieferungsvarianten, bes. zu efiarop«tiw (schol. T; Frisk u. DELG s.v. ¶ar) und dem nachhom. Bild der ‘bluttrinkenden’ Erinys s. HAINSWORTH ebd.; VAN DER V ALK 1963, 457; RENGAKOS 1993, 147f.; JOHNSTON 1999, 141 mit Anm. 48. — ÉErinÊw: schon myk. bezeugtes Theonym (MYK s.v.) mit unsicherer Etymologie; viell. ein Kompositum aus ¶ri‘Streit’ und einem Hinterglied zur Verbalwurzel *sneh1- ‘spinnen’ (*eri-snh1-u- ‘Zank drehend’): NEUMANN 1986, 48f.; zur Wurzel LIV 571f.

88 in der Versammlung: gemeint ist die Versammlung des 1. Gesangs (1.54ff., bes. 1.103ff.). — Verblendung (gr. át*e): veranlaßt den Menschen zu törichtem Handeln mit katastrophalen Folgen und bewirkt, daß er die möglichen Konsequenzen seines Handelns nicht sieht. Diese Erklärung für im nachhinein unverständliches Verhalten erfolgt oft durch die FigurenP selbst (1.412n. mit Lit.; EDWARDS zu 85–138). Agamemnons Verhalten wird aber auch von anderen auf Verblendung zurückgeführt (Achill: 1.411f., 19.270ff., ähnlich 9.377; Patroklos: 16.273f.), von Agamemnon selbst erst im Moment größter Ausweglosigkeit 9.115ff., ohne daß er die ganze Tiefe des Konflikts erkennt, vgl. 9.158ff. (HAINSWORTH zu Il. 9.116; H ERSHKOWITZ 1998, 129ff.; zum Kern des Konflikts 1.173–187n.). Eine frühere Einsicht in das eigene Fehlverhalten war gänzlich folgenlos geblieben (2.375– 380n.). Von Anfang an wird in der Ilias deutlich gemacht, daß Agamemnon dazu disponiert ist, eine Situation falsch einzuschätzen, also leicht ein Opfer von Verblendung werden kann (1.139n.; 1.175n.; 1.343n.; 2.26b–27n.; 2.36–40n.; 2.38n.; 2.73–75n.; 2.111–115n.; 2.142–154n.; 2.411–420n.; S CHMITT 1990, 88. 262 Anm. 285). fres¤n: neben yumÒw (9.537, 11.340, Od. 23.223) innere Instanz, in der êth wirksam wird (16.805, Od. 15.233f., 21.301f.; vgl. Il. 9.119), so auch beim Ausbruch des Streites 1.103ff. im Moment heftigster Erregung (SULLIVAN 1988, 151; zur Austauschbarkeit der seelischgeistigen Instanzen 1.24n.). — ¶mbalon: oft mit Bezug auf göttliche Impulse verwendet, als Objekt sonst häufig m°now (5.513 u.ö.) und sy°now (z.B. 11.11) oder Emotionen wie Furcht, Freude etc. (PORZIG 1942, 112; KULLMANN 1956, 73f.; KLOSS 1994, 49; allg. zu 88 moi … fres‹n: sx∞ma kay' ˜lon ka‹ katå m°row, hier im Dat. (vgl. R 19.1). — efin: = §n (R 20.1). — égorª: zum -h- nach -r- R 2. — êgrion: hier zweiendig, auf êthn bezogen.

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göttlichen Impulsen 2.451b–452n.). — êgrion: ‘wild, unbändig’ (hier wie meist zweiendig; fem. Form nur Od. 9.119). Dient der Charakterisierung von wilden Tieren, Kriegern (6.97n.) und gefährlichen Wesen wie Giganten, Kyklop, Skylla u.a., außerdem von Zorn (xÒlow), Aggression (m°now) und Kräften, die nicht zu steuern sind (Il. 17.398 Kampfgewühl, 17.737 Feuer); hier kennzeichnet es die Unbändigkeit, die Nicht-Kontrollierbarkeit der êth (LfgrE s.v. êgriow; KASTNER 1967, 24).

89 Achill sein Ehrgeschenk aus eigner Vollmacht wegnahm: Agamemnon bekennt sein eigenmächtiges Vorgehen (gr. autós: AH; LEAF; SCODEL 1999, 74), das er 1.184f. und 324f. selbstbewußt und drohend angekündigt hatte (zur tatsächlichen Ausführung 1.318b–325n.; 1.356n.). Er nennt – anders als Achill 56ff. – explizit den Anlaß des Streites, den Hauptakt seiner verblendeten Handlung. Die Wegnahme des Ehrgeschenks ist vorher leitmotivartig wiederholt und z.T. mit wörtlichen Anklängen in Erinnerung gerufen worden (1.356 [s.d.], 430, 507, 2.240, 9.107, 111, 131, 273, 344): LOHMANN 1970, 227; VAN WEES 1992, 309. — Ehrgeschenk: Mit der Wegnahme dieses Ehrgeschenks hatte Agamemnon versucht, sich Ersatz zu verschaffen, nachdem er sein eigenes hatte zurückgeben müssen (vgl. 57n.). Dabei zeigte sich sein ungeschicktes Vorgehen im Bestreben, das Gesicht zu wahren und seinen Status und seinen Besitz zu verteidigen (vgl. 1.118–129n., 1.119n., 1.275–284n.). ≥mati t“, ˜t(e): 60n. — ÉAxill∞ow: entweder ablativischer Genetiv zu éphÊrvn, wie 1.430 (s.d.), Od. 18.273 t∞w … ˆlbon éphÊra (FAESI; LfgrE s.v. éphÊrvn 1022.41f.; vgl. K.-G. 1.328), oder Gen.-Attribut zu g°raw (AH). — éphÊrvn: als 1. Sg. stets am VE (außer hier noch 9.131, 23.560, 808, Od. 13.132), als 3. Pl. vor der Zäsur C 2 (Il. 1.430, ‘Hes.’ fr. 10(a).57 M.-W.); Wurzelaorist eines defektiven Verbums (‘ich nahm weg’), gebildet wie ein Impf. zu *épaurãv oder *épeurãv (vgl. aber Ptz. Aor. Akt. époÊraw < *épÒWr*aw 1.356n.); Einzelheiten zur Formenbildung sind strittig (LfgrE s.v. éphÊrvn mit Lit.; UNTERMANN zu Il. 16.828).

90 VE = 18.328; ≈ Od. 3.62. — Was aber sollte ich denn tun?: Agamemnon suggeriert, daß es ihm bei dieser göttlichen Übermacht gar nicht möglich war, anders zu handeln (vgl. auch 137: Zeus’ Eingreifen). ke: zur Form ohne ny ephelkystikon WEST 1998, XXVI. — yeÚw … teleutò: Identifikation von yeÒw und Interpunktion am VE sind umstritten: (1) yeÒw ist ÖAth von V. 91 (daher Komma am VE bei WEST; vgl. LfgrE s.v. pr°sbuw), die Aussage eine Überleitung zum ersten erklärenden Teil (d) (Ates Wirken unter den Menschen: 86b–138n.): AHRENS 1937, 32; LABARBE 1949, 219f. mit Hinweis auf Plat. Symp. 195d (ÜOmhrow går ÖAthn yeÒn t° fhsin e‰nai ka‹ èpalÆn … mit Zitat von 19.92f.); DIETRICH 1965, 203 Anm. 2; ERBSE 1986, 15; HEITSCH (2000) 2001, 48 Anm. 42; DAVIES 2006, 586f. (2) yeÒw bezieht sich auf V. 87, die Aussage faßt Vv. 86b–89 abschließend zusammen (Punkt am VE, so schol. A, bT zu 90–1): 89 ≥mati t“, ˜t(e): 60n. — ÉAxill∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3. 90 t¤ ke (W)r°jaimi: Potentialis der Verg. (zu ke R 24.5); zur Prosodie R 4.5. — diå … teleutò: sog. Tmesis (R 20.2).

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LEAF (“divine power, is not to be taken as identical with Ate”); EDWARDS zu 89–90 (Hinweis auf 18.328: Subj. ZeÊw); LfgrE s.v. yeÒw 1004.72 (“sc. Zeus”); TSAGARAKIS 1977, 80; vorsichtig AH (“allgemein: die Gottheit”). Gegen (1) könnte sprechen, daß Ate eigtl. nur ein Werkzeug des Zeus und der anderen göttlichen Mächte ist (88) und somit schwer als die Gottheit gesehen werden kann, die ‘alles zum Ziel führt’; vgl. dagegen entsprechende Aussagen über Zeus, z.B. 18.328, Od. 4.237. Bei (2) wird in V. 91 mit asyndetischem Einstieg in die aitiologische Erzählung die Feststellung von 87f. wieder aufgenommen und im Anschluß an 90b weiter ausgeführt: Zeus’ Werkzeug ist seine eigene Tochter (Nominalsatz mit Subj. ÖAth und prädikativem pr°sba … yugãthr; vgl. AH; FAESI; zur erklärenden Funktion des Satz-Asyndetons K.-G. 2.344; SCHW. 2.701; M AEHLER 2000, 421f.; vgl. 1.105n.). — diå … teleutò: Tmesis eines nur hier belegten Kompositums mit der Bed. ‘ausführen, zum Ziel führen’ (EBELING s.v. diã; AH; LEAF; CHANTR. 2.95; LfgrE teleutãv).

91–94 Die weichen Füße, der fehlende Bodenkontakt, der Aufenthalt im Bereich der Köpfe symbolisieren das Wesen der Ate, der Personifikation (FG 28) der ‘Verblendung’ (1.412n. mit Lit.; DNP s.v.): sie nähert sich dem Menschen unbemerkt und wirkt ‘osmotisch’ auf ihn ein; ihre Körperlichkeit bleibt im folgenden – außer V. 126 – ganz vage (schol. bT zu 92; AH; LEAF; EDWARDS zu 92–4; STALLMACH 1968, 84–88; E RBSE 1986, 12f.; BURKERT 2003, 177f.). In der Erzählung des Phoinix in der Bittgesandtschaft des 9. Gesanges werden andere Wesenszüge hervorgehoben (9.502–512): Schnelligkeit, Stärke und der Gegensatz zu anderen Töchtern des Zeus, den ‘Bitten’ (Litái), deren Mißachtung Zeus durch Ate bestraft (FRÄNKEL [1951] 1962, 69f.; PADEL 1995, 181f.). Bei Hesiod (Th. 230) erscheint sie unter den Nachkommen der Eris (‘Streit’) neben Dysnomí*e (LfgrE s.v.: ‘Ungesetzlichkeit’, d.h. schlechter Zustand der sozialen Grundnormen); zur nachhom. Ate STALLMACH a.O. 89–91; PADEL a.O. 189ff. 91 2. VH ≈ 129, 136. — Füllung eines ganzen Verses mit der Benennung einer für die folgende Erzählung bedeutsamen Figur, vgl. 1.36n. — Ehrwürd’ge Tochter von Gott Zeus: hebt ihre Macht hervor (F RÄNKEL [1951] 1962, 70); gr. Diós thygát*er (‘Zeus-Tochter’) ist formelhaft (3.374n.; vor der Zäsur B 1: 3x Il., 3x Od., 1x Hes.); zu dieser Junktur in idg. Dichtersprache SCHMITT 1967, 171f.; WEST 2007, 186. pr°sba: in der Ilias nur Epitheton der Appositionen yeã, yugãthr neben Götternamen, außer hier noch in der formelhaften Ganzvers-Benennung von Hera als Kronostochter (5.721, 8.383, 14.194, 14.243), außerdem Od. 3.452 von Nestors Gemahlin Eurydike; bed. ‘altehrwürdig’, bei den Göttinnen Hera und Ate viell. v.a. auf Rang und Würde bezogen (LfgrE s.v.; vgl. schol. bT; analog: positiv konnotierte Anrede g°ron [s. 1.26n.]); die Bed. ‘älteste’ (Od. 3.452 pr°sba … yugatr«n mit AH u. WEST z.St., vgl. auch Il. 4.59 über Hera) klingt aber evtl. auch hier mit (EDWARDS; JANKO zu 14.194–197; PADEL 1995, 182). — éçtai: Formen dieses Verbs ziehen sich leitmotivisch durch Agamemnons Erklärung 91 pr°sba: fem. zu pr°sbuw ‘(alt)ehrwürdig’.

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(91 éçtai, 95 êsato, 113 éãsyh, 129 éçtai, 136 éãsyhn, 137 éasãmhn). – Im Präs. ist nur diese Form bezeugt (themat. *éWã-etai), nur hier und 129 in einem Rel.-Satz, der den Götternamen (*ÉAWãth) erklärt und das Wesen der Göttin umschreibt (LfgrE s.vv. éãth, éãv 11.56ff., 11f.77ff.; EDWARDS zu 88; zur Stilfigur 1.238n., 2.197n., 2.212–213n.; zur implizierten Namensdeutung [vgl. EtymologisierungP] s. R ANK 1951, 41; FEHLING 1969, 261f.); es ist eine sekundäre Bildung zum sigmatischen Aor. *êWasa/*éWasãmhn (FRISK s.v. éãv; SCHW. 1.682; NUSSBAUM 1998, 27–31) mit trans.-kausativer Bed. ‘macht, daß jd. in Verblendung handelt’, im Gegensatz zu den medialen Aor.-Formen (vgl. LfgrE s.v. éãv; JANKUHN 1969, 50).

92 die ganz unsel’ge: “ausrufartig” (AH, vgl. L EAF ); wie in 1.2 (s.d.) durch die VA-Stellung im progressiven EnjambementP emphatisch hervorgehoben (HIGBIE 1990, 109 u. 149 Anm. 41). Zur Bedeutung des gr. Partizips oulomén*e (bei Hom. außer 1.2, Od. 10.394 Vokabel der Figuren-SpracheP) s. 1.2n. m°n: bereitet V. 94 katå d' oÔn … §p°dhsen vor (AH): Kontrast zwischen sanftem Auftreten und starker Einwirkung; die etymologisch zusammengehörigen Wörter pÒdew und §p°dhsen deuten die inhaltliche Verknüpfung an (DELG u. FRISK s.v. p°dh; vgl. 94n.). — èpalo‹ pÒdew: die Junktur ‘zarte Füße’ nur noch von Mädchenfüßen (Hes. Th. 3, h.Cer. 287) und vom neugeborenen Hermes (h.Merc. 273); èpalÒw ist bei Homer sonst Attribut von anderen Körperteilen wie deirÆ (3.371, 13.202, 18.177, 19.285), aÈxÆn (17.49, 22.327, Od. 22.16), pareiÆ (Il. 18.123), Σtor (11.115), xe¤r (Od. 21.151) (LfgrE). Vgl. dagegen Il. 9.505 ÖAth … ért¤pow ‘mit geraden Füßen/Beinen’. 93 p¤lnatai: bed. ‘erreichen’, mit Dat. xyon¤/oÎdei auch ‘den Boden berühren’ (LfgrE s.v. pelãzv 1122.18ff.); zum Verbalstamm pilna- G 61; zum Richtungsdativ SCHW. 2.142; C HANTR . 2.68. — êra ¥: weitere Stellen mit Hiat vor dem 3. Metrum bei FÜHRER/ SCHMIDT 2001, 27 Anm. 166 (vgl. 2.87n.); Emendationsversuche: app. crit. — kat' éndr«n krãata ba¤nei: katã bez. die horizontale Erstreckung ‘über … hin, durch … hindurch’, auch bei Personengruppen (SCHW. 2.476; vgl. 3.217n.; 1.10n. [énå stratÒn]); die Formulierung umschreibt das Aktionsfeld der Ate, vergleichbar mit dem der Eris 4.443– 445 (§p‹ xyon‹ ba¤nei. | … | §rxom°nh kay' ˜milon), also wohl ‘über die Köpfe hin’ (AH; WILLCOCK; LfgrE s.v. ba¤nv 18.70f.; anders RE s.v. Ate 1899.29ff.: ‘in den Köpfen’, vgl. schol. bT). – krãata ist seltenere (vgl. noch 14.177 krãatow, Od. 22.218 krãati), evtl. ältere (äol.) Form (vgl. DMic s.v. ka-ra-a-pi) neben häufigerem kãrhna (vgl. RIX [1976] 1992, 73; JANKO zu 14.175–177; weitere Lit.: LfgrE s.v. kãrh).

94 1. VH = 9.507 (ebenfalls von Ate). — Der Vers bildet das Scharnier zwischen der Aitiologie und dem Mythos von Zeus’ Verblendung und beschreibt Ates Wirkung: die betroffene Person wird in ihrer Beweglichkeit behindert, d.h. sie wird unfähig, aus einem Verhaltens- oder Handlungsmuster auszubrechen. 92–93 oÈlom°nh: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1), von ˆllumai. — tª: zur demonstr.anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17 (ebenso 93 ¥). — y': ‘episches te’ (R 24.11). — §p(‹) … | p¤lnatai: sog. Tmesis (R 20.2). — oÎdei: vgl. 61n. — êra: ‘ja’ (R 24.1). — krãata: Akk. Pl. von kãrh ‘Kopf’ (↑, vgl. 69n.). 94 katå … §p°dhsen: sog. Tmesis (R 20.2).

Kommentar

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blãptous(a): ‘schädigen’, im Zusammenhang mit Fortbewegung auch ‘zum Stolpern bringen’ (z.B. 7.271 blãce … goÊnay(a), 23.782 m' ¶blace yeå pÒdaw), dann auch i.S.v. ‘verwirren, täuschen’, teils durch Obj. fr°naw verdeutlicht (15.724, Od. 14.178; zu fr°naw 1.115n.), mit Ate als Agens noch 9.507/512, daneben Zeus, Apollon, Wein (LfgrE s.v.). — katå d ' o Ô n ßterÒn g ' §p°dhsen: die Partikelverbindung d' oÔn nur hier bei Homer, bei Hdt. und im Att. gebräuchlich (DENNISTON 460). oÔn steht dort öfter bei gnomischen Aoristen, bes. wie hier bei verba composita zwischen Präverb und Verb (WACKERNAGEL [1924] 1928, 174). ßterow ist oft durch ge unterstrichen (LfgrE s.v. ßterow 757.6f.; andere von RUIJGH 672 erwogene Lösung: oÔn mit folgendem g(e) zu verbinden, vergleichbar mit goËn). – ßterow bez. i.d.R. den einen von zweien; den anderen i.S.v. ‘einen weiteren’ hingegen bei Homer noch selten und fast nur in Aufzählungen (LfgrE s.v.). Mit Blick auf den Anlaß der Rede – Beilegung eines Streites – ergeben sich versch. Interpretationsmöglichkeiten (EDWARDS zu 92–4): (1) der eine von zwei Kontrahenten in einem Streitfall, auf den Kontext bezogen Agamemnon od. Achill (schol. bT; AH; F AESI ; LEAF mit Hinweis auf 5.258; W ILLCOCK; LfgrE s.v. 757.13f.: ‘wenigstens den einen’; ROEMER 1912, 138), vgl. dazu aber AH: “eine Beziehung, die freilich bei der allgemeinen Zeichnung der Ate im vorhergehenden nicht naheliegt”; (2) ‘ einen anderen ’, sc. Zeus, als Überleitung zum folgenden Mythos (ROEMER a.O. 139 Anm. 1; schol. bT u. ERBSE zu schol. 94 a; LfgrE s.v. pedãv; DAVIES 2006, 583 mit Anm. 9 mit Hinweis auf V. 134: ‘I am not alone’ ~ ‘I as well’ als Variation des Motivs ‘du bist nicht der einzige, der dies erleidet’ aus der Konsolationsliteratur). Wenn katå d' oÔn … §p°dhsen als gnom. Aor. aufzufassen ist (so SCHW. 2.283; CHANTR. 2.185; AH; WILLCOCK), ist ßteron unbestimmt und der Bezug auf Zeus nur implizit vorhanden (vgl. EDWARDS: “Zeus’s entrapment too is already in mind”). Zur ungerechtfertigten Athetese des Verses durch antike Erklärer s. LÜHRS 1992, 64ff. – pedãv bed. urspr. ‘die Füße fesseln’ (Denominativum von p°dh), dann metaphorisch gebraucht ‘fesseln, umstricken’, meist mit einer Gottheit oder mo›ra als Agens (4.517, 13.435 u.ö.): LfgrE s.v.; zum ähnlichen Gebrauch von d°v 2.111n.; zur Frage des Augments WEST 1998, XXVIf.; FÜHRER/SCHMIDT 2001, 22; vgl. G 85.

95–133 Die Parallelen zwischen dem Verhalten des obersten Gottes und dem des obersten Heerführers zeigen, wie Agamemnon mit der Erzählung von Zeus und Ate (externe AnalepseP) sein Verhalten reflektiert (REINHARDT 1961, 19): stolzes Auftreten und Machtdemonstration (19.100–105 / 1.106–120, 1.131–139, 1.287– 291); sie werden bzw. fühlen sich angegriffen (19.107 / 1.133f.) und lassen sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen, ohne die Folgen zu bedenken (19.112f.: Eid / 1.173–187, 1.318–326: Wegnahme der Ehrengabe); Reaktion des Kontrahenten mit schwerwiegenden Folgen (19.118–124: Heras Eingreifen in die Geburtenfolge / 1.223–19.73: Achills Kampfboykott), die andere zu tragen haben (19.132f.: Herakles / 1.409–412, 19.134f.: die Achaier); bedeutsamer Unterschied zwischen menschlicher und göttlicher Ebene: Zeus kann Ate aus seiner Umgebung entfernen (19.126ff.); dazu HEBEL 1970, 106f.; SCHMITT 1990, 87ff. Auf der FigurenPEbene dient der Vergleich mit dem obersten Gott, der ebenfalls Opfer von Ate wurde (vgl. 95f., 134), dazu, um Verständnis bei den Zuhörern zu werben (Schluß

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a maiore ad minus; Argument-FunktionP: 86b–138n.). Dabei zeigt sich aber auch, daß Agamemnon (1) nicht merkt, daß Zeus keine allzu gute Figur macht, (2) wie Zeus kein Sensorium für die Lächerlichkeit prahlerischen Auftretens hat (vgl. 100n., 101n.). Der Erzähler gibt damit ein weiteres Beispiel für Agamemnons mangelndes Urteilsvermögen (vgl. 88n.) und für seine Vorliebe für Ausreden (vgl. 86b–88n.). Der Vergleich mit Zeus (bes. 134) läßt sich daher auch als Hinweis auf Agamemnons überhöhtes Selbstbewußtsein auffassen (Schlüssel-FunktionP: schol. bT zu 95; A USTIN 1975, 125f.; ANDERSEN 1987, 6f.). Im Herakles-Mythos wird z.T. eine weitere Parallelisierung Agamemnons gesehen, nunmehr mit Eurystheus (beide Herrscher in Mykene: FM 2; 116n.; 123n.), da der Kern der Auseinandersetzung zwischen Agamemnon und Achill – die soziale Rangordnung, die auf gottgegebener Macht statt auf persönlicher Leistung basiert (1.173–187n., 1.226– 230n., 2.761–779n.) – auch im Herakles-Mythos vorliege und Achill sich 18.117– 121 mit Herakles vergleiche (DAVIDSON 1980, 200; LOWENSTAM 1993, 64 mit Anm. 12. 110f.; vorsichtig EDWARDS zu 85–138; allg. zum Vergleich Achill – Herakles s. GALINSKY 1972, 14f.; SCHEIN 1984, 134; zu Herakles FM 6; DNP s.v.; zu den verstreuten Anspielungen auf den Herakles-Mythos in der Ilias s. 133n.; allg. zu Anspielungen auf Sagenkreise außerhalb der Troia-Sage und ihrer Funktion in der Ilias s. SCHWINGE 1991, 497f., mit Lit.; Stellensammlung bei BURGESS 2001, 209 Anm. 1). – Es ist unklar, wieviel von der hier erzählten Geschichte in der Tradition vorgegeben war und wieviel um der Parallele Zeus-Agamemnon willen vom Iliasdichter ad hoc erfunden wurde; zu möglichen weiteren Erfindungen dieser Art s. 1.262–270n., 1.396–406n., 6.218–221n., 24.599–620n. Abschnitt (2). Fraglich bleibt somit, (1) ob es sich bei Ate um eine homerische Neuschöpfung, eine sog. ad hoc-Personifikation (FG 31), handelt (so ERBSE 1986, 11–14); durch Ates Verbindung mit der von Hera hinausgezögerten Geburt des Herakles, die etwa in der Gesamtdarstellung des Herakles-Mythos bei Diodorus Siculus (4.9.4f.) fehlt, wird Agamemnon eine Parallele zur eigenen ‘Verblendung’ in den Mund gelegt, eine Parallele, in der allerdings Hera die eigtl. Hauptrolle spielt (KULLMANN 1956, 26; DE J ONG [1987] 2004, 172f.; vorsichtig E DWARDS zu 95–133; W ILLCOCK [1964] 2001, 443f. u. 1977, 44 mit Anm. 16: Ates Sturz vom Olymp ist hom. Erfindung); (2) ob der Geburtsmythos selbst fester Bestandteil des Herakles-Mythos ist (KULLMANN a.O. 25f.), oder ob er insgesamt eine Erfindung Homers ist, der so das den Herakles-Mythos bestimmende Motiv ‘ein Stärkerer muß einem Schwächeren dienen’ mit Zeus’ Fehlhandlung in Verblendung erklärt und damit die Parallele zu Agamemnon schafft (ERBSE a.O. 15–17). Vergleichbar im Alten Testament ist 1. Mose 27: Rebekka erreicht durch eine List bei ihrem Mann Isaak, daß der ältere Sohn Esau dem jüngeren Jakob dienen muß ( WEST 1997, 459f.).

Kommentar

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95 der beste: häufige Prädikation des obersten Gottes, hebt meist seine Position unter den Göttern hervor (ähnlich 15.107f., vgl. auch 13.154, 19.258, 23.43, Od. 19.303, hom.h. 23.1, ohne Bezugsgruppe Il. 14.213, h.Cer. 21); zur Verwendungsweise von gr. áristos 1.91n. (‘Spitzenmann’); LfgrE s.v. êristow 1295.70ff. ka‹ gãr: führt ein konkretes Beispiel zur Illustration einer vorausgehenden allgemein formulierten Aussage ein (2.377n.); vgl. die Überleitung zum konkreten Fall des Sprechers Õw ka‹ §g≈n 134. — nu: ‘ja nun’, “knüpft leise folgernd” an die vorliegende Situation an (S CHW . 2.571), v.a. von Sprechern “in erregterer Gemütsstimmung” gebraucht (K.-G. 2.118f.). — ZeÁw êsato: von Aristarch bevorzugte Lesart mit Zeus als Subj. statt der Hauptüberlieferung Z∞n' (schol. A ); steht im Einklang mit der sonst immer intrans. Bed. der medialen Aor.-Formen (zum Präs. 91n.), etwa ‘handelte in Verblendung’ (EDWARDS; LfgrE s.v. éãv 10.30f., 11.62ff.; vorsichtig JANKUHN 1969, 50; anders ERBSE 1986, 15). Zu weiteren Stellen, an denen kontrahierte Formen von éãth/éãv nicht wie sonst häufig durch unkontrahierte ersetzt werden können, s. EDWARDS zu 88; allg. zu kontrahierten neben unkontrahierten Formen G 43f. — tÒn per: Rel.-Satz zur Hervorhebung einer Person mit bes. herausragender Eigenschaft: ‘selbst Zeus, der doch…’ (B AKKER 1988, 78; DAVIES 2006, 584f.).

96 1. VH = 13.632. — der Menschen wie der Götter: formelhaft, Polarer AusdruckP zur Betonung der Ausnahmestellung des Zeus, meist mit Nachdruck auf dem zweiten Begriff (KEMMER 1903, 81; vgl. 1.548n.). Das gr. Wort an*er ‘Mann, Mensch’ als Komplementärbegriff zu ‘Gott’ zeigt hier, daß der Sprecher an seine eigene Situation denkt: “selbst der oberste Gott war nicht vor Ate gefeit, wie soll ich als Mensch da bestehen!” (vgl. LfgrE s.v. énÆr 834.37ff.). fas(¤): markiert allgemein anerkannte Tatsachen (meist wie hier in Reden), hier Zeus’ Spitzenposition (LEAF; DE JONG [1987] 2004, 237f.; vgl. 2.783n.); vergleichbar ist die Formulierung in Menelaos’ Gebet 13.631f., in dem er Zeus’ überragenden Verstand hervorhebt (EDWARDS zu 95–9).

97 1. VH ≈ 23.409. — Hera: Daß Hera ihren Gatten gern hinters Licht führt, wird in der Ilias wiederholt thematisiert, vgl. v.a. 14.159–353, 15.14–33; zu diesem Charakterzug Heras und ihrer Rolle im Herakles-Mythos s. FG 16; O’BRIEN 1993, 175–177; zur vorliegenden Szene SCHÄFER 1990, 110–115. Für das Motiv ‘Gott überlistet anderen Gott’ gibt es weitere Beispiele im fgrE: Hephaistos überlistet Ares und Aphrodite (Od. 8.266–366), Prometheus überlistet Zeus (Hes. Th. 535– 551 u. Op. 47–59), Hermes überlistet Apollon (h.Merc. 73ff.): JANKO zu 14.153–

95–96 tÒn per … | … fas(i): ‘von dem man doch sagt’; tÒn in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5); zu per R 24.10. — éndr«n … ye«n: gen. part. zu êriston. — ±d°: ‘und’ (R 24.4). — ¶mmenai: = e‰nai (R 16.4). — êra: ‘ja’ (R 24.1). — tÒn: zur demonstrativ-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. 97 ÜHrh: zum -h nach -r- R 2. — §oËsa: = oÔsa (R 16.6). — dolofrosÊn˙w: zur Flexion R 11.1. — épãthsen: zur augmentlosen Form R 16.1.

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353; DE JONG zu Od. 8.266–366; DEICHGRÄBER (1940) 1952, 108–113. 123–126. 151–153. y∞luw: bez. meistens das Geschlecht von domestizierten Tieren, von Menschen nur im Komparativ yhlÊterai (aber Od. 6.122 Frauenstimmen), von einer Göttin nur hier, außerdem in der Form yÆleia/yÆleiai (Il. 8.7 u. Hes. Th. 667, neben êrshn/êrsenew) in der ausdrücklichen Nennung aller Götter beiderlei Geschlechts (K IRK zu 8.7–9; LfgrE s.v. y∞luw; WICKERT-MICKNAT 1982, 7f.; zu den Formen y∞luw, yÆleia FRISK s.v. y∞luw; DELG s.v. yÆlh; KASTNER 1967, 22); die Junktur y∞luw §oËsa ist hier wohl, wie auch 23.409 (Pferd), leicht abwertend (schol. b; AH; EDWARDS zu 95–9; LOHMANN 1970, 78 Anm. 134). — dolofrosÊn˙w: Hauptcharakteristikum von Heras Vorgehen, vgl. 106 dolofron°ousa, 112 dolofrosÊnhn, ähnlich 14.197, 300, 329 dolofron°ousa, vgl. auch 15.14 kakÒtexnow … sÚw dÒlow; das Abstraktum nur hier, V. 112 und von Hermes h.Merc. 361; betont (im Gegensatz zu einfachem dÒlow) die hinter der Handlungsweise stehende verschlagene Gesinnung (‘List, Tücke’): LfgrE s.v.; LUTHER 1935, 80; zum metr. bequemen ‘poetischen Plural’ vgl. 2.588n. — épãthsen: bez. die Täuschung, bewußte Irreführung, auch den Betrug; ist öfter wie hier der verbale Ausdruck für dÒlow (‘überlisten’, vgl. 15.14 u. 15.31–33), hier durch dolofrosÊn˙w betont (LfgrE s.v.; LUTHER 1935, 97–101; zur Verbindung von épãth und êth STALLMACH 1968, 43ff.; DAWE 1968, 100f.).

98–99 Agamemnon macht von Anfang an deutlich, daß Herakles’ Geburt nicht wie vorgesehen ablief: gr. émelle (‘war im Begriff’) kennzeichnet oft eine erwartete Handlung, deren Realisierung gehemmt oder verhindert wird, hier die Geburt, die durch Hera hinausgezögert wurde, s. 117–119 (LfgrE s.v. m°llv 112.61ff.; DE J ONG zu Od. 6.110–11: “interruptive m°llv”). — Herakles: Sohn des Zeus und der Alkmene, der Gattin des Amphitryon von Theben (14.323f., vgl. 5.392–396), einer Enkelin des Perseus und somit Urenkelin des Zeus (FM 6; DNP s.v. Alkmene). Zu Zeus-Kindern von sterblichen Frauen s. seine Aufzählung 14.317–325 und die Liste im LfgrE s.v. ZeÊw 872f. — gut ummauerten Stadt Thebe: in Boiotien gelegen, gilt als Gründung des Kadmos (vgl. 2.498n. [s.v. Mykalessos]); zur hist. Bedeutung Thebens s. 2.494–510n. und 2.505n. Das EpithetonP weist auf die wehrhaften Mauern des ‘siebentorigen Theben’ hin (vgl. 4.406f.; FM 6 s.v. Tydeus). ≥mati t “ , ˜t(e): VA-Formel, in direkter Rede sonst meist Erinnerung an Selbsterlebtes (60n.). — b¤hn ÑHraklhe¤hn: formelhafte Umschreibung des Namens (flektierbare VEFormel: 6x Il., 1x Od., 16x Hes.), auch bei anderen Heroen gebräuchlich, möglicherweise eine aus myk. Zeit stammende Titulatur (2.658n. mit Lit.; zum Zugehörigkeitsadj. auf -iow 2.20n.), etwa ‘seine Gewalt (~ Exzellenz) Herakles’ (vgl. auch Priãmoio b¤hn 3.105n.). —

98 ≥mati t“, ˜t(e): 60n. — t“, ˜t(e): zum Hiat R 5.6. — ¶melle: davon abh. t°jesyai (V. 99), Inf. Fut. Med. von t¤ktv: ‘es war bestimmt, daß sie gebären sollte’. — b¤hn ÑHraklhe¤hn: = Herakles (↑); zu den Formen auf -h- R 2. 99 §#stefãnƒ §n¤: zum hiatüberbrückenden unsilbischen i (ëustephán*oj ení) M 12.2. — §n¤: = §n (R 20.1).

Kommentar

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§#stefãnƒ: immer nach der Zäsur B 2 (2x Il., 4x Od., 9x Hes., 7x hom.h.); meist Epitheton von Göttinnen (Aphrodite, Artemis, Demeter) und von Frauen (u.a. der Heroine Mykene Od. 2.120), hier und Hes. Th. 978, ‘Hes.’ Sc. 80 von Theben: ‘mit gutem Mauerkranz’ (LEAF; LfgrE s.v. §#st°fanow). — YÆb˙: sowohl im Sg. als auch im Pl. (z.B. 6.223) bezeugter Ortsname (vgl. auch MukÆnh/Muk∞nai z.B. 4.52 u. 2.569), im Sg. noch 4.378, 406 u.ö. (LfgrE s.v. Y∞bai, YÆbh). Der Sg. paßt zur Assoziation mit einer bekränzten Frau (s.o.); vgl. dazu auch die metaph. Verwendung von krÆdemna/-on 16.100, Od. 13.388 (Tro¤hw kr.), ‘Hes.’ Sc. 105 (YÆbhw kr.): HOEKSTRA zu Od. 13.388; RICHARDSON zu h.Cer. 151; LfgrE s.v. krÆdemnon.

100 mit prahlerischem Stolz: Die an alle Götter gerichtete Ankündigung der Geburt seines Sohnes ist geprägt von Vaterstolz (schol. A; LfgrE s.v. (§p)eÊxomai 823.56; CORLU 1966, 50; M UELLNER 1976, 78. 93f.); zur Verwendung von gr. éuchomai (hier ‘mit Stolz [von sich] sagen’) s. 1.91n., 6.211n.; allg. zur Kennzeichnung des Charakters der folgenden Rede in der Rede-Einleitung s. 2.224n. ≥toi ˜ g(e): VA-Formel (7x Il., 1x Od.), sonst – außer 11.94 – in einem Formelvers mit Rede-Abschluß und Übergang zum nächsten Redner (1.68n.; VISSER 1987, 148 Anm. 207), hier im Übergang von der Vorstellung der Beteiligten zur Rede der eingangs erwähnten Hauptfigur.

101–105 Die wörtliche Wiedergabe der Götterreden innerhalb der direkten Rede (‘Rede in der Rede’) hier und 107–111, 121–124 verstärkt die rhetorische Wirkung der externen AnalepseP und sorgt für Anschaulichkeit: die Erzählung wirkt authentisch, es läßt sich mitverfolgen, auf welche Weise Zeus Opfer seiner unüberlegten Worte wurde (P RIESS 1977, 182. 188; DE J ONG [1987] 2004, 172f.; H EIDEN 1991, 2–4; vgl. 2.323–332n.; 6.164–165n.; allg. zur Allwissenheit einer FigurP als Erzähler von Mythen s. DE JONG 2004, 20f.). 101 = 8.5, h.Ap. 311; 2. VH = 8.20, Od. 8.341. — Die gleiche feierliche Anrede findet sich auch zu Beginn der Götterversammlung im 8. Gesang, dort gefolgt von einer deutlichen Machtdemonstration des Zeus (8.5–27; dazu REINHARDT 1961, 171). An der vorl. Stelle wirkt sie sehr emphatisch und läßt seine spätere Niederlage noch drastischer erscheinen (vgl. 112, 132f.): EDWARDS. k°klut° moi: VA-Formel zu Beginn einer Rede (3.86n., dort auch zur Konjektur moi [mit Gen.-Funktion] statt überliefertem meu). — y°ainai: im fgrE nur Vok. Pl. am VE in der Anrede an alle Götter anläßlich einer Götterversammlung (s. Iterata): LfgrE s.v. (“VEStreckform”); RISCH 139. 102 ≈ 7.68, 7.349, 7.369, 8.6 und 5x Od., 2x Hes.; 2. VH ≈ Od. 16.141. – Der Formelvers folgt immer auf k°klute mit Vokativ, außer hier immer mit VE keleÊei (hier als v.l., s. app. crit.). — yumÒw: als handelndes Subj. Antriebskraft eines inneren Impulses (2.276n. 100 ≥toi ˜: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — ≥toi: R 24.4. — pãntessi: zur Flexion R 11.3. — yeo›sin: zur Flexion 11.2. 102 ˆfr(a) (+ Konj.): final (R 22.5). — tã: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). — §n‹ stÆyessin: 66n.

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mit Lit.). — én≈gei: hier sekundäres Präs. (vgl. keleÊei der Iteratstellen) zum präsentischen Perf. ênvga (6.439n.).

103 2. VH = 16.187, h.Ap. 97, 115; ≈ 11.270. — Am heut’gen Tag: Die für den weiteren Verlauf wichtige Zeitangabe (vgl. 105n.) ist durch Position am Satzanfang hervorgehoben (EDWARDS). — Eileithyia: eigtl. ‘die kommt’ oder ‘die kommen macht’ (zu gr. elyth-), Göttin der Geburtswehen, Tochter der Hera (FG 11; DNP s.v.; zum schon myk. bezeugten Namen FRISK; DELG). fÒvsde: ebenso von der Geburt 16.188, 19.118, h.Ap. 119, vgl. h.Merc. 12; zu dieser Verwendung von fÒvw vgl. die formelhafte Wendung ırçn/ˆcesyai fãow ±el¤oio für ‘leben’ 5.120 u.ö. (BREMER 1976, 37; idg. Parallelen WEST 2007, 86f.; vgl. auch 6.6n. zur Metapher Licht/Leben). — mogostÒkow: eigtl. ‘Mühen gebärend’, bestehend aus einem Vorderglied mÒgo- und einem Hinterglied zu teke›n, Epitheton der Eileithyia (s. Iterata; vgl. auch 119n.), bed. in diesem Kontext (vgl. 11.269–271) etwa ‘(Geburts-)Mühen bringend’ (HAINSWORTH zu 11.270: “by some ill-defined process whereby the literal force of tÒkow colours the sense of mÒgow”); dies “bedeutet wohl, daß sie ‘in den Mühen des Gebärens’ zugegen sind” (WICKERT-MICKNAT 1982, 107). Das Kompositum ist im ersten Bestandteil nicht in der üblichen Weise mit dem bloßen Stamm gebildet (also mogo-tÒkow), da diese Form nicht in den Hexameter passen würde, sondern viell. mit dem Akk. Pl. *mÒgonw (*mogons-tok- > mogostok-): LEAF; BECHTEL 1914, 228f.; CHANTR. 1.95; FRISK s.v. mog°v; RISCH 220, 200; LfgrE s.v.; vgl. auch 1.238n. zu dikas-pÒloi; allg. zur Wortbildung G 49. 104 ≈ 109. — periktiÒnessin: ‘ringsum wohnend, Umwohner’, alter Typus des nomen agentis (RISCH 56) zu *kt¤s(s)ai (LfgrE), immer nach der Zäsur B 2 (insgesamt 4x Il., 1x Od., 1x ‘Hes.’, 1x h.Ap.); subst. noch 18.212, sonst Epitheton von §pikoÊrvn (17.220) und ényr≈pvn/-ouw (Od. 2.65, ‘Hes.’ fr. 144.2 M.-W., h.Ap. 274). — énãjei: bez. mit Dat. die Herrschertätigkeit in js. Interesse (1.38n.).

105 Zeus’ Formulierung ist so unbestimmt, daß darunter auch Nachkommen im weiteren Sinne verstanden werden können; sie trifft daher in dieser Form auf viele zu, nicht nur auf Herakles, der sowohl sein Sohn als auch sein Ururenkel ist (dazu 98–99n.). Genau diesen Punkt nutzt Hera für ihre List, indem sie ihn dazu bringt, sich auf eine ganz uneindeutige Formulierung festzulegen (108ff.); denn auch Eurystheus, dessen Geburt durch Heras Manipulation an diesem Tag erfolgen wird, ist ein Urenkel des Zeus (116n.), und somit treffen auch auf ihn die Formulierungen ‘von meinem eigenen Geblüt’ bzw. ‘vom Blut deines Geschlechts’ zu (111 [s.d.], danach VA 124 ‘von deinem Stamm’): 107–111n.; LEAF zu 111; EDWARDS; REINHARDT 1961, 204; SCHÄFER 1990, 111f. t«n éndr«n gene∞w, o· y(e): Der Artikel t«n unterstreicht das dem Rel.-Satz vorausgehende Bezugswort (CHANTR. 2.162); o· y' leitet hier nicht einen generalisierenden, son103 sÆmeron: = att. tÆmeron ‘heute’. — fÒvsde: ‘ans Licht’ (vgl. 2n.; zum Suffix R 15.3), zu §kfane› zu ziehen (‘ans Licht hervorbringen’). 105 t«n éndr«n: Attribut zu gene∞w (zur Form R 2), dies eine Ergänzung zu êndra (103), ‘einen Mann … aus dem Geschlecht derjenigen Männer, die …’.

Kommentar

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dern einen determinierenden Relativsatz ein (RUIJGH 416f.). gene∞w, abhängig von êndra 103, bed. hier ganz allg. ‘Geschlecht, Stamm(-linie)’ (LfgrE s.v. 128.18ff.). — a·matow §j § m o Ë: metaph. Verwendung von aÂma i.S.v. ‘Geblüt, Abstammung’, sonst im bloßen Gen., vgl. 6.211 (s.d.), 20.241, Od. 4.611, 16.300 (LfgrE s.v.); in der Hauptüberlieferung präzisiert durch das Pers.-Pron. §j §meË, vgl. 5.896 (§k … §m°o), 6.206 (§k toË), 21.189 (§k DiÒw) (so bei AH; FAESI ; ERBSE 1986, 16; vgl. schol. A.; zur Form G 81), als eine Verschmelzung der Konstruktionen a·matow §moË und §j §meË (LEAF: “who are of me by blood”; EDWARDS; RUIJGH 417 mit Anm. 55); nach anderer Überlieferung bei Apollonios Dyskolos jedoch ergänzt durch Poss.-Pron. §moË (s. WEST app. crit.), was die Unbestimmtheit der Aussage verstärkt (‘die von meinem Geblüt sind’; vgl. auch 111n.). 106 = 14.300, 14.329; ≈ 14.197. — dolofron°ousa: dient in der Ilias v.a. der Charakterisierung von Reden Heras in der Rede-Einleitung (s. Iterata und vgl. 97n.), sonst nur von Aphrodite (3.405); dann auch von Odysseus Od. 18.51 und 21.274, von Kirke 10.339 und von Prometheus Hes. Th. 550. Die Rede ist mit 112 (dolofrosÊnh verbunden mit RedeAbschluß) ringkompositorischP als Teil von Heras List gekennzeichnet (Hinweis FÜHRER). — proshÊda: 20n. — pÒtnia ÜHrh: zum Hiat in der uralten VE-Formel s. 1.551n.

107–111 Zeus’ Hang zu stolzem Auftreten (vgl. 100n.) wird von Hera geschickt ausgenutzt: mit einer kleinen Provokation verführt sie ihn zu einem Eid, um dann ihrerseits in den Ablauf der Geburten einzugreifen (114ff.). Durch den Eid verpflichtet sie Zeus zur Einhaltung seiner Ankündigung – nämlich daß der an diesem Tag Geborene herrschen werde –, ohne Rücksicht auf die geänderte Abfolge der Geburten (105n., 109–111n.). 107 2. VH ≈ 20.369. — ceÊsthw efiw: von WEST bevorzugte Lesart der Nebenüberlieferung mit seltenerer 2. Sg. efiw (G 90) und dem nomen agentis ceÊsthw (noch VA 24.261 in Priamos’ Scheltrede an seine Söhne [s.d.]), mit Bezug auf die Ankündigung von Zeus also ‘du bist ein Lügner’, d.h. ‘du bist einer, der nicht hält, was er verspricht’ (LEUMANN 1950, 36; W EST 2001, 253), gegen die Lesart Aristarchs und der Hauptüberlieferung der Hss. mit ceustÆseiw (evtl. beeinflußt vom Fut. §piyÆseiw) ‘du wirst dich als Lügner erweisen’ (schol. T), dem Futur eines sonst nicht belegten Denominativums zu ceÊsthw (so LEAF; von EDWARDS als lectio difficilior vorgezogen; RISCH 321; LUTHER 1935, 83; LEVET 1976, 220f.). Die verallgemeinernde Formulierung im Präs. (‘du bist ein Angeber’, vgl. MACLEOD 1982, 111 [zu 24.261]: “big talkers and poor doers”; LUTHER a.O. 85) enthält jedoch die schärfere Provokation und dient eher Heras Absicht (zur Streitrhetorik 1.106–108n.). — oÈd' … §piyÆseiw: Zu t°low mÊyƒ §. (‘dem Wort Vollendung geben’, d.h. ‘das Wort verwirklichen’) vgl. 20.369f., wo die Verwirklichung von Achills drohender Ankündigung angezweifelt wird; ähnliche Verbindungen von mËyow-t°low 9.56, 16.83 (BARCK 1976, 113. 138–140 [Stellensammlung zu ‘Wort-Tat’]).

106 dolofron°ousa: zur unkontrahierten Form R 6. — proshÊda: 3. Sg. Impf. zu prosaudãv ‘ansprechen’. 107 oÈd' aÔte: ‘und wiederum nicht, und niemals’; oÈd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8).

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108–113 Typische SzeneP ‘Eid’ in geraffter Form: (1) eine Figur fordert zum Eid auf (108); (2) spricht ihn vor (109–111); (3) der Eid wird abgelegt (indir. Rede, selten wörtl. wiederholt); (4) der Vollzug wird vermerkt u./od. kommentiert (113): AREND 1933, 122f.; JANKO zu 14.271–9; DE JONG zu Od. 5.177–91. Zeus erkennt die List nicht und leistet den Eid, ohne zu bedenken, daß Hera Macht über Geburten besitzt (LEAF zu 111; E RBSE 1986, 16f.; zum Motiv des übereilten Eids in volkstümlichen Erzählungen DAVIES 1995, 4; eine oriental. Parallele mit der Aufforderung zum Eid im Dienste eines Täuschungsmanövers bei WEST 1997, 181; allg. zum Eid 1.86n., 19.254b–265n.). 108 VE = 127. — efi d ' êge … ˆmosson … | … énãjein: promissorischer (nicht assertorischer), auf die Zukunft bezogener Eid; die eidlich versprochene Handlung steht bei diesem Eid meist im Inf. Fut. (1.76n.); zur interjektionalen Funktion des efi beim Imperativ 6.376n. — ÉOlÊmpie: Anrede nach der Zäsur B 2 (1.508n.); ebenfalls ohne Ergänzung, aber als zweite Anrede (nach ZeË bzw. Kron¤dh), noch 15.375, Od. 1.60; zur Wortbildung 1.399n. — karterÚn ˜rkon: VE-Formel (2x Il., 4x Od., 1x h.Merc.); karterÒw ist häufiges Epitheton von Kriegern, Göttern und Tieren, von Körperteilen, von Worten und Taten, aber auch von starken, überwältigenden Mächten; kennzeichnet den Eid als bes. bindend, ähnlich 113 ˆmosen m°gan ˜rkon (AH; LfgrE s.vv. kraterÒw, ˜rkow); zur Form (kar- statt kra- als metr. Variante) G 15.

109–111 In der Eidformel taucht Zeus’ Ankündigung (Geburt eines künftigen Herrschers) nur leicht verändert wieder auf (vgl. 103–105), dies v.a. in der Gewichtung: Hera formuliert so, daß in erster Linie der Herrschaftsanspruch festgehalten wird: Herrscher soll derjenige sein, der heute geboren wird (vgl. 105n., 111n.). 109 ≈ 104 (s.d.). — Σ m°n: ion. Schwurpartikel, vgl. 1.77 (s.d.), 10.322, 14.275.

110 zwischen die Füße einer Frau fällt: deutet auf Gebären in hockender oder kniender Stellung, so h.Ap. 117f. Leto bei der Geburt von Apoll und Artemis: AH; W ILLCOCK; EDWARDS ; WICKERT -M ICKNAT 1982, 106; vgl. ALLEN/HALLIDAY/ SIKES zu h.Ap. 117; WEST zu Th. 460; ders. 2007, 87; allg. zur Geburt in der Antike DNP s.v., dort 838 zur knienden Stellung. § p ' ≥ m a t i t “ d e: ‘am heutigen Tag’ (vgl. 103), so noch 13.234, ähnlich 11.431/444, 15.252, 21.584, Od. 20.116 (AH; SCHW. 2.468; DE JONG [1987] 2004, 236; vgl. dagegen ≥mati t“, ˜te 60n.).

111 Der Vers ist ähnlich uneindeutig wie Zeus’ Ankündigung 105 (s.d.), aber mit kleinen Abweichungen formuliert: Heras ‘vom Blut deines Geschlechts’ umfaßt ganz allg. Nachkommen des Zeus (vgl. HEIDEN 1991, 3f.).

108 efi d' êge: emphatische Einleitung des Imp.: ‘auf, los’. — ˆmosson: Imp. Aor. zu ˆmnumi ‘schwören’ (zum -ss- R 9.1). — ÉOlÊmpie: im Sg. nur von Zeus. 109 Σ m°n (≈ mÆn): ‘ganz gewiß’, bewirkt Emphase; v.a. in direkten Reden (R 24.6–7). — tÒn: mit demonstr.-anaphorischer Funktion (R 17). 110 ken: = ên (R 24.5). — poss¤: zum -ss- R 9.1.

Kommentar

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s ∞ w § j a·matÒw … g e n ° y l h w: §j ist entweder mit a·matow zu verbinden, davon abhängig gen°ylhw, also ‘die vom Blut deines Geschlechts sind’ (LEAF; ERBSE 1986, 16f.; HEIDEN 1991, 3; vgl. a·matow §j §moË 105n.), oder mit gen°ylhw, wie Od. 13.130, also ‘die dem Blute nach aus deinem Geschlecht sind’ (AH; FAESI ; WILLCOCK ; ED W A R D S ; CHANTR. 2.99).

112–113 Im Beispiel von Zeus’ Verblendung ist, anders als bei Agamemnon, die inszenierte List einer gegnerischen Figur der zentrale Punkt: Zeus merkt nicht, daß Hera in listiger Absicht spricht (vgl. 107–111n.); diese Unachtsamkeit verleitet ihn dazu, bereitwillig zu schwören. Seine Verblendung liegt einerseits in der Tatsache, daß er Heras Wesen (Tücke) und Macht (Geburten) verkennt, andererseits, daß er übersieht, wie uneindeutig die Eidformel im Hinblick auf die betroffene Person formuliert ist. Somit wird Zeus ungewollt Ursache für Herakles’ schweres Schicksal, s. Vv. 132f. (vgl. 95–133n.), während er sonst oft selbst als Schicksalsmacht agiert (vgl. 273b–274n.). – Weitere Beispiele für Zeus’ Unachtsamkeit in der Ilias sind 13.7–9 (Poseidon nutzt einen Moment, in dem Zeus seine Augen vom Schlachtfeld vor Troia abgewandt hat, für sein Eingreifen in den Kampf), 14.294– 353, vgl. 15.4–33 (Hera umgarnt Zeus und lenkt ihn ab); die Folgen kann Zeus dort aber wieder aufheben (vgl. 15.54ff.): SCHMITT 1990, 87 u. 261 Anm. 283. — schwor … den großen Eid: Während sonst gemäß Zeus’ Aussage das Nicken sein Zeichen der verbindlichen Zustimmung zu einem Versprechen ist (1.525– 527), spricht er hier die von Hera vorgegebene Eidformel nach. – Den am stärksten bindenden Eid schwören Götter sonst bei der Erde, dem Himmel und dem Wasser der Styx (Hera 15.36–38, Kalypso Od. 5.184–186, Leto h.Ap. 84–86); zu Göttereiden s. WEST zu Hes. Th. 400; JANKO zu 15.36–46. dolofrosÊnhn: 97n.; ringkompositorischerP Rückgriff auf 106 (s.d.). — ¶peita d¢ … éãsyh: wird verschieden interpretiert: (1) ¶peita rückverweisend auf ˆmosen mit der Bedeutung ‘dabei, da (also), in diesem Fall’: AH; LEAF mit Hinweis auf 10.243; EDWARDS mit Hinweis auf 1.547; CUNLIFFE s.v.; vgl. EBELING s.v.; WEST zu Od. 1.65 (“after all this, i.e. in these circumstances”); (2) ¶peita in der Bed. ‘danach’ als “Bezeichnung des Fortgangs von einer Handlung zur anderen” (JANKUHN 1969, 51 mit Anm. 4), dann éãsyh auf die Fortsetzung der Geschichte bezogen (D AWE 1968, 98: “and thereafter he paid heavily for his mistake”); (a) der Aor. auf -yh- wie sonst mit intrans. Bed. ‘war im Zustand der Verblendung’ (so z.B. 16.685, 19.136 [s.d.], Od. 4.503, 4.509 u.ö.): UNTERMANN zu Il. 16.685; W EST zu Od. 4.503 (“acted under the influence of êth”); ingressiv AH (“verfiel einer starken Betörung”); (b) éãsyh mit Pass.-Bed. ‘wurde getäuscht’ (LfgrE s.v. 11.73f.; JANKUHN a.O. 50f.; vgl. 136n.) oder ‘wurde geschädigt (durch die Verblendung)’ (STALLMACH 1968, 43 mit Anm. 35 u. 47 Anm. 47). Das meiste spricht für die Kombination (1a): sprachlich die bei Homer häufig intrans. Bed. des Aor. auf -yh- (MONRO [1882] 1891, 44f.; allg. zu diesem Aspekt des yh-Aor. SCHW. 1.756f.; CHANTR. 2.181f.; RIX [1976] 1992, 219; 112 ¶fato: 74n. — oÎ ti: ‘überhaupt nicht’. 113 pollÒn: Adv. ‘sehr’; zur Flexion R 12.2.

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MEIER-BRÜGGER 1992, 2.59 mit Lit.; A LLAN 2003, 148ff.), und inhaltlich, daß die Vv. 112f. eher einen in sich geschlossenen Sachverhalt umfassen und die Zeus-Szene kommentierend abschließen (vgl. die ringkompositorischeP Einbettung mittels êsato [95] u. éãsyh): die Handlung in Verblendung geschieht jetzt, der Geschädigte ist am Ende v.a. Herakles (133). — pollÒn: bez. die Intensität, vgl. h.Ven. 253 mãla pollÚn éãsyhn (LfgrE s.v. 1424.29f.; Quantität zur Bez. von Intensität: s. 1.35n.; 6.207n.).

114–119 In dieser Sekundären ErzählungP in beschleunigtem Tempo werden von Heras Ortswechsel nur die für den Ablauf der Geschichte wichtigen Punkte genannt: Aufbruch vom Olymp, Schnelligkeit, Ankunft in Argos, Zielperson und Situationsschilderung, Realisierung der Eingriffsabsicht; vgl. die Typischen SzenenP ‘Ortsveränderung der Gottheit’ (1.43–52n.) und ‘Ankunft’ (1.496b–502n.); zum schnellen Ortswechsel von Göttern s. 24.80–82n.; zu ausführlicher beschriebenen Götterreisen JANKO zu 14.225–230. 114 = 14.225. — Olympos: zum Wohnsitz der Götter 1.18n.; 1.499n. =¤on OÈlÊmpoio: ebenso 8.25, 14.225, vgl. auch 14.154. =¤on ist Toponym mit unsicherer Etymologie (*Wrio- oder eher *srio-, vgl. FRISK, DELG s.v.), viell. schon in myk. ri-jo (dann *‡h > e‡h, zu fie¤h verdeutlicht; vgl. aber auch SOMMER 1977, 199ff.). — br«siw: der Form nach eigtl. nomen actionis (RISCH 38f.), bei Homer immer in Verbindung mit pÒsiw gebraucht, in der Ilias nur hier, in der Odyssee u.a. 8x VE-Formel br«s¤w te pÒsiw te (Nom./Akk.); bez. aber meist, wie hier, die Nahrung (LfgrE; vgl. 205n.).

211–213a Achilleus knüpft an die Situation vor der Heeresversammlung an (212f. hetaÄiroi | myÄrontai ≈ 5f. hetaÄiroi | myÄronth’) und schildert Hintergrundhandlung, die sich an einem anderen Schauplatz (‘im Zelt’) vollzieht: Patroklos’ Aufbahrung und die Totenklage der Gefährten (18.351–355, 19.4–39; zu Achills Behausung im Heereslager vor Troia [gr. klisí*e] s. 1.185n., 24.448–456n.). Obwohl diese gemeinsame Totenklage während der Heeresversammlung, an der alle teilnehmen, unterbrochen worden ist und erst nach der folgenden Schlacht wieder aufgenommen wird (23.4–23, 23.109f., Totenmahl als Abschluß des Kampftages 23.26–34), ist für Achill die Totenklage ununterbrochen gegenwärtig. – Das Aufbahren der Leiche (zur ‘Prothesis’ 5–6a n.) mit den Füßen und somit auch mit Blick zur Tür ist vermutlich rituell vorgegeben (schol. bT; vgl. L EAF mit Hinweis auf den röm. Brauch bei Persius 3.105, Plin. Nat. hist. 7.46, Sen. Epist. 12.3); er läßt sich allerdings sonst in den hom. Epen nicht nachweisen (ANDRONIKOS 1968, 9), findet sich dann aber auf schwarzfigurigen Tonplatten mit Darstellung der ‘Prothesis’: der Tote liegt den ankommenden Besuchern zugewandt (KURTZ/BOARDMAN [1971] 1985, 172; GARLAND 1985, 24; HUBER 2001, 94–100; andere Deutung

209 pr¤n: adverbiell. — laimÒn: ‘Kehle’. — fie¤h: = att. ‡oi (↑). 210 •ta¤rou teynh«tow: gen. abs.; teynh«tow = teyne«tow (aus metr. Gründen ohne Kürzung des Binnenhiats: R 3).

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schol. D zu 212: dies soll es dem Toten erschweren, nach dem Hinausgehen zurückzukehren; allg. zu hom. Totenriten s. noch GARLAND [1982] 1984). 211 2. VH ≈ 18.236, 19.283, 19.292, 22.72. — dedaÛgm°now: 203n. — Ùj°Û xalk“: VEFormel (25x Il., 11x Od., 1x ‘Hes.’), xalkÒw (eigtl. ‘Bronze’: 25n.) metonymisch für ‘Waffe’ (1.236n.). 212 prÒyuron: ‘Eingangsbereich’, sonst v.a. Tür- oder Torbereich von größeren Gebäudekomplexen, vgl. 24.323n.; die Behausung Achills bestand viell. aus mehreren Räumen (24.448n.). — émf‹ d' •ta›roi: VE-Formel (4x Il., 4x Od.). 213 2. VH ≈ Hes. Op. 531. — mÊrontai: 6a n. — tÒ: adverbieller Akk., ‘darum’ (CHANTR. 2.160). — metå fres¤: metr. Füll-Element nach der Zäsur B 2 (LfgrE s.v. m°lv 117.34ff.; vgl. 29n.).

214 Nach dem ‘Gesetz der wachsenden Glieder’ gebauter Vers, das dritte Substantiv durch Attribute erweitert (zur Stilfigur 87n.). Vergleichbar sind die Beschreibungen von Kampfgewühl 11.163f. und von blutigen Spuren des Kampfes 10.298, dort jeweils durch den Erzähler (EDWARDS ). Nach Achills eigener Aussage ist sein Denken für die Zeit, bis Patroklos gerächt ist, ganz auf Kampf ausgerichtet (vgl. sein Verlangen nach Kampf und Sättigung mit Hektors Blut 20.75–78, 22.266f.). Aus dieser einseitig auf Kampf fixierten Haltung – die im Krieg an sich der eigenen Gemeinschaft zugute kommt – kann in besonderen Situationen wie der vorliegenden auch eine Gefährdung dieser Gemeinschaft entstehen (LOWENSTAM 1993, 71 mit Anm. 35; CROTTY 1994, 64–66; vgl. auch 1.177n. zu Agamemnons Vorwurf, Achill sei jede Art von Kampf und Streit lieb). Daher wird Odysseus in den Vv. 216ff. versuchen, die Gefahr einzudämmen, ohne dem grossen Kämpfer Achilleus den gebührenden Respekt zu versagen (vgl. 221–224n.). s t Ò n o w éndr«n: ≈ 4.445 ebenfalls vom Stöhnen verwundeter Kämpfer, stÒnow außerdem in einem leicht variierten Formelvers (10.483, 21.20, Od. 22.308, 24.184, vgl. 23.40f.), der die Wirkung des Wütens einzelner beschreibt (vgl. auch stonÒenta b°lea Il. 17.374 u. stonÒentew ÙÛsto¤ Od. 21.12); das Epitheton érgal°ow mit “purely affective value” (KAIMIO 1977, 59–67, zur vorl. St.: 65; vgl. auch MAWET 1979, 213).

215 = 154 (s.d.). 216–237 In Odysseus’ Antwort zeigt sich sein diplomatisches Geschick Achill gegenüber und auch seine Unbeirrbarkeit im Bewußtsein der eigenen Stärken: er nennt objektiv Achills Vorzüge (217f.: ‘der stärkere bist du …’) und etwas zurückhaltender seine eigenen (218f.: ‘… dürfte ich dich übertreffen …’ [gr. Potentialis]), veranschaulicht sein Anliegen durch eine Metapher (221–224), argumentiert sachlich gegen Achills Trauerverhalten und seine drängende Kampfbegierde, 211 §n¤: = §n (R 20.1). — klis¤˙: zum -˙- nach -i- R 2. — dedaÛgm°now: 203n. 212 énå prÒyuron: ‘zum Eingang hin’. — émf¤: adverbiell. 213 oÎ ti: 182n. — taËta: d.h. Essen und Trinken. — m°mhlen: Perf. von m°lei mit Präs.Bed.

Kommentar

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von deren Folgen im vorliegenden Fall das ganze Heer negativ betroffen sein würde (vgl. 214n.), und plädiert für vernünftige Kampfvorbereitung (225–233a). In der abschließenden Paränese versucht er, den Kampfeswillen des Heeres zu stärken (233b–237) – und damit zugleich Achill durch ein ‘aufgeschoben ist nicht aufgehoben’ zu beschwichtigen. Zu Odysseus’ Charakterisierung s. 154n.; EDWARDS; REINHARDT 1961, 417f. 216 = 16.21, Od. 11.478. — Odysseus zollt mit seiner Anrede Achill als dem herausragenden Heros unter den Achaiern Respekt; zu Achill als Bestem der Achaier s. 2.761–779n., außerdem dessen Selbsteinschätzung 1.244; eine Zusammenstellung der positiven Bewertungen Achills durch Freund und Feind sowie die Götter bei LATACZ (1995) 1997, 95 f. Anm. 122. Œ ÉAxileË: formelhaft (5x Il., 1x Od.) am Anfang von Reden; die Interjektion Œ vor Vokativ ist viell. Ausdruck starker emotionaler Beteiligung (1.74n., vgl. aber 1.442n.), hier etwa Unmut über Achills Schlußworte. — Phl∞ow ufl°: zur Prosodie (ÓÓÔÔÓ) mit iambischem u-je s. 1.489n., 6.130n.; M 4.6 (Verdoppelung des folgenden Anlauts [m]m°ga; hier zudem an Zäsurstelle); anders JANKO zu 16.21 mit Hinweis auf die v.l. Phl°ow ufl° (dazu WEST 1998, XXXIV). — f°rtat(e): wird weitgehend synonym zu êristow verwendet (1.186n., 2.769n.; vgl. 1.244). 217 kr°ssvn: zur Schreibung ORTH 2; W EST 1998, XX s.v. êssvn. — f°rterow: Mit dem Komp., der parallel zu kr°ssvn steht und durch ¶gxei erläutert wird (im Enjambement 218), ist die physische Überlegenheit Achills der intellektuellen Überlegenheit des Sprechers 218f. gegenübergestellt. — o È k Ùl¤gon per: ebenso nach Komparativ Od. 8.187; durch Litotes verstärktes Gegenstück zu pollÒn im Enjambement 219 (LfgrE s.v. Ùl¤gow: ‘erheblich’).

218–219 Odysseus’ Einschätzung stimmt mit Achills Selbsterkenntnis 18.105f. überein (vgl. auch 1.244 mit n.). – Kampf und Rat sind wichtige Bewährungsfelder, Souveränität auf beiden Gebieten wird zwar angestrebt (vgl. 9.442f.), jedoch von keinem Helden erreicht (1.258n. mit Lit., 2.370n.); zur unterschiedlichen Verteilung der Begabungen vgl. 4.320, 13.730–734, 23.670f. (CARLIER 1984, 200f.). Überlegenheit der Älteren durch größere Lebenserfahrung ist in der hom. Gesellschaft anerkannt (1.259n., 3.108–110n., vgl. 1.26n.), so auch im Verhältnis zwischen Achill und Phoinix 9.438–443 und zwischen Achill und Patroklos 11.786– 789: Odysseus rückt die allg. gültige Ordnung in den Vordergrund (LOWENSTAM

216 Œ ÉAxileË: zur Prosodie R 5.7, zum einfachen -l- R 9.1. — Phl∞ow: zur Flexion R 11.3. 217 efiw: = att. e‰ ‘du bist’. — §m°yen: gen. comparativus, zur Form R 14.1 (vgl. R 15.1). — per: betont das vorangehende Wort (R 24.10). 218 ke: = ên (R 24.5). — se›o: = soË (R 14.1). 219 pollÒn: Adv. ‘sehr’; zur Flexion R 12.2. — genÒmhn: zur augmentlosen Form R 16.1. — ple¤ona (W)o›da: zur Prosodie R 4.3. — ple¤ona: = pl°ona (vgl. R 13).

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1993, 109; zu Andeutungen von Rivalität zwischen Achill und Odysseus s. NAGY [1979] 1999, 56–58; CLAY 1983, 105–107; DE JONG zu Od. 11.482–91). noÆmati: ‘Gedanke, Denken’, z.T. wie hier ‘Einsicht, Verstand’ (also verwendet wie nÒow, ebenso z.B. ‘Hes.’ fr. 43(a).51 M.-W.: noÆmatã te ka‹ prap¤daw te), als Gegenbegriff zu ¶gxei: die Werkzeuge für Rat bzw. Kampf; anders dagegen z.B. 18.252: mÊyoisi vs. ¶gxeÛ (PORZIG 1942, 185; LfgrE s.v. nÒhma; zu Ausdrücken der geistigen Überlegenheit s. 1.115n. [fr°naw]; zu Odysseus’ Verstandeskraft vgl. Od. 12.211 mit DE J ONG z.St.). — probalo¤mhn: nur hier in der Bed. ‘übertreffen, überlegen sein’; evtl. klingt noch das konkrete ‘Weiter-nach-vorne-Werfen’ im Zusammenhang mit dem Wurfgeschoß an, vgl. auch 23.572 toÁw soÁw (sc. ·ppouw) prÒsye bal≈n (C LARKE 1999, 123 Anm. 157). — §pe‹ … o‰da: ebenso 21.440 (Poseidon zu Apollon), ähnlich 13.355 (der Erzähler über Zeus im Vergleich zu Poseidon), vergleichbar noch Od. 7.156f.; höheres Alter bringt größeres Wissen aus eigener Anschauung (dazu 2.485n.). 220 1. VH = 23.591. — t≈: ‘darum’ (61n.). — toi §pitlÆtv krad¤h …: vgl. Od. 1.353 so‹ d' §pitolmãtv krad¤h … (AH; FAESI); zur Ausdrucksweise vgl. 178n.

221–224 Odysseus appelliert an den jungen, ungeduldigen Heerführer Achill, sich auf sein Verantwortungsgefühl zu besinnen und die Krieger nicht hungrig in die Schlacht zu treiben, sondern eine Stärkung zuzulassen – auch wenn Achill selbst keine zu brauchen glaubt (vgl. 155f.) –, um sie für die körperliche Anstrengung zu rüsten und den Erfolg des Unternehmens nicht zu gefährden (vgl. 231f.). Um bei Achill Verständnis dafür zu wecken, ruft er eine allgemeine Lebenserfahrung (vgl. 218f. mit n.) in Erinnerung: Krieger haben das Kämpfen schnell satt (221 mit n.). Mit der Erntemetapher (222f.) weist er indirekt darauf hin, daß Krieger für die Mühsal des Kampfes gestärkt und motiviert werden müssen, da sie sonst durch die harte und lange dauernde Belastung (vgl. 157f. u. 227 mit n.) zu früh ermüden; vgl. das GleichnisP vom Holzfäller, der vom ständigen Bäumefällen ermüdet seine Arbeit für eine Stärkung unterbricht (11.86–89). Mähen als Metapher für das Töten auf dem Schlachtfeld findet sich auch im Gleichnis 11.67–71, wo Achaier und Troer einander niedermähen wie Schnitter das Getreide (zu altoriental. Parallelen s. W EST 1997, 228f.). Die große Zahl der abgeschnittenen Halme steht für die gefallenen Kämpfer (222, vgl. 226f.). Der zweite Teil der Metapher (223f.) wird seit der Antike kontrovers diskutiert, wobei für gr. am*etos ‘Ernte’ (dazu 223a n.) von unterschiedlichen Bedeutungen ausgegangen wird (ausführliche Darlegung bei COMBELLACK 1984; EDWARDS zu 221–4; GRETHLEIN 2005, 270–272): (1) ‘Ernteertrag’: (a) der Ertrag für die Kämpfer ist ganz allg. sehr klein, die Belohnung für den risikoreichen Einsatz gering, der Erfolg letztlich ungewiß (AH; FAESI; WILLCOCK; EDWARDS; GRETHLEIN a.O. 271f.); (b) der materielle Lohn, nämlich Beutewaffen und -rüstungen getöteter Feinde, kann während der Schlacht selbst nicht

220 toi: = soi (R 14.1). — §pitlÆtv: 3. Sg. Imp. Aor. von §pitl∞nai (‘ertragen’), mit Dat.Obj. mÊyoisin §mo›sin.

Kommentar

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groß sein (FRÄNKEL 1921, 42; vorsichtig LEAF; vgl. COMBELLACK a.O. 250, 252; zur sog. Spoliierung s. 6.28n.; zur Beute als Kriegsziel s. 1.154–157n.); (c) die Zahl der Überlebenden nach der Schlacht ist klein (Porph. 236.20f.; MOULTON 1979, 285f.). (2) ‘das Mähen, Ernten’: die ‘Erntezeit’, d.h. die Zeit des Tötens und Beutemachens am Wendepunkt der Schlacht während der Flucht des geschlagenen Heeres dauert nur kurz, wenn die Sieger durch Hunger geschwächt sind (Eust. 1181.55ff.; COMBELLACK a.O. 250–256; vgl. auch EBELING s.v. êmhtow). Die Metapher bleibt etwas unscharf und läßt dadurch verschiedene Assoziationen zu (EDWARDS ; COMBELLACK a.O. 256f.). Sicher auszuschließen ist (1c), da die Überlebenden nicht zum Bild der Ernte von gemähten Halmen passen. Am überzeugendsten ist wohl die Deutung als allg. Metapher für die Mühsal des Kampfes (1a): wenn Zeus die Waagschalen sinken läßt und der Kampf entschieden ist (223f. mit n.), steht der Ertrag für die Soldaten in keinem Verhältnis zu Aufwand und Risiko, zumal der einzelne Kämpfer, wie auch der Schnitter auf dem Feld, nicht für sich selbst ‘arbeitet’, sondern immer im Dienste eines anderen steht (vgl. das Erntebild 18.550–557). Odysseus zeichnet somit ein realistisches Bild der Schlacht (222f.): sie ist destruktiv, der einzelne zieht keinen großen Gewinn daraus (zum Kampf als mühsamer Arbeit s. 1.162n., 2.401n.). Das Bild der Ernte weckt dabei viell. zusätzlich die Assoziation mit dem Mahl, auf das die Heeresversammlung wartet (EDWARDS; GRETHLEIN a.O. 270 Anm. 51). 221 Eine allg. Lebenserfahrung: gewöhnlich stellt sich mit der Zeit Überdruß am Kämpfen ein (vgl. Menelaos’ Empörung über die unersättlichen Troer 13.620f., 630–639 u. JANKO zu 13.620–39), aber ohne vorherige Stärkung geschieht das bes. schnell. Dem wird 231ff. die Kampfleistung eines gestärkten Heeres gegenübergestellt. a‰cã te: so noch Od. 1.392 (vgl. Hes. Th. 87 u. WEST z.St.); te ist hier entweder generalisierendes ‘episches te’ (LEAF; CHANTR . 2.341) oder “coordonnant préparatif”, als Verbindung des ersten Arguments (Rückgriff auf die vorige Rede 162f. und 165f.) mit dem zweiten in 225–227, das mit Anakoluth durch d° (statt ka¤) eingeführt ist (RUIJGH 837f.). — fulÒpidow: 158n. — p°letai: oft in sentenzartigen Formulierungen, hier ingressiv ‘pflegt sich einzustellen’ (LfgrE s.v.1131.23ff.; WAANDERS 2000, 263f.). — kÒrow: nomen actionis zu kor°sai ‘sättigen’, also ‘Sättigung’, od. auch ‘Überdruß’; von der Schlacht vgl. noch 13.635 fulÒpidow kor°sasyai und adj. é-kÒrhtow 7.117, 12.335, 13.621, 639, 14.479, 20.2 (LATACZ 1966, 181f.; HELM 1993/94, 5–7). 222 ple¤sthn m¢n kalãmhn: chiastisch angeordnete Antithese zu émhtÚw d' Ùl¤gistow (223). kalãmh noch Od. 14.214, etymologisch verwandt mit lat. culmus und dt. ‘Halm’, wohl mit Vokalassimilation aus *kolam*a entstanden; ist kollektiver Singular für die Masse der abgeschnittenen Halme mit den Ähren daran (EBELING; DELG u. FRISK s.v. kãlamow; FRÄNKEL 1921, 43 Anm. 3). — xyon¤: Dat. der erreichten Ruhelage bei Verben des Le-

222 ∏w: sc. fulÒpidow. — te: ‘episches te’, ebenso 224 (R 24.11).

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gens, Werfens u.ä (SCHW. 2.155; CHANTR . 2.79). — xalkÒw: eigtl. ‘Bronze’ (25n.), oft metonymisch für Einzelwerkzeuge und Waffen (1.236n.), hier also auf der metaphorischen (‘Sichel’) und der konkreten Ebene (‘Waffe’, vgl. 233) passend. — ¶xeuen: Wurzel-Aor. zu x°v (3.10n.), hier als gnomischer Aor. im NS (SCHW. 2.283; CHANTR. 2.185); zum augmentierten Aor. in Gleichnissen 2.480n. 223a émhtÒw: hom. hapaxP, Deverbativum zu émãv ‘mähen, ernten’, entweder Verbaladjektiv auf -tÒw (‘das Geerntete’, also ‘Ernteertrag’) oder nomen actionis mit der Bed. ‘Mähen’ oder ‘Erntezeit’ (PORZIG 1942, 190. 245. 342f.; RISCH 26); teils als oxytonon, teils als proparoxytonon überliefert, wobei von antiken Grammatikern unterschieden wird zwischen Ernteertrag (émhtÒw ~ ı karpÒw) und Erntezeit (êmhtow ~ ı kairÚw toË émçn), s. schol. bT, A u. h, Erbse im Testimonienapparat zu 221–224, umgekehrt schol. D zu 223 (WEST 2001, 253). Bei Hes. erscheint es in der Bed. ‘Mähen, Ernten’ bei Angaben zum Erntezeitpunkt (Op. 383f. Plhiãdvn … §pitellomenãvn | êrxesy' émÆtou, 575 Àr˙ §n émÆtou), ähnlich Hdt. 2.14.2 (tÚn êmhton … m°nei) und 4.42.3 (m°neskon tÚn êmhton), in der Bed. ‘Ernteertrag’ erst wieder bei Arat (1096f. peride¤die … | émht“, außerdem 1061: sÆmat' … émÆtoio). — Ùl¤gistow: der Superlativ im fgrE nur hier und Hes. Op. 723 (zu dapãnh), mit eindeutig zeitl. Bed. erst bei Plat. (Nom. 2.661c) und Xen. (Ath. pol. 14), vgl. aber Ùl¤gon xrÒnon 19.157, 23.418 und Ùl¤gh … énãpneusiw pol°moio 11.801 u.ö. (LfgrE s.v.; COMBELLACK 1984, 248f.).

223b–224 224 = 4.84. — läßt die Schalen seiner Waage sinken | Zeus: Zeus’ Waage ist sonst im Kontext konkreter Schlachtbeschreibungen erwähnt: 8.69–74 vor der Niederlage des Achaierheeres, 22.208–213 vor Hektors Tod (vgl. noch Hektors Erkenntnis 16.658 und das GleichnisP der ausgeglichenen Waage 12.432– 438). Wenn Zeus die Lose zweier Parteien auf die beiden Waagschalen verteilt hat, zeigt das Sinken der einen Waagschale an, daß der Moment der Entscheidung gekommen ist und die eine Partei (die eigtl. schon vorher feststeht, vgl. 1.503–530 bzw. 22.168–185) jetzt unterliegen muß; an der vorliegenden Stelle jedoch ist Zeus als derjenige dargestellt, der die Waagschalen in Bewegung setzt und damit die Verteilung von Sieg und Niederlage in der Schlacht kontrolliert (EDWARDS zu 221–4; D IETRICH 1965, 294–296; COMBELLACK 1984, 250–252; KlP s.v. Kerostasia; LfgrE s.v. tãlanton mit Lit.; zu ähnlichen Vorstellungen von Schicksalswaagen im vorderoriental. Raum s. WEST 1997, 393f.). Impliziert ist damit, daß dann, wenn Zeus das Gleichgewicht der Waagschalen zugunsten einer Partei aufhebt, der Ertrag (od. die Zeit zum Beutemachen) für den Einzelnen der siegreichen Partei nur sehr gering sein wird (221–224n.). — als der Herr des Krieges waltet: verweist auf Zeus als bestimmende göttliche Macht im Krieg, die gleiche Vorstellung z.B. 4.84, 8.175f., 13.632, Od. 18.376 (LEAF; EDWARDS; TSAGARAKIS 1977, 11f.; ERBSE 1986, 230f.; GRETHLEIN 2005, 272 Anm. 56; zu seiner Rolle im Tro223 émhtÚw d' Ùl¤gistow: sc. §sti. — §pÆn: 208n. — kl¤nhsi: 3. Sg. Konj. Aor. (R 16.3; ↑). 224 ényr≈pvn: abh. von tam¤hw, ‘der Menschen Kriegsverwalter’, d.h. ‘für die Menschen der …’. — t°tuktai: Perf. Pass. von teÊxv, hier ‘ist’.

Kommentar

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ianischen Krieg s. 1.5n.; FG 24); vgl. auch 24.529f., wo Zeus den Menschen das Gute und Schlimme zuteilt. Das Bild von Zeus als ‘Verwalter’ (gr. tamí*es), der mit einer Waage hantiert, ruft die Assoziation mit Personen hervor, die mit der Zuteilung und Kontrolle bestimmter Dinge beauftragt sind, vgl. V. 44 die ‘Verwalter’ (gr. tamíai), die als Proviantmeister das Brot zuteilen (44n.), Od. 10.21 Aiolos, der die Winde verteilt, außerdem ‘Hes.’ fr. 10a.62 M.-W. Endymion, dem die Entscheidung über sein Altern und seinen Tod gewährt wird (LfgrE s.v. tam¤hw). §pÆn: zur Form 208n. — kl¤nhsi: hier ‘neigen, sinken lassen’, von Waagschalen als Zeichen für Niederlage bzw. Sieg einer Partei. Die Form kann Präs. oder Aor. sein; hier ist sie als Aor. aufzufassen, vgl. Hes. Th. 711 §kl¤nyh d¢ mãxh (W ILLCOCK; MUTZBAUER 1909, 61; CHANTR. 1.463); zur Endung -hsi (ohne i subscr.) ORTH 4; WEST 1998, XXXI. — tãlanta: Ableitung zu tala- ‘tragen’, als partizipiale Bildung mit nt-Suffix (‘die Tragenden’) gedeutet, mit sekundärer Sg.-Bildung tãlanton (RISCH 13); allg. Bez. für die Waagschalen (vgl. 12.433), dann auch Gewichtsangabe (dazu 24.232n.): FRISK s.v.; DELG s.v. talãssai. — tam¤hw: 44n.

225–233a Odysseus wechselt von der metaphorischen auf die konkrete Ebene und verweist auf die angespannte Lage im Heer, nämlich die großen Verluste und die nötige Konzentrierung der Kräfte. Für seine Argumentation setzt er auf “common sense and unsentimental facts of physiology” (TAPLIN 1992, 210). Die Verse sind ringkompositorischP aufgebaut: (A) die Achaier können nicht mit dem Bauch – d.h. durch Hungern – trauern (225); (B) denn viele fallen täglich, die Überlebenden sind voll gefordert im Kampf (226–227); (C) sie sollen Tote bestatten und nur einen Tag beweinen (228–229); (B’) diejenigen, die bisher überlebten (230), (A’) sollen an Speise und Trank denken, um wieder kampftüchtig zu werden (231–233a); dieser letzte Abschnitt leitet zum paränetischen Schlußteil der Rede über (EDWARDS zu 216–37; LOHMANN 1970, 68f.). – In der Odyssee plädiert der schiffbrüchige Odysseus häufig für die Bedürfnisse des Magens (Stellen bei R USSO zu Od. 18.44), an der vorliegenden Stelle geschieht dies aber im Dienste der Kampftüchtigkeit des Heeres (CROTTY 1994, 60–62; HEATH 2005, 162). 225 1. VH ≈ Od. 17.286. — gast°ri: hier als Verdauungsorgan und Sitz des Hungergefühls verwendet, ebenso noch in einem – allerdings textkritisch problematischen – Wolfsgleichnis 16.156–163, sonst entweder der Bauch als verwundete Körperstelle (4.531, 5.539 u.ö.) oder als Mutterleib (6.58). In der Odyssee ist gastÆr dann auch der Hungertrieb, der zu unvernünftigem Tun verleiten kann, z.B. Od. 6.133, 15.344, 17.286ff., 18.53f. (vgl. gast°rew als Schimpfwort Hes. Th. 26): LfgrE s.v.; PUCCI 1987, 168. 173. — oÎ p≈w §sti: ‘es ist nicht möglich’; die Unterscheidung zwischen der Verwendung von §sti als Kopula und als Vollverb durch Akzentuierung ist nicht antike Praxis (6.267n.). — peny∞sai: ‘(be)trauern’ durch sichtbare Zeichen und Handlungen (MAWET 1979, 290f.; LfgrE s.v.). 225 oÎ p≈w §sti: mit AcI peny∞sai ÉAxaioÊw ‘die Achaier können nicht betrauern’; peny∞sai mit Akk.-Obj. n°kun.

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226 §pÆtrimoi: ‘reihenweise’, noch 18.211 Signalfeuer, 18.552 fallende Halme beim Mähen; weist auf die fallenden Halme 222 zurück. Die Etymologie ist unsicher, nach antiker Erklärung gehört das Adj. zu ≥trion ‘(Web-)Aufzug, Kette’ (schol. AbT; dagegen ARBENZ 1933, 26; vgl. FRISK u. LfgrE s.v.). — ≥ m a t a pãnta: VE-Formel (7x Il., 19x Od., 5x Hes., 11x hom.h.); distributiv ‘Tag für Tag’ (idg. Parallelen bei WEST 2007, 91). 227 énapneÊseie p Ò n o i o : ≈ 15.235, bez. das Atemholen von einer Mühsal. pÒnow ist wohl nicht auf das Trauerfasten bezogen (so AH; FAESI; LEAF; LfgrE s.v. pn°v 1301.7f.; vgl. in Ciceros Übersetzung Tusculanae disputationes 3.65 maerore vacare), sondern in erster Linie auf den Kampf (schol. b; VAN L EEUWEN ; EDWARDS; LEHRS [1833] 1882, 74; LfgrE s.v. pÒnow 1447.7ff.); zum Kampf als ‘Mühsal’ s. 1.162n., 2.401n., 6.77n.

228–229 Das üblicherweise möglichst rasche Bestatten, d.h. Verbrennen, der gefallenen Krieger in den Kampfpausen ist 7.328–335, 408–410, 417–436 beschrieben (allg. zu Gründen für rasche Bestattung s. 24.37b n.). So beklagt Apoll 24.44–49 Achills unübliches Trauerverhalten; weitere Stellen mit Aufruf zu maßvoller Trauer auch in späterer Literatur bei ARNOULD 1990, 108–113. — verschloßnen Herzens: Das Beherrschen der Emotionen ist angesichts der vielen Toten eine notwendige Haltung im Interesse der Gemeinschaft (C ROTTY 1994, 60; vgl. 7.427– 429). Unbarmherziges Verhalten (gr. n *eléa ‘mitleidslos’) ist sonst stark negativ bewertet und wird an anderen Stellen v.a. Achill zum Vorwurf gemacht (9.496ff., 628ff, 16.33, 203f.): EDWARDS; vgl. LfgrE s.v. nhleÆw. xrÆ: enthält hier eine sich aus der allg. Situation ergebende Notwendigkeit (RUIJGH 269; zu xrÆ in Gnomen s. 2.24n.). — tÚn m°n: Beziehungswort zum folgenden ˜w ke (dazu CHANTR. 2.232 u. 236), korrespondiert mit ˜ssoi d(°) (230 [s.d.]) und bereitet den Gegensatz ‘gestorben – überlebend’ vor. — yãnhsin: vgl. kl¤nhsi 223b–224n. — nhl°a yumÒn: diese Junktur sonst in der VE-Formel nhl°Û yum“ Od. 9.272, 287, 368 (von Polyphem), vgl. die VA-Formel nhle¢w Σtor ¶xein/¶xvn Il. 9.497 (von Achill), Hes. Th. 456 (von Hades), außerdem die VE-Formeln nhle¢w Σmar und nhl°Û xalk“ (266n.). Zur Etymologie von nhleÆw (Privativpartikel *n≤, das Hinterglied von ¶leow) und zur Hyphärese (-eea > -ea) s. 3.292n.; G 42 u. SCHW. 1.252. — §p' ≥mati: ‘an einem einzigen Tag, einen Tag lang’, formelhafte Wendung (nach der Zäsur B 2), noch 10.48, Od. 2.284, 12.105, 14.105, Hes. Op. 43 (AH; VAN LEEUWEN; LEAF; vgl. VERDENIUS 1985, 42f.). 230 pol°moio: 36n. — stugero›o: ‘schaudererregend, abscheulich, verhaßt’, s. 2.385n.; vgl. noch stugeroË pol°moio 4.240, 6.330 (s.d.). — per‹ … l¤pvntai: mit Gen. ‘übrig bleiben bei’ i.S.v. ‘etw. überleben’; bez. die Überlebenden der jeweils letzten Schlacht und

226 ≥mata: zu tÚ Σmar ‘Tag’. 227 k°n: = ên (R 24.5). — énapneÊseie (+ Gen.): zu énapn°v ‘aufatmen, sich erholen von’. 228–231 xrÆ: 67n.; davon abhängig sind die Inf. katayãptein (228) und memn∞syai (231); als Subjekts-Akk. erg. zunächst ÉAxaioÊw (vgl. 225), dazu ¶xontaw, … dakrÊsantaw (229) präd., dann toÊtouw (als Bezugswort zu ˜ssoi in 230). — yãnhsin: 3. Sg. Konj. (R 16.3). 230 ˜ssoi: zum -ss- R 9.1. — per‹ … l¤pvntai: sog. Tmesis (R 20.2).

Kommentar

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bildet den Gegensatz zu ˜w ke yãnhsin 228, vgl. le¤pomai ‘am Leben bleiben’ neben ‘sterben’ 11.693, 12.14 (von WEST athetiert), 23.247f. (EDWARDS zu 230–2; LfgrE s.v.).

231–233a Mit diesen Worten weist Odysseus inhaltlich auf den Ausgangspunkt seiner Argumente (Vv. 221 u. 225) zurück und leitet durch den Einbezug aller Anwesenden (‘auf daß wir …’ 231f., vgl. 236f.) zum paränetischen Schlußteil der Rede über (225–233a n.): wie bereits im 2. Gesang (2.188–206n.) versucht er mit allen Mitteln, das Heer zu motivieren und seinen Kampfeswillen zu stärken. Ein typ. Motiv der Paränesen ist die Aufforderung zum Durchhalten (6.80–82n.), hier – im Versuch, im geschwächten Heer neuen Kampfeswillen zu wecken – angedeutet durch ‘unablässig, immer wieder’ und ‘in Erz, das unzerreibbar ist’) und gesteigert durch ‘noch stärker | … kämpfen’ (weitere Elemente der Kampfparänese: 233b–237n.). 231 memn∞syai: bei körperlichen Bedürfnissen ‘sich besinnen auf, denken an’ (ebenso bei xãrmh, élkÆ u.ä., vgl. 147–148n.). — pÒsiow ka‹ §dhtÊow: Formel vor der Zäsur C 2, sonst meist im Formelvers 1.469 (s.d.), der das Ende eines Mahles anzeigt; zu ihrer inhaltlichen Funktion hier s. 155–183n. — ˆfr' ¶ti mãllon: VE-Formel (2x Il., 2x Od.); zum Akzent von mãllon s. ORTH 2; WEST 1998, XX, s.v. êsson. 232 éndrãsi dusmen°essi: 168n. — nvlem¢w afie¤: VE-Formel (4x Il., 2x Od.), vgl. v.a. 9.317, 17.148. Die Etymologie von nvlem°w (Kompositum mit Privativpartikel *n≤) ist unsicher (FRISK; DELG; LfgrE s.v.; schol. D z.St.: édiale¤ptvw). 233a xalkÚn é t e i r ° a : an gleicher Versstelle 20.108, sonst VE-Formel xalkÚw éteirÆw (5.292, 7.247, 14.25) von Waffen, außerdem 18.474 vom Material beim Waffenschmieden, Od. 13.368 von Gefäßen. éteirÆw (wohl a privativum + Wz. von te¤rv, lat. terere) bed. eigtl. ‘nicht aufzureiben’; als Epitheton von Dingen ‘unverwüstlich’, bei Personen ‘unerschrocken, unerbittlich’ (LfgrE s.v.; 3.60n.).

233b–237 Odysseus macht klar, daß Achills Aufforderung zum Auszug in den Kampf zu befolgen ist (Vv. 148–153, 205f.; Übertragung des Oberbefehls durch Agamemnon V. 139n.) und es keine weitere Order dazu geben wird (233–235). Das Heer wird dieser Anordnung nach der Auflösung der Versammlung, die durch Achill erfolgt (Vv. 275f., vgl. 171–180n.), und nach der Einnahme des Mahles auch sogleich Folge leisten (277, 345f., 351f., 357–364, 20.1f.). Zum Abschluß beschwört er die Geschlossenheit der Kampfgemeinschaft (236f.). – Die Passage enthält typ. Elemente von Kampfparänesen: 234 Appell an die eigenen Leute im Imperativ der 3. Pers. Sg. (Stellen und Lit. 2.381–393n.), 235f. Drohungen gegen potentielle Drückeberger (Stellen 2.391–393n.). 231 memn∞syai: abh. von xrÆ (228), als Subjektsakk. erg. toÊtouw (228–231n.). — pÒsiow: zur Flexion R 11.3. — ˆfr(a) (+ Konj.): final (R 22.5). 232 dusmen°essi: 168n. — nvlem°w: Adv. ‘unablässig, unermüdlich’. 233 •ssãmenoi: Ptz. Aor. Med. zu ßnnumai ‘sich etw. anziehen, anlegen’. — xro˝: zur fehlenden Präposition R 19.2. — éteir°a: zur unkontrahierten Form R 6. — mhd°: bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8).

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233b mhd° tiw êllhn: zum Neueinsatz nach der Zäsur C 2 s. 1.194n. 234 2. VH ≈ Od. 7.161. — Vier-Wort-Vers mit steigender Silben- bzw. Morenzahl (1.75n.). — la«n: 35n. — ÙtruntÊn: (‘Befehl’) ist nomen actionis zum Nasalpräs. ÙtrÊnv (vgl. 156, 205), nur hier und 235, vgl. noch den PN ÉOtrunteÊw 20.384 (PORZIG 1942, 183; RISCH 40f.; EDWARDS); es ist nur noch bei Antimachos von Kolophon belegt (schol. bT zu 233–4; vgl. Antimachos fr. 172 Matthews). — potid°gmenow: Athemat. d°gmenow hat meist durative Bed. ‘erwartend’ und ersetzt die Form dexÒmenow, die nicht in den Hexameter paßt (2.137n.). — fisxanaãsyv: fisxanãv ist metr. Variante neben fisxãnv, evtl. stärker durativ (LfgrE s.vv. fisxãnv, fisxanãv; CHANTR. 1.359f.; RISCH 321): betont das abwartende Zurückbleiben bei den Schiffen. 235 ¥de … ÙtruntÊw: kakÒn: abgeschlossener, elliptischer Nominalsatz (‘denn das ist der Befehl’) und asyndetischer Neueinsatz mit kakÒn (vgl. app. crit.): AH; LEAF ; ED WARDS . — ˜w ke: Relativsatz ohne vorausgehendes Demonstrativum (eigtl. ‘für jeden, der’), im Sinne eines prospektiven Bedingungssatzes (LEAF zu 14.81; K.-G. 2.441f.; CHANTR. 2.238; vgl. 3.109n.).

236–237 Aufruf zum vereinten, geschlossenen Aufmarsch gegen den Feind; zur solidarischen Kampfgemeinschaft der Achaier s. 3.9n. 236 1. VH = 12.246; ≈ 24.298, vgl. die VA-Formel nhus‹n ¶pi glafurªs(i[n]) 12x Il.

237 = 4.352; ≈ 8.516, 19.318; 1. VH ≈ 8.110, 17.230 (ferner im präpositionslosen Gen./Akk. 2.230 u.ö. [s.d.] bzw. 3.343 u.ö. [s.d.]). — rossezüchtenden: zum generischen EpithetonP und zum archäol. Befund bezüglich Pferdehaltung in Troia s. 2.230n. §ge¤romen Ù j Á n êrha: VE-Formel (5x Il.: 2.440n.); §ge¤rv in metaphor. Verwendung vom Wecken des Kampfes auch mit Obj. mãxhn, pÒlemon u. fÊlopin (LfgrE s.v. §ge¤rv); zum metonymischen Gebrauch von ÖArhw/êrhw (sowohl der Gott als auch sein Wirkungsbereich) s. auch 2.381n.

238–281 Agamemnon läßt seine Geschenke für Achilleus herbeiholen, präsentiert sie inmitten der Versammlung und führt ein Eidritual aus. Die Versammlung wird aufgelöst, die Geschenke und Briseïs werden ins Lager der Myrmidonen gebracht. 238–276 In der Schlußszene der Versammlung finden sich ähnliche Elemente wie bei der Rückgabe der Chryseïs und der Versöhnung Apollons 1.430b–474: Öffentlichkeit, Reden der an der Wiedergutmachung beteiligten Figuren, Gebet (bzw. 234 la«n: gen. part. zu tiw; zur Form 35n. — potid°gmenow: = prosdexÒmenow (↑; zur Vorsilbe R 20.1). — fisxanaãsyv: 3. Sg. Imp. von fisxanãomai ‘sich zurückhalten’; zur ep. Zerdehnung R 8. 235 ¥de … ÙtruntÊw: sc. §sti. — kakÒn: subst. Neutr. Sg. ‘Schlimmes’. — ¶ssetai: = ¶stai (R 16.6 und 9.1). 236 nhus‹n ¶p(i): = §p‹ nhus¤n (R 20.2), zur Flexion von nhus¤n R 12.1. 237 Trvs‹n ¶f': = §p‹ Trvs¤n (R 20.2); §p¤ hier mit Dat. der Richtungsangabe. — §ge¤romen: kurzvokalischer Konj. Aor. (R 16.3). — êrha: zur Flexion R 12.4.

Kommentar

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Eid) zur Versöhnung des Beleidigten, Tieropfer, anschließendes Mahl (EDWARDS zu 238–356; zum Handlungsmuster “assembly – purification – feast – mediation” s. FOLEY 1991, 175–180; 1999, 173f.). Hier aber zeigt der ErzählerP deutlich die Distanziertheit zwischen den beiden Kontrahenten: (1) Agamemnon wendet sich weder mit Worten noch mit Gesten an Achilleus (vgl. dagegen 1.440–447a, den Handschlag 2.339–341 [2.341n.], 6.233 [s.d.], 24.671f.; außerdem KITTS 2005, 79ff.), sondern inszeniert die Präsentation der Geschenke und die Rückführung der Briseïs sowie das Eidritual mit dem Tieropfer v.a. für die Heeresversammlung (249b–268a n.; zu Ritualen und ihrer performativen Dimension G RAF [1994] 1997, 207: “any rite has theatrical aspects”, bes. zu Eidritualen 208–210. 212; BIERL 2001, 25–28); (2) Achilleus übergeht die Geschenke (vgl. 147f.) und den Eid (270–275 [s.d.]) und entzieht sich der an die Versammlung anschließenden Einladung zum gemeinsamen Mahl (303–309n.). Zur Gestaltung dieser ‘Versöhnungsszene’ s. REINHARDT 1961, 414f. 419f. 238–240 Sprach es und: formelhafter Rede-AbschlußP bei gleichbleibendem Subjekt, durch den noch im gleichen Vers die Handlung weitergeführt werden kann (1.219n.): Odysseus, der ja darauf gedrängt hatte, daß die Geschenke in die Versammlung gebracht werden (172–174), agiert sofort (s. auch 242, 245 [‘rasch’]), ohne eine Antwort Achills abzuwarten; er setzt dessen Einverständnis stillschweigend voraus. — nahm gleich mit sich …: Die Aufzählung der jungen Männer, die von Odysseus für die Geschenkübergabe aufgeboten werden, fördert den Eindruck von eilfertiger Betriebsamkeit (ähnlich die Nennung der – ebenfalls sieben – Ausführenden eines Auftrags 9.79–84; zu dieser Funktion von Namenslisten s. MINCHIN 2001, 92f.; GAERTNER 2001, 302; weitere Gruppen von sieben Personen: 6.421 [Brüder der Andromache], 9.128 [Frauen aus Lesbos], 24.399 [Söhne des Priamos]; zur Verwendung der Typischen ZahlP sieben s. BLOM 1936, 202–206). Namen-Kataloge finden sich sonst häufig in Kampfszenen in Form von Aufzählungen getöteter Gegner (5.677f., 5.705–707, 8.274–276, 11.301–303, 16.415– 417, 16.694–696), außerdem 12.93–102 (troische Anführer), 13.790–792 (kämpfende Troer), in anderem Kontext z.B. 14.317–327 (Geliebte des Zeus), 18.39–49 (Nereïden [von WEST athetiert]); allg. zu Katalogen in ep. Dichtung s. KatalogP mit Anm. 31; K ELLY 2007, 122–124. – Gemäß Agamemnons Auftrag (193–195) wählt Odysseus Vertreter der jüngeren Generation aus (JEANMAIRE 1939, 32–34; VAN W EES 1992, 276. 407 Anm. 5). — Nestors … Söhne: gemeint sind Antilochos, der Freund des Achilleus (23.556, Od. 24.77f.) und des Menelaos (23.602– 611), und Thrasymedes; die beiden sind Unteranführer der Pylier und agieren oft 238 Σ: 3. Sg. Impf. zu ±m¤ ‘sagen’. — uÂaw: zur Flexion R 12.3. — Ùpãssato: zur augmentlosen Form R 16.1; zum -ss- R 9.1. — kudal¤moio: zur Flexion R 11.2. 239–240 Fule˝dhn … Kreiontiãdhn: Patronymika: ‘Phyleus-Sohn’ bzw. ‘Kreion-Sohn’. — LukomÆdea: zur unkontrahierten Form R 6.

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gemeinsam (16.317ff., 17.377ff., 17.703ff.): FM 3; FM 4. — Meges: Anführer des Kontingents von Dulichion (2.625n.); er spielt eine nicht unbedeutende Rolle in der Ilias, vgl. 5.69ff., 10.108ff., 15.301ff., 15.520ff., 16.313ff. (2.627n., FM 4). — Thoas: Anführer des aitolischen Kontingents, genießt eine gewisse Autorität (2.638n.). — Meriones: Sohn des Molos, Gefolgsmann des Idomeneus, unter dessen Oberbefehl er die Kreter anführt; er ist wohl eine Figur alter ep. Erzähltradition (2.651n., FM 4 s.v.; LfgrE s.v. Ùpãvn; LATACZ [2001] 2005, 305–307). — Lykomedes: wird 9.84 zum ersten Mal erwähnt, zusammen mit Thrasymedes, Meriones u.a. als Anführer der Wachen an der Mauer des Schiffslagers. — Melanippos: teilt den Namen mit drei Troern, die im Kampf fallen (s. Prolegomena, Figuren-Index s.v.). Der achaiische Namensträger ist nur hier erwähnt; sein Name dient wohl, wie derjenige der beiden Troer am Ende der Namenslisten 8.274–276 u. 16.694f., lediglich der Versfüllung am Ende des KatalogsP (EDWARDS). Ùpãssato: zur Wz. von ßpomai gehörig (FRISK s.v.; DELG s.v. Ùpãvn); kausatives Ùpãzv bed. eigtl. ‘folgen machen’, im Med. mit Pers. als Obj. ‘sich jn. (als Begleiter) mitnehmen’ (LfgrE). — kudal¤moio: von kËdow (204n.) abgeleitetes generisches EpithetonP bei versch. Helden (u.a. Menelaos, Achilleus, Aias, Odysseus) und bei kÆr (6.184n.). — M°ghta: daneben auch die Akk.-Form M°ghn 15.302 (v. KAMPTZ 144, 228; zu möglichem myk. Nachweis der Kurzform [Gen. Sg. Me-ka-o] LEUKART 1994, 220; DMic s.v.). 241 ≈ 2.9 (s.d.); 2. VH = 1.203 (s.d.), 3.193, 7.176, 9.178, 14.137, 4x Od. — bån d' ‡men: ‘schritten aus, um zu gehen’, d.h. ‘machten sich auf den Weg’, signalisiert Bewegungseinsatz in einer Szene (KURZ 1966, 96f.); variierbare Formel, gegenüber bloßem b∞nai “emphatischer […], expressiver […] und zeremonieller” (LfgrE s.v. ba¤nv 10.61ff.; vgl. 6.296n.); verweist hier auf den feierlichen Akt, der mit dem Aufbruch des Odysseus und seiner Helfer eingeleitet wird. 242 aÈt¤k' … mËyow: bezieht sich wohl auf einen – nicht explizit formulierten – Auftrag des Odysseus an seine Begleiter (AH; anders LfgrE s.v. aÈt¤ka 1604.21ff.: auf Agamemnons Auftrag 192ff.; zu aÈt¤ka 2.442n.). — ë m a m Ë y o w ¶hn, t e t ° l e s t o d ¢ ¶rgon: chiastisch angeordnete Formulierung einer sprichwörtlichen Redensart, mit adverbiellem ëma in korrelativer Verwendung; im zweiten Satz progressives d°, vgl. 7.465 (t. d¢ ¶. ÉAxai«n), Od. 22.479 (t. d¢ ¶.) (SCHW. 2.534f.; WEST 2001, 253); zur Redensart (dt.: ‘gesagt, getan’; engl.: ‘no sooner said than done’) vgl. die Formulierungen h.Merc. 46: Õw ëm' ¶pow te ka‹ ¶rgon §mÆdeto, Hdt. 3.135: ka‹ ëma ¶pow te ka‹ ¶rgon §po¤ee, Hdt. 9.92: taËtã te ëma ±gÒreue ka‹ tÚ ¶rgon pros∞ge, Apoll. Rhod. 4.103: ¶ny' ¶pow ±d¢ ka‹ ¶rgon ımoË p°len (EDWARDS).

243–248 Die gleiche Entschädigung war Achill schon durch die erfolglose Bittgesandtschaft im 9. Gesang angeboten worden (9.122–132a ≈ 264–274a), falls er sich wieder in die Kampfgemeinschaft einordne (vgl. 9.135a/277a): REICHEL 241 bãn: 3. Pl. Wurzel-Aor. (= ¶bhsan: R 16.1, 16.2). — ‡men: Inf. von e‰mi (R 16.4). — §w: = efiw (R 20.1). — klis¤hn: zum -h- nach -i- R 2. — ÉAtre˝dao: zur Flexion R 11.1. 242 ¶hn: = Σn (R 16.6). — d¢ (W)°rgon: zur Prosodie R 4.3.

Kommentar

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1994, 126; zu Wiederholungen im Epos s. 6.86–101n. a.E. Die vorliegende Fassung zeigt allerdings gewisse Abweichungen: (1) Agamemnons Kommentare zur Qualität der Pferde (9.124–127) und zur Schönheit der Beutefrauen (9.130) fehlen; (2) die im Falle der Eroberung Troias und der glücklichen Heimkehr in Aussicht gestellten Gaben – der Anteil an der Beute (9.135–140 ≈ 277–282), eine Tochter Agamemnons als Ehefrau und gebührende Ausstattung mit Macht und Reichtum (9.141–156 ≈ 283–298) – bleiben aufgrund der Situation hier unerwähnt (WILLCOCK 1977, 48); (3) die Reihenfolge der Aufzählung ist verändert, indem hier die zehn Talente Gold, um die sich Odysseus persönlich kümmert, erst nach den Frauen genannt werden; viell. soll dadurch der Organisator des Ganzen hervorgehoben werden (EDWARDS ). Mit der Wiederholung der Aufzählung führt der Erzähler dem Publikum nochmals die große Menge der Geschenke vor Augen und charakterisiert dadurch indirekt Agamemnon, für den die materielle Entschädigung des Beleidigten im Vordergrund steht (SCHEID-TISSINIER 1994, 201: “trop de dons et pas assez de mots”; LATACZ [1995] 1997, 96f. Anm. 133 u. 135; GAERTNER 2001, 300; zu Achills Desinteresse an einer Entschädigung s. 147–154n.). Unterstützt wird der Eindruck durch die Variierung des Erzähltempos: auf die schnelle Ausführung des Auftrags folgt der KatalogP der Geschenke, darauf eine knappe Schilderung der Vorbereitungen für die Zeremonie 249–251 (Hinweis FÜHRER). – Weitere Geschenk-Kataloge: 8.290f., 24.229–235, Od. 4.128–135, 8.392f., 9.202–205, 24.274–279 (HAINSWORTH zu 9.121–30; zu Katalogen s. auch 238–240n.). 243–244 V. 244 = 9.123, 9.265. — Dreifüße … | glänzende Kessel: Der Kochkessel wurde auf dem Dreifuß über dem Feuer aufgestellt; beide waren i.d.R. aus Bronze (BRUNS 1970, 37–39; CANCIANI 1984, 38f; HILLER 1991, 75f.). Dreifüße u./od. Kessel werden auch sonst als Geschenke angeboten, z.B. 8.290f., 24.233, Od. 4.129, 13.13, 13.217, 15.84, oder als Kampfpreise ausgesetzt, z.B. Il. 11.700, 22.164, 23.259 u.ö. (LfgrE s.vv. tr¤pow u. l°bhw; HAINSWORTH zu Il. 9.121–30; zur Typischen ZahlP sieben 238–240n.). — die er ihm versprochen: interne AnalepseP, vgl. Agamemnons Hinweise auf das Einhalten seines Versprechens 140f., 194f. (140–141n.). — Pferde: Pferde wurden von Adligen v.a. für den Krieg und die Jagd gezüchtet und waren Kennzeichen ihres Reichtums (2.762n.; WIESNER 1968, 23 mit Anm. 77). a‡yvnaw: etymologisch zu a‡yv (‘brennen’) gehörende Adj.-Bildung, Epitheton bei Metall, außer in den Iteratversen und 24.233 noch in einer VE-Formel bei s¤dhrow, aber auch bei Tieren. Die Bed. reicht von ‘bräunlich glänzend’ bei neu gefertigten, noch nicht vom Feuer geschwärzten (s. 9.122) Bronzegeräten über ‘braun’ (v.a. bei Tieren: 2.839n.) bis zu ‘glänzend, funkelnd’ von Eisen (DÜRBECK 1977, 177–186, bes. 182; EDGEWORTH 1983,

243 ofl Íp°sth: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — Íp°sth: 195n. 244 §e¤kosi: = e‡kosi (↑).

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34f. 38–40). — §e¤kosi: zum prothetischen Vokal G 25; SCHW . 1.412 u. 591; CHANTR. 1.182.

245 ≈ 9.128, 9.270, Od. 24.278, ‘Hes.’ fr. 197.1 M.-W.; 2. VH ≈ Il. 23.263, Hes. Th. 264. — Frauen: Sie können – neben Gegenständen und Tieren, meist Pferden – Geschenke oder Kampfpreise sein (z.B. 8.290f., 22.164, 23.259–265, Od. 24.274–279); zu Agamemnons Versprechen s. 194–195n. — fähig, Treffliches zu schaffen: besonders im Spinnen und Weben: der Wert von kriegsgefangenen Frauen liegt v.a. in ihrer Arbeitskraft (1.31n.; WICKERT-MICKNAT 1983, 43f.; allg. zur Wollbearbeitung 3.387–388n., 6.90–91n.). émÊmona: ‘vortrefflich’, generisches EpithetonP von Personen, aber auch von Äußerungen, Tätigkeiten u.a.; die Etymologie ist umstritten (6.22–24n.). — ¶ r g ' efidu¤aw: flektierbare VE-Formel (Sg.: Nom./Dat./Akk., Pl.: Nom./Akk.; insgesamt 4x Il., 4x Od., 5x Hes.), außer émÊmona ¶. (s. Iterata) auch in den Varianten églaå ¶. (3x Od.) und perikall°a ¶. (3x Hes.); dient der Hervorhebung von Frauen mit bes. Fertigkeiten (‘sich auskennend in’: LfgrE s.v. o‰da 549.48ff.); zur Schreibung ¶rg' efidu¤aw statt ¶rga fidu¤aw s. WEST zu Hes. Op. S. 62; HOEKSTRA zu Od. 13.417.

246 sieben … als achte: Die Ordinalzahl markiert den Höhepunkt und Abschluß einer Aufzählung (2.313n., vgl. auch 2.326–329n.); weitere Aufzählungen mit ‘sieben … achte’: 7.222f., 245f. (Schichten des Schildes), Od. 3.305f., 7.259–261, 14.285–287 (Jahre); zur Typischen ZahlP sieben s. 238–240n. Briseïs war auch im 9. Gesang gesondert genannt worden (9.128–132/270–274, vgl. 9.632–638). — Briseïs mit den schönen Wangen: VE-Formel (1.184, 323, 346: 1.184n.). Der Name der Frau, die unfreiwillig Auslöser des Streites geworden war, ist bisher von keinem der Sprecher genannt worden, vgl. 58–60, 89, 176 (58n., 194–195n.). – Briseïs ist ein als Eigenname verwendetes Patronymikon (‘Tochter des Briseus’, vgl. 9.132), mit dem Ortsnamen ‘Brisa’ auf Lesbos zu verbinden (Brisa spielt als Herkunftsort der Briseïs in der Ilias jedoch keine Rolle). Sie war in Lyrnessos erbeutet worden, wohin sie verheiratet worden war (1.184n., 1.392n., 19.291– 296n.). Das generische EpithetonP kallipár*eos nennt eines der Kennzeichen weiblicher Schönheit von sterblichen Frauen und Göttinnen (1.143n.). Ùgdoãthn: metr. bequeme Variante zu ˆgdoow (G 80).

247 ≈ 24.232; VE ≈ 2. VH 9.122. — An Gold … volle zehn Talente: Gold findet sich oft neben anderen Gütern unter Geschenken, Kampfpreisen, Lösegeldzahlungen u.ä. Das Gewicht eines homerischen Talents (immer aus Gold) läßt sich nicht mehr bestimmen, es war aber vermutlich geringer als das von Talenten aus späterer Zeit (25 kg und mehr): HAINSWORTH zu 9.121–30; RICHARDSON zu 23.269; LfgrE s.v. tãlanton; zur Funktion von Gold in hom. Epen s. BROWN 1998; SEAFORD 2004, 31–33. 245 §k … êgon: sog. Tmesis (R 20.2). — émÊmona (W)°rg(a): 242n. 246 étãr: ‘doch’ (progressiv: R 24.2).

Kommentar

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stÆsaw: ·sthmi hier ‘abwägen’, ebenso 22.350 (Gaben zur Auslösung), 24.232 (Gold). — ÉOduseÊw: zur Konsonantenkürzung (s statt ss) 3.191n. — d°ka pãnta t ã l a n t a: pçw im Pl. in Verbindung mit Numeralia bed. ‘ganze, volle’, hier also ‘volle zehn Talente’ (LfgrE s.v. 1017.35ff., z.St. 1018.8f.). 248 Σrx(e): absolut verwendet mit der Bed. ‘vorangehen’, wie 1.494f. (‡san … pãntew ëma, ZeÁw d' Σ.), 9.656f. (o„ d¢ … ‡san pãlin, Σ. d' ÉOdusseÊw), Od. 24.9f. (ëm' ≥Ûsan, Σ. … ÑErme¤aw): 1.495–496a n.; LfgrE s.v. êrxv 1381.2ff., 39ff. — koÊrhtew: 193n.

249a in der Versammlungsmitte: damit alle die Geschenke sehen können, s. 172–174, 190f. (190–191n.). 249b–268a Die Schwur-Zeremonie ist Element (3) der Typischen SzeneP ‘Eid’ (108–113n.), die Elemente (1) Aufforderung zum Eid und (2) Vorgabe der Eidformel sind 175f. vorweggenommen (175–178n.). Der Inhalt des Eids bezieht sich auf Agamemnons persönliches Verhalten in der Vergangenheit (261–263; ein sog. assertorischer Eid). Die Bedeutsamkeit des Aktes für die Gemeinschaft wird dadurch unterstrichen, daß das Ganze als feierliches Eidritual mit Tieropfer gestaltet ist (Prinzip der ausführlichen DarstellungP), ähnlich demjenigen beim Friedensvertrag zwischen Achaiern und Troern 3.267ff. (zu diesem ausführlicheren Eidritual s. 3.245–302n., 3.292–302n.); denn durch seinen gemeinschaftsstiftenden Charakter (vgl. Odysseus’ Forderung nach Öffentlichkeit 175) soll das Ritual auch die Kampfmoral der Krieger stärken (vgl. 190–191n., 196–197n. [dort auch allg. zum Eber-Opfer]; A REND 1933, 78. 123; KITTS 2005, 116–119. 123; vgl. auch 238–276n.). Im Unterschied zur Eid-Szene des 3. Gesangs, in der mit einem promissorischen Eid ein Vertrag zwischen zwei verfeindeten Gruppen geschlossen wird, fehlen hier einzelne Handlungen, die üblicherweise die Bindung zwischen Vertragspartnern symbolisieren; denn hier handelt es sich um einen persönlichen Eid des Agamemnon, mit dem er Achill Genugtuung verschaffen möchte (s. 252–254a n., 255–256n.; zu Formen von öffentlichen und privaten Eiden s. GRAF 2005, 237f. 243f.). – Das den öffentlichen Eid begleitende Tieropfer ist mit Elementen der Typischen SzeneP ‘Opfer’ gestaltet (dazu 1.447–468n.; zu Element 1 s. 196–197n.); realisiert sind: (3) Opfertier heranführen (250f.); (6) Beschreibung des Messers (252f.); (8) Haar des Opfertiers abschneiden (254a); (12) Gebet des Opfernden (254b–265); (18) Kehle des Opfertiers mit dem Messer durchschneiden (266). í n … | · s t a t o … | … p a r ¤ s t a t o … | … | hÎxeto: Die von Aor.-Formen (249a y°san, 257 e‰pen) umrahmten Impf.-Formen (250, 251, 255) dienen der anschaulichen Vergegenwärtigung der feierlichen Zeremonie, die sich vor den Zuschauern (255f. e·ato … 248 ëma … f°ron: ‘sie trugen zugleich’, d.h. ‘sie trugen ihm nach’. 249–250 tã: demonstr.-anaphorisch, auf d«ra (248) bezogen (R 17). — m°ss˙ égorª: zum Hiat R 5.6. — m°ss˙: zum -ss- R 9.1. — égorª: zum -ª nach -r- R 2. — ín … ·stato: sog. Tmesis (20.2); ên = énã (R 20.1). — aÈdÆn: Akk. der Beziehung (R 19.1).

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ékoÊontew) abspielte, vgl. 3.267–275 (Hinweis FÜHRER ; vgl. 2.42n.; SCHW. 2.275: “Vergangenes wird durch das Imperfekt teilnehmend und verweilend geschildert”).

250 2. VH ≈ Od. 1.371, 9.4. — stand … | auf: bereitet Agamemnons feierlichen Auftritt vor, der um so wirkungsvoller ist, als dieser am Anfang der Versammlung entgegen der Gepflogenheit im Sitzen oder zumindest von einer unüblichen Position aus gesprochen hat (77n., 79–80n.). Das Aufstehen wird auch 3.267 zu Beginn des Eidrituals explizit erwähnt (s.d.). — an Stimme einem Gotte gleichend: Bei Herolden wie Talthybios (196–197n.) wird oft ihre Ausdrucksfähigkeit und die Qualität ihrer Stimme hervorgehoben (vgl. 2.50n.); denn um die verschiedenen Funktionen eines Herolds ausüben zu können, benötigen sie, ähnlich wie Sänger (Od. 1.370f., 9.3f.), eine gut vernehmliche Stimme und klare Artikulation (1.321n. [kÆruke]; 2.50–52n.; zur Besonderheit von Götterstimmen s. KRAPP 1964, 136f.). §nal¤gkiow: ‘gleich’; Wort der poet. Sprache, die Etymologie ist ungeklärt (FRISK, DELG, LfgrE s.v. él¤gkiow); neben der vorl. Formel (s. Iterata) vgl. auch ye“/yeo›s' §nal¤gkiow/-on ênthn (3x Od.). — aÈdÆn: bez. im hom. Epos die menschliche Stimme im Gegensatz zur göttlichen, die Formel ye“/yeo›s' §nal¤gkiow aÈ. kennzeichnet also einen Menschen, dessen Stimme übermenschliche Qualität besitzt (CLAY 1974, 133f.).

251 2. VH = 5.570, 16.2. — Eber: 196–197n. ¶ x v n § n xeir¤: bed. ‘in der Hand haltend’, Obj. sind sonst Waffen, Gerätschaften, Gewänder, Wein u.a.; der VA ist formelhaft: Ó Ô ¶xvn/¶xous' §n xeir¤/xers¤n (6x Il., 5x Od., 1x ‘Hes.’: z.B. 1.14, 15.443, 17.604, 24.284, Od. 3.443 u.ö.; Stellensammlung zu ¶xvn bei KELLY 2007, 237f.). Für instrumentale Auffassung von §n, die hier auf den ersten Blick näher liegen würde, gibt es in der hom. Sprache keine Parallele (SCHW. 2.458); mit dem Vorgang hier ist Il. 21.531 (peptam°naw §n xers‹ pÊlaw ¶xet') vergleichbar, indem nur ein Teil des Objekts in der Hand festgehalten wird, um dessen Bewegung zu kontrollieren; vgl. auch 23.780 st∞ d¢ k°raw metå xers‹n ¶xvn boÒw. — poim°ni la«n: flektierbare VEFormel, Titel von Herrschern und Heerführern (35n., 1.263n., 2.85n.).

252–254a Mit dem Abschneiden von Haaren (i.d.R. von Kopfhaaren) ist das Opfertier nicht mehr unversehrt, der Akt markiert den Beginn des Schlachtens (ebenso 3.273, Od. 3.446, 14.422; vgl. auch Eur. El. 810–812). Das Abschneiden der Haare kann als Vorwegnahme der Tötung des Opfertieres interpretiert werden; es dient dazu, die Verbindlichkeit des Eides zu bekräftigen. Dabei werden die Haare nicht (wie bei den Speiseopfern der Odyssee) ins Feuer geworfen, sondern von den am Eid Beteiligten als Zeichen der Verpflichtung in den Händen gehalten (so beim Masseneid 3.273f.): die Schwörenden identifizieren ihr Schicksal im Falle des Meineids mit dem des geopferten Tieres (3.271–274n. mit Lit.). Analog dazu ist anzunehmen, daß an der vorl. Stelle Agamemnon die Haare in der Hand behält, da nur er den Eid ablegt; die versammelten Achaier werden nicht in den Ritus einbezogen (NILSSON [1940] 1967, 140).

Kommentar

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252–253 = 3.271–272. — bei der … Scheide seines Schwerts hing: zu Schwert, Schwertscheide und Tragriemen s. 2.45n. xe¤ressi: wohl metr. Füll-Element (3.271n.). — mãxairan: ‘Messer, Dolch’ (aus Bronze: 266), hier und 3.271 neben dem Schwert hängend, im fgrE nicht als Kampfwaffe, sondern wie hier im Kult und als chirurgisches Instrument verwendet (3.271n.). — êvrto: zu ée¤rv (‘heben’): zuständlich ‘hing’; die Formbildung ist unklar (3.272n.). 254a épÚ tr¤xaw érjãmenow: ép-/§p-/kat-ãrxomai ist t.t. für die Einleitung einer rituellen Handlung (Opfer bzw. Libation). Der Akk. tr¤xaw ist wohl durch den Wegfall einer Form von (épo-)tãmnein zu erklären, vgl. 3.273 tãmne tr¤xaw und ähnliche Formulierungen für Voropfer wie Od. 3.445f. (x°rnibã t' oÈloxÊtaw te katÆrxeto, … | éparxÒmenow … tr¤xaw … bãllvn), 14.422 (éparxÒmenow kefal∞w tr¤xaw … bãllen), Il. 1.471 mit n. (§parjãmenoi depãessin): AH; LEAF; LfgrE s.v. êrxv 1388.5ff., 57ff.; RUDHARDT (1958) 1992, 219f.

254b–265 Das Ablegen des Eides, das sonst oft nur summarisch vermerkt wird (vgl. DE JONG [1987] 2004, 186f. u. 283 Anm. 81), ist hier ausführlich mit Elementen der Typischen SzeneP ‘Gebet’ geschildert (dazu 1.37–42n., 2.411– 420n., 6.304–311n.), ebenso beim öffentlichen Eid des Agamemnon 3.275ff.: (1) Gebetsgeste (254b, 257b); (2) Verb des Betens (255a, 257a); (4/5) Aufforderung an die Gottheiten, Zeugen zu sein, und Nennung der Namen (258–260). Es folgen der assertorische Eid (261–263) und eine Selbstverfluchung im Falle eines Meineids (264f.): LATEINER 1997, 253–255. – Dies ist die letzte direkte Rede Agamemnons in der Ilias, das Eidritual die letzte Szene – abgesehen von Auftritten bei Patroklos’ Bestattung und den anschließenden Leichenspielen (23.49ff., 155ff., 233ff., 272, 887ff.) –, in der er die beherrschende Rolle spielt (KURZ 1966, 75; TAPLIN 1990, 77: “not exactly his finest hour”). 254b die Arme hoch erhoben: übliche Gebetshaltung zur Kontaktaufnahme mit den Göttern (3.275n.), hier verbunden mit dem Blick nach oben (257), d.h. in Richtung der Gottheit. xe›raw énasx≈n: flektierbare VE-Formel xe›raw énasx≈n/én°sxon/énasxe›n (9x Il., 4x Od.).

255–256 Das Verhalten der Teilnehmer an der Heeresversammlung ist – der feierlichen Situation entsprechend – anders als zu Beginn der Versammlung: sie hören

252 d¢ (W)erussãmenow: zur Prosodie R 4.3. — §russãmenow: Aor. zu §rÊv ‘ziehen’, Med.: das eigene Messer; zum -ss- R 9.1. — xe¤ressi: zur Flexion R 11.3. 253 ¥ (W)oi: zur Prosodie R 4.4. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — pãr: = parã (R 20.1); mit kouleÒn zu verbinden. — j¤feow: zur unkontrahierten Form R 6. — kouleÒn: = koleÒn, ‘Scheide’; Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — afi°n: = ée¤. 254 épÚ … érjãmenow: sog. Tmesis (R 20.2); zur Konstruktion ↑. 255–256 to‹ d' êra pãntew … | ÉArge›oi: pãntew … | ÉArge›oi ist Apposition zum demonstrativen, vorausweisend-präsentierenden to¤ (= o·: R 14.3; R 17). — §p' aÈtÒfin: = § f '

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Agamemnon schweigend zu, die von ihm geforderte Ordnung (79) ist hergestellt (MONTIGLIO 2000, 51f.; WILLE 2001, 50; vgl. 79–84n.). Sie sind hier, anders als beim Eidritual des 3. Gesanges, bei dem die Anwesenden Vertragspartner sind und in den Eid eingebunden werden (3.275–302, bes. 296ff.), passive Zuschauer und fungieren als Zeugen (EDWARDS; vgl. 249b–268a n.). — saßen da: Sitzen ist die Haltung von Zuschauern; es weist auf Inaktivität (LfgrE s.v. ∏mai 910.71ff.) und betont hier ein gewisses theatrales Element der Szene. — König: prägnant von Agamemnon als dem obersten basiléus, der das Gesamtunternehmen leitet (1.278–279n.; zu seiner Stellung s. 1.9n., 1.238–239n., 2.203–205n.). hÎxeto: (‘eine offizielle Angabe über sich machen’: 1.91n.) beim Eid mit der Nuance ‘feierlich und verbindlich versichern’ (3.296n.). Das integrale EnjambementP nach dreifachem Ptz. und Rel.-Satz und die Wiederholung des Verbs 257 betonen Agamemnons aktive Rolle und den Gegensatz zu den Zuhörern (E DWARDS zu 252–5). — §p' aÈtÒfin: -fi(n) hier für lokativischen Gen./Dat. Pl. (G 66), das Pron. aÈtÒw wohl auf die einzelnen Versammlungsteilnehmer bezogen, dann mit refl. Bed. ‘bei sich’, d.h. ‘saßen für sich’ i.S.v. ‘jeder auf seinem Platz’, vgl. 7.194f. eÎxesye … §f' Íme¤vn (AH; FAESI; EDWARDS; WILLCOCK; vorsichtig LEAF; SCHW. 1.550; LfgrE s.v. aÈtÒw 1666.27ff.: ‘für sich’; zu §p¤ ‘[nahe] bei’, mit Refl.-Pron. ‘jeder für sich’ s. SCHW. 2.470; zum eher seltenen refl. Gebrauch von blossem aÈtÒw s. SCHW. 2.195f. u. CHANTR . 2.157f.); nach anderen (C HANTR . 1.239 nach schol. T zu 255) auf Agamemnon und Talthybios bezogen (‘bei ihnen’) zur Betonung der Gemeinschaft mit den Opfernden. — e·ato: zur Schreibung e·ato (statt ¥ato) 2.137n. — sigª: ist bei Homer nur im adverbialen Dat. belegt (‘still, schweigend’); zum Unterschied zu sivpª s. 3.8n. — katå mo›ran: bed. ‘im richtigen Maß, wie es jm./einer Sache zukommt’, hier wohl vom Schweigen, analog der VE-Formel katå mo›ran ¶eipe/-w (1.286n.), also ‘der Situation u. den Normen entsprechend still’, vgl. z.B. das 9.171f. beim Gebet geforderte rituelle Schweigen (LfgrE s.v. mo›ra 248.40ff.; KITTS 2005, 126f.; vgl. auch §n mo¤r˙ 19.186n.); andere Deutung: vom Sitzen ‘in der richtigen Anordnung’ (so WILLCOCK; DIETRICH 1965, 209, mit Hinweis auf 16.367: “either according to rank or according to their tribes”).

257 1. VH ≈ 16.513, Od. 7.330; 2. VH = Il. 3.364, 7.178, 7.201, 21.272; ≈ 5.867. — hoch zum weiten Himmel blickend: zur Gebetshaltung 254b n., 3.364n. eÈjãmenow: koinzidiert mit e‰pen (‘indem er betete’), ähnlich Od. 14.463 (eÈjãmenow … §r°v); enthält die Hauptaussage des Satzes (EDWARDS; SCHW. 2.300f.; C HANTR. 2.187– 189) und nimmt 255 wieder auf; das zweite Ptz. fid≈n ist dem ersten logisch untergeordnet (ähnlich 2.269 [s.d.]). — oÈranÚn eÈrÊn: flektierbare VE-Formel (Akk.: 6x Il., 1x Od., 1x Hes.; Nom.: 1x Hes.).

258–260 Zeus, der Hüter der Eide und Garant der Rechtsordnung, ist als oberster Gott besonders aus den übrigen Göttern herausgehoben und explizit an erster Stel•aut«n/-o›w ‘bei sich’ (↑, zur Endung R 11.4). — e·ato: = ∏nto, 3. Pl. Plpf. (≈ Impf.) zu ∏mai (zur Endung R 16.2). — basil∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3. 257 êra (W)e›pen: zur Prosodie R. 4.3.

Kommentar

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le angerufen (‘zuallererst’; vgl. 3.298n.); die Erde (FG 38 s.v. Gaia), der Sonnengott Helios (FG 38) und die Erinyen (FG 13) repräsentieren den Kosmos in einer formelhaften Dreiteilung (Erde, Himmel, Unterwelt), ähnlich wie die Schwurgötter beim eidlich bekräftigten Vertrag 3.276ff.; in vergleichbarer Weise schwören die Göttinnen Hera (15.36ff.), Kalypso (Od. 5.184ff.) und Leto (h.Ap. 84ff.) bei Erde, Himmel und dem Wasser der Styx (zu den Schwurgöttern und altoriental. Parallelen 3.103–104n., 3.276–279n., 19.259n.). Damit verleiht Agamemnon seiner eidesstattlichen Versicherung, er habe Briseïs nie berührt und somit die Ehre Achills nicht verletzt (vgl. 176n.), sehr starkes Gewicht. 258 = Od. 19.303, 20.230; 1. VH = Od. 14.158, 17.155; ≈ Il. 10.329; 2. VH = 23.43; ≈ h.Cer. 21. — Zeus … der Götter höchster gleichwie bester: kürzere Version der sonst in der Gebetssprache üblichen Epitheta-Häufung (vgl. die Ganzvers-Anreden 2.412n., 6.305n.; zu idg. Parallelen für Epitheta im Superlativ [z.B. lat. Iuppiter Optimus Maximus] s. WEST 2007, 129f.). Die Epitheta verweisen auf Zeus’ überragende Position (95n.; vgl. auch 1.18n. zur Vorstellung, daß Zeus seinen Palast zuoberst auf dem Olymp hat; zum Kult auf Berggipfeln [wie 22.170ff. erwähnt] s. DDD s.v. Zeus 934; orientalische Parallelen dafür, daß der mächtigste Gott sich in der Höhe befindet, bei WEST 1997, 114). ‡stv nËn: formelhafte Aufforderung an den Eidgott, Zeuge des Eids zu sein (außer Iterata 15.36, Od. 5.184, h.Ap. 84, vgl. zudem Il. 7.411, h.Cer. 259; vgl. LfgrE s.v. o‰da 541.28ff.; BENVENISTE 1969, 173; vgl. 3.280n.); zur Kongruenz des Verbs mit dem nächstliegenden Subj. s. SCHW. 2.610; CHANTR. 2.18f. — Ïpatow: ist meist Prädikation von Zeus (außer Iteratstellen noch 5.756, 8.22/31, 17.339, Od. 1.45 = 1.81 = 24.473), sonst im fgrE nur Epitheton von purÆ (Il. 23.165, 24.787) und ˆrow (h.Bacch. 8). Ïp-atow gehört etymologisch zu Íp°r und ÍpÒ, Ableitungen von *up-, das sowohl die Grundbed. ‘unter’ als auch ‘über, auf’ zeigt (urspr. wohl ‘von unten auf, nach oben’), und ist eng verwandt mit aind. upamáund lat. summus (SCHW. 2.522f.; DELG s.v. Ïpatow; zum gr. Suffix -atow RISCH 93).

259 VA ≈ 3.104. — Sonne: Der Sonnengott Helios ist Schwurgott, da er alles sieht und hört (3.277n.). — Erinyen: Als Hüterinnen der elementaren Ordnung (87n., 404–418n.) sorgen sie dafür, daß sich im Falle von Meineid die Selbstverfluchung erfüllt; ihre Verbindung mit Eid und Meineid erwähnt auch Hesiod (Op. 803f. mit W EST z.St.; zu ihrer Rolle als Hüterinnen der Ordnung vgl. auch Heraklit [VS 22 B 94]). Ob die Bestrafung durch die Erinyen noch zu Lebzeiten gedacht ist oder erst in der Unterwelt erfolgen soll, ist umstritten, da die Formulierung hier und 264f. nicht ganz eindeutig ist (s.u.): 3.278f. (s.d.) spricht für die Bestrafung nach dem Tode. Sonst wird Strafe für Meineid jedoch schon zu Lebzeiten erwartet, etwa 3.300f., 4.158ff. (SCHNAUFER 1970, 110f.), und Erinyen können durchaus Lebende strafen, z.B. 9.454–456, 9.571f., 19.87n., Od. 15.231ff. Vielleicht ist 258 ‡stv: 3. Sg. Imp. von o‰da. — pr«ta: Neutr. Pl. als Adv. 259 ÉH°liow: = ÜHliow. — y': = te, ‘episches te’ (R 24.11).

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auch daran gedacht, daß sie den Menschen sowohl im Leben als auch im Tod strafen (vgl. 3.278b–279a n. a.E.; H AINSWORTH zu 9.454; Bestrafung zu Lebzeiten: KIRK zu 3.278–9 mit Hinweis auf Aischylos’ Eumeniden; EDWARDS zu 257–60; JOHNSTON 1999, 252 Anm. 6; Bestrafung in der Unterwelt: DODDS [1966] 1970, 74 u. 218 Anm. 10; BURKERT [1977] 1985, 197; TSAGARAKIS 1977, 22; SOURVINOU-INWOOD 1983, 36). Möglicherweise ist auch an eine Bestrafung durch den Tod gedacht (s.u. (3) und vgl. 3.300f.): BERGOLD 1977, 96; HEUBECK 1986, 146f.; KARAVITES 1992, 102; KITTS 2005, 112. ÍpÚ ga›an: Die Ortsangabe wird verschieden aufgefaßt; am ehesten ist es ein Akk. der räuml. Erstreckung (SCHW. 2.530; CHANTR. 2.144): (1) entweder zu ényr≈pouw te¤nuntai in Anlehnung an 3.278f. Íp°nerye kamÒntaw | ényr≈pouw te¤nusyon, d.h. sie strafen die Toten in der Unterwelt (AH; LEAF zu 258; LfgrE s.v. ênyrvpow 880.3ff. u. 901.4ff.; FRITZ 2005, 334), (2) oder als Angabe des allg. Aufenthaltsortes der Erinyen (vgl. 9.572), im Gegensatz zu G∞ und ÉH°liow (VAN L EEUWEN z.St.: “sub terra ”; EDWARDS zu 257–60), wie der Aufenthaltsort Íp' ±« t' ±°liÒn te (5.267), Íp' aÈgåw ±el¤oio | foit«s' (Od. 2.181f. u.ö.); (3) anders BERGOLD 1977, 96, HEUBECK 1986, 147: Akk. des Ziels (BERGOLD a.O.: “sie schicken sie strafend unter die Erde”, d.h. lassen sie sterben, vgl. 18.333, Od. 10.191, h.Cer. 431). 260 ≈ 3.279. — te¤nuntai: athemat. med. t(e)inu- ‘büßen lassen’ (G 61); zu tei- vs. ti- s. W EST 1998, XXXVf., nach W ACKERNAGEL 1916, 77–81, bes. 80; anders LfgrE s.v. t¤nv. — ˜tiw: Relativsatz ohne vorausgehendes Demonstrativum (vgl. 235n.), definiert die hier relevante Untergruppe von ênyrvpoi. Zur Form ˜tiw (prosod. Variante zu ˜stiw) s. 3.279n. — §p¤orkon ÙmÒss˙: flektierbare VE-Formel (ÙmÒss˙/ÙmÒssaw: 2x Il., 2x Hes.); §p¤orkow/-on immer Obj. zu (§p-)Òmnumi (vgl. 188a n.) außer 264 und Hes. Op. 804 (von Pers. ‘Meineidige’), steht fast immer im Kontext einer möglichen Bestrafung durch Götter (3.279n.).

261–265 Agamemnon erweitert die von ihm selbst vorgegebene und von Odysseus übernommene Eidformel (9.133f./275f., 19.176 [s.d.]) und ergänzt sie um die Selbstverfluchung (264f.). Eine solche mit dem Meineid verknüpfte bedingte Verfluchung ist fester Bestandteil eines Eidrituals; oft wird wie hier ganz allgemein formuliert, welche Strafen den Meineidigen treffen sollen (vgl. 3.298–302 [dort erst nach dem Tieropfer, während der Libation]): GRAF 1996, 145; 2005a, 249f. 261; vgl. auch 3.292–302n. Dieser Bestandteil des Eids steht anstelle der Elemente (6) Berufung auf früher erbrachte Leistung und (7) Wunschbitte der Typ. SzeneP ‘Gebet’ (254b–265n.). 261 mØ m¢n … §p°neika: mØ m°n ist verneinende Schwurpartikel ‘ganz gewiß nicht’ (vgl. Σ m°n 1.77n.), mit Ind. noch 10.330, 15.41f., h.Merc. 275, sonst oft mit Inf. verbunden, vgl. 176 (DENNISTON 389f.; LEAF zu 10.330). Der handschriftlich gut bezeugte Ind. §p°neika ist 260 ˜tiw: = ˜stiw. — k(e): = ên (R 24.5). 261 m°n: emphatisch (≈ mÆn: R 24.6). — koÊr˙: zur Form R 2, R 4.2. — §p°neika: = §pÆnegkon.

Kommentar

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hier dem Inf. der Hauptüberlieferung vorzuziehen, da die Form mit einem Subj. im Nom. verbunden ist (AH; LEAF; EDWARDS); anders FAESI, K.-G. 2.31 u. SCHW. 2.376: betonter Nom. bei Inf. statt AcI, konstruiert analog zu ˆmnumi mÆ (dafür gibt es aber sonst nur nachhom. Belege). – xe›raw §pif°rv bed. ‘die Hände an jn./etw. anlegen, gewaltsam Besitz ergreifend’; mØ … §p°neika besagt hier also soviel wie ‘ich habe sie nicht berührt’ (1.89n.).

262 Beutefrauen mußten als Arbeitskräfte und als Bettgenossinnen zur Verfügung stehen (245n., 2.355n.), worauf Agamemnon im Falle der Chryseïs (1.31 mit n., 1.111ff.) besonderen Nachdruck gelegt hatte. Das gleiche Schicksal könnte er im ersten Moment der Auseinandersetzung auch für Briseïs vorgesehen haben (1.184f.), und er weist noch in der Bittgesandtschaft 9.134 (9.276 von Odysseus aufgegriffen) darauf hin, daß dies nur natürlich gewesen wäre (vgl. HAINSWORTH zu 9.133–4: “he would only have been acting normally”). Bemerkenswert ist, daß Agamemnon auf diesen äußersten Schritt verzichtet hat, durch den wohl die Chance auf eine gütliche Einigung geschmälert worden wäre (MAURITSCH 1992, 31f.). Allerdings hat er schon früh das Problematische seines Vorgehens eingesehen und die Notwendigkeit einer Versöhnung mit Achill im Hinblick auf den Erfolg des Gesamtunternehmens ins Auge gefaßt (2.377–380 mit 2.375–380n.; vgl. auch 9.116–120). o Î t ' e È n ∞ w … o Î t ° t e ' ê l l o u : epexegetisch zum eigentlichen, mit mÆ verneinten Schwur, dessen Hauptaussage in den Vv. 261 und 263 liegt (Briseïs wurde die ganze Zeit in Ruhe gelassen) (EDWARDS ). Der Zusatz deutet die sonst üblicherweise von Beutefrauen verlangten sexuellen Dienste an, viell. auch sonstige Aufgaben wie z.B. das Baden und Salben (dazu WICKERT-M ICKNAT 1982, 57–61). — eÈn∞w p r Ò f a s i n kexrhm°now: Die Wendung ist sprachlich schwierig; unklar sind sowohl die Bedeutung von prÒfasin als auch die syntaktische Einbettung von eÈn∞w und danach auch von t°(o) (zu eÈnÆ 176n.). prÒfasin, im fgrE nur noch V. 302 und ‘Hes.’ fr. 204.99 M.-W. bezeugt, ist adverbieller Akk. eines nomen actionis, das wohl eher zur Wz. fan- als zu fhm¤ gehört (DELG u. FRISK s.v. fa¤nv; C HANTR. 2.48; HOLT 1941, 44. 88: ‘en apparence’; ROBERT 1976, 340, zu V. 302: “ce qui est visible, ce qui est patent”; LfgrE s.v.: ‘offensichtlich’; unentschieden JONES 1973, 26 Anm. 37); v.a. in nachhom. Literatur weist es auf einen sichtbaren – wahren oder vorgeschobenen – Grund oder Anlaß hin (RAWLINGS 1975, 21–33; ROBERT a.O. 320–339). Die Übersetzungsvorschläge variieren, je nachdem, wie die Interpreten eÈn∞w syntaktisch einbetten: (1) abhängig von prÒfasin; als Obj. zu kexrhm°now ist dann ‘sie’ (aÈt∞w) zu ergänzen (‘sie begehrend’, s.u.): prÒfasin ‘aufgrund, aus Anlaß’ (AH: ‘aus Anlaß des Beilagers’; LEAF; WILLCOCK; EDWARDS; R AWLINGS a.O. 26; R OBERT a.O. 340f.; THALMANN 1984, 105 u. 216f. Anm. 63; anders PEARSON 1952, 207 mit Anm. 11: ‘pretext’, d.h. sexuelles Begehren als Vorwand für die eigtl. beabsichtigte Beleidigung Achills) – allerdings ist prÒfasin mit Gen. in früher Lit. nur spärlich belegt (2x Pind., 1x Hdt.: RAWLINGS a.O. 24) –; (2) abhängig von kexrhm°now, das Ptz. Perf. wie ein Verb des Begehrens mit Gen. verbunden (vgl. Od. 1.13, 22.50 [mit vergleichbarer Versstruktur: oÎ ti gãmou tÒsson k.

262 te(o) êllou: teo = tinÒw (R 14.2); zum Hiat R 5.1.

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oÈd¢ …]), also etwa ‘weder das Bett (d.h. den Beischlaf) begehrend’, daneben prÒfasin absolut verwendet (wie 302): ‘offensichtlich, wie jeder merken kann’ (FAESI; LfgrE s.v. prÒfasin; anders EBELING s.v. prÒfasin: ‘bei der Gelegenheit’; KLOSS 1994, 128f. mit Anm. 34: ‘dem Anlaß nach’); (3) von beiden épÚ koinoË (CHANTR. 2.54 mit Hinweis auf MAZONs Übers. ‘par désir avoué de son lit’). 263 éprot¤mastow: hom. hapaxP; negiertes Verbaladjektiv zu (proti-)ma¤omai (‘suchen, berühren’) mit der Bed. ‘unberührt’ (LfgrE; FRISK u. DELG s.v. ma¤omai; E DWARDS: ‘unsought-out’). Agamemnon betont nochmals, daß Briseïs die ganze Zeit über in Ruhe gelassen wurde.

264 mögen mir die Götter Schmerzen geben: Mit diesen ‘Schmerzen’ (gr. álgea) sind v.a. Schicksalsumstände gemeint, die physischen und seelischen Schmerz hervorrufen (6.450–454n. zu álgos). So bestrafen die Götter z.B. menschliche Hybris mit Blindheit (2.595ff., 6.138f.), Heimatlosigkeit (6.200–202), Tötung der Kinder (24.602ff.), frühem Tod (6.130ff., Od. 8.226ff.): 2.595n., 6.138–140n., 6.139n., 6.200–205n.; DE JONG zu Od. 8.223–8; zur Strafe für Meineid s. 259n., 261–265n. §p¤orkon: subst. ‘Meineid’ sonst Obj. zu ˆmnumi (260n.). 265 pollå mãl(a): VA-Formel (8x Il., 5x Od., 1x hom.h., 1x Hes.). — ˜tiw … é l ¤thtai Ù m Ò s s a w: Variation von 260 ˜tiw … §p¤orkon ÙmÒss˙. Das Ptz. Aor. koinzidiert mit él¤thtai (+ Akk. ‘jn. kränken, gegen jn./etw. freveln’; vgl. 257n.); dies bez. im fgrE meist das Mißachten von göttlichen Geboten zum Schaden eines anderen und zum eigenen Verderben, so 24.570 u. 586 von Geboten des Zeus, Od. 4.378, 5.108, ‘Hes.’ Sc. 80 von Geboten der Götter (LfgrE s.v. élite›n; TICHY 1977, 165f.; vgl. auch 3.28n. [éle¤thn]). Zu ˜tiw 260n. — sf(e): bezieht sich auf die yeo¤ 264, mit denen die Schwurgötter 258f. gemeint sein dürften; ist sonst bei Homer zwar stets auf zwei Personen bezogen (11.111, 115, Od. 8.271, 21.192, 206), von der Form u. hier auch von der Bed. her aber Pl. (vgl. êmme Il. 1.59, 14.62, 18.268 u.ö.): G 81; CHANTR. 1.267. didoËsin: auch ion., auf athemat. *didonti (idg. *di-dh3-enti) zurückzuführen, vgl. myk. /didonsi/ (G 92; RIX [1976] 1992, 252; anders HACKSTEIN 2002, 112: wegen Akzent eher themat. Bildung; vgl. aber auch tiye›sin 16.262).

266–276 Die Eid-Szene endet mit der Tötung und sofortigen Beseitigung des Tieres, dessen Fleisch – anders als bei den Tieropfern – nicht zum Verzehr bestimmt war, aber auch nicht den Göttern dargebracht, sondern auf verschiedene Weise vernichtet wurde (2.341n., 3.103–104n.; CALLAWAY 1990, 100; GRAF 2005, 244; vorsichtig BURKERT [1977] 1985, 252). Es fehlt die sonst oft erwähnte Libation, bei der in Schwur-Zeremonien unvermischter Wein ausgegossen wird (dazu 263 ¶men': = ¶mene (sc. Brish˝w). — §n¤: = §n (R 20.1). — klis¤˙sin §mªsin: zur Flexion R 11.1, zum Plural R 18.2. 264 efi … §p¤orkon: sc. §stin. 265 didoËsin: = didÒasin; erg. toÊtƒ. — ˜tiw: = ˜stiw. — sf(e): = aÈtoÊw (R 14.1), sc. yeoÊw. — él¤thtai: Konj. (Aor. Med. zu élita¤nv) im verallgemeinernden Rel.-Satz, bei Homer auch ohne Modalpartikel (R 21.1).

Kommentar

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3.292–302n.). Auf den Eid und die Beseitigung des toten Ebers (267f.) folgt unmittelbar, ohne Hinweis auf die Reaktion der angerufenen Gottheit (dazu 2.419– 420n., 3.302n., 6.311n.), die Auflösung der Versammlung durch Achill (zur Typischen SzeneP ‘Eid’ 108–113n.; CALLAWAY a.O. 101f.). 266 ≈ 3.292. — Sprach’s – und: 238–240n. Die unmittelbar an den Eid anschliessende rituelle Handlung verstärkt dessen Botschaft in der Wahrnehmung des Publikums; denn in einem Ritual als einem performativen Akt dienen die einzelnen Handlungen der Verdeutlichung und Verstärkung des gesprochenen Wortes (GRAF [1994] 1997, 208–210; 1996, 187–189; vgl. 3.292–302n.). — durchschnitt des Ebers Kehle: Das Tier ausbluten zu lassen ist wichtiger Bestandteil des Eidopfers: 3.292n.; LfgrE s.v. tãmnv 298.43ff. stÒmaxon: Ableitung von stÒma; nur hier und 3.292 die ‘Kehle’ des Opfertieres, 17.47 die ‘Kehle’ des Euphorbos, die durch einen Lanzenwurf durchbohrt wird; nachhom. v.a. als medizinischer t.t. ‘Speiseröhre, Mündung von Blase u. Uterus, Magen(mund)’ (FRISK s.v.). — nhl°Û xalk“: VE-Formel (11x Il., 8x Od., 2x Hes.), sonst meist im Zusammenhang mit der Tötung oder Verwundung eines Menschen verwendet, bei der Tötung von Opfertieren noch 3.292, Od. 10.532 ≈ 11.45 (3.292n.; dort auch zur Form nhl°Û). xalkÒw ‘Bronze’ steht metonymisch für die V. 252 erwähnte mãxaira (s.d.; zur Metonymie 1.236n.).

267–268a Der Eber war zwar den Eidgöttern Zeus und Helios zugedacht (V. 197), aber sein Fleisch wird ihnen nicht als Opfer dargebracht (266–276n.). Mit der Beseitigung im Meer soll möglicherweise jegliche Befleckung durch das Opfertier, das durch den Eid als verflucht gilt, vermieden werden (EDWARDS mit Hinweis auf 1.314; KIRK zu 3.310; CALLAWAY 1990, 98 u. 140 Anm. 91f.; vgl. 1.314n. [lÊmata]). Einige Interpreten wollen einen Bezug zur Situation des Schwörenden herstellen und deuten daher diese Art der Beseitigung zusätzlich als Hinweis für die Zuschauer: sie weise auf die endgültige Beseitigung der m *e nis (BURKERT [1991] 2001, 88) oder der Ate hin (analog zu deren Sturz vom Olymp 19.130: WYATT 1982, 258 Anm. 14; anders FARAONE 1993, 75f.: Hinweis auf das Schicksal des Meineidigen, näml. Tod ohne Bestattung). 267 poli∞w èlÒw: formelhafte Bez. für das Meer in Küstennähe mit seinen grau-weißen Wellenkämmen (1.350n.). — m°ga la›tma: VE = Od. 9.323, h.Ap. 469, Variante der VEFormel m°ga la›tma yalãsshw (3x Od., 1x hom.h., 1x Hes.). la›tma (‘Schlund’) ist iliad. hapaxP und nachhom. nur selten belegt; wird nur für das Meer gebraucht und ist viell. mit erweitertem Suffix -t-ma von derselben Wurzel wie lai-mÒw (‘Kehle’) gebildet (CHANTRAINE 1933, 181; RISCH 51; LfgrE s.v.; W EST zu Op. 164: “the great greedy gulp”); verbildlicht neben bÒsin fixyÊsin das spurlose Verschwinden des Tierkörpers. – Die parallele Wortstellung der beiden jeweils aus Adj. und Subst. bestehenden Junkturen in der 2. VH (poli∞w èlÚw und m°ga la›tma) verleiht dem so Beschriebenen besonderes Gewicht; die-

266 Σ: 238n. — épÚ … tãme: sog. Tmesis (R 20.2.). — nhl°Û: Dat. Sg. von nhleÆw. 267 tÚn m°n: sc. kãpron, ist fortgesetzt in aÈtår ÉAxilleÊw 268. — §w: = efiw (R 20.1).

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selbe Wortstellung zur Beschreibung von Naturgewalten auch 14.17 ≈ 15.620, Od. 11.400 = 407 (Winde), Il. 17.749, Hes. Op. 737 (Flüsse), Hes. Th. 566 (Feuer); anderes Il. 24.276 ≈ 579 (Lösegeld für Hektors Leichnam), 5.693 (Zeus’ Eiche), Hes. Th. 815 (Zeus’ Verbündete): BÜHLER 1960, 215. 268 =›c' §pidinÆsaw: ebenso 3.378 einen Helm (mit ∏k' 7.269 u. Od. 9.538 vom Werfen eines Steins, Il. 23.840 einer Scheibe); um den ganzen Eber ins Meer werfen zu können, muß Talthybios zuerst ausholen. — bÒsin: hom. hapaxP, als nomen actionis eigtl. ‘Fütterung’ (vgl. bÒskei bei Fischen Od. 12.97), hier konkret ‘Futter’ (R ISCH 39; PORZIG 1942, 336; LfgrE s.v.; vgl. br«siw 209–210n.). — aÈtår ÉAxilleÊw: VE-Formel (15n.).

269 2. VH = 23.5. — Vier-Wort-Vers (dazu 1.75n.); Übergang von der Eid-Szene (256: Griechen als Zuschauer) zur Situation der Heeresversammlung vor dem Auszug in den Kampf (KURZ 1966, 73): Durch das Epitheton philoptolémoisi (‘kampfeswillig’) wird das Hauptthema der vorangehenden Reden, die Kampfvorbereitung, in Erinnerung gerufen. énstãw: immer am VA (hier u. Od. 15.58, 96), dagegen énastãw meist am VE (1.387n.). — filoptol°moisi: in der Ilias Epitheton der Griechen und der Troer, meist wie hier nach der Zäsur B 2; zur Bed. der filo-Komposita LANDFESTER 1966, 114–120.

270–275 Statt formell gebührend auf die Geschenke und den Eid zu reagieren (vgl. Chryses bei der Rückgabe seiner Tochter 1.446ff., Priamos nach Abschluß des eidlich bekräftigten Vertrags 3.304ff.), nimmt Achill den feierlichen Moment des Eidrituals nur mit der Anrede an Zeus auf (270) und kommt sogleich zu dem ihm wichtigen Punkt: Agamemnons Verblendung (vgl. 1.411f. mit nn.). Indem er in allgemeiner Form dessen Erklärung (87ff.) aufgreift und den Vorfall entsprechend interpretiert, akzeptiert er eher beiläufig diese Entschuldigung (AH, F AESI , EDWARDS; GRUBER 1963, 56; vgl. 270n.). Der Ton der Rede wird von den Interpreten unterschiedlich aufgefaßt: großzügige Höflichkeit und Diplomatie (VAN LEEUWEN ; EDWARDS mit Hinweis auf 23.890ff.; T APLIN 1992, 209), achtlose Gleichgültigkeit gegenüber Agamemnon, weil für ihn der Streitanlaß nicht mehr wichtig sei (VAN ERP 1971, 60), oder spöttische Kürze nach Agamemnons wortreicher Erklärung (DONLAN 1993, 169). Zwar zeigt sich eine gewisse Zurückhaltung Achills gegenüber Agamemnon, indem er – wie schon zu Beginn der Versammlung (bes. Vv. 57f., 64, vgl. 56–64n.) – eine explizite Schuldzuweisung vermeidet; aber er erweckt auch hier – wie schon 149f. – den Eindruck, daß er in seiner Verachtung für Agamemnon und in seinem Rachedrang nicht gewillt ist, sich auf dessen Darlegung weiter einzulassen (vgl. aber 270n.). Zusätzlich zeigt er eine gewisse Di-

268 §pidinÆsaw: ‘drehen, herumwirbeln’. — bÒsin: prädikativ ‘als Speise, Futter’. — aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2). 269 énstãw: = énastãw (R 20.1). — ÉArge¤oisi filoptol°moisi: zur Flexion R 11.2. — filoptol°moisi: zum -pt- R 9.2. — methÊda: 3. Sg. Impf. zu met-audãv (+ Dat. Pl.) ‘sprechen unter, inmitten’.

Kommentar

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stanziertheit, indem er die direkte Anrede vermeidet. Der Konflikt zwischen den beiden ist also nicht vollständig ausgeräumt. Aber mit dem Hinweis auf Zeus’ Rolle (270–274) und der Aufforderung zum Mahl (275) signalisiert Achill Konsens mit seinen beiden Vorrednern (vgl. 86–137 und 160f., 230–233) und kann so die Versammlung schließen (vgl. Elemente (6) u. (7) der Typischen SzeneP ‘Versammlung’: 1.54n., 1.305n.; zu Achills Wunsch nach baldigem Versammlungsende s. 56–73n., 67–70n., 147–154n.). Weitere Beispiele für den Wechsel zwischen Zeus-Anrufung und allg. Rede: 8.228–244, 13.620–639, 17.19–32, 629–647 (LOHMANN 1970, 23f. mit Anm. 30). 270 Die unpersönliche Formulierung hat zu verschiedenen Interpretationen geführt: (1) Achill schließt sein eigenes Verhalten (seine m *enis) mit ein, als Zeichen der Höflichkeit oder gar Entschuldigung seinerseits (wie 56–62): FAESI; CA U E R (1895) 1923, 585; STALLMACH 1968, 22 Anm. 50, ferner 35 mit Anm. 13 (Hinweis auf schol. bT), 39; LLOYD-JONES (1971) 1983, 23; E DWARDS zu 270–5; (2) Achill zielt nur auf Agamemnons Verblendung, von dessen Vorgehen er 271–273 spricht, während jeder Hinweis auf eigene Verblendung fehlt: T SAGA RAKIS 1971, 268; ADKINS 1982, 307f.; VAN W EES 1992, 369 Anm. 142; FINKELBERG 1995, 23f. mit Anm. 34; (3) der ErzählerP macht durch den Handlungsablauf der Ilias deutlich, daß die Aussage auch auf Achill zutrifft, da dieser durch die Ablehnung des Versöhnungsangebotes im 9. Gesang Patroklos’ Tod herbeigeführt hat: WYATT 1982, 256; HOOKER (1988) 1996, 529. Achills Verhalten wird allerdings – im Gegensatz zu dem des Agamemnon (1.411f., 9.377; vgl. auch 86b–88n., 88n., 137n.) – nur indirekt mit zeusgesandter Verblendung (gr. át*e) in Verbindung gebracht, durch die Erzählung des Phoinix 9.505ff.; seine aufbrausenden Reaktionen werden von ihm selbst und auch von anderen auf seine Leidenschaftlichkeit zurückgeführt: sein Gemüt (gr. thumós) war durch Agamemnons Handeln erregt worden (271, außerdem 18.107–113, 19.66 [s.d.], 19.178, vgl. 9.496, 9.628f., außerdem 9.646f.): ADKINS a.O. 307 Anm. 33; PELLICCIA 1995, 207 Anm. 176. Der Vers drückt viell. eher – zusammen mit den Vv. 271–274 – die vordergründige Akzeptanz von 87–90 aus. ZeË p ã t e r: 121n. — êtaw: der Pl. außer in dieser an eine Gnome erinnernden Aussage noch 9.115, wo Agamemnon die ihm von Nestor vorgehaltenen Fehlhandlungen mit der Wendung §måw êtaw zusammenfaßt, außerdem 10.391 (Hektors Versprechungen) u. 3x Hes. Op. (GRUBER 1963, 59 Anm. 1); megãlaw betont die Größe ihrer Wirkung (LfgrE s.v. 74.28ff., 75.50f.). — êndressi: Die Verwendung von êndrew statt ênyrvpoi in dieser verallgemeinernden Aussage impliziert hier viell. einen Hinweis auf den konkreten Einzelfall, der sich an einem Mann vollzogen hat (LfgrE s.v. énÆr 834.39ff.). — dido›sya: nur

270 Σ: emphatisch, ‘wirklich, in der Tat’ (R 24.4). — êndressi: zur Flexion R 11.3. — dido›sya: 2. Sg. Ind. Präs. von d¤dvmi; zur Endung R 16.2.

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hier belegte Form, Erweiterung von dido›w (9.164) analog zu o‰sya (vgl. auch e‰sya 10.450, t¤yhsya Od. 9.404, 24.476): G 86; CHANTR. 1.470.

271–273a Summarische Zusammenfassung von Agamemnons Verhalten im 1. Gesang, durch das er Achills Gemüt aufgewühlt und dessen m*enis verursacht hatte: provokatives und unnachgiebiges Auftreten 1.131–139, 1.173–189, 1.287–291 (vgl. 1.286–291n., 1.287–289n.), das in der Wegführung der Briseïs 1.318–348a gipfelte (1.429 [s.d.]). oÈk ín … | …  rine … | Σgen: Das Impf. im Irrealis der Verg. hebt den gesamten, bis in die Gegenwart hineinwirkenden Verlauf der Handlung hervor (MUTZBAUER 1893, 7. 29; vgl. SCHW. 2.348); mit parataktischer Anknüpfung der Protasis: der Kondizionalsatz ist entweder durch V. 270 vertreten (‘gewaltige Verblendungen gibst du …; hätte nie …’; WILLCOCK) oder durch V. 273f. éllå … (AH, LEAF, EDWARDS). 271 2. VH ≈ Od. 14.169. — yumÒn: ‘Herz’ (LfgrE s.v. 1086.11ff.; vgl.66n.). 272  rine: urspr. physisch ‘in Bewegung setzen, aufwühlen’; bez. übertragen auf die emotionale Ebene das Hervorrufen eines Affekts, der Handeln auslöst, oft durch eine Rede hervorgerufen (LfgrE s.v. Ùr¤nv 772.57ff.; vgl. 2.142n.). — diamper°w: adverbiell verwendetes Kompositum mit urspr. lok. Bed. ‘mitten hindurch, von einem Ende zum anderen’; bed. hier etwa ‘durch und durch, vollständig’ (AH; LfgrE s.v. diamper°w). Es ist zusammengesetzt aus diã und ana-per- (F RISK u. DELG s.v. diamper°w mit Hinweis auf émper°w [11.377, 17.309, Od. 21.422] und émpe¤rv ‘aufspießen’ [Il. 2.426]), also urspr. etwa ‘durchbohrend’ (zur Adj.-Struktur mit Vorderglied, verbalem Element und Suffix -hw/-ew s. R ISCH 81–83; SCHW. 1.513f.); anders SZEMERÉNYI 1972, 250f.: aus *dia-perew zu diaperãv ‘hindurchgehen’ (mit Nasalierung dia-mper- aus Doppelkonsonanz *dia-pper-).

273a weggeführt: Die Wegführung der Briseïs war in Achills Augen ein gewaltsamer Akt (1.430 mit n.). Das gr. Verb ág*o kann die Bed. ‘mit Gewalt wegführen’ haben, v.a. im Zusammenhang mit dem Wegführen menschlicher Beute (Frauen, Kinder) aus einer eroberten Stadt. Agamemnon hatte so 1.139 und 184 gedroht, als Ersatz für Chryseïs die Beutefrau eines anderen wegzunehmen (1.139n.). — entgegen meinem Willen: Achill betont zusätzlich, daß Briseïs’ Wegführung gegen seinen Willen geschah, und weist damit auf die Ursache des Konflikts hin (anders dagegen Vv. 57f. [s.d.]). Seine Äußerung bildet ein Pendant zum ErzählerPKommentar 1.428–430; die beiden Stellen umrahmen die Schilderung von Achills Kampfboykott (1.430a n.). émÆxanow: Poss.-Kompositum ‘ohne Mittel’, bed. entweder ‘hilflos’ oder ‘dem mit Mitteln nicht beizukommen ist’ (F RISK u. DELG s.v. mhxanÆ); wird in der Ilias von Handlungsfiguren verwendet, die einem vernünftigen Rat od. Argument nicht zugänglich sind (10.167 Nestor, 13.726 Hektor, 15.14 Hera, 16.29 Achilleus), also etwa ‘unzugänglich, 271 §n‹ stÆyessin: 66n. 272 ke: = ên (R 24.5). 273 §me›' é°kontow: gen. abs.; §me›(o) = §moË (R 14.1); é°kontow < éW°kontow, = êkontow. — poyi: = pou (vgl. R 15.2); übertr. ‘irgendwie, wohl’.

Kommentar

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eigensinnig, unbeeinflußbar’ (JANKO zu 13.726–8: “describes someone incorrigible”; MARTIN 1983, 12ff.: “persons unable to be dealt with”). Achill zielt wohl auf Agamemnons starrköpfige Haltung während und nach der Versammlung des 1. Gesanges (vgl. 1.340) (AH; LfgrE s.v.; vorsichtig EDWARDS; anders schol. A, bT zu 273–4: ‘hilflos’ gegenüber der Macht des Zeus).

273b–274 Daß die Niederlage der Achaier von Zeus gewollt sei, hatten auch Agamemnon (2.114–116 = 9.21–23, 14.65–69) und Idomeneus (13.225–227) vermutet (weitere vergleichbare Hinweise auf Zeus als für menschl. Mißerfolge oder Leiden [mit]verantwortliche Schicksalsmacht: 14.119f., 19.86b–88n., Od. 17.424 u.ö.; vgl. Jörgensens PrinzipP). Achilles gesteht Agamemnon indirekt zu, daß er nicht nur dessen Erklärung mit der von Zeus verursachten Ate akzeptiert, sondern auch die damit verbundene Vorstellung, daß Zeus der Auslöser der unglücklichen Handlungskette sei, die zum Tod so vieler Achaier führte, unter denen sich auch sein Freund Patroklos befindet (270–275n., 270n.). Dabei äußert er sich nicht dazu, daß er selbst den Gott veranlaßt hat, eine Niederlage der Achaier herbeizuführen (vgl. 1.408n., 1.411n.). – Auf der ErzählerP-Ebene war Zeus’ Wille bereits im Prooimion (1.3–7) und 2.37–40 als handlungslenkender Faktor eingeführt worden (1.5n., 2.36–40n.; SCHADEWALDT [1938] 1966, 134; BARCK 1976, 45 Anm. 123); zum Gedanken, daß der Troianische Krieg als ganzer von Zeus ausgelöst worden sei, um die Menschheit zu dezimieren, s. Cypr. fr. 1.3–7 West (vgl. 1.5n.). éllã … ZeÊw | ≥yel(e): hier etwa i.S.v. ‘es gefiel/beliebte Zeus’, ähnlich 14.120, Od. 9.262, 17.424, 19.80 (LfgrE s.v. (§)y°lv 414.75ff.); zum VE vgl. 1.128n.

275 = 2.381. — Mahl (gr. déipnon): bez. die ‘Mahlzeit am Tage’, hier als Stärkung vor der Schlacht (2.381n.): Achill gibt (auch mit der Wortwahl) Odysseus’ Vorschlag nach (s. dagegen 208n.); zur Typisierten EreignissequenzP “armies joining battle” s. 155–183n. junãgvmen êrha: zum sog. metonymischen Gebrauch von ÖArhw/êrhw und zu ähnlichen Ausdrücken für den Kampfbeginn s. 2.381n., 2.440n.

276 = Od. 2.257; 1. VH = Il. 10.465, 6x Od. — Der letzte Sprecher löst oft die Versammlung auf (1.305n., 2.808n.), hier Achill, der (a) auf ein rasches Ende drängt (149f.), (b) den Auftrag erhalten hat, dem Heer die nötigen Befehle zu erteilen (139, 171f.: 171–180n.), (c) aus eigenem Interesse die Versammlung einberufen hat (34f., 67–71). lËsen: koinzidiert mit §f≈nhsen, indem es die Funktion des letzten Satzes der Rede angibt (AH). — afichrÆn: Adjektivbildung zu a‰ca, präd. verwendet mit der Bed. ‘sofort/ rasch dabei, sich aufzulösen’ (AH; LEAF: “quick to disperse at his word”; WEST zu Od. 274 pol°essi: = pollo›w (R 12.2). 275 junãgvmen êrha: ‘den Kampf beginnen’ (↑); zu jun- = sun- R 20.1. — êrha: zur Flexion R 12.4. 276 êr': = êra (R 24.1).

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2.257): die Achaier kommen also seinem drängenden Wunsch (vgl. 148ff.) sogleich nach (anders schol. bT: ént‹ toË tax°vw; EDWARDS: ‘quickly’).

277 = 23.3; ≈ Od. 2.258. — zerstreuten sich: Dieser explizite Hinweis auf das Auseinandergehen nach Versammlungsende und der Blick auf die verschiedenen Bewegungsrichtungen der Figuren vom sog. Panorama-Standpunkt des ErzählersP aus (277–281) signalisieren das Szenen-Ende (1.487n.; RICHARDSON 1990, 119f. u. 230 Anm. 24): Der Wechsel zum neuen Schauplatz ‘Lager der Myrmidonen’ (282ff.) wird durch den Übergang 278–281 geschaffen, indem der ErzählerP die Figuren an ihren neuen Schauplatz begleitet (DE JONG/NÜNLIST 2004, 69. 73f.). ßkastow: zu ß. als distributiver Apposition 2.775b n.

278–281 Die sorgfältige Beschreibung lenkt die Aufmerksamkeit auf das Überbringen der Geschenke; durch diesen Vorgang wird deren – unausgesprochen gebliebene – Annahme durch Achilleus besiegelt. Mit V. 280 wird nach der allgemeinen Bewegung (278f.) ein Ruhepunkt markiert (gr. thésan, káthesan: ‘sie deponierten, sie ließen Platz nehmen’), von dem eine neue Handlung ausgehen kann (1.487n.). 278 2. VH = 13.656. — megalÆtorew: ‘mit großer Energie, beherzt’; generisches EpithetonP von versch. männl. Handlungsfiguren u. von Völkern (6.283n.), außer von den Myrmidonen noch von den Troern (8.523, 21.55), den Phlegyern (13.302), den Paphlagoniern (13.656) und den Eteokretern (Od. 19.176): DEE 2000, 558f. — émfep°nonto: ‘kümmerten sich um’ (vgl. 200n.), immer mit Personen od. Tieren als Obj. 279 ÉAxill∞ow ye¤oio: ye¤oio (urspr. ÔÔÓÔ gemessen) ist metr. Variante zu d¤ou (2.335n. mit Lit.); das VE ÉA. y. nur noch 19.297 (vgl. HAINSWORTH, Introd. 27f. [Clustering]; ausserdem noch Phle¤dao ÔÓÔÔÓ ye¤oio 17.199); weitere Gen.-Formeln für ‘Achill’ in der 2. VH nach der Zäsur B 2 sind émÊmonow Afiak¤dao (16.140, 16.854), konsonant. anlautend pod≈keow Afiak¤dao (2.860n.; EDWARDS; SHIVE 1987, 56f.); zur metr. äquivalenten Dat./ Akk.-Formel s. 24.108n. 280 kãyesan: zur Form (entgegen der Hauptlesart kãyisan) s. L EAF (“The assonance y°san kãyesan is probably intentional”) u. WEST 1998, XXXI. 281 yerãpontew: 143–144n. — égauo¤: generisches Epitheton von Menschen und Göttern mit unsicherer Bed. (möglicherweise ‘bewundernswert’, viell. auch ‘laut rufend’): 3.268n.

282–339 Im Lager der Myrmidonen ist die Stimmung gedrückt: Briseïs beklagt Patroklos’ Tod und ihr eigenes Schicksal; Achill verweigert weiterhin die Nahrung und gibt sich der traurigen Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit Patroklos hin; gleichzeitig sorgt er sich um seinen greisen Vater Peleus. 277 §sk¤dnanto (W)eÆn: zur Prosodie R 4.3; sk¤dnhmi ist Nebenform zu skedãnnumi. — •Æn: Poss.-Pron. der 3. Person (R 14.4). — n∞a (W)°kastow: zur Prosodie R 4.3; zur Flexion von n∞a R 12.1. 279 bãn: 241n. 280 kãyesan: zu kay¤zv, trans. ‘niedersitzen lassen’.

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282–302 Briseïs’ Rückkehr bringt nicht die Zusammenführung mit Achill; im Vordergrund steht ihre Klage um den toten Patroklos, der seit seiner Rückführung in Achills Behausung aufgebahrt liegt und von seinen Gefährten betrauert worden ist (zur ‘Prothesis’ s. 5–6a n., 211–213a n.). Der Anblick des Leichnams löst bei Briseïs ein Verhalten aus, wie es für Frauen im hom. Epos beim Anblick verwandter oder befreundeter Toter üblich ist: spontaner Aufschrei (284), Trauergesten (284f.), Totenklage (286–302) (weitere Stellen bei DERDERIAN 2001, 53f.). Briseïs’ tiefe Verbundenheit mit dem Toten wird aus ihrer Schilderung verständlich (295–299). Ihre Klage und deren Aufnahme durch die anwesenden Frauen (AntizipationenP des Motivs: 18.28–31, 18.339–342) vertritt hier die Totenklage durch weibliche Verwandte des Toten, vergleichbar den Totenklagen am Leichnam Hektors durch Andromache, Hekabe und Helena 24.723–776 (schol. bT zu 282–302; ANDRONIKOS 1968, 9–14; WICKERT-MICKNAT 1983, 239; ALEXIOU [1974] 2002, 10f.; Gegenüberstellung der Klagen um Patroklos u. Hektor bei DI BENEDETTO [1994] 1998, 291–293; TSAGALIS 2004, 27–51). Briseïs’ Klage bei ihrer Rückkehr hat zusätzliche Funktionen: sie (1) verdeutlicht die Größe des Verlustes für Achill und macht dadurch seine tiefe Trauer noch verständlicher, (2) rückt den Zusammenhang zwischen Briseïs’ Schicksal und Patroklos’ Tod sowie den bevorstehenden Tod Achills ins Bewußtsein, (3) nimmt wohl die Totenklage um Achill andeutungsweise vorweg (s. 284–285n. zu Briseïs’ Trauergesten, vgl. die Klage der Thetis und der Nereiden in 18.37–64; zu vorzeitigen Totenklagen s. 6.497–502n.) und (4) zeigt Patroklos’ Vermittlerrolle zwischen Achill und Briseïs und charakterisiert dadurch Patroklos insgesamt (vgl. Menelaos über Patroklos’ freundliches Wesen 17.670f.): EDWARDS zu 282–302. 282 Briseïs, die der goldnen Aphrodite gleichsah: Der Vergleich rückt einerseits ihre außergewöhnliche Erscheinung ins Bewußtsein und betont den Kontrast zum aufgebahrten Patroklos (283), andererseits hebt er zugleich Briseïs’ Auftritt hervor, ihren einzigen Auftritt mit direkter Rede – ähnlich bei Kassandras einzigem Auftritt 24.699ff. (SCOTT 1974, 69f.; allg. zu Göttervergleichen s. 2.478–479n.; zu aind. Parallelen WEST 2007, 97; zum Attribut ‘golden’ 2.448n., 3.64n.). Briseïs ist vor der Rückkehr zu Achill (246 mit n.) in jener Szene zum letzten Mal aufgetreten, in der sie von den Herolden des Agamemnon weggeführt wurde (1.346–348). Seitdem ist sie im Hintergrund geblieben und nur in der Bittgesandtschaft des 9. Gesanges ein wichtiges Objekt der Diskussion gewesen (DE JONG 1987, 110–113). fik°lh x r u s ª ÉAfrod¤t˙: = 24.699, ‘Hes.’ fr. 30.25 M.-W., ähnlich Od. 17.37, 19.54 (ÉArt°midi fi. ±¢ x. ÉA. von Penelope); der Hiat in der VE-Formel xrusª ÉAfrod¤t˙ (7x fgrE) dürfte auf Formelflexion zurückgehen (M 14): sonst 15x Gen./Akk. ohne Hiat, 2x Nom. mit Hiat (zur Möglichkeit, daß unsilbisches -j in -ª den Hiat überbrückt, s. M 12.2). Zur Formel u. zur kontrahierten Form xrusª 3.64n. 282 êr': = êra (R 24.1).

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283 2. VH = 18.236, 19.292; ≈ 19.211, 22.72. — dedaÛgm°non: 203n. — Ù j ° Û xalk“: 211n.

284–285 Trauergesten intensivster Form: Ebenso klagt 4f. Achill, indem er den Leichnam des Patroklos umarmt, und Od. 8.526f. eine Frau, die sich über den Körper ihres sterbenden Gatten wirft (vgl. Il. 24.723f. Andromache bei Hektor); Zerkratzen von Gesicht oder Wangen ist im fgrE v.a. Trauergeste von Witwen (2.700, 11.393, ‘Hes.’ Sc. 243), hier viell. ein Zeichen dafür, daß die intensive Trauer um Patroklos eine weitere Vorwegnahme der Trauer um Achill ist; zu bildlichen Darstellungen des Blutigkratzens in Trauerszenen s. NEUMANN 1965, 86ff., bes. 89; H UBER 2001, 92f. 119. 203f.; Selbstverletzung als Trauergeste im Alten Testament: 3. Mose 19.28 u. 21.5, 5. Mose 14.1, Jeremia 16.6 (dazu KUTSCH [1965] 1986, 79 mit Anm. 18). Weitere Gesten der Aggression und Verunstaltung sind u.a. das Schlagen der Brust (18.31 Beutefrauen, 18.51 Nereïden) und das Haareraufen (18.27 Achill, 22.77 Priamos, 22.406 Hekabe, 24.711 Hekabe u. Andromache [24.711–712n.]), das Beschmutzen mit Asche, Staub oder Kot (18.23– 25 Achill, 22.414 u. 24.640 Priamos, Od. 24.316f. Laërtes): GRAJEW 1934, 14; ALEXIOU (1974) 2002, 6; SOURVINOU-INWOOD 1983, 37; HUBER a.O. 14f. 33. 86; DNP s.v. Trauer. 284 Bis zur Zäsur C 2 ≈ Od. 8.527. — l¤g' §k≈kue: die Junktur nur hier und Od. 4.259, 8.527, vom durchdringenden Schreien von Frauen bei der Nachricht über Gefallene bzw. einer Frau beim Anblick ihres sterbenden Mannes (zu l¤ga ‘schrill’ s. 5n.; KAIMIO 1977, 44). Das Impf. ist hier viell. wie Od. 19.541 Ausdruck der Intensität, während der in der Ilias häufiger verwendete Aor. von kvkÊv mehr den spontanen Aufschrei einer Frau, meist beim Anblick eines geliebten Toten, beschreibt, z.B. 22.407 (Hekabe bei Hektor), 24.702f. (Kassandra bei Hektor), ähnlich 18.37 u. 71 (Thetis’ Reaktion auf Achills Klage um Patroklos als antizipierte Totenklage für Achill: 282–302n.), 24.200 (Hekabe in Angst um Priamos): LfgrE s.v. kvkÊv; KRAPP 1964, 38f.; TICHY 1983, 266; SPATAFORA 1997, 12f.; DERDERIAN 2001, 28 Anm. 56. 285 VE = Od. 8.85, 15.332, h.Ven. 183. — èpalÆn: wie kalÒw bei Körperteilen oft kontrastierend gebraucht, wenn sie entstellt werden; è. hebt ihre Verletzlichkeit hervor (LfgrE s.vv. èpalÒw, kalÒw 1308.21ff.; 92n.) — fid°: ‘und’; metr. Variante zu ±d° (2.511n.).

286–339 Briseïs’ Rede (287–302) zeigt eine auch in anderen Klagereden von Frauen erkennbare dreigeteilte, ringkompositorischeP Struktur, ähnlich den Klagereden von Andromache, Hekabe und Helena 24.725–776, bestehend aus (A) der Anrede an den Toten und einer klagenden Reflexion über die Situation mit Kontrastierung ‘einst – jetzt’ (287–290), (B) einem narrativen Teil, in dem ein Bezug zwischen

283 ‡de: zur augmentlosen Form R 16.1. 284 émf' aÈt“ xum°nh: Ptz. Aor. Medio-Pass. zu x°v, hier etwa: ‘über ihn hingegossen’. 285 stÆyea: zur unkontrahierten Form R 6. — ±d(°): ‘und’ (R 24.4). — deirÆn: zum -hnach -r- R 2. — prÒsvpa: zum Plural R 18.2.

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dem Toten und dem eigenen Schicksal hergestellt und das eigene Los beklagt wird (291–299), (A’) der Rückkehr zur allg. Klage (300), die von den Umstehenden aufgenommen wird (301f.): ALEXIOU (1974) 2002, 132f. mit Anm. 7f. 165–171; FOLEY 1991, 168–170; TSAGALIS 2004, 30–32. 44f.; vgl. 24.725–745n.; zu ep. Totenklagen allg. R EINER 1938, 12ff. 22ff. 30ff.; FINGERLE 1939, 162ff.; PETERSMANN 1973; EASTERLING 1991; DERDERIAN 2001, 35–52; T SAGALIS a.O. 27–50. 139–143; WEST 2007, 498f. In der vorl. Szene sind Briseïs’ und Achills Klagerede (315–339) in Aufbau und v.a. Thema in besonderem Maße aufeinander abgestimmt (vgl. auch 6.407–465n.): (1) Klage um den Toten mit emphatischer Anrede (mit Superlativ) und Kontrastierung ‘einst – jetzt’ (287–290 / 315–321), (2) Vergleich mit früherem bzw. imaginiertem Schmerz um Angehörige (291– 294: Gatte, Brüder / 322–327: Vater, Sohn), (3) durch Patroklos’ Tod zerschlagene Hoffnungen (295–299 / 328–333), (4) weitere Klage um Patroklos bzw. Sorgen um den greisen Vater (300 / 334– 337); (5) anschließend Klage der anwesenden Frauen bzw. Männer über eigenes Leid (301f. / 338f.). Ausführliche Diskussion der inhaltlichen Entsprechungen: LOHMANN 1970, 102–105; 1988, 13–23; PUCCI (1993) 1998, 99–112; TSAGALIS a.O. 139–143. 148–151; zur umstrittenen Echtheit der Vv. 326ff. s. 326–337n. Eine inhaltliche Parallele mit Briseïs’ Klage findet sich auch in Helenas Klage um Hektor (24.762–775): der schmerzliche Verlust eines wohlgesonnenen Freundes in fremder Umgebung (REINHARDT 1961, 421; SCHEIN 1984, 191; REICHEL 1994, 270f.; T SAGALIS a.O. 162–164); zu Parallelen in Andromaches Rede 6.411ff. s. 291– 296n.; zu bildlichen Darstellungen von Klageszenen mit versch. Gruppen von Trauernden s. HUBER 2001, 64ff. – In der Klageszene wird indirekt auch an Themen der vorausgehenden Versammlung angeknüpft: mit dem Auftritt der Briseïs an den Abschluß der Wiedergutmachung seitens Agamemnon, mit Achills beiden Reden (bes. 303–309 u. 315–321a) an die Diskussion um das Mahl vor der Schlacht: EDWARDS zu 287–300. 286–300 Einzige Rede der Briseïs in der Ilias, ausgelöst durch den Anblick von Patroklos’ Leichnam. Daß die kriegsgefangene Sklavin, die bei ihrer Wegführung im 1. Gesang stumm bleibt (1.346–348), hier zu Wort kommt, ist bemerkenswert (DE JONG 1987, 113: “Briseis is […] a ‘semi-silent’ character”; vgl. 282n.). Aber die Totenklage bietet auch sonst in der Ilias den Rahmen, in dem Frauen in der Öffentlichkeit reden und ihre Sicht der Dinge darlegen können (MONSACRÉ 1984, 119–123; EASTERLING 1991, 146f.; KAHANE 2005, 184; zur Funktion der Rede s. 282–302n.). – In der Ilias gibt es weitere Figuren, die zwar mehrmals auftreten, aber nur einmal zu Wort kommen, darunter v.a. Unteranführer und sog. ‘kleine

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Kämpfer’ (FM 12) in Kampfszenen, daneben auch Phoinix, der Erzieher Achills (9.432–605; 17.555–559 spricht Athene in seiner Gestalt), und der Herold Talthybios (4.204–207: Botenrede), außerdem eine namenlose Dienerin (6.382–389, s.d.). 286 2. VH = 11.638; ≈ h.Ven. 153. — sprach … weinend: in ihrer Form singuläre Rede-EinleitungP (EDWARDS 1970, 26). — die Frau, die Göttinnen gleichkam an Aussehn: Periphrastische BenennungP der 282 namentlich eingeführten und mit Aphrodite verglichenen Briseïs. Ähnlich variiert der ErzählerP ihre Benennung bei ihrem ersten Auftritt in der Ilias, als sie von Patroklos aus Achills Zelt weggeführt wird (1.346/348, vgl. den Szenenabschluß 1.429). Die Bez. ‘Frau’ (gr. gyn*e) ist hier viell. im Hinblick auf ein Hauptmotiv in ihrer Rede gesetzt, ihren Status als Gattin (291f., 295–299): DE JONG (1987) 2004, 198; DUÉ 2002, 74f.; vgl. auch 284–285n.; andererseits könnte diese Bez. auch damit zusammenhängen, daß sie zu den von Agamemnon geschenkten Beutefrauen und damit zu der einzigen im Heerlager der Achaier anwesenden Gruppe von ‘Frauen’ gehört (gr. Nom./Akk. Pl. gynáikes bzw. gynáikas: 195, 245, 280, 301), wobei der Zusatz ‘Göttinnen ähnlich’ sie aus dieser Gruppe bes. herausheben würde (vgl. LfgrE s.v. gunÆ 189f.76ff.; zum Göttervergleich s. 282n.). In den direkten Reden der Männer (1.275, 298, 336 u.ö.) und der Thetis (18.444) wird sie hingegen mit dem gr. Wort kóur*e (‘Mädchen, Tochter’) bezeichnet, ebenso im Schiffskatalog 2.689 in der Begründung für Achills Abwesenheit (weitere Stellen bei DEE 2000, 149f.). efiku›a y e ª s i n: VE-Formel (3x Il., 1x Od., 1x h.Ven.), verbunden mit gunÆ/gÊnai in 11.638, h.Ven. 153.

287–300 Durch die Totenklage öffnet der Erzähler den Blick für die Erlebnisse und die Sichtweise der sonst stummen Briseïs (286–300n.). In der Schilderung ihres Schicksals zeigt sich die v.a. den Frauen im Krieg gemeinsame Bedrohung durch Verschleppung und Versklavung nach Verlust des Beschützers und damit auch das Schicksal, das den Frauen Troias bevorsteht (zum Los kriegsgefangener Frauen 262n., 291–296n., 1.13n., 2.355n., 6.57b–60n., 6.450–458n.). Weitere Lit. zur Klagerede der Briseïs: FARRON 1979, 27ff.; WICKERT-MICKNAT 1983, 5f. 31f.; DE JONG 1987, 110–113; TAPLIN 1992, 212ff.; MURNAGHAN 1999, 206ff.; DUÉ 2002, 67–81; TSAGALIS 2004, 139–143. 287 Pãtrokle: nur hier mit der Struktur ÓÔÔ, anders VA 16.830 (zur sog. correptio attica s. M 4.5; CHANTR. 1.108f.). — moi: Die bereits antiken Kommentatoren aufgefallene Position des Enklitikons nach Vok. (vgl. den Kommentar von ERBSE in der Scholien-Ausgabe z.St.; LEAF) ist sonst selten belegt (u.a. h.Ven. 1, s. WEST app.crit.), steht aber im Einklang mit der idg. Wortstellungsregel: Enklitika stehen oft an 2. Stelle im Satz (WACKERNAGEL [1892] 1953, 11; vgl. 2.7n.). Auch die Klagen um Hektor 22.431, 477, 24.725, 748, 762 be286 gunØ (W)eiku›a: zur Prosodie R 4.4. — yeªsin: zur Flexion R 11.1. 287 ple›ston: adverbiell ‘am meisten’.

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ginnen mit einer Anrede jeweils am VA. — deilª: ‘beklagenswert, unglücklich’ (1.293n.). So bezeichnen sich auch Thetis (18.54: auf die Nachricht von Patroklos’ Tod) und Hekabe (22.431: beim Anblick des toten Hektor) in ihren Klagen um den Sohn (LfgrE s.v. deilÒw). — kexarism°ne yum“: VE-Formel (5x Il., 1x Od., 1x hom.h.), daneben die formelhaften Anrede (t“) §m“ k. y. an Diomedes (durch Sthenelos, Athene und Agamemnon: 5.243 = 5.826 = 10.234) und an Patroklos (durch Achill: 11.608). Die meist aus einer besonderen Stimmung heraus an einen engen Freund gerichtete Anrede zeugt von emotionaler Verbundenheit, wobei das Ptz. kexarism°now (‘erfreulich’) v.a. die Wertschätzung betont, die jemand aufgrund seines in der Vergangenheit gezeigten Verhaltens genießt; hier wird sie explizit mit Patroklos’ Verhalten begründet (295–299, vgl. 300n.): LATACZ 1966, 118f. Zum Superlativ (ple›ston k. y.) vgl. Achills Anrede 315 f¤ltay' •ta¤rvn und die Anreden in den Klagen um Hektor 24.748 (§m“ yum“ … polÁ f¤ltate pa¤dvn) und 24.762 (§m“ yum“ da°rvn polÁ f¤ltate pãntvn): LOHMANN 1970, 112; zu yumÒw als Sitz von Emotionen 1.24n.

288–290a Briseïs verweist auf ihren unfreiwilligen Weggang, bei dem Patroklos sie aus Achills Behausung geleitet und den Herolden übergeben hatte (1.345–348), und hebt mit der Kontrastierung ‘Als Lebenden … | … als Toten’ (vgl. 288f. die chiastische Wortstellung gr. z*oón … se und se tethn*eóta) den Gegensatz zwischen ‘einst’ und ‘jetzt’ hervor, ein typ. Motiv der Totenklage, vgl. auch 22.436, 24.749f. (ALEXIOU [1974] 2002, 165–177; TSAGALIS 2004, 30. 44f.; vgl. 286– 339n.). – Die Partizipien ‘gehend … zurückkehrend’ (gr. ióusa … an-ióus[a]) umfassen den Zeitraum vom 10. bis zum 27. Tag der Iliashandlung (STR 21 Abb. 1). s e ¶ l e i p o n: Das Impf. steht öfter bei “lebhafter Vergegenwärtigung des Vergangenen” (AH; vgl. 2.42n.); zum Hiat an dieser Versstelle s. 3.46n.; SC H W. 1.399f. — ˆrxame la«n: generisches EpithetonP, außerdem von Menelaos (Formelvers: 17.12 u. 6x Od.), Agamemnon (Il. 14.102), Achill (21.221) und Odysseus (Od. 10.538). Die VE-Formel (4x Il., 7x Od., 1x ‘Hes.’) ist Vok.-Variante der flektierbaren VE-Formel ˆ. éndr«n; die Etymologie von ˆrxamow ‘Anführer’ ist unklar (2.837n.; WITTE [1912] 1979, 113f.; zu lao¤ 35n.).

290b Abschluß des ersten Teils der Klagerede durch die Zusammenfassung der Lebenserfahrung: Briseïs’ Leben ist geprägt von der endlosen Aneinanderreihung von Katastrophen (vgl. ihr Weinen 297, 300). Dies legt sie 291ff. in der Schilderung von früheren Erlebnissen dar, denen in Achills Rede die Vv. 322ff. entsprechen (vgl. 286–339n.). Briseïs setzt das ‘Jetzt’ (Tod des Patroklos) in Bezug zu bereits erlittenen Verlusten von nahestehenden Personen (Gatte, Brüder), Achill, der nichts Vergleichbares erlebt hat, zu imaginierten Verlusten in der Zukunft

288 klis¤hyen: zur Form R 15.1. 289 teynh«ta: = teyne«ta (aus metr. Gründen ohne Kürzung des Binnenhiats: R 3). 290 êc: (‘zurück’) verstärkt éna- in énioËs(a). — …w: ‘wie …!’ (Ausruf). — kakoË afie¤: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — afie¤: = ée¤.

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(Vater, Sohn): EDWARDS zu 287–300; LOHMANN 1970, 103f.; TSAGALIS 2004, 150. d°xetai kakÚn §k k a k o Ë: intrans. Konstr. von d°xomai: ‘ein Übel übernimmt vom anderen Übel’, d.h. ‘löst das andere ab’ (LfgrE s.v. d°xomai 263.3ff.), Polyptoton als Ausdruck der Kontinuität, ebenso Hes. Th. 800 (êllow d' §j êllou d°xetai xalep≈terow êeylow), ähnlich ist Il. 16.111 (kakÚn kak“ §stÆrikto); zum Polyptoton vgl. auch Od. 17.217 (kakÚw kakÚn ≤ghlãzei), h.Ap. 354 (f°rousa kak“ kakÒn), ‘Hes.’ fr. 204.105 M.-W. (êlgow §p' êlgei): JANKO zu Il. 16.106–111; GYGLI-WYSS 1966, 92; idg. Parallelen bei WEST 2007, 112f. — afie¤: betont zusätzlich zum Polyptoton die fortlaufende Abfolge von Unheil (LfgrE s.v. 283.5ff.).

291–296 Briseïs ist bei der Eroberung von Lyrnessos (in der südlichen Troas: 2.690n.) durch Achill erbeutet worden (s. 2.689–693 und Achills Andeutung 19.59f. [60n.]; zu dieser Technik der Szenen-Vorbereitung s. EDWARDS, Introd. 21f.; vgl. KeimP). Mit der Geschichte ihrer Verschleppung ergeben sich Verbindungen zu Chryseïs und Andromache: (1) Auf dem Beutezug in die Umgebung Troias erobert Achill auch Andromaches Heimatstadt Thebe (2.691), aus der Chryseïs verschleppt wird (1.366–369, vgl. auch 1.389–392 mit n. und die Andeutungen 9.328–336, 20.191–194); zur Parallel-Funktion von Chryseïs u. Briseïs s. 1.184n., 1.366n.; (2) Briseïs’ Schilderung zeigt Ähnlichkeit mit derjenigen Andromaches von der Zerstörung ihrer Heimat (6.413ff.: 6.394–399n.), nämlich die Tötung des Vaters und der Brüder bzw. des Gatten und der Brüder und die Verschleppung von Frauen (der Mutter bzw., hier impliziert, der Briseïs selbst). Erzähltechnisch nehmen diese Berichte von den Beutezügen Achills (externe AnalepsenP) das Schicksal der Bevölkerung Troias vorweg (287–300n.; EDWARDS zu 291–4; REINHARDT 1961, 52f.; ZARKER [1965] 1987, 148–151; T APLIN 1986, 18f.; zur Tötung der erwachsenen Männer bei der Eroberung einer Stadt s. 6.57b–60n.). 291 2. VH = 6.413, 6.429, 9.561, 11.452, 13.430, 22.239, 22.341, 4x Od. — Den Mann: Erst hier wird deutlich, daß Briseïs, die ‘Tochter des Briseus’ (1.392, zum Namen 1.184n.), schon einmal verheiratet war (vgl. Prinzip des ad hoc-ErzählensP u. externe kompletive AnalepseP). Mit dem Hinweis zeigt der ErzählerP die Tragik von Briseïs Leben, die sich in der Zukunft fortsetzen wird (EDWARDS zu 291–4). m°n: emphatisch (R 24.6), oder auch mit te 293 zu verbinden (DENNISTON 375). — pÒtnia mÆthr: zum Ehrentitel pÒtnia von Göttinnen und hochangesehenen Frauen und zur VE-Formel s. 1.357n., 6.264n.

292 2. VH = 283 (s.d.). — Durch die wörtlichen Anklänge an 283 deutet der ErzählerP möglicherweise an, daß der Anblick des getöteten Patroklos die Erinnerung an den getöteten Gatten geweckt hat (EDWARDS zu 282–5 u. 291–4; DE JONG 291 ⁄ ¶dosan: zur Prosodie R 5.7. 292 ptÒliow: zur Flexion R 11.3; zum pt- R 9.2.

Kommentar

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1987, 113). Vergleichbar ist diese Situation mit derjenigen, die Andromache nach dem Zweikampf zwischen Achill und Hektor erleben wird (22.462ff.). 293 2. VH ≈ 3.238. — drei Brüder: Falls Briseïs in der Vorstellung des Dichters aus Brisa stammen sollte (vgl. 1.184n.), könnte die Anwesenheit ihrer Brüder in der Heimat des Schwagers ungewöhnlich erscheinen (im Gegensatz zum Tod der Brüder Andromaches in der Vaterstadt 6.421ff.). Dieser Sachverhalt wird z.T. als Relikt einer vorhom. Sagenversion erklärt, in der Briseïs urspr. in ihrer Vaterstadt Brisa auf Lesbos erbeutet worden sei (REINHARDT 1961, 52–57; HEITSCH [1980] 2001, 79ff.). Es könnte sich aber auch um ein typisches Motiv handeln, das der Erzähler hier ad hoc verwendet, um die Parallelität zum Schicksal der Andromache zu unterstreichen: darin zeigt sich die Schutzlosigkeit der Frau, die ihre männlichen Verwandten verloren hat (vgl. 291–296n.; zur Verwendung typ. Motive in ‘Biographien’ von Nebenfiguren s. FENIK 1968, 150ff.). – Drei ist eine Typische ZahlP (1.53n.). tr›w: zur Form W EST 1998, XXXVI. — m¤a: ‘ein und dieselbe’ (3.238n.). — toÊw moi … ge¤nato mÆthr: zum epexegetischen Rel.-Satz 1.238n.; zur VE-Formel ge¤nato mÆthr 1.280n.; zum trans. Aor. §geinãmhn 26n. 294 khde¤ouw: in dieser Form nur hier bei Homer, eine Ableitung von k∞dow ‘Tod(esfall), Leid, Trauer um Angehörige’ (302n., 1.445n., 6.240–241n.), auch ‘Sorge’ (um das Leben von Angehörigen, vgl. kÆdomai 1.196n.); bez. Personen, denen gegenüber man bes. Verpflichtungen hat (etwa ‘umsorgt, umhegt, geliebt’, vgl. kÆdistow 9.642 u. in der Odyssee), hier viell. “with overtones of mourning” (EDWARDS zu 292–4; MAWET 1979, 360 Anm. 11. 372; LfgrE s.vv. k∞dow, kÆde[i]ow; vgl. 6.60n. [ékÆdestow]). — Ùl°yrion Σmar §p°spon: die Junktur noch 409 (Σmar Ùl°yrion) in der Prophezeiung des Pferdes Xanthos über Achills Tod; vergleichbare Wendungen sind a‡simon Σmar (z.B. 21.100, 22.212), mÒrsimon Σmar (15.613, Od. 10.175) und die VE-Formel nhle¢w Σmar (Il. 11.484 u.ö.): LfgrE s.v. Σmar 917.34ff.; SCHW. 2.177f. – §pi-spe›n (effektiver Aor. zu §f-°pein ‘einer Sache nachgehen’) ist metaphorisch häufig in Verbindung mit pÒtmow verwendet, dann mit der Bed. ‘(sein Schicksal) erreichen’ od. ‘an (sein Schicksal) rühren’ (2.358–359n., 6.412n.), hier also ‘den Tag des Unheils erreichen’.

295–297a 2. VH von 296 ≈ 14.230. — Der Grund für Briseïs’ tiefe Trauer um Patroklos wird deutlich: sie hebt besonders das tröstende Mitgefühl hervor, das sie nach dem Verlust ihrer Heimat und ihrer Beschützer wiederholt von Patroklos erfahren hat (vgl. auch V. 300 das Schlußwort der Rede). Sprachlich unterstützt 293 tr›w: = tre›w . — toÊw: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). 294 khde¤ouw: Attribut zu kasignÆtouw 293. — Σmar: ‘Tag’. 295–297 oÈd¢ m¢n oÈd° m' ¶askew: emphatische Negation (‘nein, du ließest mich auch nicht’), dazu kla¤ein 297 (zu oÈd° nach affirmativen Sätzen R 24.8); m°n korrespondiert mit éllã 297 als Verbindung von ¶askew und ¶faskew (Iterativ-Formen zu §ãv bzw. fhm¤: R 16.5). 296 p°rsen: Aor. zu p°ryv ‘zerstören’. — ye¤oio: zur Flexion R 11.2.

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wird dies durch die emphatische Verdoppelung der Negation am VA von 295 (gr. oudé men oudé), das emphatische runover word ‘weinen’ (gr. kláiein) 297a (integrales EnjambementP) und die gr. Iterativ-Formen 295, 297 (EDWARDS zu 295–7). — Daß Mynes, der Herrscher von Lyrnessos (vgl. 2.692n.), auch Briseïs’ Gatte war (so schol. bT zu 296), ist nicht ausdrücklich gesagt; doch s.u. s.v. ye¤oio MÊnhtow. oÈd¢ m¢n oÈd°: variierbare VA-Formel (5x Il., 1x Od.). — »kÁw ÉAxilleÊw: kürzere Form der häufigeren VE-Formel pÒdaw »kÁw ÉAxilleÊw (1.58n.), wie hier auch 21.211, 22.188, 22.229 im Kontext ‘Kampf’, außerdem 23.218, 24.621, ‘Hes.’ fr. 204.92 M.-W.; die Formeln beziehen sich urspr. auf Achills Schnelligkeit im Kampfgeschehen (vgl. 22.8, 22.173, 230; hier Revitalisierung erwogen von PUCCI [1993] 1998, 102: Anspielung auf den bald bevorstehenden Tod mit Hinweis auf »kÊmorow 1.417; s. aber FOR 39). — ye¤oio MÊnhtow: als Gen.-Attribut zu pÒlin Angabe des Herrschers dieser Stadt (LfgrE s.v. pÒliw 1358.8ff.), durch Chiasmus mit ÉAxill∞ow ye¤oio 297 verknüpft, das seinerseits Gen.-Attribut zu kourid¤hn êloxon 298 ist (zu ye›ow s. 279n.). Darin sehen einige Interpreten einen vagen Hinweis darauf, daß Mynes mit Briseïs’ Mann identisch sein könnte (REINHARDT 1961, 53; P UCCI [1993] 1998, 102f.; DUÉ 2002, 13 mit Anm. 36; zurückhaltend LEAF; EDWARDS zu 291–4; WATHELET s.v. MÊnhw 1439 Anm. 6).

297b–299 Die Planung einer Hochzeit zwischen Achill und Briseïs ist wohl eine ad hoc-Erfindung Homers (WILLCOCK 1977, 52f.). Die vorl. Stelle ist aber ein weiterer Beleg für eine nicht unerhebliche emotionale Beziehung zwischen Achill und Briseïs, die sich bisher im Verlauf der Ilias gezeigt hat, so in ihrem Verhalten bei der Wegführung (1.348 [s.d.], vgl. 1.429f.) und in Achills Rede 9.336/341–343 (T APLIN 1992, 213–216). Die Frage, ob Briseïs als Kriegsgefangene überhaupt Achills Gemahlin werden konnte (L EAF; WILLCOCK; Überlegungen zur rechtlichen Situation bei WICKERT-M ICKNAT 1982, 84; WEINSANTO 1983, 49f.) – vgl. die dem widersprechenden Äußerungen Achills 9.393–397 –, ist wohl weniger relevant, da das Motiv v.a. erzähltechnische Funktionen erfüllt: (1) Die – viell. unrealistischen – Hoffnungen, die Patroklos in Briseïs geweckt hatte, um sie zu trösten, werden mit dessen Freundlichkeit und Mitgefühl (295–297a n.) verknüpft, dienen somit dem Totenlob und lassen seinen Tod noch schlimmer erscheinen (282–302n.; EDWARDS zu 298–9; HEBEL 1970, 122f.; FARRON 1979, 29 Anm. 43; FERRARI 1986, 68; vgl. schol. bT zu 298–9). (2) Die Erwähnung der Hochzeit in Achills Heimat dient dazu, die Distanz zwischen den beiden Figuren zu zeigen; denn sie kontrastiert mit Achills nunmehr erlahmtem Interesse an Briseïs und offenbart den unterschiedlichen Wissensstand der beiden: Briseïs kann nicht wissen, daß er sich für den Tod entschieden hat (vgl. 328–333, 420–423) und es keine gemeinsame Zukunft in Achills Heimat geben wird (SCULLY 1990, 123f.; TAPLIN 1992, 216). Briseïs wird erst gegen Ende der Ilias (24.676) wieder mit Achill zusammensein, wenn er nach vollzogener Rache in die ‘Normalität’ zurückkehren kann (DE JONG 1987, 113; vgl. 24.673–676n.). (3) Daß Patroklos die Braut dem

Kommentar

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Bräutigam zuführen und das offizielle Hochzeitsfest ausstatten sollte (298f.), was sonst die Aufgabe der Eltern, d.h. des ‘Brautgebers’ ist (WICKERT-MICKNAT 1982, 95f.), betont viell. in einem weiteren Punkt seine besondere Vertrauensstellung bei Achill. (4) Auf der FigurenP-Ebene könnte die Hervorhebung von Patroklos’ Mitleid viell. ein indirekter Appell an Achill sein (eine Art ÜbereckgesprächP), ein Versuch, ihn an das Versprechen des Freundes zu erinnern (Hinweis NÜNLIST u. VAN DER M IJE). Dann müßte man sich die beiden Klagereden in zeitlicher Folge hintereinander vorstellen (vgl. dazu 303n.). 297b ¶faskew: ist parallel zu ¶askew 295 aufzufassen; zur augmentierten Iterativ-Form s. CHANTR. 1.319f. — ÉAxill∞ow ye¤oio: 279n. 298 kourid¤hn êloxon: flektierbare VA-Formel (Gen./Dat./Akk. Sg.: 3x Il., 2x Od., 1x h.Ven.). ê-loxow ist ein Poss.-Kompositum (< *ë-loxow mit a copulativum [ha- < *sm≤ - ‘ein und derselbe, gleich’, vgl. lat. simul, engl. same]: ‘die das gleiche Lager hat’; vgl. êkoitiw 3.138n.); in Verbindung mit dem Epitheton kourid¤h bez. es sonst die rechtmäßigen Ehefrauen von Agamemnon (1.114), Menelaos (7.392, 13.626), Odysseus (Od. 14.245) und Laërtes (15.356). Aufgrund der Etymologie von kour¤diow (zu koÊrh) und einer daraus abgeleiteten Bed. (‘jungfräulich’) wurde die Stelle gelegentlich als unecht verdächtigt, da der Ausdruck ganz unpassend sei für eine Witwe (schol. D; zurückhaltend LEAF; Hinweise auf Athetesen bei W EST im app. crit.), aber die Bed. ist wohl verblaßt zu ‘ehelich’ und betont die Rechtmäßigkeit der Verbindung: 1.114n.; LfgrE s.vv. êloxow u. kour¤diow mit Lit.; WICKERT-MICKNAT 1982, 82 mit Anm. 443. — yÆsein êjein t(e): Als Subj. ist jeweils Patroklos zu denken, ebenso zu da¤sein 299 (WILLCOCK; EDWARDS ; anders AH u. LEAF: Subjektswechsel zu Achill bei êjein mit v.l. d' statt t'; vgl. aber LfgrE s.v. êgv 121.30ff.: mit dem Bräutigam als Subj. im Medium verwendet; zu Formulierungen für ‘heiraten’ s. WICKERT-MICKNAT 1982, 95, u. WEINSANTO 1983, 55f. Anm. 2).

299 Phthië: die Heimat Achills (2.683n., vgl. 19.14n.). da¤sein d¢ g ã m o n: bez. das Ausrichten des Hochzeitsmahls wie Od. 4.3f. (Menelaos für Sohn und Tochter), h.Ven. 141 (der Bräutigam selbst), vgl. dainÊnai tãfon 23.29, Od. 3.309 (LfgrE s.v. da¤numi; AH; WICKERT-MICKNAT 1982, 96).

300 1. VH ≈ 24.773. — immer milden: Patroklos’ Hilfsbereitschaft und Mitgefühl werden auch sonst in der Ilias mehrfach hervorgehoben (11.814–848, 15.390–404, 16.2–46, 17.204 ≈ 21.96, 17.670–672, 23.281f.) und bilden einen Kontrast zu Achills kompromißloser Unbeugsamkeit (M ONSACRÉ 1984, 91f.; ZANKER 1994, 40f.; MOST 2003, 67–70). Das gleiche Motiv, die Erinnerung an die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Toten, taucht auch in Helenas Klage um Hektor auf (24.767–775). t≈: ‘so … denn, darum’ (61n.). — êmoton: adverbieller Akk. (‘heftig’), sonst meist in figura etymologica mit einer Form von m°mona verbunden; die Etymologie ist allerding un297 ÉAxill∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3. 298 kourid¤hn: zum -h- nach -i- R 2. — §n¤: = §n (R 20.1). — nhus¤n: zur Flexion R 12.1. 299 §w: = efiw (R 20.1). — MurmidÒnessin: zur Flexion R 11.3.

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klar (negiertes Verbal-Adj. zur Wz. *men- ‘denken, streben’: FORSSMAN 1986, 329–339, bes. 333ff.; ChronEG 5 s.v.; od. ‘unermüdlich’ zur Wz. von m«low, lat. moles: LIV 425 Anm. 1). — teynhÒta: Zu den metr. Varianten teynho-, teynev- und teynhv- (V. 289) s. G 95. — me¤lixon afie¤: VE = Hes. Th. 406; mit dem Adj. me¤lixow werden im fgrE nur Patroklos (außer hier noch 17.671), die Göttin Leto (Hes. Th. 406, 408) und Hypnos (Hes. Th. 763) charakterisiert (LfgrE; zur Etymologie 6.214n.). Der Zusatz afie¤ zeigt, daß dieser generelle Charakterzug des Patroklos wiederholt in best. Verhalten sichtbar wurde, vgl. die Iterative 295, 297 (LfgrE s.v. afie¤).

301 = 22.515, 24.746; ≈ 19.338, 22.429, 24.776; 1. VH = 22.437; ≈ 24.760; 2. VH = 24.722. — Formelhafter Rede-AbschlußP von Totenklagen, so auch bei den Klagen um Hektor im 22. und 24. Gesang (282–302n.; zum Rede-Abschlußschema s. 74n.): die Anwesenden antworten mit Klagelauten auf die vorausgehende Klagerede (REINER 1938, 31f.; ALEXIOU [1974] 2002, 135). — die Frauen: Damit müssen nicht zwingend nur die sieben Frauen gemeint sein, die zusammen mit Briseïs in Achills Behausung gebracht worden sind (Vv. 245f.) und die Patroklos gar nicht kannten (so schol AT; AH); denn bereits 18.28ff. sind Klagen von Beutefrauen im Lager der Myrmidonen erwähnt (LEAF; EDWARDS). §p‹ d¢ s t e n ã x o n t o : §p¤ ‘darauf’, d.h. Klagelaute als Responsion zur vorausgehenden Rede (DERDERIAN 2001, 26 Anm. 46; TSAGALIS 2004, 48f. Anm. 153. 66 Anm. 205). st. wird im formelhaften Rede-AbschlußP der Totenklage sonst intrans. verwendet (s. Iterata), hier zunächst ebenso, das Akk.-Obj. ist erst 302 nachgetragen (Pãtroklon … kÆde[a]) ‘klagen um jn./etw.’, ähnlich, aber mit vorangestelltem Akk.-Obj. und go«ntew 18.315/355 (Pãtroklon énestenãxonto g.), Od. 9.467 (toÁw d¢ stenãxonto g.), ferner akt. Il. 23.211 (tÚn … énastenãxousin), vgl. 19.132 (tØn afie‹ stenãxesx'): Ebeling s.vv. énastenãxv, stenãxv.

302 In der Totenklage ist das Bewußtsein um die veränderte Situation und die Klage über das eigene Schicksal, das sich aus dem Todesfall ergibt, ein festes Motiv (286–339n.). Der Anblick des toten Patroklos und die Trauer um ihn löst bei den Frauen eine Totenklage aus, in die sich Trauer über das eigene Leid mischt, und entsprechend führt bei den Männern Achills Gedenken an Patroklos und v.a. seine Sorge um den Vater und den Sohn zu sorgenvollen Gedanken über das, was sie in der Heimat zurückgelassen haben (326–339): L EAF ; EDWARDS zu 287–300 u. 301–2; ALEXIOU (1974) 2002, 231 Anm. 7; CROTTY 1994, 49; DERDERIAN 2001, 30f.; vgl. 290b n., 292n., 339n. prÒfasin: Zur Bed. s. 262n.; hier verdeutlicht es eine gewisse Diskrepanz zwischen äusserer, sichtbarer Handlung (LfgrE s.v.: ‘offensichtlich, wie jeder sehen konnte’; ROBERT 1976, 340: ‘officiellement’) und innerer Motivation: die Totenklage um Patroklos ist Anlaß (oder bloßer Vorwand) für die Klage um die eigenen Verluste (Anlaß: LEAF; EDWARDS; 301 ¶fato: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — §p‹ … stenãxonto: zur sog. Tmesis R 20.2. 302 aÈt°Œvn: zur Synizese R 7. — kÆde(a) •kãsth: zur Prosodie R 5.1, R 4.6 (vgl. 277n.).

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H EIDEN 1991, 7f.; MOST 2003, 59; nur Vorwand: schol. D; LOHMANN 1988, 21; PUCCI [1993] 1998, 104; vorsichtig RAWLINGS 1975, 26: durch Fehlen von m°n sei der Gegensatz zwischen der Klage um Patroklos und persönlicher Trauer nur implizit gegeben). – Pãtroklon prÒfasin ist sprichwörtlich geworden (Eust. 1185.35f.), z.B. Plut. Mor. 546f, Ach. Tat. 2.34.7, Charito 8.5.2 (vgl. LEUTSCH 1851, 606). — sf«n … aÈt°Œv n: Refl.Pron. der 3. Pers. im gen. poss., verstärkt durch aÈtÒw (G 81; SC H W. 2.206; CHANTR. 1.268); zur Form auf -eŒvn s. WACKERNAGEL 1916, 4–6. — kÆde(a): ‘Leid’ (1.445n.), hier v.a. durch den Verlust von Angehörigen (AH; FAESI; EBELING s.v. k∞dow; LfgrE s.v.; vgl. 6.240–241n.; anders A NASTASSIOU 1973, 110f.; W ICKERT -M ICKNAT 1983, 6; TSAGALIS 2004, 67: auch ganz allg. Leiden am Sklavendasein). — •kãsth: 277n.

303–309 Die Bitten der ‘Alten’ und Achills Ablehnung sind Hinweise auf das typische Mahl zwischen Versammlung und Schlacht (155–183n.) und auf die Institution des Rats der ‘Alten’ (HAINSWORTH 1966, 162; vgl. 2.53n., 2.194n., 19.303n.). Achill selbst wird nichts essen, aber 340–356 durch Athene gestärkt werden. Das gemeinsame Mahl, wichtiger Bestandteil von Odysseus’ Vorschlag zum Versöhnungsprozedere (179–180n.), wird erst 23.35ff. nach der Schlacht stattfinden (EDWARDS zu 303–39; vgl. 24.3n.). 303 Um jenen aber: Der Blick wendet sich abrupt von Briseïs und den klagenden Frauen weg: ‘um jenen’ (gr. autón amphí) weist auf Achill, der in der Rede der Briseïs namentlich genannt worden ist (295/297; seine letzte Handlung war die Auflösung der Versammlung in V. 276 gewesen). Die Position am VA und die außergewöhnliche Wortstellung (s.u.) heben diesen Hinweis in bes. Weise hervor: er ist neben Briseïs und den klagenden Beutefrauen die zentrale und dominierende Person, die den Mittelpunkt einer weiteren Gruppe bildet (zur Verwendung von aÈtÒw 120n., 1.4n.). Der überraschende Übergang kann auch als Hinweis darauf aufgefaßt werden, daß die beiden Gruppen sich zur gleichen Zeit nebeneinander aufgestellt haben: hier Briseïs (in ihrem Gefolge weitere Frauen), die in ihrer Klagerede auch von Achill spricht (295–299), dort Achilleus, um den sich die ‘Alten’ der Achaier versammeln, da sie ihn zum Essen überreden wollen (vgl. LOHMANN 1988, 23). — die Alten: gérontes ist t.t. für die Führungsschicht, unabhängig vom Lebensalter der einzelnen Mitglieder (s. 309 basil*eas): 1.26n., 2.53n. ±ger°yonto: zu ége¤rv (‘sie versammelten sich’), die Bildung ist nicht restlos geklärt (2.303–304n.); émf¤ dabei nur hier als Postposition, sonst stets als Präposition: LfgrE s.v. ±ger°yomai.

304 Der Vers faßt mehrere Bittreden gleichen Inhalts in Form der indir. Rede zusammen (dazu RICHARDSON 1990, 73f.), dient als Rede-Einleitung für die folgende direkte Rede und weist auf Achills ablehnende Haltung und seine Gemütsverfassung hin (EDWARDS 1970, 26, und zu 304–8; DE JONG [1987] 2004, 115f.; vgl. dagegen die Rede-EinleitungsP-Formel 1.364 [s.d.]). 304 ˜: zur demonstr.-anaphor. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17.

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lissÒmenoi: bez. eindringlich vorgetragene Bitten (1.15n.), vgl. 306 mØ … keleÊete. — stonax¤zvn: zur Verwendung (Stöhnen vor Kummer od. Schmerzen) und zur Schreibweise 2.95n.; LfgrE s.v. stenax¤zv, stonax¤zv.

305 ≈ 17.154; 2. VH ≈ 11.616. — Kameraden: Der gr. Terminus hétaroi/hetáiroi bez. (a) in einem engeren Verhältnis zueinander stehende Freunde (vgl. 209– 210n.), (b) eine Gruppe von ‘Gefährten, Kameraden’, die als Teilnehmer eines gemeinsamen Unternehmens miteinander verbunden sind (LfgrE s.v. •ta›row; VAN W EES 1992, 335 Anm. 67; zu den Heerführern als hetáiroi s. SPAHN 2006, 176). Indem Achill die führenden Persönlichkeiten im Achaierheer als seine hetáiroi bezeichnet, signalisiert er, daß er sich ihrer Gruppe zugehörig fühlt und, obwohl er sich jetzt ihren drängenden Bitten widersetzt, am gemeinsamen Unternehmen wieder teilnimmt (LfgrE s.v. 750.25ff.). In der Bittgesandtschaft im 9. Gesang war ihm nach der Ablehnung des Versöhnungsvorschlags von Aias vorgeworfen worden, er habe sich von der Freundschaft unter den Heerführern abgewandt (9.630f.). tiw: kollektiv ‘jeder (in Betracht Kommende)’ (AH; SCHW. 2.214f.).

306–308 Achill argumentiert gleich wie in der Heeresversammlung 200–214 (dazu 199–214n., 203–214n., 214n.), hier der Situation entsprechend zurückhaltender: mit der Sättigung des Herzens impliziert er vielleicht, daß er sein Herz zuerst mit blutigem Kampf (vgl. 209–214, 213f. mit n., 22.346f.) und mit Klagen (vgl. z.B. 23.10f., 23.157, 24.513) sättigen will; und dadurch, daß er nicht vor Sonnenuntergang essen oder trinken, sein Fasten also bis zum Ende der Schlacht (308n.) durchhalten will, impliziert er, daß für ihn die Rache Priorität hat (vgl. 207n.). 306 an der Speise und am Tranke: vgl. 161n. mÆ … pr¤n: ‘nicht eher’, adverbielles pr¤n, wird erst 308 inhaltlich näher bestimmt durch dÊnta d' §w ±°lion, mit Wechsel der Konstruktion statt pr‹n ±°lion dËnai, ähnlich 16.62f. (LEAF; EDWARDS zu 304–8: “altered to a more vivid expression”; vgl. AH zu 16.62); dadurch rückt in V. 308 Achills Wille zum Standhalten in den Vordergrund (s.d.).

307 Schmerz: Das gr. Wort áchos bez. einen plötzlich eintretenden seelischen Schmerz, auf den Wut und Aggression folgen (125n.), z.B. in der folgenden typischen Situation: Tod eines Kampfgefährten – áchos – Racheakt (2.169–171n.). Bei Achill bewirkt dieser immer noch anhaltende Schmerz, daß er unter jeder Verzögerung der Rache leidet und keine Ablenkung duldet (vgl. 147–153, 213f., 312f.), sondern sein Ziel unaufhaltsam verfolgt (365–368 [von WEST athetiert], 419ff., 20.75ff.). êsasyai: hier und 9.489 von der physischen Sättigung; sonst ist es meist in kriegerischem Kontext verwendet, von der Sättigung an Blut und Fleisch von Kriegern (Subj. sind aasfressende Hunde und – mit ê. in metaphor. Sinn – Ares u. Lanzen) oder von der Sätti305 §pipe¤yey': = §pipe¤yetai (R 5.1) zu §pipe¤yesyai ‘folgen’, hier etwa ‘willfahren, dem Wunsch nachkommen’.

Kommentar

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gung am Kampf (402, 423), außerdem von der Sättigung an der Totenklage (LfgrE s.v. êmenai; LATACZ 1966, 181f.; ARNOULD 1986, 271f.). — f¤lon Σtor: vgl. f¤lon … laimÒn 209n. Σtor ist semantisch äquivalent zu k∞r 319f. (1.188n.; JAHN 1987, 206); zur Bed. von f¤low in dieser Junktur (hier possessiv) 3.31n.

308 bis zum Untergang der Sonne: zur Angabe der Kampfdauer s. 157n., 162n. men°v ka‹ tlÆsomai: betont Achills feste Entschlossenheit, für sein Mahl das Ende der Schlacht abzuwarten und bis zum Abend ohne Essen und Trinken auszuharren; die Wendung bezieht sich sonst auch auf die Standhaftigkeit im Kampf, vgl. 2.299 Odysseus’ Appell an das Heer, 11.317 Diomedes’ Versicherung gegenüber Agamemnon (LfgrE s.v. tl∞nai 555.23ff.).

309–310 die andern …, | die beiden … aber …: Variante des antithetischen Motivs ‘die anderen … x, A (allein) … y’ (1.198n., 2.1–6n.): Achill bleibt noch nicht allein mit seiner Trauer; denn während die übrigen essen gehen, harren einige wenige bei ihm aus, um ihn zu trösten. Erst nach Achills Klage werden alle außer ihm sich stärken (345f.). — die beiden Atreïden: Agamemnon und sein Bruder Menelaos, die beiden Hauptinitianten des Troia-Unternehmens (1.16n., FM 2). Bemerkenswert ist, daß auch Agamemnon, der während der Versammlung das direkte Gespräch mit Achill vermieden hat, bleibt und sich am Versuch beteiligt, den Trauernden aufzuheitern (312). Dies und die Tatsache, daß Achill es zuläßt, sind wohl ein Zeichen dafür, daß beide sich um ein gewisses Einverständnis bemühen. épesk°dasen: hier akt. ‘er entließ’, wie beim Auflösen von Versammlungen 19.171, 23.158, 23.162, sonst bei Versammlungen meist med.-pass. ‘sich zerstreuen’ (1.487, 2.398, 19.277, 24.2, Od. 1.274, 2.258, vgl. auch Il. 15.657, 23.3f.): LfgrE s.v. (s)kedãssai, sk¤dn(hmi), (s)k¤dnamai; zum ‘positionsbildenden’ ny ephelkystikon G 33, 1.388n. — doi∆ d' ÉAtre˝da: doi≈ ist metr. Variante zu dÊo (3.236n.); zum Dual mit zusätzlichem Zahlwort ‘zwei’ SCHW. 2.48f., CHANTR . 2.25. — men°thn: wie 308 ‘ausharren’ (LfgrE). — d›ow ÉOdusseÊw: 48n.

311 2. VH ≈ 9.432, 16.196. — Nach dem ‘Gesetz der wachsenden Glieder’ gebauter Vers (87n.). — Nestor, der kluge Ratgeber (1.247b–252n., 2.601n.), und Idomeneus, der Anführer der Kreter (FM 3; 2.645n.), gehören wie der greise Phoinix, der Erzieher und Berater Achills (FM 5; vgl. 9.434–605), zu den Älteren unter den Heroen. Alle in den Vv. 310f. aufgezählten Personen mit Ausnahme des Phoinix gehören zum engeren Beraterkreis des Agamemnon (vgl. 2.404–409 mit n.; zu Odysseus s. auch 155–183n.). Die Erwähnung des Phoinix ist wohl Anklang an die Bittgesandtschaft im 9. Gesang, wo er ebenfalls versuchte, auf Achill einzu-

308 ±°lion: = ¥lion. — men°v: Fut.; zur unkontrahierten Form R 6. — ¶mphw: ‘trotzdem, auf jeden Fall’. 309 basil∞aw: zur Form R 3, vgl. R 11.3. 310 doi∆ … ÉAtre˝da men°thn: Duale (R 18.1); zur augmentlosen Form R 16.1.

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wirken; er tritt sonst in der Ilias nur ganz selten in Erscheinung (EDWARDS zu 310–13; REICHEL 1994, 126 Anm. 28). N°stvr: Asyndeton am VA innerhalb von Namenslisten ist nicht ungewöhnlich; es markiert den Anfang einer neuen Reihe: AH zu 2.498; WEST zu Hes. Th. 245 (Stellensammlung). — flpphlãta: meist formelhaft mit g°rvn verbunden, nach der Zäsur C 1; EpithetonP bei Helden der älteren Generation, außer bei Phoinix noch bei Peleus (7.125, 9.438, 11.772, 18.331), Oineus (9.581), Tydeus (4.387 ohne g°rvn) und Nestor (Od. 3.436, 3.444). Zum Nom. auf -≠a und zur Bed. des titelähnlichen Epithetons (‘Wagenritter’) s. zum Synonym flppÒta 2.336n. — Fo¤nij: zum Akzent ORTH 2; WEST 1998, XXI. 312 t°rpontew: bez. den Versuch, Achill irgendwie aufzuheitern und zu trösten (LATACZ 1966, 194. 214. 219; LgfrE s.v. t°rpv). — pukin«w ékaxÆmenon: ékaxÆmenow dient als Ptz. Perf. von êxnumai und betont im Gegensatz zum Präs. und Aor. den andauernden Gemütszustand (‘betrübt, traurig’; vgl. 307 Präs. flkãnei), der aus einem vorausgegangenen Schicksalsschlag resultiert, vgl. êxow 307n. (LfgrE s.v. êxnumai, bes. 1771.66ff.; ANA STASSIOU 1973, 45–47; M AWET 1979, 336f.). pukin«w (‘dicht, fest, sehr’) betont die Intensität der Emotion (vgl. LfgrE s.v. pukinÒw 1632.46ff., u.a. bei êxow: ‘überwältigend’; zur Darstellung von Intensität im emotionalen Bereich vgl. SNELL [1939] 1975, 27; anders ANASTASSIOU 1973, 52f. 62f.: pukinÚn êxow ‘Beengung’); die Verbindung noch Od. 19.95, 20.84, 23.360, ähnlich auch in Formulierungen für ‘seufzen, stöhnen’ wie Il. 10.9, 18.318, 21.417 (KRAPP 1964, 31; KAIMIO 1977, 52); zur metaphor. Verwendung von pukinÒw 2.55n.; LfgrE s.v. 1632.46ff. — oÈd° ti yum“: variierbare VE-Formel (oÈd°/mhd°: 5x Il., 4x Od.; ferner mit Akk. yumÒn 1x Od.); yumÒw hier prägnant von der Intensität eines inneren Vorgangs: tief empfundene Freude (JAHN 1987, 227).

313 getaucht war in den blut’gen Schlund des Kampfes: Die Metapher ‘der blutige Schlund des Kampfes’ geht wohl auf die Vorstellung vom Maul eines Raubtiers zurück, ähnlich auch 10.8, 20.359 (Kampfparänese Achills): L EAF ; ED WARDS; LfgrE s.v. stÒma; vgl. auch das Bild von Ares, der mit Blut von getöteten Kriegern gesättigt wird, 5.289, 20.77f., 22.267 (FRÄNKEL 1921, 62). Es ist eine Verstärkung der sonst häufigen Verbindung von Wörtern für Kampf(getümmel) mit gr. dyÄn*o ‘eintauchen, eindringen in’ (dazu 6.185n.). pr¤n: 169–170n.; zur unterschiedlichen prosodischen Wirkung von pr- hier (Kürze bei syntaktischem Einschnitt) und 306 (‘positionsbildend’ bei eng zusammengehörigen Wörtern) s. TICHY 1981, 29. — aflmatÒentow: ist sonst meist Attribut von Körperteilen, Kleidern, Waffen u.ä., von pÒlemow noch 9.650, außerdem von ≥mata 9.326, diese beiden Stellen in direkten Reden Achills, der als einzige FigurP das Adj. metaphorisch verwendet. Dies könnte ein Indiz dafür sein, daß der ErzählerP im pr¤n-Satz die Gedanken Achills wiedergibt, was wohl bereits in oÈd° … yum“ | t°rpeto angelegt ist (Sekundäre FokalisationP; EDWARDS zu 310–13; G RIFFIN 1986, 52; DE JONG [1987] 2004, 119; weitere Epitheta bei pÒlemow: s. LfgrE s.v. 1334.54ff.). 312 t°rpontew: ‘aufzuheitern suchend’ (konativ). — oÈd°: ‘aber nicht’; steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). 313 dÊmenai: Inf. zum Wurzelaor. ¶dun, zur Form R 16.4.

Kommentar

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314 VA ≈ 339 (s.d.). — in Erinnerung versunken: Durch die Erinnerung an den Freund, die ihn nach eigenem Bekunden über den Tod hinaus begleiten soll (22.387–390), versucht er, die vertraute Nähe wieder herzustellen; vgl. auch seine Erinnerungen in schlafloser Nacht 24.3–11. Parallele im Gilgamesch-Epos: der trauernde Gilgamesch erinnert sich an gemeinsame Unternehmungen mit seinem Freund Enkidu (DI BENEDETTO [1994] 1998, 314; WEST 1997, 345f.). èdin«w énene¤kato: èdin«w bed. eigtl. ‘dicht aufeinander’ (vgl. 2.87n.), im Klage-Kontext ‘wiederholt, andauernd’, charakterisiert intensive, wiederholt ausgestoßene Klagelaute, vgl. adverbielles èdinÚn/-å stenãxv/stonax¤zv 23.225, 24.123, Od. 7.274, 24.317, ferner Il. 24.510 zu kla›e, adjektivisch zu gÒoio 18.316, 22.430, 23.17, 24.747 (KRAPP 1964, 30f.; KAIMIO 1977, 49ff.; WATKINS [1979] 1994, 622f.); énene¤kato ist hier also ähnlich verwendet wie stenãxv/stonax¤zv (vgl. auch Hdt. 1.86.3 éneneikãmenÒn te ka‹ énastenãjanta), d.h. ‘brachte herauf (sc. den Atem)’ wohl i.S.v. ‘seufzte tief auf’ (AH; LEAF; EDWARDS; LfgrE s.v. §ne›kai; KRAPP 1964, 31; RENGAKOS 1994, 50f.; anders schol. bT: Obj. ist die Stimme, vgl. Apoll. Rhod. 3.635; zur Stammbildung 194–195n.).

315–339 Zu Inhalt und Aufbau der Rede s. 286–339n. (dort auch Lit. zu Klagereden allgemein). 315–321a Abschnitt (A) (Kontrastierung ‘einst – jetzt’) ist verknüpft mit dem Essensmotiv, das bereits 304ff. wiederaufgenommen worden ist, und der konkreten Situation vor dem Auszug in den Kampf: (1) Erinnerung an Patroklos’ Freundschaftsdienste beim Frühmahl, (2) Festhalten am Verzicht auf Essen und Trinken (SCHADEWALDT [1938] 1966, 134 Anm. 2; vgl. 286–339n. a.E.). 315 liebster der Gefährten: Periphrastische BenennungP, die Achills Perspektive wiedergibt (Sekundäre FokalisationP; vgl. 209–210n.); dieselbe Wendung (im Nom.) findet sich auch 17.411 ≈ 655 in indirekt wiedergegebenen Mitteilungen, mit denen Achill über Patroklos’ Tod informiert werden sollte. Σ =ã nu: emphatischer Redebeginn (6.215n.). — dusãmmore: “steigernde Kontamination” von êmmorow (eigtl. ‘ohne Anteil’, dann ‘unglücklich’: 6.408n.) und dÊsmorow (‘mit schlimmem Schicksal’: 22.481), also ‘sehr unglücklich’ (RISCH 214, 229; LfgrE s.vv. dÊsmorow, dusãmmorow; zum -mm- s. G 16); im fgrE nur in der Ilias verwendet, immer im Kontext ‘Totenklage’, außer hier noch 22.428 (Priamos über Hekabe) u. 22.485a = 24.727a (Andromache über sich selbst und Hektor). — f¤ltay' •ta¤rvn: zum Superlativ vgl. 287n. Die gleiche Anrede noch 13.249 (Idomeneus zu Meriones) und Od. 24.517 (Athene in der Gestalt Mentors zu Laërtes).

316 Patroklos und andere ‘Gefährten, Kameraden’ Achills (gr. hétaroi/hetáiroi) fungieren in der Ilias auch sonst als Helfer bei häuslichen Arbeiten: Essenszube-

314 énene¤kato: att. = én-hn°gketo. 315 Σ =a: ‘in der Tat’, Σ emphatisch (R 24.4, zu =a 24.1). 316 parå … ¶yhkaw: sog. Tmesis (R 20.2), dazu moi 315: ‘du hast mir beigestellt, neben mich gestellt’.

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reitung (9.201–220: Patroklos und Automedon; 24.474f.: Automedon und Alkimos; 24.622–626: Automedon u.a.), Vorbereitung eines Nachtlagers (9.620f., 658–661: Patroklos als Organisator; 24.643–648: Gefährten und Dienerinnen): LfgrE s.v. •ta›row, bes. 750.8ff.; SPAHN 2006, 175–183, bes. 177–179. aÈtÒw: betont zusammen mit ka‹ sÊ (315) die Tatsache, daß der Freund ihm bisweilen ‘höchstpersönlich’ diesen Dienst erwiesen hatte (LfgrE s.v. 1641.44ff.). — larÒn: ‘wohlschmeckend’ (schol. D, A u. T: ≈ ≤dÊ); *laWarÒw/laWerÒw wohl zu (épo-)laÊv ‘geniessen’ (FRISK u. DELG s.v.). — de›pnon: 275n.

317 geschwind und ohne Aufschub: Die eilfertige Geschäftigkeit steht parallel zur Hast der ausrückenden Achaier (‘sich beeilten’), das ganze Bild stellvertretend für Achills jetziges Drängen zum Aufbruch in den Kampf. Zur synonymischen Doppelung (‘schnell und prompt’) 1.160n., 2.39n. 318 = 8.516; ≈ 19.237; 1. VH = 4.352; ≈ 8.110, 17.230; 2. VH ≈ 3.132. — roßzähmenden: 237n. ¶f ' … f°rein … êrha: ‘jn. angreifen’; zu dieser Wendung und zum metonym. Gebrauch von êrhw/ÖArhw 237n., 3.132n. — polÊdakrun: Epitheton bei êrhw, pÒlemow, mãxh, Ísm¤nh (3.132n.), sonst meist aus dem Mund von Troern (3.132 Iris-Laodike, 3.165 Priamos, 8.516 Hektor, 22.487 Andromache; 17.192 u. 544 im Erzähler-Text); könnte hier vom Erzähler auch mit Bezug auf die Situation des Sprechers gesetzt sein (PUCCI [1993] 1998, 107; vgl. 313 pol°mou … aflmatÒentow [s.d.]).

319 Jetzt aber: leitet wie 289 in der Kontrastierung ‘einst – jetzt’ zur Beschreibung der gegenwärtigen Situation über (vgl. 288–290a n.). Sie ist geprägt von der Gegenüberstellung ‘du – ich’ (319, 321); zu diesem Muster in Totenklagen s. ALEXIOU (1974) 2002, 171–177; TSAGALIS 2004, 90–102. dedaÛgm°now: 203n.; Rückgriff auf Achills Beschreibung in der Heeresversammlung 211f. (s.d.). — aÈtår §mÚn k∞r: VE-Formel (1x Il., 3x Od.). Der Einsatz nach der Zäsur C 2 (dazu 1.194n.) bewirkt EnjambementP und dadurch Emphase auf dem runover word êkmhnon (EDWARDS); zu k∞r 307n. 320 êkmhnon: 163n. — pÒsiow ka‹ §dhtÊow: 231n. — ¶ndon §Òntvn: VE-Formel (1x Il., 4x Od.), hier entweder konzessiv, auf pÒsiow ka‹ §dhtÊow bezogen (AH, FAESI), oder partitiv (LEAF: ‘of the store that is in my hut’). 321a sª poyª: nomen actionis zu poy°v (‘vermissen’) im dat. causae, mit Poss.-Pron. in der Funktion eines gen. obiectivus, vgl. 336f. (§mØn … éggel¤hn), Od. 11.202 (sÒw … pÒyow): AH; EDWARDS; SCHW. 2.203; PORZIG 1942, 71; LfgrE s.v.: ‘weil du mir fehlst’; vgl. auch 6.362n. Die Wendung – durch das progressive EnjambementP betont – gibt also einen weiteren Grund an, warum Achill nicht zu essen vermag: die fehlende vertraute Gemeinsamkeit mit Patroklos, den er durch niemanden ersetzen will (NIMIS 1987, 37). 317 sperxo¤at(o): iterativer Opt., zur Endung R 16.2. 318 ≈ 237 (s.d.). — flppodãmoisi: zur Flexion R 11.2. — f°rein: final-konsekutiver Inf. 319 aÈtãr: ‘aber, doch’, nimmt m°n auf (R 24.2). 320 êkmhnon: sc. §st¤n. — §Òntvn: = ˆntvn (R 16.6).

Kommentar

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321b Überleitung zum narrativen Teil, analog zu 290b, mit emotionaler Steigerung: ein schlimmeres Leid ist für Achilleus unvorstellbar, vgl. auch 23.46f., ähnlich Hektor 6.450–455 (s.d.). kak≈teron êllo: variierbare Formel (mask./neutr.) nach der Zäsur B 2 (2x Il., 3x Od.).

322–337 Die Sorge um den greisen Vater Peleus und die Vorstellung, wie beide sich vor der Nachricht vom Tod des anderen fürchten, bilden den ringkompositorischenP Rahmen der Abschnitte (2)–(4), in denen alle drei Generationen vorkommen (s. VE 322 und 337); zur Gliederung s. 286–339n.; zu den möglicherweise expressiven Alliterationen von P-Lauten in diesen Abschnitten s. M ARTIN 1989, 65; zur umstrittenen Echtheit der Vv. 326ff. s. 326–337n. Das Motiv der Furcht vor einer Todesnachricht aus der Heimat erscheint bereits 16.13–16, doch jetzt, nach Patroklos’ Tod, gewichtet Achill anders: die Trauer um seinen Freund ist nicht zu vergleichen mit der Trauer um eine andere nahestehende Person. – Aus den in der Ilias verstreuten Erinnerungen Achills und anderer ergibt sich ein Bild des abwesenden Peleus, des begüterten und starken Herrschers der Myrmidonen, der dem Sohn Ratschläge mit auf den Weg gegeben hat, angesichts seines Alters aber mittlerweile auf dessen Hilfe angewiesen wäre (z.B. 7.125f., 9.252–259, 393f., 400, 11.783–790, 24.534–542; vgl. auch Achills Sorgen in der Unterwelt Od. 11.494ff.; Genealogie: Il. 21.188f.): CROTTY 1994, 24–41. 80f.; allg. zu dieser ‘Streuungstechnik’ FRIEDRICH 1975, 80f.; LATACZ (1995) 1997, 90 Anm. 107. Im 24. Gesang ruft Priamos bewußt die Erinnerung an den gleichaltrigen Vater Achills wach, um ihn dadurch milde zu stimmen – mit Erfolg (24.486–492, 507–512, 515ff., vorbereitet 22.418–422). Das Vater-Sohn-Motiv wird vom 22. Gesang an auch in der Figur des Priamos aufgenommen und mit allmählicher Steigerung zum Höhepunkt im 24. Gesang geführt (vgl. 22.38–76, 22.416–428, 24.362–439n.); vgl. auch 23.222ff.: Achill beweint Patroklos wie ein Vater sein Kind (ZANKER 1994, 15f.). Auf der göttlichen Ebene ist es durch Zeus’ Trauer um seinen Sohn Sarpedon 16.431ff. vorbereitet (EDWARDS, Introd. 10). 322 VA = 22.220, 22.349, 22.351, 23.346, Od. 14.140. — oÈd' e‡ ken … puyo¤mhn: oÈd' efi kennzeichnet das sog. “‘not even + hyperbole’ motif” (vgl. DE JONG zu Od. 4.595–8). efi mit ken verdeutlicht den Potentialis (1.60n., 2.123n.), zumal hier die Modalpartikel im HS fehlt (SCHW. 2.324; C HANTR . 2.217). — toË patrÒw: Artikel in demonstr. Funktion mit emphatischer Wirkung, ‘der Vater’ i.S.v. ‘mein Vater’ (CHANTR. 2.164; NUSSBAUM 1998, 115f.; anders AH, LEAF, EDWARDS mit Brugmanns Konjektur: o als refl. Poss.-Pron., hier für die 1. Person). 323 2. VH (nach der Zäsur B 2) ≈ 16.11, Od. 16.332 (nach der Zäsur B 1 mit yalerÒn statt t°ren: 24.9, Od. 11.391). — pou: signalisiert in direkten Reden eine gewisse Unsicherheit 321–322 oÈ … pãyoimi, | oÈd' e‡ ken … puyo¤mhn: ken = ên; Potentialis, die Modalpartikel im NS statt im HS (R 21.1; ↑). — m°n: ≈ mÆn (R 24.6). — toË … puyo¤mhn: mit Gen. der Person (‘von, über’) u. Ptz.

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(hier noch 327, 335) “in behauptungen, von deren richtigkeit man überzeugt ist, die man aber nicht beweisen kann” (WACKERNAGEL [1895] 1953, 701; vgl. DENNISTON 490ff.: ‘I suppose, I think’): Achill geht eher davon aus, daß Peleus noch lebt. — t°ren katå dãkruon e‡bei: t°ren (‘glatt, zart’) ist generisches EpithetonP bei dãkru(-on) (kollektiver Sg.: ‘Tränenstrom, -fluß’), ferner bei xrÒa, fÊlla und ênyow/ênyea; zur Etymologie und zur formelhaften Verwendung s. 3.142n. (katå) dãkruon e‡bei ist variierbare VE-Formel (3x Il., 7x Od.); zu weiteren Varianten 1.413n., 3.142n. (dãkru x°ousa); HASLAM 1976, 203–207 (dãkrua le¤b-).

324 1. VH ≈ 6.463. — Lande: Zu gr. d*emos, das teils das Land und Wohngebiet einer Gemeinschaft, teils dessen Einwohner bezeichnet, s. 2.198n. xÆtei toioËd ' uÂow: xÆtei ist erstarrter Dat. Sg. (‘Mangel’), wie eine Präposition verwendet (‘in Ermangelung’): 6.463n.; die ganze Wendung ist Ausdruck eines gewissen Selbstgefühls: impliziert ist der Gedanke daran, wie sehr sein Vater einen ‘Sohn mit solchen Qualitäten’ wohl vermißt (STATEN 1993, 356). — ˘ d(°): anaphorisch zu toioËd' uÂow und zugleich Subj. zu polem¤zv (325) mit Attraktion des erwarteten polem¤zei an die Person des Sprechers: durch den Wechsel von der 3. zur 1. Pers. und durch die Tatsache, daß er den Gedanken dabei in einem ausrufartigen Hauptsatz (statt eines Nebensatzes) formuliert, betont Achill die auch für ihn schmerzlichen Umstände seines Kämpfens in fremdem Land (AH; vgl. EDWARDS). — éllodap“: ‘fremd, fern’ (3.48n.), vgl. Od. 8.211, 9.36 (dÆmƒ/ga¤˙ §n é.).

325 um Helena, die schauderhafte: Der Gedanke an den greisen Vater, der die Unterstützung des Sohnes entbehren muß, weckt in Achill Mißmut gegen die Person, um derentwillen der Krieg geführt wird. Auch im 1. Gesang hatte er deutlich gemacht, daß er eigentlich keinen Grund habe, gegen die Troer in den Krieg zu ziehen (1.152–157, vgl. auch 9.337–339). – Dies ist die einzige Stelle in der Ilias, an der Helena von einem Achaier negativ charakterisiert wird (AH; zur Beurteilung durch die Achaier s. 2.356n.: Helena als unschuldiges Opfer des Entführers); neutraler formulieren Hera bzw. Athene 2.161f., 2.177f. (2.161n.). Achills deutliche Sprache ist jedoch angesichts des Verlusts seines Freundes verständlich. Weit drastischer äußert sich Helena selbst in ihren häufigen Selbstbeschimpfungen (dazu 3.172–180n., 6.344–358n.), vgl. auch das ambivalente Urteil der Ältesten Troias 3.156–160 (mit 3.158n.) und Helenas Bewußtsein ihrer Wirkung auf die Troer 24.775. Zur Kritik an Helena in der Odyssee s. DE JONG zu Od. 4.121–36. =igedan∞w: eines der nur von Achill benutzten Schimpfwörter (GRIFFIN 1986, 52); hom. hapaxP, nachhom. nur ganz selten belegt; zu =›gow/=ig°v gehörige Adjektivbildung mit Suffix -dano-, etwa ‘(kalten) Schauder verursachend’, vgl. auch =¤gion Hes. Op. 703 323 Fy¤hfi: lokativisch, zur Form R 11.4. — katå … e‡bei: sog. Tmesis (R 20.2). 324 xÆtei: dat. causae: ‘aus Mangel an, weil … fehlt’. — uÂow: Gen. Sg. abh. von xÆtei; zur Flexion R 12.3. — éllodap“ §n¤: zum hiatüberbrückenden unsilbischen i (allodap*oj ení) M 12.2. 325 e·neka: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1).

Kommentar

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(DELG s.v. =›gow; RISCH 106; LfgrE s.vv. =igedanÒw, =ig°v; schol. AT u. b: stught∞w; zu Ausdrücken für Kältegefühl im psychosomatischen Bereich s. 6.344n.; LfgrE s.v. stug°v; vgl. auch 3.404 stugerÆn u. 24.775 pefr¤kasin [Helena über sich selbst]).

326–337 Neoptolemos wird in der Ilias nur hier namentlich erwähnt; die Anspielung auf einen Sohn Achills in 24.467 ist viell. nur allgemein zu verstehen, da es sich dabei auch um eine der in einem flehentlichen Appell üblicherweise genannten Instanzen handeln kann (24.466–467n.: Vater, Mutter, Kind). Weitere Erwähnungen finden sich in der Odyssee und im Epischen Kyklos: Achill heiratet auf der Insel Skyros Deidameia, die Tochter des Königs Lykomedes (Cypr., Proklos Chrest. § 7 West); der Sohn des Paares wird zunächst von Lykomedes Pyrrhos genannt, später von Phoinix ‘Neoptolemos’ (‘der, für den der Krieg noch neu ist’ od. ‘der jung in den Krieg Ziehende’), gemäß einer Quelle, weil er so jung in den Krieg zog, gemäß anderen, weil Achill so jung in den Krieg gezogen war (Cypr. fr. § 19 West; vgl. schol. b zu 326 u. Cycl. fr. 4 Davies; zur Benennung von Kindern nach Eigenschaften ihrer Väter vgl. 6.402–403n.); Odysseus holt Neoptolemos nach Achills Tod von Skyros nach Troia; bei der Eroberung der Stadt tötet Neoptolemos zahlreiche Troer, u.a. Priamos (Od. 11.508–532; Il. parv., Proklos Chrest. §3ff. West; Il. Pers., Proklos Chrest. § 2 West; vgl. Soph. Phil.); er erhält Andromache als Beutefrau und erreicht unversehrt die Heimat (Od. 3.188f., 11.533–537; Il. Pers., Proklos Chrest. § 4 West; Nost., Proklos Chrest. § 4 West); er soll die Tochter des Menelaos heiraten (Od. 4.4f.). – Zum Grund für Achills Aufenthalt auf Skyros gibt es verschiedene Versionen: Sturm bei der Fahrt nach Troia (Cypr., Proklos Chrest. § 7 West; Il. parv. fr. 4 West, vgl. schol. T zu 326); Maßnahme von Peleus oder Thetis, um Achills Teilnahme am Krieg gegen Troia und damit seinen frühen Tod zu verhindern (schol. D bzw. T zu 326). Zu den verschiedenen Episoden s. LfgrE u. DNP s.v. Neoptolemos; BURGESS 2001, 21. 24; T SAGALIS 2008, 258–261. — Die Passage wird aus sprachlichen (u.a. Anschluß von V. 326 [s.d.]: BLÖSSNER 1991, 79–84) und inhaltlichen Gründen als Interpolation verdächtigt: denn (a) Neoptolemos bleibt sonst in der Ilias unerwähnt, (b) ein Sohn des – ganz jung in diesen Krieg gezogenen (vgl. 9.438ff.) – Achilleus wird als unpassend für die Ilias empfunden, zumal Achills Worte 24.538–540 eher vermuten lassen, es existiere kein Nachkomme von ihm, da Peleus keine Aussicht auf einen Nachfolger habe (AH zu 326 u. Anh. 19f. 22f.; LEAF zu 327; V ON DER M ÜHLL 1952, 289; B LÖSSNER a.O. 80 mit Anm. 330; WEST 2001, 12). Für die Beibehaltung der Passage wird vorgebracht: (1) die thematische Übereinstimmung mit der Briseïs-Klage und die parallele Struktur der beiden Reden, vgl. 286–339n. (LOHMANN 1970, 102–105 mit Anm. 21); (2) die geringe Wahrscheinlichkeit, daß Achill in der Ilias ohne Sohn bleiben solle, obwohl ein solcher in der Troia-Sage wohl vorgegeben sei (K ULLMANN 1960, 197f. 339. 374f.; REINHARDT 1961, 418 Anm. 3; externe AnalepseP); er sei in der Ilias deswegen zurückgedrängt worden,

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damit das Motiv der Isolation um die Figur des Achill stärker in Erscheinung trete (PRIESS 1977, 117). Phoinix’ Aussage, Achill sei jung in diesen Krieg gezogen, muß nicht zwingend bedeuten, daß er noch keinen Sohn gezeugt haben kann. Zu (a) vgl. die Tatsache, daß auch die noch jungen, vor Troia nicht anwesenden Söhne Telemachos (2.260, 4.354) und Orestes (9.142f./284f.) nur kurz erwähnt werden (2.260n.; HAINSWORTH zu 9.142; nicht erwähnt: Nestors Sohn Peisistratos, dazu WEST zu Od. 3.36). Zu Homers Anpassung traditionellen Erzählguts an seine eigenen Erzählziele s. EDWARDS zu 326–7 u. Introd. 15–19; LOHMANN 1970, 104f.; 1988, 24f. Weitere quellenkritische Überlegungen bei K ULLMANN a.O. 190ff. (Priorität des Stoffes des ep. Kyklos gegenüber der vorl. Stelle); BLÖSSNER a.O. 75–80 (Priorität von Od. 11.488–540 gegenüber der vorl. Stelle). – Die vorliegende Verwendung des Vater-Sohn-Motivs fügt sich jedenfalls gut in die gesamte Szene: die Sorgen um das Wohlergehen von Vater und Sohn im Hinblick auf den eigenen Tod passen zu Achills Gefühl der Verlassenheit (vgl. 321) und zu seiner tieftraurigen Stimmung, in der er keinem Trost zugänglich ist (vgl. 312f.): VAN DER VALK 1964, 404f.; SCHEIN 1984, 144; CROTTY 1994, 49. 326 Skyros: Insel östlich von Euboia; zweifelhaft ist, ob das 9.667f. genannte Skyros, ‘die Stadt des Enyeus’, die von Achill erobert worden war, damit identisch ist (L ATACZ 2002, Abschnitt ‘The Catalogue of Ships’, Punkt (4); zur Diskrepanz zum ep. Kyklos HAINSWORTH zu 9.663–5). ±¢ tÒn: Rückkehr zur Protasis V. 322: abhängig von puyo¤mhn mit Wechsel der Konstruktion von Gen. zu Akk. und Ellipse von Inf. od. Ptz. épofy¤menon (AH; LEAF; EDWARDS; LfgrE s.v. peÊyomai 1205.3ff.; BLÖSSNER 1991, 79 Anm. 319). Werden die Vv. 326ff. beibehalten, ist der Satz 324b–325 als Parenthese aufzufassen (d.h. kein Punkt am VE von 325). 327 1. VH = Od. 14.44, 20.207; ≈ Od. 4.833. — Der Vers wurde von Aristophanes und Aristarch athetiert, da Achills Zweifel am Wohlergehen seines Sohnes nicht nachvollziehbar seien, v.a. auch angesichts der geringen Distanz zwischen Skyros und Troia; vgl. dagegen VAN DER VALK 1964, 404: die übertriebene, merkwürdig anmutende Sorge dient der Zeichnung von Achills Gemütsverfassung. — efi pou: ‘falls denn überhaupt’, ebenso 11.366, 20.453, Od. 11.458f. u.ö.; vgl. 323n. — yeoeidÆw: formelhaftes (VE) generisches EpithetonP (2.623n.); zur häufigen Verwendung von Epitheta mit der Bed. ‘gottgleich’ u.ä. s. 2.565n.

328–333 Achill ist sich schon lange darüber im klaren, daß er selber vor Troia umkommen wird (9.410ff., 18.94ff.); aber mit dem vorzeitigen Tod seines Freundes hatte er nicht gerechnet, zumal er ihm 16.87–96 klare Anweisungen und Warnungen mit in den Kampf gegeben hatte; und er hatte noch 16.239ff. für die glückliche Rückkehr des Freundes zu Zeus gebetet (Zeus’ Reaktion s. 16.250–253). Sei326 ±°: ‘oder (auch)’. — tÒn: zur demonstr. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — §nitr°fetai: = §ntr°fetai (vgl. R 20.1); intrans. ‘heranwachsen in/auf’.

Kommentar

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ne Hoffnung gründete auf der Verdrängung und der falschen Interpretation von Hinweisen: 18.9–11 und vgl. den ErzählerP-Kommentar 17.404–411 (EDWARDS zu 17.404–11; PELLICCIA 1995, 245f.); zu Äußerungen von unerfüllt gebliebenen Wünschen in Totenklagen s. ALEXIOU (1974) 2002, 178; TSAGALIS 2004, 42–44. – In der Ilias findet sich eine Reihe externer ProlepsenP von Achills Tod in zunehmender Konkretheit: häufig aus seinem eigenen Mund, zunächst vage 1.352 (s.d.) u. 9.410ff., nach Patroklos’ Tod konkreter und oft in direktem Bezug zu dessen Tod: 18.88ff., 98ff., 329ff., 19.421f., 21.110ff., 277f., 23.144ff., 24.540 (indirekt 23.125f.); aus dem Mund von Göttern 1.415ff., 505, 16.709, 18.95f., 440f., 464f., 20.127f., 337f., 24.131f., indirekt durch Thetis’ Klagen 18.51ff., 24.84ff.; des weiteren aus dem Mund des Pferdes Xanthos 19.416f. (s.d.), des sterbenden Hektor 22.359f., des toten Patroklos, der Achill im Traum erscheint 23.80f.; außerdem im ErzählerP-Kommentar 17.197 (409–410n.; EDWARDS zu 17.404–11 u. zu 18.95–6; DUCKWORTH 1933, 29; SCHADEWALDT [1936] 1965, 260–263; LESKY 1967, 93; S CHEIN 1984, 92f.; MORRISON 1992, 142 Anm. 41; zu Achills Bewußtsein von seinem nahe bevorstehenden Tod s. GRIFFIN 1980, 95. 163; ZANKER 1994, 78; zur Parallele im Gilgamesch-Epos WEST 1997, 341). 328 2. VH (ab yumÒw) = Od. 20.328, 21.96; ≈ 24.313. — pr¤n: adverbiell; nimmt die Schilderung des ‘Einst’ 315ff. nochmals auf. — moi yumÚw … §≈lpei: Plpf. (mit impf. Bed.) von präsentischem ¶olpa, zu ¶lpomai ‘erwarten, rechnen mit’ (1.545n.; SCHW. 1.701; wie hier von einer falschen Annahme 3.112 [s.d.]). Allg. zu yumÒw als Subj. in Vertretung des ‘Ich’ PELLICCIA 1995, 59f.).

329 ≈ 9.246; 2. VH = 2.287. — Oft wird der Gedanke an den Tod mit der Vorstellung verbunden, daß jemand nicht mehr zum Vater oder zur Familie heimkehren wird; mit Bezug auf Achill 18.101, 330f., 23.150 (CROTTY 1994, 35f.; GRIFFIN 1980, 123–127). Das Motiv des Sterbens fern der Heimat und der Familie ist hier durch wiederholte Betonung der räumlichen Distanz zwischen Achill und seinem Vater (323f., 329f., 336f.) und zwischen ihm und seinem Sohn (326, 330–332) verdeutlicht (TSAGALIS 2004, 86). — allein: d.h. Patroklos würde nicht auch vor Troia sterben, vgl. 330ff. — fern von Argos: Einerseits ist ‘Pelasgisches Argos’ die Bezeichnung für das gesamte Myrmidonengebiet (2.681n.), andererseits kann ‘Argos’ im Kontext von Fernsein allg. das heimatliche Griechenland im Gegensatz zu Troia bezeichnen (2.287n.). fye¤sesyai: zur Schreibung fyei- (vs. fyi-) WEST 1998, XXXVI; 2001, 30. — flppobÒtoio: generisches EpithetonP von Landschaften (‘rossenährend’), im fgrE 14x bei Argos; zur vorliegenden VE-Formel 6.152n.

330–333 Achill hatte offenbar gehofft, Patroklos würde die Lücke, die er selbst hinterlassen werde, ausfüllen, und hatte seinen Freund für die Zeit nach dem Krieg 328 §n‹ stÆyessin: 66n. 329 ép(Ò): hier ‘fern von’. — ÖArgeow: zur unkontrahierten Form R 6.

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um Troia als Vollstrecker seines Testaments und als eine Art Vaterersatz für Neoptolemos vorgesehen, den er hätte in die Heimat geleiten sollen (332f.). Diese nun nicht mehr erfüllbare Hoffnung korrespondiert mit derjenigen der Briseïs 297ff. Durch Achills Wissensvorsprung um seinen frühen Tod verstärkt sich aber die Distanz zwischen den beiden (297b–299n.). 330 1. VH = 2.237, 18.330, Od. 18.266. — heim … kehren: Das gr. Wort néesthai bed. eigtl. ‘heil davonkommen, wohlbehalten heimkehren’ (vgl. dt. genesen) und steht im Gegensatz zu 329 ‘dahinschwinden’ (LfgrE s.v. n°omai). Tro¤˙: gemeint ist die Landschaft ‘Troas’ (vgl. 2.141n.). — d° te: “l’exemple le plus difficile de d° te” (RUIJGH 699 mit Konjekturvorschlag d' ¶ti).

331 2. VH = Od. 3.61, 10.332; ≈ Il. 1.300 (s.d.), Od. 15.258, h.Ap. 497, 511 (parã); Od. 2.430, 10.244, h.Bacch. 35 (énã/§p¤ + Akk.). — mit schnellem schwarzen Schiffe: zu den Schiffsepitheta 1.12b n., 1.141n. … w ên: final, mit potentialem Opt.; ähnlich Od. 15.538, 16.297 u.ö. (CHANTR. 2.272). — moi tÚn pa›da: eher Possessiv-Funktion des Artikels (LEAF; EDWARDS; CHANTR. 2.164; N USSBAUM 1998, 114; vgl. 322n.) als anaphorisch zu 326 (AH). — sÁn nh˛ mela¤n˙: formelhaft (sÁn/§n/parå n. m.: 3x Il., 12x Od., 1x Hes. Op., 2x h.Ap.); nh˛ mela¤n˙ ist flektierbare VE-Formel (1.300n.).

332 Skyros: 326n., 326–337n. 333 = Od. 7.225, 19.526; VE = Il. 5.213, Od. 4.15. — dm«aw: in der Ilias sonst nur fem. Pl. dmƒa¤, hier mask. als Kollektiv für die gesamte Dienerschaft Achills (schol. b; LfgrE s.v. dm≈w); dm«aw und d«ma sind Teile einer dreigliedrigen Aufzählung (vgl. das ‘Gesetz der wachsenden Glieder’ 87n.), der ganze Vers Apposition zu ßkasta (GSCHNITZER 1976, 46–52, bes. 50f.; W ICKERT-M ICKNAT 1983, 140. 155–157 mit Anm. 19; SCHMIDT 2007, 245. 248f.; vgl. Interpunktion bei WEST; anders HAINSWORTH zu Od. 7.225; RAMMING 1973, 9f.; JONES 1973, 23: dm«ãw te … d«ma Apposition zu kt∞sin). — Íceref°w: Epitheton von d«(ma) (außer Iterata 8x Od.) und yãlamow (Il. 9.582); Kompositum aus Ïc-i und §r°fv (‘überdachen’, vgl. 1.39n.), also ‘mit hohem Dach’, Kennzeichen großer, luftiger Häuser von Begüterten oder von Göttern (3.423n.; zur metr. Alternativ-Form für den Gen., Íchref°ow [9.582], und zur Kompositionsfuge [-er-/-hr-] R ISCH 226; CHANTR . 1.111). — m°ga d«ma: VE-Formel (2x Il., 6x Od., 1x h.Cer.).

334–337 Von den beiden Möglichkeiten im Hinblick auf seinen alten Vater (tot – noch am Leben) führt Achill die zweite, ihm wohl wahrscheinlichere, konkreter aus: Er stellt sich vor, wie Peleus vom Alter niedergedrückt und vom ewigen Warten auf Nachricht über seinen Sohn zermürbt wird (vgl. die zu Hause wartenden Frauen 2.136f. [s.d.] u. Penelope in der Odyssee); und er weiß, daß dies am Ende die Todesnachricht sein wird. Im 24. Gesang wird Priamos ebenfalls das Bild des 330 aÈtoË: Adv., ‘an Ort und Stelle, hier’. — Fy¤hnde: zum Suffix R 15.3. — n°esyai: Inf. Präs. mit Fut.-Bedeutung (vgl. 329 fye¤sesyai); zur unkontrahierten Form R 6. 332 SkurÒyen: zum Suffix R 15.1. — ka‹ (W)oi: zur Prosodie R 4.4. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — ßkasta: ‘alles einzeln’.

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wartenden Vaters zeichnen, aus seiner Unwissenheit heraus allerdings positiv: Peleus werde sich, im Gegensatz zu ihm selbst, auf den heimkehrenden Sohn freuen können (24.490–492, vgl. Achills Reaktion 24.511): EDWARDS zu 334–7. 334 pãmpan: eigtl. ‘ganz und gar’ (1.422n.), oft “Streckform zur Erreichung des VE bzw. der Zäsur katå tr¤ton troxa›on [= B2]” (LfgrE s.v. 951.57); katå p. | teynãmen ist Gegensatz zu tutyÚn ¶ti z≈ont' 335. 335 pou: 323n. — ékãxhsyai: dient als Inf. Perf. von êxnumai (vgl. 312n.) und hat hier stark durativen Charakter (MAWET 1979, 340f.); der Gemütszustand ist doppelt motiviert, ausgedrückt durch dat. causae und Ptz. Präs. (336 gÆra˝ te … ka‹ … potid°gmenon … | lugrØn éggel¤hn).

336 2. VH ≈ 10.123; VE ≈ Od. 9.545, 22.380, 24.396. — in gottverhaßtem Alter: Das Greisenalter, begleitet von Kräfteverlust und zunehmender Hilfsbedürftigkeit, wird durch die Abwesenheit von Kindern, v.a. eines beschützenden Sohnes, noch verschlimmert, vgl. etwa 5.20ff., bes. 23f., 5.152–158, 24.487–489, 540–542, Od. 11.494–503 (PREISSHOFEN 1977, 24f. 29). te … ka¤: verbindet inhaltlich eng zusammengehörige Satzglieder (Grund) in unterschiedlicher syntaktischer Konstruktion (Dat. u. Ptz.), ähnlich 4.60 = 18.365 (Dat. u. Kausalsatz), vgl. auch Od. 8.429, h.Ven. 232 (Dat. u. Ptz.): EBELING s.v. ka¤ 626. — stuger“: ‘schaudererregend, verhaßt’ (2.385n.), vgl. stugerÚn … g∞raw h.Ven. 233; weitere Epitheta bei g∞raw im LfgrE s.v. a.E. — §mÆn: Poss.-Pron. in der Funktion eines gen. obiectivus (‘Nachricht über mich’), vgl. 321a n. — potid°gmenon: 234n. 337 lugrØn éggel¤hn: die Junktur noch 17.642, 686, 18.18f. (die Nachricht von Patroklos’ Tod); Emphase durch integrales EnjambementP, vorbereitet durch §mÆn (EDWARDS zu 334–7; H IGBIE 1990, 55f.). — épofyim°noio pÊyhtai: ist Anklang an 322 (épofyim°noio puyo¤mhn), aber mit Wechsel des Blicks vom hypothetischen Tod des Vaters auf den eigenen antizipierten Tod, und inhaltlich eine ringkompositorischeP Rahmung der Abschnitte (3) u. (4) (322–337n.; LOHMANN 1970, 103; NAGY [1979] 1999, 185 Anm. 1; TSAGALIS 2004, 151; zu Achills Wissen um seinen Tod 328–333n.).

338 ≈ 301, 22.429, 22.515, 24.746, 24.776; 1. VH ≈ 22.437, 24.760; 2. VH ≈ 24.722. — Formelhafter Rede-AbschlußP von Totenklagen mit Reaktion der Anwesenden, so auch bei den Klagen der Frauen und des Priamos um Hektor (301n.). — die Alten: 303n.

334–335 Phl∞a: zur Flexion R 11.3, R 3. — katå … | teynãmen: Inf. Perf. (R 16.4), zur sog. Tmesis R 20.2. — tutyÒn: ‘ein wenig’, zu z≈ont(a). 336–337 §mØn potid°gmenon … | … ˜t(e) … pÊyhtai: potid°gmenon = prosdexÒmenon (↑; zur Vorsilbe R 20.1) ‘abwartend’, mit Akk.-Obj. u. Temporalsatz mit prospektivem Konj. (‘wann er erfahren werde’), bei Homer auch ohne Modalpartikel (R 21.1). — épofyim°noio: erg. §moË. 338 ≈ 301 (s.d.).

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339 2. VH ≈ Od. 4.734, 11.68. — und dachten daran, was …: Anklang an V. 314 (s.d.) ‘in Erinnerung versunken’ (gr. mn*esámenos bzw. mn*esámenoi); inhaltlich analog zu 302: an beiden Stellen zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Anlaß (Klage um Patroklos) und dem Inhalt der Klage des Einzelnen (Persönliches) (302n.). An der vorliegenden Stelle ergibt sich unmittelbar aus Achills Rede ein Anknüpfungspunkt: alle haben Angehörige zu Hause zurückgelassen. — zu Haus: gr. mégaron bez. eigtl. den Hauptraum des homerischen Hauses (3.125n.), die formelhafte Wendung ‘in den Hallen / der Halle’ ist aber oft gleichbedeutend mit (emotional konnotiertem) ‘zu Hause’ (24.209a n.). §n‹ megãroisin: formelhaft nach der Zäsur B 2 und zwischen A 2 u. B 1/2 (1.396n.). — ¶leipon: von WEST bevorzugte Lesart, ebenso LfgrE s.v. ßkastow 497.60ff. (‘was sie, jeder für sich, zurückgelassen hatten’; ähnlich 5.878, 10.215, Od. 8.392, h.Merc. 431), gegen die Hauptüberlieferung ¶leipe(n) (so LEAF , EDWARDS); zu appositivem ßkastow vgl. 2.775b n.; K.-G. 1.286; HAHN 1954, 202.

340–424 Athene stärkt in Zeus’ Auftrag Achilleus mit Nektar und Ambrosia, während sich die Achaier für den Auszug in den Kampf bereitmachen. Und während das Heer bewaffnet aus den Schiffen zusammenströmt, rüstet sich auch Achilleus und läßt die Pferde anspannen. Sein unsterbliches Pferd Xanthos deutet ihm in einem Gespräch die Umstände seines Todes an. 340 ≈ 17.441 (Zeus erbarmt sich der Pferde Achills, die er um Patroklos weinen sieht); 2. VH ≈ 15.44, 24.332. — als er … erblickte: gleitender SzenenP-Wechsel durch Einführung einer Figur B (hier Zeus), die eine andere Handlungsfigur A (hier die Trauernden im Myrmidonenlager) sieht, bes. beim Wechsel zur Ebene der Götter, die als Zuschauer auftreten, über das Gesehene beraten und bisweilen eingreifen; vgl. etwa 5.711–772 (Notlage der Achaier), 7.442–464 (Mauerbau), 16.428–461 (Sarpedons Tod), 17.432–456 (Trauer der Pferde Achills), 22.165– 187 (Achill verfolgt Hektor), 24.22–77 (Mißhandlung von Hektors Leichnam), 24.329–339 (Zeus sendet Hermes zu Priamos): KULLMANN 1956, 83–85; GRIFFIN 1980, 179ff.; RICHARDSON 1990, 111–113. 229 Anm. 6; DE JONG/NÜNLIST 2004, 74. — erbarmte sich: Die gr. Wortfamilie ele- (‘Erbarmen’) bez. sowohl den Affekt einer Figur (‘Mitleid’) als auch den daraus resultierenden Handlungsimpuls, der sich auf ein konkretes Objekt (Mensch, Tier, Gott) richtet, und begründet oft das Eingreifen der Götter (2.27n.; PAUL 1969, 12f., zur vorl. Stelle 45f.; SCOTT 1979, 8–10, 13f.; KIM 2000, 67). — Kronion: Sohn des Kronos (FG 26).

339 tå (W)°kastow: zur Prosodie R 5.4. — tã: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). — §n‹ (m)megãroisin: zur Prosodie M 4.6. 340 murom°nouw: prädikativ zu fid≈n. — toÊw: weist auf die Subjekte von V. 338 zurück; zur demonstr.-anaphor. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — ge (W)id≈n: zur Prosodie R 4.3. — §l°hse: zur augmentlosen Form R 16.1.

Kommentar

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341–356a Die Szene hat Ähnlichkeit mit der Typischen SzeneP ‘Botengang’ (1.320–348a n.): (1) Auftragserteilung mit Begründung (341–349), (2) Aufbruch (350–351a), (4) Situationsschilderung (hier z.T. in Element 1 enthalten): die gesuchte Figur (344f. aus Zeus’ Perspektive vorbereitet), (4a) die sie umgebenden Figuren (345f. mit Betonung der Absonderung von Achill, 351b–352a), (6) Ausführung des Auftrags und Rückkehr (352b–356a): vgl. EDWARDS zu 351–2. Das Fehlen der Elemente 3 (Figur kommt an) und 5 (tritt heran) und die Modifikation von Element 6 (Bote richtet Auftrag aus) ist durch den Kontext bedingt: es folgt keine direkte Begegnung und kein Gespräch, der Auftrag wird schnell und wortlos ausgeführt, ohne daß Achill den Vorgang bemerkt (AREND 1933, 56f.; zu solchen Modifikationen dieses Szenentyps s. 2.786–808n.; vgl. auch 19.1–39n.; allg. zu Götterauftritten s. 1.197–198n.; DE JONG zu Od. 1.29–324). 341 = 8.351; ≈ 4.69. — ÉAyhna¤hn: ist metr. bequeme Variante zu ÉAyÆnhn (6.88n.). — ¶pea pterÒenta proshÊda: formelhafte Rede-EinleitungP (20n.).

342–346 Mit der ironischen Unterstellung, Achilleus sei Athene offenbar gleichgültig, und der Beschreibung von dessen körperlicher und seelischer Verfassung – als ob Athene davon nichts wüßte – stachelt Zeus seine Tochter zu sofortigem Handeln an (vgl. 349). In ähnlicher Weise reizt Zeus zu Beginn des 4. Gesanges Hera und Athene mit ironischen Bemerkungen, um nach dem Zweikampf zwischen Paris und Menelaos die Handlung in der gewünschten Richtung in Gang zu setzen (4.5–73, bes. 4.7–19; vgl. auch seine Schelte 8.446–457). Daß Athene von sich aus Achills Bedürfnisse kennt, zeigt sich bereits 18.166ff.: Als Iris ihn in Heras Auftrag zur Hilfe im Kampf um Patroklos’ Leichnam bewegt, ist sie sogleich zur Stelle, um ihm, der seiner Rüstung beraubt ist, einen wirkungsvollen Auftritt zu ermöglichen (18.203ff.). 342 deinem Mann: i.S.v. ‘deinem Schutzbefohlenen’: Athene unterstützt wie Hera die achaiische Seite (FG 8) und tritt mehrmals als Beschützerin und Helferin des Achilleus auf: 1.193ff. (im Streit mit Agamemnon), 18.203ff. (342–346n.), 20.94ff. u. 438ff. (im Kampf), 21.284ff. (bei seiner Bedrohung durch den Skamander), 22.214–223 u. 276f. (im Kampf gegen Hektor); daneben ist sie die Helferin des Odysseus (2.172ff. u.ö., v.a. in der Odyssee), des Diomedes (5.1ff. u.ö.), des Menelaos (z.B. 4.127ff.) und anderer Heroen (LfgrE s.v. ÉAyhna¤h 214.19ff.). t°knon § m Ò n: zur Anrede 8n. — dÆ: ungewöhnliche Position am Satzanfang nach Anrede (ebenso 15.437); verleiht der folgenden Aussage bes. Emphase (‘so also, wie man sieht’): DENNISTON 228. — pãmpan: ‘ganz und gar’ (< pan-pan, s. 1.422n.). — •∞ow: ist sonst in der Ilias mit paidÒw/uÂow verbunden (1.393 [s.d.], 15.138, 24.422, 550), in der 341 ÉAyhna¤hn: zum -h- nach -i- R 2. — ¶pea: zur unkontrahierten Form R 6. — proshÊda: 3. Sg. Impf. zu prosaudãv, mit dopp. Akk. (ÉAyhna¤hn … ¶pea) ‘zu jm. etw. sagen’. 342 épo¤xeai (+ Gen.): hier i.S.v. ‘jn. im Stich lassen’; zur unkontrahierten Form R 6. — épo¤xeai éndrÒw: zur sog. Hiatkürzung R 5.5.

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Odyssee mit fvtÒw (Od. 14.505) u. wie hier éndrÒw (15.450). Etymologie und Bed. sind seit der Antike umstritten: entweder zu §@w ‘gut’ oder zum Poss.-Pron. •Òw (ChronEG 4 s.v. §Êw, •∞ow; NUSSBAUM 1998, 87ff. 147ff.: zu §@w, teils Umdeutung zu Poss.-Pron. der 2. Person, als metrisch willkommene Variante zu teo›o; FORSSMAN 2001, 115f.: “Also stehen diese Fügungen hier mindestens sinngemäß für ‘deines edlen Helden/Sohnes’”; vgl. 1.393n., G 82). Die Deutungen der vorliegenden Stelle divergieren: ‘dein Mann’ (i.S.v. ‘Schutzbefohlener’, s.o.) SCHW . 2.198; LfgrE s.v. énÆr 859.2ff.; LEAF u. WILLCOCK mit Zenodots Variante •o›o; vorsichtig EDWARDS (“probably understood as a 2nd-person possessive pronoun”); anders NUSSBAUM a.O. 93–96 u. 102f., mit Hinweis auf die Odyssee-Stellen: ‘good, noble’ ohne Possessiv-Komponente. Mit der Interpretation ‘dein Mann’ würde der ironische Vorwurf der unterlassenen Unterstützung an Schärfe gewinnen. 343 Σ nÊ toi: Σ (‘wirklich?’) leitet oft eine rhetorische Frage ein (56n.); die Partikelverbindung ähnlich ironisch gebraucht 15.128, 20.184, 22.11. — metå f r e s ¤: 213n. — m°mblet(ai): präsentisches Perf. zu m°lv (AH; EDWARDS; CHANTR. 1.426, 432; LfgrE s.v.: “rührt dich wirklich überhaupt nicht mehr?”), ebenso noch Hes. Th. 61, vgl. auch m°mbleto Il. 21.516, Od. 22.12 neben häufigerem akt. m°mhl-. Die Erklärung des “rätselhaften e” (so R ISCH 342) vor -tai ist strittig, viell. themat. Perf.-Bildung m°-mbl-e-tai (SCHW. 1.767f.; STRUNK 1957, 104f.; weitere Möglichkeit bei HACKSTEIN 2002, 222f.).

344–346 Situationsschilderung (341–356a n.): Der allg. Aufbruch erfolgte 275/277, die Aussage ‘die andern sind … | zum Essen fortgegangen ’ (345f.) schließt jetzt wohl auch die ‘Alten’ mit ein: Achill bleibt allein in seiner Trauer. Die am VA von 345/346 plazierten gegensätzlichen gr. Verbformen h *estai – óichontai (‘er sitzt da’ – ‘sie sind weggegangen’) und das antithetische Muster ‘A … x, alle anderen … y, A aber … z’ (vgl. 1.198n, 2.1–6n.) heben Achills strikte Weigerung zu essen und seine immer noch andauernde Absonderung von der Gemeinschaft hervor (LÉTOUBLON 1985, 99; NIMIS 1987, 37; KÖLLIGAN 2007, 151; vgl. auch 24.2b–13n.; zur Essensverweigerung 306–308n.). Auch die Tatsache, daß V. 344 beinahe identisch ist mit 18.3, dem Element 4 im Botengang des Antilochos, der Achill am Vortag über Patroklos’ Tod informiert hat, ist vielleicht ein Hinweis darauf, daß sich an Achills Absonderung auch nach der Versammlung noch nicht viel geändert hat. Das Sitzen verdeutlicht zudem Achills Passivität, vgl. 1.421/488, 18.104 (1.349n., 2.137n.; LfgrE s.v. ∏mai 910.76ff. u. 911.44ff.). 344 ≈ 18.3. — vor seinen Schiffen: Zur Position der Schiffe im Schiffslager der Achaier s. 1.12b n. ke›now: prädikativ (‘als dortiger’ → ‘dort’), durch propãroiye ne«n präzisiert, signalisiert örtliche Distanz (SCHW. 2.179, 210f.; CHANTR . 2.170; vgl. 3.391n.). — ˜ ge: nimmt das Subj. von 343 (ÉAxilleÊw) wieder auf (vgl. 1.97n.). — ne«n Ùryokrairãvn: Pluralvariante der VE-Formel neÚw kuanopr–roio (1x Il., 8x Od.) (EDWARDS zu 18.3–4). ÙryÒkrairow ist Poss.-Kompositum ‘mit emporgerichteten Hörnern’, sonst Epitheton von Rin343 toi: = soi (R 14.1). — m°mblet': = m°mbletai (↑); zum Medium R 23. 344 Ùryokrairãvn: zur Flexion R 11.1.

Kommentar

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dern (8.231, 18.573, Od. 12.348, h.Merc. 220); mit Bezug auf Schiffe ist es nur hier und 18.3 (ebenfalls von Achills Kontingent) belegt und bezieht sich entweder auf den emporgerichteten Bug- und Hecksteven (LfgrE s.v.) oder allg. auf hervorstehende Schiffsteile (NUSSBAUM 1986, 225–229. 232–234: “ships with straight projections” [Zitat S. 226], d.h. Rahe, Mastbaum, etc.; vgl. 1.170n. [korvn¤sin]; etwas anders K URT 1979, 62–65, bes. 64f.: auf den Vorderteil des Schiffs bezogen ‘mit geradem [senkrechtem] Kopf’; andere Möglichkeit SHEAR 2000, 80: aufgemalte Hörner als Emblem speziell von Achills Schiffen; zu den Schiffs-Epitheta allg. s. 1.12b n.; GRAY 1974, 96–98).

345 1. VH = Od. 16.145. — den lieben Kameraden: 209–210n. f¤lon: hier wohl mit affektiver Konnotation ‘lieb, geliebt’ (4n.); vgl. weitere Stellen im Zusammenhang mit dem Verlust des Freundes: 17.642, 655, 18.80, 22.390 (direkte Reden); 17.411, 23.152, 178, 24.4, 51, 416, 591 (Erzählertext). — o„ d ¢ d Ø êlloi: für die hom. Poetik charakteristischer Einschnitt mit Neueinsatz od. Szenenwechsel nach der Zäsur C 2 (1.194n.), hier beim Wechsel der Blickrichtung. ÙdurÒmenow ß t a r o n: Die scheinbare Kürze im longum vor der Zäsur B 1 (vgl. M 8; auch vor ßtarow Od. 10.225, 15.529, vor der Zäsur A 4 Il. 16.269, 23.137) ist entweder durch ‘positionbildendes’ /s/ oder durch Nachwirkung des Digamma erklärbar: (1a) auslautendes -w als Doppelkonsonant (M 4.6); (1b) urspr. vorhandenes, evtl. prosodisch noch wirksames antevokalisches /s/ (M 13.2) bei ßtarow als Ableitung zum idg. Reflexivum *se- (Etymologie gemäß FRISK, DELG, RISCH 92, LfgrE s.v. •ta›row); (2) Nachwirkung des Digamma bei ßtarow/•ta›row als Ableitung zum idg. Reflexivum *swe- (dazu ChronEG 4 s.v. ß, •: vgl. ¶thw 6.239n.); W läßt sich zwar bei eta(i)r- inschriftlich nicht nachweisen, würde aber neben der ‘regelwidrigen Kürze’ auch Hiat ohne Kürzung vor •tar-/ •tair- (10.235, 242, 16.581, 23.748, 24.4, 416, Od. 3.432, 10.436, 11.113 u.ö.) erklären (WACHTER 2001, 235f.).

346 o‡xontai metå de›pnon: ‘sind weg zum Essen’ (LfgrE s.v. ofixn°v, o‡xomai 623.31f.; L ÉTOUBLON 1985, 98f. 104; zu metã als Richtungsangabe mit finaler Nebenbedeutung SCHW. 2.486). — êkmhnow k a ‹ ê p a s t o w: Emphase durch synonymische Doppelung (dazu 1.160n.) und Wiederholung der Wortnegation (1.99n., 1.415n., 2.447n., 3.40n.). Zu êkmhnow s. 163n.; êpastow ist verneintes Verbaladj. zu pãsasyai (‘wer keine Nahrung zu sich nimmt/genommen hat’), iliad. hapaxP, sonst mit Gen. verbunden (ê. §dhtÊow ±d¢ pot∞tow: Od. 4.788, h.Cer. 200, Variation §dhtÊow Σen êpastow: Od. 6.250): LfgrE.

347–354 Indem der Erzähler Achill durch Nektar und Ambrosia stärken läßt, erreicht er vordergründig, daß Achills Absonderung und Essensverweigerung weiter andauern kann und seine große, vom Hunger nicht beeinträchtigte Ausdauer im Kampf plausibel bleibt (NIMIS 1987, 37f.; KARSAI 1998, 46f.; vgl. 348n.). Darüber hinaus lassen sich Verbindungen zu zwei anderen Szenen in der Ilias herstellen: (a) das Einflößen von Nektar und Ambrosia durch eine Göttin erinnert an die Fürsorge der Thetis für den toten Patroklos Vv. 38f. (NAGLER 1974, 156; TAPLIN 1992, 210 Anm. 12); (b) Achills Stärkung vor dem Kampf durch Athene hat eine Parallele in der Stärkung des Diomedes vor dessen Aristie 5.1–7 (EDWARDS zu 340–54; zum Verhältnis Achilleus – Diomedes s. 6.96–101n.). Die besondere 345 ßtaron: = •ta›ron. 346 êkmhnow: ‘ungestärkt’.

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Stärkung Achills (er ist bei Homer der einzige lebende Sterbliche, der Nektar und Ambrosia erhält) macht seine Götternähe deutlich (SCHEIN 1984, 140; vgl. 11n.). Im Gegensatz zu nachhom. Dichtern, bei denen Nektar und Ambrosia an Sterbliche verabreicht werden, um sie unsterblich zu machen (Stellen bei RICHARDSON zu h.Cer. 237; DNP s.v. Nektar), wird hier jedoch Achills Sterblichkeit nicht aufgehoben, sondern im folgenden (409, 416f., 420–422) wieder explizit thematisiert (EDWARDS zu 352–4; zu Nektar und Ambrosia 38n.). – Das Motiv der Stärkung durch göttliche Nahrung hat eine Parallele im Alten Testament (1. Könige 19.5– 8): der Prophet Elia erhält vor einer anstrengenden Reise Nahrung von einem Engel (LOUDEN 2006, 169f.). 347 ≈ h.Ap. 124; 2. VH = 353, Hes. Th. 642, ‘Hes.’ fr. 23(a).22 M.-W. (ergänzt). — éll' ‡yi: ist mit folgendem Imp. (hier 348 stãjon) oft “partikelhaft erstarrt” (1.32n.), hat hier aber viell. einen engeren Bezug zur Situation, in der Zeus seine Tochter mit einem Auftrag wegschickt (‘geh ’, vgl. SOMMER 1977, 206f.), und entspricht dem formelhaften Befehl bãsk' ‡yi bei der Aussendung von Boten (2.8n.; zum Asyndeton von Imperativen vgl. SCHW . 2.633). — n°ktar t e ka‹ é m b r o s ¤ h n §rateinÆn: §rateinÒw ist generisches EpithetonP von geogr. Bezeichnungen (2.532n.), Personen und Abstrakta (3.175n.), außerdem von der Götternahrung Ambrosia (s. Iterata) und von Speise allgemein (da›t' §rateinÆn Od. 8.61, 20.117). Zu n°ktar und émbros¤h s. 38n.

348 1. VH ≈ 353. — Variation der sonst üblichen Formen göttlicher Impulse (vgl. 37n., 159n.): anstelle von ‘Kraft’ (gr. ménos, thársos), wie bei Thetis’ Auftritt V. 37, wird Achill hier situationsbedingt die Götternahrung Nektar und Ambrosia ‘in die Brust’ eingeflößt (KULLMANN 1956, 71; LOUDEN 2006, 18f.). §n‹ stÆyess(i): Zum Dat. der erreichten Ruhelage bei den Verben mit der Bed. ‘legen, stellen, werfen’ u.ä. s. SCHW. 2.155f. — limÚw ·khtai: vgl. 164–165n. (kixãnei).

349 = 4.73, 22.186, Od. 24.487: Anders als bei sonstigen Auftragsreden (2.166n.) folgt auf Zeus’ Auftrag ein besonderer Rede-AbschlußP (AREND 1933, 57). Der Erzähler deutet darin an, daß Zeus’ Stichelei eigentlich nicht nötig gewesen wäre (vgl. 342–346n.): Die Bereitschaft zum Handeln ist – wie öfter bei Athene, s. Iterata – in der Göttin bereits vorhanden (vgl. die Doppelte MotivationP bei Menschen). Õw efip∆n  trune: variierbare VA-Formel (13x Il., 2x Od.), meist Abschluß einer Kampfparänese; efip≈n koinzidiert mit  trune (6.72n.).

347 ‡yi (W)oi: zur Prosodie R 5.4; ofl = aÈt“ (R 14.1). 348 §n¤: = §n (R 20.1). — stÆyess(i): zur Flexion R 11.3; zum Plural R 18.2. — min: = aÈtÒn (R 14.1). 349 pãrow: ‘vorher schon’. — memau›an: Fem. zu mema≈w, Ptz. zum Perf. m°mona (‘streben, darauf aus sein’).

Kommentar

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350–351a Große Geschwindigkeit von Mensch oder Tier wird im fgrE oft durch Vogel-VergleicheP veranschaulicht (2.764n.). Bei den Göttern jedoch, die sich ‘einem Vogel gleichend’ durch die Luft bewegen (13.62 Poseidon, 15.237 Apollon, 18.616 Thetis, Od. 1.320 u. 3.372 Athene, 5.51 Hermes) oder aus erhöhter Position (Baum, Dach) einem Ereignis zuschauen (Il. 7.59, 14.290, Od. 22.240), ist es umstritten, ob es sich um einen bloßen Vergleich handelt oder eine Metamorphose angedeutet ist (FRÄNKEL 1921, 81f.; COFFEY [1957] 1999, 325. 336 Anm. 29; SCOTT 1974, 77–79; ERBSE 1980; TSAGARAKIS 1982, 135–138; DE JONG zu Od. 1.319–24; Zusammenfassung der Positionen bei CARTER 1995, 287–290; vorderoriental. u. idg. Parallelen bei WEST 1997, 185; 2007, 152f.). An der vorliegenden Stelle ist es wohl am ehesten ein Vergleich: mit dem Bild vom rasanten Sturzflug eines Raubvogels soll Athenes schneller und gezielter Ortswechsel hinab ins Schiffslager zu Achill vor Augen geführt werden (Element 4 der Typischen SzeneP ‘Götterreise’, vgl. 114–119n.): AH; DIRLMEIER 1967, 24f. 31 Anm. 41; BANNERT 1978, 37 Anm. 27; 1988, 67f.; EDWARDS, Introd. 29f.; vorsichtiger EDWARDS zu 350–1; anders KULLMANN 1956, 91. 93: Athene trete in Vogelgestalt auf (allerdings fehlt hier ein Hinweis darauf, daß die Achaier oder Achilleus ihr Kommen oder Tun bemerkt hätten); abgeschwächt bei ERBSE a.O. 263f., ausgehend von 4.75–81: das Bild des Vogels solle zeigen, was “der Hörer wahrnehmen könnte, wenn er Zeuge […] wäre”. ërp˙: hom. hapaxP, Bez. für einen nicht näher identifizierbaren Vogel, viell. einen Raubvogel (Vorschläge gesammelt im LfgrE s.v. ërph II), oder nach Aristot. Hist. an. 609a einen Seevogel (EDWARDS). Der Vogelname ist entweder identisch mit ërph ‘Sichel’ (vgl. lat. sarp[i]o), dann wohl aufgrund der sichelförmigen Krallen, wovon ërpaj, èrpãzv u.a. abgeleitet wurde (FRISK, DELG s.v.), oder er gehört zu einer idg. Wz. *(h1)rep- (vgl. lat. rapio) (LfgrE s.vv. ërph, ërpuia). — tanupt°rugi: das Vogel-Epitheton nur noch 12.237, daneben die metr. Varianten tanÊpterow (Hes. Th. 523, h.Cer. 89) und tanus¤pterow (2x Od., 2x Hes., 2x hom.h.); bed. entweder ‘die Flügel ausbreitend’ (verbales Rektionskompositum) oder ‘mit gestreckten Flügeln’ (Poss.-Kompositum) (FRISK, DELG s.v. tanu-; U NTERMANN zu 16.767; LfgrE s.vv. tanÊpterow, tanupt°rugi). — liguf≈nƒ: ‘mit schriller, durchdringender Stimme’, außer hier noch Hes. Th. 275 u. 518 vom Gesang der Hesperiden, h.Merc. 478 von der Leier; zum Vogelruf vgl. Il. 14.290 ˆrniyi ligurª §nal¤gkiow (LfgrE; zu ligÊw 5n.). An Vogellauten wird in der Ilias nur der durchdringende Schrei oder das laute Kreischen beschrieben (KRAPP 1964, 158f.; WILLE 2001, 39f.); hier unterstreicht der helle Vogelschrei das Bild des Vogels in der Luft, hat aber keinen Bezug zur weiteren Handlung (KAIMIO 1977, 44f.: “the mention of the voice is purely decorative”). — §kkat°palto: athemat. Aor. zum Kompositum §k-kat-epi- + êlto (zu ëllomai) (zu solchen Komposita s. SCHW . 2.428f.); es bez. neben dem Ausgangspunkt (§k-) und der Richtung (kata-) auch die Zielgerichtetheit (§pi-) des Raubvogels bzw. der Göttin: LEAF , W ILLCOCK, EDWARDS: ‘leap out down towards’; CHANTR. 350 ërp˙ (W)eiku›a: zur Prosodie R 4.4. — tanupt°rugi (l)liguf≈nƒ: zur Prosodie M 4.6.

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2.145; LfgrE s.v. ëll(omai) 547.24ff. Vgl. êlto bei Thetis’ Reisen vom Olymp 1.532, 18.616 (zu oÈranÒw und Olymp 128–130n.). Anders AH, FAESI: Doppelkompositum §kkata- + pãllomai (‘schwang sich herab’). Zum Akzent und zur Vermischung von §p-alto und §-palto ORTH 2; W EST 1998, XX. — di' afiy°row: afiyÆr bez. bei Homer den Himmel als den Raum von Wind und Wolken (2.412n.).

351b–356a Entsprechend der Schnelligkeit und der Heimlichkeit des ganzen Vorgangs wird die Ankunft der Göttin nicht eigens vermerkt, sondern nur kurz die Umgebung erwähnt (Situationsschilderung 351b–352a), bevor die Ausführung des Auftrags berichtet wird (352b–356a): 341–356a n. Bei Athenes Ankunft sind die Achaier damit beschäftigt, sich für den Kampf zu rüsten; dieser Vorgang dauert im folgenden an (356b–364) und wird erst 20.1f. abgeschlossen (356b–20.3n.). Die Zusatzverse zu 351, die in einem auf Papyrus erhaltenen Kommentar überliefert sind, sollten wohl dazu dienen, den abrupten Übergang von Athenes Reise zur Wappnung der Achaier zu überbrücken (s. app. crit. zu 351; EDWARDS zu 351–2; HASLAM 1998, 39f.). 351b aÈtår ÉAxaio¤: flektierbare VE-Formel (63n.). 352 aÈt¤ka: signalisiert wohl eher Gleichzeitigkeit mit der Ankunft Athenes (LfgrE s.v. 1600.53ff.: “im gleichen Augenblick [wie ein anderes berichtetes Ereignis]” u. 1601.54ff.: “waren in diesem [selben] Augenblick gerade dabei …”) als die eifrige Folgsamkeit des Heeres (‘sogleich’ nach dem Mahl: AH; EDWARDS zu 351–2).

353–354 1. VH 353 ≈ 348 (s.d.). Die Ausführung des Auftrags wird – entsprechend der epischen Erzählkonvention (dazu 6.86–101n. a.E.) – mit fast wörtlicher Wiederholung der Vv. 347f. geschildert. Durch die Erweiterung im Finalsatz entsteht ein Anklang an die Vv. 165f. in Odysseus’ Argumentation. — Knie: 166n. éterpÆw: iliad. hapaxP (s. aber 6.285n.), Wort der Figuren-SpracheP; Kompositum zu t°rpv mit a privativum (‘unbefriedigend, unerfreulich’); zum Bildungstyp und seiner Verwendung (“als eine Art aktives oder passives Verbaladjektiv”) SCHW . 1.513; RISCH 81f., 86. Hier charakterisiert es den “Hunger, ‘der (den Menschen) unbefriedigt macht’, indem er ihn physisch und psychisch schwächt” (LATACZ 1966, 218 Anm. 33, mit Hinweis auf 161ff.); die Junktur noch Hes. Op. 647; sonst 1x bei da›ta (Od. 10.124) und 2x bei x«ron (Od. 7.279, 11.94). — ·khtai: (Finaler) Konj. ist bei Homer auch nach Aor. üblich (CHANTR. 2.269); hier steht er im Anklang an 348 und ist der nur schwach bezeugten v.l. ·koito vorzuziehen (EDWARDS zu 352–4).

355–356 Der Abgang göttlicher Besucher bleibt sonst oft unerwähnt (39n.). Hier weist der schnelle Blickwechsel – weg von Athene, die in das Haus ihres Vaters (d.h. auf den Olymp) zurückkehrt, hin zum Heer, das sich zum Auszug rüstet und 351 aÈtãr: ‘aber’ (R 24.2). 352 ÉAxil∞Û: zur Flexion R 11.3, R 3; zum einfachen -l- R 9.1. 354 min … goÊnay': Akk. des Ganzen und des Teils (R 19.1). — goÊnay': = goÊnata; zur Flexion R 12.5. 355 §risyen°ow: zur unkontrahierten Form R 6.

Kommentar

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sammelt – auf die Gleichzeitigkeit zweier Handlungen (Stärkung Achills, Wappnung der Achaier): KURZ 1966, 111 mit Anm. 41; vgl. 303n. aÈtÆ: vgl. 120n. — patrÚw §risyen°ow: ebenso noch Od. 8.289 (p. §. Kron¤vnow) u. ‘Hes.’ fr. 204.123 M.-W. (am VA ergänzt). §risyenÆw (‘überaus stark, gewaltig’, Poss.Kompositum) ist Epitheton von Zeus und von Poseidon (LfgrE s.v.; zum Vorderglied §ris. WILLI 1999, 94ff. [‘hoch oben’]). — pukinÚn d « : kürzere Variante der VE-Formeln xalkobat¢w d« (1.426n.) und Íceref¢w d« (3x Od.) und Variante der flektierbaren Junktur (Nom./Gen./Dat.) pukinÚw dÒmow (nach der Zäsur B 1: 1x Il., 2x Od., 2x hom.h.; nach der Zäsur C 1: 1x Il., 1x Od.). pukinÒw ‘dicht’ ist u.a. Charakteristikum eines fest gebauten Gebäudekomplexes (vgl. pukino›si l¤yoisin | d≈matow 16.212f.), wie hier des Zeus-Palastes oder der Wohnstätten von Amyntor, Erechtheus und Alkinoos (LfgrE); zur Etymologie von d« ‘Haus’ 1.426n.

356b–20.3 Nach dem Weggang der Athene breitet der Erzähler zunächst in einer Panorama-Szene das Bild des sich sammelnden Heeres aus. V. 364 verengt sich der Blick auf Achilleus, dessen Wappnung ausführlicher beschrieben wird, und weitet sich erst wieder zu Beginn des 20. Gesanges, wenn er beide Gesamtheere erfaßt. 20.4ff. ist die Handlung auf der Götterebene angelegt: Zeus reagiert auf die – von den Göttern beobachtete – Sammlung der Heere (zur Götterversammlung 40–276n.). Die ausführliche Schilderung der Wappnung, der Sammlung und des Auszugs des Achaierheeres (Element 3 der Typisierten EreignissequenzP “armies joining battle”: H AINSWORTH 1966, 160f.; vgl. 155–183n.) wird durch mehrere Gleichnisse und Vergleiche erweitert, die Massenbewegung und Waffenglanz veranschaulichen (357–361n., 364b–391n.), außerdem durch Achills außergewöhnliches Gespräch mit seinem Pferd (399–403n.). Zu dieser Art von Panorama-Szenen s. 3.1–14n. mit Lit.; zur vorliegenden Szene FRÄNKEL 1921, 32; KRISCHER 1971, 47; DE JONG 1985, 263 mit Anm. 24; RICHARDSON 1990, 120f. 356b ≈ 17.403. — épãneuye ne«n: Formel vor der Zäsur C 1 (1.35n.). — §x°onto: ‘ergossen sich’, vgl. die ähnliche Schilderung 2.464f.; zum ‘Strömen’ als Bez. für Massenbewegungen KURZ 1966, 140. — yoãvn: 1.12b n.

357–361 Das GleichnisP der Schneeflocken veranschaulicht in erster Linie die dichte Menge und die unablässige Bewegung der bewaffnet zusammenströmenden Krieger, deren Waffen im Licht glänzen (359, 362f.): durch die Schilderung des dichten, kalten, vom Nordwind getriebene Schneegestöbers wird eine bedrohliche Stimmung geschaffen und die optische Wirkung der unzähligen in Bewegung befindlichen einzelnen Rüstungsteile und Waffen illustriert (EDWARDS zu 356–64; JACHMANN 1958, 289f.; BRADLEY 1967, 39f.; R OSENMEYER 1978, 214f.; zur

356 to¤: = o· (R 14.3), demonstr.-anaphorisch (R 17), weist auf ÉAxaio¤ 351 zurück. — épãneuye: zusammengesetzte Präposition (Basis: êneu) mit Gen., ‘von … weg’ (ebenso 374, 378).

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Ilias 19

Wortwiederholung in Gleichnis und Kontext [357/359] EDWARDS, Introd. 27f. u. 31; allg. zu den Schneegleichnissen 3.222n.). 357 von Zeus hergeflogen: Als Wettergott läßt Zeus Schnee (10.6f., 12.279f.) und v.a. Regen (z.B. 12.25, 16.385f., Od. 14.457f., Hes. Op. 415f., 488) fallen (LfgrE s.v. ZeÊw 864.44ff.). Der Name ist hier wohl nicht als bloße Bez. des Himmels (so AH, LEAF, WILLCOCK) aufzufassen; ebenfalls personifiziert ist wohl Boreas 358 (EDWARDS; vgl. FG 24). … w d' ˜te: häufige Gleichnis-Einleitung (2.147–148n.). — tarfeia¤: Ableitung zu tr°fv, bez. im kollektiven Pl. die große Zahl gleichzeitig auftretender (wie hier) od. dicht aufeinanderfolgender Einheiten: ‘dicht, zahlreich’ (LfgrE s.v. tarf[Êw]; von Waffen in einem Schneeflocken-Gleichnis noch 12.158); zum Akzent WEST 1998, XXI. — nifãdew: ‘Schneeflocken’, nur in Gleichnissen (3.222n.). — §kpot°ontai: Iterativform zu §kp°tomai (SCHW. 1.719; TUCKER 1990, 130 Anm. 176; LfgrE s.v. potãomai, pot°omai; vgl. 2.90n.).

358 ≈ 15.171. — Boreas: kälte- und schneebringender Wind, der von Thrakien her weht (15.170f., Hes. Op. 505ff., 547ff.; vgl. WEST zu Op. 553); gilt als sehr kräftiger Wind (FG 37). ÍpÚ = i p ∞ w: formelhaft vor der Zäsur B 1 (4x Il., 1x Od., 1x h.Ap.); =ipÆ (‘Wucht’) gehört zu =¤ptv; immer mit Gen. dessen, der die Bewegung auslöst (Gott, Wind, Mensch), od. Gen. der in Bewegung gesetzten Sache, deren Wucht wirkt (Stein, Lanze, Diskus, Feuer): LfgrE s.v.; leitet hier die Erklärung für cuxra¤ ein. — afiyrhgen°ow: Kompositum aus afiyrh- ‘klare Luft’ und -genhw, nur hier und 15.171 belegt, außerdem Od. 5.296 die metr. bedingte Nom.-Form afiyrhgen°thw; distinktives EpithetonP von Boreas. Die Bed. ist entweder passivisch ‘in der Luft geboren’ wie bei den meisten Adjektiven auf -genÆw (EDWARDS; LEAF zu 15.171; JANKO zu 15.170–1; HAINSWORTH zu Od. 5.296; vergleichbar ist dio-genÆw ‘gottentsprossen’: 1.337n.) oder aktivisch ‘klare, kalte Luft erzeugend’ (schol. b u. T z.St.; LfgrE s.vv. afiyrhgen°thw u. afiyrhgenÆw; unentschieden RISCH 246).

359–361 Entsprechend dem Prinzip der ausführlichen DarstellungP werden an diesem Punkt der Erzählung, an dem die Achaier endlich wieder von Achilleus unterstützt in den Kampf ziehen können, einzelne Teile ihrer Bewaffnung genannt. 359 VE ≈ 13.265. — ganÒvsai: Das Verb ganãv ist etymologisch mit gãnow (‘Glanz, Freude’) u. gãnumai (‘sich freuen’) verwandt, zur Wurzel *gaW- (vgl. lat. gaudeo, gavisus) gehörig, und hat die Bed. ‘glänzen, in voller Pracht stehen’; hier und 13.265 von Waffen, Od. 7.128 von Blumenbeeten, h.Cer. 10 von der Narzisse (LfgrE; LATACZ 1966, 156–158; CLARKE 2005, 40f.).

360 die Schilde mit den Buckeln: Rundschilde der geometrischen Zeit waren zur Zierde und zur Verstärkung der Mitte mit einem Buckel versehen (BORCHHARDT 357 DiÒw: abhängig von §kpot°ontai (‘fliegen von Zeus her’). 358 ÍpÚ (=)=ip∞w: zur Prosodie M 4.6. — Bor°ao: zur Flexion R 11.1. 359 lamprÒn: adverbialer Akk. — ganÒvsai: Ptz. Präs. zu ganãv; zur ep. Zerdehnung R 8. 360 nh«n: zur Flexion R 12.1.

Kommentar

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1977, 36. 50); zu den beiden in den hom. Epen beschriebenen Schildtypen (Langschild und Rundschild) s. 2.388–389n., 3.335n. (sãkow), 6.117–118n. a.E. (ésp¤dow Ùmfalo°sshw). §kfor°onto: for°v ist Iterativum zu f°rv (SCHW. 1.720), bez. sonst u.a. das gewohnheitsmäßige Tragen von best. Kleidern od. Waffen (z.B. 7.147, 149, 15.530, 533, 19.11); hier betont es analog zum Iterativum §kpot°ontai (357n.) die große Menge der gerüsteten Achaier. Die Form wird teils als intrans. Medio-Pass. aufgefaßt (LSJ s.v.: ‘move forth’; CUNLIFFE s.v.: ‘advance from’; LfgrE s.v. for°v [in Vorbereitung]: ‘drangen heraus’; vgl. intrans. f°resyai ‘sich bewegen, stürzen’ S CHWYZER [1942] 1983, 55 mit Anm. 3; JANKUHN 1969, 115 Anm. 2; LfgrE s.v. f°rv 852.23ff.), teils passivisch (LEAF; EBELING s.v.; M UTZBAUER 1909, 122). — ésp¤dew ÙmfalÒessai: flektierbare VE-Formel (6.117– 118n. a.E.).

361 Harnische: zu Material und Funktion der hom. Panzer und zu archäologischen Zeugnissen allg. s. 3.332n. Die Aufzählung schließt mit einem chiastisch aufgebauten Vers. — krataigÊaloi: ‘mit starken gÊala’, nur hier belegt; gÊalon bez. nicht eindeutig bestimmbare Bestandteile des Panzers, evtl. den gewölbten Teil des Panzers (Brust- und Rückenplatte) oder Metallverstärkungen an den Schultern (LfgrE s.v. gÊalon; CATLING 1977, 76–78. 100; FRANZ 2002, 58f.) oder kleinere, bewegliche Metallteile an den Schultern und im unteren Bereich des Panzers (SHEAR 2000, 48); zum Vorderglied kratai- s. LfgrE s.v. kratÊw. — me¤lina doËra: ebenso am VE 13.715; das Epitheton bezieht sich auf den Eschenholz-Schaft der Speere. Häufiger sind die VE-Formeln me¤linon ¶gxow (6.65n.) und xalkÆrea doËra (6.3n.; dort auch allg. zu den Nomen-Epitheton-Formeln für ‘Speer’).

362–364 Ähnlich wie beim Auszug des Achaierheeres im 2. Gesang (2.455ff.) werden optische und akustische Eindrücke wirkungsvoll kombiniert. Und wie die Sammlung des Achaierheeres dort mit dem Blick auf den Heerführer Agamemnon abgeschlossen wird (2.477–483), wird sie hier nach dem Bild der herausströmenden Heeresmasse mit dem Blick auf Achilleus abgeschlossen, der im folgenden Kampf die Hauptrolle spielen wird (vgl. 2.455–483n., 2.780–785n.). Das Motiv des weithin sichtbaren Glanzes der Waffen, häufig verwendet bei Bewegungen von Bewaffneten (KURZ 1966, 155), deutet ähnlich wie 2.458 die Zerstörungskraft des Heeres an (2.455–458n.). Hier verleiht aber die metaphorische Verwendung von gr. gélasse ‘lachte’ (362 [s.d.]) der Szene zusätzlich eine optimistische Stimmung (KRISCHER 1971, 47). Das Motiv ‘Dröhnen der Erde unter den Füßen einer Menschenmenge’ (wie 2.465f. und 2.780–784; zum Motiv 2.95n. u. vgl. 2.459– 466n.) wird 20.157f. nach der Götterszene beim Zusammenprall der beiden Heere wiederholt. Mit dem aus diesen Motiven entstehenden Gesamteindruck baut der Erzähler einen Hintergrund auf, vor dem der Blick sich dann ab V. 364 auf Achill konzentriert.

361 me¤lina: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — doËra: zur Flexion R 12.5.

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Ilias 19

362 oÈranÚn Âke: vom Waffenglanz auch 2.458; zur formelhaften Wendung, auch mit anderen Subj., s. 2.153n.; zu idg. Parallelen WEST 2007, 91. — g°lasse: bed. bei belebtem Subj. ‘lachen’ (zur Etymologie vgl. LIV 162), bei unbelebtem Subj. wie hier, h.Cer. 13f. (Subj. oÈranÒw, ga›a u. o‰dma yalãsshw) u. Hes. Th. 40ff. (Subj. d≈mata des Zeus) metaphor. ‘lachen, strahlen’ (LfgrE s.v.; LEAF; A RNOULD 1990, 138f. mit weiteren nachhom. Stellen; CLARKE 2005, 39f.; vgl. auch etymologisch verwandtes galÆnh: DELG s.v.). — p°ri: so WEST nach Heyne; die Hss. bieten adverbielles per¤ (G 98; CHANTR. 2.83, 125). 363 1. VH ≈ 11.83, Od. 4.72, 14.268, 17.437. — sterop∞w: bez. hier und an den Iterat-Stellen (außer Od. 4.72) das Blitzen der Metallwaffen in Bewegung (LfgrE s.v. [é]steropÆ 1443.15ff., bes. 32ff.). Ein vergleichbares Bild von Waffen in Bewegung liegt Il. 11.80–83 vor, wo Zeus vom Olymp aus die kämpfenden Heere beobachtet. — ÍpÒ: adverbiell ‘unten’, mit Fernwirkung auf poss¤n (AH; 2.465b–466n.).

364b–391 Letzte Realisierung der Typischen SzeneP ‘Rüstung’ (3.328–338n.) in der Ilias. Sie nimmt in der Reihe der größeren Rüstungsszenen einen besonderen Platz ein, da einzelne Elemente durch außergewöhnliche Zusätze erweitert sind: (1) die allgemeine Ankündigung (364, 368) durch die körperlichen Anzeichen von Aggression bei Achill (365–367; zur umstrittenen Echtheit der Verse 365–368 s.d.); nach dem Anlegen von (2) Beinschienen, (3) Panzer und (4) Schwert (Vv. 369–373a) sind das Umhängen des (5) Schildes und das Aufsetzen des (6) Helms durch Licht-VergleicheP und ein GleichnisP erweitert (373b–383: 374, 375–380a, 381b–382a), und nach einer Bewegungsprobe in der neuen Rüstung (384–386) das Ergreifen der (7) Lanze durch deren Herkunftsgeschichte (387– 391). In diesen Erweiterungen wird der dynamische Aspekt betont und damit die besondere Rolle des Trägers und seine herausragende Aristie vorbereitet (374– 383n.). Die dadurch geweckten Erwartungen erfüllen sich durch Achills Leistungen im Kampf und seinen Sieg über Hektor im 20.–22. Gesang (EDWARDS zu 364–424; AREND 1933, 94f.; K RISCHER 1971, 23ff., bes. 27f.). – Signifikante Parallellen zeigen zwei weitere Rüstungsszenen: (a) diejenige des Agamemnon 11.16b–45a mit vergleichbar großen Erweiterungen, in denen aber v.a. die Kostbarkeit des Materials und die Ausschmückung von Panzer und Schild beschrieben werden; (b) diejenige des Patroklos 16.130–144, die mit dem Hinweis auf das Fehlen der Peleus-Lanze endet und an die sich – wie hier Vv. 392ff. – das Anspannen der urspr. Peleus gehörenden Pferde anschließt (16.145–154). Durch den Anklang an (b), die Wappnung des Patroklos vor seinem letzten Kampf gegen Hektor, wird andeutungsweise auf die Kette der Todesfälle Patroklos – Hektor – Achilleus hingewiesen und das tragische Schicksal des eben herausgehobenen Kriegers ins Bewußtsein gerückt (PATZER 1972, 38–40; SHANNON 1975, 69–71; HEATH 1992, 396. 399; PATZER 1996, 114f.).

362 Âke: Impf. zu ·kv ‘erreichen’. — g°lasse … p°ri: zur sog. Anastrophe u. Tmesis R 20.2 u. ↑; zum -ss- R 9.1.

Kommentar

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364 §n … m°soisi: 77n. — korÊsseto: wieder aufgegriffen in 397 am Ende der Rüstungsszene (EDWARDS ). — d›ow ÉAxilleÊw: 40n.

365–368 Wie bei Achills erstem Blick auf die neuen Waffen (16ff.) flammt auch in dem Moment, in dem er sie zum ersten Mal anlegt, seine Aggression verstärkt auf (vgl. 12–19n., 16a n., 16b–17n.). Der ungewöhnliche Zusatz im Element 1 der Typischen SzeneP ‘Rüstung’ ist seit der Antike wiederholt als Interpolation verdächtigt worden: von Aristarch als übertrieben lächerlich empfunden, ein Urteil, das er später revidiert haben soll (schol. A; Erbses Kommentar zu schol. 365–8; AH, Anh. 23; LEAF; EDWARDS), von West als bloßer rhetorischer Zusatz eingestuft, der den allg. erwarteten Fortgang der Szene unterbreche, so daß der Interpolator mit V. 368 nochmals neu habe einsetzen müssen (WEST 2001, 12 Anm. 28. 253f.). Für die Echtheit der Verse könnte aber sprechen, daß sie (1) ein akustisches und optisches Pendant zu 362ff. geben, indem Waffenglanz und Lärm des marschierenden Heeres hier wiederaufgenommen sind im Knirschen von Achills Zähnen und im Glanz seiner Augen (DANEK 2003, 285); (2) mit V. 368 in einer kurzen Zusammenfassung explizit die neuen Waffen (insgesamt) nennen, die dann 369ff. im Detail geschildert werden, wie bei der Rüstung des Paris 3.328f. (sog. ‘header’ device, vgl. 6.156–159n.; zum Hinweis auf Hephaistos s. 19.383n.); (3) die Wirkung von Athenes Stärkung an der Person Achills zeigen (vgl. auch die Besonderheit des von ihm ausgehenden Glanzes 375–383, 398, 20.46; weitere Stellen s. 16b–17n.) (AH; EDWARDS ); (4) eine besondere Atmosphäre von Aggressivität schaffen, die um Achill entsteht, als er in höchster Ungeduld auf den Kampf wartet (A RMSTRONG 1958, 350); zusammen mit dem Gespräch mit Xanthos nach der eigentlichen Rüstungsszene (392ff.) vergegenwärtigen sie Wut, Trauer und Tod des Achilleus, wodurch der Erzähler “a moment of great power and intensity in the poem” schafft (ARMSTRONG ebd. 353f.). 365–366 1. VH 365 bis p°le ≈ ‘Hes.’ Sc. 164. — Von seinen Zähnen kam ein Knirschen: Dies ist die einzige Stelle bei Homer, wo gr. kanach*e für menschliche Laute verwendet ist (von Zähnen nur noch ‘Hes.’ Sc. 160 [Todesgöttin Ker] u. 164 [Schlangen]); sonst bez. es das Geräusch beim Aufschlagen von Objekten auf Metall (16.105, Od. 19.469) oder von Hufen (Il. 16.794): LfgrE s.v. kanaxÆ. Mit der vorliegenden Stelle am ehesten vergleichbar ist das Wetzen der Zähne – z.T. verbunden mit feurigem Blick – als Zeichen von Aggression bei Tieren: 11.416f., 12.149f., 13.474f., ‘Hes.’ Sc. 388 (Vergleiche von Kriegern mit angreifendem 364 m°soisi: zur Flexion R 11.2. 365–367 toË: demonstr.-anaphorisch (R 17); abhängig von ÙdÒntvn. — p°le: ‘es gab’; zur augmentlosen Form R 16.1. — t∆ … ˆsse | lamp°syhn: Duale; ˆsse: ‘Augen’. — d° (W)oi: zur Prosodie R 4.3; ofl = aÈt“ (R 14.1). — …w e‡ te purÚw s°law: ‘wie (wenn) der Schein des Feuers ’. — te: ‘episches te’ (R 24.11). — §n … | dËn(e): ‘drang ein’; sog. Tmesis (R 20.2). — Σtor: präpositionsloser Akk. der Richtung (R 19.2).

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Eber), Sc. 235 (Schlangen auf dem Schild), Sc. 404 (kämpfende Löwen); bei Menschen hingegen wird sonst nur das Klappern der Zähne als Zeichen von Furcht erwähnt (Il. 10.375, 13.283): LfgrE s.v. Ùd(≈n); TICHY 1983, 185f. — die Augen, | … wie der Schein des Feuers: zu diesem Zeichen von Agressivität s. 16b–17n. t∆ d ° ofl ˆ s s e | lamp°syhn: = 15.607f.; t∆ d° ofl ˆsse ist VE-Formel (6x Il., 2x Od.); vgl. auch VE 16 §n d° ofl ˆsse (s.d.). — …w efi … s°law: 16b–17n.; s°law kehrt leitmotivisch in der folgenden Beschreibung des Schildes wieder (374, 375, 379; s. ARMSTRONG 1958, 351f.). — §n d° ofl Σtor: VE-Formel (3x Il.): 1.188n.

367 1. VH ≈ ‘Hes.’ fr. 33(a).24 M.-W. — Schmerz: gr. áchos bez. einen seelischen, mit Wut und Aggression verbundenen Schmerz (125n., 307n.; vgl. Achills Reaktion beim ersten Anblick der Waffen 12–19n., 16a n.). dËn' êxow: vgl. ¶du xÒlow 16a n. — êtlhton: zu tl∞nai ‘ertragen’, im fgrE nur hier und 9.3, ‘Hes.’ fr. 33(a).24 M.-W., jeweils zur Charakterisierung von psychischem Leid. Zur Kürze im longum vor der Zäsur vgl. M 8 u. M 15. — ˘ d(°): nimmt das Subj. von 364 (korÊsseto … ÉAxilleÊw) wieder auf und leitet mit 368 zur detaillierten Schilderung der Wappnung über. — menea¤nvn: 58n.; hier mit Dat. ‘voller Wut auf’ (LfgrE).

368 2. VH ≈ 2.101 (s.d.), 7.220, 8.195. — des Gottes Gaben: 3n. — welche Hephaistos mühsam gefertigt: vgl. 369–371n. dÊseto: läßt dËn' in 367 anklingen, wo eine emotionale Regung gleichsam von außen in die Figur eindringt, und nimmt inhaltlich korÊsseto von 364 wieder auf; zum ‘Eintauchen’ in Waffen und zum sog. themat. s-Aor. s. 36n. (dÊseo d' élkÆn).

369–371 = 3.330–332 (s.d.), 11.17–19, 16.131–133; V. 371 = ‘Hes.’ Sc. 124. — In den anderen drei großen Rüstungsszenen der Ilias werden Zusatzinformationen zum Panzer gegeben (3.333 u. 16.134: der eigtl. Besitzer; 11.20–28: Herkunft und Aussehen); im Falle von Achills Rüstung sind Herkunft und Verarbeitung bereits bekannt (18.468–613, der Panzer 610). Allg. zu Beinschienen, Knöchelschützern und zum Panzer s. 3.330n., 3.331n., 3.332n. 370 kalãw, …: zur Satzstruktur (ähnl. VA 380) vgl. 11n.

372 = 2.45 (s.d.), 3.334 (s.d.), 16.135; ≈ 11.29, Od. 8.416; 1.VH = Il. 5.738. — Achills Schwert wird nicht besonders hervorgehoben (anders bei Agamemnon 11.29–31), bei der Herstellung der Waffen im 18. Gesang bleibt es ganz unerwähnt (dazu E DWARDS zu 18.609–13). Mehr Beachtung schenkt der Erzähler Achills Lanze, die Patroklos bei seinem Auszug in den Kampf nicht mitgenom-

368 tã (W)oi: zur Prosodie R 5.4. — tã: demonstr.-anaphor. Pron. in der Funktion eines Rel.Pron. (R 14.5). — kãme teÊxvn: ‘mit Mühe, Anstrengung (d.h. sorgfältig) verfertigt hatte’; kãme ist Aor. zu kãmnv. 369 pr«ta: adverbiell, ‘zuerst’. — knÆm˙sin: zur Flexion R 11.1. 371 stÆyessin: zum Plural R 18.2. 372 émf‹ … bãleto: zur sog. Tmesis R. 20.2. — êr': = êra (R 24.1).

Kommentar

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men hatte (387–391n., 388–389n.) und die im folgenden Kampf häufig zum Einsatz kommen wird (z.B. 20.273–277, 21.161ff., 22.319–330). 373 = 3.335 (s.d.), 16.136; 2. VH = 18.478, 18.609, ‘Hes.’ Sc. 319; ab Zäsur C 1 = Il. 22.307; ≈ 11.10, Od. 3.322, h.Ap. 401. — Beschaffenheit und Ausschmückung des Schildes sind 18.478–609 detailliert beschrieben worden, wobei Beginn und Ende der Passage mit dem gleichen formelhaften Halbvers gestaltet sind wie hier. sãkow: bez. urspr. den Langschild, gelegentlich – wie evtl. hier (374n.) – den Rundschild; gegenüber ésp¤w hatte sãkow viell. einen poetischeren und heroischeren Klang (SCHMIDT 2006, 441; vgl. 3.335n.).

374–383 Das Waffenglanz-Motiv ist ein weiteres Zeichen der aggressiven Energie und der Bedrohung, die von Achill ausgeht, und Vorbote großer Kampfleistungen (vgl. 362–364n.); oft gehen den Aristien Waffenglanz-Gleichnisse voraus oder begleiten sie (vgl. z.B. 5.4–7 Diomedes, 11.44f. Agamemnon, 11.62ff. Hektor): 19.12–19n.; 6.513n.; KRISCHER 1971, 27. 38; CIANI 1974, 136–144; PATZER 1996, 117. Die in der vorliegenden Rüstungsszene gehäuft auftretenden VergleicheP und das Feuer-GleichnisP (366, 374, 375–380a, 381b–382a, 398: Feuer und Gestirne; 386: Flügel) lenken in effektvoller Weise die Aufmerksamkeit auf Achills beeindruckende und dynamische Erscheinung, die 20.44–46 ihre Wirkung auf den Feind zeigen wird, und heben ihn so noch zusätzlich (nach V. 364) aus der Masse der Achaier heraus (B REMER 1976, 82–84; M OULTON 1977, 108; s. auch 16b–17n. zu weiteren Lichtgleichnissen im Zusammenhang mit Achills Erscheinung; allg. zu Feuer- und Gestirn-Vergleichen F RÄNKEL 1921, 47–52; SCOTT 1974, 66–68). Damit ändert sich die Situation seit Patroklos’ Tod in einem Punkt: Achill, der 18.102f. klagte, für Patroklos und die Gefährten kein ‘Licht’ (d.h. Retter; zu dieser Metapher 6.6n.) gewesen zu sein, ist jetzt der strahlende Mittelpunkt unter den kampfbereiten Achaiern (vgl. 364, 20.1f., 20.42f.). 374 wie der des Mondes: Der Vergleich hebt möglicherweise zusätzlich zum Lichteffekt auch die vollendete Form des Schildes hervor (vgl. ARMSTRONG 1958, 351; zu den Schildtypen 360n.). So ist 23.455 der Vollmond ein Bild für die kreisrunde Blesse eines Pferdes (LfgrE s.v. mÆnh; EDWARDS z.St. u. S. 201–205). In der Odyssee wird mit dem klaren Mondglanz die optische Wirkung von Menelaos’ bzw. Alkinoos’ Palast (Od. 4.45 = 7.84) und des von Penelope gewebten Gewandes (24.148) beschrieben: sie leuchten wie der Glanz der Sonne oder des Mondes (AH, Anh. 40). Der Vers wird von WEST im Anschluß an Heyne athetiert, da an den Parallelstellen der Satz mit dem Formelvers 373 elliptisch endet (vgl. 3.335, 16.136). Ein Interpolator könne ihn hier durch ein Prädikat im Enjambement ergänzt und den Rest des Verses mit dem Vergleich aufgefüllt haben (LEAF; WEST 2001, 12 mit Anm. 29). Außerdem werde der Kurz373 aÈtãr: ‘aber, doch’, hier progressiv (R 24.2). 374 toË … épãneuye: ‘von diesem aus’ (vgl. R 17).

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vergleich im unmittelbar folgenden Feuer-GleichnisP 375ff. modifiziert, ohne daß neben dem Glanz des Schildes (vgl. s°law 375, 379) ein anderer Aspekt hinzukomme (LEAF). Andererseits paßt der Mond-Vergleich gut zu den anderen beiden kurzen Vergleichen des Waffenglanzes (Stern 381, Sonne 398; vgl. auch die Darstellung der Gestirne auf dem Schild 18.484ff.) (schol. bT zu 381; FRÄNKEL 1921, 48; EDWARDS, Introd. 25f. u. 41), und es finden sich auch sonst vereinzelt Stellen, an denen ein kurzer Vergleich durch einen nachfolgenden längeren aufgenommen und dabei nur der vorher angedeutete Aspekt verstärkt wird (MOULTON 1977, 19ff.; vgl. auch 2.455–483n. u. EDWARDS, Introd. 40, zu Gleichnisreihen). Hier ist viell. der besondere Glanz, der vom Schild ausgeht, durch die vollendete Form (Mond, s.o.) und die Intensität des Leuchtens (Feuer) hervorgehoben. — s°law: sonst vom Feuer oder einem Lichtstrahl aus göttlicher Quelle, vom Mondlicht nur hier, vgl. aber selÆnh < *selas-n*a (CIANI 1974, 14–18. 92). — ±@te: ‘wie’ (2.87n.).

375–380a Das Feuer-GleichnisP illustriert den intensiven, weitreichenden Lichtstrahl, der von Achills Schild ausgeht, und ist durch ein Bild von Seeleuten in Not erweitert, dessen Bezug zur Rüstungsszene in mehreren Punkten gesehen worden ist: (1) Der bange Blick der Seeleute auf das unerreichbare Feuer weist auf die sehnsüchtigen Blicke der Achaier, mit denen sie Achills lange ersehnten Kampfvorbereitungen beobachten (FRÄNKEL 1921, 49f.; WILLENBROCK [1944] 1969, 46 Anm. 1; DE JONG 1985, 276; EDWARDS zu 372–80; SCOTT 2005, 48f. Anm. 19); allerdings ist ein solcher Bezug zur Stimmung der Achaier nicht ersichtlich, zumal diese eher optimistisch zu sein scheint, vgl. 362–364n. (AH zu 378; FRIEDRICH 1982, 125f.; ERBSE 2000, 268f.). (2) Der Feuerschein zieht wie der Glanz, der von Achills Schild ausgeht, die Aufmerksamkeit der Beobachtenden auf sich, denn er ist in der jeweiligen Situation (Seenot bzw. Auszug in den Kampf) besonders bedeutungsvoll für sie (L EAF ; E RBSE a.O. 269f.). Während in anderen SeenotGleichnissen die Freude über Hilfe oder Rettung im Vordergrund steht (7.4–7: Hektors und Paris’ Erscheinen in den Kampfreihen der Troer; Od. 23.233–240: Odysseus’ Heimkehr zu Penelope), werden hier die Seeleute weg von den Ihrigen aufs offene Meer getrieben (377b–378), was die Bedeutsamkeit des an Land sichtbaren Feuers verstärkt. (3) Mit dem Vieh-Unterstand (377, vgl. LfgrE s.v. staymÒw) deutet der Erzähler in der kriegerischen Situation Sicherheit und eine friedliche Welt an und schafft so einen Kontrast zu den übrigen Bildern in der Kampfvorbereitung Achills und des Heeres, bei denen Bedrohlichkeit und Aggressivität vorherrschen (362–364n., 365–368n., 374–383n.; SCOTT 1974, 101f. 109f.). Somit ist mit dem Feuerstrahl ähnlich wie 18.207ff. (Signalfeuer einer bedrohten Stadt) die Hoffnung auf Rettung verbunden; in anderen Feuer-Gleichnissen hingegen werden oft die Gewalt und das Zerstörerische einer Feuersbrunst hervorgehoben (z.B. 11.155ff., 15.605f., 17.737ff., 20.490ff.; weitere Stellen s. 2.455–458n.; vgl. aber auch STOEVESANDT 2004, 238–240 zu den Wachtfeuern 8.553ff.). 375–378 fanÆ˙ | … tÒ te ka¤etai … | … f°rousin: Zum Übergang vom Konj. (Hypotaxe) in den Ind. (Parataxe) in hom. Gleichnissen s. 2.147–148n.; CHANTR. 2.355f.

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375 …w d ' ˜ t ' ên: prosod. Variante zur Gleichnis-Einleitung …w d' ˜te 357 (s.d.; RUIJGH 634; CHANTR . 2.258). — §k pÒntoio: bez. die Perspektive der Seeleute, die selber auf dem Meer sind, d.h. ‘vom Meer aus’ (LEAF; C HANTR. 2.99; ähnliche Fälle s. 2.456n.; zu pÒntow ‘die hohe See’ im Gegensatz zu ëlw s. 1.350n.; LfgrE s.v. pÒntow). 376 kaiom°noio … ka¤etai: Wortwiederholungen zur Erläuterung od. Ergänzung der partizipialen Aussage sind in der ep. Sprache geläufig, vgl. z.B. 8.215 (efilom°nvn: e‡lei), 16.105 (ballom°nh …, bãlleto), 18.227 (daiÒmenon: tÚ d' ¶daie): AH u. KIRK zu 8.215 mit weiteren Stellen; FEHLING 1969, 144. Hier wird die Quelle des weithin sichtbaren Feuers genannt: ein hoch oben bei einem Unterstand für Vieh brennendes Feuer. 377 1. VH ≈ 13.473, 17.54. — ofiopÒlƒ: ‘einsam, verlassen’, eigtl. ‘wo einer allein sich aufhält’ (von o‰ow u. p°lomai); Epitheton bei geographischen Begriffen zur Betonung der Siedlungsferne (x«row 13.473, 17.54; ˆrow 24.614, Od. 11.574): LfgrE s.v. ofiopÒlow I. 378 1. VH = Od. 4.516, 5.420, 9.83, 23.317; ≈ hom.h. 27.9. — f¤lvn: gemeint sind die Angehörigen (LANDFESTER 1966, 71; DE JONG 1997a, 301). 379 ≈ 18.214 (von Achills Haupt ausgehende Flamme). — afiy°r' ·kanen: variierbare VEFormel (afi. ·kanen/·khtai: 5x Il., 1x Hes. mit Formelsprengung), das Impf. mit Aor.-Funktion (1.431n.: konfektiv). Zu afiyÆr s. 350–351a n., zur Wendung mit oÈranÒn 362n. 380a kaloË daidal°ou : flektierbare VA-Formel (6x Il., 3x Od.), ebenso 22.314 von Achills Schild; hier im progressiven EnjambementP, wodurch der Schild als besonderes, kunstvoll verziertes Wunderwerk herausgehoben wird (11n., 13n.). 380b–381a trufãleian : Bezeichnung für den Helm, eigtl. ‘mit vier fãloi (Metallplatten?: 3.362n.) versehen’, vgl. tetrã-falow (tru-: Schwundstufe zu t°ssarew [FRISK; DELG]): 3.372n.; zu weiteren Bez. für den Helm s. 3.316n. (metr. Varianten); zu den in Rüstungsszenen verwendeten Formeln für das Anlegen des Helmes s. 3.336f. mit nn. — briarÆn : Helm-EpithetonP, sonst formelhaft in der Junktur kÒruya/-i b. (LfgrE s.v. briar(Òw)), hier dagegen in weiter Sperrung trufãleian … | … briãrhn.

381b Wie ein Stern: Inbegriff für besonders schönen Glanz (vgl. 6.295, 401 jeweils mit n.); der Vergleich ist ein Hinweis auf den aus der Maße der eigenen Leute herausragenden Achilleus (FRÄNKEL 1921, 47f.), kann aber zusätzlich wie beim Zweikampf mit Hektor (22.26ff., 317f.) die von ihm ausgehende Bedrohung für den Gegner signalisieren; ebenso bei Diomedes 5.5ff. und bei Hektor 11.62ff. (374–383n., 375–380a n. a.E.). 375 …w: ‘wie’, korrelativ dazu Àw ‘so’ 379. — pÒntoio: zur Flexion R 11.2. — fanÆ˙: Konj. Aor. zu fa¤nomai; zur unkontrahierten Form R 6. 376 tÒ: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). — te: ‘episches te’ (R 24.11). — ÍcÒy(i): ‘in der Höhe’; zum Suffix -yi R 15.2. — ˆresfin: ≈ §n ˆresi, Ortsangabe ohne Präposition (R 19.2); zur Flexion R 11.4. 377 oÈk §y°lontaw: präd., ‘gegen ihren Willen’. 378 pÒnton ¶p': = §p‹ pÒnton (R 20.2). — f¤lvn épãneuye: vgl. 356n. 380–381 per‹ … | … y°to: zur sog. Tmesis R 20.2. — ée¤raw: Ptz. Aor. zu ée¤rv (= att. a‡rv). — krat¤: Dat. von kãrh ‘Haupt’. — briarÆn: zum -h- nach -r- R 2. — éstØr Àw: = …w éstÆr.

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382 2. VH ≈ 22.315. — der Roßhaarbuschhelm: zur Funktion des Helmbuschs aus Pferdehaar (Statussymbol und ein gewisser Schutz vor Schwerthieben) s. 3.337n. ¶yeirai: selteneres Wort für Haare, bez. im fgrE nur die Haare der Pferde von Zeus bzw. Poseidon (8.42 = 13.24), diejenigen an Achills zwei Helmen (16.795 u. hier) und die Haare des Tithonos (h.Ven. 228): LfgrE; zur unsicheren Etymologie (‘die sich Schüttelnden’?) s. FRISK s.v.; CHANTR. 1.151.

383 = 22.316. — die goldnen: ebenso von der Mähne von Zeus’ und Poseidons Pferden 8.42, 13.24. Das Attribut ‘golden’ ist v.a. Charakteristikum von Göttlichem (2.448n.; idg. Parallelen WEST 2007, 153f.). — Hephaistos: Die beiden Hinweise auf den göttlichen Waffenschmied hier und in V. 368 bilden einen Rahmen um den Hauptteil der Rüstungsszene (Achill legt die vom Gott neu gefertigte Rüstung an); getrennt davon folgt nur noch das Ergreifen der Lanze, da diese nicht zu den neu geschmiedeten Waffen gehört. ·ei lÒfon émf¤: ‘er hatte zu beiden Seiten des Helmbuschs herabhängen lassen’ (LfgrE s.vv. émf¤ 665.26ff., ·hmi 1151.60ff. u. lÒfow; zu émf¤ in Anastrophe SCHW . 2.436f. Anm. 1). Der oben auf dem Helm befestigte Helmbusch ist wohl von Goldfäden umrahmt (vgl. 18.612), oder seitlich am Helm sind zusätzlich Büschel von golddurchwirkten Pferdehaaren befestigt (FRANZ 2002, 56). — yameiãw: Adj.-Bildung zum Adv. yãma (RISCH 363), bed. ‘in dichter Folge, dicht nebeneinander’, von der regelmäßigen räumlichen Anordnung (LfgrE s.v. yam°ew); zum Akzent WEST 1998, XXI.

384–386 Daß nach dem Anlegen die Beweglichkeit in der Rüstung erprobt wird, wird nur hier beschrieben, da alles neu angefertigt ist und zum ersten Mal getragen wird. Daß eine Rüstung paßt, ist noch 3.332f. ausdrücklich erwähnt, wo Paris im ausgeliehenen Panzer seines Bruders Lykaon auftritt (3.333n.), und 17.210, wo Hektor sich Achills Rüstung anlegt, die er dem toten Patroklos abgenommen hat. Der Vergleich mit Flügeln unterstreicht außerdem die Leichtigkeit, mit der Achilleus sich fortbewegen kann (FRÄNKEL 1921, 53; WILLENBROCK [1944] 1969, 47). Dies ist eine Steigerung der Auswirkungen, die das Anlegen von Achills Rüstung auf Hektor hatte (17.192–214, bes. 210–212): EDWARDS zu 384–6 u. 17.210–12. 384 peirÆyh: mit Refl.-Pron. als Gen.-Obj., eigtl. ‘er stellte sich selbst in den Waffen auf die Probe’. — d ¢ ß' aÈtoË: Konjektur von Heyne; die Hauptüberlieferung (d' ßo aÈtoË) läßt eine Nachwirkung des W beim Refl.-Pron. vermissen (WEST 2001, 254; CHANTR. 1.147f.; s. aber auch G 22); zum Refl.-Pron. und seiner Verstärkung s. G 81; SCHW. 2.195; CHANTR. 2.157. — §n ¶ntesi: §n ¶ntesi(n) auch 11.731, 17.197 und sÁn ¶. 5.220, 16.279 an gleicher Versstelle, außerdem in der VE-Formel sÁn ¶. daidal°oisin. ¶ntea ist prosod. Variante für teÊxea, vgl. 6.504 (s.d.), 13.181 u.ö. (6.418n.). — d›ow ÉAxilleÊw: 40n.

382 perisse¤onto: ‘wippten ringsherum’; zum -ss- R 9.1. 384 d¢ ß': = d¢ (W)°o, ßo + aÈtoË = •autoË (R 14.1; ↑); zur Prosodie R 4.3. — ß' aÈtoË: Obj. zu peirÆyh; zum Hiat R 5.1.

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385 §farmÒsseie: wie ¥rmose beim Anlegen einer fremden Rüstung 3.333 (s.d.) und 17.210 (Hektor in Achills Rüstung) mit intrans. Bed. (‘passen’), als Subj. ist ¶ntea zu denken: LfgrE s.v. èrmÒzv 1321.64ff.; WILLCOCK; anders AH, LEAF: trans. ‘ob er die Waffen sich angepaßt, d.h. passend angelegt hätte’. — §ntr°xoi: Das Kompositum ist hom. hapaxP, auch sonst nur spärlich bezeugt, Subj. dazu ist églaå gu›a (‘sich darin [schnell/ ungehindert] bewegen’: LfgrE). Die Tatsache, daß Achill sich in der neuen Rüstung bes. schnell vorwärtsbewegen kann (vgl. schol. D), wird sich in der kommenden Schlacht zeigen (21.595–22.24, 22.138–166, 188–201); allg. zu Achills Schnelligkeit 24.138n. — églaå gu›a: nur hier, prosod. Variante zur VE-Formel fa¤dima gu›a (7x Il., 1x Hes.; vgl. die VE-Formeln églaÚw/fa¤dimow uflÒw 2.736n. u. 6.144n.); der Glanz der Rüstung ist hier viell. auf die gu›a übertragen (LfgrE s.v. églaÒw 76.69ff.; zu gu›a ‘Arme und Beine’ 3.34n.). 386 eÔte: nur hier und 3.10 komparativ: ‘wie’, sonst temporal (‘sobald’): 3.10n. — êeire: führt den Vergleich mit den Flügeln fort: die Rüstung lastet nicht als Gewicht auf ihm, sondern sie hebt ihn hoch, d.h. verleiht ihm gleichsam Flügel (AH; LEAF). — poim°na la«n: flektierbare VE-Formel, Titel von Herrschern und Heerführern (35n.), von Achill noch 16.2.

387–391 Die Lanze ist der einzige Teil der alten, von Peleus ererbten Rüstung Achills (ebenfalls ein Geschenk der Götter: 17.194–197, 18.84f.), den dieser dem Patroklos nicht in den Kampf mitgegeben hatte (16.140–144, 19.388–391); denn Achilleus ist der einzige, der diese Lanze schwingen kann (16.141f., 19.388f., s.d.). Mit dieser Bemerkung weist der Erzähler ihn als einen würdigen Sohn des Peleus aus und erklärt zudem ihr Vorhandensein hier bei Achills Wiedereintritt in den Kampf. Ihre Bedeutung für die weitere Handlung (Tötung Hektors 22.317ff.) hebt er noch zusätzlich durch die Angabe ihrer Herkunft (externe AnalepseP) und den Hinweis auf ihre todbringende Wirkung hervor (vgl. KeimP). Die Beschreibung der Lanze enthält wesentliche Elemente einer ekphrasis: Wert (387n.), Grösse (388f.), Material (390) und Funktion in Verbindung mit der Herkunftsgeschichte (390f., vgl. 387): MINCHIN 2001, 106–112; zu Form und Funktion von Gegenstandsbeschreibungen s. 2.101–108n., 2.447–449n. – In den ‘Kyprien’ sind weitere Götter an der Herstellung der Lanze beteiligt (Cypr. fr. 4 West): anläßlich der Hochzeit von Peleus und Thetis schneidet Cheiron als Geschenk einen Lanzenschaft aus Esche, den Athene und Hephaistos weiter verarbeiten. Zur Zeit des Pausanias wurde eine ‘Lanze des Achilleus’ im Athene-Tempel in Phaselis aufbewahrt (Paus. 3.3.8): E DWARDS zu 387–91; WILLENBROCK (1944) 1969, 47f.; A RMSTRONG 1958, 352; K ULLMANN 1960, 232–236; SHANNON 1975, 27. 70f.; B ANNERT 1988, 164ff.; zu Mythosvarianten um Peleus’ Lanze s. JA N K O zu 16.130–54; zu den Anspielungen auf die Hochzeit von Peleus in der Ilias s. 24.59–63n.

385 e‡ (W)oi: zur Prosodie R 5.4; efi: ‘ob’; ofl = aÈt“ (R 14.1).

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387 Anstelle des Formelverses für das Ergreifen der Lanze (3.338 u.ö., s.d.) steht hier eine Anspielung auf ihre Herkunft und der ausdrückliche Hinweis auf die sorgsame Aufbewahrung und damit auf ihren besonderen Wert (AREND 1933, 93f.; vgl. auch das Prinzip der ausführlichen DarstellungP). Während andere Kämpfer sich oft mit zwei Lanzen für die Schlacht rüsten (Stellen 3.18n.), führt Achill nur diese eine besondere Lanze mit sich (vgl. auch Paris und Menelaos 3.338f. [s.d.], Hektor 22.291–293). Stoßlanzen dürften normalerweise ca. 2–3 m lang gewesen sein, Wurfspeere waren naturgemäß wesentlich kürzer; für Hektors und Aias’ Waffen hingegen wird eine Länge von 11 Ellen (≈ 5 m) und mehr genannt (6.319n.; zu Lanze bzw. Speer vgl. 53n.). sÊriggow: bez. hier einen röhrenartigen Behälter für die Lanze, sonst im fgrE eine Flöte (10.13, 18.526, h.Merc. 512, ‘Hes.’ Sc. 278): LfgrE. Od. 1.128 sind die Lanzen des Odysseus in einer dourodÒkh genannten Halterung aufbewahrt. 388–391 = 16.141–144. Aristarch athetierte die Verse an der vorl. Stelle, Zenodot dagegen 16.141ff.; die Verse sollen hier jedoch an die Szene mit Patroklos im 16. Gesang erinnern, s. dazu LÜHRS 1992, 159–161.

388–389 Die Besonderheit der Lanze und ihres Besitzers wird auf zwei Arten vermittelt: (1) Beschreibung mit denselben asyndetisch aneinandergefügten Epitheta wie bei der Lanze der Athene (bei beiden ist zudem die todbringende Bestimmung ausdrücklich erwähnt: 5.746f. = 8.390f. = Od. 1.100f., vgl. auch Il. 19.391b) und derjenigen des Patroklos in dem Moment, da sie zerbricht (16.802); zur asyndetischen Epitheta-Reihung als ep. Stilelement s. LA ROCHE 1897, 175ff. 181ff.; K.-G. 2.341f.; (2) mit dem verbreiteten Motiv ‘ein anderer kann nicht, was der Held mit Leichtigkeit kann’ (vgl. auch das Scheitern von Asteropaios 21.174–178). Dieses Motiv erscheint bei Homer in verschiedenen Varianten und dient meistens dazu, die Größe und das Gewicht eines Gegenstands und dadurch die beinahe übermenschliche Kraft desjenigen Helden hervorzuheben, der damit umzugehen weiß (EDWARDS zu 387–91; DE JONG zu Od. 9.240–3). Die beiden Grundmuster lauten: (a) ‘andere können nicht oder nur mit Mühe, was der Held mit Leichtigkeit kann’: ebenfalls von Achilleus in 10.402–404, 17.76–78 (Umgang mit den Pferden) und 16.140–144 (Speer), ferner 11.636f. (Nestor, Becher), 12.378–383 (Aias, Stein), in erweiterter Form in Od. 21 (die Bogenprobe, bes. 73ff., 124ff., 149ff., 184ff., 245ff., 404ff.); vgl. noch Il. 14.166–169 (die Türverriegelung zu Heras Boudoir kann kein anderer Gott öffnen, s. JANKO z.St.), 16.225–227 (aus Achills Becher erhält niemand Wein außer Zeus), Od. 23.184–189 (Odysseus’ Ehebett kann niemand von der Stelle rücken); (b) ‘zwei andere können nicht, was der Held alleine und mit Leichtigkeit kann’: Il. 5.302–304, 12.445–453, 20.285–287 (SteinwurfSzenen: Diomedes, Hektor, Aineias, jeweils mit Hinweis auf die Überlegenheit der Heroen-Generation, s. 1.272n.); vgl. noch 24.454–456 (der Türriegel zu 389 min: = aÈtÒ, sc. tÚ ¶gxow (R 14.1.). — o‰ow: ‘allein’.

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Achills Behausung kann nur von drei Achaiern bewegt werden), Od. 9.240–243, 304f., 313f. (der Stein vor Polyphems Höhle läßt sich auch mit 22 Wagen nicht wegrücken). Beispiele dieses Erzählmotivs außerhalb Homers bei WEST 2007, 426; THOMPSON D1651 (‘magic object obeys master alone’); zu idg. Parallelen für die besondere Waffe eines Heros s. WEST, ebd. 460–462, bes. 460 Anm. 37 zur Waffe aus Eschenholz. briyÊ: nur in dieser formelhaften Reihung (b. m°ga stibarÒn) als Lanzen-Epitheton verwendet; ist wie das Helm-Epitheton briarÒw (380b–381a n.) Adjektiv-Bildung zur Wz. von br¤yv (‘schwer sein’) und bezieht sich im Gegensatz zu stibarÒn ‘fest, massig’ mehr auf das Gewicht (RISCH 74; LfgrE s.v. briy(Êw)). — o È dÊnat' … §p¤stato: Unvermögen aus körperlicher Schwäche vs. Könnerschaft (LfgrE s.vv. dÊnamai, §p¤stamai). — pãll e i n … p ∞ l a i : ‘schwingen’ zwecks Herausforderung der Gegner (3.19n.); besondere Emphase durch die Wiederholung des Infinitivs und durch das zusätzliche WortspielP (Assonanz) mit Phliãda u. Phl¤ou (VA 390/391); der Name des Gebirges klingt auch an den PN PhleÊw an, eine Assoziation, die durch ‘Vater’ V. 390 vorbereitet wird (LfgrE s.vv. PhleÊw, Phliãw).

390 vom Pelion: Gebirge in Thessalien, gilt als Heimat der Kentauren (2.744n.) und Ort, wo die Hochzeit von Peleus und Thetis stattgefunden hat (Cypr. fr. 4 West; vgl. 387–391n.). — Cheiron: ist bei Homer der ‘gerechteste’ der Kentauren (LEAF zu 11.832: “in modern phrase ‘the most civilized’”) und hat Asklepios und Achilleus in der Heilkunde unterwiesen (4.219, 11.830–832). Nachhom. gilt er als Erzieher Achills (‘Hes.’ fr. 204.87–89 M.-W.; in der Ilias ist dies Phoinix: Il. 9.485ff.) und mehrerer anderer Heroen, u.a. des Iason, Aktaion und Herakles (DNP s.v. Chiron; JANKO zu 16.141–4; WEST zu Hes. Th. 1001; PRIESS 1977, 108). Phliãda mel¤hn: formelhafte Bez. für Achills von seinem Vater ererbte Lanze (VA = 16.143 = 21.162; vgl. auch 22.133; Nom. mit Formelsprengung 20.277): LfgrE s.v. Phliãw); zur Adj.-Bildung Phliãd- von PÆlion (‘vom Pelion stammend’) s. MEIER 1975, 61f. – mel¤h (‘Esche’), eigtl. das Material des Lanzenschafts (vgl. me¤linon ¶gxow 6.65n.), ist oft metonymisch für die Lanze verwendet, in der Ilias von Achills Waffe (ohne P. noch 20.322, 21.169, 174, 22.225, 328) und den Lanzen der Abanter (2.543): LfgrE s.v. mel¤h; SHANNON 1975, 71ff.). — pÒre: Die Hauptüberlieferung bietet tãme, entsprechend der Version aus Cypr. fr. 4 West (mel¤an eÈyal∞ tem∆n efiw dÒru par°sxen, vgl. 387–391n.), pÒre ist als v.l. überliefert; umgekehrt ist es 16.143 (vgl. auch VE 4.219).

392–424 Wie bei der Wappnung des Patroklos schließt sich an das Anlegen der Waffen das Anschirren der unsterblichen Pferde an (16.145–154; s. 364b–391n.), die nach Patroklos’ Tod Tränen vergossen hatten (17.426–440) und von Zeus deswegen bemitleidet worden waren (17.443–456): EDWARDS 392–5; ARMSTRONG 390 Phliãda (m)mel¤hn: zur Prosodie M 4.6. — tÆn: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). 391 ¶mmenai: = e‰nai (R 16.4); final-konsekutiver Inf.

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1958, 353. – Die Beschreibung folgt der Typischen SzeneP ‘Wagenfahrt’, realisiert sind die Elemente (1) Anschirren der Pferde (392–395a), (2) Besteigen des Wagens, (3) Ergreifen der Zügel u./od. der Peitsche, hier (2) und (3) in umgekehrter Reihenfolge und erweitert durch einen Licht-Vergleich (395b–398), (4) Antreiben der Pferde, hier erweitert durch eine retardierendeP Zwiesprache mit dem Pferd Xanthos (399–423), (5) (Ab)fahrt, Fortbewegung der Pferde (424) (24.189– 328n.; AREND 1933, 86–91 [bes. 90]; TSAGARAKIS 1982, 90–94; KELLY 2007, 92–96; DE JONG zu Od. 3.474–85). 392 Automedon und Alkimos: Sie sind nach Achill und Patroklos die wichtigsten Kämpfer im Myrmidonen-Kontingent (vgl. 24.574f.) und fungieren auch als Helfer in Achills Haushalt (23.563f., 24.473–476, 573ff.; weitere Stellen: 19.316n.). Automedon (FM 4) ist seit Patroklos’ Tod gewissermaßen dessen Ersatzmann und Achills Wagenlenker, vgl. 395–397 (STRASBURGER 1954, 82f.). Er war mit Patroklos als dessen Wagenlenker in die Schlacht gezogen und hatte sich dank den schnellen Pferden retten können (16.145–147, 472–475, 684, 864–867). Im weiteren Kampf wurde er dann von Alkimedon/Alkimos, der als Wagenlenker einsprang, unterstützt (17.463–506). ÖAlkimow: Hypokoristikon für ÉAlki-m°dvn (‘der mit Wehrkraft waltet’), möglicherweise zur Vermeidung des Gleichklangs mit AÈtom°dvn: die Kurzform erscheint nur bei Nennung der beiden Figuren im gleichen Vers (LfgrE s.v. ÖAlkimow; JANKO zu 16.11); gebildet ist sie nach dem Schema Vorderglied (élki-) + erster Konsonant des Hintergliedes (m-): RISCH 229f.; vgl. v. K AMPTZ 16–20, 138. — émfi°pontew: ‘sich mit etwas befassen, sich um jn./etw. kümmern’ (LfgrE s.v. ßpv); faßt vorbereitend die Vv. 393–395 zusammen.

393 Gurte: Mit den Gurten (gr. lépadna, im fgrE nur noch 5.730), die man um den Bug und die Brustpartie der Pferde legte, wurden diese an das Joch angeschirrt (LEAF S. 627f. [Appendix M]; WIESNER 1968, 18f. 107; PLATH 1994, 357–360. 406). zeÊgnuon: themat. Form der 3. Pl. Impf., daneben auch athemat. zeÊgnu-san 24.783; zum Nebeneinander von athemat. u. themat. Formen bei Verbalstämmen auf -n*u/nu- SCHW. 1.698; RIX (1976) 1992, 210. — émf‹ … ßsan: ‘zu beiden Seiten anlegen’ (LfgrE s.v. ·hmi 1151.60f., vgl. schol. T); vgl. das Anspannen der Pferde an Athenes Wagen 5.730f. (§n d¢ l°padna | kãl' ¶bale xrÊsei(a)). — xalinoÊw: ‘Zaumzeug, Trense’, im fgrE nur hier (vgl. aber z.B. Eur. Alc. 492, Xen. Equ. 3.2, 6.7 u.ö.): WIESNER 1968, 19f.; PLATH 1994, 366–368.

392 ka‹ ÖAlkimow: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. 393–394 zeÊgnuon: att. = §zeÊgnusan (↑); zur augmentlosen Form R 16.1. — émf‹ … ßsan: sog. Tmesis (R 20.2.), ebenso §n … | … ¶balon und katå … te›nan. — ßsan: Aor. zu ·hmi (att. = eÂsan, vgl. R 16.1). — gamfhlªw: zur Flexion R 11.1. — Ùp¤ssv: zum -ss- R 9.1.

Kommentar

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394 2. VH ≈ 3.261, 3.311. — die Zügel … nach hinten: Die Zügel werden straff nach hinten gezogen und, solange der Wagen steht, an der Wagenbrüstung festgemacht, vgl. 5.262, 322 (3.261n.; zur Trensenschirrung WIESNER 1968, 108). gamfhlªw: ‘Kinnbacken’, im fgrE nur noch 13.200 u. 16.489 von Löwen, die Beute im Maul festhalten; die Etymologie ist unsicher (viell. zu gÒmfow ‘Holzkeil’: FRISK, DELG s.v.).

395 Wagen: zum hom. Streitwagengebrauch 2.384n. kollhtÚn p o t ‹ d ¤ f r o n : Variante der VE-Formel ërmasi kollhto›si (3x Il., 1x Od., 7x ‘Hes.’); kollhtÒw ‘festgefügt’ (mit Hilfe von Pflöcken, Dübeln od. Leim) ist Epitheton von Gegenständen aus Holz, die aus mehreren Teilen zusammengefügt sind und eine gewisse Stabilität aufweisen: Wagen, Türflügel u. bes. lange Schiffslanzen (LfgrE s.v.; PLATH 1994, 172–176. 237f.). Zu d¤frow ‘Wagenkasten’ des zweirädrigen Wagens s. 3.262n. — mãstiga faeinÆn: flektierbare VE-Formel (Dat./Akk.: 3x Il., 1x Od., 1x h.Merc.); f. bezieht sich wohl auf Verzierungen (aus Metall?) am Leder od. an den Enden der Peitsche (HAINSWORTH zu Od. 6.316; HANDSCHUR 1970, 90f.; LfgrE s.v. faeinÒw). 396 xeir‹ lab∆n éraru›an: x. ist hier viell. épÚ koinoË mit lab≈n (so LfgrE s.v. érar¤skv 1180.63f.) und mit éraru›an (so schol. bT; AH, EDWARDS mit Hinweis auf 3.338; WILLCOCK) zu verbinden: xeir‹/xers‹ l. ist VA-Formel (4x Il., 1x Hes.), éraru›a (außer hier stets am VE) sonst immer durch einen Dat. od. ein Adv. ergänzt. — § f ' ·ppoiin: Dual und Plural von ·ppow stehen bei Homer öfter in der Bed. ‘Streitwagen’ (6.232n.); zum Dat. der erreichten Ruhelage s. 348n.

397 Automedon … Achilleus: Durch die weite Sperrung vom gr. Satzbeginn hó dé ‘der aber’ (395) und dem sich darauf beziehenden, aber erst zu Beginn von V. 397 erwähnten Namen Automedon wird dieser Vers durch die Namen der beiden Figuren gerahmt, die von jetzt an gemeinsam in den Kampf ziehen werden. Ein Streitwagen (gr. díphros) ist stets von zwei Personen besetzt, einem Wagenlenker und einem Kämpfer, s. z.B. 11.102–104, 23.131f. (AH; 3.262n.). korussãmenow: signalisiert den Abschluß der Wappnung Achills, vgl. 364n.

398 ≈ 6.513 (s.d.); 2. VH ≈ h.Ap. 369. — Nach den Vergleichen einzelner Rüstungsteile mit Feuer (18.610: der Panzer, 19.375ff.: der Schild), Mond (374 mit n.: der Schild) und einem Stern (381b mit n.: der Helm) wird abschließend die Gesamterscheinung Achills in einer Klimax mit dem Sonnengott verglichen, ein Bild für das stolze Auftreten in voller Rüstung (vgl. noch 22.134f. u. Paris 6.512ff.): schol. bT; FRÄNKEL 1921, 48; MOULTON 1977, 94 mit Anm. 17; vgl. 374–383n. – — der Lichtstern: gr. Elékt*or ist Epitheton des Sonnengottes (hier u. h.Ap. 369), 395 pot¤: = prÒw (R 20.1.). — ˜: demonstr.-anaphorisch (R 17), dazu AÈtom°dvn (397) als Apposition. — d¢ (m)mãstiga: zur Prosodie M 4.6 (hier zudem an Zäsurstelle: M 8). 396 ·ppoiin(n) énÒrousen: zur Prosodie M 4.6. — énÒrousen: ‘sprang auf’, parallel dazu 397 b∞ (für én°bh). 397 ˆpiyen: = ˆpisyen. 398 t(e): ‘episches te’ (R 24.11).

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Il. 6.513 als Bez. für die Sonne verwendet, ebenfalls in einem Vergleich von Waffenglanz mit dem Leuchten der Sonne. Etymologie und Bed. sind unklar, es wird aber seit der Antike mit gr. *elektron (einerseits Legierung aus Gold und Silber, andererseits Bernstein) in Verbindung gebracht (6.513n.). — Hyperion: anderer Name für den Sonnengott Helios (FG 38), in der Ilias nur hier und 8.480; dort sind beide Namen kombiniert verwendet, ebenso Od. 1.8, 12.133, 263, 346, 374; als Synonym für Helios noch Od. 1.24. Der Name des Sonnengottes steht hier metonymisch für die Sonne (vgl. FG 28). – Seit Hesiods Theogonie und den hom. Hymnen ist Hyperion auch der Name des Vaters von Helios (Hes. Th. 371–374, h.Cer. 26, hom.h. 28.13): KIRK zu Il. 8.480; WEST zu Th. 134; LfgrE s.v. ÑUper¤vn mit Lit. p a m f a ¤ n v n : redupliziertes fa¤nv, die Vorsilbe pam- wurde aber möglicherweise als Neutr. von pçw gedeutet (2.458n., 6.513n.). — À w t(e): Einleitung von VergleichenP u. GleichnissenP (2.289n.). — ÑUper¤vn: in der Antike wohl irrtümlich verstanden als Íperi≈n (vgl. schol. A zu 8.480: toË Íp¢r ≤mçw ˆntow ≤l¤ou; schol. D zu 8.480 u. bT zu 19.398: Íperãnv ≤m«n), in neuerer Zeit verschieden erklärt: (1) als Komparativ zu Ïperow (vgl. lat. superior): SCHULZE 1892, 304f.; RE s.v. Hyperion; AH, Anh. zu Od. 1.8; RICHARDSON zu h.Cer. 26; WEST zu Od. 1.8; R UIPÉREZ 1972, 232–235; W ATHELET 1996, 45; Vorbehalte bei SCHW. 1.536 Anm. 1; (2) Namenbildung auf -¤vn analog den Patronymika und Bewohnerbezeichnungen (z.B. oÈran¤vnew, vgl. lat. superi), langes i und Flexion -onow metr. bedingt (R ISCH 57). In beiden Fällen ist durch die Kontamination der Suffixe -¤vn und -¤dhw (ÑUperion-¤dhw Od. 12.176, h.Cer. 74, Hes. Th. 1011) eine spätere Deutung von ÑUper¤vn als Patronymikon anzunehmen, vgl. z.B. Kron¤vn/Kron¤dhw (R ISCH 148; RUIPÉREZ a.O. 232f.; WATHELET a.O. 50).

399–403 Anders als in den anderen Beispielen der Typischen SzeneP ‘Abfahrt mit dem Wagen’ (392–424n.) ist hier das Antreiben der Pferde (Element 4) durch eine direkte Rede erweitert, die Elemente der Scheltreden enthält (Aufforderung und Kritik, diese verbunden mit der Benennung des Fehlverhaltens, s. 403: EDWARDS zu 399–403; zum Typus der Scheltreden 2.225–242n.) und den Widerspruch des Pferdes Xanthos hervorruft; weitere an Pferde gerichtete Kampfparänesen: 8.184– 197, in einem Wettkampf 23.402–416 u. 442–445. Die Rede an die Pferde ersetzt hier die sonst übliche paränetische Feldherrnrede bei der Truppenaufstellung (vgl. Element 4 der Typisierten EreignissequenzP “armies joining battle” 2.86b–401n.); eine solche ist nach Odysseus’ Worten an die versammelten Achaier von Achill nicht mehr zu erwarten (233b–237n.). Darüber hinaus erinnern der Auftritt der Pferde und der Inhalt des Gesprächs an die enge Verknüpfung der Schicksale von Patroklos und Achilleus.

Kommentar

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399 ≈ 23.402; 1. VH bis zur Zäsur C 2 ≈ ‘Hes.’ Sc. 341. — den Pferden seines Vaters: Sie sind unsterblich und – wie die von Hektor erbeutete Rüstung (17.194– 197, 18.82–85) und die Lanze vom Pelion-Gebirge (19.390f., vgl. 387–391n.) – ein Geschenk aus Götterhand an Peleus (ein Geschenk des Poseidon: 23.277f.; aller Götter: 16.867, 17.443f.), viell. ein Hochzeitsgeschenk (vgl. schol. T zu 16.867; JANKO zu 16.130–54 u. 16.867; RICHARDSON zu 23.277–8); sie weisen bisweilen menschliche Züge auf (Weinen um Patroklos: 17.426ff., 23.279ff.; Redegabe: 19.404ff., vgl. 404–418n.) und haben im Kampf um Patroklos’ Leichnam eine bedeutende Rolle gespielt (17.426–506): E DWARDS zu 399–403; HEATH 1992, 392f. – In der Ilias besitzen sonst nur noch Eumelos (2.763–767, s.d.) und der Troer Aineias (5.265ff.) besondere, von Göttern geschenkte Pferde (Aineias verliert sie an Diomedes): SCHNAPP-GOURBEILLON 1981, 173–178. smerdal°on: im akustischen Kontext sonst oft Kennzeichen von Angriffsgeschrei (41n.), wie hier noch 8.92 in der Einleitung einer paränetischen Scheltrede. — §k°kleto: für das Anfeuern von Pferden zum Kampf od. zum Wettlauf noch in den Rede-Einleitungen 8.184, 23.402, 442, außerdem h.Cer. 88, ‘Hes.’ Sc. 341 (vgl. auch Il. 23.371f.); in der Formel §. makrÚn é@saw Rede-Einleitung für Kampfparänesen (6.66n.; LfgrE s.v.). — patrÚw •o›o: VE-Formel (4x Il., 1x Od., 2x Hes., 1x h.Ap.); zu •o›o G 82, 2.662n.

400 Xanthos und du, Balios: Pferdenamen leiten sich oft von der Farbe her: gr. xanthós bez. hellgelbes bis hellgraues Fell (vgl. ‘Falbe’), baliós weißgeflecktes Fell (vgl. ‘Schecke’: LfgrE s.vv. Jãnyow I, Bal¤ow; DÜRBECK 1977, 103; vgl. auch RICHTER 1968, 73f.). Xanthos und Balios sind Nachkommen des Windgottes Zephyros, des schnellsten der Winde (vgl. 2.147–148n.; FG 37), und der Harpyie Podarge, die in der Ilias wohl Pferdegestalt hat (16.150f.) und deren Name (Podárg*e: ‘Fuß-schnelle’, vgl. den Pferdenamen ‘Podargos’ 8.185, 23.295) sprechend ist (LfgrE s.v. PÒdargow u. 1.50n. [s.v. érgoÊw]; SCHMITT 1967, 240f.; WEST 2007, 466). Harpyien sind in der Odyssee (1.241, 14.371, 20.77) und in Hesiods Theogonie (267f.) Sturmgöttinnen, die personifizierte Kraft der Stürme (DNP s.v. Harpyien; LfgrE s.v. ërpuia; JANKO zu 16.149–50; zu idg. Parallelen der Verbindung von Wind und Pferd s. WEST ebd. 264). Xanthos nimmt Achills indirekten Hinweis auf die ererbte Schnelligkeit durch die Nennung des Zephyros Vv. 415f. auf. Die Überlegenheit der beiden Pferde wird auch sonst erwähnt (2.769f. vom Erzähler, 23.274–276 von Achilleus). Bal¤e, thleklutã: Kürze im longum vor der Zäsur (M 8; speziell zum Vokativ vor der Zäsur W YATT 1992, 22f.). Viell. wirkt auch noch die Flexion einer – allerdings nur noch einmal im fgrE belegten – Formel nach, vgl. Jãnyon ka‹ Bal¤on 16.149 (M 14; vgl. 2.8n. zum durch Formelflexion erklärbaren Hiat beim Vok. oÔle ÖOneire); oder die Anrede be-

399 smerdal°on: ‘furchtbar, schrecklich’ (Adv.). — ·ppoisin: zur Flexion R 11.2. — §k°kleto (+ Dat.): reduplizierter Aor. zu k°lomai ‘zurufen, antreiben’. — •o›o: Poss.-Pron. der 3. Person (R 14.4); zur Flexion R 11.2.

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stand urspr., nach dem idg. Muster für Götteranreden, aus einem Namen im Vok. und einem zweiten im Nom. (Hinweis WEST ; vgl. 3.277n.). — thleklutã: Zum Epitheton und zu weiteren Wendungen für die Vorstellung ‘weit verbreiteter Ruhm’ s. 6.111n. 401 êllvw dÆ: ‘anders’, d.h. ‘besser’ (sc. als letztes Mal, s. 403) (AH, LEAF , EDWARDS); wird durch dÆ emphatisch verstärkt (DENNISTON 204, 206). — savs°men: thematischer sAor. (wie 9.230 savs°men Σ' épol°syai: WILLCOCK; CHANTR. 1.491), zur Entstehung aus dem Fut. s. 6.52–53a n. (s.v. kataj°men). — ≤niox∞a: eigtl. ‘Zügelhalter’, meist der Wagenlenker eines Kämpfers, hier Achilleus selbst (vgl. 424), vgl. den Hinweis auf Patroklos (403), der ehemals Wagenlenker des Achilleus war und daher auch 17.427, 17.439 u. 23.280 so bezeichnet wird, der aber ebenfalls Automedon als eigtl. Wagenlenker bei sich hatte (16.218f.): EDWARDS zu 399–403; LfgrE s.v. ≤n¤oxow. ≤niox∞a/-ew (immer am VE) sind metr. Varianten der entsprechenden Formen von ≤n¤oxow (RISCH 157; vgl. myk. a-nio-ko: DMic s.v.).

402 wenn wir gesättigt sind vom Kampfe: Achill nimmt das Motiv des Satt-Seins wieder auf, das in der Diskussion um den Auszug in den Kampf eine zentrale Rolle gespielt hat (155ff., 221ff.). Er hatte dabei von Anfang an klargemacht, daß für ihn das Stillen von Hunger und Durst zweitrangig sei, da er sich zuerst an Kampf und Blut sättigen wolle (213f., 306–308: 203–214n., 306–308n.). Diese Sättigung ist für ihn erst dann erreicht, wenn er Patroklos an den Troern und an Hektor gerächt haben wird (vgl. 18.114–125 gegenüber Thetis), und wenn er “die Troianer satt gemacht vom Kämpfen” (19.423). Die Metapher ‘satt vom Kampf’ wird also auch als Zeichen der Erlahmung von Kämpfern i.S.v. ‘des Kampfes überdrüssig’ verwendet, außer 423 auch 221 (s.d.; zur Bed. der zugrundeliegenden gr. Verben koréssasthai u. ásasthai s. LATACZ 1966, 181f.). Die Bez. ‘unersättlich im Kämpfen’ gilt als besondere Auszeichnung von Helden (akór *etos z.B. 7.117, 12.335, 20.2), auch von Achill und Hektor (átos 13.746 bzw. 22.218) und v.a. als Kennzeichen des Kriegsgottes Ares (6.203n.). ߸v men pol°moio: ߸vmen ist eine durch Quantitätenmetathese entstandene, urspr. kurzvokalische Konjunktivform (*¥omen < *s *a -o-men; vgl. G 89) mit ion. Vokalqualität, zu athemat. ê-menai (vgl. 21.70), also ‘sich sättigen am Kampf, genug haben vom Kämpfen’ (vgl. 19.307 [s.d.] u. 36n.): SCHW. 1.792; CHANTR. 1.21, 71, 457; RÜSING 1962, 163f.; LIV 520f.; vgl. auch G 40; zum spiritus (< *s-, vgl. lat. satis, dt. satt) G 14; CHANTR. 1.185f.

403 Mit seiner Formulierung hier und 401 unterstellt Achill den Pferden, sie hätten den Toten im Stich gelassen (vgl. 399–403n.). Diese waren zwar nach Patroklos’ Tod zunächst mit Automedon vom Schlachtfeld geflohen (16.864–867, 17.426ff.), 401 savs°men: Inf. Aor. (R 16.4; ↑). — ≤niox∞a: zur Flexion R 11.3, R 3. 402 êc: ‘zurück’, mit savs°men ‘heil zurückbringen’. — §w: = efiw (R 20.1). — x': = ke = ên (R 24.5). — ߸vmen: zur Synizese R 7. — pol°moio: zur Flexion R 11.2. 403 mhd°: bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). — aÈtÒyi: ‘an Ort und Stelle’, d.h. wo er gefallen war; zum Suffix -yi R 15.2. — teynh«ta: = teyne«ta (aus metr. Gründen ohne Kürzung des Binnenhiats: R 3).

Kommentar

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hatten sich dann aber – gestärkt durch Zeus – wieder in den Kampf um den Leichnam treiben lassen (17.456ff.). Vgl. die übertriebenen Vorwürfe in der Streitrhetorik: 1.106–108n. mhd' …w … l¤pet(e): Einleitung eines elliptisch formulierten Vergleichs, im Sinne von ‘und nicht, wie ihr … zurückließet’, vgl. die ähnliche Verwendung von oÈx …w Od. 21.427, 24.199 (BEKKER 1863, 89f.; AH; LEAF; WILLCOCK).

404–418 In den hom. Epen gibt es sonst keine sprechenden Tiere, weder solche, die untereinander reden (wie in der Fabel, z.B. Hes. Op. 203ff.; vgl. schol. T zu 407), noch solche, die zu den Menschen sprechen (Sonderfall: Adler im Traum der Penelope Od. 19.545ff.). Insgesamt sind bei Homer selten phantastische oder märchenhafte Erzählmotive zu finden (GRIFFIN 1977, 40ff.); so wird die Redegabe des Pferdes 407 ausdrücklich auf die Handlung einer Gottheit zurückgeführt (PRIESS 1977, 153 Anm. 4; WATHELET 2000, 181f.); vgl. eine Parallele im Alten Testament (4. Mose 22.28–30): Gott ermöglicht der Eselin des Bileam das Sprechen, ohne daß dieser sich darüber wundert (WEST 1997, 391; zu sprechenden Pferden in der Heldenepik s. BOWRA [1952] 1964, 170–185, bes. 180ff.; in Märchen s. ATU Nr. 531–533; PRIESS a.O. 81 [Grimm Nr. 89, 126]; außerdem die Erzählmotive ‘speaking animals’ und ‘helpful horse’ bei THOMPSON B133, B210, B211 u. B401). Die prophetische Funktion von Tieren beschränkt sich bei Homer sonst auf ihr Erscheinen und Verhalten (z.B. Schlangenprodigien 2.308–320n. u. 2.308n., Vogelzeichen 13.821, 24.292–294 [24.219n.]). Xanthos’ Rede ist aber nicht nur eine weitere Vorhersage von Achills Tod – darüber wissen er und das Publikum ja bereits Bescheid (328–333n.) –, sondern auch eine Reaktion auf Achills vorwurfsvolle Aufforderung, es diesmal besser zu machen als bei Patroklos (zustimmende Versicherung: 408; Verteidigung gegen die Vorwürfe: 409b–416a). Für Achill und auch für das Publikum ergibt sich dadurch die Gewißheit, daß er (1) heil aus dieser Schlacht zurückkehren wird (408; ähnlich Hektor 7.43ff. vor seinem zeremoniellen Zweikampf mit Aias), obwohl bereits prophezeit wurde, daß sein Tod eng mit Hektors Tötung verbunden sein werde (18.96 Thetis), daß er (2) aber bald danach sterben muß (409f., 416b–417), und daß er (3) wie Patroklos (413f.) der gemeinsamen Aktion eines Sterblichen und eines Gottes zum Opfer fallen wird (410, 417); zum Aufbau der Rede s. 408–417n.; allg. zur Funktion von Prophezeiungen (“Strukturierung der Hörer-Erwartung”) s. 1.37–42n. Vielleicht erfolgte sonst eine Ankündigung des Todes üblicherweise vor dem Auszug eines Heros in seine letzte Schlacht, in der er fallen sollte (EDWARDS zu 404–17 u. Introd. 18f.). Aber auch bei Hektor läßt der Erzähler die Ahnung des drohenden Todes in der Schlacht frühzeitig anklingen (6.447ff. u. 497ff.: 6.497–502n.). An der vorliegenden Stelle wird dem Publikum durch den starken Kontrast zwischen der eben noch angedeuteten Götternähe (Stärkung durch Ambrosia 347–354n., Waffen von Hephaistos 368/383, Vergleich mit Sonnengott 398, unsterbliche Pferde) und der Sterblichkeit

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Achills die Tragik dieses Helden vor Augen geführt und durch das göttliche Eingreifen, das die Pferde-Rede umrahmt (407, 418), auf das Außerordentliche der Situation und die besondere Stellung der Handlungsfigur hingewiesen (WHITMAN 1958, 270f.; KIRK 1962, 348f.; S CULLY 1990, 38; H EATH 1992, 399; AUBRIOT 2001, 24). Zu weiteren Fragen, die in der Diskussion dieser Episode erörtert wurden, s. 407–417n. 404 Die Rede-EinleitungP ist in Struktur und Wortwahl vergleichbar mit 1.148 (s.d.) und 19.419 (s.d.), dort jeweils mit der VE-Formel poÄdas *okyÄs AchilleÄus (‘der mit den Füßen hurtige Achilleus’: 1.58n.). In der Gestaltung dieses Dialogs zwischen Mensch und Pferd weist der Erzähler deutlich auf das Außergewöhnliche der Situation hin (vgl. 404–418n.): So folgt hier auf die erste Rede zwar sogleich und ohne Rede-Abschluß – wie bei Dialogen üblich – die Rede-Einleitung der Gegenrede (vgl. 28n.), aber nicht – wie ebenfalls üblich – unmittelbar danach die Rede selbst, sondern eine Beschreibung der Haltung des Pferdes (405f.) und eine Erklärung für seine Fähigkeit zu sprechen (407): F INGERLE 1939, 375; FÜHRER 1967, 46 Anm. 7; zu erweiterten Rede-Einleitungen vgl. 2.790n., 3.386– 389n. afiÒlow: bed. bei Tieren ‘lebendig, beweglich’ (Wespen 12.167, Maden 22.509, Schlange 12.208 u. Hes. Th. 300, Bremse Od. 22.300, vgl. auch afiolÒ-pvlow ‘mit lebendig-beweglichen jungen Pferden’ 3.185 [s.d.]), bei Waffen ‘lebendig-schimmernd, flimmernd’ (LfgrE s.v.); vgl. außerdem die Ableitung afiÒllv ‘in lebendige Bewegung versetzen’ Od. 20.27, ‘Hes.’ Sc. 399. Pferde-Epitheta beziehen sich meist auf die Schnelligkeit, die wichtigste Eigenschaft, und auf die Qualität der Hufe (2.383n. s.v. »kupÒdessin); in dem Adj. könnte hier die Vorstellung von schneller Bewegung und hellem Schimmern der Hufe vereint sein, vgl. Podãrgh 400n. (BUTTMANN 1825, 74ff.; LEAF; EDWARDS zu 404–7).

405 Das Neigen des Kopfes ist 17.437ff. – verbunden mit dem Beschmutzen der Mähne – Zeichen der Trauer um Patroklos (EDWARDS zu 17.437–40), hier wohl Zeichen des Kummers über den baldigen Tod Achills (vgl. 23.283f. die Mähnen der trauernden Pferde): EDWARDS zu 404–7. êfar: ‘im selben Augenblick’ (1.594n.; LfgrE s.v.). — ≥muse karÆati: intrans. ±mÊv bed. ‘sich neigen, sich beugen’ (LfgrE; vgl. 2.373n.), vergleichbar ist 8.308 ≥muse kãrh mit Akk. der Beziehung (KIRK z.St.); die casus obliqui karÆatow/-i/-a immer vor der Zäsur C 2 (4x Il., 2x hom.h., 2x Hes.), hingegen kãrhtow/-i am VE (vgl. noch krãata 93n.).

406 ≈ 17.440. — Kummet: gr. zéugl*e , bez. den gepolsterten Teil des Jochs, der über dem Widerrist auf dem Pferdenacken aufliegt (WIESNER 1968, 19; PLATH 1994, 347–350). ·kanen: 379n. 404 tÒn: zur demonstr.-anaphorischen Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — ÍpÚ zugÒfi: ‘unter dem Joch hervor’; zur Form R 11.4. — pÒdaw: Akk. der Beziehung (R 19.1). 405 karÆati: Dat. Sg. von kãrh ‘Haupt, Kopf’. 406 §jeripoËsa: starker Aor. zu §j-ere¤pv (+ Gen.) ‘herausfallen aus’.

Kommentar

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407–417 In der Diskussion dieser Stelle (zu Grundsätzlichem s. 404–418n.) werden des weiteren zwei Fragen erörtert (ausführliche Darlegungen mit Hinweis auf ältere Lit. bei DIETRICH 1964 u. HEATH 1992): (1) Aus welchen Gründen sind (a) Hera und (b) die Erinyen involviert? (2) Warum äußert sich ein Pferd zum baldigen Tod seines Herrn? Zu (1): (a) Hera tritt von Anfang an als Beschützerin der Achaier auf und agiert dabei oft zusammen mit Athene (1.55n., 1.195n., 2.155–181n.), sie nimmt Einfluß auf Achills Handeln (1.55, 1.195f., 18.166ff. u. 184) und sorgt sich um seine Belange (20.112–131: Sicherheit für Achill während der Schlacht, 21.328ff.: erneute Sorge um Achill, 24.55ff.: Parteinahme); nach der körperlichen Stärkung durch Athene (349ff.) veranlaßt sie durch Xanthos eine gewisse mentale Stärkung von Achill für die bevorstehende Schlacht, indem sie ihm die Gewißheit der gesunden Rückkehr gibt (vgl. 9.254f.: Peleus über Athene und Hera als Helferinnen Achills): LfgrE s.v. ÜHrh; ERBSE 1986, 203f.; H EATH 1992, 398. (b) Die Erinyen ahnden Verletzungen der elementaren Ordnung (259n.; FG 13); sie entziehen daher dem Pferd seine Redefähigkeit wieder, die ihm nur für diesen besonderen Moment erteilt worden ist (407), und stellen so den ursprünglichen Zustand wieder her (ED W A R D S zu 418; HEATH 1992, 397f.; PELLICCIA 1995, 103–108. 167f. 309; HEATH 2005, 39f.; anders D IETRICH 1964, 9ff.; JOHNSTON 1992, 86ff.: enge Beziehung zwischen Hera bzw. Erinys und Pferden). Zu (2): Zum einen spiegelt sich hier das Motiv der engen Verbindung zwischen Pferd und Heros, das auch in der außerhom. Heldenepik zu finden ist (BOWRA [1952] 1964, 177–185, bes. 184f.; PUHVEL 1987, 269–276; WEST 2007, 465–468. 490f.); es kommt bes. im thebanischen Sagenkreis bei Arion, dem göttlichen Pferd des Adrastos, vor (Il. 23.346f. mit RICHARDSON z.St.), welches von der Erinys (schol. D zu Il. 23.346 [Theb. fr. 11 West]) od. einer Harpyie (schol. T zu 23.347) abstammt und ebenfalls seinen Besitzer aus einer Schlacht retten sollte. Daß auch dieses Pferd mit Redegabe versehen ist, ist erst in nachhom. Überlieferung bezeugt, könnte aber evtl. auf vorhom. mündliche Quellen zurückgehen; es muß aber nicht zwingend Vorbild für Xanthos gewesen sein (HEATH 1992, 397; PELLICCIA 1995, 106f.). Zum andern finden sich im fgrE Hinweise auf eine Verbindung von Pferd und chthonischen Gottheiten: Hades’ Epitheton ‘mit den berühmten jungen Pferden’ (5.654, 11.445, 16.625; s. dazu LfgrE s.v. klutÒpvlow); Erinys und Poseidon als Eltern des Pferdes Arion im ep. Kyklos (Theb. fr. 11 West): EDWARDS zu 404–17; RICHARDSON zu h.Cer. 18. 407 mit den hellen Armen: charakterisiert weibliche Schönheit (1.55n.). Der Vers wurde von Aristarch athetiert (schol. A), da er überflüssig sei (nach 404) und die Nennung der Hera im Widerspruch zu 418 stehe, wo die Erinyen den Normalzustand wiederherstellen. Dennoch läßt er sich inhaltlich durchaus rechtfertigen: die Tatsache, daß ein Pferd spricht, macht die erweiterte Rede-Einleitung nötig (404–418n., 404n.; VAN DER 407 ÜHrh: zum -h nach -r- R 2.

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VALK 1964, 408f.; LÜHRS 1992, 141–144). — a È d Æ e n t a : ‘sprechend, sprachbegabt’ (iliad. hapaxP), im Gegensatz zu sonstigen Adj. mit Suffix -(W)ent- (‘reich versehen mit etw.’) hier eher auf das Verb (aÈdãv) als auf das Subst. (aÈdÆ) bezogen (RISCH 154; CLAY 1974, 132): es markiert hier am VA zusammen mit aÈdÆn am VE 418 (s.d.) das außergewöhnliche Ereignis eines sprechenden Tieres. In der Odyssee ist es als Epitheton von Menschen (Od. 5.334, 6.125) und von den Göttinnen Kirke und Kalypso verwendet: LfgrE s.v.; KRAPP 1964, 24; F ORD 1992, 174–179. — yeå leuk≈lenow ÜHrh: Nomen-EpithetonFormel in der 2. VH (19x Il., 3x Hes.; die verkürzte Form l. ÜH. 5x Il., 4x hom. h.): 1.55n. Die Wahl zwischen dieser VE-Formel und prosod. identischem bo«piw pÒtnia ÜHrh erfolgt wohl je nach Kontext: b. nie, wenn andere Tiere im Kontext erwähnt sind (B ECK 1986, 484f.; FRIEDRICH 2007, 78–80).

408–417 RingkompositorischP aufgebaute Rede mit Wechsel von Zukunft (408– 410/415–417) und Vergangenheit (411–414) (EDWARDS zu 408–17): (A) Gewißheit über den Ausgang der bevorstehenden Schlacht und Achills nahen Tod durch göttliches Einwirken (408–410), (B) Fähigkeit der Pferde (411f.), (C) Patroklos’ Tod durch Apollon und Hektor (413f.), (B’) Schnelligkeit der Pferde (415–416a), (A’) Achills Tod durch einen Gott und einen Menschen (416b–417). 408 ka‹ l¤hn: VA-Formel (3x Il., 8x Od.), immer in direkter Rede; signalisiert emphatische Zustimmung (1.553n.: ‘ja, ganz gewiß’), hier allerdings mit der Einschränkung nËn ge; danach folgt der betonte Gegensatz éllã in 409. — ˆbrim' ÉAxilleË: ˆbrimow bed. wohl ‘groß, wuchtig’ und verbindet Größe mit Dynamik (3.357n.); ist in der Ilias sonst nur Epitheton von Ares und Hektor (außerdem von ¶gxow), bei Hesiod vom Jäger Orion, von den Hekatoncheiren und dem Ehernen Geschlecht. Die Anrede könnte in der Antwort auf den unvermittelten Vorwurf aufgrund ihrer leicht tadelnden Nuance gewählt sein. Die konsonantisch anlautende Variante ist die VE-Formel fa¤dim' ÉAxilleË (4x Il., 1x Od.): LfgrE s.v. ˆbrimow; EDWARDS; SHIVE 1987, 110.

409–410 Die Angaben zu Achills Tod (externe ProlepsenP) werden im Verlauf der Ilias immer konkreter (ParalipseP: ‘stückweise Enthüllung’): 1.352 (Achilleus) u. 1.416–418 (Thetis): früher Tod; 18.95f. (Thetis): gleich nach Hektor; 19.417 (Xanthos): durch einen Gott und einen Mann; 21.276ff. (Thetis): durch Pfeile Apollons; 22.359f. (Hektor): durch Apollon und Paris am Skäischen Tor; 23.80f. (Traumerscheinung des Patroklos): am Fuß der Mauer; 24.131f. (Thetis): Tod ist schon nahe; weitere Stellen: 328–333n.; vgl. 6.367–368n. zu den ProlepsenP von Hektors Tod. Von Achills Tod durch Paris und Apollon berichtete die ‘Aithiopis’ (Proklos Chrest. § 3 West), von den Ereignissen nach seinem Tod Od. 24.36–94 (Zusammenstellung der Quellen bei BURGESS 2005, 120f.). — der Gott, der große: gr. mégas (‘mächtig’) ist Epitheton von mehreren Göttern, u.a. Zeus, Kro408 sa≈somen: = s≈somen. 409 toi … toi: = soi (R 14.1). — §ggÊyen: ‘nahe’. — Σmar: = ≤m°ra. — oÈd°: bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). — ≤me›w: erg. §sm°n. 410 krataiÆ: zum -h nach -i- R 2.

Kommentar

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nos, Poseidon, Apollon; daß es sich um Apollon handelt, den Beschützer der Troianer (FG 5), wird erst 21.277f. offenbart, wo Achill eine Prophezeiung seiner Mutter erwähnt (die gleiche Wendung für Apollon noch 5.434, 16.531: LfgrE s.v. m°gaw 71.2ff; DEE 1994, 39. 153). — und die starke Moira: Moira, die zum vorbestimmten Tode führt, erscheint hier neben dem Gott wie eine tätige Macht (vgl. 87n.; D IETRICH 1965, 199; zur Frage der Personifikationen FG 29; ERBSE 1986, 275f.; allg. zum iliadischen Schicksalsbegriff s. 2.155n.). 409b–410 korrespondieren in Inhalt und Versbau mit 416b–417: Tod unter göttlicher Einwirkung; Satzbeginn nach der Zäsur C 2 (oÈd° toi ≤me›w | bzw. éllå so‹ aÈt“ | ) und emphatische Positionierung von a‡tioi bzw. mÒrsimon am VA (EDWARDS , Introd. 44 Anm. 56). — é l l ã toi … oÈd° toi: emphatische Wiederholung des Dat. (DENNISTON 548). — Σmar Ùl°yrion: vgl. 294n. — a‡tioi: 86b n. — Mo›ra krataiÆ: VE-Formel (9x Il., 1x ‘Hes.’), sonst häufig (6x Il.) in der synonymischen Doppelung yãnatow ka‹ m. k. Die Form krataiÆ ist wohl Fem.-Bildung zu kratÊw, mask. krataiÒw eine Sekundärbildung dazu (RISCH 74; BREUIL 1989, 39 Anm. 51).

411–414 Die Zusammenfassung (SummaryP) der Ereignisse um Patroklos’ Tod, die 16.786–17.197 beschrieben sind, ist mit einer deutlichen Zurückweisung von Achills Hauptvorwurf 403 verbunden: in V. 411 durch die synonymische Doppelung ‘Langsamkeit und Trägheit’ (allg. dazu 1.160n., 2.39n.) und durch die Formulierung ‘nicht a ist der Fall, sondern b’ mit Hervorhebung des zutreffenden Sachverhalts in 413f. (zu diesem Muster 6.383–385n.). Achill erfährt erst jetzt von Apollons Wirken, vor dem er Patroklos gewarnt hatte (16.93–96): Diesem war die Rüstung während des Zweikampfs durch Apollon abgestreift worden (16.788– 804), Hektor hatte sie dann an sich genommen und den Troern übergeben (17.120–131) (EDWARDS). 411 bradut∞ti: hom. hapaxP; Ableitung von bradÊw nach dem idg. ererbten Bildungstyp auf -tht-, der bei Homer aber eher selten belegt ist; analog das Antonym taxutÆw (23.740, Od. 17.315: gezeigte Leistung, nach der ein Pferd bzw. ein Hund beurteilt werden) neben dem Neutrum tãxow (RISCH 150; PORZIG 1942, 248; MEISSNER 2006, 99ff.). — nvxel¤˙: hom. hapaxP mit unbekannter Etymologie, nachhom. nur selten gebraucht, neben dem Adj. nvxelÆw; im schol. D durch bradut∞ti, ésyene¤& glossiert (LfgrE; PORZIG 1942, 204: mit Bezug auf die Unzulänglichkeit des Willens). Zu te … te am VE s. 2.39n. 412 Schilderung der Spoliierung in formelhafter Sprache: ép'  moiin PatrÒklou teÊxe' ßlonto ist Variation des Halbverses ép'  mvn teÊxe' ßlonto (7.122, 16.782, 16.846), wie 16.663 (é.  . SarphdÒnow ¶nte' ß., s. 384n. zu ¶ntea).

413 2. VH = Od. 11.318, h.Ap. 178; ≈ Il. 1.36. — Die Füllung eines ganzen Verses mit der Benennung einer Person signalisiert deren Bedeutsamkeit für die Erzäh-

411 bradut∞ti … nvxel¤˙: dat. causae, ‘aufgrund von’. 412  moiin: Gen. Dual. — teÊxe' ßlonto: zum Hiat R 5.1; zur unkontrahierten Form R 6. 413 Àristow: Krasis für ı êristow (R 5.3).

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lung (vgl. 1.36n.). — der Götter Bester: Daß Achills Pferd den Gott Apollon, den Beschützer der Troianer und v.a. Hektors (FG 5; 1.9n., 24.18–21n.), als den Besten bezeichnet, ist bemerkenswert: Einerseits dient dies der Abwehr von Achills Vorwurf, denn gegenüber dem ‘Besten der Götter’ sind Xanthos und Balios machtlos (LfgrE s.v. êristow 1296.7f.), andererseits ist hier damit viell. impliziert, daß Patroklos’ Niederlage keine Schande für diesen sei (vgl. Patroklos selbst 16.844–850 u. dazu S TOEVESANDT 2004, 216f.). — den geboren hat die schöngelockte Leto: Periphrastische BenennungP von Apollon, vgl. 1.9n.; zu Leto FG 18; zum generischen EpithetonP *eúkomos 1.36n. 414 = 18.456. — untern Vordersten: Zu den Kämpfern in der ersten Reihe der Phalangenformation s. 3.16n. kËdow ¶dvken: 204n.

415 Zephyrs Sturmwind: Zéphyros, der schnellste der Winde, ist der Vater der beiden unsterblichen Pferde (400n.). ëma pnoiª ZefÊroio: d.h. ‘so schnell wie unser Vater’ (vgl. AH zu Od. 1.98: “wie um die Wette”); sonst öfter ëma pnoiª én°moio für die Schnelligkeit von Pferden und Vögeln (LfgrE s.v. pnoiÆ).

416–417 von einem Gott und einem Mann: Die eindeutige Identifizierung des Gottes und des Mannes erfolgt erst 22.359 durch den sterbenden Hektor (‘Paris und Phoibos Apollon’); Achill weiß allerdings bereits 21.277f. durch Thetis über die Rolle Apollons Bescheid, vgl. 409–410n.; EDWARDS zu 415–17. fas(i): kennzeichnet allgemein bekannte Tatsachen, hier in ähnlicher Formulierung wie 96 (s.d. u. vgl. 2.783n.): die Schnelligkeit des Windes (LEAF ). — so‹ aÈt“: kontrastiert Achill mit dem Sprecher, d.h. ‘dir selbst (ohne daß wir daran Anteil hätten)’: AH, FAESI, LEAF; anders LfgrE s.v. 1661.53ff.: ‘dir deinerseits’ in Gegenüberstellung mit Patroklos. — mÒrsimon: Ableitung zu mÒrow (vgl. 421n.), bed. ‘zugeteilt, als Schicksal bestimmt’, unpers. mit folgendem Inf. noch 5.674, 20.302 (LfgrE s.v. mÒrsimow, mÒrimon). — ye“ te ka‹ én°ri: zum Dat. der beteiligten Pers. beim Pass. von dãmnhmi 3.183n. — ‰fi dam∞nai: variierbare VE-Formel (2x Il., 2x Od., 2x ‘Hes.’).

414 ¶ktan(e): starker Aor. zu (épo)kte¤nv. — §n¤: = §n (R 20.1). 415 n«Û: Nom. Dual des Pers.-Pron. der 1. Person (R 14.1). — ka¤ ken ëma pnoiª … y°oimen: ‘wir könnten sogar zusammen mit dem Wehen …’, d.h. ‘wir könnten sogar so schnell wie das Wehen …’. — ken: = ên (R 24.5). — pnoiª: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 416 tÆn per: tÆn in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5), vgl. 95–96n.; zu per R 24.10. — ¶mmenai: = e‰nai (R 16.4). 417 én°ri (W)›fi: zur Prosodie R 5.4. — én°ri: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1); = éndr¤. — ‰fi: ‘Instrumentalis’ (-fi: R 11.4) der Nominalwurzel (W)¤w (vgl. lat. vis) ‘mit Macht, Kraft, Gewalt’. — dam∞nai: Inf. Aor. Pass. zu dãmnhmi.

Kommentar

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418 geboten die Erinyen der Sprache Einhalt: Aus der Formulierung geht nicht eindeutig hervor, ob die Erinyen dem Tier seine Sprechfähigkeit in erster Linie nehmen, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen (also dem Sprechen des Tieres ein Ende setzen, nachdem es ausgeredet hat: so EDWARDS, WILLCOCK; weitere Lit. s. 407–417n.), oder ob sie seine Rede primär unterbrechen, um die weitere Enthüllung der Zukunft zu unterbinden (so AH; LfgrE s.v. aÈdÆ 1542.40ff.; HEUBECK 1986, 154. 163; unentschieden NAGLER 1974, 146). Õw êra fvnÆsantow: flektierbare VA-Formel (Rede-AbschlußP), sonst immer im Nom. (fvnÆsaw/fvnÆsas(a) u. fvnÆsante/-ew): 1.428n. — ¶sxeyon aÈdÆn: bed. ‘das Sprechen zum Einhalt bringen’ (vgl. V. 119 tÒkon: LfgrE s.v. ¶xv 845.73ff.); aÈdÆ kann sowohl den Sprechakt als auch die Sprechfähigkeit bezeichnen (LfgrE s.v. aÈdÆ 1541.9ff.; CLAY 1974, 131f.). 419 = 16.48, 22.14; ≈ 18.97 (tÆn); 1. VH (bis zur Zäsur C 1) = 7.454, 17.18, Od. 4.30, 4.332, Hes. Th. 558; ≈ Il. 1.517 (s.d.), 4.30, 8.208, 15.184 (tÆn), Od. 15.325. — m°g' ÙxyÆsaw: Anzeichen für Achills Frustration und Verbitterung: er reagiert unwirsch gegenüber Xanthos und zeigt sich entschlossen angesichts des unabänderlichen Schicksals (LfgrE s.v. Ùxy∞sai; SCULLY 1984, 21f.; vgl. 1.517n.). — pÒdaw »kÁw ÉAxilleÊw : VE-Formel (30x Il.): 1.58n.

420–423 Die Rede enthält deutliche Anklänge an 16.859–861: Mit ähnlichen Worten, aber anders im Tenor, reagiert dort Hektor auf Patroklos’ Prophezeiung seines baldigen Todes durch Achill (16.851ff.). Während Hektor in fatalem Selbstbewußtsein spricht, sieht Achill entschlossen seinem Tod entgegen: Er nimmt das Schicksal an (indem er vor Troia ausharrte, hat er sich für ein ruhmvolles, aber kurzes Leben entschieden [vgl. 9.410ff.]) und beharrt auf dem Rachewunsch (so schon 18.98ff., vgl. auch seine Reaktion auf Hektors Warnung 22.365f.), wodurch die Tragik seines Schicksals vor dem Auszug in die Schlacht betont wird (ED WARDS; FENIK 1968, 217f.; M ACLEOD 1982, 10; TAPLIN 1992, 220f. 247; GRETHLEIN 2006, 120f.). 420 oÈd° t¤ se xrÆ: VE-Formel (67n.). 421 nÊ: 95n. — o‰da ka‹ aÈtÒw : ist sonst flektierbare VE-Formel (4x Il., 3x Od., 1x ‘Hes.’, 2x h.Merc); die Position in der 1. VH und der Zusatz eÔ (vgl. eÔ nu ka‹ ≤me›w ‡dmen 8.32, 8.463, 18.197) verstärken die Emphase. Mit der Formulierung erkennt der Sprecher eine Aussage als berechtigt an und bereitet zugleich einen Gegensatz vor, s. éllã … 422f., vgl. auch 8.32f., 24.105f. (AH z.St. u. zu Od. 10.457; zu Achills Wissen 328–333n.). — mÒrow: ‘(zugeteiltes) Schicksal’, oft im Hinblick auf den Tod, vgl. mÒrsimon (416–417n.) u. Mo›ra (409–410n.): LfgrE; JANKO, Introd. 5.

418 ¶sxeyon: poet. Nebenform zu ¶sxon. 419 m°g(a): Adv., ‘sehr’. 420 manteÊeai: zur unkontrahierten Form R 6. — oÈd° ti: ‘überhaupt nicht, keineswegs’. 421 toi: zur Partikel R 24.12. — ˜: = ˜ti. — mÒrow: sc. §st¤n.

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422 VE = 2.297. — fern von dem lieben Vater und der Mutter: Das häufige Motiv des Sterbens als Nicht-mehr-Heimkehren zum Vater (329n.) oder in die Heimat (2.162n.) ist hier zur Erhöhung des Pathos so variiert, daß auch die Mutter erwähnt wird (ebenso noch 18.330–332). 423 Zur Vorstellung der ‘Sättigung am Kampf’ s. 402n. oÈ … , p r ‹ n … §lãsai: 169–170n. — ë d h n §lãsai pol°moio: ëdhn ‘Sättigung, Überdruß’, hier und 13.315 (ëdhn §lÒvsi … pol°moio), Od. 5.290 (ëdhn §lãan kakÒthtow) metaphorisch verwendet; ist wohl adverbiell gebrauchter, erstarrter Akk. eines Nomens zur Wurzel von ê-menai (‘in den Überdruß am Kampf’), vgl. 307n., 402n. (SCHW. 1.508; EDWARDS: ‘before driving the Trojans to satiety of war’; JANKO zu 13.315–16; vgl. LfgrE s.v. §laÊnv 517.61ff.: ‘derart treiben, daß sie vom Kämpfen satt werden’; LATACZ 1966, 181; zur Wortbildung [Subst. od. deverbatives Adv.] s. auch RISCH 365; LEAF zu 13.315; LfgrE s.v. êdh).

424 VE = 5.829, 5.841, 8.139, 11.513, 16.712, 23.398, 23.423. — Der Gesang endet mit Achills Signal zum Auszug in den Kampf. Der 20. Gesang knüpft direkt an die Wappnung und Sammlung des Achaierheeres um den Heerführer Achill an (20.1f., vgl. 19.352a u. 364) und führt den Kampfgegner ein (20.3); danach folgt die Sammlung der Götter (20.4ff.). Erst mit der Formulierung ‘so rüsteten sich diese’ in V. 20.1 (gr. VA-Formel h*os hoi men gefolgt von einem Verb im Impf.: 1.318a n.), also erst jenseits der (wohl nachhomerischen: 1–39n. a.E.) Buchgrenze, wird die Szene, die 351bf. begonnen hat, durch die summarische Zusammenfassung abgeschlossen und der Szenenwechsel vorbereitet: 351b–356a n., 356b– 20.3n.; EDWARDS zu 20.1–3; K ELLY 2007, 102f. — untern ersten: 414n. — die Einhufer: Das gr. Adj. ‘einhufig’ ist distinktives EpithetonP von Pferden (vgl. heute in der Ordnung der ‘Unpaarhufer’: die Equidae od. ‘Einhufer’); Pferde-Epitheta beziehen sich meist auf die Schnelligkeit und/oder die Qualität der Hufe: mit der vorl. VE-Formel werden die ‘einhufigen’ Pferde, die sorgfältig gezüchtet wurden und unter den Haustieren bes. wertvoll waren, gegenüber den anderen Haustieren wie etwa den Rindern (vgl. ‘schleppfüßig’ 6.424n.) hervorgehoben (DELEBECQUE 1951, 149f.; zur bes. Stellung der Pferde s. RICHTER 1968, 70–76; WIESNER 1968, 30–32; vgl. auch 243–244n.). fiãxvn: 41n. — ¶xe: mit Pferden als Obj. ‘lenken’ (LfgrE s.v. 840.53ff.: “d.h. ihnen eine best. Richtung geben”), teils mit Angabe der Richtung (3.263, 5.240, 829/841, 8.139, 11.513, 760). — m≈nuxaw ·ppouw: flektierbare VE-Formel (33x Il., 1x Od., 1x ‘Hes.’; davon 27x Akk., 8x Nom.) nach vokalischem Wortende, vgl. daneben die VE-Formel »k°ew/-aw ·. nach Konsonant (3.263n.; DÜNTZER [1864] 1979, 101). m. ist Possessiv-Kompositum mit der Schwundstufe des Zahlworts ‘eins’ im Vorderglied (idg. *sem/sm≤ , vgl. eÂw, m¤a, ßn, lat. semel): *sm≤ + h3nugh- > *sm-«nuj (LfgrE, FRISK u. DELG s.v. m«nuj).

422 mht°row: = mhtrÒw. — éllå ka‹ ¶mphw: ‘aber trotzdem’. 424 Σ: 3. Sg. Impf. zu ±m¤ ‘sagen’. — =a: = êra (R 24.1).

BIBLIOGRAPHISCHE ABKÜRZUNGEN 1. Ohne Jahreszahl zitierte Literatur (Standard-Werke) AH zu Il.

AH, Anh. zu Il.

AH zu Od.

AH, Anh. zu Od.

Allen Allen/Halliday/ Sikes ArchHom

ATU

Autenrieth/Kaegi

ChronEG

Chantr.

Homers Ilias. Erklärt von K.F. Ameis und C. Hentze, Leipzig/Berlin 1 1868–1884 (Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); letzte veränd. Aufl.: Bd. 1.1 (Gesang 1–3) 71913, bearbeitet von P. Cauer; Bd. 1.2 (4–6) 61908; Bd. 1.3 (7–9) 51907; Bd. 1.4 (10–12) 5 1906; Bd. 2.1 (13–15) 41905; Bd. 2.2 (16–18) 41908; Bd. 2.3 (19–21) 4 1905; Bd. 2.4 (22–24) 41906. Nachdruck Amsterdam 1965. Anhang zu Homers Ilias. Schulausgabe von K.F. Ameis, Leipzig 11868– 1886 (Erläuterungen zu Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); in diesem Band zitiert: 7. Heft (zu Il. 19–21) 1883. Homers Odyssee. Erklärt von K.F. Ameis und C. Hentze, Leipzig/Berlin 1 1856–1860; in diesem Band zitiert: Bd. 1.1 (Gesang 1–6), bearb. von P. Cauer, 131920. Anhang zu Homers Odyssee. Schulausgabe von K.F. Ameis, Leipzig 1 1867; in diesem Band zitiert: 1. Heft (zu Od. 1–6), bearb. von C. Hentze, 3 1883. Allen, Th.W.: Homeri Ilias, Oxford 1931 (3 Bde.). Allen, Th.W. / Halliday, W.R. / Sikes, E.E.: The Homeric Hymns, Oxford 1936 (Nachdruck Amsterdam 1980). Archaeologia Homerica. Die Denkmäler und das frühgriechische Epos. Im Auftrage des DAI hrsg. von F. Matz und H.-G. Buchholz, Göttingen 1967ff. The Types of International Folktales. A Classification and Bibliography, based on the System of A. Aarne and S. Thompson, by H.-J. Uther (FF Communications, 284–286), Helsinki 2004 (3 Bde.). Autenrieth, G. / Kaegi, A.: Wörterbuch zu den Homerischen Gedichten, Stuttgart/Leipzig 141999 (= Nachdruck von 131920, mit einem Geleitwort von J. Latacz und einer Einleitung von A. Willi; 1. Aufl. Leipzig 1873). Chronique d’étymologie grecque, hrsg. von A.Blanc, C.de Lamberterie und J.-L. Perpillou, erscheint jährlich in: RPh 70ff., 1996ff.; in diesem Bd. zitiert: ChronEG 4, RPh 73, 1999, 79–108; ChronEG 5, RPh 74, 2000, 257–286; ChronEG 6, RPh 75, 2001, 131–162. Chantraine, P.: Grammaire homérique, Paris 61986–1988 (11942–1953) (2 Bde.).

180 Companion

Ilias 19

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Bibliographische Abkürzungen KlP

LÄ Leaf van Leeuwen LfgrE

LIMC LIV

LSJ Mazon RAC

RE

Richardson zu Il. 21–24 Richardson zu h.Cer. Risch Ruijgh Russo Stanford

Schw.

181

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182

Ilias 19

ThesCRA

Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum, hrsg. von der Fondation pour le Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC) und vom J. Paul Getty Museum, Los Angeles 2004–2006 (5 Bde. und zwei Abkürzungsverzeichnisse). Thompson Thompson, S.: Motif-Index of Folk-Literature: A Classification of Narrative Elements in Folktales, Ballads, Myths, Fables, Mediaeval Romances, Exempla, Fabliaux, Jest-Books and Local Legends, Kopenhagen 21955– 1958 u.ö. (11932–1936) (6 Bde.). Untermann Untermann, J.: Einführung in die Sprache Homers. Der Tod des Patroklos, Ilias P 684–867, Heidelberg 1987. Wathelet Wathelet, P.: Dictionnaire des Troyens de l’Iliade (Université de Liège. Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres. Documenta et Instrumenta, 1), Liège 1988 (2 Bde.). West zu Hes. Op. Hesiod, Works and Days. Ed. with Prolegomena and Commentary by M.L. West, Oxford 1978 u.ö. West zu Hes. Th. Hesiod, Theogony. Ed. with Prolegomena and Commentary by M.L. West, Oxford 1966 u.ö. West zu Od. 1–4 West, S., in: A Commentary on Homer’s Odyssey, Vol. I: Books I–VIII, Oxford 1988 u.ö. (ital. Erstausgabe 1981). Willcock Homer, Iliad. Ed. with Introduction and Commentary by M.M. Willcock, London 1978–1984 u.ö. (2 Bde.).

2. Textausgaben* Antimachos von Kolophon (Matthews) Antimachus of Colophon. Text and Commentary by V.J. Matthews (Mnemosyne, Suppl. 155), Leiden u.a. 1996. ‘Epischer Kyklos’ (West) bzw. (Davies) • in: Epicorum Graecorum Fragmenta, ed. M. Davies, Göttingen 1988; • und in: Greek Epic Fragments from the Seventh to the Fifth Centuries BC, ed. and transl. by M.L. West (Loeb Classical Library, 497), Cambridge, Mass. / London 2003. Heraklit (VS) in: Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und deutsch von H. Diels, hrsg. von W. Kranz, Bd. 1, Berlin 61951 (11903). ‘Hesiod’, Fragmente (M.-W.) in: Hesiodi Theogonia, Opera et dies, Scutum, ed. F. Solmsen; Fragmenta selecta, edd. R. Merkelbach et M.L. West, Oxford 31990 (11970). Pindar, Fragmente in: Pindari Carmina cum Fragmentis, pars II: Fragmenta, Indices, ed. H. Maehler, Leipzig 1989.

* Angeführt sind nur Ausgaben von Werken, bei denen die Vers-, Paragraphen- oder Fragmentzählung von Ausgabe zu Ausgabe differiert.

Bibliographische Abkürzungen

183

Scholien zur Ilias (Erbse) Scholia graeca in Homeri Iliadem (scholia vetera), rec. H. Erbse, Berlin 1969–1988 (7 Bde.). Scholien zur Ilias (van Thiel) Scholia in Iliadem secundum codices manu scriptos ed. H. van Thiel, http://kups.ub.unikoeln.de/volltexte/2006/1810/ (Stand: 15.04.2009). Simonides (Page) in: Poetae Melici Graeci, ed. D.L. Page, Oxford 1962. Solon (West) in: Iambi et elegi graeci ante Alexandrum cantati, ed. M.L.West, Bd. 2, Oxford 21992 (11972).

3. Monographien und Aufsätze Die Zeitschriften sind nach der Année Philologique abgekürzt.* Adkins 1960

Adkins, A.W.H.: Merit and Responsibility. A Study in Greek Values, Oxford 1960. Adkins 1969 Adkins, A.W.H.: Threatening, Abusing and Feeling Angry in the Homeric Poems, in: JHS 89, 1969, 7–21. Adkins 1982 Adkins, A.W.H.: Values, Goales, and Emotions in the Iliad, in: CPh 77, 1982, 292–326. Ahlberg 1971 Ahlberg G.: Prothesis and Ekphora in Greek Geometric Art (SIMA, 32), Göteborg 1971. Ahrens 1937 Ahrens, E.: Gnomen in griechischer Dichtung (Homer, Hesiod, Aeschylus), Diss. Halle 1937. Alden 2000 Alden, M.J.: Homer Beside Himself. Para-Narratives in the Iliad, Oxford 2000. Alexiou (1974) 2002 Alexiou, M.: The Ritual Lament in Greek Tradition (Greek Studies), Lanham u.a. 22002 (11974). Allan 2003 Allan, R.J.: The Middle Voice in Ancient Greek. A Study in Polysemy (Amsterdam Studies in Classical Philology, 11), Amsterdam 2003. Anastassiou 1973 Anastassiou, I.: Zum Wortfeld ‘Trauer’ in der Sprache Homers, Diss. Hamburg 1973. Andersen 1987 Andersen, Ø.: Myth, Paradigm and ‘Spatial Form’ in the Iliad, in: Bremer 1987, 1–13. Andronikos 1968 Andronikos, M.: Totenkult, ArchHom. Kap. W, Göttingen 1968. Apthorp 1980 Apthorp, M.J.: The Manuscript Evidence for Interpolation in Homer (Bibliothek der Klass. Altertumswiss., N.F. 2.71), Heidelberg 1980. Arbenz 1933 Arbenz C.: Die Adjektive auf -IMOS. Ein Beitrag zur griechischen Wortbildung, Diss. Zürich 1933. Arend 1933 Arend, W.: Die typischen Scenen bei Homer (Problemata, 7), Berlin 1933. * Eine kumulierte Liste findet sich unter: http://www1.uni-hamburg.de/Thesaurus/APh_List.pdf (Stand: 15.04.2009).

184 Armstrong 1958 Arnould 1986 Arnould 1990 Aubriot 2001

Austin 1975 Bakker 1988 Bakker 1997 Bakker 1999 Bakker 2005 Bannert 1978 Bannert 1987 Bannert 1988 Barck 1976 Barrett 1981 Bartone&k 2003 Basset 2006

Bassett 1919 Bechtel 1914 Beck 1986 Beck 2005 Becker 1937 Beckmann 1932

Ilias 19 Armstrong, J.I.: The Arming Motif in the Iliad, in: AJPh 79, 1958, 337– 354. Arnould, D.: tÆkein dans la peinture des larmes et du deuil chez Homère et les tragiques, in: RPh 60, 1986, 267–274. Arnould, D.: Le rire et les larmes dans la littérature grecque d’Homère à Platon (Collection d’études anciennes, Série grecque 119), Paris 1990. Aubriot, D.: Humanité et divinité dans l’Iliade à travers le personnage d’Achille, in: Dieux, héros et médecins grecs. Hommage à Fernand Robert, hrsg. von M. Woronoff, S. Follet und J. Jouanna, Besançon 2001, 7– 27. Austin, N.: Archery at the Dark of the Moon. Poetic Problems in Homer’s Odyssey, Berkeley u.a. 1975. Bakker, E.J.: Linguistics and Formulas in Homer. Scalarity and the Description of the Particle ‘per’, Amsterdam/Philadelphia 1988. Bakker, E.J.: Poetry in Speech. Orality and Homeric Discourse (Myth and Poetics), Ithaca/London 1997. Bakker, E.J.: Homeric otow and the Poetics of Deixis, in: CPh 94, 1999, 1–19 (auch in: Nagy 2001, Bd. 2, 313–331). Bakker, E.J.: Pointing at the Past. From Formula to Performance in Homeric Poetics (Hellenic Studies, 12), Cambridge, Mass. / London 2005. Bannert, H.: Zur Vogelgestalt der Götter bei Homer, in: WS 12, 1978, 29– 42. Bannert, H.: Versammlungsszenen bei Homer, in: Bremer 1987, 15–30. Bannert, H.: Formen des Wiederholens bei Homer. Beispiele für eine Poetik des Epos (Wiener Studien, Beih. 13), Wien 1988. Barck, Chr.: Wort und Tat bei Homer (Spudasmata, 34), Diss. Hildesheim/New York 1976. Barrett, D.S.: The Friendship of Achilles and Patroclus, in: CB 57, 1981, 87–93. Bartone&k, A.: Handbuch des mykenischen Griechisch (Indogermanische Bibliothek, Reihe 1), Heidelberg 2003. Basset, L.: La préfiguration dans l’épopée homérique de l’article défini du grec classique, in: Word Classes and Related Topic in Ancient Greek. Proceedings of the Conference on ‘Greek Syntax and Word Classes’ held in Madrid on 18–21, June 2003, hrsg. von E. Crespo, J. de la Villa und A.R. Revuelta, Louvain-la-Neuve 2006, 105–120. Bassett, S.E.: Versus tetracolos, in: CPh 14, 1919, 216–233. Bechtel, F.: Lexilogus zu Homer. Etymologie und Stammbildung homerischer Wörter, Halle 1914. Beck, W.: Choice and Context. Metrical Doublets für Hera, in: AJPh 107, 1986, 480–488. Beck, D.: Homeric Conversation (Hellenic Studies, 14), Cambridge, Mass./London 2005. Becker, O.: Das Bild des Weges und verwandte Vorstellungen im frühgriechischen Denken (Hermes, Einzelschriften 4), Berlin 1937. Beckmann, J.Th.: Das Gebet bei Homer, Diss. Würzburg 1932.

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185

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Kim 2000 Kirk 1962 Kirk 1970 Kitts 2005 Kloss 1994 Kölligan 2007

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