Homers Ilias: Gesamtkommentar, Band III: Faszikel 2 3110201445, 9783110201444

Since Ameis-Hentze-Cauer (1868-1913) no comprehensive, scholarly commentary of Homer's Iliad has been published in

225 12 1MB

German Pages 205 [206] Year 2009

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Homers Ilias: Gesamtkommentar, Band III: Faszikel 2
 3110201445, 9783110201444

Table of contents :
Frontmatter
INHALT
VORWORT
HINWEISE ZUR BENUTZUNG
24 REGELN ZUR HOMERISCHEN SPRACHE (R)
TABELLARISCHER ÜBERBLICK ÜBER DIE HANDLUNG DES 3. GESANGES
KOMMENTAR
Backmatter

Citation preview

HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

SAMMLUNG WISSENSCHAFTLICHER COMMENTARE

HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

(BASLER KOMMENTAR / BK) AUF DER GRUNDLAGE DER AUSGABE VON AMEIS-HENTZE-CAUER (1868 –1913)

HERAUSGEGEBEN VON

ANTON BIERL UND JOACHIM LATACZ

GENERALREDAKTION:

MAGDALENE STOEVESANDT

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

HOMERS ILIAS GESAMTKOMMENTAR

(BASLER KOMMENTAR / BK) HERAUSGEGEBEN VON

ANTON BIERL UND JOACHIM LATACZ

BAND III DRITTER GESANG (Ž) FASZIKEL 2: KOMMENTAR VON

MARTHA KRIETER-SPIRO MIT UNTERSTÜTZUNG VON RUDOLF FÜHRER, FRITZ GRAF, IRENE DE JONG, MICHAEL MEIER-BRÜGGER, SEBASTIAAN R. VAN DER MIJE, RENÉ NÜNLIST, ROLF A. STUCKY, JÜRGEN VON UNGERNSTERNBERG, RUDOLF WACHTER UND MARTIN L. WEST

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

Die Erarbeitung des Ilias-Gesamtkommentars wird finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Bern, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft, Basel, der Max Geldner-Stiftung, Basel, und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.

’ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISSN 1864-3426 ISBN 978-3-11-020144-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen

INHALT

Vorwort

………………………………………………………………………

Hinweise zur Benutzung (mit Abkürzungsverzeichnis)

24 Regeln zur homerischen Sprache (R)

……………………

IX

……………………………………

1

Tabellarischer Überblick über die Handlung des 3. Gesanges Kommentar

VII

………………

8

…………………………………………………………………

11

Bibliographische Abkürzungen

……………………………………………

159

VORWORT Der Kommentar zum dritten Gesang der Ilias schließt sich an die schon erschienenen Bände des Gesamtkommentars an und ist gemäß der Anlage und den Zielen verfaßt, wie sie im Vorwort zum ersten Gesang erläutert werden. Der Kommentar soll zum Verständnis eines der bekanntesten Abschnitte der Ilias beitragen. Die Darstellung von Paris und Helena und die Schilderung des Vertragsrituals vor dem Zweikampf zwischen Paris und Menelaos – den beiden Männern, zwischen denen Helena steht – sowie des Zweikampfes selbst haben Hörer und Leser immer wieder fasziniert und auch in der Forschung ein besonderes Echo gefunden. Damit sich jeder Nutzer ein eigenes Bild machen kann, umreißt der Kommentar bei Bedarf die jeweils einschlägigen Fragen und Probleme so ausführlich wie nötig, nimmt Stellung und nennt weiterführende Literatur verschiedener, auch abgelehnter Forschungsrichtungen. Auf das, was schon in anderen Bänden erörtert ist, weist er im allgemeinen knapp hin. Ohne die großzügige Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft Basel, der Max Geldner-Stiftung Basel und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur sowie der Universität Basel hätte dieser Kommentar nicht entstehen können. Ich weiß mich daher allen genannten Institutionen zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet. Meine Mitarbeit am Basler Kommentar verdanke ich meinen verehrten Lehrern Herrn Prof. Dr. Joachim Latacz und Herrn Prof. Dr. Anton Bierl. Herr Latacz hat mich von Studienbeginn an gefördert und mir immer wieder ermöglicht, mit ihm zu arbeiten. Seine begeisternden Ausführungen zur homerischen Welt, aber auch seine Geduld und seine anhaltende Ermutigung schätze ich überaus hoch ein. Herr Bierl hat mich auf neue, faszinierende Forschungsrichtungen hingewiesen und jederzeit Gesprächsbereitschaft und Interesse an der Arbeit gezeigt, wofür ich mich ihm sehr verpflichtet weiß. Eine ganz besondere Anerkennung verdienen auch meine Arbeitskollegen, neben Dr. Marina Coray und Prof. Dr. Robert Plath in erster Linie Dr. Magdalene Stoevesandt und lic. phil. Claude Brügger. Ihre unermüdliche Hilfsbereitschaft, ihre Ermutigung und ihre Geduld sind mir eine unentbehrliche Stütze gewesen. Sie haben

VIII

Ilias 3

mich vor vielen Fehlern bewahrt und mir in menschlich schwieriger Zeit den Abschluß der Arbeit erleichtert. Claude Brügger hat sich überdies immer wieder um die technische Seite der Kommentierung verdient gemacht, wofür ich ihm ganz herzlich danke. Ein besonderer Dank gebührt auch Herrn Dr. Rudolf Führer, Herrn Prof. Fritz Graf, Frau Prof. Irene de Jong und den Herren lic. phil. Sebastiaan R. van der Mije, Prof. René Nünlist, Prof. Rolf A. Stucky, Prof. Jürgen von Ungern-Sternberg, Prof. Rudolf Wachter und Prof. Martin L. West, die mich als externe Experten zu vielen Stellen hilfreich beraten haben. Auch den Mitarbeitern des Lexikons des frühgriechischen Epos (LfgrE) und ihrem Leiter Prof. Michael Meier-Brügger, die anläßlich eines Besuchs in Basel bereit waren, spezielle Probleme mit mir zu erörtern, fühle ich mich sehr verpflichtet. Alexandra Scharfenberger und Tamara Hofer möchte ich ganz herzlich für die gewissenhafte Durchsicht des Entwurfs danken; um die Beschaffung der Literatur haben sich Herr lic. phil. Christoph Schneider von der Universitätsbibliothek Basel und die Mitarbeiter der Zentralbibliothek Zürich, ganz besonders Frau L. Haller, verdient gemacht. Auch die Unterstützung durch Frau Dr. Elisabeth Schuhmann vom Verlag Walter de Gruyter sei hier mit Dankbarkeit vermerkt. Schließlich geht mein Dank an meine Familie, meine Eltern, meine Kinder, in erster Linie aber an meinen Mann, ohne dessen selbstlose Hilfe ich den Kommentar nicht hätte schreiben können. Ich schulde ihm unendlich viel. Meine Tochter Ursula hat sich im Spital für Homer begeistert; möge ihre Freude nun auch auf andere überspringen.

Basel, im April 2009

Martha Krieter-Spiro

HINWEISE ZUR BENUTZUNG 1. Im Kommentar sind vier Erklärungs-Ebenen graphisch voneinander abgesetzt (vgl. HK 41): a) In Normaldruck erscheinen die wichtigsten Erläuterungen für Benutzer aller Adressatenkreise. Griechischkenntnisse sind hier nicht vorausgesetzt; griechische Wörter werden in Umschrift wiedergegeben (Ausnahme: Lemmata des LfgrE, s. HK 41 [1]). b) In etwas kleinerer Schrift erscheinen genauere Erklärungen zum griechischen Text. Dieser Teil entspricht einem gräzistischen Standardkommentar. c) In Petit-Druck stehen spezifische Informationen zu verschiedenen Teilgebieten der Homer-Forschung. d) Unter einem Trennstrich erscheint am Fuß der Seite der ‘Elementarteil’, der besonders Schülern und Studenten eine Hilfestellung zur ersten Texterschließung bieten will. Der Elementarteil erklärt neben Prosodie und Metrik v.a. die homerischen Wortformen. Er basiert auf den ‘24 Regeln zur homerischen Sprache’, auf die mit dem Kürzel ‘R’ verwiesen wird. Sehr häufige Phänomene (z.B. fehlendes Augment) werden nicht durchgängig registriert, sondern ca. alle 50 Verse in Erinnerung gerufen. — Auf Angaben zum homerischen Wortschatz wurde weitgehend verzichtet; hierfür sei auf das Spezialwörterbuch von AUTEN RIETH/KAEGI verwiesen. Komplexe Probleme werden sowohl im Elementarteil als auch im Hauptkommentar aufgegriffen; im Elementarteil werden sie kurz zusammengefaßt, im Hauptkommentar ausführlicher diskutiert. Solche Stellen sind im Elementarteil durch Pfeil (↑) kenntlich gemacht. Querverweise im Elementarteil (im Typus ‘vgl. 73n.’) beziehen sich dagegen auf notae innerhalb des Elementarteils, nie auf den Hauptkommentar.

X

Ilias 3

2. Auf die Kapitel des Prolegomena-Bandes wird mit den folgenden Kürzeln verwiesen: FG/FM FOR G HK GT M MYK xxxP STR

Zum Figurenbestand der Ilias: Götter/Menschen Formelhaftigkeit und Mündlichkeit Grammatik der homerischen Sprache Einleitung: Zur Homer-Kommentierung Geschichte des Textes Homerische Metrik (samt Prosodie) Wort-Index Homerisch – Mykenisch Hochgestelltes ‘P’ hinter einem Begriff verweist auf die BegriffsDefinitionen in der ‘Homerischen Poetik in Stichwörtern’.* Zur Struktur der Ilias

3. Weitere Kürzel: ORTH R

verweist auf das Orthographie-Kapitel im Text-Band S. X–XVI. verweist auf die ‘24 Regeln zur homerischen Sprache’ im vorliegenden Kommentar-Band (unten S. 1ff.).

4. Textkritische Fragen An einzelnen Stellen neigen die Kommentatoren zu einer anderen Entscheidung als der Text-Editor. In diesen Fällen erscheint das Lemma in beiden Varianten; die im Text vorgegebene Form wird dann in eckigen Klammern vorangestellt. 5. Formelsprache Nach dem Vorbild des ‘Ameis-Hentze(-Cauer)’ werden wiederholte Verse und Halbverse regelmäßig registriert (vgl. dazu HK 30); auf andere formelsprachliche Elemente (bes. Versanfangs- und -endformeln) wird nur so häufig hingewiesen, daß der Gesamteindruck von der Formelhaftigkeit der homerischen Sprache vertieft wird. 6. Typische SzenenP Zu jeder Typischen Szene wird im Kommentar an geeigneter Stelle die ‘Idealform’ konstituiert, indem eine kumulative, durchnumerierte Zusammenstellung aller in Ilias und Odyssee vorkommenden charakteristischen Szenen-Elemente vorgelegt wird; die Ziffern der an der kommentierten Stelle tatsächlich aktualisierten Elemente erscheinen fett. Jede weitere Stelle verweist auf die Erstbehandlung und verwendet Numerierung und Fettdruck nach dem gleichen Prinzip.

* Mehrteilige Begriffe wie Dramatische IronieP, Sekundäre FokalisationP und Typische SzeneP sind in dem alphabetisch angeordneten Kapitel jeweils unter dem Anfangsbuchstaben des – durch die Majuskel als Teil des Begriffs gekennzeichneten – Adjektivs zu finden.

Hinweise zur Benutzung

XI

7. Abkürzungen (a) Bibliographische Abkürzungen Die bibliographischen Abkürzungen s. unten S. 159ff. (b) Primärliteratur (zu den verwendeten Textausgaben s. unten S. 162f.) Aisch. Aith. Apoll. Rhod. Aristoph. Aristot. Chrest. Cypr. Dion. Chrys. Eur. Eust. fgrE Hdt. Hes. ‘Hes.’ hom.h. h.Ap., h.Cer., h.Merc., h.Ven. Hyg. Il. Il. parv. Il. Pers. Iuv. Od. Paus. Pind. Plat. Prokl. Quint. Smyrn. Schol. schol. A (etc.)

Aischylos (Eum. = ‘Eumeniden’, Suppl. = Supplices, ‘Bittflehende’) ‘Aithiopis’ (im ‘Epischen Kyklos’) Apollonios Rhodios Aristophanes (Ran. = Ranae, ‘Frösche’) Aristoteles (Aud. = de Audibilibus, ‘Über das Hörbare’, HA = Historia Animalium, ‘Tierkunde’, Top. = Topica, ‘Topik’) ‘Chrestomathie’ (Inhalts-Angabe des Proklos zum ‘Epischen Kyklos’) ‘Kyprien’ (im ‘Epischen Kyklos’) Dion Chrysostomos (Or. = Oratio, ‘Rede’) Euripides (Her. = ‘Herakles’) Eustathios frühgriechisches Epos (Sammelbezeichung für Homer, Hesiod und hom. Hymnen) Herodot Hesiod (Op. = Opera, ‘Werke und Tage’; Th. = ‘Theogonie’) Hesiod zugeschriebene Werke (Sc. = Scutum, ‘Schild des Herakles’; fr. = Fragmente) Sammelbezeichnung für die homerischen Hymnen einzelne homerische Hymnen: an Apollon, – an Ceres/Demeter, – an Mercurius/Hermes und – an Venus/Aphrodite Hygin (Fab. = Fabulae) ‘Ilias’ Ilias parva, ‘Kleine Ilias’ (im ‘Epischen Kyklos’) Iliou Persis, ‘Zerstörung Troias’ (im ‘Epischen Kyklos’) Iuvenal ‘Odyssee’ Pausanias Pindar (Nem., Pyth. = ‘Nemeische, Pythische Oden’) Platon (Phaidr. = ‘Phaidros’) Proklos Quintus von Smyrna Scholion, Scholien scholion in der Handschrift A (etc.)

XII

Ilias 3 Soph. Strab. Theb. Verg.

Sophokles (OC = Oedipus Coloneus, ‘Oidipus auf Kolonos’) Strabon ‘Thebaïs’ (im ‘Epischen Kyklos’) Vergil (Georg. = ‘Georgica’, Aen. = ‘Aeneis’)

(c) Übrige Abkürzungen (Die allgemein üblichen Abkürzungen und die unter 2. und 3. genannten Kürzel sind hier nicht aufgenommen.) * < > |

rekonstruierte Form entstanden aus geworden zu markiert Vers-Anfang bzw. Vers-Ende ↑ verweist vom Elementarteil auf das entsprechende Lemma im Hauptkommentar † locus desperatus a/b nach Verszahl bezeichnet die 1. bzw. 2. Vershälfte a/b nach Verszahl bezeichnet nur im app. crit. angeführte Zusatzverse A 1, B 1 (etc.) bezeichnet Zäsuren im Hexameter (vgl. M 6) abh. abhängig aind. altindisch a.O. am (angegebenen) Ort app. crit. apparatus criticus (West) att. attisch Bed., bed. Bedeutung, bedeutet Bez., bez. Bezeichnung, bezeichnet ebd. ebendort ep. episch fgrE frühgriechisches Epos fr. Fragment (fragmentum) gr. griechisch hethit. hethitisch HS Hauptsatz Hss. Handschriften idg. indogermanisch Instr. Instrumentalis lok. lokativisch myk., Myk. mykenisch, das Mykenische n. lat. nota*

* Mit ‘77n.’ wird auf den Kommentar zu Vers 77 innerhalb des vorliegenden Bandes, mit 1.162n. auf den Eintrag zu V. 162 im 1. Gesang verwiesen. – Mit ‘in 19.126 (s.d.)’ od. ‘vgl. 24.229ff. (s.d.)’ wird primär auf die betr. Stellen im Homer-Text, sekundär auf einen oder

Hinweise zur Benutzung NS ON sc. s.d. s.v., s.vv. t.t. VA VE VH v.l. Vok. vorl. z.St.

XIII

Nebensatz Orts-Name(n) scilicet siehe dort* sub voce, sub vocibus terminus technicus Vers-Anfang Vers-Ende Vers-Hälfte varia lectio Vokativ vorliegend zur Stelle

mehrere Kommentar-Einträge dazu verwiesen (beim ersten Beispiel ist der relevante Kommentar-Eintrag unter 19.126–127 zu finden, beim zweiten steht Einschlägiges unter 24.229– 234 und 24.229–231).

24 REGELN ZUR HOMERISCHEN SPRACHE (R) Die folgende Zusammenstellung der charakteristischsten Eigenarten der homerischen Sprache legt den Akzent auf die Abweichungen von der attischen Schulgrammatik. Sprachgeschichtliche Erläuterungen sind hier nur ausnahmsweise beigegeben (sie sind in der ‘Grammatik der homerischen Sprache’ [G] im Prolegomena-Band zu finden, auf deren Paragraphen am rechten Rand verwiesen wird). R1 Die hom. Sprache ist eine Kunstsprache, die geprägt ist durch: 1.1 das Metrum (kann Umgestaltungen aller Art bewirken); 1.2 die Technik der oral poetry (für viele häufig wiederkehrende Inhalte werden Formeln verwendet, oft in metrisch unterschiedlich einsetzbaren Varianten); 1.3 verschiedene Dialekte: Grunddialekt ist das Ionische; dieses ist mit Formen aus anderen Dialekten, insbes. dem Äolischen (sog. Äolismen), durchsetzt, die oft zugleich Varianten nach 1.1 bzw. 1.2 liefern.

G 3 3

2

Lautlehre, Metrik, Prosodie R2

Lautwandel *a > h: Im ion. Dialekt ist älteres *a zu h geworden, im 5–8 nicht-att. Ion. (also auch bei Homer) auch nach e, i, r (1.30: pãtrhw).

Bei Homer dennoch nachzuweisendes *a ist im allgemeinen: 2.1 ‘jung’, d.h. nach dem ion.-att. Lautwandel entstanden (1.3: cuxãw); 2.2 oder aus der äolischen Dichtungstradition übernommen (1.1: yeã). R3

Vokalkürzung: Langvokale (v.a. h) vor Vokal (v.a. o/v/a) werden im 39f. Wortinnern häufig gekürzt, aber nicht durchgängig (z.B. G. Pl. basilÆvn statt metrisch unmöglichem viersilbigem -°vn; auch die damit verbundene Quantitätenmetathese [Längung des kurzen zweiten Vokals] tritt oft nicht ein [z.B. G. Sg. basil∞ow statt -°vw]).

R4

Digamma (W): Der ion. Dialekt Homers kannte kein Phonem /w/ (wie in engl. will) mehr. Dieses ist aber 4.1 teils im Mykenischen oder in alphabetschriftlichen Dialekten direkt bezeugt (myk. ko-wa /korw*a/, korinth. qÒrWa); 4.2 teils etymologisch zu erschließen (z.B. hom. koÊrh – mit Ersatzdehnung nach Schwund des Digamma – gegenüber att. kÒrh);

19 27

2

Ilias 3 Häufig ist das Digamma bei Homer zudem aus dem Metrum erschließbar, nämlich bei 4.3 Hiat (s. R 5) ohne Elision (1.7: ÉAtre˝dhw te (W)ãnaj); 4.4 Hiat ohne Kürzung des langvokalischen Auslauts (1.321: t≈ (W)oi, vgl. R 5.5); 4.5 Bildung von sog. Positionslänge bei Einzelkonsonanz (1.70: ˘w (W)e¤dh). 4.6 Teilweise ist Digamma nicht mehr berücksichtigt (1.21: uflÚn •khbÒlon, urspr. Wek-).

22 21 24 26

R5

Hiat: Zusammenprall von vokalischem Auslaut mit vokalischem Anlaut (hiatus ‘Klaffen’) wird vermieden durch: 5.1 Elision: Kurzvokale und -ai in Endungen des Mediums werden elidiert 30/ (1.14: st°mmat' ¶xvn; 1.117: boÊlom' §g≈; 5.33: mãrnasy' ıppot°roi- 37 si), gelegentlich auch -oi in moi/soi (1.170). Aus Elision resultierender Hiat wird belassen (1.2: êlge' ¶yhken). 5.2 Ny ephelkystikon: Nur nach Kurzvokal (e und i), v.a. D. Pl. -si(n); 3. 33 Sg. Impf./Aor./Perf. -e(n); 3. Sg. und Pl. -si(n); Modalpartikel ke(n); Suffix -fi(n), vgl. R 11.4; Suffix -ye(n), vgl. R 15.1; liefert zugleich metrisch willkommene Varianten. 5.3 Kontraktion über die Wortfuge hinweg (als Krasis notiert: têlla, 31 x≤me›w). Hiat ist v.a. zulässig bei: 5.4 Schwund des Digamma (vgl. R 4.3); 5.5 sog. Hiatkürzung: langer Vokal/Diphthong im Auslaut wird gekürzt (1.17: ÉAtre˝dai te ka‹ êlloi §#knÆmidew; 1.15 [mit Synizese: R 7]: xrus°Œƒ énå skÆptrƒ); 5.6 metrischer Zäsur oder allgemein Sinneinschnitt; 5.7 nach -i und ‘kleinen Wörtern’ wie prÒ und ˜.

34 35

36 37

R6

Vokalkontraktion (z.B. nach Ausfall eines intervokalischen /w/ [Di- 43– gamma], /s/ oder /j/) ist in der hom. Sprache häufig nicht durchgeführt 45 (1.74: k°leai [2. Sg. Med. statt -˙]; 1.103: m°neow [G. Sg. statt -ouw]).

R7

Synizese: Gelegentlich müssen zwei Vokale einsilbig gelesen werden, insbesondere bei Quantitätenmetathese (1.1: PhlhÛãdeŒv : R 3), aber auch beim G. Pl. -°vn. (Im Text wird Synizese durch einen Bogen markiert, 1.18: yeŒo¤.)

46

R8

Zerdehnung (sog. diektasis): Kontrahierte Formen (z.B. ır«ntew) werden oft ‘zerdehnt’ wiedergegeben (ırÒvntew); damit wird die vom Metrum geforderte prosodische Gestalt der älteren, unkontrahierten Formen (*ırãontew, ÓÔ) künstlich wiederhergestellt. Ähnlich wird im Inf. Aor. -e›n als -°ein geschrieben (statt älterem *-°en).

48

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) Wechsel von Lang- und Kurzkonsonant ergibt metrisch willkommene Varianten (die meist urspr. aus verschiedenen Dialekten stammen: R 1.3): 9.1 tÒs(s)ow, pos(s)¤, ÉOdus(s)eÊw, ¶s(s)esyai, tel°s(s)ai; ÉAxil(l)eÊw; ˜p(p)vw, etc. 9.2 Ähnliche Flexibilität ergibt der Anlautwechsel in p(t)Òlemow, p(t)Òliw.

3

R9

17 18

R 10

Adaptation ans Metrum: Drei (oder mehr) kurze Silben hintereinander 49f. oder eine einzelne zwischen zwei langen (beides unmetrisch) werden vermieden durch: 10.1 metrische Dehnung (éyãnatow, d*i ogenÆw, oÎrea statt ˆrea; m°nea * pne¤ontew statt pn°-); 10.2 veränderte Wortbildung (polemÆÛow statt pol°miow; flppioxa¤thw statt flppo-).

Formenlehre Die hom. Sprache weist teils vom Attischen abweichende, teils zusätzliche Flexionsformen auf: R 11 Beim Nomen sind insbesondere zu nennen: 11.1 1. Deklination: 68 G. Pl. -ãvn (1.604: Mousãvn) und -°vn (1.273: boul°vn); D. Pl. -˙si (2.788: yÊr˙si) und -˙w (1.238: palãm˙w); G. Sg. m. -*ao (1.203: ÉAtre˝dao) und -ev (1.1: PhlhÛãdev); 11.2 2. Deklination: 69 G. Sg. -oio (1.19: Priãmoio); D. Pl. -oisi (1.179: •tãroisi); 11.3 3. Deklination: 70– 76 G. Sg. der i-Stämme: -iow (2.811: pÒliow) und -how (16.395: pÒlhow); G./D./A. Sg. der *eu-Stämme: -∞ow, -∞Û, -∞a (1.1: ÉAxil∞ow; 1.9: basil∞Û; 1.23: fler∞a); D. Pl. -essi bei s- und anderen Konsonantstämmen (1.235: ˆressi); 11.4 G./D. Sg./Pl. auf -fi (1.38: ‰fi; 4.452: ˆresfi); oft metrisch willkom- 66 mene Variante (z.B. b¤hfi neben b¤˙). R 12

Abweichende Stammbildung (und damit Flexion) zeigen u.a. folgende Nomina: 12.1 nhËw: G. Sg. nhÒw, neÒw, D. nh˝, A. n∞a, n°a; N. Pl. n∞ew, n°ew, G. nh«n, ne«n, D. nhus¤, nÆessi, n°essi, A. n∞aw, n°aw. 12.2 polÊw, polÊ (u-Stamm) und pollÒw, pollÆ, pollÒn (o/*a-Stamm) werden beide durchdekliniert.

77 57

4

Ilias 3

12.3 uflÒw: G. Sg. ufl°ow, uÂow, D. ufl°Û, ufle›, uÂÛ, A. uflÒn, ufl°a, uÂa; N. Pl. 53 ufl°ew, ufle›w, uÂew, G. ufl«n, D. uflãsi, uflo›si, A. ufl°aw, uÂaw. 12.4 ÖArhw: G. ÖArhow, ÖAreow, D. ÖArhÛ, ÖAreÛ, ÖAr˙, A. ÖArha, ÖArhn, 53 V. âArew, ÖArew. 12.5 Ähnlich komplexe Flexionsreihen noch bei gÒnu (G. goÊnatow neben 53/ gounÒw, N./A. Pl. goÊnata nb. goËna), dÒru (doÊratow, -ti etc. neben 77 dourÒw, -¤ etc.); ZeÊw (DiÒw, Di˝, D¤a nb. ZhnÒw, Zhn¤, Z∞n/Z∞na). R 13

Ungewohnte Steigerungsformen sind u.a.: xere¤vn, xeirÒterow, xereiÒterow (neben xe¤rvn); ére¤vn (neben éme¤nvn). Auch zu Substantiven können Steigerungsformen treten, z.B. basileÊterow, basileÊtatow.

R 14

Abweichende Pronominalformen:

79

14.1 Personalpronomen: 1. Sg. G. §me›o, §m°o, meo, §m°yen (sehr selten: moi, z.B. 1.37) 2. Sg. G. se›o, s°o, seo, s°yen; D. toi 3. Sg. G. eÂo, ßo, ßyen, •yen; D. oÂ, •o›, ofl; A. ß, •°, •, min 1. Pl. N. êmmew; G. ≤m°vn, ≤me¤vn; D. ∏min, êmmi; A. ≤m°aw, êmme 2. Pl. N. Îmmew; G. Ím°vn, Íme¤vn; D. Îmmi; A. Ím°aw, Îmme 3. Pl. G. sfe¤vn, sfevn; D. sfisi, sfi; A. sf°aw, sfe, sfeaw, sfaw 1. Dual N./A. n≈, n«Û; G./D. n«Ûn 2. Dual N./A. sf≈, sf«Û; G./D. sf«Ûn 3. Dual N./A. sfve; G./D. sfvÛn

81

14.2 Interrogativ-/Indefinitpronomen: G. Sg. t°o/teo; D. Sg. teƒ; G. Pl. t°vn; entsprechend ˜tteo, ˜teƒ etc.

84

14.3 Demonstrativ-anaphorisches Pronomen (= ‘Artikel’, vgl. R 17): gleiche Endungen wie bei den Nomina (R 11.1–2); N. Pl. m./f. oft mit anlautendem t (to¤, ta¤).

83

14.4 Possessivpronomen: 1. Pl. 2. Sg./Pl. teÒw 3. Sg./Pl. •Òw, ˜w

82

è * mÒw *ÍmÒw sfÒw

14.5 Relativpronomen: Als Relativpronomen fungiert häufig das demonstrativ-anaphorische Pronomen (14.3). R 15

Die kasusähnlichen Adverbbildungen stehen im Grenzbereich Formenlehre/Wortbildung. Sie können metrisch willkommene Varianten zu den echten Kasus bilden: 15.1 ‘Genetiv’: -yen (woher?, s. auch R 14.1), z.B. klis¤hyen (1.391); 15.2 ‘Dativ’: -yi (wo?), z.B. o‡koyi (8.513); 15.3 ‘Akkusativ’: -de (wohin?), z.B. égorÆnde (1.54).

83

66

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) R 16

5

Beim Verb verdienen besondere Beachtung:

16.1 Augment: fehlt häufig (was zu Assimilation führen kann, z.B. ¶mbale statt §n°bale, kãllipon statt kat°lipon, vgl. R 20.1); dient der Anpassung ans Metrum.

85

16.2 Personalendungen: 86/ 93 2. Sg. -ya (1.554: §y°l˙sya) 1. Pl. Med. -mesya neben -meya (1.140: metafrasÒmesya) 3. Pl. Med. (v.a. Perf.) -≠atai/-≠ato neben -ntai/-nto (1.239: efirÊatai) 3. Pl. -n (mit vorangehendem Kurzvokal) neben -san (mit entsprechendem Langvokal), v.a. Aor. Pass. -yen neben -yhsan (1.57: ≥geryen) Oft liegt der Unterschied zu att. Formen lediglich in der nicht vollzogenen Kontraktion (vgl. R 6) zwischen Verbalstamm und Endung. 16.3 Konjunktiv: bei athemat. Stämmen oft kurzvokalisch (‡omen zu e‰mi, e‡domen zu o‰da); bei s-Aoristen dann gleichlautend mit dem Ind. Fut. (1.80: x≈setai). – Ausgang der 3. Sg. Konj. neben -˙ auch -hsi(n) (1.408: §y°lhsin).

89

16.4 Infinitiv: äol. -men(ai) (v.a. athemat. Verben) neben ion. -nai (z.B. ¶m(m)en und ¶m(m)enai neben e‰nai); äol. -∞nai neben ion. -e›n (2.107: for∞nai); them. -°men(ai) (1.547: ékou°men; Od. 11.380: ékou°menai); them. Aor. -°ein (2.393: fug°ein; 15.289: yan°ein).

87

16.5 Formen mit -sk- stehen für wiederholte Handlungen in der Vergangenheit (1.490: pvl°sketo).

60

16.6 Als abweichende Formen von efim¤ sind v.a. zu merken: Ind. Präs.: 2. Sg. §ssi, 1. Pl. efimen, 3. Pl. ¶asi(n); Impf.: 1. Sg. Σa, 3. Sg. Σen u. ¶hn, 3. Pl. ¶san (vgl. 16.1); Fut.: 3. Sg. ¶s(s)etai; Ptz. §≈n, -Òntow; zum Inf. 16.4.

90

Syntax R 17

˜ , ¥ , tÒ (zur Flexion R 14.3) ist selten ‘reiner Artikel’, sondern hat überwiegend die ältere, demonstrativ-anaphorische Funktion.

R 18 Numerus: 18.1 Der Dual ist relativ häufig; Dual- und Pluralformen können frei kombiniert werden. 18.2 Der Plural dient gelegentlich nur der Anpassung ans Metrum (1.45: tÒja).

99

97

6

Ilias 3

R 19 Kasusgebrauch: 19.1 Akkusativ der Beziehung ist besonders häufig (u.a. im sog. sx∞ma kay' ˜lon ka‹ katå m°row: zwei Akkusative bezeichnen je das Ganze und einen Teil davon, 1.362: t¤ d° se fr°naw ·keto p°nyow;). 19.2 Gelegentlich erfolgen lokale Herkunfts-, Orts- und Richtungsangaben ohne Präposition (1.359: én°du … èlÒw; 1.45: tÒjÉ  moisin ¶xvn; 1.322: ¶rxesyon klis¤hn). R 20 Präpositionen: 20.1 Weisen eine größere Formenvielfalt auf: ên (= énã; apokopiert, oft mit Assimilation: ím ped¤on, 5.87; vgl. R 16.1); §w (= efiw); efin, §n¤, efin¤ (= §n); kãt (= katã; s. zu énã); pãr, para¤ (= parã); prot¤, pot¤ (= prÒw); jÊn (= sÊn); Ípa¤ (= ÍpÒ); 20.2 sind in Verwendung und Stellung unabhängiger (1) in bezug auf das Nomen (d.h. eher adverbiell gebraucht), oft auch nachgestellt als Postposition, sog. Anastrophe (und dann häufig mit Akut auf der Anfangssilbe: z.B. ⁄ ¶pi, 1.162); (2) in bezug auf das Verb (d.h. nicht zwingend als Präverb mit dem zugehörigen Verb verbunden, sog. Tmesis: §p‹ mËyon ¶telle, 1.25); dies liefert metrisch willkommene Varianten.

97

59

98

R 21 Modusgebrauch: 100 21.1 Der Modusgebrauch und die Verwendung der Modalpartikel (ke/ken = ên) sind weniger streng geregelt, als in der att. Schulgrammatik beschrieben. 21.2 Die Funktionen von Konjunktiv und Futur lassen sich nicht immer scharf trennen. R 22 Charakteristisch homerische Konjunktionen sind: 101 22.1 kondizional: afi (= efi); 22.2 temporal: eÂow/e·vw (= ßvw, ebenfalls belegt) ‘während’, Σmow ‘als’, eÔte ‘als’, ˆfra ‘während, bis’; 22.3 kausal: ˜ ti, ˜; 22.4 komparativ: ±@te ‘wie’; 22.5 final: ˆfra. R 23

R 24

Diathesenwechsel: Bei manchen Verben werden Akt.- und Med.-For- 100 men als metrisch willkommene Varianten ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied verwendet, z.B. fãto/¶fh, Ù˝v/Ù˝omai.

Partikeln mit teilweise vom späteren Gebrauch abweichenden Verwen- 101 dungsweisen: 24.1 êra, êr, =a, =': signalisiert oder suggeriert Evidenz, etwa ‘ja, (denn) also, natürlich’; oft wohl v.a. aus metrischen Gründen gesetzt (bes. =' zur Hiatvermeidung, vgl. R 5).

24 Regeln zur homerischen Sprache (R) 24.2 étãr, aÈtãr (etymolog. zu trennen, aber bei Homer nach metrischen Gesichtspunkten ohne Bedeutungsunterschied verwendet): ‘aber, doch’; teils adversativ (1.127: sÁ m¢n … aÈtår ÉAxaio¤), teils progressiv (1.51: aÈtår ¶peita), seltener apodotisch (wie d°, s.d.). 24.3 Apodotisches d°: d° kann nach vorausgehendem Nebensatz (Protasis) den Hauptsatz (Apodosis) einleiten (z.B. 1.58). Gelegentlich werden auch éllã (z.B. 1.82), aÈtãr (z.B. 3.290, vgl. 1.133) und ka¤ (z.B. 1.494) apodotisch verwendet. 24.4 Σ: ‘wirklich, in der Tat’; fast ausschließlich in direkten Reden. – Abgeschwächt in den Verbindungen ≥toi (z.B. 1.68), ±m¢n … ±d° ‘einerseits … andererseits’ und ±d° ‘und’. 24.5 ke(n): = ên (vgl. R 21.1). 24.6 m°n: Nicht nur als Vorbereitung einer Antithese (mit nachfolgendem d°), sondern häufig noch in seiner urspr. rein emphatischen Bedeutung (≈ mÆn, mãn; z.B. 1.216). 24.7 mÆn, mãn: hervorhebend; wenn alleinstehend, bei Homer fast nur in neg. Aussagen (z.B. 4.512) und bei Imperativen (z.B. 1.302); sonst verstärkend bei anderen Partikeln, bes. Σ und ka¤ (z.B. 2.370, 19.45). 24.8 oÈd°/mhd°: konnektives oÈd°/mhd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen. 24.9 oÔn: fast nur in Verbindung mit temporalem §pe¤ und …w, ‘(als) nun also’ (z.B. 1.57). 24.10 per: betont das vorangehende Wort; spez. konzessiv, bes. bei Partizipien (1.586: khdom°nh per ‘wenn auch betrübt’); steigernd (1.260: ére¤osi ±° per Ím›n ‘mit noch Besseren als euch’); limitativ-kontrastierend (1.353: timÆn per ‘wenigstens Ehre’). 24.11 ‘Episches te’: Steht in generalisierenden Aussagen (z.B. 1.86, 1.218), bes. häufig auch im ‘Wie-Teil’ von Gleichnissen (z.B. 2.90). 24.12 toi: zur Partikel erstarrter dat. ethicus des Personalpron. der 2. Person (und oft nicht klar von diesem zu unterscheiden); appelliert an die besondere Aufmerksamkeit des Adressaten, etwa ‘ dir, dir’. 24.13 toigãr: ‘daher’ (von toi ≈ soi zu trennen; das Vorderglied gehört zum Demonstrativstamm to-, vgl. t≈ ‘darum’); leitet bei Homer stets die Antwort auf eine Bitte ein (z.B. 1.76).

7

TABELLARISCHER ÜBERBLICK ÜBER DIE HANDLUNG DES 3. GESANGES 1–120

Die Anbahnung des Zweikampfes Paris–Menelaos Die beiden feindlichen Heere marschieren aufeinander zu; da provoziert Paris die Griechen, zieht sich aber beim Anblick des Menelaos wieder zurück. Auf Hektors Vorwürfe hin schlägt Paris vor, den Krieg um Helena durch einen Zweikampf mit Menelaos zu entscheiden. Dieses Vertragsangebot nehmen Hektor und Menelaos an, und die Vorbereitungen zum Abkommen beginnen. 1–14

Die beiden Heere rücken durch die Ebene zum Angriff vor.

15–75

Paris versucht an der Front, die Besten der Griechen herauszufordern, weicht aber vor Menelaos zurück. Hektor hält ihm seine Verantwortungslosigkeit gegenüber Troia vor, worauf Paris seine Lebensart verteidigt, aber auch einen zeremoniellen Zweikampf mit Menelaos anbietet.

76–120

Hektor und Menelaos stimmen dem Angebot zu. Menelaos verlangt, daß vor dem Zweikampf in Anwesenheit des Priamos ein Vertrag geschlossen und mit einem Eidritual bekräftigt wird. Daraufhin werden Herolde nach Troia und ins Lager der Griechen geschickt, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

121–244

Die Mauerschau (‘Teichoskopie’) Von Iris aufgerufen, dem Zweikampf zuzusehen, steigt Helena auf die Mauer, wo Priamos mit den Ältesten der Troer sitzt. Der König ruft sie zu sich und läßt sich von ihr die griechischen Anführer unten in der Ebene vorstellen (Agamemnon, Odysseus, Aias).

121–160

Iris benachrichtigt Helena von dem bevorstehenden Zweikampf und veranlaßt sie, auf den Mauerturm zu steigen. Die dort sitzenden Berater des Priamos sprechen über die unheimliche Faszination, die

Tabellarischer Überblick über die Handlung

9

von ihr ausgeht, wünschen aber auch ihre Heimkehr nach Griechenland. 161–244

245–312

Priamos informiert sich bei Helena über die ihm unbekannten Heerführer der Griechen: Agamemnon, Odysseus und Aias. Antenor erinnert sich daraufhin, was für einen großen Eindruck ihm Odysseus als Gesandter in Troia gemacht hat. Helena sucht vergeblich ihre Brüder. Das Vertragsritual Priamos wird vom Herold Idaios aufs Schlachtfeld gerufen. Er schließt mit Agamemnon den Vertrag und fährt dann vor dem Zweikampf zurück in die Stadt.

313–382

Der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos Im sorgfältig vorbereiteten Zweikampf setzt sich Menelaos zwar durch, Paris wird aber von Aphrodite gerettet und in sein Schlafzimmer entrückt.

383–461

Aphrodite vereint Helena mit Paris; Agamemnon verkündet den Sieg des Menelaos Aphrodite führt Helena trotz ihres Widerstandes zu Paris. Helena macht ihm Vorwürfe, folgt ihm aber schließlich aufs Lager. Auf dem Schlachtfeld beansprucht unterdessen Agamemnon den Sieg für Menelaos und fordert die Einlösung der Vertragsbedingungen.

383–420

Aphrodite begibt sich in Gestalt einer alten Dienerin zu Helena und fordert sie auf, zu Paris zu gehen. Helena weigert sich zuerst, gibt aber auf Aphrodites Drohungen hin nach.

421–447

Helena zeigt Paris in einer Rede ihre ganze Verachtung und Enttäuschung. Dieser reagiert unbekümmert und äußert sein Verlangen nach ihr, worauf Helena nachgibt.

448–461

Menelaos sucht auf dem Schlachtfeld erfolglos nach Paris. Agamemnon verkündet darauf Menelaos’ Sieg im Zweikampf und fordert von den Troern gemäß dem Vertrag Helenas Rückkehr zu Menelaos, die Rückgabe der Güter und die Buße.

KOMMENTAR Nach dem Streit mit Agamemnon zieht sich Achill grollend vom Kampf zurück. Seine Mutter Thetis bittet Zeus darum, die Troianer siegen zu lassen, damit Agamemnon erkennt, wie sehr er auf Achill angewiesen ist (1. Gesang). Zeus veranlaßt daraufhin die Griechen und entsprechend auch die Troer, sich wieder zum Kampf bereitzumachen (2. Gesang). Nach einer großen Truppenschau setzt der 3. Gesang mit dem Aufmarsch der Heere ein (1–14n.; erster Kampftag, s. STR 21 Abb. 1). Der erwartete Zusammenstoß findet aber erst im 4. Gesang statt. Davor schiebt sich ein Versuch, den Krieg zu beenden: der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos, der nicht nur für eine spannende RetardationP sorgt, sondern auch wie der Truppenaufmarsch im 2. Gesang (2.362–368n.) an den Ausbruch und den Anfang des Krieges erinnert (externe AnalepseP). Die Handlung spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, vordergründig im 10. Kriegsjahr, erzähllogisch aber an dessen Anfang (STR 22; 33– 35n., 39–57n., 67–75n., 121–244n., 373–382n., 383–420n.; LATACZ [1985] 2003, 161–165). Der Anlaß zum Zweikampf (1–120), die berühmte Mauerschau (121– 244n.), der Vertragsschluß, das eigentliche Duell und sein Ausgang (245–461) geben dabei Raum für die Darstellung, wie sich die Hauptbeteiligten zu den Ursachen und Folgen von Helenas Entführung stellen (zuerst Menelaos, dann Hektor, Paris, Helena, Priamos, Agamemnon, Aphrodite), und für die Charakterisierung dreier für das weitere Geschehen wichtiger griechischer Anführer: Agamemnon, Odysseus und Aias. 1–120 Die beiden feindlichen Heere marschieren aufeinander zu; da provoziert Paris die Griechen, zieht sich aber beim Anblick des Menelaos wieder zurück. Auf Hektors Vorwürfe hin schlägt Paris vor, den Krieg um Helena durch einen Zweikampf mit Menelaos zu entscheiden. Dieses Vertragsangebot nehmen Hektor und Menelaos an, und die Vorbereitungen zum Abkommen beginnen. 1–14 Die beiden Heere rücken durch die Ebene zum Angriff vor. 1–14 Nach der Vorstellung der zwei Kriegsparteien in den Katalogen fällt nun erstmals der Blick auf beide Heere zugleich. Damit werden die beiden zuvor separat entwickelten Bilder von Griechen und Troianern zusammengeführt; das Troerbild (Sammlung/Anmarsch: 2.786–3.7) bildet dabei eine Einheit, die durch die – nach-

12

Ilias 3

hom. (STR 21 Anm. 22) – Buchgrenze durchschnitten wird. Der Erzähler entfaltet eine Panorama-Szene, durch die er es dem Zuhörer ermöglicht, sich vor der Schilderung von (Einzel-)Kämpfen ein Gesamtbild zu machen, in das er die folgenden Aktionen ‘einordnen’ kann (ähnl. z.B. 4.422–456, 13.330–344, 19.356–364; allg. zu dieser Erzähltechnik LATACZ 1977, 78f.). Damit wird das Publikum in die Rolle der Götter versetzt, die auf den Kampf hinabsehen (14.153–156, 15.6–9, 16.644–646 u.ö.; zu Panorama-Szenen allg. SCOTT 1974, 36–38; RICHARDSON 1990, 119–123; DE JONG/NÜNLIST 2004, 69f.). In V. 15 verengt sich der Blick auf Paris/Alexandros, Menelaos und Hektor, um sich schließlich in 77 (Hektor tritt zwischen die Heere) wieder zu weiten. – Der Anmarsch wird – wie bei Schilderungen von Massenbewegungen häufig – durch Gleichnisse illustriert (vgl. 2.86– 94, 2.455–473, 4.422–456, 13.789–801; dazu S COTT u. RICHARDSON a.O.), hier zuerst auf der akustischen (3–7: Lärm), dann auf der visuellen Ebene (10–14: Nebel, Staubwolke); zur Verknüpfung mehrerer Gleichnisse allg. 2.144–149n. u. 2.455–483n. 1 kÒsmhyen: Zu kosm°v als militärischem Begriff s. 1.16n., 2.554n.; vgl. 2.476. — ëm' ≤gemÒnessin: 4x Il., stets nach der Zäsur B 2. — ßkastoi: “jede Gruppe einzeln, wenn die Totalität, auf die ßkastow sich bezieht, aus mehreren Gruppen besteht” (LfgrE s.v. 497.65ff.). Da der Troerkatalog vorausgeht (2.816 bis Ende des zweiten Gesangs), kann es zunächst nur ‘jede einzelne Abteilung der Troianer’ bedeuten (HEUBECK [1950] 1991, 455 mit Anm. 1; BERGOLD 1977, 7–9). Innerhalb der Gesamt-Bilanz (s. 1–14n.) sind aber die Einzelkontingente beider Heere gemeint, da im folgenden mit m¢n … d(°) (2–8) sofort in Troer und Achaier differenziert wird (FAESI, AH, WILLCOCK, LfgrE a.O.), ebenso wie in 2.125–126 (Tr«ew m¢n … | ≤me›w d(¢) … ÉAxaio¤).

2 die Troianer: die gesamte anti-griechische Streitmacht (2.816n.). — mit Geschrei und Lärm: Zur auffälligen Disziplinlosigkeit der Troer s. 8–9n.; ihr verfrühtes Angriffsgeschrei ist Energieverschwendung (KRAPP 1964, 72f.; STOEVESANDT 2004, 88). klaggª t' §nopª t (e): synonymische Doppelung (1.160n.). klaggÆ bez. einen nicht artikulierten Laut von bes. Intensität (1.46n.), wie die Wiederholung im folgenden Vers zeigt (dort wie in 2.463 [s.d.] und Od. 11.605 von Vogelgekreisch; vgl. auch Il. 17.756). §nopÆ: ‘Lärm’ (LfgrE s.v.), spez. ‘Kampfgeschrei’ (dazu KRAPP 1964, 68–76, mit Stellen). — ˆrniyew Àw: VE ≈ 2.764. Nachgestelltes (und in diesem Fall akzentuiertes) Àw wie 2.190, 2.764, 2.781 u.ö. Zur Prosodie (Langmessung der Silbe vor Àw) 2.190n.

3–7 Einfache VergleicheP werden öfter zu GleichnissenP erweitert (2.145n.); hier wird der allgemein gehaltene Ausdruck ‘wie Vögel’ durch das “individuelle Bild”

1 kÒsmhyen: zur Endung R 16.2; zur augmentlosen Form R 16.1. — ≤gemÒnessin: zur Flexion R 11.3. 2 ‡san: Impf. zu e‰mi; zur augmentlosen Form R 16.1. — ˆrniyew Àw: = …w ˆrniyew; zur Prosodie ↑.

Kommentar

13

von den fliegenden Kranichen präzisiert (AH). Das Kranichgleichnis knüpft an 2.459–466 an (KIRK zu 3–5; WILLE [1958] 2001, 39f.; zu Vogelgleichnissen allg. 2.459–466n.). Der Vergleich bezieht sich wohl an beiden Stellen in erster Linie auf den Lärm (gr. klang*e, hier in 2, 3, 5). Hier sind die Kraniche zudem angriffslustig, was Aggressivität auch der Troer suggeriert. 3 Kraniche: Zu den Kranichen als Zugvögeln und zur Troas und den westkleinasiatischen Flußtälern als Vogelzug-Gebiet s. 2.460n. Der Zug von Kranichen bietet ein einzigartiges Schauspiel: Die Größe der Vögel, die Dreiecksformation des Zuges und das charakteristische Geschrei lassen leicht an ein vorrückendes Heer denken (KRAAK 1940, 88–98). Der Lärm der Kraniche wird auch von Aristot. Aud. 800b22f. hervorgehoben (THOMPSON [1895] 1936, 70, mit weiteren antiken Quellen). ±@te: ‘wie’ (2.87n.). Da der ‘So-Teil’ hier ausnahmsweise vorangeht (er ist in V. 2 enthalten), erübrigt sich eine Wiederaufnahme durch Àw o.ä. (RUIJGH 854). — per: ‘gerade’: in epischen Gleichnissen nur hier und 6.146 (RUIJGH 854). — oÈranÒyi prÒ: p r Ò mit -yi statt mit Gen. (metrische Variante) in Analogie zu ±«yi prÒ 11.50, Od. 5.469, 6.36; ebenso ÉIliÒyi prÒ Il. 8.561, 10.12, 13.349, Od. 8.581: LEJEUNE 1939, 202–209; CHANTR. 1.245f. Gemeint ist ‘vor dem Himmel’, d.h. vor dem Himmelsgewölbe als Hintergrund.

4 Dauerregen: ómbros (verwandt mit lat. imber und letztlich mit gr. néphos); gemeint ist der charakteristisch starke, heftige Regen im Herbst und Winter (5.91, 13.139, Hes. Op. 415f., 674, 676f., ‘Hes.’ Sc. 478; vgl. KOPP 1939, 294f.; LfgrE s.v.). §pe‹ oÔn: oÔn bezieht sich hier nicht auf das Vorhergehende (DENNISTON 417), sondern hat wie in 4.244 oder 15.363 die Funktion, das Interesse auf das Folgende zu lenken: Die in V. 3 geschilderte Situation wird nun zu einem durch den Hintergrund (V. 4) bestimmter gewordenen Bild entwickelt (Vv. 5–7): REYNEN 1957, 14f. — éy°sfaton: é-y°s-fatow bed. ‘sich nicht in den Grenzen des Gottgesagten, d.h. Normalen haltend’, dann ‘außerordentlich, übermäßig, unermeßlich’ (LfgrE s.v.; DELG s.v. y°sfatow). In Verbindung mit ˆmbrow noch 10.6; außerdem mit o‰now (Od. 11.61), Ïmnow (Hes. Op. 662), nÊj (Od. 15.392): FRÄNKEL 1924, 281f.

5 des Okeanos-Stroms: Ringstrom, der um die Erde fließt und das ‘Ende der Welt’ bezeichnet (1.423n.). ta¤ ge: Nach dem eingeschobenen Temporalsatz wird das Rel.-Pron. a· demonstrativisch wiederaufgenommen (vgl. 6.426f., 17.658/660, Od. 1.4; AH; RUIJGH 361). — §p(¤): ‘zu des Okeanos Fluten’: §p¤ + Gen. zur Richtungsangabe bei einem Verbum der Bewegung

3 p°lei oÈranÒyi: zur Hiatkürzung R 5.5. — p°lei: ‘üblicherweise ist’. — oÈranÒyi prÒ: = prÚ oÈranoË, ‘vor dem Himmel(sgewölbe)’ (↑); zum Suffix -yi R 15.2. 4 t(e): ‘episches te’ (R 24.11). 5 ta¤: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 14.3, R 17; ↑). — ÉVkeano›o =oãvn: zur Flexion R 11.2, R 11.1.

14

Ilias 3

auch in 5.700, 11.546, 23.374, Od. 3.171 (CHANTR. 2.107). — ÉVkeano›o =oãvn: flektierbare VE-FormelP (Gen. 2x Il., 1x Od.; Dat. 1x ‘Hes.’).

6–7 Pygmäenmänner: Pygmáioi bed. eigtl. ‘Fäustlinge’ (zu pygm *e ‘Faust’; vgl. ‘Däumling’), d.h. ‘Zwergvolk’ (AH; RE s.v. Pygmaioi 2064; FRISK; KIRK zu 5–6; WEST 2007, 296, mit idg. Parallelen; weniger wahrscheinlich ist die im LfgrE bevorzugte Bed. ‘eine Elle lang’, also die Ableitung von pygm*e in der erst im 4. Jh. belegten Bed. ‘Elle’). Vom Erzähler hier am südlichen Rande der Welt angesiedelt (5n.; die Kraniche flüchten vor der Winterkälte: FAESI; HENNIG 1932, 20); zu späteren Lokalisierungen WEST 1985, 131, zu ‘Hes.’ fr. 150.9 M.-W.; Hekataios FGrHist 1 F 328; Aristot. HA 597a6–9; RE a.O. 2065; DASEN 1993, 176. Hinter dem Mythos stehen vielleicht reale Kenntnisse von kleinwüchsigen Stämmen (Mitte des 19. Jh. in Zentralafrika entdeckt und nach dem griechischen Begriff für Zwergvölker Pygmäen genannt: JANNI 1978, 116f.; CAVALLI-SFORZA 1986), die möglicherweise über ägyptische Informanten zu den Griechen gelangten (genauere Kenntnis von Ägypten belegen Stellen wie Od. 3.299f., 14.263: MORRIS 1997, 613ff.): HENNIG 1932; MUELLNER 1990, 100. Legenden von Zwergen sind allerdings universal (JANNI a.O. 129–135; DASEN a.O. 179; HANSEN 2002, 45–49; zum idg. Bereich WEST 2007, 295–297). Der Kampf der Pygmäen gegen die Kraniche, hier wohl als bekannt vorausgesetzt, wird später oft bildlich dargestellt (z.B. auf der François-Vase; s. LIMC s.v.). Zur Entstehung des Motivs KRAAK 1940, 91f.; W ILLCOCK (als aggressiv empfundener Lärm; 3n.); Hekataios FGrHist 1 F 328b; RE a.O. 2067; D ASEN a.O. 180ff. (Angst der Bauern um ihre Saaten); KIRK a.O. (urspr. ägypt. Märchen); allg. zu Erzählungen vom Kampf zwischen Menschen und Vögeln LfgrE s.v. g°ranow; JANNI a.O. 129–136; W ÖLKE 1983, 97; anders MUELLNER 1990: Beziehung zum Delischen ‘Kranich-Tanz’. Allg. zu mythologischen Anspielungen in Gleichnissen 2.781–783n. — Mord und Totschlag … | … Angriff …, den bitterbösen: Wertende Begriffe im Erzählertext sind selten und weisen meist auf die Perspektive bestimmter FigurenP hin: Der Angriff ist für die Achaier (Pygmäen) ‘bitterböse’ und eine tödliche Bedrohung (DE JONG [1987] 2004, 126f.). Der Begriff érida – eigtl. ‘Streit, Auseinandersetzung’, hier ‘Angriff’ – ist von der Menschen- auf die Tierwelt übertragen (zu solchen ‘imagery interactions’ SILK 1974, 138–149; DE JONG zu Od. 2.143–207 a.E.). 6 2. VH ≈ 2.352, 24.82, Od. 4.273, 8.513. — éndrãsi Pugma¤oisi: zu Junkturen von énÆr mit einem Ethnikon LfgrE s.v. énÆr 863.13ff.; zu Verbindungen mit anderen Spezial-Bezeichnungen 2.474n. — fÒnon ka‹ k∞ra: formelhafte synonymische Doppelung (2.352n.); im Erzähler-Text nur hier; sonst 6x in direkter und 1x in indir. Rede (FigurenSpracheP); zu idg. Parallelen der Periphrase fÒnon f°rv WATKINS 1995, 488–492. 7 ±°riai: von den Rhapsoden teils mit Σri ‘früh’, teils mit éÆr ‘Luft’ in Verbindung gebracht (1.497n.); hier eher ‘aus der Luft’, wie es Vergil verstand (Georg. 1.375: aëriae fu6 Pugma¤oisi: zur Flexion R 11.2.

Kommentar

15

gere grues) und wie es das Motiv ‘aggressive Vögel’ nahelegt (6–7n.). — kakØn ¶rida: Zu ¶riw und seinen überwiegend negativen Epitheta (außer kakÒw – hier und 11.529, Od. 3.161 – z.B. yumobÒrow, érgal°ow, kraterÒw) s. T RÜMPY 1950, 139f.; GRUBER 1963; LfgrE s.v.; MUREDDU 1983, 62f. — ¶rida prof°rontai: wörtl. ‘sie tragen den Streit vor sich her’, d.h. wie dt. ‘sie tragen einen Angriff vor’, ‘sie erheben einen Streit’ (AH). Am VE auch Od. 6.92, nach der Zäsur B 1 Od. 8.210; vgl. auch Il. 11.529 kakØn ¶rida probalÒntew.

8–9 Die stille Disziplin, Konzentration und geballte Energie (8n.) der Griechen sowie ihre Entschlossenheit zur Solidarität (9n.) stehen in deutlichem Gegensatz zum lärmenden und deshalb als disziplinlos gewerteten Anmarsch der Troianer (2n.). Diese “kontrastierende Beschreibung des Verhaltens von Achaiern und Troern unmittelbar vor Schlachtbeginn wirkt programmatisch” (STOEVESANDT 2004, 88; ähnl. WILLE [1958] 2001, 49; zum Kontrast im einzelnen ALBRACHT 1886, 25f.; KRAPP 1964, 267; HALL 1989, 30; VAN W EES 1996, 59; STOEVESANDT a.O. 84–88). Der Gegensatz zwischen den Kollektiven (erneut thematisiert 4.422–438 und 17.361–365) findet in der anschließenden Szene im divergierenden Verhalten der Kontrahenten Paris und Menelaos seine Entsprechung: Während Paris unüberlegt mit provozierenden Gesten auf seine Gegner losgeht, reagiert Menelaos mit grimmiger Entschlossenheit, worauf Paris sich sofort zurückzieht (Vv. 15–37; GRIFFIN 1980, 4f.). 8 o„ d(¢) … ÉAxaio¤: ÉAxaio¤ ist Apposition zum demonstrativischen, vorausweisenden o· (1.11n.; vgl. G 99 u. R 17). — sigª m°nea pne¤ontew: sigÆ kommt bei Homer nur im adverbialen Dat. Sg. vor (vgl. DELG s.v. s›ga). Bedeutungsspektrum: ‘still, schweigend’ (ein Verhalten, von außen gesehen; hier und 134, 4.431, Hes. Op. 104), ‘schweigend’ (von einer Gruppe, die zuhört, 19.255), ‘leise’ (7.195), ‘heimlich’ (3.420, Od. 4.776 u.ö.), ‘ohne ein Wort, ohne Antwort’ (Od. 15.391, 15.440 u.ö.); sivpª bedeutet dagegen ‘auf Aufforderung Schweigen bewahrend’ (17× Il., 11× Od.; z.B. 95 [s.d.], 4.412, 7.427; vgl. 2.280n.): PINAULT 1994, 504–517. Hier steht sigª im Gegensatz zu §nopª (2) und zu klaggª (2, 5, außerdem klaggÆ V. 3): Das Schweigen der Griechen bedeutet geballte Energie, nur ihr Atem ist zu hören (m°nea pne¤ontew ‘Aggression atmend, Mut schnaubend’: 2.536n.).

9 im Herzen fest entschlossen, einzustehen füreinander: Der solidarische Zusammenhalt der Achaier wird auch sonst betont (2.362–368n., 13.237); er bewährt sich u.a. im Kampf um Patroklos’ Leichnam (17.352–365). Dazu VAN WEES 1996, 59; 1997, 685; 2000, 143f.; STOEVESANDT 2004, 102f. 295ff.; zur militärischen Bedeutung der Solidarität im Rahmen einer Phalanxformation (dazu 77n.) LATACZ 1977, 193f. 235 u.ö.; zur dahinterstehenden Einstellung (aid*os, ‘Achtung, Respekt’) vgl. die Aufrufe in 5.529–532 ≈ 15.561–564 u.ö., aus Respekt füreinander solidarisch zu kämpfen (BENARDETE 1963, 10f.; zur Bed. von aid*os allg. 1.23n.).

8 m°nea: zur unkontrahierten Form R 6. — pne¤ontew: zur metr. Dehnung R 10.1. 9 mema«tew: Ptz. zu m°mona ‘streben, den Drang haben’. — élej°men: zur Form R 16.4.

16

Ilias 3

§ n yum“: ‘innerlich’ (AH), betont am VA: hier nicht (wie sonst häufig: 1.24n.) bloßes Füll-Element, sondern prägnant von der Konzentration der Achaier (vgl. JAHN 1987, 225– 246); öfter mit Verben des Wollens (v.a. mit §y°lv), wie hier mit m°mona auch 5.135, 7.2f., 13.337f., 15.298f. (LfgrE s.v. yumÒw 1088.12ff.). — mema«tew: Das -v- ist das Resultat einer metrischen Dehnung in Analogie zu mema≈w (G 95). m°mona bez. einen energischen aggressiven Drang (2.473n.); wie hier mit él°jv auch 1.590, 5.779, 13.475. — élej°men: ‘etw. von jm. fernhalten, jn. schützen’, häufig mit Dat. (z.B. 5.779), mit éllÆloiw auch 17.365: ‘sich gegenseitig verteidigen’ (LfgrE s.v. él°jv).

10 Südwind (gr. Nótos): Regenwind, bringt hier Nebel, sonst Stürme (2.395n.). eÔt(e): nur hier u. 19.386 komparativ, ‘wie’ (wohl in Analogie zu ±@te), sonst temporal, ‘(sobald) als’ (6.392f., 6.515f., Od. 20.73); s. schol. A; SCHW. 2.660f.; ausführlich MONTEIL 1963, 286–290 (urspr. Bed. ‘wie’); WEST 2001, 23 (auch zur Überlieferung). — ˆreow korufªsi: feste Wendung; wie hier zwischen den Zäsuren A 1 u. B 2 in 16.757, 16.824, am VE 5.554; Variante oÎreow §n korufªw 2.456 (s.d.). — kat°xeuen: ‘herabgießt’. ¶xe(u)a ist Wurzel-Aor. zu *x°(W)v (G 63; FRISK s.v. x°v; RIX [1976] 1992, 207. 214; HETTRICH 1976; zum Digamma CHANTR. 1.159; RIX a.O. 62); ebensolche Formen 270, 4.269, 14.436, 19.222. Sog. gnomischer Aorist (2.480n. zu seiner möglichen Funktion in Gleichnissen).

11 Hirten: Hirten sind ein traditionelles Element vieler Gleichnisse. Meistens werden sie in ihrem isolierten Einsatz für die Herde bei ungünstiger Witterung (hier im Nebel, der schlauen Dieben ihr Handwerk erleichtert [s.u.], sonst bei Sturm: 4.275–279, vgl. 8.555–559) oder im Kampf gegen wilde Tiere (17.61–67, 18.161f.) gezeigt: LEE 1964, 71; MOULTON 1977, 19 Anm. 2; KIRK zu 3.10–14; zu 4.275–279 u. 8.555–559 LATACZ 1966, 148; zur Einsamkeit in den Bergen ELLIGER 1975, 89. — vorteilhafter als die Nachtzeit: Nachts ist das Vieh eingepfercht, tagsüber zerstreut (schol. D z.St., gefolgt von FRÄNKEL 1921, 23 Anm. 3). Zum Viehdiebstahl als häufigem epischen Motiv 1.154–157n. [éme¤nvn ] éme¤nv : als Epitheton parallel zu f¤lhn; zur kontrahierten Akk.-Form (< éme¤nona) wie 9.423 s. G 45; CHANTR. 1.255. Die einzig von VAN L EEUWEN (z.St.) und WEST bevorzugte v.l. éme¤nvn (erg. §st¤: Nominalsatz, Ùm¤xlh ist als Subjekt zu denken) hat zwar eine syntaktische Parallele in einer Lesart von 4.400, ist aber schwächer bezeugt und macht einen Parallelismus zu f¤lhn unmöglich. Zur Syntax in beiden Überlieferungen RUIJGH 693.

12 so weit … wie man einen Stein wirft: typischer Vergleich für Längenmaße (Wurfweite auch 16.589–592, 23.431–433; Rufweite Od. 5.400 = 6.294, 9.473, 12.181; Sichtweite Il. 5.770; Augenmaß Od. 9.322; vgl. ferner Il. 8.16, 10.351f.;

10 eÔt(e): ‘wie’ (↑). — ˆreow: zur unkontrahierten Form R 6. — korufªsi: präpositionsloser dat. loci (R 19.2); zur Flexion R 11.1. 11 te: ‘episches te’ (R 24.11). 12 tÒsson: zum -ss- R 9.1. — te (nach ˜son): ‘episches te’ (R 24.11). — ˜son … §p¤: = §f' ˜son (R 20.2). — lçan: Akk. Sg. von lçaw ‘Stein’ (↑).

Kommentar

17

24.317–319): MONTEIL 1963, 208f.; LfgrE s.v. ˜ s(s)ow, ˜s(s)on 837ff.60ff., 838.7ff., 64ff.; KIRK zu 5.770–2. tÒsson … §pileÊssei: leÊssv hier ‘im Blickfeld haben’, also ‘der Blick reicht nur so weit’ (LfgrE); FÜHRER/SCHMIDT 2001, 24 mit Anm. 142, plädieren für Getrenntschreibung ¶pi leÊssei. — t¤w t(e): ‘jemand’ wie 33 u.ö.; t(e) entspricht lat. -que in quisque (weitere Parallelen aus idg. Sprachen und Lit. s. WEST zu Hes. Op. 21). V. 12 bildet somit eine Parenthese vor dem ‘So-Teil’. Nach anderen koordiniert das t(e) die beiden Prädikate kat°xeuen (10) und §pileÊssei (12) des von eÔt(e) eingeleiteten Satzes ähnlich wie 4.143, 4.279, 11.88f., ebenfalls in Gleichnissen (RUIJGH 834; vgl. DENNISTON 533). lçan: zur Form WAANDERS 1999; ChronEG 8.124f. (idg. *leh2s-os od. Lehnwort *l*ah > themat. Formen *lçhow, *lçhon > lçw, lçn > mit Diektasis lçaw, lçan; athemat. Formen wie lãessi V. 80 ererbt oder äol. Neuerung nach Kontraktion); anders CHANTR. 1.211; vgl. RISCH 87; G 55.

13 1. VH = 2.784. — kon¤salow: ‘Staubwolke’ (zur Wortbildung RISCH 186; FRISK u. DELG s.v. kÒniw). Der Staub als Begleiterscheinung von (Massen-)Bewegungen (z.B. auch 5.503, 16.374f.; s. 2.150n.; KURZ 1966, 155) offenbart die Wucht und Dynamik des Vorgangs. — †éellÆw†: hapaxP. Bedeutung unklar: zu éollÆw ‘alle zusammen, in einer Masse’ (AH; R ISCH 83; DELG s.v. èlÆw; LfgrE s.v. éellÆw) oder zu êella ‘stürmischer Wind, Wirbelwind’ (diverse antike Quellen, s. WEST 2001, 184f.)? Zu einer Staubwolke paßt eher ‘wirbelwindig’ o.ä. (WEST ebd. mit Diskussion weiterer Lesarten und Erklärungsversuche). 14 = 2.785; ≈ 23.364. — §rxom°nvn: hier, 2.785 u. 13.343 im progressiven EnjambementP (LfgrE s.v. ¶rxomai 726.42; CLARK 1997, 68), das die Hauptsache, den geschlossenen Anmarsch beider Heere, am Ende des ganzen Überblicks nochmals betont (KURZ 1966, 154). Der gelegentlich vertretenen Auffassung, daß sich 10–14 nur auf die Griechen beziehe (KRISCHER 1971, 44f.; EDWARDS, Introd. 39; DANEK 2006a, 49–54), widerspricht der Bezug von o· in 15 auf t«n in 13 (vgl. AH zu 13). — di°prhsson ped¤oio: ‘durchmaßen sie ein Stückweit die Ebene’ (2.785n.; ebd. Lit. zum partitiven Gen.).

15–75 Paris versucht an der Front, die Besten der Griechen herauszufordern, weicht aber vor Menelaos zurück. Hektor hält ihm seine Verantwortungslosigkeit gegenüber Troia vor, worauf Paris seine Lebensart verteidigt, aber auch einen zeremoniellen Zweikampf mit Menelaos anbietet. 15–37 Gemäß der Darstellung im Epos stellen sich die Heere nach dem Anmarsch jeweils in phalangenähnlichen Formationen auf und bilden eine Front. Es folgt eine erste Phase des unentschiedenen Ringens (Wurf- und Nahkampf) bis zur Durchbrechung der einen Front, an die sich als zweite Phase die Flucht eines Heeres und dessen Verfolgung durch die Gegner anschließt. Der Erzähler gibt die beiden Phasen des Kampfes teils als komplexive Massenkampfdarstellungen in wenigen Überblicksversen wieder, teils als ausführlichere Einzelkampfschilderungen, 13 t«n: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 14.3); gemeint sind die einzelnen griechischen und troianischen Kämpfer. — poss¤: zum -ss- R 9.1. —  rnut(o): Impf. Med. zu ˆrnumi. 14 di°prhsson: = di°pratton; zur Form (-h- statt -a-) R 2.

18

Ilias 3

in denen gemäß den Erfordernissen der Gattung ‘Heldenepos’ die Aktionen der Nachruhm suchenden Kämpfer als Beispiele für den jeweiligen Schlachtverlauf dienen oder seine Höhepunkte darstellen (LATACZ 1977 passim, bes. 75ff.; VAN WEES 1997, 673–687; etwas anders HELLMANN 2000, bes. 91–150; dazu STOEVESANDT 2004, 48–51 Anm. 187. 189. 194. 198). Zu letzteren gehören die Zweikämpfe, “ausführlicher geschilderte Konfrontationen zwischen Einzelkämpfern” (STOEVESANDT a.O. 97). Bsp.: 11.248–263 (Agamemnon-Koon), 14.402–439 (Hektor-Aias), 16.426–507 (Sarpedon-Patroklos), 20.158–340 (Achill-Aineias), 21.139–182 (Achill-Asteropaios): STOEVESANDT a.O. 168–172. Allg. zu den Zweikämpfen L ATACZ a.O. 77. 133–139; L ÉTOUBLON 1983; H ELLMANN a.O. 122–133; STOEVESANDT a.O. 100. 111–234 passim. Diese Zweikämpfe spielen sich, anders als die zeremoniellen (67–75n.), nicht vor tatenlosen Zuschauern, sondern inmitten des Kampfgetümmels ab (6.120n.). In fast allen ausführlicher geschilderten Zweikämpfen ist jeweils der Achaier überlegen (FENIK 1968, 11; S TOEVESANDT a.O. 168–171; zum Ablauf 340–382n.). Die Unterlegenheit des Troers Paris gegenüber dem Griechen Menelaos im 3. Gesang steht somit paradigmatisch für die späteren Auseinandersetzungen (LOUDEN 2006, 54). – Hier bahnt sich nach der Aufstellung der beiden Heere ein Zweikampf an (16n.), der aber wieder abgebrochen wird, bevor es zum Kampf kommt. Angebahnte oder abgebrochene Zweikämpfe finden sich u.a. auch in 6.119–236 (Glaukos-Diomedes: s.d.), 20.438–446 (Hektor-Achill), 21.590–598 (Achill-Agenor). Sie ermöglichen dem Erzähler, das Kräfteverhältnis zwischen Gegnern deutlich werden zu lassen, von denen nach seinem Werkplan in dem Moment keiner sterben sollte (STOEVESANDT a.O. 172). 15 = 5.14, 22.248 u.ö. (insges. 10x Il.); ≈ 23.816; 1. VH ≈ Od. 10.156. Der FormelversP leitet in der Ilias sonst stets einen Zweikampf ein. Nach der Annäherung folgt jeweils eine herausfordernde Rede oder unmittelbar der Lanzenwurf. Hier bezieht sich der Vers aber auf das Näherrücken der Gesamtheere (wobei der erwartete Zusammenstoß der Kollektive erst 4.446 stattfindet): AH; vgl. allg. zur Verwendung von Formelversen 1.333n. §p' éllÆloisin fiÒntew: = éllÆloisin §piÒntew (mit Dativ wie 13.482, 17.741: LfgrE s.v. e‰mi 467.69f.).

16 stellte … sich zum Vorkampf: Er versuchte sich als prómachos, wörtl. ‘VornKämpfer’, d.h. Kämpfer in der ersten Reihe der Phalangenformation (31; 4.253, 4.495 u.ö.; insges. 38x Il.: LfgrE). Nach der Frontbildung während des Massenwurfkampfes springen die prómachoi aus der Formation heraus, werfen ihre Speere und ziehen sich wieder zurück. Ziel ist es, die gegnerische Front zu durchbre-

15 §p' éllÆloisin fiÒntew: R 20.2 (↑), ‘aufeinander losgehend’. 16 m°n: korrespondiert mit d(°) in V. 21.

Kommentar

19

chen; ebenso 4.457–5.38a (LATACZ 1977, 131–140). Erfolgreicher Kämpfer der ersten Reihe der Phalangenformation zu sein erfordert besondere physische und psychische Voraussetzungen; es gilt, die vergleichsweise großen Risiken jeweils sorgfältig abzuwägen (Einschätzung der Gefechtslage: 20.337–339, 22.458f.). Der Kampf dieser durch ihre Leistung ausgewiesenen Besten wird deshalb bevorzugt vom Erzähler geschildert; dabei werden oft Zweikämpfe zwischen zwei Gegnern dargestellt, die nach vorn gesprungen sind (LATACZ a.O. 135f. 143–170; VAN WEES 1997, 676–680. 687–689; etwas anders HELLMANN 2000, 157–159). Idg. Parallelen zur Gleichsetzung der Besten mit den vorne Kämpfenden bei WEST 2007, 458f. Trvs¤n: dat. commodi oder bloßer Lokativ (‘bei den Troern’; auch sonst bei pluralischen Personenbegriffen, z.B. 2.483 [s.d.], 6.477, 22.119, Od. 1.71; SCHW . 2.155). — promãxizen: promax¤zein bed. wie promãxesyai ‘kämpfen in vorgeschobener Position’ (LATACZ 1977, 145; pro- erläutert durch propãroiyen ım¤lou 22; zur Wortbildung RISCH 299); ebenso 20.376. — ÉAl°jandrow: FM 8. Die Namen ÉAl°jandrow (45x Il., davon 22x im 3. Gesang) und Pãriw (11x Il., davon 3x im 3. Gesang) werden ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied als metrisch bequeme Varianten gebraucht (KIRK; anders DE JONG 1987, doch vgl. LLOYD 1989). Beide Namen müssen in der Tradition fixiert gewesen sein. Möglicherweise hat die Entstehung des Doppelnamens mit einer Zweisprachigkeit oder zumindest kulturellen Einflüssen aus Griechenland in Troia zur Hethiterzeit zu tun (WATKINS 1998, 207f.): während ‘Paris’ nichtgriechischer Herkunft ist (vielleicht luwischer: WATKINS [1986] 1994, 712), stellt ‘Alexandros’ wohl einen echt griechischen Namen dar, der dem in hethit. Texten belegten Namen Alaksandu zugrundeliegt (KIRK; DNP s.v. Luwisch Sp. 533; LATACZ [2001] 2005, 145f.; WEST 2004a, XVIII; ob ein Zusammenhang zwischen Alaksandu und dem mythischen Paris/Alexandros besteht, ist offen: WEST a.O.). — yeoeidÆw: generisches EpithetonP (‘gottgleich’), bes. häufig in Verbindung mit Namen von Troianern (2.565n.). Mit ÉAl°jandrow/-on flektierbare VE-Formel (12x Il., davon 6x im 3. Gesang). Die häufige Wiederholung verleiht dem Epitheton den Charakter eines Leitmotivs: Paris’/ Alexandros’ Schönheit, auch 39, 44f., 54f., 392 hervorgehoben, steht im Gegensatz zu seinem Mangel an Kampfgeist, den sein Rivale Menelaos, charakterisiert durch érh˝filow (21n.), zeigt (LfgrE s.v. yeoeidÆw; STANLEY 1993, 62).

17 Bogen: Paris ist traditionell bekannt als Bogenschütze und tötet bzw. verwundet wiederholt mit seinen Pfeilen in der Ilias (8.80–84, 11.369–395, 11.504–507, 11.581–585, 13.660–672; zur Ikonographie mit Belegen aus späterer Zeit: LIMC s.v. Alexandros 513; weitere Bogenschützen der Ilias: Pandaros [FM 11], Teukros [FM 4]: 2.774–775a n.). Mit Apollons Hilfe, so prophezeit der sterbende Hektor, werde er Achill töten (22.358–360); wegen dieser seiner wichtigsten Tat wird Paris hier vielleicht bewußt als Bogenschütze eingeführt (KRISCHER 1998, 86). In der geometrischen Kunst werden die Bogenschützen als unabhängige, aus der 17 pardal°hn: zur unkontrahierten Form R 6. —  moisin: präpositionsloser dat. loci (R 19.2). — tÒja: zum Plural R 18.2.

20

Ilias 3

Front agierende und erfolgreiche Kämpfer dargestellt; vom 7. Jh. an nehmen sie eine sekundäre Stellung, in Deckung hinter den Schwerbewaffneten kauernd, ein. Das entspricht wohl der historischen Entwicklung hin zum Nahkampf und zur geschlossenen Front. Die Ilias spiegelt beide Phasen: einerseits den Kampf der Bogenschützen als prómachoi an der Front (hier, 13.576–600 und wahrscheinlich auch 5.59–106); andererseits den Kampf aus der Deckung (4.112f., 11.371, 11.379, 11.386f.) und seine dementsprechende Abwertung (5.204–216, 11.385– 395): MACKIE 1996, 50; VAN WEES 1997, 689; 2000, 154. Zu den Bogenschützen bei Homer und in der geometrischen Kunst allg. HIJMANS 1976; KRISCHER 1998 (auch zur Odyssee); FARRON 2003; zu der Tatsache, daß in der Ilias die Troer häufiger als die Griechen als Bogenschützen kämpfen und mit dem Bogen Erfolge erringen, FARRON a.O. 177–181; STOEVESANDT 2004, 114–117. 339f. pardal°hn: erg. dorÆn od. =inÒn (Ellipse des Subst.: K.-G. 1.265ff.), ‘Leopardenfell, Pantherfell’ (LSJ s.v.; zur Wortbildung RISCH 132; zur antiken Gleichsetzung von Leoparden und Panthern LfgrE s.v. pãrdaliw). Es symbolisiert Marginalität: Das gefleckte (10.30: poik¤l˙) Fell des Leoparden (1) unterstreicht Paris’ auffällige Erscheinung, seine verweichlichte, fast unmännliche Schönheit (REINHARDT 1961, 247; GRIFFIN 1980, 5; vgl. h.Ven. 69–72: Panther in Aphrodites Gefolge; zum Klischee des verweichlichten Orientalen 54–55n.); (2) es weist wohl darauf hin, daß Paris innerlich noch nicht ganz zum erwachsenen Kämpfer gereift ist (auf die Stelle hier nimmt Pindar Pyth. 4.77ff. mit seiner Darstellung von Iason als Epheben Bezug: SEGAL 1986, 58; VIDAL-NAQUET 1989, 393; zur Initiationsthematik im hom. Epos allg. s. BREMMER 1978; G RAF 1991, 358–360; die gleiche Bildwelt wird später auch für den oft als Epheben dargestellten Dionysos und für sein Gefolge verwendet: DNP s.v. Dionysos); (3) es ergänzt Paris’ Erscheinung als Bogenschütze, eine ambivalente Rolle (s.o.); Tierfelle dienen allg. als Mantel und Fellschild für Bogenschützen (AH, Anh. z.St.; LEAF; STELLA 1978, 215 mit Anm. 13; E DWARDS 1987, 72; LfgrE a.O. mit weiteren Stellen zum Tragen von Tierfellen). Das Pantherfell ist also für den Zweikampf nicht geeignet und muß nachher mit einem Panzer vertauscht werden (333n.). — kampÊla: ‘krumm, gebogen’, 10x fgrE als EpithetonP zu tÒja (Synonyme égkÊlow und gnamptÒw; LfgrE s.v. kampÊlow).

18–20 Seit der Antike wiederholt als Interpolation verdächtigt (schol. A zu 18; schol. T zu 19–20; KIRK zu 17–20; WEST im Text [vgl. app. crit.] u. 2001, 12), hauptsächlich, weil Paris’ Ausrüstung und Kleidung nicht zu einem prómachos (16n.) passe (schol. T a.O.; KIRK a.O.; BERGOLD 1977, 22f.). Bogenschützen an der Front sind aber belegt (13.576–600: Helenos mit Bogen und Schwert bewaffnet; vgl. auch 13.159, 13.650 Meriones’ Kampf mit Speer und Bogen; s. STOEVESANDT 2004, 178 Anm. 548). Zu einer geometrischen Vase, auf der ein Krieger mit Schild, zwei Speeren, Schwert und Bogen dargestellt ist, HIJMANS 1976, 346. Die merkwürdige Ausrüstung unterstreicht auch die besondere Situation: Paris, als typischer Bogenschütze ohnehin in einer ambivalenten Rolle, tritt als prómachos ohne Panzer auf (17n.), dafür mit Schwert und Speeren, die für einen Zweikampf nötig sind (BARTH 1984, 88f.).

Kommentar

21

18 2. VH = 11.43, Od. 22.125. — Schwert: zum archäologischen Befund FOLTINY 1980, 269ff. (verschiedene Schwerttypen seit der mykenischen Zeit). — Zwei Speere: Stangenwaffen – lange Stoßlanzen überwiegend für den Nahkampf und kürzere Wurfspeere besonders für den Fernkampf – sind die wichtigsten Angriffswaffen im hom. Epos. Seltener erwähnt werden Pfeile, Schleudersteine, Schwerter und Streitäxte (vgl. 80n.). Die Bezeichnungen für Lanze bzw. Speer, gr. énchos und dóry, werden bei Homer weitgehend synonym verwendet (vgl. 2.692n.; HÖCKMANN 1980; FRANZ 2002, 64–67). Hier handelt es sich um leichte Wurfspeere; der zweite Speer dient als Ersatz (zwei Speere auch 11.43, 12.298, 21.145, Od. 12.228): HÖCKMANN a.O. 313; BUCHHOLZ u.a. 1973, 82f., auch zu bildlichen Darstellungen. doËre dÊv: Zum metrischen System der Nomen-Epitheta-Formeln für Stangenwaffen allg. s. PAGE 1959, 238ff. 273ff.; PARASKEVAIDES 1984, 22–27. Zum logisch abundanten dÊv beim Dual s. 1.16n. — kekoruym°na xalk“: korÊssv ist denominatives Verb zu koruy- ‘Helm’; der Dental ist ausnahmsweise vor -m- erhalten (sonst analogisches s, z.B. in lelasm°now 16.538, p°pusmai Od. 11.505): SCHW. 1.773; RISCH 343. Hier in der VEFormel wie in 11.43, Od. 22.125 bedeutet kekoruym°na xalk“ ‘behelmt mit Erz’, d.h. mit einer Bronzespitze versehen (T RÜMPY 1950, 48; LfgrE s.v. korÊssv; zum Material von Speerspitzen HÖCKMANN a.O. 315; allg. von Waffen 6.3n.).

19 2. VH = 7.150; ≈ 7.285. — der Argeier: hier (wie meist) als Gesamtbezeichnung für die Belagerer Troias verwendet; metr. bequeme Variante zu ‘Achaier’ und ‘Danaer’ (1.2n.; LATACZ [2001] 2005, 162–165). pãllvn: ‘schwingend’; herausfordernd, indem er in jeder Hand gleichzeitig einen Speer schwingt (ebenso, aber um die Aufmerksamkeit der eigenen Leute zu wecken, Hektor 5.495 = 6.104 = 11.212): LfgrE s.v. 949.27ff.; K IRK zu 19–20. — p r okal¤zeto: mit der gleichen Bed. wie prokal°omai (ebenso afin¤zomai – afin°v, kom¤zv – kom°v u.a.; zum metr. bequemen Nebeneinander von Verben auf -¤zv und -°v RISCH 299): ‘herausfordern’ (zum Zweikampf 3.432, 7.39, 13.809, zum Wettkampf 4.389, 5.807, Od. 8.228, zum Streit Od. 18.20: LfgrE s.v.). Mit pãntaw ér¤stouw am VE auch 7.150, 7.285 (Variante 7.50); mit ént¤bion max°sasyai §n afinª dhÛot∞ti 7.39f., 7.50f. Paris provoziert mit Gesten (indem er die Speere schwingt, s.o., und ostentativ stolziert, 22n.) und Worten (hier zusammengefaßt in indirekter Rede; prokal°omai mit folgender direkter Rede 13.809: LÉTOUBLON 1983, 37f.; vgl. auch die häufigen Herausforderungsreden, z.B. 13.445–448; dazu STOEVESANDT 2004, 305f. 424–427 mit einer tabellarischen Übersicht). — pãntaw ér¤stouw: flektierbare VE-Formel (5x Nom., 11x Akk., insges. 12x Il., 4x Od.). Gemeint: alle ‘Bestkämpfer’ (LfgrE s.v. êristow 1296.14–26). Daß ein Held ‘alle Besten’ auf einmal herausfordert, ist an sich nichts Ungewöhnliches (vgl. den Ausdruck ˜w tiw êristow 7.50 und Hektors Herausforderung 7.73–75, 7.150, 7.285: BERGOLD 1977, 23 mit Anm. 1); nur wird

18 aÈtãr: ‘und’ (progressiv: R 24.2). — doËre: Akk. Dual (neben dem Plural kekoruym°na: R 18.1); zur Form R 4.2, R 12.5. — dÊv: = dÊo.

22

Ilias 3

Paris dem Anspruch, den er durch sein selbstbewußtes Auftreten an den Tag legt, in der Folge nicht gerecht. 20 ént¤bion: Adv. zu ént¤biow, ‘Mann gegen Mann’ (vom Zweikampf): 1.278n.; LfgrE s.v. ént¤biow. — §n afinª dhÛot∞ti: flektierbare VE-Formel (Gen./Dat. Sg., insges. 10x Il., 3x Od., 2x Hes.). afinÒw ‘Schrecken, Abscheu erregend’ (LfgrE s.v. 321.51). dhÛotÆw: ‘Feindseligkeiten, Kampf’; Archaismus (überwiegend formelhaft verwendet). Neg. konnotiertes Wort, einziges Epitheton afinÒw (TRÜMPY 1950, 139; LfgrE s.v.).

21–37 Jeweils durch den gleichen Formel-Halbvers eingeleitet (21n., 30) folgt eine Beschreibung, wie die beiden Kontrahenten, Paris und Menelaos, aufeinander wirken (herausfordernd in 22 bzw. drohend in 31). Diese Opposition wird noch durch ein GleichnisP-Paar verdeutlicht (Löwe: 23–26 – Schlange: 33–35), woran sich die Beschreibung der Reaktion anschließt (hervortreten – zurückweichen): KURZ 1966, 161f.; KIRK zu 21–37. 21 1. VH = 30, außerdem 7x Il., 2x Od., 1x hom.h. (mit tÒn/tÆn/toÊw), Variante 3.396; 2. VH = 7x Il., 1x Od., 3x Hes.; ≈ 12x Il., 1x Hes. — tÚn d' …w oÔn §nÒhsen: signalisiert eine Sekundäre FokalisationP (DE JONG 1985, 265f.; [1987] 2004, 127; vgl. 23n.); zur Konstruktion mit Ptz. (22 §rxÒmenon) 2.391n. — érh˝filow: ‘dem Ares lieb, von Ares protegiert’ (LfgrE s.v.); generisches EpithetonP, allerdings weit häufiger bei Menelaos (25x fgrE) als bei anderen Helden, obwohl Menelaos in der Ilias gerade nicht als einer der Tapfersten hervortritt: möglicherweise war das in der vorhom. Erzähltradition, aus der die Verbindung érh˝filow Men°laow stammen muß, anders (WILLCOCK 2004, 52f.). Die Bezeichnung eines hervorragenden Menschen als ‘gottgeliebt’ wie di¤filow (1.74n.) hat orientalische Parallelen (WEST 1997, 130–132). 22 makrå bibãnta: von WEST gegenüber dem Vulgat-Text bib«nta bevorzugte v.l. Partizipialformen wie bibãw neben bibãsyvn sind die einzigen bezeugten Formen von *b¤bhmi ‘Schritte machen, (aus-)schreiten’ (Präs.-Reduplikation von ba-/bh- [ba¤nv]); thematische Formen wie bib«nta, bib«n (v.l. in 15.307, 15.686) zu *bibãv sind nur hier in der Hauptüberlieferung vertreten und wohl jünger (CHANTR. 1.300; kurz dazu LfgrE s.v. bibãw). Alle Formen sind immer mit unmittelbar vorausgehendem Adv. oder adv. Akk. Neutr. verbunden. Mit makrã flektierbare Formel (bei Homer 4x am VE, 2x am VA, 3x nach der Zäsur A 3); ebenso vom ostentativen Stolzieren eines Herausforderers 7.213, 13.809 (Aias), ähnlich militärisch-demonstrativ 15.676, mit Ïci 13.371: LfgrE s.v.

23 Löwe: Löwen lebten vermutlich zumindest bis zur archaischen Zeit in Griechenland und Kleinasien (archäol. bzw. literar. Belege von der myk. Zeit an: WORONOFF 1989; USENER 1994; FELSCH 2001, 195f.; U ERPMANN 2006, 293f.). “Das überlegene königliche Raubtier unterscheidet sich von allem übrigen Wild. Der Löwe ist selbst gewaltiger Jäger, und der Mensch mißt sich mit ihm” (BUCHHOLZ u.a. 1973, 9; ähnl. SCHNAPP-GOURBEILLON 1981, 56). GleichnisseP und VergleicheP mit Löwen sind ungemein häufig in der Ilias (über 40 Stellen, s. LEE 1964, 20 max°sasyai: ingressiv: ‘den Kampf aufnehmen’. 23 te: ‘episches te’ (R 24.11). — megãlƒ §p¤: zum Hiat R 5.6.

Kommentar

23

22; LONSDALE 1990, 143). Der Löwe erscheint als Bild für verschiedene Krieger, v.a. Hektor (12.41–48, 16.823–826), Achill (18.318–322, 20.164–173, 24.572), Agamemnon (11.113–119, 11.172–176) und Menelaos (hier und 3.449, 17.61–67, 17.109–112, 17.657–664), in der Odyssee v.a. für Odysseus (Od. 6.130–134, 17.126–130). Das Tier wird dargestellt, wie es nach Beute jagt oder selbst von Jägern und Hunden gejagt wird. Am häufigsten erscheint es in der Rolle des erfolgreichen Angreifers: Vergleichspunkte sind seine Kampfkraft, sein Mut, seine Energie, sein Angriff und seine Abwehr (5.136–142, 5.554–558, 11.113–119, 12.41–48, 12.299–306, 17.61–67, 18.161f., Od. 6.130–134), parallel dazu die Hilflosigkeit der Angegriffenen (11.113–119, 11.172–176, 15.630–636, 17.61– 67). Zuweilen steht aber auch das unterlegene Tier im Zentrum, das von einer übermächtigen gegnerischen Schar bedrängt wird (5.554–558, 8.338–340, 11.548– 555, 12.41–48, 12.299–306, 16.752f., 18.318–322, Od. 4.791f.). Zu den Löwengleichnissen im fgrE s. BUCHHOLZ u.a. 1973, 9–14; HARTIGAN 1973; SCOTT 1974, 58–62; S NELL (1946) 1975a, 185–187; SCHNAPP-GOURBEILLON 1981, 38–131; LONSDALE 1990; CLARKE 1995; WILSON 2002a; zu ikonographischen Zeugnissen BUCHHOLZ a.O. 14ff.; MARINATOS 1990; zu orientalischen Einflüssen EDWARDS, Introd. 36; W EST 1997, 246; DNP s.v. Löwe. Im vorl. Gleichnis profitiert der Löwe von der Jagd anderer und stürzt sich auf eben verendetes Wild (ähnl. 15.271– 276: FRÄNKEL 1921, 65f.; zu den Details s. allg. 2.460n.). Der Vergleichspunkt ist die elementare Freude, “die […] erregende Lustempfindung des hungernden Raubtieres […] wie des nach Rache hungernden Menschen” (LATACZ 1966, 53) beim Anblick des begehrten Zieles. Der Erzähler illustriert im Gleichnis Menelaos’ Gefühle beim Anblick seines Kontrahenten (signalisiert durch ‘freute sich’, echár*e 27: BERGOLD 1977, 24; BONNAFÉ 1984, 47; DE JONG 1985, 265, u. [1987] 2004, 126f. mit weiteren Bsp. für Sekundäre FokalisationP im Kontext von Gleichnissen wie 22.25–32): Paris, eben noch prunkend im Leopardenfell, wird zu Menelaos’ Opfer (LONSDALE 1990, 50; SCHNAPP-GOURBEILLON 1981, 45), wobei mit der Bezeichnung des Opfers als Kadaver im Gleichnis wohl Menelaos’ Überlegenheitsgefühl anklingt (S TOEVESANDT 2004, 179). Menelaos wird sich aber nicht rächen können, und im Kontrast zu seiner animalischen Freude hier steht später seine tierische Wut (449 ‘einem Raubtier gleich’, th*erí eoik*os) über Paris’ Rettung (MOULTON 1977, 89). §xãrh: allgemeinster Ausdruck der heftigen, lustvollen Freude (LATACZ 1966, 45). Sog. gnomischer Aorist (10n.), hier ingressiv wie Od. 23.32 (LATACZ a.O. 62 Anm. 64), neben dem durativen Präsens katesy¤ei (CHANTR. 2.186). — s≈mati: ‘Aas’: s«ma, dessen Etymologie ungeklärt ist, steht im hom. Epos nur i.S.v. ‘toter Körper’ (Il. 7.79, 18.161, 22.342, 23.169, Od. 11.53, 12.67, 24.187); die Bed. ‘lebender Körper’ ist erst bei Hes. Op. 540, ‘Hes.’ Sc. 426 belegt (dort ebenso s≈mati kÊrsaw am VE, mit Bezug auf eine andere Situation): schol. D zu 1.115; AH; SNELL (1939) 1975, 16f.; WEST zu Hes. Op. 540; CLARKE 1999, 116f. mit Anm. 138 u. 140. 315–319. Antike Erklärer empfanden es als un-

24

Ilias 3

gewöhnlich, daß hier ein Löwe ein nicht von ihm erlegtes totes Tier frißt, weil man glaubte, Löwen fräßen kein Aas (schol. D z.St.; s. ERBSE zum schol. z.St.; KOLLER 1958, 276). Aber Aas fressende Löwen sind bezeugt (GUGGISBERG 1975, 165), und hier ist das Wild eben erst erlegt, ähnlich wie 11.481, wo es von Schakalen zerfleischt und dann von einem Löwen gefressen wird (schon von schol. T zu 3.23 angeführt; LEAF; LfgrE s.v. ¶lafow); der große Hunger des Tieres erklärt wohl auch sein Verhalten (LEAF, KIRK zu 23–7).

24 ≈ 15.271 (AH). — Hirsch … Ziege: zu solchen Alternativen in Gleichnissen 2.460n. ¶lafon keraÒn: Der Hirsch ist in den hom. GleichnissenP stets das Opfer (1.225n.), wie hier von Löwen auch 11.474–481, 16.756–758, Od. 6.130–134 (BUCHHOLZ u.a. 1973, 44– 55). keraÒw ‘gehörnt, mit Hörnern, mit einem Geweih’, auch 11.475, 15.271, 16.158 (LfgrE). — êgrion a‰ga: a‡j näher charakterisiert durch êgriow (wie hier 4.105f., Od. 9.118f., 14.50: LfgrE s.v. a‡j), égrÒterow u.a.; es ist unklar, ob eine Wildziege, verwilderte Ziege oder gar Gemse gemeint ist (BUCHHOLZ u.a. 1973, 55; ebd. 56ff. zu den zahlreichen ikonographischen Zeugnissen). Die Tiere wurden von Hunden gehetzt und v.a. wegen ihrer Hörner für die Bogenherstellung und ebenso zur Fellgewinnung gejagt (4.105–108; Od. 14.50; BUCHHOLZ a.O. 56). Ein Löwe als ihr Feind auch in 15.271–276. 25 peinãvn: in der Ilias nur von Löwen (ebenso 16.758, 18.162), von Menschen einzig Od. 20.137 (LfgrE s.v.). Die Stellung im EnjambementP (LESKY 1967, 34) betont die Freßgier des Tieres, und diese erklärt, warum es nicht vor den Jägern flüchtet (hungrige Löwen auch 11.548ff. ≈ 17.657ff., 12.299ff., Od. 6.130ff.: KRAFFT 1963, 28). — mãla gãr te katesy¤ei: = 21.24. — m ã l a: betont in Anfangsstellung; ebenso 17.67 ≈ 18.322, 17.564 (LfgrE s.v. 22.27ff.); ‘gierig’ wie 21.24 (N ÄGELSBACH ). — katesy¤ei: außer Od. 1.8f. stets von Tieren (2.314n.). — e‡ per ên: ‘auch wenn’ wie 11.391 e‡ k' … per (hier mit generalisierendem Konj. Präs.: CHANTR. 2.281). e‡ per ín aÈtÒn ≈ 2.597, 5.224 (formelhaft: BAKKER 1988, 217f.). — aÈtÒn: Der Löwe selbst ist in Gefahr. Als bloßes anaphorisches Pron. der 3. Pers. in obliquen Kasus ist aÈtÒw im fgrE noch selten: 1.4n.

26 2. VH = 11.414, ≈ 17.282 (AH). — die behenden Hunde: Hunde in GleichnissenP sind fast immer Jagd- oder Hirtenhunde (FAUST 1970, 22). Zu den Qualitäten eines guten Jagdhundes gehört seine Schnelligkeit (Od. 17.312ff.); daher tachyÄ s (5x Il., 2x Od.) und argoÄ s ‘schnell, behende’ (3x Il., 3x Od.; vgl. 1.50n.) als gängigste Hunde-Epitheta. Wie hier eingesetzt zur Hirsch- oder Steinbockjagd 13.198, 15.271f.; im Kampf gegen Löwen 11.292f., 11.548f., 12.303, 17.65, 17.110, 17.658 (FAUST a.O. 22; MAINOLDI 1984, 109–113; LfgrE s.v. kÊvn 1600.44ff./56ff.). tax°ew te kÊnew: Junktur von kÊvn mit taxÊw (ohne te) sonst bei Homer 3x nach der Zäsur B 1 (11.818, 17.558, 18.584), 2x nach der Zäsur B 2 (22.89, Od. 14.133, 21.363),

24 ±' ¶lafon … ±' êgrion: zu den Hiaten R 5.1. — keraÚn(n) ±': zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). 25 peinãvn: zur unkontrahierten Form R 6. — te: ‘episches te’ (R 24.11). — per: konzessiv (R 24.10).

Kommentar

25

insges. 3x Nom., 2x Akk. — yalero¤ t' afizho¤: yalerÒw ‘blühend, kraftstrotzend’, von jungen Männern ebenso 4.474 und s.o. die Iteratverse (LfgrE s.v.). afizhÒw: ‘(junger) Mann’ (2.660n.). 27 2. VH = 450; ≈ 10x Il. — Men°laow ÉAl°jandron: Kontrast durch Kontaktstellung hervorgehoben (K IRK zu 27–8). — ÉAl°jandron yeoeid°Œa : 16n.; Synizese am VE wie 24.7 êlgeŒa (s.d.).

28 1. VH ≈ 3x Il., 2x Od., 3x Hes., 2x h.Cer.; häufig auch in anderen Vers-Positionen (vgl. 169n. u. 306n.); 2. VH ≈ Od. 20.121. Ùfyalmo›sin fid≈n: verstärkt §nÒhsen und signalisiert nochmals die Sekundäre FokalisationP (21n., 23n.). — fãto går te¤sasyai éle¤thn: Die im Gleichnis illustrierte Wahrnehmung und Stimmung des Menelaos (seine Freude) wird jetzt in indirekter Rede begründet (fãto, ‘sagte sich, meinte’: LfgrE s.v. fhm¤ [in Vorbereitung]); eine ähnliche Abfolge 10.5–20, 14.16–24 (DE JONG 1985, 265 Anm. 29). Der pejorative Begriff éle¤thw drückt aus, wie Menelaos seinen Gegner sieht, und impliziert nicht notwendigerweise ein Urteil des Erzählers, der Paris nirgends ausdrücklich verurteilt (analog Od. 20.121 éle¤taw; s. DE JONG [1987] 2004, 139 mit Anm. 106). Der Wunsch, die eigene Ehre wiederherzustellen (ebenso 351–354, 366, 379), ist für die Akteure des Heldenepos existentiell: 1.11n.; 1.159–160n.; B ERGOLD 1977, 25. Da Menelaos’ Ehre als Gastgeber verletzt worden ist (s.u.), hat er damit auch das religiös abgestützte Gastrecht für sich und die Allgemeinheit zu verteidigen (103–104n., 207n., 350–355a n.). — te¤sasyai: Aor. bezogen auf eine zukünftige Handlung wie 2.401 (s.d.), 3.366, Od. 20.121 (SCHW. 2.296; CHANTR. 2.189, 307, beide auch zur v.l. t¤sesyai); effektiv (HENTZE 1907/08, 279f.). Zur Lesart t¤sasyai (wohl iotazistische Schreibung) CHANTR . 1.13; WEST 1998, XXXV; LfgrE s.v. t¤nv 531.5ff., 28ff. — éle¤thn: aus dem religiösen Bereich, zu élita¤nein (Aor. élite›n) ‘beleidigen, sich gegen jm./etw. vergehen’ (wohl zu nhd. ‘Leid’): ‘wer die bestehende rechtliche Ordnung durchbricht, Frevler’ (hier gegen das Gastrecht [s. FM 8 s.v. Paris], wie die Freier Od. 20.121): LfgrE s.v. 29 = 5.494, 6.103, 12.81, 13.749; von der Zäsur A 3 an = 4.419, 11.211, 16.426; von der Zäsur C 2 an = 5.111, 16.733, 16.755, 24.469. — §j Ùx°vn: tÚ ˆxow eigtl. ‘das Fahrende’ (von derselben Wurzel wie lat. vehere, dt. be-wegen), ‘Wagen’, “nur im Pl., mit Bezug auf die einzelnen Teile” (AH; LfgrE s.v. ˆxea 895.4ff.). Zur Verwendung des Wagens in der Schlacht 2.384n. — sÁn teÊxesin: teËxow zu teÊxv; ‘das Verfertigte, Gerät’, im hom. Epos immer Pl., ‘Rüstung’; umfaßt in erster Linie Helm, Panzer, Schild und Beinschienen, manchmal auch Waffen wie Schwert und Speer. sÁn teÊxesin bed. ‘vollständig gerüstet, gewappnet’ (für den Kampf): TRÜMPY 1950, 75–79; LfgrE s.v. 425.55ff., 427.12ff. — êlto: athematischer Aor. zu ëllomai (SCHW. 1.740); zum Akzent ORTH 2; W EST 1998, XX. — xamçze: zu xama¤, ‘auf den Boden, zu Boden’ (G 66).

30–37 Kontrast zu Paris’ wagemutiger Provokation (16–20) und Menelaos’ Angriffslust (21–29; zu den strukturellen Parallelen 21–37n.). Paris’ Naivität und Selbstüberschätzung sind nicht untypisch für das Verhalten der Troer insgesamt 27 yeoeid°Œa: zur unkontrahierten Form R 6, zur Synizese R 7. 28 fãto: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — te¤sasyai: zu t¤nv.

26

Ilias 3

(ähnlich zieht sich z.B. Euphorbos 16.813–815 feige zurück); im Gegensatz zu Paris hindert aber andere Troer wie Hektor (7.54ff., ebenso wie hier in einem von ihm selbst provozierten zeremoniellen Zweikampf) schließlich das Ehrgefühl, ihrer Angst nachzugeben und sich zurückzuziehen (S TOEVESANDT 2004, 212). – Hier wird Paris’ Reaktion in einer RingkompositionP geschildert: Im Zentrum steht das Schlangengleichnis (33–35), das Menelaos’ Wirkung auf Paris (30–31a) und dessen impulsive Reaktion darauf (31b–32, 36f.) illustriert; den äußersten Ring bildet das formelhafte VE Aléxandros theoeid*es, ‘gottgleicher Alexandros’ (30, 37): STANLEY 1993, 60. 30 = 11.581; 1. VH = 21 (s.d.); 2. VH = 8x Il.; ≈ 2x Il. — §nÒhsen: wie in 21 (s.d.) Signal für eine Sekundäre FokalisationP (DE JONG 1985, 265f.). 31 §n promãxoisi: 16n. — fan°nta: punktueller Aor.: Während Paris dauernd provoziert (16 promãxizen, 19 prokal¤zeto Impf.), erscheint plötzlich Menelaos (29 aÈt¤ka). — f¤lon Σtor: formelhafte Verbindung (insges. 19x Il., 30x Od., 3x Hes., 2x h.Cer., davon 34x am VE, 11x mit Sperrung am VE). In dieser und ähnlichen Verbindungen (mit k∞r, yumÒw, st∞yow) fungiert f¤low i.d.R. als reines Poss.-Pron. (‘eigen’); dafür spricht die häufige Verwendung der genannten Lexeme mit Poss.-Pron. statt mit f¤low, z.B. 16.450 teÚn d' ÙlofÊretai Σtor; vgl. auch 4.313 §n‹ stÆyessi f¤loisin mit 19.271 §n‹ stÆyessin §mo›sin; allg. LANDFESTER 1966, 22. Affektive Bed. von f¤lon ist nur dort anzunehmen, wo Σtor prägnant i.S.v. ‘(bedrohter) Lebenskraft’ verwendet wird, deren Verlust den Tod bedeutet (so 5.250, 15.252, 21.201, 24.50 [s.d.], Od. 16.428). Zu Σtor 1.24n., 1.188n.; zu f¤low 1.20n.; LANDFESTER a.O. 1–34, der aber das attributive f¤low stets einem Poss.Pron. gleichsetzt (dazu kurz LfgrE s.v. Σtor 943.33f.); anders ROBINSON 1990, der für eine affektive Konnotation in sämtlichen Belegen plädiert.

32 = 11.585, 13.566, 13.596, 13.648, 14.408, 16.817, ≈ 13.165, 13.533. Die Formel steht sonst, wo sich ein Kämpfer wegen einer Verwundung oder nach einem erfolglosen Angriff zurückzieht; Paris läßt sich dagegen schon vom bloßen Anblick seines Rivalen einschüchtern (KURZ 1966, 144f.). •tãrvn efiw ¶ynow: ¶ynow ‘Heerhaufen, Menge’, immer mit Gen. Pl. (v.a. •ta¤rvn); fast nur in militärischem Kontext (2.87n.; LfgrE s.v.). — k∞r(a): kÆr bed. meist wie hier und 360 ‘Tod(esschicksal)’ und wird selten als Personifikation verwendet (2.301–302n.). — élee¤nvn: de conatu, mit finalem Nebensinn: ‘zu entkommen suchend, um zu entkommen’ (LfgrE s.v. 464.2ff.).

33–35 Das Schlangengleichnis verdeutlicht, wie unvorbereitet Paris auf einen Zweikampf mit Menelaos war, als er ‘die Besten der Argeier’ (19) provozierte. Paris, im hübschen Pantherfell als prómachos noch ganz unbekümmert (16n., 17n.), realisiert bei Menelaos’ plötzlichem Erscheinen, welche Folgen Helenas Entführung nach sich zieht (Paris’ Provokation steht erzähllogisch am Anfang des Krieges;

31 f¤lon Σtor: Akk. der Beziehung (R 19.1). 32 êc: ‘zurück’. — •tãrvn: = •ta¤rvn.

Kommentar

27

vgl. auch Hektors Vorwürfe, 46–51n.): STOEVESANDT 2004, 180. Die stakkatoartige Parataxe unterstreicht den Schock über die plötzliche Begegnung und den sofortigen Rückzug (zur plastischen Symptombeschreibung des Schreckens allg. 24.358–360n.). Die Schlange ist im fgrE stets unheildrohend und furchteinflößend (2.308n., 33n.); ebenso wirkt Menelaos’ “lustvolle Kampfgier” (STOEVESANDT a.O. 179) auf Paris. Dieser handelt unheroisch und flieht. Im einzigen vergleichbaren Schlangengleichnis (22.93–96) wird dagegen die Schlange, die sich verteidigt, als Bild für Hektors heroischen Widerstandsgeist verwendet (ausführlich zu den deutlichen Entsprechungen zwischen den beiden Situationen BERGOLD 1977, 27– 30; BALTES [1987] 2005, 279f.). 33 …w d' ˜te: geläufige Gleichnis-Einleitung (2.147–148n.). — tiw: ein Jäger oder Holzfäller (34n.). — drãkonta: wohl zu d°rkomai (mit Bezug auf den unheimlichen, lähmenden Blick der Schlange): DELG s.v. d°rkomai; zurückhaltender F RISK s.v. drãkvn. — pal¤norsow: hom. hapaxP; ‘rückwärts (zurückfahrend)’, wobei die Schlange im Auge behalten wird (LfgrE s.v.; zur Bed. von pãlin- 1.59n.). — ép°sth: sog. gnomischer Aorist (10n.), ebenso ¶llabe (34), énex≈rhsen und eÂle (35). 34 2. VH ≈ 14.506, 24.170, Od. 18.88. — oÎreow §n bÆss˙w: flektierbare VA-Formel (Gen. Sg. 6x, Dat. Pl. 3x fgrE; vgl. oÎreow §n korufªw 2.456 [s.d.] und ˆreow korufªsi 10n.). — bÆss˙w: b∞ssa ‘Tal, Schlucht’ (zu bayÊw), von der Wildnis, die nur zur Jagd (17.283) oder zum Holzfällen (11.86–88) nutzbar ist (LfgrE s.v.). — ¶llabe: = ¶labe (Langkonsonanz < *sl): G 16; ebenso 5.83. Zur Vorstellung, daß ein körperlicher Zustand eine Person ergreift, 2.2n. — gu›a: ‘Glieder’, sofern sie durch Gelenke bewegt werden, meist ‘Beine’ od. ‘Arme und Beine’, dann ≈ ‘Leib, Körper’ (sofern beweglich). Bei Furcht zittern sie (wie hier mit trÒmow 7.215, 8.452, 20.44; ähnl. 22.448) oder sie werden schlaff ([Ípo]lÊein: Od. 18.341; vgl. auch 6.27n.): V IVANTE 1955, 40; SNELL 1969, 43f.; LfgrE s.v. 35 íc d ' énex≈rhsen: flektierbare VA-Formel bei Homer (2x mit d(°), 1x mit t(e); insges. 6x Il., 1x Od.). — Œxrow: hom. hapaxP; unklar, ob Mask. oder Neutr. (WACKERNAGEL 1916, 234f.; DELG s.v. »xrÒw). ‘Blässe’ (LSJ), als Zeichen des Schreckens auch 17.733, Od. 11.633; der Feigheit 13.279, 13.284. 36 kay' ˜milon ¶du: nimmt V. 32 inhaltlich wieder auf (RingkompositionP, vgl. 30–37n.), hier mit der Metapher des ‘Eintauchens’ in die Menge (vgl. 7.217f., 20.379; dazu KURZ 1966, 148). — éger≈xvn: generisches EpithetonP von Völkern und Helden; Bed. unsicher (2.654n.).

37 aus Angst … gottgleich: wieder Kontrast zwischen Schönheit und Kampfgeist (16n.): AH. 33 te: ‘episches te’ (R 24.11). — drãkonta (W)id≈n: zur Prosodie R 4.3. 34 oÎreow: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1). — bÆss˙w: zur Flexion R 11.1. — ÍpÒ: adverbiell, ‘unten’ (vgl. R 20.2). — ¶llabe: zur Doppelkonsonanz (-ll-) R 9.1 u. ↑. 35 énex≈rhsen(n), Œxrow: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). — min … pareiãw: Akk. des Ganzen und des Teils (R 19.1); min: = aÈtÒn (R 14.1).

28

Ilias 3

ÉAtr°ow uflÒn: ebenso vor der Zäsur B 2 17.1, 17.553, im Vok. 2.23, 2.60. ÉAtr°ow ist kurzvokalischer Gen. zu ÉAtreÊw (15x Il./Od.; Nom. u. ebenfalls kurzvokal. Dat. ÉAtr°Û nur in 2.105f.). Das auffällige Fehlen der älteren Normalformen auf -∞ow, -∞Û, -∞a spricht aber für die Annahme, daß ÉAtreÊw eine rel. späte Bildung ist (wohl in Analogie zu PhleÊw – Phle˝dhw u.ä. sekundär vom Patronymikon rückgebildet). Als urspr. (myk.) Namensform vermutet W EST 2001a *Atrehion/-ias < *Atresion/-ias o.ä. (zu êtrestow ‘nicht zitternd, standhaft’); diese ließe sich mit ‘Attarissiyas’ – in einem hethit. Dokument des 14. Jh. v. Chr. als Name eines Herrschers von Achijawa bezeugt – in Verbindung bringen (WEST a.O. im Anschluß an FORRER 1924, 16–21).

38 = 6.325; VA ≈ 6.402, 8.493, 15.440, 15.552; VE = 13.768, ≈ 24.238. — Hektor: FM 8; 2.816n. ne¤kessen … §p°essin: flektierbare Formel; §p°essin jeweils am VE (5x Il. [12.267f. §p°essin | ne¤keon], 2x Od.), Formen von neike(¤)v teils am VA, teils nach den Zäsuren A 3 / A 4. Oft zur Rede-EinleitungP. — afisxro›w §p°essin: < *afisxro›si W°pessin (1.223n., G 70). afisxrÒw hier ‘vorwurfsvoll, schmähend, beschämend für den Angeredeten’ (ADKINS 1960, 58 Anm. 12; CAIRNS 2001a, 206; LfgrE s.v.), wie 23.473 (LEAF).

39–57 Hektors Rede folgt der typischen Struktur von Scheltreden (38 néikessen, ‘schalt’; s. 2.225–242n. mit Lit.; Stellensammlung: 2.221–222n.): (1) Anrede (39), (2/3) Kritik, Beschreibung des Fehlverhaltens (40–51), (4) Handlungsaufforderung, hier übergehend in weitere Kritik (52–57). Die Kritik ihrerseits ist ringkompositorischP aufgebaut: der Mittelteil 46–51 (Entführung der Helena) wird gerahmt von der Antithese ‘Schönheit – mangelnde Kampfkraft’ (43–45, 53–55) und von Hektors zweimaliger Verfluchung des Paris (39f., 56f.). Zur Gliederung LOHMANN 1970, 109; STEINRÜCK 1992, 85. Rhetorische Mittel wie die pejorative Namensnennung (39 ‘Schand-Paris’), Alliterationen (43, 46, 47, 50; dazu allg. 2.50– 52n., 3.43n.), Parallelkonstruktionen (50, 53), ein Chiasmus (51) und Metaphern (wie láïnon chit*o na, ‘Steinrock’, 57) steigern die Wirkung der Rede (KOSTER 1980, 48f.; KIRK zu 56–7; MARTIN 1989, 135). Sie ist auch ein “Meisterstück homerischer Expositionstechnik” (REICHEL 1994, 249), denn sie erinnert die Hörer an die Vorgeschichte (46–50; zu solchen externen kompletiven AnalepsenP, welche die Ursachen des Krieges beleuchten, allg. KULLMANN 1960, 227–302; FRIEDRICH 1975, 81f. mit Anm. 217–223 S. 188 [Stellensammlung]; speziell zum 3. Gesang BERGOLD 1977, 70) und dient zugleich der Charakterisierung der beiden Brüder Hektor (als aristeús, ‘Bester’) und Paris (zu dessen tatsächlicher militärischer Leistung BERNSDORFF 1992, 29; STOEVESANDT 2004, 181–183). Zum Motiv der zwei ungleichen Brüder REINHARDT (1938) 1960, 28f; DAVIES 2003, 33. 35. 38f.; zu den drei Scheltreden Hektors an Paris in der Ilias – hier, 6.325– 331 und 13.769–773 – s. 6.325–342n. 39 = 13.769 (ebenfalls Hektor zu Paris). Ganzvers-Anrede (vgl. 1.36n.) wie 5.31, 5.455, 11.385, “Schimpftirade” (BERGOLD 1977, 30) mit crescendo-Wirkung (AH: zunehmende

38 ne¤kessen: zum -ss- R 9.1. 39 DÊspari, (W)e›dow: zur Prosodie R 5.4. — e‰dow: Akk. der Beziehung (R 19.1).

Kommentar

29

Silbenzahl der Wörter von e‰dow bis ±peropeutã, nach dem ‘Gesetz der wachsenden Glieder’, vgl. dazu 1.145n.; 3.182; WEST 2004, 33–49; 2007, 117–119; ähnliche Fälle, z.B. 5.31, 5.831, bei GÖBEL 1933, 32). Zur emphatisch wirkenden asyndetischen EpithetaReihung 2.23n. — DÊspari: ‘Miß-Paris, Unglücksparis’. Nominalkompositum mit negativem Präfix wie 18.54 dusaristotÒkeia, Od. 23.97 dÊsmhter, Od. 18.73 ÖAÛrow; vgl. Od. 19.260 Kako˝lion: LfgrE s.v.; SCHW . 1.431f. (diese Wortbildung ist vielleicht idg. Ursprungs: WEST 2007, 80f.). Der Ausdruck faßt die folgenden Schimpfwörter und zugleich die ganze Rede zusammen (KOSTER 1980, 48). — e‰dow êriste: an sich ein Kompliment (2.715n.: Alkestis, Od. 11.469: Aias); wie in 13.769, 17.142 und 2.246 (ligÊw per §∆n égorhtÆw, s.d.) und 5.787 = 8.228 (e‰dow éghto¤) jedoch durch die Umrahmung (hier DÊspari und gunaiman°w) und den Zusammenhang (Rückzug des Paris) ins Negative gewendet (AH; KOSTER 1980, 48). Paris’ Verhalten entspricht nicht den Erwartungen, die sein schönes Äußeres weckt (44–45n.). — gunaiman°w: ‘nach Frauen verrückt, weibertoll’ (LfgrE s.v.; K EIL 1998, 78). Wie 13.769 und 11.385 (paryenop›pa ‘Mädchenbegaffer’) wird Helenas Entführung generalisiert (vgl. auch 24.261: Paris und seine Brüder werden pauschal als Lügner bezeichnet). — ±peropeutã: ‘Verführer’ (hier u. 13.769), ‘Betrüger’ (h.Merc. 282) (zu ±peropeÊv ‘[Frauen] verführen’ [399, 5.349], ‘betrügen’ [23.605, Od. 13.326f.]): LfgrE s.v.; zum Wortfeld L UTHER 1935, 103–105. Hektor wirft Paris nicht nur seine Grundhaltung (gunaiman°w) vor, sondern auch, daß er sie auslebt (KOSTER 1980, 49).

40 VA = 1.415, 18.86. — Zum Wunsch, der Angeredete wäre bereits umgekommen, allg. 428–436n.; 24.254n. ˆfelew: 1.353n. — êgonÒw t (e) … êgamÒw t(e): Die emphatische Verbindung bedeutungsähnlicher Begriffe ist ein beliebtes Stilmittel (1.160n., 2.39n.); mit Doppelung der Wortnegation z.B. auch 6.60 (ékÆdestoi ka‹ êfantoi, wie hier in einer Verwünschung), 20.303 (êspermow … ka‹ êfantow), 22.386 ≈ Od. 11.54, 11.72 (êklautow êyaptow); vgl. auch 1.99n., 1.415n., 2.447n.; FEHLING 1969, 235–241; D URANTE 1976, 150–152; WEST 2007, 110 (mit Hinweis auf vedische Parallelen). — êgonow: Die Bedeutung dieses hom. hapaxP ist nicht sicher. Vermutlich ist es eine Wortbildung zu gÒnow ‘Geburt, Abstammung, Nachkommenschaft’ (RISCH 201) und als ‘kinderlos’ (AUTENRIETH in der 3. Aufl. zu NÄ GELSBACH, mit Hinweis auf Eur. Her. 888), vielleicht sogar ‘steril, impotent’ zu verstehen (von LEAF und KIRK erwogen; PAVLU 1942, 574; diese Bed. ist von Pflanzen, Tieren u. in metaphorischer Verwendung von klass. Zeit an belegt: LSJ). Hektors Wunsch entspräche dann Phoinix’ Verfluchung durch seinen Vater in 9.455f. (s. app. crit. zu den Zusatzversen 40ab). — êgamow: Dieses hom. hapaxP muß ‘ehelos, unverheiratet’, hier herabsetzend ‘paarungslos’ als logisch fortführende Ergänzung von êgonow bedeuten (KIRK): Paris’ Geilheit hat Helenas Verführung, den Krieg und sein verantwortungsloses Verhalten als Vorkämpfer verursacht.

40 a‡y(e) (= e‡ye) ˆfelew: unerfüllbarer Wunsch der Vergangenheit. — ˆfelew(w) êgonow: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). — ¶menai êgamow: zur Prosodie R 5.6. — ¶menai: = e‰nai (R 16.4).

30

Ilias 3

41 ≈ Od. 11.358, 20.316; VE ≈ Il. 5.201, 7.28, 17.417, 22.103, 22.108, Od. 9.228, 20.381. — Der Vers wird von WEST athetiert: Er fehle wohl nicht zufällig in einem Papyrus, denn er füge nichts zu dem Wunsch in 40 hinzu; ±' in 42 sei komparativisch, mit der Bed. ‘eher als’, zu verstehen (WEST 2001, 185). Der Vers dient aber der Differenzierung des Gesagten: boulo¤mhn und k°rdion Σen bringen zum Ausdruck, daß es in Hektors persönlichem sowie im allgemeinen Interesse liegt, daß Paris sich nicht öffentlich (42 êllvn) unmöglich macht (vgl. Helenas Klage in 6.350–353, s.d.). Außerdem ist ±(°)/≥ ohne vorausgehenden Komparativ oder Wörter mit komparativischem Sinn wie boÊlomai ‘lieber wollen’ weder im hom. Epos noch später belegt (BÄUMLEIN 1861, 136; vgl. 1.112n.). — k°rdion: von k°rdow ‘Vorteil, Gewinn’ abgeleiteter Komparativ neutr.; fast nur als Prädikatsnomen mit e‰nai gebraucht (in VE-Formeln: s. Iteratverse und außerdem 4x Il., 12x Od.), meistens in direkter RedeP; ‘vorteilhafter, besser, wünschenswerter’, ohne direkte moralische Wertung (LfgrE s.v.). 42 l≈bhn: “‘outrage’ en tant qu’ atteinte proprement dite à la timÆ de l’individu” (MAWET 1979, 119); hier von einer Person (wie §l°gxe' 2.235): ‘Schande, Schandfleck’ (LfgrE s.v.; zum Wortfeld 1.232n.). — §pÒcion: Diese Lesart eines antiken Grammatikers ist zwar ein hapaxP, kann aber mit §feciãomai ‘verhöhnen’ (Od. 19.331, 19.370) verbunden werden und muß ‘zum Spott, Zielscheibe des Spottes’ bedeuten (WACKERNAGEL 1916, 42; WEST 2001b, 132). Die Hauptüberlieferung ÍpÒcion ist mit der hier anzunehmenden Bed. ‘von unten, schief angesehen’ nirgends sonst belegt, und der syntaktische Bezug von êllvn zu ÍpÒcion ist schwer zu erklären (wie BERGOLD 1977, 33f. Anm. 1, zugeben muß). 43 kagxalÒvsi: zusammen mit kãrh komÒvntew vermutlich absichtlich lautmalerisch (KIRK). Alliterationen kamen wohl beim mündlichen Vortrag besonders zur Geltung; zur Mündlichkeit allg. HERMANN (1840) 1979, 47–50; LATACZ (1977) 1979, 29–32. Onomatopoetisches Wort (vgl. dt. triumphierendes ‘ha!’; zur Wurzel *k( h)a˜k h wie att. kagxãzv ‘laut lachen, höhnen’; -alãv ist analogisch zu ésxalãv ‘es in einer unangenehmen Situation nicht aushalten können, ungeduldig sein’: TICHY 1983, 222f.; FRISK: gut mögliche Wortbildung). Bed. in 10.565, Od. 23.1, 23.59 ‘triumphieren’ (TICHY a.O.; LfgrE s.v.), 6.514 ‘laut jubeln, frohlocken’; hier ‘höhnisch lachen’ (KRAPP 1964, 46 mit Anm. 3; G IANNAKIS 1997, 282). Nach dem unbestimmten §pÒcion êllvn (42) wird die Herabsetzung mit der plastischeren Vorstellung der höhnenden Gegner noch übertroffen (KOSTER 1980, 49). — kãrh komÒvntew ÉAxaio¤: zur Formel und zu den Realien 2.11n.

44–45 Die Achaier, so stellt es Hektor seinem Bruder dar, schlossen wohl aus Paris’ schöner Erscheinung mitsamt der ansehnlichen Rüstung (6.321 ‘mit den schönen Waffen’; zum Pantherfell 17n.) auf Ranghöhe, auf einen aristéus, ‘Fürsten’, mit besonderen Leistungen im Kampf als Herausforderer an der Front. “Durch seine 41 ke: = ên (R 24.5). — tÒ: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 17); hier bezogen auf den Inhalt von V. 40. — Σen = Σn (R 16.6). 42 ±' oÏtv: zum Hiat R 5.1. 43 Σ: ‘wirklich’ (R 24.4). — pou: ‘wohl’. — kagxalÒvsi: zur ep. Zerdehnung R 8. — kãrh: att. tÚ kãra (R 2), ‘Kopf’; Akk. der Beziehung (R 19.1). — komÒvntew: zur ep. Zerdehnung R 8.

Kommentar

31

kopflose Flucht […] machte er sich als aristéus unmöglich” (LATACZ 1977, 152f.; das Zitat S. 152 Anm. 54). Hektor wirft also Paris vor, sein äußerer Wert, die Schönheit, entspreche nicht seinem inneren, der Kampfkraft: ein Vorwurf, wie er auch 5.787, 8.228, 13.769, 17.142 laut wird (FENIK 1968, 155; BERNSDORFF 1992, 28, vergleicht 39 und 13.769). Dahinter steht die Adelsideologie der hom. Gesellschaft, welche die Einheit von Schönheit und Tüchtigkeit als Regelfall voraussetzt (2.671–675n.; BERNSDORFF 1992, bes. 30–35 [speziell zu Paris]; vgl. auch 16n.). Hektors Rede ist ein Beispiel für das Bewußtsein, “daß der Zusammenfall dieser Qualitäten keine Selbstverständlichkeit darstellt” (STOEVESANDT 2004, 180; B ERNSDORFF a.O. 46; weitere Beispiele 2.211–224n.; vgl. auch 212–224n.; ein Vergleich mit Archilochos fr. 114 West bei BERNSDORFF a.O. 120f.; MÜLLER 1994, 182–185). Zur Tatsache, daß Hektors Vorwürfe eigentlich nur zur Situation am Anfang des Krieges passen, s. die Einleitung oben S. 11. 44 fãntew: ‘die doch annahmen’ (zur Bed. vgl. 1.187n., 2.37; signalisiert eine Tertiäre FokalisationP); zur Vorzeitigkeit des Partizips wie Od. 8.491, 13.401, 19.253 u.ö. s. K.-G. 1.200. — érist∞a: ‘Fürst’ (1.227n.); Prädikatsnomen (LATACZ 1977, 152 Anm. 54). — prÒmon: ‘Vormann’. Die Wortbildung ist unklar: Handelt es sich um eine Ordinalzahl wie lat. pri-mus oder synkopiertes prÒmaxow? Gegen letzteres spricht der Unterschied im Gebrauch der beiden Wörter: prÒmow steht im Gegensatz zu prÒmaxow immer im Sg. und bez. meist einen selbsternannten oder gewählten “Vertreter der Gemeinschaft in einem zeremoniellen Zweikampf” (so 7.75, 7.116, 7.136, 22.85: LATACZ 1977, 152 Anm. 54); nur 5.533 und Od. 11.493 allg. wie prÒmaxow ‘Vorkämpfer’ (16n.): LATACZ a.O.; LfgrE s.v. — oÏneka: nachdrücklich: ‘deswegen, weil’ (1.11n.). — kalÒn: prädikativ, betont vor e‰dow im EnjambementP (LANÉRÈS 1997, 220: wörtl. ‘belle (est) sur (lui) l’apparence’); vgl. 1.525f. 45 éll' oÈk ¶sti b¤h …: “anstatt dem fãntew ein Verbum des Erkennens im Partizip entgegenzustellen, setzt Hektor von seinem Standpunkte aus unmittelbar die Tatsache selbst” (AH). Zu solchen Übergängen von Tertiärer zu Sekundärer FokalisationP 1.112n., 1.401n. — b¤h: ‘Körperkraft, Durchsetzungskraft’ im Gegensatz zu e‰dow auch Od. 18.4 (Iros), beides vereint 21.316 (Achill): LfgrE s.v. 58.33, 59.24ff; KRAFFT 1963, 43. — fres¤n: gehört dem Sinne nach zu élkÆ (LfgrE s.v. élkÆ 496.55ff.); vgl. 4.245, 16.157. Paris fehlt es neben der Körperkraft auch an der richtigen Einstellung zum Kampf (JAHN 1987, 232). — oÈd° tiw élkÆ: VE-Formel, = 21.528, Od. 22.226, 22.305, ≈ Il. 5.532, 15.564. élkÆ ‘Abwehr, Verteidigung, Kampf’ (16.602, 21.528, Od. 12.120 u.ö.), ‘Wille sich/etw. zu verteidigen, Kampfgeist’ (4.245, 5.299 u.ö.), hier in Verbindung mit b¤h und fres¤n ‘körperliche und geistige Kampfkraft’ (LfgrE s.v., bes. 496.64ff.; vgl. 19.36n.; ähnl. ZABOROWSKI 2002, 294–303). Ebenso wird Paris nochmals von Hektor (55n.) und von Diomedes dargestellt (éndrÚw énãlkidow 11.390).

44 ¶mmenai: = e‰nai (R 16.4). — oÏneka: Krasis für o ßneka (R 5.3), ‘weil’ (↑). 45 ¶pi: = ¶pestin. — fres¤n: präpositionsloser dat. loci (R 19.2; ↑).

32

Ilias 3

46–51 Lange rhetorische Frage: ‘Hast du wirklich als ein solcher …’, d.h. als einer, der sich als Vorkämpfer kopflos zurückzieht und sich vor den Feinden seiner Vaterstadt als schöner Mann ohne Kampfkraft entpuppt, ‘dich damals schon in eine unüberlegte Tat gestürzt, welche sich für deine Gemeinschaft verheerend auswirkte?’ Paris läßt also, so Hektor, mit seinem Rückzug wieder jedes Verantwortungsgefühl vermissen. Er kümmert sich erneut nicht um die Folgen von Helenas Entführung und zeigt keine aid*os ‘Rücksicht’ (9n.) gegenüber seinem Volk (Hinweis VAN DER M IJE; BERGOLD 1977, 34f., der allerdings Hektors Bewertung des Raubzugs zu positiv darstellt; zum Appell an die aid*os STOEVESANDT 2004, 296 Anm. 887). Die Alliterationen mit p 46, 47, 50 und r 47 (KIRK) sollen wohl Hektors Erregung unterstreichen. 46 2. VH = 444; ≈ 240. — Σ: Ausdruck der Ungläubigkeit: 1.133n. Zur v.l. ≥ im Sinne von efi B ERGOLD 1977, 34f. Anm. 3 (46–51 Protasis, 52–53 Apodosis; damit hätten aber die folgernden Verse 50f. kein Gewicht). — toiÒsde §≈n: Hiat an dieser Stelle im Vers ist selten (vgl. 2.8n.), was Anlaß zu verschiedenen Konjekturen gab (s. LEAF z.St.); doch vgl. 5.118, 19.288, 23.263 (CHANTR . 1.91). — pontopÒroisi: generisches EpithetonP von Schiffen (1.439n.). 47 §r¤hraw: zu Σra (1.572n.), wahrscheinlich ‘reich an Gefallen’, dann 1) ‘der Gefallen/ Hilfe erweist, zuverlässig’ (ebenso 378, 4.266, 23.6), 2) ‘der Gefallen auf sich zieht, geschätzt, teuer’ (Od. 8.62 = 471): LfgrE s.v. Immer an der gleichen Versstelle; generisches EpithetonP von •ta›row (wie f¤low oder pistÒw); nur hier nachgestellt, sonst 6x Il., 14x Od. in der flektierbaren VE-Formel §r. •t. — ége¤raw: vorzeitig zu §pipl≈saw und mixye¤w (vgl. 2.353 [s.d.]; 12.86): AH. §pipl≈saw: sekundärer s-Aor. zum Wurzelaor. §p°plvn; dieser nicht zu pl°v, sondern zu pl≈v ‘schwimmen, zur See fahren’ (Od. 3.15 §p°plvw, Hes. Op. 650 §p°plvn, Il. 6.291 v.l. §pipl≈w [wohl in §piploÊw zu korrigieren, s.d.]): HAR‹ ARSON 1993, 183; LIV s.v. *pleh3-.

48 éllodapo›si: éllodapÒw adj. ‘aus einem anderen Land stammend, ausländisch, fremd’ (vgl. panto-dapÒw); hier subst., ‘Fremder’, wie Od. 3.74 = 9.255, h.Ap. 455. Das Wort bezeichnet Ankömmlinge aus einem fremden Land (16.550, Od. 17.485) oder fremde (u. ferne) Völker und Länder (ebenso wie hier 19.324; formelhaft 1. VH von 24.382 = Od. 14.231 = 20.220): LfgrE s.v. Das Moment der großen Distanz wird auch noch mit ép¤hw (49) betont: Paris’ gunaiman¤a (40) überwand alle Grenzen. — eÈeid°(a): ‘von schöner Gestalt’; generisches EpithetonP von Frauen und Göttinnen, im fgrE sonst nur bei Frauennamen in Katalogen belegt (5x Hes./‘Hes.’: LfgrE s.v.). — én∞gew: énãgv hier wie 13.627 ‘entführen’ (LfgrE s.v. êgv 121.35ff.).

46 toiÒsde §≈n: zum Hiat ↑. — §≈n: =  n (R 16.6). — n°essin: Dat. Pl. von nhËw (R 12.1). 47 •tãrouw: = •ta¤rouw. 48 eÈeid°' én∞gew: zum Hiat R 5.1.

Kommentar

33

49 ép¤hw: êpiow ‘entfernt, entlegen’, nur in der vorliegenden Formel (1.270n.). — nuÒn: idg. Erbwort (24.166n.), im fgrE sonst nur in der Bed. ‘Schwiegertochter’ belegt (22.65, 24.166, Od. 3.451): LfgrE. Hier entweder ‘Schwägerin’ (sc. des Agamemnon: éndr«n afixmhtãvn dann verallgemeinernder Plural [AH]) oder in weiterem Sinne ‘angeheiratete Verwandte’ (éndr. afixm. bez. dann alle männlichen Angehörigen des von der Entführung betroffenen o‰kow: so GATES 1971, 24f.; K IRK ; LfgrE s.v.). — éndr«n afixmhtãvn: VEFormel (2x Il., 1x ‘Hes.’); afixmhtÆw ‘Lanzenkämpfer’ wird im Pl. meist formelhaft allg. für ‘Krieger’ verwendet (LfgrE s.v.; 1.152n.). Hier wie 2.543 prägnant: ‘Krieger’ und nicht irgendwelche Weichlinge oder Unerfahrene; und damit gefährliche Rächer. Zu Junkturen von énÆr mit Spezial-Bezeichnungen 2.474n. 50–51 p ∞ m a … | … xãrma: p∞ma: ‘Schaden, Unheil, Übel, Leid’ (8.176, 11.347), zur Charakterisierung von Menschen, Ungeheuern, Gegenständen und Ereignissen (3.160 Helena, 6.282 Alexandros/Paris, 22.288, 22.421 Achill). Mit m°ga an der gleichen Versstelle insges. 1x Il., 2x Od., 2x Hes. xãrma: zu xa¤rv: ‘Gegenstand der / Anlaß zur Schadenfreude’. p∞ma und xãrma sind beide prädikativ: für Verbalnomina auf -ma charakteristische Verwendung; vgl. etwa 4.38f. mØ toËtÒ ge … | … m°g' ¶risma met' émfot°roisi g°nhtai, 22.358 mÆ to¤ ti ye«n mÆnima g°nvmai: LATACZ 1966, 122ff.; MAWET 1979, 91–97; 1981, bes. 149–152. p∞ma bildet eine Satzapposition zu guna›k' … én∞gew (wie lugrÚn ˆleyron 24.735: CHANTR. 2.15) und wird seinerseits durch das Gegensatzpaar dusmen°sin m¢n xãrma, kathfe¤hn d¢ so‹ aÈt“ erläutert (vgl. Od. 6.184f., 19.471 xãrma vs. êlgea, Il. 23.342 vs. §legxe¤h; weitere Satzappositionen bei CHANTR. 2.15): Nicht die Entführung ist für die Griechen Anlaß zur Freude, sondern die dadurch entstandene schlimme Lage der Troer (LATACZ 1966, 122–124). 50 m°ga p∞ma … dÆmƒ: wohl formelhaft; Variante 24.706 m°ga xãrma pÒlei t' Σn pant¤ te dÆmƒ (HOEKSTRA 1965, 116; KIRK). — pÒlh˝ … dÆmƒ: ‘für die Stadt … und ihre Bevölkerung’ (LfgrE s.v. d∞mow 276.11ff.; 2.198n.). Auf die Folgen von Paris’ Tat für Priamos und die ganze Bevölkerung verweist Hektor auch 6.282f., 6.327–329 (HÖLKESKAMP 2000, 28 mit Anm. 39).

51 für die Feinde nur zur Freude: Warnungen davor, den Feinden Anlaß zur Schadenfreude zu geben, kommen in den Mahnreden und Kampfparänesen der Ilias öfter vor; vgl. 1.255f., 2.160 ≈ 2.176, 6.82, 10.193. Chiasmus (AH). dusmen°sin: die Kriegsgegner, d.h. die Griechen. dusmenÆw (stets im Pl.) wird in der Ilias immer von militärischen Gegnern gesagt, die etymologische Bed. ‘übelwollend’ kann aber überall mitgehört werden. Das affektgeladene Wort findet sich außer 22.403 nur in direkten Reden (LfgrE s.v.; DE JONG [1987] 2004, 144; Figuren-SpracheP). — kathfe¤hn: von kathfÆw, Etymologie unklar (FRISK u. DELG s.v.). Bed. nach verbreiteter Auffassung ‘Niedergeschlagenheit, Blamage, Schmach’; nur prädikativ und in direkter Rede (ebenso 16.498, 17.556): MAWET 1979, 117; LfgrE s.v. Hier wie xãrma Apposition zu p∞ma (50– 51n.): Paris’ mangelnder Wille, als Auslöser des Krieges die Verantwortung dafür zu übernehmen, ist eine Schande für ihn (LATACZ 1966, 124; MAWET a.O.). 49 afixmhtãvn: zur Flexion R 11.1. 50 pÒlhÛ: Dat. Sg.; zur Flexion vgl. R 11.3.

34

Ilias 3

52–53 oÈk í n d Ø me¤neiaw …; | gno¤hw … : Der Potentialis me¤neiaw dient als Ausdruck einer verblümten Aufforderung, hier mit oÈ in Form einer Frage wie 5.32, 24.263, Od. 7.22 u.ö. (CHANTR . 2.221f.; K.-G. 1.233; zum Potentialis auch 2.250n.). Als Einleitung von V. 53 ist die Frage auch als Protasis eines Kondizionalgefüges zu verstehen und zu ergänzen: efi me¤neiaw (52), gno¤hw … (53). Zu solchen Ellipsen der Protasis CHANTR. 2.276; K.-G. 2.483; zu ihrer sarkastischen Wirkung hier WAKKER 1994, 393; vgl. auch die folgernden Asyndeta 2.276, 24.439 und Σ te 56n. 52 2. VH = 5x Il., 1x Hes.; ≈ 14x Il., 1x Od., 3x Hes. — me¤neiaw: m°nv hier ‘standhalten’ (Grundbegriff der Militärsprache), wie 5.527, 21.571 u.ö.: LfgrE s.v. 149.8ff. — érh˝filon: 21n. 53 gno¤hw x ' o·ou fvtÒw …: gign≈skv wird öfters in der Bed. ‘(js. physische Stärke) merken, kennenlernen’ verwendet (vgl. dt. ‘du sollst mich kennenlernen’); mit drohendem Unterton auch 8.17, Od. 20.237, 21.202 (wie hier mit indir. Fragesatz), ferner Il. 1.302 (s.d.), 18.270 u.ö.: LfgrE s.v. 158.13ff. – o·ou, in emphatischer Position nach der Zäsur A 3, steht im Kontrast zu toiÒsde (46): Hinweis FÜHRER. — yalerØn parãkoitin: zur Bed. von yalerÒw 26n.; zur Wortbildung von parãkoitiw ‘Lagergenossin, Frau, Gattin’ 138n.; daneben ist auch parako¤thw ‘Ehemann’ belegt (6.430 ≈ 8.156, Hes. Th. 928).

54–55 die Gaben Aphrodites | und nicht dein Haar und dieses Aussehn da: Im hom. Epos wird häufig die Vorstellung ausgedrückt, daß die Götter den Menschen Gaben verleihen: allg. formuliert Gutes oder Schlechtes (24.527–533 [s.d.], Od. 8.63f.), spezieller (un)glückliche Lebensumstände (z.B. Reichtum oder Erfolg: Il. 14.490f., 24.534–548) oder (mitunter schicksalhafte) Eigenschaften bzw. Kompetenzen, die oft von den für diese Gebiete speziell zuständigen Göttern gegeben werden (Il. 13.726–734, Od. 15.252f., 20.70–72): THALMANN 1984, 78–112; VAN DER M IJE 1987, 248–263; SCHEID-TISSINIER 2000, 208–219. An dieser Stelle stehen die Gaben der Liebesgöttin Aphrodite vermutlich für Paris’ Schönheit in einer erotischen Dimension, seine sexuelle Anziehungskraft, die Helena zu gewinnen half (B ERNSDORFF 1992, 31). Zum in der Ilias nur ansatzweise, später stark verbreiteten Klischee des verweichlichten Orientalen 2.872n. und zu Paris speziell HALL 1989, 31. Der von Hektor warnend geäußerte Gedanke, daß manche besonderen, von einem Gott verliehenen Fähigkeiten im Kampf nichts nützen, wird später im Erzähler-Text durch den Tod eines in der Jagd erfahrenen Troers demonstriert (5.49–58) und ist in 2.858–861 und 5.59–64 impliziert (vgl. auch 6.12– 19n.). 54 oÈk ê n toi xra¤sm˙ …: Der Feststellung (53) folgt asyndetisch die implizite Begründung (zur begründenden Asyndese K.-G. 2.344; vgl. die Lesart von Dion Chrys. XI 55 bei LUDWICH, app. crit.: oÈ gãr). — xra¤sm˙: prospektiver Konj. im Hauptsatz zum Ausdruck der subjektiven Erwartung (1.137n.), bestimmter als der Opt. (AH); zur Verbindung mit dem Opt. mige¤hw im Nebensatz (55) 2.488n. — k¤yariw: ‘Saiteninstrument, Leier, 53 x': = ke = ên (R 24.5). 54 toi: = soi (R 14.1). — xra¤sm˙: Konj. Aor.

Kommentar

35

Lyra’ (Od. 1.153 u.ö.); hier ‘Saitenspiel’ (ebenso Od. 1.159, 8.248, h.Ap. 188): LfgrE s.v. Zu den Saiteninstrumenten allg. 1.603n.; HAGEL 2008. Nicht die Musik an sich wird abgewertet, sondern ihre übertriebene Bedeutung für Paris: VENERI 1995. — tã: demonstrativ (G 99) ‘diese (deine)’, hinweisend wie 55 ¥ u. tÒ (AH). 55 e‰dow: 16n. u. 39n. — ˜t(e): mit Opt. zur Einleitung einer bloßen Annahme auch 8.23, 13.319f. (SCHW. 2.649f.; WAKKER 1994, 206 Anm. 153). — §n kon¤˙si mige¤hw: hier wie 10.457 = Od. 22.329 eine Umschreibung für den demütigenden, erbärmlichen Tod (Staub zum Ausdruck der Niederlage auch 16.795f. und 22.401–405): FRÄNKEL 1921, 85f.; LfgrE s.v. m¤sgv 228.61. 56 éllã: zur Beziehung zum Vordersatz 2.241n. — deidÆmonew: ‘furchtsam’, hom. hapaxP. — Σ te: ‘und fürwahr’ (wie 366, 5.201, 11.362; s. auch R 24.4): SCHW. 2.576 Anm. 4. Hier leitet es wie in 5.885 einen Gegensatz ein (dt. ‘sonst’ zu ergänzen): K.-G. 2.238f.; DENNISTON 532 z.St.: ‘otherwise’.

57 steinernes Gewand: Die Betonung liegt auf ‘steinernes’: Hektor spielt wohl wieder ironisch auf Paris’ äußere Erscheinung an (POSTLETHWAITE 2000, 68), diesmal mit einer drohend wirkenden Metapher für die Steinigung (LfgrE s.v. lãÛnow, KIRK zu 56–7). Zur Steinigung als einer Form der Ausstoßung aus der Gemeinschaft STENGEL (1890) 1920, 84; HIRZEL 1909; FEHLING 1974; PADEL 1995, 101f. Hektors Worte offenbaren eine Paris-feindliche Stimmung unter den Troianern (vgl. auch 42, 454, 6.280–285, 6.523–525, 7.347–353, 7.389f.). Paris’ Macht, die auf seinen Anhängern (Gefährten bei der Entführung: 47), seinem Reichtum (4.95–99, 11.123–125) und Priamos’ Zurückhaltung (306–307, 7.365– 378) beruht, läßt die Troianer aber vor Widerstand zurückschrecken (VAN WEES 1992, 176ff.). Vgl. die Kritik an der Passivität der Achaier 1.231f. (s.d.); s. dagegen die lebensbedrohliche Empörung der Gemeinschaft in Od. 16.424–430 (ULF 1990, 45). lãÛnon: zu lçaw; ‘steinern’, in emphatischer Stellung (LfgrE s.v.). — ßsso: Plpf. von ßnnumai ‘sich anziehen, sich einhüllen in’: LfgrE s.v. ßnnumi. Vergangene Irrealität, die in die Gegenwart hineinreicht: ‘sonst hättest du schon (lange) und noch jetzt an’ (SCHW. 2.348). — ¶orgaw: Zum Perfekt des Zustands vgl. 2.272n. Am VE mit ˜ssa auch 21.399, mit oÂa 22.347. 58 = 6.332, 13.774; 1. VH (mit tÒn/tÆn) 42x Il., 57x Od., 2x Hes., 2x hom.h. Zur Anpassung von Rede-Einleitungsformeln an die Dialogsituation 1.58n. — aÔte: Adversativpartikel zur Bezeichnung des Personenwechsels, häufig nach einem Dem.-Pron. u. d(°): 1.237n.; LfgrE s.v. 1582.34ff; KLEIN 1988, 286f.: nahezu gleiche Funktionen wie aÔ.

59–75 Wie in zwei späteren Szenen (6.333–341, 13.775–787) reagiert Paris recht ruhig auf die Vorwürfe seines Bruders und akzeptiert grundsätzlich seine Kritik

55 te (W)e›dow: zur Prosodie R 4.3. 57 ßnex': = ßneka. — ˜ssa (W)°(W)orgaw: zur Prosodie R 4.3. 58 pros°(W)eipen: = prose›pen.

36

Ilias 3

(59n., 60–63n.), grenzt sich aber auch davon ab (allg. zu Paris’ drei Antworten: 6.325–342n.); hier beansprucht er Respekt vor seiner eigenen Wesensart (64– 66n.), um anschließend ohne Rechtfertigung oder Begründung auf Hektors provozierende Aufforderung (52) und dessen Hinweis auf seine Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft (50) einzugehen, indem er einen zeremoniellen Zweikampf mit Menelaos als Konfliktlösung anbietet (67–75n.). 59 = 6.333 (ebenfalls Paris zu Hektor). — §pe¤: signalisiert nach dem Vokativ wie in 13.68, Od. 1.231, 8.236 nur eine Begründung für etwas Unausgesprochenes, hier für eine Zustimmung (ähnl. gãr in Il. 7.328, 23.156 u.ö.; K.-G. 1.50f.; AH; vgl. HAINSWORTH zu Od. 8.236; allg. zur umgangssprachlichen Verselbständigung von Nebensätzen TZAMALI 2001). Die Berechtigung von Hektors Worten wird wie in 6.333 gleich anerkannt (MARTIN 1989, 134f.; R EICHEL 1994, 250). — k a t ' a‰san … oÈd ' Íp¢r a ‰ s a n : a‰sa bed. ‘Anteil’ (Portion), konkret u. v.a. metaphorisch: ‘was von höherer Ordnung zugeteilt ist, Geschick’ (LfgrE s.v.). In den Wendungen katå/Íp¢r a‰san, verbunden mit Verben des Sagens (wie hier, 6.333, 10.445 und 17.716), bezeichnet es die ‘soziale Norm’ (10.445 viell. ‘wahrheitsgemäß’; vgl. 1.286 katå mo›ran in derselben Bed. [s.d., mit Lit.]; ähnl. LUTHER 1935, 69f. allg. zu kat' a‰san). Paris erkennt an, daß Hektor die berechtigten Erwartungen der Troer zum Maßstab für das nimmt, was er von ihm verlangt. Die Kombination eines Begriffs mit seinem negierten Gegenteil ist eine beliebte Stilfigur (rhetorische Polarität, s. Polarer AusdruckP; Bsp.-Sammlung, mit anderer Terminologie: FEHLING 1969, 272f.; TZAMALI 1997; Bsp. aus anderen idg. Sprachen: WEST 2007, 105).

60–63 Das parenthetisch eingeschobene Gleichnis unterstreicht die unterschiedliche Wesensart der beiden Brüder. Indem Paris Hektors Sinnesart mit einer Axt vergleicht, anerkennt er die standfeste, heroische Art seines Bruders, der vor Menelaos nicht wie er zurückgeschreckt wäre (31) und der durch seine eiserne Durchsetzungskraft wie die Axt sein Ziel erreicht: Paris will sich jetzt zum Zweikampf stellen (67–75). Mit dem Gleichnis deutet Paris aber auch an, daß Hektors Worte so schneidend und schonungslos wie ein Axthieb auf ihn wirken und zu wenig Verständnis für seine ganz andere Wesensart erkennen lassen. Während aber Paris seinen Bruder, den militärischen Anführer (2.796–806n.), nicht offen angreift und letztlich doch auf seinen Vorschlag eingeht, weist er später die Aufforderung des Ratsältesten Antenor, Helena zurückzugeben (7.357–364), schroff zurück und nimmt so für sich in Anspruch, daß die ganze troische Gemeinschaft weiterhin seine Einstellung mitträgt (7.357–364). Lit.: FRÄNKEL 1921, 35. 55; MÜLLER 1974, 36; BERGOLD 1977, 38f. mit Hinweis auf Eust. 384.29ff.; KIRK; VODOKLYS 1992, 30. Zum Erz als Metapher für Hartherzigkeit 2.490n. Zu VergleichenP und GleichnissenP in FigurenP-Reden allg. 2.289n. 60 afie¤: wirkt als Ausdruck der Bewunderung für Hektors konsequent-rigorose Geisteshaltung; aber im verallgemeinernden afie¤ liegt auch eine gewisse Gereiztheit (so deutlicher

60 afie¤: = ée¤. — toi: = soi (R 14.1). — p°lekuw Àw: = …w p°lekuw.

Kommentar

37

108–110 [s.d.], 1.107, 1.541, 5.873 u.ö.; s. LABARBE 1949, 210). — krad¤h: zur Funktion des Herzens und anderer Körperteile als psychischer Instanz allg. 1.24n. — p°lekuw Àw: zur Prosodie (Langmessung der Silbe vor Àw) 2.190n. — éteirÆw: ‘nicht aufzureiben, unverwüstlich’ (wohl zu te¤rv, lat. terere: FRISK): z.B. 15.697, 18.474, Od. 11.270. Bei Angriffswaffen (immer xalkÒw genannt) wohl auch ‘unerschrocken, unerbittlich, hart’ (5.292, 7.247, 20.108): LfgrE. Da das Gleichnis doppelsinnig ist (60–63n.), sind wohl beide Konnotationen herauszuhören. 61 Zur Erweiterung des einfachen VergleichsP durch Relativsätze 2.145n. — Íp' én°row: ‘unter der Einwirkung eines Mannes’ (ÍpÒ ebenso 1.242, 2.334, 6.73 u.ö.): SCHW. 2.528f. 62 nÆÛon: sc. dÒru, ‘Balken, Planke für ein Schiff’ (ebenso 13.391 = 16.484): LfgrE s.v. — §ktãmnhsin: gemeint: aus dem gefällten Baumstamm (dÒru 61) einen Schiffsbalken heraushauen (MÜLLER 1974, 36). Zur Schreibung ohne i subscr. ORTH 4; WEST 1998, XXXI. — Ùf°llei: ‘vermehrt, steigert’ (1.510n.): die Axt durch ihre Schwere. — §rvÆn: vielleicht verwandt mit dt. ‘rasen’; immer am VE. Bed. ‘Schwung, Wucht, Energie eines relativ schweren Körpers’ (vgl. schol. D z.St.: dÊnamin); von Geschossen 15.358, 21.251, 23.529 (LfgrE s.v.). 63 ≈ Od. 10.329. — étãrbhtow nÒow: entspricht p°lekuw éteirÆw (60). nÒow bed. ‘Sinnesart’ (LfgrE s.v. 427.23f., 58) und bez. Hektors Denken allgemein (nicht nur seine Fähigkeit zur Kritik; JAHN 1987, 71, läßt beide Möglichkeiten offen). étãrbhtow dürfte hier – wie ‘Hes.’ Sc. 110, der einzigen weiteren Belegstelle im fgrE – ‘unerschrocken, furchtlos’ bedeuten (ähnl. 12.45f. k∞r Subjekt von tarbe›n: LfgrE s.v.); im Zusammenhang von Paris’ verhaltener Kritik ist es aber auch i.S.v. ‘ohne Respekt’ zu verstehen; vgl. tarbe›n in Aisch. Eum. 700 tarboËntew … s°baw u. 714f. xrhsmoÁw … tarbe›n sowie Soph. OC 292 tarbe›n … tényumÆmata.

64–66 Paris verteidigt gegenüber Hektor (60–63) seine eigene Lebenshaltung (BERGOLD 1977, 39f.; REICHEL 1994, 250; STOEVESANDT 2004, 180f.). Er hat im ParisUrteil Aphrodite gewählt (FM 8) und von der unkriegerischen Göttin (5.428–430: M ONSACRÉ 1984, 48) Geschenke erhalten (54), die ihn zum Außenseiter in der von einem “strengen Pflichtenkodex geprägten Führungsschicht” machen (LA TACZ 1992, 207). Er leidet wohl auch darunter (vgl. 6.326n., 6.335–336n.), verteidigt aber seine Gaben als Gaben der Götter, die jeder, auch wenn er nicht danach gesucht hat, dankbar zu empfangen hat und deren er sich nicht entledigen kann (apóbl*eta 65 mit Doppelsinn: ‘zu verwerfen’ [2.361n.] und ‘nicht wegwerfbar’: B ERGOLD 1977, 41). Das paßt zusammen mit anderen Aussagen im frühgriechischen Epos über göttliche Gaben, wonach die Götter den Menschen geben, was, wie, wann und in welcher Mischung sie wollen, und der Mensch nicht selbst wählen kann (4.318–320, 24.518–551, Od. 4.236f., 18.142, h.Cer. 147f.). Er hat zu ak61 t(e) … te: 2x ‘episches te’ (R 24.11). — dourÒw: zur Form R 4.2, R.12.5. — én°row: = éndrÒw; Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — =a: = êra (R 24.1). 62 §ktãmnhsin: = §kt°mnhsin; 3. Sg. Konj. (R 16.3). 63 so¤: betont. — §n¤: = §n (R 20.1). — stÆyessin: zur Flexion R 11.3.

38

Ilias 3

zeptieren, was die Götter ihm verleihen, was rechtfertigend wie hier, tröstend (Od. 6.188–190, 14.444f.) oder warnend (Il. 9.38f., 13.726–734) gesagt sein kann. Die verliehenen Gaben abzulehnen kann eine Bestrafung der Götter nach sich ziehen (so droht Aphrodite der aufbegehrenden Helena mit dem Tod: 413–420n.). Zu weiteren Aussagen über die Gaben der Götter 54n. mit Lit. 64 d«r' … ÉAfrod¤thw: In typischer Catchword-TechnikP ‘zitiert’ Paris Hektor (54). — §ratã: ‘begehrt, lieblich, reizend’; wie hier mit Bezug auf die Liebe in Hes. Th. 970 ≈ 1009 ≈ 1018, ‘Hes.’ fr. 235.3 M.-W.; auch von weiblicher Schönheit (Hes. Th. 259 ≈ 353/ 355), von Gesang, Musik (h.Merc. 153 u.ö.) und Orten (h.Ap. 380 u.ö.): LfgrE s.v. — xrus∞w ÉAfrod¤thw: flektierbare VE-Formel (in allen Kasus belegt, insges. 5x Il., 5x Od., 1x h.Ven., 13x Hes.). Zur kontrahierten Form von xrÊseow WEST 1998, XXXVIf. Zum Epitheton ‘golden’ als Ausdruck von Aphrodites Schönheit, vielleicht ursprünglich einem Kennzeichen der Eos, BOEDEKER 1974, 22f.; WEST 2007, 221 Anm. 90; zum Gold als göttlichem Attribut allg. 2.448n.; WEST a.O. 153f., mit idg. Parallelen. 65 1. VH ≈ 2.361; 2. VH = 20.265. — §rikud°a: zu kËdow ‘Ruhm’: ‘glanzvoll, herrlich’; von Göttergaben und Opfermählern: ‘prangend, üppig’ (24.802, Od. 3.66, 10.182, 13.26, 20.280); von Personen (v.a. Göttinnen) ‘ehrwürdig, hehr’ (14.327, Od. 11.631): LfgrE s.v. 66 aÈto¤: entweder ‘selbst’, d.h. niemand anders; dann wie in den meisten Bezügen von aÈtÒw auf eine oder mehrere ungenannte Gottheiten wohl ohne besonderen Nachdruck (vgl. z.B. Od. 11.139 tå m¢n … §p°klvsan yeo‹ aÈto¤; LfgrE s.v. 1636.62ff.); oder ‘von sich aus, aus eigenem Antrieb’ (AH; FAESI), zur Betonung des göttlichen Willens (Gegensatz verneintes •k≈n). — d«sin: iterativ-distributiver Konj. (selten in solchen Relativsätzen: sonst noch Od. 18.137; s. RUIJGH 561; PUCCI 1998, 7 Anm. 10). — •k∆n d' oÈk ên tiw ßloito: Mediales aflr°omai kann in Verbindung mit aÈtÒw oder •k≈n ‘sich auswählen’ (9.139, 9.281, 10.242, Od. 9.334 u.ö.) oder ‘an sich bringen, nehmen’ bedeuten (z.B. 1.137, 1.324, 13.729, Hes. Op. 359): LfgrE s.v. aflr°v 360.5ff. Die Tatsache, daß Hektors Kritik grundsätzlich akzeptiert wird (59), und der insgesamt rechtfertigende Ton von 64–66 (s.d.) weisen auf die Bed. hin ‘keiner wollte sie sich freiwillig auswählen’ (FRÄNKEL [1951] 1962, 75; VAN DER M IJE 1987, 253; K IRK zu 65–6; vgl. LEAF; die Epitheta §ratã und §rikud°a in 64f. sind dann nicht prägnant aufzufassen).

67–75 Paris reagiert auf Hektors provozierende Aufforderung (59–75n.) und konkretisiert so die pauschal an die Besten der Achaier (19) gerichtete Herausforderung mit einem Angebot zum Zweikampf an Menelaos. Ein solcher Zweikampf (vgl. 15–37n.) ist nicht Teil des allgemeinen Massenkampfes, sondern findet nach einem feierlichen Beschluß und vorab festgelegten Regeln während eines Waffenstillstandes in der Mitte zwischen den beiden Heeren als Zuschauern statt (LA TACZ 1977, 133f.; DUBAN 1981, 98f.; LÉTOUBLON 1983, 30; HELLMANN 2000, 122; UDWIN 1999, 9–12). Der nach dem Anmarsch (1–14n.) zu erwartende Zusammenstoß beider Heere wird somit weiter hinausgeschoben (er findet erst 65 toi: = soi (R 14.1) oder zur Partikel erstarrter dat. ethicus (R 24.12). 66 ˜ssa: zum -ss- R 9.1. — ken: = ên (R 24.5). — d«sin: 3. Sg. Konj. (↑).

Kommentar

39

4.446ff. statt): MORRISON 1992, 41. Der zeremonielle Zweikampf, der hier vorgeschlagen und in 245–382 nach einem Eidritual ausgeführt wird, soll den ganzen Krieg entscheiden. Das Zweikampfangebot zur Konfliktlösung wäre natürlich nahe am Anfang des Krieges zu erwarten; zur Technik des Erzählers, Elemente der Vorgeschichte in die vordergründig im 9./10. Kriegsjahr spielende Handlung einzuspiegeln, s.o. S. 11. Duelle zwischen Stellvertretern verfeindeter Gemeinschaften finden sich z.B. auch in germanischer Heldendichtung und in der Bibel (David und Goliath, 1. Samuelis 17); ausführliche Vergleiche und Diskussion der Historizität solcher Schilderungen bei UDWIN 1999; kurz WEST 2007, 486f. Der zweite, in 7.207–312 geschilderte zeremonielle Zweikampf der Ilias zwischen Hektor und Aias, der mit diesem hier zusammen den ersten Kampftag rahmt (vgl. STR 21 Abb. 1), dokumentiert dagegen nur das Kräfteverhältnis der beiden Heere und ist weniger formell (dazu detailliert BERGOLD 1977, 183–193; DUBAN 1981, 99–109; kurz HELLMANN 2000, 122; zu einzelnen Ähnlichkeiten, insbesondere iterierten Versen, 76–78n.). Ein quasi-zeremonieller Zweikampf zwischen Achill und Hektor findet in 22.1–404 statt. 67 2. VH = 2.121, 2.452, 3.435, 7.3, 11.12, 13.74, 14.152; ≈ 7.279, 21.572. — nËn aÔt(e): markiert den Übergang von der Selbstrechtfertigung zum Einlenken des Paris (AH). — e‡ m' §y°leiw: mit kausaler Nuance (‘da du willst’) wie in anderen indefiniten efi-Sätzen mit resumptiver Funktion (Bezugnahme auf eine vorhergehende Äußerung oder auf die aktuelle Situation), z.B. 23.558, Od. 3.376, 13.238 (CHANTR. 2.287; WAKKER 1994, 126–129). — polem¤zein ±d¢ mãxesyai: VE-Formel (s. Iteratverse); zur synonymischen Doppelung 1.492n. 68 = 7.49. — êllouw: Häufig wird der Gegensatz zwischen Einzelpersonen (69: ¶m', Men°laon) und den ‘anderen’ durch eine RingkompositionP differenziert; hier: die anderen (68) – Paris und Menelaos (69ff.) – die anderen (73ff.), ebenso 88–94, 250–258, umgekehrt 5.875–880, 24.767–775 (LOHMANN 1970, 111 Anm. 32). — kãyeson: Sg., da dies in Hektors Kompetenz liegt; sumbãlet(e) (70) dagegen erfordert die Teilnahme beider Seiten (HOOKER). kay¤zv trans. ‘setzen, sich lagern lassen’: Die Heere sitzen nachher mit niedergelegten Waffen (89, 114) als Zuschauer da (LfgrE s.v. •zesyai 410.31ff.). Zur überlieferten Form kãyison (hellenistische Lautung) WACKERNAGEL 1916, 63f.; WEST 1998, XXXI.

69–73 ≈ 90–94. 70 Güter: in der Ilias immer wieder als Verhandlungsgegenstand erwähnt (72, 91, 93, 255, 282, 285, 458, 7.350, 7.363, 7.389, 7.400, 22.114; vgl. auch 13.626); nach den ‘Kyprien’ (Proklos Chrest. § 2 West) hatte Paris bei Helenas Entführung viele Güter mitgenommen (KAKRIDIS [1954] 1971, 26–27, mit Anm. 3). sumbãlet(e): sumbãllv ‘zusammenwerfen’, “zwei gleichartige Objekte, so daß sie sich vermengen, aneinandergeraten” (LfgrE s.v. bãllv 31.43f.; hier Paris und Menelaos, 20.55

67 ±d°: ‘und’ (R 24.4). 69 aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2).

40

Ilias 3

Griechen und Troianer; 4.453, 5.774 Wasser von Flüssen, 4.447 = 8.61 Lanzen). — émf(¤): bezeichnet den Gegenstand des Kampfes, ebenso Od. 22.227 (Helena), Il. 16.526 (Sarpedons Leichnam) u.ö. (CHANTR. 2.87; FRITZ 2005, 82).

71–75 Mit dem Zweikampfangebot eröffnet sich in einer Falschen ProlepseP die Perspektive einer Beilegung des Konflikts ohne Troias Untergang. Im Unterschied zum zweiten zeremoniellen Zweikampf (vgl. 7.52f.) beläßt der Erzähler die Figuren in Unsicherheit über den Ausgang und die Auswirkungen des Kampfes (bis 4.155ff.; 3.95, 111f., 259n., 275–291n., 297–302n., 306–307n., 318–324a n.). Für die Hörer rückt er ähnlich wie schon im ersten und zweiten Gesang (1.169–171n.), diesmal aber ohne klärende Hinweise (vgl. 2.36–40n., 2.155–156n., 3.302n., 3.316–325n., 3.350–355a n., 3.373–382n.) und während eines längeren Abschnittes, eine Alternative zum traditionell erzählten Verlauf des Troianischen Krieges in den Blick, was Unsicherheit schafft und die Spannung darauf erhöht, wie der Erzähler die Schilderung des Zweikampfs mit dem vorgegebenen Mythos verbinden wird (MORRISON 1992, 54–63). 71 = Od. 18.46. — nikÆs˙ kr°ssvn te g°nhtai: zur synonymischen Doppelung von Wörtern aus dem Bereich Kampf/Krieg 1.492n. Zur Schreibung kr°ssvn ORTH 2; WEST 1998, XX, s.v. êsson.

72 der nehme … die Güter … und die Frau und führ’ sie heimwärts: Dahinter steht die Vorstellung, der Preis befinde sich auf dem Kampfplatz (wie 23.259– 261) und Helena schaue wie bei den mythischen Braut-Agonen als Kampfpreis zu (AH, Anh. z.St.; B ERGOLD 1977, 45 mit Anm. 2; zu Braut-Agonen im Mythos KAKRIDIS [1954] 1971, 33–35). eÔ: zu •l≈n, ‘gebührend’ (NÄGELSBACH; LEAF). — o‡kad' ég°syv: êgesyai mit einem Sachobjekt bed. ‘etwas als persönliches Eigentum befördern, mitnehmen’, hier mit ktÆmata wie 93, 7.390, 22.116, Od. 4.82; mit Frauen als Objekt ‘mit (nach Haus) nehmen’, als Sklavin (6.455) bzw. als rechtmäßige Frau nach einem Raub (4.19), mit o‡kade/o‰kon als t.t. wie hier ‘eine Frau als Gattin heimführen’ (404, Od. 6.159 u.ö., ohne Zielangabe 18.87, Od. 6.28, Hes. Th. 266 u.ö.); auch ‘einem anderen die Frau ins gemeinsame Haus führen’ (Od. 4.10, 21.214, ‘Hes.’ Sc. 274 u.ö.): LfgrE s.vv. êgv 120.74ff. und o‡kade. 73–75 ≈ 256–258. 73 ofl d ' êlloi: alle übrigen, V. 74 in Troianer (na¤oite, sc. Íme›w m°n) und Griechen (to‹ d°) aufgeteilt. Vgl. Od. 24.483–485. — filÒthta ka‹ ˜rkia pistå tamÒntew: ˜rkia (pistå) tamÒntew ist flektierbare VE-Formel (noch 94, 252/256, 19.191; am VA 2.124, Od. 24.483). ˜rkia, oft mit dem Epitheton pistã, ‘insuring trust’ (LfgrE s.v.), bezeichnet die Opfertiere und metaphorisch die bei deren Schlachtung (tamÒntew) eidlich bekräftigten Vereinbarungen (2.124n., mit Lit.; zur Bed. von tãmnv und zur möglicherweise orientalischen Herkunft der Metapher s. auch 292n.; LfgrE s.v. tãmnv 298.63ff.). Durch Zeugma 72 te (W)o‡kad': zur Prosodie R 4.3. — ég°syv: Imp. der 3. Person Sg. 73 ˜rkia pistå tamÒntew: d.h. nach Abschluß eines Waffenstillstandes; zur Wendung ↑. — tamÒntew: Aor. zu tãmnv (= t°mnv).

Kommentar

41

auch mit filÒthta verbunden: ‘einen zuverlässigen Freundschaftsvertrag schließen’ (vgl. 323; F AESI, LEAF; analoge orientalische Pleonasmen bei W EST 1997, 23). Zum Eidritual 245–302n. 74 §rib≈laka: ‘mit großen, festen Schollen’, generisches EpithetonP fruchtbarer Landschaften (1.155n.). In Verbindung mit Tro¤h flektierbare Formel nach der Zäsur A 4 (vgl. 257, 6.315, 16.461 ≈ 24.86).

75 Argos … und Achaia: Die Junktur bezeichnet das gesamte Griechenland (AH). Mit ‘Argos’ ist dabei die später ‘Argolis’ genannte Landschaft auf der Peloponnes gemeint (vgl. 1.30n.). Achaia bezeichnet den nördlichen Teil von Griechenland im Gegensatz zu Argos im Süden (1.254n.; LATACZ [2001] 2005, 149 mit Anm. 172a. 154ff. 162f.). ÖArgow §w flppÒboton ka‹ ÉAxai˝da kalligÊnaika: Der Parallelismus unterstreicht die syntaktische Gliederung; ebenso bei Völker- und geographischen Namen 10.431, Od. 4.702 (FEHLING 1969, 308f.). — flppÒboton: generisches EpithetonP von Inseln und Landschaften, u.a. 14x von Argos, wie hier als flektierbare VA-Formel Od. 4.562, ‘Hes.’ fr. 25.36 M.-W.; die Bed. ‘rossenährend’ ist wahrscheinlicher als ‘von Pferden beweidet’ (2.287n.). — ÉAxai˝da: erg. g∞n (LfgrE s.v.). — kalligÊnaika: ‘voll schöner Frauen’; generisches EpithetonP, das den Reiz einer Landschaft betont (2.683n.). Hier assoziiert Paris offenbar Griechenland mit Helena (schol. AbT z.St.; KIRK zu 73–5; LfgrE s.v. mit Hinweis auf Od. 13.412 Spãrthn §w k.).

76–120 Hektor und Menelaos stimmen dem Angebot zu. Menelaos verlangt, daß vor dem Zweikampf in Anwesenheit des Priamos ein Vertrag geschlossen und mit einem Eidritual bekräftigt wird. Daraufhin werden Herolde nach Troia und ins Lager der Griechen geschickt, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. 76–78 = 7.54–56. Diese Verse sind Teil des Zweikampfszenenpaars, das den ersten Kampftag umrahmt (67–75n.). Sie enthalten zwar formelhafte Elemente wie Õw ¶fay' (76n.), aber auch selten belegte Wörter wie fldrÊyhsan, und die Motive, das Erheben der Lanze und die Reaktion des Heeres darauf, finden sich sonst nirgends. Auch weitere Verse der beiden Szenen sind gleich oder ähnlich (3.85f. ≈ 7.66f., 3.324 ≈ 7.181, 3.348 = 7.259, 3.355b–360 = 7.249b–254). Im 7. Gesang fehlen aber explizite Rückverweise auf den ersten Zweikampf: Der Dichter hat wohl einfach zweimal dasselbe traditionelle Erzählmuster für zeremonielle Zweikämpfe benutzt und den Parallelismus als solchen wirken lassen (KIRK 1978; REICHEL 1994, 241). 76 Õw ¶fay': Rede-AbschlußformelP (1.33n.). — aÔt(e): 58n. — §xãrh: Die Schilderung der freudigen Reaktion auf die Bereitschaft zum Zweikampf (76, 111) umrahmt die Dar-

74 to¤: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 14.3, R 17). — ne°syvn: Imp. der 3. Person Pl.; zur unkontrahierten Form R 6. 75 ÖArgow §w: = efiw ÖArgow (R 20.1–2). 76 ¶fay': = ¶fato: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — m°ga: Adv. (↑), ‘sehr’; mit §xãrh zu verbinden.

42

Ilias 3

stellung, wie allmählich Ruhe eintritt (84, 95): Ringkomposition P (STEINRÜCK 1992, 86). — m°ga: adverbiell (urspr. Akk. des Inhalts: SCHW. 2.77, C HANTR . 2.44). — mËyon ékoÊsaw: flektierbare VE-Formel (8x Il., 11x Od., 4x Hes., 4x hom.h.); am VA 1x Il., 1x Hes.; vgl. h.Merc. 334. 77 = 7.55. 2. VH ≈ 13.718, 17.285, 19.152. — §w m°sson: in die Mitte (ins meta¤xmion) zwischen den Fronten, von wo aus er später spricht (85). — én°erge: ‘zurückdrängen’ wie 7.55, 17.752, h.Merc. 211 (LfgrE s.v. (§)°rgv). — fãlaggaw: Der Terminus fãlaggew – außer 6.6 (s.d.) bei Homer stets im Pl. – bezeichnet die schlachtbereite Formation (2.558n., vgl. 15; zur Bed. der fãlaggew im Kampf LATACZ 1977, 26–67; HELLMANN 2000, 104–112, mit einem Überblick über die neuere Forschungsgeschichte). 78 = 7.56. Der Vers fehlt in manchen Handschriften; problematisch ist auch, daß fldrÊyhsan in der sonst belegten Bed. von fldrÊv ‘sitzen machen’ (2.191, 7.56, Od. 3.37: LfgrE s.v.) nicht dazu paßt, daß sich die Troer erst später niederlassen (326, vgl. 111–115, 134–135n.). Daher wird der Vers von WEST als Konkordanzinterpolation aus dem 7. Gesang verdächtigt und athetiert (2001, 13 Anm. 31; ähnl. bereits FAESI). fldrÊyhsan könnte hier aber auch als Abschluß des durativen Impf. én°erge 77 nur ‘sie wurden zum Stillstand gebracht’ bedeuten (AH, FAESI ; vgl. 84 ¶sxonto mãxhw und ßatai in 134 [s.d.]). — m°ssou dourÒw: “‘den Speer in der Mitte’, […] so daß er mit der wagerechten Länge desselben die Troer zurückdrängte” (AH). fldrÊyhsan: zur v.l. fldrÊnyhsan SCHW . 1.761 Anm. 5; CHANTR. 1.404 (Analogie zu Formen wie §kl¤nyh 360).

79 doch auf ihn richteten die Bogen …: Das Motiv, daß die eine Partei weiterkämpft, während die andere den Kampf abgebrochen hat, findet sich nur hier. §petojãzonto: hom. hapaxP: ‘auf jn. schießen’ (LfgrE). Zum Stellenwert der Bogenschützen in den hom. Schlachtszenen 17n. — kãrh komÒvntew ÉAxaio¤: 43n.

80 mit Steinen werfen: Steine werden als Geschoß im Massenwurfkampf auch 12.287 und 16.774 verwendet; im Einzelkampf mit tödlichen Folgen 4.517–526, 12.378–386, 16.411–414, 16.577–580, 16.586f., 16.733–743; Verwundung durch Steinwürfe: 5.302–310, 5.580–583, 7.263–272, 8.320–329, 14.409–420, 21.403– 408; Rettung vor einem Steinwurf: 20.285–291 (HELLMANN 2000, 66 Anm. 92. 108 Anm. 90). tituskÒmenoi: titÊskomai < *ti-tÊx-sk-omai (FRISK ) zu teÊxv und tugxãnv, ‘sich (wiederholt) bereitmachen’ (auf ein Ziel hin, das man erreichen, tugxãnein, will), ‘zielen’ (hier mit Pfeilen; 13.159 ≈ 370 und 21.582 mit dem Speer): TRÜMPY 1950, 110f.; GIANNAKIS 1997, 251–254. — lãessi: 12n.

77 =(a): = êra (R 24.1). — §w: = efiw (R 20.1). — m°sson: zum -ss- R 9.1. — én°(W)erge: zur unkontrahierten Form R 6. 78 dourÒw: zur Form R 4.2, R.12.5. — to¤: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 14.3, R 17). 79 §petojãzonto: iterativ/konativ. — kãrh komÒvntew: 43n. 80 fio›sin: zur Flexion R 11.2. — lãessi: Dat. Pl. von lçaw ‘Stein’ (R 11.3). — ¶ballon: iterativ/konativ.

Kommentar

43

81 Agamemnon: Er muß als Oberbefehlshaber der Achaier (FM 2) hier und später (455ff.) in heiklen Situationen ein Machtwort sprechen. makrÚn ê#sen: flektierbare Formel (5x Il., 1x Od. nach der Zäsur A 3; 14x Il. am VE), meistens wie hier Teil einer Rede-EinleitungP. é@v ‘aufschreien, brüllen’ (onomatopoetisch); makrÒn ‘weithin, laut’; führt i.d.R. einen Kampfaufruf im Getümmel ein, hier wie Od. 24.530 die Aufforderung, den Kampf einzustellen (LfgrE s.v. aÎv 1691.78ff.). — ênaj éndr«n ÉAgam°mnvn: flektierbare VE-Formel (2.434n.); zur Verbindung ênaj éndr«n 1.7n. 82 ≈ Od. 24.54. Die Doppelung der Anrede und des Befehls (dieser in rhetorischem Polaren AusdruckP, vgl. 1.198, 1.468 u.ö.) sowie das Asyndeton betonen die Dringlichkeit (AH; K IRK zu 82–3; vgl. 2.284n.). — ÉArge›oi: ‘Griechen’, 19n. — koËroi ÉAxai«n: VEFormel, metr. bedingte Variante zu uÂew ÉAxai«n, bezeichnet alle anwesenden Griechen (1.473n.). 83 steËtai: athematisches ep. Verb, üblicherweise mit einem Inf. (2.597n.), ‘offensichtlich, deutlich sein; deutlich machen’; hier ‘er gebärdet sich so, daß deutlich ist / er macht deutlich, er wolle reden’ (ähnl. 18.191): LfgrE s.v. steËtai. — koruyaiÒlow: distinktives EpithetonP von Hektor; Etymologie und Bed. unsicher (2.816n.; 6.116n.).

84–85 Zur Abfolge Rede-AbschlußP – Reaktion der Zuhörer – Rede-EinleitungP 2.333–335n. Der Befehl wird wie üblich im hom. Epos ohne weiteres befolgt (1.345n.; hier nach dem Rede-Abschluß noch im gleichen Vers erzählt wie in 2.16, 6.286 u.ö.). 84 Õw ¶fay', o„ d(°): formelhafter Rede-AbschlußP (45x Il., 35x Od., 1x Hes., 1x hom.h.); zum Rede-Abschlußschema ‘sprach’ + Reaktion des Adressaten s. 1.33n.; FINKELBERG 1989, 182f. — êne≈ t ' §g°nonto: ‘sie wurden still’; ênev Adv., bez. das Nichtsprechen/ Verstummen (2.323n.). 85 Von der Zäsur A 4 an = 7.66. — §ssum°nvw: ‘voll Elan, voll Eifer, geschwind’ (zu seÊomai), wie hier vom Gehorchen (‘prompt, pflichteifrig’) Od. 15.288, h.Cer. 341, 359, 449 (LfgrE s.v.); meistens am VA, als Satzende (mit EnjambementP) noch 23.364, ‘Hes.’ Sc. 340, 435. — met' émfot°roisin: ‘inmitten beider (Heere)’; älteste Bed. von metã, ‘inmitten’, im hom. Epos noch überwiegend (SCHW. 2.481f.).

86 = 304, 7.67. — Troer: Die gesamte anti-griechische Streitmacht ist gemeint (2.125–126n.). — mit dem guten Beinschutz: zu den Realien 1.17n. k°klut° moi: VA-Formel zu Rede-Beginn (9x Il., 10x Od., 2x Hes., 1x hom.h.), in den hom. Epen immer vor formelhafter Anrede. k°-klu-te wohl urspr. athemat. reduplizierter 81 ˘ … ÉAgam°mnvn: ÉAgam°mnvn ist Apposition zum demonstrativen, vorausweisendpräsentierenden ˜ (R 17); ‘der aber, Agamemnon’. — makrÒn: Adv. (↑). 82 ‡sxesy(e): Imp. Med. zu ‡sxv, ‘haltet an euch, haltet ein’. — bãllete: Imp. Präs., durativ: ‘werft nicht ’. 83 ti (W)°pow (W)er°ein: zur Prosodie R 5.4 bzw. 4.5; zur unkontrahierten Form R 6. 84 ¶sxonto: ‘ablassen von’. — ênev: ‘stumm’ (Adv.). 85 met' … ¶(W)eipen: = mete›pen; zur sog. Tmesis R 20.2.

44

Ilias 3

Aorist, dann als Perfekt gedeutet (LfgrE s.v. mit Lit.; RIX [1976] 1992, 216). — moi: so WEST im Anschluß an VAN L EEUWEN gegen die Hss.-Lesart meu (WEST 1998, XXXII, der als Gen.-Form allg. das ältere meo/me' bevorzugt; anders G 81 Anm. 38). moi kann dativisch oder genetivisch sein (G 81; 1.37n.; LfgrE a.O. 1459.25ff.). — §#knÆmidew ÉAxaio¤: flektierbare VE-Formel (31x Il., 5x Od., 1x Hes., davon 19x Nom., 18x Akk.). 87 = 7.374, 7.388. VE von der Zäsur C 2 an = 12.348, 12.361, 13.122, 15.400; ≈ 17.384, 20.140, Od. 16.98, 16.116, 20.267. — e·neka: zur metrischen Dehnung 1.174n. — ne›kow: ‘Streit’, hier wie 7.374, 7.388, 22.116 u.ö. ‘bewaffneter Konflikt, Kampf, Krieg’ (LfgrE s.v.); betont im Gegensatz zu pÒlemow, das Krieg i. allg. bedeutet, die Auseinandersetzung in einem bestimmten Fall (TRÜMPY 1950, 144). 88–94 Hektor wiederholt zum größten Teil wörtlich Paris’ Rede (68–75); etliche Wendungen erscheinen auch in Idaios’ Botenrede an Priamos 255–258. Zu solchen Wiederholungen von Auftragsreden (Prinzip der ausführlichen DarstellungP) 2.28–32n. mit Lit. Einiges wird aber doch verändert: 1) 88–89: kãyeson (68) wird ausgelassen, und es wird ein zusätzlicher Aufruf zum Niederlegen der Waffen eingefügt, nach dem Angriff der Griechen für Hektor wichtig, um in Ruhe sprechen zu können (HEBEL 1970, 138); 2) 90–94 wird aÈtår ¶m' (69) notwendigerweise zu aÈtÚn d', sumbãlet' (70) zu o‡ouw, tamÒntew (73) zu tãmvmen; 3) 74–75 wird ausgelassen, weil es Hektor gemäß dem Erzähler offenbar für unnötig und wohl auch nicht für diplomatisch hält, jetzt über die Folgen des Abzugs zu sprechen (HEBEL a.O.; KIRK zu 86–94). Wie z.B. in 15.182 oder Od. 1.39f. gleitet die indirekte Rede (k°letai 88) 92 in die direkte über (allg. zu solchen Vereinfachungen des Stils TZAMALI 1996, 71f.), und 94 schließt sich Hektor mit tãmvmen mit ein. So wirkt sein Auftrag persönlicher als eine Botenrede, und er gibt Paris’ Worten die Autorität der eigenen Person (HEBEL a.O.).

89 Die Reaktion der Kämpfer auf Paris’ Vorschlag zeigt sich 114, 135 und 195: Die Waffen werden abgelegt, die Heere sind nur noch Zuschauer. teÊxea kãl(a): formelhaft: hier und 18.137 am VA, ferner 8x Il., 2x Od., 1x ‘Hes.’ am VE; 6x Il., 1x Od. nach der Zäsur A 3; 1x Il. im Enjambement. — §p‹ xyon‹ poulubote¤r˙: flektierbare VE-Formel (12x Il., 2x Od., 4x Hes., 2x hom.h. [§p‹] xyon‹/xyÒna poulubote¤r˙/poulubÒteiran). poulubÒteira bed. ‘viele ernährend’; nur in dieser Formel und 1x bei ÉAxai˝da (11.170; s. LfgrE s.v.). 94 ofl d ' êlloi … tãmvmen: ofl êlloi ist Apposition zur 1. Pers. Pl.: ‘wir, die anderen’ (SCHW. 2.63).

95–96 Zur Überleitung zwischen den beiden Reden 84–85n.

87 ÉAlejãndroio: zur Flexion R 11.2. — toË e·neka: zur Hiatkürzung R 5.5. — toË: in der Funktion von o (R 14.5). — ˆrvren: intrans. Perf. zu ˆrnumi ‘sich erheben, entstehen’. 88 k°letai: k°lomai bei Homer häufig für keleÊv. 89 teÊxea: zur unkontrahierten Form R 6. — poulubote¤r˙: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1); zur Endung R 2. 90–94 ≈ 69–73 (s.d.). 93 te (W)o¤kad': zur Prosodie R 4.3.

Kommentar

45

95 = 9.693, 23.676, Od. 8.234 u.ö. (insges. 10x Il., 5x Od.); außerdem 1. VH insges. 7x Il., 18x Od.; ab Zäsur A 3 = Od. 7.154. — ékØn §g°nonto sivpª : ékÆn ‘lautlos’; Adv., erstarrte Akkusativform eines Nomens ékÆ, vielleicht mit ék°vn zu *ak-, ‘aufmerksam’ (1.34n. mit Lit.). Das Schweigen in der vorliegenden Formel ist immer ein “‘nicht Wissen, was man sagen soll’, ein unentschiedenes Schweigen” (LATACZ [1968] 1994, 610); hier sind die Achaier überwältigt von Hektors Worten (sie haben ein solches Angebot nach Paris’ Rückzug nicht erwartet) und im ungewissen, wie Menelaos darauf reagieren wird (MORRISON 1992, 58). Andere Schweigeformeln und -formen: 17.696 (Unfähigkeit zu sprechen), Od. 1.381 u.ö. (verbissenes Schweigen), Od. 17.57 u.ö. (Schweigen unter einer Art Schockwirkung): LATACZ a.O. 611–616. 96 to›si d¢ ka‹ met°eipe: VA-Formel (2.336n.); zur Form met°eipe (< *met°Weipe) 2.59n. — boØn égayÚw Men°laow: flektierbare VE-Formel; boØn égayÒw: ‘im Ruf gewaltig’; feste Verbindung, als generisches EpithetonP von Kriegern verwendet, wohl mit Bezug auf eine gute Kommandostimme (vgl. k°klute 97), auch auf die Fähigkeit zu lautem, die Feinde erschreckenden Kriegsgeschrei (2.408n.).

97–107 In den kurzen Sätzen und Unterbrechungen (vgl. auch die EnjambementsP Vv. 98, 102, 106) mag sich Menelaos’ Stil spiegeln (213–215), aber auch eine innere Betroffenheit, sein ‘Schmerz’ (97 álgos): einerseits das persönliche Leid wegen Helenas Raub (BARCK 1971, 22; anders KIRK zu 97–110: weil seine Möglichkeit, sich an seinem Widersacher zu rächen [vgl. V. 23], jetzt durch die Vertragsbedingungen eingeschränkt ist), andererseits der Schmerz über die Leiden der anderen, denn er weiß um seine Verantwortung für den Krieg (2.409n., 7.101f., 10.25–28, 17.91f., 23.607f.; BARCK a.O. 12; ROUSSEAU 1990, 339ff.). Diplomatisch nimmt er dabei auch die Leiden der Troianer in den Blick (99 ‘Argeier und Troianer; denn viel Schlimmes habt ihr ja erlitten’: HOHENDAHL-ZOETELIEF 1980, 167). 97 1. VH ≈ 10.284, 2. VH ≈ Od. 2.41. — k°klute: 86n. — gãr: begründet in erster Linie den Aufruf zuzuhören (vgl. ka‹ §me›o), damit aber auch die später folgende Annahme des Angebots zum Zweikampf (101–107). Weitere Belege für Bezüge von gãr sowohl auf das Vorhergehende als auch auf das Folgende, z.B. Od. 23.361–365, bei DENNISTON 70. 98 fron°v: ‘bin bedacht darauf, daß’ wie 5.564 und 17.286 (BERGOLD 1977, 49 Anm. 2; K IRK zu 98–9). — diakrinyÆmenai: ‘sich trennen’, nach dem Eidritual und dem Zweikampf (ebenso 102; weniger endgültig 7.306f.): LfgrE s.v. kr¤nv 1544.45ff. Ingressiver Aor. bezogen auf eine zukünftige Handlung wie öfter nach Verben mit der Bedeutungsnuance ‘beabsichtigen’, z.B. h.Ap. 247f. (AH; CHANTR . 2.307–311). — ≥dh: ‘nunmehr’ wie 1.456, Od. 1.303, 20.315 u.ö. (BÄUMLEIN 1861, 141; AH; KIRK zu 98–9).

95 ékÆn: Adv. (↑). 96 boÆn: Akk. der Beziehung (R 19.1; ↑). 97 §me›o: = §moË (R 14.1). 98 diakrinyÆmenai: zur Flexion R 16.4.

46

Ilias 3

99 1.VH ≈ 12.3. — Schlimmes: schon neun Jahre lang fern von der Heimat der mühsame Kampf unter Todesgefahren (2.115, 2.161f. = 2.177f., 2.289–296, 2.388f. [s.d.]; vgl. 2.400f.). § p e ‹ k a k å pollå p°pasye: flektierbare VE-Formel (mit p°pasye noch Od. 23.53, ≈ Od. 10.465, mit p°ponya Od. 17.284). kakå pollå pay≈n/payÒnt(a) außerdem nach der Zäsur A 4 (Od. 5.377, 8.184, 15.176), nach der Zäsur A 1 (Od. 2.174); Od. 3.113 pÒll' §p‹ to›w pãyomen kakã, Od. 16.205 nur pay∆n kakã. p°pasye: zur Endung: 2. Pl. Perf. Akt., statt p°po-s-te (-ste nach der Abstraktion eines Stammes auf -s- bei Liquida-/Nasalstämmmen; -ye dann analog zu Fällen wie §grÆgorye [rst > rth, 7.371, 18.299]: HACKSTEIN 2002, 246–253). Zur Verteidigung der Überlieferung p°posye (p°pasye alexandrinische Emendation) und ihrer Erklärung (o-Stufe) HACKSTEIN a.O. 250.

100 ≈ 6.356; 2. VH ≈ 24.28. — e·nek(a) … ßnek(a): prosodische Variation wiederholter Wörter wie âArew ÖArew 5.31, 5.455, =°a … =e›a 17.461f., Hes. Op. 5f. u.ö. (FEHLING 1969, 178). — ¶ridow: ‘Konflikt’, den Paris ursprünglich nur mit Menelaos (§m∞w) ausgelöst hat (érx∞w): LfgrE s.v.; K IRK . — ÉAlejãndrou ß n e k(a): Hiat ohne Hiatkürzung nach Langvokal oder Diphthong im 5. longum kommt im fgrE öfter vor, s. z.B. nach -ou 2.134, 2.803, oder nach -h 3.141: MONRO (1882) 1891, 355f.; RISCH 1987, 8; vgl. auch 2.198n. — érx∞w: ‘verursachende Handlung, Anlaß’, also ≈ ‘weil Paris angefangen hat’ (LfgrE s.v.); ¶ridow und érx∞w ergänzen einander (WEST 2001, 197f., der übersetzt: ‘my quarrel [with Alexander] and Alexander’s initiating [of it]’). Paris gilt als Urheber auch 87 und 351, seine Schiffe sind érx°kakoi 5.62f., 22.114–116 ist der Raub von Helena und Menelaos’ Schätzen ne¤keow érxÆ (LfgrE a.O.; B ERGOLD 1977, 50 Anm. 2; HOOKER zu 99–100). érxÆ in dieser Bedeutung leitet sich vielleicht von êrxv als t.t. der Rechtssprache her, ‘als erster einem anderen ein Übel zufügen’ (2.378, 4.67, Hes. Op. 709, h.Ap. 312; die zeitlose Frage ist immer: ‘wer hat angefangen?’; vgl. 3.299, 4.271, Hes. Th. 166 ≈ 172): LfgrE s.v. êrxv 1384.60ff. ÉAlejãndrou ßnek' érx∞w: Wie an den Parallelstellen 6.356 und 24.28 schwankt die Überlieferung zwischen den Varianten érx∞w und êthw. Hier las Zenodot êthw (s. app. crit.), Aristarch dagegen érx∞w; letzteres paßt zu ¶ridow (s.o. zu ¶ridow) und entspricht der Betonung von Paris’ Urheberschaft (s.o. zu érx∞w) und Menelaos’ Rechtsbewußtsein (vgl. 28, 23.570–585: ROUSSEAU 1990, 344ff.).

101 Tod … verhängt ist: Menelaos formuliert schärfer als Paris (71; vgl. 275– 291n. zu Agamemnons Vertragsbestimmung). yãnatow ka‹ mo›ra: diese synonymische Doppelung (dazu 1.160n.) noch 9x Il., 1x Il. parv. (vgl. 2.352n.). Zur Bed. von mo›ra DIETRICH 1965, 195; vgl. auch FG 29.

102 2.VH ≈ Od. 24.532. 103–104 Menelaos leitet gleich zum Eidritual über, das dem zeremoniellen Zweikampf vorangehen soll (allg. dazu 245–302n.). Die Aufforderung entspricht Element 1 (Opfertiere holen lassen) der Typischen SzeneP ‘Opfer’ (1.447–468n.). 100 ÉAlejãndrou ßnek(a): zum Hiat ↑. 101 ≤m°Œvn: = ≤m«n (R 14.1); zur Synizese R 7. — ıppot°rƒ: zum -pp- R 9.1. — t°tuktai: ‘bereitet ist’, 3. Sg. Perf. Pass. zu teÊxv. 102 teyna¤h: êlloi: zur Prosodie R 5.6.

Kommentar

47

Lämmer werden sehr häufig als Opfertiere verwendet (LfgrE s.v. érÆn 1243.57ff.; 1.66n.). Hier dient ihre Tötung wie die des Ebers in 19.249–265 dazu, den eidlich bekräftigten Vereinbarungen (V. 107) in einem Verfluchungsritual einen feierlicheren und stärker bindenden Charakter zu geben (STENGEL [1890] 1920, 137; NILSSON [1940] 1967, 140f., auch mit Beispielen aus späterer Zeit; vgl. BURKERT [1977] 1985, 250f.). Ihr Fleisch wird aber nicht – wie beim normalen Opferritual – teils gegessen, teils für die Götter verbrannt, sondern auf andere Weise beseitigt (292–302n., 310n.). Trotzdem wird hier so formuliert, als ob sie zu Ehren der Götter getötet würden; man hat die Gottheiten als Zeugen der Eidrituale offenbar auch als Empfänger der Schlachtopfer empfunden (NILSSON a.O. 141; vgl. 292–302n.). Die hier genannten Götter sind “[d]ie geläufigsten Eidgottheiten in öffentlichen Eiden Griechenlands […] – Ge als die feste physische Grundlage menschlicher Existenz, Zeus als der Garant der Rechtsordnung, Helios als allsehender Zeuge” (GRAF 2005, 245; vgl. 276–280; zu den Schwurgöttern allg. 1.86n.). Die Erdgöttin Ge (auch ‘Gaia’) und der Sonnengott Helios (zu beiden FG 38; BURKERT [1977] 1985, 175; DNP s.v. Gaia bzw. Sol; zu Helios WEST 2007, 194–201) repräsentieren wie 19.259 den gesamten Kosmos (BURKERT a.O. 251; zu orientalischen Parallelen 276–279n.). Die Troer sollen wohl deshalb Lämmer für Gaia und Helios bringen, weil sie die Einheimischen sind (schol. bT; ähnl. STENGEL 1910, 21–23). Zeus wacht als Zeus Horkios, ‘zum Eid gehörig’, über die Einhaltung der Eide und Verträge (107, 7.411; zu Zeus’ Vorzugsstellung bei Eiden allg. NILSSON a.O. 421; BURKERT a.O. 251; WEST 2007, 172). Paris hatte mit Helenas Entführung die Gastfreundschaft verletzt (zu ihrer Bed. 207n.); deshalb sollen die Griechen ihr Lamm dem Hüter der Gastfreundschaft, Zeus Xeinios, darbringen (schol. bT z.St.; KIRK; vgl. 1.175n.; HALL 1989, 43, mit Hinweis auf 297f., 4.44–49: Zeus gilt dem Erzähler als Gott auch der Troianer; vgl. 1.14n.). Menelaos verlangt ein weißes Lamm für Helios, ein schwarzes für Ge, entsprechend auch sonst für einzelne Fälle belegten Vorschriften (wie hier schwarze Tiere für die chthonischen Gottheiten Od. 3.6; für Verstorbene Od. 10.524f. = 11.32f.; weiße für Helios in Inschr. und für die Dioskuren hom.h. 33.10: STENGEL 1910, 187–190; STRATIKI 2004; HERMARY/LEGUILLOUX 2004, 97). Die Übereinstimmung des Geschlechts des Opfertieres mit demjenigen der angerufenen Gottheit (wie in 6.94, 23.147 u.ö.) entspricht der gängigen Praxis, wie sie schriftlichen Zeugnissen und archäologischen Funden zu entnehmen ist (S TENGEL a.O. 191–196; HERMARY/LEGUILLOUX a.O. 97f.). leukÒn, … m ° l a i n a n , | G ª … É H e l ¤ ƒ: Chiasmus, Prinzip des kontinuierlichen GedankensP.

48

Ilias 3

103 Dreigliedriger Vers mit zwei parallelen Kola wie 277 (BÜHLER 1960, 220). — o‡sete êrn(e): Asyndeton bei Übergang zu einer Aufforderung: SCHW . 2.632. — ßteron … •t°rhn: Anapher wie ‘Hes.’ fr. 25.37 M.-W. u.ö. (FEHLING 1969, 204). o‡sete: imperativisch wie Il. 15.718, Od. 20.154, êjete 3.105, 24.778, Od. 14.414, êjesye Il. 8.505, ˆcesye 24.704, o‰se Od. 22.106, 22.481, ofis°tv Il. 19.173, Od. 8.255 (CHANTR. 1.417f.). Als Gründe für die Entstehung dieser ungewöhnlichen Formen werden genannt: 1) metrische Erfordernisse: Die Präsensformen êgete, f°rete z.B. können nicht am VA stehen (CHANTR. a.O.); 2) Bedürfnis nach stärkerer Markierung, v.a. des Versanfangs: êge(te) wird meistens nur noch als Partikel verwendet; s. 2.72n. (ROTH [1970–1974] 1990, 30). Ausgangspunkt für die Entstehung der Imperative sind wahrscheinlich Futurformen, weil diese desiderativ sein können und dann einem Imperativ semantisch nahe kommen (z.B. 6.71 sulÆsete: neben adhortativem Konj.): MAGNIEN 1912, 3f.; HOOKER (1979) 1996, 410. Nach HOOKER a.O. entstanden zuerst die 2. Pl. Imp.-Formen aus einer Kontamination der gleichlautenden Endungen des Imp. Präs. und des Ind. Fut., dann die übrigen Formen (eine weitere Entstehungshypothese bietet ROTH a.O. 29–40). Allgemein wird angenommen, daß von diesen ‘futurischen Imperativen’ die sog. thematischen s-Aoriste ofis°men(ai) 120, 23.564, Od. 3.429, 8.399, 12.10, 18.291, kataj°men Il. 6.53, éj°men(ai) 23.50, 23.111, 24.663 und êjonto 8.545 abgeleitet sind (RISCH 250; CHANTR. a.O.; ROTH a.O. 24–26).

104 VA ≈ 19.259. 105–106 ˜rkia tãmn˙ | a È t Ò w: ˜rkia tãmnein (73n.) hier wohl nicht i.S.v. ‘die Opfertiere schlachten’ (das tut später Agamemnon: 292), sondern metaph. ‘den Vertrag abschließen’: Priamos soll durch seine persönliche Anwesenheit bei dem Ritual als Garant für die Einhaltung der Verträge auftreten (AH; LEAF; KIRK; LfgrE s.v. tãmnv 299.16ff.). 105 êjete: 103n. — Priãmoio b¤hn: formelhafte Titulatur zur Umschreibung des Namens wie flerØ ‚w Thlemãxoio u.ä. (möglicherweise aus myk. Zeit), ähnl. b¤h ÑHraklhe¤h (2.658n. mit Lit.). Zu Priamos s. FM 8; zur Herkunft seines Namens 1.19n.; zu seinem Alter 181n. 106 Íperf¤aloi: ‘arrogant, übermütig, übermäßig’, meistens eindeutig negativ konnotiert (Il. 13.621 Troianer, Od. 2.310 Freier, Od. 9.106 Kyklopen, Od. 4.503 ¶pow, Adv. Od. 18.71 u.ö.): LfgrE. Schon nach antiker Deutung zu Íp°r u. zu fiãlh ‘Kessel’ (‘über den Kesselrand hinausgehend, über das übliche, schickliche Maß hinausgehend’: FORSSMAN 1969, 27–34); möglich ist auch eine Beziehung zu fÊomai (‘überwüchsig’: als Hypothese bei FRISK ). — êpistoi: In erster Linie ist sicher Paris gemeint, der das Gastrecht mißbraucht hat. Vgl. allerdings auch 24.261 (s.d.), wo Priamos selbst seine Söhne, die ihm nach Hektors Tod noch geblieben sind, als ceËstai beschimpft. Zu möglichen Hintergründen 108–110n.

107 daß nicht … verletze: bereitet Pandaros’ Bruch des Waffenstillstandes im 4. Gesang vor, auch Paris’ Weigerung, seine Niederlage anzuerkennen und Helena herauszugeben (7.362): KeimP; POSTLETHWAITE 2000, 68. Menelaos’ Mißtrauen 103 o‡sete (W)ãrn': zur Prosodie R 4.3. — êrn(e): Akk. Dual von érÆn, ‘Lamm’. — leukÒn(n), •t°rhn: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). 104 ÉHel¤ƒ: = ÑHl¤ƒ. 105 Priãmoio b¤hn: = Priamos (↑). — ˆfra (+ Konj.): ‘damit’ (R 22.5). 106 §pe¤ (W)oi: zur Prosodie R 4.4. — ofl pa›dew: ofl = aÈt“ (R 14.1), ‘ihm die Söhne’, ‘seine Söhne’.

Kommentar

49

erweist sich also später als begründet; hier sollen es sich die Hörer wohl auch schon aus seinem Gefühl heraus erklären, das größere Risiko als Paris einzugehen, denn er kann im Gegensatz zu Paris durch den Vertrag “bestenfalls die Wiederherstellung des status quo ante erreichen” (BERGOLD 1977, 52; ähnl. schol. bT zu 3.95). DiÚw ˜rkia: ‘bei Zeus geschworene Verträge’; ähnlich 245/269 ˜rkia mit ye«n verbunden (LfgrE s.v. ˜rkion 775.23f.). Zu Zeus Horkios 103–104n., und zur Bedeutung von ˜rkia (‘eidlich bekräftigte Vereinbarungen’) 73n. — dhlÆshtai: ‘verletzt’; Grundbed. ‘versehren, zerstören’, in bezug auf Eigentum, Verträge, Leib und Leben, meistens negativ konnotiert und in Figuren-Reden. dhl°omai ähnlich mit Íp¢r ˜rkia nach Pandaros’ Bruch des Waffenstillstandes 4.67 = 72, 4.236 ≈ 271; vgl. 4.157 (LfgrE s.v.).

108–110 Im hom. Epos ist immer wieder die Vorstellung anzutreffen, daß junge Männer oft unverständig sind und zu Übertretungen neigen (23.590, 23.604), Ältere dagegen durch ihre Lebenserfahrung und ihre Besonnenheit gut raten und Recht garantieren können (1.259 [s.d.], 19.216–219, 23.359–361, Od. 2.16, 7.155–157; SCHRADE 1952, 246; PREISSHOFEN 1977, 22; ULF 1990, 74f.). – Aristarch (schol. A zu 108) athetierte die vorliegenden Verse, weil Menelaos in V. 108 seine Kritik an den Priamiden (106) unverständlicherweise herabmindere (schol. A zu 108). Die Gnomen als beliebtes Stilmittel, Reden abzuschließen (1.218n.; allg. zu den Gnomen LARDINOIS 1997), sollen aber sicher die Zurückweisung von Priamos’ Söhnen diplomatisch mildern, weil Menelaos sich der heiklen Situation bewußt ist (107n.). Vv. 109–110 begründen außerdem, warum er gerade Priamos als Garanten verlangt: Nur ihn mit seiner langen Lebenserfahrung und Autorität empfindet Menelaos als verläßlichen Vertragspartner. Priamos kann die Einhaltung des Vertrags durchsetzen (P RIESS 1977, 142); sein späterer Weggang in die Stadt (310– 313) nimmt das tragische Scheitern des Waffenstillstandes vorweg (ROUSSEAU 1990, 346 Anm. 33; UDWIN 1999, 79f.). 108 d(°): zum begründenden d° zur Einführung einer Gnome RACE 1999/2000, 219–222. — ıplot°rvn: in der Ilias nur in der Komparativform (2.707n.). — ±er°yontai: ‘baumeln, flattern, flatterhaft sein’ (2.448n.); das Gegenteil sind fr°new ¶mpedoi, z.B. 6.352 (s.d.; FAESI; LEAF). 109 oÂw: = §ãn tisin; der Relativsatz ohne vorausgehendes Demonstrativum vertritt einen verallgemeinernden Kondizionalsatz; ähnl. 1.549f., 19.235 (K.-G. 2.441f.; CHANTR. 2.238). — met°hsin: 3. Sg. Konj. (G 90); zur Schreibung ohne i subscr. ORTH 4; WEST 1998, XXXI. 109–110 prÒssv ka‹ Ùp¤ssv | leÊssei: ‘hat zugleich vor und zurück klar vor Augen’. Bezeichnet die Fähigkeit, das Vorliegende in eine Kausalkette einzuordnen und so aus Ver-

108 afie¤: = ée¤. — d(°): statt gãr (↑). — ıplot°rvn: ‘jünger’ (↑). 109 prÒssv, Ùp¤ssv: zum -ss- R 9.1.

50

Ilias 3

gangenem auf Zukünftiges zu schließen (auch von Sehern): 1.343n. Sprichwörtliche Wendung, mit ırçn 18.250, Od. 24.452, mit no∞sai 1.343. Zur Bed. von leÊssei LfgrE s.v. 110 ˜ p v w ˆx' ê r i s t a … g°nhtai: flektierbare VE-Formel (Od. 13.365, 23.117, mit g°noito Od. 3.129, 9.420). — met' émfot°roisi: ‘zwischen, unter beiden (Parteien)’, wie 4.38: CHANTR. 2.117.

111 1. VH = 19.74; ≈ Od. 23.32; 2. VH: flektierbare VE-Formel (4x Il. Nom., 5x Il. Gen., 1x Il. Akk.). — freuten sich: zur Freude als rahmendem Motiv 76n.; aus ihr spricht Kriegsmüdigkeit, wie sie auch aus 2.142–154, 3.297–301, 319–323 ersichtlich ist (VAN WEES 1992, 177). Õw ¶fay', o„ d(°): 84n. 112 §lpÒmenoi: ¶lpomai ‘meinen, denken, erwarten’; wie hier von einer falschen Annahme 16.281f., 17.404f. (Achill ahnungslos nach Patroklos’ Tod): Dramatische IronieP; vgl. 71–75n. ¶lpomai in Verbindung mit xa¤rv auch 18.259f., ‘Hes.’ Sc. 65f. (LfgrE s.v. (§)°lpomai, ¶lpv). — paÊsasyai: ingressiv; vgl. te¤sasyai (28n.). — ÙÛzuroË: ÙÛzurÒw bei nomina actionis: ‘leidvoll, mühselig’; vgl. hom.h. 33.17 (pÒnow, wie hier mit paÊsasyai), Od. 8.540 (gÒow): LfgrE s.v. Zum Affektiven im Wort (hier in Sekundärer FokalisationP; meist FigurenspracheP) 1.417n. 113 ·ppouw: ·ppow im Pl. oft wie hier mit der Bed. ‘Pferde und Streitwagen’ (LfgrE s.v. 1215.1ff., 67). — §p‹ s t ¤ x a w: ‘in Reihen, reihenweise’ (2.687n.), d.h. sie hielten sie an und stellten sie zu Reihen auf (AUTENRIETH/KAEGI s.v. §rÊkv). 114 kat°yent(o): Auf das Ablegen der Waffen als Zeichen für den Waffenstillstand wird wiederholt hingewiesen, vgl. 89n., 195, 327. 115 plhs¤on éllÆlvn: flektierbare VA-Formel (je 4x Il./Od.). — d(°): in Parataxe, hier konsekutiv (1.10n.). — émf¤w: metrisch bequeme Nebenform zu émf¤ (2.13n.); bed. ‘ringsum’, d.h. zwischen den einzelnen Griechen und Troianern (AH, Anh. z.St.; LEAF; LfgrE) oder ‘auf beiden Seiten’, zwischen Griechen und Troianern (d.h. auf beiden Seiten der Frontlinie, im meta¤xmion; AH; CHANTR. 2.89; BERGOLD 1977, 53 Anm. 4; K IRK zu 114–5). Es soll jedenfalls die Menge der Rüstungen und damit die Dimension der aufmarschierten Streitkräfte anschaulich gemacht werden. — êroura: ‘Erdboden, Erde’ (vgl. lat. arare), vom freibleibenden Boden zwischen den Menschen mit ihren Waffen (LfgrE s.v. 1339.72ff.). Das Bild einer von Kämpfern und Waffen übersäten Ebene bereitet wohl den Blick von oben, die Teichoskopie, vor (121–244n.).

116 Doch Hektor schickte nun zwei Herolde zur Stadt hin: zu Hektor als milit. Anführer 2.796–806n. Die Auftragserteilung an den Boten, Element 1 der Typi110 ˆx(a): ‘bei weitem’. 111 o„ … ÉAxaio¤ te Tr«°w te: ÉAxaio¤ te Tr«°w te ist Apposition zum demonstrativen, vorausweisend-präsentierenden Pronomen o· (R 17); ‘die aber, die Achaier und die Troer’. 113 =(a): = êra (R 24.1). — ¶rujan: zu §rÊkein ‘anhalten’. — §k … ¶ban: sog. Tmesis (R 20.2). — ¶ban: 3. Pl. Wurzel-Aor. (statt ¶bhsan: R 16.2). 114 tã: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 14.3, R 17). 116 prot‹ (W)ãstu: zur Prosodie R 5.4. — prot¤: = prÒw (R 20.1). — dÊv: = dÊo.

Kommentar

51

schen SzeneP ‘Botengang’ (1.320–348a n.), wird hier nur knapp berichtet (indir. Rede V. 117); später folgen die Elemente 3 (245–248), 5 (249) und 6 (250–258): 245–258n. 117 karpal¤mvw: zu f°rein und kal°ssai wie sonst in Aufforderungen (2.17n.; LfgrE s.v. 1336.71ff.; anders WEST [der nach karpal¤mvw interpungiert, das Adv. also zu ¶pempen 116 zieht]).

118 Talthybios: Herold im Dienste des Gesamtheeres und zugleich Agamemnons persönlicher Gefolgsmann (1.320–321n.; LfgrE s.v.; zum Namen ‘Talthybios’ 1.320n.; allg. zur Funktion von Herolden 1.321n.). kre¤vn ÉAgam°mnvn: VE-Formel. kre¤vn ‘herrschend, gebietend’ (1.102n.). 119 VA bis zur Zäsur C 1 ≈ 24.298. — n∞aw ¶pi glafurãw: VA-Formel (16x Il., außerdem 3x mit énã). glafurÒw ist ein sehr häufiges Schiffs-Epitheton, metr. Alternative zu ko›low (2.454n.). 120 ofis°menai: 103n. — oÈk ép¤yhs(e): zur Litotes bei Homer DONNELLY 1930. Befehle werden bei Homer meist kommentarlos befolgt (1.345n.). — ÉAgam°mnoni d¤ƒ: flektierbare VE-Formel (2.221–222a n.). Zum Epitheton d›ow 1.7n.

121–244 Von Iris aufgerufen, dem Zweikampf zuzusehen, steigt Helena auf die Mauer, wo Priamos mit den Ältesten der Troer sitzt. Der König ruft sie zu sich und läßt sich von ihr die griechischen Anführer unten in der Ebene vorstellen (Agamemnon, Odysseus, Aias). Daß Priamos die Namen der griechischen Anführer im zehnten Kriegsjahr noch nicht kennt, ist nicht vorstellbar; die Szene gehört wie das Zweikampfangebot erzähllogisch an den Anfang des Krieges (AH zu 166; STR 22; LATACZ [1985] 2003, 165f.; HEITSCH 2006, 10; ausführlich, auch zu einzelnen Stellen, GRETHLEIN 2006, 272–277; vgl. 2.362–368n.). Ob die Kombination ‘Mauerschau und Katalog von Angreifern’ ein traditioneller, ererbter Szenenkomplex ist (so KIRK zu 161–246 und EDWARDS 1987, 189), läßt sich nicht sagen (WYATT 1989/90, 18; zu ähnlichen Katalogen WEST 2007, 471f.). Die iliadische Mauerschau (sog. Teichoskopie) erfüllt mehrere Funktionen: (1) Sie füllt die Zeit zwischen der Entsendung der Herolde (116) und ihrer Ankunft in Troia (245; DeckszeneP: WILL COCK ). (2) Sie vertieft und ergänzt das Bild wichtiger Handlungsfiguren, wobei Agamemnon, Odysseus, auch Menelaos, Aias und Idomeneus durch die Augen

117 karpal¤mvw: ‘schnell’. — kal°ssai: zum -ss- R 9.1. 118 aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2). — ˘ … ÉAgam°mnvn: ÉAgam°mnvn ist Apposition zu ˜ (vgl. 111n.). 119 n∞aw ¶pi: = §p‹ n∞aw, sog. Anastrophe (R 20.2). — n∞aw: zur Flexion R 12.1. — fi°nai, ±d': zur Prosodie R 5.6. — êrn(e): Akk. Dual von érÆn ‘Lamm’ (vgl. 104). 120 ofis°menai: ˜: zur Prosodie R 5.6. — ép¤yhse: Aor. zu épiy°v (= épeiy°v), bei Homer nur in Litotes: ‘war nicht ungehorsam’.

52

Ilias 3

anderer Handlungsfiguren gesehen werden, während sich Priamos, Helena, Antenor und die übrigen Demogeronten durch die Art, in der sie über sich und andere urteilen, selbst charakterisieren. (3) Sie führt gleichzeitig die Hörer nach Troia und zeigt das Leiden der Bevölkerung am Krieg (159–160n.), Priamos’ Respekt vor seinem Gegner Agamemnon (182–190n.) und seine Freundlichkeit gegenüber Helena (164–165n.). (4) Helena, der eigentliche Kriegsgrund, tritt in dieser Szene zum ersten Mal auf, nachdem sie zuvor nur indirekt ‘aufgebaut’ worden war (vgl. später die lange indirekte Exposition von Dramen-Hauptfiguren, z.B. Agamemnons in Aischylos’ gleichnamigem Stück); besonders betont worden war dabei die ‘Ur-Sache’ des ganzen Krieges: Helenas unwiderstehliche Wirkung (2.157–162, 2.354–356, 2.589f., 3.68–70; LATACZ [1987] 1994, 119f.; 2007, 93). In der Teichoskopie werden nun neben ihrer Wirkung auf andere (aufgrund ihrer übermenschlichen Schönheit: 158n.) auch Helenas eigene Gefühle deutlich: ihr qualvolles Schuldbewußtsein, ihre Reue, Scham, Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihre Einsamkeit (126n., 140n., 172–180n., 229–244n.; PARRY 1966, 198; LATACZ [1987] 1994, 120f.; 2007, 94–96). 121–160 Iris benachrichtigt Helena von dem bevorstehenden Zweikampf und veranlaßt sie, auf den Mauerturm zu steigen. Die dort sitzenden Berater des Priamos sprechen über die unheimliche Faszination, die von ihr ausgeht, wünschen aber auch ihre Heimkehr nach Griechenland. 121 Helena: die schönste Frau Griechenlands, von Paris nach Troia entführt (FM 8). Ausführliche Interpretationen ihrer Darstellung in den hom. Epen bei RECK FORD 1964 (Epitheta, mit der Helena-Gestalt verknüpfte Motive und ihre Funktion in der Ilias-Handlung; detailliertere Interpretation von 395–420); GROTEN 1968 (Helena sei insgesamt sympathisch charakterisiert); LATACZ (1987) 1994; 2007 (Helenas Leiden an sich selbst); ROISMAN 2006 (Helenas Kampf gegen Zwänge); speziell zum 3. Gesang PUCCI 2003; eigenwillig zu Helenas Reden und ihrer Kleidung als von ihr mit Berechnung eingesetzten Mitteln WORMAN 2002. Eine Deutung der Figur als Symbol versuchen SUZUKI 1989 (feministisch); AUSTIN 1994 (Helenas Singularität als Inkarnation der Schönheit). Zum Vergleich der HelenaFigur in den hom. Epen mit derjenigen einer mutmaßlich älteren Erzähltradition und mit idg. Mythen und zum Weiterleben des Helena-Stoffes KAKRIDIS (1954) 1971 (Helena als Kampfpreis); WEST 1975; 2004a; 2007, 230–232 (Helena als idg. Tochter der Sonne); CLADER 1976 (Verschmelzung idg. und voridg. Vorstellungen); HOMEYER 1977 (Materialsammlung); REICHEL 1999 (komparatistisch, motivgeschichtlich). Zur Ikonographie GHALI -K AHIL 1955; LIMC s.v. Hélène. Weitere Lit. zu Helena in der umfassenden Bibliographie von REICHEL 1999. —

121 leukvl°nƒ êggelow: zur sog. Hiatkürzung R 5.5.

Kommentar

53

kam als Botin: verkürzte Form der Typischen SzeneP ‘Botengang’ (vollst. Form: 1.320–348a n.); hier fehlen die Elemente 1–2, Auftragserteilung und Aufbruch des Boten (ebenso 2.786–808, s.d. u. vgl. 6.269–278n.), und die Szene beginnt mit der Ankunft der Botin (Element 3: 121–124); darauf folgen die Situationsschilderung (Element 4: 125–128), das Herantreten der Botin und das Ausrichten der Botschaft (Elemente 5 und 6: 129–138). Da Iris’ Auftraggeber hier ausnahmsweise nicht genannt wird (sonst Zeus: 2.787, 8.397f., 11.182–185, 15.143f./152/157, 24.77, 24.143, Hera: 18.166–168; Ausnahmen: 5.353, 23.198f.; s. LfgrE s.v. âIriw 1221.39ff.), ist ihre Motivation umstritten. Man hat u.a. wegen Helenas Verlangen nach Menelaos (139f.) und wegen 5.353–369 (Iris kümmert sich um die verwundete Aphrodite) an eine besondere Beziehung der Iris zu Aphrodite gedacht (schol. bT; ältere Lit. bei HENTZE 1903, 335f.; FG 38 s.v. Iris); diese könnte allenfalls 5.353–369 erklären, nicht aber Iris’ Funktion hier, bei Helena Sehnsucht nach ihrer Heimat zu wecken (139f.); kultisch und genealogisch läßt sich keine Beziehung feststellen (Hinweis GRAF). Iris ist wohl vielmehr als weibliches Pendant zum Götterboten Hermes (FG 17) zu denken, da sie in eine spezifisch weibliche Sphäre eindringt (125n.). Indem sie Helena Verlangen nach ihrem ersten Ehemann einflößt (139f.), handelt sie jedenfalls im Einklang mit den Absichten des Zeus, der Troias Fall und Helenas Rückkehr nach Sparta will. Es wäre dann wie in 5.353ff. anzunehmen, daß sie mit Zeus’ Zustimmung handelt (E RBSE 1986, 62; K ELLY 2007, 323f., beide gegen die Vorstellung, der Erzähler lasse Iris hier aus eigenem Antrieb handeln: so LEAF; HENTZE a.O. 333–338; LENDLE 1968, 68; EDWARDS 1987, 192). Zugleich verkörpert Iris wohl auch Helenas Sehnsucht. Der Dichter bereitet die Teichoskopie vor, indem er Helena aus einer Doppelten MotivationP heraus auf die Mauer steigen läßt; ebenso motiviert er später das Gegenstück dieser Szene, das Zusammentreffen mit Aphrodite, das sie wieder ins Haus führt (383–420n.; AntizipationP): An beiden Stellen gehorcht Helena einerseits einer Gottheit (Iris, Aphrodite), andererseits ihren eigenen Trieben, was gesamthaft ihre Hilflosigkeit betont (ähnl. KIRK zu 383–4). — Iris: zur Rolle der Iris – Personifikation des Regenbogens und Götterbotin – s. FG 38 u. ERBSE 1986, 54–65. aÔy': Einführung des relativ unvermittelten Szenenwechsels mit aÔte: ‘andererseits, hingegen (auf der troischen Seite)’ (LfgrE s.v. 1584.70ff.). — leukvl°nƒ: ‘mit weißen Ellenbogen’, zur Charakterisierung weibl. Schönheit; kennzeichnet den hohen sozialen Stand (1.55n.; eine altnordische Parallele bei WEST 2007, 84); generisches EpithetonP; von Helena noch Od. 22.227. — êggelow Σlyen: flektierbare Formel, 2x Il. am VA, 6x Il., 3x Od., 1x h.Cer. 46 am VE, 3x Il., 2x ‘Hes.’, 1x h.Cer. 407 in der Versmitte oder mit Sperrung. Fast immer steht bei der Formel wie hier ein Dativ, was sofort eine Beziehung zwischen dem Boten und dem Empfänger der Botschaft herstellt (KURZ 1966, 121).

54

Ilias 3

122 in der Gestalt: Eine Erscheinung in der Gestalt einer dem Adressaten eng vertrauten Person wirkt glaubwürdiger (2.21n.). — eines Sohnes von Antenor: Antenor ist Angehöriger des troischen Ältestenrates (148) und Vater zahlreicher Söhne (FM 9). Die emphatische Wiederholung des Patronymikons im nächsten Vers (einer Epanalepse nicht unähnlich: 2.672n.) hängt vielleicht mit Antenors Rolle als Vertreter der Friedenspartei zusammen (3.205ff.; 7.347–353); es ist jedenfalls nicht unpassend, daß Iris gerade in Gestalt seiner Schwiegertochter Laodike Helena auf ein mögliches Kriegsende vorbereitet (132–134): BERGOLD 1977, 147 Anm. 2; DANEK 2006, 6f. galÒƒ: ‘Schwester des Ehemannes, Schwägerin’, ebenso 6.378, 6.383, 22.473, 24.769. Idg. Erbwort (vgl. lat. glos ‘Schwägerin’), Wortbildung unklar (BEEKES 1976, 13–15; SCHW. 1.480). — dãmarti: dãmar bed. ‘Gattin’; steht jeweils nur bei der ersten Erwähnung einer Frau und immer mit dem Mannesnamen im Gen. (ebenso 14.503, Od. 4.126, 20.290, 24.125, h.Ap. 212): LfgrE; zu einer möglichen semantischen Entwicklung des myk. da-mar, ‘palastunabhängiger Pächter von Gemeindeland, mit eigenem Hof’ zu ‘Erbtochter, rechtmäßige Gattin’ in vorhom. Zeit HAJNAL 1998, 52–59.

123 2. VH ≈ 13.10. — Helikaon: nur hier genannt. e‰xe: ¶xein hier ‘zur Frau haben’ wie 53, 9.336 u.ö. (LfgrE s.v. 842.28ff.). — kre¤vn: ‘herrschend, gebietend’, generisches EpithetonP von Göttern, Heroen und Frauen (1.102n.).

124 ≈ 6.252; 2. VH = 13.365, 13.378; ≈ 2.715, h.Cer. 146. — Laodike: Tochter des Priamos und der Hekabe; auch 6.252 erwähnt. Durch ihre Heirat mit einem Sohn Antenors wird eine Verbindung zwischen den beiden einflußreichsten Familien Troias geschaffen (WATHELET s.v.). Iris verwandelt sich hier in Laodike, Athene 4.86f. in Laodokos, einen Sohn des Antenor wie Helikaon. Diese Parallelität deutet auf Erfindung zumindest der beiden Männernamen durch den Erzähler hin (KIRK zu 122–4; ähnl. v. K AMPTZ 37 und zu Laodokos MÜHLESTEIN 1969, 78). Lao-dík*e, vielleicht statt des weniger gebräuchlichen Laodoke gewählt (MÜHLESTEIN a.O.), gehört zu den Namen, die eine Eigenschaft nicht der Trägerin selbst, sondern ihres Vaters bezeichnen (‘dem Volk Recht sprechend’ paßt als Attribut zu Priamos); ebenso z.B. auch bei Agamemnons Töchtern Chrysothemis und Iphianassa (9.145) und bei Astyanax (6.402–403n.): v. KAMPTZ 31f. 84f. Laod¤khn … ér¤sthn: Akk. statt Dat., an den näheren Relativsatz (123 tÆn) angeglichen wie 7.187, Od. 1.70, 2.120 u.ö. (AH; K.-G. 2.419). — yugatr«n e‰dow ér¤sthn: formelhaft (s. Iterata); daß dieselbe Wendung 13.365 von der Priamostochter Kassandra gebraucht wird, dürfte daher kaum als Widerspruch empfunden worden sein; ähnlich großzügig werden Superlative in 13.433, 15.282 verwendet (JANKO zu 13.365–7; vgl. LfgrE s.v.

122 efidom°nh: Ptz. zu (W)e¤domai (+ Dat.) ‘sich jm. gleichmachen’, d.h. ‘js. Gestalt annehmen’. — galÒƒ, ÉAnthnor¤dao: zum Hiat R 5.6. — ÉAnthnor¤dao: zur Flexion R 11.1. 123 tÆn: in der Funktion eines Rel.-Pron. (R 14.5). 124 Priãmoio: zur Flexion R 11.2. — e‰dow: Akk. der Beziehung (R 19.1).

Kommentar

55

êristow 1289.68f.: emphatischer Gebrauch); eine orientalische Parallele zu dieser Wendung bei WEST 1997, 239.

125 ≈ Od. 19.139, 24.129; 2. VH ≈ Od. 2.104, 19.149, 24.139, 24.147. — Ein “tragisches Gegenstück” (LOHMANN 1988, 62) zu dieser Szene mit der webenden Helena steht im 22. Gesang (437–441). Andromache und Helena sind beide in einer friedlichen Umgebung, in ihrem Haus, mit einer typischen Frauenarbeit beschäftigt (WICKERT-MICKNAT 1982, 40), während ihre Männer, die beiden ungleichen Brüder Hektor und Paris, um Leben und Tod kämpfen bzw. sich dazu anschicken. Helena webt Kampfszenen, Andromache Blumen, ein bezeichnendes Symbol für den Gegensatz im Wesen der beiden Frauen: Die eine schaut ruhig den Kampf ihres Mannes an, geht nach seiner Rettung durch Aphrodite widerwillig zu ihm und macht ihm Vorwürfe (145–436), die andere ist zuerst völlig ahnungslos, muß schließlich den geliebten Mann, nach seiner Täuschung durch Athene getötet, geschändet daliegen sehen und fällt in Ohnmacht (22.463–474). Ausführlich dazu LOHMANN 1988, 58–60. — traf jene … sie webte: Die Ankunft ist wie üblich aus der Sicht des Ankommenden geschildert: 2.169–171n. — in der Halle: mégaron bedeutet (1) ‘Halle’, d.h. Gemeinschaftsraum für soziale Zwecke (Essen, Kochen), z.B. 9.487, 18.374, (2) ‘Privatraum’ für Frauen und Dienerinnen wie Od. 2.94 = 19.139 = 24.129, (3) allg. ‘Wohnung, Haus’, auch im Pl., so Il. 1.396, 1.418, 2.137, 3.207 (LfgrE s.v. m°garon 63.33ff.; weitere Lit. 24.209a n.). Ob Helena wie Penelope in einem abgesonderten Raum webt (gleichbedeutend mit dem 142 thálamos genannten Raum; so schol. A z.St.; AH) oder in der Halle (und dann im thálamos nur ein Tuch holt: LfgrE s.v. yãlamow 958.68ff.), ist unklar; da Paris wie Hektor ein eigenes Haus hat (6.313), ist auch die Bed. ‘Haus’ denkbar (LfgrE s.v. m°garon 65.17ff.). — webte: Die Herrin eines Hauses leitet alle Webarbeiten und arbeitet selbst mit (Od. 1.356–358, 2.94: Penelope; 5.62: Kalypso, 6.52f.: Arete): MARINATOS 1967, 1f.; WICKERT-MICKNAT 1982, 44. flstÚn Ïfainen: flektierbare Formel (VE noch 6.456, Od. 15.517, Hes. Op. 64; ferner Il. 22.440 nach der Zäsur A 3). — flstÒn: hier ‘Gewebe’ am Webstuhl (LfgrE s.v. 1252.51ff.).

126 ≈ 22.441; 2.VH ≈ Od. 3.262, 4.170. — und sie wirkte da hinein zahlreiche Kämpfe: Weben ist eine alte idg. Metapher für Dichten (DURANTE 1976, 173f.; SCHMITT 1967, 298–300; NÜNLIST 1998, 84. 110; WEST 2007, 36–38; spez. zur gr. Literatur MÜLLER 1974, 217f.; SNYDER 1981; SCHEID/SVENBRO 1994, 119– 138; NÜNLIST a.O. 110–116). Daß Helenas Gewebe wie ein Abbild der Ilias wirkt, wurde seit der Antike empfunden (schol. bT zu 126–127; CLADER 1976, 7f.). Die 125 tÆn: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17. — d¢ (m)m°gan: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). 126 marmar°hn: zum -h- nach -e- R 2, zur unkontrahierten Form R 6. — pol°aw: = polloÊw (R 12.2). — é°ylouw: zur unkontrahierten Form R 6.

56

Ilias 3

Thematik der eingewebten Szenen entspricht derjenigen des Iliasdichters (NÜN a.O. 84). Helena, so signalisiert der Erzähler, ist sich ihrer eigenen Rolle im Geschehen bewußt (s. auch 128n.). Sie ist – ähnlich einem epischen Helden, aber passiver – mitverantwortlich für ein eindrückliches Geschehen (6.357f.), und zugleich sorgt sie wie ein Sänger für die Verbreitung dieses Geschehens in der Nachwelt (CLADER a.O. 8f.; SCHEIN 1984, 23f.; COLLINS 1988, 42f.). In gewisser Weise bereitet die Szene auch ihre spätere erklärende Rolle bei der Mauerschau vor (vgl. 121–244n.). Die Darstellung des Gewebten und die ganze Szene entsprechen einer kurzen ékphrasis (typisierte Beschreibung): Sie enthält die Nennung des Künstlers (Helena) und des Werkes und die Beschreibung des darauf Dargestellten (KAKRIDIS [1963] 1971, 110ff. 122ff.; BECKER 1995, 54–57; zu Gegenstandsbeschreibungen allg. 2.101–108n., 2.447–449n.; BOEHM/PFOTENHAUER 1995; zu ihren Funktionen in der Ilias MINCHIN 1999). LIST

d¤plaka: ‘in zwei Schichten, zweifach’ (d¤-plaj; Hinterglied mehrdeutig: FRISK); hier sc. xla›nan (‘Mantel’; dazu 24.163n.): ‘Doppelmantel’ (wohl durch Zusammenfalten des Gewebes). Ebenso 22.441, Od. 19.241, gleichbedeutend mit xla›na dipl∞ (10.133f., Od. 19.225f.; vgl. d¤ptuxow Od. 13.224): schol. D u. A z.St.; AH; MARINATOS 1967, 9f.; LfgrE s.v. d¤plaj. — marmar°hn: ‘funkelnd, glitzernd, schimmernd’; sonst von Metall (17.594, 18.480) oder von der Meeresfläche (14.273): LfgrE. Diese lectio difficilior ist in der Mehrzahl der Handschriften vertreten. Die alexandrinischen Grammatiker lasen porfur°hn ‘purpurfarben’ oder ‘schillernd, wallend’ (s. app. crit.; die Bed. von porfÊreow ist unklar: LfgrE). Die Authentizität dieser v.l. ist wegen 22.441 (Kontrastszene: s.o.) und wegen Apoll. Rhod. 1.722 (Nachahmung?) sowie Od. 13.108, 19.242 (Purpurkleider erwähnt) wohl nicht ganz auszuschließen (RENGAKOS 1993, 55). — §n°passen: zu pãssv ‘streuen’: ‘streute, setzte ein’, d.h. ‘webte (ins Gewebe) ein’, wie 22.441: WACE 1948, 51f.; LfgrE s.v. pãssv. Die Technik, Muster (14.179, 22.441, Od. 15.107) und Szenen (wie hier) einzuweben, das sog. Wirken, ist alt und weit verbreitet (WACE a.O. 52f.; BARBER 1991, 359, mit ägypt. Beispielen; BANCK-BURGESS 1999, 60–63, über Textilfunde aus Mitteleuropa; technische Einzelheiten bei PEKRIDOU -G ORECKI 1989, 42f.). — é°ylouw: êeylow ‘(mit Leiden und Gefahr verbundene) Mühsal, Anstrengung’ (stärker als pÒnow ‘Arbeit, Mühe’), spez. ‘Kämpfe und Nöte des Krieges, Kriegstaten’ (Od. 3.262, 4.170, 4.241), hier ‘Kampfszenen’ (TRÜMPY 1950, 150; LfgrE s.v.); externe AnalepseP früherer Kämpfe (AH).

127 = 131, 251, 8.71, ≈ 4.333. Vierfacher Reim mit Parallelismus wie 11.220, 12.283, Od. 16.265 (FEHLING 1969, 311). — der roßzüchtenden: generisches EpithetonP der Troer und verschiedener Helden (2.23n. u. 2.230n.). — mit den Panzerhemden: generisches EpithetonP von Völkern (meist Griechen, in VE-Formel; 1.371n.).

127 y': = te.

Kommentar

57

128 ßyen e·nek(a): Es ist unklar, ob der Relativsatz Helenas Gedanken wiedergibt (Sekundäre FokalisationP: DE JONG [1987] 2004, 120; TAPLIN 1992, 98) oder ob der Erzähler selbst über Helenas Rolle im Krieg urteilt (BERGOLD 1977, 55). Für ersteres sprechen die Verwendung von ßyen e·neka mit Sekundärer FokalisationP 10.27, Od. 23.304, Helenas Bewußtsein ihrer Schuld 173–175, 6.344–358 (vgl. LATACZ [1987] 1994, 120–123; 2007, 96–99) und die Tatsache, daß der Erzähler sonst nie negativ über sie spricht: DE JONG a.O. — Íp' ÖArhow palamãvn: Zu ÍpÒ vgl. 61n. Ares ist hier nicht – wie sonst häufig (132n.) – metonymisch, sondern eindeutig als Person gesehen, als Herr des leidvollen Kampfes (TRÜMPY 1950, 152; LfgrE s.v. ÖArhw 1257.21ff., 1258.64ff.; zur Personifikation allg. FG 28). Vgl. 5.594 (Ares schwingt mit den Händen eine Lanze); die gleiche Verwendungsweise von palãmh auch 7.105, 21.469, 24.738 (KIRK).

129 = 2.790, 11.199, 24.87. Rede-EinleitungP: 2.790n. égxoË d' flstam°nh: flektierbare VA-Formel, stets mit einem Verbum des Sagens in der 2. VH; dient hier als Element 5 der Typischen Szene ‘Botengang’ (2.172n.). — pÒdaw »k°a âIriw: VE-Formel (9x Il., 1x Hes.). — »k°a: zur Form (Kürzung des Diphthongs im Binnenhiat) 2.786n. 130 nÊmfa f¤lh: nÊmfa hier wie Od. 4.743 Anrede (einer Frau) an eine verheiratete Frau (LfgrE s.v. 443.3ff.). Mit f¤lh emphatisch (LANDFESTER 1966, 27), vertraulich, ‘my dear’ (WILLCOCK). Vok.-Endung auf -a (statt des Nom. -h als Vok.) auch Od. 4.743 und Sappho fr. 116 Voigt; wohl aus idg. -e im Ablaut zu -*a (R IX [1976] 1992, 131; G 68). — ·na … ‡dhai: ·na hier im Übergang von ‘wo’ zu ‘damit’; Konj. ‡dhai vielleicht prospektiv, noch nicht voluntativ (SCHW . 2.672f.; allg. dazu K.-G. 2.377f.). — y°skela: y°s-kel-ow, zu k°lomai ‘antreiben’; das Vorderglied steht in Beziehung zur Wurzel von yeÒw (LfgrE; FRISK: urspr. ‘von einer Gottheit getrieben’; anders MEIER-BRÜGGER 2006, 124: ‘kultisches Tun antreibend, fördernd’); bed. ‘erstaunlich, wunderbar, außerordentlich’; außer 23.107 (adv.) wie hier mit ¶rga Od. 11.374 (Taten zum Erzählen), 11.610 (Kunstwerk), ‘Hes.’ Sc. 34 (Trick), ‘Hes.’ fr. 204.96 M.-W. (Plan); hier ‘erstaunliche Dinge, überraschender Wandel’ (LfgrE a.O. u. s.v. ¶rgon 676.70f.), eine gezielte Formulierung, die wohl Helenas Neugierde wecken soll (AH).

131 = 127 (s.d.), 251, 8.71, ≈ 4.333. Die Wiederholung des Verses nach vier Hexametern wirkt wie ein Zitat von Helenas Gewebe (zum Gewebe als Dichtung 126n.): STEINRÜCK 1992, 88; GUMPERT 2001, 5. Sie soll wohl den Gegensatz zwischen den ‘vielen Kämpfen’ (126) und der ‘wunderbaren Wandlung’ (130) unterstreichen (BERGOLD 1977, 57 Anm. 3; GRETHLEIN 2006, 279f.).

128 ßyen: = •aut∞w (R 14.1). — e·nek(a): Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — ÖArhow: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1); zur Flexion R 12.4. — palamãvn: zur Flexion R 11.1. 129 pros°fh: Objekt ist die 121/125ff. genannte Helena. — pÒdaw: Akk. der Beziehung (R 19.1). — »k°a (W)›riw: zum Hiat R 4.3. 130 nÊmfa: Vok. (↑). — y°skela (W)°rga (W)¤dhai: zum Hiat R 4.3. — ‡dhai: 2. Sg. Konj. Med.; zur unkontrahierten Form R 6.

58

Ilias 3

132–135 o· 132 relativ, vom demonstrativen o· 134 wiederaufgenommen (ähnl. Od. 4.652f.): NÄGELSBACH. Die beiden inhaltlich kontrastierenden Verse erhalten jeweils eine ergänzende Beschreibung (133 bzw. 135): KIRK.

132 2. VH ≈ 8.516, 19.318. — vordem stets den tränenreichen Ares …: eine weitere externe AnalepseP früherer Kämpfe (vgl. 126n.; TSAGARAKIS 1982, 71); setzt im Frühstadium des Krieges verlustreiche und erbittert ausgetragene Auseinandersetzungen voraus (STOEVESANDT 2004, 55f.). §p' éllÆloisi f°ron … êrha: f°rein êrha §p¤ tini ‘jn. angreifen, gegen jn. kämpfen’; ebenso 8.516 = 19.318 (LfgrE s.v. ÖArhw 1260.5ff.; vgl. pÒlemon … f°roien ‘Hes.’ Sc. 150 = 163). Eigtl. ‘Ares, d.h. den Krieg(sdämon) ins Land tragen’; zum sog. metonymischen Gebrauch von ÖArhw/êrhw 2.381n., 2.440n. — polÊdakrun: ‘tränenreich, viele Tränen verursachend’; ebenso mit êrha 8.516 = 19.318; mit pÒlemow/mãxh/Ísm¤nh 165, 22.487, 17.192, 17.543f. (LfgrE). Zur negativen Bewertung des Krieges vgl. Ùloo›o 133 u. 6.1n. 133 VA bis zur Zäsur A 4 = 2.473, 2.812, 7.66, 18.256, 20.217; 2. VH = ‘Hes.’ Sc. 113. — Ù l o o › o : ÙloÒw zu ˆllumi ‘Verderben bringend’; auch von fÒbow (11.71, 16.77), gÒow (23.10 ≈ 98) und von Zeus (365 = Od. 20.201): LfgrE s.v. — lilaiÒmenoi: l ila¤omai ist redupliziertes Präs. (*li-las-iªo-) zu *las-, vgl. dt. Lust, lat. lascivus (SCHW . 1.273; RISCH 341). Nur Präs.; Bed. ‘begehren, verlangen, sich sehnen’; wie hier mit Gen. ‘Hes.’ Sc. 113 (ebenfalls pol°moio), Hes. Th. 665 (pol°mou), Od. 1.315 u.ö.; auch mit Inf./AcI: 399; 16.89 (polem¤zein), 13.253 (mãxesyai), 20.76 (dËnai ˜milon), 3.399 u.ö. (LfgrE s.v.; KLOSS 1994, 113).

134–135 die also harren … | an ihre Schilde angelehnt: Achaier und Troer stehen still da, sie lehnen sich im Stehen an die Schilde (231; vgl. 114; AH zu 135; zum Schildtypus 2.388–389n.); gr. héatai (Grundbed. ‘sitzen’) bez. hier also – wie öfter – lediglich eine abwartende Haltung (vgl. LfgrE s.v. ∏mai 910.71ff., 911.38ff.). Setzen werden sie sich erst unmittelbar vor dem Zweikampf in 326 (KURZ 1966, 49). 134 sigª: ‘schweigend’ (8n.). — pÒlemow d¢ p°pautai: Parenthese (RUIJGH 166). ßatai: wie ßatai in 9.628 und ßat(o) in 7.414; *¥atai > ߌa * tai (Metathese, Synizese) oder in Analogie zu k°atai (11.659 = 11.826 = 16.24, 19.203) *¥atai > ßa ≠ tai (WERNER 1948, 58–60; NUSSBAUM

1998, 62; vgl. 2.137n.).

135 ¶gxea makrã: zur Waffe 18n. makrÒw ist ein häufiges Epitheton von Stangenwaffen (mit ¶gxow außerdem in der VE-Formel ¶gxeÛ makr“ 5x Il., 2x Od., 2x ‘Hes.’; mit §gxe¤h in der VA-Formel makrªw §gxe¤˙si 137, 254, außerdem 13.339f., 13.782; mit dÒru, z.T. in VE-Formeln, inges. 13x Il., 5x Od., 1x ‘Hes.’; mit justÒn in einer VA-Formel 2x Il.):

132 éllÆloisi: zur Flexion R 11.2. — f°ron: zur augmentlosen Form R 16.1. — êrha: zur Flexion R 12.4. 134 o·: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17. — ßatai: = ∏ntai; zur Endung R 16.2. 135 ésp¤si keklim°noi: dat. loci, ‘gelehnt an’. — parã: adverbiell (R 20.2), ‘daneben’. — ¶gxea: zur unkontrahierten Form R 6.

Kommentar

59

LfgrE s.v. makrÒw 15.36ff. — p°phgen: zum Med. pÆgnumai, intrans. Perf.: ‘sind eingebohrt, stecken’, sc. mit der Speerspitze im Boden (wie 10.373f.) oder umgekehrt mit der Spitze nach oben und dem über das Schaftende gezogenen Speerschuh (saurvtÆr: vgl. 10.153 u. RE s.v.) in der Erde. 136 = 253; 1. VH = 11.369. — érh˝filow: 21n. 137 ≈ 254. — makrªw § g x e ¤ ˙ s i: §gxe¤h (‘Lanze’) ebenso mit makrÒw 254, 13.339f., 13.782. Der Ausdruck nimmt ¶gxea makrã (135) wieder auf (BERGOLD 1977, 58 Anm. 1) und verstärkt den Kontrast zwischen den Zuschauern und den zwei Kämpfenden. — per¤: ‘um’, im übertragenen Sinne (vom Kampfpreis u.ä.) auch 15.416, 18.195, 23.659f. (SCHW. 2.502).

138 1. VH = 255, 2. VH ≈ 9.397, 14.268, Hes. Th. 410, ferner ‘Hes.’ fr. 10(a).22, 105.3 u. 195.4 M.-W. (alle drei ergänzt). — dem, der dann gesiegt hat, …: Das Motiv des Kampfes zweier Männer um eine Frau (Braut-Agon) ist hier variiert und zugespitzt (Helena ist schon verheiratet, ihre beiden Gatten kämpfen um sie; s. 72n., 140n.; WICKERT-MICKNAT [1954] 1983, 57; KAKRIDIS [1954] 1971, 36f.). Helena wird von den Kriegsparteien nur als umstrittener Besitz definiert (GUM PERT 2001, 7); ihre eigene Entscheidung ist nicht gefragt (REICHEL 1999, 293). t “ d° ke nikÆsanti … keklÆse(ai): Der prospektive Ind. Fut. (bzw. Perfektfut.) mit Modalpartikel wird ohne wesentlichen Bedeutungsunterschied zum prospektiven Konj. gebraucht (1.139n.). ke gehört zum Prädikat wie 255 t“ d° ke nikÆsanti … ßpoito und 7.41f.; ke(n) bzw. ên wird erst nach Homer mit dem Partizip verbunden (SCHW. 2.407, vgl. auch 2.324). — t“ … nikÆsanti: Der Dat. steht beim Perf. Pass. (hier keklÆse') auch sonst, z.B. 13.168, Od. 8.472: SCHW. 2.150; CHANTR. 2.72f. Einzelne Partizipien werden schon im fgrE adjektivisch und substantivisch verwendet, und das bei ihnen stehende ursprüngliche Demonstrativpronomen ist schon fast zum Artikel geworden; ebenso 1.70, 21.262, 23.325, 23.663 u.ö. (AH; SCHW. 2.408; CHANTR. 2.163; allg. zum Artikel 1.11n.). — f¤lh: possessiv, vielleicht mit affektiver Konnotation (zu den verschiedenen Deutungen von f¤low 31n.). — êkoitiw: Possessivkompositum aus é- ‘zusammen’ (unbehaucht: psilotisch oder analog zu hauchdissimiliertem êloxow) und ko¤th ‘Lager’: ‘die dasselbe Lager hat, Gattin, Gemahlin’ (vgl. 53n.): LfgrE. Außer bei Hesiod immer am VE, häufig in der flektierbaren VE-Formel f¤lhn/yalerÆn poie›n/kale›syai/t¤yesyai êkoitin (2x Il., 17x Hes. [z.T. ergänzt], 1x hom.h.; nur hier êkoitiw im Nom.). keklÆse(ai): so WEST 1998, XXII, im Anschluß an Payne Knight; keklÆs˙ (Hss.) wohl nachhom. Modernisierung (CHANTR. 1.57; 2.365n.); anders FÜHRER/SCHMIDT 2001, 19 mit Anm. 98.

136 aÈtãr: ‘aber, doch’ (R 24.2). 137 makrªw §gxe¤˙si: zur Flexion R 11.1. — maxÆsontai: Fut. zu max°omai (einer Nebenform zu mãxomai). — se›o: = soË (R 14.1). 138 ke: = ên (R 24.5). — keklÆse' êkoitiw: zum Hiat R 5.1. — keklÆse(ai): = keklÆs˙ (R 6); prospektiver Ind. Perfektfutur zu kale›syai.

60

Ilias 3

139 = h.Ven. 143; 1. VH = Od. 13.352, 13.366, h.Cer. 275; 2. VH = h.Ven. 45, 53; von der Zäsur C 2 an = Il. 13.82, 16.529, Od. 19.485, 23.260. — efipoËsa: gleichzeitig zu ¶mbale (AH; allg. SCHW. 2.301, mit weiteren Bsp.). — glukÁn ·meron ¶mbale: ·merow ‘Verlangen’, meistens mit erfolgreicher Bemühung um sofortige Befriedigung (141 u. h.Ven. 151 aÈt¤ka), deswegen oft glukÊw genannt (s. Iteratverse), von einem Gott oder Menschen erregt (mit §mbãllein s. Iteratverse; formelhaft glukÁw ·merow aflre›/ørei 446 = 14.328, Od. 22.500, h.Merc. 422; CEG I 454 [Nestor-Becher], mit Datierungskorrektur in CEG II 304). Hier bed. es ‘Verlangen, zu sehen; Sehnsucht’; in 446, 14.328, h.Ven. 57 u.ö. dagegen ‘Liebesverlangen’: LfgrE; K IRK zu 139–40; KLOSS 1994, 45f. 53. 60. — yum“: je nach metr. Erfordernis mit anderen Seele-Geist-Lexemen austauschbar (1.24n.; vgl. z.B. h.Ven. 57, 73).

140 2. VH ≈ 15.663. — nach ihrem ersten Mann: Helenas Verhältnis mit Paris gilt als neue Ehe, wie auch 122/124, 163, 329, 429 zeigen (BERGOLD 1977, 58 Anm. 3; WICKERT-MICKNAT 1982, 103). Ihre zurückgekehrte Neigung zu Menelaos und ihre Reue über den Ehebruch sind auch 173f., 428f., 6.344–348 spürbar. — Stadt: Sparta. — Eltern: Leda und Tyndareos. In 199, 426, Od. 4.184 wird Helena als Tochter des Zeus bezeichnet: LEAF ; KIRK zu 139–40; vgl. FM 8; in ‘Hes.’ fr. 176 u. 196–200 M.-W. gilt sie als Tochter des Tyndareos; dieser Typus der ‘doppelten Abstammung’ ist in der Mythologie verbreitet (ebenso z.B. bei Amphitryon, 5.392): FAESI; RE s.v. Helene 2826f.; CLADER 1976, 47f. 141 in ihr Schleiertuch gehüllt: Der Erzähler läßt Menschen aus verschiedenen Gründen sich zusätzlich mit Schleiern oder Binden bekleiden: Er weist mit dieser Geste hin auf ihre (1) Trauer, Betrübnis, Reue (wie hier; Helena weint, 142b; ebenso 24.93, 24.163 [s.d.]; daneben findet sich aber auch die umgekehrte Geste, die Entblößung im Abwerfen der Kleider als Trauergestus: 22.406, 22.468–470, h.Cer. 41 u. 197); (2) aid*os ‘Scheu’, d.h. ein Bewußtsein für sittliche Regeln: eine Frau zeigt sich nicht ohne Schleiertuch in der Öffentlichkeit (das aber nicht herabgezogen ist; das Gesicht ist nicht verdeckt, und Blickkontakte sind möglich). Deshalb verläßt Helena den Raum als ehrbare Frau, d.h. mit einem Schleier und in Begleitung von zwei Dienerinnen (143n., dazu paßt auch ihr Verlangen, ihren früheren Ehemann zu sehen; ebenso Penelope Od. 1.334 = 16.416 = 18.210 = 21.65; ausführlicher Vergleich der vorl. Szene mit Od. 1.334ff. bei NAGLER 1974, 71f.). (3) verführerische Wirkung, denn gerade durch die vordergründig gegebene Schutzfunktion wirkt die (oft luxuriös gearbeitete) Verhüllung auch anziehend, vereinzelt sogar magisch. Helenas helles Tuch trägt wohl mit zu ihrer Attraktivität bei (156–160n.), ebenso wie u.a. das der Hera in 14.184f. und das der Pandora in Hes. Th. 574f. Zum Schleier als Kleidungsstück LLEWELLYN-JONES 2003, 41– 139 yeã: zur Form R 2.2. — ¶mbale: zur augmentlosen Form R 16.1; zur Assimilation vgl. R 20.1. 140 êsteow: = êstevw. — ±d°: ‘und’ (R 24.4). — tokÆvn: zur Flexion R 11.3, R 3.

Kommentar

61

120; MARINATOS 1967, 13f. 46. 48–50; zu den Funktionen der Verschleierung und Umhüllung s. LLEWELLYN-JONES a.O. 121–214. 283–314; LfgrE s.vv. kãlumma, kalÊptrh, krÆdemnon; NAGLER a.O. 44–72; CONSTANTINIDOU 1990, 52f. 58; zur luxuriösen Verarbeitung LfgrE a.O. u. s.v. ÙyÒnai. Ikonographische Bsp. bei KYRIELEIS 1995, 9. 30ff. mit Taf. 7 (archaische Kore aus Naxos). – Helena hüllt sich in ein helles Tuch, Andromache verliert die glänzenden Binden und das Tuch (22.468–470), Paris rüstet sich, Hektor liegt ohne Waffe, fast nackt da: Der Kontrast zwischen der vorl. Szene und 22.437ff. (s. 125n.) wird auch durch das Motiv der Kleidung bzw. Rüstung und Nacktheit unterstrichen (LOHMANN 1988, 61). érgennªsi: érgennÒw < *érgesnÒw (äol. sn > n n), zur Wurzel érg- ‘weiß, glänzend’: RISCH 100. Bed. etwa ‘hell, weißlich’, hier vom Gewebe, sonst (198, 6.424 u.ö.) von Schafen: LfgrE s.v. — kalucam°nh ÙyÒn˙sin: zum Hiat 100n. Das plurale tantum ÙyÒnai ist wahrscheinlich ein ägyptisches, über das Semitische entlehntes Wort (M ASSON 1967, 89f.). ‘Tuch’, v.a. aus Leinen; Webprodukt Od. 7.107, weibliches Kleidungsstück hier und 18.595: LfgrE s.v. Hier ist das ‘Schleiertuch’ gemeint, 419 •anÒw, sonst krÆdemnon oder kalÊptrh genannt (14.184 u.ö. bzw. 22.406 u.ö.): ein von Frauen in der Öffentlichkeit getragenes Kleidungsstück, das vom Scheitel über Schultern und Rücken herabfällt und mit dem man schnell das Gesicht verhüllen kann (HELBIG [1884] 1887, 218; MARINATOS 1967, 46).

142 2. VH ≈ 6.496, 16.11, 19.323, 24.9, Od. 4.556, 10.201, 10.409, 10.570, 11.5, 11.391, 11.466, 12.12, 16.332, 22.447. — lief sie hinaus: Aufbruch, Element (1) der Typischen SzeneP ‘Ankunft’ (1.496b–502n.); dann (2) Ankunft, 145, (3) Situationsschilderung, 146–153. yalãmoio: ‘Schlafzimmer, Kammer’ (um sich zurückzuziehen; zur Aufbewahrung privater kostbarer Dinge), hier wie Od. 4.121, 4.718, 4.802, 17.36, 17.506, 19.53 ‘Frauengemach’, Raum für die Herrin des Hauses (wo sie allein mit ihren Dienerinnen sein kann und Kleider und Schmuck aufbewahrt): LfgrE; vgl. 6.316n.; zu Helenas Bewegungen im Haus 125n. — t ° r e n katå dãkru x ° o u s a : t°rhn zu te¤rv, lat. teres; (urspr. ‘abgerieben, poliert, glatt’ oder ‘zerreibbar’) bed. ‘zart’ (LfgrE). In der VE-Formel katå dãkru x°ousa (1.413n.) nur hier, sonst mit einer Form von e‡bein ‘herabfließen lassen’ verbunden; häufiger yalerÚn katå dãkru mit einer Form von xe›n oder e‡bein kombiniert: s. die Iteratverse u. vgl. 2.266n. zu yalerÒn. dãkru ist hier kollektiv zu verstehen (‘Tränenstrom, Tränenfluß’), vgl. 9.14 dãkru x°vn Àw te krÆnh (LfgrE s.v. dãkru 209.40ff.). 143 = Od. 1.331, 18.207; ≈ Il. 24.573, Od. 6.84, 19.601; 1. VH ≈ Il. 2.745, 2.822, Od. 2.11, 15.100. Zum Formelsystem CLARK 1997, 86–89. — ëma: zur Stellung im Vers 2.577n. — émf¤poloi: zu émf¤ in der Bed. ‘zu beiden Seiten’ und p°lomai: ‘die sich (um jn.) herum bewegen, Dienerinnen’, bez. urspr. zwei Dienerinnen in ihrer auf ihre höfische oder kultische Herrin bezogenen Funktion. Die myk. a-pi-qo-ro ist eine Dienerin, für profane Dienste (häusliche Aufgaben) oder für den Kult (4 Belege, im Pl. oder Dual). Im hom. Epos werden die unfreien Dienerinnen dann statt dmƒa¤ émf¤poloi genannt, wenn sie “eine vornehme 142 katå … x°ousa: sog. Tmesis (R 20.2).

62

Ilias 3

Dame im Hause umgeben [sc. bei häuslicher Arbeit] oder außer Haus begleiten” (GSCHNITZER 1976, 23; ähnl. SCHMIDT 2006, 442: der Terminus konnotiert Nähe zur Herrin), so wie hier Helena u.a. auch Andromache (6.372, 6.491 u.ö.) und Penelope (s. Iteratverse u.ö.). “Noblewomen are usually attended by maids when they go where they might meet men” (W EST zu Od. 1.331–5), wie auch Od. 18.184 zeigt (WEST a.O.). Die persönlichen Hilfsdienste bedingen oft ein Vertrauensverhältnis, worauf auch die namentliche Nennung einzelner Dienerinnen hindeutet (Od. 4.133, 19.65, 23.228). – Der Sg. émf¤polow vertritt auch die fehlende Einzahl von dmƒa¤. Zu émf¤poloi allg. LfgrE s.v. 683.78, 684.1ff. 37ff.; RAMMING 1974, 42–47. 105–111; GSCHNITZER a.O. 22–45; zur myk. Zeit HILLER 1987.

144 Der Vers, seit Aristarch (schol. D u. A, b, T) als unecht verdächtigt, ist wohl eine attische Interpolation. Aithre wird bei Homer sonst nicht erwähnt. Gemäß nachhom. Quellen ist sie die Tochter des Pelops-Sohnes Pittheus, Gattin des Aigeus in Athen und Mutter des Theseus. Als Theseus zusammen mit Peirithoos Helena geraubt hatte, gab er sie Aithre in Obhut, während er in die Unterwelt stieg. Die Dioskuren, Helenas Brüder, fielen darauf in Attika ein, befreiten ihre Schwester und nahmen Aithre gefangen. Helena nahm Aithre später mit nach Troia; nach Troias Zerstörung wurde Aithre von Theseus’ Söhnen Demophon und Akamas befreit (Cypr. fr. 12 West; Il. Pers. fr. 6 u. Proklos, Chrest. § 4 West; Il. parv. fr. 17 West; Alkman fr. 210 Calame und Stesichoros fr. 191 Page/Davies; Hellanikos FGrHist 4 F 134 = fr. 168c Fowler; Hdt. 9.73.2; weitere Belege s. RE Suppl. XIII s.v. Theseus 1161–1163; W EST 2001, 186 Anm. 15; zu bildlichen Darstellungen auf der Kypselos-Lade [Paus. 5.19.3], Gemälden [Paus. 10.25.5ff.] und attischen Vasen RE a.O. 1164–1167). Für eine Athetese des Verses spricht (1) v.a., daß der Theseus-Mythos dem Iliasdichter sonst unbekannt zu sein scheint (1.265n.): Im Schiffskatalog werden nicht Demophon und Akamas als Anführer der Athener genannt, sondern Menestheus (2.552). (2) Eine Anspielung auf eine Geschichte wie die von Aithre in nur einem Vers wäre ungewöhnlich für die Ilias. (3) Der Vers fällt dadurch aus dem typologischen Rahmen, daß auf einen Formelvers wie 143 (s. Iterata) sonst niemals Angaben von Individualnamen folgen. Der eingeschobene Vers scheint auf dem athenischen Versuch zu beruhen, den Theseus-Mythos mit dem troischen Geschehen zu verbinden (zur ganzen Problematik DIHLE 1970, 29–34.103; WEST 2001, 185f., zu diesem Typus von Interpolationen allg. a.O. 12; anders JENKINS 1999 [Beziehung der Stelle zu 236ff., s. 237n.]; KULLMANN 2002, 164f. [die Kenntnis des Theseus-Mythos’ werde in der Ilias vorausgesetzt]). — Klymene: sonst nirgends erwähnt; vielleicht ist eine andere Figur aus der attischen Lokalsage gemeint (WILAMOWITZ 1884, 222 Anm. 15, denkt an die Hyg. Fab. 79 u. 92 erwähnte Schwester des Peirithoos): LfgrE s.v. bo«piw: generisches Schönheits-EpithetonP; wie ikonographische Zeugnisse aus archaischer Zeit nahelegen, wohl als ‘großäugig’ verstanden (1.551n.). 14x Il., 3x h.Ap. von Hera,

144 Pity∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3.

Kommentar

63

von anderen Göttinnen und menschlichen Frauen noch 7.10, 18.40, Hes. Th. 355, ‘Hes.’ fr. 23(a).5 u. 129.20 M.-W., hom.h. 31.2.

145 1. VH ≈ 5.367, 6.370 = 6.497, ≈ Od. 15.193; bis zur Zäsur A 4 ≈ 20.341. — des Skäischen Tores: bed. ‘linkes Tor’ (LfgrE s.v. SkaiÒw zu den versch. Erklärungsversuchen). Wichtiges Tor, das zur Skamander-Ebene und zum Schlachtfeld (wie auch zum Hellespont) führt, auch 263, 6.237, 9.354, 16.712, 22.6, 22.360 u.ö. erwähnt (zum Dardanischen Tor 22.194n.). Zum Tor als Begegnungsort 2.788n. – Zum archäologischen Nachweis eines bedeutenden Tores an der passenden Stelle und einer möglichen Identifikation des Skäischen Tores mit dem bronzezeitlichen Tor U in Troia VI KLINKOTT 2004, 63–68 + Übersichtsplan. ·kanon: Impf. mit Aor.-Funktion (wie ·kane: 1.431n.). 146–149 o„ … émf‹ Pr¤amon … : ofl émf¤ tina bed. ‘js. Begleiter’, ebenso 2.445, 6.436, Od. 22.281; vgl. oben zu émf¤poloi (SCHW. 2.416). Aus metrischen Gründen werden die meisten Figuren im Akk., die zwei letzten im Nom. angeführt (vgl. 148n.; LEAF: bloße Variation der Aufzählung; andere Erklärungen: SALE 1994, 72: Priamos’ Namensnennung an erster Stelle deute vielleicht auf eine Stellung als primus inter pares hin; FAESI zu 148, S ALE a.O. 72 Anm. 86: Antenor und Ukalegon würden hervorgehoben wegen Antenors wichtiger Rolle in den folgenden Szenen; WATHELET s.v. Yumo¤thw u. BERGOLD 1977, 61f. Anm. 4: die ersten fünf nach Priamos genannten Troer, davon drei Brüder des Königs, Lampos, Klytios, Hiketaon, gehörten zum Königsclan und vielleicht zum engsten Zirkel des Rates; gegen diese These spricht allerdings, daß nirgends eine enge Beziehung von Thymoites und Panthoos zu Priamos deutlich wird; vgl. 2.194n. zum Rat der Griechen).

146 Panthoos: sonst als Vater von Polydamas, Euphorbos und Hyperenor (17.23 u.ö.) und als Ehemann der Phrontis (17.40) genannt. Nach späteren Quellen (schol. T zu 12.211–2; Verg. Aen. 2.318ff.) ein Priester des Apollon; dazu passen seine hohe soziale Stellung und die Tatsache, daß Apollon seinen Söhnen in der Ilias mehrfach beisteht (15.521f., 16.806–817): WATHELET s.v.; LfgrE s.v. Yumo¤thn: nur hier erwähnt; die Herkunft des Namens ist unklar (gemeinsamer Ursprung des Troers und des ¥rvw §p≈numow des att. Demos der Yumoitãdai oder zu yÊmon ‘Thymian’?): v. KAMPTZ 277f.; WATHELET s.v.

147 = 20.238; dort werden Lampos, Klytios und Hiketaon Söhne des Laomedon genannt; sie sind also Priamos’ Brüder. Da alle drei Figuren auch individuell genannt werden (s.u.) und offenbar für den Erzähler zur älteren Generation in Troia gehörten, besteht kein Grund, den Vers als Konkordanz-Interpolation aus 20.238 zu verdächtigen (WEST 2001, 186). – Der Versbau mit drei Eigennamen in wachsender Silbenzahl und einem Epitheton am Schluß ist wohl altererbt (1.145n.; WEST 2007, 117f.). — Lampos: Bruder des Priamos (s.o.), Vater des Dolops (15.525–527). — Klytios: Bruder des Priamos (s.o.), Vater des Kaletor (15.419,

145 ˜yi: ‘wo’ (vgl. R 15.2). — pÊlai: plurale tantum, hier wie öfter zur Bez. eines einzelnen Tores (Pl. mit Bezug auf die beiden Torflügel, vgl. lat. fores).

64

Ilias 3

15.427). — Hiketaon: Bruder des Priamos (s.o.) und Vater des Melanippos (15.546f., 15.576). Hiketaons hier offensichtlich enge Beziehung zu seinem Bruder Priamos entspricht Melanippos’ Stellung gegenüber seinem Onkel (15.551, von WEST athetiert) und seinem Cousin Hektor (15.545ff.): WATHELET s.v. ˆzon ÖArhow: feste Verbindung mit der Funktion eines generischen EpithetonsP für Krieger (VE-Formel); ˆzow wohl ‘Gefährte, Diener’. Nur Krieger von zweitrangiger Bedeutung (wie Hiketaon als ehemaliger Kämpfer) werden mit dieser Junktur charakterisiert (2.540n.).

148 2. VH von der Zäsur C 1 an = 7.276, 9.689, Od. 18.65. — Antenor: Vertreter der Friedenspartei, Vater zahlreicher Söhne (FM 9; 122n.). Er erzählt später, wie er Odysseus und Menelaos aufnahm, und charakterisiert sie (204–224), nimmt mit Priamos am Eidopfer teil (262 = 312) und rät nach Pandaros’ Eidbruch, Helena zurückzugeben (7.347–353). OÈkal°gvn te ka‹ ÉAntÆnvr: Die Umschreibung mit o„ émf¤ wird aufgegeben (AH). — OÈkal°gvn: sprechender Name aus OÈk-al°gvn (‘Nicht-sorgend, Ohnesorge’: RISCH 27, 211; AH); vielleicht “bezeichnet [er] denjenigen, der sich über bösartige Gegner hinwegzusetzen weiß, entsprechend dem oÈk éleg¤zv, oÈk él°gv (8.477, 8.483, Od. 17.390)” (W ACKERNAGEL [1924] 1928, 261) oder ist ein karikierender Beiname aus außerepischer Volkstradition (WATHELET s.v.) oder aber eine negativ wertende Prägung des Erzählers (‘skrupellos’, als Gegenfigur zum friedliebenden Antenor: RANK 1951, 130; ähnl. GANTAR 1971, 3–5; DANEK 2006, 8 mit Anm. 13): LfgrE s.v. Sonst nur Verg. Aen. 2.312 und Iuv. 3.199 erwähnt (AH; LfgrE; DNP s.v. mit Lit.). — pepnum°nv êmfv: zu p°pnumai ‘Intelligenz besitzen, klug sein’; wahrscheinlich zu pn°(W)v (aus *pn-u; *u metrische Dehnung; Bedeutungsentwicklung ‘atmen > bei Bewußtsein sein > klug sein’; Weiteres 24.377n. mit Lit.); von Worten, Gedanken oder Ratschlägen (7.278, Od. 2.38 u.ö.); als Epitheton, oft wie hier formelhaft vor Reden, von Beratern (hier u. 18.249), Herolden (7.276, 9.689), jungen (23.586, Od. 18.65; wie Od. 1.213 insges. 48x von Telemachos) und älteren Männern (hier, 203, 7.347 von Antenor; sonst u.a. Od. 3.20 = 328), insges. 12x Il., 67x Od., 1x Hes. (CLARKE 1997/98, 137–139; ChronEG 4.100; LfgrE s.v. p°pn*umai, pepn*um°now 1157.44ff., 1158.18ff.).

149 beim Skäischen Tore: d.h. auf dem 153f. erwähnten Turm. Türme im fgrE sind Bauten, die aus der Mauerflucht hervortreten (22.97), eine Plattform für viele Kämpfer enthalten (18.278, 18.287, 22.195) und durch eine Brustwehr mit Zinnen geschützt sind (12.258–260). Sie sind groß (6.386) und hoch (384, 7.338 = 437, 12.386, 18.274f., Od. 6.262f.; der Vergleich Il. 4.462 läßt Höhe assoziieren; sie dienen als Ausguck hier in der Teichoskopie sowie 6.373, 6.386, 8.518f., 21.526, 22.462 u.ö.); deshalb stehen sie auch als Metaphern für Schutz und undurchdringlichen Widerstand (7.219 = 11.485 = 17.128, Od. 11.556; vgl. auch Il. 15.737f.). Aus der hom. Zeit sind nur die Fundamente eines Turmes in Smyrna bekannt; da-

148 pepnum°nv: Nom. Dual (R 18.1). 149 e·ato: = ∏nto (§kãyhnto); zur Endung R 16.2.

Kommentar

65

gegen hat man in Troia, hethitischen Städten und Zypern viele mächtige, z.T. sehr sorgfältig gearbeitete, hohe Fundamente von Türmen aus der zu Ende gehenden Bronzezeit ausgegraben. Sie lassen auf eine damals neue Festungsbautechnik schließen. Anstelle der engen Wehrgänge auf den Mauern sollten vor allem imposante Türme, entsprechend den Schußweiten von Pfeilen (ca. 30m) verteilt, mit ihren breiten, raumgebenden Plattformen die Stadt schützen. Ihre Höhe erlaubte die Sicht auf wichtige, z.T. unübersichtliche Stellen; in Troia schützten sie z.B. die Tore und die Unterstadt (zu den Funden aus der Bronzezeit grundlegend NAUMANN [1955] 1971, 236–266. 310–319. 322f. 491; zu Troia KLINKOTT 2004, 75– 77. 80f.; zu Smyrna, Zypern sowie zum hom. Befund und zu den Türmen aus der nachhom. Zeit IAKOVIDES 1977, 218–221; WOKALEK 1973, 120–127; vgl. die Abb. einer Silberschale aus Zypern mit Reliefdarstellung einer Stadtbefestigung [8./7. Jh. v. Chr.]: SMITH 2008). e·ato: zur Schreibung e·ato (statt ¥ato) 2.137n. — dhmog°rontew: Apposition; dhmog°rontew bez. die Ältesten der Gemeinde, die Mitglieder des Rats (boulÆ) unter Einschluß des Königs; ebenso 11.372 (nur von Troern); 153 Tr≈vn ≤gÆtorew genannt: LfgrE s.v. Ähnl. wird das Simplex g°rontew in der Bed. ‘Älteste als Mitglieder der boulÆ’ gebraucht, 6.113f., 15.721 auf seiten der Troer, 2.53 (s.d.) auf seiten der Griechen: LfgrE s.v. g°rvn 140.45ff. Zur boulÆ allg. 1.144n. Hektor hat nur den militärischen Oberbefehl; Priamos leitet mit dem Ältestenrat, der ihn berät, die Staatsgeschäfte (vgl. 2.796–806n.): 7.345–380, 15.721–723 (DEGER 1970, 124f.; PANAGIOTOU 1983, 29; anders STARKE 1997, 462). 150 gÆraÛ: = nachhom. gÆr& (SCHW. 1.515); dat. causae. — dÆ: ‘ja’ (vgl. 2.134–135n.). — égorhta¤: zur Verbindung von hohem Alter (und hier ausdrücklich der Erfahrung als Kämpfer) mit vollendeter Redekunst (§sylo¤ im EnjambementP betont) 1.247b–252n. Priamos’ Ratgeber, die ein Urteil über Helena fällen (156–160), sind also nicht nur als Mitglieder der Königsfamilie (Priamos’ Brüder), sondern auch sonst als gute Redner ausgezeichnete Troer.

151–152 Zikaden gleichend, die … | auf einem Baume sitzend ihre klare helle Stimme tönen lassen: gr. téttix bezeichnet die ‘Zikade, Baumgrille’, die auf Bäumen lebt (schol. A z.St.; AH; s. im einzelnen DAVIES/KATHIRITHAMBY 1986, 113–133). Da unmittelbar davor die Redegabe der Gemeindeältesten hervorgehoben und von der Stimme der Zikaden gesprochen wird, dürfte sich der Vergleich in erster Linie auf die Stimme beziehen (KRAPP 1964, 161; KAIMIO 1977, 97; zu anderen Zikaden-Vergleichen in der frühgr. Lit. NÜNLIST 1998, 47). Das Zirpen der Zikaden ist helltönend und durchdringend, d.h. gut vernehmlich, und paßt so zu einem guten Redner (Hes. Op. 583, ‘Hes.’ Sc. 393, Alkaios fr. 347.3 Voigt, Sappho fr. 101A Voigt und Plat. Phaidr. 259b5f., 262d belegen die positive Einschätzung; dazu LfgrE s.v. ligurÒw; DAVIES/KATHIRITHAMBY a.O. 117–119, mit weiteren Zeugnissen). “Die Zikade, hart, trocken, winzig und schwach, aber mit 151 tett¤gessin: zur Flexion R 11.3. — te: ‘episches te’ (R 24.11).

66

Ilias 3

einer schallenden Stimme ausgestattet, erinnerte an einen eingetrockneten, knochigen Greis, an dem nur die Stimme noch frisch und stark ist” (FRÄNKEL 1921, 83; ähnl. schon schol. AT, b). Auch das Sitzen an erhöhter Stelle (Turm bzw. Baum) ist den troischen Ältesten und den Zikaden gemeinsam (KRAFFT 1963, 136). An die Geschwätzigkeit der Zikaden (Alexis fr. 96 K.-A., Eust. 395.45ff.) ist hier sicher nicht gedacht: das Urteil über Helena zeigt die alten Troer als treffend urteilende Redner (MOULTON 1977, 92; anders KIRK zu 152; POSTLETHWAITE 2000, 70). Daß dagegen auf die Verwandlung des ewigen Greises Tithonos, eines Sohnes des Laomedon wie Lampos, Klytios, Hiketaon (20.237; 147n.), in eine Zikade angespielt wird (Hellanikos FGrHist 4 F 140 = fr. 140 Fowler; D ANEK 2006a, 67f.), ist nicht ganz auszuschließen; der Tithonos-Mythos beruht aber wohl einfach nur auf demselben Vergleich alter Männer mit Zikaden (ROSCHER s.v. Tithonos 1025; BERGOLD 1977, 63 Anm. 2; zum Mythos allg. KAKRIDIS 1930; DAVIES/ KATHIRITHAMBY 1986, 126f.). 152 1. VH ≈ Hes. Op. 583, ‘Hes.’ Sc. 394.— dendr°Œƒ § f e z Ò m e n o i: Kombination von Synizese (dendr°Œƒ aus dendr°Wƒ) und Hiatkürzung wie 1.15 (s.d.), Hes. Op. 144, 583 (dazu WEST). — leiriÒessan: Etymologie und Bed. von leiriÒeiw sind ungeklärt (LEUMANN 1950, 27; LfgrE s.v.). Sonst nur noch 13.830 (von der Haut), Hes. Th. 41 (ebenfalls von der Stimme) und später u.a. bei Quint. Smyrn. 2.418 (von den Hesperiden) belegt (LSJ s.v.). Meistens von le¤rion (< *le¤lion; frühester Beleg h.Cer. 427) ‘Lilie’ (?) abgeleitet: ‘lilienartig’ (schol. bT; LfgrE s.v. le¤rion). Dann wäre hier eine Synästhesie, eine Übertragung aus dem optischen in den akustischen Bereich, anzunehmen (schol. bT z.St.; STANFORD 1969, 4; allg. zu Synästhesien in der Antike WAERN 1952; CATREIN 2003, 11–42): Das helle Weiß oder die Schönheit der Blume würden dem gut vernehmlichen, als schön empfundenen Gesang der Zikaden entsprechen (weiße Farbe wird mit Klarheit der Sprache auch in leukÒw Aristot. Top. 107a12 und lat. candidus assoziiert: WEST zu Hes. Th. 41; zur Schönheit der Blume STANFORD a.O. 7f.). Die Übertragung ist aber kühn und die Bed. ‘Lilie’ für le¤rion nicht gesichert (LfgrE s.v.). Andere erwägen die Bed. ‘zart, fein’ (Assoziation an die Blume [AH; REITER 1962, 75f.] od. Herleitung von leirÒw = fisxnÒw, ‘dünn, schwach’ [Hsch. s.v.], diskutiert von WEST a.O.; FRISK s.v.); dies paßt aber nicht zum durchdringenden Zirpen der Zikaden (KIRK zu 152). — fle›sin: 3. Pl. Präs. (G 92). ˆpa ·hmi, ‘die Stimme ertönen lassen’, wie 221, 14.150f., Od. 12.192 u.ö. (LfgrE s.v. ÙpÒw II 743.51ff.); ähnl. fvnØn/éoidØn (kata-)xe›n Od. 19.521, Hes. Op. 583 (WILHELMI 1967, 14–24). 153 to›oi: faßt den Vergleich mit den auf einem Baum sitzenden Zikaden zusammen. — ≤gÆtorew: hier ‘politische Führer’ (als Berater des Priamos); nimmt dhmog°rontew auf (149 [s.d.]).

152 §fezÒmenoi (W)Òpa: zum Hiat R 4.4. — ˆpa: zu ˆc ‘Stimme’. — fle›sin: = flçsin. 153 to›oi: = toioËtoi; prädikativ.

Kommentar

67

154 1. VH = 8.251. — sahen: signalisiert die Sekundäre FokalisationP; danach folgt die durch diese Wahrnehmung ausgelöste Rede (156–160), in der mit dem Demonstrativum toi*ed(e) (‘um eine solche Frau’, 157) nochmals die Fokalisation verdeutlicht wird; ähnl. 4.79–84, 4.148–162, 11.345–348 (ebenfalls mit signalisierter Fokalisation in der Rede) u.ö.: DE JONG (1987) 2004, 106f. 267 Anm. 18. 19. e‡dony': Medium statt Aktiv wohl metr. bedingt (vgl. 1.262n. mit Lit.; anders BECHERT 1964, 247; LfgrE s.v. fide›n 1121.56). 155 ≈ 24.142, Od. 13.165; 2. VH = Od. 9.409; ≈ Il. 21.121, 21.427, 22.377, 23.535, Od. 4.189, 17.349. — Σka: zu ¥ssvn, ¥kistow (verwandt mit lat. segnis: FRISK s.v.; zum psilotischen Anlaut CHANTR. 1.184, 186) mit Adv.-Endung -a wie Œka, =e›a (RISCH 89). Bed. ‘ein wenig’; akustisch ‘leise’ hier u. h.Merc. 149 (zur Vorstellung von Tönen als Quantität wie 24.170 s. WILLE [1958] 2001, 75): LfgrE s.v. Das leise Reden der Greise signalisiert, daß sie ihre zwiespältige Haltung gegenüber Helena nicht offen zu äußern wagen; nur Priamos ruft sie laut (161 §kal°ssato fvnª), so daß sie es hören kann, und “bezieht […] eindeutig Stellung” für sie (KRAPP 1964, 272). Zur banalen Lesart Œka (‘schnell’) WEST 2001, 40 Anm. 30. — pterÒent(a): (wie ein Pfeil) ‘gefiedert’, d.h. sicher dahinfliegend und daher treffsicher (1.201n.).

156–160 Die Rede der troischen Ältesten gliedert sich in drei Teile: Auf die Rechtfertigung des Krieges (156f.) folgt die ambivalente Begründung (158: Helenas faszinierende und zugleich erschreckende Schönheit), die anschließend zur Ablehnung weiterer Kämpfe führt (159f.: die Ursache für den Krieg ist zu beseitigen): LORAUX 1984, 17. Da dieses Urteil im Gespräch fällt (155), wirkt es repräsentativ für die Meinung aller Gemeindeältesten (FINGERLE 1939, 293, mit Hinweis auf die analoge Funktion von Tis-RedenP; RICHARDSON 1990, 80f.). Daß der Erzähler Helenas Schönheit indirekt darstellt und sie gerade von bejahrten, besonnenen Männern (und dazu noch so konzentriert ohne die Schilderung von Einzelheiten ihres Äußeren) beurteilen läßt, wurde seit der Antike, von Quintilian (8.4.21) und Eustathios (z.St.) bis Lessing (Laokoon XXI), immer wieder als besonders eindrücklich empfunden (AH; FAESI; KIRK zu 158). 156 oÈ n°mesiw: n°mesiw bed. ‘Empörung’ über ein Verhalten, das gegen die afid≈w verstoßen und die moralischen Grenzen überschritten hat (RIEDINGER 1980, 69–75; REDFIELD [1975] 1994, 116f.; LfgrE s.v.; vgl. 2.222b–223n.); also oÈ n°mesiw ‘man kann sich nicht empören’, ebenso 14.80, Od. 1.350, 20.330, ähnl. Od. 2.136, 22.40, stets in Figuren-RedenP (LfgrE s.v.). Das Urteil setzt voraus, daß das Kriegsmotiv in Troia grundsätzlich in Frage gestellt wird (SCHMID 1982, 12; ROISMAN 2006, 7; vgl. 164, 24.767). Der latente Vorwurf, es werde im Kampf um eine einzelne treulose Frau gegen Werte der Adelswelt verstoßen, wird sofort abgewiesen (COLLINS 1988, 43f.). Darin eine Anspielung auf Nemesis als Mutter Helenas zu sehen (LfgrE s.v.; KULLMANN 1960, 255; zu N°mesiw als Mutter der Helena

154 e‡dony': = e‡donto.

68

Ilias 3

RE s.v. Nemesis 2342–2346) wäre zu weit hergeholt. — §#knÆmidaw ÉAxaioÊw: flektierbare VE-Formel (86n.); zu den Realien 1.17n.

157 lange Zeit: externe AnalepseP früherer Kämpfe (vgl. 126n.). êlgea pãsxein: flektierbare VE-Formel (5x Il., 10x Od., 1x Hes.).

158 Erschreckend gleicht sie Göttinnen, unsterblichen: “This is the only simile for Helen in the Iliad. Her beauty and destructiveness are simply but powerfully concentrated” (MOULTON 1977, 92). Der Anblick der gottähnlichen Helena überwältigt und beklemmt; um so mehr wirkt die Erscheinung der Göttin Aphrodite auf Helena, wenn diese machtvoll eingreift (395ff.): MOULTON a.O.; BERGOLD 1977, 64. Zu den Göttervergleichen allg. 2.478–479n. afin«w: ‘schrecklich’, im wörtl. Sinn, weil wie 10.547 ein Bezug zur göttlichen Sphäre besteht, die auch mit afinÒw bezeichnet werden kann (zur Bed. ‘sehr’ 24.198n.; vgl. auch 2.222b–223n. zu §kpãglvw): LfgrE s.v. 323.29ff. Zur VA-Stellung 2.222b–223n. — éyanãt˙si: zur fem. Endung s. SCHW. 2.38 (vgl. 1.99n. zu épriãthn). — efiw Œpa: Œp- ist Wurzelnomen zu ˆcomai, ˆpvpa; es ist nur in der Verbindung efiw Œpa und in Komposita wie KÊklvc belegt (R ISCH 6). Wie hier 9.373, 15.147 u.ö.; bed. ‘(An)Gesicht’ in seiner (oft erschreckenden) Wirkung, ‘Miene, Ausdruck’ (PRIER 1989, 76f.), 4x im fgrE mit fide›n, sonst mit ¶oika/§¤skein; verstärkt hier ¶oiken mit zu ergänzendem fidÒnti (‘für denjenigen, der ihr ins Gesicht sieht, gleicht sie …’): NÄGELSBACH; FAESI.

159–160 kehr’ sie … nach Hause …: Priamos’ Berater wissen natürlich noch nicht von den Vorbereitungen zum Vertrag (Priamos wird später informiert: 250– 258). Ihre Sorge um Troias Zukunft ergänzt aber den Eindruck einer kriegsmüden Stimmung im troischen Heer (111n.). Als Antenor, einer der Sprecher hier, später (7.350f., nach Pandaros’ Schuß und den darauf folgenden Kämpfen) offen zu Helenas Rückgabe rät und Zustimmung findet (7.393: C OLLINS 1988, 41), setzt er sich trotzdem nicht gegen Paris durch (7.362). 159 éllå ka‹ œw: VA-Formel (10x Il., 7x Od., 1x Hes.), verstärkt und erklärt durch to¤h per §oËs(a); zu solchen Verwendungen von per mit Demonstrativa und Partizipien als “marker of (intensional) scalarity” BAKKER 1988, 113–116 (das Zitat S. 116). 160 mhd(¢) … l¤poito: Wunsch, parallel zu ne°syv. — p∞ma: 50–51n.; prädikativ.

161–244 Priamos informiert sich bei Helena über die ihm unbekannten Heerführer der Griechen: Agamemnon, Odysseus und Aias. Antenor erinnert sich daraufhin, 157 émf¤: = per¤, ‘um, wegen’. 158 éyanãt˙si: öfter dreier Endungen (ohne metr. Zwang); Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — yeªw: zur Flexion R 11.1. — Œpa (W)°(W)oiken: zur Prosodie R 4.3. 159 œw: = oÏtvw. — to¤h: = toiaÊth. — §oËs(a): = oÔsa (R 16.6). — nhus¤: zur Flexion R 12.1. — ne°syv: Imp. der 3. Person Sg.; zur unkontrahierten Form R 6. 160 mhd(°): konnektives oÈd°/mhd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). — tek°essi: = t°knoiw. — Ùp¤ssv: zum -ss- R 9.1. — l¤poito: Med. mit Pass.-Bed. (‘zurückgelassen werden, zurückbleiben’).

Kommentar

69

was für einen großen Eindruck ihm Odysseus als Gesandter in Troia gemacht hat. Helena sucht vergeblich ihre Brüder. 161 Õw êr' ¶fan: Rede-AbschlußformelP, insges. 4x Il., 5x Od. — §kal°ssato fvnª: fvnÆ bez. die Stimme als (oft lauten) Klang (LfgrE s.v. [in Vorbereitung]). Der Zusatz fvnª charakterisiert so Priamos’ Reaktion als besonders energisch (‘er rief laut zu sich’), ähnlich wie in Od. 24.530 ≥#sen fvnª; vgl. Il. 24.193 (AH zu Od. 24.530). Der Kontrast zum leisen Gespräch der Greise (155n.) zeigt Priamos’ überlegenes, königliches Verhalten, das wiederum Agamemnons als königlich empfundenem Auftreten (170) entspricht (KRAPP 1964, 272f.). 162 1. VH ≈ 15.154. — pãroiy(e) … §me›o: bed. ‘vor mir’, d.h. ‘mit dem Rücken zu mir’ wie 16.255 (LfgrE s.v.), so daß beide das Geschehen vor der Mauer sehen können. — f¤l o n t°kow: immer vor der Zäsur C 2, insges. 12x Il., 4x Od., 1x hom.h., Variante f¤le t°knon 22.84 u. 3x Od. vor der Zäsur B 2. Die Anrede drückt nicht nur das tatsächliche Verwandtschaftsverhältnis aus, sondern kann auch wie hier in freundlichem Sinn von einer älteren zu einer jüngeren Person gesagt werden (f¤lon emphatisch: LANDFESTER 1966, 26 mit Anm. 66): WENDEL 1929, 30. 163 pÒsin: pÒsiw zu des-pÒthw, pÒtnia, Poseidãvn, lat. potens: ‘Ehegatte, Mann’ (LfgrE s.v.). Zur Bezeichnung des Menelaos als pÒsiw 140n. Priamos ist nur einfühlsam; er weiß natürlich nichts von Iris’ Botschaft und von Helenas damit geweckter Sehnsucht (139f.). — phoÊw: Die Etymologie von phÒw ist unklar; es bed. ‘Schwager, Verschwägerter’ (Od. 8.581, 10.441) und wie hier allg. ‘Verwandter’ (ebenso Od. 23.120, Hes. Op. 345). Im folgenden ist von Helenas Schwager Agamemnon (178) und ihren Brüdern (236–238) die Rede: LfgrE s.v. — f¤louw: ‘Angehörige’: LANDFESTER 1966, 71.

164–165 Priamos hat Helena an ihre Vergangenheit erinnert (163); da sieht er offenbar ihre Verlegenheit und macht sofort deutlich, daß er ihr keine Schuld an der gegenwärtigen Lage gibt (eine schnelle Reaktion auf das Gegenüber auch Od. 7.315, 18.409): AH. Priamos’ Aussage, die Götter seien schuld am Krieg, setzt die Frage nach Helenas Schuld seit ihrem Auftritt fort (128, 136–138, 139f., 142, 156–160): PIJLS 1988, 194; TAPLIN 1992, 97f. Priamos weiß, daß hinter der Macht ihrer Schönheit die Götter stehen, was sich auch in Aphrodites Drohung gegenüber der aufbegehrenden Helena zeigt (414–418). Sie selbst aber weist entschieden auf ihre Verantwortung hin (173–175, 6.343–358) und akzeptiert Priamos’ Entlastung nicht. Sie kennt ihre innere Disposition, die dazu führte, daß sie sich auf Anstiften der Aphrodite von Paris entführen ließ und auch später nach dessen Niederlage im Zweikampf erneut seinen Reizen erliegt (447). Wenn Priamos die Schuld am Krieg ausschließlich den Göttern gibt, so tut er dies wohl v.a. aus Freundlichkeit gegenüber Helena (24.770 sagt sie, Priamos sei immer mild zu ihr 161 ¶fan: = ¶fhsan (R 16.2). — §kal°ssato: zum -ss- R 9.1. 162 deËro: zu §lyoËsa. — pãroiy(e): zu (·ze') §me›o. — t°kow: = t°knon. — ·ze' §me›o: zum Hiat R 5.1. — ·ze(o): zur unkontrahierten Form R 6. — §me›o: = §moË (R 14.1). 163 ˆfra (W)¤d˙w: zur Prosodie R 4.3. — ˆfra: final (R 22.5).

70

Ilias 3

gewesen); nach hom. Vorstellung bleibt ein Mensch verantwortlich für sein Tun, auch wenn er unter dem Einfluß von Göttern steht (KULLMANN 1956, 109; LESKY 1961, 40; GROTEN 1968, 34; SCHMITT 1990, 89; TAPLIN 1992, 97; anders ERBSE 1986, 100f.; 1996, 1; SCODEL 1999, 53: Fatalismus des Priamos; allg. zur Selbstverantwortung des Menschen im hom. Epos LESKY 1961; Doppelte MotivationP). 164 moi: ‘in meinen Augen’ (AH). — nu: mit “valeur légèrement oppositive” (RUIJGH 1957, 59f.). — afit¤h … a‡tioi: zu der feststellenden (nicht moralisch wertenden) Bed. 1.153n. Zu kontrastierenden Polyptota allg. FEHLING 1969, 36–42. — a‡tio¤ efisin: VE-Formel (1.153n.). 165 moi §f≈rmhsan: §formçn ‘antreiben, erregen’, hier mit moi ‘mir auf den Hals gejagt haben’; ähnl. Od. 18.376 pÒlemon … ırmÆseie, Od. 7.272 én°mouw (LfgrE s.v. ırmãv 785.9ff.). — polÊdakrun: 132n.

166–170 Beginn der eigentlichen Teichoskopie (zum Begriff 121–244n.). Priamos schaut von der Mauer hinunter. Dabei fallen ihm einzelne Achaier auf, die unter den übrigen in irgendeiner Beziehung hervorragen (167–170, 193f., 226f.; ähnlich Antenor 210f., 223): GÖBEL 1933, 24. Hier beeindruckt ihn Agamemnons Stattlichkeit, aus der er auf eine königliche Stellung schließt (zur Vorstellung einer Übereinstimmung zwischen äußerer Erscheinung und sozialem Status 44–45n.; BERNSDORFF 1992, 48). Agamemnons physisch herausragende Erscheinung und militärisch führende Position als oberster Heerführer werden wiederholt hervorgehoben: schon 2.480–483 und später in der Heeresmusterung 4.223ff. (2.480– 483n.); sie entsprechen seiner Rolle im 3. Gesang insgesamt (81–83, 118–120, 267–294, 455–461): DONLAN 1971, 112. Priamos’ Umschreibung macht ihn daher für die Hörer sofort identifizierbar (BERGOLD 1977, 67). Der Erzähler läßt somit Priamos und seine Dialogpartnerin Helena ein sich anderswo (unter der Mauer), aber gleichzeitig abspielendes Geschehen wahrnehmen und (indirekt auch für das Hörpublikum) interpretieren (zu diesem Kunstgriff DNP s.v. Teichoskopie). 166 …w: final, parallel zu ˆfra (163): FAESI; L EAF zu 162. — ka¤: ‘auch’; bezieht sich auf den ganzen Satz (AH). — pel≈rion: Adj. zu p°lvr ‘Monstrum, Ungeheuer’ (RISCH 62f.). Meist mit Bezug auf die Körpergröße: ‘riesenhaft, gewaltig’ (229, 11.820, 22.92, Od. 9.190 u.ö.), hier aber mehr allg. mit Bezug auf die imposante, stattliche Erscheinung des Mannes (168–170); häufig in Figuren-RedeP und auch sonst meist in Sekundärer FokalisationP (DE JONG [1987] 2004, 130; LfgrE). Das Wort faßt Priamos’ ganzen in den folgenden Versen beschriebenen Eindruck zusammen (BERNSDORFF 1992, 49).

164 oÎ ti: ti ist Akk. der Beziehung (R 19.1): ‘nicht in irgendeiner Hinsicht’, also ‘keineswegs’. — moi afit¤h §ss¤: zu den sog. Hiatkürzungen R 5.5. — afit¤h: zum -h nach -i- R 2. — §ss¤: 2. Sg. zu efim¤ (R 16.6). 166 §jonomÆn˙w: zu §jonoma¤nv = §jonomãzv.

Kommentar

71

167 ≈ 226. — ˜d(e): hier wie in 192 und 226 in einer Frage des Priamos, mit entsprechendem otow in Helenas Antwort (178, 200, 229): AH; SCHW. 2.209. — ±@w t e m°gaw te: flektierbare VE-Formel, die zwei generische Krieger-Epitheta verbindet (2.653n.). 168 ≥toi m°n: Asyndeton mit erklärender Funktion; ≥toi m°n dient als gleichwertige Variante zu bloßem m°n (RUIJGH [1981] 1996, bes. 523–532). — kefalª: bez. hier die Körpergröße (2.478n.); zum dat. respectus SCHW. 2.168; BERGOLD 1977, 67 Anm. 3. — m°zonew: zur Schreibung ORTH 2 s.v. êsson; WEST 1998, XX.

169 hatte ich noch keinen solchen je vor Augen: dieselbe “subjektiv gefärbt[e]” (B ERNSDORFF 1992, 50) Übersteigerung Od. 4.269 (über Odysseus) und 6.160 (über Nausikaa). kalÒn: emphatisch am VA (V IVANTE 1982, 204). — ‡don Ùfyalmo›sin: flektierbare VE-Formel (insges. 8x Il., 12x Od., 3x hom.h.): NUSSBAUM 2002, 184–186, mit metr. Varianten.

170 2. VH ≈ Od. 24.253. — Priamos faßt seinen Eindruck zusammen. gerarÒn: zu g°raw, Adj. auf -arÒw wie liparÒw, stibarÒw (RISCH 69); bed. ‘vornehm, stattlich, würdig’, ebenso in Il. u. Od. nur noch Il. 3.211, sonst Vit. p. 17.9/11 u. später (LfgrE; LSJ). — basil∞Û … éndr¤: basil∞Û ist Apposition zu éndr¤ (2.474n.; vgl. auch 3.6n., 3.185). Zur Bed. von basileÊw 1.9n.

171 ≈ 228; bis zur Zäsur C 2 ≈ 437, 23.794, h.Merc. 162, 201, 260, 463; 1. VH = 6.343; 2. VH ≈ Od. 4.382, 4.398, 10.487, 10.503, 12.115. — Helenas drei Antworten auf Priamos’ Fragen werden mit drei unterschiedlichen Versen eingeleitet (171, 199, 228): EDWARDS 1969, 81f.; FRIEDRICH 2007, 74f. (“deliberate variatio”). mÊyoisin éme¤beto: éme¤besyai bed. eigtl. ‘sich abwechseln’ (1.604); mit Dat. §p°essin/mÊyƒ/mÊyoisin ‘sich mit/in Worten abwechseln, antworten’. Der Akk. bei éme¤besyai erklärt sich als Übertragung aus Konstruktionen wie proseipe›n/prosaudçn + Ptz. von éme¤bomai (LfgrE s.v. 621.13ff., 75ff.). — d›a gunaik«n: wie ein generisches EpithetonP mit Bezug auf Frauen in bedeutender Stellung gebraucht (2.714n.); von Helena auch 228, 423, Od. 4.305, 15.106. Zur Etymologie und Wortbildung von d›a 19.6b n.

172–180 Helena reagiert auf Priamos’ Worte: Sie erwidert zuerst seine freundliche Ansprache (162f.) mit einer respektvollen und ihre Schuld andeutenden Anrede (172n.), weist dann seine Entlastung (162–165) zurück und verflucht ihren Ehebruch (173–176), worauf sie seine Frage (166–170) beantwortet, indem sie Aga-

167 ˜w tiw: = ˜stiw (indir. fragend). — ±@w: = §@w ‘gut’, mit metr. Dehnung (R 10.1). 168 ≥toi m°n: ‘allerdings zwar’. — kefalª: ‘an Haupteslänge’. — ka¤: ‘noch’. — ¶asin: 3. Pl. zu efim¤ (R 16.6). 169 §g≈n (vor Vokal): = §g≈. — pv (W)¤don: zur Prosodie R 4.4. — ‡don: zur augmentlosen Form R 16.1. — Ùfyalmo›sin: zur Flexion R 11.2. 170 basil∞Û: zur Flexion R 11.3. — éndr‹ (W)°(W)oiken: zur Prosodie R 5.4. 171 tÒn: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17.

72

Ilias 3

memnons Namen nennt, ihn charakterisiert und seine verwandtschaftliche Beziehung zu ihr angibt, wobei sie sich selbst beschimpft (177–180). Ihre harte Aussage über sich und ihre Tat zeigt ihre Illusionslosigkeit, ihren Selbsthaß (173a n., 180n.), ihre Scham beim Anblick ihres früheren Ehemannes vor der Mauer (174, 180), ihre Qual (176b), ihre Einsamkeit (174b–175), ihre Reue und ihre Schuldgefühle gegenüber den Griechen und den Troern mit ihrem alten König (172; Todeswunsch 173). Ähnlich negativ äußert sie sich über sich selbst 242, 404, 6.344– 348, 6.355f. Bezeichnend für Helena ist aber auch ihr schillerndes Wesen, das sich hier in der Unbestimmtheit ihrer Aussagen zeigt (sie äußert sich nicht konkret zu ihrer Verantwortung beim Weggang nach Troia, 173–176; die Vergangenheit ist für sie entrückt, 180). “Although tormented by a sense of her own guilt, she nevertheless rejects any personal culpability” (LATACZ 2007, 95). Bis dahin war sie nur von anderen charakterisiert worden (2.158–162, 2.354–356, 2.589f., 3.68–70, 3.156–160, 3.162–165); indem sie nun über sich selbst urteilt (und sich nicht etwa auf einen Angriff des Priamos hin verteidigt), gewinnt sie durch die psychologisch feine Darstellung des Erzählers an Menschlichkeit und damit an Sympathie (SNELL 1973, 10; LATACZ [1987] 1994, 121; 2007, 88f.). Auf diese Weise psychologisiert der Erzähler das Faktische der Sage (KULLMANN [1981] 1992, 85). 172 afido›ow … deinÒw: afido›ow hier ‘wem afid≈w erwiesen wird, scheuerweckend, ehrwürdig’, ähnl. 22.451 von der Schwiegermutter (LfgrE s.v. 268.25ff.). deinÒw ‘furchtbar’ (i.S.v. ‘furchteinflößend für mich’), erg. “durch das Bewußtsein meiner Schuld und Strafwürdigkeit” (FAESI): so auch NÄGELSBACH; WILAMOWITZ 1931, 355 Anm. 1; LfgrE s.v. 236.75ff. deinÒw, emphatisch am VE und nicht unmittelbar mit afido›ow verbunden, ist somit pointierter gebraucht als in 18.394 und Od. 8.22, 14.234 (wo es nur afido›ow verstärkt bzw. allgemeiner i.S.v. ‘respekteinflößend, potentiell gefährlich’ verwendet ist): LfgrE a.O. 235.76f., 236.75ff.; anders KIRK . — f ¤ l e •kur°: Erwiderung auf f¤lon t°kow (162); f¤le bezeichnet das Verwandtschaftsverhältnis und ist zugleich affektiv (CAIRNS 1993, 89 mit Anm. 130; vgl. 1.20n., 3.31n.). •kur° hier mit positionsbildendem Anlaut (urspr. sW-; vgl. ahd. swehur, lat. socer: G 22); bed. ‘Schwiegervater’; sonst noch 24.770, ebenfalls von Helena zur Bezeichnung des Troerkönigs gesagt (LfgrE s.v.).

173a Hätte der Tod doch einst … mir gefallen: Helena verflucht ihre Tat mit dem Wunsch nach ihrem Tod wie 6.345–348 (s.d.) und 24.764. Paris dagegen wird nur von anderen so verwünscht: 428 von Helena, 40 und 6.281f. von Hektor. Der Gedanke, durch den Tod eines Menschen hätte sich späteres Leid verhindern lassen, wird auch sonst geäußert (19.59, Od. 5.308–310, 20.61–65), hier wird er aber gesteigert: Der Tod hätte Helena sogar angenehm sein (hadéin) sollen, eine Aussage, die wohl als Gegensatz zu ihrer Erinnerung daran gedacht ist, wie ihr damals Paris gefiel (schol. b, T). Offenbar sieht sie jetzt im Tod eine Alternative, die sie damals 172 f¤le (sW)ekur°: zur Prosodie ↑. — •kur°, d(W)einÒw: zur Prosodie R 4.5. 173 ède›n: Inf. Aor. zu èndãnv. — ıppÒte: zum -pp- R 9.1.

Kommentar

73

ihrer Verführung durch Paris auf Anstiften Aphrodites durchaus hätte vorziehen können und sollen (SCHMITT 1990, 89; anders LfgrE s.v. èndãnv 800.43ff.; BERGOLD 1977, 69f.; ERBSE 1996, 1). …w ˆfelen: ‘wie sehr … hätte sollen’, unerfüllbarer Wunsch der Vergangenheit. Ebenso 428, 6.345 u.ö.: SCHW. 2.346; …w unterstreicht wie e‡ye “l’idée de regret” (CHANTR. 2.228); zu ˆfelen 1.353n. — ède›n: Aor. zur Wurzel *sWad- ‘süß, angenehm sein, gefallen’ (1.24n.); W hier entgegen dem überwiegenden Gebrauch unberücksichtigt (LfgrE s.v. èndãnv 799.35ff.). — kakÒw: Epitheton von yãnatow auch 16.47, 21.66, 22.300, Od. 22.14, 24.153, hier kontrastierend zu ède›n (AH).

173b–174 als ich … | … gefolgt bin, Ehebett verlassend und Verwandte: Helena setzt also (als einzige so deutlich) voraus, daß sie Paris freiwillig nach Troia folgte; ebenso 6.344–358, Od. 4.259–264 (2.356n.; REICHEL 1999, 292). Ihre Einsamkeit in Troia ist auch 236–242 (Ausschau nach den Brüdern) und 24.765–772 deutlich (Angriffe von Paris’ Familie erwähnt): KAKRIDIS (1954) 1971, 40. Zum Nachleben des Motivs ‘Helena verläßt ihre Heimat’ Sappho fr. 16.9ff. Voigt; BIERL 2003, 108f. mit Anm. 64. 174 yãlamon: hier in der Bed. ‘Schlafzimmer’ (142n.) als Metapher für die Ehe und damit Menelaos; ebenso Od. 4.263 (schol. T; LfgrE s.v. 958.31ff.). Zu Helenas Reue 140n. — gnvtoÊw: vermutlich zu gign≈skv; bed. wohl ‘Bruder’ (so sicher 17.35, 22.234), vielleicht aber auch allg. ‘enger Verwandter’ (möglich in 13.697 = 15.336, 14.485, 15.350): FRISK; GATES 1971, 26; LfgrE. Hier sind wohl vor allem die Brüder Kastor und Polydeukes gemeint, die Helena 236–242 sucht (LfgrE).

175 Kind: Helenas und Menelaos’ einziges Kind, Hermione (Od. 4.12–14; vgl. FM 8 s.v. Helena). thlug°thn: Wortbildung und Bed. sind unklar. Da das Wort immer mit Bezug auf einen einzigen Sohn oder wie hier auf eine einzige Tochter gesagt wird, paßt überall die Bed. ‘zärtlich geliebt’; ebenso 5.153, 9.143, 9.285, 9.482, 13.470 (vielleicht in pejorativem Sinn, ‘verhätschelt’), Od. 4.11, 16.19, h.Cer. 164, 283 (LfgrE s.v. thlÊgetow 467.57ff., mit Hinweis auf eine mögliche rechtliche Bed. wie ‘Erbe, Stammhalter’). — ımhlik¤hn: eigtl. ‘gleiches Alter’; in kollektiver Bed. konkret ‘Gleichaltrige, Altersgenoss(inn)en’ (5.326, 13.485, Od. 3.49): LfgrE s.v. — §rateinÆn: generisches EpithetonP von Personen Od. 4.13, Hes. Th. 909, hier zu einem Abstraktum mit kollektiver Bed., sonst von Abstrakta Il. 6.156, Od. 23.300 (LfgrE s.v.); häufig auch bei geogr. Bezeichnungen (239n.). 176 tÒ: ‘darum’ (= diå toËto), Akk. des Inhalts, ebenso 12.9, 19.213 (AH; WILLCOCK ; SCHW. 2.77). — t°thka: Perf. zu tÆkomai ‘schmelzen’, Od. 19.207 (Schnee), Hes. Th. 866 (Metall); vom Menschen: wegen einer Krankheit ‘dahinsiechen’ (Od. 5.396), im psychischen Bereich Bez. für “das Dahinschmelzen, Sich-Verzehren vor Leid oder Sehnsucht” (hier und Od. 8.522, 19.208: LATACZ 1966, 227; allg. ARNOULD 1986, 273).

174 ufl°Û: zur Flexion R 12.3. — s“ •pÒmhn: zum Hiat R 5.6. 176 ka¤: bezogen auf den ganzen Satz.

74

Ilias 3

177 = Od. 7.243, 15.402; ≈ 19.171; 1. VH ≈ Il. 1.419; 2. VH = Od. 1.231, 15.390; ≈ Il. 1.550, 1.553, Od. 23.99, 24.478. — toËto d° t o i §r°v: VA-Formel (Belege s. Iterata). toËto: in Korrelation mit dem Relativum ˜ (SCHW. 2.209). — éne¤reai ±d¢ metallòw: VEFormel (vgl. 1.550n.). éne¤reai: wie e‡romai (1.513) ‘fragen’. metallòw: ‘fragen nach’, zur Etymologie und zur Verwendung 1.550n.; LfgrE s.v. Zur synonymischen Doppelung 1.160n. 178 otow: 167n. — ÉAtre˝dhw eÈrÁ kre¤vn ÉAgam°mnvn: VE-Formel (10x Il., 1x Od.): 1.102n. kre¤vn: ‘herrschend, gebietend’ (1.102n.).

179 2. VH ≈ 4.87. — guter König … starker Lanzenkämpfer: Helena bestätigt Priamos’ Eindruck (166–170): Der Unbekannte ist wirklich ein König (noch dazu der erste der Achaier, 178), und seiner Statur entsprechen seine militärischen Leistungen (BERNSDORFF 1992, 48f.; zu Agamemnons großer Kampfstärke gemäß dem Erzähler-TextP PATZER 1996, 187; STOEVESANDT 2004, 303). Mit der Qualifikation ‘ein guter König’ ist Agamemnons Fähigkeit, mit klugem Rat zu führen, gemeint (KEMPER 1960, 13; vgl. 2.201–202n.). In Agamemnon vereinigt sich also “persönliche Stärke und politische Macht (vgl. 6.478)”: LfgrE s.v. égayÒw 24.18ff. émfÒteron: Nom., Satz-Apposition zum folgenden basileÊw t' égayÚw kraterÒw t' afixmhtÆw, ‘welcher beides ist’. émfÒteron am VA als Apposition auch 4.60 (von WEST athetiert), 13.166, 18.365 u.ö. (SCHW. 2.617). — basileÊw t' é g a y Ú w kraterÒw t ' afixmhtÆw: Chiasmus (BARCK 1976, 127 Anm. 305). 180 2. VH von der Zäsur C 2 an = Il. 24.426, Od. 19.315, 24.289. — daÆr: altererbt, ‘Schwager’ nur i.S.v. ‘Bruder des Ehemannes’, ebenso 6.344, 14.156 u.ö. (LfgrE; HULD 1988, 424). — aÔt(e): ‘andererseits, auch’, zur Einführung eines begleitenden Gedankens (Agamemnons Verwandtschaft mit Helena) nach der Hauptaussage (seiner offiziellen Funktion) wie Od. 11.338 (LfgrE s.v. 1589.36ff.; SCHW. 2.705f.). — ¶ske: aus *§s-sk-e als Variante zu ¶hn; meistens wie hier durativ, z.B. auch Od. 19.315 (SCHW. 1.677, 708; C HANTR . 1.290, 320; LfgrE s.v. p°lomai 1133.22–24). — kun≈pidow: Gen. als Apposition zu §mÒw, als ob §moË stünde (vgl. Wendungen wie Nestor°˙ parå nh˛ … basil∞ow, wo das Zugehörigkeitsadj. für den Gen. steht: 2.54n.; SCHW. 2.177). kun«piw ‘hundsäugige, hündisch blickende’ ist Fem. zu kÊnvc. Ebenso bezeichnet sich Helena wegen ihres Ehebruchs in Od. 4.145, ähnl. Il. 6.344 (s.d.), 6.356 als Hündin, welche die Schamlosigkeit versinnbildlicht (s. 1.159n. zur Wortbildung und zur Bed. von kÊnvc mit weiteren Belegen und Lit.). — e‡ pot' ¶ h n ge: Parallelen s. Iteratverse; außerdem vor der Zäsur B 2 in Il. 11.762; ähnl. (ohne ge) Od. 15.268; immer in Figuren-RedenP. Der Kondizionalsatz drückt aus, wie die Vergangenheit für den Sprecher durch den Abstand zweifelhaft und unwirklich geworden ist; die Wiederholung des Prädikats (¶hn nach ¶ske), hervorgehoben durch ge, betont hier gleichzeitig Helenas Sehnsucht nach der früheren Zeit (FEHLING 1969, 293;

177 toi (W)er°v, ˜: zur Prosodie R 4.4, R 5.6. — toi: = soi (R 14.1). — §r°v: = att. §r«, vgl. R 6. — éne¤reai: zur unkontrahierten Form R 6. — ±d°: ‘und’ (R 24.4). 180 ¶hn: 3. Sg. Impf. von efim¤ (R 16.6).

Kommentar

75

BERGOLD 1977, 71 Anm. 1; MACLEOD zu 24.426; K IRK; LfgrE s.v. efim¤ 455.68ff.). Dem Gefühl der großen zeitlichen Distanz gegenüber der Vergangenheit entspricht auch Helenas Unwissenheit über das Schicksal ihrer Brüder (236–242): KULLMANN (1968) 1992, 226. 181 1. VH bis zur Zäsur A 3: 73x Il., 65x Od., 5x Hes., 2x ‘Hes.’, 7x hom.h.; 2. VH von der Zäsur C 2 an 17x Il., 17x Od., 2x hom.h. — Õw fãto: … ± g ã s s a t o f≈nhs°n te: Rede-AbschlußschemaP ‘sprach + Reaktion des Adressaten’ (1.33n., 2.333–335n.), erweitert durch eine Rede-EinleitungP als drittes Element im gleichen Vers, was relativ selten ist (noch 10.328, 14.270, 17.33, 24.200, 24.424, Od. 24.513, h.Ap. 61; ähnl. Od. 9.506 = 11.59). Die Rede-Einleitung ist als Variante der formelhaften Einleitung ‘tÚn d' aÔt' + Personenname + épame¤beto f≈nhs°n te’ gestaltet (1x Il., 10x Od.; dazu EDWARDS 1970, 4–7). — ı g°rvn: dient oft als Periphrastische BenennungP von Priamos (und anderen Figuren: LfgrE); dabei ist ı wohl fast nur noch best. Artikel (AH zu Od. 3.388; CHANTR. 2.164; G 99). — ±gãssato: êgamai, zu éga- (vgl. êgan), bed. ‘im Hinblick auf jn./etw. die Empfindung haben, daß er/es die Grenzen des Normalen überschreitet, überwältigt sein’, im pos. Sinn ‘bestaunen’ (wie hier), oft mit mËyon als Objekt im Sinne von ‘übermächtig ergriffen, stark beeindruckt sein’ (7.404 = 9.51 = 9.711; 8.29 = 9.694 u.ö.); neg. ‘unwillig, bestürzt sein, sich entsetzen’ (7.41, 14.111, 17.71 u.ö.): LfgrE; SCHADEWALDT (1959) 1970, 68.

182–190 Von Helena über den Namen und Rang des beeindruckenden Griechen informiert (178–180 als Antwort auf 166–170), preist Priamos Agamemnon glücklich wegen seiner Machtfülle, die auf der Größe des ganzen griechischen Heeres beruht. Seligpreisungen, makarismói, sind auch Od. 5.306f., 6.153–159, 24.36f., Hes. Th. 96b–97, 954f., Op. 826–828, ‘Hes.’ fr. 33(a).13f. u. 211.7 M.-W., h.Cer. 480–482, hom.h. 30.7b–8 belegt (DIRICHLET 1914, 24–26; RICHARDSON zu h.Cer. 480, mit Lit.; WEST zu Hes. Op. 826). Agamemnons Darstellung entspricht seiner Funktion im 3. Gesang insgesamt (166–170n.); seine Bedeutung als Herrscher über die meisten Krieger wird auch sonst immer wieder betont (1.173–187n., 1.281n., 2.576–577a n., 2.577b–580n.). Die Rede paßt wie Iris’ Darstellung von dem großen griechischen Heer 2.798–801 zum hier eingespiegelten Kriegsanfang (vgl. oben S. 11), d.h. zum ersten Aufmarsch der Griechen vor Troia (GRETHLEIN 2006, 276; 2.796–806n., 2.798–799n., vgl. 121–244n.). – Der alte Troerkönig untermauert seine Aussage mit einer Erinnerung aus seiner Jugend (wie das auch der betagte Nestor zu tun pflegt: 1.259–274n.): Nicht einmal das riesige phrygische Heer, das er einst als Bundesgenosse gegen die Amazonen unterstützte, kam dem Aufmarsch der Griechen vor Troia gleich (184–190, s.d.). Priamos im belagerten Troia bewundert also seinen Gegner: “Der Dichter hätte kaum eine eindrücklichere Form finden können, um die Großartigkeit des achaiischen Unternehmens augenfällig werden zu lassen” (S TOEVESANDT 2004, 289f.; ähnl. HEBEL 1970, 130). Da der Erzähler den alten König wohl einen Sieg der Phryger über die Ama181 Àw: ‘so’. — fãto: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — ±gãssato: Aor.: ‘brach in Bewunderung aus’; zum -ss- R 9.1.

76

Ilias 3

zonen voraussetzen läßt, scheint Priamos zugleich voll düsterer Vorahnungen vom Sieg der noch viel zahlreicheren Griechen über seine Stadt (BERGOLD 1977, 71– 74; anders KIRK zu 184–9: Priamos sei nicht beunruhigt dargestellt). 182 Die Ganzvers-Apostrophe zeigt an, wie bedeutend die genannte Person ist (1.36n.; vgl. 39n.). Die Emphase wird noch verstärkt durch die asyndetische Epitheta-Reihung (wie 2.23 [s.d. mit Lit.] = 2.60, 4.370, 5.277 u.ö.) und durch den Bau des Verses nach dem ‘Gesetz der wachsenden Glieder’ (dazu 39n.). mãkar: ‘glücklich’; von glücklich zu preisenden Menschen auch Od. 5.306 (24.377n.); hier wohl i.S.v. ‘sehr mächtig, sicher’ (DE H EER 1969, 10; ähnl. KEIL 1998, 43). — ÉAtre˝dh: Ein Patronymikon statt des Eigennamens in der Anrede findet sich z.B. auch 250, 1.59 (s.d.), 19.185; allg. zu den Patronymika 1.1n.; WEST 2007, 81. 404. — moirhgen°w: hapaxP; moirh-genÆw bed. eigtl. ‘mit der Moira geboren’, d.h. ‘unter einem günstigen Stern geboren, Glückskind’ (vgl. kakª a‡s˙ t°kon 1.418n.); zu mo›ra in positivem Sinn als ‘günstiger Anteil, günstiges Schicksal’ vgl. von demselben Wortstamm 6.408, 24.773 êmmoron, eigtl. ‘unteilhaftig’, dann ‘unglücklich’, 19.315 dusãmmore, Od. 20.76 mo›rãn t' émmor¤hn te: LfgrE; FAESI . — ÙlbiÒdaimon: hapaxP; bed. ‘mit einem segenbringenden da¤mvn (‘Schicksalszuteiler’: 1.222n.), gottgesegnet, mit einem segensvollen Schicksal’ (d.h. in glücklichen Verhältnissen, wohlhabend, mächtig); die Vorstellung der Segen (ˆlbow) spendenden Götter auch 24.534–537: DE H EER 1969, 9f.; GRUBER 1971, 18; KEIL 1998, 41–43. Ùlbioda¤mvn schließt somit die semantische Zweideutigkeit zugleich von mo›ra (im vorhergehenden moirhgen°w) und von da¤mvn aus (beide oft in negativem Sinne gebraucht: KEIL a.O. 44). 183 1. VH bis zur Zäsur A 4 = 10.401 ≈ 4.93, 6.215, 7.48, 14.190, 18.394, 19.315. — Σ =ã n Ê toi … : Die Begründung der Seligpreisung in einem Hauptsatz ist selten (ebenso noch Od. 6.155b–157); sonst gibt meist ein Relativsatz den Grund, manchmal auch die Bedingung, an (flektiertes ˆlbiow/mãkar/makãriow, ˜w formelhaft): DIRICHLET 1914, 24–26. — toi … d e d m Æ a t o: Dativ der beteiligten Person bei intrans. Med.- u. Pass.-Formen von dãmnhmi/damnã(z)v auch 301, 429, 5.878, Od. 11.621f. u.ö. (SCHW. 2.149 mit Anm. 6; zur Herkunft des Dativs GEORGE 2005, 51–60). Das Plpf. steht, weil Priamos sich auf frühere Berichte (wie 2.798–801) bezieht, die er nun bestätigt sieht: ‘waren also untertan’ und ‘sind, wie ich jetzt sehe, untertan’. Eine ähnliche Verwendung des Plpfs. und Impfs. zur Bestätigung einer Vorstellung findet sich 8.163, 12.164, 16.33 (AH; FAESI; LEAF; BERGOLD 1977, 72 Anm. 2). — pollo¤: prädikativ, ‘in großer Zahl’: “Wegen der Menge derer, denen er zu befehlen hat, wird Agamemnon glücklich gepriesen” (AH). — koËroi É A x a i«n: VE-Formel (1.473n.).

184–190 Priamos vergleicht das griechische Heer mit dem phrygischen Aufmarsch gegen die Amazonen. Zu den Phrygern, die als Verbündete im Troer-Katalog aufgeführt sind, 2.862n.; zu Beziehungen der Priamos-Familie nach Phrygien 186n. Die Amazonen (189), ein mythisches Volk von Kriegerinnen, werden sonst in den

183 Σ =ã nu: ‘wirklich also’. — =a: = êra (R 24.1). — dedmÆato: 3. Pl. Plpf. Pass. (R 16.2) von dãmnhmi.

Kommentar

77

hom. Epen nur 6.186 als Gegnerinnen des Bellerophontes erwähnt (zu einem weiteren möglichen Beleg 2.813–814n.). Der Mythos von ihrem Kampf gegen die Phryger wird vom Erzähler als bekannt vorausgesetzt (allg. zu solchen Voraussetzungen S CODEL 2002, 23), oder er hat ihn erfunden und läßt Priamos seine Bekanntheit suggerieren (187 rha, ‘ja’; VON DER M ÜHLL 1952, 70; allg. zu solchen Suggestionen mit ara/rha GRIMM 1962, 30); er ist uns jedenfalls weder sonst aus der Mythographie noch aus einer ikonographischen Darstellung bekannt (BLOK 1995, 148–152; zur Ikonographie der Amazonen mit Zeugnissen von der Mitte des 7. Jh. an allg. VON BOTHMER 1957; LIMC s.v. Amazons). Ob es Bezüge zwischen der hier erwähnten Geschichte und erst später bezeugten Amazonen-Mythen gibt (wie ihre Unterstützung der Troer unter Penthesileia [Aith. fr. 1 u. 2 u. Prokl. Chrest. § 1 West; vgl. 24.804n.] und ihre Bekämpfung durch Herakles; dazu K ULLMANN 1960, 46; B LOK a.O. 302), muß deshalb offenbleiben; die Annahme eines historischen Hintergrundes der Kämpfe (WATKINS [1986] 1994, 707; KULLMANN [1999] 2002, 193; B LOK a.O. 301) ist spekulativ, um so mehr, als die Datierung der phrygischen Einwanderung umstritten ist (2.862n.). – Das Motiv ‘schon immer/lange/viele …, aber noch nie …’ bildet eine Art Summarische PriamelP; Stellensammlung in 2.798–799n. (zu ergänzen: 24.765–767, Od. 17.515– 517, 24.87–90, h.Merc. 450ff.). 184 ≥dh: ‘einst’, wie 205, 1.260, 1.590, 20.90, 20.187 (schol. A; W EST zu Hes. Op. 37). — ka¤: ‘auch’ (wie 205 ka‹ deËro): AUTENRIETH in der 3. Aufl. zu NÄGELSBACH. — Frug¤hn: 184–190n. — émpelÒessan: ‘reich an Weinstöcken’ (2.561n.). 185 ple¤stouw: prädikativ, ‘in größter Zahl’ (AH). — FrÊgaw én°raw: 6n. — afiolop≈louw: ‘mit lebendig-beweglichen jungen Pferden’; vgl. pÒdaw afiÒlow ·ppow 19.404; distinktives EpithetonP der Phryger (nur hier u. h.Ven. 137, außerdem im Plus-Vers 2.798a: LfgrE); es weist wie flppÒdamoi 10.431 auf eine bekannte Pferdezucht dieses Volkes hin (2.862n.).

186 Otreus: auch h.Ven. 111, 146 als Herrscher über die Phryger erwähnt. Da Priamos’ Frau Hekabe aus Phrygien stammt (16.717–719), ist es denkbar, daß er als Verwandter des Priamos eine Rolle in der Vorgeschichte und spez. im AmazonenMythos spielte; s. auch 24.804n. (LfgrE). – ‘Otreus’ ist ein nicht-gr. Name, vielleicht vom Ortsnamen Otroia in Bithynien abgeleitet (v. KAMPTZ 125). — Mygdon: nur hier erwähnt; nicht-gr. Name, vielleicht Eponym der Mygdonen, eines thrakischen, nach Kleinasien eingewanderten Stammes (Strab. 7.3.2 = C 295): LfgrE; v. KAMPTZ 135; vgl. 2.862n. zu den Phrygern.

184 efisÆluyon: = efis∞lyon. 185 ¶nya (W)¤don: zur Prosodie R 4.3. — én°raw: = êndraw; Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 186 ÉOtr∞ow: zur Flexion R 11.3, R 3. — éntiy°oio: zur Flexion R 11.2.

78

Ilias 3

laoÊw: ‘Kämpfer, Leute’ (1.10n.). — éntiy°oio: generisches EpithetonP versch. Helden (1.264n.).

187 1. VH ≈ 4.378. — Sangarios: auch 16.719 erwähnter Fluß an der Grenze von Phrygien; mündet ins Schwarze Meer (2.862n.; DNP s.v.). §stratÒvnto: ‘lagen im Feld’, wie 4.378 (ähnl. 11.713): TRÜMPY 1950, 180; LfgrE. 188 1. VH bis zur Zäsur C 1 = 5.478. — [§l°gmhn] §l°xyhn: zu l°xomai ‘sich legen, lagern’, das auch sonst im Zusammenhang von Wachehalten vorkommt (LfgrE s.v. l°gv 1650.69ff., 1651.1–3 u. 25ff.), §stratÒvnto wiederaufnimmt und §p¤kourow §≈n ergänzt. Nur diese Form ist in den Handschriften und Papyri überliefert; die bei Strab. 12.3.24 = C 552 überlieferte v.l. §l°gmhn zu l°gomai ‘zählen zu’ hat zwar eine Parallele in Od. 9.335, aber der darin enthaltene Gedanke ist neben §p¤kourow §≈n abundant. Zum Problem LEAF (Lesart §l°xyhn, zu l°xomai oder l°gomai); LfgrE s.v. l°gv 1651.28ff. (Lesart §l°xyhn; eher zu l°gomai); AH; FAESI; KIRK (Lesart §l°xyhn, zu l°gomai); WEST app. crit. u. 2001, 186f. (Lesart §l°gmhn). 189 ≥mati t“, ˜te: VA-Formel; meist wie hier Erinnerung an Selbsterlebtes in direkten Reden (2.351n.). — t(e): nach ≥mati t“, ˜te auch 13.335; dieses entspricht in der Verwendung bloßem ˜te te wie 5.803 (vgl. andere Erweiterungen von Temporalkonjunktionen wie §pe¤ te): RUIJGH 492–494. — éntiãneirai: zu ént¤ in der Bed. ‘anstatt, gleichwertig’ (wie 186 ént¤-yeow) u. énÆr: ‘dem Mann (den Männern) gleichwertig, männergleich’; wie hier am VE und als Epitheton der Amazonen noch 6.186 (LfgrE; spekulativ zum Alter der formelhaften Verbindung BLOK 1995, 189). 190 o·: ‘diese’, sc. die 185 genannten Phryger. — •l¤kvpew ÉAxaio¤: flektierbare VEFormel: 1.389n. Zur ungeklärten Bed. des Adj. 1.98n.

191–224 Priamos fragt nach dem ihm unbekannten Odysseus (191–198), Helena antwortet (199–202) und wird von Antenor bestätigt (203–224). Alle drei stellen Odysseus’ Intelligenz ins Zentrum: Dem alten König fällt seine überlegene Führung im Heer auf (196–198n.), Helena nennt ihn polym*etis, ‘findig’ (200n., von Antenor wiederaufgenommen), und betont sein strategisches Denken (202), das Antenor wiederum 208 und 212 vermerkt (insgesamt 3x m*edea, ‘Gedanken’, genannt): BERNSDORFF 1992, 52. 54. Odysseus’ Charakterisierung steht im Einklang mit seiner Darstellung im ersten und zweiten Gesang, wo er wegen seines diplomatischen, psychologischen Geschicks als unentbehrlicher Helfer Agamemnons erscheint (1.311n.: Gesandtschaft nach Chryse, 2.169n., 2.186–187n., 2.244– 277n., 2.284–298n.: Verhinderung der Heimfahrt der Griechen nach Agamemnons mißglückter Heeresprobe); zugleich wird so auch seine bedeutende Rolle in der

187 §stratÒvnto: zur ep. Zerdehnung R 8. 188 §g≈n (vor Vokal): = §g≈. — §≈n: =  n (R 16.6). 189 ≥mati t“: = §ke¤nƒ t“ ≥mati; zur demonstr. Funktion von ˜, ¥, tÒ R 17. — ≥mati: zu Σmar ‘Tag’. 190 ˜soi (W)el¤kvpew: zur Prosodie R 4.4.

Kommentar

79

Gesandtschaft zu Achill im 9. Gesang vorbereitet (EDWARDS 1987, 193; HÖL [1991] 1994, 54). 191 ≈ 225. — den Odysseus sah: Die ganz ungewöhnliche Unterbrechung von Priamos’ Rede erlaubt es dem Erzähler, den Hörern (wie 225) gleich den Namen des dem König unbekannten Griechen zu nennen, so daß sie Priamos’ Frage und seine Beschreibung, die weniger Odysseus’ Aussehen als sein Vorgehen betont (191–224n.), eindeutig auf diesen beziehen können (DE JONG 1985, 261f.; [1987] 2004, 104. 286f. Anm. 21). SCHER

deÊteron: adverbiell zu §r°ein(e), parallel zu tÚ tr¤ton 225. — aÔt(e): “aÔte neben zählendem Adv. stellt einen Vorgang einem ähnl. oder gleichen früheren gegenüber” (LfgrE s.v. 1589.14ff.). Ebenso am VA mit deÊteron/-ow 7x Il., 2x Hes., mit tr¤ton 2x Il., 2x Od. — ÉOdus∞a: Konsonantenkürzung, -s- statt -ss-, aus metrischen Gründen, vielleicht infolge der Anlehnung des Namens an ÙdÊsasyai (Od. 19.407–409, vgl. Od. 1.62, 5.340): G 49; WACHTER 2001, 266. — ı geraiÒw: formelhafte Verbindung (am VE und nach der Zäsur A 4; insges. 9x Il., 1x Od.); geraiÒw, eine “metr. Wechselform zu g°rvn” (LfgrE), dient wie dieses öfter als Periphrastische BenennungP für Priamos, Nestor u.a. (181n., dort auch zu ı). 192 e‡p' êge: êge ist ein partikelhaft erstarrter Imperativ (vgl. 2.72n.); ebenso e‡p' êge m(oi) 9.673, 10.544, Od. 15.347, 23.261; “sonst wird die mit êge verbundene Verbalform überall nachgesetzt” (AH). — tÒnde: Antizipation des NS-Subjekts (wie 2.409 [s.d.]), in ˜d(e) wiederaufgegriffen; die Doppelung des Pron. verstärkt die Deixis. — f ¤ l o n t°kow: zur Anrede 162n.

193–194 Odysseus ist kleiner als der stattliche Agamemnon (193; die Größe ist ein wichtiges Vergleichsmerkmal: 2.58n.; WEST 1997, 358, mit oriental. Parallelen), allerdings ist er breitschultriger als dieser und hat einen breiteren Oberkörper (194; zu einem breiten Thorax als bedeutsamem Zeichen einer guten Konstitution für den Angriffskampf 2.479n., zu den Schultern 2.218n.). Er kann es allerdings nicht mit Aias aufnehmen, der noch mehr als die anderen durch seine breiten Schultern auffällt (227). Odysseus kommt also dem imposanten Agamemnon (166–170n.) nicht gleich; sein Verhalten, auf das sich Priamos gleich konzentriert (196–198n.), ist beeindruckender als sein Aussehen (BERNSDORFF 1992, 49f.). 193 2. VH = 1.203, 2.9, 7.176, 9.178, 9.226, 9.388, 14.137, 19.241, 4x Od. — kefalª: bez. die Körpergröße im dat. respectus wie 168 (s.d.). Aristarchs v.l. kefalÆn (Akk. der Beziehung) ist eine Analogie zu kefalÆn 227 (LEAF) oder beruht auf einem falschen Verständnis von kefalª 168 als dat. mensurae (BERGOLD 1977, 74 Anm. 2).

191 ÉOdus∞a (W)id≈n: zur Prosodie R 4.3. 192 t°kow: = t°knon. 193 ÉAtre¤dao: zur Flexion R 11.1.

80

Ilias 3

194 fid°: metr. Variante zu ±d° (2.511n. mit Lit.).

195 ≈ 89, 21.426. — Priamos weist darauf hin, daß die Waffen abgelegt sind, ein Zeichen der Waffenruhe (89n.), deren Grund er aber erst später erfährt (250–258). Er wundert sich deshalb, daß der Unbekannte trotzdem die Kämpfer kontrolliert (KIRK zu 195–6). teÊxea: 29n. — §p‹ xyon‹ poulubote¤r˙: flektierbare VE-Formel (89n.).

196–198 Der einfache VergleichP des Odysseus mit einem Widder (196 ktílos h*os) wird in 197 nochmals aufgenommen und erweitert (197f.; vgl. 3–7 [s.d.]; KIRK zu 197–8). Er illustriert die Führungsrolle des Odysseus. Priamos ist von seiner Musterung des Heeres beeindruckt (BERNSDORFF 1992, 50). Ähnlich wird in 13.491– 495 Aineias’ Autorität mit der Rolle eines Leithammels verglichen. Agamemnon, dessen imposante Erscheinung soeben hervorgehoben worden ist (166–170), ragt dagegen wie ein Stier unter der Herde hervor (2.480–483n.; vgl. auch 2.474–477n. zu den Herden-Gleichnissen); an dieses Gleichnis ist hier wohl zu denken (MOULTON 1977, 92 Anm. 14; BERGOLD 1977, 77 Anm. 1): Der aktive Odysseus erscheint gegenüber dem bis zum vierten Gesang statisch wirkenden, das Königtum repräsentierenden Agamemnon als Führer im Hintergrund (B ERGOLD a.O. 77). Das Bild vom Widder mit seinem kompakten Vlies paßt gut zur vorangehenden Schilderung des Odysseus mit seinem untersetzten Körperbau (HARTIGAN 1973, 227). Möglicherweise spielt es auch auf die wohl bekannte Rettung des Helden unter dem dickwolligen Leithammel des Polyphem an (Od. 9.424–463; ähnl. STRAUSS CLAY 1983, 120f.). 196 2. VH ≈ 4.231, 4.250, 11.264, 11.540, 15.279. — kt¤low: zu kt¤zv; nachhom. (‘Hes.’ fr. 323 M.-W., Empedokles VS 31 B 130.1, Quint. Smyrn. 1.388 u.ö.) in der Bed. ‘zahm, gehorsam’, subst. ‘Widder’ belegt (FRISK ; T ROXLER 1964, 128f.; CASEVITZ 1985, 241– 244); hier u. 13.492, je in einem Gleichnis, ‘Leithammel’ (CASEVITZ a.O. 241 erwägt eine aktivische Bed., ‘zähmend’, hinter dieser Übertragung). — Àw: zur Stellung 2n. — §pipvle›tai: wohl zu p°lomai (RISCH 309; TUCKER 1990, 123 Anm. 161; LIV s.v. *k uªelh); bed. hier kontrollierend ‘abschreiten’ wie 4.231, 4.250 (in Agamemnons ‘Epipolesis’); ähnl. 198 di°rxetai (vom Leithammel) u. 15.279 §poixÒmenon st¤xaw éndr«n (von Hektor): LfgrE s.v. pvl°omai 1675.3ff. — st¤xaw: bez. Schlachtreihen in horizontaler Anordnung (2.525–526n.), hier der wartenden Kämpfer. Häufig wie hier in Verbindung mit éndr«n (Iterata: am VE nach §pepvle›to oder §poixÒmenon; sonst 7x Il., 1x Od.).

194 eÈrÊterow … fid°syai: ‘breiter … anzusehen’. — st°rnoisin: zum Plural R 18.2. — fid°syai: zum Medium R 23. 195 teÊxea: zur unkontrahierten Form R 6. — m°n (W)oi: zur Prosodie R 4.5. — ofl: ≈ aÈt“ (R 14.1). — poulubote¤r˙: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1); zum -˙ nach -r- R 2. 196 kt¤low Àw: = …w kt¤low.

Kommentar

81

197 §g≈ ge: “ich ; andere mögen es anderswie sagen” (AH). — §˝skv: aus *(We-)W¤k-sk-v zu ¶oika (RISCH 276), ‘vergleichen, gleich achten’, ebenso 5.181, 11.799 (‡skontew), 24.371, Od. 6.152 u.ö.; außer Hes. Op. 62 immer in direkten Reden (LfgrE s.v. ¶oika 622.18ff.). — phgesimãllƒ: hapaxP; wohl mit nominalem Vorderglied phgÒw ‘stark, fest’ (eher als mit verbalem pÆgnumi [AH; von LEAF erwogen]; ebenso mit nominalem Vorderglied + -esi der Name Prvtes¤laow); -e-si- ist eine Erweiterung metri gratia wie bei •lkes¤peplow (auch am VE: 6.442, 7.297, 22.105). Das Hinterglied ist mallÒw ‘Wollzottel’ (Hes. Op. 234); phges¤mallow bed. also ‘dickwollig, mit zottigem Vlies’, vgl. Od. 9.425 o‡iew … dasÊ-malloi (KNECHT 1946, 29; RISCH 167, 192; LfgrE). 198 p«u: ‘Herde’ (zu poimÆn), ebenso 15.323, Od. 14.100 u.ö. (LfgrE s.v. 1676.42ff.). — di°rxetai: zur Bed. vgl. §pipvle›tai 196 (s.d.). — érgennãvn: ‘hell, weißlich’ (141n.). 199 1. VH ≈ 48x Il., 24x Od., 2x hom.h.; 2. VH = 3.418, Od. 4.184, 4.219, 23.218; von der Zäsur C 1 an = Od. 6.229, Hes. Op. 256; ≈ Hes. Th. 76. Der zweite Einleitungsvers von Helenas’ Antworten (171n.) besteht aus zwei formelhaften Vershälften und gleicht Aphrodites Antwortformel tØn/tÚn d' ±me¤bet' ¶peita DiÚw yugãthr ÉAfrod¤th 14.193, h.Ven. 107 = 191. — DiÚw §kgegau›a: insges. 5x von Helena (jeweils in der Ilias), sonst je 1x von Athene (Od. 6.229), Dike (Hes. Op. 256) und den Musen (Hes. Th. 76), immer am VE (s. Iterata); metr. Variante zu DiÚw yugãthr (Od. 4.227 von Helena, insges. 24x fgrE; vgl. 2.491–492n.) und koÊrh DiÚw (afigiÒxoio) (426 [s.d.] von Helena, insges. 15x fgrE); vgl. Helenas Epitheton eÈpat°reia Il. 6.292, Od. 22.227. Zu Helenas Vater 140n., FM 8. — §kgegau›a: Ptz. zum Perf. mit Ablaut g°gona (a < n≤): RISCH 345.

200 der vielverständige: gr. polyÄm*etis ‘mit viel m *etis’ (Bezeichnung für praktische Klugheit und strategisches Denken: 2.169n.); wie polym*echanos ‘einfallsreich’ ein Standard-Epitheton von Odysseus (auch noch 216, 268; am VE insges. 14x Il., 66x Od.; allg. dazu 1.311n., 2.173n.). Hier wirkt das Epitheton wie eine Zusammenfassung von Helenas und Antenors Charakterisierungen des Odysseus (202 u. 216–224). otow d ' aÔ: knüpft an otÒw ge von 178 an, indem d' aÔ, prosodische Variante von aÔ, die Aufzählung weiterführt (KLEIN 1988, 250. 253); 229 folgt die Fortsetzung nur mit d(°) (RUIJGH 167). Zu otow 167n. 201–202 Illustration der beiden in 200 genannten Epitheta Laertiãdhw (201 zur Herkunft) und polÊmhtiw (202 zum Charakter): KIRK zu 200–2; BERNSDORFF 1992, 50.

201 steinig: gr. kranaós, Epitheton von Ithaka (ebenso Od. 1.247 = 16.124 ≈ 15.510, 21.346), Eleusis (h.Cer. 356) und Delos (h.Ap. 16, 26); vgl. 445n. Die Kargheit von Ithakas Boden wird auch sonst betont (Od. 4.605–608, 9.27, 10.417, 10.463, 13.242): LfgrE. Das Motiv ist offenbar vom Mythos vorgegeben, um 197 min: = aÈtÒn (R 14.1). — ge (W)e(W)¤skv: zum Hiat R 4.3. 198 t(e): ‘episches te’ (R 24.11). — érgennãvn: zur Flexion R 11.1. 199 §kgegau›a: Ptz. Perf. zu §kg¤gnomai (↑). 201 per: konzessiv (R 24.10). — §oÊshw: oÎshw (R 16.6).

82

Ilias 3

Odysseus’ Wunsch nach einer Heimkehr besonders paradox erscheinen zu lassen (2.632n.). Hier wird es mit dem Gedanken verknüpft, gerade aus armseligen Gegenden stammten oft die besten Männer (Od. 9.27, h.Ap. 72; schol. bT z.St.; BERGOLD 1977, 78 Anm. 2; SKAFTE JENSEN 1981/82, 5f.). trãfen: zum intransitiven Gebrauch (‘aufgewachsen ist’) 1.251n. — §n d Æ m ƒ É I yãkhw: dieselbe Junktur, aber jeweils am VA, Od. 13.97, 15.534, 16.419. d∞mow bed. hier ‘Wohngebiet’ (2.198n.). Zur Lokalisierung der Insel Ithaka 2.632n.; GUGGISBERG 2008. 202 efid∆w … m Æ d e a p u k n ã : sonst mÆdea efid≈w und Varianten formelhaft am VE (s. 24.88n.). Hier steht zudem wie 208 das Epitheton (puknã) ausnahmsweise am VE (u. nicht vor der Zäsur C 1), und dem ganzen Ausdruck wird ein emphatisch wirkendes Synonym, dÒlouw, und dazu panto¤ouw in chiastischer Stellung zu puknã, beigefügt. Ähnliche Häufung von Begriffen aus dem Wortfeld ‘Klugheit – List’: Hes. Th. 559f., Op. 54f. Allg. zu synonymischen Doppelungen 1.160n.; zu diesem Vers LfgrE s.v. mÆdea; HAINSWORTH 1968, 82f. — dÒlouw: Listiges Handeln ist charakteristisch für Odysseus. Es wird im hom. Epos allg. ambivalent beurteilt; meist anerkennend (11.430, 23.725, Od. 3.122, 9.19f., 13.292, vgl. 13.291–299); ablehnend Il. 4.339 (DETIENNE/VERNANT 1974, 19f. 62 Anm. 2. 102; DUNKLE 1987). Hier – mit dem Beiwort panto¤ouw (wie Od. 3.119) und als Ergänzung zu mÆdea puknã – ist es sicherlich positiv gemeint (LfgrE; LUTHER 1935, 117f.). — mÆdea: In semantischer Entsprechung zu polÊmhtiw (200n.) bez. das Wort die praktische Klugheit, die so typisch für Odysseus ist (ebenso von ihm 208, 212, Od. 11.202, 13.89, ‘Hes.’ fr. 198.3 M.-W.): LfgrE. — puknã: zu metaphor. puk(i)nÒw bei mentalen Vorgängen 2.55n. puknã = pukinã, beide zum Adv. pÊka ‘intensiv’ (RISCH 99).

203–224 Nach dem Rede-Einleitungsvers zeigt Antenor zuerst, daß er mit seinen Worten Helenas Charakterisierung des Odysseus bestätigen will (204, 205 gár, ‘denn’). Nur bei Odysseus erfolgt eine solche Bestätigung von Helenas Antwort und damit eine starke Hervorhebung dieser Figur. Das erklärt sich wohl aus seiner führenden intellektuellen Rolle von den hier thematisierten Verhandlungen vor Kriegsbeginn bis hin zur Beendigung des Krieges (Erfindung des Troianischen Pferdes). Antenor ist auch besser als Helena dazu geeignet, von ihrem früheren Mann Menelaos zu sprechen (TSAGALIS 2008, 128 Anm. 82). Er stützt sich dabei auf eigene Erfahrungen: Anläßlich von Menelaos’ und Odysseus’ Gesandtschaft in Troia konnte er ihr Aussehen und ihre Denkweise vergleichen (205–208). Antenors Rede spitzt sich nun auf Odysseus’ unvergleichliche Redekunst hin zu, die seine Intelligenz illustriert (und folgt gleichzeitig chronologisch dem Ablauf in der Volksversammlung – Eintreten, Stehen, Sitzen, Aufstehen und Reden; die Beschreibung des Menelaos, der schon 21–29 charakterisiert wird, dient dabei nur als Kontrasthintergrund). Zuerst wird kurz das Aussehen der beiden beschrieben (209–211), dann in nur drei Versen Menelaos’ Redestil geschildert (213–215; Menelaos als der ‘Verlierer’ des Vergleichs spricht zuerst: MÜLLER 1994, 184), woran sich Antenors Erinnerung an Odysseus’ Haltung vor der Rede (216–220) und

Kommentar

83

seine Redeleistung selbst (221–224) anschließt: LOHMANN 1970, 87; BERGOLD 1977, 80f. 203 ≈ 4.265, 13.254, Od. 1.213 u.ö. (insges. 13x Il., 52x Od., 1x h.Cer.). — Antenor: 148n. tØn d' aÔt(e) … ént¤on hÎda: Rede-EinleitungsformelP, auch mit aÔ belegt (Iterata s.o., Varianten 24.333n.); mit pepnum°now insges. 5x Il., 44x Od. (dort bis auf 24.375 von Telemachos). Hier kündigt sie nicht wie sonst meist eine Antwort der vorher angesprochenen Person an, sondern signalisiert, daß eine neue Person ins Gespräch eingreift (ebenso Od. 1.345, 1.399 u.ö.): EDWARDS 1970, 4. — aÔt(e): 58n. — pepnum°now: 148n. An der gleichen Versstelle ebenfalls als Epitheton von Antenor 7.347. 204 ≈ Il. 15.206, Od. 8.141, 16.69, 23.183. — Œ: in der Ilias relativ selten; es ist umstritten, ob es die Emotion des Sprechers betont (1.442n.). — gÊnai: sonst in der Ilias Anrede an die Ehefrau (438, 6.441, 24.300: W ENDEL 1929, 11); hier verwandtschaftlich-familiär (zu Antenors Verwandtschaft mit Helena vgl. 122n.). — Σ mãla: ‘ja, tatsächlich, zweifellos’, meist satzeinleitend oder wie hier nach einem Vokativ; Figuren-SpracheP (LfgrE s.v. mãla 23.34ff.). — nhmert¢w ¶eipew: flektierbare VE-Formel (nhmert°w/-°a + Formen von efipe›n insges. 1x Il., 3x Od., 1x hom.h.), Varianten nhmert°a e‡rv 1x Od. und nhmert¢w §n¤spew/-˙/§n¤cei 1x Il., 8x Od. — nhmert°w: ‘treffend’, prädikativ (AH); zur Wortbildung 1.514n., 6.376n. Immer in direkten Reden außer h.Cer. 294 (LfgrE s.v. 363.37f.).

205–224 Der Hintergrund von Antenors Erinnerung an Odysseus ist die auch im 11. Gesang in einer externen AnalepseP erwähnte Gesandtschaft von Odysseus und Menelaos nach Troia (205f., 11.139f.; zur Chronologie STR 23). Von ihrem Gastfreund Antenor aufgenommen (207), hatten sie vor der Volksversammlung Helenas Rückgabe gefordert (209, 11.125), jedoch ohne Erfolg (11.123–125); darauf beginnen die Kämpfe. Die Herkunft dieser Geschichte, auch in den ‘Kyprien’ überliefert (Proklos Chrest. § 10 West), ist unklar (KULLMANN 1960, 275; [1991] 1992, 112, mit weiteren, auch ikonographischen, Zeugnissen aus späterer Zeit: vorhom.; ebenso DANEK 2005, 19; 2006, 8, unter Annahme von Motivverschiebungen; VAN DER V ALK 1964, 235f.: Erfindung durch den Iliasdichter und nachhom. Ausschmückung denkbar). Hier dient sie dazu, Odysseus’ Redetalent zu zeigen; vielleicht soll sie vor der Vertragsszene (276–302) auch an die Kriegsschuld der Troer erinnern (zu diesem Zusammenhang VAN WEES 1992, 175f.), und möglicherweise bereitet Antenors Rolle als Gastfreund und Bewunderer des Griechen Odysseus sein Plädoyer für Helenas Rückgabe im siebten Gesang vor (7.347–353; ähnl. LfgrE s.v. p°pnumai 1159.343f.). 205 2. VH = Od. 21.190. — der göttliche Odysseus: VE-Formel (1.145n.).

203 tØn … ént¤on hÎda: ‘redete sie an’. 204 toËto (W)°pow: zur Prosodie R 4.3. — ¶(W)eipew: = e‰pew. 205 ≥dh … pot(°): ‘schon einmal’. — ≥luye: = Σlye.

84

Ilias 3

gãr: leitet eine Erzählung ein, die als ganze zur Erklärung der vorausgehenden Aussage dient (ähnl. z.B. Hdt. 1.59.1): DE JONG 1997, 176–179. — ka¤: ‘auch’, zu deËro (184n.). — pot(e): seltenes Beispiel für die Stellung eines Enklitikons nach der Zäsur B 2 (im hom. Epos noch 220, 10.453, 23.668): BECK 1972, 225 Anm. 22; WEST 1982, 36. pote wird oft zur Einleitung einer Analepse verwendet (DE JONG 2007, 21). 206 s∞w ßnek' éggel¤hw: Seit der Antike ist umstritten, ob hier und 4.384, 11.140, 13.252, 15.640 ein sonst nicht belegtes Mask. éggel¤hw mit der Bed. ‘Bote’, abgeleitet vom abstrakten Fem. éggel¤h ‘Botschaft’, vorauszusetzen ist. Antenors Worte können (mit entsprechend verschiedenen Lesarten) bedeuten: (1) ‘deinetwegen als Bote’ (Lesart seË, abhängig von ßneka; éggel¤hw als prädikativer Nom.) oder (2) ‘wegen Botschaft über dich’ (éggel¤hw abhängig von ßneka; dazu das Poss.-Pron. s∞w oder der gen. obi. seË/se›'). Für (2) spricht: das Abstraktum ist häufig belegt; zur angenommenen Wortbildung des Mask. fehlen morphologische Parallelen (die einzigen vergleichbaren Mask. nehn¤hw u. tam¤hw basieren nicht auf einem Abstraktum [zu tam¤hw 19.44n.]); auch an den übrigen IliasStellen ist die Auffassung als Flexionsform von éggel¤h möglich. Zur Stellung von ßneka vgl. Od. 16.334 t∞w aÈt∞w ßnek' éggel¤hw. Das abstrakte éggel¤h paßt schließlich zu Antenors Entgegnung auf Helenas Rede: Odysseus und Menelaos kommen nach Troia wegen der wichtigen Botschaft, sie und alle Griechen forderten, daß Helena herausgegeben werde (anders ERBSE [1975] 1979, 80: die Betonung von Odysseus’ Rolle als Unterhändler sei natürlicher; deshalb passe das Mask. besser; ähnl. VAN DER VALK 1964, 200 Anm. 518). Als Ergänzung des Genetivs éggel¤hw ist wohl WESTs Lesart s∞w (nach Zenodot) wegen ähnlichem §mØn … éggel¤hn 19.336f. (‘Botschaft von mir’) dem auf Aristarchs Lesart zurückgehenden, in allen Handschriften überlieferten seË vorzuziehen. Zum ganzen Problem schol. A z.St.; BUTTMANN (1818) 1825, 202–209; LEAF; LEUMANN 1950, 168–173; FORSSMAN 1974; ERBSE (1975) 1979, 73–80; WEST app. crit. z.St. und zu Hes. Th. 781; zur Konjektur se›' JANKO 2000, 3. — érhÛf¤lƒ: 21n.

207 nahm ich auf in meinem Haus als Gäste und bewirtete sie freundlich: Die Aufnahme eines Gastes wird im hom. Epos oft erwähnt (232f., 354, 13.627, Od. 5.135, 10.14, in den Lügengeschichten des Odysseus 14.321f., 19.194f., 24.266, u.ö.) und in der Odyssee in Typischen SzenenP geschildert (im 3., 4. und 15. Gesang: Telemachos bei Nestor bzw. Menelaos, im 5.–13. Gesang: Odysseus bei den Phäaken, im 13.–23. Gesang: Odysseus bei Eumaios und dann im eigenen Haus); in Il. 6.119–236 steht die Erneuerung der Gastfreundschaft im Zentrum. Sie ist wichtig, weil ein xéinos, ein Fremder (Grieche oder Nicht-Grieche; die Mobilität ist im 8. Jh. gewachsen) außerhalb seiner Gemeinde und Verwandtschaft schutzlos ist. Aristokraten aus verschiedenen Gemeinden garantieren einander deshalb (u.a. durch Handschlag, Opfer, Eide, Austausch von Geschenken) gegenseitige Hilfe (bei Bedarf Kost und Logis, wie hier, ferner militärischen Schutz, treuhänderische Dienste, Vermittlungen, Abhaltung von Ritualen u.a.) und bekräftigen das Ver206 s∞w ßnek' éggel¤hw: ‘wegen Botschaft über dich’ (↑). 207 §je¤nissa: = §j°nisa (jein- < *jenW-: R 4.2; zum -ss- R 9.1).

Kommentar

85

hältnis immer wieder durch Geschenke (Luxusgüter; Funde belegen ihre große Bedeutung für die damalige Wirtschaft). Diese Beziehungen zwischen zwei xéinoi, Gastfreunden, setzen einen gewissen Wohlstand voraus, tragen zu ihm bei und stellen geradezu einen Machtfaktor dar (Agamemnons Macht beruht auch darauf). Sie sind vererbbar (6.215n.), können aber auch einschlafen oder von einem Partner verletzt werden (354); sie sind nur moralisch und religiös, nicht aber juristisch abgestützt (durch Zeus Xeinios, 103–104n.). Zur Gastfreundschaft allg. BENVENISTE 1969, 341–345; HERMAN 1987; VAN WEES 1992, 228–237; SPAHN 2006, 201–208; zum entsprechenden hom. Wortfeld SCHEID-TISSINIER 1994, 115– 176; zu den Typischen Szenen REECE 1993; zu den Funden COLDSTREAM 1983. §je¤nissa: jein¤zv, fast immer wie hier im Aor., bed. ‘als Gast aufnehmen, zum Gast machen’ (d.h. Speis u. Trank und ein Nachtlager anbieten); die Aufnahme in den o‰kowBereich wird oft wie hier explizit gemacht (mit §n(‹) megãrois(in) auch 6.217, Od. 7.190, 19.217; Il. 3.233 o‡kƒ §n ≤met°rƒ, vgl. Od. 19.194 = 24.271: SCHEID-TISSINIER 1994, 129; LfgrE). — §n megãroisi: zur Bed. 125n. — f¤lhsa: zur Bed. ‘gastfreundlich aufnehmen, bewirten’ LANDFESTER 1966, 108f.; BENVENISTE 1969, 341f. Neben dem neutraleren jein¤zein (ebenso Od. 14.322, 19.194f. = 24.271f.) drückt es stärker “die […] Herzlichkeit bzw. die dadurch entstehende Freundschaft” aus (LfgrE s.v. jein¤zv). 208 fuÆn: ‘Wuchs’ (1.115n.), “der den einen stehend, den anderen sitzend größer erscheinen läßt”, wie 209–211 geschildert wird (KRAFFT 1963, 43). — §dãhn: Aor. mit gleicher Wurzel wie di-dã-sk-v; bed. ‘erfahren, kennenlernen, durch Erfahrung herausbekommen’ (mit Akk. wie 6.150, Od. 4.267, 4.493 u.ö.; Aor. auf -h- sonst meist intrans.): LfgrE s.v. da∞nai; SCHW. 1.757. — mÆdea puknã: 202n., 203–224n.

209 2. VH = 10.180. — in der Versammlung: d.h. in einer Volksversammlung (vgl. 11.139 ‘in der Versammlung der Troer’), wie sie schon 2.788f. erwähnt wird. Zum Ablauf und zur Funktion einer Volksversammlung allg. 1.54n.; die Versammlungen der Griechen und der Troianer werden weitgehend gleich dargestellt (PANAGIOTOU 1983, 29; HÖLKESKAMP 1997, 1f.). éll' ˜te dÆ: ˜te dÆ ‘precisely when, just when’ (DENNISTON 219). éll' ˜te dÆ ist eine häufige VA-Formel zur Markierung eines neuen Punktes in einem Bericht oder einer Erzählung (1.493n.); hier in dichter Folge: 209, 212, 216, 221 (ebenso in 6.172–200, 10.338– 365; dazu MOORHOUSE 1952, 102: “[…] in the technique of oral recitation, this fourfold repetition of éll' ˜te dÆ is intended to mark strongly for the audience closely connected stages of thought or action”). — ¶mixyen: ‘auftraten (unter), stießen (zu)’ wie 10.180, Od. 5.378, 6.136 u.ö. (AH; LfgrE s.v. m¤sgv 227.58ff.).

210–211 Antenor bestätigt Priamos’ Eindruck von Odysseus: Dieser ist nicht nur kleiner als Agamemnon (193), sondern auch kleiner als Menelaos im Stehen (210), er ist aber breitschultriger als die beiden Atriden (194, 211) und stattlich im Sitzen (211), wobei mit gerar*oteros ‘der Stattlichere’ 211 wohl an Agamemnons 209 Tr≈essin §n: = §n Tr≈essin (R 20.2); zur Flexion R 11.3. — égrom°noisin: Ptz. Aor. Med. von ége¤rv, ‘versammelt’. — ¶mixyen: 3. Pl. Aor. Pass. zu m¤sgv (R 16.2).

86

Ilias 3

Wirkung erinnert wird (170 hóut*o gerarón ‘einen so stattlichen’), die Odysseus allerdings nicht erreicht (vgl. 193–194n.): KIRK zu 209–11; BERNSDORFF 1992, 51f. Zum Stehen der Redner und Sitzen der Zuhörer in der Volksversammlung 1.54n.; zu den Sitzen 2.99n. 210 stãntvn: “partitiver Genetiv, doch schon einem absoluten nahekommend; vgl. 289” (AH). — Ípe¤rexen: hier intrans., ‘überragen’, sc. Odysseus (LfgrE s.v. ¶xv 849.56ff.). — eÈr°aw  mouw: VE-Formel (auch 227, 16.360, Od. 22.488, h.Ap. 450, h.Merc. 217). 211 êmfv d' •zom°nv: Anakoluth: “ein Nominativ des Ganzen, auch dieser nahezu absolut” (AH); ebenso 10.224, Od. 9.462f.; wohl aus Fällen wie Il. 7.175 (ßkastow als Apposition nach o„ d°) entwickelt; vgl. auch Il. 12.400/404, 16.317/321, Od. 12.73/101 mit Aufgliederung der Teilbegriffe über mehrere Verse (K.-G. 1.286f., 288 Anm. 11; CHANTR. 2.15f.). — gerar≈terow: 170n.

212–224 Antenor, vom Erzähler seinerseits als guter Redner bezeichnet (150f., vgl. sein Epitheton 148, 203: ‘verständig’), charakterisiert Menelaos’ und Odysseus’ Redestil. Dabei setzt er – und mit ihm der Erzähler und sein Publikum – rhetorische Normen wie flüssiges, vernehmliches Sprechen, der Situation angemessene Worte (Menelaos’ Stil erfüllt durchaus die Normen), Augenkontakt, Gestikulation mit dem Stab (213–220), Eindringlichkeit, überwältigenden Redefluß (222) voraus: SCHADEWALDT (1938) 1966, 48 Anm. 1; MONTIGLIO 2000, 74f. Im Hellenismus galt Homer als Begründer der Rhetorik, und die hier geschilderte Redeweise von Menelaos und Odysseus wurde als Muster des schlichten bzw. erhabenen Redestils betrachtet; zur großen Nachwirkung dieser Stelle SCHÖPSDAU 1969, 56–86; LÉTOUBLON 1994, 30–35. Odysseus’ äußere Haltung vor seiner Rede täuscht die Troer (219b–220), sie beurteilen ihn nach seiner Rede anders (224). Die Diskrepanz zwischen Innerem und Äußerem spielt wie bei Paris (16n., 44–45n.) eine wichtige Rolle, wobei Paris positive Erwartungen enttäuscht, während bei Odysseus gerade das Gegenteil geschieht (BERNSDORFF 1992, 59 mit Anm. 99; MÜLLER 1994, 182–184). Durch diese Diskrepanz wirkt er undurchsichtig, wohl geradezu unheimlich und gefährlich auf die Troer (BERGOLD 1977, 85f.; BERNSDORFF a.O. 58). 212 mÊyouw k a ‹ m Æ d e a : mÆdea (208) wiederaufgenommen und mit alliterierendem mÊyouw erweitert; mÊyouw mit der Konnotation ‘Plan’ auch 2.282, 4.323, Od. 13.298 (dort in Verbindung mit boulÆ: LfgrE s.v. mËyow 275.45ff.; L ÉTOUBLON 1994, 36). — ¶fainon: Diese Lesart ist in nur einer Handschrift überliefert und in schol. D (fanerå §po¤oun) und Apoll. Rhod. 4.782 vorausgesetzt (app. crit.; WEST 2001, 187). Das besser überlieferte Ïfainon paßt hier aber nicht: Als Metapher (das Verweben der Fäden zu einem Gewebe steht für das Ordnen der einzelnen Gedanken zu einem Ganzen) wird Ífa¤nein sonst nur

210 Ípe¤rexen: = Íp°rexen (zweite Silbe metr. gedehnt: R 10.1). — eÈr°aw  mouw: Akk. der Beziehung (R 19.1). 211 êmfv d' •zom°nv: Nom. Dual (R 18.1); ‘wenn beide saßen’ (↑). — Σen: = Σn (R 16.6).

Kommentar

87

mit den Objekten m∞tin (7.324, 9.93, Od. 4.678, 4.739, 13.303, 13.386, ‘Hes.’ Sc. 28) bzw. dÒlon verbunden (Il. 6.187, Od. 5.356; mit beiden Objekten Od. 9.422) und bed. dann ‘ersinnen, entwickeln’, neg. ‘anzetteln’ (zum Weben als Metapher allg. 126n.). “mÆdea Ífa¤nein […] suggests intricate plotting. Here the reference is not to plotting but to speaking, not to the formation but to the presentation of points of view” (WEST a.O.). Vgl. 18.295 noÆmata fa›n(e). 213 2. VH ≈ Od. 18.26. — ≥toi m°n: zu dieser Junktur 168n. — §pitroxãdhn: von §pitr°xv abgeleitetes Adv., bed. ‘in der Manier eines zügigen Laufes’, d.h. ‘geläufig, flott’, ebenso noch Od. 18.26 (LfgrE). 214 lig°vw: ‘hell, durchdringend’ (1.248n.); Menelaos’ Fähigkeit bewährt sich auch 17.245–247, 256 (auf Aias’ Bitte hin ruft er erfolgreich nach Verstärkung); vgl. auch die Formel boØn égayÚw Men°laow (2.408n.): KRAPP 1964, 213f. — polÊmuyow: ‘wortreich’, ebenso, auch in direkter Rede, noch Od. 2.200 (LfgrE). Vgl. émetroepÆw (2.212n.). 215 éfamartoepÆw: hom. hapaxP, Kompositum auf -epÆw (2.212n.); verstärktes èmartoepÆw (13.824) mit der Bed. ‘einer, der die (richtigen) Worte verfehlt’, d.h. hier mit der Negation in Litotes ‘der die richtigen, passenden Worte trifft’, im Sinne von nhmertÆw (204n.). Dieselbe Vorstellung – Worte sind ‘treffsicher’ wie Pfeile und andere Schußwaffen – Od. 11.511 oÈx ≤mãrtane mÊyvn, 11.344f. oÈ … épÚ skopoË … muye›tai, ähnl. Il. 9.56, Od. 7.292, ferner in der Wendung ¶pea pterÒenta (155n.) (LfgrE; AH, Anh. z.St.; LUTHER 1935, 36; zu solchen Metaphern NÜNLIST 1998, 142–154). — Σ ka¤: konzessiv ‘und doch wirklich’ wie Σ 7.393 u.ö. (AUTENRIETH in der 3. Aufl. zu NÄGELSBACH ; LSJ) oder stärker ‘obwohl’ mit der gut bezeugten v.l. efi ka¤ (LEAF; HOOKER): Menelaos ist kein schlechter Redner (212–224n.). Andere fassen es kausal auf: ‘allerdings auch’, “Antenor entschuldigt das Zurückstehen des Menelaos an rednerischer Übung durch sein jüngeres Alter” (AH mit Hinweis auf 2.291 [s.d.] u. 9.57 [Σ ka¤ in ähnl. Kontext wie hier]; anders BERNSDORFF 1992, 53f.: Antenor erkläre Menelaos’ Knappheit mit der Zurückhaltung des Jüngeren; damit würde Antenor aber Odysseus’ Leistung herabsetzen). — g°nei: ‘der Geburt nach’, d.h. ‘an Alter’ (AH), nur hier, sonst geneª wie 2.707 (s.d.), 6.24 u.ö. (LfgrE 132.30). 216 polÊmhtiw: 200n. — éna˝jeien: zu éna˝ssv ‘aufspringen’, wie é˝ssv 18.506, ebenfalls in einer Beratungsszene. Iterativ: Man hat sich dialogische Verhandlungen vorzustellen, in denen Odysseus (und wohl auch Menelaos) immer wieder das Wort ergriffen. Auch die Iterativ-Formen stãsken, ‡deske (217) und ¶xesken (219; G 60) sowie das Impf. §n≈ma (218) signalisieren die Wiederholung.

217 stand er erst länger da, den Blick nach unten …: Odysseus sucht keinen Blickkontakt mit seinen Zuhörern, wohl ein Zeichen seiner Konzentration vor dem Sprechen (CONSTANTINIDOU 1994, 3) und weniger eine bewußte Strategie (MARTIN 1989, 96), die nicht zweckdienlich wäre und nicht zu Antenors abschließender

214–215 mãla (l)lig°vw: zur Prosodie M 4.6. — polÊmuyow | … éfamartoepÆw: erg. Σn. 217 Ípa¤: = ÍpÒ (R 20.1). — d¢ (W)¤deske: zur Prosodie R 4.3.

88

Ilias 3

Aussage, dem Kontrast zwischen Odysseus’ Haltung und seinen Worten, paßt (224): WORMAN 2002, 218 Anm. 39. stãsken … ‡deske: 216n. — Ípa‹ … ‡deske: ‘blickte jeweils nieder’. Ípa¤/ÍpÒ steht nur hier in der Bed. ‘nach unten’ (L A R OCHE 1861, 5: vgl. 1.434 Íf°ntew und lat. sub in submitto; AUTENRIETH in der 3. Aufl. zu N ÄGELSBACH); ‘von unten’ (LEAF ; K IRK), vergleichbar mit ÍpÒdra, paßt nicht zum folgenden katå xyonÚw ˆmmata pÆjaw. — k a t å xyonÒw: ‘(von oben) über den Boden hin’, katã wie 5.696, Od. 8.85 u.ö. (K.-G. 1.475; SCHW. 2.479).

218–220 Der Stab, der hier viell. als spezifisches Legitimationszeichen der gr. Gesandtschaft dient (LfgrE s.v. sk∞ptron 147.5ff.), signalisiert, daß Odysseus das Wort hat (vgl. 1.234n.). Wie die Reaktion der Troer impliziert, diente seine Handhabung dem Sprecher normalerweise auch dazu, seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Odysseus’ Verzicht darauf – wie der Blick zu Boden wohl ein Zeichen für seine Konzentration – weckt bei den Zuhörern Unsicherheit (AH zu 219; KURZ 1966, 60; BERGOLD 1977, 84). 218 proprhn°w: pro-prhnÆw bed. ‘mit dem Gesicht nach unten, nach vorne gebückt’ (24.18, Od. 22.98), hier ‘vorwärts’; pro- redundant, vielleicht emphatisch (LfgrE).

219–220 einem unerfahrnen Manne gleichend | … nicht bei Sinnen: Odysseus erscheint nicht als polym*etis (200n., 216). 219 ¶xesken: 216n. — é˝drei: ê-(W)idriw, zu (W)o›da, bed. ‘unwissend, unkundig, unverständig’, ebenso noch Od. 10.282, ‘Hes.’ Sc. 410 (LfgrE). — fvt‹ §oik≈w: Formelvariante am VE (auch 14.136, h.Merc. 377, ähnl. Od. 6.187, 20.227, h.Merc. 265) zu éndr‹ §oik≈w (4x fgrE); zu Varianten mit énÆr/f≈w allg. 2.164n. éstemf°w: ‘fest, unerschütterlich’, Etymologie unklar: zu *stembh- ‘befestigen, festmachen, pressen’ mit alpha intensivum (SCHW. 1.433; FRISK s.v. éstemfÆw; DELG; ChronEG 2.153) oder zu *st°mbv ‘unaufhörlich schütteln’ mit alpha privativum (B ECHTEL 1914 s.v. éstemfÆw; FRISK s.v. st°mbv; LfgrE).

220 fa¤hw: Potentialis der Vergangenheit, immer mit ke(n)/ên, hier in der 2. Pers. wie lat. diceres, crederes, videres; bed. ‘du hättest / man hätte sagen, meinen können’. Hier (wie 392) in der direkten Rede (sekundäre Narrative AdressatenP: die Troer an der Versammlung damals und Antenors Zuhörer, die Troer und Helena auf der Mauer); vergleichbar, aber im Erzählertext, 15.697 (fa¤hw k(e)), 4.429, 17.366 (oÈd° ke fa¤hw am VE), ähnl. 5.85, 14.58 (oÈk/oÈd' ín gno¤hw), 4.223 (oÈk ín ‡doiw): AH; SCHW. 2.328; DE JONG (1987) 2004, 56f. — zãkoton: hom. hapaxP; zu zã (= äol. für diã), ‘durch und durch, sehr’ (ebenso 1.38 zãyeow u.ö.) und kÒtow ‘Ingrimm’ (1.81–82n.): R ISCH 216; LfgrE. Bed. ‘sehr grimmig’ (AH; zu schwach LfgrE und WILLCOCK: ‘mürrisch’). Odysseus wirkt völlig introvertiert, als ob er in der feindseligen Umgebung die Empörung der Griechen über Helenas Raub und ihre Rückforderung nicht angemessen (z.B. mit Augenkontakt und Gestik) vermitteln könnte (LEAF; FRÄNKEL 1921, 33 Anm. 4). — tin(a): “t‹w t‹ läßt einen Adjektiv- oder Sub219 fvt‹ (W)e(W)oik≈w: zur Prosodie R 5.4. 220 fa¤hw … zãkoton … ¶mmenai: als Subjektsakk. erg. Odysseus. — ke: = ên (R 24.5). — ¶mmenai: = e‰nai (R 16.4).

Kommentar

89

stantiv-, auch Adverbialbegriff als nicht völlig genau erscheinen, schwächend oder steigernd (‘eine Art wie, ungefähr, einigermaßen, wie’)”: SCHW . 2.215. Ebenso 7.156, Od. 9.11, 9.348, 10.45. — aÎtvw: ‘nur, einfach so’ (AH; vgl. 1.133n.); anders LfgrE s.v. aÎtvw 1682.41ff.: ‘gleichermaßen’. 221 megãlhn: ‘laut’; m°gaw bez. den Ton als Quantität und damit seine Intensität auch 275 (Gebet), 12.138, 14.393 u.ö. (Angriffsgeschrei), 21.256 u.ö. (Getöse), Od. 24.463 (Zustimmung), h.Cer. 82 (Klage): LfgrE s.v. 74.20ff.; vgl. auch 1.35n. — §k stÆyeow e·h: Der iterative Opt. entspricht éna˝jeien 216; daher ist e·h der v.l. ·ei vorzuziehen (FAESI). Zur Bed. von e·h und zur Junktur mit ˆpa 152n.; st∞yow als Sprechorgan auch 4.430, 14.150 (LfgrE s.v. 219.40ff.).

222 Worte, den Schneeflocken gleichend: In den hom. Schneegleichnissen und -vergleichen sind die Schneeflocken mehrfach ein Bild für Geschosse im Fall (Waffen oder Steine: 12.156–160, 12.278–289 [vgl. die Metapher ‘Geschosse des Zeus’ 12.279f.]), ferner je einmal für glänzende Waffen (19.357–361), für die vom Ida-Gebirge herbeifliegende Götterbotin Iris (15.170–172) und für Worte (hier). Am Schnee wird hervorgehoben: Die große Menge (dichte Flocken: 12.158, 12.278, 19.357, vgl. 10.7), die alles verhüllt (12.281–286), die Kälte (19.358, vgl. 22.152), die Schnelligkeit des Fallens (15.170–172), vielleicht auch der Glanz (19.357–361, vgl. 13.754). Hier stehen die Schneeflocken für Odysseus’ Redeleistung, die er als Gesandter zur Rückforderung der Helena und der geraubten Güter vollbringt: Die Zuhörer werden von seinen lauten (221) Worten wie mit dichten Schneeflocken überschüttet (in der Wirkung ähnlich wie der Geschoßhagel, der in den Gleichnissen des 12. Gesangs mit Schneeflocken verglichen wird). Seine Äußerungen decken jedes Gegenargument zu, sie fallen wohl auch wie im IrisGleichnis schnell (d.h. sie treffen) und, so ist vielleicht auch gemeint, lassen in ihrer Kälte fast schaudern. Nach der Schilderung von Menelaos’ kurzer und flüssig gesprochener Rede und von Odysseus’ anfänglich unbeweglichem Schweigen (217–220) wirkt seine Redegewalt noch bedeutender. Allg. zu den Schneegleichnissen F RÄNKEL 1921, 31–33; spez. zu dieser Stelle schol. D; AH; WILHELMI 1967, 20f.; REUCHER 1983, 77; BERNSDORFF 1992, 55 mit Anm. 95. ¶pea nifãdessin: positionsbildende Langkonsonanz aus (s)nif- ‘Schnee’ wie 12.278, 13.754, Od. 19.338 (G 16; CHANTR . 1.176). — nifãdessin: ‘Schneeflocken’, nur in Gleichnissen und Vergleichen, noch 12.156, 12.278, 15.170, 19.357 (LfgrE). 223 ≈ Od. 15.321, 19.286. — ÉOdus∞Û: emphatisch (mit g'), statt eines Pronomens, wie 224 (AH). Zur Konsonantenkürzung 191n. — §r¤sseie: ‘hätte konkurrieren können’; zum po-

221 dØ (W)Òpa: zur Prosodie R 4.4. — ˆpa: zu ˆc ‘Stimme’. — te (m)megãlhn: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). — stÆyeow: zur unkontrahierten Form R 6. 222 ka‹ (W)°pea (s)nifãdessin: zum Hiat R 4.4; zum Anlaut von (s)nifãdessin ↑. — xeimer¤˙sin: zur Flexion R 11.1. 223 §r¤sseie: zum -ss- R 9.1.

90

Ilias 3

tentialen Optativ 220n., 1.232n.; AH. Zur Bed. von §r¤zv und zum Motiv ‘keiner könnte es mit X aufnehmen’ 2.555n.; mit brotÚw êllow ebenso in den Iteratversen (s.o.) und ‘Hes.’ fr. 30.23 M.-W. (ergänzt) sowie ähnl. Od. 4.78. — brotÚw êllow: flektierbare VE-Formel (2.248n.). Zu Etymologie und Bed. von brotÒw s. 1.272n. Die Verneinung wirkt emphatisch (2.248n.).

224 da nun sahen wir Odysseus’ Aussehn nicht mehr so verwundert: Die Bedeutung des Verses ist umstritten. Der Parallelismus zu 223 (Negation ouk – ou am VA, gefolgt von der Zeitbestimmung épeita ‘dann’ bzw. tóte ‘da’, jeweils an der gleichen Versstelle eine Flexionsform von ‘Odysseus’ und vielleicht auch die s-Laute in erísseie, agassámeth’) wie auch die Steigerung in der ganzen Rede auf Odysseus’ überraschende Redeleistung hin legen nahe, daß Antenor hier den Eindruck von Odysseus’ Persönlichkeit zusammenfaßt: Nachdem seine einzigartige Redegewalt klargeworden ist, beurteilen die Troer ihn nicht mehr so einseitig und interpretieren seine Haltung vor der Rede nun nicht mehr negativ (AH, Anh. z.St.; F AESI; KIRK; ähnl. LfgrE s.v. e‰dow 423.75–424.2; zum Parallelismus DI B ENE DETTO 2000, 11f.). Andere Auffassungen: ‘nicht so sehr bewunderten wir damals sein Aussehen wie seine Redeleistung’ (schol. D u. T; BERNSDORFF 1992, 55–58) oder ‘nicht so sehr bewunderten wir damals sein Aussehen wie jetzt auf der Mauer’ (EBELING s.v. êgamai; KRAFFT 1963, 43; BERGOLD 1977, 85 mit Anm. 1); mit diesem Bezug auf 208 würde aber unnötig das Aussehen des Odysseus betont, das ja eben nicht so spektakulär ist (193–194n., 210–211n.). tÒte g(e): bezogen auf den Zeitpunkt, als Odysseus geredet hatte (221 ˜te), und stark betont: LA ROCHE 1861, 177. — œd(e): zu égassãmey(a), ‘in dem Grade’, erg. ‘wie vorher’, d.h. vor Odysseus’ Rede (217–220): FAESI. — ÉOdus∞ow … e‰dow: zu êgamai (mit e‰dow auch Hes. Th. 619 und im formelhaften VE e‰dow éghtÒw 5.787, 8.228, 22.370, 24.376 [s.d.], Od. 14.177, h.Ap. 198): FAESI; H OOKER . — égassãmey(a): allg. zur Bed. 181n.; hier “nähert [es] sich mehr der Bedeutung ‘etwas seltsam, sonderbar finden’ und wird gebraucht von etwas, das man nicht oder anders sich vorgestellt, erwartet hatte” (L A ROCHE 1861, 178; ähnl. AH; FAESI; KIRK; HOOKER).

225 ≈ 191. — Aias: zweitstärkster Kämpfer der Achaier nach Achill, eine der bedeutendsten Figuren der Ilias (FM 3; 1.138n., 2.557n., 2.768n.). Er ist also Thema der folgenden Rede (vgl. 191n.). tÚ tr¤ton aÔt(e): 191n. 226 ≈ 167. — t¤w tar: zur Partikel tar zur Einleitung besonders bedeutungsvoller Aussagen 1.8n.; LfgrE. — ±@w te m°gaw t e: 167n. 227 ¶joxow … kefalØn ±d' eÈr°aw  mouw: kefalÆ bez. die Körpergröße (168n.). Zur Größe als Vergleichsmerkmal 2.58n., 3.193–194n. Helena bestätigt anschließend Aias’

225 A‡anta (W)id≈n: zur Prosodie R 4.3. 226 ±@w: 167n. 227 kefalØn … eÈr°aw  mouw: Akk. der Beziehung (R 19.1).

Kommentar

91

enorme Größe (229 pel≈riow ‘der ungeheure, riesige’). Sie wird auch sonst häufig hervorgehoben: pel≈riow noch 7.211 u.ö. (s. 229n.), ferner VE-Formel m°gaw Telam≈niow A‡aw (12x Il.) / m°gan Telam≈nion uflÒn (3x Il.), bloßes m°gaw 5.625, 9.169, 16.358, außerdem Hektors Aussage, ein Gott habe Aias seine Größe verliehen (7.288): VON DER MÜHLL 1930, 3–5. Zu den breiten Schultern 193–194n. 228 ≈ 171, Od. 4.305; 1. VH = Od. 15.171. Zur Variation der Rede-Einleitungen 171n. — tanÊpeplow: Possessivkompositum, ‘langgewandet’ (zu *tanÊw ‘langgestreckt, dünn’, vielleicht später auch auf tanÊv ‘spannen, ausdehnen’ bezogen): RISCH 190f. Epitheton von göttlichen und menschlichen Frauen (3x von Helena, s. Iterata), insges. 3x Il., 4x Od., 2x ‘Hes.’ (LfgrE). — d›a gunaik«n: 171n.

229–244 Helena beantwortet in ihrer Rede (229–242) zuerst Priamos’ Frage nach Aias (229), geht dann zu Idomeneus über (230–233), stellt in einer summarischen PriamelP (234–238) weitere mögliche Identifikationen in Aussicht (234f.) und hält vergeblich nach ihren Brüdern Ausschau, deren Abwesenheit sie sich auf verschiedene Weisen zu erklären sucht (236–242). Ein anschließender Erzählerkommentar nennt dann den wahren Grund (243–244). Die Kürze der Antwort auf Priamos’ Frage nach Aias ist auffällig, und so wirkt die restliche Rede wie ein Monolog. Aias wird allerdings in dem einen Vers als unentbehrliche Stütze des Heeres gewürdigt (BERGOLD 1977, 87f.); und Helenas rascher Übergang zu Idomeneus, der in Aias’ Nähe steht (vgl. 4.251–274: schol. A; sie sucht das Heer ab: 234), ist natürlich; der Erzähler vermeidet so weitere Fragen des Priamos, die leicht monoton hätten wirken können (vgl. eine ähnliche Beschleunigung in Od. 11.225–330: DE JONG z.St.). Der Anblick des Idomeneus erinnert Helena an ihre Vergangenheit (232f.: externe kompletive AnalepseP: STEINRÜCK 1992, 92) und damit an ihre Brüder, um die sie sich sorgt. Ihre Sehnsucht nach ihrer Familie, die sie dazu motivierte, auf die Mauer zu treten (139f.), läßt sie auch das Gespräch mit Priamos beenden; ihre Isolation und ihre Scham treten nochmals zutage wie schon zu Beginn der Mauerschau 173–175, 180 (in 241f. zeigt sie besonders, daß sie sich des Kampfes um ihre Person nicht würdig fühlt): PARRY 1966, 198; BERGOLD a.O. 88–91; KIRK zu 230–3. Der Erzählerkommentar dazu (ein seltenes Beispiel: RICHARDSON 1990, 141–148; vgl. 302n. zu den Gebeten) wirkt in seiner nüchternen Kürze ergreifend: Helena ist in Troia völlig isoliert und ahnt nichts vom Schicksal ihrer Familie im fernen Sparta (PARRY 1966, 197; RICHARDSON a.O. 145f.; vgl. den Stil der ‘Nachrufe’: STOEVESANDT 2004, 132, mit Lit.). 229 ≈ 7.211. — Schutzwehr der Achaier: zu Aias’ Charakterisierung als Verteidigungskämpfer (wie 6.5, 7.211) 6.5n. otow: 167n. — d(°): 200n. — pel≈riow: 166n. Von Aias auch 7.211, 17.174, 17.360 gesagt; 7.208 wird Aias mit dem pel≈riow ÖArhw verglichen. Dahinter steht wohl eine traditionelle Vorstellung von übermenschlich großen Helden, wie altirische und altgermanische Parallelen nahelegen (W EST 2007, 425f.). — ßrkow: zur Bed. 1.283b–284n.; WEST a.O. 454f.

92

Ilias 3

230 ≈ Od. 14.205. — Idomeneus: Anführer der Kreter (FM 3; 2.645n.). — einem Gott gleich: Der Vergleich bezieht sich auf Idomeneus’ Stattlichkeit (FRÄNKEL 1921, 96). Zu Göttervergleichen allg. 2.478–479n. •t°rvyen: signalisiert einen Perspektivenwechsel (der aus einem Ortswechsel hervorgeht: ‘auf der anderen Seite, andererseits’), wobei meist ein Personen- oder Völkername vorausgeht: 1.247a n. — yeÚw À w: zur Wortstellung und Prosodie 2n. 231 Krht«n égo¤: égÒw ‘Führer’, Verbalnomen zu êgv, bez. die Zugehörigkeit zum Führerkorps, manchmal auch Oberbefehlshaber wie Idomeneus oder Sarpedon; fast immer im Nom. mit gen. obi. (mit Krht«n sonst im Sg. 7x von Idomeneus; auch mit Tr≈vn, Luk¤vn, Yr˙k«n, éndr«n): LfgrE. — ±ger°yontai: zu ége¤rv, wohl ‘sie haben sich versammelt’ od. ‘sind versammelt’; zur nicht ganz klaren Bildung 2.303–304n.

232 hat ihn … gastlich aufgenommen: zur Gastfreundschaft allg. 207n. Ein Bezug dieser Besuche des Kreters Idomeneus in Sparta zur Nachricht aus den ‘Kyprien’ (Proklos Chrest. § 2 West), Menelaos sei nach der Ankunft des Paris nach Kreta gefahren, ist unsicher (K ULLMANN 1960, 249), ebenso zu ‘Hes.’ fr. 204.56–65 M.-W. (Idomeneus fährt als Helenas Freier nach Sparta): MARG 1970, 506f. je¤nissen: 207n. — érh˝filow: 21n. 233 1. VH = Od. 1.258, 22.358. — o‡kƒ §n ≤met°rƒ: zur Bed. ‘bei uns im Haus’ (d.h. auf dem Landgut des Besitzer-Ehepaars) 1.30n. 234 •l¤kvpaw ÉAxaioÊw: 190n. 235 ¶#: zur Form ORTH 2; WEST 1998, XXf. — gno¤hn ka¤ t ' oÎnoma muyhsa¤mhn: ka¤ t(e) drückt eine Klimax aus (1.521n.). Zu oÎnoma muyhsa¤mhn vgl. Od. 9.16 ˆnoma … muyÆsomai und Il. 2.488 oÈk ín … muyÆsomai oÈd' ÙnomÆnv (s.d.). 236 doi≈: ‘zwei’ (< dW-), metr. Variante für dÊo (LfgrE). — kosmÆtore la«n: zur Bezeichnung des militärischen Anführers als Organisator der Heeresaufstellung 1.16n.

237 = Od. 11.300; ≈ ‘Hes.’ fr. 198.8 = 199.1 M.-W., hom.h. 33.3, Cypr. fr. 16.6 West. — Kastor … und … Polydeukes: lat. Castor und Pollux, göttliche Zwillinge, die als Zeussöhne, Dioskuren (Diós kóuroi), galten (‘Hes.’ fr. 24 M.-W. und hom.h. 33.1) und idg. Ursprungs sind (ähnlich aind., lett. und german. Zwillingspaare). Od. 11.298–300 werden sie aber Söhne des Spartanerkönigs Tyndareos genannt (LfgrE s.v. Kãstvr: möglicherweise ist bei Homer die Mythen-Version vorausgesetzt, nach der Kastor ein Sohn des Tyndareos, Polydeukes ein Sohn des Zeus ist (schol. zu Pind. Nem. 10.150a; Parallelen für solche duale Vaterschaft bei 230 §n¤: = §n (R 20.1). — yeÚw Àw: = …w yeÒw. 232 je¤nissen: = §j°nisen (jein- < *jenW-: R 4.2). 233 KrÆthyen: zur Form R 15.1. — ·koito: iterativer Opt. 234 ır« (W)el¤kvpaw: zur Prosodie R 4.4. 235 oÎnoma: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 236–239 doi≈, kosmÆtore, aÈtokasignÆtv, t≈, •sp°syhn: zu den Dualen R 18.1. 236 dÊnamai (W)id°ein: zur Prosodie R 4.4. — fid°ein: zur Form R 8, R 16.4.

Kommentar

93

Zwillingen bei WARD 1968, 4. 12–14; evtl. ist Tyndareos aber auch als ‘Donnerer’ mit Zeus gleichzusetzen: C LADER 1976, 48). Hier in 238 nennt Helena, vielleicht zur größeren Klarheit, nur die gemeinsame Mutter (Leda: Od. 11.298–300; vgl. 6.345n. und KIRK zu 236–44). In Cypr. fr. 9 West ist Kastor sterblich, Polydeukes unsterblich; Od. 11.301–304 und Pind. Nem. 10.55ff. teilen sich die Brüder die Unsterblichkeit und leben abwechselnd weiter. Hier wird schlicht ihr Tod vorausgesetzt (243f.). Das entspricht dem Heroenbild der Ilias, erklärt ihre Abwesenheit besser und verstärkt das Pathos und die Dramatische IronieP der Stelle (FM 1; PARRY 1966, 197; BERGOLD 1977, 91f. Anm. 2; KIRK a.O.). Wenn Helena hier nach ihren Brüdern Ausschau hält, ist sicher nicht (mit KULLMANN 1960, 77; BERGOLD a.O. 90f.; J ENKINS 1999, 220) anzunehmen, daß sie auf eine nochmalige Rettung wie nach ihrer Entführung durch Theseus hofft, denn dieser Mythos ist dem Iliasdichter wohl unbekannt (144n.). Zu den Dioskuren allg. RE s.v.; BURKERT (1977) 1985, 212f.; DNP, auch mit Hinweisen auf ikonographische Zeugnisse; ausführlich zur idg. Herkunft und zu universalen Parallelen WARD 1968, 1–29; zusammenfassend WEST 2007, 186–191. flppÒdamon: generisches EpithetonP von Helden (2.23n.), insges. 6x von Kastor (s. Iterata). Die Verbindung des Zwillingspaares mit Pferden ist wohl idg. Ursprungs (W EST 2007, 186–191). — pÁj égayÒn: pÊj zu pugmÆ ‘Faustkampf’; die Endung wird verschieden erklärt (DELG, SCHW. 1.620, FRISK : adverbiales -s; CHANTR. 1.250: vielleicht Nominativ; RISCH 364, SZEMERÉNYI 1965, 20 Anm. 78, LfgrE: vielleicht urspr. Dat. Pl.); bed. ‘mit den Fäusten, im Boxkampf’, immer von Wettkämpfen, mit égayÒw von Polydeukes auch Od. 11.300 (vgl. éeylofÒron ‘Hes.’ fr. 198.8 M.-W. u.ö. = Cypr. fr. 16.6 West, kraterÒw ‘Hes.’ fr. 197.3 M.-W.), sonst Il. 23.621, Od. 8.103 u.ö.: LfgrE. — PoludeÊkeŒa : zur Synizese am Versende 24.7n. 238 2. VH ≈ 19.293. — aÈtokasignÆtv, t≈ … ge¤nato mÆthr: Der Rel.-Satz präzisiert und erklärt zugleich aÈtokasignÆtv; zu solchen epexegetischen Rel.-Sätzen 1.238n.; zur Präzisierung 2.313n. — aÈtokasignÆtv: ‘leibliche Brüder’; é. wird – wie vielleicht hier – auch von Halbgeschwistern verwendet (der Zusatz t≈ moi m¤a ge¤nato mÆthr hebt nur die direkte Blutsverwandtschaft hervor). Das lange Wort vor der Zäsur B 1 wirkt emphatisch und betont Helenas Sehnsucht (LfgrE). — moi m¤a: m¤a ‘ein und dieselbe’, moi zu ge¤nato, vgl. 24.496f. moi fi∞w §k nhdÊow Σsan, | toÁw d' êllouw moi ¶tikton …: LfgrE s.v. eÂw 489f. — g e ¤ n a t o mÆthr: VE-Formel (1.280n.). Zu trans. §geinãmhn neben intrans. §genÒmhn SCHW. 1.746, 756; WYATT 1969, 119f. Anm. 19. 239–240 ±' … | ≥: Schon in der Antike war man unsicher, ob man µ … Σ (Doppelfrage) oder ±(¢) … ≥ (‘entweder … oder’) lesen sollte (app. crit.). Da Helena zu Priamos spricht, passen Fragen weniger gut (AH, Anh. z.St.). — §sp°syhn: “Aor. ‘schlossen sich [dem Zuge] an’, ßponto 240 Impf. ‘zogen mit’” (AH). Zur Form ohne Aspiration ORTH 1; WEST 1998, XVII. 239 2. VH = 443. — §ratein∞w: generisches EpithetonP von Personen (175n.) und von geogr. Bezeichnungen (2.532n.), hier prägnant von Helenas Heimat: ‘geliebt, liebenswert’ (KIENZLE 1936, 87; LfgrE).

94

Ilias 3

240 2. VH ≈ 46, 444. — deÊrv: so Herodian (gegen die prosodisch schwierige Hauptüberlieferung deËro); aus myk. de-we-ro, ‘diesseits’, Adv. auf -v wie ênv, kãtv, prÒsv; bed. ‘hierher’; seine sonst bei Homer und später ausnahmslos belegte Form deËro entstand durch eine Verkürzung des Auslauts vor Vokal in Wendungen wie deÊrv ‡yi (R UIJGH [1972] 1991, 112–115). — pontopÒroisin: 46n.

241–244 Helena projiziert ihre eigenen Scham- und Schuldgefühle (172–180n.) auf ihre Brüder (implizite Tertiäre FokalisationP). Wie zur Berichtigung folgt gleich der Erzählerkommentar mit der Angabe des eigentlichen Grundes für deren Abwesenheit (DE JONG [1987] 2004, 169f.). 241 aÔt(e): wie verstärktes d° gebraucht, korrespondiert mit m°n 240 (FAESI; KIRK zu 239– 42). — mãxhn katadÊmenai: ‘sich in den Kampf stürzen’, wie mãxhn dÊmenai (s. 6.185n.). 242 a‡sxea … ka‹ Ùne¤dea: a‰sxow ‘Häßlichkeit’ i.S.v. ‘häßliche Rede, Schmähung, Vorwurf’, meist Pl., hier wegen Ehebruchs, 6.351, 6.524 wegen Feigheit im Kampf; auch ‘Makel, Schande’ (Od. 11.433, Hes. Op. 211 u.ö.). ˆneidow ‘Schimpf, Vorwurf’. Beide Wörter gehören zur Figuren-SpracheP (LfgrE s.v. a‰sxow 384.33, s.v. ˆneidow 710.1; vgl. 1.211n.); hier sind sie in einer synonymischen Doppelung (1.160n.) emphatisch verbunden. — ë mo¤ §stin: ‘die mir anhaften’. 243 2. VH ≈ Od. 11.301. — kãtexen: ‘hielt fest’ (2.699n.). Eine orientalische Parallele zur Vorstellung, daß die Erde die Toten festhält, bei WEST 1997, 236. — fus¤zoow: unklar, ob zu zeia¤, einer Getreideart, wahrscheinlich Emmer, mit der Bed. ‘Korn spendend’ (FRISK; DELG; RISCH 170; wie ze¤dvrow, vgl. 2.548n.) oder zu zvÆ (ion. zoÆ), dann ‘Leben spendend’ (von FORSSMAN 1975, 81 Anm. 8, erwogen; in der Antike bezog man es darauf [Aisch. Suppl. 584; Eust. 410.45ff.], was aber vielleicht nur auf einer Volksetymologie beruht: IRIGOIN 1991, 133): LfgrE s.vv. zeia¤ und ze¤dvrow; SIDERAS 1971, 74. Immer Epitheton der Erde (zu a‰a hier und Od. 11.301, h.Ven. 125, Hdt. 1.67.4 [Orakel-Zitat]; zu g∞ Il. 21.63); es ist umstritten, ob es rein ornamental (PARRY [1930] 1971, 129; MUREDDU 1983, 26) oder kontextbezogen ist (VIVANTE 1982, 137f.; M UELLER 1984, 23f.; KIRK zu 243–4; FLOYD 1988/89): Falls es die Bed. ‘Korn spendend’ hat, könnte es den gängigen Epitheta der Erde mit der Bed. ‘fruchtbar’ (2.548n.) entsprechen und rein formelhaft sein; dagegen spricht aber, daß es im hom. Epos immer im Zusammenhang mit Toten unter der Erde verwendet wird. Die Vorstellung einer Leben spendenden, die Toten bergenden Erde ist schon in sich paradox, hier aber um so mehr, als Helena ihre Brüder am Leben wähnt, während sie tatsächlich tot sind (KIRK a.O.; vgl. 237n.). Das Epitheton vergrößert somit das Pathos (Helenas Ahnungslosigkeit, ihre Sehnsucht, vgl. zu §ratein∞w 239): KIRK a.O., VIVANTE a.O.

240 deÊrv: = deËro. — n°ess' ¶ni: = §n n°essi (R 20.1–2). — n°ess(i): = zur Flexion R 12.1. 241 katadÊmenai: zur Form R 16.4. 242 deidiÒtew: Ptz. zu d°dia (= d°doika); < *dedWiÒtew (R 4.2).

Kommentar

95

244 2. VH = Od. 24.266. — aÔyi: wohl Wiederaufnahme von Lakeda¤monow (239); Implikation: ‘gar nicht erst von Sparta losgezogen und also nicht nach Troia gekommen’ (LfgrE s.v. 1547.48ff.). — f¤l˙: in Verbindung mit patr¤di ga¤˙ formelhaft (2.140n.). Diese Lesart hat fast die gesamte Überlieferung für sich (Aristarch, Hss.) und vermeidet überdies einen Hiat; sie ist deshalb Zenodots Variante •ª vorzuziehen, obwohl formelhaftes •ª §n patr¤di ga¤˙ belegt ist (22.404; Akk.: Od. 5.42, 5.115, 9.533, 13.52) und der Gebrauch von ˜w mit Bezug auf alle Personen, im Sg. und Pl., möglicherweise altererbt ist (CHANTR. 1.273f.). — patr¤di ga¤˙: flektierbare VE-Formel (2.140n.). Lakeda¤moni: Das Ethnikon LakedaimÒniow ist schon im Myk. bezeugt (ra-ke-da-mi-ni-jo TH Fq 229.4 bzw. [ra-]ke-da-mo-ni-jo-u-jo TH Gp 227.2): ARAVANTINOS u.a. 2001, 356.

245–312 Priamos wird vom Herold Idaios aufs Schlachtfeld gerufen. Er schließt mit Agamemnon den Vertrag und fährt dann vor dem Zweikampf zurück in die Stadt. 245–302 Der Vertrag zwischen den Griechen und den Troern soll mit einem Eid beschworen werden. “Bisweilen wurden bei den Eidleistungen Opfertiere geschlachtet; gewöhnlich begnügte man sich mit dem Ausgießen einer Spende” (STENGEL [1890] 1920, 86; allg. zum Eid auch DNP s.v.; GRAF 2005, bes. 244). Die Bedeutung des Vertrags wird hier durch ein ausführliches Ritual mit Elementen der Typ. SzeneP ‘Opfer’ unterstrichen (1.447–468n.): (1) Opfertiere und Geräte holen, 245– 248 (der Befehl dazu 103f., s.d.), (3) Opfertiere und Geräte zusammenbringen, 269a, (7) Wein mischen, 269b–270a (= Element 3 der Typ. Szene ‘Libation’: 1.469–474n.), (10) Hände waschen, 270b, (8) Haar der Opfertiere abschneiden und verteilen, 271–274, (12) Gebet des Opfernden, enthält den Vertrag, 275–291, (18) Kehle der Opfertiere mit dem Messer durchschneiden, 292–294, (13) Libation der Opfernden (hier mit einem weiteren Gebet), 295–302. Zu den für das EidRitual spezifischen Abweichungen der vorliegenden Variante vom Opfer in 1.447–468 s. 269b–270n., 271–274n., 275–291n., 292–302n.; AREND 1933, 78; B URKERT (1977) 1985, 250–252; KIRK 1981, 63f.; ein vergleichbares Eidopfer wird 19.249b–268a geschildert (s.d.). Zum Vertragsritual gehört eigentlich auch ein Handschlag der Vertragspartner (2.341n.), der aber nur 4.159 (von WEST athetiert) erwähnt wird (ausführlich dazu ROLLINGER 2004, 400. 404–408). 245–258 Die von Hektor abgesandten Herolde (116 mit n.) sind unterdessen in Troia angekommen (Element 3 der Typ. SzeneP ‘Botengang’; dazu 1.320–348a n.) und haben das Verlangte (117b) schon besorgt (245–248), als sie auf dem Rückweg Priamos beim Skäischen Tor (149) benachrichtigen (KURZ 1966, 163). Einer der beiden, Idaios, tritt an Priamos heran (249, Element 5) und richtet seinen Auftrag aus (250–258, Element 6).

244 Lakeda¤moni aÔyi: zur Prosodie R 5.7. — aÔyi: Kurzform für aÈtÒyi ‘(eben)dort’.

96

Ilias 3

245 ≈ Od. 20.276; 1. VH = Il. 8.517. — Herolde: zur Funktion und zur sozialen Stellung hom. Herolde allg. 1.320–321n. — Götter: sc. die 104 genannten. é n å êstu: ‘durch die Stadt hindurch’, in Richtung der Ebene (LfgrE s.v. énã 748.36f.). — ˜rkia pistã: d.h. die Opfertiere und den 246 erwähnten Opferwein, die in 269 zum Opferplatz gebracht werden (zur Bed. von ˜rkia und pistã allg. 73n.).

246 die beiden Lämmer: wie von Menelaos in 103 von den Troern verlangt. Zu ihrer Funktion als Opfertiere 103–104n. — Wein: Zur Bedeutung des Weins beim Eid-Ritual s. 269b–270n., 292–302n., 295f. §@frona: Grundbedeutung ‘mit guter frÆn’, als Beiwort von yumÒw od. Personen: ‘fröhlich, unbeschwert’ (15.99, Od. 17.531, h.Ap. 194, hom.h. 30.14), ‘günstig gesinnt’ (h.Ven. 102). Hier dagegen kausativ zu o‰non: ‘fröhlich (machend), Sorgenbrecher’ (LfgrE); fungiert als prosodische Variante zu mel¤frona (je 4x Il./Od. Epitheton von o‰non, ebenfalls nach der Zäsur B 2; vgl. 6.264n.). – Allg. zu den Wein-Epitheta (die sich überwiegend auf den angenehmen Geschmack und die rote Farbe beziehen): P AGE 1959, 231 mit Anm. 32 S. 268; PARASKEVAIDES 1984, 68f. — karpÚn é r o Ê r h w: Die Junktur findet sich sonst nur in der VE-Formel éroÊrhw karpÚn ¶dousin/¶dontew 6.142, 21.465, dort vom Getreide. karpÒw als Wein(frucht) auch 18.568, hom.h. 7.41: LfgrE s.v. karpÒw I; KIRK.

247 VA bis Zäsur B 1 = Od. 6.78. — Ziegenschlauche: Schläuche aus ganzen Tierhäuten sind in Od. 10.19 und (allerdings erst in etwas späterer Zeit) ikonographisch belegt; ein solcher Schlauch ist wohl auch hier gemeint (ebenso Od. 5.265, 6.78, 9.196, 9.212; dient dem Transport von Wein oder Wasser): LfgrE s.v. éskÒw; DNP s.v. Schlauch. — einen Mischkrug, glänzend: d.h. aus Metall, viell. silbern wie Od. 15.121–123 (schol. D; HANDSCHUR 1970, 91). Darin wird der Wein gemischt (269b–270n.). krht∞ra faeinÒn: dieselbe Junktur Od. 15.121 (ebenfalls am VE), mit Sperrung Panyassis fr. 9.1 West.

248 VA = 7.278; VE = Od. 1.142, 4.58, 10.357. — Idaios: einer der beiden in 116 von Hektor gesandten troischen Herolde; sein Name ist von Zeus’ Berg Ida in der Troas abgeleitet, und unter Zeus’ Schutz steht Idaios als Herold. Er ist alt (24.149 ≈ 24.178, 24.368) und klug (7.276/278, 24.282 u.ö.) und scheint Priamos besonders nahe zu stehen (24.577). Er tritt in drei Gesängen auf: (1) hier, wo er mit einem anderen Herold das Verlangte für das Opfer bringt und Priamos holt; (2) 7.273–292, 7.372–417a beendet er mit Talthybios den Zweikampf zwischen Aias

245 énå (W)ãstu: zur Prosodie R 4.3. — f°ron: zur augmentlosen Form R 16.1. 246 êrne dÊv: Akk. Dual (R 18.1). — ka‹ (W)o›non: zur Prosodie R 4.4. — éroÊrhw: zum -h- nach -r- R 2. 247 ésk“ §n: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. 248 ÉIda›ow(w) ±d°: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). — ±d°: ‘und’ (R 24.4). — xrÊseia: zur metr. Dehnung der zweiten Silbe R 10.1.

Kommentar

97

und Hektor und vermittelt als Botschafter einen Waffenstillstand; (3) 24.322ff. begleitet er Priamos zu Achill (FM 11; v. KAMPTZ 291; LfgrE; WATHELET s.v.). 249 ≈ 17.215, Od. 7.341; 2. VH = Il. 4.233. — zu ihm tretend: sc. nachdem er auf den Turm (149) hinaufgestiegen war (AH). g°ronta: Priamos; vgl. 181n.

250–258 Idaios’ Rede nimmt z.T. wörtlich Formulierungen des Paris (73–75) und der Iris (136–138) auf, als ob es sich um die übliche explizite Wiederholung eines Auftrages handelte (dazu 2.28–32n., 2.437–444n.). Es fehlt aber die Auftragsrede an den Boten (116f. nur verkürzt, in indirekter Rede). Sie hätte unnötig die Anzahl der vier unumgänglichen Versionen der geplanten Übereinkunft erhöht (Paris’ Vorschlag, Hektors Rede, Iris’ und Idaios’ Botschaft): BERGOLD 1977, 93; D E JONG (1987) 2004, 181. 281 Anm. 67. Gegenüber den früheren Versionen fällt die dreimalige Verwendung des Wortstammes gyn- ‘Frau’ auf (254, 255, 258): Der Krieg geht um eine Frau (2.161f. = 2.177f., 2.356, 3.156f.); deswegen kann ihn ein Zweikampf zwischen den Rivalen ersetzen. 250 Vier-Wort-Vers (1.75n.). — die Besten: d.h. die Führungsschicht (die Besten, áristoi, wie arist*ees [1.227n.] in sozio-politischem Sinn), die am Opfer zum Vertragsabschluß teilnimmt (270b, 274): LfgrE s.v. êristow 1297.43ff.; SCHULZ 1981, 74f.; STEIN-HÖLKESKAMP 1989, 54–56. ˆrseo: ebenso dreisilbig und am VA 16.126, 18.170, 21.331, Od. 6.255, h.Ven. 177 (dagegen nach der Zäsur A 1 zweisilbig, s. 19.139n.; dort auch zur Formenbildung und zur Orthographie). — Laomedontiãdh: zur Genealogie des Priamos 20.215–238; vgl. 147n. Zu Patronymika als Ersatz für Eigennamen 3.182n.; hier betont das lange, die Mittelzäsur bis zur Zäsur C 1 überbrückende, schwer und feierlich wirkende Patronymikon die dynastische Macht und Verantwortung. — kal°ousin: begründende Asyndese (dazu allg. K.-G. 2.344, mit weiteren Bsp. für Asyndese nach Imp.) mit Spitzenstellung des Verbums (ebenso in Asyndese z.B. 5.169, 22.295, Od. 8.322: CHANTR. 2.351).

251 = 127 (s.d.), 131, 8.71, ≈ 4.333. 252 Ebene: die Troische Ebene (2.465a n.). ˜rkia pistå tãmhte: 73n. Zu Priamos’ Rolle beim Opfer 105n., 108–110n.; zu seiner Stellung in Troia allg. 149n. 253 = 136 (s.d.); VA bis zur Zäsur B 1 = 11.369. — aÈtãr: wohl begründend wie sonst nur h.Cer. 100 und viell. Il. 5.399, möglicherweise aber auch einfach progressiv (LfgrE s.v. 1574.63ff.).

249 paristãmenow (W)ep°essin: zur Prosodie R 4.5. — §p°essin: zur Flexion R 11.3. 250 ˆrseo: themat. Imp. Aor. zu ˆrnumai ‘sich erheben, sich aufmachen’; zur unkontrahierten Form R 6. 252 §w: = efiw (R 20.1). — katab∞nai: finaler Inf. zu kal°ousin. — ·n' ˜rkia pistå tãmhte: 73n. 253 aÈtãr: ‘nämlich’ oder ‘und dann’ (R 24.2, ↑).

98

Ilias 3

254 ≈ 137 (s.d.). — émf¤: 70n.

255 1. VH = 138. — dem, der dann gesiegt hat: 138n. — Güter: 70n. t“ d° ke nikÆsanti: zur Stellung von ke und zum Partizip mit Artikel 138n. — ßpoito: potential (mit ke): SCHW. 2.324.

256–258 ≈ 73–75 (s.d.). 257 na¤oimen: Der kupitive Optativ unterstreicht im Gegensatz zum distanzierten Potentialis ßpoito, daß das Gesagte im Interesse aller, auch des Sprechers, ist (ähnl. BERGOLD 1977, 93 Anm. 5). Ein potentialer, die bloße Möglichkeit hervorhebender Sinn (wie ihn AH, W ILLCOCK annehmen) widerspräche der sonst ausgedrückten Erwartung eines baldigen Kriegsendes (74 na¤oite kupitiv, 94 ˜rkia pistå tãmvmen, 112 §lpÒmenoi paÊsasyai … pol°moio; vgl. auch die Beschreibung des Vertragsrituals 245ff. und das hoffnungsvolle Gebet 323). — to¤: die Griechen (wie to¤ in 74: 73n.). — n°ontai: Präsens mit futur. Sinn (n°omai hat wie e‰mi oft Fut.-Bed.: LfgrE s.v. 326.27f. mit Lit.).

259–265 Typ. SzeneP ‘Wagenfahrt’ (vgl. 24.189–328n. u. 24.440–485n.) mit den Elementen (1) Anschirren der Pferde (Auftrag, 259b–260a, und Ausführung, 260b), (2) Besteigen des Wagens, 261a/262, (3) Ergreifen der Zügel, 261b, (5) Fortbewegung mit Richtungsangabe, 263, (6) Ankunft, 264, (7) Absteigen, 265: AREND 1933, 86f. Bei Priamos’ Rückfahrt nach Troia werden die Elemente 2 und 3 z.T. wörtlich wiederholt (311f.), so daß die Fahrten des Königs das Eidopfer rahmen: STEINRÜCK 1992, 93. 259 1. VH = 15.34, Od. 5.116, 5.171; bis zur Zäsur C 1 ≈ Il. 1.33, 24.424, 24.571, 24.689. — erschauerte: sc. weil er weiß, daß Menelaos nach Rache dürstet und seinem Sohn kämpferisch überlegen ist (vgl. ‘Ares-Liebling’ in 253); deshalb bringt er es später auch nicht über sich, dem Zweikampf zuzusehen (306f.). Hektor dagegen freut sich über die Aussicht auf einen Entscheidungskampf, weil er auf ein Ende des Krieges hofft (76b): schol. bT; AH. Õw fãto, =¤ghsen d(°): Zu diesem Rede-AbschlußschemaP u. seinen Varianten s. 1.33n. Zum ‘positionsbildenden’ ny ephelkystikon G 33, 1.388n. — ı g°rvn: Priamos (181n.). — •ta¤roiw: Die Konstruktion mit dem Dativ ist die lectio difficilior (s. app. crit.) und vermeidet den Gleichklang •ta¤rouw ·ppouw; der Dativ wird auch in der VE-Variante 23.563 §k°leusen •ta¤rƒ verwendet (weitere Bsp. K.-G. 1.410f.), dagegen der Akk. in §k°leusa/-e d' •ta¤rouw Od. 9.177, 15.547. Gemeint sind Helfer des Priamos, wohl Diener wie Od. 6.69 (24.189n.; LfgrE s.v. 754.45ff.).

254 makrªw §gxe¤˙si: zur Flexion R 11.1. — maxÆsont(ai): 137n. 255 ke: = ên (R 24.5). — ßpoito: Kongruenz des Prädikats mit dem nächststehenden Subjekt, ktÆmata. 256 tamÒntew: 73n. 257 to¤: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 14.3, R 17. 258 ÖArgow §w: = efiw ÖArgow (R 20.1–2). 259 fãto: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23.

Kommentar

99

260 2. VH ≈ Od. 6.71, 15.288, ‘Hes.’ Sc. 410, fr. 204.84 M.-W. (ergänzt). 261 ≈ 311; 2. VH ≈ 19.394. — Auf stieg nun also Priamos: Die konkrete Ausführung des Befehls (die Helfer eilen zu Priamos’ Haus, schirren die Pferde an und fahren sie zum Tor) und Priamos’ Abstieg vom Turm sind in Gedanken zu ergänzen (LeerstelleP; AH zu 260; BERGOLD 1977, 94 Anm. 2). k a t å d' ≤n¤a te›nen Ùp¤ssv: katã wirkt verstärkend (vgl. kat°xv, kãtoida: SCHW. 2.476; LINDBLAD 1922, 138): ‘zog die Zügel straff rückwärts’ (AH). Solange der angeschirrte Wagen hält, sind die Zügel vorn an der Wagenbrüstung befestigt (5.262, 5.322); von dort löst sie Priamos und zieht sie rückwärts an sich, um die Pferde noch zurückzuhalten (AH; DELEBECQUE 1951, 62. 183).

262 = 312; 1. VH ≈ 5.365; 2. VH = Od. 3.481. — Antenor: 148n. Antenor und Odysseus (268a) sind als Helfer des Priamos bzw. des Agamemnon prädestiniert, denn beide sind nach der ersten griechischen Gesandtschaft nach Troia vertraut mit der Gegenpartei (205–224n.). Wenn sie nun, vor allem Antenor als Vertreter der Friedenspartei, neben den Anführern Priamos und Agamemnon genannt werden, deutet das an, “daß man jetzt einen zweiten, hoffnungsvolleren Versuch zur Beilegung des Konflikts unternimmt” (BERGOLD 1977, 95; ähnl. DANEK 2006, 9f.). — ihm zur Seite kletterte … auf den … Wagen: Der Wagen (díphros) bot Platz für zwei Personen (WIESNER 1968, 13); die Stellung des Wagenlenkers neben dem Kämpfer bzw. Beifahrer ist bildlich bezeugt und hat idg. Parallelen; auf diese Position weist auch die Bez. ‘Zusteiger’ (paraibátai, aus pará ‘neben’ und báino ‘besteigen’) für die Kämpfer neben den Wagenlenkern 23.132 hin (PLATH 1994, 421f.; vgl. WEST 2007, 469; ikonographische Zeugnisse bei CROUWEL 1992, pl. 5, 7; ein Beispiel aus Mesopotamien für die Stellung des Wagenlenkers vor dem Beifahrer bei CROUWEL/LITTAUER 1979, 16 mit fig. 3). d¤fron: d¤frow bed. (1) ‘Wagenkasten’ des zweirädrigen Wagens, ‘Wagen’ (benützt als Streitwagen [dazu allg. 2.384n.] 6.42, 8.320, 11.399, 16.485 u.ö., als Reisewagen wie hier noch 312, Od. 3.324, 3.481, 3.483, als Rennwagen Il. 23.394, 23.509, als Lastwagen 310); (2) einfacher ‘Stuhl, Hocker’ 424–426, 6.354, 24.578, Od. 21.177 u.ö. Thematisiertes Kompositum aus di- (*duªi-, s. dW¤w bzw. d¤w) + -fr- (Schwundstufe der Wurzel von f°rv). Die Einzelheiten der Bedeutungsentwicklung sind nicht klar: WIESNER 1968, 13f. 23–25; LASER 1968, 36–38; LfgrE s.v. 317.12ff.; PLATH 1994, 194f. 415. bÆseto: thematischer s-Aorist; Entstehung umstritten: entweder formale Analogiebildung zum futur. Imp. bÆseo (LEUMANN [1953] 1959) oder (desideratives) Präteritum zu bÆsetai, also ‘war im Begriff zu steigen’ (MAGNIEN 1912, 2; ROTH [1970–1974] 1990, 41–59); Diskussion bei SCHW. 1.788; LfgrE s.v. ba¤nv 13.30ff.

260 zeugnÊmenai: zur Form R 16.4. 261 ín … ¶bh: = én°bh (R 20.2); ên = énã (R 20.1). — Ùp¤ssv: zum -ss- R 9.1. 262 pãr: = parã (R 20.1). — d° (W)oi: zur Prosodie R 4.3. — ofl: = aÈt“ (R 14.1), mit pãr zu verbinden. — d¤fron: Akk. der Richtung (R 19.2).

100

Ilias 3

263 2. VH ≈ 5.240, 11.127, 11.760. — Skai«n: nur hier substantiviert (erg. pulãvn): AH. Zur Lage des Tores 145n. — ¶xon: häufig ‘lenken’ (s. Iterata; LfgrE s.v. 840.53ff.). — »k°aw ·ppouw: flektierbare VE-Formel (Nom.: 10x Il., 1x Od., 1x ‘Hes.’; Akk.: 18x Il., 2x Od., 2x ‘Hes.’), mit Entsprechungen in anderen idg. Sprachen (SCHMITT 1967, 238–242; WEST 2007, 465f.); allg. zu den Pferde-Epitheta 2.383n. 264 1. VH = Od. 16.335; 2. VH = Il. 4.70, 7.35, 11.533, 17.458, 20.24. — éll' ˜te dÆ: VA-Formel; zeigt den Szenenwechsel an (1.493n.). 265 ≈ 8.492, 11.619, 24.459. — ·ppvn: eigtl. ‘Pferde’; Pl. von ·ppow öfter in der Bed. ‘(Streit-)Wagen’ (6.232n.). — §p‹ xyÒna poulubÒteiran: VE-Formel (89n.).

266 = 341. — in die Mitte: Der Raum zwischen den Parteien, in dem der alles entscheidende Zweikampf stattfinden soll (67–75n.), ist von jetzt an bis 382 der Aktionsraum. §stixÒvnto: ‘schritten’ (2.92n.).

267 erhob sich: zur Begrüßung der Ankommenden (AH) und zum anschließenden Opfer (LfgrE s.v. ˆrnumi 800.9f.; explizite Erwähnung des Aufstehens zum Eidopfer ebenso 19.249b–250: AREND 1933, 78). 268 Odysseus: zu seiner Funktion beim Opfer und zu seiner Stellung neben Agamemnon 191–224n., 196–198n., 262n. — Herolde: sc. beider Parteien. ÉOduseÊw: zur Orthographie 191n. — polÊmhtiw: zur Bed. 200n. — égauo¤: generisches Epitheton von Menschen und Göttern (u. h.Merc. 442 von d«ron, mit Bezug auf die Sangeskunst des Hermes). Meist verstanden als ‘bewundernswert, erhaben’ (zu êgamai/ égãssomai: DELG, LfgrE; zurückhaltend FRISK); anders BLANC 2002, 169. 174–176: ‘he who cries loud’ (aus éga- + -a#Òw [zu é@v], viell. urspr. ein Epitheton von Herolden wie hier u. Od. 8.418; vgl. auch boØn égayÒw). 269a ˜rkia pistã: den Wein beider Gegner, die zwei Lämmer aus Troia (245n., 246n.) und das Lamm aus dem Griechenlager (119f.).

269b–270 2. VH von 270 = 9.174, Od. 1.146, 3.338, 21.270; ≈ Od. 4.216. — Wein … | … mischten sie: nicht mit Wasser, da der Wein bei Schwur-Zeremonien nicht zum Trinken bestimmt war (2.341n.); vielmehr wird der Wein beider Parteien im Mischkrug zusammengeschüttet, ein beide Vertragspartner bindendes Symbol (292–302n.): schol. A; KIRK. — gossen … Wasser auf die Hände: zum Gebot,

263 t≈: Nom. Dual des demonstr.-anaphor. Pronomens (R 14.3, R 17). — Skai«n: erg. pulãvn (= pul«n); zum Plural 145n. — ped¤ond(e): ‘zur Ebene’ (R 15.3). — ¶xon: zum Plural neben dem Dual R 18.1. 264 =(a): = êra (R 24.1). — metã (+ Akk.): ‘mitten unter, zu’. 265 poulubÒteiran: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 266 m°sson: zum -ss- R 9.1. — §stixÒvnto: zur ep. Zerdehnung R 8. 267 ¶peita (W)ãnaj: zur Prosodie R 4.3. 268 ên: sc. én≈rnuto. — étãr: = aÈtãr, progressiv (R 24.2). 269 krht∞ri: Lokativ (R 19.2). — d¢ (W)o›non: zur Prosodie R 4.3.

Kommentar

101

die Hände vor der rituellen Handlung zu waschen, 1.449n. — Königen: die Führungsschicht (250n.; LfgrE s.v. basileÊw 45.27ff.). ¶xeuan: zur Form 10n.

271–274 Das Abschneiden der Haare des Opfertiers gehört zur Einleitung des Opfers (19.254, Od. 3.446, 14.422 mit [ap]árchesthai ‘anfangen’ bezeichnet): Das Opfertier ist damit nicht länger unversehrt (die Haare sind ein Symbol für den Kopf und damit für das Leben; vgl. 23.144ff. und im Alten Testament Richter 16.17ff.). Bei einem gewöhnlichen Speiseopfer werden die abgeschnittenen Haare als Voropfer ins Feuer geworfen (Od. 3.446, 14.422). Hier beim Eidopfer ohne Feuer (310n.) werden die Haare an alle Teilnehmer verteilt (274); dies wird allgemein als Zeichen der Verpflichtung interpretiert, durch das die Opfernden ihr Schicksal mit dem des geopferten Tieres identifizieren, falls sie dem Eid untreu werden. So machen sich die Troer insgesamt durch Pandaros’ Eidbruch im 4. Gesang schuldig. Vielleicht soll der Kontakt mit den Haaren auch den Eid vitalisieren: “contact with the victim’s living substance adds force to the compulsion of the oath” (KITTS 2005, 143; zum Haar-Ritual allg. NILSSON [1940] 1967, 140; B URKERT [1977] 1985, 56; RUDHARDT [1958] 1992, 220. 261; KITTS a.O. 140– 144; spez. zu dieser Stelle KIRK zu 273–4; POSTLETHWAITE 2000, 72). 271–272 = 19.252f. 271 1. VH bis zur Zäsur C 1 = 361; ≈ 13.271. — Sohn des Atreus: Agamemnon leitet die Opferhandlung, denn er vertritt im Epos, das sich an griechische Hörer richtet, die griechische, durch Helenas Entführung geschädigte Partei. Für eine Verpflichtung der troischen Seite genügt die bloße Teilnahme des Priamos (vgl. 105). Zur Charakterisierung des Atriden durch die Vertragsbedingungen im einzelnen 275–291n. Orientalische Parallelen zur Rolle des Königs als Priester bei WEST 1997, 15f. xe¤ressi: wohl metr. Füll-Element, da es in 361 und 13.610 fehlt. — mãxairan: ‘Messer, Dolch’, aus Bronze (292, 19.266), wie hier für ein Opfer gebraucht 19.252, h.Ap. 535; bei einem Tanz getragen 18.597, zu chirurgischen Zwecken verwendet 11.844; auch ‘Hes.’ fr. 209.2 M.-W. belegt. Im fgrE nie als Kriegswaffe bezeugt; die Etymologie ist unklar und eine Beziehung zu mãxomai umstritten (LfgrE; FOLTINY 1980, 240–242; PETERS 1980, 191f.; MARTIN 1983, 94–98; METZ 2005, 308–312, mit ikonographischen Belegen).

272 = 19.253. — bei der … Scheide seines Schwerts hing: zum Material der Schwerter und zur Funktion der Tragriemen 2.45n.

271 d¢ (W)erussãmenow: zur Prosodie R 4.3. — §russãmenow: Aor. zu §rÊv ‘ziehen’, Med.: das eigene Messer, sein Messer ziehen; zum -ss- R 9.1. — xe¤ressi: zum Plural R 18.2. 272 ¥ (W)oi: zur Prosodie R 4.4; ofl = aÈt“ (R 14.1). — pãr: mit kouleÒn zu verbinden. — kouleÒn: = koleÒn ‘Scheide’; Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — afi°n: = ée¤. — êvrto: ‘hing’ (↑).

102

Ilias 3

êvrto: nur noch 19.253; zu ée¤rv ‘heben’; zuständlich: ‘hing’. Formenbildung unklar: entweder urspr. äol. êorto als Impf. zu intr. Wurzelpräs. *h2uª er- ‘hängen’, hom. êvrto nach Vorbild des ion. Plpf. *§≈ree (TICHY 1983, 364f.; LIV s.v. *h2uª er-); oder als med. Plpf. aufgefaßt, évr- dabei unterschiedlich erklärt (äol. -or-?, mit od. ohne Reduplikation?): LfgrE s.v. ée¤rv I mit älterer Lit.; HACKSTEIN 2002, 202–204 (202: “attisch redupliziertes *h2uª e-h2uª or-”).

274 Besten: 250n. 275–291 Agamemnon nennt die Bedingungen des Vertrags, dessen Bestandteile praxisnah wirken (vgl. 292–302n.), aber nicht einfach mit historischen Verträgen gleichgesetzt werden können (ROLLINGER 2004, 376. 412; eine Analyse dieses Vertrags und des begleitenden Rituals und Vergleiche mit dem zeitgenössischen orientalischen Vertragswesen ebd. 378–416). Der Vertrag wird unter Eid abgeschlossen (279 ‘falschen Eid’, 280 ‘Treueschwüre’) und unter den Schutz der Götter gestellt. Er beginnt in der Form der Typischen SzeneP ‘Gebet’ (1.37–42n.) mit der Gebetsgeste (275, Element 1), dem Verb des Betens (275, Element 2), der Anrufung der Gottheiten (276–279, Element 3) und der Bitte um die Überwachung des Eidvertrages (280, Element 7, vgl. 278b–279). Das Gebet wird aber nicht in Erfüllung gehen; vielmehr provozieren die Götter selbst später den Vertragsbruch des Troers Pandaros (4.14–19, 4.64b–104). Der eigentliche Vertrag (281–291) weicht in zwei Punkten von Hektors Vorschlag ab (90–94): (1) Für das Inkrafttreten der Bestimmungen wird der Tod eines der beiden Zweikämpfer vorausgesetzt (281, 284), nicht einfach der Sieg (92; Menelaos rechnet allerdings 101–102a mit dem Tod). Dadurch, daß Aphrodite Paris entrückt, entsteht daher eine Situation, mit der niemand gerechnet hat. Agamemnon reagiert zwar sofort, als ob Paris getötet worden wäre, und wiederholt die Forderungen an die Troer (458–460), aber die Entscheidung fällen schließlich die Götter und Pandaros (KIRK zu 281–6). (2) Für den Fall eines für die Griechen günstigen Ausgangs (Paris’ Tod) fordert Agamemnon zusätzlich eine Genugtuung in ansehnlicher Höhe (284–287), deren Verweigerung zur Wiederaufnahme des Krieges bis zur Eroberung der Stadt führen soll (288–291). Eine Buße für Paris’ Raub wird auch sonst wiederholt als zusätzliches Kriegsziel erwähnt (1.159–160n., 5.552f., Od. 14.70f., 14.117), und materielle Angebote der Unterlegenen zum Freikauf einer belagerten Stadt sind offensichtlich denkbar (18.509–512, 22.114–121): Daher ist nicht auszuschließen, daß Agamemnons Formulierung als legitime Präzisierung des vorgeschlagenen Vertrags aufzufassen ist (VAN WEES 1992, 382 Anm. 28; TSOPANAKIS 1969, 338). Möglich ist aber auch, daß Agamemnon eigenmächtig den Vertrag ändert und dabei Priamos’ vorherige Abwesenheit ausnutzt (BERGOLD 1977, 98–101; K IRK zu 286; WILSON 2002, 176). Die unbestimmt gelassene Höhe der materiellen Kompensation (286b–287), die dem Atriden im Falle von Paris’ Tod eine “Blankovoll-

273 érn«n: mit kefal°¸v n zu verbinden. — §k … tãmne: sog. Tmesis (R 20.2). — kefal°¸vn: zur Flexion R 11.1; zur Synizese R 7. — tãmne: = t°mne.

Kommentar

103

macht” gibt (BERGOLD 1977, 99), und die damit verbundene Drohung 288–291 verdeutlichen in jedem Fall die Überlegenheit der griechischen Vertragspartner (R OLLINGER 2004, 388). Zugleich charakterisieren sie Agamemnon in seinem Ehrgeiz und seiner Besitzgier (die auch schon zum Streit mit Achill geführt hatte: 1.119n., 1.122n.) – während es Menelaos vor allem um das Kriegsende geht (97– 107n.) –, seiner Rachsucht (vgl. 6.55–60n.), seiner Siegessicherheit (denn er vertraut auf Zeus’ Traum, in dem ihm die schnelle Eroberung der Stadt verheißen wurde: 2.29b–33a, 2.37n.) und in seinem Mißtrauen gegenüber den Troern, das er freilich mit Menelaos teilt (107n.; KeimP von Pandaros’ Vertragsbruch; dazu WORONOFF 1994, 395). Durch seine Änderungen des Vertrages erschwert der Atride schon vor dem Zweikampf zwischen den beiden ungleichen Gegnern (vgl. 30–37) ein Ende des Krieges, das so viele erhoffen (111f.; Dramatische IronieP), und der Erzähler läßt an seinen Ausgang, Troias Eroberung, denken (externe ProlepseP; zur Eroberung als Leitmotiv 2.12n.). Zu Agamemnons Charakterisierung BERGOLD 1977, 99–101; RAAFLAUB 1988, 204f.; WILSON 2002, 176. 275 ≈ 1.450. — Atreus-Sohn: als Sprecher für die Anführer beider Parteien. to›sin: Lokativ, ‘unter diesen’ (1.68n.). Zu ‘positionsbildendem’ ny ephelkystikon G 33, 1.388n. — megãl(a): ‘laut’ (221n.). — xe›raw énasx≈n: flektierbare VE-Formel (wie hier: 5x Il., 3x Od., én°sxon: 3x Il., 1x Od., énasxe›n: 1x Il.). Zu der im antiken Griechenland wie in zahlreichen anderen Kulturen üblichen Gebetshaltung AUBRIOT-SÉVIN 1992, 125–143; PULLEYN 1997, 188–191; WEST 1997, 42f., mit Belegen und weiterer Lit.; vgl. auch 1.351n.

276–279 Die im Vergleich zu 104 (dort sind Ge, ‘Erde’, Helios, ‘Sonne’, und Zeus genannt) erweiterte Liste der angerufenen Götter umfaßt noch genauer den ganzen Kosmos: den Himmel (Zeus, Helios), die Erde (Ge/Gaia, die Flüsse), die Unterwelt (die Unterweltsgötter). So soll kein Eidbrüchiger entkommen können. Solche Götterlisten bei Verträgen oder Schwüren finden sich auch 19.258f. (Agamemnons sehr ähnlicher Schwur bei Zeus, Ge, Helios und den Erinyen), 15.36f. (Heras Schwur: u.a. bei Gaia, Uranos [dem Himmel] und Styx [dem Unterweltsfluß]; ebenso Kalypsos Schwur Od. 5.184f.) und sind auch inschriftlich aus späteren Verträgen bekannt (als Garanten sind oft Zeus, Ge, Helios genannt). Hethitische und babylonische Parallelen (z.T. mit sehr langen Listen, häufig mit ähnlichem Beginn wie hier) deuten vielleicht auf eine altorientalische Tradition hinter der griechischen Praxis (NILSSON [1940] 1967, 141; B URKERT [1977] 1985, 251; KIRK; WEST 1997, 20f.; ROLLINGER 2004, 388 mit Anm.149). Zum Appell an gemeinsame Götter beider Parteien 1.14n.

275 to›sin: zur Flexion R 11.2, zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 14.3, R 17.

104

Ilias 3

276 = 320, 7.202, 24.308; 1. VH ≈ 8.397, 8.438. — Zeus Vater: Zeus’ Epitheton pat*er ist idg. Ursprungs (WEST 2007, 170: “The most constant title of the gods who inherit *Dyeus’ name is ‘father’”); dies zeigen Parallelen wie lat. Iu-piter und aind. Dyaus pitar sowie die Tatsache, daß der Himmelsgott in einigen Traditionen als Gatte der ‘Mutter Erde’ und Vater von Göttern und Menschen bezeichnet wird (WEST a.O. 170f. 182f. 185f.; kurz BURKERT [1977] 1985, 125f. 129; 1.544n., 3.199n.). — hoch vom Ida her gebietend: Zeus Idaios soll von seinem Heiligtum auf dem nahe gelegenen Berg Ida aus über die Einhaltung der Verträge wachen (24.291 wird er als ‘der auf ganz Troia niederblickt’ charakterisiert): FAESI; WORONOFF 1995, 216. Zu Zeus Idaios und zur Anrufung lokaler Götter allg. 2.821n., 24.291n.; vgl. 3.248n. Zu Zeus als Vertragsgott 103–104n. Zur feierlichen, formelhaften Ganzvers-Anrede und zu kÊdiste m°giste 2.412n.; WEST 2007, 129f.; allg. zu Titelhäufungen im Gebet 6.305n. (mit Lit.). — ÖIdhyen: ‘vom Ida aus’ (CHANTR. 1.243).

277 ≈ Od. 11.109, 12.323. — Helios, der du alles überblickst und alles mithörst: zum Sonnengott Helios 103–104n.; dieselbe Vorstellung von der Sonne als Wächterin belegen die Iterata und h.Cer. 62 (dazu RICHARDSON mit nachhom. Belegen); zu idg. Parallelen DURANTE (1958) 1968, 298; WEST 2007, 198f.; zu oriental. WEST 1997, 358. ˘w pãnt' §foròw ka‹ p ã n t ' §pakoÊeiw: Der Parallelismus, der Polare AusdruckP und die Anapher pãnt' sind bezeichnend für Prädikationen von Göttern (vgl. 21.196, Od. 11.109, 12.323, Hes. Th. 121, Op. 267; dazu FEHLING 1969, 92. 201f. 245. 277). §forçn mit der Konnotation ‘überwachen und allenfalls bestrafen’ auch Od. 13.214 (Zeus), 17.487 (Götter). ÉH°liÒw y': Nom. statt Vok. in der zweiten Anrede, die durch y' (te, idg. kuª e) mit der ersten, vokativischen Anrede verknüpft ist; aind. u. altiran. Parallelen in Götteranrufungen deuten auf einen Archaismus (zur Erklärung ZWOLANEK 1970, 60f.; KLEIN 1981; WEST 2007, 306f.), viell. ein Erbe aus der idg. Dichtersprache (SCHMITT 1967, 11f.).

278a Flüsse: zu den Flußgöttern und ihrem Kult allg. FG 34; zu idg. Parallelen WEST 2007, 274–279; hier sind insbesondere die lokalen Flüsse, der Skamandros und der Simoeis, gemeint (ähnl. BECKMANN 1932, 29). 5.77f. wird ein Priester des Skamandros, 21.130–132 werden Opfer für den gleichen Gott genannt. — Erde: 103–104n. 278b–279a ihr beide: sc. Hades und Persephone (s.u.). — die ihr drunten die verblichnen | der Menschen büßen laßt: Die Vorstellung von Strafen nach dem Tod ist im hom. Epos nur noch Od. 11.576–600 (Tityos, Tantalos, Sisyphos) und

276 ÖIdhyen: zur Form R 15.1. — med°vn: ‘waltend’; zur unkontrahierten Form R 6. 277 ÉH°liow: = ÜHliow. — y': = t(e). 278–279 o„ … | … te¤nusyon: te¤nusyon ist 2. Pers. Dual Ind. Präs. Akt.; zur Kombination mit dem Plural o· R 18.1.

Kommentar

105

möglicherweise 19.259–260 (s.d.) faßbar, wird aber später verallgemeinert (h.Cer. 367–369) und weiter ausgemalt (s. AH zu 279; R UHL 1903, 33f.; LUTHER 1935, 94; DODDS [1951] 1970, 74 mit Anm. 10; RICHARDSON zu h.Cer. 367–9; BURKERT [1977] 1985, 197f.; eingehend SOURVINOU-INWOOD 1983, 36f. 44–48; 1995, 10–300, bes. 66–70, auch zu einer generellen Veränderung in der Einstellung zum Tod, die man archäologisch nachweisen kann: Individualisierung, Heroenkult). Die Vorstellung, daß die Unterweltsmächte nicht nur ins Leben eingreifen (9.454– 457, 9.566–572), sondern auch nach dem Tod strafen können, paßt zum Appell, der den ganzen Kosmos (276–279n.) und die ganze Zukunft umfaßt, auch diejenige nach dem Tod des Eidbrechers (BURKERT a.O. 252); sie widerspricht daher auch nicht der später im gemeinsamen Gebet geäußerten Bitte um eine Bestrafung des Eidbrechers und seiner Familie im Leben (299–301; anders KIRK). o„ Íp°nerye … | … t e ¤ n u s y o n: te¤nusyon: athemat. med. t(e)inu- ‘büßen lassen’ (G 61); zu Formen wie hier mit -ei- (wohl aus dem Aor. übernommen) W EST 1998, XXXVf.; anders LfgrE s.v. t¤nv. Zum Bezug von Íp°nerye auf die Unterwelt vgl. 14.274 ¶nerye. Der Relativsatz hat kein Bezugswort; zur Scheu, den Namen der unterirdischen Gottheiten zu nennen, HIRZEL 1918, 24. Der Dual te¤nusyon spricht für einen Bezug des Relativsatzes auf Hades und Persephone, die auch 9.457 und 9.569 dazu aufgerufen werden, gegen Vergehen einzuschreiten (AH; FAESI; LEAF; BECKMANN 1932, 29f.; RICHARDSON zu h.Cer. 367–9 [S. 272] mit Hinweis auf Aristoph. Ran. 145ff. u. 273ff.). An der Iteratstelle 19.259 werden die Erinyen als Rächerinnen an den Meineidigen genannt. — kamÒntaw: ‘die sich gemüht haben, die ihrer Erschöpfung Erlegenen, die Toten’, sonst noch in der VE-Formel e‡dvla kamÒntvn 23.72, Od. 11.476, 24.14 (LfgrE s.v. kãmnv).

279 ≈ 19.260. — falschen Eid: Weder die Vorkehrungen des Menelaos (105–107) noch die Verfluchung der Meineidigen (hier implizit, 299–301 explizit) können verhindern, daß der Vertrag gebrochen wird (4.66f. = 4.71f., 4.86ff., 4.157, 4.236 ≈ 4.271, 7.351b–352): interne ProlepseP (LfgrE s.v. §p¤orkow; vgl. 275–291n.). ˜tiw: insges. 4x Il., 14x Od. statt ˜stiw, in Analogie zu ˜ ti gebildet (G 84; SCHW. 1.617). — §p¤orkon ÙmÒss˙: flektierbare VE-Formel (ÙmÒss˙/ÙmÒssaw: 2x Il., 2x Hes.); §p¤orkow ‘Meineid, Falscheid’, 4x Il., 4x Hes., auf die Zukunft oder die Vergangenheit bezogen (promissorisch und assertorisch); steht fast immer wie hier im Zusammmenhang mit einer möglichen Bestrafung durch die Götter. Zur Etymologie und zum Binnenhiat LfgrE.

280 Zeugen: Götter werden auch 7.76, 22.255 und in altorientalischen Verträgen als Zeugen und damit Garanten (‘wacht über’) eines Abkommens genannt (LfgrE s.v. mãrturow; WEST 1997, 21f.). 281 katap°fn˙: reduplizierter Aor. zu *g uªhen-, ‘erschlagen, töten’, auch im Präs. ye¤nv sowie in fÒnow, lat. de-fendo vertreten: SCHW. 1.748; CHANTR. 1.396f.; LIV s.v. Im parallel

279 k(e): = ên (R 24.5). — ÙmÒss˙: zum -ss- R 9.1. 280 mãrturoi: = mãrturew. 281 katap°fn˙: 3. Sg. Konj. Aor. zu ye¤nv ‘töten’ (↑).

106

Ilias 3

gebauten V. 284 steht metrisch bedingt, da an anderer Versstelle, ein Äquivalent aus dem gleichen Wortfeld ‘töten’ (kte¤n˙); allg. zur Flexibilität des Prädikats bei der Vers-Genese VISSER 1987, 332–336. 282 aÈtÒw: ‘für sich (selbst)’, ähnl. 2.233 (s.d.), 5.271 (AH; LfgrE s.v. 1646.47ff.). 283 pontopÒroisin: 46n.

284 der blonde Menelaos: VE-Formel (2.642n.): das generische EpithetonP ‘blond’ steht in der Ilias meist bei Menelaos (LfgrE s.v. janyÒw; vgl. 1.197n.). Helle oder blonde Haare sind ein Charakteristikum vieler idg. Helden: WEST 2007, 427f. 285–287 ≈ 458–460. 285–286a Tr«aw … épodoËnai, | … épotin°men: Agamemnon geht von dem, worüber er selbst entscheidet (Imp. §x°tv [282] und Konj. ne≈meya [283]), zu den Forderungen über, die er an die Troer stellt; über deren Erfüllung sollen die Götter wachen (AcI; vgl. 459 ¶kdote, épotin°men): AH; SCHW. 2.382.

286 Buße … die gerecht ist: tim*e bez. hier die Genugtuung, die zur Wiederherstellung verletzter Ehre erforderlich ist (1.159–160n., dort auch zur – vielleicht nur volksetymologischen – Verbindung mit tín*o ‘Buße zahlen’, mit dem es hier [tim*en … apotinémen] und 288f. [tim*e n … tínein] eine Junktur bildet; vgl. LfgrE s.v. timÆ 518.45f., 520.48ff.). Paris’ Verletzung des Gastrechts verlangt eine dem Rang der Atriden entsprechende materielle Entschädigung (NOWAG 1983, 11) und eine Kompensation für die bei der Eroberung Troias erwartete Beute, die ihnen durch den Friedensschluß entgeht (WILSON 2002, 178). 287 und auch bei künftigen Geschlechtern noch im Munde sein wird: Agamemnon präzisiert, was er unter einer ‘gerechten’ Buße versteht: Sie soll so bedeutend sein, daß man sich noch jahrhundertelang an sie erinnern wird. Dadurch soll die Genugtuung die Ehre der Geschädigten auch in der Nachwelt dauerhaft sichern und natürlich auch abschreckend wirken (MAEHLER 1963, 12; KIRK ; SCHEIDTISSINIER 1994, 193). Der Nachruhm ist ein Grundwert idg. Gesellschaften (WEST 2007, 396–410). Dem entspricht seine Rolle im hom. Epos (2.325n.). Was man künftig über sie sagen wird, beschäftigt z.B. auch Achill 9.413, Helena 6.357b– 358 und Hektor 22.304f. (vgl. auch Od. 4.710, Penelope über Telemachos): MAEHLER a.O.; LfgrE s.v. p°lomai 1133.49ff. Hier liegt allerdings eine Abwandlung des Konzepts des heroischen Nachruhms vor: Normalerweise wird er in der Schlacht errungen; da hier aber nur ein repräsentativer Zweikampf stattfindet, bliebe vor allem die Buße in Erinnerung.

282 §x°tv: Imp. der 3. Person Sg. 283 nÆessi: zur Flexion R 12.1. 286 épotin°men: zur Form R 16.4. — ¶oiken: erg. épotin°men.

Kommentar

107

p°lhtai: p°lomai ‘vorhanden sein’ hier i.S.v. ‘sich (in der Erinnerung) erhalten’ (AH; LfgrE s.v. 1133.28f., 49ff.). Der Konj. ist prospektiv (vgl. 1.137n.); die Modalpartikel fehlt, was in Relativsätzen mit Konj. selten ist (ohne ke/ên z.B. noch 5.33, 5.407, Od. 18.335f.): LEAF; SCHW. 2.312. 288 Pr¤amow PriãmoiÒ t e pa›dew: VE-Formel (= 1.255, 4.31, ≈ 4.35; vgl. Od. 19.414). 289 oÈk §y°lvsin: als Einheit empfunden (‘verweigern’), deshalb oÈ statt mÆ; ebenso 20.138f. efi … oÈk efi«si u.a. (SCHW. 2.593f.; C HANTR. 2.333; vgl. 24.296n.). — ÉAlej ãndroio pesÒntow: zum gen. abs. bei Homer CHANTR. 2.323f. 290 aÈtår §g≈: aÈtãr markiert den Gegensatz in der Apodosis (ebenso 22.390, s. R 24.3 u. DENNISTON 55; ähnl. 1.133, s.d.); §g≈ nimmt §mo¤ aus 288 wieder auf. — ka‹ ¶peita: “ka¤ zeigt, daß Agamemnon die timÆ-Forderung als den anderen Bestimmungen (die auch mit ¶peiy', v. 282 und 285, eingeleitet werden) gleichwertig verstanden wissen will” (BERGOLD 1977, 100 Anm. 1). — poin∞w: gehört zur Wurzel von t¤nv und ist schon im Myk. belegt (MYK 228), Grundbed. ‘Preis, Kompensation’ (5.266a, 17.207a), spez. “das äußere Mittel zur Wiederherstellung der Ehre” (HEUBECK [1949] 1984, 127), konkret ‘Rache’ (sc. für Gefallene durch Tötung eines Angehörigen der Gegenseite: 13.659, 14.483b, 16.398b, 21.28) oder ‘Buße, Strafe’ in materieller Form (5.266, 9.633–636a, 18.498, ‘Hes.’ fr. 23.20 M.-W.). poinÆ nimmt hier die 286 geforderte timÆ auf und “stellt wahrscheinlich im Ton eine Steigerung dar (mit Aspekt ‘Rache’), geht aber materiell nicht über timÆ hinaus” (LfgrE s.v. poinÆ 1326.44f.). Das bedeutet konkret: Wenn der Vertrag von den Troern nicht eingehalten wird, will Agamemnon um die materielle Kompensation, die timÆ, kämpfen, bis er die eroberte Stadt plündern kann (WILSON 2002, 178; die Beute wäre dann natürlich einträglicher als die im Vertrag vorgesehene Zahlung). Etwas anders BENVENISTE 1969a, 55; SCHEID-TISSINIER 1994, 193; YAMAGATA 1994, 140f.: mit poinÆ sei die Strafe und materielle Kompensation für den Vertragsbruch gemeint.

291 das Ende dieses Kriegs: wie in 2.122 die Eroberung der Stadt mit all ihren Grausamkeiten (6.57–60n.; zur Bed. von télos als ‘Resultat’ AH; LfgrE s.v. 388.10ff.). aÔyi m°nvn: flektierbare VA-Formel (1.492n.). — e·vw: vertritt altes *∏ow: WERNER 1948, 71; CHANTR . 1.11. — t°low pol°moio kixe¤v: Variante zur VE-Formel t°low yanãtoio kixe¤h (9.416, Od. 17.476; LfgrE s.v. kixãnv 1427.67f.).

292–302 Der Vertrag wird durch das folgende Ritual besiegelt, das ein Eidopfer und eine spezielle Libation umfaßt (BERGOLD 1977, 101; CALLAWAY 1990, 86). “The oath sacrifice shares essential elements with the normal animal sacrifice, but underlines the aspect of terror and destruction” (B URKERT [1977] 1985, 251; zu verschiedenen Deutungen von Eidopfern allg. KITTS 2005, 129–133; vgl. 103– 104n.). Das getötete Tier stirbt oft wie hier stellvertretend für den etwaigen Eid288 Priãmoio: zur Flexion R 11.2. 290 aÈtår §g≈: ‘ich meinerseits’. — e·neka: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 291 aÔyi: Kurzform von aÈtÒyi ‘an Ort und Stelle, hier’. — e·vw: = ßvw. — kixe¤v: Konj. Aor. zu kixãnv ‘erreichen’.

108

Ilias 3

brecher: Es gilt als verflucht, und deshalb wird sein Fleisch weder gegessen noch den Göttern dargebracht (2.341n., 3.310n., 19.266–276n.; STENGEL [1890] 1920, 86; 1910, 21; LfgrE s.v. tãmnv 299.6ff.; ROLLINGER 2004, 393–395, mit orientalischen Parallelen; allg. zu Verfluchungsriten GRAF 1994, 233–236; spez. zum Eid GRAF 2005, 244). Während der Eid geleistet wird, werden das Tier oder Teile davon – hier die Haare (273f.) – berührt; damit wird die Verpflichtung aller Beteiligten betont (RUDHARDT [1958] 1992, 284; zu weiteren rituellen Handlungen BURKERT [1977] 1985, 250–252; 271–274n.). Wenn die Tiere mit einem Schnitt durch die Kehle getötet werden (292–294), ist das Opfer auf eine Art blutige Libation reduziert (RUDHARDT a.O. 282). Das anschließende Ausgießen von Wein 295f. dient auch nicht wie sonstige Libationen einer Spende an die angerufenen Götter (STENGEL [1890] 1920, 137; 1910, 20; NILSSON [1940] 1967, 139f.; SIMON 2004, 237f.; zur Typischen SzeneP ‘Libation’ s. 1.469–474n.). Die Götter sind nur Zeugen. Der Glaube, sie würden gegen Meineidige einschreiten, ist auch 7.411, 10.328–331 und ebenfalls in einer Selbstverfluchung 19.258–265 faßbar (KULLMANN [1985] 1992, 251; vgl. auch 302n. zum Eidbruch). Libationen bei SchwurZeremonien sind auch 2.341 (s.d.) u. Od. 14.331 belegt (C ITRON 1965, 49–51; SIMON a.O. 241 vergleicht sie mit dem Hes. Th. 784–806 geschilderten Eidritual unter Göttern). Der Wein wird nicht wie die Wein-Wasser-Mischung bei Spenden an die Götter teilweise (6.259f., s.d.), sondern ganz ausgeleert (295f.) und symbolisiert rituell das Hirn des Eidbrechers (298–301): STENGEL (1890) 1920, 137 mit Anm. 10; REYNEN 1983, 32; SIMON a.O. 237f. 241. Eidrituale mit solchen Verfluchungen, bei denen z.T. auch Flüssigkeiten verwendet werden, sind auch in zahlreichen anderen literarischen und historischen Quellen belegt (bei gr., röm., babylon., heth., neuassyr. und hebr. Verträgen und Abmachungen seit dem 2. Jt.), und die Erzählung hier beruht deutlich auf Kenntnis der realen Praxis (WEST 1997, 21f.; ausführlich FARAONE 1993, 65–80; GIORGIERI 2001, 425–431, wie ROLLINGER 2004a auch zur hier geschilderten Libation, die sie von zeitgenössischen neuassyr. Vertragsfassungen beeinflußt glauben; anders STARKE 1997, 483 Anm. 195: dahinter stehe ältere anatolische Tradition); dieser Einfluß mag auch zu einer formalen Verwünschung der Angehörigen geführt haben, die eigentlich nur zu einem Vertrag zwischen zwei benachbarten Partnern paßt (im Falle eines Vertragsbruchs der Griechen hätten die Troianer ja keine Möglichkeit, deren Frauen und Kinder zu bestrafen: MÜLDER 1910, 13; W ICKERT -M ICKNAT [1954] 1983, 18–20 mit Anm. 4); die Formulierung könnte aber auch proleptischeP Funktion haben (der Fluch erfüllt sich dann ja wirklich an den Frauen und Kindern der Troianer; 301n.).

Kommentar

109

292 Σ, ka¤: formelhafter Rede-Abschluß P (1.219n., 24.228n.). — épÚ … tãme: tãmnein bez. wie 19.266 das Durchschneiden der Kehle des Opfertieres, das verblutet. Das Blut ausfließen zu lassen ist die entscheidende Handlung beim Eidopfer, das deshalb mit ˜rkia tãmnein umschrieben wird (RUDHARDT [1958] 1992, 282; vgl. STENGEL 1910, 20: tãmnein ‘schächten’; 2.124n.; LfgrE s.v. tãmnv 298.42ff.). — nhl°Û xalk“: VE-Formel (11x Il., 8x Od., 2x Hes.); prosod. Variante zu häufigerem Ùj°Û xalk“ (24.393n.; zu ihrer Verwendung mit einem “overtone of menace and imminent terror” B AKKER/VAN DEN H OUTEN 1992, 10–12; das Zitat S. 11); meistens von Waffen; von einem Opfergerät auch 19.266, Od. 10.532 ≈ 11.45 (LfgrE s.v. nhleÆw 359.45ff.). nhleÆw ist gebildet mit der Privativpartikel *n≤ (F ORSSMAN 1966, 145–149; BEEKES 1969, 106–111), das Hinterglied wohl von §le°v/¶leow (vgl. 24.44n.), also ‘mitleidlos, erbarmungslos’, nach anderer Deutung von él°omai, also ‘unentrinnbar’ (als Epitheton von Σmar und xalkÒw), wobei teils zwei urspr. verschiedene Adj.-Bildungen angenommen werden (RISCH 215f.; FRISK u. DELG s.v. mit Lit.; UNTERMANN zu Il. 16.761). Die Bed. ‘mitleidlos’ paßt allerdings in allen Verbindungen (LfgrE s.v.; BURKERT 1955, 23–27. 73f.). nhl°Û < *nhl°ei (Hyphärese: G 42) od. analog zu Ùj°Û (xalk“) (W ERNER 1948, 45f.; BURKERT a.O. 27). xalk“ ‘Bronze’ steht metonymisch für das schon 271 erwähnte Opfermesser (s.d.; zur Metonymie 1.236n.).

293–294 Die genaue Beschreibung der sterbenden Lämmer soll wohl das drohende Schicksal des etwaigen Eidbrechers und damit die Bedeutung des Vertrags hervorheben (FARAONE 1993, 74–76). Die an das Sterben von Menschen erinnernde Beschreibung ist denn auch späteren Szenen sterbender Troer ähnlich (20.403–406, 21.182a u.ö.: KITTS 2005, 155f. 181–187). 293 1. VH ≈ 4.112, 6.473, 24.271, Od. 6.75, 9.329, 13.20, 13.370, h.Merc. 63, 134. — éspa¤rontaw: als motorischer Reflex nach der tödlichen Verwundung (LfgrE). 294 1. VH ≈ 20.472. — yumoË deuom°nouw: begründet, warum die Tiere nicht mehr stehen können. yumÒw bed. hier ‘Lebenskraft, vitale Energie’, welche die Motorik steuert; ohne y. ist eine kontrollierte Bewegung nicht mehr möglich (LfgrE s.v. 1080f.). Es mag auch die ältere Bed. von yumÒw ‘Keuchen, Atem’ wie in yumÚn épopne¤vn 4.524, 13.654 u.ö. anklingen (vgl. auch 6.17; zur Bedeutungsentwicklung von yumÒw, das idg. ‘Rauch’, metaphor. ‘Keuchen’ bedeutet und in lat. fumus bzw. in heth. Wörtern weiterlebt, MEIERBRÜGGER 1989; FRISK ; z.St. CLARKE 1999, 130). Zur Form deuom°nouw s. G 61. — m°now: “die nach Betätigung strebende (m°maa) ‘Kraft’” (AH; ähnl. LfgrE s.v. 141.29: ‘Lebensgeister’); von einem Opfertier auch Od. 3.450; vgl. auch 1.103n., 2.536n. 295 éfussÒmenoi: Ptz. Präs. Med. zu éfÊssv (LfgrE s.v. éfÊv 1731.52) ‘schöpfen’; dem ebenfalls überlieferten Aor. éfussãmenoi vorzuziehen (ähnl. wie in 10.579, 23.220), weil der von allen Anführern vorgenommene Vorgang des Schöpfens ebenso wie das Ausgießen (296 ¶kxeon) iterativ ist (WEST, app. crit.; LfgrE a.O. 1732.34ff.). — depãessin:

292 Σ: 3. Sg. Impf. zu ±m¤ ‘sagen’. — épÚ … tãme: sog. Tmesis (R 20.2); ebenso épÚ … e·leto in 294. 293 toÊw: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 14.3, R 17. 294 deuom°nouw: = deom°nouw.

110

Ilias 3

instrumental (die Becher dienen zum Schöpfen wie in 23.219f.; s. BRUNS 1970, 45; LfgrE s.v. d°paw 250.47).

296 gossen ihn aus: die Anführer, welche sich vor dem Eidritual die Hände gewaschen hatten (269b–270n.). hÎxonto: hier mit der Schattierung ‘feierlich und verbindlich versichern, geloben’, zur Bezeichnung des Schwuraktes (1.91n.; CITRON 1965, 95). — yeo›w afieigen°t˙sin: VEFormel (2.400n.).

297–302 Nicht namentlich genannte Figuren kommentieren die Libation, zusammengefaßt in einer repräsentativen Tis-RedeP. Da die Libation einen Teil des Vertragsrituals bildet (292–302n.) und an diesem nur die Anführer teilnehmen (250n.), sind wohl vor allem diese gemeint; dafür spricht auch V. 300 hóde óinos ‘dieser Wein hier’, was nur nahe Dabeistehende sagen können (AH; HENTZE 1905, 256 mit Anm. 2; für die These von DE JONG 1987a, 70 [einfache Soldaten im Gegensatz zu den Anführern] spricht nichts im Text). Das Eidopfer ist allerdings öffentlich und das Gebet bringt sicher zum Ausdruck, was alle wollen (SCHNEIDER 1996, 50). Die Rede ist eine Verwünschung in der Form der Typischen SzeneP ‘Gebet’ (1.37–42n.) mit den Elementen (2) Verb des Betens, 296, (3) Nennung der Gottheiten, 296, (5) Anrufung der Gottheit, 298, (7) Wunschbitte, 299–301, (8) formelhafter Abschluß, 302a, (9) Nennung der Reaktion der Gottheit, 302b (zur proleptischen Funktion des Gebets 300n., 301n., 302n.). Zur Verwünschung als Teil des Eidrituals 292–302n.; in der Erzählung betont die Verfluchung abschließend nochmals die Bedeutung des folgenden Zweikampfes und des Vertrags, dessen Bruch immer wieder erwähnt wird (302n.), und offenbart die schon 111f. (s.d.) manifeste ernsthafte Friedenssehnsucht beider Parteien (297 sind ausdrücklich beide genannt): EDWARDS 1987, 194, mit Hinweis auf TisReden in 7.178–180, 7.201–205 und 17.414–423, die ebenfalls die Wichtigkeit des Folgenden für die Beteiligten hervorheben; DE JONG 1987a, 70. 82; SCHNEIDER 1996, 46–52. Das Gebet bleibt ebenso unerfüllt wie die drei folgenden, gleich langen Gebete vor und während des Zweikampfes 320–323, 351–354 (vgl. KIRK z.St.) und 365–368. Alle vier illustrieren die Gefühle der Beteiligten, der Anführer, dann der Masse und schließlich des Menelaos, in ihren Bitten um den Sieg über den Schuldigen und um den Frieden und seine Bewahrung; sie demonstrieren – was die Spannung erhöht – in gesteigerter Dramatischer IronieP die Hilflosigkeit der Menschen gegenüber den Göttern trotz genauer Vertragsrituale und -bestimmungen sowie moralischer und militärischer Überlegenheit der griechischen Seite. 297 = 319; ≈ 4.85, 7.300, 17.414; außerdem 1. VH = 5x Il., 12x Od.; ≈ 2x Il., 3x Od. (Õw êra tiw e‡peske(n)). 2. VH: flektierbare VE-Formel (111n.). — e‡pesken: Der Iterativ steht hier für gleichzeitige Äußerungen verschiedener Figuren wie 2.271 (s.d.). Zum -sk- Suffix G 60. 297 tiw (W)e¤pesken: zur Prosodie R 4.5.

Kommentar

111

298 1. VH = 2.412, Hes. Th. 548; 2. VH = Il. 3.308, Od. 3.346, 14.53, 14.119, 18.112, 21.365, Hes. Th. 624; ≈ Il. 18.116, 22.366. — Wie schon zu Beginn des Rituals (276–279) werden jetzt vor der wichtigen Verwünschung feierlich alle Götter angerufen, diesmal zusammengefaßt in einem Formelvers (KIRK; PULLEYN 1997, 110f.). Zeus’ Hervorhebung gegenüber den anderen Göttern (wie in den Iterata und in anderen Formeln in 6.475, 8.526, Od. 12.371) entspricht seiner dominanten Rolle unter den olympischen Göttern und in der Menschenwelt, hier als Vertragsgott (FG 24; LfgrE s.v. yeÒw 1011.53ff., 1013.42ff.; ROLLINGER 2004, 388 mit Anm. 149. 392). Die Verbindung eines einzelnen, namentlich genannten Gottes mit einem göttlichen Kollektiv hat altiran. und lat. Parallelen (WEST 2007, 122). ZeË kÊdiste m°giste: 276n. 299 ≈ 4.67, 4.72, 4.236, 4.271. — prÒteroi: ‘als erste’; in ähnl. Kontext 351, 19.183 (s.d.), 24.369 (s.d.) u.ö.; vgl. auch 100n. zu érx∞w. — Í p ¢ r ˜ r k i a phmÆneian: Íp°r: ‘über (hinausgehend), im Verstoß (gegen)’, ähnlich Íp¢r a‰san 59 = 6.333, Íp¢r yeÒn 17.327 (FAESI; CHANTR. 2.136; LfgrE s.v. phma¤nv). phma¤nv (zu p∞ma) bed. ‘schädigen, Schaden zufügen’, fast nur in FigurenspracheP und aktivisch immer in religiös-juristischem Zusammenhang (so noch 15.42, 24.781, Hes. Th. 232, h.Ap. 262). Ähnlich wie hier mit Íp¢r ˜rkia sind Formen von dhl°omai im 4. Gesang (s. Iterata) u. 3.107 (s.d.) belegt; vergleichbare Wendungen für die Vertragsverletzung sind 4.157 katå d ' ˜rkia pistå pãthsan, 4.269 sÊn g' ˜rki' ¶xeuan. Zum potentialen Opt. im Rel.-Satz neben Kupitiv im HS s. SCHW. 2.330, 325; CHANTR. 2.248.

300 ≈ Od. 9.290. — Gehirn: gr. enképhalos, wird im fgrE nur von Todesopfern verwendet, oft bei Gemetzel; der Verlust des Hirns steht für den Verlust des Lebens (LfgrE s.v. §gk°falow; ONIANS [1951] 1988, 108; FRIEDRICH 1956, 71). Die Verwünschung konkretisiert sich nach dem Eidbruch des Pandaros in entsprechenden Schilderungen sterbender Troer und ihrer Bundesgenossen (11.97, 12.185, 16.347, 17.297, 20.399) und später nach der Eroberung der Stadt (wie sie etwa in der Iliou Persis erzählt wird): interne und externe ProlepseP. 301 Der ganze Vers führt implizit die externe ProlepseP weiter, vergleichbar mit Hektors Voraussage (von Andromaches künftigem Schicksal) 6.454–463. Zu den Leiden der Bevölkerung einer eroberten Stadt 6.450–458n.; spez. zur Tötung troischer Kinder 6.57–60n.; zum Schicksal kriegsgefangener Frauen 1.31n. mit Lit., 2.355n., 6.450–458n., Od. 8.523ff. aÈt«n k a ‹ tek°vn: “von §gk°falow abhängig; Genetiv, obgleich sf¤ vorhergeht” (AH), wie Od. 6.155/157 sfisi … leussÒntvn, 11.75f. moi … éndrÚw dustÆnoio (AH; FAESI; 298 éyãnatoi: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 299 ıppÒteroi: zum -pp- R 9.1. — prÒteroi Íp°r: zur Prosodie R 5.6. 300 sf(i): = aÈto›w (R 14.1). — ˜de (W)o›now: zur Prosodie R 4.3. 301 dame›en: 3. Pl. Opt. Aor. Pass. zu dãmnhmi ‘überwältigen, unterwerfen’.

112

Ilias 3

allg. zum Gen. in Apposition zu einem Dativ CHANTR. 2.72, 322f.); ähnliche nachträgliche Erweiterungen finden sich auch Od. 3.380f. d¤dvyi … moi kl°ow …, aÈt“ ka‹ pa¤dessi ka‹ afido¤˙ parako¤ti, ferner 3.208f., 4.20 u.ö. (AH). — êlloisi dame›en: zum Dat. 183n. Bed. allg. ‘sie mögen in die Gewalt der anderen geraten’ (ähnlich wie 18.432; WICKERT-MICKNAT [1954] 1983, 20 Anm. 1). Das umfassende dame›en (in dem ‘vergewaltigen’ nur mitklingt) entspricht der Verfluchung besser als das ebenfalls bezeugte spezielle mige›en (WEST , app. crit.; BERGOLD 1977, 101 Anm. 4). Oriental. Parallelen bei WEST 1997, 358.

302 ≈ 2.419. — Die gr. Wendung oud’ ára p*o kann im Sinne von ‘und überhaupt nicht’ oder ‘und noch nicht’ verstanden werden (s.u.). Zeus’ (zumindest vorerst) negative Reaktion im Erzählerkommentar zum Gebet ist in jedem Fall ein erster Hinweis darauf, daß der Vertrag scheitern und die Hoffnung auf Frieden sich damit nicht erfüllen wird (interne ProlepseP des unklaren Endes des Zweikampfes und des zunächst noch keine Entscheidung bringenden Vertragsbruchs durch den Pandaros-Schuß im 4. Gesang). Zeus muß den Vertrag brechen lassen, um Thetis’ Bitte um eine angemessene Vergeltung für Achill zu entsprechen (1.509f., 1.528, 2.36–40, 2.419f.); deshalb werden auch die weiteren Gebete vor dem Zweikampf (320–323, 351–354) nicht erhört. Bezieht man V. 302 im engeren Sinne auf die vorangegangene Verfluchung der Eidbrecher, so enthält er zugleich eine externe ProlepseP: der Fluch wird sich noch nicht jetzt, wohl aber in den späteren Kämpfen und Troias (gräßlicher) Eroberung erfüllen (vgl. 2.419–420n.) – eine Erwartung, der später Angehörige beider Parteien Ausdruck verleihen (Agamemnon: 4.157–168, 4.234–239; Idomeneus: 4.270f.; Antenor: 7.350–353; vgl. auch 4.164f. = 6.448f. [Agamemnon bzw. Hektor]). Zur proleptischen Funktion ähnlicher Erzählerkommentare und zu negativen göttlichen Reaktionen auf Gebete allg. 2.419–420n.; 6.311n.; KELLY 2007, 251f.; zur vorliegenden Stelle BERGOLD 1977, 102f. mit Anm. 4; KI R K; ERBSE 1986, 228f.; MIKALSON 1989, 95 Anm. 99; R ICHARDSON 1990, 138; REICHEL 1994, 238–241. 329; SCHNEIDER 1996, 51f.; PUCCI 2002, 21f. mit Anm. 8. — Kronion: Zeus (FG 24), Sohn des Kronos (FG 26). Die zusätzlichen Verse in Pap. Hib. 19 (2. Jh. v. Chr.) sind aus inhaltlichen und sprachlichen Gründen als rhapsodische Erweiterung zu beurteilen (WEST, app. crit.; KULLMANN [1955] 1992, 15 Anm. 9; BERGOLD 1977, 103 Anm. 1; KIRK). — Õw ¶fan: Variante einer Rede-AbschlußformelP (1.33n.); ebenso 10.295, Od. 10.422, 10.475. — êra: signalisiert Evidenz (R 24.1): der Hörer wird an Zeus’ Plan erinnert (s.o.). — pv: im fgrE ist neben dem häufigeren temporalen (1.106, 2.122, 3.169 [s.d.], 3.442 u.ö.; vgl. 1.224n.) auch noch modaler Gebrauch belegt (so gleich unten 306, ferner 4.184, 22.279, Od. 12.208, Hes. Op. 273 u.ö.); hier in Verbindung mit der Negation oÈd(°) ist die modale Bed. ‘überhaupt nicht’ 302 ¶fan: = ¶fasan (R 16.2). — oÈd(°): konnektives oÈd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). — sfin: = sfi = aÈto›w (R 14.1). — §pekrãaine: Impf., ‘wollte erfüllen’.

Kommentar

113

mit Bezug auf den Erfolg des Vertragsabschlusses naheliegend (s.o.; so AH; PUCCI a.O.; LfgrE s.v. pv 1670.44f.), wobei eine temporale Bedeutungsnuance i.S.v. ‘noch nicht’ mit Bezug auf die Erfüllung des Fluchs mitschwingen mag (s.o.; so BERGOLD 1977, 102 mit Anm. 4; für rein temporale Auffassung plädieren KIRK u. SCHNEIDER a.O.). — sfin: zur Form G 81. — §pekrãaine: zur Orthographie WEST 1998, XXXII. 303 2. VH = 24.777; ≈ 24.485. — Dardan¤dhw Pr¤amow: flektierbare Junktur am VA und im Vers-Inneren (7x Il.). Priamos ist Urururenkel des Dardanos (FM 8; zur Genealogie vgl. 24.349n.; zur Gebrauchsweise von Patronymika 1.1n.). — metå mËyon ¶eipen: flektierbare VE-Formel zur Rede-EinleitungP bei Reden an ein Kollektiv; wie hier 3. Sg. 9.623, 20.114, 20.292, 24.777; 1. Sg. Od. 10.561 (vgl. 1.552n. zu mËyon ¶eipew).

304 = 86 (s.d.). 305 2. VH = 8.499, 12.115, 13.724, 18.174, 23.64; ≈ Il. 23.297, ‘Hes.’ fr. 136.8 M.-W. (ergänzt), h.Ven. 280. — Priamos war als Garant für die Einhaltung der Eide geholt worden (105–110); seine Abfahrt erschwert eine Regelung nach dem unerwarteten Ausgang des Zweikampfes und begünstigt damit den Eidbruch (3.449– 4.104): 108–110n. — Ilios: zu diesem anderen Namen für Troia 1.71n. ≥toi §g≈n: ≥toi entspricht einem abgeschwächten Σ (R 24.4; ≈ ‘nun’) und kontrastiert hier wie m°n mit einem gedanklich zu ergänzenden Íme›w d° (RUIJGH [1981] 1996, 282; allg. zu ≥toi in der Funktion von m°n K.-G. 2.146f.; RUIJGH [1981] 1996). — ±nemÒessan: ON-Epitheton, v.a. von Troia, das dem Wind ausgesetzt ist (s. Iterata): 2.606n. Der Anlaut h statt a ist wohl in Analogie zu h in nÆnemow ‘windlos’ (8.556) aus metrischen Gründen erfolgt (eine Diskussion der umstrittenen Einzelheiten bei WYATT 1969, 74; DARMS 1978, 330f.).

306–307 Die vorl. Stelle bildet einen Kontrasthintergrund zu Il. 22 (KeimP): Während Priamos es hier nicht ertragen zu können glaubt, Zeuge des Zweikampfs zwischen Menelaos und Paris zu werden (vgl. 259n.), muß er später mit eigenen Augen zusehen, wie sein tüchtigster und meistgeliebter Sohn Hektor im Kampf mit Achilleus fällt und sein Leichnam mißhandelt wird (22.25–78, 22.408a, 22.412– 429, vgl. 24.160–165; KIRK; BALTES [1987] 2005, 281). 306 2. VH ≈ 6x Il., 3x Od., 2x hom.h. — êc: nur hier am Ende eines Satzes und in progressivem EnjambementP (WEST 1967, 54; LfgrE s.v. 1784.2ff.; vgl. mãc 2.214), “a metrically convenient way of introducing a necessary §pe¤-clause at the beginning of a verse” (KIRK zu 306–7; vgl. 2.614n., 19.8–9a n.); damit soll wohl auch Priamos’ dringender Wunsch betont werden (‘bloß zurück!’; ähnl. B ERGOLD 1977, 104 Anm. 2). — oÎ pv: in der ursprünglichen Bed., modal, ‘durchaus nicht’ (302n.; AH; SCHW. 2.579; LfgrE s.v. p v 1669.62ff.). — §n Ùfyalmo›sin ı r ç s y a i: flektierbare VE-Formel (4x Il., 3x Od.; mit

303 to›si: zu verbinden mit metå … ¶eipen. — metå … ¶(W)eipen: = mete›pen (R 20.2). 305 ≥toi: betont §g≈n (R 24.4). — prot‹ (W)¤lion: zur Prosodie R 5.4. — prot¤: = prÒw (20.1). — ±nemÒessan: ‘windig’ (zu ênemow); Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1; ↑). 306 êc: ‘zurück’. — ırçsyai: zum Medium R 23.

114

Ilias 3

noÆsaw 2x Il., 2x hom.h.): NUSSBAUM 2002, 184–186. Zur unklaren Deutung der Präp. §n 24.294n.; 1.587n. 307 érhÛf¤lƒ: 21n.; vielleicht kontextbezogen: Paris hat keinen unbedeutenden Gegner.

308–309 Priamos läßt wie Menelaos in 101 die Schuldfrage offen (SCHNEIDER 1996, 54). 308 ≈ Od. 14.119. — Zeus … weiß: gr. und idg. Parallelen bei WEST 2007, 477. — Zeus … und die andern unsterblichen Götter: 298n. m°n: ≈ mÆn, betont ZeÁw … ka‹ éyãnatoi yeo‹ êlloi (DENNISTON 360): Die Götter kennen den Ausgang des Zweikampfes, während Priamos die Unsicherheit quält (FAESI). 309 yanãtoio t°low: feste Wendung (noch 9.411, 13.602; häufiger t°low yanãtoio). yanãtoio ist erklärender Gen. zu t°low (allg. dazu K.-G. 1.265; CHANTR. 2.62): ‘das Ende, das im Tod besteht, das Ende im Tod’ (LfgrE s.v. t°low 388.42ff.).

310 Priamos nimmt die Kadaver der Lämmer, welche die Herolde aus Troia mitgebracht hatten (246a), um sie in der Stadt zu beseitigen, wie es von Eidopfern auch sonst belegt ist (19.267f.: ins Meer geworfen; Paus. 3.20.9: vergraben): 292– 302n.; KIRK; RUDHARDT (1958) 1992, 284. Σ =a, ka¤: formelhafter Rede-AbschlußP (24.302n.). — fisÒyeow f≈w: generisches EpithetonP für Helden (2.565n.).

311–312 Mit Priamos’ Rückkehr schließt sich der Rahmen um das Eidopfer (259– 265n.). 311 ≈ 261 (s.d.). 312 = 262 (s.d.). 313–382 Im sorgfältig vorbereiteten Zweikampf setzt sich Menelaos zwar durch, Paris wird aber von Aphrodite gerettet und in sein Schlafzimmer entrückt. 313 ≈ 24.330; 2. VH ≈ 14.46, 21.561. 314–317 Der Zweikampf soll über den Ausgang des Krieges entscheiden; deshalb sind genaue Regelungen nötig, zu denen Vertreter der beiden Parteien, Odysseus und Hektor, herangezogen werden (AH, Anh. zu 315; PADUANO/MIRTO zu 292– 323; vgl. die genauen Regelungen bei den bis ins 20. Jh. üblichen Duellen). Sie messen den (teilweise schon durch die beiden zuschauenden Heere abgegrenzten) Kampfplatz genau ab (113–115; KIRK zu 313–17; idg. Parallelen: WEST 2007, 308 ge (W)o›de: zur Prosodie R 4.3. — éyãnatoi: Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). 309 peprvm°non §st¤n: = Perf. p°prvtai ‘ist vom Schicksal bestimmt’. 310 Σ: 292n. — =a: = êra (R 24.1). — d¤fron (W)ãrnaw y°to (W)isÒyeow: zur Prosodie R 4.5, R 4.3. 311–312 s. 261n., 262n. 313 t≈: Nom. mask. des Duals (R 18.1); demonstr.-anaphor. Pronomen (R 17). — êr(a): ‘also’ (R 24.1). — prot‹ (W)¤lion: zur Prosodie R 5.4. — prot¤: = prÒw (R 20.1). — épon°onto: Anfangssilbe metrisch gedehnt (R 10.1); unkontrahiert (R 6) und ohne Augment (R 16.1).

Kommentar

115

487) und bestimmen den Kontrahenten, der den Kampf eröffnen darf (wer seine Lanze als erster werfen kann, ist im Vorteil: in 7.232 u. 21.439f. demonstrieren Aias bzw. Poseidon ihr Überlegenheitsgefühl, indem sie dem Gegner den ersten Lanzenwurf überlassen: schol. bT zu 7.235; AH zu 7.232; STOEVESANDT 2004, 328 Anm. 976). Auf der erzähltechnischen Ebene dient die ausführliche Beschreibung der Kampfvorbereitungen, besonders des Losverfahrens in 315ff., der Erhöhung der Spannung (vgl. 325n.). 314 1. VH bis zur Zäsur C 1 ≈ 5.704, 18.154. — d›ow ÉOdusseÊw: 205n.

316–325 Gelost wird im fgrE, um eine Auswahl oder Reihenfolge von Personen zu bestimmen (Auswahl: 7.171–183a des Zweikampfgegners, 24.400 des Wehrpflichtigen [s.d.], Od. 9.331, 10.206 der Begleiter; Reihenfolge: hier bei einem Zweikampf; 23.352, 23.861 bei einem Wettkampf; Od. 14.209 bei der Verteilung des Erbes). Als Lose dienen Hölzchen, Steinchen oder (mit Zeichen versehene) Tonscherben (7.175). Das Verfahren hier wird entsprechend der Typischen SzeneP ‘Losverfahren’ geschildert: (1) Die Lose werden in einen Helm geworfen (316, 7.176, 23.352), (2) die Teilnehmer beten (318–324a, 7.177–181a), (3) die Lose werden geschüttelt (324b–325a, 7.181b, 23.353a, 23.861, Od. 10.206), (4) eines der Lose springt aus dem Helm und bezeichnet jemanden (325b, 7.182–183a, 23.353b, 23.862a, Od. 10.207). Die Übereinstimmungen mit dem Losverfahren speziell im 7. Gesang sind Teil eines traditionellen Erzählmusters für zeremonielle Zweikämpfe (76–78n.). Allg. ist das Losverfahren für die Hörer fesselnd; mitunter dient der Szenentypus auch dazu, die besondere Leistung desjenigen hervorzuheben, der sich trotz ungünstigen Losentscheids durchsetzt (hier: Menelaos siegt beinahe über Paris, der zuerst werfen darf: 325b, 346, 373; Sieger im Wettkampf: 23.356f./499ff., 23.862ff./870ff.). Zum Losverfahren ausführlich DEMONT 2000, 299–309, mit Lit.; LfgrE s.v. kl∞row; KIRK zu 324–5. 316 ≈ 23.861, Od. 10.206. — kun°˙: urspr. kun°h dorÆ/=inÒw (Wortbildung wie pardal°h [16n.]), ‘Hundefell’, bez. k. eigentlich den Helm aus Leder (10.257f./261, 10.335; vgl. die Lederkappe in Od. 24.231); dann aber meistens Bronzehelme mit Lederfutter oder Helme aus Leder mit verstärkenden Bronzeblechen, wie die Epitheta xalkÆrhw u.a. beweisen (s.u. und vgl. 362 zu fãlon; BORCHHARDT 1972, 7; PFLUG 1988, 11. 23, auch zu den Funden bronzener Helme aus hom. Zeit; FRANZ 2002, 52. 54 mit Anm. 217). Meist synonym mit kÒruw, trufãleia (in 336, 362/369, 372 bezeichnen kun°h, kÒruw und trufãleia immer denselben Helm des Paris: BORCHHARDT a.O. 13; zur Verwendung als metrische Varianten DÜNTZER [1864] 1979, 98). Als Behältnis beim Losen auch 7.176, 7.182/187, 23.861, Od. 10.206 verwendet (LfgrE). — xalkÆreÛ: zur unkontrahierten Endung G 71. Bed. ‘mit Bronze versehen’ (zur Wortbildung und zur Bronze allg. 6.3n.); bildet mit kun°h eine flek314 Priãmoio: zur Flexion R 11.2. 315 aÈtãr: progressiv (R 24.2). 316 kun°˙: zum -˙ nach -e- R 2.

116

Ilias 3

tierbare Formel vor der Zäsur C 2, s. Iterata u. Od. 22.111, 22.145; Varianten: kun°h(n) pãgxalkow/-on vor der Zäsur B 2 (2x Od.), kun°hw diå xalkoparÆou am VE (3x Il.). — [pãllon] bãllon: Das in der Hss.-Tradition einhellig überlieferte Imperfekt pãllon (app. crit.) wirkt unnatürlich, da es die Vorstellung vermittelt, daß Hektor und Odysseus während der ganzen Dauer des Gebetes die Lose schütteln (324 pãllen). Die Lesart bãllon eines antiken Grammatikers, der manche in der Moderne gefolgt sind (app. crit.; DOEDERLEIN 1858, 269), entspricht dagegen dem Erzählmuster des im 7. Gesang geschilderten Zweikampfs und allg. der Typ. Szene ‘Losverfahren’ (316–325n.). Auch die beiden Iteratverse 23.861 und Od. 10.206 sprechen nicht gegen diese Lesart, denn sie sind Teil einer sehr kurz geschilderten Prozedur, bei der nur das Entscheidende, das Schütteln, erwähnt wird (die Lose springen im nächsten Vers schon heraus). Anders WEST 2001, 187; DANEK 2003, 282. 317 prÒsyen: temporal, ‘zuerst’, wie 346, 5.851 (LfgrE s.v. 1568.47ff.). — xãlkeon ¶gxow: VE-Formel (17x Il., 5x Od., 2x ‘Hes.’, vgl. die VA-Formel ¶gxeÛ xalke¤ƒ 6.31–32n.); die Materialbezeichnung bezieht sich auf die Lanzen-Spitze. Zur Lanze 135n.

318–324a Zur Typischen SzeneP ‘Gebet’ s. 1.37–42n.; realisiert sind hier die Elemente (1) Gebetsgeste, 318b, (2) Verb des Betens, 318a, (3) Nennung der Gottheit, 318b, (5) Anrufung der Gottheit, 320, (7) Wunschbitte, 321–323, (8) formelhafter Abschluß, 324a. Dieses zweite der vier Gebete vor und während des Zweikampfes (297–302n.) findet seine Entsprechung im Gebet während des Losverfahrens 7.179f. (316–325n.) und ist wie dieses und wie 3.298–301 zugleich eine TisRedeP. Als repräsentative Sprecher sind einzelne aus der Masse der achaischen und troischen Krieger (318 laói) zu verstehen, zu denen auch Anführer gehören können (SCHNEIDER 1996, 53; anders HENTZE 1905, 256; DE JONG 1987a, 70f.: nur die Masse). Der Gebetswunsch läßt offen, wen Zeus als den Kriegsverursacher töten lassen soll (321 ‘wer von den beiden’). Paris’ Schuld steht aber für alle fest, und er ist auch seinen eigenen Leuten verhaßt (28, 39–57n., 100, 155–160, 350– 355a n., 451–454n., 6.280b–285n., 6.326n., 6.356n., 7.390, 22.116b). Der Erzähler hat wohl so neutral formuliert, “um einerseits ein objektives Kriterium angeben zu können, nach dem Zeus entscheiden soll – Zeus soll gerecht, d.h. nach dem Schuldprinzip, entscheiden –, und um andererseits die Ungewißheit der Menschen über den Ausgang des bevorstehenden Zweikampfs zum Ausdruck zu bringen” (SCHNEIDER 1996, 53f.; etwas anders KIRK zu 321: die Schuldfrage wird um der Spannung willen unterdrückt; DE JONG a.O. 71: die Schuldfrage wird offengelassen, nur der Friede ist wichtig; HEITSCH 2001, 16, gegen KIRK: der Schuldige ist klar, der Erzähler vermeidet es nur, die Troer direkt um Paris’ Tod bitten zu lassen). Zeus soll wie in einem Gottesurteil den Schuldigen bestrafen (vgl. 309; 350– 355a n.; HIRZEL 1902, 194f. Anm. 2; Parallelen zu Gottesurteilen ebd. 189–197; Vergleichsmaterial auch bei FUNKHÄNEL 1847), dessen Beseitigung erst den von

317 ıppÒterow: zum -pp- R 9.1.

Kommentar

117

beiden Parteien ersehnten Frieden ermöglicht (323; vgl. 111n.; DE JONG a.O.; SCHNEIDER a.O. 54). Damit wird erneut betont, daß die Menschen Hilfe von den Göttern erhoffen, die den Frieden gerade verhindern werden (vgl. 275–291n., 297–302n.): Aphrodite rettet Paris (380b–381), und Zeus gibt Athenes und Heras Wunsch nach einer Weiterführung des Krieges nach (4.1–73). Zu Gebeten, die nicht erhört werden, allg. 302n., 6.311n. 318 = 7.177. — lao¤: ‘Kämpfer, Soldaten’, wohl nicht spez. im Gegensatz zu den Anführern (318–324a n.; LfgrE s.v. 1639.46f.; allg. zur Bed. von laÒw 1.10n., 2.191n.). — ±rÆsanto: bez. den Gebetswunsch (1.35n.); hier wohl synonym zu eÎxomai, das in ähnlichem Zusammenhang 296, 7.200 verwendet ist (LfgrE s.v. érãomai 1172.18ff.; allg. zur Frage des Bedeutungsunterschieds 1.35n., 6.304n.). — xe›raw én°sxon: 275n. 319 = 297 (s.d.). — Die Überlieferungslage (der Vers fehlt nur in einem Papyrus: s. app. crit.) und “a certain inherent parallelism between the two prayers of both armies at 296–301 and 318–23 which favours the repetition of 297 at 319” (ähnl. 7.177–180/200–205 mit 178 = 201) sprechen gegen eine Interpolation (APTHORP 1980, 17f.; anders JANKO 2000, 2). 320 = 276 (s.d.). — ZeË: Der höchste Gott wird stellvertretend für alle Götter angerufen (318 yeo›si): KIRK zu 318–23; AH zu 7.179. 321 2. VH ≈ Il. 4.83, Od. 3.136, 24.546. — tãde ¶rga … ¶yhken: ¶rga i.S.v. ‘Krieg’; zur Verbindung mit t¤yhmi ‘veranlassen’ vgl. pÒnon … ¶yento 17.158 und ¶rin … ¶yhke Od. 3.136 (LfgrE s.v. ¶rgon 677.52ff. u. s.v. t¤yhmi 484.27ff.).

322 2. VH = 7.131, h.Ven. 154; ≈ Il. 11.263, ‘Hes.’ Sc. 151; von der Zäsur C 1 an = Il. 14.457, 24.246, Od. 9.524, 11.150, 11.627, 23.252; von der Zäsur C 2 an = Il. 6.284, 6.422, 22.425, Theb. fr. 3.4 West. — laß … in das Haus des Hades tauchen: umschreibt den Tod wie die Wendung ‘in das Haus des Hades hinabgehen’ (s. Iterata) und ‘in die Erde tauchen’ (6.19 [s.d.], 6.411, Od. 10.174f., 24.106). “[T]he image of the descent to Hades marks out the full solemnity of death”: CLARKE 1999, 168ff. (das Zitat S. 170) u. 178ff.; Liste ähnlicher Wendungen bei GARLAND 1981, 54. Zu Hades vgl. 1.3n. (Namensform); FG 14 (Mythos). dÒw: auch 351, naturgemäß eine häufige Gebetsformulierung (MORRISON 1991, 153 Anm. 26). — dËnai dÒmon ÖAÛdow e‡sv: flektierbare VE-Formel mit kürzeren Varianten (s. Iterata). ÖAÛdow: Im hom. Epos stehen die athematischen Formen neben den jüngeren *a-Erweiterungen ÉA˝dhw, ÉA˝dao (Belege zur heteroklitischen Flexion von ÉA˝dhw G 53; CHANTR. 1.232). Die Etymologie ist sehr umstritten; Probleme macht die Frage nach dem urspünglichen Anlaut, bei Homer meistens kurz und unaspiriert, im Attischen lang und aspiriert. Am wahrscheinlichsten: zu *é-Wid(-a)-, eigtl. ‘der Unsichtbare’ (13.n.; in der vorl. VE-Formel und in 20.336 metr. Dehnung des Anlauts; der aspi-

318 yeo›si: zur Flexion R 11.2. 319 = 297 (s.d.). 320 = 276 (s.d.). 321 tãde (W)°rga: zur Prosodie R 4.3. 322 tÒn: zum demonstr.-anaphor. Pron. R 17. — e‡sv (Postposition): ≈ efiw (vgl. R 20.1–2).

118

Ilias 3

rierte Langvokal im Attischen stammt wohl aus der Krasis mit dem Artikel im Nom. [ÜAidhw aus ı ÉA˝dhw wie *è nÆr aus ı énÆr], dann auf die anderen Kasus übertragen: RUIJGH [1970] 1991, 575f.). Gegen THIEMEs Herleitung ([1952] 1968, 133–153; u.a. von WEST 2007, 394, favorisiert) aus *sm≤ -uªid‘Sichzusammenfinden mit den Ahnen’ zur Bezeichnung des Jenseits spricht die fast ausnahmslose Verwendung des Wortes als Name des Gottes (BEEKES 1998, 17f.; weitere Einwände: RISCH 1969, 327). Neuer Erklärungsversuch: JANDA 2000, 114–138 (wenig wahrscheinlich).

323 aÔ: leichter Kontrast zu 322 wie Od. 24.483f. ı m¢n … ≤me›w d' aÔ (KLEIN 1988, 257; vgl. 2.493n.). Zur Lesart ohne d(°) vgl. 67, 4.238 mit app. crit. — filÒthta ka‹ ˜ r k i a pistã: zur Bed. 73n.; hier sind die zukünftigen Beziehungen gemeint (LfgrE s.v. ˜rkion 774.43ff.). Zu pistã auch 280n. 324 1. VH = 7.181; 2. VH insges. 12x Il. — Õw êr' ¶fan: 161n. — m°gaw koruyaiÒlow ÜEktvr: VE-Formel (12x Il.): 2.816n.

325 zur Seite blickend: Hektor will nicht verdächtigt werden, seinen Bruder zu begünstigen (AH); es war wohl auch Sitte, beim Losen den Blick abzuwenden. — Paris’ Los, das … heraussprang: Der schwächere Gegner (vgl. 21–37) darf also den ersten Wurf tun, wodurch die Erfüllung des Gebets von vornherein unsicher erscheint und die Spannung auf den Ausgang des Zweikampfes hoch bleibt (PROBST 1914, 27; anders BERGOLD 1977, 106). Daß sich Paris dann wie sein Bruder Hektor in dessen Zweikampf gegen Aias (7.271f.) trotz des Startvorteils nicht durchsetzt, unterstreicht seine Unterlegenheit. êc: ‘weg’ (LfgrE s.v. 1782.16ff.). — Pãriow: zum Doppelnamen Paris/Alexandros 16n. — §k … ˆrousen: entspricht §k … (¶)yore 7.182, 23.353, Od. 10.207 (AH).

326–327 Die Leute setzen sich (Zuschauerhaltung: 134–135n., ferner 89n.; sie verhindert auch ein Eingreifen); abgesehen von Menelaos’ Gefährten, die Paris’ Helm holen (378), vielleicht auch Achaiern und Troern, die bei der Suche nach Paris helfen (449ff.), sowie Pandaros und seinen Leuten (4.90) bleibt die Masse sitzen (4.114), bis der Kampf nach Pandaros’ Schuß wiederaufgenommen wird (4.221ff.): KURZ 1966, 68. 326 die … nun: alle Troer und Achaier außer den Zweikämpfern. katå st¤xaw: ‘reihenweise’ (vgl. 113n.). — ∏xi: zur Form WEST 1998, XXXI. 327 1. VH = 23.475; 2. VH = 10.504. — ·ppoi éers¤podew: éers¤pouw zu ée¤rv und poÊw, bed. ‘die Füße hebend’, d.h. ‘schnell’; generisches EpithetonP von Pferden wie »kÊw, noch 18.532, 23.475, h.Ven. 211 (LfgrE; vgl. 263n.; allg. zu Pferde-Epitheta 2.383n.). — poik¤la: ‘kunstvoll verziert’ (LfgrE). Wohl um des Chiasmus willen (·ppoi éers¤podew – poik¤la teÊxe(a)) nicht wie sonst (6.504, 12.396 u.ö.) nachgestellt (LfgrE). — teÊxe(a): 29n. — ¶keito: Zeugma, zu ·ppoi erg. ßstasan; ähnl. 10.407, Od. 14.291 (LEAF).

323 ka‹ ˜rkia: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. 324 ¶fan: = ¶fasan (R 16.2). 325 ırÒvn: zur ep. Zerdehnung R 8. — §k … ˆrousen: zur sog. Tmesis R 20.2. 326 ∏xi (W)ekãstƒ: zur Prosodie R 5.4. — ∏xi: ‘wo’. 327 teÊxe' ¶keito: zum Hiat R 5.1.

Kommentar

119

328–338 Paris’ Wappnung wird in der Typischen Szene P ‘Rüstung’ geschildert, mit den (z.T. formelhaften) Elementen (1) allg. Ankündigung der Rüstung, 328f., Anlegen der (2) Beinschienen, 330f., und des (3) Panzers, 332f., Umhängen des (4) Schwertes, 334–335a, und des (5) Schildes, 335b, Aufsetzen des (6) Helms, 336f., Ergreifen der (7) Lanze, 338. Die Reihenfolge der Rüstung ist realistisch: Die Beinschienen müssen vor dem Panzer angelegt werden, weil man sich nachher nicht mehr so leicht bücken kann (Eust. 420.21ff.; FRANZ 2002, 62); man hängt Schwert und Schild um, bevor man den Helm aufsetzt. Die Waffen werden immer den Körperteilen zugeordnet (Schienbeine, Brust, Schultern, Kopf, Hände) und in einem kumulativen Stil mit Adjektiven (z.T. in emphatisch wirkendem Enjambement: 331a, 335a, 337a) bzw. einem Relativsatz (338b) beschrieben, die ihre Schönheit, Kostbarkeit (Hinweise auf Metall), Größe und Funktionstüchtigkeit hervorheben. Die Waffen verweisen so auf ihre spätere Wirksamkeit und heben die Kampfstärke des Helden hervor. Die Rüstungsszenen bereiten jeweils auf einen wichtigen Kampf vor (vgl. die Ankleideszenen, 2.42–47n.); hier auf den Zweikampf, der den Krieg beenden soll, 11.16b–45a auf Agamemnons, 16.130– 144 auf Patroklos’ Aristie und 19.364b–391 auf Achills Wiedereintritt in den Kampf. Paris’ Rüstungsszene ist die einzige eines Troers und die kürzeste von allen (STOEVESANDT 2004, 75 Anm. 266); die anderen enthalten längere Ausführungen zu einzelnen Waffen, z.B. zu Agamemnons Panzer 11.19–28 (zu den ganz kurzen Rüstungsszenen AREND 1933, 95f.; zu Paris’ Panzer 333n.). Die Szene erhöht Paris deshalb nicht besonders, weckt aber doch gewisse Erwartungen, die dann in Kontrast zu seinem kläglichen Versagen und Menelaos’ Überlegenheit im Zweikampf stehen (REINHARDT 1961, 310; STEINRÜCK 1992, 94; WILLENBROCK [1944] 1969, 66f.). Eine längere Schilderung hätte wohl parodistisch gewirkt (EDWARDS 1987, 194). Allg. zu den Rüstungsszenen AREND 1933, 92–97; ARMSTRONG 1958; RUSSO (1968) 1979, 411–416; PATZER 1972, 33–35; 1996, 113; zum Stil KIRK 34f.; idg. Parallelen bei WEST 2007, 460. 472f. In Zenodots Text fehlen 334f., und Paris hängt erst am Schluß den Schild um (338a; app. crit.): wohl die Korrektur eines Interpreten, der dem Umstand Rechnung tragen wollte, daß Paris im folgenden Kampf nie zum Schwert greift. Die veränderte Reihenfolge der Rüstung ist aber unrealistisch und widerspricht den sonstigen typischen Rüstungsszenen (schol. A; WEST 1967, 54f.; NICKAU 1977, 174–176).

328–329 Vorwegnehmende kurze Zusammenfassung der 330–338 im Detail geschilderten Rüstung; vgl. 6.156–159n. 328 ≈ Od. 23.366; 1. VH ≈ 15.479. — é m f '  moisin: Das gilt eigentlich nur für Panzer, Schwert und Schild (AH; vgl. 334n.; allg. zum Ausdruck 2.45n.). — §dÊseto: thematischer s-Aorist wie bÆseto (262n.). — teÊxea kalã: 89n.

328 aÈtãr: nimmt m°n aus 326 auf, ‘doch, aber’ (R 24.2).

120

Ilias 3

329 = 7.355, 8.82; ≈ 13.766; von der Zäsur A 3 an = 11.369, 11.505; 1. VH ≈ 352; 2. VH ≈ 9.339, 10.5, Hes. Op. 165, ‘Hes.’ fr. 199.2, 200.2/11, 204.43/55 M.-W. (z.T. ergänzt). — Paris’ Nennung in einem ganzen Vers weist auf seine Bedeutung im folgenden Zweikampf hin (vgl. 1.36n.). Die formelhafte Bezeichnung ‘Gatte der schönhaarigen Helena’ nimmt wohl wie 7.355 u. 13.766 Bezug auf den Kontext, hier auf den Zweikampf mit Helenas früherem Mann (PRIESS 1977, 159), und stilisiert so den für zwei große Parteien entscheidenden Zweikampf zu einem Duell zwischen zwei Rivalen um eine Frau. — Gatte: 140n. d›ow: generisches EpithetonP (1.7n.); bei ÉAl°jandrow auch 352, 403, 7.355, 8.82, 13.766. — ±#kÒmoio: generisches Epitheton von Frauen (1.36n.), von Helena insges. 13x fgrE (s. Iterata). ÑEl°nhw: Anlaut mit ‘positionsbildendem’ etymologischem Digamma (in etwas späteren spartanischen Inschriften und bei Grammatikern bezeugt: WEST 2007, 231 mit Anm. 115).

330–331 = 11.17f., 16.131f., 19.369f. 330 Beinschienen: zum Material (hier wie die Knöchelplatten aus Metall zu denken) und zu den archäol. Zeugnissen 1.17n.; FRANZ 2002, 62f. 331 ≈ 18.459. — mit Knöchelschützern ganz aus Silber: Was die mit dem t.t. episphyÄria (epi-sphyÄrion, ‘auf dem Knöchel’) benannten Rüstungsteile bezeichnen, ist ungeklärt. Naheliegend ist die Bed. ‘Knöchelschützer’; allerdings stammen entsprechende (bronzene) Funde von Knöchelschienen aus nachhom. Zeit, und die Funktion einer myk. Schiene ist umstritten (JARVA 1995, 100–105). Wegen der Materialangabe (Metall: ‘aus Silber’) ist schwer vorstellbar, daß die auf spätarchaischen Vasen dargestellten Polster am unteren inneren Rand der Beinschienen zum Schutz der Haut (HEMELRIJK 1984, 132 mit Anm. 271; von JARVA a.O. erwogen) bzw. Knöchelbänder zur Befestigung von ledernen Gamaschen ( VON B OTHMER 1989, 68) gemeint sind; zu Metallbesatzstücken auf ledernen Beinschienen wiederum (LORIMER 1950, 253; CATLING 1977a, 160) paßt nicht die Beziehung des Wortes auf die Knöchel. Sicher ist jedenfalls das kostbare und biegsame Silber für Schutzwaffen nicht geeignet und deutet wohl in epischer Übertreibung Luxus an (FRANZ 2002, 62f.; viell. bezieht sich die Materialangabe auch nur auf silberne Knöpfe zur Befestigung des Futters [Hinweis STUCKY]). éraru¤aw: wohl ‘versehen mit’ (LfgrE s.v. érar¤skv 1182.28ff.), was auch bei einem Bezug auf separate, mit den Beinschienen verbundene Knöchelschützer möglich wäre (YALOURIS 1960, 59 Anm. 38); die Bed. ‘passend zu, angepaßt an’ läßt sich aber nicht ausschließen (JARVA 1995, 105, mit archäol. Belegen dafür, wie Bein- und Knöchelschienen aufeinander angepaßt wurden; vgl. LfgrE a.O. 1178.15ff. zur urspr. Bed. von érar¤skv).

329 ÉAl°jandrow, (W)el°nhw: zur Prosodie R 4.5 und ↑. — ±#kÒmoio: = §#-, Anfangssilbe metr. gedehnt (R 10.1). — Der ganze Vers ist Apposition zu ˜ in 328 (‘er aber, der göttliche Alexandros …’). 330 pr«ta: Adv., ‘zuerst’. — knÆm˙sin: zur Flexion R 11.1.

Kommentar

121

332 = 11.19, 16.133, 19.371; ≈ ‘Hes.’ Sc. 124. — Harnisch: Panzer schützen den Oberkörper. In der Ilias werden zwei Typen geschildert: Vollmetallpanzer wie hier (Paris trägt noch ein Kleidungsstück darunter: 358) und Kompositpanzer (aus mehreren Leinenlagen, allenfalls verstärkt mit Metallplatten und geflochtenen Lederriemen; vgl. die Leinenpanzer in 2.529, 2.830). Letztere sind archäol. nicht sicher nachweisbar; der Metallpanzer wird dagegen durch den bronzenen Panzer aus Argos aus hom. Zeit dokumentiert. Sein Brust- und Rückenteil weitet sich unten aus, was wohl Raum läßt für eine Ausweichbewegung, wie sie in 360 erwähnt wird (s.d.). Lit.: CATLING 1977, 74–118; FRANZ 2002, 58–61. 333 Lykaons, seines Bruders, Harnisch: zu Lykaon, dessen Tod im 21. Gesang geschildert wird, FM 12. – Der unheroische, verweichlichte Paris war als Bogenschütze mit einem hübschen Pantherfell in den Kampf gezogen (17n.); einen Panzer, den er nun für den Nahkampf braucht, hatte er nicht mitgebracht (KRISCHER 1998, 83). Daß er sich ihn jetzt leiht, versinnbildlicht wohl einen Rollenwechsel: Paris tritt nicht mehr als Bogenschütze, sondern als Nahkämpfer auf (vgl. 18–20n.; E DWARDS 1987, 72. 194). Die Übernahme einer fremden Rüstung steigert aber nicht die Kampfkraft, wie später auch Patroklos und Hektor erfahren (16.830ff., 17.201–208; BERGOLD 1977, 107; BALTES [1987] 2005, 281). Im übrigen hilft die Rüstung weder Paris (358) noch Lykaon selbst, der später ohne Helm, Schild und Lanze von Achill getötet wird (21.34–135). Möglicherweise wird hier auf Lykaons späteres Schicksal angespielt (BERGOLD a.O. 107f.), und seine Abwesenheit in Lemnos soll die Ausleihe gerade seines Panzers erklären (K ULLMANN [1965] 1992, 190; in 21.35–48/21.76–79 und in den ‘Kyprien’ [Proklos Chrest. § 11 West] werden Lykaons Gefangennahme durch Achill und sein Verkauf nach Lemnos erwähnt; KULLMANN a.O. schließt daraus auf eine vorhom. Lykaon-Geschichte); der eigentliche Grund wird aber in der Erzählung genannt: Lykaons Panzer paßt. ¥rmose: mit intrans. Bed. (‘passen’) wie in 17.210 und 19.385, “denn jedesmal wird betont, daß eine fremde bzw. neue Rüstung ‘paßt’, was nicht selbstverständlich ist” (LfgrE s.v. èrmÒzv 1321.31ff.).

334 = 2.45, 16.135, 19.372; ≈ 11.29, Od. 8.416; 1. VH = Il. 5.738. — um die Schultern: Schwert und Schild werden mit Tragriemen über die rechte bzw. linke Schulter gehängt (2.45n.). — Schwert: 18n. — mit Silbernägeln: Sie befestigen den Beschlag des Griffes an der Klinge und bestehen aus festerem Metall mit einem Überzug aus Silber; Einzelheiten dazu: FOLTINY 1980, 237 mit Abb. 46 a. b; 2.45n., auch zum Epitheton in der VE-Formel (s. Iterata; außerdem 3x Il., 3x Od.).

332 stÆyessin: zur Flexion R 11.3; zum Plural R 18.2. 333 oÂo: = Possessiv-Pron. der 3. Pers. (R 14.4).

122

Ilias 3

335 = 16.136, 19.373; 2. VH = 18.478, 18.609, ‘Hes.’ Sc. 319; von der Zäsur C 1 an = Il. 22.307; ≈ 11.10, Od. 3.322, h.Ap. 401. — sãkow: bezeichnete wohl urspr. nur den Langschild (zu den zwei hom. Schildtypen 2.388–389n.), entwickelte sich aber wie ésp¤w, das 356f. für denselben Gegenstand verwendet und ausdrücklich als ‘allseits gleich’, d.h. ‘rund’ (347n.) bezeichnet wird, zur allg. Schildbezeichnung (LfgrE s.v. ésp¤w 1427.26ff.). Allerdings wirken trotz gelegentlicher Austauschbarkeit metri gratia ésp¤w und sãkow noch nicht synonym (LfgrE s.v. sãkow 65.21ff.): Auffällig ist, daß außer hier im Formelvers und 4.113 die Schilde der Troer nie mit sãkow bezeichnet werden; das könnte auf bestimmte zeitgenössische Schildformen in der Troas deuten (LfgrE s.v. ésp¤w 1428.67ff.; vgl. s.v. sãkow 65.47ff./53). Möglich ist auch, daß v.a. die Griechen heroisiert werden sollen (LfgrE s.v. ésp¤w 1427.38f.: “sãkow ist poetischer und heroischer”; SCHMIDT 2006, 441). 336–337 = 15.480f., 16.137f., Od. 22.123f. 336 = ‘Hes.’ Sc. 136; ≈ Il. 5.743, 10.335, 11.41, hom.h. 6.7; 2. VH ≈ Od. 14.276. — kun°hn: 316n.

337 = 11.42. — roßschweifversehenen: Oben auf dem Helm ist mit einem Halter ein Helmbusch aus Pferdehaar befestigt (BORCHHARDT 1972, 143–147; 1977a, 57; F RANZ 2002, 56; vgl. 2.1–2a n.), ein Statussymbol, da nur die Oberschicht sich (Wagen-)Pferde leisten konnte, und zugleich ein gewisser Schutz vor von oben geführten Schwerthieben (B ORCHHARDT 1977a, 58. 73f.; FRANZ a.O.). — und schrecklich nickte da von oben her der Helmbusch: Der Busch “machte die Krieger […] größer und eindrucksvoller” und trug so zu der “furchterregende[n] Erscheinung der Helden” bei, wie sie etwa in Hektors Begegnung mit seinem kleinen Sohn geschildert wird (6.466–470): FRANZ a.O. 338 = Od. 17.4; ≈ Il. 16.139; 1. VH = 10.135, 14.12, 15.482, Od. 1.99, 15.551, 20.127; ≈ Il. 11.43, Od. 22.125, ‘Hes.’ Sc. 135. — Lanze: Paris hat sein Speerpaar abgelegt und rüstet sich nun mit einer langen Lanze (KIRK; vgl. 18n.). e·leto: “[D]as Med. drückt aus, daß es ein für das Subjekt bedeutungsvoller Vorgang ist (die Lanze als vornehmste Angriffswaffe ist gewissermaßen Attribut des waffenfähigen Mannes)”: LfgrE s.v. aflr°v 356.73ff. — êlkimon: formelhaft (s. Iterata), vom Kämpfer auf seine Waffe übertragen. — ofl: dativisch oder durch seine Stellung unmittelbar vor palãmhfin genetivisch (possessiv) aufzufassen, ähnl. 9.413  leto m°n moi nÒstow, 12.174 u.ö. Zum Gebrauch von moi, toi, soi, ofl als Gen. oder Dat. G 81, SCHW. 2.189; 1.37n. (mit weiterer Lit.).

339 1. VH ≈ 10.25. — und ganz genauso fuhr … Menelaos in die Rüstung: Er hatte wie die übrigen (114) die Waffen abgelegt. Seine Rüstung wird in nur einem Vers zusammengefaßt, weil eine Wiederholung langweilig gewesen wäre und Rü336 krat¤: Dat. von kãrh ‘Haupt’. — §p' … ¶yhken: zur sog. Tmesis R 20.2. 337 deinÒn: adverbial, ‘schrecklich’. 338 ˜ (W)oi: zur Prosodie R 5.4. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — palãmhfin: zur Flexion R 11.4. — érÆrei: Plpf. zu érar¤skv, ‘paßte’. 339 Õw … aÎtvw: ‘so auf ebendieselbe Weise, ebenso’.

Kommentar

123

stungsszenen außer Erweiterungen keine Variationen zulassen (AREND 1933, 81; RUSSO [1968] 1979, 411). – Die drei Zusatzverse von P. Hib. 40 geben Menelaos’ Rüstung in einer unmöglichen Reihenfolge wieder und sind als Rhapsodenzusatz anzusehen (WEST 1967, 56; KIRK). Õw d ' aÎtvw: ebenso zur Zusammenfassung einer zweiten, der ersten sehr ähnlichen Handlung in 9.195, Od. 3.64, 20.238, 21.203, 22.114, 24.409 (DE JONG zu Od. 3.64). — érÆÛow: ‘mit Ares verbunden, kriegerisch’ (2.698n.); insges. 9x für Menelaos verwendet, hier vielleicht prägnant als Hinweis auf Menelaos’ Überlegenheit im Kampf zu verstehen (Paris war in 329 nur als d›ow … ÑEl°nhw pÒsiw ±#kÒmoio bezeichnet worden): Eust. 420.30ff. — ¶nte' ¶dunen: ¶nte(a) ist metr. Variante für teÊxea, ähnl. 17.186 ¶ntea dÊv am VE (LfgrE s.v. ¶ntow).

340–382 Die Konfrontation zwischen Menelaos und Paris läuft nach der Typisierten EreignissequenzP ‘Zweikampf’ ab, die folgende Elemente enthalten kann: (1) Die beiden Gegner (A [hier Paris] und B [hier Menelaos]) gehen aufeinander zu, (2) Austausch von Herausforderungsreden, (3) erste, mit Lanzen ausgetragene Kampfrunde; dabei oft (3a) Fehlschuß von A: entweder (a) bohrt sich die Lanze in die Erde, oder (b) sie prallt am Schild oder der Rüstung des Gegners ab, die Spitze verbiegt sich oder dringt nicht bis auf die Haut, oder (g) B weicht aus, an seiner Stelle wird C getroffen (Wagenlenker oder Pferd von B oder unbeteiligter Dritter), (3b) Zorn über den vergeblichen Lanzenwurf, (3c) Gegenangriff von B (erfolgreich oder erneuter Fehlwurf); falls A noch lebt: (4) zweite, meist mit anderen Waffen (Schwertern, Steinen u.a.) ausgetragene Kampfrunde; meist entweder gleich Sieg von A oder weiterer vergeblicher Angriff von A, erfolgreicher Gegenangriff von B (hier dagegen keine Aktion mehr von A, zwei erfolglose Angriffe und Zorn von B); (5) letzte Worte des Sterbenden, (6) Triumphrede des Siegers, (7) Herausziehen der Lanze aus dem Leichnam, (8) Spoliierung des Besiegten. – Die Einzelheiten variieren stark je nach Situation; die meisten Zweikämpfe (dazu allg. 15–37n.) enthalten nur die Elemente (1) und (3); die komplexesten Abläufe zeigen die beiden hier und im 7. Gesang dargestellten zeremoniellen Zweikämpfe und der quasi-zeremonielle Zweikampf zwischen Hektor und Achill im 22. Gesang; weitere Belegstellen in 15–37n. (dort auch zur Tendenz des Erzählers, in den Zweikämpfen überwiegend Achaier siegen zu lassen); STOEVESANDT 2004, 168– 171; zum 7. und 22. Gesang ebd. 210. 222f. – Lit.: FENIK 1968, passim, bes. 11. 87f. 145f. 217; TSAGARAKIS 1982, 104–118, mit vielen Beispielen für Variationen; ein Vergleich mit dem ähnlichen Ablauf von Zweikämpfen in germanischer Heldendichtung bei UDWIN 1999, 66. Der ganze Zweikampf hier umfaßt vier Angriffsversuche, unterbrochen von zwei Gebeten des Menelaos (351–354, 365– 368): zwei Lanzenwürfe, zuerst des Paris (346–349a, Element [3a]), dann des Menelaos (349b–360, [3c]), den Schwertstreich des Menelaos und seinen Griff an Paris’ Helm (361–368/369–378, [4]). Menelaos rückt Paris also immer näher, erlebt aber auch, wie dieser ihm immer besser entkommt (Steigerung: eine Verletzung

124

Ilias 3

wird vermieden, die Waffe zerstört, der Held entrückt): WILLENBROCK (1944) 1969, 53; BERGOLD 1977, 115 Anm. 1; EDWARDS 1987, 195. Paris ist nur ganz am Anfang offensiv und wird schnell zum bloßen Objekt: “Der Vorteil, den das Los ihm verschafft hat, nützt ihm nichts, da sein kampferöffnender Speerwurf wesentlich schwächer ausfällt als der seines Gegners. […] der in seinem Panzer steckende Speer behindert ihn offenbar so sehr, daß er keine weitere Gegenwehr leistet” (STOEVESANDT 2004, 181). Deshalb greift er nicht zu seinem Schwert (328–338n.; KIRK zu 362–4). Seine Niederlage gibt er später selbst zu (439): BERNSDORFF 1992, 29. Paris ist also nicht einmal Menelaos gewachsen, der doch auch nur ein mittelmäßiger Kämpfer ist (7.109ff., 17.588). Er überlebt nur dank göttlicher Hilfe, die er erfährt, ohne darum zu beten, während die Gebete seines Gegners kein Gehör finden. Auch im zweiten zeremoniellen Zweikampf ist ein Troer seinem griechischen Gegner unterlegen; Paris’ Bruder Hektor hält aber vor Aias länger durch (STOEVESANDT a.O. 212). Ein Vergleich der beiden Kämpfe im einzelnen bei BERGOLD a.O. 191f.; DUBAN 1981, 107–109; KIRK zu 355–60. 340 = 23.813. “Both passages [das bezieht sich auch auf 342 ≈ 23.815] seem derived from a similar oral prototype” (KIRK zu 342). •kãteryen ım¤lou: “‘auf beiden Seiten der Kriegerschar’, jeder in seinem Heere” (AH). •kãteryen ist lok. Adv. wie ¶neryen, Ïperyen, mit Gen. wie 23.329, 23.813 u.ö. (LfgrE). — yvrÆxyhsan: Zur Bed. ‘sich rüsten’ s. 1.226n. u. vgl. 2.11n.

341 = 266 (s.d.). Da die Zweikämpfer repräsentativ für beide Heere stehen, ist die Wirkung auf die Zuschauer wichtig; deshalb werden diese hier und 343 ausdrücklich genannt (der Erzähler hätte sich sonst des Formelverses 6.120 [s.d.] bedienen können: KIRK). 342 ≈ 23.815; 1. VH ≈ 11.37, ‘Hes.’ Sc. 160; 2. VH = 4.79; ≈ 24.482, ‘Hes.’ fr. 75.8 M.-W., vgl. Od. 3.372 sowie 3.123, 4.75, 4.142, 6.161, 8.384. — bedrohlich blickend – stummes Staunen hielt im Banne die Betrachter: Die Rüstung macht “wahrnehmbar […], wie, dem großen Entscheidungskampf entsprechend, ménos [‘Kampfdrang’] und Siegeszuversicht das Innere beider Kämpfer zu erfüllen beginnen, was nach der Rüstung auch noch durch Mienenspiel […] und Drohgebärde […] stilgemäß versinnlicht wird (342, 345)”: PATZER 1996, 113. Paris und Menelaos werden in ihrer Wirkung auf die gespannten Zuschauer gezeigt (Betonung der Sekundären FokalisationP), was – ähnlich wie in einem Theater – die Anteilnahme auch des realen Publikums steigert (Hinweis BIERL). derkÒmenoi: d°rkesyai bez. den von anderen wahrgenommenen, oft drohenden, unheimlichen Blick (vgl. 33n. zu drãkvn; SNELL [1939] 1975, 13f.; RAKOCZY 1996, 95). — yãmbow: bez. die Reaktion auf eine unerwartete oder unheimliche Erscheinung, von Über-

341 = 266 (s.d.). 342 deinÒn: adverbial (zu derkÒmenoi). — efisorÒvntaw: zur ep. Zerdehnung R 8.

Kommentar

125

raschung und Verblüffung über ungläubiges Staunen bis hin zu Erstarren und Verstummen vor Schreck: “sudden cessation of word and motion” (LATEINER 1995, 45). Hier sind die Zuschauer gebannt von der Aggressivität der Kämpfer angesichts der für alle zukunftsentscheidenden Konfrontation. — ¶xen: zur Vorstellung, daß eine Emotion die Figuren von außen ergreift und festhält, 1.387n.

343 = 4.80; ≈ 3.127, 3.131, 3.251; von der Zäsur A 4 an ≈ 3.86, 3.156, 7.67; 2. VH ≈ 1.17, 2.331, 3.370, 3.377, 19.74. — pferdezüchtenden: 127n. — mit dem guten Beinschutz: 86n. 344 auf der abgemeßnen Fläche: 314–317n. 345 1. VH ≈ 5.563. — die Lanzen schüttelnd: eine Drohgebärde wie 18f., auch 5.563, 13.583, 22.133 (VAN WEES 1996, 75 Anm. 13). kot°onte: “ist dem stÆthn se¤onte untergeordnet” (FAESI). kot°v bez. die anhaltende Abneigung (2.222b–223n.), hier den Grimm der Zweikämpfer aufeinander.

346 2. VH = 10x Il., 2x Od. — Zuerst: entsprechend dem Losentscheid (316f., 325). dolixÒskion ¶ g x o w: VE-Formel (20x Il., 4x Od.); ferner 6.126 nach der Zäsur B 1, Od. 22.97 in Formelsprengung ¶gxow … dolixÒskion. – Das Epitheton (metr. Variante zu bloßem dolixÒw ‘lang’: 4.533 u.ö.) wird meist als ‘langschattig, einen langen Schatten werfend’ verstanden (Hinterglied zu skiã); andere Deutungen, nach denen sich im Hinterglied ein Wort für ‘Esche/Buche; Schaft aus Eschen-/Buchenholz’ verbirgt (ÙjÊa, ahd. asc; s. LfgrE mit Lit.), sind sprachlich wenig überzeugend (FRISK u. DELG s.vv. dolixÒw u. skiã; KIRK zu 346–7; FERNÁNDEZ-GALIANO zu Od. 22.95). 347 ≈ 356, 7.250, 17.517, 20.274; bis zur Zäsur C 2 ≈ 5.281; 2. VH = 11.434, 13.160, 17.43, 23.818. — ésp¤da pãntos' §˝shn: flektierbare Formel der 2. VH (insges. 15x Il.). pãntos' §˝sh ist das häufigste Epitheton von Schilden. Es bed. ‘gleich in alle Richtungen’, d.h. ‘rund’ (LfgrE s.v. ‰sow 1230.10ff.; ésp¤w bezeichnete wohl urspr. spez. den Rundschild im Gegensatz zum sãkow [335n.]: LfgrE s.v. ésp¤w 1428.21ff.). Zu §˝sh als ep. Nebenform zu ‰sow 1.306n. 348 = 7.259, 17.44; 1. VH = ‘Hes.’ Sc. 415. — ¶rrhjen: ‘durchbohrte’ (LfgrE s.v. =Ægnumi 23.33ff.). — xalkÒw: bez. im Gegensatz zu afixmÆ (‘Spitze’) entweder die Waffe als ganze (wie im folgenden Vers u.ö.; LfgrE [in Vorbereitung]; vgl. TRÜMPY 1950, 56) oder jedenfalls ihren ganzen bronzenen Vorderteil (Spitze mit Tülle; KIRK: ‘spear-head’ im Gegensatz zu ‘point’). Die Lesart xalkÒn (s. app. crit.) ist abzulehnen, hauptsächlich, weil sich xal-

344 =(a): = êra (R 24.1). — stÆthn: 3. Pers. Dual Ind. Aor. zu ·stamai (R 18.1). — diametrht“ §n¤: zum hiatüberbrückenden unsilbischen i (diametr*et*oj ení) M 12.2. — §n¤: = §n (R 20.1). 345 se¤ont(e) … kot°onte: Ptz. Präs. Nom. Dual (R 18.1). 347 ÉAtre¤dao: zur Flexion R 11.1. — §˝shn: = ‡shn. 348 ¶rrhjen: sc. ésp¤da. — d° (W)oi: zur Prosodie R 4.3. — ofl: = aÈt“ (R 14.1), auf xalkÒw bezogen.

126

Ilias 3

kÒw sonst nie auf einen Schild bezieht (7.267 ist der Schildbuckel gemeint): BERGOLD 1977, 201. — d°: adversativ oder explikativ (RACE 1999/2000, 206). 349 = 17.45; 2. VH ≈ 5.17, 16.479. — ésp¤d' ¶ni: ein Beispiel für die seltene Elision von -i, v.a. der Dat. Sg.-Endung (G 30; VAN L EEUWEN [1894] 1918, 75–77; GUILLEUX 2001; vgl. app. crit.). — kraterª: hier ‘unnachgiebig, hart’ (von einem Schild auch 17.45, ferner h.Merc. 354 vom Boden, h.Ap. 358 von einem Pfeil): LfgrE s.v. 1524.47ff. —  rnuto: ‘stürmte heran’ (LfgrE s.v. 800.38ff.) oder wie 267 ‘erhob sich’ (d.h. er richtete sich zum Lanzenwurf auf: AH; SCHADEWALDT; WILLCOCK: “He had been crouching in a defensive position”).

350–355a Zur Typischen SzeneP ‘Gebet’ s. 1.37–42n.; realisiert sind hier die Elemente (2) Verb des Betens, (5) Anrufung der Gottheit, (7) Bitte, (8) formelhafter Abschluß. Auch Menelaos betet wie die Masse (322) leidenschaftlich um Paris’ Tod, er aber explizit. Es geht ihm hier nicht so sehr um das Kriegsende als um die persönliche Rache für das erlittene Unrecht (351f.), die er nun endlich vollziehen zu können glaubt (vgl. 28b). Menelaos ist Paris moralisch überlegen; deshalb läßt der Dichter nur ihn vor seinem Angriff beten und erinnert wie 13.626f. in einer externen AnalepseP an den Raub der Helena. Dieser ist nicht nur eine persönliche Kränkung, sondern – da Paris bei Menelaos gastliche Aufnahme gefunden hatte – auch eine fundamentale Verletzung des Gastrechtes (zu dessen Bed. 207n.). Menelaos, der sich gegenüber Rechtsübertretungen auch sonst besonders empfindlich zeigt (vgl. 23.570–585), bittet deshalb Zeus Xeinios um exemplarische Ahndung des Verstoßes (353f.; zu Zeus als Hüter des Gastrechtes 103–104n.; zum Zweikampf als Gottesurteil 318–324a n.). Da Zeus aber an sein Versprechen an Thetis gebunden ist, kann er dieses Gebet ebensowenig wie die drei anderen in derselben Szene erfüllen (297–302n.). Der Erzähler nennt allerdings keine göttliche Reaktion und erhält so die Spannung aufrecht. Zu diesem Gebet BERGOLD 1977, 109f.; K IRK zu 351–4; ROUSSEAU 1990, 344ff.; M ORRISON 1992, 16; STOEVESANDT 2004, 313 Anm. 942; zur Verletzung der Gastfreundschaft HERMAN 1987, 121. 350 = 17.46. — §peujãmenow: komplexiver Aor.; “durch die Wahl des Tempus deutet der Dichter an, daß sich das von ihm in 4 Versen mitgeteilte Gebet bei Menelaos in den Gedanken eines Augenblickes zusammendrängt” (AH). Das verbum dicendi zur Rede-Einleitung ausschließlich in Form eines Partizips findet sich bei Homer sonst nur noch 4.5f., 5.528, 21.530, 24.237b–238 (FINGERLE 1939, 308–324 [Stellensammlung zu allen Einleitungsformeln], bes. 316f. 319–321). 351 2. VH von der Zäsur C 1 an ≈ Hes. Op. 708. — êna: alter Vok. (Wegfall von -kt wie bei gãla zu gãlaktow), ebenso am VA ZeË êna 16.233, Od. 17.354, Œ êna h.Ap. 179, 526; daneben ênaj (z.B. 2.434, 9.276, 16.514 u.ö.): SCHW . 1.409; LfgrE s.v. 782.8ff. Zu ênaj als Titel von Göttern 2.102n. — te¤sasyai: zur Schreibung mit -ei- 28n. — prÒ349 kraterª. ˜: zur Prosodie R 5.6. — kraterª: zum -ª nach -r- R 2. 351 ZeË (W)ãna: zur Prosodie R 4.4. — dÚw te¤sasyai, ˜: = dÚw (Subjekts-Akk.) te¤sasyai , ˜w. Zu ˜ = ˜w R 14.5. — ¶orgen: Perf. zu ¶rdv.

Kommentar

127

terow: 299n. — ¶orgen: zum Perfekt des Zustands SCHW. 2.263; CHANTR. 2.198f.; RUIJGH (1991) 1996, 669. 352 1. VH = 13.766; ≈ 329, 7.355, 8.82. — Aristarch las dam∞nai anstelle von dãmasson und schlug überdies eine Athetese des Verses vor, da er inhaltlich nur den vorhergehenden wiederhole und da Menelaos seinen Gegner nicht d›ow nennen könne (WEST, app. crit.; schol. A). Der Vers leitet aber von der persönlichen Bitte (351–352a) zu einer “allgemeingültige[n] Forderung” über (352b–354), wobei die Zweiteilung des Gebets durch den Konstruktionswechsel markiert wird (emphatischer Imp. dãmasson statt dam∞nai parallel zu te¤sasyai); d›ow ist rein konventionell (329n.). Es besteht also kein Grund zu einer Textänderung (BERGOLD 1977, 109f. Anm. 2). — ÍpÚ xers¤: oft in Verbindung mit dãmnhmi (2.860n.); zu ÍpÒ + Dat. in der Bed. ‘unter der Wirkung von’ (≈ Instrumentalis) s. 2.374n.

353 ≈ 7.87. — Zum Gedanken an die Nachwelt vgl. 287n. 354 ≈ Od. 15.55. — filÒthta parãsx˙: filÒthw bez. in diesem Kontext “l’ensemble des prestations que les liens d’amitié obligent à fournir à un hôte” (SCHEID-TISSINIER 1994, 29). 355 = 5.280, 7.244, 11.349, 17.516, 22.273, 22.289; ≈ 20.438, Od. 24.519, 24.522; 2. VH = Il. 3.346, 7.249. — Σ =a, ka¤: 310n.

356–360 = 7.250–254. 356 = 7.250; ≈ 347 (s.d.), 17.517, 20.274; bis zur Zäsur C 2 ≈ 5.281; 2. VH = 11.434, 13.160, 17.43, 23.818. 357 = 7.251, 11.435. — schimmernden: Das übliche Grundmaterial von Schilden ist Leder; hier ist wohl an einen Schild mit Metallbeschlägen gedacht, wie sie 13.406, 16.636 u.ö. erwähnt werden (BORCHHARDT 1977, 2). diã: Die VA-Stellung von diã mit metrischer Dehnung des Iota ist ungewöhnlich (4x Il.: hier u. Iterata, ferner 4.135) und hat wohl einen rhetorischen Grund: Die präpositionalen Ausdrücke hier und im folgenden Vers sollen durch ihre Stellung jeweils zu Beginn des Verses korrespondieren (WYATT 1969, 215–217, mit weiterführenden Überlegungen). — ˆbrimon ¶gxow: VE-Formel (insges. 13x Il.; vor der Zäsur B 2 ‘Hes.’ Sc. 135). Die Etymologie des Epithetons ˆbrimow ist unsicher (viell. zu briarÒw). Bed. ‘groß, massig, wuchtig’ (wohl Verbindung von Größe, Masse und Dynamik); steht v.a. bei ¶gxow und ÖArhw (LfgrE s.v. ˆbrimow 484.33ff., 485.62ff.; FRISK). 358 = 4.136, 7.252, 11.436. — poludaidãlou: ‘sehr kunstvoll hergestellt, mit viel Schmuck’; zur Bed. und zur Etymologie von da¤dalon ‘Wunderwerk, Schmuckstück’ 19.13n.; LfgrE. 352 §mªw: zur Flexion R 11.1. — dãmasson: zum -ss- R 9.1. 353 ˆfra: final (R 22.5). — §rr¤ghsi: 3. Sg. Konj. Perf. (R 16.3). 354 ˜: = ˜w (351n.). — ken: = ên (R 24.5). 355 Σ: 3. Sg. Impf. zu ±m¤ ‘sagen’. — =a: = êra (R 24.1). — émpepal≈n: redupl. Aor. zu énapãllv; zu ém = énã (Apokope und Assimilation) R 20.1. 356 ≈ 347 (s.d.). 357 diã: zur Prosodie ↑. 358 ±rÆreisto: Plpf. zu §re¤domai, ‘hatte sich gezwängt, war gedrungen’.

128

Ilias 3

359 = 7.253. — éntikrÊ: zu ént¤, sonst unklar (LfgrE), bed. ‘geradeaus’; mit para¤ zu verbinden, also mit einer Präp. wie 4.481, 5.67 u.ö.: ‘geradeaus an der Weiche vorbei’ (AH). — para¤: zu dieser Lesart statt parã W EST 1998, XXX. — diãmhse: ‘drang ein in’ oder ‘riß auf’. diamãv (mit kurzem a) kommt nur hier und 7.253 vor und später in Nachahmung bei Apoll. Rhod. 4.374; ob es ein Kompositum von émãv (mit langem a) ‘mähen’ darstellt (mit typ. pyrrhichischer Hinzufügung der Präp.: FÜHRER 1989, 149 mit Anm. 19) oder zu einer idg. Wurzel *iª*am- ‘(auf)graben’ gehört, ist nicht klar (LfgrE s.v. diamãv u. émãv; DELG s.v. émãv; RENGAKOS 1993, 99; TUCKER 1990, 213). — xit«na: ein Kleidungsstück unter dem Panzer (wohl aus feinem Stoff, viell. mit Bronzeverstärkungen: 1.371n. mit Lit.).

360 = 7.254; 2. VH = 11.360; ≈ 14.462. — doch der bog zur Seite sich …: Die Vorstellung, daß jemand sich noch verbiegen kann, nachdem ein Geschoß seinen Panzer durchbohrt und den Chiton beschädigt hat, ist unrealistisch. Paris hat sich aber offensichtlich nach der Vorstellung des Dichters schon während des Wurfes blitzschnell zur Seite gebogen; der Chiton ist nicht enganliegend zu denken (SPENGEL 1886, 714; FAESI; auch von KIRK zu 355–60 erwogen). Der Vers ist ein Element der Typisierten Ereignis-SequenzP ‘Zweikampf’ (340–382n.: 3ab, ‘ein Geschoß dringt durch mehrere Schichten einer Rüstung und wird schließlich aufgehalten, bevor es tödlich verletzen kann’; so noch 4.132–139, 7.249–254, 11.434– 440: F ENIK 1968, 102–104; ähnl. F RIEDRICH 1956, 94. 97; zu solchen Beschreibungen allg. R ICHARDSON 1990, 125). Hier und im siebten Gesang wird für den zeremoniellen Zweikampf die Szene variiert und erweitert, woraus sich eine höchst anschauliche, dramatische Schilderung ergibt (KIRK a.O.). §kl¤nyh: vorzeitig zu Σlye, ±rÆreisto, diãmhse (357–359): ‘er hatte sich gebogen’; ebenso 4.527 bãle ‘er hatte getroffen’; weitere Bsp. für die häufige Verwendung des Aorists für vorzeitige Handlungen 1.484, 1.608, 2.513, Od. 18.5 (SPENGEL 1886, 714; SCHW. 2.299). — k∞ra m°lainan: VE-Formel (2.859n.); zur Bed. 32n. éleÊato: *él°Womai > él°omai u. éleÊomai. Aor. auf -eua, wohl umgebildeter Wurzel-Aor. wie ¶xeua (10n.; RISCH 249).

361 ≈ 13.610; 1. VH bis zur Zäsur C 1 = 271, 19.252. — mit Silbernägeln: 334n. 362 énasxÒmenow: absolut, ‘ausholend’, wie Od. 14.425, 18.95 (AH; RENGAKOS 1993, 153); anders LfgrE s.v. ¶xv 847.47f.: erg. j¤fow. — fãlon: Die Bedeutung ist seit der Antike umstritten (Doxographie: G RÖSCHEL 1986, 45–53; LEBESSI 1992, 1f.; LfgrE); am ehesten sind unter fãloi Metallplatten zu verstehen, die zur Verstärkung an der Stirnseite von Lederhelmen angebracht wurden (seltener vorn und hinten oder an allen vier Seiten: kun°h/kÒruw émf¤falow [5.743, 11.41] bzw. tetrãfalow [12.384, 22.314f.]): so LEBESSI a.O. 3–10 (ausgehend von einer Untersuchung kretischer Kriegerstatuetten aus dem 12. bis

359 para¤: = parã (R 20.1). 360 ˜: Paris; zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17. 361 d¢ (W)erussãmenow: zur Prosodie R 4.3. — §russãmenow: Aor. zu §rÊv ‘ziehen’, Med.: das eigene Schwert; zum -ss- R 9.1.

Kommentar

129

7. Jh. v. Chr., die regelmäßig runde Scheiben an der Stirnseite der Helme aufweisen); denkbar sind auch die Kalotte schützende Metallschirme (GRÖSCHEL a.O. 47–54). — aÈtª: bezogen auf kÒruw; so Aristarch (s. app. crit.). Dagegen bieten die meisten Handschriften aÈt“ (bezogen auf fãlon). “The difference of nuance is minimal” (KIRK).

363 1. VH = Od. 9.71; 2. VH von der Zäsur C 2 an = Il. 4.493, 8.329, 15.421, 15.465, Od. 14.31, 14.34, 22.17. — durchgebrochen: an sich ein gewöhnlicher Vorgang, der auch 16.339 geschildert wird; es ist wohl die wiederholte Vergeblichkeit seiner Angriffe, die Menelaos erbittert (367f.). trixyã te ka‹ tetraxyå diatruf°n: lautmalerisch wie Od. 9.71 (Zerreißen des Segels). Um das Äußerste zu bezeichnen, wird öfter zuerst eine Grundzahl, hier drei, genannt und dann überschritten (GÖBEL 1933, 16, mit weiteren Bsp. wie Od. 5.306; FEHLING 1969, 253; vgl. 1.128n.).

364–368 Menelaos’ zweite Hinwendung zu Zeus enthält zwei Elemente einer Typischen SzeneP ‘Gebet’ (1.37–42n.), nämlich (1) Gebetsgeste, 364b, und (5) Anrufung der Gottheit, 365, und fügt sich als viertes in eine Reihe von Gebeten ein (297–302n.). Gleichzeitig ist sie als typische Klagerede gekennzeichnet, mit den Elementen (1) Rede-Einführung, 364, (2) Anrede, 365a, (4) Schilderung der Situation, die zur Klage Anlaß gibt, 365b–368; die Elemente 3 (eine rhetorische Frage) und 5 (Aufforderung oder Entschluß) fehlen; vgl. die Aufzählung der Elemente bei FINGERLE 1939, 177. Solche Klagereden kommen u.a. auch 1.352–356, 8.236– 244, 12.164–172, 21.272–283, Od. 20.201–225 vor (allg. dazu FINGERLE a.O. 173–183; LATEINER 1997, 251). Menelaos’ Klage ist leidenschaftlich (das Verb oim*oz*o 364 bedeutet ‘aufschreien vor seelischem Schmerz’: LfgrE s.v.); in maßloser Enttäuschung, daß er sich wiederum nicht an Paris rächen konnte (vgl. 28ff.), macht er in einer Invektive Zeus, den er 351–354 um Hilfe gebeten hatte, dafür verantwortlich (zu solchen Invektiven gegen die Götter vgl. 2.111–115n.), natürlich ohne etwas von Zeus’ Plan zu ahnen (302n.): BERGOLD 1977, 111f. 364 ≈ 21.272; 2. VH = 7.178, 7.201, 19.257; ≈ 5.867; von der Zäsur C 2 an = Hes. Th. 746, ≈ Th. 679. — blickte auf zum weiten Himmel: wie das Erheben der Hände (275) übliche Gebetshaltung mit der Funktion, Kontakt zum Gott zu schaffen (vgl. 7.177f./200f., 19.257, 24.307; B ECKMANN 1932, 71; AUBRIOT-SÉVIN 1992, 126–128 mit Anm. 7). oÈranÚn eÈrÊn: flektierbare VE-Formel (Akk. 6x Il., 1x Od., 1x Hes.: s. Iterata; Nom. 1x Hes.). 365 = Od. 20.201; ≈ Il. 23.439. — ZeË pãter: zur VA-Formel und zur Anrede 1.503n., 2.412n. — Ùlo≈terow: ÙloÒw ist meist in Figuren-SpracheP belegt; in den Steigerungsformen fast nur zur Charakterisierung von Personen verwendet (LfgrE s.v. 656.60f.).

363 diatruf°n: Ptz. Aor. Pass. zu diayrÊptv, bezogen auf j¤fow (361). 365 se›o: = soË (R 14.1).

130

Ilias 3

366 Σ t(e): ‘und fürwahr, und doch’ (56n.). — §fãmhn: zur Bed. ‘dachte, meinte’ 28n. Ähnl. 12.165 Asios in seiner Anklage an Zeus: Der Ausdruck der Enttäuschung, daß die eigenen Erwartungen sich nicht erfüllt haben, wird zur Anklage (vgl. auch 17.171). Manchmal folgt wie hier der Einsicht ein erneuter erfolgloser Versuch (5.190/240, 15.251/258– 270, 22.298/304–308): K ELLY 2007, 351f. — te¤sasyai: nimmt te¤sasyai aus 351 auf. Zum Aorist 28n. 367 §k: kann mit ±˝xyh (Tmesis) oder mit palãmhfin im folgenden Vers verbunden werden (KIRK zu 368; HOOKER zu 365–368). 368 oÈd' §dãmassa: Diese Lesart (s. app. crit.) erinnert an das Gebet um Erfolg (352 dãmasson) und faßt die mißlungenen Angriffe mit Lanze und Schwert zusammen (FAESI). Die besser bezeugte Variante oÈd' ¶balÒn min steht in Widerspruch zu der Tatsache, daß Menelaos seinen Gegner durchaus getroffen hat (356), wenn auch nicht tödlich, und berücksichtigt nur den Versuch mit der Lanze (AH, Anh. z.St.; FAESI). 369 VA ≈ 24.440, 24.621; 2. VH ≈ 4.459, 6.9. — Σ, ka¤: 292n. — flppodase¤hw: ‘mit dichtem Roßhaar-Helmbusch’, Epitheton von kÒruw (7x Il.) und kun°h (2x Od.) (LfgrE s.v.; 337n.).

370 2. VH = 377, 5.264, 5.324, 13.401; Od. 11.509, 20.146. — schleifte: Die Gründe sind unklar (vielleicht ist es einfach ein Tötungsversuch; schol. bT z.St: sollte Paris gezwungen werden, das abgegrenzte Kampffeld zu verlassen und damit die Todesstrafe zu riskieren, oder sollte er anschließend gefangengenommen werden?); das Wegschleppen läßt aber wohl Szenen assoziieren, in denen Gefallene zur Erbeutung ihrer Rüstung weggeschleppt (4.465f., 17.286f., 17.273–399) oder wie Hektor von Achill zur Demütigung geschleift werden (22.395–404): Menelaos schleppt Paris davon wie eine Leiche, um seinen Sieg zu demonstrieren (BERGOLD 1977, 112; zum Vergleich mit Hektor BALTES [1987] 2005, 281f.). — herumgedreht: Das gr. Ptz. epistrépsas kann intransitiv (Menelaos steht mit dem Rücken oder seitwärts zum griechischen Heer und dreht sich selbst) oder transitiv (Menelaos reißt seinen Gegner herum) verstanden werden (WEST 1967, 57). Die Vorstellung, daß der Grieche den Troer am Helmbusch packt und wie ein Pferd am Zügel herumreißt, ist aber anschaulicher (LfgrE s.v. str°fv 241.3ff.; strépho bed. oft ‘[Pferde] lenken’: LfgrE a.O. 238.44ff.). §#knÆmidaw ÉAxaioÊw: 86n. 371 polÊkestow: hom. hapaxP, ‘reich verziert mit eingestochenen/eingeritzten Ornamenten’. Ähnlich wird Aphrodites Zauberriemen 14.214 kestÚw flmãw genannt; vielleicht spielt 366 Σ: ‘wirklich’ (R 24.4). — kakÒthtow: ‘für die Schlechtigkeit’, gen. respectus. 367 êgh: Aor. Pass. zu êgnumi. 368 ±˝xyh: Aor. Pass. zu é˝ssv (ohne Bed.-Unterschied zum Akt.). — palãmhfin: Gen. Sg. (R 11.4). 369 kÒruyow lãben: erg. ÉAl°jandron; kÒruyow ist gen. part. — flppodase¤hw: zum -h- nach -i- R 2. 371 min: = aÈtÒn (R 14.1).

Kommentar

131

das Adjektiv auf die Weichheit und Eitelkeit des Paris und damit auch auf seine Beziehung zu Aphrodite an (LfgrE). — flmãw: zu idg. *seh2(iª)- ‘binden’ (in dt. ‘Seil’): ‘Riemen’, hier ‘Kinnriemen, Sturmband’, der den Helm festhält, 372 ÙxeÊw genannt; aus Rindsleder (375 boÒw, ähnl. u.a. 22.397b): LfgrE; FRISK; zu Einzelheiten der Befestigung am Helm FRANZ 2002, 57. — èpalØn ÍpÚ deirÆn: VE-Formel, ≈ 13.202, 18.177, wo ebenfalls èpalÒw ‘zart’ i.S.v. ‘leicht verletzbar’ verwendet wird (LfgrE s.v. èpalÒw). ÍpÒ ‘unter … hin’, mit Akk. der Erstreckung wie vielleicht 19.259 (s.d.). 372 Íp' ényere«now: ‘unter dem Kinn’, wie 1.501 (SCHW. 2.527). — trufale¤hw: trufãleia ‘Helm’ wird als metrische Variante zu kÒruw u. kun°h verwendet (316n.); substantiviertes Adj., altertümliche Fem.-Form zu tetrãfalow ‘mit vier fãloi versehen’ (erg. kÒruw/kun°h); zur Bed. von fãloi 362n. Dasselbe bed. kun°h/kÒruw tetrãfalow 12.384, 22.314f. (FRISK; RISCH 137, 221; BORCHHARDT 1977a, 73).

373–382 Die ‘Wenn nicht’-SituationP betont den für alles Folgende entscheidenden Umschlag der Geschehnisse. Der Erzähler macht deutlich, wie groß die Chance war, die Menelaos durch den göttlichen Eingriff entgangen ist: da er seinem Gegner eindeutig überlegen ist (vgl. 21–28, 30–37, 346–368), hätte er ihn unter natürlichen Umständen zweifellos besiegt – was aber wegen der Vorgaben des Mythos und der Erfordernisse der Handlung nicht möglich ist (Thetis’ Bitte, s. 302n.). Das Erzählmuster dient zugleich dazu, die Spannung zu steigern: Aphrodites Eingriff wird – wie derjenige Apollons in 20.443f., aber im Gegensatz zu anderen Rettungen (z.B. 20.300–308) – nicht angekündigt, so daß es bis zum letzten Moment so aussieht, als würde Menelaos den Sieg davontragen (MORRISON 1992, 56; allg. zu ‘Wenn nicht’-Situationen 2.155–156n.; GRETHLEIN 2006, 281f.; zur Funktion der vorl. Szene DE JONG [1987] 2004, 69; NESSELRATH 1992, 16–18; LOUDEN 1993, 183–185). Paris ist allerdings nicht der einzige Troer, der auf göttliche Hilfe angewiesen ist; gerettet werden u.a. auch Hektor und Aineias (380b–381n.; zum Vergleich mit den Griechen, die nie diese Form des göttlichen Beistandes erfahren, STOEVESANDT 2004, 222). Mit dieser Situation beginnt die angedeutete Wiederholung von Helenas Entführung durch Paris (BURKERT [1977] 1985, 153f.) im Rahmen der groß angelegten AnalepseP in den Gesängen 2–7 (Einspiegelung der Vorgeschichte des Troianischen Krieges in die Ilias-Handlung: STR 22; vgl. 67–75n., 121–244n.): Wie damals ermöglicht Aphrodite Paris die Flucht vor Menelaos (373–382) und läßt ihn Helena verführen (383–448): K ULLMANN 1960, 251; NICOLAI 1973, 153; POSTLETHWAITE 2000, 74; zu Aphrodite allg. FG 4. – Ein persönliches Eingreifen in das menschliche Geschehen ist für die Götter ‘normal’ (s. 1.43–52n.; eine phoinikische Parallele für die Entrückung eines Helden durch eine Gottheit bei WEST 1997, 211; eine altpersische bei WEST 2007, 484). Die Leichtigkeit, mit der Aphrodite handelt (381 rhéia mál’ ‘sehr leicht’), wirft ein ironi-

372 ˜w (W)oi: zur Prosodie R 4.5. — ofl: = aÈt“ (R 14.1). — ÙxeÁw t°tato: ‘als Halter gespannt war’ (t°tato zu te¤nv).

132

Ilias 3

sches Licht auf die Anstrengungen der Zweikämpfer (in 4.7–13 von Zeus nochmals verdeutlicht; s. REINHARDT 1961, 130; PADUANO/M IRTO zu 361–394) und macht den Frauenräuber Paris vollends zum bloßen Objekt (BERGOLD 1977, 115; vgl. 340–382n.). 373–374 ka¤ nÊ k e n … | e fi mÆ: Zu dieser häufigen Einleitung einer ‘Wenn nicht’-SituationP s. 2.155–156n. 373 = 18.165. — nu: hier mit “valeur temporelle” (RUIJGH 1957, 59; vgl. dagegen 164n.). — ken e‡russen: “Aorist, der Abschluß von ßlke 370: ‘hätte (herüber)gezogen’” (AH). — êspeton ≥ r e t o kËdow: ≥reto ist themat. Aor. von êrnumai ‘erlangen’. Das von allen Handschriften überlieferte ≥rato (s. app. crit.) beruht wohl auf dem Einfluß des Aor. von ée¤rv (WACKERNAGEL 1916, 61; CHANTR. 1.387). kËdow bez. öfter das Hochgefühl einer Person nach erfolgreicher Ausführung einer meist militärischen Tat und auch die entsprechende Überlegenheit (LfgrE s.v. 1576.3ff.; GRUBER 1963, 79–82; LATACZ 1966, 131; allg. 1.122n., von Göttern 1.405n.). Seinen Erwerb, ein zentrales Element des hom. Heldenideals, können die Götter unterstützen (15.602, 19.204, Od. 22.253), aber auch wie hier vereiteln (ebenso 18.165, 21.596, ähnl. eÔxow éphÊra 15.462): G REINDL 1938, 41–51. Entsprechend seiner Bed. wird kËdow vor allem formelhaft gebraucht; hier und an der Iteratstelle ist die flektierbare Formel kËdow ér°syai (insges. 4x Il. in der 1. VH; 13x Il., 1x Od., 1x ‘Hes.’ am VE) durch êspeton erweitert, das in abgeschwächter Bed. (‘unsagbar’ > ‘groß’) etwa m°ga in 9.303, 22.393 entspricht (LfgrE s.v. êspetow 1422.62ff. 1424.55ff.; zur Etymologie von êspetow – gewöhnlich wird es als Verbaladjektiv zur Wurzel von ¶spete erklärt – LfgrE a.O. 1422.29ff.; vgl. 2.484n.). Zum Formelsystem als ganzem (kËdow ér°syai/Ùr°j˙/¶dvke u.a.; eÔxow als prosod. Variante zu kËdow) s. MUELLNER 1976, 108f.; LfgrE s.v. kËdow. 374 = 5.312; 1. VH = 5.680, 8.91, 8.132, 20.291, Hes. Th. 838; ≈ Il. 11.343, 15.649; 2. VH = 5.131, 5.820, 14.193, 14.224, 21.416, 23.185, Od. 8.308, h.Ven. 81, 107, 191; ≈ h.Ap. 195. — efi mØ êr ' ÙjÁ nÒhse: VA-Formel (s. Iterata). ÙjÁ nÒhse ‘scharf aufgepaßt hätte’ (LfgrE s.v. no°v 412.60f.). — ê r(a): êra nach efi mÆ “underlines the unexpected character of the new event” (WAKKER 1994, 214; ähnl. RUIJGH 436; allg. zur Nuance der Überraschung in êra DENNISTON 32). — DiÚw yugãthr: formelhaft von Aphrodite 8x Il., 1x Od., 3x h.Ven. (s. Iterata; FG 4); auch von den Musen (2.491f.), Athene (2.548, 4.128b u.ö.), Ate (19.91), Helena (Od. 4.227), Persephone (Od. 11.217), Artemis (Od. 20.61). Zum idg. Ursprung der Junktur 2.491–492n.; WEST 2007, 186 mit Anm. 73: vielleicht stammt die Formel von der Göttin der Morgenröte. Sie wird im Gegensatz zur Variante filommeidÆw (424n.) in nicht-erotischen Kontexten gebraucht (BOEDEKER 1974, 30–32. 36–42; FRIEDRICH 2007, 112; ähnl. FAULKNER zu h.Ven. 81).

375 2. VH = Hes. Op. 541. — eines kraftvoll totgeschlagnen Rindes: Das Rind ist nicht von selbst, z.B. an einer Krankheit, gestorben, d.h. es war gesund; das Leder 373 ken: = ên (R 24.5). 375 ¥ (W)oi: zur Prosodie R 4.4. — boÚw (W)›fi: zur Prosodie R 4.5. — ‰fi: ‘Instrumentalis’ (-fi, R 11.4) zu (W)›w (vgl. lat. vis), ‘mit Macht, Kraft, Gewalt’. — ktam°noio: Ptz. Aor. Med. (mit passiver Bed.) Gen. Sg. (R 11.2) zu katakte¤nv.

Kommentar

133

ist entsprechend stark (Hes. Op. 541: aus solchem Leder sollen Schuhe sein): schol. D; LEAF; LfgrE s.v. ‡w 1224.28ff. 376–378 Die Erbeutung des Helmes als Trophäe symbolisiert Menelaos’ Sieg (vgl. 13.578–580: der Helm eines Getöteten wird weggebracht; 16.793–800: Apollon schlägt Patroklos’ Helm auf den Boden, und Hektor hebt ihn auf); um dessen Früchte wird er nun betrogen (schol. bT zu 375; FRIEDRICH 1956, 33. 93f.; BERGOLD 1977, 113). 376 ¶speto: zur Form ohne Aspiration ORTH 1; WEST 1998, XVII. — xeir‹ paxe¤˙: VE-Formel (13x Il., 5x Od., 1x hom.h.). paxÊw bed. ‘dick’ als Ausdruck von Kraft, ‘stämmig’; x. p. bed. sonst meist ‘mit starker Hand’ (Instr.), hier mit ¶speto im Komitativ: ‘folgte dem festen Griff’ (LfgrE s.v. paxÊw 1081.43ff., 1082.27ff.): Menelaos läßt den Helm nicht los. 377 2. VH = 370 (s.d.). — §#knÆmidaw ÉAxaioÊw: 86n. 378 1. VH = 19.268; ≈ 7.269, 23.840, Od. 9.538. — =›c ' §pidinÆsaw: Parallelen s. 19.268n. — §r¤hrew •ta›roi: 47n.

379 ≈ 5.436, 20.442, 21.33; 2. VH = 20.346, 21.140, 21.170; ≈ Od. 10.295, 10.322. 380a mit seiner erznen Lanze: Menelaos hatte sich wie Paris mit einer einzigen Lanze bewaffnet (338f.) und sie in 355 verschossen; woher er nun eine zweite hat, ist offengelassen (deswegen enthält P.Hib. 19 eine v.l. mit zwei Lanzen in der Rüstungsszene, s. app. crit. zu 338; WEST 1967, 55). Erklärungen der schol. A, bT z.St., denen manche ältere Gelehrte folgten, sind sprachlich und inhaltlich nicht befriedigend: BERGOLD 1977, 113; KIRK zu 379–80. ¶ g x e Û xalke¤ƒ: VA-Formel (7x Il.); das Epitheton bezieht sich auf die Lanzenspitze (HÖCKMANN 1980, 315).

380b–381 2. VH von 380 ≈ 20.443. — den entrückte … | … und verhüllte ihn in dichtem Nebel: Ebenso werden auch die Söhne des Aktor von Poseidon (11.752), Hektor und Agenor von Apollon (20.443b–444 bzw. 21.597) durch einen Nebel unsichtbar gemacht und gerettet, ähnlich durch eine Wolke Idaios von Hephaistos (5.23), Aineias von Apollon (5.344f.): AH. Athene entzieht außerdem Odysseus durch einen Nebel den Blicken der Phaiaken und der Bewohner von Ithaka (Od. 7.14ff. bzw. 13.189ff.): KOPP 1939, 242; DE JONG zu Od. 7.14–143. §jÆrpaj' ÉAfrod¤th: ungewöhnliche Elision der Verbalendung -e im Aor. (allg. dazu SCHW . 1.403; Bsp. aus Sappho bei HAMM 1957, 39; aus Bakchylides FÜHRER 1976, 195 mit Anm. 195).

376 keinÆ: = kenÆ ‘leer’; < *kenWÆ (R 4.2). 379 aÈtãr: progressiv (R 24.2). — ˜: Menelaos. — êc: ‘wiederum’. — kataktãmenai: Inf. Aor. Akt. zu katakte¤nv (R 16.4). 380 tÒn: Paris.

134

Ilias 3

381 = 20.444; 2. VH ≈ 11.752, 21.549, 21.597. — =e›a: wie =hÛd¤vw oft zur Charakterisierung göttlicher Handlungen, besonders in Aretalogien; z.B. 16.690 = 17.178, Hes. Op. 5–7 (WEST zu Hes. Th. 90; allg. FG 1). — Àw te yeÒw: mit kausaler Schattierung (zur Begründung von =e›a): ‘wie eine Göttin, als Göttin, da sie eben eine Göttin ist’; ebenso 18.518 Àw te ye≈ per (SCHW . 2.669; AH). — §kãluce: emphatisch am Satzanfang in der Bed. ‘so einhüllen, daß nichts mehr zu sehen ist, dem Blick entziehen, verbergen’ (LfgrE s.v. kalÊptv 1316.9ff., 42ff.).

382 ≈ 6.288, 24.191, Od. 15.99. — Schlafgemach, dem wohlgerucherfüllten: sc. durch Räucherwerk (s.u.); hier mit einer erotischen Komponente (LILJA 1972, 47). Der Gegensatz zum staubigen, heißen Schlachtfeld ist groß; Paris ist bezeichnenderweise der einzige Held, der ausgerechnet in sein Schlafzimmer gerettet wird (sc. zur Vorbereitung der Liebesszene 447f.: LfgrE s.v. eÈ≈dhw; MONSACRÉ 1984, 46f.). yalãmƒ: zur Bed. ‘Schlafzimmer’ 142n. — kh≈enti: distinktives EpithetonP von yãlamow (noch 6.288, 24.191, Od. 15.99). Bed. unsicher, am ehesten ‘wohlriechend’ (erwogen im LfgrE s.v. kh≈eiw), dann hier in synonymischer Doppelung (1.160n.) mit eÈ≈dhw. Wahrscheinlich ist kh≈eiw eine Nebenform zu kh≈dhw und etymologisch mit ka¤v zu verbinden (FRISK; DELG); dann ist es auf den Brauch zu beziehen, aromatische Substanzen zu verbrennen, um gute Gerüche zu verbreiten (M ARINATOS 1967, 60; LILJA 1972, 48f.; vgl. Od. 5.59–61).

383–461 Aphrodite führt Helena trotz ihres Widerstandes zu Paris. Helena macht ihm Vorwürfe, folgt ihm aber schließlich aufs Lager. Auf dem Schlachtfeld beansprucht unterdessen Agamemnon den Sieg für Menelaos und fordert die Einlösung der Vertragsbedingungen. 383–420 Aphrodite begibt sich in Gestalt einer alten Dienerin zu Helena und fordert sie auf, zu Paris zu gehen. Helena weigert sich zuerst, gibt aber auf Aphrodites Drohungen hin nach. 383–420 Aphrodite hatte Paris die Ehe mit Helena versprochen (im Paris-Urteil, s. FM 8 s.v. Paris); deshalb führt sie nach seiner Rettung aus dem Zweikampf das Paar auch hier wieder zusammen und trägt so zum Scheitern der Friedensverhandlungen bei (KULLMANN 1956, 113; CONSTANTINIDOU 1990, 50). Unmittelbar nach Paris’ Rettung geht sie zu Helena auf den Turm und zwingt sie, sich zu ihm ins Schlafzimmer zu begeben. Die Erzählung schließt so nicht nur an das Vorherige, sondern auch an die Teichoskopie an (121–244n.; B ERGOLD 1977, 115f.) und führt die Ursache des Troianischen Krieges in der angedeuteten Wiederholung von 381 =e›a: Adv., ‘leicht’. — te: ‘episches te’ (R 24.11). — yeÒw(w), §kãluce: zur Prosodie M 4.6 (zudem Zäsurstelle). — ±°ri: Dat. zu éÆr. 382 kåd … eÂs(e): ‘setzte, ließ nieder’; zur sog. Tmesis R 20.2. kãd ist apokopiertes und assimiliertes katã (R 20.1).

Kommentar

135

Helenas Entführung durch Paris weiter aus (373–382n.). Der Anklang wird noch durch Elemente unterstrichen, die an zeitgenössische Hochzeitszeremonien denken lassen (419n., 425n.). Zugleich stellt der Dichter in einem Dialog die problematische Beziehung zwischen Helena und Aphrodite psychologisch vertieft dar. Aphrodite wirkt dabei “nicht allein als personale Gottheit, sondern sie dient zugleich der Externalisierung eines inneren Konflikts Helenas” (REICHEL 1999, 292; ähnl. FARRON 1979, 19; TAPLIN 1992, 101). Iris hatte mit ihren Nachrichten vom bevorstehenden Zweikampf Helenas Sehnsucht nach ihrem Leben als treue Ehefrau vor ihrer Entführung durch Paris geweckt (139f.). Aphrodite teilt jetzt Helena mit, wohin Paris verschwunden ist, preist seine Schönheit (390–394) und erschüttert sie damit: Mit ihren suggestiven, die Fähigkeit einer Göttin verratenden Worten weckt sie ihre frühere Leidenschaft für ihn; möglicherweise erinnert auch der Anblick der strahlenden Göttin Helena an ihre eigene Macht, zu verführen (390– 398; 395n.; 396–418n.; K ULLMANN a.O. 114–116; FARRON a.O. 19; SCHMITT 1990, 266f. Anm. 317). So ist Helenas Antwort auf Aphrodites Aufforderung zugleich ein innerer Dialog zwischen ihren widerstreitenden Gefühlen (399–412; dazu WORMAN 2001, 25; ähnl. VOIGT 1934, 66f.). Deshalb geht sie schließlich aus Doppelter MotivationP heraus zu Paris (dazu auch allg. 2.451b–452n.): aus Furcht vor der Drohung der Göttin (418b) und infolge der übermächtigen Anziehungskraft, die von Paris auf sie ausgeht (daß Helena eine echte Entscheidung fällt, betont KULLMANN a.O. 116). Man hat sich gefragt, ob Helenas Beziehung zu Aphrodite vorhom. Darstellungen ihrer Rolle im Paris-Raub spiegelt oder sich von ihnen abhebt. Die knappe Wiedergabe der Episode in Proklos’ Inhaltsangabe zu den ‘Kyprien’ (399–412n.) läßt keine weitreichenden Schlüsse zu; komparatistische Arbeiten lassen aber vermuten, daß Helenas ambivalente Haltung und Beurteilung (s. auch 158n.; 172–180n.; 2.356n.) teilweise auf die Verschmelzung verschiedener Erzähltraditionen zurückgeht, teilweise aber auch ein Ergebnis der psychologischen Vertiefung der Sagenfakten in den hom. Epen ist (REICHEL 1999, Zusammenfassung 304f.; 172–180n.). 383–394 Aphrodite tritt als alte Dienerin aus Sparta zu Helena, wird aber von ihr erkannt (396f.; zu dieser Art von Götterauftritten 1.197–198n.; zum Motiv ‘Gottheit als alte Frau’ in späterer Epik RICHARDSON zu h.Cer. 101). Mit der Rolle der von ihr geliebten Dienerin (388b) bedient sich die Göttin der Sehnsucht Helenas nach ihrer Heimat (139f.) und weckt dadurch ihr Vertrauen; eine solche Begegnung fällt auch den anderen Frauen nicht auf (BERGOLD 1977, 117; FAUTH 1975, 244f.). Die Dienerin gehört offenbar zu den Besitztümern, die Paris mit Helena raubte (70): KIRK zu 385–7. Ob man sich vorstellen soll, daß sie schon damals bei

383 kal°ous(a): unkontrahiertes (R 6) Ptz. Fut. von kal°v. — ‡e: 3. Sg. Impf. von e‰mi; zur augmentlosen Form R 16.1. — tÆn: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17.

136

Ilias 3

Helena für Paris geworben hat (BERGOLD ebd.; REUCHER 1983, 81), ist nicht klar (R UTHERFORD 1996, 84). Deutlich sind die Anklänge der Szene an ihr Gegenstück, die Botschaft der Iris/Laodike in 121–144. Beide Male tritt eine Göttin in der Rolle einer Botschafterin auf, die Helena etwas Erstaunliches – den Waffenstillstand 130–138 bzw. Paris’ Schönheit nach dem Kampf 391–394 – zu zeigen hat (wobei Iris neutraler ist: KIRK zu 383–4); beide Male erreicht die Göttin ihr Ziel, Helena in Bewegung zu setzen (121n.). 384 Turme: Helena ist nach dem Gespräch mit Priamos auf der Plattform (149n.) geblieben, um dem Zweikampf zuzusehen (KIRK zu 383–4). — Troias Frauen: Sie hatten sich wie die troischen Ältesten (149) als Zuschauerinnen auf den Turm begeben (schol. bT; AH; LeerstelleP). 385 faßte an ihr Nektar-Kleid und zerrte mit der Hand dran: Aphrodite respektiert nicht Helenas Versuch, mit der Verhüllung als ehrbare Frau aufzutreten und gegenüber den Troerinnen in ihrer Umgebung nicht aufzufallen (141n.): BERGOLD 1977, 123. nektar°ou: 18.25 wie hier Attribut eines Gewandes, sonst im fgrE nur noch Cypr. fr. 5.5 West (von einer Rosenblüte). Es ist unklar, wie seine Bedeutung ‘nektargleich’ zu verstehen ist: ‘schön, kostbar, göttlich’ (LfgrE), ‘duftend’ (LEAF: als Hypothese; FRISK; LEVIN 1971, 40; LILJA 1972, 47; SHELMERDINE 1995, 99. 101f. mit Hinweis auf die schon in myk. Zeit bezeugte Praxis, Textilien mit Duftöl zu behandeln), als Parallele zu émbrÒsiow i.S.v. ‘göttlich, unsichtbar machend, schützend’ (CLADER 1976, 59; BERGOLD 1977, 123f. Anm. 1), ‘nektarfarben’ (als Hypothese bei SCHMITT 1967, 187) od. ‘schimmernd, weiß’ (SCHMID 1950, 35, ausgehend von 18.25: Gegensatz zwischen weißem Gewand und schwarzer Asche). — •anoË: myk. we-ha-no, zu ßnnumi; bez. bei Homer stets ein Kleidungsstück für Frauen (noch 14.178: Hera; 21.507: Artemis; 16.9: eine Mutter in einem Gleichnis; h.Cer. 176: junge Frauen). Die Form des Kleides und das Verhältnis zu p°plow und zum myk. weha-no sind nicht klar (MARINATOS 1967, 41ff.). In 3.419 und wohl auch hier ist ein Schleiertuch gemeint (141n. zu ÙyÒnai; LfgrE). — §t¤naje: (packte und) ‘schüttelte’; tinãssv bez. eine kräftige Bewegung (z.B. 20.163, 22.311: Waffen werden als Drohgebärde geschwungen oder geschüttelt; 20.57: Poseidon erschüttert die Erde): LfgrE.

386–389 Gelegentlich wird zwischen eine Rede-EinleitungP und eine direkte Rede ein erläuternder Zusatz eingeschoben; vgl. 2.790n., 11.602–605, 17.553–555. 386 palaigen°Û: ‘vor langer Zeit geboren, alt’, verstärkt grh@w wie Od. 22.395, h.Cer. 101, 113 (LfgrE; AH). 384 pÊrgƒ ¶f': = §p‹ pÊrgƒ (R 20.2); zur sog. Hiatkürzung R 5.5. — per¤: adverbiell, ‘ringsum’. — Trƒa‹ (W)ãliw: zur Prosodie R 4.4. 385 nektar°ou (W)eanoË: gen. part. zu laboËsa; zur Prosodie R 4.4. — •anoË §t¤naje: zum Hiat R 5.6. — §t¤naje: erg. min (das Kleid). 386 grh˝: zum -h- nach -r- R 2. — min: = aÈtÆn (R 14.1), zu pros°eipen. — min (W)eiku›a: zur Prosodie R 4.5. — palaigen°Û: zur unkontrahierten Form R 6. — pros°(W)eipen: = prose›pen.

Kommentar

137

387–388 Wollkrämplerin, die … | Wollsachen machte, wunderschön: Der Rel.Satz erläutert das hom. hapaxP eirokóm *oi (zu dieser Stilfigur 1.238n., 2.197n., 2.212–213n.). Die Vorarbeiten der Wollbearbeitung führen im hom. Epos Sklavinnen durch: Sie reinigen und krämpeln die Wolle (d.h. sie lockern die Faserbüschel und kämmen sie; Od. 18.316) und legen sie auf den Spinnrocken (Od. 4.135). Das Verspinnen besorgen oft die Herrinnen, die so auf gute Zuarbeit angewiesen sind (Od. 1.357, 4.135, 6.53, 6.306). Zur Wollbearbeitung allg. M ARINATOS 1967, 2; PEKRIDOU-GORECKI 1989, 15–21; vgl. 125n. zum Weben. 387 efirokÒmƒ: hom. hapaxP; zu e‡rion ‘Wolle’ und kãmnv ‘etw. mit Mühe fertigen’ (wurde aber vermutlich auf kom°v ‘sich kümmern um’ bezogen: RISCH 198): ‘Wolle bearbeitend’ (LfgrE). — naieta≈s˙: zur irregulären Form WEST 1998, XXXII. 388 2. VH = Od. 7.171. — ≥skein: 3. Sg. Impf. von ésk°v (< *≥skeen); bei Homer der einzige Beleg für ein kontrahiertes Impf. mit ny ephelkystikon, aber hier in den besten Hss. überliefert und von Aristarch gegenüber der v.l. auf -ei bevorzugt (CHANTR . 1.93; WEST 1998, XXVI; LfgrE s.v. ésk°v 1406.53ff.). — fil°esken: imperfektische Iterativ-Form mit durativer Bed.

389 ≈ 413; 1. VH = Od. 6.24; ≈ Il. 2.22, 2.795, 16.720, 17.326, 20.82; VE = 2.820, 5.370, Od. 20.68. — Der Vers, der in vielen Papyri fehlt (s. app. crit.), wird von WEST als Interpolation athetiert, weil er eine redundante Rede-Einleitung enthält (Wiederaufnahme von 386, s. 386–389n.; ebenso 4.337, 13.480, 17.326 u.ö.: WEST 2001, 12f.; APTHORP 1999, 16f.). §eisam°nh: zum prothetischen Vokal s. G 25; CHANTR. 1.182. — d›' ÉAfrod¤th: VEFormel (4x Il., 1x Od.).

390–394 Die Rede der alten Dienerin, d.h. der Göttin Aphrodite, geht schnell von der Botschaft an Helena, sie solle kommen (390), zur Beschreibung des wartenden Paris über (391–394), die Helenas Verlangen wecken soll (BERGOLD 1977, 116; COLLINS 1988, 53). Paris’ strahlende Schönheit, Aphrodites Gabe (39–57n., 64– 66n.), paßt zu einem Tänzer, nicht zu einem Kämpfer. Paris’ Ausstrahlung, die dem Klischee vom verweichlichten Orientalen entspricht (2.872n.), ist somit von ganz anderer Art als die seines Bruders Hektor (22.370): COLLINS a.O. 52; BERNSDORFF 1992, 91. Der Gegensatz zwischen Tanz und Kampf klingt auch in 15.508, 24.261 an; dort impliziert er Kritik an mangelndem Verteidigungswillen (der Tanz wird im hom. Epos aber nicht grundsätzlich abgelehnt; er ist ein vertrauter Bestandteil des heroischen Lebens, s. 13.636f., 13.730f. und vgl. Od. 8.248–265; 387 efirokÒmƒ, ¥: zur Prosodie R 5.6. — ¥ (W)oi: zur Prosodie R 4.4. — ofl: = aÈtª (R 14.1). — Lakeda¤moni: lokativisch (R 19.2). — naieta≈s˙: = naiet≈s˙ (↑). 388 fil°esken: Subjekt ist Helena, min bez. die alte Dienerin. 389 tª: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17. — §(W)eisam°nh: Aor. zu (W)e¤domai ‘gleichen’, ingressiv: ‘js. Gestalt annehmen’. — prosef≈nee: zur unkontrahierten Form R 6. — d›' ÉAfrod¤th: = d›a ÉAfrod¤th; nach der Elision unterbleibt die Hiatkürzung (R 5.1).

138

Ilias 3

SCHADEWALDT [1944] 1965, 63; WEGNER 1968, 40–44; VENERI 1995, 114. 119– 121 mit Anm. 22. 131). 390 ÉAl°jandrÒw se kale›: begründende Asyndese wie 250 (s.d.). 391 ke›now ˜ g(e): “ke›now steht für das Adverbium §ke› und wird durch das beigefügte §n yalãmƒ erklärt, vgl. 244 §n Lakeda¤moni aÔyi” (FAESI). ke›now zur Bez. der örtlichen Distanz auch in 5.604, 19.344, 24.412; dazu WEST, app. crit: ‘ecce illic est’; SCHW. 2.210. — yalãmƒ: zur Bed. ‘Schlafzimmer’ 142n. — dinvto›si: dinvtÒw ist auch Attribut eines Lehnstuhls (Od. 19.56) und eines Schildes (Il. 13.407) und muß etwa ‘kunstvoll verfertigt’ bedeuten (LfgrE); die Bed. ‘gedrechselt’ ist hier aber nicht auszuschließen (LASER 1968, 6; G ARCÍA-RAMÓN 1999, 243). Die Zugehörigkeit zur idg. Wurzel *g uªiªeh3- ‘leben’ (s. LIV 215f.) ist umstritten; vergleichbar sind die zum Verbalstamm *qi-no ‘ausschmücken durch Malen oder Meißeln’, urspr. wohl ‘lebendig machen’ gebildeten myk. Formen qe-qi-no-meno und qe-qi-no-to (HEUBECK 1966, 229–237; RISCH 329f.; GARCÍA-RAMÓN 1999, bes. zur sekundären phonetischen und semantischen Anpassung an dine›n ‘[sich] drehen’). 392 1. VH ≈ Od. 6.237. — st¤lbvn: st¤lbein, im hom. Epos nur im Ptz. Präs. belegt, bed. ‘glänzen, strahlen’, von einer Person und ebenfalls in erotischem Kontext auch Od. 6.237 (Odysseus vor Nausikaa). Paris’ Schönheit wird noch durch die schimmernden Gewänder unterstrichen (glänzende Kleider auch Il. 18.596; zur Behandlung von Textilien mit Öl, um sie zum Glänzen zu bringen, 385n.): LfgrE; HANDSCHUR 1970, 85. — fa¤hw: 220n.

393–394 zum Tanze | aufbreche – oder grad zurück vom Tanze nun dort sitze: Die Wiederholung des Wortes chorós ‘Tanz’ dient wohl einfach der Emphase; möglicherweise soll aber auch die zweite Aussage, Paris wirke auch nach dem Tanz nicht angestrengt, seine Attraktivität noch steigern (etwas anders KIRK; zu Wiederholungen von Substantiven FEHLING 1969, 137). 395 Rede-AbschlußformelP; = Od. 17.150; ≈ 2.142, 4.208, 11.804, 13.468. Die Formel beschreibt einen Affekt (oft durch eine Rede hervorgerufen), der meistens eine Handlung auslöst (2.142n.). Hier reagiert Helena zunächst nicht wie von Aphrodite geplant (das tut sie erst 419) und wehrt sich. Was für ein Affekt hier gemeint ist, ist umstritten: Liebesverlangen nach Paris (nachdem sie in 139ff. aus Sehnsucht nach Menelaos auf die Mauer gestiegen war; schol. D; LfgrE s.v. Ùr¤nv 772.63ff.; WIESMANN 1950, 35; KIRK) oder Zorn, wie er sich in der folgenden Rede äußert (LEAF). Es ist wohl primär eine starke Erregung durch das Aufflam-

390 kale› (W)o›kÒnde: zur Prosodie R 4.4. — o‰kÒnde: zur Form R 15.3. 391 ˜: zum demonstr.-anaphor. Pronomen R 17. — dinvto›si l°xessin: zur Flexion R 11.2– 3; zum Plural R 18.2. 392 ka‹ (W)e¤masin: zur Prosodie R 4.4. — oÈd°: konnektives oÈd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). — ke: = ên (R 24.5). 393 maxessãmenon: zum -ss- R 9.1. — §ly°men: zur Form R 16.4. 394 ±°: = ≥ ‘oder’. — xoro›o: zur Flexion R 11.2. — n°on: adverbiell, ‘gerade eben’. 395 fãto: Impf. von fhm¤; zum Medium R 23. — §n¤: = §n (R 20.1).

Kommentar

139

men der verschiedensten, einander z.T. widersprechenden Gefühle gemeint (eine Ambivalenz; vgl. dt. ‘sie ist aufgewühlt’; WORMAN 2002, 50: eine Mischung von Zorn und Liebesverlangen). — brachte … in Wallung: zur Bed. von orín *o 2.142n. yumÚn … ˆrinen: formelhafte Wendung (s. Iterata; ferner yumÚn ˆrin- als flektierbare VE-Formel 8x Il., 3x Od., 1x ‘Hes.’). 396–418 Aristarch athetierte diese Verse, weil (1) Aphrodite als alte Frau nicht zugleich schön sein könne, (2) 406f. als Blasphemie und (3) 414 als einer Göttin unwürdig empfunden wurden (schol. A zu 395). In der Neuzeit nahm man auch Anstoß am selten belegten doÊlh in 409 (ROEMER 1912, 400; BOLLING 1944, 86–88). Zu (1): Die Szene 396ff. wird verschieden verstanden: (a) Aphrodite bedient sich ihrer Maske nur deshalb, um ihre Göttlichkeit vor der allgemeinen Umgebung zu verbergen. Helena aber gibt sie einige Erkennungszeichen. Auch sonst im hom. Epos sind Menschen fähig, Götter zu erkennen (allerdings erst bei deren Abgang, so in 13.65–72, Od. 1.322f., 3.371–379; ähnlich wie hier mit einem anschließenden Dialog dagegen h.Ven. 181ff.; vgl. 1.197–198n. und zur vorl. Stelle LEAF; NICKAU 1977, 190; zu Metamorphosen von Göttern allg. FAUTH 1975, 244f.; SMITH 1988; DE J ONG zu Od. 1.96–324; zu einer aind. Parallele WEST 2007, 133). (b) Helena nimmt die Schönheit auch an der verwandelten Göttin wahr, die ihren Wesenskern behält. Sie “löst es [sc. das, was nicht zur Erscheinung der ‘Wollkrämplerin’ gehört] gleichsam heraus (abstrahiert) und bezieht es auf das […] Aphrodisische. Und sie kann dies nur, weil sie sich auf das Aphrodisische versteht […]” (SCHMITT 1990, 169; ähnl. FRÄNKEL [1951] 1962, 74f.; diskutiert von FAUTH a.O. 245; zu weit geht PUCCI 2003, 111f.: Aphrodites Schönheit stelle indirekt Helenas Schönheit dar). Es ist wohl auch gemeint, daß Helena schon durch Aphrodites ungeheuer suggestive Worte göttliche Präsenz zu spüren beginnt, stutzt und genauer hinschaut (FRÄNKEL a.O.; KULLMANN 1956, 116; WORMAN 2002, 105). Zu (2) s. 399–412n. (Helena spricht um so schärfer, als sie um ihre Hilflosigkeit gegenüber der Göttin weiß); zu (3) s. 413–420n. (Aphrodite demonstriert ihre Macht); zu doÊlh 409n.

396–397 Hals … | … Brüste … Augen: ähnl. Verbindungen 19.285, h.Ven. 181. 396 ka¤ = ' … w oÔn §nÒhse: Variante der flektierbaren Formel tÚn d' …w oÔn §nÒhsen (21n.). Die Formel, die sich sonst im hom. Epos auf die Wahrnehmung einer schon vorher vom Erzähler geschilderten Tatsache bezieht (REYNEN 1958, 76; DE JONG [1987] 2004, 267 Anm. 13), dient hier einer Steigerung: Nachdem dargestellt ist, wie Aphrodites Auftritt als alte Dienerin und ihre Worte Helena erschüttern, leitet sie zur Schilderung einer Wahrnehmung über, deren noch viel tiefere, intensivere Wirkung in Helenas anschließender Invektive zutage tritt: Helena erkennt Aphrodite und macht ihr klar, daß sie sich nicht mehr täuschen lassen will. — ka¤ =(a): wieder aufgenommen von êra 398 (AH). — §nÒhse: entweder ‘ansichtig wurde, gewahrte’, d.h. die Erkennungszeichen sah und die Göttin daran erkannte (396–418n., These 1a: LfgrE s.v. no°v 415.33ff.) oder ‘inne wurde, realisierte’, d.h. die genannten körperlichen Merkmale von den anderen unterschied und richtig in dem Sinne interpretierte, daß sie nicht zur Maske der Dienerin gehörten (These 1b: SCHMITT 1990, 169). 396 =(a): = êra (R 24.1). — perikall°a: zur unkontrahierten Form R 6.

140

Ilias 3

397 flmerÒenta: ·merow und seine Ableitungen stehen oft im Zusammenhang mit Aphrodite und mit Liebesleidenschaft (auch 446, 5.429, 14.198, Hes. Th. 201, h.Ven. 45, hom.h. 10.5 u.ö.): LfgrE; B OEDEKER 1974, 50; vgl. 139n. — marma¤ronta: vielleicht onomatopoetische Verbalbildung mit Reduplikation (TICHY 1983, 289; skeptisch GIANNAKIS 1997, 267f.); bed. ‘funkelnd, glitzernd’, sonst von unsteten Lichtreflexen auf Metall (vgl. mãrmarow ‘Marmor’). ˆmmata marma¤ronta ist wohl nach ¶ntea/teÊxea/xrÊsea/xãlkea marma¤ronta in 12.195/18.617/13.22/16.664 u.ö. gebildet (TICHY a.O. 289). Aphrodites Augen verraten ihre göttliche Schönheit; vgl. Hes. Th. 910 über die Augen der Chariten: épÚ blefãrvn ¶row e‡beto (LfgrE). 398 2. VH (formelhafte Rede-EinleitungP) insges. 17x Il., 26x Od., 2x h.Ven. — yãmbhs°n t ' êr ¶peita: gehört zu einer Reihe formelhafter VA zur Bezeichnung emotionaler Reaktionen: ’mvjen (10.522, 15.397, 23.178, 24.591, Od. 13.198) / k≈kusen (Il. 18.37, 24.703) / =¤ghsen (11.254) / gÆyhsen (Od. 13.353, 21.414) t' êr ¶peita. WATKINS (1995, 150f.), dem sich KATZ (1996, 41) anschließt, liest statt t' êr die mit dem luw. -tar verwandte Partikel tãr und vermutet eine dem Griechischen und Luwischen gemeinsame Formel (vgl. 1.8n.). — yãmbhsen: bezeichnet die Reaktion auf etwas Unheimliches (342n.), z.B. wie hier die Erscheinung einer Gottheit 1.199 (s.d.), Od. 1.323, oder eines göttlichen Zeichens Il. 8.77, Od. 2.155 (LfgrE). — ¶ k t' ÙnÒmazen: ‘und redete sie an’; die urspr. Bedeutung der Wendung, ‘nannte sie beim Namen’, ist infolge des formelhaften Gebrauchs verblaßt (1.361n.; LfgrE s.v. Ùnomãzv 715.19ff.).

399–412 Helenas Rede ist eine in ihrer Leidenschaft unerhörte Invektive gegen eine Gottheit, wie sie ohne Parallele in der Ilias dasteht (am ehesten vergleichbar sind die milderen Angriffe von Diomedes 5.348–351 und von Achill 22.15–20; vgl. auch 2.111–115n. mit weiteren Stellen und 3.364–368n.). Auffällig und ungewöhnlich ist Helenas Widerstand auch deswegen, weil Aufforderungen im Epos normalerweise wortlos befolgt werden (2.182–183n.). Helena greift Aphrodite direkt an. Die große Verführerin wolle sie wieder wie damals in Sparta täuschen, unterstellt sie ihr (399, 405; zu Aphrodites Wesen gehört natürlich Verführung, vgl. Hes. Th. 205 und h.Ven. 7; dazu REINHARDT 1961, 515). Iris’ Botschaft hatte Sehnsucht nach Menelaos und der Heimat geweckt (139f.), und Menelaos’ vermeintlicher Sieg hatte in Helena Hoffnung auf die Heimkehr und auf ein Ende der gesellschaftlichen Schmach aufkeimen lassen. Ihre bitteren Unterstellungen in 400–402 deuten ihre Enttäuschung an. Sie bereut schon lange ihren Weggang aus der Heimat: In styger*en emé 404, ‘mich Schaurige’, klingt das häufige Motiv der Selbstbeschimpfung an (wie 172–180, 6.344–358 [s.d.]). Helena richtet ihre Invektive also nicht nur gegen Aphrodite, sondern auch gegen sich selbst. Sie weiß um ihre Nähe zu der Göttin, aber im Gegensatz zu Paris (64–66) sucht sie deren Gaben zurückzuweisen. Sie verweigert die ihr zugedachte Rolle und schlägt der Göttin provozierend vor, die sklavisch ergebene Geliebte des Paris zu werden 397 stÆyea: zum Plural R 18.2. 398 ¶peita, (W)°pow: zur Prosodie R 4.3. — ¶k t' ÙnÒmazen: sog. Tmesis (R 20.2).

Kommentar

141

(406–409). Besonders sensibel gegenüber der Umwelt (6.350–353n.), scheut sie die Kritik der umstehenden Frauen, die von ihr erwarten, daß sie sich dem Sieger des Zweikampfes zuwendet (410–412). Helena ist also nicht die willenlose Figur in Aphrodites Händen, die vielleicht in der vorhom. Tradition vorgegeben war und als die sie (soweit es Proklos’ Inhaltsangabe erahnen läßt) in den ‘Kyprien’ erschien (Proklos Chrest. § 2 West); aber der Erzähler weist mit ihren höhnischen, immer provokativeren Fragen und der Formulierung in 412 – die Kritik der Troerinnen erscheint in ihrem Mund als Gewißheit – auf ihr wachsendes Gefühl der Hilflosigkeit hin und läßt ihre Rede deshalb in einen “cri de cœur” (KIRK zu 410– 12) münden (412b). Zur Rede als ganzer RECKFORD 1964, 17–19; LENDLE 1968, 65–71; ERBSE 1986, 94f.; LATACZ 2007, 97f.; KIRK; WORMAN 2001, 25; 2002, 49. 399 daimon¤h: Urspr. bed. daimÒniow ‘unter der Einwirkung einer Gottheit (da¤mvn) stehend’ und drückt im Vokativ im allg. Betroffenheit und Befremden über das Verhalten des Angeredeten aus (1.561n., 2.190n.). Hier ist Aphrodites Versuch gemeint, Helena zu einem anstößigen Verhalten zu verführen (410–412): LfgrE. Dies ist die einzige Stelle im fgrE, in der ein Mensch eine Gottheit so anzusprechen wagt. Darin liegt wohl weniger Ironie (so BERGOLD 1977, 119 Anm. 2. 121; STEINRÜCK 1992, 397 Anm. 94: Aphrodite werde wie ein Mensch angeredet, weil sie nach Helena die Erniedrigung zum Menschen riskiere [406– 409]) als ein Hinweis auf da¤mvn als ‘Schicksalsmacht’: Es drückt Helenas Erkenntnis und Schrecken darüber aus, daß die Göttin wieder in ihr Leben eingreift (WILAMOWITZ 1931, 363 Anm. 2). Das würde auch zum Abschluß der Szene (420) passen, in der Aphrodites Bezeichnung als da¤mvn an daimon¤h anklingt (WILAMOWITZ a.O.; 420n. zur Bed. ‘Schicksalsmacht’). — lila¤eai: 133n. Das Verlangen wird hier negativ (als bedrängend) gewertet, ähnlich wie Od. 1.15, 9.32 u.ö. (KLOSS 1994, 117). — ±peropeÊein: 39n. 400–405 Die Interpunktion und Deutung der Verse sind umstritten (Diskussion einiger Argumente bei LEHRS [1833] 1882, 58 Anm. 34, LEAF und BERGOLD 1977, 119f. mit Anm. 3). (1) WEST, AH, FAESI und KIRK (zu 400–402) verstehen sie als zwei Fragen (Σ in 400 ‘wohl, etwa?’); schol. A, LEHRS a.O. und LEAF als zwei Aussagen (Σ ‘fürwahr’), BERGOLD a.O. als eine Aussage und eine Frage. (2) WEST, LEHRS a.O. und LEAF beziehen den oÏneka-Satz 403f. auf das Vorhergehende (400–402) und setzen ein Fragezeichen bzw. ein Kolon nach 404; schol. A, AH, FAESI zu 403ff., KIRK zu 403–5 und BERGOLD a.O. verbinden ihn mit dem toÊneka-Satz in 405 und setzen ein Fragezeichen/Kolon nach 402. Zu (1): Eine Frage nach einer Entfernung in den Osten (400–402 od. 400–404) ist sinnlos, nachdem Aphrodite Helena dazu aufgefordert hat, zu Paris (am gleichen Ort, Troia) zu gehen. Paris ist und bleibt – wie Helena in 406–408 selbst betont – der Schützling der Göttin, dem sie Helena zuführen will. Die Vv. 400–402 enthalten nur einen bitteren, übertreibenden Ausruf, mit dem der Erzähler erneut an ihre damalige Wegfahrt aus Griechenland in den Osten, also an die Ursprünge des Troianischen Krieges, erinnert (vgl. 373–382n.). Zu (2): Aphrodites Täu-

399 daimon¤h: zum -h nach -i- R 2. — t¤: ‘wozu?’. — taËta: Akk. des inneren Objekts, ‘dazu’. — lila¤eai: zur unkontrahierten Form R 6.

142

Ilias 3

schung besteht darin, daß sie trotz Menelaos’ Sieg und seinem damit verbundenen Anspruch auf seine ehemalige Frau (457–459) versucht, Helena wieder zu Paris zu locken; 403–405 gehören also zusammen. Die Voranstellung des oÏneka-Satzes ist zwar ungewöhnlich, hat aber eine Parallele in 13.727f. (CHANTR. 2.286f.). 400 p˙ … prot°rv pol¤vn: pol¤vn ist gen. partitivus zu p˙ (‘irgendwohin im Bereich der Städte’: AH) wie die Genetive in Od. 1.425 ˜yi … perikall°ow aÈl∞w, 4.639f. pou … égr«n: AH; SCHW . 2.114 (anders LEAF ; BERGOLD 1977, 202: Gen. abhängig von prot°rv). — eÔ naiomenãvn: wie ein generisches EpithetonP mit Bezug auf Städte gebraucht: ‘wo sich’s gut wohnt’ (1.164n.).

401 ≈ 18.291; 2. VH ≈ h.Ap. 179. — Phrygien: im nordwestl. Kleinasien, erstreckt sich nach Osten bis zum Fluß Sangarios (2.862n.). — Maionien: entspricht etwa Lydien (2.864n.; DNP s.v. Maionien). §ratein∞w: 239n. Hier evoziert es ein orientalisches, sinnenfreudiges Luxusleben.

402 auch dort: “wie hier Paris” (AH). — Liebling: Prädikatives phílos bez. oft die Begünstigung eines Menschen durch einen Gott (DIRLMEIER 1935, 64ff. 176f.; PAUL 1969, 56ff.). merÒpvn: Epitheton zu ênyrvpoi (VE-Formel); Etymologie und Bedeutung sind unklar (1.250n.). 403 oÏneka: betont nachdrücklich die Kausalität: ‘deswegen, weil’ (1.11n.). — d›on: zum generischen EpithetonP 1.7n. 404 stugerÆn: zu stug°v: ‘wovon man Distanz hält, schaurig, gräßlich’; ebenso von Klytaimestra Od. 3.310, von Eriphyle 11.326, von Ker Il. 23.79 (LfgrE). Ähnlich über Helena 19.325 =igedan∞w, 24.775 pãntew d° me pefr¤kasin. — o‡kad' êgesyai: zur Bed. 72n. 405 2. VH ≈ Od. 10.339. — dolofron°ousa: in der Ilias sonst nur von Hera (19.106n., mit weiteren Belegen).

406 1. VH ≈ 11.577. — zu ihm: Gegensatz zu 405, ‘und tritt nicht hierher zu mir’ (AH). épÒeipe keleÊyouw: Das ist die Lesart aller Papyri und Handschriften; nur von Aristarch ist die v.l. épÒeike keleÊyou überliefert (schol. A; übernommen von AH, FAESI , W ILLCOCK ). Aristarchs Argumentation ist unbekannt; vielleicht wirkte époeipe›n ‘nein sagen’ – sonst verwendet i.S.v. ‘(eine Bitte) abschlagen’ (1.515, 9.510), ‘sich weigern’ (9.675, h.Ven. 25), ‘widerrufen’ (19.35, 19.75: m∞nin) – mit keleÊyouw als Objekt zu ungewöhnlich und auch zu radikal (LfgrE s.v. efipe›n 478.70ff.; LEAF; BERGOLD 1977, 120 Anm. 3). Es ist zwar denkbar, daß épÒeipe keleÊyouw aus einer Haplographie entstanden 400 prot°rv: ‘(noch) weiter, ferner’. — pol¤vn: Gen. Pl. von pÒliw (vgl. R 11.3). — naiomenãvn: zur Flexion R 11.1. 402 toi: = soi (R 14.1). — ke›yi: = §ke› (vgl. R 15.2). 403 oÏneka: Krasis für o ßneka (R 5.3; ↑). 404 §m¢ (W)o¤kad(e): zur Prosodie R 4.3. 406 ∏so: = kãyhso. — épÒeipe: < *épÒWeipe; = êpeipe. 407 ÖOlumpon: Akk. der Richtung (R 19.2).

Kommentar

143

ist (épÒeike keleÊyou > épÒei keleÊyou > épÒei keleÊyou; Hinweis FÜHRER); es ist aber prägnanter (KIRK; außerdem ist eher der Aor. zu erwarten: BERGOLD a.O.). Beide Lesarten erinnern an 6.202 pãton ényr≈pvn élee¤nvn und laufen auf die Aufforderung hinaus, Aphrodite solle sich vom Verkehr mit den Göttern zurückziehen (wie es Demeter aus Kummer über Persephones Raub tut, h.Cer. 92) und zur Menschenfrau werden: LfgrE s.v. e‡kv. 408 Ù˝zue: aktivisch ‘mühe dich ab’ (“wie die ÙÛzuro‹ broto¤”: AH; LfgrE); anders MA WET 1979, 191: ‘klage’ (über jenen; wegen der Herleitung des Verbums von der Interjektion o‡), was aber weniger gut zu fÊlasse paßt. 409 êloxon: hier nicht ‘Ehefrau’, sondern ‘Konkubine, Geliebte’ von ebenbürtigem Stand, wie 9.336, 21.499: eine Heirat der Göttin mit Paris ist undenkbar (C LARK 1940, 189f.; LfgrE s.v. 577.71ff.) und wäre im vorl. Zusammenhang auch zu positiv. — ˜ ge: betont im zweiten Satzglied die Identität der (hier in Helenas Phantasie) unterschiedlich handelnden Person; ähnl. 12.240, Od. 2.327 (NÄGELSBACH ; AH; K.-G. 1.656f.; LEAF ). — doÊlhn: myk. do-e-ra, ‘Sklavin’, männl. do-e-ro, att. doËlow. Im fgrE ist nur doÊlh belegt (hier u. Od. 4.12); wegen der Ableitungen doÊliow (doÊlion Σmar Il. 6.463, Od. 14.340, 17.323), doÊleiow (Od. 24.252) und doulosÊnh (Od. 22.423) ist es aber sehr wahrscheinlich, daß auch doËlow zur hom. Zeit geläufig war, vom Dichter jedoch (wie doÊlh) als rechtlicher t.t. gemieden wurde (LfgrE; FRISK; RISCH [1972] 1981, 348–350). Zur Bezeichnung der Unfreien wird sonst dm≈w/dmƒÆ, yerãpvn, ofikeÊw und émf¤polow (143n.) verwendet. doÊlh bez. die ‘Sklavin’ im rechtlichen Sinne; hier im Gegensatz zur Konkubine, in Od. 4.12 zur Ehefrau. Die Konnotation ‘Nebenfrau’ ist “wohl eher situationsbedingt”, wofür auch die Ableitungen und die myk. Bed. sprechen (LfgrE; ebenso GSCHNITZER 1976, 10f., gegen WICKERT-MICKNAT [1954] 1983, 59). 410 2. VH = 14.336, 24.463, Od. 22.489. — nemesshtÒn: ‘zu tadeln, empörend’ (LfgrE; vgl. 156n.). — d°: steht für eine Kausalbeziehung (zur Parataxe 1.10n.; RACE 1999/2000, 206). 411 porsan°ousa: porsa¤nv, wohl zu pÒrsv, mit der urspr. Bed. ‘fördern’; dann ‘bereitmachen, bereiten’, im hom. Epos immer von Frauen und in Verbindung mit l°xow in sexuellem Sinn (hier und Od. 3.403, 7.347). Das Verhältnis von porsa¤nv zu porsÊnv (als v.l. hier und an den Odyssee-Stellen vertreten, später bei Pindar u.a. belegt) ist umstritten (vielleicht gibt es euphonische Gründe für die jeweilige Verwendung): LfgrE; RISCH 291; BRASWELL 1988, 234 (zu Pind. Pyth. 4.151); zu l°xow 1.31n. — Ùp¤ssv: temporal: ‘später’; ähnl. Od. 6.273f. Nausikaa zu Odysseus: t«n élee¤nv f∞min … mÆ tiw Ùp¤ssv | mvmeÊ˙

408 afie¤: = ée¤. — ke›non: = §ke›non. — ka¤ (W)e: zur Prosodie R 4.4. — •: = aÈtÒn (R 14.1). 409 efiw ˜: ‘bis’, leitet Temporalsatz mit prospektivem Konj. und Modalpartikel ein. — ±' … ±' …: = ±° … ±° …; nach der Elision unterbleibt die Hiatkürzung (R 5.1). — poiÆsetai: kurzvokal. Konj. Aor. (R 16.3). 410 ke›se: = §ke›se. — §g≈n (vor Vokal): = §g≈. — ken: = ên (R 24.5). 411 porsan°ousa: Ptz. Fut. (unkontrahiert: R 6), final zu e‰mi.

144

Ilias 3

(LfgrE s.v. 736.25ff., mit Hinweis auf die mögliche, aber wenig wahrscheinliche Bedeutung ‘hinter meinem Rücken’). 412 2. VH = 24.91. — mvmÆsontai: ‘tadeln’, d.h. gesellschaftlich verurteilen (nicht auf der Ebene des relativ harmlosen Klatsches): LfgrE. Das Futurum steht eigentlich im Widerspruch zu oÈk e‰mi (410); der Erzähler deutet damit wohl an, daß Helena sich bewußt ist, daß sie am Ende doch nachgeben wird (AH). — d(°): “merely additive” (RACE 1999/2000, 217 Anm. 26). — êxe(a): êxow bez. allg. einen seelischen Schmerz in einer Mischung aus Resignation und Aggression (1.103n.). Hier ist es der Schmerz aus Reue, Scham und Schuldgefühlen, die Helena schon in der Teichoskopie bedrückten (ANASTASSIOU 1973, 74). — êkrita: ‘ununterbrochen, zahllos’ (schol. D; LfgrE; vgl. 2.796n.). — yum“: allg. zur Verwendung von yumÒw (oft am VE) als seelisch-geistiger Instanz 1.24n.

413–420 Helenas Rede hat den Zorn der Göttin entflammt (wie im Erzählertext und in der Figurenrede wiederholt hervorgehoben wird). Vor Aphrodites massiven Drohungen weicht sogar die ‘Tochter des Zeus’ sofort zurück (418b, das Epitheton prägnant: SNELL 1973, 12). Schon vorher hat sie ihre Gefühle der Ohnmacht nicht verbergen können (399–412n.); vor die schicksalhafte Alternative gestellt, entweder zu sterben oder weiter in erniedrigender Vereinzelung zu leben und nach Paris’ Rettung durch Aphrodite die Bemühungen um einen Frieden endgültig scheitern zu lassen, wählt sie letzteres (ERBSE 1986, 96). Ihre erneute Isolation wird konkret durch ihre Entfernung von den umstehenden Troerinnen unterstrichen (419f.; B ERGOLD 1977, 124). Die ganze Szene illustriert damit den schon von Paris in 64–66 angedeuteten Totalitätsanspruch der Göttin (s.d.): Sie hatte Helena übermenschliche Schönheit verliehen (156–160n.), kann sie jetzt aber auch töten lassen (417; BERGOLD a.O. 121). Ihrem Günstling Paris zuliebe versucht sie, Helena zu täuschen (399–405). Obwohl die Göttin sich über ihre Beziehung zu Helena äußert, als sei Helena ihr Liebling (415 ephíl*esa, ‘liebte’, vgl. 402 phílos, ‘lieb’), ist ihr Verhältnis zu Paris und Helena also nicht gleich, was Helena (399– 409) und auch Athene (5.422f.) bewußt ist (KIRK zu 415). Die beiden reagieren denn auch unterschiedlich auf ihre Ausnahmestellung: Paris fühlt sich wohl darin und verteidigt sie (67–75; 64–66n.), während sich Helena manipuliert und nicht eins mit Aphrodite fühlt. Sie ist in ihrem Verhältnis zu Paris hin- und hergerissen. Letztlich setzt sich aber Aphrodite nicht durch: Im Troianischen Krieg, deren Urheberin sie ist, hat sie keine Chance (5.421–430, vgl. 21.416–433), und Paris kann Helena nicht behalten (ihre Heimkehr nach Sparta nach dem Krieg wird im 4. Gesang der Odyssee vorausgesetzt). 413–414 xolvsam°nh … | … xvsam°nh: xoloËmai (zu xÒlow, vgl. 1.9n.) und x≈omai (viell. zu x°v: FRISK) sind nahezu synonym: ‘zürnen’ (hier ingressiver Aor.: ‘in Zorn geraten’); nebeneinander vom gleichen Affekt gebraucht auch 8.397/407, 13.660/662; vielleicht werden sie als metrische Varianten verwendet (CAIRNS 2003, 29).

412 yum“: präpositionsloser dat. loci (R 19.2).

Kommentar

145

413 ≈ Od. 18.25; 1. VH = 6.205; ≈ 2.599, 4.391, 15.68, 20.253, 23.482, 24.55; 2. VH = 389 (s.d.). – Zu den Variationen der in der Struktur ‘Pronomen + d° + Ptz. von xoloËmai’ stets gleichen Rede-EinleitungP 2.599n.; EDWARDS 1970, 7f. 414 sxetl¤h: hier mit negativer Nuance, etwa: ‘Verwegene’ (zur urspr. Bed. ‘hartnäckig’, zu anderen Nuancen und zur sonstigen Verwendung des Wortes 2.112n. mit Lit.; weitere Lit. s. LfgrE s.v.). Es ist unklar, ob sxetl¤h zwei- oder dreisilbig zu sprechen ist (sowohl eine Synizese von -¤h als auch eine Kurzmessung der ersten Silbe vor muta cum liquida wären ungewöhnlich). Zum Problem TICHY 1981, 30; KIRK; HACKSTEIN 2002, 31; allg. zur Synizese M 12.1; C HANTR . 1.170; zur Kurzmessung, der sog. correptio attica, M 4.5; C HANTR . 1.108f. — meye¤v: ‘loslasse, fallenlasse’, d.h. dir meinen Schutz entziehe (LfgrE s.v. ·hmi 1155.46). Ersatzform mit metrischer Dehnung für *mey°v < *meyÆv (WERNER 1948, 22f. 28).

415 2. VH ≈ 5.423. — und dich dann so tief hasse, wie …: Vor einem ähnlichen Wechsel der Beziehung warnt auch Achill seinen Erzieher Phoinix 9.613f. ¶kpagl(a): ‘sehr’; zur verblaßten Bed. des Adverbs (urspr. ‘zum Erschrecken, schrecklich’) 2.222b–223n.; vgl. 5.61 ¶joxa gãr min (gemeint ist ein Handwerker) §f¤lato Pallåw ÉAyÆnh und dt. ‘ich liebe ihn schrecklich’. Mit derselben Wendung, ¶kpagl' §f¤lhsen, umschreibt Athene 5.423 in einer Anspielung Aphrodites Verhältnis zu den Troern.

416–417 inmitten beider … | bei Troern wie bei Danaern: Die Drohung impliziert wohl, daß Aphrodite Helena ihre Ausstrahlung nimmt, wenn sie wieder Menelaos’ anständige Ehefrau sein will. “Haß gegen die am Kriege Schuldige wird in dem Augenblick aufflammen, wo der Zauber ihrer Schönheit dahin ist, der bisher jedes Opfer als lohnend erscheinen ließ, vgl. 3.156–158” (FRÄNKEL [1951] 1962, 74 Anm. 4). Nicht ganz auszuschließen ist, daß der Erzähler in Aphrodites Worten eine konkrete Folge andeutet, die Steinigung ‘in der Mitte’ der beiden kriegführenden Parteien, d.h. im Mittelfeld zwischen den Fronten (BOLLING 1953, 295f.; KIRK; kriegerische Feindseligkeiten zwischen den Parteien [FAESI zu 417; BERGOLD 1977, 122 Anm. 2; LfgrE s.v. ¶xyow] sind hingegen sicher nicht gemeint, denn sie existieren schon seit zehn Jahren und werden ohnehin wieder aufflammen [LEAF zu 417; KIRK], und Helena wäre nur mittelbar davon betroffen; Aphrodites Drohung zielt jedoch direkt auf Helena). 416 1. VH = 7.277; ≈ 6.120, 20.159. — lugrã: ‘tödlich, todbringend’ wie 6.168, 13.346; im gleichen Sinn 417b. 417 VE ≈ Od. 1.350, 3.134. — sÁ d ° ken … ˆlhai: ‘und du wirst dann…’: selbständiger Hauptsatz (FAESI; LEAF) mit prospektivem Konj. in der Funktion eines emphatischen Futurs. ken mit der Bed. ‘dann, in diesem Fall’ verstärkt noch die Emphase (CHANTR. 2.211; 414 sxetl¤h: zur Prosodie ↑. — meye¤v: Konj. Aor. von mey¤hmi (↑). 415 t≈w: = oÏtvw. — nËn: ‘bis jetzt’. 416 mht¤somai: kurzvokal. Konj. Aor. von mht¤omai (R 16.3). 417 ken: = ên; die Modalpartikel steht bei Homer gelegentlich auch im Finalsatz (R 21.1). — ˆlhai: 2. Sg. Konj. Aor. zu ˆllumai (vgl. R 6).

146

Ilias 3

ähnl. 54, 1.137 [s.d.]). — kakÚn o‰ton ˆlhai: o‰tow bed. ‘Schicksal’, in Verbindung mit kakÒw meist i.S.v. ‘Tod’; immer in FigurenspracheP. Hier Akk. des Inhalts; vgl. Il. 21.133 Ùl°esye kakÚn mÒron, Od. 13.384 fye¤sesyai kakÚn o‰ton; dt. ‘eines elenden Todes sterben’ (LfgrE s.v. o‰tow; SCHW. 2.74). 418 1. VH = 1.33, 1.568, 10.240, 24.571, 24.689; 2. VH = 199, Od. 4.184, 4.219, 23.218; von der Zäsur C 1 an = Od. 6.229, Hes. Op. 256; ≈ Hes. Th. 76. — Õw ¶fat': ¶ddeisen d(°): vgl. 259n. — DiÚw §kgegau›a: 199n.

419 eingehüllt im Schleier weiß und glänzend: Helenas Verhüllung wirkt wie in 141 (s.d.) ambivalent, denn sie erfüllt mehrere Funktionen: Als Trauergestus deutet sie Helenas Resignation an, sie ist aber auch ein Zeichen ihrer Scham vor den anderen Troerinnen, deren Verurteilung sie so sehr fürchtet (410–412). Andererseits wird die auffallende Helligkeit und Schönheit des Schleiers betont, der Helenas Attraktivität erhöht – entsprechend Aphrodites Ziel, sie mit Paris zusammenzuführen. Die Umhüllung ist damit auch ein Element der Hochzeitszeremonie, an die hier im Rahmen der Wiederholung des Paris-Raubes erinnert wird: Helena wird wie eine Braut mit einem besonders schönen Schleiertuch von der Brautführerin Aphrodite zum Haus des ‘Bräutigams’ Paris geleitet (vgl. Pandoras Ausstattung Hes. Th. 574f. u. Andromaches Hochzeitsschleier 22.470f.; metaphorisch 16.100; Hochzeitszüge werden in Il. 18.491–496, ‘Hes.’ Sc. 273–285 geschildert [WICKERT-MICKNAT 1982, 96. 98f.]; der Paris-Raub wird ikonographisch oft als Hochzeitszeremonie dargestellt [LIMC s.v. Alexandros S. 512 im Text- und S. 389 im Tafelband]). Lit.: N AGLER 1974, 71f.; K IRK zu 418–20; zu spekulativ CONSTANTINIDOU 1990, 52–54. 58; zur Rolle des Schleiertuches im Hochzeitsritual allg. LLEWELLYN-JONES 2003, 215–258. b∞: zur Stellung am Anfang des Satzes und des Verses 1.34n.; LfgrE s.v. ba¤nv 10.42ff. Die Sg.-Form schließt die Begleitung von Dienerinnen nicht aus (143n., 422n.). Der Akzent liegt nur auf Helena, wie sie Aphrodite zu Paris folgt (KURZ 1966, 126). — katasxom°nh: zu kat°xv ‘niederhalten’, Med. ‘(über sich) herabziehen’; d.h. ‘sich bedeckend’, in erster Linie das Gesicht wie in 141 u. Od. 19.361. Helena zieht das Schleiertuch herab, um ihre Identität zu verbergen (LfgrE s.v. ¶xv 848.49ff., 68ff.; AH; CONSTANTINIDOU 1990, 53). — •an“: 385n. — érg∞ti f a e i n “: érgÆw zu érgÒw ‘weiß’, érgennÒw (141n.). Die Wortbildung ist im einzelnen unklar (LfgrE). Sonst als Attribut von keraunÒw ‘Blitz’ und dhmÒw ‘Fett’ in der Bed. ‘hellglänzend, weiß’ verwendet. Hier bezeichnet es wohl eher die Farbe, d.h. die Helligkeit, als den schon durch faein“ ausgedrückten glänzenden Schimmer des Tuches (LfgrE; HANDSCHUR 1970, 27). Zum Glanz von Textilien durch Ölbehandlung 385n.; vgl. 392n., 10.156; MARINATOS 1967, 6, weist auf den Glanz linnener Stoffe hin. Die Epitheta implizieren vermutlich kostbaren Stoff, wie ihn z.B. Aphrodite (5.315) und Hera (14.184f.) tragen (TAPLIN [1980] 1991, 242; CONSTANTINIDOU 1990, 52); zu aind. Parallelen WEST 2007, 84. 418 ¶ddeisen: < *¶dWeisen, zur Prosodie R 4.5. — §kgegau›a: Ptz. Perf. zu §kg¤gnomai. 419 katasxom°nh (W)ean“ érg∞ti: zur Prosodie R 4.4 bzw. 5.6.

Kommentar

147

420 VE ≈ 9.657, 23.12, Od. 2.416, 3.12, 23.370, 24.501 (jeweils Σrxe d(°) + Name), Il. 13.136, 15.306, 17.107, 17.262 (die erweiterte Variante Σrxe d' êr' ÜEktvr), 21.391 (Σrxe går ÖArhw). — sigª: ‘heimlich’ (8n.). Helena ist still aus Angst, den Troerinnen aufzufallen und sich den befürchteten Vorwürfen auszusetzen (410–412): PINAULT 1994, 506. — Σrxe: ‘ging voran’ wie 1.495 (1.495–496a n.); hier tritt das Moment der zwingenden Initiative dazu, ähnlich wie 447 (LfgrE s.v. 1381.9ff.). — da¤mvn: bezeichnet wie yeÒw/yeo¤ einen oder mehrere Gottheiten, die der Sprecher nicht nennen will oder kann; es enthält aber stärker das Moment des Schicksalhaften (‘Schicksalszuteiler’ viell. ursprüngliche Bed., oder aber nur populäre Etymologie) und wird überwiegend in direkten Reden verwendet, wenn sich der Sprecher auf eine ihn persönlich betreffende kurze, direkte und konkrete göttliche Intervention bezieht (z.B. 15.468 vs. 473, 21.93 vs. 103: DE JONG [1987] 2004, 158). Nur hier in den hom. Epen steht es eindeutig für eine bestimmte Gottheit, Aphrodite. Der Begriff soll wohl ihre schicksalhafte Macht über Helena betonen, “die unheimliche, unwiderstehliche Gewalt, die von der Göttin ausgeht und sich in den Reaktionen der zuvor so stolzen Frau spiegelt” (ERBSE 1986, 262). Vgl. 399n. zu daimÒniow; zu da¤mvn allg. LfgrE s.v.; NILSSON (1940) 1967, 216–221; CHANTRAINE 1954, 50–54. 80–82; TSAGARAKIS 1977, 98–116; ERBSE a.O. 259–268; DE J ONG a.O.; zur vorl. Stelle LfgrE a.O.; WILAMOWITZ 1931, 363 Anm. 2; ERBSE a.O. 96. 262.

421–447 Helena zeigt Paris in einer Rede ihre ganze Verachtung und Enttäuschung. Dieser reagiert unbekümmert und äußert sein Verlangen nach ihr, worauf Helena nachgibt. 421 ≈ 6.242; vgl. 18.406, Od. 16.335, 22.231, h.Cer. 171. — Alexanders wunderschönes Haus: zu Paris’ Haus 6.313–317n. 422 VE ≈ 23.53. — émf¤poloi: zur Etymologie und zur Bedeutung des Wortes allg. sowie zur Funktion der so bezeichneten Dienerinnen in diesem Gesang 143n. Sie hatten Helena auf den Turm und wieder zurück nach Hause begleitet und werden nun vom Erzähler gleichsam entlassen (143, 419n.; AH; KURZ 1966, 126; BERGOLD 1977, 125; KIRK [2. Aufl.]; vgl. den Szenenwechsel in 1.318 und 1.487 [mit nn.]); daß sie in einem anderen Raum zurückbleiben, erfordert die Diskretion.

423–427 Diese Verse haben seit der Antike Anstoß erregt (schol. A; ROEMER 1912, 406f.; VON DER M ÜHLL 1952, 74): Eine dienende Tätigkeit (424f.) passe nicht zu der in 396ff. (wie man die Stelle verstand) rückverwandelten Göttin. Daher wäre eine nochmalige Verwandlung in die alte Dienerin anzunehmen, doch mehrmalige Metamorphosen widersprächen allen sonstigen hom. Götterdarstellungen. Die Szene erhält jedoch ihre Bedeutung gerade durch die schillernde Erscheinungsweise der Göttin. Für die Umgebung außer Helena ist Aphrodite die alte Dienerin

421 a·: demonstr.-anaphor. Pronomen (R 17); ebenso ¥/tª in 423/424. — ÉAlejãndroio: zur Flexion R 11.2. — dÒmon: präpositionsloser Akk. der Richtung (R 19.2). — perikãlle' ·konto: zum Hiat R 5.1. — ·konto: zur augmentlosen Form R 16.1. 422 §p‹ (W)°rga: zur Prosodie R 5.4.

148

Ilias 3

geblieben (vgl. 396–418n.), die jemanden mit einem Sitz versorgt, wie die Mägde in Od. 4.123, 19.55–58, 19.97–101, h.Cer. 195f. (zu solchen Aufgaben allg. W ICKERT -M ICKNAT 1982, 67). Für Helena, die die Maske der alten Frau sofort durchschaut hatte, versinnbildlicht die kupplerische Dienstleistung, daß Aphrodite sie nun endgültig bezwungen und sie genau zu dem genötigt hat, wozu sie ihrerseits die Göttin (425 explizit als solche genannt) provozierend aufgefordert hatte: bei Paris zu sitzen (406). Aphrodite hat damit wie schon vorher, als sie Paris sich setzen ließ (382), sinnfällig ihre Macht ausgeübt (woran philommeid*es, ‘gernlächelnd’, mit seinen erotischen Konnotationen wohl erinnert). Lit.: zur Überlieferung: NICKAU 1977, 187–192; WEST 2001, 26; zur Funktion der Szene: BERGOLD 1977, 126; KIRK zu 424; EDWARDS 1987, 196. 423 ÍcÒrofon: ‘mit hohem Dach, hochgedeckt’ (zu ˆrofow ‘Dach’: R ISCH 198, 205, vgl. 1.39n. u. das häufigere Synonym ÍcerefÆw 19.333 u.ö.); generisches EpithetonP; von yãlamow noch 2x Il., 2x Od.; von o‰kow in einem Formelvers 3x Od. Das Epitheton evoziert wohl luftige, große Räume, die sich nur Begüterte leisten können (Besitzer: hier z.B. Paris, 24.192 Priamos, 24.317 ein reicher Mann; vgl. das hohe Satteldach des Heroons von Lefkandi [REBER 2008, 51]); es paßt hier zu dÒmon perikall°(a) in 421 (vgl. 382n.; LfgrE). — yãlamon: 142n. — d›a gunaik«n: 171n. 424 1. VH ≈ 10.504; 2. VH = 4.10, 5.375, 14.211, Od. 8.362, Hes. Th. 989, ‘Hes.’ fr. 176.1 M.-W., h.Ven. 17, 49, 56, 65, Cypr. fr. 6.1 West; ≈ Il. 20.40, h.Ven. 155. — d¤fron: 262n. — filommeidÆw: Epitheton der Aphrodite (VE-Formel, s. Iterata), vielleicht ursprünglich der Göttin der Morgenröte (WEST 2007, 221; vgl. 374n.); außerdem Hes. Th. 256 von einer Nereide. filommeidÆw (< *filosmeidÆw, zu meidiãv, engl. smile: RISCH 193; G 16) bed. ‘welcher Lächeln eigen/lieb ist’; meistens, z.B. auch 14.211 und Od. 8.362, in erotischem Zusammenhang verwendet. Verführerisches, erotisches Lächeln erwähnen später auch Hes. Th. 203–206, hom.h. 10.3 (LANDFESTER 1966, 118; A RNOULD 1990, 90f.). Hier paßt das Epitheton zum Ziel der Göttin, das Paar zusammenzuführen (BOEDEKER 1974, 32–35; KIRK; FRIEDRICH 2007, 111f.).

425 vor Alexander: Es wird also nicht mehr wie in 391 vorausgesetzt, daß Paris auf dem Bett liegt oder sitzt; er besteigt es erst nachher wieder (447): AH. Das Gegenüber-Sitzen zwingt zu Augenkontakt, der Helenas inneren Widerstand gegen Paris ganz brechen soll (schol. A, b). Ein Anklang an die Situation einer noch scheuen Braut ist deutlich (vgl. zum Hochzeitsritual 383–420n., 419n.), hier aber ins Sarkastische gewendet. 426 1. VH ≈ 6.360; 2. VH = 5.733, 8.384, Od. 13.252, 13.371, 24.529, 24.547, ‘Hes.’ Sc. 443; ≈ 2x Il., 5x Od., 6x Hes. — Dort setzte Helena sich hin: Der Text sagt nicht, ob und wann sich die Göttin entfernt; deutlich ist nur in 447, daß sie ihr

423 k¤e: 3. Sg. des Präteritums eines defektiven Verbums mit der Bed. ‘gehen’. 425 ént¤(a): Adv., mit Gen.: ‘gegenüber’. 426 koÊrh: zur Form R 2, R 4.2.

Kommentar

149

Ziel erreicht hat (KURZ 1966, 106 Anm. 30; vgl. 1.221–222n. zu göttlichen Abgängen allg.). koÊrh DiÚw afigiÒxoio: flektierbare VE-Formel (2.598n.), sonst von Athene, im Pl. von den Musen und den Nymphen. Metr. Variante zu DiÚw yugãthr und DiÚw §kgegau›a (199n.); hier weist die Wendung wohl auf Helenas hohen Rang, der ihr die zynische Beschimpfung eines Königssohnes erlaubt (428–436n.). Zur unsicheren Bedeutung und Etymologie von afig¤oxow 1.202n.

427 Die Augen abgewandt zur Seite: Es ist wohl gemeint, daß Helena Paris’ Anblick einerseits aus Abneigung und Verachtung meidet (was ihre höhnischen Worte in 428ff. vorbereitet; Eust. 432.5ff.; LfgrE s.v. pãlin 942.64; HOOKER), andererseits instinktiv, um nicht wieder seinem Charme zu verfallen (Eust. ebd.; allerdings ist Helenas Mittel erfolglos, s. 428–436n.). — ihren Mann: 140n. pãlin kl¤nasa: ‘abwendend’. pãlin hat hier die Bed. ‘abseits, weg’; Helenas Blick weicht aus, und sie schaut Paris nicht in die Augen; ähnl. Od. 16.179 •t°rvse bãl' ˆmmata, h.Ven. 182 ˆsse paraklidÚn ¶trapen; vgl. auch Il. 13.3 und 21.415 pãlin tr°pen ˆsse (LfgrE s.v. pãlin 942.42ff. u. s.v. êc 18ff.; BERGOLD 1977, 127 Anm. 1; JANKO zu 13.1–9). — ±n¤pape mÊyƒ: Rede-EinleitungsformelP am VE, ebenso Od. 20.17, 20.303, mit Attribut erweitert Il. 2.245, 5.650, 17.141, hom.h. 7.25. ±n¤pape ist Wurzelaorist zu §n¤ssv (2.245n.); §n¤ptv (438, 24.768) ist sekundär vom Aor. abgeleitet (RISCH 282). Grundbed. ‘tadeln, beschimpfen’, auch intensiv i.S.v. ‘grimmig, kränkend schelten’ wie hier und u.a. Od. 16.417 (Penelope zu Antinoos): LfgrE s.v. §n¤ssv.

428–436 Helenas Rede ist eine sarkastische Scheltrede (KIRK zu 430–6). Der kalte Empfang ohne Anrede steht im Gegensatz zu der üblichen freundlichen Begrüßung heimkehrender Krieger (6.479–481, 24.703–706, vgl. 7.306–312; SCHNEIDER 1996, 128; BOUVIER 2002, 22). Das in Helenas Reden häufige TodeswunschMotiv (173a n.) ist diesmal nicht auf sie selbst, sondern auf Paris bezogen (428b– 429). Dies und die dreimalige namentliche Nennung des Menelaos (430, 432 und 434), dessen Kampfkraft Helena durch lobende Epitheta hervorhebt (429 krater*oi ‘dem starken’, 430 u. 432 ar *eÄï philos ‘aresgeliebt’), sowie der Hinweis auf ihre frühere Ehe (429) wirken demütigend und offenbaren Helenas Verachtung und Enttäuschung (schol. T; AH zu 429; K IRK zu 428–9; LATACZ [1987] 1994, 122; 2007, 97; BOUVIER a.O.; vgl. 6.344–358 mit n.); die Vehemenz ihrer Kritik macht auch deutlich, wie verzweifelt Helena spürt, in welchem Maße sie trotzdem Paris verfallen ist (WILLCOCK zu 427ff.). Die anschließende Herausforderung zum Kampf (430–433a) ist ein Element von Kampfparänesen, wozu auch der Hinweis auf frühere Prahlereien paßt (vgl. 8.228ff., 21.475ff. u.ö.; dazu STOEVESANDT 2004, 304; zum Motiv ‘Schein gegen Sein’ 16n., 44–45n., 212–224n.); zugleich ist sie ähnlich wie 9.590ff. (Meleager-Mythos) die Umkehrung des Motivs ‘eine

427 ˆsse: Akk. Dual, ‘Augen’. — pãlin kl¤nasa: ‘ab(seits) wendend’ (↑). — ±n¤pape: ‘fuhr an’ (zur Form ↑).

150

Ilias 3

Frau versucht ihren Mann vom Kampf zurückzuhalten’ (6.431f. Andromache; vgl. 22.84ff. Hekabe; LOHMANN 1988, 58; ALDEN 2000, 311 Anm. 3; zum Gegensatz zu Andromache auch 125n.). Helena vertritt wie Hektor die adlige Wertewelt (dazu 44–45n.; COLLINS 1988, 32; L OHMANN a.O.). Ihre Rede enthält die gleichen Elemente wie Hektors Appell in 39ff., d.h. das Todeswunschmotiv (428b–429, 40), die Erinnerung an Helenas ersten Mann (429b, 53), Paris, wie er früher auftrat (430f., 46–51) und wie er jetzt wirkt (428a, 42–45), und die Aufforderung zum Kampf (432f., 52): BERGOLD 1977, 129 mit Anm. 1; STEINRÜCK 1992, 96. Allerdings richtet Hektor eine ernstgemeinte Kampfparänese an Paris und erreicht sein Ziel (67ff.), während Helenas Appell ironisch ist (AH zu 432; ROISMAN 2006, 21) und sogleich widerrufen wird (433b ff.). Wie dieser Widerruf zu beurteilen ist, ist umstritten. Einige Interpreten meinen, Helenas Rücknahme des Appells solle ernsthaft wirken (so u.a. AH zu 433 mit dem Hinweis auf den Übergang von der Ironie zum Ernst in Od. 17.403; LENDLE 1968, 69f.; FARRON 1979, 20f.; ERBSE 1986, 95. 98; S TEINRÜCK a.O. 96f. mit Anm. 97f.). Helenas Worte zeigten ihre wachsende Konfusion gegenüber Paris’ Charme (den er später in 441–447 spielen läßt) und ihre Angst um sein Leben (psychologisch vorbereitet im Abwenden des Blickes, 427n.). Der Erzähler hätte dann mit 433ff. die schon vorher (412n., 427n.) vorbereitete Kapitulation (447b) motiviert. Vielleicht wäre auch Aphrodite weiterhin im Raum präsent zu denken, wie sie im Hintergrund wirkt (schol. bT zu 433; vgl. 426n.). Doch es sprechen viele Gründe dafür, daß der Appell wie der Anfang der Rede sarkastisch aufzufassen ist (VAN L EEUWEN zu 432–6, K IRK zu 430–6, J ONES zu 427; BERGOLD 1977, 128f.; K OSTER 1980, 49f.; WISSMANN 1997, 67f.; POSTLETHWAITE 2000, 75; ROISMAN 2006, 21f.; u.a.): Der plötzliche Übergang von schneidendem Sarkasmus zu liebender Sorge um das Wohl des Paris wäre wenig natürlich; der Erzähler (427) und Paris (438) charakterisieren die ganze Rede als Scheltrede; die Wendung allá … eg*o ge … kélomai ‘aber ich rate dir’ (vom Kampf ab), 433f., wird sonst in Herausforderungsreden an Gegner gebraucht (17.30–32 ≈ 20.196–198; vgl. STOEVESANDT 2004, 308), und m *e tách(a) ‘daß … nicht schnell’ mit Konj., 436, ist ebenfalls auch sonst in ironischem Kontext belegt (Od. 18.334; vgl. auch 1.28n.). Die Rede als ganze dient dazu, Helenas abgrundtiefe Desillusionierung zu offenbaren – die sich unter dem Eindruck von Aphrodites neuer Intervention noch verstärkt hat – und zu zeigen, wie sie sich durch die Distanzierung von Paris (wie vorher mit ihrem Angriff auf Aphrodite) wenigstens ein Stück ihrer Selbstachtung zu bewahren sucht (ROISMAN 2006, 20–23). Deshalb ist auch Aristarchs Athetese von 432ff. nicht nötig (LEAF zu 427; LENDLE 1968, 69; KIRK a.O.).

Kommentar

151

428 ≥luyew: sonst am Rede-Anfang Ausdruck der Freude über js. Erscheinen (24.104n.); hier zugleich eine spöttische Frage und Feststellung: ‘du bist gekommen!?’ (Aor. mit Perf.Funktion: LfgrE s.v. §lye›n 536.77; eine ähnliche Frage 2.23 [s.d.]). — pol°mou: lokal, ‘Schlachtfeld’, wie 6.480 u.ö. (LfgrE s.v. 1341.2f.). — …w  felew: 173a n. 429 éndr¤: zum Dat. 183n. 430 Σ m¢n dÆ: stark emphatisch (2.798n.). — hÎxe(o): eÎxesyai hier i.S.v. ‘von sich sagen, angeben’ (wie 1.91 [s.d.]; REYNEN 1983, 110). Wie Paris’ Herausforderung beim ersten Zusammentreffen der Heere zeigt (16–20), fühlte er sich Menelaos gewachsen (REYNEN a.O.). Im Zusammenhang von Helenas höhnischen Worten ist aber die negative Schattierung ‘prahlen’ wahrscheinlich (allg. zu dieser Bed. 1.91n., 2.160n.; z.St. CORLU 1966, 45f., der auch auf das Impf. hinweist: Paris prahlte wiederholt; LfgrE s.v. 823.11f.). — érhÛf¤lou: 21n.

431 mit deiner Kraft, den Armen und der Lanze: Die drei Begriffe umfassen einen Oberbegriff, etwa ‘Durchsetzungskraft’, und heben ihn hervor (vgl. 6.48 [s.d.]). b¤˙ ka‹ xers¤: auch sonst verbunden (wie hier mit f°rterow Od. 21.373, ferner Il. 15.139 mit éme¤nvn, Od. 12.246 mit f°rtatoi): LfgrE s.v. xe¤r (in Vorbereitung). — f°rterow: ‘überlegen’ (1.186n.). 432 é l l ' ‡ y i nËn prokãlessai: Verb-Doppelung wie bãsk' ‡yi (2.8n.). Es ist unklar, wieweit ‡yi partikelhaft erstarrt ist (vgl. 1.32n.). Ebenso éll' ‡yi nËn am VA mit Imp. 10.53, 10.175f., 11.611, ohne nËn 19.347f.; vgl. Od. 22.157 (SOMMER 1977, 208). Zur Bed. von prokãlessai 19n. 433 ≈ 20.257. 434 paÊesyai: Das Präsens, Aristarchs Lesart, ‘für immer sein zu lassen’, entspricht der Erläuterung mhd¢ … polem¤zein ±d¢ mãxesyai 434f. (LA R OCHE 1869, 100). — jany“: 284n. 435 ≈ 2.121; 2. VH = 2.452, 3.67, 7.3, 11.12, 13.74, 14.152; ≈ 21.572. — ént¤bion: Adj. zur figura etymologica pÒlemon polem¤zein (LfgrE s.v. ént¤biow). Zur Bed. ‘Mann gegen Mann, in offener Konfrontation’ 1.278n.; es nimmt §nant¤on auf (433): LEUMANN 1950, 338. — polem¤zein ±d¢ mãxesyai: 67n.

436 2. VH ≈ 11.821. — daß du nicht bald … daliegst: gespielte Sorge und gleichzeitig eine Erinnerung daran, was Paris um ein Haar widerfahren wäre (360). 428 ≥luyew: = Σlyew. — pol°mou: …w: zum Hiat R 5.6; ebenso 429 krater“, ˜w. 429 Σen: = Σn (R 16.6). 430 hÎxe': = hÎxeo (att. hÎxou). 431 b¤˙: zum -˙ nach -i- R 2. — ka‹ ¶gxeÛ: zur sog. Hiatkürzung R 5.5. 432 prokãlessai: zum -ss- R 9.1. 434 mhd°: konnektives oÈd°/mhd° steht bei Homer auch nach affirmativen Sätzen (R 24.8). 435 ±d°: ‘und’ (R 24.4). 436 Íp' aÈtoË dour‹ damÆ˙w: dour¤ (zur Flexion R 12.5) abh. von Íp(Ò) (↑), aÈtoË abh. v. dour¤. — damÆ˙w: 2. Sg. Konj. Aor. Pass. zu dãmnhmi (↑); zur unkontrahierten Form R 6.

152

Ilias 3

éfrad°vw: betont im EnjambementP den Gegensatz zwischen dem Leichtsinn und dem großartigen Vorhaben (435 in einem ganzen Vers ausgeführt: BERGOLD 1977, 128 Anm. 4); ähnl. 2.121f. (s.d.). — Íp' aÈtoË dour‹ damÆ˙w: ÍpÒ mit Lokativ ‘unter der Wirkung, unter dem Einfluß von’, häufig bei dãmnhmi, hier mit dour¤ in einer flektierbaren VEFormel (noch 9x Il., davon 1x ohne ÍpÒ), 352 (s.d.) u.ö. mit xers¤: SCHW. 2.526. damÆ˙w: langvokalischer Konj. (wie 19.27 sapÆ˙, 22.73 fanÆ˙): SCHW. 1.792. Aristarchs Lesart, der Konj., paßt nach paÊesyai k°lomai syntaktisch besser als der in den meisten Hss. überlieferte Opt. dame¤hw (RUIJGH 120).

437 ≈ 23.794, Od. 4.234, 4.484, 19.252, 24.350, h.Merc. 201; 2. VH = 8x Od.; ≈ 1x Il., 25x Od. – Variante zu 58, einer häufiger verwendeten Formel (zu solchen Alternativen allg. 1.121n.; vgl. 3.171n.); sie ist wie in 23.794 und h.Merc. 201 eine Kombination aus teilweise veränderten Bestandteilen der Formel ka‹ tÒte dÆ min ¶pessin émeibÒmenow pros°eipen und einem eingeschobenen Eigennamen bzw. Appellativum (EDWARDS 1970, 21).

438–446 Ähnlich wie in seiner Entgegnung auf Hektor (59–75, s.d.), aber in einem leichteren Ton (AH zu 440), geht Paris zuerst auf die Kritik ein, weist sie dann zurück, indem er die Götter für das Geschehene verantwortlich macht (437–440), und geht dann zu etwas Neuem über (441–446): KIRK. Er hat Helenas demütigende Vorwürfe durchaus als solche verstanden (428–436n.), wenn er sie als chalepá ‘hart’ bezeichnet. Er nimmt sie aber nicht sonderlich ernst, sondern sucht seine Niederlage (439), die Helena ihm 429 vorgeworfen hatte, mit einer Ausrede zu begründen. Entgegen seiner Aussage hat jedoch Athene gar nichts für Menelaos getan, während er selbst – was er geflissentlich verschweigt – in äußerster Bedrängnis von Aphrodite gerettet worden ist (an beides wird wenig später explizit erinnert: 4.7ff.: B ALTES [1987] 2005, 282). Somit ist hier der Hinweis auf die Übermacht der Götter im Kampf, sonst durchaus ein Rechtfertigungsgrund (5.601–606, 8.139–144, 17.175–178 u.ö.: S TOEVESANDT 2004, 281), nicht angebracht. Er ist nur ein Versuch, Menelaos’ Verdienst herabzusetzen und die Bedeutung der Niederlage herunterzuspielen (AH zu 439; 6.339b n.). Paris stellt großspurig einen späteren Erfolg in Aussicht (440; schol. bT zu 439–440) und zieht keine Konsequenzen aus dem Sieg des Gegners, was er doch 71ff. angeboten hatte, denn er weiß sich von Aphrodite als der wahren Siegerin des Zweikampfes getragen (er ist sich ihrer Gaben bewußt [64]; BERGOLD 1977, 129f.). Während Helena gegen sie ankämpfte (399–412), scheint Paris widerstandslos und unbekümmert (SCHEIN 1984, 421f.; K IRK zu 439–40). Entsprechend wischt er anschließend jede weitere Kritik beiseite, indem er Helena mit Erinnerungen an die Vergangenheit zu verführen sucht (442–446; der Erzähler reaktualisiert so die erste geschlechtliche Begegnung des Paares; zur externen AnalepseP vgl. 373–382n.; H EBEL 1970, 48; BERGOLD a.O. 132; TAPLIN 1992, 103; zur zurückhaltenden Darstellung der Sexualität 24.130–131a n.); bezeichnenderweise spricht Paris dabei aber nur von sich

437 mÊyoisin: zur Flexion R 11.2. — pros°(W)eipen: = prose›pen.

Kommentar

153

selbst (HEBEL a.O.). Wie später in 14.315–328 der ebenfalls unter der Einwirkung von Aphrodites Mitteln stehende Zeus stellt Paris sein Verlangen in einer kurzen Priamel als übermächtig dar (442–446; zum Vergleich zwischen den beiden Szenen B ERGOLD a.O. 132; KLOSS 1994, 170–175; zur Priamel R ACE 1982, 36f. Anm. 11). Während aber bei Zeus die Umworbene, Hera, diesen Zauber absichtlich herbeigeführt hat, ist die Attraktivität der eingeschüchterten Helena allein Aphrodites Werk (RUTHERFORD 1996, 85). 438 Ùne¤desi: 242n. — ¶nipte: 427n. 439–440 nËn m¢n … | ke›non d(°): zur Verschiebung des Gegensatzbegriffs (ke›non d(°) statt aÔtiw d°) und zum häufigen Anschluß von d° an Demonstrativpronomina K.-G. 2.268. 440 aÔtiw: ‘ein andermal’, wie 1.140; im Kontrast zu §jaËtiw ‘wieder’ in 433 (LfgrE s.v. §jaËtiw). — ≤m›n: Paris schließt zugleich alle Troer mit ein (soziativer Plural wie 7.196, 22.393: SCHW. 2.243; vgl. 24.556n.). 441 ≈ 14.314; 2. VH = Od. 8.292, vgl. Il. 24.636. — filÒthti: filÒthw “bezeichnet an sich die gegenseitige Zugehörigkeit auf vertraglicher Basis” (73, 94, 256, 323), “auch […] aufgrund der Eheschließung”: WICKERT-MICKNAT 1982, 101. In formelhafter Verbindung mit eÈnãzv/-ãv, eÈnÆ, me¤gnumi u.a. bed. es ‘Liebe’ i.S.v. Geschlechtsverkehr; ebenso 445. Hier Lokativ zu eÈnhy°nte, als Variante zu §n filÒthti (mit eÈnhy°nte/eÈnhy∞nai 14.314, 14.331, 14.360): LATACZ 1966, 185. — trape¤omen: Aor. Pass. (mit medialer Bed.) zu t°rpv wie tãrphmen 11.780, tarpÆmenai 24.3 u.ö. (zum Schwanken ar/ra allg. G 15; zu t°rpv CHANTR. 1.399f.). -ei- in Analogie zur 1. Sg. gebildet (dort Ersatz für -h-; vgl. meye¤v in 414 [s.d.]): WERNER 1948, 23. 28f. Die Formen von t°rpomai mit Stammvokal a bezeichnen die genußvolle Befriedigung eines Bedürfnisses (LATACZ 1966, 176–191, bes. 186f.), hier (wie öfter) des Liebesbegehrens: LfgrE s.v. t°rpv 407.36ff. 442 1. VH = 14.315; 2. VH ≈ 14.294. — œd° g(e): ‘so sehr wenigstens’, von Àw in 446 wiederaufgenommen (AH). — ¶rvw fr°naw émfekãlucen: ebenso 14.294, ähnl. h.Ven. 57. Zu émf¤ in solchen Wendungen s. 1.103n., LfgrE s.v. émf¤ 665.52ff. (die Emotion legt sich ‘rings’ oder ‘auf beiden Seiten’ um die fr°new). Zum Bild – ¶rvw umhüllt die fr°new wie eine Wolke, Dunkelheit oder Schlaf – vgl. dt. ‘die Sinne trüben’ (LfgrE s.v. kalÊptv 1316.2ff., 1317.37ff.; K LOSS 1994, 34–37) und Sappho fr. 47 Voigt; ein anderes Bild von Eros’ Macht 6.160 (s.d.). — ¶rvw: ¶row steht für ein Verlangen i.S. eines stets latent vorhandenen Triebes im Menschen, der von Zeit zu Zeit in körperliche Aktion umgesetzt wird (1.469n.; KLOSS 1994, 31). Zur Bezeichnung des sexuellen Dranges ist auch die Variante

438 me … yumÚn ¶nipte: Akk. des Ganzen und des Teils (R 19.1). 439 §n¤khsen: erg. me. 440 ke›non: = §ke›non. — §g≈: erg. nikÆsv. — pãra … efisi: sog. Tmesis (R 20.2); ‘sind bei mir, stehen bei’. 441 êge: urspr. Imp. zu êgv; zu einer Partikel erstarrt, die Aufforderungen Nachdruck verleiht: ‘auf, los’. — trape¤omen: 1. Pl. Konj. Aor. Pass. zu t°rpv (R 16.3; ↑). — eÈnhy°nte: Nom. Dual mask. des Ptz. Aor. Pass. (mit medialer Bed.) von eÈnãv. 442 m(e) … fr°naw émfekãlucen: Akk. des Ganzen und des Teils (R 19.1).

154

Ilias 3

¶rvw überliefert (K LOSS a.O. 24f. 34–39; Formen von ¶rvw im fgrE sonst nur noch ‘Hes.’ fr. 298 M.-W., h.Merc. 449 eindeutig belegt; vgl. app. crit. zu 442; in der gleichen speziellen Bed. ¶row in Il. 14.294, 14.315, h.Ven. 91, 144, ¶rƒ in Od. 18.212). 443 2. VH = 239. — ˜te … pr«ton: ‘als … allererst’; pr«ton betont die Irreversibilität (1.6n.). — §ratein∞w: 239n.

444 2. VH = 46. — entrissen hatte: Paris betont großartig nur seine eigene Rolle in der Vergangenheit und stellt als Entgegnung auf Helenas Vorwürfe, er sei unheroisch, die Entführung als Heldentat dar (SCHMID 1982, 24; VAN W EES 1992, 172). Helena sieht sich allerdings nicht nur als Opfer (173b–174n.; zum facettenreichen Bild ihrer Verantwortung 2.356n.) und beurteilt die Vergangenheit anders (NICOLAI 1973, 153; LYNN-GEORGE 1988, 34). pontopÒroisi: 46n. 445 2. VH ≈ 6.25, Od. 5.126, 23.219, ‘Hes.’ fr. 17(a).5 M.-W., hom.h. 32.14. — kranaª: Ob es als Eigenname (LEAF; KULLMANN 1960, 251f.) oder wie in 201 (s.d.) als Epitheton mit der Bed. ‘felsig’ (AH; VAN DER VALK 1964, 234; KIRK zu 443–5; WEST im Text, vgl. app. crit.) aufzufassen sei, war schon in der Antike umstritten (schol. A). Im ersten Fall läge wohl eine ad hoc-Erfindung des Iliasdichters vor (LfgrE s.v. KranaÆ; KULLMANN a.O.): Die Begebenheit wird in den ‘Kyprien’ nicht erwähnt, und KranaÆ ist ein Allerweltsname für eine Insel (entsprechend unsicher zeigen sich die antiken Gelehrten in der Frage ihrer Lokalisierung: Eust. 433.20ff.). Mehr spricht aber für die Auffassung als Epitheton: kranaª betont dann vor dem aktuellen Hintergrund (dem bequemen Bett im Schlafzimmer: 391, 448) die Heftigkeit von Paris’ damaliger Begierde selbst in einer unwirtlichen Umgebung: AH; LfgrE. — §m¤ghn filÒthti ka‹ eÈnª: flektierbare VE-Formel (s. Iterata); eÈnÆ i.S.v. ‘Beilager’ mit filÒthw auch 14.207, 14.306, 15.32, Od. 10.335, 15.421, ‘Hes.’ Sc. 36 (LfgrE s.v. eÈnÆ 787.49ff.). 446 = 14.328; 2. VH ≈ Od. 22.500, h.Merc. 422; von der Zäsur C 2 an = Il. 11.89. — glukÁw ·merow aflre›: Während ¶rvw einen latenten Drang im Menschen bezeichnet (442n.), wird ·merow für einen äußeren Impuls verwendet, der das menschliche Denken auf einen bestimmten Punkt fixiert (139n.; KLOSS 1994, 61). Seelische Zustände werden oft so dargestellt, als ob sie eine Person ergriffen, s. 1.387n., 2.2n.; zu akkadischen Parallelen WEST 1997, 234.

447 “Die Szene gipfelt in einer weiteren Machtdemonstration von Paris’ Schutzgottheit” (STOEVESANDT 2004, 182). So geht Helena entgegen den Abmachungen (138) nicht an den Sieger im Kampf, sondern an denjenigen, der sich auf Aphrodites Gebiet durchgesetzt hat (BERGOLD 1977, 132; TAPLIN 1992, 201). Trotz ihrer tiefen Verachtung folgt sie Paris, wie sie vorher Aphrodite gefolgt war (Anklang von árche in 447 an *e rche in 420 [beides ‘ging voran’]: STEINRÜCK 1992, 97). 444 ¶pleon: zur unkontrahierten Form R 6. — n°essin: Dat. Pl. von nhËw (R 12.1). 446 …w: bezieht sich auf œde 442. — seo: = sou (R 14.1). 447 Σ =a: 355n. — l°xosde: ‘zum Lager’ (R 15.3). — ki≈n: Ptz. des defektiven Verbums k¤e ‘ging’.

Kommentar

155

Hier sagt der Erzähler aber nichts über Helenas persönliche Gefühle und läßt auch den Zeitpunkt eines möglichen Stimmungswandels offen (428–436n.). Σ =a, ka¤: 310n. — êkoitiw: 138n.

448–461 Menelaos sucht auf dem Schlachtfeld erfolglos nach Paris. Agamemnon verkündet darauf Menelaos’ Sieg im Zweikampf und fordert von den Troern gemäß dem Vertrag Helenas Rückkehr zu Menelaos, die Rückgabe der Güter und die Buße. 448–449 Nachdem der Erzähler das Ergebnis von Paris’ und Helenas Zusammenführung resümiert hat (448; B ERGOLD 1977, 133), weicht er in 449 vom Prinzip der kontinuierlichen ZeitP ab und schließt mit der Schilderung von Menelaos’ Suche an die Situation auf dem Schlachtfeld nach Paris’ Entrückung (380b–382) an (ephóita, eilte umher, im durativen Impf.; s. FAESI zu 449; NÜNLIST 1998, 8; vgl. auch 1.536–538n.). Die beiden Szenen – Paris und Helena ruhen auf dem Lager, Menelaos geht wie ein Raubtier auf dem Schlachtfeld umher – werden mit großem komischen Effekt kontrastiert (schol. T; KU R Z 1966, 16; K IRK zu 449–50; RICHARDSON 1990, 116f.). Zugleich wird damit wohl nicht nur die erste Vereinigung des Paares nach Helenas Entführung, sondern auch Menelaos’ vergebliche Verfolgung der Verschwundenen gespiegelt (NICOLAI 1973, 153; vgl. 373–382n.). 448 trhto›si: ‘durchbohrt’, weil die Betten “an den Rahmenleisten Bohrlöcher hatten, durch die das Flechtmaterial hindurchgezogen wurde” (LASER 1968, 31; auf dem Bett einer att. Amphora des 5. Jh.s sind die Löcher am Bettrahmen sichtbar: LASER a.O. 29 Anm. 131); in Verbindung mit l°xow noch 24.720, Od. 3.399, 7.345 (VA-Formel) und Od. 1.440, 10.12 (VE-Formel): LfgrE. — kathÊnasyen: Med., ‘schliefen ein’; dieselbe zurückhaltende Darstellung der Sexualität 14.350–353, Od. 8.296 (LfgrE s.v. eÈnãzv); vgl. allg. dazu 438–446n.

449 ≈ 5.528. — einem Raubtier ähnelnd: Kontrast zum Gleichnis am Anfang des Gesanges (21–29): Nun empfindet Menelaos nicht mehr Freude, sondern Gereiztheit bei seinem raubtierartigen, gierigen Herumspähen (23n.; KULLMANN 1956, 129; BARCK 1971, 21). In ihr kommt seine menschliche Ohnmacht angesichts des göttlichen Eingriffes zum Ausdruck (den er freilich nicht als solchen durchschaut); ähnlich – aber im Bewußtsein, von einem Gott um einen Kampf-Erfolg geprellt worden zu sein – reagieren Diomedes in 11.361ff. und Achilleus in 20.344ff., 20.445ff., 22.14ff. (KULLMANN a.O. 129–131). §fo¤ta: zur Bed. ‘(suchend) hin- und hergehen’ 24.533n. — yhr‹ §oik≈w: ebenso am VE 11.546. yÆr bezeichnet ein Raubtier, einen Löwen oder Panther, wie 10.184, 11.546, 15.586 (LfgrE).

448 t≈: Nom. Dual des demonstr.-anaphor. Pronomens (R 14.3, R 17). — kathÊnasyen: 3. Pl. Aor. Pass. (mit medialer Bed.) zu kateunãzv (R 16.2). — lex°essin: zur Flexion R 11.3. 449 yhr‹ (W)e(W)oik≈w: zur Prosodie R 5.4.

156

Ilias 3

450 2. VH = 27 (s.d.). — e‡ pou §sayrÆseien: ‘in der Hoffnung, daß er irgendwo erspähe’ (ähnl. 1.420 a‡ ke p¤yhtai [s.d.]; weitere solche Kondizionalsätze mit finalem Sinn bei W AKKER 1994, 365ff.). — yeoeid°Œa: 27n.

451–454 Die parisfeindliche Stimmung (57n., 318–324a n.) ist nun noch gewachsen, nachdem das Verschwinden des Königssohnes die Einhaltung des Friedensvertrages in Frage gestellt hat (POSTLETHWAITE 2000, 76). In 453 wird angedeutet, wie sich die Ereignisse hätten entwickeln können, wenn die Troer Paris gefunden hätten; zu solchen Hinweisen auf Alternativen zum dargestellten Handlungsverlauf (sonst meist in der Form von ‘Wenn nicht’-SituationenP) s. 2.155–156n.; RICHARDSON 1990, 188f. mit Anm. 53 S. 242. 451 1. VH ≈ 15.617; 2. VH = 17.14, ≈ 6.227 (s.d.), 11.220, 18.229. 452 ÉAl°jandron: nach 450 wiederholt, im Kontrast zu Menelム(AH). — érhÛf¤lƒ: 21n. 453 filÒthti: hier in der allg. Bed. ‘Zuneigung, Freundschaft’; im Dat. sonst fast immer ‘sexuelle Liebe, Liebesakt’, wie gerade vorher in der Verführungsrede des Paris (441n., 445). Vielleicht soll die vorl. Stelle daran erinnern: im Schlafzimmer ist Paris dem Zugriff der übrigen Troianer entzogen (KIRK; TAPLIN 1992, 103). — §keÊyanon, e‡ tiw ‡doito: Das fast ausnahmslos überlieferte, nur hier belegte §keÊyanon ist eine Erweiterung von keÊyv ‘verbergen’, analog zu lhyãnv (Od. 7.221, zu lÆyv): SCHW. 1.699; RISCH 272. Das gemischte kondizionale Gefüge ist in dieser Form ohne hom. Parallele; im Impf. §keÊyanon sind zwei Gedanken, der reale und der irreale Fall, enthalten (‘sie verbargen ihn nicht und, erg., würden es auch nicht tun’; ähnliche nachhom. Belege ohne Modalpartikel bei SCHW. 2.353); ‡doito ist potential; die umgekehrte Reihenfolge in 2.80f. (s.d., mit Lit. zu den gemischten kondizionalen Gefügen), 5.311f., 17.70f., Od. 1.236f. (AH; BOLLING 1914, 125–127; BERGOLD 1977, 133 Anm. 2; WILLCOCK).

454 verhaßt so wie die schwarze Todesgöttin: derselbe Vergleich als Ausdruck des äußersten Abscheus 1.228 (s.d.), 9.312, Od. 14.156, 17.500 (AH; FRÄNKEL 1921, 56). sfin: zur Form G 81. — épÆxyeto: Aor. zu épexyãnomai oder Impf. zu ép°xyomai, beide mit der Bed. ‘sich verhaßt machen, verhaßt sein’ (LfgrE s.v. §xyãnomai); der gleiche Kontrast der Wortstämme fil- (hier 453 filÒthti) und §xy- auch 4.51/53, 9.614 (LfgrE a.O.). — khr‹ mela¤n˙: VE-Formel wie 360 (2.859n.); kÆr erscheint hier mit der Bed.Schattierung ‘todbringendes Wesen’ (allg. dazu 2.301–302n.). 455 = 10.233, 19.76. — to›si d¢ ka‹ met°eipen: VA-Formel (8x Il., 8x Od.). — ênaj éndr«n ÉAgam°mnvn: flektierbare VE-Formel (Nom./Vok.; s. 1.172n.); zur Verbindung ênaj éndr«n 1.7n. 450 yeoeid°Œa: zur unkontrahierten Form R 6, zur Synizese R 7. 453 oÈ m°n (≈ mÆn): emphatisch (R 24.6). — tiw ‡doito: das anlautende Digamma von (W)¤doito ist hier prosodisch nicht wirksam (R 4.6). — ‡doito: zum Medium R 23. 454 sfin: = sfi = aÈto›w (R 14.1). 455 met°(W)eipen: = mete›pen.

Kommentar

157

456–459 Agamemnons Forderungen entsprechen im ganzen den Bestimmungen des Vertrages (284–287), die er allerdings in einer vielleicht als eigenmächtig zu interpretierenden Weise formuliert hatte (275–291n.); vgl. Zeus’ ähnlichen Vorschlag 4.13–19 (SCHNEIDER 1996, 56). 456 = 7.348, 7.368, 8.497. — Dardaner: Volksstamm aus Troias ‘Mutterstadt’ Dardanië (FM 8 Anm. 34; 2.819n.). k°klut° moi: 86n. 457 m ¢ n dÆ: ‘nunmehr’; betont in direkter Rede (oft am Rede-Anfang) den Vollzug oder Abschluß einer Handlung, so z.B. auch 24.599 uflÚw m¢n dÆ toi l°lutai, Od. 21.207 ¶ndon m¢n dØ ˜d' aÈtÚw §g≈ (sc. Odysseus), Sappho fr. 112 Voigt so‹ m¢n dØ gãmow … §ktet°lest(ai). Bisweilen folgt mit nËn d°, éll' êge o.ä. eine (die Handlung weiterführende) Aufforderung, hier 458f. Íme›w d' … ¶kdote (Stellen bei AH zu 24.599; ferner 17.708–712, 24.601). — fa¤net(a i): ‘ist sichtbar, klargeworden’. Menelaos’ Sieg steht für alle fest (403f. von Helena, 439 von Paris, 4.13 von Zeus anerkannt). Agamemnon übernimmt eigentlich die troische Bedingung, wenn er jetzt in Anknüpfung an Hektors Worte V. 92 vom Sieg des Menelaos spricht, während er selbst in 281/284 den Tod eines der beiden Gegner vorausgesetzt hatte (275–291n.). Niemand hatte mit einem solchen Ausgang des Zweikampfes gerechnet (schol. AbT; KIRK; 1977, 133f.). 458 ≈ 7.350; 2. VH = 22.114. — Íme›w d(°): “(vgl. 4.14 ≤me›w d°): der Sieg ist auf unsrer Seite; nun tut ihr von eurer Seite, was euch zukommt” (AH). — ÉArge¤hn: ‘(Frau) von Argos, Argeierin’, d.h. ‘Griechin’ (1.2n.); Epitheton der Helena, hier wohl prägnant zur Unterstreichung des griechischen Anspruchs (wie in 2.161, s.d.): BERGOLD 1977, 133. — ë m ' aÈtª: betont die enge Zusammengehörigkeit der Person mit den Gütern (LfgrE s.v. ëma 601.34ff.).

459 ≈ 286 (s.d.). 460 = 287 (s.d.). 461 ≈ Od. 12.294, 12.352. — Über die Reaktion der Troer läßt der Erzähler nichts verlauten. Daß sie aber nicht widersprechen, deutet darauf, daß auch sie Menelaos’ Sieg anerkennen (FAESI). So bleibt in der Schwebe, wie sich das Geschehen weiterentwickeln wird. In 4.79ff. sitzen sich die beiden Heere immer noch unschlüssig gegenüber. Die Troer reagieren erst in 7.345ff. explizit auf Agamemnons Forderungen (Antenor spricht für die parisfeindliche Partei und schlägt Helenas Rückgabe vor, vgl. 159f., 451–454n.): AH; BERGOLD 1977, 134; WORONOFF 1994, 399; REICHEL 1994, 240f. §p‹ … æneon: ‘stimmten zu, applaudierten’; zu §p¤ erg. toÊtƒ/toÊtoiw (LfgrE s.v. afin°v; KRAPP 1964, 101 Anm. 3).

459 épotin°men: imperativischer Inf.; zur Form 16.4. — ¶oiken: erg. épotin°men. 461 ¶fat(o): Impf. von fhm¤; zum Medium R 23.

BIBLIOGRAPHISCHE ABKÜRZUNGEN 1. Ohne Jahreszahl zitierte Literatur (Standard-Werke) AH

AH, Anh.

ArchHom

Autenrieth/Kaegi

ChronEG

Chantr. Companion DELG Denniston DNP Ebeling

Homers Ilias. Erklärt von K.F. Ameis und C. Hentze, Leipzig/Berlin 1 1868–1884 (Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); letzte veränd. Aufl.: Bd. 1.1 (Gesang 1–3) 71913, bearbeitet von P. Cauer; Bd. 1.2 (4–6) 61908; Bd. 1.3 (7–9) 51907; Bd. 1.4 (10–12) 5 1906; Bd. 2.1 (13–15) 41905; Bd. 2.2 (16–18) 41908; Bd. 2.3 (19–21) 4 1905; Bd. 2.4 (22–24) 41906 (Nachdruck Amsterdam 1965). Anhang zu Homers Ilias. Schulausgabe von K.F. Ameis, Leipzig 11868– 1886 (Erläuterungen zu Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); letzte veränd. Aufl.: 1. Heft (1–3) 31896; 2. Heft (4–6) 2 1882; 3. Heft (7–9) 21887; 4. Heft (10–12) 21888; 5. Heft (13–15) 21897; 6. Heft (16–18) 21900; 7. Heft (19–21) 11883; 8. Heft (22–24) 11886. Archaeologia Homerica. Die Denkmäler und das frühgriechische Epos. Im Auftrage des DAI hrsg. von F. Matz und H.-G. Buchholz, Göttingen 1967ff. Autenrieth, G. / Kaegi, A.: Wörterbuch zu den Homerischen Gedichten, Stuttgart/Leipzig 141999 (= Nachdruck von 131920, mit einem Geleitwort von J. Latacz und einer Einleitung von A. Willi; 1. Aufl. Leipzig 1873). Chronique d’étymologie grecque, hrsg. von A. Blanc, C. de Lamberterie und J.-L. Perpillou, erscheint jährlich in: RPh 70ff., 1996ff.; in diesem Bd. zitiert: ChronEG 2, RPh 71, 1997 [1998], 147–179 (und im Anhang der 2. Aufl. von DELG); ChronEG 4, RPh 73, 1999 [2000], 79–108; ChronEG 8, RPh 77, 2003 [2004], 111–140. Chantraine, P.: Grammaire homérique, Paris 61986–1988 (11942–1953) (2 Bde.). Morris, I. / Powell, B. (Hrsgg.): A New Companion to Homer, Leiden u.a. 1997. Chantraine, P.: Dictionnaire étymologique de la langue grecque. Histoire des mots, Paris 21999 (11968–1980). Denniston, J.D.: The Greek Particles, Oxford 21954 (11934). Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hrsg. von H. Cancik und H. Schneider, Stuttgart/Weimar 1996–2003. Ebeling, H.: Lexicon Homericum, Leipzig 1885 (Nachdruck Hildesheim 1987) (2 Bde.).

160 Edwards

Ilias 3

Edwards, M.W.: The Iliad. A Commentary, Vol. V: Books 17–20, Cambridge 1991 u.ö. Faesi Homers Iliade. Erklärt von J.U. Faesi. 5.–6. Aufl., besorgt von F.R. Franke, Berlin 1871–1887 (4 Bde.; 1. Aufl. Leipzig 1851–1852). Faulkner Faulkner, A.: The Homeric Hymn to Aphrodite. Introduction, Text, and Commentary (Oxford Classical Monographs), Oxford 2008. Fernández-Galiano Fernández-Galiano, M., in: A Commentary on Homer’s Odyssey, Vol. III: Books XVII–XXIV, Oxford 1992 u.ö. (ital. Erstausgabe 1986). Frisk Frisk, H.: Griechisches etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 1960–72 u.ö. (3 Bde.). Hainsworth Hainsworth, B., in: A Commentary on Homer’s Odyssey, Vol. I: Books I–VIII, Oxford 1988 u.ö. (ital. Erstausgabe 1982). Hooker Homer, Iliad III. Ed. with Introduction, Notes and Vocabulary by J.T. Hooker, Bristol 1979. HTN Latacz, J. (Hrsg.): Homer. Tradition und Neuerung (WdF, 463), Darmstadt 1979. Janko Janko, R.: The Iliad. A Commentary, Vol. IV: Books 13–16, Cambridge 1992 u.ö. Jones Jones, P.: Homer’s Iliad. A Commentary on three Translations, London 2003. de Jong Jong, I.J.F. de: A Narratological Commentary on the Odyssey, Cambridge 2001. v. Kamptz Kamptz, H. von: Homerische Personennamen. Sprachwissenschaftliche und historische Klassifikation, Göttingen/Zürich 1982 (urspr. Diss. Jena 1958). Kirk Kirk, G.S.: The Iliad. A Commentary, Vol. I: Books 1–4, Cambridge 1985 u.ö.; Vol. II: Books 5–8, Cambridge 1990 u.ö. K.-G. Kühner, R. / Gerth, B.: Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. Zweiter Teil: Satzlehre, Hannover 1898–1904 (2 Bde.; Nachdruck Hannover 1992). Leaf The Iliad. Ed. with Apparatus Criticus, Prolegomena, Notes, and Appendices by W. Leaf, London 21900–1902 (2 Bde.; 11886–1888). van Leeuwen Ilias. Cum prolegomenis, notis criticis, commentariis exegeticis ed. J. van Leeuwen, Leiden 1912–1913 (2 Bde.). LfgrE Lexikon des frühgriechischen Epos. Begründet von Bruno Snell. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Göttingen vorbereitet und hrsg. vom Thesaurus Linguae Graecae, Göttingen 1955ff. LIMC Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, hrsg. von H.C. Ackermann und J.R. Gisler, Zürich u.a. 1981–1999 (18 Bde.). LIV Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von H. Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearbeitet von M. Kümmel, Th. Zehnder, R. Lipp, B. Schirmer. Zweite, erweiterte und verbesserte Auflage bearbeitet von M. Kümmel und H. Rix, Wiesbaden 2001 (1. Aufl. 1998). LSJ Liddell, H.R. / Scott, R. / Jones, H.S.: A Greek-English Lexicon, Oxford 9 1940 (Nachdruck mit revidiertem Supplement 1996).

Bibliographische Abkürzungen Ludwich

161

Homeri Carmina. Rec. et selecta lectionis varietate instruxit A. Ludwich, Pars prior (Ilias), Vol. 1, Leipzig 1902 (Nachdruck Stuttgart/Leipzig 1995). Macleod Macleod, C.W. (Hrsg.): Homer, Iliad Book XXIV (Cambridge Greek and Latin Classics), Cambridge 1982 u.ö. MHV Parry, M.: The Making of Homeric Verse. The Collected Papers of Milman Parry. Edited by Adam Parry, New York/Oxford 1971 (Nachdruck 1987). Nägelsbach Nägelsbach, C.F. von: Anmerkungen zur Ilias (A. B 1–483. G) nebst einigen Excursen. Ein Hülfsbuch für das Verständniss des Dichters überhaupt. Dritte vielfach vermehrte Auflage bearb. von G. Autenrieth, Nürnberg 1864 (1. Aufl. 1834). Paduano/Mirto Omoero, Iliade. Traduzione e saggio introduttivo di G. Paduano. Commento di M.S. Mirto. Testo greco a fronte (Biblioteca della Pléiade), Turin 1997. RE Paulys Real-Encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung, unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen hrsg. von G. Wissowa, Stuttgart 1894ff. Richardson Richardson, N.J.: The Homeric Hymn to Demeter, Oxford 1974. Risch Risch, E.: Wortbildung der homerischen Sprache, Berlin/New York 21974 (11937). Roscher Roscher, W.H. (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig 1884–1937 u.ö. Ruijgh Ruijgh, C.J.: Autour de ‘te épique’. Études sur la syntaxe grecque, Amsterdam 1971. Schadewaldt Homer Ilias. Neue Übertragung von W. Schadewaldt. Mit zwölf antiken Vasenbildern (insel taschenbuch 153), Frankfurt a.M. 1975 u.ö. (Nachdruck mit einer Einführung von J. Latacz: Düsseldorf/Zürich 2002). Schw. Schwyzer, E. / Debrunner, A. / Georgacas, D.J. / Radt, F. und St.: Griechische Grammatik (Handbuch der Altertumswissenschaft, 2.1.1–4), München 1939–1994 (4 Bde.). ThesCRA Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum, hrsg. von der Fondation pour le Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC) und vom J. Paul Getty Museum, Los Angeles 2004–2006 (5 Bde. und 2 Abkürzungsverzeichnisse). Untermann Untermann, J.: Einführung in die Sprache Homers. Der Tod des Patroklos, Ilias P 684–867 (Heidelberger Studienhefte zur Altertumswiss.), Heidelberg 1987. Wathelet Wathelet, P.: Dictionnaire des Troyens de l’Iliade (Université de Liège. Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres. Documenta et Instrumenta, 1), Liège 1988 (2 Bde.). West zu Hes. Op. Hesiod, Works and Days. Ed. with Prolegomena and Commentary by M.L. West, Oxford 1978 u.ö. West zu Hes. Th. Hesiod, Theogony. Ed. with Prolegomena and Commentary by M.L. West, Oxford 1966 u.ö.

162 West zu Od. 1–4 Willcock

Ilias 3 West, S.: in: A Commentary on Homer’s Odyssey, Vol. I: Books I–VIII, Oxford 1988 u.ö. (ital. Erstausgabe 1981). Homer, Iliad. Ed. with Introduction and Commentary by M.M. Willcock, London 1978–1984 u.ö. (2 Bde.).

2. Textausgaben* Alexis (K.-A.) in: Poetae comici graeci (PCG), edd. R. Kassel et C. Austin, Bd. 2, Berlin/New York 1991. Alkman (Calame) Alcman. Fragmenta edidit, veterum testimonia collegit C. Calame, Rom 1983. Alkaios (Voigt) in: Sappho et Alcaeus. Fragmenta ed. E.-M. Voigt, Amsterdam 1971. Archilochos (West) in: Iambi et elegi graeci ante Alexandrum cantati, ed. M.L. West, Bd. 1, Oxford 21989 (11971). CEG Hansen, P.A.: Carmina epigraphica graeca (Texte und Kommentare, 12 u. 15), Berlin/New York 1983–1989 (2 Bde.). Empedokles (VS) Nr. 31 in: Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und deutsch von H. Diels, hrsg. von W. Kranz, Bd. 1, Berlin u.a. 61951 (Nr. 21 in der 1. Aufl. von 1903). ‘Epischer Kyklos’ (West) in: Greek Epic Fragments. From the Seventh to the Fifth Centuries BC, ed. and transl. by M.L. West (Loeb Classical Library, 497), Cambridge, Mass. / London 2003. Hekataios (FGrHist) Nr. 1 in: Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist) von F. Jacoby, Bd. 1, Leiden 2 1957 (Berlin 11923). Hellanikos (FGrHist/Fowler) • Nr. 4 in: Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist) von F. Jacoby, Bd. 1, Leiden 21957 (Berlin 11923); • und in: Early Greek Mythography, ed. R.L. Fowler, Bd. 1: Texts, Oxford 2000. ‘Hesiod’, Fragmente (M.-W.) in: Hesiodi Theogonia, Opera et dies, Scutum, ed. F. Solmsen; Fragmenta selecta, edd. R. Merkelbach et M.L. West, Oxford 31990 (11970). Sappho (Voigt) in: Sappho et Alcaeus. Fragmenta ed. E.-M. Voigt, Amsterdam 1971. Scholien zur Ilias (Erbse) Scholia graeca in Homeri Iliadem (scholia vetera), rec. H. Erbse, Berlin 1969–1988 (7 Bde.). * Angeführt sind nur Ausgaben von Werken, bei denen die Vers-, Paragraphen- oder Fragmentzählung von Ausgabe zu Ausgabe differiert.

Bibliographische Abkürzungen

163

Scholien zur Ilias (van Thiel) Scholia D in Iliadem secundum codices manu scriptos ed. H. van Thiel, http://kups.ub.unikoeln.de/volltexte/2006/1810/ (Stand: 15.04.2009). Stesichoros (Page/Davies) • in: Poetae melici graeci, ed. D.L. Page, Oxford 1962; • und in: Poetarum melicorum graecorum fragmenta, post D.L. Page ed. M. Davies, Bd. 1, New York 1991.

3. Monographien und Aufsätze Die Zeitschriften sind nach der Année Philologique abgekürzt.* Adkins 1960

Adkins, A.W.H.: Merit and Responsibility. A Study in Greek Values, Oxford 1960. Albracht 1886 Albracht, F.: Kampf und Kampfschilderung bei Homer. Ein Beitrag zu den Kriegsaltertümern (Beilage zum Jahresbericht der Königl. Landesschule Pforta), Naumburg a.d. Saale 1886 (engl. Übers.: Battle and Battle Description in Homer. A Contribution to the History of War, London 2005). Alden 2000 Alden, M.J.: Homer Beside Himself. Para-Narratives in the Iliad, Oxford 2000. Anastassiou 1973 Anastassiou, I.: Zum Wortfeld ‘Trauer’ in der Sprache Homers, Diss. Hamburg 1973. Apthorp 1980 Apthorp, M.J.: The Manuscript Evidence for Interpolation in Homer (Bibliothek der Klass. Altertumswiss., N.F. 2.71), Heidelberg 1980. Apthorp 1999 Apthorp, M.J.: Homer’s Winged Words and the Papyri: Some Questions of Authenticity, in: ZPE 128, 1999, 15–22. Aravantinos u.a. 2001 Aravantinos, V.L. / Godart, L. / Sacconi, A.: Thèbes. Fouilles de la Cadmée, Bd. 1: Les tablettes en linéaire B de la ‘Odos Pelopidou’. Édition et commentaire (Pasiphae, 1), Pisa 2001. Arend 1933 Arend, W.: Die typischen Scenen bei Homer (Problemata, 7), Berlin 1933. Armstrong 1958 Armstrong, J.I.: The Arming Motif in the Iliad, in: AJPh 79, 1958, 337– 354. Arnould 1986 Arnould, D.: tÆkein dans la peinture des larmes et du deuil chez Homère et les tragiques, in: RPh 60, 1986, 267–274. Arnould 1990 Arnould, D.: Le rire et les larmes dans la littérature grecque d’Homère à Platon (Collection d’études anciennes, Série grecque 119), Paris 1990. Aubriot-Sévin 1992 Aubriot-Sévin, D.: Prière et conceptions religieuses en Grèce ancienne jusqu’à la fin du Ve siècle av. J.-C., Lyon u.a. 1992. Austin 1994 Austin, N.: Helen of Troy and Her Shameless Phantom, Ithaca/London 1994.

* Eine kumulierte Liste findet sich unter: http://www1.uni-hamburg.de/Thesaurus/APh_List.pdf (Stand: 15.04.2009).

164 Bakker 1988

Ilias 3

Bakker, E.J.: Linguistics and Formulas in Homer. Scalarity and the Description of the Particle ‘per’, Amsterdam/Philadelphia 1988. Bakker/van den Houten 1992 Bakker, E.J. / Houten, N. van den: Aspects of Synonymy in Homeric Diction. An Investigation of Dative Expressions for ‘Spear’, in: CPh 87, 1992, 1–13 (auch in: Bakker, E.J.: Pointing at the Past. From Formula to Performance in Homeric Poetics [Hellenic Studies, 12], Cambridge, Mass. / London, England, 2005, 22–37). Baltes (1987) 2005 Baltes, M.: Beobachtungen zum Aufbau der Ilias, in: M. Baltes: EPINOHMATA. Kleine Schriften zur antiken Philosophie und homerischen Dichtung, hrsg. von M.-L. Lakmann (Beitr. zur Altertumskunde, 221), München/Leipzig 2005, 273–291 (urspr. in: Literaturwiss. Jahrbuch N.F. 28, 1987, 9–25). Banck-Burgess 1999 Banck-Burgess, J.: Hochdorf IV. Die Textilfunde aus dem späthallstattzeitlichen Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) und weitere Grabtextilien aus hallstatt- und latènezeitlichen Kulturgruppen, mit Beiträgen von L.R. Knudsen, K. Mann, P.W. Rogers und W. Hübner (Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, 70), Stuttgart 1999. Barber 1991 Barber, E.J.W.: Prehistoric Textiles. The Development of Cloth in the Neolithic and Bronze Ages with Special Reference to the Aegean, Princeton 1991. Barck 1971 Barck, Chr.: Menelaos bei Homer, in: WS 5, 1971, 5–28. Barck 1976 Barck, Chr.: Wort und Tat bei Homer (Spudasmata, 34), Diss. Hildesheim/New York 1976. Barth 1984 Barth, H.-L.: Die Fragmente aus den Schriften des Grammatikers Kallistratos zu Homers Ilias und Odyssee (Edition mit Kommentar), Bonn 1984. Bäumlein 1861 Bäumlein, W.: Untersuchungen über griechische Partikeln, Stuttgart 1861. Bechert 1964 Bechert, J.: Die Diathesen von fide›n und ırçn bei Homer (MSS, Beiheft F), München 1964. Bechtel 1914 Bechtel, F.: Lexilogus zu Homer. Etymologie und Stammbildung homerischer Wörter, Halle 1914. Beck 1972 Beck, R.: A Principle of Composition in Homeric Verse, in: Phoenix 26, 1972, 213–231. Becker 1995 Becker, A.S.: The Shield of Achilles and the Poetics of Ekphrasis (Greek Studies: Interdisciplinary Approaches), Lanham 1995. Beckmann 1932 Beckmann, J.Th.: Das Gebet bei Homer, Diss. Würzburg 1932. Beekes 1969 Beekes, R.S.P.: The Development of the Proto-Indo-European Laryngeals in Greek, Paris u.a. 1969. Beekes 1976 Beekes, R.S.P.: Some Greek aRa-Forms, in: MSS 34, 1976, 9–20. Beekes 1998 Beekes, R.S.P.: Hades and Elysion, in: Mír Curad. Studies in Honor of Calvert Watkins, edd. by J. Jasanoff, H. Craig Melchert and L. Oliver (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 92), Innsbruck 1998, 17–28. Benardete 1963 Benardete, S.: Achilles and the Iliad, in: Hermes 91, 1963, 1–16.

Bibliographische Abkürzungen Benveniste 1969

165

Benveniste, E.: Le vocabulaire des institutions indo-européennes, Bd.1: économie, parenté, société, Paris 1969. Benveniste 1969a Benveniste, E.: Le vocabulaire des institutions indo-européennes, Bd. 2: pouvoir, droit, religion. sommaires, Paris 1969. Bergold 1977 Bergold, W.: Der Zweikampf des Paris und Menelaos (Zu Ilias G 1 – D 222) (Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Klass. Philol., 28), Bonn 1977. Bernsdorff 1992 Bernsdorff, H.: Zur Rolle des Aussehens im homerischen Menschenbild (Hypomnemata, 97), Göttingen 1992. Bierl 2003 Bierl, A.: “Ich aber (sage), das Schönste ist, was einer liebt!” Eine pragmatische Deutung von Sappho Fr. 16 LP/V, in: QUCC N.S. 74, 2003, 91– 124. Bierl u.a. 2004 Bierl, A. / Schmitt, A. / Willi, A. (Hrsgg.): Antike Literatur in neuer Deutung. Festschrift für Joachim Latacz anläßlich seines 70. Geburtstages, München/Leipzig 2004. Blanc 2002 Blanc, A.: Disguised Compounds in Greek: Homeric éblhxrÒw, égauÒw, êkmhnow, thlÊgetow and xal¤frvn, in: TPhS 100, 2002, 169–184. Blok 1995 Blok, J.H.: The Early Amazons. Modern and Ancient Perspectives on a Persistent Myth (Religions in the Graeco-Roman World, 120), Leiden 1995. Boedeker 1974 Boedeker, D.D.: Aphrodite’s Entry into Greek Epic (Mnemosyne, Suppl. 32), Leiden 1974. Boehm/Pfotenhauer 1995 Boehm, G. / Pfotenhauer, H. (Hrsgg.): Beschreibungskunst – Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, München 1995. Bolling 1914 Bolling, G.M.: The Archetype of Our Iliad and the Papyri, in: AJPh 35, 1914, 125–148. Bolling 1944 Bolling, G.M.: The Athetized Lines of the Iliad (Special Publications of the Linguistic Society of America), Baltimore 1944. Bolling 1953 Bolling, G.M.: Three Puzzles in the Language of the Iliad, in: Language 29, 1953, 293–296. Bonnafé 1984 Bonnafé, A.: Poésie, nature et sacré, Bd. 1: Homère, Hésiode et le sentiment grec de la nature, Lyon 1984. Borchhardt 1977 Borchhardt, H.: Frühe griechische Schildformen, in: ArchHom Kap. E 1 (Kriegswesen, Teil 1: Schutzwaffen und Wehrbauten), Göttingen 1977, 1– 56. Borchhardt 1972 Borchhardt, J.: Homerische Helme. Helmformen der Ägäis in ihren Beziehungen zu orientalischen und europäischen Helmen in der Bronze- und frühen Eisenzeit, Mainz 1972. Borchhardt 1977a Borchhardt, J.: Helme, in: ArchHom Kap. E 1 (Kriegswesen, Teil 1: Schutzwaffen und Wehrbauten), Göttingen 1977, 57–74. von Bothmer 1957 Bothmer, D. von: Amazons in Greek Art, Oxford 1957. von Bothmer 1989 Bothmer, D. von: Armorial Adjuncts, in: MMJ 24, 1989, 65–70. Bouvier 2002 Bouvier, D.: Le sceptre et la lyre. L’Iliade ou les héros de la mémoire (Collection HOROS), Grenoble 2002. Braswell 1988 Braswell, B.K.: A Commentary on the Fourth Pythian Ode of Pindar (Texte und Kommentare, 14), Berlin/New York 1988.

166 Bremmer 1978 Bruns 1970

Ilias 3

Bremmer, J.: Heroes, Rituals and the Trojan War, in: SSR 2, 1978, 5–38. Bruns, G.: Küchenwesen und Mahlzeiten, ArchHom Kap. Q, Göttingen 1970. Buchholz u.a. 1973 Buchholz, H.-G. / Jöhrens, G. / Maull, I.: Jagd und Fischfang, ArchHom Kap. J, Göttingen 1973. Bühler 1960 Bühler, W.: Die Europa des Moschos. Text, Übersetzung und Kommentar (Hermes, Einzelschriften 13), Wiesbaden 1960. Burkert 1955 Burkert, W.: Zum altgriechischen Mitleidsbegriff, Diss. Erlangen 1955. Burkert (1977) 1985 Burkert, W.: Greek Religion. Translated by J. Raffan, Cambridge, Mass., 1985 u.ö. (dt. Orig.: Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche, Stuttgart 1977). Buttmann (1818) 1825 Buttmann, Ph.: Lexilogus, oder Beiträge zur griechischen Wort-Erklärung, hauptsächlich für Homer und Hesiod, Bd. 1, Berlin 21825 (11818). Cairns 1993 Cairns, D.L.: Aid*os. The Psychology and Ethics of Honour and Shame in Ancient Greek Literature, Oxford 1993 u.ö. Cairns 2001 Cairns, D.L. (Hrsg.): Oxford Readings in Homer’s Iliad, Oxford 2001. Cairns 2001a Cairns, D.L.: Affronts and Quarrels in the Iliad, in: Cairns 2001, 203– 219. Cairns 2003 Cairns, D.L.: Ethics, Ethology, Terminology. Iliadic Anger and the CrossCultural Study of Emotion, in: Ancient Anger. Perspectives from Homer to Galen, hrsg. von S. Braund und G.W. Most (YClS, 32), Cambridge 2003, 11–49. Callaway 1990 Callaway, C.L.: The Oath in Epic Poetry, Washington 1990. Casevitz 1985 Casevitz, M.: Le vocabulaire de la colonisation en grec ancien. Étude lexicologique: les familles de kt¤zv et de ofik°v–ofik¤zv (Études et Commentaires, 97), Paris 1985. Catling 1977 Catling, H.W.: Panzer, in: ArchHom Kap. E 1 (Kriegswesen, Teil 1: Schutzwaffen und Wehrbauten), Göttingen 1977, 74–118. Catling 1977a Catling, H.W.: Beinschienen, in: ArchHom Kap. E 1, Göttingen 1977, 143–161. Catrein 2003 Catrein, Chr.: Vertauschte Sinne: Untersuchungen zur Synästhesie in der römischen Dichtung, München 2003. Cavalli-Sforza 1986 Cavalli-Sforza, L.L. (Hrsg.): African Pygmies, Orlando, Fla., 1986. Chantraine 1954 Chantraine, P.: Le divin et le dieux chez Homère, in: La notion du divin depuis Homère jusqu’à Platon (Entretiens sur l’antiquité classique, 1), Vandœuvres/Genf 1954, 47–94. Citron 1965 Citron, A.: Semantische Untersuchung zu sp°ndesyai – sp°ndein – eÎxesyai, Winterthur 1965. Clader 1976 Clader, L.L.: Helen. The Evolution from Divine to Heroic in Greek Epic Tradition (Mnemosyne, Suppl. 42), Leiden 1976. Clark 1940 Clark, W.P.: Iliad IX. 336 and the Meaning of êloxow in Homer, in: CPh 35, 1940, 188–190. Clark 1997 Clark, M.: Out of Line. Homeric Composition Beyond the Hexameter (Greek Studies: Interdisciplinary Approaches), Lanham u.a. 1997.

Bibliographische Abkürzungen Clarke 1995

167

Clarke, M.: Between Lions and Men: Images of the Hero in the Iliad, in: GRBS 36, 1995, 137–159. Clarke 1997/98 Clarke, M.: pinÊskv and Its Cognates. A Note on Simonides, fr. 508 Page, in: Glotta 74, 1997/98, 135–142. Clarke 1999 Clarke, M.: Flesh and Spirit in the Songs of Homer. A Study of Words and Myths (Oxford Classical Monographs), Oxford 1999. Coldstream 1983 Coldstream J.N.: Gift Exchange in the Eighth Century B.C., in: Hägg 1983, 201–207. Collins 1988 Collins, L.: Studies in Characterization in the Iliad (Beitr. zur Klass. Philologie, 189), Frankfurt a.M. 1988. Constantinidou 1990 Constantinidou, S.: Evidence for Marriage Ritual in Iliad 3, in: Dodone(philol) 19, 1990, 47–59. Constantinidou 1994 Constantinidou, S.: The Vision of Homer: The Eyes of Heroes and Gods, in: Antichthon 28, 1994, 1–15. Corlu 1966 Corlu, A.: Recherches sur les mots relatifs à l’idée de prière, d’Homère aux tragiques, Diss. Paris 1966. Crouwel 1992 Crouwel, J.H.: Chariots and Other Wheeled Vehicles in Iron Age Greece (Allard Pierson Series, 9), Amsterdam 1992. Crouwel/Littauer 1979 Crouwel, J.H. / Littauer, M.A.: Wheeled Vehicles and Ridden Animals in the Ancient Near East (Handbuch der Orientalistik, 7. Abteilung, 1. Bd., 2. Abschnitt B, Lieferung 1), Leiden 1979. Danek 2003 Danek, G.: Rez. zu West 2001, in: WS 116, 2003, 281–286. Danek 2005 Danek, G.: Antenor und die Bittgesandtschaft. Ilias, Bakchylides 15 und der Astarita-Krater, in: WSt 118, 2005, 5–20. Danek 2006 Danek, G.: Antenor und seine Familie in der Ilias, in: WS 119, 2006, 5– 22. Danek 2006a Danek, G.: Die Gleichnisse der Ilias und der Dichter Homer, in: La poésie épique grecque: métamorphoses d’un genre littéraire, hrsg. von F. Montanari und A. Rengakos (Entretiens sur l’antiquité classique, 52), Vandœuvres/Genf 2006, 41–77. Darms 1978 Darms, G.: Schwäher und Schwager, Hahn und Huhn. Die Vr≤ddhi-Ableitung im Germanischen (MSS, N.F. Beiheft 9), Diss. München 1978. Dasen 1993 Dasen, V.: Dwarfs in Ancient Egypt and Greece, Oxford 1993. Davies 2003 Davies, M.: The Judgements of Paris and Solomon, in: CQ N.S. 53, 2003, 32–43. Davies/Kathirithamby 1986 Davies, M. / Kathirithamby, J.: Greek Insects, London 1986. Deger 1970 Deger, S.: Herrschaftsformen bei Homer (Dissertationen der Universität Wien, 43), Wien 1970. Delebecque 1951 Delebecque, E.: Le cheval dans l’Iliade, Paris 1951. Demont 2000 Demont, P.: Lots héroïques: Remarques sur le tirage au sort de l’Iliade aux Sept Contre Thèbes d’Eschyle, in: REG 113, 2000, 299–325. Detienne/Vernant 1974 Detienne, M. / Vernant, J.-P.: Les ruses de l’intelligence. La mètis des Grecs (Nouvelle bibliothèque scientifique), Paris 1974. Di Benedetto 2000 Di Benedetto, V.: Anafore incipitarie nell’Iliade, in: MD 45, 2000, 9–41.

168 Dietrich 1965

Ilias 3

Dietrich, B.C.: Death, Fate and the Gods. The Development of a Religious Idea in Greek Popular Belief and in Homer (University of London Classical Studies, 3), London u.a. 1965. Dihle 1970 Dihle, A.: Homer-Probleme, Opladen 1970. Dirichlet 1914 Dirichlet, G.L.: De veterum macarismis (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten, 14,4), Gießen 1914. Dirlmeier 1935 Dirlmeier, F.: YEOFILIA – FILOYEIA, in: Philologus 90 (N.F. 44), 1935, 57–77 und 176–193. Dodds (1951) 1970 Dodds, E.R.: Die Griechen und das Irrationale, Darmstadt 1970 (engl. Orig.: The Greeks and the Irrational [Sather Classical Lectures, 25], Berkeley/Los Angeles 1951). Doederlein 1858 Doederlein, L.: Homerisches Glossarium, Bd. 3, Erlangen 1858. Donlan 1971 Donlan, W.: Homer’s Agamemnon, in: CW 65, 1971, 109–115. Donnelly 1930 Donnelly, F.P.: Homeric Litotes, in: CW 23, 1930, 137–140. 145–146. Duban 1981 Duban, J.M.: Les duels majeurs de l’Iliade et le langage d’Hector, in: LEC 49, 1981, 97–124. Düntzer (1864) 1979 Düntzer, H.: Über den Einfluß des Metrums auf den homerischen Ausdruck, in: HTN 88–108 (leicht gekürzt; urspr. in: JbbClassPhil 10, 1864, 673–694; auch in: ders., Homerische Abhandlungen, Leipzig 1872, 517– 549). Dunkle 1987 Dunkle, R.: Nestor, Odysseus, and the Mêtis–Biê Antithesis: The Funeral Games, Iliad 23, in: CW 81, 1987, 1–17. Durante (1958) 1968 Durante, M.: Epea pteroenta. Die Rede als ‘Weg’ in griechischen und vedischen Bildern, in: Schmitt 1968, 242–260 (ital. Orig. in: RAL 13, 1958, 3–14). Durante 1976 Durante, M.: Sulla preistoria della tradizione poetica greca. Parte seconda: Risultanze della comparazione indoeuropea (Incunabula Graeca, 64), Rom 1976. Edwards 1969 Edwards, M.W.: On Some ‘Answering’ Expressions in Homer, in: CPh 64, 1969, 81–87. Edwards 1970 Edwards, M.W.: Homeric Speech Introductions, in: HSPh 74, 1970, 1–36. Edwards 1987 Edwards, M.W.: Homer. Poet of the Iliad, Baltimore/London 1987 u.ö. Elliger 1975 Elliger, W.: Die Darstellung der Landschaft in der griechischen Dichtung (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 15), Berlin/New York 1975. Erbse (1975) 1979 Erbse, H.: Homerisches AGGELIHS, in: Ausgewählte Schriften zur klassischen Philologie, Berlin/New York 1979, 73–80 (urspr. in: Le monde grec. Pensée, littérature, histoire, documents. Hommages à Claire Préaux, hrsg. von J. Bingen, G. Cambier und G. Nachtergael, Brüssel 1975, 68– 74). Erbse 1986 Erbse, H.: Untersuchungen zur Funktion der Götter im homerischen Epos (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 24), Berlin/New York 1986. Erbse 1996 Erbse, H.: Über Götter und Menschen in der Ilias Homers, in: Hermes 124, 1996, 1–16.

Bibliographische Abkürzungen Faraone 1993

Farron 1979 Farron 2003

Faust 1970 Fauth 1975 Fehling 1969 Fehling 1974

Felsch 2001

Fenik 1968

Fingerle 1939 Finkelberg 1989 Floyd 1988/89 Foltiny 1980 Forrer 1924 Forssman 1966 Forssman 1969 Forssman 1974 Forssman 1975 Fränkel 1921

Fränkel 1924

169

Faraone, Chr.A.: Molten Wax, Spilt Wine and Mutilated Animals: Sympathetic Magic in Near Eastern and Early Greek Oath Ceremonies, in: JHS 113, 1993, 60–80. Farron, S.: The Portrayal of Women in the Iliad, in: AClass. 22, 1979, 15–31. Farron, S.: Attitudes to Military Archery in the Iliad, in: Literature, Art, History: Studies on Classical Antiquity and Tradition in Honour of W.J. Henderson, hrsg. von A.F. Basson und W.J. Dominik, Frankfurt a.M. 2003, 169–184. Faust, M.: Die künstlerische Verwendung von kÊvn ‘Hund’ in den homerischen Epen, in: Glotta 48, 1970, 8–31. Fauth, W.: Zur Typologie mythischer Metamorphosen in der homerischen Dichtung, in: Poetica 7, 1975, 235–268. Fehling, D.: Die Wiederholungsfiguren und ihr Gebrauch bei den Griechen vor Gorgias, Berlin 1969. Fehling, D.: Ethologische Überlegungen auf dem Gebiet der Altertumskunde. Phallische Demonstration – Fernsicht – Steinigung (Zetemata, 61), München 1974. Felsch, R.C.S.: Opferhandlungen des Alltagslebens im Heiligtum der Artemis Elaphebolos von Hyampolis in den Phasen SH III C – Spätgeometrisch, in: Aegaeum 22, 2001, 193–199. Fenik, B.: Typical Battle Scenes in the Iliad. Studies in the Narrative Techniques of Homeric Battle Description (Hermes, Einzelschriften 21), Wiesbaden 1968. Fingerle, A.: Typik der homerischen Reden, Diss. München 1939 (masch.). Finkelberg, M.: Formulaic and Nonformulaic Elements in Homer, in: CPh 84, 1989, 179–197. Floyd, E.D.: Homer and the Life-Producing Earth, in: CW 82, 1988/89, 337–349. Foltiny, St.: Schwert, Dolch und Messer, in: ArchHom Kap. E 2 (Kriegswesen, Teil 2: Angriffswaffen), Göttingen 1980, 231–274. Forrer, E.: Vorhomerische Griechen in den Keilschrifttexten von Bogazköi, in: Mitteilungen der deutschen Orient-Gesellschaft 63, 1924, 1–24. Forssman, B.: Untersuchungen zur Sprache Pindars (Klassisch-Philologische Studien, 33), Wiesbaden 1966. Forssman, B.: Zu Íperf¤alow, in: MSS 26, 1969, 27–34. Forssman, B.: Zu homerisch éggel¤hw ‘Bote’, in: MSS 32, 1974, 41–64. Forssman, B.: Rez. zu: Strien-Gerritsen, M. van: De homerische composita, Assen 1973, in: Kratylos 20, 1975, 77–82. Fränkel, H.: Die homerischen Gleichnisse, Göttingen 1921 (= 21977: unveränderte Aufl. mit einem Nachwort und einem Literaturverzeichnis, hrsg. von E. Heitsch). Fränkel, H.: Homerische Wörter, in: ANTIDVRON. Festschrift Jacob Wackernagel zur Vollendung des 70. Lebensjahres am 11.12.1923, gewidmet von Schülern, Freunden und Kollegen, Göttingen 1924, 274–282.

170

Ilias 3

Fränkel (1951) 1962 Fränkel, H.: Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums. Eine Geschichte der griechischen Epik, Lyrik und Prosa bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts, München 21962 u.ö. (New York 11951). Franz 2002 Franz, J.P.: Krieger, Bauern, Bürger. Untersuchungen zu den Hopliten der archaischen und klassischen Zeit (Europ. Hochschulschriften, 3.925), Frankfurt a.M. u.a. 2002. Friedrich 1956 Friedrich, W.-H.: Verwundung und Tod in der Ilias. Homerische Darstellungsweisen (Abh. der Akad. der Wiss. in Göttingen, Phil.-hist. Kl. 3.38), Göttingen 1956 (engl. Übers.: Wounding and Death in the Iliad. Homeric Techniques of Description. Translated by P. Jones and G. Wright, with a New Appendix by K. Saunders, London 2003). Friedrich 1975 Friedrich, R.: Stilwandel im homerischen Epos. Studien zur Poetik und Theorie der epischen Gattung, Heidelberg 1975. Friedrich 2007 Friedrich, R.: Formular Economy in Homer. The Poetics of the Breaches (Hermes Einzelschriften, 100), Stuttgart 2007. Fritz 2005 Fritz, M.A.: Die trikasuellen Lokalpartikeln bei Homer. Syntax und Semantik (Hist. Sprachforschung, Ergänzungsheft 44), Göttingen 2005. Führer 1976 Führer, R.: Beiträge zur Metrik und Textkritik der griechischen Lyriker, 2a–2b: Text und Kolometrie von Bakchylides’ ÉH˝yeoi (c. 17). Zum Problem der Responsionsfreiheiten bei Pindar und Bakchylides (NAWG 1976, 5), Göttingen 1976. Führer 1989 Führer, R.: Rez. zu Jahn 1987, in: GGA 241, 1989, 147–157. Führer/Schmidt 2001 Führer, R. / Schmidt, M.: Homerus redivivus. Rez. zu: Homerus, Ilias, recensuit/testimonia congessit M.L. West (Bd. I, Stuttgart/Leipzig 1998), in: GGA 253, 2001, 1–32. Funkhänel 1847 Funkhänel, K.H.: Gottesurtheil bei Griechen und Römern, in: Philologus 2, 1847, 385–402. Gantar 1971 Gantar, K.: Ucalegonte in Virgilio, Omero e Giovenale, in: AVM 39, 1971, 1–6. Garland 1981 Garland, R.: The Causation of Death in the Iliad. A Theological and Biological Investigation, in: BICS 28, 1981, 43–60. García-Ramón 1999 García-Ramón, J.L.: Mykenisch qe-qi-no-me-no, homerisch dinvtÒw und der PN di-nu-wa-ta, in: Floreant Studia Mycenaea, hrsg. von S. Deger-Jalkotzy, St. Hiller und O. Panagl, Bd. 1, Wien 1999, 237–248. Gates 1971 Gates, H.P.: The Kinship Terminology of Homeric Greek (Suppl. to International Journal of American Linguistics, 37.4), Baltimore, Md., 1971. George 2005 George, C.H.: Expressions of Agency in Ancient Greek (Cambridge Classical Studies), Cambridge 2005. Ghali-Kahil 1955 Ghali-Kahil, L.: Les enlèvements et le retour d’Hélène dans les textes et les documents figurés, 2 Bde, Paris 1955. Giannakis 1997 Giannakis, G.K.: Studies in the Syntax and Semantics of the Reduplicated Presents of Homeric Greek and Indo-European (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 90), Innsbruck 1997. Giorgieri 2001 Giorgieri, M.: Aspetti magico-religiosi del giuramento presso gli Ittiti e i Greci, in: La questione delle influenze vicino-orientali sulla religione

Bibliographische Abkürzungen

171

greca. Atti del Colloquio Internazionale (Rom, 20.–22.5.1999), hrsg. von S. Ribichini u.a., Rom 2001, 421–440. Göbel 1933 Göbel, F.: Formen und Formeln der epischen Dreiheit in der griechischen Dichtung, Diss. Tübingen 1933. Graf 1991 Graf, F.: Religion und Mythologie im Zusammenhang mit Homer: Forschung und Ausblick, in: Zweihundert Jahre Homer-Forschung. Rückblick und Ausblick (Coll. Raur., 2), hrsg. von J. Latacz, Stuttgart/Leipzig 1991, 331–362. Graf 1994 Graf, F.: La magie dans l’antiquité gréco-romaine. Idéologie et pratique, Paris 1994. Graf 2005 Graf, F.: Eid, in: ThesCRA 3, 2005, 237–246. Greindl 1938 Greindl, M.: Kl°ow, kËdow, eÔxow, timÆ, fãtiw, dÒja. Eine bedeutungsgeschichtliche Untersuchung des epischen und lyrischen Sprachgebrauches, Diss. München 1938. Grethlein 2006 Grethlein, J.: Das Geschichtsbild der Ilias. Eine Untersuchung aus phänomenologischer und narratologischer Perspektive (Hypomnemata, 163), Göttingen 2006. Griffin 1980 Griffin, J.: Homer on Life and Death, Oxford 1980. Grimm 1962 Grimm, J.: Die Partikel êra im frühen griechischen Epos, in: Glotta 40, 1962, 3–41. Gröschel 1986 Gröschel, S.-G.: Der goldene Helm der Athena (Ilias V, 743/44), in: Archäol. Mitteilungen aus Iran und Turan N.F. 19, 1986, 43–78. Groten 1968 Groten Jr., F.J.: Homer’s Helen, in: G&R 15, 1968, 33–39. Gruber 1963 Gruber, J.: Über einige abstrakte Begriffe des frühen Griechischen (Beitr. zur Klass. Philologie, 9), Meisenheim am Glan 1963. Gruber 1971 Gruber, J.: Rez. zu de Heer 1969, in: Gnomon 43, 1971, 16–20. Gschnitzer 1976 Gschnitzer, F.: Studien zur griechischen Terminologie der Sklaverei. 2. Teil: Untersuchungen zur älteren, insbesondere homerischen Sklaventerminologie (Forschungen zur antiken Sklaverei, 7), Wiesbaden 1976. Guggisberg 1975 Guggisberg, C.A.W.: Wild Cats of the World, New York 1975. Guggisberg 2008 Guggisberg, M.: Die realen Schauplätze der Odyssee: Ithaka, Pylos, Sparta, in: Latacz u.a. 2008, 90–98. Guilleux 2001 Guilleux, N.: Le i bref de datif singulier athématique: les règles d’une élision homérique et tragique, in: RPh 75, 2001, 65–82. Gumpert 2001 Gumpert, M.: Grafting Helen. The Abduction of the Classical Past, Madison 2001. Hackstein 2002 Hackstein, O.: Die Sprachform der homerischen Epen. Faktoren morphologischer Variabilität in literarischen Frühformen: Tradition, Sprachwandel, Sprachliche Anachronismen (Serta Graeca, 15), Wiesbaden 2002. Hägg 1983 Hägg, R. (Hrsg.): The Greek Renaissance of the Eighth Century B.C.: Tradition and Innovation (Proceedings of the Second International Symposium at the Swedish Institute in Athens, 1.–5.6.1981), Stockholm 1983. Hagel 2008 Hagel, S.: Die Sänger aus musikarchäologischer Perspektive, in: Latacz u.a. 2008, 106–111. Hainsworth 1968 Hainsworth, J.B.: The Flexibility of the Homeric Formula, Oxford 1968.

172 Hajnal 1998

Ilias 3

Hajnal, I.: Mykenisches und homerisches Lexikon. Übereinstimmungen, Divergenzen und der Versuch einer Typologie (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., Vorträge und Kleinere Schriften 69), Innsbruck 1998. Hall 1989 Hall, E.: Inventing the Barbarian. Greek Self-Defininition through Tragedy, Oxford 1989. Hamm 1957 Hamm, E.-M.: Grammatik zu Sappho und Alkaios (Abh. der Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin, Kl. für Sprachen, Lit. und Kunst, 1951, 2), Berlin 1957. Handschur 1970 Handschur, E.: Die Farb- und Glanzwörter bei Homer und Hesiod, in den homerischen Hymnen und den Fragmenten des epischen Kyklos (Dissertationen der Universität Wien, 39), Wien 1970. Hansen 2002 Hansen, W.: Ariadne’s Thread. A Guide to International Tales Found in Classical Literature (Myth and Poetics), Ithaca/London 2002. Har› arson 1993 Har› arson, J.A.: Studien zum urindogermanischen Wurzelaorist und dessen Vertretung im Indoiranischen und Griechischen (Innsbr. Beitr. zur Sprachwissenschaft, 74), Innsbruck 1993. Hartigan 1973 Hartigan, K.V.: “He Rose like a Lion …”: Animal Similes in Homer and Virgil, in: AAntHung 21, 1973, 223–244. Hebel 1970 Hebel, V.: Untersuchungen zur Form und Funktion der Wiedererzählungen in Ilias und Odyssee, Diss. Heidelberg 1970. de Heer 1969 Heer, C. de: Mãkar – eÈda¤mvn – ˆlbiow – eÈtuxÆw. A Study of the Semantic Field Denoting Happiness in Ancient Greek to the End of the 5th Century B.C., Diss. Amsterdam 1969. Heitsch 2001 Heitsch, E.: Gesammelte Schriften, Bd. 1: Zum frühgriechischen Epos (Beitr. zur Altertumskunde, 152), München/Leipzig 2001. Heitsch 2006 Heitsch, E.: Altes und Neues zur Ilias. Überlegungen zur Genese des Werkes (AbhMainz 2006/3), Stuttgart 2006. Helbig (1884) 1887 Helbig, W.: Das homerische Epos aus den Denkmälern erläutert. Archäologische Untersuchungen, Leipzig 21887 (11884). Hellmann 2000 Hellmann, O.: Die Schlachtszenen der Ilias. Das Bild des Dichters vom Kampf in der Heroenzeit (Hermes, Einzelschriften 83), Stuttgart 2000. Hemelrijk 1984 Hemelrijk, J.M.: Caeretan Hydriae (Forschungen zur antiken Keramik, 2.5), Bd. 1 (Text), Mainz 1984. Hennig 1932 Hennig, R.: Der kulturhistorische Hintergrund der Geschichte vom Kampf zwischen Pygmäen und Kranichen, in: RhM N.F. 81, 1932, 20–24. Hentze 1903 Hentze, C.: Das Auftreten der Iris im zweiten, dritten und fünften Gesange der Ilias, in: Philologus 62, 1903, 321–338. Hentze 1905 Hentze, C.: Die Chorreden in den homerischen Epen, in: Philologus 64, 1905, 254–268. Hentze 1907/08 Hentze, C.: Aktionsart und Zeitstufe der Infinitive in den homerischen Gedichten, in: IF 22, 1907/08, 267–289. Herman 1987 Herman, G.: Ritualised Friendship and the Greek City, Cambridge 1987. Hermann (1840) 1979 Hermann, G.: Über die Wiederholungen bei Homer, in: HTN 47–59 (urspr.: De iteratis apud Homerum, Leipzig 1840; auch in: Godofredi Hermanni Opuscula, hrsg. von Th. Fritzsche, Bd. 8, Leipzig 1877, 11–23).

Bibliographische Abkürzungen

173

Hermary/Leguilloux 2004 Hermary, A. / Leguilloux, M. (u.a.): Les sacrifices dans le monde grec, in: ThesCRA 1, 2004, 59–134. Hettrich 1976 Hettrich, H.: Zur historischen Morphologie von gr. ¶xe(u)a und ¶sseua, in: MSS 35, 1976, 47–61. Heubeck (1949) 1984 Heubeck, A.: Homerica, in: Heubeck, A.: Kleine Schriften zur griechischen Sprache und Literatur (Erlanger Forschungen, Reihe A: Geisteswissenschaften, 33), Erlangen 1984 (urspr. in: Gymnasium 56, 1949, 242–254). Heubeck (1950) 1991 Heubeck, A.: Studien zur Struktur der Ilias (Retardation – Motivübertragung), in: Latacz 1991, 450–474 (urspr. in: Gymnasium Fridericianum. Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestehens des Hum. Gymnasiums Erlangen 1745–1945, Erlangen 1950, 17–36). Heubeck 1966 Heubeck, A.: Mycenaean qe-qi-no-me-no, in: Proceedings of the Cambridge Colloquium on Mycenaean Studies, hrsg. von L.R. Palmer und J. Chadwick, Cambridge 1966, 229–237. Hijmans 1976 Hijmans Jr., B.L.: Archers in the Iliad, in: Festoen. Opgedragen aan Annie Nicolette Zadoks-Josephus Jitta (Scripta Archaeologica Groningana, 6), Groningen 1976, 343–352. Hiller 1987 Hiller, St.: A-PI-QO-RO AMPHIPOLOI, in: Studies in Mycenaean and Classical Greek Presented to John Chadwick, hrsg. von J.T. Killen, J.L. Melena und J.-P. Olivier, Salamanca 1987 (= Minos N.S. 20–22), 239– 255. Hirzel 1902 Hirzel, R.: Der Eid. Ein Beitrag zu seiner Geschichte, Leipzig 1902 (Nachdruck Aalen 1966). Hirzel 1909 Hirzel, R.: Die Strafe der Steinigung (ASG, 27.7), Leipzig 1909 (Nachdruck Darmstadt 1967: Libelli 208). Hirzel 1918 Hirzel, R.: Der Name. Ein Beitrag zu seiner Geschichte im Altertum und besonders bei den Griechen (ASG, 36.11), Leipzig 1918. Höckmann 1980 Höckmann, O.: Lanze und Speer, in: ArchHom Kap. E 2 (Kriegswesen, Teil 2: Angriffswaffen), Göttingen 1980, 275–319. Hoekstra 1965 Hoekstra, A.: Homeric Modifications of Formulaic Prototypes. Studies in the Development of Greek Epic Diction (Verhandelingen der Koninklijke Nederlandse Akad. van Wetenschappen, Afd. Letterkunde, N.R. 71.1), Amsterdam 1965. Hohendahl-Zoetelief 1980 Hohendahl-Zoetelief, I.M.: Manners in the Homeric Epic (Mnemosyne, Suppl. 63), Leiden 1980. Hölkeskamp 1997 Hölkeskamp, K.-J.: Agorai bei Homer, in: Volk und Verfassung im vorhellenistischen Griechenland. Beiträge auf dem Symposium zu Ehren von Karl-Wilhelm Welwei (Bochum, 1.–2.3.1996), hrsg. von W. Eder und K.J. Hölkeskamp, Stuttgart 1997, 1–19. Hölkeskamp 2000 Hölkeskamp, K.-J.: Zwischen Agon und Argumentation. Rede und Redner in der archaischen Polis, in: Rede und Redner. Bewertung und Darstellung in den antiken Kulturen, Kolloquium Frankfurt a.M., 14.–16.10.1998, hrsg. von C. Neumeister und W. Raeck (Frankfurter Archäolog. Schriften, 1), Möhnesee 2000, 17–43.

174

Ilias 3

Hölscher (1991) 1994 Hölscher, U.: Der epische Odysseus, in: Das nächste Fremde. Von Texten der griechischen Frühzeit und ihrem Reflex in der Moderne, hrsg. von J. Latacz und M. Kraus, München 1994, 52–61 (urspr. in: Gymnasium 98, 1991, 385–396). Homeyer 1977 Homeyer, H.: Die spartanische Helena und der trojanische Krieg (Palingenesia, 12), Wiesbaden 1977. Hooker (1979) 1996 Hooker, J.T.: Future Imperatives in Homer, in: Hooker, J.T.: Scripta Minora. Selected Essays on Minoan, Mycenaean, Homeric and Classical Greek Subjects, hrsg. von F. Amory, P. Considine und S. Hooker, Amsterdam 1996 (urspr. in: MSS 38, 1979, 87–92). Huld 1988 Huld, M.E.: Homeric DAHR, in: AJPh 109, 1988, 424–430. Iakovides 1977 Iakovides, Sp.: Vormykenische und mykenische Wehrbauten, in: Arch Hom Kap. E 1 (Kriegswesen, Teil 1: Schutzwaffen und Wehrbauten), Göttingen 1977, 161–221. Irigoin 1991 Irigoin, J.: Du jeu verbal à la recherche étymologique: Homère et les scholies homériques, in: RPh 65, 1991, 127–134. Jahn 1987 Jahn, Th.: Zum Wortfeld ‘Seele-Geist’ in der Sprache Homers (Zetemata, 83), München 1987. Janda 2000 Janda, M.: Eleusis. Das indogermanische Erbe der Mysterien (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 96), Innsbruck 2000. Janko 2000 Janko, R.: Rez. zu West 1998, in: CR 50, 2000, 1–4. Janni 1978 Janni, P.: Etnografia e mito. La storia dei pigmei (Filologia e critica, 30), Rom 1978. Jarva 1995 Jarva, E.: Archaiologia. On Archaic Greek Body Armour (Studia archaeologica septentrionalia, 3), Rovaniemi 1995. Jenkins 1999 Jenkins, Th.E.: Homeros ekainopoiese: Theseus, Aithra, and Variation in Homeric Myth-Making, in: Nine Essays on Homer, hrsg. von M. Carlisle und O. Levaniouk, Lanham 1999, 207–226. de Jong 1985 Jong, I.J.F. de: Fokalisation und die homerischen Gleichnisse, in: Mnemosyne 38, 1985, 257–280. de Jong 1987 Jong, I.J.F. de: Paris/Alexandros in the Iliad, in: Mnemosyne 40, 1987, 124–128. de Jong 1987a Jong, I.J.F. de: The Voice of Anonymity: tis-Speeches in the Iliad, in: Eranos 85, 1987, 69–84 (auch in: de Jong 1999, Bd. 3, 258–273). de Jong (1987) 2004 Jong, I.J.F. de: Narrators and Focalizers. The Presentation of the Story in the Iliad, London 22004 (Amsterdam 11987). de Jong 1997 Jong, I.J.F. de: Gãr Introducing Embedded Narratives, in: New Approaches to Greek Particles. Proceedings of the Colloquium Held in Amsterdam (4.–6.1.1996) to Honour C.J. Ruijgh on the Occasion of His Retirement (Amsterdam Studies in Classical Philology, 7), hrsg. von A. Rijksbaron, Amsterdam 1997, 175–185. de Jong 1999 Jong, I.J.F. de (Hrsg.): Homer. Critical Assessments. Bd. 1: The Creation of the Poems; Bd. 2: The Homeric World; Bd. 3: Literary Interpretation; Bd. 4: Homer’s Art, London/New York 1999.

Bibliographische Abkürzungen de Jong 2007

175

Jong, I.J.F. de: Homer, in: Time in Ancient Greek Literature. Studies in Ancient Greek Narrative, Bd. 2, hrsg. von I.J.F. de Jong und R. Nünlist (Mnemosyne, Suppl. 291), Leiden 2007, 17–37. de Jong/Nünlist 2004 Jong, I.J.F. de / Nünlist, R.: From Bird’s Eye View to Close-Up. The Standpoint of the Narrator in the Homeric Epics, in: Bierl u.a. 2004, 63– 83. Kaimio 1977 Kaimio, M.: Characterization of Sound in Early Greek Literature (Commentationes Humanarum Litterarum, 53), Helsinki 1977. Kakridis 1930 Kakridis, J.Th.: TIYVNOS, in: WS 48, 1930, 25–38. Kakridis (1954) 1971 Kakridis, J.Th.: Problems of the Homeric Helen. A. Helen in the Iliad, in: Kakridis 1971, 25–40 (urspr. in: Hellenica 13, 1954, 205–220). Kakridis (1963) 1971 Kakridis, J.Th.: Imagined Ecphrases, in: Kakridis 1971, 108–124 (dt. Erstfassung: Erdichtete Ekphrasen. Ein Beitrag zur homerischen Schildbeschreibung, in: WS 76, 1963, 7–26). Kakridis 1971 Kakridis, J.Th.: Homer Revisited (Publications of the New Society of Letters at Lund, 64), Lund 1971. Katz 1996 Katz, J.T.: AÈtãr, étãr, tar: The Poetics of a Particle in Homer (unpublizierter Vortragstext; Abstract in: APA Abstracts of the 128th Annual Meeting [27.–30.12.1996], New York 1996, 81). Kazazis/Rengakos 1999 Euphrosyne. Studies in Ancient Epic and Its Legacy in Honor of Dimitris N. Maronitis, hrsg. von J.N. Kazazis und A. Rengakos, Stuttgart 1999. Keil 1998 Keil, D.: Lexikalische Raritäten im Homer. Ihre Bedeutung für den Prozeß der Literarisierung des griechischen Epos (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, 35), Trier 1998. Kelly 2007 Kelly, A.: A Referential Commentary and Lexicon to Iliad VIII, Oxford 2007. Kemper 1960 Kemper, H.D.: Rat und Tat. Studien zur Darstellung eines antithetischen Begriffspaares in der klassischen Periode der griechischen Literatur, Bonn 1960. Kienzle 1936 Kienzle, E.: Der Lobpreis von Städten und Ländern in der älteren griechischen Dichtung, Diss. Basel, Kallmünz 1936. Kirk 1978 Kirk, G.S.: The Formal Duels in Books 3 and 7 of the Iliad, in: Homer: Tradition and Invention, hrsg. von B. Fenik, Leiden 1978, 18–40. Kirk 1981 Kirk, G.S.: Some Methodological Pitfalls in the Study of Ancient Greek Sacrifice (in particular), in: Le sacrifice dans l’antiquité (Entretiens sur l’antiquité classique, 27), Vandœuvres/Genf 1981, 41–90. Kitts 2005 Kitts, M.: Sanctified Violence in Homeric Society. Oath-Making Rituals and Narratives in the Iliad, Cambridge u.a. 2005. Klein 1981 Klein, J.S.: The Origin of the Rigvedic v*aÄyav Äı ndrasÄ ca Construction, in: MSS 40, 1981, 73–91. Klein 1988 Klein, J.S.: Homeric Greek aÔ: A Synchronic, Diachronic, and Comparative Study, in: HSF 101, 1988, 249–288. Klinkott 2004 Klinkott, M.: Die Wehrmauern von Troia VI – Bauaufnahme und Auswertung, in: Studia Troica 14, 2004, 33–85.

176 Kloss 1994

Ilias 3

Kloss, G.: Untersuchungen zum Wortfeld ‘Verlangen/Begehren’ im frühgriechischen Epos (Hypomnemata, 105), Göttingen 1994. Knecht 1946 Knecht, Th.: Geschichte der griechischen Komposita vom Typ terc¤mbrotow, Biel 1946. Koller 1958 Koller, H.: S«ma bei Homer, in: Glotta 37, 1958, 276–281. Kopp 1939 Kopp, J.V.: Das physikalische Weltbild der frühen griechischen Dichtung. Ein Beitrag zum Verständnis der vorsokratischen Physik, Diss. Freiburg i.Ü. 1939. Koster 1980 Koster, S.: Die Invektive in der griechischen und römischen Literatur (Beitr. zur Klass. Philologie, 99), Meisenheim am Glan 1980. Kraak 1940 Kraak, W.K.: Vogeltrek in de oudheid, in het bijzonder bij Aristoteles, Amsterdam 1940. Krafft 1963 Krafft, F.: Vergleichende Untersuchungen zu Homer und Hesiod (Hypomnemata, 6), Göttingen 1963. Krapp 1964 Krapp, H.J.: Die akustischen Phänomene in der Ilias, Diss. München 1964. Krischer 1971 Krischer, T.: Formale Konventionen der homerischen Epik (Zetemata, 56), München 1971. Krischer 1998 Krischer, T.: Arcieri nell’epica omerica. Armi, comportamenti, valori, in: Omero. Gli aedi, i poemi, gli interpreti, hrsg. von F. Montanari (Biblioteca di cultura, 243), Florenz 1998, 79–100. Kullmann (1955) 1992 Kullmann, W.: Ein vorhomerisches Motiv im Iliasproömium, in: Kullmann 1992, 11–35 (urspr. in: Philologus 99, 1955, 167–192). Kullmann 1956 Kullmann, W.: Das Wirken der Götter in der Ilias. Untersuchungen zur Frage der Entstehung des homerischen ‘Götterapparats’ (Deutsche Akad. der Wiss. zu Berlin. Schriften der Sektion für Altertumswiss., 1), Berlin 1956. Kullmann 1960 Kullmann, W.: Die Quellen der Ilias (Troischer Sagenkreis) (Hermes, Einzelschriften 14), Wiesbaden 1960. Kullmann (1965) 1992 Kullmann, W.: Rez. zu Reinhardt 1961, in: Kullmann 1992, 170–197 (urspr. in: GGA 217, 1965, 9–36). Kullmann (1968) 1992 Kullmann, W.: Vergangenheit und Zukunft in der Ilias, in: Kullmann 1992, 219–242 (urspr. in: Poetica 2, 1968, 15–37; engl. Übers. in: Cairns 2001, 385–408). Kullmann (1981) 1992 Kullmann, W.: Zur Methode der Neoanalyse in der Homerforschung, in: Kullmann 1992, 67–99 (urspr. in: WS N.F. 15, 1981, 5–42). Kullmann (1985) 1992 Kullmann, W.: Gods and Men in the Iliad and the Odyssey, in: Kullmann 1992, 243–263 (urspr. in: HSPh 89, 1985, 1–23). Kullmann (1991) 1992 Kullmann, W.: Ergebnisse der motivgeschichtlichen Forschung zu Homer (Neoanalyse), in: Kullmann 1992, 100–134 (kürzere Erstfassung in: Zweihundert Jahre Homer-Forschung. Rückblick und Ausblick (Coll. Raur., 2), hrsg. von J. Latacz, Stuttgart/Leipzig 1991, 425–455). Kullmann 1992 Kullmann, W.: Homerische Motive. Beiträge zur Entstehung, Eigenart und Wirkung von Ilias und Odyssee, hrsg. von R.J. Müller, Stuttgart 1992. Kullmann (1999) 2002 Kullmann, W.: Homer und Kleinasien, in: ders., Realität, Imagination und Theorie. Kleine Schriften zu Epos und Tragödie in der Antike,

Bibliographische Abkürzungen

177

hrsg. von A. Rengakos, Stuttgart 2002, 60–74 (urspr. in: Kazazis/Rengakos 1999, 189–201). Kullmann 2002 Kullmann, W.: Nachlese zur Neoanalyse, in: ders., Realität, Imagination und Theorie. Kleine Schriften zu Epos und Tragödie in der Antike, hrsg. von A. Rengakos, Stuttgart 2002, 162–176. Kurz 1966 Kurz, G.: Darstellungsformen menschlicher Bewegung in der Ilias (Bibliothek der Klass. Altertumswiss., N.F. 2.11), Heidelberg 1966. Kyrieleis 1995 Kyrieleis, H.: Eine neue Kore des Cheramyes, in: Antike Plastik, hrsg. im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts von A.H. Borbein, Lieferung 24, München 1995, 7–36, Tafeln 1–8. Labarbe 1949 Labarbe, J.: L’Homère de Platon (Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l’Université de Liège, 117), Liège 1949. Landfester 1966 Landfester, M.: Das griechische Nomen ‘philos’ und seine Ableitungen (Spudasmata, 11), Hildesheim 1966. Lanérès 1997 Lanérès, N.: Les formes de la phrase nominale en grec ancien: étude sur la langue de l’Iliade, Lille/Paris 1997 (2 Bde.). Lardinois 1997 Lardinois, A.: Modern Paroemiology and the Use of Gnomai in Homer’s Iliad, in: CPh 92, 1997, 213–234. La Roche 1861 La Roche, J.: Homerische Studien. Der Accusativ im Homer, Wien 1861. La Roche 1869 La Roche, J.: Homerische Untersuchungen, Leipzig 1869. Laser 1968 Laser, S.: Hausrat, ArchHom Kap. P, Göttingen 1968. Latacz 1966 Latacz, J.: Zum Wortfeld ‘Freude’ in der Sprache Homers (Bibliothek der Klass. Altertumswiss., N.F. 2.17), Heidelberg 1966. Latacz (1968) 1994 Latacz, J.: êpterow mËyow – êpterow fãtiw: ungeflügelte Worte?, in: Latacz 1994, 605–624 (urspr. in: Glotta 46, 1968, 27–47). Latacz 1977 Latacz, J.: Kampfparänese, Kampfdarstellung und Kampfwirklichkeit in der Ilias, bei Kallinos und Tyrtaios (Zetemata, 66), München 1977. Latacz (1977) 1979 Latacz, J.: Tradition und Neuerung in der Homerforschung. Zur Geschichte der Oral poetry-Theorie, in: HTN 25–44 (Originalbeitrag 1977). Latacz (1985) 2003 Latacz, J.: Homer. Der erste Dichter des Abendlands, Düsseldorf 42003 (München/Zürich 11985). Latacz (1987) 1994 Latacz, J.: Frauengestalten Homers, in: Latacz 1994, 95–124 (urspr. in: Humanistische Bildung 11, 1987, 43–71). Latacz 1991 Latacz, J. (Hrsg.): Homer. Die Dichtung und ihre Deutung (WdF, 634), Darmstadt 1991. Latacz 1992 Latacz, J.: Homers Ilias und die Folgen. Wie der Mythos Troia entstand, in: Troia. Brücke zwischen Orient und Okzident, hrsg. von I. GamerWallert, Tübingen 1992, 201–218. Latacz 1994 Latacz, J.: Erschließung der Antike. Kleine Schriften zur Literatur der Griechen und Römer, hrsg. von F. Graf, J. von Ungern-Sternberg und A. Schmitt unter Mitwirkung von R. Thiel, Stuttgart/Leipzig 1994. Latacz (2001) 2005 Latacz, J.: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels, Leipzig 52005 (München/Berlin 12001; engl. Übers.: Troy and Homer, Oxford 2004). Latacz 2007 Latacz, J.: A Battlefield of the Emotions: Homer’s Helen, in: ÄAyla kai ÄEpayla sta Omhrikã ÄEph (Contests and Rewards in the Homeric

178

Ilias 3

Epics). ApÒ ta Praktikã tou I' Sunedr¤ou gia thn OdÊsseia (15.– 19.9.2004), hrsg. von M. Païzi-Apostolopoulou, A. Rengakos und Chr. Tsagalis, Ithaka 2007, 87–100. Latacz u.a. 2008 Homer. Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung: Basel 16.3.–17.8.2008, Mannheim 13.9. 2008–18.1.2009), hrsg. von J. Latacz, Th. Greub, P. Blome und A. Wieczorek, München 2007. Lateiner 1995 Lateiner, D.: Sardonic Smile. Nonverbal Behavior in Homeric Epic, Ann Arbor 1995. Lateiner 1997 Lateiner, D.: Homeric Prayer, in: Arethusa 30, 1997, 241–272. Lebessi 1992 Lebessi, A.: Zum Phalos des homerischen Helms, in: MDAI(A) 107, 1992, 1–10. Lee 1964 Lee, D.J.N.: The Similes of the Iliad and the Odyssey Compared, Melbourne 1964. van Leeuwen (1894) 1918 Leeuwen, J. van: Enchiridium dictionis epicae, Leiden 21918 (11894). Lehrs (1833) 1882 Lehrs, K.: De Aristarchi studiis Homericis, Leipzig 31882 (11833). Lejeune 1939 Lejeune, M.: Les adverbes grecs en -yen, Bordeaux 1939. Lendle 1968 Lendle, O.: Paris, Helena und Aphrodite. Zur Interpretation des 3. Gesanges der Ilias, in: A&A 14, 1968, 63–71. Lesky 1961 Lesky, A.: Göttliche und menschliche Motivation im homerischen Epos (SHAW 1961.4), Heidelberg 1961 (gekürzte engl. Version in: Cairns 2001, 170–202). Lesky 1967 Lesky, A.: Homeros (Sonderausgaben der RE), Stuttgart 1967 (auch in: RE, Suppl. 11, 1968, 687–846). Létoublon 1983 Létoublon, F.: Défi et combat dans l’Iliade, in: REG 96, 1983, 27–48. Létoublon 1994 Létoublon, F.: Le bon orateur et le génie selon Anténor dans l’Iliade: Ménélas et Ulysse, in: La rhétorique grecque. Actes du Colloque ‘Octave Navarre’ (Nizza, 17.–19.12.1992), hrsg. von J.-M. Galy und A. Thivel, Paris 1994, 29–40. Leumann 1950 Leumann, M.: Homerische Wörter (Schweizerische Beitr. zur Altertumswiss., 3), Basel 1950 (Nachdruck Darmstadt 1993). Leumann (1953) 1959 Leumann, M.: ‘Aoristi mixti’ und Imperative vom Futurstamm im Griechischen, in: ders., Kleine Schriften, hrsg. zum 70. Geburtstag von H. Haffter, E. Risch und W. Rüegg, Zürich 1959, 234–241 (urspr. in: Glotta 32, 1953, 204–213). Levin 1971 Levin, S.: The Etymology of n°ktar: Exotic Scents in Early Greece, in: SMEA 13, 1971, 31–50. Lilja 1972 Lilja, S.: The Treatment of Odours in the Poetry of Antiquity (Commentationes Humanarum Litterarum, 49), Helsinki 1972. Lindblad 1922 Lindblad, W.: Die Bedeutungsentwicklung des Präfixes KATA in Kompositis. Eine semasiologische Untersuchung (Comm. Hum. Litt., I 1), Helsinki 1922. Llewellyn-Jones 2003 Llewellyn-Jones, L.: Aphrodite’s Tortoise. The Veiled Woman of Ancient Greece, Swansea 2003.

Bibliographische Abkürzungen Lloyd 1989

179

Lloyd, M.: Paris/Alexandros in Homer and Euripides, in: Mnemosyne 42, 1989, 76–79. Lohmann 1970 Lohmann, D.: Die Komposition der Reden in der Ilias (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 6), Berlin/New York 1970. Lohmann 1988 Lohmann, D.: Die Andromache-Szenen der Ilias. Ansätze und Methoden der Homer-Interpretation (Spudasmata, 42), Hildesheim u.a. 1988. Lonsdale 1990 Lonsdale, S.H.: Creatures of Speech. Lion, Herding, and Hunting Similes in the Iliad (Beitr. zur Altertumskunde, 5), Stuttgart 1990. Loraux 1984 Loraux, N.: Le fantôme de la sexualité, in: Nouvelle Revue de Psychanalyse 29, 1984, 11–31. Lorimer 1950 Lorimer, H.L.: Homer and the Monuments, London 1950. Louden 1993 Louden, B.: Pivotal Contrafactuals in Homeric Epic, in: ClAnt 12, 1993, 181–198. Louden 2006 Louden, B.: The Iliad. Structure, Myth, and Meaning, Baltimore 2006. Luther 1935 Luther, W.: ‘Wahrheit’ und ‘Lüge’ im ältesten Griechentum, Borna/Leipzig 1935. Lynn-George 1988 Lynn-George, M.: Epos: Word, Narrative and the Iliad, Hampshire/London 1988. Mackie 1996 Mackie, H.: Talking Trojan. Speech and Community in the Iliad (Greek Studies: Interdisciplinary Approaches), Lanham u.a. 1996. Maehler 1963 Maehler, H.: Die Auffassung des Dichterberufs im frühen Griechentum bis zur Zeit Pindars (Hypomnemata, 3), Göttingen 1963. Magnien 1912 Magnien, V.: Le futur grec. Tome II: Emplois et origines, Paris 1912. Mainoldi 1984 Mainoldi, C.: L’image du loup et du chien dans la Grèce ancienne d’Homère à Platon (Association des publications près les universités de Strasbourg), Paris 1984. Marg 1970 Hesiod. Sämtliche Gedichte. Theogonie – Erga – Frauenkataloge, übersetzt und erläutert von W. Marg, Zürich/Stuttgart 1970. Marinatos 1967 Marinatos, S.: Kleidung, ArchHom Kap. A, Göttingen 1967. Marinatos 1990 Marinatos, N.: Celebrations of Death and the Symbolism of the Lion Hunt, in: Celebrations of Death and Divinity in the Bronze Age Argolid. Proceedings of the Sixth international Symposium at the Swedish Institute at Athens (11.–13.6.1988), hrsg. von R. Hägg und G.C. Nordquist (Acta Inst. Athen. Regni Sueciae. Series in 4o, 40), Stockholm 1990, 143–148. Martin 1983 Martin, R.P.: Healing, Sacrifice and Battle. Amechania and Related Concepts in Early Greek Poetry (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 41), Innsbruck 1983. Martin 1989 Martin, R.P.: The Language of Heroes. Speech and Performance in the Iliad (Myth and Poetics), Ithaca/London 1989. Masson 1967 Masson, E.: Recherches sur les plus anciens emprunts sémitiques en grec, Paris 1967. Mawet 1979 Mawet, F.: Recherches sur les oppositions fonctionnelles dans le vocabulaire homérique de la douleur (autour de p∞ma – êlgow) (Académie Royale de Belgique, mémoires de la classe des lettres, 2e série, 63.4), Brüssel 1979.

180 Mawet 1981

Ilias 3

Mawet, F.: La fonction prédicative des dérivés grecs en -ma, in: Die Sprache 27, 1981, 141–166. Meier-Brügger 1989 Meier-Brügger, M.: Griech. yumÒw und seine Sippe, in: MH 46, 1989, 243–246. Meier-Brügger 2006 Meier-Brügger, M.: Zur Bildung von griechisch yeÒw, in: ILing 29, 2006, 119–125. Metz 2005 Metz, J.: Machaira (sphagis, kopis), in: ThesCRA 5, 2005, 308–312. van der Mije 1987 Mije, S.R. van der: Achilles’ God-Given Strength. Iliad A 178 and Gifts from the Gods in Homer, in: Mnemosyne 40, 1987, 241–267. Mikalson 1989 Mikalson, J.D.: Unanswered Prayers in Greek Tragedy, in: JHS 109, 1989, 81–98. Minchin 1999 Minchin, E.: Describing and Narrating in Homer’s Iliad, in: Signs of Orality. The Oral Tradition and its Influence in the Greek and Roman World (Mnemosyne Suppl. 188), hrsg. von E.A. Mackay, Leiden u.a. 1999, 49–64. Monro (1882) 1891 Monro, D.B.: A Grammar of the Homeric Dialect, Oxford 21891 (11882). Monsacré 1984 Monsacré, H.: Les larmes d’Achille. Le héros, la femme et la souffrance dans la poésie d’Homère, Paris 1984. Monteil 1963 Monteil, P.: La phrase relative en grec ancien. Sa formation, son développement, sa structure des origines à la fin du Ve siècle a.C. (Études et Commentaires, 47), Paris 1963. Montiglio 2000 Montiglio, S.: Silence in the Land of Logos, Princeton 2000. Moorhouse 1952 Moorhouse, A.C.: Observations on Epic éllã, in: CQ N.S. 2, 1952, 100–104. Morris 1997 Morris, S.: Homer and the Near East, in: Companion 599–623. Morrison 1991 Morrison, J.V.: The Function and Context of Homeric Prayers: A Narrative Perspective, in: Hermes 119, 1991, 147–157 (auch in: de Jong 1999, Bd. 3, 284–297). Morrison 1992 Morrison, J.V.: Homeric Misdirection. False Predictions in the Iliad (Michigan Monographs in Classical Antiquity), Ann Arbor 1992. Moulton 1977 Moulton, C.: Similes in Homeric Poems (Hypomnemata, 49), Göttingen 1977. Mueller 1984 Mueller, M.: The Iliad, London 1984. Muellner 1976 Muellner, L.Ch.: The Meaning of Homeric eÎxomai Through its Formulas (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 13), Innsbruck 1976. Muellner 1990 Muellner, L.: The Simile of the Cranes and Pygmies. A Study of Homeric Metaphor, in: HSPh 93, 1990, 59–101 (auch in: Nagy 2001, Bd. 1, 85– 127). Mühlestein 1969 Mühlestein, H.: Redende Personennamen bei Homer, in: SMEA 9, 1969, 67–94. Mülder 1910 Mülder, D.: Die Ilias und ihre Quellen, Berlin 1910. Müller 1994 Müller, C.W.: Komik und Realismus in der frühgriechischen Dichtung. Archilochos Fr. 114 West, in: Philologus 138, 1994, 175–188.

Bibliographische Abkürzungen Müller 1974

181

Müller, D.: Handwerk und Sprache. Die sprachlichen Bilder aus dem Bereich des Handwerks in der griechischen Literatur bis 400 v. Chr. (Beitr. zur Klass. Philologie, 51), Meisenheim am Glan 1974. Mureddu 1983 Mureddu, P.: Formula e tradizione nella poesia di Esiodo, Rom 1983. Nagler 1974 Nagler, M.N.: Spontaneity and Tradition. A Study in the Oral Art of Homer, Berkeley u.a. 1974. Nagy 2001 Nagy, G. (Hrsg.): Greek Literature. Bd. 1: The Oral Traditional Background of Ancient Greek Literature; Bd. 2: Homer and Hesiod as Prototypes of Greek Literature, New York/London 2001. Naumann (1955) 1971 Naumann, R.: Architektur Kleinasiens von ihren Anfängen bis zum Ende der hethitischen Zeit, Tübingen 21971 (11955). Nesselrath 1992 Nesselrath, H.-G.: Ungeschehenes Geschehen. ‘Beinahe-Episoden’ im griechischen und römischen Epos von Homer bis zur Spätantike, Stuttgart 1992. Nickau 1977 Nickau, K.: Untersuchungen zur textkritischen Methode des Zenodotos von Ephesos (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 16), Berlin/New York 1977. Nicolai 1973 Nicolai, W.: Kleine und große Darstellungseinheiten in der Ilias (Bibliothek der Klass. Altertumswiss., N.F. 2.47), Heidelberg 1973. Nilsson (1940) 1967 Nilsson, M.P.: Geschichte der griechischen Religion, Bd.1: Die Religion Griechenlands bis auf die griechische Weltherrschaft (Handbuch der Altertumswiss., 5.2.1), München 31967 (11940; Nachdruck 1992). Nowag 1983 Nowag, W.: Raub und Beute in der archaischen Zeit der Griechen, Frankfurt a.M. 1983. Nünlist 1998 Nünlist, R.: Poetologische Bildersprache in der frühgriechischen Dichtung, Stuttgart/Leipzig 1998 (Beitr. zur Altertumskunde, 101). Nussbaum 1998 Nussbaum, A.J.: Two Studies in Greek and Homeric Linguistics (Hypomnemata, 120), Göttingen 1998. Nussbaum 2002 Nussbaum, A.J.: Homeric ORHAI (Od. 14.343) and OMEITAI (Il. 9.274): Two of a Kind?, in: Colby Quarterly 38, 2002, 175–196. Onians (1951) 1988 Onians, R.B.: The Origins of European Thought about the Body, the Mind, the Soul, the World, Time, and Fate. New Interpretations of Greek, Roman and Kindred Evidence, also of Some Basic Jewish and Christian Beliefs, Cambridge 21988 (11951). Padel 1995 Padel, R.: Whom Gods Destroy. Elements of Greek and Tragic Madness, Princeton 1995. Page 1959 Page, D.L.: History and the Homeric Iliad, Berkeley/Los Angeles 1959. Panagiotou 1983 Panagiotou, K.St.: Die ideale Form der Polis bei Homer und Hesiod, Diss. Bochum 1983. Paraskevaides 1984 Paraskevaides, H.A.: The Use of Synonyms in Homeric Formulaic Diction, Amsterdam 1984 u.ö. Parry 1966 Parry, A.: Have We Homer’s Iliad?, in: YClS 20, 1966, 175–216 (auch in: Nagy 2001, Bd. 2, 57–96). Parry (1930) 1971 Parry, M.: Studies in the Epic Technique of Oral Verse-Making: I. Homer and Homeric Style in: MHV 266–324 (urspr. in: HSPh 41, 1930, 73–147; dt. Übers. in: HTN 179–266).

182 Patzer 1972

Ilias 3

Patzer, H.: Dichterische Kunst und poetisches Handwerk im homerischen Epos (Sitzungsber. der wiss. Gesellschaft an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M., 10.1), Wiesbaden 1972. Patzer 1996 Patzer, H.: Die Formgesetze des homerischen Epos (Schriften der wiss. Gesellschaft an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M., Geisteswiss. Reihe, 12), Stuttgart 1996. Paul 1969 Paul, A.: Die Barmherzigkeit der Götter im griechischen Epos (Dissertationen der Universität Wien, 32), Wien 1969. Pavlu 1942 Pavlu, J.: Zu Hom. Ilias III, in: PhW 62, 1942, Sp. 574. Pekridou-Gorecki 1989 Pekridou-Gorecki, A.: Mode im antiken Griechenland: Textile Fertigung und Kleidung (Beck’s archäologische Bibliothek), München 1989. Peters 1980 Peters, M.: Untersuchungen zur Vertretung der indogermanischen Laryngale im Griechischen (SAWW, 377.8), Wien 1980. Pflug 1988 Pflug, H.: Griechische Helme geometrischer Zeit, in: Antike Helme. Sammlung Lipperheide und andere Bestände des Antikenmuseums Berlin, mit Beiträgen von A. Bottini, M. Egg, F.-W. von Hase, H. Pflug, U. Schaaff, P. Schauer und G. Waurich (Röm.-German. Zentralmuseum, Monographien, 14), Mainz 1988, 11–26. Pijls 1988 Pijls, D.: De figuur van Helena in Ilias, 3.121–180, in: Kleio 17, 1988, 193–200. Pinault 1994 Pinault, G.-J.: Les deux formes du silence homérique et l’origine du verbe sivpãv, in: Mélanges François Kerlouégan, hrsg. von D. Conso u.a. (Annales littéraires de l’université de Besançon, 515. Institut Félix Gaffiot, 11), Paris 1994, 501–526. Plath 1994 Plath, R.: Der Streitwagen und seine Teile im frühen Griechischen. Sprachliche Untersuchungen zu den mykenischen Texten und zum homerischen Epos (Erlanger Beitr. zur Sprache, Literatur und Kunst, 76), Nürnberg 1994. Postlethwaite 2000 Postlethwaite, N.: Homer’s Iliad, A Commentary on the Translation of Richard Lattimore, Exeter 2000. Preisshofen 1977 Preisshofen, F.: Untersuchungen zur Darstellung des Greisenalters in der frühgriechischen Dichtung (Hermes, Einzelschriften 34), Wiesbaden 1977. Prier 1989 Prier, R.A.: Thauma idesthai. The Phenomenology of Sight and Appearance in Archaic Greek, Talahassee 1989. Priess 1977 Priess, K.A.: Der mythologische Stoff in der Ilias, Diss. Mainz 1977. Probst 1914 Probst, H.: Studien zur Ilias (Beilage zum Jahresberichte des Königl. Neuen Gymnasiums zu Nürnberg), Nürnberg 1914. Pucci 1998 Pucci, P.: The Song of the Sirens. Essays on Homer, Lanham u.a. 1998. Pucci 2002 Pucci, P.: Theology and Poetics in the Iliad, in: Arethusa 35, 2002, 17–34. Pucci 2003 Pucci, P.: Prosopopée d’Hélène, in: Le mythe d’Hélène, hrsg. von M. Broze u.a. (Mythes et Religions), Brüssel 2003, 89–119. Pulleyn 1997 Pulleyn, S.: Prayer in Greek Religion, Oxford 1997. Raaflaub 1988 Raaflaub, K.A.: Die Anfänge des politischen Denkens bei den Griechen, in: Pipers Handbuch der politischen Ideen, hrsg. von I. Fetscher und H. Münkler, Bd. 1, München 1988, 189–267.

Bibliographische Abkürzungen Race 1982

183

Race, W.H.: The Classical Priamel from Homer to Boethius (Mnemosyne, Suppl. 74), Leiden 1982. Race 1999/2000 Race, W.H.: Explanatory d°-Clauses in the Iliad, in: CJ 95, 1999/2000, 205–227. Rakoczy 1996 Rakoczy, Th.: Böser Blick, Macht des Auges und Neid der Götter. Eine Untersuchung zur Kraft des Blickes in der griechischen Literatur (Classica Monacensia, 13), Tübingen 1996. Ramming 1974 Ramming, G.: Die Dienerschaft in der Odyssee, Diss. Erlangen/Nürnberg 1974. Rank 1951 Rank, L.Ph.: Etymologiseering en verwante verschijnselen bij Homerus, Assen 1951. Reber 2008 Reber, K.: Die Architektur – Häuser für Menschen und Götter, in: Latacz u.a. 2008, 48–55. Reckford 1964 Reckford, K.J.: Helen in the Iliad, in: GRBS 5, 1964, 5–20. Redfield (1975) 1994 Redfield, J.M.: Nature and Culture in the Iliad. The Tragedy of Hector, Durham/London 21994 (Chicago 11975). Reece 1993 Reece, St.: The Stranger’s Welcome. Oral Theory and the Aesthetics of the Homeric Hospitality Scene (Michigan Monographs in Classical Antiquity), Ann Arbor 1993. Reichel 1994 Reichel, M.: Fernbeziehungen in der Ilias (ScriptOralia, 62), Tübingen 1994. Reichel 1999 Reichel, M.: Die homerische Helenagestalt aus motivgeschichtlicher und motivvergleichender Sicht, in: Kazazis/Rengakos 1999, 291–307. Reinhardt (1938) 1960 Reinhardt, K.: Das Parisurteil, in: ders., Tradition und Geist. Gesammelte Essays zur Dichtung, hrsg. von C. Becker, Göttingen 1960, 16–36 (urspr. Wissenschaft und Gegenwart 11, Frankfurt 1938; auch in: ders., Von Werken und Formen, Godesberg 1948, 11–36; und in: de Jong 1999, Bd. 3, 47–65). Reinhardt 1961 Reinhardt, K.: Die Ilias und ihr Dichter, hrsg. von U. Hölscher, Göttingen 1961. Reiter 1962 Reiter, G.: Die griechischen Bezeichnungen der Farben Weiß, Grau und Braun. Eine Bedeutungsuntersuchung (Commentationes Aenipontanae, 16), Innsbruck 1962. Rengakos 1993 Rengakos, A.: Der Homertext und die hellenistischen Dichter (Hermes, Einzelschriften 64), Stuttgart 1993. Reucher 1983 Reucher, Th.: Die situative Weltsicht Homers. Eine Interpretation der Ilias, Darmstadt 1983. Reynen 1957 Reynen, H.: Die Partikel oÔn bei Homer, in: Glotta 36, 1957, 1–47. Reynen 1958 Reynen, H.: Die Partikel oÔn bei Homer (Fortsetzung), in: Glotta 37, 1958, 67–102. 182–204. Reynen 1983 Reynen, H.: EUXESYAI und seine Derivate bei Homer, Bonn 1983. Richardson 1990 Richardson, S.: The Homeric Narrator, Nashville, Tennessee, 1990. Riedinger 1980 Riedinger, J.-C.: Les deux afid≈w chez Homère, in: RPh 54, 1980, 62–79. Risch 1969 Risch, E.: Rez. zu Schmitt 1967 u. 1968, in: Gnomon 41, 1969, 321–327. Risch (1972) 1981 Risch, E.: Les traits non-homériques chez Homère, in: E. Risch, Kleine Schriften, zum siebzigsten Geburtstag hrsg. von A. Etter und M. Looser,

184

Ilias 3

Berlin/New York 1981, 346–353 (urspr. in: Mélanges de linguistique et de philologie grecques offerts à Pierre Chantraine, hrsg. von A. Ernout, Paris 1972, 191–198). Risch 1987 Risch, E.: Zum Nestorbecher aus Ischia, in: ZPE 70, 1987, 1–9. Rix (1976) 1992 Rix, H.: Historische Grammatik des Griechischen. Laut- und Formenlehre, Darmstadt 21992 (11976). Robinson 1990 Robinson, D.: Homeric f¤low: Love of Life and Limbs, and Friendship with One’s yumÒw, in: ‘Owls to Athens’. Essays on Classical Subjects Presented to Sir Kenneth Dover, hrsg. von E.M. Craik, Oxford 1990, 97–108. Roemer 1912 Roemer, A.: Aristarchs Athetesen in der Homerkritik (wirkliche und angebliche). Eine kritische Untersuchung, Leipzig/Berlin 1912. Roisman 2006 Roisman, H.M.: Helen in the Iliad; Causa Belli and Victim of War: From Silent Weaver to Public Speaker, in: AJPh 127, 2006, 1–36. Rollinger 2004 Rollinger, R.: Die Verschriftlichung von Normen: Einflüsse und Elemente orientalischer Kulturtechnik in den homerischen Epen, dargestellt am Beispiel des Vertragswesens, in: Griechische Archaik. Interne Entwicklungen – externe Impulse, hrsg. von R. Rollinger und Chr. Ulf, Berlin 2004, 369– 425. Rollinger 2004a Rollinger, R.: Hethiter, Homer und Anatolien. Erwägungen zu Il. 3, 300f. und KUB XIII Nr. 3, III 1f., in: Historia 53, 2004, 1–21. Roth (1970–1974) 1990 Roth, C.P.: ‘Mixed Aorists’ in Homeric Greek, New York/London 1990 (Kap. 2 ≈ Prince, C.L.: Some ‘Mixed Aorists’ in Homer, in: Glotta 48, 1970, 155–163; Kap. 3 ≈ Roth, C.P.: More Homeric ‘Mixed Aorists’, in: Glotta 52, 1974, 1–10; Kap. 4–5 ≈ Roth, C.P.: Thematic S-Aorists in Homer, in: HSPh 77, 1973, 181–186). Rousseau 1990 Rousseau, P.: Le deuxième Atride. Le type épique de Ménélas dans l’Iliade, in: Mélanges P. Lévêque (Annales littéraires de l’université de Besançon, 429. Centre de recherches d’histoire ancienne, 101), hrsg. von M.-M. Mactoux und É. Geny, Bd. 5, Paris 1990, 325–354. Rudhardt (1958) 1992 Rudhardt, J.: Notions fondamentales de la pensée religieuse et actes constitutifs du culte dans la Grèce classique, Paris 21992 (Genf 11958). Ruhl 1903 Ruhl, L.: De mortuorum iudicio (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten, II.2), Gießen 1903. Ruijgh 1957 Ruijgh, C.J.: L’élément achéen dans la langue épique (Diss. Amsterdam), Assen 1957. Ruijgh (1970) 1991 Ruijgh, C.J.: Rez. zu DELG, Bd. 1, A–D, in: Ruijgh 1991, 571–590 (urspr. in: Lingua 25, 1970, 302–321). Ruijgh (1972) 1991 Ruijgh, C.J.: À propos de de-we-ro-a3-ko-ra-i-ja, in: Ruijgh 1991, 108–117 (urspr. in: Acta Mycenaea. Proceedings of the 5th International Colloquium on Mycenaean Studies, hrsg. von M.S. Ruipérez, Bd. 2, Salamanca 1972 [= Minos N.S. 12], 441–450). Ruijgh (1981) 1996 Ruijgh, C.J.: L’emploi de HTOI chez Homère et Hésiode, in: Ruijgh 1996, 519–534 (urspr. in: Mnemosyne 34, 1981, 272–287). Ruijgh (1991) 1996 Ruijgh, C.J.: Les valeurs temporelles des formes verbales en grec ancien, in: Ruijgh 1996, 656–676 (urspr. in: The Function of Tense in Texts, hrsg. von J. Gvozdanoviç und T. Janssen, Amsterdam 1991, 197–217).

Bibliographische Abkürzungen Ruijgh 1991

185

Ruijgh, C.J.: Scripta minora ad linguam graecam pertinentia, Bd. 1, hrsg. von J.M. Bremer, A. Rijksbaron und F.M.J. Waanders, Amsterdam 1991. Ruijgh 1996 Ruijgh, C.J.: Scripta minora ad linguam graecam pertinentia, Bd. 2, hrsg. von A. Rijksbaron und F.M.J. Waanders, Amsterdam 1996. Russo (1968) 1979 Russo, J.A.: Homer gegen seine Tradition. Aus dem Englischen übersetzt von J. Latacz, in: HTN 403–427 (engl. Orig.: Homer against His Tradition, in: Arion 7, 1968, 275–295; auch in: de Jong 1999, Bd. 4, 125–141). Rutherford 1996 Rutherford, R.B.: Homer (G&R New Surveys in the Classics, 26), Oxford 1996. Sale 1994 Sale, W.M.: The Government of Troy: Politics in the Iliad, in: GRBS 35, 1994, 5–102. Schadewaldt (1938) 1966 Schadewaldt, W.: Iliasstudien, Berlin 31966 (Leipzig 11938; Nachdruck Darmstadt 1987). Schadewaldt (1944) 1965 Schadewaldt, W.: Die Gestalt des homerischen Sängers, in: ders., Von Homers Welt und Werk. Aufsätze und Auslegungen zur homerischen Frage, Stuttgart 41965, 54–86 (Originalbeitrag zur 1. Aufl. von 1944). Schadewaldt (1959) 1970 Schadewaldt, W.: Neue Kriterien zur Odyssee-Analyse. Die Wiedererkennung des Odysseus und der Penelope, in: Hellas und Hesperien. Gesammmelte Schriften zur Antike und zur neueren Literatur in zwei Bänden, Bd. 1, Zürich/Stuttgart 1970, 58–78 (urspr.: SHAW 1959.2). Scheid/Svenbro 1994 Scheid, J. / Svenbro, J.: Le métier de Zeus. Mythe du tissage et du tissu dans le monde gréco-romain, Paris 1994 (engl. Übers.: The Craft of Zeus. Myths of Weaving and Fabric, Cambridge, Mass. / London 1996). Scheid-Tissinier 1994 Scheid-Tissinier, É.: Les usages du don chez Homère. Vocabulaire et pratiques, Nancy 1994. Scheid-Tissinier 2000 Scheid-Tissinier, É.: Recevoir des dieux, donner aux dieux. Aspects de la relation avec le divin dans la poésie grecque archaïque, in: RPh 74, 2000, 199–230. Schein 1984 Schein, S.L.: The Mortal Hero. An Introduction to Homer’s Iliad, Berkeley u.a. 1984. Schmid 1982 Schmid, G.B.: Die Beurteilung der Helena in der frühgriechischen Literatur, Freiburg i.Br. 1982. Schmid 1950 Schmid, S.: -eow und -eiow bei den griechischen Stoffadjektiven, Diss. Zürich 1950. Schmidt 2006 Schmidt, M.: Some Remarks on the Semantics of ênaj in Homer, in: Ancient Greece: From the Mycenaean Palaces to the Age of Homer, hrsg. von S. Deger-Jalkotzy und I.S. Lemos (Edinburgh Leventis Studies, 3), Edinburgh 2006, 439–447. Schmitt 1990 Schmitt, A.: Selbständigkeit und Abhängigkeit menschlichen Handelns bei Homer. Hermeneutische Untersuchungen zur Psychologie Homers (AbhMainz 1990.5), Mainz/Stuttgart 1990. Schmitt 1967 Schmitt, R.: Dichtung und Dichtersprache in indogermanischer Zeit, Wiesbaden 1967. Schmitt 1968 Schmitt, R. (Hrsg.): Indogermanische Dichtersprache (WdF, 165), Darmstadt 1968.

186

Ilias 3

Schnapp-Gourbeillon 1981 Schnapp-Gourbeillon, A.: Lions, héros, masques. Les représentations de l’animal chez Homère (Textes à l’appui. Histoire classique), Paris 1981. Schneider 1996 Schneider, H.: Der anonyme Publikumskommentar in Ilias und Odyssee (Philosophie, 25), Münster 1996. Schöpsdau 1969 Schöpsdau, K.: Antike Vorstellungen von der Geschichte der griechischen Rhetorik, Diss. Saarbrücken 1969. Schrade 1952 Schrade, H.: Götter und Menschen Homers, Stuttgart 1952. Schulz 1981 Schulz, B.J.: Bezeichnungen und Selbstbezeichnungen der Aristokraten und Oligarchen in der griechischen Literatur von Homer bis Aristoteles, in: Soziale Typenbegriffe im alten Griechenland und ihr Fortleben in den Sprachen der Welt, hrsg. von E.C. Welskopf, Bd. 3, Berlin 1981, 67–155. Scodel 1999 Scodel, R.: Credible Impossibilities. Conventions and Strategies of Verisimilitude in Homer and Greek Tragedy (Beitr. zur Altertumskunde, 122), Stuttgart/Leipzig 1999. Scodel 2002 Scodel, R.: Listening to Homer. Tradition, Narrative, and Audience, Ann Arbor 2002. Scott 1974 Scott, W.C.: The Oral Nature of the Homeric Simile (Mnemosyne, Suppl. 28), Leiden 1974. Segal 1986 Segal, C.: Pindar’s Mythmaking. The Fourth Pythian Ode, Princeton, N.J., 1986. Shelmerdine 1995 Shelmerdine, C.W.: Shining and Fragrant Cloth in Homeric Epic, in: The Ages of Homer. A Tribute to Emily Townsend Vermeule, hrsg. von J.B. Carter und S.P. Morris, Austin, Texas, 1995, 99–107. Sideras 1971 Sideras, A.: Aeschylus Homericus. Untersuchungen zu den Homerismen der aischyleischen Sprache (Hypomnemata, 31), Göttingen 1971. Silk 1974 Silk, M.S.: Interaction in Poetic Imagery with Special Reference to Early Greek Poetry, London/Cambridge 1974. Simon 2004 Simon, E.: Libation, in: ThesCRA 1, 2004, 237–253. Skafte Jensen 1981/82 Skafte Jensen, M.: A Note on Homer’s Use of the Word kranaÒw, in: C&M 33, 1981/82, 5–8. Smith 2008 Smith, A.: Phönizische Schale mit Reliefszenen, in: Latacz u.a. 2008, 313. Smith 1988 Smith, W.: The Disguises of the Gods in the Iliad, in: Numen 35, 1988, 161–178. Snell (1939) 1975 Snell, B.: Die Auffassung des Menschen bei Homer, in: Snell (1946) 1975, 13–29 (urspr. als: Die Sprache Homers als Ausdruck seiner Gedankenwelt, in: NJAB 2, 1939, 393–410; engl. Übers. in: de Jong 1999, Bd. 2, 241–259). Snell (1946) 1975 Snell, B.: Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen, Göttingen 41975 u.ö. (1. Aufl. Hamburg 1946). Snell (1946) 1975a Snell, B.: Gleichnis, Vergleich, Metapher, Analogie. Der Weg vom mythischen zum logischen Denken, in: Snell (1946) 1975, 178–204. Snell 1969 Snell, B.: Tyrtaios und die Sprache des Epos (Hypomnemata, 22), Göttingen 1969.

Bibliographische Abkürzungen Snell 1973

187

Snell, B.: Was die Alten von der schönen Helena dachten, in: Über Literatur und Geschichte. Festschrift für Gerhard Storz, hrsg. von B. Hüppauf und D. Sternberger, Frankfurt a.M. 1973, 5–22. Snyder 1981 Snyder, J.M.: The Web of Song: Weaving Imagery in Homer and the Lyric Poets, in: CJ 76, 1981, 193–196. Sommer 1977 Sommer, F.: Thematische Formen bei e‰mi, in: ders., Schriften aus dem Nachlaß, hrsg. von B. Forssman (MSS, N.F. Beiheft 1), München 1977, 186–225. Sourvinou-Inwood 1983 Sourvinou-Inwood, Chr.: A Trauma in Flux: Death in the 8th Century and After, in: Hägg 1983, 33–49. Sourvinou-Inwood 1995 Sourvinou-Inwood, Chr.: ‘Reading’ Greek Death. To the End of the Classical Period, Oxford 1995. Spahn 2006 Spahn, P.: ‘Freundschaft’ und ‘Gesellschaft’ bei Homer, in: Geschichte und Fiktion in der homerischen Odyssee, hrsg. von A. Luther (Zetemata, 125), München 2006, 163–216. Spengel 1886 Spengel, A.: Zu Homer Il. IV 527 und III 360, in: Philologus 45, 1886, 712–714. Stanford 1969 Stanford, W.B.: The Lily Voice of the Cicadas (Iliad 3.152), in: Phoenix 23, 1969, 3–8. Stanley 1993 Stanley, K.: The Shield of Homer. Narrative Structure in the Iliad, Princeton u.a. 1993. Starke 1997 Starke, F.: Troia im Kontext des historisch-politischen und sprachlichen Umfeldes Kleinasiens im 2. Jahrtausend, in: Studia Troica 7, 1997, 447– 487. Stein-Hölkeskamp 1989 Stein-Hölkeskamp, E.: Adelskultur und Polisgesellschaft. Studien zum griechischen Adel in archaischer und klassischer Zeit, Stuttgart 1989. Steinrück 1992 Steinrück, M.: Rede und Kontext. Zum Verhältnis von Person und Erzähler in frühgriechischen Texten (Habelts Dissertationsdrucke. Reihe Klassische Philologie, 39), Bonn 1992. Stella 1978 Stella, L.A.: Tradizione micenea e poesia dell’Iliade (Filologia e critica, 29), Rom 1978. Stengel (1890) 1920 Stengel, P.: Die Griechischen Kultusaltertümer (Handbuch der Altertumswiss., 5.3), München 31920 (11890). Stengel 1910 Stengel, P.: Opferbräuche der Griechen, Leipzig/Berlin 1910 (Nachdruck Darmstadt 1972). Stoevesandt 2004 Stoevesandt, M.: Feinde – Gegner – Opfer. Zur Darstellung der Troianer in den Kampfszenen der Ilias (Schweizerische Beitr. zur Altertumswiss., 30), Basel 2004. Stratiki 2004 Stratiki, K.: Melas in Greek Cultural Practices: The Case of Heroic Sacrifices in the Periegesis of Pausanias, in: Colour in the Ancient Mediterranean World, hrsg. von L. Cleland und K. Stears mit G. Davies (British Archaeological Reports. International Series, 1267), Oxford 2004, 106– 109. Strauss Clay 1983 Strauss Clay, J.: The Wrath of Athena. Gods and Men in the Odyssey, Princeton 1983.

188 Suzuki 1989

Ilias 3

Suzuki, M.: Metamorphoses of Helen. Authority, Difference, and the Epic, Ithaca/London 1989. Szemerényi 1965 Szemerényi, O.: Etyma Graeca I, in: Die Sprache 11, 1965, 5–24. Taplin (1980) 1991 Taplin, O.: The Shield of Achilles within the Iliad, in: Latacz 1991, 227– 253 (urspr. in: G&R 27, 1980, 1–21; auch in: Homer, hrsg. von I. McAuslan und P. Walcot [G&R Studies, 4], Oxford 1998, 96–115; und in: de Jong 1999, Bd. 3, 179–200; und in: Cairns 2001, 342–364). Taplin 1992 Taplin, O.: Homeric Soundings. The Shaping of the Iliad, Oxford 1992. Thalmann 1984 Thalmann, W.G.: Conventions of Form and Thought in Early Greek Epic Poetry, Baltimore/London 1984. Thieme (1952) 1968 Thieme, P.: Hades, in: Schmitt 1968, 133–153 (urspr. in: Studien zur indogermanischen Wortkunde und Religionsgeschichte, Berlin 1952, 35– 55). Thompson (1895) 1936 Thompson, D’A.W.: A Glossary of Greek Birds, London 21936 (Oxford 11895). Tichy 1981 Tichy, E.: Homerisch éndrot∞ta und die Vorgeschichte des daktylischen Hexameters, in: Glotta 59, 1981, 28–67. Tichy 1983 Tichy, E.: Onomatopoetische Verbalbildungen des Griechischen (SAWW, 409), Wien 1983. Troxler 1964 Troxler, H.: Sprache und Wortschatz Hesiods, Zürich 1964. Trümpy 1950 Trümpy, H.: Kriegerische Fachausdrücke im griechischen Epos. Untersuchungen zum Wortschatze Homers, Basel 1950. Tsagalis 2008 Tsagalis, Chr. C.: The Oral Palimpsest. Exploring Intertextuality in the Homeric Epics (Hellenic Studies, 29), Washington 2008. Tsagarakis 1977 Tsagarakis, O.: Nature and Background of Major Concepts of Divine Power in Homer, Amsterdam 1977. Tsagarakis 1982 Tsagarakis, O.: The Teichoskopia Cannot Belong in the Beginning of the Trojan War, in: QUCC 41, 1982, 61–72. Tsopanakis 1969 Tsopanakis, A.G.: Moral and Legal Aspects of Aggression and Defence in Homer, in: Epistemonike epeteris 11, 1969, 334–352. Tucker 1990 Tucker, E.F.: The Creation of Morphological Regularity: Early Greek Verbs in -é*o, -á*o, -ó*o, -ú*o and -í*o, Göttingen 1990. Tzamali 1996 Tzamali, E.: Syntax und Stil bei Sappho (MSS, N.F. Beiheft 16), Dettelbach 1996. Tzamali 1997 Tzamali, E.: Positive Aussage plus negierte Gegenaussage im Griechischen. Teil I: Die ältere griechische Dichtung, in: MSS 57, 1997, 129– 167. Tzamali 2001 Tzamali, E.: Zur Verselbständigung von Nebensätzen im Altgriechischen, in: Mnemosyne 54, 2001, 385–392. Udwin 1999 Udwin, V.M.: Between Two Armies. The Place of the Duel in Epic Culture (Davis Medieval Texts and Studies, 10), Leiden 1999. Uerpmann 2006 Uerpmann, M.: Von Adler bis Zahnbrassen – Der Beitrag der Archäozoologie zur Erforschung Troias, in: Troia. Archäologie eines Siedlungshügels und seiner Landschaft, hrsg. von M.O. Korfmann, Mainz 2006, 283– 296.

Bibliographische Abkürzungen Ulf 1990

189

Ulf, Chr.: Die homerische Gesellschaft. Materialien zur analytischen Beschreibung und historischen Lokalisierung (Vestigia. Beitr. zur Alten Geschichte, 43), München 1990. Usener 1994 Usener, K.: Zur Existenz des Löwen im Griechenland der Antike. Eine Überprüfung auf dem Hintergrund biologischer Erkenntnisse, in: SO 69, 1994, 5–33. van der Valk 1964 Valk, M. van der: Researches on the Text and Scholia of the Iliad, Bd. 2, Leiden 1964. Veneri 1995 Veneri, A.: La cetra di Paride: l’altra faccia della musica in Omero e nei suoi interpreti antichi, in: Mousike. Metrica, ritmica e musica greca in memoria di Giovanni Comotti, hrsg. von B. Gentili und F. Perusino (Studi di metrica classica, 11), Pisa/Rom 1995, 111–132. Vidal-Naquet 1989 Vidal-Naquet, P.: Retour au chasseur noir, in: Mélanges P. Lévêque (Annales littéraires de l’université de Besançon, 377. Centre de recherches d’histoire ancienne, 82), hrsg. von M.-M. Mactoux und É. Geny, Bd. 2, Paris 1989, 387–411. Visser 1987 Visser, E.: Homerische Versifikationstechnik. Versuch einer Rekonstruktion (Europ. Hochschulschriften, 15.34), Frankfurt a.M. u.a. 1987. Vivante 1955 Vivante, P.: Sulla designazione del corpo in Omero, in: AGI 40, 1955, 39–50. Vivante 1982 Vivante, P.: The Epithets in Homer. A Study in Poetic Values, New Haven/London 1982. Vodoklys 1992 Vodoklys, E.J.: Blame-Expression in the Epic Tradition (Harvard Dissertations in Classics), New York/London 1992. Voigt 1934 Voigt, Chr.: Überlegung und Entscheidung. Studien zur Selbstauffassung des Menschen bei Homer (Pan-Bücherei. Philosophie, 16), Berlin 1934. Von der Mühll 1930 Von der Mühll, P.: Der große Aias (Rektoratsprogramm der Universität Basel), Basel 1930. Von der Mühll 1952 Von der Mühll, P.: Kritisches Hypomnema zur Ilias (Schweizerische Beitr. zur Altertumswiss., 4), Basel 1952. Waanders 1999 Waanders, F.M.J.: *L*ah(o) – ‘stone’ in Mycenaean and Homer, in: Floreant Studia Mycenaea. Akten des X. Internationalen Mykenologischen Colloquiums (Salzburg, 1.–5.5.1995), hrsg. von S. Deger-Jalkotzy, St. Hiller und O. Panagl (Denkschriften der Österr. Akad. der Wiss., 247), Wien 1999, Bd. 2, 601–606. Wace 1948 Wace, A.J.B.: Weaving or Embroidery?, in: AJA 52, 1948, 51–55 u. 452. Wachter 2001 Wachter, R.: Non-Attic Greek Vase Inscriptions, Oxford 2001. Wackernagel 1916 Wackernagel, J.: Sprachliche Untersuchungen zu Homer (Forschungen zur griechischen und lateinischen Grammatik, 4), Göttingen 1916 (Nachdruck 1970). Wackernagel (1924) 1928 Wackernagel, J.: Vorlesungen über Syntax mit besonderer Berücksichtigung von Griechisch, Lateinisch und Deutsch. Zweite Reihe, Basel 21928 (11924). Waern 1952 Waern, I.: Zur Synästhesie in griechischer Dichtung, in: Eranos 50, 1952, 14–22.

190 Wakker 1994

Ilias 3

Wakker, G.C.: Conditions and Conditionals. An Investigation of Ancient Greek, Amsterdam 1994. Ward 1968 Ward, D.: The Divine Twins. An Indo-European Myth in Germanic Tradition (Folklore Studies, 19), Berkeley/Los Angeles 1968. Watkins (1986) 1994 Watkins, C.: The Language of the Trojans, in: ders., Selected Writings, Bd. 2: Culture and Poetics, hrsg. von L. Oliver (Innsbr. Beitr. zur Sprachwiss., 80), Innsbruck 1994, 700–717 (urspr. in: Troy and the Trojan War. A Symposium Held at Bryn Mawr College, hrsg. von M.J. Mellink, Bryn Mawr 1986, 45–62). Watkins 1995 Watkins, C.: How to Kill a Dragon. Aspects of Indo-European Poetics, New York/Oxford 1995. Watkins 1998 Watkins, C.: Homer and Hittite Revisited, in: Style and Tradition. Studies in Honor of Wendell Clausen, hrsg. von P. Knox and C. Foss (Beitr. zur Altertumskunde, 92), Stuttgart/Leipzig 1998, 201–211. van Wees 1992 Wees, H. van: Status Warriors. War, Violence and Society in Homer and History, Amsterdam 1992. van Wees 1996 Wees, H. van: Heroes, Knights and Nutters. Warrior Mentality in Homer, in: Battle in Antiquity, hrsg. von A.B. Lloyd, London 1996, 1–86. van Wees 1997 Wees, H. van: Homeric Warfare, in: Companion 668–693. van Wees 2000 Wees, H. van: The Development of the Hoplite Phalanx. Iconography and Reality in the Seventh Century, in: War and Violence in Ancient Greece, hrsg. von H. van Wees, London 2000, 125–166. Wegner 1968 Wegner, M.: Musik und Tanz, ArchHom Kap. U, Göttingen 1968. Wendel 1929 Wendel, Th.: Die Gesprächsanrede im griechischen Epos und Drama der Blütezeit (Tübinger Beitr. zur Altertumswissenschaft, 6), Stuttgart 1929. Werner 1948 Werner, R.: h und ei vor Vokal bei Homer, Diss. Freiburg i.Ü. 1948. West 1975 West, M.L.: Immortal Helen. An Inaugural Lecture. Delivered on 30 April 1975, London 1975. West 1982 West, M.L.: Greek Metre, Oxford 1982. West 1985 West, M.L.: The Hesiodic Catalogue of Women. Its Nature, Structure, and Origins, Oxford 1985. West 1997 West, M.L.: The East Face of Helicon: West Asiatic Elements in Greek Poetry and Myth, Oxford 1997. West 1998 West, M.L.: Praefatio, in: Homeri Ilias. Recensuit / testimonia congessit M.L. W., Bd. 1, Stuttgart/Leipzig 1998, V–XXXVII. West 2001 West, M.L.: Studies in the Text and Transmission of the Iliad, München/Leipzig 2001. West 2001a West, M.L.: Atreus and Attarissiyas, in: Glotta 77, 2001 (2003), 262–266. West 2001b West, M.L.: Some Homeric Words, in: Glotta 77, 2001 (2003), 118–135. West 2004 West, M.L.: An Indo-European Stylistic Feature in Homer, in: Bierl u.a. 2004, 33–49. West 2004a West, M.L.: Geschichte und Vorgeschichte: Die Sage von Troia, in: Studia Troica 14, 2004, XIII–XX. West 2007 West, M.L.: Indo-European Poetry and Myth, Oxford 2007. West 1967 West, S.: The Ptolemaic Papyri of Homer (Papyrologica Coloniensia, 3), Köln/Opladen 1967.

Bibliographische Abkürzungen

191

Wickert-Micknat (1954) 1983 Wickert-Micknat, G.: Kriegsgefangenschaft und Unfreiheit in der Ilias, in: dies., Unfreiheit im Zeitalter der homerischen Epen (Forschungen zur antiken Sklaverei, 16), Wiesbaden 1983, 1–77 (= 2. durchges. und erw. Aufl. von: G. Micknat, Studien zur Kriegsgefangenschaft und zur Sklaverei in der griechischen Geschichte, 1. Teil: Homer, Wiesbaden 1954). Wickert-Micknat 1982 Wickert-Micknat, G.: Die Frau, ArchHom Kap. R, Göttingen 1982. Wiesmann 1950 Wiesmann, P.: Die schöne Helena. Darstellung eines Menschen bei Homer, Chur 1950. Wiesner 1968 Wiesner, J.: Fahren und Reiten, ArchHom Kap. F, Göttingen 1968. Wilamowitz 1884 Wilamowitz-Moellendorff, U. von: Homerische Untersuchungen (Philologische Untersuchungen, 7), Berlin 1884. Wilamowitz 1931 Wilamowitz-Moellendorff, U. von: Der Glaube der Hellenen, Bd. 1, Berlin 1931. Wilhelmi 1967 Wilhelmi, G.: Untersuchungen zum Bild vom Fließen der Sprache in der griechischen Literatur, Diss. Tübingen 1967. Willcock 2004 Willcock, M.M.: Traditional Epithets, in: Bierl u.a. 2004, 51–62. Wille (1958) 2001 Wille, G.: Akroasis. Der akustische Sinnesbereich in der griechischen Literatur bis zum Ende der klassischen Zeit (Tübinger phänomenologische Bibliothek), Bd. 1, Tübingen/Basel 2001 (urspr. Habilitationsschrift Tübingen 1958). Willenbrock (1944) 1969 Willenbrock, H.: Die poetische Bedeutung der Gegenstände in Homers Ilias (Diss. Marburg 1944), Marburg/Lahn 1969. Wilson 2002 Wilson, D.F.: Ransom, Revenge, and Heroic Identity in the Iliad, Cambridge 2002. Wilson 2002a Wilson, D.F.: Lion Kings: Heroes in the Epic Mirror, in: ColbyQ 38, 2002, 231–263. Wißmann 1997 Wißmann, J.: Motivation und Schmähung. Feigheit in der Ilias und in der griechischen Tragödie (Drama, Beiheft 7), Stuttgart 1997. Wölke 1983 Wölke, H.: Rez. zu Janni 1978, in: Gnomon 55, 1983, 97–99. Wokalek 1973 Wokalek, A.: Griechische Stadtbefestigungen. Studien zur Geschichte der frühgriechischen Befestigungsanlagen (Abhandlungen zur Kunst-, Musikund Literaturwissenschaft, 136), Bonn 1973. Worman 2001 Worman, N.: This Voice Which Is Not One. Helen’s Verbal Guises in Homeric Epic, in: Making Silence Speak. Women’s Voices in Greek Literature and Society, hrsg. von A. Lardinois und L. McClure, Princeton/Oxford 2001, 19–37. Worman 2002 Worman, N.: The Cast of Character. Style in Greek Literature, Austin, Texas, 2002. Woronoff 1989 Woronoff, M.: Les lions de l’Ida, in: Études Homériques, hrsg. von M. Casevitz (Travaux de la Maison de l’Orient, 17), Paris 1989, 103–106. Woronoff 1994 Woronoff, M.: Folie de princes et génocide troyen. De la culpabilité collective à la responsabilité individuelle, in: Mélanges Pierre Lévêque (Annales littéraires de l’université de Besançon, 499. Centre de recherche d’histoire ancienne, 124), hrsg. von M.-M. Mactoux und É. Geny, Bd. 8, Paris 1994, 389–405.

192 Woronoff 1995

Ilias 3

Woronoff, M.: De l’Olympe à l’Ida: le Zeus des sommets, in: Ktèma 20, 1995, 213–222. Wyatt 1969 Wyatt Jr., W.F.: Metrical Lengthening in Homer (Incunabula Graeca, 35), Rom 1969. Wyatt 1989/90 Wyatt Jr., W.F.: Homeric Transitions, in: Archaiognosia 6, 1989/90, 11– 23. Yalouris 1960 Yalouris, N.: Mykenische Bronzeschutzwaffen, in: MDAI(A) 75, 1960, 42–67. Yamagata 1994 Yamagata, N.: Homeric Morality (Mnemosyne, Suppl. 131), Leiden u.a. 1994. Zaborowski 2002 Zaborowski, R.: La crainte et le courage dans l’Iliade et l’Odyssée. Contribution lexicographique à la psychologie homérique des sentiments, Warschau 2002. Zwolanek 1970 Zwolanek, R.: “V*aÄyav ÄındrasÄca”. Studien zu Anrufungsformen im Vedischen, Avestischen und Griechischen (MSS, N.F. Beiheft 5), München 1970.