Gartenkunst und Denkmalpflege [Reprint 2021 ed.] 9783112599006

211 58 114MB

German Pages 320 [324] Year 2023

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Gartenkunst und Denkmalpflege [Reprint 2021 ed.]
 9783112599006

Table of contents :
Schriften zur Denkmalpflege in der Deutschen Demokratischen Republik
Inhalt
Zum Geleit
Landschaftsgärten: „... das ganze hat die reinste Lieblichkeit"
Pücklers Parkanlagen in Muskau, Babelsberg und Branitz
Zur Ausstattung von Landschaftsgärten im 19. Jahrhundert mit Kleinarchitekturen, mobilen Gartenausstattungen und Pflanzungen unter besonderer Berücksichtigung von Park Branitz
Die gartenkünstlerische Nachfolge Pücklers. Petzolds Anteil an Landschaftsgärten
Zur Bedeutung und gesellschaftlichen Nutzung der Landschaftsgärten
Zur Methodik denkmalpflegerischer Tätigkeit in landschaftlich gestalteten Gärten und Parks
Denkmalpflegerische Arbeiten an Landschaftsgärten in Thüringen
Chronologische Fakten zum Muskauer Park
Kunstgärtner in Muskau
Daten zum Park und zu den Bauten in Babelsberg
Hofgärtner im Park Babelsberg
Chronologische Fakten zum Branitzer Park
Branitzer Gärtner
Katalog der Pläne und Risse zu den Parks in Muskau, Babelsberg und Branitz
Anhang
Anmerkungen
Quellen und Literatur
Personenregister
Ortsregister
Mitarbeiter

Citation preview

Schriften zur Denkmalpflege in der Deutschen Demokratischen Republik Herausgegeben vom Institut für Denkmalpflege Zentraler Bereich Dokumentation und Publikation

Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau

1989 Hermann Böhlaus Nachfolger • Weimar

Mit 196 z. T. farbigen Abbildungen, Plänen und Karten

Redaktion: Dr. Joachim Fait und Dr. Detlef K a r g

Frontispiz: Branitz, Blick von der südwestlichen Terrassenecke in den H a u p t p a r k Vorsatz vorn: Muskau, Tränenwiese, 1984 Vorsatz hinten: Muskau. Aus: „Andeutungen über Landschaftsgärtnerci", Blick vom Neißegarten zum Badepark. Zeichnung: A. W. Schirmer

ISBN 3-7400-0089-9 Erschienen im Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, D D R - 5 3 0 0 Weimar, Meyerstr. 50 a © Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1989 Lizenznummer: 272-140/174/89 Printed in the German Democratic Republic Satz und D r u c k : V E B Druckhaus Kothen Bindearbeiten: V E B Druckhaus „Maxim Gorki" Altenburg Klischeeherstellung: Interdruck Leipzig LSV 8128 L.-Nr. 2632 Bestell-Nr. 795 744 0 08000

Inhalt

Zum G e l e i t 7

Harri Günther Landschaftsgärten: „. . . das ganze hat die reinste Lieblichkeit"

11 Helmut Rippl Pücklers Parkanlagen in Muskau, Babelsberg und Branitz

41 Anne Schäfer Zur Ausstattung von Landschaftsgärten im 1 9 . Jahrhundert mit Kleinarchitekturen, mobilen Gartenausstattungen und Pflanzungen unter besonderer Berücksichtigung von Park Branitz 177

Kurt Kurland D i e gartenkünstlerische Nachfolge Pücklers. Petzolds Anteil an Landschaftsgärten

202 Hugo Namslauer Zur Bedeutung und gesellschaftlichen Nutzung der Landschaftsgärten

206 Detlef

Karg

Zur M e t h o d i k denkmalpflegerischer Tätigkeit in landschaftlich gestalteten G ä r t e n und Parks

215 Jürgen Jäger Denkmalpflegerische Arbeiten an Landschaftsgärten in Thüringen

225 5

Inhalt

Helmut Rippl Chronologische F a k t e n zum Muskauer P a r k

251 Werner Marino Kunstgärtner in Muskau

258 Heinrich Hamann D a t e n zum Park und zu den Bauten in Babelsberg

261 Heinrich Harnann Hofgärtner im Park Babelsberg

267 Helmut Rippl Chronologische Fakten zum Branitzer Park

273 Anne Schäfer Branitzer G ä r t n e r

278 Reinhard Grau K a t a l o g der Pläne und Risse zu den Parks in Muskau, Babelsberg und Branitz

281 Anhang Anmerkungen

303 Quellen und Literatur

313 Personenregister

315 Ortsregister

318 Mitarbeiter

320

6

Zum Geleit

nerationen hin. Sie verpflichten uns dazu, daß wir sie sorgfältig bewahren und weitergeben. Bei aller Kompliziertheit der denkmalpflegerischen Aufgabe, die auf der Eigenart ihres Hauptgestaltungsmaterials, der Pflanze, beruht, gibt es erfreulich viele beispielhafte Restaurierungen, Rekonstruktionen und Regenerationen von Parkanlagen. Ich denke an die Arbeiten, die in den Parks durchgeführt wurden und werden, die zu den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar gehören, denke an die Arbeiten in den Garten- und Parkanlagen in Potsdam und Wörlitz, an die Aktivitäten in Pillnitz und Moritzburg, in Schwerin, in Güstrow, in Rheinsberg und in vielen anderen Anlagen. Einige Beiträge in diesem Buch stammen von Mitarbeitern des Instituts für Denkmalpflege. Weitere Autoren aus den Gartenverwaltungen und Museen hatten sich bereit erklärt, ihre Forschungsergebnisse zur Geschichte der Gartenkunst und ihre Erfahrungen bei der Betreuung unseres gartenkünstlerischen Erbes aufzubereiten. So entstand dieses Buch als ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, zugleich auch als ein Beitrag zur Methodik der Denkmalpflege auf dem Gebiet der historischen Garten- und Parkanlagen. Allen Autoren möchte ich an dieser Stelle meinen Dank sagen für ihre Beiträge, aus denen nicht zuletzt ihr persönliches Engagement zur Erforschung, Pflege und Erschließung unseres Gartenerbes zu erkennen ist. Dank gebührt auch den Mitarbeitern des Instituts für Denkmalpflege, die als Redakteure dieses Buches tätig waren. Besonders ist dem Verlag dafür zu danken, daß er die Herausgabe übernommen und in einer Ausstattung durchgeführt hat, die dazu angetan ist, neue Freunde für die Pflege der Gartenkunst zu gewinnen.

1985 jährte sich der Geburtstag des Gartenkünstlers Hermann von Pückler-Muskau zum 200. Mal. Pückler hat uns mit seinen Parkschöpfungen in Bad Muskau, Cottbus-Branitz und Potsdam-Babelsberg Kunstwerke von internationalem Rang hinterlassen. Sie sind als Denkmale der Landschafts- und Gartengestaltung auf der zentralen Denkmalliste der Deutschen Demokratischen Republik verzeichnet. Ihr Schutz, ihre Pflege und kulturelle Erschließung gehören zu den vordringlichen denkmalpflegerischen Aufgaben in unserem Staat. Der Geburtstag Pücklers gab Anlaß, die Spezifik seines gartenkünstlerischen Werkes in der geschichtlichen Entwicklung der Landschafts- und Gartengestaltung darzustellen und die Öffentlichkeit damit bekannt zu machen. Historiker, Literaturwissenschaftler, Theoretiker und Praktiker der Gartendenkmalpflege haben mit ihren Beiträgen zur Pückler-Ehrung, die 1985 im Bezirk Cottbus stattfand, das Wissen um die Geschichte der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts, aber auch um das Leben dieses eigenwilligen und vielseitig begabten Mannes bereichert. Ihre Beiträge sind die willkommene Gelegenheit, den vorliegenden Band herauszugeben, der dem Thema der Landschaftsgärten mit besonderer Berücksichtigung der Pücklerschen Gartenkunstwerke gewidmet ist. Zwar sind Gärten und Parks als „Denkmale der Landschafts- und Gartengestaltung" im heutigen umfassenden Verständnis unseres nationalen Kulturerbes eine verhältnismäßig junge Art von Denkmalen. Als Bestandteil unserer sozialistischen Nationalkultur ist jedoch gerade das gartenkünstlerische Erbe auf vielfache und intensive Art mit dem gesellschaftlichen Leben verbunden. Es ist nicht nur ein Gegenstand der Bildung und Forschung, sondern auch der Erholung. Gartenkunstwerke, die trotz der Veränderlichkeit ihrer Substanz über lange Zeitläufe hinweg erhalten worden sind, weisen auf die Schöpferkraft vergangener Ge-

Prof. Dr.-Ing. Ludwig Deiters

7

1 H e r m a n n L u d w i g Heinrich Fiirst von Piickler-Muskau, um 1825

Gartenkunst Denkmalpflege

Landschaftsgärten: ...das ganze hat die reinste Lieblichkeit" Harri Günther

Quellen und Literatur S. 3 0 9

ablehnte. Die Gartenkritiker und Theoretiker gingen in dieser Haltung so weit, daß sie in der Geraden, ohne die der Barockgarten doch nicht denkbar war, das Zeichen politischer Willkür und sozialer Unterdrückung sahen. So wurden die Ideen des neuen Landschaftsgartens, der zunächst längere Zeit nur in Kritik und Theorie bestand, von wohlhabenden Bürgern, oft Industriellen oder Bankiers, auch von fortschrittlichen, spottlustigen Landadligen verbreitet, von Freunden und Sympathisanten der Poeten, Journalisten und Philosophen weitergetragen. Die Namen von John Locke ( 1 6 3 2 - 1 7 0 4 ) , des Earl of Shaftesbury ( 1 6 7 1 - 1 7 1 3 ) , Joseph Addison ( 1 6 7 2 - 1 7 1 9 ) und Alexander Pope ( 1 6 8 8 - 1 7 4 4 ) sollen für diese Bewegung genannt werden. Addison unterzog als weitgereister Beobachter die Barockgärten beißendster Kritik, indem er forderte, die Natur im Garten zu hegen und sie nicht zu unterdrükken: „Unsere Bäume erheben sich als Kegel, Kugel und Pyramiden. W i r sehen die Spuren der Schere an jeder Pflanze, jedem Busch." Nachdem er auch noch die chinesischen Gärten, von denen man Genaueres noch nicht wußte, heranzog, fuhr er im Spectator-Artikel 1712 fort: „Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Meinung allein stehe, aber was mich betrifft, so schaue ich lieber einen Baum in aller seiner Fülle und seinem Überfluß von Ästen und Zweigen, als ihn gestutzt und verschnitten in mathematischen Figuren zu sehen, und ich kann mir nur vorstellen, daß ein Obstgarten in Blüte unendlich köstlicher ausschaut als die kleinen Labyrinthe und fein ausgeführten Parterres." Auf China hatte schon 1685 Sir William Temple in seinem Essay „Über die Gärten Epikurs" hingewiesen. Temple war immerhin in China gewesen, wo er das Unregelmäßige der chinesischen Gärten staunend er-

Mit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in England anfänglich nur schwach, dann immer lauter tönend, eine Kritik am regelmäßigen Barockgarten spürbar. Während Versailles vor dem Tod Ludwigs XIV. eine letzte Blüte erlebte, klangen von der Insel hämische Urteile über regelmäßige Gärten herüber. Diese Urteile wurden von einem Kreis meist junger Intellektueller verbreitet, die es, teils als Journalisten, verstanden, ihre Gedanken mit spitzer, stechend wirksamer Feder in Wochenschriften zu veröffentlichen. Dieser bis zu den tiefsten Wurzeln reichende Wandel in der Ausdeutung der Landschaft zum Garten hatte zahlreiche Ursachen, die durchaus nicht gründlich erforscht sind. Eine völlige Umwandlung der südenglischen Landschaft mit hart einschneidenden ökonomischen Veränderungen der Landwirtschaft vom Ackerbau zur Weidewirtschaft mag die wichtigste Ursache gewesen sein. Diese Schafweidewirtschaft, deren Erträge an Wolle in der sich gleichzeitig herausbildenden englischen Tuchindustrie verarbeitet wurden, vertrieb zwangsläufig unzählige Kleinbauern und Pächter, ja ganze Dörfer verschwanden unter der Einhegungswelle, und schuf eine Weidelandschaft: kurz gehaltene Wiesen, deren Bodenbewegung nun ablesbarer wurde, dazu zahlreiche locker verteilte Hecken und Einzelbäume, die dem Vieh leichten Schatten gewährten. Eine aus wirtschaftlichen Gründen derartig geformte Landschaft ließ den Landschaftsgarten, der in gesteigerter Form die gleichen Motive verwandte, so schnell heimisch werden. Dazu kam ein auch durch die Dichtkunst vorbereiteter langsam sich vollziehender Wandel des Naturgefühls, das sich einschmiegsam der angeblich vollkommenen Natur in Wiese, W a l d und Wasser anpaßte und jegliche gerade Linie, sei es im W e g oder in der Hecke, 11

Harri

Günther

kannte und als Sharawagdi in die Literatur einführte.

letzte W o c h e in regnerischem

E r bezeichnete damit das Unregelmäßige, das für E u -

u. a. m . " .

Wetter

vergessen

war

E i n e r der berühmtesten G ä r t e n in der ersten H ä l f t e des

ropa Neue der chinesischen G ä r t e n , das philosophische

1 8 . Jahrhunderts war der von Alexander Pope, der mit

und symbolische Ursachen habe.

Bridgeman befreundet war, in Twickenham,

Pope ging 1 7 1 2 wieder auf den fast dreißig J a h r e

südwest-

lich von London unmittelbar an der T h e m s e gelegen.

alten G e d a n k e n Temples und des Sharawagdi ein. Zur chinesischen Gartenkunst, die nun als Zeuge für seine

Pope, ein oppositioneller, aufgeklärter Humanist, Ho-

Phantasien herbeigerufen wurde, schrieb er: „Sie haben

mer-Übersetzer und Shakespeare-Wiederentdecker, schuf

in ihrer Sprache einen Begriff, um die besondere Schön-

vor und hinter seinem Haus einen kleinen G a r t e n , der

heit einer Pflanzung zu benennen, die beim ersten A n -

das Ideal seiner Zeit war und Anregung gab, ähnliche

blick die Einbildungskraft berührt, ohne daß man ent-

G ä r t e n anzulegen. Liest man die Beschreibungen, müßte

deckt, was da eigentlich so angenehme Wirkung hervor-

es sich um einen Landschaftsgarten im heutigen Sinne

bringt." D i e s e Lobeshymnen lockerten jedoch allenfalls

handeln. W i r f t man jedoch einen Blick auf den erst

nur das feste G e f ü g e der neuen G ä r t e n dieser Zeit, wie

1 7 4 5 von Popes G ä r t n e r M . Serie veröffentlichten Plan,

es aus den Gartenplänen von Stephen Switzer ( 1 6 8 2 —

so erkennt man einen sehr aufgelockerten Rokokogarten,

1 7 4 5 ) und B a t t y Langley ( 1 6 9 6 - 1 7 1 5 ) ablesbar wird.

der mit der Uferwiese vor dem Haus durch einen G r o t -

D e r Gartenarchitekt Charles Bridgeman ( 1 6 8 0 ? — 1 7 3 8 )

tengang verbunden war, der nicht nur in E n g l a n d V o r -

East-

bild und Anregung für vielerlei G r o t t e n b a u gab. D i e

bury, Stowe und Claremont einen deutlichen W a n d e l

Auflösung des barocken Grundrisses war zunächst eine

sichtbar

T a t der Intellektuellen.

ließ in den Parkanlagen von Blenheim ( 1 7 0 9 ) , werden,

indem

er

Garten

und

umgebende

Landschaft durch „ A h a ' s " zu verbinden suchte, Brode-

Fast gleichzeitig wurde an den Chiswick-Gärten des

rieparterres durch Bowlinggreens, meist leicht versenkte

Lord Burlington und an Stowe gearbeitet, das in den

Rasenflächen,

und

3 0 e r J a h r e n des 1 8 . Jahrhunderts eine zweite B l ü t e er-

Sträuchern verpönte, vor allem aber auf Symmetrie in

ersetzte,

den

Schnitt an Bäumen

lebte. U m 1 7 2 0 hatte Charles Bridgeman einen G a r t e n

seinen Anlagen verzichtete und somit ganz langsam U n -

geschaffen,

regelmäßigkeiten einfließen ließ.

W i l l i a m K e n t ( 1 6 8 5 - 1 7 4 8 ) , den L o r d Burlington 1 7 1 9

der das

starre Barocksystem

auflockerte.

ging

aus Italien mit zurückgebracht hatte, arbeitete an neuen

schon daraus hervor, daß beispielsweise d'Argenvilles

Gartenteilen, überarbeitete bereits bestehende, so d a ß

„Theorie et Pratique du J a r d i n a g e " , das Musterbuch des

Stowe, ebenso wie Twickenham, Chiswick,

spätbarocken G a r t e n s , in E n g l a n d bis 1 7 4 3

aufgelegt

und Claremont und T h e Leasows für neue Anlagen vor-

während

bildlich wurden.

Wie

wurde,

vielschichtig

diese

in Deutschland

gleichzeitig

Pope

den

Entwicklung

übrigens bis Gehölzschnitt,

verlief,

1764, vor

allem

Stourhead

T h e Leasows waren ein 1 7 3 5 vom V a t e r ererbter B e -

den

Schnitt an T a x u s und Buchsbaum in Form einer V e r -

sitz des Dichters W i l l i a m Shenstone ( 1 7 1 4 - 1 7 6 3 )

kaufsanzeige der peinlichsten Lächerlichkeit

Haiesowen in Shropshire. Seit 1 7 4 5 verwendete er sein

preisgab:

von

3 0 0 Pfund,

um

seinen

bei

„ A d a m und E v a in T a x u s , A d a m , ein wenig beschädigt

Jahreseinkommen

durch den Fall des Baumes der Erkenntnis im letzten

heute eine Golfwiese, und die Gutsfluren in eine „orna-

Park,

großen Sturm; E v a und die Schlange kraftvoll wachsend,

mented f a r m " , in eine verschönerte Gutsflur zu verwan-

St. G e o r g in Buchs, sein Arm noch kaum lang genug, doch

deln. W ä h r e n d seine Dichtungen wenig erfolgreich wa-

wird er im nächsten April in der Verfassung sein, den

ren, schuf Shenstone malerische Szenen in seiner G u t s -

Drachen zu töten; ein grüner Drache aus gleichem M a -

flur, die Stimmungen hervorrufen und die Einbildungs-

terial, einstweilen mit einem Schwanz aus kriechendem

kraft

E f e u ( N B . diese beiden können nur zusammen verkauft

Nutzflächen verschmolzen, der Unterschied bestand nur

anregen

sollten.

Park

und

landwirtschaftliche

w e r d e n ) ; verschiedene hervorragende Dichter in L o r -

in der D i c h t e der Gestaltungsmotive. Shenstone kreierte

beer, etwas ausgeblichen, können für einen Heller los-

auch den Begriff „Landschaftsgärtncrei"; seine G e d a n -

geschlagen werden. E i n e Sau von frischem G r ü n , die

ken zur Parkgestaltung legte er in den

aber zu einem Stachelschwein aufgeschossen ist, da sie

Thoughts of G a r d e n i n g " dar. Auf seinem Besitz ermög-

12

„Unconnected

2 Muskau. Bildkollektion des Parks und der Umgebung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts

a Schloß von Osten

b Schloß von Süden

c d a s a m R e i t w e g zum J a g d s c h l o ß südlich W e i ß w a s s c r gelegene Eisenhüttenwerk in K e u l a

d Englisches Haus im M u s k a u e r Park

e M o o r b a d und Trinkbrunnen im M u s k a u e r Park

f B a d e s a l o n im M u s k a u e r Park

3 Muskau

Landschaftsgärtcn der Fürst mit einem Kreis hochgebildeter Mitarbeiter und Freunde bis zu seinem Tode 1 8 1 7 arbeitete. Auf die Vielschichtigkeit von Bild und Form, G e d a n k e n w e l t und pädagogischen Intensionen in W ö r l i t z ist hier nicht R a u m einzugehen.

lichtc ein ,,belt w a l k " , ein das Ganze umschließender und auch zusammenhaltender W e g , Park und L a n d schaft aucli vom R a n d e her zu erleben, so d a ß die Steigerung der Kunstform zwischen Landschaft und Park ablesbar wurde. In W ö r l i t z sollte ein solcher belt w a l k über ein Menschcnaltcr später von größter Bedeutung werden. Von diesen aufregenden englischen Gartenabenteuern w a r durch die Literatur einiges in die deutschen Fürstentümer gelangt, deren Rokokogärten um die M i t t e des 18. Jahrhunderts müde und schlaff wurden. Anstelle der Broderiepartcrres schlichen sich Bowlinggrccns ein, Schlängclwege lockerten R a n d p a r t i e n auf, vielfach w u r d e der Schnitt der B ä u m e und Hecken unterlassen. H ä u f i g waren die Ursache dieses fehlenden Schnittes weniger künstlerische Absicht, als vielmehr die bitteren Zwänge der von Friedrich II. aus Preußen geführten Kriege. Erst nach 1 7 6 3 keimten neue sichtbare Ideen auf dem Festland, wenngleich englische Lords wegen ihrer Absichten in N o r d a m e r i k a gegenüber Brandenburg-Preußen, auch w ä h r e n d des Krieges, nicht unfreundlich waren. Einer der ersten, der in E n g l a n d 1 7 6 3 / 6 4 das Erlebnis einer neuen Gartenkunst w i e eine Offenbarung a u f n a h m , w a r der dem friderizianischen Kriegsdienst entwichene Fürst Leopold Friedrich Franz von AnhaltDessau ( 1 7 4 0 - 1 8 1 7 ) . Auf mehreren Reisen ( 1 7 6 5 / 6 7 , 1 7 7 5 , 1 7 8 5 ) nach England - Italien und Frankreich waren nicht vernachlässigt worden - hatte der bei seiner ersten Reise noch nicht 3 0 j ä h r i g e Fürst sich jedoch nicht nur an Gärten und Kunst begeistert, sondern mit seiner Begleitung auch der Architektur, der Landwirtschaft, den landwirtschaftlichen Bauten und der aufkommenden Industrie ernsthafte Studien gewidmet. Bei späteren Reisen vertiefte und erweiterte er diese Erkennnisse und Erfahrungen. Unmittelbar nach der Rückkehr von der ersten Reise ließ er durch den ihm in lebenslanger Freundschaft verbundenen Architekten Friedrich W i l h e l m von Erdmannsdorf!' ( 1 7 3 6 - 1 8 0 0 ) den Englischen Sitz in W ö r litz, noch am alten Jagdschloß, bauen, das 1 7 6 9 / 7 3 durch den nun beispielgebenden klassizistischen Schloßneubau ersetzt w u r d e . D a s Ergebnis der Englandreisen förderte jedoch nicht nur den Wörlitzer Park. Dieser blieb vielmehr nur ein Teil der weitreichenden Landesverschönerung, des A u f b a u s des Gartenreiches, an dem

4 M u s k a u . Blick von der G l o r i e t t e über d i e T r ä n e n w i e s e z u m Schloß. 1 9 3 0

Der geniale G e d a n k e w a r , vor allem den nördlichen, der Elbe zu gelegenen Teil des kleinen Fürstentums in einer Ost-Westlänge von etwa 2 5 km landeskulturell auf das großzügigste zu bearbeiten. L a n d - und Forstwirtschaft wurden stark gefördert, die zerstörenden Hochwasser durch wirksameren Deichbau abgehalten und diese von uralten, vertrackten Eichen charakterisierte Landschaft durch die A n l a g e von mehreren Parks

15

Harri

Günther

so potenziert, d a ß ein reisender Engländer, der Diplomat Charles W . Stewart, am Fliederwall in den Ruf „ G o d d a m , hier ist E n g l a n d ! " ausbrach. D i e ersten Arbeiten an den Parks setzten in Wörlitz ( 1 1 2 ha, davon 2 2 ha Wasserflächen und 1 2 , 5 ha Felder) ein, wo sich der P a r k optisch im Osten bis Rehsen (5 km), im Norden über die kleinen A n l a g e n am W i l derberg bis Coswig ( 4 , 5 km) und im W e s t e n über den Fliederwall bis Vockerode (5 k m ) ausdehnte. D e r D i a nentempel am E l b w a l l ( 2 , 5 km) w u r d e mit der Solitude am Sieglitzerberg (ca. 23 ha) verbunden, von der ein W a l l (6 k m ) bzw. eine L a n d s t r a ß e am Schwedenhaus, nahe D e s s a u - W a l d e r s e e , vorbei zum Landschaftspark Luisium (14 ha) führte. W e i t e , alleeartige Sichten ziehen sich noch heute vom Luisium nach Norden bis zur 2 , 8 km entfernten Elbe, nach Süden zum Obelisken auf der Kirche in D e s s a u - W a l d e r s e e ( 1 , 3 km) und nach Westen zur P y r a m i d e ( 1 , 6 k m ) bei Dessau. Diese Pyramide w a r die unmittelbar verbindende Architektur zum ( 1 , 3 km entfernten) d a m a l s 2 , 7 3 km 2 ausgedehnten P a r k Georgium, den der Bruder des Fürsten, vielfach in gemeinsamer Arbeit mit ihm, schuf. Nur der in der Entstehungszeit sehr gefeierte Chinesische Garten, der Ende der 9 0 e r J a h r e des 18. Jahrhunderts den nördlichen Teil des Oranienbaumer Barockgartens v e r w a n delte und sich in nordwestlicher Richtung erweiterte, w a r für das A u g e nicht so straff in die Landschaft eingebunden. So wuchs in 5 0 j ä h r i g e r , stetiger Arbeit eine auch land- und forstwirtschaftlich intensivierte L a n d schaft heran, der selbst die kritischsten Besucher die enthusiastische Bezeichnung „Gartenreich" gern verliehen.

Die Geschichte der im Gartenreich tätigen Gärtner ist erst sehr unvollkommen bearbeitet, es seien deshalb nur wenige N a m e n genannt: Johann Friedrich Eyserbeck ( 1 7 3 4 - 1 8 1 8 ) , seit 1 7 6 2 im Luisium bei D e s s a u ; die G ä r t n e r f a m i l i e Schoch, die von 1 7 6 4 bis 1 8 9 0 in Wörlitz arbeitete; weiterhin die N e u m a r k s , Oberheide, Klewitz, Richter und andere G ä r t n e r ; in allem aber behielt der Fürst die Oberhand in der Gestaltung. Als Kern des Wörlitzer Parkes beleben der See, das Große und Kleine Walloch fünf Gartenteile, die zeitlich teils gleichlaufend, teils nacheinander ausgebaut wurden. A u f f a l l e n d , und zunächst nur dem Kenner bemerkbar, ist der Kunstgriff, d a ß diese Gartenteile sich vielfach um Felder oder Nutzflächen, Baumschulen und Gartenland legen, so d a ß häufig galerieartige, lange, schmale Pflanzungen entstehen. Nutzflächen und Gärten bilden hier eine Einheit, w i e in der offenen L a n d schaft W a l d und W i e s e : so im P a r k nur in höchstgesteigerter Form mit geistvoll belebtem Inhalt zusammengehalten durch einen belt-walk, einen Umgehungsweg, w i e in The Leasows. Dieser führt vom Schloß und dem Schloßgarten zum Neumarksgarten, von der Roseninsel zum Floragarten und von dort zur romantischen A n l a g e am Venustempel, auf dem W a l l weiter bis zum Pantheon und Roten Wachhaus, am Stein vorbei und zum Schloß zurück, den ganzen P a r k w i e mit einem Gürtel zusammenhaltend. Der älteste Teil des Wörlitzer Parkes ist der Schloßgarten, in dem die Arbeiten 1 7 6 4 , noch vor dem Neubau des Schlosses durch Erdmannsdorf!, begannen und gegen 1 7 7 6 abgeschlossen waren. Nur wenig später setzten die Ausführungsarbeiten im Schochschen Garten ein. M i t dem N y m p h ä u m und dem Weinberg im Osten, dem V o r l ä u f e r b a u des Gotischen Hauses und mehreren „Clumps" (gruppenartige Gehölzpflanzungen) im W e sten wuchsen Gärten heran, die erst 1 8 0 7 fertiggestellt werden sollten. Neumarksgarten, benannt nach dem dort tätigen Gärtner, bestand aus Gärtnerei und B a u m schulland, das auf drei Seiten von phantasievollen Gartenpartien umgeben w a r . D i e Erdmannsdorffschen Pavillons auf dem Eisenhart, das Labyrinth und das Elysium wollten englischen E i n f l u ß auf dieser Insel gar nicht verbergen. D i e Erweiterung des Wörlitzer Sees nach W e s t e n und die Ausgrabungen des K a n a l s am Neumarksgarten ermöglichten die Rousseau-Insel mit ihren Pappeln, mit der des großen Franzosen gedacht

Über die einzelnen Parks des Gartenreichs liegen Pläne verschiedenen Zeichner vor, wobei die Pläne meist nur Zustandspläne, ganz selten Planungen sind. Lediglich für das Georgium sind mehrere Planungsdarstellungen vorhanden. Vergleichbar mit dem Fürsten Pückler w a r der Fürst Franz der maßgebende Gestalter der A n l a g e n , wobei ihm die Gärtner halfen, Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen. D a die Gärten nicht nach einem vorliegenden Plan ausgeführt wurden, sondern jährlich wuchsen, entstanden auch Orangerien, Gärtnereien für Blumen- und Gemüsebau sowie Baumschulen, um den unvorstellbar großen Gehölzbedarf zu decken und aus E n g l a n d und N o r d a m e r i k a bezogenes Saatgut zu kultivieren.

16

Landschaftsgärten

M u s k a u . Blick von der G o l d e n e n H ö h e ü b e r d i e N e i ß e z u m Eichsce. 1 9 3 0

E l b w a l l . Zu diesen Wachhäusern muß auch der D i a n a tempel (um 1 7 7 5 ) gezählt werden, der den architektonischen A u f t a k t zur Solitude am Sieglitzer Berg (23 ha) bildet. „Nur die Kunst hat geordnet, w a s die N a t u r ungeordneter und ungepflegter liegen ließ", sagte J. C. A . Grohmann von dieser kleinen A n l a g e , deren ganz in w e i ß gehaltener Vier-Säulen-Tempel sich im W a s s e r der Elbe spiegelte. D i e Nachbildung des Säulenfußes eines antiken Kaisermonumentes (Küchengebäude), zahlreiche Plastiken, Renaissance-Teile vom alten Dessauer Schloß, drei Torbauten sowie Nutzbauten belebten diesen Park, der sich durch mehrere, bis zu 3 8 0 m tiefe Sichten aufhellte. D i e „lieblichste W i l d n i s , die er kenne",

wurde, den Fürst Franz 1 7 7 5 in Paris besucht hatte. Der Garten auf dem W e i d e n h e g e r bildete seit 1 7 8 1 den Übergang zu den Neuen A n l a g e n , die 1 7 8 4 mit den Grabungen für den Langen K a n a l begannen und erst 1 7 9 6 mit dem Pantheon abgeschlossen werden konnten. D i e Partie an der Seespitze mit dem Stein, der V i l l a Hamilton und dem Amphitheater entstanden zwischen 1 7 8 8 und 1 7 9 6 (Basaltinseln am Stein). Schon sehr früh historisierten verschiedene Bauten die umgebende Landschaft und ließen die hochstilisierte Gartenkunst nach außen abklingen: der Limesturm ( 1 7 7 2 ? ) und der Hochwasser-Gedenkstein ( 1 7 9 5 ) im Osten, die sog. Mitteihölzer, ein großes Wachhaus (um 1 7 7 5 ) im Westen, beides Hochwasser-Wachhäuser am

17

Harri

Günther

dung der Säulen vom Saturntempel in Rom, ein Ionischer Tempel, zeitlich früher als der Wörlitzer Venustempel, ein Roter Bogen, ein Weißer Bogen, wieder Nachbildungen eines antiken Bogenrestes in Rom, geben dem Park die architektonischen Bezugspunkte. Die sich bis zur Elbe ausdehnenden Anlagen finden dort im Elbpavillon und vor allem in der neugotischen Wallwitzburg (um 1797) ihren Abschluß. Weit über die Elbe läßt dieser romantische Bau die großartige Parkanlage ausklingen. Der hohe Obelisk am westlichen W a l l zum Park ist Abschluß des Gartenreiches - und gleichzeitig Übergang zum Kühnauer Park, einem kraftvollen Nachklang aus dem frühen 19. Jahrhundert.

so bezeichnete der kundige Gartenkritiker Fürst Ligne 1795 diese Solitude. Von dieser in sich abgeschlossenen Gartenwelt waren es entlang des Kupenwalls nur etwa 6 km, bis zwei gotisierende Torhäuser erneut einen Park auftaten: das Luisium (14 ha). Ablesbarer als in Wörlitz ist hier noch die strenge, achsenartige Aufteilung früher Landschaftsgärten erkennbar. Schon seit 1753 im Besitz des Fürsten, begannen 1776 nach der Fertigstellung des Schlosses die von Eyserbeck ausgeführten, in einzelnen Teilen wohl auch von ihm geplanten Anlagen. Erdmannsdorff hatte auch hier die Entwürfe für das Schloß geliefert: ein hoher, schmaler Bau mit einer Aussichtslaterne bildet das Herz des Parkes. Von hier aus gehen lange, schmale Sichten zum Obelisken auf der Gruftkirche in Dessau-Waldersee, auf die reich ausgestattete neugotische Fassade des Gestüts (1779/81) und auf den Triumphbogen mit dem verschleierten Bild zu Sais dahinter, 1785 nach Vorbildern in Palmyra aufgebaut. Ein ganz eindringlich stimmungsvoller Park war entstanden, den der Fürst Franz 1774 seiner Gattin Luise schenkte und von der er seinen Namen hat. Nach ihrem Tode 1811 zog sich der Fürst hierher zurück, was Veränderungen im Park nach sich zog. Die strenge Wegeführung, besonders im östlichen Teil, der durch eine wohl einmalige Eiben-Allee vom westlichen getrennt ist, blieb erhalten und macht deutlich, wie lange eine Entwicklung bis zum weit geschwungenen W e g im Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts brauchte und welche Kräfte dafür erforderlich waren. Fast gleichzeitig mit dem Luisium wurde am Georgium gebaut, das den westlichen, abschließenden Teil des Gartenreiches bildet. 1 7 8 0 setzten hier die ersten Arbeiten ein. Unter starker Einflußnahme des Fürsten Franz, seines Bruders Johann Georg ( 1 7 4 8 - 1 8 1 1 ) , nach dem der Park benannt ist, wurden die Planungen von Johann George Schoch gefertigt. Für das Landhaus, in eierschalenweiß wie das Wörlitzer Schloß, lieferte Erdmannsdorff die Entwürfe. Ähnlich wie in Wörlitz verbinden lange, sehr schmale Sichten, im 18. Jahrhundert meist alleeartig gepflanzt, Schloß und Parkbauten mit der Landschaft. Dabei sollte der Eindruck entstehen, daß auch die Feldfluren, hier wesentlich ausgedehnter als die in Wörlitz, unmittelbar zum Park gehören. „Römische Ruinen", eine Nachbil-

In einem 1830 entstandenen Aufsatz über das Luisenfest schrieb Goethe: „Die Neigung der damaligen Zeit zum Leben, Verweilen und Genießen in freier Luft ist bekannt und die sich daraus entwickelnde Leidenschaft, eine Gegend zu verschönern und als eine Folge von aesthetischen Bildern darzustellen, durch den Park des Herzogs von Dessau angeregt, sich nach und nach zu verbreiten angefangen habe." Dazu kamen außerdem noch Nachrichten von Neuanlagen aus Harbke (Kreis Oschersleben), das nicht - wie so häufig zu lesen - durch seinen Lustgarten, sondern vielmehr durch seine „Lustwälder" anregend wurde. In Harbke hatte Friedrich August von Veltheim, ein Verwaltungsjurist, von 1747/55 auch Präsident des Hofgerichtes in Wolfenbüttel, schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts nordwestlich der Gutsgebäude im Verlauf mehrerer Jahre einen Lustwald angelegt, der 1775 immerhin etwa 50 ha umfaßte. Die einzelnen Quartiere trugen absonderliche Namen: Pudelsruhe und Pudelshain (zur Erinnerung an die 1740 gestiftete Jagdgesellschaft „Zum goldenen Pudel", die sich um Jagdordnungen, Sicherheit im Umgang mit Schußwaffen und ähnliches bemühte), Florida, New Foundland; Libanon mit Weißtannen und Lärchen, der Cotopaxi und die Ukraine mit Fichten, Kiefern und Lärchen folgten. Diese Westhänge, von einer alten Allee, dem Non plus Ultra, begrenzt, von kleinen Bächen, Sandsteinaufbrüchen belebt, waren mit sehr vielen Exoten bepflanzt, deren Saatgut aus Amerika oder England eingeführt worden war. Von diesen berühmten Beständen künden nur noch einige wenige Exemplare, das meiste ging schon 1816 und 1833 durch gewaltige Stürme verloren. 18

Landschaftsgärten

6 M u s k a u . Blick vom östlichen Zipfel des Eichsees mit Geotgseiche ( B a n k ) zum Eichbcrg. 1983

19

Harri Günther im Tal als auf den Ilmhängen Wege gezogen und kleine Gartenstaffagearchitekturen gebaut wurden. So entstanden nach und nach der Dessauer Stein ( 1 7 8 2 ) , dem Fürsten Franz von Anhalt gewidmet, die Grotte mit der Sphinx, der Wasserfall (1784/86), das zum Borkenhäuschen umgewandelte Luisenkloster ( 1 7 8 4 ) , eine künstliche Ruine ( 1 7 8 4 ) , der aus einem alten Orangenhaus des Welschen Gartens hergerichtete Salon (1786/ 87), 1811 abgebrochen und als Tempelherrenhaus neu aufgebaut, der Schlangenstein ( 1 7 8 7 ) und die „Drei Säulen". Goethe hatte sich sehr bald vom Park zurückgezogen; um so mehr trat Carl August in den Vordergrund, der sich 1791/97 das „Römische Haus" von seinem Freunde Goethe bauen ließ: „Tue, als wenn Du für Dich bautest, unsere Bedürfnisse waren einander immer ähnlich". Dieser ockerfarbene klassizistische Bau ist der architektonische Kern des Parkes, dessen klare Formen von weiten Teilen des Parkes erlebbar sind.

Dieser Lustwald diente also nicht nur - wie schon der Name sagt - rein forstwirtschaftlichen Zwecken, sondern auch der Anzucht, Vermehrung und Aufpflanzung meist nordamerikanischer Gehölze und läßt gartenkünstlerische Formen anklingen. Ganz unregelmäßige Wege, mehr krumm als schön, erschlossen neben Alleen diese jungen Anpflanzungen, in die auch gartenkünstlerische Motive eingestreut waren. Eine (Erd-?) Pyramide, auch Isis genannt, beendete eine Allee, Sitzplätze, ein als „Die Klippen" bezeichneter Sandsteinkessel gehörten dazu. „Hier waltet Stille und heiliger Frieden, und die Seele, aus dem Gewirre und lautem Geräusch hierher zurückgezogen, kann sich zu höherem Gedankenflug erheben und in ernste Betrachtungen versenken . . ." Diese Betrachtungen mögen sich hauptsächlich auf die Verbreitung der nordamerikanischen Gehölze erstreckt haben, die nicht nur Wörlitz, sondern auch die anderen im Entstehen begriffenen Landschaftsgärten aus Harbke bezogen. Die „Harbkesche wilde Baumzucht" von J. P. Du Roi, Braunschweig 1771/72, ist das dendrologischwissenschaftliche Ergebnis dieser Versuche. Goethe, ebenso wie der Herzog Carl August, war vom Wörlitzer Park sehr angeregt, und doch sollte in Weimar nicht die beabsichtigte Veränderung einer Landschaft, sondern vielmehr ein Todesfall Anlaß zu ersten, frühesten Arbeiten im Park sein. Christiane von Laßberg ertrank in der Ilm, den Werther bei sich in der Tasche. Goethe war im Frühjahr 1778 von diesem Ereignis so betroffen, daß er am Rande eines alten Steinbruches ihr zum Gedenken einen Felsen aushöhlte und die Felsentreppe schuf. „Wir haben bis in die Nacht gearbeitet, zuletzt noch ich allein bis in ihre Todtes Stunde", schrieb Goethe an Frau von Stein. Sein Gartenhaus an der Ilm machte ihn seit 1776 auch zum Anlieger des künftigen Parks, dessen Terrain er täglich durchschreiten mußte, um in die Stadt zu kommen. Das Jahr 1 7 7 8 hielt noch ein zweites Ereignis zum Ausbau des Weimarer Parkes bereit: den Geburtstag der Herzogin Luise am 9. Juli. Wegen des Ilmhochwassers mußte das Fest auf den Hängen und nicht im Tal, am Stern, begangen werden. Ein alter Turmrest und eine neue, strohgedeckte Hütte verbanden sich zum „Luisenkloster", in dem die Überraschung der Geburtstagsfeier gelang. Von 1778 an setzte sich die Anlage des Parkes langsam aber stetig, wohl ohne Plan, fort, indem weniger

Bis ins 19. Jahrhundert zogen sich die Arbeiten am Park hin, bis nach Oberweimar. Nur wenige Bäume ließen den geschlängelten Lauf der Ilm verfolgen, Blickbeziehungen gingen nicht nur quer über das Tal, sondern auch vielschichtig längs der Höhen: ein Flußtal war Gartenkunst geworden. Goethe hatte sich auffallend ablehnend verhalten, aber in seinen Werken, in den „Wahlverwandschaften", dem „Luisenfest" und zahlreichen Gedichten war der Aufbruch der Gartenleidenschaft sichtbar geworden. Diese war nicht zuletzt auf die vielen Dessau-WörlitzBesuche zurückzuführen, von denen er 1778 an Charlotte von Stein aus Wörlitz geschrieben hatte: „Hier ist es jetzt unendlich schön. Mich hats gestern Abend wie wir durch die Seen und Canäle und Wäldgen schlichen sehr gerührt wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist wenn man so durchzieht wie ein Mährgen das einem vorgetragen wird und hat ganz den Charakter der Elisischen Felder in der sachtesten Mannigfaltigkeit fliest eins in das andre, keine Höhe zieht das Aug und das Verlangen auf einen einzigen Punckt, man streicht herum ohne zu fragen wo man ausgegangen ist und hinkommt. Das Buschwerck ist in seiner schönsten Jugend, und das ganze hat die reinste Lieblichkeit." Neben Weimar flackerte auch in Tiefurt neues Gartenleben auf. 1776 hatte der Bruder Carl Augusts, Prinz Constantin, hier eine eigene Hofhaltung bekommen; seit 20

Land schaftsgärten

7 Muskau. Hcrmannsncißc und Eichwicsc nach S ü d e n . 1 9 8 3

W ä h r e n d der W e i m a r e r Park sowohl durch seine A r chitekturen als auch durch seine Gartenbilder Großheit und Ernsthaftigkeit ausstrahlt, ist in Tiefurt alles empfindsamer, stimmungsvoller, fraulicher. Eine Vielzahl von kleinen Monumenten läßt diesen Ton nicht verhallen: das Constantin-Denkmal, „Amor als Nachtigallenfütterer", die Büsten von Goethe, Herder und W i e land (von denen nur die letztere übrigblieb), das Denkmal für den 1 7 8 5 in der Oder ertrunkenen Bruder der A m a l i e , den Prinzen Leopold, und auch das erste Denkmal für Mozart, „Mozart und den M u s e n " geweiht. D e r

1 7 8 1 „rustizierte" dann die Herzogin A n n a A m a l i a in T i e f u r t , die bis 1 7 7 5 die Regierung des Fürstentums Sachsen-Weimar-Eisenach geleitet hatte. Bis 1 8 0 6 , als französische Soldaten plündernd einfielen, herrschte im Tiefurter Ilmbogen ein bescheidenes, jedoch sehr reges Gartenleben. 1 7 7 6 hatte Carl L u d w i g von Knebel für den Prinzen Constantin recht einfache Plätze, W e g e , eine Chinesische Hütte, auch eine Einsiedelei angelegt, die jedoch bald verfielen, aber zunächst von A n n a A m a lia übernommen wurden, die von 1 7 8 2 bis 1 7 8 6 den P a r k zu seiner heutigen Größe ausbaute.

21

/ ! dm

Günther

21

T,and s c h a f t s g ä r t e n

M8

Tccsalon (18Ü5 anstelle einer älteren Borkcnhüttc) und der Musentempel sind mit Vergils Felsengrottcn auf der Höhe die einzigen Architekturen dieses Parkes, der ganz aus sich selbst, aus den W i e s e n der Ilmschleife und dem Hang lebt. Ebenso w i e in W e i m a r kurz vor der M i t t e des 19. Jahrhunderts eine Überarbeitung des herangewachsenen Parkes durch Petzold erfolgte, geschah es auch in Tiefurt, nur hatte Pückler hier die entscheidenden Hinweise gegeben. In der Regierungszeit Carl Augusts (ab 1 7 7 5 ) änderte sich auch das Gartenbild im B e l v e d e r c - G a r t e n ; aus dem barocken W e r k mit Terrassen und Alleen wuchs ein

Landschaftsgarten heran, der sich die L a g e des tiefen Tales mit dem Possenbach zunutze machte. Jedoch w e niger durch seine Gartenformen als vielmehr durch seine Pflanzensammlungcn wurde der Belvcdere-Gartcn berühmt. K a u m überschaubare Pflanzenschätze kultivierte man hier im Freiland und noch viel mehr unter Glas, deren Verzeichnisse und Saatgutkataloge in alle W e l t versandt werden konnten. D a ß Goethe, die Hofgärtnerfamilie der Sckells, andere Hofgärtner und Botaniker, daran reichen Anteil hatten, versteht sich hier in W e i mar von selbst. Blumen- und Gemüsezucht, ja überhaupt die Gartenkultur wirkten von W e i m a r aus als Vorbild und regten zu neuen Gärten, zum Ausbau und zur Veränderung bestehender an. W e n i g e r von der örtlichen Gegebenheit, denn mehr von der geistigen Auffassung an Tiefurt anklingend, schlängeln sich im Seifersdorfer Tal seit 1 7 8 1 entlang der Röder die empfindsamen Anlagen der Christiane von Brühl. 1 7 9 2 waren sie soweit vollendet, d a ß W . G. Becker das berühmte K u p f e r w e r k in Dresden herausgeben konnte. M i t fast 3 km Länge folgen W e g e , vielfach

9 S c h l o ß p a r k B e l v e d e r e bei W e i m a r . B l u m e n g a r t e n an d e r O r a n g e r i e . Im V o r d e r g r u n d a r t e n r e i c h e B e p f l a n z u n g in A n l e h n u n g an d e n f r ü h e r e n B o t a n i s c h e n G a r t e n in d i e s e m P a r k t e i l . 1 9 8 2

S c h l o ß p a r k B e l v e d e r e bei W e i m a r . D e t a i l a u s d e m Russischen G a r t e n ( 1 8 1 5 - 2 0 ) m i t o r n a m e n t a l e n B l u m e n p f l a n z u n g e n nach e i n e m P l a n von 1 8 6 0 u n t e r V e r w e n d u n g d e r hier v o r g e f u n d e n e n keramischen Beeteinfassungssteine. 1982

S c h l o ß p a r k T i e f u r t bei W e i m a r . L ä r c h e n g r u p p e auf d e r g r o ß e n P a r k w i e s e vor verschiedenfarbiger Gehölzkulisse. Zustand 1982 L ä r c h e n g r u p p e vor 1 8 4 0 g e p f l a n z t , G e h ö l z b e p f l a n z u n g vor d e m M u s e n t e m p e l : z u k ü n f t i g e r S t a n d o r t einer S i l b e r p a p p e l

10

23

Harri

Günther

renden Architrav, der die Inschrift „Salutari Hygienae D o n o Sacrum" - D e r heilbringenden Hygiene als Geschenk geweiht - trägt. Nach der Glänzelmühle folgt mit der Fischerhütte, dem Bassin und dem Dianenbad nochmals eine geballte Motivfülle. Neben Grünfeld muß der noch etwas ältere Garten von Machern bei Leipzig genannt werden. Genauere D a t e n über seine Entstehungszeit sind unsicher, wenn auch 1782 als Beginn genannt wird. D i e Veröffentlichungen über Machern, umfangreiche Kupferwerke, erschienen erst 1796 und 1799 von J. E . Lange bzw. K . W . Glasewald. D i e früheste, noch im G r u n d r i ß in einer zittrigen Regelmäßigkeit ausgeführte Partie war die „Eremitage" mit einem zweistöckigen, strohgedeckten Borkenhaus. Obwohl drei Teiche, der Schwemm- und der Mühlteich sowie der Lehmteich mit leicht terrassierten Ufern vorhanden waren, wurden diese Wasserflächen ebenso wenig wie der Wallteich ums Schloß Ausgangspunkt der Anlagen. Das „englische Gartendreieck" mit der „Statue der denkenden Muse" ist ähnlich in sich abgeschlossen wie die bereits genannte Eremitage und die - durch ein Feldstück getrennt - folgende „Englische Anlage" mit einem der beliebten Schneckenberge und dem Salon. Von dieser Anlage schlängelte sich ein kurzer Weg durch einen Wiesengrund zum „Monument der Hochseel. Frau Gräfin", mit dem der Schöpfer des Parkes, Carl August Heinrich von Lindenau, ähnlich wie Alexander Pope in Twickenham, seiner Mutter gedachte. Nördlich davon, ganz leicht ansteigend, liegt die umfangreichste Partie des Gartens, aus verschiedenen kleinen Teilen zusammengesetzt, die ohne unmittelbare Verbindung leider kein Ganzes machen. „Rittergrab" und „Ritterburg" bilden die nördlichen Eckpunkte, höchst romantische Bauten, von denen die Ritterburg mit ihrem hohen Turm einen weiten Blick über die Landschaft ermöglichte. Auf einem weiteren Schneckenberg stand der „Tempel des Aeolus", ebenso verschwunden wie der „Salon von ländlicher Bauart" und vieles mehr. E r halten blieb die 1792 errichtete Pyramide, die mit ihrem dorischen Portalvorsatz als gediegener klassizistischer Bau einen umfangreicheren Freiraum zugebilligt erhält. Hier klingt eine tiefere Gedankenwelt durch, da der Besitzer im Raum über der G r u f t die Gedenktage der Familie feierte. Von der Pyramide aus mag der Blick über eine niedrige Plantage bis zum „Monument"

nur Pfade, dem plätschernden Bach und den zurückweichenden Felsenhängen. Das Seifersdorfer Tal ist kein eigentlicher Park, sondern vielmehr eine durch 4 4 Monumente, Gedenksteine und Kleinarchitekturen belebte und aufgewertete, ganz natürliche Talwelt, die keine Gartenräume kennt, sondern um die Tempelchen und Monumente so viel Freiraum schafft, d a ß ein Erlebnisbereich empfindsamster Stimmungen aufkommt. Voraussetzung dazu ist freilich genügend humanistisches Wissen, um mit Lorenzos Hütte und Grab, Petrarcas und Phytagoras' Hütte und dem Dorestan-Denkmal Vorstellungen und Wissen zu verbinden. Auch der Familie sind Gedenksteine gewidmet, ebenso Dichtern und dem „Andenken guter Menschen". So wird vieles nur durch Wissen aus dem Familienkreis und der klassischen Literatur verständlich, nicht aus der Form des Gartens selbst ablesbar. Ebenfalls in einem Tal, vom Oberwinkler Bach durchzogen, baut sich in einer Länge von knapp 2 km der Park Grünefeld (Greenfield) bei Waldenburg auf. Nach Studienreisen hatte O t t o Carl Friedrich von Schönburg ( 1 7 5 8 - 1 8 0 0 ) hier nach englischen Vorbildern, daher auch der N a m e , und Anregungen aus Wörlitz, wo er Studien trieb, Röhrsdorf, Machern und Schwetzingen seit 1 7 8 1 zu einer Gartenwelt heranwachsen lassen, die mit der Landeskultur in enger Wechselwirkung stand: Schafzucht, Landwirtschaft und Straßenbau wurden gleichermaßen gefördert. Südlich eines Berghanges entwickelt sich entlang des Hauptweges, meist vom Oberwinkler Bach begleitet, ein Garten, der sich durch Räumlichkeit und Architekturbeziehungen auszeichnet. Vor dem Gutshaus dehnte sich über den halbkreisförmig erweiterten Bach eine dreieckige Wiese, die mit dem Elisen-See abschoß. Ein Japanisches Häuschen und, in achsialer Beziehung zum Schloß, eine Statue, lagen fast außerhalb des Parks, der erst östlich des Gutshauses ( 1 8 4 1 / 4 2 abgetragen) beginnt. Eine Ruine, ein alter hier 1786 aus Waldenburg eingebauter Renaissance-Torbau gibt den Stimmungswert „Der stillen N a t u r f r e u d e gewidmet" des sich nun öffnenden Gartens an. In ziemlich gedrängter Folge erlebte der Besucher eine im erweiterten Bach liegende Insel, vor einem Badehaus zwei Sphingen, eine Urne, Grotten, Denkmäler, Hütten, ein holländisches Landhaus und die „Gesundheitsquelle", zwei dorische Säulen mit einem antikisie24

Landschaftsgärten

Harri Günther diese Situation auf das vorteilhafteste für einen Park aus. Die Grafen Hohenthal müssen offensichtlich eine Verbindung zu Wörlitz gepflegt haben, denn George Schoch war auch hier wirksam und ebenso der junge, in Wörlitz häufig beschäftigte Bildhauer Friedemann Hunold ( 1 7 7 3 - 1 8 4 0 ) , von dem noch ein sehr edler Gedenkstein am Steilhang zum Park liegt. Genaue Daten wie auch eine Deutung des Hohenprießnitzer Parkes stehen aus. D i e Form des schmalen Wasserzuges, die torartigen Architekturen erinnern jedoch an sehr empfindsame Gestaltungen, die in Verbindung mit starken, alten Bäumen die Erkenntnis ermöglichen, daß hier ein kostbarer, früher Landschaftsgarten bestand.

gereicht haben, ohne daß eine optische Führung durch Bäume dies erkennen ließ. Machern hatte auch eine überaus reiche Gehölzsammlung, von der Glasewald kenntnisreich berichtete. Bis auf wenige Exemplare hat die Verwandlung des Parkes in einen waldartigen Bestand nichts erhalten. D i e Ausstrahlungskraft des Wörlitzer Aufklärungsgedankengutes und der dazu gehörenden Gartenwelt war so lebenskräftig, daß - trotz der Unerforschtheit vieler dieser Gärten - noch Dieskau, Hohenprießnitz, Garzau und Zschepplin genannt werden müssen, ehe durch die Unruhen der napoleonischen Kriege ein Stillstand in der Gartenkunst eintreten sollte. Dieskau, südöstlich von Halle, gehörte dem späteren Kanzler der Hallischen Universität Karl Christian von Hoffmann ( 1 7 3 5 - 1 8 0 1 ) , der zu den aufgeklärten Freunden des Dessau-Wörlitzer Kulturkreises gehörte. Zwischen 1 7 7 8 und 1 7 8 4 entstand hier um einen größeren, nahezu ovalen Teich ein Landschaftsgarten, zu dessen Ausführung und vermutlich auch zur Planung der junge Johann George Schoch ( 1 7 5 8 - 1 8 2 6 ) aus Wörlitz verpflichtet war.

Ähnliches trifft auch auf das nahe Zschepplin zu, wie Hohenprießnitz am Hochufer der Mulde gelegen. Allein der alte Baumbestand, riesige Eichen und Tulpenbäume, verrät, daß hier ein früher Landschaftsgarten dahinschlummert, dessen Geschichte und Form noch zu erforschen bleibt. Im Königreich Preußen setzten sich die neuen Ideen des Landschaftsgartens nur sehr langsam und auch dann nur schubweise durch. Dazu mochte die Zurückgezogenheit Friedrichs II. von Preußen Anlaß gegeben haben, der in seinem Garten von Sanssouci zwar englische Gänge im Rehgarten westlich der Heckenquartiere anlegen ließ, den neuen Gartenvorstellungen jedoch recht fremd gegenüberstand. Als sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. 1 7 8 6 damit beginnen wollte, in Potsdam am Heiligen See, wo er bereits Grundstücke angekauft hatte, einen „Neuen Garten" anzulegen, fand er in Preußen keinen Gartenarchitekten. E r mußte sich von dem ihm befreundeten Fürsten Franz von Anhalt einen phantasievollen Gartenarchitekten empfehlen lassen, Johann August Eyserbeck ( 1 7 6 2 - 1 8 0 1 ) , dessen Vater im Luisium bei Dessau tätig war. Eyserbeck, der 1 7 8 8 in Charlottenburg als Hofgärtner angestellt wurde, entwarf die Pläne für den Neuen Garten und leitete auch die Ausführung, die erst mit dem Tode des Königs 1 7 9 7 abgeschlossen wurde. Wie ein großes £ legt sich der Neue Garten um den Heiligen See, die Endpunkte durch die neugotische Bibliothek und den Maurischen Tempel ( 1 8 6 9 abgetragen) betont, die Mitte vom Schloß beherrscht. Dieses wurde etwas in den See gerückt, da es als Wasserschloß auch von der Havel her, für Gäste aus Charlottenburg, gesehen

Viele Motive lassen Anklänge an Wörlitz und das Dessauer Georgium erkennen, wenngleich die Geländeausformung vorteilhafter genutzt wurde. Eine minutiöse Beschreibung im Taschenbuch für Gartenfreunde, Leipzig 1 7 9 9 , läßt erkennen, daß sich vom Gutshaus aus Wege oberhalb des Hanges entlangzogen, von denen aus der größte Teil des Gartens zu überblicken war. Phantasievoll waren die Gartenarchitekturen, die teils chinesischen Einfluß zeigten, wie der Pavillon im See, oder an die Verbindung mit Georg Forster anknüpften, nach der das Badehaus in der Otahiti-Mode über dem Abfluß des Sees erbaut wurde. In klassizistischer Form gedachte man des Wörlitzer Freundes: eine Gedenkvase für den Fürsten Franz von Anhalt-Dessau und am Ende des Sees ein Obelisk, ähnlich wie im Georgium den Übergang zur Landschaft vermittelnd. Die umgebende Feldflur schien jedoch im 18. Jahrhundert auch optisch kaum einbezogen gewesen zu sein, da die Randpflanzungen ziemlich abgrenzten. Nur die durch den Höhenunterschied ermöglichten Reize der Aussichten aus verschiedenen Höhen mit den phantasievollen Gartenarchitekturen wurden ausgekostet. Hohenprießnitz, südlich von Bad Düben, sehr schön am westlichen hohen Ufer der Mulde gelegen, nutzt

26

Landschaftsgärten

und betreten werden und außerdem der Schaufreudigkeit in Garten und Landschaft dienen sollte. Große Teile des Gartens w a r e n bisher als Rebengärten genutzt und so blieben einige W e i n - und Preßhäuser, das Rote, Grüne, W e i ß e und Braune Haus als Parkstaffage bestehen. Eyserbeck löste die Gartenflächc in zahlreiche stimmungsvolle Gartenpartien auf, wozu besonders der Garten vor dem Schloß mit seinen Blumenbeeten gehörte. Auch der Gartenraum mit den H ä n g e w e i d e n um die Gedenkurne der G r ä f i n Ingenheim setzte diese Empfindsamkeit fort. In der N ä h e schlug eine P y r a m i d e aus Sandstein mit vergoldeten Planetenzeichen einen neuen Ton an, der bereits an der östlichen Orangeriefassade ausklang. Hohe Säulen tragen hier eine ägyptische Sphinx, w ä h r e n d im Halbrund des Vorbaus ägyptische Plastiken aufgestellt wurden. Hier, in unmittelbarer N ä h e von Schloß und Orangerie, endet auch die den Garten durchschneidende Zu-

fahrtsallee, im 18. Jahrhundert mit modischen Pyramidenpappeln bepflanzt; sie w a r die kürzeste Verbindung nach Sanssouci. Entlang dieser A l l e e liegen die „Holländischen Häuser", die vor allem vom See her gesehen werden wollen. Dieses M o t i v , das - w i e H. Schönemann kürzlich feststellte - Friedrich W i l h e l m II. vom russischen Puschkin mitbrachte, das auch in Buch bei Berlin einen Ton anschlug, erweiterte sich hier zu einer dorfartigen A n s a m m l u n g von Häusern, wobei das größte, das heutige Damenhaus, einen kleinen Turm mit Glocke haben sollte. Diese Vorspiegelung einer kleinen Kirche w u r d e nicht verwirklicht und damit die Reihung der Häuser nicht leicht verständlich. Im 18. Jahrhundert kannte der Neue Garten keine großen Sichtbeziehungen, viel eher intime Gartenräume, zu denen leicht geschwungene W e g e führten. Nur eines w u r d e gänzlich erschlossen und in der Uferführung abgetastet: der See. Selten nimmt eine Gartcnanlagc eine

12 M u s k a u . T r ä n c n w i e s c mit Schloßruinc. 1 9 8 3

27

Harri

Günther

so enge Verbindung mit dem W a s s e r ein wie der N e u e G a r t e n , wo der See am R a n d e liegt und doch das lebenskräftigste M o t i v des Gartens ist. E b e n f a l l s an einem Gewässer, einem See und zwei aufgestauten großen Teichen, die durch ein F l i e ß verbunden waren, lag das für kaum ein Vierteljahrhundert als G a r t e n aufleuchtende G a r z a u , dem G r a f e n Friedrich W i l h e l m Carl von Schmettau ( 1 7 4 3 - 1 8 0 6 )

gehörend.

E r war dem Dessau-Wörlitzer Kulturkreis und Georg Forster ( 1 7 5 4 - 1 7 9 4 ) sehr verpflichtet. Schmettau hatte das G u t 1 7 7 9 gekauft und nach 1 7 8 0 , vor allem zwischen 1 7 8 2 und 1 7 8 4 , mit der Verwirklichung seiner Ideen zu einem Park begonnen. D i e bewegten U f e r der drei Seen und das F l i e ß lockten, zahlreiche Brücken oder Seilfähren wie in Wörlitz einzubauen und so über Inseln einen Rundgang durch die ausgedehnte Anlage zu ermöglichen. Gegenüber dem Schloß, in etwa 4 0 0 m Entfernung, lag auf einem Hügel scharf gegen die Helligkeit des Horizontes eine Pyramide (heute Ruine), deren aus Ziegelsteinen gemauerter K e r n , ein Festsaal, ganz von Feldsteinen in Pyramidenform gehäuft, umgeben war. D i e Anregungen zur F o r m und zum Material dieser Pyramide erhielt Schmettau von G e o r g Forster, der an Cooks R e i s e nach Polynesien teilgenommen hatte. D i e Pyramide war jedoch nicht das einzige B a u w e r k , das an die polynesische Inselwelt erinnerte. Auch das Badehaus hatte auf der Insel Huahine seinen Ursprung und verlieh dem Park ein spritziges exotisches Gewürz, nur wenige J a h r e in der Gartenkunst verwendet.

13

A m Mühlenfließ ließ Schmettau noch eine G r o t t e er-

M u s k a u . W a s s e r f a l l an der K a r p f e n b r ü c k e von Südosten. 1 9 8 3

richten, von einer rustikalen Brücke mit dem Nachbarland verbunden. B e i dem tischartig flachen

Gelände,

nur zur Pyramide folgt ein plötzlicher Anstieg, lag es

ßen ( 1 7 2 6 - 1 8 0 2 ) ,

nahe, Aussichtspunkte zu schaffen, um den G a r t e n zu

hatte von diesem den alten Rokokogarten 1 7 4 4 als G e -

überblicken. D i e s war am Ausfluß am K l e i n e n Haussee

schenk erhalten. A b e r erst als der Prinz seinen W o h n -

ein

Bruder

König

Friedrichs I I . ,

möglich, der von einer chinesischen weißen Holzbrücke

sitz 1 7 5 2 dauernd nach Rheinsberg verlegte, begann er

überspannt war. D o r t lag eine G r o t t e , davor die Stele

sich, seinen musischen Neigungen folgend, auch mit dem

mit einer Minerva, leicht vom Schatten gebogen gewach-

G a r t e n zu beschäftigen, unterbrochen durch seine A b w e -

sener B ä u m e überzogen. D i e s e G r o t t e trug einen kleinen

senheit während des Siebenjährigen Krieges.

Pavillon, von einem zweifarbigen Zeltdach gekrönt: D e r

D a s alte Achsensystcm, den W a l d zu gliedern, mochtc

Park mit seinen seltenen Gehölzen, den Brücken und

er übernommen haben, fügte aber vor allem nach seiner

Inseln war wie von einem Baldachin zu erleben.

Rückkehr eine Fülle heute vielfach verschwundener M o -

G a n z im Gegensatz zu diesen sprudelnd neuen A n -

tive des noch unentwickelten Landschaftsgartens ein. D a

lagen lagen die G ä r t e n am Rheinsberger Grienerick-See

gab es auf der A n h ö h e der Obelisk-Achse ein G r a b m a l

verhältnismäßig unbeobachtet. Prinz Heinrich von Preu-

des Vergil, das auch in anderen G ä r t e n zu finden war,

28

Landschaftsgärten

einen Parasolberg, unter dessen großem Schirm eine Moosbank zum Rundblick einlud, ein Eremitendörfchen mit bewohnbaren Einsiedeleien und einer nutzbaren Küche, dazu die heute stark veränderten Partien an der Malesherbessäule, die starken chinesischen Einfluß verrieten. All diese Partien gehörten nicht zu einem entwickelten Landschaftsgarten, es war keine Folge von Gartenbildern. Vielmehr sollten diese zahlreichen sentimentalen Einschiebsel in regelmäßige Alleeabschnitte beim Nutzer und Besucher Stimmungen hervorrufen, die durch antikes und modernes Bildungsgut belebt wurden. Uferteile und Höhen, durch Plastiken und Denkmale aufgewertet, waren auch zu bewunderten Blickpunkten geworden, ohne je Gartenfreiraum gebildet zu haben. Nur einzelne Teile, das Eremitendörfchen zum Beispiel oder der Freundschaftstempel, mochten zu gesellschaftlichen und damit auch räumlichen Zentren geworden sein, zumal sich hier die kleine, sehr kultivierte Hofgesellschaft zu Musik, Spiel und Speisen traf. Der Rheinsberger Park darf als ein Musterbeispiel eines Rokokogartens gelten, in den man die als prickelnd neu empfundenen sentimentalen Staffagen einfügte: wie in einen Kanevas wurden in eine herbe Landschaft hier und da Farbtupfen eingestickt. Gerade an diesem Rheinsberger Park mit dem großen See, an dem Prinz Heinrich mit seinen Intendanten und Gärtnern über 50 Jahre arbeitete, wird der Wandel zum Landschaftspark ablesbar, wenn man die beiden anderen, ebenfalls an einem See liegenden Gärten, Wörlitz und den Potsdamer Neuen Garten, betrachtet. Ein Wandel in sozialen und wirtschaftlichen Strukturen, zuerst ganz langsam, sich bald unübersehbar durchsetzend, führte zu einem Umschwung, der dann im frühen 19. Jahrhundert, nach den napoleonischen Kriegen, den Landschaftsgarten mit seinen großartigen Gartenbildern entstehen ließ. Nach dem Wiener Kongreß führten zwei fast gleichaltrige, in ihrer Gedankenwelt und Kunstauffassung jedoch höchst unterschiedliche Männer die Landschaftsgärten zu neuer Blüte: der 1785 in Muskau geborene Hermann Fürst Pückler und Peter Joseph Lenne, als Sohn einer Gärtnerfamilie 1 7 8 9 in Bonn geboren. Beide beherrschten ihr Metier auf das glänzendste, waren teilweise zusammen sogar an einer Gartenanlage beteiligt, was nicht nur hier zu unerfreulichen, von Pückler auch

wenig vornehm betriebenen Querelen führte. Der Lenné-Schûler Gustav Meyer ( 1 8 1 6 - 1 8 7 7 ) und Karl Eduard Petzold ( 1 8 1 5 - 1 8 9 1 ) , der die Pücklerschen Arbeiten in Muskau fortsetzte, trugen die Vorstellungen des Landschaftsgartens in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei die Lennéschen Ideen und Auffassungen des auf sozialen Forderungen aufbauenden Stadtgrüns bis in unser Jahrhundert hineinwirkten. Lenné hatte auf Wunsch seines Vaters zahlreiche Studienreisen unternommen. Er blieb längere Zeit in Wien und Paris, wo er bei Durand Vorlesungen hörte und auffallend stark von Gabriel Thouin ( 1 7 4 7 - 1 8 2 9 ) beeinflußt wurde. Während Pückler den Auffassungen des Landschaftsgartens vor allem in England nachging und die Formen von H. Repton ( 1 7 5 2 - 1 8 1 8 ) adaptierte, war Lenné durch den Landschaftsgarten Frankreichs geprägt, wie er in der Plansammlung „Plans raisonnés de toutes les espèces de jardins", Paris 1819/20, zum Ausdruck kam. Lenné begann - 1816 als Gartengeselle auf Probe nach Potsdam gerufen - mit sogleich Aufsehen erregenden Planungen für den Neuen Garten und den Park Sanssouci. Während die Pläne für den Neuen Garten nach und nach durchgesetzt wurden, blieb der Entwurf, den Park Sanssouci in weiten Teilen in einen Landschaftsgarten zu verwandeln, nur Absicht. Der wenig kunstfreundliche Friedrich Wilhelm III. dürfte kaum den für seine Zeit genialen Gedanken Lennés verstanden haben; Lenné löste in seiner Planung den 2 km langen, nur 8 m breiten Hauptweg auf, um daraus eine breite Sichtachse zu formen. Zahlreiche Diagonalsichten nahmen dem Park sein handtuchartig-schmales Aussehen, wobei nun der Fall eintrat, daß die Wege nicht in den Sichten verliefen, Fuß und Auge also getrennt waren. Nur wenige Teile des alten Rokokogartens sollten bestehen bleiben: die sechs Terrassen vor dem Schloß Sanssouci, die Obstanlage vor der Bildergalerie, die kurze Allee in der Achse von Schloß Sanssouci und die Lindenpflanzung am Obelisk. Ab 1826 konnte Lenné die höchst geistvollen, aufs feinste durchgearbeiteten Pläne für Charlottenhof vorlegen, deren Ausführung erst um 1845 abgeschlossen war. Der sog. „Siam Plan" 1839 zeigt etwa den Abschluß dieser Gartenarbeiten, die am Scheitelpunkt eines Drives, eines Umgehungsweges, das kleine Schlößchen Charlottenhof zum Kern der Anlage machen. Die Ge29

Harri

Günther

bäudegruppc der Römischen Bäder, an einen künstlich angelegten kleinen See angeschmiegt, erfüllte mit den Italien-Erinnerungen des Römischen Bades, dem Teepavillon, dem Gärtner- und Gehilfenhaus den östlichen Parkteil mit Leben. Die westlich des Schlosses Charlottenhof geplanten Partien sind nicht alle ausgeführt, teilweise später auch verändert worden: sie gipfeln im gewaltigen Gartenfreiraum des Hippodroms (150 m lang, 55 m breit). Die ursprünglich ausdrucksarme Ebene einer mageren Viehweide verzauberte Lenne in eine mit Baumgruppen und Einzelbäumen durchstellte, von leichten, jedoch höchst wirkungsvollen Bodenschwingungen durchzogene Ideallandschaft, die sich von der Außenwelt durch undurchsichtige Abpflanzungen verhüllte. H. Schönemann lüftete erst jüngst diese Lennesche Phantasiewelt als höchst lebenskräftigen Nachklang humanistischer Ideen der Aufklärung. Nahezu fünfzig Jahre arbeitete Lenne an den Sanssouci-Gärten und deren unmittelbaren Umgebung: Der Hopfengarten ( 1 8 2 7 ) , die Umgestaltung des Ruinenberges (nach 1 8 4 1 ) ; der Nordische und der Sizilianische Garten (1857/60), die Anlagen an der Orangerie mit der Gedankenwelt einer Triumphstraße (um 1850), der Marly-Garten ( 1 8 4 5 ) mit der Friedenskirche und die Anlagen um die Fasanerie (1841/42) runden den Garten ab, der nun über 3 0 0 ha groß war. Der eine kaum erfaßbare Großheit ausstrahlende Gedanke Lennes, „Die Verschönerung der Insel Potsdam", mag das Phantasievollste und Gedankentiefste sein, was Lenne schuf. Ohne den Mittelpunkt der Sanssouci-Gärten, die wie ein Katalysator wirkten, nicht denkbar, begann Lenne eine Gestaltung der Umgebung Potsdams vorzusehen, die eine Länge von 18 km, eine Tiefe von 12 km erreichte. Aus den einzelnen Teilen der nicht immer anziehenden Landschaft schuf Lenne ein einheitliches Ganzes, wobei die Teile durch Pflanzungen, Baumgruppen, Parkanlagen, Sichtbeziehungen, Architekturen und besondere Wegeführungen zu einem organischen Ganzen verbunden wurden, ohne die Nutzflächen einzuschränken. Die Pfaueninsel im Osten Potsdams machte den Auftakt. Schon 1816 hatte Lenne Umgestaltungen vorgenommen, 1829/31 und 1842 traten erneute Veränderungen ein. Mit den Anlagen von Nikolskoe (1836) setzten sich die Gärten weiter nach Glienicke mit seinen

aufs feinste durchgestalteten Ziergärten fort. Das sich anschließende Babelsberg war seit 1833 in Arbeit, für Lenne besonders schwerwiegend, da dieser Höhenzug mit seinem ausgedehnten Park die Verschönerung der Insel im Osten abschließt. Hier in Babelsberg kam es wegen fehlender Mittel 1841/42 zur vorübergehenden Einstellung der Arbeiten, bis 1843 Pückler, der Prinzessin Augusta von Preußen, der Auftraggeberin, von Weimar her bekannt, die Weiterführung der Ausgestaltung des Parkes übernahm. Das Lennesche Wegesystem blieb erhalten. In Babelsberg kam es zu grundlegenden Verstimmungen zwischen Pückler und Lenne, die einem Außenstehenden kaum spürbar - Lenne aufs tiefste verletzten. Allein auf Grund der Klassenunterschiede - der Fürst wider einen Gartendirektor - blieb der Ausgang von Anfang an offensichtlich. Der Kranz der Gärten setzte sich von Babelsberg über den Tiefen See und Heiligen See nach dem Neuen Garten (Überarbeitungen durch Lenne 1816, 1825 und 1846) und dem Pfingstberg ( 1 8 4 9 ) fort, mit Blickbeziehungen zum Neugotischen Belvedere auf dem Brauhausberg und den in 9 km Entfernung das Parkbild abschließenden Schäfereibergen bei Geltow am Rande des Wildparks. Das 846 ha umfassende Gebiet des Wildparks mit dem Bayrischen Haus ( 1 8 4 7 ) , dessen weite Sicht über die Havel bis Werder reichte, und den drei von Persius entworfenen Torhäusern war als Jagdgebiet künstlerisch bearbeitet worden. Die Sichtbeziehungen vom Kellerberg auf die Hänge des Schwielowsees mit seinen alten Kiefern erschienen nun ebenso bewundernswert wie der Blick vom nordwestlichen Wildwärterhaus zum Tempel am Kahlen Berg und den Bornimer Höhen. Diese leichten Anhöhen wurden durch die italianisierenden Bauten des Bornimer Gutsgebäudes mit seinem Turm, durch die berühmte Heckenlandschaft Lennes und die Gutsgebäude von Bornstedt sowie durch die dortige Kirche mit Säulengang und freistehendem Campanile akzentuiert. Eine solche Kunstform verlieh der ursprünglich spröden Landschaft einen weichen, heiteren Ton, der bisher um Potsdam kaum zu spüren war. Dazu gehören auch die Parkanlagen mit Heilandskirche bei Sacrow ( 1 8 4 2 ) , die Villa Alexander mit ihren kleinen Gärten am Jungfernsee, der Garten von Caputh, die Anlagen des späteren Karlsturms südlich des Wildparkes sowie der Park in Petzow. Die etwas 30

Landschaftsgärten

leer wirkende Petzower Kirche gewährte ebenso wie das Schinkelsche Gutshaus, denen viel Laubholz, verbindende Alleen und Baumgruppen die Akzente verliehen, dem Auge immer wieder beruhigende Festpunkte. Dieser umfassende Gedanke Lennes, in nahezu fünfzig Jahren andauernder Arbeit mit und ohne Verständnis zweier Könige verwirklicht, hatte, wie es nicht anders sein konnte, Vorläufer. Mochten die ersten Anregungen vom Dessau-Wörlitzer Kulturkreis kommen, die Lenne selbstverständlich kannte, so müssen dazu auch die Gestaltung der Gutsfluren in Reichenbach Kreis Pyritz ( 1 8 2 0 ) und Boizenburg sowie vor allem Park und Umgebung von Basedow (nach 1835) genannt werden. Sie gehören zum Bedeutendsten unter den Lenneschen Arbeiten, ohne die die Potsdamer Insel mit ihren aufs detailreichste durchgestalteten Partien als letzter Nachklang eines humanistischen Klassizismus nicht gedacht werden kann. Bewundernswert ist neben der ein normales M a ß unvergleichlich übersteigenden Arbeitsleistung Lennes seine Begabung für Arbeitseinrichtung und -gliederung. Um dieses kaum vorstellbare Arbeitsergebnis überhaupt zu ermöglichen, hatte Lenne ganz wesentlichen Anteil an der Begründung eines Vereins zur Beförderung des Gartenbaus ( 1 8 2 2 ) , zur Einrichtung der Gärtnerlehranstalt, einer Fachausbildung für Gartenkunst, Zierpflanzen- und Gemüse- sowie Obstbau ( 1 8 2 3 ) und der Anlage einer lieferungsstarken Landesbaumschule ( 1 8 2 3 ) . Diese drei bildeten die Grundlage für die Lenneschen Arbeiten und strahlten in ihrer Wirksamkeit weit über Brandenburg-Preußen aus, zumal Lenne ihnen seine ungebrochene Aufmerksamkeit bis zu seinem Tode 1866 schenkte. Damit vollzog Lenne ähnlich wie Albrecht von Thaer in der Landwirtschaft in Zeiten schwierigster ökonomischer Bedrängnis den Schritt von der allgemeinen Berufserfahrung zur Wissenschaft. Darüber hinaus entwarf Lenne noch Pläne für zahlreiche kommunale Anlagen, womit er zum Begründer städtischer Grünanlagen, im späten 19. Jahrhundert Stadtpark genannt, wurde. Hier sind vor allem der berühmte Friedrich-Wilhelm-Garten (heute Pionierpark) in Magdeburg zu nennen, auch der dortige HerrenkrugPark, desgleichen die kommunalen Anlagen in Frankfurt/Oder, Dresden und Leipzig. Zur gleichen Zeit, in der Lenne in Sanssouci und dem Neuen Garten mit seinen Arbeiten begann, setzten zu-

nächst ganz zögernd 1815 landschaftliche Parkgestaltungen eines bis dahin fast unbekannten Grafen von Pückler in Muskau ein, der erst 1822, besonders auf Betreiben seines Schwiegervaters, des Staatskanzlers von Hardenberg, gefürstet worden ist. Ein Jahr Schulzeit in Dessau blieb sicher nicht ohne Einfluß auf seine Gartenempfänglichkeit. In England war Pückler von den Parks H. Reptons und dessen Gartengedanken so geprägt worden, daß er die von Repton adaptierten Ideen im Muskauer Sand keimen ließ. Von 1815 bis 1845 arbeitete Pückler wie ein „Erdenbändiger" (Bettina von Arnim nannte ihn so) in Muskau, um Parkvorstellungen zu verwirklichen, die auf ein Ausmaß von 7 7 0 ha angelegt waren. Mit einer Leidenschaft ohne Beispiel zauberte Pückler aus lehmigen Aueböden im Neißebogen und sandigen Hängen und Höhen eine beglückende Gartenwelt, wie sie in den nachfolgenden Beiträgen im einzelnen dargestellt wird. Bäume und Wiesen, Wasser und Hügel wurden eingearbeitet, vorhandene Alteichen in ihrer Größe herausgestellt und Bäume wie Monumente auf gedehnte Wiesen gesetzt, so daß diese Landschaftsgärten noch einmal in Schönheitsglut aufleuchteten, der Abgesang des klassischen Landschaftsgartens. Pückler hat sich 1834 in seinem schon damals kostbaren Werk „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" zum Thema seines Gartens - freilich etwas verschwommen - geäußert: „Denn die Hauptidee, welche ich der Fassung des ganzen Planes zum Grunde legte, war eben keine andere als die, ein sinniges Bild des Lebens unserer Familie, oder vaterländischer Aristokratie, wie sie sich eben hier vorzugsweise ausgebildet, auf eine solche Weise darzustellen, daß sich diese Idee im Gemüth des Beschauers, so zu sagen, von selbst entwickeln müsse." Dieses „sinnige Bild des Lebens unserer Familie" war ziemlich teuer, man schätzt, daß über eine Million Taler in diesen Gärten verbaut wurde. Im Gegensatz zu Lenne nahm er keinerlei Rücksicht auf den Ertrag vorhandener Felder, sondern opferte alles dem Parkgedanken. Dabei hatte Pückler - im Gegensatz zu seinen anfänglichen Versprechungen - die seinen Muskauer Bürgern abspenstig gemachten Flächen gar nicht oder erst sehr spät bezahlt. Pücklers Lebenshaltung war so teuer, daß er fast zwei Millionen Schulden hatte und den von ihm ohnedies sehr schlecht bewirtschafteten 31

Harri

Günther

14 M u s k a u . W a s s e r f a l l an der K a r p f e n b r ü c k e , Blick die H e r m a n n s n e i ß e flußaufwärts zur K a n a l w i e s e . 1 9 8 4

Besitz verkaufen mußte. D i e Kosten für den Park wa-

daß Rehder zu Fuß ging, während Pückler auf einem

ren noch die geringsten; der üppige Haushalt, Pferde,

Araber-Hengst antrabte. Nach dem Verkauf Muskaus begann Pückler zunächst

Livreen und Reisen verschlangen Unsummen.

widerwillig und nur dem Wunsche seiner Gattin folgend

D a s funkelnde Gartenkunstwerk Pücklers wird auch durch die Anmerkung nicht verdunkelt, daß er für die

mit der Anlage eines Parkes in Branitz, bis ihn auch hier

Nutzflächen seines Besitzes fast gar nichts tat, sich um

die Gartenleidenschaft ergriff und erst 1 8 7 1 mit seinem

die Volksbildung seiner überdies sehr zurückgebliebenen

T o d e die weitere Ausarbeitung des Parkes eingestellt

Standesherrschaft ebensowenig kümmerte wie um die

wurde. In einem Vierteljahrhundert hatte Pückler wirk-

Aufhebung der Leibeigenschaft, die in Muskau mit am

lich aus dem Nichts einen Zaubergarten geschaffen, dem

spätesten in den preußischen

auch in seiner Gedankentiefe nur wenig an die Seite

nannte er seinen

Landen erfolgte. Zwar

Garteninspektor

Jacob H .

gestellt werden kann. D i e neuesten Forschungen von A .

Rehder

( 1 7 9 0 - 1 8 5 2 ) , ohne den der Muskauer Park undenk-

Schäfer lassen jedoch erkennen, daß hier das Klassisch-

bar ist, „Herr K o l l e g e " , jedoch mit dem Unterschied,

Erhabene ganz und gar von hochmodernen Parkarchi-

32

Land sclmf tsgiirtcn

M u s k a u . Altes und Neues Schloß. 1930

tekturen und fast kitschigem K u n s t h a n d w e r k überspielt w u r d e : das Finale der großen Landschaftsgärten setzte unübersehbar ein. Auch in anderen Gärten, vor allem in Thüringen, hatte Pückler beratend eingegriffen. In Altenstein bei B a d Liebenstein sind seine Spuren zu verfolgen, über alles ragt jedoch die Behandlung des Hanges gegenüber dem Schloß Ettersberg hinaus, w o auf Anraten Pücklers etwa 10 ha W a l d geschlagen w u r d e n . Pückler arbeitete hier aus einem Rotbuchenbestand eine aufs kunstvollste behandelte, über 1 0 0 0 m tiefe H a n g w i e s e heraus, deren malerische W i r k s a m k e i t in der Ausbildung des B a u m randes lag. B a l d vorspringend, bald schräg zurückwei-

chend gehört dieses Parkbild gleichwertig zu den Parken in M u s k a u und Branitz. Seit der M i t t e des Jahrhunderts nahm die Anzahl großer, neuer Parkschöpfungen ab, die kleineren dagegen, vielfach reich ausgestattet, w u r d e n zahlreicher. Dies ist nicht zuletzt auf ökonomische und sozialpolitische Gründe zurückzuführen. W ä h r e n d die Gutswirtschaft, von Krisen geschüttelt, k a u m noch Mittel für ausgedehnte Parke erwirtschaften konnte, traten in den Städten sozialhygienische Gesichtspunkte sehr in den Vordergrund. A l s Erholungsgrün für die Städter w a r e n vor allem in Berlin die mustergültigen V o l k s p a r k e Friedrichshain und Humboldthain entstanden.

33

Harri

Günther

D i e s e beiden A n l a g e n hatten im B e r l i n e r T i e r g a r t e n ,

ren G a r t e n k u n s t und A n l e i t u n g zur A u s ü b u n g dersel-

an dem L e n n e fast fünfzig J a h r e zäh und verbissen ge-

ben".

a r b e i t e t hatte, einen V o r l ä u f e r . A n den J a h r z e h n t e an-

Rciseschriftstellcr

dauernden V e r ä n d e r u n g e n w i r k t e , zunächst als Zeichner,

M e y e r die G a r t e n k u n s t lehrbar. E r h a t t e d a m i t nicht

auch G u s t a v M e y e r ( 1 8 1 6 - 1 8 7 7 ) mit, der die G ä r t n e r -

nur das E r b e L e n n e s ü b e r n o m m e n und w e i t e r e n t w i c k e l t ,

lehranstalt besuchte, w o m a n seine a u f f a l l e n d e B e g a b u n g

sondern in seinen A r b e i t e n in B e r l i n , dessen erster S t a d t -

bald erkannte. E r zeichnete zahlreiche P l ä n e für L e n n e ,

g a r t e n d i r e k t o r er 1 8 7 0 w u r d e , N e u e s geschaffen.

Wollte

Pückler in seinem Anregungen

B u c h als

vermitteln,

gewandter so

machte

wurde G a r t e n k o n d u k t e u r , L e h r e r an der G ä r t n e r l e h r -

In Friedrichhain ( 1 8 4 6 ) und im H u m b o l d t h a i n ( 1 8 6 9 )

anstalt und schließlich H o f g ä r t n e r . 1 8 6 0 gab M e y e r das

h a t t e er L e n n e s G e d a n k e n aus dessen k o m m u n a l e n A n -

„Lehrbuch

lagen fortgeführt, die im T r e p t o w e r P a r k ( 1 8 7 5 )

der schönen

Gartenkunst,

mit

besonderer

Rücksicht auf die praktische A u s f ü h r u n g von Parkanlagen

usw."

heraus.

Er

entwickelte

in

Gärten,

ihre

K r ö n u n g erfahren sollten. Z u m ersten M a l e werden nun

seinem

Spielplätze und L i e g e w i e s e n in G r ü n a n l a g e n eingefügt,

W e r k , das sicherlich mit Billigung L e n n e s erschien, nach

v o n Sozialhygienikern wegen vielfacher

einem historischen R ü c k b l i c k „die G r u n d s ä t z e der neue-

heiten gefordert. D i e großen G a r t e n f r e i r ä u m e waren nun

16 Branitz. Schilfsee mit den beiden Inseln. 1 9 8 3

34

Mangelkrank-

Landschaftsgärtcn

Harri

Günther

18 Branitz. Schloß mit Pergolahof. 1983

schinen und selbst Constitutionen noch schwer abgewinnen kann. Suum cuique. Euer ist jetzt das Geld und die Macht - laßt dem armen ausgedienten A d e l seine Poesie, das Einzige, w a s ihm übrigblieb. Ehrt das schwache Alter, S p a r t a n e r ! " Nach dem Verkauf von M u s k a u k a m die Standesherrschaft schließlich in den Besitz des Prinzen W i l h e l m Friedrich K a r l der N i e d e r l a n d e , der nach dem T o d e Rehders E d u a r d Petzold ( 1 8 1 5 - 1 8 9 1 ) für M u s k a u gewinnen konnte, um den erst zu einem Drittel fertiggestellten P a r k zu vollenden. Petzold hatte bereits in thüringischen Gärten Beachtenswertes geleistet, w o er seit 1 8 4 4 tätig w a r , zuerst als Gartenkondukteur in Ettersburg, dann ab 1 8 4 8 in W e i m a r , Tiefurt und Groß-

nicht mehr nur schönes Bild, sondern nutzbare Freifläche geworden. Schüler der Gärtnerlehranstalt - in dieser G e d a n k e n w e l t ausgebildet - wurden so zu Begründern großstädtischer Grünzüge. Neben der „Potsdamer Richtung" blieb aber auch die ganz in Ästethik aufgehende Gartenwelt Pücklers nicht ohne Fortsetzung. Pückler bemerkte recht resignierend, aber klar und deutlich zu seinen eigenen Plänen: „ M a n che U l t r a - L i b e r a l e werden vielleicht über einen solchen G e d a n k e n lächeln, aber jede Form menschlicher Ausbildung ist ehrenswerth, und eben weil die hier in R e d e stehende sich vielleicht ihrem Ende naht, fängt sie wieder an ein allgemeines, poetisches und romantisches Interesse zu gewinnen, die man bis jetzt Fabriken, M a -

36

Land schaftsgärten

19 Branitz. „Gothisches Fenster". 1982

kromsdorf. Petzolds W i r k e n w a r hier sehr fruchtbar, und nur auf besonderen Wunsch Pücklers übernahm er nach dem T o d e Rehders den M u s k a u c r Park, w o er nicht nur die von Pückler vorgesehenen Flächen nach eigenen Plänen anzulegen hatte, sondern als erster Pflegeeingriffe in den Pücklerschen Teilen vornehmen mußte. Allein dies blieb wahrlich keine leichte A u f g a b e , die Petzold mit gediegenem Können und großem Geschick löste.

rund 125 ha umfaßten. D i e wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichten beide im Aboretum Muscaviense, das 1 8 6 4 in Gotha erschien. 1 8 7 8 gab Petzold die Leitung des M u s k a u e r Parkes und der Gärtnereien auf, behielt jedoch die künstlerische Oberaufsicht noch bis 1 8 8 1 . Von M u s k a u reicht Petzolds Arbeitsgebiet bis nach Bulgarien und den Niederlanden, wo er in Twickel und de P a a u w Musterbeispiele seiner Kunst verwirklichte. Neben den genannten Gärten in M u s k a u und W e i m a r gehört der Park in Langenstein bei Halberstadt zu den am besten erhaltenen Parks Petzolds in der D D R . Petzold w a r sehr begabt, sein Können in Fach- und Lehrbüchern darzulegen. Schon 1 8 4 9 hatte er ..Beiträge

Petzold hatte sich immer sehr für Pflanzen, inbesondere um Gehölze, deren V e r w e n d u n g , Bestimmung und Kultur bemüht. Bei den üppigen, in M u s k a u zur Verfügung stehenden Mitteln konnte er gemeinsam mit dem Arboretgärtner G. Kirchner ein Arboretum, eine geographische Abteilung und eine Baumschule anlegen, die

37

Harri

Günther

B r a n i t z . Blick v o m S ü d z i p f e l d e s S c h w a r z e n Sees z u m S c h l o ß . 1 9 8 3

21



B r a n i t z . N o r d o s t g i c b e l d e s Schlosscs m i t E r l e n g r u p p e . 1 9 8 6

38

Harri Günther zur Landschaftsgärtnerei" herausgegeben, die 1 8 8 8 in einer weitaus verbesserten A u f l a g e erschienen. N e b e n dem Meyerschen „Lehrbuch der Schönen G a r t e n k u n s t " gehören die Veröffentlichungen Petzolds und des Eisenacher Hofgärtners H e r m a n n Jäger ( 1 8 1 5 - 1 8 9 0 ) zu den grundlegenden Literaturarbeiten des 19. Jahrhunderts. O h n e diese W e r k e sind sowohl eine Rekonstruktion und Pflege der G ä r t e n des 19. J a h r h u n d e r t s als auch die

Fortentwicklung der G a r t e n k u n s t überhaupt nicht denkbar. D i e reizbare Animosität zwischen den M u s k a u e r n und den P o t s d a m e r n trug doch spürbar zu einer lebendigen Weiterentwicklung bei, indem aus der so weit reichenden Kunstauffassung und G e d a n k e n w e l t in L e h r e und A u s ü b u n g das Lebenskräftige extrahiert w u r d e , das d a n n die G r u n d l a g e n der G a r t e n k u n s t v o m 19. zum 2 0 . J a h r h u n d e r t bilden sollte.

40

Pücklers Parkanlagen in Muskau, Babelsberg und Branitz Helmut Rippl

Anmerkungen S. 299 ff.

Einleitung

Neben den vielfältigsten Äußerungen zum geistig-kulturellen Leben der Zeit sind für uns heute seine Parks vorrangig von Bedeutung, weil sich auch in ihnen seine Weltsicht widerspiegelt. Die drei großen, im wesentlichen von ihm geschaffenen Parks in Muskau, Babelsberg und Branitz sind in folgenden Abschnitten in ihrem Werdegang bis in die Gegenwart dargestellt. Die ihnen zugrunde liegenden Ideen sind trotz der Ähnlichkeit der gestalterischen Mittel aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten recht verschieden. In Muskau bildet das von der Neiße eingeschnittene liebliche Flußtal den bestimmenden räumlichen Rahmen mit Blickbeziehungen vorwiegend von den Berglehnen nach innen, zum Schloß als Brennpunkt. In Babelsberg ist der Berg Ausgangs- und Mittelpunkt des Ganzen mit nach außen orientierten Rundsichten in die schöne Potsdamer Seenlandschaft. Im ebenen Branitz bot die Landschaft weder Berg noch T a l ; so mußte das Fehlende künstlich geschaffen werden. Da alles aus der Phantasie erwuchs, ist Branitz wohl die reinste Verwirklichung Pücklerscher Vorstellung landschaftlicher Gartenkunst. Zu nennen ist aber auch Pücklers Einfluß als beratender und tätiger Gartenkünstler an vielen Fürstenhöfen. In Neuhardenberg, heute Marxwalde/Oderbruch, im Park seines Schwiegervaters, des Fürsten Hardenberg, ließ er 1822 auf eigene Kosten den kurz zuvor in Muskau tätigen englischen Gärtner Vernal vier Wochen lang unter seiner Leitung arbeiten. Für Altenstein, Reinhardsbrunn, Bclvedere und Tiefurt bei Weimar, für den Glienicker Park und sogar für Sanssouci gab er Ratschläge. Praktisch tätig war er im thüringischen Wilhelmstal, an der Wartburg, in Koblenz, in Winterhalter/Schweiz und im östlich von Torgau gelegenen Pülswerda - einem Wohnsitz seiner Mutter in zweiter Ehe - wo ein kleiner Land-

Hermann Fürst von Pückler-Muskau und sein Lebenswerk sind fast völlig aus dem heutigen Bewußtsein entschwunden. Bis auf die beiden Parkanlagen in Muskau und Branitz sind Pücklers sonstige Leistungen weitgehend unbekannt. Als Standesherr von Muskau strebte er einen Lebensstil an, zu dem neben einem prächtig ausgestatteten Schloß ein ebensolcher herrschaftlicher Park gehörte. Darüber hinaus ging sein Streben auch nach politischem Einfluß. Für den diplomatischen Dienst hielt man ihn aber für ungeeignet - viel zu stark war ihm geistige Unabhängigkeit eingeprägt. Er hielt freie Meinungsäußerung für unerläßlich, sympatisierte mit politisch so „verdächtigen" Zeitgenossen wie Heinrich Heine und Heinrich Laube, war dem Saint-Simonismus zugeneigt, forderte aber gleichzeitig - ab 1833 auch öffentlich - die konstitutionelle Monarchie für Preußen. Dies alles entsprach einem Verhalten, das ihn politisch ins Abseits führte. So wurde Pückler durch die Umstände um so stärker in die Richtung seiner künstlerischen Veranlagung gedrängt. Diese Fähigkeiten hat er zeitlebens dann auch vehement ausgeübt, sowohl als Schöpfer der Gartenkunst als auch als Literat. Dazu kam seine große Lust am Reisen, am Reitsport und Schießen, seine umfangreiche Korrespondenz mit vielen Zeitgenossen, vor allem mit dem schönen Geschlecht. In jüngster Zeit wird wieder das in seinen literarischen Werken sehr detailliert beschriebene Zeitkolorit interessant und mit dem Neudruck seiner Bücher ein tieferer Einblick in die Geisteshaltung dieses ungewöhnlichen Mannes möglich.

41

Ilelmut

Rippl

22 E t t e r s b u r g . P ü c k l c r s c h l a g u m 1 9 2 5 , Blick d e n B e r g h i n a n

schaftspark, an den Elbdeich angelehnt, mit prächtigen

wurde

E i c h e n im V o r l a n d k o r r e s p o n d i e r t . E i n e d e r b e m e r k e n s -

haucn.

wertesten Leistungen war der „Pücklcrschlag" am N o r d h a n g d e s E t t e r s b e r g e s bei W e i m a r . D o r t w u r d e

nach seinen I n t e n t i o n e n

abgesteckt

A u ß e r s e i n e m E n g a g e m e n t auf

inner-

und

ausge-

gartenkünstlerischem

G e b i e t w a r Pückler gleichzeitig b e m ü h t , f ü r die

breite

h a l b v o n zw ei J a h r e n e i n e 7 5 0 m l a n g e S c h n e i s e z u e i n e m

A n w e n d u n g s e i n e r in M u s k a u g e s a m m e l t e n

e t w a 9 ha g r o ß e n A u s h a u v e r ä n d e r t , d e r nun als eine

g e n z u s o r g e n . E r w a r K ü n s t l e r u n d A g i t a t o r in e i n e r

unregelmäßig

begrenzte

Waldwicsc

einen

Erfahrun-

großartigen

P e r s o n . Schon 1 8 2 5 t r u g er sich m i t P l ä n e n f ü r ein G a r -

L a n d s c h a f t s p r o s p e k t b i l d e t . S e l b s t in E n g l a n d , i m P a r k

tenfachbuch, das aber erst nach seinem Riesenerfolg mit

des ihm w o h l g e s o n n c n e n

der V e r ö f f e n t l i c h u n g der „ B r i e f e eines

Besitzers von

Cobham-Hall, 42

Verstorbenen",

23 I i t t e r s b u r g . P ü c k l e r s c h l a g 1S88. H o l z s c h n i t t nach F r . P r c l l c r cl. J.

24 Httcrsburg. Pücklcrschlag aus halber H a n g h ö h e in R i c h t u n g S c h l o ß m i t K i r c h e . U m 1 9 7 5

Helmut Rippl

25 Muskau. Der Park mit seinen Aussichtspunkten an den Flußterrassenkanten 1 2 3 4 5 6

Burgberg Viadukt Mausoleum Marienberg Wehr-Eichen-Höhe Goldene Höhe

7 8 9 10

Frcdablick Englisches Haus Prinzenbrücke Pücklerstein (Tempel der Beharrlichkeit)

11 Carolahöhc 12 Hermannsruh (Neissegarten) 13 Belvedere

14 Weltende 15 Wasserfallblick

der R e i s e b r i e f e aus E n g l a n d u n d I r l a n d , e n d g ü l t i g in Angriff g e n o m m e n w u r d e und auch einen durchschlagenden E r f o l g brachte. D i e s e m prächtig a u s g e s t a t t e t e n G a r t e n w e r k „ A n d e u t u n g e n über Landschaftsgärtnerei" stellte er sein C r e d o v o r a n , d a ß eigentlich das Schöne unter den nützlichen D i n g e n das Nützlichste sei. So konnte a m E n d e seines l a n g e n L e b e n s der greise Pückler zurückschauend feststellen, d a ß seine N a t u r w o h l vor a l l e m zu einem Ziel angelegt w a r , der B e t ä t i g u n g i m Künstlerischen, d a s auch a l l e übrigen Lebensbereiche d u r c h d r a n g . D i e i m m e r angestrebte V o l l k o m m e n h e i t erreichte er auf d i e s e m F e l d e , und z w a r in einer solchen

16 17 18 19 20 21

Eichberg Gloriette Haag Kleine Wiese Berg'sche Kirchruine Kleine Skala

22 23 24 25 26 27

Große Skala Kapellenberg Schüttaufhöhe Luckaitzblick Riesengebirgsbank Weinbergsbank

Konsequenz, d a ß w i r heute noch, nach 1 8 0 j ä h r i g e m W a c h s t u m seiner Gartenschöpfungen und trotz V e r l u stes v i e l e r D e t a i l s , seine I d e a l v o r s t e l l u n g e n l a n d s c h a f t licher V e r e d l u n g nachempfinden können.

Der Muskauer Park M u s k a u liegt in einem größeren, trichterförmig sich nach N o r d e n v e r j ü n g e n d e n T a l der N e i ß e . D i e beidseitig den L a n d s c h a f t s r a u m b e g l e i t e n d e n F l u ß t e r r a s s e n sind a m südlichen S t a d t e i n g a n g stark z e r k l ü f t e t und f a l l e n schroff ab, w ä h r e n d sie östlich des Flusses w e i t ausschwingen

44

Mm'¿4 -m/mitM

26 Muskau. Ansicht von Osten im Jahre 1742

27 M u s k a u . Situationsplan der Schloß- und G a r t e n a n l a g c vor der Umgestaltung durch Pückler-Muskau

P ü c k l c r s P a r k a n l a g e n in M u s k a u

28 M u s k a u . E n g l i s c h e s H a u s m i t B l i c k nach N o r d e n . 1834. Z e i c h n u n g von A . W . S c h i r m e r

verteilte B ä u m e zieren die Gegend. D i e landwirtschaftlichen Flächen dominieren im Vordergrund. Kiefernforsten, von denen Pückler sagt, d a ß sie einen so unerträglich traurigen Anblick geben, nehmen die Hochflächen nördlich und vor allem südlich der Stadt ein, die sog. M u s k a u e r Heide, die den größten Teil der Standesherrschaft bedeckt. E t w a s von der Begeisterung des Parkschöpfers über die vorgefundene Situation schwingt in seiner Beschreibung mit: „Die Gegend . . . bestand . . . nach allen Seiten hin aus unabsehbaren Föhren- und Fichtenwäldern, in deren M i t t e , in hügeliger Gegend, die kleine M e d i a t stadt M u s k a u liegt. Sie zeichnet sich durch den ohne A u s n a h m e massiven B a u ihrer Häuser, durch mehrere ansehnliche Kirchen und Türme sowie eine gewisse allgemeine Nettigkeit von vielen ihresgleichen vorteilhaft

und breite Terrassen bilden. D e r an seiner südlichen Basis zwischen 8 0 0 und 1 2 0 0 m breite Trichter verengt sich auf 3 0 0 m an der engsten Stelle, W e l t e n d e genannt. Oberhalb des zweiten Flußterrassenabsatzes schließen sich auf beiden Seiten große relativ ebene, nach Norden a b f a l l e n d e Flächen an. D i e vom Schloß aus erlebbare Gesamtgröße des T a l r a u m e s , in dem der wesentlichste Teil des Parkes liegt, beträgt 2 2 0 ha. D i e höchsten Erhebungen liegen zwischen 2 5 m im Norden und 5 5 m im Süden. In der Stadtansicht von 1 7 4 2 1 w i e auch in zwei späteren Zeichnungen stellt sich die unmittelbare Umgebung der Stadt mit ihrem Geländerelief außerordentlich gut dar, weil sie von den Berglehnen östlich der N e i ß e her gesehen ist. Es fehlt logischerweise der heute alles verdeckende Baumwuchs; nur w e n i g e malerisch

47

tfrlilürit«))

P a r k g r e n z e im Pücklerplan 1834

P a r k g r e n z e im Petzoldplan I i570 29

D i e P a r k r ä u m e im M u s k a u e r Park 1 Schloßgarten mit Schloßsee und Eingangsbereich Kirchtor 2 Tränenwiese 3 Herrengarten und Blauer Garten 4 Schloßwiese 5 Schafwiese 6 Lindenwiese 7 Eichwiese 8 Seewiese 9 Eichseebereich 10 Neißeabschnitt Gitterbrücke 11 Weidenwiese 12 Bergwiese

13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Kanalwiese Neißestau mit Neißegarten Badepark Brunnenwiese Maiwiese Tschirnerwiese Granitza Grünes Dreieck Kleine Wiese Haag Weinbergbereich Wiesera Verbindungsstück

48

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

Pferdegarten: Altköbelner Bereich Kiebitzwiese mit alter Baumschule Gornika mit Vogelherd Schilfwiese und Quellwiese Neißeabschnitt Aubusch Neißeabschnitt Jeanetteninsel Rothwiese Kesselwiese Kleine Rennbahn Arboretum Braunsdorfer Feldflur Muskauer Feldflur

Pücklcrs Parkanlagen in M u s k a u

Der einerseits diplomatisch schmeichelhafte, andererseits ultimative Ton des Briefes verfehlte seine beabsichtigte Wirkung nicht.. „Nunmehr ging der Kauf und Tausch von Ländereien zur Arrondierung des Parkterrains vor sich und wurde mit der fortscheitenden Vergrößerung des Parkes viele Jahre hindurch fortgesetzt" berichtet Petzold. 9

aus und lehnt sich malerisch an einen Bergabhang, bis an dessen Gipfel die Terrassen-Gärten der Bürger emporsteigen." 2 Im Plan A des Pücklerischen Gartenwerkes ist der vorgefundene Zustand vor Beginn der Parkarbeiten festgehalten. E r zeigt einen geometrischen Grundriß mit einem rechteckigen gemauerten Wassergraben, in dem das Schloß und eine Insel mit dem Amtshaus und dem Marstall liegen, durch vier Brücken mit dem benachbarten Land verbunden. Nach Osten und Norden ist eine etwa 9 ha große Gartenanlage im französischen Geschmack angegliedert mit dem Theater und zwei Pavillons sowie zwei nicht bezeichneten Gebäuden, nordwestlich des Schlosses, wovon eines die erste Orangerie gewesen ist. 3 Eine Lindenallee führte von der Schloßbrücke nach Südosten und setzte sich auch jenseits der Neiße bis zur Clementinenhöhe fort. Quer zu dieser Allee führte eine zweite ältere Allee vom Schloß-Vorwerk nach Norden. Eine fast 2 ha große Orangerie mit einem Orangeriegebäude nimmt das südöstliche Feld des Alleekreuzes ein, nach Petzold ihr zweiter Standort/' Vom Marstall führte eine Straße, die Mühlgasse, beidseitig mit Häusern bestanden, zur Mühle mit dem Wehr an der Neiße. Inmitten der heutigen Tränenwiese lagen die Fasanerie und die Wachsbleiche. Außer dem Eichbusch und dem Auwald an der Neiße nehmen Felder die Flußaue ein. Sogleich nach der Übernahme des Besitzes 1 8 1 1 begann Pückler erste Verschönerungsarbeiten, und es wurden von Forstbeamten die Berglehnen vom „Englischen Haus" bis zur „Prinzenbrücke" bepflanzt. 5 Im gleichen Jahr sei nach E . Petzold, dem späteren Vollender des Muskauer Parkes, bereits mit dem Eintauschen von Ländereien zur Arrondierung des Parkareals begonnen worden, und es wurde außer der Orangerie auch die Fasanerie abgerissen, weil sie die Gestaltung der Hirschoder Tränenwiese störten. Doch war dies nur ein Vorspiel. Erst nach den Befreiungskriegen und nach seiner Rückkehr von seiner ersten Englandreise 1 8 1 4 / 1 5 7 kann Pückler seine Arbeiten am Muskauer Park wieder aufnehmen. Mit jenem denkwürdigen Brief an die Muskauer Bürgerschaft vom 1. Mai 1 8 1 5 beginnt offiziell die Gestaltung des Muskauer Parkes. In diesem Schreiben äußert sich zum ersten Mal ein fester Bauwille Pücklers, der sich über den Umfang der Aufgabe schon ein klares Bild gemacht hatte. 8

Das Gelände, das zur Anlage des Parkes vorgesehen war, schloß die Stadt mit ein und erstreckte sich mit „nahezu 5 0 0 0 Morgen" 1 0 bis zu den benachbarten Dörfern Kobeln, Braunsdorf und Berg. Doch ist der Plan zur Verschönerung von Muskau zunächst durchaus nicht so groß angelegt gewesen, berichtet Petzold weiter. Zuerst ist die nähere Umgebung des Schlosses verbessert worden, indem zur Stadt Muskau eine Bepflanzung erfolgte, um die Aussicht auf deren Hintergebäude zu verdecken. Doch im April 1 8 1 6 änderte der Bauherr seine Haltung und ließ kurzerhand alle Arbeiten an den Anlagen einstellen. 11 Allem Anschein nach geriet Pückler bereits gleich nach dem Landerwerb, der sehr großzügig gehandhabt wurde, in finanzielle Schwierigkeiten. Die im Herbst 1 8 1 6 erfolgte Verlobung mit Lucie geb. v. Hardenberg bringt die erste Rettung: die Mitgift der Braut, ca. 1 5 0 0 0 0 Taler, läßt Pückler sogleich wieder in seine Parkleidenschaft verfallen. D e r noch völlig Unerfahrene beginnt alles zugleich: den Abriß der Gebäude an der Mühlstraße und der Festungsmauern, das Ausgraben der Hermannsneiße zur Versorgung des Schloßteiches mit fließendem Wasser sowie ausgedehnte Pflanzungen in großen Teilen des Schloßparkes. 1 8 1 7 wird Jacob Heinrich Rehder als Garteninspektor in Muskau eingestellt. Diesem tüchtigen, bis 1 8 5 2 tätigen Gärtner hat Pückler es vor allem zu verdanken, daß er sowohl von der praktisch-gärtnerischen Seite als auch in der beharrlichen Umsetzung seiner Ideen einen einfühlsamen Partner fand. Rehder sorgte, bei dem unsteten und so oft vom Ort des Geschehens fernen Pückler, für die kontinuierliche Arbeit am Objekt. W i e turbulent es zu jener Zeit im Muskauer Parkgeschehen zuging, lassen die folgenden Fakten des Jahres 1 8 1 7 erkennen. Anfang dieses Jahres wurde täglich im Park mit 1 2 0 Arbeitskräften gearbeitet, und Pückler glaubte, in einem halben Jahr alles bis zur Neiße im Schloßpark geschafft zu haben. Zwei Monate später vertröstete er sich und seine Braut auf den Sommer 1 8 1 8 . Doch je mehr Arbeiten er zu gleicher Zeit in Angriff nahm, um so wei-

49

Helmut Rippl ter mußte dieses Ziel in die Zukunft rücken. Im Juni 1817 stellte er fest, daß im Park erst ein Zehntel der Idee verwirklicht sei. Es melden sich neue Geldnöte. Die Gläubiger - Muskau war bis zu 5 0 % seines Wertes verschuldet - rückten dem Schloßherrn auf den Leib, da sie bei den riesigen Arbeiten im Park Geld witterten.

haus - 17. Veränderung und Dekorierung der Mühle 18. eine Brücke über die Neiße - 19. Bauten verschiedener Art im Schloß - 20. eine eiserne Brücke über den Schloßteich - 2 1 . die Schleuse am Kanal aus der Neiße 22. ein Badehaus - 2 3 . eine alte Warte im Park - 2 4 . eine alte gothische Kapelle dito - 2 5 . drei oder vier bedeckte Ruhesitze - 26. eine Cottage für uns auf englische Art - 2 7 . drei Gartenwächterhäuser - 2 8 . Dekorierung und Veränderung des Konkordienhauses. Dies ist alles, was wir zu bauen haben, und wenn ich fünf Jahre rechne. Dann sind wir fertig, und Muskaus Park einzig in Deutschland. Ein mineralisches Wasser ist auch hier, und ein Bad dann leicht anzulegen.""

In welchen Dimensionen gearbeitet wurde, geht daraus hervor, daß auch in dem fünf Fußwegstunden von Muskau entfernten Jagdhaus südlich Weißwasser gleichzeitig gearbeitet wurde. Und Petzold berichtet: „Die Ausarbeitung des Parks wuchs mit dem Fortschritt, denn es stellte sich sehr bald heraus, daß man hier nicht bloß nachzuhelfen, zu verbessern, hier und da einen schönen Punkt hervorzuheben und durch gut geführte Wege zugänglich zu machen hatte, wie man dies in den von der Natur reicher ausgestatteten Gegenden, als die hiesige es ist, nur notwendig hat, um einen großen Naturpark herzustellen, sondern es mußte das Ganze erst geschaffen werden. Wo man aber eine Gegend neu schaffen muß, da ist die Größe der Anlage eine unabweisliche Bedingung." 12

Von dem den Muskauern in seinem Aufruf vom 1. Mai 1 8 1 5 versprochenen Wiederaufbau ihres zerstörten Rathauses, des Köbelner Tores und eines Schießhauses ist nicht mehr die Rede. Als Pückler einsehen muß, daß er sich übernommen hat, heißt es dann im Juni 1817:,,. . . doch bleibt, ich sehe es jetzt mit Verdruß ein, das Ganze immer ein thörichtes Unternehmen, das ich jetzt gewiß nicht anfangen würde." 1 ' 1 Für kurze Zeit ist er moralisch zerknirscht, bedauert, die Standesherrschaft nicht verkauft zu haben. Doch Anfang Juli setzen wieder Grundstückskäufe ein. In aller Heimlichkeit und nur bei Nacht zeigt Pückler seiner Braut Lucie das Muskauer Anwesen; die schrecklich demolierte Schloßumgebung war noch nicht für Festlichkeiten geeignet. So findet die Hochzeit in aller Stille in kleinstem Kreise statt. Dennoch ist 1817 für den Park ein sehr progressives Jahr. Die Schloßterrasse wird geschüttet, und zwar zur Stadt schwingend, und der pleasureground vor dem Schloß bepflanzt. An allen Ecken seines Verschönerungsobjektes wird gearbeitet einschließlich Jagdhaus, Tiergarten, Wussina. Im Mai 1817 sind sogar 2 0 0 Arbeiter insgesamt beschäftigt, die 100 Taler pro Tag kosten. Das finanzielle Dilemma ist am Ende des Jahres aber so groß, daß ihm der zur Sanierung der Finanzen eingesetzte Bankier Dehn jegliche Mittel für seine Arbeiten sperrt; kein Wunder, wenn allein in 2 Monaten 3 6 0 0 0 Taler verausgabt worden sind.

Infolge seiner ins Gigantische gehenden Pläne forderte Pückler in immer kürzeren Abständen von seiner Braut Geld an, und um sie bei der Stange zu halten, zählte er am 10. Juni 1817 alle seine Baupläne auf. Ein Drittel der Bauten sei schon fertig, flunkerte er ihr vor, „zu dem übrigen brauche ich Deine Hilfe. Bedenke nur, was ich dieses Jahr alles bauen muß oder zum Teil schon gebaut habe: 1. einen großen Bauhof, mit zwei Bauschuppen und dem Hause für den Bauvogt - 2. einen hohen Ofen und Eisenhammer - 3. die Hälfte der Gebäude bei der neu angelegten Glashütte - 4. eine neue Scharfrichterei - 5. ein Gärtnerhaus im Park über die Neiße - 6. ein Malzund Brauhaus - 7. eine neue Ziegelei - 8. eine herrschaftliche Schmiede im Park - 9. ein langer Zaun mit Pfeilern um den potager - 10. ein Flügel des SchloßVorwerks im Park. Dies alles ist bereits angefangen oder fertig. Noch bestimmt auf dieses und das folgende, aber nicht angefangen sind 11. die Dekorierung und Veränderung des Stalles - 12. die Reitbahn - 13. die Wagenschuppen - 14. Dekorierung und Veränderung des alten Schlosses oder Amtshauses - 15. Dekorierung und Veränderung des Gewächshauses - 16. Veränderung des alten Malzhauses zu einem Orangeriekonservations-

Die vom Bankier verfügten Sparmaßnahmen treffen sich günstig mit Pücklers Teilnahme am Aachener Kongreß 1 8 1 8 . Ab Dezember 1 8 1 8 stürzt er sich wieder in die Parkleidenschaft. 1 8 1 9 auch noch mit Arbeiten im Park auszusetzen, wie es im Oktober 1 8 1 8 noch gehei-

50

30 M u s k a u . Pairkplan um 1822 mit der zur S t a d t schwingenden Schloßrampe

M U S K A U E R

PARK

S57 t u

BAD MUSKAU W Ü S S I N A

TIERGARTEN

WEISSWASSER

3 000 ha

KEULAER

TIERGARTEN

i /

• v i

JS

JAGDSCHLOSS

1 - 6 TORHAUSER 9 10

RENNBAHN GRÜNER WEG

11

HAIKWEG

A

5CMIOSSPARK

12

BRAUNSTEICH

8

OBERPARK

13

BElVEOERE

C

B A O E - ODER

FH

FORSTHAUS

D

NICHT AUSGEFÜHRTER

BERGPARK ERWEITERUNOSIE IL

31 G e s a m t u m f a n g des künstlerischen W i r k e n s von P ü c k l e r - M u s k a u in der w e i t e r e n U m g e b u n g des M u s k a u c r P a r k e s . 1 9 7 5

Pücklers Parkanlagen in M u s k a u

ßen hat, weicht dem Zwang, soviel wie möglich zu verschönern, da sich für 1820 hoher Besuch angesagt hat, der König und der Schwiegervater, „. . . und da man soviel von unseren Einrichtungen dort gefabelt hat, so wäre es recht übel, wenn man sich überall in seiner Erwartung betrogen fände". l a Neben der latenten finanziellen Not kommen dem Bauherrn und Parkschöpfer ernstere Bedenken in künstlerischer Hinsicht, und als er 1818 erfährt, daß die Gräfin v. Sagan nach Ratiborschütz einen „englischen Gartenanleger" aus London hat kommen lassen, um ihren dortigen Park zu vergrößern, schreibt er an seine Frau: „Vielleicht kann man den Mann auch bewegen, bei der Rückkehr für ein Billiges uns in Muskau zu besuchen, welches mich sehr beruhigen würde, da ich mir doch nicht verbergen kann, daß vieles in meinen Anlagen noch sehr steif und schülerhaft ist." 16 Aber mit der für ihn charakteristischen Zähigkeit fährt er fort: „Laß uns nur bei den Anlagen fest an dem Grundsatze hängen, wenig aber Vortreffliches herzustellen und nicht zu platieren, sonst werden wir nur immer halben, nie ganzen Genuß finden".17 Anfang 1819, eineinhalb Jahre später als gedacht, kann endlich Neißewasser in den neuen Schloßteich fließen. Auch zwischen 1819 und 1 8 2 0 muß der erste Umbauentwurf Schinkels für das Schloß entstanden sein. Nicht weniger als 2 0 0 Schock Bäume (12 0 0 0 Stück) werden zur Verschönerung gepflanzt und Orangenbäume im Schloßhof aufgestellt. Da wegen ungenügender Mittel auf fast alles Bauen verzichtet werden muß, fließen die freien Gelder vor allem in die Parkanlagen. Ende März und Anfang April 1820 herrscht ein wahres Schaffensfieber bei ihm, als ihm Friedrich Schinkel die zweiten Schloßumbaupläne bringt. 1 8 2 0 führt das Studium der Bücher des englischen Landschaftsgartenkünstlers Humphrey Repton 18 zu erneuter künstlerischer Beunruhigung. Lucie gegenüber heißt es plötzlich: „Muskau interessiert mich dieses Jahr garnicht, im Gegenteil wird es mir qualvoll sein, nicht wegen unvollendeter Anlagen, sondern wegen schlechter, die in voller Schönheit der Natur bestehen und doch weg müssen. Dieser Anblick den ganzen Sommer ist mir odios." Zu jener Zeit stand noch der Marstall zwischen Schloß und Amtshaus und behinderte die weiteren Erweiterungsabsichten für den Schloßsee in Richtung Süden.

Trotz dieser erneuten Skrupel wird im Park unvermindert zügig weitergearbeitet. 1820 erfolgen Pflanzungen auf der Tränen- und der jenseits der Gitterbrücke ansteigenden Bergwiese mittels großer Bäume und es wird das Englische Haus, eine Schankwirtschaft, am nördlichen Ende der auslaufenden unteren östlichen Flußterrasse errichtet. Anfang 1821 entschließt sich Pückler, in einem französisch geschriebenen Brief den berühmten Humphrey Repton um Rat zu fragen. Er habe viele Fehler wohl begangen in seinen Gartenanlagen und werde ohne Konsultation eines talentierten Menschen wohl nie das Ende seiner Projekte erreichen. Er bittet, ihm einen seiner Schüler zu schikken, talentiert, um einen allgemeinen Plan zu entwerfen, um dann die Durchführung vorzubereiten. Der Brief endet: „Ich erwarte mit Ungeduld Ihre Antwort und hoffe, . . . den guten Ruf, den Sie in England haben, zu festigen., so daß er Ihnen auch in unserem Lande noch ein Denkmal Ihres Talentes bewahren wird, das nicht verfehlen wird, unter meinen Landsleuten Anhänger zu schaffen". 19 Dennoch ist auch 1821 ein sehr intensives Schaffensjahr. Im Frühjahr 1822 reiste der Sohn, A. Repton - der Vater war 1818 verstorben - nach Muskau und arbeitete über vier Wochen, zusammen mit dem mitgebrachten englischen Gärtner Vernal, an den Muskauer Schloßparkanlagen. Die gravierendste Veränderung, die durch Reptons Einfluß erfolgte, ist die Auflösung der Querallee etwa 100 m östlich des Schlosses. Dadurch wurde der Blick vom Schloß nach Osten auf die jenseits der Neiße liegenden Flußterrassen frei, wodurch eine ganz neue Situation entstand, auf die die bisherige Gestaltung Pücklers um das Schloß nicht eingegangen war. Die Haltung Pücklers zu diesen Veränderungen können wir zwei Briefen an seine Frau entnehmen: „In Muskau bin ich Deinen Befehlen gemäß kaum einen Tag geblieben, an welchem der Tod einiger zwanzig Linden beschlossen und zum Teil vollzogen wurde, wodurch das Ganze für die Zukunft allerdings sehr gewinnen wird. Herr Repton jammert sehr über das Dasein des Stalles, welcher ihn ganz an der Anlage des nur für uns bestimmten hobby-house-gardens hindert. Noch mehr beklagt er, daß die regelmäßigen Mauern um den Schloßgraben nicht mehr existieren, weil dieser seiner Ansicht nach mehr Effekt von Größe und Pracht habe 53

Helmut

als die der Natur nachgeahmten geschlängelten Ufer. Erwünscht diese in regelmäßigere parallelere Linien um das Schloß gezogen. Übrigens versichert er, daß er sehr beschämt sei, so weit herzukommen, um nichts zu tun, da, Kleinigkeiten abgerechnet, er alles über seine Erwartungen gut und zum Teil besser angegeben fände, als er es selbst machen würde. Der Pleasureground ist mit wenig Abänderungen geblieben, nur wünscht er einen stärkeren, mehr sichtbaren Zaun, um die Grenze recht deutlich anzuzeigen, damit es nicht aussehe, als ob die Schafe mit Blumen gefüttert würden." 2 0 Und etwas später: „Reptons Anwesenheit hat meine Kenntniß und Ansichten nur auf die erste Stufe gebracht und ich nehme keineswegs alles von ihm blindlings an, sondern wir arbeiten gemeinschaftlich . . . Auch wird im Ganzen nicht eben viel geändert, und die größte notwendige Änderung nämlich um das Schloß soll bis zuletzt aufgehoben werden, damit erst das Neue vollendet wird, ehe man das alte zwar Fehlerhafte, aber doch Fertige, einreißt." „Muskau ist und bleibt mein Beruf und meine Lust, alles Übrige ist vorübergehend." 2 1 Insgesamt wurden aber nicht nur 20, sondern 50 Linden der Querallee gefällt, also auch ihr nördlicher Teil gelichtet. 22 Bleibt nur die Frage, warum Pückler nicht von Anfang an das nach Osten orientierte Schloß zur Gestaltung der Schloßwiese nutzte und sich nicht der Neiße mit ihren beiden Terrassenabsätzen zuwandte. Sicher war er zur damaligen Zeit trotz hervorragender Leistungen noch immer ein Lernender. Ein weiterer, nicht unbedeutender Grund kann der deplacierte Standort der Orangerie im Südosten der Schloßwicse gewesen sein, der nach dem Öffnen der Querallee vom Schloß aus offen sichtbar wurde. Pückler selbst mag das schon einige Zeit vor Reptons Besuch gespürt haben, scheute aber vor einem erneuten Abriß zurück. So ist es wohl auch zu verstehen, daß nach einem Weg gesucht wurde, die Orangerie, die seit 1811/12 im südöstlichen Teil der Schloßwiese und angelehnt an die nach Osten führende ehem. Lindenallee errichtet wurde, in die neue Situation der Schloßwiese einzubinden. Die um das Schloß notwendige Änderung, von der im letztzitierten Brief die Rede ist, betraf die Insel mit dem Marstall und die beiden Schloßrampen. D a sich nun der Raum vor dem Schloßhof weit nach Osten öffnete, mußte die Bewegung der geschwungenen Schloßrampen dieser neuen, raumgreifenden Situation gerecht werden. Mit

Rippl

der künstlerischen Lösung dieser Aufgabe, mit der auch eine neue Bauidee für das Schloß einherging, wurde Friedrich Schinkel beauftragt. Pückler und Schinkel Zur Verwirklichung seiner Baupläne pflegte Pückler eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel. Sie begann vor 1820 und erreichte zwischen 1822 und 1826 ihren Höhepunkt. Insgesamt sind drei Entwurfsphasen vom geplanten Umbau des fast schmucklosen Muskauer Schlosses überliefert, die Grundmann beschrieben hat. 23 Die erste Umbauidee, die vom vorhandenen Baukörper mit ungleich hohen Türmen ausgeht, sieht eine symmetrische und um ein Geschoß erhöhte Anlage vor. Ob Pückler an diesem steifen Repräsentationsbau Gefallen fand, ist nicht belegt. Die Begeisterung, die in den Briefen, worin er über seine Zusammenarbeit mit Schinkel berichtet, mitschwingt, gilt dem zweiten Entwurf. Bei Bewahrung des bisherigen Baukörpers sind die Türme auf gleiche Höhe gebracht und mit einer Aussichtsplattform versehen, und der Schloßhof ist durch eine Säulenreihe geschlossen. Eine fünfbogige, zum Park hin leicht geneigte Brücke überspannt einen Wassergraben - der danach wieder neu geschaffen werden sollte! Zwei Pferdestandbilder auf Sockeln schmücken das Brückenende. Sehr deutlich schwingt die Rampe zur Stadt hin. Diese sehr gefällige äußere Gestalt wird nach dem Aufbrechen der Lindenquerallee wieder fallengelassen. Den zugeschütteten Schloßgraben an der Ostseite des Schlosses wieder auszugraben, war technisch schwierig, zu teuer und blamabel vor den Muskauer Bürgern. Außerdem war Pücklers Gestaltungsideal nicht in Reptons Sinne, sondern suchte eine innige Verbindung zwischen Schloß und Park. „In hohem Grade wichtig ist es, daß Gebäude immer im Charakter der Landschaft erscheinen, mit der sie verwebt sind . . . Im allgemeinen wird bei Parkgebäuden eine gewisse Unregelmäßigkeit derselben, als mehr konform mit der Natur, als mehr pittoresk, vorzuziehen sein . . . Das Schloß oder ländliche Wohnhaus aber werden sowohl für Bequemlichkeit als äußeren Effekt durch größere Ungebundenheit gewinnen. . ," 24 Um diese erstrebte Verbindung von Architektur und Parklandschaft zu gewinnen, mußte die im Schloßgraben stehengebliebene Insel mit dem Amtshaus und dem Marstall aufge-

54

32 Muskau. Nordansicht des Schlosses. U m 1818/20

33 Muskau. Schloß. Zeichnung K. Fr. Schinkel. Um 1818/20. Ansicht von Osten

[l/VLTLr

n au 1tu v i rw vuv u~u wjvu

rAiuvwuvvvvju •"mrr-"-'"^

11

umrjv.r*u«nnni j y m - f i - n * ^ m m »f»n»lll>minm«B>

34 M u s k a u . E r s t e r E n t w u r f K. Fr. Schinkels f ü r den Schloßumbau 1 8 1 8 / 2 0 . Ansicht von O s t e n

Helmut

Rippl

geben werden; es entstand der direkte Geländcanschluß

W a h l des Standortes war die dort entspringende Heil-

statt einer Brücke. Mit erheblichem Aufwand erhielt

quelle und ein Gradierwerk der Alaunsiederei.

dann der Schloßteich seine jetzige Gestalt,

eingeschossige Bauten, vor den Fabrikanlagen stehend,

erweitert

nach Westen und Süden. Dies und die geöffnete Quer-

wurden für Badezwecke

umgebaut,

bescheiden,

Drei aber

allee blieben nicht ohne Auswirkung auf Pücklers wei-

sehr anheimelnd. Dicht neben dem B a d wurden zwei

tere Schloßbauideen.

einfache Bauten

für

die

Ausführung

der

Schloßarchitektur

und

zu Logierhäusern

umgebaut,

„Villa

Pückler" und die „Rosenvilla", in der die von Pückler

Zwischen 1 8 2 2 und 1 8 2 5 reiften die Vorstellungen

aus Afrika mitgebrachte Äthiopierin Machbuba lebte.

der

Schloßrampe, wie sie in Pücklers Gartenwerk beschrie-

Am höchsten Punkt der Tränenwiese, auf einem ver-

ben und von Schinkel in Zeichnungen festgehalten wor-

mutlich

den sind. D a s Schloß wird durch zwei Bindeglieder mit

mannsneiße geschütteten Geländevorsprung wurde schon

dem Rentamt auf der einen und dem Theater (heute

Mitte der zwanziger J a h r e eine bunte eiserne Laube er-

Moorbad) auf der anderen Seite verbunden und bildet

richtet, zu der auch Schinkel die Zeichnung lieferte, die

damit ein 2 0 0 m breites Architekturensemble. Dies ist

aber nicht erhalten ist.

durch

künstlichen

Erdaushub

aus

der Her-

die Konsequenz zu dem um ein Vielfaches vergrößerten

Auch die gußeiserne Fuchsienbrücke geht auf Schin-

Parkraum in östlicher Richtung. In der endgültigen E n t -

kel zurück. An weiteren Eisengußarbeiten sind die Bü-

wurfsfassung fließen dann Pücklers und Schinkels Ideen

sten zweier von Pückler hochverehrter D a m e n erwäh-

zusammen. Während Schinkel seine ursprünglich klas-

nenswert,

sisch ausgewogene Baukonzeption einer mehr maleri-

Henriette Sontag und der Gräfin Alopäus bewahrte er

schen Wirkung anpaßt, kommt er Pücklers Wunsch nach

damit bildkünstlerisch seine Zuneigung.

die

im

Schloßgarten

aufgestellt

waren.

Unregelmäßigkeit, nach „Pittoreskem" in der Architek-

„Als Schlußstein des Ganzen w a r d " , wie es in Pück-

tur entgegen. „ D a die Ansicht Pücklers durchaus nicht

lers Andeutungen heißt, „zum Andenken eines Werks,

in dieser Zeit vereinzelt stand, sondern die Stimmung

das mit so unsäglichen

umschließt, die jeden Bauherrn mehr oder minder be-

hatte, projektiert, auf einem isolierten Hügel im Mittel-

wegte, stellen Schinkels Entwürfe für das Schloß Mus-

punkt des Parks und am U f e r des Flusses einen Tempel,

kau schlechthin ein Idealbild der Zeit dar", stellt Grund-

der Beharrlichkeit gewidmet, zu errichten, . . ," 2 6 zu dem

Schwierigkeiten

zu

kämpfen

mann fest. 2 5 M i t dieser Bauplanung steht die heutige

Schinkel ebenso wie zu weiteren Park- und Gebäude-

Form der Schloßrampe in unmittelbarem

Zusammen-

verzierungen Zeichnungen anfertigte. Weitere ausführ-

hang, und sie ist die gestalterische Lösung zur Einbe-

liche Pläne oder auch nur Skizzen erarbeitete Schinkel

ziehung des von der Querallee befreiten großen Raumes

für das Mausoleum, den Viadukt und die Burgruine.

vor dem Schloßhof. D i e neue Schloßrampe mit einer

Diese Bauten sollten sowohl vom Schloß als auch vom

breiten Mitteltreppe kam 1 8 2 5 / 2 6 zur Ausführung, und

Heilbad aus sichtbar die obere Talterrassenkante krö-

es wurde eine 40jährige Blutbuche aus Großschacksdorf

nen. Für die Reitbahn auf dem Oberberg war ein großes

am E n d e der südlichen Rampe gepflanzt, jener heute

Reitzelt vorgesehen.

so prachtvoll wirkende Riesenbaum.

V i e l ist im Briefwechsel Pücklers mit Schinkel von

D a s mit der Öffnung der Querallee auf der Schloß-

Gitterwerk für T o r e und Wappen zum Blumengarten,

wiese sichtbar gewordene Orangeriegebäude störte in

von Pflanzkübeln und anderem die Rede, woraus er-

seiner Form den Bauherrn, und Schinkel unterbreitete

sichtlich ist, daß bis ins Detail viel schmückendes Bei-

eine Ideenskizze zur Verschönerung des Baues und der

werk durchdacht, immer wieder einfachere, dem flüssi-

Szenerie - ein origineller Entwurf, mit einem halbkreis-

gen G e l d e entsprechend billigere Lösungen zu deren E r langung gefordert wurden

förmigen Festsaal als Anbau an der Nordseite.

und Schinkel

nicht

wurde, trotz riesiger Arbeitsaufträge seinem

In der Zeit zwischen 1 8 2 2 und 1 8 2 6 hat Schinkel

müde

Freunde

Pückler diesen Dienst zu erweisen.

weitere Zeichnungen für Parkarchitekturen geliefert. So auch für das Hermannsbad, das an hervorragend gelege-

Zur Realisierung all dieser großen Baupläne fehlte es

ner Stelle am südlichen Ausgang der Stadt angelegt und

aber nach wie vor an G e l d . E s wird vermutet, daß der

1 8 2 3 bereits eröffnet wurde. Ausschlaggebend für die

Entschluß des Ehepaares, sich scheiden zu lassen, mit

58

35 Muskau. Zweiter Entwurf K. Fr. Schinkels für den Schloßumbau um 1820. D i e Rampe schwingt zur Stadt 36 Muskau. Dritter Entwurf K. Fr. Schinkels, nun f ü r das Schloßensemble 1822/23

Helmut Rippl den Schloßumbauplänen im Zusammenhang steht. A n

Parkgrenzen und anderen Stellen. G r o ß e Mengen B ä u m e

Schinkels drittem E n t w u r f und der hervorragenden W i r -

werden dazugekauft. 1 8 2 5 wird, wie schon erwähnt, auf

kung der geöffneten Schloßwiese hatte sich Pückler so

einer schön modellierten

berauscht, d a ß er meinte, um das nötige K a p i t a l nach

R a n d der Tränenwiese die Gloriette errichtet. D e r N a m e

Geländenase am

westlichen

Muskau zu bringen, in E n g l a n d nach einer reichen Frau

steht weniger für das B a u w e r k als vielmehr für die sich

suchen zu müssen.

von dort bietende Aussicht. Sie ist der Anfangs- bzw. E n d p u n k t des Pleasureground, der entlang des Gloriettenweges als schmaler, zur Tränenwiese mit einem nied-

Die Parkarbeiten haben Vorrang

rigen eisernen Zaun abgegrenzter Streifen

ausgebildet

Für die Arbeiten im P a r k war das J a h r des Repton-

ist und aus dem, von dem bunten Blütenhügel ins T a l

besuches sehr fruchtbar. Petzold notiert, d a ß 1 8 2 2 an

hinabschauend, sich „vier G e m ä l d e " , gleichsam in R a h -

sehr vielen Stellen gearbeitet wurde, die Bepflanzung

men gefaßt, panoramaartig ausbreiten. D i e von diesem

der unteren Partien der Berglehne jenseits der N e i ß e

Aussichtspunkt damals gebotenen bzw.

vom Englischen Haus bis zur Doppelbrücke

Ansichten

erfolgte,

Landschaftsgärtnerei"

und auch auf der Schilfwiese, hinter dem Wirtschaftshof

beabsichtigten

hat Pückler für seine „Andeutungen von August

Wilhelm

über

Schirmer

und der Lindenallee wurde gepflanzt. D e r T o d des Schwiegervaters von Pückler, des K a n z lers Hardenberg, E n d e 1 8 2 2 bescherte dem Muskauer Standesherrn 1 8 2 3 wieder ein

finanzielles

Krisenjahr,

weil er ohne erhoffte Erbschaft von den B a n k e n nun auch keinen K r e d i t mehr erhielt. Dennoch gehen die Arbeiten im Park unvermindert weiter. A m Eichbusch, auf der Bergwiese, unterhalb des Englischen Hauses, vor dem Schloß, hinter dem T h e a t e r , an der Wachsbleiche, am B a d e d a m m wird -

nach Petzold -

gepflanzt,

und W e g e werden um den Eichbusch, von der G i t t c r brücke zum Englischen Haus sowie von der Postbrückc (jetzt Fricdensbriicke) zur Doppelbrücke und auf der Tränenwiese angelegt. Nur eine riegelartige Pflanzung an der damals noch südlich des D o r f e s K o b e l n liegenden Parkgrenze könnte als Verzicht auf ausgedehntere Parkpläne in Richtung Norden gedeutet werden. Doch da gleichzeitig außerhalb des Parkes auf den K ö b e l n e r Feldern Pappeln gepflanzt wurden, dürfen wir die Grenzpflanzungen nur als eine Interimslösung ansehen. E b e n falls 1 8 2 3 wird das B a d eröffnet. 1 8 2 4 trägt sich Pücklcr kurze Zeit wieder mit Verkaufsabsichten. Unvermindert wird im P a r k gearbeitet. In der Lindenallee werden weitere B ä u m e gefällt und gerodet; und während die Fundamente für die neue Schloßrampc gelegt werden, erfolgen auch weitere Arbeiten im Pleasureground des Schlosses. A m Oberberg wird eine neue Baumschule eingerichtet, die näher am Burgberg liegt. Auf

der

Schilfwiese

erfolgen

Entwässerungsarbeiten,

und gepflanzt wird am Eichbusch, an der Wachsbleiche,

M u s k a u . D i e 1 8 2 6 als 4 0 j ä h r i g c r B a u m gepflanzte Blutbuchc

auf der Schilfwiese, an den Braunsdorfer und K ö b e l n e r

an der Schloßrampe. 1 9 8 2

60

Piicklcrs P a r k a n l a g e n in M u s k a u

und die W a n g e n der R a m p e n mit Granitplatten belegt, die „Chaussee am Englischen Haus fertiggestellt", dort die große Berglehne angesät und in eigener Baumschule herangezogene große B ä u m e verpflanzt ( 1 8 2 7 ) . Erstmalig erwähnt Petzold die Durchforstung größerer Pflanzungen. 1 8 2 8 w i r d der „große W e g " über die Braunsdorfer Berge und in Fortsetzung der W e g über die erste Berglehne zum Pücklerstein und zur Doppclbrücke gebaut. Der zuletzt genannte W e g bereitete Pücklcr in der Linienführung lange Kummer, w i e er im Gartenwerk im Abschnitt „ W e g e " mit dem B i l d V bekennt. 2 ' Unter Rehders Leitung erfolgen ferner jenseits der Postbrücke und am Weinberg Rigolarbeiten, die neue Pflanzarbeiten ankündigen. Diese werden bereits 1 8 2 9

zeichnen lassen (Abb. X V I I , X V I I I , XIX dieses Gartenwerkes). D i e dort a u f f a l l e n d e n großen B ä u m e auf dem „ K a m m " des jenseits der N e i ß e befindlichen „Hügels" sind zum Teil im gleichen J a h r und später gepflanzt worden und bilden points de vue. Auch im B a d e p a r k w u r d e n 1 8 2 5 große B ä u m e gesetzt, und im gleichen J a h r entstehen ein B a u für das Moorbad sowie ein neuer Stall als Ersatz für den am Amtshaus abgerissenen. Von besonderer Bedeutung für den Hintergrund der Hauptaussicht vom Schloß nach Osten ist die 1 8 2 6 erfolgte „große Pflanzung, welche von den Bergen auf die Schilfwicsc vortritt" (Petzold). W ä h r e n d der zweiten Englandrcise Piicklcrs, die ja der Suche nach einer reichen Frau dienen sollte, wurden von Herbst 1 8 2 6 bis J a n u a r 1 8 2 9 die Treppe der Schloßrampc fertiggestellt

38 M u s k a u . Blick a u s d e m B l a u e n G a r t e n m i t F u e h s i c n b r ü c k c zur S c h l o ß w i e s e m i t d e r c h a r a k t e r i s t i s c h e n P l a t a n e n g r u p p e in d e r B i l d m i t t e . 1 9 8 6

61

Helmut

Rippl

39 M u s k a u . Blick von d e r T r ä n e n w i e s e zum H e r r e n g a r t e n mit Strauchkastanie und f a r b i g e r B a u m r e i h e : L i n d e / B u c h e , Silberahorn, Blutbuche, P l a t a n e . 1 9 8 6 40 • M u s k a u . Solitär-Schwarzkiefer auf der L i n d e n w i c s e . 1 9 8 6

62

Piicklcrs P a r k a n l a g e n in M u s k a u

Helmut

Rippl

41 M u s k a u . Blick von der G l o r i e t t e über die Seewiesc mit H e r m a n n s n e i ß e zu den jenseitigen Flußterrassen. U m 1 8 3 3 . Zeichnung von A . W . Schirmer 42 M u s k a u . D e r gleiche Bildausschnitt im J a h r e 1 9 7 5

64

P ü c k l c r s P a r k a n l a g e n in M u s k a u 43 M u s k a u . D i e rechte S e i t e d e r A b b i l d u n g 4 2 . 1 9 8 6

44 M u s k a u . P a r t i e nördlich des P ü c k l e r s t e i n s m i t P r i n z e n b r ü e k c . Komposition mit vier Dreiecksflächen : Fluß, Wicsenhang, Waldhang, Baum-Massiv. Um 1833. Z e i c h n u n g von A . W . Schirmer

65

Helmut

Rippl

durchgeführt. Noch im Jahre 1 8 2 8 wird die Orangerie

D i e zweite Englandreise gibt dem Bauherrn die G e -

auf der Schloßwicse abgerissen, mit nachfolgenden Pla-

nugtuung, daß sein Muskau ein großer Wurf ist, wenn-

naden und Neupflanzungen daselbst. 1 8 3 0 nimmt Piick-

gleich ihm

ler dort nochmals Terrainveränderungen vor.

Landsitz-Dimensionen Muskau zu eng und zu klein er-

nach zweijähriger

Gewöhnung

englischer

scheint. Doch erweitert wird der Park vorerst nicht all-

D i e englische Reise brachte keine reiche Frau, kein Kapital nach Muskau. D i e Schloßbaupläne mußten fal-

zuviel. Nach 1 8 2 9 werden vor allem die schon räumlich

len. Unübcrhürbar ist die Klage Pücklers, nicht so frei

vorgezeichneten peripheren Teile des Hauptparkes de-

walten zu können, wie es seinem geistigen Auge vor-

taillierter ausgestattet. Als eine der auffallendsten Neue-

schwebte. D i e nach wie vor hohen Schulden und die

rungen

Unfähigkeit, sich einzuschränken, zwingen zu äußerster

17. April 1 8 3 0 auf der Schloßwiese drei große Schwarz-

Sparsamkeit. W e n n auch keine Bauten entstehen - am

pappeln mit sehr hoch ansetzender Krone gepflanzt. D i e

Park wird weitergearbeitet.

Idee dazu stammt aus dem kleinen Park des Herzogs

werden

Muskau. Eichseewasserfall von Süden. 1 9 8 2

66

unmittelbar

vor

dem

Schloß

am

P ü c k l c i s P a r k a n l a g e n in M u s k a u

von Dcvonshirc in Chiswicck. „Eine schöne W i r k u n g macht ein einzelner hoher B a u m vor dem Hause, dessen Stamm man bis an die Krone glatt aufgeputzt hat und unter wclchcm man nun den ganzen Garten und einen Teil des Parkes übersieht, ein guter W i n k für L a n d schaftsgärtner, den ich Dir in M . zu benutzen rate", heißt es in einem Brief vom Oktober 1 8 2 6 aus London an seine F r a u . 2 ,

Noch im gleichen J a h r e w i r d auf dem Kappellenberg gepflanzt, jenem steilen Gcländcrückcn unmittelbar nördlich des Badeparkes, nachdem vorher dort die rutschungsgefährdete Berglehne mit Faschinen befestigt wurde. Große Pflanzungen erfolgen auch im Bergpark. Östlich der N e i ß e werden die Rothwiesc (an der Doppelbrücke) und die Q u e l l w i e s e (unterhalb des M a rienberges) angelegt und im Neißegarten W e g e b a u und Ansaaten durchgeführt. W e i t e r e Pflanzungen großer B ä u m e erfolgen im J a h r e 1 8 3 0 auf der Gornika - einer ebenen Flächc östlich der N e i ß e mit der berühmten Hermanns-Eiche als Ausgangspunkt - , ferner auf der Gra-

Diese Pappeln hatten, w i e aus den Abbildungen II b und X V der „Andeutungen. . ." zu erkennen ist, eine ganz besondere Bedeutung für die B i l d w i r k u n g auf der Schloßwicsc.

46 M u s k a u . Eichsccvvasscrfall m i t B l i c k zur S c c w i c s c . 1 9 8 2

67

47 M u s k a u . P a n o r a m a des Schloßparkes vom Pücklcrstcin. Zeichnung von A. W . Schirmet-

1834.

48 M u s k a u . Blick v o m P ü c k l e r s t e i n nach N o r d w e s t e n . U m

1925

Pücklers Parkanlagen in M u s k a u

heim Schirmer im A u f t r a g e Pücklers Skizzen verschiedener Szenerien des M u s k a u e r Parkes unter V e r w e n d u n g der Schinkelschen B a u e n t w ü r f e an, die dann jene schönen Stiche in den 1 8 3 4 erschienenen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" ergeben. Bis zur Afrika/Orient-Reise Pücklers, 1 8 3 4 - 4 0 , entstehen noch sehr wesentliche Bereicherungen im Park. D e r Eichsee w i r d jetzt, 1 8 3 3 , ausgegraben. M i t seinem

nitza - einer sanften G e l ä n d e m u l d e nördlich des Badeparkes und im anschließenden Bergpark. A u ß e r d e m werden Rigolarbciten von Petzold am Herrenberg und Kapellenberg vermerkt. 1 8 3 1 w i r d vor allem östlich der N e i ß e weitergearbeitet an der Schilfwiese, Kesselwiese und unterhalb des G r a b m a l s des Unbekannten. V o m Lübbenauer Dichter Ernst H o u w a l d wird eine große Blutbuche gekauft und

49 M u s k a u . Pleasureground der Schloßwiese mit Sichtcn zu markanten Punkten auf der oberen östlichen Flußterrasse. Um 1833. Zeichnung von A. W . Schirmer

B a u erfolgen Verbesserungen in dessen Nachbarschaft, w o von der Wachsbleiche, oberhalb des Eichberges, flußabwärts neben Pflanzungen auch ein zur N e i ß e führender Promenadenweg angelegt w i r d . W ä h r e n d der Orientreise des Fürsten entsteht das Eichseewehr mit dem aufrecht stehenden Findling, und in diesem Zusammenhang müssen die Hermannsneiße vom W e h r am Herrengarten an und der Eichsee vertieft werden. Ferner w i r d von Rehder in dieser Zeit vor allem der W e g e b a u vorangetrieben, vom B a d e p a r k hinauf zum Kapellenberg über

vermutlich im Herrengarten gepflanzt, der 1 8 3 2 eine Umgestaltung erfährt. Auf der oberen östlichen Flußterrasse, gegenüber der Hauptaussicht vom Schloßhof, w i r d 1 8 3 2 die Erdterrasse für das Mausoleum gebaut. Im Bergpark, auf den Badebergen, um die Familienhäuser und im Weinbergbezirk gehen die Arbeiten w e i t e r ; dort werden Grenzgräben und Grenzzäune angelegt, womit angedeutet ist, d a ß eine g e l ä n d e m ä ß i g e Erweiterung hier nicht mehr erwogen w i r d . Noch im J a h r e 1 8 3 2 fertigt August W i l -

71

Helmut

Rippl

50 Muskau. Südliche Hälfte der

Sdiloßwiescnbepflanzunii

mit den nachgepflanzten drei Pappeln.

1986

den B e r g p a r k , am D o r f e B e r g vorbei und wieder zur

Augen schwebt und noch 1 8 3 4 in seinem

S t a d t M u s k a u hinunter. D a m a l s werden am

so beschrieben wird.

Oberweg

Gartenwerk

auch j e n e drei hübschen W a l d w i e s e n angelegt, die noch

1 8 4 0 , w ä h r e n d Pückler sich schon auf der R ü c k r e i s e

heute sehr gut w i r k e n . " 9 V o n der südlichsten W i e s e , dem

nach W i e n befindet, führt er ohne W i s s e n seiner F r a u

G r ü n e n D r e i e c k , bietet sich ein großer Ü b e r b l i c k über

V e r h a n d l u n g e n über den V e r k a u f

S t a d t und P a r k , einem Lieblingsplatz Pücklcrs.

schaft. D e r energische W i d e r s t a n d

seiner

Standesherr-

Lucies w e i ß

diese

überaus

Absicht vorerst zu v e r h i n d e r n . U n d als Pücklcr im Spät-

wichtigen T e i l e s der Piicklerschen P a r k k o n z e p t i o n rührt

s o m m e r w i e d e r in M u s k a u eintrifft, scheint er von sei-

d a h e r , d a ß dem P a r k s c h ö p f e r dieser T e i l als ländliche

nem W e r k so überwältigt zu sein, d a ß er sich mit neuen

Idylle unter V e r w e n d u n g v o r h a n d e n e r O b s t g ä r t e n , er-

P a r k p l ä n e n b e f a ß t . E s k o m m t zu riesigen P a r k e r w e i t e -

gänzt durch

wachsende

rungen durch H i n z u n a h m e von 3 5 0 h a , dem sogenann-

wilde A p f e l - , B i r n e n - und K i r s c h b ä u m e , lange Z e i t vor

ten A u ß e n p a r k , wie Pücklcr den T e i l nennt, der in der

Die

relativ

späte

reich

Fertigstellung

dieses

blühende und kräftiger

so

72

Pücklers P a r k a n l a g e n in M u s k a u

51 M u s k a u . Z u s t a n d der Schloßwiese um 1935

F o r m einer „ o r n a m e n t a l f a r m " gestaltet w e r d e n sollte. Durch Anlegen von 15 km G r e n z g r ä b e n mit W ä l l e n w i r d diese neue P a r k g r e n z e fixiert. E s k o m m t zu A n pflanzungen auf den Lucknitzer und Krauschwitzer Bergen und 1 8 4 1 zu wesentlichen P a r k e r w e i t e r u n g e n nach N o r d e n und O s t e n sowie zur V e r g r ö ß e r u n g der B a u m schule. N e b e n der E i n b e z i e h u n g der B r a u n s d o r f e r Feldfluren, der A u s d e h n u n g des Parkes bis Lucknitz w i r d auch die K ü b e l n e r Feldflur, die bisher durch eine Pflanzung fast hermetisch v o m P a r k abgeschlossen w a r , nun in den P a r k einbezogen. D i e f r ü h e r dort gepflanzte Sichtbarriere w i r d beseitigt, die P a r k g r e n z e bis 2 0 0 m nörd-

lich des D o r f e s K o b e l n zum „ T h o r terrible" hinausgeschoben, das Dorf bis auf Reste abgetragen, westlich der N e i ß e neu a u f g e b a u t und dieser Bereich in der A r t einer offenen F l u ß n i e d e r u n g gestaltet. Bis 1 8 4 5 erfolgen d a n n noch die Bepflanzung der über die B r a u n s d o r f e r Felder g e f ü h r t e n W e g e , die U m pflanzung der dortigen kleinen Teiche und die A n l a g e von W i e s e n um G o b e l i n , die in den „ A n d e u t u n g e n . . ." A b b . X X X I X als ideale ländliche Idylle v o r w e g g e n o m men sind. N u n erst vorbereitet w e r d e n Pflanzungen oberhalb der Thoreiche, am V o g e l h e r d , am „ T h o r terrible", an der Freischützwiese und im H e i d e n t a l .

73

Helmut

Rippl

Diesem neuen Unternehmen von gigantischen Dimen-

D e r von

Pückler fertiggestellte Teil

umfaßte

vor

sionen wird dann durch den 1 8 4 5 erfolgten Verkauf der

allem das vom Schloß bzw. vom Pücklerstein (Standort

Muskauer

des Tempels

Standesherschaft

für

1,2 Millionen

Taler

der Beharrlichkeit)

einsehbare,

damals

vorerst ein E n d e bereitet. Finanznöte haben Pückler zu

noch überschaubare Flußtal der N e i ß e mit seinen „Berg-

diesem Schritt bewogen. Mit größter Wahrscheinlichkeit

lehnen" und den gesamten Bergrücken vom Badepark

gab die sogen. Separation, die endgültige Aufhebung

bis zum D o r f e Krauschwitz. D i e im Plan 1 8 4 7 am mei-

der Leibeigenschaft, den Ausschlag, die der Fürst bisher

sten durchgearbeiteten Teile sind der Schloßpark dies-

mit Geschick von Muskau fernhalten konnte.' 10

seits und jenseits der Neiße, vom Englischen Haus bis zum Badepark jeweils bis in Höhe der oberen Flußter-

D a s in 3 0 Jahren bis zu Pücklers Weggang Geschaf1847

rasse, dann der Bergpark bis in seine westlichsten Aus-

deutlich werden. Demnach hat der Park die Ausmaße,

läufer, sowie die Hangpartie über der Stadt Muskau.

wie sie in Pücklers Gartenwerk 1 8 3 4 dargestellt sind,

E t w a 3 5 von ursprünglich 1 1 0 alten Linden der ehe-

fene läßt ein farbiger Parkplan aus dem Jahre

noch überschritten, und zwar nach Westen bis zum D o r f

maligen Querallee sind noch vorhanden, in ihrem nörd-

Krauschwitz und nördlich und nordöstlich des alten Dor-

lichen Teil sogar noch teilweise in kurzen Reihen. Ferner

fes Kobeln um weit mehr als 9 0 ha, über 7 5 0 ha insge-

sind über hundert im gesamten Parkareal verstreut ste-

samt.

hende stattliche Laubbäume und einige wenige, sofort

52 M u s k a u . S i e b e n P y r a m i d e n p a p p e l g r u p p e n sind um d a s S c h l o ß p o s t i e r t . U m Z e i c h n u n g von A . W . S c h i r m e r 53



M u s k a u . P a n o r a m a v o m gleichen S t a n d o r t w i e A b b i l d u n g 5 2 vom Grünen Dreieck.

74

1982

1833.

Pücklcts P a r k a n l a g e n in M u s k a u

Helmut

ins Auge springende große und kleine Solitärfichten sowie Pyramidenpappeln an mehreren Standorten im Park erkennbar. Das Wegenetz stimmt größtenteils mit dem im Plan B von 1834 konzipierten überein, nur fehlen noch mehrere schmalere Fußwege. Die riesige Pferderennbahn auf dem Oberberg ist nicht ausgeführt worden, nur die kleine Reitbahn östlich des Marienberges. Von den geplanten Gebäuden kamen nur das Hermannsbad und das Englische Haus sowie ein

Rippl

Gewächshaus und ein Stallgebäude zur Ausführung, ferner 2 Parkarbeiterhäuser (Familienhäuser) im Bergpark. Nicht verwirklicht wurden: D i e Fasanerie im türkischen Stil, das Mausoleum, der Viadukt, die Burgruine, das Observatorium, die Colonie Gobelin - Häuser für die Parkarbeiter - , der Tempel der Beharrlichkeit und die Orangerie. Realität geworden waren aber die am Schloß und am Theater reich ausgestatteten Blumengärten, deren Pflanzformen in Fachkreisen damals Kritik auslösten.

54 M u s k a u . Blick vom N e i ß e d a m m über Schaf- und Schloßwiese zum G r ü n e n Dreieck. 1982

76

Pücklers Parkanlagen in Muskau

: V

f w

, >- •

'

'".. V* '

*'

'

1

1

v y

%>

::

t-

'

- V:

/- -

- -

i' 55 Muskau. Parkplan von 1847. Ausschnitt Schloßpark

Wegen seines heutigen starken Verwachsungsgrades muß der westliche Ausläufer des Parkes, der Bergpark, besonders erwähnt werden, der im Plan von 1847 einen sehr schönen Charakter zeigt. Im Wechsel von fließend ausgebildeten Wiesenstücken und kompakter, dann wieder aufgelockerter und sehr stark akzentuiert gesetzter Raumpflanzung ist dieser Teil 1847 als vollkommen ausgereift und fertiggestellt zu bezeichnen. Ganz bewußt, wenn auch sparsam, ist hier die Feldflur blickmäßig in die Konzeption einbezogen, und zum Dorf Berg und der Bergschen Feldmark ist der Park zweifach geöffnet, am Reitweg parkartig ausgebildet mit eigenen

Torbauten beiderseits des Weges, während weiter südlich in breitem Fluß eine Wiese in die Krauschwitzer Feldmark hinüberfließt. Zusammenfassend läßt der Plan 1847 ohne weiteres erkennen, daß 1845 das Hauptstück der Arbeit, der von den Flußterrassenrändern umschlossene Raum, in dessen Brennpunkt das Schloß prangt, und der bis Krauschwitz ausgedehnte Bergpark, geleistet war. Der äußere Park, von Kobeln über die Hochfläche der Braunsdorfer Feldflur bis zum Belvedere, bedurfte noch der Vollendung. Vielen Teilen gemeinsam ist ein offener Charakter des Ganzen, nicht jenes Vollgestopft-

77

Helmut sein, das in den F o l g e j a h r e n erhebliche Sorgen bereitete.

Rippl tor an der Seite Pücklers den P a r k heranwachsen sah

D i e Ü b e r s c h a u b a r k e i t und Durchsichtigkeit g r o ß e r P a r k -

und dem der F ü r s t v i e l e seiner gärtnerischen K e n n t n i s s e

teile, w i e sie aus den Zeichnungen Schirmers im G a r t e n -

v e r d a n k t e , blieb bis zu seinem T o d e 1 8 5 2 in M u s k a u .

w e r k überall h e r v o r g e h t , w a r d a m a l s das G e n e r a l t h e m a .

I m gleichen J a h r w u r d e durch den neuen B e s i t z e r und

D i e D i m e n s i o n e n , in denen g e a r b e i t e t w u r d e , geben sich

w o h l auf E m p f e h l u n g Pücklers der in W e i m a r

durch ein p a a r Z a h l e n vielleicht auch dem U n e i n g e w e i h -

E d u a r d P e t z o l d als G a r t e n i n s p e k t o r in M u s k a u einge-

tätige

ten zu erkennen. 1 8 4 5 w a r e n 2 5 7 ha P a r k fertiggestellt

stellt. P e t z o l d w a r v o n 1 8 3 1 bis 1 8 3 5 als G ä r t n e r l e h r -

bei einer

4

ling und G e h i l f e in M u s k a u tätig, also in der Z e i t , da

konzipierten

Flußbrücken

P a r k g r ö ß e von

über die N e i ß e ,

11

ca.

7 5 0 ha,

Her-

der P a r k nach Pücklers zweiter E n g l a n d r e i s e seine F e i n -

m a n n s n e i ß e und Schluchten gebaut und m e h r e r e M i l l i o -

B r ü c k e n über

ausstattung und seine erste E r w e i t e r u n g erfuhr. M i t P e t -

nen B ä u m e gepflanzt.

zold ü b e r n a h m ein dem P a r k s c h ö p f e r kongenialer M a n n die

Schließlich griff Pückler in seinen V o r s t e l l u n g e n v o n

Fortführung

und

künstlerische

Überwachung

des

G a r t e n k u n s t w e r k e s M u s k a u . D i e nun reichlich v o r h a n -

gestalteter L a n d s c h a f t bis in das 3 0 k m 2 g r o ß e G e b i e t aus:

denen finanziellen M i t t e l boten die G e w ä h r , das g r o ß e

D i e s e s völlig eingezäunte und mit neun T o r h ä u s e r n ab-

W e r k zu v e r v o l l s t ä n d i g e n . D u r c h Petzolds Leistung ent-

geschlossene T e r r a i n gestalterisch durchzuarbeiten,

stand in M u s k a u schließlich das, was sein

seines

Tiergartens

südwestlich

von

Weißwasser

bil-

Begründer

d e t e ein zweites gärtnerisches A n l i e g e n des F ü r s t e n . E r

Pückler sich vorgestellt hatte. D i e s e r bestätigte das in

f a n d hier eine mit schönen alten E i c h e n , Fichten und

einem B r i e f an Petzolds V a t e r : „ M e i n e G e g e n w a r t in

großen K i e f e r n bewachsene, streckenweise wellige F l ä -

M u s k a u ist nun nicht m e h r nötig, da ein alter ego für

che v o r , deren B o d e n v o n H e i d e l b e e r - und P r e i ß e l b e e r -

mich eintritt, j a einer, dem ich mehr zutraue als mir

k r a u t , A d l e r f a r n und w i l d e m R o s m a r i n fast durchgängig

selbst".31

bedeckt w a r . I n m i t t e n dieses T i e r g a r t e n s legte er zwi-

Obwohl

schen J a g d s c h l ö ß c h e n und F ö r s t e r e i eine g r o ß e P a r k w i e s e

der so genau erscheinende

Plan

aus

dem

J a h r e 1 8 4 7 die Schlußfolgerung z u l ä ß t , d a ß Pückler in

an, auch hier mit einer Solitärblutbuche, P l a t a n e , E s c h e

seinen dreißig Schaffens j ä h r e n das W e s e n t l i c h e für die

und E i c h e n g r u p p e n und v e r d e c k t e den N a d e l w a l d durch

R e a l i s i e r u n g seiner gartengestalterischen I d e e und

einen L a u b h o l z m a n t e l . H i e r entstand das R o m a n t i s c h s t e ,

den P a r k g r u n d r i ß geleistet h a t , stellt P e t z o l d fest, d a ß

was w i r v o n Pücklers Schöpfungen k e n n e n : E i n kleiner

der M u s k a u e r P a r k 1 8 5 2 kaum zur H ä l f t e fertig w a r .

Moorteich nahe den beiden einzigen B a u t e n . E i n anderer e x t e r r i t o r i a l e r T e i l des

für

„ N u r die näher liegenden T e i l e w a r e n b e e n d e t , als der

Landschaftsen-

V e r k a u f dazwischen k a m . D i e s e w a r e n allerdings mit

sembles ist die W u s s i n a . 3 km südöstlich von M u s k a u

einer M e i s t e r s c h a f t

an den östlichen N e i ß e h ä n g e n gelegen, wurde sie als

keine Zufügung zuließ. J e d e solche Zufügung w ü r d e w i e

eine

eine K o r r e k t u r ausgesehen h a b e n , w ä r e a b e r g e w i ß jedes-

Art

Naturreservat

ob

ihrer

wildromantischen

ausgeführt, welche

schlechterdings

Schönheit durch W e g e erschlossen und eingefriedet. A l s

mal falsch gewesen. . . " D e r K e r n p a r k zeigte sich also im

südliches V e r b i n d u n g s s t ü c k vom B a d e p a r k zum 1 2 km

w e i t g e h e n d fertigen Z u s t a n d ; die großen F l ä c h e n des

e n t f e r n t e n J a g d s c h l o ß hat m a n über die K e u l a e r E i s e n -

O b e r p a r k s aber w a r e n noch nicht fertiggestaltet, und um

hütte bis zum B r a u n s t e i c h in W e i ß w a s s e r den 4 km lan-

die grüne U m g ü r t u n g der S t a d t M u s k a u im Süden und

gen K e u l a e r T i e r g a r t e n landeskulturell b e a r b e i t e t ; und

Südwesten

selbst noch bis kurz v o r dem V e r k a u f

dungsstreifen v o m B u r g b e r g zum B e l v e d e r e in L u c k n i t z

1 8 4 5 sind dort

starke E i c h e n gepflanzt w o r d e n .

zu schließen,

mußte

der schmale

Verbin-

gestaltet und die K i p p e n l a n d s c h a f t des A l a u n b e r g b a u e s geordnet und bepflanzt w e r d e n .

N a c h dem 1 8 4 5 erfolgten V e r k a u f der S t a n d e s h e r r schaft M u s k a u an die G r a f e n N o s t i t z und H a t z f e l d , welche diese bereits ein J a h r später -

1846 -

P e t z o l d ging sofort an die lange fälligen A u s h a u u n -

gewinnbrin-

gen in den Pflanzungen. D u r c h den zuletzt k r ä n k e l n d e n

gend w e i t e r v e r ä u ß e r t e n , fiel der P a r k in den B e s i t z eines

R e h d e r und auch zu Pücklers Z e i t w a r e n diese vernach-

der

Hocharisto-

lässigt w o r d e n , „weil der F ü r s t i m m e r befürchtete, er

k r a t i e , an den Prinzen Friedrich der N i e d e r l a n d e . J a c o b

w ü r d e sein W e r k m o m e n t a n zerstören. . . " , obgleich er

Heinrich R e h d e r , der als v e r d i e n s t v o l l e r G a r t e n i n s p e k -

sich der N o t w e n d i g k e i t dieser P f l e g e a r b e i t durchaus be-

reichsten

Männer

der

damaligen

78

56 Muskau. Parkplan von 1847. Ausschnitt Bergpark

Helmut w ü ß t w a r , denn er selbst nannte neben d e m Spaten d i e A x t als das wichtigste W e r k z e u g in der P a r k g e s t a l t u n g . So versteht sich auch Pücklers großes L o b für Petzold. Letzterer sagt zu dieser A r t P a r k p f l e g e : „Es liegt in der N a t u r der L a u b h ö l z e r , d a ß sie v e r j ü n g t w e r d e n w o l l e n . . . D i e meisten Pflanzungen, deren Flächeninhalt d a m a l s gegen 2 0 0 0 , später w e i t über 3 0 0 0 M o r gen betrug, w a r e n zu Stangenholz herangewachsen und hatten den Schluß verloren, d a d a s Unterholz f e h l t e ; eine k r ä f t i g e Durchforstung mit vorzugsweiser Berücksichtigung der landschaftlichen Interessen w a r d a h e r das zunächst Gebotene. Sie erfolgte von innen nach a u ß e n , v o m Schloß a u s g e h e n d - in dessen N ä h e sich auch zugleich d i e ältesten P f l a n z u n g e n b e f a n d e n - nach den entfernteren P a r t i e n , und d a u e r t e acht J a h r e , w o w i e d e r von vorn a n g e f a n g e n w e r d e n m u ß t e . . . Auch auf die malerische A u s b i l d u n g der größeren, f r e i s t e h e n d e n B ä u m e w u r d e selbstverständlich g a n z besondere Sorgf a l t v e r w e n d e t , i n d e m d i e schlechteren ganz entfernt und d e n j e n i g e n , die sich malerisch zu entwickeln versprachen, der g e n ü g e n d e R a u m d a z u gegeben w u r d e . D i e P f l a n zungen erhielten durch d i e sehr k r ä f t i g e n Stockausschläge w i e d e r Schluß. In j e d e m W i n t e r arbeitete ich mit 6 0 M a n n in den P f l a n z u n g e n und zeichnete jeden B a u m , der g e h a u e n w e r d e n sollte, selbst an, um e t w a i g e Fehler bei dieser A r b e i t zu v e r m e i d e n , d a sie, e i n m a l begangen, nicht zu verbessern g e w e s e n w ä r e n . . . Nach diesen G r u n d s ä t z e n ist der M u s k a u e r P a r k durch 3 0 J a h r e von mir b e h a n d e l t w o r d e n , und dieser A r t der B e h a n d l u n g hat derselbe seine v i e l e n schönen B ä u m e und B a u m g r u p p e n zu v e r d a n k e n " . , i 2

Rippl ä n d e r u n g e n und V e r b e s s e r u n g e n in der u n m i t t e l b a r e n U m g e b u n g durchzuführen - besonders a m O s t u f e r der N e i ß e , d e m Brückenkopf der Gitterbrücke und ebenso in der G e g e n d um d i e Prinzenbrücke und a m V i a d u k t . 1 8 5 8 - 1 8 6 6 legte Petzold das M u s k a u e r A r b o r e t u m an. 5 0 J a h r e lang trug es als erste G e h ö l z s a m m l u n g M i t teleuropas zum R u h m e M u s k a u s bei. M ö g l i c h e r w e i s e h a t t e Prinz Friedrich der N i e d e r l a n d e den P a r k durch E x o t e n zu bereichern gewünscht. O b es nun dieser A n spruch w a r oder ob Petzold d e m P a r k zuliebe und d e m Gärtnerberuf zum N u t z e n den G e d a n k e n an ein A b o r e tum zuerst aussprach, ist hier nicht zu entscheiden. E r b e k a n n t e rückblickend, die I d e e für ein A r b o r e t u m l a n g e gehegt zu haben, um die V i e l f a l t der neu eingeführten G e h ö l z e durch Ansschauung in ihrem landschaftlichen W e r t und in ihrem W a c h s t u m sowie ihrer V e r w e n d b a r keit kennenzulernen. D a s S a m m e l n von Gehölzen erf r e u t e sich seit A n f a n g des 1 9 . J a h r h u n d e r t s w a c h s e n d e r B e l i e b t h e i t ; Pückler v e r w e n d e t e indes f r e m d l ä n d i s c h e Gehölze nur im P l e a s u r e g r o u n d . Petzold hingegen bevorzugte eine g r ö ß e r e M a n n i g f a l t i g k e i t der B a u m a r t e n , d a s A r b o r e t u m sollte ihrer A u s w a h l dienen. D a m i t trug d a s U n t e r n e h m e n von A n f a n g an wissenschaftlichen und gleichzeitig praktisch-gartengestalterischen Charakter, der sich auch in der A n l a g e des systematischen T e i l s des A r b o r e t u m s nach parkkünstlerischen Gesichtspunkten zeigte. A u f diese W e i s e l i e ß sich der W e r t einer A r t für einen P a r k leicht und e x a k t beurteilen. Bei a l l e d e m b e w a h r t e Petzold im M u s k a u e r P a r k d i e für Pückler typische, beinahe spartanische Gehölzausw a h l und schenkte den späteren L a n d s c h a f t s a r c h i t e k t e n ein von Ü b e r f l ü s s i g e m gereinigtes, botanisch richtig benanntes Gehölzsortiment. , i : i D a s f ü r das A r b o r e t u m erschlossene G e l ä n d e erstreckt sich östlich der N e i ß e zwischen O b s e r v a t o r i u m und Burgberg in 1,5 k m L ä n g e und 3 5 0 - 4 0 0 m B r e i t e , wobei d i e G e l ä n d e m u l d e zur V e r s t ä r k u n g der r ä u m l i chen W i r k u n g genutzt w u r d e . D a s 4 0 ha große H a u p t terrain mit der systematischen A b t e i l u n g erhielt für d i e geografische A b t e i l u n g den e t w a 15 ha großen und 6 0 1 0 0 m breiten Streifen zwischen B u r g b e r g und B e l v e dere, an dessen F u ß die N e i ß e e n t l a n g f l i e ß t , a n g e g l i e dert. M i t dieser G e s t a l t u n g w a r das von Pückler v o r g e sehene T e r r a i n für den P a r k erschlossen, ohne d a ß seiner G r u n d v o r s t e l l u n g Abbruch getan w u r d e . Ein grüner R i n g von L a u b g e h ö l z e n umschloß die S t a d t M u s k a u , und

D a s A u s h o l z e n w u r d e mit der Zeit zur selbstverständlichen A r b e i t und findet in Petzolds Notizen k a u m mehr E r w ä h n u n g . Sein erstes parkgestalterisches A n l i e gen w a r d i e im P l a n von 1 8 4 7 schon a n g e d e u t e t e V e r b i n d u n g des Schloßparks zum O b e r w e g a m Bergschen H a n g . S o d a n n l i e ß er d a s G e b i e t nördlich des E n g l i schen H a u s e s bis zur P a r k g r e n z e und zur G o r n i k a in südlicher Richtung a m B u r g b e r g bearbeiten sowie d i e Schluchten zwischen K i r c h r u i n e und B a d e p a r k durch P r o m e n a d e n w e g e zugänglich machen - auch hier stellt der P l a n von 1 8 4 7 mehr d a r , als in W i r k l i c h k e i t bereits vorhanden w a r ! V i e l e Brücken b e d u r f t e n der E r n e u e r u n g und w u r d e n nun m a s s i v a u s g e f ü h r t . D i e d a m i t z w a n g s l ä u f i g v e r b u n denen V e r w ü s t u n g e n nutzte Petzold, um j e w e i l s V e r 80

57 Muskau. Parkplan von 1856

jPiaA« Vohi Kwiiclivh J'riBsliriiPn. Ml^iuf-lutu »frMiiHP1 in -Uliix'

(frlilrtrunu

iVIder Rur

MI'SKAt' ¿i-lw.ci*

GESTALTERISCHE: SCHWERPUNKTUND

@

ERLEBNISLINIEN

pGcklerstein, ideeller parkmiitcipunkt ABB. :

58 Muskau. Gestalterische Schwerpunkt- und Erlebnislinien

Pücklers Parkanlagen in Muskau jenes schöne P a n o r a m a vollendete sich, d a s ein

schmückungen.

Bild

Die

Erneuerung

der

Brücken

wurde

Schirmcrs von 1 8 3 3 mit d e m Blick v o m B e l v e d e r e a m

schon erwähnt. In der N ä h e des G r a b m a l s des U n b e -

äußersten südlichen Punkt des A u ß e n p a r k s auf M u s k a u

kannten entstand 1 8 6 4 der „ V i a d u k t a m H e r r e n b e r g "

v o r w e g n a h m ( A b b . X X X V I I der „ A n d e u t u n g e n " ) .

mit einem großen B o g e n , w ä h r e n d 1 8 5 3 schon der V i a dukt mit fünf B o g e n südlich des M a u s o l e u m s t a n d o r t e s

D i e Pläne, welche Petzold weiterhin mit d e m A r b o r e tum v e r b a n d , waren eine N u t z a n w e n d u n g in d e m „meh-

gebaut w u r d e . A u f

rere hundert M o r g e n " großen ehemaligen A l a u n b e r g b a u -

Schmuck gebliebenen T r e p p e n w a n g e n der Schloßrampe

die noch immer ohne plastischen

g e l ä n d e . Statt dieses Planes w u r d e dann aber d a s Rekul-

k a m e n 1 8 5 7 die beiden v o m Berliner B i l d h a u e r F r i e d -

tivierungsgebiet in nur einfacher F o r m durch W e g e er-

rich Wolff geschaffenen mächtigen L ö w e n in v e r g o l d e t e m

schlossen und v o r w i e g e n d mit Eichen, Buchen, B i r k e n

Zinkguß, die W a p p e n t i e r e des N i e d e r l ä n d e r s . Schloß,

und Stroben hain- und w a l d a r t i g bepflanzt.

R e n t a m t und K a v a l i e r h a u s - d a s heutige M o o r b a d

-

mußten innen und äußerlich erneuert werden und erhiel-

Z w e i die Pücklerschen Pflanzungen betreffende kleine, Schloßnähe

ten zwischen 1 8 6 4 und 1 8 6 6 neue F a s s a d e n in einem

seien genannt, weil sie deutlich w e r d e n lassen, d a ß d e m

Mischstil aus „deutscher und französischer R e n a i s s a n c e " .

pflegenden G ä r t n e r eine ähnliche künstlerische F ä h i g -

D a b e i w u r d e der H a u p t b a u k ö r p e r des Schlosses um d a s

keit eigen sein muß w i e d e m Parkschöpfcr selbst. Petzold

M a n s a r d e n g e s c h o ß erhöht. D i e B a u a u s f ü h r u n g lag bei

ließ zu groß g e w o r d e n e B ä u m e in allen drei Pleasure-

den Berliner Architekten Wentzel und Strasser. Gleich-

aber wesentliche K o r r e k t u r e n Petzolds in

grounds und B l u m e n g ä r t e n entfernen, um diese „kleinen

zeitig entstanden die Plastiken über d e m R e n t a m t p o r t a l ,

R ä u m e v o n ihrer Ü b e r f ü l l u n g zu b e f r e i e n " . „ E i n G l e i -

welche die A l t - M u s k a u e r H a n s G e o r g von Schöneich,

ches geschah auf der T r ä n e n w i e s e und der Schloßwiese,

Curt Reinecke II. v o n C a l l e n b e r g und Carl

w o allein v o m großen Schloßrasen dreizehn Pflanzungen

zu D o h n a darstellen. A u f

entfernt w e r d e n m u ß t e n . " „ W a s bei Beginn der Pflan-

w a r e n die Initialen des Prinzen angebracht,

zungen, solange die B ä u m e noch jung, sehr schön w a r ,

d a s Portal d a s D o p p e l w a p p e n der F a m i l i e n v o n Callen-

d e m D a c h des

Christoph Rentamtes während

p a ß t e später nicht m e h r " 3 4 , begründete Petzold. D i e s e

berg und D o h n a zierte. Zur F a r b i g k e i t der neuen F a s s a -

gleich nach seinem A m t s a n t r i t t

den der H a u p t g e b ä u d e gibt es keine genauen Überlie-

1852

vorgenommenen

G e h ö l z r e d u z i e r u n g e n auf der Schloß- und T r ä n e n w i e s e

f e r u n g e n ; in Pücklers Zeit trug der P u t z einen gelblichen

sind in seinen nicht sehr genauen K a r t e n erst 1 8 6 5 an-

Anstrich, zu d e m die roten Ziegeldächer und die blauen

gedeutet. E r s t bei der weiteren D u r c h d r i n g u n g der Pück-

T u r m h e l m e im reizvollen K o n t r a s t standen.

lerschen Pflanzungen im Z u g e der

Rekonstruktionsar-

Prinz Friedrich

finanzierte

ebenso großzügig die d a -

beiten w i r d erkennbar w e r d e n , w a s Petzold entfernen

m a l i g e G a r t e n a u s s t a t t u n g , w i e auch die A u s s t a t t u n g des

ließ und aus welchem G r u n d e . J e d e n f a l l s hat Petzold

B a d e s und J a g d h a u s e s in reicheren F o r m e n v o r g e n o m -

nur d a s „ Z u v i e l " , w i e wir es uns mit H i l f e der Schirmer-

men w o r d e n ist. Somit kann die Herrschaftszeit

schen Zeichnungen v o m Schloßgarten und der T r ä n e n -

Prinzen der N i e d e r l a n d e als die Zeit der V o l l e n d u n g

wiese sehr gut vorstellen können, entfernt und auf d a s

des M u s k a u e r K u n s t w e r k e s bezeichnet w e r d e n , indem

s p ä t e r e Erscheinungsbild hingewirkt.

alles getan w a r , um diesem G e b i l d e D a u e r zu geben.

des

D e r O b e r p a r k oberhalb der östlichen oberen Fluß-

D i e dritte E t a p p e der Geschichte des M u s k a u e r P a r k s

terrasse w a r unter Pückler nicht mehr bis an die G r e n z e

u m f a ß t eine Z e i t s p a n n e v o n mehr als sechs Jahrzehn-

fertiggestellt w o r d e n , und die Feldflur hatte nur teil-

ten. A l s eine F o l g e der mit d e m zweiten W e l t k r i e g ein-

weise eine B e h a n d l u n g zur „ o r n a m e n t a l f a r m " erfahren.

getretenen V e r l u s t e auch der meisten Aktenunterlagen

Unter d e m Prinzen Friedrich der N i e d e r l a n d e verblieb

kann sie nur lückenhaft und unter Z u h i l f e n a h m e v o n

dieser Z u s t a n d , w i e wir d e m Petzoldschen Plan v o n

Fotografien veranschaulicht werden. Ähnlich w i e nach

1865

dem Verkauf

entnehmen

können. In einer G r ö ß e v o n

etwa

Muskaus

1 8 4 5 k a m es 1 8 8 1 zu einer

5 5 0 ha durchgestalteter Fläche ist der P a r k d a n n 1 8 8 3

I n t e r i m s p h a s e in den Besitzverhältnissen. 1 8 8 1 - 8 3 w a r

v o m G r a f e n T . v. A r n i m ü b e r n o m m e n worden.

eine Tochter des N i e d e r l ä n d e r s , M a r i e Fürstin zu W i e d , E r b i n des M u s k a u e r Besitzes geworden. W o h l aus poli-

Unter Prinz Friedrich der N i e d e r l a n d e vor allem er-

tischen w i e allgemein

hielt der P a r k eine R e i h e v o n Baulichkeiten und A u s 83

wirtschaftlichen G r ü n d e n

ver-

59 bis 61 Muskau. Veränderungen am Baumbestand im Blauen Garten in einer Wachstumsperiode von 120 Jahren 59 um 1870

P ü c k l c r s P a r k a n l a g e n in M u s k a u

60 Zustand 1983 61 • nach Ausfall einer fünfstämmisjen Ulmen,m-uppe 1986 k a u f t e sie 1 8 8 3 Schloß und P a r k M u s k a u an T r a u g o t t H e r r m a n n G r a f von A r n i m . M i t ihm zog eine neue Zeit in M u s k a u ein. In erster L i n i e w a r der neue B e s i t z e r ein U n t e r n e h m e r und g e w i l l t , d i e w i r t s c h a f t l i c h e n M ö g lichkeiten, w e l c h e ihm die S t a n d e s h e r r s c h a f t M u s k a u bot, voll a u s z u s c h ö p f e n . D e r P a r k trat f ü r ihn z u m i n dest in d e n ersten J a h r e n nach der Ü b e r n a h m e in d e n H i n t e r g r u n d - wenngleich A r n i m seine f e u d a l e L e b e n s h a l t u n g durch d i e g l a n z v o l l e F o l i e des b e r ü h m t e n Piickl e r - P a r k c s erhöht sah.

F ü r den 1 8 7 8 a u s g e s c h i e d e n e n Pctzold f ü h r t e n der L e i t e r des A r b o r e t u m s und der B a u m s c h u l e H e i n r i c h G u s t a v Schrcfcld und f ü r den übrigen P a r k der O b c r gärtner W i l h e l m Roth ab 1881 die Geschäfte. Nach S c h r e f c l d s T o d 1 8 9 1 k a m R u d o l f L a u c h e nach M u s k a u und blieb hier bis 1 9 2 8 P a r k - und G a r t e n d i r e k t o r . Ihm z e i g t e sich T r a u g o t t H e r r m a n n G r a f von A r n i m zuerst als nur w e n i g v e r s t ä n d i g e r P a r k b e s i t z e r , und L a u c h e benötigte eine R e i h e von J a h r e n , bis ihm eine d e n gärtnerischen N o t w e n d i g k e i t e n entsprechende A m t s f ü h r u n g

85

Helmut

Rippl

gestattet wurde. Eigentlich sei erst ab 1 9 1 9 mit der

Verbindung nach Weißwasser zu den Kohle- und T o n -

Übernahme durch Adolf G r a f von Arnim der Muskauer

gruben und den Ziegeleien nach sich zog.

Park wieder „völlig das geworden, was er heute dar-

Unter T . v. Arnim erfuhr zwischen 1 8 8 3 und 1 9 1 9

stellt: die klassische Parkanlage Deutschlands", äußerte

der

Camillo Schneider 1 9 2 2 . 3 3

schon hatte für den Bau des Mausoleums einen Platz auf

Park

mehrere

bauliche

Bereicherungen.

Pückler

D i e nicht sehr vorteilhafte Darstellung der Verwal-

der obersten Flußterrasse östlich der N e i ß e vorgesehen.

tung des Pücklerschen Erbes durch Traugott v. Arnims

Während Schinkel einen hellen Kapellenbau an dieser

E n k e l bedarf einer Klarstellung. Unter T . v. Arnim

Stelle vorschlug, errichtete 1 8 8 8 Julius Raschdorff ent-

waren 3 0 - 4 0 Arbeitskräfte mit Rudolf Lauche, als dem

sprechend dem Zeitgeist ein in monumental gotisieren-

Besitzer direkt unterstellten Parkdirektor, tätig;

1931

dem Stil gehaltenes Gebäude aus schweren Granitbruch-

nur 8 - 2 0 und im zweiten Weltkrieg nur mehr 13 K r ä f t e .

steinen. So wenig dieser Bau mit seinen seitlichen B o -

Seit 1 9 2 9 fungierte kein Parkdirektor mehr, sondern

genarchitekturen

der Leiter des Muskauer Forstamtes W a l t e r

entsprach, brachte er doch das notwendige Pendant zum

Bruhm

dem Geiste Pücklers

und

Schinkels

wurde mit diesem A m t betraut. Mit einer geschätzten

Schloß und zum Aussichtsplatz von der

zu pflegenden reinen Parkfläche von ca. 3 9 0 ha (ohne

Kirchruine und folgte so der Pücklerschen Grundkon-

Arboretum) sind die unter Lauche tätigen Pflegekräfte

zeption für den Landschaftspark. E i n e weitere Ergän-

zwar nicht hoch, aber ausreichend gewesen. Ansonsten

zung stellte seit 1 9 0 4 der außerordentlich große Find-

hätte der Park nicht ein so vorteilhaftes Aussehen spe-

ling auf Hilkes Berg dar -

ziell in den 2 0 e r Jahren gehabt, wie Fotografien belegen.

Pückler geplanten

In vielen Parkteilen bestimmte damals eine sehr große

Bronzemedaillon mit dem Bildnis des Fürsten Pückler

„Tempel

wendischen

dem Platz für den von der Beharrlichkeit".

Ein

Anzahl von prächtigen Solitärbäumen das Bild, wenn-

erhob diesen Punkt in der geometrischen Mitte des Parks

gleich keine alle Parkteile

erfassende

zum Ehrenplatz für den Schöpfer des Landschaftsparks -

Fotodokumentation möglich ist. 36 Auch die waldartigen

Pücklerstein genannt. E i n e dritte Bereicherung brachte

T e i l e des Parkes erfuhren eine zweckdienliche Behand-

der Anbau der Loggia mit zwei Baikonen an der bisher

gleichermaßen

lung, indem auch dort die Pflege auf schöne vollkronige

glatten Westseite des Schlosscs. Mit Hilfe dieses archi-

Bäume und Einzelbaumgruppierungen

orientiert war.

tektonischen Details entstand eine weitere Beziehung

Beim Vergleich dieser Zeitdokumente mit einer Foto-

zwischen Schloß und Tränenwiese. Und im Schloßhof

serie, die S t o i t s c h e f F 1 9 4 1 / 4 2 schuf, ist auffallend, daß

entstand an der Ostseite des Hauptbaues ein Vorbau mit

die Profilierung der Ränder der großen Baummassive

vier üppig verzierten Säulen. Im Bauhof, dem südlich

östlich der N e i ß e noch in den 2 0 e r Jahren gut war,

der Schloßwiese liegenden Gebäudekomplex, erhielt der

während sie 1 9 4 2 recht unförmig wirkte und die Hö-

südliche Baukörper noch vor dem ersten Weltkrieg seine

hendifferenzierung gänzlich fehlte.

barocke Fassade.

Unter T . v. Arnim war auch am Park die Industriali-

D i e veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse nach

sierung Muskaus nicht vorübergegangen. Anstelle der

dem ersten Weltkrieg führten auch zu Veränderungen

kleinen Mühle am Neißewehr wurde eine Pappenfabrik

im Status des Gräflich-Arnimschen Besitzes durch Bil-

mit einem sehr hohen Schornstein errichtet, der weit über

dung der „ G r a f von Arnimschen Waldgutstiftung Stan-

die Baumkronen des Parks aufragte. Noch empfindliche-

desherrschaft Muskau", wovon der Park ein Teil war

rer Verlust entstand durch das Auflassen des Uferweges

und somit Parkpflege und Erhaltung eine Aufgabe, die

entlang des Mühlcndammcs. D e r Zutritt zum Wasser

im öffentlichen Interesse lag.

und die unmittelbare Verbindung vom Badedamm zum Petzold-Damm

entfiel. D a m i t ist heute im

Nachdem Adolf G r a f von Arnim 1 9 1 9 Muskau er-

geteilten

worben hatte, ließ er 1 9 2 1 den Schloßbau durch den

Park die schöne Flußkrümmung bis in Höhe Pückler-

Architekten Alfred Breslauer erneut verändern.

stein nicht mehr crlebbar. Einen weiteren Eingriff in

Warmwasserheizung wurde eingebaut, deren Medium

Eine

die Parksubstanz brachte der Bau der Muskauer W a l d -

in einem unter vorhandenen Wegen begehbaren K a n a l

eisenbahn 1 8 9 6 - 9 8 , die ein Versorgungsgleis auch zur

von der 4 0 0 m entfernt am Neißemühlenwehr arbeiten-

Pappenfabrik

den Pappenfabrik herangeführt wurde. Im Treppenhaus

führte

und

durch

den

Bergpark

eine

86

P ü c k l c r s P a r k a n l a g e n in M u s k a u

62 bis 64 M u s k a u . Veränderungen vor der Schloßrampe von 1870 bis 1982

62 um 1 8 7 0 mit 85jähriger Blutbuche, links angeschnitten 63 um 1910 mit 125jähriger Blutbuche

Piicklers P a r k a n l a g e n in M u s k a u

1 9 8 2 m i t d e r nun f a s t 2 0 0 j ä h r i g e n B l u t b u c h e

erfolgten Durchbräche in allen Stockwerken zur besseren Belichtung. 1 9 2 5 k a m an der Nordseite des Schlosses ein Küchentrakt mit darüber befindlichem Festsaal hinzu. In alter Ausstattung blieb lediglich die Bibliothek von 1 6 4 7 , jener als Rittersaal geschaffene R a u m neben dem großen T u r m . D a s Schloßäußere erfuhr mit dem Entfernen der Eisengitter eine Vereinfachung, d a f ü r sind w e i ß gestrichene horizontale Sandsteinbänder in das M a u e r w e r k eingelassen und der Putz insgesamt in zartem Rosa - den Farben der Arnims - getönt worden. Zum Schloßteich grenzte eine niedrige M a u e r mit heller Sandsteinabdeckung den G e b ä u d e t r a k t ab und bildete gleichsam eine Art Tafelfläche, auf der das Schloß ab-

gesetzt von der Umgebung nun steht. Zwischen 1 9 2 5 und 1 9 3 1 befand sich vor der Schloßrampe eine halbkreisförmige geometrische Gartenanlage. Unter dem neuen Besitzer wurden 1 9 2 0 im „Vogelherd" von der Hermannseiche ostwärts nach dem Holzeinschlag Koppeln eingerichtet und um 1 9 2 4 das noch aus der Pücklerzeit stammende inzwischen verwilderte „Tannenreich" zwischen Tränen- und Lindenwiesc geräumt. Seither blühen dort nach Farben schön gruppierte Rhododendren und Azaleen unter alten Eichen, eine noch heute w i r k s a m e Arbeit Rudolf Lauches. Und 1 9 2 8 säuberte er im A u f t r a g e Adolf v. Arnims schließlich auch das Arboretum von verkümmerten Bäumen und legte hier

89

Helmut große

Flächcn

für

einen

Golfplatz

frei,

womit

das

Rippl durch L . Stoitscheff' 1 f o l g e n d e Stellen e r k e n n e n : Ö f f n e n

Schicksal des bereits v o n 1 8 8 3 an vernachlässigten A r -

der langen K i e b i t z w i e s e und der Sicht v o n den W e h r -

boretums besiegelt wurde.' 1 8

eichen über die Prinzenbrücke zur D o p p e l b r ü c k e ; starke

A u s der Z e i t 1 9 2 7 / 2 8 hat sich ein Skizzenbuch mit unmaßstäblichen gaben

des

Aufzeichnungen

dendrologisch

und ohne

wertvollen

rändern

Gehölzbestandes

v o n dem K o n r e k t o r der M u s k a u e r Stadtschule G e r l a c h e r h a l t e n . i n D i e dargestellten P a r t i e n a u s : den drei Pleasuregrounds, der

R e d u z i e r u n g im Aubusch und F e i n a r b e i t an den I n n e n -

Altersan-

des A r b o r e t u m s .

Ferner

Stoischeffs folgend, v o n 1 9 3 1 - 4 1

Bruno

wurden,

der

Karte

R e d u z i e r u n g e n aus-

ufernder G r u p p e n und k o m p a k t e r Pflanzungen am M a -

bestehen

rienberg,

Wegebegleitpflan-

am

Krautgarten,

um den Pücklerstein,

auf

der Schloßwiese n a h e der D o p p e l b r ü c k e , an der G l o r i -

zung v o m Schloß zur G l o r i e t t e und um den W i r t s c h a f t s -

ette, am südlichen R a n d der T r ä n e n w i e s e und an den

h o f , T e i l e n des A r b o r e t u m s , einer P a r t i e am M a u s o l e u m ,

Rändern

dem E i n g a n g s t e i l zur B a u m s c h u l e und der E i c h s e e u m -

A u c h im B e r g p a r k erfolgten R e d u z i e r u n g e n der P f l a n -

gebung. D a s P f l a n z e n s o r t i m e n t w a r damals sehr reich-

zungen, so a m S ü d r a n d des W e i n b e r g t e i c h e s ,

haltig, die A n z a h l der f ä r b - und f o r m m ä ß i g a u f f a l l e n d e n

der W i e s e r a und beiderseits der V e x i e r l a c h e n . A n der

B ä u m e wesentlich g r ö ß e r als heutzutage. G r o ß e B e d e u -

„ G r o ß e n Schlucht" wurden deren H a l s und d a m i t w i e d e r

tung

hatten

bäume mäßig

-,

Grau-

und

Silberpappeln

sowie

Nadel-

ferner

und L i n d e n w i e s e

vorgenommen. nördlich

eine V e r b i n d u n g zur T s c h i n e r w i e s e geöffnet sowie dicht

nicht so sehr z a h l e n - , als v i e l m e h r standortdie heute ganz fehlen,

der Schaf-

a m Bergschen F r i e d h o f die dort v o r h a n d e n e n

rotblühende

Räume

erweitert. V ö l l i g neu geschaffen wurden einige Lichtun-

R o ß k a s t a n i e n , R o t - und Scharlacheichen.

g e n : südwestlich der M a i w i e s e , westlich des S a n a t o r i umsweges, w o eine S t e i n b a n k steht, und zwischen Streu-

Ü b e r den V e r b l e i b der vielen P y r a m i d e n p a p p e l n um das S c h l o ß , die bis 1 8 8 0 fotografisch nachweisbar sind,

weg und W a l d e i s e n b a h n w e g

ist nichts b e k a n n t . In Lauches Z e i t fallen N a c h - und

aufgepflanzten e h e m . A l a u n b e r g w e r k s g e l ä n d e . E r s t d i e

Neupflanzungen von acht bis zehn B l u t b u c h e n u. a. an

w e i t e r e D u r c h d r i n g u n g dieses heute noch sehr v e r w a l d e -

Standorten von Pyramidenpappeln

und Fichten.

ten P a r k t e i l e s w i r d

Rot-

in dem

erst nach

die letztgenannten

1868

Ausholzungen

einge-

verständlich w e r d e n lassen, w ä h r e n d die beiden erstge-

bracht. V e r ä n d e r u n g e n und Z u s ä t z e zu den ursprüng-

n a n n t e n Lichtungen sicher zur Schaffung der Aussicht

lichen Pücklerschen B a u m b e s t ä n d e n sind also an vielen

nach Süden dienten.

eichen w u r d e n bereits von Petzold in M u s k a u

Stellen erfolgt -

M i t diesen den gesamten P a r k u m f a s s e n d e n A u s h o l -

i m m e r h i n w u r d e in M u s k a u a m Süd-

r a n d der Schloßwiese

um

1900

j a schon die

zungen w a r e n die allerwichtigsten N a c h h o l a r b e i t e n ge-

zweite

leistet und die G e w ä h r gegeben, d a ß trotz des K r i e g e s

B a u m g e n e r a t i o n gepflanzt. 1 9 3 0 erfolgte d i e G r ü n d u n g der „ F ü r s t - P ü c k l e r - G e -

1 9 1 4 / 1 8 das K u n s t w e r k in seiner S u b s t a n z der nachfol-

s e l l s c h a f t " , in welcher seit 1 9 3 1 der P o t s d a m e r G a r t e n -

genden G e n e r a t i o n überliefert w e r d e n konnte. I m zwei-

direktor

ten W e l t k r i e g sah das anders aus. D a s

Georg

Potente

als

sachverständiger

Berater

Artilleriefeuer

wesentlich zu parkpflegerischen E n t s c h e i d u n g e n in M u s -

an der wochenlang hier v e r l a u f e n d e n F r o n t brachte v o r

kau beitrug. M a n holte nun nach, was seit 1 8 8 0 allem

a l l e m dem A l t b a u m b e s t a n d

Anschein nach doch v e r s ä u m t w o r d e n w a r : das Auslich-

Schäden und führte im N a c h h i n e i n zum V e r l u s t

ten zu eng stehender Pflanzungen. D i e riesige M e n g e

Schlosses, des A m t s h a u s e s , K a v a l i e r h a u s e s , des B a d e s ,

v o n 1 4 5 0 0 f m Holzeinschlag in einem 5 4 5 ha umfas-

M a u s o l e u m s und des Englischen H a u s e s sowie des Pück-

senden

lersteins.

Parkareal

i n n e r h a l b von

13 Jahren

-

davon

7 2 6 7 f m in den ersten sechs J a h r e n - verdeutlicht den Nachholebedarf/'

im S c h l o ß p a r k

bleibende des

M i t dem A b s c h l u ß des P o t s d a m e r A b k o m m e n s w u r d e die N e i ß e G r e n z f l u ß zwischen der V o l k s r e p u b l i k Polen

0

U n t e r P o t e n t e s A n l e i t u n g erfolgten neben R e d u z i e -

und der D D R . So ist der M u s k a u e r P a r k heute in zwei

rungen zu sehr in die B r e i t e gegangener B a u m m a s s i v e ,

unterschiedlich g r o ß e T e i l e auf zwei staatlichen T e r r i -

Ö f f n e n von Sichten, auch A u f l o c k e r u n g e n des w a l d a r t i -

torien geteilt.

gen B e s t a n d e s . A l s m a r k a n t e s t e A r b e i t e n Potentes l ä ß t die B e a r b e i t u n g

der

„Veränderungen

von

I n den ersten N a c h k r i e g s j ä h r e n nutzte m a n die W i e -

1929-41"

senflächen rings um die Schloßruine als G r a b e l a n d , w o -

90

65 M u s k a u . Schloßwiese um 1885. Stich von T h e o d o r B l ä t t e r b a u e r

66 M u s k a u . Schloßwiese um 1860. Blick von der Schloßrampe nach O s t e n .

Helmut

Rippl

67 C h a r a k t e r i s t i s c h e B a u m s t e l l u n g im M u s k a u e r P a r k : Schaf- und Lindenwiese v o m Petzoldweg. 1 9 8 2

bei mehrere auf der Schloß- und Tränenwiese stehende

Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen

Solitärgruppen und -bäume beseitigt wurden.

Republik wurde 1 9 5 3 die Parkverwaltung geschaffen, nachdem

Nach der Uberführung der Graf-Arnimschen-Wald-

1950

im

ausgebauten

ehem.

Theater

das

gutstiftung in Volkseigentum war für den Fortbestand

Moorbad eröffnet worden war. 1 9 5 5 wurde der Park

des Parkes westlich der N e i ß e in einer G r ö ß e von 2 0 6 ha

unter Denkmalschutz gestellt.

der 1 9 4 8 gefaßte Beschluß der

Stadtverordnetenver-

D i e ersten denkmalpflegerischen Arbeiten galten der

sammlung von B a d Muskau bedeutungsvoll, den Park

Sicherung des historischen Bestandes, soweit dieser in

zur allgemeinen Nutzung wiederherzurichten, ein Moor-

seinem W e r t erkannt war. D a s

bad zu eröffnen und Stadt und Park zu einem Kurort

Alaunwerkes wurde mit dem aus der kriegszerstörten

Gelände des

ehem.

auszubauen - eine Entscheidung, die sich gegen die Ab-

Stadt abgefahrenen Schutt aufgefüllt, wobei die Heil-

sichten richtete, den Park aufzusiedein und der land-

quelle das Kernstück des neu angelegten Parkteils bil-

wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen/' 2

dete. In einer Schlucht der Badebcrge entstand 1 9 5 5 / 5 6

92



ÖKCmAt « m PÜCKlEft

ER

OberarBETT

68 M u s k a u . Parkautorenschaft - ein Versuch. 1 9 8 0

Helmut

Rippl

Berg-

der N e i ß e unterhalb der ehemaligen D o p p e l b r ü c k e er-

park 1 9 5 6 ein und dauerten bis 1 9 6 1 , begleitet von A r -

schlossen w e r d e n . D a b e i entstanden Blicköffnungen nach

die Freilichtbühne.

Durchforstungen

setzten im

beiten zum E n t s c h l a m m e n der H e r m a n n s n e i ß e im O b e r -

N o r d e n , O s t e n und Südosten, um die E i n h e i t des P a r k -

lauf bis zur K a r p f e n b r ü c k e . W i l d w u c h s w a r in großen

gcländcs

T e i l e n des P a r k s zu beseitigen. D a s Ö f f n e n zugewach-

halten.

sener Partien am N c i ß c u f c r gegenüber dem Piicklcrstein,

beiderseits

des

Flusses

optisch

erfaßbar

zu

D i e besonderen V e r d i e n s t e , die sich H e r m a n n Schütt-

im Eichbusch und am W e l t e n d e bildete ebenso wichtige

auf seit

pflegerische Schritte. D i e G e h ö l z g r u p p e n r ä n d e r bedurf-

fanden

ten gründlicher Säuberung, um w i e d e r ein ausgewogenes

oberhalb

V e r h ä l t n i s von F r e i - und B a u m f l ä c h e n zu schaffen. 1 9 6 5

gung.

w u r d e die . . R o t e B r ü c k e " im Bergschen H a n g p a r k ober-

1947 1967 der

um die P a r k p f l e g e in M u s k a u in der A u f s t e l l u n g eines Freilichtbühne

eine

erwarb,

Gedenksteines

besondere

Würdi-

1 9 7 1 w u r d e durch die A r b e i t s g e m e i n s c h a f t

„Gene-

h a l b der Stadt erneuert, jedoch nicht in der ursprüngli-

relle S t a d t p l a n u n g K u r o r t B a d M u s k a u " der A n s t o ß zur

chen F o r m . Zwischen 1 9 6 5 und 1 9 6 8 konnten die histo-

systematischen

rischen K o m p o s i t i o n e n im Bereich des Eichsees und an

schwere U n w e t t e r der vorangegangenen J a h r e die Pro-

Parkrekonstruktion

C h a r a k t e r i s t i s c h e B a u m s t e l l u n g im M u s k a u e r P a r k Situation am Eichsee.

94

1983

gegeben,

nachdem

Pücklcrs Parkanlagen in Muskan b l e m a t i k des t e i l w e i s e ü b e r a l t e r t e n B a u m b e s t a n d e s im S c h l o ß p a r k besonders v e r d e u t l i c h t h a t t e n . A n s t e l l e des zunächst n o t w e n d i g erscheinenden A b h o l z c n s der A l t b a u m g r u p p e n und d e r e n t o t a l e E r n e u e r u n g entschloß m a n sich für ein schrittweises V o r g e h e n .

eines K o n z e r t s a a l e s im D a c h g e s c h o ß der I n n e n a u s b a u abgeschlossen. D i e w e i t e r e E n t w i c k l u n g der S t a d t M u s k a u und des D o r f e s K r a u s c h w i t z w u r d e im G e n e r a l b e b a u u n g s - und G e n e r a l v e r k e h r s p l a n von 1 9 7 9 für d i e nächsten 2 0 J a h r e v o r g e z e i c h n e t , und mit der F e s t l e g u n g der D e n k m a l - und U m g e b u n g s s c h u t z g e b i e t s g r e n z e n w u r d e n neue B a u a n f o r d e r u n g e n in solchen G r e n z e n g e h a l t e n , d i e d a s P a r k k u n s t w e r k vor B e e i n t r ä c h t i g u n g e n b e w a h r e n sollen.

M i t t e der 7 0 e r J a h r e w u r d e , w i e schon e i n m a l in den 2 0 e r J a h r e n , d i e F o r d e r u n g nach einer z w e i t e n S t r a ß e zwischen P a r k und S t a d t erhoben. G l ü c k l i c h e r w e i s e w u r d e d a v o n A b s t a n d g e n o m m e n und eine ökonomisch zwar aufwendigere, aber parkbewahrende Umgehungss t r a ß e g e b a u t , von der jetzt auch d i e L a g e des B e r g p a r k t c i l e s a u s der U m g e b u n g e r l e b b a r g e w o r d e n ist. Nach 12jähriger Bauzeit w a r 1 9 7 7 das Rentamt w i e d e r f e r t i g g e s t e l l t und 1 9 8 4 mit der E i n w e i h u n g

Seit 1 9 8 1 erfolgten w i e d e r g r ö ß e r e H o l z e i n s c h l ä g e im e h e m a l i g e n A l a u n b e r g b a u g e b i e t , es w u r d e die Tschirn e r w i e s e im B e r g p a r k von W i l d w u c h s befreit und v o m Eichsee bis z u m . . W e i t e n d e " F r e m d w u c h s beseitigt. D a -

C h a r a k t c r i s t i s c h c B a u m s t c l l u n g im M o s k a u e r Pari. P a r t i e a m M a u s o l e u m s w e g . U m 1910

95

Helmut

Rippl

l

' M B S r n

¡ Ü

71 M u s k a u . D a s wiederaufgebaute R e n t a m t mit Blutbuche, R o t e i c h e und P l a t a n e (von M i t t e nach links).

72



M u s k a u . K l e i n e D i a g o n a l s i c h t m i t H e r t a - K i c h e n im D e r Blick führt zwischen zwei Blutbuchen zur westlichen, oberen

V ö r d e n rund.

hinauf

Neißeterrasse;

dazwischen liegt die Stadt M u s k a u .

96

1982

1982

Pücklcrs P a r k a n l a g e n in M u s k a u

Helmut

Rippl

73 M u s k a u . Blick zur Gloriette an der Tränenwiese. Prächtige G e l b f ä r b u n g des T u l p e n b a u m e s vor dem Schloß. 1986

98

Pücklcrs Parkanlagen in M u s k a u

Blickbeziehungen zur Goldenen Höhe, zum Pücklerstein und zur Prinzenbrücke w i e d e r geöffnet. Neben dem Gewinn an Durchschaubarkeit des Schloßparkes und der Sichtbarmachung der N e i ß e hat der M u s k a u c r Park w i e d e r etwas von seiner ehemaligen Dimension zurückerhalten. Auch die durch das Juli-Hochwasser 1 9 8 1 beschädigten Brücken w u r d e n wieder erneuert. D i e Fuchsienbrücke im Blauen Garten w u r d e neu gegossen und 1 9 8 3 eingeweiht, die weiter unterhalb auch über die Hermannsneiße führende Schäferbrücke repariert und mit neuen Granitplatten belegt, sie soll in Zukunft ihre

durch ist die großartige Komposition von dem Eichberg, der westlichen unteren Flußterrasse, mit Blickbezichung zur jenseits der N e i ß e liegenden - heute verwachsenen - Bergwiesc und zur Seewiese im Vorderund der T r ä n e n w i e s e im Hintergrund mit ihren so souverän gepflanzten Eichengruppen w i e d e r voll erlebbar. Darüber hinaus wurden ab 1 9 8 3 große Teile der verwachsenen N c i ß c u f c r von der Gitterbrücke bis zur Doppclbrücke freigestellt, der Aubusch kräftig aufgelichtet durch Beseitigung des Jungwuchses und damit die alten

74 M u s k a u . Blick über den Schloßsec zur T r ä n e n w i e s c mit drei Blutbuchen in Reihung. 1982

99

Helmut

Rippl

75 M u s k a u . Blick von der K a r p f c n b r ü c k c zur Gloriette. 1982

101

Helmut Rip pi

102

-4 77 Muskau. Große Diagonalsicht von der Eichbergbank nach Südosten. 1 9 8 2

2 plastisch wirkende Linden UNDENWICSe

Platanen an der Rehderbrücke

ier Eichengruppe

r Schöferbrükke

/

/

jb

Solitäreiche

Eichbergbank 78 Muskau. Sichtfächer von der Eichbergbank. 1 9 7 5

Helmut

Rippl

Muskau. E h e m a l i g e r Pleasureground im B a d e p a r k . 1 9 8 2 Inmitten der Rasenfläche befand sich ein kleiner runder Brunnen

alte Klinkerbrüstung wieder erhalten, die bei Entschlam-

D i e E r f o l g e bei der Beseitigung des z. T . über 4 0 - 6 0

mungsarbeiten entdeckt wurde, und schließlich konnte

J a h r e alten Wildwuchses sind der Tatsache zu verdan-

1 9 8 5 der Neubau der Eichscebrücke abgeschlossen wer-

ken, daß die Parkverwaltung mehrere Abschnitte zum

der

Selbsterwerb von Brennholz an die Muskauer Einwohner

schon lange nicht mehr benutzte untere F u ß w e g von der

vergeben hat und nur die komplizierten Fällungen selbst

Eichscebrücke mit dem oben vorhandenen W e g vom

durchführte.

den. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde 1 9 8 5

W e l t e n d e zum Eichberg verbunden und rekonstruiert.

M i t diesen beachtlichen Leistungen konnte anläßlich

M i t dieser komplexen Rekonstruktion zählt dieser Park-

des 2 0 0 . Geburtstages des Parkschöpfers den

teil heute zu den am besten ausgeformten und zusammen

der Festveranstaltung am 2 9 . O k t o b e r 1 9 8 5 das erfolg-

mit dem Sichtfächer von der Eichbergbank aus zu den

reiche Bemühen zur Bewahrung des Pücklerschen E r b e s

am besten erhaltenen Teilen der Pücklerzeit.

vor Augen geführt werden.

104

Gästen

Pücklers Parkanlagen in Babelsberg

80 Babenberg. D a s Matrosenhaus am großen Geländeeinschnitt. 1985

105

Helmut

Rippl

Der Babelsberger Park

Schloßentwurf in neugotischem Stil und L e n n e mit der P l a n u n g für einen P a r k . N a c h L e n n e s erster V o r s t e l l u n g sollten ein ä u ß e r e r und ein innerer R i n g w e g das 7 0 ha

D a s T e r r a i n , das der B a b e l s b e r g e r P a r k

g r o ß e G e l ä n d e erschließen, durch radiale W e g e m i t e i n -

einnimmt,

besteht aus einem bis zu 4 8 m sich über den W a s s e r -

a n d e r so v e r b u n d e n , d a ß in einer

spiegel der H a v e l e r h e b e n d e n B e r g mit einer schmalen

W e g e a n o r d n u n g das Schloß den eigentlichen K e r n p u n k t

spinnennetzartigen

Norden

bildete. D i e s e r P l a n l ä ß t zu den nachfolgenden P l ä n e n

und W e s t e n und einem g r o ß e n , dem B e r g nach Süden

der Lenneschen W i r k u n g s z e i t in B a b e l s b e r g k e i n e B e -

vorgelagerten ebenen T e i l der ehemaligen N u t h e n i e d e -

ziehung finden. V e r s c h ö n e r u n g s a r b e i t e n , v o r allem der

rung. S e i n e O b e r f l ä c h e h a t zwischen dem

W e g e b a u , erfolgten durch L e n n e a b e r schon einige Z e i t

ebenen U f e r z o n e von wechselnder B r e i t e im

und der

Gerichtslaube

einen tiefen

Flatowturm

Einschnitt.

v o r der E n t s c h e i d u n g über einen S c h l o ß b a u auf

Vom

dem

B e r g aus, dem eine ü b e r r a g e n d e B e d e u t u n g im L a n d -

B a b e l s b e r g . A l l e m Anschein nach sind diese W e g e dann

schaftsgefüge der reich m i t W a s s e r f l ä c h e n und H ü g e l n

in die a b 1 8 3 3

g e f o r m t e n P o t s d a m e r L a n d s c h a f t z u k o m m t , bieten sich

worden.

R u n d b l i c k e in die U m g e b u n g .

Bevorzugte

forcierte P a r k g e s t a l t u n g

übernommen

Sichtbezie-

F ü r das Schloß w u r d e ein S t a n d o r t in e t w a h a l b e r

hungen entstehen v o n N o r d e n nach W e s t e n und Süden

H ö h e des N o r d h a n g e s g e w ä h l t , und als V o r l a g e diente

durch die breite H a v e l mit ihren vielgestaltigen nahen

eine englische Veröffentlichung im B e s i t z e A u g u s t a s . 4 3

und fernen U f e r n , durch die S t a d t P o t s d a m mit den sich

D e r E i n f l u ß der Prinzessin auf die

über d i e D ä c h e r e r h e b e n d e n H ü g e l n , die ihrerseits - w i e

Schloßbaupläne

einschließlich Innenausstattung m u ß g r o ß gewesen sein,

Pfingstberg, R u i n e n b e r g und T e l e g r a f e n b e r g - v o n B a u -

denn W i l h e l m h a t t e im J u l i 1 8 3 3 noch für eine 5 0 F u ß

ten g e k r ö n t sind. F r ü h e r -

im Q u a d r a t g r o ß e C o t t a g e a m unteren A b h a n g in der

ohne H o c h h ä u s e r und das

sich a u s b r e i t e n d e H ä u s e r m e e r -

w a r e n der P a r k v o n

Nähe

Sanssouci und der N e u e G a r t e n m i t ihren G e b ä u d e n , so wie heute noch der dicht b e n a c h b a r t e G l i e n i c k e r P a r k n e b e n der schönen A l t s t a d t s i l h o u e t t e , w e i t e r e

des

Fischerhäuschens

die

Genehmigung

seines

V a t e r s erbeten. 1 8 3 4 erfolgte die G r u n d s t e i n l e g u n g zum Schloß, und

Glanz-

bereits 1 8 3 5 k o n n t e der B a u eingeweiht w e r d e n . N u r

U m 1 8 4 0 bedeckten Eichenstockausschlag und K i e -

verwirklicht w o r d e n , unter der O b e r l e i t u n g v o n L . P e r -

p u n k t e der P o t s d a m e r L a n d s c h a f t .

der östliche T e i l des Schinkelschen E n t w u r f e s w a r a b e r sius und L e i t u n g des H o f b a u i n s p e k t o r s G e b h a r d t .

fern den B e r g , nach d e m die alten E i c h e n 1 8 0 6 / 0 7 von

B i s zur F o r t f ü h r u n g des Schloßbaues verstrichen fast

den B ü r g e r n der Siedlung N o w a w e s gefällt w o r d e n w a ren. D e r H o l z b e s t a n d w a r also d a m a l s rund

1 0 J a h r e , und L . Persius erhielt erst 1 8 4 1 - ein J a h r

dreißig

J a h r e alt. D i e ebenen F l ä c h e n des T e r r a i n s dienten dem

zuvor w a r W i l h e l m zum T h r o n f o l g e r ernannt w o r d e n

A c k e r b a u , auf k a h l e r K u p p e stand anstelle des F l a t o w -

den A u f t r a g , P l ä n e zur E r w e i t e r u n g anzufertigen. 1 8 4 5 ,

-

turms eine W i n d m ü h l e . F ü r die A n l a g e eines

Parkes

im T o d e s j a h r v o n Persius, w a r e n erst die G r u n d m a u -

w a r e n die B o d e n v e r h ä l t n i s s e nicht besonders geeignet,

ern gelegt. In der Zwischenzeit v o n 1 8 3 6 bis 1 8 4 5 ent-

nur d i e flachen T e i l e entlang der H a v e l zeichneten sich

standen m e h r e r e B a u t e n , die für eine H o f h a l t u n g not-

durch nahes

w e n d i g w a r e n : 1 8 3 8 das K a v a l i e r h a u s , das später wie-

Grundwasser

und humusreichere

Böden

der abgerissen w u r d e , zwischen

aus.

Marstall.

M i t d e m B a b e l s b e r g als O r t für eine S o m m e r r e s i d e n z beschäftigte sich der preußische P r i n z W i l h e l m

1834

und

1839

der

erfolgte der U m b a u des jetzt

als

G a s t s t ä t t e genutzten K l e i n e n Schlosses, das M a t r o s e n -

schon

haus 1 8 4 2 .

seit 1 8 2 6 , und sein B r u d e r - der spätere K ö n i g F r i e d rich W i l h e l m I V . -

1841/42

P a r a l l e l zur E r r i c h t u n g der B a u t e n e n t s t a n d e n

fertigte d a f ü r eine E n t w u r f s s k i z z e

die

ersten P a r t i e n im P a r k , im H e r b s t 1 8 3 3 bereits um den

in klassizistischem Stil an. V o n Persius s t a m m t 1 8 3 1 ein E n t w u r f für ein kleines Schlößchen im normannischen

S c h l o ß s t a n d o r t sowie nach Poensgens auf den drei höch-

B u r g e n s t i l . A l s W i l h e l m nach seiner V e r m ä h l u n g mit

sten P u n k t e n .

der W e i m a r e r Prinzessin A u g u s t a 1 8 3 3 den B a b e l s b e r g

N a c h seinem ersten P a r k e n t w u r f v o n

in E r b p a c h t erhielt, b e a u f t r a g t e er Schinkel mit einem

1833v'

legte

L e n n e zwei J a h r e später einen P l a n v o r , der sich vor

106

Pücklers Parkanlagen in Babelsberg

allem durch ein völlig anders gestaltetes W e g e n e t z von jenem unterscheidet.'''' D i e W e g e folgen jetzt dem Geländ e w u r f , verbinden die höchsten Punkte des Berges bei einem P a r k u m f a n g von ca. 7 0 ha - und binden das Schloß locker ein. D i e westlich des Schlosses liegende langgestreckte M u l d e war für den am intensivsten gestalteten Teil des Pleasureground vorgesehen, der Hang vom Schloß zur Havel als großzügige offene Fläche, Bowlinggrecn genannt. Doch schon 1 8 3 7 mußte Lenne wegen ungenügender Mittel die Parkarbeiten reduzieren und ist, nach Hinz, 1 8 3 9 wegen gänzlich fehlender Mittel für neue Anlagen als leitender Gärtner ausgeschieden. Der seit 1 8 3 6 für den Babelsberger Park eingestellte

Hofgärtner Christoph Ferdinand K i n d e r m a n n führte in den Folgejahren die anfallenden Arbeiten durch, wobei Lenne durch die Pflanzung von 1 2 0 großen Bäumen an der Südseite des Berges im W i n t e r 1 8 4 1 / 4 2 nochmals genannt wird/' 0 Diese letzte Baumpflanzaktion muß den A n l a ß zu einem Brief W i l h e l m s an den Fürsten v. Pückler-Muskau gegeben haben, in dem er diesen bittet, ihm seinen M u s k a u e r Obergärtner zwecks Verpflanzung von großen Bäumen nach Babelsberg zu schicken. Pückler reagierte blitzartig. Obwohl wegen eines Sturzes nicht gehfähig, w i e er Heinrich L a u b e noch am 3. M ä r z 1 8 4 2 schrieb, reiste er mit Rehder nach Babelsberg und legte nach „mehrtägiger'' Besichtigung des Geländes und der

81 Babelsberg. Kleines Schloß, von C. Graeb

107

Helmut Rippl begonnenen

vom

belsberger P a r k p r o j e k t überlassen solle. I n einem B r i e f

6 . M ä r z 1 8 4 2 seine 1 5 Seiten u m f a s s e n d e , in der A b -

Parkgestaltung

bereits

mit

Datum

an L e n n e v o m 1 7 . 3 . 1 8 4 3 bittet er um dessen Stellung-

schrift nochmals eigenhändig ergänzte Schrift

„Unter-

nahme/' 8 W i l h e l m wünschte, d a ß L e n n e neben die A n -

thänigstest P r o m e m o r i a " vor. D i e s e Schrift, vollständig

sichten Piicklers seine M e i n u n g schreibe. O b L e n n e auf

w i e d e r g e g e b e n auf S. 1 2 3 , ist eine A n a l y s e des V o r g e f u n -

dieses A n s i n n e n j e g e a n t w o r t e t h a t , ist nicht bekannt..

denen mit V o r s c h l ä g e n detaillierter A r t zu dessen V e r -

Pücklers E h r g e i z , in P o t s d a m ein B e i s p i e l seiner K u n s t

besserung/"

auszuführen, w i r d b e f r i e d i g t . A b 1 8 4 3 ist er mit g r o ß e m

I n n e r h a l b von drei T a g e n w u r d e a u ß e r d e m die K ö -

E n g a g e m e n t a m B a b e l s b e r g tätig. S e i n e B i t t e , d e r P r i n z

nigliche B a u m s c h u l e in P o t s d a m besichtigt und Persius

möchte ihn in M u s k a u besuchen, d a m i t er die dortigen

bemüht, Abänderungen

am S c h l o ß e r w e i t e r u n g s b a u

„ G ä r t e n gründlich s i e h t " , h a t t e bereits E n d e J u n i 1 8 4 3

zu

skizzieren; von Pückler selbst w u r d e n zwei Zeichnungen

Erfolg.

a n g e f e r t i g t . E i n J a h r lang blieb Prinz W i l h e l m unent-

einiger M o n a t e mit der M u s k a u e r G ä r t n e r p r a x i s

Gleichzeitig wurde

schlossen, o b er dem sich a n b i e t e n d e n Pückler das B a -

traut gemacht.

82 B a b e l s b e r g . Matrosenhaus und F l a t o w t u r m von der Sceseite. 1 9 8 5

108

C.

Kindermann

während ver-

83 Uahclshcrjí. B l u m e n g a r t e n westlich des Schlosses.

109

1985

Helmut D i e erhaltenen R e s t e des B r i e f w e c h s e l s zwischen Fürst Pückler und d e m H o f m a r s c h a l l des Prinzen W i l helm, d e m G r a f e n Pückler, seinem V e t t e r , von 1 8 4 3 1 8 6 0 lassen d i e Verschönerungsarbeiten a m B a b e l s b e r g verfolgen.'' 9 Doch Pückler m u ß t e all sein diplomatisches Geschick a n w e n d e n , um mit Z ä h i g k e i t und E n e r g i e d e m Prinzen ein Zugeständnis nach d e m a n d e r e n abzuringen. D a ß dies nicht i m m e r ersprießlich w a r , geht aus einem Brief ohne D a t u m hervor, der an seinen V e t t e r gerichtet ist, w o r i n er ihm seinen Ä r g e r über dessen Herrn k l a g t , der „in der T a t zu peinlich sei". E r unterziehe sich der B a b e l s b e r g e r A n g e l e g e n h e i t mit großer Selbstverleugnung. E r könne aber nur d a n n bei der S t a n g e halten, w e n n m a n ihm v o l l e H a n d l u n g s f r e i h e i t gebe und d a s , w a s nötig sei, ohne w e i t e r e s tue. D a z u gehöre, d a ß endlich das T e r r a i n zur A n l a g e einer B a u m s c h u l e u n d eines E r d m a g a z i n s a n g e k a u f t w e r d e n müsse, ebenso die fehlende G ä r t n e r e i hinter der D a m p f m a s c h i n e , um d a n n m i t voller Selbstsicherheit f o r t z u f a h r e n : „Ich stehe Ihren Hoheiten d a f ü r , d a ß der B a b e l s b e r g als ein organisches G a n z e s , e t w a s G e d i e g e n e s und in künstlerischer H i n sicht a l l e a n d e r e n A n l a g e n seiner A r t in der P o t s d a m e r G e g e n d übertreffen w i r d . A b e r m a n m u ß mir f r e i e H a n d lassen und tun w a s ich sage, sonst k a n n ich d i e künstlerische V e r a n t w o r t u n g nicht d a f ü r übernehmen. K n i k kern aber darf m a n gar nicht, denn umsonst ist nur der T o d und unnütze V e r s c h w e n d u n g w i r d unter meinen L e u t e n nie v o r f a l l e n , aber d a s N o t w e n d i g e m u ß geschafft w e r d e n " . . . - D e m n a c h w a r e n neben R e h d e r w e i t e r e M u s k a u e r G ä r t n e r in B a b e l s b e r g eingesetzt. T r o t z dieses ungehaltenen Tones müssen d i e finanziellen M i t t e l f ü r den P a r k erheblich g e w e s e n sein. E s entsteht 1 8 4 3 - 4 5 ein W a s s e r w e r k a m N o r d u f e r des B a b e l s b e r ges, ein W a s s e r r e s e r v o i r auf der höchsten K u p p e und ein unterirdisches R o h r s y s t e m zur Speisung der B r u n n e n und Fontänen sowie zur B e w ä s s e r u n g der R a s e n - und Gehölzflächen. A m 2 5 . M a i 1 8 4 5 l a u f e n erstmals die Fontänen.

Rippl stellung dieses in einer reizvollen G e l ä n d e m u l d e liegenden B l u m e n g a r t e n s e r w i e s sich als sehr geschickt, denn u n a b h ä n g i g von den S c h l o ß e r w e i t e r u n g s a r b e i t e n , die erst 1 8 4 9 abgeschlossen w u r d e n , w a r dieser T e i l schon z w e i J a h r e nach Pücklers B e g i n n nutzbar. D i e s spiegelt sich auch in einem Brief des H o f m a r s c h a l l s für d i e fertiggestellten G a r t e n p a r t i e n v o m September 1 8 4 5 w i d e r : „ D i e Prinzessin A u g u s t a l ä ß t sich herzlich b e d a n k e n f ü r all d i e Herrlichkeiten, d i e D u auf Schloß B a b e l s b e r g geschaffen hast. Auch der Prinz ist sehr z u f r i e d e n und h a b e alles g e n e h m i g t " . M i t der R o h b a u f e r t i g s t e l l u n g 1 8 4 7 konnten d a n n auch d i e um das Schloß neu angeordneten v i e r T e r r a s s e n u n m i t t e l b a r vor den Fenstern der A u f t r a g g e b e r gestaltet w e r d e n . A n s t e l l e der schmalen T e r r a s s e mit Rasenböschung i m S c h i n k e l e n t w u r P 0 , d i e Pückler in seiner D e n k s c h r i f t b e m ä n g e l t e , w u r d e n i n s g e s a m t v i e r T e r r a s s e n um das Schloß a n g e l e g t , durch S t ü t z m a u e r n aus der Nachbarschaft abgehoben. D i e Fertigstellung des Schlosses d a u e r t e ungewöhnlich lange. Erst nach d e m f ü n f t e n E n t w u r f von L u d w i g Persius begannen 1 8 4 5 w i e d e r die B a u a r b e i t e n u n d zogen sich bis 1 8 4 9 hin. D i e L e i t u n g h a t t e nach Persius' T o d e Heinrich Strack übernommen. Es m u ß t e erhebliche unterschiedliche A u f f a s s u n g e n zur Lösung der G e s a m t a u f g a b e gegeben haben, w o b e i neben der stark engagierten Prinzessin A u g u s t a sicher auch Pückler seinen Einf l u ß ausübte. D e r fertige Schloßbau zeigt z w e i sehr deutlich unterschiedene H a n d s c h r i f t e n , w a s d i e Formen, vor a l l e m aber d i e K u b a t u r e n betrifft. O r d n e t e sich Schinkels B a u m a ß s t ä b l i c h d e m B e r g unter, überragt der später e n t s t a n d e n e T e i l beträchtlich den östlichen Schloßbau und der T u r m auch den Bergrücken. D i e Pücklerschen P f l a n z u n g e n auf der N o r d s e i t e des Schlosses, also vor der Schauseite des B a u k o m p l e x e s , gehen auf die A r c h i t e k t u r in der F o r m ein, d a ß nur vor d e m niedrigeren Ostteil eine offene, aus Solitärs und kleinen G r u p pen bestehende B a u m g r u p p i e r u n g entstand, w ä h r e n d der höhere W e s t t e i l eine geschlossene L a u b b a u m b a r r i e r e erhielt, einschließlich einer größeren P y r a m i d e n p a p p e l g r u p p e direkt in der Sichtachse von Schloß G l i e n i c k e z u m B a b e l s b e r g e r Schloßturm. 5 1

Seinen Ideen für d i e G e s t a l t u n g des Babelsberges legte Pückler das von L e n n e im P l a n von 1 8 3 5 konzipierte W e g e n e t z z u g r u n d e und konnte ein zwischen 1 8 4 1 und 1 8 4 6 von 7 0 auf 1 0 0 ha e r w e i t e r t e s A r e a l in seine P l a n u n g einbeziehen. E s w u r d e in allen T e i l e n gleichzeitig gearbeitet, bevorzugt a m P l e a s u r e g r o u n d mit dem westlich vom Schloß aus noch einsehbaren B l u m e n g a r ten, der zwischen 1 8 4 4 und 1 8 4 5 entstand. D i e Fertig-

D i e U m s e t z u n g der Pücklerschen Ideen erfolgte durch dessen e r f a h r e n e n G a r t e n i n s p e k t o r J a c o b Heinrich R e h der, der mit einem S t a m m M u s k a u e r P a r k a r b e i t e r und unter E i n b e z i e h u n g der B a b e l s b e r g e r G ä r t n e r sehr zügig gearbeitet haben m u ß . D e r 1 8 4 5 erfolgte V e r k a u f

110

Pücklers P a r k a n l a g e n in Babelsberg

Babelsberg. W a s s e r w e r k , auch M a s c h i n e n h a u s g e n a n n t , von C. G r a e b

111

Helmut der M u s k a u e r Standesherrschaft z w a n g Pückler, ohne seinen F a c h a r b e i t e r s t a m m w e i t e r z u a r b e i t e n , w a s dazu f ü h r t e , d a ß er m o n a t e l a n g sich selbst um d i e A u s f ü h rungsarbeiten k ü m m e r n m u ß t e , w e n n nicht alles „drunter und d r ü b e r " gehen sollte, w i e in einem hilfesuchenden Brief des H o f m a r s c h a l l s an Pückler zum A u s d r u c k k o m m t . D i e s e r Pflicht unterzieht sich Pückler. Im T a g e buch heißt es: „Seit 4 . A p r i l 1 8 4 6 in B a b e l s b e r g tätig, dessen A n l a g e n ich mich in der T a t mit Selbstverleugnung w i d m e " . . . „ G a n z einsam in P o t s d a m schon 14 T a g e gelebt". . . „Täglich m e h r e r e Stunden auf dem P f e r d e , dito auf d e m B a b e l s b e r g p f l a n z e n d , und d i e A n l a g e n i n s p i z i e r e n d " . . . „ F l e i ß i g auf d e m B a b e l s b e r g , und a u ß e r beim Prinzen die Gesellschaft v e r m i e d e n " , a m 2 6 . M a i 1 8 4 6 k o m m t d a n n in seinem Tagebuch d i e erlösende N o t i z : „In B a b e l s b e r g endlich der liebensw ü r d i g e n , schönen Herrin d i e neuen A n l a g e n gezeigt. . ," 3 2

Rippl a n l e g e n zu müssen und A u g u s t a im O k t o b e r 1 8 4 7 sich als „ S t a t t h a l t e r i n seiner (Pücklers) Insel in unserem Schwarzen M e e r " bezeichnet. 0 3 D i e v i e r um das Schloß geschaffenen T e r r a s s e n gehörten zu d e m a m reichsten ausgestatteten T e i l des P a r kes. A n d i e G o l d e n e T e r r a s s e vor d e m Schinkelbau schließt sich nach W e s t e n , e t w a 1 m tiefer gelegen, d i e Porzellanterrasse mit einem Springbrunnen an, und an der Rückseite des E r w e i t e r u n g s b a u e s entstand d i e V o l taireterrasse mit z w e i p i l z a r t i g geschnittenen B a u m r e i h e n auf leicht nach W e s t e n geneigter Fläche. Nach N o r d osten l a g d i e nicht mehr v o r h a n d e n e B l a u e T e r r a s s e . A l l e T e r r a s s e n w a r e n reich mit B l u m e n , P l a s t i k e n und a n d e r e m B e i w e r k geschmückt. E i n i g e E i n z e l h e i t e n der angestrebten E x k l u s i v i t ä t gibt eine a n o n y m e Schrift Pücklers w i e d e r , mit der er w i e ein reisender F a c h m a n n d i e N e u e r u n g e n i m B a b e l s b e r g e r P a r k sozusagen p u b l i k machen w i l l , eventuell auch zur Forcierung seiner Intentionen. D o r t e r f a h r e n w i r an w e i t e r e n E i n z e l h e i t e n , d a ß „zum ersten M a l ein B l u m e n g a r t e n en relief und eine A r t B l u m e n f o n t ä n e " entstand und „aus einer V a s e in F i l i g r a n a r b e i t r a n k e n d e G e w ä c h s e auf einzelnen G o l d d r ä h t e n , gleichsam W a s s e r s t r a h l e n ähnlich, a b w ä r t s strömen, um sich in einem d a r u n t e r befindlichen B l u m e n bassin zu v e r l i e r e n " . In der gleichen Schrift - e t w a 1 8 4 5 / 4 6 v e r f a ß t v e r f o l g t e er gleichzeitig w e i t e r e Absichten. Sich auf einen Stahlstich beziehend, p l ä d i e r t er d a f ü r , die auf d e m K a m m des Babelsberges aus der L e n n e - Z e i t s t a m m e n den G r u p p e n größerer B ä u m e , die besonders „von der Berliner Eisenbahnstrecke her gesehen durch ihre ungraziöse steife Form d i e schönen W e l l e n l i n i e n des Eichbusches, der die B a b e l s b e r g e r H ü g e l krönt, auf d i e w i derlichste A r t unterbrechen", zu b e s e i t i g e n ; es sollten „unbeschnittenc, v o l l b e l a u b t e B ä u m e nach d e m verbesserten Prinzip d a f ü r hingesetzt w e r d e n " . y >

U m den ständigen A n f o r d e r u n g e n i m B a b e l s b e r g e r P a r k gerecht zu w e r d e n , versuchte Pückler, als er w e gen der großen H a u u n g e n im Ettersburger B u c h e n w a l d in W e i m a r w e i l t e , den dort tätigen E d u a r d Petzold f ü r den B a b c l s b e r g zu g e w i n n e n . Doch lehnte dieser aus persönlichen G r ü n d e n ab. Bis 1 8 4 7 w e i l t e Pückler zu den Pflanzzeiten im F r ü h j a h r und Herbst wochenlang in B a b e l s b e r g , und d i e R e s i g n a t i o n , d i e ihn 1 8 4 7 befiel, als er vom König nicht in den erwünschten H e r r e n s t a n d erhoben w o r d e n w a r , hielt nur k u r z vor, denn w e n i g später erteilte er bereits d e m H o f g ä r t n e r K i n d e r m a n n w i e d e r A n l e i t u n g e n . 1 8 4 7 berichtet der H o f m a r s c h a l l , d a ß trotz großer A u g u s t - T r o c k e n h e i t d a n k der B e w ä s serungsanlagen der R a s e n vor d e m Schloß prächtig aussehe. D e r P a r k könne als neue Schöpfung genossen w e r den, obwohl die Schloßerweiterung erst im R o h b a u stehe. Nach k n a p p fünf J a h r e n h a t t e Pückler also d i e w e sentlichen T e i l e des B a b e l s b e r g e s soweit hergerichtet, d a ß der P a r k räumlich erlebbar w a r . So w i r d v e r s t ä n d lich, d a ß A u g u s t a den Fürsten einen „ Z a u b e r e r " nannte.

U m d e m B a b e l s b e r g e r P a r k die von Pückler stets erstrebte rasche v o l l e n d e t e W i r k u n g geben zu können, w a ren V e r p f l a n z u n g e n bereits größer entwickelter B ä u m e nötig. Sie w u r d e n u. a . von einem P o t s d a m e r Friedhof beschafft - w a s b e i n a h e eine R e b e l l i o n in der S t a d t hervorrief ! 5 °

Zwischen 1 8 4 6 und 1 8 4 8 ist oberhalb des Schlosses, gespeist von d e m noch e t w a s höher l i e g e n d e n W a s s e r behälter, d a s „Schwarze M e e r " entstanden - entgegen den Reptonschen R e g e l n auf einer der höchsten K u p p e n des Berges. Auch um diesen sehr kleinen, mit v i e r Inseln ausgestatteten Teich m u ß es A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n gegeben haben, d a Pückler mehrfach v e r m e r k t , H a n d

1 8 4 8 f r a g t e Pückler bei R e h d e r in M u s k a u an, ob er zustimme, g r o ß e B ä u m e aus den B l u m e n g ä r t e n und d e m P l e a s u r e g r o u n d in M u s k a u für B a b e l s b e r g a b z u g e b e n , ohne d a ß es stören würde. o G E i n P a r k p l a n um 1 8 5 0 5 7

112

Pücklers Parkanlagen in Babelsberg

spärlicher werden, so belegen kleine Briefäußerungen in der Korrespondenz Pücklers mit Augusta bis 1 8 6 8 , d a ß er sich immer w i e d e r um die Verfeinerung und Fortsetzung der Parkarbeiten mühte. 5 8 1 8 5 1 w u r d e vom Architekten Strack ein Plan für eine Erweiterung des Schlosses nach Osten gezeichnet, eine Idee, die 1 9 0 8 erneut aufgegriffen und w i e d e r verworfen wurde. 1 8 5 3 w i r d auf der am weitesten zur Stadt Potsdam vorspringenden N a s e des Berges als besondere Dominante der Flatowturm errichtet, dessen Vorbild der Eschenheimer T u r m in Frankfurt/Main w a r . Neben C. F. K i n d e r m a n n muß auch zeitweilig G u s t a v M e y e r w i e auch in den Koblenzer Schloßparkanlagen,

verdeutlicht das Geschaffene. D a s W e g e n e t z baute auf dem des Vorgängerplanes von 1 8 3 5 auf, verdichtete dieses und zeigt die Erweiterung des Parkterrains auf 1 0 0 ha. D i e an vier Stellen vorgenommenen Bleistifteinzeichnungen lassen neue Absichten erkennen. Sehr gut ist das Verhältnis der w a l d a r t i g bepflanzten zu den locker überpflanzten Wiesenflächen erkennbar. Deutlich treten die Solitärbäume hervor; die a n g e w a n d t e Pflanzweise hat viel Ähnlichkeit mit derjenigen im 1 8 6 8 e r Plan von B r a n i t z ; typisch auch die Pücklersche Dreiergruppierung. W e n n auch die Tagebuch- und Briefnotizen über das weitere Parkgeschehen in Babelsberg nach 1 8 5 0 noch

85 Babelsberg. Schloß von Süden mit Rondell der Schloßhöhe, von C. G r a e b

113

Il cimiti

114

Rippl

P ü c k l e r s P a r k a n l a g e n in B a b c l s b e r g

•4 86 B a b e l s b e r s . Di;

iothischc F o n t a i n e " i m B l u m e n g a r t e n , d i e auf P. J . L e n n e z u r ü c k g e h t . 1 9 8 5

'iäsmm

115

Helmut

so in Babelsberg wirksam gewesen sein, worauf einige briefliche Äußerungen Pücklers an Augusta hindeuten. 5 9 Wenn auch C. F. Kindermann, nach eigenen Worten Pücklers, viel dazugelernt hat, so m u ß er dem Meister doch nicht voll genügt haben. 1861, dem Jahr, in dem Wilhelm zum König gekrönt wurde, bemühte sich Pückler, Gustav Meyer als künstlerischen Leiter für Babelsberg zu empfehlen. Wilhelm aber genügte sein alter Hofgärtner. 1 8 6 2 / 6 3 wird das Hofgärtnerhaus im Gelände der Parkgärtnerei Babelsberg errichtet, und 1865 kam zum Wasserwerk eine größere Maschinenhalle hinzu, was neue Parkpläne ankündigt.

Rippl

Betrachtet man den um 1850 gefertigten Plan im Vergleich zum fertiggestellten Umfang im Hoppe-Plan von 1880, so forderte die Führung des an der Havel liegenden Umfahrungsweges geradezu eine Fortsetzung in den südlich des Babclsberges befindlichen ebenen Teil. „Denn das weite flache Uferland, das sich hier mit großen Rasenflächen, Kanälen und Baumreihen nach Nowawes hinunterzieht. . . entspricht am deutlichsten dem Charakter der Englischen Parks, die ohne Flachland undenkbar sind", formulierte es Poensgcn. Für die Wirkung des Flatowturmes wie auch des reich gegliederten südlichen Berghanges östlich der Gärtnerei fehlte der entsprechende räumliche Abstand. So gehen wir nicht

Babelsberg. Südseite des Schlosses mit Voltaire-Terrasse. 1985

116

Piicklers Parkanlagen in Babclsbcrg

fehl, in Pücklcr den eigentlichen Initiator der Abrundung des Parkes nach N o w a w e s und zur Nutheniederung zu sehen. u o Doch erst nach dem T o d e C. F. Kindermanns im September 1 8 6 5 beleben sich mit der Amtsübernahme seines Sohnes O. F. K i n d e r m a n n die A k t i v i t ä t e n wieder. Vorsorglich hatte Pückler diesen von April 1 8 6 4 bis J a n u a r 1 8 6 5 in Branitz für die zukünftigen A u f g a ben vorbereitet. D i e Gestaltung der erst 1 8 6 5 erworbenen 3 0 ha Erweiterungsfläche einschließlich des „Großen Sees" östlich der Gärtnerei und des größeren Sees im Südwesten des Parkes ist nach dem derzeitigen Erkenntnisstand das W e r k Otto F. Kindcrmanns. Als 2 2 j ä h r i g e m w u r d e ihm

diese bedeutende A u f g a b e zuteil, und er hat sie so gut gelöst, d a ß es schwerfällt, den Schüler vom Meister zu unterscheiden, ganz im Gegensatz zur Erweiterung östlich der Glienicker A l l e e (Sternwarte). 0 1 Zwei Pläne liegen aus der Entstehungszeit des E r w e i terungsteils in die Nutheniederung vor, eine kolorierte Federzeichnung ohne J a h r und Verfasser und eine Skizze von O. F. K i n d c r m a n n . Der farbige Plan zeigt Elemente Lennescher Schule in W e g e f ü h r u n g , Pflanzweisc sowie in einem Hippodrom, w ä h r e n d die Vorstufe des Kindermann-Sees Pücklerscher Schule ähnelt, dem Schilfsec in Branitz sehr v e r w a n d t . Von den großen Sichten ist die zu den Geltower Bergen besonders gut heraus-

89 Babclsbcrg. Schloß mit Schmuckterrassen von Westen, von C. Graeb

117

Helmut

Rippl 90

gearbeitet. D e r zweite Plan ist die „Allerhöchst genehmigte" Skizze O . F. Kindermanns von 1 8 6 5 . Sie wurde die Grundlage

der Ausführung.

Ruhig ist dort



B a b c l s b c r g . F l a t o w t u r m von W e s t e n . 1 9 8 5

die

Wegeführung. D e r von Lenne stammende, mit einer Allee bepflanzte Zufahrtsweg von den

Nuthewiesen

belsberges zwischen 1 8 4 3 und 1 8 6 8 wird anhand meh-

wird übernommen, die Allee aufgelöst. D e r G r o ß e See

rerer noch vorhandener PläneG~ sowie einiger Gemälde

wie der Flatowturmprospekt sind gut durchgestaltet. Zu

.und Fotografien

den Nuthewiesen ist die Parkgrenze bis auf zwei kleine

kenntnisse werden erst bei fortschreitender Rekonstruk-

Aussparungen

Generalsitu-

tion und nach Erarbeitung eines Planes des freigestell-

tionskarte von 1 8 6 9 ist der damals fertiggestellte Park

ten Altbaumbestandes im Vergleich zum Plan von 1 8 5 0

dicht abgepflanzt.

In der

grob nachvollziehbar.

Exaktere

Er-

überliefert. 1 8 6 6 und 1 8 6 8 prüfte Pückler nochmals das

möglich werden. In dem vom Potsdamer Gartengehilfen

Entstandene; empfohlene Ausformungen an den älteren

F . Hoppe

Teilen wurden aber von Wilhelm I. abgelehnt.

noch

Noch zwei Erweiterungen erfuhr der Park nach Pück-

1 8 8 0 gezeichneten Plan sind bis auf den

fehlenden

Kindermann-See,

alle

Teile

des

Parkes dargestellt. Aus ihm können einige Hauptge-

lers T o d . 1 8 7 2 wurden ihm 1 0 ha der Nuthewiesen an-

sichtspunkte über Zustand und künstlerische Absichten

gegliedert, das Areal für den heutigen Kindermann-See,

abgelesen werden: D e r Berg zeigt insgesamt eine hain-,

und 1 8 7 5 jenseits der Glienicker Allee ein 12 ha großes

teilweise waldartige Bepflanzung mit kleinen Lichtun-

Schießgelände bis zum Griebnitzsee dazuerworben und

gen. D i e Berghänge weisen eine lockerere Bepflanzung

eigens mit einem Torhaus versehen. D a m i t waren alle

auf, und die Hangwiesen korrespondieren zur Havel

irgendwie wertvollen Landschaftsteile um den Berg im

oder den größeren Parkwiesen des Ebenenteiles. Von

Park vereinigt, insgesamt 1 5 0 ha.

den die schönsten Aussichtspunkte verbindenen Fahr-

An

komplettierenden

Bauten

entstanden

wegen werden unzählige, variierende Ausblicke in die

südlich

des Schlosses, in den Berg hineingearbeitet, das Erinne-

umgebende Landschaft geboten, außer nach Osten, wie

rungsdenkmal an den unrühmlichen Badischen Feldzug

zeitgenössische Bilder und Vorgängerpläne zeigen. G a n z

Wilhelms ( 1 8 4 9 ) , das Borkenhäuschen auf der Augusta-

deutlich im Plan hervorgehoben durch Aussparungen in

höhe 1 8 5 3 , das durch einen unterirdischen G a n g mit

den Pflanzungen sind jene berühmten Ausblicke vom

dem Schloß verbundene separate Küchengebäude 1 8 5 9 /

Schloß über den Bowlinggreen zur Havel und zu den

6 0 , die beiden Pförtnerhäuser am Eingang Alt-Nowa-

baulichen Zielen jenseits der Wasserflächen, die langen

wes und am Mühltor 1 8 6 6 . Um 1 8 7 1 wurde die G e -

Rundumsichten vom Flatowturm und die kürzeren Sich-

richtslaube von Berlin nach der Lenne-Höhe am West-

ten vom südlichen Berghang zum Großen See, dem T o r -

hang des Babelsberges umgesetzt. D i e Viktoria-Säule be-

haus Altnowawes und anderen Zielen.

tonte später die Louisenhöhe. 1 8 8 0 fertiggestellt, er-

Andere, ebenfalls bedeutende Sichten, wie z. B . die

möglichte das den gesamten Babelsberger Park durch-

von der Lennehöhe (Gerichtslaube) oder von der Für-

gärtne-

stenbank- sind durch tiefer stehende Querriegel-Pflan-

rische Pflege mit einem inzwischen 4 0 - bis 70jährigen,

zungen oder durch vermutlich niedrigere Büsche räumlich

doch meist älter wirkenden Baumbestand. A n verschie-

geschlossen, über die der Blick hinwegschweifen konnte.

ziehende Wasserleitungsnetz

eine vorzügliche

denen Plätzen des Parks sprudelten Fontänen, und aus

Überhaupt nicht erkennbar ist die bedeutende Sicht

der Havel schoß ein 4 0 m hoher geysirartiger Wasser-

von der Victoria-Säule zum Pfingstberg, die von Nadel-

strahl empor - genau im Blickfeld des Schlosses. In zwei

baumgruppen und einer Blutbuche am Schnittpunkt mit

kleinen Seen und einem Wasserbecken um den Flatow-

der Sicht vom Flatowturm zum großen Schloßturm be-

turm sowie vom Kindermann-See blitzte abermals W a s -

tont war und z. T . noch ist.

ser auf. Gebirgsbach und Bergwiese - Anklänge an Au-

Im Ebenenteil herrschen großflächige Wiesenpartien

gustas thüringische Heimat - wurden ergänzt durch einen

mit stark variierenden Gehölzpflanzungen vor, die nach

chinesischen Blumengarten in einer waldigen Mulde.

Südwesten zu den Nuthewiesen und nach Westen zur

D a s Ergebnis des gartenkünstlerischen Bemühens in

Havel aufgelockerter und sparsamer werden und so zur

der von Pückler beeinflußten Gestaltungsphase des B a -

Nachbarlandschaft vermitteln. Meisterhaft ist die Baum118

P ü c k l e r s P a r k a n l a g e n in B a b c l s b e r g

119

Pücklers Parkanlagen in Babelsberg

gruppierung westlich des Kindermann-Sees, die eine Sichtfolge ergeben haben muß, sowohl vom Fahrweg Mühlentor - Kutscherhaus als auch vom Umfahrungsweg des Kindermann-Sees. In dem von O . F . Kindermann fertiggestellten Teil des Parkes sind die zwei größten Sichten hervorzuheben: D e r Flatowturmprospekt mit einer L ä n g e von 6 0 0 m und - dank des leicht ansteigenden Hanges - mit konkaver Ausbildung sowie die etwa 1 0 0 0 m lange, den südlichen Teil des Ebenenteiles durchmessene Sicht mit dem Fernziel der Geltower Berge, die im Drittelungspunkt am „Großen S e e " bewußt eingeengt und durch Platanen und Koniferen betont ist.

Gartenoberinspektor. U m den vielerorts verloren gegangenen Parkcharakter wieder herzustellen, erfolgten zwischen 1 9 2 5 und 1 9 3 1 umfangreiche Ausholzungen zur Auflockerung von Gehölzmassen als auch zur Öffnung zugewachsener Sichten mit Schwerpunkten um den Flatowturm und die gesamten zur H a v e l orientierten Hangpartien. Anschließend wurden bis etwa 1 9 3 8 G e hölz- und Strauchpflanzungen durchgeführt. G j Auch die

H a t t e schon Pückler erfahren müssen, daß Wilhelm nicht geneigt war, das heranwachsende Zuviel an Bäumen zu entfernen, so waren auch dem jungen Kindermann auf diesem Gebiet Schranken gesetzt. Statt der notwendigen Fällungen wurden viele B ä u m e durch ständigen Rückschnitt klein gehalten, wodurch es zu den sogenannten „Perückenbäumen" kam. Im Hoppe-Plan von 1 8 8 0 ist der Zustand des Parkes leider ohne D i f ferenzierung der B ä u m e von niedrigem Buschwerk festgehalten. Nach dem T o d e Wilhelms I. 1 8 8 8 ging das Interesse am Park stark zurück, die Orangerie wurde größtenteils nach Sanssouci verlegt und das Pflegepersonal erheblich verringert. D i e s e U m s t ä n d e führten 1 8 9 8 dazu, daß K i n d e r m a n n vorzeitig seinen Abschied nahm. Sein Nachfolger im A m t wurde im gleichen Jahr der 39jährige K u r t Nietner bis 1 9 2 4 . „ E r übernahm die A n l a g e zu einer Zeit, als jegliches Interesse für diesen großartigen Landschaftspark verloren gegangen war. Mit dem noch verbliebenen Arbeitskräften und den beschränkten Mitteln versuchte er das B i l d durch Fällungsarbeiten im Winter zu erhalten. V o r allem ließ Nietner die sogen. Perückenbäume entfernen . . ," f i 3

91 Babelsberg. G r o ß e Brücke am H a n g südlich des Flatowturraes. 1 9 8 5

Blumenbeete wurden zu jener Zeit mit einer dreimaligen Bepflanzung versehen. D e r zweite Weltkrieg setzte den so erfolgreichen gärtnerischen Arbeiten ein E n d e . 1 9 5 2 wurde östlich des Schlosses eine Richterschule - jetzt A k a d e m i e für Staatsund Rechtswissenschaft - in das Parkareal eingefügt, und 1 9 6 1 mußte ein Randstreifen für die Sicherung der Staatsgrenze abgetrennt werden. Nach Übernahme der Gartendirektion der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci durch D r . H . Günther begannen ab 1 9 6 0 parkspezifische Wiederherstellungsarbeiten, zuerst im Bowlinggreen, wo auch der Standort der Solitärpappel mit Platanen neu bepflanzt wurde. D a n a c h erfolgte

1 9 0 8 erfolgten große Geländeabtragungen östlich vom Schloß, um nun doch einen neuen, weit größeren Gebäudeflügel anzufügen. Doch es blieb beim Plan. Auf der freien Fläche wurden ausschließlich N a d e l b a u m gruppen gepflanzt. ß / ' 1 9 1 2 trennte man den jüngsten Parkteil zum Griebnitzsee hin für den B a u der Sternwarte ab. Nach 1 9 1 8 fanden im Teil, der dem alten N o w a w e s zugewandt ist, Volksfeste statt. D i e Geschicke des Parkes übernahm 1 9 2 5 der unter G e o r g Potente geschulte Carl Friedrich Gerischer als

120

92 Babelsberg. Parkplan von Franz Haeberlein, 1845 aufgenommen, 1854 und 1863 ergänzt, zeigt Umfang des Wirkens Pücklers vor der Hinzunahme des Ebenenteiles

Pücklers P a r k a n l a g e n in B a b c l s b e r g

Untertänigstes

ein vorsichtiges Freistellen des ursprünglichen B a u m b e standes durch Ausholzungen im abermals stark heran-

Promemoria

gewachsenen Wildwuchs. Denkmalpflegerische Pionier-

gemäß Euer Königlichen Hoheit gnädigem Befehle habe ich mich schon mehrere Tage hindurch bemüht Höchstdero Besitzung des Babelsberges mit meinem Garten-lnspector, soviel es in der kurzen Zeit, und leider bey einer sehr ungünstigen Witterung thunlich war, wenigstens in soweit kennen zu lernen, um mir im Allgemeinen eine feste Ansicht darüber bilden zu können. Hinsichtlich der Vorschläge zur Fortsetzung und möglichst zweckmäßigen Verschönerung dieser Anlagen jedoch, welche Ew. Königliche Hoheit mir die hohe Ehre

arbeit wurde seit 1 9 7 1 auch im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des großen Blumengartens westlich des Schlosses geleistet, wo der von Pückler geformte G r u n d riß

festgestellt und wieder erlebbar

gemacht werden

konnte. Seit 1 9 7 9 ist dieser in großen Teilen mit den für Pückler typischen Blumen-Torteletts im Rasen wiederhergestellt. Zu E h r e n des Parkschöpfers wurde 1 9 7 7 in Schloßnähe am R a n d e des Blumengartens ein Stein mit dem Reliefbild Pücklers aufgestellt,




Assing; Briefwechsel, a. a. O., Bd. 9, S. 189. Staatsarchiv Merseburg, H. A. Rep. 51 T , Lit. P Nr. 13, Brief v. 1. Okt. 1847 aus Belvedere (Weimar vermutlich). Assing, Briefwechsel, a. a. O., Bd. 9, S. 75. Staatsarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 37, Branitz Nr. 815, Brief des Hofmarschalls vom 6. Jan. 1847. Diese Notiz ist recht aufschlußreich und rechtfertigt so auch aus Pücklers Sicht die Herausnahme überfüllt wirkender Pflanzungen durch Petzold ab 1852 in den Muskauer Blumengärten und dem Pleasureground. Günther j Harksen, Lennepläne I, 1978, Kat. Nr. 123. Die Wegeführung zeigt viele Anklänge an die im Plan von 1845, Teil Glienicker Park. Siehe Anm. 53. Siehe Anm. 53. Der immer auch städtebaulich denkende Lenne hatte die Flächen am Fuße des Babelsberges beiderseits des mit einer Allee bepflanzten Weges vom Mühlentor Richtung Kutscherhaus als Bauland vorgesehen. Nach A. Bethge, Die HohenzollernAnlagen Potsdams, Berlin 1888: . . . durch „Aufstellung von Einzelstämmen von Roßkastanien, Ahorn, Linden, Rüstern u. a. m. auf den weiten Rasenflächen anziehende Durchsichten nach dem Griebnitzsee und nach Nowawes mit Umgebung geschaffen." Parkpläne in der Plankammer der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. Nach H. Hamann, aus: Die Gartenkunst 2/1900. Siehe Postkarten-Serie historischer Aufnahmen in Leporelloform „Gruß aus Potsdam" der Staatl. Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. Angaben ab 1925 verdanke ich Herrn H. Hamann, Potsdam-Sanssouci. BRANITZ

05

L. Assing, Fürst Hermann v. PücklerMuskau, Biografie Band 2. Diese sehr bemerkenswerte Briefstelle erhellt schlaglichtartig das eigentümliche Verhältnis der beiden Eheleute in künstlerischen Angelegenheiten. Einerseits freute sich Pückler über das Engagement seiner Frau in Muskau, wo er ihr freie Hand bei der Gestaltung bzw.

304

07

Veränderung der Muskauer Schloßräume läßt, ist aber allergisch bei Eingriffen Lucies im Park. Dies bezeugt Petzold in seiner Pückler-Würdigung. Beide Eheleute waren sehr engagiert am Parkgeschehen, und Lucie scheint wohl auch der treibende Teil gewesen zu sein, die Querallee in Muskau zu öffnen, denn wie sonst ist Pücklers Unruhe und verschämtes Eingeständnis in Briefen vom 11. und 12. Mai 1824 an seine Frau zu verstehen: „Du schreibst mir noch nicht einmal, ob der Frühling schön ist. Nimmt sich denn das Ganze nicht gut aus, sind vielleicht die letzten Veränderungen doch nicht gelungen, und der Park durch das viele Hinwegnehmen von Bäumen zu kahl geworden?". {Assing, Briefwechsel, Bd. 6, S. 243). Und nach Erhalt der Antwort heißt es am 12. Mai: „Es freut mich herzlich, daß der Garten Dir gefällt und ich bin sehr begierig auf Deine Ideen, die, ich sage es mit einiger Beschämung, eigentlich grade in der großen landschaftlichen Ansicht die meinigen übertreffen, und vereinigt mit Repton mich erst auf den rechten Weg geleitet haben, und mich darin erhalten". Branitz, Pläne 1846: Plan 1 Schloßpark in Minimal-Ausdehnung zwischen heutigem Mittelweg und Cottbuser Weg, Querweg und Ostrand alter Gutshof. 1 Wirtschaftsgebäude unmittelbar vor dem Südgiebel des Schlosses, Dorf Branitz nicht einbezogen. 3-Gliederung schon hergestellt: Pleasureground rings um das Schloß, Restauration mit Garten im Osten, Park nach Nordwesten. Einfacher Parkumfahrungsweg; An diesem ein Schweizerhaus und ein kombiniertes Stall-, Wohn-, Wagenschuppengebäude mit Veranda nach Osten zum Parkraum sowie ein Gärtnerhaus mit Funktion als Torhaus nach Cottbus. Im Pleasureground Standorte für Kiosk, Moostempel, Rosenhügel (letzterer zum Schloß abgepflanzt könnte darauf schließen, daß dieser schon im alten Schloßpark vorhanden war). Wenige Solitärgruppen auf der Schloßwiesc, Schloß mit Terrasse versehen, Südgiebel mit halbkreisförmigem Anbau. Gutshof durch schmale Pflanzung verdeckt. Schloßteich hat ähnliche Form wie später ausgeführt.

Anmerkungen Plan la N a c h Offnen einer D e c k k l a p p e des Planes 1 ist eine Erweiterung des Parkes in der Achse des Schloßsüdgicbels dargestellt mit einem fast rechteckigen Teich, dessen U f e r nur an den Längsseiten dicht zugepflanzt sind. B e i d e Pläne weisen sauber ausgeführte Baumzeichnungen auf, in Tusche beim östlichen mit Bleistift im westlichen Teil sowie auch G e b ä u d e und W e g e in Bleistiftskizzen. A m südlichen Parkausgang zum Dorf eine Schenke außerhalb des Parkes. Plan 2 E x a k t e Tuschzeichnung koloriert im Planumfang l a und in fast gleichem Inhalt. Rosenhügel jetzt mit Pflanzung, die Beziehung zum Schloß aufnimmt. Planbeschriftung zeigt andere Rechtschreibung im Titel. Einige neu hineinskizzierte W e g e und erste A n d e u t u n gen für die Hinzunahme der M o n d wiesenpartie. B e i d e Pläne zeigen schon den Standort der P o k a l l i n d e in der Achse Schloß-West-Front zum Park.

( 8

'

Plan 3 Weiterentwicklung auf der Grundlage des Planes 2. Mischung aus Tusche- u. Bleistiftzeichnung. Hinzunahme der M o n d w i e s e und eines Streifens östlich des Schwarzen Sees. Südlicher Teich (Schwarzer See) erfährt Form, d i e der heutigen entspricht, mit einer Brücke, die eine größere von einer kleinen W a s serfläche teilt. Stallgebäude detaillierter dargestellt, Pergola jetzt als A b schirmung des Gutshofes. Schloßsüdgiebel erfährt einen Anbau in V:Ì der Schloßgrundfläche (vermutlich Wintergarten oder erhöhte Terrasse). Über die Schloßwiese führt diagonal ein Fahrw e g zum Gärtncr-Torhaus Richtung Cottbus. Urmeßtischblatt von 1845 als Druck einer Kartensammlung des Cottbuser Landkreises von 1856, g e w i d m e t dem Fürsten Pückler v o m Prediger an der Oberkirche in Cottbus, D r . Emanuel Berger. W e i t e r e noch vorhandene Parkpläne sind neben den schon unter A n m . 67 beschriebenen 1, 1 a, 2 u. 3 : 4. Plan v o n 1853, Druck als Beilage in der Sammlung des Jahres 1856 5. Plan o. J. v o m Pyramiden-Erweiterungsteil des Parkes, Teilkonzeption für den Plan 1868 mit abweichender Seeform

C!l

70

71

6. Plan von 1868, geschaffen von Bruno Teichler, vergrößerte Reproduktion eines Druckes 7. Plan 1875, der Veränderungen des W e g e n e t z e s und neue Pflanzungen, die nach 1871 eintraten, verzeichnet mit vielen Radierstellen, Stadtarchiv Cottbus 8. Plan v o n 1889, geschaffen wahrscheinlich von Büttner, Reproduktion 9. Plan von 1903, Vereinsgabe Vereinigung ehem. Schüler der Gärtnerlehranstalt Potsdam, farbiger Druck von Park und ornamental farm 10. Kartografische Zeichnung von 1970, Autor H . Rippl, mit Zustand des eingezäunten Parkteils, nach einer 1966 erfolgten Neuvermessung, 1974 ergänzt durch Baumartenkennzeichnung. Im Staatsarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 37 Branitz A k t . 196 Bl. 5 1 / 5 2 findet sich eine Aufstellung von Plänen in einem Brief eines M. Hoffmann, Berlin, an den Grafen Heinrich von Pückler betr. ein Kartenwerk über die Entstehungsgeschichte des Branitzer Parks: 1. Plan des gesamten Terrains 2. Z w e i kleinere von 1843 und 1848, von Sr. Durchlaucht mit N r . I und II bezeichnet 3. Plan v o n 1858, gez. von Kuhlmann 4. Plan der Pyramidenebene, ohne Jahrcsangabe 5. Terrainplan von 1868, gez. n. Teichler 6. D e r Plan mit der jetzigen Einteilung D i e Pläne 1 und 3 sind bisher nicht auffindbar. Anstelle der unter 2 genannten beiden Blätter sind die Pläne unter 1., 2., 3., s. o., vorhanden. D e r Plan unter 6. ist vermutlich identisch mit dem Büttner-Plan 1889. A u s dem Privatarchiv W a l t e r Drangosch, Cottbus. Johannes Graf v. Moy, Fürst Pückler in Salzburg, in: Mitteilungen der G e sellschaft für Salzburger Landeskunde, Bd. 120/12, 1980 und 1981. W. Kühnau, in: 49. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, 1871. W . Kühnau war von 1 8 5 6 - 1 8 5 8 in Branitz als Blumengärtner tätig. Oskar Teichert, Reiseskizzen, in: H a m burger Gartenzeitung, 15. Jahrgang, Hamburg 1859. Teichert ist der damalige leitende Gärtner im Park zu Sagan (VR Polen). Luise Henriette Gräfin von Pückler,

305

D e r Park von Branitz, in: D e r Landkreis Cottbus mit d e m Sprecwald, Magdeburg 1933, Merkwürdigerweise fehlt diese aus Hainbuchen gebildete Laube in den Plänen von 1846. H e u t e stehen nur mehr die Steinbänke. ''' Dieser Bauer weigerte sich, sein Grundstück zu veräußern. 1857 kam es dann aber doch zum Verkauf. ,J Hermann Jäger, D e r Park zu Branitz, in „Gartenflora" 1859, S. 154. ,{i Mitteilung von H . Hamann, PotsdamSanssouci 1 9 8 2 ; vgl. Staatsarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 37, Branitz. Teichler führte g e m ä ß seiner Generalquittung in der Zeit v o m 12. 1. 1868 bis 4 . 6 . 1869 die folgenden Arbeiten aus: — Vermessung des Gutes Branitz — Anfertigung dreier Pläne in unterschiedlichen Maßstäben — Vermessung auf dem G u t G r o ß Döbbern — Anfertigung einer neuen Flurkarte nach der bereits vorhandenen mit den stattgefundenen Veränderungen — A u f n a h m e zweier N i v e l l e m e n t s v o m Schloßsee nach Kiekebusch mit A n fertigung der Pläne dazu — Mehrere N i v e l l e m e n t s für und von dem aufzuschüttenden . . . (unleserlich) — Anfertigung eines Planes in großem Maßstab von der alten Ziegelei — Ein Plan in größerem Maßstab v o m Schloß mit der V e r a n d a und Reitbahn — Abstecken des W e g e s v o m Chausseehaus nach Dissenchen, A u f n a h m e und Nachtragen desselben auf der Flurkarte von Branitz — Ausstecken der Fortsetzung des Parkumfahrweges, A u f n a h m e und Eintragung desselben in den Plan und die Gutskarten — D i e H ä l f t e der Flurkarte behelfs Amelioration der W i e s e kopiert — Rosarium und einzelne kleine Sachen gezeichnet — D i e Linie der Berlin-Görlitzer- und Cottbus-Sorauer-Eisenbahn in die Karten des Cottbuser Kreises und Generalstabskarte, Sektion Cottbus, eingetragen und die Grenze des G u tes Branitz eingezeichnet — Mehrere N i v e l l e m e n t s entlang der Spree mit den Plänen dafür behufs Anlegung eines Schüttdammes — Verschiedene andere N i v e l l e m e n t s außerhalb des Parkes. ' 7 Unter Baumuniversität verstand Pück-

Anmerkungen ler eine Baumschule, in der besonders große Bäume angezogen und zum Verpflanzen präpariert wurden. 78 E. Petzold, Fürst H. v. P.-M. in seinem Wirken in Muskau und Branitz, Leipzig 1874, S. 59. 7!i Nach Mitteilung von A. Schäfer, Cottbus. 811 Skizze und Text im Stadtarchiv Cottbus 1982 aufgefunden. 8 1 Der Brief vom 1. Januar 1860 lautet u. a.: „Überhaupt aber sind nur noch zu völliger Vollendung des Ganzen nötig: 1. Die Ansätze am Schloß, nach der Ihnen von mir schon mitgeteilten Idee, salvo meliori, und der von Ihnen hiernach zu entwerfenden Zeichnung a. zwei Flügel gleich denen an der anderen Seite mit Bögen unten zum Durchgehen auf der Terrasse b. der große Thurm und mit offenen Bögen über den Fahrweg c. die Gallerie ebenfalls unten offen mit Pylastern d. das Gewächshaus dito mit Durchgang, so daß der Spaziergang und Aussicht auf der Terrasse ganz frei bleibt. Außerdem wird ein Stock mehr dem Corps de logis aufgesetzt oder vorgeblendet. 2. Beendigung der Gewächshäuser im Park 3. das ägyptische kleine (unleserlich) am großen Pyramidensee 4. das Gärtnerhaus zu verändern 5. Umwandlung des Jägerhofes 6. Abreißung der Hälfte der alten Gebäude, noch ein kleines Torhaus. Alles Übrige ist vollständig fertig. Ebenso Park und Gärten bis auf den großen See der Pyramide, wo noch 8000 Schachtruthen Erde auszugraben bleiben." 82 A. Schäfer, Der Branitzer Park, in: Beiträge zur Gartendenkmalpflege. Kulturbund der DDR, Berlin 1984. 83 L. Assing, Briefwechsel, Bd. 4, S. 134. 8'1 Hinweis in Anm. 73. - Laut den Ausführungen eines anonymen Berichterstatters wollte Pückler damit bestimmte landschaftliche Gegebenheiten der Umgebung erlebbar machen, wie die Stadt Cottbus im Norden, den Sprcelauf in Höhe des Tierparkes und mit der 1867 entstandenen Eisenbahnbrückc sowie die alte Madlower Kirche. 8"' Siehe Anm. 80 und 81. Pückler hatte schon 1860 noch weitere 36 000 Kubikmeter Erdreich für Seeflächen auszu-

schachten geplant - bei einer Schachttiefe von 120 bis 150 cm wären dort damit nahezu 3 ha weitere Wasserfläche entstanden. Im Plan von 1868 sind der Pyramidensee 3,2 ha und der westliche Teil des Schlangensees 0,5 ha groß, zusammen 3,7 ha. Heute umfassen der Pyramidensee 2,1 ha und beide Schlangenseen zusammen 1 ha, insgesamt in diesem Parkteil also nur 3,1 ha. 8(1 Die Steinbrücke zwischen Pyramidenund Schlangensee, auch ägyptische Brükke genannt, entstand 1876 und war mit einem gußeisernen Geländer versehen; sie wurde später verändert. 1877 wurde der Plan zum Bau einer großen Brücke erwähnt, vermutlich sollte sie über die Doppclarme des östlichen Pyramidenseeausflusses führen, gleichzeitig wurde die Kugelbrücke, die heutige Grüne Brücke, mit eisernem Geländer fertiggestellt. 8 ' Die nicht verwirklichte Vergrößerung beider Seen schmälert die künstlerische Wirkung beider Pyramiden stark und am Schlangensee auch die der markanten Brückenkopfbetonungen durch Blutbuche und Sumpfeiche. Stufenpyramide und Blutbuche/Sumpfeiche können sich nicht im Schlangensee spiegeln, und der Tumulus erscheint vom großen Umfahrungsweg im Nordwesten nicht im Wasser stehend, sondern auf der Wiese. 88 Im zweiten Weltkrieg wurde auch der diesen Weg begleitende Baumbestand durch landwirtschaftliche Nutzung vernichtet. 811 Hermann Jäger, Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt, Berlin 1888. 110 Die grafisch gut wirkende Karte ist wegen mehrerer fehlender oder falscher Angaben nur bedingt für Rekonstruktionsentscheidungen brauchbar. 111 Fritz Zahn und Robert Kalwa, Fürst Pückler als Gartenkünstler und Mensch, Cottbus 1928. •n Siehe Anm. 73. L. Assing, Pücklertagebücher u. -briefwechsel, Berlin 1874-76. L. Assing, Bd. 7, S. 376. 83 L. Assing, Bd. 4, S. 13.

Anne

v o n Landschaftsgärten . . . 1

1

*'

_ ' 8

" 111

" 1:1

1:1

306

Schäfer

Z u r Ausstattung

F. E. Carl, Kleinarchitekturen in der deutschen Gartenkunst, Berlin 1956, S. 7 - 8 . H. Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtncrei, Stuttgart 1977, S. 30-34. G. Poensgen, Schloß Babelsbcrg, Berlin 1929, S. 62. Die Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Berlin 1941, Bd. IV 1, Kreis Teltow, S. 56. H. Kania Voltaireterrasse und Erzengel Michael, in: Potsdamer Tageszeitung vom 23. 24. 3. 1935. Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci — Garteninventar von Babelsbcrg 1939: aufgeführt sind 10 Vasen aus Zement und 9 aus Zinkguß. ebda. R. Bergctu, Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Berlin 1885, S. 144. Siehe Anm. 5. Der Babelsberg bei Potsdam. Berliner Kalender 1847, S. 11. A. Bethge, Die Hohenzollern - Anlagen Potsdams, Berlin 1888, S. 188. ebda. Im Bestand des Bezirksmuseums Cottbus befinden sich ein achteckiger Gartensitz aus grünglasierter Keramik, Bruchstücke eines weiteren der gleichen Art sowie Porzellanscherben eines runden Gartensitzes mit weißen, reliefartigen Blumenornamenten auf seladonähnlicher Glasur. Weitere solcher Chinaimporte aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sind aus dem Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci und dem Feudalmuseum Wernigerode bekannt. H. Kania, Der Bullenbeißer von Babelsberg, in: Potsdamer Tageszeitung vom 3. oder 4. 3. 1938. - Auf der Terrasse standen ein Molosser und ein Pseudomolosser, zwei aus der Antike bekannte Hunderassen. „Die berühmteste Figur eines eigentlichen Molossers findet sich an einem altgriechischen Sitzbild der Olympias . . . Pseudomolosser besitzen der Vatikan und Ufficien von Florenz . . ." Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1847, S. 254, Ma-

Anmerkungen nual 1849, S. 174; Bezirksmuseum Cottbus, Manual 1848, S. 245. 10 Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1854, S. 86 Bronzieren von 6 Vasen bei Fa. Geiß. 17 Siehe Anm. 15, Manual 1849, S. 177. 18 Ausstellungskatalog anläßlich der Schinkelehrung in der DDR, Berlin 1980, S. 285-286. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1861, S. 171, Manual 1868, S. 219. Cottbus - Bezirksmuseum, Manual 1850, S. 157. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Bei. 932, S. 20. -- W. Kühnau, Fürst Pückler-Muskau auf dem Gebiet der Blumengärtnerei mit besonderer Berücksichtigung von Schloß Branitz, in: Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur 1872, S. 259 ff. ebda S. 258. E. Petzold, Der Park von Muskau, Hoyerswerda 1856, S. 29-30. Siehe Anm. 2, S. 90. Dresden - Staatsarchiv, Außenstelle Bautzen: Standesherrschaft Muskau Nr. 634, XII Inventarium über sämtliches Gartenmobiliar, aufgeführt: ein hoher eiserner Korb mit vergoldeten Spitzen. Siehe Anm. 2, S. 93-94. Siehe Anm. 25: Inventarium über sämtliches Gartenmobilar 6 Körbe von Gußeisen, 1 hoher ovaler Korb von Eisen, 6 Blumenkörbe von verschiedener Form, 310 Blumeneinfassungen von Gußeisen, 180 Blumeneinfassungen von Thon, 3 von Weiden geflochtene Blumenkörbe H. Kania, Fürst Pückler-Muskau zum 150. Geburtstag, in: Potsdamer Tageszeitung vom 30. 10. 1935. 28 ebda. -;l H. Repton, Fragments on the theory and practice of landscape gardening, London 1816, S. 140. ;1" Institut für Denkmalpflege Berlin, Meßbildarchiv 90 N 38/19096 Foto eines Aquarells von C. Graeb. 11 H. Kania, Die Kaiser-Wilhelms-Vase im Park Babelsbcrg, in: Potsdamer Tageszeitung vom 26. 8. 1936. Siehe Anm. 11, S. 192. :l:i Siehe Anm. 3, S. 26 u. Anm. 4, S. 52. Siehe Anm. 22, S. 259. Cottbus — Bezirksmuseum, Inv. Nr. VIII214 P, Foto um 1890 von C. Metzner. Darauf ist ein Drahtzaun mit Thyrsosstäbcn und ein zierliches

Doppeltor, durch das man vom Schloßgarten in den Bürgergarten gelangte, erkennbar. - Siehe Abb. 7: Die westliche Begrenzung des pleasureground, die hinter dem Kiosk entlangführte, scheint ein aus dünnen Eisenstäben geschmiedeter Zaun gebildet zu haben. Reste eines solchen sind z. B. an der Brücke in der Nähe des Wirtschaftshofes noch vorhanden. 35 Siehe Anm. 22. Kühnau fertigte 1856/ 57 einen leicht ausführbaren Bepflanzungsplan für den ganzen pleasureground an, nach dem Pückler nach dem Weggang Kühnaus wahrscheinlich nicht arbeiten ließ. M Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 235, 237, 245, Manual 1847, S. 254, 287, 291. :i7 Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 169. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz Manual 1869, S. 128, 201. :l8 Siehe Anm. 15, Manual 1847, S. 254, Manual 1849, S. 173. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1849, S. 173, Manual 1870, S. 131, 201. 'l0 G. A. Fintelmann, und K. Koch, Der Park von Branitz, in: Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde vom 13. 10. 1859. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Beleg 331, S. 365. /'1 Die Auskunft erteilte H. Günther, Potsdam-Sanssouci, Gartendirektion. Siehe Anm. 40, Fintelmann, siehe Anm. 22. Cottbus - Bezirksmuseum, Manual 1860, S. 83. /|1 Cottbus - Bezirksmuseum, Manual 1850, S. 197; Kopie der Venus Hope. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37, Bei. 1047 Die Zeichnungen zu den Zinkgußeinfassungen stammen von Strack. Siehe Anm. 16, S. 86. '''' Siehe Anm. 40, Fintelmann. /,) Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1861, S. 149, 159 u. Manual 1862, S. 79, Manual 1870, S. 111. w Siehe Anm. 22. Siehe Anm. 21, S. 63 u. Anm. 22. M. Seiler, Forschungsergebnisse zur Rekonstruktionsplanung des Landschaftsgartens Klein-Glienicke: „Zwischen den zur Großen Neugierde führenden Treppen ist ein gepflanztes und mit einer Krone versehenes ,M' zu erkennen; die Gemahlin des Prinzen war die weimarische Prinzessin Marie. Die Beziehung zum gepflanzten ,H' im

307

Muskauer Park ist offensichtlich." Siehe Anm. 22. Cottbus - Bezirksmuseum, Inv. Nr. VIII 244 P, Foto um 1890 von Metzner. Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 245; Warwickvase: siehe Anm. 18, S. 250 „Verkleinerte Nachbildung der antiken Marmorvase, die 1771 in den Trümmern des Hadrian bei Tivoli gefunden wurde und später in den Besitz des Grafen von Warwick gelangte. Von Schinkel in die .Vorbilder' (II Abt. Bl. 11) aufgenommen, geht ihr Nachguß sicher auf seine Anregung nach der Englandreise von 1826 zurück." Die Herkunft der Branitzer Vase ist ungeklärt. Siehe Anm. 48, Inv. Nr. VIII 244 P. •,0 M. Seiler, Neue Untersuchungen zur ursprünglichen Gestaltung und zur Wiederherstellung des Pleasuregrounds von Klein-Glienicke. Festschrift für M. Sperlich; Tübingen 1979, S. 121 ff. Katalog der Branitzer Beeteinfassungen: Bei Angabe der Formsteingrößen werden der ins Erdreich eingelassene Teil als Spaten (Sp), der sichtbare als Ornament (O) bezeichnet. Die Ornamentbasis (Ob), in der Regel die breiteste Stelle des Ornaments, und die Abweichung bzw. Ausbiegung (A) werden ebenfalls aufgeführt. Die folgenden Angaben in cm und mit den hier in Klammern gesetzten Abkürzungen: 1. Gußeiserne Einfassungen 1. „Eichenblatt": O 24,5; Sp 7; Ob 18; A 8,8 nach außen. Anstriche: weiß, ocker, rot, blau. 59 vorhandene Exemplare. 2. „Lindenblatt": 0 17; Sp 12; Ob 16,5; A 4 nach innen. Anstriche: gelb und ocker mit schwarzer oder blauer Ader. 43 vorhandene Exemplare. 3. „Korbkorallen" : O 18,5; Sp 7; Ob 21,8; A 3 . Anstriche: rot weiß. 9 Exemplare. 4. „Geflochtener Korbrand": 0 12; S p l 5 , 2 ; Ob 13,9; A 1,8 nach außen. Anstriche: nicht mehr vorhanden. 1 gut erhaltenes, 1 beschädigtes Exemplar. 5. „Zwei Engel": H 12; Sp 15; Ob 26; A 2,5 nach außen. Anstriche: gelb, grün. 1 gut erhaltenes, 1 beschädigtes Exemplar. Die gußeisernen Exemplare wurden vorrangig vom Standesherrschaftlichen

/lR

Anmerkungen Hüttenamt zu Keula und bei A. W. Harnisch in Cottbus gekauft. 2. Beeteinfassungen aus Ton 6. „Kleines Akanthusblatt": 0 18,9; Sp 8,6; Ob 14,5; A 7,4 nach außen. Material: heller, gelber Ton. Anstrich: Erstanstrich bei einigen Exemplaren grün, blau. 40 vorhandene Exemplare. 7. „Großes Akanthusblatt": 0 22,5; Sp 8,5; Ob 15,5; A 5,5 nach außen. Material: heller, gelber Ton. Anstrich: blau, Erstanstrich bei einigen Exemplaren grün. 32 vorhandene Exemplare. 8. „Herzförmiges Blatt": O 14; Sp 9,7; Ob 20,2; A 6,7 nach innen. Material: feiner, roter Ton. Anstrich: ziegelfarbig. 30 vorhandene Exemplare. 9. „Muschel": O 14,5; Sp 9,2; Ob 17,8; A 8,5 nach innen. Material: feiner, roter Ton. Anstrich: blaugrüne Farbspuren, ziegelfarbig. 17 vorhandene Exemplare. 10. „Kleeblatt": O 17,8; Spll; Ob 27,2; A 7,7 nach außen. Material: gelber Ton. Anstrich: blauer Erstanstrich, später blaugrün. 8 vorhandene Exemplare. 11. „Weidenblattornament": O 14,3; Sp 8,2; Ob 14,5; A 5,2 nach außen. Material: gelber Ton. Anstrich: weiße Farbspuren, darüber blauer Anstrich mit roten Linien. 6 vorhandene Exemplare. 12. „Muschelform": O 18,3; Sp 7,5; Ob 19,1; A 11,5 nach außen. Material: Heller, gelber Ton. Anstrich: Erstanstrich blaugrün, später blau. 23 vorhandene Exemplare. 13. „Durchbrochene Palmctte" : 0 21,5; Sp 8,5; Ob 27; A 5,7 nach außen. Material: heller, gelber Ton. Anstrich: blaugrün. 1 gut erhaltenes, 4 beschädigte Exemplare. 14. „Lilie": 0 17,5; S p 7 , 5 ; Ob 19,3; A 6 nach außen. Material: heller gelber Ton. Anstrich: Erstanstrich blaugrün, später blau. 8 Exemplare. 15. „Adler": 0 27,5; Sp 13,4; Ob 25; A 6 nach außen. Material: heller, gelber Ton. Anstrich: drei übereinanderliegende Schichten - 1. rot, 2. grau, 3. weiß. 31 vorhandene Exemplare. 16. „Palmctte mit Voluten": 0 24,2; Sp 11,3; Ob 23,5; A 10,3 nach außen. Material: heller, gelber Ton. Anstrich: drei übereinanderliegende Anstriche - 1. blau, 2. grün, 3. silber mit blau abgesetzten Linien. 2 leicht beschädigte Exemplare.

17. „Glattrandige Muschel": 0 20; Sp 8,5 ; Ob 20,7; A 7,2 mit der konvexen Seite nach außen. Material : heller, gelber Ton. Anstrich: Erstanstrich blau, später silber mit roten Linien abgesetzt. 18 vorhandene Exemplare. '' Siehe Anm. 50 Seiler. Siehe Anm. 20, Manual 1850, S. 37 ; Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1853, S. 115 und Manual 1854, S. 71 - Gußeiserne Einfassungen vom Hüttenwerk in Keula; Manual 1868, S. 125, Manual 1863, S. 107; Manual 1864, S. 105 : 100 Beeteinfassungen bronziert; Potsdam Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz Bei. 334 S. 1216 von Töpfer C. G. Schoebel aus Muskau: 50 Stck. Adler, 50 Stck. antique Muscheln, 50 Stck. Scholengewächse, 50 Stck. kleine Muscheln, 50 Stck. Kleeblätter 50 Stck. Roiale, 50 Stck. französische Lilien, 50 Stck. Miandusblättcr, 50 Stck. Weidenblättcr. 5:1 Siehe Anm. 37, Manual 1869, S. 81 ; Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Bei. 331, S. 134. 1856 wurden 100 Strombus gigas gekauft. Siehe Anm. 50 Seiler. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1846, S. 71 und Manual 1871, S. 141. Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1865, S. 99, Manual 1849, S. 30 - 25 kleine, 4 größere Glaskugeln; Bezirksmuseum - Cottbus, Manual 1852, S. 37 u. a. 6 goldgelbe, 6 violette Glaskugeln. Siehe Anm. 53, Bei. 331, S. 149. 58 Siehe Anm. 45, Manual 1870, S. 111. m Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Bei. 984, S. 53, Manual 1864, S. 191, Manual 1865, S. 69, 99, 100. 60 Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Bei. 931, S. 5. 0 1 Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 18. 62 Potsdam - Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1857'58, Manual 1863, S. 135. c:! Ebda, Manual 1857/58. M Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 193, Manual 1849, S. 185; Potsdam Staatsarchiv, Pr. Br. Rep. 37 Branitz, Manual 1853, S. 205. r " Siehe Anm. 19, Manual 1861, S. 77. Die Büste der Henriette Sontag (Gräfin Rossi), von L. W . Wichmann 1827 modelliert und in der Königlichen Eisengießerei Berlin 1833 gegossen,

308

w

f'7 I!8 70

71

7-

7''

75 7(1 77

stand neben der Büste der Gräfin Alopäus im Muskauer Schloßgarten. L. Assing Fürst Hermann von PücklerMuskau. Biografic. Berlin 1874, Bd. 2, S. 238. Siehe Anm. 20, S. 63. Die Büste ist von K. F. Wichmann (1775-1836) modelliert und in der Königlichen Eisengießerei Berlin gegossen. Siehe Anm. 45, Manual 1862, S. 79. Siehe Anm. 45, Manual 1861, S. 77. Siehe Anm. 40 Fintelmann. Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 197, Manual 1849, S. 34, 119, 207 u. Anm. 59, Bei. 984, S. 107, 21. Siehe Anm. 40, Bei. 331, S. 117 April 1856 von Julius Lange in Berlin, zwei Eichenstämme mit blauen Kissen u. Efeuranken ä 10 Rt; siehe Anm. 39, Manual 1870, S. 111 4 Gartensitze mit Blauen Kissen; F. Jühlke, Gartenbuch für Damen, Berlin 1874, S. 436: „. . . Ein Gartensitz in Form eines Eichenstammes mit Epheu Ranken kostet 8 Thlr., ein ähnlicher mit grünen oder blauen Kissen und goldenen Troddeln 10 Thlr. und ein Gartensitz in Form zweier aufeinanderliegender Kissen mit Goldschnur 12 Thlr." Siehe Anm. 15, Manual 1848, S. 71, 75; Siehe Anm. 52, Manual 1868, S. 145; Siehe Anm. 62, Manual 1863, S. 105. Im Bestand der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci - Park Babelsberg: Eisengußmöbel - 3 neogotische Bänke mit giebelförmigen Aufsätzen auf der Rücklehne, 1 neogotische Bank, 1 Bank, 1 Tisch, 1 Stuhl aus imitierten Eichenholzästen, 2 Wangen eines Sitzmöbels mit Weinlaub und Hundeköpfen. Cottbus - Stadtarchiv, Katalogblatt Eisengußmöbel vom Eisenwerk Lauchhammer, Nachtrag Taf. 44, Katalogblatt Eisengußmöbel vom Eisenhüttenwerk Bernsdorf, Taf. 7 Siehe Anm. 52, Manual 1863, S. 105; Siehe Anm. 25, Garteninventarium von Muskau - zwölf Stühle von Haselnußästen Siehe Anm. 45, Manual 1862, S. 79, Anm. 52, Manual 1863, S. 105, Anm. 56, Manual 1865, S. 99, Anm. 15, Manual 1848, S. 197; Siehe Anm. 25, Garteninventarium - 7 halbrunde Bänke Siehe Anm. 40. Siehe Anm. 24, S. 30 u. Anm. 2, S. 98. Siehe Anm. 24, S. 30.

Anmerkungen 78 7:1

80

81 82 8:1 8.1

8:>

8li

87 88 8!l

!